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GESCHICHTE
GRIECHISCHEN LITTERATÜR
IN DER
ALEXANDRINERZEIT.
Von
FRANZ SÜSEMIHL.
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ZWEITER BAND.
LEIPZIG,
DRÜCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1892.
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Vorwort,
Es war selbstverständlich nicht meine Absicht diesen zweiten
Band mit einer Vorrede auszustatten. Aber ich entdeckte erst
nach dem Druck einige von mir im ersten begangene Unter-
lassungssünden. C. 2. S. 157. A. 827 habe ich leider Rose Aristo t.
pseudep. S. 696 ff. und R. Foerster De Aristotelis quae feruntur
Physiognomicorum indole ac condicione, Philol. Abhh. zum
70. Geburtst. v. M. Hertz, Berlin 1888. S. 282—304 unbenutzt
gelassen. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass die uns
gebliebene angeblich aristotelische Physiognomik in Wahrheit
Excerpte aus zwei verschiedenen Schriften (C. 1 — 3 und 4—6)
sind, die beide nicht von Aristoteles, aber doch unter dem Ein-
fluss eigener Aeusserungen desselben (Anal. pr. II, 27. 70b 7 ff.
II. A. I, 9. 15. 49lbff. 494a 15) von Peripatetikern geschrieben
waren, mindestens die erste, wenn sich die Titel in den Katalogen
wirklich auf diese Schriften beziehen, schon vor Hermippos, und
dass beide mindestens schon vor Polemon dem Physiognomen und
sogar vor Suetonius verbunden waren. Ueber das uns aus ihnen
Erhaltene muss ich mich jetzt begnügen auf Rose und Foerster
zu verweisen. Den Urheber des Auszugs setzt Foerster in die
Zeit des Hadrianus, indem er die Worte 3. 808 a 16 olog äv sl'rj
Z/iovvöiog 6 öocpiGtrjg auf den damaligen Sophisten Dionysios von
Miletos bezieht, der etwas älter als der Physiognom Polemon war.
C. 23. S. 763 fehlt Pseudo-Eudoxos, d. h. die aus einem von
Aegypten nach Paris gekommenen Papyrus nach Letronnes Vor-
arbeiten von Brunet de Presle Notices et extraits des nianu-
scrits etc. XVIII, 2 herausgegebene kleine kalendarisch- astrono-
mische Schrift, welche sich durch ein Akrostichon als Evöo^ov
z£%vk\ (natürlich ist der Knidier gemeint) ankündigt, ausführlich
von Böckh Sonnenkreise S. 196 — 222 (welcher sie für ein Schul-
heft aus Vorträgen über die Astronomie des Eudoxos hält) be-
handelt und, wie er nachweist, zwischen 193 und 190 entstanden
IV Vorwort.
ist. Daher kommt denn auch Hipparchos in ihr noch nicht vor,
und von denjenigen Astronomen, deren Lehren neben denen des
Eudoxos benutzt werden, ist Kallippos der jüngste. Nicht minder
fehlt vorher S. 270 der Astronom Dionysios, dessen Beobach-
tungen Hipparchos verwerthete (Ptolem. Almag. IX, 1. p. 170),
und welcher dem Philadelphos zu Ehren eine neue, mit dessen
Regierungsantritt beginnende Zeitrechnung schuf, über welche
wiederum auf Böckh a. a. 0. S. 286 — 340 zu verweisen ist. Da
die erste nach derselben datirte Beobachtung ins Jahr 272 fällt,
vermuthlich doch wohl auch von ihm selber gemacht war, jeden-
falls aber sonach diese neue Aera damals schon existirte, so muss
er nach Böckhs richtiger Folgerung um diese Zeit gelebt haben.
Ob er derselbe mit dem S. 659 aufgeführten Dionysios war, lässt
Böckh, trotzdem die Zeit dazu stimmen würde, wegen der Häufig-
keit des Namens auf sich beruhen, und wie nöthig eine solche
Vorsicht ist, erkennt man daraus, dass es, wie man doch wohl
annehmen muss, noch einen anderen, späteren gleichnamigen
Mathematiker und Astronomen gab, den S. 191. A. 33. S. 293.
295 erwähnten Kritiker des Aratos.
Und nun benutze ich diese letzte Gelegenheit auch noch zur
Berichtigung einiger anderer Irrthümer, die ich aber nicht ver-
schuldet habe, in diesem zweiten Bande. Die von mir C. 27. S. 52 f.
nach Di eis angenommenen vermeintlichen ältesten homerischen
Allegorien haben als eine solche eigne Schrift eines unbekannten
Verfassers in Wahrheit nie existirt, vielmehr wird Maass im
weiteren Verfolg seiner Aratea nachweisen, dass die Quelle für
die betreffende spätere Litteratur des Krates von Mallos (von
seinem kritischen Homercommentar = zIloqücouku oder tceqI
dioQ&möscog verschiedene) r0^rjQLxcc gewesen sind. Das von mir
S. 703 f. gegen die Annahme, dass dieser Mann Ilias und Odyssee
in je 9 Büchern herausgegeben habe, geltend gemachte Bedenken
sieht Maass mit Recht als entscheidend an und vermuthet eben-
desshalb, dass in dieser Ausgabe die Ilias 4, die kürzere Odyssee
aber 5 Bücher umfasst habe, wofür er sich auf die Analogie
stützt, dass die dem ersteren Gedicht entsprechende kleine Ilias
in 4, die dem letzteren entsprechenden Nosten aber in 5 getheilt
waren. Er wird ferner zeigen, dass die Meinung, Krates habe
auch einen Commentar zur hesiodischen Theogonie (geschweige
denn, wie er früher für möglich hielt, zu allen sogenannten hesiodi-
schen Gedichten) geschrieben, unerweislich, und die Vermuthuug,
Vorwort. V
er möge auch den Aratos commentirt haben, erst recht ohne
jeden festen Anhalt, dagegen die Angabe, er habe Bomotmcc ver-
fasst, ohne genügende Gründe angefochten ist. Danach gestaltet
sich also meine Darstellung C. 26. S. 10 f. S. 12. A. 59 sehr we-
sentlich um.
Die Frage nach der Lebenszeit des Krateteers Herodikos
scheint auch durch Max Müller noch nicht, wie ich im Nach-
trag S. 684 glaubte, erledigt zu sein. Denn dessen Recensent
Bapp Woch.f.kl.Ph.VIII. 1891. Sp. 1217-1221 sucht darzuthun,
dass die von Müller im Anfang des 5. B. von Ath. angenom-
menen Widersprüche nicht vorhanden seien, und Nichts daran
hindere die Vermuthung von Arnim Quellenstud. z. Philo S. 123
zu billigen, so dass Ath. nur den Seleukos und dieser den Hero-
dikos benutzt hätte. Bapp fügt (Sp. 1218. Anm.) hinzu, die von
Müller mitgetheilte Argumentation von Wilamowitz, nach
welcher Herodikos zwischen 150 und 86 v. Chr. geschrieben habe,
stütze sich nur auf die unbewiesene Voraussetzung, dass die
Stelle Ath. 185 b herodikeisch sei. Hiernach würde denn nun
aber wiederum ebenso gut die umgekehrte, von C. Schmidt
vertretene Möglichkeit bleiben, dass vielmehr Herodikos den Se-
leukos ausgeschrieben habe. Denn dass auch Buche ler s Beweis-
führung, an die allein sonach Bapp sich hält, nicht unbedingt
zwingend ist, glaube ich dargethan zu haben.
In C. 29. S. 122. A. 130 ist hinzuzusetzen: Darüber, dass
Diodoros auch in den ersten Capiteln im 8. B. Manches aus Poly-
bios hat, s. Bader De Diodori rerum Romanarum scriptoribus,
Leipzig 1890. 8. S. 59—70.
Das von mir S. 709 f. im Nachtrag zu C. 29. S. 136 f. über
das astronomische System des Poseidonios Bemerkte theilt zwar
nicht alle Fehler der Darstellung von Schmekel Philos. der
mittleren Stoa S. 281 — 284, die er dann S. 462 — 465 verbessert
hat, bedarf aber allerdings der Berichtigung. Dies System ist
nicht das sogenannte ägyptische, sondern eben schon das ptole-
maeische, und Poseidonios ist auch keineswegs der Urheber des-,
selben, sondern annäherungsweise*), wie es scheint, schon Archi-
medes (Macrob. Somn. Scip. 1, 19, 2), jedenfalls findet es sich schon
bei Panaetios, von dem, wie gesagt, Poseidonios nur in einem ein-
zigen Punkte abwich ; allerdings aber wird es wohl der grosse Ein-
*) S. die Anm. im Register z. d. W. Archimedes.
VI Vorwort.
fluss des Letzteren gewesen sein, welcher diesem System zum Siege
sowohl über das platonische, von Eudoxos, Kallippos und Aristoteles
durch die Theorie der bewegenden Sphären (was Schmekel auch
jetzt noch nicht hervorhebt) weiter ausgebildete als auch über das
heliocentrische verhalf. Das sogenannte ägyptische System aber
ist nicht so sehr, wie Schmekel S. 465 f. A. 2 sagt, eine Ver-
mittlung zwischen dem ptolemaeischen und dem platonisch-
eudoxischen als vielmehr zwischen jenem und derjenigen Lehre,
welche, von dem pythagoreischen Centralf euersystem ausgehend,
nach Beseitigung des Centralfeuers und der Gegenerde bei Hi-
ketas, Ekphantos und Herakleides dem Pontiker zur Annahme
der Achsendrehung der Erde und von da weiter bei Aristarchos
von Samos dazu geführt hatte das heliocentrische System als
Hypothese und bei Seleukos von Seleukeia dasselbe als das allein
wahre zu begründen. Schmekel hat nämlich auch jetzt noch
nicht beachtet, dass schon Herakleides den Mercur und also wohl
auch die Venus sich um die Sonne und erst mit dieser um die
Erde bewegen liess oder mit anderen Worten zu Trabanten der
Sonne machte (Chalcid. in Plat. Tim. c. 110. p. 176 f. Wrob., vgl.
Böckh Plat. kosm. Syst. S. 138. 142 f. Zeller Ph. d. Gr. II4, 1.
S. 1036 f. = II3, 1. S. 887 f.), und ebendies nahm das sogenannte
ägyptische System von ihm auf, das ptolemaeische nur die Stellung
von Mercur und Venus zwischen Mond und Sonne, so dass hier
vielmehr auch für diese beiden Planeten die Epicykeln blieben.
Meine Behauptung aber (I. S. 765), Hipparchos sei bei dem geo-
centrischen Weltsystem stehen geblieben, ist ungenau: er ver-
theidigte in Wahrheit, wie Schmekel S. 464 mit Recht hervor-
hebt, nur die Möglichkeit desselben, ohne sich zwischen ihm und
dem heliocentrischen zu entscheiden, verhielt sich also nicht
wesentlich anders als Aristarchos und blieb auch hier seiner ge-
wöhnlichen zurückhaltenden und abwartenden Weise treu (Ptolem.
Alm. IX, 1. p, 114 ff. Halma).
In Bezug auf die Anfänge des Neupythagoreismus C. 32.
S. 329—338 bedaure ich lebhaft, dass mir die letzten Bogen von
Schmekel s Buche auch bei der Abfassung meiner letzten Ergän-
zungen noch nicht vorlagen. Ich würde sonst noch nachträglich
versucht haben mich über seinen an des Sex. Math. X, 281 f.
Nachricht anknüpfenden genaueren Unterscheidungsversuch der
beiden Richtungen unter den Neupythagoreern zu äussern, bei
welchem er die eine, stoisch gefärbte aus Poseidonios, die andere,
Vorwort. VII
platonisirende aus Antiochos herleitet. Dazu ist es nun jetzt zu
spät, man wird aber aus gelegentlichen Andeutungen von mir
bereits ersehen, dass ich an eine solche Herleitung überhaupt
nicht, sondern nur an eine Anknüpfung glaube. Die Herleitung
liegt tiefer als bloss im Entwicklungsgange der damaligen Philo-
sophie, und ebendesshalb waren beide Richtungen trotz ihres
Gegensatzes doch eben gleichmässig neupythagoreisch. Ueber-
haupt scheinen mir Schmekels Auseinandersetzungen überall da
die schwächsten, wo er gegen historische Gesammtauffassungen
Zellers Front macht, womit ich übrigens von meiner im stärk-
sten Masse rühmenden Anerkennung seines Buches nicht das
Geringste zurücknehme.
Die von mir C. 33. S. 370 f. gemachten litterarischen Angaben
über die auch von Wachsmuth und Cichorius (vgl. Soltau
Rom. Chronol. S. 415. 419) und zuletzt von Bader a. a. 0. S. 53-59
vertretene Annahme, dass die Liste der albanischen Könige bei
Diodoros im 7. B. aus Kastor stamme, sind nicht vollständig,
doch schadet dies weniger, da diese Annahme schwerlich haltbar
ist, s. Soltau Berl. ph. Woch. XL 1891. Sp. 1323 f.
Aristokritos (S. 385) gehört, wenn die I. S. 392. A. 7 (wo
fälschlich Agorakritos steht) angeführte Vermuthung von Knaack
richtig ist, schon der älteren Alexandrinerzeit spätestens als Zeit-
genosse des Rhoders Apollonios an.
Und so wird sicher, wenn je eine zweite Auflage dieses meines
Buches erscheinen sollte, noch Manches nicht bloss aus der
Zwischen-, sondern auch noch aus der Vorzeit nachzutragen und
zu verbessern sein, und nicht zum Wenigsten ist es Schade,
dass ich auf Mahaffy Greek life and thought from the age of
Alexander to the Roman conquest, London 1887 erst aufmerksam
wurde, als es zu spät war. Ich selbst werde schwerlich diese
etwaige zweite Auflage noch besorgen, aber wer meiner Bitte
folgt mir Irrthümer und Mängel brieflich nachzuweisen, dem
verspreche ich, dass ich solcherlei Beiträge sorgfältig prüfen und
die Ergebnisse für Denjenigen sammeln werde, welcher etwaigen-
falls einst diese Arbeit in die Hand nehmen möchte.
Greifswald im December 1891.
Inhalt.
Seite
Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philo-
logenschule 1—27
Herakleides der Kritiker S. 1. 683. — Krates von Mallos
S. 4. 683. 703. Vorw. S. IV f. — (Tauriskos S. 5). — Ka-
rystios von Pergamon S. 13. 684. — Artemon von Perga-
mon S. 13. — Hermias S. 14. — Zenodotos von Mallos S. 14.
— Asklepiades von Myrleia S. 16. 684. — Demetrios Chloros
S. 20. — Herakleon von Tilotis S. 21. — Die Zweitheilung
der attischen Komoedie scheint pergamenisch S. 23. — An-
hang: Herodikos von Babylon S. 24. 684. Vorw. S. V.
Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros von Athen
und die Mythographie 28—61
Einleitung S. 28. — Timotheos von Athen S. 28. 685. **-
Pseudo-Hippys S. 29 — Pseudo-Kadmos von Miletos S. 29.
685. — Polyanthos von Kyrene S. 30. 685. — Akeatodoros
von Megalopolis S. 30. — Thrasybulos S. 30. — Hegesianax
von Alexandreia in Troas S. 31. — Apollodoros von Athen
S. 33. 685. — Dionysios Skytobrachion von Mytilene
S. 45. — Das älteste Handbuch der Mythologie S. 49.
685. — Theopompos von Knidos S. 52. 685. — [Homerische
Allegorien S. 52. 686, s. aber Vorw. S. IV]. — Demaratos
S. 53. — Nikostratos S. 53. — Nikokrates S. 53. — Deinar-
chos S. 54. — Palaephatos S. 54. — Dionysios der Kyklo-
graph von Rhodos oder Samos S. 57. — Dionysios nsgl
&swv S. 59. — Sokrates von Kos S. 59. — Konon S. 59. 686.
Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und
Panaetios 62-80
Boethos von Sidon S. 62. 687. 704. — Panaetios von
Rhodos S. 63. 687. 704. Vorw. S. V.
Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios . 80—147
Polybios von Megalopolis S. 80. 687. 707. Vorw. S. V. —
Poseidonios von Apameia S. 128. 687. 707. Vorw. S. V f.
Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrinischen und
sonstigen Grammatiker 148—218
Hestiaea von Alexandreia S. 148. — Xenon S. 149. —
Hellanikos S. 149. — Komanos S. 150. — Asklepiades von
Alexandreia S. 150. — Athenokles von Kyzikos S. 150. —
Inhalt. IX
Seite
Ptolemaeos 6 'Enid-Etrjg S. 151. — Asklepiades vonNikaea(?)
S. 151. — Chares, Schüler desRhoders Apollonios S. 151. —
Attalos von Rhodos S. 152. — Ammonios von Alexandreia
S. 153. 687. — Ptolemaeos Pindarion von Alexandreia
S. 155. — Ptolemaeos von Askalon S. 156. — Aristodemos
von Elis S. 158. — Menekrates von Nysa in Karien
S. 159. — Poseidouios der Aristarcheer S. 160. — Satyros
der Aristarcheer S. 160. — Dionysodoros von Alexandreia
S. 161. — Apollonios, Schüler des Aristarchos S. 161.
687. — Parmeniskos S. 162. — Demetrios Ixion von
Adramyttion S. 164. — Chaeris S. 166. — Aretades
S. 168. — Neoteles S. 168. — Dionysios der Thraker von
Alexandreia S. 168. 687. — Dionysios von Sidon S. 176. —
Apollonios, Sohn oder Schüler des Chaeris S. 176. — Ni-
kias S. 177. — Apollodoros von Tarsos S. 178. — Apollo-
doros von Kyrene S. 178. — Hypsikrates S. 178. — Sta-
berius Eros S. 178. — Tyrannion der Aeltere von Amisos
S. 179. 688. — Aristodemos, Neffe des Menekrates, von Nysa
S. 183. — Aristodemos, Sohn des Menekrates, von Nysa
S. 183. — Artemidoros der Aristophaneer S. 185. — Silenos
S. 186. — Nikandros von Thyateira S. 187. — Theodoros
der Glossograph S. 188. — Timachidas von Rhodos
S. 188. — Amerias der Makedonier S. 190. — Herakleon
von Ephesos S. 190. — Hermonax S. 191. — Kleitarchos
von Aegina S. 191. — Andere Lexikographen S. 192. —
Zenodoros S. 192. 711. — Zenodotos von Alexandreia
S. 193. 711. — Diakon von Stratonike S. 193. — Antio-
chos von Alexandreia S. 194. — Antigonos von Alexandreia
S. 194. — Didymos von Alexandreia S. 195. 687. — Try-
phon S. 210. 689. — Aristonikos von Alexandreia S. 214. —
Theon, der Sohn des Artemidoros S. 215.
Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik . . . 218 — 237
Einleitung S. 218. — Die nacharistoxenischen Rhyth-
miker S. 223. — Das rhythmisch-metrische System der
sogenannten SvfinXEitovTsg S. 224. — Das ältere S. 226
und das jüngere metrische Hauptsystem S. 231. — Spuren
anderer metrischer und rhythmischer Theorien S. 236. 689.
Zweiunddreissigstes Capitel. Die späteren Philosophen . 237—351
1. Stoiker. Mneearchos und Dardanos S. 238. 711. —
Stratokies von Rhodos S. 239. — Apollonios von Nysa
in Karien S. 239. — Demetrios der Bithynier S. 239. —
Hekaton von Rhodos S. 240. 711. — Andere Schüler des
Panaetios S. 242. — Nestor von Tarsos S. 243. — Dioti-
mos (nicht Theotimos) S. 243. 689. — Apollodoros von
Athen der Jüngere S. 243. — Sosos von Askalon S. 244. —
Dionysios S. 244. 711. — Asklepiodotos von Nikaea S. 244. —
Phainias S. 245. — Iason von Nysa in Karien S. 245. —
Athenodoros Kordylion von Tarsos S. 246. — Antipatros
Inhalt.
Seite
von Tyros S. 247. 689. 713. — Apollonios von Tyros
S. 247. — Diodotos S. 248. — Apollonides S. 248. —
Athenodoros von Kana bei Tarsos S. 248. — Die vetusta
placita philosophorum S. 250. — Areios Didymos von
Alexandreia S. 252. — Theon von Alexandreia S. 266. —
Populäre Schrift über die Zulässigkeit des Rausches für
den Weisen S. 266.
2. Die Epikureer S. 257. — Diogenes von Tarsos S. 258. —
Apollodoros der Gartentyrann von Athen S. 259. 712. —
Demetrios der Lakonier S. 260. 711. 713. — Zenon von
Sidon S. 261. 712. 713. — Phaedros S. 264. — Patron S. 266.
— Siron oder Skiron S. 267. — Philodemos von Gadara
S. 267. 689. 712. — Anhang: Diotimos der Demokriteer
von Tyros. Nikasikrates S. 279.
3. Die neue Akademie S. 279. — Philon von Larisa
S. 279. 713. — Herakleitos von Tyros S. 284. — Antiochos
von Askalon S. 284. 713. — Aristos von Askalon S. 291. —
Apollas von Sardes u. A. S. 291. — Derkyllides S. 292. —
Eudoros von Alexandreia S. 293.
4. Potamon von Alexandreia und seine eklektische
Schule S. 295.
5. Die Peripatetiker S. 296. — Apellikon von Teos
S. 296. — Andronikos von Rhodos S. 301. 689. — Kra-
tippos von Pergamon S. 306. — Staseas von Neapolis
S. 306. — Boethos von Sidon S. 307. — Ariston von
Alexandreia S. 308. — Nikolaos von Damaskos S. 309. —
Xenarchos von Seleukeia in Kilikien S. 321. — Alexandros,
Lehrer des Crassus S. 322. — Athenaeos von Seleukeia in
Kilikien S. 322. — Demetrios, Freund des Cato S. 322. —
Diodotos von Sidon S. 322. — Athenodoros von Rhodos
S. 322. — Pseudo-Philon über die Unzerstörbarkeit der
Welt S. 322. 714. — Pseudo - Aristoteles von der Welt
S. 326. — Pseudo - Aristoteles über Tugenden und Laster
S. 328. — Peripatetische Sammlung von Lösungen home-
rischer Probleme S. 329.
6. Die Anfänge des Neupythagoreismus. Einleitung.
Lykon von Tarent S. 329. Vorw. S. VI f. — Pythagoreische
Denkschriften bei Alexandros Polyhistor S. 333. — Pseudo-
Okellos S. 333. — Pseudo - Archytas S. 334. — Pseudo-
Timaeos S. 335. — Pseudo-Hippodamos S. 337. — Pseudo-
Philolaos S. 337. — Apollodoros von Kyzikos S. 338. —
(Lykon von Iasos und Lykon von Tarent S. 338. 691).
7. Aenesidemos und die Anfänge des neuen Skepticismus
S. 339. — Ptolemaeos von Kyrene S. 339. — Aenesidemos
von Knosos oder Aegae S. 340.
8. Anhang. Dioskurides S. 347. 692.
Dreiunddreissigstes Capitel. Die Historiker der alexan-
drinischen Periode aus späterer oder unbestimmbarer Zeit 352—414
Inhalt. XI
Seite
Psaon von Plataeae S. 352. — Metrodoros von Skepsis
S. 352. — Agroetas S. 355. — Aristokrates von Sparta
S. 365. — Armenidas S. 355. — Hyperochos oder Pseudo-
Hyperochos von Kyme S. 356. — Promathidas von Hera-
kleia S. 356. — Alexandros der Polyhistor von Miletos
S. 356. 692. — Kastor von Rhodos S. 365. Vorw. S. VII. —
Amphikrates von Athen (?) S. 372. — Theophanes von Myti-
lene S. 373. — Teukros von Kyzikos S. 376. — Timagenes
von Alexandreia S. 377. 692. — Timagenes oder Timogenes
von Miletos S. 381. — Sokrates von Rhodos S. 382. — Arta-
vasdes von Armenien S. 382. — Olympos S. 382. — Empy-
los von Rhodos S. 382. — Straton aus Epeiros S. 382. —
Akesandros S. 383. — Aenesidemos S. 383. — Agathokles
von Kyzikos oder Babylon S. 383. — Aglaosthenes S. 384. —
Laosthenidas S. 384. — Alexarchos S. 384. — Alexis von
Samos S. 384. — Andriskos S. 384. — Antileon S. 384. —
Apollodoros von Artemita S. 385. — Apollonios von Askalon
S. 385. — Apollonios von Acbarnae S. 385. — Archemachos
aus Euboea S. 385. — Archinos S. 385. — Aristokritos
S. 385. Vorw. S. VII. — Aristoteles von Chalkis S. 385. —
Astynomos S. 386. — Athenaeos S. 386. — Athenikon S. 386.
— Domitius Callistratus S. 386. — Demagoras von Samos
S. 386. — Demokritos von Ephesos S. 387. — Demoteles
S. 387. — Diogenes von Sikyon S. 387. — Aelius Dios
S. 387. — Pseudo-Epimenides S. 388. — Herakleitos von
Lesbos S. 390. — Hieronymos der Aegypter S. 390. —
Hippasos der Lakone S. 390. — Hippostratos S. 390. —
Kleophanes S. 391. — Krates von Athen S. 391. — Lykeas
von Naukratis S. 391. — Meliton S. 391. — Andron von
Alexandreia S. 391. — Menekles von Barka S. 391. —
Menippos S. 392. — Mnesimachos von Phaseiis S. 392. —
Molpis der Lakone S. 392. — Mosmes S. 393. — Myron
von Prione S. 393. — Nikandros von Chalkedon S. 394. —
Nikanor S. 395. — Nikobule S. 395. — Nikokles S. 395. —
Phanodikos S. 395. — Philippos von Theangela S. 396. —
Peisistratos von Lipara S. 396. — Polygnostos S. 396. —
Polykrates S. 396. - Polyzelos S. 396. — Praxion S. 396. —
Protagorides von Kyzikos S. 396. — Pythaenetos S. 397. —
Staphylos von Naukratis S. 397. — Stesikleides von Athen
S. 397. — Suidas aus Thessalien S. 398. 693. — Theagenes
der Makedone S. 398. — Theodoros von Hierapolis S. 398. —
Theogenes S. 399. — Theotimos S. 399. — Xenagoras
S. 399. — Zenodotos von Troezene u. A. S. 399. 693. —
Pseudo-Demades S. 400. — Iuba II, König von Maure-
tanien S. 402. 693.
Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte .... 414—447
Einleitung S. 414. 693. — Hikesios S. 418. — Heraklei-
des, Schüler des Hikesios S. 418. — Herakleides von
XII Inhalt.
Seite
Tarent S. 418. — Epaenetos S. 425. — Euthydemos von
Athen S. 425. — Krateuas der Rhizotom S. 426. — Zopy-
ros von Alexandreia S. 427. — Epikles aus Kreta S. 427. —
Asklepiades von Prusa S. 428. — Apollonios von Kition
S. 440. — Chrysermos S. 441. — # Lysimachos aus Kos
S. 442. 714. — Apollonios Mys S. 442. — Dioskurides
Phakas S. 443. — Herakleides von Erythrae S. 444. —
Sostratos S. 444. 694. — Ammonios von Alexandreia
S. 445. — Claudius Philoxenos S. 446. — Zeuxis der Jüngere
S. 446. — Alexandros Philalethes S. 446. — Demosthenes
Philalethes S. 446. — Aristoxenos S. 446. — Charidemos
S. 446. — Mikkion S. 446. — Lykos von Neapolis S. 447. —
Artemidoros von Side S. 447.
Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik 448-516
Gefälschte Reden: Pseudo- Demosthenes u. s.w. S. 448. —
Rhetorische Lehrbücher aus der älteren Alexandrinerzeit:
Pseudo-Antiphon S. 451, Pseudo-Aristoteles (Pseudo- Anaxi-
menes) Rhetorik an Alexandros S. 451, Arbeiten der Peri-
patetiker, Akademiker und Stoiker S. 457. — Praktische Be-
redsamkeit der älteren Alexandrinerzeit: Charisios S. 461,
Kleochares von Myrleia S. 462. — Der Rhetor Timolaos
von Larisa S. 462. — Der asianische Stil S. 463. — He-
gesias von Magnesia am Sipylos S. 464. 694. 702. 714. — Zo-
pyros S. 467. — Hermesianax S. 469. — Myron S. 469. —
Matris S. 469. — Zweites und erstes Jahrhundert S. 471. —
Hermagoras vonTemnos S. 471. 694. — Pamphilos S. 478. —
Pseudo-Isokrates Lehrbuch der Rhetorik S. 480. — Reaction
des Atticismus. Die Rhetorik in Pergamon. (Der Kanon
der zehn attischen Redner S. 485. 694) S. 482. — Dio-
phanes von Mytilene S. 487. — Athenaeos S. 487. 696. —
Menelabs von Marathos S. 488. — Hierokles und Menekles
von Alabanda S. 488. — Diodoros von Adramyttion
S. 489. — Die rhodische Rhetorik: Apollonios Malakos
von Alabanda S. 489. 697, Apollonios Molon von Ala-
banda S. 489. 697, Artamenes, Philagrios u. A. S. 492,
zwei rhodische (?) Hermagoreer S. 494. — Aeschylos von
Knidos S. 495. — Aeschines von Miletos S. 496. — Me-
nippos Kotokas von Stratonikeia S. 496. — Xenokles von
Adramyttion S. 496. — Diodoros Zonas von Sardes S. 497. —
Dionysios von Magnesia S. 497. — Diotrephes von An-
tiocheia am Maeandros S. 497. — Dionysokles von Tralles
S. 498. — Damasos Skombros von Tralles S. 498. — Krates
von Tralles S. 498. — Thaies von Kaliatis S. 498. — De-
mokritos von Pergamon S. 498. — Menedemos von Athen
S. 498. — Demetrios der Syrer S. 498. — Pammenes von
Athen S. 498. — Zenon von Laodikeia am Lykos S. 499. —
Isidoros von Pergamon S. 499. — Euthydemos und Hy-
breas von Mylasa S. 499. — Gorgias von Athen S. 500. —
Inhalt. XIII
Seite
Durchgreifender Erfolg des Atticismus in Rom S. 501. 697. —
Apollodoros von Pergamon S. 504. — Theodoros von Ga-
dara S. 507. — Ein unbekannter stoischer Rhetor S. 611. —
Potamon von Mytilene S. 512. — Antipatros S. 515. —
Lesbökles von Mytilene S. 516. — Theodoros: Anweisung
zur Uebung der Stimme S. 516.
Sechsunddreissigstes Capi'tel. Lyrik und Epigramm . . 517—573
Einleitung S. 517. 697. — Kastorion von Soli S. 518. —
Hermokles von Kyzikos S. 518. — Isyllos von Epidauros
S. 519. — Glauke von Chios S. 521. — Archebulos von
Thera S. 522. — Das neue Epigramm S. 523. — Phalaekos
S. 523. — Bo'iskos von Kyzikos S. 524. — Asklepiades
von Samos S. 524. 697. — Nikias von Miletos S. 526. —
Erinna von Tenos S. 527. 698. — Anyte von Tegea S. 527.
698. — Nossis von Lokri in Unteritalien S. 527. — Posei-
dippos der Epigrammatiker S. 528. 698. — Hedylos von
Samos oder Athen und seine Mutter Hedyle S. 632. 699. —
Theaetetos S. 534. — Herakleitos von Halikarnassos S. 534. —
Leonidas von Tarent S. 534. 699. — Duris von Elaea S. 538. —
Diotimos von Adramyttion S. 538. 699. — Phaedimos von
Bisanthe S. 539. — Archimelos S. 539. — Dionysios von
Kyzikos S. 540. — Mnasalkas von Sikyon S. 540. 699. —
Theodoridas von Syrakus S. 541. — Phaennos S. 543. —
Pamphilos S. 543. — Dioskurides von Alexandreia (?)
S. 543. 699. — Tymnes S. 544. — Alkaeos von Messene
S. 544. 699. — Samios oder Samos der Makedone S. 546. —
Philippos III von Makedonien S. 547. — Damagetos S. 547. —
Polystratos S. 548. — Chaeremon S. 548. — Hegesippos
S. 548. — Hermodoros S. 548. — Menekrates S. 548. —
Pankrates S. 549. — Perses S. 549. — Phanias S. 549. —
Euphemos S. 549. — Parthenis S. 549. — Polykleitos
S. 549. — Agis S. 549. — Andronikos S. 549. — r Aristo-
dikos S. 549. — Ariston S. 549. — Damostratos (?) S. 560. —
Hegemon S. 550. — Hermokreon(?) S. 550. — Karpliyllides
S. 550. — Nikomachos S. 550. — Philetas von Samos
S. 550. -— Philoxenos S. 551. — Xenokritos von Rhodos
S. 551. — Artemon S. 661. — Athenaeos S. 551. — Ni-
karchos der Aeltere S. 551. 699. — Antipatros von Sidon
oder Tyros S. 551. — Meleagros von Gadara S. 565. —
Andere Florilegien S. 558. — Archias von Antiocheia
S. 559. 699. — Tullius Laurea S. 560. — Q. Mucius Scae-
vola S. 560. — Pitholaos von Rhodos S. 560. — Philo-
demos von Gadara S. 561. — Krinagoras von Mytilene
S. 561. 699. — Schlussbemerkungen S. 565. — Die Antho-
logie S. 566. 700.
iebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brief-
litteratur 574—601
Novelle: Aristeides von Miletos S. 574. 700. — Eubios
XIV Inhalt.
Seite
S. 700. — Spuren eines wirklichen Romans S. 574. —
Asopodoros von Phlius und Antheas von Lindos S. 577. —
Die Keime des Alexanderromans S. 578. — Gefälschte
Briefe: Pseudo- Aristoteles S. 579, Pseudo-Platon S. 581,
Pseudo-Isokrates S. 585, Pseudo-Speusippos S. 586, Pseudo-
Timonides S. 589, Pseudo -Demosthenes S. 589, Pseudo-
Philippos S. 592, Pseudo- An tipatros 'S. 593. 701, Pseudo-
Antigonos S. 593 , Pseudo - Alexandros S. 594 , Pseudo-
Agesilaos S. 595, Pseudo-Menekrates S. 595, Pseudo -Ly-
kurgos S. 596, Pseudo- Antiochos S. 596, Pseudo-Eumenes
S. 696, Pseudo-Amasis S. 596, Pseudo-Pherekydes S. 596,
Pseudo-Thales S. 596 701, Pseudo-Thrasybulos (von Mi-
letos) S. 596, Pseudo-Periandros S. 596, Pseudo- Anaximenes
S. 596, Pseudo - Cheilon S. 596, Pseudo -Solon S. 596,
Pseudo-Peisistratos S. 596, Pseudo-Pittakos S. 596, Pseudo-
Diokles von Karystos S. 596, Pseudo-Dionysios d. Jüngere
S. 597, Pseudo-Telauges S. 597, Pseudo-Pythagoras S. 597,
Pseudo -Archytas S. 598, Pseudo -Erastos und Pseudo-
Koriskos S. 598, Pseudo-Aeschines der Sokratiker S. 598.
701, Pseudo- Anacharsis S. 599, Pseudo -Cicero S. 599,
Pseudo - Brutus S. 599, Pseudo (?)-Menedemos 8. 600. —
Sonstige Brieflitteratur S. 600.
Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch -hellenistische
Litteratur 601—666
Einleitung S. 601. — Die Sage von den siebenzig Dol-
metschern S. 604. — Pseudo - Aristeas Brief an Philo-
krates S. 607. — Die Septuaginta im weiteren Sinne
S. 609. — Die Apokryphen des Alten Testaments: drittes
Buch Esra S. 612, Zusätze in Esther und Daniel S. 614,
Gebet des Manasse S. 615, Brief des Jeremias S. 615,
Tobit S. 615, Judith S. 615, erstes, zweites und drittes
Buch der Makkabaeer S. 618, Sirach S. 620. 701, Weis-
heit Salomons S. 621. 701. — Einflüsse der hellenischen
Bildung und allmähliche Entstehung einer jüdisch-griechi-
schen Religionsphilosophie in Alexandreia S. 623. — Ari-
stobulos von Alexandreia S. 629. — Pseudo - Orpheus
S. 634. — Das dritte Buch der sibyllinischen Orakel
S. 635. — Pseudo-Phokylides S. 639. — Psendo-Hekataeos
S. 644. — Artapanos oder Pseudo -Artapanos S. 646. —
Demetrios S. 647. — Eupolemos S. 648. — Aristeas
S. 651. — Kleodemos oder Malchos S. 662. — Pseudo-
Eupolemos S. 652. — Ezechiel S. 663. — Philon der Aeltere
S. 654. — Theodotos S. 655. — Schlussbemerkungen
S. 655. — Chronik des Iohannes Hyrkanos S. 656.
Nachträge und Berichtigungen erste Folge 657—701
Zum ersten Band: Cap. 1. S. 657. — Cap.2: Pseudo-Kebes
S. 657. — Bion S. 658. — Teles S. 658. — Meleagros
S. 658. — Dionysios von Herakleia S. 658. — Epikuros
Inhalt. XV
Seite
S. 658. — Metrodoros S. 658. — Krantor S. 659. — Krates
von Thria S. 659. — Arkesilaos S. 659. — Lakydes
S. 659. — Moschion, Eubulos, Melanthios S. 659. — De-
nietrios von Phaleron S. 659. — Praxiphanes S. 660. —
Demetrios von Byzantion S. 660. — Cap. 4: Philetas,
Simias von Rhodos, Dosiadas, Herme sianax, Alexandros
der Aetoler, Parthenios S. 660. — Cap. 5: Theokritos
S. 660. — Cap. 8: Menandros , Diphilos, Poseidippos
S. 661. — Cap. 9: Lykophron S. 662. — Enphronios
(Eup.hronidas) , Polydeukes, Melanthios S. 663. — Cap. 10:
Aratos S. 663. — Cap. 11: Timokles S. 663. — Cap. 12:
r^a/nftaTtxot und ytQitLHOi S. 663. — Antidoros von Kyme
S. 664. — Zenodotos S. 666. — TJtVaxas, alexandrinisehe
und pergamenische Bibliotheken S. 666. — * Glaukos von
Samos und Hermokrates von Iasos 8. 668. — Lysanias
von Kyrene S. 668. — Cap. 13: Kalliinachos S. 668. —
Cap. 14: Apollonios der Rhoder S. 670. — Neoptolemos
von Parion S. 671. — Archias S. 671. — Gedicht von der
Liebe des Seilanion S. 671. — C. 15. S. 672. — Cap. 16:
Aristophanes von Byzantion S. 672. — Agallis S. 673. —
Aristarchos S. 673. — Cap. 17 : Antigonos von Karystos S. 673.
— Apollonios S. 674. — Lysimachos S. 674. — Isigonos S.674.
— Bolos S. 674. — Antisthenes S. 674. — Cap. 19: Hera-
kleides Lembos S. 674. — Artenion von Kasandreia S. 674. —
Pinakographische Tabellen S. 674. — Cap. 20: Antigonos
von Karystos S. 675. — Gab es überhaupt einen Kanon
der Maler und Bildner? Pinakographische Tabellen der-
selben S. 675. — Aristokles S. 676. — Cap. 21: Kleitar-
chos, Ptolemaeos I, Aristobulos von Kasandreia S. 676. —
Timaeos S. 677. — Duris S. 678. — Philochoros S. 678. —
Krateros S. 678. — Manetho S. 678. — Istros S. 679. —
Pappos S. 679. — Apollodoros von Erythrae S. 679. —
Mnesiptolemos S. 679. — Balakros S. 679. — Hegesippos
von Mekyberna S. 679. — Cap. 22: Ophelias S. 679. — Ti-
mosthenes S. 679. — Basilis S. 679. — Agatharchides
S. 679. — Artemidoros von Ephesos S. 679. — Eudoxos
von Rhodos S. 680. — Semos S. 680. — Archelaos von
Kappadokien S. 680. — Cap. 23: Autolykos S. 681. —
Kriton von Naxos S. 681. — Athenaeos d. Mechan. u. A.
S. 681. — Hipparchoa S. 681. — Cap. 24: Mnemon S. 681. —
Kallimachos der Arzt S. 682. — Zu I. S. 886 ff. : Metro-
doros, Theokritos, Lykophron S. 682. — Nikandros S. 683. —
Antigonos von Karystos S. 683.
Zum zweiten Band S. 683*).
*) Eine speciellere Angabe ist hier nicht erforderlich, da die betreffen-
den Seitenzahlen gleich oben in der Inhaltsangabe zu jedem Capitel bei-
gefügt sind.
XVI Inhalt.
Seite
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge 701—714
Zum ersten Band: Cap. 2: Zenon von Kition S. 701. —
Antipatros von Tarsos S. 701. — Dionysios von Kyrene
S. 701. 711. — Kleitomachos S. 701. 706. 710. 714. —
Cap. 6: Herodas oder Herondas S. 701. — Cap. 10: Aratos
S. 702. — Nikandros S. 702. — Cap. 22: Polemon S. 702. —
Cap. 23: Dositheos S. 702. — Cap. 25: Hegesias S. 703.
Zum zweiten Band S. 703*).
Noch ein paar Druck- und Schreibfehler 714—715
Alphabetisches Register 716 — 771
*) Eine speciellere Angabe der betreffenden Seitenzahlen ist auch hier
nicht erforderlich.
Sechsund zwanzigstes Capitel.
Die pergamenische Philologenscliule.
Als Stifter der pergamenischen Philologenschule pflegt K rat es
von Mallos betrachtet zu werden, und insofern nicht mit Unrecht,
als er ohne Zweifel Derjenige war, welcher ihr vollständig ihren
eigenthünilichen Charakter aufprägte. Dass aber die Keime dieser
Richtung bereits älter waren, ergiebt sich, ganz abgesehen von
Polemon1), daraus, dass uns schon früher ein Schriftsteller be-
gegnet, dessen ihn von anderen Männern gleiches Namens unter-
scheidende Bezeichnung „der Kritiker" sich schwerlich anders
als im Sinne des pergamenischen Philologen verstehen lässt2),
obschon oder vielmehr gerade weil seine uns bekannten schrift-
stellerischen Leistungen dem eigentlich -philologischen Gebiete
nicht angehören. Es ist dies derjenige
Herakleides3), von welchem wir zunächst Nichst weiter
wissen, als dass er eine Schrift jzsqI twv bv rrj 'EXXddi nokeav
verfasst hat4), von welcher wir noch drei längere Stücke besitzen,
deren erstes in überaus knapper Form, aber mit Witz, Laune
und Anschaulichkeit, mit einer „in der griechischen Litteratur
1) S. C. 22. A. 114.
2) S. C. 12. A. 4—6. v. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 165. Denn dass
gerade dieser Beiname in dem weiteren Sinne eines die höhere und die
ästhetische Kritik betreibenden Gelehrten einem Manne gegeben sei, auf
dessen wenige uns bekannte Schriften diese Charakteristik nicht passt, und
der im Uebrigen ganz verschollen ist, hat keine Wahrscheinlichkeit.
3) Vgl. die beiden C. 19. A. 50 angef. Abhandlungen von G. F. Unger
und H. Schrader.
4) Apollon. Hist. mirab. 19. 'HoanXEtörig ds 6 xpmxos (so Olearius
unzweifelhaft richtig statt KorjxiHog) sv x<a nsql xiov sv xij 'EXXccSi noXsayv
xccxcc xb Ui\Xiov oqoq (pvso&ccL cprjGiv av.av^'av hccqizoqpoqov , r)g xov Y.uqnbv
idv xiq xoCipctg pex* kXccCov -aal vdaxog XQlGV T0 «vtov r] aXXov aa^ia %si-
{icovog ovxog ov% incciG&r}oexai xov ipv%ovg.
SusMUHii, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 1
2 Seclisundzwanzig8tes Capitcl. Die pergamenische Philologenschule.
fast unerreichten unmittelbaren Lebensfülle"5) die Wanderung
des Verfassers durch Athen, Boeotien und Chalkis darstellt,
während die beiden anderen von Thessalien handeln6). Diese
5) Wilamowitz a. a. 0., der dies von der ganzen Schrift sagt. Aber
mit Recht beschränkt Schrader S. 260 dies Urtheil auf das erste Stück.
Doch s. A. 6.
6) Das erste und dritte Bruchstück steht im Cod. Paris. Suppl. 443
(s. C. 22. A. 199) p. 114, 13—121, 23 und 121, 24 ff. zwischen den beiden
metrischen Fragmenten von Dionysios, Sohn des Kalliphon, ohne Titel,
das zweite auch ohne Titel im Cod. Paris. 571 (aus dem 15. Jahrh.}, und
zwar dergestalt, dass das Ende desselben auch noch den Anfang des dritten
mit umfasst; zuerst ward es von Hudson aus einem Cod. Güdianus, in
welchem es die Ueberschrift 'Avayqacpri tov IIr}Xiov ogovg trug, heraus-
gegeben. Mit Recht jedoch nimmt Müller G. G. M. I. S. LI f. an, dass der
Titel 'A&rjvcclov noXsoov o-nainiocxcc jtccfc odol nui TtsQiitXovg im Cod. Paris.
443. p. 106 an eine falsche Stelle gerathen ist und sich vielmehr auf diese
Fragmente beziehen soll, oder vielmehr dass diese letzteren an einen un-
richtigen Platz gekommen sind; aber da Müller selbst nicht minder
richtig erkennt, dass jener Titel nur nach dem Inhalt (und nicht besonders
glücklich) zurechtgemacht ist, so hätte er um so weniger auch seinerseits
glauben sollen, dass der Verfasser wohl wirklich ein Athener gewesen sei,
da derselbe sich deutlich genug vielmehr als einen dort Fremden zu er-
kennen giebt, welcher auf seiner Wanderung durch Hellas auch dorthin
kommt, s. auch Unger S. 483. Glücklicherweise findet sich nun aber die
bei Apollonios angeführte Stelle (s. A. 4) im zweiten Fragment §. 5 wieder,
und dadurch sind denn, wie wiederum Müller F. H. G. II. S. 198 und
a. a. 0. erkannte, sowohl der Name des Verfassers als der Titel des Buches
festgestellt. Denn der Zweifel von Schrader a. a. 0., ob nicht der Ur-
heber des ersten Stückes ein anderer als der der beiden übrigen sei, geht
doch wohl zu weit: sind auch die Vorzüge, die jenes auszeichnen, diesen
nicht eigen, so ist doch der Abstand nicht gross genug, um solchen Ver-
dacht zu rechtfertigen. Die Ausgaben der Bruchstücke des H. und jenes
Dionysios trugen früher den Namen des Dikaearchos, da am Ende des
zweiten Fragments von Dionysios (p. 123, 20 bis 124 z. E.) Aivluiö.qiqv
uvayQCKprj 'EXXdöog steht, vermuthlich weil man denjenigen Theophrastos,
welchem Dionysios sein Lehrgedicht widmete (V. 1—23. p. 111, 9 ff.), für
den berühmten Schüler .des Aristoteles hielt, und da die Herausgeber sich
nun ferner einbildeten, die prosaischen Stücke seien Reste vom BCog
'EXXddog des Dikaearchos. Aber dieser Dionys. hat seinen eignen Namen und
den seines Vaters (wie Lehrs Rhein. Mus. N. F. II. 1843. S. 354 f. und im
Wesentl. lange vorher schon ein Basler Conrector Kirchner [s. H. Sauppe
Philol. XI. S. 390 f.] erkannte), seine Heimat Alexandreia und seine Zeit unter
Hadrianus (s. Leue Zeit u. Heimat des Perieg. Dionys., Philol. XLII. 1884.
S. 176—178) selber durch Akrosticha bezeichnet, u. ferner s. A. 4. Die sämmt-
lichen Ausgaben sind folgende: H. Stephanus, Paris 1589. 8. (mit lat.
Uebers.), Hoeschel in den Geogr. min., Augsburg 1600. 8. mit Hinzufügung
Herakleides der Kritiker. 3
„hellenischen Städtebilder" sind zwischen 192 u. 191 geschrieben7).
Demselben Herakleides gehört aber vermuthlich auch eine andere
Schrift tceqi vr\(5cov an8).
des zweiten metr. Bruchstücks, Gronov Thes. antiqu. Gr. XI, 1699 fol.,
Hudson Geogr. min. T. II, Oxford 1703, Wiener Sammlung Bd. 1, 1807. 8.,
Marx in Creuzer Melet. III, Leipzig 1819. 8. (der zuerst die Urheberschaft
des Dikaearchos verwarf), Manzi, Rom 1819. 4. (mit Hanno), Celidonio
Errante I frammenti di Dicearco, Palermo 1822. 8., Gail Geogr. min. T. II,
Paris 1828. 8., A. Butt mann De Dicaearcho eiusque operibus, quae in-
scribuntur Biog 'EXXccdog et 'Avctyquopri 'EXXccdog, Naumburg 1832. 4. (Progr.
v. Pforte). S. 43 ff., Fuhr Dicaearchi quae supersunt, Darmstadt 1841. 8.
S. 459 ff., Letronne, Paris 1840. 8., Meineke, Berlin 1846. 12. (s. C. 22.
A. 204), Müller G. G. M. 1. S. LI— LIII. 97—110.
7) Nämlich nach der in Athen eingetretenen dovXeia (Fr. 1. §. 2), d. h.
dem Einzug der von Flamininus im Sommer 192 in den Peiraeeus gebrachten
achaeischen Besatzung (Liv. XXXV, 50, 3, vgl. auch XXXVI, 20, 7 f. 42, 7)
und vor dem Aufhören der dovXei'u in Chalkis (Fr. 1. §. 30. dovXsvovtsg . . .
noXvv 7]dr} xqovov), d. h. vor dem Abzüge der syrischen, von Antiochos
dem Grossen, nachdem die Stadt früher lange von den Makedonien! (Polyb.
XVII, 11) und dann von den Römern, beziehentlich Achaeern besetzt ge-
wesen war (Liv. XXXIV, 51. XXXV, 39. 50), zurückgelassenen Truppen im
Sommer 191 (Liv. XXXVI, 21, 1 ff.). Die rechtlosen Zustände in Theben
haben nach Fr. 1. §. 16 schon mindestens 30 Jahre gedauert: dies ist eine
Uebertreibung, denn nach Polyb. XX, 6. XXIII, 2 (wo Unger mit Recht
§. 2 ivvsa für nsvrs schreibt) dauerten sie (unter der Herrschaft der make-
donischen Partei) überhaupt nur 29 Jahre, 216—187, doch mag es in den
letzten Zeiten vor 216 auch wohl bereits nicht viel besser zugegangen sein.
Das 171 (s. Liv. XLII , 63 , 3 ff.) zerstörte Haliartos besteht noch (Fr. 1.
§. 25), ebenso der im Winter 172/1 (Polyb. XXVII, 2. Liv. XLII, 44) auf-
gelöste boeotische Bund (Fr. 1. §. 16). S. das Genauere bei Unger
S. 484—488. Andrerseits wurde Demetrias (Fr. 2) von Demetrios Polior-
ketes zwischen 294 und 287 gegründet und Fr. 1. §. 11 wird der erst seit
289 (s. C. 8. A. 106) thätige Komiker Poseidippos angeführt. Und so setzte
schon Müller die Schrift zwischen 250 und 200 und ähnlich Wilamo-
witz a. a. 0. „etwa gleichzeitig mit den Viten des Antigonos", annähernd
richtig, aber doch etwas zu früh (vgl. C. 17. A. 31—34). Sollte gar der
Verdacht von Sehr ad er (s. A. 6) gegründet und also das erste Fragment
nicht von Herakleides dem Kritiker sein, so wäre es möglich, dass Letzterer
noch später gelebt habe und erst etwa ein Schüler des Krates von Mallos
gewesen sei. Wachsmuth Archaeol. Z. XVIII. 1860. Sp. 110 u. W. Gurlitt
Ueb. Pausanias S. 186 f. verlegen sogar jenes Fragment selbst erst in eine
spätere Zeit, jener zwischen 164 vor und 128 nach Chr., dieser zwischen
164 und 86 v. Chr., indem sie die Worte §. 1. 'OXv^ntiov ri^itEXsg per . . .
yev6{ievov d' av ßeXtiotov, si'nsQ ovvstsXs6&r} nicht auf den alten, freilich
sehr in den Anfängen stecken gebliebenen Bau des Peisistratos, sondern
auf den des Antiochos IV Epiphanes (175 — 164) beziehen, vgl. Strab. IX. 396.
1*
4 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschule.
Krates, Sohn des Tiniokrates, von Mallos9) war, wie schon
bemerkt, ein Zeitgenosse des Aristarchos und des Demetrios von
Skepsis10) und ein stoischer Philosoph11), vermuthlich Schüler
des Diogenes von Seleukeia12) und ward von Attalos II Phila-
delphos um die Zeit vom Tode des Ennius (168), also noch bevor
Attalos 159 die Regierung übernahm, nach Rom gesandt, wo er
ein Bein brach, aber die Zeit seiner Herstellung benutzte, um
Vorträge zu halten, und dadurch den Römern philologische
Anregungen gab13). Von seinen Schülern war Panaetios der
xö 'OXvfiniov , oiteq fiiiitsXeg ytazsXi7ie xsXsvxmv b ccvcc&elg ßcc6iXevg. Wie
sich dabei Gurlitt (der die Abh. Ungers nicht zu kennen scheint) mit
der dovXsicc in Athen abfindet, möge man bei ihm selber nachlesen und
danach selbst urtheilen; über alle jene anderen Punkte schweigt er.
8) Müller F. H. G. IL S. 197 f. G. G. M. I. S. LII. Die vier Fragmente
b. Steph. 'SlXiccoog, Harpokr. Zxqv^tj, Plin. N. H. IV. §. 70 (vgl. Ind. IV)
und Suid. Ncc£og hat Müller am ersteren Ort S. 197b. A. 1 (den Detlefsen
im Register zu Plin. u. d. W. Heraclides Ponticus seltsam missverstanden
hat) zusammengestellt. Im ersten heisst der Verfasser 'HQav.Xsidrjg 6 Uov-
xmog (quod vix recte habet sagt mit Recht Müller G. G. M. I. S. LII. Anm.),
sei es nun dass dies, wie Schrader S. 255 meint, ein Versehen des Ste-
phanos oder dass 6 TL. als eine in den Text gedrungene Randbemerkung
zu streichen oder endlich dass es in 6 HQiTinog zu verwandeln ist. An den
anderen Stellen steht einfach *HQctHXeidrjg, an der zweiten jedoch (vgl.
C. 17. A. 89) mit dem Zusatz 77 (Pdootscpocvog , was entweder bedeutet:
Philostephanos in der Anführung bei H. oder umgekehrt (was chronologisch
ebenso gut möglich ist): H. in der Anführung bei Philost. oder endlich,
dass die Schrift 7zeqI vr\6(ov zwischen H. und Philost. streitig war. Unter
diesen drei Möglichkeiten lässt sich nicht entscheiden; dass Unger S. 504
ohne Weiteres die erste ergreift, ist reine Willkür. „Vielleicht ist die
dritte die wahrscheinlichste, da man sonst eher xai als 77 erwartet"
(Knaack); s. indessen C. 22. A. 173 z. E.
9) B. Thiersch De schola Cratetis Mallotae Pergamena, Dortmund
1834. 4. (Steht mir nicht zu Gebote). Lübbert Zur Charakteristik des
Krates von Mallos, Rhein. Mus. XL 1857. S. 428-443. C. Wachsmuth
De Cratete Mallota, Leipzig 1860. 8. mit Fragms.
10) C. 22. A. 225.
11) Suid. Koccxrjg TipoxQCiXovg MccXXcoxng, cpiXo6orpog otcoiHog, og syiXrj&r}
"0\iriQi%6g v.a.1 Y.QitLY.bg diu xr\v »tat nsgl xovg ygcc[i(iccxiKovg v.a.1 noir\xi%ovg
Xoyovg uvxov IniGxaGiv , avyxQOvog 'Aqlgxccq%ov xov ygocfificcxiTiov snl FLxoXe-
[icu'ov xov &>iXo{irixoQog. Vgl. La. Di. IV, 23 im Homonymenverzeichniss :
sßSo(iog (KQCcxrjg) MaXXcoxrjg yQ<X[i[iaxw6g u. A. 14.
12) Vgl. C. 2. A. 362.
13) Sueton. de gramm. et rhet. 2. p. 100 Reiffersch. Primus igitur,
quantum opinamur, Studium grammaticae in urbem intulit Crates Mallotes
Aristarchi aequalis, qui missus ad senatum ab Attalo rege inter secundum
Krates von Mallos. 5
berühmteste1'1); ausserdem wird in zuverlässiger Weise ausdrück-
lich nur noch Tauriskos genannt15), sicher aber gehörten zu
ihnen mehrere derjenigen Männer, welche als Krateteer be-
zeichnet werden. Bekannt ist sein schon oben 16) erwähnter
heftiger Streit mit Aristarchos17), und so weit es sich bei dieser
Fehde um die Auslegung des Homeros und Hesiodos handelte,
war Letzterer vollkommen im Recht. Denn Krates machte nicht
bloss im Uebrigen jene durch die allegorische Erklärung nament-
lich auch der Götter18) und Göttermythen bereits zu Stoikern,
sondern er legte ihnen auch schon die ganze mathematische
Geographie der Stoiker bei19). Dass sich bereits Homeros und
Hesiodos die Erde als kugelgestaltig gedacht haben sollten20),
war dabei das Wenigste. Homeros sollte genau auch schon
die Zonen und Alles, was damit zusammenhängt, gekannt haben,
und die von Kleanthes21) entlehnte Vorstellung, dass der Ocean
sein eigentliches Bett in der heissen Zone habe und von da im
äussersten Westen und Osten nach beiden Polen je zwei grosse
Arme entsende, die also einen zweiten Meeresring um die Erde
bilden und durch ihre Gegenströmung Ebbe und Flut erzeugen
und die beiden gemässigten Zonen in je zwei Hälften theilen22),
ac tertium Punicum bellum sub ipsam Enni mortem, cum regione Palatii
prolapsus in cloacae foramen crus fregisset, per omne legationis simul et
valetudinis tempus plurimas acroasis subinde fecit assidueque disseruit, ac
nostris exemplo fuit ad imitandum etc. (s. A. 50). Vgl. Wachsmuth S. 5. 6 f.
J4) Strab. XIV. 676. svtsv&ev (näml. aus Mallos) r\v Kqdtr\g 6 yQccfi-
ficctL-nog , ov cpr\ai yevsa&cu, /xa^r^g 6 Uavaixiog.
15) S. C. 12. A. 5. Weiter wissen wir von diesem Manne Nichts. In
Bezug, auf Alexandros den Polyhistor s. C. 33. A. 51.
16) C. 16. A. 111 b.
17) Suid. 'AQiotUQXog. nal KQuxrjxi tw ygafifiaxLnm [Ifcpya/Lujvw] nXtl6xa
dirjfiiXXr'ioccto iv TIsQyd^(p (ovxCy (so Bernhardy). Vgl. Bibacul. b. Sueton.
a. a. 0. 11. p. 110. iecur Cratetis.
18) Apollon = Sonne, Hera = Luft, Zeus = Himmel, Schol. A Z, 239.
Wachsmuth S. 62.
19) Vortrefflich handelt hierüber Lübbert S. 428—438. Vgl. Wachs-
muth S. 22 — 28. Ueber seine Deutung des Tartaros (f), 478 f.) s. Steph.
TaQTccQog. Wachsmuth S. 24 f. 41.
20) Schol. Hes. Theog. 126. 142.
21) Gemin. El. astron. p. 52 a Pet. 65 Halma. Macrob. Sat. I, 23, 2.
Wachsmuth S. 23 f. Vgl. C. 2. A. 226. 294.
22) Macrob. Somn. Scip. II, 9, 1. Kleomed. p. 15 ff. 19 f. Bake, üeber
die Polemik des Seleukos von Seleukeia gegen diese Lehre s. C. 23.
A. 264. 265.
6 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschule.
wurde in die Odyssee hineingedeutelt23). Damit hängt es denn
auch zusammen, dass Krates die Irrfahrten des Odysseus in das
äussere Meer verlegte24), worin ihm übrigens unter den Alexan-
drinern selbst mindestens Eratosthenes bereits vorangegangen
war25). Aber Krates knüpfte an diese Annahme die abenteuer-
lichsten Phantastereien an. Das Laestrygonenland nämlich deutete
er26) auf eine Polargegend, vermuthlich27) Thule28), und noch
nördlicher sollten die Kimmerier wohnen 28b). Den Menelaos liess
er29) von Gadeira nach Indien fahren, d. h.29) die Erde von
Osten nach Westen umsegeln30), und zwar genau in sieben
Jahren31). Und zum Zwecke solcher Künste verschmähte er
23) Nämlich (i, 1 f. 263 f. cc, 23 f. (vgl. A. 33). Strab. I. p. 4 f. 31.
II. 103. Gemin. 53 d Pet. 66 Halma. Lübbert S. 434. 435 f. Wachs-
muth S. 23 f. 46 f. 52.
24) Gell. XIV, 6, 3. utrum sv zrj sgco ftaXccoar] TJlixes erraverü xoct3
'Aqi6xuq%ov an iv tij l^co ttarä KQutrjxcc. Im Allgemeinen s. Strab. III. 157.
Wachsmuth S. 23.
25) Anderer Meinung war Kallimachos gewesen, dem aber Apollodoros
diese Lehre des Eratosthenes mit scharfem Tadel entgegenhielt (Strab.
I. p. 44. VII. 299, vgl. auch I. p. 23). Es wäre auffallend, ja es ist
geradezu unglaublich, dass er diesen Tadel nicht auch gegen Aristarchos
gerichtet haben sollte, wenn auch dieser wirklich ein so entschiedener
Gegner des Exokeanismos gewesen wäre, wie man nach der Angabe des
Gell, glauben müsste. Letztere ist daher in dieser Schroffheit schwerlich
richtig, vielmehr dürfte der Exokeanismos seit Eratosthenes mehr oder
weniger Gemeingut auch der alexandrinischen Schule und also auch dem
Aristarchos nicht ganz fremd gewesen sein. S. Berger Die geogr. Fragmm.
des Erat. S. 24—28.
26) Nach x, 86.
27) Lübbert S. 435, vgl. Ptolem Almag. p. 87 Halma.
28) Schol. Arat. 63, vgl. Gemin. p. 30 Halma.
28 b) X, 17. Oder, wie er wegen einer vermeintlichen Anspielung
Aristoph. Ran. 187 schrieb, die Kerberier, s. Gemin. 23 e P. 31 H. Eustath.
in Od. X, 19. p. 1671, 60 f. Lübbert S. 435. Wachsmuth S. 24. 51 f.
Vgl. auch C. 29. A. 200.
29) S. Lübbert S. 436 f. Doch vgl. Lehrs Arist.3 S. 244 (x255. 2248):
„Menelaum voluit circa Africam navigantem, sive aliter ille quem statuit
7i£Qi7ilovg intelligendus est (v. Luebbert l. I.), ad Indos venisse".
30) Strab. I. p. 38. So dass mithin „in der Phantasie dieses Mannes
bereits still ein Gedanke aufgekeimt war, der später von welthistorischer
Bedeutung werden sollte". (Lübbert S. 436). — Für 'Egs^ßoL (d, 84)
schrieb er 'Eqe(ivol und verstand die Inder, s. Wachsmuth S. 48. Lud-
wich Aristarchs hom. Textkr. I. S. 538 f. (vgl. C. 30. A. 8).
31) Lübbert S. 437 f.: „Legte er für den Umfang der Erde die Erato-
sthenische Bestimmung von 252 000 Stadien zu Grunde, so fand sich, dass,
Krates von Mallos. 7
neben anderen Gewaltsamkeiten und Spitzfindeleien32) gelegent-
lich auch willkürliche Textänderungen nicht33), so conservativ er
im Uebrigen im Homeros wie im Aristophanes und so sehr die
Auslegung vor der Textkritik Gegenstand seines Interesses war34).
Das sorgsame Bemühen des Aristophanes von Byzanz und des
Aristarchos einen festen homerischen Sprachgebrauch herzustellen
sah er nämlich als Kleinigkeitskrämerei an, und wenn er auch
zuweilen mit Recht einer übertriebenen Gleichmacherei von Seiten
des Aristarchos entgegentrat35), so verfiel er doch in das schlimmere,
entgegengesetzte Extrem den Dichtern jede mögliche Licenz zu
gestatten36). Doch hängt dieser Punkt mit einem anderen zu-
sammen, nämlich mit dem Streit zwischen Beiden über Aualogie
und Anomalie, und hier war Krates mehr im Recht als Aristar-
chos 37). In diesem Streit handelte es sich nämlich durchaus
wenn Menelaus in sieben Jahren, jedes zu 360 Tagen gerechnet, diesen
Weg zurücklegte, er täglich eine Fahrt von 100 Stadien (= */7 Grad) ge-
macht hatte, eine runde Durchschnittszahl, welche, wenn die Hindernisse
und der stellenweise Aufenthalt eingerechnet wurden, dem Pergamenischen
Gelehrten wohl annehmbar dünken konnte. Die fünfmal sieben Tage,
welche übrig blieben, wurden durch die nach Beendigung der Fahrt statt-
iindenden Ereignisse in Pharos Odyss. d, 360 ff. und 580 ff. ausgefüllt, so
dass Menelaus mit dem ersten Tage des achten Jahres in Sparta eintreffen
konnte; denn dass in der Tbat Krates des Dichters Angabe so ganz streng
nahm, darf man nach allen Proben seiner Erklärungsweise wohl glauben.
Auf die Frage . . . wie unter diesen Voraussetzungen die Rückkehr des
Menelaus aus dem Indischen ins innere Meer vermittelt worden sei, ertheilt
Strabo Bescheid, indem er auch Krates den Grammatikern beizählt, welche
den Isthmus zwischen dem Arabischen und Aegyptischen Meer in Homeri-
scher Zeit noch unbekannt sein lassen".
32) S. Wachsmuth S. 27.
33) 2, 488 f. a, 24. X, 17. 8, 84. 211, vgl. Wachsmuth S. 27. 46 f.
49. 51 f. Lübbert S. 435. Vgl. A. 23. 28b. 30.
34) S. Wachsmuth S. 19—21. Vgl. La Roche Homer. Textkrit.
S. 67, welcher von den wenigen homerischen Lesarten des K. nur zwei
(A, 754. $, 323) für der Berücksichtigung werth erklärt. Eine Zusammen-
stellung seiner Abweichungen im Einzelnen von Aristarchos in der Er-
klärung und Kritik des Homeros giebt Wachsmuth S. 28 f.
35) S. Wachsmuth S. 19 f.
36) Wie sehr er auch hierin an Chrysippos seinen Vorläufer hatte,
zeigt Wachsmuth S. 18. A. 2. Ueber seinen gelegentlichen Anschluss an
Zenodotos und Eratosthenes, mit denen er einen unterschiedslosen Gebrauch
des Duals und Plurals bei Homeros annahm (vgl. Friedländer Ariston.
S. 15. A. 2) s. Wachsmuth S. 20 f.
37) Dies haben Lübbert S. 440ff. u. bes. Wachsmuth S. 8— 17 gezeigt.
8 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologeiischule.
nicht38) uni die allgemeine, von den Philosophen3813) längst ver-
handelte Frage, ob die Sprache ein Erzeugniss der Natur (cpvösi)
oder blosser Satzung (&60EI,) sei, also auch nicht darum, ob über-
haupt in ihr Regeln herrschen oder Alles sich lediglich nach
dem Gebrauche bestimme. In diesem allgemeineren Sinne ent-
schieden sich vielmehr die Stoiker ihrer ganzen Lehre gemäss
vielmehr für das Erstere, also für die Analogie39), nur dass sie
mit Recht auch die Bildung von Ausnahmen und Abweichungen
durch den Gebranch anerkannten40). Der Streit drehte sich viel-
mehr bloss in zweiter Linie um die Conjugation und in erster
um die Declination41), und hier hatte Aristophanes von Byzanz
durch Aufstellung fester Regeln die Nomina in bestimmte Classen
zu ordnen gesucht, indem er fünf Gesichtspunkte42), denen
38) Wie man früher glaubte.
38 b) Besonders lehrreich ist hierüber bekanntlich Piatons Kratylos.
39) Orig. c. Cels. I, 24. ni{LOV[isv<ov zgjv nqoazcov cpcovav zcc itQaypcczu
xa#' (ov zä öv6(iazcc. Vgl. La. Di. VII, 44. 83. Wachsmuth S. 8 f. 16 f.
40) Augustin. princ. dial. 6. S. die weiteren Belege bei Wachsmuth
S. 13 f. Ganz besonders kommen hier die 3 Bücher des Chrysippos nsoi
zr\g ccvcouccU'ccg XQog zJiavcc (La. Di. VII, 192 giebt 4 Bücher an) in Be-
tracht: Varr. L. L. IX, 1. nesciunt docere quam discere quae ignorant, in
quo fuit Grates nobilis grammaticus , qui frctus Chrysippo homine acutissimo,
qui reliquit nsgi uvcoyLccXiccg tres libros, contra analogian atque Aristarchum
est nixus, sed ita, ut scripta iudicant eins, ut neutrius videatur pervidissc
voluntatem, quod et Chrysippus, de inaequabilitate cum scribit sermonis,
propositum habet ostendere similes res dissimilibus verbis et dissimiles simi-
libus esse vocabulis notatas, id quod est verum etc. (es folgen die A. 41 mit-
getheilten Worte). Vgl. Chrysipp. b. Simpl. in Aristot. categ. f. 100: ort
iviozs [isv ov OTeQr}ziHcc 6v6[icctcc czsqtjöiv ör\Xoi . . . ivi'oze de oxsQiqziY.6
ovoiiccta ov azsorjaiv drjXoi . . . noXXrjg Se ovorjg zrjg ccva>[icd£ccg . . . ins^rjX-
&sv ccvztfv. Varr. a. a. 0. X, 59.
41) Dies bezeugen ausdrücklich Varro, welcher a. a. 0. IX, 1 fort-
fährt: et [cum] Aristarchus , de aequabilitate cum scribit [et de] verborum,
similitudinem quandam in (deydinatione (so L. Spengel, (iriydinatione
A. Spengel) sequi iubet, quoad patiatur consuetudo, welcher dann auch
X, 74 im Anschlüsse hieran seinerseits sagt: andlogia non item ca(dem)>
deßnienda quae derigitur ad naturam verborum atque illa quae ad usum
loquendi. nam prior deßnienda sie: analogia est verborum similium declinatio
similis, posterior sie: analogia est verborum similium declinatio similis non
repugnante consuetudine communi, und Gell. II, 25, 2 ff . 'AvaXoyia est simi-
lium similis declinatio, quam quidam Latine proportionem vocant. 'AvcofiaXia
est inaequalitas declinationum consuetudinem sequens. duo autem Graeci
grammatici illustres Aristarchus et Crates summa ope, ille avuXoyiccv hie
avcoficdbccv defensitavit. Vgl. Wachsmuth S. 15 ff.
42) Charis. p. 93 Putsch, p. 117, lff. Keil: hie (näml. analogiae) Aristophanes
Krates von Mallos. 9
Aristarchos noch einen sechsten hinzufügte43), angab, nach denen
es zu entscheiden sei, ob zwei Nomina analog sind, d. h. in
dieselbe Declinationsclasse gehören, oder nicht, oder mit anderen
Worten vermöge derer die Regeln oder Normen (xavoveg) gebildet
werden sollten, „nach denen der Genetiv vom Nominativ entweder
isosyllabisch oder perittosyllabisch gebildet werde"44). Krates aber
bestritt diese Versuche45) nicht bloss insofern mit Recht, als jene
beiden Gelehrten von diesen Gesichtspunkten aus vielfach allzu
einschnürende und geradezu verkehrte Regeln aufgestellt haben
mochten, sondern vermuthlich46) lag seiner Polemik bereits der
richtige Gedanke zu Grunde47), dass sich in der That auf dem
von jenen Männern verfolgten Wege nicht die wahren Normen
finden liessen. Denn ihr Versuch „die Gesetze zu entdecken,
nach denen aus einer nach ihrer Endung und ihren Accidentien
gegebenen Nominativform der entsprechende Genetiv abgeleitet
werden könne, enthielt eine Unmöglichkeit und beruhte auf einer
Selbsttäuschung"48). Freilich irrte auch Krates, wenn er nun
seinerseits hier überhaupt alle Analogie leugnete und bei der
quinque rationes dedit vel ut alii putant (diese rechneten offenbar ihm be-
reits auch den sechsten, von Aristarchos hinzugefügten an) sex: primo ut
eiusdem sint generis de quibus quaeritur , dein casus, tum exitus, quarto
numeri syllabarum , item soni. Vgl. Varr. L. L. X, 21. nominatus ut similis
sit nominatus, habere debet ut sit eodem genere, spccie eadem, sie casu, exitu
eius: genere, ut si nomen est quod conferas, cum quo conferas sit nomen;
specie [simile] , ut [non solum] utrumque sit virile, casu fsimile] , ut si
alterum sit dandi, item alterum sit dandi; exitu, ut quas unum habeat ex-
tremas Utteras, easdem alterum habeat. Vgl. Wachsmuth S. 11 f.
43) Nämlich den Unterschied von Simplex und Compositum, Charis.
a. a. 0.
44) Lübbert S. 438. Daher denn die Analogie auch geradezu als
navovcov anüdoüig (Et. M. XCXioi) oder anodsi'AxiY.og (Cramer Anecd. Oxon.
IV. S. 331, 21) bezeichnet wird. Vgl. Cramer a. a. 0. S. 328. Schol.
Dionys. Thr. b. ßekk. Anecd. II. S. 740, 33 f. eoxi Xoyog v.al b hccvcov, cog
oxav si'noofisv sine [ioi xbv Xoyov xov Ai'ccg Ai'avxog, xovxegxl xbv %avova.
Wie gross die Zahl dieser navoveg bei Aristophanes und Aristarchos waren,
wissen wir nicht. Schliesslich sind diese v.ccvövsg si6ay(oyiw.ol 7ZeqI uXiceoag
ovofidzcov bei Theodosios (ßekk. Anecd. III. S. 975 ff.) auf 56 gestiegen,
s. Lübbert a. a. 0.
45) Gestützt auf die vorerwähnte Schrift des Chrysippos, s. A. 40.
46) Lübbert S. 443.
47) Welcher den Herodianos bei der Abfassung seines Övo(iccxih6v
leitete, s. Lübbert S. 440 ff.
48) Lübbert S. 443. Vgl. Wachsmuth S. 13. 14 f.
10 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschule.
sonach hier durchgreifenden Anomalie lediglich auf sorgsame
Beobachtung des Sprachgebrauchs verwies; trotzdem war Letzteres
für den damaligen Standpunkt grammatischer Entwicklung in
Wirklichkeit das Richtige49). Wie die Streitschriften betitelt
waren, welche er und Aristarchos in dieser Sache mit einander
wechselten, erfahren wir nicht, wohl aber, dass er verschiedene
Commentare schrieb, zur Ilias und Odyssee in 8 oder
9 Büchern 50) vermuthlich mit einer Einleitung über Homers
Geschlecht, Zeitalter, Heimat u. dgl. mehr51), zu den Werken
49) Wachsmuth S. 15.
50) Suid. Kqä,xrtg . . . MccXXmrrjs. avvsta^e öloq&cogiv 'iXiddog xai
'Odv66eiag iv ßißXioig &' nccl ccXXoc. Der Ausdruck ist ungenau, richtiger
dLOQ&coTMci Anecd. Rom. p. 5 Osann oder nsgi dioQ^coöscog Schol. /«,, 89,
unbestimmt 'Oyuriqiyicc Schol. A O, 193. Ein neues Bruchstück aus dem Cod.
Vindob. 133 der Odyssee behandelt A. Lud wich Ein neues Fragment des
Krates Ton Mallos, Berl. phil. Wochenschr. VIII. 1888. No. 45. 46. Sp. 1395 f.
1426—1428 (vgl. C. 29. A. 91). Man darf wohl annehmen, dass K. hier im
Gegensatz zu der alexandrinischen Eintheilung der Ilias und der Odyssee
in je 24 Bücher beide Gedichte zusammen in ebenso viele theilte wie seinen
sich eben hieran wahrscheinlich anschliessenden Commentar, zumal da
Sueton., worauf Hillscher Hominum litteratorum Graecorum ante Tiberii
mortem in urbe Roma commoratorum historia critica, Leipzig 1891 (diese
Abh. wird demnächst in d. Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XVIII und theilweise
als Greifswalder Doctord. erscheinen) aufmerksam macht, unmittelbar nach
den A. 13 angef. Worten als ein Beispiel des von ihm auf die Römer aus-
geübten Einflusses die von Octavius Lampadio vorgenommene Gliederung
vom Bellum Punicum des Naevius in 7 Bücher nennt: ut C. Octavius Lam-
padio Naevii Punicum bellum, quod uno volumine et continenti scriptura
expositum divisit in Septem libros. Dann aber gab er doch wohl beiden
Gedichten die gleiche Bücherzahl, und &' wird daher hier im Sinne von
8 zu verstehen (oder in r\' zu verwandeln) sein. Unsicher sind die Hülfs-
hypothesen von Wachsmuth S. 31, denn ob derjenige K., welcher die
Zahl der Musen auf 8 ansetzte (Arnob. adv. gent. III, 37 = Fr. ine. 7),
der Mallote war, ist immerhin nicht gewiss, und nur dann dürfte man
auch vermuthen, dass er nach ihnen auch diese seine Eintheilung vornahm.
Uebrigens vgl. auch Suet. de gramm. 6. Aurelius Opilius . . . composuitque
variae eruditionis aliquot Volumina, ex quibus novem unius corporis, quia
scriptores ac poetas sub clientela Musarum iudicaret, non absurde se fecisse
et inscripsisse se ait ex numero divarum et appellatione. Die weiteren Ver-
muthungen von Hillscher, dass K., da allerdings die Zahl von je 4 Büchern
für Ilias und Odyssee eine auffallend geringe wäre, vielmehr jedes dieser
beiden Gedichte in 8 (oder 9) getheilt und wirklich eine von den Jioq&co-
rtxa zu unterscheidende kritische Ausgabe (öloqü-cools) beider veranstaltet
habe, vermag ich mir nicht anzueignen.
51) Tatian. ad Gr. 31. p. 120 Otto. p. 32, 1 ff. Schwartz. Euseb. P. E.
.Krates von Mallos. 11
und Tagen und der Theogonie des Hesiodos52), zu Euri-
pides53), Aristophanes54), vielleicht auch zu Aratos55), ferner
X, 11, 4. 492 a (vgl. C. 16. A. 24. 119). ot p\v nsgi Kgccxrjxcc ngb xr\g *Hgcc-
hXe i8(ov ncc&odov cpaolv ctvzov (näml. "Ofirjgov) ^xficotgWt, (isxa xcc Tgcowcc
ivdoxegco xav 6ydor]-novxcc ixmv. Die anderen Zeugnisse s. b. Wachsmuth
S. 39 f.
52) Schol. Op. 528. Et. M. MvXiooavxeg u. s. A. 20. „Vielleicht zu
allen unter dem Namen des Hesiodos umlaufenden Dichtungen". (Maass).
53) Schol. Or. 1226. 1686. Phoen. 211. Rhes. 5. 524 f. Den pseudo-
euripideischen Rhesos bezeichnete er als eine Jugendarbeit des Dichters
(Schol. 524), d. h. ohne Zweifel: er fand in den Didaskalien unter den am
Frühesten aufgeführten Stücken des Euripides wirklich eine Tragoedie dieses
Titels (Wilamowitz Anal. Eurip. S. 157).
54) Schol. Equ. 631. 793. 963. Vesp. 352. 884. Ran. 294. Dazu aus
der Einleitung Anon. de com. No. VIII vor Bergks Ausg. des Aristoph.
(No. IX a vor Dübners Ausg. der Aristophanesscholien, Studemund Philo-
logus XLVI. S. 10 ff.). §. 29 (Cramer Anecd. Paris. I. S. 8 = Tzetz. Prol.
in Aristoph. b. Ritschi Opusc. I. S. 204 f.). nocxa Aiqvvgiov v.a.1 Kgccxrjxa
■neu EvytXsidr}v pegr] xrjg ■x.cofuodiccg slal xsOGccgct, ngoXoyog, [isgog ((isXog
Wachsmuth) %ogov , £7tEi6odiov xai £%odog %. r. X. Tzetz. a. a. 0. S. 208,
7 ff. xo Aiovvgiov xs ■nal EvnXeidov v.cu KQccxr\xog . . . ygacpsv stg xo nsgl
[isgäv yicofiaStag neu rtccgaßccOEcog, de trag. poes. V. 149 ff. (Cramer Anecd.
Ox. III. S. 347, 23 ff. Dübner Rhein. Mus. 1835. S. 407). 6 EvnXstörig de
hccI Xgdxrjg x. x. X. S. Wachsmuth S. 32 f. 59—61 u. bes. Consbruch
in der C. 12. A. 33 angef. Abh. Die Eintheilung an der ersten Stelle
schliesst sich an das unächte, aber doch aus Aristoteles (etwa dessen Dialog
über Dichter) entnommene 12. Cap. der aristotelischen Poetik an (s. bes.
Leop. Schmidt De parodi in tragoedia Graeca notione, Bonn 1854. 4.
Jahrb. f. Ph. LXXV. 1857. S. 713 ff. Rhein. Mus. XVIII. 1863. S. 286 ff.
De parodi et stasimi nominibus, Marburg 1889. 4. Th. Kock Ueber die
Parodos der gr. Tragödie, . Berlin 1854 (Posen 1850). 4. Jahrb. f. Ph. a. a. 0.
S. 325 ff. Ascherson De parodo et epiparodo tragoediarum Graecarum,
Berlin 1856. 8. Jahrb. f. Ph. a. a. 0. S. 660 ff. Umrisse der Gliederung des
gr. Drama, Leipzig 1861—7. 8. (Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. IV. S. 420-450).
Westphal Prolegomena zu Aeschylos, Leipzig 1869. 8. Susemihl Rhein.
Mus. XXVIII. 1873. S. 327 ff. De Aristot. Poet. c. XII0, Greifswald 1873. 4.
Aristot. üb. d. Dichtkunst2 (Leipzig 1874). S. 210 f. 243 ff. Wecklein
Philologus XXXI. 1872. S. 459 ff.), und Consbruch kommt in seiner sorg-
fältigen Untersuchung (stark abweichend wie von Wachsmuth so von
Westphal) zu dem Ergebniss, dass Eukleides der späteste der drei bei
Tzetzes genannten Grammatiker und der von Letzterem sei es unmittelbar
sei es mittelbar ausgeschriebne war, welcher seinerseits den auch erst
nach Didymos lebenden, aber der alexandrinischen Schule folgenden Dio-
nysios und den Krates überarbeitet hatte, und dass Alles bei Tzetzes,
was sich unmittelbar übereinstimmend an jenes Capitel der aristotelischen
Poetik anschliesst, aber auch nur dies von K. herrührt. Und daraus schliesst
12 Sechsundzwanzigstes Capitcl. Die pergamenische Philologenschule.
eine Schrift über den attischen Dialekt in mindestens
5 Büchern56). Die Vermuthung, dass auch die üivaKeg der
pergamenischen Bibliothek von ihm herrührten, ist, wie
schon früher bemerkt wurde, nicht ohne Wahrscheinlichkeit57).
Auch liess er einen Erdglobus anfertigen58) und schrieb wohl
geradezu eine Geographie als Commentar zu demselben50).
Endlich besitzen wir von ihm noch ein Epigramm, in welchem
dem Antimachos der Vorzug vor Choerilos gegeben und Eupho-
rion angegriffen wird60).
er denn (S. 231 ff.), dass wahrscheinlich auch der völlig (s. Bemays Zwei
Abhh. üb. d. aristot. Theorie des Dramas, Berlin 1880. S. 132 ff., vgl.
Susemihl Aristot. üb. d. Dichtk.2 S. 17 f. 209 ff. 297 ff. Vahlen Aristot.
Poet.3 S. 78 ff.) von diesem Werke des Aristoteles abhängige Aufsatz des
Anon. de com. b. Cramer Anecd. Par. T. S. 403 ff. No. Xd Dübn. No. XI
Bergk (im Cod. Coisl. 120 aus dem 10. Jahrh.) schliesslich aus K. geschöpft
sei, nur dass (s. S. 235) die mittlere Komoedie in §. 7 erst in das aus dieser
Vorlage Entnommene hineingeflickt zu sein scheint. (Beiläufig sei gegen
Consbruch S. 229 bemerkt, dass die Erkenntnis», der Sinn verlange bei
Aristot. 1252b 23 oXrj, nicht oXov , was bei Tzetz. de tr. p. V. 38 vollends
in aXXov verderbt ist, nicht erst von Westphal, sondern schon von mir,
Ar. üb. d. Dichtk.1, Leipz. 1865, herrührt). Uebrigens vgl. C. 2. A. 574.
55) Schol. German. p. 55 f. Breys. Aratea ed. Buhle IL S. 437 f. Schol.
Arat. 62. Wachsmuth S. 62 f.
56) Ath. XL 497 e. ev 7ts(i7tto3 Axxi%r\g diaXimov. Dies ist der ge-
wöhnliche Titel bei Ath., jedoch IX. 366 d. iv xoig ns ql xijg 'Axxiy.r}s Xt&mg.
S. Wachsmuth S. 63—66. Es wird stets schlechtweg Krates citirt, aber
s. Wachsmuth S. 33 f.
57) C. 12. A. 85 b. So sicher, wie Meineke F. C. G. I. S. 13 annimmt,
ist sie freilich nicht, aber wahrscheinlich richtig erblickt Wachsmuth
S. 33. 63 in der Notiz Suid. AXnficcv Aunoav und Meoaoag, %axcc 8s xov
Kqccxtjxcc TttccLovta Avdbg iy. EuqSequv ein Bruchstück dieser JICvav.Bg. Wohl
mit Recht nimmt übrigens Mor. Schmidt Philologus XVIII. S. 226 f. hier
einen Fehler an, so dass vielmehr die erstere Ansicht die des K. war.
58) Strab. IL 116.
59) Wie man aus den geographischen Angaben bei Plin. N. H. IV.
§. 58. VII. §. 13. 28. 31 (vgl. Ind. IV. Crates grammaticus. VII) wohl
schliessen darf, s. Wachsmuth S. 34. 66. — Ob er aber auch Bokoxitkx.
geschrieben hat (Schol. Hes. Theog. 5), ist sehr unsicher, s. Müller F. H. G.
IV. S. 370. Wachsmuth S. 34.
60) Antb. P. XI, 218. Vgl. C. 14. A. 94. 101. 102. Wachsmuth S. 30
billigt die Ansicht von Meineke An. AI. S. 31: „neque dubito quin illud
Cratetis epigramma eo ipso tempore scriptum sit, quo de scriptoribus in
canonem recipiendis vel non recipiendis gravissimae quaestiones non sine ira
et studio in Museo Alexandrino agitarentur: quo tempore cum alii Choerilum
alii Antimachum alii fortasse etiam Euphorionem recipiendum dicerent,
Karystios. Artemon. 13
Karystios61) von Pergamon 62) war jünger als Krates63) und
verfasste 'Tito pvr'uL ata i6xoQi%a in mindestens 3 Büchern G4);
ein Werk über Sotades05) und ein drittes ksqI dudu-
öTtakiäv66).
Artemon von Pergamon67) war ein jüngerer Zeitgenosse
des Aristarchos und Krates68) und vermuthlich ein Schüler des
Letzteren. Er schrieb einen Commentar zu den Sieges-
liedern des Pindaros auf sikelische Fürsten, dessen
Bruchstücke Polemik gegen Aristarchos zeigen 6S)) und ihn voll-
ständig als einen Anhänger der krateteischen Interpretations-
weise erkennen lassen, so wie denn wiederum Menekrates, der
Schüler des Aristarchos70), gegen ihn polemisirte71). Da er als
Historiker bezeichnet wird72), so verfasste er wohl auch noch
ein oder mehrere geschichtliche Werke. Ob er aber73) dieselbe
Person mit Artemon von Klazomenae war, welcher eine Chro-
nik der Klazomenier und jisgl (0[iriQov schrieb74), so dass
Grates acerrimus Aristarcln adver sarius suam de liac re sententiam proposi-
turus illud scripsisse videtur epigramma" '. Aber s. C. 16. A. 56.
61) Müller F. H. G. IV. S. 356-359.
62) Ath. I. 24 b. VI. 235 e. XL 506 e. XII. 542 e. 548 e. XIV. 620 f.
Schol. Aristoph. Av. 574 = Fr. 14. 17. 1. 10. 7. 19. 15.
63) Denn er citirte bereits den Nikandros, Fr. 6 b. Ath. XV. 684 e,
war also frühestens dessen Zeitgenosse. (Müller S. 356).
64) Fr. 10. 11 b. Ath. XII. 542 e. XIII. 577 c. Die Bruchstücke (1—14)
sind im Uebrigen alle aus Ath., doch zieht Müller auch Schol. Aristoph.
Av. 574 u. Schol. Theoer. XIII, 22 = Fr. 15. 16 gewiss mit Recht hieher.
Vgl. auch C. 20. A. 66.
65) Ath. XIV. 620 f. iv reo 7tSQL avtov Zicorddov ovyyQcc[i[iccTi. Vgl.
C. 7. A. 8. t"
66) Ath. VI. 235 e = Fr. 17. Dazu Fr. 18 in V. Soph. p. 128, 36 West.
viTiag de elccßsv (ZocpoHlijg) eiuociv, mg <pr\6i KccQvatiog.
67) Schol. Pind. Ol. II, 16 = Fr. 5. — Müller F. H. G. IV. S. 340—342.
Dazu die Ergänzungen von Wachsmuth a. a. O. S. 6. A. 3.
68) Da er einerseits a. a. 0. den Kallimachos citirt und andrerseits von
Menekrates bekämpft wird.
69) Ausser Fr. 5 auch Fr. 6 = Schol. Pind. Ol. V, 2.
70) S. C. 30. A. 78. 78b.
71) Schol. Pind. Ol. II, 16.
72) Fr. 3 b. Schol. Pind. Py. I, 1. 'Aqxb^ovqc xbv laxoQinov. Fr. 2 ebend.
I, 32. 'Aqxs^cdv de ng iGxoQiKog.
73) Wie G. F. Unger Die Chronik des Apollodoros, Philologus XLI.
1882. S. 650 f. vermuthet.
74) t£Iqol KXcc£oii£vl'<ov, Aelian. N. A. XII, 28, nsql '0[lj]qov Suid. Aqkxl-
vog = Fr. 1. 2. Müller a. a. 0.
14 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergaraenische Philologenschule.
er also aus dieser Stadt gebürtig und in Perganion erst ein-
gebürgert gewesen wäre, ist nicht mehr als eine blosse Mög-
lichkeit.
Hermias der Krateteer wird nur einmal erwähnt75).
Zenodotos von Mallos76), ein Krateteer77), aus ungewisser
Zeit, zeigt sich in Allem, was wir von ihm wissen, als einen
getreuen Schildknappen seines Meisters, wie er denn, einen ver-
fehlten Einfall desselben78) noch überbietend, den Homeros zu
einem Chaldaeer machte79). Zum Beweis für die verkehrte, der
richtigen des Aristarchos80) entgegengesetzte Meinung, dass Apol-
lon mit dem Götterarzt Paieon bei Homeros einerlei sei, ver-
fasste er einen wahrscheinlich IIa tri ov Cv\ betitelten Dialog
zwischen Naukrates, einem uns sonst unbekannten Aristarcheer,
und sich selbst81). Ferner schrieb er einen Commentar zu
Aratos82), und aller Wahrscheinlichkeit nach war dieser Zeno-
dotos auch der Verfasser der einem Krateteer sehr angemessenen
Schrift gegen die Athetesen des Aristarchos im Homeros, Ttgbg
t« V7t Aqi6xaq%ov awetoviievcc tov Ttoirjtov*0).
75) Schol. A II. TT, 207.
76) Fr. 4. 2. 3. 1 Pasch = Schol. T IL 2V, 730. O, 262. Eustath. zu
denselben Stellen p. 957, 10 ff., 1014, 60 ff. n. z. O, 64. p. 1006, 3 ff. Schol.
Arat. 33, vgl. A. 81 — 83. S. über ihnPusch Quaestiones Zenodoteae, Diss.
Hai. XI. 1890. S. 149—160, vgl. S. 126—134.
77) Schol. A II. W, 79 = Fr. 5 Pusch.
78) BfjXog mit dieser Accentuation sei ein chaldaeisches Wort, Schol. B
IL At 591. Vgl. C. 30. A. 254 z. E.
79) Schol. IL W a. a. O.
80) Ariston. z. IL E, 898.
81) Schol. Veron. Verg. Aen. XI, 738. Zenodotus in eo quem inscribit
JIccicLvCav (Jluir\ovii\v Wachsmuth a. a. 0. S. 28) ** riam sub nomine
Naucratis facit disserere Aristarchios , qui putant alium Paeana esse, alium
Apollinem, ipsum eundem nee diversum multis docet. Schol. TU. O, 262.
Zrjvodoxog 6 MaXXoaxrjg In xovxcov avvdysi, oxi Hairjfov iaxlv 6 'AnoXXav,
sl'ys avxbg £7ilqq(6vvv6l tov "Ekxoqcc. Vgl. Eustath. z. d. St. 1014, 60 ff.
Zrjvodoxog uy.ov6ag, a>g 'AnoXXcov . . . qmwvsi xaxoog Z%ovxa x6vr'Ey.xoocc} slg
xavxov avxbv aysi, reo Uuitjovi %. x. X. S. Schnei de win Zenodotos von
Mallos, Philologus II. 1847. S. 764. Vgl. Osann Quaestion. Homer. I.
Giessen 1851. 4. S. 19, Düntzer Jahrb. f. Ph. LVIIL 1850. S. 9. Anm. u.
bes. Pusch S. 153 f.
82) Schol. Arat. a. a. 0. Vgl. Pusch S. 156 ff., welcher mit Recht
die Versuche auch zwei Stellen in den Schol. German. Caes. auf ihn zurück-
zuführen abweist.
83) S. Suid. Zrjvodoxog 'AXs^a.vSqsvg, yqu^axi-nog^ 6 Iv uazei xXrj&Eig.
Hermias. Zenodotos v. Mall. Asklepiad. v. Myrl. 15
Asklepiades, Sohn des Diotimos, von Myrleia84) ward
etwa zwischen 130 und 80 geboren, und wir wissen von seinem
TtQog xa vn 'Aqigxccq%ov dd'sxovfisvcc xov 7tovr\xov. syoccips Koog HXuxcova
nsql ftsäv, 7tSQL xrjg 'O/ü^wtJs GWTj&SLCcg, XvGsvg *OpriQi%mv U7toor}[jidx(ov, slg
xr\v "Hgioöov Q'BoyovCccv xal ccXXoc 6v%vcc. Dass hier ein Fehler steckt, ist
klar. Aber die Annahme von H. Schrader Porphyr. Quaest. Hom. ad IL
pert. S. 428 ff., dass die auf syowipB folgenden Schriften vielmehr von Zeno-
doros und daher vor syqaips eine Lücke anzunehmen sei, desgleichen die
höchst unwahrscheinliche Vermuthung von Wolf Proleg. S. 199, Z. von
Mallos sei auch Alexandriner genannt worden, weil er später in Alexandreia
gelebt haben möge, und die noch unwahrscheinlichere umgekehrte von
Schrader, er möge, aus Alexandreia gebürtig, wegen seines Anschlusses
an Krates, weil Letzterer aus Mallos war, gleichfalls Mallote genannt
worden sein, sind von Pusch S. 126 ff. genügend widerlegt worden. Die
leichteste, aber keineswegs wahrscheinlichste Abhülfe wäre entweder syDccips
mit Bekker zu streichen oder mit Flach Hesych. Miles. S. 81 vor nqog
xu umzustellen, und geradezu unmöglich wäre es ja freilich nicht, dass ein
jüngerer Alexandriner gegen Aristarchos geschrieben haben könnte. Aber
ungleich eher ist doch die Vermuthung von Pusch angebracht, dass viel-
mehr der Titel izgbg xcc — noir\xov in eckige Parenthesen zu setzen und
fälschlich hieher gerathen sei, während diese Schrift vielmehr dem Malloten
angehörte. Unter den überaus spärlichen Bruchstücken des Letzteren findet
sich wenigstens eines, was dazu passt: Schol. T IL IV, 730. Z. ds 6 MaX-
Xcoxrjg (so Heyne f. bficcXag xig) nQOGxt&rjGiv „äXX<p d' OQxrjGxvv, sxsqg)
xtöaQiv xca aoidrjv", vgl. Eustath. z. d. St. 957, 10 ff. 7tooGyqci(pBi v.axd xovg
itaXcaovg 6 MccXXcox^g Z. %al xovxov xov gxl%ov y,aXXco d' x. x. X.u (= Fr. 4
Pusch), vgl. Pusch S. 152 f. Im Uebrigen verräth in jenem Artikel b. Suid.
der Zusatz 6 iv ocgxsi ytXrj&slg allem Anschein nach eine gute Urquelle;
nur freilich kann er unmöglich mit 0. Schneider Jen. L.-Z. 1848. IL
S. 871 f. so gedeutet werden, als ob durch diesen Beinamen der Alexan-
driner von dem Malloten unterschieden werden sollte, sondern diese Be-
zeichnung kann nur, wie Schneider selbst zunächst richtig sagt, als Unter-
scheidung von einem anderen Alexandriner Z. aufgefasst werden, der aber
nicht in der Stadt selbst, sondern entweder in einer Vorstadt oder im
Königsschloss lebte, und da nun Letzteres auf den Ephesier als Mitglied
des Museions passt, so nimmt Pusch S. 127 ff. mit Hecht an, dass im
Gegensatz zu diesem (6 by. Movgslov) jener jüngere Alexandriner 6 iv ccgxsl
genannt ward. Ein vierter Z., wie Pusch S. 132 richtig urtheilt, und
nicht, wie Zeller Ph. d. Gr. III3, 1. S. 47 f. Anm. für möglich hält, war
der Stoiker, von welchem, wie schon C. 2. A. 361 (s. die Nachträge dazu)
erwähnt ist, ein Epigramm auf Zenon von Kition angeführt wird, da dieser
als Schüler des Babyloniers Diogenes (La. Di. VII, .29 f.) nicht bloss älter
als der Mallote, sondern wohl ohne Zweifel auch als der Alexandriner war.
Vgl. zu diesem Allen C. 30. A. 255— 256 d. Fehlerhaft ist bei Eustath. z. IL
O, 64. p. 1006, 3 f. der Zusatz 6 MaXXcoxrjg vor Zr}v6Soxog, der in den
Schol. AT mit Recht fehlt: es ist der Ephesier zu verstehen, s. Duentzer
IG Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergainenische Philologenschule.
Leben nur so viel, dass er in Rom zur Zeit des Pompeius85) und,
wahrscheinlich später85b) unter den Turdetaniern, dem gebildetsten
Zenod. S. 24. 169. Schrader S. 438 (der freilich dennoch eine Combination
auf dies Citat baut). Pusch S. 154 f. Und nicht minder ist der Seh. A
(= Herodian.) z. II. A, 754 (wo die richtige Verbesserung nicht die von
Wachsmuth a. a. 0. S. 28. 43, sondern die von Lehrs Herodian. S. 270
ist) dem Krates entgegengestellte Z. der Ephesier, s. Pusch S. 151 f.
84) Lehrs De Asclepiade Myrleano, Analecta grammatica, Königsberg
1846, wiederabgedruckt hinter Herodiani scripta tria minora, Königsberg
1848. Berlin 1857. S. 428—448. Vgl. Müller F. H. G. III. S. 298—301
(der aber viel Unrichtiges einmischt). Hill seh er a. a. 0.
85) In seiner Schrift nsgl xr\g Nscxogidog erwähnt er bereits nicht
bloss den Aristarchos und den Krates (Ath. XI. 490 e) , sondern auch den
Dionys. Thrax und dessen muthm asslichen (s. C. 30. A. 144. C. 33. A. 37 f.)
Schüler Promathidas (Ath. 489 a. b. 492 a). Hieraus ist nun freilich keines-
wegs, wie Lehrs thut, mit Notwendigkeit zu folgern, dass seine Blüte
erst in das 1. Jahrh. v. Chr. gefallen sei; denn der Aeltere kann auch den
Jüngeren citiren; er könnte hiernach mithin immer noch vor Promath., ja
vor Dionys. geboren sein. Aber schlechthin unverträglich hiemit ist die
Angabe bei Suid. 'A6yiXrj7itädrjg Jloxl(iov MvqXsuvog (noXig d' soxl Biftwiccg,
f] vvv 'AndfiEicc KaXovfisvr}), xo d' avcüftsv yhog rjv Ninasvg, y^a^arnto?,
fia&rjx^g 'AnoXXcoviov. ysyovs d' inl xov'AxxdXov -aal Evpivovg xeov ev JIsq-
yafMp ßaoiXsmv. syQoctyE cpiXoaocpcav ßißXia diOQ&ajxwcc. iitccidsvOE ds ncci
tlg *Pc6[iriv inl no(i7tr]Lov xov (isyccXov, Kai iv 'AXs^avÖQSLcc inl xov 8' TIxoXs-
(icciov vsog dUxQiipsv. tyquips noXXd , und sie steht auch mit sich selbst
in Widerspruch. Denn es ist unmöglich, dass derselbe A., welcher zur Zeit
des Pompeius in Rom lehrte und den Dionys. und Promath, citirte, doch
schon als junger Mann unter Ptolemaeos IV (221 — 204) in Alexandreia ge-
lebt haben und ein Zeitgenosse von Attalos I (241 — 197, denn an diesen,
da Attalos vorangestellt ist, und nicht an Attalos II, wie Lehrs S. 430
will, wird man zu denken haben) und Eumenes II (197 — 159) gewesen sein
könnte, und man begreift nicht, wie Wachsmuth a. a. 0. S. 6. A. 4 dies
in Bezug auf Eumenes II für möglich halten kann. Der nächstliegende
Gedanke, durch welchen sich auch das doppelte EyQcctps am Leichtesten er-
klären würde, ist nun allerdings der von Bernhardy, welcher vor inai-
dsvGs eine Lücke annimmt, so dass denn also etwa 'A6y.Xr\nicL<$rig MvgXsccvog,
neu avxbg yqct^axiv.6g und dann noch einiges Andere ausgefallen und mit
Reinesius d' in &' zu verbessern wäre, und so nimmt auch noch Müller
S. 298 f. zwei Myrleaner A., einen älteren und einen jüngeren, an. Aber
dies wird, wie schon Lehrs S. 433 bemerkt hat, dadurch im höchsten
Grade unwahrscheinlich, dass Strab. XII. 566 und Steph. von Byz. MvqXeicc
ausdrücklich nur einen kennen, dass ferner in den Anführungen des A.
v. Myrleia nie ein solcher Unterschied gemacht wird und alle sich auch
aus sachlichen Gründen auf denselben Mann zu beziehen scheinen. Es bleibt
also nur übrig, dass in diesem Artikel mindestens zwei Männer dieses
Namens mit einander vermengt sind, von denen nur der jüngere aus Myrleia
war, ja man wird jenes doppelte tyQuips wohl daraus zu erklären haben,
Asklepiades von Myrleia. 17
Volke Spaniens86), lehrte, wie er denn auch eine Periegese der
Völkerschaften in Turdetanien schrieb87). Ob er jemals in
Pergamon war, lässt sich nicht entscheiden88). Wohl aber folgte
er ganz der krateteischen Interpretationsweise, wie wir dies nament-
lich aus seiner im Uebrigen ausserordentlich tüchtigen und ge-
lehrten archäologischen Schrift89) über den Becher des
I
dass noch eine Notiz über einen dritten eingedrungen ist. Denn wie man
jene cpiXoaocpcov ßißlia dLOQ&axiKcc auch auffassen will, für einen Schüler
des Rhoders (denn dieser ist doch wohl gemeint) Apollonios erscheinen
sie kaum passend. Unter diesen Umständen bedarf es aber auch der
Aenderung von Reinesius nicht, denn auf den älteren A. bezogen, stimmt
S' mit den übrigen diesen betreffenden Zeitangaben. Ja diese Aenderung
wird sogar dadurch höchst bedenklich, dass der Myrleaner schwerlich in
Alexandreia ausgebildet ist, da er eben vielmehr zu der pergamenischen
Richtung gehörte. Wäre &' überliefert, so würde es freilich eine andere
Sache sein und man es dennoch glauben müssen. Bedenkt man dagegen
die Nachricht, dass Apollonios wieder nach Alexandreia zurückberufen sei
(s. C. 14. A. 66), so hat der Bericht über einen dortigen Jugendaufenthalt
eines Schülers von ihm nichts Auffallendes. Aber auch Verwechselung mit
A. von Alexandreia (s. A. 98) kann hier vorliegen. Wohl mit Recht ver-
muthet Roh de Philo v. Byz. u. Hesych. v. Mil, Rh. Mus. XXIV. 1879.
S. 571. A. 1 in Anknüpfung an die Worte xb 8' avco&sv yhog r\v Ni-nasvg
und Stepb. Nt%aicc. f£ ccvxrtg 'Iciyovog nal 'A6HXriniädrigy dass dieser ältere
A. aus Nikaea war. Dass aber der Myrleaner wirklich zur Zeit des Pom-
peius in Rom lehrte, ist durchaus unverdächtig, und es stimmt zu dieser
Zeitangabe auch das aufs Beste, dass der ältste Schriftsteller, bei welchem
wir eine Benutzung von ihm (nämlich von seinen Bi&vviavid) nachweisen
können, Parthenios 35 (wenigstens laut der Beischrift) ist (— Fr. 1 Müll.).
Vgl. A. 95. Nur aber zwingt uns auch dies noch immer nicht dazu mehr
als die letzte Zeit seines Lebens in das 1. Jahrh. zu verlegen, denn wir
wissen damit immer noch nicht, wie alt Pompeius (geb. 106) war, als A.
nach Rom kam, und die Geburtszeit des Letzteren lässt sich mithin nicht
genauer bestimmen, als es im Obigen geschehen ist.
85 b) Von Rom aus, wie Hill seh er a. a. 0. wegen der engen Ver-
bindung der Turdetanier mit den Römern (Strab. 111. 141. 143 ff. 151)
vermuthet.
86) Strab. III. 139.
87) Strab. III. 157. 'AanXrjTZHxdrig b MvglEccvog, uvr\Q iv xrj Tovqdr\xctvici
naidevöccg xa ygcc^ifiaxL-nu nai 7tEQif\yri6lv xivcc xätv i&vcov endsdeoncog xav
xavxrj = Fr. 5 M. Dazu Strab. III. 166 = Fr. 6 M. Lehrs S. 435.
88) Es ist reine Willkür, dass Wachsmuth a. a. 0. S. 6. A. 4 ihn zum
Schüler des Krates macht. Falls er, was ja ganz möglich ist, erst um 100
geboren war, so kann er es sogar nicht mehr gewesen sein.
89) „Wir haben nichts Anderes, dem wir sie in dieser Hinsicht an die
Seite stellen könnten als die Beschreibung der Lesche des Polygnotos
(s. C. 20. A. 44. C. 22. A. 187). Sie zeigt eine Gelehrsamkeit in diesen
Susemtht., griech.-alex. Litt.-Gesch. It. 2
18 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschnle.
Nestor80b) (jtsgl trjg Nedtogidog) ersehen, aus welcher uns
bei Athenaeos90) ein umfänglicher Auszug erhalten ist. Trotz
dieser seiner wunderlichen exegetischen Kunststücke war er aber
doch, und zwar sonach mit vollem Recht, ein angesehener Philo-
log91). Ausserdem verfasste er übrigens noch andere Commen-
tare oder Erläuterungsschriften zu Homeros92) und ferner
zu Theokritos93), vielleicht auch zu Apollonios und Aratos93b)
und schrieb ttsqI KQatLvov94-). Ferner gab es von ihm eine
Geschichte seiner Heimat, Biftwiana, von den Sagenzeiten an
in mindestens 10 Büchern, wenn die Ueberlieferung richtig ist95),
und eine Geschichte der Grammatiker (piegl yQa^atLxeov),
deren Bücherzahl sich auch nicht annähernd mit Sicherheit fest-
stellen lässt96). Ob aber dieser Asklepiades auch der Verfasser
der Schrift ttsqI yQccti{ianxrjg war, in welcher mit Polemik
gegen die von dem Thraker Dionysios in dessen grammatischem
Lehrbuch gegebne Definition über Begriff und Eintheilung der
Dingen und eine Belesenheit in zum Theil sehr entlegener Poesie, nament-
lich in der hellenistischen" (so von Aratos abgesehen Simias und Moero,
s. C. 4. A. 31 b. C. 14. A. 28), „wie sie damals nur bei pergamenischen
Philologen zu finden war". (Maass).
89 b) II. A, 632 ff.
90) XI. 477 b. 488 a— 493 e. 498 f. 503 e, vgl. 474 b. 601 b.
91) Macrob. Sat. V, 21, 6. vir inter Graecos apprime doctus ac diligens
(mit Bezug auf dieselbe Schrift).
92) Ath. 493 a. iv aUoig d8i%%-r]6sx(u. Lehrs S. 441—443.
93) Einmal (I, 118) wird er in den Scholien ausdrücklich als der Myr-
leaner bezeichnet, fünfmal freilich nur schlechtweg A. genannt, s. Lehrs
S. 443 f. Kaibel Herrn. XV. S. 456.
93 b) S. darüber A. 98. 101.
94) Ath. XI. 501 e.
95) Schol. Apoll. Rh. II, 789 = Fr. 2 M. iv dsKccta Bi&vviayicbv. Die
Fragmente s. b. Lehrs S. 434f. und Müller, der mit Unrecht Seh. Ap.
Rh. I, 623 auslässt. Vgl. auch A. 85.
96) Wegen der Unsicherheit der überlieferten Zahlen: V. Arat. I. p. 52,
5 ff. West. 'A6yiX7]7tLcidr}g df 6 MvqXsccvog iv tat icc' (cc' ? Knaack) nsgl yqcc}i-
licitMoov Tccqcia cprjalv ctvzov (näml. "Aqccxov) ysyovivcci (vgl. C. 10. A. 4).
Suid. 'Oqcpsvg KQOt(ovLcizr}g, inonoiog' ov JJsiGiozQOixcp 6vv£ivcci zw zvqccvvg)
A6Hlr}TUccdr}g cpr\a\v iv reo g' ßt,ßXL(p zmv yQcc^azL'umv (man sollte eher er-
warten, dass dies im 1. B. gestanden hätte oder auch in einem Anhang:
ig' vermuthet Knaack). Vgl. C. 32. A. 51. Aus derselben Schrift ist auch
die chronologische Angabe über Polemon, s.C. 22. A. 113. 114. Vgl. Lehrs
S. 436. Ohne Zweifel war sie mittelbare Quelle auch für manche der be-
treffenden Artikel bei Suidas.
Asklepiades von Myrleia. 19
Grammatik gehandelt ward97), steht allerdings dahin, aber un-
möglich ist es nicht, ja nicht einmal unwahrscheinlich98). Noch
zweifelhafter ist es vielleicht, ob die ^E%r\yy\%i'aa tcov d^ovcov
xov üokcovog"), wider die Didymos eine Gegenschrift ab-
fasste 10°) , von dem Myrleaner oder einem andern Asklepiades
herrührten101).
97) Sex. Math. I, 47. 72. 252. Lehrs S. 436 f. Ob in Schol. Dionys.
Thr. Bekk. Anecd. p. 784, 8 MvgXsccvog, wie Müller S. 299 vermuthet, für
Z{ivQvaiog zu schreiben und dies Citat auf tcsqI ygcc^axDi^g zu beziehen
sei, ist sehr zweifelhaft, vgl. Lehrs S. 448.
98) Lehrs S. 436 ff. bestreitet es lediglich von der jetzt allgemein
(s. C. 30. A. 153) als unrichtig erkannten Annahme aus, dass die Tk%vr\
unter dem Namen des Dionysios Thrax unächt und späteren Ursprungs sei.
Was wir aber von Commentaren des Asklepiades zu Aristophanes
wissen, zeigt einen ganz anderen Charakter als die Homerauslegungen des
Myrleaners (s. Lehrs S. 444—448), und in den Schoben wird überdies ein-
mal (Nub. 37) 'A6*Xr\niu8r]g 6 'AXs^avdqsvg citirt, sonst freilich einfach
'A6%lr}7tioidr}g, und der betreffende Commentator zeigt sich als ein so sorg-
fältiger Mann, dass er die Handschriften der Tragiker in Athen einsah,
um den Tragikerparodien bei Aristophanes nachzuspüren, Schol. Ran. 1344
(1385). Hier liegt nun der Gedanke am Nächsten, dass derselbe überall A.
von Alexandreia war, schwerlich jener Schüler des Apollonios (s. A. 85),
sondern noch ein anderer Mann dieses Namens, und dabei wird man auch
stehen bleiben müssen. — Dagegen kann die Angabe (s. C. 14. A. 43. 71)
Schol. Apoll. Rh. I, 623. oxi x. x. X. ioxoqsl kcu 'A6Y,Xr\nia.dYig 6 MvQXsccvög,
deiy.vvg Zxi tkhqcc KXsavog xcc nävxcc (isx^vsyyisv 'AnoXXcoviog richtig sein,
dann aber bleibt es immer noch fraglich, ob der Myrleaner dies gerade in
einer eignen Erläuterungsschrift zu den Agyovavxiyicc dargelegt hat; trotz
der Güte der Quelle jedoch ist es schwer sich der Vermuthung zu er-
wehren, dass vielmehr jener Schüler des Apollonios eine solche geschrieben
habe und auch hier wieder mit dem Myrleaner verwechselt sei. Freilich
„lag es andrerseits gerade für einen Bithyner, wie Letzteren, nahe über die
Argonauten zu schreiben, deren Heldenthaten ja am Südrand des Pontos
spielen, und dazu kommt das gerade bei dem Myrleaner (s. A. 89. 101)
nachweisliche eifrige Studium der hellenistischen Poesie". (Maass). Ich
meinerseits wage daher nicht zu entscheiden.
99) Et. Gud. KvQßsig. 'AonXr}niccdr]g de iv xolg xmv a\bvv>v i%r\yi\xi-
xoig x. x. X.
100) Plut. Sol. 1. zlidvtiog 6 yQCiiiiiccxiHog iv xij keqI xöov d^ovcov xäv
SoXcavog dvxiyQcccpf] ngog 3Ac%Xr\7tiä8riv. Vgl. C. 30. A. 334. — Für den-
selben A. hält Hillscher a. a. 0. den Schol. Pind. Nem. II, 19 angeführten,
„praesertim cum mox adiciatur Didymi sententia diversa": ot de nsQi'AayiXri-
nidd^v cpaolv oxi sU6g ioxiv ccvxov (näml. Ti^iodrjaov) elvai xäv xryv ZctXct-
[iivcc HccxccHXrjQovxqaccvxcov 'A&rivaiav etnbg ovv ccvxbv yevvrjd'ivtci 'A%i\vriGi
xsxQoicp&ca iv 2ccIcc[ilvi. di8v[iog de cpr\ai oxi i'ocog &[i,eivov Xeyeiv x. x. X.t
dagegen an allen anderen Stellen der Pindarscholien vermuthet er in einer
2*
20 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenisclie Philologenschule.
Ueber Alexandros den Polyhistor s. C. 33.
Demetrios Chloros war einer der ältsten, wo nicht der
ältste Cominentator des Nikandros101b); gehörte also wahrschein-
lich auch der pergamenischen Schule an und lebte jedenfalls,
wo nicht noch im zweiten Jahrhundert, so doch spätestens im
Anfang des ersten.
Herakleon, Sohn des Glaukos, aus dem Flecken Tilotis
bei Herakleopolis in Aegypten, welcher später in Rom lehrte 102),
These zu seiner Doctordiss. (s. A. 50) den A. von Tragilos. A. von Myrleia
ist es wenigstens an keiner von ihnen, s. Lehrs S. 447 f., aber auch schwer-
lich A. von Alexandreia (s. A. 98).
101) Es wäre denkbar, dass das Citat Schol. Aristoph. Nub. 37 des A. v.
Alexandreia (s. A. 98) sich nicht wie die übrigen Anführungen des A.
schlechtweg in den Aristophanesscholien auf Commentare zu Aristophanes,
sondern auf diese Schrift bezöge, so dass also dieser Alexandriner ihr Ver-
fasser und nicht bloss von dem Myrleaner, sondern auch von dem Commen-
tator des Aristophanes zu unterscheiden wäre, s. Lehrs S. 446. Aber
Lehrs selbst scheint diese Möglichkeit nicht hoch anzuschlagen. Bleibt
man vielmehr bei jener wahrscheinlicheren Annahme (s. A. 98), dass die
Citate in den Aristophanesscholien alle auf die nämlichen Commentare des
nämlichen Verfassers gehen, welcher, wie Lehrs selbst zeigt, Nichts ent-
gegensteht, so hindert auch Nichts daran, dass vielmehr der Myrleaner der
Urheber der Schrift gewesen sein kann; ob er es wirklich gewesen ist,
bleibt freilich auch so noch durchaus ungewiss. — Ein Gleiches gilt darüber,
ob er der Schol. Arat. 7 citirte war, und wenn ja, ob dies Citat aus einem
Commentar zu Aratos ist, s. Lehrs S. 444; doch spricht für eine bejahende
Antwort der Vorgang anderer Pergamener, des Zenodotos von Mallos und
wohl auch des Krates, s. A. 65. 82. C. 10. A. 50 und das A. 89 Hervor-
gehobne. — Asklepios oder Asklepiades aber b. Marcell. V. Thuc. §.57
und Schol. Thuc. I, 66 war sicher ein Anderer, vielleicht gar kein Gramma-
tiker, sondern ein Rhetor, s. Lehrs S. 444.
101 b) Denn gegen ihn polemisirte schon Antigonos (s. C. 30. A. 260— 262)
Schol. Ther. 585. 748, wie v. Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 189. A. 138
hervorhebt. In einer freilich „schwer entstellten" und „von Lentz Hero-
dian. II. S. 188 ganz verkehrt behandelten und ohne Grund Herodian zu-
gewiesenen" Angabe bei Steph. KoQonrj werden, wie schon C. 10. A. 126
erwähnt ward, oi v7tonvr}[iccxLaavxsg &scov IIXovxccQ%og drjurjXQiog erwähnt,
und „nur so viel ist klar", wie Wilamowitz a. a. O. S. 190. A. 141 be-
merkt (s. auch dessen theilweisen Herstellungsversuch), „sowohl dass Schol.
Ther. 614 benutzt ist, in einem Zustande, von dem jetzt die Scholien nur
noch einen Schatten enthalten, als auch dass der Scholiast eine eigne
Meinung im Gegensatz zu diesen v7to[ivr](iccxL6civxeg versucht".
102) Suid. Hqccv.Xi(ov Alyvitxiog dno xafirjg TiXcoxswq ovürjg vnb xij
*HqocY.l£Ovg itoXsi, yQapiuxxMog. inaidsvos d' Iv 'Pco^itj (vgl. Schol. B II.
<£, 581. cpr\G\v ^HqcckXscov iv 'Pafiy xovxo xs&saG&oci. Steph. v. B. 'Ayvid.
Demetrios Chloros. Herakleon aus Tilotis. 21
wirkte entweder erst zur Zeit des Augustus oder noch etwas
später oder aber schon früher, jedenfalls jedoch nicht vor dem
ersten Jahrhundert v. Chr.103) und verfasste unter Anderem je
einen Commentar zu jedem Buche der Ilias und der
Odyssee104), aus welchem uns Bemerkungen von allerlei Art105),
unter ihnen mehrere prosodische und orthographische 106), erhalten
sind. Ein scharfer Gegensatz gegen Aristarchos tritt aus ihnen
nicht mit genügender Deutlichkeit hervor107), aber vermuthlich 108)
in demselben Commentar standen auch die aller Wahrscheinlich-
AQE&ovaa. KqokvXeiov: 'HqkkXecov 6 rXecvKov). S. über ihn Spitzner zu
II. 21, 228, Meier Opusc. IT. S. 27. A. 100, Beccard De scholiis in
Homeri Iliadem Venetis A (Berl. 1850). S. 76, M. Schmidt Didym. S. 47 f.
A. 1, Schimberg Analecta Aristarchea S. 15 f. u. bes. Diels Doxogr.
S. 88—99.
103) Dies erhellt, wie Beccard bemerkt, aus Schol. Apoll. Rh. I, 769
(vgl. III, 37). oi ds 'Aqi6zocq%eioi öl* exeqov q t%ovGi xocg xoiavzccg yqacpug
(s. Didym. z. IT, 228), mg HqockAecov (prjalv sv xij TL rf/s 'iXiddog. Auf der
anderen Seite ist vielleicht (s. C. 30. A. 343 b) dieser H. zu verstehen b.
Suid. didv{iog 6 KXavdiog . . . etiixo^iv ^HganAsenvog, aber auch des Claudius
Didymus Zeit steht freilich nicht genau fest. Ueber die Entstehungsperiode
der von H. benutzten homerischen Allegorien s. C. 27. A. 99.
104) Suid. fährt fort: eyQccipsv V7t6[ivr}[ici slg r'O(i7jQ0V nccxoc qaxpcodiav,
v.a.1 sig xovg XvQinovg' tceqi xav necq' '0{irjQa> nqoaxaY.xiv.av qr\yidxoiv. Vgl.
Seh. Apoll. Rh. I, 769 (s. A. 103). Schol. T 11. ß, 45. navxaxov dl xmv
VTCo^vrjfidrcov ovxcog evqov, 7tXr\v 'HgccuXEcovog. Et. M. 702, 10. Steph. 'Aqe-
d-ovau. didv[iog vno[ivri[iaxigGJv xi\v v xijg '0dv66Eiccg . . . 'HQCtxXeav . . .
xr\v ctvxr\v vnoyLvrmctxC^cov %. x. X. (es folgt dieselbe Erklärung, die später,
wie Schimberg hervorhebt, auch Epaphroditos Schol. Theoer. 1, 117 offen-
bar nach H. giebt). Et. M. 421, 53. 'IL h v' 'OdvocELag (so M. Schmidt
f. 'H. EvodCoig).
105) In den Scholien heisst er stets schlechtweg 'HqcchXecov oder ot
nsol cHqcckX£(ovcc. Ausser den schon angef. u. A. 106 anzuführenden Stellen
s. Schol. A IV, 107. Schol. B #, 31. Schol. AB O, 44. Schol. BT 2, 546.
Schol. T T, 439. Eustath. z. E, 77 ff. p. 524, 17. Vgl. La Roche Homer.
Textkrit. S. 110.
106) Herodian. z. E, 638. Z, 319. 357. 465. H, 177. Schol. B u. Eustath.
z. A, 269. Schol. Apoll. Rh. a. a. O. 0. Steph. Btjgocc. "Hqcadicivbg öl ivög
| yqctcpEi, 'AnoXXodcoQog ös y.a.1 'Eitacpoodixog yia\ 'HqccmXscov diä ovo.
107) Mit Recht bemerkt Schimberg S. 15. A. 1: „si e Schol. Apoll
Rh. I, 769. III, 37 M. Schmidt Antiarist archeum Heracleonem fuissc col-
legit, nimis indulsisse arbitrio suo vidttur.
108) S. Diels S. 91. A. 2, welcher mit der Bemerkung schliesst: „ex
Heracleone haud scio an fluxerit scholion AB 11. if, 99. %al E£voyccvr\g'
„nüvxsg yccQ yuCr\g xe y.cu vdccxog EY.yEvopEöQ'ct.' ey. yr^g yoeq nccvxa yccI tlg
y-r\v xeXevxu".
22 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschule.
keit nach auf ihn zurückzuführenden, aus einem eignen stoischen
Buche dieser Art geschöpften allegorischen Auslegungen, in
welchen auch die Lehren der verschiedensten Philosophen heran-
gezogen, und welche, wie es scheint, für gewisse Abschnitte bei
Probus und Sextus dem Empiriker, vielleicht, ja wahrscheinlich
eben durch Herakleons Vermittlung, die letzte gemeinsame Quelle
waren109). Jedenfalls arbeitete er hiernach im Sinne und Geiste
der pergamenischen Schule, mag er nun geradezu ihr angehört
haben oder nicht. Ob er derselbe mitHerakleon von Ephesos,
dem Verfasser eines Glo s sen werke s110), war oder nicht, muss
wenigstens bis auf Weiteres wohl dahingestellt bleiben111).
109) Richtig bemerkte schon Schmidt S. 48 zu Prob. Verg. Ecl. V, 31.
p. 11, 4 ff. K. in quo animadvertendttm quod Homerus consentiat Empedocli
et Heracleonv Folgendes: „inepte Empedocli iungitur Heracleo", aber mit
Unrecht schloss er hieraus, dass Heracleoni verderbt sei. Das Richtige sah
Di eis S. 91: „haec coniunctio inepta est, nisi, ut fieri assolet, citati scri-
ptoris memoriae notam originis adhaesisse credis" und setzte dann S. 91 ff.
durch Vergleichung von Sex. Math. X, 313-318 und Prob. p. 21, 14 ff. 3 ff.
p. 10, 33 ff. die ganze Sache ins Klare. S. weiter C. 27. A. 98-99b.
110) Ath. II. 52 b. III. 76 a (vgl. C. 30. A. 221. 243b). VII. 303 b. 308 f.
XI. 503 a. XIV. 647 b. Vgl. III, 111c. 'HoanXEmv. Hesych. rsyvgig. Tccv-
Xjjqov. Ted'rjostai. Tiyyaßccoi. TQix&ddsg, wo (eben aus Pamphilos) keine
anderen Glossen als auch bei Ath. erscheinen, s. F. Ranke De lex. Hesych.
orig. S. Ulf. Die Notizen b. Harpokr. MccxqvXelov und Phot. Tavxa&iv
aus Herakleon leitet dagegen Schmidt S. 47 mit gutem Grunde aus
einer oder zwei anderen Schriften desselben Mannes her. War indessen
Letzterer von dem Aegypter verschieden, so könnte vielmehr auch dieser
gemeint sein. Weiteres s. C. 30. A. 243 b.
111) Mit welchem Rechte Meier und Schmidt das Letztere als selbst-
verständlich bezeichnen, vermag ich nicht abzusehen. So bald man es aber
annimmt, lässt sich über die Zeit des Ephesiers nur sagen, dass er nicht nach
Pamphilos lebte, s. A. 110. C. 30. A. 243 b. - Recht fabelhaft klingt die Ge-
schichte von einem Grammatiker, von welchem wir sonst Nichts wissen,
Daphidas von Telmessos unter Attalos (II oder III?) bei Suid. (aus Aelian.
de prov.): zicccpidccg TsXfirjaasvg, ygcxfificcxLnog, ysyocccpag nsQVOfirjQOv v.al xfjg
avxov noirjGEcog oxv iipEvGuxo. 'A&rjvaioi yäg ovv. egxqocxevguv in' "IXiov. r^v
8' ovtog XoLdoQovfisvog nccvxl hccl [iE%Qig ccvxäv ^r\ (psi86[iEvog xäv &(<x>v. ynxl
"AxxccXov (iev xbv ßaoiXscc IIsQycc[iov diu xovxo e%eiv ctvxa smßovXsvovxoc.
8 lg ds xrtv Tlvfrlav eX&ovxdc noxs GucanxEiv elg xo [iccvxelov v.al iniysXävxcc
eqeg&cci, el xbv iitTiov evqtjgel. xQrjG&TJvcu d' avxa> evqy]geiv xu%£(og. six'
ehelvov dicc&QvXriaccL xovxo, oxl fi-qx' rjv avxa irntog [irjx' cctzcoXexo. ava%ia-
QJiaavxa 8s GvXXccßbfiEvog "AxxccXog E7iExa£,s HaxoaiQrjtivicd'rjvca. ev oj öe
xönco xovxo syivEXO, e-auXeIxo "irntog 6 xonog. ncci Eyvco nqbg reo ftavccxm
liri EtyEvaftcci xb Xoyiov. ovxcog ovv ivvßQiGccg xaxeos ccncoXExo.
Herakleou aus Til. Eintheilung der att. Kom. 23
Von dem Einflüsse der Pergamener auf die griechische
Färbung der römischen fabelhaften Vorgeschichte war schon
früher1115) die Rede. Mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit aber
ist endlich neuestens 112) auf diese pergamenische Philologen-
schule auch die der alexandrinischen Dreitheilung der attischen
Komoedie112b) entgegengesetzte Zweitheilung derselben so wie der
Tragoedie zurückgeführt worden, welche sich bei Dionysios von
Halikarnassos 113), Velleius114), Quintilianus 115), Plutarchos116)
findet. Wohl könnte es bei der Art des Gegensatzes beider
Schulen auffallend erscheinen, dass die erstere von sachlichen,
die letztere von sprachlichen Gesichtspunkten ausgeht, allein
erstere stammt, wie wir sahen117), schon aus der voraristar-
cheischen, ja aus der ältsten Zeit alexandrinischer Gelehrsamkeit,
und der sprachliche Gesichtspunkt bei der letzteren ist genauer
ein solcher, auf welchen Aristarchos und die Seinen nicht ein-
zugehen pflegten, während er den Pergamenern sehr geläufig
war118), nämlich ein stilistisch-rhetorischer, von dem aus dem
Menandros die Palme zuerkannt ward119). Pergamenische Be-
lli^ C. 21. A. 532h-i.
112) Von Kaibel Archippos und die Pergamenische Kritik, Hermes
XXIV. 1889. S. 42-66. Consbruch a. a. 0. S. 235 erklärt dessen Beweis-
führung nicht für überzeugend, aber gerade sein eignes Schlussergebniss
(s. A. 54 z. E.) spricht für die Richtigkeit derselben.
112 >') S. C. 15. A. 88.
113) In dem uns erhaltnen dürftigen Auszug aus seiner Schrift tceqI
jtu^?J(>£(ög steht freilich das Betreffende nicht, aber aus ihr ist geflossen was
wir bei Quintil. X, 1, 65 ff. lesen. Vgl. auch Dion Chrys. p. 476 f. R.
114) I, 16, 3. 115) a. a. 0.
116) Qu. symp. VII, 8, 2. 712 A. B.
117) C. 15. A. 88.
118) S. Kaibel S. 66: „Dass diese sprachliche Untersuchungsmethode
nicht von den Alexandrinern ausgegangen ist, die wohl Abweichungen der
Syntax, der Formenlehre, der Accentuation beobachteten, für die die ek-
loyr\ ovo^idtcov aber ohne Werth und darum nicht von Interesse war,
sondern von den Pergamenern, deren Kritik tö OTQsyopsvov 7tSQi xr\v Xs£iv,
xb 7t£QL tag SiclXe%tov$ %cc\ xccg SiacpoQug t(ov rclaa^octcov Mai xciQK)itVQ(OV
(Taurisk. b. Sex. Math. I, 249, s. C. 12. A. 5) umfasste, das wird heute
wohl allgemein zugestanden werden".
119) Freilich handelt es sich bei Dionys., Dion, Quintil. nur um den
Nutzen für den Redner, und der Standpunkt des Plut. ist ein verwandter.
Und dazu stimmt auch die merkwürdige Behauptung (Quintil. §. 70), dass
die Reden des Charisios in Wahrheit von Menandros seien (vgl. C. 35.
A. 30). Aber dieser rhetorische Gesichtspunkt war doch nur eine folge-
24 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschule.
obachter werden es daher auch gewesen sein, welche namentlich
aus stilistischen Gründen vier Konioedien unter dem Namen des
Aristophanes demselben nicht bloss absprachen, sondern auch
dessen Nachahmer Archippos zuwiesen120).
Nur anhangsweise und zur Sicherheit für alle Fälle ist des
Herodikos121) von Babylon122) schon hier zu gedenken.
Denn freilich wenn das von ihm erhaltene Epigramm gegen die
Aristarcheer123) auf die Vertreibung der Gelehrten aus Alexandreia
richtige Consequenz des stilistischen, welcher vorwiegend dieser Eintheilung
zu Grunde lag. Freilich wird ferner an Menandros neben seiner Sprach-
gewandtheit und Anmuth und seinem Sentenzenreichthum auch seine sittliche
Reinheit, Lebenswahrheit, Erfindungsgabe und seine Charakterzeichnung
gepriesen, aber vom Unterschied der Stoffe und ihrer Bearbeitungsweise,
auf den sich die alexandrinische Dreitheilung gründet, ist hier keine Rede,
daher hier denn auch für eine mittlere Komoedie kein Platz ist. Und der
Hauptunterschied, durch den die neue von der alten getrennt wird, ist, wie
man besonders aus dem Anon. de com. vor Bergks Ausg. des Aristoph.
No. V sieht, das naxdyXcoGGov der letzteren und ebendamit der Gegensatz
der jüngeren attischen Schriftsprache, wie sie sich in der kunstgerechten
Prosa entwickelt hatte und aus ihr auch ins Drama überging, von der
älteren und insofern „weniger attischen". In diesem Sinne wird- Phere-
krates bei Ath. VI. 268 e und Anderen 'Axxi-amxaxog genannt, weil er am
Wenigsten von den Komikern seiner Zeit alterthümelte, und lediglich zeit-
lich ist es zu verstehen, wenn Phrynichos und Aristomenes bei Suid. zu
den BTtidsvxsQoi, d. h. also zu den jüngeren Dichtern der alten Komoedie
gezählt werden. S. das Genauere bei Kaibel S. 59 ff.
120) V. Aristoph. §. 13 Bergk. uvxtlsysxca xegguqu ag ovk ovxa avxov.
egxl ds xctvxa IJoirjGig Nccvccybg Nr\6oi Nioßog, a xivsg elvcci EcpccGccv 'Aq%lti-
nov. nofyaig und Nccvccyog scheinen freilich auch schon von der alt-
alexandrinischen Kritik verworfen zu sein. S. über die ganze Frage
Kaibel S. 46 ff. Die Kritik über die Reden des Charisios (s. A. 119) ist
wohl ein Seitenstück hiezu, nur dass bei letzterer, wie es scheint, die Per-
gamener sich einmal wieder überschlugen.
121) C. Schmidt De Herodico Crateteo. P. I. Elbing 1886. 4. (gut,
vgl. die Anzz. v. Knaack Deutsche L.-Z. 1886. Sp. 1165, Th. Reinach
Rev. crit. 1886. IL S. 321 f., Susemihl Woch. f. kl. Ph. IV. 1887. Sp. 655 f.).
Schoenemann Herodicea, Rhein. Mus. XLII. 1887. S. 467—471 (m. E.
völlig verfehlt).
122) Ath. V. 222 a. xbv BußvXcovtov 'Hqo8ly.ov, s. A. 123.
123) Bei Ath. a. a. 0.
q)8vysx\ 'Aqigzccqxeloi, eti evqecc vcöxa. d,aXdzxr}g
EXXddcc, xrjg i-öv&rig öelXoxeqol KE^iddog,
ycovLoßöfißvnsg, povoovXXccßoi, oigi fis^Xs
XO GCplv y.Ctl GCpGJLV ytccl xb (ilv ffis xb VIV.
xovft' v[iiv el'rj dvGTtsficpEXov Hgodina ds
'EXXccg ue\ (iipvoi %cu %Eonaig BaßvXmv.
Anhang: Herodikos von Babylon. 25
durch Physkon124) gedeutet werden rnüsste125), oder wenn man
wirklich annehmen niuss, dass schon Vergilius in dem seinen
gegen Annius Cimber es vor Augen gehabt hat126), so wäre er
bereits ein unmittelbarer Schüler des Krates gewesen126b); aber
jene Deutung ist zweifellos unrichtig127), und diese Annahme, so
sehr sie sich zu empfehlen scheint, ist doch vielleicht nur be-
stechend127b), und eine überwiegende Wahrscheinlichkeit spricht
124) S. C. 16. A. 90. C. 23. A. 152. 237b. C. 33. A. 253.
125) Mit Bergk Fünf Abhh., herausg. v. G. Hinrichs (Leipzig 1883).
S. 169. A. 1.
126) Catal. 2 nach der Herstellung von Buecheler Catalepton, Rhein.
Mus. XXXVII. 1882. S. 507 ff.
Corinthiorum amator iste verborum,
iste iste rhetor, iamque quatenus totus
Thucydides , tyrannus Atticae febris —
tau Gallicmn, min et sphin et male HU sit:
ita omnia ista verba miscuit fratri.
Vgl. Quintil. VIII, 3, 29. Trotz der Bemerkung von Buecheler S. 509:
„ridituli causa (ßossematis tribus tanquam quartum hoc adicitur male, nequem
fugiat illa quo loco habenda sint, omnia aeque infanda et plena pestilentiae"
scheint mir Sinn und Construction die Verwandlung des zweiten et in ut
zu verlangen, aber das ist Nebensache. Wesentlich dagegen ist, was
Buecheler selbst hervorhebt, dass (iiv und ocpiv auch die sonst geläufigen
Beispiele für ,,mala et molesta glossemata" sind (Anth. Pal. XI, 142. 321);
gerade die beiden anderen von H. gebrauchten acpcöiv und vCv fehlen aber
bei Vergil. Die ganze Aehnlichkeit schrumpft ako auf male sit und tfi\
dv67ti[i(p£lov zusammen, und das male liegt doch von dv67ie[icpsXov recht
weit entfernt, und die ganze Wendung bekommt durch den Schlussvers so
wesentlich einen anderen Charakter, dass man sagen muss: wer dem Annius
Cimber zugleich seinen affectirten Archaismus und die Vergiftung seines
Bruders vorrücken wollte, musste auf sie verfallen, mochte er nun das
Epigr. des H. kennen oder nicht. Und wenn denn doch eins dieser beiden
Epigramme vom anderen abhängig sein sollte, ist denn wirklich das umge-
kehrte Verhältniss so schlechthin undenkbar?
126 b) Krateteer wird er freilich oft genug genannt (s. A. 130. 132. 134),
Schüler des Krates nie.
127) Denn qpfvyfr' ist nicht Indicativ, sondern Imperativ, wie der
Gegensatz 'Hqüöiho) 3s 'EXXag dsl txiuvoi beweist; cpsvyeiv 'EXXudu kann ferner
doch nicht heissen: „nach", sondern nur „aus Hellas fliehen", Physkon
aber hat die Gelehrten nicht von dort, sondern aus Aegypten vertrieben;
so ist denn auch im Schlussverse 'EXXccg ganz richtig, während Bergk zu
den seltsamen Conjecturen TIsQya^' oder MaXXbg zu greifen sich genöthigt
sieht. Worauf H. zielt, wenn er die Aristarcheer als öeiXözsqol HEfiddoe
bezeichnet, weiss ich freilich nicht zu sagen, aber müssen denn überhaupt
alle Schimpfreden motivirt sein?
127 b) S. A. 126. Eine andere, in der That schwer wiegende Instanz
26 Sechsundzwanzigstes Capitel. Die pergamenische Philologenschule.
dafür, dass er vielmehr bereits den Grammatiker Seleukos aus
der Zeit des Tiberius128) anführte und folglich frühestens mit
diesem gleichzeitig, wahrscheinlich aber auch nicht viel später
lebte129). Er verfasste eine Schrift wider die Sokrates-
hat mir Wilamowitz brieflich entgegengehalten: ein griechischer Gramma-
tiker aus Babylon im 1. Jahrh. n. Chr. unter parthischer Herrschaft, der
noch dazu wünscht, dass ausser Hellas auch Babylon ihm bleiben möge,
ist eine sehr bedenkliche Hypothese. S. indessen C. 1. A. 3, und auch ein
unmittelbarer Schüler des Krates mit solchen Schmähungen gegen Piaton
zur Zeit der so höchst platonfreundlichen Mittelstoa (s. C. 28. 29), mit
welcher doch Krates und die Seinen so eng zusammenhingen, ist eine kaum
minder bedenkliche Annahme, so dass man wohl erst untersuchen muss, ob
nicht eine solche Erscheinung doch vielleicht eher im 1. Jahrh. n. Chr.
sich unterbringen lässt. Dass ich immerhin schwanke, verhehle ich nicht.
128) S. Maass De biogr. Gr. (Berl. 1880). S. 33 ff. Bapp Comm. in
hon. 0. Ribbecki (Leipz. 1888). S. 258—265.
129) Gegen dies Ergebniss von Schmidts Untersuchung (s. A. 133 z. E.)
hat freilich Schoenemann S. 468 f. A. 6 eingewandt, aus Schol. Aristoph.
Ran. 1028. iv xoig cpsoopsvoig Alo%vXov TLioGaig ovzs Juqsiov ftuvccxog inccy-
yiXXsxai ovxs %oobg xäg %Btqag GvyKQOVGeeg XiytL luvoi . . .'Hoödixog de tpr\ai
(vgl. A. 134) dixxag ysyovivcci xccg xaiHaag (so Dobree f. ölxxov ysyovivai
xov d'ccvcctov) %ai xr\v xqaycodCccv xavxrjv 7veqisxsiv xrjv iv IlXccxaiccig [ictxrjv.
donovoi ds ovroi ot IIsqgcu vno rov Ai6%vXov d£didd%&ca iv ^vQWnovGcag
GnovdccGccvxog ^igcovog, cog cprjciv 'EoctxoG&svrjg iv y' ntgi yicofiajdiatv (vgl.
V. Aeschyli Nachtr. p. 122, 93 f. West, qpaalv vno 'iiocovog d^KoQ-ivxa ccvcc-
diddt-cu xovg iHoaccg iv ZmeXlu). äXXmg Jidvfiog (s. M. Schmidt Didym.
S. 250)* ort ov 7iSQii%ov6i &dvccxov dccoeCov oi, JJeqgccl xb öga^a. dto xivtg
dixxccg xocftiGsig, xovxioxi didccGKccXiag, xcov TIeqgcqv elvcci x. x. X. gehe her-
vor, dass Didymos den H. schon gekannt habe. Danach müssten denn die
Capitel V, 14 f. bei Ath. 188 d— 190 a aus einer anderen Quelle in das aus
H. (s. A. 133) Entnommene eingeschoben sein. Aber vergeblich sucht man
irgend eine Spur einer derartigen Naht, wohl aber zeigt sich auch hier
188 f so gut wie vorher 180 c. d. 181c (vgl. 177 e) die für den Krateteer
so charakteristische Feindseligkeit gegen Aristarchos, und mit Recht er-
widert Bapp a. a. O. S. 258. A. 2: „Wenn Didym. eine Ansicht mit
xivsg — cpccoL referirt, welche vorher unter dem Namen des H. eingeführt ist,
so braucht er d esshalb nicht gerade den H. benutzt zu haben. Vielleicht"
(ich denke: so gut wie sicher) „meint er den Eratosthenes und schöpft
also aus gleicher Quelle mit H., der nur (?) die Ansicht dieses Gelehrten
wiedergiebt". (Dass diese Ansicht übrigens, wenn sie nicht blosse Hypo-
these war, sondern Eratosthenes wirklich eine Ueberlieferung von einer
solchen zweimaligen Aufführung der Perser kannte, mindestens dahin um-
zukehren ist, dass die in Sikelien die frühere war, und dass sie folglich
das Problem zu erklären nicht geeignet ist, hat, wie hier beiläufig gegen
die ferneren Verkehrtheiten Schoenemanns S. 469 ff. , welcher sogar die
weitere Ausmalung des H. für durchaus glaubwürdig und vielmehr auch
Herodikos von Babylon. 27
Verehrer, 7tQog %ov QLÄoGaxQdrrjv 130) , voll von übel begrün-
deten Schmähungen gegen Piaton und andere Sokratiker, aus
welcher uns bei Athenaeos131) umfängliche Auszüge erhalten sind,
eine zweite Uv^^oxra v7to[ivtf[iata132), aus welcher wahrschein-
lich nicht minder ausführliche, eine Beschreibung der homeri-
schen Symposien im Vergleich mit denen des Piaton, Xenophon
und Epikuros enthaltende Stücke bei Athenaeos entnommen
sind133), und eine dritte, mindestens 6 Bücher umfassende Ka-
[i(pdov{ievoilu), in welcher das Werk des Eratosthenes über die
attische Komoedie und auch wohl Polemon benutzt war135).
scnon für herrührend von Eratosthenes selber hält, bemerkt sein mag,
Susemihl De Aeschyli vita, Greifswald 1876. 4. S. 14 f. dargelegt. Ausser-
dem vgl. Strecker De Lycophrone etc. S. 64 f. Fr. 109).
130) Ath. V. 215 f. *H. 6 KQcctrjTSLog sv xoig ngog xbv ^tloGcoyiQdxr^v,
vgl. 219 c. 'H. 6 KQatr'jtsLog: es folgen 10 von ihm auf den Namen der
Aspasia fabricirte, an Sokrates gerichtete Hexameter, über die Bergk
P. L. G.4 II. S. 287 f. ganz verkehrt urtheilt. Vgl. dagegen Schmidt S. III.
131) V, 55— 63 und XI, 112—115. 117. 118 = 215 e — 220 f. 504 e —
507 a. 507 c — 508 d mit Ausnahme einzelner anderweitiger Zusätze, wie
217 f. 505 b. d. 506 c. e.
132) Ath. VIII. 340 e. H. 6 KQUxr)xsiog sv xoig <r. v.
133) V, 3 — 18 = 186 d — 192 b, wo am Schlüsse (prjolv 6 "Hg68i%og
steht (diese Stelle fehlt seltsamerweise in Kaibels Index). Schmidt
S. Xff. hat eingehend die auffallenden Aehnlichkeiten dieser Partie mit
jenen beiden anderen dargelegt, zu denen hier neben sonstigen unverkenn-
baren Charakterzügen der pergamenischen Schule (s. Schmidt S. XI f.)
noch die heftige Polemik gegen Aristarchos (s. A. 129) kommt. Dass
wenigstens aus einer Schrift des H. auch dieser Abschnitt entlehnt ist,
kann sonach nicht zweifelhaft sein. Hier wird nun aber 188 f Seleukos
citirt.
134) Ath. XIII. 586 a. 'if. 6 KocczrjXSLog sv g' Ko3(i(p8oviisv(ov. 591 c.
*H. 8s sv sntcp Kcofiaydovfisvav. Dazu kommt das A. 129 mitgetheilte Bruch-
stück. Das in Schol. Aristoph. Vesp. 1239 erhaltne stammt dagegen, wie
auch gegen Schmidt S. IV. A. 2. 5 zu bemerken ist, vielmehr aus den
Kaiicodoviisvoi des Ammonios, s. C. 30. A. 41. 170. Dass der Titel aller
Wahrscheinlichkeit nach Kcofia>8ov^svoi, wie Schweig häuser, und nicht
Ktoficodoviisva, wie Meineke wollte und Schoenemann S. 70 wiederholt,
war, zeigt Schmidt a. a. 0. — Ohne Buchtitel erscheint H. noch einmal
bei Ath. VI. 234 d. insKccXsLxo 8s (näml. IIoXs{icov) neu axrjXoyi6'7tug , cos
^HgoSinog b Koccxrixsiog si'orjTis , vgl. C. 22. A. 124. 185. Vermuthlich ist
aber, wie auch Schmidt S. IV. A. 3 anzunehmen geneigt ist, auch dies
Bruchstück aus den Kcoficpdov^svoi, da es in ein Fragment des Polemon
(78) über Parasiten {TloXs^cav — yqdipag nsql naouaCxav) eingeschoben ist.
135) S. A. 129. 134. — Eines genaueren Eingehens auf die Gelehrsam-
keit in den Resten der Schriftstellerei des H. enthalte ich mich in dieser
28 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
Siebenundzwanzigstes Capitel.
Apollodoros von Athen und die Myelographie1).
Die mythographische Schriftstellerei der Alexandrinerzeit
sehliesst sehr verschiedene Richtungen und Erscheinungen in
sich. Neben einer umfassenden, ihrer Absicht, wenn auch ver-
möge der theilweise verkehrten leitenden Gesichtspunkte nicht
durchweg ihrem Erfolge nach streng wissenschaftlichen Unter-
suchung über die Götterlehre und die Göttermythen der Griechen,
wie sie Apollodoros in seinem Hauptwerk lieferte, laufen
mythologische Handbücher, neben historisch geraeinten Behand-
lungen bestimmter Sagenkreise laufen Darstellungen her theils,
wie die des Hegesianax und des Dionysios Skytobrachion,
längeren Romanen, theils, wie die kurzen, krausen Geschichten
des Palaephatos, kleinen Novelletten vergleichbar, alle ledig-
lich auf die Unterhaltung oder auch zugleich die platt rationa-
listische Aufklärung der Leser berechnet, Darstellungen, in denen
die Phantasie nicht minder frei und ungebunden waltete als in
den ihnen voraufgegangenen Tendenzerfindungen eines Hekataeos
von Abdera, eines Euhemeros und Anderer2).
Timotheos aus Athen, ein Eumolpide und sogenannter
Exeget3), d. h. Ritual ausleger und Zeichendeuter, ward von
Ptolemaeos I von Eleusis nach Alexandreia berufen4), wo er
bloss anhangsweisen Skizze absichtlich. Ebenso begnüge ich mich die
Stellen einfach anzuführen, an denen Schreibungen, Accentuationen und
Erklärungen von ihm in Bezug auf Homeros berührt werden: Herodian.
z. II. JV, 29. T, 53. 'HQodmog. Schol. T II. X, 385. oi tcsqI 'Hqoöikov. Vgl.
Schmidt S. IV. A. 4. Sehr bezeichnend für ihn ist endlich die Angabe
bei Herakl. Alleg. Hom. 11. öepodgu yovv ni&ccvcog 'HgödLnog unotpuivsxui
(irj di' oXrjv xr\v dsaastiav iv 'iMcp (iS[isvr}H8Vou tovg "EXXrjvug , ccXX' inl
tsXel xov nu&SLtiaQUEvov xqovov xi\g aXcooemg ccvaXriXvd'evcu. v.al ydq r\v
uXoyov x. r. X., vgl. Schmidt S. IV. A. 6. Ob er Homercomme ntare schrieb,
steht dahin: es kann dies Alles auch aus den SvybfiiKtu v7to[ivri[Lcctct sein.
1) Sammlungen von Gale Histonae poeticae scriptores aatiqui, Paris
1675. Opuscula mythologica, physica et ethica, Cambridge 1670. Amster-
dam 1688 und Westermann Mvd-oygcccpoi. Scriptores poeticae historiae
Graeci, Braunschweig 1843. 8.
2) S. C. 11.
3) Plut. de Is. et Os. 28. 361 F, s. C. 21. A. 401. 430.
4) Tac. Hist IV, 83. Timotheum Atheniensem e gente Eumolpidarum,
quem ut antistitem caerimoniarum Eleusine exciverat etc.
Timotheos v. Athen. Pseudo-Hippys. 21)
mit Manetho zusammenwirkte5). Er wird als ein nacht unbe-
deutender Theologe bezeichnet und Manches aus ihm über die
phrygischen Götter mitgetheilt5b). Vermuthlich diesem Timotheos
gehören auch vier uns erhaltene lyrische Verse an Apollon und
zwei an Artemis an5c). Jedenfalls wohl eine anderer Timotheos
von Athen aus ganz ungewisser Zeit war aber derjenige, aus
dessen Schrift tzsqI ßicov vier Angaben in Bezug auf gewisse
Aeusserlichkeiten von Philosophen mitgetheilt werden6).
Unter dem Namen des Hippys von Rhegion, eines an-
geblichen oder wirklichen alten historischen Schriftstellers, existirte
schon in der ältesten Alexandrinerzeit eine mit allerlei Sagen-
und Wundergeschichten angefüllte Schrift7), welche bereits von
Antigonos von Karystos benutzt ist7b). Wahrscheinlich etwas
5) Plut. a. a. 0. Müller F. H. G. It. S. 614 vermuthet, dass die hier
und ohne Nennung des Sosibios und des Manetho von Tac. a. a. 0. nach
den „Aegyptiorum antistites" erzählte Geschichte aus der *Isqu ßißXog des
Manetho (Fr. 78) stamme, vgl. C. 21. A. 431.
5b) Von Arnob. V, 5. Aus demselben Werk ist daher wohl auch die
Notiz aus T. über den Namen der Anwohner des Flusses Gallos in Phrygien
bei Steph. FdXXog. Ob es aber derselbe T. sein soll, dem Pseudo-Plut. de
fluv. 18, 3 und 3, 1 zwei Werke 'A^yolinci und tceqX noxccnäv beilegt, ist
namentlich in Betreff der ersteren Schrift mehr als zweifelhaft. Vgl. Müller
a. a. 0. und IV. S. 522 f.
5C) Macrob. Sat. I, 17, 20. VII, 16, 28.
6) Piaton, Speusippos, Aristoteles, Zenon von Kition, La. Di. III, 5.
IV, 4. V, 1. VII, 1. Bei Clem. Str. IV. 496 D wird Timotheos von
Pergamon citirt iv xa nsol xrjg xcov cpLXo60cpcov avögpictg.
7) S. die Bruchstücke bei Müller F. H. G. II. S. 12—15. Den wahren
Sachverhalt hat erst v. Wilamowitz Hippys von Rhegion, Hermes XIX.
1884. S. 442 — 453 erkannt und erwiesen. In dem Art. b. Suid. "innvg "¥r\-
yivog, lOTOQiKÖg, ysyovag inl xäv II£qcl%gjv, kul rtQcoxog k'yQoaps xccg Zixs-
XiHccg 7tQcct-ei.g, ag voxsqov Mvrjg £7texE[i£xo. hxiglv 'ixaXtag^ ZiksXixcov
ßißXia s\ %qovLY.ä iv ßißXioig s', 'AQyoXiyiaiv y' . ovzog ito(oxog EyQcaps na-
Qmötav neu %(aXCa^ßov neu äXla beziehen sich selbstverständlich die Schluss-
worte vielmehr auf Hipponax, und die Vielheit der Titel beweist Nichts,
obgleich XqoviY.cc auch durch Zenob. III, 42 Paris. (= Fr. 4). "liinvg
(iTMtvg Codd.) iv xat nsol %qov(qv bezeugt ist. Den aus Fr. 7 entstehenden
Schein, als ob schon Aristoteles das Buch gekannt hätte, hat Wilamowitz
beseitigt, desgleichen das scheinbare Zeugniss des Phainias bei Plut. de
def. orac. 23. 422 E, indem er hier "inncccog herstellt und damit das be-
treffende Fr. 6 tilgt, „das führt aber weiter dazu, zu bezweifeln, ob die
Epitome des Myes nicht auch einen Pythagoreer, also Hippasos, angeht",
denn ein Pythagoreer Myes von Poseidonia erscheint bei Iamblich. V. P. 267,
und sonst begegnet dieser Name nie.
7b) Hist. mir. 121 (133), wo freilich "'inncov überliefert ist (= Fr. 6).
30 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
jüngeren Datums war eine andere Fälschung, die dem K ad mos
von Miletos beigelegte KxiGig Milr'itov xal rrjg oliqg 'IcavCag in
4 Büchern70), wenigstens tritt die Kunde von der vermeintlichen
Existenz dieses alten Schriftstellers nicht vor dem Ende des
ersten Jahrhunderts v. Chr. zu Tage7d).
Polyanthes von Kyrene aus ungewisser Zeit, aber aller
Wahrscheinlichkeit nach noch vor Apollodoros, also spätestens
im Anfang des zweiten Jahrhunderts, vermuthlich aber schon
im dritten schrieb %egl rrjg 'A6Kkr\7tiadG)v ysvaösag8).
Akestodoros8b) von Megalopolis, wie es scheint, älter als
Polybios oder doch spätestens dessen Zeitgenosse, schrieb ein
Werk % sqI tcoXemv80) oder vielmehr nach genauerer Titel-
angabe tcc kcczcc iiolsig {ivfriKcc8*). Ein ähnlicher Schrift-
steller war auch der nicht weiter bekannte Thrasybulos8e).
Ebenso hat er, wie schon C. 21. A. 380 b bemerkt ist, ja auch Pseudo-
Amelesagoras verwandt. Das Citat Fr. 3 b. Schol. Eurip. Med. 10 stammt
aus Parmeniskos (vgl. C. 30. A. 109) und beweist (s. C. 30. A. 110), dass
dieser den H. als einen Mythographen ansah. Vgl. noch Wilamowitz
S. 450: „Sollte aber auch wirklich ein älteres echtes Buch von H. be-
standen haben, so würde dasselbe für die spätere Zeit ganz und gar durch
die Modernisirung verdrängt sein, so dass seine Existenz für uns ohne
jeden praktischen Werth wäre".
7C) Suid. KaSpog, IlavSiovog, MdrjGiog, s. Müller F. H. G. II. S. 2—4,
auf den überhaupt hier zu verweisen ist.
7d) Dionys. v. Hai. Ind. de Thuc. 23. Strab. I. 18. Diod. I, 87, 3. —
Vollends die gefälschten oder verfälschten Genealogien unter dem Namen
des alten Akusilaos von Argos, von welchem es auch ächte gab, stammen
doch wohl frühestens erst aus dem ersten Jahrh. n. Chr., wenn auch der
von Hercher Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. I. S. 278 geltend gemachte Grund
nicht ganz zutreffend ist, s. Rohde Gr. Rom. S. 272. A. 2.
8) S. Müller F. H. G. IV. S. 479. Er wird bei Sex. Math. I. 260
(hier mit Angabe des Titels seiner Schrift) und Schol. Eurip. Ale. 1, wo
er vielmehr Polyarchos genannt wird, in einer vermuthlich aus Apollod.
7tsgl &£cov stammenden Zusammenstellung verschiedener Angaben über den
Tod des Asklepios aufgeführt, vgl. A. 58.
8b) Müller F. H. G. II. S. 464». v. Scala Die Studien des Polyb. I.
S. 57 f.
8C) Steph. v. Byz. MsyuXonoXig . . . eeep' rjg %al 'A^satodcoQog neqi no-
Xscov avyysygaqxog nccl IloXvßiog.
8d) Wenn anders nämlich, wie Müller vermuthet, der bei Tzetz.
Hist. VII, 648 neben Ktesias, Iambulos, Isigonos (vgl. C. 11. A. 17. C. 17)
als Erzähler von Wundergeschichten genannte Akestorides mit ihm die-
selbe Person ist, denn von diesem berichtet Phot. Cod. 189. 146* 15 ff.
Bekk.: Gvvcxv8yv(ood"ri h Xoyoig d"A*€GTOQidov rav natu noXeig iiv&woov x. t.X.
Pseudo-Kadmos. Polyanthes. Akestodoros. Hegesianax. 31
Hegesianax9) von Alexandreia in Troas10), Sohn des Dio-
genes, 193 von den Delphiern zum Proxenos ernannt11), lebte
am Hofe von Antiochos dem Grossen (224—187) und stand bei
diesem sehr in Gunst12), so dass er in dem gleichen Jahre 193
von demselben sogar als Gesandter mit zwei Anderen zu T. Quinctius
und den zehn römischen Abgeordneten geschickt ward 13). Er wird
auch als Grammatiker und Verfasser zweier grammatischer Schriften
über die Sprache des Demokritos und über poetische Aus-
drücke bezeichnet14), von denen sich jedoch keine Spur erhalten
hat. Ferner aber war er der wahre Urheber der troischen
Geschichten (Tgcnixa), allem Vermuthen nach, wie bemerkt,
eines sagengeschichtlichen Romans, unter dem Namen des Ke-
phalon oder Kephalion von Gergithes15), eines wahrscheinlich
Indessen ist dies doch sehr zweifelhaft. Immerhin scheint sich Akestodoros
auf die Sagengeschichte beschränkt zu haben: Deukalion und Dodona
(Schol. B II. IT, 233. Steph. Jcodmvr} [= Kineas Fr. 4]. Arsen, p. 215. Et. M.
dadoovctiog, wo es am Schlüsse heisst: rj i6xoqicc nagä ©qccavßovXat nctl
AKsatod(6Q(p)9 Ansiedlung von Thrakern in Eleusis im Kriege des Eumolpos
gegen Erechtheus (Schol. Soph. 0. C. 1051); dazu kommt allerdings noch
eine Notiz aus den Perserkriegen bei Plut. Them. 13, die aber nicht be-
weist, dass er auch diese erzählt hatte, vielmehr füglich bei einer anderen
Gelegenheit vorgetragen sein kann.
8e) Er wird nur mit Akestodoros Et. M. a. a. 0. (s. A. 8d) und in Be-
zug auf denselben Gegenstand vor diesem mit Berufung auf Epaphroditos
bei Steph. Jcodcovr} (s. wiederum A. 8d) erwähnt.
9) Müller F. H. G. III. S. 68—71.
10) Steph. v. Byz. Tgcoug (s. A. 14). Demetr. v. Skeps. Fr. 7 Gaede
b. Ath. IV. 155 b. Vgl. dens. Fr. 9 b. Ath. III. 80 d. xov 'AXefrvdosa. Ath.
IX. 393 d (= Fr. 3). 6 'AX^uvSgsvg (s. A. 15). Ausserdem s. A. 11.
11) Wescher und Foucart Inscr. de Delphes No. 18. p. 18, 41 ff.
Dittenb erger Syll. inscr. Gr. No. 198. aQ%ovxog IIsid-ccyoQcc . . . ^Hyrjaccvat;
dioysvovg 'AXs^avÖQSvg sn tag Tgcoccdog, s. A. Mommsen Philologus XXIV.
S. 28 ff. Foucart Rev. de philol. N. F. IL S. 216 f. Bergk Philologus
XLII. S. 237. 244, welcher meint: „auf der Reise nach Rom" (s. A. 13)
„wird er auch Delphi berührt und dort die Proxenie erhalten haben", vgl.
C. 22. A. 109. 110. 122.
12) Demetr. v. Sk. Fr. 7 (s. A. 10. 17).
13) Polyb. XVIII, 47 (30), lff. 50 (33), 3. Appian. Bell. Syr. 6.
14) Steph. a. a. 0. yQct[i[jLttxiKbg yocctpag nsoi xrjg dr)[iOHQiTOv Xi&oog
ßißXCov %v nccl nsoi noir\xiY.<av Xeij,£(ov. Von seiner sonstigen schriftstelleri-
schen Thätigkeit wird hier also ganz geschwiegen.
15) Ath. IX. 393 d (= Fr. 3). 6 de xd KscpccXteovog (an allen anderen
Stellen lautet der Name vielmehr KsopciXonv) iniyQucpofisvcc Tqcoiy.cc ovv&elg
*Hyr}Guxvai- 6 'AXe^civdosvg. Sonst werden diese Tgcoiy.d überall als Werk
32 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Atben u. d. Mythographie.
von ihm lediglich erdichteten, angeblich uralten Schriftstellers16).
Dazu stimmt es vortrefflich, dass er auch als Dichter bezeichnet
wird17), und so war denn endlich höchst wahrscheinlich kein
anderer Hegesianax auch der Verfasser des astronomischen Ge-
dichts <l>aiv6iisvcc18), welches weit weniger als das des Aratos
des Kephalon angeführt (vgl. auch Strab. XIII. 589. xcav iv Kvfica'a rsQyi-
ftcov i\v yccg xunsi noXig 7tXrj&vvTL%cog nal &rjXvncog Xeyofisvrj cct regyiötg-
o&evneQ b rsqyl&iog rjv KecpdXcov), so Fr. 1. 2 in der Beischrift zu Parthen.
4. 34, wo sie als eine der Quellen bezeichnet werden, von Dionys. v. Hai.
A. R. I, 49. 72 (= Fr. 4. 8, s. A. 16), Steph. (Fr. 5. 6) u. Anderen (Fr. 7. 9),
und nur Strab. XIII. 594 berichtet aus Demetr. v. Sk. (Fr. 21) nach H. vom
Einfall der Gallier in llion. Bedenkt man nun aber, dass auch das, was
wir bei Strab. 596—602 lesen, aus Demetr. ist, und dass 596 das Citat r\v
i6xoqov6i (Dem. Fr. 22), wie aus dem Vergleich mit Parthen. 4 erhellt,
auf die Tocoind des H. geht (s. Gaede Demetr. Sceps. S. 27 f.), so stammt
ohne Zweifel auch diese Nachricht über ein Ereigniss naher historischer
Vergangenheit aus derselben Schrift, sei es nun, wie ich glaube, aus einer
von H. im eignen Namen voraufgeschickten Einleitung, sei es, woran
Müller denkt, in einer in eignem Namen angereihten Fortsetzung bis in
die Gegenwart hinein. Und wenn Demetr. in den erhaltnen Bruchstücken
seines TqcoiY.bg diäyioO(iog auch nirgends den Titel Tqcoikcx anführt, sondern
an den beiden A. 10 angezognen Stellen vielmehr 'HyrjoiocvccHTcc . . . xbv
rag (IaxoQtag yQct.ipa.vxa, geschrieben zu haben scheint, so kann doch kein
Zweifel sein, dass diese *l6xooiai mit den T^ronta einerlei sind. Ueber die
muthmassliche Benutzung der T^ojtxa bei Kon. 23 s. A. 156. — Aißvnu
des H. werden nur von einem sehr verdächtigen Zeugen, Pseudo-Plui.
Parall. min. 23. 311 D (= Fr. 11) genannt.
16) So dass also, wie ich mir die Sache immer gedacht habe, der
Titel lautete: „Kephalons des Gergithiers troische Geschichten". Voll-
ständig in das allem Anschein nach richtige Licht hat dieselbe erst jetzt
Bethe Quaestiones Diodoreae S. 9 f. (freilich ohne Beweisführung) gesetzt:
wenn Dionys. v. Hai. a. a. 0. 0. schreibt KscpdXav b rsQyföiog nal (Hyrj-
Ginnog 6 nsol IlaXXrjvrjg yoccipag (s. C. 21. A. 643. 645) avÖQsg ccQ%aloi -aal
Xoyov a^iOL und KscpäXoov (izv b reQyföiog GvyyQacpsvg naXaibg itdvv , so
hat er sich eben durch H. täuschen lassen.
17) Demetr. Fr. 7 (s. A. 10. 12. 15) erzählt von improvisirten (?) Versen
zum Ruhme des Antiochos, durch welche er sich dessen Gunst ersang. An
der anderen Stelle (Fr. 9) bezeichnet er ihn als einen geschickten Declamator
(und zwar offenbar zunächst von Versen) und berichtet etwas fabelnd, wie
er sich die sonore Stimme, welche er als solcher zeigte, erworben habe:
v.ax aQ%dg ovxu xansivrjxov , «ort xQaycodov qpjjfft yeveo&at. v.al V7Coy.qixi%6v
Y.a\ svr)%ov , 6%xcoY.aCd£v.a ixcov xav övxcov (irj ytvadfievov.
18) Wenn man annimmt, H. sei 193 (s. A. 13) schon gegen 80 Jahre
gewesen und also gegen 273 geboren, so könnten unter der weiteren
Voraussetzung, dass er die ^aiv6(isva schon in seiner Jugend gedichtet
Apollodoros von Athen. 33
sich auf das eigentlich Astronomische beschränkte, sondern, wenn
es natürlich dies auch immer als das Hauptziel im Auge be-
hielt, doch vielmehr stark in das Mythologische, namentlich
in das Gebiet der attischen Mythen- und Sagengeschichte, und
zwar wiederum mit grosser Freiheit der eignen Erfindung ein-
ging19).
Apollodoros20), Sohn des Asklepiades, von Athen, ein
Grammatiker, Schüler des Stoikers Seleukos von Seleukeia und
lange Zeit hindurch des Aristarchos, so dass er eine zwischen
diesem und den stoischen Pergamenern vermittelnde Richtung
einschlug, wirkte offenbar später in Pergamon, da er „den dor-
tigen Königen", d. h. genauer Attalos II, seine Chronographie
(Xqgvixcc) in komischen Trimetern widmete, welche von der Er-
oberung von Troia ab 1040 Jahre bis in die Gegenwart hinein
umfasste21) und folglich bis 144 hinabreichte22) und vermuthlich
habe, dieselben immerhin noch ein paar Jahre vor dem Tode des Phila-
delphos erschienen und somit dieser immerhin noch der Urheber des viel-
besprochenen (s. C. 10. A. 40. C. 17. A. 13. C. 19. A. 17, auch C. 5. A. 29)
Epigramms V. Arat. I. p. 65, 93 ff. sein, in welchem auch ihrer gedacht
wird; doch lässt sich wiederum nicht leugnen, dass es ungleich zwangloser
ist Euergetes als Verfasser desselben anzusehen, zumal da man sonst bei
Hermippos nach demselben Auskunftsmittel greifen und so von dem letzteren
einen bedenklich ausgiebigen Gebrauch machen muss, s. C. 19. A. 17.
19) So viel erhellt deutlich aus den Ueberresten. Einiges nämlich
wird aus diesem Gedicht bei Hygin. Astron. II, 6. 14. 29 ausdrücklich an-
geführt, und auch II, 5. p. 40, 4 — p. 41 ist von dort entnommen, so wie
auch (s. Meineke An. AI. S. 242 f.) die Verse des „Ageanax" bei Plut.
de fac. lun. 2. 3. 920 E. 921 B aus demselben stammen. Dazu kommt die
Angabe des Nigidius Figulus Schol. Germ. BP p. 85,13 — 86,3 Breys.
S. Robert Erat. Cat. S. 221 f. Ferner zeigt Maass Analecta Eratosthenica
(s. C. 15. A. 65. 92). S. 57—104, dass die Darstellung bei Hygin. Astron.
I, 4 aus zwei Quellen zusammengesetzt ist, von denen die eine die (wie
schon C. 15. A. 92 bemerkt ward) ihren Stoff aetiologisch behandelnde
Erigone des Eratosthenes war, die andere, ohne Zweifel von letzterem
Gedicht beeinflusste , aber die Fabel im astronomischen Sinne , und zwar
genauer im Sinne des gesammten astronomischen Zusammenhangs erheb-
lich umbildende , im Wesentlichen von Nonn. Dionys. XL VII, 1 — 264 wieder-
gegebene aller Wahrscheinlichkeit nach die Dichtung des H.
20) Heyne Fragms. verbunden mit der Ausg. der Bibliothek, Göttingen
1782. 1783. 2. A. 1803. 8. Müller F. H. G. I. S. XXXVIII— XLV. 428-469.
IV. S. 649 f. Westermann Art. Apollodorus in Paulys Realenc.
21) Ich nehme nach wie vor keinen Anstand, wie es nach dem Vor-«
gang von Tetti in der von Aegius aus Spoleto 1555 besorgten ersten
Susbmihl, griech.-alox. Litt. -Gösch. IC. 3
34 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
denn auch in diesem Jahre erschien. Nach 119 veranstaltete er
sodann von derselben eine zweite Ausgabe23) oder auch einen
Ausgabe der Bibliothek allgemein geschehen ist, die Verse 16 ff. bei
Pseudo-Skymnos
tOLQ SV Il£Qyd{l(p
19 x&v 'AtTinaiv xig yvrjGtcov xs (piXoXoyoav
ysyovag ccxovGxijg dioysvovg xov SxoaiHOv,
GWSG%oXcLY.<ag 8s noXvv 3AqigxÜq%co %qovov ,
gwsxcc^ccx' dnb xr\g TocaiKrig ccXcoGscog
XQOVoyqacpCoLV gxol%ovgocv ct%qi xov vvv ßiov.
hrj 8s x£xxaQdy.ovxoc ngog xoig %iXioig
25 a>QiG(i£voog s^s&sxo . . . (s. A. 39).
38 [lexqcp 8s xavxrjv sxxi&svcci tcqosiXsxo,
reo y.mfiL%(p 8s, xr\g GacprivsCccg x^qlv,
sv(ivrj(iovsvxov icofisvrjv ovxoag oqgjv k. x. X.
unter vollständiger Billigung der Ergebnisse von Diels Chronologische
Untersuchungen über Apollodors Chronika, Rhein. Mus. XXXI. 1876. S. 1 — 54
auf A. zu beziehen, obschon G. F. Unger Die Chronik des Apollodoros,
Philologus XL. 1882. S. 602 — 651 sich nachzuweisen bemüht hat, dass ein
Anderer, Unbekannter (vielleicht Artemon von Pergamon, s. C. 26. A. 67 ff.)
gemeint sei, nach dessen Vorbild A. vielmehr erst um 70 (s. A. 23) seine
Chronographie geschrieben habe. S. dagegen Suse mihi Anal. Alex,
chron. p. II. Greifswald 1888. S. XXII f. Mir wenigstens ist es unglaublich,
dass es zwei Grammatiker gegeben haben sollte, einen im 2. und einen
im 1. Jahrh., beide Athener, beide Männer von grossem Ruf, beide Ver-
fasser einer Chronographie in komischen Trimetern, beide Schüler von
Aristarchos und einem Stoiker, s. Suid. 'AnoXXodcooog AG%Xy\ntä8ov yqcc{i-
[icixLKÖg, slg xeov Uavaixiov xov *Po8iov cpiXococpov xat 'AqigxÜqxov xov
yqann,a.XL%ov fiad'rjxmv, 'A&rjvcctog xö ysvog. Dazu kommt, dass auch der
Commentar zum Schiffskatalog noch vor dem Tode des letzten Attalos
133 geschrieben zu sein scheint, wie Niese Rhein. Mus. XXXII (s. A. 48).
S. 307, wenn auch mit Reserve, aus Strab. XII. 573 schliesst. Freilich
kann A. in Wahrheit nicht mehr, wie Suid. angiebt, Schüler des Panaetios
gewesen, sondern nur so viel, wie Zell er III3, 1. S. 47. A. 1 bemerkt,
richtig sein, dass er sich diesem seinem Mitschüler eng anschloss und mit
demselben fortwährend in regem wissenschaftlichem Verkehr stand, wie
Philod. Ind. Acad. Col. 69 die Sache richtiger dargestellt zu haben scheint:
6 (8ys IIa(yctiyxiog nccl xov ygafifK^ccxinovy (AynoXXoScoQov cc7i(s8s£c(xoy
(so Gomperz Jen. L.-Z. 1876. Sp. 607) oder än(sdsxsxoy (so Zeller).
Umgekehrt müsste A., da Aristarchos spätestens 143 starb (s. C. 16. A. 85. 89),
um noch dessen Schüler gewesen zu sein, mindestens etwa 98 bis 100 Jahre
gezählt haben, als er seine Chronographie veröffentlichte, wenn dies erst
um 70 geschehen wäre, und es bleibt daher Unger nur der Ausweg an-
zunehmen, er sei nur ein mittelbarer Schüler des Aristarchos gewesen.
►Vgl. auch noch C. 22. A. 205. Die Bruchstücke der Xqovi-acc. (45—104. 58a.
81 a. 89 a M. u. s. C. 20. A. 47), und zwar gerade die sonst fast gänzlich
Apollodoros von Athen. 35
Nachtrag zu jener24). Er war der Erste, welcher derartige
Hand- und Schulbücher sei es überhaupt in metrischer, sei es
fehlenden wörtlichen sind nicht unerheblich durch die vortreffliche Beobachtung
von Röper Philol. Anz. II. 1870. S. 24 ff. gewachsen, dass Philodemos in
ebenjenem Index eine Reihe von Versen theils wörtlich, theils mit ge-
ringen Aenderungen aus ihr abgeschrieben hat, wie theilweise schon C. 2.
A. 665 b bemerkt wurde, so (s. ebendas.) Col. XXXI den auf jenen unbe-
kannten Akademiker, der vorher Tragiker und Grammatiker gewesen war,
bezüglichen wcivov x' 'Aqigxccqxco 6vvsG%oXav.ag %qovov , den dann, wie
Röper S. 26 hervorhebt, Pseudo-Skymn. 21 mit einiger Modifikation auf
den A. selber übertrug. Ausdrücklich führt im Uebrigen nur Gell. XVII,
4, 5 drei solche Verse aus diesem Werke an (= Fr. 96), und auch bei
La. Di. VIII, 52 (= Fr. 87) ist die ursprüngliche Form noch deutlich zu
erkennen.
22) Da er den Fall Troias auf 1184 berechnete, Fr. 73 b. Diod. I, 5, 1.
23) Bahnsen Quaestionum de Diog. Laert. fontib. initia, Gumbinnen
1868. 8. S. 46. Diels S. 5. 54. Er erwähnte nämlich nicht bloss den Tod
des Karneades 129/8 (s. C. 2. A. 633. 634), sondern auch das 4, beziehent-
lich 6 Jahre später erfolgte Eindringen des Kleitomachos in die Akademie
(Philod. Ind. Acad. Col. XXXI, vgl. C. 2. A. 638 und Röper S. 26) und
den Tod des Akademikers Boethos 119/8 (s. C. 2. A. 665 b). Unger S. 642 ff.
macht geltend, aus Fr. 100 b. Synkell. 275 C. ol $a.6iXsig Ilovxicov dence
neexu xovxovg rjQ^ccv xovg xqovovs, dictQ'x.eocivxsg sxrj oir\\ itzqX a>v 'AnoXXo-
dcoQog nai Jiovvaiog igxoqovüi erhelle, dass er auch noch die Flucht des
Mithridates (73) aufgenommen habe. Allein in Wahrheit ist diese Schwierig-
keit genau ebenso zu heben wie eine andere. Es werden nämlich bei
christlichen Schriftstellern auch noch chronologische Angaben aus der Zeit
vor dem troischen Kriege angeführt (Fr. 67. 70—72), nicht bloss aus der
griechischen Sagengeschichte (Fr. 72 b. Clem. Strom. I, 21. p. 322 A =
382 Pott), sondern auch über die uralten chaldaeischen Könige (Fr. 67 b.
Euseb. in der armen. Uebers. p. 5. 9 Mai. I. p. 7. 13 Schoene und Synkell.
p. 28 D. 34 D. 36 D. 38 A, und zwar nach Berosos Fr. 5. 6 beim armen. Euseb.
p. 5 Mai. 7 Seh. Synkell. 39 D) und die thebaisch-ägyptische Dynastie (Fr. 70
b. Synkell. 91 C ff.). Diese letzteren Register erklärt daher auch Müller
IV. S. 649 (mit Aufgebung seiner früheren, übrigens von Westermann
5. 1302 f. und Diels S. 6 f. widerlegten Hypothese, A. habe auch ein um-
fänglicheres Prosawerk dieser Art geschrieben, aus dem das poetische nur
ein Auszug gewesen sei) mit Recht gleich dem ähnlichen Machwerk unter
dem Namen des Eratosthenes (s. C. 15. A. 84) für spätere Fälschung, ver-
muthlich eines Christen, und Diels S. 6 ff. hat dies bewiesen und gezeigt,
dass auch die Erzählungen aus der griechischen Sagengeschichte so wie
die sikyonischen Königslisten aus demselben gefälschten Buch stammen,
welches der armen. Euseb. Apollodorus de historia nennt, während Synkell.
immer bloss den A. ohne Buchtitel citirt; Clem. schreibt allerdings iv xoig
XQovinocg. S. Diod. I, 5, 1 (= Fr. 73). xovg {iev nqo xeov Tqcoltkov ov
diOQi^6(ied,a ßsßai'oog dia xo (irjdsv itccQÜnr\y pec 7iaqEiXr\(p svai nsql
3*
36 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
wenigstens' in dieser metrischen Form schrieb25) der leichteren
Behaltbarkeit wegen26), während ja freilich auf anderen Gebieten
das Lehrgedicht in Hexametern, wie wir (C. 10) sahen, längst
eingebürgert war. Immerhin war es nicht zum Wenigsten der
Vorgang von älteren Stoikern, welcher ihm entgegenkam, wie
von Aratos und von Kleanthes, welcher Letztere in Hexametern
und auch in Iamben seine Gotteslehre und Ethik „durch solche
Versprosa mundgerechter zu machen versucht hatte"27). Dem
Beispiele des Apollodoros folgte dann auf dem geographischen
Gebiet zunächst Pseudo-Skymnos und hierauf Derjenige, welcher
in der Zwischenzeit zwischen Letzterem und Strabon eine Länder-
beschreibung (JHiJs itEQiodog) unter dem Namen des Apollodoros
fälschte28). Man sieht auch hieraus, welchen grossen Beifall die
rovzcov, ccnb 8e x. t. X. (s. A. 36). Fr. 68 und 69 aber sind zu streichen,
s. Diels S. 7. A. 1. Niese Rhein. Mas. XXXII (vgl. A. 48) S. 292 f. A. 4.
Hiernach kann denn kein Zweifel sein, dass auch die pontischen Königs-
register, da eben auch sie nur von Synkell. angeführt werden, derselben
Fälschung angehörten. Die Geburt des A. ist nach diesem Allen wohl
etwa 180 — 175 und die erste Ausgabe der Chronographie schon in seine
Dreissigerjahre zu setzen.
24) Zeller a. a. 0. Ich ziehe diese Annahme vor wegen seiner grossen
Breite in der Behandlung der jüngsten Akademiker, s. C. 2. A. 665 b,
welche gegen die Angabe von Pseudo-Skymn. 45. xfqpa'Äata Gvvcc&Qoioag
XQovcov auffallend contrastirt.
25) Suid. a. a. 0. fährt fort: tjq^e Ss 7tQcorog rav kccXov[isv(ov Tgayiccfi-
ßcov, womit doch, obgleich man vielmehr Kco^iiccfißcov erwartet, wohl schwer-
lich etwas Anderes gemeint sein kann.
26) Pseudo-Skymn. 33 ff. (s. A. 21).
27) Diels S. 6. Vgl. C. 2. A. 229. 230. Ob ein Gleiches auch schon von
Zenon und von den Poesien des Dionysios aus Herakleia gilt, wie Diels
annimmt, darüber s. C. 2. A. 190. 284; die letzteren gehören freilich in
anderer Weise vielleicht hieher. In Bezug auf Krantor s. C. 2. A. 547.
28) Schon Strab. XIV. 677 (= Fr. 122). o Ss xal (nämlich ausser
dem Werk über den Schiffskatalog) %(OQoyQa<piciv st-sdconsv sv Kca^ina ps-
xqcp rfis nsQLodov sniyQccipag (vgl. auch I. 61 = Fr. 123) hielt sie für acht.
Steph. v. Byz. citirt nur das 2. B. (über den Grund s. Diels S. 10) unter
dem Titel 7C£qI yrjg, dies aber auch um so häufiger (s. Fr. 106—121. 109a)
und noch öfter dasselbe Werk (s. Fr. 124—145) bloss unter dem Namen
des A. Dazu Fr. 147 (b. Schol. Apoll. Rh. I, 1116) u. 149. Denn Fr. 146.
148. 150. 180 sind vielmehr aus der Chronik, s. Diels S. 4. A. 1. Fr. 105
ist zu tilgen: Heyne hat hier ganz richtig 'jQx^idcogog hergestellt. Allein
mit Recht fand Müller I. S. XLIV es auffallend, dass Pseudo-Skymnos
für seine eigne Länderbeschreibung nicht dies Werk, sondern das chrono-
logische als Muster bezeichnet. Aber Müllers verschiedene Hypothesen
Apollodoros von Athen. 37
Chronographie durch ihre populäre Gestaltung sofort erlangte.
Sie imponirte29), wenn auch der Zwang des Metrums der Klar-
heit des Ausdrucks nicht gerade immer förderlich war30), doch
durch die im Ganzen geschickte Ueberwindung der unsäglichen
Schwierigkeiten, welche der spröde Stoff diesem Zwange ent-
gegenstellte, und zwar um so mehr, da „Apollodoros seine Verse
mit Beobachtung mancher Feinheiten gebaut zu haben scheint"31).
Trotz ihres populären Charakters war aber überdies ihr reicher
Inhalt32) keineswegs ausschliesslich aus der Chronographie des
Eratosthenes geschöpft; selbstverständlich hatte Apollodoros die-
selbe zwar eingehend benutzt, aber sie bot ihm doch nur, wie
zur Hebung dieses Anstosses sind, wie Di eis S. 9 ff. zeigt, verunglückt,
und es bleibt nach des Letzteren eingehender Beweisführung S. 8 ff. nur
die obige Annahme übrig. In Fr. 119 b. Steph. 'TXXsig hat der Fälscher
offenbar Pseudo-Skymn. 404 ff. ausgeschrieben. „A. hatte sich", sagt
Diels S. 10, „durch die Anwendung des Trimeters bald eine Art Weltruf
erworben, der noch in der seltsamen Tragiambenerfindung bei Suid.
(s. A. 25) wiederkliügt, was Wunder, dass ein Nachahmer des A. und
Pseudo-Skymn. den gefeierten Namen vorsetzte!" Dass man dann später
auch mit Prosawerken so verfuhr, zeigt das obige Beispiel, und wenn auch
Robert De Apollodori bibliotheca, Berl. 1873. 8. (Doctordiss.), welcher
nach theilweisem Vorgange von Is. Vossius überzeugend dargethan hat,
dass die uns erhaltene Bibliothek von einem späteren Verfasser ist (etwa
aus der ersten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr.), lieber an Namensgleichheit
denken will, so scheint doch nach diesen Analogien die Vermuthung von
Diels S. 8 ansprechender: dieser „Zusammensteller der Mythologie war
offenbar (?) zu bescheiden sein Schulbuch unter eignem Namen erscheinen
zu lassen; er setzte lieber den berühmten Verfasser von negl ftsäv auf das
Titelblatt".
29) Wie Diels S. 11 f. bemerkt.
30) S. darüber Diels S. 6.
31) Wie Diels aus der Nachahmung des Pseudo-Skymnos (vgl. C. 22.
A. 198) vermuthet (Vermeidung der Diaeresen am Schluss der Dipodien,
der Caesur vor der vierten Länge, des Ictus auf xs hinter einem mehrals-
einsilbigen Wort u. dgl. , s. Meineke Scymni Perieg. S. 9. 36. 44. u. ö\).
32) Pseudo-Skymn. 25—32:
a>QL6n£vcog s^id'exo xccxccQi&novtievog
JCOXSCOV CClcOOEig, £KX07tl6(lOVg 6TQCCT071SÖCOV,
^szavaorccaEig i&vcov, oxQccxsiccg ßocQßdcQcov ,
icpödovg nEQccicoGeig xs vavxL-ncov oxoXcov,
&868ig ccycovcov, ovn(icc%i'(xg, anovSccg, ^>ä%ccgy
TtQK&ig ßccodzatv, imcpavav dvSgcov ßiovg,
cpvyag, QXQUXSiug, %uxecXv6tig xvQCCWidcov,
ndvxcov S71lxo(jltiv xwv %v8r\v st(>r}[iEV(ov.
38 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen n. d. Mythographie.
schon bemerkt33), den Rahmen dar, welchen er auszufüllen hatte,
so weit er mit demselben einverstanden war, und er arbeitete
daran mit ausgebreiteter Gelehrsamkeit und gesundem Urtheil
und einer, wenn auch heute nicht mehr genügenden, doch für
die damalige Zeit anerkennenswerthen Methode. Und so gerieth
denn jenes ausgezeichnete Werk seines grossen Vorgängers all-
mählich durch das seine mehr und mehr in Vergessenheit34).
Genauer gliederten sich diese seine Xqoviko, in 4 Bücher35), und
sie befassten sich nach dem Vorbilde des Eratosthenes neben
den politischen Ereignissen auch mit der Culturgeschichte, mit
der Chronologie von Philosophen, Künstlern und Dichtern36).
Apollodoros war aber überhaupt einer der ausgezeichnetsten
Gelehrten seiner Zeit37), und seine schriftstellerische Thätigkeit
war eine vielseitige. Wie das chronologische Werk, so zeigte
auch sein umfassender geographischer Commentarzum homeri-
schen Schiffskatalog in 12 Büchern38) tcsql xov vecov xccra-
33) C. 15. A. 78. 34) Diels S. 4.
35) S. die Zusammenstellung der Citate aus dem 1. bis 4. B. mit aus-
drücklicher Zahlangabe bei Steph. v. Byz. bei Müller I. S. 436 f. =
Fr. 45—64 mit den Nachträgen IV. S. 649 (Zdxuv&a u. Msa^ia = Fr. 58 a) aus
dem 3. B. Bei La. Di. sind die Bücherzahlen nur selten angegeben. Das 1. B.
reichte wohl bis ans Ende der Perserkriege (s. Fr. 47. 50), das 2. bis auf
Alexandros (s. Fr. 52. 53. Müller I. S. XLIII u. Fr. 98. 99 b. La. Di. IV,
23. 28), das 3. ungefähr bis zum Ende des 2. pun. Krieges, wie aus Steph.
Zttv.uvQ'tt erhellt, s. Diels S. 4. A. 1 (welcher hier überdies die Fragment-
sammlung vervollständigt).
36) Pseudo - Skymn. 30. smtpavcöv ävdoeov ßtovg. Daher der häufige
Gebrauch bei Laert. Diog. — Uebrigens s. noch v. Wilamowitz Memoriae
oblitteratae, Hermes XL 1876. S. 291—294. — Aber die Annahme von
Volquardsen Untersuchungen über die Quellen der griech. und sicili-
schen Geschichten bei Diod. B. XI— XVI , Kiel 1868. 8. S. 5 ff. , der u. A.
auch Mendelssohn in seinen Quaest. Erat. (s. C. 15. A. 78) gefolgt ist,
dass Diodoros seine annalistischen kurzen Notizen und unter ihnen auch
die litterargeschichtlichen unmittelbar aus A. entnommen habe, ist von
Diels S. 31 f. widerlegt: Diod. hat sie vielmehr aus einer synoptischen
chronologischen Tabelle, deren Verfasser natürlicherweise allerdings auch
den A. stark benutzt hatte. Vgl. C. 33. A. 120. 124 ff. So erklärt es sich,
dass Diod. I, 5, 1 nach den A. 23 angef. Worten fortfährt: dni Ss xcov
Tqoolkcov ccHoXov&cog 3A7toXXo8(6qco reo A%i\vai(p xl&euev y.. x. I.
37) Pseudo-Herakleit. Alleg. Hom. 7. 'AnoXXoScoQcp Ttsql näauv lötoqlczv
dvdoi SsLvm (== Fr. 7).
38) Eustath. z. IL B, 494. p. 263, 37 f. Xiysi ds nctl (näml. TIoQcpvQiog)
oxi nqog ccXXovg nccl 'AnoXXödoooog 6 'Ad-rjvufog snqay^cctsvcazo tu tcsql xov
v.ccxccX6yov äoioxa sv dadsna ßißXioig. Das 8. citirt Steph. "SZXsvog (= Fr. 166).
Apollodoros von Athen. 39
X6yov3']) entschieden die alexandrinische Schule. Er schloss sich
in der Behandlungsweise der homerischen Geographie durchweg
dem Eratosthenes40) und dem Aristarchos41) an, nach dessen
Muster42) er sich hier nicht zum Wenigsten auch mit der Unter-
scheidung gleichnamiger Oertlichkeiten beschäftigte43). Nament-
lich schöpfte er aber auch, wie schon gesagt44), aus dem Tqcoi-
xbg d(,dxoG(iog des ihm auch nach dieser Richtung hin'5) bereits
vorangegangenen Demetrios von Skepsis46), gegen den er jedoch
da, wo dieser von den Ansichten des Aristarchos abwich, sich
der letzteren anzunehmen pflegte47). Diese seine Schrift aber
war wiederum die Hauptquelle für Strabon im neunten, zehnten
und vierzehnten Buch und im zweiten Theil des achten, meistens
30) Dies wird wohl der vollständige Titel gewesen sein, s. Strab. I. 31
(= Fr. 160). 'AnoXXodcogog, Ath. III. 82 b (= Fr. 163). 'An. 6 'A&rjvccLog .. .
tceql veäv %axuX6yov, Strab. VII. 298. IX. 405. XIV. 677 (= Fr. 159. 154.
178). keqI vsmv, Steph. "AqyovQCt. "SIXsvog. 'SlQconog (= Fr. 152. 166. 154).
Nsäv naxccXoyog und UXaxaiai (= Fr. 51) bloss KaxccXoyog, Strab. XII. 552
(= Fr. 176). Tgcoinog didnoofiog. Dazu Fr. 151—180. 164a. 175 a«b.
40) Strab. VII. 298 f., wo es 299 heisst: xa nXsicxcc tisTEvsynccg naget
xov 'EQccTOG&svovg, mg nctl nQOxsgov (298) i^ivrio&rjfiEv, ovk ev stQrj^iva.
Vgl. C. 15. A. 31. Berger Die geogr. Fragm. des Erat. S. 26 f. 29 f. 257 f.
Niese in der A. 48 wiederum aufzuführenden Abh. S. 306 f.
41) S. Lehrs Aristarch.1 S. 188. 234 f. 239. 250 = 2S. 188. 229. 233.
244 = 8S. 186. 226. 230. 240. Niese a. a. 0. S. 270 — 279. 291 f. 296 f.
Vgl. A. 63. Dagegen polemisirt er wiederholt scharf gegen Kallimachos,
Strab. I. 44 (= Fr. 160), vgl. IX. 438. ol d' voxeqov y\XEyiuv. 397 u. X. 479.
cpocoCv. Niese a. a. 0. S. 275.
42) S. C. 16. A. 102.
43) S. bes. Strab. VIII. 338 f. (vgl. Fr. 170). Schimberg Analecta
Aristarchea, Greifswald (Leipzig) 1878. 8. S. 3—23 mit den sehr wesent-
lichen Berichtigungen von Gaede Demetr. Sceps. S. 4—7, vgl. C. 22. A. 240.
Doch waltete wohl der Unterschied ob, dass Aristarchos sich dabei auf
die bei Homeros vorkommenden beschränkte und sie (s. Aristonik. z. 11.
B, 511. 596. 730. O, 531) in seinen Ausgaben durch eine Diple andeutete,
während Demetrios von Skepsis und Apollodoros vermuthlich auch alle
anderen heranzogen, vgl. Schimberg S. 20 f.
44) C. 22. A. 231.
45) S. C. 22. A. 240.
46) Strab. VIII. 339 (= Fr. 170). xov 2%r}ipiov JrjfirjXQiov . . . nag'
OV [lEXCCCpEQEl XU 7lX£l6XCC.
47) Wie aus Strab. VIII. 338—340 vgl. m. 350. 370 hervorgeht, s.
Gaede a. a. 0. S. 4 — 10. Abweichungen in Einzelheiten von seinem Lehrer
Aristarchos gestattete er freilich natürlicherweise auch sich selbst, s. Niese
S. 271, vgl. Gaede S. 6.
40 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodorosv. Athen u. d. Myelographie,
auch im zwölften und ist hie und da auch noch sonst von diesem
benutzt48), desgleichen war sie allem Anscheine nach eine der
beiden Hauptquellen für Diodoros V, 47 — 83, wenn auch viel-
leicht hier nur in einem Auszuge 48b), und man gewinnt einen
Begriff von der ungewöhnlichen Belesenheit des Apollodoros,
wenn man die Liste der Schriftsteller in Poesie und Prosa über-
blickt, welche in diesen Abschnitten angeführt werden49). Durch
48) Zu weit ging Niese Apollodors Commentar zum Schiffskataloge
als Quelle Strabos, Rhein. Mus. XXXII. 1877. S. 267— 307, indem er das
Erstere auch noch auf das 13. B., das ganze 8. und mit Ausnahme der
beiden ersten Capitel auch auf das ganze 12. ausdehnte. Auch Stücke des
7. und des 1. B. stammen aus A., wenn auch von letzteren nicht in der
von Niese angenommenen Ausdehnung, im 13. gar Nichts. S. Gaede
S. 1—15, vgl. C. 22. A. 231. Ueber Artemidoros und Ephoros als ■Neben-
quellen im 8. bis 10. B. s. Niese S. 282—285, vgl. C. 22. A. 307.
48b) Nach dem Ergebniss der vortrefflichen Abhandlung von Bethe
Untersuchungen zu Diodors Inselbuch, Hermes XXIV. 1889. S. 402—446
(vgl. jedoch C. 19. A. 53) stammt nämlich ausser der aus Pseudo-Epimenides
(s. C. 33. A. 239 b) entnommenen kretischen Theogonie, 66 — 77, 3, fast alles
Andere aus A., und auch in jene Theogonie ist noch Einzelnes (66, 1.
70, 1 — 6. 72, 3 f. 74, 1. 75, 5. 76, 3—5) aus ihm eingeschoben. Die be-
treffenden Spuren sind allerdings nur zum Theil sicher und vollständig,
am Meisten für Kreta, zum Theil gewähren sie nur einen grösseren oder
geringeren Grad von Wahrscheinlichkeit. Vgl. auch C. 21. A. 632. Ob die
Benutzung eine unmittelbare oder nur mittelbare war, lässt Bethe S. 445
dahingestellt, ist aber geneigt (ebendas. A. 1) sich für Letzteres auszu-
sprechen, dergestalt dass Diod. nur einen, vielleicht bloss auf die Inseln
bezüglichen Auszug vor Augen gehabt habe.
49) Wenn man auch gebührendermassen abzieht, was schon von De-
metrios theils stammen kann, theils sicher stammt und was erst von
Strabon hinzugesetzt sein mag. Ich begnüge mich nach Letzterem Kallinos,
Mimnermos, Alkman, Alkaeos, Hipponax, Stesichoros, Simonides, Pindaros,
Alexandros den Aetoler und Euphorion (XIV. 681. XII. 566), Kallimachos
(s. A. 41), Hedylos, Hekataeos von Miletos, Pherekydes, Xanthos, Hero-
dotoe, Thukydides, Hellanikos, Eudoxos, Ephoros, Theopompos, die Atthiden-
schreiber im Allgemeinen (IX. 692) und Andron und Philochoros im Be-
sonderen und Menekrates von Elaea, der aber gleich Xanthos (XII. 572)
schon aus Demetr. stammt, zu nennen. Bei Diod. V, 80, 4 (s. C. 33. A. 192)
aber sind Dosiadas, Sosikrates, Laosthenidas nicht, wie Robert Erat. Cat.
S. 241 ff. demselben geglaubt hat, des Diod., sondern des A. Quellen, welche
Letzterer als solche nannte und Ersterer, statt Letzteren zu nennen, danach
an dessen Stelle setzte, s. Bethe S. 423 f. (vgl. auch C. 19. A. 7.7), und
ausserdem hat A., wie Bethe S. 445 f. darlegt, auch die in peripatetischen
Quellen enthaltene Gelehrsamkeit reichlich ausgenutzt. — Ueber die An-
ordnung des Werkes s. Niese S. 305 f.
Apollodoros von Athen. 41
Epaphroditos ferner gelangte eine Zahl von Auszügen auch aus
diesem Werke gleichwie aus dem des Skepsiers an Stephanos
von Byzantion50); ob aber die Bekanntschaft des Epaphroditos
selbst mit demselben noch eine unmittelbare oder wie sie ver-
mittelt war, schwebt im Dunkel51).
Nicht minder bewegte sich Apollodoros in den Bahnen der
alexandrinischen Grammatiker ohne Zweifel auch in seinen
sonstigen philologischen und genauer rein philologischen Schriften
über die Mimen des Sophron (tcbqI Uc6(pQovog) in mindestens
4 Büchern52), über Epicharmos in 1053), über die atheni-
schen Courtisanen54) und itegl itv^ioXoyccJV in mindestens
2 Büchern55), wenn auch diese letztgenannten sicherlich zugleich
den Stempel seiner stoischen Bildung trugen.
50) S. hierüber C. 22. A. 235.
51) Ueber die Quellen des Epaphroditos handelt Schimberg a. a. 0.
S. 14—18. So glaublich es indessen an sich ist, dass auch Didymos dies
Werk des A. verwerthet habe, so beruht doch der von Schimberg S. 5 ff.
12 ff. 18 versuchte Beweis, dass dies wirklich geschehen sei und Epaphro-
ditos wieder aus Didyrnos jene seine Kunde geschöpft habe, theils auf
sehr fraglichen, theils, wie Gaede (s. A. 43) dargethan hat, auf irrigen
Voraussetzungen.
52) Schol. Aristoph. Vesp. 523 (= Fr. 185). sv xrj S' nsQt Zcocpqovog.
Das 3. B. citirt Ath. VII. 281 f (= Fr. 184). Dazu Fr. 181—183. Die Ein-
teilung dieser Mimen je nach den in ihnen auftretenden Personen in ccv-
öqsloi und yivccwsioi (Suid. Zcocpqcov) pflegt man wohl mit Recht auf ihn
zurückzuführen. Was Förster Sophron und Piaton, Rhein. Mus. XXX.
1875. S. 316. XXXV. 1880. S. 471—473 dagegen bemerkt, um sie bereits
dem Sophron selbst zuzuschreiben, überzeugt mich nicht.
53) Porphyr. V. Plot. 24. (ii(irjocc(isvog de 'AnoXXodaQOv xbv A&r)vcciov
. . . (ÜV 0 (ISV 'JLnC%CLQlLOV XOV HCOfL(pdoyQCC(pOV Sig ÖSHCC XOflOVg Cp8Q(OV avv-
rjyaysv. Das 6. B. citiren Suid. u. Phot. Kaqdicoxxsiv (= Fr. 186). Dazu
Ath. XIV. 648 d = Fr. 187 u. viell. Fr. 188.
54) Wie es scheint, in 1 B., s. Harpokr. $ccvo6XQaxr) (= Fr. 240): sv
xm 7zsqI xiov 'A&rivr}öiv ixaioäv, abgekürzt Ndvviov (= Fr. 241): sv x<o
tcsql xcov sxuiqcov, Ath. XIII. 591 c (= Fr. 242): sv xr\ nsql sxaiQwv, dazu
Ath. 567 a. 586 a = Fr. 238 f. Vgl. C. 16. A. 47b. 48. 79.
55) Ath. XI. 483 a. sv reo ns ql sxv^oXoytav. XIV. 663 a. sv xeo tiqcoxg)
xa>v 'Exv(toXoyov[i8vcov. II. 63 d. sv dsvxsgco 'ExvpoXoyicov = Fr. 189—191.
Dazu Fr. 192—237. Ob tzsql xov HQaxrjQog (Ath. XI. 501 a = Fr. 243, vgl.
479 a. 482 e. 485 d. 497 f = Fr. 244—247) eine eigne Schrift oder nach
Heynes Vermuthung ein Theil der 'ExviioXoytai war, lasse ich dahin-
gestellt. Im Uebrigen s. noch Varr. L. L. VI. §. 2. p. 184 Sp. huius rei
(näml. der origines vocabulorum quae sunt temporum) auetor satis mihi
Chrysippus et Antipater et Uli, in quibus si non tantum acuminis, ab plus
42 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythograpkie.
Wesentlich beeinflusst von den stoischen Liebhabereien für
Allegorie und Etymologie war dagegen sein umfassendstes Werk,
das theologisch-mythologische hsqI fteäv in 24 Büchern56), aus
welchen Sopatros einen noch von Photios gelesenen Auszug
machte57). Aber zugleich war es wiederum ein Erzeugniss wahr-
haft staunenswerter Gelehrsamkeit, mit welcher er die von ein-
ander abweichenden Angaben aller möglichen und zum Theil
der entlegensten Dichter und Prosaiker, namentlich der Ver-
fasser von Localgeschichten, über die verschiedensten Punkte der
gesammten Götter- und Heroenmythologie zusammentrug58) und
litterarum: in quo est Aristophanes et Apollodorus: qui omnes veroa ex vcrbis
ita declinari scribunt, ut verba liiteras alia assumant, alia mutant, alia
commutent u. Didym. z. II. I, 153 (wo AnoXXcoviog überliefert ist), &, 110.
Od. y, 444, Nikan. z. II. 77, 95, Schol. A II. A, 244, vgl. C. 30. A. 226. Zu
Fr. 200 s. C. 22. A. 324b.
56) Phot. Cod. 161. Philod. de piet. p. 64 Gomp. — Muenzel Qaaestiones
mythographae , Berlin 1883. 8. De Apollodori nsgi d-sav libris, Bonn
1883. 8. (Doctordiss.).
57) Phot. a. a. 0. in der Besprechung der 'E-nXoyai diaxpoooi iv ßi-
ßXioig dvoösyicciÖE-na des Sopatros: ovvsiXs-nxcci 8s avxm xb ßtßXiov in noX-
Xav •neu SicccpoQCOv taxoqiööv v.a\ yqafificcxojv. xb (isv ovv rtoaixov izeqI xav
nag' "EXXrjoi fiv&oXoyovfisvaiv ftscov SiccXctfißavsi' o avvsiXsntai s* xöäv 'AnoX-
Xoöcoqov nsgi &säv y' Xoyov. 'Ad-rjvaiog 8 s 'AnoXXoScogog ncci yga(i(tccxitibg
xrjv xs%vr\v. ov% s% xov xgixov 8s fiovov ry diccXoyrj avxm nsrtoirjxoci , öcXXcc
di] %cci s% 8' %a\ s' xca &' xov xs cc' (1. iol' mit Müller) ndXiv hcci iß'
yiai is' xs Y.al ig' nul pH®1 x0^ x^'- *v V <>vXXoyij xa xs fiv&mwg nsgi
ftswv diccns7cXa6(isva, xal si' xi zad'' taxoqiav si'grjxcci, nsgisiXrjcps , nsgi xs
xäv nag' avxoig rjgdxov xca dio6-/.ovgcov %a\ nsgi xav sv Aidov Y.aX ooec
nccganXrjCicc. Citate haben wir bis zum 20. B., Porphyr, b. Stob. Ecl. I.
p. 1004 H. 418 ff. W. (= Fr. 10).
58) So werden in Fr. 10 Melanippides und Likymnios citirt. Ferner
aber hat Muenzel Qu. myth. S. 3—18 einigermassen wahrscheinlich ge-
macht, dass die beiden aus verschiedenen Auszügen (Schol. Eurip. Ale. 1,
wo A. an der Spitze genannt wird, Philod. de piet. p. 52 Gomp., Schol.
Pind. Py. III, 96, Pseudo-Apollod. Bibl. III, 10, 3, 10, Sex. Math. I, 260 ff.
und Schol. Verg. Geo. I, 16 (= Fr. 44 b), wo die eigne Ansicht des A. am
Schlüsse steht, Schol. Lucan. III, 402 = Comment. Bern. p. 110 f. Us., wo
ein Gleiches der Fall ist, Schol. Theoer. I, 3, Schol. Pseudo-Eurip. Rhes. 36)
herzustellenden Kataloge über den Grund, wesshalb Zeus den Asklepios
mit dem Blitz tödtete, und über die Genealogie (und Heimat) des Pan in
letzter Instanz aus diesem Werke des A. stammen. S. dagegen freilich
v. Wilamowitz Herrn. XVIII. 1883. S. 251 f. Homer. Unters. S. 344.
A. 21 (welcher indessen entschieden nur die Behauptung von Bergk
P. L. G. I4. S. 465. III4. S. 221, dass A. die unmittelbare Quelle des
Philod. sei, bekämpft). Hier werden nun aber die Angaben des Dichters
Apollodoros von Athen. 43
nicht zum Mindesten auch Opfereigenthümlichkeiten und den
Ursprung von Heiligthümern und Festen59) und die Epitheta der
Götter behandelte. Eingehend zog er auch die Ansichten der
verschiedenen Philosophen in Betracht60), aber der Grundcharakter
des Werks war doch wiederum vielmehr ein philologischer, und
wenn auch, wie gesagt, in demselben wohl manche stoische
Etymologien vorgetragen waren und die beliebte allegorische
der Naupaktien , des Stesichoros , Panyassis , Kinesias, Telestes , der Orphiker,
des Amelesagoras , Phylarchos, Telesarchos (s. C. 21. A. 658), Polyanthos
(s. A. 8), Pherekydes und des Epimenides, Araethos und Aristippos in
den 'AQ-xccdmcc (s. C. 21. A. 651. 654), Mnaseas, Euphorion, Heliodoros,
Theoxenos (eines lyrischen Dichters ?) , Didymarchos u. Anderer angefühlt,
und zwar im Allgemeinen so, dass von den Dichtern zu den Prosaikern
übergegangen und innerhalb einer sachlichen Anordnung möglichst die
chronologische Folge festgehalten wird. Vielleicht stecken gleichfalls mittel-
bar auch in anderen Zusammenstellungen bei Philod. nsgl sv6sßsiccg Aus-
züge aus A., aber von mehreren derselben weist Muenzel a. a. 0. S. 21 ff.
nach, dass sie nicht dieses Ursprungs sind. Von der über diejenige Person,
welche dem Zeus zur Geburt der Athene den Schädel öffnete (mit den An-
gaben des Musaeos, Eumolpos, Sosibios), ebendort p. 31 u. Schol. Pind.
Ol. VII, 66, glaubt er S. 19 — 21, dass dieselbe von A. herkomme, aber
von Didymos überarbeitet sei. Vgl. auch noch Wilamowitz Homer.
Unters. S. 214. A. 13.
59) S. z. B. Fr. 9. 13. 14. 16. 18. 20. 28. 32. 36.
60) Vgl. die neuen Fragmente (Müller IV. S. 649) bei Cr am er Anecd.
Ox. II. p. 446. ©sog. Etym. Gud. p. 258, 57. ©sovg. Bekk. Anecd. p. 374.
'AldßTcoQ (= Fr. 211). Muenzel Apoll. S. 17 f. In Fr. 2 b. Stob. Ecl. I.
p. 520 H. 207, 8 ff. W. sagt er, dass die Lehre von der Einerleiheit des
Morgen- und Abendsterns von den Pythagoreern stamme. Ganz besonders
aber ist, wenn anders Muenzel Ap. S. 14 ff. das Richtige gesehen hat,
Macrob. Sat. I, 17 in dieser Hinsicht lehrreich, wo §. 19 A. citirt wird
(= Fr. 7). Muenzel stimmt Wissowa De Macr. Sat. fontib., Breslau
1880. 8. S. 35 ff. darin bei, dass dies Capitel nebst den folgenden (18—23)
durch das Mittelglied eines unbekannten römischen Schriftstellers aus Iam-
blichos entnommen sei, glaubt aber, dass Letzterer seinerseits, so weit
dies 17. Cap. reicht, im Wesentlichen aus A. geschöpft habe. Hier wer-
den nun §.7 — 9 die Ansichten des Piaton, Chrysippos, Speusippos, Klean-
thes über die Etymologie von 'AnoXXmv dargelegt, dann §. 10 ff. die des
Euripides und Archilochos, §. 19 ff. , wie gesagt, die eigne (übrigens
bei den Stoikern wohl allgemeine) des A. von der Identität Apollons mit
der Sonne mit Citaten aus Timotheos, Maeandrios, Pherekydes. Für den
Beinamen Aoi-iccg erscheinen §. 31 die Erklärungen von Oenopides und
Kleanthes, für das Epitheton Avmog §. 36 die von Antipatros . und Klean-
thes, für 'EXsXsvg werden §. 46 Euripides, Empedokles, Piaton heran-
gezogen, §. 42 ein Vers des Orpheus citirt, §. 57 finden wir des Antipatros
allegorisch-natürliche Auslegung des Mythos vom Drachen Python.
44 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen n. d. Mythographie.
Auslegung der Stoiker wohl keine geringe Rolle spielte61), so
hatte es doch durchaus nicht etwa die Tendenz die stoische
Theologie zu begründen62). Trotz aller jener stoischen Lieb-
habereien huldigte vielmehr Apollodoros auch hier in wichtigen
Stücken den gesunden, beziehungsweise annähernd gesunden
methodischen Gesichtspunkten des Aristarchos 63). Die Schrift
ward natürlich eine reiche Fundgrube besonders für Sammler,
Commentatoren und Lexikographen, so dass nicht bloss die Zahl
der namentlichen Bruchstücke keine geringe ist64), sondern auch
ohne Nennung der Quelle lange Abschnitte aus diesem Werke
bei dem Herakleitos genannten Verfasser homerischer Allegorien,
bei Kornutos, Macrobius, Eustathios, auch wohl Philodemos
und Anderen und in den Scholiensammlungen stecken65).
61) Z. B. Fr. 44 b u. s. w. (s. A. 58): Pan = nccv und daher elternlos,
ferner s. A. 60. 65.
62) Wie dies sehr richtig Schwenke Ciceros Quellen in den Büchern
de nat. deor., Jahrb. f. Philo! CXIX. 1878. S. 133 ff. gegen die verfehlten
Verinuthungen von Hirzel Unters, zu Cic. philos. Schrr. I. S. 206—219
geltend gemacht hat. Da nämlich Sopatros seinen Auszug erst mit dem
3. B. begann, so meinte Hirzel, indem er ganz übersah, dass derselbe
auch von den folgenden Büchern mehrere nicht ausgezogen hatte (s. A. 57),
A. habe in den beiden ersten die eigne Lehre der Stoiker von den allein
wirklichen und wahren Göttern, nämlich im 1. von Zeus (s. Fr. 1 b. Steph.
J(od(ovr}), d. i. der Weltseele, und im 2. von den Gestirnen (s. Fr. 2, vgl.
A. 60), und die von der Vorsehung philosophisch entwickelt, in den anderen
22 aber die rationalistische Erklärung der Götter des Volksglaubens auf
historisch- etymologischem Wege gegeben; der Abschnitt bei Cic. N. D. IL
§. 45—73 ferner sei aus diesem Werk, und zwar bis §. 60 aus den beiden
ersten Büchern geschöpft; s. vielmehr C. 29. A. 202. Gerade auch der
Umstand, dass sich die etymologischen Deutungen im 1. B. auf Zeus be-
zogen und die letzten Bücher vom Hades handelten (s. Fr. 10 und Phot.
a. a. 0., vgl. A. 57) weist, wie Schwenke bemerkt, auf eine Anordnung
nach mythologischen und nicht nach philosophischen Gesichtspunkten hin.
63) So in der aus dieser Schrift sogar noch in die homerischen Alle-
gorien des Pseudo-Herakleitos (vgl. A. 64) übergegangenen (s. Muenzel
Ap. S. 9 f.) Unterscheidungen homerischer und neuerer Mythengestaltung,
vgl. C. 16. A. 113, so dass hier überhaupt, wie natürlich, ganz dieselbe
aristarchische Erklärungsweise des Homeros rein aus ihm selbst und Ent-
gegensetzung zwischen Homeros und den vecotsqoi wie im Commentar zum
Schiffskatalog (s. Niese a. a. 0. S. 274 f.) herrschte.
64) Fr. 1—44 mit den Nachträgen 13* 44a-b. Doch sind auch von
ihnen die Sammlungen von Heyne und von Müller noch sehr unvoll-
ständig, vgl. A. 58. 60. Muenzel Qu. m. S. 17.
65) Auf eine genauere Untersuchung dieses Gegenstandes wies zuerst
Dionysios von Mytilene. 45
Dionysios von Mytilene mit dem Beinamen Lederarm
(£7tvroßQccxL(ov) oder Lederer (Uxvrevg) 66) soll in Alexandreia
Usener Kallone, Rhein. Mus. XXIII. 1868. S. 328 f. durch die Bemerkung:
„Die uns vorliegenden > Reste alter Exegese hangen in diesen (nämlich in
den das athenische Religionswesen betreffenden) Dingen wesentlich von dem
Material ab, was in dem reichen Magazine des Apollodoros nsgi ftsäv auf-
gestapelt war" und sodann v. Wilamowitz Ant. v. K. S. 5 hin. Dann
hat Muenzel einen erheblichen Anfang gemacht und einen theils guten
theils wenigstens nicht üblen Grund gelegt. In Bezug auf Philodemos, die
Scholien und Macrobius s. A. 58. 60. Dieselbe Erörterung des A. über die
Einerleiheit von Helios und Apollon wie dieser (Sat. I, 17, 19) citirt aber
auch der sogenannte Herakleitos Alleg. Hom. 7 (= Fr. 7), wie schon
Heyne bemerkte, und Muenzel Ap. S. 6 — 12 zeigt, dass überhaupt dies
ganze Capitel bei ihm aus A. ksq! &sä>v geflossen ist, aber nicht unmittel-
bar, sondern durch Vermittlung der unten (s. A. 97 — 100) zu besprechenden
älteren homerischen Allegorien. Gleichen Ursprung vermuthet Muenzel
a. a. 0. S. 13 f. auch vom 44. Cap. Die mannigfachen Berührungen ferner
von Kornutos mit Macrobius hatte schon Wissowa angedeutet, u. Muenzel
a. a. 0. S. 25—30 legt durch genauere Vergleichung von Korn. 32 mit Macrob.
I, 17 die Abhängigkeit des Kornutos von A. dar, dann auch für das 34. Cap.
Sie geht aber ohne Zweifel noch viel weiter, während derselbe nach
Muenzel S. 26—28 den Kleanthes und Chrysippos gar nicht gelesen hat.
Und so macht denn Muenzel Qu. m. S. 17 f. durch Vergleichung mit Korn,
p. 49 Lang wahrscheinlich, dass auch die allegorische Erörterung über Pan
in den A. 58 angef. Stellen der Scholien zu Theokr. u. Verg. dem A. an-
gehört. Endlich vermuthet er Ap. S. 31—35, dass bei Ath. VII. 325 a. b
(= Fr. 16) nicht bloss die Worte, zu denen A. n. <9\ ausdrücklich an-
geführt wird, sondern auch schon die voraufgehenden (von 325a. xa! xocig
TQiciHctaL ab) aus diesem sind, und gewinnt so ein neues langes Bruchstück
bei Eustath. z. IL A, 206. p. 86, 40—87, 44.
66) Welcker Der epische Cyclus I8. S. 76—82. Müller F. H. G.
IL S. 6—9. Hachtmann De Dionysio Mytilenaeo seu Scytobrachione,
Bonn 1865. 8. (Doctordiss.) Sieroka Die mythographischen Quellen für
Diodors 3. und 4. Buch mit besonderer Berücksichtigung des Dionysios
Sky tobrachion , Lyck 1878. 4. Ed. Schwartz De Dionysio Scytobrachione,
Bonn 1880. 8. (Doctordiss.). Bethe Quaestiones Diodoreae mythographae,
Göttingen 1887. 8. (Doctordiss.). — Suid. diovvaiog MvxiXrjvaiog eitonoiog.
ovxog iy.Xrjd'r} Z%vxoßqa%C(ov kcll 2xvxevg. xrjv diovvaov xou 'A&rjvccg 6xqa-
xslccv (so Portus für 6XQaxidv), 'AQyovcLvxmcc. iv ßißXioig s' (xccvxa d' £6x1
7rs£a), Mv&ina 7tQog IIccQfisvovxa (IIc£Q(18vlcovcc? Müller). Wenn man sich
hierauf verlassen dürfte, was man aber schwerlich darf, so müsste man
mit Welcker a. a. 0. S. 77 annehmen, dass die dritte Schrift nicht
prosaisch, sondern hexametrisch gewesen sei. Vgl. auch Hachtmann
S. 15 ff. Die richtige Auffassung dieses Schriftstellers hat erst Bethe ge-
wonnen. Bis dahin hielt man ihn nach dem Vorgang von Heyne De
fontibus historiae Diodori, in L. Dindorfs Ausg. des Diod. I. S. LXXX1X
46 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
Lehrer des Rhetors M. Antonius Gnipho, welcher seinerseits
wieder Lehrer des Cicero und 50 Jahre alt ward, gewesen sein
allgemein für einen hochgelehrten mythographischen, freilich durch und
durch pragmatischen und euhemeristischen, geschichtsfälschenden und die
Sagen und Mythen zum Ergötzen der Leser umdichtenden Sammler. Dazu
kam der Bericht bei Ath. XII. 515 e. t^dvd'og 6 Avdbg r\ b slg avtbv rocg
dvcccpsQOfiivag iatogCag ovyysyqacpayg AiovvGiog 6 ZitvToßQcc%iCQV , ag 'Aqts-
\\.(qv cprjGiv 6 KccaccvÖQSvg Iv xo} nsgl ccvctycoyrjg ßißXicov. Danach suchte
Welcker Ueber die unächten Lydiaka des Xanthus, Seebodes Arch. 1830.
S. 70—80. Kl. Schrr. I. S. 431—450 nachzuweisen, dass D. S. die Lydiaka
des Xanthos zwar nicht gefälscht, aber doch mit zahlreichen Zusätzen
verfälscht habe. Allein gegen ihn hat I. H. Lipsius Quaestiones logo-
graphicae, Leipzig 1886. 4. S. 12 ff. erfolgreich die vollständige Aechtheit
vertheidigt, namentlich auch nachgewiesen, dass die von Welcker und
Sieroka S. 28 angenommene Benutzung des angeblich von D. verfälschten
Werks durch Mnaseas eine chronologische Unmöglichkeit ist; freilich hat
er sich mit der einfachen Verwerfung der Nachricht des Artemon die
Sache allzuleicht gemacht, s. A. 72 und vgl. Müller I. S. XXI. Bei den
von Suid. AiovvGiog MiX^aiog aufgeführten, angeblich von dem alten
Milesier D. verfassten Werken Tqcoihwv ßißXicc y\ ikfoahxa, KvkXov lgxoql-
v.ov sv ßißXloig £' nehmen Welcker Ep. Cycl. I2. S. 70 ff. 75 ff. und nach
ihm Müller mit Recht eine Verwechselung an, dergestalt dass die T^cotxa
nach Diod. III, 66, 6 (s. A. 70) gleich den Mv&mcc. vielmehr dem Mytilenaeer,
der Kvv.Xog icxoQinog aber einem dritten D. von Rhodos oder Samos, dem
ebendavon so genannten Kyklographen (s. unten A. 125—130), angehörten.
Denn der Gedanke von Bernhardy die Mv&md als eine besondere Schrift
ganz aus der Welt zu schaffen wird dadurch, dass dies zweimal, in dem
Art. zf. MvxiX. und J. MiX., geschehen müsste, unwahrscheinlich. Die
völlig verfehlte Vermuthung aber von Hachtmann S. 22—48, es habe in
Wirklichkeit schon solche Schriften von dem Milesier gegeben, und diese
seien nur von dem Mytilenaeer, welcher in Wahrheit der sogenannte
Kyklograph sei, ebenso wie die Avöluhcc des Xanthos verfälschend über-
arbeitet und das Ganze derselben von diesem mit dem Namen KvnXog
i6TOQiY,6g belegt worden, ist von Sieroka S. 25—31 widerlegt. Ein Gleiches
ist Schwartz durch Bethe widerfahren, dergestalt dass jetzt dessen Arbeit
bereits nicht viel minder veraltet ist als die Hachtmanns. Schwartz
erklärte nämlich unter dem Beifall von Wilamowitz (der daher Homer.
Unters. S. 360 f. auch von einem „Auszuge", den D. aus Xanthos gemacht
habe, spricht) und vielen Anderen die 'Aqyov ccvtiY.cc dieses Schriftstellers
für die beinahe einzige Quelle von Allem, was nicht bloss Diodoros, son-
dern auch die Scholien zu Apoll. Rhod., Eurip. Med., Pind. Py. IV über
die Argonauten berichten, und das Buch über Dionysos für die von Diod.
III, 62 — IV, 5 (überdies s. C. 11. A. 17), und indem er den Mytilenaeer
(S. 57. 59) fälschlich (wie auch noch Kai bei im Ind. z. Athen.) mit dem
Rhoder oder Samier für dieselbe Person hält, lässt er ihn als einen mit
umfassender Belesenheit aus allen möglichen Schriftstellern schöpfenden,
Dionysios von Mytilene. 47
und lebte in der That wohl jedenfalls in der zweiten Hälfte des
zweiten und der ersten des ersten Jahrhunderts67). Er schrieb
eine Reihe vollkommen freier Erdichtungen auf dem Gebiete des
Göttermythos und der Heldensage68) lediglich als Unterhaltungs-
lectüre, und um so mehr durchweg im euhemeristischen Zeit-
geschmack69), und zwar so, dass er nach dem Muster des
Hegesianax allerlei angeblich uralte Dichter und Prosaschrift-
steller, welche seine Quellen gewesen sein sollten, erfand70).
namentlich die Epiker oft anrufenden, daher selbst snonoiog genannten Dar-
steller des gesammten Mythen- und Sagenkreises vom Weltanfang bis nach
dem Ende des troischen Krieges erscheinen. Natürlich is,t auch Wilamowitz,
wie aus Bethes Dissertation erhellt, jetzt anderer Ansicht geworden.
67) Sueton. de gramm. 7. M. Antonius Gnipho ingenuus . . . institutus-
que Alexandriae, (ety quidem, ut aliqui tradunt, in contubernio Bionysi
Scytobrachionis , quod equidem non temer e crediderim, cum temporum ratio
vix congruat. Aus diesem vix geht hervor, dass Suetonius nur daran
zweifelte, ob D. S. zu der Zeit, da Gnipho studirte, etwa 94—90, noch
am Leben war, wie schon Nitzsch Melet. de hist. Hom. II. S. 90. Anm.
erkannt hat. Vgl. Hachtmann S. 11 ff. und gegen ihn die richtigen
Bemerkungen von Sieroka S. 27 f., dessen Behauptung jedoch, D. sei
ungefähr 100 bereits gestorben, selbst dann noch zu weit geht, wenn der
Zweifel des Suetonius berechtigt gewesen sein sollte. Letzterer fährt fort :
docuit primum in JDivi Iulii domo pueri adhuc, deinde in sua privata.
docuit autem et rhetoricam . . . scholam eius claros quoque viros frequentasse
aiunt, in his M. Ciceronem etiam cum praetura fungeretur. scripsit multa,
quamvis annum aetatis quinquagesimum non excesserit.
68) Er war also wirklich ein E7to7toiog, nur aber in Prosa. S. die Be-
weisführung von Bethe S. 7 ff. 15 ff.
69) Besonders die Geschichte des Uranos und seiner Nachkommen,
Diod. III , 56 f. 60 f. (s. A. 76. 80) verräth deutlich den unmittelbaren Ein-
fluss der entsprechenden des Euhemeros, und namentlich in der Um-
wandlung vom Widder (nQiog) des Phrixos in dessen Paedagogen dieses
Namens Kqiog und Allem, was damit zusammenhängt (Fr. 5), zeigt er
sich, wie Welcker Ep. Cycl. I2. S. 78 f. bemerkt, als „würdigen Vorgänger
des Palaephatos" (Fab. 32), wenn anders dieser erst nach ihm schrieb.
70) Diod. III, 52, 3 sagt: ov \ir\v äXX' reisig EVQLOKOvxsg noXXovg [isv
x<ov ctQ%ccl(Qv noirjxäv xe xai ovyyQacpscov, ov% bXCyovg 8s nai xa>v {isra-
ysvEüXEQcov [ivrjfiqv 7t87tOLrnievovg avxmv (näml. xcbv hcctcc Aißvrjv 'Apagovcov),
avayqdcpEiv rag ngdl-sig 7tEtQao6fied,a iv %EcpaXaioig aHoXov&oog Aiovv6i(a
GvvTsrocyiiisvcp xd tieqI xovg 'Aqyovavxag y.a.1 xbv Jlowöov %ccl exeqcc noXXd
xatv iv xolg naXaioxdxoig %govoig nqax^Evxcav , dann aber 66, 5 f. Sie£l[lsv
ev KEcpaXaioig xa rcaqd xotg Aißvoi Xsyofisva x«l Jiovv6iaj xa avvxa^a[iEvcp
xccg naXaidg iiv&onouag. ovxog yug xa xs nsgl xbv Jlovvoov nah xag 'Afia-
£ovag, sxi 8s xovg Agyovavxag xai xa Haxä xbv 'iXiaxbv tc6Xe[iov nqaxQ'Evxa
xai noXX' sxsqa Gvvxsxa-Axai, TtagaxiftsXg xa noirifiaxa xcov do%aC(ov
xcov xe [iv&oXoy cov nal xä>v noir\xiöv.
48 Siebenundzwauzigstes Oapitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mytbographie.
So berief er sich für seine vorgeblich libyschen Bakchoserzählungen
auf Dichtungen von Linos und besonders von Thymoetes71), so
für andere, vielleicht auf Troia bezügliche Fabeleien allem An-
scheine nach auf gewisse lydische oder sonstige Geschichten,
welche er dem alten Lyder Xanthos zu den wirklich von diesem
geschriebnen Jvöiazd andichtete72). Im Uebrigen wissen wir
von den 3 Büchern Tgcjind13) nur wenig74), desto mehr aber
von dem Roman über den Feldzug des Dionysos und der
Athene in mindestens 2 Büchern 74b), in welchem episodisch
71) Diod. III, 67, 1 unmittelbar nach den eben A. 70 angef. Worten:
qjrjai xoivvv izccq' "EXXrjoi kqooxov evqext)v ysvEü&cci Aivov QV&ficüv xat [ie-
Xovg, exi ös Kdd\iov Koniaavxog eh ^oivinrjg xa. KaXovfiEva yqä{i{iaxa nqcb-
xov slg xtjv 'EXXijviKr)v {LExadEivai diccXexxov . . . noivr] (iev ovv xa ygafi^taxa
<Poivi%Eia y.Xrj&r)vai dia xo naqa xovg "EXXrjvag ey, <&oivU(qv iisxsvE%Q'r)vai,
Idia 8e xtov nsXdayoov Tcqcoxmv %Qr}Ca[iEV(ov xoig (lex axE& elgl %aoaY.xr]Q6i
TIsXaayiHa 7tQ06ayoQEvd"fjvai. Das Nächstfolgende ist, wie Bethe S. 25 f.
(zum Theil nach Wilamowitz) zeigt, nicht aus D. §. 4. xbv ovv Aivov
cpaßl xoig JJsXaoy inoig ygafifiaöi 6vvxa^d(iEV0V xccg xov nqmxov
Jiovv 6 0V nqd^Eig Hccl xag aXXag [iv&oXoyiag dnoXiitEiv sv xoig vnofivr]-
{iccßLV. bfiOLoog öe xovxoig %qr]6UGftai xolg TlEXa6yiiioig yqd(i(iaoi xov 'OocpEa
nett IJqovanidrjv xov 'Oiirjoov 8i8a6Y.aXov -aal ©vfioixrjv xov Gvpoixov xov
Aocofisdovxog %axa xtjv rjXiniav ysyovoxa xrjv 'Oacpscog itXavrj%r\v ai v.axd noX-
Xovg xonovg xrjg olnovybEvrjg, v.a.1 naqaßaXsiv xrjg Aißvrjg slg xrjv nqog e6ize-
qav %mqav sag 'Qyisavov' ftsdaaGd-ai ds nai xrjv Nvoav, ev rj (iv&oXoyovoiv
ol sy%obqioi dq%aioi xqaqprjvai xov diovvöov, nctl xccg kccxcc (liqog xov &eov
xovxov Ttocc^Eig [lccQ'ovzcc naqa xav NvßaEoov avvxd£,aod,ai xrjv <&qvyiav
6vo[ia£o[iEvr]v noirjaiv, dq%a'iY.oig xrj xe 8iuXemx(ö uai xoig yqd^^aGi %qrjGa-
fisvov. 68, 1 ff. cpr}6i d' ovv (näml. 6 Gvfioixrjg) "Afificova x. x. X. Das
Richtige sah hier schon Müller S. 6. A. ****.
72) Diese Vermuthung von Bethe S. 10 f., welche voraussetzt, dass
sich Athenaeos in der A. 66 angef. Stelle nicht genau über ;das wirklich
von Artemon Gesagte unterrichtet hatte, ergiebt m. E. den wahrschein-
lichsten Sachverhalt.
73) S. A. 66, vgl. A. 70.
74) Vermuthlich hier machte er den Dardanos zum Sohn des Paris
und der Helena und schob zu diesem Zwecke hinter II. r, 40 mindestens
zwei Verse ein, von denen uns der erste und der Anfang des zweiten
erhalten sind:
firjös xi yovvaaiv olaiv icpEG6aGd,ai cpiXov vibv (vgl. II. I, 455)
ddqSavov . . .
S. Fr. 11 b. Schol. A und vollständiger Eustath. z. d. St. diovvatog cprtaiv
6 Z-nvxoßqaxicov v.. x. X. Wolf Prolegg. S. 194. Welcker a. a. 0. S. 81.
Bethe S. 10. Die weiteren Spuren, welche Schwartz S. 56 f. gefunden
zu haben glaubt, fallen mit seinen sonstigen Annahmen.
74 b) S. A 66. 79. Ueber die Rolle der Athene in demselben s. Diod. III, 70.
Dionysios von Mytilene. 49
auch von den libyschen Amazonen75) und über die Atlantier von
Uranos ab76) gehandelt ward, und von den 6 Büchern77) *A$yovav-
Tind, von beiden durch die Auszüge des Diodoros78), von letzteren
auch durch die zahlreichen Citate in den Scholien zum Argonauten-
gedicht des Apollonios79), die wahrscheinlich aus Theon stammen80),
und mit deren Hülfe allein wir auch erkennen81), dass Diodoros
auch hier vorzugsweise ihm gefolgt ist82). Zum Anführer der
Argonauten machte er den Herakles88).
71, 4. Bethe S. 28 f. Mit Unrecht hält daher Welcker a. a. 0. S. 77.
Aiovvgov xcci 'A&rjväg Gxqaxsta oder Gxqaxta. für zwei Schriften.
75) Diod. III, 66, 5 (s. A. 70), vgl. III, 53. 68, 5. 71, 3. Sieroka
S. 2 ff. Bethe S. 27. (Dass auch Paus. II, 21, 5 [6] ein Stückchen hieraus
entlehnt hat, zeigt Bethe Skytobrachion b. Paus., Herrn. XXV. 1890.
S. 311 f.).
76) Diod. III, 56 ff. vgl. 54, 1. Sieroka a. a. 0. Bethe S. 27 f.
77) S. A. 66.
78) Diod. III, 52, 4—57, 8 (mit Ausnahme von 55, 8 und 56, 2 Ende).
60 f. (mit Ausnahme von 61, 3). 66, 4 — 74 z. E. (mit Ausnahme von 67,
2—4. 73, 2), s. A. 70. 75. 76. Bethe S. 27—32, und IV, 40—55, 4 Iugug&cci
mit Ausnahme einer Reihe von Einschaltungen , welche Diod. theils (s. A. 85)
aus dem weiter unten (A. 84 ff.) zu besprechenden Handbuch der Mytho-
logie (41, 3. 44, 4. ovk dyvom — 44, 6 z. E. 47, 1 — 2. ccnevsyiicoGi. 48, 3.
49, 7. 54, 6. 55, 1 von xovg ds KoQiv&tovg ab — 2. TtQOGxax&sv), theils aus
eignen Mitteln (45 , 4 f . 47 , 3. 4. 63,1 und 55 , 2 Einfügung des Akastos.
55, 3 und 55, 4 zweite Hälfte) macht. Die Zusätze der ersteren Art, zu
denen endlich auch der Schluss 55, 5—56 z. E. gehört, pflegt er, wie
Bethe S. 23. A. 27 hervorhebt, durch xivsg xmv iiv&oyqdcpcQv (41,33. 44,4),
pvQ'oXoyovGi (47,1, vgl. 48, 3), svioi ds xä>v aq%al(ov noirjxaiv (49, 7) zu
bezeichnen, das aus D. Entnommene durch lgxoqovgl (46, 1. 48, 1, vgl.
40, 1. Uyovaiv. 44, 6. 49, 3. Xsysxca. 44, 3. 45, 1. yucQ. Nur einmal (49, 6)
sagt er hier (jiv&oXoyovGi,, dort 54, 6. xivsg xmv Gvyyqacpsoov. In Cap. 47
(vgl. auch A. 84) contaminirt er. S. Bethe S. 11 — 32.
79) Fr. 1—8, wo allerdings nur zweimal (I, 1289. IV, 177 = Fr. 1. 5)
die Bezeichnung MvxiXrjvctiog , dagegen sechsmal (I, 1116. III, 200. 242.
IV, 223. 228. 1153 = Fr. 8. 4. 6. 7) die unrichtige oder doch irre leitende
MilrjGLog und siebenmal gar keine beigefügt ist. Von den letztgenannten
sieben Stellen beziehen sich zwei vielmehr auf den Dionysosroman (II, 965.
sv devxsQG). 904 = Fr. 9. 10). Sieroka S. 32 meint, dass vielleicht der
Mytilenaeer wirklich auch Milesier (wegen Aufenthalts an beiden Orten)
genannt werden konnte und wurde wie der Kyklograph Rhoder und Samier.
80) S. C. 14. A. 75. C. 30. A. 392. Bethe S. 91—93.
81) Da Diod. hier nicht, wie bei dem Bakchosromane (s. A. 70), seine
Quelle nennt
82) Wie nach theilweisem Vorgange von Heyne (der freilich den
Milesier für den Gewährsmann hielt) und Anderen (wie schon Vossius
Süsemihl,, grioch. - alex. Litt.-Gesch. IL 4
50 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythograpbie.
In der Zeit zwischen Dionysios Skytobrachion84) oder, wie
man vielleicht sagen darf, Poseidonios 84b) und Diodoros und
Konon, also ungefähr zwischen 100 oder 80 und 50 v. Chr. ent-
stand allem Anscheine nach, das, so viel wir urtheilen können,
älteste Handbuch der Mythologie, über dessen Urheber wir
freilich völlig im Dunklen sind, welches aber eine Hauptquelle
namentlich für Diodoros85) und Konon 85b), für die Fabulae des
Hyginus, für die Bibliothek des Pseudo- Apollodoros und noch
für Pausanias wenigstens in den Anfängen von dessen Werke86)
gewesen zu sein scheint, so dass sich durch diese gemeinsame
Quelle die auffallenden Uebereinstimmungen dieser Schriftsteller
und lonsius), Welcker a. a. O. S. 77 ff., dann besonders Sieroka S. 6 ff.
und Bethe S. 11 f. eingebender nachwiesen. Dass es, wie Schwartz
und freilich auch Sieroka meinten (s. A. 66), ausschliesslich geschehen
sei, hat Welcker nicht behauptet, und Heyne a. a. O. S. XC1V giebt
ausdrücklich das Gegentheil zu.
83) Fr. 1. b. Schol. Apoll. Rh. I, 1289. Pseudo- Apollod. Bibl. I, 9, 19, 7.
p. 29, 28 Hercher. Hygin. Fab. 14. p. 49, 5 ff. Schmidt. Diod. IV, 41, 3.
53, 4 ff. 54, 6. Bethe S. 11 ff. Vgl. A. 103.
84) Dessen Benutzung in diesem Handbuch aus A. 83 erhellt. Dass
dagegen bei Diod. IV, 47, 5 Dionysios, obwohl die Hauptquelle, dennoch
durch k'vioL bezeichnet wird (s. dessen Fr. 5), kann sich zwar möglicher-
weise daraus erklären, dass Diod., wie Bethe S. 94 annimmt, hier vielmehr
das Handbuch ausgeschrieben hätte, doch ist dies eine ganz unsichere
Vermuthung.
84 b) "Wenn anders Hoefer Konon S. 107 f. richtig geurtheilt hat,
s. A. 149. 157.
85) Sowohl in den Zusätzen zu dem aus Dionysios Skytobrachion über
die Argonautenfabel Ausgezognen (s. A. 78. Bethe S. 17 — 24. 86—90) als
auch namentlich in langen zusammenhängenden Stücken des 4. Buchs, wie
67 — 85, wo Sieroka S. 12 ff. schon verhältnissmässig das Richtige (näml.
die genealogische Anordnung) erkannte, auch 57 — 66 (über 64 — 66 s.
Ed. Schwartz De scholiis Homericis ad historiam fabularem pertinentibus,
Jahrb. f. Philo!. Suppl. N. F. XII, Leipzig 1881. S. 453) und überhaupt bei-
nahe in Allem, was nicht aus Timaeos (s. C. 21. A. 309), Matris (s. C. 35.
A. 78 f.), Poseidonios (s. C. 29. A. 188) und Dionysios Skytobrachion stammt.
Das Genauere s. bei Bethe S. 45—79.
85b) S. A. 146. 149 ff.
86) II, 3, wo er freilich, wie Bethe S. 20. A. 28 bemerkt, zu conta-
miniren scheint, auch wohl III, 19, 11 ff. (vgl. Kon. 18) und s. A. 149.
C. 21. A. 617. Ob und wie weit er dies Buch auch noch in den späteren
Partien benutzt hat, ist viel zweifelhafter, s. die Bemerkungen von Maass
Deutsche L.-Z. 1887. Sp. 55 f. (vgl. C. 22. A. 234 b. C. 33. A. 94) gegen
Kalk mann Paus. S. 200 ff., vgl. A. 149. 157.
Das älteste Handbuch der Mythologie. 51
erklären87). Freilich ward von den späteren unter ihnen dies
Compendium nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt benutzt,
sondern erlitt eben als solches ohne Zweifel vielfach neue Ueber-
arbeitungen88). Ob aber auch schon Theon, der, wie gesagt, niuth-
massliche Urheber der mythologischen Scholien zum Argonauten-
gedicht des Apollonios89), aus diesem Compendium geschöpft hat,
oder ob jener und der Verfasser des letzteren beide ein Special-
werk über die Argonautensagen, ähnlich den Noötoi und ®y\-
ßal'xa Ttagado^a des Lysimachos 90) oder der Atthidensammlung
des Istros91), vor Augen hatten, ist allerdings noch eine offene
Frage92), die jedoch wohl im ersteren Sinne entschieden werden
muss93). Die Anordnung des Werkes war genealogisch, ähnlich
schon wie bei Pseudo-Apollodoros94). Es ging von der be-
kanntesten Form des Mythos oder der Sage aus und fügte ver-
muthlich stets die Abweichungen bei verschiednen Dichtern und
Prosaikern an95), wobei der Verfasser überall unmittelbar aus
den Quellen schöpfte90). Er blieb auch nicht etwa bei den
älteren Schriftstellern stehen, sondern hat auch die Alna des
Kallimachos96b) und die Argonautendichtung des Apollonios aus-
gezogen. Und so war denn seine Arbeit ein erhebliches Erzeugniss
87.) S. Bethe S. 45—99. Ueber das farnesianische Täfelchen s. den-
selben S. 70. A. 84.
88) Bethe S. 98 f.
89) S. A. 80, vgl: C. 14. A. 76.
90) S. C. 17. A. 111. 113.
91) S. C. 21. A. 514 ff.
92) Bethe S. 98.
93) Denn bei der letzteren Annahme erscheint es chronologisch beinahe
unmöglich, dass der Verfasser jenes hypothetischen Specialwerks auch
schon den Skytobrachion benutzt haben könnte; wenn aber erst der des
Compendiums Nachträge aus diesem machte, so erwartet man naturgemäss,
dass es dann ähnlich wie bei Theon auch häufiger geschehen wäre, während
wir nur eine einzige sichere Spur haben, s. A. 83. 84. Brachte dagegen der
Verfasser des Handbuchs die Argonautenfabeln erst selber zusammen, so
ist es nicht auffallend, weder wenn er dabei den Skytobrachion nur spär-
lich heranzog, noch wenn Theon um so mehr aus diesem nachtrug.
94) Bethe S. 95 f.
95) Die Diodoros freilich meistens wegliess, s. Bethe S. 95.
96) S. Bethe S. 96 f. gegen Robert Bild und Lied S. 242 f. Vgl.
Bethe S. 83 ff. gegen Schwartz a. a. 0. S. 450 ff.
96 b) S. Knaack Callimachea, Stettin 1887. 4. Vgl. Bethe S. 97 und
C. 13. A. 36.
4*
52 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
achter spätalexandrinischer Gelehrsamkeit. Es ist übrigens wohl
möglich, dass dies Buch96c) die von
Theopomp os aus Knidos, dem bekannten Vertrauten des
Caesar, welcher nach dessen Ermordung aus Rom nach Alexan-
dreia floh97), verfasste und, wie es scheint, noch zur Zeit des
Plutarchos97b) allgemein bekannte Evvaycayri [iv&G)v war.
Ein anderes von einem unbekannten Verfasser, wahrschein-
lich einem Stoiker, herrührendes Werk der späten Alexandriner-
zeit waren diejenigen homerischen Allegorien, welche für
die uns unter dem Namen des Herakleitos erhaltenen das Vor-
bild gaben, aus denen ferner Manches auch in des Pseudo-
Plutarchos Leben des Homeros und in die Auszüge des Stobaeos
übergegangen ist98), die aber, wie gesagt 98b), auch schon von
dem Grammatiker Herakleon aus Tilotis benutzt wurden99), ja
96c) Wie Hillscher a. a. 0. S. 380 f. A. 2 vermuthet. Mehr lässt sich
freilich auch nicht behaupten.
97) Strab. XIV. 656 (unter den berühmten Knidiern): xa-O-' r^iäg 8b
®807tO(ji7tog 6 KaiGaoog xov ftsov cpiXog xcöv (isya 8vva(iBvcov v.a.1 vtbg 'Jqxs-
[iidcoQog. Auch dieser sein Sohn Artemidoros war zur Zeit von Caesars
Ermordung in ßom, s. Plut. Caes. 65. 'Agtsfiidcogog 8s KviSiog xb ysvog,
'EXXrivindov Xoycov GocpiGxr)g nul 8iu xovxo ysyovag evioig avvrjd'rjg xcöv nsgi
Bqovxov, cogxe %at yvcövai tu nXsicxa xcov nqaxxo^ivcov ^ ^xs fisv iv ßißXi-
dicp ytofiL^cov artEQ e'fisXXs (ir}vv£iv, oqcöv 8s xov Ka.i6a.oa xcöv ßißXidicov
shuöxov 8s%6(ievov xai naqadidovxa xoig nsql avxbv v7ir}osxaigy syyvg ocpo-
8qu ngoGsX&cbv „xovxo", t'cprj, „Katcaq, dvdyviod't fiovog nal xa%s(og n. x. X."
. . . t'vioi de cpuGiv äXXov sntSovvai xo ßißXiov xovxo, xov 8' 'Aqts[ii8coqov
ov8s oXmg TtqoGsXQslv , dXX' ix&Xißrjvai, naqd naouv xr)v bSöv. Appian.
B. C. II, 116. 6 8b hv KviScp ysyovcög avxtp £svog 'AoxsuföeoQog stg xb ßov-
Xsvxrjgiov soSgaficov svqsv ccqxl svaioovftsvov (näml. KaiGaoa). — Cic. ad
Att. XIII, 7, 1 (i. J. 45). Sextius apud me fuit et Theopompus pridie: venisse
a Caesar -e narrdbat litteras: hoc scribere sibi certum esse Romae manere
(näml. me) etc. Philipp. XIII, 16, 33. „Theopompum . . . confugere Alexan-
dream neglexistis" . magnum crimen senatus! de Theopompo, summo liomine,
negleximus , qui ubi terrarum sit, quid agat, vivat denique an mortuus sit,
quis aut seit aut curat? Da sein Sohn Artemidoros damals schon die an-
gegebne Thätigkeit übte, ja nach Appian. schon in Knidos gleichfalls Caesars
Freund geworden war, muss er selbst damals bereits in höherm Alter ge-
standen haben und etwa 130 geboren sein. S. Hillscher a. a.O. S. 379—381.
97 b) Plut. Caes. 48. Kaicaq . . . aipapsvog 8h xfjg 'Aciag KviSfovg xs
©sonopncp xeo Gvvayayovxi xovg (iv&ovg tJXsv&eqcogs x. x. X. S. übrigens die
Nachträge.
98) Ich begnüge mich für dies Alles auf Di eis Doxogr. S. 88— 99 zu
verweisen. Vgl. C. 32. A. 93. 98b) C. 26. A. 108. 109.
99) Prob, ad Verg. Buc. VI, 31. p. 11, 4 ff. Keil. Den Herakleon be-
Theopoinp. v. Knid. Hom. Alleg. Demarat. Nikostrat. Nikokrat. 53
allem Anschein nach schon dem Vitruvius bekannt waren 99b).
Zu den vom Verfasser seinerseits herangezogenen Quellen gehörte
auch Apollodoros tcsql &ecovwo).
Deinaratos101), dessen TQay(pdov[ieva zweimal citirt
werden 102), war jedenfalls älter, da die sonstigen zuverlässigen
Anführungen von ihm aus ebenjenem mythologischen Handbuch
stammen 103).
Nikostratos, ein von Alexaudros dem Polyhistor104) an-
geführter Sagengeschichtschreiber und mithin wohl gleichfalls
älter, wird sonst nur noch einmal erwähnt105).
Nikokrates erscheint als Verfasser eines offenbar höchst
abgeschmackt-allegorischen, auf die Mythologie der musi-
schen Kunst bezüglichen Buches, dessen Titel sich nicht mit
Sicherheit bestimmen lässt106). Ob er derselbe mit demjenigen
Nikokrates war, welcher 7CsqI rov iv ^EXlkcjvl aycovog
schrieb107) und wohl jedenfalls auch noch der Alexandrinerzeit
angehörte108), ist immerhin fraglich.
trachtet daher Diels a. a. 0. S. 91 ff. als die gemeinsame unmittelbare
Quelle für die Auszüge bei Sex. Math. X, 313—318 und Prob. a. a. 0.
p. 21, 14 ff. K.
99 b) Wie Diels S. 94 f. aus Vitruv. VIII. Praef. §. 1 schliesst.
100) S. A. 65. 101) Müller F. H. G. IV. S. 378—380.
102) Fr. 4 b. Clem. Protr. 27 C und Stob. Flor. XXXIX, 33. Dor
steht in unseren Ausgaben das 1., hier das 3. Buch.
103) Fr. 6 = Dionys. v. Mytil. Fr. 1, s. A. 83. 84 (Zusammenstellung
der Angaben über Betheiligung oder Nichtbetheiligung des Herakles am
Argonautenzuge) und Fr. 5 = Schol. Apoll. Rh. I, 45. Die von Pseudo-
Plut. Parall. min. 16. de fluv. 9, 3. 4 erwähnten Schriften 'AQuccÖMoi , <&qv-
yiaxa und nsgl nora^mv hat dieser ihm ohne Zweifel bloss angelogen.
Vgl. Robert Erat. Cat. S. 61 f.
104) Fr. 42 b. Steph. Tdyyqcc.
105) Ueber die Sphinx Schol. Eurip. Phoen. 1010, „nisi forte corruptum
est nomen Nicostrati neque reponendus Nicomachus tragicus, qui Oedipum
scripsiV1, meint Müller F. H. G. IV. S. 466.
106) Fragm. 10 hinter Censor. Bhythmus creditur dictus a Bhythmonio
Orphei ßlio et Idomenae nymphae Ismaricae, ut tradit Nicoer ates (nicht
Nicostratus, wie bei Müller a. a. O. steht) libro quem composuit de
musice (so Jahn zweifelnd, der auch an Musaeo gedacht hat; die Hand-
schriften haben musio oder musico und dann fratre). fratrem Bhythmonii
tradit Hymenaeum, Bhythmonii autem et Chloridis Tiresiae filiae Periclyme-
num et Perimedem qui primus cecinerit res gestas heroum musicis cantibus.
107) Fr. 1 b. Schol. T II. N, 21. Müller F. H. G. IV. S. 465 f.
108) Denn Fr. 2 , doch wohl wie Fr. 3 b. Steph. Botcotia aus derselben
Schrift, findet sich in den Schol. Apoll. Rh. I, 831.
54 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
Deinarchos spätestens aus dem Anfang des ersten Jahr-
hunderts v. Chr. schrieb Mv&oXoyCai %bq\ Kq^ttjv109).
Palaephatos oder wie immer Derjenige heissen mochte,
welcher unter diesem vermuthlich angenommenen Namen schrieb110),
109) Demetr. v. Magn. b. Dionys. v. Hai. de Dinarcho 1, der auch
die ohne Zweifel erst in alexandrinischer Zeit entstandene prosaische Be-
arbeitung eines voralexandrinischen Epos Delias erwähnt von einem älteren
Deinarchos, welche er drjXiccnog (sc. Xoyog) nennt und fälschlich bereits
ebendiesem alten Dichter selbst zuschreibt. Vgl. Müller F. H. G. IV.
S. 391.
110) Suid. nennt vier angebliche Männer dieses Namens, zuerst, wie
schon C. 10. A. 80 erwähnt wurde, einen uralten athenischen Epiker: 77a-
Xccicpaxog A%i\vr\Giv snonoiog, vlbg 'Anxctlov Hai Botovg' ot 8 s 'io-nXsovg cpccal
xai Msxctvsiqag' ol 8' ^Eopov. ysyovs 8s xara (isv xivag \isxa $rj[iov6r)v}
kccxcc 8s aXXovg xai nob avxrjg. t'yocctys 8s Koofionoiiav stg snrj tS' 'AnoX-
Xcovog neu 'AQxsfiiSog yovdg, snrj ty 'AcpQoSixrjg ncci "Eocoxog epcovag Kai Xo-
yovg, snr] *' 'A&rjväg sqiv xal Iloasidmvog, snrj cc Arjtovg nXo-nafiov. Auf
welchem Schwindel dies beruht, ist unbekannt, doch s. C. 14. A. 11. Nur
ein Schwindel anderer Art, aber gleich jenem ganz in der Manier des
Ptolemaeos Chennos (s. Hercher Ueb. d. Glaubw. d. Pt. Ch., Jahrb. f.
Ph. Suppl. I. S. 281. S. 286. A. 22, vgl. S. 277 f. A. 4) steckt hinter dem
dritten P. TLocXaicpazog , 'Aßv8rjv6gy iGzooinog. KvnQiccKct, JrjXiaY.ee, Azzi-na,
'jQCißwcc. ysyovs Ss sn\ AXs^ävSoov zov MccxsSovog' ncciStyia 8s 'Aqigzozs-
Xovg zov epiXoGÖcpov , dg <&lX(ov sv reo si gxoi%s£(o (gxC%(ö Hercher) tov nsgi
naoaSo^ov totooiag ßißXiov (ßißXiov Kuester) neu SsoScogog 6 'iXisvg sv
Ssvxsqco Tgaiinmv. Vgl. C. 17. A. 90. Zwischen dem zweiten und entweder
dem vierten oder auch dem ersten sollen nun die 6 Bücher tcsqI anlcxcav
und die Tqcoihü streitig gewesen sein, dabei wird der zweite aber schon
als Zeitgenosse des Artaxerxes bezeichnet: FlaXatgiccxog , TLaoiog rj IlQirjvsvg,
ysyovcog %axä 'AQxec^SQ^rjv. 'AniGxcov ßißXia s'. xivsg Ss xccvxcc stg xov 'A&rj-
veciov ävaepsQOvaf nXrjv v.a.1 ovxog syoccips (hier ist eine wohl durch "Amoxcc
auszufüllende Lücke; eine andere Ergänzungs weise schlägt Bernhardy
vor, s. C. 17. A. 90) und IluXaCtpuxog, Alyvnxiog rj 'A&rjvctiog , ygccfificcxinög.
AlyvnxiccHrjv frsoXoylccv Mv&itkov ßißXiov et'. Avasig xööv [iv&iyiebg storj-
lisvav lTno&sGsig slg ZifMoviSrjv Tpoonia, a xivsg stg xov 'Ad-rjvcciov, xivsg
8s slg xov ndoiov ccvrjvsyHccv. ^ygaips %ec\ igxoqiccv tSi'ccv. Ob die übrigen
Titel dieses vierten P. zuverlässiger sind als die des ersten und dritten,
lasse ich dahingestellt, von den To(oi%a aber haben wir noch ein paar
Fragmente, eins von ihnen schon bei Strab. , s. A. 118, so dass also auch
diese Schrift jedenfalls vorchristlichen Ursprungs war. Dass freilich Müller
F. H. G. II. S. 338 sie dem fabelhaften Geliebten des Aristoteles bloss dess-
halb, weil Theodoros von Ilion in seinen Tqcomo. (s. C. 33. A. 307, Müller
F. H. G. IV. S. 513 f.) desselben gedacht hatte und also möglicherweise
berichtet haben könnte, die des P. seien von diesem, dass, sage ich,
Müller bloss desshalb sie wirklich diesem beilegen und somit schon in
die Zeiten des Alexandros versetzen will, ist schwerlich zu billigen, ohne
Deinarchos. Palaephatos. 55
verfasste spätestens im letzten Jahrhundert v. Chr.111) unter dem
Titel iteQl ccTtiötov112) eine Sammlung seltsamer Geschichten
aus Mythos, Sage und Legende, in denen er mit einer den Dio-
nysios Skytobrachion, den Mnaseas und Euhemeros, wo möglich,
noch überbietenden Flachheit, Willkür und Abenteuerlichkeit
Alles natürlich zurechtzulegen suchte, in mindestens 2 Büchern113).
Von den heidnischen Schriftstellern der folgenden Zeiten sehr
selten, dann aber auch mit Anklang und Beifall erwähnt114),
scheint sie namentlich bei den Christen, welche gerade durch
eine derartige sogenannte natürliche Erklärungsweise den heid-
nischen Aberglauben am Sichersten ausrotten zu können ver-
meinten115), zu einem beliebten Schulbuche geworden zu sein116).
Gerade in Folge davon ist aber auf uns nur ein Büchlein in
einem durch solche fleissige Schullectüre furchtbar zugerichteten
Zustande gekommen, je nach den verschiednen Handschriften
bald so und bald so verstümmelt und interpolirt. Im Ganzen
lässt sich eine kürzere und eine ausführlichere Fassung unter-
Zweifel aber war das aus jenen Angaben des Suid., wie es scheint, zu er-
schliessende Schwanken der Alten darüber, ob der Verfasser dieser ge-
lehrten Schrift und der der "AniGza dieselbe Person sei, ein berechtigtes.
Will man sie scheiden, so müsste man annehmen, dass der der Tq(oiy.o.
vor dem der "Ammei geschrieben und wirklich P. geheissen habe. Wester-
mann Art. Palaephatus in Paulys Realencykl. glaubt auch an die wirk-
liche Existenz von jenem Geliebten des Aristoteles und lässt daher sogar
unentschieden, ob der Verfasser der "Amazu, da er als Peripatetiker be-
zeichnet wird (s. A. 112. 121), nicht ebendieser oder ob er vielmehr wegen
der ähnlichen Titel der vierte P. gewesen sei.
111) Die ältste Erwähnung ist die bei Vergil. Cir. 87. docta Palae-
phatia testatur voce papyrus.
112) Unter diesem erscheint es schon in der nächsten Anführung bei
Theon Progymn. 6. Rhet. Gr. II. p. 96, 4 ff. Speng. y.o.1 TlaXcticpuzG} tw
nSQL7ZC(Tr}ZlHG) S6ZLV 0X0V ßlßXlOV 7t£QL Z(OV CCltL6X(OV E7lLyQCCCf6fl£VOV, £V (p
zu zoiavza (nämlich die vorher besprochnen nv&oXoyov[i£va) smXvsTcu.
113) Denn das erste wird citirt bei Euseb. Chron. II. p. 48 = 49 Seh.
und Oros. I, 13. Es kann also mit den 5 bei Suid. (s. A. 110) wohl seine
Richtigkeit haben; um so bemerkenswerther ist es, dass schon Theon
(s. A. 112) nur ein ßißXiov kennt.
114) Die beiden A. 111. 112 angef. Stellen sind die einzigen.
115) Ein Theil der Kirchenväter war freilich, wie C. 11. A. 56 bemerkt
ward, anderer Ansicht.
116) Westermann Mythogr. S. XL — Euseb. Chron. II. p. 38 = 39.
40. 42 — 43. 44 = 45. 46 = 47 Seh. führt 31. 29. 6. 22. 7 an, ausserdem
s. A. 113.
56 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
scheiden117). Die spärlichen Bruchstücke einer anderen, um-
fänglichen mythographischen Schrift TQcoixd118) legen eine ent-
schiedene mythologisch-geographische Gelehrsamkeit an den Tag
und erinnern an den TQcoiKog diaKoGpog des Demetrios von
Skepsis119), aber sie sind doch immerhin nicht zahlreich und
charakteristisch genug, um uns zu dem Urtheil zu berechtigen,
die jedenfalls nächstliegende und natürlichste Annahme120), der
Verfasser beider Schriften sei derselbe gewesen, könne unmög-
lich die richtige sein. Sicher indessen lässt sich hier nicht ent-
scheiden. Uebrigens wird der Verfasser der "Amöru bald als
Peripatetiker121) und bald als Stoiker122) bezeichnet, sei es nun
117) Die kürzere Form ist aus der ersten Ausgabe, einer Aldina,
Venedig 1505 (mit aesopischen Fabeln und Anderem), in alle folgenden,
Basileensis (mit latein. Uebers. von Phasianinus) 1645, ferner die von
Toll, Amsterdam 1649, Mart. Brunner, Upsala 1663, Gale Opusc. myth.
(s. A. 1), Paul Patris, Frankf. 1685. 1687, Dresig, Leipz. 1735. 1751,
J. F. Fischer 1. bis 6. Aufl., Leipz. 1761—1789, übergegangen, bis end-
lich Westermann über sie hinausschritt, der für jene eine Breslauer
Handschrift (nebst Mittheilungen aus einer Madrider) und die Compilationen
von Apostolios und Arsenios benutzt bat. Eine mittlere Stellung nimmt
der zuerst von Brunn er herangezogene Codex Ravianus in Upsala ein.
Die ausführlicheren Handschriften sind aber selbst wieder sehr von ein-
ander verschieden, indessen haben sie trotz mancher Interpolationen doch
der verkürzten Form gegenüber auch vieles Ursprüngliche bewahrt. Von
dieser Classe hat Wes termann 10 verwerthet, jedoch nur eine einzige
Dresdner (angeblich aus dem 13 Jahrh.) nach neuer Vergleichung, die
übrigen nur nach den Mittheilungen von Toll, Gale, Meibom und
Fischer. Die Handschriften variiren auch im Titel: tceqI cctclgtcov, 7isqI
aniarcov lgtoqicov , Ttsgl latogicov, nsgi iotoqkov uq%clC(ov , zum Theil be-
zeichnen sie selbst durch die Aufschrift ex zav IlaXccicpccTov das Ganze aus-
drücklich als blosse Auszüge. Und so begreift es sich denn sehr einfach,
dass manche Citate, wie z. B. gleich das in der Ciris und das bei Eustath.
z. Od. a, 3. p. 1382, 49 f. (vgl. ferner A. 113), sich jetzt nicht mehr nach-
weisen lassen.
118) Müller F. H. G. II. S. 338 f. Es sind zwei aus dem 7. und eins
aus dem 9. B. b. Steph. XocQi(iäTai u. Harpokr. MccxQOKscpccXot.. JvaavXrjg
(Fr. 1—3) u. eins b. Strab. XII. 550 (Fr. 4) ohne Nennung des Buchtitels.
119) Müller a. a. 0. S. 339 z. E.
120) Zwei Mythographen dieses wirklichen oder angenommenen Namens
aus der Alexandrinerzeit sind gewiss nicht sehr wahrscheinlich; höchstens
könnte man sich also die Sache in der A. 110 angedeuteten Weise zurecht-
legen.
121) Theon a. a. 0. (s. A. 112), ebenso Tzetz. Chil. X, 20.
122) So wiederum Tzetz. Chil. IX, 273.
Palaephatos. Dionysios von Rhodos oder Samos. 57
dass er wirklich einer von jenen eklektischen Peripatetikern war,
wie sie sich in der That im ersten vorchristlichen Jahrhundert
zu bilden begannen123), sei es dass hier irgendwie die Fabel
von Palaephatos aus Abydos, einem vorgeblichen Geschicht-
schreiber und Geliebten des Aristoteles, hineinspielte124) oder
wie immer die Sache zusammengehangen haben mag.
Dionysios von Rhodos oder Samos125) aus ungewisser und
möglicherweise126) schon der älteren nachalexandrinischen Zeit
schrieb ein umfassendes Werk in 7 Büchern127) unter dem Titel
Kvnlos LöroQixog128), von welchem er den Beinamen „der
Kyklograph" erhielt129), und welches, wie es scheint, eine Zu-
sammenstellung des gesammten Mythen- und Sagenkreises und
also ein Handbuch der Mythologie war130). Ausserdem wird
123) S. C. 32. Abschn. 5. A. 423—445.
124) S. A. 110.
125) Welcker Ep. Cycl. I2. S. 70-75. Müller F. H. G. IL S. 9—11.
S. übrigens A. 131.
126) Denn der Versuch von Müller a. a. 0. S. 10 f. (s. A. 130) das
Gegentheil zu beweisen beruht theils auf unsicheren oder geradezu unwahr-
scheinlichen Annahmen, theils bedarf er jetzt keiner Widerlegung mehr,
vgl. Hachtmann a. a. O. S. 27 f. Sieroka S. 32. Wenn Welcker S. 71
es eher wahrscheinlich findet, dass er im zweiten Jahrhundert (v. Chr.?)
als viel früher gelebt habe, so fragt sich eben, warum er nicht auch einer
viel späteren Zeit angehört haben könnte.
127) S. A. 66. 128. Ath. XI. 481 e. Jiovvoiog 8' 6 Zäpiog iv ?ww
7csql xov hvkXov (= Fr. 7), vgl. 477 e. diovvaiog S' 6 Zd^aog iv xoig nsgl
hvkXov. Diese ungenaue Titelbezeichnung begreift sich, wenn ytvnXog in
ihr etwa so viel als „Sagenkreis" bedeuten soll; denn so hatte das KvnXog
betitelte Werk allerdings auch den xv-aXog zum Inhalt.
128) Dieser volle Titel findet sich allerdings nur bei Suid. und noch
dazu an falscher Stelle, s. A. 66. 131, kurzweg KvxXog Schol. Eurip. Phoen.
1116 (= Fr. 1). diovv6t,og ds iv reo nQcoxa> xov KvnXov und Gem. Protr.
4. 30 D. Jlovvgiov iv reo nipmm (isqsl xov KvyiXov (= Fr. 5), ferner
KvkXol Schol. Pind. Nem. III, 164 (= Fr. 4). AiovvGiog iv ngoora KvnXcov
(KvnXov Salmasius), endlich nsql hv'hXov bei Athenaeos (s. A. 127), dem
ältsten Zeugen, doch s. A. 131 b.
129) Schol. Eurip. Or. 988 (= Fr. 3). diovvaiog b xvnXoyQ<x<pog. Tzetz.
Chil. XII, 179 tf. u. z. Hes. p. 15 Gaisf. nach Prokl. p. 5 Gaisf. (= Fr. 10).
130) Sämmtliche Bruchstücke sind aus diesem Gebiete. Unsicher sind
einzelne von denen, welche bloss mit der Bezeichnung zJiovvöiog angeführt
werden. Ob Sokrates Hist. eccl. III, 23, 48 f. mv (näml. von den griechischen
Göttern) xovg aoQSVLHOvg -acu d,r}Xvaovg eocoxccg st ccQi&nriGccLfirjv , fiatigog
rjpbiv eoxcu 6 xi\g 7iccQEHßcc6£cog Xöyog' ccqheosi de xoig xuvxu yvmvcci i&iXov-
giv 6 'AgioxoxsXovg TLinXog xai Aiovvaiov Exicpctvog xat 'Prjytvov 6 IIo~
Xv(ivr)fioov xce! xmv xoiovxcov xö nXij&og dies Buch meint, wie Welcker
58 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
ihm noch eine Sammlung von Ortssagen ^Iötogiat tojz inaC)
und eine 'IßxoQia Ttaidsvtixri beigelegt131), und ausserdem
S. 75 will, lasse ich unentschieden. Mit Unrecht (s. A. 78. 82) hielt
Boeckh Expl. Pind. S. 233 den Samier D. (wie halb und halb auch Müller
S. 10 f.) für Quelle des Diod. , und ebenso unberechtigt ist der Zweifel von
Müller, ob Schol. Apoll. Rh. II, 904 (= Dionys. v. Mytil. Fr. 10) nicht
vielleicht dieser und nicht der Mytilenaeer gemeint sei.
131) Suid. dbovvGiog Mov6odvlov, 'Podiog rj 2a[iLog, tcTOQMog' r\v Ss
■xccl tsqsvg tov instos lsqov xov 'HXl'ov. *l6TOQiocg zoniHccg iv ßißXioig s!-' Ofoov-
[isvrjg 7tEQi^yr]oiv' 'ioxoqiccg ituLdevTLxfjg $l$XCcc i' . Hier ist zunächst wie
bei dem Milesier und dem Korinther D. die Periegese (es ist die uns er-
haltene, zuletzt von Bernhardy herausgegebene gemeint) zu streichen.
Dann fehlt gerade der KvnXog i6TOQin6g, der vielmehr unter die Werke
des Milesiers gerathen ist. Denn ihn etwa in der 'Ictoqicc ncuösvtmri zu
suchen geht schon wegen der abweichenden Bücherzahl nicht an, und
überdies ist es willkürlich, wenn Welcker S. 70 f. letzteren Titel so deutet:
„die Sagen für den allgemeinen Unterricht"; mit Recht vielmehr sagt von
demselben Ha cht mann S. 25: „ne titulo quidem commovemur , ut hoc opus
solummodo narrationes mythologicas exhibuisse credamus , quippe qui respiciat
ad opus ex multifarüs scientiae partibus contextum, ita ut, etiamsi verum
quoque myihölogicarum mentio fieri posset- hisce libris etc., ja es fragt sich,
ob man auch nur die Bezeichnung naiSsvziyirjg so eng fassen muss, um
nothwendig, wie auch H achtmann thut („cum Über scriptus esset in usiim
iuventutis erudiendae") , an ein eigentliches Schulbuch zu denken. Ein
Verdacht, ob diese beiden Bücher nicht vielleicht auch von einem anderen
D. seien, ist kaum gerechtfertigt. Dagegen habe ich es nicht gewagt
weder für den Namen des Vaters noch für die Lebensumstände des Samiers
von diesem Artikel des Suid. Gebrauch zu machen; vielleicht that ich
schon zu viel, indem ich ,,D. von Rhodos oder Samos" schrieb. Das
sHsi6£ ist höchst unklar: ob es auf Rhodos oder auf Samos gehen soll,
vermag ich nicht zu sehen, obgleich Welcker S. 70 unbedenklich schreibt:
„Der Samier D., welcher ... die Ehrenstelle eines Priesters des Sonnen-
tempels in Rhodos bekleidete, wesshalb er zugleich Rhodier heisst". Zu
dem Verdacht indessen von Bernhardy z. Dionys. Perieg. 495, dass der
Sonnenpriester dieses Namens ein anderer, nämlich der Heliopolit (s. C. 25.
A. 175), gewesen sei, ist, da auch der Rhoder ein Traumbuch schrieb
(s. A. 131 b. C. 25. A. 173), kein genügender Grund vorhanden, es müsste
denn auch bei Tertull. de an. 46, was kaum wahrscheinlich ist, Ersterer
mit Letzterem verwechselt sein. Bernhardys Vermuthung, dass bei
La. Di. I, 38. diovvaiog sv KgiTinotg nicht mit Reinesius KqrixL'x.oig , son-
dern 'OvsLQ0v.qtTiY.0Lg herzustellen sei, kann freilich sonach immerhin richtig
sein, doch ist dies völlig ungewiss, und wenn es wirklich von beiden D.
Traumbücher gab, würde sogar das Citat von Jiovvoiog schlechtweg sehr
auffällig sein. Jedenfalls nicht der Samier, wie Eustath. z. Dionys. p. 492. 515
vermuthet, sondern ein viel jüngerer D. war der Verfasser der Bckggcc-
qlkcc in mindestens 18 (s. Steph. BmXiyya) Büchern, s. Müller G. G. M.
II. S. XXVI f., vgl. Bernhardy a. a. 0. S. 492. 516.
Dionysios der Kyklograph. Dionysios. Sokrates. Konon. 59
schrieb er, wie schon bemerkt ist131b), ein fast gänzlich ver-
schollenes Traumbuch.
Ferner wird noch ein Werk von irgend einem Dionysios
jtsgl ftecov in 33 Büchern einmal132) in einer Weise erwähnt,
aus welcher man sieht, dass es sich gleich dem des Apollodoros
auf dem behandelten Felde viel mit Etymologie abgab.
Ueber Hippostratos s. C. 33.
Sokrates von Kos schrieb 'EjtixhrJGeig &scovm) in min-
destens 12 Büchern134).
Anhangsweise mag schon hier135) auch
Konon136) abgehandelt werden, obwohl er eigentlich erst
der augusteischen Zeit angehört, da der König Archelaos Philo-
pator, dem er seine vermuthlich rein zur Unterhaltung137) be-
stimmte Sammlung von Erzähluugen {Air\yv\6si(£) widmete138),
131 b) C. 25. A. 173. 174. „Die", wenn nicht die eben (A. 131) an-
geführte Conjectur Bernhardys bei La. Di. I, 38 richtig ist, „einzige
Erwähnung bei Tertull. a. a. 0. (s. C. 25. A. 173) ist auch die einzige feste
Handhabe für die annähernde Zeitbestimmung dieses D. Denn er war
sonach wenigstens älter als die Quelle des Tertull., d. h. (s. Diels
Doxogr. S. 206 ff.) als Soranos von Ephesos aus der Zeit des Traianus und
Hadrianus. Etwas höher hinauf gelangt man indessen wohl noch dadurch,
dass er seinerseits für Ath. (s. A. 127. 128) jedenfalls nur mittelbare Quelle
war". (Oder).
132) Fr. 11 b. Suid. NvfKpaL.
133) La. Di. II, 47 im Homonymenverzeichniss: neu 6 Kcoog 'E7tLHXr}6£tg
ftecov y8yQcccp(6g. Müller F. H. G. IV. S. 499.
134) Suid. Kvvrjstog (= Fr. 16). 2coyiQdrrjg iv iß'. Das 6. citirt Ath.
III. 111 b (= Fr. 15). 2a>HQctTrig iv fitrco 'E7n%Xr}6Ecov. (Vgl. Kaibel z. 111c).
Ausserdem haben wir noch ein drittes Bruchstück (15 a) b. Schol. Apoll. Rh.
I, 966. 2. iv 'EninlrjöECi. Ob von diesem S. oder von dem Argiver oder dem
Rhoder die Schrift ngog Etdo&eov (Seh. Apoll. Rh. I, 1207 = Fr. 9. Suid.
%Lct&iv = Fr. 14, dazu Fr. 10—13) war, lässt sich nicht entscheiden, das
Einfachste ist aber doch anzunehmen, dass in den Scholien zu Apollonios
überall derselbe S. gemeint sei, und dann würde der Koer auch der Ver-
fasser der Schrift n8Qi oqoov (mgcov oder diQcov? Casaubonus, oqcöv
Müller) necl xoncov nal nvQog (notufuov? Müller) y,a\ h'&cov (Ath. IX.
388 a = Fr. 17) gewesen sein, da offenbar diese Seh. Ap. Rh. IV, 973
(= Fr. 18) gemeint ist. In Fr. 10 b. Schol. Apoll. Rh. I, 40 wird Sco-
KQaxr\g dl ncci EvcpoQi'cov (Fr. CXLIV) wohl bedeuten: „Sokrates und der
von ihm citirte Euphorion" und nicht das Umgekehrte, vgl. C. 14. A. 99.
135) Wofür es wohl keiner Begründung bedarf.
136) U. Hoefer Konon, Greifs wald 1890. 8.
137) S. Hoefer S. 2 f.
138) Phot. Cod. 186. p. 130b 26 f. Bekk., s. C. 22. A. 350.
60 Siebenundzwanzigstes Capitel. Apollodoros v. Athen u. d. Mythographie.
schwerlich, wie schon bemerkt wurde139), ein anderer Mann dieses
Namens war als der von Antonius zum König von Kappadokien
eingesetzte Archelaos Philopatris 140). Aus dieser Sammlung ist
uns durch Photios141) ein Auszug von 50 Nummern erhalten142),
während kein anderer Schriftsteller, wahrscheinlich in Folge
ihrer Planlosigkeit, seiner gedenkt. Dennoch ist sie für uns
von grossem Werthe, indem sie sich, womit gerade ihre Plan-
losigkeit zusammenhängt, auf das Vortheilhafteste von der des
Palaephatos unterscheidet, da der Sammler, frei von jeder Tendenz,
seine Erzählungen aus seinen Quellen annähernd wörtlich aus-
gezogen hat. Vorwiegend gehören sie der Sage, wenige von
ihnen der minder oder mehr geschichtlichen Zeit an143), und
bald ist unter diesen Umständen, indem „der Verfasser die Stoffe
ganz hinnahm, wie er sie vorfand, die Sage gegeben rein ohne
alles Beiwerk, bald wieder ist die Erzählung deutlich aetiologisch
gewandt; ein paar Male144) tritt Euhemerismus hervor"145). Die
Peststellung der Originale wird sich wohl mit der Zeit noch
weiter erreichen lassen, als es bisher gelungen ist146); doch sind
139) C. 22. A. 350.
140) Wie zuerst J. G. Vossius De histor. Gr. S. 206 Westerm. er-
kannte.
141) a. a. O.
142) Zuerst herausg. v. Gale Hist. poeticae scriptores ant., Paris 1675.
S. 241 ff. (mit Anmm. v. Schott u. Hoeschel), dann v. Teucher (mit
Ptolem. u. Parthen.), Leipzig 1794. 2. A. 1802. 8. (ohne Fortschritt), dann mit
trefflichen Erläuterungen von Kanne u. Heyne, Göttingen 1798. 8. Eine
neue Textrecension veranstaltete Bekker in seiner Ausg. des Phot., Berlin
1824. 4. nach dem Cod. Ven. Marcian. 450 (A), an den sich Westermann
Mythogr., Braunschweig 1843. 8. S. 124 — 151 anschliesst, und eine Re-
cognition derselben nach erneuter Vergleichung der Handschrift Hoefer
a. a. O.
143) Wie 18, 36, 38, 42, 50, aber auch diese tragen doch fast aus-
nahmslos einen mehr oder minder märchenhaften Charakter an sich.
144) 37, 40, s. Hoefer S. 112: die Vorlage erscheint bis jetzt un-
bestimmbar.
145) Hoefer S. 2 f. , an den sich überhaupt das Obige anschliesst.
146) Für 6, 15 hat Hoefer S. 88 f. 91 keinerlei Vermuthung aus-
zusprechen vermocht, für 1, 3, 9 (s. S. 84—88. 90 f.) nimmt er S. 109 ff.
zweifelnd, für 8, 18, 24, 28, 31, 34, 35, 45 (s. S. 89 f. 30—38. 94—101.
103—105) S. 107 ff. mit Bestimmtheit das mythologische Handbuch (s. A. 149)
in Anspruch, vgl. A. 86. 157, für 16, 22, 38, 42, 50 (s. S. 91 f. 101 f. 102 f.
104 f.) endlich S. 112 f. „ein Buch mit allerhand Erzählungen".
Konon. 61
schon jetzt als seine unmittelbaren Quellen namentlich Ephoros147),
Hegesippos von Mekyberna 148) und das oben bezeichnete mytho-
logische Handbuch149) nachgewiesen und als mittelbare mit theils
grösserer, theils geringerer Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit
Hellanikos150), Andron151), Kallimachos152), Apollonios der Rho-
der153), Tiniaeos154), Poseidonios155), vielleicht auchHegesianax156),
doch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass er den einen
oder anderen von ihnen sogar unmittelbar benutzt hat157).
147) 14, 25, 26, 29, 30(?), 33, 36, 41, 44, 47, s. Hoefer S. 68—82.
Ueber 41 s. Knaack De fabulis nonnullis Cyzicenis, Comm. in hon. sodal.
phil. Gryph. S. 33 ff. und gegen ihn Bethe W. f. kl. Ph. 1888. Sp. 299 f.,
vgl. Hoefer S. 114.
148) S. C. 21. A. 646.
149) Dies erschliesst Hoefer S. 30 — 41, 83. 106 ff. allem Anschein
nach mit Recht aus der Uebereinstimmnng von 19, 18, 28 mit Paus. I, 43, 7 ff.
III, 19, 11 ff. X, 14, 1 ff., auch 43 mit Paus. X, 28, 2, 4 ff. Doch fragt sich
(s. A. 86), ob dieselbe nicht an den beiden letzteren Stellen so zu er-
klären ist, dass Paus, die von K. nur mittelbar (s. A. 157) benutzte Ur-
quelle unmittelbar oder durch eine andere Vermittlung ausgebeutet oder
ob nicht umgekehrt an der letzten Stelle K. den Poseidonios noch selbst
ausgeschrieben hat (s. wiederum A. 157), Paus, aber einen Mittelsmann,
wenn nicht gleichfalls jenen berühmten Stoiker. Ausserdem s. A. 146.
150) 12, 21, s. Hoefer S. 42 ff. 109 ff.
151) 27, s. Hoefer S. 48 f. 106 f.
152) 19, 49, s. Hoefer S. 38 ff. 49 f. 108 f. nach Knaack, vgl. C. 13.
A. 35. 36.
153) 2, 11, s. Hoefer S. 50 ff. 108 f. 113 nach Knaack, vgl. C. 14.
A. 79. 82.
154) 5, s. Hoefer S. 41 f. 106 f. 112.
155) 43, s. Hoefer S. 82 ff. 106, vgl. aber A. 149. 157.
156) 23(?), wenn anders dieser (vgl. A. 15) hier überhaupt, wie schon
Gaede Demetr. Sceps. These 6 vermuthete, und dann nicht vielmehr un-
mittelbar die Quelle war, s. Hoefer S. 45 ff. 109.
157) Hoefer S. 106 ff. nimmt für sie alle so wie für die 39 (s. Maass
Gott. gel. Anz. 1889. S. 803 ff., vgl. Hoefer S. 101 f. 109. 114) verwendete
Atthis und die mit Paus. (s. A. 149) parallelen Stücke als unmittelbare
Vorlage jenes mythologische Handbuch an, indem er im Ganzen, wie mir
scheint, mit vollem Recht geltend macht, dass die beiden ohne Zweifel
unmittelbar von K. verwertheten Schriftsteller Ephoros und Hegesippos
für über ein Drittel der erhaltnen Erzählungen ausgebeutet sind, die sonst
nachweislichen Urquellen aber stets nur ein- bis zweimal. Da wir indessen
nur einen Auszug aus der ursprünglichen Sammlung besitzen, kann dabei
hie und da sehr wohl der Zufall sein Spiel getrieben haben, und es lässt
sich namentlich durchaus nicht verbürgen, ob nicht K. dennoch den Posei-
donios, der ja zu seiner Zeit noch fort und fort ein richtiger „Modeschrift-
steller" war, selbst in Händen gehabt hat. Ausserdem vgl. A. 156.
62 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
Achtundzwanzigstes Capitel.
Die Stoiker Boethos und Panaetios.
Boethos von Sidon1), ein Schüler des Babyloniers Dio-
genes2) und folglich etwa der Mitte des zweiten Jahrhunderts
angehörig, war der erste ausgeprägte Vertreter des Eklekticismus
in der stoischen Schule, indem er den stoischen Pantheismus bis
zu einer entschiedenen Annäherung an den aristotelischen Deismus
milderte, in ähnlicher Weise wie kurz vorher umgekehrt Krito-
laos die peripatetische Lehre der stoischen näher rückte3). Er
verwarf ferner die von Chrysippos eingeführte jrpo'Ai^tg als Er-
kenntnissquelle und setzte an deren Stelle, und zwar allem An-
schein nach gleichfalls unter peripatetischem Einfluss, vovg und
iitiöxrHLYi , indem er neben beiden und der Wahrnehmung über-
dies als vierte Quelle noch das Begehren (pQeJzig) hinzufügte4).
1) Philod. Ind. Sto. Col. LI. V. Arati IL p. 57, 25 f. West. Pseudo-
Philon de incorr. m. 15. p. 947 C. Hoesch. 487 Mang. 248, 10 Bern, (wo
ßernays handschriftlich 6 Hidconog für kcci üoGsidcoviog hergestellt hat,
vgl. A. 63).
2) Philod. a. a. 0. Demgemäss wird er in dem Inhaltsauszug zu Laert.
Diog. zwischen Diogenes und Antipatros aufgeführt. Dagegen kann die
schlechte und verwirrte Darstellung bei La. Di. VII, 64 nicht aufkommen,
wo überdies ccvrov für ccvzbv zu schreiben ist, s. Suse mihi Zu La. Di.
VII, 54, Rh. Mus. XL VI. 1891. S. 326 f.
3) S. C. 2. A. 804. Vgl. A. 9b.
4) La. Di. a. a. 0. unmittelbar nach der C. 2. A. 330 berücksichtigten
Angabe über Chrysippos: 6 (isv yuQ Borj&bg nqix^qia nlsiovcc ccizoXfinsij
vovv xal ccl'o&rjöiv nctl oqsI-iv ncti S7iiCTrjiir}v. Dass auch hier hqlz^qicc im
Sinne von di' ov hqivo[isv, also von den Mitteln, aus welchen unsere Er-
kenntniss fliesst, gebraucht ist, zeigt sehr richtig Luthe Erkenntnisslehre
der Stoiker S. 22 fF., aber seine weitere Auseinandersetzung ist völlig ver-
fehlt, da er seltsamerweise auf Grund dieser Stelle noch immer in dem
Wahne befangen ist, B. sei spätestens Zeitgenosse des Chrysippos gewesen,
und Letzterer habe seine Kriterienlehre umgekehrt im Gegensatz zu der
des Ersteren aufgestellt. Die Unterscheidung von vovg und iiuatrjiiri liesse
freilich an sich auch die Auffassung von Luthe zu, nach welcher B. unter
jenem den Verstand im Allgemeinen, unter dieser die specielle Erkenntniss-
kraft des Weisen sich gedacht hätte, allein zu dem Eklekticismus der
Mittelstoa gehört es sehr wesentlich mit, dass sie den Weisen in den
Hintergrund treten lässt, s. A. 48. Und so wird diese Unterscheidung im
aristotelischen Sinne zu fassen sein: vovg als das Vermögen zum unmittel-
baren, imarrifirj (= Xoyog) zum vermittelten Erkennen. Bei 6qs£i£ dachte
B. wohl an das Gefühl der Lust und Unlust als Neigung und Abneigung
oder Verabscheuung: glücklich gewählt war freilich der Ausdruck nicht.
Boethos. Panaetios. 63
Obgleich nun aber auch er Gott für eine ätherische Substanz
erklärte5), so bestritt er doch, dass derselbe die Welt als ihre
Seele durchdringe, und Hess folglich, vermuthlich unter dem Ein-
flüsse der Einwürfe des Karneades gegen diese Auffassung6), die
Welt nicht als ein beseeltes Wesen (£c5oi/) gelten7), versetzte
vielmehr die Gottheit ausschliesslich in den reinsten Aether, also
in die Fixsternsphäre8), von wo aus sie allerdings auf die übrige
Welt wirkt, aber doch lediglich ihren Wirkungen nach in die-
selbe eingeht, so dass denn, wie gesagt, der stoische Pantheismus
hiemit nahezu in eine Art von Theismus verwandelt wird. Von
hier aus bestritt denn natürlich auch er die altstoische Lehre
vom periodischen Weltbrand und eignete sich die peripatetische
von der Weltewigkeit an9). Neben Karneades ist er denn wahr-
scheinlich von Kritolaos, und zwar von diesem in allen Stücken
auch ausdrücklich beeinflusst worden 9b). Ausser seinem C onl-
ine ntar zum Aratos10) hören wir noch von zwei anderen
Schriften, 7CsqI cpvösag und hsq! si^aQ^isvrjg11).
Panaetios12), Sohn des Nikagoras13), von Rhodos14) mag
5) Stob. Ekl. I. p. 60 H. 35, 12 W. = Aet. p. 303 Diels.
6) Cic. N. D. III, 13 f., 32 ff. Sex. Math. IX, 139 ff. Vgl. A. 35.
7) La. Di. VII, 143. 8) La. Di. VII, 148, vgl, A. 11.
9) Pseudo-Phil. C. 16 f. Bern.
9b) S. v. Arnim Quellenstud. z. Philo S. 50 f., v. Scala Stndien des
Polyb. I. S. 240—244 und unten A. 42. C. 32. A. 479°. Vgl. A. 3.
10) S. C. 10. A. 4. 48.
11) La. Di. VII, 148. 149. — S. über B. noch Hirzel Unters. II.
S. 221—230. Zeller Ph. d. Gr. IIP, 1. S. 554—557.
12) van Lyndon De Panaetio Rhodio philosopho stoico, Leiden 1802. 8.
(mit Fragms.). Hirzel Untersuchungen I. S. 191—243. U. S. 257 ff. Zeller
Beiträge zur Kenntniss des Stoikers Panaetius, Coram. in hon. Th. Mommseni
(Berl. 1877). S. 402—410. Phil. d. Gr. IIP, 1. S. 557—568. Chiapelli
s. A. 60. Fowler Panaetii et Hecatonis librorum fragmenta, Bonn 1885. 8.
(Doctordiss.), ziemlich werthlos. Eine umfängliche, dem heutigen Stand-
punkt der Wissenschaft entsprechende Monographie von Sc hm ekel über
die Mittelstoa kommt hoffentlich bald unter die Presse.
13) Philod. I. St. Col. LI. Ebend. LV werden ihm zwei jüngere Brü-
der zugeschrieben, s. A. 14. Suid. macht fälschlich aus ihm zwei Personen:
Iluvccixiog *Podiog} 6 TZQSüßvxsQog, cpiXococpog , ov noXvg sv (piXoaötpoig Xoyog.
cpSQSxeci ccvxov ßißXia cpiXoaocpa TcXstaxa. — TlavaLziog, 6 vsoaxsgog, Nihcc-
yoQov *P6diog, cpiXoaocpog gtghxÖs, dioysvovg yvoogifiog, og yta^rjyijaaxo yial
Zninicovog xov snmXri&svxog 'AcpQi-navov [isxcc HoXvßiov MsyaXonoXCxriv.
sxsXsvxr}68 d' sv 'A&r'ivccig.
14) Aus angesehener Familie, Strab. XIV. 655. ccvögsg 8' iysvovxo [ivrj-
(irig u^ioi noXXoi GXQaxr\Xa.xcti ts xai u&Xrjxcci. <av slai vial oi FLavoaxCov
64 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
etwa zwischen 190 und 185 geboren sein15). Auch er hörte
noch den Babylonier Diogenes16), dann aber den Antipatros von
Tarsos17), und auch Schüler des Polemon von Ilion mag er ge-
wesen sein18); Krates von Mallos endlich war nach seiner eignen
Aussage sein Lehrer19). Später ging er nach Rom, wo er von
Scipio Africanus dem Jüngeren in dessen Haus aufgenommen
und nicht minder auch mit Laelius nahe befreundet ward20). Er
verstand es vortrefflich seine Lehre und deren Vortrag den römi-
schen Verhältnissen anzupassen, so dass eine Reihe ausgezeichneter
Staatsmänner und Rechtskundiger21) seine Schüler wurden. Der-
gestalt hat er das Meiste zur Verbreitung der stoischen und
überhaupt der griechischen Philosophie in Rom beigetragen22)
und hat für die Stoa gewirkt wie kein Zweiter seit Chrysippos,
was ihm durch seine mildere und aufgeklärtere eklektische, aber
xov cpiXooocpov rtQoyovoi. Philod. Col. LV. xca(v Evysvysöxdxoov i\v . . .
xqlöov ds äd(EX<pa>v nQyEoßvxaxos syi^vsxoy. Schmekel hat mir seine
Vermuthung mitgetheilt, dass der von Polyb. XXVIII, 2, 1. 16, 5 erwähnte
rhodische Gesandte Nikagoras (worauf inzwischen auch v. Scala a. a. 0.
S. 252. A. 3 verfallen ist) der Vater des P. und diese Gesandtschaft viel-
leicht für die nachmalige Stellung und Thätigkeit des Sohnes in Rom
nicht ohne Einfluss gewesen sei.-
15) S. A. 30.
16) Philod. Col. LI. Suid., s. A. 13.
17) Cic. Divin. I, 3, 6. discipulus Antipatri . . . Panaetius. Vgl. Philod.
Col. LX, wo seine grosse Verehrung des Antipatros dargestellt wird. Auch
Col. L1I1 z. A. ist offenbar von P. die Rede, und zwar wohl als Schüler
des Antipatros: dt^x^xofi yt^aiy di.cido%og sy^svysto (xrjyg 'Avxi^itydx^Qyov
6%oXr\g. Vgl. auch Col. LX. xca diu ([iysyäXr}v s£lv tdionQCcyEiv dwafisvog,
ovx ehqivev äXXa rj ^ygos^dysiv 'Avxmd^x^yco %a\ xovxo noiäv <^fiEy%QL
xsXo(v$y dfiiX^SLy. Vgl. A. 51.
18) Und zwar dann jedenfalls entweder (s. A. 19) in Pergamon oder
aber gleichwie des Diogenes und des Antipatros in Athen. S. C. 22. A. 113
andrerseits aber auch ebendort A. 114.
19) Strab. XIV. 676, s. C. 26. A. 15. Also studirte er auch in Pergamon.
20) Philod. CoL LVI. Cic. p. Mur. 31, 66. Fin. II, 8, 24. IV, 9, 23.
Off. I, 26, 90. II, 22, 76. Tusc. I, 33, 81. Rep. I, 21, 34 ad Att. IX, 12, 2.
Vellei. I, 13, 3. Gell. XVII, 21, 1. Suid. TJavaCxiog (s. A. 13) u. üoXvßiog.
21) So Q. Aelius Tubero, s. A. 68. Ausserdem s. Cic. Brut. 26, 101.
30, 115 vgl. m. Off. III, 2, 10. de or. I, 11, 45. 17, 75. III, 21, 78. Zeller
Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 535 f. , bes. S. 535. A. 3.
22) S. Zeller Ph. d. Gr. III3, 1. S. 535 f. „Dass auch L. Aelius Stilo,
der ältste römische Rhetor und Philolog, sein Schüler war, wird zwar
nicht ausdrücklich berichtet, kann aber doch kaum zweifelhaft sein, vgl.
Cic. Brut. 56, 206. sed idem Aelius stoicus esse voluit". (Schmekel).
Panaetios von Rhodos. 65
doch dabei systematisch wohldurcligearbeitete Denkweise sehr
erleichtert wurde. Vermuthlich war er schon einige Zeit in
Rom gewesen23), als Scipio ihn auf der allem Anscheine nach23b)
von 141 bis 139 dauernden Gesandtschaftsreise in den Orient
und zunächst nach Alexandreia mitnahm24); indessen befand er
sich , als die Einladung hiezu an ihn erging , gerade nicht
in Rom25), muss also diese Stadt inzwischen bereits wieder,
wenigstens auf einige Frist, verlassen haben, jedenfalls aber
nur auf kurze, da sein dortiger persönlicher Verkehr mit Po-
lybios frühestens 144 begann 25b). In seine Heimat aber kehrte
er nie wieder zurück26), wohl aber nach Athen, wo er nach
dem Tode des Antipatros die Leitung der Mutterschule über-
nahm27), das ihm angebotene Bürgerrecht jedoch ausschlug28)
und endlich auch starb29), hochbetagt, frühestens, wie es scheint,
Ende 110 und spätestens Anfang 108 30). Abweichend von fast
23) Vgl. Zeller Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 558. A. 1 und s. C. 29. A. 26.
23 b) S. darüber F. Marx Animadversiones crit. in Scipionis Aemiliani
historiam, Rhein. Mus. XXXIX. 1884. S. 68—72.
24) Poseidon. Fr. 13 b. Plut. Philos. c. princ. 1. 777 A. Kleitom. (?)
b. (Plut.) Apophth. reg. et imp. Scip. min. 13 f. 200 E ff. Ath. XII. 549 d
(= Poseid. Fr. 11). XIV. 657 f (wo beide Male fälschlich Poseidonios steht).
Philod. Ind. St. Col. LIX u. dazu Comparetti. Vgl. Lucil. XIV. Fr. 1.3. 4.
(und dazu Marx Studia Luciliana, Bonn 1882. S. 81 ff.). Cic. Acad. II, 2, 5
und andrerseits Rep. VI, 11. III, 35, 48. Polyb. (Fr. 166 Hu.) und Poseid.
(Fr. 12) b. Ath. VI. 273 a. Diod. XXX11I, 28a. lustin. XXXVIII, 8. Strab.
XIV. 669. Val. Max. IV, 3, 13. Aurel. Vict. 58, auch Philod. Col. LVI u.
dazu Comparetti (s. auch v. Scala a. a. 0. S. 325. A. 1), endlich C. 29.
A. 40.
25) Wenigstens wenn man Plut. Philos. c. p. a. a. 0. fistsnef^pato
TIotvciLtiov hierin glauben darf.
25 b) S. C. 29. A. 44 und unten A. 55.
26) Cic. Tusc. V, 37, 107. Wenn Suid. Iloosidaviog nach der Notiz,
dass Poseidonios in Rhodos lehrte, denselben nicht bloss als Schüler, sondern
auch als Nachfolger (ötddoxog) des P. bezeichnet, so ist das nur ein un-
genauer Ausdruck, gerade so wie er (= Vit. Aristot. III. p. 401, 21 ff.
West.), unter den diddoxoi des Aristoteles auch diejenigen Peripatetiker
mit aufzählt, welche in und ausser Athen eigne Schulen gründeten, s. C. 2.
A. 779.
27) Philod. Col. L1II, s. A. 17. Vgl. Ath. V. 161a.
28) Prokl. in Hes. Op. 770.
29) Suid. Ilu.vttl%., s. A. 13.
30) Viel früher kann er schon desshalb nicht gestorben sein, weil er
nach Abfassung seines berühmtesten Werkes negi xov Ha-ö'iJxovTos, welches
er schwerlich schon als besonders junger Mann geschrieben haben wird,
SusiMiHii, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 5
66 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
allen bisherigen Stoikern wandte er auch auf die Form seiner
Schriften grosse Sorgfalt und strebte nach einer geschmackvollen
noch 30 Jahre lebte, Cic. Off. III, 2, 7 f. Panaetius . . . tribus generibus
propositis, in quibus deliberare homines et consultare de officio solerent, uno
cum dubitarent, honestumne id esset, de quo ageretur, an turpe, dltero uti-
lene esset an inutile, tertio, si id, quod speciem haberet honesti, pugnaret
cum eo, quod utile videretur, quomodo ea discerni oporteret, de duobus
generibus primis tribus libris explicavit, de tertio autem gener e deinceps se
scripsit dicturum, nee exsolvit id, quod promiser at\ quod eo magis miror,
quia scriptum a discipulo eius Posidonio est triginta annis Panaetium vixisse
postea quam Mos libros edidisset. quem locum miror a Posidonio breviter
esse tactum in quibusdam commentariis , praesertim cum scribat nullum esse
locum in philosophia tarn necessarium. Vgl. A. 51 b. Gewöhnlich (und es
kann immerhin noch sein, dass dies richtig ist) wird der Tod des P.
schon um 112 oder 111 angesetzt, weil Cic. de or. I, 11, 45 den Crassus
bei der Aufzählung derjenigen Philosophen, welche in Athen, da er als
Quaestor dorthin kam, blühten, und mit denen er damals dort verkehrte,
nicht den P., sondern dessen Nachfolger (s. C. 32. A. 5) Mnesarchos nennen
lässt, Crassus aber, 140 geboren (Cic. Brut. 43, 161), 110 Quaestor war,
wenn anders er es sofort ward, als er es gesetzlich werden durfte. Allein
ob dies der Fall war, steht durchaus nicht fest, und nur so viel wird man
annehmen dürfen, dass es wenigstens nicht viel später und kaum nach
109 geschah, „zumal da er 107 Tribun war" (Seh m ekel), und wohl mit
Recht (anderer Ansicht ist freilich mein College Marx) billigt Kiessling
Coniectaneorum spicilegium I. (Greifswald 1883). S. 8 in Lucil. XI. Fr. XI
Müll, die Conjectur (von Bentinus) Panaeti (statt paneci, paceni oder
pacem et), so dass also, wenn sie wirklich richtig ist, das 110 geschriebne
11. Buch des Lucilius dem P. gewidmet war und folglich Letzterer min-
destens noch einen geraumen Theil dieses Jahres durchlebt hat. Auf der
anderen Seite aber ist das Schweigen Ciceros keineswegs so bedeutungslos,
wie Kiessling meint. Nicht alle argumenta e silentio sind zu verwerfen,
und wenn das vorliegende auch nicht gerade nothwendig beweist, dass
Crassus den P. nicht mehr lebend vorfand, so darf man doch mit grosser
Wahrscheinlichkeit folgern, dass Letzterer wenigstens, falls er damals
noch lebte, doch schon ausser Thätigkeit war. Denn wie würde Crassus
sonst unterlassen haben mit diesem berühmten Manne zu verkehren oder
Cicero ihn dies erwähnen zu lassen, vollends da er ihm den Ausdruck
unterlegt: vigebatque auditor Panaetii tui Mnesarchus! Zeitverstösse ge-
hören bekanntlich zur dialogischen Freiheit, aber nicht zweckwidrige Zeit-
verstösse. Dass P. in der That schon einige Zeit vor seinem Tode ausser
Thätigkeit trat, scheint ausdrücklich aus der leider arg verstümmelten
Angabe bei Philod. Col. LX (unmittelbar nach den A. 17 angef. Worten):
(ovyzog iyivsto %q6v(oq, o&'y 6 p\v d(icc r^o y^Qoe^y • • . Gy%olcc£ . . .
eezo. % . . hervorzugehen, s. Comparetti z. d. St.: „parrebbe doversi sup-
plire (xov oyxoXoc£(siv Inava^utOy ma le due lacune non offrono posto per
tante lettereu. Richtig hat nun aber überdies Schmekel gesehen, dass
Crassus nach seiner Aussage bei Cic. a. a. O. ja erst auf der Rückreise von
Panaetios von Rhodos. 67
and gemeinverständlichen Darstellung31). Ausser den stoischen
Philosophen schätzte er auch Aristoteles, Xenokrates, Krantor,
Theophrastos, Dikaearchos sehr hoch, studirte eifrig die Schriften
des Phalereers Demetrios31b), und war von Piaton geradezu ein
Bewunderer32), und man darf wohl glauben, dass er diesen auch
stilistisch zum Muster nahm33) und ausdrücklich als ein Atticist
Asien nach Athen kam, also frühestens nicht schon 110, sondern erst 109
und spätestens wohl 108, so dass also auch bei der immerhin natürlichsten
Deutung der betreffenden Stelle, d. h. wenn P. damals nicht mehr lebte,
nicht der mindeste Widerspruch mit Lucilius nach der obigen Conjectur
entsteht. Auf jeden Fall unrichtig ist aber hiernach die Berechnung von
G. F. Unger Philologus XLI. 1883. S. 625, nach welcher das Leben des P.
frühestens zwischen 170 und 100 fallen soll, und welche Scala S. 322 f.
zu stützen sucht. Die allen anderen Nachrichten (s. A. 26 — 29. C. 32. A. 5)
widerstreitende und lediglich auf die ungenaue Angabe von Suid. Iloasid.
(s. A. 26) sich gründende Vermuthung von Scheppig De Posidonio (Halle
1869). S. 3 f. aber, dass P. überhaupt nicht in Athen, sondern in Rhodos
gelehrt habe, ist kaum der Erwähnung werth.
31) Cic. Off. II, 10, 35. popularibus . . . verbis est agendum et usitatis,
cum loquimur de opinione populär i, idque eodem modo fecit Panaetius. Fin.
IV, 28, 79, wo es im Gegensatz zu den älteren Stoikern sowohl in Bezug
auf die Schroffheiten und inneren Widersprüche ihrer Moraltheorie als auch
die Spitzfindigkeit ihrer Darstellung und die Trockenheit ihrer Schulsprache
von ihm heisst: Panaetius nee acerbitatem sententiarum nee disserendi spinas
probavit, fuitque in alter o genere mitior , in altero ülustrior.
31b) S. A. 38b. 58. 67. 70.
32) Cic. Fin. a. a. O. fährt fort: semperque in ore habuit Platonem,
Aristotelem , Xenocratem, Theophrastum , Dicaearchum, ut ipsius scripta
declarant. Tusc. I, 32, 79. credamus . . . Panaetio a Piatone suo dissen-
tienti? quem enim omnibus locis divinum, quem sapientissimum , quem
sanetissimum, quem Homerum philosophorum appellat, huius hanc unam
sententiam de immortalitate animorum non probat. Philod. Col. LXI. 17V
yaQ t6xvQ<x>g (piXo7tXdtcov v.a\ cpilccQiOTOtEXrjg, «(Ua) xal 7ra()£<V£<r>eö<^H^>£
rar Zrjvcov^ei&yv (xi diä ttj^v 'Anadrj^iav <(%<u xbv TlEQtynaxov. Hin-
sichtlich des Krantor s. Acad. II, 44, 135 (C. 2. A. 563). Dass er aber auch
einen Commentar zu Piatons Timaeos geschrieben habe, wie van Lynden
S. 73 und Zeller Ph.-d. Gr. a. a. 0. S. 560 f. A. 4 aus Prokl. in Tim. 50B
schliessen, ist mindestens sehr zweifelhaft, s. Hirzel II. S. 893 f. A. 1.
33) Hierin und in der Vermuthung, dass ebenhiemit auch wohl sein
Interesse an der Aechtheit oder Unächtheit der Dialoge unter den Namen
von Schülern des Sokrates (s. A. 58) theilweise zusammenhing, kann ich
so im Allgemeinen Hirzel II. S. 354 — 377 nur beistimmen. Was aber
das Einzelne von dessen Combinationen und Hypothesengeweben anlangt,
so ist hier nicht der Ort die Spinnenfäden und die dauerhaften Bestand-
teile in denselben von einander zu sondern. Jedenfalls hat Hirzel nicht
68 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
zu bezeichnen ist34). Und so erlitt denn das stoische Lehr-
gebäude unter seinen Händen namentlich auch durch Aufnahme
platonischer und aristotelischer Lehren in Folge wohldurchdachter
Berücksichtigung der Einwürfe des Karneades35) und des Krito-
laos35b) erhebliche Veränderungen. Zwar blieb er im Unterschiede
von Boethos Pantheist, aber im Uebrigen ging er noch weiter als
jener, wenn er auch in seiner vorsichtigen und zurückhaltenden
Weise seine Abweichungen vielfach nur als das Wahrscheinlichere
bezeichnete. In dieser Form sprach er sich für die Un Vergänglich-
keit der Welt aus36). Während ihm aber hienach die Wahl blieb
ebendiese Unvergänglichkeit auch auf die menschliche Seele aus-
zudehnen oder aber deren sofortigen Untergang durch den Tod
als das Wahrscheinlichste hinzustellen, begnügte er sich nicht
einmal mit dem Letzteren, sondern bestritt sogar jedes Fort-
leben von ihr ausdrücklich, hierin ganz allein stehend unter den
Stoikern37). Um so mehr aber hielt er daran fest, dass inner-
halb der unveränderlichen Weltordnung und eben durch sie jeder
besonderen Sphaere auch ihr besonderes Gesetz zufällt, welchem
allein sie gehorcht, so dass schliesslich dasselbe bei jedem ein-
zelnen Menschen vor allen Dingen in seiner vernünftigen In-
dividualität liegt38). Ja er neigte im Zusammenhange hiemit
bedacht, dass auf andere, gleichartige Bemerkungen des P. innerhalb des
Gebietes der höheren Kritik (s. A. 68) dieser Gesichtspunkt auch nicht
einmal theilweise anwendbar ist.
34) S. A. 58 und Hirzel II. S. 378 ff.
35) „Hier mag nur hervorgehoben werden, dass einer von den Be-
weisen des Karneades gegen die stoische Lehre von Gott, Cic. N. D. III,
14, 36, von P. seinem Kerne nach wider die Fortdauer der Menschenseele
nach dem Tode wiederholt wird, Cic. Tusc. I, 32, 79". (Schmekel).
35b) S. A. 42.
36) Cic. N. D. II, 46, 118, vgl. 33, 85. Stob. Ekl. I. p. 414—416 H.
171, 5 ff. W. = Areios Did. Fr. 36. p. 419 Diels. Vgl. La. Di. VII, 142.
Ps.-Phil. incorr. m. C. 15. p. 248 Bern. 947 C Hösch. Zell er a. a. 0.
S. 563. A. 1.
37) Cic. Tusc. I, 32, 78 f., vgl. 18, 42. S. A, 35. Zell er a. a. 0.
S. 536. A. 1.
38) S. über dies Alles besonders den wahrscheinlich (vgl. A. 63) aus
seiner Schrift nsqi nqovoCocg geflossenen Abschnitt bei Cic. N. D. II, 30, 75 ff.
Aber auch wenn diese Annahme nicht richtig sein sollte, lässt sich diese
seine Abweichung vom alten Stoicismus dennoch aus dem ganzen Zu-
sammenhange seiner Lehre in Verbindung mit einzelnen ausdrücklichen
Nachrichten und sicher aus ihm entnommenen Stellen erweisen, wie es
Schmekel darthun wird.
Panaetios von Rhodos. 59
sogar allem Anschein nach zu einer Ermässigung des Determi-
nismus hin und räumte innerhalb der Weltordnung selbst in
peripatetischer Weise, angeregt namentlich auch durch Demetrios
von Phaleron, auch dem Zufall seinen Spielraum ein, so sehr
er auf der anderen Seite nur mit grosser Einschränkung die Be-
schreibung gelten Hess, welche jener von dem Walten dieser
Tyche gegeben hatte 38b). Folgerichtig bestritt er daher, hierin
wiederum von allen anderen Stoikern abweichend, die astro-
logische Mantik gänzlich39) und zweifelte auch alle andere an40).
Folgerichtig erklärte er mit grösserer Bestimmtheit als irgend
ein sonstiger Anhänger der Stoa für wirkliche Götter nur das
Weltall und die Gestirne, gab jedoch zu, dass diese philosophische
Theologie für die Menge nicht ausreiche, sondern letztere viel-
mehr der Volks- und Staatsreligion bedürfe. Die Theologie der
Dichter jedoch mit allen ihren Fabeln Hess er meistens auf sich
beruhen und verschmähte allem Anscheine nach die allegorische
Auslegung zwar nicht ganz, aber doch ein Eingehen derselben
in die Einzelheiten der Dichter- und Volksmythen41). Es lässt
sich kaum bezweifeln, dass, wie gesagt, die Kritik des Karneades
eine mächtige Einwirkung auf ihn ausgeübt hatte, und dass er
ohne sie schwerlich zu dieser für einen Stoiker ganz auffallend
vorurteilslosen Richtung gelangt wäre42). Indem er im Unter-
schiede von der altstoischen oder chrysippeischen Lehre die
Zeugungskraft nicht zur eigentlichen Seele zählte, sondern nur
für eine yvöig erklärte, so dass er also im Menschen neben der
vernünftigen Seele dualistisch noch eine vegetative annahm43),
38 b) S. hierüber die geistvoll eindringenden Bemerkungen von Scala
a. a. 0. S. 184-188, der sich besonders auf Cic. Off. I, 26, 90 (= Fr. 6
Fowl.). II, 6, 19 (vgl. I, 33, 120) stützt. Vgl. ferner C. 29. A. 79, aber auch
C. 2. A. 698 mit den Nachtrr. u. C. 21. A. 353.
39) Cic. Divin. I, 42, 88. 47, 79.
40) Cic. Divin. I, 3, 6. 7, 12. Acad. II, 33, 107. Vgl. La. Di. VII, 149.
Epiphan. adv. haer. 1090 D.
41) S. über dies Alles Zeller a. a. 0. S. 566—568.
42) S. bes. Cic. Divin. I, 7, 12. Hirzel I. S. 240 ff. Möglich ist es,
dass er, wie schon van Lynden S. 25 bemerkt, auch den Peripatetiker
Kritolaos gehört hatte, und wohl so gut wie sicher, dass er (wie noch mehr
[s. A. 9b] Boethos) auch von diesem beeinflusst war, s. C. 32. A. 479 e.
Scala a. a. 0. S. 240—244. 249.
43) Denn als cpvotg bezeichneten die Stoiker die Seele der Pflanzen im
Gegensatz zur animalischen, s. Zeller a. a. 0. S. 192 f. A. 3.
70 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
näherte er sich damit stark der aristotelischen Seeleneinth eilung44).
Die Sprache rechnete er ferner mit zur Vernunftthätigkeit und
Hess so von den altstoischen acht Theilen der Menschenseele
nur sechs übrig, die Vernunft und die fünf Sinne, eignete sich
also in Wahrheit, wenn auch mit gewissen Modifikationen, die
aristotelische Dreitheilung einer vernünftigen, einer empfindend-
begehrenden und einer vegetativen Seele im Menschen an45).
Seine Lehre von der Glückseligkeit oder dem höchsten Gut war
nicht minder allem Anschein nach mehr aristotelisch als alt-
stoisch, und wenn er wohl auch dem Namen nach die Apathie
beibehielt, nicht bloss für den Weisen im absoluten Sinne, sondern
44) Denn diese <pvaig entspricht dem niedrigsten (dritten) Seelentheile
des Menschen, welchen derselbe mit den Thieren und den Pflanzen gemein
hat, und dessen Eigenthümlichkeit die Kraft der Ernährung und Fort-
pflanzung ist, der tyv%v\ 0-QEnxLY.ri nach aristotelischer Lehre.
45) Tertullian. de an. 14 (vgl. Diels Doxogr. S. 205, den Stein
Psychol. der Stoa S. 181 f. mit A. 370 in sehr verunglückter Weise bestreitet).
Nemes. de nat. hom. 15. p. 96. xb (ilv cpiovr\xiY.6v xr\g xafl1' 6qut}v HivrJGscog
(dass unter diesem Ausdruck nicht, wie ich früher mit Zell er a. a. 0. S. 564
[vgl. auch Stein a. a. 0. S. 183] geglaubt habe, die willkürliche Bewegung,
sondern — allerdings seltsam genug — die Vernunftthätigkeit zu verstehen
ist, wird Schmekel nachweisen) (iSQog zlvui ßovXExcci . . . xb dh ansQpcc-
xva.ov ov xr\g ipvxijg fiSQog aXXcc rrjg cpvas(og. Dazu stimmt es vollständig,
dass in dem bei Cic. N. D. II wahrscheinlich (s. A. 38. 63) aus P. ge-
flossenen Abschnitt C. 54 ff. zuerst §. 134 — 138 vom Ernährungs- und
Athmungsprocess, dann nach einigen kurzen Bemerkungen über Knochen,
Sehnen, aufrechte Stellung (§. 138—140) über die fünf Sinne (§. 140—146)
und zuletzt über Vernunft und Sprache (§. 147 ff.) gehandelt wird. Die
Annäherung an Aristoteles wird, was auch Zell er S. 563 f. noch nicht
erkannt hat, hiedurch noch grösser, denn der mittlere Seelentheil ist ja
nach jenem die ^>v%r\ aloQ'rixi-Ari , und nicht auf die platonische Dreitheilung
also, wie Stein a. a. 0. S. 182 ff. und Scala a. a. 0. S. 226 f. meinen,
sondern auf die aristotelische kommt P. zurück. Und wie bei Aristoteles
die ipv%r\ cclG&rjxiHrj zugleich das 6qsy.xiy.6v ist und damit auch die Quelle
der willkürlichen Bewegung, genau so muss auch P. die Sache angesehen
haben, wenn er doch nach Tertull. eben nur jene sechs Theile der eigent-
lichen Seele und nicht sieben annahm und, worauf sich im Uebrigen Stein
S. 183. A. 371 mit Recht gegen Zeller beruft, andrerseits auch wieder bei
Cic. Off. I, 28, 101 (s. Hirzel S. 508. A. 1) folgende Zweitheilung giebt:
duplex est enim vis animorum atque natura: una pars in adpetitu posita
est, quae est oQfirj Graece, quae hominem huc et illuc rapit, altera in ratione,
quae docet et explanat, quid faciendum fugiendwmque sit: jeder der fünf
Sinne kann eben Vermittler des Sinnenreizes und damit der ogfirj und also
auch des ndd-og sein.
Panaetios von Rhodos. 71
als höchstes Ziel des Strebens auch für die übrigen Menschen,
so scheint er dabei doch derselben eine Begriffsbestimmung ge-
geben zu haben, dass sie der Sache nach vielmehr mit der
Metriopathie zusammenfiel46). Er adelte und hob die sogenannten
mittleren Pflichten, indem er auch sie zu diesem höchsten Gut
in engere Beziehung setzte und so dem schlechthin vernunft-
gemässen Handeln (xccTOQ&aiicc) des vollkommenen Weisen näher
rückte, ja sie auch für diesen als ein wesentliches Stück von
dessen Weisheit mit verbindlich machte47), so dass nun neben
ihnen oder den xa^xopra in engerer Bedeutung auch das naxoQ-
&(D[icc von dem weiteren Sinne des Pflichtgemässen mit umfasst
ward. Um so mehr aber konnte er bei der Behandlung jener
mittleren Pflichten in seinem berühmtesten Werke, den drei
Büchern über das Pflichtgemässe (tisqI roi) xa^Kowog) von
dieser absoluten Weisheitsbethätigung absehen48) und so über-
haupt in der Anwendung die Schroffheiten der altstoischen Moral-
principien unter steter Berücksichtigung der verschiedenen In-
dividualitäten und individuellen Fälle49) mildern, die strenge
Gerechtigkeit in acht aristotelischem Sinne durch die Billigkeit
46) Dass er die Apathie geradezu verworfen hätte (Gell. XII, 15, 10),
halte ich mit Zell er a. a. 0. S. 565 für unglaublich. Freilich spricht auch
Cicero Off. II, 5, 18 in Bezug auf die Affecte nur von einem cohibere; falls
aber seine Definition derselben als turbati animi motus genau die des P.
wiedergiebt, falls also erst die verkehrten und übermässigen Gemüths-
bewegUDgen Affecte sein sollen, so dass z. B. sittliche Entrüstung an sich
noch kein Affect wäre, dann kann nur von einem extirpare die Rede sein,
aber dies ist auch nur noch dem Namen nach Apathie.
47) „Cic. Off. I, 3, 7. II, 3, 13 ff., wo 4, 15 jene quasi secunda quaedam
honesta allen Menschen mit Einschluss der Weisen zugeschrieben
werden. Im Gegensatz zu diesen Stellen s. bes. Fin. III, 5, 16 ff. IV, 17, 46".
(Schmekel).
48) Dasselbe war also ausdrücklich nur für Fortschreitende oder Weise
zweiten Ranges (Cic. Off. 11,3, 13 f.) geschrieben. Der Sache nach läuft
dies in der That darauf hinaus an die Stelle des unausführbaren Ideals
eines absoluten Weisen das ausführbare eines Weisen zweiter Classe zu
setzen. Ob aber P. wirklich diese Consequenz zog, wie Hirzel S. 307. 327 ff.
334. A. 1 (vgl. S. 271—306) behauptet, darüber sind wir ohne Nachricht,
und die wirklich überlieferten Aeusserungen desselben darüber, ob es je
einen vollkommenen Weisen gegeben habe oder geben werde (a. a. 0. §. 16.
Sen. Ep. 116, 5), lauten so zurückhaltend, dass wir alle Ursache zu einer
gleichen Zurückhaltung haben.
49) „Vgl. bes. Cic. Off. I, 14, 42. 45. 30, 106. 111 f." (Schmekel).
72 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
ergänzen und seiner Rechts- und Sittlichkeitslehre ein von der
des Chrysippos sehr verschiedenes, ebenso praktisches als gross-
herziges, mildes und menschenfreundliches Gepräge aufdrücken50),
ohne doch ihrer Sittenstrenge irgend Etwas zu vergeben, in
welcher er vielmehr in Wahrheit hoch über Chrysippos stand,
oder gar durch diese Tendenz in ähnliche laxe und unsittliche
Grundsätze zu gerathen wie sein Lehrer Diogenes und theilweise
sein Schüler Hekaton51). Nur das Sittliche (xaXov) galt ihm
im Ganzen und Grossen auch für nützlich, wenn schon im ein-
zelnen Falle das Nützliche mit den allgemein sittlichen Normen
in einen scheinbaren Conflict gerathen kann, der je nach der
Art dieses Falles zu entscheiden ist. Freilich aber diesen dritten
casuistischen Abschnitt seiner Darstellung hatte er später aus-
zuführen versprochen, und er erfüllte dies Versprechen nicht51b).
Von demselben Sinne für das praktisch Durchführbare und der
grossen menschlichen Gesellschaft Frommende geleitet, warf er
endlich aber auch in der Politik den alten kynisch-stoischen an-
geblich idealen Staat, der ja nach altstoischer Auffassung nur
aus lauter eigentlichen Weisen bestehen sollte, über den Haufen52)
50) „S. bes. Cic. Off. I, 9, 30 und im Gegensatz dazu Chrys. b. Gell.
XIV, 4, 4. Cic. Tusc. III, 9, 20. La. Di. VII, 123. Stob. Ekl. II. p. 95. 115W."
(Schmekel).
51) S. C. 2. A. 366. 366b. C. 32. A. 16. Hirzel II. S. 601 ff. Nicht
bloss dem Diogenes, sondern auch den älteren (auch nur halbgriechischen)
Stoikern, wie Chrysippos (s. C. 2. A. 366 b), obwohl er dessen Rechts- und
Gerechtigkeitslehre gegen die Einwürfe des Karneades (s. A. 57) ver-
theidigte, trat er im Gegentheil in dem Adel der Gesinnung gegenüber
wie den Krämern ein „Gentleman", übrigens (s. C. 2. A. 374) in wesent-
licher Uebereinstimmung mit seinem Lehrer Antipatros. S. hierüber die
vortrefflichen Auseinandersetzungen von Hirzel II. S. 253. A. 1 und bes.
S. 598 ff. A. 1, auch S. 262. A. 1.
51b) Cic. Off. III, 2, 7 f., s. A. 30. ad Att. XVI, 11, 4. tcc nsgl xov
■xcc&rj'HovTog , quatenus Panaetius, absolvi duobus: illius tres sunt, sed cum
initio divisisset ita, tria gener 'a cxquirendi offici esse, unum cum delibere-
mus, Jwnestum an turpe Sit, alterum utile an inutile, tertium cum haec inter
se pugnare videantur . . . de duobus primis praeclare disseruit, de tertio
pollicetur se deinceps, sed nihil scripsit: eum locum Posidonius persecutus
(esty: ego autem et eius librum arcessivi etc. (s. C. 32. A. 68).
52) „So weit war sicher Diogenes der Babylonier noch nicht gegangen,
darin freilich ein Vorläufer des P., dass er vor diesem allein unter den
Stoikern (in seiner Schrift nsQL voficov, s. C. 2. A. 367) staatsrechtliche
Untersuchungen aus der Wirklichkeit und für die Wirklichkeit angestellt
hatte, s. Cic. de leg. III, 5 f., 13 f. (nachdem er die Gesetze für die
Panaetios von Rhodos. 73
«i
und stellte, auch hier wesentlich beeinflusst durch das römische
Staatsleben 52b), eine neue Staatsphilosophie auf. Er schloss sich
in derselben theils vielleicht an Dikaearchos53), theils ohne Zweifel
an die zuerst von Piaton in dessen Politikos aus den bereits
von Sokrates54) gelegten Keimen entwickelte , dann aber von
Aristoteles in dessen Politik durchgeführte Eintheiluug der Ver-
fassungen in richtige uud in diesen entsprechende Abarten
(7taQsxßd0sig) an, jedoch mit manchen selbständigen Eigenthüm-
lichkeiten. Und diese eingehende Benutzung der Politik des
Aristoteles durch einen Stoiker ist nicht bloss um so merk-
würdiger in einer Zeit, in welcher dessen eigne Schule dies
hochinteressante Werk vollständig vernachlässigte541'), sondern
die neue Staatslehre des Panaetios hat auch sofort auf einen
der bedeutendsten Männer jener Periode, mit welchem er, wie
gesagt, in der Umgebung Scipios persönlich verkehrte55), auf
Magistratur entworfen hat): locum istum totum,ut adottissimis Graeciae quae-
situm et disputatum est, explicabo . . . atqui pleraque sunt dieta in Ulis libris,
cum de optima republica quaereretur , sed liuius loci sunt proprio, quaedam
a Theophrasto primum , deinde a DioK^geyne (so Tourneboeuf) Stoico quae-
sita siibtilius. Att. Arn tandem? etiam a Stoicis ista tractata sunt? M. Non
sane nisi ab eo, quem modo nominavi et postea a magno homine et imprimis
erudito Panaetio: nam veteres verbo tenas acuti Uli quidem, sed non ad hunc
usum populärem atque civilem de re publica disserebant. Sicher hat hier-
nach Cicero in dieser Schrift jene propria quaedam mit Benutzung des Dio-
genes ausgearbeitet". (Sc hm ekel).
52b) S. Cic. de rep. I, 21, 34 und dazu Hirzel IIb. S. 888. A. 2.
53) Die von Dikaearchos im Tripolitikos (s. Osann Beitrr. z. gr. u.
röm. L.-G. II. S. 8 — 29) entwickelte Ansicht, dass die beste Staatsform die
aus Königthum, Aristokratie (oder Oligarchie) und Demokratie gemischte
sei, wird zwar auch als die stoische bezeichnet (D. L. VII, 131), aber sie
war bei den Stoikern schwerlich älter als P. Nach Aristot. Pol. II, 6.
1265 b 32 ff. war freilich der ursprüngliche Urheber dieser Idee auch nicht
Dikaearchos, sondern ein Früherer, und wenn auch die ganze Stelle
1265b29-1266a6. 1266a22— 25 wohl nicht mit Unrecht von Mor. Schmidt
Jahrb. f. Phil. CXXV. 1882. S. 823 f. als ein späteres Einschiebsel ver-
dächtigt ist, so ist ja doch der wesentliche Keim zu diesem Gedanken
schon bei Piaton in den Gesetzen zu finden, und der der Vorzüglichkeit
einer Mischverfassung überhaupt rührt nach dessen dortigem ausdrücklichen
Zeugniss XII. 972 E nicht erst von ihm her.
54) Xen. Mem. IV, 6, 12. Vgl. Susemihl Aristoteles Politik II. S. 135 ff.
A. 533.
54b) Wenigstens lässt sich nicht einmal von Kritolaos das Gegentheil
nachweisen.
55) Cic. de rep. a. a. 0. memineram persaepe te (näml. Scipionem) cum
74 Achtundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
seinen älteren Zeitgenossen Polybios 56), und sodann auf die
Folgezeit eine massgebende Wirkung ausgeübt57). Bei einem
Vanaetio disserere sölitum cor am Polybio, duobus Graeciae vel peritissimis
verum civilium etc.
56) Es handelt sich hier um dessen Darstellung VI, 3—10 vom Kreis-
lauf (ccvccHvyiAcoGig 9, 10) des Uebergangs der Verfassungen in einander.
Polybios 5, 1—3 will diesen Gegenstand nur summarisch (xscpcdaieodäg,
s. C. 29. A. 92) behandeln und verweist für das Ausführlichere auf Piaton
und gewisse andere Philosophen, %ai xigiv BXBQOtg xcav cpiXoGocpav (s. wiederum
C. 29. A. 92). Dass er seinerseits dabei diese selbst benutzt hat, wird wohl
Niemand bezweifeln, und da seine Darstellung von der Piatons trotz man-
cher Berührungspunkte stark abweicht (s. Hirzel IIb. S. 871 f. Anm.), so
kommt Alles darauf an, wer jene „anderen Philosophen" sind. Osann
a. a. 0. S. 22 ff. und Zeller Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 893. A. 1 hielten wegen
des Zusammentreffens mit Dikaearchos in der A. 53 berührten Ansicht
diesen für seine Vorlage, und was Hirzel II b. S. 856 dagegen vorbringt,
ist nicht entscheidend. Denn wenn Polybios XXXIV, 5, 1. 6, 1 ff. (vgl.
Strab. II. 104 ff.) dem Dikaearchos in geographischen Dingen starke Irr-
thümer nachzuweisen suchte, so ist das doch kein Grund, dass er sich
nicht in politischen dessen Theorie unmittelbar angeschlossen haben könnte,
wie er es mittelbar (vgl. A. 53) gethan hat. Aber schon der unbestimmte
Ausdruck ohne Namensnennung deutet eher auf einen Zeitgenossen hin,
und, worauf mich mein Schüler P. Voigt aufmerksam machte, und was
jetzt auch v. Scala a. a. 0. S. 108 f. Anm. richtig hervorhebt, ganz anders
als Polybios dachte sich Dikaearchos (Fr. 1. 4 b. Porph. de abst. IV, 2.
Varr. R. R. II , 1 , 4) den Urzustand der Menschen als einen glücklichen.
Ganz vortrefflich ferner hat Hirzel IIb (Leipz. 1882). S. 841—907 be-
wiesen, dass Polybios annähernd ein Stoiker von der Richtung des P. war,
hat auch (S. 853. 870 f.) die stoische Färbung dieser seiner Auseinander-
setzung dargelegt und sich (S. 856) mit Recht auf die A. 63 angef. Stelle
bei La. Di. VII, 131 berufen, merkwürdig genug aber daraus noch nicht
ausdrücklich den Schluss gezogen, dass unter jenen txsQoi (pi%Ö6ocpoi kein
Anderer als P., der eben selbst den Piaton benutzte, zu verstehen, dass
dessen betreffende Schrift und mündlicher Verkehr mit Polybios hier im
Wesentlichen des Letzteren Quelle ist. Wohl aber erkannte dies gleichzeitig
der eben genannte Voigt Sorani Ephesii liber de etymologiis corporis humani,
Greifswald 1882. 8. S. 51. These 3, und zwar nach seiner mir gemachten
Mittheilung auf Grund der gewiss nicht zufälligen ganz ausserordentlichen
Aehnlichkeit von 6, 4 mit Cic. Off. I, 4, 11, und diese Beobachtung lässt
in der That in Verbindung mit jenen anderen Thatsachen nur diese
Folgerung zu, zumal da die ganze von Polybios entwickelte Theorie nur
auf einen derjenigen Stoiker passt, welche den Weltuntergang leugneten, und
da auch die Darstellung der Ansicht von des Panaetios Schüler Poseidonios
über die Entwicklung der Staatsverfassungen bei Sen. Ep. 90, 4 ff. viel Ge-
meinsames darbietet und die Abweichungen gewiss zum Theil auf Senecas
Rechnung kommen, s. Hirzel S. 871. A. 1. Unabhängig von Voigt ist
Panaetios von Rhodos. 75
Manne dieser Art kann auch ein ausgeprägtes und ausgebreitetes
historisch-philologisches und litterarisches Interesse und Wissen
auch Schm ekel, (zum Theil auf anderem Wege) zu demselben Ergebniss
gelangt, und ein Gleiches gilt von Scala a. a. 0. S. 222—255 (vgl. S. 102—
123), auf dessen eingehende Begründung jetzt im Uebrigen zu verweisen
ist, obwohl schwerlich ein so nahes Verwandtschaftsverhältniss zwischen
Pseudo-Hippodamos ksql tzoXiteluq (Stob. Flor. XLIII, 92 — 94) und Polyb. VI
besteht, wie er annimmt, dass Erste rer unmittelbar aus derselben Quelle
wie Letzterer und nur aus dieser geschöpft hätte. Die Einwendungen von
Niese Gott. gel. Anz. 1890. S. 892 wiegen nicht schwer, und wenn Klohe
De Cic. libr. de off. fontib. (s. C. 2. A. 365 b) gerade jene Stelle bei Cic.
de off. I, 4, 11 mit zu Demjenigen rechnet, was Cicero nicht aus P.
entnommen habe (vgl. A. 61), weil sich auch Fin. II, 14, 45 Aehnliches
wiederfindet, so zeigt sich sonach hierin nur, wie unsicher diese Basis
seiner Beweisführung ist, indem in Wahrheit in diesem Falle hieraus um-
gekehrt zu schliessen ist, dass Cicero auch am letzteren Ort Reminiscenzen
aus P. einmischte.
57) Längst hat Zeller a. a. 0. II2, 2. S. 526. Anm. richtig angedeutet,
dass Cicero schwerlich die aristotelische Politik selbst gelesen, und dass
er folglich das Wenige, was namentlich im ersten Buch von de rep. an sie
anklingt, vielmehr von seinem Quellenschriftsteller hat. Denn eine andere,
von mir (Aristot. Polit. libri VIII, Leipz. 1872. S. XLV) geltend gemachte Mög-
lichkeit muss ich jetzt (vgl. auch C. 30. A. 184) als unzutreffend bezeichnen.
Wenn nun ferner Fowler S. 14 selber zugiebt: „simüitudinem quae est inter
Cic. de rep. I, 25, 39—29, 45 et Polybium VI, 5—9 nemo est quin sentiat" und
namentlich auch darauf hinweist, dass diese Aehnlichkeit §. 45 und Polyb.
9, 10 eine fast wörtliche ist, so folgt nach A. 56 schon hieraus mit zwingender
Notwendigkeit, dass P., welcher zweimal 10, 15 und 21, 34 (s. A. 55) ge-
nannt und de leg. III, 6, 14 unter Denen, welche de magistratibus geschrieben
haben, mit aufgeführt wird (s. A. 52. 66), wenigstens für diese Partie dieser
Quellenschriftsteller war. Lange bevor ich dies schrieb, hatte mir aber
mein Schüler Schmekel seine Entdeckung, dass überhaupt für dies Werk
die politische Schrift des P. die Vorlage bildete, und seine triftige Be-
gründung dieses Ergebnisses mitgetheilt. Davon hier, da sie noch nicht
im Druck erschienen ist, wenigstens Folgendes. Dass diese Vorlage- stoisch
war, sagt in gewisser Weise schon Lactant. Epit. 4 = de rep. I, 36, 57
und bewiesen hat es bereits Tourneboeuf (Turnebus), jedoch aus dem
3. B. (von welchem das 1. de legibus im Wesentlichen eine Recapitulation
ist) erhellt schon, dass der betreffende Schriftsteller die Lehre des (Zenon
und) Chrysippos vom Naturrecht gegen die Einwürfe des Karneades ver-
theidigte, dass er ferner (im Gegensatz zu Diogenes) zu den Vertretern
der streng sittlichen Richtung unter den damaligen Stoikern (s. A. 51) ge-
hörte, allem Anschein nach an die Unvergänglichkeit der Welt glaubte
(23, 34 = Augustin. C. D. XX, 6) und die stoischen Kunstausdrücke durch
gemeinverständliche Bezeichnungen zu ersetzen bestrebt war, und dies
Alles passt in seiner Vereinigung nur auf P. Hinzusetzen kann ich selbst
76 Achtundzwanzig8tcs Capitel. Die Stoiker Boethos und Patiaetios.
nicht überraschen, und auch iu solchen Fragen legte er eine
scharfe, meistens methodische, weitblickende und mit sorgfältiger
gelehrter Forschung verbundene Kritik an den Tag, wie sie im
ganzen Alterthum selten war58). Dass er dabei nicht von allen
noch: dass P. auch in nsgl xov vtaibfx. gelegentlich an die Polit. des Aristot.
anknüpfte, erhellt aus Cic. Off. I, 17, 54 vgl. m. Arist. Pol. I, 2. 1252a 26 ff.
Vgl. auch Scala S. 233 ff. , der bereits auch hier auf dem richtigen Wege
war, ihn aber S. 295 ff. wieder verlässt. — Auch die polit. Reden des Dion
Chrys. führt Schmekel auf Benutzung des P. zurück.
58) Selbst Hirzel II. S. 360 muss zugeben, dass „was wir über die-
selbe erfahren, zum Theil (?) der Art ist, dass es ihn werth macht mit
Aristarch in eine Reihe zu treten" (als ob überhaupt die historische
Kritik des Aristarchos so bedeutend gewesen wäre!). P. behauptete, dass
es unter allen Schülern des Sokrates nur von Piaton, Xenophon, Antisthenes,
Aeschines und vielleicht Eukleides und Phaedon ächte Dialoge gebe,
La. Di. II, 64. Ich bestreite natürlich nicht, dass bei diesem Urtheil ihn
auch innere Gründe leiteten, aber um Hirzel II. S. 366 ff. zuzugestehen,
dass nur dies der Fall gewesen sei, müsste man ihm ein geradezu un-
glaublich feines Stilgefühl zutrauen. Denn so weit wir überhaupt noch
nachprüfen können, hat er im Wesentlichen Recht, wenn er auch die
Aechtheit von zwei Dialogen des Phaedon (Zopyros und Simon) allerdings
aller Wahrscheinlichkeit nach mit Entschiedenheit hätte behaupten sollen.
S. über dies Alles C. 2. A. 62 b. 63. 65. Ich musB daher dabei bleiben,
dass er die Schultradition zu Rathe zog. S. Suse mihi an den C. 19. A. 29
angef. Orten, vgl. auch v. Wilamowitz Herrn. XIV. S. 187. A. 1. 2. Mit
dieser Nachricht würde nun aber die andere, dass er dieselben Schriften
des Aristippos wie Sotion für acht hielt (La. Di. II, 86) nur dann in
Widerspruch stehen, wenn sich nachweisen Hesse, dass unter diesen
Schriften Dialoge waren. So lange dies nicht geschehen ist, haben wir
kein Recht den Text durch Conjectur zu ändern und dem P. vielmehr die
Ansicht unterzuschieben, dass keines der dem Aristippos zugeschriebenen
Bücher acht sei, s. darüber C. 19. A. 72 und jetzt auch Zell er Ph. d. Gr.
II4, 1. S. 344 f. Anm. Ich habe also früher (Rhein. Mus. XXVI. 1871.
S. 338 ff.) Nietzsche noch viel zu viel zugestanden. Wenn ferner P. die
Schriften unter dem Namen des Stoikers Ariston mit einer einzigen Aus-
nahme dem Peripatetiker beilegte (La. Di. VII, 163, vgl. C. 19. A. 78), so
war die Entscheidung nach inneren Gründen, auf die er in diesem Falle
vorzugsweise angewiesen sein mochte, hier freilich leichter, aber ebenhier
zeigt sich auch entschieden, dass er in viel höherem Grade zu weit ging,
obgleich er im Ganzen wohl auch bei dieser Gelegenheit das Richtige
traf, s. C. 2. A. 247. 248 mit den Nachträgen. 791. 792. Ferner bekämpfte
er (iv rois 7T£qI Sco-nQcctovg) die von Aristoxenos, Demetrios von Phaleron
in dessen Sokrates (s. C. 2. A. 702), Hieronymos von Rhodos und Pseudo-
Aristoteles 7csqI svysvsLccg (s. C. 2. A. 717. 773. 852) in Umlauf gebrachte
Behauptung, dass Sokrates zwei Frauen zugleich gehabt habe (Plut. Arist. 27.
Ath. XIII. 556 b), wies dem Phalereer noch einen anderen Irrthum nach,
Panaetios von Rhodos. 77
Irrthümern frei blieb, kann ihm natürlich nicht zum Vorwurf
gereichen59), aber wenn wir, was allerdings sehr zweifelhaft ist,
recht unterrichtet sind, so Hess sogar er dabei wenigstens in
einem Falle sich stark von Vorurtheilen leiten60). Von seinen
indem er aus den Didaskalien darthat, dass Aristeides nie Choreg gewesen
sei (Plut. a. a. 0. 1), und sprach die Elegien an Kimon zum Trost beim
Tode von dessen Gattin Isodike dem Physiker Archelaos zu (Plut. Kim. 4).
Seine Mittheilung über den Anfang von Piatons Politeia (La. Di. III, 37)
scheint er aus Euphorion entnommen zu haben, s. C. 14. A. 136. Genaue
Bekanntschaft mit den attischen Rednern erhellt aus seinem Urtheil über
Deniosthenes (Plut. Demosth. 31). Auf Grund der Handschriften Piatons
machte er sogar Bemerkungen über den attischen Sprachgebrauch (Eustath.
Od. i/>, 220. p. 1946, 22), „was an die Schrift seines Lehrers Krates über
den attischen Dialekt erinnert" (Hirzel II. S. 257. A. 1). Dass er nicht
Aristarcheer , sondern Krateteer war, konnte ihm bei seinen historisch-
philologischen Untersuchungen nur zum Vortheil gereichen, aber man darf
wohl von vorn herein annehmen, dass er in derselben weitherzigen Art wie
Stoiker so auch Krateteer gewesen sein wird, und wenn daher (s. Hirzel
a. a. 0.) wirklich mit dem Lobe der Seherweisheit des Aristarehos in der
Dichterauslegung (Ath. XIV. 634 c) bei ihm als einem Gegner der Mantik
auch ein gewisser Tadel vermischt gewesen sein sollte, so wird man doch
schwerlich so weit gehen dürfen, nur Spott und Tadel in dieser Be-
zeichnung desselben als [iccvtig finden zu wollen. Erkannte doch P. auch
vom Redner an, dass derselbe sich neben dem Wahren auch manchmal an
das bloss Wahrscheinliche halten müsse (Cic. Off. II, 14, 51). Ueber seinen
Sinn für Ironie s. Cic. Off. I, 30, 108 f. Hirzel II. S. 365 ff., über seine
Komikerstudien A. 59; über seine Auffassung der Komoedie vgl. die ge-
wagten Combinationen von Hirzel II. S. 369 ff.
69) Abgesehen von den eben besprochenen Uebertreibungen im Ganzen
richtiger Ergebnisse kommt hier seine Ansicht in Betracht, dass Aristoph.
Ran. 1493 ein anderer Sokrates als der Philosoph zu verstehen sei (Schob
z. d. St.). Allein hier schlägt der Irrthum nahezu in eine Tugend um, wie
man gerade aus der Bemerkung Hirzels I. S. 235. A. 1 aufs Beste ersehen
kann. Allem Anschein nach war P. der Erste, welcher richtig erkannte,
dass zwischen Euripides und Sokrates in Wahrheit gar keine nähere Ver-
bindung bestand, und wenn er nun die Schwierigkeit, welche dieser Vers
jener Annahme entgegenzusetzen scheint, „xct&' b^covv^iiav11 zu lösen ver-
suchte, so war dies zwar falsch, aber immerhin „wird er wohl gewusst
haben, dass es wirklich einen Dichter Sokrates gegeben habe" (Wilamo-
witz a. a. 0.). Wie sie in Wahrheit zu lösen ist, lasse ich dahingestellt,
gehört auch nicht hieher, s. darüber Wilamowitz a. a. 0. Uebrigens
vgl. A. 70.
60) Dies einzige nachweisliche Beispiel, wenn anders nicht sogar auch
diese Nachricht, wie Zeller Beitrr. S. 405 f. 407 ff. (vgl. Ph. d. Gr. II3, 1.
S. 384. A. 1. II4, 1. S. 441 f. Anm. IIP, 1. S. 561. A. 1) mit erheblichen
und bisher keineswegs hinlänglich widerlegten Gründen darzuthun sucht,
78 Aclitundzwanzigstes Capitel. Die Stoiker Boethos und Panaetios.
Schriften waren die schon [erwähnten 3 Bücher 7t£Qi xov na-
d"t]7covtog das Original für die beiden ersten von Cicero de
officiis61), das Werk 7CsqI TtQOvoCag62) höchst wahrscheinlich
für den Abschnitt im zweiten de deorum natura 30, 75 — 34, 87.
44, 115 — 61, 153 63) und sicher für die Bestreitung der astro-
auf einem Missverständniss beruht, besteht darin, dass er Piaton den
Phaedon absprach, David n. Asklep. Schol. in Aristot. 30 b 8 ff. 576 a 39 ff.
(p. 90, 23 ff. Hayd.) und Epigr. b. Dav. a. a. 0. (der es dem Syrianos bei-
legt) u. Anth. Pal. IX, 358. Ist die Thatsache richtig, so kann sie freilich
nur mit den Berichtgebern und mit Hirzel I. S. 230 ff. II. S. 886. Anm.
Chiapelli Panezio di Rodi e il suo giudizio sullä autenticita del Fedone,
Rom 1882. 8. (= Filosofia delle scuole Italiane 1882. S. 223 ff.). Ancora
sopra Panezio di Rodi e il suo dubbio dellä autenticita del Fedone Pla-
tonico, ebendas. XXX. 1884 (vgl. Heinze Jahresber. L. S. 55 f.) aus dem
Streben des P. erklärt werden auf diese Weise in Bezug auf die von ihm
geleugnete Fortdauer der Menschenseele nach dem Tode mit Piaton in
Einklang zu bleiben.
61) Cic. Off. III, 2, 7 f. ad Att. XVI, 11 , 4 (s. A. 30. 51 b). Gell. XIII,
28, 1. Auf welche Weise Cicero diese Zusammenziehung in zwei Bücher
zu Stande gebracht hat, das hat wiederum erst Schmekel erkannt: Cicero
hat den ersten, allgemeinen und grundlegenden Theil fast gänzlich weg-
gelassen. Ueber seine Zusätze zu den Auszügen aus P. aber s. die jeden-
falls verdienstliche Untersuchung von Klohe a. a. 0. (s. A. 56), doch reichen
dieselben lange nicht so weit, wie dieser in Folge vorschneller Schlüsse
und einzelner Missverständnisse glaubt, vgl. A. 56. Genaueres hierüber
wird man bei Schmekel finden.
62) Cic. ad Att. XIII, 8.
63) Mit Ausnahme von §. 133, wie L. Reinhardt Die Quellen von
Cicero's Schrift de deorum natura, Breslau 1888. 8. S. 48 f. darlegt. Im
Uebrigen s. Hirzel I. S. 194 ff., dem auch Zeller Beitrr. S. 403 f. Ph. d.
Gr. III3, 1. S. 661 f. A. 2 beizupflichten geneigt und Reinhardt a. a. 0.
S. 42 — 48 wirklich beigetreten ist. Doch darf dies schwerlich mit ihnen
auch auf 34, 87 Mitte bis 40, 104 ausgedehnt werden: Cicero hat hier
wahrscheinlich contaminirt. Streng beweisen lässt sich freilich nur, das«
kein älterer Stoiker, und dass auch Poseidonios hier nicht wie sonst in
diesem 2. B. (s. C. 29. A. 202) die Quelle ist, aber es spricht wenigstens
Nichts gegen P., vielmehr stimmt Alles aufs Beste zu ihm (s. auch A. 45),
nur lassen sich gerade die ihm eigenthümlichen Lehren hier nicht mit
voller Sicherheit nachweisen. Die Einwürfe von Fowler S. 11 ff., welcher
wenigstens einräumt, dass dieser Abschnitt aus einer anderen Quelle ist
als der voraufgehende und nachfolgende Theil dieses Buches, während
Schwenke Jahrb. f. Ph. CXIX. 1879. S. 135—139 sogar dies bestritt,
wiegen nicht schwer: sein Anstoss an 46, 118 war schon im Voraus durch
Zeller a. a. 0. 0. erledigt, und wenn Hirzel und Schwenke noch nicht
wissen konnten, dass bei Pseudo-Philon 947 C Hösch. (s. A. 1) TloüsiScä-
viog nur falsche Lesart war, und daher auch den Poseidonios zu den
Panaetios von Rhodos. 79
logischen Mantik im zweiten de divinatione 42, 87 — 47, 97 64).
Wie die politische Schrift, welche Cicero in de reptiblica und
vor ihm Polybios benutzte65), betitelt war, wissen wir nicht66).
Nur wenig ist uns aus der tcbqI svd-v^iiag61) bekannt, mit
welcher der Brief an Q. Aelius Tubero ähnlichen Inhalts war68),
noch weniger von der über die Philosophenschulen (jtfot
aiQBöscQv)69). Ob endlich tcsqI UcoTCQatovg10) Titel einer
Zweiflern an der Weltverbrennung rechneten, zu denen nach 33, 85. 46,118
der betreffende Quellenschriftsteller gehörte, so hätten Fowler u. Wend-
land (s. C. 29. A. 202) wissen, beziehungsweise beachten müssen, dass
jene Rechnung verkehrt war. Alles Uebrige mag vielleicht auch auf
Poseidonios passen, aber hier kommen nun die triftigen, von Schwenke
keineswegs entkräfteten formalen Gründe in Betracht, welche auf die An-
nahme eines Quellenwechsels m. E. in Verbindung mit jener Thatsache mit
geradezu zwingender Notwendigkeit hinweisen, und welche Hirzel S. 198 ff.
entwickelt hat.
64) Wachsmuth Die Ansichten der Stoiker über Mantik und Daemonen,
Berlin 1860. 8. S. 15 f. A. 12. Schiene De fontib. libror. Cic. de divin.
S. 13. 32. Hartfelder Die Quellen von Cic. ... de divin. S. 20ff. „Dass
Cicero hier seine sonstige Quelle, den Kleitomachos, verlässt, erklärt sich
sehr einfach daraus, dass er sie in diesem Stück vielmehr für de fato ver-
brauchte , s. C. 2. A. 651 , doch hat er die Zusätze , die er nach seiner
eignen Aussage (§. 97) dann noch zu dem aus P. Entnommenen macht,
wiederum aus ihr entlehnt". (Schmekel).
65) S. A. 56. 57.
66) Vielleicht nsgl noXixiKrjg, s. Philod. Col. LX1I. nsgl d(h noXi}xiY.rig
stg xovvavxiov sggsn^svy. Neben dieser Politik noch eine Schrift nsgl
voficov anzunehmen ist wegen Cic. de leg. III, 6, 14 (s. A. 52. 57) kein
Grund, da P. ja in jener selbstverständlich auch über die Organisation der
Behörden handeln musste.
67) La. Di. IX, 20 = Fr. 17 Fowl. cprjcl dh drjfiTixgiog b ^aXrjgsvg iv
x<x> nsgl yrigcog Y.al TLuvuixiog 6 Exauubg sv xa it. ev. n. x. X. Danach scheint
er also, wie Scala a. a. 0. S. 185. A. 2 bemerkt, hier die Schrift des
Phalereers nsgl yr'igag citirt zu haben, „trotzdem der letzte Theil der
Demetrios8telle . . . auch La. Di. II, 13 angeführt wird" (vgl. C. 2. A. 703). —
Ganz wie ein Citat des Demetrios durch P. sieht auch Fr. 10 = Cic. Off.
II, 17, 60 . . . ut et . . . Panaetius . . . et Phälereus JDemetrius, qui Pe-
riclem . . . vituperat, quod tantam peeuniam in praeclara illa propylaea
coniecerit aus. Scala S. 185 vermuthet, dass dies in dessen Memoiren
nsgl dsyiasxiag gestanden habe.
68) Cic. Tusc. IV, 2, 4. Fin. IV, 9, 23. de dolore patiendo. Acad.
11,44, 135, vgl. A. 21. Hiernach ist Fowler S. 34f. 45 (Fr. 13. 15. 45)
zu berichtigen.
69) La. Di. II, 87.
70) Plut. Arist. 27 (s. A. 58). Hieher gehörte offenbar auch das A. 59
Angeführte.
80 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
besonderen Schrift oder nur eines Theils von einem umfassenderen
Werke war, können wir ebenso wenig entscheiden, als wo er
seine kritischen Urtheile in litterarischen Fragen und was damit
verwandt ist71), ausgesprochen hat.
Neunundzwanzigstes Capitel.
Polybios und Poseidonios.
Polybios1) von Megalopolis aus einem reichen2) und vor-
nehmen Geschlecht, Sohn des achaeischen Bundesstrategen Ly-
kortas2b), ward wahrscheinlich 211 oder 210 geboren20) und
71) S. A. 58. 60.
1) Heyd Vita Polybii Megalopolitani , Tübingen 1812. 8. (Mir un-
bekannt). Henzen Quaestionum Polybianarum specimen continens vitam,
Berlin 1840. 8. (Doctordiss.). K. W. Nitzsch Polybius, Kiel 1842. 8. (ent-
hält im Einzelnen viel Schönes und Wahres, aber im Ganzen ist die
Zeichnung von der Entwicklung und dem Wesen der, um es kurz aus-
zudrücken, Scipionenpartei in Rom und selbst der griechischen Partei-
verhältnisse schwerlich in dieser Gestalt richtig, s. Campe Jahresber. üb.
Polybiana, Philologus II. 1847. S. 348—350). Fuchs Art. Polybius in
Paulys Realenc. Bozikes Ilegi IJoXvßiov y,ccl xfjg xar' avtov ovyyQcccprig,
Athen 1855. (Mir unbekannt). Markhauser Der Geschichtschreiber Poly-
bius, München 1858. 8. Fustel des Coulanges Polybe ou la Grece
conquise par les Romains, Paris 1858. (Mir unzugänglich). Pich ler
Polybius' Leben, Philosophie, Staatslehre, Landshut 1860. 8. (Mir nur
aus dem Bericht von Jacoby Philologus XLV. S. 356 f. bekannt). Lübbert
Polybius von Megalopolis, Kiel 1876. 4. (Rede). Werner De Polybii vita
et itineribus quaestiones chronologicae , Leipzig 1877. 8. (Doctordiss.).
Valeton De Polybii fontibus et auctoritate, Utrecht 1879. 8. (Steht mir
nicht zu Gebote, vgl. Holm Jahresber. XXIII. S. 372—376. Schenkl
ebend. XXXVIII. S. 230 f.). Strachan-Davidson Polybius, in Abbott
Hellenica, Oxford u. Cambridge 1880. 8. S. 387—424. v. Scala Die Studien
des Polybios I. Stuttgart 1890. 8. erschien erst, nachdem meine Dar-
stellung längst niedergeschrieben und ein grosser Theil vom 1. Bde. meines
vorliegenden Werks bereits gedruckt war. (Vgl. die zum Theil, aber auch
nur zum Theil treffende Rec. v. Niese Gott. gel. Anz. 1890. S. 890—896;
die ausschliesslich günstige von Wen dl and Berl. ph. Woch. X. 1890.
Sp. 431 — 434 ist werthlos). S. ferner A. 50 und vgl. auch Gravenhorst
De saeculi Polybiani ingenio Graecorumque eius temporis placitis, Göttingen
1844. 4.
2) S. darüber Scala S. 14 f. A. 6.
2b) Wenn, wie wahrscheinlich, in der Inschr. 'Ecprjfi. ccqxccloX. 1885.
S. 7. No. 81 (= Baunack Stud. I, 1, 81). a noXig xcov AccKsdcciiiovicov
Polybios von Megalopolis. 81
erhielt eine diesen Verhältnissen entsprechende ausgezeichnete
Erziehung 2d). Wem er seine stoisch gefärbte Weltanschauung
verdankt, ist zwar nicht völlig gewiss, vernmthlich jedoch ge-
langte er zu ihr in dieser ausgeprägten Form erst im stark
beginnenden Greisenalter in Rom durch den persönlichen Ver-
kehr mit seinem jüngeren Zeitgenossen Panaetios8), nachdem er
bis dahin vielmehr unter platonischen und namentlich peripateti-
schen Einflüssen gestanden und besonders Schriften des Demetrios
von Phaleron und wohl auch des Straton eifrig studirt hatte4).
Avkoqtccv GsccQLÖa MsyccXonoXixciv ccQStäg evensv xcä zvvoCaq aq %%(ov dioc-
tsXsl stg ccvzocv dieser Lykortas zu verstehen ist, so war der Grossvater
des P. der aus Plut. Kleom. 24 bekannte Thearidas, der von ihm XXXII, 17.
XXXVIII, 8 erwähnte vielleicht sein Bruder. Vgl. Wilamowitz Isyll. v.
Epid. S. 3 f. A. 1. Scala S. 15 f. A. 1.
2C) S. A. 5. 7.
2d) S» Scala S. 18 ff., gegen dessen phantasiereichen Versuch die
Einflüsse seiner heimatlichen Verhältnisse auf ihn nach allen Seiten genau
zu bestimmen indessen auf die sehr richtigen Gegenbemerkungen von
Niese S. 890 f. 894 f. zu verweisen ist.
3) S. A. 26. 43b. 44. 75.
4) S. hierüber Scala S. 153—201. Vgl. oben C. 2. A. 698. 732 mit
den Nachträgen und unten A. 74. 75. 78. Mit Recht erinnert Scala
S. 51—54 an die politische Thätigkeit, welche, abgesehen von Hieronymos,
einem wirklichen oder angeblichen Schüler Piatons, der Peripatetiker
Prytanis (s. C. 2. A. 779 mit d. Nachtrr.) und die beiden in Megalopolis
heimischen Schüler des Arkesilaos Ekdemos und Megalophanes (s. C. 2.
A. 613 u. bes. C. 21. A. 535 mit den Nachtrr.) dort ausgeübt hatten. Wie
weit die an sich (s. A. 52. 93 b) nicht zu bezweifelnde eigne Leetüre des
Piaton seitens des Polybios (vgl. Scala S. 97—123) reichte, wird sich
schwerlich genau feststellen lassen. In Bezug auf die des Aristoteles zeigt
Scala S. 126 — 128. 148, dass es nicht einmal sicher ist, ob er die Politien
selber angesehen, und dass er die Meteorologie nicht benutzt hat. Um so
weniger Vertrauen erweckt der Versuch von Scala S. 128—151 darzuthun,
dass er dagegen so selten gelesene Werke wie die Poetik, Politik und
nikom. Ethik aus eigner und noch dazu ziemlich genauer Anschauung
kenne, und gleich Niese S. 892 scheint auch mir dieser Versuch voll-
ständig misslungen (vgl. darüber auch A. 97 b. 147). Denn die Anklänge
an die beiden letzteren Werke, so weit sie nicht auf gemeinsame Be-
nutzung des Ephoros zurückgehen, sind ausreichend erklärlich durch Ver-
mittlung der politischen Schrift des Panaetios, die (was Niese mit Un-
recht bestreitet) den P. so stark beeinflusst hat, s. C. 28. A. 56 und unten
A. 66 ff. , und in Ansehung der Poetik geht aus den Erörterungen von
Scala nur eine allgemeine Kenntniss der betreffenden peripatetischen
Theorien hervor, die keineswegs aus der Urquelle geschöpft zu sein braucht.
Dass VI, 45, 1 nicht, wie Scala S. 132 meint, Eevocpäv ein blosser Schreib-
SusEMiHL, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 6
82 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Seine staatsmännische und militärische Bildung erwarb er sich
unter den Augen von Philopoemen4b) und von dessen Freund,
Gesinnungsgenossen und Nachfolger, seinem eignen Vater, den
er selbst freilich an Bedeutung weit überragte40). Schon 190
und 189 machte er unter den dem Eumenes II gesandten Hülfs-
truppen den römischen Feldzug gegen die kleinasiatischen Galater
mit5), und als dann 183 der mit Recht von ihm hochverehrte
Philopoemen von den Messeniern hingerichtet war, ward ihm
der ehrenvolle Auftrag an der Spitze der vornehmsten Achaeer
dessen Aschenkrug heimzubringen6). Schon 181 sollte er mit
seinem Vater vor dem gesetzlichen Alter als Gesandter zu
Ptolemaeos V Epiphanes nach Aegypten gehen, um wegen Er-
neuerung des Bündnisses zu verhandeln, was aber auf die Nach-
richt von dessen Tode unterblieb7). Mit unzweifelhafter, aber
fehler des P. statt 'AQiatotsXrjg ist, zeigt Niese S. 892 f. , s. unten A. 97 b.
Eigne Lesung des Theophrastos behauptet auch Scala nicht: die Be-
rührung zwischen XII, 2, 2 und Theophr. H. P. IV, 3, 1 erklärt er S. 151--
153 aus Benutzung einer gemeinsamen Quelle. Dass P. den Arkesilaos
schätzte, darf man aus X, 22, 2 schliessen, dass er aber als praktischer
Mann von dem übertriebenen Skepticismus der mittleren Akademie nicht
erbaut war, erhellt aus XII, 26 c, Weiteres s. b. Scala S. 123 — 126. Da-
gegen von dem starken Einfluss der älteren Peripatetiker und namentlich
des Phalereers Demetrios in Bezug auf die Auffassung der Tv%r} (s. A. 75)
hat er sich schwerlich früher als unter dem des Panaetios völlig befreit:
auf verschiedene Entwicklungsstufen des P. in dieser Hinsicht hat meines
Wissens zuerst Wunderer Coniecturae Polybianae, Erlangen 1885. 8.
(Doctordiss., s. A. 126 z. E.) S. 27 hingedeutet, genauer ist dann Scala
S. 174—188 hierauf eingegangen, dem hierin mit Unrecht Niese S. 892
üebertreibung vorwirft. S. unten A. 73 ff. — Im Uebrigen vgl. Hirzel
Unters, z. Cic. phil. Schrr. II b. S. 845—849.
4b) Vgl. Plut. an seni 12. 791 A. 4C) S. hierüber Scala S. 16 f.
5) Dies hat zuerst Mommsen Rom. Gesch. II7. S. 449 bemerkt und
sodann Werner S. 4—8 nachgewiesen. Ueber jene Hülfssendung s. Polyb.
XXI , 9, 1 ff. Die ausserordentliche Genauigkeit in der Beschreibung des
Feldzugs gegen sie und gegen Antiochos (Polyb. XXI, 1—49. Liv. XXXVII f.)
verräth den Augenzeugen und Theilnehmer; die Begegnung des P. mit der
Königin Chiomara in Sardes XXI, 38 (XXII, 21) kann kaum bei einer
anderen Gelegenheit Statt gefunden haben; auch seine Freundschaft mit
Menyllos aus Alabanda in Karien (XXXI, 20, 8, s. A. 19 b. 20) dürfte schon
von ihr herstammen. Hiernach kann er nicht füglich nach 210 geboren
sein, jedenfalls nicht nach 208, in welches Jahr Mommsen weit weniger
glaublich seine Geburt verlegt.
6) Plut. Philop. 21.
7) Polyb. XXV, 7, wo es §. 5 heisst: IIolvßLOV vscotsqov qvxcl rrjg kcctu
Polybios von Megalopolis. 83
doch vielleicht sehr verzeihlicher Kurzsichtigkeit8) riethen Ly-
kortas und sein Gesinnungsgenosse Archon nebst Polybios beim
Ausbruche des Kriegs der Römer mit Perseus 171 zur Neutralität,
als dann aber 169 auf einer achaeischen Tagsatzung die römi-
schen Gesandten gegen sie auftraten, lenkte Archon und vielleicht
auch Polybios9) ein, und Ersterer bekämpfte nunmehr den Lykortas
mit Erfolg: er ward zum Strategen, Polybios zum Hipparchen
ernannt, und Letzterer fand bald darauf Gelegenheit dieser ver-
änderten Politik zu dienen, indem er einen Vermittlungsvorschlag
in Bezug auf die Herstellung der früher dem Eumenes verliehnen,
inzwischen aber unter der Herrschaft der dem Lykortas feind-
lichen Faction unter Kallikrates (180 — 172) wieder entzogenen
Ehren durchsetzte 10). Dann wurde er mit anderen Gesandten
zu dem damals gerade stark bedrängten Consul Manlius ab-
geordnet, um demselben nunmehr ein Hülfscorps der Achaeer
anzubieten, der dasselbe aber jetzt ablehnte und unter Entlassung
der übrigen Gesandten den Polybios bei sich behielt, bis er ihn
heimkehren Hess, um auch das Hülfsgesuch des Befehlshabers
der Westarmee Appius Cento, auf den er eifersüchtig war, bei
den Achaeern zu hintertreiben11). Und nicht minder verhinderte
xovg vofiovg rjXiHiug. Vgl. XXIX, 9, 6. 6vy*,Xy\xov . . . 6vva%%'StGrig . . .
tv i] 6vv8§ouve (irj [lövov 6V[i7tOQSVE6d'cu xr\v §ovli\v , ccXXcc ndvxag tovg
und xoLuyLovta ixdv. Die Vermuthung von Nitzsch S. 118, welcher
Werner S. 11 — 13 folgt, für Staatsämter und Theilnahme an Gesandt-
schaften werde wohl noch ein höheres Alter als das von 30 Jahren er-
forderlich gewesen sein, so dass danach P. schon 213 oder 212 oder
spätestens 211 geboren wäre und die Geschichte des numantinischen Krieges
(s. A. 49), was doch wenig wahrscheinlich ist, erst im 80. od. gar 81. Jahre
zu schreiben begonnen hätte, ist mindestens im höchsten Grade unsicher,
und was Markhaus er S. 1. A. 1 dagegen bemerkt, ist m. E. von Werner
nicht widerlegt, und warum P. die Aeusserung des Philopoemen, welche
ihm schon damals missfiel (XXII, 14, ehemals XXIII, 10 a), sei es 186
oder 185 als 24- bis 26jähriger Mann nicht schon mit angehört haben
könnte, wird durch solche ungewisse Combinationen wie die Werners
nicht erwiesen.
8) Denn dass ein beträchtlicher Theil der römischen Optimaten weiteren
Eroberungen abgeneigt war und man dies in Achaia recht wohl wusste,
darin, denke ich, hat Nitzsch S. 51 f. vollständig Recht.
9) Wenn nämlich Werner S. 16 f. bei Polyb. XXVIII, 6, 8 richtig
IJoXvßiog für IloXvaivog vermuthet.
10) Polyb. XXVIII, 3. 6 f. vgl. XXVII, 7.
11) Polyb. XXVIII, 10 f. Ich wage nicht zu entscheiden, ob P. an der
langen Verzögerung seines Zusammentreffens mit Manlius ganz unschuldig
6*
84 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
dann ein mit der Gegenpartei verabredeter Brief des Consuls ini
Frühling 168 die von der Tagsatzung bereits beschlossene Ab-
sendung der achaeischen Hülfstruppen, deren Reitergeschwader
Polybios befehligen sollte, für die Söhne von Ptolemaeos V gegen
Antiochos IV12). Als nun vollends nach der Niederlage des
Perseus13) die Gewalt ganz an die Gegenpartei kam und auf
deren Verleumdungen hin tausend der edelsten Achaeer in der
treulosesten Weise als Geissein nach Rom gelockt wurden, be-
fand sich unter ihnen auch Polybios, welcher dort 166 anlangte14).
Indessen ging ebenhiemit für ihn eine neue Welt auf: er lernte
das römische Volks- und Staatsleben jetzt aus eigner Anschauung
kennen und bewundern. Er kam in das Haus des griechen-
freundlichen Aemilius Paullus, mit welchem er vermuthlich schon
bei dessen Reise durch Griechenland15) bekannt geworden war16),
und dessen Söhne Fabius und Scipio Aemilianus nunmehr seinen
belehrenden Umgang genossen17) und ihm auch, während die
war, und aus welchem Grund Letzterer ihn dann so lange zurückhielt.
S. Lucas in der A. 104 anzuführenden Schrift S. 38 ff. Vermuthlich ge-
schah aber Letzteres doch, weil sich Manlius seines Beistandes bediente,
und nicht übel vermuthet Strachan -Davidson S. 391, dass die Ein-
führung der theoretisch freilich schon erfundenen, aber bisher noch nicht
ein gerichteten Feldtelegraphie durch P. (X, 43 -47) bei dieser Gelegenheit
geschehen sei. Vielleicht indessen datirt sie erst von den Zügen des
jüngeren Scipio. Scala (S. 10. A. 2) verweist für dieselbe auf Poppe
Die Bedeutung und das Wesen der antiken Telegraphie, Frankfurt 1867
uud Sadreczki Nacht- und Feuertelegraphie der alten Griechen, Globus
XXIV. Ausserdem vgl. Str'achan-Davidson a. a. 0.
12) Polyb. XXIX, 23 (8) ff.
13) Völlig unrichtig ist die Behauptung von Werner S. 18 (vgl. S. 19):
„ipse Polybius dicit se . . . testem fuisse oculatum pugnae ad Pydnam . . .
commissae (cf. Pol. XXIX, 21. XXIX, 8, 10)".
14) Wie Nissen Die Oekonomie der Geschichte des Polybios, Rhein.
Mus. XXVI. 1871. S. 241—282 gezeigt hat (S. 272), und nicht schon 167.
S. Polyb. XXX, 13 (10). Liv. XLV, 31. Paus. VII, 10.
15) Bei welcher derselbe auch nach Megalopolis kam, Liv. XLV, 28, 4.
16) Fuchs S. 1809.
17) Bei Appian. Pun. 132 wird er didccöncdog des Scipio genannt.
Diod. XXXI, 26, 5 sagt von Letzterem: Xaßcov sniozcczrjv üoXvßiov zov
MtyctXonoXCzriv x. z. X. Suid. IloXvßiog Avkoqzov (so Hemsterhuys und
Reinesius st. Av-aov) viog dnb MsydXrjg noXeoog zrjg 'AQUccdCag, -Ka&riyrjöd-
[iBvog ZyiMLeovog zov 'AcpQinccvov, ozs (dies ist falsch) xal TJa.vaizi.og 6 cptXo-
oocpog, ysyovag ncctct IJtoXsfiaLOv zov hmyCXyföhza EvsQyizrjv (es ist
Euergetes II oder Physkon gemeint, unter dessen Regierung P. ja aller-
dings nicht bloss lebte, sondern auch sein grosses Geschichtswerk voll-
Polybios von Megalopolis. 85
meisten anderen Achaeer durch Italien verstreut wurden, die
Erlaubniss erwirkten, dass er unter Aufsicht des Praetors in
Rom bleiben durfte18). Namentlich schloss sich der jüngere von
beiden Brüdern, der damals 18jährige Scipio, und mit diesem
dessen Freund Laelius für alle Folgezeit eng an ihn an18b); und
im Vertrauen auf die mächtige Freundschaft dieses Hauses und
im geheimen Einverständniss mit dessen Partei im Senat19) durfte
er es 162 wagen in Gemeinschaft mit seinem Freunde19b) Menyllos,
dem damaligen ägyptischen Gesandten, dem in Rom festgehaltenen
syrischen Prinzen Demetrios Soter, Sohne von Seleukos IV Philo-
pator, zur Flucht zu verhelfen20). Demnächst ward ihm deun
auch gestattet Rom zum Zweck seiner Forscherreisen wiederholt
zu verlassen21). Er unternahm deren mehrere nach Grossgriechen-
land und Sikelien zwischen 161 und 158 und vielleicht auch
noch später22), er durchreiste ferner mit Scipio23) entweder
endete, wie Werner S. 3 richtig gegen Schweighäuser V. S. 3 — 6 be-
merkt , vgl. A. 42 ff.).
18) Polyb. XXXII, 9, 5. 10, 3, auch XVIII, 35 (18), 6.
18 b) S. über dies Alles Polyb. XXXII, 9 f. Vgl. Vellei. I, 13. Scipio
tum elegans . . . fuit, ut Potybium Panaetiumque . . . domi militiaeque
secum habet et. Ammian. Marc. XXIII, 2.
19) S. Nitzsch S. 16 f.
19 b) Vgl. A. 5.
20) Polyb. XXXI, 12. 19—22, vgl. XXXIII, 18 (16).
21) Warum dies vor 161 schwerlich geschehen sein wird, zeigt Werner
S. 21 f. Ausflüge in die nähere Umgebung Roms mit Scipio zum Zwecke
der Jagd, welche Beide sehr liebten (Polyb. XXXI, 22. XXXII, 15), werden
allerdings auch wohl schon früher gemacht sein, vgl. Werner S. 20.
22) Dass er wiederholt bei den epizephyrischen Lokrern war und den-
selben durch seinen Einfluss beim Senat Befreiung von der Theilnahme
am dalmatischen und spanischen Kriege (157 und 153) verschaffte, erzählt
er XII, 5, 1 ff. Sfiol drj övfißccivsi nal TCccQccßeßXrjxsvcu nXeovctKig e£g xr\v xcov
sIokqcov noXiv xal 7zaQ£6xr}6d'ca xqelcis ccvioig ccvay-AaCag' neu yug trjg s£g
'ißrjQiav 6TQateiag ccvxovg nccQciXvd'rjvat. övvsßr} di' ifis nccl tfjg slg Actlpa-
TScg, /}v acpsiXov xata ftaXctttav iyntsfinsLv natu rag avvQ"^yiccg. Mit dieser
Stelle verträgt sich schlechterdings nicht die Annahme von M.C.P. Schmidt
De Polybii geographia, Berlin 1875. 8. (Doctordiss.). S. 34, dass er diese
Besuche von Griechenland aus gemacht habe. Richtig vielmehr schliesst
hieraus Werner S. 20 f. 23, dass er 168 und 153 in Rom war. Vom Cap
Lakinion brachte er die Inschrift Hannibals mit (III, 33, 18), vgl. A. 56.
Ueber die weiteren Spuren seiner Kenntniss dieser Gegenden durch den
Augenschein, wie namentlich Entfernungsangaben s. Schmidt S. 12—15.34.
Werner S. 22 t.
23) Polyb. XXXIV, 10, 6 f. = Strab. IV. 190. 6 de A£yr\q (istcc^v
86 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
zwischen 161 und 158 oder zwischen 156 und 154 Oberitalien,
die Alpen und Gallien24), er begleitete endlich denselben 151
auch in den Feldzug nach Spanien 24b), von wo aus Beide auf kurze
Zeit auch Afrika besuchten, um Elephanten zu holen25). Ob
Panaetios schon vor diesem Jahre in Rom war und also Polybios
denselben schon damals kennen lernte, ist mehr als zweifelhaft,
wenn auch nicht geradezu unmöglich26). Im folgenden Jahre 150
ÜLKtovcav ts Kai Nafivitcav SKßdXXsi. itqotsqov 8s KoqßiXwv vnrJQxsv i{i-
nÖQLOv inl tovtco reo Ttota^im, nsgl rjg slqtjks üoXvßiog . . . ort Ma6GaXi(o-
xiöv iiiv TG>v av[iiii£dvTcov Ekmlcqvi ovSslg sl%s Xsysiv ovdsv fiv^firjg ä^iov,
sqazri&slg vno xov Synnicovog , nsql tr\g BQsrravLK7]g , ovSs tdöv ix NaQßmvog,
ov8s zä>v sk KogßiXcovog x. t. X.
24) Früher setzte man diese Reise des P. erst nach 144. Das Richtige
sah annähernd Henzen S. 31 ff. Was Nitzsch S. 137 gegen ihn vorbringt,
hat Werner S. 23 ff. widerlegt und nicht minder die Annahme von Nissen
S. 271, dass Scipio und P. vielmehr erst 151 auf diesem Landwege nach
Spanien gegangen seien, indem er zeigt, dass sie ohne Zweifel den kürzeren
Seeweg eingeschlagen haben. Auch Henzen S. 34 setzt nun freilich jene
gallische Reise erst mit dem spanischen Feldzug in Verbindung durch die
Vermuthung, dass P. aus letzterem zu Lande und nicht mit Scipio zur See
zurückgekehrt sei; in diesem Punkte sind aber die Gegenbemerkungen von
Nitzsch begründet, und es bleibt somit nur Werners obige Annahme
übrig. Ueber die Orte, welche Scipio und P. auf der in Rede stehenden
Reise besuchten, s. Schmidt S. 8. 34. Werner S. 26.
24 b) Arrian. Tact. 1. Appian, Ib. 53 ff. Vgl. Polyb. X, 11, 4 selbst
(s. A. 104). Weiteres bei Nissen S. 271 f. Schmidt S. 9—12. Werner
S. 27. „Nur durch ein Missverständniss hat Thommen Hermes XX. S. 215ff.
aus III, 59, 3 geschlossen, dass P. auch schon vor 151 in Spanien gewesen
sei und schon vor jenem Jahr diese Stelle geschrieben habe. Der Sinn der
Worte dnoXsXviiEvoov 8s Kai tcov Tt^aKxiK&v ävdqcov rrjg ksqI t«? noXs^iKag
Kai noXiTiKctg ngd^etg cpiXoxipiag ist vielmehr der, dass die zu politischer
Thätigkeit berufenen Männer griechischer Zunge, die er sich als Leser
wünscht (§. 6.- rovg ts cpLXonsvatovvrag oXog%sqsgxsqov ßovXrjOOfis&a cvv-
S7tiazr}6at x. t. X.), von ihrem eigentlichen Arbeitsfelde abgeschnitten sind,
und so konnte wenigstens P. auch nach 146 schreiben, als die Achaeer der
Römerherrschaft vollständig unterworfen waren". (Rud. Müller). S. A. 104.
25) Appian. Lib. 70 ff. Hier trafen sie mit dem greisen Masinissa, an
den Scipio abgeschickt war, zusammen, bei welchem P. (IX, 25, 4) sich
nach Hannibal erkundigte. Masinissa starb aber 149/8 (Appian. Lib. 105),
und Scipio und folglich auch P. sahen ihn damals zum ersten und letzten
Male (Appian. Lib. 72). S. Nissen a. a. O.
26) Panaetios war 150 höchstens 40 Jahre alt (s. C. 28. A. 15. 30),
nach der freilich (s. C. 28. A. 30) irrthümlichen Meinung von Scala S. 323 f.
(vgl. S. 325. A. 1) sogar erst 30, und es ist daher schon desshalb nicht
sehr wahrscheinlich, dass er bereits vor 151, wie Scala meint, nach Rom
Polybios von Megalopolis. 87
ward ihm nebst den anderen noch lebenden achaeischen Geissein
in Folge einer Vereinbarung des Seipio mit Cato27) auf den
Antrag des Letzteren die Rückkehr in die Heimat gestattet28).
Von da aus wurde er schon 149 durch den Consul Manilius
nach Lilybaeon berufen, ohne Zweifel um mit diesem und dem
damals als Kriegstribunen dienenden29) Seipio in den dritten
punischen Krieg zu gehen30), kehrte jedoch auf einen zweiten
Brief desselben, der die Sache beigelegt glaubte, in Kerkyra
um31), folgte dann aber 148 oder 147 dem Seipio in diesen
Feldzug und fand jetzt die erwünschte Gelegenheit seine Be-
kanntschaft mit diesen Gegenden zu erweitern, indem Seipio ihn
mit einer Flotte aussandte, um die Nord- und Westküste von
Afrika zu untersuchen32). Er traf von diesem Zuge noch vor
der Eroberung Karthagos wieder ein38), welcher er beiwohnte34),
und kehrte dann in sein Vaterland zurück, wo er kurz nach der
Einnahme von Korinthos ankam35), bei Mummius die Rückgabe
der Statuen des Aratos und Philopoemen durchsetzte36) und auch
sonst nach Kräften für das Wohl seiner Landsleute wirkte37),
zumal nachdem ihm 145 von den Römern selbst der ehrenvolle
Auftrag geworden war als ihr Bevollmächtigter in den griechi-
schen Städten die neuen Ordnungen zu vermitteln und regeln
und für die allgemeine Befriedung zu wirken. Er löste diese
gekommen sein sollte, wo er doch wohl nnr als ein schon hoch angesehener
und berühmter Mann sich Erfolg versprechen konnte, wenn er auch andrer-
seits schwerlich (s. C. 28. A. 23 ff.) viel später als 150 sich dorthin begab.
Ausserdem s. A. 75. 104. Warum sein Einfluss auf P. nicht ein so „tief
gehender" gewesen sein könnte, wenn derselbe erst zwischen 144 und 141
eintrat, ist nicht abzusehen.
27) S. darüber Nissen S. 271 f.
28) Plut. Cat. mai. 9.
29) Cic. Rep. VI, 9, 9. Plut. Cat. mai. 27.
30) So Werner S. 28. Polyb. XXXVII, 3 (2 a), 1 sagt nur unbestimmt
cog XQ£l0c$ ovarjg avtov drjfiooLag bvsxev n Qccy^icctcov. Vgl. XXXVI, 3, 9. 4, 6.
31) Polyb. XXXVII, 3.
32) Plin. N. H. V. §. 9, vgl. VI. §. 199. Werner S. 28 f.
33) Polyb. XXXIX, 3 ff.
34) Vor ihm sprach Seipio die homerischen Verse toasten, tjfictQ x. t. X.
(II. d , 164 f.) und dann seine Rechte ergreifend zu ihm die sich anknüpfen-
den Worte, Polyb. XXXIX, 5 f. Appian. Pun. 132.
35) Polyb. XXXIX, 13 (XL, 7).
36) Polyb. XXXIX, 14 (XL, 8). Plut. Philop. 20.
37) Bei der VersteigeruDg der Güter des Diaeos bewirkte er bei ihnen,
dass Niemand auf dieselben bot, Polyb. XXXIX, 15 (XL, 9).
88 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Aufgabe nach allen Richtungen hin glücklich im Sinne der
Römer wie der Griechen, so dass ihm reiche Ehrenbezeigungen
zu Theil wurden38) und verschiedene peloponnesische Städte ihm
Bildsäulen errichteten39). Wie lange diese seine Thätigkeit dauerte,
und ob auch sein jedenfalls in diese Zeiten zu versetzender40)
Aufenthalt in Alexandreia41) mit derselben zusammenhing 42),
wissen wir nicht43); indessen kann seine Rückkehr nach Rom, wo
er höchst wahrscheinlich nun erst den Panaetios kennen lernte43 b),
38) Polyb. XXXIX, 16 (XL, 10), 2 ff., eine Stelle, die freilich in dieser
Gestalt, wie schon Valois sah, nicht von P. herrührt, sondern Einschiebsel
eines Freundes ist.
39) S. die Zusammenstellung bei Scala S. 7. A. 4. S. 8. A. 2: Statue
auf dem Markt in Megalopolis (Paus. VIII, 30, 3 f. , 8 mit dem Bemerken:
yiyqanxai 8s %al iXeysLcc in' avrm Xiyovzcc mg in\ yr^v nccl Q'ccXaaaav nccaav
TtXctvrj&siri, %cu ort, Gv^a%og ysvoiro 'Pcoju-caW -neu nccvasisv avrovg oqyfis
ig xo EXXjjvihov, in feinsinnigem Anklang, wie Scala hervorhebt, an die
eignen Worte des P. III, 59, 7 und XXXVIII, 6, 7); „Standbild errichtet
von der Stadtgemeinde Elis zu Olympia (Archaeol. Zeit. XXXVI. 1878.
S. 37 = Dittenberger Syll. 243. Hicks Historical Inscriptions 201);
Reliefstelen zu Mantineia im Tempel des Asklepios, der Leto und ihrer
Kinder (Paus. VIII, 9,1), Tegea (Paus. VIII, 48, 6, 8), Kleitor (?), s. u.,
im heiligen Peribolos der Despoina bei Akakesion (Paus. VIII, 37, 1,2);
Standbild in Pallantion (Paus. VIII, 44, 5). Von seinem von der Bundes-
versammlung aufgestellten Standbilde spricht P. selbst XXXIX, 14, 11)".
Das von Milchhöfe r und L. Gurlitt auf dem Boden des alten Kleitor
gefundene, von Letzterem Mitth. des archaeol. Instit. z. Ath. VI. Taf. 5
veröffentlichte, von Ersterem Archaeol. Z. XXXIX. 1881. Sp. 153—158 be-
sprochene Relief kann indessen aus den von Scala S. 36. A. 3 entwickelten
Gründen schwerlich den P. darstellen, so sehr dafür auch der Umstand zu
sprechen scheint, dass die einzigen lesbaren Worte der Ueberschrift (An-
fang des Pentameters) avxl (?) v.aXmv sgycov mit einer in Olympia ge-
fundenen Inschrift (Arch. Z. XXXV. 1877. S. 193. No. 101, Widmung der
Messenier) übereinstimmen:
Tovto Avkoqtcc naiSl noXig 7C£QiH0cXXsg uyaXficc
ccvrl nccXcov tiQyoov etaaro IloXvßia.
40) „Denn der an sich nahe liegende Gedanke, dass er vielmehr erst
141 (s. C. 28. A. 23 b) den Scipio dorthin begleitet hätte, wird durch die
Angaben bei Plut. und lustin. (s. C. 28. A. 24) ausgeschlossen , nach denen
Scipio auf diese Gesandtschaftreise nur fünf Sklaven and von seinen Freunden
nur den Panaetios mitnahm". (Schmekel).
41) Polyb. XXXIV, 14, wo die verschiednen Bevölkerungsschichten der
Stadt geschildert werden. Vgl. C. 38. A. 3.
42) Wie Werner S. 30 meint.
43) Aus seiner eignen Angabe (A. 41) folgt nur, dass er unter Physkon,
also nicht vor 145 dorthin kam. 43 b) S. C. 28. A. 55.
Polybios von Megalopolis. 89
kaum später als 143 erfolgt sein44), und spätestens 141, wie es
scheint, begab er sich wieder in seine Heimat und vollendete wahr-
scheinlich hier sein grosses Geschichtswerk45), wo er denn auch in
Folge eines Sturzes vom Pferde, 82 Jahre alt46), starb, nach der
muthmasslich richtigsten Berechnung zwischen 129 und 127.
Ausser jenem Werk hatte er eine Geschichte des Philopoemen
in 3 Büchern47) und eine Taktik verfasst48) und schrieb in seinen
44) Dies erhellt aus C. 28. A. 23 b— 25 b, da sonst der Verkehr mit Pa-
naetios unglaublich kurze Zeit gedauert haben müsste. Andrerseits kann
aber P. seine Aufgabe in Griechenland schwerlich so rasch erfüllt haben,
zumal da noch die Reise nach Alexandreia dazwischen kam, dass er sich
früher als 144 hätte wieder nach Rom begeben können.
45) So viel geht nämlich doch wohl aus den Worten XXXIX, 19 (XL, 12), 1
(mit denen offenbar die Herstellung des achaeischen Bundes gemeint ist,
s. Nissen S. 273 f.) xctvxct llev ovv riesig v.axctnQct\civxsg in xrjg Pco'^g
iTtcivfjA&oiisv, (baccvsi necpccXciicc xiva xwv 7tQ07iS7ZoXixEV[i£V(ov HaxsLQyctG(iEvoiy
%ccqiv ct&ctv xrjg nqbg 'Pa^iaiovg svvoCctg und den unmittelbar folgenden,
A. 86 anzuführenden hervor, obgleich z. B. Fuchs S. 1811 sie umgekehrt
dahin deutet, dass P. erst nach Vollendung seines Geschichtswerkes nach
Griechenland heimgekehrt sei. Die obige Zeitbestimmung aber folgt aus
A. 44 und daraus, dass P. mindestens schwerlich noch in Rom geblieben
sein wird, als Scipio es auf mehrere Jahre verliess. Der nächstliegende
Gedanke ist, dass andrerseits seine eigne Abreise ungefähr gleichzeitig
geschah; jedenfalls war sie nicht viel früher wiederum aus dem A. 44 an-
gegebenen Grunde. Völlig verkehrt sind nach dem Obigen die Behauptungen
von Thommen a. a. 0. S. 229, nach denen P. erst 133 nach Griechenland
zurückgekehrt sein und hier in der kurzen Zeit von 132 bis etwa 129 die
letzten 10 Bücher seines grossen Geschichtswerks geschrieben, das Ganze
überarbeitet und auch noch die Geschichte des numantinischen Krieges
verfasst haben soll, vgl. A. 104.
46) Pseudo-Lukian. Macrob. 22.
47) Wie es scheint, vor dem Beginne des Hauptwerks, also wohl, wie
Werner S. 13 f. vermuthet, in der unfreiwilligen Mussezeit von politischer
Thätigkeit 180—172. Denn Polybios sagt X, 21 (24), 5 ff.: sl psv ovv pr}
nax' idictv snS7toi^fied-a xr)v nsql ctvxov (näml. <&iXonoi'iievog) gvvxccI-lv, iv
r] diEGcccpovfisv nctl xlvcov y.uX xlgiv clycoyatg i%qriGctxo vsog cor, uvctynctiov
7}V V7CEQ EXttGXOV XMV 7tQ0SlQr)[lSV0i)V (fSQElV UTtoloy IG (10V SUSI ÖE 7tQOXEQOV
iv xQioi ßißXioig E-nxog xctvxrjg xrjg Gvvxot^scog xbv vueq ctvxov nE7ioir\pEftcc
Xoyov, xr\v xe naidiytrjv 8icty<oyr)v dictGctcpovvxsg neti xäg imcpctvEGtctxctg noa-
i;Eig, 8r)Xov cog iv xf( vvv i^rjyrJGEL itqsitov av sirj xr\g (isv vEoaxEQiHrjg ccycoyfjg
nett xtöv vecoxeqwcov £rjX(ov ■nctxot {isoog dcpsXEiv, xoig Se ueexet xr)v axcir;v
ctvxov KEtpctlctuodwg stiel dEÖrjXwLiEVOLg sqyoig 71qog&slvcci aal %ctxa fiEQog,
ivct xo 7ZQE7ZOV sxctxEQu xcov Gvvxct^Ecov xTjocofiEv. Auch der Umstand, dass
P. sonach dort nur die Jugend des Philopoemen ausführlicher behandelt
hatte, spricht dafür, dass wir an eine Arbeit seiner eignen jüngeren Jahre
90 Neunuudz wanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
letzten Lebensjahren noch eine Geschichte des numantinischen
Krieges49). Jenes gesainmtgeschichtliche Werk (^IöroQuai)
in 40 Büchern aber ist, was man auch immer mit Recht an
demselben aussetzen möge, dennoch eine der grossartigsten histo-
rischen Arbeiten aller Zeiten50). Allerdings betrachtet Polybios
zu denken haben (vgl. Nitzsch S. 137), und nicht minder das unmittelbar
folgende Eingeständniss, dass es mehr eine historische Lobschrift als ein
streng unparteiisches Geschichtswerk war: §. 8. aansQ yocq insivog 6 xonog,
v71(xqxcov syyimiiiccGZLTiog , ccnrjxsi. xbv usycdcucodr} %cu fisx' (xv^6sajg xcöv
nQcc&cov ccnoXoyiGiiov, ovxoag 6 xrjg texoQiag} ytoivbg <ov snaivov «at ipoyov,
£/jrtr xbv ccXrj&i] neu xbv fisxcc anodst&cog nccl xeov SHccaxoig nagsno^sveov
6vXloyia{i<»v. Sie war eine Hauptquelle für Plutarchos im Leben des Philo-
poemen (1, 3 — 12. 2 zum Theil, 14 f. 17—21), s. hierüber das Genauere be-
sonders bei Nissen Krit. Untersuchungen über die Quellen der 4. u. 5. De-
kade des Livius, Berlin 1863. 8. S. 280 —287.
48) Polyb. IX, 20, 4. vusq a>v rjfiiv kv xoig nsgl rag xcii-sig vno^vrj-
ueiciv a-AQißecxsQov dsdrjXcozai. Vgl. Arrian. Tact. 1. Aelian. Tact. 1. 3. 19.
Vermuthlich verfasste er diese Schrift erst, nachdem er Hipparch gewesen
war, also wohl in Rom, aber doch vermuthlich schon in den ersten Zeiten
seines dortigen Aufenthalts 166— 162, s. Werner S. 15. Vgl. Nitzsch S. 83.
49) Cic. Epist. V, 12, 2. Dass übrigens P. selbst den Scipio auch noch
in diesen Krieg 133 begleitet hätte, ist nicht anzunehmen: sicher hatte er
damals an der Vollendung seines Hauptwerks noch genug zu thun. Geo-
graphische oder gar astronomische Schriften hat er nicht verfasst: das
ßißXiov, o sniyQcccprjv £%ei tisqI xrjg ksqI xbv lorjpusQivbv oUrj6ecog (Gemin. 13.
p. 54 D) war, wie schon Schweighäuser V. S. 25 vermuthete, nur ein
Abschnitt des 34. Buchs, s. Max C. P. Schmidt Ueber die geographischen
Werke des Polybios, Jahrb. f. Philol. CXXV. 1882. S. 113—122.
50) S. zum Folgenden ausser den A. 1 angef. Schriften besonders von
Nitzsch, Markhauser, Strachan-Davidson und v. Scala und den
beiden mir unbekannten von C. F. Wurm Der politische Standpunkt des
Polybius, Hamburg 1841. 4. und de Vries De historia Polybii pragmatica,
Leiden (1843. 8. Doctordiss.) 1846. 8. noch J. H. Lindemann Ueber Poly-
bius, den pragmatischen Geschichtschreiber, Conitz 1850. 4., wieder abgedr.
in : Vier Abhandlungen über die religiös-sittliche Weltanschauung des Herodot,
Thucydides und Xenophon und den Pragmatismus des Polybius, Berlin 1852. 8.
S. 70— 94 (nicht erheblich), P. La Roche Charakteristik des Polybius,
Leipzig 1857. 8., Spangenberg Untersuchungen über das Geschichtswerk
des Polybius, Hersfeld 1858. 4. (mir unbekannt), Mor. Ritter Studien üb.
d. Entwickelung der Geschichtswissensch., Hist. Ztschr. LIV. 1885. S. 22 — 30.
und die ausgezeichnete, aber doch in wesentlichen Stücken von Nissen
(s. A. 121. 123. 125. 140) und Strachan-Davidson S. 416 f. zu Gunsten
des P. berichtigte Schilderung von Mommsen R. G. II7. S. 449 — 453. Ein
erheblicher Mangel aller dieser Darstellungen ist, dass ihre Urheber ausser
Lübbert (s. A. 66) und Scala den grossen Einfluss des zeitgenössischen
eklektischen und aufgeklärten Stoicismus auf P. nicht erkannt haben.
Polybios von Megalopolis. 91
die Geschichte ausschliesslich mit dem Auge des Staats- und
Kriegsmannes. Alles, was ausserhalb dieses Gebietes liegt,
schliesst er von der eigentlichen Geschichtschreibung aus51). Nur
ein solcher „pragmatischer" Mann vermag nach seiner Ueber-
zeugung eine wahrhaft so zu nennende Geschichte zu schreiben52),
die sich nicht durch die allerdings unentbehrliche Buchgelehr-
samkeit53) allein gewinnen lässt, sondern namentlich auch auf
51) IX, 1,3 (vgl. A. 124). ot jitfv ydg dXXoi Gvyygacpslg . . . naGi xoig
xrjg icxogiag [isgsGL xgcbpsvoi noXXovg scpsXtiovxai ngbg svxsv^iv xcov vnoiivrj-
pdxcov. xbv \i\v ydg cpiXr]Y.oov 6 yBVEccloyiY.bg xgonog sniGndxai, xbv 8s
7toXv7igdy(iova vlccl izsgixxbv 6 nsgl xdg dnoixiag nal nxiGsig nal Gvyysvsiag,
■na&d nov Hai nag' 'Ecpogco Xsysxai, xov 8s noXixiv.bv 6 nsgl xag ngdl-sig
xcov e&vcov xca noXscov -aal 8vvaGxcov. scp' ov reisig ipiXcog ttaxrjvxrjyioxsg,
%al nsgl xovxov nsnoir\\isvoi xr\v oXrjv, ngbg *sv \lsv xi ysvog . . . olxstcog
jjQfiociisd'cc x. x. X. 2, 1 ff. noXXcov ydg xal noXXa%cog s^rjgid-fiirjfisvcov xd xs
nsgl xag ysvsaXoyiag xai pvftovg xca nsgl xdg anoMiag, sxi 8s cvyysvsiag
ml xxt'osig x. x. X. X, 21 (24), 3 f. 27, 7 f.
62) XII, 28, 2 ff. 6 psv ovv JJXdxcov cprjGl xoxs xdv%gconsia Y.aXcog si;siv,
oxav r] ot cpLXoaoqpoL ßaGiXsvocöOiv r) ot ßuoiXsLg tpiXoGocpcoGiv xdycb 8' av
si7toi[iL 8i6xl xd xrjg LGtogiag s^sl xoxs naXcog, oxav rj ot ngayfiaxinol xcov
dv8gcov ygdcpsiv sm%sigr\GcoGi xag iGxogiag, [ir) Ka&dnsg vvv nagsgycog . . .
rj ot ygdcpsiv inißaXX6[iEvoi xr)v ig avxcov xcov ngaypdxcov s£iv dvayv.aCav
r\yr\Gcovtai ngbg xr)v iGxogiav. ngbxsgov 8' ovy. SGxai navXa xrjg xcov tcxogio-
ygdqpcov dyvolag. 25 g, 1. ovxs itsol xmv naxd noXsfiov ovfißatvovxcov 8v-
vaxov saxi ygdtpat, naXcog xbv [irjds[iiav sfinEigtav s%ovxa xcov noXsfiicov
sgycov, ovxs nsgl xcov iv xalg noXitsiaig xbv (irj nsnsiga^isvov xcov xoiovxcov
ngd^scov %al nsoioxacscov. 25h, 5 f. 27, 7 ff. Vgl. Markhauser S. 100:
„Für seine Zeit hatte P. Recht. Auch Thucydides und Tacitus waren ja
nicht gelehrte Historiker in unserem Sinne; den klassischen Ruf ihrer
Werke aber hat Dieses sicher nur gefördert".
53) P. vergleicht XII, 25 d f. (s. üb. d. Lückenhaftigkeit u. Zerrüttung
dieses Abschn. Markhauser S. 34 f. A. 1) die Geschichtschreibung mit der
Medicin: wie die letztere drei Theile habe, xb Xoyixov (8 8r) nXsiaxov dnb xftg
'AXs^avdgsiag dg%sxai nagd xcov 'HgocpvXsicov xai KaXXi^axsCcov (vgl. d. Nachtr.
z. C. 24. A. 312 f. hinter diesem 2. Bde.) inst ngoaayogsvofisvcov), xb 8iaixr\xiY.6v
und xb %sigovgyiY.bv xai cpugpansvxMÖv, von denen er den dritten als xb xr\v
dXr}&ivr)v s%iv ngoocpsgdfisvov und als Gitdviov bezeichnet, so auch die erstere:
25 e. xbv avxbv 8r] xgonov nai xrjg Ttgay^axiy.r\g iGxogi'ag vitag%ovGr}g xginsgovg,
xcov 8t (isgcov avxrjg svbg (isv bvxog xov itsgl xrjv sv xotg vno\Lvf\yLaGi noXv-
ngayfioGvvriv v.al xrjv nagddsGiv xrjg sv. xovtcov vXrjg, sxsgov 8s xov nsgl xr\v
&suv xcov noXscov nal xcov xotccov nsgt xs noxaficov x<u Xipsvcov xai %a%6Xov
xcov %axd yrjv xat %axd ddXuxxav I8ico\idxcov xai 8LaGxrj(idxcov, xgixov 8s xov
nsgl xdg ngd&ig xdg noXixiv.dg x. x. X. Dann wird der Vergleich der buch-
gelehrten Historiker mit den „Logikern" unter den Aerzten ausgeführt und
ihrem Verfahren das sv%gr]Gxov zugestanden, aber wenn sie glauben dadurch
02 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
eignen Erfahrungen und Erlebnissen, auf Dem, was man selbst
gesehen und gehört oder, wo dies nicht ausreicht, mit sach-
verständiger Kritik von Anderen erkundet hat53b), beruhen54),
also auf jeden Fall Zeitgeschichte und was dieser noch nahe
liegt sein muss. Aber natürlich gehört dazu die ausgedehnteste
historische und geographische Nachforschung, wie Polybios selbst
sie übte, der ebendadurch auch als Geograph von einer gewissen,
wenn auch immerhin beschränkten Bedeutung ward55), die mög-
wahrhafte Geschichtschreiber zu werden, so ist dies beinahe so, mg ccv si'
xig xcc xmv uo%uimv £myodcpmv t'aycc ftsaadfisvog izccvog oi'oizo £myodcpog
elvcci kccl rtQOOTcctrjg xr\g xt%v7\g. Sie sind nur Historiker dritten Ranges:
25 i, 2. et; mv nag ctv sUoxmg 6vyAuxu&oixo xoixov sIvccl (isgog xrjg tozooiccg
v.al xoixt\v s'xsiv xd^iv xr)v in xmv vnofivrjfiuxmv noXv7cqcty^oavv7]v. üeber
die litterarischen Quellen des P. s. A. 121. 122.
53 b) Ueber die Personen, bei denen P. selbst derartige Erkundigungen
einzog, s. Scala S. 268—278 mit der Gegenbemerkung von Niese Gott.
gel. Anz. 1890. S. 893. Vgl. oben A. 25 und unten A. 104 und Str ach an-
Davidson S. 400 f.
54) XII, 25 h, 6. ndvzmv [isv ovv olov ccvxovqybv ysviaftcci xai doccüzriv
SvaxsQsg i'6cog, xmv [isvzot, (isyiGzmv -aal Koivozdzmv uvay*ctiov. 27, 1. dvsCv
yccQ bvzmv kcczcc cpvoiv möuvsC xlvcov oqyccvmv r)[iLV, olg nävza Ttvv&avofis&cc
■hccI noXv7tQay(iovov(isv, d%orjg xca boccosmg, uXrjd-ivmzsQccg d' ovürjg ov [iixqgj
xrjg bgaoemg %axd xov 'HqcckXsixov (ocp&ccXfiol ycco xmv mxmv dy.QtßtaztQOL
uccQzvQsg) x. t. X. XX, 12 (XXI, 15), 8. ov% ofioiov iaziv Ig ccnorjg nsoi
7iQccytLccz<ov diccXctfißccvsiv xai ysvopevov ccvxonxrjv, ccXXa. xca [ityccXa dicccpEQSi,
noXv de xi avfißdXXeaftai nstpv'K.sv i-uccozoig r) nctzu xrjv avdoyeiav nicxig,
IV, 39, 11. sk xrjg xara cpv6iv ftemoiug, r;g ccv.QißeöxsQccv svosiv ov qccSiov.
XII, 4c, 3ff. xo 7tEQi xdg dvccKQiaeig (itoog, otzeq iazl kvqioozuzov xrjg tozoQiag.
EitEidr) ydo ai (iev nadf-eig uficc noXXa%fi owxeXovvxcu, nccosivai de xov
ccvxov iv nXeloüi xonoig kccxu xov avxbv hcciqov ddvvaxov, opoimg ys ^irtv
ovS' ccvxoTCxrjv yeveaftcci 7tdvx<ov xmv hccxu xr)v oWov\ievr\v xonmv %ccl xmv
iv zoig zonoig Idimybdzmv xov evcc övvazov, %axuXeiTtezai nvv&dv saften (iev
mg netqd nXeiGxmv , maxsvsiv de zoig d^ioig ntozemg, HQixr)v ö' etvcci xmv
7iQ067intx6vxmv ov %a%di>. Vgl. III, 32, 10 (s. A. 99).
55) Seine Schwächen auf diesem Gebiet hat schon Müllenhoff Deutsche
Alterthumsk. I. S. 351 ff. beleuchtet. Die fleissige Abh. von Magdeburg
De Polybii re geographica, Halle 1873. 8. ist von keinem eigentlich wissen-
schaftlichen Wertb, desto erheblicher ist die schon A. 22 bezeichnete von
M. C. P. Schmidt. Derselbe weist nach, dass P., wie schon aus seinen
eignen Bemerkungen III, 36, 6 f. IX, 14 f. deutlich hervorgeht, in der Astro-
nomie und daher auch in der mathematischen Geographie nur oberfläch-
liche Kenntnisse besass, die ihn durchaus nicht befähigten so sachkundige
Männer wie Pytheas und Eratosthenes in der Weise, wie er es sich erlaubt
(XXXIV, 5, lff. 10, 6 f. 5, 1 ff. 7,1 ff. 13), zu meistern, ja ihren Standpunkt
auch nur zu verstehen, dass er vielmehr IX, 15, 8 einen starken Irrthum
Polybios von Megalopolis. 93
liehst genaue Einsicht in die Archive56) und eigne Bekanntschaft
mit Land und Leuten. Ein Studium der Geschichte in rein
wissenschaftlichem Interesse liegt völlig ausser dem Gesichts-
kreise des Polybios: er erblickt vielmehr ihren Zweck lediglich
in den praktischen Lehren, welche sie giebt, in ihrem Nutzen57)
begeht und sich zum Theil recht wunderliche Vorstellungen macht (so
III, 37, vgl. Strab. II. 107), s. auch Schmidt Jahrb. a. a. 0. S. 115. P. hat
sich mit diesen Dingen eben nur so weit beschäftigt, als er es für den
Staatsmann, Feldherrn und Geschichtschreiber für erforderlich hielt: „ihm
ist der stolze Sternhimmel eben nur ein Zifferblatt, auf dem ein Haupt-
mann lesen kann, wann wohl der Tag anbricht, damit das Sonnenlicht
die Soldaten nicht dabei überrasche, wenn sie die Leitern an die Mauern
der feindlichen Stadt legen". Vgl. A. 57. 62. Weiter zeigt dann Schmidt,
dass P. die Massaugaben nach Länge und Breite über Europa auf seinen
eignen Reisen gesammelt hatte und danach den Eratosthenes berichtigte,
im Uebrigen sich aber fast durchweg an die von diesem gemachten an-
schloss. Dagegen ist P. im Ganzen musterhaft als beschreibender Geo-
graph: die Darstellungen II, 14—17. IV, 38 — 42 sind wahre Kabinetstücke,
s. Markhauser S. 81. A. 2. Weiteres bei La Roche S. 56 f. Doch ist
er von Flüchtigkeiten und Irrthümern sogar in Bezug auf das Selbstgesehene
schwerlich ganz frei zu sprechen, s. (über X, 9. 10) H. Droysen Zu Po-
lybius, Rhein. Mus. XXX. 1875. S. 62—67. Eine Uebersicht der von ihm
in geographischen Punkten citirten Schriftsteller giebt Schmidt S. 39 f.
56) XII, 10 (11), 4 (s. C. 21. A. 237). Von seinem eignen Einblick in
eine im Prytaneion von Rhodos aufbewahrte Urkunde spricht P. XVI, 15, 8
(vgl. A. 121). Vermuthlich war er nach 143 von Griechenland aus eben
zum Zweck eigner Erkundung desselben dorthin gereist. Ein Register
solcher Urkunden bei P. giebt Scala S. 268: „I, 62, 8 f. (scheint aus littera-
rischer Quelle geflossen zu sein). II, 12, 3 (aus dem achaeischen Archiv).
III, 26—28 (aus der Schatzkammer der Aedilen). IV, 52 (aus dem rhodischen
Archiv). VII, 9 (vermuthlich aus dem makedon. Arch.). XVIII, 44 (Senats-
beschl. , zweifelhaft, ob aus litterarischer Quelle). XXI, 32, 2 — 14. 45 (aus
d. röm. Arch., vgl. Appian. Syr. 39). XXI, 48 (aus litterarischer Quelle, die
aus dem rhod. Arch. schöpfte, s. Valeton S. 222. 262). Spuren von Senats-
beschlüssen in einzelnen Wendungen: XXII, 16, 10. XXIV, 5, 8. XXVIII,
1,9. XXXII, 26,1 (vgl. Viereck Senn. Graec, Göttingen 1888. S. 90).
Dazu (vgl. A. 22) die Säuleninschrift zu Lakinion III, 33, 56". Ausserdem
s. aber noch A. 96. Vgl. auch Strachan-Davidson S. 400 f.
57) XII, 25 g, 2. iccv yccQ xig Ix xfjg iGxoQiag i^sXrj xo dvvd^svov
cocpsXsiv rjfiüg, xo Xoinbv avxijg a£r)Xov xai dvcocpsXsg yivexcci nccvxeXcög.
Vgl. XII. 25b. III, 4, 8. 7, 4 ff. 31, 12 f. (s. A. 71). Und so denkt er über-
haupt von jeder wissenschaftlichen Thätigkeit: IX, 20, 6. sy<b ds xcc (isv
«h 7CEQLZtov TtageX-ao^isva xoig inLxtjösvficcGt %doiv xrjg iv 8-ndoxoig imcpdasoag
xal OTcofivXiag noXv xi (iccXXov dnodo-iafid^cov, nccQccnXriaicog ds -aal xo izoqqüj-
xsqco xov 7to6g xrjv %q£iclv ttV7\%Qvxog STtixuxxsiv , tcsqX xuvciy%aitt cpiXoxifio-
xctxog Bifit- hccl Gizovdd£cov. Vgl. A. 55.
94 Neunund zwanzigstes Gapitel. Polybios und Poseidonios.
also für das praktisch-sittliche Leben und für die Staatsgeschäfte58).
Für praktische Staatsmänner und Feldherrn schreibt er mithin
in erster Linie seine „pragmatischen" Geschichten59), und es ist
im Grunde nur eine liebenswürdige Inconsequenz, wenn er59b)
in zweiter auch einen Leserkreis im Auge hat, welcher Interesse
und Freude an solchen grossen Dingen und ihrer Entwicklung
findet60), wie er selbst seine lebhafte Freude an ihrer Darstellung
gefunden hat61), einer der vielen Widersprüche, in welche sich
58) TlQccy^ata. P. gebraucht diesen Ausdruck abwechselnd im Sinne
von politischen Begebenheiten und von politischen Thätigkeiten und Ge-
schäften.
69) La Roche und Andere haben sich von pragmatischer Geschicht-
schreibung offenbar einen etwas unklaren Begriff gemacht, der dann überall
zu Ungunsten des P. angewandt wird. Ihm selbst sind TtQccyuaxixog und
noXtxiYog wesentlich gleichbedeutend, und pragmatische Geschichte heisst
daher in seinem eignen Sinne nichts Anderes als politische Geschichte
(s. bes. die A. 51 mitgetheilte Stelle IX, 1, 3), demnächst aber allerdings
politisch- lehrhafte Geschichte, und damit sie dies sein könne, gehören
zu ihr Wahrheit, Klarheit und ursachlicher Zusammenhang. Ob es mit
diesem pragmatischen Charakter seines Werkes in Verbindung steht, dass
P. dasselbe in der Hegel tj nQccyfiuxeioc nennt, lasse ich dahingestellt; weit
seltner ist bei ihm die Bezeichnung rj lgxoqicc.
59 b) Was Hirzel S. 898 übersieht.
60) Es genügt die wichtigste Stelle anzuführen: III, 21, 9 ff., wo Die-
jenigen, olg xa^jcEi y.ol\ dicccpsQSL xb aaqpäg slShca xr\v iv xovxoig uy-ql-
ßsiccv und ot (pi\o[ici&ovvrsg einander entgegengesetzt werden. Beide Leser-
classen erscheinen noch oft, die erstere kürzer noXixsvöfievoi, nQaY.tiY.oCy
7iQayßciTL%oi genannt, oft genug jedoch gerade die letztere, die cpiXopa-
ftovvxsg, allein. Damit tritt denn aber auch doch wieder neben den Nutzen
der Genuss (xo xbqtivov), z. B. VI, 1, 8 (s. A. 71). XXXII, 16, 1. rjdsiav (iw
vnoXcctißdvav elvai xoig 7iQ£6ßvx£QOig, mcpeXifiov de xoig veoig xrjv xoiccvxrjv
16X0QLUV. XXXIX, 1 (1 a), 3. ydu . . . xrjv i\)v%ay(oyiciv yu\ xtjv (oqpiXsiav,
wenn auch erst sehr in zweiter Linie, s. IX, 2, 6, während andere Stellen gar
Nichts von letzterem wissen wollen, XXXVIII, 6 (1 d), 8, vgl. III, 31, 12 f.
(s. A. 71) und die cpiXoyLa&ovvzeg noch ausdrücklich von den blossen qpilrj-
Yooi unterschieden werden, VII, 7, 8. neu yao xoig (pdrinooig riSicov ovxog
(6 Xoyog — die Geschichte des Hieron und die des Gelon) xai xoig cpiXo-
lici&ovai xat navzi %Qr\cin,(üxiqog. Gleich der Anfang vollends I, 1 fasst zu-
nächst nichts Anderes ins Auge als die Befriedigung des natürlichen Wissens-
triebes in Bezug darauf, wie die Römer in so kurzer Zeit zu so gewaltigen
Erfolgen gelangten. Vgl. Markhauser S. 79 f. 101 f. Für die zeitge-
nössischen griechischen Leser verbindet sich damit auch die Absicht sie
mit der römischen Herrschaft auszusöhnen, s. bes. III, 4, 3. 7.
61) Wie sehr er von seinem Stoffe begeistert ist, beweist namentlich
die Aeusserung III, 5, 8. 7t£7tsiO[ica (iev yccQ, yuv xi ßv^ßy nsol rjficcg ccv-
Polybios von Megalopolis. 95
nothwendig ein Jeder verwickeln muss, welcher über dem Werth
der Wissenschaft für das praktische Leben ihren Selbstzweck
verkennt. Uebrigens dachte er sich seine Leser unter den Römern
so gut wie unter den Griechen 61b). Auf der anderen Seite nun
aber gehören zum wahren Staatsmann und Feldherrn, wie er ihn
sich denkt, auch mannigfache theoretische Kenntnisse nicht bloss
in Geographie und Geschichte, sondern auch in Mathematik und
Astronomie 62), ja sogar ein gewisses Mass philosophischer Bildung 63).
&Q(onivov , ovh ccQyr]6Eiv xrjv v7t6&S6Lv ovd' anoqriOELV ccvÖQÖäv d£io%Q£(ov
diu xb nccXXovg noXXovg ,xcizsyyvr}d'r}0£oftcci xa! gtcovöccgelv Eni xsXog dyccysiv
ccvxov. Und seine lebhafte Bewunderung grosser Männer und sein geschichts-
philosophischer Sinn zeigen deutlich, dass er in Wahrheit doch auch ab-
gesehen vom Nutzen Geschichte schreibt, um das Andenken von jenen auf
die Nachwelt und den Gang des Weltlaufs zur Anschauung zu bringen,
s. Markhauser S. 101 f. Vgl. besonders auch noch VIII, 4, 10. ovzag uv
£ir\ (lövcog acetprj tu yeyovoxa xa! d,av[iciGxcc.
61b) Zunächst wendet er sich allerdings an griechische Leser III, 3, 8,
dann aber s. VI, 11, 3 ff. XXXII, 8, 8 ff.
62) IX, 12 ff., bes. 14, 1. rar dh 7iQ08iQrj(isva)v xa pzv ix xQLßrjg, xcc d'
si- [axoQiccg, xcc de xar' itineiQiav fis&odLyirjv fi'EcoQELxai. 5. xa 8' ix xfjg
8(i7tEiQiccg KQOGdsLxcu fiad'i^GEcos xa! ^EcoQrjficcxcüv, xa! (idXiGxa xoov i£ ccöxqo-
Xoyi'ccg xa! yscofiEXQLOcg. 20, 5. noXXcc xiva 7CQ06<xqtg)[isv xfj GZQaxrjyioc, x«-
Xsvovxsg daxQoXoyELv xa! yscofiExgEtv xovg OQEyofisvovg avz^g. 21,1 ff. Freilich
hätte Hirzel a. a. 0. S. 844 f. nicht unbeachtet lassen sollen, wie gering
doch in der That das hier von P. für ausreichend angesehene Mass ist
(s. A. 55 und die unmittelbar auf 20, 5 folgende A. 57 mitgetheilte und
von Hirzel selbst S. 852 angeführte Aensserung), und wie gering P. gerade
von den „Logikern" unter den Aerzten denkt (s. A. 53), obwohl sie doch
zu ihrer Xoyiv.r\ wahrlich nicht ohne eine bewundernswerthe eimelql'cc ge-
langt waren. Vgl. übrigens auch I, 84, 6. xoxe yccq r\v . . . gvviSelv . . .
nrjXiTtrjv e%el ÖLacpOQccv ifinEiQLCc {lEftodLKrj xa! 6XQaxr\yL%ii dvvcc[iig dnEiqCug
xa! XQißrjg dXöyov GXQCcxLcoxLKrjg.
63) Wenn P. XXXVII, 7, 5 von Prusias schreibt: naideCag 8e xa! cpiXo-
Gotpiug xa! xeov iv xovxoig ftscoQrjuccxcov anEigog stg xsXog i\v und XII, 25, G
den Timaeos als cccpiXocoepog xa! GvXX^ßSrjv ccvdycoyog GvyyQoccpEvg bezeichnet
(vgl. Scala S. 86 f.), so ist allerdings der Ausdruck nicht zu pressen, aber
bei einem Schriftsteller, welcher selbst philosophische Bildung besitzt und
die Bezeichnung (piXococpog VI, 5, 1 ganz bestimmt im technischen Sinne
gebraucht, auch nicht allzusehr abzuschwächen. Ebenso ist darauf, dass
der Stoiker Strabon I. 1 f. zum Beweise dafür, dass die Geographie mit zur
Philosophie gehöre, sich darauf beruft, dass sie vorwiegend von Philo-
sophen, unter denen er zuletzt Eratosthenes, Polybios und Poseidonios
nennt, betrieben sei, nicht allzu viel, da er auch Homeros und Hekataeos
zu ihnen zählt, aber doch immerhin etwas zu geben. — Dass aber P. unter
den Erfordernissen zum Historiker wie zum Feldherrn des natürlichen
96 Neunund zwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Und wie sich Polybios in allen diesen Ueberzeugungen bereits
mit den stoischen Anschauungen berührt64), so ist er dabei nicht
stehen geblieben, sondern, freilich mit einer gewissen kühlen
Zurückhaltung65), ein Anhänger jenes liberalen Stoicismus ge-
worden, wie ihn sein jüngerer Zeitgenosse Panaetios vertrat66),
mit dem Gegensatz gegen den Weissagungsglauben67), mit der
Bestreitung oder doch Anzweiflung der persönlichen Fortdauer
nach dem Tode68), mit der Beseitigung der mechanisch-fatalistischen
Lehre vom steten periodischen Wechsel des Weltunterganges
und der Entstehung einer neuen Welt, in welcher sich bis ins
Kleinste hinein überall Dasselbe wie in den früheren wiederholt69),
Talents nicht besonders gedenkt, ist nicht von Bedeutung, da er es an
Hannibal IX, 22, 6 hervorhebt. Weiteres s. bei Scala S. 4 f. A. 1.
64) Dass P. sogar die Geometrie IX, 14, 6 und nicht minder die sitt-
lichen Begriffe VI, 6, 1 ff. aus der sintstQicc herleitet, entspricht vollständig
dem stoischen Sensualismus. Und was den ausschliesslich praktischen
Zweck aller Wissenschaft anlangt, so sei hier nur an den Ausspruch des
Chrysippos erinnert, „wenn der Philosoph nur der Forschung leben solle,
so heisse das mit anderen Worten, er solle seinem Vergnügen leben" (Plut.
Sto. rep. 2. 1033 C. D). S. Zeller IIP, 1. S. 51 ff.
65) S. A. 73 ff. 79 f. 92.
66) Den Zusammenhang seiner Weltanschauung mit der stoischen hat,
so viel ich weiss, wenn auch nicht in ganz richtiger Weise, zuerst Creuzer
Münchener gel. Anz. XX. 1845. Sp. 387 ff. Histor. Kunst der Griechen2
(Darmst. 1845). S. 414 ff. erkannt (vgl. auch Fuchs S. 1818), dann Lübbert
ausgesprochen und endlich, wie schon C. 28. A. 56 bemerkt wurde, Hirzel
a. a. 0. S. 841—907 nachgewiesen, nur leider dabei nicht beachtet, dass
doch aller Wahrscheinlichkeit nach (s. A. 26. 43 b. 44. 73. 74. 79. 104) der
Einfluss des Panaetios auf P. erst in dessen späten Jahren Statt gefunden
haben kann , und so hat er denn den Letzteren , wenn auch mit einigem
Vorbehalt, doch allzusehr zu einem eigentlichen Stoiker gemacht.
67) Hinsichtlich des Panaetios s. C. 28. A. 39. 40, P. aber kann sich
gar nicht vorstellen, dass ein Mann wie Lykurgos so abergläubisch gewesen
sei, um für seine Person auf die Sprüche der Pythia irgend etwas zu
geben, meint vielmehr, dass er nur aus kluger Politik sich so angestellt
habe, ähnlich wie der ältere Scipio verfahren sei, X, 2, 9 ff. Ausserdem
s. IX, 19, 1 ff.
68) Ersteres gilt, wie wir sahen (C. 28. A. 37), von Panaetios, Letzteres
von P. VIII, 14, 8. SL718Q Hat itsgl xovg dnovxo^vovg soxl xig ca'öahjais, vgl.
VI, 56, 10 ff. (s. A. 85). XXXII, 19 (20 a), 3. xb x&v uycc&av uvSqÖov a&Xov
xi\v sv&ccvaoiav. Sehr gut giebt Markhauser S. 130 seine Denkweise so
wieder: „Arbeite und forsche dein Leben lang nach Kräften — dazu bist
du auf Erden . . . Des Menschen höchstes Ziel ist ein rühmlicher Tod.
Was diesem Erdenleben folgen wird, ist ungewiss".
69) S. Zeller IIP, 1. S. 154 ff.
Polybios von Megalopolis. 97
aber mit Beibehaltung einer freier sich gestaltenden Annahme
eines periodisch sich wiederholenden Kreislaufs der Entwicklungen
des Menschengeschlechts70). Dass die Aufgabe des Geschicht-
schreibers nicht die Darstellung der blossen Thatsachen, sondern
die Entwicklung der Thatsachen aus den Ursachen sei71), und
dass auch der dauerhafteste Staat endlich einmal den Höhepunkt
seiner Grösse erreichen und dann dem allmählichen Schicksal
alles Endlichen verfallen muss72), würde Polybios sicher auch
ohne stoische Einflüsse erkannt haben. Aber durchaus stoisch
ist die bestimmte Form, in welcher er alle Wirkungen mensch-
licher Klugheit und Thorheit, Tüchtigkeit und Untüchtigkeit,
Berechnung und Leidenschaft und alle Spiele des Zufalls schliess-
lich als blosse Factoren in der Hand einer einzigen obersten
weltbeherrschenden, und zwar nicht blind nach mechanischen
70) Polyb. VI, 3 — 10, wahrscheinlich nach Panaetios, s. C. 28. A. 56
und vgl. unten A. 73. 75. 104.
71) III, 7, 4 ff. 31, 12 f. laxogiav ydq idv dcpsXrj xig xy 8iä xi Hai ntog
nccl xivog %äqiv S7tQci%d'r} xo nQa%Q'EV xai noxsgov svXoyov 8G%8 xo xsXog, xö
ycaxaXeinofisvov avxrtg dyaviGfia (ihv (icc&r](icc d' ov ytvsxai, %al TzaoavxiKa
(isv X8Q7Z8L, 7toog dh xo psXXov ovdsv (ocpsXsi xo Tiaoänav (wohl mit offen-
barer Reminiscenz an Thuk. I, 22, 3, vgl. A. 122). 32, 6. a-*\x,i\v ydq cpaper
avaynaioxaxa (isqrj xrjg iGxoqCag elvai xa x' Imyivd^va xoig zoyoig -aoX xa
na,QEiz6[i8V(x kccI {idXiGxa xa hsqI xdg alxiag. VI, 1, 8. xö ipv%ay(oyovv d(ia
nccl xr\v cocpsXsiav imcpsqov xoig cpiXopaftsGL [xovx3] sGzlv i) xoov alxiaiv
&8(OQia, Y.ocl xov ßsXxLOvog 8V SKttGxoig ocl'osöig. XII, 25b, 1 ff. xfjg iGxoqiag
iSimfia xovx' 86x1 xo nqaxov filv avxovg xovg uax' dXrföziav slqj]\i8vovg . . .
yvoövai Xoyovg, dsvxsqov xr)v alxiav nvvd'dvsG&aL . . . insl ipiXatg Xsyopsvov
ctvxb xo ysyovög tpvyaycoysi: (isv cocpsXsl ö' ovdev, 7tqoGxt&8iG7]g de xrjg alxiag
tynccoTtog r) xrjg iGxoqCag yCvexai xqrJGig. f>t ydq xeöv Ofioicov sni xovg oiY.8iovg
(i8xa(p8QO[i8VG)v -naiqovg dcpoqpal yivovxai Kai 7iqoXr]ipSLg stg xo nqo't'dsGd'at
xo (isXXov, nal noxs (isv svXaßrj&rjvai. noxs Ss (iifiovfisvov xa Ttqoysyovoxa
&aQQuX8c6x8Qov syxsiqsiv xoig intcpsqo(isvoig x. x. X. Vgl. II, 56, 11 ff. Nament-
lich in diesem Sinne verlangt P. von einem ausführlichen Geschichtswerk
eine genaue Begründung (dnodsi^ig), s. A. 101, vgl. auch IV, 40, 1. Er
unterscheidet sorgfältig zwischen alxia, noocpaaig, dqxn, so besonders in
der vortrefflichen Auseinandersetzung III, 6 ff., aber auch XXII, 8 (22 a) und
die Behauptung von W. Röscher Thukyd. S. 187, dass er zu diesem
Zweck die aQ%r] „an den Haaren herbeigezogen" habe, ist ungerecht,
s. Markhauser S. 98. A. 5. Dass er jedoch manche Gesichtspunkte ursach-
licher Verknüpfung, welche der Historiker beachten muss, noch nicht
beachtet hat, zeigt La Roche S. 24, nur hat dies mit seinem Pragmatis-
mus Nichts zu thun, mit welchem sich dieselben vielmehr sehr wohl ver-
tragen hätten.
72) VI, 57, 1. S. A. 73.
Suskmihl, Kriech.-alox. Litt.-Üesch, IT. 7
98 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Gesetzen, sondern nach ewigen, ihr immanenten, freilich auch
noch sehr mechanisch aufgefassten Zwecken wirkenden Macht
zusammenlaufen lässt. Freilich den stoischen Namen der Vor-
sehung (tcqovqiu) wendet er zu ihrer Bezeichnung nicht an73),
ja er nennt sie sogar bei dem allerentscheidendsten Punkte zwei-
mal74) mit demselben Ausdrucke Tv%r], welchen er soust für die
bald gerechte, bald ungerechte, bald zweckgemässe, bald zweck-
widrige Laune des Zufalls gebraucht75). So ist denn Polybios
73) Und gelbst die VI, 57, 1 gewählte Bezeichnung cpvGEoag dvdynrj
würde in ihrer hier gemachten Anwendung den Gedanken an eine blind
mechanische Nothwendigkeit vollkommen offen lassen: oxi [isv ovv nuGi
xoig ovgw V7t6x8izcu (p&OQcc neu [lExccßoXr], g%eSov ov 7iQoadsi Xöyoov iv.avr\
ydq r\ xrjg cpvcscog dvdynr} nccocccxriGcci xr)v xoiccvxr\v jii'gxiv. dvsiv ds tqotmdv
ovxoiv , hcü-ö-' ovg cp&siQSü&ca dst nccv ysvog noXixEiccg x. x. X. (vgl. A. 75).
Anders aber steht es mit dem Ausdruck VI, 9, 10. cpvGEoag oUovoyLicc, die
hier speciell auf den im Grossen und Ganzen geordneten regelmässig
wiederkehrenden Kreislauf der Verfassungen angewendet wird: ccvxrj noXi-
xEiäv dvwnv-nXcoGig , ccvxr\ epvGEcog OLKOvofiicc, xa-91' r]v [isxccßdXXEt, xca xaah'-
Gxccxai yiccl ndXiv Eig ccvxd nccxccvxä xcc kccxcc xccg noXixzCag, und damit ver-
gleiche man auch IX, 21, 14. -aal egxiv ccXrj&eg xö noXXdnig vcp' rjfiäv Eiorr
(isvov, äg ov% olov xs nsQiXccßsCv ovds Gvvd'EaGaGd'cci xij tyvxfi xb %uXXigxov
&ecc\lcc xäv ytyovoxcov, Xsyoo de xr\v xäv oXcov olxovofii'ccv, ex xäv xccg %cctd
{iSQog 7ZQ(i£,sig ygcccpovxcov. Schlechtweg rj qpvGig sagt P. XIII, 5, 4 (s. A. 111),
wo aber auch, keine bloss mechanische Auffassung möglich ist.
74) I, 4, 1 ff. xb yccQ xrjg rjuEXEgccg ngayfiaxEtag l'diov xat xb fta.viict.Giov
xäv xa'fr' rjficcg nectgäv xovx' egxiv ort, y.uQ'utieq rj xv%r\ g%e8ov unavxa. xcc
xrjg otnovfiivrig nodyftccTcc ngbg 'tv ekXive fiigog xca ndvxcc vevelv r)vdyxccGe
7tQog evoc xca xbv ccvxbv gkotzov , ovxcog xai ösl dicc xrjg iGxoqiag vnb {il'ccv
cvvoipiv ayccystv xoig Evxvy%dvovGi xbv %eiqlg^ov xrjg xv%r\g, a> HS%Qr}xca
ngbg xr)v xäv oXoav nqccyfidxcov gvvxeXeiccv . . . vnsXccßov dvccyxccLOv shcci
xb (irj nccqccXinEiv [irjd' eccgccl tcccqeXQ'Slv dvsniGxdxcog xb kccXXlgzov ccficc nccl
oocpsXi[i(6xccxov inLxr]ÖEVficc xrjg xv%r\g. VIII, 4, 1 ff. öl' cov vnoXafißdvoo xb
TtoXXociAig ev dq%ccig r)(itv xrjg ngayficcxsiag EigrjfiEvov vvv di' ccvxäv xäv
EQycov dXrid'ivrjv XccfißccvEiv niGxiv. xovxo d' r\v (hg ov% olov xe ötec xäv
xccg kccxcc fiEQog iGxoqCccg ygayovxcov Gvv&sccGccGd'cu xr)v xäv oXcov ot-novofitav.
nag yccQ evSe%excci, tyiXcbg ccvxccg ticc&' ccvxccg dvccyvovxcc xccg UiHEXiHug r) xdg
'ißrjQinag nqd^ELg yvävcci xcci (iccfteiv r] xb {liyE&og xäv ysyovoxujv r\ xb
gvve%ov, xivi XQOTtcQ xcd xivi yivEi noXixsiccg xb nccQCcdo^öxccxov xo^' r)(iccg
EQyov r; xv%r\ gvvexeXegev, xovxo d' egxl xb Tidvtcc xd yva)Qi£6[iEvcc {ieqt} xrjg
ofaovfiEvrjg vnb piccv dQ%rtv Y.ccl dvvccGXEiccv dyuysCv, o nooxEQOv ov% evqi-
ffHsroft ysyovog x. r. X.
75) Diese von Lindemann Vier Abhh. S. 89 und F. F. Baur De Tyche
in pragmatica Polybii historia, Tübingen 1861. 4. richtig angegebene, von
La Roche S. 12 f. und Markhauser S. 114 ff. unbeachtet gelassene, von
Hirzel S. 867 ff'., wie dies jetzt Scala S. 182 f. A. 1 gut nachweist, schwer-
Polybios von Megalopolis. 99
der erste Historiker, welchem die Erkenntniss , die noch einem
Aristoteles70) versagt war und erst von der Stoa gewonnen ward,
lieh befriedigend aufgeklärte Thatsache vermag ich mir nur durch die
Annahme zu deuten, dass P. die beiden ersten Bücher schon vor 151 ge-
sondert herausgegeben hatte (s. A. 104), und dass sein Blick auf diese
letzte Ursache der Geschichte noch vor seiner näheren Berührung mit dem
Stoicismus vielmehr, wie auch Rosiger Die Bedeutung der Tycbe bei den
späteren griech. Historikern (Constanz 1880). S. 24 und Scala S. 200 (vgl.
S. 159 ff.) meinen, durch peripatetische Geschichtschreiber (s. C. 21. A. 352. 353),
welche ebendiesen Ausdruck Tv%r\ gebrauchten, und besonders Demetrios
von Phaleron (s. C. 2. A. 698) gelenkt worden war. Und seine eigne Be-
rufung XXIX, «6 c auf die wunderbar erfüllte Prophezeiung desselben über
den verhältnissmässig baldigen Untergang des Makedonenreichs (s. bes.
§ 3 ff. aXX' oficag rj ngbg xov ßiov rjfiwv ccGvvQ'sxog xv%r\ -aal ndvxa neega
xov XoyiO(iov xov rjfiaxsgov kcuvotcoiovocc ytcci xr\v avxr\g övvafiLV ev xoig
7ZccQccd6E,oig EvdeiKVVfisvr] nal vvv, a>g i[ioi donei, öslkvvgl nüöiv av&gconoig,
MccHsdovag sig x/jv Ilsgcmv svöaifioviciv ztooiKiGetocc, dioxi xca xovxoig xavxcc
xdyad'ä -AE%gr\Y.EV, sag äv ccXXo xi ßovXsvoExai nsgl ccvxrinv , worauf P. zu
diesen letztangeführten Worten des Demetrios hinzufügt: o vvv ysyovs
nsgl Tlsgascc, xavxoc ^ilv %ai Jrj^iqtQLog <bg ccv el &si(p xivl 6xoyjccxi nsgl
xov fieXXovxog cc7to7iscpoLßcc%sv . . . öoksl ydg hol ftsioxigav rj kccx* av&gomov
xr\v ccnocpaoiv noirjGaod'ccL' 6%eöqv yccg inctxov kccl 7tEvxrjHovxcc ngoxsgov
exeül xaXrj&sg ccTtsqprjvato nsgl xmv ekeixcc GvpßriooiiEvmv) erhebt die letztere
Vermuthung beinahe zur Gewissheit. Wie es aber zu erklären ist, dass
P. , der inzwischen im 6. B.* aller Wahrscheinlichkeit nach die Lehre vom
Kreislauf der Verfassungen und von der auf Mischung von Monarchie,
Aristokratie und Demokratie beruhenden besten Verfassung aus der Politik
des Panaetios (s. C. 28. A. 53. 56, vgl. A. 70) sich angeeignet hatte, dann
in der zweiten Stelle, die als eine Recapitulation der ersten zu bezeichnen
ist, doch wieder die weltregierende Macht als Tv%r} bezeichnet, darüber
s. A. 104. Freilich ist aber bezeichnend, dass diese beiden Stellen und
die beiden A. 73 angeführten aus dem 6. B. überhaupt in allem uns Er-
haltenen die einzigen sind, in welchen er ausdrücklich auf diese oberste
und allein unbedingte Ursache zu sprechen kommt. Wie sehr trotzdem
jene Lehre des Panaetios, so viel sich auch in Wirklichkeit gegen dieselbe
einwenden lässt (s. La Roche S. 25—33. S. 21. A. 1, vgl. A. 76. 104), ihn
überzeugt hat, sieht man aus der zuversichtlichen Behauptung, welche er
VI, 9, 11 unmittelbar nach den A. 73 angeführten Worten an sie anknüpft:
xavxcc xtg ouqpcög EnsyvcoTiag xgovoig ß\v ißag ÖLCcfJi.ccgxi]OExaL Xeyav vnsg
xov ßtXXovxog nsgl nolixeiccg, xo de nov xrjg av^rjascog ekccöxov eoxiv 77 xr\g
cp&oqccg, r] nov (iExaGtrjOEXccL, anccvicog ccv dLccGqpccXXoixo, %(oglg 6gyr\g f] tp&ovov
noiovpevog xi]v ccnocpaoiv und VI, 57, 3 ff. wiederholt. Freilich ferner
kommen der Philosoph und der praktisch-politische Beobachter bei ihm in
Widerspruch, wenn er einerseits weit mehr noch als die lykurgische Ver-
fassung (VI, 10) die römische als das verwirklichte Ideal der genannten
Mischung darstellt (VI, 11 ff.) und doch andrerseits hervorhebt, dass die
eigentlich herrschende Macht in Rom der Senat ist, s. bes. VI, 51, 6. Allein
100 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
aufgegangen ist, dass auch das geschichtliche Leben unter festen,
und zwar teleologischen Gesetzen steht, und welcher in diesem
Sinne Geschichte schreibt77), nur dass allerdings auch er zu-
nächst noch im Anschluss an Demetrios von Phaleron mit einem
Fusse in dem Anschauungskreise älterer Peripatetiker stand,
welche in dem Walten des Schicksals vorwiegend nur dessen
alle Pläne und Berechnungen menschlicher Klugheit durchkreuzende
Macht ins Auge fassten78). Und auch als bei ihm die stoische
Auffassung mehr in den Vordergrund rückt, bleibt er sich doch
immer Dessen voll bewusst, dass sich das Wirken dieses Welten-
geistes, welcher bei ihm an die Stelle der Staats- und Volks-
götter tritt, nur im Ganzen und Grossen erkennen lässt, und
La Roche übersieht bei seiner Kritik gänzlich, dass der Gedanke einer
die Einseitigkeiten ausgleichenden Mischverfassung ja nicht von P. (oder
Panaetios) herrührt, sondern, wie C. 28. A. 53 bemerkt ist, längst schon
aus der platonischen Zeit her Gemeingut der klügsten griechischen Theo-
retiker, Piaton, Aristoteles, Dikaearchos, war.
76) Poet. 9. 1451a 36— bll (s. Suse mihi z. d. St. Anm. 87), vgl. 23.
1459a 21 ff. und Scala S. 128—130. Dieser Standpunkt führt andrerseits
zu einer empirischen Kritik der Theorie Piatons vom Kreislauf der Ver-
fassungen sei es aus der Feder des Aristoteles selbst, sei es (s. Susemihl
Aristot. Pol. II. A. 1767. 1777) aus der eines seiner unmittelbaren Schüler
Pol. VIII (V), 12. 1316a lff. , welche man mit ungleich mehr Recht gegen
die entsprechende Theorie des Panaetios und Polybios wenden kann. Vgl.
Hirzel S. 872. Anm.: „Man möchte sagen: beide vertauschen ihre Rollen:
Aristoteles erscheint als der der Erfahrung folgende Historiker, Polybios
als der construierende Philosoph".
77) Ist doch der leitende Gedanke seiner Geschichtschreibung, den er
zuerst seinen Zeitgenossen klar macht, kein anderer als der Zusammenlauf
aller von ihm geschilderten Begebenheiten in den Endzweck der römischen
Weltherrschaft (s. A. 99), und bezeichnet er doch die oUovofiicc xmv oXcov
als das HcclXiotov d-eccficc (s. A. 73). Vgl. Hirzel S. 898 ff., welcher schliess-
lich S. 906 f. schreibt: „während in der peripatetischen Philosophie und Ge-
schichte (s. die beiden eben angeführten Aeusserungen des Aristot. selbst
in der Poet.), Forschung und Darstellung sich ins Einzelne zerstreut, spiegelt
sich in dem Werke des Polybius die Richtung der Stoiker auf das Ganze,
in dem das Einzelne . . . nur als dienendes Glied zur Geltung kommt,
dieser wahrhaft grossartige Zug, den die Stoiker als bestes Erbtheil von
Heraklit überkommen haben".
78) S. A. 74. 75. Dass er, wie Mommsen richtig sagt, die historisch-
sittlichen Probleme fort und fort doch nur wie mechanische behandelt
und überall, wo eine genetische Erklärung erforderlich ist, eine mechanische
und oft platt mechanische (s. A. 83 ff.) an die Stelle setzt , steht indessen
wohl kaum hiemit in Zusammenhang, denn denselben Vorwurf kann man
auch der stoischen Teleologie machen.
Polybios von Megalopolis. 101
dass der Geschichtschreiber für das Besondere und Einzelne bei
den Mittelursachen stehen bleiben und, wo auch diese versagen,
iin Eingeständniss der Lückenhaftigkeit menschlichen Wissens
in möglichst beschränkter Weise auch dem Zufall (tv%ri) seine
Rolle belassen niuss79), für welchen bei Polybios das Ein-
greifen Gottes oder der Götter oder eines Gottes nur ein anderer,
79) Am Deutlichsten tritt dies hervor XXXII, 16, 1—3. eyco de nXeica
7t87iOL7](icci Xoyov vnsQ xrjg Ewiticovog cciQE6ecog ev. xqg 7tQ(6rr}g 7}Xi%iccg . . .
iiäXicxoc . . . ßovXdfievog nUxiv nccQCCG'H.svccgeLV xoig (ieXXov6L Xsyead'ai ev
xoig st-ijg ßvßXoig neoi ccvxov, nqbg xb \ir\xe öicctzoqelv xovg ccyiovovxccg dicc
xo nccQotdo^cc xivcc cpccvr\6 soften, xeov ovfißaivovxcov (iexcc xocvxcc nsgi ccvxov,
[irjx' ucpcciQOvpevovg xccvdobg xcc xccxcc Xoyov yeyovoxcc Hocxood'co'fjiccxcc xr\ xv%r\
nqococnxeiv , ccyvoovvxccg xccg cclxtccg, g| cov excccxoc avvsßrj yevea&oci, nXr)v
xsXecog oXiycov, a dei [lövoc nooGocnxsiv xfj xv%7] ncci xccvxoficcxcp, aus welcher
Stelle man auch (wie aus I, 63, 9, s. A. 104 z. E.) ersieht, dass xv%y\ und
xccvxopaxov im Allgemeinen für P. wie für Aristoteles (Phys. II, 4 — 6) Syno-
nyma sind, und XXXVII, 9, 1 f . sycb de . . . enixiyicov xoig xrjv xvxriv Ha*
zr)v 8ifiaQii8vrjv 87tiygcccpov6iv eni xs xccg noivocg nod^eig ncci xccg neex' idiccv
7Z8QL7t8X8lCCg, VVV ßovXofAOU 718QI xovxov xov {LSQOVg diocaxeiXcccid'cci, tta-fr' 060V
6 xr}g 7tQ0tyiiCcxiY.r)g iaxoqiccg evdexexcci xqonog. cov (iev vi] Ai ccdvvccxov rj
dvoxEQsg xccg cctxiccg HcczocXccßeiv ccvd'Qconov ovxcc, neol xovxcov l'acog ccv xig
änogcov eni xov ftebv xi\v avexpOQcev noioixo Y.CCL xr)v XV%rjV , olov bußoeov
■accI vsxcov 8%cci6Lcov enicpoQcc 6vv8%r)g rj xccvctvxicc nccXiv avxficov nocl necycov
Hai dicc xocvxcc ep&oocc xccgncov , ufioicog XoifiiHoci dicc&ecisig 6vve%8tg, ccXXcc
7tecQo:7tXr}CL'cc xovxoig, cov ovv. evpccQsg xr\v cclxiccv svgeiv. Vgl. Fr. 184 Hultsch.
et %or) xv%r\v Xeyeiv eni xeov xoiovxcov (irj noxe yeco ccvxrj (iev -aeveog hXtjqo-
vofiei xolccvxtjv cp/j[irjv, ccixioi d' eialv ot %eiQi£ovxeg xccg nocct-eig, xeo xccig
ccvxccig enixQe%eiv aefivoxrjxa neci peye&og, noxe de xovvavxiov. X, 5, 8
(s. A. 80). XX11I, 12, 5. xig yeco dvccyurj tpevdsi Xoyco xgcofiEVOig [iccxccicog
ngoönweiv xt)v xv%i\v\ XXVII, 16, 4 xv%t\ xig und dagegen XXIX, 22, 2.
weevr) yccq r) xvxrj xoig nccocc Xöyov xä hocxcc Xoyov i raxotipcct , v.av xivi
awegyriar] nccl 7tQoaftr)xcct xr\v avxr\g Qonrjv. Freilich dachte indessen, wie
s scheint, auch hierüber Panaetios ähnlich, s. C. 28. A. 38 b. Im Uebrigen
wird man sonach Hirzel S. 863 f. (der allerdings sonst zu viel behauptet)
beistimmen müssen, dass nicht bloss XXIII, 10, lff., sondern selbst an
Stellen, die sich den beiden A. 74. 75 besprochenen annähern, wie XV, 20, 8.
XX, 7, 2, die xvx7! doch nur eine Accommodation an die Anschauungs- und
usdrucksweise des Volkes ist. Noch vgl. die Anwendung, welche P. von
r auf sich selbst macht (ob sie ihn lange genug leben lassen werde, um
sein Geschichtswerk zu vollenden), III, 6, 7 (unmittelbar vor den A. 61
angef. Worten). Eine reiche Sammlung der von ihr handelnden Stellen
findet man ausser bei Baur a. a. 0. besonders, nur leider nicht vom
richtigen Gesichtspunkte au« angelegt, bei Markhaus er S. 114 ff. (s. gegen
ihn Hirzel S. 864. A. 1). Weit seltener erscheint xccvxoficcxov allein: XV,
16, 6. XXI, 26, 16.
6
:
b
S
5
102 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
populärer Ausdruck ist80). Mit so hellem Auge er aber seine eigne
Zeit durchschaut, so sehr ist er andrerseits ein achtes Kind der-
selben, welchem der richtige Blick in die Vorstellungen und den
Standpunkt der entlegenen Vorzeit verschlossen ist81). Statt die
Verfassung eines Staats als ein Erzeugniss seiner Volksseele zu
begreifen, kehrt er, übrigens sich hierin mit Aristoteles82) be-
rührend, die Sache dahin um, dass er die Grösse eines Volks
von der Tüchtigkeit der Staatsverfassung desselben herleitet83).
Und über den Ursprung der Religion denkt er nicht anders als
80) Dies tritt wiederum besonders deutlich an zwei Stellen hervor, an
der eben angeführten XXXVII, 9, 1 f. und X, 5, 8. oi yccg [ir) dvvdfievoi
xovg ncciQOvg (itjds xdg cclxiug %al dia&sasig £x<x6xa)v d'HQißmg gvv&£<oquv,
rj Slcc cpctvXozrjTcc <pv68cog 7} di' unsiQiccv v.ai Qcc&vtiiocv, elg &sovg Kai xv%ccg
dvct(psQ0V6i xccg atxtccg xäv öV dy%ivouxv Jx Xoyiüfiov neu ngovoiag eitixs-
lovfisvcav. Vgl. das im weiteren Verlauf der ersteren Stelle über daifiovo-
ßXdßsicc %ccl [irivig in ftseöv Gesagte. Danach sind andere Aeusserungen zu
verstehen, wie wenn es im weiteren Verlauf von XXIII, 10 heisst (§. 14):
rt'g ovy. ccv etnoxeog vnoXdßoi vrtb &ewv xlvcov avxäj (näml. 3>iXi7i7t(p) [tfjviv
slg xo yiJQccg HccxcconriipaL diu rccg sv tat nqoysyovoxi ßi'co Traporvo/uag ; oder
wenn Menschen, denen Alles glückt, Götterlieblinge genannt werden und
was sonst hieher gehört, so z. B. VI, 48, 2. X, 2, 7. XI, 24, 8. XXIX, 21, 9.
Vgl. auch to dai(i6viov I, 84, 10. XII, 12 b (12 c), 8. 23, 3.
81) Ganz besonders unhistorisch ist seine Auffassung des Lykurgos und
der spartanischen Verfassung VI, 10 f. 48 ff. , weit mehr als die des Aristo-
teles (Pol. II, 9), vgl. auch A. 67. Sie macht es ihm auch unmöglich des
so wichtigen Factors der Ephoren bei dieser Gelegenheit auch nur zu ge-
denken. Vgl. La Roche S. 26 ff.
82) Pol. III, 3, wonach denn doch das harte Urtheil Mommsens S. 462
zu ermässigen sein dürfte. Freilich zeigt Aristoteles an anderen Stellen
dieser Schrift gleich Thukydides ein richtigeres Urtheil.
83) Denn so erklärt er eben die Weltherrschaft der Römer, so gleich
I, 1, 5. nmg nai xivi ysvsi xfjg noXixtiag und dann im 6. B. Freilich hat
ja diese Anschauungsweise auch ihre berechtigte Seite: es ist eine Wechsel-
wirkung; und P. bildet sich wenigstens nicht wie bei der spartanischen
Verfassung ein, dass auch die römische das Werk voraussehender Be-
rechnung (Xöyog) eines Einzelnen gewesen sei, sondern im Gegensatz dazu,
sagt er von den Römern richtig VI, 11, 3. ov [irjv dtec Xoyov, diu de noX-
Xav ccycovcov %a\ itQccyiidxoov, si- ccvxrjg dsl xrjg Iv xaig TZSQinsxeieag imyvco-
ci-cog ccLQovfisvoi to ßeXxiov, wenn man auch das folgende ovxeog fjX&ov snl
xctvxb (isv AvnovQycp xsXog natürlich nicht unterschreiben kann. Ueberdies
gilt aber jener obige Satz für P. auch nur bedingt, nur innerhalb der
durch jenes Weltgesetz (s. A. 72. 73) gezogenen Schranke, denn die
karthagische Verfassung war nach ihm (VI, 51) nicht viel weniger gut als
die römische, aber Karthago hatte zu Hannibals Zeit den Höhepunkt seiner
Entwicklung bereits überschritten.
Polybios von Megalopolis. 103
Euhemeros und theilweise PersaeosS4), und zwar so, dass zugleich
die Leiter des Staates, den Zug der Dankbarkeit der Völker
gegen ihre ebendesshalb vergötterten Wohlthäter benutzend, den
Götterdienst nebst den Vorstellungen vom Jenseits als deu
unentbehrlichen Hebel der Gesetzlichkeit und Sittlichkeit für die
Menge zur Staatseinrichtung erhoben haben85), an welcher um
ebendieses Zweckes willen auch der Gebildete nicht rütteln,
sondern welcher er selbst vielmehr, so weit es irgend mit seinem
Gewissen verträglich, sich anschliessen soll86). Die allegorische
84) XXXIV, 2 , 4 fi. b. Strab. I. 23 f. UoXvßiog . . . vnovosi nsol x?jg
nXccvrjg. xov ycco Ai'oXov xov nQOGruiaivovxa xovg s'yntXovg iv xolg -naxcc xov
TtQQ%\iov xoTtoig ä[icpidQ6iioig ovgl ncci dv6SK7iXoig diu xocg naXiQQOiug, xcc-
\X,toLV XS sIqJjG&CCI XCOV UVS[lCOV Y.CU ßüGlXsci VBVOfilüd'ai CpTjGL, Y.Ct&dlZSQ Act-
vabv fisv xu vdosicc xcc iv "Aoyst 7ZocQccdsii-ocvxcc , 'Axqscc ds xov fjXiov xov
vnsvccvxiov xco ovqccvco ÖQOfiov, iiccvxsig xs Kai tSQOGnonovfisvovg änodst-
hvvg&cu ßccGiXsag' xovg &' lsqsccq xcov Alyvnxtcov ncci XccXdccCovg nccl Mciyovg,
Gocplct xivl dicccpSQOVxccg xcov ctXXcov, rjysfiovLccg -nccl xifirjg xvy%ctvsiv nctoct
xoig izqo rjficov. ovxco 8s nccl xcov ftscov svcc sttccGxov xcov %Q7]Gt[icov xivbg
SVQSX7]V ySVO[LSVOV xificcod'aL x. x. X. X, 10, 11.
85) VI, 56, 10 ff. sl ybhv ycxq r\v Goqpcov avdocov noXfasvpct Gvvctyccysiv,
i'acog ovdsv i\v ccvccyncciog 6 xoiovxog xqonog' snsl 8s nccv nXr\ftbg saviv
sXacpQOv %ccl nXfjosg ini&vpicov nccQccvoficov , 6oyi]g ocXoyov, &vfiov ßicu'ov,
Xsinsxcci xoig ccdrjXotg cpoßoig *ccl xrj xoiccvxr) xoccycpSioc xcc nX^&rj aws%Eiv.
Sionsq oi nccXccioi öokovgl poi xdg nsai frscov svvoCctg xcu tccg vnsq xov
aSov SiaXrjipsig ov% sUij neu cog sxv%sv slg xcc nXri^ri nccosiGccyctysiv, noXv
ds [iccXXov ol vvv eIy.7] kccI ecXoycog ixßccXXsiv ccvxcc. Es ist dies dieselbe
Theorie, welche einst Kritias seinen Sisyphos entwickeln Hess. Vielleicht
kannte P. dies Drama. Uebrigens vgl. Hirzel S. 865 f.
86) Ausser der eben angef. Stelle und den ihr vorangehenden Be-
merkungen §. 6 ff., in denen er die SsiGiScupovicc als einen grossen prakti-
schen Vorzug der Römer bezeichnet, s. bes. XXXVII, 9, 3 unmittelbar
nach den A. 79 angef. Worten: dionso sUoxcog tcsql xcov xoiovxcov u-aoXo-
ftovvxsg xalg xcov noXXcov do^eug dicc xijv ccnoQiccv, lyistsvovxsg nccl ftvovxsg
säiXccciKOfisvoi. xo ftsiov, nsfino^isv sqtjgoiisvjl xovg ftsovg xi nox' av r) Xs-
yovoiv rj nquxxovGiv r\\iiv ccfisivov si'iq neu ysvoixo nocvXa. xcov ivsGxcoxcov
kcckcov. Und so überschreitet der sonst so wahrheitsliebende Mann die
I Grenze, innerhalb welcher eine solche Anbequemung ja in der That Pflicht
ist, ausserhalb derer sie aber zur Heuchelei wird, bei Weitem, s. seine
Aeusserungen über Lykurgos und den älteren Scipio X, 2, vgl. A. 67. Er
erlaubt dem Historiker auch gelegentlich einmal eine Wundergeschichte ya\
erzählen, XVI, 12, 9, und gestattet es sich am Schlüsse seines Werkes
XXXIX, 19, 2 unmittelbar nach den A. 45 angef. Worten zu schreiben:
dio Hcci nccGi xoig ftsoig sv%ccg noiovfis&cc xb Xoiitbv (iSQog xrjg frofjg iv xov-
xoig -neu inl xovxcov dicc{isivcci, d'scoqovvxsg xr\v xv%r\v cog s"<sxiv uyccftt) cp&o-
vr\Gcti xoig ccvd-qconoig %ai [iccXiöxa woexu xovxo xo psoog Ig%vsiv, xa^' o xig
104 Neunundzwanzigates Capitel. Polybios und Poseidonios.
Auslegung der Mythen, welche, wie wir sahen87), auch bei
Panaetios stark zurücktrat, sagte offenbar seinem nüchtern ver-
ständigen Sinne nicht zu88), desto mehr aber gefiel er sich in
der sogenannten natürlichen Erklärung89), die ja auch den Stoikern
nicht fremd war, und in seiner Auffassung der Weisheit und
durchaus lehrhaften Absicht des Homeros stellte er sich in aus-
gesprochenem Gegensatz zu Eratosthenes 90) ganz auf die Seite
der stoischen Pergamener91).' Ein stoischer Philosoph wie Panaetios
und später Poseidonios war er freilich trotz dieses starken stoischen
(xv Sony (iccli6tu [icaiaQLfaGd'cu y.cu kcctoq&ovv sv reo ßico. Auch hiemit
aber bleibt er lediglich dem Standpunkte des zeitgenössischen aufgeklärten
Stoicismus, ja gewissermassen des Stoicismus überhaupt getreu, s. Hirzel
S. 879 f.
87) S. C. 28. A. 41.
88) Hirzel S. 874 f.
89) Ausser der Stelle XXXIV, 2, von der ein Stück A. 84 abgedruckt
ist, s. das von Hirzel S. 873 f. Beigebrachte.
90) XXXIV, 4,4 = Strab. I. 24. t6 ds ndvxcc nXäztsiv ob itiQ'avbv
ovd' 'OprjQWOV xi\v ycco sneCvov noli\Giv qpdooioqpijua nccvrccg vo{ii£siv, ov%
wg 'EQazo6&svr}g *. r. X., 2, 11, s. C. 15. A. 30—32. Was Alles er dem
Homeros zutraut, zeigt sich recht auffallend XH, 25 i, 1.
91) Von diesem Gesichtspunkt aus witterte er sogar Textfehler (XXXIV,
3, 12: Ludwich Berl. ph. Woch. VIII. Sp. 1427 [vgl. C. 27. A. 50] ver-
muthet hier Od. ju,, 105 freilich dieselbe Conjectur bei Krates von Mallos).
Stoisch ist (s. Zeller Ph. d. Gr. III3, 1. S. 269. A. 4. S. 334. A. 1) auch
seine Meinung (IX, 16, 1. XII, 27, 10), Homeros habe den Odysseus als
Musterbild des ävrjo rjysfiovL-KcotaTos und nQctyfiuTiHog darstellen wollen.
Vgl. Hirzel S. 875 ff. K. J. Neumann Strabons Gesammturtheil über d.
Homer. Geographie, Herrn. XXI. 1886. S. 134 ff. Scala S. 63—72 (der hier
die ihm von Niese Gott. g. A. 1890. S. 891 f. Schuld gegebne Unter-
lassungssünde nicht im Mindesten begangen hat). — Dass im Uebrigen
auch noch seine Ansicht über den Selbstmord (XI, 2, 9 f.) mit der stoischen
übereinstimmt, und nicht minder die (IX, 22, 9 f. 23, 4 f.), dass der natür-
liche Charakter eines Menschen sich „im Strom der Welt" eher verbildet
als ausbildet, zeigt Hirzel S. 867—860. — Ueber die sonstige Dichter-
lectüre des P. s. Scala S. 73—86 (vgl. 282—288) mit den Gegenbemerkungen
von Niese a. a. O. Der von ihm XV, 16, 6 angeführte Vers (= Suid. ini-
ßoXri) stammt nicht, wie Bergk P. L. G. III4. S. 690 (= Fr. adesp. 8 A)
vermuthete, aus Theognis, sondern aus einem hellenistischen Epigramm,
s. Crusius Ein Epigramm auf Hyllos den Herakleiden, Philologus XL VIII
(N. F. U). 1890. S. 178—180, vgl. Scala S. 76. A. 1. Seine Aeusserungei
über bildende Kunst und deren Werke stellt Scala S. 278 — 282 zusammen:
man sieht aus ihnen, dass es dem P. bei all seiner verständigen Nüchtern-
heit an lebhaftem Sinn für diese nicht gebrach. Vgl. A. 125.
Polybios von Megalopolis. 105
Anhauchs durchaus nicht92), und sehr zweifelhaft ist es, ob zu
diesem Anhauch auch die beifällige Art gehört, mit welcher er
Aussprüche des Herakleitos, welcher ja die Hauptauctorität der
Stoiker war, anführt93), und ob etwa auch seine Belesenheit in
Piaton 98b) zum Theil erst durch Panaetios angeregt ist. Fasst
man nun aber noch seine Leetüre des Demosthenes94) und zahl-
reicher älterer und jüngerer Historiker 94b), Geographen und
Taktiker, seine weiten Forschungsreisen, seine Studien in den
Archiven95), seinen langjährigen vertrauten Verkehr mit den am
Meisten Ton angebenden Kreisen in Rom96) und seine eigene
Thätigkeit auf der Weltbühne97) ins Auge, so wird man, trotzdem
92) S. A. 73 ff. 79 f. Selbst da, wo er die Lehre des Panaetios vom
Kreislauf der Verfassungen aus dessen politischer Schrift (s. A. 75) aus-
zieht, hält er doch ausdrücklich die Scheidegrenze zwischen Philosophen
und Historiker inne: VI, 5, 1 f. aHQißEöxsQOv [isv ovv iacag 6 nsgl xrjg naxet
cpvoiv [isxaßoXrjg x<av noXixsieov slg aXXrjXag dLSvxQLveixcu Xoyog naget TLXä-
xoovi v.al ti6iv EtbQOig xmv qpdoaoqpcov • nomCXog Ss cov v.al dia nXeiovoav
Xsyo^isvog oXCyoig icpwxog iaxiv. dionsQ oaov ävrJHSiv vnoXa^ßdvo^Bv avtov
7tQog xrjv 7iQay(iazixr}v ioxogiav aal xr\v hoivtjv Inivoiav , xovxo nsiQaaofisd'a
HsepaXauodeog diEX&eiv.
93) IV, 40, 3. XII, 27, 1 (s. A. 54). Vgl. Scala S. 88—97. Man müsstc
dann annehmen, dass auch diese Citate erst in der zweiten ßedaction
(s. A. 104) eingefügt seien.
93b) VI, 46, 1. VII, 13, 7. XII, 28, 2 (s. A. 52). Wie hoch er Piaton
schätzt, geht daraus hervor, dass er das doch in der That Selbstverständ-
liche noch erst zu begründen für nöthig erachtet, wesshalb. er bei der ver-
gleichenden Betrachtung der besten Verfassungen nicht auch die platonische
mit heranzieht, VI, 45, 1. Von Aristoteles aber hat er höchstens die Po-
litieu vor Augen gehabt, nicht die Politik, s. darüber A. 4 und gegen
Chodniceck Die politischen Ansichten des Polybius im Zusammenhange
mit Plato und Aristoteles, Wien 1877. 8. Susemihl Jahresber. IX. S.355f.,
der aber jetzt auch nach C. 28. A. 56 zu berichtigen ist. Uebrigens vgl.
Hirzel S. 845—849.
94) XII, 12 b, 3. 13, 4 ff. 18 (17), 4.
94 b) wie weit er den Thukydides kannte, lässt sich aus VIII, 13, 3
nicht ermessen, s. jedoch A. 71. Auf Herodotos kommt er nicht zu sprechen.
S. überdies A. 97 b.
95) S. La Roche S. 70. Anm. Ihm verdanken wir die Handelsverträge
zwischen Eom und Karthago, III, 22. 24. Das Gründungsjahr Roms gab
er nach den Annalen der Pontifices an (inl xov naget xoig ctQxi8Q£v6i xti-
psvov nlvanog), VI, 2, 1 = Dionys. A. II. I, 74. Ausserdem s. A. 56.
96) Allerdings war davon auch die Folge, dass er einseitig nach den
in ihnen herrschenden Anschauungen die römischen Verhältnisse auffasste,
s. Nitzsch S. 86-105 (doch vgl. S. 106 ff.).
97) Von dem Inhalt der 5 vorletzten Bücher sagt er III, 4, 13: ÖLa xo
106 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
dass seine Leetüre älterer Auetoren allerdings vielfach nur eine
oberflächliche, und dass er „ gründlich unterrichtet uud belesen
nur in der Zeitgeschichte war"97b), dennoch gestehen müssen,
dass kein zweiter Geschichtschreiber besser vorbereitet an seine
Aufgabe ging98). Diese Aufgabe des Polybios war nun die Dar-
stellung des Ueber- und Untergangs der Specialgeschichten der
einzelnen Staaten und Völker während der 53 Jahre von 221
bis 167 in die Weltherrschaft Roms und ebendamit in eine ein-
heitliche Universalgeschichte99), auf welche er dann im grösseren
zmv nXei6t(ov \ir) (iovov ocvzonzrjg dXX' wv [isv avvsQyog <av de nul %siQtozr)g
ysyovivai. Vgl. A. 140.
97 b) S. Niese Gott. gel. Anz. 1890. S. 893: „Wie er in diesen Dingen
verfährt, zeigt . . . VI, 45 ; wo er sagt, dass die gelehrtesten Schriftsteller,
Ephoros, Xenophou, Kallisthenes und Plato die Aehnlichkeit der kretischen
mit der lakonischen Verfassung erwiesen hätten. Aber nirgendwo vergleicht
Xenophon die beiden Gemeinwesen mit einander, sondern stellt nur die
spartanische Verfassung dar. P. nimmt es also nicht so genau. Er be-
kämpft weiter die Meinung jener Autoren und führt dazu u. A. die in der
Verfassung bestimmte Gleichheit des Besitzes in Sparta an, die sich in
Kreta nicht finde. Aber diese Gleichheit kennen jene älteren Autoren gar
nicht" (auch Plat. Leg. kann dagegen nicht angeführt werden), „es ist
eine Ueberlieferung, die erst durch die Reformen des Agis und Kleomenes
hervorgerufen ist. Wenn P. dies trotzdem gegen die Aelteren vorbringt,
so ist deutlich, dass er sie entweder gar nicht oder nur sehr oberflächlich
gelesen hat. Er urtheilt vom Hörensagen und übt hier Kritik aus dem
Stegreif". Hätte er die Politik des Aristoteles selbst auch nur durchflogen,
so hätte er sicher nicht unterlassen bei jener Gelegenheit auch diesen zu
nennen (vgl. auch A. 147). Ueber die Fülle jüngerer Schriftsteller aber,
auf die P. als von ihm gelesen ohne Namensnennung hinweist, s. d. Samml.
der betreffenden Stellen b. Scala S. 267.
98) Wie Markhauser S. 75 sehr richtig bemerkt.
99) I, 1, 5. tig yccQ ovzmg vndqxsi cpccvXog r] gdd-vfiog dv&Qconcov , 6g
ovx dv ßovXoizo yvaJvcu, nag xca Zivi ysvsi noXizeictg siiihqcc&svtcc oxeöov
dnavzu zd netzd zr)v olnovfisvrjv sv ov% oXoig 7tBvzr\v.ovzcc y.cu zqlglv tzsaiv
V7c6 (ilccv dq%r)v sns6S zr)v *Pa>iicci(ov ; o uqÖze qov ov% tVQi6%sza.i yeyovog.
I, 3, 3 f. iv [i£v ovv xoig nqb zovzoov %Qovoig d>6ccvel anogadag slvat ovvt-
ßaivs zdg zrjg oixovpsvrjg nQd&ig . . . dnb ds zovtcov zcöv hcuqcov olovsl
öcofiazosidrj ov^ißaLVSL yivso&cu zr)v Cozoqiccv, 6V[i7iXsyie6&ai zs zdg 'izaXtyidg
xeri Aißvndg ngdgf-Lg zaig zs kcczu zr\v 'Aoiuv xal zatg ^EXlrpmais. I, 4
(vgl. A. 74). III, 1, 4. ovzog ydg evog s'qyov xal d'sdficczog svbg zov ovp-
neevzog, V7tEQ ov yqdcpsLv ini-x,sx£iQr)'xoc[i,ev , nov ntag %al nozs neu did zi
it&vzcL za. yvcoQi^ofisvcc (iSQrj zrjg oi-novfisvrjg vno zr\v 'Poo/acucüv 8vvcc6zsiav
tyevszo. VIII, 4, 1 ff. Ueber die Notwendigkeit universalhistorischer Be-
handlung von dem gedachten Zeitpunkt ab und die Vorzüge seiner Universal-
geschichte vor den gewöhnlichen Specialgeschichten s. noch III, 32 (vgl.
Polybios von Megalopolis. 107
zweiten Theile des 30. Buchs und in den 9 vorletzten Büchern
noch eine Fortsetzung bis zum Jahre 144 folgen Hess und im
40. ein Register hinzufügte100); und welcher er zur Einleitung
in den beiden ersten eine kürzere Uebersicht über die Begeben-
heiten vom ersten punischen Kriege (264) ab, als dem ersten
gewaffneten Auszug der Römer aus Italien, voraufschickte 101).
Jene Fortsetzung sollte in seinem Sinne nicht sowohl die noch
weitere Vollendung des Werkes der römischen Weltherrschaft102)
als vielmehr den Gebrauch schildern, welchen die Römer in
dieser ferneren Zeit von der im Grunde schon errungenen Welt-
herrschaft machten, und in so fern bezeichnet Polybios diese
Fortsetzung gerade als den lehrreichsten Theil des Ganzen103).
Dass er trotzdem den Plan zu seinem Werke schon vor 146,
ja schon vor 151 entworfen hatte und es folglich ursprünglich
nur bis 167 zu bringen gedachte, kann freilich kaum zweifelhaft
sein; ob aber auch die wirkliche Ausführung und, sei es ganz,
sei es theilweise, auch Herausgabe sei es der ersten zwei oder
m. I, 4, 7 ff.), wo es schliesslich §. 10 heisst: boa diacpeosi xb ficc&siv xov
[IOVOV (XV,0V6CU, Z060VTÜJ X(Vt XTjV ri[l8X8QCCV IGXOQICCV V7toXcCflßcCVCli ÖLCCCpEQSlV
xcöv snl psQog 6vvxdi-8(ov.
100) S. Nissen S. 277 ff. und unten A. 127.
101) Als nQOHctxttGHSvri I, 3, 10. 13, 7 f. II, 14, 1. 37, 3. 71, 7. Dies
wird I, 4, 7—11 begründet, vgl. II, 37. 42. 71, 1. Markhauser S. 82-84.
P. will hier nur summarisch (uscpccXuLcodcog) verfahren, I, 5, 4. 13, 7. II, 1,4,
hernach aber „apodeiktisch" (II, 37, 3. dnodsi-AXLXT} iöxoqlcc, III, 1, 3. [isx'
änodsL&cag, vgl. A 71), Aegypten und Asien lässt er ganz aus (II, 37, 6), im
Uebrigen erzählt er aber doch ziemlich ausführlich, nur die Eroberung Spaniens
durch die Karthager thut er II, 1. 13. 36 ganz auffallend kurz ab, s. Mark-
hauser S. 84 f., vermuthlich weil seine Quelle hier ein Gleiches gethan
hatte, vgl. v. Breska in der A. 122 angef. Diss. S. 91.
102) Wie auffallend erweise Hartstein Ueber die Abfassungszeit der
Geschichten des Polybius, Philologus XLV. 1886. S. 715—718 anzunehmen
scheint. P. sagt ja vielmehr ausdrücklich III, 4, 1—3: st fisv ovv il- ccvxööv
x<ov ■natOQ&cofidtmv rj xca xccv sXccxxcofidxcav tnctvrjv EV8d8%sxo 7toir\6ct6&ea
xr\v didXrjtpLv vnlq xmv ipSTttäv r) xovvavxiov inaivexmv ccvSoav y.ui noXt-
xsvfidxnv, iv&dds nov (näml. 168/7) Xiqytiv av rjficcg t'Ö8t xoci xuxccoxQsysiv
aficc xfjv dtrjyrjaiv nccl xrjv ngayficcxsLav inl rag xsXsvxcciccg Qrj&efcccg itQcc&ig
Hccrcc xrjv ig cco%rjg 71q6&solv. o xs yocg %o6vog b nevxrj'x.ovxccKccixQisxrig zig
xavx' tXrjysv , rj x' av^rjaig Mal ngo-no-rti] xr\g *Pcö[lcc tav dvvaoxsiccg
sxsxsXs icoxo, nqog dl xovxoig b[ioXoyov[i8vov idonsi xovx' slvcci -nccl %axr\-
vayuaGfievov anaoiv , bxi Xoiitöv 8öxl *Pco[iai<ov dnovsiv nccl xovxoig TtBi&ay-
%81V V718Q xeov 7tccQ<xyysXXo[i8V(ov.
103) III, 4, 4 ff.
108 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
fünf oder sechs oder etwa fünfzehn1031*), oder gar der ganzen
ersten neunundzwanzig Bücher etwa noch mit dem Anfange des
folgenden schon vor 151 oder doch 148 gefallen und nach 146
oder genauer 143 mit dem erweiterten Plane auch eine Um-
arbeitung des schon Vorhandenen wenigstens an einzelnen Stellen
eingetreten sei, das ist eine andere Frage, die zu einer end-
gültigen Entscheidung bisher noch nicht gediehen ist, wenn sie
auch wenigstens theilweise zweifellos bejahend beantwortet wer-
den inuss104). Trotzdem ist das Ganze schliesslich, von einzelnen
103b) S. Rud. Mueller De Lesbonacte grammatico, Greifswald 1890.
These 1: „Polybii historiarum libros amplius sex ante annum CL compositos
esse contra Hartsteinium (Philol. 45. p. 715) contendo, quanquam triginta
libros termino Mo vetustiores esse Thommen (Hermes 20. p. 196 sqq.) incau-
tius collegit". S. A. 104.
104) Lucas Ueber Polybius Darstellung des aetolischen Bundes, Königs-
berg und Berlin 1827. 4. S. 11—23 (dem Henzen S. 30 ff. 64, wenn auch
viel weiter gehend, folgte) und Werner S. 31— 41 haben nachgewiesen,
dass die in den beiden ersten Büchern enthaltne Vorgeschichte schon vor
151 besonders herausgegeben ist. Vgl. auch Strachan-Davidson S. 405 f.
Die Vorrede I, 1 — 5 kann ungezwungen kaum anders aufgefasst werden,
als dass sie für ein nur jene 53 Jahre bis 167 umfassendes Werk bestimmt
ist, s. die A. 99 angef. Stelle I, 1, 5, vgl. I, 2, 7 f. 3, 9 f. 4, 1 (s. A. 74),
dann auch 12, 7—9, und die zweite Vorrede an der Spitze des 3. Buchs
motivirt dann mit ausdrücklichem Rückblick auf die erste (III, 1, 1) den
erweiterten Plan (III, 4), indem sie denselben, wie die Worte sich wohl
kaum anders deuten lassen, ausgesprochenerraassen als eine Aenderuug
des ursprünglichen (II [, 4, 1. naxä xr\v &; uQ%rjg ngodsoiv, s. A. 102. §. 13.
olov UQ%rjv noL7}od(ievog aXXrjv, vgl. I, 65, 5. II, 1, 4. 71, 2. nccxa ztjv ££
dgxng nQo&i-oiv) bezeichnet. Als II, 65, 9 geschrieben wurde, war auf
römischer und karthagischer Seite noch ein gut Theil Menschen am Leben,
welche den zweiten punischen Krieg durchgemacht hatten: dict to . . . ncci
71CCQU xotg nsizoXsfLrjxooiv sxi vvv a(icpi6ßrjt8L6d-ca xccg alxiag. Der Abschnitt
II, 37, 8 — 40, 6 setzt nicht die wohl schon 144 erfolgte Wiederherstellung
des achaeischen Bundes, wie Nissen S. 273 f. meint, sondern dessen noch
ungestörten Fortbestand voraus, wie Werner S. 34 ff. (vgl. Strachan-
Davidson a. a. O) zeigt, und auch was wir II, 62, 3 f. lesen, passt nicht
auf die Zeiten nach 146. Während P. in Bezug auf Gallien II, 14. 3 den
Grundsatz ausspricht und sofort befolgt: ngöatov ds 71sql xrtg %<ßQcig Q7}x£ov,
7COLCC tCq S6XLV %Cil TTCOg %£lXai 71QOS X1\V CcXXrjV 'ixCcXlCCV OVXCOg yCCQ 86XCU
neu xu ksqI xäs nQiZj-eig dicccpsQOvzec ytaxavosiv ßsXxtov, vnoyQocopivxcov xäv
tisql xs xovg xoitovg -neu xr\v %(oqclv Idicofiuzenv , fehlt in den beiden ersten
Büchern noch jede Spur einer Bekanntschaft mit Spanien und Afrika.
Dazu kommt das A. 75 Dargelegte. Wenn P. endlich in diesen Büchern
auch nur summarisch erzählen will (s. A. 101), so bleibt es doch im Ver-
gleich mit der Lehre vom Kreislauf der Verfassungen im 6. Buch auffallend,
Polybios von Megalopolis. 109
Unebenheiten abgesehen105), jedenfalls zu einem durchaus ein-
heitlichen und ganz anders als nach den drei angegebenen
wie wenig die II, 41 kurz angegebene Verfassungsgeschichte Griechenlands
dieser Lehre entspricht, s. La Roche S. 21. A. 1. Markhauser S. 146.
Inzwischen hat nun aber Thommen Ueber die Abfassungszeit der Ge-
schichten des Polybius, Hermes XX. 1885. S. 196—236 (nach einem schon
von Schweighäuser V. S. 433 z. II, 38, 4 [vgl. Werner S. 31. 32] hin-
geworfenen Gedanken) zu beweisen gesucht, dass P. sogar die ganze Ge-
schichte bis 167 nach seinem ursprünglichen Plane vor 151 ausgeführt,
dann sie aber nach 144 dem erweiterten gemäss überarbeitet und die Fort-
setzung hinzugefügt habe, wobei aber einzelne Spuren der ersten Redaction
stehen geblieben seien. Dass Thommen indessen beim Aufsuchen solcher
Spuren in mehreren Fällen nicht glücklich gewesen ist, hat Hartstein
a. a. 0. (s. A. 102) mit solchem Erfolge dargethan, dass Thommen Philo-
logus XLVI. 1887. S. 753—755 dies selber fast durchweg hat zugeben
müssen. Nur von VI, 52, 1—3. 5. 56, 1—3 räumte Hartstein mit Recht
ein, dass diese Stellen den Bestand von Karthago noch voraussetzen. Er
nahm daher an, dass nach Herausgabe der beiden ersten Bücher auch die
4 folgenden bereits vor 151 geschrieben, aber noch nicht herausgegeben
waren, und dass P. ebendesshalb sie nach 144 überarbeiten konnte und
überarbeitet habe, während ihm dies bei jenen beiden, weil sie schon
herausgegeben waren, nicht mehr möglich gewesen sei. Allein vergebens
bestreitet er, dass ein Gleiches wie von jenen Stellen des 6. Buchs auch
von XIV, 10, 5 gilt, wo es heisst, dass man Tunes fast von allen Ecken
und Enden Karthagos sehen könne: tcxi de avvonxog 6%sSbv &• oXr\g xrjg
noXscog, „Und noch eine spätere gleichartige Stelle XV, 30, 10. ov yaq
eXccxxco iioisi xcc 7cai8<xQia tmv ctvdqäv tcsql tag xa.qu%ag sv ts xfj Kccqxtj-
Sovlcov noXsi v.a.1 naxoc xi\v 'AXs^avdqsiccv , welche gar nicht anders denn als
ein den Karthagern versetzter boshafter Seitenhieb verstanden werden kann,
ist sowohl von Thommen wie von Hartstein übersehen". (Rud. Müller).
Dazu kommt, wie schon A. 74 sich zeigte, dass VIII, 4, 1 ff. die Tyche noch
einmal wieder in derselben Form wie I, 4, 1 ff. auftritt. Man wird hiernach
die Annahme von Hartstein zum Mindesten auch noch dahin erweitern müssen,
dass die folgenden Bücher bis zum 15. einschliesslich noch vor 148 ge schrieben
sind; noch weiter zu gehen ist aber auch kein zwingender Grund vor-
handen. Denn die auf III, 32, 1 f . gestützte Einwendung von Thommen
Herrn, a. a. 0. S. 212 f. Philol. a. a. 0. S. 755 ist unschwer zu beseitigen,
weil Nichts daran hindert diese allerdings erst nach 144 abgefasste Stelle
vielmehr so zu deuten, dass P. die Schwierigkeiten voraussah und von
manchen Seiten auch mündlich auf dieselben aufmerksam gemacht war
für ein so umfängliches Werk von 40 Büchern ein ausreichendes Publicum
zu gewinnen, und dass er ebendesshalb sich gemässigt sieht hier noch
ziemlich im Anfange des abgesehen von der Vorgeschichte noch nicht
veröffentlichten Ganzen dieser Gefahr entgegenzuarbeiten. Wenn die Capitel
III, 22—32 „eine fest zusammengefügte Gedankenkette1' bilden, so beweist
dies ja auch von Thommens Standpunkt aus nur, wie gut ihm hier die
110 Nennundz wanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Zeitabschnitten, sondern viel kunstvoller gegliederten Werke
gediehen. Der Gesammtstandpunkt des Polybios ist allerdings
Ueberarbeitung gelungen ist. Ja man wird umgekehrt wohl sogar im Gegen-
satz nicht bloss zu Strachan- Davidson S. 406, sondern auch zu Hart-
stein annehmen müssen, dass bei der endlichen Herausgabe des Ganzen
auch die beiden ersten Bücher in einer zweiten, immerhin hie und da um-
gestalteten, wenn auch nur wenig umgestalteten Auflage neu erschienen.
Scala S. 327 verspricht zu zeigen, dass sogar die 5 ersten in der frühesten
Zeit der Internirung des P. in Rom geschrieben seien, und für das 1.
und 2. mag nach dieser Richtung hin schon Scalas Berufung auf I, 36, 6
genügen, so dass er S. 325 ff. wohl mit Recht in I, 56, 4—8 einen späteren
Zusatz findet. Dieser ist indessen so beschaffen, dass er auch noch vor
151 oder 149 gemacht sein kann. Sehr gut ist. ferner die von Rud. Müller
a. a. 0. These 2 : „Polybium ante annum CL in Hispania versatum esse Thommen
(Herrn. 20. p. 215) non demonstravü" (vgl. dazu A. 24b): „demonstrari
potest loco hist. X, 11, 4 coli. II, 13, 2" ausgesprochne Beobachtung, dass
in II, 13, 2. xr\v EVHcciQiccv xov xoitov (Neu-Karthago) . . . nsoi ijg rjfisig
fvcpvsGtSQOv hcciqov Xocßovxsg vnoSsi^ofisv xr\v ftsoiv ccvxijg x. x. X. bereits
im Voraus auf X, 9 ff. (11,4. avxonxca ysyovoxsg) verwiesen wird. Aber
der von Müller hieraus gezogne Schluss ist vorschnell, denn diese Voraus-
deutung kann wiederum ebenso gut erst ein Einschiebsel der zweiten Re-
daction sein, ja wenn auch noch das 10. Buch ursprünglich bereits vor
151 geschrieben war, so bleibt nichts Anderes übrig, da P. wohl vor 150,
aber doch nicht vor 151 in Spanien war (s. A. 24 b). Ganz sicher aber
halte ich für ein solches Einschiebsel mit Scala S. 181 ff. die Aeusserungen
I, 63, 9. l£ cov drtXov xb ngoxEd'sv r\\iiv i£ ccQxrjg (?) cog ov xv%V 'Pcoftatbt,
Y.a&dnBq svlol donovai xcov 'EXXtjvcov , ovd' ccviO{ictxcog, aXXcc neu XCav ftxo-
xcog iv xoiovxoig ncci xnXiHovxoig nqüy\ictGiv ivccoy.rjoccvxeg ov fiovov ineßd-
Xovxo xq xcov oXcov r)ye(iovict xal dvvccoxsi'a xoX[ir]Qcög, aXXcc xca xa-ihxovro
xrjg Ttqod'sascog und II, 38, 5. dfjXov cog xv%r\v [isv Xiysiv ovdaticog av si'r}
7tQsnov (cpavXov yap), alxiav 8h [iccXXov £r}xeiv ' %cooig yuQ xccvxrjg ovxs xcov xara
Xoyov ovxs xcov nagu Xoyov slvai do-novvxcov ovSsv olov xs ovvTsXsa&rjvcu, mit
denen P. den früheren I, 3 ff. (s. A. 74) geradezu ins Gesicht schlägt. Viel-
leicht ist ebenso unter stoischem Einfluss erst später auch I, 58, 7 ff. eingefügt,
s. Scala S. 327. Als stoisch gefärbte Einlagen innerhalb des 2. bis 5. Buchs
bezeichnet Scala S. 325 — 333 mit Wahrscheinlichkeit III, 7, 7. 31, 12 f.
IV, 21, lff. 30, 4 f. V, 106, 8. Ausserdem vgl. A. 93. Schwerlich war ferner
die Politik des Panaetios schon vor 151, ja auch nur vor 148 erschienen,
schwerlich hat P. sie vor seiner persönlichen Bekanntschaft mit demselben
benutzt; stammt also (s. A. 75) jene Erörterung über den Kreislauf der
Verfassungen (VI, 5 ff.) aus ihr, so hat sicher P. die letztere erst nach 143
in einer Umarbeitung der Bücher III— XV seinem Werke einverleibt. Ueber
die richtige Ordnung der Abschnitte im 6. B. s. übrigens Nissen S. 252 — 254.
Auf diese Weise begreift es sich denn auch erst, dass das ganze, so aus-
gedehnte und umfassende Werk (worin freilich Nitzsch S. 138 auffallend
genug keine Schwierigkeit fand) so, wie es der Nachwelt überliefert ward,
Polybios von Megalopolis. 111
der des gesunden Menschenverstandes mit allen seinen Vorzügen
und allen seinen Schwächen, zu welchen letzteren auch eine
unsägliche Breite gehört106), so aber, dass dieser Standpunkt
bei ihm veredelt ist nicht bloss durch eine reiche staatsmännische
und militärische Erfahrung107), sondern auch durch eine un ver-
ächtliche philosophische Bildung und ebendamit durch einen
starken Strahl jener höchsten wissenschaftlichen Weihe, welche
nur durch eine solche errungen wird. Allerdings bringt dieser
Standpunkt es mit sich, dass Tiefe108) und Oberflächlichkeit, ja
Flachheit109) bei ihm abwechseln, und es ist ja nicht der höchste
in der Geschichtschreibung, aber" innerhalb desselben hat Polybios
das Höchste dermassen erreicht, dass er, wie gesagt, den grössten
Geschichtschreibern aller Zeiten schliesslich dennoch ebenbürtig
an die Seite tritt110). Sein oberster Leitstern ist die Wahrheit,
schon weil sie allein belehrend ist. Er nennt sie das Auge der
wenigstens vom 3. B. ab endgültig in der kurzen Zeit von etwa 142 bis
130 ausgearbeitet werden konnte (wenn auch nicht nach Thommens un-
richtiger Annahme, s. A. 45, sogar erst zwischen 132 und 129). „Nach
einem wie genau bis ins Einzelne entworfnen Plane P. aber von Anfang
an schrieb, erhellt (abgesehen von dem A. 115 Beigebrachten) aus den
sonstigen Vorausdeutungen II, 87, 9 auf IV, 40, V, 12, 7 f. auf VII, 13, 2 ff.,
»V, 98, 11 auf IX, 19, 5 ff., III, 19, 10. 87, 9, bei denen Nichts dafür spricht,
dass sie etwa erst in der Ueberarbeitung nachträglich eingefügt wären.
Zugleich sieht man hieraus wie überhaupt aus den Selbstcitaten , dass P.
seine Bücher der Reihe nach abfasste". (R. Müller). S. auch A. 111.
105) S. d. vorige A. 104 und die folgende 106.
106) Abgesehen von solchen Wiederholungen, die von seinem Stand-
punkte aus gerechtfertigt erscheinen, ist doch die XXXI, 19, 5 und 20, 1
sich findende besonders auffällig.
107) Wie La Roche S. 11 meint.
108) Mit ausserordentlich scharfem Blick erkennt P. die Anzeichen,
dass auch bei den Römern nach Erreichung ihres Höhepunkts der Verfall
bereits beginnt oder doch zu beginnen droht, II, 21, 8. VI, 51. XIII, 3, 7.
XVIII, 35 (18) vgl. m. VI, 66, 1 ff . und XXXII, 8. XXXII, 10, 7. 11, 3 ff .
XXXV, 4. XXXIX, 12 (XL, 6), vgl. auch IX, 10. XXXI, 18, 7. 24, 1 und
1,37,10. Frühere Handlungen der Römer tadelt er 111,26,6. 28, 2 ff.,
vgl. I, 83, 11. 88, 8 ff. La Roche S. 99—102. Markhauser S. 153 — 155.
109) Richtig sagt La Roche S. 54 von seinen nützlichen Lehren, dass
sie „sich im Bereiche des praktischen sensus communis halten, ja hie und
da ans Triviale streifen (wie z. B. III, 110, 3. 117, 5. V, 81), so wie andrer-
seits wieder reich an guten Bemerkungen sind". Im Uebrigen vgl. A. 55.
67. 81. 84. 85. 89 ff.
110) S. die guten Erörterungen von Markhauser S. 93— 102. 131-133.
112 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Geschichte111), und was überhaupt einem Menschen, welcher eine
Zeitgeschichte, in der er selbst eine erhebliche Rolle gespielt
111) So in der Hauptstelle I, 14, 4 ff., wo es §. 6 f. heisst: Saneg ydg
£<6ov xäv btpecov dcpaige&eiGwv d%geiovxai xb oXov , ovxoog i£ toxogiag dvaige-
fteicqg xrjg dXr}&eiag xb v.axaXent6(ievov avxrjg dvcocpeXeg yivexai dirjyrjfia.
dlOTieg OVTE X(OV CpiXtOV Y.axr\yOQELV OVXE XOVg EX&QOVg E7ICUVELV OHVrjXEOV,
ovxe de xovg avxovg ipeyeiv noxe d' eynco(iid£eiv x. x. X. und XII, 12 (7), 3
mit zum Theil wörtlichem Rückweis: eyd> de, dioxi (iev rjyeiad'ai Sei xcov
xoiovxcov avyygafifidxcov xi\v aXrj&eiav, bfioXoyd), neu yiccxcc xr\v ngay(iaxeiav
avxog nov KexQTjfiai Xeycov, oxi Kaftaneg euipv%ov 6(6(iaxog xav oTpecov ef;-
aiged~ei6cov d%geiovxai xb oXov , ovxw§ e£ i6xogiag edv dgrjg xrjv dXrj&etav,
xb naxaXe inofievov avxrjg dvcocpeXeg yivexai dirjyr](ia. Ausserdem vgl. VIII,
10, 3—7. X, 21, 8 (s. A. 47). XII, 15, 9. XIII, 5,4-6. vat (ioi doxei (ie-
yl6xr\v ftebv xoig dvQ'gcoTtoig r) cpvoig dnodel^ai xr)v dXrj&eiav -/tat (leyiaxrjv
avxij ngoa&eivai dvvafiiv %. x. X. und (s. darüber Strachan-Davidson
S. 410 ff. 422 f.) die Anwendung, welche P. selbst IV, 8 in der Mischung
von Lob und Tadel auf Aratos macht, ja sogar auf Philopoemen XXII, 17
(s. A. 7) nebst Lykortas (vgl. Markhaus er S. 25. A. 3) XXII, 12 (XXIII, 9),
endlich VI, 9, 11 (s. A. 75). %(oglg ogyrjg r] cp&ovov noiov(ievog xrjv dnocpaßiv.
Wie schwer diese Forderung aber streng zu erfüllen ist, weiss P. sehr
wohl: VIII, 10, 8 f. aXX' l'acog xovx' elneiv (iev ev(iageg, ngd^ai de xal Xiav
dvo%egeg did xb noXXdg nal noittiXag elvai dia&eüeig nccl 7iegiGxa6eig, alg
el'xovxeg dv^gconoi v.axd xbv ßiov ovxe Xeyeiv ovxe ygdyeiv dvvavxai xb
cpaiv6(ievov. mV %dgiv xigl (iev avxmv cvyyvä(irjv doxeov, evioig ye (irjv
ov doxeov. XII, 12, 4 f. ovo fievxoi xgonovg eq>a(iev elvai tyevdovg, eva
(iev xbv nax' dyvoiav , exegov de xbv naxd ngoaigeaiv , v.a.1 xovxcov deiv xoig
(iev kccx' dyvoiav naganaiovoi xrjg dXrj&eiag didovai Gvyyv(6(irjv , xoig 81
yiaxd ngoaigeaiv aY.axaXXdnx(og e%eiv , ebenso XII, 7, 6, vgl. 25a, 2. XVI,
14, 6 ff. eya> de, dioxi (iev dei goneeg didovai xaig avxmv naxgiGi xovg avy-
ygacpeag, avyxcogrjaaifi' dv , ov (irjv xccg evavxlag xoig Gvfißeßrjtioaiv dno-
cpdaeig noieioQ'ai negi avxmv. inavd ydg xd neex' dyvoiav yivb(ieva xoig
ygdcpovGLV , d dictyvyetv dv&gconov bvxcc dvG%egeg' edv de kccxcc ngocclgeciv
ipevdoygacp<b(iev 77 naxgCdog evenev t} cpiXcov r} %dgixog, xi dioiao(iev xeäv
dnb xovxov xbv ßiov nogt^ofievcov; x. r. X. Dass P. diese Entschuldigung,
derer er freilich selbst bedarf (s. A. 112), gelten lässt, ja bis zur Recht-
fertigung verkehrt, wirft ihm noch La Roche S. 43 f. 82 in sehr unbilliger
Weise vor, denn erstens spricht er hiemit nur offen aus, was alle anderen
Historiker auch thun, aber nicht einmal sich selber eingestehen mögen,
und zweitens zeigt die Parallelstelle XXXVIII, 5 (1 c), 12 — 6 (1 d), 8 noch
deutlicher, in wie beschränktem Sinne die Sache gemeint ist. Weit be-
denklicher ist allerdings die Regel VI, 11, 7 f. de? de xbv dyccftov ytgLxrjv
ov% £K xav 7tagocXei7tO(iev(ov dov.i(id£eiv xovg ygdtpovxag, dXX3 in xöäv Xeyo-
(levmv, kuv (iev ev xovxoiq xi Xcc(ißdvjj ipevdog, eldevcti diöxi ndneLvcc itccga-
Xeiitexai di' äyvotav (warum nicht auch %uxd ngoaigeaivT) , edv de ndv xb
Xeybfievov dXij&eg #, 6vy%<ogeVv dioxi ndnelvcc 7tctgccoicoitäxca ueexd ngt'aiv,
ovy. dyvoiav. Ueberhaupt aber mahnt er zur Milde im Urtheil und zieht
Polybios von Megalopolis. 113
hat, schreibt, möglich ist an unparteiischer Wahrhaftigkeit zu
erreichen, das hat er erreicht112). Auch in den eingeflochtenen
das Lob, so viel es angeht, dem Tadel vor (II, 61, vgl. VII, 7) und eifert
gegen das Breittreten schmutziger Dinge (XII, 8 [9], 2 ff. 13, 1 — 15, 12,
vgl. VIII, 12). Ueber den wesentlichen Unterschied des Wahren und des
bloss Wahrscheinlichen spricht er XII, 7, 4, aber er verkennt nicht, dass
der Historiker auch das Letztere, die Schlüsse i| stxormv -aal oritisicov,
nicht entbehren kann, XXIX, 5 (1 b). Vgl. Markhauser S. 38—41.
112) Darin hat ja ohne Zweifel schon Lucas richtig gesehen, dass die
Darstellung des P., wie er wohl selbst fühlen mochte (s. A. 111), einen
starken arkadischen Localpatriqtismus zeigt, und dass er trotz aller Wahr-
heitsliebe doch den Aratos und die Achaeer zu günstig und die Aetoler zu
ungünstig beurtheilt, aber Schilderungen und Kritiken, wie sie Brand-
stäter Ueber das Geschichtswerk des Polybius, Danzig 1843. 4. Die Ge-
schichten des aetolischen Landes, Volkes und Bundes, Berlin 1844. 8.
(S. 199—297) und La Roche S. 81—89 Dem gegenübergestellt haben, ent-
halten zwar im Einzelnen Richtiges, entfernen sich aber im Ganzen doch
sicherlich noch weit mehr von der historischen Wahrheit (vgl. übrigens
Campe a. a. 0. S. 352 und die Gegenbemerkungen von Brandstäter
Ueb. P., Philologus IV. 1849. S. 761 — 764), und Lucas hat seine Be-
hauptung, dass P. nicht bloss und nicht immer die Wahrheit sagen wollte,
trotz alles Scharfsinns schwerlich genügend bewiesen. Wollte man z. B.
Treitschke mit gleichem Masse messen, so würde man diesem den
gleichen Vorwurf gewiss in noch höherem Grade machen müssen, und doch
wie sehr würde man ihm damit Unrecht thun! Im Grossen genommen ist
das Bild, welches P. von den Aetolern gezeichnet hat, dennoch das richtige,
und die wahre Nachblüte griechischen Lebens gehörte in der That dem
achaeischen Bunde an. Es genügt, dass wir heute noch, trotzdem dass P.
hier nicht ganz ccvev 097775 xai cpftovov zu schreiben verstanden hat,
dennoch aus ihm ohne grosse Mühe den wirklichen Gang der Dinge zu
erkennen vermögen. S. Markhauser S. 90 — 93 und La Roche S. 5
selbst; weniger erheblich ist die Verteidigung von Merleker Ueber
Polybius' Darstellung des achaeischen Bundes, Arch. f. Philol. I. 1831.
S. 253 — 283, vgl. dessen Geschichte des aetolisch - achaeischen Bundes-
genossenkrieges, Königsberg 1831. 8. (mir unbekannt). Vgl. auch C. 21.
A. 647. 547 b. 556. 557. 560 mit den Nachtrr. 566. Im üebrigen können
die Worte nicht oft genug wiederholt werden, mit denen Mommsen
S. 453 die durchaus nicht schmeichelhafte Charakteristik des P. schliesst:
„Polybios ist kein liebenswürdiger Schriftsteller; aber wie die Wahrheit
und Wahrhaftigkeit mehr ist als alle Zier und Zierlichkeit, so ist viel-
leicht kein Schriftsteller des Alterthums zu nennen, dem wir so viele
ernstliche Belehrung verdanken wie ihm. Seine Bücher sind wie die
Sonne auf diesem Gebiet: wo sie anfangen, da heben sich die Nebel-
schleier, die noch die samnitischen und den pyrrhischen Krieg bedecken,
und wo sie endigen, beginnt eine neue, wo möglich, noch lästigere
Dämmerung".
SushmihIj, griech. alex. Litt.-Gesch. II. 8
114 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Reden, auf die er ein grosses Gewicht legt112b), hat er sich,
wenn auch durchaus nicht ausnahmslos113), ungleich mehr an
den wirklichen Inhalt angeschlossen als Thukydides114), und so
viel die Kunst dabei verliert, ebenso sehr muss die strenge
Wissenschaft dies billigen. Ein zweiter Vorzug ist die ganz
ausserordentliche Klarheit und Uebersichtlichkeit seiner Dar-
stellung116), die unter den vielen von ihm eingewobenen Excursen
112b) XII, 25 a, 3. a g%e86v g>ge\ nscpciXaicc xmv tiqu^ecov egxi v.al
gvve%el xr\v oXrjv lgxoqlocv. Nur um so mehr aber verlangt er auch das
richtige Mass in ihrer Beigabe und den richtigen praktischen Tact in ihrer
Ausführung, XII, 25 i. XXXVI, 1 (1 a), vgl. II, 56, 10. Sehr gut handelt
im Ganzen genommen über diese Seite der Geschichtschreibung des P.
La Roche S. 44. 63 ff.
113) Eine solche Ausnahme ist wohl entschieden III, 108, 4 — 109, 12,
theilweise auch wohl XV, 1, 5 ff., s. La Roche S. 65 f., und XV, 10 f.,
s. La Roche S. 67. Vgl. Schenkl Jahresber. XXXVIII. S. 233.
114) Vgl. H. Welzhofer Die Reden bei Polybios, Jahrb. f. Ph. CXXI.
1880. S. 539— 544. S. seine eigne Aeusserung XII, 25 a, 4 ff . Sioxl yccg
xavxa nag aXrj&siccv . . . Y.axuxExci%E TYficaos, neu xovxo 7i£itoir}HE hccxoc
nqo&EGiv , xig ov naQCCHoXov&Ei xcav ccvEyvcoxoxeav; ov yccg xä Qrj&EVxec ye-
yqacpEV, ov8' eog EQQrj&r} nax* ccXqd'Eictv , dXXcc ngod'EiiEvog d>g Sei §rj$rr}vai,
rtdvxccg E^ccQLd'iiEixtti xovg Qrj&EVxecg Xöyovg xcu xa naoEnofiEvcc xoig ngei-
ypaGiv ovxcog mg uv eI xig ev diccxQißij noog vtioQ'eglv etcixeiqoCi] , coGnEQ
dnoÖEi^iV xrjg eccvxov dvvdfiscog 7toiov[iEvog, ccXX' ovx i^rjyrjGiv xtov xux'
ccX^&eiccv eIq7]^ev(ov. XII, 25b (s. A. 71). Aber, wie Schenkl a. a. 0. be-
merkt, „die Form ist sein Eigenthum, und wenn er auch nicht einen be-
sonderen Stil in den Reden anwendet, so tragen sie doch das Gepräge
der Rhetorik jener Zeit". Ueber den höchst originalen Eindruck von
XV, 6 f. XXI, 19 (XXII, 2) ff. 22 (XXII, 5) ff. XXXI, 7 s. La Roche S. 66 f.,
und dass derselbe auch IX, 28—40 und sogar XI, 4—7 (5—8) nicht ganz
fehlt, giebt auch La Roche S. 67 f. zu, wenn er auch im letzteren Falle
mit Recht subjeetive, dem P. durch seinen Aetolerhass eingegebne, sachlich
unangemessene und des P. unwürdige Zuthaten annimmt.
115) Wie grosse Wichtigkeit er dem Evnaqav.oXovQ'ov ncci oeeepig bei-
legt, sagt er selbst V, 31, 4 ff. (s. A. 139), wo es schliesslich heisst: §. 7.
diov av si'r) \LEyiGxy\v r\\ia.g noiEiG%ui noovoiav xal xov %EiQiGyiOv xai xr\g
oUovofiicxg^ ivcc vcci %axcc fiEQog -aal y.u&6Xov GatpEg xb Gvvxay^ia yivr\xai xrjg
ngayfiaxELocg. Diesem Zwecke nun dienen die beiden ersten einleitenden
Bücher (s. A. 101), und die nooEx&EGEig (s. A. 141 — 143), das General-
register im 40. Buche, die genaue Angabe des Anfangs der Vorgeschichte
und der eigentlichen Darstellung mit Anschluss an das Ende des Timaeos
und des Aratos (I, 5, 1. 3, 2), die vielen Recapitulationen , Voraus- und
Rückdeutungen, die Erinnerungen an gleichzeitige Ereignisse an anderen
Orten, die genaueren Wiederanknüpfungen des Themas nach den Prooemien
und Excursen, die Zerlegung der Motivirungen in ihre verschiednen Momente
Polybios von Megalopolis. 115
nicht im Mindesten leidet. Unter diesen Excursen nimmt einen
breiten Platz seine Kritik früherer und zeitgenössischer Historiker
von der demosthenischen Zeit ab ein116), unter denen abgesehen
von Aratos vorwiegend nur Ephoros als der einzige, welcher
vor ihm, wenn auch in wesentlich anderer Weise, Universal-
geschichte schrieb, Gnade vor seinen Augen fand117). Polybios
hatte ein wohlberechtigtes, wenn auch etwas starkes und ge-
legentlich in Selbstgefälligkeit ausartendes Bewusstsein von seiner
Ueberlegenheit über sie alle und von der völligen Neuheit seiner
eignen historischen Anschauungen, und er wahrte und erneuerte
und die geschickte Einfügung derselbeD an der passendsten Stelle (I, 26.
62. 71, 4 ff. 72. 111,9,6 — 10, 7. III, 44, 6 ff. vgl. 17, 5 ff. La Roche
S. 58), die genauen chronologischen Angaben (s. A. 136 ff.), endlich die
Vermeidung jeder Zweideutigkeit des Ausdrucks, s. Markhauser S. 80 f.
Dies Alles trug freilich nicht wenig zu seiner Weitschweifigkeit bei. Wie
sehr P. nach einem vorher bis ins Einzelne entworfenen Plane arbeitete, ist
schon A. 104 z. E. dargelegt, und man sieht es namentlich ferner daraus, dass
er schon bei Abfassung des 1. u. 3. B. (I, 64, 2. III, 2, 6 u. ö. 57, 5) die Absicht
hat die römische Verfassung und die Hauptmasse des Geographischen in zwei
eignen langen Excursen (B. 6. 34) zu behandeln, wenn auch die Ausführung des
ersteren durch die inzwischen aufgenommene Lehre vom Kreislauf der Ver-
fassungen eine andere Gestalt als die anfänglich beabsichtigte erhalten hat.
Weiteres s. b. Nissen S. 243. Ueber die Anschaulichkeit seiner geographi-
schen Schilderungen s. A. 56, und seine naturwahre Erzählung von Hannibals
Alpenübergang (III, 50 ff.) lernt man, wie La Roche S. 57 hervorhebt, erst
recht schätzen, wenn man sie mit der Uebersetzung und Verhunzung des
Livius vergleicht. Anders freilich urtheilt Strachan-Davidson S. 402:
„Unfortunately , Polybius's power of graphic delineation of localities is not
equal to Ms industry , and Ms account of HannibaVs route falls far short
of the clear and exact description wMch he is careful to promise his readers".
(Die zahlreiche Litteratur über den letzteren Gegenstand von Zander Der
Heerzug Hannibals über die Alpen, Göttingen 1829. 8. ab hier aufzuführen
halte ich mich nicht für verpflichtet.
116) B. 12. Ausser diesem Excurs und den beiden anderen langen
B. 6 und 34 (s. A. 115) mögen hier noch besonders die militärischen über
Strategie IX, 12—16 und Signale X, 43—47, 12 (s. A. 11) hervorgehoben
werden. Ueber die Beschreibung des römischen Lagers VI, 27 — 39 handeln
H. Droysen Die polybianische Lagerbeschreibung, Comm. in hon.
Th. Mommseni, Berl. 1877. S. 35 — 40. Hankel Das römische Normal-
lager zur Zeit des Polybios, Jahrb. f. Ph. CXXI. 1880. S. 737—763. Nissen
Das altrömische Lager nach Polybios, ebendas. CXXIII. 1881. S. 129 — 138
(gegen Hankel) und Hankel ebendort S. 857—867.
117) V, 33, 1 f. XII, 27, 7. 28, 10 f. XXXIV, 2, 1 ff. Andrerseits s. IV,
20, 5. IX, 1, 4. XII, 25 f. Vgl. Hirzel S. 889—898. In Bezug auf Zenon
und Antisthenes von Rhodos s. A. 121.
8*
116 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
die Würde der Geschichte einem Publicum gegenüber, welches
mehr und mehr daran gewöhnt worden war in derselben eine
blosse Unterhaltungslitteratur zu suchen und überdies von einer
zahllosen Unmasse von Specialgeschichten fast erdrückt war118).
Es war nicht seine Schuld, dass ihm durch den unumgänglichen
Zwang hiegegen ankämpfen zu müssen jene kritischen Excurse
geradezu abgenöthigt wurden119), und seine Kritik war, wenn
auch bisweilen übertrieben120), so doch in ihrem Kerne gerecht121).
118) Schon Ephoros und Timaeos sahen sich genöthigt, wie bereits
C. 21. A. 291 gesagt ist, die Meinung zu bekämpfen, als ob zu einer
epideiktischen Rede mehr Talent und Fleiss gehöre als zu einem Geschichts-
werk, Polyb. XII, 28, 8 f. So begreift sich denn auch nicht bloss der
Kampf des P. gegen die Rhetorik in der Geschichtschreibung, sondern
auch die Zurückstellung des xsqnvov in seiner eignen weit über seine eigne
eigentliche Meinung hinaus (s. A. 60).
119) Chodnicek Ueber die Gründe der theoret. Excurse und Be-
merkungen des P., Wien 1889. 8. steht mir nicht zu Gebote. Treffend
aber bemerken Markhauser S. 49 und Strachan-Davidson S. 415,
dass es damals weder kritische noch sonstige wissenschaftliche Zeitschriften
noch auch die Sitte gab den Text mit Anmerkungen zu versehen, und dass
daher dem P. nur diese Möglichkeit für seine Erörterungen blieb. Um so
mehr ist es unbillig, wenn Scala S. 290 ff. hier von Reclame redet, und
mit Recht hebt Niese Gott. gel. Anz. 1890. S. 895 den Widerspruch hervor,
dass P. bei ihm bald als „ein bedeutender philosophisch geschulter Kopf"
erscheint, „der seine Zeitgenossen überragt", bald als „ein Schriftsteller,
der durch Anpreisung seiner Waare Käufer anlocken will".
120) S. C. 21. A. 256. 259—261. 270. So sehr P. die Schimpfreden des
Timaeos tadelt, so hat doch Scala S. 38 f. A. 1 ein hübsches Verzeichniss
der eignen Kraftausdrücke desselben in seiner wissenschaftlichen Polemik
zusammengestellt. Scala hebt ferner mit Recht (S. 39) den Mangel des
P. an allem leichten Humor hervor und giebt S. 39 f. A. 3 ein anderes Ver-
zeichniss, aus dem man sieht, wie herb und bitter stets die Scherze, Witze
und Sarkasmen desselben sind.
121) So in der Hauptsache gegen Timaeos (vgl. übrigens Sintenis
P. u. T., Philol. H. 1847. S. 291 f.), am Wenigsten wohl gegen Theopompos
VIII, 11 — 13, 2 (s. indessen Markhauser S. 89 f. A. 5). XII, 25 f. 6 f. XVI,
12, 7 (andrerseits vgl. XII, 27, 8), gegen den er zwar auch manches Zutreffende
bemerkt, dessen Gesammtbedeutung er jedoch schwerlich richtig gewürdigt
hat, der aber freilich durch sein eignes bitteres Urtheil über Andere eine
scharfe Zurechtweisung seiner selbst förmlich herausforderte. An der vollen
Gerechtigkeit der massvollen Kritik des Fabius u. Philinos I, 14 f. 15, 12.
58, 5. III, 8 f. 26, 2 ff. (vgl. C. 21. A. 582) im Ganzen und Grossen und des
Kallisthenes XII, 17—22 zweifelt heute wohl Niemand mehr, die des Phylar-
chos II, 56, 1—63, 6 ist freilich einseitig und getrübt durch den entgegen-
gesetzten Parteistandpunkt (s. C. 21. A. 557), zeichnet aber doch die Fehler
Polybios von Megalopolis. 117
Uebrigens nimmt er es sich auch durchaus nicht übel scharf von
ihm getadelte Historiker dennoch, und zum Theil in ausgedehntem
Masse, selbst zu benutzen122). Grossentheils mit dem eben
dieses Geschichtschreibers richtig. Und so werden wir dem P. denn in
Bezug auf Sosylos und Chaereas (s. C. 21. A. 607) unbedingt zu glauben
haben. Die Erörterung endlich XVI, 14—20 (s. C. 19. A. 46. C. 21. A. 630)
gegen seine Zeitgenossen, die Rhoder Zenon und Antisthenes, kann (trotz
Scala S. 38 f. A. 1) lediglich als ein Muster einer anständigen und mit
Achtung verbundenen, wenn auch scharfen, wissenschaftlichen Polemik
bezeichnet werden, und gerade der Schluss 20, 5 ff., in welchem er erzählt,
dass er an Zenon selbst bereits einen auf dessen Irrthümer bezüglichen
und von demselben freundlich und mit Billigung aufgenommenen Brief ge-
richtet habe, und dann hinzufügt (§. 8 f.): dio di] nccv sym naQccnaXsaaifiL
71EqI avxov xovg ■xccd'' rjficcg xal xovg £7iiyivo[iEvovg, iccv [ilv mocxcc nq6^E6iv
svQiö'iKo^ed'd nov nctxcc xr\v ngccy^iaxeiav diatpsvSo^isvoL xat itccooQcovxsg xr\v
äXrj&siav, ccTtaQaniqxcog snixi^ccv, suv dl xat' äyvoLav, Gvyyv(6(irjv £%eiv,
nal [iccXioxa nctvzcov fj[Liv dux xb [isys&og xr\g avvxcc&cog neu 8lcc xr\v %a&6-
Xov 7isQißo%r}v xeov nQccyficcxmv , muss, denke ich, auf jeden Unbefangenen
einen ebenso wohlthuenden wie die geradezu schnöde Krittelei von Brand-
stäter Gesch. des aetol. Landes S. 240 (= Polyb. S. 26) einen widrigen
Eindruck machen, und auch die Ironie von La Roche S. 80, auf dessen
genauere Ausführungen S. 69 — 81 im Uebrigen zu verweisen ist, erscheint
hier übel angebracht. Vgl. auch Markhaus er S. 48 — 64. Uebrigens sind,
wie Nissen Rh. M. XXVI. S. 281 f. gegen Mommsen bemerkt, die po-
lemischen Excurse „mit grosser Berechnung dahin gestellt, wo über die
benutzte Hauptquelle Rechenschaft gegeben wird. So ist der Brauch bei
gewissenhaften Historikern dieser Zeit".
122) So Phylarchos (vgl. C. 21. A. 560 mit den Nachtrr.) u. Kallisthenes
(IV, 33, 2. VI, 45, 1), wahrscheinlich sogar Timaeos (vgl. VIII, 8, 12 und
Scala S. 126—128, s. oben A. 4), um von Philinos, Fabius Pictor, Zenon
(s. die Nachtrr. z. C. 2. A. 630. 635) und Antisthenes (s. A. 121) gar nicht
zu reden. S. Scala S. 259—268 (vgl. Niese Gott. g. A. 1890. S. 893).
Vgl. auch A. 121 z. E. Und so ist selbst, wie Scala S. 260. A. 1 bemerkt,
aus der starken Abfertigung des Sosylos und Chaereas (s. A. 121) nicht
ohne Weiteres mit Böttcher (s. C. 21. A. 615) und v. Breska Unter-
suchungen über die Quellen des Polybios im dritten Buche, Berlin 1880. 8.
(Leipziger Doctord.). S. 7. 98 zu schliessen, dass er sie gar nicht benutzt
haben könne, sondern seine karthagische Quelle für den zweiten punischen
Krieg wahrscheinlich ausschliesslich Silenos (s. C. 21. A. 615) gewesen sei.
Ob dies dennoch annähernd richtig und die anderen Gründe Breskas
zwingend sind , wage ich nicht zu entscheiden. Von römischer Seite nimmt
derselbe ausser Fabius noch eine zweite Hauptquelle an, einen jüngeren,
zur Scipionenpartei gehörigen Geschichtschreiber, vielleicht mit Recht,
doch lässt sich schwerlich (s. d. Rec. v. H. Haupt Phil. Anz. XIII. 1883.
831—834) der Stoff so genau Stück für Stück, wie er es versucht, unter
diese drei Quellen und im Wesentlichen nur unter sie vertheilen. Aus
Fabius Pictor ist auch die Gesch. der Keltenkriege im 2. B. (s. K.W.Nitzsch
118 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Bemerkten hängt aber auch noch eine andere, unerfreuliche Eigen-
tümlichkeit des Polybios zusammen. Zu dem gleichen lehrhaften
Zwecke wie er schrieb nämlich einst schon Thukydides Ge-
schichte, aber Thukydides Hess die Ereignisse selbst lehren,
Polybios hält es für nöthig seinen Lesern im Tone überzeugter
Unfehlbarkeit die betreffenden Lehren massenweise in Excursen
und kürzeren Zwischenbemerkungen ausdrücklich vorzutragen 122b),
und überdies ist er nicht eben sparsam in der Mittheilung seiner
eignen Erlebnisse. Indessen zieht sich dies keineswegs in gleichem
Masse durch sein ganzes Werk hin123). Die Rücksicht auf Schönheit
Rom. Annalistik S. 273 — 278). Ferner gehört zu den Quellenschriftstellern
des P. Ptolemaeos von Megalopolis (s. C. 21. Nachtrr. A. 582*), ferner
Ptolemaeos Physkon (Charakteristik des Antiochos Epiphanes, Fr. 1 b.
Ath. X. 438 d = Polyb. XXVI, 1, daher denn, wie Scala S. 262 bemerkt,
Ath. für dieselbe Sache hier jenen, V. 194 b den P. citirt), und wohl mit
Recht bezieht Müller F. H. G. IV. S. 349 die Aeusserung VII, 7, 1 auch
auf Baton (vgl. C. 21. A. 593 mit d. Nachtrr.). Noch s. A. 97 b z. E. und
Scala S. 267 f.: „Weitere litterarische Quellen sind die veröffentlichten
Reden, so die des Astydamas XXX, 4, 11 ... (dass Liv. XLV, 22—24 diese
Veröffentlichung selbst benutzt habe, wie Nitzsch Polyb. S. 131. A. 13
meint, ist sehr unwahrscheinlich); ferner Berichte über Senatssitzungen
XXI, 18—23. XXIV, 11; endlich aus Archiven (vgl. Nissen S. 106) schrift-
liche Berichte der Zeitgenossen XVI, 5, 8 und Briefe, so des Scipio X, 9, 3.
Wahrscheinlich hat P. auch das ßvßMdiov ov iisycc zur Verfügung ge-
standen, das die 'T7ioiivrj[iazct des Philippos (XXIII, 2, 5) enthielt (s. d.
später folgenden wörtlichen Anführungen §. 7), und das Commentarium
des Königs Eumenes (Liv. XLII, 6), das naturgemäss im röm. Archiv ge-
blieben war".
122b) Die Deutung, welche Röscher Thukyd. S. 180 ff. der einschlagen-
den Stelle des Thuk. I, 22, 3 giebt, ist, wie man auch immer über dieselbe
urtheilen mag (s. Krüger zu ihr), jedenfalls nicht die richtige und das
Missverständniss also nicht auf der Seite des P. , sondern auf der seinen,
wie dies auch Markhauser S. 102, nur allzu schüchtern, ausspricht. Im
Uebrigen vgl. Markhauser S. 131 — 133 und die Zusammenstellungen bei
La Roche S. 53 f. Dass aber diese Grundverschiedenheit des Thukydides
und des P. aus dem Unterschiede der Zeiten hervorgeht, und dass dem P.
auch diese seine Eigenthümlichkeit durch sein Publicum abgenöthigt war,
führt sehr richtig La Roche S. 7 f. aus. Vgl. auch A. 71.
123) Nissen S. 282: „Es ist denn doch zu beachten, dass der Schrift-
steller seiner eignen Person in den beiden letzten Theilen des Werkes
(B. 31—34 und B. 35—39, s. A. 140) in ganz anderer Weise gedenkt als
in der früheren. Diesen stand er als Geschichtschreiber, jenen als Augen-
zeuge und Mithandelnder gegenüber; wo aber drängt sich P. selber im
4. und. 5. Theile (B. 19-24 und 25—30) vor? obwohl die Erwähnungen
zeigen, dass dazu nicht Veranlassung und Gelegenheit fehlte".
Polybios von Megalopolis. 119
der Darstellung nimmt in seinen Augen erst den untersten, wenn
auch immer noch nicht unwichtigen Platz ein124). Aber es war
nichtsdestoweniger ein grosser Irrthum, wenn man bis in die
neuesten Zeiten geglaubt hat, als hätte er desshalb darauf ver-
zichtet auch seinerseits ein historisches Kunstwerk zu schaffen.
Vielmehr ist das Ganze nach einem grossartigen und wahrhaft
bewundernswerthen Plane organisch einheitlich angelegt und ge-
gliedert125). Wie weit die Ausführung entsprechend gelungen
ist, können wir freilich nur theilweise beurtheilen, da ja leider
nur die 5 ersten Bücher uns vollständig erhalten, im Uebrigen
aber nur noch Bruchstücke und Auszüge und vom 17., 19., 37.
und 40. nicht einmal Auszüge mehr geblieben sind126). Die
124) XVI, 17, 9 ff . x£g ovv elnoxcog «^ Z^vodvl [isptpcuTo, 8ioxi xo nXelov
OV 7tSQL XY\V XCOV 1tQttyybdx(OV £}]Trj6lV OVÖE 7CEQL XOV XSLQlöflOV tjjg V7lO&S6SCög,
dXXcc neol xr\v xrjg Xe^eag ncixucnevriv ionovöaxe, xal 8r\Xog iöxi noXXdnig
inl xovxcp os[ivvv6{ievog, naftunsq xal nXeiovg exeooi xmv emcpavmv avy-
ygacpecov; eyob de cpr}(il [iev deiv Ttoövoiav noiecad'ca nul 67Zovdd£eiv vneo
tov deovxag e^ccyyeXXeiv xdg nod&ig (drjXov yocq dög ov {iinad. [leydXcc de
cvfißdXXexca xovxo 7iobg xr\v ioxoqlccv), ov ju^v fjyefioviKCQxaxov ye xal naco-
xov avxo naoä xolg fiexQiotg avSodai xföecd'ai. noXXov ye Sei' ccXXcc yag
ccv ei'r} kuXXico fieorj xr;g iaxoQiotg, Jqp' olg ccv (läXXov oeyivvvQ'eiri noXixmog
dvrjo. 20, 2. dib Sei (idXiöxa [iev neiQa.6&cii ndvxcov noccxetv xmv xrjg
taxogiccg fiegcov ■accXbv ydo' et de (ir) xovxo dvvctxov, xav dvcty%aioxdx(av
%cd xmv peyioxcov ev avxfj nXeioxrjv noielcQ'ca nqovoiav. Von einem etwas
anderen Gesichtspunkte aus bemerkt er IX, 1, dass seine ausschliesslich
politische und namentlich alles Mythologische und Genealogische ab-
schliessende Geschichtschreibung etwas Eintöniges und Herbes (ctvoxrjQov xi)
und Unergötzliches (diffvyayayrjxov) habe, vgl. A. 51.
125) Dies hat Nissen gezeigt, welcher S. 282 sehr richtig gegen
Mommsen bemerkt: Von einer „bewussten Opposition gegen die übliche
künstlerisch stilisirte griechische Historiographie" finde ich in der polybi-
anischen Darstellung keine Spur, wohl aber gegen die Akrisie, Rhetorik
und Verlogenheit derselben. P. hat gerade so gut ein historisches Kunst-
werk liefern wollen wie einer seiner Vorgänger. In wie weit er dies er-
reicht, bleibt eine andere Frage . . . Einem Hellenen, der jederzeit seine
Dichter (Homeros, Hesiodos, Euripides, Pindaros) im Sinne hat und mit
Dichtersprüchen seine Rede schmückt, der in wahres Entsetzen geräth über
die Profanirung der Kunstwerke seiner Nation durch die plumpen Römer,
fehlte die künstlerische Begabung nicht. Vgl. A. 61. 91. 114. 121. 139.
140. 145. — Hieher gehört zum Theil doch auch der Reichthum des P. an
oft recht gelungenen Vergleichen, s. die Zusammenstellungen von La
Roche S. 59 ff.
126) Die älteste und fast allein mustergültige Handschrift der fünf
ersten Bücher ist A (Vatic. 124) aus dem 11. Jahrh., unter den jüngeren
ist die 1417 geschriebene Florentiner B die erheblichste. Wie treu in A
120 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Abgrenzung der Bücher ist annähernd vollständig nur bis zum
18. überliefert127); von da ab müssen die Citate namentlich des
verhältnissmässig die ursprünglichen Formen bewahrt sind, zeigt aus der
Uebereinstimmung mit den Inschriften Jerusalem Die Inschrift von Sestos
und Polybios, Wiener Studien I. 1879. S. 32—58. Neben A kommt zu-
nächst aber dennoch auch für diese Bücher die von kundiger Hand ent-
worfene fortlaufende Excerptensammlung aus den 16 ersten und dem 18.
in Betracht, deren ältester und weitaus wichtigster Codex F (Urbin. 102)
gleichfalls aus dem 11. oder 12. Jahrh. ist, und die man kurz die Epitome
oder die Excerpta antiqua zu nennen pflegt. Die erste Ausgabe von Vinc.
Opsopoeus, Hagenau 1530, umfasste nur jene bis dahin allein bekannten
ersten 5 Bücher mit der lat. Uebers. von Nicolaus Perottus (1449), in
der zweiten bei Hervagen, Basel 1549, ist die eben erwähnte Epitome
vom 6. Buche ab nach einem von Pithoeus besessenen Codex mit der
lat. Ueber8etzung von Wolfg. Musculus hinzugefügt. Is. Casaubonus,
Paris 1609, zog bereits auch F herbei und gab auch die ersten Bücher
des Auszugs mit, desgleichen schon die ihm zu Gebote stehenden Fragmente
der grossen Excerptensammlung , welche Kaiser Konstantinos Porphyro-
gennetos aus alten Classikern unter 53 Titeln hatte zusammenstellen
lassen , und von denen für Polybios erhebliche Stücke aus den Titeln
itSQi 7ZQE6ßeimv , tibqX ccgszrjg Kai xaxmg, n^gi yvcofiav , nEQi irtißovlwv,
tisqI noXioqyuiöv in verschiedenen Handschriften sich erhalten haben. Die
ne qI TtQSößsHov hatte mit Bruchstücken, die aus P. angeführt werden, schon
Fulvius Ursinus, Antwerpen 1582 herausgegeben. Dann folgte die Be-
kanntmachung von denen nsgl ocQ8trjg nul HctMiag aus dem im 10. Jahrh.
geschriebenen Codex Peirescianus (jetzt Turonensis, s. C. 32. A. 382) P,
welchen zuletzt Wollenberg neu verglichen hat, durch H. Valois
(Valesius), Paris 1634. Es erschienen sodann die Gesammtausgaben von
Iac. Gronov, Amsterdam 1670, von I. A. Ernesti, Leipzig 1763. 1764.
III. 8. und die äusserst tüchtige von Schweighäuser, Leipzig 1789 — 1795.
YIII. 8. Hierauf machte Angelo Mai die höchst wichtige Entdeckung der
Auszüge nsQi yveo[ia>v in einem vatikanischen Palimpsest (M = Vatic. 73
aus dem 10. Jahrh.) und veröffentlichte seinen Fund in der Script, vet. nova
coli. Vatic. IL, Rom 1827, der dann von Geel, Leiden 1829. 8., Lucht,
Altona 1830. 8. und nach neuer Vergleichung von Th. Heyse, Berlin
1846. 4. bearbeitet ward. Inzwischen erschien die fernere (nicht besonders
werthvolle) Gesammtausgabe von Dübner(?), Paris bei Didot, 1839 und
1865. Lex. 8. und die erste Textrecension von Bekker, Berlin 1844. II. 8.,
denen dann noch die ferneren Ausgaben von L. Dindorf, Leipzig 1866 — 1868.
IV. 8. (2. wesentlich verbesserte Aufl. von Büttner-Wobst Bd. 1. 2. 1882.
1889.) und die ganz vortreffliche von Hultsch, Berlin 1867 — 1872. IV. 8.
(2. Aufl. Bd. 1. 1888) gefolgt sind, nachdem unterdessen neue Auszüge aus
einer sehr jungen Eskorialhandschrift (Q), zum Titel -jibqI snißovXmv ge-
hörig, durch C. Müller F. H. G. IL S. IV. XXVII-XXX und Feder Ex-
cerpta e Polybio etc. Bd. 1, Darmst. 1848 (1849). 8. und aus dem Miscellan-
codex T = Paris, suppl. 607, in welchem der betreffende Abschnitt im
Polybios von Megalopolis. 121
Athenaeos128) und die aus Polybios theils unmittelbar , theils
mittelbar geflossenen Darstellungen zumal des Livius129), aber
10. Jahrb. geschrieben ist, andere, dem Titel nsgl izoXioqy.iwv entnommene
durch C. Müller in W. Dindorfs Ausg. des Ioseph. (Paris 1847) und
We scher Poliorce'tique des Grecs, Paris 1867. Fragments inedits de Polybe,
Rev. arche'ol. N. F. XIX. 1869. S. 50-60. 124—130 veröffentlicht waren.
Strachan-Davidson Selections from Polybius, Oxford 1888. 8. ist mir
nur aus der tadelnden Rec. v. Hui t seh Berl. ph. Woch. IX. 1889. Sp. 1549
bis 1553 bekannt. — S. über die Handschriften und die Methode der Text-
gestaltung noch Hultsch Quaestiones Polybianae I. II. Zwickau 1859.
Dresden 1869. 4. und Jahrb. f. Ph. XCV. 1867. S. 289—307. Campe a. a. 0.
S. 337ff. v. L eut seh Gott. gel. A. 1855. St. 26 f. Naber Polybiana, Mnemos.
VI. 1857. S. 113 ff. 225 ff. 341 ff.; in Bezug auf die kritisch- erklärenden Bei-
träge genügt es im Ganzen auf die Ausg. v. Hultsch zu verweisen, doch ist
manches Neue hinzugekommen: Seeck Zu P., Herrn. XII. 1877. S. 509 f. u.
s. A. 138b. Lammert Zu P., Jahrb. f. Ph. CXXXVII. 1888. S. 617—632.
Büttner -Wobst ebendas. CXXIX. 1884. S. 111 — 122. CXXXIX. 1889.
S. 671-692. CXLI. 1890. S. 833 — 848. Hultsch ebend. CXXXV. 1887.
S. 763—766. CXXXIX. 1889. S. 741 — 744. Comm. Fleckeisen., Leipzig 1890.
S. 81—92. Stich Philologus XLVIII. 1889. S. 365—367. Wunderer Con-
iecturae Polybianae, Erlangen 1885 = Act. sem. Erlang. IV. 1886. S. 223—259.
Aus demselben bereits arg verstümmelten Exemplar wie unsere Handschriften
der fünf ersten Bücher sind auch die Excerpte entnommen, so dass also
das in demselben fehlende 17., 19., 37. (und vielleicht auch 40.) Buch schon
im 10. Jahrh. nicht mehr vorhanden war, s. Nissen Krit. Untersuchungen
(s. A. 47) S. 318 u. a. a. 0. S. 266 f. — Deutsche Uebersetzungen von Seybold,
Lemgo 1779 — 1783. IV. 8. Storch, Prenzlau 1828—1831. 12. (unvoll.).
Haakh und Kraz, Stuttgart 1858—1875. III. 16. Campe, Stuttgart
1861—1863. XIV. 16. — Polybius Geschichte mit den Auslegungen und An-
merkungen des Herrn von Folard u. s. w. aus dem Französ. , Wien 1759 f.
VII. 8. — Litteraturübersichten von Campe a. a. 0. S. 333—354. Jacoby
Philologus XL V. 1886. S. 321— 368. Schenkl Jahresb. XXXVIII. S. 227— 250.
»127) Durch die Excerpta antiqua. Für die folgenden Bücher sind die
Notizen in den anderen Auszügen spärlich. So finden sie sich für den
Anfang des 27., 33., 36. und 38. (vgl. Nissen a. a. 0. S. 275), ferner
XXXVIII, 3 (1 a), 1. oxi r\ Xrf ßvßXog tibqis%bl xr\v avvxsXeiav xr\g xöav *EXXrjvcov
axv%Cug (vgl. Hultsch z. d. St.). Die letzten erhaltnen Worte des P.
XXXIX, 19, 8 lauten: xovxcov df] ndvxcov rj(itv ittixexsXsciiEVoov Xslnstca
ÖLccaaq)iJ6ccL xovg %qcvovg xovg 7iSQL£LXrj(ifisvovg vnb xrjg tczoQiag neu xb
nXr]%og xmv ßvßXcov neu xbv aQt&(i6v xrjg oXr\g ngayficcxsiag, und die Unter-
schrift in M: Iv reo nsql tov xCg vi s^svqs: tsXog Trjg noXvßiov Xoyov X& ./'
xbv jS Xoyov beweist wenigstens , dass mit ihnen das 39. Buch endete und der
in ihnen versprochene Generalindex folglich das 40. bildete, s. hierüber
und im Uebrigen über dieselbe Nissen a. a. 0. S. 277 ff. Die Zahl von
40 Büchern giebt P. selbst an: III, 32, 2.
128) Sie reichen bis zum 34. B. Dazu kommen noch ein paar bei Steph.
v. Byz.
122 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
auch des Diodoros180) und Appianos131), Plutarchos132) und Po-
lyaenos133) und verschiedene sachliche Erwägungen vorwiegend
aushelfen184). Alle bei anderen Schriftstellern erhaltnen Bruch-
129) Ich halte in Bezug auf Livius das C. 21. A. 615 bezeichnete Er-
gebniss von Wölfflin, dass schon vom 21. B. ab Coelius Antipater und
P. dessen Quellen sind, nach wie vor allen Bemängelungen (z. B. von Breska,
s. A. 122) gegenüber für das einzig richtige, zumal wenn man mit Niese
annehmen darf, dass Coelius seinerseits auch schon den P. mitbenutzt
hatte, wie ich es unten gethan habe (e. A. 148 b). Allerdings aber mag es
wohl sein, dass Livius nur einen Auszug aus P. in Händen hatte, wie
0. Hirsch fei d Hat Livius im 21. und 22. B. den P. benutzt? Zeitschr. f.
d. öst. G. XX VIII. 1877. S. 801—811 wahrscheinlich zu machen sucht. Vgl.
auch C. Peter Ueb. d. Quellen des 21. u. 22. B. des Liv. (Progr. v. Pforte),
Naumburg (Halle) 1863. 4. und H. Peter Vet. historic. Roman, rel., Leipzig
1870. 8. S. XC ff. CCXXVff. In Bezug auf die 4. und 5. Dekade aber
s. Nissen Krit. Unters, u. s. w. (vgl. A. 47. 126). Ueber die älteren Abhh.
v. Th. Lucas De ratione, qua Livius in libris historiarum conscribendis
usus sit opere Polybiano, Gross-Glogau 1854. 4. Michael In wie weit hat
Livius den Polybius als Hauptquelle benutzt? Torgau 1859. 4. De ratione,
qua Livius in tertia decade opere Polybiano usus sit, Bonn 1867. 8.
(Doctordiss.). Tillmanns Qua ratione Livius Polybi historiis usus sit,
Bonn 1860. 8. (Doctordiss.). Quo libro Livius Polybii historiis uti coeperit,
Jahrb. f. Pb. CXXXIII. 1861. S. 844—854, von deren Verfassern die beiden
letzteren einen anderen Standpunkt vertreten, findet man (so wie über C. Peters
Schrift) genügende Auskunft mit richtiger Beurtheilung in dem Litteratur-
bericht von Jacoby (s. A. 126). S. 359 — 366. Jetzt s. auch Hesselbarth
Hist.-krit. Untersuchungen zur dritten Dekade des Livius, Halle 1889. 8.
Auf Jacobys Bericht und auf die Bibliographien muss ich mich hier auch
begnügen für die Specialuntersuchungen über einzelne Schlachten u. dgl.
mehr bei P. zu verweisen, so Egelhaaf Vergleichung der Berichte des
P. u. Liv. über d. ital. Krieg der Jahre 218 — 217 bis zur Schlacht am trasi-
men. See, Leipzig 1879. 8. (Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. X. S. 471—524).
Ziel iiiski Die letzten Jahre des zweiten pun. Krieges, Leipzig 1880. 8.]
130) B. 28 ff. Vgl. A. 148 e.
131) Auf die genaueren Untersuchungen über dessen Verhältniss zu
Polybios gehe ich absichtlich nicht ein.
132) Plutarchos hat das Hauptwerk stark verwerthet im Flamininus
(3—13. 15—17. 20 f.) und Aemilius Paullus (4—6. 10—15. 19. 23. 28f. 35f.),
weniger im Cat. mai. (22. 26. 27, auch 10. 12, s. Nissen Krit. Untere.
S. 290—305), nur gelegentlich auch im Arat. und Kleom.
133) VIII, 17.
134) Die grundlegende Arbeit Schweighäusers ist erst durch Nissen
weniger in dem im angef. Buche S. 324 — 339 mit den Büchern vom 16. bis 30.
angestellten Versuche als in der späteren Abh. und durch Metzung De
Polybii librorum XXX — XXXIII fragmentis ordine collocandis, Marburg
1871. 8. (Doctordiss) wesentlich weitergefördert und berichtigt worden.
Polybios von Megalopolis. 123
stücke in bestimmte Bücher einzureihen ist indessen ein Ding
der Uumöglichkeit135). Polybios rechnet bekanntlich nach Olym-
piaden136), fügt aber zur genaueren Bestimmung der Zeiten
Das in summarischer Uebersicht hinter der Ausg. von Hultsch zusammen-
gestellte Ergebniss ist, noch viel summarischer wiedergegeben, folgendes.
Das 7. Buch umfasste Ol. 141, 1. 2. (215. 214), das 8. Ol. 141, 3. 4 (213. 212),
das 9. Ol. 142, 1. 2 (211. 210), das 10. Ol. 142, 3. 4 (209. 208), das 11. Ol. 143,
1. 2 (207. 206), das 13. Ol. 143, 3. 4 (205. 204), das 14. Ol. 144, 1 (203), das
15. Ol. 144, 2 (202), das 16. Ol. 144, 3. 4 (201. 200), das 17. Ol. 145, 1. 2
(199. 198), das 18. Ol. 145, 3. 4 (197. 196), das 19. Ol. 146 (195—192), das
20. Ol. 147, 1 (191), das 21. Ol. 147, 2 — 4 (190 — 188), das 22. Ol. 148
(187—184), das 23. Ol. 149, 1 (183), das 24. Ol. 149, 2—4(182—180), das
25. Ol. 150 (179—176), das 26. Ol. 151 (175 — 172), das 27. Ol. 152, 1. 2
(171. 170), das 28. Ol. 152, 3 (169), das 29. Ol. 152, 4 (168), das 30. Ol. 153
(167-164), das 31. Ol. 154 (163—160), das 32. Ol. 155 (159—156), das 33. Ol.
156 (155—152), das 35. Ol. 157, 1. 2 (151. 150), das 36. Ol. 157, 3. 4 (149.
148), das 37. Ol. 158, 1 (147), das 38. Ol. 158, 2 (146), das 39. Ol. 158, 3. 4
(145. 144). In der Regel enthält also, wie P. selbst bemerkt (IX, 1, 1.
XIV, 1,5), jedes Buch eine halbe Olympiade, einzelne Bücher aber auch
eine ganze, andere nur ein Olympiadenjahr, und zwar so, dass dann das
folgende B. entweder wiederum nur ein solches, nämlich das zweite oder
vierte Jahr oder aber die drei übrigen Jahre der nämlichen Olympiade bringt.
135) Bei Hultsch finden sich 200, beziehungsweise 208 solcher Beli-
quiae ex incertis libris.
136) S. A. 134. Die früheren Untersuchungen darüber, wann bei ihm
die Olympiadenjahre beginnen, so auch die von Nissen (s. Rhein. Mus.
a. a. 0. S. 245 ff.) und von Steigemann De Polybii olympiadum ratione
et oeconomia, Breslau 1885. 8. (Doctordiss.) sind misslungen, s. die kritische
Uebersicht über dieselben von Seipt De Polybii olympiadum ratione et de
hello Punico primo quaestiones chronologicae, Leipzig 1887. 8. (Doctordiss.)
S. 5—7 (vgl. die Recc. dieser Abh. von Soltau Woch. f. kl. Ph. VI. 1889.
Sp. 211—213 und Hultsch Berl. ph. Woch. IX. 1889. Sp. 525—531). Seipt
selbst (S. 5 — 27) schliesst sich an die spätere Ansicht von Nissen Rhein.
Mus. XL. 1885. S. 349 — 357 an, dass P. jede neue Olympiade mit derjenigen
Kalenderzeit begonnen habe, in welcher die betreffenden Olympien wirklich
gefeiert waren, und sucht für die späteren Bücher die Richtigkeit von
Nissen s Ergebniss zu erhärten, dass die freilich um 1 bis 2 Monate
schwankenden Jahresanfänge bei P. im Durchschnitt ungefähr auf den 1. October
treffen, gelangt aber zu der Annahme, dass für die einzelnen Jahre von
Ol. 140 der frühere mögliche Termin anzusetzen sei. Allein der Schluss
aus IV, 14 f., dass P. Ol. 140, 1 mit Anfang August begonnen habe, ist
schwerlich stichhaltig, und mit Recht bemerkt Soltau Sp. 212, dass der
scheinbar frühere Anfang der 141. Ol. sich ausgleichen dürfte, wenn anders die
Schlacht bei Cannae doch wohl erst Ende Juli Statt gefunden hat, und wenn
man ferner erwägt, „dass P. doch nicht bei jedem nebensächlichen Ereigniss
mit dem Kalender in der Hand die Datirung gegeben habe". M. E. geht
124 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
auch die Datirung nach römischen Consuln, nach Strategen des
achaeischen, aetolischen, boeotischen137) Bundes, auch nach halb-
jährigen Prytauen von Rhodos138) und die regelmässige Angabe
der natürlichen Jahreszeiten bei138b). Die Begebenheiten der
ersten Olympiade seiner Darstellung, der 140. (221—216) er-
zählt er im dritten bis fünften Buche noch fortlaufend, erst von
da tritt mit dem siebenten die synchronistische Behandlung nach
einzelnen Jahren ein139). Wie es scheint, zerfällt das Ganze in
Hultsch (a. a. 0. Sp. 528 f.) mit Recht noch einen Schritt weiter, indem
er schreibt: „Die Frage, ob als Anfang der Olympiade die thatsächliche
Festfeier oder ein bestimmtes Datum des achaeischen Kalenders zu setzen
sei, hat sich P. vermuthlich niemals vorgelegt. Als Anfang der Olympiade
galt ihm der Hochsommer oder im Zweifel der Spätsommer (denn seine
Neigung den Jahresanfang nach dem Herbste hin zu verlegen ist allerdings
unverkennbar), und nun machte er es sich zur Aufgabe innerhalb der
Grenzen, welche die von vorn herein schwankende Norm frei Hess, die Er-
eignisse passend einzuordnen. Die Chronologie war für ihn wie für so
viele andere griechische Geschichtschreiber die Kunst die Ereignisse über-
sichtlich zu gruppiren, und das konnte, ohne von der wahren Zeitfolge ab-
zuweichen, um so leichter geschehen, je mehr, so zu sagen, offener Raum
für Anfang und Ende sowohl der ganzen Olympiade als der einzelnen Jahre
gelassen war. Den Ausschlag gaben in jedem Falle die Hauptereignisse:
fiel ein solches gegen Ende einer Olympiade oder eines Olympiadenjahrs,
so konnten unbedenklich die nächstfolgenden damit zusammenhängenden
Ereignisse noch diesem Zeitraum zugerechnet werden; gehörte jedoch das
Hauptereigniss zweifellos dem nächsten Jahre an, so konnten auch unmittel-
bar vorhergehende, vorbereitende Ereignisse dem neuen Zeiträume zu-
geordnet werden, selbst wenn sie näher dem Schluss des vorhergehenden
Jahres lagen". (Ueber den zweiten Theil der Dissertation von Seipt s. die
Gegenbemerkungen beider Recensenten).
137) XX, 4. XXXIII, 2. Für die achaeischen und aetolischen Strategen
s. die Liste bei Nissen Rh. M. XVI. S. 248 ff, und eben an dies bürger-
liche Jahr namentlich der Achaeer lehnt sich P. mit seinen eignen Jahres-
anfängen an, s. darüber Nissen a. a. 0. S. 247 f. (vgl. Hultsch a. a. 0.
Sp. 528).
138) XXVII, 6 und öfter.
138 b) Einen besondern Punkt der Chronologie bei P. behandelt Niese
Die Chronologie der gallischen Kriege bei Polybius, Hermes XHI. 1871.
S. 401 — 413 und im Gegensatz zu ihm Mommsen Die gallische Kata-
strophe, ebendas. S. 546—555, welcher zeigt, dass P. bei der Angabe, um
wie viel Jahre ein Ereigniss später als ein anderes gefallen ist, die beiden
Jahre des Anfangs und Endtermins mitzählt. Die dadurch II, 19, 1 ent-
stehende Schwierigkeit hat glücklicher als Mommsen wohl Seeck Herrn.
XIV. 1872. S. 153 — 155 beseitigt durch Annahme einer Textverderbniss.
139) IV, 28. V, 31, 4 f. xo d' EvnaQccHoXovd-rjtov xca occtpi] yivso&cci xi\v
Polybios von Megalopolis. 125
sieben Theile, deren jeder mit Ausnahme des vom 31. Buche
beginnenden und mit dem 34. endenden sechs Bücher umfasst
und immer mit einer neuen Olympiade anfängt mit alleiniger
Ausnahme des dritten, dessen Beginn mit dem 13. Buche die
Mitte der 143. Olympiade (205) ist. Die längeren, je ein ganzes
Buch füllenden Excurse, nämlich der über die Verfassungen und
insbesondere die römische, der über Geschichtschreibung in Form
einer Kritik der anderen Geschichtschreiber, besonders des Timaeos
und Ephoros, und der geographische oder mit anderen Worten
das 6., 12. und 34. Buch, bilden überall den Schluss je eines
jener sieben Theile, und ebenso wurde die Sechszahl der Bücher
des siebenten durch das im 40. Buche enthaltne Generalregister
zur Vollständigkeit gebracht 140). Jedenfalls viele Bücher erhielten
8nfiyr\aiv ovdhv ccvuyytccioTSQOv inl tccvrrjg tfjg 6Xv[i7Ziccdog ^vo-u/nf-ö1' uvai
xov (ir) ovfjbnXeHStv aXXrjXaig tag ngaf-sig, ccXXd %(qqI&iv neu dicuqsiv cevrag
-aeed-' ooov sotl dvvuxbv , p£%Qig ccv snl xccg i^rjg oXvfnciddag iX&ovxsg kccx'
trog UQ^obiiE&cc yqdcpEiv xccg ■naxdXXrjXa ysvo{i8vag nod^Big. Vgl. V, 105, 9 f.
XIV, la. XV, 24 a. XXVIII, 16 (14), 10 f. XXXII, 25 (XXXIII, 12 a), 3 ff.
XXXIX, 1 f. (1 a. b). Ganz unbedingt führt er dieselbe nicht durch, sondern
holte im 14. Buch bei Ol. 144, 1 die ägyptische Geschichte von Ol. 141 ab
nach, was er XIV, 12 dann auch begründet, wie er überhaupt jede wirk-
liche oder scheinbare Abweichung von seinem Plane auf das Aengstlichste
► rechtfertigt.
140) Streng bewiesen ist diese Annahme von Nissen freilich nicht.
Wenn P. im Prooemion zum 11. B. (la) auseinandersetzt, warum er sich
nicht damit begnügt habe jeder neuen Olympiade bloss eine TCQoyqacpr'i
voranzustellen, sondern vielmehr eine tcqosv.Q'e oig voraufgeschickt habe nXi\v
f| xcöv itQcbtcov ßvßXimv iv susivoig ds nooyQctcpcLg bnoir\Gcc^Q'a diu tö (lij
Xiccv ivccQfio^SLV iv avroig xb rav TtQOBK&sazoiv yevog, so lässt sich freilich
hierin eine Andeutung einer solchen Eintheilung finden, aber doch nur im
Zusammenhang mit dem obigen Umstände, der allerdings stark ins Gewicht
fällt. Und so mag denn Nissen a. a. 0. S. 281 auch wohl darin Recht
haben, dass „jede Hexas auch in der That eine bestimmte Stufe in der
Entwicklung der römischen Weltherrschaft bezeichnet: die erste die Ein-
leitung, die zweite die Höhe des Kampfes zwischen Rom und Karthago,
die dritte beginnt mit der Eröffnung des Krieges in Afrika und schliesst
mit der Vernichtung der makedonischen Hegemonie, die vierte stellt die
Geschichte der römischen Hegemonie, die fünfte ihre Wandlung in Clientel-
herrschaft dar, die sechste bildet den Uebergang zur letzten Auflehnung
der Mittelmeerstaaten gegen Rom, welche die siebente Hexas erfüllt . . .
Ferner finden sich im 3 , 4., 5., 7. Theil je 2 Bücher, die nur ein einzelnes
Jahr behandeln: die entscheidenden Wendepunkte der Geschichte werden
dergestalt ausgezeichnet". — Ob man aber wirklich die A. 97 angef. Worte
des P. III, 4, 13 dermassen mit Nissen S. 277 „getrost auf die Goldwage
126 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
ihre besonderen Prooeniien, und wie theils in der Vorrede an
der Spitze des ersten, theils im weiteren Verlauf desselben141)
eine Inhaltsübersicht über die Vorgeschichte und in der Ein-
leitung zum dritten eine solche über das Ganze seines eigent-
lichen Themas142) enthalten ist, so ward überdies jeder neuen
Olympiade eine specielle derartige Ankündigung (itQoexd'e6i,g)
voraufgeschickt143). So entschieden ferner Polybios sich mit
Recht gegen Schauergemälde und tragische Rührscenen in der
Geschichte ausspricht144), so zeigen doch die Ueberreste seines
Werkes hinlänglich, dass er nicht bloss anschaulich, sondern
auch lebendig und ergreifend trotz mancher Trockenheiten und
Weitschweifigkeiten zu schildern nicht bloss beabsichtigt, sondern
auch versteht 144b). Und welche Sorgfalt er, freilich in seiner
Weise, auf den Stil verwandte145), geht145b) schon daraus hervor,
legen darf", um aus ihnen ohne Weiteres zu schliessen: „als avxoTtxriq
schrieb er die beiden ersten, als ovvsQyog die beiden folgenden, als %siQi6tfig
das letzte Buch des Schlusstheils", ist mir doch sehr zweifelhaft.
141) I, 5, 1 ff. 13, 1—5.
142) III, 2 f. 5, lff.
143) XI, 1 a, s. A. 140.
144) II, 56 (vgl. A. 121). VII, 7, lff. XV, 36. Gleichwie gegen alle
sonstige tsqcczsicc, naqccdo^oloyCa., ipsvdoXoyicc, cpXvctQia , II, 16, 13 ff. 17, 6.
III, 47, 6 ff. 91, 7 ff. XII, 24, fc XVI, 12, 3 ff.
144 b) La Roche S. 54 f. hebt als besondere Glanzpunkte hervor: „die
Erzählung der Seeschlacht bei Drepanum (I, 51), die des afrikanischen
Krieges der Karthager (T, 66—88), wo die wilde, glühende Leidenschaftlich-
keit der Söldner mit meisterhaften Zügen geschildert ist, ferner (s. A. 115)
die des Hannibalischen Alpenzugs (III, 47 — 56), die der Schlacht bei Cannae
(III, 113 ff.) und endlich die mit höchst lebendigen Farben gegebene des
Aufstandes in Alexandria gegen die Vormünder und Minister des jungen
Ptolemäus (XV, 25ff.)u. Und Nissen S. 277 bemerkt in Bezug auf die
letzten Partien: „Ueberhaupt wird man finden, dass seine Erzählung nicht
trotz, sondern wegen ihrer simplen Naturwahrheit sich zu einer Höhe
hinaufschwingt, die nur der künstlerisch begabte Mensch erreicht. Nach
den Resten zu schliessen, muss B. 38 eins der ergreifendsten aus der ganzen
Pragmatie gewesen sein". Eine Reihe emphatischer Wendungen stellt
La Roche S. 56 zusammen. Dass P. auch Bewunderung erregen will, sagt
er ja selbst in der A. 61 angef. Stelle VIII, 4, 10. Die Behauptung des
Dionys. v. H. in der C. 21. A. 225 mitgetheilten Aeusserung C. V. 4 be-
weist in Bezug auf P., wie Markhauser S. 95 richtig bemerkt, nur, dass
Dionys. diesen zu beurtheilen nicht im Stande war.
145) Sehr mit Unrecht hat noch Nitzsch S. 138 die Behauptung von
Folard wiederholt, P. schreibe den Stil eines Soldaten.
145 b) Wie Nissen S. 242 gegen Folard bemerkt.
I
Polybios von Megalopolis. 127
dass er den Hiatus nahezu unbedingt vermeidet1450). Freilich
jedoch erkennt man aus seinem Werke auch, welche Barbarismen
das Gemeiugriechische der hellenistischen Zeit, dessen Hauptver-
treter er für uns ist, in sich aufgenommen hatte146). Den eigent-
lichen Grundmangel aber in der Geschichtsdarstellung des Thuky-
dides hat auch er noch nicht wesentlich« überwunden, und
ebendamit ist die griechische Geschichtschreibung überhaupt
innerhalb dieser Schranke stehen geblieben: auch Polybios fasst
die Politik ganz vorwiegend noch nach ihrer Aussenseite, also
die auswärtigen Staatsverhältnisse ins Auge, und der tiefe Ge-
danke, den Aristoteles in seiner Politik, freilich auch nur erst,
so zu sagen, stammelnd und ohne systematische Eingliederung
in das Ganze seiner Lehren, ausgesprochen hatte, vom Einflüsse
nicht bloss des sittlichen, sondern auch des socialen Lebens auf
das politische, ist an ihm wie vermuthlich auch an Panaetios
spurlos vorübergegangen147), so sehr Letzterer unmittelbar und
145 c) S. Benseier De hiatu in oratoribus Atticis et historicis Graecis,
Freiberg 1841. 8. S. 204—314. Hultsch Ueber den Hiatus bei Polybius,
Philologus XIV. 1859. S. 288—319.
146) So hebt R. Wagner Berl. ph. Woch. 1889. Sp. 335. A. ** die
aoristischen Missbildungen nqoECXavxo II, 61, 10, avtenEGciv III, 19, 5, irtavsi-
Xccro VIII, 14, 2, nccqEaocvzo XXVII, 1, 2, ellccvzo XXXIV, 4, 4 hervor. —
Die Untersuchungen über die Sprache des P. haben, nachdem sie zuerst
durch Brandstäter S. 241—248 (Polyb. S. 27—30) einen guten Anstoss
erhalten hatten, in neuerer Zeit einen erfreulichen Fortgang genommen:
Eberhard Observationum Polybianarum part. I., Berlin 1862. 8. (Doctord.).
Luettge De Polybii elocutione, Nordhausen 1863. 4. (ziemlich veraltet).
Kaelker Quaestiones de elocutione Polybiana, Leipzig 1871. 8. Doctord.
= Leipz. Stud. III. S. 217—302 (vgl. d. Rec. v. Stich Ph. Rdsch. I. Sp. 729 ff.).
Stich De Polybii dicendi genere, Erlangen 1880. 8. Doctord. = Act. sem.
ph. Erlang. II. 1881. S. 141—211. Goetzeler De Polybii elocutione, Würz-
burg 1887. 8. Doctord. Quaestiones in Appiani et Polybii dicendi genus,
Würzburg 1890. 8. (vgl. d. Rec. v. Hultsch Berl.ph. W. X. 1890. Sp. 755—769).
Mollenhauer De verbis cum praepositionibus compositis Polybianis, Halle.
1881. 8. Doctord. Krebs Die Praepositionen bei Polybius (in Schanz Beitrr.
zur hist. Synt. der gr. Spr.), Würzburg 1882. 8. Die Praepositionsadverbien
bei Polybius, Regensburg 1883. 8. Thiemann Quaestiones Polybianae, Halle
1883. 8. Doctord. Fassbaender Quaestiones grammaticae ad Polybium
pertinentes, Crefeld 1889. 4. Lindauer De Polybii vocabulis militaribus,
Erlangen 1889. 8. Doctord. W. Jerusalem, s. A. 126. Vgl. Schenkl
Jahresber. XXXVIII. S. 233—241.
147) S. über dies Alles die genauere Darlegung von M. Ritter a. a. O.
S. 4 — 30. Vgl. Susemihl Aristot. Pol. griech. u. deutsch (Leipzig 1879).
I. S. 62 ff.
128 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Polybios durch seine Vermittlung unter der Einwirkung jener
grossartigen litterarischen Schöpfung standen. Sein eigner Erfolg
aber war ein gewaltiger. Sein Werk fand ohne Zweifel sofort
eine so ausgedehnte Verbreitung, wie sie überhaupt bei einem
solchen denkbar ist. „Polybios ist der Geschichtschreiber seiner
Zeit geworden; seine Benutzung und Nachahmung beginnt gleich
nach der Herausgabe des Werkes und ist die denkbar allgemeinste,
so dass er zum Kanon wird. Uns ist aus der Litteratur jener
Zeit wenig erhalten, aber unter dem zufällig Bekannten weisen
gleich zwei Römer, Sempronius Asellio148) und Coelius Anti-
pater148b); die bald nach ihm schrieben, die deutlichsten Spuren
seiner Wirksamkeit auf; für die spätere Zeit legt Cicero 148c) ein
beredtes Zeugniss ab"U8d). Es ist ferner bezeichnend genug,
dass ein Mann wie Poseidonios sogleich als sein Fortsetzer auf-
trat, und gewiss trug überhaupt der Einfluss der Stoiker viel
zur Verbreitung des Werkes bei148e). Und so gab es denn auch
wohl keinen Schriftsteller der folgenden Zeiten, welcher aufs
Neue an denselben Stoffen ohne unmittelbare Abhängigkeit von
ihm, wenn auch nicht von ihm allein gearbeitet hätte 14y).
Poseidonios150) aus Apameia in Syrien151), Schüler des
148) B. Gell. VIII, 18, 8.
148b) Trotz des C. 21. A. 615 Bemerkten. Dass er später als P. schrieb,
steht ja fest, und was wir über ihn erfahren, spricht in der That für diese
Ansicht von Niese, dass er den P. nicht wird unbenutzt gelassen haben,
vgl. Teuffel-Schwabe Rom. L.-G. §. 137, 5. 6.
148 c) Rep. I, 34. II, 27. IV, 3, vgl. Off. III, 32, 113.
148d) So mit Recht Niese Gott. g. A. 1890. S. 694' gegen Scala
S. 288—299.
148 e) Freilich aber nicht dieser allein und nicht so viel, wie Scala
S. 294 ff. meint. Die Abhängigkeit des Diodoros von P. (s. A. 130) würde
auch wohl ohne die stoischen Sympathien des Ersteren (s. Busolt Diodors
Verhältniss zum Stoicismns, Jahrb. f. Ph. CXXXIX. 1889. S. 297—315) ein-
getreten sein.
149) S. A. 129—133.
150) Bake Posidonii Rhodii reliquiae doctrinae, Leiden 1810. 8. Müller
F. H. G. III. S. 295—296. IV. S. 661. Toepelmann De Posidonio Rhodio
rerura scriptore, Bonn 1867. 8. (Doctordiss.). Scheppig De Posidonio
Apamensi rerum, gentium, terrarum scriptore, Halle 1869. 8. (Doctordiss.).
Hirzel Unters. I. S. 191— 243. II. S. 257ff. 756ff. Zeller Ph. d. Gr. III3, 1.
S. 572 — 584. P. Corssen De Posidonio Rhodio Ciceronis in libro primo
Tusculanorum et in Somnio Scipionis auctore, Bonn 1878. 8. (Doctordiss.).
Ciceros Quelle für das erste Buch der Tusculanen, Rhein. Mus. XXXVI.
1881. S. 506—523. C. Franklin Arnold Untersuchungen über Theophanes
Poseidonios aus Apameia. 129
Panaetios152), scheint etwa um 135 geboren zu sein153). Im
Interesse seiner geographisch-naturwissenschaftlichen Forschungen
unternahm er vermuthlich zwischen 100 und 90 154) eine grosse
Reise nach dem Westen155) und kam wohl ohne Zweifel bei
dieser Gelegenheit auch nach Rom. Erst später, wie es scheint156),
lehrte er in Rhodos, wo er das Bürgerrecht erhielt und zu der
höchsten Staatswürde des Prytanen aufstieg, daher er denn viel-
fach auch Rhoder genannt ward157). Viele Fremde und nament-
lich auch Römer kamen dorthin, um ihn zu hören, so 78 Cicero158),
so ferner Pompeius, welcher gleich Cicero mit ihm nahe be-
von Mytilene und Posidonius von Apamea, Jahrb. f. Phil. Suppl. N. F. XI,
Leipzig 1884. 8. S. 75 — 150. Schuehlein Studien zu Posidonius Rhodius,
Freising 1886. 8. Ad. Bauer, Poseidonios und Plutarch über die römischen
Eigennamen, Philologus XLV1I (N. F. I). 1888. S. 242—273.
151) Strab. XIV. 665. XVI. 753. Ath. VI. 252 e. II. b 'Ana^isvg, vars-
qov ds 'Podiog %Qrj(iatLaccg. Pseudo-Lukian. Macrob. 20. JT. 6 'Jnapsvg, v6[iq>
ds *P6diog. Suid. Iloasidcoviog 'Anafisvg im UvQtag, cpiXoöocpog Zrootxo's, og
snEKXr'ftri 'A%lr\xi\g (vgl. Toepelmann S. 20 f.).
152) Cic. Off. II f, 2, 8. Divin. I, 3, 6. Suid. fährt fort: 6%oXr\v 8' $g%si>
iv 'Pöda, diddoxog (dies ist falsch, da Panaetios nicht in Rhodos lehrte;
vergeblich müht Scheppig S. 3 ff. sich ab das Gegentheil darzuthun) ys-
yovag v.al [iu&r)Trig IJccvccitiov. Wenn er bei Pseudo-Galen. Hist. phil. 3.
p. 600, 11 Diels vielmehr als Zuhörer des Antipatros bezeichnet wird, so ist
dies wohl eine Verwechselung mit Panaetios, s. C. 28. A. 17.
153) S. A. 162. 163.
154) Wohl bald nach dem Cimbernkriege , Strab. VII. 293. Gleich
Zeller S. 573. A. 2 folge ich in so weit Scheppig S. 3 ff., während Bake
(S. 11 f.) 112—104, Schuehlein (S. 23 ff.) 100—95 ansetzt.
1 55) Er besuchte Spanien, wo er sich in Gades 30 Tage aufhielt (Strab. III.
138. 172. 174 = Fr. 97. 95 Müll., vgl. XIII. 614 f.), von da aus auf einer Fahrt
längs der afrikanischen Küste Italien (Strab. III. 144. XVII. 827 = Fr. 100. 66),
war ferner auch in Gallien (Strab. IV. 197 = Fr. 26), Sikelien (Strab. VI. 266.
273 = Fr. 82. 83), auf den liparischen Inseln (Strab. VI. 277 = Fr. 78), an der
Ostküste des adnatischen Meeres (Strab. VII. 316 =Fr. 64); ob auch in Li-
gurien, geht aus Strab. III. 165 (Fr. 53) nicht hervor. S. jedoch d. Nachtr.
156) Da die Reise nach dem Westen mehrere Jahre in Anspruch ge-
nommen haben muss, wie Zeller S. 573 f. A. 3 bemerkt. Etwas Anderes,
was wirklich haltbar wäre, lässt sich in der That hiefür nicht beibringen.
157) Strab. XIV. 655. inoXiTEvaato [isv iv *Podco %cd iaocpLOTEV6Sv.
VII. 316. 7tQvzav8vovTog ccvxov. Ausserdem s. A. 151. 152.
158) Plut. Cic. 4. Vgl. Cic. N. D. I, 3, 6. Tusc. II, 25, 61. Fat. 3, 5.
Brut. 91, 316. Cicero blieb auch ferner noch mit P. fortwährend in ver-
trautem brieflichem Verkehr (Fin. I, 2, 6) und sandte demselben 59 die Denk-
schrift über sein Consulat zu einer Ueber arbeitung, welche P. mit einer
höflichen Wendung ablehnte (ad Att. II, 1, 2, vgl. A. 219).
Suskmihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 9
130 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
freundet blieb und ihn zweimal besuchte159). Jedenfalls trug auf
diese Weise auch er gleich Panaetios viel zur Verbreitung der
stoischen Lehre in Rom bei: Cicero schildert ihn als einen
allen gebildeten Römern wohlbekannten und vertrauten Mann160).
Ende 87 oder Anfang 86 kam er selbst zum zweiten Male nach
Rom, und zwar jetzt als Gesandter161). Er starb 84 Jahre alt,
wie es heisst162), jedenfalls hoch betagt, wahrscheinlich etwa
159) Das erste Mal bei Gelegenheit des Seeräuberkrieges, d. h. wohl
nicht, wie es nach dem ungenauen Ausdruck von Strab. XI. 492 (vgl. P.
Fr. 89) rjvinu S7tl xbv XrjotQLyiov noXs^iov i^Xdsv scheinen könnte, beim
Beginn, sondern nach Beendigung desselben 66, das zweite Mal nach der
Rückkehr aus dem mithri datischen Kriege 63 oder 62 (Plut. Pomp. 42. Cic.
Tusc. a, a. 0. decedens e Syria. Plin. VII. §. 112). S. Scheppig S. 8 ff.
(vgl. Toepelmann S. 14. A. 1). Dieser zweite Besuch gab (wie Cicero
erzählt) dem P. Gelegenheit die stoische Lehre, dass der Schmerz kein
Uebel sei, zu bewähren, indem er, durch eine schmerzliche Krankheit ans
Bett gefesselt, dennoch von da aus dem Pompeius einen Vortrag darüber
hielt, nihil esse bonum nisi quod esset honestum: cumque quasi faces ei
doloris admoverentur , saepe dixisse: nihil agis, dolor! quamvis sis molestus,
nunquam te esse confitebor rnalum. Plut. a. a. 0. dagegen berichtet, P. habe
den bei dieser Gelegenheit vor Pompeius gehaltenen Vortrag gegen die
Lehre des Rhetors Hermagoras, nach welcher alle möglichen allgemein
gehaltenen Untersuchungen, so weit sie nur für ein grosses Publicum von
Interesse sind (noXixiHa grjxrifiaxcc, s. C. 35. A. 148), Sache der Redekunst
so gut wie der Philosophie sein sollten (s. C. 35. A. 92), schriftlich auf-
gezeichnet: X7[v Dcv.qoaGLv ccvtyQccipev , rjv t6%tv tn ccvxov ngog 'Egfiayögccv
xbv QTqxoQa 7i8Qi xrjg xcc&öXov £rixr]ce(og ccvxixu^d(iEvog. Wohl mit Recht
nimmt daher Scheppig S. 10 an, dass dieser Vortrag vielmehr beim ersten
Besuche des Pompeius gehalten war. Uebrigens vgl. auch Hillscher a. a. 0.
S. 399.
160) N. D. I, 44, 123. familiaris omnium nostrum Posidonius, s. A. 202,
vgl. A. 184. Auch mit Rutilius Lupus, einem älteren Schüler des Panaetios
(Cic. Off. III, 2, 10, vgl. A. 219), war er persönlich bekannt, vgl. A. 192 z. E.
161) Unter dem siebenten und letzten Consulat des Marius (Fr. 40
b. Plut. Mar. 45). Suid. sagt vielmehr: unter dem Consulat des Marcellus (51):
riXOs 81 nul etg *P(6[ir}V snl Mccqkov MccqksXXov. Dies durch die Annahme
eines dritten Besuchs unter Letzterem mit Bake S. 20, Toepelmann S. 6. 19,
Scheppig S. 10ff., Arnold S. 111. A. 66, Schuehlein S. 60ff. ausgleichen
zu wollen scheint mir eine unmethodische Harmonistik, und wesshalb, auch
ganz hievon abgesehen, eine Verwechselung des Marius mit Marcellus un-
gleich wahrscheinlicher ist, zeigt Zeller S. 572 f. A. 3. P. hat vielleicht das
Jahr 51 gar nicht mehr erlebt oder doch durchlebt, s. A. 163. Bei Polyb.
XVII, 3, 3 erscheint ein gewesener Prytan als rhodischer Gesandter in Rom,
und so mag denn, wie Arnold S. 110 annimmt, auch bei P. seine Prytanie
vor seine Gesandtschaft gefallen sein.
162) Pseudo-Lukian a. a. 0.
Poseid onios aus Apameia. 131
um 511(i3). An Gelehrsamkeit überbot er seinen Meister Panae-
tios164), aber hinter dessen grossartiger Geistesfreiheit, Helle des
Sinnes und Schärfe der Kritik stand er weit zurück. Wie viel-
mehr jener der Vertreter eines weitsichtigen Rationalismus, so
war er der der Mystik in der mittleren Stoa. Aber freilich ist
er auch nicht allein aus Panaetios hervorgewachsen, sondern er
hat sich gleich jenem unter dem Einfluss des Karneades und
nicht minder gegenüber der vielfach dessen Kritik wieder auf-
nehmenden Polemik des Epikureers Zenon seine eigne Meinung
gebildet 164b), wie er denn überhaupt der letzte selbständige
Forschergeist des classischen Alterthums war. Nicht bloss der
Lehre vom periodischen Weltbrand wandte er sich wieder zu165),
163) Warum es gerathener erscheint an dieser Berechnung von Bake
S. 6 — 9 festzuhalten als sein Leben mit Toepelmann S. 6 — 10, Scheppig
S. 12 ff. und Sc hu eh lein S. 10. 60 ff. zwischen 130 und 46 oder gar mit Müller
S. 245 zwischen 125 und 111 zu setzen, thut Zell er a. a. 0. dar. Allem An-
schein nach wird er von Cic. Tusc. V, 37, 107 als ein 46 schon Gestorbener
behandelt, und da Panaetios um 110 starb (s. C. 28. A. 30), so könnte P.,
falls nicht vor 130 geboren, kaum noch dessen Schüler gewesen sein,
wenn man es auch geradezu als unmöglich nicht bezeichnen kann. Die
Angabe von Ath. XIV. 657 f, dass Strabon (64 oder 63 geboren) im 7. B.
behauptet habe ihn noch persönlich gekannt zu haben, kann daher nicht
genau sein. — Ueber die erhaltene Büste des P.(?) (mit der Unterschrift
TJOSIJSINIOZ) und eine ähnliche Gemme s. Visconti Icon. gr. 1. S. 284 f.
u. Tf. XXIV; vgl. indessen Scheppig S. 15.
164) Strab. XVI. 753. ccvtiq xcov Kud'' fj[iccg cpiXoßöcptov noXv^iccQ'eoxaxog.
Vgl. A. 182. Ueber seine grosse und vielseitige Belesenheit s. Scheppig
S. 40 f.
164b) Indem er den Einwürfen Beider in anderer Art als Panaetios
denen des Karneades theils Rechnung trug, theils auszuweichen suchte,
dergestalt dass er auch von Panaetios überall da abwich, wo dieser jenem
zugestimmt hatte. Den Beweis wird Schmekel (s. C. 28. A. 12) liefern.
Vgl. auch Schmekel De Ovidiana Pythagoreae doctrinae adumbratione
(Greifs wald 1885). S. 55 — 73. Ich muss mich aus dem mir von ihm Mit-
getheilten auf einige kurze Andeutungen im Folgenden beschränken, da
das Genauere in die Geschichte der Philosophie und nicht der Litteratur
gehört; s. A. 165. 166. Von der richtigen Auffassung der Affecte, sagt P.
b. Galen. V. 291 = p. 223 f. Bake, (also ebendamit von einer richtigen
Psychologie) hängt auch die richtige Auffassung des Lebenszwecks ab,
ccXXcc v.cu xovxov diccXrjcpd-svxog og&cog , e^sazi [isv avxm %Qrjo&ca iiQog xo
diccKonrsiv tag aTCOQCag, ag ot oocpLGzccl (d. i. also Karneades und etwa auch
Zenon) ngoxstrovoi %. x. X., u. dazu vgl. nun A. 168. Weiter s. A. 183 und
(zugleich über das Verhältniss des Zenon zu Karneades) C. 32. A. 147. 151. 163.
165) Aet. Plac. p. 338 Diels (= Psendo-Plut. Plac. II, 9, 3. Stob. Ekl. I.
p. 390 H. 160, 13 f. W.). Euseb. P. E. XV, 40, 3. 844 d. Er handelte über
132 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
sondern auch dem Glauben an jegliche Art von Wahrsagung,
welchen er noch durch allerlei neue Gründe und Beweise zu
stützen suchte166) Immerhin jedoch huldigte er einer ähnlichen
eklektischen Richtung167), indem er noch enger als Panaetios an
die aristotelische Dreitheilung der Menschenseele, jedoch mit
einer sehr charakteristischen Modification, sich anschloss168) und
denselben im 1. B. nsol %6<jftov, La. Di. VII, 142, vgl. A. 208. Wie er
dabei mit Bezugnahme auf die Kritik des Karneades und des Zenon zu
Werke ging, erkennt man durch Vergleichung der aus ihm im 2. B. von
Cic. N. D. (s. A. 202) geflossenen Partien mit den im 1. B. aus Zenon
stammenden (s. C. 32. A. 158) und dem aus Kleitomachos (s. C. 2. A. 646)
entnommenen 3. B. (s. bes. 12, 29 ff.), so wie aus einer Vergleichung der
letzteren mit einander (I, 9, 23 = III, 32, 79, wie schon Schümann be-
merkt; entfernter berührt sich I, 8, 20 mit III, 13,32 i. A.) hervorgeht,
dass Zenon auch nach dieser Richtung den Karneades benutzt hatte. Die
Polemik des P. in theologischer Hinsicht gegen Epikuros (I, 44, 123 [vgl.
A. 202]. III, 18, 47 ff.) war ohne Zweifel recht eigentlich eine Antwort auf
die des Zenon gegen die Stoa (I, 10, 24). Mit Recht aber zieht in diesen
Zusammenhang Schmekel auch das Excerpt des Areios Didym. b. Stob. I.
p. 432-438 H. 177, 20 ff. (Fr. phys. 27. p. 462 Diels) aus P. hinein.
166) In einer eignen Schrift tcsqi ybccvrim^g in 5 Büchern und im 2. B.
seines ®vGiv.bg Xöyog, La. Di. VII, 142, vgl. A. 204. 207. Deutlich zeigt
sich hiebei seine Rücksichtnahme auf die Einwendungen des Karneades,
vgl. Cic. Divin. II, 7, 19 mit I, 5, 9 und II, 6 f., 17 ff. mit I, 49, 109 ff. 52, 118.
167) Zeller S. 679. A. 2 vermuthet sogar nach La. Di. VII, 129. doxsi
d' avxotg (irjxs dicc xr\v diaqxoviav a qpitfr atfthu qpiXoGoqpiccg, snsl xa> Xoyco
xovxcp KQoXsfysLV oXov xov ßiov , ag xai IloGsiStoviog cprjaiv iv xotg TLqo-
xgsnxiKOLg (vgl. A. 216), dass er die Lehre seines Zeitgenossen Antiochos
aus Askalon von der Uebereinstimmung aller Philosophen in den Haupt-
punkten so ziemlich gebilligt habe.
168) Und nicht an die platonische, wie Zell er S. 579 ff. behauptet.
Sehr fehlerhaft handelt vollends über diesen Gegenstand Stein Psychol.
der Stoa S. 186 ff. Wenn P. zunächst den Gegensatz des Vernünftigen und
des Unvernünftigen in der Menschenseele betonte (Tertull. de an. 14. Galen.
V. 649 f.), so thaten das Piaton und Aristoteles auch, und für ihn war
dies die Hauptsache, indem sich gerade darin seine Abweichung von der
älteren Stoa ausspricht, dass er letzteres nicht (wie es möglicher-, aber
freilich nicht wahrscheinlicherweise zum Theil noch Panaetios gethan
haben kann) aus ersterem herleitete. Dies schliesst aber nicht im Mindesten
aus, dass er letzteres gleich Piaton und Aristoteles wieder eintheilte, und
es ist nicht der mindeste Grund die Angabe von Galen. V. 476 f. oacc p\v
ovv xcov £cocov dvaytivrjxci xe scxl %a\ TtQOGizGcpvnoxu 8iv.r\v qpvxäv nsxqaig ij
xigiv ixiooig xoiovxoig, i7Zi&v[iicc fiovrj dtotxgrtfohM Xsysi ccvxcc, xa ds aXXct
ccXoycc 6v[i7tccvxa xcclg övvoc(is6iv äficpoxsQcug XQrjöd-cu, xfi xs £7tL&v^rjXfny
%ccl xft &V[ioEid8L, xov ccvQ'qcotiov 8s fiovov xccig xqigl, 7tQ06eiXr](p8vcu yccq
Hai xr\v XoyiGxiv.y\v ccQxiqv und 653. dsixvvGiv iv xij nsql ncc&cov yocc[i[iccxsia
Poseidonios aus Apameia. 133
ein nicht geringerer Verehrer Piatons y zu dessen Timaeos er
auch einen Commentar schrieb169), als jener war170), auch den
:
(vgl. A. 214) diOLTiovfiivovs rjficcg vnb xqi<ov dvvcc{iea)v, i7U&v(jirixiitrjg v.a\
&v{iosidovg ytccl Xoyiax iuris mit Stein desshalb zu verwerfen, weil Galen,
an der letzteren Stelle hinzusetzt, P. habe diese Lehre auch in den Kle-
anthes hineinerklärt: xrjg Ss avxrjg do^rjg 6 Iloa. sdsil-Ev slvcci xca xov
KXsdvd-rjv. Nur aber fragt sich, wie man jene Stellen aufzufassen hat, ob
in ihnen von einer auch im Menschen und in den Thieren vorhandenen
Pflanzenseele, welche von den Stoikern ja, wie schon bemerkt (C. 28. A. 43),
auch nicht ipv%r), sondern nur cpv6ig genannt wurde, bloss abgesehen wird
oder ob P. in Menschen und Thieren eine solche nicht anerkannte. Nur
im letztern Falle wäre seine Eintheilung die platonische mit einer geringen
Modification. Allein dann hätte P. auch die Seele in den Pflanzen gleich
Piaton als kni%v\ir\xi%Qv aufgefasst, und damit hätte er in Folge jener
seiner Modification keinen Unterschied mehr zwischen diesen und den
niederen, besonders angewachsenen Thieren übrig behalten. Folglich ist
diese Auslegung Zellers S. 581 verkehrt und vielmehr jene erstere Hirzels
I. S. 212 f. die richtige. Die Seelenlehre des P. ist also vielmehr die des
Aristoteles, welcher die beiden niederen Seelentheile nach Piatons Con-
struction zu Unterabtheilungen des von ihm angenommenen zweiten (oqsxxi-
ytov = i}>v%ri afa&rixixri) herabsetzte und als dritten Theil im Menschen die
diesem mit den Pflanzen und Thieren gemeinsame ipv%7] %,Qznxiiir) hinzu-
fügte. Dass damit auch Cic. N. D. II, 11,29. 12, 33 f. nicht, wie noch
Hirzel glaubte, im Widerspruch, sondern im besten Einklang steht, zeigt
Schwenke Jahrb. f. Ph. CXIX. 1879. S. 136 f. Nur sah P. abgesehen von
jener kleinen Modification, welche den niederen Thieren neben der Pflanzen-
seele nur noch den niedrigeren Theil der Thierseele beliess, alle diese von
Aristoteles und Piaton unterschiedenen Theile nicht eigentlich als solche,
sondern nur als Kräfte an und versetzte sie alle in das Herz: Galen. Y. 515.
6 d' 'AQi6xoxslrts xe »tat 6 IJoaEiSrnviog sl'drj fisv r] {isgr} ipvxijg ovn 6vo[id-
£ovolv, dvvapsig d' zlvai cpaoi [iicig ovoiccg Ix xfjg KaQÖLag OQfKOfisvrjg.
Gerade diese Abweichung aber ist, wie Schmekel richtig erkannt hat,
im höchsten Grade bezeichnend: indem er den Einwürfen von Karneades
nicht wie Panaetios dahin nachgab, die Fortdauer der Menschenseele nach
dem Tode zu leugnen, sondern auch (was Zell er IIP, 1. S. 582 mit Unrecht
anzweifelt) die Praeexistenz derselben, natürlich beide nur vom Ende des
einen Weltbrandes bis zum Anfang des nächsten, festhielt, so sah er doch
ein, dass die blosse Praeexistenz und Postexistenz der Vernunft des mensch-
lichen Individuums keine persönliche und somit eigentliche sein würde, und
hielt daher neben der ihm gleich Panaetios eben durch jenen Widerspruch
des Karneades (vgl. A. 168) aufgedrungenen Gliederung der Menschenseele
doch zugleich an ihrer Einheitlichkeit fest, so dass er hierin schärfer blickte
als Piaton und die älteren Stoiker und vielleicht auch als Aristoteles. (Von
dem ganzen Hypothesengewebe, welches Hirzel II. S. 772 — 789 gegen die
vorstehenden Annahmen zusammenwirkt, scheint mir kein einziger Faden
haltbar). Dass er die Affecte im Gegensatz zu Piaton ausschliesslich dem
134 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Pythagoras schätzte und sogar den Demokritos als einen wirk-
lichen Philosophen anerkannte171). Ja, man wird wohl kaum
fehlgreifen, wenn man annimmt, dass die in diesen Zeiten er-
folgende, von der alten Form sich weit entfernende Erneuerung
des Pythagoreismus zwar nicht aus ihm hervorging, aber doch unter
seinem grossen Einflüsse zu wirklicher Bedeutung gelangte1711*).
Und so erklärte er sich denn mit Piaton und Aristoteles, worin
ihm vermuthlich172) jedoch bereits auch Panaetios vorangegangen
war, auf das Entschiedenste gegen jede Ableitung der sinnlichen
sni&viirjTiKOv zugetheilt habe, ist blosse Phantasie Steins S. 190, der sich
auf Hirzel IL S. 463 ff. beruft, wo Nichts davon steht. S. vielmehr
Galen. V. 429 f. 6 Tloasidwviog . . . snccivsi xs afia -aal itqoGUxai xb UXd-
xcovog öoyficc nccl avxiXsysi xolg negl xbv Xqvßimiov ovxs kqigsiq blvcli tu
nccftr} dsiwvoDV ovxs iitiyiyvopsva kqlgsgiv , aXXcc %ivr\6tig xivccg ixsqcov
dwafiEcöv dXöycov, dg 6 IlXdxtov covofiaüsv h7ii%v\i'r\xi%r\v xs xal &v(iosLdrj.
(Geradezu seltsam künstelt Stein S. 187 f. A. 383 an diesen Worten herum).
Sollte die bei La. Di. VII, 138 angeführte stoische Lehre dem P. angehören,
so nahm er als Viertes im Menschen, als Drittes in den Thieren, als
Zweites in den Pflanzen auch noch eine s£ig an, wie sie im Unorganischen
ist, im Menschen also vovg, ipv%^ (= d-vfiog und sniftvyiict), cpvaig, t£ig.
Uebrigens s. A. 209. Wie sehr P. auch in der Meteorologie auf den
Schultern des Aristoteles steht, darüber s. Diels Zu Cicero Tusc. I, 19,43,
Rhein. Mus. XXXIV. 1879. S. 487—491.
169) Was Müller S. 249 b. A. 6 mit Unrecht bestreitet. S. Sex. Math.
VII, 93. Plut. proer. an. 22. 1023 B. Theon von Smyrna p. 103, 18 Hill.
Bake S. 238 — 241. Vielleicht auch zum Phaedros (Herrn, in Plat. Phaedr.
p. 114 Ast, vgl. Hirzel I. S. 237 ff., wenn hier nicht gleichfalls der zum
Timaeos gemeint ist) und zum Parmenides, wenn anders unter dem
„rhodischen Philosophen" bei Prokl. in Plat. Parm. VI. T. VI, 25 P. zu
verstehen sein sollte.
170) Galen. V. 421. P. b. Galen. V. 472. menso 6 TlXdxcov 7](iag idiSa&.
171) Sen. Ep. 9, 32. Dass er jedoch in seinen JlQoxQS7ixiyi.oC sogar
auch den Epikuros gewissermassen als Zeugen der Wahrheit zugelassen
hätte, schliesst zwar Usener Epicurea S. LVII f. aus Cic. Tose. V, 26, 73
und mit Corssen aus Stellen des ersten Buchs dieser Schrift Ciceros,
aber dieser Schluss hat für Denjenigen keine Bedeutung, welcher Useners
Behauptung, V, 24, 68 — 28, 82 sei von dort entnommen, für zweifellos
falsch und Corssens Zurückführung des ersten Buchs auf P. für überaus
zweifelhaft oder, besser gesagt, nur für sehr bedingungsweise richtig hält,
s. A. 216. 217. 220. In Bezug auf Pythagoras s. zunächst Diod. V, 28, 6.
171b) Ich entlehne diese Vermuthung den Mittheilungen von Schmekel
(s. A. 164b). Vgl. Schmekel De Ovid. Pyth. doctr. adumbr. S. 55 ff.
172) Dass dies allerdings nicht ganz sicher sein mag, ist A. 168 zu-
gegeben.
Poseidonios aus Apameia. 135
Empfindungen, der Affecte und Begierden aus der Vernunft173).
Und war schon Panaetios zu der Unterscheidung einer doppelten
Moral, einer idealen für den vollkommenen Weisen und einer
realen für alle Menschen , getrieben worden, so folgte Poseidonios
ihm völlig auf derselben Bahn, so dass der Glaube an die Mög-
lichkeit eines vollkommenen Weisen selber, welcher schon bei
jenem auf schwachen Füssen gestanden haben mag174), bei diesem
vollends erschüttert erscheint175). Noch entschiedner vielleicht
als Panaetios warnte er vor dem Uebermass allegorischer und
etymologischer Auslegung der Volksmythen176), auch hier dem
Vorbilde Piatons sich anschliessend177). Auch er ferner legte
das grösste Gewicht auf Klarheit und Schönheit der Darstellung,
und zwar auf letztere in einem Grade, welcher ihn bisweilen in
seinen wissenschaftlichen Beschreibungen zu rhetorischen Ueber-
triebenheiten verleitete178). Alle erhaltnen Bruchstücke entfernen
sich weit von der trocknen und ungeniessbaren Schulsprache
der meisten älteren Stoiker und verrathen einen guten Stilisten,
zum Theil eine schmuckvolle und blütenreiche Redeweise. Da
sein Interesse ihn vielleicht noch mehr zur gelehrten Forschung
als zur Philosophie hinzog, so rechnete er die Mathematik und
die Einzelwissenschaften überhaupt geradeswegs der letzteren zu179).
173) Galen. V. 429 f., s. A. 168.
174) S. C. 28. A. 48.
175) S. Hirzel II. S. 285 ff. Ueber seine politischen Gedanken s. C. 28.
A. 56, über seine Tugendlehre Hirzel II. S. 498 ff., über seine Ethik und
ethischen Bruchstücke überhaupt Bake S. 185—230.
176) S. Hirzel I. S. 220ff., aus dessen Erörterung jedoch, wie Schwenke
a. n. 0. S. 135 richtig bemerkt, nur so viel hervorgeht, dass „P. die Etymo-
logie und Allegorie nicht an Stelle wissenschaftlicher Gründe gebrauchte,
wie es Chrysippos gethan hatte". Hätte er auch da, „wo es sich nicht
mehr darum handelte, die stoische Lehre zu beweisen, sondern die Volks-
religion einigermassen mit ihr in Einklang zu bringen, jene Mittel gänzlich
verschmäht, so hätte er so ziemlich alle Beziehungen zu den allgemeinen
Vorstellungen des Volkes und dem hergebrachten Cultus aufgeben müssen,
was er als Stoiker gewiss nicht wollte". Im Uebrigen vgl. A. 182.
177) S. bes. Phaedr. 229 D f., vgl. Hirzel a. a. 0.
178) Strab. III. 147 (= Fr. 48 Müll.). üoosMviog Ss xo nXrj&og xav
[izxdcXXcov snaLVtov xal xr\v ccQ£xr\v ovx cc7tE%Exai. xfg avvrj&ovg QrjzoQSiccg,
ccXXcc övvev&ovüiu xaig vneQßoXatg. Uebrigens s. bes. Hirzel II. S. 269 ff.
338 f. 382 ff. 466'. Anm.
179) Sen. Ep. 88, 24. „quemadmodum, inquit (Posidonius) , est aliqua
pars philosophiae naturalis, est aliqua mordlis, est aliqua rationalis, sie et
haec quoque liberalium artium turba locum sibi in philosophia vindicat. cum
136 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Und so beschäftigte er sich namentlich viel eingehender mit
naturwissenschaftlichen Untersuchungen, als die Stoiker sonst
zu thun pflegten, und traf daher mit Aristoteles, dessen Werke
auf diesem Gebiete er wenigstens zum Theil eifrig studirte 18°),
auf demselben vielfach zusammen181). Sein geometrisches Wissen
wird besonders gerühmt182), und so verfasste er denn auf diesem
Gebiete abgesehen von dem Commentar zum platonischen
Timaeos eine Streitschrift wider den Epikureer Zenon
und vielleicht auch noch ein oder mehrere andere eigentlich
geometrische Werke183). Aber auch in der Astronomie be-
sass er grosse Kenntnisse, wie sich aus dem von ihm nach dem
Vorbilde des Archimedes verfertigten kunstreichen Planetarium
ergiebt184). Auch verfasste er, wie es scheint, eine eigne Schrift
über die Grösse der Sonne184b). Die Ergebnisse seiner grossen
ventum est ad naturales quaestiones, geometriae testimonio statur: ergo quia
adiuvat, pars est". Vgl. 90, 7 ff. , wo ohne Zweifel, wie schon Bake S. 36
vermuthete, die TIqoxqE7ixiY.oC benutzt sind (vgl. A. 216. Corssen Diss.
S. 9 f. Hirzel III. S. 347 ff.). Ein Gleiches behauptet, wie schon A. 63
bemerkt ward, Strabon wenigstens von der Geographie.
180) Nachweislich ist es von der Physik u. Meteorologie, s. C. 32. A. 324.
181) Strab. IT. 104 bemerkt, dass er Vieles aus ihm entnommen habe
(s. A. 187. 188), jedoch mit dem beschränkenden Zusatz: oaa yecoy gamma'
ooa de wvoiyicaxsga, iniG%zitxhov Iv dXXoig r] ovde cpQovxiOxsov noXv ydg
süxi xo aixLoXoyinbv nag' avxm v.a\ xo 'AoLOxoxsXigov , okeq ImXivovgiv ol
rifiExsQOL (d. i. die Stoiker, von deren Art also nach Strabons Meinung der
sonst zu ihnen gehörige P. in dieser Hinsicht abwich) did xrjv EitUgvtyiv
x<ov alximv. Weiteres s. b. Zeller S. 578. A. 1.
182) Galen. V. p. 653 vor den A. 168 angef. Worten: FloaEidmviog
6 ETtL6X7]\ioviY.(oxccxoq ndvxcav xwv Hxmi%mv did xo yEyv^väü&at %ctxu ysa-
[isxQiccv x. r. X. p. 390. 6 [isv ovv IIoöELdmviog, mg av , olfiai, xsd-gafifievog
ev yscouexQia »tat [iccXXov x&v aXXcov Uxcoi-nmv ditodsC^EOiv tnsod-cci ovvel-
ftiopivog y.. x. X.
183) Bruchstücke giebt Prokl. in Eucl. und nennt p. 200, 1 ff. Friedl.
ausdrücklich die Streitschrift gegen Zenon (s. C. 32. A. 151. 163), aus wel-
cher er dann p. 216—218 Auszüge mittheilt. S. Bake S. 178—184. 243 f.
184) Cic. N. D. II, 34, 88. sphaeram . . . quam nuper familiaris noster
effecit Posidonius, cuius singulae conversiones idem efficiunt in sole et in
luna et in quinque stellis errantibus, quod in caelo efßcitur singulis diehus
et noctibus.
184 b) La. Di. VII, 114 citirt freilich für diesen Gegenstand vielmehr
das 16. B. des $vaiv,bg Xoyog, aber s. Kleomed. I, 11. p. 65 Balf. 80 Bake.
7CQ0SiQTjyi6xsg . . . a>g y.axd noXv fiEi^mv 6 rjXiog cov avxrjg (näml. xr/g yrjg),
o6ov nodicclov r^lv wavxaaiav dnoiti^nu , E%r\g avxb xovxo Emdsifc.ai owsi-
Xopsv ooa iv xoiavxj] sloayayy avxdqyirj ioxl nQOcpEQOfiSvoi, l'did xivmv
Poseidonios aus Apameia. 137
Forschungsreise und seiner sonstigen geographischen Studien
legte er in seinem Werke 7CsqI coxsavov180) mit vielfacher
Polemik gegen seine Vorgänger und nicht zum Wenigsten gegen
Polybios nieder, in welchem er namentlich die mathematische
und physikalische Geographie der von ihm bereisten Gegenden
berücksichtigte186). Dasselbe ist namentlich von Strabon stark
ausgebeutet, weit öfter, als dieser es ausdrücklich sagt187), und
namentlich auch die ganze von diesem empfohlene Umgestaltung
der Erdkarte stammt von Poseidonios her 188). Von seiner
.nsgl llovov xovxov ovvxuyiiaxu 7t87COir]Y,6x(ov, cav iaxL y,cci IIoc s i-
dcovLog. Vgl. Bake S. 64—76. 242 f. Müllenhoff Deutsche Alterthsk.
II. S. 175, auch unten A. 190.
185) Fr. 68—101. Strab. II. 94 (= Fr. 68). iv xolq tcsql amsavov, vgl. 102.
aito88LY.XLY.at HCCL CpiX060(p(p, G%e8bv ÖS XL Y.CCL 71SQL 7CQ(OX8Lö)V dy(OVL^O(l8VCp.
186) Ueber die geographischen und ethnographischen Ansichten des P.
s. Bake S. 87—133. Scheppig S. 45—56.
187) S. Scheppig S.22. Müllenhoff a. a.O. II. S. 303— 321. Wilkens
De Strabonis etc. fontib., Marburg 1886. S. 22 ff. (vgl. C. 33. A. 169 c). Kaerst
Jahresber. LVIII. S. 346 f. 350. — Rieh. Zimmermann Posidonius und
Strabo, Hermes XXIII. 1888. S. 103—106 macht darauf aufmerksam, welches
Gewicht für diese Frage die beiden A. 178. 181 angeführten Aeusserungen
Strabons haben, zumal da dessen „schlichte, zuweilen auch hölzerne Sprache
oft durch Bruchstücke von Schilderungen unterbrochen wird, die gegen
ihre Umgebung merkwürdig abstechen und mit ihrer pathetisch -rhetori-
schen Färbung fast an Kothurn und Maske erinnern" und so nach den ersten
jener Aeusserungen sofort den Gedanken an poseidonisches Eigenthum nahe
legen. Zimmermann zeigt dann, dass dergestalt Fr. 99 nicht die wenigen
Worte allein bei Strab. I. 54 umfasst, sondern das Ganze von 53. §. 18 an
mit seiner rhythmischen Sprache und seinen poetischen Vergleichen ein
ziemlich gut erhaltenes Bruchstück des P. ist. Auch s. C. 22. A. 231 und
Rusch De Posidonio Lucreti Cari auetore in carmine de rerum natura VI.
Greifswald 1882. 8. (Doctordiss.). S. 43 ff., bes. A. 36.
188) S. darüber Zimmermann S. 106—130. Danach schenkte auch P.
dem Pytheas in Bezug auf die von diesem entdeckte Insel Thule (Island?)
keinen Glauben, s. Zimmermann S. 129 f. Uebrigens gehörte er zu
Denen, welche die bewohnte Erde für eine Insel im Ocean hielten. Scheppig
S. 19 ff. sucht zu zeigen, dass Strabon in der Geographie von P. nur diese
Schrift 7C8ql (OY8CCVOV benutzt habe; ob mit Erfolg, kann ich hier nicht
untersuchen, s. jedoch Müllenhoff a. a. O. II. S. 164. Bei Plinius er-
scheint sie unter den Quellen des 5. Buchs mit der Bezeichnung Posidonius
qui nsQLnXovv aut n8Qir\yri6iv scripsit, ausserdem Posidonius stoieus Ind. XI
und Posidonius schlechtweg Ind. II. IV. VI; citirt wird Posidonius II. §. 85
(s. A. 190). VI. §. 57 (Fr. 87). Aus dieser Schrift oder wahrscheinlicher
aus dem Geschichtswerk (s. A. 197) stammt ferner Diod. IV, 20, wie schon
Heyne De fontibus Diodori vor L. Dindorfs Ausg. des Diod. I. S. XLIII
138 Neunundz wanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
Meteorologie in mindestens 17 Büchern189) besitzen wir ausser
manchen anderen Ueberresten und Bruchstücken190) noch einen
erkannte, s. Müllenhoff a. a. 0. I. S. 441, vgl. auch Sieroka Die
mythogr. Quellen f. Diodoros 3. u. 4. B. S.~24, G. J. Schneider De Diod.
fontib. (1. I— IV), Berlin 1880. S. 72, Bethe Quaest. Diod. S. 36 f., ferner
Diod. V, 25—40 (s. bes. Müllenhoff a. a. 0. I. S. 474. II. S. 177 ff. 303-321,
vgl. Scheppig S. 23 f.), ob aber auch IV, 19, wie Sieroka meint, ist min-
destens sehr fraglich, s. Bethe a. a. 0. S. 37. Dass Vitruv. VIII, 4 den
P. als eine seiner Quellen bezeichnet, bezieht Scheppig S. 24 wohl mit
Recht auf diese Schrift. Caesar kannte und nutzte beide Werke, s. Wilkens
a. a. 0. (vgl. wieder C. 33. A. 169 c). Ausserdem vgl. C. 21. A. 638. 640.
189) La. Di. VII, 144. sv tg5 t£' nsql fiszsoaQmv, vgl. 135. sv y' nsgi
fierscoQcov. 138. sv rfj iiSTEcoQoXoyiy.ij 6xoi%si(6asi. 152. sv xr\ (isxscoQoXoyL'ui]
(ebenso 154 nach der Herstellung von Bake S. 82 f.). Warum Bake
S. 241 f. und Müller S. 248 zwei Schriften annehmen, sehe ich nicht ab.
Uebrigens vgl. Bake S. 76—87.
190) Ueber ihre reichhaltige Benutzung durch Aieio3 Didymos und
Pseudo-Aristoteles tibqI hoO[iov s. A. 202 u. bes. C. 32. A. 112. 437. Ueber
Asklepiodotos als wahrscheinliche Mittelquelle der in Senecas Quaestiones
naturales erhaltnen Reste s. C. 32. A. 43 — 45. In der scharfsinnigen und
methodischen Untersuchung von Rusch in der angef. Abh. ist der Beweis,
dass Lucretius im zweiten Theile des 6. B. (unmittelbar oder mittelbar)
auch aus P. geschöpft habe , nur für die Verse 585 ff. wirklich gelungen,
bloss annäherungsweise ausserdem nur noch für 874—905, s. B rieger
Jahresber. XXXIX. S. 198 f.; wenigstens hat Rusch wahrscheinlich ge-
macht, dass die mit 890 ff. übereinstimmenden Angaben des Strab. XVI.
753 f. und Plin. IL §. 227 aus P. seien. Ausserdem erörtert er bei dieser
Gelegenheit (S. 24 ff.) die auffallenden Berührungen zwischen Plin. IL
§. 207. 209. 220. 225. 226. 230. 231 und Sen. III, 20. 21. 25. 26, widerlegt
die Vermuthung von Diels Dox. S. 229, dass die Erwähnungen von
Theophrastos bei Sen. III aus P. herrühren (s. vielmehr C. 17. A. 121. 123),
führt aber den Nachweis von Diels S. 19 (vgl. S. 225), dass auch in
diesem 3. B. des Seneca poseidonisches Gut (wahrscheinlich, wie gesagt,
durch Vermittlung des Asklepiodotos) enthalten sei, weiter aus (S. 41),
thut ein Gleiches von Plinius II dar (S. 41 ff), wo, wie bemerkt (A. 188)
P. im Quellenregister erscheint und §. 85 citirt wird, und vermuthet
(S. 48) hier (nach §. 231 und §. 227 verglichen m. V. §. 128) die Mittel-
quelle in Mucianus. Wie weit freilich diese Ueberreste aus der Meteoro-
logie oder aus tzsqX coyisavoi) sind, ist zweifelhaft. Auf letztere Schrift
weisen andere Stellen zurück, §. 80 (vgl. Fr. 68). §. 100 (vgl. Fr. 95).
XXXV. §. 49. 51, vgl. Scheppig S. 22 f. Kleomedes, den Müllenhoff
a. a. 0. (s. A. 184b) mit Recht als den Epitomator der poseidonisehen
Astronomie bezeichnet, da er im Wesentlichen nur den P. auszog (s. I, 6. 10.
p. 32 f. 49 ff. Balf. p. 41 ff. 62 ff. Bake), hat dabei nach den A. 184b angef.
Schlussworten des 1. B. in II, 1. 2 die Schrift desselben über die Grösse
der Sonne benutzt, im Uebrigen aber auch wohl die Meteorologie (s. Diels
Poseidonios aus Apameia. 139
Abschnitt aus dem Auszuge des Geminos 191). Nicht minder
schrieb er ein grosses zeitgeschichtliches Werk 'ititoQCai, eine
Fortsetzung von dem seines oder vielmehr seines Lehrers Panaetios
philosophischen Gesinnungsverwandten Polybios 192). Aus diesem
a. a. 0. S. 21) und nsql coxsccvov. Ob und wie weit P. Quelle Ciceros im
Somn. Scip. ist, lasse ich dahingestellt, s. hierüber ausser Corssen auch
Diels Doxogr. S. 229 ff. und in dem A. 168 z. E. angef. Aufs, üeber P.
auch als Nebenquelle V«arros s. C. 17. A. 121, über seine Benutzung durch
den Mathematiker Diodoros C. 23. A. 315 ff.
191) Alex. v. Aphrod. b. Simpl. in Aristot. Phys. f. 64 v. p. 291, 24 ff.
Diels.
192) Fr. 1—67 M., von denen aber die aus Strab. vielleicht nicht oder
doch nicht alle hieher gehören, s. A. 188. Fast alle anderen Bruchstücke
sind aus Athenaeos, der den Verf. wiederholt als Rhoder oder Stoiker be-
zeichnet, und dessen Anführungen bis zum 49. B. (IV. 168 d = Fr. 38)
reichen, einige aus Plutarchos (Mar., Marcell., Fab.). Als cpiXoGocpog xs
a(i<x nccl iGxoqlag Gvyyqacpsvg erscheint P. von Apameia bei Pseudo-Lukian.
a. a. 0., und mit Unrecht glaubt Bake S. 249 (nach dem Vorgang von
Casaubonus Comm. in Polyb. I. S. 41), ein anderes Geschichtswerk als
das von diesem geschriebene sei das bei Suid. TIoGBiScoviog UXs^avdgsvg
chronologisch unmöglich dem P. von Alexandreia, Schüler des Zenon von
Kition (s. C. 2. A. 292-294), unter dem Titel 'Igxoqlcc fj [isxcc IJoXvßtov in
52 Büchern nebst anderen Schriften mit dem Bemerken beigelegte, dass
der wahre Verf. von ihnen P. aus Olbiopolis zu sein scheine, s. C. 21.
A. 639. 640 (vgl. auch den dort bereits mitgetheilten Zusatz zu Suid.
IJoXvßvog: igxbov oxi diadsxBxai xj\v HoXvßCov icxoqiccv TIoGeidtöviog 'OXßio-
noXi'xrjQ GocpiGxqg' tyQccips ds nccl Zxqctßcov '4{iccG8vg xcc (tsxa üoXvßiov iv
ßtßXCoig fiy'). Denn alle Anführungen stimmen aufs Beste dazu, dass das
Werk des Apameiers wirklich da (143) begann, wo Polybios aufhörte.
Nur 5 Fragmente, von denen 4 über den älteren Marcellus aus dem zweiten
punischen Kriege handeln (43—46 b. Plut. Marcell. 1. 19 f. 30. Fab. 10)
und das 5. (22 b. Ath. XIII. 594 e) über das Grabmal der Pythionike, Ge-
liebten des Harpalos, gehören einer älteren Zeit an, diese Dinge waren
aber zweifelsohne, wie schon Heeren De fontib. Plutarchi, Comm. Gott. V.
1820. S. 99 sah, episodisch eingewoben und berechtigen nicht zu der ver-
fehlten Vermuthung von Bake a. a. 0., dass das Werk vielmehr von
Alexandros dem Grossen oder doch der Diadochenzeit angefangen habe.
Sinnlos steht nun aber bei Suid. a. a. 0. noch tcog xov noXipov xov Kvgrj-
vcühov y.al IlxoXefiaiov. Ueber die von diesen Worten hervorgerufnen
Deutungsversuche und Hypothesen genügt es jetzt auf die kritische Zu-
sammenstellung von Scheppig S. 25 ff. zu verweisen, welcher sie selbst
um drei neue bereichert hat, von denen die dritte Vermuthung, dass diese
Worte sich ursprünglich auf die Aißvxd des Olbiopoliten (Eroberung von
Kyrene 321) bezogen hätten, von Arnold S. 149 mit grosser Zuversicht
gebilligt wird. Ohne Zweifel lässt man am Besten diese Sache auf sich
beruhen. Im Uebrigen ist so viel gewiss, dass P. in diesem Werk auch
140 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
ist, wenn nicht ausschliesslich, so doch grösstenteils alles
Brauchbare geflossen, was wir überhaupt über die Geschichte
noch von seiner eignen Gesandtschaft nach Rom (87/6, s. A. 161) und wohl
jedenfalls auch noch von der Eroberung Athens durch Sulla 86 (s. Fr. 41
b. Ath. V. 211 d ff., vgl. C. 32. A. 317) handelte. Arnold gelangt ferner
zu dem Ergebniss, dass alle aus P. geflossenen Nachrichten bei späteren
Schriftstellern bis 82 gehen, und es ist auch an sich höchst wahrscheinlich,
dass mit diesem Jahre, d. h. der Dictatnr Sullas, das "Werk durchaus
passend abschloss. P. war keineswegs, wie Scheppig S. 58 meint, ein
Verehrer des Marius und der Demokratie, sondern im Geist und Sinne
seiner Schule ein gemässigter Oligarch und des Marius entschiedener
Gegner, s. Arnold S. 111 f. So war denn zumal bei seiner persönlichen
Freundschaft mit Pompeius dies Werk auch parteiisch für Letzteren ge-
schrieben, wenn auch nicht in so grober Weise wie das des Theo-
phanes, s. Arnold S. 110—114, vgl. C. 33. A. 149. Und so wird sich, wie
schon Toepelmann S. 32 — 34 vermuthete, auf ebendies grosse Werk
auch der ungenaue Ausdruck bei Strab. XL 492 (vgl. A. 159) beziehen:
71Q06TL&SI de Tovxoig, ort, (näml. 6 IIo6Si8(6viog) %a\ rrjv l6toqiccv avviyqarps
xijv 7V8qI avtov (näml. xbv IIo[i7trjtov) und nicht auf eine besondere Ge-
schichte des Pompeius, von welcher sonst nirgends eine Spur ist. Müllen-
hoff a. a. 0. IL S. 126. 153 geht von völlig veralteten Voraussetzungen
aus, s. Bauer S. 266, aber auch davon, dass P., wie Bauer angiebt, von
dieser angeblichen -eignen Geschichte des Pompeius dem Letzteren gegen-
über 67 oder 66 gesprochen habe (s. A. 159), sagt in Wahrheit Strabon
mit diesen Worten Nichts. Wenn aber Bauer S. 250 f. 265 f. mit Recht
Plut. Cic. 1 (s. A. 197 z. E.) auf P. zurückführt, so kann Letzterer das
1. B. des grossen Geschichtswerks frühestens 74 geschrieben haben. Ver-
muthlich hatte dies ganze Buch einen einleitenden Charakter (s. wiederum
A. 197), wenn auch die Behauptung von Scheppig S. 27, Fr. 1 b. Ath.
IV. 153 c, erst aus dem 2. B. , handle von Mummius, nicht richtig ist,
s. Bauer S. 259. A. 23. Da Polybios nicht mit 146, sondern erst mit 144
schloss, 145 aber ein natürlicherer Ausgangspunkt für P. sein musste als
143, so liegt vielmehr der Gedanke nahe, dass Letzterer im 1. B. einleitend
und zugleich mit Ergänzungen seines Vorgängers auch noch die Ereignisse
der Jahre 146 — 144 summirte. Die früher allgemein übliche Annahme aber
(s. Müller S. 251. Toepelmann S. 42 ff. Scheppig S. 31 ff. Müllen-
hof f IL S. 126), dass P. annalistisch in jedem Buche ungefähr ein Jahr dar-
stellte, wird unhaltbar, wenn die Historien bis 82 hinabgingen und über-
dies das 30. B. erst bis zum Kimbernkriege 113 gelangt war (Fr. 32 b.
Ath. IV. 153 e), man müsste denn annehmen, dass die richtige Bücherzahl
62 und nicht 52 war. Das erscheint nun freilich ohnehin rathsam, aber
Bauer S. 262 ff. hat jene Ansicht, wie es scheint, auch mit anderen
Gründen erfolgreich widerlegt, und Manches spricht für seine eigne, dass
das Werk vielmehr geographisch-ethnographisch angelegt war, dergestalt
dass zunächst die Geschichte des Ostens dargestellt ward, dann die des
Westens folgte, dann etwa mit dem 14. B. wieder zu der ersteren zurück-
Poseidonios aus Apameia. 141
der von ihm behandelten Zeiten erfahren, und es ist daher keine
Frage, dass er mit diesem verhältnissmässig sehr bedeutenden
Werke die anderen Darsteller derselben um mehr als eines
Hauptes Länge überragte. Aber damit ist doch zunächst nur
die Kleinheit dieser anderen und keineswegs193) seine eigne
Grösse und Yorzüglichkeit auf diesem Gebiete bewiesen. Freilich
gekehrt wurde u. s. w. Gerade die ausgezeichneten Erörterungen von Müllen-
hoff II. S. 121—189 über das 30. B., so sehr dieser jener alten Annahme
huldigt, führen hierauf hin. Denn derselbe erklärt sich S. 153 dahin, „dass
P. im 23. B. (Fr. 23—25) seine grosse Beschreibung der Gallier desswegen
gab, weil er von den Kriegen der Römer mit den Allobrogern und Arveinern
124—121 oder 123—120 zu handeln hatte, und ebenso dass er im 27.
(Fr. 29) auf Dalmatien kam, weil L. Metellus 119 — 117 die Dalmater über-
wand, und dass so das 30. B. auf 113 führt, wo die Kimbern zuerst mit
den Römern zusammenstiessen, und offenbar ist das Fragment einer ethno-
graphischen Einleitung über das neu auftretende Volk entnommen". Und
weiter zeigt er dann S. 162 ff., dass diesem beschreibenden, ethnographi-
schen Theil der Einleitung noch eine Erörterung über die Herkunft der
Kimbern von den Kimmeriern (Strab. II. 102; vgl. A. 200) und den Ur-
sachen ihrer Auswanderung voraufging. Mindestens verfuhr also P. stets
in ähnlicher Weise, so bald ein neues Volk in den Rahmen seiner Er-
zählung eintrat, vgl. Ath. IV. 152 f. iv de rij ni^ntTj tzsqI IJccg^cov 8ir\yov-
(isvog (prjaLv x. r. X. (Fr. 8). Freilich muss Bauer S. 263 f. selbst zugeben,
wie weit P. sich von dem Synchronismus seines Vorgängers frei gemacht
und dadurch die ethnographische Anordnung schärfer durchzuführen ver-
mocht habe, lasse sich im Einzelnen nicht mehr genau erkennen, und
wenn Bauers höchst zweifelhafte Annahme (S. 260 ff.), Appianos sei in
seiner Anordnung der des P. gefolgt, auch wirklich richtig sein sollte, so
gesteht derselbe doch ferner wieder zu (S. 263), dass die letztere schwerlich
schon die gleiche wie die erstere war. Bei dieser Unklarheit der Dinge
kann in Wahrheit davon, dass „die Thatsache selbst zweifellos" sei (S. 264),
nicht die Rede sein. Einige Berichtigungen und Ergänzungen zu Müllers
Behandlung der Fragmente giebt auch Scheppig S. 32-34. Als eine
Quelle des P. sucht M. Hoff mann De Viriathi Numantinorumque bello,
Greifswald u. Berlin 1865. 8. S. 9 die griechisch geschriebne römische Ge-
schichte des P. Rutilius Rufus (s. A. 160. C. 33. A. 149) zu erweisen, aber
wie mangelhaft seine Begründung ist, zeigt Toepelmann a. a. 0. S. 40 f.
Im Uebrigen vgl. auch Bake S. 133—178. 248—252.
193) Was seine Vertheidiger und Lobredner, wie Scheppig S. 40 — 44,
Arnold S. 149 f., und auch wohl Müllenhoff II. S. 321 zu glauben
scheinen. Scheppig hat bereits von Zeller S. 575. A. 1 (vgl. S. 576.
A. 1. S. 579. A. 1) die richtige Antwort erhalten; Arnold scheint es schon
als ein besonderes Zugeständniss zu betrachten, wenn er S. 150 schreibt:
„es mag sein, dass P. an kritischer Schärfe dem Polybios nicht gleichkam".
Für völlig ausgemacht hält Arnold also nicht einmal so viel!
142 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
konnte er sich jenes hohe Verdienst nur dadurch erwerben, dass
er, als der letzte griechische Geschichtschreiber, dem sich dies
nachrühmen lässt, seine Aufgabe wirklich im grossen Stile auf-
fasste und einen nicht geringen Theil der Eigenschaften eines
bedeutenden Historikers in der That besass193b), aber ebenso
sicher ist es, dass er sich mit einem Polybios auch nicht
entfernt vergleichen lässt. Denn ebenso fest steht die That-
sache der vielfachen Unklarheit unseres Wissens über die von
ihm in Vergleich zu den von Polybios beschriebnen Zeiten194),
und diese Thatsache fällt entschieden nur zum Theil dem Um-
stände, dass uns von diesem seinem Werke nur verhältnissmässig
wenige sichere Bruchstücke erhalten sind195), und Denen zur
Last, welche, wie Trogus Pompeius196) oder vielmehr dessen
Original Timagenes, Livius, Nikolaos von Damaskos, Diodoros,
Strabon in seinem Geschichtswerk, Iosephos, Plutarchos, Appianos
und Andere, unmittelbar oder mittelbar aus demselben geschöpft
und das so Geschöpfte mit schlechteren Nachrichten aus anderen
Quellen verquickt haben197), sondern zu nicht geringem Theile
193b) Ueber seine Benutzung der Archive s. Arnold S. 116 f.
194) Es genügt, hierüber auf das Urtheil des sachverständigsten
Mannes, nämlich auf die A. 112 angeführte Aeusserung Mommsens zu
verweisen.
195) Ist uns doch auch Polybios nur so überaus trümmerhaft erhalten,
wenn auch lange nicht in gleichem Masse wie P.
196) Im 38. und 39. B., s. Iustin. XXXVIII, 8. 9. 13 = P. Fr. 11.
Diod. XXXIV, 14. — lustin. XXXIX, 10 = P. Fr. 17. Diod. XXXIV, 15. -
lustin. XXX VIII, 3, 6 = Appian. B. Mithr. 15 (vgl. A. 197). Heeren De
Trogi Pompei . . . fontib., Comm. Gott. XV. 1804. S. 233 ff. (in der Ausg.
des lustin. v. Frotscher I. S. LXXXVII f.). Arnold S. 144. Mendels-
sohn Quaestionum Posidonearum specimen, Commentat. phil. sem. Lips.,
Leipzig 1874. 8. S. 23—40 weist nach, dass P. den Auszug des Antiochos VII
Sidetes gegen die Parther Aüfang 129, die Entlassung von Demetrios II
aus der Gefangenschaft der Parther und den bald darauf erfolgten Fall
des Antiochos im Kampf gegen dieselben Frühling 128 und in dasselbe
Jahr auch das Auftreten des Usurpators Alexandros Zabina gegen Demetrios
setzte und mit Recht setzte.
197) Einige Bemerkungen über diesen Gegenstand finden sich bei
Scheppig S. 34—37 und Mendelssohn a. a. 0., die gründlichsten Unter-
suchungen bei Müllen hoff und besonders über Appianos bei Arnold.
Dass Livius von 143 (oder 145) ab für die ausseritalischen Angelegenheiten
den P. ebenso zu Grunde gelegt hatte wie zuvor den Polybios, ist zweifellos,
ein Gleiches gilt allem Anschein nach vom sikelischen Sklavenkriege
(s. Müller S. 251. Müllenhoff II. S. 129, vgl. I. S. 462. 467), im
Poseidonios aus Apameia. 143
bereits ihm selber. Ohne Zweifel war er wahrheitsliebend198),
aber, wie es bei einem Vertheidiger der Mantik ja gar nicht
Uebrigen folgt er ihm grossentheils nicht (s. C. 33. A. 155), doch hat Müllen-
hoff in der angef. Erörterung gezeigt, dass P. auch für den Kimbernkrieg eine
seiner Quellen war. Ueber Nikolaos s. C. 32. A. 395, über Timagenes C. 32.
A. 169 c. Dass Diod. XXXIII— XXXVI den P. ausgezogen hat, ist längst er-
kannt (vgl. A. 196), und auch in den folgenden Büchern, wie Arnold S. 149
bemerkt, weist Manches auf diesen hin (vgl. XXXVII, 26. XXXVIH, 7 m.
Fr. 41. 27); erst XXXIX, 20 stösst man auf einen Quellenwechsel (Theo-
phanes? s. Arnold S. 83. 149). Dass durch Müllenhoff die Zurück-
führung der ethnographischen Abschnitte bei Diod. V, 25—40 (nebst IV, 20)
so wie von Plut. Mar. 11 auf P. endgültig erwiesen ist, ward schon A. 188
angedeutet, und wenn dort die Frage noch offen gelassen ist, ob erstare
aus iteqi (oyisavov oder aus den Historien sind, so wird doch wohl mit
Müllenhoff das Letztere anzunehmen sein. Ob Iosephos, wie Mendels-
sohn S. 30 f. annimmt, den P. selbst gelesen oder nur durch Vermittlung
des Nikolaos aus ihm geschöpft hat, ist streitig. Bei Appianos geht, wie
Arnold zeigt, B. C. I, 1 — 83. 91 — 96 und zum Theil 97 und B. Mithr.
1—27. 28 zweite Hälfte. 29. 32. 33. 35 zweite Hälfte. 38 (?). 39 (?). 41. 46—48.
54 — 66 auf ihn zurück, und zwar wenigstens grösstentheils unmittelbar.
Plutarchos ist zwar im Luculi. und Pomp, dem Sallustius und Theophanes
(s. C. 33. A. 153. 154) gefolgt, aber auf die Uebereinstimmung von Mar.
41 — 45 mit Appian. hat schon H. Peter Die Quellen Plutarchs in den
Biogr. der Rom. (Halle 1865). S. 103 hingewiesen (ausserdem s. Arnold
S. 107), und wie stark diese Biographie auch sonst von P. beeinflusst ist,
hat Müllenhoff dargelegt, wenn auch gegen die Benutzung desselben in
ihr in so ausgedehnter und so sklavischer Weise, wie Letzterer es sich
denkt, Bauer mit Recht Einsprache erhoben hat. In Bezug auf die
Biographie des Sulla aber würde Arnold S. 124 ff. die Behauptung, Plu-
tarchos könne die Nachricht über die Schicksale der aristotelischen Schriften
(C. 26) nicht aus Strab. XIII. 608 f. (s. C. 32. A. 322) haben, ohne Zweifel
nicht so zuversichtlich aufgestellt haben, wenn er die Bemerkung von
Di eis Doxogr. S. 216 (s. C. 32. A. 327) beachtet hätte, und er hat sich
durch den Schein täuschen lassen, indem er meint, Strabon selbst habe
diese Nachricht nicht etwa von Hörensagen, sondern aus dem Geschichts-
werk des P. Denn Panaetios und P. benutzten die streng wissenschaft-
lichen Lehrschriften des Aristoteles (s. A. 180. C. 28. A. 63—57. C. 32.
A. 324), und Letzterer wusste daher recht gut, dass dieselben nicht erst
aus dem Keller in Skepsis ihrer grossen Mehrzahl nach ans Licht getreten
waren. Allein der Beweis von Arnold S. 122—134, dass Plutarchos in
dieser Biographie das Geschichtswerk Stiabofts und dadurch mittelbar (vgl.
Arnold S. 119. 121) auch das des P. in erheblicher Ausdehnung als Neben-
quelle gebraucht habe, ist auch wohl ohne diese Stütze noch haltbar; ob
aber Arnold S. 140 mit Recht überdies auch an eine unmittelbare Be-
nutzung desselben denkt, lasse ich dahin stehen. Endlich hat Bauer
nachgewiesen, dass die Gesammteinleitung der Historien auch eine aus-
führliche Erörterung über die römischen Namen enthielt, aus welcher
144 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
anders möglich warlltü), viel zu kritiklos und leichtgläubig gegen
fabelhafte Angaben aller Art200). Gleichfalls nach dem Vorbilde
des Polybios verfasste er auch eine Taktik201). Von seinen eigent-
lich philosophischen Schriften war die 7t s qI ftsaiv vermuthlich in
5 Büchern die Quelle für den Anfang und das Ende von Ciceros
Darstellung der stoischen Theologie im zweiten Buche de deorum
natura202), und vielleicht, ja wahrscheinlich auch für die Widerlegung
nicht bloss Plut. Mar. 1 abgeleitet, sondern welche noch vielfach von Plut. in
den Römerbiographien verwerthet ist (Marcell. 9. Fab. 19 = Fr. 44. Pomp. 13.
Süll. 2. Cat. mai. 1. Fab. 1. Poplic. 1. Camill. 1. 31. Ti. Gracch. 8. Cic. 1.
Coriolan. 11), vgl. auch Arnold S. 80. 128.
198) Arnold S. 112 (vgl. S. 121): „ein günstiges Zeugniss für . . .
Posidonius . . . liegt darin, dass er die Memoiren Sullas, die auf jeder
Seite tendenziöse Entstellungen zeigten, nicht benutzt hat".
199) Es ist sehr begreiflich, aber nicht sehr löblich, dass die Verehrer
des P. diese unwiderleglich richtige Bemerkung Zellers S. 576. A. 1 ein-
fach todtschweigen.
200) Wir sehen dies hinlänglich aus den von Strabon (s. Zeller
S. 575. A. 1) gegebenen Proben, und die Beispiele, welche in den aus
seinen Büchern nsgi (iccvriytrig geflossenen Darstellungen erhalten sind
(s. Zell er S. 337. A. 1), geben ein reichliches Zeugniss davon, wie weit
sein Glaube an erfüllte Weissagungen und Träume reichte. — In der Art, wie
er seine Ansicht über die Kimmerier (vgl. auch A. 192), welche freilich
eine beträchtliche Ermässigung von der des Krates von Mallos (s. C. 26.
A. 28 b) war, doch auch seinerseits in den Homeros hineinerklärte (Plut.
Mar. 11), zeigte er sich als einen ächten Stoiker (s. Müllenhof f II. S. 171 —
176), indessen litt, wie wir sahen (A. 90 f.), in solchen Fragen auch Po-
lybios an der gleichen Befangenheit.
201) Aelian. u. Arrian Tact. 1.
202) II, 1, 3 — 2, 5. (2, 6 — 4, 12 vielleicht dem Grundgedanken nach).
5, 13-28, 72. 61, 154—66, 167: vgl. I, 44, 123. Posidonius disseruit in
libro quinto de natura deorum nullos esse deos Epicuro videri, quaeque is
de deis immortalibus , invidiae detestandae gratia dixisse. Dieser Sachverhalt
ist durch die Untersuchungen von Schwenke Jahrb. f. Ph. CXIX. 1879.
S. 129—137 und Wendland Posidonius Werk tcbqi #£o5v, Arch. f. Gesch.
der Philos. I. 1888. S. 200—210 zu einem so hohen Grade von Sicherheit
erhoben, wie er überhaupt in Fragen dieser Art erreicht werden kann;
nur aber ist es schwer begreiflich, wie Wendland auch jetzt noch glauben
kann, dass auch die Mitte §. 75 — 104. 115—153 desselben Ursprungs sei
(s. dagegen C. 28. A. 63). Der Versuch von L. Reinhardt Quellen von
Cic. de deor. n. (Breslau 1888). S. 33 ff. das Eigenthum des P. auf §. 154—167
zu beschränken wäre besser ungedruckt geblieben (s. gegen ihn die Recc.
von Schwenke Berl. ph. Woch. VIII. 1888. Sp. 1304—1309, Wendland
Deutsche L.-Z. IX. 1888. Sp. 1490—1492, Göthe Woch. f. kl. Ph. VI. 1889.
Sp. 9 — 12, vgl. auch die Auseinandersetzung zwischen Reinhardt und
Poseidonios aus Apameia. 145
der epikureischen im zweiten Theile des ersten203). Aus tcsql
{iccvTixijg ferner in 5 Büchern ist dessen erstes Buch de divi-
natione ausgezogen204), jtSQi Kad"rjxovTog aber, in welcher
Schrift er, jedoch freilich nur kurz, auch auf den von Panaetios
unausgeführt gelassenen Punkt des Conflicts zwischen dem Sitt-
lichen und dem Nützlichen oder die eigentliche Casuistik einging,
Schwenke Berl. ph. W. 1889. Sp. 202—204. 235 f.), vgl. A. 168 und die
Zusammenstellung bei Usener Epicurea S. LXV1I. A. 1. Aber auch
Useners sehr entschiedene Behauptung (S. LXVIff.), Cicero habe ausser-
dem §. 13 — 17. 21. 22. 33 — 39. 57. 58 aus einem akademischen Handbuch
der stoischen Philosophie geschöpft, steht in Wahrheit auf schwachen
Füssen. Denn von der Existenz derartiger akademischer Handbücher ist
sonst nirgends eine Spur, dieselbe ist vielmehr nur aus aligemeinen Er-
wägungen von Usener construirt, und der häufige Mangel an Zusammen-
hang, auf den allein Usener diese seine Behauptung gründet, beweist
doch, wie Wen dl and Arch. f. G. d. Ph. a. a. 0. S. 210 richtig bemerkt,
nicht, dass Cicero die Auszüge aus P. mit denen aus einem anderen Buche
vermischt, sondern nur dass er jene Auszüge sehr ungeschickt gemacht
hat, oder findet wenigstens in letzterer Annahme vollständig seine Er-
klärung. Wendland zeigt, dass aus derselben Quelle wie §. 49 ff. auch
die Darstellungen bei Clem. Protr. 16 A ff. und Aet. Plac. I, 6. p. 295 ff.
Diels geflossen sind und letzteres Capitel durch den Vergleich seines An-
fangs mit 302 b 22 ff. (Stob. Ekl. I. p. 58 H. 34, 26 ff. W.) sich sofort als
Excerpt aus P. erweist. Eine der Wiederholungen bei Cic. findet sich aber
schon hier, rührt also sogar schon von P. her und erklärt sich auf die
bereits von Schömann Ausg.4 S. 109 f. angegebne Weise, s. Wendland
S. 205. Auf eine fernere Parallele Sex. Math. IX, 85 ff. hat schon Schwenke
hingewiesen, und auch die Benutzung des P. bei Pseudo-Aristoteles nsgl
Ho'dftov und Areios Didymos (s. C. 32. A. 437) mag neben der Meteorologie
auch auf diese Schrift zu beziehen sein, s. Wendland S. 207. 208. In
der That war die letztere in ihrer Art Epoche machend. Denn, wie
Schwenke S. 130 f. hervorhebt, „P. ist der einzige Stoiker, von dem
wir wissen, dass er unter dem Titel nsgl ftemv zugleich über das Wesen
der Götter und über die Vorsehung handelte", und zwar von Gott als dem
ätherischen Weltgeist im 1. und von der Vorsehung im 3. (La. Di. VII.
138. 148), also allem Vermuthen von je einem der 4 von Cic. II, 1, 3 an-
gegebnen Theile in je einem Buch; das 5. mag, nach der in ihm enthaltnen
Polemik gegen Epikuros zu schliessen (s. o.), überhaupt polemisch gewesen
sein. Noch vgl. Müller S. 249 a. A. 1.
203) S. C. 2. A. 647. 648. Zu diesem Ergebniss ist jetzt auch Schmekel
gelangt.
204) Wie nach dem Vorgang von Wachsmuth Ansichten der Stoiker
üb. Mantik S. 18. A. 16 Schiche und Hartfelder (s. C. 2. A. 651. C. 28.
A. 64) gezeigt haben. Vgl. Cic. Divin. I, 3, 6. quinque Posidonius noster
(näml. de divinatione libros edidii) und oben A. 166. Noch vgl. Müller
S. 249 a. A. 4.
Süsbmihl, griech. - alex. Litt. -Gesch. IL 10
146 Neunundzwanzigstes Capitel. Polybios und Poseidonios.
in mindestens 2 Büchern205) war eine sehr spärlich gebrauchte
Nebenquelle in de officiis206). Ausserdem mögen noch der Q>v6i-
xog koyog in mindestens 16207), 7tegl x66[iov in mindestens
2 Büchern208), tieqI 4> v %ij g20'J) , 7CsqI tjqcocov xal datfiovcov210),
tcbqI e£[iaQ[iEvr}g in mindestens 2 Büchern211), 'H&ixbg Xoyog
mindestens von demselben Umfang212), tcsqI ccqstcjv215), %eqI
Tta&av auch in wenigstens 2 Büchern2 14c),7t£QlxQirriQLOv215), seine
ermahnenden Einleitungsreden in das Studium der Philosophie
(IlQotQSTtrLKOi)216), seine Trostschrift, deren Titel wir nicht
205) La. Di. VII, 124. 129 citirt das 1. Buch.
206) S. zum Obigen die beiden C. 28. A. 30. 51 b mitgetheilten Stellen
Cic. Off. III, 2, 8. ad Att. XVI, 11, 4, ausserdem Off. I, 45, 159. Viel-
leicht geht eben nur das hier Bemerkte auf ihn zurück, s. Klo he De
Ciceronis librorum de officiis fontibus (Greifswald 1889). S. 38 f.
207) Das 16. citirt (s. A. 184b) La. Di. VII, 144. Vgl. A. 166. Weiteres
bei Bake S. 237. Müller S. 248b. A. 1.
208) Das 1. citirt La. Di. VII, 142. Wenn Pseudo-Philon wirklich
durch P. den Anstoss zu seiner Schrift von der Unzerstörbarkeit der Welt
erhielt (s. C. 32. A. 426), so geschah es, wie aus A. 165 erhellt, durch
diese Schrift. Vgl. Müller S. 248 b. A. 2.
209) Nur von Eustath. z. II. M, 386. p. 910, 40 ff. ausdrücklich ge-
nannt. Vgl. Müller S. 248b. A. 6, doch s. A. 168.
210) Macrob. Sat. I, 23, 7.
211) Das 2. citirt La. Di. VII, 149. Weiteres bei B a k e S. 47 ff.
Müller S. 249a. A. 3.
212) Das 1. B. citirt La. Di. VII, 91. Weiteres bei Bake S. 189 ff.
Müller S. 249a. A. 5.
213) Galen, de plac. Hipp, et Plat. VIII (T. V. p. 653) unmittelbar
nach den A. 168 angef. Worten: xai [isvxoi %ai xbv nsql xcov ccqsxcöv Xoyov
£7ti xavxotig xccig aQ%aig OQ&iog cpr\Gi 7t£Qaiv£6d-(u7 xai 8bUvv6lv ctvxb dioc
[isydXris nqay^axsCag Idiu y£yQcc(i{i£vr}g avxä (wenn hiemit nicht etwa der
'H&wbg Xöyog gemeint ist).
214) Das 1. citirt Galen. V. 469 ff, welcher hier und an anderen Stellen
reichhaltige Mittheilungen aus diesem Werke macht, vgl. A. 168. 213.
S. Bake S. 194 ff. 146 f. Müller S. 249a. A. 8.
215) La. Di. VII, 54, vgl. Sex. Math. VII, 93. Bake S. 231. Corssen
Diss. S. 17 ff. „Ohne Zweifel mit Polemik gegen Karneades und auch wohl
den Epikureer Zenon". (Schmekel).
216) Nicht IlQoxQSTtxiHu , wie Bake S. 36. 245 und Müller S. 250
glaubten, s. Hirzel III. S. 349. A. 1. Vgl. La. Di. VII, 91. 129 (s. A. 167).
Bake S. 37—39. Dieselben waren, wie schon gesagt (A. 179), die Quelle
von Sen. Ep. 90 und ohne Zweifel von Cicero mit benutzt für seinen
Hortensius, s. Bake S. 36, Hirzel S. 347 ff. u. bes. Hartlich De exhor-
tationum a Graecis Romanisque scriptarum historia et indole, Leipz. Stud.
XI. 1889. S. 282—300. Hartlich verwirft aber (S. 290. A. 1: „haec et
Poseidonios aus Apameia. 147
kennen217), seine Etöccyayri nsgl Is^scjs218) und seine Briefe219)
hervorgehoben werden. Die Zahl der mit Sicherheit von ihm
nachweislichen Schriften beträgt über zwanzig220).
similia qui statuunt, quas res et quomodo veter es traetaverint in protrepticis,
se ignorare confitentur") mit Recht die Behauptung von Usener Epicurea
S. LVII f. (vgl. C. 32. A. 268 z. E.), dass auch Cic. Tusc. V, 24, 68 — 28, 82
aus denselben geschöpft sei, nimmt dagegen besonders auf Grund von
Sen. a. a. 0. im Gegensatz zu Hirzel III. S. 346 f. mit grösster Wahrschein*-
lichkeit, ja mit Gewissheit an, dass solche Stellen in den Tusculanen, in
welchen schwungvoll das Lob der Philosophie verkündet wird, wie 1,25, 61 f.
(Corssen Diss. S. 14. Anm. dehnte dies mit Recht auf 25, 60 — 27, 66 aus)
und V, 2 f. (s. schon Bake S. 36) wirklich aus dieser Quelle stammen, und
zeigt, dass P. hier den Protreptikos des Aristoteles benutzt hat, bezieht
aber (S. 286) recht verkehrt hierauf das von Strab. III. 104 (s. A. 181)
klar genug in einem ganz anderen Sinn und Zusammenhang dem P. vor-
geworfene 'AqlötotsXi&lv.
217) Wenn anders es eine solche überhaupt gab und man sich wenigstens
so weit auf Hieronymos im Trostschreiben an Heliodorus (Epitaph. Nepo-
tiani) verlassen darf (s. Hirzel III. S. 350 ff.), wo es (Ep. LX, 5) heisst:
legimus Crantorem, cuius volumen ad confovendum dolorem suum secutus
est Cicero : Piatonis Diogenis (!) Clitomachi Garneadis (!) Posidonii ad
sedandos luctus opuscula percurrimus, qui diversis aetatibus diversorum
luctum vel libris vel epistulis minuere sunt conati. Jedenfalls versteht der-
selbe, wie zuerst P. Corssen Rh. M. XXXVI. S. 520—523 richtig erkannt
hat, ein eignes Trostschreiben und nicht, wie Bake S. 247 (dem Müller
S. 249 a. A. 8 folgt) vermuthete, die Schrift hsqi ncc&wv. Wenn es existirte,
so kann es ferner unmöglich, wie dies die Consequenz der Ansicht Corssens
(s. A. 220) sein würde (s. Hirzel III. S. 342—354), mit zu den TlQotQE7CTLKOL
gehört haben, vgl. Hartlich S. 290. A. 1. Hirzel S. 349. A. 1.
218) La. Di. VII, 60, vgl. 62. Qnintil. III, 6, 37. Bake S. 232 ff. Vgl.
C. 35. A. 21.
219) Cic. Off. III, 2, 10 (vgl. A. 160), vgl. ad Att. II, 1, 2 (s. A. 158).
220) Vgl. die Uebersichten bei Bake S. 231—255 und Müller S. 248 f.,
die jedoch nach dem Obigen etwas zu modificiren und ferner dahin zu
berichtigen sind, dass P. nicht nsgl nsvov schrieb, s. Diels Doxogr. S. 9.
Die Zahl der oben nächst den Historien angeführten Schriften beträgt 17,
dazu kommen die Historien selbst, nsQl coxeuvov, die Meteorologie, der
Commentar zu Piatons Timaeos, die geometrischen Arbeiten, die Schrift
über die Grösse der Sonne und der Vortrag gegen Hermagoras (s. A. 159.
169. 183. 184 b. 185 ff.). — Noch ist hier anhangsweise eine den P. be-
treffende Frage der Quellenuntersuchung zu besprechen. Corssen hat
unter Beistimmung von Diels (in dem A. 168 z. E. angef. Aufsatz) sehr
scharfsinnig zu erhärten gesucht, dass dem ersten Buche der Tusculanen
so wie auch der Consolatio des Cicero die Trostschrift des P. zu Grunde
liege, und Poppelreuter Quae ratio intercedat inter Posidonii ksqI nccd'äv
TtQccyiiccTsiccg et Tusculanas disputationes Ciceronis, Bonn 1883. 8. (Doctord.)
10*
148 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Dreissigstes Capitel.
Die späteren alexandrinisclien und sonstigen Grammatiker1).
Hestiaea von Alexandreia, eine Grammatikerin, welche
bereits vor Demetrios von Skepsis thätig war, schrieb eine
hat danach ohne rechten Beweis den P. , nämlich dessen Schrift tcsql -irad'öav,
auch für die Quelle des dritten und vierten Buchs erklärt. Beide An-
nahmen hat dann Hirzel III. S. 342 ff. bekämpft, und die Poppelreuters
ist in der That völlig bodenlos. Auch was Hirzel gegen Corssen geltend
macht, ist zum Theil richtig (vgl. auch Schwenke Jahresber. XXXV.
S. 80 f.), aber freilich auch nur zum Theil, und wenn er seinerseits für alle
fünf Bücher den Philon von Larisa an die Stelle setzt (s. C. 32. A. 247),
so hat wenigstens mich (gleich Schwenke) dies mindestens ebenso wenig
überzeugt als Corssens Annahme. Vielmehr scheint mir (gleich Bure seh
Consolationum . . . hist., Leipz. Stud. IX. S. 95), worüber ich mich hier
freilich nicht auslassen kann, die Ansicht früherer Forscher, nach welcher
es mit den Tusculanen ähnlich steht wie mit dem dritten Buch de offieiis,
so dass jeder Versuch bestimmte durchlaufende Quellen aufzusuchen,
von vorn herein ein vergeblicher ist, fort und fort die richtige. Man lese
nur die eigne zweifelnde Aeusserung Corssens Diss. S. 8: „si modo Giceroni
haec conscribenti aliquod continuum scriptum ad manus erat etc.". So viel
freilich wird Corssen gegen Hirzel zuzugeben sein, dass in der That P.
am Stärksten benutzt ist, denn mit Recht beruft sich hiefür Schmekel
darauf, dass eine ähnliche Mischung stoischer, platonischer und pytha-
goreischer Anschauungen wie bei Cic. in den Tusc. sich auch bei Varro
(vgl. auch Schmekel De Ovid. Pyth. doctr. adumbr. S. 55 ff.) findet, deren
gemeinsame Quelle kaum ein Anderer als P. gewesen sein kann, sicher
nicht Philon. Eine Grundlage jedoch von Corssens Beweis sind die
Uebereinstimmungen mit Sen. Ep. 90, danach müssten aber, wie Hirzel
S. 343 ff. richtig bemerkt, die Quelle wie dort so auch in Tusc. I vielmehr
die IlQorQS7tTiKOL sein (vgl. Corssen Diss. S. 9. 23 f. und oben A. 179. 216),
was aber schlechthin unmöglich ist (s. A. 217, vgl. Hartlich S. 290. A. 1).
Mit Recht macht Hirzel S. 350 ff. ferner gegen Corssen Rh. M. a. a. 0.
S. 522 f. geltend, dass nach jenem ausdrücklichen Zengniss des Hieronymus,
auf welches Corssen sich stützt (s. A. 217), gerade so gut wie nach dem
des Plin. N. H. Praef. §. 22, der noch dazu Ciceros eigne Worte anführt
(s. C. 2. A. 565), Cicero in der Consolatio vielmehr Krantors Trostschrift
unmittelbar benutzt hat, daher denn auch hieran gar nicht zu zweifeln
ist. Ebendesshalb vermag ich aber auch nicht abzusehen, warum nicht im
1. und 3. B. der Tusc. ein Gleiches geschehen sein oder auch (s. C. 2.
A. 566) Cicero seine eigne Consolatio ausgeschrieben haben und die vielen
Uebereinstimmungen mit dem Trostschreiben des Plutarchos an Apollonios
(s. Corssen Rh. Mus. a. a. 0. S. 510—513) einfach hierin ihre Erklärung
finden sollten, während die Parallelen mit Sex. Pyrr. III, 226—231 sich
doch füglich auch anders, als Corssen will, z. B. durch mittelbaren Ein-
fluss des Cic. auf Sex. erklären lassen. Denn wenn Corssen (S. 519) meint,
Hestiaea. Xenon. Hellanikos. 149
Untersuchung darüber, ob das homerische Ilion an derselben
Stelle gelegen habe wie die spätere gleichnamige Stadt2).
Xenon stellte zuerst die hernach, wie vorhin bemerkt3),
von Aristarchos in einer eignen, gegen ihn gerichteten Ab-
handlung bestrittene Behauptung auf, dass die Odyssee nicht
von Homeros sei4). Dieser Behauptung schloss sich dann
Hellanikos an, welcher, wie auch schon früher5) bemerkt
der übereinstimmende Satz bei Cic. §. 93, wo für denselben Kallimachos
(Fr. 363) citirt wird, und Plut. 113 E. F beweise, dass Beide den Krantor
nur durch Vermittlung desselben Zwischengliedes benutzt hätten, so steht
einmal für Cicero das die Consolatio betreffende Zeugniss entgegen, und
im Uebrigen ist auf C. 2. A. 567 zu verweisen. Endlich sieht sich Corssen
(S. 519 f.) folgerichtig durch den ähnlichen, aber freilich grundverschieden
ausgedrückten Gedanken bei Cic. §. 90 und im pseudo-platonischen Axiochos
365 D zu der mehr als unwahrscheinlichen Annahme (s. C. 2. A. 65) ge-
drängt, dass auch der Verfasser des letzteren den P. benutzt habe und
also frühestens erst dessen Zeitgenosse gewesen wäre. Als ob, weil Cicero
und dieser Pseudo- Piaton beide (sei es nun unmittelbar oder mittelbar)
aus Krantor geschöpft haben, nicht dieser (wie Corssen S. 506. 518 f.
zeigt) epikureische Gedanke auf verschiednen Wegen zu Beiden gelangt sein
könnte (wenn er nicht etwa gar, wie Bure seh a. a. 0. S. 53. A. 4 meint,
von Prodikos auf Pseudo-Platon und Epikuros übergegangen ist), oder als
ob die sonstigen etwaigen Anklänge des Axiochos an epikureische und allen
Stoikern gemeinsame Anschauungen (s. C. 2. a. a. 0.) irgend Etwas für
eine so späte Entstehungszeit dieses Dialogs zu beweisen vermöchten. Der
einzige Umstand, welcher mir wirklich imponirt, und welcher auch Usener
a. a. 0. am Meisten imponirt hat, liegt in der von Corssen S. 513 f. ge-
machten Ausführung, und so gebe ich denn allerdings gerne zu, dass hier
das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
1) Blau De Aristarchi diseipulis, Jena 1883. 8. Vgl. Beccard De
scholiis in Homeri Iliadem Venetis (A), Berlin 1850. S. 58—76. J. La Roche
D. homer. Textkrit. S. 68—78.
2) Strab. XIII. 599. nuQaxlQ'riai d' 6 Jrj^xQiog (Fr. 26) *ccl xr\v 'AXs&v-
ÖQivrjv 'Eoxlcllccv (iccQxvQd xi]v avyyqäipaGav nsql xfjg 'OfirjQOv 'iXiadog,
7tv% Q'ccvofisvrjv st nsql xr\v vvv noXiv b noXetiog övvsoxr]. Schol. B II. F, 64.
'Eaxiccia cprjciv r\ yquiib[iccxiY.Yi oxl nsSiov soxl %qvoovv nccXovfievov, iv a>
XQVGrjv 'AcpQodixrjy Tt/LiaG'ö'at , xcu elvai ovxoag %Qvar\g 'AcpQodixrjg lsqov.
Eustath. z. d. St. p. 384, 20 f. f] ds yQafificcxLyir] ^IöxiocCa ksölov elvcci cpr^ol
XQvaovv xccXovfisvov, iv co %Qvar\g Acpgodixrjg vsqov xat xi\lt\ , vgl. z. B, 538.
p. 280, 19. i\v de -aal yvvrj aoepf] 'AXs^ccvdQLvrj neexä xbv • yecoyQcccpov xr\v
nXrJGLv 'Iöxlccicc 77 *E6xicclu GvvsiG£vsynovad xi %c£i avxrj stg xtjv 'iXiuda
*0(ir'iQov.
3) C. 16. A. 101.
4) Prokl. V. Hom. p. 27, 66 f. W. 'Odvöceiccv, rjv Sivcov ncci *EXXccvinog
OCCpOUQOVVXCCl ccvxov.
5) C. 12. A. 97.
150 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
wurde, ein Schüler des Agathokles, eines Schülers von Zeno-
dotos, und also ein Enkelschüler des Letzteren gleich Aristarchos
und mithin dessen und zwar vermuthlich6) älterer Zeitgenosse
war7). Diese beiden Männer sind die ebenhievon so genannten
Chorizonten8).
Romanos, spätestens ein Zeitgenosse des Aristarchos, von
welchem auch er, wie wir gleichfalls bereits sahen9), in einer
eignen Abhandlung bekämpft wurde, scheint sich hauptsächlich
mit homerischer Worterklärung beschäftigt zu haben10).
Ueber Asklepiades von Alexandreia s. C. 26n).
Athenokles von Kyzikos12), vermuthlich ein Zenodoteer
oder Aristophaneer, schrieb Jtegl fO[irjQov13) und war spätestens
ein Zeitgenosse der unmittelbaren Schüler des Aristarchos14).
6) Da Aristophanes von Byzantion Schüler des Zenodotos erst in dessen
letzten Lebensjahren und Aristarchos wiederum Schüler des Aristophanes
erst in dessen vorgerücktem Lebensalter ward, s. C. 12. A. 32. 69. C. 16.
A. 10. 85. Nimmt man an, woran Nichts hindert, dass H. gegen 20, ja
30 Jahre älter als Aristarchos war, so fällt damit der von Busch Biblio-
thecar. Alex. S. 10. A. 18 auch aus diesen Verhältnissen gezogne Schluss,
Zenodotos könne nicht schon um 245, sondern erst um 235 gestorben sein.
7) S. A. 17.
8) Grauert Ueber die homerischen Chorizonten, Rhein. Mus. 1827.
S. 199—211 (veraltet). Sengebusch Diss. Hom. prior S. 57 f. Gegen
diese %(OQL^ovteg setzte Aristarchos überdies an zahlreichen Stellen die
Diple (s. Aristonik. z. B, 356. 649. X, 476. A, 147. 692. Itf, 96. JV, 365.
17, 747. 4>, 416. 550, Weiteres b. Sengebusch, vgl. Anecd. Ven. bei
Reifferscheid Sueton. p. 143. r\ pev ovv dinlr} hcc&ccqcc ■nccQcc'Asixat. . . .
nQog rovg Xsyovzag (irj slvcct xov ccvtov noirjtov 'iXiada -aal Ödvaosiccv),
gegen H. allein gleichfalls hie und da (s. Ariston. z. E, 269 = Cramer
Anecd. Paris. III. 284, 1 f . ol naql ''EXXccvlxov, vgl. dens. z. O, 651, Weiteres
b. Sengebusch). Noch s. über H. Et. M. p. 370, 41 f. 'EQspßovg (Od. d, 84,
vgl. C. 26. A. 30) dl [isv rovg 'Aqccßccg cpccciv , cos 'EXXavixog.
9) C. 16. A. 100.
10) S. die Sammlung der von ihm handelnden Stellen bei Senge-
busch a. a. O. S. 59, wo aber Didym. z. N, 374 fehlt. Der Name ist bald
Kouiiccvog, bald Kopccvog geschrieben.
11) Und zwar dort besonders A. 98.
12) Didym. z. 25, 409. 'A&rjvoiiXriQ d' 6 Kvgiyirivog pccXXov 'Aqloxccqxov
■HCitCCKOVOOV XCÖV '0[17}QIHC0V £7tC0V . X. 1. X.
13) Didym. z. Z, 71.
14) Da von diesen Ammonios gegen ihn schrieb, s. A. 35. 38, und
Chaeris bei Didym. a. a. O. (vgl. A. 129) gegen ihn zu polemisiren scheint,
s. Blau S. 11. A. 2 u. S. 59. Wenn der Ausdruck des Didym. z. g, 503.
nai 6 'A%"i]voY.Xrig TtqojfttTSi (vgl. zu £, 144. xal 34&7]vov.Xf^g 8\ vncomsvas
Konian. Athenoki. Ptolem. 6 'Enift. Asklep. v. Nik. Chares. 151
Ptoleniaeos15), ein Schüler des Hellanikos, erhielt wegen
seiner heftigen Polemik wider Aristarchos, gegen welchen er
sich möglichst des Zenodotos annahm16), den Beinamen 6 'Eiti-
d'etrjg und schrieb rtegl rav jrap' eO{irJQ<p Tt^rjycov (?) und
einen Commentar zur Odyssee17), aber auch tcsql 'Iliudog
in mindestens 2 Büchern18).
Vor Aristarchos wirkten die Schüler des Rhoders Apollonios.
Einer derselben,
Asklepiades vermuthlich aus Nikaea, scheint auffallender-
weise zuerst gegen Ende des dritten Jahrhunderts in Alexandreia
gelehrt, dann aber sich nach Pergamon gewandt zu haben19).
Auch wird man, wie schon gesagt, vielleicht annehmen dürfen,
dass er unter Anderem eine Erläuterungsschrift zu dem
Argonauten gedieht seines Lehrers verfasste, in welchem er
über die von Apollonios benutzten Quellen handelte20). Sicher
ist es, dass ein anderer Schüler jenes Dichters,
Chares, wie ebenfalls bereits bemerkt wurde21), tcsqI
lötoQicov tov 7A7toXX(ovCov schrieb22), und zwar in mindestens
4 Büchern23).
tov 6tl%ov) genau wiedergegeben ist, so wirkte er sogar schon vor Aristar-
chos, war also spätestens dessen älterer Zeitgenosse. Vgl. Ludwich z
d. St.: „Daraus machte Eust. 1769, 10. cpsostai ds naga zoig nccXcuoig neu
ort 'A&rjvoyiXfig cc&stsl sv xotg qji&sigi xä k'nrj : aber in nQorjd'stsi liegt, dass
Aristarch der Athetese beitrat", andrerseits aber La Roche S. 70.
15) Beccard S. 62—64. Sengebusch a. a. 0. S. 68f. La Boche
S. 76 f.
16) Didym. z. B, 111. 6 'Emd'strig ds TltoXsficcLog xccg Zrjvodotov yoatpccg
BKti&eiisvog. H, 37. 249. Vgl. Lud wich Aristarchs hom. Textkr. I. S. 48.
17) Suid. IltoXs[icciog , yqcc^iiatiY.6g1 6 'Enid'strjg xXrj&sig, diöti snsftsto
(so Villoison f. si'nsto) x<p 'AQiatÜQ%(p. dirj-urj-KOSL d' <EXXctvC%ov xov yo<x(i-
Ha.tiv.ov , o d' 'Aya&o-nXsovg , o ds Zrjvodotov tov 'Ecpsciov. syaaips nsql
tmv tcccq' 'Ohj'jqo) nXrjyav (? s. Bernhardy z. d. St.), V7t6(ivrjfia stg xi\v
'OdvGGsiav.
18) Didym. z. B, 196. nccl IltoXspctLog ds 6 'Em&strig sv tu nowtm nsgl
'iXiddog 'AoLOtdoxsLov bfioXoysi tr\v ygcccpriv. Noch wird er angeführt Schol.
Find. Ol. V, 44. TltoXs^cLiog 6 'Eni&strig xovg sv Avdla avXovg qp^ert äoco-
tsvsiv sv xfj tsxvrj.
19) S. C. 26. A. 85.
20) C. 14. A. 43. 71. C. 26. A. 98. 21) C. 14. A. 70.
22) Schol. Apoll. Rh. II, 1052. Zxv[iq)7)Xi'deg ds Xsyovxat nsoi avzr\v
(näml. 2Jtvnqpr]Xidcc Xifivrjv) ogviftsg, dg nXcoidag slnsv 'AnoXXcaviog. ovtco
ds avtocg ovoyba&G&ui ZsXsvxog sv 2v[i[iL7itoig hcu Xdorig avtov tov 'AnoX-
Xcaviov yvaoiiiog sv ta tcsqI tatOQimv tov AnoXXtoviov. Gerade die Analogie
152 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Sonstige Schüler des Apollonios werden nicht erwähnt; dass
indessen seine Wirksamkeit in Rhodos dort dauernde Spuren
hinterliess, dafür scheint24) die Thätigkeit des Attalos und die
philologische Richtung zu sprechen , welche später noch ein
anderer Rhoder, der stoische Philosoph Panaetios, von Jugend
an einschlug25), dessen jüngerer Zeitgenosse, der Aristarcheer
Dionysios der Thraker, sodann gerade dort seinen Wirkungs-
kreis fand.
Attalos von Rhodos26) nämlich, ein philologisch gebildeter
Mathematiker und Astronom27), älterer28) Zeitgenosse des Hippar-
chos und also mit Aristarchos und Krates von Mallos ungefähr
derselben Zeit angehörig, besorgte, wie wir bereits sahen29),
dieser Schrift mit der muthmasslichen des Asklepiades bestärkt aber die
Vermuthung, dass Letzterer nicht erst, wie uns berichtet wird, der Myr-
leaner, sondern bereits der Schüler des Apollonios gewesen sei.
23) Pseado-Apulei. de orthogr. §. 2 , wo über Busiris und Herakles ge-
handelt wird auctore Argone in quarto Apollonii commentario et Pherecyde
(Fr. 33 f.). Für Argone ist mit Recht Charone verbessert, und da sonach,
wenn anders auf dies Citat überhaupt Etwas zu geben ist, der Name
zwischen Chares und Charon schwankt, überdies Apollonios von Naukratis
gebürtig war (s. C. 14. A. 48), so ist es möglich, dass dieser Charon (wie
Joensen De Script, h. ph. II, 7, 4 vermuthete) der Naukratit war, von
dem es bei Suid. heisst: Xdgcov Nccvngatirrjg , i6zogix6g. 'Isgsig rovg iv
Als^avögsLcc %<xl rovg iv Alyvnxw nai td inl skccotov 7tgcc%d'evztt, Ba6iXsig
rovg in TtaXatov yeyovozag iv 8-Kccotm i'&vei, xat negi Navugdzsajg^ nca
äUa Tivd negi Alyvnzov. Vgl. Müller F. H. G. IV. S. 360. Schol. Apoll.
Rh. IV, 1470 ist das verderbte ccvzb %dgig (worans bei Müller a. a. 0.
S. 346 seltsamerweise Autocharis geworden ist) nicht mit Heringa ,
wie Keil gethan hat, in ccvzo Xccgcct; zu verbessern, wenn anders Müller
III. S. 636 den Charax richtig erst in die Zeiten von Hadrianos und dessen
Nachfolgern^setzt, auch nicht mit Spitzner in avxb Xdqmv^ sondern ein-
fach in ccvxo Xdgrjg, wenn wir auch nicht wissen, welcher Chares diese
mindestens 2 Bücher XgovLyid, deren erstes hier citirt wird, geschrieben hatte.
24) Wie Maas s in der A. 26 anzuführenden Schrift S. III bemerkt.
26) S. C. 28. A. 19. 34. 58. 59. 71. Vielleicht war durch Asklepiades
eine Verbindung zwischen den rhodischen und den pergamenischen Philologen
vermittelt worden, so dass in Folge von ihr Panaetios sich gerade zu Krates
nach Pergamon in die Schule gegeben haben mag.
26) Maass De Attali Rhodii fragmentis Arateis, Greifswald 1888. 4.
27) Hipparch. I. p. 1004 A Vict. (p. 172 Pet.). = Fr. 2 unmittelbar
nach den A. 30 angef. Worten: 6 %a&' rjfidg (la&rjfiatLnog.
28) Da Hipparchos, dem allein wir unsere Kenntniss der Arbeiten des
A. verdanken, seinen Commentar eben erst nach diesen schrieb.
29) C. 10. A. 49.
Attalos von Rhodos. Ammonios. 153
eine kritische Ausgabe der <D(xiv6{i£vcc des Aratos und
schrieb einen Commentar zu denselben, in welchem er eifrig
bemüht war die Richtigkeit der astronomischen Angaben dieses
Dichters zu vertheidigen30), und man darf wohl vermuthen, dass
er seine grammatischen Studien bei einem Zögling des Apollonios
gemacht hatte. Sein Vorhaben gelang ihm denn auch zum
Theil31), weit öfter aber verfehlte er sein Ziel, indem er bald,
obgleich Fachmann, selber die nöthige Sachkunde vermissen
Hess, bald zu gezwungenen Erklärungen oder verfehlten Con-
jecturen griff32). Viel seltner suchte er umgekehrt dem Aratos
Irrthümer nachzuweisen, war aber auch dabei wiederum keines-
wegs durchweg im Recht33).
Ueber Drakon s. u. (A. 291 ff.).
Ammonios von Alexandreia34), Sohn des Ammonios, Schüler
und Lehrnachfolger des Aristarchos35), verfasste ausser der Schrift
tisqI tov [IT} yeyovevai itlsCovg ixdoöeig trjg jAqi6x<xq%ov
30) Hipparch. I. c. 4. p. 1013 A (178 P.) = Fr. 1. "AxxccXog tcugl 6%e8ov
xoig vnb xov 'Aquxov X^yopsvoig ntol xcov ovqccvlcov GvvsniyqucpExoa atg av[i-
cpcovtog xolg cpcavoybsvoig vti ccvxov Xsyo^isvoig, itXr]v scp' avog %cci öevxsqov
(vgl. A. 31) x. x. X. Dann folgen zwei Anführungen aus dem einleitenden
Schreiben, mit welchem A. diese Arbeiten einem seiner Freunde oder
Schüler widmete (vgl. auch Fr. 1 b. Hipp. I. c. 4. p. 1013 A. p. 178 P.):
Xtysi yovv sv xw ngooifiLm xov xqonov xovxov „ölo drj xo xs xov Aqclxov
ßißXiov s^ccnsoxdXyicciisv 60i dicogd'cofisvov vcp' r}(iav %aX xr\v hh;r\yi\Giv ccvxov,
xolg xs cpcavofisvoig %%uoxa avuqpcovcc noir]Gctvxsg xca xoig vnb xov noirjxov
yeyQ<x[i[ievoLg av.oXovfta". viai tcccXiv s^rjg qprjüiv' „xu%ct 8s xivsg S7ti£r}xov6t.
xivi Xoyco 7tsi6\Tsvxsg qpafisv ccnoXov&cog xij xov noir\xov 7tQ0cuQB6SL xrjv 8l6q-
&(06iv xov ßißXCov n£7ioir\6ft'ca. r)[isig 8' avctyncaoxdxrjv alxCav a7to8i8o[iEV
xi]v xov noirjxov nqog xcc cpccivousvct 6V[iapcoviciv". S. ferner bes. I. 1004 A
(vgl. A. 27). h£,i\yr\6iv \isv ovv xcöv 'Aqccxov ^aivofisvcov kclI aXXoi nXsovsg
6vvxsxa%u6iv , S7ti[ieXs()Xccxcc 8s öotisl ndvxcov "AxxaXog %. x. X. und ausserdem
die anderen Fragmente.
31) Maass S. XXV f.: „erunt fortasse qui Hipparchi refutatione com-
moti dignum Atlalum opinentur qui in tenebras reiciatur. Ego sentio dliter
et cum Iohanne Henrico Vossio facto, qui passim per commentarium ut Arato
ipsi ita Audio Hipparchi crisin nimis acerbam et iniquam fuisse annotavit:
quae compilare nolo".
32) Es genügt hier im Allgemeinen auf die Fragmente zu verweisen.
33) Fr. 5. 14. 16. 17. 22.
34) Blau S. 5—13. Vgl. Beccard S. 60f. La Roche S. 68—70.
35) Didym. z. K, 397. si' xi %Qrj ni6xsvsiv 'ApiMovico xat SiccSstzaiisvat xi\v
a%oXr\v. Aus Suid. 'Afi^icoviog 'Afifiwviov 'AXs^avÖQSvg, 'AXs£ccv8qov yvcögipog,
og neu 8is8s^axo xi]v 6%oXr\v 'Aqioxuqxov noo xov (iovoco%ri6cu xov AvyovGxov
154 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
dLOQ&coöeag36) noch zwei andere auf Homeros bezügliche Werke,
eines 7Ceq\ zcov vtco ÜXcctcovog ^srsv^vsy^ivcov s%'0[t,rJQOv
zur Bestimmung der homerischen Lesarten Piatons37) und eine
Streitschrift gegen Athenokles, aus welcher uns wiederum
über Lesarten ein paar Notizen erhalten sind38), und so scheint
er sich denn überhaupt auf diesem Gebiete vorwiegend mit der
Textkritik, und zwar als ein treuer Anhänger seines Lehrers,
beschäftigt zu haben und war natürlich eine Hauptquelle für
Didymos bei dessen Unternehmen den Text des Aristarchos fest-
zustellen39). Aus seinem Commentar zu Pindaros sind da-
schloss Ähren s Bncol. II. S. XXXVII, er könne unmöglich der unmittelbare
Nachfolger des Aristarchos und dessen Schüler gewesen sein, sondern sei
ausschliesslich erst in das erste Jahrh. v. Chr. zu setzen, gleich viel ob
man unter seinem Lehrer Alexandros, wie Einige wollten (s. Blau S. 6.
A. 2), den Polyhistor oder einen anderen zu verstehen habe. Allein Rohde
riyovs b. Suid., Rhein. Mus. XXXIII. S. 168 f. A. 1 hebt mit Recht hervor,
dass Physkon der letzte Ptolemaeer ist, nach welchem bei Suid. datirt
wird, und dass die Zeitbestimmungen bei Letzterem zwischen dessen
Regierung und Augustus sämmtlich ebenso dürftig oder ungenau sind wie
diese: ngo xov %. x. X. bedeutet also nur diese Zwischenzeit 145—30, und
die zweifelnd geäusserte Vermuthung von Blau (a. a. 0.), dass 'AXei-civdQov
aus 'Aqioxccq%ov verderbt sei, wozu das vor ÖLsdei-ccxo hinzugefügte neu gut
stimmen würde, ist daher ansprechend, obgleich dann das wiederholte
'Aqicxö.q%ov etwas Anstössiges hat. Freilich ist es auffällig, dass schon der
unmittelbare Nachfolger des Aristarchos nöthig gehabt habe zu beweisen, es
gebe von Letzterem nur zwei Homerausgaben (s. A. 36 u. C. 16. A. 108),
allein der Zusatz reo diad. xr\v o%. bei Didym. soll, wie schon Lehrs
Arist.3 S. 24 (1S. 27) andeutete, offenbar das Gewicht bezeichnen, welches
gerade auf ihn als solchen unmittelbaren Nachfolger zu legen sei. S. auch
Didym. z. B, 111. xovg an' ccvxov (näml. 'Aqiüxccqxov) . . . Jiovvooöcoqov
xbv 'AXsi-civdQEcc -neu 'Afificoviov. Vgl. A. 91.
36) S. C. 16. A. 108. Auch der Titel tcsql xr\g eneHdod'si6r)g diOQ&co-
ösag (näml. 'Aqioxccq%ov, Didym. z. T, 365) bezieht sich, wie schon Wolf
Proleg. S. 237. A. 19 erkannte, auf dieselbe Schrift oder vielmehr, wie
Beccard S. 61 bemerkt, auf ihren von der zweiten Ausgabe handeln-
den Theil.
37) Didym z. I, 540. Vgl. Lehrs Arist.3 S. 27. A. 10 (XS. 31. A. 1).
Sengebusch Jahrb. f. Philol. LXVII. S. 249 u. a. a. 0. S. 123.
38) ÜQog 'Aftr\vo%Xia. ovyyQccfifia, Didym. (?) z. T, 368. H, 7.
39) Vgl. Blau S. 11. Ausser den schon angef. Stellen s. Didym. z.
Z, 76. O, 162. Ueber die Nachricht des Nemesion (nicht, wie Blau a. a. 0.
seltsamerweise meint, des Aristonikos) in Schol. A K, 398 'Afifimviog de 6
'AQLOxccQxeiog x. r. X. s. Ludwich a. a. 0. I. S. 78 ff. 319. II. S. 138 ff., vgl.
Friedlaender Ariston. S. 180.
Ammonios. Ptolemaeos Pindarion. 155
gegen vorzugsweise erklärende Bemerkungen auf uns gekommen40),
und sein Werk Kanadoviievoi*1), wohl das erste dieser Art,
beschränkte sich schwerlich bloss auf die von Aristophanes ver-
spotteten Personen42). Gleichfalls ins Gebiet der Komoedie schlägt
die Schrift itsQi xg)v 'A&rjvriöiv itacQidcov ein43). Endlich
darf man wohl noch eine andere negl 7tQOCcodiag oder rtsgl
'^tTLxrjg 7tQo6<pdCag vermuthen44).
Ptolemaeos von Alexandreia45) mit dem Beinamen Pin-
darion46), Sohn des Oroandes, schrieb unter Anderem47) 'O^irjQtTca
40) Schol. Py. IV, 44. 89. 313. Nem. III, 16. IV, 53, eine Conjectur
Ol. I, 121, ein Urtheil über das ganze Gedicht Py. II, 1, vgl. Blau S. 12.
41) Dieser Titel erhellt aus Schol. Aristoph. Vesp. 1239, s. A. 170 und
Susemihl Ueber eine Schrift des Aristarcheers Ammonios, Jahrb. f. Ph.
CXXXIX. 1889. S. 751 f. Ohne Zweifel beziehen sich auf dasselbe Werk
auch die übrigen Anführungen Schol. Av. 1297. Pac. 363. Vesp. 947, und
schon 0. Schneider De vet. in Aristoph. schol. fontib. S. 92 f. kam dem
Richtigen nahe, s. A. 42.
42) Wie 0. Schneider a. a. 0. noch glaubte. Vielmehr waren, wie
der Titel lehrt, sicher auch die betreffenden Personen bei den anderen
Komikern behandelt. Die Schrift enthielt, wie aus Schol. Vesp. 1239
(s. A. 170) erhellt, ein Verzeichniss (dvayoacpr]) dieser Personen mit den
Nachweisen über dieselben.
43) Ath. XIII. 567 a. xoiavxl ßißXCa 'Aaicxocpdvovg nai 'AnoXlodcogov xai
'AfifimvLOV Kai 'Avxicpdvovg exl ds roqyCov xov 'A&qvaiov , ndvxmv xovxcov
ovyyEyoacpoxcov 7teol xcöv 'Aftf^vrioiv szcciqiScov. Die Analogie der ent-
sprechenden Schriften des Aristophanes (s. C. 16. A. 48), Apollodoros
(s. C. 27. A. 54) und Kallistratos (s. C. 16. A. 79) und dazu die der Kco(i(p-
dovpsvoi genügt, um den Zweifel von Westermann Art. Ammonius in
Paulys Realenc. und Blau S. 13 niederzuschlagen, ob nicht Harles den
Verfasser richtiger in dem Peripatetiker des 1. Jahrh. n. Chr. (wahrschein-
lich mit dem Beinamen 6 AayuixoEvg) gesucht habe.
44) So Blau S. 12 f. auf Grund verschiedener prosodischer Bemerkungen
aus A.: Bekk. Anecd. p. 470, 8. 1006, 28 ff. Herodian. II. p. 580,28. Lentz. Et. M.
Zlqol. Cramer Anecd. Ox. I. 168, 15 ff. S. aber auch Herodian. II. p. 309, 7 ff.
45) Blau S. 17 f. Vgl. Beccard S. 64. La Roche S. 72.
46) Mit diesem allein nennt ihn Sex. Math. I, 202, s. A. 52.
47) Suid. IIxolsficiLog 'AXe^avÖQEvg, yQa(i[iaxi7i6g, og insyiaXecxo TLivda-
Qtav , vlog de r\v 'Ogodvdov , [lad-rjxrig 'AoiaxdQ%ov. Eyqaipsv tO(irjQi'nd)v vito-
d£Ly(iäx(ov ßißXia y', keqI xov '0(17}qlkov %aoaw.xriQog , noog Neo&aXtdrjv nsol
Xs^soog (wenn nicht vor tieql Komma zu setzen ist), nsgl xov nag' 'On^om
Ovxidog, nsoi AaxsQonctiov xov tzccq' '0[iriQcp [ivr}[iovsvo[iEvov nal sxEoa.
Bei Didym. z. E, 136. 695. ®, 23. 389, vgl. (3, 222, Herodian. z. K, 292
und Schol. B A, 120 (d-avfidaEiE d' av xig TIxoXEfiaLov xov 'Ooodvdov xrjv
aitEiqiav x.x.X.) heisst er 6 xov 'Ooodvdov, Schol. Paris. £>, 163 u. Schol. T
$, 356 6 Uiv8aoC(ov.
15G Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. n. a. Grammatiker.
vitode Cynara in mindestens 3 Büchern48), ferner über den
homerischen Stil49), gegen (oder an?) Neothalides, %eq\
xqv %aQ eO[i7JQ<p Ovtidog, 71sql 'dötSQOTtaiov tot) nag'
'O^irJQco nvr}[iovevo{ievovb0) und einen Commentar zum
achtzehnten Gesänge der Ilias51) und huldigte in der Sprach-
lehre gleich seinem Lehrer Aristarchos der Analogie52), wogegen
er in den aus ihm angeführten Schreibweisen53) fast überall von
diesem abwich54).
Ptolemaeos von Askalon55), welcher später in Rom
lehrte56), gehörte, wenn er wirklich noch ein unmittelbarer
Schüler des Aristarchos war57), doch wenigstens nicht zu den
48) Das 3. wird citirt Schol B A, 120. Ausserdem s. A. 47.
49) Citirt von Didym. z. &, 389. Ausserdem s. A. 47.
50) P, 351. Vgl. Schol. T z. d. St. Blau S. 17. A. 4: „hinc fortasse
schol Paris. $, 163".
51) Didym. z. E, 136.
52) Sex. a. a. 0. srixbg sl \ir\ xi cprjGovGi [irj xryv a.vxr\v cvvrid,siccv s%-
ßaXXsiv ccfia hccI nQüOLSoftcu, dXX' aXXrjv [isv s-xßccXXsiv ccXXrjv 8s itQoalsG&cci.
onsQ nai Xsyovßiv ol anb TltvSaQLcovog. dvccXoyioc, cpaütv , bfioXoyovfisvcog
s% xr\g 6vvr)Q'eiccg oQ^iäxoci' sgxl yccQ o(iolov xs xccl dvofioiov dscogicc, xo 8 s
ofioiov nal ävopoiov eh xr\g 8s8oY.iyiCLG^sv7]g XafißccvExai Gvvrj&Eiccg, dedoni-
IxaGfisvrj 8s ncci dq%OLioxdxi\ iöxlv r 'Ofitfqov noirfiig- noirjua yctQ ov8sv
7tQ8oßvx8QOv tj-kev slg fjficcg xijg ekeivov notr\GE(og n. x. X. Hiernach dürfte
eben dieser P. derjenige sein, welcher b. Apoll. Dysk. de coniunct. Bekk.
Anecd. II. 508, 6 f . o ävocXoyrjxixog genannt wird.
53) S. A. 47.
54) Beccard a. a. 0.: „libris (eins) ita usus esse videtur Didymus, ut
rebus quae in iis exposita erant neglectis lectioncs tantum novas a Ptoltmaeo
propositas reciperet in commentarios".
55) Blau S. 25 — 37. Vgl. Beccard S. 68. 71 f. La Roche S. 72.
Baege De Ptolemaeo Ascalonita, Halle 1884. 8. (Doctordiss.)
66) Suid. IIxoXsfiaLog b 'AGyiaXcovLxrjg, ygafifiaxiTiog, dg S7Ccci8svgsv lv
P(6(i7j. eyQaips IlQoacpdCuv 'OfirjQinrjv , nsoi sXXr\viGpov r\xoi OQ&osnsCocg
ßlßXCa 18', 718QL [ISXQCOV, 71EQL XTjg SV 'OSvGGSLU 'AqIGXCCQ%OV dlOQ&OOöS OJff, 7C8QL
dtoccpogag Xs^scov hccI sxsqcc ygafifiaxiHcc.
57) Es ist schwer, ja vielleicht unmöglich hierüber sicher zu urtheilen.
Denn zwar nennt Steph. v. Byz. 'AgkccXcov ihn ausdrücklich 3Aqlgxccq%ov yvto-
Qifiog, aber Herodian. z. A, 396 setzt ihn dem Aristarchos und dessen
Schülern entgegen: xogccvxcc 6 'AQLGxccQ%og -accI ol an ccvxov. üxoXsfiaiog
8s %. x. X. und bezeichnet Aristarchos als viel früher z. I, 6. 6 8s 'Agxcc-
Xcovixrjg v.ui ot nsql 'AXsf-imva xptXovGiv , noXv 8s nqoxsQov %ccl ol nsql
AQioxaQxov, z. A , 636. 6 'AcnaXcovixrjg ipiXoi . . . noXv nqoxsQov 8s ovxcog
y.a.1 'Aoi6TccQxog. Es fragt sich nur, ob diese Ausdrücke ganz genau zu nehmen
sind und nicht auch auf einen der jüngsten Schüler des Aristarchos und
Ptolemaeos von Askalon. 157
orthodoxen Aristarcheern. So schrieb er denn auch über die
krateteische Schule58), und wohl ohne Zweifel selbst in seinem
Werke über des Aristarchos Recension der Odyssee59)
bekümmerte er sich nicht so sehr um die eigentliche Textkritik,
daher denn Abweichungen von der gewöhnlichen Lesart nur
selten von ihm angeführt werden60), als vielmehr um die Ortho-
graphie, die richtige Trennung oder Verbindung der Wörter und
die Accente61); ausserdem aber verfasste er eine homerische
Prosodie62), die in zwei Theile von mindestens je 2 Büchern
zerfiel, 'Odvööeiccxal TtQOöcpdCai*2') und 'IÄtccxccl 7tQoö<p-
dY«£64), und schrieb ferner %sq\ rrjg övvaÄoicpijg^), mgl
[i£TQO)v6G)7 tcsq\ sXXrjvta^iov r\%oi oQ&osTtsiccg in 15 Büchern,
7C£qI diacpoQag Xs^scov61). Auf diesem seinem eigentlichen
einen Aristarcheer von nicht strenger Observanz passen. Dazu kommt aber,
dass Didymos und Aristonikos ihn nicht benutzt zu haben scheinen, wo-
durch der Verdacht entsteht, dass er in Wirklichkeit nicht älter als sie
gewesen sei, zumal da er doch sonst einige Male (Herodian. z. B, 662.
iV, 246) als Zeuge für Lesarten des Aristarchos (und einmal, Herodian. z.
A, 396, für eine Bemerkung desselben) angeführt wird. Doch s. A. 61.
Und wenn vollends Theon, gegen dessen Sohn Apollonios er polemisirte
(Schol. A T, 234), der Sohn des Aitemidoros sein sollte, so könnte er
sogar erst in nachaugusteischer Zeit gelebt haben, s. jedoch A. 400.
58) Nikan. z. r, 155: IIzoXsfKxtog b 'AghccXcov Czr\g iv zw negl zr^g Kgcc-
zrjzsiov aiQ86scog x. z. X. (s. z. d. St. Baege S. 21. Lud wich I. S. 235).
Ob freilich in freundlichem oder feindlichem Sinne, steht nicht fest.
59) S. A. 56. Vgl. Lehrs3 S. 26 (XS. 29). A. 8.
60) Z. B. Schol. A B, 258 (IlzoXeficiiog). Schol. T E, 499 (IlzoXsucciog).
Vgl. Herodian. z. T, 384.
61) Daher konnten denn Didymos und Aristonikos, auch wenn er älter
als sie war, doch in der That wenig Gebrauch von ihm machen.
62) S. A. 56.
63) Herodian. z. $,38. 6 'A6v.ciX(ovCtr\g . . . iv . . . zatg 'Odvaasioaiafg
7iQ06caSi(ug (vgl. z. E, 39). Ammon. de diff. u. d. W. ozcccpvXriv p. 124
Valcken. iv devzegcc nsgl zcov iv 'Odvaozioc Ttgoccodiuiv.
64) Ammon. a. a. 0. iv dtvzsga zäv iv 'iXiccdi 7cqogg)§l(ov.
65) Schol. BT Bf 461. 'Hgtodiavdg iv zij y.oc&oXov xat UzoXB^alog (d. h.
Herodianos und der von ihm citirte P.) iv zij nsgl 6vvccXoKprjg.
66) Nur b. Suid., doch vgl. Schol. T E, 499 (s. A. 60).
67) Beide nur b. Suid., s. A. 56. Der uns unter seinem Namen er-
haltne Aufsatz dieses Titels (s. jetzt Heylbut Ptolemaeus nsgl öiucpogäg
Xe&cov, Herrn. XXII. 1887. S. 388-411) aber wird, sei es nun, dass dieser
bei Suid. gemeint ist oder dass es wirklich eine ächte so betitelte Schrift
gab, mit B,echt von Valckenaer Praef. ad Ammon. S. XXXI als ein
späteres Fabrikat bezeichnet.
158 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Studien gebiet erwarb er sich erhebliche Verdienste, so dass er
auf demselben wohl als der bedeutendste Vorläufer des Herodianos
anzusehen ist68). Letzterer führt ihn denn auch so häufig an
wie keinen Anderen69) und schliesst sich mehrmals sogar im
Gegensatz zu Aristarchos an ihn an70). Allerdings zeigte er
aber auch das entsehiedne, freilich sehr begreifliche Bestreben
die Analogie noch viel weiter zu treiben als Aristarchos, so dass
er also wenigstens in dieser Hinsicht weit davon entfernt war
sich dem Krates anzunähern, vielmehr umgekehrt die Declinations-
regeln fehlerhafterweise über die von Aristarchos richtig fest-
gehaltenen Schranken und Ausnahmen hinweg ausdehnte71).
Aristo de in os72) vonElis, Schüler des Aristarchos73), schrieb
einen vorzugsweise auf allseitige Erklärung gerichteten Commen-
tarzuPindarosin mindestens 3 Büchern74) und war vermuthlich
68) Das Nähere hierüber s. bei Blan S. 27—37.
69) La Roche S. 72. A. 127: „Beccard S. 72. A. 110 macht 140 Stellen
aus der Ilias namhaft, wo er von Herodian citirt wird; dazu kommen noch
10 aus der Odyssee". Es sind vielmehr 11, s. Dindorfs Ind.
70) La Roche a. a. 0. S. 72: „wie z. B. B, 592. ^,212. E, 656.
2, 100".
71) Lübbert Rhein. Mus. XI (vgl. C. 26. A. 9) S. 439 f., welcher auf
Herodian. z. A, 677 vgl. m. #, 387 verweist. Andere Beispiele giebt Blau
S. 35: z. A, 396. E, 592. E, 39. 76. 299. Z, 239. K, 373. A, 352. JV, 391.
#, 340. 351. O, 302. JI, 697. W, 266. Vgl. A. 196.
72) Müller F. H. G. III. S. 308—311. Blau B. 37—39.
73) Schol. Pind. Nem. VII, 1. 'Agiotodruiog ds b 'Aqlgxccqzov {ia&r}zrtg.
Als Eleer wird er bezeichnet b. Suid. u. Harpokr. 'EIXavodfaca, Euseb. Chron. I.
p. 193 f. Seh. (Cramer Anecd. Par. II. S. 141), vgl. Synkell. 196 C. p. 369f.
74) Ath. XI. 495 f. AoLGzodrjfiog d' sv xquco nsol IlivduQov. Blau
S. 39 hält dies freilich für noch eine andere Schrift als den Commentar.
Ungenau wird dieser Commentator Schol. Isthm. I, 11 6 'AXsj-ccvdosvg ge-
nannt; dass es kein Anderer als der Eleer ist, erhellt, wie Boeckh Praef.
S. XIV sah, aus der Uebereinstimmung von Schol. Ol. XI, 65, wo er frei-
lich wie überall sonst in den Scholien (Ol. III, 22. VI, 23. XI, 83. Py.
III, 137. Nem. VII, 1. 56. 70. 150. Isthm. I, 79. 85) auch nur schlechtweg
A. genannt wird, mit Harpokr. und Suid. a. a. 0. Ob aus diesem Com-
mentar auch die Angabe bei Euseb. und Synkell. a. a. 0. i6zoQovai ds ol
nsol AQi6Todr}{LOv xov 'HXsiov mg anb sUo6xrig neu sßS6(ir}g 'OXv^middog
TQ^avto ot a&XrjTccl ccvayoücpsad'tti,, ogol driXccdij viHrjcpCQOi' nqo xov yccq
ovdeig aveyodcpri, ccfisXrjodvTcav tmv tzqotsqoov. rij ds sUo6tfj oydorj xo
arädiov vixäv Koqoißog 'RXstog ävsyocccpr] nomzog, xat fj 'OXv^intag uvxr\
7tQ(6zT} ixux&ri, äcp' rjg r'EXXr}v8g ctQi&yiovcL xovg %o6vovg stammt oder ob
er auch ein Verzeichniss der olympischen Sieger schrieb, lässt Müller
S. 308 unentschieden.
Aristodemos. Menekrates v. Nysa. 159
auch der Verfasser der @r\ßa'Cxci und @r}ßa'C7ca ijtLyQa^^ata,
wenn anders nicht Beides dieselbe Schrift war, in mindestens je
2 Büchern 74b), ob aber auch der Anekdotensammlung unter dem
Titel FsloZa a7to^vrj^ovsv^<xta in wenigstens 2 Büchern
und der Schrift negl evQTjficctov, ist mindestens sehr fraglich75).
Menekrates von Nysa in Karien76), Schüler des Aristar-
chos76b) und Vater des Stoikers Iason, welcher Letztere seinem
mütterlichen Grossvater Poseidonios in der Leitung von dessen
Schule in Rhodos folgte77), polemisirte, wie schon bemerkt ist78),
gegen den Commentar des Pergameners Artemon zu Pindaros78b),
vermuthlich in einem ebensolchen Commentar79). Ob er
wirklich derselbe mit demjenigen Menekrates war, welcher eine
Geschichte von Nikaea schrieb, steht sehr dahin80).
74 b) Die Bruchstücke der ®r\ßuUd (2—6) finden sich besonders in den
Scholien zu Eurip. u. bei Phot. im Lex. Die Identität des Verf. mit dem
Eleer vermuthet Boeckh a. a. 0. auf Grund von Vergleichung mit Schol.
Ol. VI, 23, vgl. Barthold De schol. Eurip. fontib. S. 23—25. Blau
S. 39. Freilich wird Schol. Theoer. VII, 103 (= Fr. 2) vielmehr Uqi6tö-
drjpos b ©rjßcciog citirt, aber dies kann leicht ein aus dem Titel ©rjßcüKtt
entstandener Irrthum sein, zumal da hier, wie Blau S. 39. A. 3 mit Be-
rufung auf Ranke Hesych. S. 101 zweifelnd annimmt, -aal 'AQtarodrjiiog
. . . %<u IJivdccQog (Fr. 113 Bergk) iv rolg 'T7tOQ%r\^a6iv doch wohl nichts
Anderes bedeuten wird als „ A. und der von ihm angeführte Pindaros".
S. Phot. und Suid. TsvfirjCi'cc (= Fr. 5). ol xa ©rjßaCna ysyqacpoxsg . . .
coünsQ 'jQLGtodrj^iog , Suid. u. Phot. '0{ioXcöiog Zsvg (= Fr. 1). 'Agiöxodrifiog
(so Reinesius u. A. f. 'AQiOTOcpccvrjg) iv devrigm ©rißaCnaiv , vgl. Schol.
II. tf, 1 cod. Paris. 2679 in Cr am er Anecd. Paris. III. S. 18 (= Porph. z.
N, 1). Schol. Apoll. Rh. II, 904 (= Fr. 1). 'Agtarodruiog iv ngattm ®q-
ßcc'CHCOV 87tiyQCC[l[LCiTCÖV.
75) Die Bruchstücke der ersteren Schrift (7—11) sind bei Ath. erhalten,
welcher dieselbe fünfmal citirt, und zwar dreimal (VI. 244 f. VIII. 338 a.
XIII. 585 a) das 2. B. Unter den Verfassern von Schriften nsql svQrifiarav
aber nennt Clem. Strom. I. 308 A den A.
76) Müller F. H. G. II. S. 344 f. Blau S. 39 f.
76 b) Strab. XIV. 650. cevögeg de yeyovaaiv evdoi-oi Nv6cceig AnoXXaviog
te 6 ZJtcoiTibg cpiloGOcpog, rcov Uavaixlov yvcoQinoov aqictog (vgl. C. 32. A. 8),
neu MevzxQccTrjg 'Aqictcxqxov (tia-fr^rr/?.
77) Suid. 'idocov MevsKQcctovg , Nvcasvg in ncttQog, unb de [trjTQbg
'Podiog, [Lcc&rjtrig Hai ftvyccrQidovg xai dicido%og trjg iv 'Podat dicctQißrjg
noosidcoviov tov (ptXocöyov. Vgl. C. 29. A. 161. 152. 157. C. 32. A. 47. 48.
78) C. 26. A. 69—71. 78b) Schol. Ol. II, 16.
79) Zumal da er auch noch Schol. Istbm. IV, 104 angeführt wird.
Doch s. A. 80.
80) Dasselbe was Schol. Isthm. a. a. 0. wird von Tzetz. ad Lycoph. 662
160 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Poseidonios81), der Vorleser des Aristarchos82), war viel-
leicht der Verfasser des Buchs tieqI 6vvde6[icQVSB).
Satyros84), Schüler des Aristarchos, mit dem Beinamen
Zeta85), war vielleicht derjenige Mann dieses Namens, der ein
Werk, in welchem die Demen von Alexandreia von Ptole-
maeos IV Philopator an aufgezählt waren86), als auch derjenige,
welcher eine Sammlung alter Sagen87) geschrieben hatte88).
Ob er auch Erläuterungen zu Homeros verfasste, ist, wenn
man dies annimmt, ungewiss89).
so angeführt: MevsHQCcxrig b nsgl Nwcticcg ysyqcccpcog k. x. X., vgl. Plut.
Thes. 26. MsvsxQaxrjg de xig i6xoqCa.v nsql NwaCctg xfjg sv Biftvvia yeyqcc-
cpcag X. x. X., aber wohl mit Recht zweifelt Müller S. 345 an der Zu-
verlässigkeit des Tzetzes und vermuthet, dass er diese seine Weisheit eben
aus Plut. genommen habe. Möglicherweise kann der Verfasser jener
Menekrates aus Xanthos, der Avynav.cc schrieb (s. C. 21. A. 681 ff.), sein,
wie Vos8ius De hist. Gr. S. 468 West, und Westermann in Paulys
Realenc. Art. Men. (No. 7) annehmen , aber gewiss mit Unrecht schreiben
sie diesem und nicht dem Aristarcheer die Bruchstücke in den Pindar-
scholien zu.
81) Blau S. 40 f.
82) 6 ävctyvcoaxrjg 'Aql6xccq%ov , Ariston. z. Z, 511. Nikan. z. P, 75 (vgl.
Eustath. 1096, 14). Ausserdem s. Ariston. z. Z, 514. O, 405. P, 700. 2, 148
(vgl. Friedlaender Ariston. S. 126. Duentzer Zenod. S. 93).
83) Apollon. de coni. p. 480 Bk. Auch Schol. Apoll. Rh. II, 106 ist
wohl auf diesen A. zu beziehen, während Et. M. 'Oipig und Schol. B X, 325
ebenso gut der Philosoph gemeint sein kann, s. Blau S. 41.
84) Blau S. 41-43, vgl. Müller F. H. G. III. S. 159. 164—166.
85) Phot. Cod. CXC. p. 151b 21 f. Hdxvqog b Aqicxuq%ov yvcoqifiog Zyxcc
ixaXsczo dicc xo ^ttjtixov avzov, vgl. über diese Erklärung Lehrs Qu. ep.
S. 19: „quid dici potest absurdius? "
86) Fr. 21 b. Theophil, ad Autol. II. p. 94.
87) 2jdxvQog b xovg oiq%oi.Covg [iv&ovg 6vvayuycov , Dion. Hai. A. R.
I, 68 = Fr. 22.
88) Jedenfalls ist es chronologisch unmöglich, dass der Aristarcheer S.
mit dem Peripatetiker (s. C. 19. A. 31 ff.) der Nämliche war. Vielleicht
könnte aber auch der Letztere jene beiden Schriften \erfasst haben, mög-
licherweise aber auch keiner von Beiden und nicht einmal beide derselbe
Mann. Ueber einen dritten S. , den Verf. des Gedichts über die Edelsteine
(Fr. 23—25) s. C. 25. A. 145 ff. (Unrichtig ist die Angabe von Detlefsen
im Index, dass Müller zweifle, ob bei Plin. XXX VII. §.91. 94 Derselbe
wie §.31 gemeint sei).
89) Denn, wie Müller S. 165 bemerkt, das Citat Schol. B 3, 216 —
Schol. #, 288 kann dann aus der Sagensammlung, es kann aber auch aus
einem Homercommentar sein.
Poseidon. Satyros. Dionysod. Apollonios d. Aristarcheer. 161
Dionysodoros90) von Alexandreia, allein Anschein nach
auch ein unmittelbarer Schüler des Aristarchos 91), war viel-
leicht92) derselbe mit Dionysodoros von Troezene, welcher wahr-
scheinlich über Sprichwörter93) und über die Redetheile94)
schrieb, dann also genauer in Troezene geboren und in Alexan-
dreia eingebürgert. Auch der Verfasser der Schrift hsqu xo-
rcc^icjv95) und der tzbqI rcov itaga tolg tQaycidolg r\^ag-
tt}[16vcov06) war wohl der nämliche Mann, wahrscheinlich auch
derjenige, welcher eine Sammlung der Briefe von Ptole-
maeos 1 herausgab97), vielleicht auch der, welcher den Paean
unter dem Namen des Sokrates für unächt erklärte98), jedenfalls
also ein Gelehrter von sehr vielseitiger Thätigkeit.
Dass es auch99) einen unmittelbaren Schüler des Aristarchos
Namens
Apollonios100) gab, der einst ein namhafter Grammatiker
war100b), lässt sich schwerlich mit Erfolg bestreiten, aber wir
wissen jetzt überaus wenig Sicheres mehr von ihm 10i).
90) Blau S. 43 f.
91) Didym. z. £, 111 , s. A. 35.
92) Wie Schneidewin Paroemiogr. Gr. Praef. S. VII vermuthet.
93) Plat. Arat. 1. diowoododoog ds 6 Tgoi^viog tXsyxcov ccvxbv (näml.
XqvöLTtnov) ccvvsutL&rjOi xr\v uXyftivr\v (näml. itaooi\iiav) ovxag s%ov6uv x. x. X.
Hesych. rXavnov x£%vr\ ' diovvoodcoqog xt[v nsoi xbv 6l8t]qov hoXXtjgiv.
rXavxos yccQ Xlog Oidr]qov %6XXi\giv svqs.
94) Wie Blau S. 44 nach Apollon. de pron. p. 262. aXXa firfv ovds
-natu xbv xov Tqol^vcov zJiovvoodcooov Xbyov 7tocoovo[iccaiccg nXrjxeov, insl
kccI ocXXcc ev xigl 7tccQovo[Kx£exai %. x. X. vermuthet.
95) Schol. Eurip. Hippol. 123.
96) Schol. Pseudo-Eurip. Rhes. 508. Vgl. A. 110.
97) Lukian. de lapa. 10. xccl TLroXs^aiog dh o Aäyov, HeXsvxo) iniatiX-
Xcov, öacpcög ccvsöxQSips xr\v xcc^iv . . . tog diovvaodcoQog 6 xccg imoxoXccg xov
ccvxov Gvvccyayoov cpr\CLv.
98) La. Di. II, 42; vielleicht auch der, welcher Schol. Apoll. Rh. I, 917
in Bezug auf die Kabeiren angeführt wird: 6 de ngoaxiO-sfisvog xhocoxog
KcccfiiXog *EQnfjg iöxiv, a>g loxoqsi jdiovvoodcooog.
99) Wie zuerst M. Schmidt Didym. S. 285 f. behauptete, dessen An-
deutungen Blau S. 50 — 56 weiter ausführt.
100) H. Schrader Der Aristarcheer Apollonios, Jahrb. f. Ph. XCIII.
1866. S. 227—241, dessen Abh. Blau nicht benutzt hat.
100 b) Schrader a. a. O. S. 237 — 239 beruft sich hiefür mit Recht
darauf, dass in einem Beispiel von Tryphon Fr. 47 b. Apollon. Dysk. de
coni. p. 496, 32 ff. Bekk. neben Dionysios (dem Thraker) auch A., und
zwar mit der Bezeichnung Beider als Zeitgenossen, gebraucht wird: v<p'
SusEMiHL, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 11
162 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Parrneniskos102) war auch vielleicht noch ein unmittelbarer
Schüler des Aristarchos, jedenfalls mindestens ein Enkelschüler
%vcc yag %aiQOV yqacpovxcov xivav cpafisv „*ca AiovvGiog syqccips xai 'AnoX-
Xcoviog". Ferner sucht aber Schrader S. 232 — 237 auch wahrscheinlich
zn machen, die Worte des Porphyr, z. T, 79 (s. auch Schrader z. d. St.)
seien nach Apollon. Soph. Lex. Hom. vßßctXXsiv so zu ergänzen, dass
Porph. hier ausdrücklich mit Nennung des Dionysios von Sidon eine von
diesem herrührende, der des Aristarchos entgegengesetzte Erklärung an-
geführt hatte und AnoXXaviog fisv ovv 6 ÖLÖccGKccXog fjpiwv auch noch mit
zu des Dionysios eignen Worten gehöre, so dass dieser A. also dessen
Lehrer und jedenfalls nicht, wie man früher glaubte, der des Porphyrios
gewesen sei.
101) Es ist ohne Zweifel das Natürlichste anzunehmen, dass mit Aus-
schluss der vier sprachgrammatischen Bemerkungen (Equ. 22. Pac. 363.
Ran. 826. Plut. 103), welche dem A. Dyskolos angehören mögen, alle
übrigen Anführungen des A. ohne weiteren Beisatz in den Scholien zu
Aristophanes sich auf denselben Mann beziehen, und zwar auf den Schol.
Vesp. 1239 (s. A. 170) ausdrücklich bezeichneten jüngeren A., den Sohn
oder Schüler des Chaeris, und dafür entschied sich denn auch bereits
0. Schneider a. a. 0. S. 89. Allein dem widerspricht der entscheidende
Umstand, über den v. Wilamowitz Aus Kydathen S. 164 f. A. 72. Eur.
Her. S. J79. A. 111 viel zu leicht hinweggeht, dass „Symmachos dort den
Commentar des letzteren A. nicht selbst gehabt hat (vgl. ag 'AQxzniScogog
qprjort)", wohl aber in den Vögeln die Niederschrift der Vorträge des
Aristarchos durch den älteren A., welche hier den von anderen Schülern
des Aristarchos angefertigten „Collegienheften" entgegengesetzt wird, denn
eine andere Deutung lässt (obwohl Wilamowitz nicht dieser Ansicht zu
sein scheint) der Gedanken- und Satzzusammenhang der Worte Schol.
Av. 1242. sv de Evioig xtov 6%oXiY.iav vjiofivrjiiccxoav xccvxl ysygctnxai „l'coag
6 AiHvpviog evsnvQiöE xiväv ohiccg"' iv ds xoig STaysygaiifiavoig AitoXXoi-
vCov xuvxcc ysyQccivxcu kaum zu, wie dies m. E. schon Schmidt voll-
kommen richtig gesehen hat (vgl. Blau S. 50). Aber gerade damit fehlt
ja jedes Zeugniss dafür, dass auch der ältere A. ausserdem noch eigne
Commentare zu Aristoph. geschrieben hätte, während wir für den jüngeren
in der obigen Stelle ein solches besitzen, und es hindert folglich nicht
nur Nichts daran, sondern es ist sogar viel methodischer, wenn wir im
Gegensatz zu Schmidt, Schrader und Blau mit Schneider und
Wilamowitz alle übrigen Anführungen (Seh. Pac. 1126. Ran. 357. 420.
501. 791. 849. 963. 1124. 1270. 1294. 1338. 1437, vgl. Plut. 550 und dazu
Schmidt a. a. 0. S. 291) dem Letzteren, dessen Commentar zu den Fröschen
ohne Zweifel sonach Symmachos noch unmittelbar benutzte , zuweisen.
Denn da dieser doch wohl ohne Zweifel auch Aristarcheer war, so passt
es auf ihn ebenso gut wie auf einen unmittelbaren Schüler des Aristarchos,
dass er bald der Ansicht des Letzteren beipflichtet, Schol. Ran. 1124 (s. C. 16.
A. 133). 1270, oder dieselbe genauer ausführt, Schol. Ran. 1437, oder
zwischen ihr und anderen Erklärungen vermittelt, Seh. Ran. 357, selten
Parmeniskos. 163
desselben103). In seiner Schrift gegen Krates in wenigstens
2 Büchern104) standen vielleicht auch die von ihm angeführten
prosodischen, kritischen und erklärenden Bemerkungen zu Ho-
lneros105), in denen sich eine grosse Selbständigkeit dem Aristar-
chos gegenüber und ein einsichtiges Urtheil zeigt. Ferner aber
schrieb er ein höchst gelehrtes astronomisch-mythologisches
Werk in Anknüpfung an alle möglichen astronomischen Dichter
und Dichterverse106). Das gleiche astronomische und geographische
Interesse, durch welches er unter den Aristarcheern hervorragt,
zeigt sich auch in seinen Bemerkungen zu Euripides und darin,
von ihr abweicht, Seh. Ran. 420, und dass andrerseits seine Ansicht mehr-
fach (Ran. 791. 849. 1270. 1294. Pac. 1126) zu der des Arietophaneers
Kallistratos oder des Timachidas (vgl. A. 236) in Gegensatz gestellt wird.
Lässt doch selbst Blau S. 54 in Bezug auf Ran. 601 und sogar Pac. 363
die Möglichkeit zu, dass hier dieser Sohn oder Schüler des Chaeris ge-
meint sein könne. Unter diesen Umständen ist es aber auch mindestens
ebenso berechtigt bei dem Commentar zu Apollonios dem Rhoder
in mindestens 2 Büchern (Schol. Apoll. Rh. I, 430. 'AnoXlmviog . . . iv to5
ä t<ov 'Tnofivrjfiätfov) an diesen als an jenen älteren zu denken , und es ist
willkürlich, wenn Schrader S. 240 Letzteres für das Wahrscheinlichere
hält; dass der ältere der Verfasser des Commentars zu Pindaros
(Schol. Py. I, 3. VII, 4) sei, erklärt auch Schrader nur für möglich.
Für den des Commentars zu Aeschines hält gewiss mit grösserem Recht
M. H. E. Meier Praef. Demosth. Mid. S. XVII f. den Rhetor, welchen
Kaiser Verus hörte (Capitolin. Ver. 2). Ausserdem s. A. 400.
102) Blau S. 48 f.
103) Denn seine Schrift gegen Krates wird von Didym. zu &, 513 als
Zeugniss für eine Lesart des Aristarchos angeführt.
104) Didym. a. a. O. iv rw a ngog KQatrjta.
105) Didym. z. J, 197. Herodian. z. 8, 249. Nikan. z. E, 638. Z, 514.
Schol. A A, 424. Z, 100 (vgl. Et. M. "Aqeco). Schol. <?, 242.
106) Plin. N. H. XVIII. §. 312. Jedenfalls mit Unrecht glaubte Hiller
Erat. Carm. S. 75, die beiden Erwähnungen bei Hygin. Astron. II. 2. 13.
p. 32, 7 ff. 48, 13 ff. seien aus einem Homercommentar. Auch sonst ist dies
Werk von Hyginus neben den pseudo-eratosthenischen Katasterismen viel
benutzt, und allem Anscheine nach sind bei ihm aus demselben alle Er-
wähnungen von Kleostratos (dessen altes astronomisches Gedicht P. noch
gelesen hatte, s. A. 110), Hermippos, Hegesianax, Araethos und auch wohl
Anakreon und Alexandros (s. C. 10. A. 135 ff. C. 19. A. 17. C. 21. A. 650.
C. 27. A. 18 f.) geflossen. S. Robert Erat. Cat. rel. S. 222—228. Der Name
des P. steht daher auch in dem C. 10. A. 47 erwähnten Verzeichniss an-
geblicher Commentatoren des Aratos und in einem zweiten Verzeichniss
(Cod. Vat. 381 fol. 163 b) mit der Ueberschrift oi hsqi zov nolov avvTct^avrsg,
s. Maass in der dort angef. Abh.
11*
164 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
dass er im Anschluss an Aristarchos107) sich viel mit der Unter-
scheidung geographischer Homonymen befasst zu haben scheint108).
Commentare zu Euripides schrieb er nicht, sondern die betreffen-
den Anführungen109) sind aus anderen Werken, und zwar zum
Theil wohl aus dem letztgenannten110). Doch arbeitete er auch
auf dem speciell-sprachlichen Gebiete, indem er, und zwar ver-
muthlich in einer besonderen Schrift über diesen Gegen-
stand110^, in Bezug auf die Declination ein neues System aufzu-
stellen unternahm, in welchem die Nomina nicht nach den End-
silben, sondern nach den Endbuchstaben in acht Classen getheilt
wurden111).
Demetrios aus Adramyttion mit dem Beinamen Ixion112)
war ein Schüler des Aristarchos, lebte dann aber in Pergamon
und ging offenbar zur pergamenischen Schule über, so dass er
nunmehr seinen Lehrer auf das Lebhafteste bekämpfte113). So
107) S. C. 16. A. 102.
108) Steph. v. Byz. "AXog. 'Ecpvgcc. 4>*h'a. So auch bei Eurip., Schol.
Tro. 228, vgl. 221, wo es sich gleichfalls um Geographisches handelt. Vgl.
Schimberg Anal. Aristarchea S. 8. 9. 22.
109) Ausser den beiden eben genannten: Schol. Med. 10. 273. Rhes.
521. 529.
110) v. Wilamowitz b. Robert a. a. 0. S. 227. A. 13. Die Bemerkung
Schol. Rhes. 529 enthält eine Polemik gegen Krates in astronomischen
Dingen; daher glauben Osann Anecd. Rom. S. 98 und Wachsmuth De
Crat. S. 7, dass sie aus der Schrift gegen diesen sei; da aber P. hier zwei
Hexameter aus Kleostratos anführt, ist es weit eher wahrscheinlich, dass
sie aus dem astronomischen Werke stammt. Im Uebrigen scheint er gleich
Krates und Dionysodoros (s. A. 96. C. 26. A. 53), aber auch wohl Aristo-
phanes von Byzantion und Aristarchos den erhaltnen Rhesos als den (in
Wahrheit verloren gegangnen) ächten euripideischen angesehen zu haben.
Die Notizen zur Med. beziehen sich auf die Fabel und enthalten ungerechte,
später von Didymos (s. dens. z. 273 p. 244 Schmidt) widerlegte Angriffe
gegen Euripides. Linguistisch ist nur die eine Bemerkung zu Rhes. 521.
110b) Also nsql ävaXoyiag?
111) Varr. L. L. X, 10. Itaque in eo dissensio neque ea unius modi
apparet: nam alii de omnibus universis discriminibus posuerunt numerum,
ut Dionysius Sidonius, qui scripsit ea esse septuaginta unum, alii partis eins
quae habet casus, cuius eidem hie cum dicat esse discrimina quadraginta
Septem, Aristocles rettulit in litter as XIV, Parmeniscus VIII, sie alii pau-
ciora aut plura.
112) Beccard S. 65— 67. La Roche S. 77 f. Blau S. 19 f. Staesche
De Demetrio Ixione grammatico, Halle 1883. 8. (Doctordiss.).
113) Suid. drjfi^TQLog 6 ininXriv 'i^lcov, ygccfificcziTiog, 'ASqayiVzzrivog^
ysyovag neeza zovg Avyovozov zov KaCaaqog %$6vovg, dg dUzqiipsv iv IIbq-
Demetrios Ixion aus Adramyttion. 165
verfasste er eine Schrift gegen die Homerauslegungen114)
und eine zweite gegen die Verstilgungen115), eine dritte ver-
yd[i<p. £7isKlrjd"r} 8s xovxo cog (isv xivEg Sioxi Xsnidccg xQva&S tiXanxcav xov
iv 'AXe£ccv8qelcc xi\g r'Hqag äydX{iocxog icpcoQcifi'r} (vgl. La. Di. V, 84 im Homo-
nymenverz. Evaxog [näml. dr}[irjXQiog~\ A8Q(X[ivxxr}v6g, yQcc^ificcxL'aog, inculrj^sig
'lE,icav 8loc xo ddiyifjaai xi öonsiv ueqI xr\v "Hqccv), dtg 8' aXXoi bxi ccnsav-
Xtjgsv EvqmCSsiov (jedenfalls mit Staesche S. 4 hinter xb umzustellen)
<&lXoxi(iov {cpCXov xiva. Staesche) xb dgcc^ia e%ov xbv 'l^Cova (vgl. Bernhardy
z. d. St.: „haec apertis erroribus permixta dubites quo pacto sint expedienda" ,
und Staesches Verbesserungsversuch genügt nicht), exeqol 8' bxi xa> 8iSa~
o-accXw 'Aqioxccq%g) <xvxr'jQLG£v, coanEQ 6 'i^tcov EVEoyExri6cc6iv ccvxbv xotg fteotg
<x%cxQicx£iv E7csxstQ7)6sv. Richtig bemerkt Beccard S. 66. A. 83: „contra-
riae illae cognominis explicationes demomtrant , ut plerumque fit in cogno-
minibus illustrandis (s. Lehrs Qu. ep. S. 19 ff., vgl. A. 85), ignorasse lexico-
graphos, unde Demetrius illud cognomen acceperü". Dass aber ein unmittel-
barer Schüler des Aristarchos nicht erst unter Augustus gelebt haben kann,
hoben Gräfenhan Gesch. der klass. Philol. I. S. 422 und Beccard a. a. 0.
hervor. Maass De biogr. Gr. S. 32 f. sucht die Ungenauigkeit in dem Aus-
druck SiSccgkuXco und hält die Zeitbestimmung für richtig. Aber schon
Rohde an der A. 35 angef. St. hatte bemerkt, dass nach Apollon. Dysk.
de pron. p. 114b. avynaxcc&EfiEvog (s. über diesen Ausdruck Staesche S. 7 f.
gegen Egenolff Jahresber. XVII. S. 122) xa> 'i^Ccovi (näml. Tqvcpcov) D.
mindestens schon von Tryphon bekämpft ward, von dem es doch bei Said.
TovqxQv heisst: ysyovcbg kuxcc xovg Avyovaxov %govovg xai hqoxeqov.
Ueberdies s. A. 118. Dies will nun freilich an sich nicht viel sagen, da
Bapp De fontibus, quibus Athenaeus in rebus musicis lyricisque euarrandis
secutus sit, Leipz. Stud. VIII (1886). S. 107 ff. gezeigt hat, dass wiederum
Tryphon seinerseits schon den Didymos berücksichtigte; aber es beweist
doch, dass der Widerspruch, den Bapp auffallenderweise ganz unbeachtet
lässt, vielmehr umgekehrt von der Annahme aus zu erklären oder zu heben
ist, dass der Fehler in der Zeitangabe steckt. Ueber die Versuche hiezu
s. Blau S. 19. Das Wahrscheinlichste ist wohl die Vermuthung von Rohde,
dass hier nachlässigerweise ein solcher beschränkender Zusatz wie yial noö-
xeqov weggelassen sei. Freilich wäre auch durch ihn die Uebereinstimmung
noch lange nicht hergestellt, aber s. A. 35. Ueber die Stellung aber des
D. zu Aristarchos und Krates s. Staesche S. 34 — 40.
114) Didym. z. A, 423. 6 'l&'cov sv xco s' nqbg xccg it-qyrjasig (näml.
Aqigxuq%ov), z. r, 18. Z, 171. 6 1. hv reo nQcoxco it. x. i. = Fr. 27—29 Staesche
(S. 47—51). Ungenau wohl nennt Suid. a. a. 0. t'yQaipe 8h noXXa tceql xtov
Eig ut, Xr\y6vxmv Qrj^idxcov %ccl aXXcc nsgl dvxcovv^ioav Elg "OfirjQOV si;rjyr}6iv,
Elg^Rai'oSov bfioitog sie Elgr'0(jLriQov i^riyriaiv, wie Beccard S. 66 bemerkt.
Anderer Meinung freilich ist Staesche S. 21 ff., welcher vielmehr einen be-
sonderen, von dieser Schrift verschiedenen Homercommentar (Fr. 1 — 26)
annimmt, und unmöglich ist dies allerdings nicht.
115) Tlgog xovg tfd'ExrjfiEvovg (näml. oxlxovg), Didym. z. Z, 437 = Fr.
52 St. Ueber die ähnlichen Bücher des Kallistratos und Zenodotos von
Mallos (?) s. C. 16. A. 71. C. 26. A. 83.
166 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
muthlich gegen die Hesiodosauslegungen desselben116),
und auch in Bezug auf Aristophanes finden wir ihn vielfach in
Widerspruch mit Aristarchos117). Didjmos benutzte ihn wieder-
holt118), zum Theil auch als Gewährsmann für die Lesarten des
Letzteren119). Er schrieb aber auch verschiedne sprachphilo-
logische Werke: über die Verba auf fu119b), über die Prae-
positionen120), 'Etv^oXoyov^isva in mindestens 2 Büchern121),
über den al ex andr ini s che n Dialekt122) und attische
Wörter123).
Chaeris124), vermuthlich auch noch ein unmittelbarer
Schüler des Aristarchos125), gehörte im Gegensatz zu Ptolemaeos
116) ßeccard fährt nach der A. 114 angef. Bemerkung fort: „quae si
recte coniecerim, Demetrium similem adversus interpretationes carminum
Hesiodeorum Ubrum, ab Suida slg 'Hüiodov i^yr}GLV parum accurate nomina-
tum, scripsisse putaverim". Staesche S. 20 f. denkt dagegen an einen Hesiod-
commentar, vgl. A. 114.
117) Denn sicher kein Anderer ist der Schol. Ran. 970. 990 genannte
D., 308. 6 3I%i<av, vgl. Schol. Av. 1569 (s. A. 123). 6 'l&cov.
118) Ausser den A. 114. 115 angef. Stellen: z. B, 127. 192. ff, 280.
<9, 103. K, 41. 124. 548. 552. #, 316. <?, 244. f, 312. 431. 490. So lernen
wir denn ziemlich zahlreiche Schreibweisen von ihm selbst und solche, die
er billigte, von Anderen kennen, s. La Roche S. 78. Vgl. noch Schol.
AD O, 194. Auch Herodian. zu A, 513. E, 31 (vgl. Schol. A T, 35) citirt
ihn, vielleicht auch Nikan., Schol. ß, 96.
119) A, 424, s. Lud wich z. d. St.
119b) Vgl. Staesche S. 13f.
120) Beide b. Suid. (s. A. 114), letztere berücksichtigt Apollon. Dysk.
(s. A. 113) = Fr. 46—48 St. (S. 58 f.). Vgl. Staesche S. 14—16.
121) Ath. III. 74b. drjfitfTQiog b 'i&cov sv tiqcqtt] 'Etv fioXoyovfisvcov.
II, 50a. sv 'Etv(ioXoyLa. 51 f. Weiteres bei Staesche S. 57 (= Fr. 41—45),
vgl. S. 17 f.
122) Ath. IX. 393b. 6 'i^tcav . . . Jrj^TQiog sv tut nsgl trjg 'AXs£av-
Sqscov dicdsMov = Fr. 40 St. (S. 56).
123) As£s ig 'AzTincti, Schol. Aristoph. Av. 1569 — Fr. 39 St. Vgl.
Suid. XccionodCccg. Staesche S. 19f. Beccard S. 67. A. 90: „neque scio an
plurimi de Demetrio loci, qui in scholiis Aristophanis leguntur, ex Mo libro
petiti sird". S. ausser den A. 117 angef. Stellen Schol. Ran. 78. 184. 1196.
Vesp. 240. Allein hier möchte ich doch liebet- Staesche S. 25 ff. glauben,
dass D. auch einen Commentar zu Aristophanes (Fr. 31 — 38) ge-
schrieben hatte.
124) Blau S. 56—67.
125) Blau S. 57 macht dafür geltend, dass Herodian. z. 7, 605 die
Gründe, welche Aristarchos für seine Auffassung von ti(ifjg als Genetiv
gehabt habe, aus ihm entnimmt. Weniger entscheidend ist, dass er bei
Demetrios Ixion. Chaeris. 167
von Askalon und Dionysios von Sidon zu denjenigen Aristarcheern,
welche in der Analogie nicht so weit gingen und der Anomalie
grössere Zugeständnisse machten als ihr 'Meister126). Er ver-
fasste kritische Beiträge zu Homeros127), die aber wohl
geradezu eine Art von kritisch-exegetischem Commentar bildeten128),
denn ohne Zweifel aus ihnen stammt eine Reihe uns überlieferter
kritischer, exegetischer und grammatischer Bemerkungen129), in
denen er sich als einen ächten Aristarcheer, wenn auch nicht
ohne Abweichungen von Aristarchos, und als guten Kenner des
homerischen Sprachgebrauchs, jedoch gleich Aristarchos130) noch
allzu sehr an dem attisch gestalteten Homeros festhaltend be-
kundet131). Einen ähnlichen Commentar schrieb er zu Pin-
daros und zeigt sich in den Ueberbleibseln desselben132) gleich-
falls als ein sehr tüchtiger Kritiker, weniger als guter Ausleger.
Nicht besonders glücklich scheint er dagegen in seiner Be-
schäftigung mit Aristophanes gewesen zu sein133). Ausserdem
kennen wir von ihm noch ein Werk tcbq\ yQamiccTixrjg in
mindestens 2 Büchern134).
Didym. z. 77, 80 als Zeuge dafür erscheint, dass dem Aristarchos dieser
Vers verdächtig war.
126) Schol. A (Herodian.) IV, 103. ovx slvai iv diavXXdßoLg (Lobeck
Paralip. S. 121 (lovoGvlldßoig) ccvaXoyCccv. Vgl. A. 134. 350. Blau S. 58.
127) Didym. a. a. 0. Xctiqig (so Boeckh f. %dqig oder %ÜQr\<$) . . . iv xoig
ZJlOQ&COTLKOVg.
128) La Roche S. 81 f.
129) Didym. z. B, 865. 01 . . . nsql Xaiqiv. Z, 4 (wo La Roche Xaiqig
f. Xdqr]g hergestellt hat). 71 (vgl. A. 14) u. a. a. 0. Herodian. a. a. 0. und
z. B, 311 vgl. m. de solit. dict. 42, Uff. p. 947, 29f. (= Cath. prox. 144, 17f.)
Lentz (Schol. Aristoph. Av. 877, vgl. A. 133). Schol. Arat. 254 (wo Spitzner
XccQrig m Xcciqiq verbesserte) vgl. m. Schol. q, 252. 6, 74.
130) S. C. 16. A. 107. 119. 120.
131) S. Blau S. 58—61.
132) Schol. Py. IV, 18. 61. 156. 188. 195. 259. 313. 446. 459. Nem. 1, 49.
Blau S. 63 f.
133) In den Scholien erscheint er nur dreimal, Av. 877 (vgl. A. 129).
Vesp. 672. Ran. 1028, und nur die dritte Stelle ist von Erheblichkeit, aber
was hier von ihm berichtet wird, gereicht seinem Urtheil nicht zur Ehre.
S. Blau S. 61—63.
134) Sex. Math. I, 76. Xdgrjg 8s iv tg5 itqäxca nsql yganfiaxiKrig x. x. I.
Denn hier ist wiederum, wie Blau S. 65 f. bemerkt, XccQrjg nach Bekk.
Anecd. 663, 10 ff. in XaiQig zu ändern. Blau S. 66 meint, Schol. N, 103
(s. A. 126) beziehe sich vielleicht auf diese Schrift. Ein Gleiches gilt von
Phot. u. Et. M. (416, 31) r; 8' og, wo Blau S. 66 f. gewiss abermals mit
168 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Aretades, ein wenig bekannter Mann135), wird auch wohl
zu den unmittelbaren Schülern des Aristarchos gerechnet werden
müssen. Ein Gleiches* gilt von
Neoteles136), welcher tcsqI xr\g xaxa zovg ygaag xo-
isiag schrieb137).
Dionysios von Alexandreia13y)7 Sohn des Teros(?), nach
welchem er selber vielleicht auch Teros(?) genannt ward, und
sonach vermuthlich wegen thrakischer Herkunft der Thraker
genannt139), ward wohl etwa 166 geboren140). Noch sehr jung
Recht XaLQig an die Stelle von Xdgrjg setzt, aber noch andere Auffällig-
keiten, wie das Auftreten des Kritolaos(?) neben Chaeris nach Eratosthenes
und Aristarchos in ihren Ansichten über diesen Ausdruck, hervorhebt.
135) Müller F. H. G. IV. S.316. Blau S. 77f. Abgesehen von Didym.
z. ß, 110 erscheint er noch Schol. y, 341. Asavdgog %aX (so Nauck f. tj)
'jQTjtccdrjg (so Meineke, Cobet, Nauck, Müller f. ^exrta'drjff), Alkiphr.
Epist. III, 66. 'Jorjxccörig (so Meineke f. 'AQnudrjg oder ^Agntadrig) 6 ygafi-
(ictTinog und ist auch wohl der Verfasser der Schrift nsql avvs (inxcoascog
(über das zufällige Zusammentreffen verschiedener Schriftsteller in ihren
Berichten), die Euseb. P. E. X, 3, 23. 467 d anführt.
136) Denn, wie Blau S. 77 bemerkt, Didym. z. Sl, 110 nennt Beide,
zwischen zwei Schülern des Aristarchos: 'AnoXXödcogog xca 'Aorjxddqg xai
NsoxsXr\g xat diovvciog 6 ®Q(i£.
137) Porphyr, z. &. 328. Sonst wird er noch erwähnt von Nikan. z. (9, 325
und Eustath. z. d. St. 715, 25. 34. Die Angabe des Porphyr, und Eustath.
weicht aber von der des Nikan. ab, s. Friedlaender Nican. S. 196. Vgl.
Wolf Proleg. S. 193. A. 63. Blau S. 78.
138) Mor. Schmidt Dionys der Thraker, Philologus VII. 1852.
S. 360-382. VIII. 1853. S. 231—253. 510—520. Vgl. Beccard S. 58-60.
139) Dergestalt dass wohl noch sein Vater ein Thraker war. Dies soll
auch wohl die verderbt überlieferte Erklärung bei Suid. diovvßiog 'AXe^ccv-
dqsvg, ©qccI- de ccnb xov naxobg Tfjoov TFjQog xovvopa nXrjd'stg, 'Aqi6xÜq%ov
Ha&rjTrjg, y^a/iju-aTixog, dg sooqpiaxsvGsv sv Pcofitj snl IIo[L7zr}iov xov (isydXov
■xcci s^rjyr}Gaxo TvoavvCwvi reo 7cqoxsq(o (Reinesius ändert 'P(6(ir] in'Podm,
aber dies genügt nicht, denn snl üo^ti. kann schwerlich „zur Zeit der
Geburt des Pompeius" [107 J bezeichnen; Clinton vermuthet: ygafi^iaxiviog,
og s^rjyqöaxo Tvqccvvicdvi xä 7tQOZSQ<p, og saoq>t6xsvasv sv ^Poofij] inl Tlofi-
nr\Cov xov [isydXov, Hillscher a.a.O. S. 360f. yQccfifiaxfaog, og saocpiöxsvosv
sv Poöoj (eni xov sßdopov IIxoX8[iciiovy v,al si-rjyrjcccxo Tvqccvvicovi reo tiqo-
xsq(o, 6g 86ocpLGxsv68v sv 'PcoftTy snl TIo(i7triLov xov [isyuXov, vielleicht be-
ruht aber das verkehrte og — (isydXov bloss auf Verwechselung mit Tyran-
nion; G. F. ünger Philologus XLVII. S. 181 [vgl. C. 33. A. 40] erzählt
freilich von Neuem ohne Weiteres, dass auch D. in Rom gelehrt habe, und
zieht Schlüsse daraus, gerade als ob sich nie ein Zweifel hiegegen erhoben
hätte). 6vvsxcc!-8 8s nXsiGxa. yqoLppcixiY.d xs yiotl cvvxoLypccxiY.cc y,ccl vnopvr\-
ficcxcc bedeuten. Jedenfalls hat er diesen Beinamen schwerlich weder von
Aretades. Neoteles. Dionysios der Thraker. 169
also hörte er den Aristarchos, und in seiner Bewunderung, dass der
Lehrer fast alle Tragoedien auswendig wusste, malte er ihn mit
einem Brustschilde, welches die Figur der Tragoedie trug141).
Dann lehrte er in Rhodos, wo sich ihm Tyrannion der Aeltere
anschloss142), und hier modellirte er den Pokal des Nestor nach
der homerischen Beschreibung143), wozu seine Schüler das Geld
einem längeren Aufenthalt in Thrakien, von welchem Nichts berichtet wird,
noch auch desshalb erhalten, weil er etwa selbst dort geboren wäre.
Wenigstens bezeugt auch Strab. XVI. 655. diovvGiog 8s 6 ®qcc^ zal 'AnoX-
XcovLog 6 xovg 'Agyovavxag noir\6cig 'AXs^avSgsig [isv, skccXovvxo 8s 1P68iol
ausdrücklich seine Geburt nach Alexandreia. S. auch [Sergius] in Donat.
IV, 529 (nach Varr. p. 187 Wilmanns). Dionysim autem Aristarchi discipu-
Jus cognomento Thrax, domo Alexandria, is qui Bhodi docuit etc. Die Ver-
muthung von M. Schmidt VIII. S. 361, bei Suid. sei anb trjg naxqCSog
Tqt\qov \Tqt\q~\ herzustellen, ist daher unrichtig. Weit eher könnte man
daran denken, dass TfjQog mit Hemsterhuys zu streichen und dann Trjgovg
zu schreiben sei, da der Name sonst stets Triqiqg (oder Trjosvg) lautet, nie
Trjgogj aber s. Schol. Dion. Thr. p. 672, 17 ff. aXXog r\v sxsivog, diovvoiog
6 ©(ml, *al aXXog 6 noir]aag xb nagbv üvyyQa^i^ai snsivog (isv pLad"rjx^g
'Aqi6xccq%ov, ovxog 8s ö xov Trjoov (so Gaisford f. IlrjQov). Z. 25 ff. insivog
(isv yag (la&rjxrjg r\v 'Aqi6xccq%ov . . . ovxog ds saxiv b Xsybfisvog b xov
TrjQov (so Gaisford f. IIr}aov). sXsysxo 8s xal ovxog ®QaI-, rj diu xb
xoa%v l'6(og xrjg cpcovrjg r) Sloxi nal xij äXrj&sia ©oat; rjv' sUbg 8s val huxcc
nXdvrjv nXrjd'rjvcti avxbv ©qockcc, vgl. A. 153. Und so empfiehlt sich die
leichte Aenderung anb <jf]> oder <xori> anb von Marx Berl. ph. Woch. X.
1890. Sp. 1007. Anm. u. b. Hillscher S. 360. A. 2. Ganz befriedigt auch
sie mich nicht; ich vermuthe in demselben Sinne geradezu etwa: @ga£ 8s
<(xaTa xb ysvog naiy anb xov oder ®ga£ 8s anb (xov ysvovg x«t ccnby xov
k. t. X. Beispiele von sonstigen Männern, die „more Romanorum" mit dem
Namen des Vaters als Beinamen oder sogar Namen bezeichnet wurden,
geben nach Vorgang Anderer Lehrs Qu. ep. S. 23. A. ** u. Diels Dox.
S. 86, vgl. C. 32. A. 94. C. 35. A. 124. Doch s. d. Nachtr.
140) Wenn man höher hinaufgehen wollte, so hätte der wohl etwa 115
(s. A. 177. 186) geborne Tyrannion nicht füglich mehr sein, wenn tiefer
hinab, so er selbst nicht füglich mehr des Aristarchos Schüler gewesen
sein können. S. indessen das am Schluss von A. 186 Ausgeführte. Bei
dem Ansatz von Schmidt VIII. S. 366—368 auf 162/1 wäre er erat 17 Jahre
gewesen, als Aristarchos 146 oder spätestens 144 Alexandreia verliess.
141) Et. M. diovvGiog 6 ©ga£. 277, 63 ff. Schol. Dionys. a. a. 0. un-
mittelbar hinter den A. 139 ausgezogenen Worten: snsivog — 'Agicxäg%ov:
og -hccI xov sccvxov 8i8d.ov.aXov ^coygacp^aag sv xai gxti&si avxov xr\v xgayco8iav
s£coyQacp7]OE 8id xb dno6xr)&i£siv avxbv näaav xr\v xgaycoSCav. Dasselbe,
ohne den Namen des D. zu nennen, berührt Eustath. z. #, 156. p. 974, 7 ff.
Vermuthlich war es ein Brustbild, s. Marx Interpretationum heptas, Rostock
1888. 4. S. 10.
142) Suid. Tvgavvliov, s. A 176. 143) II. A, 632 ff.
170 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
zusammenbrachten144). Zu dieser gewiss höchst seltnen Verbindung
des Philologen und vermuthlich144b) auch Rhetors in einer Person
mit dem Dilettanten in den bildenden Künsten gesellte sich endlich
bei ihm noch die Beschäftigung mit der Specialgeschichte seiner
zweiten Heimat in dem Werk über Rhodos145). Erhalten ist uns
seine kurzgefasste Elementargrammatik (Te%vri yQa^i^iatixri),
wie schon früher gesagt 143); der erste Versuch dieser Art, aber ein so
erfolgreicher, dass sie gerade desshalb allerdings nicht in ihrer ur-
sprünglichen Gestalt auf uns gekommen ist147) Denn sie blieb Jahr-
144) Promathidas, wahrscheinlich also einer von diesen, schrieb dann
einen Commentar zu diesem Kunstwerk. S. Asklep. v. Myrl. nsgl xrjg Ns-
oxogidog (s. C. 26. A. 85. 89 ff.) b. Ath. XI, 489 a. b. diovvaiog de 6 ©qoc£ iv
*P6dcp Xeyexai xr\v NeaxoQida %axaoY.evd.Qa.i xav {icc&rjxdöv avxco ovveveyxccv-
xiov xccQyvQiov. oneg Tlgoficcd'iSag o 'HgaxXeoaxrjg e^fjyovfievog xrjv xara
Jiovvaiov didxcc^Cv <pr\6i (Fr. 7) 6nvcpov elvai %. x. X. Vgl. C. 33. A. 37 f.
Um so weniger ist wohl ein genügender Grund zu dem gegen die Nachricht
(A. 141) von der Abbildung des Aristarchos geäusserten Verdacht von
ürlichs Dionysius Thrax ein Maler, Rhein. Mus. XII. 1858. S. 444: „sollte
aber nicht eine Verwechselung unterlaufen und an den Anthropographos zu
denken sein, den Varro (s. Plin. XXXV. §. 113. 147) in seiner Jugend kannte?"
144b) S. A. 159°.
145) Steph. v. Byz. Tagoog. Aiovvoiog de 6 ®goc£ iv xm negl 'Podov
(= Fr. 3 Schmidt). Müller F. H. G. III. S. 189.
146) C. 12. A. 9.
147) Zuerst gab sie Fabricius Bibl. Gr. VII. S. 26—34 i. J. 1715
heraus augeblich nach einer Hamburger Handschr. (H), welche L. Holstein
im 17. Jahrh. nach mehreren Vatikan. Codices von ihr nebst Scholien und
Supplementen hatte anfertigen lassen, weit mehr aber noch nach einer
erst im 17. oder 18. geschriebenen Pariser 2290 (A), dann theilte Villoison
Anecd. IL S. 99 ff. aus einer venetianischen (M bei Bekker, V bei Uhlig)
652 aus dem 15. Jahrh. die abweichenden Lesarten, welche Harles in
seiner Ausg. von Fabricius B. G. VI. S. 311—319 wieder abdrucken Hess,
und aus zwei anderen einige Scholien mit. Hierauf folgte 1815 die zweite
Ausgabe von Bekker Anecd. II. S. 627 — 643 nach den genannten und
einigen anderen Handschriften, aber leider nicht den ältesten und besten,
und mit einer zahlreichen Scholiensammlung aus H und Vatic. 14. Erst
die neuste Bearbeitung von Uhlig, Leipzig 1884. 8., in welcher die 25 Para-
graphen bei Bekker auf 20 reducirt sind, eine grossartige Leistung, liefert
eine wirkliche Textrecension, der vor Allem die ältste, früher im Besitz
von Vettori befindliche, leider verstümmelte Münchener Handschrift 310 (M)
aus dem 9. oder 10. und deren vor der Verstümmelung gemachte Copie in
Leiden, Vossian. quadr. 76 (L) aus dem 11. Jahrh., demnächst ein Codex
des Klosters Grotta Ferrata bei Frascati (G) aus dem 11. oder 12., nicht
aus M, sondern einer anderen Abschrift des Archetypos stammend, dessen
Seiten verwandte VAH sind, zu Grunde gelegt ist. Dabei sind aber
Dionysios der Thraker von Alexandreia. 171
hunderte lang das gangbare Handbuch zumal für den Unterricht148),
und es sind uns daher auch zahlreiche Commentirungen zu ihr149),
natürlich ferner auch die Scholien, theils die bekannten aus besseren Quellen,
theils bisher unbekannte, die späteren griechischen und lateinischen Schrift-
steller (s. A. 148) und byzantinischen Katechismen (s. A. 148. 150. 151) und
mit Hülfe von Merx die orientalischen Uebersetzungen (s. A. 148. 152) sorg-
fältig benutzt. Dennoch soll die Ausgabe zunächst nur den bestüberlieferten
Text geben; die möglichste Herstellung des ursprünglichen mit Heran-
ziehung der Conjectur hat Uhlig wegen Augenleiden einem künftigen
zweiten Bande überlassen müssen. Vorarbeiten und Supplemente von ihm
sind: Zwei alte Handschriften griechischer Grammatiker, Verh. der 34.
(Trierer) Philologenvers., Leipz. 1880. S. 163 — 168 (vgl. auch Classen und
ühlig in den Verh. der 32. Vers, in Wiesbaden, Leipz. 1878. S. 138—140).
Appendix artis Dionysii Thracis ab G. Uhligio recensitae, Heidelberg (Leipz.)
1881. 8. Die Wiederherstellung des ältesten occidentalischen Compendiums
der Grammatik (Heidelb. Festschr. zur Begrüssung der 36. Philologenvers.),
Freiburg und Tübingen 1882. 8. Vgl. über sie die guten Referate von
Egenolff Jahresber. XXXVIII. S. 92 f. 94—96. Philol. Rundschau 1882.
Sp. 647—652 und G. Schömann Ph. Anz. XII. 1882. S. 92—95. XIV. 1884.
S. 103—105. Dazu kommen Nachträge zu der Ausg. in den ausführlichen
Recensionen der letzteren von Studemund Jahrb. f. Ph. CXXXI. 1885.
S. 745-772 und Egenolff Jahresber. XLVI. S. 109—141 (vgl. Woch. f. kl.
Ph. V. 1888. Sp. 198—203. G. Schömann Ph. Anz. XV. 1885. S. 412-416).
148) In den griechischen Schulen herrschte sie von ihrem Ursprung
an bis etwa ins 12. Jahrh. n. Chr. (s. Tzetz. z. Hesiod. Op. 258, vgl. A. 150).
Dann ward sie durch Katechismen (EQcoxri[i<xxa) wohl meist unter dem
Namen byzantinischer Auetoren (wie Moschopulos) verdrängt, die aber auch
lediglich aus ihr ausgezogen waren (s. A. 151), und von diesen hingen die
Byzantiner ab, welche die griechische Bildung in Italien erneuerten,
Eman. Chrysoloras, Theod. Gaza, Const. Laskaris, Demetr. Chalkondylas.
Aber noch ein anderer Strom führte von ihr nach dem Abendlande. Varro
scheint seine Definition der Personen des Verburns (L. L. VIII. §. 20) so
wie die der Grammatik (bei Mar. Victorin. VI, 4. p. 99. 208 Wilmauns)
aus ihr entnommen, auch Sueton. Fr. 205 Reiffersch. aus ihr geschöpft zu
haben, desgleichen Remmius Palaemon, der Lehrer des Quintilianus, und
vielleicht war dieser der Urheber einer jedenfalls anzunehmenden und, wie
es scheint, im ersten Jahrh. n. Chr. entstandenen römischen Bearbeitung,
von welcher die späteren römischen Grammatiker, wie Dositheus, Diomedes,
Charisius, Donatus, nicht minder abhängig waren als die späteren griechischen
vom Original. Priscianus las das letztere selbst. S. Uhlig Append. S. XIV.
18—36. Ausg. S. VI. 23. 52. 53. 71 und die im lat. Ind. von ihm nachgewiesenen
Stellen. Eine ungefähr im 6. Jahrh. entstandne, auf uns nur in drei sehr
jungen Handschriften gekommene, zuerst von Jacob Schaban Cirbied
in den Memoires et dissertations sur les antiquites nationales et etrangeres,
publiees par la societe des antiquaires de France Bd. 6. S. 1—39 (vgl.
S. I — XXVI) nachlässig veröffentlichte armenische Uebersetzung (a. A. 152)
172 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
ferner Zusatzcapitel160), Auszüge151) und orientalische Ueber-
setzungen152) überliefert, und die noch heute übliche grammatische
übte einen nicht geringeren Einfluss auf die Landsleute ihres Urhebers vom
5. bis 14. Jahrh. aus, wie die Masse erhaltner armenischer Interpretationen
aus dieser Zeit zeigt. Hinsichtlich der Semiten wusste man, dass Jacob
von Edessa am Ende des 7. u. Anf. des 8. Jahrh. den ü. benutzte; aber
Merx (s. A. 152) fand im britischen Museum in zwei sehr alten Hand-
schriften eine schon im 5. oder 6. angefertigte syrische Uebertragung von
§. 11—20. S. Uhlig Proleg. S. VII.
149) Die von Bekker Anecd. IL S. 645 — 972 herausgegebenen Scholien
sind allmählich bald einer genaueren Betrachtung und Revision unterzogen,
bald aus besseren Quellen theils berichtigt, theils ergänzt worden: Cr am er
Anecd. Ox. IV. S. 308-330 (aus einem vortrefflichen Cod. des brit. Mus. 5118),
C. Wachsmnth Handschriftliche Mittheilungen zu den Scholien des Dio-
nysius Thrax, Rhein. Mus/ XX. 1865. S. 375—389 (aus einem Neapolitaner
Cod. Borbonicus), Usener Lectiones Graecae, Rhein. Mus. XXV. 1870.
S. 592—594 (anknüpfend an Cramer a. a. 0.). A. Hart Zu den Scholien
des Dionysios Thrax, Jahrb. f. Ph. CV. 1872. S. 265—277. R. Schneider
Zu den Scholien des D. Th., Rhein. Mus. XXIX. 1874. S. 183—186. Egenolff
Jahrb. f. Ph. CXIX. 1879. S. 526. Auch was Göttling fälschlich unter dem
Namen Theodosii grammatica, Leipz. 1822. 8. herausgab (aus zwei Pariser
Codices 2553. 2555) sind nichts Anderes als solche Scholien. Den ersten
Versuch zu einer Vertheilung unter die verschiedenen Urheber machte
Preller Quaestiones de historia grammaticae Byzantinae, Dorpat 1840. 4.
Ausgew. Aufs. S. 69—93, den zweiten, sehr gelungenen mit Hülfe des von
Wachsmuth neu zugeführten Materials für die ersten 13 Paragraphen
Hoerschelmann De Dionysii Thracis interpretibus veteribus I. Leipz.
1874. 8. (vgl. die Recc. v. M. Schmidt Jen. N. L.-Z. 1874. Sp. 707 f.,
Hill er Jahrb. f. Ph. CXIII. 1876. S. 49—53, G. Schoemann Ph. Anz.
VIII. 1877. S. 85 — 89, Carnuth Jahresber. V. S. 116 — 120) mit den
Nachträgen über Lukillos von Tarra und Porphyrios, Act. soc. ph. Lips. IV.
S. 333—343. V. S. 297-302 (vgl. Carnuth a. a. 0. S. 120 f.). Endlich hat
Hilgard De artis grammaticae ab Dionysio Thrace compositae interpreta-
tionibus veteribus in singulos commtntarios distribuendis (Heidelberger
Gymnasialprogramm), Leipz. 1880. 4. mit Hülfe neuer und ursprünglicherer
Quellen (wie ausser dem Neap. besonders Marcian. 489 und dem nur bis
§. 14 reichenden Barocc. 116) theils die Ergebnisse von Hoerschelmann
mit einzelnen Abweichungen befestigt, theils die Untersuchung erfolgreich
über das Ganze ausgedehnt. Wir besitzen noch den fortlaufenden Commentar
des Diomedes oder Melampus (nach Langes Vermuthung gab entweder
Letzterer die Vorträge des Ersteren wieder oder umgekehrt) theils für sich
in K (Havniensis 459: Msldfinodog ygccfifiaTi-nov SQfirjvstcc zrjg ts%vr]g dio-
vvaiov xov OgccKog), theils in der ursprünglich aus dem Barocc. stammen-
den Sammlung zu §. 1 — 6 mit Beimischungen aus Porphyrios und Stephanos
und bruchstückweise in anderen, namentlich aus ihm und Stephanos (Cod.
des brit. M., Pseudo-Theodos., zu §. 1 f . Darmstad. 2773) oder ausserdem
noch Heliodoros (Neapol., Marc. 489) oder Porphyrios und Georgios Choero-
Dionysios der Thraker von Alexandreia. 173
Terminologie stammt aus ihr153). Und so geht denn schon Sextus
der Empiriker bei seiner Bekämpfung der Grammatiker zunächst
boskos (Vatic. 14 und aus ihm H) und in verkürzter Gestalt den des Helio-
doros zu §. 12 — 20 (im Barocc., so weit er erhalten ist, und dessen Abschrift
Vat. 240, die wieder Quelle für H war). Choeroboskos lebte am Ende
des 6., Stephanos am Anf. des 7. Jahrh., Heliodoros, welcher durchweg,
und Melampus, welcher theilweise den Choeroboskos benutzte, auch wohl
nicht viel später. Ob Porphyrios der Neuplatoniker oder, wie Hoerschel-
mann, Hilgard, Uhlig annehmen, ein Späterer war, ist noch streitig.
Einzelnes ist auch schon aus Lukillos von Tarra und Anderen entnommen.
Dazu kommen noch Paraphrasen, wie die von Hilgard S. 24—46 heraus-
gegebne aus dem 8. oder 9. Jahrh., die aber alle unbedeutend sind. S. über
dies Alles Uhlig Proleg. S. XXIV— XLI.
150) Das ältste Supplement aus dem Ende des 4. oder Anfang des
5. Jahrh. sind des Theodosios navovzg gfcaycoytxoi tcsqI hMöeooq ovo^iäzcav
v.al QrjuuT(ov (bei Bekker Anecd. III. S. 975 — 1061), vgl. Tzetz. in Hes.
Op. 258. tfj Jiovvgov ßL'ßlaj 7tQ06s%cov nett totg (dsodooiov nctvoai, die sogar
noch in die Katechismen übergingen. Dazu kamen das Capitel nsQi ngo-
Gcpdicov (commentirt von Choeroboskos IL S. 675 — 703 Bekk. und einem
Anon. II. 709-720 Bekk.) p. 105-111 ühl. 674 f. Bk. und eine stoische
Definition der xs%vri p. 115 — 117 U. , beide früh dem Text voraufgeschickt,
ferner nsgl nodmv, (ietqoov, to^cöv p. 117 — 124. XI f. U. (vgl. Ho ersehe 1-
mann Ein griech. Handb. der Metr., Dorpat 1888. 8.) und die Paradigmen
von xvrtTco und rt-ih^t, welche man vielmehr nachfolgen Hess. Diese Er-
gänzungen finden sich zum Theil schon in den oriental. Uebersetzungen, dann
den ältsten Hdschrn., und das erste ist wiederum auch in den 'EQmtr'i(iccrcc
benutzt.
151) A. Hart De Dionysii Thracis grammaticae epitoma partim inedita,
quae est in codice Veneto Marciano DXXXI, Berlin 1871. 4. Unter diesem
nicht ganz passenden Titel ist hier ein byzantinisches Lehrbuch heraus-
gegeben und behandelt, welches das des D. zur Grandlage, daneben aber
beträchtliche Zusätze aus anderen Quellen hat. Namentlich aber kommen
hier die schon A. 147. 148. 150 erwähnten byzantinischen Katechismen in
Betracht, deren vier Egenolff Erotemata grammatica ex arte Dionysiaua
oriunda, Mannheim 1880. 4. (vgl. Jahresber. XXXVIII. S. 93 f. G. Schoe-
mann Ph. Anz. XL 1882. S. 23 — 26) herausgegeben hat, und von denen
einer den Namen des Neilos, Erzbischofs von Rhodos (um 1370), ein anderer
den des Moschopulos trägt. Die historische Aufeinandei folge untersuchte
dann Uhlig Append. S. VI — XII: die älteste Form ist die in einem dritten
(Erotemata Gudiana in einem Wolfenbüttler Cod. des 12. oder 13. Jahrh.)
enthaltene, die dann Moschopulos (aus welchem der vierte, die Tubingensia,
ein Auszug ist), nach Hephaestion und Choeroboskos mit peripatetischer
Schulweisheit überarbeitete, wie ihn wiederum Neilos.
152) S. A. 147. 148. Von ihnen ist auch die armenische erst durch
Merx brauchbar gemacht, s. dessen Abh. in Uhligs Ausg. S. LVII— LXXUI,
die Varianten der syrischen s. ebendas. S. LXXV — C.
174 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
von ihr aus154), ja es ist bereits oben155) als nicht unwahrschein-
lich bezeichnet worden, dass derjenige Asklepiades, welcher die
in ihr enthaltene Definition und Eintheilung der Grammatik
modificirte, schon der Myrleaner war. Uebrigens ist das Büch-
lein nicht ohne einigen Einfluss der stoischen Sprachlehre ver-
fasst156), wie es bei der grossen damaligen Blüte der stoischen
153) Von Unächtheit des Büchleins seinem Grundstocke nach (wie sie
z. B. Goettling a. a. 0. S. Vf. behauptete, vgl. auch Lehrs Herodian.
S. 389. 437—439, s. C. 26. A. 98) kann nach diesem Allen keine Rede mehr
sein, s. auch schon Schoemann De Dionysii Thracis grammatica, Greifsw.
1833. 1841. 4. = Opusc. III. S. 244—261. M. Schmidt Philol. VIII. a. a. 0.
Hart a. a. 0. S. 7 ff., gleich viel ob man glauben mag, dass die schon in
alter Zeit geäusserten Bedenken Schol. p. 672, 10 ff., Bk. ftilovaiv ovv xivsg
(irj slvcti yvi\Giov xov ©Qav.bg xb hccqov cuyygafifia, imxeiQOvvxsg ovxoog, oxi
oi xs%viY.ol iisfivrjvxai Atowciov xov 0Qav.bg xcci Xsyovöiv oxi diexcoQi£s xr\v
ngoariyoglccv cmb xov övöfiaxog xcci ovvrjiixs xb ccq&qov nal xrjv dvxmvvfiiav.
ccqcc ovv ovv. s6xl Aiovvölov xov ©QDCKog xb nccgbv 6vyyoaiL[icc. taxiv ovv
stneiv oxi y.. x. X. (es folgen die A. 139 angef. Worte.). Z. 30 ff. (unmittel-
bar nach den ebendas. gleichfalls angef. Worten), ort ds aXXog s6xlv
tusivog Y.a.1 aXXog ovxog, SrjXoi ncci b nag' ccficpoxigcav bgi6u6g xov $rj(iaxog.
ovxog [i£v yag xb Qrj(icc oqi&xoci „Qrificc toxi Xe£ig anxenxog, £izids%xiY.ri
Xqovcov xs "acu itooccancov nccl ccoiftficov, ivsgysLav r) nct&og naQiGxäioa" . 6 08
Aiovvaiog, mg qprjGiv 'AnoXXcovLog iv xeo "Pr^fiaxiva ovxoog cogifcxo' „grtficc £6xi
Xs^ig ■x.cLxriyÖQriiLcc 6r}(icctvovaau theils auf Missverständniss beruhen, theils
durch die Aenderungen, welche dieser Leitfaden im Laufe der Zeiten er-
fuhr, theils vielleicht auch dadurch, dass Apollon. Dysk. möglicherweise
aus einem umfassenderen Werke des D. geschöpft haben könnte, sich er-
ledigen, oder wie immer man sich die Sache zurechtlegen will. S. hierüber
nächst Schoemann die weiteren Ausführungen von M. Schmidt VIII.
S. 510—516. Uhlig hat in den Anmerkungen wiederholt, wie Stude-
mund S. 746 es ausdrückt, „auch ganz differirende Lehren von nach-
dionysianischen Technikern, insbesondere von Apollonios und Herodianos,
angeführt, um durch die Vergleichung dieser mit der T&%vi\ vollkommen
einleuchtend zu machen, dass . . . wir hier die noch unausgebildete, fast
überall der Verbesserung dringend bedürftige Lehre vor uns haben, gleich-
sam eine Incunabel der Grammatik".
154) Schoemann S. 245. Der Titel lautet bei Sex. (Math. I, 57)
IJaQayysXfiaxa. Ueber andere Titel s. Uhlig Ausg. S. 3.
155) C. 26 mit A. 97. 98.
156) S. darüber Schmidt VIII. S. 253. 512 f. (vgl. auch S. 510). Ob
aber gerade dies den Peripatetiker Ptolemaeos aus unbekannter Zeit, aber
vor Sex. Emp., welcher, wenn anders Schmidt VIII. S. 218 f. richtig ge-
sehen hat, einen fortlaufenden Commentar zu demselben schrieb, in welchem
er dieselbe Einwendung wie Asklepiades gegen die Definition der Gram-
matik erhob (Sex. Math. 1,60.72. Schol. Dionys. 730, 20 ff.), zu dieser
polemischen Haltung bewog, bezweifle ich sehr, und ob er überhaupt die
Dionysios der Thraker von Alexandreia. 175
Philosophie in Rhodos auch kaum anders sein konnte, zumal da
Dionysios auch sonst kein blinder Anhänger des Aristarchos
war, sondern gelegentlich den Letzteren sogar ziemlich scharf
zu tadeln sich erlaubte157). Wahrscheinlich schrieb er auch
Commentare zur Odyssee158) und zur Ilias159) so wie einen
solchen zu den Werken und Tagen des Hesiodos159b) und
auch wohl eine Rhetorik1590). Ausdrücklich bezeugt sind endlich
noch seine Schriften gegen Krates160), 7CsqI Ttotiotqzav161)
und seine Ms Xetcu162).
Techne gerade „in der Absicht sie zu bemängeln commentirte", wie Schmidt
S. 353 meint, ist vollkommen unerweislich.
157) Herodian. z. B, 262. cprjGL xcoteoc ccvsyvcoHtvaL 'AqCgxuqxov h. t. X.
(= Fr. 14). Herodian. (?) z. IV, 103. dioKXrjg xat 6 ®qcc£ AiovvGiog mg ßccov-
vovzcc xr\v Xs!-iv xov 'Aqigxccq%ov diccßccXXovGiv (= Fr. 18). Vgl. Schol. A
A, 424. Herodian. z. M, 158. Aristonik. z. M, 301. Nikan. z. O, 741 (= Fr. 15.
16. 36. 20) u. A. 159. Indessen hielt er (Fr. 9 b. Pseudo-Plut. V. Hom. B, 2.
V. Hom. 5. p. 29, 6 Westerm.) den Homeros für einen Athener (vgl. Fr. 17
b. Herod. z. IV, 41 u. dazu Schmidt VII. S. 373. 375).
158) Nikan. z. 0, 96 = Fr. 10. An anderen Stellen (Fr. 11 f.) steht nur
zJiovvciog, s. Schmidt VII. S. 273 f.
159) S. Fr. 14 — 42. Wenigstens ist es kaum wahrscheinlich, dass alle
betreffenden Citate vielmehr aus den Schriften neoi noGoxrjxcov und ngbg
KQaxriTct seien, s. Schmidt VII. S. 380. Sehr häufig wird er dabei nur
schlechtweg JtovvGiog genannt. Wiederholt benutzt Aristonikos seine Er-
klärung der kritischen Zeichen des Aristarchos, häufig erwähnt ihn Herodian.,
Nikan. nur a. a. 0., Didym. nicht besonders oft, s. bes. z. 2, 207 (ot nsol
Jiovvolov), wo er als Zeuge für die frühere und die spätere Lesart des
Aristarchos erscheint (-= Fr. 23). Ganz besonders berücksichtigte er, wie
schon hieraus erhellt, die Accentuation, weniger (O, 741. ß, 96), aber mit
Glück die Interpunction , und „namentlich in der ersteren wich er häufig
von Aristarchos ab (so ß, 262. 269. 504. 647. M, 185. N, 103), weil er der
Analogie noch mehr als dieser einräumte und die landesübliche Accentuation
der Ethnika durchaus berücksichtigt wissen wollte" (Schmidt S. 380 f.).
In seinen Auslegungen, deren 6 angeführt werden, tritt er gleichfalls oft
seinem Lehrer entgegen {A, 424, vgl. Eustath. p. 854, 19. O, 741. J7, 106.
X, 68. W, 270). Ueb. seine Athetesen u. eine Conjectur s. Schmidt S. 381.
159b) Procl. in Op. 569 = Fr. 7, dazu Schol. Dorvill. 10, wo er sich
an der Abgeschmacktheit des Polyzelos betheiligt zu haben scheint: TLoXv-
£r}Xog ds Iv Podicciioig (Fr. 4) Tvvrjv clq%ovtcc XaX%idsa yrjölv vcp' ov KQLveo&cci
xov 'Hoiodov fiexa xov dösXcpov, AiovvGiog ös cpais dQLGxoi, denn so weit
hat wohl van Lennep Recht, dass in diesem verderbten cpais öqigxoi
wahrscheinlich ein von irgend einem Länder- oder Städtenamen gebildetes
Adjectiv im Accusativ steckt.
159c) S. hierüber Schmidt VII. S. 369 f. u. d. Nachtr. u. vgl. A. 199 \
160) Didym. z. I, 464 = Fr. 5. 161) Didym. z. B, 111 = Fr. 6.
162) Schol. Vindob. 5. X, 9—12 = Fr. 4.
176 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Dionysios von Sidon163), wahrscheinlich Schüler des älteren
Aristarcheers Apollonios164), schrieb Commentare zu Home-
ros165) und zu Pindaros166) und ging gleich Ptolemaeos von
Askalon in der Anwendung der Analogie weit über Aristarchos
hinaus, den er als nicht consequent genug tadelte167), und so
brachte er168) die Zahl der Kanones oder Unterschiede in der
Declination auf nicht weniger als 47 1C9).
Apollonios, Sohn oder Schüler des Chaeris170), verfasste
163) Beccard S. 61 f. Blau S. 45—48. Vgl. La Roche S. 71. 108.
164) Wenn anders Schrader Jahrb. f. Ph. XCIII. S. 232—237. 239—241.
(vgl. A. 100. 100b) das Richtige gesehen hat. Und nicht schon des Ari-
starchos, wie Sengebusch S. 30, La Roche und Blau glauben: s. A. 100.
Freilich giebt Didym. z. T, 365 (s. C. 16. A. 104) aus ihm die Nachricht,
Aristarchos habe hier 4 Verse (365—368) athetirt, später aber sein Urtheil
geändert (vgl. auch Didym. z. %, 329. 6 Sidcovtog cprjaiv ä&sxeiad'cu xbv
6ti%ov), aber mit Recht bemerkt Schrader a. a. O. S. 239 f., dass er dies
auch von seinem Lehrer Apollonios erfahren haben kann, wenn nur eben-
dieser ein unmittelbarer Schüler des Aristarchos war.
165) Mit Unrecht schliesst La Roche S. 108 aus den beiden angef.
Scholien auf eine besondere Schrift über die Athetesen des Aristarchos,
mit Recht Beccard aus den zahlreichen Lesarten und Erklärungen (mit
häufiger Abweichung von Aristarchos), die von ihm angegeben werden
(Didym. z. A, 424. 554. ß, 192. E, 746. H, 5. #, 40. T, 80. Ariston. z. M, 36.
Herodian. z. A, 364. ß, 262. T, 128, Z, 465. ©, 177. £1, 557. Schol. BT A, 8.
Schol. BT F, 35, wobei er gewöhnlich kurz 6 Hidcoviog genannt wird, oi,
liegt xbv Zi8(ovlov A, 8. T, 80, Jiovvatog 6 S18. ß, 262. Z, 465. M, 36,
ferner Apollon. Soph. Lex. Hom. p. 77, 1. 2. 156, 28. 33. 157, 6 Bekk., vgl.
Eustath. 966, 16. 1017, 32. 1410, 59), auf einen Homercommentar, in welchem
auch jene Bemerkungen über die Athetesen standen. Noch vgl. Beccard
S. 62. A. 70: „fortasse idem . . . intelhgendus est his locis ubi Dionysium
non addito cognomine . . . laudatum legimus: O, 571. 656. TT, 170". Die-
selbe Citations weise findet sich bekanntlich häufig auch in den auf Didymos,
Aristonikos, Herodianos zurückgehenden Scholien.
166) Schol. Py. I, 172, vgl. 109. Boeckh Praef. S. XVI.
167) Herodian. z. T, 128, vgl. z. ß, 162.
168) S. A. 111.
169) Noch findet sich über ihn eine verwirrte Glosse Et. M. 'TnoitttQcov
ovslqcüv. 783, 20 ff.
170) Schol. A r, 448. Apollon. Soph. Lex. Hom. ^rjvrj. *£lnog. 6 tov
Xaloidog (so Villoison f. Xüoidog). Vgl. v. Wilamowitz Aus Kydathen
S. 153 ff. bes. A. 72. Schol. Aristoph. Vesp. 1239. 'Afificoviog (so statt 'Agpodiog
Susemihl, s. A. 41) de iv xoig Kio^cpdovybivoig neu (xbv Klstxccyöqav nou)
(so Blau S. 55 ff. A. 2) xbv *Ad(ir}xov avayi-yQacpe Ttccoccdeig xa xov KouxCvov
h% XeiQiovav (Fr. 236 K.) „KlBixctyöqug aösiv (udsi V), oxccv 'Adfirjxov [isXog
Dionysios v. Sidon. Apollonios d. Jüngere. Nikias. 177
vielleicht einen Commentar zur Ilias171) und zu Apollonios
dem Rhoder und jedenfalls werthvolle Commentare zu Aristo-
phanes172).
Nikias, welcher mehrfach aus Herodianos in den Homeros-
scholien erscheint173), war vielleicht174) derselbe mit Nikias von
Kos, welcher vor 55 nach Rom kam und hier zunächst an Pom-
peius und C. Memmius vornehme Gönner fand und dann, bei
dem Ersteren in Ungnade gefallen, als litterarischer Handlanger
und Hausgenosse eng an Cicero und Dolabella sich anschloss175).
ccvXfju. 'AnoXXcovLog de 6 Xocioidog, ag 'jQxs^iißcoqog cprjai, tzsql psv xr\g
KXEixayuQag xr\g 7toir\xq(ag, (hg ccvdQcovvfiov avaysyocccps KXsixayoQav 'Jfificoviog,
cc7i£Xeyx,ei ctvxov, neoi de xov 'AS^ltjxov 7tccQ8i%£v {s7tsi%Ev Wilamowitz).
Dass 'JfificovLog für *AQ[iodiog zu schreiben ist, folgt zweifellos aus dem
zweiten Theile dieses Scholions. Blau erkannte wenigstens, dass durch die
Conjectur von Dobree *Ho6duiog der Zusammenhang noch nicht hergestellt
ist, seltsamerweise hält er trotzdem an derselben fest und streicht daher
überdies das völlig gesunde KXsixccyogav 'A^iicoviog. Obendrein lebte aber
Herodikos, wie sich C. 26. A. 129 gezeigt hat, doch wahrscheinlich erst im
1. Jahrh. n. Chr. — Schrader a. a. 0. S. 229. A. 5. S. 230 f. meint, dass
o (xov) XaiQidog, was ja an sich möglich wäre, vielmehr „der Vater des
Chaeris" bedeute, aber da Artemidoros in Wahrheit erst dem 1. Jahrh.
v. Chr. angehört (s. A. 207) und also füglich diesen A. angeführt haben
kann, auch wenn derselbe ein Sohn oder Schüler des Chaeris war, so ist
bei dieser gewöhnlichen Bedeutung des Ausdrucks stehen zu bleiben.
171) So Blau a. a. 0. — Schrader a. a. 0. S. 230f. will ihm zwar
eine ausschliesslich glossographische Thätigkeit beilegen, in wie fern dies
aber namentlich auf die obige Stelle (s. A. 170) in den Aristophanesscholien
anwendbar sein soll, ist mir schlechterdings unverständlich. S. A. 101.
172) S. wiederum A. 101 und A. 170.
173) Schol. A B, 717. 839. T, 240. J} 212. 423. 454. E, 164. 203. 638.
i, 6. K, 38. 95. M, 137. 77, 95. 483. ß, 253, vgl. T, 62. Schol. AB IV, 137.
Schol. BT JV, 390. Schol. K, 134. Schol. a, 109, mehrfach zusammen mit
Ptolemaeos von Askalon (vgl. A. 69).
174) Wie Hillscher a. a. 0. S. 373 f. vermuthet, dem ich überhaupt
den Inhalt dieses Artikels verdanke.
175) Cic. ad Att. VII, 13, 10 (im Jahr 50). Nicias Cous non rebatur
oppidum esse Piraeea. Sueton. de gramm. 14. Curtius Nicia adhaesit Cn.
Pompeio et G. Memmio: sed cum codicillos Memmi ad Pompei uxorem de
stupro pertulisset, proditus ab ea Pompeium offendit, domoque ei interdictum
est. fuit et M. Ciceronis famüiaris: in cuius epistola ad Dolabellam (= Epist.
IX, 10, 1 aus d. J. 45) haee de eo legimus: „nihil Bomae geritur, quod te
putem scire curare, nisi forte scire vis me inter Niciam nostrum et Vidium
iudicem esse, profert alter, opinor, duobus versiculis expensum Niciae (?), alter,
Aristarchus, hos oßeXi&i: ego tamquam criticus antiquus iudicaturus sum,
utrum sint xov nonr\xov an naotußB ßXrjiisvoi". idetn ad Atticum (XII, 26, 2):
SxrsEMiHii, griech.-alex. Litt.- Gesch. II. 12
178 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Apollodoros von Tarsos wirkte vor Didymos als Erklärer
des Euripides und Aristophanes175b). Aus ungewisser, viel-
leicht erst der frühsten nachalexandrinischen Zeit aber ist sein
Namensvetter
Apollodoros von Kyrene, welcher ein glossographisches
Werk schrieb und gleichfalls den Euripides commentirte175c).
Hypsikrates verfasste eine schon von Varro, dann von
Cloatius Yerus in dessen libri verborum a Graecis tractorum be-
nutzte, wie es scheint, mit recht abenteuerlichen Etymologien
angefüllte Arbeit über die griechischen Lehnwörter im
Lateinischen 175d).
Staberius Eros aus Antiocbeia, welcher in Rom, wohin
er wahrscheinlich 83 kam, jedenfalls schon 81/0 als Freigelassener
mit vielem Beifall lehrte, so dass unter Anderen auch Brutus
und Cassius seine Schüler wurden, schrieb tcsqI ävakoyCagy
wenn anders diese Schrift nicht vielmehr, was sogar wahrschein-
licher ist, lateinisch abgefasst und de proportione betitelt war175e).
„de Nicia quod scribis, si ita me haberem, ut eius humanitate frui possem,
in primis vellem illum mecum habere, sed mihi solitudo et recessus provincia
est . . . praeterea nosti Niciae nostri imbecülitatim mollitiam consuetudinem
victus: cur ergo Uli molestus esse velim, cum mihi Me iucundus esse non
possit? voluntas tarnen eius mihi grata est", huius de Lucilio libros etiam
Santra probat (über diese letzteren Worte s. Hillscher S. 374; dies Werk
war natürlich lateinisch geschrieben). In dem ersteren dieser Briefe nennt
Cic. ihn noch suavissimum ov[ißicoxr}v nostrum (§. 2), nach dem zweiten
(s. auch ad Att. XII, 51, 1. 53, 1. XIII, 1. 9, 2) gab er ihn an seinen
Schwiegersohn Dolabella ab (ebend. XIII, 28, 3), bei welchem er blieb, so
lange wir von ihm hören, was aber nur für 44 gilt (ebend. XIII, 12, 2.
XIV, 9. XV, 20). C. Memmius aber ward 54 de ambitu angeklagt und
ging dann, verurtheilt, nach Athen in die Verbannung, s. Cic. ad Qu. fr.
III, 2, 3. 8, 3. Epist. XIV, 1. ad Att. V, 11, 6. VI, 1, 23. Suet. Caes. 73.
175 b) Schol. Aristoph. Ran. 320 (wo er öl' dyoQug f. diayoqccs schreiben
wollte). Schol. Eurip. Med. 148. 171 (wo Didymos ihn citirt, s. M. Schmidt
Didym. S. 243 f.).
175 c) Pamphi). b. Ath. XI. 487 b. Schol. Plat. Reip. X. 606 D. p. 421
Bekk. Et. M. 218, 9. Suid. ßdslvTtsa&cci. Schol. Eurip. Orest. 1385.
-175d) Varr. L. L. V, 88. tametsi cohoitem in villa Hypsicrates dicit
esse Graece %6qxov apud poetas dictam. Gell. XVI, 12, 6. in libro quarto
„faenerator1' ', inquit (näml. Cloatius Verus librorum, quos inscripsit verbo-
rum a Graecis tractorum), appellatus est quasi „tpcavsQciTcoQ" a.nb xov rpal-
vso&ccL snl xo xQTqGxüxsQov , quoniam id genus hominum speciem ostentent
humanitatis et commodi esse videantur inopibus nummos desiderantibus, id-
que dixisse ait Hypsicratem quempiam grammaticum , cuius libri sane no-
biles sunt super his, quae a Graecis aeeepta sunt.
Apollod. v. Tars. Apollod. v. Kyr. Hypsikrat. Staberius Eros. Tyrannion. 179
Tyrannion der Aeltere, Solin des Epikratides und der
Alexandrinerin Lindia, aus Ainisos in Pontos176) ward ver-
175 e) Suet. de granini. et rhet. 13. Staberius Eros f nameira emptus
de catasta et propter litterarum Studium manumissus docuit inter ceteros
Brutum et Cassium. sunt qui tradunt tanta eum honestate praeditum, ut
temporibus Sullanis proscriptorum liberos gratis et sine mercede ulla in
disciplinam receperit. Plin. XXXV. §. 199. alia creta argentaria appella-
tur ... est et vilissima, qua circum praeducere ad victoriae notam pedes-
que venalium Irans maria advectorum denotare instituerunt maiores, talemque
Publilium Antiochium mimicae scaenae conditorem et astrologiae conso-
brinum eius Manilium Antiochum , item grammaticae Staberium Erotcm
eadem nave advectos videre proavi. S. über diese Stelle Hillscher a. a. 0.
S. 366. Front. Epist. VII. p. 20 Naber. contigisse quid tale M. Porcio aut
Q. Ennio aut C. Graccho aut Titio poetae? quid Scipioni aut Numidico?
quid M. Tullio tale usuvenit? quorum libri pretiosiores habentur et summam
gloriam retineni , si sunt <«]> Lampadione aut Staberio aut ** vi ** aut
Aelio ** aut Attico aut Nepote. Priscian. I. p. 385 Hertz. Staberius de
proportione: non esse proportiones regulae , a quibus inter dum analogia ca-
lumniatur , cvnocpccvxeitai. Vgl. Hillscher a. a. 0. S. 365 f.
176) Suid. TvQccvvioav 'Eninoccxidov uoci Aivdiecg 'AXei-ccvdqivrjg, 'AfitGrjvog.
iXQrj^dxi^e de Koovpßov (Kogvfjißog Toup, s. Bernhardy z. d. St.), ysyo-
vcbg S7cl TLo\ntr\iov xov {leydXov v.al nQOxeqov, ^iccd'rjxrjg äXXcav xe hoci 'Egxicciov
xov 'J[iior}vov , vqp' ov nal Tvqccvvicov covoiiaG&r] cog %axaxQe%cov xcov b{io-
g%6Xcqv , tcqozsqov %aXov[iE vog Geocpocccxog. EIXCC diy]v.ovGe XCU AlOVVGlOV xov
Ogooibg iv 'Podco. dvxeoocpiGxevGe de /Jr](ir)XQi(p xw 'Eqv&quig). yx&rj d3 stg
'Pdfiriv Xrjcp&elg at%iLccXcoxog vnb AevuovXXov , oxs -naxsnoXefirjae Mi&Qidttxrjv
xov Tlovxov ßccGiXevGavxa. dianoenrjg de ysvbfievog iv 'Päfirj *cca nXovciog
SHxrjGuxo hccI ßißXicov vneq xdg XQSig fiVQiädag. ixeXevxrjce de y^gaibg vnb
noddygag TtctQccXv&slg oXv[imcidi girj' (s. A. 186) iv reo y' exei xfjg oXvp-
niddog. Vgl. Tvqavvicov b veäxeqog , <Poivi£,, naxobg 'Aotefiidcogov , [iccd'rj-
xr)g TvQCtwioavog xov ngeGßvxeoov , di' o %ui (ovoilolg^t] Tvqccvvicöv, nooxegov
KccXov[i£vog dioxXrjg. ulx^dXcoxog de yev6[ievog xca ctvxbg ini xov noXifiov
'Avxaviov Hat KaiGccgog vnb xivog dv[Lccvzog eovrj&r], xov KuiGccQog bvxog
ccneXev&eQOv , elx' idoaQrj&r] Teqevxia xij xov Kinegcovog yvvcuni. eXev&eoco-
&eig ö' Vit ccvxrjg icocpiGxevGev iv Pcourj nui k'ygatpe ßißXicc ß' ß' nqbg T\
%<xi £' (ßißXicc j]' TtQog xoig £' Vulg., ßißXict enaxbv xai £' vermuthet Bern-
hardy), (ov nui xccvxcc' neol xr)g(0^r]Qi)ir]g ngoocodiccg (vgl. A. 184 z. E.), nsoi
xeov [legcav xov Xoyov . . . negl xT^PcoiiaCnrig diaXenxov oxi iotlv iv, xr\g ^EXXrjviKrjg
in xov dvxiyevovg oxi avxiyevi\g (EXXriVLY.r\g, bxi aQxiyevrjg? Gaisford, besser
'EXXr\vLY.r]g kovy. oUoyevrjg Westermann, noch besser Planer 'EXXrjviHrjg,
ov% [doch wohl vielmehr ho-üx?] avQ,Lyevrig) r\ 'Pcofict'iKrj diuXe'HXog (dieser
Zusatz ist bei Westermanns oder PI an er s Herstellung keineswegs über-
flüssig, da sonst der Schein entstehen würde, als ob oxi x. x. X. noch mit
zum Titel gehörte, daher ich mir denn die abweichende Vermuthung von
Hillscher a. a. 0. S. 375. A. 1 nicht aneignen kann), bxi diaqxovovGiv
oi vemxeqoi noiiqxcti nqbg 'Ofirjqov, 'E^r]yT]Giv xov TvQccvvicovog MeqiGfiov,
12*
180 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
muthlich etwa 115 geboren177) und hatte unter Anderen auch den
Hestiaeos von Amisos178) zum Lehrer179), hörte dann in Rhodos
Dionysios den Thraker etwa um 90, also in dessen schon weit
vorgerückten Jahren180), kehrte hierauf in seine Vaterstadt zurück
und errichtete dort eine Schule in Rivalität mit Demetrios
von Erythrae181), ward 70 bei der Eroberung von Amisos im
mithridatischen Kriege zum Kriegsgefangenen gemacht, aber von
Murena, welcher ihn sich von Lucullus als Beutetheil erbeten
hatte, freigelassen182), kam schwerlich vor der Rückkehr des
Lucullus 66, aber auch schwerlich später nach Rom183) und
lehrte und wirkte von nun an dort, wo er zu Ansehen und
Reichthum gelangte und sich eine grosse Bibliothek anlegte,
namentlich aber auch mit Cicero eine Zeit lang in Verbindung
trat184). Offenbar hier hörte ihn auch noch der junge Strabon185).
4i6q&(06iv 'OprjQinrjv, 'OQ&oyocccpi'ccv. Serv. de acc. §. 20. Tyrannio vero
Amisenus, quem Lucullus Mithridatico hello captum L. Murenae concessit, a
quo ille libertate simul et civitate donatus fuit, quattuor scribit esse prosodias
ßccQSiccv, (i86T}v, o^siccv et 7tsQi67t(0[iEV7]v: atque mcmoriae proditum est hunc
ante aliosfuisse pronuntiatione potiorem, quod nequaquam assequi potuisset
nisi tenore singularum vocum diligentissime perquisito. — Planer De Ty-
rannione grammatico, Berlin 1852. 4. Vgl. d. Nachtr.
177) S. A. 186.
178) S. über diesen Nikias v. Nikaea b. Ath. VI. 273 d. 6 ds IJovttYog
*Ectictioq naXcog £YCCv%a.xo [itfxs ccvatxsXXovxu (iT]ts YccxadvofiEvov tcoxs xbv
7\Xl0V EC0QCCY8VCCL ÖlU XO 7iaidElU 7CCCVXL Y,CtlQ(0 7CQ0GE%ELV.
179) Sehr wahrscheinlich ist die VeramthuDg von Gräfenhan a. a. 0.
I. S. 404, dass es mit der Umnennung des Tyrannion gerade umgekehrt
zugegangen sei, als wie Suid. berichtet, nämlich so, dass sein wirklicher
Name Tyrannion war und er wegen seiner Liebhaberei für Aristoteles
(<piX<xQiaxoxsXr]g cov Strab. XIII. 609) Theophrastos genannt ward.
180) S. A. 186.
181) Schwerlich, wie Müller F. H. G. IV. S. 381 meint, derjenige,
von welchem es bei La. Di. V, 85 im Homonymenverzeichniss heisst: sxxog
EqvQ'Qaiog, 7ioLYiXoyqci(pog av&Qconog' Y.ai l6xoqiy.cc xal qtjxoqlycc Tt£Ttotv\Y£
ßißXicL, sondern eher der §. 84 genannte: dcodsYccxog yoaiipccxLKog, 'EQV&Qcttog
noXLxoyQcccprjQ-Elg ev Tr^vco , obwohl auch diese Annahme bedenklich ist.
182) Plnt. Luculi. 19. xöxs ycci Tvqccvvlcov 6 yqcciiiLOixiY.bg sdXco. Mov-
grjvag d' ctvxlv s^rjx^acixo, ycu Xccßwv ct7tr}X£v&£QCü6SV , ccvsXEvd'SQmg xrj dco-
qecc %Qrj6cc[i£vog. ov yccg rfeiov AovYOvXXog avÖQCt diu ncadeiav £67rovdcc6(i£vov
dovXov yeveo&cu ngoxsQov, eIxcc cuieXev&eqov. cccpctLQSöig yccg rp xr\g V7iaq-
%ovor]g rj xrjg doYovarjg sXsv&EQLccg du6ig. Serv. a. a. 0.
183) Zeller Ph. d. Gr. II3, 2. S. 139. A. 1.
184) S. Planer S. 4 ff. Cicero gedenkt seiner zuerst ad Att. II, 6, 1
im Jahre 59 bei Gelegenheit der Absicht ein geographisches "Werk zu
Tyrannion der Aeltere. 181
Denn er starb, vom Podagra gelähmt, allem Anscheine nach
erst 25 in einem Alter von etwa 90 Jahren186). Auch den
schreiben (s. C. 22. A. 322), und zwar etwa mit seiner Hülfe: quid censes,
si Tyrannio accesserit? Dann nach der Rückkehr aus der Verbannung
Hess er seine eigne Bibliothek durch denselben ordnen, und T. versah dies
Geschäft zur grossen Zufriedenheit des Auftraggebers: ad Att. IV, 4b, 1.
8a, 2, vgl. ad Qu. fr. III, 4, 5. 5, 6. Er übernahm während dieser Zeit
auch den Unterricht der Söhne Ciceros und dessen Bruders Quintus und
leitete ihn nicht minder zu Ciceros grossem Wohlgefallen: ad Qu. fr. II, 4, 2.
Quintus tuus, puer optimus, cruditur bene , quod Tyrannio docet apui me.
Zwei Jahre später schreibt Letzterer an Quintus, der seine Bibliothek ver-
mehren wollte, er werde darüber mit T. sprechen, ad Qu. fr. III. a. a. 0. 0.
Endlich 46 erbittet er sich von Atticus eine prosodische Schrift des T.,
welche dieser jenem vorgelesen hatte, also wohl (s. A. 176. 195) die IIqo-
ccodCa 'OurjQMj] , aber mit dem Bemerken, dass er nicht viel von ihr er-
warte, ad Att. XII, 6, 2. venio ad Tyrannionem . . . istam tarn tenuem
frscoQiccv . . . sed, quaeso, quid ex ista acuta et gravi refertur ad zslog?
Offenbar hatte der vornehme Philolog sich ihm inzwischen nicht gefügig
und gefällig genug gezeigt, und damit war die Freundschaft aus, wonach
denn die Behauptung von Planer S. 10: „intercessisse Tyrannioni cum
Cicerone necessitudinem quandam et studiorum et sententiarum" zu berichtigen
ist, s. Hillscher a. a. 0. S. 374 f.
185) Strab. XII. 548. p>e%qi- [isv dr) ösvqo 'Jfiianv^' ävögsg ds ysyovaavv
a^LOi iivr)iLris Kcctct naidsCav svrcxv&a . . . y^a^fwmxos de Tvqocvvlcov ov
rj(i£ig rjXQoccacc[iEQ'a.
186) Es fragt sich, wie das verderbte Olympiadenjahr qltj' bei Suid.
zu verbessern ist. Jedenfalls ist nur entweder Qny\ wie M. Schmidt
Philol. VII. S. 364 — 366 (dessen genauere Berechnungen übrigens auf sehr
unsicheren Grundlagen sich bewegen) wollte, oder Qnrj* möglich, woran
schon Bernhardy neben anderen (und zwar verfehlten) Vermuthungen
(fachte. Also starb T. entweder Ol. 183, 3 = 45 oder 188, 3 = 25 v. Chr.
Dass das Letztere weitaus das Wahrscheinlichere ist, zeigt Planer S. 5 ff.
Nach der Angabe des Suid. nämlich (s. A. 176), wenn sie, wie kaum zu
bezweifeln steht, so richtig ist, kam der jüngere T. erst etwa 30 nach
Rom; folglich muss der ältere, wenn er erst dort dessen Lehrer ward,
hochbetagt nach 30 noch gelebt haben. Sollte aber auch wirklich Bern-
hardy mit der Bemerkung „in Antonii nomine falsus fuit scriptor" Recht
haben, so erscheint doch mindestens Terentia in dem betreffenden Bericht
in einer Selbständigkeit, wie sie vor ihrer Scheidung von Cicero im J. 46
kaum möglich war, und auch so kann unter der angenommenen Voraus-
setzung der ältere T. nicht schon 45 gestorben sein. S. aber gegen Bern-
hardy jetzt auch Hillscher a. a. 0. S. 375, welcher im Gegentheil den
Verdacht äussert, dass vielmehr in tf] xov KineQGovog ywaini ein Irrthum
stecke, indem die betreffende Terentia eine andere, jüngere gewesen sei,
etwa die Gemahlin des Maecenas. Nun konnte ja aber freilich der jüngere T.,
um den älteren zu hören, vielmehr entweder vor 71 nach Amisos oder
182 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
aristotelischen Studien sehr zugethan187), scheint er die Auf-
merksamkeit der römischen Gelehrtenwelt auf den Fuud neuer
aristotelischer Schriften in der durch Sulla 87 nach Rom ge-
kommenen einstigen Bibliothek des Apellikon gelenkt und sich
auch Abschriften derselben für seinen eignen Gebrauch gemacht,
Ausgaben von ihnen aber nicht veröffentlicht zu haben188). Einem
Schüler des Thrakers Dionysios sehr angemessen war es, dass
er eine Schrift über die Redetheile verfasste189), zu welcher
dann sein eigner Schüler, der jüngere Tyrannion, wiederum einen
Commentar schrieb190). Von einer zweiten tisqI rrjg^Pcj^a'LK^g
diaXsxtov wissen wir nur, dass er in ihr die römische Sprache
etwa zwischen 66 und 50 nach Rom gekommen sein; allein im ersteren
Falle müsste dessen Geburt schon um 95 angesetzt werden, so dass der-
selbe um 30 bei seiner Ueberführung nach Eom schon mindestens etwa
65 Jahre gezählt haben müsste, was sehr unwahrscheinlich ist, bei der
zweiten Annahme aber regt sich das Bedenken, ob denn um jene Zeit
(66—50) Rom schon eiu Studienort für Phönikier war. Andrerseits ist
nicht zu leugnen, dass auch die obige, der ältere Tyrannion sei erst mit
etwa 85 Jahren Lehrer des jüngeren geworden, etwas Gezwungenes hat,
und die Möglichkeit, dass dies schon früher in Rom etwa, wie gesagt,
zwischen 66 und 50 geschah, T. der Aeltere also bereits etwa 125, Dio-
nysios der Thraker, den er dann schon um 100 hörte, bereits etwa 170
oder gar 176 geboren und Ersterer wirklich schon 45, etwa achtzigjährig,
gestorben sei, ist mithin doch nicht so ganz abzuweisen.
187) S. A. 179. Der Versuch von Planer S. 9. 28 f. aristotelische Ein-
flüsse bei ihm nachzuweisen hat indessen zu einem greifbaren Ergebniss
nur hinsichtlich seiner Definition der Grammatik geführt: Schol. Dionys.
Thr. p. 668, 9 f. TvQavvieov . . . sincav „veaftfiarm^ iozi ftsoogLcc (iipriasoog",
vgl. Aristot. Rhet. III, 1. 1404a 21 ff. xa yaq ovofiaxa fiifir'jfiaxä eaxiv n. x. 1.
188) Denn hieraufpassen die Bezeichnungen bei beiden Berichterstattern,
Strab. XIII. 609. die%£iQi6azo und Plut. Süll. 26. fi/oxsvaoaaih«, nicht.
S. Stahr Aristotelia II. S. 128. Planer S. 4. A. 3. Zeller a. a. 0. IIP, 1.
S. 921 f. A. 2. 3. Auch in der Wahl dieser unbestimmten Ausdrücke ver-
räth sich aber wiederum die den wahren Sachverhalt trübende Halbwisserei,
die überhaupt diese ihre Berichte kennzeichnet. S. C. 33. A. 324.
189) Suid. TvQocvvicov b vecoxsQoq. TIsql xg>v (tsgäv xov Xoyov, iv q>
Xbysi äxoficc ybhv slvai xa kvqicc ovofiaxa, Q's^axiv.a ds xa Ttgoariyogind,
ä&siiaxa ds xa iiexoxikcc, s. Lehrs Herodian. S. 416. Anm. Lersch Gesch.
der Sprachphilos. III. S. 83. Planer S. 29. Ausser diesem Bruchstück
schreibt Pia u er S. 28 mit Recht die Definition der Grammatik (A. 187)
diesem Werke zu.
190) Suid. a. a. 0. 'E^yrjoLv xov Tvgavvi'covog Msgiopov, s. A. 191.
Daraus folgt, dass das Werk über die Redetheile selber nicht dem jüngeren,
sondern dem älteren T. angehörte. S. A. 191.
Tyrannion der Aeltere. Die beiden Aristodemos v. Nysa. 183
aus der griechischen herleitete 190b), wie es in den damaligen
Gelehrtenkreisen üblich war190c). Ausserdem kennen wir noch
die Titel von fünf anderen Werken191), IlQoGcpdCu rO{i7]QLKrj,
'ÖQ&oyQCKpCa , "Otv diacpcovovöiv ol vscotsqol itoiY\xa\
Ttgog r'0[ir}QOV192), zfiOQd'coöig 'O^itiqlkt]193) und itsgl rot»
ökoXiov ^axQOv1^). Die ziemlich zahlreichen Bruchstücke,
weiche wir namentlich dem Herodianos verdanken, sind meistens
aus der homerischen Prosodie195), und es zeigt sich in denselben
ähnlich wie bei seinem Lehrer Dionysios und bei Ptolemaeos
von Askalon häufige Abweichung vom Texte des Aristarchos
und übermässiges Streben nach regelrechter Accentuation der
Nomina196).
Aristodemos von Nysa, Neffe des Menekrates, war Lehrer
des Pompeius197a).
Aristodemos von Nysa, Sohn des Menekrates 197b), zu-
190b) S. A. 176. 190°) S. C. 33. A. 353b. 354.
191) Die sämmtlichen bei Suid. dem jüngeren T. beigelegten Schriften
hat Planer S. 7 f. mit Ausnahme jenes Commentars zu der seines Lehrers
über die Redetheile und etwa noch des Werkes über die Herleitung des
Römischen aus dem Griechischen, welches aber in Wahrheit auch schwer-
lich auszunehmen ist (vgl. A. 190 c), theils mit Sicherheit (s. A. 190), theils
mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit auf den älteren übertragen.
192) Auf diese Schrift bezieht Planer S. 28 mit Recht Schol. Nie. Ther. 52.
193) Der Titel ist wohl wie bei Krates (s. C. 26. A. 50) ungenau und
bezeichnet wohl wie dort einen kritischen Homercommentar.
194) Suid. HkoXlov. vno^vrjfia syQcape TvQcevvioav nsgl xov 6-x.oliov [is-
tgov, o 7tQ0£xaftr\ ctvzGi vnb rectov KaioccQog. Also auch mit Caesar stand
er in Verbindung.
195) Es sind 51 oder 52 b. Planer S. 10 — 27, fast alle aus den
Homer- u. bes. den Iliasscholien, vgl. auch Lehrs u. Lentz Herodian.
Ind. Doch s. Planer S. 28: „qui vero grammaticos veteres reputaverit
diversissimis locis de iisdem rebus occasione öblata soler e disputare, neque
minus in orthographia quam in prosodia didlectis, etymologiae , andlogiae
locum dari, facile adducetur, ut de nonnullis ex his, quae attulimus, in
Orthographia Tyrannionem diseeptasse existimet. ex libris vero de prosodia
et de orthographia natam esse zr\v diogfrcoaLv 'OfiriQinrjv perspieuum est".
196) Lehrs Arist.3 S. 249 (XS. 259): „cum alios . . . tum Tyrannionem
et Ascalonitam Ptolemaeutn, qui Gottschedii simili studio nihil non certa
quadam regula adstringi volebant . . . qui inauditos nee a paradosi vel ab
Herodiano modestisque grammaticis reeeptos accentus exeudebant". Günstiger
urtheilt Planer S. 9 f. (vgl. auch W. Schulze, Kuhns Ztschr. XXIX.
S. 251. Anm.) dahin, dass T. dennoch vielmehr zwischen Analogie und
Anomalie zu vermitteln gesucht habe. Vgl. auch A. 71.
197 a-b) Strab. XIV. 650 unmittelbar nach den A. 76b angef. Worten:
184 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
gleich Grammatiker und Rhetor198), wich stark von der ari-
starchei sehen Richtung seines Vaters namentlich darin ab, dass
er den Homeros für einen Römer erklärte199). Er lehrte in
Rhodos, wo diese Verbindung des Grammatikers und Rhetors in
einer Person damals üblich war199b), und in seiner Vaterstadt
Morgens Rhetorik und Abends Grammatik; in Rom aber, wohin
Pompeius bei dessen zweitem Aufenthalt in Rhodos 62 ihn be-
rufen haben mag, und wo er denn wahrscheinlich bis zum Beginn
yial 'AgiöTodriiLog hnslvov vlog, ov dirj-novaa^isv reisig s6%axoyfiQ(o vsov nav-
xsXäg sv xrj Nvörj nai Eaaxgaxog ds 6 adsXcpbg xov 'AgLaxodrjfiov , -neu äXXog
'AQiatodrifiog avsipibg avxov , 6 naidsvöag Mayvov xov Tloyuitr\iov , al-ioXoyoi
ysyovaai ygafifiaxiHOL' b ds rjfisxsQog %al sqqtjxoqsvs nal sv xrj *Pöd(p %ccl
sv xrj naxqidi dvo a%oXag gvvsi%s , nocoi (isv xrjv QTjxoQixrjV dsiXrjg ds xrtv
ygafificcxiyirjv 6%oXr]v sv ds xrj *P(6(ir] xäv Mayvov naidcov smoxaxcöv r)ow.SLXO
xfi yga^axuirj 6%oXfi. Vgl. Müller F. H. G. III. S. 307 f. Hillscher
a. a. 0. S. 377 — 379. Sostratos ist meines Wissens nicht weiter bekannt.
198) Schol. A II. I, 453. 'AQi6xodr}fiog b Nvoccsvg qj]xcoq xs %al apa
(so Clinton f. dXXä) %al yga[i[iaxw6g . . . snsvorjos yqacpr]v xrjv „xrj ov
izL&ofirjv ovds eqsE,ccu . . . nob ds avxov 2w6i<pdvr}g (vgl. C. 13. A. 118) xr\v
xoiavxr\v svos yqacprjv . . . xavxcc igxoqsi ^AonoY.qaxiwv. Eustath. z. d. St.
p. 763, 9 ff. 'Anlwv 8s qo/jet, oxl A. b Nvaasvg q/jxcoq xs xai ygafifiaxi-nbg %. x. X.
(es folgt fast mit denselben Worten dieselbe Nachricht). Ueber Doxop.
Rh. Gr. VI, 25 Walz aber s. C. 21. A. 58 mit d. Nachtr. Hillscher a. a. 0.
S. 378 f. A. 8.
199) Vit. Hom. 6 p. 31, 8 ff. West. 'A. d' b Nvoasvg 'Poofiaiov avxov
dnodsUvvci sk xivav rj&äv cPoofuu'xcoi>. Vollständiger Vit. Hom. ed. Pic-
colomini Herrn. XXV. 1890. S. 451. 'AQL6x6dr)pLog d' b Nvoasvg "PcoficcLov
avxov unodsLKvvöiv sn xtvcuv s&mv naqcc 'Pafiaioig fiovov yivopsvcov, xovxo
[isv s% xrjg xeov nsaamv naidiäg, xovxo ds sv. xov snavCozaaQ'av xav ftdncov
xovg r]060vag xäv ßsXxiovcov snovxag, 6 -Kai vvv sxi cpvXäaasxai nagd \Poo-
(laioig. Die Spuren dieser Art von Homerauslegung bei Eustath. (ohne
Nennung des Urhebers) hat Hillscher a. a. 0. S. 435 — 439 zusammen-
gestellt. Nicht besser ist die A. 198 angef. Conjectur dieses A.
199 b) S. Marx Berl. ph. Woch. X. 1890. Sp. 1007: „Die Vereinigung
von Grammatik und Rhetorik in einer Person war nicht pergamenisch,
wie man leichtweg behauptet hat, sondern gerade rhodisch. Dionysius
Thrax war Rhetor wie Grammatiker" (s. oben A. 159c), „der berühmte
Apollonius Molo interpretirte den Homer" (s. C. 35. A. 139 b), „Aristokles
der Rhetor ist gewiss identisch mit dem Grammatiker" (was ich in der
That C. 20. A. 75 kaum anzuzweifeln brauchte, s. jetzt die Berichtigung
jener Anm. hinter diesem 2. Bde.), „und Aristodemos von Nysa, der seinem
Auditorium wohl zu Liebe den Homer zum Römer machte, lehrte auf Rhodos
des Vormittags Rhetorik, des Nachmittags Grammatik". Um so bemerkens-
werther ist es, wie ferner Marx hervorhebt, dass ebendort, so weit wir
sehen, auch die erste Grammatik durch Dionysios den Thraker entstand.
Aristodemos von Nysa. Artemidoros der Aristophaneer. 185
des Bürgerkrieges blieb, also etwa von 62 bis 50 wirkte1"0) und
die Söhne des Porapeius erzog, begnügte er sich mit Grammatik.
Dann war er in seiner Heimat Nysa thätig200), wo ihn, als er
sich schon im höchsten Alter befand, Strabon noch sehr jung
hörte 200b). Ob er oder sein gleichnamiger Vetter der Verfasser
der 'IötoQiaL in mindestens 2 Büchern war201), steht dahin202).
Artemidoros der Aristophaneer203) oder Pseudo- Aristo-
phaneer204), vermuthlich aus Tarsos205), wo die Schule des
Aristophanes offenbar noch fortblühte206), lebte gleichfalls im
ersten Jahrhundert207). Er besorgte, wie sich schon gezeigt
199c) Wie Hillscher S. 378 bemerkt. S. C. 29. A. 159.
200) Nach der Ausdrucks weise von Strabon (s. A. 197) muss man wohl
annehmen, dass er früher dort nicht gelehrt habe, sondern nur erst nach
seiner Thätigkeit in Rhodos und in Rom. 200 b) S. A. 197.
201) Beischr. z. Parthen 8. ioxoqbi 'jQioxodrj^iog 6 Nvöccevg sv a'
'iaxogiäv nsgl xovxcov, 7tlr}v oxl zcc ovo^iaxa vnalXdxxEi -a. x. X. Vgl. Müller
F. H. G. V. S. XXII ff.
202) S. noch Varr. L. L. X, 74, nachdem er die Analogie definirt hat:
Mec diligentius quam apertius dicta esse arbitror, sed non obscurius quam
de re simili deßnitiones grammaticorum sunt, ut Aristeae, Aristodemi, Ari-
stocli etc. Vgl. C. 20. A. 75.
203) Ath. IV. 182 d. IX. 387 d. XIV. 662 d. Vgl. A. 209. 210. ,
204) Ath. I. 5 b und nach ihm Suid. 'jQxsfiidoagog 6 WevdccQioxocpdvsiog
6 oipciQxvxwccg U&ig ovvayaycov. Dieselben Worte stehen auch im Art.
Tinct%lSug.
205) Strab. XIV. 675. yQcc(i^axi'nol de av xat 6vyyQa(i[iccTcc üaxiv, 'Aqte-
(iidcoqog xai diodmgog. Ist dies richtig, so kann der bei Ath. III. 111 d
angeführte Artemidoros von Ephesos iv 'icovwoig vnopv r\\ia6i nicht, wie
F. Ranke De lex. Hesych. orig. S. 103 f. will, der 'Pseudo -Aristophaneer
sein, unbeschadet des von Ranke geführten Nachweises, dass sowohl dies
Citat als auch das des Aristophaneers tcs§\ dcoqldog (s. A. 210) aus Pam-
philos stammt.
206) Denn der von Strab. a. a. O. neben Artemidoros genannte tarsische
Grammatiker Diodoros war wiederum ohne Zweifel derselbe mit dem Aristo-
phaneer dieses Namens, den man früher sonach fälschlich gleich A. für
einen unmittelbaren Schüler des ßyzantiers hielt, während er in Wahrheit
erst etwa mit Theon, dem Sohn des A., gleichzeitig war. Wenigstens
wäre es doch ein gar seltsamer Zufall , wenn es einerseits zwei Grammatiker
A. und Diodoros, beide aus Tarsos, und wiederum zwei andere gleich-
namige, beide Aristophaneer, gegeben haben sollte, wie Giese De Theone,
Münster 1867. S. 31 ff. (vgl. A. 387) meint.
207) Früher hielt man ihn, wie gesagt, für einen unmittelbaren Schüler
des Aristophanes von Byzanz. Erst Ahrens Bucol. Gr. II. S. XXXV ff. hat
die richtige Chronologie festgestellt: A. citirt, wie schon A. 170 erwähnt
wurde, Schol. Aristoph. Vesp. 1239 bereits den Ammonios (über dessen
186 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
hat208), verniuthlich eine Ausgabe des Theokritos und schrieb
jedenfalls das noch erhaltne Epigramm zu einer solchen, ferner
ricoddai oder Ae^eiq oifraQzvtixccL200), ein Werk über den
dorischen Dialekt210), ein Lexikon zu den Komikern211)
und wie auch schon212) bemerkt ist, einen Commentar zu den
Alz ia des Kallimachos. Ebensolche Schriften wie die beiden
letztgenannten werden aber auch von seinem Sohne Theon an-
geführt213), und so liegt die Vermuthung 2U) nahe, dass diese
von jenen nicht verschieden, sondern dieselben Arbeiten gewesen
seien; welche der Vater begonnen und der Sohn vollendet hatte.
Silenos aus unbekannter Zeit, frühestens215) aus der zweiten
Hälfte des zweiten Jahrhunderts, möglicherweise aber auch viel
später, wahrscheinlich also nicht216) derselbe mit dem Kalaktiner217),
Zeit freilich Ahrens im Irrthum ist, s. A. 35); ohne Zweifel war dieser A.
der Vater des Theon (Schol. Theoer. IV, 51 = Et. M. 144, 60. *Aq[i6q.
Geoov 6 'AQtsfiidaQov), und dieser Theon gehört der Zeit des Augustus an,
s. Suid. 'Anl(ov. srtcu'dsvöe d' inl Tißsgiov KaiGccqog -nccl KXavdlov ev 'Pca^rj.
tjv ds diado%oQ ©smvog xov yqa\x,^axi%ov. Allerdings jedoch macht wiederum
Ahrens den A. zu jung, indem er ihn erst in die zweite Hälfte des
1. Jahrh. verlegt: derselbe kann vielmehr füglich etwa um 90 geboren sein,
wie Schoenemann De lexicographis etc. (Hannover 1886). S. 107 f. A. 3
(der im Uebrigen nach A. 170 zu berichtigen ist) durchaus zutreffend be-
merkt. Dagegen vermag ich die Worte des Suid. nur so zu verstehen,
dass Theon der Vorgänger des Apion in Rom und nicht, wie M. Schmidt
Did. S. 6, Schoenemann S. 48 f. A. 4. S. 72 u. A. wollen, in Alexandreia
war, und damit fällt Schoenemanns hierauf gebaute Hypothese, dass
schon A. nach letzterer Stadt ausgewandert sei. Vgl. Hill scher a. a. 0.
S. 368.
208) C. 5. A. 69. 71. 72. 73.
209) Ath. I. 5 b. IX. 387 d. XIV. 662 d. f. 663 c. d u. s. A. 243 u. bes.
C. 34. A. 49.
210) IIeqI JaQidog, Ath. IV. 182 d.
211) Asi-sig bei Erotian. Lex. Hippocr. p. 93, 4 f., Zvvaycoyrj Schol.
Aristoph. Vesp. 1169 genannt, also entweder Ast-sig xco(ilhoci oder Zvvctycoyr)
XbIecov TKofiiKÖav betitelt. Vgl. Schol. Vesp. 1144. 1239. Pac. 344.
212) C. 13. A. 97b.
213) S. Ahrens a. a. 0. S. XXVIII. XXIX und unten A. 391. 394.
214) Von Ahrens a. a, 0. S. XXXVII f.
215) S. A. 217.
216) Wie Meier Opusc. II. S. 32. A. 118 und Andere meinen.
217) S. C. 21. A. 608 ff. Denn richtig bemerkt Müller F. H. G. III.
S. 100: „iuniorem dliquem grammaticum intellegendum esse suadet Athenaeus
XI. 483a, ubi haec: ZiXqvog ds cpr]6i' KvnsXXcc, lv.näpuxcc axvqpotff opoicc,
fog Kai NLxccv§Qog b KoXocpmviog %. x. X.u.
Silenos. Nikandros von Thyateira. 187
schrieb rX&ööat,218) und ist vielleicht der nämliche mit Silenos
von Chios, welcher 2 Bücher Mv&ixal lötOQlai verfasste219).
Nikandros von Thyateira in Lydien2*0) aus ungewisser
Zeit, aber doch wohl noch der alexandrinischen Periode an-
gehörend221), verfasste ausser seinem den attischen Dialekt an-
gehenden Werke 'E^Yjyr^tLKcc 'AtriKrjg d luXbkxov222) oder
218) Schol. Apoll. Rh. I, 1299. Ath. XI. 468 a. SiXr]vbg tccl KXsizaqxog
sv yXcoaoaig. 475 d. 2J. ncä KXsuccQ%og. 478 e. S. y.cci KX. tri de Zrjv68ozog.
482 f (s. A. 217). XIV. 644 f. £. sv zotig rXcöaaatg. XV. 677 c ebenso. 699 e.
UiXrjvbv . . . xbv yXmoGoyQcccpov (es folgen Timachidas, Amerias, Seleukos,
s. A. 229. 240), vgl. XL 783 b (s. A. 254). Eustath. z. Od. rj, 102. p. 1571,5.
S. xbv yXoa6öoyQ. = Ath. 699 e.
219) Tzetz. ad Lycoph. 786. SiXr]vbg 8s b Xtog sv Ssvxsqco tcov Mv&i-
tmov LGTOQicov (Svo 8s ysyoacps ßißXi'cc) (pr]G\v %. x. X. = Schol. Od. et, 75.
sv dsvxsQco Mv&mcöv lOxoQicov (ß6xi 8s 8vo) x. x. X Eustath. z. Od. r, 407.
p. 1871, 21 ff. 2. b Xiog . . . sv Ssvxsqoi ßißXim xav avxov (so Meier f.
ccvxcov) Mv&LHoäv x. x. X. Zweifelhaft bleibt es, wie Müller bemerkt, ob
bei La. Di. II, 11. 2. sv xa noaxa xav *l6zoQicbv dies Buch gemeint ist
oder die Ei-asXiy.cl des Kalaktiners (Fr. 6).
220) Steph. v. Byz. QvazsiQct noXig AvSiccg . . . xb s&vixdv ©vaxsiQT)-
vog . . . dep' ov NlyicLvSQog yqa^fiazLyibg ©vaxsigrjvog [rj KoXocpoovLog]. Meier
a. a. 0. S. 38 f. 107. Müller F. H. G. IV. S. 462 f. Der folgende Artikel
gehört dem Inhalt nach meinem Schüler G. Kirchner an.
221) Dies folgt aus Harpokr. SrjQaXoLcpsiv . . . xb %(oolg Xovzqcov ccXsl-
q)e6&cci, cog dtöv^iog sv v.r\' TqayiY.j\g Xs^scog xca NtHCtvSQog sv ir}' 'AzzLKrjg
8ia.Xsv.xov TtQocxi&slg ort „iir\nozs x. z. X.u, dann mit fast vollständiger Sicher-
heit, wenn das Citat aus Didymos (wie doch wohl anzunehmen ist), und mit
einiger Wahrscheinlichkeit auch dann noch, wenn es aus eigner Leetüre Des-
jenigen stammt, welcher den Grundstock dieses Lexikons allem Anscheine
nach in der Zeit des Augustus verfasst hat (s. Meier a. a. 0. S. 151—170).
Ath. citirt die 'Azzwcc ovöfiaxcc des N. sehr häufig (s. A. 223), aber stets ohne
Buchzahl, und wahrscheinlich nie aus eigner Leetüre, einmal zusammen
mit Herakleon von Ephesos III. 76 a. 'HqccxXscov 6 'Ecpsoiog -aal NixavSoog
6 ©vccxstQTjvog (vgl. A. 243 b) einmal III. 114 c hinter Seleukos, Amerias,
und Timachidas, also wohl gleich diesen allen (s. A. 235. 242. 243 b. C. 26.
A. 110) aus Pamphilos,' einmal XV. 691 c mit Gegenüberstellung des Theo-
doros, so dass also (s. A. 226) vermutblich auch hier das Gleiche gilt.
Jedenfalls kennt N. schon die Phylen Attalis und Ptolema'is, Fr. 2 bei
Harpokr. f)vqyovt8ca. iisxsd'rjoav , scpqy s| AluvzC8og 'AcptSvcciot IIsQQiSai
TtzaitLScci IIvQyavidat,, citirt ferner gleich Herakleon (s. A. 243 b) b. Ath.
III. 76 a den Apollodoros von Karystos, und Thyateira erhielt nach Steph.
a. a. 0. erst von Seleukos Nikator diesen Namen oder vielmehr den Namen
@vycczsiQcc.
222) Harpokr. Msöifivog. NixavSQog b Ovazsigrjvbg sv zoig 'Ei;riyr}zi'xoig
zrjg 'Azzinrjg SiccXshzov. Vgl. BoXsavsg. N. sv y' 'Azziytfjg ShxXskzov. T^t-
nzriQct u. SrjQctXoicpsiv. N. sv is' und ir\' 'AzzL-nijg SiccXshzov.
188 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
'Axt i na ovopaxa223) in wenigstens 18 Büchern224) mindestens
noch ein zweites über die attischen Demen225).
Theodoros erst recht aus unsicherer, vielleicht sogar erst
nachalexandrinischer Zeit schrieb gleichfalls 'Axt mal yAcDöGac
oder cpmvaC mit Benutzung des Atheners Apollodoros226) und
war vielleicht auch der Verfasser der Schrift tceqI xov Kr\Qv-
xcov yevovg in mindestens 2 Büchern227).
Timachidas228) von Rhodos229) gleichfalls aus ungewisser
Zeit, aber doch schwerlich nach und auch wohl nicht vor dem
zweiten Jahrhundert230) verfasste rxäiööai231), die schon bei
223) Ath. XV. 678 f. 6 ®. N. iv totg 'Axxiv.otg 6v6[icc6i. Die sonstigen
Stellen besonders b. Ath. s. b. Müller, wo aber 481 E. 485 F f. 503 A
zu schreiben, ferner Schol. Aristoph. Eqn. 406 zu streichen und vermuth-
lich Hesych. Aycovo&exrjg hinzuzufügen ist (s. Meier a. a. 0. S. 30. A. 114.
S. 38. A. 137), die bei Ath. auch in Kaibels Ind. — Schol. Plat. Charm.
161 E. 6 de &. %. x. X. — üebrigens vgl. auch C. 10. A. 128.
224) S. A. 222.
225) Harpokr. Tixccyiidui (= Fr. 1). N. b ©. iv x<x> negl xgöv drm<ov.
Dazu Fr. 2, s. A. 221.
226) Ath. benutzt sie nach Pamphilos: XV. 677 b. GeodooQog iv xcclg
'Axxwciig cpavoctg, cog (pr\ai ndpcpiXog. XIV. 646 c. XV. 678 d citirt er Ax-
xi-avX yXmaaui, XI. 496 e. XV. 691 c (s. A. 221) ohne Buchtitel. S. Meier
a. a. 0. S. 39 f. Wenn man übrigens XIV. 646 c. 'AnoXXodcoQog d' b Afti]-
vcciog (Fr. 202) %ai ®. d' iv Axxi-Aaig ylcocaaig mit XI. 483 a. ^iXrjficov iv
rat? 'AxxixccLg tpwvatg . . . 'AnoXXödcoQog (Fr. 189) ds iv reo negl ixvpo-
Xoyicov x. x. X. vergleicht, so wird es wahrscheinlich, dass sich an der
ersteren Stelle (vgl. Meier S. 31. A. 115) der Titel iv AxxixccLg yXcoüacag
nur auf Th. bezieht und bei Apollodoros auch dort dessen Schrift nsgi
ixv(ioXoyi<ov mit Heyne und Müller F. H. G. I. S. 462 f. 464 und auch in
dem sonach ungenauen Citat Schol. A II. A, 244. iv yXäaacag (in welchem
von 'AxxiylccX yXäoaca doch überdies keine Rede sein kann) zu verstehen
ist (vgl. Didym. und Herodian. in den C. 27. A. 55 angef. Parallelstellen,
welche neben anderen Gründen gegen eine andere Vermuthung, dass hier
nach Schol. A [Didym.?] II. A, 567. iv Ös xaig 'Agicxocpcivovg [Fr. 59] yXdx-
xccig vielleicht 'AQiaxocpcivrjg zu schreiben sei, sprechen).
227) Phot. *H[i£QOxccXXeg. &. 6 nccvccyr^g HctXovpEVog iv tco et' nsgl xov
KrjQvxcav yivovg.
228) Ranke De lex. Hesych. orig. S. 113—117. Meier a. a. 0. A. 117.
229) Ath. I. 31 e. XV. 677 c. Tiiicc%iSccg xcci Zipiccg ot'PodiOL. 699 e. Zi-
lr\vov \i\v ... T. de b 'Podiog . . . 'AfieoLccg de . . . 2sXevv.og de tt x. X.
(s. A, 218. 240). Ausserdem s. A. 234. 237.
230) Aus der Zusammenstellung mit Simias b. Ath. 677 c (s. A. 229)
durfte Meier S. 31. A. 116 nicht auf ungefähre Gleichzeitigkeit des T.
(und Amerias) mit diesem schliessen. S. Meier selbst S. 23. A. 83. S. 32.
A. 217. Aber Robert Bild und Lied S. 231. A. 5 hat gezeigt, dass Ovid.
Theodoros. Timachidas. 189
Harpokration berücksichtigt werden232) und in Anlehnung an die
parodischen Epen dieser Art von Hegemon dem Thasier und
Matreas aus dem Ende der attischen Zeit so wie an den Vor-
gang des Numenios von Herakleia233) in Form der Beschreibung
eines oder mehrerer Gastmähler ein Lehrgedicht in Hexametern
unter dem Titel dslnvov oder deiitva in mindestens 11 Büchern
zu grammatischen Zwecken234). Beide Werke wurden von Pam-
philos und aus ihm sowohl von Athenaeos als von Diogenianos
in umfassender Weise benutzt235). Ausserdem commentirte er
zum Mindesten die Frösche des Aristophanes236), die Me-
deia des Euripides237) und den Kolax des Menandros238),
vielleicht auch den Hermes des Eratosthenes239).
Met. VII, 159—296 bereits in seinem Exemplar des Euripides die erste
Hypothesis zur Medeia, in welcher T. citirt wird (s. A. 237), wesentlich so
wie wir las. Vgl. v. Wilamowitz Eurip. Herakles I. S. 147.
231) Ath. IL 53 b. c. 'Egiiävccg xcu Tifiaxtdag iv rXcoGöcug. III. 114c.
'jfiSQLccg . . . bfiOLcog da x«i Ti^axCdccg. 114 e. 'Apsgiag xca Tifiaxidag. IX. 369 a.
'AfiSQLccg 6s ■Kai T. XV. 678 a. T. iv xccig rXooooccig. Ausserdem s. A. 229.
232) 'EmßXrjxcig. (hg (isv Tt^a%idag yy\6i . . . <bg di (pr}6i KXelxccqxoi2
6 yX(o6Goyqa.cpog. Ferner Zixog u. s. A. 237.
233) S. C. 24. A. 203.
234) Ath. I. 5 a (und danach Suid. Tt^iccxidag). Seinvcov ccvciygacpccg
nsnoLrjVTcci aXXoi xs xal Tifiaxidag 6 'Podiog <5t' incov iv bvöenu ßißXLOig r]
xal nXtLoav (?) x. n. fehlt b. Suid.) xat Nov[ii^vLog <6)> 'HQoc-aXscotrjg b disv-
Xovg xov latQov [lu&rixrjg (statt 6 'Hq. — fia^rr)? hat Suid. oipccQxvxiMov)
■aal MccxQSccg b Tlixavaiog b naQadbg xca *Hyrj[i(ov b ©doiog x. x. X. Ath.
citirt dann das 4. B. III. 82 c. XV. 684 f., das 9. VII. 283 c.
235) Wie Ranke nachgewiesen bat. Bei Diogenianos oder wenigstens
in der uns erhaltnen Bearbeitung desselben durch Hesychios sind die Aus-
züge aus Pamphilos meistens so verkürzt, dass die Namen der von Letzterem
benutzten Schriftsteller weggelassen sind, die Benutzung des Pamphilos also
nur aus der sachlichen Uebereinstimmung mit Ath. erhellt. Dass aber Ath.
in diesem Falle trotz der zum Theil von ihm hinzugefügten Bücherzahlen
(s. A. 234) auch das Lehrgedicht nicht selbst vor sich gehabt, sondern jene
Zahlen aus Pamphilos abgeschrieben hat, erkennt man, wie Ranke S. 113
bemerkt, an seiner Unsicherheit 5 a über die Gesammtzahl der Bücher
(s. A. 234) und über die Titel , da er bald zfecnva III. 82 c. XV. 682 c,
bald Aslnvov VII. 283 c. XV. 684 f citirt.
236) Schol. Ran. 55. 223. 611. 849. 1211. 1270. 1282. 1294. 0. Schneider
a. a. 0. S. 91. Vgl. A. 101.
237) Argum. I. Med. Schol. Med. 167 und auch 1, wo fälschlich TC-
[iccQxog überliefert ist (überall mit scharfer Zurechtweisung, Schmidt
S. 358 und Wilamowitz a. a. 0. S. 155. A. 71 meinen, nach Didymos,
das ist aber nach A. 230 wohl kaum möglich). Derselbe Fehler erscheint
190 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Amerias der Makedonier schrieb ebenfalls rA<5atf<u240)\md
dazu einen rP(,&zo[iL7t6gMl) , und Auszüge aus den ersteren sind
durch dasselbe Mittelglied in den Athenaeos und den Diogenianos
und aus Letzterem in den Hesychios gekommen242). Ein Gleiches
gilt243) von des
Herakleon aus Ephesos schon erwähntem Glossenwerke 243b)
und von des
b. Harpokr. 'Aoyocg' Tniotoüxrig (Tifictxidecg M aussäe) 6 'Podiog und Lex.
Seguer. Bekk. Anecd. I. p. 442, 32 (ebenso), s. Meier a. a. 0., vielleicht
auch b. Ath. XI. 501 e. Ti(iaQ%üg d* iv xexaoxcp neol xov EQCCxood'evovg
'Eq[iov u. Hesych. "Afivcxig, wo wiederum Tdfiagxog steht, vgl C. 15. A. 93.
238) Cramer Anecd. Par. IV. 25, 17. Ti(iccx£dr)g <6 'Podiogy iv xm
noXeiKog (KoXccnog Meineke) vno(ivr'i(iaxL = Et. M. Sorb. nccoccdoxa).
239) Nach dem eben A. 237 Dargelegten, indessen s. C. 15 a. a. 0.
240) Ath. IV. 176 c. e. 'jfiSQiccg b Mccv.edmv iv xaig rXoooccug. Vgl.
II. 52 c. ZeXevuog iv TXcoGGcag . . . 'Aybeoiotg de x. x. X. III. 76 e. 114 c. e
(s. A. 231). VI. 267 c. KXsixa,Q%og iv TXmGGaig . . . 'AftegLag de ... "Eqimov
de . . . Ze'Xevvog d' x. x. X. IX. 369 a (s. A. 231). X. 425 c. XI. 485 d.
XV. 699 e (s. A. 218. 229). 701 a. KXeUciQxog 8' iv xaig TXmGGuig . . . 'Afie-
QLccg cprjGi. Ael. Dionys. b. Eustath. in Od. ca, 208. p. 1958, 1 ff. Herodian.
z. A, 754. Eustath. in II. I, 377. p. 757, 19. mg 'Afieoiag xai NsonxoXe^iog
(vgl. C. 14. A. 174) ol yXcoGGoyoccwoi. Meier a. a. 0. S. 32. A. 117.
241) Ath. XV. 681 f.
242) S. Ranke S. 117 f.
243) Auch für das 'OtPciqxvxmov des Epaenetos ist Pamphilos wohl
durchweg die unmittelbare Quelle des Athenaeos gewesen, hat es aber
selbst schon nicht mehr in Händen gehabt, sondern nur theils aus den
rXwoGcu otyccQxvxiHai des Artemidoros (s. A. 209) , theils aus Dorion ge-
kannt, s. darüber C. 25. A. 194. C. 34. A. 48. 49 u. Schoenemann a. a. 0.
S. 106 ff., während Ranke S. 106 — 108 den wahren Sachverhalt umkehrt.
Auch bei Ath. II. 58 b. III. 88 c wird man ihn als den Mittelsmann an-
zusehen haben, vgl. C. 25. A. 197 mit d. Nachtr. C. 34. A. 48. Schoene-
mann S. 78—116.
243b) S. C. 26. A. 110. 111. Ausdrücklich bezeugt würde dies sein,
wenn es sicher wäre, dass bei Ath. XI. 479 a. Aiödmoog iv 'ixuXwccig
yXcaGGcctg xai 'HoccuXeixog, mg cprjGi TIctyLCpiXog das verderbte ^HoanXeixog mit
Valckenaer in 'HoanXecov zu verbessern sei, allein es ist eben nur wahr-
scheinlich, und Wilamowitz bei Kai bei z. d. St. vermuthet vielmehr
'HgaxXeidrjg (er meint den Tarentiner). Wenn bei Phot. Tevxu£eiv. Aidv-
[iog . . . 'HoanXecov de y.axa(ie[iipcc^.evog AvnöcpQovcc u. Harpokr. MctxovXeiov.
^HganXecov yial Aidvpog (s. M. Schmidt Didym. S. 46 f. 320) derselbe H.
gemeint ist, so folgt daraus nur, dass er jünger als Lykophron war, aber
aus der Reihenfolge iässt sich (wie auch Meier S. 27. A. 101 anerkennt),
ebenso wenig wie bei Ath. III. 76 a. 'H. 6 'Ecpeciog xai NUavdgog (vgl.
A. 221) schliessen, welcher von Beiden der Aeltere war und den Anderen
Amerias. Herakleon v. Eph. Hermonax. Kleitarchos. 191
Hermonax KQrjtLTcal ylco66uim)y ferner auch wohl245)
von des
Kleitarchos246) von Aegina247) Lexikon, welches bald
unter dem Titel JT/ltötftfafc248) bald unter dem Titel f\ tcsqI ykcoö-
<5c5v TtQayiLareia2^) angeführt wird. Ueber sein Zeitalter lässt
sich so viel feststellen, dass er nicht vor Nymphis, wohl aber
vor Epaphroditos 25ü) und wahrscheinlich auch vor oder doch
angeführt hat, so dass H. füglich erst ein jüngerer Zeitgenosse des Didymos
gewesen sein kann. Bei Ath. III. 111 c wird H. (ohne Beisatz) dem auch
von Erotian. Lex. Hippocr. p. 93, 10 ff. K. angeführten Polemarchos und
dem Artemidoros gegenübergestellt. Wenn bei Snid. Jidv^iog 6 KXavdiog.
87tiTO(ii]v xcov ^HqwhXscovos (s. A. 264. C. 26. A. 103) überhaupt, was ich
sehr bezweifle, eine Verbesserung nöthig ist, so verdient der Vorschlag
von Rohde De Poll. fönt. S. 13. A. 3 KHqa%Xi(ovog (Övo[Lccxcovy, so dass
also der Auszug des Claudius Didymus aus diesem Glossenwerk gemacht
wäre, bei Weitem den Vorzug vor dem von M. Schmidt Did. S. 3 *Hqci-
kXsiöov As6%wv. Im Uebrigen s. Ranke S. 110—112.
244) S. Ranke S. 109 f. Ath. III. 76 e. 81 f. VI. 267 c ('Eqiuov, vgl.
A. 240); vgl. XI. 502 b. II. 53 b. c (s. A. 231). Ein zweites Werk Zvvco-
vvficc wird XI. 480 f angeführt, wo der Name freilich nur auf einer Con-
jectur von Dobree für 'inncova^ beruht, die wohl nicht ganz sicher ist,
da Hipponax auch bei Erotian. a. a. 0. p. 19, 8 erscheint.
245) Einmal citirt Ath. mit Angabe der Buchzahl, s. A. 248, aber auch
wohl nur aus Pamphilos, vgl. A. 235.
246) M. Schmidt Clitarchi reliquiae, Berlin 1842. Müller Scr. AI. M.
S. 74. Anm.
247) Et. M. rccQyagos (= Nymph. Fr. 10). Ol ÜQvyeg x. x. X., d>g 8rj.
Xol Nv[i(piog (Nv{LCpLg Müller) 6 cptXococpog. ovtcog 'EncccpQodLxog iv *Tno-
[ivriiiatt -O1' 'iXuxdog TtccQccxi&ifisvog KXblxccqxov Alyivi\xr\v XsizinoyQCcyov.
248) Ath. VI. 267 c. VII. 284 d. iv tßdofiT] rXcoaomv. 300 f. XI. 468 a
(s. A. 232). 473b. 495 e. XV. 701 a (s. A. 240), und mit Recht hat Kaibel
seinen Namen auch XI. 486 a für KXiccQ%og nach Verraert u. Schweig-
häuser hergestellt, und ebenso ist er bei Didym. z. ¥*", 81 herzustellen
trotz Ludwich z. d. St. und den seltsamen Behauptungen von Mayhoff
Rhian. S. 26. A. 20. Was das Citat Ath. VIII. 345 d. KXeccQ%og . . . h xdo
tibqX &lvcov hiegegen beweisen soll, ist unverständlich, s. Müller F. H. G.
II. S. 302. 325 (Fr. 74), und wenn es wirklich auch einen Glossographen
Klearchos gegeben haben sollte, so ist es doch völlig unerweislich, dass
dieser ebenso wie der gleichnamige Peripatetiker aus Soli auf Kypros ge-
wesen sei, vgl. A. 253. Weiter s. noch Harpokr. 'EmßXrjxag (vgl. A. 232)
und '0(i7]Qsvovxsg: KXsixccQ%og iv zfj e' (und darüber Müller gegen Meier
a. a. 0.). Das Werk enthielt also mindestens 7 Bücher.
249) Ath. XV. 666 c. Schlechtweg KXeCxctQxog schreibt Ath. II. 69 d.
XI. 475 d (s. A. 218). 477 a. 478 e (s. A. 218). 482 f. 495 c.
250) S. A. 247. Wenn bei Didym. a. a. 0. KXtCxuQ%og herzustellen ist,
192 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
nicht nach Didymos251), also doch wohl noch in der alexandrini-
schen Periode lebte, womit ja auch seine Benutzung bei Harpo-
kration252) und, wie gesagt, so gut als zweifellos auch bei Pam-
philos nicht im Widerspruch steht253).
Nur die Namen oder doch nicht viel mehr wissen wir von
einigen anderen Lexikographen, von denen es ungewiss ist, ob
sie noch der alexandrinischen oder erst der römischen Zeit oder
der Grenze zwischen beiden angehörten254).
Aus ungewisser Zeit sind auch
Zenodoros, von dessen Werk 7C€ql rijg 'Oiirfgov oder
auch nach Rhianos und Aristophanes von Byzanz, denn Didym. führt den
betreffenden Glossographen für eine Lesart von diesen als Zeugen an.
251) und 252) S. A. 248.
253) Denn Pamphilos blühte zwischen 25 u. 100 n. Chr., s. Schoene-
mann a. a. 0. S. 72 (doch vgl. gegen diesen A. 207). S. über K. noch
Et. M. 'Avooxsog. BQOv%og. Schol. Hesiod. Op. 522. Schol. Theoer. II, 59.
Phot. u. Suid. Zuqöcovloq ysXcag (wenn hier nicht vielmehr der Historiker
gemeint ist). Hesych. Mrjxgcc . . . v.al 6 nXfJQog vtio ZoXicov, eog KXslxccqx0?
(wo sicherlich nicht KXsctQxog zu schreiben ist).
254) Dorotheos von Askalon dürfte erst nachalexandrinisch sein.
Aniketos wird bei Ath. XI. 783 c hinter Silenos und Parthenios (vgl.
A 218) angeführt, Eumolpos XI. 477a hinter Kleitarchos und Marsyas
(vgl. A. 249), 483 c hinter Kleitarchos und Nikandros von Kolophon (vgl.
A. 249), Glaukon XI. 480 f (sv xalg rXa>06ccig), Epitherses bei Erotian.
Lex. Hipp. p. 53, 9 ff. (iv ß xwv Xii-ecov) und Steph. Nihuiu (nsgl Xe^scov
'Axxinöav neti xQayi-xwv xat ■nconLuäv). Ueber Polemarchos s. A. 243b.
Von den Zvvoovvna des Simaristos wird das 3. B. IX. 395 f. 399 a, das 4.
XI. 496 c, die 2vveövv(ict schlechtweg III. 99 c citirt, ausserdem Simaristos
XI. 478 e hinter Silenos, Kleitarchos, Zenodotos (s. A. 218. 249). 481 d.
483 a, überall wohl nach Pamphilos gleichwie auch der eben genannte
Parthenios, Sohn des Dionysios, der wiederholt bei Ath. erscheint, aber
auch wohl erst nachalexandrinisch ist, und der gleichfalls eben genannte
Marsyas XI. 477 a. 479 c (s. Kaibel zu letzterer St.), wahrscheinlich
derselbe, welcher nach Suid. u. d. W. gleich dem Historiker aus Pella
war und "Axunxu (so Geier f. 'Axxiko.) in 12 B. schrieb. Bei Galen. Exp.
voc. Hipp, 'ivöinci erscheint nach Scheidung des Dioskurides von Alexan-
dreia und von Anazarba dioGKovQidrjg b vsaxsQog 6 yXoa60oyQÜ(pog entweder
als derselbe mit dem Letzteren oder als ein Dritter. Parmenon (oder
Pannen ion?), jedenfalls verschieden von dem Küchenschriftsteller Par-
menon aus Rhodos (s. C. 25. A. 206), Verfasser der Schrift nsgi 8iaXi%xov
(Ath> XI. 500 b: diccXsKxtov Meineke, „nisi potius fuit nsgi (aloXCSoq)
8iolX£kxov") ist vielleicht derselbe IIclqiisvicov, welcher Schol. B II. A, 591.
6 yXcoaaoyQucpog genannt wird, s. Meier a. a. 0. S. 34 f. A. 125. Es folgt
hier dann die C. 26. A. 78 erwähnte Notiz über Krates.
Zenodoros. Zenodotos. Drakon. 193
O^irjQtxrjg övvri&eLCcg in 10 Büchern uns noch mehrere Reste
geblieben sind255), und
Zenodotos von Alexandreia256), welcher es sich angelegen
sein liess in seinen Schriften Avösvg eO[irjQi,XG)v aitoQti(icc-
tG)v2b6h) und Tcgog üXcctcjva itegl fteav den Homeros gegen
allerlei, und zwar namentlich auch religiös-sittliche Vorwürfe zu
rechtfertigen2560) und, nach dieser Analogie zu schliessen, in
einer dritten s lg %v\v 'Höloöov QeoyovCav vermuthlich in Be-
zug auf Hesiodos ein Gleiches that256d).
Drakon von Stratonike oder Stratonikeia gehörte wohl auch
der alexandrinischen Zeit an257). Von seinen Schriften 257b) ist
aber Nichts übrig geblieben2570).
255) Schol. BT II. 27, 356. Zr\voS<oQ(ö x<p avyyQcctpavxi neoi xrjg 'O[iriQ0v
6vvrj&£Lag xcc dsncc ßißXicc cvyyeyQci7txcu %al nsoi xovxov xov xonov iv <p
6vyyQU(i[iazL nbiqätai anodsmvvEiv dL8CKevac[iEVOv xonov xovxov inmv
iy' %. x. X. Schol. A II. 2, 22. Schol. B II. P, 263. Schol. H Od. x, 124.
Apollon. Soph. goboTQa u. s. w. S. die Zusammenstellung bei Pusch
Quaestiones Zenodoteae, Diss. Hai. XI. 1890. S. 135 ff. Versehentlich ist
dasselbe, wie nach Wolf Proleg. S. 197 zuerst Duentzer Zenod. S. 25
genauer darlegte, bei Suid. Zr}v6doxog AXE^avSgevg unter den Schriften
des Zenodotos von Alexandreia mit aufgeführt, s. C. 26. A. 83. Dass der
kleine Aufsatz Zrjvodcooov xwv nsql öwri^siccg imxo^j\ bei Miller Melanges
(Paris 1868). S. 407—412 in Wahrheit mit Z. Nichts zu schaffen hat, zeigen
Schrader Porphyr. Qu. Hom. ad II. pert. S. 433 ff. und Pusch S. 139 f.
256) Nach Suid. a. a. 0. mit dem Beinamen 6 iv ccöxel, s. C. 26. A. 83.
S. über ihn Pusch a. a. 0. S. 138—148, vgl. S. 126—134.
256 b) Aus dieser Schrift sind allem Anscheine nach die beiden Bruch-
stücke Schol. B II. A, 1. B, 12, wo freilich nur Zr\v68oxog schlechtweg citirt
wird. Vgl. A. 256 c-d und Pusch S. 143—145.
256°) Von der letzteren Schrift hat sich Nichts erhalten; ihr Zweck
kann aber kaum ein anderer gewesen sein, zumal da auch das zweite Stück
aus den Avcsig dahin geht den Homeros davon zu befreien, dass er den
Zeus zum Lügner und Betrüger gemacht habe. Natürlich ist dieser Ver-
such sehr spitzfindig.
256 d) Auch von ihr kennen wir nur den Titel aus Suid. a. a. 0. Vgl.
Pusch S. 146 f. — Schrader a.a.O. S. 428 ff. wollte auch diese drei
Schriften vielmehr dem Zenodoros zuweisen, L. Cohn Quaestiones Eusta-
thianae, Breslau 1878. S. 8. Anm. glaubt sogar, dass dieser angebliche
Zenodotos kein Anderer als Zenodoros gewesen sei, s. dagegen aber Pusch
S. 138 f. 140 ff.
257) Ausdrücklich erwähnt wird er nur von Apollon. Dysk. de pron.
p. 19 Bekk. dinoo6(6novg xccg ■xxrjxiKccg 6 Jqcckcov iyiaXsi x. x. X. Nun sagt
aber Dionys. Thr. §. 17. p. 68, 4 Uhl. (§.22. p. 641, 3 f. Bekk.): nccocci cct
■nxrixi-nal cct %ca dinooocanoi xaXovvzca, und daraus schliesst denn Lehrs
SusBMiHii, griech.-alex. Litt.-Goscb. IL 13
194 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Antiochos von Alexandreia, welcher 7Ceq\ tojv iv rfi
^isör] 7ca^(pdCa xco^icydov^svcov TtoirjTCJv schrieb258), gehört
vielleicht erst der nachalexandrinischen Zeit, aber doch schwer-
lich erst der des Hadrianos an259).
Antigonos von Alexandreia, spätestens ein Zeitgenosse
des Didymos260) und höchstens ein wenig früher 260b), schrieb
unter Anderem261) ein hippokrateisches Lexikon261b) und,
Zeitschr. f. d. Alterth. 1840. Sp. 935. Aum. mit grosser Wahrscheinlichkeit,
dass D. sogar spätestens ein jüngerer Zeitgenosse des Aristarchos gewesen
sei. „Gewiss" indessen, wie er behauptet, ist die Sache doch nicht.
257 b) Suid. Jqcchcov 2xQocxovi"/.svg , ygafificcxi-Kog. Tf^vtxa, 'Og&oyQcc-
cpi'av, tceql xcov %axa üv^oyiav ovofidixcov , negl dvxcovvuicov (aus welcher
Schrift sich jenes einzige Bruchstück bei Apollon. Djsk. erhalten hat),
71EQI [18XQCOV, TtSQL GCCXVQCOV, 718QL XCOV IlivdttQOV [IEXcOV , 7CSQI XCOV ZdCnCpOVg
flZXQCOV, 7CSQL XCOV 'AXhcCIOV {ISXcÖV.
257c) Denn der von G. Hermann, Leipzig 1812. 8. herausgegebne
Tractat nsgl fiixgcov tcoltjxlkcov ist eine weit spätere Fälschung, wie Lehrs
Einige Bemerkungen zu den griechischen Grammatikern, a. a. 0. Sp. 934 —
947 und Rossbach De metricis Graecis, Breslau 1858. 4. nachwiesen, vgl.
Westphal Metrik der Griechen I2. S. 137. 196 ff. Der Fälscher lebte erst
im 16. Jahrh. und war Jakob Diassorinos, s. L. Cohn Ueber die beiden
Handschriftenschreiber des 16. Jahrh. Konstantinos Palaiokappa und Jacob
Diassorinos, in Philol. Abhh. M. Hertz dargebracht, Berlin 1888. 8.
S. 123-143.
258) Ath. XI. 482 c.
259) Wie Kaibel Herrn. XXIV. 1889. S. 57 gegen Fielitz bemerkt,
vgl. C. 15. A. 88.
260) Erotian. Praef. lex. Hippocr. p. 32, 11 Klein, s. C. 20. A. 62.
260 b) Nach dem (isxcc nctvxag 'Avxiyovog v.ct\ di8v\iog oi 'AXz^avSqstg
(vgl. A. 275) bei Erotian. a. a. 0. Ausserdem s. A. 261. 262.
261) S. Nikanor z. II. W, 319. Schol. M Eurip. Phoen. 150 (159 Dind.).
'Avxiyovog (bei Dindorf mit den anderen Codices weggelassen)- 'Aqigxo-
drjfiog ovdaiiov yv\Giv iv xctig ©rjßcug tcov NioßiScov slvcci xdcpov, onsg iczlv
ccXrj&ig' cog avzoG%sdiu&iv ovv soinsv EvQLnidrjg. Vgl. Barthold De
scholiorum in Eurip. veterum fontib. (Bonn 1864). S. 23—25: „quae aliter
explicari nequeunt quam Aristodemum citari ex Antigoni auctoritate . . .
porro id concedetur . . .perquam verisimile esse etlam ceteris Jocis (vgl. A. 74 b)
eum ab eodem citari, ut Antigoni in explieandis Phoen. non exiguae videan-
tur partes fuisse , modo eins nomen l. I. rede se habeat". Aber der Ge-
danke von M. Schmidt Didym. S. 27. 364 vgl. m. 78. 252 diesen A. mit
dem Karystier zusammenzuwerfen, weil Letzterer in der (wie M. Well-
mann zeigen wird, durch Vermittlung des Alexandros von Myndos [s. C. 25]
hieher gelangten Notiz) Schol. Aristoph. 299 = Hesych. KeiQvXog. cprjoi Se
di'Svnog . . . 'AvxCyovog ds cpriGi %. x. X. gemeint ist (Hist. mir. 3 West.),
scheitert sofort schon an der Chronologie, wie bereits Barthold a. a. 0.
S. 24 bemerkt hat. 261b) S. A. 260. 260b.
Antiochos. Antigonos. Didymos. 195
wenn anders dies derselbe und nicht vielmehr der gleichnamige
Arzt aus Nikaea war, einen Commentar zu Nikandros262).
Die übrigen Zeitgenossen des Didymos bleiben besser einer
Darstellung der späteren Literaturgeschichte von der augusteischen
Zeit ab vorbehalten; nur mit ihm selbst so wie mit Tryphon,
Theon und Aristonikos eine Ausnahme zu machen erscheint aus
Gründen, die auf der Hand liegen, zweckmässig.
Didymos263), Sohn des Didymos, aus Alexandreia war von
niederer Herkunft, lebte zur Zeit des Cicero und Antonius und
noch zu der des Augustus und lehrte in seiner Heimat und viel-
leicht auch in Rom264). Er war ein Aristarcheer, aber ein Mann
262) Bei Erotian. erscheint er ausser a. a. 0. auch noch p. 111, 3 ff.
RrjQLva, am Häufigsten aber, wenn hier mit M. Schmidt a. a. 0. 0.,
Barthold, Klein Erotian. S. XXXIX, Wilamowitz Ant. v. K. S. 177.
Eurip. Her. I. S. 189. A. 138 derselbe Mann zu verstehen ist, in den Schol.
Nie. Ther. 94. 215. 377. 675. 585. 748. 781. 948, und sein Commentar war,
wie schon C. 26. A. 101 b bemerkt ist, später geschrieben als der des
Demetrios Chloros, aber wohl früher als der des Theon (s. A. 393. C. 10.
A. 126), welcher wahrscheinlich beide benutzte. Dagegen vertritt Roh de
Aelius Promotus, Rhein. Mus. XXVIII. 1873. S. 270. A. 4. S. 282 f. A. 2 die
Ansicht, da«s der letztere Commentator ein Anderer und vielleicht der
Arzt aus Nikaea sei, von welchem in dem von Rohde in ebendiesem Auf-
satz aus Cod. Vatic. 299 und Ambros. S. 3 (vgl. C. 17. A. 133) bekannt
gemachten Tractat nsgl i'oßoXcov ein Recept (s. Rohde S. 282 f.) mitgetheilt
wird, und dessen Zeit sich ebenhiernach bestimmen würde, und M. Well-
mann theilt mir mit, dass auch er dies für das Richtige hält.
263) Mor. Schmidt Didymi Chalcenteri grammatici Alexandrini
fragmenta, Leipzig 1854. 8. Vgl. auch Bapp De Didymo, in De fontibus,
quibus Athenaeus in rebus musicis lyricisque enarrandis secutus sit, Leipz.
Stud. VIII. 1885. S. 126—134, Hill scher a. a. 0. S. 367—370 und die Vor-
arbeiten von M. Schmidt Comment. de Did. Chalc. I— IV. Oels 1851 — 1853.
Schweidnitz 1853. 4. und andere, s. A. 270. 272. Bei Weitem die beste
Charakteristik giebt Wilamowitz Eurip. Her. I. S. 157—168.
264) Man kann dies Letztere jedoch nur nach dem Gesammteindruck
seiner Schriftstellerthätigkeit vermuthen, und Wilamowitz hätte nicht
verschweigen sollen, dass es unbezeugt ist. Denn das angebliche Zeugniss
beruht nur auf einer verfehlten Conjectur von Schmidt S. 2 ff., welcher
die in den Artikeln über die Ai8v\ioi bei Suid. AiSvyiog, 'Axr\iog 7) 'AtTinog
XQrjuctTLOccg, cpiXoaocpog 'AxccdrjfiaLKog. ni&ccvcov nccl oocpi6[iccTcov Xvcsig iv
ßißXt'oig ß' Y.KL aXXcc noXXcc. — didvpog /JLdvpov tccqi%07Z(6Xov , y^a^ftartHos
'Aqiotccqx£l°Sj 'AXe^avSgsvg, ysyovag in* "AvtatvCov xccl KiKtQcovog -nccl soog
AvyovGtov, XaX'üSvrSQog nXrj&elg diu trjv nsql tec ßißXia §itt,(iovrjV cpccc\
yccg ccvtov avyysyQacpsvcci vnsQ ret tycp' ßißlict. — J. vsog, 'AXe^avÖQSvg,
yQu.ym,a.riY.6g, og icocpiGt£V6sv sv'Pcofij]. syQuipE IJi&ccvd, itEQi oqQ-oyqacp tag
13*
196 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
von grosser Vielseitigkeit, dabei von einem wahrhaft staunens-
werten Fleisse, welcher ihm den Beinamen XakxdvxEQog ein-
xai aXXa 7iXsiaT.cc nai clqigxcc. — d. 6 KXctvdiog %Q7][icixi6ccg, yocciificcxLnog.
tcsqI xcov ri(iaQTr)[i8V(ov nccoä xr}v avocXoyCav Govx.vdC§r} , 7tsgl xrjg naqu 'Pco-
(iccLotg ävaXoyiccg , eTaxofiijV 'HgcciiXECovog (vgl. A. 243 b. C. 26. A. 103) x<xl
aXXcc xlvcc. — J. 6 xov *H.QctY.Xsl§ov , y^afifiamcdg, og disxoiips nccqcc Nsqcovl
nai £%Qr){iaxioccxo' fiovoLKog x' qv XCav %cu 7tobg (isXrj snixrjdsiog. — J. 'AXe-
^avSosvg. re<DQyi7i<x Iv ßißXLoig le' herrschende Verwirrung dadurch theil-
weise zu heben sucht, dass er die Worte zj. vsog 'AXE^avdoEvg, ygau^iaxL-nog
mit dem sechsten D., der so zum fünften wird, verbindet und den Rest
der dritten Glosse demnach so mit der zweiten vereint: hni\iov7\v (cpocal —
ßißXlct)- og — ccQL6xcc. Dafür könnte Etym. Gad. 'AoxriQicc. A. 6 vsoorsoog
cpr\6i' IccxQcov Ttaidsg cpXißcc ca'/xatog, ccqxtjqiccv de 7tvEV[iccxog ccyyeiov zu
sprechen scheinen, sofern es sich allerdings bei dem sechsten Artikel um
den bekannten zugleich landwirtschaftlichen und medicinischen Schrift-
steller aus dem 4. oder 5. Jahrh. n. Chr., über welchen jetzt auf Oder
Rhein. Mus. XLV. 1890. S. 218 ff. zu verweisen ist, handeln dürfte, und
man würde mindestens diesem das Bruchstück im Etym. Gud. zuweisen
müssen, wenn nur, wie Oder S. 222. Anm. hervorhebt, „die Angabe besser
verbürgt wäre, vgl. Et. M. u. d. W., wo nur eine Handschr. den Namen
des D. hinzufügt, und zwar ohne viog: D. steht dort neben Soranos" (vgl.
A. 275). Wie Dem aber auch sei, die Vermuthung von Schmidt ist nicht
bloss willkürlich, da man nicht absieht, warum sie nicht mit gleichem
Recht oder vielmehr Unrecht auch auf die nächsten Worte og eöocploxsvcev
iv *Pc6[ir], ja auf die ganze dritte Glosse ausgedehnt werden könnte, sondern
auch verkehrt, da der an sechster Stelle stehende D. eben nicht Grammatiker,
sondern landwirtschaftlicher und, wie gesagt, zugleich ärztlicher Schrift-
steller war. Woher die Behauptung bei Schmidt S. 3 über den vsog
oder vEcöxsoog dcdvpog: „scripsisse dicitur tieqI yscoyocccpiag, pro quo facilis
erit restitutio yscooyiccg" stammt, weiss ich nicht; jedenfalls ist die An-
nahme von Hillscher a. a. 0. S. 370 f., dass der vsog J. bei Suid. viel-
mehr mit Claudius D. einerlei und die ganze dritte Glosse vielmehr auf
diesen zu übertragen sei, also auch das Lehren in Rom und die Schriften
IIi&ccvu und nsol oa&oyQcccpiag, ungleich wahrscheinlicher als die von
Schmidt, zumal da Schmidt selbst (S. 3. 346) vermuthet, dass wiederum
Claudius und der Sohn des Herakleides dieselbe Person sei, so dass also
dann überhaupt nur noch zwei Grammatiker D. übrig bleiben würden:
„der ältere und der jüngere". Ob freilich die so hergestellte Ueberlieferung,
auf welche Suid. zurückführt, ganz richtig war, ist eine andere Frage: die
Schrift TCSQi OQ&oyocccpLccg scheint in Wahrheit von dem XaXKe'vxsaog ver-
fasst zu sein (s. A. 324), und die Tli&avcc wird man durch diese Analogie
einerseits gleichfalls diesem beizulegen geneigt, andrerseits klingt der Titel
verdächtig an die Schrift des Ateius D. an. — Dagegen lässt sich die
Lehrthätigkeit des XaX%ivxEoog in Alexandreia aus den vorhandenen Nach-
richten ausdrücklich beweisen. Man vgl. nämlich Suid. 'Anicov . . . Ai-
dvfiov ds xov (lEydXov &Q£7tx6g, ferner "Hoa^XeCdrig TLovxiv.bg . . . oaxig
Didymos aus Alexandreia. 197
trug265). Seine Werke sollen 3500266) oder noch mehr267), ja
4000 Bücher268) umfasst haben. Freilich konnte es wohl kaum
anders sein, als dass bei all seiner Gelehrsamkeit unter dieser
Schreibseligkeit doch hie und da die Gründlichkeit litt269), und
didvfup to5 Ttdvv -accxa trjv 'Jlsf-ccvögecov (s. u.) icpoiTrjGS und 'Ioßccg (un-
mittelbar nach den C. 33. A. 324 angef. Worten): 6vv7J'X[icc£8 d' avrm z/. 6
XcdnevTSQog 6 %cd nolXoc yqdipag v.ax' ccvxov (s. darüber A. 332 und C. 33.
A. 3G5. 366). Hiernach berechnet Schmidt S. 5 ff. seine Geburt auf 41
(das Todesjahr des Cicero), wozu aber, wie Roh de Tiyovs in den Biogr.
des Suid., Rh. Mus. XXXVIII. 1878. S. 218 nachweist, yeyovag — Avyovatov
nicht stimmt, daher dieser denn (s. A. 3) seinerseits ungleich richtiger das
Leben des D. zwischen 80 und 1 v. Chr. ansetzt. Auch wenn Iuba ein
jüngerer Zeitgenosse des D. war, konnte dieser vielfach gegen jenen
Polemik treiben. Aber Rohde geht doch nach der anderen Seite zu weit,
da Herakleides noch unter Nero lebte. Setzen wir also den Tod des D.
etwa 10 n. Chr. oder noch ein wenig später, seine Geburt aber um 65 v. Chr.
und die des Herakleides etwa 20 v. Chr., so war der Letztere beim Regierungs-
antritt Neros ungefähr 73 Jahre alt und war des D. Schüler etwa um die
Mitte von dessen Sechziger jähren geworden. Apion aber, in Aegypten
geboren, lebte nach der allerdings (s. Susemihl b. Hill seh er a. a. O.
S. 368. A. 1) wunderlichen Stelle b. Plin. XXVII. §. 75 jedenfalls noch 60,
wahrscheinlich noch 70 n. Chr., andrerseits ward er schon von Tiberius
cymbdlum mundi genannt (Plin. Praef. §. 26). Seine Geburt fiel also etwa
zwischen 10 und 1 v. Chr., und wenn er von D. auferzogen wurde, muss
dieser sich damals nicht in Rom, sondern in Alexandreia aufgehalten haben,
wo denn eben auch Herakleides dessen Schüler ward (das sollen doch wohl
auch die freilich [s. Hillscher S. 369. A. 3] anstössigen Worte oatig Ai-
dviMp — icpoiTrjGE, für die man etwa octig itgog didvfiov xov neevv iv
'JXs^avdQSta icp. erwartet, besagen). Hatte D. folglich überhaupt in Rom
gelehrt, so war er doch in seinen späteren Jahren wieder in seine Heimat
zurückgekehrt. Jedenfalls mit Unrecht aber drückt Max Mueller De Se-
leuco Homerico, Göttingen 1891. (Doctord.). S. 28, indem er jenen Nach-
weis Rohdes unbeachtet lässt, die Lebenszeit des D. so weit hinab, dass
derselbe seiner Meinung nach noch den Seleukos benutzt haben soll, was
chronologisch , wenn nicht unmöglich , so doch im höchsten Grade unwahr-
scheinlich ist.
265) Wir würden „Sitzfleisch" sagen. S. A. 264 und vgl. Ammian.
Marcell. XXII, 16, 16. Chalcenterus . . . Didymus multiplicis scientiae copia
memorabilis. Macrob. Sat. V, 18, 9. grammaticorum facile eruditissimus
(vgl. A. 277. 282). 22, 10. grammaticorum omnium . . . instruetissimus.
Weiteres b. Schmidt S. 8.
266) Ath. IV. 139 c, vgl. A. 270.
267) Suid., s. A. 264. 268) Sen. Ep. 88, s. A. 326.
269) S. Römer Zu Aristarch und den Aristonicusscholien der Odyssee,
München 1885. 8. (Bl. f. d. bayr. Gymnw. XXI. S. 273-294. 369—399),
doch vgl. A. 338 ff.
198 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
die Erzählung, er habe gelegentlich vergessen, was er selbst ge-
äussert hatte, und ebendies an Anderen getadelt, wird wohl der
Wahrheit nicht ermangeln, wenn sie auch vielleicht in der auf
uns gekommenen anekdotenhaften Gestalt nur eine gute Er-
findung ist270). Von seinen lexikographischen Arbeiten sind
uns noch seine Jtecpd-OQvla Af£tg271), d. h. Verzeichniss der
durch Buchstahenänderungeu, Verkürzungen u. dgl. mehr aus
ihrer ursprünglichen Gestalt umgewandelten Wörter272), seine
'ATCOQOv^iivYi Af'lfcg, d. h. Wörter von streitiger Bedeutung, in
7 Büchern278), seine TgoTtmi] Ae^s274), sein hippokrateische s
Lexikon275), das zu den Komikern276) und das zu den
Tragikern277) bekannt. Aus den beiden letzteren stammen alle
270) Quintil. I, 8, 19 f. qui omnis etiam indignas lectione scidas excudit,
anilibus quoque fabulis accommodare operam potest: atqui pleni sunt huius-
modi impedimentis grammaticorum commentarii vix ipsis, qui composuerunt,
satis noti: nam Didymo, quo nemo plura scripsit, accidisse compertum est,
ut, cum historiae cuidam tamquam vanae repugnaret, ipsius proferretur
über, qui eam continebat. Ath. a. a. 0. -auXei ds xovxov dr}[ir]xqLog 6 Tqoi-
fy'iviog ßißXLoXa&ccv d«i xo nXr}d~og (bv eyiöedcayiE ovyyqafi(icixcov' ioxl yccq
zqio%CXiu nqog xoCg nEvxccHooiois. Dieser Spitzname BißXtoXäd'ccg sollte
offenbar nicht bedeuten, dass D. vergessen habe, welche Bücher, sondern
vielfach was er in denselben geschrieben hatte. Vgl. Schmidt a. a. 0.
S. 8 und Comm. IV, 1 (Oels 1852). S. 8.
271) Schol. Aristoph. Av. 768. J. iv xa nsql öiEcp&oqviag Xi^Ecog. Ath.
IX. 368 b. iv xa 7xeqI nccqEcpQ'oqvCag Xi^Ecog.
272) Schmidt Zu Didymus, Philologus III. 1848. S. 342—344 u. bes.
a. a. 0. S. 15 — 20. Oder vielmehr nach J. Wackernagel De pathologiae
veterum initiis (Basel 1876). S. 34 ff. bloss Eigennamen.
273) Nur bei Harpokr. dEqprfixrig. iv £' xrjg ciTtoqov^ivrjg Xs^Ewg,
Schmidt S. 20—23.
274) Nur bei Bekk. Anecd. I. 334. Schmidt S. 23.
275) Schmidt S. 24—27. S. C. 20. A. 62: da D. schlechtweg als Ver-
fasser genannt wird, ist wahrscheinlich an den XaX-nsvxEqog und nicht an
einen jüngeren D. zu denken. Dass jedenfalls das Bruchstück im Et. Gud.
'AqxnQicc, mag es nun aus diesem hippokr. Lex. sein oder nicht, Nichts
gegen die Herkunft des letzteren von jenem beweist, darüber s. A. 264.
Ueber die Benutzung dieses Lexikons bei Erotian. aber s. Klein Erotian.
S. XXXIX ff., dessen Erörterungen jedoch manchem Bedenken Kaum lassen.
276) Von Oros (s. Schmidt S. 28) ausdrücklich unter dem Titel
Kanini} Xi£ig angeführt, ebenso Et. M. Kaqvv.yi.ri (vgl. Et. Gud. p. 301, 40 f.
iv xa xw/xottü, näml. Xs^ina). Schmidt S. 27—82.
277) Harpokr. BriquXoicpEiv. dld. iv eUogxtj oydorj xqayi%r)g Xi&ag.
Macrob. Sat. V, 18, 11. Didymus grammaticus in his libris, quos xqaymdov-
liEvng XeIews scripsit. Schol. Soph. Trach. 1161. nqocyavxov . , . ovxoa äh
diä xo 6 iv xij xqaytM] Xe£ei. Schmidt S. 82—111.
Didymos aus Alexandreia. 199
auf die Tragiker und der grössere Theil der auf die Komiker
bezüglichen, besonders in den Lexika, den Scholien278) und bei
Athenaeos auf uns gekommenen Reste der lexikalischen Gelehr-
samkeit279). Aus Pamphilos sind sie in den Athenaeos280), aus
Diogenianos, wenn auch in sehr verstümmelter Gestalt, in den
Hesychios gelangt 2Sl). Von der ursprünglichen ausführlichen
Form dieser Glossen ist uns wenigstens noch ein Beispiel er-
halten282), und wir können bei dem Komikerlexikon sogar noch
verfolgen, wie eingehend Didymos nicht bloss die Commentare,
sondern auch die Arbeiten des Lykophron, Eratosthenes, Polemon,
Artemidoros zu Rathe zog und die verschiedenen Ansichten dieser
früheren Gelehrten zusammenstellte283). Als Herausgeber,
Textkritiker und Ausleger tritt er uns zunächst in seinem
schon früher284) erwähnten mühsamen Versuch die Recension des
Aristarchos von Ilias und Odyssee herzustellen, tcsqv trjg 'Aql-
(5xa.Qiov diOQ&cQösag, entgegen, von welchem uns bekanntlich
erhebliche Bruchstücke geblieben sind285), während auf seine
278) Für das Komikerlexikon kommen auch die zu Apollon. Rhod. in
Betracht, s. Schmidt S. 66 ff., vgl. schon Meineke F. C. G. I. S. 14. Zu
Fr. 32 (Seh. I, 972) vgl. noch Bapp in der A. 331 aufs Neue angef. Abhh.
S. 120 f. und C. 22. A. 326.
279) Die ersten Andeutungen in diesem Sinne gab Meineke a. a. 0.:
„nec clubito quin multa, quae apud Hesychium Fhotium aliosque grammaticos
tacito auctoris nomine leguntur, ex eodem fönte fluxtrint". Den Beweis
führte Schmidt S. 27 ff. 41 ff.
280) S. Ath. XI. 487 c. itUQsftezo zu, tupßeiu ncci Jcdv^iog nui Iläfi-
ydog, vgl. Schmidt S. 75 f.
281) Hesych. Praef. noXXol {iev ncci uXXoi zoav nuXaimv zag v.axa gzol-
%eiov Gvvze^eUaGL Xe^eig . . . ccXX' oV [iev tag 'OfirjQt'nag povag . . . ol de
zag xw^ixag Idlcc ual zag zQuyLnug, <hg ©ecov %al didvpog xat ezeqoi totov-
zoi, ofiov de ndaug tovtcov ovde elg. Jioyeviavög de tig . . . tu te 7iQoetQrj-
[lsvu ßußXiu v.al naoug tag anoQuörjv . . . neiiievag Xef-sig Gvvayuycov k. t. X.
282) Bei Macrob. a. a. 0. §. 6 ff., vgl. Schmidt S. 84 ff.
283) Solche aus D. stammende Zusammenstellungen finden sich bei
Ath., aber nicht bei ihm allein. S. Schmidt S. 42 ff.
284) C. 16. A. 110.
285) Gesammelt von Schmidt S. 112—179. 186—211 und vollständiger
von Ludwich in dem C. 16. A. 93 angef. Werke. Indessen beweist die
Unterschrift eines jeden Buches der llias im Cod. Ven. A naqü%eizui ta
'AqiGtovC-Aov orjiitiu y.ul zu didvpov neql tfjg 'A^LGtuq^eiov dioQ&mGScog, tivu
de xcu e-A tr\g 'IXiunrig nQOGadiag 'HQoadiuvov xca fx tooj; NtnuvoQog negi
Gziyprig zwar, dass die ursprüngliche, vollständigere Scholiensammlung nur
aus diesen vier Büchern ausgezogen war, da aber die jetzige (wie Lud-
wich selbst zeigt) anderweitige Zusätze enthält, so geht der nach Abzug
200 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Commentare zu beiden Gedichten mit Ausnahme der wenigen
ausdrücklichen Erwähnungen keiner oder doch fast keiner der
Ueberreste seiner Arbeiten bisher mit Sicherheit zurückgeführt
ist286); ohne Zweifel war auch der aristarchische Text selber,
wie er ihn hergestellt zu haben glaubte, beigegeben287). Ausser-
dem aber schrieb er Commentare zu Hesiodos288), zu Pin-
daros289), zu den Epinikien des Bakchylides290), ferner zu
Aeschylos, wo uns freilich als einzige deutliche Spur lediglich
die Einleitung, die mit grösster Wahrscheinlichkeit in ihrer
ursprünglichen Gestalt ihm angehörige Biographie dieses Dichters,
geblieben ist291), zu Sophokles292), zu Euripides 292b), zu
der Antheile von Aristonikos, Herodianos und Nikanor verbleibende Rest
weitaus nicht in D. auf, und nicht Weniges bleibt hier zweifelhaft. Genannt
wird D. ausdrücklich mehrere Male, meist ohne Zusatz, aber auch sv xolg
diOQd-eoTiKOig (P, 607), sv zy diOQ&coGsi (Nikan. z. 3>, 110), sv 7CQ(6tco (cov ?)
rmv diog&coTLyimv (Herod. z. ß, 647). Vgl. noch J. La Roche Didymus
über die Aristarchische Recension der Homerischen Gedichte, Triest 1859. 8.
Römer Die Werke der Aristarcheer im Cod. Ven. A, Münchner Sitzungs-
ber. 1875. IL S. 241—324 u. s. A. 269.
286) Wilamowitz S. 157. Etwas anders allerdings Schmidt S. 179—
186. 350 f. (vgl. A. 337). S. Ammon. de diff. verb. p. 89. 147 Valck. sv
v7tofivri(iaTL ß 'iliadog. Steph. v. Byz. 'Aqs&ovgcc. d. ös v7to(ivrjfiatL^cov
tjjv v (Codd. [i) tfjg 'Odvößstag. Et. M. TLsqi6%sntoi. sv vnofivrjiiaTi £ 'Odv6-
asiag. Et. Gud. 'Avsyvcc^av. sv vno\Lvi\\ict%i 'Odvcösiag und 'AqsttJ. sv
V7tO[lVri[lCCTl,.
287) Wenigstens vermag ich gleich Wilamowitz S. 166 mir die
Sache kaum anders vorzustellen.
288) Genannt wird er in den Scholien freilich nur zweimal, Tb. 126
(vgl. A. Nauck Ueber eine Stelle des Didymus zu Hesiodus, Philologns
VII. 1850. S. 301 — 306). Procl. in Op. 300 (s. Schmidt S. 299 f.), oder,
wenn Flach in Schol. Th. 142 richtig Jidvfiog f. ^Hoiodog schreibt, dreimal,
aber es stecken in denselben erheblichere Reste von ihm, wenn auch nicht
Alles, was Flach Jahrb. f. Ph. CIX. S. 826—828 (vgl. C. 16. A. 121) in
denen zur Theogonie (in dem Wahne befangen, dass Seleukos älter als er
gewesen sei) ihm zuschreibt, wirklich ihm angehört. Vgl. auch das A. 264
gegen Max Müller Gesagte.
289) Schmidt S. 214—240. Einl. z. OL V. sv ds xotg AiSvpov vno^vi\-
[ia6tv, vgl. z. d. St. v. Leutsch Ist die fünfte Olympische Ode von Pindar?
Philologus I. 1846. S. 116—119.
290) Ammon. de diff. p. 97 Valck. sv vnofivrifiari Ba%%v%idov smviY.i(av,
s. Schmidt S. 300 f.
291) Dafür spricht auf das Entschiedenste die ungemeine Aehnlichkeit
in der Anlage mit den beiden doch wohl auf D. zurückgehenden (s. A. 292.
314) Biographien des Sophokles und des Thukydides, zu der auch das in
Didymos aus Alexandre ia. 201
lon293); vielleicht aucli zu Aehaeos294), ferner wohl zu Kra-
tinos295) und Eupolis296), sodann zu Aristophanes297), zum
Kronos des Phrynichos298), zu Menandros299). Alle diese
Commentare waren höchst wahrscheinlich auch mit Ausgaben
verbunden, oder vielmehr es waren commentirte Ausgaben, wie
sie das neue Bedürfniss der römischen Leserwelt verlangte, mit
dem Text in der Mitte und der Erklärung von dessen kritischen
Zeichen800) und mit anderen Erläuterungen rings herum301). Diese
Arbeiten sind die Hauptgrundlage unserer Scholien zu Pindaros 3Ü2);
zu verschiedenen Stücken des Aristophanes303), ferner neben dem
alle drei eingewöhne Kunsturtheil (vgl. A. 307) gehört, trotz mancher Ab-
weichungen aller drei in dieser Hinsicht von einander, vgl. Susemihl De
vita Aescbyli, Greifswald 1876. 4. S. 14. Stark benutzt ist die Schrift des
Peripatetikers Chamaeleon nsgi Al6%vXov, vgl. F. Schoell De locis nonnullis
ad Aeschyli vitam . . . pertinentibus, Jena 1876. 8.
292) S. Schmidt S. 241 f. vgl. S. 261—274 und unten A. 304. Darüber
aber, dass die erhaltne Biographie des Sophokles wahrscheinlich wiederum
seine Einleitung ist, s. A. 314.
292b) S. A. 305.
293) Ath. XI. 468 d. J. sv reo xov ÖQüc^atog (näml. 'AyaybS^vovog) sJ-rjyr]-
Ttxw, s. Schmidt S. 301 f.
294) Ath. XV. 689 b. c, s. Schmidt S. 305f.
295) Schol. Aristoph. Vesp. 151. sv ds rotg tzsqI Kqcctivov diwQiöTai,
wo freilich D. nicht ausdrücklich als Verfasser genannt ist, s. Schmidt
S. 307 f.
296) Schol. Apoll. Rh. I, 1134. tivsg 8s Qvpßov avxov -aaXovoiv, mg nal
EvnoXvg sv Bdntcag xctl didviiog, vgl. IV. 143. nal naq3 EvnoXidi „oo Qvpßs,
Licc6ri!z<xg sps". S. Schmidt S. 307—309.
297) Ath. II. 67 d. dtövfiog d' ifryovtisvog xb ictfißsiov (Plut. 720) x. t. X.
S. Schmidt S. 246—261.
298) Ath. IX. 371 f. 3>Qvvi%og sv Kqovco* onsq st-r}yov[isvog dgäficc dt-
dvpog x. r. X. S. Schmidt S. 306 f.
299) Et. Gud. KoQvßccvtsg. d. sv v7to[ivr}[iccTi MevccvSqov. S. Schmidt
S. 307.
300) D. h. aber, wie Wilamowitz S. 166 mit Recht hinzufügt, wohl
nur des Obelos und des %, s. C. 16. A. 27 b.
301) Denn dass diese Einrichtung mindestens schon auf D. zurückgeht,
hat Wilamowitz S. 166 ff. höchst wahrscheinlich gemacht, sie war aber
sogar wohl noch älter, s. A. 314.
302) Boeckh Praef. schol. Pind. S. IX— XVIII. Vgl. Lehrs Die Pindar-
scholien, Leipzig 1873. 8.
303) Indem Symmachos ihn in ausgedehntem Masse benutzte, aus dem
uns noch manche so genaue Angaben in den Scholien erhalten sind, dass
wir z. B. an den Vögeln deutlich sehen können, wie D. die Komiker erklärte.
Genannt wird er ausserdem zum Plutos, zu den Fröschen (ziemlich oft),
202 Dreissigstes Capitel. Die päteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Tragikerlexikon303b) zu Sophokles304) und zum Theil zu Euri-
pides305) geworden, und man ersieht noch deutlich, wie sehr
Didymos den Sophokles vor dem Euripides bevorzugte306) und
in seinen Kunsturtheilen die aesthetische Richtung des Aristo-
phanes von Byzantion weiter verfolgte307). Zugleich waren es
diese Arbeiten, welche ihm „die Bausteine" zu seinem Komiker-
und seinem Tragikerlexikon lieferten308). Ebenjene neuen Ver-
zu den Rittern, zum Frieden, zur Lysistrate, zu den Acharnern und den
Wespen (öfter). Vgl. bes. Schol. Av. 58. £v[i[iot%og kuI Jidvfiog und die
Gegenüberstellungen von beiden 994. 1001. 1283. 1294. 1297. 1363. 1379.
1681. 1705. Plut. 1011.
303b) S. Schmidt S. 90 ff. auf Grund von Seliol. Track. 1161, vgl.
A. 277.
304) Mit Ausnahme von denen zum Oedipus in Kolonos , s. Wilamo-
witz S. 156 f. Im Uebrigen s. bes. G. Wolff De Sophoclis ßcholiornm
Laurentianorum variis lectionibus, Leipzig 1843. 8. u. Schmidt S. 261 — 274,
deren Erörterungen freilich nachgerade nicht bloss in diesem Punkt einer
Revision bedürfen. Sehr richtig bemerkt Wilamowitz S. 158, dass „man
feste Umrisse für den Antheil des D. an dem Erhaltenen allerdings nicht
ziehen kann und so viel bestimmte Einzelheiten, wie sie durch Symmachos
erhalten, hier nicht zu constatiren sind. Das Allgemeine, was man erfasst,
ist erstens, dass D. wesentlich das kritische Material der früheren Generationen
sammelt und verwerthet: das entspricht der Thätigkeit, die er an Homer
oder vielmehr an Aristarch wendet. Zweitens besorgt er das eigentlich
grammatische Geschäft der Exegese, und hier bedauert man am Meisten,
dass sich so wenig Anhaltspunkte für die Ausdehnung seiner Arbeit finden.
Dass dabei die glossographische Erklärung besorgt ward, steht anderweitig
fest. Ob ihm aber die mythographische Gelehrsamkeit gehört, scheint sich
bisher weder bejahen noch verneinen zu lassen". Vgl. A. 237.
305) Andromache, Troerinnen, Hekabe, ferner für das Textkritische
Medeia (vgl. die Unterschrift im Paris, a: ngog dicccpoQcc avxCyQcccpa. dio-
vvüCov b%o6%£QS$ KctLtiva, rav didvpov). In den Phoenissen ist eine aesthetische
und eine exegetische Bemerkung (751. 1747) von ihm erhalten, von seinem
Commentar zum Orestes nur eine einzige sichere Spur im Et. M. 'Jq^ütelov
(islog. S. hierüber und über das Sonstige Schmidt S. 242—246 und bes.
die eindringenden Erörterungen von Wilamowitz S. 158 — 160. Noch
etwas weiter geht Trendelenburg Grammat. Gr. de arte trag, iudic. rel.
S. 54 ff.
306) Dies tritt sowohl in den Scholien zu Sophokles als in seiner viel-
fachen Polemik gegen Euripides in denen zu Androm. Tro. Hek. hervor,
s. Trendelenburg a. a. O. Wilamowitz a. a. O.
307) S. Trendelenburg a. a. 0. Vgl. A. 291.
308) D. h. natürlich neben den älteren von ihm benutzten. S. Schmidt
S. 93 ff. Vgl. Wilamowitz S. 165: „Es ist nicht zu bezweifeln, dass auch
im Lexikon zu den Tragikern, wie wir es für die Komoedie beweisen können,
Didymos aus Alexandreia. 203
hältnisse, unter welchen die Philologie in Rom zu wirken hatte,
trieben ihn aber dazu, über die bei den bisherigen Philologen
meistens übliche Beschränkung der Herausgeber- und Ausleger-
thätigkeit auf die Dichter weit hinauszugehen. Es gab vielmehr
solche Leistungen von ihm auch für Antiphon309), Isaeos810),
Demosthenes311), Hypereides312), Aeschines313) und, wie die
erhaltne Einleitung, wenn wir sie als solche anzusehen haben,
beweist314), zu Thukydides315), und ausserdem bezogen sich auf
im Wesentlichen Auszüge aus den vorhandenen Commentaren die Bausteine
waren, mit denen D. ein in seiner Art grossartiges und abschliessendes
Werk errichtet hatte".
309) Denn dass die von ihm versuchte Unterscheidung der Werke des
.Redners und des Sophisten Antiphon (Hermog. Rh. Gr. III. p. 385. W. II.
p. 414 Sp.) aus der Einleitung eines Commentars zu Ersterem stammt, hat
Schmidt S. 310 mit Recht und nur viel zu zaghaft vermuthet.
310) Harpokr. TuynfiXiu. J. b yQccpiLaTLy.bg sv (isv totg 'laaiov vnofiv^-
^aoi, s. Schmidt S. 315. 320.
311) Und Pseudo-Demosthenes, im Besonderen nachweislich nämlich
zu den philippischen Reden, zu der für Ktesiphon (Harpokr. "Ev&Qvntcc,
d. 6 yQcc(ji[icttLKbg sv zq> vno\x,vr\\Laxi xov Xoyov, näml. vnsQ KTrfCiqxovtog),
gegen Aeschines, Meidias, Aristokrates , Aristogeiton , Timotheos, Niko-
stratos, Eubulides (Harpokr. ruLir\Xia, s. A. 310: sv ds toCg slg dr\\kOG%svr\v
b ccvvbg . . . cprjaiv x. r. X.), Neaera, Onetor und über die Erbschaft des
Hagnias, s. Schmidt S. 310—317.
312) Zu den Reden gegen Demades und Apellaeos, s. Schmidt S. 319.
313) Zu der Rede gegen Ktesiphon, s. Schmidt S. 317—319.
314) Eine Bemerkung zu I, 44 hat Ammon. de diff. p. 131 aufbewahrt
(s. Schmidt S. 334). Dass ferner Marceil. Vit. Thuc. §. 1—46, wenn nicht
ganz, so doch theilweise aus D. stammt, ist allseitig anerkannt. Aber
freilich nimmt 11. Scholl Zur Thukydides-Biographie , Hermes XIII. 1878.
S. 442 ff. nach dem Vorgang von Sauppe Act. soc. Gr. Lips. II. (Leipzig
1810). S. 432 an, dass dies auf Dasjenige, wofür D. ausdrücklich citirt
wird, zu beschränken und bei der Abfassung dieser Biographie eben nur
der Commentar des D. zu Pindaros mit benutzt sei, und ein strenger Beweis
dafür, dass vielmehr dieser ganze Hauptabschnitt im Wesentlichen die von
D. verfasste Biographie wiedergebe, ist in der That weder von F. Ritter
Das Leben des Thukydides, Rhein. Mus. N. F. III. 1845. S. 321-359 und
in seiner Ausg. (s. u), S. 1 ff. noch von Schmidt S. 321—334 noch von
Wilamowitz Die Thukydideslegende, Herrn. XII. 1877. S. 341 ff. noch von
Usener Dionys. Hai. librorum de imitatione rel. (Bonn 1889). S. 72. A. 3
noch von einem Anderen geführt worden. Für mich indessen ist die schon
A. 291 hervorgehobne grosse Aehnlichkeit in der Anlage der drei Bio-
graphien des Aeschylos, Sophokles und Thukydides wenigstens dafür ent-
scheidend genug, um mit grosser Wahrscheinlichkeit in allen dreien Werke
Idesseiben Commentators zu erblicken, welcher also alle diese drei Schritt-
204 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
die Exegese der Redner auch noch die 'Ptjtoqlkü v7io^vY\^,a%a
in mindestens 10 Büchern316) und die kleine Schrift xsqI tov
dsxccTsvtiai311). Eine dritte Classe seiner Werke waren die
sprachgraminatischen, gleich denen des Ptoleniaeos von
Askalon318) und des Tryphon wohl wiederum wenigstens zum
Theil durch die neuen Verhältnisse erzeugt, nämlich durch das
Bedürfniss den Römern vor allen Dingen erst die griechische
Sprache selbst zu lehren319), von denen jedoch nur tcsqI Ttu&ibv
(über Abwandlungen)320) sicher steht, während die über die
steller auslegte, dabei eine so grosse Auctorität hatte, dass alle drei Ein-
leitungen ausschliessend oder doch fast ausschliessend in der Folge bewahrt
wurden, der ferner eine so grosse Gelehrsamkeit besass, wie sie in der-
selben sich zeigt, und dabei sich auf lauter Schriftsteller bezieht, die ent-
weder sicher vor D. lebten oder von denen sich wenigstens, etwa mit
verschwindenden Ausnahmen, die sich ungezwungen durch spätere Ein-
tragung erklären lassen, das Gegentheil nicht nachweisen lässt. Und ich
weiss keinen anderen nns bekannten Philologen, auf den dies Alles passte,
als eben D. Besonders herausgegeben sind alle drei Biographien von
F. Ritter Didymi Chalcenteri opuscula, Köln 1845. 8. Dass es übrigens
schon vor D. in der Jugendzeit Ciceros eine oder mehrere commentirte
Ausgaben des Thukydides gab, folgt zwar nicht aus Dionys. De Thuc. 51. 55.
p. 940. 951, vielmehr konnte Dionys. genau so sprechen, wie er hier thut,
auch wenn er erst von zeitgenössischen Grammatikern solche Arbeiten
kannte, aber es wird durch das übrige von Usener a. a. 0. S. 72 ff. Bei-
gebrachte recht glaublich, immerhin indessen fragt sich, ob durch dasselbe
mehr als das ohnehin ja (s. Wilamowitz a. a. 0. S. 332. A. 12) wahr-
scheinliche Vorhandensein von yXcaztui @ovxväideioi bewiesen wird. Vgl.
d. Nachtr.
315) Ob auch zu Isokrates und DeinarchosJ, ist fraglich, s. Schmidt
S. 320.
316) Ammon. p. 98. Eustath. zu II. ff, 341. p. 684, 29. iv dsxarcp qtjxoql-
tmov v7io(iv7]ficcTcov (bei Eustath. ist iv taxoQin<p überliefert, was Düker
richtig in iv i QrjzoQwäv verbessert hat). S. Schmidt S. 321.
317) Harpokr. dsxazsvGcci. J. 6 yga^ifiaziiiog tcbqI zovzov ßißXiov yqüipag
cprjoi'v, ozi xb dsnaxEvccii Avoiag x. x. X. S. Schmidt S. 315 f.
318) Ob dieser erst ein Zeitgenosse des D. war oder schon zu Ende
des 2. und Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. in Rom lehrte (s. A. 57), darauf
kommt ja in dieser Hinsicht Nichts an.
319) Wilamowitz Eurip. Herakl. I. S. 162. Freilich ist dieser Ge-
sichtspunkt gerade da nicht anwendbar, wo man es am Meisten erwarten
sollte, bei der Entstehung des frühsten Lehrbuchs der Elementargrammatik
selbst durch Dionysios den Thraker. Daraus folgt, dass ohnehin schon der
Entwicklungsgang der Sache selber auf diese Wege führte.
320) Zu dieser Schrift verfasste Herodianos einen Commentar, s. Schmidt
S. 343—345. Uebrigens vgl. A. 369.
Didymos aus Alexandreia. 205
lateinische Sprache (iteQl 'rfjg Ttugä 'Pco^aCoig ävakoyiag)321)
erst von Claudius Didymus verfasst war322) und vielleicht ein
Gleiches auch von jtsQi oQ&oyQuyiag und den Hiftavu, von
welchen letzteren es überdies ganz zweifelhaft ist, ob sie in
diese Classe gehörten323), anzunehmen ist; indessen kann diese
Annahme wenigstens für die Schrift iteQi ÖQ&oyQcccpiccg doch
kaum aufrecht erhalten werden324). Dazu kam endlich noch eine
stattliche Reihe grösserer und kleinerer realphilologischer
Werke aus dem Gebiete der Mythographie, der Alterthumskunde,
der Litteratur- und Musikgeschichte. Die Mythen- und Sagen-
kunde behandelte er in seiner Ssvrj ftfto^ua325). Ob es eigene
Abhandlungen waren, in welchen er die Fragen nach der wahren
321) Diesen Titel bezeugt auch Priscian. de fig. numer. III, 16.
322) Wenigstens nach Suid. S. A. 264. Vgl. Schmidt S. 345—349,
der die Sache zweifelhaft lässt.
323) Denn wir kennen nur den Titel aus Suid., s. A. 264. Vgl. Schmidt
S. 349.
324) Nach A. 264 würde freilich sogar die grössere Wahrscheinlich-
keit für Claudius sprechen; andrerseits jedoch passen die Citate, s. Schmidt
S. 335—342, die sich schwerlich auf einen Andern als XccIksvteqos be-
ziehen, so vortrefflich auf eine Schrift icsqI OQ&oyQacpiag, dass es schwer
zu glauben ist, diese Angaben sollten aus anderen Arbeiten desselben ent-
nommen sein, und wenn daher auch daran festzuhalten sein wird, dass
die den Glossen des Suid. zu Grunde liegende Ueb erlief er ung dies Buch
vielmehr dem „vsos" D. zuschrieb, so kann dieselbe doch schwerlich
richtig sein. Hinsichtlich der IIi&ccvcc ist A. 264 noch ein anderer Ver-
dacht geäussert.
325) Diesen Titel giebt Synkell. p. 162 A. S. Schmidt S. 356—363,
welcher Zweck und Inhalt folgendermassen S. 357 bezeichnet: „collegit
Didymus Graecorum fabulas obscuras abstrusas reconditasve , qudles quidem
et poetae et grammatici Alexandrini venandi erant cupidissimi , ut operosa
isla doctrina non modo ipsi sese iactarent, sed aequalibus etiam posterisque
interpretibus quasi aenigmata solvenda proponerent" . Ob D. aber dabei im
Sinne und Geiste eines Lysimachos und Mnaseas (s. C. 17. A. 106 ff. C. 22.
A. 206 ff.) verfuhr, hat Schmidt S. 357 f. 363. 366 ff. (der ihn S. 367 sogar
mit Palaephatos zusammenstellt) nicht bewiesen; die dürftigen Fragmente
berechtigen zu solchem ürtheil nicht, und vor Allem müssten wir erst
wissen, wie weit die mythologische Gelehrsamkeit in den Tragikerscholien
auf ihn zurückgeht, s. A. 304. Ferner hat Schmidt S. 364 sehr mit Un-
recht vermuthet, dass in der Beischrift zu Antonin. Lib. 23 di$v(iaQxog
(Mszcc[iOQ(p<66ecov y') in Jidvfiog 6 'AQiaxÜQxsiog zu verwandeln und also
noch ein zweites mythographisches Werk des D. MsTccfLogcpcoGsig anzu-
nehmen sei, s. Schmidt S. 363 — 366, vgl. v. Wilamowitz Ant. v. Kar.
S. 172. A. 5. Interessant ist die Benutzung des Phanokles, Synkell. 161 D.
A. xat <&ccvoKXrjg, s. Schmidt S. 359 f.
206 Dreissigstes Gapitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Todesart des Aeneias und dem Vaterlande des Homeros,
und ob Anakreon und Sappho wirklich einen unsitt-
lichen Lebenswandel geführt hätten, untersuchte326), oder
Abschnitte grösserer Werke, ist ungewiss327). „Die Schrift" 7t e ql
7toirjT(ov oder „tieqI Xvqlkcjv jtOLrjtcbv^28) wird sich vielleicht
inhaltlich einigerrnassen herstellen lassen"329), da Orion und
Proklos in der X()r}6T0[iad'ia yQa^anxT] sie stark ausgenutzt zu
haben scheinen330) und vielleicht ein zusammenhängender, wenn
auch erheblich verkürzter Auszug aus ihren Erörterungen über
Skolion und Paeane bei Athenaeos erhalten ist331). Eine Be-
rührung mit derselben enthielt ein langer, über den Gebrauch
der musikalischen Instrumente bei den Lyrikern handelnder Ab-
326) Sen. Ep. 88, 37. quattuor niilia librorum Bidymus grammaticus
scripsit ... in his libris de patria Homeri quaeritur, in his de Aeneae
matre (morte Schmidt) vera, in his libidinosior Anacreon an ebriosib\
vixerit, in his an Sappho publica fuerit. S. Schmidt S. 334—386.
327) Bei de patria Homeri könnte man an die Einleitung zu seinen
Hoinercommentaren denken, es kann aber auch Schmidt S. 385 Recht
haben: „librum de patria Homeri fortasse eo consilio scripsit, ut eorum
conatus reprimereb, qui Homerum Thebaica vel Romana civitate donarent".
Ferner s. A. 330.
328) Orion p. 58, 15. z/. iv tg5 ksq! noirjzcov. Et. M. r/T[ivog. n^odatdCai.
d. £v reo tceqI Xvqihwv 7toir)Tcijv. Wenn der erstere Titel genau ist, so war
der letztere, wie Schmidt S. 386 bemerkt, ein Specialtitel. S. Schmidt
S. 386—396.
329) v. Wilamowitz Eur. Her. I. S. 158.
330) S. Bernhardy Gr. L.-G. II3, 1. S. 634 u. bes. Schmidt S. 390 ff.,
welcher dies Buch auch als die letzte Quelle oder Hauptquelle für die
Artikel über lyrische, iambische und elegische Dichter bei Suid. betrachtet,
wie weit mit Recht, lasse ich dahingestellt. Die von Seneca (s. A. 326)
angedeuteten Abhandlungen über Sappho und Anakreon waren offenbar
Parerga, wo nicht Theile desselben.
331) XV. C. 49—52. 62 f. 693 f— 697 b. 701b-702c. Für C. 62 f. ver-
muthete es Rose Aristot. pseudep. S. 598 f., und Bapp De fontibus, quibus
Athenaeus in rebus mu3icis lyricisque enarrandis usus sit, Leipz. Stud. VIII.
1885. S. 142 — 148 kommt zu dem Ergebniss, dass dies richtig und C. 49—52
aus den ZviinoGicc-acc seien. Dies ist nun freilich nicht unmöglich, aber
schwer glaublich für alle Diejenigen, welche mit mir an der Annahme von
Schmidt S. 379 ff. festhalten, dass der Verfasser der Zv[iiio6iuy.u vielmehr
erst Didymos, der Sohn des Herakleides (s. A. 264) gewesen sei (s. C. 2.
A. 710), und dass in dem Werk über die lyrischen Dichter auch über die
Skolien gehandelt war, kann doch keinem Zweifel unterliegen. Ein eigent-
licher Beweis ist übrigens weder von Rose noch von Bapp erbracht
und lässt sich auch nicht erbringen. Ausserdem s. übrigens noch Bapp
S. 134 ff. 138 f.
Didymos aus Alexandreia. 207
schnitt einer polemischen exegetischen Arbeit, von deren Titel
nur ein Theil ävt£^rj'yi]ö£Lg sicher steht332), und auch aus
diesem ist uns wieder allem Anschein nach ein ebensolcher Aus-
zug bei Athenaeos geblieben333). So gut wie Nichts wissen wir
von der Streitschrift gegen Asklepiades über Solons
332) Ath. XIV. 634 e. z/. 6 yQctmLccxi-x.bg sv xcctg ngog "icovoc dvxs£,r]yr}Oiv.
Die Conjector von Schmidt S. 302—305 Icoßav hat Bapp a. a. 0. S. 129 f.
widerlegt, und da die Auseinandersetzung hier an einen Vers der Omphale
des Ion (643 c) anknüpft, so hat die Vermuthung dieses Gelehrten, dass die
Streitschrift wider einen Commentator des Letztern, etwa Epigenes (s. C. 12.
A. 94) gerichtet gewesen und etwa ngog <^'E7nysvr} sigy "icovoc cc. zu lesen
sei, viel für sich. Alle andern Versuche verdienen keine Erwähnung.
333) Gewiss hat Bapp S. 116. 126—134 richtiger als Rohde De Poll.
fönt., Leipz. 1870. S. 32—49 den Antheil des D. an den in Betracht kommen-
den Partien bei Ath. dahin bestimmt, dass XIV. C. 34— 41. 633 f— 637 f
und vielleicht IV. C. 83 f. 184 b — 185 a aus ebenjenen 'Avxst-rjyriosig sind.
Ueber die Quelle von I. C. 24 — 36. p. 14 a — 20 d und XIV. C. 2 — 6.
p. 613 d — 616e enthält er sich (S. 139 — 142) einer Vermuthung, wenn schon
er auch hier vereinzelte Spuren von D. zu entdecken glaubt, s. aber C. 32.
A. 524. Dass übrigens Ath. weder den D. noch den Aristokles n. Tryphon (mit
Iuba steht es vielleicht etwas anders, s. C. 33. A. 371) selbst in Händen
gehabt, unterliegt wohl kaum einem Zweifel. Er schöpfte vielmehr in
allen betreffenden Partien aus einer oder auch zwei späteren Sammel-
quellen, wahrscheinlich (wenn es sich auch nicht streng beweisen lässt)
der Movglht} Igxoqlcc des jüngeren Dionysios von Halikarnassos und etwa
dem Asificov des Pamphilos (vgl. M. Schmidt Quaest. Hesych. S. LXXIff.)
oder (s. Bapp S. 150 f.) einem anderen Bache. Aber die Art, wie Bapp
(s. S. 148 ff.) sich den Gang der Ueberlieferung denkt, ist viel zu künstlich.
Er widerlegt S. 107 ff. zwar (vgl. A. 346. 365) die meisten, sogar noch von
H. Peter Ueb. d. Werth der hist. Schriftstellerei v. K. Iuba II (Meissen
1870). S. 8 gebilligten Irrthümer von Rohde S. 50—80, welcher, das Gut-
haben des Iuba bei Athenaeos (und Pollux) viel zu weit ausdehnend, an-
nahm, dass Iuba den Tryphon ausgeschrieben habe, treffend, aber seine
zum Theil umgekehrte Hypothese (S. 110 ff. 134 ff.), dass vielmehr von den
drei Zeitgenossen D., Iaba und Tryphon der erstgenannte (wie er schwerlich
richtig mit Rohde glaubt) die QscczQinrj i6toqia des zweiten (s. dagegen
Suid. 'loßag, A. 264) und der dritte wieder einen von ihnen oder auch
beide geplündert haben soll (s. d. Tafel S. 155) ist kaum ein Haarbreit
besser, s. Cohn Philol. Anz. XVII. 1887. S. 465 f. (vgl. auch Schoene-
mann a. a. 0. S. 79. A. 1), und einzig wahrscheinlich ist vielmehr die An-
nahme von Cohn, dass Derjenige, welcher dem Ath. das aus Tryphon
Stammende zuführte, mag es nun, wie gesagt, Pamphilos oder ein Anderer
gewesen sein, neben Tryphon für seine Zusammenstellung auch Aristokles,
Iuba und D. verwerthet hatte. Und ähnlich wird auch in XIV. C. 34 — 41
doch wohl nicht Alles mit Haut und Haaren aus D. sein. Uebrigens vgl.
A. 365 und C. 20. A. 64.
208 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Axones334) und den 6 Büchern wider Cicero de republica355),
etwas mehr von dem Werk tieqI Ttagoipicbv^36). Ob er aber
wirklich ein eignes Buch über die Stadt Kabassos abfasste, er-
scheint sehr zweifelhaft337). Ungewiss ist auch, in welcher Schrift
das erhaltene längere Bruchstück über spartanische Bräuche mit
Polemik gegen Polemon stand 337b). Nachdem Didymos lange Zeit
übermässig bewundert worden war, ist er neuerdings338) für einen
„dummen und urtheilslosen Vielschreiber, welcher über Dinge
redete, von denen er Nichts verstand", erklärt worden. Diese
Behauptung ist aber entschieden ungerecht. Allerdings hielten
seine geistigen Fähigkeiten nicht gleichen Schritt mit seinem
kolossalen Sammelfleisse, er ist nicht eben reich an eignen
Gedanken, er zeigt weder als Kritiker noch als Erklärer be-
sonderen Scharfsinn, und wenn ihn auch ein gewisser gesunder
Menschenverstand vor vielen seiner Vorgänger auszeichnet, so
hat ihn derselbe doch vor manchen Wunderlichkeiten und Ab-
334) Plut. Sol. 1, s. Schmidt S. 399 und C. 26. A. 100. 101.
335) Ammian. Marceil. XXII, 16, 16 unmittelbar nach den A. 265 angef.
Worten: qui in Ulis VI libris, in quibus nonnunquam imperfecte Tullium
reprehendit sillographos imitatus scriptores mdledicos, iudicio doctarum aurium
incusatur, ut immania frementem leonem putridulis vocibus (canusy catulus
longius circuwlatrans. Suid. Tqdyv.vXXog . . . neoi trjg Kinegcovog noXiteiag,
dvtiXeyev de tg5 Aidv\Mp. Sonst wird diese Schrift nirgends erwähnt.
S. Schmidt S. 399 f.
336) Hellad. b. Phot. Cod. 279. p. 530a, 10 ff., Bekk. A. neol ticcqoi-
pmv. S. Schmidt S. 396—398.
337) Steph. v. Byz. Uycc&vQaoi. dnb de tov Kocßwurjaog oi'etai didvftog
%axu avyao7trjv tov (ro? Meineke) Kctßaooog. noXig de ccvzrj tov 'O&ovoveag,
7teQi rig ßißXiov oXov cweyQocipe. Schmidt S. 350 f. meint, es sei dies ein
Theil seines Commentars zum 13. Gesänge der Ilias (s. V. 363) von ab-
sonderlicher Länge gewesen. Derselbe giebt S. 351 f. noch andere An-
führungen des D. bei Steph. wieder. — Der in mehreren Handschriften
enthaltene und aus einer derselben von Mai Iliadis fragmenta et picturae etc.,
Mailand 1819 (s. Hultsch S. VI. VIII f. X), jetzt aus dreien von Hultsch
Heronis . . . reliquiae (s. C. 23. A. 170) S. 238—244 herausgegebne kleine
Aufsatz Jidv(iov 'AXe^uvdoecog uetga fidQficcQcov v.al navtoicav £vXcov hat in
Wahrheit mit D. Nichts zu schaffen, sondern ist einer der vielen Auszüge
aus Heron. — Die Bemerkungen des D. endlich über attische Demen
(s. Schmidt S. 352 — 354) standen trotz Steph. ToiveyLeig. diodcogog de nai
Aidvpog Tgive^elg ccva.yqdcpov6i tov drmov sicherlich nicht in einer be-
sonderen Schrift (Avayqctyri difricoy), sondern in seinen Arbeiten theils zu
den Rednern, theils zu den Komikern.
337b) Ath. IV. 139 d — 140 b; es fehlt bei Schmidt. S. d. Nachtr. u.
A. 533. 338) Von Römer in der A. 269 angef. Abh.
Didymos aus Alexandreia. 209
geschmacktheiten nicht bewahrt, seine Polemik gegen Euripides
ist zum Theil kleinlich339), und trotz seiner Reconstruction der
aristarchischen Homerrecension ist er wohl kaum je zu einem
genügenden Begriff von den Anforderungen einer methodischen
Textkritik gelangt. Aristonikos verstand denn in der That auch
den Aristarchos viel besser und ist da, wo seine Angaben von
denen des Didymos abweichen, in der Regel der zuverlässigere
Zeuge340). Aber auch da, wo wir die des Letzteren nicht durch
die des Ersteren mehr controliren können, jene überall dann zu
verwerfen, wenn sie den Aristarchos in einem ungünstigen Lichte
erscheinen lassen341), ist selbst ein verwerfliches Beginnen342).
Und die geschichtliche Bedeutung des Didymos war bei alledem
eine ausserordentliche. Die Zeit der Neuschöpfungen war nun
einmal überhaupt vorbei; es galt vielmehr das wirklich Ge-
wonnene mit Ausscheidung der Spreu zu erhalten, und dazu war
er vor allen Anderen der rechte Mann, wie es sein ungeheurer
und nachhaltiger Erfolg gezeigt hat. In Wahrheit Hessen sich
aber überdem solche wirklich in ihrer Weise „grossartigen und
abschliessenden" Werke, wie namentlich das Lexikon zu den
Tragikern343) und das zu den Komikern, doch auch nicht mit
dem „Sitzfleisch" allein ohne Hülfe des Kopfes zu Stande
bringen344). Und war er auch für die Dichter in der Haupt-
sache nicht viel mehr als ein mit dem nöthigen Redactionstalent
339) Römer a. a. 0. S. 2 (274). Wilamowitz S. 158 f. A. 79 u. bes.
Trendelenburg S. 56 ff., doch vgl. Trendelenburg S. 62 ff.
340) Wie Römer gegen Lud wich gezeigt hat.
341) Wie Römer thut.
342) Wilamowitz S. 157: „das lehrt in Wahrheit, dass man im
Banne der Aristarcholatrie zu keinem gerechten Urtheil kommen kann".
343) S. über dieses Wilamowitz S. 165: „Nicht bloss den drei
Tragikern, und zwar allen ihren Dramen, galt das Lexikon, es umfasste
auch die anderen namhafteren des fünften Jahrhunderts; jüngere aller-
dings nicht mehr. Es erläuterte ihren Vocabelschatz so, dass keineswegs
bloss die glossematischen Worte vorkamen, sondern auch leicht verständ-
liche Compositionen und Ableitungen, die nur eben der gewöhnlichen
Sprache fremd waren. Es gab für sehr viele einzelne Verse die Erklärung,
so dass also der individuell gefärbten Bedeutung eines sonst geläufigen
Wortes gedacht ward. Es zog Gelehrsamkeit aller Art heran: natürlich
aber all dies ohne Consequenz, wie denn eine Erschöpfung des Materials
über die Kräfte nicht nur eines Menschen gegangen wäre. . . Wir aber
besitzen nur den Schatten, der uns lehrt, was wir verloren haben".
344) Ich konnte nichts Besseres thun als in dieser schliesslichen
Würdigung des D. Stück für Stück Wilamowitz S. 160—163 zu folgen.
SusEMTHii, griecli.-alex. Litt.-Gosch. IT. 14
210 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
ausgerüsteter Sammler, so musste er doch bei den Prosaikern
erst leisten, was die Rhetoren der atheistischen Richtung noch
nicht vermocht hatten, nämlich das Material zur Kritik und Er-
klärung, wenn auch wiederum vorzugsweise sammelnd, doch
selber erst herbeizuschaffen.
Tryphon345), Sohn des Ammonios346), von Alexandreia347)
war ein recht eigentlich linguistischer Philolog. Uns sind noch
Bruchstücke aus seinen Werken über Spiritus (tcsqI tcvev-
345) Arth. v. Velsen Tryphonis grammatici Alexandrini fragmenta,
Berlin 1853. 8. Durch diese Arbeit sind die früheren von Mor. Schmidt
De Tryphone Alexandrino, Oels 1861. 8. Stiehle Der Grammatiker Tryphon
von Alexandria, Philologus VI. 1851. S.446 — 479. Graefenhan De Tryphone
Alexandrino, Eisleben 1862. 4. Arch. f. Philol. XVIII. 1852. S. 273—307.
604 — 623 ziemlich entbehrlich geworden. Vgl. auch Beccard S. 73 f. und
Bapp De Tryphone, Leipz. Stud. VIII. S. 107—125. 134—138, s. A. 331. 333.
346) Dass dies nicht jener unmittelbare Schüler und Lehrnachfolger
des Aristarchos gewesen sein kann, wie noch Velsen glaubte, und viel-
mehr die Angabe bei Suid. (s. A. 347) richtig ist, dass T. vor und unter
Augustus lebte, steht jetzt nach dem Beweise von Bapp a. a. 0. S. 107 ff.
dafür, dass T. vielfach Didymos anführte und bekämpfte, fest. Im Wesent-
lichen waren also Beide Zeitgenossen, und T. mag etwas jünger gewesen
sein, zumal da sich wenigstens bisher noch nicht herausgestellt hat, ob
etwa umgekehrt in andern Schriften Didymos auch wiederum ihn berück-
sichtigte. Dass er Schüler von jenem gewesen sei, wie Lehrs Aristarch.1
S. 341. 3S. 322. A. 234 und M. Schmidt Didym. S. 6 behaupten, wird
nirgends berichtet.
347) Suid. Tqvqxov 'A^ficoviov 'AXsi-ccvdosvg, yoctmLcct wog v.cc\ noirjxrjgi?),
ysyovmg nctict xovg Avyovoxov %qovovg xai tiqoxeqov. nsol nXsovaCfiov xov
iv xfj AioXiSi SiccXi-axa ßißXCa £'. itsol xcov neco' 'OprJQO) dtaXe-nxcov xal
2i(icovl3t] kccI IIivdccQcp xocl 'AXnpccvi xat xotg aXXoig XvqiKOig. nsql xr\g
*EXXr\v(ov dictXinxov kclI 'Aqyetcov noä 'ifisqccicov ncti'Prjyivcov v.al d(oqiscov(?)
■nal UvQCinovOL(ov. Ttsol xf\g iv hXiösglv dvctXoyiccg cc'. nsql xrjg iv svOslcc
dvccXoyiag. nsql ovofidxoav %ccqccxxriq(ßv cc'. nsql qrjfidxmv dvccXoyiag ßctqv-
xovcav et', nsql qrjfidxcav iyvlixiY.(QV nccl dnccqspcpdxcov nccl nqo6xay.xLy.cov
yal svytiycov yal ccnXöog ndvxcov. nsql oq&oyqacpiag yal xcov iv avxij £r)vov-
lieveov. nsql nvsvfidxcov yal xqoncov. yal ccXXcc. Die in die Augen springende
Verworrenheit dieses Bücherverzeichnisses zuvörderst im zweiten und dritten
Artikel ist schon von Bernhardy hervorgehoben. Ausserdem s. A. 351.
359. 363. Vgl. noch Et. Gud. Bdvccvaog. Tqvcpcov 6 tov *A[i[icovog (1. 'AfiLicoviov
mit Schmidt S. 10 und Stiehle S. 446. A. 5). Mit Recht unterscheiden
Stiehle S. 448 und Velsen S. 3 von diesem T. den Sohn des Harpokration
(Et. M. ddvsiov. 247, 54, wo 6 'Anuqyxlcovog, Et. Gud. Advsiov. 134, 28, wo
6 'Aqnoyqaxtov überliefert ist), während Graefenhan Gesch. der cl. Ph. I.
S. 402. A. 86. Arch. f. Ph. a. a. 0. S. 617 f. und Schmidt S. 10 f. ihn für
denselben halten.
Tryphon von Alexandreia. 211
[icctcov) 348); über attische Prosodie (7ieQVJm%ijg 7tQO<j<pdiccgy[9),
über die Analogie in den einsilbigen Wörtern (xegl tfjg
iv tiovoövXXdßoig avaXoyCag)^% über die Analogie in den Decli-
nationen (tcsqI rrjg iv kMösölv uvcdoyLag)551), über die Artikel
(tcsqI ccq&qcov)352), über die Pronomina (xbqI ävtG)vv{ii,G)vy5B),
über die Personen (tcsqI TtgoGÄTtcovy6*), über das Participium
(xegl iiero%rjgy65), über die Praepositionen(jt£p£:rooO'£<?£(3y)356),
über die Conjunctionen (asyl öwdiö^cov)8'1), über die Ad-
verbia (tcsqI ^oo^arcav)358), über die Verbalmodi(?) (tcsqI
Qrj^idrov iyxXiTLxcbv)859), über die.Analogie der Yerba bary-
tona (tcsqI Qrj^idtcov ävaXoylag ßccQVTÖvcw)3*0), über die Probleme
der Orthographie (tisqu ÖQ&oyQacpCag xal t&v iv avxy tfttov-
348) Fr. 1 — 6 Vels. (Fr. 6 aus einem kleinen Aufsatz nsql xov q, nov
dccovvstai xori nov tyiXovxca in einem Wiener Codex).
349) Fr. 7—19. Das 3. B. citirt Ammon. de diff. voc. p. 22 = Fr. 12.
350) Fr. 20. T. bekämpfte hier diejenigen Grammatiker, welche in
diesen Wörtern jede Analogie bestritten. Vgl. A. 126.
351) Fr. 21. Jedenfalls wohl nur ein Theil dieser Schrift war die bei
Suid. neben ihr aufgeführte Abh. icbqI xrjg iv svQ'sla ccvuXoyiccg. Ausserdem
bemerkt Velsen S. 3: „procul dubio libri nsqlxrig iv kXioe6iv avciXoyiag, nsql
xfjg iv ev&sloc ccvKXoylag, fortasse etiam ille 7tsqi xrjg iv [lovoavXXaßoig dvoc-
XoyCccg maioris cuiusdam operis de casuum analogia conscripti membra dis-
iecta existimandi sunt".
352) Fr. 22—27. Vgl. Velsen S. 24: „si quid e fragmentis colligere
licet, Tryphoni solum praepositivus et postpositivus articuli cogniti fuerunt.
adde quod in Tryphonis tceql naftcöv Xsl-scov libello §. 32" (s. A. 370) „arti-
culo pronomen opponitur etc.".
353) Fr. 28—37. Dieser Titel ist nicht ausdrücklich überliefert, aber
s. A. 352.
354) D. h. ohne Zweifel des Pronomens und Verbums, s. Velsen
S. 31. Fr. 38.
355) Dieser Titel ist von Velsen S. 33 erschlossen aus Fr. 39 bei
Priscian. XI, 1.
356) Fr. 40.
357) Fr. 41—61. Der Titel erscheint nur bei Apollon. de coni. p. 496, 20
= Fr. 47.
358) Fr. 62—77.
359) Fr. 78—80. In Bezug auf den viel umfänglicheren Titel bei Suid.
(A. 347) bemerkt Velsen S. 54 mit Recht: „libri a Suida tradita inscriptio
num ab ipso Tryphone profecta sit, dubitandi suppetit caussa. nam aut separa-
torum voluminum nomina aut quae eiusdem fuerint partes lexicographus ille
unum in titulum conglutinasse videtur". Ausdrücklich überliefert ist nämlich
der obige kurze Titel allerdings nicht, u. vgl. d. Nachtr.
360) Fr. 81(?).
14*
212 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
HEvnv)m), über die abgeleiteten Nomina (itegl tcccqcj-
vv[i(Qvy62), über die alte Schreibweise (jzfol aQ%aiag äva-
l>VG)<3EG)g)5G5) , über die Sprachreinheit (tceqI (EXkrjviö^ovyPA),
über musische Bezeichnungen (xegl dvo^aöL&v)565) , über
Pfanzennamen {Ovx&v lötoqlo) 366) , über Thiernamen (itegl
£6(dv)361), tibqI 6%r}ncctG)vm) bei Apollonios Dyskolos, Hero-
dianos, Athenaeos, Ammonios und Anderen geblieben. Erhalten
361) Fr. 82
362) Fr. 83—93. Aus denselben geht hervor, dass T. hier vorzugs-
weise von Eigennamen handelte.
363) Fr. 94—104. Herodian. z. T, 122 (= Fr. 94) citirt das 1. B. Uebrigens
s. V eisen S. 102: „addamus nunc libros tzsql xfjg *EXXr\vav dictXsKxov et
nsql eEXXr]via(iov (vgl. A. 364), tum nsgl xcov ikxq' 'Ofirjoa) diccXsnxcov et ksqI
ä.Q%aiccq ccvcayvcoGscog, qui procul dubio etiam in Cram. An. Par. I. p. 7, 1
significantur, fortasse eosdem esse".
364) Fr. 105—108, sämmtlich aus Ammon. de diff. voc, welcher p. 40.
156 sv itk\iTtT(p nsql KEXXr\vi6\xov citirt. Es ist, wie eben bemerkt, wohl
dasselbe Werk, welches Suid. nsql xr\g 'EXXrjvcov diccXinxov nennt (s. auch
V eisen S. 71). Vgl. Et. M. p. 331, 37, wo 'EXXr}viG[i6g so definirt wird:
xb %&&' "EXXiyvag diccXzysG&cci, xovxsgxl xb ccGoXomiGtcog neu aßccqßccqiGxoog
diccXsy saften.
365) Fr. 109—115, fast alle aus Ath., s. IV. 174e. sv xqixco nsql ovo-
{iccciäv (sgxI ds xb Gvyyqafifia nsql ccvXeöv xca oqyccvcov) x. x. X. (s. C. 20.
A. 63). Vgl. V eisen S. 76: „verba toxi — oqy. non solum ad tertium
librum . . . referenda esse satis quae idem XIV. 634 d (= Fr. 110) e seeundo . . .
servavit demonstrant" . Das 2. B. wird auch XIV. 618 c (= Fr. 109) an-
geführt und ohne Zweifel dasselbe Werk XI. 503 d (Fr. 115) 'OvopaxiKcc
genannt. Bapp S. 107 ff. führt im Gegensatz zu Roh de (s. A. 333) den
ganzen Abschnitt IV. C. 76 — 81. 175b — 183 e (wo unter Anderen Aristokles
und Iuba citirt werden) nebst den Parallelen bei Poll. IV, 58 ff. und des-
gleichen XIV. 618 c— 620 a. 629 c. xfjv 8' änömvov —630a (mit Ausnahme
von 629 d. y xqrjGdfisvoi — MunsdoviKcav) nebst Poll. IV. 53 ff. 99 ff. auf das-
selbe zurück, grossentheils nicht mit Unrecht, doch s. hiegegen und darüber,
wie die Auszüge aus demselben an Ath. und Pollux gelangten, A. 333, und
jedenfalls ist es Bapp schwerlich, wie er S. 124 meint, gelungen die Be-
hauptung von Westphal Gesch. der alten Musik S. 96. 167 zu recht-
fertigen, dass ausnahmslos Alles, was sich über Musik und Musikinstrumente
bei Poll. findet, aus T. stamme.
366) Fr. 116—120, wiederum fast alle aus Ath., welcher III. 78a (== Fr. 119)
sv dsvxsQco Q>vx6iv taxoQiag, dagegen III. 109b (= Fr. 117) sv xoig <$vxLY.oig
und 114b (= Fr. 116) sv nqäxco $vtlkcov citirt. Vgl. auch C. 25. A. 15.
367) Fr. 121 b. Ath. VIII. 324 f. sv xoig nsql £(p<ov.
368) Fr. 123 — 129. S. Velsen S. 90: „Tryphoni quid axrjficc valuerit,
protulisse arbitror Dionysium Thracem p. 635, 21 sqq. (§. 12. p. 29, 5 sqq.
Uhl.): a%7\ybaxa dt 6vo[iccx(ov scxl xqtcc' ccnXovv, ovv&sxov, naqaavvQ'sxov ...
xwv ds GvvQ'sxmv diucpoqcci sIgl xsGGuqsg %. x. X.u.
Tryphon von Alexandreia. 213
ist uns ferner ein Büchlein über Abwandlungen369), tzsqX
Ttcc&av ÄE^eav oder tieqI xcbv Tta&cbv rf\g Ie%sg)§ betitelt, ein
dürrer byzantinischer Auszug aus einem umfänglicheren Werke
von ihm370), ein anderes tcsqI [18tqg)v, von dem ein Gleiches
gelten mag371), endlich zwei nicht wenig von einander ver-
schiedene 7t sql tQOTtcoV) die aber vielleicht auch nicht einmal
in dieser mittelbaren Weise von ihm herrühren, jedenfalls
wenigstens nicht beide372). Spurlos verloren gegangen sind da-
gegen seine Werke über Dialekte373), über die Comparativ-
bildungen (tcsqI övo^idrcov övyxQitiKiibv) und Ttegl övo^dtcov
%aQccKTtfQcovdU). Er gehörte, wie schon die Titel lehren, zu
den strictesten Anhängern der Analogie. Unter seinen Schülern
war Habron der bekannteste375); gleichfalls als grammatischer
369) Ich weiss keinen besseren deutschen Ausdruck für diese nd&rj,
wie tlXsLipig, ccTtoxonri, 7tccQE[MTG36ig u. s. w. von Buchstaben zu finden.
370) Verschieden in verschiedenen Handschriften. Ueber die Ausgaben
s. Velsen S. 97: „primus edidit Const. Lascaris, post cum Valesianus Bolzanius
et Alexander Scotus; nostro saeculo e codice quodam Galeano repetitum vide-
mus in Mus. Gantabr. a. 1S14. e Tryphone proeul dubio fluxerunt et illa,
quae nunc in Moscliopuli Opusc. p. 27 — 31 tvsqI nadäv Xs&cov inscripta
leguntur". Velsen hat aus diesem Büchlein Fr. 130 — 134 gezogen.
371) Noch ungedruckt bis auf Fr. 135.
372) Das eine, zuerst von Blomfield aus einem Cod. Galeanus im
Mus. crit. Cantabr. I. 1814, dann in einer anderen, nicht wenig abweichen-
den, ohne Namen des Urhebers auftretenden Recension aus einem Breslauer
Cod. (Rehdigeranus) von Passow und Schneider im Bresl. krit. Mus. 1820,
aus einer anderen Handschrift von Titze, der es verkehrt dem Moschopulos
beilegte, in Moschop. Opusc. gramm. 1822 herausgegeben, ist von Walz
Rhet. Gr. VIII. S. 726 — 760, welcher für die letztere Redaction noch einen
dritten Codex (Ambros. A, 115) benutzte, und Spengel Rhet. Gr. IH.
S. 189 — 214 vielleicht mit annäherndem Recht dem T. belassen, das andere,
von Boissonade Anecd. Gr. III. 1831 aus zwei Pariser Handschriften
(2551. 2929) veröffentlichte, ähnlich auch noch in anderen Codices enthaltene
(S. 761 — 778 Walz, 215 — 226 Speng.) dem Gregorios von Korinth beigelegt.
Finckh Zu Tryphon tisql tQoneov, Philologus XXIV. 1866. S. 337 — 443.
732-734. R. Volkmann Observationes miscellae, Jauer 1872. 4. S. 14 f.
Noch vgl. Walz a. a. 0. S. 727: „quantum grammatici in Tryphonis nomine
luscrint, urgumento est cod. Faris. 2087, in quo commentatio de tropis
Tryphonis nomen prae se ferens initium habet sensu non verbis cum recen-
sione Boissonadiana consentiens, troporum vero expositionem e Georgio Choero-
bosco expilatamu.
373) S. A. 347.
374) S. A. 347 und Velsen S. 102 f.
375) S. die Stellen bei Velsen S. 2. Da Suid. r'AßQa>v $qv£ rj *Poäiog,
214 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin* u. a. Grammatiker.
Schriftsteller wird auch sein Sohn oder Schüler oder Sohn und
Schüler Dionysios erwähnt376).
Aristonikos377) von Alexandreia378), vielleicht noch etwas
jünger als Didyinos379), schrieb 'A övvtccxtav ovo^dxcov ßifikCaz,
d. h. über Nomina, in denen unzulässige Zusammenstellungen
von Buchstaben vorkommen380), ferner, wie gesagt381), über die
Gründe, wesshalb Aristarchos zur Ilias und zur Odyssee dies
oder jenes seiner kritisch -exegetischen Zeichen gesetzt hatte,
Tteql 6rj[iELG)v 'IXiudog xal 'OdvöGstag382), ferner darüber,
ygafificctiKog, [icc&rjzrig TQvepavog, eoocpiözBVösv sv'Pebpr] schreibt, so gründet es
sich wohl hierauf, dass Christ Gr. L.-G.2 S. 524 ohne Weiteres behauptet,
auch T. selbst habe in Rom gelehrt; ob dies wirklich der Fall war oder nicht,
können wir nicht wissen, wie Hillscher a. a. 0. S. 386 f. (A. 8) mit Recht
urtheilt. Aber auch Hillschers eigne Combination: „Duplex signißcatio
$9t>| rj 'Podiog inde explicatur, ut (Habro) natione Phryx Ehodi studiis
vacaverit ibique innotuerit, atque cum de loco, ubi Trypho artem professus
sit, nihil tradatur, hinc Ehodi eum docuisse cölligo, quo fortasse secutus est
JDionysium Thracem Alexandria emigrantem" ist, wenn auch ganz an-
sprechend, doch immerhin sehr unsicher.
376) 'O zov Tqvcpoovog, s. wiederum die Stellen bei V eisen S. 2.
377) Friedlaender Aristonicus aus Alexandria in Paulys Realenc.
378) Suid. 'AQioxovinog 'AXs^ccvÖQEvg , yQccfx^azinog. ^yqccips tceql z<ov
6r\{iBL(ov tcov sv tij ©EoyovCa *Hciodov ncci zav ttjs 'iXiccdog nai 'Odvoaeiag,
ccGvvzd%t(ov övofidzav ßißXicc $'.
379) Daraus, dass Strab. I. 38 sagt 'Agiotovinog (iev ovv o xaxrJ r^icig
yQücnfiaxiiiog x. z. X. , folgt dies freilich noch nicht. Aber davon, dass
Didymos in seinem Herstellungsversuch der aristarchischen Recension von
llias und Odyssee irgendwie auf die analoge, aber sich in engeren Grenzen
haltende Schrift des A. Rücksicht genommen hätte, findet sich keine Spur,
und das würde doch wohl geschehen sein, wenn sie damals schon existirt
hätte. A. brauchte umgekehrt eben wegen jener engeren Grenzen auf
jenen Versuch des D. keine Rücksicht zu nehmen; ob die Versuche zu
zeigen, dass er es dennoch gethan habe, gelungen sind, lasse ich dahin-
gestellt, da ich mit der Hineinziehung des A. in diese meine Darstellung
ohnehin die Grenzen derselben schon überschritten habe.
380) Lob eck Paralip. S. 30.
381) C. 16. A. 110.
382) S. A. 285. 378. Orion p. 94, 16 ff. iv tat tceql arifisLcav rov V^qov . . .
iv zm Jtsgl 6r}(iEL<ov 'Odv66£iccg. 119, 27. iv zotg örjfiEioig rov noirjzov. Der
eigentliche Titel war wohl tceqI 'Aqiozccq%ov 6t)[iel(ov OpriQov, s. Lehrs
Arist.1 S. 7 ff. 3S. 6 ff. Die auf die Ilias bezüglichen üeberreste hat Fried-
laender Aristonici jceqI ötj^elcov 'iXiädog reliquiae emendatiores, Göttingen
1853. 8. (vgl. W. C. Kayser Philologus XXI. 1866. S. 332-337), die zur
Odyssee gehörigen Carnuth A. n. a. '08. reliquiae emendatiores, Leipzig
1869. 8. (vgl. d. Rec. v. G. Schümann Phil. Anz. VI. 1874. S. 137 — 146)
Aristonikos von Alexandreia. Theon. 215
wesshalb er in der pseudo-hesiodeischen Theogonie ein Gleiches
gethau, 7CsqI t&v öiq^eicov xav ev rfj SeoyovCa fifötddov383a),
und nicht minder in den Werken und Tagen383b) aber auch
Commentare zur Ilias und Odyssee384) und zu Pindaros385).
Sein Sohn Ptolemaeos war gleichfalls Grammatiker und lehrte
gleich ihm in Rom386).
Theon387), der Sohn des Artemidoros388), ergänzte die com-
mentirende Th'atigkeit des Didymos, indem er, wie wir bereits
wiederholt gesehen haben, die seine den älteren alexandrinischen
gesammelt. Eine Probe von einer Reconstruction der letzteren gab vorher
Sengebusch Aristonicea, Berlin 1855. 4., s. Friedlaender Jahrb. f. Ph.
LXXVII. 1816-21 und W. C. Kayser a. a. 0. S. 337 — 342. — Römer
Zu den Scholien des Aristonicus, Bl. f. bayr. Gymnw. XII. 1876. S. 13—18
u. bes. in der A. 269 u. ö. angef. Abh. W. C. Kayser Aristonikos zu Hom.
IL XH, 15. X, 40, Philologus XV. 1860. S. 544—546.
383 Rb) S. A. 378. Orion p. 96, 27 ff. ev toig arnietoig 'Hgioöov, vgl.
C. 16. A. 121. Die Ueberreste hat Flach in den beiden dort angef. Abhh.
Jahrb. f. Ph. CIX. S. 818—822 (zur Theog.) und CXV. S. 437—440 (zu den
Op.) gesammelt.
384) Et. Gud. 348, 29. Koonog. ev v7to{ivri[iciTL 'iXiddog 'AoigtovChov.
Strab. a. a. 0. ev xoig neol tov MeveXäov nXdvrjg = Comm. z. Od. 8. In
diesen Commentaren zeigte er unter Anderem eine reine mythologische und
geographische Gelehrsamkeit, wie aus den vorhandenen Spuren ihrer Be-
nutzung bei Herodianos, Hesychios, Servius, Eustathios und Anderen (s. Lehrs l
S. 5—7. 3S. 6 — 8) ersichtlich ist. Auch die verderbte Stelle bei Ammon.
p. 103 (= Kallim. Fr. 524) ist jedenfalls nicht mit Valckenaer S. 181
und Lehrs S. 6 (5) so zu verbessern, als hätte A. auch einen Commentar
zur Hekale des Kallimachos geschrieben, sondern, mag nun der Herstellungs-
versuch von 0. Schneider Callimachea II. S. 672 vollständig das Richtige
getroffen haben oder nicht, sicher bezieht sich auch dies Citat auf den
zur Odyssee, und zwar vielleicht zu e (ev vno[ivr pari e- KccXXifiaxog für ev
vnoyivriiLctTi eytdXea'? s. Schneider a. a. 0.). Dass kein Grund ist auch
Commentare zu Hesiodos anzunehmen, zeigt Lehrs S. 7 (6).
385) Schol. Pind. Ol. I, 33. III, 31. VII, 153.
386) Ath. XI. 481 d und Schol. A II. z/, 423. IltoXepctiog 6 tov 'Aoi-
ozovlhqv. Bei Suid. FltoXe^icciog 6 'AgiotovCnov tov yocciiticctiHov jrar^, xai
ccvrog yoccniLcczinog. ccficpat de enedeUvvvro ev 'Pco^y ist aus demselben sein
Vater geworden. Denn zwar kann ja Letzterer auch Ptolemaeos geheissen
haben und auch schon Grammatiker gewesen sein; dass er aber auch schon
in Rom lehrte, ist ungleich weniger wahrscheinlich, wenn man bedenkt,
dass es nach dem Vorgang des A. ohne Zweifel auch dessen Sohn that:
das äficpco zeigt also wohl deutlich die Verwechselung.
387) Ahrens Bucol. Gr. II. S. XXVII— XXXI. C. Giese.De Theone
grammatico eiusque reliquiis, Münster 1867. 8. Doctord.
S. A. 207.
216 Dreissigstes Capitel. Die späteren alexandrin. u. a. Grammatiker.
Dichtern Lykophron389), Theokritos390), Kallirnachos für
dessen Al'ricc301), Apollonios dem Rhoder392) und auch noch
dem Nikandros393) zuwandte. Daneben beschäftigte er sich
aber auch mit den classischen Dichtern, schrieb gleich Didymos
ein Lexikon zu den Komikern394), vielleicht, wie schon be-
merkt wurde395), gleich dem Commentar zu den Alna des
Kallimachos nur eine Vollendung des von seinem Vater begonnenen
389) S. C. 9. A. 43. 44. Weiteres bei Giese S. 50 f.
390) S. C. 5. A. 75. Etym. Angel, p. VIII Ritschi, iv vitoiivriputi tg> slg
®s6xqitov (vgl. Schol. Theoer. I, 39). Weiteres b. Giese S. 42—46, der
auch das A. 207 angef. Bruchstück Et. M. *Aq{i6s hieher zieht.
391) S. C. 13. A. 99. Giese S. 49 f.
392) S. C. 14. A. 72. 74. 75. C. 27. A. 80. 89. Vgl. Giese S. 47—49.
Daraus erklärt sich denn auch die gelegentliche auffallende Uebereinstimmung
in den Scholien zu diesem und zu Theokritos, s. Ahrens a. a. 0. S. LX1V,
vgl. C. 14. A. 17. C. 22. A. 85. 234.
393) S. C. 10. A. 126. Giese S. 46 f. Vgl. A. 262.
394) Hesych. Praef., s. A. 281. Die natürlichste Auslegung dieser Worte
ist allerdings die, dass er auch eines zu den Tragikern verfasst habe, aber
nothwendig ist sie nicht, und von einem solchen ist sonst keine Spur, da
die heillos verderbte Stelle Hesych. 'Jyvatss, auf welche Ruhnken bei
M. Schmidt Quaest. Hesych. S. XXII und nach ihm Welcker Rhein.
Mus. 1834. S. 287 sich stützten, als solche nicht gelten kann, s. Ahrens
S. XXIX f. Giese S. 52—54. Freilich giebt es auch nur zwei ausdrück-
liche Citate des Th., welche sich auf das Komikerlexikon beziehen: Hesych.
ZnhaXoi. Phryn. p. 377 Lob., s. Giese S. 54 f. Gegen die Vermuthung von
Naber Proleg. ad Phot. lex. S. 9, in Wahrheit habe ein solches von
Didymos selber gar nicht existirt, sondern das sogenannte Komikerlexikon
desselben sei in Wirklichkeit das des Th. gewesen, welches dieser aus
den Commentaren des D. ausgezogen und etwa Gicovog lii-ig xeo/nx?) xara
didvfiov betitelt habe, s. Giese S. 62 f. Aber die eigne Vermuthung von
Giese S. 63 f. und schon von M. Schmidt Didym. S. 6, nach welcher die
betreffende Arbeit des Didymos und des Th. gleichfalls zusammenfallen
würde, indem Ersterer sich der Beihülfe des Letzteren bedient hätte, ist
um Nichts besser begründet. Naber und Giese stützen sich dabei gleich-
massig auf die höchst auffällige und vielleicht (s. Schmidt Didym. S. 71)
verdorbene Stelle Schol. Apoll. Rh. IV, 973 iv xri KcafiL-ni} Xi£ei xfj 6v(x-
pinxeo, welche auch von Hugo Weber De Hesychii ad Eulogium epistula,
Weimar und Halle 1865. 4. zu der nicht minder gewagten Vermuthung von
zwei verschiedenen Ausgaben vom Tragiker- und vom Komikerlexikon des
Didymos, von denen die lediglich alphabetisch geordnete r GvpfiiKxug ge-
nannt worden sei, ausgenutzt ist (vgl. d. Rec. v. M. Schmidt Jahrb. f. Ph.
XCL. 1865. S. 749—764). Einstweilen wenigstens wird die Ausübung der
ars nesciendi hier das allein Richtige sein.
395) S. A. 214.
Theon. 217
Werkes, ferner einen Commentar zur Odyssee396) und vielleicht
auch zu Pin dar os397). In seiner Auslegung des Apollonios
fasste er allem Anschein nach ausschliesslich die mythologische
und mythographische Seite ins Auge, und zwar dergestalt, dass
„das Object unter der Fülle des herbeigeholten Stoffs fast ver-
schwindet und nur die Frage nach den Quellen des Apollonios
die Erklärung des Dichters wirklich angeht" 398); und nicht anders
oder doch nicht viel anders wird er auch bei Lykophron und
Kallimachos zu Werke gegangen sein. Dass er im Uebrigen
aber doch auch die eigentliche Grammatikerthätigkeit nicht ganz
vernachlässigte, zeigt sein Komikerlexikon, und auch sonst sind
einzelne Spuren seiner Beschäftigung mit der Worterklärung und
Accentuirung aus seinen homerischen und sonstigen Commentaren
geblieben399). Wenn es übrigens wirklich von Didymos gilt,
dass er den seinen den Text beigab, so wird es auch von ihm
anzunehmen sein. Seine Schule in Rom übernahm Apion400).
396) Et. M. IlvsXog. 0. iv vnoiivjinaxi 'OSvaasLug. Et. Angel, p. XII
Ritschi Joqv. iv vnoyLvr]^a.xi Qecovog slq xqv 'Oövöasiav. Vgl. Crainer Anecd.
Par. IV. S. 61. iv v7ZO(ivrjcei . . . ©icovog. Et. M. "A-x[ir}vog. Steph. 'TitSQrjOia.
Ahrens S. XXVIII. Giese S. 38— 41.
397) Schol. Ol. V, 42, vgl. C. 22. A. 234. Ob dies jedoch aus diesem
Scholion geschlossen werden darf, ist sehr fraglich, s. Giese S. 41 f.
398) v. Wilamowitz Eurip. Herakles I. S. 156. Vgl. auch Giese
S. 66 f. und C. 14. A. 75.
399) Giese S. 67. Ahrens S. XXVIII ff.
400) Suid. 'Anioov, s. A. 207. Th. dürfte hiernach zur Zeit des Tiberius
gestorben sein, s. 264 u. Suid. a. a. 0. inaidsvas de ('Anicov) inl KaC6ccqog
aal KXavdtov iv 'Papy' rjv ds dicido%og ©scavog xov yqu^ati'Aov nah ovy-
XQovoj diovvGiov xov \iXi*ccQva.e6s<og. Nicht übel vermuthet Hillscher
a. a. 0. S. 368, die letztere verkehrte Angabe sei darauf zurückzuführen,
dass vielmehr Th. als Zeitgenosse des Dionysios von Halikarnassos bezeichnet
war; indessen war er doch offenbar nur dessen jüngerer Zeitgenosse.
Als Schüler des Apion (aber wohl in Alexandreia) erscheint bei Suid.
Avxiqwg 6 y.a.1 'AnoXXcaviog, 'AXs^avdQSvg, yqa^yiaxmog Apollonios mit dem
Beinamen Anteros, und Schol. A II. T, 243 begegnet uns Apollonios, der
Sohn des Theon, und eine Zurechtweisung desselben durch Ptolemaeos von
Askalon (nQog ds xctvxcc vytwg änscpr'ivccvxo xwsg, xcci b 'Aa-naXcovLxrjg). Bei
der völligen Ungewissheit über die Zeit des Letzteren (s. A. 67) steht der
Vermutbung von Graefenhan a. a. 0. III. S. 61, welche Giese S. 28f. zu
billigen geneigt ist, dass der von diesem Ptolemaeos bekämpfte Apollonios
eben Anteros sei, nichts Zwingendes im Wege (selbst so würde es übrigens
immer noch fraglich sein, ob T. selber gleichfalls auch in Alexandreia
lehrte); auf der anderen Seite aber ist es ebenso gut möglich, dass der
betreffende Theon ein anderer und früher lebender Mann als der Sohn des
218 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
Endlich muss hier schliesslich noch eines, wie es scheint,
im ersten Jahrhundert v. Chr. entstandenen Commentars zum
pseudo-euripideischen Rhesos von ganz eigentümlicher Art
gedacht werden, indem derselbe, wie unsere Scholien zu diesem
Stücke lehren, eigens zu dem Zwecke geschrieben war die Un-
ächtheit desselben nachzuweisen. Ob er mit einer Ausgabe ver-
bunden war, lässt sich nicht ganz mit Sicherheit ausmachen401).
Einunddreissigstes Capitel.
Rhythmik nnd Metrik.
Die Grundlage der rhythmisch-metrischen Theorie war bei
den Griechen stets die praktische Frage nach dem Masse (jjlbxqov)
oder der Masseinheit, welche allen rhythmisch-metrischen Com-
positionen zu Grunde liegt1), und man fand diese zuerst ganz
roh empirisch in Dem, was wir mit einer sehr schlechten, aber
leider nun einmal eingebürgerten Uebersetzung den Versfuss
nennen. Man tactirte nämlich ursprünglich und vielfach auch
noch später durch Auftreten des Fusses: durch jeden Niedertritt
ward der starke Tacttheil oder die Hebung bezeichnet, und daher
ward die Silbengruppe von einem solchen Fusstritt bis zum
anderen selbst ein „Fusstritt" (ßdtiig oder jtovg) genannt2). Von
Artemidoros und sein Sohn Apollonios vielleicht vielmehr der oben A. 99—101
besprochene Schüler des Aristarchos gewesen sei.
401) Denn „jetzt zwar erscheinen die kritischen Bemerkungen verzettelt
als Erklärungen zu kritischen Zeichen" (vgl. C. 16. A. 27 b), aber es ist
nicht zu sagen, ob sie als solche niedergeschrieben wurden", denn das
Ganze ist . . . nur durch einen anderen, doch wohl höchstens 100 Jahre
jüngeren Commentar, welcher sich die Widerlegung dieser Behauptung zur
Aufgabe stellte, oder vielmehr durch die verstümmelten Auszüge aus
letzterem, die den Grundstock unserer Scholien zu diesem Stück bilden,
erhalten. Kein Citat in dem älteren, übermässig tadelnden Commentar geht
unter das erste Jahrh. v. Chr. hinab. S. das Genauere bei v. Wilamo-
witz De Rhesi scholiis, Greifswald 1877. 4. und a. a. 0. S. 155 f.
1) S. zum Folgenden Brambach Metrische Studien zu Sophokles,
Leipzig 1869. 8. S. IXff. Rhythmische und metrische Untersuchungen, Leipz.
1870. 8. S. 3 ff. , an den ich mich anfänglich eng anschliesse. Vg]. jedoch
die Rec. v. Susemi hl Zur griechischen Rhythmik und Metrik, Jahrb. f.
Philol. CVII. 1873. S. 289—304, in welcher freilich jetzt auch schon Mehreres
veraltet ist.
2) Dass novg in metrischer Bedeutung zunächst diesen Sinn hatte, zeigt
Brambach M. St. S. 15.
Einleitung. 219
dieser ältsten, rohen Theorie, nach welcher der Vers so viel
Masseinheiten QietQa) als Fusstritte in diesem Sinne hat, ist
die Bezeichnung der gangbarsten Verse als sechs-, drei- und
viermässig, s%d{i6TQOV) tQc^stQov^ xetQa^etQOV^ die sich schon bei
Herodotos3) findet, geblieben4). Sodann aber erkannte man, dass
ein gemeinsames Mass doch selber stets die nämliche, unver-
änderliche Grösse haben muss, während die Versfüsse vielfach
von verschiedener Länge sind, die sich nach der verschiedenen
Zahl der zu einem jeden gehörigen langen und kurzen Silben
richtet, und der nächste Fortschritt war daher, dass man nun-
mehr die Silbe als Mass ansah5). Man blieb also auch jetzt
noch bei der metrischen Erscheinung stehen und gelangte noch
nicht zu dem Gedanken einer abstracten Tactlehre, welche ebenso
gut auf die Ton- und Tanzkunst wie auf die metrisch gebundene
Rede anwendbar war6). Man übersah aber auch noch, dass
keineswegs die Zeitdauer aller kurzen Silben unter einander, und
ebenso wenig die der langen unter sich von Natur die gleiche
ist; man hielt sich vielmehr einfach daran, dass in der metrischen
Rede oder im Verse die kurze meistens die Hälfte der langen
war6). Und so war es denn freilich auch schon von diesem
Standpunkte aus möglich die Versfüsse in einfache und zusammen-
gesetzte, Monopodien und Dipodien, ja vielleicht auch schon
3) I, 12 (doch s. Stein z. d. St.). 47. 62. 174. V, 60. 61. VII, 220.
4) Gleichwie bei uns mit „Mass" auch das Gemessene selbst be-
zeichnet wird, so ging es auch mit dem griechischen (iexqov: zunächst be-
zeichnet es freilich das Versmass, dann aber auch das durch dasselbe ab-
gemessene Ganze, den Vers, so erscheint es bei Aristoteles in der Poetik
neben einander bald in der ersteren bald, und zwar gewöhnlich iu der
letzteren Bedeutung, und so blieb der Gebrauch stets.
5) Mar. Vict. I, 12, 24 f. p. 51, 29 ff. Keil, quidam autem non pedem
metrum esse volunt, sed syllabam, quod hac ipsum quoque pedem metiamur,
et quod finita mensura esse debeat, pedes autem in versu variantur. alii
(d. i. Aristoxenus) rursum nee pedem nee syllabam metrum putant esse
dicendum, sed tempus etc. Aristol. Met. XIV, 1. 1087 b 36. [lexqov . . . iv
qv&iiols ßccoig rj ovXXctßr) (wo ßäoig falsch verstanden ist von Westphal
Metr. I2. S. 522. Anm., s. vielmehr Bonitz Ind. Aristot. 135b 6 ff., bei
Aristoxenos freilich bezeichnet ßccoig bekanntlich = „Niedertritt des Fusses"
nur den schweren Tacttheil). Aristox. bei Psell. §. 1 (p. 621 Caesar) = West-
phal a. a. Ü. I2. Anh. p. 18, 5 ff. r\ ovXXaßq ovxcog av t'xoi nqbg xbv qv&^iov
<bg xb [istQOV 7tgog xb [isxQOVfisvov, sltisq xoiovxov egxlv olov (istqelv xbv
QV&fiov. dXXa xovvov \i\v xbv Xoyov oi 7taXcuol k'cpccoav qv&{ilkol, 6 de ys
'Aqioxö^ivog ovk toxi, q>r)(>i\ [isxqov fj övXXaßjj. näv yccq [isxqov h. x. X.
6) S. die Polemik des Aristoxenos im weiteren Verlauf der angef. Stelle.
220 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
Tripodien, Tetrapodien, Pentapodien und Hexapodien zu theilen
und diesse Füsse und Reihen in die drei Tactarten (y£vv\ 7toÖLxa)y
welche uns bereits bei Piaton und Aristoteles begegnen7), die
daktylische, ianibische und paeonische8), einzugliedern, und von
da war es denn freilich nur ein einziger, aber ein sehr bedeut-
samer weiterer Schritt, dass Aristoxenos an die Stelle der kurzen
Silbe als Masseinheit das rhythmische Zeitatom (%Qovog 7tgcotog)
setzte und so von der Silbenmessung zu der allein richtigen
Zeitmessung überging, die Rhythmik als abstracte Tact- und
Tempolehre von der Metrik ablöste und ihr eine concrete rhyth-
mische Compositionslehre (Qvd-{iojtoucc) an die Seite setzte, von
welcher die Metrik oder metrische Compositionslehre wiederum
nur eine besondere Anwendung war8b).
7) Plat. Rep. III. 400 Äff. Aristot. Rhet. III, 8.
8) Hernach von Aristoxenos bekanntlich yevog i'aov, dinXccöiov, tj^lio-
Xiov genannt wegen des Verhältnisses 2:2, 2:1 und 1 x/2 : 1 der Hebung
zur Senkung.
8b) In der Abhandlung von Spiro Der kyklische Dactylus und die
lesbische Lyrik, Hermes XXIII. 1888. S. 234—258 findet sich freilich neben
vielen anderen übereilten Behauptungen (z. B. dass es keine anapaestischen
Tripodien gegeben habe), S. 241 f. auch die, dass Aristoxenos nach seiner
eignen ausdrücklichen Aussage Rhythm. p. 409 Marqu. (266—268 Mor.) vvv
de i](iiv neql ccvxov Xenxeov xov ev (iov6wij xaxxopevov qv&fiov nur vom
musikalischen Rhythmos handeln wolle. Spiro scheint also nicht zu wissen,
dass \i>ov6i%r\ im Griechischen sehr oft eine weit umfassendere Bedeutung
als die von Tonkunst hat, dergestalt dass sogar unter Umständen die Dicht-
kunst allein so bezeichnet werden kann (Plat. Phaed. 60 E ff.). Hätte er ein
klein wenig weiter gelesen, so würde er gefunden haben, dass Aristoxenos
im ersten Buch vom Rhythmos im Allgemeinen, der z. B. auch in der
Prosa, im Pulsschlag, im Ein- und Ausathmen vorhanden ist, und dessen
Arten gesprochen hatte und nun im zweiten von dem Kunstrhythmos sprechen
will, welcher der Dicht-, Ton- und Tanzkunst gemein ist: p. 411, 7 ff.
Marqu. (278 Mor.). dioaqelxai de 6 %qovog vnb xäv QV&[ii£o[iei>cov xoig endorov
avxwv [legeoiv. eaxi de xa QV&^o^evcc xqicc' Xe£ig, peXog , v.ivr\Gig oco^taxiyi^.
Und wenn er dann noch etwas weiter gelesen hätte, würde er eingesehen
haben, dass Aristoxenos nicht bloss die Rhythmik, sondern auch sogar
noch die Rhythmopoeie als Grundlage der Metrik ansah: p. 412, 7 ff. Marqu.
(284 Mor.). aavvQ-exov drj (hccI cvv&exovy %qovov nqbg xr\v xr\g qvd-fionouag
XQTjGiv ßXenovxeg eqov^ev olov rode xi' (iccv xiy %qovov [liye&og vnb [iictg
avXXaßrjg rj vnb cp&oyyov evbg rj 6ri(ieiov (= Tanzpas) nocxccXricpd'fj,
cc6vvd"exov xovxov eqovpev xbv %qovov eocv de avxb xovxo [leye&og vnb
nXeiovcov cpQ'oyymv r] f-vXXccßcov rj Grjfielcov %axaXrlrpQ'f} , evv&exog b
XQovog ovxog qr\&r\aexai^ und dass die dann p. 288 Mor. folgende genauere
Unterscheidung ocnXcog per dövv&exog (nämlich nqbg xr\v xr\g qv&fionoiLag
Einleitung. 221
Es war sehr natürlich, dass, nachdem dieser allein richtige9)
Standpunkt der Betrachtung dergestalt kaum erreicht war, doch
XQrjGiv) Xsysc&co b vnb (irjSsvbg xcov qv&hl£o{ievcov 8ir}Qr){LEvog' cooavxcog 8s
■aal Gvv&ETog b dnb ndvxcov xcov Qv&fiifcoiisvcov SirjoriiiEVog' nr\ 8s övv&sxog
-aaC nr\ dovvdsxog 6 vnb [isv xivog 8irjQr}^iEVog , vnb 8s xivog d8iaiqsxog cov.
b [isv ovv dnXcog davv&sxog xoiovxog av xig «fy, olog ft^O"' vnb ^vXXaßcov
nXsiovcov {trift' vnb cp&oyycov ju.rj'fr vnb gyhieicov aatE%E6&ai' o 8 anXcog
cvv&sxog b vnb ndvxcov , xal nXsiovcov r) svbg Kaxs%oLiEvog' o 8s iLvaxog co
6Vfißsßr}7iEV vnb cpftoyyov [isv svog, vnb avXXccßcöv 8s nXsiovcov ■aaxaXricpQ'riv ai
(wenn also z. B. da, wo im Gedicht [und der Melodieführung] ein Daktylos
steht, die Begleitung nur zwei Töne von je zwei %qovoi nocoxoi, also einen
Spondeios hat) r) dvdnaXiv vnb ovXXaßrjg (isv piäg, vnb cp&byycov 8s nXsiovcov
(also z. B. Text Spondeios , Musik Daktylos) kaum anders vollkommen ver-
ständlich ist, als wenn Aristoxenos obendrein annahm, dass in der griechi-
schen Vocalmusik die Tactart der musikalischen Composition ganz dieselbe
war wie die des Gedichts, ganz anders als in der unseren. Wenn also
Spiro dies besser weiss, so geschieht es wenigstens auf seine eigne Gefahr,
und er hätte doch mindestens erst versuchen sollen die eindringende Be-
weisführung Westphals Die Fragmente und die Lehrsätze der griechischen
Rhythmiker (Leipzig 1861). S. 3—6 zu widerlegen. Und dabei haben längst
Caesar und Westphal, auf den er glaubt von oben herabsehen zu dürfen,
die richtige Erklärung dieser überdies gar nicht dunklen Stellen gegeben!
9) Wie ein Irrthum des Aristoxenos in der eben zuletzt angegebnen Hin-
sicht möglich gewesen wäre, ist in der That nicht abzusehen. Auch würde
sonst der einzigartige Formenreichthum der antiken Metrik unerklärlich.
Damit fällt aber, wie mir scheint, auch bereits die ganze neue metrische
Theorie, welche Spiro vorbringt, über den Haufen, wenn auch v. Wila-
mowitz, von welchem sie stammt, sie sicher besser zu begründen ver-
mag, als es von Spiro geschehen ist. Allerdings erklärt sich Spiro
S. 242 f. mit Recht gegen den Missbrauch, welcher mit Dionys. v. H. C.V. 17.
p. 108 f. R. xca xo ys rjgcoiabv [iexqov . . . naoaSsiy^a 8' avxov x68s (Od. t, 39)*
'LXloQ'sv {is cpsQcov avEfiog Kwovsaoi nsXacosv.
oi (isvxoi (jvd'iiLTioi xovxov xov no8bg (näml. xov SwaxvXov) xr)v (ictHociv
ßqa%vxsQav slval cpuGi xrjg xsXsiag' ovv. s"%ovxsg 8' slnsiv noöco, -aaXovoiv
ccvxrjv aXoyov sxeqov 8' dvxiöxQOcpov xiva xovxco qv&liov, og uno xcov
ßoa%sicov dq^dyt,svog sni xr)v aXoyov xavxr\v xsXsvxa, %coqiGavxsg dnb xcov
dvanaioxcov -avaXiov (so trotz Spiro wahrscheinlich richtig G. Hermann
für %vaXov) naXovai , naqdSsiy^a avxov rpsqovxsg xoiovSs*
%s%vxai noXig vtyCnvXog aaxd yäv
von Anderen und auch von mir fort und fort getrieben ist: es ist hier also
von anapaestischen Versen beschleunigten Tempos die Rede, und solche
Verse sollen xvaXioi genannt worden sein. Diesen Namen auch auf die
analogen Daktylen zu übertragen widerspricht geradezu den übrigens ver-
wirrten oder lückenhaften Worten des Dionysios: man erwartet vielmehr
nach dem Zusammenhang etwa: of {isvxoi QV&[iiaoi (sv xovxco xco naqa-
222 Eirmnddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
nunmehr eine Scheidung der Theoretiker auf diesem Gebiete in
Rhythmiker und Metriker oder Musiker und Grammatiker ein-
trat, von denen nur die ersteren dem Vorgange des Aristoxenos
folgten, die letzteren aber an der Silbenzählung festhielten,
freilich nicht ohne dabei der neuen rhythmischen Theorie einen
mehr oder minder starken Einfluss zu gestatten, was denn zu
einem sehr unorganischen Gemenge führen musste. Denn die
eigentliche Blüte der für den Gesang geschaffenen Dichtung war
ja vorüber, und für die neu erstehende philologische Wissen-
schaft waltete, so weit sie überhaupt auf diese Fragen genauer
einging, zunächst nur das Interesse ob die metrische Gliederung
der alten classischen Erzeugnisse dieser Poesie zu verstehen; die
musikalische Composition derselben in Betracht zu ziehen blieb
den gelehrten Musikern von Fach überlassen. Es ist möglich,
dass ein so vielseitig gebildeter Mann wie Aristophanes von
Byzanz bei seiner Thätigkeit auf diesem Gebiete auch die er-
forderlichen musikalischen Kenntnisse besass, aber ob es wirk-
lich der Fall war oder nicht, das können wir, wie schon früher
bemerkt wurde 9b), nicht beurtheilen, und wenn er, was sich aber
auch durchaus nicht entscheiden lässt10), der Urheber des älteren
dsLyputi) x. t. X., und ganz dazu stimmen auch die Aeusserungen 20. p. 143 f.
über den Vers Od. X, 598, von dessen fünf Daktylen es heisst: nai ovxoi
ys 7tccQttd£di<oyiiEvccg e'xovtsq rag aXoyovg, cogts ju.17 noXv dtacpigsiv tvtovg
xmv TQO%al(ov. Von Verbindungen von Trochaeen und Daktylen, Iamben
und Anapaesten zu den sogenannten Logaoeden ist hier gar keine Rede,
und für die rhythmische Messung der Daktylen und Anapaeste in solchen
Verbindungen (in Bezug auf welche ich übrigens Caesars Ansicht, dass
die Länge 6/4 und jede der beiden Kürzen % Moren hatte, für die einzig
richtige halte) , ist aus diesen Stellen schlechterdings Nichts zu erschliessen.
Genau ebenso grundlos ist aber auch die Behauptung von Spiro (vgl. auch
Kiessling Ausg. des Horatius I2. S. 3 und gegen ihn unten A. 51), dass
man solche Verse auch gar nicht als derartige Verbindungen ansehen,
sondern sie nur in Kola zerlegen dürfe. Warum hätten sich denn eigent-
lich die griechischen Lyriker die Mühe gemacht gerade in diesen be-
stimmten Kolen zu dichten? Für die musikalische Composition sollen die
letzteren ja nach Spiro keine Bedeutung gehabt haben, folglich hätten
hier alle beliebigen anderen Silbenschemen genau denselben Dienst gethan;
für blosse Declamation oder gar blosse Leetüre arbeiteten ja aber diese
Dichter nicht, sondern für den Gesang. Weiter auf eine Widerlegung
Spiros, die nicht schwer sein würde, einzugehen gehört hier nicht zur
Sache. Vgl. auch A. 2.
9b) C. 16. S. 438 mit A. 34b.
10) S. unten A. 32. 34. 34b.
Die ancharistoxenischen Rhythmiker. 223
von denjenigen beiden, bald zu besprechenden metrischen Systemen
sein sollte, welche, in der Alexandrinerzeit entstanden, mass-
gebend für die folgenden Jahrhunderte wurden, so würde man
dies entschieden verneinen müssen.
Aber auch den Rhythmikern ist es allem Anscheine nach
nicht gelungen das rhythmische System des Aristoxenos in irgend
einem Stücke noch zu verbessern. Wir wissen im Uebrigen sehr
wenig von ihnen11); nur von einer einzigen Schrift, von der sich
freilich auch weder der Titel noch der Verfasser noch die Ent-
stehungszeit angeben lässt12), deren Inhalt aber von Aristeides
Kointilianos13) als die Theorie Derjenigen bezeichnet wird, welche
die Rhythmik von der Metrik trennen (ot %a)QL£ovTsg), haben
wir genauere Keuntniss, und da ersehen wir denn aus seinem
Auszuge, dass alle Abweichungen, welche diese Schrift von
Aristoxenos enthielt, ausnahmslos als Verkehrtheiten anzusehen
sind14).
11) Dionys. v. Hai. a. a. 0. (s. A. 9). Bei Porphyr, in Ptolem. p. 219,
wo Dionys. v. Hai. d. J. citirt wird, hat Westphal Metr. I2. Anh. S. 25
statt wavoviKol Z. 15 (jlovol-hol in den Text gesetzt, aber s. Caesar Grund-
züge der griech. Rhythmik (Marburg 1861). S. 286 f.
12) Der Titel war vielleicht \Pvofyuxa 6xoL%£ia. Jedenfalls war das
Ganze nur ein überarbeiteter Auszug aus dem zweiten oder auch zweiten
und dritten Buche der so betitelten Schrift des Aristoxenos, wie die Wieder-
gabe bei Arist. Quintil. de mus. I, 13 f. (bis p. 23, 21 Jahn. 32, 10 Westph.
51, 1 Caes.) 18 f. p. 31—35. 40—43 Meib. lehrt. Es steht aber nicht einmal
so viel fest, ob derselbe in vorchristlicher Zeit entstanden ist. Denn was
das Zeitalter des Aristeides anlangt, so hat Caesar a. a. 0. S. 1 — 36 in
hohem Grade wahrscheinlich gemacht, dass derselbe erst gegen Ende des
3. Jahrb. n. Chr. gelebt habe. Ihn hat dann freilich Alb. Jahn Arist.
Quint. de mus. libri III, Berlin 1882. S. XXI. XXXI zu widerlegen und
diesen Schriftsteller spätestens der ersten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr. zu-
zuweisen versucht, und Westphal Metr. I3. S. 20 f. weiss sogar schon
ganz sicher, dass derselbe ein Freigelassener des Rhetors Quintilianus war;
aber wenn die Sache auch nicht völlig zweifellos ist, so hat doch allem
Anscheine nach Caesar Disput, de Aristidis Quintiliani aetate, Mar-
burg 1883. 4. Supplementum disputationis de A. Qu., Marburg 1884. 4.
seine Ansicht mit dem besten Erfolg vertheidigt.
13) I, 18 z. A. p. 40 Meib. of [jlsv ovv av^inXs-Kovxsg rfj iisxQwij ü'scoqloc
xrjv nsQi QV&iiav xoiavxrjv xivu Ttsnoiqvtai xr\v x£%voXoytctv' oi Ss %(oql-
£0VX£Q EXSQCOg TC010V6L X. X. X.
14) So erkannte sie in Uebereinstimmung mit den Metrik ern , aber im
Widerspruch mit Aristoxenos (Rhythm. p. 302 Mor. p. 415, 13 ff. Marqu.)
den Pyrrichios bereits als Tact an, wovon denn die nothwendige Folge
der Widersinn war, dass demgemäss der unaufgelöste Paeon _ u _ für
224 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik undjMetrik.
Aus demselben Aristeides Kointilianos, und zwar gleichfalls
aus dem rhythmischen Abschnitt von dessen Encyklopaedie der
musischen Künste, und aus den aus derselben Quelle geflossenen
Bruchstücken einer Pariser Handschrift lernen wir auch ein
metrisches System kennen, von welchem sonst nur wenig Spuren
geblieben sind15), und welches dieser16) Denjenigen zuschreibt,
die die Rhythmik mit der Metrik verflechten (ot öv^i7t?Jxovr8g
rfj [leTQiKfj ftecoQla xv\v 7CsqI (Jv&hcdv). Vielleicht darf man gerade
daraus, dass dies System bei den späteren Metrikern so wenig
Anklang fand, und daraus, dass der Urheber desselben ungleich
einen einfachen , der aufgelöste _ u u u oder v \j w _ für einen aus Trochaeos
und Pyrrichios oder Pyrrichios und Iambos zusammengesetzten Tact an-
gesehen werden musste und aus der aufgelösten paeonischen Dipodie
wuu wwu sogar das Monstrum einer vermeintlich aus Pyrrichios,
Iambos , Trochaeos und Pyrrichios zusammengesetzten Reihe entstand
(s. Susemihl a. a. 0. S. 291). Höchstens kann man darüber zweifelhaft
sein, ob es ein Fortschritt oder ein Rückschritt war, wenn der Urheber
dieser Schrift (p. 35 Meib.) zweimal neben den drei regelmässigen Tactarten
nur noch von epitritischen Tacten sprach, während Aristoxenos (p. 14, 6 ff.
Westph.) auch noch triplasische anerkannte. Indessen ist auch hier das
Letztere viel wahrscheinlicher, s. Susemihl a. a. 0. S. 291 — 293. Im
üebrigen s. das Genauere bei Westphal a. a. 0. I2. S. 89 f. 581—590,
auch Caesar Grundzüge S. 225—236. Susemihl a. a. 0. S. 289 ff.
15) Schol. metr. Pind. Ol. 2. 4. in. r\' fr '. Ol. 13. arg. e'. Bakch. Isag.
p. 24 f. Meib. (bei Westphal Metr. I2. Anh. S. 47 f.). Mar. Victor. II, 2, 36 ff.
Gaisf. p. 73, 23 ff. Keil. Die Bruchstücke aus der Pariser Hdschr. 3027
(zuerst veröffentlicht von Vincent Notices et extraits des Manuscrits
T. XVI, Paris 1847) stehen bei Westphal a. a. 0. S. 44 f. Der Verfasser
des Aufsatzes, aus welchem sie stammen, und Aristeides haben offenbar
dieselbe Quelle gehabt, ein Buch, welches schon ebenso wie die Rhythmik
des Aristeides aus der Schrift der XaQigovzss und der der Zv(i7zl8yiovrsg
zusammengebraut war. Dagegen war allem Anschein nach in der Vorlage
des Bakcheios die Lehre der Letzteren allein in etwas abweichender Fassung
und wohl beträchtlich kürzer vorgetragen; diese Vorlage war jünger als
Nikomachos (s. p. 23 Meib. 46, 15 Westph.). Vgl. hierüber Susemihl De
fontibus rhythmicae Aristidis Quintiliani doctrinae, Greifswald 1866. 4. mit
den Nachträgen und Berichtigungen Jahrb. f. Ph. CI. 1870. S. 510—513.
16) S. die A. 13 angef. Worte. Mit diesen ist das Ende des aus den
Zv[i7vX8Y.ovTeg geflossenen Abschnitts und die Rückkehr zu den Xcogifavtsg
ausdrücklich bezeichnet. Der Anfang jenes Abschnitts andrerseits ist m. E.
die A. 12 angedeutete Stelle (an welcher freilich Caesar und Jahn nicht
einmal einen Absatz gemacht haben). Ausserdem stammt aber auch noch
II, 15. p. 97 — 100 Meib. (p. 59, 14 — 61, 3 Jahn. 68, 19-61, 11 Caes.) aus
derselben Quelle.
Die 2v[i7t\eHovx£g des Aristides Quintilianns. 225
mehr rhythmische Einzelkenntnisse besass16b), als wir sie sonst
bei den Metrikern gewahren, freilich ohne innerliches Verständniss,
den Schluss ziehen, dass es das ältste von allen gewesen sei17).
Die Haupteigenthümlichkeit dieser zum Theil recht seltsamen 17b)
Theorie besteht in der Zelegung fast aller Verse und metrischen
Kola in lauter zweisilbige Füsse18).
16 b) Wir verdanken ihm allein die hochinteressanten Nachrichten über
den nccLcov snißatog, gtcovSeioq [iel£cov, oQ&iog und tQO%alog 6rjiKxvz6g.
17) Vgl. Susemihl a. a. 0. S. 294 ff.
17 b) Doch s. A. 28.
18) Wie aus der offenbar gegen den Erfinder oder doch einen Anhänger
derselben gerichteten Polemik bei Mar. Vict. a. a. 0. erhellt, zerhackte
jener sogar den Hexameter in dieser wunderlichen Manier:
_u|u_|uu|_u|u_|uu|_w|u_|^
Der einzelne Daktylos (hier auch avänaiaxog anb [isifavog genannt) und
Anapaest, der og&iog und tQO%cttog Grj^iavtog l II II l, inconsequent auch
der 7tQOY.8XsvCfiatiY.bg dutXovg., endlich auch der naicov dtäyviog _ w _ und
snißccTog werden (zum Theil unrichtig) als Monopodien anerkannt,
also allerdings auch drei-, vier- und fünfsilbige, ausser den Monopodien
aber auch die Reihen aus lauter gleichen Monopodien als nodsg oder ge-
wöhnlicher qv&[loI cctzXoZ oder dövvd'stoL bezeichnet und der Tactart ihrer
Monopodien beigezählt, was auch dann noch geschieht, wenn diese Mono-
podien an Länge verschieden sind, aber derselben Tactart angehören, wie
z. B. nach diesem System die Ioniker in 7tQ0Y.fXev6pLativ.bg ccnXovg (Pyrrichios)
und Spondeios oder umgekehrt zerfallen und daher zur daktylischen Tact-
art (oder dem yivog L'gov) gerechnet werden. Alle aus verschiedenen Mono-
podien bestehenden Kolaheissen Qv&fiol avv&szot,; es wird hier aber zunächst
nur die Dipodie, welche ov£vyLce, und die Tetrapodie, welche wie über-
haupt jede über die Länge der Dipodie hinausgehende Reihe nsoioSog
genannt wird (dieselben Bezeichnungsweisen finden sich auch bei Hephaestion,
Heliodoros, Schol. Heph., s. Hofmann Heidelb. Jahrb. 1871. S. 426), an-
erkannt. Wo aber eine Theilung der Reihe in lauter zweisilbige Füsse gar
nicht möglich ist, oder wo diese Füsse nicht zu derselben Tactart gehören,
da wird eine Mischung der Tactarten angenommen, wie beim Dochmios,
der in Iambos und Paeon, und einem (angeblichen oder wirklichen) zweiten
Dochmios (jedenfalls nicht, wie Caesar meint, dem vorher bereits zwei-
silbig abgetheilten Glykoneion), welcher in Iambos, Daktylos und Paeon
zerlegt wird, und den Prosodiakern (nach Rossbachs oder Westphals
richtigen Conjecturen: u_|uu|_u, ferner u_| u_| uw| _u oder vielmehr
wohl u_|uu| _ u|u_ und endlich mit Zurückgehen nicht auf die Mono-
podie, sondern die Syzygie uu| _ ^ u _), nach dem Obigen sogar auch
beim Hexameter. Endlich werden neben die qv&ilol ugvv&etoi und avv-
&EtoL noch die [ilyxol in einem anderen Sinne gestellt, d. h. alle vier-
silbigen Füsse, welche als solche, aber auch als Syzygien zweisilbiger an-
gesehen werden können, wie der seltsamerweise hier YQTjtiYog genannte
Ditrochaeos, der Diiambos, Choriambos und Antispast, von denen die beiden
Sttsemihl, griech.-alex. Litt. Gesch. n. 15
226 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
Dagegen haben, wie schon bemerkt, zwei andere metrische
Systeme die ganze Folgezeit beherrscht19). Das eine, ältere,
welches früher fälschlich für das jüngere gehalten ward20), ent-
stand wohl ohne Zweifel in Alexandreia21) und blieb bei den
späteren griechischen Metrikern von Philoxenos und Heliodoros
ab21b) das alleinherrschende; zusammenhängend, aber in äusserster
summarischer Kürze und ebendesshalb dennoch unvollständig liegt
es uns in dem kleinen Handbuch des Hephaestion vor; die ursprüng-
liche Gestalt scharf von allen späteren Modifikationen zu sondern
sind wir schwerlich noch im Stande. Es schliesst sich mehr als
das andere an die Rhythmik an. Aus ihr hat es die Gruppirung
der Monopodien nach den freilich, wie gesagt, schon früher unter-
letzteren hier den Namen ßccx.%siog, alle drei auch den Namen dccnzvlog
mit einem unterscheidenden Beisatz (xazu i'ccfißov , kuxu ßanxeiov zbv dnb
zQo%atov und tdußov) führen. Und so hat dies System noch vielfältig seine
eigne Terminologie. Xogsiog bezeichnet hier wie auch sonst (s. A. 42) den
Tribrachys. S. Caesar Grundzüge S. 146 — 225, wogegen die Darstellung
von Westphal I2. S. 590 — 599 voller Fehler und Lücken ist. Vgl. auch
Weil Jahrb. f. Ph. LXXXV. 1862. S. 346—348.
19) Wir danken die Erkenntniss hievon und die klare, freilich noch
nicht durchweg richtige Unterscheidung beider den Untersuchungen von
Westphal II1, 2. S. 20. 174 (s. bes. S. 167 ff.). P. S. 105—232.
20) Das Richtige hat erst Leo Die beiden metrischen Systeme des
Alterthums, Hermes XXIV. 1889. S. 280—301 erkannt.
21) Leo S. 284: ^HcpaiGtLcov 'Als^ccvdQsvg (Suid.) : als Alexandriner
würde ihn allein das Capitel nsgl 6r}(i£i'(ov charakterisiren. Heliodoros ist
der Lehrer des ygafi^aziytog 'AXsi-avdQ8vg Minucius Pacatus (Suid. Elqr]vatog
u. Uaxarog); seine aristophanische Kolometrie gehört ihrem Wesen nach
in den Kreis alexandrinischer Arbeit; er citirt den Seleukos (woran nicht
gezweifelt werden darf; wahrscheinlich einen Commentar; Prise. II, 428, 1).
Der dritte und älteste uns erreichbare Vertreter des Systems (s. A. 27) ist
der alexandrinische Grammatiker Philoxenos. . . Ihm, einem hervorragen-
den Forscher auf dem Gebiete der Formenlehre, der nebenbei auch tkqX
fiszqcov schrieb, wird Niemand die Erfindung des Systems zuschreiben,
welches wir somit, da wir es nach seinem Urheber nicht nennen können,
das alexandrinische nennen mögen".
21 b) Obgleich ich die Darstellung des Philoxenos der nachalexandrini-
schen Literaturgeschichte überlassen habe, muss ich doch Hillscher
a. a. 0. S. 371 zugeben , dass dessen Zeitalter völlig unsicher und nicht
einmal der Versuch von Kleist De Philoxeni studiis etymol. (Greifs-
wald 1865). S. 8 nachzuweisen, er könne erst nach dem Erscheinen von
Varros Schrift de lingua Latina gewirkt haben, geglückt ist, s. C. 30.
A. 175d. Ueber die Zeit des Heliodoros vgl. Susemihl Jahrb. f. Ph.
CVII. S. 296. A. 9.
Das ältere metrische System. 227
schiednen Tactarten und der Zahl der Moren (%qovol itQwtoi)
unter dem neu ausgeprägten Namen i%i7cXo%,r\ und innerhalb
einer jeden derartigen Gruppe wiederum möglichst nach dem
Gegensatz des Anfaugs mit der Hebung oder der Senkung, welchem
hier die Bezeichnung der Antipathie (avxnta&Eia) beigelegt wurde.
Die derartig zu derselben Gruppe oder ejtLTtXoxrj gehörigen anti-
pathischen oder doch sonst verschiednen Versfüsse wurden wechsel-
seitig aus einander hergeleitet durch Voranstellung (jtQoö&eGig)
und Wegnahme (aqxxiQEöig) von Silben22). Auf einen Einfluss
der Rhythmik wird überdies auch wohl die Unterscheidung
22) Die beiden dreizeitigen Monopodien Trochaeos und Iambos bilden
die ethtiXoy.i\ dvccdwrj xQL6r}[iog, durch Voranstellung einer kurzen Silbe
wird eine trochaische Reihe iambisch, durch Wegnahme einer solchen am
Anfang eine iambische trochaisch. Bei den beiden vierzeitigen Monopodien
Daktylos und Anapaest steht die Sache gerade so, nur müssen hier zwei
kurze Silben oder eine lange vorn angesetzt oder weggeschnitten werden,
auch die EitmXoY.i\ tstQccarjfiog ist also eine dvccdiKrj. Genau dasselbe Ver-
hältniss zu einander haben unter den sechszeitigen Verstacten die beiden
Ioniker, aber hiebei hört nun auch die Verbindung der ininXoK^ mit der
Antipathie auf, denn die beiden anderen sechszeitigen, Choriambos und
Antispast, stehen unter einander erst in der „zweiten" (s. A. 25), mit den
Ionikern aber in gar keiner Antipathie , dennoch ist bei allen vier dieselbe
Spielerei der Herleitung aus einander durch TCQOö&Eaig oder a(pcciQ86ig immer
wieder von einer Silbe möglich, durch welche denn diese ethtiXoy.j\ e^cc-
or}(Aog TETQccdiHj] vermittelt wird. Bei den fünfzeitigen Füssen fällt die
Herleitung aus der Antipathie vollends ganz weg, denn die letztere würde
ja am metrischen Schema Nichts ändern: ± \j \ _ und _|ui, allerdings
aber lassen sich die beiden Bakcheien wieder genau ebenso durch Weg-
lassung der ersten und wiederum der nächsten Silbe aus dem Paeon oder
Kretikos herausbilden. Dies ist der von Westphal P. S. 603 — 625.
II2. S. 114—120 (vgl. I3. S. 214 ff., s. dagegen Christ Jahrb. f. Ph. XCIX.
1869. S. 374 f.) völlig verkannte Sinn der Bemerkung Schol. A Heph. p. 125
Westph. , dass es in der paeonischen Tactart nicht in derselben Weise eine
bTtmlov.!] gebe wie in der iambischen und daktylischen: xo ds nccimviyiöv
tTtiTcXoHrjv ovh e%ev mg xä nQOSiQrjfisva , vgl. Schol. A Heph. p. 199 W. xo
■KQYlXfilbv SlCCCpEQEl 7lQOg XCC CtXXci [ISXQCi. XCC [IEV yCCQ ClXXcC "ACtx' CCCpCClQ£6LV
xä ävxLTtccfi-ovvxa avxoig [iexqcc xlktei . . . xo (isvxol HQrjXLHov nax' utpcct-
qsolv xy\g iv xrj ccqxovotj iicntoag noiEi.xo ßctK%ELa%bv [iexqov, o {LOvoEidsg
avxcp. Von hier aus ersieht man nun aber auch, dass die (auch von Suse-
mihl Jahrb. f. Ph. CI. 1870. S. 498—601 mit Unrecht gebilligte) Annahme
von Westphal, der Antispast sei erst später in diese Lehre von der etil-
nXo-Aifj hineingetragen, und der Urheber der letzteren habe diesen Versfuss
noch nicht gekannt oder anerkannt, bodenlos und vielmehr das Gegentheil
richtig ist. S. auch Schol. A Heph. p. 125 f. 154 f. 173. 189 ff. u. besonders
Schol. B Heph. p. 136 ff. W.
15*
228 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
akatalektischer und katalektischer, brachykatalektischer und hyper-
katalektischer Verse (fif'roa) zurückzuführen sein23). Alle mög-
lichen Combinationen kurzer und langer Silben zu zwei-, drei-
und viersilbigen Füssen wurden vorgenommen und so auch der
sogenannte Antispastos ^ _ _ ^ construirt, eine der grössten Ver-
irrungen dieses Systems so wie desjenigen der Uv[i7tXexovTeg.
Je nach der Zusammensetzung aus diesen Füssen wurden die
zum Theil nionopodisch, zum Theil dipodisch gemessenen Verse
in gleichartige ([lovoeidrj), d. h. aus lauter gleichen, gemischte
(iilktcc), d. h. aus verschiednen Füssen bestehende, und episyn-
thetische (ßiti<5vv&£%a) eingetheilt, d. h. Verse, die aus mehreren
derartig gestalteten Reihen (xcoXa) bestehen, dass jede dieser
Reihen unter sich gleiche, aber von denen der anderen Reihe
oder Reihen verschiedene Füsse hat24). Nun nahmen die Ver-
treter dieser Theorie aber überdies noch eine nähere Verwandt-
schaft (pvyL7tu&Eia) zwischen den Diiamben und Choriamben auf
der einen und den Antispasten auf der anderen Seite und ebenso
zwischen den Ditrochaeen und den Ionikern an und fanden daher
eine „zweite Antipathie" zwischen Ditrochaeen oder Antispasten
und Choriamben und zwischen Diiamben und Ionikern25). Und
so wurden denn die gemischten Versarten noch wieder in anti-
pathisch und in sympathisch gemischte26) oder ähulichartige
23) Denn dies hängt doch wohl mit den Pausen und Dehnungen der
rhythmischen Compositionslehre zusammen. Auch die Theorie des Poly-
schematismus in diesem metrischen System mag in der Lehre des Aristo-
xenos vom Unterschied der Tacte nach dem Schema (s. Susemihl a.a.O.
S. 505 — 510) ihren Anhalt gehabt haben. Im Uebrigen ist gegen die Ver-
suche Westphals die Abweichungen der Metriker von Aristoxenos mög-
lichst zu verkleinern mit riecht von verschiednen Seiten Einsprache er-
hoben, so von Gerh. Schultz Quibus auctoribus Aelius Festus Aphthonius
de re metrica usus sit, Breslau 1885. 8. (Doctordiss.). S. 2.
24) Also z. B. Verse aus einem daktylischen und einem trochaischen
Kolon.
25) Schol. Heph. p. 208 W. egxl ds devxeqa avxniü&siu fj iv xotg avv-
fthoig ivuvxiooGig, Xsyco iv xotg xeTQccGvXXdßoig, olöv egxl xb ccvanaiGxoig
(6 ccvTianaöTog Gaisford, xb ccvxlgtcccgxl'xov Caesar De versibus asynartetis,
Marburg 1864. 4. S. XIII, xov avxiG-ituGxov <nai xov xoQtdfißovy West-
phal). Schol. Saib. ebendas. ösvxsquv 8e avxnttäuuv xr\v hv xotg gvv-
#£toi?, Xsyco de xr\v sv xotg xsxgccGvXXccßoig. Schol. A Heph. p. 189 ff. W.
xb %0Qicc[ißiyibv xb avxt7ia%'\g ctvxov avxiGitUGxi-Aov nccoaXocßcov . . . oxctv . . .
xb %OQiciyi$iHbv Xccßr] xccg XQo%ot'£yt.o\g r\ xb Icovinbv xccg IccpßiKag, v.ccXovvxcci
%ccx' ocvxinccQ'siocv.
26) Die antipathischen von der zweiten Antipathie zerfallen wieder in
Das ältere metrische System. 229
(xat avxnta$£iav piKta oder avxi7ta%r\ und* Kcttcc GvyLitud'Siav
piKta oder 6[ioi,oei,drj) unterschieden und die letzteren wieder
mit den gleichartigen als die ursprünglichen {itgoxorvita) gegen-
über den anderen als den abgeleiteten (Ttagaycnya) zusammen-
gefasst. Es sind bei Hephaestion das iarabische, trochaische,
daktylische, anapaestische, choriambische, antispastische Metron,
die beiden ionischen und das paeonische, bei Philoxenos, der
vermuthlich die ältste für uns verfolgbare Gestalt dieser Lehre
darstellt, war die Ordnung eine etwas andere und noch das
prokeleusmatische hinzugefügt27). Verse aus Daktylen und Tro-
chaeen oder Anapaesten und Iamben hiessen daktylisch- oder
iambisch-logaoedische; wenn sie aber nur einen Daktylos oder
Anapaesten hatten, wurden sie vielmehr in viersilbige Füsse oder
Dipodien zerlegt28). Nach einem anderen Gesichtspunkt wurden
epichoriambische, in denen auf einen Ditrochaeos oder Antispastos ein
Choriambos, und in epionische (und peigovos und iXaaaovog) , in denen auf
einen Diiambos ein Ioniker folgt, Heph. p. 82 — 87. Schol. A Heph. p. 190 W.,
die von der ersten Antipathie, welche bei Hephaestion gleich den im-
ovv&ercc unter den Asynarteten (s. A. 30) behandelt werden , sind die iambo-
trochaischen und anapaesto-daktylischen.
27) Mar. Vict. II, 11, 2 G. p. 98, 22 K. vgl. I, 12, 31 G. p. 52, 20 ff. K.
Plot. 2, 5 G. p. 500, 20 ff. K. Hense De Iuba artigrapho, Act. soc. phil.
Lips. IV (Leipzig 1875). S. 31 ff. 292 f. Schon Heliodoros strich mit Recht
das prokeleusmatische Metron als blosse Modifikation des anapaestischen;
er beseitigte aber auch das paeonische , indem er nach dem Vorgange eines
älteren Metrikers dasselbe mehr für einen Rhythmos als für ein Metron
erklärte, so dass er nur acht Prototyp metra, das daktylische, anapaestische,
iambische, trochaische, choriambische, antispastische und die beiden ioni-
schen genau in dieser Ordnung übrig behielt, s. Christ a. a. O. S. 375 f.
u. bes. Hense Heliodoreische Untersuchungen (Leipzig 1870). S. 119 ff. De
Iuba S. 37—47. Dass diese Ordnung aber auch die ursprüngliche und die
des Hephaestion eine Neuerung war, scheint aus Schol. A Heph. p. 145 W.
zu erhellen.
28) Nur eine Modification dieser Messung, wie sie namentlich durch
die Beseitigung des Antispasten geboten ward, waren die bei den Ver-
tretern des varronischen Systems üblichen Zergliederungen. Freilich sind
bekanntlich weitaus nicht alle Verse logaoedisch, die nach ihrem metri-
schen Schema vielleicht so aussehen. Das wirkliche logaoedische Phere-
krateion hat z. B. seinen Namen sehr mit Unrecht von Pherekrates erhalten,
denn die so aussehenden Verse, deren er sich in denselben als seiner neuen
Erfindung rühmt (Korianno Fr. 79 Kock b. Heph. p. 106), sind vielmehr,
wie er selber in ihnen sagt, „zusammengefaltete anapaestische Tetrameter"
(6v(i7tTVH,Toi avdnaioxoCjy sei es nun in der Weise, wie Weil Rev. crit.
230 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
endlich die säinmtlichen Verse noch in synartetische, oder wie
sonst der Kunstausdruck: gelautet haben mag29), und in asynarte-
tische eingetheilt30). Auch bezeichnete der Urheber dieses Systems
die gangbarsten künstlicheren Yerse nach ihrer Silbenzahl und
den Dichtern, die sie zuerst oder mit Vorliebe gebraucht hatten,
von Archilochos ab bis auf Kallimachos mit Namen, welche sie
seitdem behielten31). Er lebte also nach Kallimachos; ob aber
sei es in der, wie Crusius Ev^ntv-Kxoi avänoLioxoi^ Rhein. Mus. XLIII.
1888. S. 197—202 vermuthet:
_ iL _ \5 kj _ u. A A^_j.uuüL!J
(Uober Spiro Zv^Tttvatoi dvanaiGvoi, Herrn. XXIII. 1888. S. 607—612,
welcher nicht einmal daran gedacht hat, dass es bei den Griechen auch
einen melodramatischen Vortrag gab, ist es besser zu schweigen). In
anderen Fällen sind die vermeintlichen Logaoeden wirklich Ioniker, schwer-
lich jedoch, wie v. Wilamowitz Isyllos von Epidauros S. 133 f. behauptet,
in dem Spottgedicht des Anakreon (Fr. 21) auf Artemon, sondern hier
dürfte Weil Rev. crit. 1872. I. S. 52 f. 1875. I. S. 149 (dessen Folgerungen
ich freilich durchaus nicht beitreten kann) das Richtige gesehen haben:
die Strophe besteht aus zwei iambischen Tetrametern, in welchen an erster,
dritter und fünfter Stelle der Iambos meistens mit dem Trochaeos ver-
tauscht wird, und einem iambischen Dimeter. Dies ist also einer von den
Fällen, in welchen die von Weil Jahrb. f. Ph. LXXXV. 1862. S. 346 f.
XCI. 1865. S. 650 f. und a. a. 0. 0. auch sonst beziehungsweise in Schutz
genommenen ZvfinXsHovteg des Aristeides und das varronische System, so
weit es zweisilbig theilte, im guten Rechte waren. Vgl. Susemihl Jahrb.
CV1T. S. 294 ff.
29) Denn derselbe ist griechisch nicht überliefert.
30) Metqcc ccavvccQtrjta sind solche Verse, deren Kola oder Kommata
(s. A. 48) nach der Auffassung dieser Metriker etwas einander Wider-
strebendes haben. Zu ihnen gehören daher die episynthetischen und anti-
pathischen sämmtlich (vgl. A. 26), die gleichartigen und ähnlichartigen
aber nur dann, wenn das erste Glied (wie z. B. im Pentameter) katalektisch
ist. Gegenüber den früheren Erklärern hat Westphal Die Tradition der
alten Metriker, Philologus XX. 1863. S. 76—108. 238—274 (s. S. 89 ff. 249 ff.).
Metr. II2. S. 136 ff. eine richtigere Auffassung angebahnt, aber auch noch
erhebliche Irrthümer begangen, welche von Caesar in der A. 25 angef.
Abh. aufgedeckt und widerlegt sind. Lediglich auf diese Abh. ist daher
hier zu verweisen, da Rossbach Metr. III3, 2. S. 371 ff., ohne sie irgendwie
zu beachten, das in ihr Widerlegte einfach von Neuem vorbringt.
31) Eine bequeme Uebersicht findet man in der nützlichen Doctor-
dissertation von Leichsenring De metris Graecis quaestiones onomato-
logae, Greifswald 1888. 8. S. 3—16. Der nahe liegende Gedanke von
Brambach M. St. z. Soph. S. XII (wenn anders ich ihn richtig verstehe),
dass ein Theil dieser Benennungen schon aus der Zeit der Silbenmessung
vor Aristoxenos stammen möge, erhält durch die (nach A. 28 zu berichtigende)
Das ältere und jüngere metrische System. 231
bald nach ihm, darf man hieraus noch nicht schliessen32); es
wird aber dennoch aus einem anderen Grunde wohl anzunehmen
sein. Denn ein Mann von solchem gesetzgebenden Ansehen hat
schwerlich nach der höchsten Blütezeit der alexandrinischen Philo-
logie gewirkt. Ja die Vermuthung liegt nahe, dass es einer ihrer
beiden Koryphaeen Aristophanes und Aristarchos gewesen sei.
Aristarchos jedoch besass, so weit wir urtheilen können38), zu
geringe metrische Kenntnisse, als dass #wir trotz aller Fehler
dieses Systems ein solches Verdienst ihm zutrauen könnten;
weit eher weisen uns auf Aristophanes seine kolometrischen
Studien34) hin. Allein alle solche Schlüsse aus allgemeinen Ge-
sichtspunkten trügen allzu leicht, und was in diesem Falle für
Aristarchos eine unverdiente Erhöhung sein würde, könnte mög-
licherweise für Aristophanes als eine unverdiente Herabsetzung
zu gelten haben: um ihm z. B. eine solche Verkehrtheit wie die
antispastische Messung beizulegen, müssten doch erst bestimmtere
Anhaltspunkte vorhanden sein. Und so bleibt denn wenigstens
bis auf Weiteres nichts Anderes übrig als wieder einmal eine
empfindliche Lücke unseres Wissens zu bekennen 34b).
Das andere, jüngere metrische System, welches durch
Varro35) in die römische Welt eingeführt ward und danach das
Sammlung aller nachweislich voraristoxenischen metrischen Bezeichnungen
bei Leichsenring S. 28—33 keine Bestätigung und muss daher aufgegeben
werden.
32) Aus dem C. 5. A. 9. C. 9. A. 60 angegebnen Grunde, weil mit
Kallimachos oder vielmehr bald nach ihm mit Euphronios die Dichtung
von fiiXrj in der Alexandrinerzeit im Wesentlichen aufhörte, eine Be-
nennung irgend eines Verses nach einem späteren Dichter also auf alle
Fälle so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit war. Die etwas späteren
frivolen Bänkelsängereien von Seleukos, dem Sohn des Mnesiptolemos
(s. C. 7. A. 29), können doch natürlich hieran Nichts ändern.
33) S. C. 16. A. 135.
34) S. C. 16. A. 30— 34b.
34 b) Wie schon oben (s. A. 10) bemerkt ward.
35) In der Schrift de lingua Laiina ad Marcellum und im Cynodida-
scalus , s. Ritschi Opusc. III. S. 382 fF. 0. Jahn Ber. der sächs. Ges.
d. W. II. 1850. S. 114. Wilmanns De M. Terentii Varronis libris gram-
maticis (Berlin 1864). S. 47—97. 170—208. Westphal Metr. I2. S. 116f. 173.
Vgl. auch Weil Jahrb. f. Ph. LXXXV. S. 335—338. Ganz aus Varro scheint
auch das metrische Capitel (XIII f.) hinter Censorinus D. N. (VI. p. 610fF. K.)
zu stammen, s. G. Schultz Ueber das Capitel de versuum generibus bei
Diomedes, Herrn. XXII. 1887. S. 265. Leo S. 282. A. 1. Nach einem
griechischen, demselben System folgenden, jedoch theilweise (s. Leo
232 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
varronische genannt werden mag, und nach welchem Horatius
seine Oden und Epoden gedichtet hat36), blieb denn auch in der
Folge unter den Römern das vorherrschende, so jedoch, dass es
verhältnissmässig frühzeitig mit dem älteren vermischt wurde37).
Es war eine erhebliche Modifikation des letzteren, als deren
einziges Verdienst die Beseitigung des Antispasten zu bezeichnen
ist, und welche sich von einer fruchtbringenden Benutzung der
Rhythmik noch viel weiter entfernte38). Ihr Urheber ist uns,
wo möglich, noch weniger bekannt. Sie scheint indessen, ob-
wohl diese Annahme keineswegs unbedenklich ist, in Pergamon
entstanden zu sein unter dem Einflüsse der dortigen Rhetorik,
als diese vom asianischen Stile sich loszureissen und die grossen
Vorbilder attischer Beredsamkeit wieder in ihre Rechte einzusetzen
begann39). Denn ebendamit hing ja ohne Zweifel auch eine
S. 297 — 299) auch von dem alexandrinischen beeinflussten Lehrbuch unter
Mitbenutzung von Varro und, wie Schultz a. a. 0. S. 271 zeigte, einem
römischen Metriker, welcher nicht viel später als Varro wiederum nach
dem varronischen System die Versmasse des Horatius vermuthlich ganz in
dessen Sinne behandelte, und in welchem Leo S. 293. A. 1 den ßemmius
Palaemon veimuthet, hat Caesius Bassus gearbeitet, s. Leo S. 281 f. A. 1.
Dem varronischen Systeme folgte auch Thacomestus (bald nach 150 n. Chr.),
den Schultz als eine Hauptquelle des von Marius Victorinus ausgeschiiebnen
Aelius Festus Aphthonius nachgewiesen hat. Durch den Metriker Iubaward
aber auch das ältere System in die römische Welt verpflanzt und bei den
späteren lateinischen Metrikern dann beide Systeme vielfach ineinander-
gemengt. Das Nähere gehört nicht hieher.
36) S. Christ Ueber die Verskunst des Horaz im Lichte der alten
Ueberlieferung, Münchner Sitzungsber. 1868. I. S. 1 — 44. Kiessling
Horatius, philol. Unters. II, Berlin 1881. S. 50 ff. 63 ff.
37) S. A. 35.
38) Dass beide Systeme die nahe Verwandtschaft von Daktylos und
Anapaest mit Aristoxenos anzuerkennen fortfuhren, ist m. E. nicht, wie
Leo S. 300 behauptet, eine „Verkehrtheit ', sondern gereicht ihnen zum
Lobe. Vgl. A. 9.
39) S. darüber C. 35. A. 95—112. Die Beweisführung von Leo S. 284—295
muss man bei ihm selber nachlesen, doch vgl. A. 42. 43. 44. 52. Was
Kiessling Ausg. des Horatius I2. S. 4 gegen diese Annahme einwendet,
wiegt nicht schwer: wer dieselbe billigt, wird eben einfach dabei stehen
bleiben, dass die Namen „ archebuleische , asklepiadeische u. s. w. Verse"
aus dem älteren System in dies jüngere übernommen sind, ja man wird dies
festhalten müssen, auch wenn letzteres vielmehr gleichfalls in Alexandreia
oder auch (s. C. 30. A. 199 b. C. 35. A. 143°) in Rhodos entstanden sein
sollte, s. A. 50. Aber Bedenken erregt es, dass Varro vielmehr Asianer
war (s. C. 35. A. 49. 55), und dass auch unter den pergamenischen ßhetoren
Das jüngere metrische System. 233
erneuerte Theorie des Rhythmos der prosaischen Rede zusammen,
welche sich an den der poetischen anlehnen musste40), und die-
jenige Metrik, welcher der aus dieser pergamenischen Rhetoren-
schule hervorgegangene Dionysios von Halikarnassos sich anschloss,
war allem Anscheine nach41) keine andere als die durch Yarro
in Rom eingebürgerte. Neben einzelnen sonstigen Umständen42)
spricht dafür auch der, dass dies System als einfache Versfüsse
nur die zwei- und dreisilbigen anerkannte43). An die Stelle der
Katalexis traten in demselben die „Halbfüsse" oder mit anderen
Worten die Hinzufügung oder der Abzug einzelner Silben44) , an
bereits vor seiner Zeit, wie sich inzwischen ergeben hat, ein wirklicher
Sieg der attischen Richtung in Wahrheit noch gar nicht Statt gefunden
hatte, s. C. 35. A. 108—111.
40) S. Leo S. 284 — 286. Vgl. C. 35. A. 52. 53. Dionys. C. V. 17.
p. 111 R. Hftrat Qv&fioig vnb rav hszqihcov, $ctK%Etog ( <J) reo nQOTSQca,
ftuzsQcp 8s (y ) v7ioßoiK%8ioq. Mit voig {leiQiKotg bezeichnet Dionys. selbst-
verständlich nichts Anderes als das von ihm gebrauchte metrische Handbuch.
41) Leo S. 286 schreibt sogar: „wie bekannt" (!).
42) Der Verstact ^ heisst bei den Vertretern des Tarronischen
Systems ßa.y,%tlog, \j v7ioß(XH%8iog , arrtßax^ftos, 7ialL^cc-A%B 10g, ebenso
in dem Verzeichniss der Versfüsse bei Dionys. C. V. 17 (s. A. 40), um-
gekehrt bei denen des alexandrinischen (so unter den Römern auch schon
Quintil. IX, 4, 82). Ferner %OQ£iog bezeichnet bei jenen wie bei Aristoxenos
den Trochaeos, Dionys. kennt jene Benennung vielmehr für den Tribrachys,
eignet sie sich aber nicht an. Auch Cicero Or. 63, 212 ff. gebraucht clioreus
für Trochaeos, Quintil. IX, 4, 80. 82. 140 thut ein Gleiches, verwirft aber
die ihm ebenfalls bekannte Verwendung von Trochaeos in demselben Sinne
und schliesst sich vielmehr wiederum gleich Cicero Or. 57, 191 dem Ge-
brauch dieses Namens für den Tribrachys an, und mit diesem Sprach-
gebrauch stimmt auch Pseudo - Longin. de subl. 41, 1. p. 64, 15 ff. Jahn,
p. 62, 21 ff. Vahlen. S. auch A. 18. Vgl. Leo S. 286. A. 4 (der aber hier-
nach etwas zu berichtigen ist). Weiter s. A. 47.
43) So Pseudo-Censorin. p. 92 f. Jahn. p. 610, 22 K. Ein Gleiches weist
Schultz Diss. S. 42 für Thacomestus nach. Von den Rhetoren verfährt
ausser Dionys. a. a. O. so auch Quintil. a. a. 0. §. 78. Vgl. Schultz Herrn,
a. a. 0. S. 265 f. Leo S. 286. Allzu viel Gewicht darf man indessen hierauf
nicht legen. Denn für den Aufbau de3 alexandrinischen Systems ist es im
Grunde ziemlich gleichgültig, nicht bloss ob Diiambos und Ditrochaeos,
von denen denn auch bei der Lehre von der hTtinKo^y\ nicht die Rede ist
und sein kann (s. A. 22), jemals als ein einfacher Tact angesehen werden
können oder nie, sondern auch ob Ioniker, Choriamben und Antispasten
einfach oder zusammengesetzt sind, ja sie werden bei Gelegenheit vom
Standpunkte dieses Systems sogar ausdrücklich als zusammengesetzt be-
zeichnet, s. A. 25.
44) S. Schultz Diss. S. H.A. 1. Leo S. 283 f. Anm. S. 286 f.: „Dionys.
234 Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
die der Prototypmetra45) die Herleitung aller anderen Verse aus
dem Hexameter und Trimeter46) durch derartige Hinzusetzung
oder Wegnahme oder auch durch Umstellung (itQoö&söig, atpai-
QEöcg, äXXoicoöig) von Versgliedern47), an die der Caesur und
Diaerese die Eintheilung der Verse in solche Glieder (xcayla,
x6(i(ictTa), die selbst wieder Elemente neuer Verse werden können48),
wendet zwar das Wort 7iaTccXrj£ig an C. 18. 25 (vgl. n. vip. 41, 2. p. 64, 23
Jahn. 63, 6 Vahl.), aber nur in der Bedeutung Schlusssilbe, nachdem er es
zum ersten Mal mit den Worten 6vXXccßrj vtp' rjg tsXeLovtai xb xeöXov um-
schrieben hat". Hängt es hiemit zusammen, dass hier am Schlüsse des
Hexameters der Spondeios als die Grundform angesehen wird (Terent.
Maur. 1630—1641, vgl. Anon. de vers. heroico p. 42 Furia) wie vielleicht
von Aristoxenos (Mar. Vict. I, 17, 24, s. jedoch d. Ausg. v. Keil p. 63, 7 f.),
in dem alexandrinischen System dagegen der Trochaeos, so dass in letzterem
der Vers als ein katalektischer gilt (Mar. Vict. II, 2, 10 f. p. 71, 13 ff. K.
Atil. 8, 1. p. 283, 22 ff. K.)?
45) Mit Unrecht schiebt West phal Metr. I2. S. 113 f. 167 ff. dieselben
auch dem varronischen System unter, s. dagegen Schultz Diss. S. 27. A. 1.
Leo S. 280. A. 2.
46) Kiessling Ph. Unters, a. a. 0. S. 65: ,,Jaan der Spitze dieses Systems
stand der Satz (Pseudo-Censorin. p. 616, 8. Caes. Bass. b. Rufin. p. 555, 22 f.
Ter. Maur. 1586 f. Mar. Vict. p. 50, 21. Diomed. p. 495, 1), dass selbst
diese beiden Grundformen in dem Munde des göttlichen Schöpfers aller
Poesie und Metrik in Eins zusammengeflossen seien: das dreimal wieder-
holte £17 naiav des pythischen Gottes ist der erste Trimeter und der erste
Hexameter. Das ist natürlich nicht grammatische Doctrin, sondern philo-
sophische Speculation" (diese hat doch wohl mit solchen thörichten Ein-
fällen Nichts gemein), „um der Theorie willen ausgeklügelt, und ihr ältester
Gewährsmann sicher auch ihr Schöpfer, Heraklides Pontikus (b. Ath. XV.
701 e.f)".
47) Caes. Bass. (d. i. hier, wie Kiessling Ausg. d. Hör. I1. S. IX
[I2. S. 3] mit Recht bemerkt, s. Leo S. 289. A. 2, Varro) p. 271, 6 ff.
omnia metra variantur aut adiectione aut detractione aut concinnatione aut
permutatione. Die concinnatio hat vielleicht erst Varro hinzugethan; die
drei anderen Kategorien finden sich auch in der Rhetorik, und zwar gerade
in der Lehre von der 6vvtcc£iq, Dionys. C. V. 6 z. A. 25. Quintil. IX, 4, 147,
s. Leo S. 289—291.
48) S. Leo S. 299 f. A. 1, wo es S. 300 richtig heisst: „Horaz hat
nicht sowohl Caesuren in die logaoedischen Verse (die mit Caesur über-
haupt nichts zu schaffen haben) einführen, als die tto^ara, aus denen der
Theorie nach der Vers bestand, vereinzeln und kenntlich machen wollen".
So begreift es sich denn auch, dass das varronische System die Ausdrücke
■xcoXov und nofificc durch einander gebraucht, während im alexandrinischen
ein %a>Xov kürzer als der Trimeter sein muss und -no^fia ein katalektisches
■xmXov ist. Aristophanes von Byzanz nahm den Ausdruck ytwXov aus der
aristoxenischen Rhythmik, ebenso die Metriker des alexandrinischen Systems,
Das jüngere metrische System. 235
so sehr auch in dieser Herleitungstheorie der Einfluss der Lehre
jenes älteren, alexandrinischen Systems von der i7tL7tXo%ri zu
Tage tritt49), aus welchem auch die Namen der Verse beibehalten
wurden50). Trotz dieser theilweisen Anlehnung steht nun aber
dies jüngere System zu jenem in dem entschiedensten Gegensatz.
Jenes ist aus dem Geiste empirischer Forschung, wie sie der
alexandrinischen Philologie eignet, geboren und lediglich auf
die sachliche Erkenntniss gerichtet, dieses auf die aesthetisch-
rhetorische Betrachtung und die Erzeugung eigner neuer metrisch-
poetischer Kunstwerke. Jenes sucht analytisch von den wirklichen
einfachsten Urformen aus, wobei es freilich aus falscher Analogie
auch mancherlei starke Irrthümer begeht, zum Verständniss der
künstlicheren zu gelangen, dieses construirt willkürlich eine
oder zwei Urformen, die allerdings zu den ältsten Versen ge-
hörten, als die ursprünglichsten, bloss weil sie ausserhalb der
Lyrik die gangbarsten waren51), und leitet aus diesen dann
die Rhetoren seit Thrasymachos (s. Sind. SQcc6v^a%o?) aus der voraristoxeni-
schen, rhythmisch angehauchten Metrik, der Schöpfer des varronischen
Systems vornehmlich aus der Rhetorik. S. Leo S. 292. A. 1.
49) Wie Leo S. 300 vollkommen richtig bemerkt. S. A. 22.
50) Leo S. 297. Dadurch widerlegt sich die Schlussfolgerung von
Leichsenring S. 32 f.
51) S. A. 46. An sich hätte man ja mit anderen Versen genau das-
selbe Experiment machen können. Freilich hat diese Willkür an Kie ss-
lin g Ausg. des Hör. I2. S. 3 einen Vertheidiger gefunden: „Ein richtiges (?)
Gefühl sagte, dass es verkehrt sei hier" (näml. bei den künstlicheren
Versen) „von den einzelnen etwa erkennbaren Takten auszugehen und z. B.
den sapphischen Eilfsilbler als ein Konglomerat von zwei Trochäen,
Daktylus und wieder zwei Trochäen zu zergliedern. Es war daher ein
durchaus berechtigter (!) Gedanke, zu fragen, ob nicht derartige Verse sich
als Variationen und Kombinationen grösserer Silbengruppen auffassen Hessen,
die in den primären Formen der ältesten Poesie bereits enthalten, als
Elemente den Neubildungen der späteren Lyrik zu Grunde lägen. Diese
Erwägung (V) führte zu dem Versuche die Vielgestaltigkeit der künstlichen
Versbildungen im Wesentlichen aus den beiden Grundformen des daktyli-
schen und iam bischen Sechsfüsslers herzuleiten". Wie denkt denn eigent-
lich Kiessling über die logaoedischen Reihen, die mehr als einen
Daktylos (beziehentlich Anapaesten) enthalten ? Wenn wirklich ein „richtiges
Gefühl" verbietet Verbindungen von Trochaeen und Daktylen oder lamben
und Anapaesten als solche anzuerkennen, so sollte man doch meinen, dass
die Zahl der Daktylen (beziehentlich Anapaeste) dabei keinen Unterschied
machen kann; nun haben aber doch die alten Metriker, so viel wir sehen
können, sämmtlich diesen Unterschied gemacht (s. A. 28), und folglich
kann dieser Vertheidigungs- und Verherrlichungsversuch von ihnen seitens
23G Einunddreissigstes Capitel. Rhythmik und Metrik.
synthetisch mit gleicher Willkür und mit dem einfachsten Apparate
alle anderen her, „indem es ohne Scrupel den Zauberstab der
variatio schwingt: wie man in der Rede Silben, Worte und Satz-
glieder zufügt, abzieht, versetzt, so im Verse"52).
Dass indessen diese metrischen und rhythmisch -metrischen
Theorien nicht die einzigen waren, erhellt aus zwei Umständen.
Einmal nämlich sind uns zwar nur wenige, aber unzweifelhafte
Spuren davon geblieben, dass es auch Metriker gab, welche,
gleichwie wir heutzutage pflegen, auch solche logaoedische
Reihen, welche nur einen Daktylos oder Anapaesten enthalten,
in Trochaeen und Daktylen, beziehungsweise Iamben und Ana-
paeste zerlegten52 b). Zweitens aber ist an zwei verschiednen,
jedoch aus derselben Quelle geflossenen Stellen53) die Nachricht
Kiesslings als gelungen nicht anerkannt werden, vielmehr steht zu be-
fürchten, dass jenes Gefühl denn doch kein „richtiges" ist. Aber auf solche
Irrwege, wie hier Kiessling, auf denen man feine Hypothesen macht und
dabei das Nächstliegende übersieht, muss nothwendig ein Jeder gerathen,
der es verschmäht den Spuren des einzigen richtigen und sicheren Führers
Aristoxenos zu folgen, von dem wenigstens so viel feststeht, dass er von
dieser modernen „Kolentheorie" eines Wilamowitz, Kiessling u. Spiro
(s. A. 9) Nichts gewusst hat. Neben dem Hexameter und dem Trimeter
hätten doch überdies die Tetrameter mindestens die gleiche Berechtigung
gehabt als Urformen zu gelten.
52) Leo S. 295. Vgl. Dionys. C. V. 17. p. 108 R. daxtvlixog . . . nccvv
d' S6tl 6E[ivcg %ccl stg nccXXog ccgpoviag oc^ioXoyioxccxog. Pseudo-Longin. 39, 3.
p. 63, 2 ff. Jahn. 61, 4 ff. Vahl. InX xmv 8av.xvXiY.mv . .. Qv&ficov ' svyevsoxccxoi
d ovxoi Tiocl (isysd,07Zoioi, dib nccl xb tjqcoov mv i'ausv Y.dXXiaxov [iexqov
GW10XCC61 (vgl. Aristoph. Nub. 641 f. o xi %dXXi6xov fiixgov rjysL- noxsqov xb
XQLfisxQov 7} xb xsxQcc[i8XQov, und dazu Brambach Metr. Stud. z. Soph.
S. XI) und Anderes bei ihm. Leo S. 296: „Der um die Ausbildung und
Befestigung der Lehre verdienteste Metriker, Caesius Bassus, ist nicht
Grammatiker, sondern Dichter". S. denselben p. 271 und dazu Leo
S. 292 f. Ausserdem s. A. 35.
52 b) Die Hauptstelle ist Mall. Theod. 4, 17 ff. p. 541 G. 592, 1 ff. K.,
wo unter anderen der pherekrateische und der glykoneische Vers so ab-
getheilt werden. Dazu kommt aber die gleiche Abtheilungsweise des eilf-
silbigen phalaekeischen, deren Terentian. Maur. 2545 ff. und Mar. Victorin.
IV, 1, 53. p. 203 G. 148, 15 ff. K. gedenken. Recht seltsam ist die des
asklepiadeischen in Spondeios, Daktylos, Halbfuss und zwei Daktylen:
__|_^j_||_wu|_uo, Ter. M. 2650 ff.
53) Choerobosk. Exeg. Heph. p. 76, 23 ff. Studem. (früher fälschlich
als Schol. A Heph. p. 185 Westph. bezeichnet) und Etym. M. p. 285, 27 ff.
u. d. W. Aowiu-Aog. S. Westphal Metr. I2. S. 600 ff. I3. S. 178 ff., doch
vgl. A. 55.
Spuren anderer Systeme.
237
erhalten, dass gewisse Theoretiker , und zwar schwerlich Metriker,
vielmehr höchst wahrscheinlich Rhythmiker, zu den fünf ge-
wöhnlich angenommenen Tactarten, der isorrhythmischen, diplasi-
schen, hemiolischen, epitritischen und triplasischen oder auch
unter Nichtanerkennung der letztgenannten zu den vier ersteren54)
noch eine neue, die dochmische, hinzufügten und so zwischen
„regelrechten" Tacten (qv&{iol opOm), in denen die Zeitdauer
der Hebung und die der Senkung entweder gleich oder doch
bei den kürzesten Tacten jeder Art die erstere nur um 1 Mora
grösser als die letztere ist (2:1, 3:2, 5:4), und „schiefen"
(gvd'tiol doxpioi) unterschieden, in denen dieser Unterschied auf
2 Moren steigt (5:3 im Dochmios und vielleicht 3 : 1 im triplasi-
schen Tact)55).
Zweiunddreissigstes Capitel.
Die späteren Philosophen.
Der Hauptcharakterzug, welchen die Philosophie der späteren
alexandrinischen Zeiten an sich trägt, ist theils in Folge des inneren
Entwicklungsganges theils unter dem äusseren Einfluss, welchen
die römischen Verhältnisse ausübten*), der des Eklekticismus.
Wie weit nach dieser Richtung unter den Stoikern Männer wie
Boethos, Panaetios, Poseidonios, unter den Peripatetikern
Kritolaos und der Tyrier Diodoros gingen, haben wir bereits
gesehen, und vollends der Stoiker Areios Didymos gegen Ende
der Periode hätte sich mit gleichem Rechte zu den Akademikern
halten können. Bei den letzteren macht zuerst der schärfere
Skepticismus einem gemilderten Platz, und in noch grösserer
Milderung schreibt sodann Antiochos das eigentliche Losungs-
54) S. Susemihl Jahrb. f. Ph. CVII. S. 297f. gegen Westphal. Vom
triplasischen Tact ist nämlich wenigstens in den beiden auf uns gekomme-
nen Berichten (s. A. 53) überhaupt keine Rede: es ist möglich, dass sie in
dieser Hinsicht unvollständig sind, aber auch mindestens ebenso gut
möglich, dass der Urheber der betreffenden Theorie diese Art von Tact
nicht anerkannte gleich den sogenannten XcoQi£ovteg des Aristeides, s. A. 14.
55) Jedenfalls ist diese Theorie also eine andere als die des Ari-
stoxenos und die der XcoQi£ovt8g so wie der ZvfinXsyiovTsg. Wie Aristoxenos
selber den Dochmios mass, wissen wir nicht, keinesfalls aber so.
*) S. Zeller Ph. d. Gr. IIP, 1. S. 528—545.
238 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
wort des Eklekticismus, die angebliche Uebereinstimmung aller
philosophischen Richtungen in den wesentlichsten Punkten, auf
die Fahne der Akademie. Ja es bildet sich sogar eine eigne
Schule, welche ausdrücklich den Namen der Eklektiker annimmt;
freilich gelangt sie nicht zu irgend einer Bedeutung. Selbst die
Epikureer können sich dem Einflüsse dieser allgemeinen Zeit-
strömung wenigstens nicht gänzlich verschliessen. Dennoch aber
erhebt hiegegen bald der Skepticismus mit Aenesidenios, wenn
anders Letzterer wirklich schon diesen Zeiten angehört, von Neuem
sein Haupt, und schon früher nimmt mit den neuen Pythago-
reern, vorbereitet durch Poseidonios, eine religiös gefärbte,
aber dabei freilich von dem gleichen Eklekticismus durchzogne
Richtung ihren Anfang, die sich in den folgenden Jahrhunderten
weiter entwickelt und endlich im Neuplatonismus ihren Abschluss
findet. Wissenschaftlich am Fruchtbarsten und Folgenreichsten
endlich ist die Wiedererweckung der aristotelischen Studien zu-
nächst unter den Peripatetikern durch den Rhoder Andronikos,
welcher durch dieselbe der Schöpfer jener von philosophischem
Interesse getragenen philologischen Beschäftigung mit den syste-
matischen Lehrschriften des Aristoteles ward, wie sie von ihm
aus durch die Jahrhunderte fortgetragen ist in die Gegenwart
hinein.
1. Stoiker.
Mnesarchos, Sohn des Onesimos, von Athen war noch
Schüler des Diogenes von Seleukeia1) und des Antipatros von
Tarsos2) gewesen, sodann des Panaetios3), an dessen Lehre von
den Seelen theilen er sich annäherungsweise anschloss4), und ward
1) Philod. Ind. Sto. Col. LI.
2) Dies wird freilich nicht ausdrücklich berichtet, ist aber nicht anders
denkbar, obgleich in der Epit. Diog. die Reihenfolge diese ist: Borj&og,
MvrjaocQX^VSt Mva6ocyoQccg, Nsgxcoq, BccoiXeidrjg, dccQÖccvog, 'AvxCnaxqog,
^HQanXeLdrjg, ZcoGLysvrjg, TLccvaCxiog, vgl. A. 5.
3) Cic. de or. I, 11, 45. auditor Panaetii. Vgl. 18, 83.
4) Pseudo-Galen. Hist. phil. T. XIX. p. 257 K. (615, 6 ff . Diels). Mvr]-
6aQ%og (so Diels f. Msvi^u%og oder Msvsnci%og) 8s trjv 2xauY.a>v vnölr^iv
BitLY.Qivccv xo (pcovr}xi%6v (%aiy xb onsq^uTL-AOV nsQLSclev olrj&sig xr\g atG&rjxi-
v.r\g dvvccfiEcog xccvxa \n$xh%£iv , fiBQrj öh xfjg ipvxfjg corför) [tovov xo loyinov
nai cct6&r}xin6v: er folgte also dem Panaetios in Bezug auf den Dualismus
von Denk- und Empfindungsseele, nahm aber nicht mit jenem neben dieser
eigentlichen Seele auch noch eine <pvaig im Menschen an, s. C. 28. A. 45.
Denn der Einfügung von (irj vor \izxkinv (Diels Doxogr. S. 206), nach
Mnesarchos. Stratokies von Rhodos. Apollonios von Nysa. Deinetrios. 239
hierauf dessen Nachfolger in Gemeinschaft mit einem anderen
Athener Dardanos, Sohn des Andromachos, welcher gleich ihm
Diogenes, Antipatros und Panaetios zu Lehrern gehabt hatte5).
Zu den Zuhörern des Mnesarchos aber zählte auch der Akademiker
Antiochos 6), und M. Antonius verkehrte, da er als Proconsul nach
Kilikien ging, in Athen unter Anderen auch mit ihm und Char-
madas6b).
Stratokies von Rhodos, Schüler des Panaetios, war der
Verfasser einer Geschichte der Stoiker, welche uns noch in dem
wahrscheinlich von Philodemos herrührenden Auszuge erhalten ist7).
Apollonios von Nysa in Karien wird unter den Schülern
des Panaetios mit besonderer Auszeichnung genannt8), aber wir
wissen Nichts weiter von ihm.
Demetrios der Bithvnier, Sohn des Stoikers Diphilos,
ebenfalls Schüler des Panaetios9), ist wahrscheinlich der Verfasser
des Epigramms auf Myrons Kuh10).
welcher er umgekehrt noch einen Schritt weiter als sein Lehrer gegangen
wäre und auch das Sprachvermögen vollständig zur cpvaig gerechnet
hätte, bedarf es schwerlich. Ueber seine Unterscheidung des tdicog und des
Karo: xrjv ovaiuv noiov s. Ar. Did. Fr. 27. p. 463, 5 ff. Diels b. Stob. Ecl. I.
p. 436 H. 179, 6ff. W., über seine Definition der Gottheit Stob. Ecl. I. p. 60 H.
35, 10 f. W. = Aet. p. 303 b 13 f. D., über seine Ansicht von der wahren
Redekunst Anton, b. Cic. de or. I, 18, 83, vgl. C. 35. A. 15.
5) Ind. Sto. C. LI, wo er unter den Schülern des Diogenes erscheint,
LUE, wo wahrscheinlich unter denen des Antipatros mit dem Zusatz (nal
ovx(og xr\v IlavyuL^xiovy c%o(Xi}v diccds^ayfiev^ogy, LXXVIII, wo Apollonios
von Ptolemais sein und des Mnesarchos Zuhörer genannt wird. Cic. Acad.
II, 22, 69 sagt von ihm und Mnesarchos: qui erant Athenis tum principes
Stoicorum. Ueber die auffallende Anordnung in der Epit. Diog. (s. A. 2)
vgl. die Vermuthung von Zeller Ph. d. Gr. III3, 1. S. 48. Anm. Dass
Mnesarchos ihm vielmehr erst gefolgt sei in der Leitung der Schule, ist
wegen Cic. de or. a. a. 0. nicht wahrscheinlich. Vgl. Zell er a. a. 0.
S. 569. A. 1.
6) Cic. Acad. a. a. 0. Numen. b. Euseb. P. E. XIV, 9, 3. 739 c. d (aus
Cic. Augustin. c. Acad. III, 18, 41). — S. über M. noch Cic. Fin. I, 2, 6 u.
Acad. post. I. Fr. 1 b. Non. p. 65 Merc.
6b) Cic. de or. I, 18, 82 ff.
7) Wie schon C. 2. A. 161 bemerkt ist: Col. XVII. (idXiöxa ÖLagyiei:
87iidQ<x[iELV xovg vscoöxl vno UtqcctoxXsovs xov 'Poölov, 8iccY.r]Ko6xog 8b Tlu-
vaixCov ysyQaii{i8vovg cp . . . Vgl. A. 26. 62. 115. 117. Strab. XIV. 655.
8) Strab. XIV. 650. xä>v IJavuixCov yvooQifiav ccgiaxog, vgl. C. 30. A. 76 b.
9) La. Di. V, 84 im Homonymen? erz. I. St. Col. LXXV.
10) Anth. P. IX, 730; ob auch des folgenden über denselben Gegen-
stand, ist mehr als zweifelhaft.
240 Zweianddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
Hekaton11) aus Rhodos ist uns nächst Poseidonios unter
den Schülern des Panaetios12) am Meisten bekannt. In psycho-
logischer Hinsicht übernahm er von diesem seinem Lehrer ohne
Zweifel zum Mindesten gleich Mnesarchos den Dualismus eines
vernünftigen und eines vernunftlosen Seelentheils. Denn nur so
wird seine in den mindestens 3 Büchern tisqI uqsxcov in einer
ihm ausschliesslich eigenthümlichen Form entwickelte Unter-
scheidung von vernünftigen und vernunftlosen, auch den Nicht-
weisen ((pavloi) zugänglichen Tugenden oder vielmehr Tüchtig-
keiten verständlich, bei welcher er zugleich in altstoischer Weise
streng an der Einheit der ersteren festhielt, zu den letzteren aber
auch bloss leibliche Vollkommenheiten rechnete13). In einem
zweiten, dem Q. Tubero gewidmeten Werk über die Pflichten
(7tEQL xad"ijKovtog) in wenigstens 6 Büchern u) stellte er sehr
abweichend von Panaetios ähnliche unsittliche Grundsätze wie
Diogenes der Babylonier auf15), jedoch in einem viel beschränkteren
11) Vgl. die C. 28. A. 12 angeführte Fragmentsammlung von Fowler.
12) Cic. Off. III, 15, 63. Hecatonem . . . Rhodium discipulum Panaeti.
Epit. Diog., wo Rose richtig 'Ekccxgov f. Kccxcov hergestellt hat.
13) In Bezug auf letzteren Punkt s. Fr. 3 b. La. Di. VII, 125. sv xa
xqixco, auch Fr. 2 ebend. 91. iv xa> xoixm, Hirzel Unters. II1. S. 491 f., in
Bezug auf ersteren Fr. 1 ebend. 90. iv xm itgioxco . . . iniGxrmov iv.o\g psv
8LV0U Hai &SCOQ7J {ICCX WCCQ XCCg 8%OVOCCS X7]V GV6XCC61V £H d,8(OQT]flCtT(OV7 cog <pqo-
vrjGiv Hcci diKccioovvY}V cc&sooQt'ixovg de xccg xara 7taQSHXctaiv &scoQov[isvag
xaig in xeov &scoqr}[jiocx(ov 6vvE6xr}HViccig, nct&ansQ vyisiccv ytcci lc%vv. xfj
CC0q)Q06VVrj d-eCOQrjflCCXL'ilfj V710CQXOV67] 6V(lßttlVSl tt'XOXovQ'SlV Hai 71CCQ8KXELVS-
c&cci xr\v vyisiccv . . . %ulovvxai d' ä&ecQQrjxoi oxi firj e'xov6i avyyiccxoc&iosig,
äXX' imyiyvovxai Hai nsql cpccvXovg yiyvovxai' mg vytsia, ccvöqsicc, „d. h.
Gesundheit des Leibes (und nicht der Seele, denn wie sollte diese den
cpocvXoi zukommen!) und bloss physische Tapferkeit, denn dass auch H. die
höhere Tapferkeit vielmehr zu den vernünftigen Tugenden rechnete, er-
hellt aus §. 102. ozya&a fisv ovv xccg xs ccgexccg, cpqovrjüiv, div.aio6vvr}v , ccv-
öqsiccv, gcocpqo6vvy}v x. t. X. deutlich genug. Aber Hirzel S. 472 — 514 hat
dies Alles verkannt und die ganze Tugendlehre des H. merkwürdig miss-
verstanden und in Folge davon völlig verkehrt den Auszug bei Stob. Ekl. II.
p. 410 H. 62, 15 — 63, 10 auf diesen zurückzuführen versucht, worin ihm
nicht bloss Fowler, sondern auffallenderweise (wie es scheint) auch
Wachsmuth gefolgt ist. Das Eigenthümliche besteht bei H. in der An-
nahme, die Unweisen könnten nur im Besitz der vernunftlosen Voll-
kommenheiten sein, die Weisen müssten es eben in Folge ihrer Weisheit
und ihres Innehabens der vernünftigen Tugenden" (Schmekel).
14) Cic. Off. a. a. O. in eis libris, quos de officio scripsit Q. Tuberoni.
83, 89 ff. sextus Über de offieiis Hecatonis.
16) Vgl. C. 2. A. 366. Z. B. dass der Weise bei einer Theuerung seine
Hekaton aus Rhodos. 241
Umfange16), während er andrerseits im Gegensatz zu des Panaetios
und Poseidonios Milderung der Schroffheit des stoischen Moralprincips
in einer dritten, mindestens 19 Bücher umfassenden Schrift tcsqI
aya&Gyv die unbedingte Richtigkeit des letzteren oder mit anderen
Worten die völlige Selbstgenügsamkeit der Tugend auf das Leb-
hafteste vertheidigte17). Ebenso schloss er sich in einer vierten
tcsqI Tfilöv, deren Umfang wenigstens 7 Bücher betrug, an
Zenons Definition des höchsten Gutes an18) und in einer fünften tcsqI
Ttaftcbv, von welcher ein zweites Buch angeführt wird19), an
Sklaven lieber verhungern lassen werde als sie mit grossen Opfern er-
nähren, Cic. a. a. 0. 0. = Fr. 9. 10. Sen. de benef. II, 21, 4. ineptum et fri-
volum Hecaton ponit exemplum (= Fr. 13). Wahrscheinlich aus diesem
Werk sind nämlich die Auszüge in dieser Schrift Senecas I, 3, 9. II, 18, 2 f.
21, 4. III, 18, 1. VI, 37, 1 = Fr. 11—15, wie Zeller a. a. 0. bemerkt, es
müsste denn, wie derselbe hinzufügt, H. ein eignes Werk über die Wohl-
thätigkeit geschrieben haben, hiegegen aber s. Hirzel II2. S. 608. A. 1.
Dagegen stammen die Anführungen bei demselben Sen. Epist. 5, 6. 6, 7.
9, 6 = Fr. 25—27 wohl aus einer oder mehreren anderen Schriften, vgl.
A. 20. Gegen Hirzel S. 726 ff. ferner, der aus H., und zwar aus dieser
Schrift desselben grössere Stücke im 3. B. von Cic. de off. herleitet (nicht
bloss den Bericht über den Streit zwischen Diogenes und Antipatros §. 49—55
= Fr. 9, vgl. §. 89 ff. = Fr. 10, sondern u. A. auch §. 21 — 32. 42. 93),
s. Klohe De Cic. libror. de off. fontib. (Greifswald 1889. 8.). S. 36 f., vgl.
C. 2. A. 366. 374.
16) Allerdings nämlich soll im Fall einer Collision der Pflichten der
grössere Vortheil, aber doch nicht bloss der eigne, sondern mehr noch der der
Angehörigen, des Staats und überhaupt der Gemeinschaft entscheiden, der
also auch völlige Selbstaufopferung verlangen kann, s. Sen. a. a. 0. 0. Und
so hängt es denn wohl nur mit der schroffen Ansicht des H. über die
Sklaverei (vgl. A. 23. 24), nach welcher der Sklave ein Besitzstück wie
jedes andere ist, zusammen, wenn er es für Pflicht erklärte lieber einen
nichtsnutzigen Sklaven zu opfern als ein werthvolles Pferd u. dgl. mehr,
Cic. Off. III, 15, 63. 23, 89 (vgl. A. 16).
17) Im Anschluss an Zenon und Chrysippos. Fr. 5 b. La. Di. VII, 127 f.
iv dsvTEQco. Fr. 6. ebend. 101. povov xo nciXbv ccyccd'öv slvcci, xafra cpriaiv
SE. iv xm xqlxco it. ocy. xai XqvGLnnog h. x. X. Fr. 7 ebend. 103. ctXX' ov8e
xr\v i\8qvt\v dya&ov cpuöiv *E. iv tat iwsccnccideHcczcp n. uy. yicii Xqv-
amnog x. r. X.
18) Fr. 17. b. La. Di. VII, 87. iv xolq nsgl xeXäv, vgl. Fr. 16 ebend. 102.
iv ißdofico nzqi xeXovg. Der scharfsinnigen Erörterung Hirzels S. 567 — 619,
dass dieses Werk des H. die Quelle von Ciceros 3. B. de finibus sei, stehen
erhebliche Bedenken gegenüber, s. Schwenke Philol. Rundsch. III. 1883.
Sp. 48 f. Vgl. auch A. 268 z. E.
19) Fr. 18 b. La. Di. VII, 110.
SusKMiHL, grieoh. - alex. Litt.-Gesoh. II. 16
242 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
dessen Eintheilung der Affecte20). In einer sechsten mgl jtccQcc-
dö^av, welche aus wenigstens 13 Büchern bestand, erklärte er
sich dagegen gleich Poseidonios für die Anwendung des Gebets
auch seitens des Weisen21), und seine von denen des Chrysippos22)
abweichenden Ansichten über die Sklaverei23) lassen, wie es
scheint, einen Einfluss der aristotelischen erkennen24). Seine
Darstellung muss übrigens nach diesem Allen eine sehr breite
gewesen sein. Seine Chreien endlich enthielten wahrscheinlich
in 2 Büchern Anekdoten und Apophthegmen von Kynikern und
Stoikern, von den ersteren, wie es scheint, im ersten, von den
letzteren im zweiten Buche25), und natürlich war der geschicht-
liche Werth dieser Erzählungen vielfach ein sehr geringer.
Blosse Namen sind für uns eine Reihe anderer Schüler des
Panaetios26).
20) Vielleicht ist aus dieser Schrift auch Fr. 25 b. Sen. Ep. 5, 6.
21) Fr. 19 b. La. Di. VII, 124. iv rgionaidexccTG). Hieraus erhellt, dass
dieses Werk ganz etwas Anderes enthielt als, wie Westermann (C. 17.
A. 5) behauptet, „paradoxa philosophorum".
22) Sen. de benef. III, 22, vgl. 20 f.
23) Sen. a. a. 0. 18, 1 = Fr. 14. quaeritur a quibusdam, sicut ab Hecatone,
an beneßcium dare servus omnino possit etc.
24) Wenigstens passt Das, was H. über den Sklaven überhaupt lehrt,
genau auf den Sklaven von Natur, wie ihn Aristoteles Pol. I, 4. 5. 13 Bekk.
construirt, oder richtiger, H. überbietet noch weitaus diese Construction,
dergestalt, dass der Sklave vollständig alle Menschenrechte verliert. S. A. 16.
25) Antisthenes (La. Di. VI, 4. iv zotig Xqefaig), Diogenes (ebend. 32.
iv ngoora), Metrokies (ebend. 95. iv ngcorm, s. C. 2. A. 92), Zenon (VII, 2
ohne Nennung des Werks u. 26. iv tm Sevtegm, vgl. C. 2. A. 151), Kleanthes
(VII, 172. iv xocig Xysiaig), Chrysippos (VII, 181 ohne Nennung des Werks)
= Fr. 23. 20. 21. 28. 22. 24. 29.
26) S. die Zusammenstellung bei Zell er a. a. 0., aus der aber Dionysios
von Kyrene zu streichen ist (s. C. 2. A. 387): Damokles von Messene
(I. St. col. LXXVI), Gorgos von Lakedaemon (ebend.), Lykon aus Bi-
thynien (ebend.), Mnasagoras (Epit. Diog.), Nikandros aus Bithynien
(I. St. LXXV), Paranomos von Tarsos (ebend. LXXIV. LXXVIII), Pau-
sanias aus Pontos (ebend. LXXVI), Piaton von Rhodos (La. Di. III, 109
im Homonymenverz.), Sotas von Paphos (I. St. LXXV), Timokles von
Knosos oder Knidos (ebend. LXXVI), endlich auch wohl Apollonios von
Ptolemais, welcher auch noch den Mnesarchos und Dardanos hörte (s. A. 5),
denn so wird I. St. Col. LXXVIII ö iu<%riy nomg xal Jagdävo^v aaiy
Mvt}6ccq%ov zu verstehen sein: wenn also derselbe hier cpCXog rjfiav heisst,
so hatte dies, wie gegen Comparetti S. 470 f. zu bemerken ist, Stratokies
geschrieben, und Philodemos hat es gedankenlos stehen lassen (vgl. A. 7). —
Auch Antidotos, der Lehrer des Antipatros von Tyros (s. A. 52), war als
Nestor v. Tarsos. Diotimos. Apollodoros v. Athen der Jüngere. 243
Nestor von Tarsos war entweder bereits ein Mitschüler
oder aber ein Schüler des Panaetios27).
Diotimos oder Theotimos, welcher dem Epikuros sitten-
lose Briefe unterschob28), gehört, wenn er nicht geradezu auch
ein Schüler des Panaetios war, doch wenigstens mit den Schülern
desselben ungefähr der gleichen Zeit an, da erzählt wird, dass
er auf Betrieb des Epikureers Zenon aus Rache dafür hin-
gerichtet worden sei29).
Apollodoros von Athen der Jüngere, ein Schüler ent-
weder des Diogenes oder wahrscheinlicher des Antipatros und
jedenfalls wohl auch des Panaetios30), mag der Nachfolger des
Mnesarchos und Dardanos geworden sein81), doch ist dies sehr
ungewiss.
solcher entweder noch des Panaetios oder seiner nächsten Nachfolger oder
beider Theile Schüler, ßasileides steht in der Epit. Diog. zwischen
Nestor und Dardanos.
27) Strab. XIV. 674 (s. A. 50) nennt ihn zwischen Antipatros und Arche-
demos auf der einen und den beiden Athenodoros auf der anderen Seite,
die Epit. Diog. sogar neben Dardanos und anderen Schülern des Baby-
loniers Diogenes vor dem Tarsier Antipatros. Wenn also Pseudo-Lukian.
Macrob. 21 ihn vielmehr zum Lehrer des Kaisers Tiberius macht, so ver-
muthet Zell er a. a. 0. gewiss mit Recht eine Verwechselung, etwa mit
dem gleichnamigen Akademiker, dem Lehrer des Marcellus. Aus Rhet.
Gr. VII, 226 W. erhellt, dass er im Gegensatz zu Hermagoras und den
meisten Mitgliedern seiner eignen Schule der ä[iQpißoXia jede rhetorische
und rednerische Bedeutung absprach, vgl. Volkmann Rhet. d. Gr. u.
Römer2 S. 43. Striller De Stoic. stud. rhet. S. 40 f., vgl. C. 35. A. 92.
28) La. Di. X, 3. InictoXccg cpsQcov nsvti\%ovta. äoeXysig <bg 'Etuhovqov,
aus welchen sich ein Bruchstück (Fr. 105) erhalten hat (Weiteres s. b.
Usener Epicürea S. 135).
29) Demetr. v. Magn. b. Ath. XIII. 611 b. Aibxipog ö' 6 yguipag rä netz'
EninovQov ßißXia vnb Zr\v(ovog xov 'EniHovQEi'ov i^caTrj&sig avyqi&ri. Zeller
a. a. 0. S. 373 f. A. 2 verniuthet, dass dies vielleicht unter der Gewalt-
herrschaft des Aristion (Plut. Süll. 12. 14. 23, vgl. Num. 9. Lncull. 19.
Appian. Mithr. 28) oder Athenion (Poseidon. Fr. 41b. Ath. V. 211 e ff., vgl.
A. 317) zur Zeit des ersten mithridatischen Krieges geschehen sei. Denn
wenn dieser Mensch in der Darstellung des Poseidonios auch als Peri-
patetiker erscheint, so mag doch auch in der des Appian. {aocpCctv xi\v
'EnLHovQSLov Tjffx/jxeog) etwas Richtiges liegen, so weit wenigstens, dass die
Epikureer bei ihm in Gunst standen.
30) Aus I. St. Col. LIII geht nur das Erstere hervor (vgl. A. 5), nicht,
wie Zell er a. a. 0. angiebt, das Letztere.
31) Wie Zeller a. a. 0. nach Zumpt Bestand der philos. Seh. S.81 (105)
16*
244 Zweinnddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen, 1. Stoiker.
So sos von Askalon, auch ein Schüler des Panaetios32), war
jedenfalls derselbe, nach welchem sein Landsmann Antiochos,
wie wir sehen werden, die Schrift dieses Namens betitelte.
„Vielleicht also hatte er der Schule des Mnesarchos und Dardanos,
die, wie gesagt33), auch Antiochos besuchte, noch als älteres Mit-
glied augehört"34).
Ueber Antipatros von Sidon s. C. 36.
Dionysios, welchen nach der Darstellung Ciceros35) Atticus
um 50 in Athen hörte36), war vielleicht sonach der Nachfolger
des Apollodoros37) und wahrscheinlich derselbe, welchen der
Epikureer Zenon bestritt38). Entweder er oder Dionysios von
Kyrene war ferner wohl derjenige Stoiker dieses Namens, welcher
eine Auslegung des Herakleitos schrieb39), und ebenso der-
jenige Dionysios, aus welchem eine Anekdote vom Kyniker
Diogenes mitgetheilt wird40), so dass er also vielleicht auch
Chreien verfasste.
Asklepiodotos, Sohn des Asklepiodotos , von Nikaea,
Schüler des Panaetios41) und sodann42) des Poseidonios43), be-
schäftigte sich im Anschluss an Letzteren mit Untersuchungen
auf dem Gebiete der unorganischen Naturwissenschaft über
annimmt. Nachdem Ersterer indessen die von Letzterem begangene Ver-
wechselung mit dem älteren Apollodoros von Seleukeia (s. C. 2. A. 384 ff.)
beseitigt hat, bleibt als schwache Stütze dieser Vermuthung nur Cic. N. D. I,
34, 93. Zeno quidem non eos solum, qui tum erant, Apollodorum Silum
ceteros, figebai mäledictis, und allerdings wird dieser Zeitgenosse des Epi-
kureers Zenon kein anderer A. gewesen sein. Silos oder Syllos ist un-
bekannt.
32) I. St. Col. 75. Als Askaloniten nennt ihn auch Steph. 'AandXoov.
33) A. 6.
34) Zeller a. a. 0.
35) Tusc. II, 11, 26.
36) Jedenfalls also, wenn diese Darstellung historisch ist, verschieden
von Dionysios aus Kyrene, s. A. 26. C. 2. A. 387.
37) Zeller S. 585. A. 1.
38) Und welchen Philodemos ueqI arjfisi'cov Col. 7 ff. nach Zenon (s.
Col. 19, vgl. A. 216) bestreitet.
39) La. Di. IX, 15.
40) La. Di. VI, 43.
41) I. St. Col. 73.
42) Dass Zeller a. a. 0. 0. den Schüler des Panaetios und den des Po-
seidonios als zwei verschiedene Personen behandelt, ist schwerlich richtig.
43) Sen. Qu. nat. II, 26, 6. Asclepiodotus auditor Posidonii, ebenso
VI, 17, 3.
Dionysios. Asklepiodotos. Phainias. Iason. 245
meteorische Erscheinungen, Erdbeben u. dgl. und ist wahrschein-
lich44) die Quelle Senecas nicht bloss für alles Derartige, was
dieser aus ihm45), sondern auch was derselbe aus Poseidonios
anführt.
Phainias, gleichfalls ein Schüler des Poseidonios, schrieb
ein Werk von mindestens 2 Büchern tcbqI tcbv üoöeidcovsicov
6%oXg>v, in welchem er gleich seinem Lehrer und Panaetios das
Studium der Philosophie mit der Physik zu beginnen empfahl46).
Iason, Sohn des Aristarcheers Menekrates von Nysa,
Tochtersohn und Schüler des Poseidonios, folgte dem Letzteren,
wie schon früher bemerkt ward, in der Leitung von dessen
Schule in Rhodos47) und schrieb BCoi ivdö^covs OihoGocpcov
öiado%aC und TtSQi 'Pödov, wahrscheinlich auch den BCog
'EXXddog in 4 Büchern, von welchem allein noch Bruchstücke
übrig sind48).
44) Diels Doxogr. S. 19. Rusch De Posidonio S. 18 ff.
45) Ausser den A. 43 angegebenen Stellen noch Qu. nat. II, 30, 1. V,
15, 1. VI, 22, 2.
46) La. Di. VIII, 41. 3>. 6 IJoasidcoviov yvcogifiog iv tcqcoxco n. t. X.
47) Suid. 'idocov, s. C. 30. A. 77, vgl. auch ebendas. A. 76 b. 197 u. C. 2.
A. 387.
48) Müller Scr. AI. M. S. 159—161. — Suid. a. a. 0. fährt nach den
C. 30. A. 77 angef. Worten fort: syauipE Biovg ivdot-cov xcci $iXoo6cpcov
dicc8o%dg kccl Blov 'EXXctSog iv ßißXioig 8' naxd zweig, ovxog syQuips %al
nsQL *P68ov. Vgl. aber 'idocov 'AQyeiog, vecoxSQog nXovxdqxov xov XcuQcovscog,
yQap\LCLXiY.6g. eyooiipE tcbql xr\g 'EXXdSog ßißXla 8'' z%zi 8s d.Q%aioXoyCav
'EXXdSog xcti xct dito xeov Mr\8iy.cov xd xs nax' 'AXs^czvSqov scog xsXsvx^g ccvxov
■neu xct p£%Qi 'A&rjvcticov uXcooscog xr\g ysvo^sv7\g vn 'Avxindxqov xov naxQog
Kaoodv8oov. Hieraus folgt, dass der Bi'og *EXXd8og zwischen I. von Nysa
und dem viel späteren I. von Argos streitig war, und Müller ist geneigt,
sich für den Letzteren zu entscheiden. Allein es ist hiemit auch der Inhalt
von jedem der 4 Bücher deutlich bezeichnet, und dazu stimmt auch das
Citat (Fr. 3) bei Ath. XIV. 620 d. 'idocov iv xolxcp nsol xcov 'AXs^dvSqov
Ieqcov iv 'AXe^uvSoelu cprjolv v.. x. X.} und dies scheint aus Aristokles, dem
ungefähren Zeitgenossen des Nysaeers, zu stammen, s. C. 20. A. 66. Sonst
wird dies Werk nur noch angeführt von Steph. v. Byz. TrjXog (Fr. 1 wohl
aus dem 1. B.). cbg 'idocov und 'AXa^civdoEicu (Fr. 2, nach dem Vorstehen-
den auch aus dem 3. B.). 'iäocov 8s 6 xov BCov xfjg *EXXd8og yqdipag iv 8'
ßißXico, wo sonach doch wohl entweder 8' in y' zu verwandeln oder, wie
Müller will, mit der Aldina ßißXioig zu schreiben ist. Vgl. auch Fuhr
Dicaearch. S. 95. A. 4. S. 115. A. 5. Nur Schol. Theoer. XVII, 69 wird
'Idocov iv xotg tcsqi Kvl8ov genannt, Müller S. 160 meint: doch wohl der-
selbe, welcher tceqI 'P68ov schrieb. — Auch Leonides von Rhodos (Strab.
XIV. 655) war vielleicht ein Schüler des Poseidonios.
246 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
Athenodoros mit dem Beinamen Kordylion aus Tarsos
war Vorsteher der pergamenischen Bibliothek und missbrauchte
diese seine Stellung dazu, um aus den Schriften des Zenon von
Kition und anderer älterer Stoiker solche Stellen, welche wegen
ihres kynischen Gepräges den späteren Schulgenossen anstössig
waren, zu entfernen, ward aber dabei ertappt49). Schon in
hohem Alter folgte er dann der Einladung des Cato, als dieser
70 von Makedonien nach Pergamon gekommen war, denselben
nach Rom zu begleiten und lebte in dessen Hause bis an seinen
Tod50). Aus ihm stammt theilweise die Nachricht bei Tzetzes
über die sei es wirklichen sei es angeblichen Redactoren der
homerischen Gedichte unter Peisistratos51).
49) La. Di. VII, 34 nach den C. 2. A. 194b angef. Worten: dXXcc v.a\
'iöLÖagcp zip üegycc^riva gr]zogi' og nccl EKZ[ir}Q'fivaL oprjGLV in zav ßißlicov
zcc y.av.mg XeyofiEVcc nccgcc zoig UzcoiHOcg vn 'A&rjvodcogov zov Ezcoikov m-
azEv&Evzog zrjv iv IJEgyöc^icp ßißXio&qHrjv, elft' avzizE%i\vcti ccvza cpcogccd'Evzog
zov 'A&rjvodcogov v.a.1 xLvdvvEvoccvzog. Vgl. C. 35. A. 168.
50) Strab. XIV. 674. ävdgEg d' £!■ avz^g (näml. Tagaov) yeyovcca zcov
{iev 2z(oly.o>v 'Avztncczgog ze y.a.1 'AgxEÖrjfiog nccl Ns6zooq, I'ti d' 'A^^vödtogoi
dvo, av b [iev KogdvXicov naXovfiEvog ovvEßl<o6E Magna) Kcczavi y.al ezeXevzcl
nag' ehelvco %. z. X. Ausführlicher Plut. Cat. min. 10. 16, vgl. Philos. c.
princ. 1. 777 A.
51) Bei dem sogen. Anon. de com. No. VIII vor Bergks Ausg. des
Aristoph. §. 22 (Ritschi Opusc. I. S. 125b, 60ff.) steht nämlich am Rande
'A&iqvodoägG) Ent%Xr\v KogdvXtcovi, und jedenfalls ist dies eine Quellenangabe,
mag man nun im Uebrigen mit Cr am er Anecd. Par. I. S. 6, Ritschi
S. 162—164 und Roth Rhein. Mus. N. F. VII. S. 135 ff. annehmen, dass
hinter der verderbten Bezeichnung des vierten Redactors %aX nay Eni noy-
hvXco (Tzetz. b. Ritschi S. 205, 11. 207, 5. ETtiy.6yy.vXog u. Eni v.oyv.vXov)
in Wahrheit gar nicht ein solcher, sondern der EmY.bg wvy.Xog stecke, oder
mit Comparetti La commissione omerica di Pisistrato e il ciclo epico,
Turin 1881. 8., dass jene Randbemerkungen eine Ergänzung und danach
■neu %ax' 'A&rjvodcogov zov KogdvXCa>vcc EnUXr\v 'OynvXm (wobei er an den
Lukaner Okellos oder Okkelos, s. A. 470, erinnert) zu schreiben sei. Jeden-
falls wird die Glaubwürdigkeit der ganzen Nachricht durch diese Quelle
und, wenn Comparetti Recht haben sollte, durch diesen ganz fabel-
haften vierten Redactor Onkylos nicht erhöht. Dass indessen A. das Ganze
erfunden hätte, ist nicht anzunehmen: gleichzeitig oder etwas früher findet
sie sich, so weit sie den Orpheus aus Kroton anlangt, auch bei dem von
der pergamenischen Philologenschule beeinflussten Asklepiades von Myrleia,
s. C. 26. A. 96; aber ebenhieraus erhellt, dass v. Wilamowitz Homer.
Unters. S. 261. A. 25 (trotz Düntzer Dieuchidas und Dikaiarchos, Jahrb.
f. Ph. CXLI. 1890. S. 553—562) wenigstens in so weit Recht hat: wir
können mindestens bis jetzt dieselbe in dieser bestimmten Gestalt nicht
weiter zurückverfolgen als bis in die damaligen stoisch-pergamenischen
Athenodoros Kordylion. Antipatros v. Tyros. Apollonios v. Tyros. 247
Antipatros von Tyros, zuerst Schüler des Antidotos, dann
des Stratokies 52), gleichfalls ein Freund Catos53), starb nach
Ciceros Angabe kurz vor 44 in Athen und schrieb, wie es
scheint, ein Werk über die Pflichten mit Polemik gegen
Panaetios oder wenigstens zu dessen Ergänzung54). Ausserdem
kennen wir von ihm ein zweites 7csgl xöö{iov in mindestens
10 Büchern55) und vielleicht noch mehrere andere56).
Apollonios von Tyros kurz vor Strabons Zeit schrieb
einen Tliva% tcbv äitb Ztfvcovog <pilo<56<p(ov Kai t&v ßi-
ßki(ovbl), offenbar58) ein ähnliches Werk wie das in der peri-
patetischen Schule wohl etwas früher von Andronikos dem Rhoder
über Aristoteles und Theophrastos verfasste, von welchem weiter
unten genauer die Rede sein wird59).
Kreise, aus denen auch wohl die bekannte Aeusserung von Cicero über
Peisistratos (de or. III, 34, 137): qui primus Homeri libros confusos antea
sie disposuisse dicitur , ut nunc legimus stammen wird, vielleicht auch
Paus. VII, 26, 6, 13 (etwa aus Alex. Polyh., der diese Notiz dann doch schon
von Demetrios von Skepsis gehabt haben möchte? s. C. 33. A. 70).
52) I. St. C. 79. Vgl. Strab. XIV. 757, s. A. 57. La. Di. hatte ihn laut
der Epit. unmittelbar hinter den beiden Athenodoros behandelt.
53) Plut. Cat. min. 4 'Avxltcocxqov de Tvqiov xeov dnb xr\g Sxoug cpiXo-
Gotpoiv 7ZQoaeTaiQi6Ünevos (näml. 6 Käxcov) xoig ri&iKOig ^dXi6ta xca nolixi-
xoig ivscpvsxo doypiccdi.
54) Cic. Off. II, 24, 86. Antipater Tyrius Stoicus, qui Athenis nuper
est mortuus, duo praeter ita esse censet a Panaetio, valetudinis curationem
et peeuniae.
55) La. Di. VII, 139. 'AvzCnatQoq 6 TvQtog iv xa> oydöco nsgl ho'ö/xov.
Der Beisatz 6 TvQiog steht nur hier, im Uebrigen s. 140. iv totg n. x.
142. iv Ta dsneeta n. u. 148. iv tßdüfico n. x.
56) Abgesehen von dem Epigramm des Antipatros von Sidon VIII, 29
wird als Schriftsteller ausdrücklich nur der Tyrer bei La. Di. einmal an-
geführt (s. A. 55), sonst immer schlechtweg Antipatros, aber so weit diese
Anführungen dort von Diokles (s. C. 19. A. 93) gemacht sind, dürften sie
sich auf den Tarsier, und zwar einmal (60) auf dessen Schrift tibqI oqcov,
sonst überall auf die tzsqI \it-scog xai rtov Xsyoßivcov beziehen, s. C. 2.
A. 377. Auch 84. 92 ferner ist wohl nicht der Tyrer zu verstehen. Und
so bleiben als sehr zweifelhaft 150. 'A. iv %<o itqtoxm nsgl ovo vag und
157. iv xoig ns qI tpvxfjg, wo jedoch die Analogie der A. 55 angeführten
Citate für den Letzteren spricht.
57) S. C. 2. A. 151. Strab. XVI. 757. 1% Tvqov ds 'AvtCnaxQog Mal
[iihqov tcqo rjficov 'AnoXktoviog 6 xbv Ttivo.'AU i-n&slg xmv dno Zr]vcovog cptXo-
Gocpoiv Y.cn xcov ßißlitov. Der Abschnitt über Zenon allein enthielt mindestens
2 Bücher, La. Di. VII, 2. iv TtQcoxcp 7csqI Ztjvcovoq. 6. iv xoig n. Z.
58) Heitz Verl. Schriften des Aristot. S. 35.
59) S. A. 330 ff. In Bezug auf den historischen Werth der Darstellung
248 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
Diodotos, Lehrer des Cicero um 85, der sich bei ihm
auch im Declamiren übte, und ein vielseitig, auch mathematisch
gebildeter Mann, lebte später in dessen Hause und starb in
demselben, nachdem er im Alter erblindet war, 49/8 und hinter-
liess dem Cicero sein Vermögen60). Er hatte einen Schüler
Apollonios, einen Freigelassenen des Crassus und gleichfalls
einen Vertrauten des Cicero. Von einer etwaigen schriftstelle-
rischen Thätigkeit Beider ist jedoch Nichts überliefert61).
Apollonides, ein Freund des Cato, hatte mit diesem kurz
vor dessen Tode eine Unterredung über die Zulässigkeit des
Selbstmords62). Ob er indessen als Schriftsteller auftrat, wissen
wir wiederum nicht.
Athenodoros, Sohn des Sandon, aus Kana bei Tarsos63),
des A. können wir nur bei Zenon genauer urtheilen, s. C. 2. A. 152 und
v. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 105 ff., von dessen verhältniss massig
günstiger Meinung aber noch Einiges abzuziehen ist, seitdem sich gezeigt
hat, dass nicht alles Dasjenige, was er bei La. Di. VII, 1 ff. auf A. zurück-
führt, aus diesem stammt, z. B. nicht die Anführungen des Persaeos,
s. C. 2. A. 160. 161. 164. 169. 263. 266. C. 17. A. 39.
60) Cic. Brut. 90, 309. Acad. II, 63, 115. Tusc. V, 39, 113. Epist.
XIII, 16, 4. ad Att. II, 20, 6, vgl. Epist. IX, 4. N. D. I, 3, 6. — Bei Pseudo-
Plut. Apophth. Cic. 7. 205 A ist er, wie schon Wyttenbach bemerkt,
irrthümlich statt des Philagros (s. C. 35. A. 140) genannt, vgl. Hillscher
a. a. O. S. 391.
61) Cic. Epist. XIII, 16. Wider die Chronologie hält Comparetti ihn
für denselben mit Apollonios von Ptolemais, s. A. 26. Zeller a. a. 0.
62) Plut. Cat. min. 65 f. 69.
63) Müller F. H. G. EI. S. 485—488. Strab. XIV. 674 f. unmittelbar
nach den A. 50 angef. Worten: o 8s xov Zdv8oavog, ov xal Kavavixi\v
qpccaiv dnb n<6[ir}g xivog, KaiGuoog ■na&rjy^Gaxo xal xifiijg sxv%s nsydXrjg,
hcctioov xs slg xr\v naxalSct jjSrj yrjQotiog ■hcixsXvgs xr\v kcc&sgxcooccv noXixsiuv
xaxeos (psQO[L8vr}v vno xs ocXXcov xal BoTqQ'ov %a%ov (isv noi7\xov xaxov 8s
noXixov, drnx,oY,onlctig la%v6avxog xb nXsov. Es folgen die C. 14. A. 194
abgedruckten Worte und dann: xoiavxr\v 8s xrjv noXtv ytaxaXaßwv b 'A&tjvo-
dcoQog xscog [isv sns%sCqsi Xoyco [isxdysiv "ndnscvov xal xovg GVGxuGicbxag,
tag 8' o-ux dnsi%ovxo vßoscog ovdspiccg, e%qri6axo xjj So&slgt] vnb xov Kai'occ-
Qog e^ovglu xal i^sßaXsv ccvxovg xaxayvovg cpvyrjv. ol 8h ngcäxov {isv %axs-
xoLxoygdcpriaccv avxov xoiavxa „EQycc vscov, ßovXcci 8s [isgoov, 7toQ8al 8s
ysQOvxoov" ' snsl 8' snsivog sv nuiSi&g {isoel 8s^d^isvog skeXevgs nccos-
niyQdipai „ßqovxcu 8s ysQÖvxmv", nuxoccpQOv^cag xig xov sniswovg svXvxov
xb y.oiXi8iov s'xoov TtQOGEQQavs TtoXv xij Q"6qcc xal tc5 xoi%(o vvHXCQQ nagicbv
xt]v otmav. b 8s xrjg üxdascog KccxrjyoQüüv sv xfj syi%Xr}GL(x „xrjv vogov xr\g
7coXscogli scpri „ncci xr\v iicc%sh,iav noXXa%6%'sv anonsiv s^sgxl, xal 8rj xal sv.
xmv SiccxcoQrjfidxcov^.
Diodotos. Apollonides. Athenodoros aus Kana. 249
daher auch geradezu Tarsier genannt64), vielleicht ein Schüler
des Poseidonios65), ward als Lehrer des Augustus nach Rom be-
rufen und galt auch später bei diesem noch viel66). Schon be-
tagt, kehrte er in seine Heimat zurück und übte dort einen
bedeutenden politischen Einfluss aus, bis er, 82 Jahre alt, starb67).
Er war vermuthlich auch derselbe mit dem Athenodorus Calvus,
welcher den Cicero bei der Ausarbeitung von dessen Werk de
officiis unterstützte68). In Bezug auf die Schriften und die er-
haltenen Bruchstücke derselben lässt sich vielfach nicht ent-
scheiden, ob er oder Kordylion der Urheber war69). Sicher von
64) Pseudo-Lukian. Macrob. 21. A&rjvoÖcoQog Zdvdavog TaQ6svg Zxcol-
nog, og nal di8a.av.aXog iyivsxo Kaiaaqog ZJEßaöxov ftsov, vcp' ov r\ Taooicov
nöXig v.al (poQcav 8HOvq)ic&7]j dvo nal oydorjnovxa Bxr\ ßiovg sxsXsvxriaev sv
tfj natQiSi nal xiftäg b Tagoecov drmog avxa nax' t'xog snacxov anovspEi
wg %q(oi. Vgl. 23 (s. C. 35. A. 201). Euseb. (Arm.) Chron. II. p. 146 Seh.
(z. Ol. 197, 1 = 9 n. Chr.). Athenadorus Tarsensis philosophus physimis
(Stoicus ?) cognoscebatur (vgl. Hieron. ebend. p. 147. Athenodorus Tarsensis
Stoicus pliilosophus et M. Verrius Flaceus insignes habentur). Syncell.
p. 602, 8 ff. snl KaioaQog Avyovaxov cpiXooocpoi ^Kfiaffav inLonfiOL ovxov
BiyiXiog ZaXovoxiog Aißiog 'OQxevaiog TsQBvxiog 'Oqäxiog 'A&rjvodooqog Taq-
osvg nai Zixlav 'AXs^avdgsvg.
65) In der Epit. Diog. stehen 'A&rjvodcoQog %a\ 3Aftr\v68(OQog äXXog
zwischen Poseidonios und Antipatros (von Tyros).
66) Ausser Strab. und Pseudo-Lukian. a. a. 0. 0. s. Dion Chrys. Or.
XXXIII. p. 24 R. Plut. Poplic. 17 z. E. (s. A. 70). Apophth. reg. Caes.
Aug. 7. 207 C. Aelian. V. H. XII, 25. Dio Cass. LH, 36 (s. A. 103).
LVI, 43. Zosim. Hist. I, 6 (aus diesem Suid. 'Aftrjvod.). Vgl. übrigens
A. 100.
67) Pseudo-Lukian. a. a. 0. 21 (s. A. 64). 23 (s. C. 35. A. 201). Im
Uebrigen s. A. 63. Noch vgl. über ihn Plut. Qu. symp. II, 1, 13. 634 E. F.
68) So Zell er a. a. 0. S. 586. Anm. S. Cic. ad Att. XVI, 11, 4 über
das 3. Buch (s. C. 28. A. 51 b): eum locum Posidonius persecutus est: ego
autem et eius librum arcessivi et ad Athenodorum Calvum scripsi, ut ad me
xa HsydXaia mitteret, quae expecto: quem velim cohortere et roges, ut quam
primum. 14, 4. Athenodorum nihil est quod hortcre: misit enim satis bellum
vnoyivrnLa. Die Vermuthung jedoch von Hirzel Unters. II2. S. 725—736,
dass Cicero im Wesentlichen jenes dritte Buch nur nach diesen HstpdXaia
oder v7io(ivr}^axa ausgearbeitet habe, ist mindestens unsicher, s. Klohe
a. a. 0. S. 36.
69) So gilt dies von nsQi cnovdrjg xal itaidiag (Ath. XII. 519 b)
und von der Schrift über Tarsos (nsgl xrjg avxov naxgtöog , Steph.
'AyxiäXrj = Fr. 1), wie Müller S. 486 bemerkt. Die nsqCnaxoi gehören
wahrscheinlich keinem von Beiden, sondern dem Peripatetiker aus Rhodos
an, s. A. 421.
250 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
ihm war die Schrift an Octavia70), wahrscheinlich auch die
gegen die Kategorien des Aristoteles, welcher schon Kor-
nutos hie und da widersprach71), und auch die Anführungen bei
Seneca72) dürften sich auf ihn beziehen73). Strabon, welcher
persönlich mit ihm befreundet war74), erwähnt mehrere Be-
merkungen von ihm auf dem Gebiete der physischen Geographie75)
und stellt ihn dabei zweimal76) mit Poseidonios zusammen, so
dass er auch eine dem Werke des Letzteren tisqI (oxsavov
ähnliche Schrift verfasst zu haben scheint77).
Etwa zwischen 80 und 60 verfasste ferner ein eklektischer
Stoiker78) aus der Schule des Poseidonios79) eine nach dem Vor-
bilde und der Anordnung des Theophrastos in dessen grossem
Werke (Dvöixal do%cu80) angelegte „doxographische" Sammlung,
welche gleichwie dort nach den verschiednen Materien eingetheilt
war. Doch enthielt sich dieser Sammler der bei Theophrastos
beigemischten Kritik und beschränkte sich andrerseits nicht bloss
auf die naturwissenschaftlichen Lehrmeinungen der Philosophen,
sondern zog auch die der Aerzte, Mathematiker und Anderer
mit heran81). Aus diesen „vetasta placita"82) schöpfte bereits
70) Plut. Poplic. 17 (= Fr. 2). 'A. 6 Zdvöavog iv reo ngog '0%tccovC(xv
X7]v Kaiaagog aöslq>r\v.
71) Simplik. u. Porphyr. Schol. in Aristot. 47 b 20 ff. 61 a 25 ff (s. A. 358).
48b 12 ff. 'A. ev reo HQog zag 'AQiGTorsXovg [isv xavrjyoQiccg ETciysyQCiUfievcp
ßißXioj. Brandis Von den griech. Auslegern des Orgauons, Abhh. der
Berl. Ak. 1833. S. 275. Prantl Gesch. der Log. I. S. 638. A. 19. Zeller
a. a. 0. Wahrscheinlich ferner (s. A. 68) auch die Ethik, La. Di. VII,
68. 121.
72) De tranquill. 3, 1—8. 7, 2. Epist. 10, 5.
73) Zell er a. a. 0.: „da er in jener Zeit doch wohl der in Rom be-
kannteste Mann dieses Namens war".
74) Strab. XVI. 779 = Fr. 3. dvijQ cpLXoaocpog nal rjfiiv itaiqog.
75) I. p. 6. 55. III. 173 (= Fr. 5) und a. a. 0.
76) I. 6. 55.
77) Müller S. 486. Dazu Fr. 4 und 4a.
78) S. das Genauere und die Belege bei Diels Doxogr. S. 181 ff. Die
stoische Färbung dieser vetusta placita erkannte richtig schon Krische
Forschungen S. 40. 79 f. Vgl. auch Diels S. 128.
79) Diels S. 185: „in vetustis Placitis Ultimi summa constantia Posi-
donius et Asclepiades nominantur " '.
80) Vgl. C. 2. A. 644. C. 19. A. 22. 23.
81) Ueber die ausser jenem Werke des Theophrastos von diesem
Sammler benutzten Quellen begnüge ich mich auf Diels S. 215 — 233 zu
verweisen. 82) Wie Diels sie nennt.
Die vetusta placita philosophorum. 251
Varro in seinen Loghistorici83) , der Skeptiker Aenesidemos84),
der Quellenschriftsteller Ciceros im ersten Buche der Tusculanen
§. 18 — 21 85) und sogar derjenige Epikureer, welcher für die
theologischen Lehrer der griechischen Denker dem Cicero im
ersten Buche de natura deorum (§. 25 — 41) und dem Philodemos
iu seiner Schrift Ttegl evösßsCag die gemeinsame Quelle war, sei
es nun Phaedros oder Zenon86), und genau an sie schloss sich
wahrscheinlich Cornelius Celsus in seinen 6 Büchern de philo-
sopliorum opinionibus, einem Theile seiner Encyklopaedie87). Eine
neue Bearbeitung mit Einflechtung von allerlei Zusätzen aus
anderen Quellen machte dann Aetios jedenfalls nach Augustus,
wahrscheinlich gegen Ende des ersten oder Anfang des zweiten
christlichen Jahrhunderts88) unter dem Titel 7Csq\ x&v ccqeöxov-
x&v awaycjyri89) , und aus ihr besitzen wir noch zwei Auszüge90),
nämlich die dem Plutarchos etwa 150 untergeschobnen91) 5 Bücher
placita philosophorum (itsgl tcov ctQeöxovrcov (piloGoyoig cpv<5i-
xcov doy{iccTG)v) und die 'ExÄoyal cpvGixcct des Iohannes Stobaeos
im fünften Jahrhundert, welcher bei denselben freilich auch noch
die Epitome des Areios Didymos92) und, wie schon früher93)
bemerkt wurde, auch noch eine dritte Vorlage benutzt hat.
83) S. Diels S. 186—202.
84) Aus diesem später Soranos , die Quelle von Tertullian. de an., und
Sex. Emp. Math. VII, 129 rT. (vgl. 349), s. Diels S. 203—212. Ueber andere
spätere Spuren der vetusta placita (bei Macrobius und Philoponos) s. Diels
S. 213 f.
85) Diels S. 202 f.
86) Ersteres sucht Diels S. 121 ff., Letzteres Schwenke Jahrb. f. Ph.
CXIX. 1879. S. 49 ff. und Mayor Cic. de nat. deorum, Cambridge 1880.
I. S. XLII— LII zu beweisen, und wenn es auch vielleicht nicht geradezu
unmöglich ist, dass vielmehr die frühere Annahme, nach welcher Philo-
demos selbst die Quelle Ciceros sein soll, die richtige sei, so ist doch der
erneute Versuch von Reinhardt Quellen Ciceros de deor. nat. S. 9 — 19
dies wahrscheinlich zu machen durchaus misslungen, s. Schwenke Berl.
ph. Woch. VIII. 1888. Sp. 1307 f. Vgl. unten A. 158. 170.
87) S. Diels S. 183 f.
88) S. Diels S. 99—102. 178 ff.
89) Theodoret. Graec. äff. cur. IV, 31 Gaisf. Theodoretos (im Anf. des
5. Jahrh.) und vor ihm Nemesios (am Ende des 4.) haben diese Svvayoayri
ausgiebig benutzt, und aus ihnen hat Diels S. 45 ff. das Andenken der-
selben erneuert. S. im Uebrigen dessen Index.
90) Wie Diels S. 50 ff. nachgewiesen hat.
91) S. Diels S. 64 ff.
92) S. A. 109. 93) C. 27. A. 98.
252 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
Areios Didymos94) aus Alexandreia95), ein Stoiker96), aber
ein durch und durch eklektischer, welcher vermuthlich von seinem
Landsmann und Zeitgenossen, dem nicht minder eklektischen
Platoniker Eudoros97), den er ja ohne Zweifel auch persönlich
kannte, manche Anregungen erhalten hatte98), ward spätestens 70,
wahrscheinlich aber schon etwas früher geboren99). Nachdem
Augustus den Unterricht des Rhetors Apollodoros in Rom und
dann in Apollonia genossen hatte, bediente derselbe sich des
seinen, sei es auch noch in Apollonia oder wahrscheinlicher erst
hernach in Rom und behielt ihn nebst seinen beiden Söhnen
Dionysios und Nikanor, so zu sagen, als seinen geistlichen Rath
in seiner nächsten Umgebung100) und hielt so grosse Stücke auf
ihn, dass er 30 nach der Eroberung von Alexandreia den Be-
wohnern die Schonung ihrer Stadt verkündete neben zwei anderen
94) Diels S. 69—88. Zeller a. a. 0. S. 614—617. Ueber den Doppel-
namen s. Diels S. 86 f.: er ist entweder aus „Areios, Sohn des Didymos"
entstanden oder der eigentliche Name war Didymos und Areios ein Bei-
name, vgl. C. 30. A. 139. C. 35. A. 124.
95) S. A. 101.
96) Epit. Diog., wo sein Name ("Agsiog) zwischen Antipatros (von Tyros)
und Kornutos steht.
97) S. A. 291 ff.
98) Diels S. 81 f. Vgl. A. 114. Wie vollständig seine Behandlungs-
weise der peripateti sehen Ethik mit dem Standpunkte des Antiochos zu-
sammenfällt, zeigt Zeller S. 616 f. A. 1.
99) S. A. 100. 101.
100) Suet. Aug. 89. magistro usus Apolloäoro Pergameno, quem iam
grandem natu Apolloniam quoque secum ab urbe iuvenis adhuc eduxerat,
deinde eruditione etiam varia repletus per Arei philosophi filiorumque Dionysi
et Nicanoris contubemium. Vgl. A. 106 und C. 35. A. 199. Dass Areios,
der Vertraute des Augustus derselbe sei mit dem Areios Didymos oder
auch bloss Didymos genannten Schriftsteller, erkannte Meineke Stob.
Ecl. IL Adnot. crit. S. CLV, und vergeblich (vgl. A. 94) bestritt es 0. Heine
Jahrb. f. Ph. XCIX. 1869. S. 613 f. S. übrigens die Bemerkung von Diels
S. 82 über die Stellung solcher Hofphilosophen, welche „etiam consiharii
internuntii ducis vices explebant, denique cum in intimam famüiaritatem se
insinuare soler ent animorum moderatores extiterunt gravissimi: simili munere
christiani sacerdotes fungebantur , quibus cum aurium secreta confiderent,
haud raro Imperium quoque concedebant prineipes" und vgl. C. 1. A. 8.
Bemerkens werth ist aber, dass A. mit einem anderen Stoiker, dem Atheno-
doros, diese Rolle theilte (s. A. 66. 103): Beide waren die einzigen uns
bekannten Männer ihrer Secte aus diesen Zeiten, welche gleich den ältesten
der Monarchie und nicht der Oligarchie huldigten.
Areios Didymos aus Alexandreia. 253
Gründen um seines Freundes Areios willen101), dass er ihm, wie
es heisst, sogar auch die Praefectur von Aegypten übertragen
wollte, die Areios aber nicht annahm 101b), und dass er auch den
Ptolemaeos Caesarion nicht ohne dessen vorher eingeholtes zu-
stimmendes Gutachten tödten Hess102). Und da Areios auch mit
Maecenas nahe befreundet war103), übte er einen um so grösseren
Einfluss auf den Kaiser aus104). Als Drusus 9 v. Chr. gestorben
war, spendete er der Livia mit Erfolg seinen geistlichen Trost105)
und richtete ein eignes Tröstungsschreiben an sie106). Den Tod
des Augustus hat er schwerlich mehr erlebt107). Erhebliche
101) Plut. Praec. reip. ger. 18. 814 D. "Aqslov xs Kui6uq oxs xr\v 'AXs-
^dvdgstav slXs dici x8LQ°g B%cav M0^ ftovco TtQOöOfitXav xav avviqd'cov 6vvsiar-
Xccasv, sItcc xolg AXs^avdqsvöi xä SG%axa naoödoKmoi xca dsofisvoig 6 Avyovaxog
scprj diciXXccxxs6&cu dicc xe xo [isys&og xfjg noXscog xcd diu xov ol%i6xr\v 'AXs^av-
öqov xca xqixov, Bcpi], xca cpCXco (iov xovxcp %aQi£6{jL,£vog (vgl. Apophth. reg.
Caes. Aug. 3. 207 A. B). Anton. 80. avxbg ds Kaiocco sla^Xavvsv stg xr\v
TtoXiv 'Aqslco xco yiXoööcpo) iZQ06dLaXsyuiiEvog ncci xr\v ds^iccv svdsdcoHcog, iva
sv&vg xoig noXixuig nsQLßXsnxog stn xca d,av[i<x£oixo xi{ic6[iEVog vn' ccvxov
diwjtQsitmg. stg de xo yv[ivccOLOv slasXQ'cov xal dvccßdg snl ßijfici xi nsitOLn-
(isvov s-KTCsnXvyfisvcov vnö dsovg xcöv äv&Qconcov KcuTtQ06nntx6vx(ov, dvuaxr]vcxL
neXevGccg scpr\ ndür\g oclxCccg xov drjfiov dcpievccL tiqcoxov [isv diä xov -kxlgxt]v
AXs^avdQOv, dsvxsQOv ds xrjg noXscog &ccv[id£cov xo udXXog xca xo (isyedog,
xql'xov ds Aqslco xco exulqcq %ccQL£6(isvog x. x. X. (s. Diels S. 80 f.). Aehnlich
aus derselben Quelle Dio Cass. LI, 16, 3 ("Aqsiov xov noXCxnv). Vgl. Themist.
Or. VIII. p. 129, 14 ff. Dind. u. ö. Iulian. Epist. 51. 433 D f. Caes. 21. 326 B.
101 b) Iulian. ad Themist. 265 C. "Aosiog, cog cpuoi, xca dido^svriv ccvxco
xr\v Ai'yvnxov STtLXQonsvöai tkxqjjx r]aaxo.
102) Plut. Anton. 81. ßovXsvofisvov ds KcxLGcxQog "Aqslov elnelv Xsyovaiv
„ovx dyci&bv noXvY.OLQccvL7\a.
103) Dio Cass. LH, 36, 4 in der Rede des Maecenas an Augustus:
'Aqslov xccl Ad"r}vodcÖQOv xcdoov xca dyad'cov ävöocöv nsitsloccaai x. x. X.
Aelian. V. H. XII, 25, Marc. Aurel. VIII, 31. Vgl. Diels S. 83. A. 1.
104) S. über ihn noch Themist. Or. V. p. 75, 23. X. p. 155, 19. XI. 173,3.
XIII. 212, 21. XXXV. 451, 5 Dind., auch Strab. XIV. 670 (vgl. A. 416).
105) Sen. Consol. ad Marc. 4, 3. illa (näml. Iulia Augusta) in primo fer.
vore, cum maxime impatientes ferocesque sunt miseriae, consol^atori sey Areo
philosopho viri sui praebuit et muUum eam rem profuisse sibi confessa est.
106) Seneca a. a. O. 4, 3 — 5, 6 giebt den Anfang wieder, dessen erste
Worte „usque in hunc diem, Julia, quantum quidem ego sciam, adsiduus
viri tui comes , cui non tantum quae in publicum emittuntur nota, sed omnes
sunt secretiores animorum vestrorum motus" sehr bezeichnend sind.
107) Wenigstens müsste er sonst ein ungewöhnlich hohes Alter erreicht
haben. Dagegen spricht aber auch Suid. ©scov AXs^ccvdQsvg, cpiXococpog
ZxcoiKog, ysyovcog snl Avyovaxov [iexcc "Aqslov, wenn auch diese Worte zu-
nächst nur bedeuten: „Theon lebte unter Augustus (noch) nach Areios".
254 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
Ueberreste sind uns von ihm aus einem zunächst allerdings in
das Gebiet der Geschichte der Philosophie einschlagenden, genauer
„doxographischen", unter dem schwerlich108) vollständigen Titel
*Eiti%o\ji'Yi angeführten Werke geblieben109), welches aber doch
dabei durchaus im Dienste seiner eklektischen Doginatik stehend,
die Unterschiede der philosophischen Richtungen möglichst zu
verwischen suchte110), vermuthlich zum Theil auch geradezu eine
Dass Theon nach dem Tode des Areios dessen Nachfolger bei Augustus
ward, wie Di eis S. 84. 85 berichtet, ist sonach sehr möglich, ja ganz
wahrscheinlich, aber doch nicht ausdrücklich bezeugt.
108) S. C. 19. A. 69.
109) Vgl. die Sammlung der physischen bei Di eis S. 445—472. Es
sind nach der übersichtlichen Zusammenstellung von Zell er S. 616 f. A. 3
folgende: 1) eine Darstellung der stoischen Ansichten von Gott und der
Welt = Fr. 29 b. Euseb. P. E. XV, 15, 1—9. 817b — 818b: dno t% 'Etci-
ro(ii]g xr\g 'Aqslov ^IlSv^iov, 2) aller Wahrscheinlichkeit nach auch die
stoischen Lehren über Weltverbrennung und Welterneuerung ebendaselbst
18—19, 3. 820b -821b = Fr. 36 f., 3) die stoische Psychologie ebendas.
20, 1 — 8. 821c — 822c. ccno rmv 'Enizofitov 'Jqblov Jiövfiov = Fr. 39, 4) der
Bericht über die platonische Ideenlehre ebendas. XI, 23, 3 — 6. 545b — d.
ix tiov zlidvficp 7CBQL xcov ccqsghovtcov ÜXccxcovi 6vvxsxay[isvcov (Stob. Ecl.
1. p. 330 H. 135, 20 ff. W. Albin. Epit. Plat. dogm. 12) = Fr. 1, 5) die
Auszüge bei Stobaeos. Dieser giebt Flor. CHI, 28 eine Stelle über die
peripatetische Lehre von der Eudaemonie Ix xijg didv[iov 'EniTOfifjg, die-
selbe steht aber auch in der Darstellung der peripatetischen Ethik Ecl. II.
274 H. 129, 19 ff. W., und daraus hat nach theilweisem Vorgange von
Heeren und Carus (s. Diels S. 69) Meineke Zu Stobaeus, Zeitschr. f.
Gymnasialw. XIII. 1859. S. 563 ff. Adn. a. a. O. S. CLV f. mit Recht ge-
schlossen, dass der ganze Abriss der stoischen und der peripatetischen
Ethik Ecl. II. 90- 334 H. 57 — 152 W. nebst der Einleitung 32 — 88 H.
37, 15 — 57, 12 W. aus diesem Werke entnommen ist. Meineke hat aber
überdies nachgewiesen, dass auch in den physischen Eklogen Manches aus
denselben stammt (s. darüber die Fragmentsammlung von Diels, vgl. auch
A. 437), ist darin aber viel zu weit gegangen, s. R. Volk mann Ueber das
Verhältniss der philosophischen Referate in den Eclogae physicae des
Stobaeos zu Plutarchs Placita philosophorum , Jahrb. f. Ph. CHI. 1871.
S. 683 ff. Diels S. 69 ff. , und so hätte denn Zell er in jene seine Ueber-
sicht die beiden Stellen bei Clem. Str. I. 300 B (aus Didymos) und 309 C
(didv[iog sv tc5 itsql Hv&uyoQL%rig tpiXococpCccg) nicht mit aufnehmen sollen,
da ihre von Meineke vorgenommene Zuweisung an diesen D. mehr als
zweifelhaft ist, s. Diels S. 79 f. Uebrigens vgl. auch A. 437.
110) S. A. 98. Zeller S. 617. A. 2: „Und er scheint auch wirklich
bisweilen zu vergessen, dass er bloss über fremde Ansichten berichtet,
indem er aus der indirecten Rede in die directe übergeht, vgl. p. 256. 270.
276. 322 H.". Freilich sind Darstellung und Stil überhaupt etwas nach-
Areios Didymos aus Alexandreia. 255
Darstellung des Antiochos zur Vorlage hatte111), jedenfalls
kritiklos ein Gemisch aus allen möglichen Quellen, alten und
jungen, guten und schlechten, zur Erscheinung bringt112). Neu
war jedoch die Anordnung, indem er nach einander eine Ge-
sammtübersicht über die Lehren der Hauptschulen, nämlich der
Akademiker, Peripatetiker und Stoiker, vielleicht auch der Epi-
kureer, und zwar jedesmal nach den drei Theilen der Philosophie
zunächst von ihrer Logik113), dann von ihrer Physik und zuletzt
von ihrer Ethik (und Politik) gab, nachdem er eine allgemeine,
gleichfalls nach ebendiesen drei Theilen gegliederte Einleitung
voraufgeschickt hatte 1U). Sehr wenig wissen wir von einer
anderen Schrift, einem Lehrbuch der Rhetorik114b).
lässig, vgl. Diels S. 83: „nee vehementer reluctabor, si quis Epitomen in
Augusti usum confeetam suspicabitur : hinc explicatum quendam haberet,
quod eclogae sunt minore labore faetae nee ad publicum saporem limatae:
neque subitarii commentarii morem dedecet definitionum incomposita enume-
ratio (ecl. eth. p. 34. 84 H.)".
111) So viel, aber auch nicht mehr wird man Madvig Cic. de fin.2' 3
S. 413. 452. 466 (zu III. §. 41. 62. V. §. 34). 846 f. zugeben müssen, da die
zum Theil wörtlichen Uebereinstimmungen bei Stob. Ecl. eth. p. 256—260 H.
122 f. W. in der Darstellung der peripatetischen Ethik mit Cicero Fin.
V, 12, 34. 13, 36—38 auf Gleichheit der Quelle (s. A. 268) hinweisen. (Mit
den Aehnlichkeiten zwischen p. 266 ff. H. und III. §. 62 ff., die Madvig
findet, ist es m. E. nicht weit her). Im Uebrigen hat Areios in den
physischen Partien die durch Andronikos (s. A. 327 ff.) weiteren Kreisen
zugänglicher gemachten akroatischen Schriften des Aristoteles (so besonders
die Meteorologie Fr. 11—14) mehrfach ausgebeutet und in der peripateti-
schen Politik (322—334 H. 148—152 W.) lediglich die aristotelische selbst
ausgezogen (s. darüber jetzt besonders Henkel Zur Polit. des Arist.,
Stendal 1875. 4.), aber von der nikom. Ethik keinen Gebranch gemacht
(ebenso wenig übrigens von der eudem. und der gr. Moral), und ver-
muthlich hat Meurer Peripat. philos. mor. sec. Stob., Weimar 1859. 4.
S. 10 Recht, dass der erste Theil des Abrisses der peripatetischen Ethik
aus Antiochos, das Uebrige aus verschiedenen früheren Quellen zusammen-
geschrieben ist; 292—306 H. 137, 14—142, 13 W. scheint aus Theophrastos
zu stammen. So viel ist gewiss, dass wir schrittweise .die zunehmende
Verfälschung der ächten aristotelischen Ethik durch die eudemische, die grosse
Moral und den Auszug bei Stob, verfolgen können. S. Diels S. 71 f.
112) S. A. 111. 114. 437. C. 29. A. 190 und in Bezug auf die stoische
Ethik Diels S. 70 f.
113) Dass sich keine logischen Fragmente erhalten haben, beweist
Nichts hiegegen.
114) Diels S. 70 ff. Von dieser Einleitung ist nur der ethische Theil
37, 15 — 57, 12 W. (s. A. 109) erhalten, in welchem Philon von Larisa und
256 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 1. Stoiker.
Theon von Alexandreia muss, wenn anders er ein Schüler
des Stratokies war115) und doch den Areios noch überlebte116),
bei dessen Tode schon sehr betagt gewesen sein117). Er ver-
fasste eine Rhetorik und einen Comnientar zu der Physik
des Apollodoros von Seleukeia118).
Endlich ist uns noch ein Auszug aus einer populären
Schrift geblieben, in der ein eklektischer Stoiker wahrschein-
lich aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. eine
alte stoische Streitfrage mit einer Liberalität behandelte, welche
weit über Das hinausging, was auch diejenigen früheren Stoiker,
welche am Wenigsten schroff über diesen Punkt dachten, ge-
urtheilt hatten. Denn seine Beantwortung lief im Grunde darauf
hinaus, dass nicht bloss auch dem Weisen gelegentlich ein
Räuschchen erlaubt sei, sondern sogar die vielleicht nicht sehr
weisen Reden, welche er in diesem Zustande führt, doch seiner
Gesammtweisheit keinen Abbruch thun118b).
Eudoros ausdrücklich als Quellen angeführt werden 38. 46 H. 39, 20. 41, 26.
42, 7 W. (s. A. 242. 292. 296), aber freilich sind es nicht die einzigen.
S. Diels S. 70. 72.
114b) Denn vermuthlich ist es doch derselbe Areios, dessen Definition
der Rhetorik Quintil. II, 15, 36 anführt, und den er III, 1, 16 unter den
bedeutendsten Theoretikern derselben nennt, vgl. C. 35. A. 36.
115) Diese Vermuthung von Zeller S. 586 f., dass im Ind. Sto.
Col. LXX1X (®ey(ov 'AXs^avdgsvg zu ergänzen sei, ist nun aber ebenso
wahrscheinlich, wie die Ergänzung Comparettis (AC)(av (s. C. 33. A. 236—
238 c) wohl zweifellos verkehrt.
116) S. A. 107.
117) Auch Stratokies selbst muss dann überdies noch, wie Zeller be-
merkt, ein hohes Alter erreicht haben.
118) Suid. nach den A. 107 angef. Worten: syQcctyE xrjg 'AnoXXodaQov
<DvoioXoyL7ifjg staayooyrjg (s. C. 2. A. 385) vnofivrificc {vgl. Diels S. 84), negl
rs%vd)V QrjtoQMcäv ßißXta y'.
118b) Bei Philon de plantat. Noe p. 350—356, 11 Mangey. S. v. Arnim
Quellenstudien zu Philo von Alexandreia, Berlin 1888. 8. (Kiessling und
v. "Wilamowitz Philol. Unterss. XI). S. 101—140, dessen Endergebniss gewiss
zutreffend ist, und dem man wohl auch darin beistimmen muss (s. S. 135 ff.),
dass Seneca bei der Abfassung von Epist. 83 eine ähnliche und vielleicht
sogar dieselbe Schrift in Händen gehabt hat, der aber im Uebrigen starke
Irrthümer begangen hat, nach deren Beseitigung sich Manches ganz anders
gestaltet. Gegenüber denselben hat sein Recensent Hilgenfeld Wochenschr.
f. kl. Ph. VI. 1889. Sp. 118 im Wesentlichen bereits das Richtige bemerkt.
Die Ausführung kennt, wie Arnim S. 115. 116 selbst zugeben muss, nur
zwei Ansichten: 351, 40 — 45. xa [isv ovv aoavel ngooifiicc xr\g 6yt8ipE(og
xoiavxd ioxi' xov Ss tceql ccvxrjg Xoyov r}dr} 7tEQCc£vai[i8v dmXovv , eog slnogi
Theon. Populäre Schrift. Epikureer. 257
2. Die Epikureer119).
Ein entschiedener Vertreter des Eklekticismus fand sich unter
den Epikureern nicht, wenn man von dem später120) zu be-
sprechenden Arzte Asklepiades absieht ; der doch ein eigent-
licher Genosse der epikureischen Gemeinde nicht war, wenn er
sich auch am Meisten an ihre Dogmen anschloss. Immerhin
jedoch blieben, wie schon gesagt121), auch diese zurückgezognen
„Gartenphilosophen" von dem eklektischen Zeitgeist nicht ganz
bvxcc, xbv [isv ort 6 aocpbg [isd'vö&^osxaL y.ax<x6KEvd£ovxcc , xbv ds xovvocv-
xlov oxi ov [is&vG&rjasxccL ßsßocLov[iEvov und geht sofort zunächst auf die
erstere, welche der Verfasser schliesslich in seiner Weise zu der seinen
macht, ein: Z. 45 ff. xov ds tzqoxsqov Xoyov xug nioxEig ccq[ioxxov XsysLv x.x.X.
Auf sie bezieht sich daher auch 355, 28. 6 xmv TtaoxsQav Xoyog, und nicht
sind hiemit, wie Arnim S. 115 f. 132 glaubt, die früher als der Verf.
lebenden Stoiker bezeichnet, zu denen freilich die Vertreter jenes nqöxsqog
Xoyog auch gehörten, aber erst recht auch ihre Gegner. Hienach kann
denn auch in der Einleitung nur an diese zwei Ansichten gedacht sein.
Scheinbar freilich treten hier vier auf, zunächst jene beiden in umgekehrter
Folge 350, 37 ff. dl (isv scpccoccv (ir'ixs anodtm nXsiovi XQ*!6^1 xov aoybv
[ii)xs XrjQi]6£L x. x. X. ol ds xb [isv olvovö&a.i ncci anovdaCcp TtQOorj-nov dns-
cprivccvxo, xb ds Xrjosiv uvoUsiov, dann 361, 9 ff. ol ds %. x. X. und 13 ff. ot
d' bomvxsg ccgsxfjg stg vtpog x. r. X. Arnim S. 109 ff. verwandelt das dritte
dl d' in ol ovd' oder vielmehr mit Wilamowitz in (rjy ovd' und zieht
so die beiden letzten Glieder zu einer dritten Ansicht zusammen, welche
er auf Poseidonios zurückführt. Wenn Etwas zu ändern ist, so müsste
vielmehr das zweite ol ds in ovxol ds umgesetzt werden, denn in Wahr-
heit sind hier noch die durch das erste Bezeichneten gemeint, während
mit dem dritten zu Denen, welche zuerst genannt waren, den o£ [isv x. x. X.
(350, 37) zurückgekehrt und so die veränderte Reihenfolge in der dann sich
anschliessenden Ausführung 351, 42 ff. vorbereitet wird. Aber vielleicht
kommt auch die Unschicklichkeit trotzdem das zweite ol ds geschrieben
zu haben auf Philons Rechnung, dessen schlechtes Excerpiren die ganze
Verwirrung verschuldet hat: in der ausgezognen Schrift selber war Alles,
was wir 351, 9—40 lesen, eine Aeusserung der dl [isv, der Gegner des
Rausches, zunächst ein spöttischer Angriff gegen die Vertheidiger desselben,
welche behaupteten, dass der Weise sich auch im Rausch noch beherrschen
könne, 451,9 — 13. dl ds — äyccycoöLv, und dann eine Vertheidigung ihrer
eignen Ansicht, dass die Höhe der Tugend den Rausch verbiete, 451, 13 ff.
dl d' bqcovxsg x. x. X. . .
119) Hirzel Untersuchungen I. S. 168—190, dessen Darstellung aber
nach Zeller III3, 1. S. 373-376. S. 435 f. A. 1. S. 645—548 in manchen
Stücken zu ermässigen und berichtigen ist. S. z. B. A. 123.
120) C. 34.
121) S. 238.
Susemthl, griech.-alex. Litt.-Gosch. II 17
258 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
unberührt, indem wenigstens auch sie begannen von den Meinungen
anderer Schulen ernsthafter als in der bisherigen oberflächlich
absprechenden Weise Notiz zu nehmen, ja sogar für die Geschichte
der Philosophie und der Philosophen und auch wohl für philo-
sophische Nebenfragen deren Lehr- und Handbücher auch ihrer-
seits zu benutzen122), überhaupt milder ihnen gegenüber auf-
zutreten, ja sogar von einzelnen, allerdings nur mehr oder weniger
nebensächlichen Meinungen und Behauptungen des bisher als
unfehlbar vergötterten Meisters abzuweichen und seine Logik
sogar ausdrücklich zu berichtigen und verbessern. Freilich gilt
dies Alles zusammen durchaus nicht von ihnen allen, aber gerade
das ist bezeichnend, dass sich neben den Epikureern von der
strengen Observanz eine dies Alles in sich vereinende und zugleich
dem Weltleben und Weltverkehr zugewandte freiere Richtung
zu bilden begann, deren Vertreter freilich in der Minderzahl
blieben und von den „ächten" Epikureern als Sophisten bezeichnet
wurden123), aber nicht ohne dass diese „ächten" selbst, die einen
so und die anderen so von dem Geiste ihrer Zeit theilweise be-
rührt wurden. Zu jenen „Sophisten" mag
Diogenes von Tarsos gehört haben, dessen Zeit sich nicht
genauer bestimmen lässt123b), und es ist gar nicht unwahrschein-
lich124), dass dies derselbe Diogenes von Tarsos war, welcher
ganz nach Sophistenart in den Städten umherzog, um Vorträge
122) S. C. 2. A. 151. 644 und oben A. 86.
123) La. Di. X, 25. xai 'AnoXXodcooog d' b %rinotvqavvog ysyovev sXXo-
yipog , og vitso xcc TStQaxöoia övviyoaips ßißXia' dvo ts IItoXs[iaioi AXs^av-
dosig, o ts fisXag Mal b Xsvnog* Zr\v(ov &' 6 Eidcoviog ängoutiig 'AnoXXo-
dcoQOv , noXvyoäcpog avr\Q' neu dri^iytoiog b S7tiy.Xrj&slg Aä-ncav' dioysvr}g &'
b Tccqesvg b xras sniXsv.tovg 6%oXäg Gvyyoätpag, nal 'SIqioov , Kai aXXoi, ovg
ot yvi\<sioi 'EniKovosioi, aocpiatäg ano%aXovoiv. Der Relativsatz ovg — dno-
naXovaiv bezieht sich, wie Zeller S. 548 f. A. 6 schlagend gegen Hirzel
S. 180 ff. darlegt, entweder nur auf %al aXXoi oder doch (und dies ist wohl
wahrscheinlicher) überdies nur noch auf die letzten Namen von Jwysvrjg
an. — Von den beiden Ptolemaeos und von Orion wissen wir übrigens
weiter Nichts.
123 b) Denn nach dem eben Bemerkten lässt sich aus der Reihenfolge
bei La. Di. a. a. 0. nicht schliessen, dass er jünger als Apollodoros ge-
wesen sei, was freilich sehr möglich ist.
124) Aber doch nicht sicher, wie Hirzel S. 182 es darstellt, s. Zeller
a. a. 0., der mit Recht hervorhebt, dass Strabon (s. A. 126) den von ihm
besprochenen Tarsier D. nicht als Epikureer bezeichnet; immerhin indessen
nennt er ihn einen Philosophen.
Diogenes. Apollodoros. 259
zu halten, und, mit tarsischem Improvisationstalente125) begabt,
ganze Gedichte, besonders Tragoedien, über einen ihm auf-
gegebnen Stoff aus dem Stegreif zu schaffen verstand126). Für
die Identität spricht entschieden auch dies, dass der Epikureer
unter Anderem ausgewählte Vorträge ('ETtiXextoi, <5%oÄcc£) in
mindestens 20 Büchern veröffentlicht hatte127).
Apollodoros von Athen 127b); der sogenannte „Gartentyrann"
(6 xr}7toTVQccvvog), der fünfte oder sechste Nachfolger des Epi-
kuros128), dessen, wie man aus jenem seinem Beinamen wohl
schliessen darf, kräftiges Regiment in die letzten Zeiten des
zweiten Jahrhunderts fiel 129) , gehörte dagegen ohne Zweifel
der strengeren Richtung an130). Aber unter seinen mehr als
400 Büchern131) befand sich doch auch eine Schrift 7Ceql rmv
(pilo6o(p(x)v uiQeGsav, durch welche er sich unseres Wissens
als der frühste Epikureer bekundete, welcher auf dem Gebiete
der Philosophie auch ein geschichtliches Interesse, ein nennens-
125) S. C. 1. A. 6. C. 14. A. 194.
126) Strab. XIV. 675. xcöv d' ccXXav cpiXoaocpmv (aus Tarsos) . . . IlXov-
ticcdris xs iyivsxo nal dioyivrjg xcöv itSQinoXi^ovxtov neu o%oXug dictxid'e-
[isvcov svcpvmg' 6 ds Aioyivt\g xori 7toir](iaxoc monsq inscpoißa^s xs&siöTig
vKoftsaecog, xqayiY.cc mg inl xb noXv. Ausserdem s. La. Di. VI, 81 im
Homonymenverzeichniss: ns^nxog (Jioyiviqg) TctQasvg, yeyQcccpcbg nsQt noir\-
xi%cäv ^r}xrj(iccxoav a Xveiv im%uQ£t: auch hier fehlt die Bezeichnung als
Epikureer.
127) S. A. 123. La. Di. X, 97. z/. 6 'EiuyiovQSiog iv reo a' xdav 'Em-
Xsyixav (Schol.). 119. 4. iv xr\ s' xä>v 'E. 136. d. iv xy if xäv 'E. 138. d.
iv xij %' tcov 'E. Dazu 118. J. iv xy 'Enixoprj xoov 'EniY,ovqov riQ'i-
%cöv doytiuxoov und iv x<p * * (Usener Epicurea S. 331, 15 mit der
Note: „intereidit titulus monöbibli").
127 b) La. Di. VII, 181 (s. A. 132).
128) S. A. 123. Da der vierte Basileides (s. C. 2. A. 489) kaum länger
als bis etwa 160 gelebt haben kann, so ist Zeller S. 371. A. 5 geneigt
zwischen ihm und A. noch einen fünften Scholar chen, etwa den Pro-
tarchos (s. A. 137) anzunehmen.
129) S. darüber Zeller S. 373. A. 2 und unten A. 146.
130) Denn, wie Hirzel S. 170 im Widerspruch mit sich selbst (s. A. 123)
richtig bemerkt, zu Schulvorstehern nahm man sicher nur „Epikureer vom
reinsten Wasser".
131) S. A. 123. Dass er auch eine Biographie des Epikuros verfasste,
ward schon C. 2. A. 388 angegeben: La. Di. X, 2. *A. d' b 'EiiiY.ovQ£iog iv
xcp 7CQ(6xco nsql 'Emy,ovQOv ßiov, vgl. 10. nafree tpr\ai xat 'AnoXXodcoQog. Ver-
mutlich ist er auch der von Philod. de vit. deor. Col. 9, 36. de sens.
20, 6 Scott citirte A.
17*
260 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
werthes Eingehen auf die Lehren anderer Secten an den Tag
legte132). Ja er scheute sich nicht im Gegensatz zu Epikuros
und Hermarchos, welche dem Leukippos das Dasein absprachen,
den Letzteren, vermuthlich in demselben Werke133), für den Lehrer
des Demokritos zu erklären134).
Wie sehr diese neue Wendung innerhalb der epikureischen
Schule nicht minder wie in der stoischen unter dem Eindrucke
der scharfen Polemik des Karneades stand, erkennt man deutlich an
zwei anderen Epikureern dieser Zeit, Demetrios und Zenon135). Von
Demetrios dem Lakonier136), Schüler des Protarchos von
Bargylion137), ist uns nämlich eine Erwiderung auf einen die
132) Allerdings bemerkt Diels S. 79. A. 1 sehr richtig gegen Volk-
mann a. a. 0. S. 685 (s. A. 109), dass wir, wie es wenigstens bis jetzt
scheint, aus Mangel genügender Nachrichten nicht beurtheilen können, ob
die Schriften nsgl cpiXoöocpcov atgsascov mehr historisch oder mehr kritisch-
apologetisch-polemisch, also mehr dogmatisch waren; darauf kommt aber
für die obige Schlussfolgerung Nichts an. Und auch darauf nicht, ob der
Verfasser dieser Schrift (La. Di. I, 60 sagt bloss 'AnoXXodcogog) wirklich der
Epikureer war. Denn wer dies glaubt, wird sie mit Diels für dieselbe
erklären, welche bei La. Di. VII, 181 Uvvccycoyr xav doypccxcov heisst
und offenbar von ebendiesem Epikureer herrührt: nccl 'JnoXXoScaQog d' 6
'A&rjvcciog sv xij S. x. 8. ßovXofisvog nagicxavEiv oxi xa 'Etiiy.ovqov otxsicc
Svvccfisi ysyQttfifisva neu ccitccQcc&Exa ovxu ^ivqico nXetco saxl xwv Xgv6imtov
ßtßXicov, cpiq6lv ovxcog avxij Xe^el' „s? yccg xiq acpiXoi xäv Xgvoiniiov ßißXtcav
oa' uXXoxqicc nccQccxE&sixcci, HEvog ccvxöj 6 %<xQXT)g Y.axaXsXfl\\}EX<xiu1 und wer
es bestreitet oder bezweifelt, muBs doch aus dem letztgenannten Schrift-
titel den nämlichen Schluss ziehen. Uebrigens s. auch C. 2. A. 710. Ob
ein anderes Werk nsgl vofiod'Exmv (La. Di. I, 58. 'AnolXodcoQog . . . iv
dEvxEQm) von demselben A. herrührte, muss wohl dahingestellt bleiben.
133) Schwerlich im Leben des Epikuros, s. Hirzel S. 184.
134) La. Di. X, 13. Hirzel a. a. 0. vermuthet wohl mit Recht, dass
,,Epikur u. Hermarchos sich allein auf Demokrit stützten, der den Leukipp
in seinen Schriften nicht erwähnte und die atomistische Lehre als seine
eigene vortrug, A. dagegen auch dem Zeugniss eines Aristoteles u. Anderer
Gewicht beilegte", und weist (ebendas. A. 1) auch auf Cic. N. D. I, 24, 66.
ista enim flagitia Democrüi sive etiam ante Leucippi hin. Im Uebrigen
vgl. C. 2. A. 418.
135) Davon gar nicht zu reden, dass der Epikureer Metrodoros von
Stratonike geradeswegs von Apollodoros zu Karneades überging, s. C. 2.
A. 657 ff., fast das einzige uns bekannte Beispiel eines solchen Abfalls
unter den Epikureern.
136) S. A. 123. 137. 142.
137) Strab. XIV. 658. ek Se x<av BagyvXicov ccvtjq ElXoyipog i\v b 'Em-
novQELog ÜQcoxccQxog 6 drjfirjxQiov %ccd,r}yT]acc[iEvog xov Aa-acovog ngoaa-
yoQEv&Evxog.
Demetrios d. Lakonier. Zenon v. Sidon. 261
Beweisführung betreffenden Einwurf des Karneades bekannt 138),
„ welche uns vermuthen lässt, dass dieser Epikureer gerade durch
die Dialektik des Akademikers an logischer Schulung gewonnen
hatte"139). Allem Anscheine nach war er ein Zeitgenosse140), viel-
leicht sogar ein jüngerer Zeitgenosse des Zenon141) und jedenfalls
einer der hervorragendsten und angesehensten unter den damaligen
Epikureern und beschäftigte sich auch mit lexikalischer Er-
läuterung der sogenannten hippokrateischen Schriften142).
Zenon von Sidon143) aber, ein Schüler144) und wahrscheinlich
138) Sex. Math. VIII, 348 ff. Zeller S. 371. A. 4. S. 504. S. 548. A. 5.
Natorp Forschungen S. 258 ff.
139) Zell er S. 548. Vgl. auch A. 216.
140) Dass er in der A. 123 angef. Aufzählung bei La. Di. X, 25 hinter
Zenon steht, beweist freilich nicht allzu viel; dass aber die Begründung
Zell er s S. 371. A. 4. 5. S. 373. A. 2. S. 504. A. 4 für die Annahme, er sei
älter als Zenon und vielleicht eine kurze Zeit lang gegen Ende des zweiten
und Anfang des ersten Jahrhunderts unmittelbar nach Apollodoros Vor-
steher de.r Schule gewesen, nicht gelungen ist, zeigt Natorp S. 263.
Zell er hält Kleitomachos für die Quelle von Sex. a. a. 0., dass es aber viel-
mehr Aenesidemos ist, hat Natorp (s. bes. S. 258. A. 2) zur Wahrscheinlich-
keit erhoben. Die Polemik an dieser Stelle macht, wie Zell er bemerkt, den
Eindruck der Widerlegung eines Zeitgenossen , indessen ist sie auch durch-
aus noch begreiflich, wenn der Urheber derselben einer nur wenig jüngeren
Zeit, aber doch erst, wie es bei Aenesidemos der Fall war, der nächsten
oder vielmehr zweitnächsten Generation angehörte; weiter aber darf man
allerdings schwerlich gehen. S. unten A. 498 ff.
141) Wenn die Combinationen von Natorp S. 261 ff. richtig sind, der
indessen den Aenesidemos zu früh ansetzt (s. A. 498). Jedenfalls wohl mit
Recht bezieht derselbe auf diesen Demetrios das iv fiev x<p dr\prix Qianä
a^cpyödQ' imtoiMog &i<^?<^)>rca bei Philod. u. oripsi<ov Col. 28. p. 35, 13 ff.
Gomp., wie immer man dies auch auffassen mag (vgl. Natorp S. 238).
S. hierüber A. 216.
142) Sex. Math. a. a. 0. d. de 6 Aanotv xcov kuxu xrv 'EnLKOvQsiov
al'qsüLV smcpavcov. X, 219. 'EnittovQog äs , cos ccvxbv J. b A. ifyysLxcci.
Pyrr. EI, 137. 'EnUovQog öe\ Hcc&obg J. b A. cprjGL (= Epik. Fr. 294. 79).
Erotian. Lex. Hippocr. KXayycodrj p. 81, 3 ff., d. (ilv b 'Eni%ovQEiog x. x. L,
vgl. p. 32, 4 ff., s. C. 34. A. 151. Auch bei Aet. p. 316a 4 Diels (Pseudo-
Plat. Plac. I, 18, 3) scheint er gemeint zu sein. In Herculaneum . haben
sich Reste gefunden von dr}{ir}XQtov tzeqi xivcov av^rjxrj^Evxcov <57atra(?)
V. H.2 VI, 121—126, vgl. Scott Fragm. Hercul. S. 27, und ganz unleser-
liche von Jr}fir}XQiov tceqX yea>[isxQLCcg (Pap. 1061, vgl. V. H. * IV. Introd.
in Polystr. III, 2. Scott a. a. 0. S. 36 f.). Dass letztere von einem anderen D.
wären, ist zwar möglich (s. Zeller S. 371. A. 3), aber nicht wahrscheinlich.
143) La. Di. VII, 35 im Homonymenverzeichniss: oySoog (Z/jvmv) Zv-
dcoviog xo ysvog, cpiXöaocpog 'EniY.ovQEiog x. x. X. (s. A. 152). X, 25 (s. A. 123).
262 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
auch der sei es unmittelbare sei es145) zweite Nachfolger des
Apollodoros146), war auch Schüler und Bewunderer des Kar-
neades147), hiernach übrigens schwerlich später als etwa 150
geboren148), und andrerseits schätzte wiederum der Akademiker
Philon ihn sehr hoch, bezeichnete ihn als den Koryphaeen der
Epikureer und empfahl den eignen Schülern diesen Mann zu
hören149). In der That suchte dieser scharfsinnigste Epikureer150)
mit der von Karneades erlernten Dialektik die akademischen
Dialektiker selbst zu schlagen und berichtigte die Kanonik des
Epikuros sehr wesentlich, indem er auf eine haltbarere Beweis-
führung drang und zu diesem Zwecke namentlich eine neue
Theorie des Analogieschlusses, die viel Richtiges enthält, ent-
wickelte151). In materieller Hinsicht jedoch wich er von der
Prokl. in Eucl. p. 199 Friedl. Zr\v(av 6 Zidcoviog (iivy r?Js dg 'ErtwovQov
[isrct0%obv ccLQ£6swg. — Ueber zwei erhaltne Abbildungen, wahrscheinlich
von ihm, eine im Vatican und eine herculaneische s. Visconti Mus. Pio-
Clem. VI. Tf. 33 und Comparetti u. de Petra Villa Ercol. T. XII, 9.
144) S. A. 123.
145) Denn immerhin bleibt es ja möglich, dass zwischen Beiden kurze
Zeit noch ein Dritter regierte, wenn dies auch (s. A. 140) nicht De-
metrios war.
146) S. darüber Zeller S. 373. A. 2: da Z. Schüler des 129 gestorbenen
Karneades und des Apollodoros war, wird Letzterer schwerlich bis nach
100 gelebt haben, und da Phaedros um 90 in Rom lehrte (s. A. 165), kann
er um diese Zeit nicht wohl die athenische Schule geleitet haben , Phaedros
und Z. aber nehmen unter den damaligen Epikureern eine so hervor-
ragende Stellung ein, dass bei der Frage, wer zu jener Zeit deren Vor-
stand war, fast nur zwischen Beiden die Wahl bleibt.
147) Gic. Acad. I, 12, 46. Cameades . . . ut cognovi ex eis, qui illum
audier ant, maximeque ex Epicureo Zenone, qui cum ab eo plurimum dissen-
tiret, unum tarnen praeter ceteros mirabatur etc.
148) Zeller a. a. O. üeberdies s. A. 155.
149) Freilich wohl nur mit dem Gedanken, dass sie sich dadurch über-
zeugen sollten , wie haltlos die epikureische Lehre selbst bei der ge-
schicktesten Vortrags- und Vertheidigungs weise sei: Cic. N. D. I, 21, 59
lässt den Cotta sagen: Zenonem, quem Philo noster coryphaeum appellare
Epicureorum solebat, cum Athenis essem, audiebam frequenter et quidem ipso
auctore Philone, credo, ut f acutus iudicarem, quam illa bene refellerentur,
cum a principe Epicureorum accepissem, quem ad modum dicerentur.
150) Cic. Tusc. III, 17, 38. istorum acutissimus, vgl. A. 153.
151) Aristoteles hat den Analogieschluss noch nicht vom blossen Beispiel
unterschieden. Wie wenig jedoch dieser von Philodemos in der Schrift
7t£Ql G7)iist(ov v.al Grjfisioooscov nach den Vorträgen Zenons (s. A. 215. 216)
bekannt gemachte Versuch einer rein inductiven Logik bei aller An-
Zenon von Sidon. 263
Lehre seines Meisters in keiner Hinsicht ab. Dagegen zeichnete
sich auch sein Stil und seine Sprache im mündlichen wie im
schriftlichen Vortrag, obschon auch er ein Vielschreiber war151b),
abweichend von Epikuros und den älteren Epikureern durch
grosse Durchsichtigkeit und sogar durch Würde und Schmuck
bei grossem Gedankenreichthum aus 152). Ebenjene seine Lust
an scharfer Polemik machte aber die letztere andererseits bei
ihm ganz besonders derb, absprechend, heftig und leidenschaft-
lich, so dass er selbst unter den schmäh süchtigen Epikureern
an Bitterkeit und Schmähsucht hervorragte153) und auch im
Leben abstossend war154). Cicero hörte ihn, der damals schon
ein Greis war155), bei seinem ersten Besuche in Athen 79/8 in
Gemeinschaft mit Atticus156), kannte und las auch Schriften von
ihm 157) und hat aller Wahrscheinlichkeit nach in dem dar-
erkennung, die er verdient, genügend ist, zeigt Zeller S. 392 ff., vgl.
S. 387. A. 1. „Sehr bezeichnend aber ist es, dass Z. sonach Induction und
Analogieschluss festhielt und vertheidigte , dagegen wider den eigentlichen
Syllogismos speciell in der Geometrie genau Dasselbe geltend machte,' was
Karneades gegen denselben überhaupt eingewandt hatte, s. Prokl. a. a. 0.
unmittelbar vor den A. 143 angef. Worten: ol ds tfdr} ■nccl xaig ccQ%ctig hm-
TQEipctvtsg ov cpaal xa. [isxcc tag ccQ%ccg anodsiKwafrcu, firj 6vy%(OQ7iQ,Bvxog
ctvtoig nai ccXXov xivog, o ^r\ nqo£iXr\nxai iv xcclg ccQ%alg. xovxov yäq xbv
xQ07tov xrjg dvxiQQrioscog {lexrjX&sv Zr^vcov %. x. X. (s. A. 163)". (Schmekel). —
Ueber den Anschluss des Z. an Karneades auch in der Polemik gegen die
Stoa s. C. 29. A. 165 und auch 164b.
151b) S. A. 123.
152) La. Di. VII, 34 unmittelbar nach den A. 143 angef. Worten: nai
voriaai xca £Q(ir)vsv6cci craqp/fc. Cic. N. D. unmittelbar nach den A. 149
angef. Worten: non igüur ille, ut plerique, sed isto modo, ut tu, distincte,
yraviter, ornate.
153) Cic. Tusc. a. a. 0. hoc dicit (näml. Epicurus) et hoc ille acriculus
me andiente Athenis senex Zeno ... (es folgen die A. 150 angef. Worte)
contendere et magna voce dicere solebat etc. N. D. I, 34, 93. Zeno quidem
non eos solum, qui tum erant ... (s. A. 31) figebat maledictis, sed So-
cratem ipsum, par entern philosophiae , Latino verbo utens scurram Atticum
fuisse dicebat, Chrysippum nunquam nisi Chrysippam vocabat und vorher
33, 93. Zeno etiam litigabat.
154) Cic. Fin. I, 6, 16 (s. A. 166), und der acriculus senex Tusc. a. a. 0.
(s. A. 153) bezieht sich sicher auch hierauf.
155) S. A. 153.
156) Cic. Fin. a. a. 0. u. s. A. 147. 153. In Bezug auf Cotta s. A. 149.
157) Cic. Tusc. a. a. 0. habes formam Epicuri vitae beatae verbis Ze-
nonis expressam, nihil ut possit negari. Denn, wie Hirzel S. 30 bemerkt,
264 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
stellenden Theile der epikureischen Götterlehre de deorum natura
§. 18 — 25. 42—57 eine solche ausgezogen158). Aus Vorträgen
Zenons aber sind die Abhandlungen des Philodemos jcbqI ticcq-
Qrjöfas159), nsQi örjiiefov160) und noch eine dritte161) hervor-
gegangen. Sonst ist uns nur noch ein Werk gegen die Gültig-
keit der mathematischen Beweise bekannt, wider welches,
wie schon früher bemerkt ward162), Poseidonios eine eigne Gegen-
schrift richtete163).
Phaedros, über dessen Leitung der Schule wir ein aus-
drückliches Zeugniss besitzen164), kann dieselbe nur sehr kurze
Zeit in Händen gehabt haben, wenn anders wirklich Zenon sein
Vorgänger war, da dieser nicht viel früher als er geboren sein
kann. Um 90 lehrte nämlich Phaedros in Rom,- wo Cicero als
angehender Jüngling ihn hörte165), und als dann derselbe Cicero
zusammen mit Atticus 79/8 in Athen von Neuem sein und zu-
gleich, wie bemerkt, des Zenon Zuhörer ward, war auch Phaedros
„das verbis zeigt, dass die diesen Worten voraufgehende Definition der
Glückseligkeit einer Schrift Zenons und nicht der Erinnerung an dessen
vor vielen Jahren gehaltene Vorträge entnommen war".
158) Diese Vermuthung rührt von Chr. Petersen in seiner Ausg. des
vermeintlichen Phaedros nsql &emv (s. A. 170. 202) S. 45 her; die über-
zeugende Beweisführung verdanken wir Hirzel S. 9 — 32. Weit weniger
wahrscheinlich dehnt Schwenke, dem hierin Mayor folgte (s. A. 86), die
nämliche Muthmassung auch auf den historischen Theil §. 25—41 aus,
s. vielmehr A. 170. Hinsichtlich des 1. Buchs de finibus kommt ferner
Hirzel II. S. 669—690 zu dem Ergebniss, dass vielleicht Z. selbst, noch
wahrscheinlicher aber einer seiner Anhänger , etwa Philodemos , die Quelle
gewesen sein dürfte.
159) S. A. 195.
160) S. A. 151. 215. 216.
161) S. A. 217.
162) C. 29. A. 183.
163) Prokl. a. a. 0. unmittelbar nach den A. 151 u. 143 angef. Worten:
itobg ov %a\ b IIoGeidcovLOs bXov k'yQcctys ßtßXfov dsinvvg öccfroccv ccvxov ncc-
gccv %7\v snivoiav. — Noch s. über Z. Soran. de morb. mul. p. 211 Dietz.
qpvGSb xs xo frrjXv xov ccqqsvo? dicccpegzi [is%Qi xov xal 'AqlgxoxsXt]v ncci Zr]-
vcovcc (diese beiden Worte sind fälschlich vor xal 'Aqigx. überliefert) xov
3Eniv.ovQSiov slnsiv ccxsXeg (isv slvcci xb &7]Xv, xsXsiov ds xb ccqqev.
164) Phlegon Fr. 12 b. Phot. Cod. 97. 84 a 17. x<u $cttöQov xov 'Em-
kovqelov disdel-ccxo IJccxqcov. Vgl. A. 167. — Olleris De Phaedro Epicureo,
Paris 1841. 8. kenne ich nicht.
165) Cic. Epist. XIII, 1, 2. Phaedro, qui nobis, cum pueri essemus, ante-
quam Philonem cognovimus, valde ut philosophus , postea tarnen ut vir bonus
et 8uavis et officiosus probabatur.
Phaedros. 265
schon alt166), so dass er denn auch bereits 70/69 (Ol. 177,3) in
Patron seinen Nachfolger fand167). Er war eine von Zenon
grundverschiedene Natur, ein Mann nicht bloss von vortrefflichem
Charakter168), sondern auch von ausserordentlicher persönlicher
Liebenswürdigkeit und grosser, ihn vor allen seinen Gesinnungs-
genossen auszeichnender Milde gegen Andersdenkende169), was
ihn aber doch nicht abhielt seinerseits gleichfalls in allen Stücken
dem Epikuros getreu zu bleiben. Wir kennen von seinen Schriften
nur die einzige tieqI fteaiv, wahrscheinlich das gemeinsame
Original für den historisch-kritischen Theil der epikureischen
Theologie im ersten Buche von Cicero de deorum natura (§. 25—41)
und Philodem os Tteqii svöeßEiccg110).
166) Cic. N. D. I, 33, 93 lässt den Cotta (s. A. 149. 156) im Gegensatz
zu Zenon und auch zu Epikuros und anderen Epikureern von Ph. sagen:
nam Phaedro nihil elegantius, nihil humanius, sed stomachabatur senex,
si quid asperius dixeram. Vgl. A. 153. Fin. I, 5, 16. nisi mihi Phaedrum,
inquam, mentitum aut Zenonem putas, quorum utrumque audivi, cum mihi
nihil sane praeter sedulitatem pröbarent, omnes mihi Epicuri sententiae satis
notae sunt, atque eos, quos nominavi, cum Attico nostro frequenter audivi,
cum miraretur ille quidem utrumque, Phaedrum autem etiam amaret, coti-
dieque inter nos ea, quae audiebamus, conferebamus etc. V, 1, 3. tum Atti-
cus: at ego . . . sum multum equidem cum Phaedro, quem unice diligo, ut
scitis, in Epicuri hortis etc. Leg. I, 20, 53. Att. Quoniam Athenis audire
ex Phaedro nostro memini etc.
167) S. A. 164.
168) Vgl. noch Cic. Philipp. V, 5, 13. Phaedri philosophi nobilis.
169) S. A. 165. 166: daher denn auch der Epikureer Atticus zwar
Beide bewunderte, aber den Ph. zugleich liebte, vgl. auch Cic. Epist.
XIII, 1, 5 (s. A. 171).
170) Cic. ad Att. XIII, 39 erbittet sich diese Schrift von Atticus: libros
(mihi, de quibus ad te antea scripsi, velim mittas, et maxime $><xidQov nsgl
ftsav et IIccMddoeC?), 0üne Zweifel um sie für seine Compilation de deorum
natura zu benutzen, s. Hirzel S. 25 f. Als nun die Trümmer von der
des Philodemos nsgi evaeßeiccg in Herculaneum gefunden wurden, lag bei
der auffallenden Uebereinstimmung von dem betreffenden Abschnitt der-
selben mit dem oben genannten bei Cicero trotz mancher Abweichungen
(s. die Parallelausgabe beider bei Di eis S. 531—550) der Gedanke der
ersten Bearbeiter sehr nahe, dass man hier jenes Werk des Ph. entdeckt
habe, und als dieser Irrthum als solcher erkannt und das Richtige nach-
gewiesen war (s. über dies Alles A. 202), war es wiederum ebenso natür-
lich, dass man nunmehr diese Schrift des Philodemos doch für die Vorlage
Ciceros zu halten fortfuhr (s. Hirzel S. 4—9), bis denn Di eis S. 121 ff.
dies mit Erfolg widerlegte und die grossen, oft wörtlichen Aehnlichkeiten
beider Abhandlungen aller Wahrscheinlichkeit nach richtig aus der Be-
nutzung einer gemeinsamen Quelle erklärte. Nicht ebenso sicher ist sein
266 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
Patron, der Nachfolger des Phaedros, war mit einem
Empfehlungsbriefe des Letzteren an den Cicero nach Rom ge-
kommen, hatte hier ausser mit diesem namentlich auch mit
C. Memmius verkehrt, und Cicero und Atticus hatten dann in
Athen ihre Freundschaft mit ihm erneuert, und Patron nahm
wiederholt, zuletzt mit einem gewissen Erfolg bei Ciceros er-
neutem Aufenthalt in Athen dessen Vermittlung bei Memmius
in Anspruch, um diesen zu dem Ablassen von dem übrigens
auch wohl ohne Zweifel unausgeführt gebliebnen Plane, den er
in seinem eignen Interesse mit dem ehemaligen Garten des Epi-
kuros hatte, zu bewegen171). Von etwaigen Schriften dieses
Mannes erfahren wir Nichts, von seiner Lehre nur, dass er im
Gegensatz zu anderen dermaligen Epikureern, welche den Satz
des Epikuros, dass der Eigennutz die Triebfeder aller Gefühle
und Handlungen sei, zu mildern suchten172), denselben in der
allerschroffsten Weise festhielt173).
Ergebniss, dass dieselbe jenes Buch des Ph. sei; aber doch hat m. E. diese
Annahme am Meisten für sich. S. A. 86. 158.
171) Cic. Epist. XIII, 1 (an Memmius), s. bes. §. 2 f. cum Patrone
Epicureo mihi omnia (communiay sunt, nisi quod in philosophia vehementer
ab eo-dissentio: sed et initio Bomae, cum te quoque et tuos omnis observabat,
me coluit inprimis et nuper . . . me habuit . . . amicorum fere principem :
et iam a Phaedro ... (es folgen die A. 165 abgedruckten Worte) traditus
mihi commendatusque est: is igitur Patro, cum ad me Bomam litter as
misisset, uti te sibi placarem peteremque, ut nescio quid illud Epicuri pa-
rietinarum sibi concederes, nihil scripsi ad te ob eam rem, quod aedißcationis
tuae consilium commendatione mea nolebam impediri: idem, ut veni Athenas,
cum idem ad te scriberem rogasset, ob eam causam impetravit, quod te
abiecisse illam aedißcationem constabat inter omnis amicos tuos etc. §. 4.
honorem, officium, testamentorum ius, Epicuri auctoritatem , Phaedri ob-
testationem, sedem, domicilium, vestigia summorum hominum sibi tuenda
esse dicit (näml. Patro). Dann heisst es §. 5 von Atticus: valde diligit
Patronem, valde Phaedrum amavit. Endlich §. 5 f. peto a te, ut scribas ad
tuos posse tua voluntate decretum illud Areopagitarum , quem v7co(ivrj(iazi6(i6v
Uli vocant, tolli. Vgl. ad Att. V, 11, 6. Was es mit diesem gegen die
Epikureer gerichteten Beschluss des Areopags auf sich hat, weiss ich
nicht; genug Memmius (bekanntlich derselbe, welchem Lucretius sein Ge-
dicht gewidmet hat) war in Folge desselben in den Besitz von der alten
Villa des Epikuros gelangt und wollte auf dem Grundstück sich selbst
eine neue bauen lassen; Patron wünscht dagegen natürlich die Rückgabe
dieses ihres alten Sitzes an die epikureische Gemeinde.
172) Cic. Fin. I, 20, 69. II, 26, 82. Vgl. Zell er S. 546 gegen Hirzel
S. 168 ff.
173) Cic. ad Att. VII, 2, 4. Vgl. über P. noch ad Qu. fr. I, 12, 14, wo
Patron. Siron. Philodemos. 267
Siron oder Skiron wirkte etwas später als Phaedros in
Rom174), schlug dabei wenigstens theilweise ähnliche Wege wie
Philodemos ein175) und war Lehrer des Yergilius 176).
Philodemos177) von Gadara178), ein Schüler des Zenon179),
lebte gleichfalls und zur nämlichen Zeit in Rom180); wo er an
L. Calpurnius Piso Caesoninus einen hohen Gönner fand181), aber
auch auf andere vornehme Römer einen erheblichen Einfluss zu
neben ihm noch ein anderer damaliger Epikureer Pia ton aus Sardes ge-
nannt wird, ebenso wie ad Att. V, 11, 16, und zwar mit Auszeichnung
und Freundschaft Xenon, von dem Cicero auch ebendas. V, 10, 5. XVI,
3, 2 (51 u. 43 v. Chr.) als einem noch Lebenden spricht, s. Zeller S. 373.
A. 2 (gegen Krische S. 26). — Noch verschiedene andere Schriftsteller
nennt Philod., so Aristobulos de sens. Col. 16, 3, wohl jedenfalls den
Bruder des Epikuros (s. C. 2. A. 406), Apollophanes ebendas. 15, 4,
Lynkeus de educ. 2,11, Nikanor ebendas. 13, 15 Scott; aber ob es
lauter Epikureer waren, ist ganz ungewiss.
174) Cic. Acad. II, 33, 106. Fin. II, 35, 119. Epist. VI, 11, 2.
175) Cic. a. a. 0. Sironem . . . et Philodemum cum optimos viros tum
homines doctissimos.
176) Vergil. Catal. 7,9. 10, 1. Serv. ad Aen. VI, 26, 4; und zwar in
Gemeinschaft mit Varus, d. h. (s. Köite Rhein. Mus. XLV. S. 175 ff.)
seinem älteren Freund Quintilius Varus Cremonensis: Donat. V. Verg. 79.
audivit a Sirone praecepta Epicuri, cuius doctrinae socium habuit Varum.
Serv. ad Ecl. VI, 13. vult exsequi sectam Epicuream, quam didicerant tarn
Vergilius quam Varus docente Sirone. Schol. Veron. Ecl. VI, 9.
177) Preller Art. Philodemus in der Encykl. v. Ersch und Gruber.
Scott Fragmenta Herculanensia , Oxford 1885. 8. Vgl. V. H.1 I. S. 1—21.
Gros in der A. 197 angef. Ausg. S. XII ff.
178) Strab. XVI. 769, der diese Stadt freilich fälschlich (wie Casau-
bonus zeigte) nach Philistaea (durch Verwechselung mit Gazara) statt
nach Koelesyrien verlegt, vgl. Vol. Herc. a. a. 0.
179) S. A. 195. 216. 217. Einen anderen Schüler desselben, Bromios,
nennt er nsgl arjfisi'cov Col. XIX, 9, vgl. A. 216.
180) Cic. Fin. a. a. 0. u. s. A. 181.
181) Daher seine ausführliche Behandlung ohne Nennung seines Namens
(s. aber Ascon. z. d. St. Philodemum significat, qui fuit Epicureus illa aetate
nobilissimus etc., s. A. 223) bei Cic. in Pis. C. 28 ff. §. 68. ingeniosum ho-
minem atque eruditum . . . est quidam Graecus, qui cum isto vivit, homo
. . . humanus . . . dedit se in consuetudinem sie, ut prorsus una viveret nee
fere unquam ab eo discederet . . . audistis profecto dici philosophos Epi-
cureos etc. §. 69. Epicurum desertum dicere. §. 70. Graecus facilis et valde
venustus . . . est autem hie non philosophia solum, sed etiam ceteris studiis,
quae fere [ceteros] Epicureos neglegere dieunt, perpolitus (es folgen die
A. 218 und 223 angef. Worte). Vgl. Fin. a. a. 0.
268 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
Gunsten der epikureischen Philosophie ausübte182). Cicero schildert
ihn in der gegen jenen Piso 55 gehaltenen Rede, freilich nicht
ohne Ironie, als einen liebenswürdigen, artigen und gelehrten
Mann von feinerer Bildung, als sie sonst meistens bei den Epi-
kureern zu Hause war182b), und dies Urtheil wird reichlich be-
stätigt durch die Reste seiner Werke, nur dass freilich diese
sogenannte Gelehrsamkeit ähnlich wie bei Cicero selbst, von
welchem es freilich in ungleich grösserem Masse gilt, mehr die
des mit mancherlei Kenntnissen ausgerüsteten Litteraten und
gelegentlich sogar flüchtigen183) Excerptors und Compilators als
die eines wirklichen Mannes der Wissenschaft 183b), und dass sein
Urtheil über die Gegenstände der allgemeinen Bildung zwar ein
viel günstigeres als das des Epikuros und der älteren Epi-
kureer184) war, aber doch auch noch in sehr erheblichen Schranken
sich bewegte185). Bekanntlich waren seine Werke mit Ausnahme
weniger Spuren verloren, bis erhebliche Stücke derselben, die
aber noch nicht alle veröffentlicht sind, in Herculaneum entdeckt
wurden186), und da zeigt sich denn Ersteres sehr deutlich zu-
182) S. hierüber Körte Augusteer bei Philodem, Rhein. Mus. XLV.
1890. S. 172—177. Bei Philod. de adul. V. H.2 I, 92. Col. XI, 3 f. werden
vier Römer, von deren Namen zwei Ovccqie und Ko'CvxCXlb lesbar sind, und
diese beiden auch tibql cpiXaqy. V. H. 2 VII, 196. Fr. 12, 4 f. angeredet, und
Körte sucht, wie es scheint, mit Erfolg zu zeigen, dass Varius der auch
bei Quintil. VI, 3, 78 erscheinende Epikureer und Freund des Augustus, in-
dem hier L. Vario (und nicht Varo) Epicureo, Caesaris amico die richtige
Lesart, d. h. der berühmte Tragiker und Epiker L. Varius Rufus, Quintilius
aber der schon A. 176 erwähnte Freund des Vergilius sei. Nahe liege es.
meint er, V. H.2 I, 92, 3 zu ergänzen Ov^sgyilisy und VII, 196, 4 ('O^a^m,
aber die Spuren seien zu unsicher.
182b) S. A. 181.
183) S. A. 26.
183 b) Vgl. Di eis Doxogr. S. 127.
184) S. C. 2. A. 394.
185) Wie er, selbst ein nicht unbegabter Dichter, in seiner Schrift
n8QL noiriybdx(ov einerseits eine ganz andere Anschauung von der Poesie als
Epikuros an den Tag legt und andrerseits doch auch wieder in dessen
Bahnen einlenkt, und wie die moralische Auslegung des Homeros bei
anderen Epikureern und auch bei ihm sich mit der stoischen Interpretations-
weise berührt, entwickelt sehr gut Duening De Metrodori Epicurei vita
et scr. S. 64-67.
186) In Vol. Herc. Coli. I. T. III. Introd. in Polyst. S. III .wird von
den libri hactenus (1832) evoluti gesagt: sunt XXXVI Thilodemi. S. die
Register bei Scott S. 19—50 u. 53 ff.
Philodemos von Gadara. 269
nächst an den Ueberbleibseln, die theils mit Sicherheit, theils
mit Wahrscheinlichkeit derjenigen seiner Prosaschriften ange-
hören, welche früher allein nachweislich war, nämlich den offenbar
der Anregung des Gartentyrannen Apollodoros folgenden 10 oder
doch nicht weniger als 10 Büchern Geschichte der philosophischen
Secten, Uvvrcc^ig t&v cpckoööcp&v181). Und wie er hier die
187) La. Di. X, 3 (vgl. C. 2. A. 406). ovvscpiXoaocpovv <T ccvxm (näml.
'Etil%ovqcp) nQOTQSipcc[i£V(p Y.ccl oi adeXcpoi xosig ovTBg NsoyiXfjg XccLQedr)[iog,
'AoiGxdßovXog, Kcc&a cpriav (PiXodrjfiog 6 'EniKOVQSiog iv xm dsnccxo) xfig xeöv
cpiXoüocpiov 6vvxü£,S(og. Vgl. 24. r^v nccl üoXvcavog 'A&r}vodc6oov Aa(iipw)ir}v6g
smeinrig xcd cpiXinog, mg oi nsoi <PiXodr)[i6v cpaci. Der Abschnitt über die
Epikureer dürfte wohl den Schluss des Werkes gebildet haben. Gomperz
Zeitschr. f. d. österr. G. XVII. 1866. S. 694 hält für Reste vom 1. und 2. B.
dieses Abschnitts die $>iXo8ruiov negi 'Emyiovqov und 3>iXodtj(LOv nsql 'Em-
%ovqov ß' überschriebenen Pap. Herc. 1232 (Vol. Herc. Coli. II. T. VI,
106—111). 1289 und für das 3. B. (also das 10. des ganzen Werks) den
titellosen Pap. Herc. 176, über welchen er bemerkt: „nachdem der Ver-
fasser über Epicur selbst ausreichend gehandelt hat, verbreitet er sich über
dessen namhafteste Jünger Hermarchos, Polyaenos und vielleicht noch
andere". S. das zum Beleg von diesem Gelehrten mitgetheilte Bruchstück
(Charakterbild des Polyaenos) C. 2. A. 453. Etwas anders (s. A. 208) äussert
sich Gomperz Herrn. V. 1871. S. 386 ff., wo er einen Brief des Epikuros
aus diesem Pap. mittheilt (s. C. 2. A. 435). Dass vermuthlich von Ph. und
fernere Theile ebendieses Werkes das Register der Akademiker (Pap. 1021.
Vol. Herc. Coli. II. T. I. Tafel 162 — 197), bearbeitet von Spengel Die
herculanensischen Rollen, Philologus Suppl. II. 1863. S. 535 — 548 u. bes.
v. Buecheler Academicorum philosophorum index Herculanensis, Greifs-
wald 1869. 4. (nebst der C. 2. A. 644 angef. Vervollständigung von Gomperz)
und das der Stoiker (Pap. Herc. 1018, herausgegeben und bearbeitet von
Comparetti Riv. di Fil. IV. 1875. S. 449—555) sind, wurde schon C. 2.
A. 151. 544 erwähnt. Ein weiteres Stück ist, wie mir scheint, Pap. 339.
$LXodrj[iov tcsqi toov cpiXooocpav , Vol. Herc. Coli. I. T. VIII, in welchem
vornehmlich die Staatsideale des Kynikers Diogenes und der Stoiker Zenon,
Kleanthes, Chrysippos (s. die C. 2. A. 69 angef. Abh. von Gomperz) einer
Kritik unterzogen werden, dabei aber auch vorher (Col. III— V) über das Zeit-
alter des Zenon (s. C. 2. A. 183 f.) gehandelt, auch Col. XI eine geschichtliche
Bemerkung über die Kyniker und Stoiker eingestreut wird: <j] 8\ 'Avxi-
G&ysvovg nccl dioyivovg avveaxr}, dio -aal Uconoaxi-noi kccXsig&cci Q'iXovaiv.
ccXXcc xcc ys nXsicxcc xrjg Exoag d^ioXoymg xr\v ccvyrjv k'Xaßsv diu Zrjvcovog,
oi xs 2xcomol izavxtg ag slnsiv xoc nocoxeicc xrjg ccycoyrjg anovefiov^aiv av^>rc5
ncci [isxcc xovxcov <^6 xovg xy6rto(vgy tial x(ovg %oovovg u(vcc\yQc<.<tpag
'AnoXXodcoqog. Das Werk scheint sonach einen ersten, allgemeinen TheiJ,
aus welchem dies Stück ist, gehabt zu haben, welchem dann die Listen
oder Geschichten der einzelnen Schulen folgten. Auch der noch nicht ver-
öffentlichte titellose Pap. 1044 war vielleicht ein Theil desselben Werkes,
s. A. 208. Scott S. 35.
270 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
Geschichte der Stoiker und die der Akademiker einfach aus je einer
älteren Schrift ausgezogen hat188), so war er in anderen seiner
Werke, wie schon bemerkt189), durchaus von Zenon, Phaedros
oder Anderen abhängig, und so entsteht denn der dringende
Verdacht, dass er in noch anderen seiner Schriften, von denen
wir ein Gleiches nicht mehr nachweisen können, ja von denen
es zum Theil nicht einmal wahrscheinlich ist, doch manche seiner
zahlreichen Citate aus zweiter Hand und nicht aus seiner eignen,
übrigens ohne Zweifel umfänglichen Leetüre entnommen habe190).
Aber auch jene letztere Thatsache ward bereits an den zuerst
ans Licht tretenden Trümmern des 4. Buches Ttsgl iiovöixrig191)
klar, indem hier in Form einer Polemik gegen Dionysios den
Babylonier192) ganz im Sinne des Epikuros193) der Musik jede
tiefere Wirkung als die bloss sinnliche abgesprochen wird. Dem-
nächst erschienen erhebliche Theile der Schriften tcsqI kccxi&v
188) S. C. 2. A. 161. 544. Letztere mit Hinzufügung des Schlusses aus
den Xqovi-Aa des Apollodoros, s. C. 2. A. 665 b. c.
189) S. A. 159—161. 170.
190) Die Berücksichtigung von des Antisthenes ^vainog, Xenophons
Memorabilien, Aristoteles nsgl cpilooocpiag, Chrysippos nsgl ftecov, Diogenes
von Seleukeia nsgl rrjg 'A&rjvccg in neql svasßsiag, aufweiche Hirzel S. 6 f.
sich beruft, kommt sicher, falls Phaedros (oder Zenon) hier die Quelle des
Ph. ist (s. A. 86. 158. 170), dem Ersteren und nicht dem Letzteren zu Gute.
Und was Hirzel S. 6. A. 1 geltend macht, beruht lediglich auf Cobets
verfehlter Conjectur bei La. Di. X, 24 (s. A. 187) tpiX-^-noog statt cpiXi-xog.
Sehr möglich dagegen ist es, dass, wie derselbe Hirzel S. 170 f. vermuthet,
diejenigen „jüngeren" Epikureer, welche mit einer gewissen Abweichung
von Epikuros (doch s. Zeller S. 546) eine Art von uneigennütziger Freund-
schaft zugaben (s. A. 172) und so die epikureische Moral den römischen
Verhältnissen einigermassen anbequemten, Siron und der gefügige (facilis,
s. A. 182) Ph. waren, indessen beweisen lässt auch dies sich nicht.
191) Vol. Herc. Coli. I. T. I (Neapel 1793). Ph. v. d. Mus. übers, v.
Ch. G. v. Murr, Berlin 1806. 4. Ausg. v. Kemke, Leipz. 1884. 8. (vgl. die
Recc. von Blass L. Centrlb. 1885. Sp. 1071 f., Landwehr Gott. gel. Anz.
1885. S. 976 — 984, Reimann, Deutsche L.-Z. 1885. Sp. 1602, ausserdem
Kemke Philodemea in der Doctordiss. Tirocinium philologicum , Berl.
1883. 8. S. 78—90). Gomperz Zu Philodems Büchern v. d. Musik, Wien
1885. 8. (vgl. die Recc. v. Blass L. Centrlb 1885. Sp. 1762 und Hilberg
Z. f. d. Ost. G. XXXVI. 1885. S. 827 f.). Scott S. 46 f.
192) Preller S. 346 mit A. 4 denkt an dessen Schrift ueqI epeavt^g
(s. C. 2. A. 367), denn bei den Stoikern „pflegte in dem locus itsqi cpcovfig
auch über Musik gehandelt zu werden, s. La. Di. VII, 14". Vgl. C. 35. A. 15.
193) S. Plut. non posse suav. 13. 1095 C.
Philodemos von Gadara, 271
%uX tcbv ävtiKSL^iEvcov agetav124') und tcsqI §r}TOQL%rlg. Ob
mit ersterer die nach den Vorträgen des Zenon von Sidon ge-
arbeitete tieqI yi&cjv xccl ßl&V) aus welcher Reste einer Ab-
handlung über den Freimuth veröffentlicht sind195), einerlei196)
oder jene nur ein Theil von dieser oder ob es zwei verschiedene,
194) Zuerst Vol. Herc. Coli. I. T. III (1827) und zuvor schon in der
Oxforder Sammlung I. (1824) das 9. B. (Pap. 1424), welches im Anschluss
an Metrodoros (nsQL nXovtov, s. C. 2. A. 449) vom Hauswesen handelt
und sich dabei auch mit dem Oiv.ovoyLiY.6g des Xenophon und dem ersten
(hier dem Theophrastos zugeschriebenen) Buche der pseudo-aristotelischen
Oekonomik beschäftigt, bearbeitet von Göttling 'AQLGtorsXovg OUovoybiyios
. . . <&iXodrniov neql hooucoi> x. t. X. Jena 1830. 8. Vgl. Schoemann Specimen
observationum in Theophrasti Oeconomicum et Philodemi librum IX. de
virt. et vit., Greifsw. 1839. 4. Opusc. III. S. 206—243, auch Spengel
Münchner gel. Anz. 1838. No. 255. S. 1001—1023 u. Aristot. Studien III.
Münch. 1868. S. 65 ff. (Abhh. der Münchner Akad. philol. Cl. XL S. 117 ff.).
Die hiebei in Betracht kommende Untugend ist offenbar die cpiXccQyvQicc,
und so werden hieher auch wohl die von dieser handelnden Fragmente
Coli. II. T. VII, 124—135. 191—196. IX, 187—200. X, 155— 175 (P. 1613. 253.
465. 1090) gehören, s. Scott S. 72 f. In jenem nämlichen 3. Bde. von
Coli. I. findet sich aber auch bereits das 10. B. vom Hochmuth (Pap.
1008), in welchem die Schrift des Peripatetikers Ariston von Keos nsql
KEvodof-iag benutzt ist (s. C. 2. A. 792). Es ward bearbeitet von H. Sauppe
Philodemi de vitiis über X. Leipz. 1853. 4. und Ussing Theophrasti Cha-
racteres et Philodemi de vitiis liber X. Kopenhagen 1868. 8. Härtung
Philodemos Abhandlungen üb. d. Haushaltung und üb. d. Hochmuth u. s. w.
griech. u. deutsch, Leipz. 1857. 12. C ob et Ad Philodemi librum X. nsgl
kvhiüv et Theophr. Xao. *J#. Mnemos. N. F. II. 18.74. S. 28—72. In Coli. II.
T. I (1862). Taf. 1—15. 74—92. VIII, 1-6 sind dann noch einige arg zer-
rüttete Fetzen hinzugekommen, und zwar nicht, wie die Herausgeber
meinten, aus dem 4. und 7. Buch, sondern, wie Spengel Philol. Suppl. II.
S. 497 f. (vgl. S. 525 f.) wohl richtig bemerkte, nur aus dem 7., welches
von der Schmeichelei und dem Freimuth (7zccQQr}Gicc) handelte. Noch
nicht veröffentlicht ist P. 1457. Vgl. auch Spengel Volumina Hercula-
nensia, Philologus XIX. 1863. S. 139 — 144. Gomperz Anaxarch und Calli-
sthenes, Comm. in hon. Momms. S. 471—480. Scott S. 69—71. 73 f.
195) $>LXodr\pov tcov xar* hiiixo\iy\v 8^siQycca(isva)v nsQi fi&oov y.al ßi'cov
in tcov Zrjvav^og a%oyXaiv . . . o iatL nsql naQQ7]aiccg, Pap. 1471, Vol. Herc.
Coli. I. T. V (1843). Denn diese Ergänzung Prellers o%oX<ov und nicht
die der Herausgeber ßißXicov ist die richtige. Die Notizen über Polyaenos
(s. C. 2. A. 454) und die Anführungen von Maeson (Col. 12), Timokrates
(Col, 20, s. C. 2. A. 483 b), Metrodoros (ebendas.) und die in dieser Abh.
entwickelte Lebensklugheit (s. Preller S. 350) stammen also wohl schon
von Zenon.
196) Wie Scott S. 70 f. annimmt. Dann gehören (nach A. 194) auch
diese Reste zum 7. Buch.
272 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
grossentheils dieselben Gegenstände behandelnde Schriften waren,
erscheint fraglich; ebenso ist es wenigstens bis jetzt noch nicht
sicher ausgemacht, ob die Stücke über und gegen die Rhe-
torik197) aus einem oder mehreren Werken stammen. Ihre
Tendenz ist wiederum die zu zeigen, dass die Rhetorik wenig
zur wahren Bildung beitrage, obgleich Philodemos auf der
anderen Seite hier, wie es scheint198), diese gewöhnliche, unphilo-
197) Namentlich gut erhalten ist im Ganzen das grosse Stück aus
dem 4. Buch, der zweite Theil desselben, welcher zuerst im 2. Bde. der
Oxforder Sammlung (1825) S. 1—45 mit Resten des 2. (Pap. 1674. S. 46—116)
erschien; dazu kamen zunächst zwei andere Stücke ohne Buchbezeichnung
(Pap. 1426. 1669) im 4. und 5. der älteren neapolitanischen (1832. 1835).
Danach ward dann jenes grosse (Pap. 1007) bearbeitet von Spengel Philo-
demi de rhet. lib. IV. etc., Abhh. der Münchner Akad., phil. Cl. III (1837).
S. 207 — 303 und von Gros, Paris 1840. 8., welcher auch die beiden letzt-
genannten Fragmente beigab, aber ohne Herstellungs versuch (vgl. d. Rec.
v. Spengel Münchn. gel. Anz. 1841. No. 180—184, auch Duebner Revue
de philol. I. 1846. S. 311—323). Der Gegner ist hier Demetrios (Col. XLII, 7),
schwerlich ein Stoiker, wie Spengel, sondern der Peripatetiker von By-
zantion (s. A. 199), wie Preller S. 348. A. 10. S. 349. A. 17 vermuthet
(s. C. 2. A. 815 ff.). Dann ward auch der erste Theil dieses 4. Buches
(Pap. 1423. <£iXo8ri{Lov nsgl QrjxoQiHfjs <T xav slg ovo xb ngoxsgov) nebst
ebendiesem zweiten (<?' xcov ttg dvo xb dsvxsgov in den Vol. Herc. Coli. I.
T. XI (1855) veröffentlicht, hernach in der Coli. II. weitere Reste aus dem
1. B. (Pap. 1427) V, 26 — 35 (vgl. Gomperz Z. f. d. ö. G. XXIII. 1872.
S. 29 f.), ferner aus dem 2. das obige Stück (P. 1674) IV, 42 — 108 und
andere (P. 1672. 1117. 408. 409. 425. 1580) V, 36 — 76. VIII, 53 — 57. IX,
33—52. 53—62. 91—112. XI, 93—109 und noch eine Reihe sonstiger (P. 1506.
1015. 240) III, 1—72. V, 77—152. VIII, 82—100, dazu eine beträchtliche
Zahl titelloser in VI — XI, welche auch wohl grossentheils hieher zu ziehen
sind. Namentlich rechnen die Herausgeber wohl mit Recht zu ebendieser
Schrift des Ph. das titellose III, 110—209 (P. 1004), und nicht minder gehört
P. 832 (Coli. II. T. VII, 44—67) hieher. Doch finden sich manche vollständige
oder teilweise Duplicate (so 1672. 1674, so 1015. 832, so 1506. 1426. 240,
ferner enthalten 409 und 425 die früheren Theile von 1506 in anderer
Fassung). S. Gomperz Die herculanischen Rollen, Zeitschr. f. d. österr.
G. XVI. 1865. S. 815 — 828. XVII. 1866. S. 691. 695—705. Herculanensia,
ebendas. XXIII. 1872. S. 24—32. Scott S. 79—92. Interessant ist in Pap.
1015. 832 u. A. die Polemik gegen Aristoteles, und zwar wohl dessen
Dialog „der Staatsmann", s. Gomperz a. a. 0. XXIII. 1872. S. 30 ff. Noch
vgl. Gomperz Rhein. Mus. XXXII. 1877. S. 476-477.
198) D. h. namentlich: wenn Pap. 1004 hieher gehört. S. dort (Col. 64)
die Polemik gegen den Babylonier Diogenes (vgl. C. 47. 49. 60. 68), ferner
die gegen die Peripatetiker Kritolaos u. Ariston (vgl. C. 2. A. 795. 804). Piatons
Gorg. wird C. 60 berührt, Xenokrates C. 55, Demetrios v. Phaleron nsgl xr\q
QTjtOQLyiiig C. 48 angeführt. S. Gomperz a. a. 0. XVII. 1866. S. 698—704.
Philodemos von Gadara. 273
sophische Rhetorik auch wieder gegen gewisse Angriffe von
sonstiger philosophischer, besonders akademischer, peripatetischer
und stoischer Seite vertheidigte. Von nicht geringerem Interesse
sind die zahlreichen Reste seiner Poetik (xsqI TCOirj^idrojv)199).
Eine fünfte Schrift über den Zorn (jteQl ögyHg), zu den besser
erhaltenen gehörig, war auch wohl nur Theil eines umfassen-
deren, etwa TtSQL jia&cbv betitelten Werkes200), zwei andere tieqI
199) Das im 2. Bde. der Oxf. Sammlung S. 117 — 155 veröffentlichte
Stück aus dem 5. B. (Pap. 1425) ward von Du ebner Fragmenta Philodemi
nzgl noiriiiäxcßv, Paris 1840. Lex. 8. bearbeitet. Es findet sich dann in der
neapolit. Coli. II. T. II wieder, und zwar in zwei verschiedenen Exemplaren
(159—197 und 198 - 208 = Pap. 1538), aus deren zweitem ($Llodr}(iov ueqI
noirjficcroov xov s' xav slg dvo xo ß') erhellt, dass es aus dem zweiten (und
nicht ersten) Theile dieses Buches ist. Hier ist die Polemik gegen Zenon
von Kition gerichtet: Col. 27. acte zag naga Ztjvcovl d6£ag uvTinoipccvTsg
r\öri [iS(ir}yiv6fiEvov zo 6vyyocc[i[icc ■Kccxcc7iav60[i£v , und zwar, meint Prell er
S. 349, gegen dessen Schrift keqI Xoyov (s. C. 2. A. 190), denn dass bei den
Stoikern (so bemerkt er A. 14) „der locus nsq! Ttoir^dxaiv in der Lehre nsol Xoyov
vorkam, sieht man aus La. Di. VIT, 60". Vgl. C. 36. A. 15. Andrerseits bezieht
sich Ph. Col. 24 auf die Polemik des Zenon wider Epikuros. Col. 11 werden
Praxiphanes (s. C. 2. A. 739. 740 b) und Demetrios von Byzantion (vgl.
A. 197) unter den Schriftstellern über denselben Gegenstand genannt (s. C. 2.
A. 815). Interessant ist in ebendiesem ersten Stück Col. 10 die Erwähnung
des selten genannten Tragikers Dikaeogenes. In demselben Bande (148—158)
stehen auch zerrüttete Trümmer des 4. Buchs (Pap. 207). S. Gomperz
a. a. 0. 1865. S. 718—726. Dann ist noch eine nicht geringe Zahl titel-
loser, aber wahrscheinlich hieher gehöriger Ueberbleibsel erschienen: Pap.
444. 460. 463. 1073. 1074 in IV, 109 — 208, P. 994 in VI, 127 — 187, von
welchem Bücheier Sophokles bei Philodemos, Rhein. Mus. XXV. 1870.
S. 623f. darlegt, dass er aus dieser Schrift ist, P. 1081. 1581 in VII, 81—321.
157-160, P. 1087 in VIII, 119 f., P. 403. 407 in IX, 25—32, P. 466 in X,
1—13, P. 1676. 1877 in XI, 147—166. S. Scott S. 74-79, welcher S. 79
vermuthet, dass vielleicht auch der unveröffentlichte P. 188 (* * neoi nqay^a-
xeiag, s. Scott S. 22) hieher zu ziehen sei. In 1676 und 1081 wird gleich-
wie in 1425. Col. 23 Herakleödoros angeführt. Jetzt sind diese Reste,
so weit sie zum 2. B. zu gehören scheinen, gesammelt, geordnet und be-
arbeitet von A. Hausrath Ph. n. n. libri II quae videntur fragmenta,
Leipz. 1889. 8. (Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XVII. S. 213-276).
200) Welches vor dem 7csqI ri&äv erschien, da Col. LXIX, 18 tieqi
itotQorjGiccg citirt wird, s. Spengel Piniol. Suppl. IL S. 498. Diese Abh.
(P. 182) ist im 1. Bde. der Oxf. Samml. (S. 27—82) und dann aufs Neue in
der Neapler Coli. II. T. I, 16 — 73 veröffentlicht und gehört ohne Zweifel
dem Ph. an, wenn auch dessen Name im Titel bis auf den einen Buch-
staben t? zerstört ist. S. Scott S. 21 f. Sie ist bearbeitet von Spengel
a. a. 0. S. 498—525 und Gomperz, Leipz. 1864. 8., vgl. die wichtige Rec.
v. Bücheier Ztschr. f. d. öst. G. XV. 1864. S. 373 — 386. Zilch Obser-
Süsbmihl, griech. - alex. Litt. - Gesch. II. 18
274 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
&£cbv20i) und TtSQL * * dcaya}yijg201h) führen uns in das Gebiet
der epikureischen Theologie, an welche sich auch die viel be-
arbeiteten Ueberreste der Schrift über Frömmigkeit an-
schliessend2). Eine neunte war jtSQl tov nad-' r'O^r\Q0v uyu&ov
Tationum de Philodemi nsgl 0Qyrtg libri specimen, Marburg 1866. 4. Cobet
Qdodrinov nsgl ogyfjg, Mnemos. N. F. VI. 1878. S. 373 — 386. üeber die
Zusammensetzung bemerkt Bücheier Rhein. Mus. XLIII. S. 153 (s. A. 226c):
„Die philodemische Schrift zerlegt sich in zwei auch stilistisch sehr ver-
schiedene Theile, die unterhaltsame und gewandte Schilderung von Er-
scheinungen und Folgen des Zornes nach dem Leben und die schulm'ässig
trockne Theorie vom Affect mit praktischer Anwendung auf den Weisen,
Theile, deren Urheberschaft im Wesentlichen durch die Col. I. genannten
Quellen, Bion 7teqi ogyr^g und Chrysippos tceqI nafttov, bezeichnet scheint".
Vgl. C. 2. A. 117. 336.
201) Pap. 26. QiXodr'uiov mql &säv a', Vol. Herc. Coli. II. T. V, 153—175,
bearbeitet von Scott S. 205—252.
201b) Pap. 157 und 152, herausgegeben und bearbeitet von Scotti,
Vol. Herc. Coli. I. T. VI, 1—183 und von Scott S. 93—204 (welcher S. 17
auch die hier citirten Schriftsteller Antiphanes, wahrscheinlich den Arzt,
s. C. 24. A. 323, Chrysippos hsqI fiavtiTiiig u. a. aufzählt). Zwar wird hier
in der That vom Leben der Götter gehandelt, aber der Titel tvsqI rrjg z<x>v
ftsav svOTO%ov(i£vr}g diaycoyrtg %ctxa Ztjvcovcc ist ein reines und dabei zweifel-
los verfehltes Phantasiegebilde Scottis. Nur das Obige ist einigermassen
sicher, und nicht einmal &e<ov kann nach den gebliebenen Spuren des Aus-
gefallenen füglich einen Theil desselben gebildet haben.
202) Pap. 1428 und eine Reihe anderer (s. Scott S. 41 ff.). Denn dass
wir hier etwa einen Theil des Werkes über die Tugenden und Laster zu
erkennen hätten, ist nicht wahrscheinlich. Sie wurden zuerst (theilweise,
d. h. P. 1428) bekannt gemacht von Drummond Herculanensia, Lond.
1810. 4., dann bearbeitet und herausgegeben von Chr. Petersen Phaedri
Epicurei vulgo anonymi Herculanensis de natura cleorum fragmentum,
Hamburg 1833. 4. und vielfach erläutert von K r i s c h e Forschungen,
Göttingen 1840. 8. Der von Murr (s. A. 191) übernommene Irrthum Beider,
als ob man hier das Werk des Phaedros nsgl &e<ov vor sich hätte (s. A. 170),
ward sodann nach der vollständigen Veröffentlichung in den Vol. Herc.
Coli. IT. T. II, 1 — 147 unter dem richtigen Titel von den neuen Bearbeitern
Spengel Aus den herkulanensischen Rollen. Philodemus nsgl evoeßsiccg,
München 1863. 4. (Abhh. der Münchner Akad. phil. Cl. X. S. 127 — 167)
und H. Sauppe De Philodemi libro, qui fuit de pietate, Göttingen 1864. 4.
widerlegt (s. die Hauptpunkte bei Di eis Dox. S. 529 f.); dass aber doch
jenes Buch wahrscheinlich mit Diels als Vorlage von dieser Schrift des
Ph. anzusehen ist, ward schon wiederholt (s. A. 86. 158. 170) bemerkt.
Dann haben noch A. Nauck Ueb. Philodemos ittql svatßstccg (nebst Nach-
trag) in den Melanges greco-romains IL, Petersburg 1864. S. 585 — 683,
Bücheier Philodemos tieql svoeßstccg, Jahrb. f. Ph. XCI. 1865. S. 513-541
und am Vollständigsten Gomperz Herculanische Studien. 2. Heft, Leipz.
Philodemos von Gadara. 275
ßctGiXecjg203), eine zehnte xs-q\ ftccvurov, von der uns ein gut
erhaltenes Stück geblieben ist'204), eine eilfte tcbqI %aQLTog20~o\
eine zwölfte itegl jrAovrov206), eine dreizehnte tcsqI o^t/U'ag207),
eine vierzehnte, wie es scheint, die n^ccy^iarslaL208)'^ von einer
1866. 8. neue Bearbeitungen geliefert; überdies s. Diels Dox. S. 531—550
(vgl. A. 170). Vgl. noch Gomperz Zu Ph. n. sv. Z. f. d. ö. G. XV. 1864.
S. 627—648. 731—736. XVI. 1865. S. 704 f. H. Sauppe Aus Ph. Buch n.
ev. Philologus XXI. 1864. S. 139-141. Meutzner Jahrb. f. Ph. LXXXIX.
1864. S. 672. Diels Herrn. XIII. 1878. S. 1—3. Scott Journ. of Philol.
Xll. 1883. S. 232—237. G. Schmid Philodemea, St. Petersburg. 1885. 8.
(Steht mir nicht zu Gebote). Lengnick Ad eniendandos explicandosqne
Ciceronis libros de nat. deor. quid ex Philodemi scriptione it. ev. redundet,
Halle 1871. 8. (Doctordiss.).
203) Dass dies der wahre Titel ist, zeigt Diels Herrn, a. a. 0. S. 3.
Siehe Vol. Herc. Coli. I. T. VIII. Bücheier Philodem über das homerische
Fürstenideal, Rhein. Mus. XLII. 1887. S. 198—208.
204) Gegen die Todesfurcht B. 4. Pap. 1050. Coli. I. T. IX (1848), und
bei Scott im Anhang, bearbeitet von Mekler, Wien 1886. 8. (Wiener
Sitzungsberichte CX. 1885. S. 305—364), s. auch die Recc. von Diels Deutsch«»
L.-Z. 1886. Sp. 515 f., Blass L. Centrlb. 1886. Sp. 1595, Landwehr, Berl.
ph. Wochenschr. VI. 1886. Sp. 1081 f. Vgl. Scott S. 35 f. Buecheler
Coniectanea critica, Rhein. Mus. XV. 1860. S. 289 — 296. Gomperz Zu
Ph., Herrn. XII. 1877. S. 223—225 (Restitution des Schlusses). Robert
ebendas. S. 508. Buresch Consolationuin hist. S. 142 — 164. v. Arnim
Philodemea, Rhein. Mus. XLIII. 1888. S. 360—375. Von dem unveröffent-
lichten P. 57 vermuthet Scott S. 19, dass er entweder zu 7cfql ftscov oder
zu 7iFQi ftavccTov gehören möge.
205) Pap. 1414. Coli. I. T. X (1850), s. die Berichtigung des dort ver-
kehrt gelesenen gagr/pata statt y.oXXr\yiccxa von Gomperz Z. f. d. ö. G.
XVIII. 1867. S. 210. Scott S. 41.
206) P. 163 aus dem 1. B. Coli. II. T. III, 72-109, schwer beschädigt.
Hier werden u. A. Briefe des Epikuros (Col. 3. 4. 107, vgl. C. 2. A. 435),
ferner Polyaenos (Col. 9), Metrodoros nsQi nXovxov (Col. 9 vgl. 10. 16) und
am Schlüsse Idomeneus (Fr. 7. 8) citirt. S. Gomperz a. a. O. XVII. 1866.
S. 691—694. Scott S. 20f. Vielleicht gehört auch P. 200 hieher, s. Scott
S. 22 f.
207) V. H. Coli. II. T. V, 176—181.
208) Pap. 1418. Coli. II. T. I, 107—131. Der vollständige Titel, so weit
er erhalten ist, lautet: (biXodrjiiov ns^oiy xcov . o . . . . xcu xivcov (ä)X(Xcovy
TZQctyncczstcci. Die kläglichen Trümmer beziehen sich anf Lebensverhält-
nisse des Epikuros und seiner Schüler, s. Spengel Philol. Suppl. II.
S. 528 — 532, der schwerlich mit Recht (obgleich auch Scott S. 66 f. ihm
sich anschliesst) möglicherweise hier wiederum einen Theil von der %vv-
tcc^is xcov cpiXoGocpcov finden zu dürfen glaubt, und Gomperz Herrn. V.
S. 386, welcher dem Sinne somit sehr angemessen, aber den Spuren nach
kaum möglich xcov <^EniY.yo(vqovy vermuthet. Er spricht hier seinerseits
18*
276 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 2. Epikureer.
fünfzehnten lässt sich nur sagen, dass sie wider die Gegner des
Epikuros gerichtet war209); von drei anderen lassen sich die
verlorenen Titel210) nur dem Sinne nach etwa als tceqI aiöd-fj-
<5£cog211), %sqI <paivopivG)v2i2) und 7teQL [ia&rJ6£(og21B) her-
stellen. Logisch ist eine neunzehnte jtsql 67]{islcov2u) xal
6r] [isicoö £ov21h) wiederum grossentheils nach Zenons Vor-
trägen 216); nach denen auch noch ein drittes Buch des Philodemos
die unleugbare Möglichkeit und zwar eben nur als Möglichkeit aus, dass
auch die beiden Pap. 1232 und 1289 tcbqi 'Etiiy.ovqov (s. A. 187) zu den
IlQuy (tat sicci gehört haben könnten, aber nicht P. 1005 (s. A. 209), wie er
mit Recht urtheilt, und auch nicht P. 1044, welcher „zwar gelegentlich
der Scbulhäupter erwähnt, aber vorzugsweise von späteren Zeiten und
Personen handelt". Hiernach ist Scott S. 35 zu berichtigen.
209) P. 1005 ®ilodr\iiov ngbg rovg * *, Coli. II. T. I, 132 — 161. Spengel
a. a. O. S. 532-535. Vgl. C. 2. A. 411.
210) Auch der Verfassername ist nicht erhalten.
211) Pap. 19. 698, zuerst veröffentlicht und bearbeitet von Scott
S. 253-305.
212) Pap. 1013, desgleichen von Scott S. 307-312.
213) Pap. 831. Coli. II. T. X, 71 — 80 und Pap. 862, zuerst veröffentlicht
und bearbeitet von Scott S. 313—325 (vgl. S. 26: „the subiect appears to
be education").
214) Scott S. 37 f. vertheidigt die Oxforder Lesung (paivo[i£vcov.
215) Pap. 1065. Vol. Herc. Coli. II. T. IV, 1—41, nach dieser Veröffent-
lichung und der ungedruckten Oxforder Copie bearbeitet von Gomperz
Herculan. Stud. 1. H. Ph. üb. Inductionsschlüsse, Leipz. 1865. 8. Ausser-
dem s. Bücheier Antediluvianisches aus Philodemos, Rhein. Mus. XX.
1865. S. 311—314. Gomperz Z. f. d. öst. G. 1866. S. 705—708. Jahrb. f.
Ph. XCV. 1867. S. 593—596. Bahnsen Des Epikureers Ph. Schrift n. a.
x. <r., Lyck 1865. 8. (vgl. L. Centrlb. 1881. Sp. 626). R. Philippson De
Philodemi libro qui est n. a. x. <>., Berl. 1881. 8. (Doctord.), vgl. d. Rec.
v. Bullinger Philol. Rdsch. III. 1883. Sp. 613—617, welcher Sp. 616 f.
sehr richtig bemerkt, dass (istdßaaig hcc&' bfioLÖzrjtcc hier den Analogie-
schluss bezeichnet.
216) Auf diese beruft sich Ph. ausdrücklich Col. XIX, 4 ff. rjpü> (ilv
ovv SiaXsyöfisvog b Zrjvcov x. r. X, XX, 30 und nennt XIX, 9 Bromios (s. oben
A. 179) als Denjenigen, „nach dessen Aufzeichnungen aus Zenons Lehrcurs
er seine Mittheilungen ergänzt hat", vgl. de rhet. Pap. 1674. Coli. II. T. IV,
84. xbv cptlxccTov . . . <J5>9o/*iov, Gomperz Z. f. d. ö. G. 1866. S. 706 f.
Philippson führt den ersten, zweiten und vierten Abschnitt auf Zenon,
den dritten auf Demetrios zurück. Aber der vierte weicht in einem wesent-
lichen Punkte vom ersten ab (vgl. Col. XXXI, 8 ff . m. VIII, 22 ff. auch
XXVIII = Demetr.), s. Natorp Forsch. S. 238 f. „Folglich schliesst sich
Ph. hier an einen dritten Vorgänger, der, da er von Zenon unabhängig,
wahrscheinlich schon älter als dieser, vielleicht Apollodoros, also Zenon
nicht bloss der einzige, sondern auch nicht der erste Urheber derartiger
Philodemos von Gadara. 277
gearbeitet war217). Ausserdem besass er aber auch eine poetische
Ader218). Er hatte offenbar eine vermuthlich dem Piso ge-
widmete Sammlung von Epigrammen erotischer und syinpo-
tischer Art herausgegeben, in welchen seine eignen und des Piso
Erfahrungen auf diesen Gebieten besungen wurden219), und auf
welche ausser Cicero220) in sehr bezeichnender Weise auch
Horatius221) anspielt. Uns sind von ihnen noch 24 in der Antho-
logia Palatina erhalten, in welche sie aus der Sammlung des
Philippos gekommen sind222). Sie sind „zum Theil in ihrer Art
erkenntnisstheoretischer Reformen unter den Epikureern war". (Sc hm ekel).
Uebrigens vgl. A. 139. 141. — In Bezug auf den titellosen, aber sicher von
Ph. herrührenden Pap. 1012. Coli. II. T. VII, 1—29, in welchem Col. 16. 17.
19 über verschiedene Lesarten bei Epikuros verhandelt wird (s. Gomperz
a. a. 0. S. 708) und Zenon Col. 21 o tpiXrazos Zr\v(ov heisst, und welcher
jedenfalls in der Hauptsache logischen Inhalts ist, stellt Scott S. 28 — 30
die Vermuthung auf, dass es vielleicht ein Stück der nämlichen Schrift
sei. S. über dieses Fragment Gomperz Wiener Stud. II. 1880. S. 139 f.
217) Nämlich Pap. 1389 (noch nicht veröffentlicht) : $dodruiov . . . ent
Kratvy Zrjv^ajvog o%}o(X(avy x. x. X. S. Scott S. 40 f.. — Aus Schriften
des Ph. sind u. A. noch P. 89 (Coli. II. T. 121—126). 155. 168. 300 (Coli. II.
T. I, 93—106), vgl. Scott S. 19. 20. 21. 23f. Spengel Philologus Suppl. II.
S. 527.
218) Cic. in Pis. 29, 70. poema porro facit ita festivum, ita continuum,
ita elegans, nihil ut fieri possit argutius.
219) Prell er S. 345. S. Cic. a. a. 0. rogatus, invitatus, coactus ita
multa ad istum de ipso quoque scripsit, ut omnis hominis libidines, omnia
stupra, omnia cenarum conviviorumque gencra, adulteria denique eins deli-
catissimis versibus expresserit: in quibus, si quis velit, possit istius tamquam
in speculo vitam intueri.
220) Welcher unmittelbar nach den A. 219 angef. Worten hinzufügt:
ex quibus multa a multis lecta etc.
221) Sat. I, 2, 120 ff., allem Anscheine nach eine Uebertragung eines
solchen Epigramms oder eines Theiles desselben ins Lateinische:
illam „post paullo: sed pluris : si exierit vir"
Gallis, hanc Philodemus ait sibi, quae neque magno
stet pretio neque cunctetur, cum est iussa venire.
Ganz hiezu passt Anth. P. V, 132 (No. XV Kaibel), „wo er es mit einer
gewöhnlichen römischen Dirne zu thun hat" (Preller S. 346).
222) D. h. so viele sind wirklich von ihm, s. darüber die Ausg. von
Kaibel Philodemi Gadarensis epigrammata, Greifsw. 1885. 4. (vgl. d.
Rec. v. Knaack Wochenschr. f. klass. Ph. III. 1886. Sp. 806 — 808): V, 4
(No. IX Kaib.). 13 (XVI). 25 (V). 46 (I). 107 (VII). 112 (XIX). 115 (III). 120
(XVII). 121 (XIV). 123 (IV). 124 (VI). 131 (X). 132 (XV). 306 (XVIII). VI,
349 (XXIV). VII, 222 (XXI). IX, 412 (XXIII). 570 (XII). X, 21 (VIII). XI, 30
278 Zweiunddreissigstes Capitel. Die späteren Philosophen.
wirklich sehr aninuthig, immer witzig und elegant, aber zum
Theil auch recht lüstern"223). Auch zeigen sie in Bezug auf
Caesuren und Diaeresen eine grosse Künstlichkeit, in Bezug auf
die Vermeidung schwerer Hiate eine grosse Feinheit des Vers-
baues, indem Philodemos nach dem Vorgange, wie es scheint,
des Meleagros und wohl auch schon des Antipatros von Sidon224)
sich dem Vorbilde des Kallimachos annähernd anschloss225). Um
so salopper ist bei seiner Vielschreiberei ganz nach Art der
Epikureer seine Prosa und lässt im Gegensatz zu seinen zier-
lichen Versen vielleicht sogar noch den Halbgriechen erkennen226).
Anhangsweise möge an dieser Stelle noch
(XX). 34 (XIII). 41 (XI). 44 (XXII). XII, 173 (II). Vgl. C. 2. A. 143. Von
einem Holländer ist Dach Horat. a. a. 0. ein Epigramm fabricirt, welches
früher für acht gehalten wurde, bis F. Jacobs Ueb. ein dem Ph. bisher
beigelegtes Epigramm, F. A. Wolfs litt. Anal. I. Berlin 1816. S. 357—373.
Verm. Schrr. V. Berl. 1834. S. 264 ff. den wahren Ursprung nachwies. —
Seidler Ueber ein Epigramm des Philodemus, Ber. der sächs. Gesellsch.
der Wiss. 1848. S. 128 — 130. Knaack Analecta, Hermes XVIII. 1883.
S. 31. — An Piso gerichtet ist A. P. XI, 44. Ob sich unter diesen Epi-
grammen auch Jugendgedichte befinden, und ob sie verschiedenen Lebens-
altern angehören, ist sehr fraglich: XI, 41 nennt Ph. sich 37jährig, aber
XI, 40 klagt er nicht, wie Preller meint, über sein Alter, sondern spricht,
wie Hill scher a. a. 0. S. 404 richtig bemerkt, seine Furcht vor dem Alter
aus. Vgl. V, 112.
223) Z. B. V, 121 auf Philaenion, s. Preller S. 346, vgl. auch A. 221
und Cic. a. a. 0. §. 70 unmittelbar nach den A. 218 angef. Worten: in quo
reprehendai, si qui volet, modo leviter, non ut impurum , non ut improbum,
non ut audacem, sed ut Gracculum, ut adsentatorem , ut poetam. Ascon.
unmittelbar nach den A. 181 angef. Worten: cuius et poemata sunt lasciva.
224) S. C. 36.
225) S. C. 13. A. 74 mit d. Nachtr., auch C. 2. A. 150c. Von 79 Hexa-
metern haben 58 bukolische Diaerese, von ihnen 26 zugleich Caesur yiccxa
TQi'tov tQo%cciov und 32 vielmehr Penthemimeres , von den 21 übrigen 18
die letztere, 3 die erstere Caesur, 10 mit Versschluss auf ein dreisilbiges,
10 auf ein viersilbiges Wort oder zwei zweisilbige; nur ein Vers No. XVI, 1
Kaib. ist gezwungnerweise kunstloser gebaut, und nur in einem No. XVI, 7
geht der bukolischen Diaerese ein Spondeios voran. Hiate erscheinen nur
einmal No. XIX, 3, und zwar in der bukolischen Diaerese und dreimal im
Pentameter No. II, 6. VI, 4. XI, 4, und stets so, dass die beiden zusammen-
stossenden Vocale den Schluss des Daktylos und den Anfang des folgen-
den Wortes bilden.
226) Preller S. 347. Vgl. Gomperz Z. f. d. ö. G. XVI. 1865. S. 722,
welcher freilich meint, dass „er Alles in Allem doch um kein Haar schlechter
als Polybios" sei.
Diotimos. Nikasikrates. 3. Neue Akademie. Philon. 279
Diotimos von Tyros, ein Demokriteer aus völlig ungewisser
Zeit, erwähnt werden 226b), desgleichen
Nikasikrates, gleichfalls aus unbekannter Zeit, mehrmals
von Philodemos226c) berücksichtigt. Welcher Schule er angehörte,
ist zweifelhaft; jedenfalls war er kein Epikureer 226d).
3. Die neue Akademie.
Philon227) von Larisa227b) ward ungefähr zwischen 147
und 140 geboren228) und zunächst in seiner Vaterstadt eine Reihe
von Jahren hindurch 228b) von Kallikles, einem Schüler des Karneades,
unterrichtet, begab sich dann, ungefähr 24jährig, nach Athen,
226b) S. Hirzel Der Demokriteer Diotimos, Hermes XVII. 1882.
S. 326 — 328. Sex. Math. VII, 140 berichtet über die Angabe, welche Diotimos
über die Kriterienlehre des Demokritos gemacht habe. Man hielt diesen
D. für den Stoiker (s. A. 28. 29), bis Di eis Doxogr. S. 346 bei Stob. Ekl. I.
p. 518 H. 206, 9 f. W. JiotL^iog Tvgiog, 6 JruioKQiteiog (so Diels f. dio-
■HQitiog) den Demokriteer nachwies, der scheinbar, aber, wie Hirzel zeigt,
auch nur scheinbar bei Clem. Strom. II. 417 B als Abderit erscheint. Hier-
nach ist denn auch Zell er III3, 1. S. 570. Anm. zu berichtigen.
226 c) De ir. Col. 73, 5. 74, 28 (37, 5. 38, 34 Gomp.) u. de vit. deor.
Fr. 65, 7 Scott.
226 d) Wie Bücheier Der Philosoph Nikasikrates, Rhein. Mus. XLIII.
1888. S. 151 — 153 gegen Zeller S. 374. Anm. nachweist.
227) Grysar Die Akademiker Philo und Antiochus, Köln 1849. 4. C. P.
Hermann De Philone Larissaeo, Göttingen 1851. 1855. II. 4. Zeller III3, 1.
S. 588—596. Hirzel III. S. 195—250 u. ö. Krische Ueber Cicero's Aca-
demica, Göttinger Studien II. 1845. S. 126—200.
227 b) Areios Didym. b. Stob. Ekl. II. p. 38 H. 39, 20 f. W. Moov iyivezo
Aagioaiog, cpiko60cpog A%ct8rnLicty.6g, äyiovaTrjg KXsiTO[icc%ov.
228) Philod. Ind. Acad. Col. XXXIII. $C\tov dl diaös^d^Eyvog ÄZa<rd>-
fxccxov iyevv^rjy&r} [isv iit 'Aqiotcclxiio^v , 7tyccQsysvs<^toy d' etg ('A&rjvyccg
(nsyQi TS<^ryta<^Qa %ya\ s(iY.yoGCv (novy £%cov t^trfy %atcc Niy.6(iax<^ovy,
£G%olaii(ag (ivy tij tcuxqiSi KaXl^y-nXeL ra KocQ^vyeddov (yvcoyoiftq) nagi
6k * * Btr\' (s. A. 228 b) Kl<^siytona<^x(py ds dencc <(*)>ca T<^8tyrccQ<^ay. Das
Amtsjahr des Aristaechmos so wie das des Nikomachos sind unbekannt,
obendrein aber ist, wie Bücheier z. d. St. bemerkt, xara Nix6n<xxov auch
nur eine ungefähre Bestimmung („nam inl Ntw.o[iäxov unus dicitur annus,
nata NLHOfiaxov plures qui circa sunt"), da aber Kleitomachos etwa zwischen
109 und 102 starb (s. C. 2. A. 639), so ergiebt sich daraus die obige Be-
rechnung.
228 b) Wahrscheinlich ungefähr 8 Jahre. Denn Büchelers Ergänzung
der obigen Stelle des Philod. nsgl Öh(zco xcu $£V)> errj ist, wie Zeller
S. 589. A. 1 zeigt, unrichtig, und wahrscheinlich richtig vermuthet Letzterer
vielmehr etwa neoi 6%(xa) o%EÖbvy hrj.
280 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie
wo er 14 Jahre lang der Schule des Kleitomachos angehörte229)
und hierauf dessen Nachfolger ward229b). Daneben hatte er, wie
es scheint, auch den Stoiker Apollodoros230), d. h. verniuthlich
Apollodoros von Seleukeia230b), gehört. Endlich aber floh er
gleich nach Ausbruch des mithridatischen Krieges 88 mit anderen
Röinischgesinnten nach Rom231), wo er durch seinen Charakter
und seine Lehrthätigkeit sich grosses Ansehen und zahlreiche
Anhänger erwarb 231b), unter denen sich auch Cicero befand232).
Ob er in Rom blieb oder etwa nach Athen zurückkehrte, wissen
wir nicht: wenn Letzteres der Fall war, so lebte er wahrschein-
lich 79 nicht mehr232b), wenn Ersteres, so ist es sehr möglich,
229) S. A. 228. Vgl. Cic. Acad. II, 6, 17. Clitomacho Philo vester operam
multos annos dedit. Plut. Cic. 3 (s. A. 231 b). Stob. a. a. 0.
229b) Wie ausser Pbilod. auch Numen. b. Euseb. P. E. XIV, 8, 15. 739a
berichtet. Philod. hatte auch das Jahr angegeben: (ji^y^azo 8' riyslod-ca
zrj(g oxoyxfjs in A**. Cic. de or. III, 28, 110 lässt den Crassus (starb 91)
sagen: Philonem, quem in Academia vigere audio.
230) Philod. a. a. 0. * * An^oXXodäyQco de <tg>> Zzcomw.
230 b) S. C. 2. A. 384 ff. Ueber die von Zumpt begangene Vermengung
desselben mit Apollodoros von Athen dem Jüngeren (s. A. 31) ist auch
Bücheier noch nicht hinausgekommen, dessen Bemerkungen ebendesshalb
auf alle Fälle das Richtige verfehlen. Allem Anschein nach waren Ph.
und dieser jüngere Apollodoros ungefähr gleich alt. Selbst wenn aber
Letzterer vielmehr wirklich noch, was kaum möglich ist, Schüler des Baby-
loniers Diogenes in dessen allerletzten Lebenszeiten gewesen sein sollte,
so fiel doch seine Lehrwirksamkeit in Athen erst mit der des Epikureers
Zenon zusammen und war, wenn nicht später, so doch jedenfalls nicht
früher als die des Mnesarchos, dessen Schülers Philon Lehrjünger Antiochos
war (s. A. 6), und es ist daher wohl nahezu undenkbar, dass trotzdem
Philon selber noch diesen Apollodoros gehört haben könnte. S. Zeller a. a. 0.
231) Cic. Brut. 89, 306. atque huic anno proximus Sulla consule et Pom-
peio fuit (= 88) ... eodemque tempore, cum princeps Academiae Philo cum
Atheniensium optimatibus Mithridatico hello domo profugisset Romamque ve-
nisset, totum ei me tradidi.
231 b) Plut. a. a. 0. <&iXcovog dirj-novas (Kixeqcav) zov e| 'Axadrjiiiag, ov
[ICcXlOZCC *P(O(lC(L0l ZCOV Kl8LTO[lCC%OV GVVT\ft(QV V.CU 8lOL ZOV XoyOV i&CCV(lCC6CCV
■aal dicc zov zqouov r^a.Tir\6a.v. Cic. Acad. I, 4, 13. Philo magnus vir (s.
A. 235b).
232) Plut. a. a. 0. Cic. Brut. a. a. 0. Tusc. II, 3, 9. 11, 26.
232 b) Denn, wie Zeller S. 589. A. 5 bemerkt, „als Cicero 79 nach
Athen kam, kann er nicht dort gewesen sein, da er sonst bei Plut. Cic. 4.
Cic. Brut. 91, 315. Fin. V, 1, 1 erwähnt sein würde". Dass er aber, wenu
er überhaupt seine Thätigkeit in Athen wieder aufnehmen wollte, dies erst
nach 79 gethan hätte, liegt ausserhalb aller Wahrscheinlichkeit.
Philon von Larisa. 281
dass er erst etwas später gestorben ist233). Neben der Philo-
sophie lehrte er auch, und zwar mit grossem Eifer, Rhetorik 233b).
Nachdem er lange Zeit hindurch, wie es heisst234), ein unbe-
dingter Anhänger des Karneades gewesen war, wurde er au
dieser vollständigen Skepsis irre und stellte, obgleich er zugab,
dass sich ein sicheres Merkmal zur Unterscheidung wahrer und
falscher Ansichten nicht finden lasse 234b), dennoch die Lehre von
einer der menschlichen Vernunft eingeprägten Wahrheit235) oder
mit anderen Worten von jenem unmittelbaren Wissen auf,
welches bei seinem Jünger Cicero eine so grosse Rolle spielt.
Damit bildete er sich denn ein nur die ächte und ursprüngliche
Lehre Piatons auszusprechen 235 b). Trotz dieses entschiedenen Ueber-
ganges zum Eklekticismus trat er nichtsdestoweniger seinem
Schüler Antiochos, als dieser ausdrücklich die Principien desselben
verkündete und damit seinerseits die seit Arkesilaos von dem
233) Die Ergänzung Büchelersbei Philod. a. a. 0. ßitoa^ccsy d' <l|^->
y.ovx' sx(r) nccl TQiccy hat Manches für sich, ist aber doch zu unsicher, als
dass man sich auf sie stützen könnte. Ist sie richtig, wurde also Ph.
63 Jahre alt, so fiel nach A. 228 sein Tod zwischen 84 und 77, und richtig
wird dies wohl in Wirklichkeit sein.
233 b) Wie in Athen, s. Cic. de or. a. a. 0. (A. 229 b), so auch in Rom,
Cic. Tusc. a. a. 0. 0. (A. 232).
234) Numen. b. Euseb. a. a. 0. IX, 9, 1 f . 739 b. c. Dass wenigstens
Philons spätere Ansichten nicht mit seinen früheren im Einklang waren,
erhellt auch aus Cic. Acad. II, 4, 11 f.
234b) Cic. Acad. II, 29, 69, wo gegen Antiochos gesagt wird: quis enim
iste dies inluxerit , quaero, qui Uli ostenderit eam, quam multos annos esse
negilavisset, veri et falsi notam? Vgl. 6, 18 (und dazu Zeller S. 592. A. 1).
25, 79. Acad. post. Fr. 3. 6-10. 19. 32 — 36. Krische S. 154 f. 182 f.
Hermann II. S. 10.
235) Mit anderen Worten er bestritt zwar die Begreiflichkeit der
Dinge (die KcczdXrjrpig) , behauptete aber eine gewisse Augenscheinlichkeit
(svccgysia). Mit Recht nämlich bezieht Zeller S. 595. A. 1 auf ihn die
Aeusserungen bei Cic. Acad. II, 10, 32. 11, 34, vgl. 11,4, 12. 6, 18. Zeller
S. 593. A. 3. Ungenau, aber nicht unrichtig Sex. Pyrr. I, 235. ol de tceql
<DlI(ovcc qpaaiv, oaov [ilv inl xa Uxcaiyop kqlx^quo , xovxs axi xfj ■naxccXrjnxi-H.fj
opavtecaLcc, av.a.xaki\ma sivai xa 7tQÜy[iccxec, oaov ds snl xfj cpvGsi xcäv nqoe-
yfiuxcov avxcov KaxaXrjnxü. Zu einer Polemik gegen die abweichenden Auf-
fassungen Hirzels, die mich in keiner Weise überzeugt haben, ist hier
nicht der Ort.
235 b) Cic. a. a. 0. I, 4, 13. Philo . . . negat in libris, quod coram etiam
ex ipso audiebamus, duas Academias esse erroremque eorum, qui ita putarunt,
coarguit. Ohne Zweifel sind diese libri die zwei gegen Antiochos, s. A. 237.
Zeller S. 592. Krische S. 146 f.
282 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie.
ursprünglichen Piatonismus abgefallene Akademie wieder zu dem-
selben zurückzuführen vermeinte, auf das Entschiedenste gegen-
über, indem er sei es 87 sei es 84236) eine Schrift in 2 Büchern
gegen Antiochos richtete237), in welcher er dieselbe unwahre
Behauptung wie Metrodoros von Stratonike238) aufstellte, die
Skepsis des Arkesilaos und Karneades sei nur gegen die stoischen
Wahrheitskriterien gerichtet gewesen239) und habe, so zu sagen,
nur als Vorschule für die ächte platonische Lehre dienen sollen240),
so dass in Wahrheit die spätere Akademie von der alten ab-
gewichen sei. Und als dann Antiochos, der anfänglich gar nicht
glauben wollte, dass Philon dies geschrieben haben könne241),
236) Ersteres ist die Ansicht von Zurnpt S. 67 und Krische S. 161
(vgl. Mommsen Rom. Gesch. II7. S. 291), Letzteres die von Hermann I.
S. 4 und Anderen. Cic. a. a. 0. II, 4, 11 lässt nämlich den Lucullus sagen:
cum Alexandriae pro quaestore essem etc.
237) Cic. a. a. 0. et quidem isti duo libri Philonis . . . tum erant ad-
lati Alexandriam tumque primum in Antiochi manus venerant . . . Mos duos
libros. Vgl. 6, 18 (s. A. 234b). Vgl. A. 235 b.
238) S. C. 2. A. 640. 658. 659. Mit Recht wirft Hirzel S. 195. A. 2 die
Frage auf, wie denn Antiochos und Herakleitos von Tyros (s. A. 241) diese
Behauptung des Philon so unerhört finden konnten, wenn doch schon vor
ihm Metrodoros ein Gleiches behauptet hatte, und stellt zu ihrer Be-
antwortung die ansprechende Vermuthung auf, dass sich vielleicht Ph.
auf Metrodoros berief und dadurch erst dessen Ansicht veröffentlichte,
welche Letzterer selbst nicht schriftlich bekannt gemacht hatte.
239) Cic. a. a. 0. §. 12. ista quae sunt heri defensa (d. i. die skeptische
Theorie des Karneades) negat Academicos omnino dicere. Aogustin. c. Acad.
II, 6, 14 (ohne Zweifel nach Cicero).
240) Cic. Acad. post. Fr. 45 b. Augustin. a. a. 0. III, 20, 43. Ulis morem
fuisse occultandi sententiam suam nee eam cuiquam, nisi qui secum ad
senectutem usque vixissent, aperire consuesse. Ohne Zweifel gleichfalls aus
Cicero stammen die analogen Aeusserungen des Letzteren III, 17, 38. 18,
40. 41, und so kann es denn wohl kaum einen Zweifel leiden, dass die
anderen Berichte in diesem Sinne über Arkesilaos (Sex. Pyrr. 1 , 234 f.
Dikaeokl. v. Knid. b. Euseb. P. E. XIV, 6, 6. 731 b. c, s. C. 2. A. 108) gleich-
falls mittelbar auf Philon zurückgehen.
241) Cic. Acad. II, 4, 11 zwischen den A. 236 und den A. 237 angef.
Worten: fuit Antiochus mecum, et erat iam antea Alexandriae familiaris
Antiochi Heraclitus Tyrius, qui et Clitomaclium multos annos et Philonem
audier at , homo sane in ista philosophia , quae nunc prope dimissa revocatur
(d. h. der Skepsis der mittleren Akademie, vgl. A. 243. 261. 264. 266. 267.
277), probat us et nobilis, cum quo Antiochum saepe disputantem audiebam,
sed utrumque leniter und dann weiter unmittelbar hinter den A. 237 bis
venerant angef. Worten: et homo natura lenissumus (nihil cnim poterat fieri
illo mitius) stomachari tarnen coepit. mirabar: nee enim unquam ante vidtram.
Philon von Larisa. 283
in seiner Gegenschrift Sosos die Unrichtigkeit dieser Behauptung
aufdeckte242), scheint Philon noch mit einer neuen Streitschrift
geantwortet zu haben243). Jedenfalls nicht diese letztere244), aber
möglicherweise auch nicht jene ersteren zwei Bücher245), sondern
vielleicht eine dritte, frühere Schrift des Philon war die-
jenige, welche Cicero in seiner Widerlegungsrede des Lucullus
sei es fast ausschliesslich, sei es wenigstens theil weise246) benutzt
hat. Ob ferner Philon wirklich, wie vielfach angenommen wird,
ein grosses Werk über Ethik und Politik in sechs Theilen schrieb,
ist im höchsten Grade zweifelhaft247).
at ille Heracliti memoriam implorans quaerere ex eo, viderentume illa PhiJonis
aut ea num vel e Philone vel ex ullo Academico audivisset aliquando. nega-
bat: Philonis tarnen scriptum agnoscebat: nee id quidem dubitari poterat etc.
Der wunderliche Versuch von Hirzel S. 172 ff. 195 f. (s. andrerseits A. 238)
darzuthun, dass Antiochos selbst die Skepsis des Karneades ganz im Sinne
des Ph. aufgefasst und vielmehr nur an einer Anwendung von nccrccXrjntöv
in einer erweiterten Bedeutung seitens des Letzteren Anstoss genommen
habe (das sollte den ruhigen Mann so in Harnisch gebracht haben?!), be-
weist höchstens, dass Cicero sich in der Rede des Lucullus nicht von Un-
geschicklichkeiten und Widersprüchen frei gehalten hat. Hirzel hat nicht
beachtet, dass es §. 12 unmittelbar nach den A. 239 angef. Worten aus-
drücklich heisst: etsi enim mentitur , wonach also auch die Wiederholung
dieses Vorwurfs 6, 18 zu deuten ist.
242) Cic. a. a. 0. § 12. nee se tenuit quin contra suum doctorem librum
etiam ederet, qui Sosus inscribitur. Vgl. I, 4, 13 f.
243) Wenigstens liest man bei Augustin. a. a. 0. III, 18, 41: huic
(Antiocho) arreptis Herum armis et Philo restitit, donec moreretur. Vgl. dazu
die richtigen Bemerkungen von Hermann II. S. 7. Was Krische S. 193f.
(vgl. S. 194) und besonders Hirzel S. 319 ff. 340 f. dagegen geltend machen,
steht und fällt fast durchweg mit ihrer von Schwenke (s. A. 255) wider-
legten Annahme, dass Cicero in dem Vortrag des Lucullus den Hauptinhalt
des Sosos wiedergegeben habe. Eher könnte es bloss auf mündliche Vor-
träge gehen, wenn hier 6, 17 Lucullus sagt: Philone autem vivo patrocinium
Academiae (d. h. der mittleren) non defuit.
244) Denn die Gegenrede des Cicero enthält so wenig den Vortrag des
Lucullus wirklich Widerlegendes, dass sie vielmehr meistens nur mit stumpfen
Waffen kämpft, ja mehrfach Einwände wiederholt, welche Lucullus schon
vorweggenommen und abgeschnitten hat, wie Hirzel S. 321 — 337 zeigt.
245) Wie Hirzel S. 337—341 will. Denn auch dies wird völlig zweifel-
haft, wenn dem Vortrage des Lucullus eben nicht der Sosos des Antiochos
zu Grunde liegt, s. Schwenke Jahresber. XXXV. S. 79.
246) S. C. 2. A. 644.
247) Denn, wie Schwenke a. a. 0. S. 81 sehr richtig bemerkt, Areios
Didym. b. Stob. a. a. 0. p. 40 ff. H. 39, 22—41, 25 W. sagt nur (vgl. Diels
Doxogr. S. 70) , dass Ph. (welcher also dabei auch seinerseits stehen blieb,
284 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie
Herakleitos von Tyros war ein langjähriger Schüler des
Kleitomachos und des Philon und Freund des Antiochos, mit
welchem er in Alexandreia, wo er seinerseits lebte und wohin
Antiochos in Begleitung des Lucullus als Proquästors kam, leb-
haft verkehrte, blieb der Richtung des Kleitomachos treu248).
Antiochos249) von Askalon250) war ungewöhnlich lange
Zeit251) Schüler des Philon gewesen252) und hatte wahrscheinlich
auch denselben 88 nach Rom begleitet und dort die Bekannt-
schaft des Lucullus gemacht und dessen Gunst erworben, welcher
ihn, wie gesagt, in den nächsten Jahren des mithridatischen
Krieges mit sich nach Alexandreia nahm253). Nachdem er selbst
als wirkliche, positive Philosophie bloss die praktische anzuerkennen) folgende
Eintheilung des philosophischen Vortrags (Slcclqsolv xov kcctcc cpilooocpictv
Xoyov) in 6 Special vortrage (\6yoi) aufstellte: 7iQOTQS7ttL-n6g , nsgl ayotfriav
■aal Y.uy.(üv, nsQL zaXcov, 71bqI ßioav, noliziKog und hnoftttiKÖg (d. i. specielle
Moral). Sollte aber jene Hypothese auch wirklich richtig sein, so würde
doch der Versuch von Hirzel III. S. 342 — 492 jenes Gesanimtwerk des Ph.
als die Quelle aller 5 Bücher von Ciceros Tusculanen zu erhärten immer-
noch als schwerlich gelungen bezeichnet werden müssen, s. 29. A. 220.
Dass aber Cicero auf Grund ebendieser Eintheilung seinen anderen philo-
sophischen Werken den Hortensius als UqoxQE7txiY.6g vorauf schickte, wird
man Krische S. 191 und Hermann I. S. 6. H. S. 7 unbedenklich zugeben
dürfen; im Uebrigen jedoch hat (wie gegen Hermann zu bemerken ist)
die ausdrückliche Angabe Script, bist. Aug. v. S. Gallieni 2, dass die Vor-
lage für jene Schrift der IJqozqs7ctl-k6s des Aristoteles gewesen sei, nicht
weniger als Alles für sich (s. d. Litt. b. Zell er II8, 2. S. 63. A. 1). Endlich
die Annahme von Hermann II. S. 7, dass der Aoyog ksqI xeXcöv dem
4. Buche von Cic. de finibus zu Grunde liege, erscheint auf alle Fälle un-
glaublich, s. Zeller III3, 1. S. 590 f. A. 4 und unten A. 268.
248) S. A. 241, auch A. 282. Vielleicht, wie Buche ler andeutet, ist
er derjenige Akademiker, welcher nach Philod. a. a. 0. Col. XXXIII, 4 f.
v. u. entweder 70 oder 90 Jahre alt ward: ßi<öo(acy 8' (eßdyofirjKovt' oder
<^SVyBV7\Y,0VT' STTj.
249) Krische a. a. 0. S. 160—170. Grysar s. A. 218. Chappuis
De Antiochi Ascalonitae vita et doctrina, Paris 1854. 8. Zeller a. a. 0.
5. 597 — 608. Hoyer De Antiocho Ascalonita, Bonn 1884. 8. (Doctordiss.),
vgl. die Recc. v. E. Wellmann Deutsche L.-Z. 1884. Sp. 1299 f. und bes.
v. Schwenke Philol. Rdsch. V. 1885. Sp. 412-415.
250) Strab. XVI. 759. Plut. Luculi. 42. Cic. 4. Brut. 2. Aelian. V. H.
XII, 25. Steph. 'Acncdcov.
251) Cic. Acad. II, 22, 69. didicit apud Philonem tum diu, ut constaret
diutius didicisse neminem.
252) Cic. a. a. 0. I, 4, 13. Antiochi magister Philo. II, 2, 4 und Augustin.
a. a. 0. III, 18, 41. Antiochus Philonis auditor (s. A. 277).
253) Lucullus bei Cic. a. a. 0. II, 4, 11 sagt zwar nur: fuit Antiochus
Herakleitos von Tyros. Antiochos von Askalon. 285
früher die akademische Skepsis entschieden, und zwar auch
schriftstellerisch, vertheidigt hatte254), war er doch damals be-
reits von derselben abgefallen und hatte wiederum, wie es scheint,
schriftlich, über die unklare Mittelstellung Philons zwischen
Skepticismus und Eklekticismus hinausgehend, das eigentliche
Princip des letzteren, die Behauptung, dass alle philosophischen
Schulen in allen wirklich wesentlichen Stücken übereinstimmten,
bereits aufgestellt und dadurch den Philon zu jener Gegenschrift
veranlasst, welche er in Alexandreia erhielt, und, wie gesagt,
mit seinem Sosos255) beantwortete. So unvermuthet nun aber
mecum, aber er fügt sofort hinzu: et erat iam antea Alexandriae familiaris
Antiochi Heraclitus Tyrius, s. A. 241. Und Philod. spricht von der nach-
herigen Rückkehr des Antiochos nach Athen aus Alexandreia so, dass er
dabei die Mehrzahl gebraucht Col. XXXIV: 'A&rjvri^&yev 7t(aQctyßaX6vTcov
i£ 'J^xys^ccvÖQLa^g x)>a<^ diayi.cc(xysi%Ev. Hält man Beides zusammen, so
sieht man, dass beim Ausbruch des mithridatischen Krieges ein Theil der
römischgesinnten Athener und Akademiker nicht mit Philon nach Rom,
sondern nach Alexandreia sich gewandt hatte, unter ihm wohl jedenfalls
Herakleitos von Tyros. Dass A. erst später hieher nachkam, dies hervor-
zuheben konnte nun aber doch dann nicht von Interesse sein , wenn er
trotzdem den Lucullus erst dort kennen gelernt hätte, sondern nur dann,
wenn dieser ihn zuvor schon von Rom her kannte und wirklich erst nach
Alexandreia mitbrachte. Dass bei Cic. a. a. 0. §. 12 (s. A. 282) die Alexan-
driner Dion und Ariston trotzdem schon als Vertraute des A. erscheinen,
ist damit nicht unverträglich.
254) Cic. Acad. II, 22, 69 unmittelbar nach den A. 251 angeF. Worten:
et scripsit de his rebus acutissime, vgl. A. 263 und die hernach folgenden
A. 263 ausgezogenen Worte, auch A. 255 b.
255) S. A. 237. 241. 242. Eble Ueber den Sosus des Antiochos von
Askalon, OfFenburg 1847. 8. steht mir nicht zu Gebote. Die schon A. 243
erwähnte Vermuthung, zu der auch Zeller S. 597 f. A. 7 am Meisten hin-
neigt (s. jedoch A. 268), von Krische S. 168 — 170. 192 ff. und Hirzel
S. 251—279, dass Cicero aus dieser Schrift den Vortrag des Lucullus (Acad.
II, 5, 13—19, 62) gezogen habe, ist, wie dort gleichfalls schon bemerkt
ward, von Schwenke Ph. Rdsch. IV. 1884. Sp. 878. Jahresber. XXXV.
S. 79 genügend widerlegt, wie denn Hirzel S. 270 selber wenigstens die
Möglichkeit zugiebt, es könne auch eine andere Schrift des A. gewesen
sein. Gerade wenn Hirzel darin Recht haben sollte, dass die Quelle ein
sich über mehrere Tage erstreckender Dialog war, welcher dem gemäss
auch in mehrere Bücher zerfiel, kann der Sosos, der allem Anscheine nach
(s. A. 242) nur ein Buch umfasste, diese Quelle nicht gewesen sein, und
überdies „findet eine Polemik speciell gegen Philon in dem ganzen Vor-
trage kaum Statt". Und damit wird auch, wie Schwenke am ersteren Orte
Sp. 878 f. bemerkt, „der ohnehin sehr gewagten Vermuthung der Boden ent-
zogen, mit welcher Hirzel S. 270—273 den Titel Sosos zu erklären sucht".
286 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie.
sonach auch diese seine Sinnesänderung eintrat 255b), war sie
doch ohne Zweifel schon lange in ihm vorbereitet256), indem
nicht bloss der natürliche Verlauf der Entwicklung, welche die
skeptische Lehre der Akademie genommen hatte, zunächst auf
jene schwankende Stellung Philons und ebenso naturgemäss
weiter hinaus über ein solches Schwanken drängte257), sondern
auch seine eigne überaus friedfertige Gemüthsstimmung258) nicht
wenig dabei in Betracht kam. Auch wird es wohl nicht ohne
Einfluss auf ihn geblieben sein258b), dass er neben Philon, wie
wir sahen259), auch den Stoiker Mnesarchos, einen Vertreter des
von dessen Lehrer Panaetios eingeführten eklektischen Stoicis-
nius260), gehört hatte, daher denn Antiochos in der Folge auch
gerade eine Menge stoischer Lehren mit besonderer Vorliebe
aufnahm201) und seinen Sosos gerade nach einem Stoiker, seinem
Landsmanne, betitelte262). Jedenfalls machte er sich nunmehr die
Bekämpfung des Skepticismus zu seiner eigentlichen Lebens-
aufgabe263), und zwar mit einem solchen Erfolg, dass die Anhänger
255 b) Vgl. auch Catulus b. Cic. a. a. 0. II, 19, 63. memini enim Anti-
ochum ipsum, cum annos multos alia sensisset, simulac visum est, sententia
destüisse.
256) Immerhin hatte er im Geiste derselben auch schon mündlich mit
Philon disputirt, Cic. a. a. 0. II, 34, 111. illam . . . reprehensionem Antiochi
. . . qua solebat dicere [Antiochus] Philonem maxime perturbatum. Der
eigentliche Bruch trat freilich bei A. erst mit dem Empfange von Philons
Streitschrift in Alexandreia zu Tage.
257) S. darüber Zeller S. 530 f. 595 h0.
258) S. A. 241.
258b) Vgl. Krische S. 166 f.
259) A. 6. Chappuis S. 4. A. 4 ist freilich geneigt dies zu bezweifeln,
and in der That nicht ohne allen Grund.
260) S. A. 4.
261) Cic. Acad. II, 43, 132. appellabatur Academicus, erat quidem, si
perpauca mutavisset, germanissimus Stoicus. 22, 69. eadem dicit quae Stoici.
45, 137. Aenesidem. b. Phot. Cod. 212 (s. A. 496). Plut. Cic. 4. Sex. Pyrr.
I, 135. Genaueres s. b. Zeller S. 603 ff. (vgl. S. 602. A. 6). Wenn daher
Einige mit ihm sogar schon die fünfte Akademie beginnen Hessen (s. C. 2.
A. 653), Andere, wie Cicero (s. A. 264. 267. 269. 277), die Akademie seit
dem Eindringen des Skepticismus durch Arkesilaos als die neue und wahre
betrachteten und den A. folglich wieder zur alten rechneten, wird es das
Richtigste sein diese Periode die mittlere und die eklektische von Philon
und besonders A. an die neue zu nennen.
262) S. A. 32—34.
263) Cic. a. a. 0. 22, 69 unmittelbar nach den A. 254 angef. Worten:
Antiochos von Askalon. 287
der Akademie fast durchweg auch die seinigen wurden264), und
dass auch in der Folge die Schule als Ganzes nie wieder zur
Skepsis zurückgekehrt ist. So kam denn auch die Leitung von
ihr nicht lange später, vermuthlich aber doch erst nach Philons
Tode, in seine Hände265), so dass Cicero, der übrigens der Richtung
Philons getreu blieb266), aber doch von Antiochos mit grosser
Hochachtung uud Verehrung spricht267) und seine Schriften viel-
fach ausgebeutet hat268), schon 79/8 ihn in Athen ein Halbjahr
et idem haec non acrius accusavit in senectute quam antea defensitaverat.
Augustin. c. Acad. II, 6, J5. nihil . . . magis defendebat quam verum perci-
pere posse sapientem.
264) S. das ausdrückliche Zeugniss von Cic. a. a. 0. 4, 11 (s. A. 241):
ista phüosophia , quae nunc prope dimissa revocatur (nämlich durch Cicero,
vgl. N. D. I, 5, 11 f. Zeller S. 610. A. 1). Vgl. auch Aenesid. a. a. 0.
(s. A. 496). Der Versuch von Hirzel III. S. 237—250 (vgl. II. S. 818. 819)
zu zeigen, dass Eudoros und Areios Didymos nicht von Antiochos, sondern
von Philon ausgegangen seien, welcher auch schon massenhaft stoische
Lehren sich angeeignet habe, ist misslungen, s. Natorp Forschungen
S. 302 ff. Schwenke Ph. Rdsch. a. a. 0. Sp. 876 f. und unten A. 496. 499.
265) Lehrvorträge hatte er freilich schon früher, aber doch wohl nur
in Rom und Alexaudreia, gehalten, Cic. Acad. II, 22, 69. numquam a
Philone discessit, nisi posteaquam ipse coepit qui se audirent habere.
266) S. bes. N. D. a. a. 0. Acad. I, 4, 13. 12, 43. 46. II, 20, 64 ff.
22, 69. Off. III, 4, 20. Ja er schlägt sogar gern eine noch schärfere
skeptische Tonart an (Acad. II, 24, 78. 34, 108. 35, 113, vgl. Hirzel S. 289 f.),
freilich nur um auf diesen im geraden Gegensatz za A. namentlich aus den
Widersprüchen der verschiedenen Philosophen unter einander hergeholten
Skepticismus ganz den gleichen Eklekticisinus mit dem des A. zu begründen,
s. Zeller S. 651 ff.
267) Cic. Acad. I, 4, 13. quid? ergo, inquam, Antiocho id magis licu-
erit, nostro familiari, remigrare in domum veter em e nova quam nobis in
novam e vetere. II, 35, 113. vos negatis, Antiochus inprimis, qui me valde
movet, vel quod amavi hominem sicut ille me, vel quod ita iudico, politissimum
(esse) et acutissimum omnium nostrae memoriae philosophorum. Leg. I, 21, 54.
prudens et acutus et in suo genere perfectus mihique . . . famüiaris. N. D.
I, 7, 16. hominem inprimis acutum. Vgl. A. 269.
268) Wenn auch die bei dem Vortrag des Lucullus benutzte Quelle
schwerlich der Sosos war (s. bes. A. 255), so hat doch Hirzel III. S. 255 — 272,
wie es scheint, wirklich gezeigt, dass diesem Vortrag ein Dialog des A.
von der oben A. 255 bezeichneten Beschaffenheit zu Grunde lag, und mög-
lich wäre es, worauf Zell er S. 597 f. A. 7 verfiel, dass die Kavoviy.ä
(s. A. 274) diese Schrift gewesen seien. Die einleitende Erzählung 4, 11 f.
dagegen sieht in der That so aus, als sei diese allerdings aus dem Sosos,
doch erhebt Schwenke Jahresber. XXXV. S. 79 ein sehr beachtenswertes
Bedenken dagegen, ob Cicero überhaupt das Ganze derselben aus einer
288 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie.
hörte269) und zugleich auch Atticus mit ihm in Verkehr trat270).
Hierauf begleitete er den Lucullus von Neuem in den mithridatischen
Schrift des A. entlehnt hat, vgl. auch schon Krische S. 139 ff. 192 f. Ent-
sprechend verfuhr Letzterer in der zweiten Bearbeitung der Academica, wo
Varro an die Stelle des Lucullus trat: dies sagt er selbst ad Att. XIII, 19, 3.
quae erant contra anocxalrjipiav praeclare collecta ab Antiocho, Varroni dedi.
Vgl. Krische S. 196—200. Auch in den Topica C. 2—20 folgt derselbe
ihm, wie Wal lies De fontibus Topicorum Ciceronis, Halle 1878. 8. wahr-
scheinlich gemacht hat; ob aber einer Schrift oder nur einer Vorlesung
von ihm, ist zweifelhaft, s. Zell er a. a. 0. Dass im 4. und 5. Buch de
finibus ein Werk des A. benutzt ist, hat M advig klar gestellt; vom 5.
sagt es Cicero deutlich genug selbst 3, 8. 5, 14. 6, 16. 25, 75. 27, 81; und
Hirzel II, 2. S. 620 — 668 hat wohl richtig gesehen, dass es auch vom
Anfange dieses Buchs, aber nicht vom Schlüsse des 4. (27 ff., 74 — 80) gilt,
und dass ferner auch das 2. nebst I. §. 17—26 aus dem nämlichen, ver-
muthlich nsgl tslcov betitelten Werke geflossen sei. Freilich müsste dann
dasselbe beiher auch die Logik und Physik behandelt haben. Was für die
Zurückführung von de fato auf A. ihm am Meisten zu sprechen scheint,
hat Gercke Chrysippea S. 693 kurz und gut hervorgehoben: es sind die
§§. 31 (s. A. 280) und 44; indessen passt der erstere ebenso gut auf Den-
jenigen, der vielmehr ohne Zweifel (s. C. 2. A. 651) die wahre Quelle war,
nämlich auf Kleitomachos, und der letztere auch; denn wenigstens in
Bezug auf die Güterlehre hatte ja schon Karneades (s. Cic. Fin. III, 12,41.
Tusc. V, 41, 120, vgl. Hirzel, II, 2. S. 643) von den Stoikern und den
Peripatetikern zu beweisen gesucht, wenn auch nicht „verbis eos non re
dissidere", so doch „minus re quam verbis". Auch hinsichtlich der Tuscu-
lanen endlich kann man vielleicht darüber zweifelhaft sein, ob die sich
auf III, 25, 59 gründenden Ansprüche des A. auf das 3. und 4. Buch durch
die gewichtigen Gegenbemerkungen von Hirzel III. S. 438 — 445 schon
endgültig beseitigt sind. Indessen sind hier wohl überhaupt, wie schon
C. 29. A. 220 bemerkt ward, nicht durchlaufende Quellen anzunehmen.
Jedenfalls aber können die Untersuchungen von Hoyer über den Einfluss
des A. auf Cicero und die ganze Folgezeit zwar wohl als ein sehr schätz-
bares , wenn auch sehr mit Vorsicht zu gebrauchendes Material für künftige
Forschungen dieser Art gelten, jedoch ihr unmittelbares Ergebniss in Bezug
auf Cicero, wonach dieser in allen seinen moralischen Schriften (mit Aus-
nahme von Off. I. II.) und in den Legg. mehr oder weniger von jenem ab-
hängig sein soll, auch im 3. B. der Officien, ja sogar auch in den skepti-
schen Partien der Academica (denn in der Gegenrede des Cicero wider
Lucullus soll nur einiges Wenige, wie §. 123. 137 aus Kleitomachos ein-
gemischt sein, s. S. 8 f. A. 1), sind lediglich geeignet das tiefste Misstrauen
gegen die Methode des Verf. oder wenigstens seine Anwendungsart der-
selben einzuflössen. Und auch dessen weitere Ansicht, „A. habe in einem
grossen dogmatischen Werk die Meinungen sämmtlicher früherer Philo-
sophen über alle Theile der Philosophie zusammengefasst, um sie mit
denen Piatons zu vergleichen und als wesentlich übereinstimmend zu
erweisen, und dieses Werk sei in der Folge theils unmittelbar, theils mittelbar
Antiochos von Askalon. 289
Krieg271) und schilderte später in seiner Schrift tisqI ftecov die
Schlacht bei Tigranocerta (69) allem Anschein nach als Augen-
zeuge272). Nicht lange nach dieser Schlacht aber, frühestens 68,
aber auch wohl nicht später als 67, starb er in Folge der aus-
gehaltenen Strapazen273). Ausser den genannten Schriften von
durch die Auszüge des Areios Didymos und Anderer sehr viel benutzt
worden (um mit Schwenke Ph. Rdsch. V. Sp. 413 zu reden), ist in der
übrigens unvollendeten Arbeit des Verf. nicht entfernt bewiesen und in
dieser Gestalt (im Uebrigen vgl. allerdings z. B. Zeller S. 309 f. A. 4)
auch schwerlich beweisbar und richtig. Damit soll nicht geleugnet werden,
dass der Versuch Hoyers S. 9 — 11 (vgl. S. 26) auch das 3. Buch de finibus
auf A. zurückzuführen Beachtung verdient. Jedenfalls ist die Frage nach
dessen Ursprung noch nicht spruchreif. Dass ich die Behauptung von
Usener Epicurea S. LVIIf., A. habe gleich Poseidonios einen IlQ0XQE7txiY.6g
geschrieben, in welchem der von jenem ihm als Vorbild diente, und aus
diesem habe Cic. Tusc. V, 29, 83—41, 120 wie aus dem des Poseidonios
V, 24, 68—28, 82 entnommen, nicht für richtig halte, erhellt aus C. 29.
A. 216. 217. 220.
269) Cic. Brut. 91, 315. cum venissem Athenas, sex mensis cum An-
tiocho veteris academiae nobilissimo et prudentissimo philosopho fui etc.
Fin. V, 1, 1. cum audissem Antiochum . . . cum M. Pisone in eo gymnasio,
quod Ptolemaeum vocatur (A. lehrte also nicht mehr in der alten Villa der
Platoniker, offenbar weil diese von Sulla zerstört war) unaque nobiscum
Q. frater et T. Pomponins Luciusque Cicero frater noster cognatione pa-
truelis etc. Plut. Cic. 4.
270) Cic. Fin. a. a. 0. Leg. a. a. 0., wo Atticus sagt: Antiocho fami-
liari meo (magistro enim non audeo dicere) , quocum vixi et qui me ex nostris
paene convellit hortulis deduxitque in Academiam perpauculis passibus. Auch
Varro hörte ihn, Cic. Acad. 1,3,12. Augustin. Civ. D. XIX, 3, 2, und
nicht das allein, sondern er bekannte sich auch zu ihm, Cic. ad Att.
XIII, 12. 19. 25. Augustin. ebendas. XIX, 1 — 3, vgl. Cic. Epist. IX, 8.
Zeller S. 669 ff. Erst in diese spätere Zeit vom Leben des A. fielen ohne
Zweifel auch seine Sendungen oder seine Sendung nach Rom und an die
Feldherrn in den Provinzen, Philod. a. a. 0. Col. XIV, 8 v. u. nqsaß^vycov
* * (efey xs 'Pcourj^v yiyul 7t<^6<s) xo(vg J>v xaig £<nyaQ%(ictiyg gzqcc-
xr\(yovy<s.
271) Cic. Acad. II, 2, 4. eum secum et quaestor habuit et post aliquot
annos imperator. 19, 61, wo Lucullus sagt: hacc Antiochus fere et Alexan-
dreae tum et multis annis post multo etiam adseverantius , in Syria cum esset
mecum, paulo ante quam mortuus est. Ausserdem s. A. 273.
272) Plut. Luculi. 28. xavxr^g xrjg (itt%r}g 'Avxio%og b cpiXococpog iv ry
nsql ftscov yQcccpij (ivrjG&elg ov cpr\6iv ccXXr\v sq>e(OQccY,svai TOiccvtrjv xov rjfoov.
273) Philod. a. a. 0. iv xfj (Msyco7toz(auiy<x Asvhlo) Aovy.(6xy\cp
(■nQyoOKaQ^xysQGJv (exsyisvxrjGEv <(x9^>a<^T)>^<(slg]> vno (nyollcov hcc^ucc-
xmvy. Vgl. A. 271. Seine Geburt ist daher schwerlich nach 130, ver-
muthlich etwas früher zu setzen.
Süsbmihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 19
290 Zweiunddreiseigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie.
ihm werden noch zwei ausdrücklich bezeichnet, nämlich die
Kccvovixct2U) und eine andere, welche er zum Allermindesten
6 Jahre nach der Abfassung des Sosos275) dem Q. Lucilius Baibus
zusandte , und in welcher er seine Hauptbeweise für jene angeb-
liche Uebereinstimmung der Stoiker und Peripatetiker mit den
wesentlichsten Punkten der platonischen Lehre übersichtlich zu-
sammengestellt hatte276). Der ganze Standpunkt des Antiochos
war übrigens nur dadurch möglich, dass er bei seinem Bestreben
den ursprünglichen Piatonismus herzustellen277) sich dennoch
nicht an Piatons eigne Schriften hielt, sondern an Xenokrates
und Polemon und die Dialoge des Aristoteles278). Auch in seinem
Eklekticismus blieb ferner noch immer eine starke Dosis von
Skepsis zurück, namentlich gegenüber der Naturphilosophie279),
und derselbe ist auf dem Gebiet der Ethik nur eine Erweiterung
und Modification derselben Behauptung, welche in Bezug auf die
274) S. die beiden Fragmente b. Sex. Math. VII, 201. 'Avxio%os 6 ccno
xfjg 'AnccdriiiLCcg iv dEvxEgcp xcov Kccvovincov x. x. X. und 162. An ersterer
Stelle berücksichtigte er sogar den Arzt und eklektischen Epikureer Askle-
piades, an letzterer scbliesst er sich an Chrysippos an, s. Krische S. 167.
275) Mit welchem Krische S. 168 f. und Zeller S. 597. A. 7 schon
desshalb sie nicht für einerlei halten durften, überdies s. dagegen Hirzel
III. S. 273 f.
276) Cic. N. D. I, 7, 16. tum Cotta „si" inquit „Über Antiochi nostri,
qui ab eo nuper ad hunc Balbum missus est, vera loquitur , nihil est quod
Pisonem, familiärem tuum , desideres : Antiocho enim Stoici cum Peripate-
ticis re concinere videntur , verbis discrepare: quo de libro, Balbe, velim
scire quid sentias" etc. Ich denke mit Schoemann z. d. St., dass dies
Buch dem Baibus auch gewidmet, und schliesse daraus, dass es eine
compendiöse Darstellung war, wie sie sich für einen römischen Leser
eignete.
277) Cic. Acad. I, 4, 13 (s. A. 267). 12, 43. II, 22, 69 f. Fin. V, 3, 7.
Sex. Pyrr. I, 235. S7Z£deiHVV8v oxl nccQcc TIXccxcovi nsiTca xcc zcäv J£tcoixcoj>
dcypaxcc. Augustin. (ohne Zweifel nach Cic.) c. Acad. II, 6, 15. III, 18, 41.
Antiochus Philonis auditor . . . qui iam veluti aperire cedentibus hostibus
portas coeperat et ad Piatonis auctoritatem Academiam legesque revocare
(vgl. Zeller S. 594. A. 2). Plut. Luculi. 42. Brut. 2 (s. Zeller ebend. A. 3).
278) Cic. Acad. I, 4, 16 ff. II, 45, 137. Aristoteles aut Xenocrates, quos
Antiochus sequi vohbat. 46, 143. num quid horum probat noster Antiochus?
ille vero ne maiorum quidem suorum: ubi enim aut Xenocraten sequitur . . .
aut ipsum Aristotelem . . .? 42, 136. scripta Polemonis, quem Antiochus
probat maxime (vgl. Fin. V, 5, 14). S. auch 5, 15. 44, 136. Plut. Comp.
Cim. et Luc. 1. Hirzel III. S. 242 f. A. 1. S. 479 ff., vgl. auch Krische
S. 168.
279) S. Hirzel III. S. 275—279.
Aristos. 291
Moralprincipien der Peripatetiker und der Stoiker bereits Karneades
aufgestellt und zu erhärten gesucht hatte280).
Aristos, der Bruder und Schüler des Antioehos, neben
welchem er allerdings auch noch mehrere andere Philosophen
gehört hatte281), befand sich mit diesem zur Zeit der Abfassung
von dessen Sosos in Alexandreia282) uud ward dann später auch
dessen Nachfolger in Athen283). Hier hörte ihn einige Jahre
nach 68 Brutus284), ferner Cicero 51 als Proconsul und 50 als
Imperator285). Nicht viel später scheint er gestorben zu sein,
denn 44 nach Caesars Ermordung hörte Brutus nicht etwa aufs
Neue ihn, sondern den Theomnestos286), der also wohl sein
Nachfolger war.
Ueber Dion von Alexandreia s. C. 33. A. 235—238, über
Ariston und Kratippos unten A. 341 ff. 355 ff. Andere Schüler
des Antiochos, wie Apollas aus Sardes, Menekrates von
280) S. A. 268 und die Ausführungen von Hirzel (welcher daher mit
Recht die besondere Art des Dogmatismus von A. in der Ethik, der auch
für ihn wichtigsten Disciplin, nur als die Kehrseite von der Skepsis des
Karneades bezeichnet) II, 2, S. 643 f. 839. Daher schloss er sich denn auch
in der Methode der Classificirung der verschiedenen Ansichten über das
höchste Gut völlig an Karneades an, Cic. Fin. V, 6 ff. , 16 ff. Carneadea
nobis adhibenda divisio est, qua noster Antiochus libenter uti solet etc.
Vgl. Hoyer S. 1 ff. Dazu würde auch de fat. 14, 31. 19, 44 stimmen, wenn
wirklich er der Führer des Cicero in dieser Schrift gewesen sein sollte,
was aber schwerlich der Fall ist, s. A. 268.
281) Philod. I. A. Col. XXXV. ccnov^öyag ds nccmso oL6%oXov^sv<^oyg
ft<(t^> nXsiovg.
282) Cic. Acad II, 4, 12, wo Lucullus sagt: itaque compluris dies ad-
hibito Heraclüo doctisque compluribus et in eis Antiochi fratre Aristo et
2>raeterea Aristone et Dione, quibus ille secundum fratrem plurumum tri-
buebat , multum temporis in hac una disputatione consumpsimus. Vgl.
A. 253.
283) Philod. a. a. 0. unmittelbar vor den A. 281 angef. Worten: %r\v
de diazQißr^vy avzov diedet-ccxo ccdeXcpo^gy cov x<at> fia^-fr^t^s "Aoiaxog.
284) Cic. Brut. 97, 332. Acad. I, 3, 12, vgl. Tusc. V, 8,21. Plut.
Brut. 2. xai xr\v veccv xal fisarjv Xeyoy,svqv 'Axadritxeiccv ov ndvv ngocus-
lievog i^r'iQTTito xrjg naXcuug, xat diexeXei &ccv(id£(ov (ihv 'Avxio%ov xbv 'Agxcc-
Xovlx^v, cpiXov de xal avfißicoxr]v xbv ddeXcpbv avxov ns7Voir}[isvos "Aqioxov,
ävÖQa xfj pev ev Xoyoig t£si noXXwv cpiXooocpcav Xembpevov , evxa^Ccc de nccl
TCQu6xr\xi xolg notoxotg evdynXXov. Ueber die Zeit s. Krische S. 163.
285) Cic. ad Att. V, 10, 5. sed multum ea philosophia sursum deorsum,
si quidem est in Aristo, apud quem eram. Tusc. a. a. 0. 22.
286) Plut. Brut. 24 (vgl. A. 344). Auch Philostr. V. S. I, 6 erwähnt
I denselben.
19*
292 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie.
Methymna, Mnaseas aus Tyros287), sind für uns blosse Namen.
Anders steht es allerdings mit
Derkyllides, von dem wir aber nicht wisseu, ob er gleich-
falls von Antiochos ausgebildet war, ja nicht einmal genauer,
welcher Zeit er angehörte, nur dass er vermuthlich älter als der
besonders unter Tiberius wirksame Thrasyllos und spätestens
ein Zeitgenosse Varros war288). Wohl jedoch kennen wir von
ihm eine sehr umfassende, mindestens 11 Bücher enthaltende
erläuternde Einleitungsschrift in das Studium Piatons289),
aus welcher wohl auch zwei uns erhaltne astronomische Bruch-
stücke stammen290).
287) Philod. I. A. Col. XXXIV. v\6av <T avxov \j.tä<jfrxa\ %ano\l<aq)
Zagdiavo^gy nccl Ms(vyh%Qccxr)g (Mrj&yvfivccLog u <^x^>ai nccta 2i(y.yhXlav
* * diccTQißmv Kai Mv^ccösyocg TvQi(ogy xß(l) * * 'A%Qa(yyuv(xyLv(ogy.
Vielleicht gehörten zu denselben auch Demetrios, welcher am Hofe von
Ptolemaeos XI Auletes lebte (Lukian. de calumn. 16) und der unwürdige
Philostratos gleichfalls aus Alexandreia (Plut. Anton. 80).
288) Albin. Isag. in Plat. 4 kommt in dem Bericht von den verschie-
denen Ansichten darüber, mit welcher Schrift oder welchen Schriften man
die Leetüre Piatons beginnen solle, auch auf Diejenigen zu sprechen, welche
dessen Werke in Tetralogien theilten und die erste dieser Tetralogien aus
Eutbyphron, Apologie, Kriton und Phaedon zusammensetzten: xctvxi]g xrtg
do^rjg siel d£QY.vXXC8rig xat @QuovXXog. Schon die Voranstellung des Der-
kyllides spricht dafür, dass er der Aeltere war. Obendrein aber citirt
Varr. L. L. VII, 37 den Phaedon mit Plato in quarto (d. i. libro), hatte
also, wie schon Vettori Var. lect. XVIII, 2 und neuerdings Martin
Theonis Smyrnaei über de astronomia, Paris 1849. 8. S. 72—74 und Christ
Piaton. Studien, München 1886. 4. S. 5 f. (Abhh. der Münchner Akad.,
phil. Cl. XVII. S. 455 f.) erkannten, bereits eine Ausgabe Piatons vor sich,
in welcher dieser Dialog die vierte Stelle einnahm. Hiernach kann es
kaum einen Zweifel leiden, dass diese Ausgabe von Derkyllides war und
Thrasyllos dessen Tetralogieneintheilung dergestalt übernahm, dass er
wenigstens die erste Tetralogie genau so beibehielt, wenn er auch die
folgenden zum Theil anders zusammengesetzt haben mag.
289) Die nach dem eben Bemerkten in ähnlicher (aber freilich auch
nur ähnlicher) Weise eine Ergänzung zu seiner Ausgabe war wie bei
Andronikos (s. A. 330 ff.). Prokl. in Plat. Tim. 7 B berichtet, er habe den
ungenannten Vierten bei Plat. Tim. 17 A auf Piaton selbst gedeutet, und
Porphyr, b. Simplik. in Aristot. Phys. I, 9. f. 54 v (p. 247, 31 ff. Diels, vgl.
f. 56v. p. 256, 31 ff.) theilt aus dem 11. B. (sv xa tä xy\g ÜXccxcovog cpdo-
aocpiag) einen sehr wichtigen Auszug mit, welchen er dort aus der Schrift
von Piatons Schüler Hermodoros in Bezug auf Piatons Auffassung der
Materie gegeben hatte. Vgl. Susemihl Plat. Phil. II. S. 498. S. 512.
A. 1647. S. 522 f. A. 1671.
2S0) Ein längeres bei Theon v. Smyrna p. 198, 9 — 202, 7 Hiller: sv
Derkyllides. Eudoros von Alexandreia. 293
Eudoros291) von Alexandreia292) reicht bereits in die Zeiten
des Augustus hinein293), schrieb aber doch andererseits schon
vor der Epitome des Areios Didymos294) sein in dieser stark
benutztes295) encyklopaedisches Werk, „in welchem er die
gesammte Wissenschaft problematisch behandelt hatte, d. h. über
die Fragen, mit denen es die verschiedenen Theile der Philo-
sophie zu thun haben, eine Uebersicht gab und die Antworten
der bedeutendsten Philosophen auf dieselben zusammenstellte"296).
Obgleich aber Eudoros stets als Akademiker bezeichnet wird297),
so zeigt doch der uns aus diesem Werke erhaltene, die Ethik
betreffende Auszug mehr stoische als platonische Färbung298),
so dass Eudoros unter den Piatonikern mit seinem Eklekticismus
ungefähr ebenso dasteht, wie ebenjener sein von ihm beeinflusster
Landsmaun und Zeitgenosse Areios unter den Stoikern. Dazu
stimmt es, dass er ferner zwar den Pia ton commentirte 299),
xco 7CsqI xov cctqücktov -aclI xcov öcpovdvXoov xwv iv xij TloXixeicc (X. 616 B ff.)
nccQcc TiXaxcovi Xsyo[ievcov und ein kürzeres bei Prokl. in Plat. Remp.
p. 70, 10 ff. Schoell. Schon Martin a. a. 0. S. 73 vermuthet, dass jener
Titel nur einen Abschnitt jenes grossen Werkes bezeichnet.
291) S. über ihn Röper Fhilologus VII. 1852. S. 534 f. Diels Doxogr.
S. 22. 70. 81 f. Zell er S. 611—614.
292) Areios Did. b. Stob. Ekl. II. p. 46 H. 42 , 7 f. W. Evdaaov xov
'AX££ocvdQ£cog, 'AnadrHiiccKov cpiXoaocpov diccioecig x. x. X., s. A 296.
293) Strab. XVII. 790. xovg Ttoii\Ga.vtag Ha-ö'' rjfiäg xo neoi xov NsiXov
ßtßXiov, EvScoqov xs yiccl 'AoiGxcova xov i% xcov nsontccxcov. Aus Simplik.
in Categ. Seh. in Aristot. 73b 18 ff. scheint hervorzugehen, dass er in seinem
Comraentar zu den aristot. Kategorien schon den des Andronikos (s. A. 329)
berücksichtigte.
294) S. A. 97. 98. 109. 114.
295) Bei Stob. Ekl. II. p. 46—54 H. 42, 7 — 45, 10 W. und wohl auch
noch p. 54-88 H. 45,11 — 57, 12 W., vgl. Zell er S. 612 f. A. 4. S. 613. A. 2.
296) Z eil er S. 612. S. Stob. a. a. 0. p. 42, 7 ff. W. EvScoqov . . .
dicu'oeoig xov Hccxct cpiXoGocpiav Xoyov , ßißXiov a^i6%x7\xov , iv q> näcctv
ETts&XrjXv&e nQO$XrnictxiY.ä>g xrjv £7UGxri[ir}v. 45, 8. aquixiov de xeov nqoßltj-
päxcov. Zell er S. 612 f. A. 2.
297) Ausser bei Stob. a. a. 0. (s. A. 292) auch von Simplik. Seh. in
Ar. 63a 43. Achill. Isag. II, 6. p. 169 C (s. A. 305). 6 'A*ccdrniaC*6g, vgl.
p. 153 C.
298) S. darüber Zeller S. 313. A. 2. 3, welcher auch Stob. p. 47, 19 f. W.
yiuxai 8' (vitoxsXlg) fV xivi xmv xqlcöv rj yccg sv r\8ovfj r\ h a.oxXr\Gia r) iv
xoig TtQioxoig nccxcc cpvaiv mit Antioch. b. Cic. Fin. V, 6, 16 ff. vergleicht
(s. A. 280).
Aus Plut. de an. proer. 3. 16. 1013 B. 1019 E ff. darf man wohl
294 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 3. Neue Akademie.
aber auch die Kategorien des Aristoteles300), und dass er
in einem uns erhaltnen Bruchstück301), wir wissen nicht aus
welcher Schrift301b), in die altpythago reis che Lehre einerseits die
platonische und andrerseits die neupythagoreische hineinträgt302).
Einen lebhaften Streit führte er mit einem anderen Landsmann,
dem eben bereits genannten Ariston, einem hernach zu den
Peripatetikern, unter welchen er unten303) näher zu besprechen
ist, übergegangenen Vertrauten des Antiochos, darüber, wer von
Beiden der wahre Urheber einer Schrift über den Nil sei304).
Ohne Zweifel aus einem anderen Werk, in welchem er sich
vielleicht auch mit Aratos beschäftigte, sind die Bruchstücke,
in denen namentlich der stoische Mathematiker Diodoros, der
Schüler des Poseidonios, wie dies schon oben304b) bemerkt ist,
so wie Panaetios mit Beifall angeführt werden, und die also
wiederum sein Interesse für die Stoa einerseits und andrerseits
für mathematische, astronomische und geographische Fragen ver-
rathen305).
auf einen Commentar zum Timaeos schliessen, in welchem der des Krantor
(s. C. 2. A. 560 f.) benutzt war. Röper S. 534 vermuthet, dass aus diesem
auch die Notiz über Zaratas, den Lehrer des Pythagoras, ebendas. 2. 1012 E.
Tcxvtrjv {xr\v dvadcc) (isv analst tov ccqiö'pLOv iirjtEQa, xb 8 s Vv nccxsQa
stamme, s. A. 301 b.
300) Simplikios führt diesen Commentar mehrfach in dem seinen an,
s. die Stellen b. Zeller S. 612. A. 2 und Diels S. 81 f. A. 5, vgl. auch
A. 293. 297. 358). Auch Alex, in Metaph. I, 6. 988 a 10. p. 44, 32 Bon.
(Seh. in Ar. 552 b 29) nennt den E., doch folgt daraus nicht sicher, dass
er auch die Metaphysik commentirt habe.
301) Bei Simpl. in Phys. f. 39r. p. 181, 10 ff. Diels.
301 b) Wenn die auf ebendies Bruchstück gegründete obige Vermuthung
ßöpers (s. A. 299) richtig ist, aus dem Commentar zu Piatons Timaeos.
302) S. darüber Zell er S. 612. A. 3. In gleichem Sinne verfälschte
er auch die obige Stelle in der aristot. Metaph., s Zeller a. a. O.
303) S. A. 253. 282. 341.
304) Strab. XVII. 790 (s. A. 293), welcher, ohne zu entscheiden, doch
den Stil für dem des Ariston ähnlicher hält.
304 b) S. C. 23. A. 319 f.
305) Bei Achill. Isag. 124 C, wo er den Diodoros citirt. 169 C. xivsg
8s cov sau Tluvcclxiog 6 Zxeoinog neu EvdcoQog 6 'dTtadrjficiLKog oUeio&ccl
cpaGi xr\v diocyiE-KciVfisvrjv. 133 D (entschieden an Poseidonios anklingend,
s. Diels S. 22). Ueber das Verhältniss der betreffenden Schrift des Dio-
doros aber zu Aratos s. C. 23. A. 318.
Eudoros. 4. Potamon. 295
4. Potamon und seine eklektische Schule.
So kurz auch allem Anscheine nach die Wirksamkeit des
Antiochos in Alexandreia war, so hatte er dennoch sich rasch
dort in Dion und Ariston Anhänger erworben306) und hinterliess
daselbst eine blühende Schule, aus welcher namentlich auch
Eudoros, mag er nun den Antiochos noch selbst gehört haben
oder nicht, und weiterhin Areios Didymos, trotzdem er sich als
Stoiker bekannte, hervorging307). In der That konnte der Boden
nirgends günstiger für den von jenem Akademiker gepredigten
philosophischen Eklekticismus sein als in dieser Stadt, in welcher
die reine Philosophie niemals auf die Dauer gediehen war, sondern
sich stets in eine philologische Gelehrsamkeit umgesetzt hatte,
welche naturgemäss die Verschiedenheit der philosophischen
Richtungen mehr oder weniger verwischte308). Und so trat denn
endlich der Alexandriner
Potamon, ein Zeitgenosse des Areios309), als Stifter einer
eignen Schule auf, welche sich geradezu die eklektische nannte 310),
aus welcher wir aber freilich keinen anderen Namen als den
seinen kennen, und welche daher ohne Zweifel weder von grossem
Einfluss noch von längerer Dauer war. Was wir von seineu
»Lehren wissen, enthält kaum einen eignen Gedanken und zeigt uns,
dass er in der That seiner neuen Secte den richtigen Namen gab311).
Die einzige von ihm ausser seinem Hauptwerk Z}xoi%6LGi6i$ er-
wähnte Schrift war ein Commentar zu Piatons Politeia312).
306) S. A. 253. 282. 341.
307) S. A. 98. 114. 295. 308) S. Diels S. 81.
309) Suid. notdfioov 'AXs^avdQSvg, (piXoGocpog, yeyovatg tvqo AvyovGxov
■kccl (lex' (die einzig richtige von den vielen vorgeschlagenen Verbesserungen
scheint die von Diels S. 81. A. 4. xax' zu sein) ccvxov.
310) La. Di. Pro. 21. Suid. cctgsGig. exi ds ngo oXiyov (itqo oXiyov
fehlt natürlich bei Suid.) nai Iy.Xby.xi%i\ xi$ aiQSGig stGrjx&r) vno IJoxcc(i(ovog
xov 'JXst-avdQZcog iAXs^a/xevov xd dqeGyiovxa si- E%äoxr\g xatv cctgiosrnv. Wie
Nietzsche Rhein. Mus. XXIV. S. 205 f. Beitr. z. Quellenk. des Diog. L.
S. 9 richtig erkannt hat, ist bei La. Di. das ngo oXt'yov gedankenlos aus
dem hier zu Grunde liegenden, der augusteischen oder tiberischen Zeit an-
gehörigen Quellenschriftsteller (der aber nicht, wie Nietzsche meinte,
Diokles war) mit abgeschrieben.
311) Die eigentliche Grundlage war, wie es scheint, stoisch, s. La. Di.
a. a. O. ccQSGKSi ö' ccvxa>, K«ih* cprjGiv iv 2xoi%£i(ÖG£i %. x. X. Diels a. a. 0.
Zeller S. 617-619.
312) Suid. IIoxccncov. elg xr\v nxdxoovog IloXixsiccv V7t6(ivr}(ia. Der Titel
296 Zweiunddreissigstes Capitel. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker,
5. Die Peripatetiker.
Wir haben bereits gesehen313), dass in keiner anderen Philo-
sophenschule ein solcher Verfall einriss wie seit dem Regiment
des Lykon in der peripatetischen, und dass auch einzelne hervor-
ragendere Männer derselben, wie Kritolaos und der Tyrier Diodoros,
denselben Dicht aufzuhalten vermochten, um so weniger da auch
sie selbst über blosse „Erläuterung, Vertheidigung und Populari-
sirung der aristotelisch-theophrastischen Lehren" nicht wesentlich
hinausgingen, nur dass Diodoros überdem noch den Epikureern
sehr bedenkliche Zugeständnisse machte314). Seitdem scheint der
Schule sogar „die genauere Kenntniss der aristotelischen Lehr-
bestimmungen und Schriften immer mehr abhanden gekommen
zu sein", und so ist denn auch „von keinem der Nachfolger
des Kritolaos und Diodoros während eines Zeitraums von fast
hundert Jahren ein wissenschaftlicher Satz überliefert"315). Aus
der gesammten grossartigen von Aristoteles ausgegangenen An-
regung behielt man, wie es scheint, Nichts, was irgendwie an
wissenschaftliche Thätigkeit streifte, bei als Redeübungen und
Disputiren über Thesen316), und auch nur in der Theorie der
Rhetorik ward allem Anschein nach nicht das mindeste Neue
von diesen Leuten geleistet 316b). Hierin ward auch dadurch Nichts
geändert, dass der reiche Bücherliebhaber
Apellikon von Teos, welcher später in Athen eingebürgert
wurde und als Freund des dortigen Peripatetikers und Tyrannen
Athenion im mithridatischen Kriege von diesem mit einer atheni-
schen Truppe zur Plünderung des Tempels in Delos abgeschickt,
2toi%£C<q6i<s (s. A. 311) ist offenbar nur ein abgekürzter. Ob den P. , wie
Diels meint, bei der Wahl desselben die MeTscoQoXoyiKri 6toi%£icoGig des
Poseidonios (s. C. 29. A. 189) leitete, ist mir doch recht zweifelhaft.
313) C. 2. S. 146 f. 153 f.
314) S. C. 2. S. 164 mit A. 809.
315) Zeller III3, 1. S. 620.
316) Strab. XIII. 609 (der freilich einen verkehrten Grand angiebt,
8. A. 323. 324): firjösv s%eiv cpiXoaocpELV TtQccy^axiyimg, äXXa &s68ig XTTKv&ifciv,
s. A. 322. Sehr mit Recht bezieht Zeller a. a. 0. A. 2 auch die Aeusserung,
welche Cicero Top. 1, 3 darüber thut, dass ein angesehener Rhetor seine
Unbekanntschaft mit der Topik des Aristoteles ihm eingestanden hatte : quod
quidem minime sum admiratus, eum philosophum rhetori non esse cognitum,
qui ab ipsis phüosophis praeter admodum paucos ignoraretur in erster
Linie gerade auf die peripatetischen Philosophen.
316b) Vgl. C. 35. A. 12.
Apellikon von Teos. 297
dabei aber von dem römischen Feldherrn Orbius überfallen
und vernichtet ward, so dass er nur durch Flucht sein eignes
Leben rettete317), eine höchst interessante Entdeckung etwa
zwischen 100 und 90 gemacht hatte. Die ßüchersammlung des
Aristoteles war nämlich nach desseu Tode auf Theophrastos und
von diesem wieder mit seinen eignen Bücherschätzen auf seinen
Schüler Neleus von Skepsis übergegangen, dessen Nachkommen
sie, so weit sie nicht vielmehr bereits von ihm selber an die
alexandrinische Bibliothek verkauft worden war318), um sie vor
den Büchernachforschungen ihrer Landesherren, der pergameni-
schen Könige, zu retten, in einem Keller verborgen hatten, wo
sie von Moder und Motten übel zugerichtet wurde. Apellikon
fand sie, kaufte sie an, brachte sie mit sich nach Athen, ent-
deckte 'in ihr eigne schriftliche Aufzeichnungen des Aristoteles,
die bisher noch unbekannt waren, gab diese heraus und ver-
fasste auch eine Schrift, in der er über den Verkehr dieses
Philosophen mit seinem Freunde Hermias von Atarneus
handelte319). Die von ihm gesammelten Bücherschätze320) wurden
317) Poseidon. Fr. 41 bei Ath. V. 214 d ff. s-Aitspipag (näml. 'A&rjvtav,
vgl. A. 29) . . . stg xr\v vr\Gov 'Anslliv.oivxa xbv Tjjiov, iiolixr\v 8s 'A&rjvai'cov
ysvöfisvov, no lhlIcox axöv xlvcc hcu dxpUoQOv £r}6ccvxa ßtov bxs [isv ydq scpilo-
aöcpsi [xca] xa risQL7taxrjxi%d, xca xr\v 'AoiGxoTslovg ßiß\io&r]-Ar]v neu alias
ovvriyÖQa^E 6v%vdg (rjv ydo 7tolvxQrifiaxog) xa x' sv. xov Myxocpov xmv na-
laLwv avxoyoacpa ipr)cpi6(idxa)V vqpaLQOvpsvog sytxäxo xca sv. xeov dllcov no-
Iscov sl' xl nalaiov si'r] %al dnod'szov. Iqp' olg cpmqaQ'slg sv xalg 'Ad'^vaig
sy.iv8vvsvgsv av, st pr} syvysv. x«l fisx' ov nolv ndliv xat^^a , frsoa-
nsvoag nollovg- xca avvsnsyqäcpsxo xa 'A&rjvicovi d>g 8rj dnb xrjg avzrjg
aiQsasmg bvxi . . . 'Aitslliumv 8s (isxd Svvdfiscog s£oQ[i/taag stg Jrlov xai
nuvrjyvQLHcög [idllov r) cfrpcmcoTixcog dvaaxQSCpo^isvog , xca nQOcpvlanrjv dps-
Isoxsqav 7tobg xi\v dfjlov fiSQi'oag, [idliaxa 8s xa s^omod's xrjg vrjaov sdßag
dcpvlav.xa xca ov8s ^a^axa ßalöfisvog s-noifidxo. xovxo 8s smyvovg 6 'Oqo-
ßtog axQaxrjyog 'Pcojuca'coi/ [xca qpvldaaav xi\v dr\lov\ cpvld^ag daslr\vov vvv.xa
xca spßißdoag xovg savxov oxQaxiaxag xoiiiafisvoig v.al ^is&vov6iv snutsawv
■AaxsY.oips xovg 'Ad'rjvatovg . . . xca 6 nalög cxqaxriybg 'AnslliHcov s'la&s cpvywv
sv, Jrjlov.
318) Ath. I. 3 a. 'AqiöxoxsItjv xs xbv cpilococpov <^tial GsocpQaaxovy (mit
Recht von Wilamowitz hinzugesetzt, vgl. A. 322) %ca xbv xd xovzcov
8iaxrmr]Gavxa Nr\lsa' nag' ov rcdvxai;}), (prjai, Ttoidiisvog b fjLisSajcbg ßaai-
Xsvg IIxol£[iaLOS, <PildSslcpos 8s Inivliyv x. x. I. Vgl. d. Nachtr.
319) Aristokl. b. Euseb. P. E. XV, 2, 13. 793 b. tisqI usv ovv 'Eqiislov
CEqlu'ov?) xca xr)g 'jQi6xoxslovg nötig avxbv cpiliag dlloi xs nollol cvyysyoa-
opaGi xai 8r\ xca 'AjtsllLyimv, ov xoig ßißlioig b svxv%(üv TtsnavGsxai ßlaocpr}[ia)v
avxovg. Vermuthlich war dies jedoch nicht der einzige Inhalt dieser Schrift.
320) Unter ihnen befand sich auch ein merkwürdiges altes Exemplar
298 Zweiunddreissigstes Capitel. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
sodann von Sulla, als dieser 86 Athen erobert hatte, nach Rom
gebracht, wo sich, wie schon oben bemerkt wurde, mit den unter
ihnen befindlichen Schriften des Aristoteles, wir erfahren nicht
genauer, in welcher Weise, der Grammatiker Tyrannion be-
schäftigte321), und wo dieselben dann in vielfach fehlerhaften
Abschriften in den Buchhandel gebracht sein sollen322).
der Ilias, s. Anecd. Rom. p. 5. rj de donovacc dgicctcc 'iXidg, Xeyofievr} de
dit ^Ehxcövog, itQOOifXiov e%ei xovxo' „Mov6ccg deidm %ccl 'AnoXXavcc nXvzo-
to|ov", cog Kai NiKUVcaq yjey^vr\xcci ncci Kodxi\g ev xoig zJiog&coxixoig. Der
Herausgeber Osann S. 257. A. 1 wollte dcp' 'EXwcovog herstellen. Dass
vielmehr 'AneXXiHävog das Richtige sei, erkannte A. Nauck Ueber die
Helikonische Ilias, Philologus VI. 1851. S. 560—563, vgl. W. Ribbeck
Jahrb. f. Ph. LXVI. 1852. S. 4 ff.
321) S. C. 30. A. 188.
322) Strab. XIII. 608 f. in de xr)g Znrjrpewg oi' xe Zcoy.qccxiy.oI yeyovccGiv
"EQoeaxog yccl Kooionog yccI 6 xov KoqIgyov vtbg NrjXevg, dvr)o y.o.1 'Aqigxo-
xeXovg 7jYQOCc(ievog y.cci &eo(pqdaxov , diccdedeyfievog de xv\v ßißXio&^YTjv xov
©eocpqdöxov (vgl. A. 318 und das Testam. des Theophr. b. La. Di. V, 52.
xb de %(oqCov . . . didcopi KccXXtvcp, xcc de ßißXicc ndvxcc NrjXei), ev rj r\v xca
rj xov 'AgLaxoxeXovg' 6 yovv AQLGxoxeXris xryv eccvzov ©eoqpqdGTcp naqedcüYev,
eine q y.cc\ xr\v G%oXi]v aneXine , nqcoxog (?) cov i'Gfiev Gvvccyccycbv ßißXicc yccI
didd^ag xovg ev Alyvnxta ßccGiXeccg ßißXiod'r^Y.rjg Gvvxa^iv. (deoyoccGxog de
NrjXei nccqedooYev o d' elg ZY.rjtpiv YOfiLGccg xoig fiex' ccvxbv nccqedcoYev,
Idicozcctg dvd'qcanoig , ol Yccxd%XeiGxcc el%ov xcc ßißXCa ovd' em^eXag neifievcc'
eneedr) de tJg&ovxo xr\v Gitovdr)v xav AxzccXlycov ßccGiXöajv vcp' olg i\v r) noXig,
grjxovvxcov ßißXicc elg xr\v y.axaG*evr)v xr]g ev IleqydfKp ßißXio&rjYriQ xara yrjg
e-KQVipav ev dicaqvyi xivi' vnb de voxiag xca gy\xiov Y.ccYco&evzcc oipe noze
dnedovxo oi dnb xov yevovg AneXXiYtovxi xcp Tr}l(p noXXmv dqyvqliov xcc xe
'AqiGxoxeXovg yccl xd xov ©eocpQccGtov ßißXicc' r\v de b 'AneXXiYcbv (piXoßißXog
(iccXXov r] cpiXoGocpog' dtb yccl £r)zd)v eitccvoq&coGiv xeov diccßqcofidxcov ccvxc-
yqccqicc Yccivd iiexrjveyxe xr\v yqcccprjv dvccnXrjqcov ovy ev, yccI e£edco%ev dpaq-
xccdcov nXrjQT} xa ßißXicc. Gvveßrj de xoig Jx xeov neqmdxcov xoig fiev ndXcci
xoig fiexcc GeocpqdGxov ovy e%ovgiv oXcog xcc ßißXicc nXr\v oXCycov tccl [idXiGxcc
x&v el-aixeQiHcbv iirjdev £'%eiv cpiXoGocpeiv 7tQccy[uxxi>i<bg, ccXXcc fteoeig Xyjhv-
ftifaiV xoig d' vGxeQOV, dep3 ov xcc ßißXicc xccvxcc noorjXd'ev, dfieivov pev
eneivoav cpiXoGoyeiv %ccl dqiGtoxeXige i v , dvayud^ecd'ca fievxot xd noXXd eUoxcc
Xeyeiv did xb nXrjd'og xwv dficcQtiäv. noXv de elg xovxo neu r) 'Poofirj itQ06e-
Xdßexo' ev&vg yccq pexd xr)v 'AneXXiKmvxog xeXevxrjv ZvXXccg i^e xtjv 'AneXXi-
v.ävxog ßißXioQ'r]Y.r\v 6 xdg 'Ad^vctg eXeov, devQO de H0(ii6d-ti6ccv Tvqccvvlcov
xe 6 yQdfifiaxiyibg die%eiQi6ccxo cpiXccQi6ioxeXrjg mv, &eQcc7tevoccg xov en\ xr\g
ßißXioQ,r\Y.r\g , kcci ßißXionüiXccl xiveg ygcccpev6L (pccvXoig %q(oiievoi yiccl ovx dvxi-
ßdXXovxeg, oneg xai enl xcöv aXXav avfißalvet xcöv elg ngdaiv y(>cccpo[ievcov
ßißXiatv Hcci ev&dde hccl ev 'AXe^avdqelcc. Vermuthlich nur aus Strab. (s. Zeller
II3, 2. S. 139. A.2 u. vgl. d. Nachtr.,) erzählt Dasselbe Plut. Sulla 26. e&iXev
eccvxG) xi]v 'A%eXXi%äiVog xov Trjlov ßißXco&Tj-urjv , ev rj xd nXeiaxcc xeov Aqigxo-
reXovg liccl ©eocpqdaxov ßißXlcov rjv ovtcco xbxe eceyaig yvooQi£b[ievcc xoig noXXoig.
Apellikon von Teos. 299
In der That konnte nun aber diese Entdeckung auch gar
Nichts zur Hebung jener kläglichen Zustände in der damaligen
peripatetischen Schule beitragen. Denn der Grund zu denselben
lag in Wahrheit nicht darin 323); als ob jenen Peripatetikern die
systematischen Lehrschriften des Aristoteles fast alle nicht zu-
gänglich gewesen wären ; sondern nur darin, dass ihnen der Sinn
dafür fehlte dieselben zu benutzen, wovon denn freilich die
natürliche Folge war, dass Exemplare dieser von Aristoteles
nicht für das Publicum, sondern als Lehrbücher für seine Schule
bestimmten Schriften ohne Zweifel immer seltner wurden. Was
der Fund des Apellikon Neues brachte, das kann in Wirklichkeit
nur ein Theil derjenigen Aufzeichnungen, welche sich Aristoteles
lediglich für seinen eignen Gebrauch gemacht hatte, also der
sogenannten hypomnematischen Schriften gewesen sein324).
Xeyexai de nofiia&eia^g avxijg elg *Poo[L7}v Tvqavvl(ova xbv ygccnficcxinov
sv6Y.Bvuacca%'ai xcc noXXa x. x. X. (s. A. 327). oi de nqeößvxeqov IleQMaxrjxi-
xot cpccivovxai [iev KCC&' eavxovg yevopevoi %ccqlevxeg %a\ cpiXoXoyoi(l), xav
de 'AqiaxoxeXovg neu ©eocpqacxov yqu^iiäxav ovxe noXXoig ovxe ayiQißöäg
(yeyQcciinevoigy (so Susemihlin Bursians Jahresber. XVIII. S. 253. A. 5,
(yeyQtt[i[ievoig ßißXloigy nicht richtig Robbe Vit. Aristot. S. XIV) evxexvyr\-
noxeg dia xö xbv Nrfiecog xov Z-aritpCov kXtjqov, q> xä ßißXia HaxeXine ©eo-
cpQccoxog, elg äcpiXoxipovg xat Iduoxag ccv&Qconovg neQiysvead'cti. Vgl. A. 318
und andrerseits A. 324.
323) Wie Strab. a. a. 0. behauptet.
324) Dass sich neben der verkehrten Angabe Strabons auch die richtige
Ueberlieferung erhielt, geht aus des Ptolemaeos (uns bekanntlich nur durch
arabische Schriftsteller überkommenem) Verzeichniss der aristotelischen
Schriften hervor, welches unter seinen 92 (s. aber d. Nachtr.) Nummern an
86. Stelle enthält: Libri, qui inveniebantur in bibliotheca Apellicontis (oder
wörtlich viri qui nominatur Ablikun), s. Rose Aristot. fragm., Leipz. 1886.
S. 2. 22. Dass von fast allen akroatischen Werken des Aristoteles bis auf
Apellikon nur das einzige eigne Exemplar des Verfassers existirt haben
sollte, ist von vorn herein undenkbar, da dies ihrem Zwecke als Lehrbücher
der Schule zu dienen widerspricht und ihren Unterschied von den hypomne-
matischen aufheben würde. Es ist aber auch der Gegenbeweis hinlänglich
geführt. Die hierauf gerichteten Untersuchungen von einem französischen
Gelehrten im Journ. des Scavans 1717. S. 655 ff., Brandis Ueb. d. Schicksale
der aristot. Bücher, Rhein. Mus. 1827. S. 236—286, Kopp Nachtrag, ebend.
1829. S. 93—106, Brandis Gr.-röm. Ph. II, 2. S. 66—76, Stahr Aristotelia
IL S. 1 — 166. 294 f., Zeller a. a. 0. II3, 2. S. 138—154 leiden freilich an
einem doppelten Fehler. Fürs Erste nämlich ziehen sie auch die populären
(exoterischen) Werke und die historischen Sammelschriften, wie Politien
und Didaskalien, mit in die Frage hinein, von denen die zu widerlegende
Behauptung ja gar nicht aufgestellt ist und selbstverständlich nicht auf-
300 Zweiunddreissigstes Capitel. Die späteren Pbilos. 5. Peripatetiker.
Eine wirkliche Abhülfe konnte sqnach vielmehr nur dadurch
geschaffen werden , dass in dem peripatetischen Kreise endlich
gestellt werden konnte. Nicht einmal die, wie wir C. 13. A. 86. C. 16.
A. 50. C. 17. A. 65 ff. 93b. 94 sahen, von Kallimachos , Aristophanes von
Byzanz und Anderen benutzte Tbiergeschichte kommt, streng genommen,
hiebei in Betracht, vgl. A. 333. Zweitens aber wäre die nachweisliche
Benutzung der akroatischen Schriften bei den ältsten Peripatetikern Theo-
phrastos, Eudemos, Straton und anderen, die höchst wahrscheinliche der
Politik auch b. Hieronymos (La. Di. I, 26, s. Prinz De Solonis Plutarchei
fontibus, Bonn 1867. S. 24 f.) allerdings bei dem Vorhandensein bloss jenes
einzigen Exemplars unmöglich gewesen, aber es bliebe ja noch die Aus-
flucht, dass etwa während der Zeit zwischen Stratons Tode bis zu Apellikons
Fund (ungefähr 270—90) fast alle Abschriften verloren gegangen seien, um
auch sie zu widerlegen, muss die Untersuchung zunächst auf diese Zwischen-
zeit beschränkt werden. Während derselben benutzte nun aber sogar
ausserhalb der peripatetischen Schule, wie wir C. 16. A. 55. C. 28. A. 54b. 57.
C. 29. A. 180) gesehen haben, höchst wahrscheinlich Aristophanes die
Poetik, Panaetios die Politik, sicher Poseidonios, wenn anders man diesen
noch mit heranziehen darf, die Physik (b. Simplik. in Phys. I. p. 291, 34 ff.
Diels) und die Meteorologie, die Rhetorik Archedemos (s. C. 2. A. 383 b;
ausserdem vgl. C. 35. A. 144 b), innerhalb der peripatetischen Kreise der
Verfasser der grossen Moral die nikom. Ethik und (II, 14, 1212 b 37 ff.,
s. Susemihl z. d. St.) das 12. B. der Metaphysik, der des sogenannten
zweiten Buchs der Oekonomik die Politik (s. Susemihls Ausg. jener
Schrift S. Xff.), der der pseudo- aristotelischen Abh. von der Bewegung
der lebenden Wesen die Metaphysik, Physik, Psychologie, die anthropo-
logischen und die systematisch- zoologischen Schriften (s. Zeller II3, 2.
S. 938 f. A. 11). „Die Kategorien fand schon Andronikos um die unächten
Postprädicamente vermehrt und kannte von ihnen verschiedene Abschriften
mit abweichenden Titeln und Lesarten (s. A. 329 und Zell er S. 67—69),
sie müssen also schon längere Zeit vor ihm in den Händen der Abschreiber
gewesen sein" (Zeller S. 148), und er würde schwerlich unterlassen haben
bei jenem Streit über eine Lesart den Fund des Apellikon zur Entscheidung
heranzuziehen noch auch gewagt haben die Aechtheit der Hermenie an-
zuzweifeln (s. A. 336), wenn wirklich des Aristoteles eigne Niederschriften
jener beiden Werkchen aus dem Keller in Skepsis zu Tage getreten wären
(Zell er S. 142). Wenn endlich doch höchst wahrscheinlich (s. A. 328 und
C. 19. A. 11) die beiden anderen Verzeichnisse aristotelischer Schriften auf
Hermippos zurückgehen, so befanden sich in der grösseren alexandrinischen
Bibliothek die logischen Schriften (s. Zeller S. 67. A. 1. S. 69 f. A. 1.
S. 70 f. A. 1, die Topik sogar, wie es scheint, in mehreren, theils voll-
ständigen und theils unvollständigen Exemplaren, s. Zeller S. 72. Anm.
S. 74 f. A. 7), die Rhetorik und (nach dem zuverlässigeren Index des La. Di.)
noch in richtiger Trennung von ihr das jetzige 3. Buch tisqI Xe^scos (in
2 Büchern, s. Zeller S. 76 f. A. 2), das ursprünglich eine selbständige
Schrift bildende 5. Buch (J) der Metaphysik nsgl xmv no6cc%(og Xsyofisvoav
(8. Zeller S. 86), auch wohl die Schrift vom Entstehen und Vergehen
Apellikon. Andronikos. 301
einmal wieder ein Mann von höherer Begabung und acht wissen-
schaftlichem Sinne erstand , welcher die Schule wieder zum ein-
gehenden Studium jener Encyklopaedie der Wissenschaften zurück-
führte, welche ihr der Meister in seinen systematischen Werken
hinterlassen hatte , und dieser Mann, welcher sich ein solches
unsterbliches Verdienst erwarb, und welchem wir ohne Frage
die Erhaltung fast aller dieser Schriften verdanken, war
Andronikos von Rhodos325), welcher in Athen als der
neunte oder zehnte Nachfolger des Aristoteles 326) lehrte. Er
unter dem Titel neol gxol%blcov und noch besonders das 1. Buch derselben
unter der Bezeichnung itsoi xov 7t<xG%siv xat ■nsnovQ'hai (s. Zeller S. 88f.
A. 1), ferner die Thiergeschichte in 9 Büchern nebst dem unächten 10.
(unter dem Titel viibq xov pr] ysvvciv, vgl. C. 2. A. 826), die Ethik (unvoll-
ständig, s. Susemihl Ausg. der eudem. Eth. S. 161), die Politik und die
Poetik (letztere noch vollständig in 2 Büchern) nebst einigen der erhaltnen
unächten Schriften und einzelnen der verlornen ganz oder annähernd in
diese Classe gehörigen, wie (s. Zeller S. 93. A. 1) der Anatomie und
(s. Zeller S. 98. A. 1) Pflanzengeschichte. S. Zeller S. 52. A. 2, wo aber
für 119 (Diog): 7COi7]XiY.mv u vielmehr 83: 7tQccy(iaxsiag xe%vrjg Tioir\xi%r\q
äß (vgl. Hesych. 75 xs%vr\g noirjxixiig ß) zu setzen ist und die (lexccyvGiiiu
(näml. TtQoßXruLaxa) bei Hesych. 111 aus dem Spiele bleiben mussten. Auf-
fällig ist nur, dass in diesem Verzeichniss des Hermippos die systemati-
schen zoologischen Schriften fehlen, während doch auch diese wohl zweifellos
seinem Zeitgenossen Aristophanes von Byzanz bekannt waren, s. C. 16. S. 442
mit A. 50. Man mag staunen über die Halb wisserei Strabons, der doch
ein Schüler des Tyrannion (s. C. 30. A. 185) und (s. A. 340. 354) des Boethos
war; aber an der Sache selbst wird dadurch Nichts geändert.
325) Unter den berühmten von dort gebürtigen Philosophen nennt ihn
Strab. XIV. 655. — Littig Andronikos von Rhodos I. München 1890. 8.
326) Anonym, z. Aristot. de interpr. Schol. in Aristot. 94 a 21 f. neol xov
yvtjGLOV 'Avögovinog b 'Podiog ä[icpißciXXEL {.tovog 6 Xsybfizvog Evöenccxog diadoxog
xrjg 'AoL6zoxsXovg ÖLaxQißrjg. Ammon. 97a 13 ff. 7iobg dz xb yvrjciov slvai . ..
xb ßLßXiov ovdslg tj^icooe . . . cc^cpißaXhLV . . . nXrjv 'Avdoovi'xov xov *Po8iov,
og EvdsHccxog [i\v r\v dnb xov 'AoiGxoxtXovg. Elias Schol. in Aristot. 24a 20.
AvdooviHog ... 6 xovxov avdsHCixog ytvopsvog diccdo%og. 25 b 42 f. Avdoovi-
xog dl b PoSiog b nEQncaxj]XLv.6g, b evSenaxog diudoxog xrjg 'AqiGxoxsXovg
GioX^g. Dagegen Ammon. (?) in Aristot. Anal. pr. 24 b 19 b. Waitz Aristot.
Org. I. S. 45. 6 ds Bor}&og evSsnaxog unb 'AoioxoxsXovg yEVOfitvog. *~Bei
beiden Zählungen ist wohl Aristoteles mitgerechnet, denn dessen nächste
Nachfolger waren Theophrastos , Straton, Lykon, Ariston, Kritolaos, Dio-
doros u. (s. Zeller II8, 2. S. 934. A. 3) wahrscheinlich Erymneus, zwischen
Erymneus aber und Andronikos ist kaum für mehr als noch zwei, höchstens
drei Schulvorsteher, auch wenn sie nur verhältnissmässig kurze Zeit regiert
haben, Platz. S. Zeller IIP, 1. S. 620 f. A. 5. Freilich ist die letztere
Zählung, obschon sonach im Uebrigen wohl die richtigere, doch insofern
302 Zweinnddreissigstes Capitel. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
veranstaltete eine neue Ausgabe sei es von allen sei es, wie
wahrscheinlicher ist, nur von ebendiesen Schriften desselben
und des Theophrastos nebst den verwandten beschreibenden
zoologischen und botanischen Werken Beider, in welcher er die-
selben nach den verschiedenen wissenschaftlichen Disciplinen oder
Pragmatien zusammenordnete327) und ihnen im Wesentliche^ so
weit es nicht schon geschehen war oder umgekehrt seine Nach-
folger doch noch mehrere Aenderungen trafen, überhaupt bereits
ihre jetzige Gestalt gab328). Mit ihm begann aber auch die lange
falsch, als Boethos, der bei ihr offenbar als sein Nachfolger erscheint, wahr-
scheinlich gar nicht der athenischen Schule vorgestanden hat, s. A. 343. 354.
327) Porphyr. V. Plotin. 24 sagt von „Andronikos dem Peripatetiker",
nach dessen Vorbilde er selbst die Schriften des Plotinos geordnet habe:
xcc 'Agioxoxslovg Kai @80cpQU6xov slg itQuypaxslug dietle, xocg oUstag vno-
fteatig slg xccvxbv ovvccyaymv. Und Plut. a. a. 0. fügt unmittelbar hinter
zä noXXd (s. A. 322) noch Folgendes ein: v.al nag' uvxov (näml. TvQavvicovog)
xbv *P6diov 'AvSqÖvlkov stmoQ^aavxa t(ov avxiyQccrpoav slg (isaov fthivcci xca
ccvayqdipoa xovg vvv cpeQOfievovg nCvccnctg. Ueber diesen Zusatz, welchem
allein wenigstens in Strabons jetzigem Text Nichts entspricht, kann man
sich nun allerdings verschiedne Gedanken machen (s. Zell er II3, 2. S. 139.
A. 2. Susemihl Jahresber. XVII. S. 253. A. 5), aber das Wahrscheinlichste
ist doch wohl, was Di eis Doxogr. S. 216 mit den Worten „Slrabonis . . .
narratio, quam Plutarchus secutus eis quae de Andronico fando audiverat
haud scite amplificavit" anzudeuten scheint, dass Plutarchos bei der Ein-
fügung desselben aus eignen Mitteln mit noch viel ärgerer Halb wisserei als
Strabon zu Werke gegangen ist. Ob A. jemals in Rom war, wissen wir
nicht, und Plut. sagt das ja auch nicht, aber ich möchte dem Zeugniss
desselben hier auch nicht einmal so viel vertrauen, wie Zeller III3, 1.
S. 621 f. thut, um als zweifellos anzunehmen, dass A. wirklich Abschriften
aus ApellikoDS Bibliothek durch Tyrannion sei es in Rom empfangen sei
es nach Athen zugeschickt erhalten habe. Denn nicht bloss standen ihm
ja jedenfalls die Ausgaben des Apellikon, sondern wahrscheinlich während
seines doch wohl (s. A. 340) anzunehmenden Zusammenlebens mit demselben
in Athen auch die Originale selbst zur Verfügung. So viel aber wird man
Plut. glauben dürfen, dass er wirklich von einer neuen Ausgabe durch A.
(slg psaov ftsivoti) gehört hatte, und auch das muss ich Zeller III3, 1. S. 621.
A. 1 zugeben, dass auch die Aeusserung des Porphyr, auf eine solche hinweist.
328) Dies wäre freilich undenkbar, wenn die Verzeichnisse der aristoteli-
schen Schriften bei La. Di. V, 21 ff. und Hesych. v. Mil. vielmehr auf ihn
(von dem doch im ganzen La. Di. sonst keine Spur ist) zurückgingen, wie
Bernays D. Dialoge des Aristot. S. 133 f. und Rose Aristot. pseudep.
S. 8 ff. (vgl. S. 4 ff.) u. ö. behauptet haben und zu meiner Verwunderung
Diel s Arcb. f. Gesch. der Philos. I. 1888. S. 484 von Neuem vermuthet
(s. C. 12. A. 59). Allein wenn auch nicht alles von Heitz (s. C. 19. A. 11)
hiegegen Bemerkte stichhaltig ist, so fällt doch m. E. diese Annahme
Andronikos von Rhodos. 303
Reihe der Commentatoren des Aristoteles. Denn als Ergänzung
zu dieser Ausgabe verfasste er ferner auch Paraphrasen und
Erläuterungen zu mehreren jener Werke329) und eine Ein-
leitungsschrift in das Studium des Aristoteles und des
Theophrastos in mindestens 5 Büchern330), in welchem er ver-
muthlicheine Biographie Beider gab 331); jedenfalls ihre Testamente
mittheilte 332), Verzeichnisse ihrer Schriften nach seiner neuen
Anordnung derselben entwarf333), namentlich auch seine neue
schon gerade dadurch, dass jene beiden Verzeichnisse im schroffsten Gegen-
satz gegen irgend eine Pragmatieneintheilung stehen und ihnen eine wesent-
lich andere, zwar sachliche, aber noch recht rohe und lockere Anordnung
zu Grunde liegt (s. Heitz Verl. Schriften des Aristot. S. 21—23), so dass
dadurch Rose selbst sich zu dem geradezu halsbrechenden Auswege ge-
zwungen sah zu behaupten, dass in diesen beiden Katalogen nur diejenigen
Schriften zusammengefasst seien , auf welche die Pragmatieneintheilung des
A. sich nicht erstreckte.
329) Am Meisten wissen wir von seiner Paraphrase (Simpl. in Cat.
Schol. in Aristot. 41 b 25. 42 a 10. 'Avdoovwog rtccQcccpQccgcov xo xav Kaxr\yo-
Qiav ßißXlov) und seinem Commentar (vgl. A. 358) zu den Kategorien,
die besonders von Simplikios in dem seinen sehr häufig herangezogen
werden, und so erfahren wir denn, dass er hier auch über die Unächtheit
des Anhangs (der sogenannten Postpraedicamente) und den richtigen Titel
so wie über verschiedne Lesarten sich ausliess, s. bes. Simplik. Seh. in
Ar. 81a27ff. xivtg [iev yccQ, (ov nal Av8q6vi%6g eaxi, naooe xr\v tcoo^böiv
xov ßißXCct 7Zqo6k£i6&ccl cpocöiv vno xivog xavxa (näml. jener Anhang) xov
xb xmv KaxrjyoQicöv ßißXcov Iloo xcov xontov BniyQCtipctvxog. Dexipp. p. 25, 25ff.
Speng. Seh. in Ar. 42 a 30 ff. ovk Iv anccai xoig avxiyqacpoig xb „6 ds Xoyog
xü\g ovolotg" (1 a 2) 7tqo6v.sixcii, cog ncä Borföog iivrjfiovevsi, %cu 'AvÖQOViHog.
Simpl. Seh. 40b 23 ff. 61a 25 ff. Auf Commentare zur Physik, Psycho-
logie und Ethik scheinen ferner die Bemerkungen von Simpl. Phys. 100v.
p. 440, 11 f. Diels. Themist. de an. II. p. 56, 11. 59, 6 Speng. und Aspasios
bei Rose Aristot. pseudep. S. 109 hinzuweisen. S. Zeller IIP, 1. S. 622 f. A.3.
330) S. A. 337. Den Titel kennen wir nicht: ex Andronici philosophi
libro sagt unbestimmt Gell. XX, 5, 10, traetatu quinto libri Andronici de
indice librorum Aristotelis Ptolem. No. 90, vgl. d. Nachtr.
331) Gleichwie später auch Ptolemaeos in seinem offenbar ganz nach
dem Muster von dem dos A. eingerichteten Werke, Elias in Categ. Seh.
in Ar. 22 a 13. nccl xlv ßiov ccvxov neu xi(v §iuftr\-*.r\v (so Rose f. dioc&eaiv).
332) Vit. Aristot, Marc. p. 435, 16 ff. Rose (Aristot. fragm., Leipz. 1886).
dicc&rjHriv Syyqcicpov hccxccXmcov , »J qpSQStcci ticlqcl xs 'AvdQOviv.(p •accl JJxoXb-
jLtatco fisxa xov nivuv.og xcov avxov cvyyoccnndxcov. Vet. transl. p. 450, lff.
Rose, dimittens testamentum scriptum, quod fertur ab Andronico et Ptolo-
maeo cum voluminibus suorum trattatuum.
333) S. A. 327. Hierauf beziehen sich ohne Zweifel die Worte des
Plut. a. a. O. (s. A. 327) xca ttvayqdipai xovg vvv qpsqofiivovg nlvanctg.
Elias a. a. 0. 24a 19 f. x(ov 'AoiaxoxsXLxäv övyyoa[i[idx(ov %iXC(ov ovxav xov
304 Zweiunddreissigstes Capitel. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
Pragniatieneintheilung der streng systematischen entwickelte und
rechtfertigte, über die Abfolge der Pragmatien 334) und der ein-
zelnen Schriften innerhalb jeder Pragmatie335) und die Aechtheit
oder Unächtheit dieser und jener Schrift336) handelte, endlich
ctQi&fiov, Jag 'AtögoviKog 7taQ<xdi'S(oaiv b u. x. X. (s. A. 326): dies ist nicht
unmöglich, wenn A. die einzelnen Bücher zählte und die von ihm für
unächt erklärten Schriften mit rechnete, vgl. Elias 22 a 11 ff. unmittelbar
vor den A. 326 angef. Worten: xmv 'AQLGXoxeXinaiv 6vyyQa^i(idxcov TtoXXcov
ovxcov , %iXi(av xbv ccQifi'[Lcv, cog cpr}6i IIxoXeficcLog 6 <piXo60cpog (so Rose f.
cpiXccdeXcpog) ccvayQacp^v ccvxmv noL7}Gccfievog. Schol. hinter Theophr. Metaph.
p. 323 Brandis: xovto xb ßißXiov 'AvdQOVLnog per v.a.1 "Egpinnog äyvoovoiv
ovde yccq (ivsLccv ccvxov oXcog 7ie7ioCr\vxai (ob trotz dieser Ausdrucksweise
nul "'EQuinnog hier nur, wie Rose Aristot. fr. 1886. S. 2 will, bedeutet:
hie sc. ab Andronico testis allatus, darauf kommt nicht viel an: dass A.
den Hermippos benutzte, ist auch ohnehin wohl kaum zu bezweifeln) ev
xfj ävayQcccpij x<ov ©eocpqäoxov ßißXCtov. Schol. Urb. hinter Theophr. Hist.
pl. VII. GtocpQccöxov tcsqI cpvxäv icxoQiag xb f\. r'EQ[ii7inog de neql cpqvyavi-
näiv v.a\ noieoöwv, 'Avögovinog de nsql cpvxaiv löxogiccg (vgl. Usener Anal.
Theophr. S. 23). Mit grosser Wahrscheinlichkeit führt Heitz a. a. 0.
S. 23—29 schon auf A. die (von der bei La. Di. u. Hesych. befolgten An-
ordnung sehr abweichende und sich sehr vortheilhaft vor ihr auszeichnende)
Eintheilung der sämmtlichen Schriften des Aristoteles bei David (oder vielmehr
Elias) Seh. in Ar. 24a 21 ff. (unmittelbar nach den eben u. A. 326 angef.
Worten; vgl. Ammon. u. Simpl. in Cat. f. 7b u. lbff. Philop. ebend. Seh.
35 b 12 ff.) in {isQLytd, d.h. an Einzelne gerichtete (Briefe), kcc&oXov und
[i£xcc£v, der [lexai-v in geschichtliche (wie Politien) und naturgeschichtliche
(Thier- und Pflanzengeschichte), der xa&olov in syntagmatische und hypo-
mnematische , der syntagmatischen in akroamatische (oder ccvxoitQvo(ona)
und esoterische (oder dialogische) schon auf A. zurück. Vgl. d. Nachtr.
334) David (Elias) a. a. 0. 25b 42 ff. 'Avdq. k. t. X. (s. A. 326) dnb xfjg
Xoyi%i\g eXeye (näml. ort äQ^ccaftai dei).
335) Simplik. Seh. in Ar. 81 a 27 ff. (s. A. 329) u. in Phys Seh. 404b 33 ff.
oxc de xcc xqlcc (Phys. VI — VIII) e6xl xcc neql Kiviljoecog %cti xcc nevxe (Phys.
I — V) <f>vGiKct, [iccQxvQei neel ddpccGog h. x. X. (s. dagegen Zell er II3, 2.
S. 86. Anm.). oxi de xb vvv nQO-Aeifievov ßißXiov (näml. das 6. B.) xij xcdE,ei
[lezä xb nepnxov eaxC, drjXoi pev nccl b Evdrjfiog . . . ytoci 'Avögovinog de
xccvxrjv xt]v xcc^lv xovxoig xoig ßißXloig dnodidcaai.
336) Dass er die Aechtheit der Hermenie anzweifelte (Anon. u. Ammon.
z. de interpr. Seh. in Ar. 94 a 21 f. 97 a 13 ff., s. A. 326, Boeth. II. p. 11, 13 ff.
Meiser. Seh. in Ar. 97 a 28 ff. Alex, in Anal. pr. p. 160, 31 ff. Wallies.
Seh. in Ar. 161 b 40 ff. Philop. z. de an. A, 13 z. A. B, 4 z. E.), ward schon
A. 324 erwähnt. Das könnte nun freilich auch in einem Commentar zu
diesem Werk geschehen sein, gleichwie er sein Urtheil über den Schluss
der Kategorien wahrscheinlich, wie (A. 329) gesagt, in einem Commentar
zu denselben ausführte, aber von einem solchen zu der Hermenie fehlen
sonst alle Spuren.
Andronikos von Rhodos. 305
auch eine ganze Reihe von ihm neu aufgefundener angeblich
und möglicherweise zum Theil wirklich von und an Aristoteles
geschriebener Briefe wörtlich wiedergab337). Indem nun aber so
ein erneutes Studium der systematischen Schriften des Meisters
als der allein völlig zuverlässigen Quelle der philosophischen
Lehre desselben zum freien und auch wohl mit einer gewissen
eklektischen Annäherung an andere Richtungen gepaarten An-
schluss an ebendiese Lehre338) unter den Peripatetikern auflebte,
geschah es ebendadurch, dass von nun ab diese bisher mehr
oder weniger vernachlässigten Schriften in den Vordergrund
traten und umgekehrt die bisher viel gelesenen populären und
historischen allmählich mehr und mehr vernachlässigt wurden
und so schliesslich verloren gingen339). Die Blütezeit des An-
dronikos wird man übrigens wohl schon vor die Mitte des
ersten Jahrhunderts zu setzen haben340).
337) Zwei entschieden gefälschte, einen von Alexandros an Aristoteles
und die Antwort des Letzteren theilt aus ebendieser Schrift des A. (s. A. 330)
Gell. a. a. 0. §. 10 — 12 mit (vgl. Fr. 662 Rose, Leipz. 1886). Ptolem.
No. 90. (ety epistulae (aliaey: invenit eas AndruniJcs (Andronicus) XXsectioni-
bus; die folgenden verderbten und früher von Rose Arist. fr., Berl. 1870.
S. 1473 missverstandnen Worte scheinen etwa zu besagen: et dlia scripta
hypomnematica, quorum numerum et initia (oder nomina) invenies in tractatu
V° libri Andruniks (Andronici) de indice librorum Aribtotelis, s. Rose
Arist. fr. 1886. S. 2. Doch vgl. d. Nachtr. z. A. 330.
338) Freilich beruhten die Abweichungen des A. (s. über dieselben
Zeller III3, 1. S. 623 f.) und der folgenden Peripatetiker von Aristoteles
wohl zum Theil auch darauf, dass sie denselben missverstanden. Vgl. auch
d. Nachtr.
339) Vgl. Heitz a. a. 0. S. 27 f. Dass sich von den letzteren aller-
dings die Politie der Athener noch recht lange erhielt und uns durch die
neuesten Funde grösstenteils wiedergegeben ist, kann bis auf Weiteres
nur als Ausnahme gelten.
340) Dass er ein Zeitgenosse des Tyrannion war, wusste Plutarchos
ohne Zweifel ganz richtig, und wir würden es auch ohne ihn annehmen
müssen; ob Plut. aber auch darüber gut unterrichtet war, dass das eben
beschriebne Werk des A. erst nach der Ueberführung von Apellikons
Bibliothek nach Rom und Tyrannions Beschäftigung mit derselben ab-
gefasst sei, ist, wie wir A. 327 sahen, durchaus nicht ebenso sicher.
Strabon, der Schüler des Tyrannion (s. C. 30. A. 185), bezeichnet sich zu-
gleich allem Anschein nach, wie Zell er III3, 1. S. 587. Anm. S. 624. A. 2
selber ausführt, nicht sowohl als einen Mitschüler, sondern als einen
Schüler von Boethos, dem Schüler des A. (XVI. 757. v-uO"' r^iccg de ix
Uidävog {isv evdo^OL cpilooocpoi ysyovccGi Borföog xs\ a> ovvEcpilooöcprjaa-
fiev reisig xcc 'AqioxoxHs icc, xcJ Jiodoxog adeXcpog ccvxov), s. A. 354,
Sdskmihl, griech.-alex. Litt-Gesch. II. 20
306 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
Kratippos von Pergamon, ursprünglich ein Schüler des
Antiochos, der dann aber zu Andronikos überging341), wirkte
um 50 bis 46 in Mytilene, ward dann aber nicht lange hernach
der Nachfolger des Andronikos342) in Athen343). Von seinen
Lehren wissen wir sehr wenig, von seinen Schriften so gut wie
gar Nichts344).
Staseas von Neapolis war der Lehrer und Hausgenosse
des M. Pupius Piso Frugi Calpurnianus345), der ihn vielleicht
und so wird es wenigstens wahrscheinlicher, dass A. älter, als dass er
jünger denn Tyrannion war, zumal da er allem Anscheine nach um 45
bereits gestorben war, s. A. 343. Vgl. auch d. Nachtr.
341) Philod. Ind. Acad. Col. XXXV, wo es von Antiochos heisst, dass
er zu Schülern hatte 'Aqiotcqvcc xs -hcli dimvcc 'AXe^avdqstg xat Kgurmnov
nsQya{ir]v6v, (covy 'Aqlgxcov <^£«0> nccl Kquzmtios * * sysvovxo IIsQi^itazrixi-y
■hol ä(no6Tccyxr]6a.(vzEg xr\g 'Ay>ia(dr]y{iELCc(gy.
342) Cic. Tim. 1. qui (näml. Nigidius Figulus) cum me in Cüiciam
proficiscentem Ephesi expectavisset . . . venissetque eodem Mytilenis mei salu-
tandi et visendi causa Cratippus Peripateticorum omnium, quos quidem ego
audierim, meo iudicio facile princeps, perlibenter et Nigidium vidi et cognovi
Cratippum. Brut. 71, 250, wo Brut, zu Cic. sagt: vidi enim Mytilenis nuper
virum (näml. Marcellum) . . . nunc a doctissimo viro tibique, ut intellexi, ami-
cissimo Cratippo instructum omni copia . . . videbam etc. Plut. Pomp. 75. xäv
ds MvxiXqvcu'tov xbv Ho^ni\iov acnaau^isvcov aal 7Zccqccx.ciXovvzcov eigeX&elv etg
xy\v noXiv, ovx rj&eXrjGev . . . avxbg ds nobg Kqccxmtzov xoccnofiEvog xbv cpiXo-
cocpov (Kaxsßrj yäo en xi\g noXscog otyofiEvog avxöv) EfXEfitpaxo ncci öwSirj-
7tOQ7lG8 $QCC%£Ct TlEol XT\g 7ZQOVOLCCg, V1tOY.CtXtt%XlVOp,£VOV XOV KoUxlmtOV Y.CU
naQayovxog ccvxbv ini xccg a(isivovag iXntdag.
343) Als solcher wird er freilich nirgends ausdrücklich bezeichnet, und
nach dem A. 326 angef. Scholion b. Waitz a. a. 0. müsste man glauben,
dass vielmehr Boethos dieser Nachfolger gewesen sei; dass aber höchst
wahrscheinlich dennoch die erstere" Annahme die richtige ist, zeigt Zell er
III3, 1. S. 624. A. 2: Cic. Off. I, 1, 1 und Trebon. b. Cic. Epist. XII, 16 feiern
wenigstens vielmehr den K. 45 und 44 als Lehrer der peripatetischen Philo-
sophie in Athen, wo damals auch Ciceros Sohn dieselbe bei ihm hörte (vgl.
auch Off. III, 2, 5. Epist. XVI, 24), und sicherlich lebte Boethos damals noch.
344) Cicero veranlasste den Caesar ihm das römische Bürgerrecht zu
ertheilen, zugleich aber den Areopag ihn um sein Bleiben in Athen zu
bitten, Plut. Cic. 24. Brutus besuchte ihn hier nach Caesars Ermordung
und hörte ihn und den Akademiker Theomnestos, Plut. Brut. 24 (vgl.
A. 286). Von seinen commentarii im Allgemeinen spricht Cic. Off. III, 33, 121,
von seiner mit der des Dikaearchos übereinstimmenden Ansicht, nach welcher
er unter Verwerfung aller anderen Mantik die prophetische Kraft der Träume
gelten Hess, Divin. I, 3, 5. 32, 70 f. 50, 113. II, 48, 100. 107. Jedenfalls
schrieb er also über diesen Gegenstand, vielleicht ein eignes Werk nsgi
tvvnv Ccov.
345) Cic. Divin. I, 3, 5. 32, 70 f. Tertull. de an. 46. Vgl. Zeller III3, 1.
Kratippos. Staseas. Boethos. 307
schon um 92 hörte346). Wenn dies richtig ist, kann er mindestens
nicht jünger als Andronikos gewesen sein.
Boethos von Sidon347) war ein Schüler348) und wohl jeden-
falls der ausgezeichnetste Schüler des Andronikos, welcher am
Meisten als der eigentliche Fortsetzer von dessen Thätigkeit be-
zeichnet werden darf und sich durch seine -Commentare zu
verschiedenen Schriften des Aristoteles349) ein bedeuten-
des Ansehen erwarb350). Dabei huldigte er jedoch gleich Androni-
kos3ÖOb) einer ähnlichen naturalistischen Auffassung, wie sie
bereits, was schon bemerkt wurde351), bei Dikaearchos, Aristo-
;cenos und Straton zu Tage trat352). Uebrigens scheint er nicht
in Athen gelehrt zu haben353), sondern vermuthlich in Rom,
denn ebenhier dürfte Strabon sein Zuhörer gewesen sein354).
S. 328 f. A. 3. Auf die hoben Lobsprüche, die Cicero ihm ertheilt, ist
wohl nicht viel zu geben.
346) Wenn anders Cic. de or. I, 22, 104 die Absicht hat historisch
treu zu verfahren. Sonst s. noch Fin. V, 3, 8. 25, 75, auch Censorin. D. N.
14, 5. 10.
347) Strab. XVI. 757, s. A. 340.
348) Ammon. in Categ. p. 5 (bei Zumpt S. 94).
349) Am Bekanntesten ist der von Simplikios und Dexippos vielfach
angeführte zu den Kategorien, dem Ersterer einerseits 1, a das ßad-vx sgaig
ivvoiccig %Qr\G&cti nachrühmt, andrerseits Seh. in Ar. 42 a 8 f. aber auch
wieder sagt: s^t}yov(isvog de 6 Borj&og xa^' succatrjv Xe&v. S. auch A. 358.
Dazu kam noch eine besondere Schrift (oXov ßißXi'ov) nsgl xov ngog xv nal
7tQÖg xi 7tmg fyovxog, Simpl. Seh. 61 b 9 f. Ausserdem sind mit grosser
Wahrscheinlichkeit Commentare zur ersten Analytik und zur Physik, weniger
sicher auch wohl zur Psychologie und zur Ethik nachweislich, s. die Be-
lege bei Zeller III3, 1. S. 625. A. 2.
350) Simpl. Schol. 40a 21. 61 a 24 nennt ihn &ccvficcaiog und eXXoyipog
und rühmt mit Porphyrios seinen Scharfsinn {oty%lvoici) Seh. 29 a 47. 92 a 42 f.
350b) S. d. Nachtr. z. A. 338. 351) C. 2. S. 143 f.
352) Dies zeigt sich auch darin, dass er das Studium der Philosophie
nicht, wie Andronikos (s. A. 334) mit der Logik, sondern mit der Physik
zu beginnen rieth, David (Elias) Seh. 25b 41 f. Weiteres b. Zeller S. 625
bis 627. Vgl. auch A. 416.
353) S. A. 340.
354) Zell er S. 624. A. 2. Der von Strabon (s. A. 340) gebrauchte Aus-
druck 6vvscpdooo<pri6a{isv könnte allerdings ebenso gut bedeuten, dass B.
dessen Mitschüler, Strabon also Schüler des Andronikos gewesen sei; das
würde er aber da, wo er ausdrücklich auf Letzteren zu sprechen kommt
(s. A. 322. 325), zu sagen nicht unterlassen haben, und ferner lehrte
Andronikos wahrscheinlich nur in Athen (s. A. 327), dort aber hat Strabon
nicht studirt.
20*
308 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
Ariston von Alexandreia355) oder, was aber auch wohl
nur auf einer Verwechselung beruht, von Chios, fälschlich auch
Aristias genannt 355b), gleich Kratippos ursprünglich ein Schüler
des Antiochos356), der aber ebenfalls zur peripatetischen Schule
überging357), verfasste desgleichen Commentare zu aristo-
telischen Schriften358), die aber nicht bedeutend gewesen zu
sein scheinen3581*), aber auch, wenn anders nicht, wie schon ge-
sagt, Eudoros gerechtere Ansprüche auf dieselbe hatte, eine
Schrift über den Nil359) und ein ins Gebiet der Sagenhistorie
und Geschichte einschlagendes Werk Ktiö£ig3b9h).
355) Apul. de hab. doctr. Plat. III. p. 277 Hildebr. (vgl. A. 358). La.
Di. VII, 164 im Homonymenverzeichniss: i'xrog (AgCöxmv) 'Alel-ccvdgsvg llsgi-
7iarr)TL%6s. Ausserdem s. A. 341. Zeller S. 627 f. Müller F. H. G. III.
S. 327 f.
355 b) Da Strab. XVII. 790 (s. A. 293) = Fr. 1 als (wirklichen oder
angeblichen) Urheber der Schrift über den Nil ausdrücklich den bis in
seine Zeiten reichenden Peripatetiker nennt, so ist schwerlich zu glauben,
dass der Schol. Apoll. Rh. IV, 269 (= Fr. 2) über denselben Gegenstand
angeführte 'Agioxiag 6 Xiog, der wiederum IV, 264 als Verfasser von KtiGeig
(nach der unzweifelhaft richtigen Verbesserung von Rutgers hziüeci f.
&egs6i) erscheint (== Fr. 4), ein Anderer sei, zumal da andrerseits wieder von
Plut. de Is. et Osir. 37. 365 E. 'Aqioxcqv 6 ye ygcccpag 'A&rjvaicov anoiv.iav
(= Fr. 3) angeführt wird, ein Titel, der doch stark danach schmeckt nur den
eines Theils der Kxioeig oder einer Ergänzung zu diesen wiederzugeben.
In der Ueberlieferung der Schol. Apoll, scheint sonach eine doppelte Ver-
derbniss eingetreten zu sein, 'AgiGziccg statt 'AgiGxcov und dann XCog statt
'AXs^avdgsvg , und zwar letztere durch Verwechselung mit dem Stoiker A.
früher als erstere. Der von Isigon. (Pseudo-Sotion) 25. p. 187 Westerm.
(s. C. 17. A. 126) angeführte 'Agioxcav b IIsQntaxriTiY.bg cptXoGocpog ist natürlich
ja der ältere Peripatetiker, der Keer, dies Bruchstück (5) also zu tilgen,
Fr. 6 b. Schol. Pind. Nem. I, 1 endlich kann aus derselben Schrift von
diesem, kann aber auch aus den KxiGsig sein, und Letzteres ist wahr-
scheinlicher.
356) S. A. 253. 282. 306. 341.
357) S. A. 341, vgl. A. 355.
358) Mindestens zu den Kategorien, Simpl. in Categ. Schol. in Ar. 61 a
25 ff. tovg nccXcciovg xmv Kctxrjyogicöv e^yrjtccg alxiavxai Borj&ov xat
'AgiGxava %ccl Evöcogov %at 'Avögovinov %al 'A&rjvodcogov u. ö. (s. Zeller
S. 627. A. 2). Der richtige Tadel des Apuleius a. a. 0. (wo Prantl Gesch.
der Log. I. S. 590. A. 23 auch im Folgenden mit Recht das handschrift-
liche Aristo statt Aristoteles wiederherstellt) scheint aber auch auf einen
Commentar zur ersten Analytik zu führen.
358 b) S. A. 358.
359) S. A. 293. 304.
359 b) S. A. 365 b.
Ariston von Alexandreia. Nikolaos von Damaskos. 309
Nikolaos360) von Damaskos361), Sohn des Antipatros, eines
sehr hochgebildeten, reichen und angesehenen Mannes, und der
Stratonike362), gehört eigentlich nicht mehr in unsere Darstellung
hinein, da höchstens nur noch die Anfänge seiner Wirksamkeit
in die hellenistische Zeit fallen. Denn er ward erst ungefähr 64
geboren363). Den Mitteln und Neigungen seines Vaters und seinen
eignen Talenten entsprechend erhielt er eine überaus vielseitige
Ausbildung. Zunächst ergab er sich den philologischen und
poetischen Studien und verfasste sogar selbst einige Tragoedien
und Komoedien; doch scheint von diesen seinen dichterischen
Jugendsünden Nichts auf die Nachwelt gekommen zu sein364).
Dann wandte er sich der Rhetorik, den mathematischen und
360) Sevin Recherches sur Phistoire de la vie et des ouvrages de
Nicolas de Damas, Mem. de l'Acad. VI. S. 486 ff. und in der Ausg. v. Orelli
(s. A. 382) S. 276—291. Müller F. H. G. III. S. 343 — 461. L. Dindorf
Nikolaos von Damaskos, Jahrb. f. Ph. XCIX. 1869. S. 107—119. Vgl. auch
Zeller S. 629 f. A. 1. Asbach Zu Nikolaos von Damascus, Rhein. Mus.
XXXVI. 1882. S. 295—298.
361) Suid. Nmolccog Ja^aaurjvog, yvcooifiog 'Hgcodov xov xöav 'iovdcci'cov
ßcc6i\ecog %ocl Avyovoxov Kcu'accQog, cpdoGoqpog nsQMCixrjxiHog rj (xca Koraes)
TJXat(oviY.6g (vgl. A. 412). tyQdipsv ^Gtoqlccv %ccQ,oXiyiriv sv ßißXCoig oydorj-HOvrcc
(diese Zahl ist falsch, s. A. 386. 389 ff.), xat xov [ßCov] (ZJeßccGxov? Daub
Rhein. Mus. XXXV. 1880. S. 63 f.) Kccioagog ccymyrjv. ovtcog d' rJGTtaGccxo
avxov KaiGuo, tag xovg vn ineivov nsfino^svovg nXccHovvxag NiY.oXa.ovg
avxov hccXeiv neu dicc(ievsi xovxo u%ql xov 6rj(isoov (dies beruht auf einer
Verwechselung mit dem mittelalterlichen panis Nicolaus, vgl. dazu auch
Phot. Cod. 189 und anderes bei Müller S. 343. A. 3 und Dindorf S. 109.
Ausg. S. V Angeführte, so Eustath. zu Od. 6, 5. p. 1834, 30 f., der sich mit
Unrecht auf Athenaeos beruft, da dieser XIV. 662 a vielmehr richtig von
Palmenfrüchten, einer Art von Datteln, spricht, s. A. 376). syoaips Kai neoi
xov idCov ßiov y.cu xijg savxov diaycoyrig. Als Damaskener wird er auch
sonst häufig bezeichnet.
362) S. hierüber und zum Folgenden Fr. 2 b. Suid. a. a. O. und Fr. 1
b. Suid. 'AvxCnctxQog (vgl. C. 35. A. 235), wo auch sein Bruder Ptolemaeos
genannt wird, s. über diesen auch A. 380.
363) Denn nach Fr. 5 war er 4 v. Chr. etwa 60 Jahre (nsol |' hr\)
alt, s. Müller S. 343. 355, vgl. A. 380.
364) Obgleich er selbst Fr. 2 sie svdom'fiovg nennt. Bei Eustath. z.
Dionys. Perieg. 976 ist unter 6 Jafiaaurjvog Iohannes, nicht Nikolaos zu
verstehen, und die 44 Verse bei Stob. Flor. XIV, 7 sind jedenfalls nicht
von ihm, wie schon Valckenaer sah, gleich viel im Uebrigun, ob wenigstens
der Name des Dichters richtig überliefert ist oder ob dies, wie doch wohl
anzunehmen sein wird, vielmehr Nikomachos (s. C. 8. A. 158) war.
S. Meineke F. C. G. I. S. 495 f. Dindorf Jahrb. a. a. 0. S. 108. Anm. und
C. 8. A. 157. Vgl. auch Müller S. 344.
310 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
musischen Disciplinen und der Philosophie in ihrem ganzen Um-
fange zu und ward ein entschiedener Anhänger des Aristoteles,
so dass er denn auch ausdrücklich als Peripatetiker bezeichnet
wird365). Wann er die Bekanntschaft des Herodes machte, wissen
wir nicht, vielleicht366) schon da dieser, als Statthalter von Gali-
laea, von den Juden bei Hyrkanos verklagt, auf dessen Rath
nach Damaskos geflohen war367). Genug er gewann durch seine
Kenntnisse, seine Beredsamkeit und seine persönliche Liebens-
würdigkeit368) die Gunst desselben im höchsten Grade und be-
hielt sie bis an dessen Tod. Er wurde an den Hof dieses Königs
gezogen und einer der vertrautesten Rathgeber desselben369).
Herodes trieb zuerst mit ihm Philosophie, dann, bald dessen
überdrüssig, rhetorische Künste, dann wandte sich seine Neigung
der Geschichte zu, und Nikolaos, der dies höchlich billigte, er-
hielt dadurch den Anstoss zu seinem eignen grossen Geschichts-
werk370). Bei welcher Gelegenheit er sich 20 v. Chr. in Antiocheia
aufhielt, wo er die durchkommenden indischen Gesandten an
Augustus sah371), erfahren wir nicht. Dann begleitete er 16,
als er schon Söhne hatte, die in Rhodos lebten und, wie es
scheint, studirten, den Herodes zu M. Agrippa in den Pontos,
fand hier auf Bitten der ilischen Gesandten Gelegenheit zu einer
erfolgreichen Fürbitte für die von Agrippa mit einer hohen
Geldstrafe unschuldig belegten Hier, reiste hierauf nach Chios und
nach Rhodos zum Besuch jener seiner Söhne372), traf in Ionien
mit Herodes und Agrippa wieder zusammen und vertheidigte im
Auftrage des Ersteren vor Letzterem die Sache der Juden wider
365) Ath. VI. 252 f. 266 e. X. 415 e. XII. 543 a (Fr. 78. 79. 77. 83). 6
IIsQLncctYjri'iiog. IV. 153 f. (= Fr. 84). N. b zfa^acyx^vog, zig xmv ctnb xov
IJsQindxov cpiloGocpmv. VI. 249 a (= Fr. 89). N. ü da(i. (slg d' i\v xmv fx
xov TLsqmdxov). Vgl. A. 361. 376.
366) Wie Müller S. 343 sehr ansprechend vermuthet.
367) Ioseph. A. I. XIV, 9, 5.
368) Plut. Qu. symp. VIII, 4. 723 D. yXv%vv ovxa x<p rj&si, s. A. 376.
369) Ioseph. a. a. 0. XVI, 7, 1. £oov ycco iv xfi ßctciXtCu neu avvcav
avxa (xa 'Hgoodr]). XVII, 5, 4. cpiXog (bv xov ßoc6iX£cog xca xä neevra avv-
diccixcöiiEvog ccvz<p. Konstant. Porphyr, de them. I, 3 (= Fr. 71). N. 6
z1cciicc67ir)vdg ... 6 ysvöfisvog vrtoyQacpsvg *HQ(6dov xov ßaoiXicog.
370) Fr. 4. p. 140, 7 ff. Dind.
371) Fr. 91 (p. 80, 19 ff. Dind.) b. Strab. XV. 719.
372) Fr. 3 (wo es p. 139, 31 ff. Dind. heisst: NinoXam nXiovxi inl XCov
■acu *P6dov, ev&cc %6av ccvxca ol vtsig). Vgl. Müller S. 343.
Nikolaos von Damaskos. 311
die ihnen feindseligen lonier373). Kurz nachdem er den Plan zu
jenem Geschichtswerk entworfen hatte, reiste er mit Herodes
nach Roni374), und nun375) erwarb er sich in nicht geringerem
Grade auch die Gunst und Freundschaft des Augustus376), so
dass denn Herodes, als er 8 von dem Araber Syllaeos bei diesem
verklagt war und seine Sache sehr bedenklich stand, keinen
besseren Vertreter derselben beim Kaiser finden konnte. So kam
Nikolaos zum zweiten Male nach Rom und entledigte sich hier
auf das Glücklichste seines Auftrags377). Vergeblich bemühte er
sich sodann nach der Rückkehr den König von der Hinrichtung
von dessen durch ihren älteren Bruder Antipatros bei dem-
selben verleumdeten Söhnen Alexandros und Aristobulos zurück-
zuhalten378). Als hernach aber die auch gegen den eignen
Vater und sogar den Augustus gerichteten Pläne des Antipatros
entdeckt wurden, Hess Herodes denselben vor ein aus dem Statt-
halter von Syrien Quintilius Varus und anderen vornehmen
römischen Beamten gebildetes Gericht, vor welchem Nikolaos
die Anklagerede hielt, stellen und nach erfolgter Verurtheilung
hinrichten379). Nach dem nicht lange darauf erfolgten Tode des
Herodes 4 v. Chr. und dem blutig gedämpften Aufstand gegen
373) Fr. 92 b. Ioseph. a. a. 0. XII, 3, 2. XVI, 2, 3 (p. 81, 30 ff. Dind.).
Sevin b. Orelli S. 278 verlegt dies erst ins Jahr 14.
374) Fr. 4 (p. 140, 22 ff.), ix xovxov izXecov elg 'Pco/x^v ag Kcu'occqcc
'Hq(o8t}s in^ysxo xov NixoXaov bfiov inl xr\g uvxi\g vr\bg xal noivij sopiXo-
öocpovv.
375) Denn schwerlich hatte er schon früher Gelegenheit gehabt den
Kaiser kennen zu lernen, wie Sevin b. Orelli S. 279 zu glauben scheint.
376) Ath. XIV. 652 a. nsQL ds xäv Ni%oXd(ov Kcdov{isva>v cpoivLnwv
xoaovxov vfitv slnslv £%(a xäv änb xr\g Uvoiag y.axa.yopzvav, oxi xavxrjg xrjg
iZQoarjyoQiag fjizMod'rjoav vnb xov 2Jsßccavov ccvxoitQccxoQog ccpodocc xaigovxog
xm ßqüiiccxi, Nly.oXu.ov xov zJa^ccoyirjVOv excllqov ovxog ccvxcp yictl nifinovxog
cpoivwag GWE%a>g, xäv änb IlEQtnäxov d' cov b NixöXccog neu L6xooCav av-
vsyQcttys noXXr'jv. Plut. a. a. 0. b yovv ßaGiXsvg , cog qpccoiv, äyan^accg dia-
(fSQovtag xov IJsQinaxrjxiyibv qpiXooocpov NinoXciov yXvnvv bvxct xm fidei,
Qccdivov ds x(o [ir'jKSi, diänXscov ds xb nooaconov snicpoivicöovxog EQV&rj[iccxog
xccg fisycazag xat yiaXXiöxocg xäv (poivinoßccXävcov NiKoXdovg mvoficcos' nctl
fisxQt vvv ovxmg ovofid^ovxat (vgl. Plia. XIII. §. 45. sicciores ex hoc genere
Nicolai, sed amplitudinis praeeipuae). Ausserdem s. A. 361.
377) Fr. 94 b. Ioseph. a. a. 0. XVI, 9, 4. 10, 8f. (p. 83, 24ff. Dind.). Fr. 6.
378) Fr. 5.
379) Auch bei dieser Gelegenheit gab N. wieder einen sehr klugen
und vorsichtigen Rath. S. Fr. 6 und Fr. 96 b. Ioseph. a. a. 0. XVII, 5, 4 ff.
(p. 86, 21 ff. Dind.).
312 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
dessen Kinder wollte Nikolaos zu den Seinen zurückkehren, Hess
sich aber durch die Bitten des Archelaos, welchen der Herrscher
schliesslich von seinen noch übrigen Söhnen zum Erben des
Reichs bestimmt hatte, bewegen mit diesem zum dritten Male
nach Rom zu gehen, um hier beim Kaiser für diesen zu wirken,
und er benahm sich dabei wiederum in einer so klug vermitteln-
den Weise, dass er ein Abkommen zu Stande brachte, welches
diesem Prinzen, der auf seine Vorstellungen selber auf ein
Mehreres verzichtete, den grössten Theil der Herrschaft erhielt380).
Wo er den Rest seiner Tage zubrachte, ist unbekannt881). Unter
seinen historischen Werken sind uns verhältnissmässig die voll-
ständigsten, freilich381b) nur den ersten Theil umfassenden Aus-
züge aus seiner Geschichte des Augustus erhalten382), welche
380) Fr. 5. p. 259 f. M. 143 f. Dind. Fr. 95 a. 96 b. Ioseph. a. a. 0. XVII,
9, 6 f. 11, 3 (p. 90—92 Dind.). Derselbe ward Ethnarch von Iudaea mit
Aussicht auf den Königstitel, seine Brüder Philippos und Antipas Tetrarchen.
Zu den Freunden und Aufstachlern des Antipas gehörte auch Ptolemaeos,
der eigne Bruder des Nikolaos, Ioseph. 9, 4.
381) Müller S. 344 vermuthet, entweder in Rom oder in Apollonia;
wenn die Gründe dieses Gelehrten stichhaltig wären, würde man wohl viel-
mehr sagen müssen: zum Theil dort und zum Theil hier. Ersteres nämlich
begründet Müller auf Fr. 6. p. 144b, 19ff. Dind. rjxicevxo xivsg xov Ninolaov
. . . Y.ccl oxl xag itXslovg diaxQißag inoiEixo (iexcc xäv drjfioxiiiäiv, stmXivgjv
xovg fisycclovg ■aal vrtSQnXovxovg xmv sv 'Pcöfir] x. x. X., aber desshalb braucht
N. nicht gerade zum vierten Male sich nach Rom begeben zu haben. Da-
gegen würde auch aus Fr. 101 (V. Aug. 16. p. 103, 1 f.) oxt 6 viog Kaiüaq
xqlxov aycov hv xrj 'Poofirj (irjva svxav&a Xombv 7taQS7tEdrj[iei allerdings
folgen, dass N. die Geschichte des Augustus in Rom geschrieben habe,
wenn man das svxavfru bei einem damaligen Schriftsteller so auffassen
müsste, aber, wie Hillscher a. a. 0. S. 383 f. richtig bemerkt, dass dies
nicht der Fall ist, lehren die Ausführungen von Häbler Hat Strabo
seine Geographie in Rom verfasst? Hermes XIX. 1884. S. 235—241 (gegen
Niese Beiträge zur Biographie Strabos, ebendas. XIII. 1878. S. 36 f.). —
Noch mag hier beiläufig der sehr späten und schon desshalb überaus
zweifelhaften, wenn auch von Buche ler (s. A. 436) und Asbach S. 296
vertheidigten Angabe des Sophronios Mirac. SS. Cyri et Cyrilli, Spicil.
Rom. T. IH. S. 548 (bei Müller F. H. G. IV. S. II f.) gedacht werden, dass
N. der Lehrer des Herodes(!) und der Söhne des Antonius und der Kleopatra
gewesen sei. Vgl. Susemihl Jahresber. XXX. S. 33 f.
381 b) Wie gegen Dindorf Ausg. S. VII aus C. 2 z. A. und C. 19.
p. 109, 18 ff. Dind. (438 a M.) deutlich erhellt, s. Asbach S. 297 f.
382) In den für Kaiser Konstantinos Porphyrogenetes gesammelten
Excerpten. Bis 1840 war nur das Bruchstück (Fr. 99. 100 = Cap. 1—15;
hinter Cap. 12 sind 2 Blätter ausgefallen) in dem jetzt in Tours befindlichen,
Nikolaos von Damaskos. 313
durchaus nicht ohne Werth sind, wenn sie auch freilich zeigen,
dass das Ganze sehr begreiflicherweise nur eine historische Lob-
rede war383). Weit spärlicher sind die Reste seiner ruhmredigen
Selbstbiographie384). Das schon erwähnte grosse universal-
historische Werk385) sodann umfasste nicht weniger als
für diesen Kaiser selbst bestimmten, aber nachlässig geschriebenen Pracht-
codex (s. C. 29. A. 126) aus dem Titel nsql ccqsxcov nui xaxeeov bekannt,
welches von I. Conr. Orelli, Leipzig 1804. 8. (dazu Supplementum editi-
onis Lipsiensis Nicolai Damasceni, Leipzig 1811. 8.) und Koraes, Paris
1805. 8. (hinter Aelian. V. H.) mit den Resten der übrigen historischen
Werke herausgegeben war. Dann aber ward (wie gleichfalls C. 29. A. 126
schon bemerkt ist) eine allerdings junge Papierhandschrift im Escorial ent-
deckt, in welcher sich an der Spitze der Auszüge nsgl snißovXcov ein neues,
noch beträchtlich längeres Stück (Fr. 101 = Cap. 16—31) fand. Dasselbe
konnte noch in demselben Jahre 1849 (nach E. Millers Abschrift) von
Müller seiner Sammlung der gesammten historischen Fragmente mit ein-
verleibt werden, dann ward es neu herausgegeben von Piccolos, Paris
1850. Lex. 8 und nach eigner Vergleichung von Feder Excerpta e Polybio,
Diodoro, Dionysio Halicarnassensi atque Nicoiao Damasceno, Bd. 2. Darm-
stadt 1850. 8. Eine C. 29. A. 126 auch bereits erwähnte neue Collation
des Turonensis oder Peirescianus von Wollenberg ist benutzt in der
Gesammtausgabe der geschichtlichen Bruchstücke von L. Dindorf Historici
Graeci minores. Vol. I. Leipzig 1870. 8. S. I— XXVIJ. 1—153. Dass C. 13
hinter C. 15 umzustellen sei, bemerkt Asbach S. 298.
383) Buerger De Nicolai Damasceni fragmento Escorialensi, quod in-
scribitur ßCog Kui'oaQog, Bonn 1869. 8. (Doctordiss.). — Der Titel war
schwerlich der bei Suid. (s. A. 361) angegebene, sondern etwa wohl BCog
xov Zeßaaxov Kai'accQog, vgl. die Unterschrift im Cod. Escor. xeXog
xov ßiov Kcciacioog neu xyg NixoXccov zJafiaGxrjvov avyyoctcprjg.
384) Der Titel war wohl nur nsQi xov idiov ßiov ohne den Zusatz
bei Suid. (A. 361), s. Müller S. 343. A. 2. S. 348 (welcher diesen Zusatz
für Specialtitel des ersten Abschnitts hält). Die Bruchstücke stammen
wieder aus den nämlichen beiden Quellen (Fr. 3—6); ausserdem hat schon
Valois (Valesius) nach sicher richtiger Vermuthung aus Suid. 'AviCnctxQog
und NinoXaog Fr. 1. 2 vorangesetzt. Orelli, Koraes, Feder und Asbach
S. 296 vermochten es sich nicht zu denken, dass irgend Jemand in einem
solchen Grade der Lobhudelei von den Seinen und sich selbst gesprochen
haben könnte, wie es Fr. 1. 2 und besonders 6 (wo N. als ein Musterbild
aller Tugenden und Vorzüge gezeichnet wird) geschieht, und wollten daher
lieber einem Freund oder Schüler des N. die Urheberschaft wenigstens der
auf uns gekommenen Gestalt zuschreiben. Aber s. Iulian. ad Themist. 265 D.
NinoXccog de ngcc^scov (tsv ovv (izyaluiv avxovoyog fjv, yvwqifiog d' iaxi
liäXXov öicc xovg vtcsq avxdov Xöyovg. Auch weichen zum Mindesten Stil
und Sprache in Nichts von den sonstigen Ueberresten ab, s. L. Dindorf
Jahrb. a. a. 0. S. 116.
385) Es ist sehr ungewiss, wie der Titel desselben lautete. Richtig
314 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
144 Bücher386), von denen die 7 ersten bis zur Begründung der
Perserherrschaft reichten387). Aus ihnen besitzen wir erhebliche
bemerkt Müller S. 345: „opus hoc Suidas taxogiav ncc&oXLHrjv appellat
argumenti magis ratione quam inscriptionis habita", und da dieselbe Be-
zeichnung auch im Prooemion der Constantinischen Auszüge erscheint
(NlxoXccov Jaficcaurjvov ■Hccd-oXLxrjg toxogiag), so liegt die Vermuthung von
Dindorf a. a. 0. S. 110 nahe, dass Suid. den N. nur von diesen Auszügen
her kennt und anführt. Am Schlüsse der Auszüge de virtutibus steht
(hinter Fr. 70 M. Fr. 69 Dind.): xsXog xov sßdofiov Xoyov xfjg NwoXdov
^Ioxogtccg. gritet, xa Xzinovxu nsgl 'EXXrjviKrjg LßxoQictg, aber daraus lässt sich
für diese Frage auch Nichts entnehmen. Aus einem Scholion zu Strab.
VII. 277. oxi (letccysvEOtEQog 'Ofirjgov 'Hai'odog, o fif} ßovXsxai NixöXccog
dcc(icc6Kr]vbg sv rrj dqxavoXoyCu avxov hat Dindorf a. a. 0. S. 110 f. 118 f.
auf den Titel 'AgiaioXoyCoc. geschlossen, allein diese Bezeichnung passt doch
eigentlich nur auf die früheren Theile und nicht auf das Ganze eines Werkes,
welches bis in die jüngste Gegenwart hinabreichte (indessen s. C. 33. A. 346).
Und so wird man denn trotz Dindorfs begründeter Einwürfe immerhin
wohl noch am Ehesten mit Müller an 'l6X0Qica zu denken haben.
386) Ath. VI. 249 a (= Fr. 89) unmittelbar nach den A. 365 angef.
Worten: sv tij noXvßißXcp taxoQLcc (snaxöv yccq neu xs6aaQccnovtä slol nqog
xaig TS66CiQGi).
387) Das 1. und 2. handelten von den Assyrern und Medern (Fr. 7 — 13 M.
1—7 Dind.), vgl. Phot. Cod. 189 nach den A. 398 angef. Worten: ovxog xai
'Aa6VQia/nr}V laxoqiccv sv tioXvqxC%(o ßißXito, ooov nccXaiav \kvi\\lk\v avayveo-
fidxcov s'xofiev, Y.ccxuXsXomev , das 3. von der griechischen Sagengeschichte
bis zum troischen Kriege (Fr. 14 — 21 a M. 8—16 Di.), das 4. von der ältesten
Geschichte Lydiens bis zu den Herakleidenkönigen (Fr. 22—29 M. 17—23 Di.)
mit Einflechtung der von Damaskos (Fr. 30 f. M. 24 f. Di.) und sodann vom
Peloponnes (mit Ausnahme Arkadiens) und von den dort durch den Hera-
kleidenzug eingetretenen Umgestaltungen (Fr. 32—41 M. 26—35 Di.), das 5.
von Arkadien (Fr. 42—44 M. 38—40 Di.) und von der Neubesiedlung von
Inseln im ägäischen Meer und Städten in Pontos in Folge der Hera-
kleiden Wanderung (Fr. 45 — 48 M. 41 — 47 Di.); im 6. ward zunächst die
Geschichte der Lyder fortgesetzt durch die Heräkleidenkönige bis Kandaules
(Fr. 49 M. 48 Di.), dann folgte die von Athen bis zur Einsetzung der jähr-
lichen Archonten (Fr. 50 f. M. 49 f. Di.), dann wohl die Gründung von Thera
und Kyrene, jedenfalls die weitere Geschichte der letzteren Stadt (Fr. 52 M.
51 Di.), dann die ionische Wanderung, bei welcher auch ein Stück der
Geschichte von Kyme zur Sprache kam (Fr. 53 M. 52 Di.), und an welche
sich namentlich die von Miletos anreihte (Fr. 54 M. 53 Di.), dann die von
Thessalien (Fr. 55 f. M. 53 b. 54 Di.), endlich ward die Geschichte des Pelo-
ponnes oder wenigstens die Spartas weitergeführt (Lykurgos Fr. 57 M. 55 Di.);
daran schloss sich im 7. die der Kypseliden (Fr. 58—60 M. 56—58 Di.)
und der Tyrannen von Sikyon (Fr. 61 M. 59 Di.), es folgte dann die der
lydischen Mermnaden (Fr. 62—65 M. 60—63 Di.) und das Ende der Meder-
und der Anfang der Perserherrschaft (Fr. 66—68 M. 64—67 Di.). S. Müller
S. 345 f.
Nikolaos von Damaskos. 315
Ueberbleibsel388), während uns vom 8. bis 95. mit Sicherheit, nur
vier kurze Bruchstücke geblieben sind389). Die Anführungen aus
dem 96. bis 110. betreffen fast alle die mithridatischen Kriege390):
der Triumph des Lucullus (63) war im 110. erzählt390b); und im
123. und 124. wurden jene Angelegenheiten' des Herodes aus der
Zeit um 16 v. Chr. abgehandelt391). Die Darstellung ward also,
wie es ja auch natürlich war, immer ausführlicher, je tiefer sie
in die neuesten Zeiten hinabging, namentlich, wie es nicht minder
begreiflich ist, in der Geschichte des Herodes; wo sie endete,
ist ungewiss: jedenfalls schloss sie noch nicht mit dessen Tode,
sondern behandelte zum Mindesten auch noch die Einsetzung
von dessen Söhnen durch Augustus in ihre Herrschaften392).
Und so erzählte denn Nikolaos denjenigen Abschnitt der Zeit-
geschichte, in welchem er selbst eine hervorragende Rolle, ge-
spielt hatte, zweimal, hier und in seiner eignen Lebens-
beschreibung, ja zum Theil wohl ohne Zweifel noch ein drittes
Mal in der des Augustus. Seine Glaubwürdigkeit für die früheren
388) Vorwiegend wiederum aus den beiden genannten Quellen. Die
Unterschrift unter den Auszügen de virtutibus (s. A. 385) zeigt, dass den
Excerptoren bereits nicht mehr als diese sieben ersten Bücher zu Gebote
standen, und ohne Zweifel richtig urtheilt Dindorf a. a. 0. S. 111 — 114,
dass bereits die beiden folgenden Auszüge über die Vorgeschichte und die
Anfänge Roms (Fr. 69 f. M. 68 f. Di.) von ihnen aus Dionys. V. Hai. A. R.
I, 82 ff. und II, 32 f. ergänzt und nicht etwa schon von N. selbst aus diesem
seinem Zeitgenossen wörtlich abgeschrieben sind, was schon Orelli und
Koraes mit Recht für unglaublich erklärten; vgl. auch Asbach S. 295 f.
389) Fr. 72 — 75 M. 71 — 74 Di. (aus Ath. u. loseph.). Dazu kommt
allerdings noch Fr. 71 M. 70. Di. b. Const. Porphyr, de them. 1,3, wenn
hier für das verderbte ir\\ wie allerdings sehr wahrscheinlich, rj' zu lesen
ist. Warum aber auch dann daraus nicht zu folgern ist, dass man das
8. Buch damals noch besass, legt Müller S. 344 dar.
390) Fr. 76 bis mindestens 92 M. Sie beziehen sich auf das 96. (Fr. 76
b. loseph. I, 3, 6), 103. (Fr. 77 b. Ath. X. 415 e), 104. (Fr. 80 b. Ath. VIII.
332 f.), 107. (Fr. 81 ebend. V. 261c), 108. (Fr. 82 ebend. XV. 682 a), HO.
(Fr. 83. 84 ebend. XII. 543 a. IV. 153 f), die dann noch folgenden auf das
114. und 116. (Fr. 88. 89 ebend. VI. 252 d. 249 a) und das 123. und 124.
(s. A. 391). — Strabon (XV. 719) und Plutarchos (Brut. 53) geben nur je
ein Fragment (91. 90 M. 88. 87 Di.).
390 b) Fr. 83 (80b Di.).
391) loseph. XII, 3, 2 (= Fr. 92, vgl. A. 373). xo Ö' aHQLßsg ei xig ßov-
Xsxcu HaTaiLcc&eiv, dvayvaxco xätv NmoXdov ^Iaxoqvcäv xt\v sxccxoaxrjv Mal
£L7tOatr}V XQLX7JV Mal XSXCCQXrjV.
392) Fr. 95a. 96, s. A. 380.
316 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
Zeiten ist verschieden je nach seinen Quellen. Für die lydische
Geschichte ist er dem Xanthos gefolgt; ob er in der assyrischen,
medischen und persischen den Ktesias mit eigner freier Aus-
schmückung oder vielmehr einen Ueberarbeiter desselben, und
zwar vermuthlich den Deinon benutzte, steht allerdings noch
nicht vollständig fest, doch ist das Letztere viel wahrschein-
licher393). Für die ältesten griechischen Sagenzeiten mag wohl
Hellanikos seine Quelle gewesen sein, dann von der Dorer-
wanderung ab war es Ephoros 394), in den mithridatischen Kriegen
vermuthlich namentlich Poseidonios395); Caesars Bellum Gallicum
kannte er ohne Zweifel396). Die Geschichte des Herodes war,
wie selbst Iosephos397), welcher weitaus das Meiste über sie aus
ihm entnommen hat, hervorhebt, wiederum im höchsten Grade
parteiisch für diesen seinen Gönner, ja geradezu geschichts-
fälschend geschrieben. Ein viertes, uns in zahlreichen Aus-
zügen 398) erhaltenes , ins historische Gebiet einschlagendes
393) S. hierüber Jacoby Zur Beurtheilung der Fragmente des Nikolaus
von Damaskus, Commentationes philologae sem. philol. Lips. sodal., Leipz.
1874. 8. S. 191—212.
394) Müller S. 346. Nicht zu Gebote steht mir Steinmetz Herodot
und Nicolaus Damascenus, Lüneburg 1861. 4. (über die Kypseliden).
395) Vgl. Fr. 79 M. 77 Di. b. Ath. VI. 266 e. IV. (s. A. 365) . . . xai
IIoüeMviog 6 Sxcoiy.bg iv xaig *l6xogtaig (= Poseid. bei Nikolaos?).
396) S. Müller S. 346 und S. 418 zu Fr. 89 (86 Dind.).
397) A. a. 0. XVI, 7, 1 (= Fr. 93 M. u. Di.), wo es schliesslich heisst:
%ccxaipevdexai\, ncci diaxexeXene xij ygoctpij xd (iev nengayfievcc ÖLKcticog xm
ßccciXet negixxoxegov iyxco(iid£<Dv, vneg de xcov Tictgavofirj&evxcov ianovdcc-
öfisvcog a7ioXoyov(i8vog. ineivco (iev ovv noXXriv av rtg . . . e%oi xrjv avy-
yvcofiiqv' ov ydg laxogiav xoig aXXoig, dXX' vnovgyCccv xcp ßccOiXei xavxrjv
snoisLxo (dies Letzte ist in mehr als einer Hinsicht schief).
398) Im Florilegium desStobaeos: Fr. 102-146 M. (1-45 Di.). Wester-
mann Paradox. S. XXXII f. 167—177. Vgl. Phot. Cod. 189 iv avxä de
üvvccveyvcoaQ-ri neu NikoXuov Xoyog 'Hgcodrj xcp 'lovdccicov ßaoiXei ngoonecpcovr}-
(livog, iv cp nagudo^cov i&cov iaxi ovvaycoyr\. avfißaivei (iev eig xctvxbv
eviotg xcov vnb 'AXet-ccvdoov nagado^cov avveiXeyfievcov y.ct\ negl d>v de Kovcov
ovvexec^ev ovv. oXCyct nooGeyaoape ' nXrjv ev xi6i nccgccXXdöoei xccig iötogCccig,
exegoxgoncog ctvxd die&cov. xr\v de cpgdacv ioxl (iev %cA avxbg necpaXaicodrjg,
ov (irjv ovde xov aeeepovg dvccKex(ogr)KcoSi [iexe%cov de ncog nai xcov ngoeigrj-
(levcov (idXXov avoxgocprjg xivog neu deivöxrjxog. Xeyei d' t'vicc (iev noXXolg,
et neu £,evi£ovxcc eirj, dfioag b(ioXoyov(ievcc, xivoc d' dyvoovfisvcc (iev, ov (irjv
«h xov eficpccvovg ngbg ^d%r\v *g> iziftccva) ■ncc&L6xd(ievcc' eftr} ydg i&vöiv
IdioxgoTtct xu noXXd negiayyeXXei ' evgetv d' eaxiv iv ccvxoig xat xb dnföccvov
ngoCa%6(ievci.
Nikolaos von Damaskos. 317
Werk I7aQad6%G)v e&äv öwaycoyt] rührt, wenn sich dies
auch nicht mit Sicherheit behaupten lässt, doch in Wahrheit
wohl nicht von ihm, sondern von einem späteren Sammler her,
welcher aber in der That jene Universalgeschichte des Nikolaos
besonders stark ausgezogen haben mag, so dass in Folge dessen
jene vermuthlich falsche Bezeichnung entstanden sein kann399). Von
seinen philosophischen und naturwissenschaftlichen Schriften400)
ist uns eine, nämlich die fälschlich dem Aristoteles beigelegte
Pflanzengeschichte in 2 Büchern, noch erhalten, wenn auch
weitaus nicht in ihrer ursprünglichen Gestalt401); wenigstens
399) S. hierüber Trieb er Quaestiones Laconicae. P. I. De Nicolai
Damasceni Laconicis, Berl. 1867. 8. (der sich freilich nicht S. 72 auf die
vermeintliche Unächtheit der Selbstbiographie hätte berufen sollen). Dass
die Acixcovind (Fr. 114) aus Xenophons Schrift von der Staatsverfassung
der Lakedaemonier excerpirt sind, wie Trieb er zeigt, würde an sich noch
nicht gerade gegen N. sprechen, wohl aber die Plumpheit und Verworren-
heit, mit der es geschehen ist. Anders freilich urtheilt Asbach a. a. 0.
S. 295, s. aber gegen ihn auch A. 436. Als eine Hauptquelle bezeichnet
Dum ml er Zu den historischen Arbeiten der ältesten Peripatetiker, Rhein.
Mus. XL1I. 1887. S. 179 — 197 die N6(ii(icc ßaQßccQLncc des Aristoteles; Kaerst
Jahresber. LVIII. S. 329 ff. 351 f. lässt dies als „an sich nicht unwahrschein-
lich" gelten, legt aber in seinen meist richtigen Gegenbemerkungen dar,
dass Einiges vielmehr auf Ephoros (der ja aber freilich auch dort von
Aristoteles benutzt sein wird) zurückreicht. Ob das Epigramm des Rhoders
Peisandros Anth. Pal. VII, 304 von N. (Fr. 147) in der Universalgeschichte
oder einer anderen Schrift angeführt war, steht dahin.
400) S. die Sammlung der Fragmente bei Roeper Nicolai Damasceni
de Aristotelis philosophia librorum reliquiae, Lectiones ABulpharagianae,
Danzig 1844. 4. S. 35—43, welche Zeller leider unbekannt geblieben ist.
401) Wie nämlich aus der dem jetzigen, schwerlich vor dem 14. Jahrb.
entstandenen griechischen Text voraufgeschickten Vorrede selbst und aus
anderen Quellen erhellt, ist derselbe nur eine Rückübersetzung einer
lateinischen Uebertragung, und die letztere, von einem gewissen Alfred us
herrührende ist auch erst nach einer gleich dem Original verloren gegangenen
arabischen Uebersetzung von Isaak Ben Honain (s. A. 402. 403) ange-
fertigt, welcher gleichfalls sicherlich noch nicht unmittelbar die griechische
Urschrift zu Grunde lag. Roeper S. 3. A. 6 vermuthet zwischen der
arabischen und der lateinischen Uebertragung, weil in der letzteren Abru-
calis für Empedokles steht, noch ein hebräisches Mittelglied, da diese Ver-
derbniss nicht füglich habe entstehen können „nisi confusis elementis ddletli
et resch in Hebraeorum Ulteratura simillimis". Diese, von E. H. F. Meyer
Nicolai Damasceni de plantis libri duo, Leipzig 1841. 8. kritisch heraus-
gegebene und commentirte lat. Uebers. ward schon von Albertus Magnus
in seinem Pflanzenwerke zu Grunde gelegt und von Vincentius von Beauvais
im ersten Buche seines Speculum naturale benutzt; der -Uebersetzer könnte
318 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
war er höchst wahrscheinlich der wirkliche Verfasser derselben402).
Ausserdem wissen wir, dass er eine Einleitungsschrift in das
Studium der aristotelischen Philosophie unter dem Titel tieqI
^AQLötotikovg (piXo0o(pCag in mehreren Büchern mit reich-
lichen Auszügen aus den aristotelischen Werken verfasste403) und
also spätestens im Anfang des 13. Jahrh. gearbeitet haben; wahrscheinlich
gehörte er dem Ende des 12. an. Sicheres über seine Person hat sich
bisher nicht feststellen lassen. Der griechische Rückübersetzer (welcher
nach Hermol. Barb. in Dioscor. coroll. I. c. 28 Maximus geheissen haben
soll) bezeichnet ihn als einen „Kelten". Alfredus nennen ihn ausdrücklich
mehrere Handschriften, Peter von Auvergne und Roger Bacon, aus dessen
Aeusserung Jourdain Gesch. der aristot. Schriften im Mittelalter übers,
v. Stahr S. 110 ff. (vgl. S. 347 f.) mit Recht schliesst, dass derselbe damals
in Spanien lebte. Ob er aber, wie Jourdain meint, derselbe mit Alfredus
Anglicus und Roger, dem er diese Uebersetzung gewidmet haben soll,
Roger von Herford war, ist durch Nichts bewiesen. S. Meyer S. III ff.
402) Wie Meyer S. X— XXIII bewiesen hat. Die Scholastiker hielten
noch sämmtlich Aristoteles für den Urheber (s. Meyer S. X), nur Thomas
von Aquino (wie dies, aber auch nur dies Jourdain S. 362 bewiesen hat)
den Theophrastos ; erstere Meinung scheint auch im Ganzen die der Araber
gewesen zu sein, aber sie waren doch zum Theil auch über Nikolaos
einigermassen unterrichtet, so dass eben ihre Angaben uns auf die richtige
Spur führen. Ausser denen bei Dschemaluddin und nach ihm Barhebraeus
(s. A. 403), Razes (s. A. 403), Averroes (s. A. 407) s. Hadschi Khalfa b.
Meyer S. XII: Liber plantarum: ab Aristotele tractatus sunt duo: in qutm
Nicolaus commentatus est, quemque Isaac Ben Honain (starb 910 oder 911)
vertit, cum correctione Thabeti Ben Qorra (starb 901). Endlich Abd Allatif
führt zweimal ausdrücklich den Nikolaos (einmal mit dem Zusatz libro
plantarum) für Dinge an, die wirklich in dieser Schrift stehen, s. Meyer
S. XII ff. Die Behauptung von Ibn Batlan , einem 1052 gestorbnen christ-
lichen Arzt, bei Dschemaluddin (und Barhebraeus), Nikolaos habe in seiner
Heimat Laodikeia gelebt, wird (wie Meyer S. XX richtig bemerkt) über-
reichlich dadurch aufgewogen, dass Averroes (s. A. 407) ihn als Damaskener
kennt.
403) Den Titel giebt Simpl. de coel. 178 b 41 f. Karsten. Schol. in Arist.
493? 23 f. (— Fr. IV): NinoXccog b IJsQi7iccrr}tL'ii6g nccQacpQccgcov (s. Roeper
S. 38 z. d. St.) zcc ivrav&cc (II, 3. 286 a 12 ff.) Xsyo^isva sv rotg nsgl 'Aql6to-
rsXovg (pilo6ocpCag. Ausserdem s. Dschemaluddin b. Meyer S. XVIII:
explicuit libros quosdam Aristotelis. ex ipsius operibus praeterea sunt liber
de summa philosophiae Aristotelicae , selectis eins sententiis; liber responsionis
ad Mos, qui intellectum et intelligibilia rem unam esse statuunt; liber com-
pendii philosophiae Aristotelicae und nach ihm Georg. Abulphar. Barhebraeus
p. 88 Pococke (b. Roeper S. 27, b. Meyer S. XIX): e libris ab ipso com-
positis est liber de summa philosophiae Aristotelicae, cuius apud nos est
exemplar Syriacum ex versione Honain Ebn Isaac; nee non liber de plantis,
et liber responsion'is ad illos, qui rem unam esse statuunt intellectum et
Nikolaos von Damaskus. 319
an diese Schrift Behandlungen jener Werke oder, wenn nicht aller,
so doch der meisten von ihnen in theils mehr eommentirender404),
theils mehr paraphrastischer, theils endlich abhandelnder Form
anschloss. Zu diesen gehörte ohne Zweifel auch jene seine
Pflanzengeschichte, in welcher er selbst auf seine Be-
arbeitung der Meteorologie zurückweist405), und sein Com-
pendium der Thiergeschichte406) so wie seine Schrift über
intelligibilia. Bei Beiden folgt dann die A. 402 berührte Angabe von
Ibn Batlan oder Bothlan. Der liber compendii philosophiae Aristotdicae ist
natürlich nur ein Duplicat von dem liber de summa philosophiae Aristotelicae,
und ohne Zweifel ist jenes von Simplikios angeführte Werk gemeint. Ob
aber an dieser Stelle bei Dschemaluddin der Über de planus und das Com-
pendium der Thiergeschichte nur in Folge schlechter Ueberlieferung fehlen,
wie Roeper S. 35 f. theils nach dem Vorstehenden, theils nach der Notiz
bei Hadschi Khalfa (s. A. 402), theils desshalb glaubt, weil es in dem
arabischen Verzeichniss der aristotelischen Schriften, wie es bei Dschema-
luddin lautet, bei Casiri I. S. 306 (bei Wenrich De auctorum Gr. versio-
nibus et commentariis Syr. etc. S. 148 f. wird dies nicht angegeben) zur
Thiergeschichte heisst: horum librorum antiaux compendia superesse me-
morat Iahia Ben Adi (starb 974). compendium Nicolai e Graeco in Arabicum
sermonem transtulit Ali Ben Zaara (starb 1008) et emendavit: cuius exemplar
penes me est", lasse ich dahingestellt. Aus jenem „liber de philosophia
Aristotelis" führt Razes de contin. IX, 4 ein paar Worte an, welche sich
bei Aristot. de long, et brev. vit. 5. 466 b 7 ff. ähnlich wiederfinden (= Fr. VIII),
und Ali Ben Zaraa soll die 5 Bücher dieses Werkes aus dem Syrischen ins
Arabische übersetzt haben, s. Fluegel De Arab. scr. Gr. interpr. S. 27.
Wäre, was ja an sich sehr möglich sein würde, die Vorstellung, welche
sich (nach wenigstens theilweisem Vorgang von Meyer S. XX f.) Roeper
S. 36 und Usener zu Bernays Ges. Abhh. II. S. 281 f. (denen ich selbst
Jahresber. XLII. S. 237. A. 13 beigetreten war) von demselben machen,
indem sie glauben, dass alle Specialschriften des N. auf diesem Gebiet
nur Theile von ihm gewesen seien, die richtige, so müsste es ungleich
mehr Bücher umfasst haben, da schon die Pflanzengeschichte deren 2 ent-
hält; aber ich sehe Nichts, was uns nöthigen könnte die Sache so auf-
zufassen und nicht vielmehr so, wie ich es jetzt thue. Jedenfalls aber ist
die zweifelnde Vermuthung Zellers unhaltbar, nach welcher gerade nur
die Schrift über die Metaphysik mit jenem einleitenden Werk zusammen-
fallen soll.
404) Wenn auf jenes „explicuit libros quosdam Aristotelis" des Arabers
(s. 403) Zuverlass ist.
405) II, 2 (822 b 33 ff. Bekk.) = Fr. V. praemisimus autem gener ationes
{gener ationem Guelpherb. II) fontium et fluviorum in libro (nostro fügt Guel-
pherb. II hinzu) meteororum = inxEtreiTicitLsv Ss aitiag nsgl r% ysvsGscog
xav nriycov xai xatv noxcciiav sv xa> rj(i£X8Qm ßißXicp xm nsql (isxfcoqoov.
406) S. A. 403.
320 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
die Metaphysik407) und diejenigen Arbeiten, welche unter den
Titeln tisql -frfcav408), tcsqI xov 7cavx6g409) und nsol xcov iv xolg
TtQaxtLKolg xccAcov*10) angeführt werden; auf die Psychologie
endlich bezog sich die Abhandlung gegen Diejenigen, welche
den Novg und die Notjxcc für einerlei erklären411). Aber
über die eigne philosophische Denkart des Nikolaos lernen wir
aus den spärlichen Bruchstücken so gut wie Nichts412), und auch
407) Dieselbe wird unter einem anderen Titel als dem ihr von N.
gegebnen in der Unterschrift unter dem Bruchstück der Metaph. des
Tbeophrastos unmittelbar hinter den A. 333 angef. Worten citirt: NinöXccog
ds iv xr\ &£coQia xcov 'AgiaxoxiXovg [isxa xoc cpv6iv,u (ivrjiiovsvei. uvxov Xsyav
slvai GsocpQccatov (= Fr. XV). Ausserdem erwähnt Averroes in seiner
eignen Betrachtung jenes aristotelischen Werks sie mehrfach (Fr. IX— XIII),
und man sieht aus seinen Angaben, dass N. an der demselben (nach dem
Tode des Aristoteles) gegebnen Anordnung, die er freilich wohl für die
acht aristotelische gehalten haben wird, zum Theil (so in Bezug auf die
Bücher J und Ä) einen sehr gerechtfertigten Anstoss nahm. In Fr. XIII
zu A, 8 b. Averr. ad A. M. XII, 2, 4, 44. t. VIII. p. 344 b (VIII, 154b) er-
scheint der ächte Titel: Nicolaus Peripateticus in sua prima philosophia ;
ein anderes Mal, z. XII. prooem. t. VIII. p. 314b (VIII, 135 d) = Fr. XII
sagt Ibn Roschd: Nicolaum Damascenum . . . in libro suo, ein drittes Mal,
z. VII, 2, 6, 23. t. VIII. p. 211 a (VIII, 81 d) = Fr. XI: et in libro Nicolai
et in eins abbreviatione ex hoc libro: es lag ihm also auch noch ein späterer
Auszug aus dieser Schrift des N. vor, wenn ich es richtig deute.
408) Simpl. ad Aristot. Phys. f. 6r p. 23, Uff. Diels. f. 32 v. p. 151, 20 ff.
NrnoXccog de 6 /lcc[ia6Hr)v6g . . . iv xfj nsql &8a>v und NixöXccog de iv xy
7Z8Qi fttäv TtQCiyiicixsicc, vgl. f. 6V. p. 25, 8 f. f. 32r. p. 149, 11 — 18 (= Fr. I. II)
mit nicht eben correcten Angaben über Xenophanes und Diogenes von
Apollonia.
409) Fr. IV b. Simpl. de coel. 4b 9 ff. Karst. Seh. in Arist. 469 a 6 ff.
(= Fr. III). dfiilsi ncci NinoXccog 6 IIb Qinaxrjx wog . . . neql xov nccvxbg
iinyQÜTpccgi nsgl ncivxaiv xeov iv xä xoGfia) xcüt' (so Roeper f. xul) siörj
noislxocL xov Xoyov. S. über diese Stelle Usener a. a. O., jedoch nach
Massgabe von A. 403.
410) D. h. über die Pflichten. Simplik. ad Epict. Encheir. 37. 194c
(= Fr. XV), wo dies Werk als eine noXvatixog 7igccy(iax£Lcc bezeichnet wird.
Vielleicht (wie Zell er bemerkt) standen hier auch die Verunglimpfungen
des Epikuros, von denen bei La. Di. X, 3 (= Fr. XVI) die Rede ist.
411) S. A. 403. Vgl. Aristot. de an. III, 4. 430a 2 ff . Fr. VI b. Averr.
ad Aristot. de an. III, summ. 1, c. 2, §.14, t. VII f. 110b (VI, 169 a).
Trendelenburg Arist. de an.1 S. 487. 497. 2S. 400. 408 f. Roeper
S. 36. 39 f. Ob in dieser Schrift auch die (richtige) Auffassung der Seelen-
theile nach Aristoteles (Porphyr, b. Stob. Ecl. I. p. 842 f. H. 353, 12 ff. W.
— Fr. VII) stand oder ob N. die gesammte Psychologie noch in einer
anderen behandelte, vermag ich nicht zu entscheiden.
412) Ob man auf die Notiz bei Suid. (s. A. 361). Tis oi7tuxr\xi'/.bg rj
Nikolaos von Damaskos. Xenarchos aus Seleukeia. 321
zu einem noch so beschränkten Urtheil über seinen Werth als
Ausleger des Aristoteles reichen dieselben nicht im Mindesten
aus413). Einzig und allein seine Leistungen als Botaniker können
wir wirklich beurtheilen. Diese aber sind allerdings gleich Null:
über irgend welche eignen Beobachtungen ist er weit erhaben,
und seine Schrift auf diesem Gebiete ist Nichts als eine nicht
gerade ungeschickte Compilation aus verschiednen aristotelischen
Aeusserungen und aus den Pflanzenwerken des Theophrastos,
„aufgestutzt mit allerlei Stellen älterer Philosophen u7 wenn auch
immerhin bemerkenswerth als die einzige Arbeit über Pflanzen-
physiologie in den ganzen tausend Jahren von Theophrastos bis
auf Albertus Magnus414).
Xenarchos aus Seleukeia in Kilikien lehrte in Alexandreia,
in Athen und zuletzt in Rom, war mit Areios Didymos und
hernach mit dem Kaiser Augustus befreundet und starb, kurz
vor seinem Tode erblindet, in hohem Alter. Unter seinen Zu-
hörern, vermuthlich in Rom414b), war auch Strabon415). Mit einer
tief greifenden Abweichung von Aristoteles bestritt er in einer
eignen Schrift die Existenz des Aethers416).
(oder xai?) nXcLtcavinog so viel geben darf, um aus ihr zu schliessen, dass
auch er das Peripatetische mit einigem Platonischen vermischte, so glaub-
lich dies im Allgemeinen ist, steht sehr dahin.
413) S. einerseits A. 407. 411, andrerseits A. 408. 410.
414) S. darüber (nach dem Vorgang von Iul. Caes*. Scaliger) Meyer
a. a. 0. S. XXIV f. Gesch. der ßotan. I. S. 329 f. Die Frage, ob er die uns
verlorne Pflanzengeschichte des Aristoteles seinerseits in Händen hatte,
beantwortet Meyer a. a. 0. S. XXIV verneinend: „sin secus, totius
opusculi compositio haud dubio, meliore ordine se commendaret , a proposito
aliena, ni plane evitata, certe brevius absoluta forent, gravioris momenti
res accuratius tractatae, neque tot opiniones ab Aristotelicis secedentes offen-
derentu. Für das Genauere ist auf Meyers Commentar zu verweisen.
414 b) Wenn nicht schon in Alexandreia, wie Zell er S. 631. A. 1
annimmt.
415) Strab. XIV. 670. SivaQxog de, ov rjxQoaöcc tieft« ijfiEig, iv ol'uco
(isv ov noXv dtETQiipsv, iv 'AXE^avdqEta ds naX 'A&rivrjGi nccl xb xeXevtcciov
iv 'Pcoiirj, xbv ncctdsvxi'ndv ßlov El6(iEvog' %Qr\6apEvog öe %olI xij 'Aqeiov
yiXia nai [lexcc xavxa xij KctlcccQog xov Zsßaaxov ölexeXece [iE%qi yr\Q(og iv
Ti(iij dyo^Evog' (iiTtQOV Ss kqo xrjg zsXEVzrjg izrjQad'Elg xr\v oipiv -naxEGxQEtpe
vo6(p xbv ßi'ov. Vgl. A. 418.
416) Diese Schrift wird ziemlich häufig angeführt, besonders von Simplik.
de coel. p. 9a 11 ff. llb 39 ff. 21b 32 ff. 25b 3 ff. 27b 20 ff. 34» 18 ff. Karsten.
Seh. in Aristot. 470 b 20 — 472 a 22. 472 b 38 ff. 473 a 9. 43. b24 unter den
Bezeichnungen at nqbg xr\v nE\xiixr\v ovoi'av ccTtOQica, zec 7tobg xr\v TtE\x,nxr\v
SusKMiHii, griech.-alex. Litt.- Gesch. II. 21
322 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
Mehr oder weniger älter als Nikolaos und Xenarchos waren
mehrere andere Peripatetiker, von denen wir aber sehr wenig
wissen, so:
Alexandros, Lehrer und Freund des Crassus417),
Athenaeos aus Seleukeia in Kilikien aus Caesars und
Augustus' Zeit418),
Demetrios, ein Freund des Cato, welcher noch in dessen
letzten Lebenstagen um ihn war419),
Diodotos, der Bruder des Boethos420).
Athenodoros von Rhodos gehörte jedenfalls auch der
peripatetischen Schule an und war vielleicht der Verfasser der
mehrfach421) erwähnten ÜEQuitatoi. Sein Zeitalter ist indessen
unbekannt, doch scheint er jünger als Kritolaos gewesen zu
sein422) und war spätestens Zeitgenosse des Varro422b).
Auch die pseudo-philonische, übrigens nur ihrem ersten
Buche nach erhaltene Schrift von der Unzerstörbarkeit der
Welt423) ist in ihrer ursprünglichen Gestalt424) aller Wahr-
ovcCav 7\Tioqy\\iiva oder yEyqa^Eva^ ausserdem von Damask. de coel. Seh.
in Ar. 456a 6. 460b 16 und Iulian. Or. V. 162 A f. In ihr können auch die
Bemerkungen gegen des Chrysippos Lehre vom leeren Raum (Simpl. a. a. 0.
129 a 18 ff. Karst.) gestanden haben. In der Ethik huldigte er derselben
stark egoistischen Ansicht wie Boethos, Alex, de an. 154 a 47 (vgl. Zell er
S. 626. A. 3). Seine Definition der Seele (Aet. p. 388 b 16 ff. Diels -n Stob.
Ekl. I. p. 798 H. 320, 5 ff . W.) weicht dagegen in der Sache nicht von der
aristotelischen ab. Vgl. Diels Dox. S. 100. Zeller S. 631.
417) Plut. Crass. 3.
418) Strab. XIV. 670 unmittelbar vor den A. 415 mitgetheilten Worten:
ivtccvd'cc Eyivovxo xa-fr' rjficcg ccvSqsq <x£,iöXoyoi xcov eh xov UEQntuxov cpiXo-
aocpoav A%r\va.iog xe hccl Esv(XQ%og, cov u [ilv 'A&rjvuiog xca EnoXixEvGaxo ncci
^drjficcyooyrjGS %qovov xivcc ev xrj TtaxQidi, eIx' i^ineGcov elg xr\v Movqt^vcc
cpiXCav STiEiva gvveccXco cpsvymv cpwgccd'EiGrjg xijg hccxcc KociGccgog xov Z!e~
ßaGxov GVGxa&siGrig E7ii$ovXr\g' uvcclxiog ds (pctvEig acpsför] vnb KcciGagog . . .
oXCyov 8' Eizißiovg %q6vov ev GVfinxmGEi xrjg ofaiccg iv co cokei diEcp&ccorj
vvkxcoq yEvoiiEvr}.
419) Plut. Cat. min. 65. 67 ff.
420) Strab. XVI. 757.
421) La. Di. III, 3. V, 36. VI, 81. IX, 42: es sind meist werthlose Ge-
schichten über Piaton, Theophrastos, Diogenes von Sinope, Demokritos,
alle aus dem 8. Buch; der Verf. wird schlechtweg Athenodoros genannt.
422) Indessen beruht auch dies nur darauf, dass er als Gegner der
Rhetorik mit diesem und zwar hinter demselben genannt wird bei Quintil.
II, 13, 15. multa Critolaus contra, multa Rhodius Athenodorus. Vgl. C. 2. A. 804.
422 '*) Serg. de acc. §. 21. p. 530 K., s. u. d. Nachtr. z. C. 12. S. 345.
423) üeqI ucp&ccQGiccg h6o[iov Xoyog nocozog lautet der ohne Zweifel
Alexandros. Athenaeos. Demetrios. Diodotos. Athenodoros. 323
scheinlichkeit nach das Werk oder, wenn man lieber will, die
Conipilation, aber inimerhin in des Wortes besserer Bedeutung,
richtige Titel iin Cod. Vatic. 381, unrichtig ist die Ueberschrift im Laur.
X, 20 (aus dem 12. Jahrh.) kbqI rr\g xov h6g[iov ysvsoscog. Nach einer
erneuten Collation der letzteren Handschrift ist das Ganze vortrefflich her-
gestellt von Bernays Die unter Philon's Werken stehende Schrift über
die Unzerstörbarkeit des Weltalls, Berlin 1876. 4. (Abhh. der Berl. Akad.
1876. S. 209—278). Von weit geringerem Werth ist dessen spätere, un-
vollendet gebliebne Erläuterung: Ueber die unter Philon's Werken u. s. w.,
Berlin 1883. 4. (Abhh. der Berl. Akad. 1882). Vgl. auch Bernays Ueber
die Herstellung des Zusammenhanges in der unter Philon's Namen gehenden
Schrift 7t sqI cicpd-ccQGiag noofiov durch Blätterversetzung, Monatsber. der
Berl. Akad. 1863. S. 34—40. Ges. Abhh. I. S. 283—290.
424) Denn, wie Zell er Der pseudophilonische Bericht über Theophrast,
Hermes XV. 1880. S. 137—146 im höchsten Grade wahrscheinlich gemacht
hat (vgl. C. 2. A. 152), sie liegt uns jetzt in der Ueberarbeitung eines alexan-
drinischen Juden aus dem 1. oder 2. Jahrh. n. Chr. vor, welcher unter
Anderem das erste Capitel und das Citat des Moses (C. 5. S. 225, 10 —
226, 2 Bern.) angehört, ausserdem eine Reihe kleinerer Zusätze, was aber
Alles so äusserlich angeklebt ist, dass man es fast ausnahmslos nur ein-
fach zu entfernen braucht, um den gestörten Zusammenhang wiederher-
zustellen. Es ist sehr denkbar, dass die ursprüngliche Schrift mit dem
2. Cap. (natürlich ohne ovv) begann, es ist aber auch möglich, dass der
Interpolator den ursprünglichen Eingang durch den seinen ersetzt hat.
Diese Abhandlung Zellers ist nicht nur von Bernays nicht mehr benutzt,
sondern auch von v. Arnim Quellenstudien zu Philo von Alexandreia.
1. Ueber die pseudophilonische Schrift 7Zsqi acpfrctQoiag h6ü[iov. Berl. 1888. 8.
(Kiessling und v. Wilamowitz Philol. Unters. XI) S. 1—52 völlig unberück-
sichtigt gelassen. In Folge dessen halten Beide diesen Ueberarbeiter für
den ursprünglichen Urheber und setzen diesen erst in die älteren christ-
lichen Zeiten, Arnim (S. 30) wegen gewisser von Di eis Dox. S. 107. A. 1
hervorgehobener stilistischer Aehnlichkeiten mit dem ächten Philon noch
ins erste Jahrh. n. Chr. Aber in keine der uns bekannten Richtungen dieser
Zeiten will er hineinpassen. Bernays (Erläuterung S. 4 — 6. 23 ff. u. ö.)
weiss darüber nur zu sagen, dass er „zu der Schule der peripatetischen
Neupythagoreer (?) hinneigte", aber doch nicht zu ihr gehörte, Arnim
schweigt darüber ganz. Dass ferner ein Mann aus diesen Zeiten noch die
(s. A. 434) verschollenen Schriften des Kritolaos und des Stoikers Boethos
I selbst zur Hand genommen hätte, ist nicht eben sehr wahrscheinlich, aber
die Sache wird auch nicht viel dadurch gebessert, dass Arnim in seiner
überscharfsinnigen Untersuchung zwei anonyme Mittelquellen, nämlich einen
Peripatetiker von strengerer Observanz und einen mehr eklektischen, die
beide den Kritolaos benutzt haben sollen, beide aus der zweiten Hälfte
des ersten Jahrhunderts v. Chr., in höchst künstlicher Weise ansetzt. Mehr
oder weniger eklektisch waren die damaligen Peripatetiker, so weit uns
Lehren von ihnen bekannt sind, alle, und wie das Buch jenes angeblichen
21*
324 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
eines eklektischen Peripatetikers425), welcher, angeregt vermuth-
lich durch die Erneuerung der stoischen Lehre von der periodi-
schen Weltverbrennung von Seiten des Poseidonios426), etwa um
50 v. Chr. oder doch wenig später427), die gegen dieselbe von
Theophrastos, Kritolaos und dem Stoiker Boethos428) entwickelten
Gründe zusammenstellte und, was er sonst an Argumenten noch
finden konnte, hinzufügte, nicht gerade alle in der besten Ordnung
und nicht ohne Wiederholungen und andere Ungeschicklichkeiten429).
strengeren eigentlich ausgesehen haben soll, darüber wird man vergebens
suchen aus Arnims Darstellung zu einer irgendwie denkbaren Auffassung
zu gelangen.
425) Der Verfasser, welcher den Aristoteles mehrfach (222, 12 ff. 224, 9 ff.
225, 6 ff.) in etwas übers chwänglicher Weise preist, erkennt trotzdem gleich
Xenarchos (s. A. 416) offenbar nur die vier empedokleischen Elemente an,
nicht auch den Aether. Ausserdem s. A. 433. 442.
426) S. Arnim S. 51. Bedenken dagegen erregt jedoch, dass die
Schrift sich nicht nur nicht gegen Poseidonios wendet, sondern dieser
nicht einmal in ihr genannt wird. S. indessen auch Di eis Doxogr. S. 107.
427) Er citirt bereits C. 4. S. 223, 5—8 (II. p. 489 z. E. Mangey) den
Pseudo-Okellos, s. unten A. 475. Denn dass dies Citat wirklich schon von
ihm und nicht etwa erst von dem Interpolator herrührt, ist weitaus das
Wahrscheinlichere, s. Zell er a. a. 0. S. 139. 142. Andrerseits verbietet,
wie Zeller S. 142 bemerkt, der Umstand, dass im Uebrigen Kritolaos,
Boethos und Panaetios die jüngsten angeführten Schriftsteller sind, die
Schrift allzu tief unter 50 v. Chr. hinabzurücken, „und so mag denn der
Verfasser ein Peripatetiker aus der zweiten Hälfte des ersten vorchrist-
lichen Jahrhunderts, ein Zeitgenosse des Stoikers Arius Didymus und des
Peripatetikers Boethus gewesen sein. Als Entstehungsort seines Buches
scheint sich Alexandria dadurch zu empfehlen, dass uns dasselbe in der
Ueberarbeitung eines alexandrinischen Juden vorliegt, während er seiner-
seits der älteste Zeuge oder einer der zwei (oder drei) ältesten Zeugen für
die wahrscheinlich in Alexandria entstandene Schrift des Ocellus ist",
s. A. 459. 466—469.
428) S. C. 2. A. 152. 804. C. 28. A. 1. 9. Vgl. A. 434. Je mehr hier
der Verfasser der guten Sitte folgt seine Quellen zu nennen und gründlich
zu behandeln, desto mehr hat man anzunehmen, dass er überall da, wo
es nicht geschieht, auch wirklich in weit höherem Masse selbständig ist,
als es Arnim mit allen seinen Spitzfindigkeiten uns glauben machen will
(vgl. A. 429).
429) So lässt die Eintheilung der Ansichten C. 3—5 eine andere Aus-
führung erwarten, als wie sie hernach gegeben wird, s. Bernays Er-
läuterung S. 17 ff. Arnim S. 3 ff., das ist aber m. E. eben einfach eine
Ungeschicklichkeit der Composition, aus welcher Nichts weiter zu schliessen
und keine so kühnen Folgerungen für die Quellenbehandlung des Schrift-
stellers zu ziehen sind, wie sie Arnim aus ihr herleitet. Bei dem tcqo-
Teqovg (226, 4 Bern.) vollends liegt nicht eine „Unklarheit" von dessen
Pseudo-Philon üb. d. Unvergänglichk. d. Welt. 325
Obgleich er acht peripatetisch auch an der Anfangslosigkeit der
Welt festhält und irrthümlieh mit Aristoteles glaubt, dass Piaton
dieselbe im Ernst geleugnet habe430), so legt er doch auf diesen
vermeintlichen Gegensatz zwischen Beiden kein sonderliches Ge-
wicht431), da sein eignes Hauptinteresse auf ihre Endlosigkeit
gerichtet ist432) und er seinem eklektischen Standpunkt gemäss
„gern auch Piatons Auctorität für sich in Anspruch nimmt, wo sie
nicht allzu sehr mit der des Aristoteles in Collision kommt"433).
Besonders zu loben ist die unzweifelhafte Zuverlässigkeit, Klar-
heit, Genauigkeit und Ausführlichkeit seiner Angaben über Chry-
sippos und jene seine drei genannten Vorgänger, wenigstens im
Ganzen genommen434).
Seite, sondern nur ein Missverstand von der Arnims S. 6 f. vor: itQotsQovg
ist ganz richtig: der Verf. will erst die Beweise geben und dann im
zweiten Buche die Einwürfe (ivavricoasig) widerlegen (276, 3 f.). Ausserdem
aber s. A. 432. 434 z. E. und Arnim S. 19 f. 26.
430) C. 4 (p. 490 Mang.). Er nennt es sogar eine Klügelei, wenn
„gewisse Leute" den Piaton anders auslegten (S. 224, 1 ff. tiveg Ss oi'ovzcci
aoyi£6[L£voi %. t. X.) , indessen waren diese „gewissen Leute" keine geringeren
als Speusippos, Xenokrates und Krantor, denen sich später auch Eudoros
anschloss (Simpl. de coel. 136b 33 ff. Karsten = Schol. in Aristot. 488b 15 ff.
Schol. cod. Coisl. 166. cod. Reg. 1853. p. 489 a 4 ff. 9 ff . Plut. de proer.
an. 2ff. 1012F — 1013F. Weiteres b. Zeller Ph. d. Gr. II3, 1. S. 666 f.
A. 2. II4, 1. S. 792. A. 1). Auch Philinpos von Opus, der in der Epinomis
keinen anderen Gott als die Welt kennt, muss sie doch wohl für ewig
gehalten haben. Hieraus erhellt, wie vereinzelt Aristoteles mit seiner
buchstäblichen Auffassung von Piatons mythischer Sprache im Timaeos
unter den Piatonikern stand (nQog &svoxQutrjv [iccXiora nal rovg IHccx<o-
viKovg sagt Simpl.) und wie verfehlt grossentheils die Bemerkungen von
Bernays in der Erläuterung S. 24 ff. und vollständig die von v. Arnim
S. 49 f. sind.
431) S. Arnim S. 4, doch vgl. gegen denselben A. 429.
432) Dies erhellt schon aus dem Titel und folgt ferner aus den Be-
merkungen von Arnim S. 4 ff., aus denen dieser freilich zum Theil andere
Schlüsse zieht. Allerdings führt der beherrschende polemische Gesichtspunkt
gegen den stoischen Weltbrand sehr natürlich dazu in erster Linie diese
Seite ins Auge zu fassen. Dass aus der Unzerstörbarkeit auch die Un-
gewordenheit folge, thut der Verfasser C. 6. S. 229, 4 ff . (p. 497 z. E.) sehr
kurz und an wenig passender Stelle (s. Arnim S. 5 f.) ab.
433) Zeller Herrn, a. a. 0. S. 141. Vgl. 223, 8 ff . 228, 7 ff . 232, 14 ff.
238, 2 ff. 272, 13 ff. Bern, und unten A. 443.
434) Er hat ohne Zweifel (trotz Arnim S. 11. 17 ff. 23 ff.) ihre be-
treffenden Schriften selber genau gelesen: über die von Kritolaos und
Boethos in denselben eingenommene Stellung werden wir allein durch ihn
unterrichtet, gewinnen aber auch daraus ein durchaus deutliches Bild, und
326 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Thilos. 5. Peripatetiker.
Wie stark aber der Eklekticismus auch in die peripatetische
Schule eindrang, zeigt sich namentlich435) in der pseudo-
aristotelischen Schrift von der Welt (negl xoGpov), deren
Urheber sie absichtlich dem Aristoteles untergeschoben und zu
diesem Zwecke als eine dem grossen Alexandros gewidmete dar-
gestellt hat436). Freilich lässt sich die Lebenszeit dieses Fälschers
dafür, dass auch da, wo man für das aus Kritolaos Geflossene an die Ver-
mittlung des Pseudo-Okellos denken könnte (s. A. 427. 471b), die Benutzung
vielmehr eine unmittelbare ist, s. die Beweisführung von Scala Stud. des
Polyb. I. S. 120 f. 232. 240 ff. In Bezog auf Chrysippos s. 236, 6 ff. 254, 8 ff.
(hier auch Kleanthes). 255, 8 ff. Ebenso verdanken wir ihm 248, 14 ff. die
C. 2. A. 363 angegebene Nachricht über Diogenes von Seleukeia, die er
freilich nur mit einem liystca giebt, ob nach Kritolaos, wie Arnim S. 18
meint, lasse ich dahingestellt. Vgl. Zeller a. a. 0. S. 142, welcher mit
Recht hervorhebt, wie sehr sich seine Mittheilungen „durch ihre Ueberein-
stimmung mit Allem, was wir von jenen Männern sonst wissen, und durch
die Wahrnehmung bestätigen, dass jeder von den Philosophen, über die
er Eingehenderes mittheilt, gewisse charakteristische Eigenthümlichkeiten
zeigt, die sich in einer weniger treuen Darstellung wohl verwischt haben
würden". Unter diesen Umständen ist aber auch jeder Zweifel an der
ausdrücklichen Angabe, dass die Capitel 23 f. aus Theophrastos entnommen
seien, unzulässig, und was Arnim S. 41 ff. gegen dieselbe geltend macht,
beweist nur, dass der Schlussabschnitt 268, 13 — 269, 7 allerdings ein nicht
geschickter und viel zu unvollständiger Auszug ist. Und von einem „elenden
Stoppler" (Arnim S. 24) kann nach diesem Alien keine Rede sein trotz
der logischen Schnitzer in C. 19 (s. Arnim S. 23 ff.), sei es nun, dass der
Compilator hier, wie Arnim will, seine Quelle ungenau wiedergegeben,
sei es, was ich lieber glauben möchte, hier seinem eignen Vermögen zu
viel zugemuthet hat.
435) S. hierüber Zeller Ph. d. Gr. IIP, 1. S. 637-642, vgl. A. 441—443.
436) Die frühere, jetzt beinahe vollständig überflüssige Litteratur s. bei
Z e 1 1 e r a. a. 0. S. 631.. A. 3 nebst ihrer erschöpfenden Beurtheilung
S. 631 — 642. Der Einzige, welcher schon vor Zell er das Richtige sah,
ist Petersen Zeitschr. f. wiss. Krit. 1836. I. S. 557 ff. Seitdem sind dann
noch zwei neue Versuche hervorgetreten zu zeigen, dass derjenige Alexandros,
an welchen diese Schrift sich richtet, nicht der grosse Makedonier sein
solle, und dieselbe mithin keine Fälschung sei, und die Urheber dieser
Versuche sind beide auf einen Juden verfallen, Bergk Der Verfasser der
Schrift tisql noofiov, Rhein. Mus. XXXVII. 1882. S. 50-53 (nach dem Vor-
gang von Vettori Var. lect. XXV, 13. S. 305) auf den ältsten Sohn des
Herodes und der Marianme, so dass Nikolaos von Damaskos der Verfasser
sei, Bernays Ueber die fälschlich dem Aristoteles beigelegte Schrift nsgl
■xoonov (Fragment), Ges. Abhh. I. (1885). S. 278—282 auf Tiberius Alexander,
den Neffen Philons, Procurator von Iudaea und dann Praefecten von Aegypten.
Die erstere Hypothese haben dann noch Bücheier Der Verfasser d. Schrift
71eqI ttJcrfiot', Rhein. Mus. ebendas. S. 294 f. und Asbach S. 296 f. dahin
Pseudo-Aristoteles von der Welt. 327
nur annähernd durch seine massenhaften Entlehnungen aus der
Meteorologie des Poseidonios437) einerseits und andrerseits da-
durch bestimmen, dass seine Schrift um die Mitte des zweiten
christlichen Jahrhunderts bereits längere Zeit unter dem Namen
des Aristoteles im Umlauf war438), so dass sie nicht früher als
etwa 50 vor und nicht später als etwa 100 nach Christus entstanden
sein kann439). Die lateinische Uebersetzung derselben unter dem
Namen des Apuleius stammt freilich von einem späteren, erst
im dritten Jahrhundert lebenden Urheber410). In dieser Schrift
modificirt, dass der Adressat vielmehr der Sohn des Antonius und der
Kleopatra und die Schrift also um 20 v. Chr. und allerdings wohl von
Nikolaos sei (s. A. 381), vgl. dagegen auch Susemihl Jahresber. XXX.
S. 33 f. Allein die ganze Annahme ist von H. Becker Eine neue Ansicht
über den Verfasser der Schrift nsql xötffiov, Zeitschr. f. d. österr. Gymn.
XXXIII. 1882. S. 583—587 (vgl. Susemihl a. a. 0. S. 34 f.) und Usener
bei Bernays a. a. 0. S. 281 f. (woran durch den Gegensatz, in welchen
ich A. 403 zu Usener gerathen bin, Nichts geändert wird) erschöpfend
beseitigt (vgl. Susemihl a. a. 0. XL1I. S. 237. A. 1), und die von Bernays
hat zwar nicht bloss die Beistimmung von Usener, sondern auch von
Mommsen Rom. Gesch. V. S. 494 gefanden, ist aber von Zell er Ueber
den Ursprung der Schrift von der Welt, Monatsber. der Berl. Akad. 1885.
S. 399 — 415 so gründlich widerlegt worden, dass damit hoffentlich nunmehr
überhaupt das letzte Wort in dieser Sache gesprochen ist.
437) S. darüber Zeller Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 644 ff. A. 1. Berl.
Monatsber. a. a. 0. S. 399 f. A. 1 (nach theilweisem Vorgang Anderer).
Daraus erklärt sich die schon von Osann Ueb. die dem Aristot. beigelegte
Schrift v. d. Welt, Beitrr. z. gr. u. röm. L.-G. I. S. 141 — 284 nachgewiesene
Uebereinstimmung (s. Osann S. 211 ff.) von C. 2. 391b 9 — C. 3. 392b 34
mit dem aus Areios Didymos (s. A. 109) geflossenen Abschnitt bei Stob.
Ekl. I. 444 ff. H. 184, 8-185, 24 W.(= Ar. Did. Fr. 31. p. 465 Diels):
Areios und dieser Fälscher haben, wie Zell er darlegt, eben beide den
Poseidonios ausgeschrieben, der seinerseits den Chrysippos citirt hatte,
welches Citat Areios stehen Hess. Vgl. auch Diels Doxogr. S. 21. 77.
438) Zeller Monatsb. a. a. 0. S. 400 ff. zeigt dies aus Maximus von
Tyros und dem vielleicht noch früheren Neupythagoreer Pseudo-Onatas
(b. Stob. Ekl. I. p. 92 ff. H. 48, 4 ff. W.). Die Schrift stand also bei den
Piatonikern und Pythagoreern jener Zeit in Ansehen, was sich nur dann
begreift, wenn sie dieselbe für ein Werk eines Mannes von besonderer
Auctorität, also in diesem Falle doch wohl des Aristoteles hielten.
439) Antiochos und Cicero kannten sie wohl jedenfalls noch nicht, wie
Zeller Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 642 hervorhebt, und man wird sonach und
nach dem Obigen wohl noch genauer ihren Ursprung entweder ans Ende
des letzten vorchristlichen oder in den Anfang des ersten christlichen Jahr-
hunderts verlegen dürfen.
440) Wie H. Becker Studia Apuleiana, Berlin 1879. 8. S. 64 ff. unter
328 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 5. Peripatetiker.
von der Welt nun wird zwar die Ausserweltlichkeit Gottes mit
Entschiedenheit beibehalten, aber demselben doch mit ebenso
entschiedener Annäherung an den Stoicismus eine Einwirkung
auf die Welt bis ins Einzelnste und Kleinste zugeschrieben und
so der aristotelische Deismus, so unzweifelhaft der Verfasser
auch zur peripatetischen Schule gehört441), in einen dynamischen
Pantheismus umgewandelt, und auch den Piaton zu feiern wird
nicht unterlassen442). Dazu kommt dann noch ein stark religiöser,
fast mystischer Zug, durch den sich der Verfasser mit den Neu-
pythagoreern berührt443).
In ähnlicher Weise ist eine andere, übrigens sehr unbedeutende
kleine pseudo-aristotelische Schrift, die Abhandlung über
Tugenden und Laster444), die auch wohl ungefähr aus der-
selben Zeit stammen mag, ein Versuch die aristotelische Tugend-
lehre mit der platonischen zu verschmelzen445).
Beistimmung von Jordan D. L.-Z. 1880. Sp. 366 f. und Zell er Monatsb.
a. a. 0. S. 399 f. dargethan hat. Dafür aber sagt dieser Pseudo-Apuleius
C. 1 z. E., indem er zwar diese Arbeit für sein eignes Werk ausgiebt, doch
ausdrücklich, dass er sie nach dem Vorgang des Aristoteles und Theo-
phrastos abgefasst habe. Vgl. auch Goldbacher Zur Kritik von Apuleius
de mundo u. üb. d. Verhältniss dieser Schrift zur pseudoaristotelischen
tieqI yioopov, Z. f. d. österr. G. XXIV. 1873. S. -670— 716.
441) Er hält auch an der Lehre vom Aether fest.
,442) In ziemlich abrupter Weise am Schlüsse 7. 401b24ff. Zeller
Herrn. XV. S. 142 hebt mit Recht die ähnliche Art hervor, in welcher
Pseudo-Philon des Piaton gedenkt.
443) Daher denn auch der Gefallen , den diese und die Platoniker der
Folgezeit an ihm fanden, s. A. 438. Das Genauere zu allem Vorstehenden
s. b. Zeller Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 637— 642. — Die einzige Specialausg.
v. J. Ch. Kapp, Altenburg (Neisse) 1792. 8. ist natürlich jetzt völlig ver-
altet, eine gründliche neue Textrecension auch nach der Bekkers, aus
welcher sich der Gang der Ueberlieferung nicht erkennen lässt, durchaus
nothwendig. Uebers. v. Weisse Aristot. v. d. Seele und v. d. Welt,
Leipzig 1829. 8.
444) IJeQi ccqezcov nccl kcckicöv. Sie findet sich theils in mehreren Hand-
schriften vom 13. Jahrh. ab besonders, theils bei Stob. Flor. I, 18, theils
ist sie endlich von Pseudo - Andronikos in seine Compilation ksq! nccd-av
(s. Schuchhardt Andronici Rhodii qui fertur libelli nsQl noc&cov pars
altera de virtutibus et vitiis, Darmstadt 1883. 8., Heidelb. Doctordiss.),
wenn auch mit veränderter Anordnung, wörtlich aufgenommen, so dass
dessen Cod. Coisl. 120 aus dem 10. Jahrh. auch für sie die ältste und
beste Handschrift ist. S. darüber die Ausg. v. Susemihl (hinter der
eudem. Eth.), Leipzig 1884. 8. S. XXXI ff.
445) Indem der Verf. sich bemüht die von Aristoteles aufgezählten
Schriften üb. Tugenden u. Laster u. üb. homer. Probl. 329
Jedenfalls ungleich älteren Datums, spätestens wohl aus
der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts 445b) war eine Samm-
lung der Lösungen homerischer Probleme von Aristoteles
und den ältsten Peripatetikern445c), hie und da auch von Anderen,
wie Herakleides dem Pontiker und Timolaos445d), welche von
Dioskurides, dem Verfasser der Schrift über die Sitten bei
Homeros4450), und später von Porphyrios in seinen homerischen
Untersuchungen reichlich ausgebeutet ist445f), mag nun diese
Sammlung nur eine neue Auflage der aristotelischen ^AitoQr\^axa
rO{ir}QixdU6e) oder, was doch wohl wahrscheinlicher ist, eine
Ergänzung derselben mit manchen Wiederholungen aus ihnen
gewesen sein.
6. Die Anfänge des Neupythagoreismus446).
Die altpythagoreische Philosophie war bereits zur Zeit des
Aristoxenos, eines Schülers von ihren letzten Vertretern und dann
Charaktertugenden auf die vier platonischen Cardinaltugenden zurück-
zuführen. S. Zeller Ph. d. Gr. a. a. 0. S. 647 f.
445 b) S. A. 534 vgl. m. A. 445 e u. 529.
445 c) Wie Megakleides (s. Porphyr, z. IL K, 274. II, 140. X, 205, vgl.
unten A. 529), Chamaeleon (Schol. HPQ Od. e, 334), Demetrios von Phaleron
(s. A. 529). Vgl. Schrader Porphyr, qu. Hom. ad IL pert. S. 414. 421 f.,
welcher meint, dass auch Diokles (s. Porphyr, z. IL X, 208) vielleicht ein
Peripatetiker, nämlich der im Testament des Straton bei La. Di. V, 62
genannte war.
445 d) In Bezug auf Ersteren s. Porphyr, z. IL ß, 649. T, 236. Od. v, 119.
Schrader a. a. 0. S. 114 f. (der ihn fälschlich zu den Peripatetikern rechnet),
in Bezug auf Letzteren A. 529.' C. 35. A. 35°.
44 5 e) S. darüber A. 529.
446*) S. Schrader a. a. 0. S. 370-376 mit den Berichtigungen von
Rob. Weber Leipz. Stud. XXII. S. 146 ff., vgl. unten A. 520. 624. 529.
445^) So etwa denkt sich die Sache Schrader a. a. 0. S. 413—427
(s. bes. S. 421 f.), indem er meint, dass auch die letzteren in ihrer ursprüng-
lichen Gestalt schon nicht von Aristoteles geschrieben, sondern, was auch
von mir C. 2. A. 847 als eine Möglichkeit neben einer anderen bezeichnet
is^ aus Nachschriften seiner Vorträge entstanden seien. Dass Aristoteles
in seiner früheren Periode, als er noch keine eigne Schule gegründet hatte
und noch nicht Philosophie, sondern Rhetorik lehrte, auch über Homeros
vortrug, ist sehr wahrscheinlich, dass er es aber noch während seines
letzten athenischen Aufenthalts als Schulhaupt gethan hätte, ist schwer zu
glauben; jene Nachschriften müssten also noch aus der früheren Zeit her-
gerührt haben, wie denn ja in der That seine ältere Rhetorik, die eben-
desshalb so genannte theodekteische, aus jenen seinen älteren Vorträgen
durch seinen Freund Theodektes redigirt war.
446) Zeller Ph. d. Gr. IIP, 2. S. 79-146.
330 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 6. Neupythagoreismus.
von Aristoteles, wenigstens in Grossgriechenland erloschen447).
Aber die pythagoreischen Mysterien, die, verschmolzen mit den
orphischen auch in Athen zahlreiche Anhänger gefunden hatten,
wie der reichliche Spott der gleichzeitigen Dichter der mittleren
Komoedie über deren asketische, von Fleisch und Wein sich
enthaltende Lebensweise448) zeigt, dauerten, wie schon hieraus
sich ergiebt, mindestens noch länger fort449), und es kann wohl
sein, dass
Lykon vermuthlich aus Taras450), welcher eine Schmäh-
schrift gegen Aristoteles verfasste und zu denjenigen von
dessen Widersachern gerechnet wird, welche gleichzeitig mit
demselben oder wenig später lebten451), erst in die Grenzscheide
des vierten und dritten Jahrhunderts zu setzen ist. Bisher
wenigstens hat sich ferner nur von einer einzigen der unter dem
447) La. Di. VIII, 45. zeXevzuioi yccg iysvovzo zcov Ilv&ccyoQEiaiv, ovg
Y.a.1 'AgiGzo^Evog (= Fr. 12) slds, iHJEVocpdog &' 6 XaXyndEvg ccno @Q(iv.rjg
xai. <&ccvzcov 6 <f>Xiäoiog xca 'ExEHQazrjg v.a.1 diov.Xr\g xat IloXv{ivccGzog, <&Xidoioi
Y.ccl avzoi' 7\guv d' dv.qoazal nal $>iXoXdov Hai Evqvzov ztiv TaqavzCv(ov.
Iamblich. V. P. §. 251. ot ds XontoX z<Sv TIvd-ayoQEiiov a.nsGzy\Gctv zr\g 'izaXlccg
nXi]v 'Aqxvzov zov TocqccvzCvov. cc&ooiG&Evzsg ds slg zö Pr'yiov stiel diszoißov
fiEz' ccXXrjXcov . . . r\Guv ds ot Gitovdcuozazoi (Pcivzcov zs kccI 'ExsuQcczrjg xat
IIoXv^ivaGzog y,cu AioyCXr\g $Xiccgiol, EsvocpiXog ds XccXnidsvg zoöv dno OQaKrjg
XccXkiöscov. sqpvXoc^uv (isv ovv zu, e£ ttQXVS V^V K{X^ T<* ^a^^axu , xcutot
SY.XsinovGr\g zr\g atgsGEcog, smg ivzsXcog ^cpaviGd'rjGav. zctvza [isv ovv 'Aqigzo-
t,svog (Fr. 11) diriystzai x. x. X. Diod. XV, 76, 4. vnrjg^av ds huzcc zovzovg
zovg XQOVovg (366) . . . zcov UvQ'ayoqLY.mv qpiXoGOcpoov ot zsXsvzccioi.
448) S. die Zusammenstellung bei Zell er S. 79 f.
449) Diodoros von Aspendos in Pamphylien, jedenfalls einer von
dieser Sorte, lebte nicht erst um 300, wie Zeller l4. S. 311. A. 3 an-
nimmt, aber allerdings auch nicht viel früher, da Archestratos von Gela
b. Ath. IV. 163 c. d ihn als Zeitgenossen behandelt. S. Schoenemann
De lexicogr. S. 58 ff. A. 1. Wenn von ihm berichtet wird (Timaeos, Hermippos,
Sosikrates b. Ath. 163 e ff. La. Di. VI, 13), dass er zuerst unter den Pytha-
goreern die kynische Tracht und Lebensweise aufgebracht habe, so ist
Ersteres ohne Zweifel richtig, in letzterer Hinsicht aber hatte er nach dem
Obigen wohl nicht viel mehr zu thun. Wegen Iamblich. §. 266 s. Z eil er a. a. 0.
450) Iamblich. V. P. 267. Tugavzlvoi QiXoXccog . . . Avncov, wenn anders
hier derselbe gemeint ist. S. d. Nachtr.
451) Aristokl. b. Euseb. P. E. XV, 2, 8. 792 a. b. ndvza d' vusoncüsi
[icoqiu zd vno AvKoovog stgrjfisva, zov Xsyovzog slvca IIvQ'ayoQilibv savzov.
cprjGL ydo x. t. X. §. 9. %cxl cxsdbv ot (isv noüäzoi diaßccXovzsg 'AqlgzozeXyjv
zo6ovzol ysyovccGiV eov oi (isv nctzu zovg avzovg rjcav XQOVovg, dl ds fii-
kqov vgzsqov sysvovzo. Vgl. das Homonymenverz. b. La. Di. V, 69. ysyo-
vclgi ds neu uXXoi AvneovEg' itocozog TIvQ'ayoqiY.og.
Einleitung. Lykon aus Taras. 331
Namen des Pythagoras gefälschten Schriften, nämlich der
Hades fahrt, mit Wahrscheinlichkeit nachweisen lassen, dass
sie bereits zur Zeit des Aristoteles vorhanden war452), während
es von mehreren anderen feststeht, dass sie vor dem zweiten
Jahrhundert entstanden sind453). Man hat also, wie es scheint,
nur die Wahl den Ursprung von ihnen allen schon etwa mit
dem Ende des vierten abzuschliessen oder ihn wenigstens zum
Theil in die älteren Alexandrinerzeiten zu verlegen, und freilich
ist es streitig, ob in den letzteren die Pythagorassage abgesehen
von Hermippos, der ja freilich sehr reich an eignen Erfindungen
war, aber doch schwerlich alles hier in Betracht Kommende
selbst erdichtete454), erhebliche Zusätze erfahren hat oder nicht455).
Da jedoch Tarent unter Archytas ein Hauptsitz des in Unter-
italien wiedererstandenen Pythagoreismus zu Piatons Zeit ge-
wesen und wiederum ein Hauptsitz der nach Rom verbreiteten
und die Römer zu ernster Verfolgung nöthigenden orphisch-
dionysischen Mysterien im Anfang des zweiten Jahrhunderts
war456), so wird der Antheil des pythagoreischen Elements an
ihnen und damit die Fortdauer desselben in diesen Zeiten zur
grössten Wahrscheinlichkeit457). Dass indessen die pythagoreische
452) Die, wie es scheint, schon von Herakleides dem Pontiker benutzt
wurde, s. Rohde Die Quellen des lauiblichus in seiner Biographie des
Pythagoras, Rhein. Mus. XXXVI. 1871. S. 557 mit A. 1.
453) Herakleides Lembos Fr. 8 b. La. Di. VIII, 7 kennt bereits, wie
schon C. 17. A. 141 sich ergab, mehr als 6: tisql zov oXov tv snsai . . .
zov isqov Xoyov, ov 7] aQxri (es folgt ein Hexameter), nsoi ipv%r\$, tisqI
svcsßsiag, *HXo&cdrj zov 'E7iixocQ[iov zov Kcoov naztqa, Kqozgovcc (diese beiden
letzteren wohl Dialoge) nctl äXXovg. Vgl. C. 17. A. 141. Dieser poetische tsgög
Xoyog und nicht der wohl jedenfalls jüngere, auch dem Telauges zugeschriebene
■ prosaische (s. Zell er I4. S. 259) ist wahrscheinlich auch bei La. Di. I, 98 ge-
meint. Jedenfalls spätestens der älteren Alexandrinerzeit gehören aber wohl
auch an die unmittelbar vorher (§. 6 f.) von La. Di. erwähnten, zwischen
Pythagoras und Lysis streitigen drei Schriften, s. C. 19. A. 60, wie denn
überhaupt die Pythagorasbiographie bei La. Di. noch frei ist von nachalexan-
drinischen Zusätzen, ja mit alleiniger Ausnahme des Abschnitts aus Alex.
Polyh. (s. A. 462 f.) auch sogar noch von den ältsten neupythagoreischen.
Im Uebrigen s. über die Schriften unter dem Namen des Pythagoras Zeller
I4. S. 258 ff. A. 3, daneben vielleicht schon für die spätalexandrinische Zeit
auch oben C. 17. A. 141. 142. 454) Vgl. C. 19. A. 15.
455) Ersteres ist die Ansicht von Zell er I4. S. 274 ff. vgl. III3, 2. S. 81
mit Anm. 1, Letzteres die von Rohde a. a. 0. S. 562, vgl. C. 19. A. 15.
456) Es genügt hier auf Zeller IIP, 2. S. 81 f. zu verweisen.
457) Dass freilich weder der angeblich von Cato in Tarent gehörte
332 Zweiimddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 6. Neupythagoreismus.
Philosophie eine längere Frist hindurch unterbrochen war, gaben
sogar ihre Erneuerer zu458). Wer aber diese frühesten, schwerlich
über den Anfang des letzten vorchristlichen Jahrhunderts zurück-
reichenden Neupythagoreer waren, und aus welchen Voraus-
setzungen ihr Bestreben erwuchs, lässt sich nicht sagen; als
örtlichen Ausgangspunkt darf man wahrscheinlich Alexandreia
bezeichnen459), von wo aus sich dann die neue Schule auch nach
Rom verbreitete, aber doch dort nur geringen Anklang fand460).
Dass die erneute Heranziehung pythagoreischer Lehren durch
einen Mann von dem Einfluss des Poseidonios ohne Zweifel ihr
Vorschub leistete, ist schon früher 460b) bemerkt worden. Immerhin
indessen sind die Römer Nigidius Figulus, ein wenige Jahre
vor Ciceros Tode gestorbener Freund des Letzteren, und P. Vati-
nius die einzigen Vertreter derselben aus der vorchristlichen Zeit,
welche wir überhaupt namhaft zu machen im Stande sind461).
Die griechischen Begründer und Förderer sind im Dunkel ge-
blieben, weil sie es vorzogen ihre eignen litterarischen Machwerke
Vortrag des Nearchos noch das Pythagoreische im Epicharmus des Ennius
noch die dem Numa untergeschobnen Schriften irgend Etwas beweisen,
zeigt Zeller S. 82-88.
458) Porphyr. V. P. 63 sagt wahrscheinlich noch nach dem Neupytha-
goreer Moderatus (s. §. 48): xat diu xccvxr\v nQaxiaxTjv ulxiav (s. Zell er f.
ovaccv) xrjv cpikocoyiuv xctvxrjv avveßr] cßeo&rjvcci x. x. X. Vgl. auch A. 460.
459) Denn ausser Alexandreia könnte man nur noch an Rom denken,
dagegen spricht aber entschieden das A. 460 Geltendgemachte, hingegen
für Alexandreia der Einfluss, welchen der Neupythagoreismus auf den
Alexandriner Philon ausgeübt hat, ferner der Umstand, dass schon der
Alexandriner Eudoros den alten Pythagoreismus in dieser neupythagoreischen
Verfälschung auffasst (s. A. 302), und der, dass Senecas Lehrer, der jüngere
Sotion, welcher die Enthaltung von Fleisch (freilich nicht zuerst, wie Zell er
III3, 1. S. 681 mit A. 1. IIP, 2. S. 97 glaubt, s. dagegen A. 473) mit der
Seelen Wanderung offenbar unter neupythagoreischem Einfluss in Verbindung
setzte, gleichfalls aus Alexandreia war. Auf Areios Didymos hätte sich
Zeller III3, 2. S. 98, dem ich im Uebrigen folge, allerdings nicht berufen
sollen, s. A. 109. Uebrigens vgl. auch A. 463.
460) Wie aus Cicero deutlich erhellt, s. Zeller S. 92 ff. Von Nigidius
Fignlus sagt Cic. Tim. 1 ausdrücklich: denique sie iuclico , post illos nobües
Pythagoreos , quorum diseiplina extineta est quodammodo, cum aliquot saecula
in Itdlia Siciliaque viguisset, hunc extitisse, qui illam revocaret. Andrerseits
s. indessen A, 466.
460b) C. 29. A. 171*>.
461) Es genügt hier für diese Männer auf Zeller III3, 1. S. 93 ff. zu
verweisen.
Pythagoreische Denkschriften b. Alex. Polyh. Okellos. 333
unter dein Namen des Pythagoras und wirklicher oder angeb-
licher Altpythagoreer in Umlauf zu setzen, um dadurch die neue
Lehre als die alte einzu schwärzen und zu empfehlen.
Als das älteste, uns bekannte Erzeugniss dieser Art werden
wir ohne Zweifel die von Alexandros dem Polyhistor462) benutzten
„pythagoreischen Denkschriften"463) anzusehen haben, deren
Ursprung wohl bis an den Anfang des ersten Jahrhunderts v. Chr.
hinaufreichen dürfte, und in welchen die neupythagoreische Lehre
nur erst in ihren Keimen, noch stark gefärbt vom stoischen
Materialismus auftritt, Dämonen und Seelenwanderung aus den
orphisch-pythagoreischen Mysterien her freilich schon eine be-
deutende Rolle spielen, aber die Askese weit milder als die dort
geübte und bald auch von den Neupythagoreern verlangte ist464).
Nicht viel jüngeren Datums waren aber auch die Schriften
unter dem Namen des angeblichen Lukaners Okellos, von denen
die bedeutendste, uns noch erhaltne über die Natur des Alls465)
462) Fr. 140 b. La. Di. VIII, 24 ff.
463) La. Di. a. a. 0. cprjcl d' 6 'AXs^uvdQog Iv xctig rcov cpiXoeocpcav dia-
doxaig Kai tavxa svQrjHevcci iv IJvd'ayoQitiOLg vno^v^fiaaLv. Vgl. Zell er
S. 96: „von Alexander Polyhistor erhellt schon aus seiner umfassenden Be-
kanntschaft mit jüdisch- alexandrinischen Schriften (s. C. 33. A. 79 ff.), dass
er seinen Bericht aus alexandrinischen Quellen geschöpft haben kann". Vgl.
C. 33. A. 96.
464) S. das Nähere bei Zell er S. 88—93.
466) Ilsql tijg tov nccvtog cpvaecog (vgl. Plat. Tim. 47 A), ursprünglich
in einem kümmerlichen Dorisch geschrieben, welches sich aber nur in den
Auszügen bei Stobaeos Ekl. I. p. 422 ff. H. 173, 20—176, 2 W. (vgl. 218, 18 W.)
erhalten hat, in den Handschriften aber in Gemeingriechisch umgesetzt ist.
Es giebt deren mehrere in Paris (1928. 2018. 2518 — ABC), Venedig,
Florenz (Laur. 86, 32), Rom. Früher fand das Büchlein vielfache Theil-
nahme „hauptsächlich wohl dadurch, dass es praktisch moralische Nutz-
anwendung mit den wissenschaftlichen Darlegungen verbindet, und noch
im 18. Jahrh. suchte es der Marquis d'Argens (s. u.) durch eine französische,
freilich mit lustigen Bemerkungen versehene Bearbeitung in der vornehmen
Lese weit einheimisch zu machen" (Bernays Ueb. Pseudo-Philon S. 23).
Allgemein bekannt ist seine Verwerthung im Vicar of Wakefield. Die erste
Ausg. erschien Paris 1539, die ältste lateinische Uebersetzung, der dann
viele andere folgten, in einer Sylloge, Par. 1541, die zweite Ausg. Löwen
1554, es folgten die vom Grafen Nogarola, Ven. 1559, von Commelinus,
Heidelb. 1596, von Vizzani, Bologna 1646. Amsterd. 1661. 4., GaleOpusc.
mythol. etc., Cambridge 1671. Amsterd. 1688, Batleux in den Memoires
de litte'rature etc. Par. 1760 und gesondert Par. 1768 (mit franz. Uebers.),
d'Argens, Berl. 1762 (desgl., s. o.), Rotermund, Leipz. 1794, Rudolph,
334 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 6. Neupythagoreismus.
bereits dem Varro466), dem Pseudo-Philon467) und dem jeden-
falls468) noch vor Christus lebenden Verfasser des zwölften pseudo-
platonischen Briefes und des dem Archytas untergeschobnen, auf
welchen dieser die Antwort sein soll, bekannt, und in letzterem
Briefchen werden noch drei weitere Schriften von Okellos an-
geführt469). Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht eben
wahrscheinlich, dass dieser Fälscher früher sein Wesen trieb, als
bevor die systematischen Lehrschriften des Aristoteles, deren min-
destens eine er benutzt hat, durch die neue Ausgabe des Andronikos
weiteren Kreisen zugänglicher denn zuvor gemacht und die Peri-
patetiker selbst zum erneuten Studium derselben angeregt waren470).
Eine Hauptquelle des Pseudo-Okellos war übrigens die entsprechende
Schrift des Kritolaos470b).
Welche von den zahlreichen, dem Archytas untergeschobenen
Leipz. 1801 und Mullach Aristotelis de Melisso, Xenophane, Gorgia dispu-
tationes et Ocelli Luc. etc. libellus, Berl. 1845. 8. (nach den [drei Pariser
Hdschrn. , bes. der ältsten A), wiederholt Fragm. philos. Gr. I. S. 383—406.
Die Unächtheit erkannte zuerst M einer s Gesch. der Wiss. in Griechenl.
u. Rom. I. S. 584.
466) R. R. II, 1, 3. Aus ihm hat auch Censorin. D. N. 4, 3 (so wie
C. 9—11. C. 12, 4. C. 13) geschöpft: illa sententia, qua semper humanuni
genus fuisse creditur, auctores habet JPythagoram Samium et Ocellum Lu-
canum et Ärchytam Tarentinum omnesque adeo Pythagoricos. S. Diels
Dox. S. 187 f. Zeller III3, 2. S. 95 f. A. 3. 4.
467) S. A. 427.
468) S. Zeller S. 96 f. A. 1. Vgl. C. 37. A. 21.
469) Bei La. Di. VIII, 80. xat dvril&o^sg mg Asvyiccvwg xca ivstvxofisg
xotg 'OksXXco tnyovoig. tä (isv av nsql vöfxco %a\ §aüilr\iag y.a.1 boiozcctog
xca rag reo navxbg ysvsGLog uvxoC r' s'xofisg nccl zlv a7Z£oraly.ttii8g. Ein
Bruchstück aus nsgl vopov hat Stob. Ekl. I. p. 338 f. H. 139, 15 ff. W.
erhalten. Vgl. wiederm C. 37. A. 21.
470) Wie Diels S. 187 bemerkt, indem er auf die Benutzung der
Schrift vom Entstehen und Vergehen durch den Fälscher hinweist, sei es
nun dass diese Benutzung eine unmittelbare war, sei es, was Diels S. 188
für wahrscheinlicher hält: „Aristotelis non ipsum de generatione librum illum
adhibuisse, sed excerptum et explanatum a iuniore quodam Peripatetico,
quos constat Stoicis coloribus parum pepercisse". — Der Name schwankt
zwischen "Onsllog und "Onnslog, s. Mullach Specialausg. S. 157 f. F. Ph. G.
I. S. 288. Anm., dessen Angaben freilich nach den neuern Collationen zum
Theil zu modificiren sind. Vgl. A. 51.
470 b) Wie Bernays Ueb. d. unt. Philon's Werken stehende Sehr. u. s. w.
S. 24. 71 und v. Scala a. a. 0. S. 242 f. durch Vergleichung von Pseudo-
Phil, de incorr. m. p. 239, 7ff. 240, 12. 244, 14. 245, 13 ff. 247, 3 ff. mit
Ok. I, lff. u. bes. I, 4. 9. 11. IV, 4 nachgewiesen haben.
Pseudo-Okellos. Pseudo-Archytas. 335
Schriften noch ausser dem eben erwähnten Briefchen gleichfalls
bereits im letzten vorchristlichen Jahrhundert, welche dagegen erst
später entstanden, lässt sich entweder überhaupt oder wenigstens
für jetzt nicht entscheiden, und ein näheres Eingehen auf diese
uns noch durch manche Citate und Bruchstücke bekannten
Werke471) so wie aus dem gleichen Grunde auf die nicht minder
zahlreichen Schriften, welche auf den Namen einer Reihe von
anderen theils wirklichen, theils erdichteten Altpythagoreern ge-
fälscht wurden472), bleibt sonach besser einer Darstellung der
griechischen Litteratur in den Folgezeiten überlassen472 b). Min-
destens eine solche pseudo-archyteische Schrift kannte wiederum
bereits Varro473).
Ein ganz besonders plumpes Erzeugniss dieser neupytha-
goreischen Bücherfabrik, sei es aus der Zeit vor oder nach Christus,
471) Ich verweise hier lediglich auf die Zusammenstellung von Zell er
S. 103 ff. A. 1. Ueber die Harmonik s. Westphal Metr. II2. S. 71 f.
472) Auch hier verweise ich auf die Zusammenstellung, welche Zell er
S. 100 ff. A. 1 nach Beckmann DePythagoreorum reliquiis, Berl. 1844. 8. giebt.
47 2 b) Uebrigens war schon unter Augustus Iuba II ein eifriger Sammler
angeblicher Schriften des Pythagoras, und es heisst, dass er dabei von
Betrügern vielfach getäuscht worden sei, Elias (David) in Categ. Seh. in
Aristot. 28 a 13 ff., s. C. 33. A. 367, vgl. Zell er S. 97 f.
473) S. A. 466. Dass Varro auch die „pythagoreischen Denkschriften"
des Alex. Polyh. sei es unmittelbar sei es aus Letzterem gekannt zu haben
scheint, zeigt Zeller S. 95 f. A. 4. Aber während in diesen die Empfehlung
der Enthaltung von Fleischkost nur eine sehr beschränkte war, lag dem
Varro allem Anscheine nach bereits auch eine neupythagoreische Schrift
vor, in welchem dies Verbot Thiere zu tödten und zu essen nicht bloss
ein unbedingtes, sondern auch schon mit der Seelen Wanderung und mit
einer Schilderung des goldnen Zeitalters und einer späteren allmählichen
Verschlechterung der Menschen, aus welcher die Fleischnahrung und die
Thieropfer hergeleitet wurden, in Verbindung gebracht war. Denn, wie
Schmekel De Ovidiana Pythagoreae doctrinae adumbratione , Greifswald
1885. 8. (Doctordiss.) gezeigt hat, ist die Darstellung bei Ovid. Met. XV,
70—417 (vgl. Fast. I, 339 ff.) mit Ausnahme aller oder doch fast aller
Mirabilia', freilich in seiner freien und zum Theil umbildenden Weise, aus
Varro geschöpft, und Letzterer hat wenigstens jene Geschichte des Menschen-
geschlechts erweislich nicht erst selbst erfunden, auch die in ihr enthaltne
Umbildung der Darstellung in Theophrastos' Schrift über Frömmigkeit
nicht erst seinerseits vorgenommen (vgl. auch Susemihl Jahresber. XLII.
S. 266 f.); ob dies in seiner Vorlage zuerst oder schon früher geschehen sei,
lässt Schmekel S. 73 f. dahingestellt. Eine sehr werthvolle Beigabe seiner
Abh. ist die Sammlung der auf die pythagoreische Lehre bezüglichen
Fragmente Varros S. 76 ff.
336 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 6. Neupythagoreismus.
ist das uns auch noch erhaltne Schriftchen unter dem Namen
des Lokrers Timaeos, jenes Freundes von Piaton, welchem dieser
in dem nach demselben benannten Dialog seine eigne Natur-
philosophie in den Mund gelegt hat. Es ist in Wahrheit nichts
Anderes als ein im Ganzen treuer, nur hie und da ein wenig
gefärbter473 b) oder auch durch Missverständniss getrübter Aus-
zug aus ebendiesem Dialog, mit der Tendenz verfasst glauben
zu machen, dass Piaton umgekehrt diesen nach jenem gearbeitet
habe474).
Schon bei Pseudo-Okellos, welcher unter Anderem die
Anfangs- und Endlosigkeit der Welt von Aristoteles und Kritolaos
entlehnt475), hat der Neupythagoreismus vollständig diejenige
Gestalt angenommen, welche er auch später behielt476) Nur
freilich konnte es nicht anders sein, als dass dieser Mischmasch
platonischer, peripatetischer, pythagoreischer und in geringerem
Masse auch stoischer Gedanken bei allen diesen Fabrikanten
apokryphischer Bücher und später auch den unter ihrem eignen
Namen schreibenden Neupythagoreern keineswegs durchweg der-
selbe war. Im Gegentheil, sie polemisiren zum Theil gegen
einander477), und es sind noch heute starke Lehrabweichungen von
einander sogar aus solchen Büchern nachweislich, welche den
Namen desselben Altpythagoreers, wie namentlich des Archytas,
an der Stirne trugen478). Nicht wenig gefördert wurden aber
473 b) Bezeichnend ist z. B. in dieser Hinsicht der Zusatz Xoyco in
den Worten 94 B. nglv <ov aqavbv ysvsG^cci, \6ya> tjgtyjv lösu kuI via xai
6 &sog, vgl. A. 475.
474) TIeqI Tpv%us kog^lco xori cpvciog , in mühseligem dorischen Dialekt,
gleichfalls früher mehrfach bearbeitet und herausgegeben, so wiederum von
d'Argens, Berl. 1763. 8. und Batteux, Par. 1768. 8. mit franz. Ueber-
setzungen, zuletzt von de Gelder, Leyden 1836. 8. nach Pariser Hdschrn.
Deutsche Uebersetzungen von Schultess, Zürich 1779. 8. K. Ch. G. Schmidt,
Leipz. 1836. 8. Susemihl Piatons Werke IV. Stuttg. 1857. 16. (Samml. v.
Osiander u. Schwab). S. 926 ff. (mit ausführl, Einl.). — W. Anton De origine
libelli tcsqI ipvxäg x. t. X. inscripti, Berl. 1851. 8. (Doctord.), fortges. Essen 1869. 4.,
jetzt zu einem 657 Seiten (!) umfassenden Buche verarbeitet, Naumb. 1891. 8.
475) Vgl. Pseudo-Philon in der A. 427 angef. Stelle und s. A. 471 b.
Dieselbe blieb die bei den meisten Neupythagoreern übliche Lehre, s. Zell er
S. 132. A. 1 und hinsichtlich des Pseudo-Timaeos A. 473 b.
476) S. darüber das Nähere bei Zeller S. 110 ff.
477) S. Zeller S. 117.
478) So bei Pseudo-Archytas über die Principien (nsgl ccqxoov) und
andrerseits über die Kategorien, mit welcher letzteren Darstellung Pseudo-
Okellos übereinstimmt, s. Zeller S. 114 f.
Pseudo-Timaeos. Pseudo-Hippodainos. Pseudo-Philolaos. 337
ohne Zweifel diese Bestrebungen, zumal wenn sie von Alexandreia
ausgingen, durch jene seit den Zeiten des Antiochos von Askalon
unter den dortigen Philosophen allgemein verbreiteten, den Gegen-
satz der Schulen bis zur Unkenntlichkeit verwischenden Eklekti-
cismus. Denn wir wissen ja, dass sie nach dieser Richtung hin
von Vertretern desselben, wie Eudoros, mit vollem Beifall auf-
genommen wurden479), wenn dieselben sich auch gegen die hier-
auf erbaute Mystik und Askese noch so gleichgültig oder ablehnend
verhielten.
Wenn von den beiden Schriften unter dem Namen des
Hippodamos, von denen uns Stobaeos Auszüge erhalten hat,
TtsQL TiolirsCag und tvsql evdcu{iovLccgir'9h)) die erstere wirk-
lich, wie neuerdings behauptet worden ist479c), unmittelbar aus
derselben Quelle wie der Abschnitt im sechsten Buche des Polybios
über den Kreislauf der Verfassungen, also aus der politischen
Schrift des Panaetios 479d), geschöpft ist, so wird man geneigt
sein auch diese beiden Fälschungen noch der vorchristlichen
Zeit zuzuweisen. Indessen ist der für diese Behauptung versuchte
Beweis schwerlich zwingend gerathen479e).
Auch die ächte Schrift des Philolaos ward entweder verfälscht
oder ihm zu derselben ein neupythagoreisches Fabricat tisqI ipv%üg
untergeschoben 479f), jedenfalls bereits mit Benutzung des Pseudo-
479) S. A. 302. 459.
479 b) Stob. Flor. XLIII, 92—94. XCVIII, 71. ^Innoddfiov nv&ayoQSiov
Ix rar nsql TColitsCag. CHI, 26. 'innoScciiov Govqlov £x tmv nzq\ svdai-
fioviag. Dass der berühmte Baumeister und Staatstheoretiker, der Erbauer
von Thurii, gemeint ist, kann keinen Zweifel leiden. Die Unächtheit er-
hellt aus der Vergleichung mit Aristot. Pol. II, 8 Bekk. Vgl. bes. Hilden-
brand Gesch. u. Syst. der Rechts- und Staatsphilos. I. (Leipzig 1860).
S. 58 ff., auch M. Erdmann Hippodamos von Milet, Philologus XLII. 1883.
S. 202 ff.
479°) Von Scala a. a. 0. S. 223 ff.
479d) S. C. 28. A. 56. C. 29. A. 70. 73. 75. 104.
479 e) Wie schon C. 28. A. 56 bemerkt ist. Wenn aber der Einfluss
des Panaetios auf diesen Fälscher auch nur ein mittelbarer war, so lassen
sich doch die Berührungen zwischen dem Letzteren und Polybios auf der
einen Seite mit Pseudo-Okellos und Pseudo-Philon auf der anderen kaum
anders erklären als durch die Annahme, dass schon die Stoiker Boethos
und Panaetios ihrerseits gleich den beiden Letztgenannten (s. A. 434. 470 b),
wie schon oben C. 28. A. 9b. 42 gesagt, von Kritolaos beeinflusst waren,
s. Scala a. a. 0. S. 240—244, vgl. S. 120 f. 232. Ueber die stoischen An-
klänge in dem Bruchstück itsql £vdui[ioviccg s. Scala S. 224. A. 4.
479 *) Die erstere, von Suse mihi Jahresber. II. S. 280 ausgesprochene
SusBMiHii, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 22
338 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 6. Neupythagoreismus.
Okellos47dg), also doch vielleicht erst recht nicht mehr in vor-
christlicher Zeit. Wiederum bei Stobaeos ist uns ein längeres
Stück erhalten4791'). Nicht minder unsicher ist es wenigstens
bis jetzt, wann
Apollodoros von Kyzikos479i), der Arithmetiker479k), von
dem uns ein paar werthlose Angaben über Pythagoras, Deino-
kritos und Philolaos überliefert sind, lebte, und ob etwa auch er
ein Neupythagoreer oder wirklich ein eigentlicher Mathematiker
von Fach oder Beides war.
Ueber Lykon von Iasos s. d. Nachtr. zu A. 450.
Annahme gründet sich darauf, dass der der Schrift des Philolaos beigelegte
mystische Titel Bav,%cu Stob. Ecl. I. p. 360. 540 H. 148, 4. 214, 21 W.
(s. Böckh Philolaos S. 34 ff.) schwerlich als der ursprüngliche, sondern
weit eher als der einer solchen späteren Verfälschung des Ganzen bei-
gelegte angesehen werden kann, die letztere, von Zeller herrührende und
im Uebrigen wahrscheinlichere auf das Citat bei Stobaeos, s. A. 479 h.
479*) S. Zeller S. 132. A. 1. Scala a. a. 0. S. 241.
479 h) Ecl. I. p. 418 ff. H. 172, 9—173, 18 W. (= Philol. Fr. 22 Böckh.
21 Mull.). (PiXoXccov IIv&ayoQSLOV sx xov nsql ipv%üg. $iXoXaog ccy&ccoxov
xov noapov slvca. XsysL yovv ovxoa sv reo nsol ipv%ag h. t. X. Die Aechtheit
dieses Bruchstücks hat (gegen Zeller Ph. d. Gr. I.4 S. 317 ff. 369ff.) Rohr
De Philolai Pythagorei fragmento nsql rpv%r^ Leipzig 1840. 8. (Doctordiss.)
nicht ohne einzelne Erfolge zu vertheidigen gesucht, ist aber in der Haupt-
sache von Zeller Aristoteles und Philolaos, Hermes X. 1875. S. 178—192
auf das Gründlichste widerlegt, vgl. Susemihl a. a. 0. S. 279 f. Wenn
die Vermuthung von Susemihl (s. A. 479 f) richtig sein sollte, würde nsql
ipv%ag nur ein Theiltitel sein, dazu stimmt aber nicht sehr der Inhalt dieses
Bruchstücks.
479*) La. Di. IX, 38. cprjal ds nal 'AnoXXodcoqog b Kv£ixr)vbg $iXoXct(p
ccvtov (näml. zlrjfio'aqixov) avyysyovsvca,.
479k) La. Di. VIII, 12 = Ath. X. 418 f. <prioi ds 'AnoXXodcoqog (A. ds
Ath.) o Xoyusxmbg (uqi% [irjTLxbg Ath.) sHccxonßrjv ftvocu ccvtov (näml. Ilvfrcc-
yoqccv) svqovxa oxi xov oq&oytoviov xqiycovov rj vnoxsCvovßa nXsvqu i'aov
dvvaxav xccig nsqis%ovQCiig (xat ftvcal cprj6iv ccvxbv SHax6[ißr)v snl xcp svqrj-
%svtti oxi xqiycovov oq&oycoviov <J7^> xrjv oqftriv ycovCctv vnoxsivovcja ioov
dvvccxcu xccig nsqis%ovccug Ath.). xcu soxiv snLyqcciifia ovxcog s%ov (diese
Worte fehlen bei Ath.)
i\vi-AU Hvftuy6qi\g T0 ^sqtxXssg svqsxo yqu(i^ia,
xXsivbg sep' cp hXslvtjv tfyctys ßov&vairjv.
Dies Epigramm ist also vielleicht von A. verfasst. Vgl. auch noch La. Di.
I, 25. dl ds UvQ'ccyoqav epetaiv (näml. nqcoxov Y.axayqdipca snl rniiv.vY.XCov
xb xqiycovov oq&oycoviov), cov sßxiv 'AnoXXodcoqog 6 XoyiGxiv.6g. Dass dieser
XoyLOxfKog derselbe ist mit dem Kv£inrjv6g (A. 479 *), leidet kaum einen
Zweifel.
Apollod. v. Kyz. 7. Anfange des neuen Skepticismus. Ptolemaeos. 339
7. Aenesidemos und die Anfänge des neuen Skepticismus480).
Wenn es auch immerhin wahrscheinlich oder doch mindestens
nicht unwahrscheinlich ist, dass Timon von Phlius sich auf
seinen Wanderungen auch in Alexandreia eine verhältnissmässig
kurze Zeit aufgehalten hat480b); so steht doch der neuerdings481)
ausgesprochenen Vermuthung, als hätte er dort eine dauernde
Schule hinterlassen, nicht das Geringste zur Seite, wohl aber
der schon482) erwähnte Umstand auf das Entschiedenste entgegen,
dass er nicht einmal in Athen, der nachmaligen eigentlichen
Stätte seiner Wirksamkeit, eine solche ins Leben gerufen hat.
Und nicht einmal so viel ist sicher, ob
Ptolemaeos von Kyrene, welcher nach durchaus glaub-
würdiger Ueberlieferung den pyrronischen Skepticismus er-
neuerte483), in dem benachbarten Alexandreia gewirkt hat und
in der That Schüler des von dort gebürtigen Eubulos gewesen
ist484); man mag es aber immerhin annehmen, man mag ferner
glauben, dass er und seine Schüler Sarpedon und Herakleides,
von denen wir ebenso wenig wie von ihm selber wissen485),
bereits wie die späteren Skeptiker empirische Aerzte waren. Ja,
es empfiehlt sich dies dadurch, dass doch andrerseits in der
That erst Aenesidemos als der eigentliche und wirkliche Ur-
heber der neupyrronischen Schule angesehen werden kann486)
480) Ausser den C. 2. A. 490 angef. Abhh. u. Büchern von Maccoli,
Waddington und Brochards. Zeller Ph. d. Gr. III8, 2. S. 1-37.
Hirzel Untersuchungen III. S. 64—111. 128 ff. 141 ff. 230 ff. u. ö. Natorp
Forschungen S. 63—126. 256—285. 293-301 (vgl. auch oben A. 140).
480 b) S. C. 2. A. 514.
481) Von Pappenheim Der Sitz der Schule der pyrrhoneischen Skep-
tiker, Arch. f. Gesch. der Philos. I. 1888. S. 37—53.
482) C. 2. S. 115 mit A. 541. Vgl. auch unten A. 486.
483) Nämlich nach dem Zeugniss eines späteren Mitglieds der Schule,
des Menodotos (s. C. 2. A. 541) b. La. Di. IX, 115. xovtov (näml. Ttpcovog)
diado%og . . . ysyovsv ovdsi'g, aXXä diiXinsv r\ dycny^ (s. über diesen Aus-
druck Zell er S. 28. A. 4. Natorp S. 64 f.), sag ctvxr\v IItoXs[iatog b
KvQYjvccLog ävsKzri6ccxo.
484) S. darüber wiederum C. 2. A. 541. 542.
485) Denn dass dieser Herakleides nicht etwa der gleichnamige be-
rühmte Arzt aus Tarent (s. C. 34. A. 21 ff.) gewesen sein kann, zeigt
Zeller S. 3 f. A. 1. Und so ist die einzige Quelle die überdies (s. C. 2.
A. 541) nur theilweise glaubwürdige Diadochenliste bei La. Di. IX, 116.
486) Abgesehen davon, dass sonst schwerlich jene seine Vorläufer so
völlig verschollene Grössen sein würden, s. auch Aristokl. bei Euseb. P. E,
22*
340 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 7. Skepticismus.
und daher die ausgleichende Vermuthuug487) sehr erwünscht ist,
es möge von jenen seinen Vorläufern die Möglichkeit einer
sicheren Erkenntniss zunächst nur in Bezug auf diejenigen Fragen
geleugnet worden sein, für die sie von den sogenannten empi-
rischen Aerzten stets bestritten ward488). Und so viel ist ja
gewiss, dass ganz vorwiegend in den Kreisen dieser Classe von
Medicinern seit dem Auftreten des Aenesidemos die erneuerte
Skepsis gehegt und gepflegt wurde489).
Aenesidemos490) von Knosos491) oder Aegae492), welcher
später als Lehrer in Alexandreia wirkte493), mag wohl ehendort
auch seine Ausbildung empfangen haben, zumal da ja, wie wir
wiederholt49315) gesehen haben, die neuakademische Schule, welcher
er ursprünglich angehörte494), dort ganz besonders in Flor war.
Indessen war er auch Schüler des eben genannten Herakleides495),
und so zählte er ohne Zweifel von vorn herein zu den wenigen
Akademikern seiner Zeit, welche gleich Cicero mit dem völligen
Aufgehenlassen der Skepsis im Eklekticismus nach der Weise
von Antiöchos und dessen Nachfolgern unzufrieden waren. Dann
aber ging er weiter, indem er zu der Ueberzeugung gelangte,
dass dieser Abfall der neuen Akademie von der mittleren und
XIV, 18, 29. 763 d. [irjdsvbg d' tmotQayfatoq avxcov, wg st (it}8e iyivovxo
xb TcaqccTtccv, £%&£g xai 7tQ(6r}v Iv 'AlE^avdQEicc xij xccx' AL'yvmov Atvr\cC-
dr]{i6g rig dva^canvQstv r^^axo xbv v&Xov xovxov.
487) Von Zeller S. 4.
488) „TJeber das Wesen der Krankheiten, die eigentlichen Ursachen der
Krankheitserscheinungen, die specifische Wirkung der einfachen Heil-
mittel u. s. w.", s. Zell er S. 4. A. 1.
489) Fünf der späteren Schulhäupter, Menodotos, Theodas, Herodotos,
Sextus, Saturninus, gehörten nachweislich zu ihnen, s. Zell er S. 5 f. A. 2. 3.
S. 6. A. 1-3.
490) Saisset Le scepticisme. Aene^ideme, Pascal, Kant. Paris 1865. 8.
(ist mir nicht zugänglich). Natorp Aenesidem, Rhein. Mus. XXXV1IT.
1883. S. 28 — 91, umgearbeitet a. a. 0. v. Arnim Philo und Aenesidem,
Quellenstudien zu Philo von Alexandria, Berl. 1888. 8. S. 53—100. Pappen-
heim Der angebliche Heraklitismus des Skeptikers Aenesidemos, Berlin
1889. 8. Vgl. Natorp Neue Schriften zur Skepsis des Alterthums, Philos.
Monatsh. XXVI. 1890. S. 68—75.
491) La. Di. IX, 116, s. A. 496 z. E.
492) Phot. Cod. 212. 170 a 41 Bekk.
493) S. A. 486.
493b) S. A. 98. 114. 253. 282. 298. 306—308. 341.
494) Phot. a. a. O. 169a 31 ff. (s. A. 496).
495) La. Di. a. a. 0., s. A. 496 z. E.
Aenesidernos von Knosos. 341
ihre Annäherung an die Stoa bereits durch die mittlere selbst
verschuldet sei, indem schon deren Vertreter, Arkesilaos, Karneades
und andere, und vollends Philon von Larisa auf halbem Wege
stehen geblieben und keine vollständigen und wirklich gründ-
lichen und radicalen Skeptiker gewesen seien wie Pyrron, zu
welchem Letzteren man daher zurückkehren müsse. Ebendies
legte er nun dar und entwickelte die Grundzüge seiner eignen
skeptischen Theorie ebenhiernach in seinen pyrronischen
Untersuchungen, welche 8 Bücher umfassten, und welche er
einem seiner akademischen Sectengenossen, dem L. Aelius Tubero,
einem hervorragenden römischen Staatsmann, widmete, um auch
diesen496) zu bekehren. Wenn dies der bekannte, mit Cicero
496) Phot. a. a. 0. 169 b 18 f. dvsyvcood'rjaav Alvr}Oidrmov Tlvogeoviav
Xoycav r\' . 31 ff. ygcccpsi ds xovg Xoyovg Alvrjcidrjfiog 7tQ06cpcovcov ccvxovg xav
st; 'Anadrj^iag xivl ovvcciQSOimxr] AevuCm Toßsqcovi, ysvog [isv 'Pto^caco do^y
de lcc{MQa} Jh nooyovcov ncci noXuinug KQ%ag ov xocg xv%ov6ag [isxiovxt.
Phot. giebt vom ersten Buch einen etwas ausführlicheren, von allem Uebrigen
nur einen sehr kurzen Auszug. Ae. begann sofort mit einer Unterscheidung
der pyrronischen und der akademischen Richtung: Phot. 169 b 36 ff. sv (isv
ovv reo 7tQ(6xm Xoyco diatpoqav xeov xs TIvqqcovicov mcci xäv Ancid rniot'Cy.ä)v
6i6(xycov %, x. X. 170a 14 ff. ot d' anb xrjg 'Aytadrj^icag, cprjGi, {idXioxa xrjg vvv,
neu Exannaig 6V{icpSQ0vxai svloxs do^ccig, neu si #977 xuXrftsg sinsiv, Exoainol
cpaivovxcu [ia%6[i8voi, Uxcoinoig. Dass dies gegen Antiochos und dessen
Nachfolger gerichtet ist, erhellt nicht bloss aus der Natur der Sache,
sondern auch schon aus dem gleichen Vorwurf gegen diesen bei Cicero
und Anderen (s. A. 261); auch das (ia%6(isvoL Uxcoinotg, welches Arnim
S. 74 dagegen geltend macht, steht nicht im Wege: Antiochos wollte, so
viel er auch von den Stoikern entlehnte (s. A. 261), doch immerhin Plato-
niker und nicht Stoiker sein. Auch wo die Akademiker so weit nicht
gehen, meint nun aber Ae. ferner, trifft sie doch, d. h. schon den Philon
von Larisa, ja sogar schon (denn es hiess ja nur pdXiaxcc xrjg vvv) den
Arkesilaos und Karneades, zweitens der Vorwurf, dass sie vielfach dogmati-
siren: Ssvvsqov nsql noXXätv doy(iccxi£ovai,v. ccQSxrjv xs yccQ nccl acpQ06vvr\v
ei6ccyov6i, ncci a.yocQ'bv neu nctnbv vnoxCftsvxai neu äXrjfi'siuv neu ipsvdog neu
drj neu nid-cevov nal aniftuvov nu\ ov nal (iij ov , aXXec, xs noXXcc ßsßotLcog
6qi£ovoi, ä[i(pi.6ßrjxsiv ds yaoi nsgi (lovrjg xrjg ncixct.Xir\Ttxinr\g cpavxaatag. So
sehen die Sache richtig nicht bloss Natorp S. 67 f., sondern auch Zeller
S. 18 f. (vgl. S. 16 f.) an. Ebenhiernach kann ich aber auch nicht mit
Zeller S. 13 ff. glauben, dass Ae. zu seiner Skepsis neben den Schriften
von Pyrrons Schülern und dem im Stillen fortwirkenden Pyrronismus und
den Lehren der empirischen Aerzte doch auch durch die Skepsis der
mittleren Akademie angeregt sei, so Vieles er ohne Zweifel aus dem
Beweismaterial der letzteren sich angeeignet hat, und wenn auch der von
ihm angenommene Unterschied beider Richtungen mehr ein eingebildeter als
342 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 7. Skepticismus.
gleichalterige, zusammen erzogene, verschwägerte und befreundete
Mann497) war, so kann die Schrift mindestens vor 65 kaum ent-
standen sein498), wahrscheinlich aber war sie sogar beträchtlich
später verfasst499). Dass es aber wirklich dieser Tubero war
ein wirklicher war. Noch s. La. Di. IX, 116. 'HgcixXsidov de (dirjHovosv)
Aivr\oC8r\yLoq Kvdoiog, og neu JJvqqcovelojv Xoyav oxreo Gvviyqaips ßißXict
(vgl. 106. iv T<p izqcotg) tuv IIvqqcovsicov Xoyoav , s. A. 504). Sex. Math.
VIII, 215. iv Tai tbtuqtco t&v TIvqqcovelcov Xoycov.
497) S. über diesen das bei Zell er S. 10. A. 3 Zusammengestellte.
498) Es ist sonderbar genng, dass weder Haas De philosophorum
seepticorum successionibus, Würzburg 1875. 8. S. 13 ff., welcher dies erste
Auftreten des Ae. ungefähr zwischen 80 und 60 verlegt, noch Diels Doxogr.
S. 2 10 f., welcher ihm beistimmt, noch Hirzel S. 230 ff., welcher aus der
richtigen Thatsache, dass der zweite von Ae. b. Phot. gegen die Akademiker
erhobene Vorwurf allerdings den Philon trifft (s. A. 496), den sehr über-
eilten Schluss zieht, dass die Entstehung dieser Schrift noch vor die Los-
sagung des Antiochos von Philon gefallen sei (S. 237. A. 2), noch Natorp
Forsch. S. 66 ff. dies gesehen haben. Noch sonderbarer ist es aber, dass
nach der richtigen Gegenbemerkung von Schwenke Ph. Rdsch. IV. 1884.
Sp. 876 f., in der von Hirzel angenommenen Zeit sei Tubero ja erst
20 Jahre alt gewesen, Arnim S. 74 ff. sich dennoch nicht hat abhalten
lassen den Ae. noch zum Schüler des Philon zu machen und diese seine
Schrift zwar etwas später als Hirzel, aber immerhin in eine Zeit zu
setzen, in welcher der Streit zwischen Philon und Antiochos noch eine
brennende Frage war. Treffend hat bereits Schwenke ferner hervor-
gehoben, dass nach den ausdrücklichen Widmungsworten des Ae. itoXiTi%a$
ccQxocg ov tccs tv%ov6us fiETiovTL (s. A. 496) Tubero damals vielmehr bereits
bedeutende Staatsämter bekleidet hatte, als die Schrift erschien, was also
sicher erst nach dem Tode des Philon und wohl auch des Antiochos
geschah. Jene Bezeichnung passt kaum auf einen jüngeren Mann als
frühestens einen angehenden Vierziger. 58 war Tubero Legat des Qu. Cicero
in Kleinasien und wird nun allerdings auch von M. Cicero (ad Qu. fr. 1, 1,
3, 10) als praestans Jwnore dignitate et aetate gerühmt.
499) Das Bedenken Zellers S. 11, dass Cicero den Pyrronismus wieder-
holt (s. C. 2. A. 541) für längst erloschen erklärt und also vom Auftreten
des Ae. noch Nichts zu wissen scheint, erledigt sich wenigstens am Ein-
fachsten, wenn man annimmt, dass Ae. kurz vor oder nach Ciceros Tode
etwa zwischen 44 und 40, ungefähr 30 Jahre alt, dem (vielleicht mit Cicero
philosophisch ziemlich gleich denkenden) Sechziger Tubero seine Streit-
schrift überreichte. Und nimmt man dann ferner an, dass eine eigentliche
Sectengründung dem Ae. erst um 30 gelang, so schwindet damit so ziem-
lich auch das zweite Bedenken, welches Zeller S. 7 f. 11 f. bewegt das
Auftreten desselben lieber erst gleich nach Christi Geburt zu setzen: für
die etwa 200 bis 210 Jahre von 30 v. Chr. bis auf den Empiriker Sextus
sind Ae. und 6 Nachfolger, auch wenn 2 derselben einen gemeinsamen
Lehrer hatten (La. Di. IX, 116), wohl nicht unbedingt zu wenig.
Aenesidemos von Knosos. 343
und nicht etwa ein jüngerer gleichnamiger Mann500), dafür spricht
entschieden, wenn auch nicht unbedingt zwingend, der Umstand,
dass zum Mindesten schon Philon von Alexandreia den Aenesi-
demos gekannt und "benutzt hat501). Jenes Hauptwerk dieses
Letzteren war nun aber so angelegt, dass er im ersten Buche
die Grundzüge der pyrronischen Skepsis im Unterschiede von
der akademischen im Allgemeinen entwarf und diese im Be-
sonderen sodann im zweiten bis fünften an einer Kritik des ge-
sammten logischen Verfahrens der Dogmatiker und der physischen
und metaphysischen, im sechsten bis achten aber der ethischen
Grundbegriffe genauer ausführte, wobei die Polemik vorwiegend
gegen die Stoiker gerichtet war502). Ausser diesem Hauptwerk,
dem Summarium seiner ganzen skeptischen Theorie503), verfasste
er ferner zwei andere Schriften xcctcc öocptag und 7Ceql ir\tri-
öseog, von denen wir aber nichts Näheres wissen504), und eine
vierte 'TitotvTtatiLg stg rä IIvQQGiVEia^ deren Inhalt uns noch
zum Theil bekannt ist505). Aenesidemos war506) der letzte antike
Skeptiker, welcher gleich Protagoras und Gorgias, Pyrron, Arkesi-
laos und Karneades ein wirklich persönliches und eigenthüm-
liches Gepräge an sich trägt. Karneades war ein ungewöhnlich
begabter Kritiker gewesen von einer universalen Methode, die
500) Etwa ein Enkel jenes älteren, wie Zeller S. 11. A. 1 lieber will.
501) De ebriet. p. 383—388 Mang. 264 D — 270 B Hösch. Dies hat
Arnim S. 56 ff. erkannt und gut nachgewiesen.
502) S. das Nähere b. Zell er S. 19-23 (wo S. 20. A. 2 „ersteren"
statt „letzteren" zu schreiben ist). Hier mag nur noch wiederholt werden,
dass er im 5. Buch acht Fehler aufzählte, die bei der Anwendung des
Causalitätsbegriffs begangen zu werden pflegen (Sex. Pyrr. I, 180 ff. Zeller
S. 22 f. A. 2). Vgl. über diese A. 507 z. E.
503) Phot. 170 b 1 ff. xr\v oXr\v aycoyqv cbg xvitco nul HECpccXcticodaig xcov
IIvQQcovicov nccQccSidcoöL Xoycov.
504) Es müsste denn, was ich hier nicht entscheiden kann, in Bezug
auf ksqI £r}trics(DQ die A. 518 anzuführende Muthmassung von Natorp
richtig sein. S. La. Di. IX, 106. Alvr\aldrniog iv tw 7iqc6xco xcov IIvqqcoveicov
Xoycov ovdsv cprjaiv boifciv xov TLvoocova doyiiaxiKcag diu xr\v ävxiXoyiccv,
xolg 3s cpaivofisvoig dytoXovd'Eiv. xavxcc ds XiyEi xäv xco hcctcc aotplag v.dv
xco tzeqI ^7]xri6E(og. Nicht übel vermuthet Natorp Forsch. S. 91. A. 3, dass
die Schrift nccxcc aocpCag wiederum besonders gegen den stoischen Weisen
gerichtet war.
505) S. A. 507. Vermuthlich war sie das Vorbild für die IIvqqooveloi,
Xoyoi des Sextos Empeirikos.
506) Das Nächstfolgende schliesst sich an Arnim S. 54 ff. 71 an,
grossentheils auch im Wortlaut.
344 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 7. Skepticismus.
sich, so wenig er es verschmähte das schon überkommene
skeptische Beweismaterial mit zu verwerthen, doch stets dem
jedesmaligen Gegner anpasste und nicht in bestimmte Formen
gebannt war. Um so weniger aber hatte seine Schule ihm auf
die Dauer zu folgen vermocht, und so war es denn Aenesidemos,
welcher zuerst unternahm, und zwar in der letztgenannten Schrift
(Titoxv7tcü6ig, dies gesammte Material in den sogenannten skep-
tischen „Wendungen" (rgÖTtoi) zu einem übersichtlichen, auch
für untergeordnete Geister brauchbaren Schema zusammenzu-
ordnen507). Auf diesem Wege sind ihm denn auch alle späteren
507) Damit soll nicht gesagt sein, dass nicht die älteren Pyrroneer nnd
vielleicht bereits Pyrron selbst auch schon Tropen aufgestellt und möglicher-
weise auch schon den Ausdruck „Tropen" gebraucht haben können, sondern
nur dass sie es jedenfalls noch nicht unter diesem Gesichtspunkt Alles
zusammenfassender Schematisirung thaten. S. Zeller S. 24 A. 2. Hirzel
S. 112 f. mit Anm. 1 und über diese Tropen überhaupt K. Göbel Die Be-
gründung der Skepsis des Aenesidemus durch die zehn Tropen, Bielefeld
1880. 4. Zeller S. 23 — 27. Ausdrücklich dem Ae. beigelegt werden sie
bei Sex. Math. VIII, 345. La. Di. IX, 78. 87. Aristokl. b. Euseb. P. E.
XIV, 18, 11. 760 b. In den genaueren Berichten über sie fanden und finden
sich manche Abweichungen in der Reihenfolge, aber dieselbe Zehnzahl er-
scheint sowohl bei Sex. Pyrr. I, 36 ff. (der freilich Eignes einmischt) als bei
La. Di. 78 ff. und Phaborinos, der sie in seinen 10 Büchern IIvqqooveioi
tqotiol behandelt hatte (La. Di. 87. Gell. XI, 5, 5. vgl. Philostr. V. S. I, 8.
p. 491 = p. i3} 8 ff. Kays.). Aristokles spricht freilich, wenn der Text bei
Euseb. richtig ist, von 9, und da bei Philon von Alexandreia (s. A. 501)
der dritte und neunte des Sex. fehlen (was um so bemerkenswerther erscheint,
weil im Grunde ja der letztere im ersteren schon mit enthalten ist), der
zehnte aber, wenn Arnim S. 65 f. richtig gesehen hat, in zwei Theile zer-
legt ist, so findet Arnim in jener Neunzahl ein Zeichen für Philons grössere
Correctheit. Ich lasse letztere dahingestellt, aber schon Hirzel S. 113 f. Anm.
(vgl. auch Natorp Forsch. S. 300 f.) hat wenigstens für mich im höchsten
Grade wahrscheinlich gemacht, dass jene Neunzahl auf blosser fehlerhafter
Ueberlieferung beruht und §mu für ivvia zu schreiben ist. S. überdies
gegen Arnim die Kec. v. Natorp Philos. Monatsh. a. a. O. S. 68—72.
Die Schrift, in welcher diese Tropen standen, bezeichnen La. Di. 78 und
Aristokl. a. a. 0. übereinstimmend mit dem obigen Titel, und dass unter
demselben nicht etwa das 1. Buch der IJvqqcovslol Xoyoi zu verstehen ist,
wie Ritter Gesch. der Philos. IV2. S. 292 und Natorp Forsch. S. 76 f.
A. 3 meinen, zeigt Zell er S. 18. A. 1. Ob Aristokl. a. a. 0. §. 16. 761 b
unter at [icchqccl oxot,%£i(o6eis Alvr}6idr)[iov die Tropen oder jenes Haupt-
werk versteht, ist unsicher. In einem gewissen Gegensatz zu dem durch-
aus sensualistisch-empirischen Charakter dieser allgemeinen Tropen steht,
wie Hirzel S. 128 ff. 144 ff. bemerkt, der mehr dialektische jener acht A. 502
erwähnten, nur auf Uisache und Wirkung speciell bezüglichen.
Aenesidemos von Knosos. 345
Skeptiker nachgegangen, und diese jungskeptische Schule hat
dadurch eine so streng systematische Gestalt bekommen wie
keine andere des Alterthums, aber auch trotz dieser, formal be-
trachtet, „Achtung gebietenden Wissens chaftlichkeit" oder viel-
mehr gerade in Folge derselben eine so leblose Eintönigkeit
wie gleichfalls keine andere. Schon sehr früh bildete sich nun
aber in Folge eines Missverständnisses508) die sinnwidrige Be-
hauptung508b), Aenesidemos habe diesen seinen radicalen Skepti-
cismus nur als den Weg zur herakleitischen Lehre angesehen509),
also mit auderen Worten510) nur als eine Vorbereitung zu dieser.
Die uns noch überlieferte Begründung511) lässt den wahren Sach-
verhalt deutlich erkennen. Aenesidemos suchte zu zeigen, dass
diese Lehre, wie er sie auffasste, noch viel weiter in der Ne-
gation gehe als die skeptische, denn während der Skeptiker
meine, dass die Widersprüche in der Erscheinung das etwaige
Wesen der Dinge unerkennbar machen, trage Herakleitos den
Widerspruch in dies Wesen selber hinein. Es war dies also zu-
nächst ein dialektischer Schachzug, dessen Bedeutung sofort klar
wird, so bald man sich erinnert, dass nicht bloss die Stoiker
auf die herakleitische Lehre zurückgingen, sondern auch Piaton
für die Erscheinungswelt und Aristoteles für die Erdenwelt, das
einzige von ihm anerkannte Gebiet des Entstehens und Ver-
gehens, mit ihrem Grundgedanken einverstanden war512), und
dass endlich sogar die von den Epikureern aufgenommene
508) Ein solches, und zwar auch an der Grund legenden Stelle (s. A. 509.
511), mit Diels a. a. 0. und Zeller S. 35 ff. anzunehmen, wenn auch gegen
die Art, wie sie es thun, die Polemik von Hirzel S. 64 ff., Natorp Forsch.
S. 78 ff. und Arnim S. 79 ff. zum Theil berechtigt ist, kann man um so
weniger umhin, da selbst Arnim, der es S. 97 f. (mit Natorp Forsch.
S. 81 ff.) lebhaft bestreitet, es doch hinterher S. 93 wieder zugeben muss.
Vgl. auch A. 516.
508 b) An die freilich Haas a. a. 0. S. 44 ff. buchstäblich glaubt.
509) Sex. Pyrr. I, 210. insl ds ol nsgl Alvr\Gib*r\iiov tXeyov odbv zlvca
xr\v gystcxlytjv äycoyriv inl xr\v ^HoanXeixeiov cpiXoGoyCctv.
510) Denn trotz alles Drehens und Deuteins lässt die eben (A. 509)
mitgetheilte Aeusserung des Sex. doch wirklich keine andere Auffassung zu.
511) Sex. a. a. 0. fährt fort: Öioxt 7tQorjystxca xov xuvctvxia, 7Csql xb
ccvxb vnot.Q%£iv xb xccvavxia negl xb ocvxb cpcdveo&cti, neu ol plv Ey.etcxiy.ol
cpcu'vsö&cct, XiyovGt xavctvxicc iisqI xb avxo , ol öh *Hq(x>iX£lxeioi cenb xovxov
Y.CCI ETIL XO VTtCCQXSlV CLVXCC (ItXSQXOVXCCl Y.. X. X.
512) S. Zell er II4, 2. S. 807 u. ö. II3, 2. S. 445 f. und in Bezug auf
Piaton noch besonders Aristot. Met. I, 6. 987 a 29 ff.
346 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philos. 7. Skepticismus.
Atomistik einst aus einer Modifikation dieser Lehre ihren Ursprung
genommen hatte513) und sich daher immerhin mit ihr fort und
fort verwandtschaftlich berührte. Freilich aber, dass Aenesi-
demos diesen Schachzug mit ihr glaubte unternehmen zu können,
setzt voraus, dass er, und in gewisser Weise nicht ganz mit
Unrecht514), der Meinung war, dass keine andere dogmatische
Lehre dem Skepticismus so nahe stehe, und was uns aus seinen
betreffenden Auseinandersetzungen noch überliefert ist, kann dieser
Annahme nur zur Bestätigung dienen515). Nur aber erhellt gerade
hieraus, dass seine wahre Meinung gerade die umgekehrte war,
die herakleitische Lehre sei der nächste Weg zum Skepticis-
mus516). Natürlich musste er aber, um dies zu begründen, zu
einer eingehenden Auslegung und Umdeutung dieser Lehre
schreiten, von der uns noch hinlängliche Spuren erhalten sind517),
und es ist höchst wahrscheinlich, dass dies in einer eignen
Schrift geschah, die wohl von allen bisher genannten verschieden
513) S. Zeller I4. S. 855 ff.
514) Sehr richtig erinnert Natorp Forsch. S. 86 an das Verhältniss
der Skepsis des Protagoras zur herakleitischen Lehre. Ward ja doch die
letztere auch von Anderen lange vor Ae. so aufgefasst, als ob sie den Satz
des Widerspruchs aufhebe, und war doch schon Aristoteles nahe daran
einer solchen Auffassung beizustimmen (s. Aristot. Met. IV, 3. 7. 8. 1005 b
23 ff. 1012 a 24 ff. 33 ff.), wie denn Herakleitos in der That hart an dieser
Grenze steht.
515) Man findet Alles zusammen am Bequemsten bei Zeller III3, 2.
S. 29 ff. Hiernach liegt denn meine eigne Auffassung gar nicht so fern
von denen Hirzels, Natorps und Arnims, als es zunächst scheinen
könnte. Auf die Verschiedenheiten der Letzteren unter einander und auf
meine genauere Stellung zu ihnen kann ich hier nicht eingehen, da ich ja
keine Geschichte der Philosophie, sondern der Litteratur dieser Zeiten
schreibe; ich glaube auch nicht, dass sich hier über alles Einzelne zu
voller Klarheit und Sicherheit gelangen lässt, will aber doch kurz be-
merken, dass m. E. Arnim (s. indessen Natorp Philos. Monatsh. a. a. 0.
S. 70 — 72) am Meisten annähernd das Richtige trifft. Die Annahme von
Brochard Les sceptiques grecs (s. C. 2. A. 490), dass Ae. später vom
Skepticismus zum Herakleitismus übergegangen sei, ist von Natorp Philos.
Monatsh. a. a. O. S. 66 f. mit Recht zurückgewiesen.
516) Und so hat schon Di eis S. 209 ff. die Sache angesehen, vgl.
Natorp Forsch. S. 81 f., und so sehr Natorp (gleich Hirzel S. 67) hie-
gegen ankämpft, so läuft doch schliesslich seine eigne Auffassung und
Darstellung ganz auf Dasselbe hinaus, indem ja auch nach ihr Ae. die
herakleitische Lehre auch so, wie er sie auslegte, nur mit Vorbehalt und
relativ gebilligt hat.
517) S. wiederum Zeller a. a. 0.
Aenesidemos von Knosos. 8. Anhang. 347
war518), und es wird wohl frühzeitig auch an dem weiteren
Missverständniss nicht gefehlt haben, dass man Annahmen, die
er nur als freilich tendenziöser Ausleger des Herakleitos machte,
als ohne Weiteres von ihm selber gebilligt und in seine eigne
Denkart aufgenommen betrachtete519).
8. Anhang.
Dioskurides oder Dioskorides, sei es ein Philolog, sei
es ein philologisch gebildeter Philosoph und dann ohne Zweifel
entweder ein eklektischer Stoiker oder ein eklektischer Peri-
patetiker, sei es endlich ein philosophisch und philologisch ge-
518) S. Natorp Forsch. S. 123 f. Arnim S. 99. Vgl. Sex. Math. X, 216
(b. Zeller S. 31. A. 2). Alvriatdrjiiog %axcc xov ^HganXeitov . . . o&sv xai
dia trjg 7tQ(6trjg sioaycoyrjg . . . Xsyoav n. r. X. und dazu Zeller S. 18. A. 1:
„wo diese 7tQ(6tr) sUaycoyt] stand, wird nicht angegeben; eine Schrift
oder ein Theil einer solchen scheint aber damit gemeint zu sein". Natorp
Forsch, a. a. 0. und S. 110. A. 1 sucht dagegen zu zeigen, däss diese
Eiaaymyri vielmehr ein logisches Compendium gewesen und die betreffende
Schrift entweder izeql ^t^ascog oder auch eine eigne sei, deren Titel wir
nicht mehr kennen. Vgl. A. 504.
519) Und so stimme ich denn theilweise auch mit Zeller überein,
indem ich glaube, dass es in einem Theil der Stellen, an denen es bei
Sex. heisst Aforjoidrmog xa-ö-' 'HqockXeitov (wie Math. VII, 349. IX, 337),
richtiger 'HQccnXeizog nur' Alvi\Gi§i\\Lov geheissen haben würde. Ueber
alles Einzelne lässt sich freilich, wie gesagt, m. E. nicht entscheiden, und
es kommt auch darauf nicht viel an. Bei Soranos, dem Gewährsmann von
Tertull. de an. 9. 14. 25 (s. darüber Di eis a. a. 0. S. 203—209), nimmt
ohnehin auch Arnim S. 93 dies gröbere Missverständniss an. Gleich viel
aber, ob Sex. und Soranos auch dies gröbere oder nur jenes feinere mit
einander theilen, immer folgt hieraus mit Notwendigkeit, dass Ersterer
nicht, wie Natorp Forsch. S. 96. A. 1. S. 101. A. 1. S. 257. 299 behauptet,
unmittelbar die betreffende Schrift des Ae. benutzt haben kann, während
er die IJvqq(6vslol Xoyoi und die 'TnoTVrtmGig ja wohl ohne Zweifel selbst
zur Hand hatte. — Hoffentlich wird sich meine ganze vermittelnde Annahme,
die den Aenesidemos in Einklang mit sich selbst setzt und doch keinerlei
Un Wahrscheinlichkeiten vermuthet, wohl aber alle Schwierigkeiten hebt,
schon durch ihre Einfachheit, die zugleich allen Möglichkeiten gerecht wird,
am Meisten vor allen anderen empfehlen. Den neuerdings von Pappen-
heim eingeschlagenen Ausweg, welcher dahin geht, dass Sex. überall da,
wo er von ol nsgl Alvrjoidrjfiov ■na&' ^HqcckXsitov spricht, nicht den Ae.
selbst meine , sondern eine skeptische Secte seiner eignen Zeit, welche sich
diesen Namen gegeben habe, weil sie wirklich den Herakleitismus als
Consequenz des aenesidemischen Standpunkts ansah, vermag ich ebenso
wenig zu billigen wie die Recensenten Natorp Philos. Monatsh. a. a. 0.
S. 72—75 und v. Arnim Deutsche L.-Z. 1889. Sp. 1675.
348 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 8. Anhang.
bildeter Rhetor, schrieb eine Abhandlung über die Sitten bei
Honieros (itEQl tav jiccq 'OfirJQip v6^(Dv)b20)7 von welcher uns
abgesehen von verschiedenen Spuren bei Plutarchos521), Dion
Chrysostoinos522) und in der pseudo-plutarchischen Biographie
des Honieros523) umfängliche Auszüge bei Athenaeos524) erhalten
520) Mueller F. H. G. II. S. 192—196. A. Brunk De excerptis neoi
xov xav fjQcocov Hctd' "Ofirjqov §lov ab Athenaeo servatis, Greifswald. 1887. 8.
(Doctordiss.). Hob. Weber De Dioscuridis nsol xcov tcocq3 ^OfirjQO) vo^icav
libello, Leipz. Stud. XI. 1888. S. 87—196. Vgl. A. 524.
j 521) Qu. symp. II, 10, 1. 2. 642 F. 643 A. B. 644 A. B. IV, 4, 3. 668 F.
VII, 8, 4. 712 F (= Fr. 40 Weber). 9, 6. 714 C. VIII, 8. 3. 730 C. D. Is. et
Os. 7. 353 D. E. Sept. sap. conv. (wenn diese Schrift acht ist). 13. 156 E.
Aud. poet. 10. 29 D. E (= Fr. 43). S. Schrader Porphyr, qu. Hom. ad
II. pert. S. 373— 378. Brunk S. 2—6. 12 ff. 21. Weber S. 91. 96 ff. 108.
112 — 115. 118—120. 168-174.
522) IL 82. 85. 87—90. 93 R. = Fr. 10. 38. 43. 44 u. Parallelen z. Fr. 1.
2. 11. 17 und LV. 288 f. = Parall. z. Fr. 21. 25, s. Weber S. 157 — 168.
523) C. 205—207. 209. 210. 213, s. Brunk S. 10 ff. 17 ff. 21. Weber
S. 174—176 u. z. Fr. 1. 5. 7. 22. 23. 37, vgl. S. 147—149.
524) Besonders in den Capiteln I, 15—24 (nebst den Anfangs worten
von 25). 27—31. 33. 43 - 46, welche theils, wie namentlich die ersten (wo-
nach in Bezug auf das 24. Bapp Leipz. Stud. VIII. S. 139 — 142 [s. C. 30.
A. 333], wie denn in Bezug auf das 25. und 27. neben ihm auch Brunk
S. 31 ff. [vgl. Weber S. 176 f.] zu berichtigen ist), ganz oder beinahe ganz,
theils stückweise von dort stammen, aber nicht in der Ordnung des Originals
(zum Theil wohl erst durch Schuld des Epitomators, s. Weber S. 149,
vgl. Kaibel Herrn. XXII. S. 328 f. Anm.). Weitaus meistens, ja fast durch-
weg fand das Wahre schon Brunk (welcher übrigens a. a. 0. die Er-
örterung von Bapp a. a. 0. übersehen hat); die ursprüngliche Abfolge und
Disposition des Ganzen hat Weber S. 187—189 u. in d. Fragmentsamml.
(S. 89 — 120) herzustellen gesucht. Aus derselben Quelle sind ferner V.
192 d— 193c und, wie Weber S. 180 — 187 nachweist, vielleicht X, 42
(433 b— d) und ein Stück von XL 498 c. d und jedenfalls XII. 511 a— c und
513 a — e, so weit hier Homeros in Betracht kommt, vielleicht endlich auch
XIII. 556 d. e geflossen. Vor I, 15 (8 e) steht: nsgl xov xcov tjq(6cov nud'
"OfiriQov ßiov, und im Anf. v. I, 44 (24 e) ist im Codex C (s. hierüber in-
dessen Kaibel z. d. St.) wiederholt: exi Tteql xov xcov tjqcocov ßiov. Sehr
natürlich glaubte daher noch Brunk S. 13 f., dass damit nicht bloss der
Inhalt, sondern der wirkliche Titel angegeben sei, aber es ist vielmehr nur
Ersteres der Fall. Denn das 15. Cap. erscheint auch bei Suid. "OyariQog,
und zwar in erweiterter Gestalt, so dass Suid. es nicht aus unserer Epitome,
sondern aus einem vollständigeren Exemplare des Ath. entnommen hat,
s. darüber besonders auch Kaibel Zu Athenaeus, Hermes XXII. 1887.
S. 323—335, und hier lautet der Anfang vielmehr: ort zltoOKOotdrig iv xolg
nccq' 'OprjQcp vöfioig cpr\aCvy oxl b itonqxr s «. x. X. Demgemäss hielt man
seit Casaubonus und Schweighaeuser den Isokrateer Dioskorides oder
Dioskurides. 349
sind, und welches den Zweck hatte den Homeros als Apostel der
Enthaltsamkeit, Einfachheit und Massigkeit zu verherrlichen525).
Der Verfasser kannte die Leistungen des Aristarchos genau 526);
vielmehr (denn dies ist nach dem Zeugniss der Inschriften und Münzen
die richtige Form dieses Namens, s. Roehl Ind. z. Boeckh C. I. G. S. 84.
Mionnet Suppl. IX, 2. Ind. S. 25. 138) Dioskurides für den Verfasser, so
auch noch Müller, Blass Att. Bereds. II. S. 56 und Schrader. Hiller
Ueber eine angebliche Schrift des Isokrateers Dioskurides, Rhein. Mus. XL.
1885. S. 204 — 209 bestritt dies mit Recht, da es chronologisch unmöglich
ist (s. A. 526 ff.), aber mit verkehrter Begründung, indem er fälschlich
glaubte, Alles, was Suid. mehr hat, rühre von einem Interpolator her;
s. dagegen Brunk S. 1. 25 — 29 und Kaibel a. a. 0. Demgemäss meinte
denn Brunk S. 1. 31, indem er Hill er s Hypothese von diesem angeblichen
Interpolator auf Suid. selbst übertrug, Letzterer habe den Namen des
Urhebers nach IIa, wo JioGKOVQidrjg b 'ißOHQaxovg (la&rjxrjg citirt wird,
und den Titel sich selbst zurecht gemacht. Dagegen erhob Kaibel S. 333
sehr gerechte Bedenken, hielt aber doch daran fest in Folge der seltsamen
Behauptung, die Annahme eines doppelten D. sei ebenso unwahrscheinlich
wie die eines doppelten Homer oder einer doppelten Sappho, während wir
doch ohnehin thatsächlich mehrere Schriftsteller dieses Namens kennen.
Vollkommen richtig urtheilen daher Wachsmuth bei Weber S. 122 f.
und Weber selbst, es sei kein Grund jenes Citat IIa mit Müller S. 192
als Zusatz des Ath. anzusehen (was übrigens auch Brunk S. 29 bemerkt),
es habe vielmehr nicht die geringste Unwahrscheinlichkeit , dass der Ver-
fasser selbst, auch wenn er D. hiess, den gleichnamigen Isokrateer citiren
konnte, und somit sei nicht der mindeste Anlass hier dem Suid. zu miss-
trauen. Und gesetzt auch, das Citat sei erst von Ath. hinzugefügt, warum
hatte er es desshalb nicht einfügen dürfen, weil er den gleichen Namen
auch von dem Urheber der ausgezogenen Schrift angegeben hatte? Er
setzt ja 6 'icoHQccTovg ^ad'rjxi^g hinzu, und damit war jedes Missverständniss
ausgeschlossen.
525) Wie dies im Anfang des Buches (b. Ath. u. Suid. a. a. 0. 0.) aus-
drücklich ausgesprochen ist: "O^riQog oqcov xrjv ccocpQoövvrjv oUsioxdxrjv
KQ8trjv sivat xoig vsoig hccI rtQcoTrjv, %zi de aQfioxxovaav Kai ndvxcov xcov
naXtov %OQr\ybv ovoav, ßovX6[isvog Sficpvöai naXiv avxrjv an' aQ%i\g nal
icps^rjg, l'vcc xr\v 6%oXr\v nul xhv %r\Xov Iv xoig naXotg £(>yoig dvaXicncoßi nal
coaiv svsqysxmol tiocl holvcovlkoI nqog dXXrjXovg, svxsXrj HaxsoHSvaas naai
xhv ßiov hccI ccvxaQyiT}, Xoyi£6psvog xdg ini^vfiiag v.al xdg rjdovdg Ic%vqo-
xuxccg yivsaftai <^xai nqcoxag k'xi xs xal ipcpvxovg xccgy nsql sScodrjv -nal
nociv, xovg ds dLafis^svri'noxag iv svxsXsict svxdnxovg nccl negl xhv aXXov
ßiov yivsoftai. iyyiQaxsig. ccnXfjv ovv an od £ Scans xr\v diaixav ndai xai xrjv
uvxrjv b{ioicog ßaGiXsvoiv tduoxaig, vsoig 'Jtqsoßvtsqoig x. r. X.
526) Weber S. 124—139. Und zwar ist dies in einem solchen Masse
der Fall, dass Brunk S. 7. 21 f. irrthümlich glauben konnte, Aristonikos
(z. II. J} 262. II, 747) habe aus ihm geschöpft. Eher wäre das Gegentheil
denkbar, wenn D. nur nicht (s. A. 534) wahrscheinlich vor Aristonikos ge-
lebt hätte. Und so ist denn die Annahme von Weber, er habe die Ab-
350 Zweiunddreissigstes Cap. Die späteren Philosophen. 8. Anhang.
war aber auch von stoischer Litteratur beeinflusst'"'27) und be-
nutzte, wie schon gesagt, in ausgedehntem Unifange528) das oben
(S. 329) besprochene peripatetische Sammelwerk529). Jedenfalls
lebte er nun sonach zwischen Aristarchos auf der einen und
Plutarchos und Dion Chrysostomos auf der anderen Seite-, wahr-
scheinlich jedoch war ebendieser Dioskurides auch der Verfasser
der ^jto^vrj^ovsv^ata, wie es scheint, einer Sammlung be-
merkenswerther Aussprüche von berühmten Männern530), und der
handlungen und Commentare des Aristarchos noch unmittelbar benutzt,
wohl die wahrscheinlichste. Jedenfalls sind die Parallelen zwischen ihm
und den Homerscholien nicht durch Verwerthung seiner Schrift (mit
Brunk), sondern durch Quellengemeinschaft zu erklären. In Fr. 34 (Ath.
12 c — f) wird Zenodotos und dessen Ausgabe berücksichtigt, in Fr. 18 (16 d)
wird, wie Kaibel S. 333. A. 1 hervorhebt, „zu Odyssee i, 5 ff. der sonderbare
Text des Eratosthenes citirt". Ob auch die Beispiele 11 c. d (Fr. 29) aus
D. und von ihm aus Aristarchos entnommen sind, ist streitig, s. einerseits
Schrader S. 374 f. und Brunk S. 14, andrerseits Weber De Philemone
glossographo, Comm. Ribbeck. S. 446 ff. und a. a. 0. S. 126 f.
527) Trotz verhältnissmässig weniger ausdrücklicher Berück-
sichtigungen in starkem Grade. S. Weber S. 139—146. 180—183. Dass
die Anführung des Chrysippos Fr. 9 (Ath. 18 b) in diesem Falle nicht, wie
Brunk S. 2. 9 meinte, aus eigner Leetüre desselben seitens des Ath.,
sondern aus D. herzuleiten ist, zeigt Weber S. 140 f. Daraus folgt aber
freilich noch nicht, was Letzterer will, dass D. seinerseits dieselbe unmittel-
bar aus Chrysippos entnommen habe, und dass die Berührungen der C. 27.
S. 52 f. (m. A. 98—100 u. d. Nachtr. z. A. 98) besprochenen stoischen home-
rischen Allegorien mit ihm (Fr. 25. 45. 18 b. Ath. 10 e. f. 16 b. c. 513 äff.)
aus gemeinsamer älterer Vorlage, und zwar wohl wiederum Chrysippos, zu
begreifen seien, sondern ebenso gut kann schon er diese Allegorien, die
recht wohl zu seiner Zeit bereits existirt haben können, benutzt und aus
ihnen auch jenes ausdrückliche Citat des Chrysippos entnommen haben.
528) Gegen den, äusserlich betrachtet, die stoischen Entlehnuugen
nicht im Entferntesten aufkommen.
529) S. Weber S. 146 — 156. 180 — 182. In Fr. 18 b. Ath. XII. 513 b
wird ausdrücklich Megakleides citirt, und Fr. 18 b. Ath. 14 äff. führt auf
Demetrios von Phaleron und Timolaos (Schol. Od. y, 267) zurück (s. C. 35.
A. 35°), zu Fr. 38 b. Dion II. 93 vgl. Aristox. b. Ath. XIV. 631c. d. 630 b,
mit Fr. 40 wiederum (Aristox. b.) Ath. 627 e, mit Fr. 41 b. Dion II. 82
Chamael. ebend. 624 a, u. dazu s. A. 445°. 445 d. Stammt vielleicht auch
jenes Citat des Isokrateers Dioskurides (s. A. 524) von dort? Dass aber
Porphyr, nicht, wie Schrader S. 374 ff. glaubte, auch den D. verwerthet
hat, sondern dass seine Berührungen mit demselben aus Benutzung dieses
nämlichen Sammelwerks und jener stoischen Allegorien von Seiten des
Ersteren entstanden sind, zeigt Weber S. 151 f.
530) In den beiden uns erhaltenen Bruchstücken (Fr. 6. 7 Müll. b. La.
Di. I, 63. Ath. XI. 507 d) Solon und Piaton. Was Schol. Apoll. Rh. I, 761
Dioskurides. 351
AancoviKfi TtoXixsia in mindestens 2 Büchern, welche sich,
so weit wir urtheilen können, eng an das entsprechende Werk
des Persaeos531) anschloss532) und wahrscheinlich von Didymos
benutzt ward533). Ist dies Alles richtig, so muss die Zeit dieses
Mannes genauer ans Ende des zweiten oder in den Anfang des
ersten Jahrhunderts v. Chr. gefallen sein534). Noch wird eine
Schrift von Dioskurides %sqi vo^il^icov angeführt535), und sehr
nahe liegt die Vermuthung536), dass die Abhandlung ä£oI t(üv
TtccQ Viiijqg) vö^icov nur ein Theil von ihr gewesen sei537).
(= Fr. 8 M.) aus D. angeführt wird, kann dann schwerlich aus dieser
Schrift sein. S. Weber S. 189 f.
531) S. C. 2. A. 267.
532) Fr. 1—3 M., zu denen noch ein viertes, von Müller ausgelassenes
b. Ath. IV. 140 f kommt. Hier heisst es nämlich nach Anführung einer
Stelle aus jenem Werk des Persaeos (Fr. 2 Müll.): ta o/xota vgtoqel xul
dio6HOVQidwg und in Fr. 2 ebend. (vgl. A. 533) kurz vorher 140 b: ag
Tl£Q6ciiog iotoqel ev Ty ActHooviTifi noXitsCa xai 4io6novQiSr\g sv §' TloXitsiocg
xai Nixonlrig (so Schweighaeuser f. 'AQiaroyilrig, s. C. 33. A. 278) iv tw
7iQOT8Qcp %ccl ovxog xr\g Aochcovcov noXixEiccg. Die beiden anderen Bruchstücke
sind aus Plut. Lyk. 11. Ages. 35. S. Weber S. 190 f.
533) Weber S. 191: „ex Bidymi diligentia conrasasunt, quae in libri IV
his capitibus (certe inde a p. 138e—141e) auctoribus raris et tantum non
unicis laudatis de Lacedaemoniorum rebus enarrantur. Quod autem ipsius
Bioscuridis mentio ab Bidymo fuit iniecta, his comprobatur. Contra Pole-
monem inducit<( (vgl. C. 30. A. 337 b mit d. Nachtr.) „disputantem Athcnaeus
Bidymum p. 139 c: xccvxcc [ihv 6 IIoXs[i(ov. sr^og ov avxvXiymv dldvpog 6
yQU(i(icitLyibg . . . qpijal xuSs x. x. X. Be Bioscuride autem infra sunt p. 140h:
äXlcc (irjv ovd' oQ&ccyoQiGKOi Xsyovxai, cog cpr\aiv b IJoXe(i<ov (cf. supra p. 139h)t
ol yaXccd-rjvol %oiqoi, ccXX' OQ&ccyooiO'iioi, iieel nqog xov oq&qov nmQCLOY.ovxai,
ug IIsQOocLog x. x. X.u (s. A. 532). „Modem modo in inatxXcov interpretatione
(p. 140 d—f) pro ferenda contra Polemonem ab Persaei et Bioscuridis parte
stare videtur Bidymus".
534) Oder wenigstens er war dann spätestens ein Zeitgenosse des
Didymos. Weber S. 192 geht jedenfalls nach rückwärts zu weit mit dem
Ansatz von etwa 160 — 60, und ein Argument wie das von ihm vorgebrachte:
„aliquantulo autem propius eum accessisse ad Aristarchi tempora fortasse(!)
inde concludas, quod p. 140h inter Bioscuridem et Bidymum intercedit Nico-
cles" hätte er besser für sich behalten. Dass andrerseits freilich Fr. 37
b. Ath. 14 a nicht so mit Brunk S. 30 f. zu verstehen ist, als hätte D.
bereits den Aristarchos gegen einen Angreifer vertheidigt, legt Weber
S. 137 f. dar. 535) Phot. Lex. ZhvxccXt} = Fr. 4 M.
536) Von Müller S. 192, welcher schon vor Weber S. 189—192 alle
diese Schriften dem nämlichen D., mit Unrecht freilich dem Isokrateer
(s. A. 524), zuwies, ebenso wie nach ihm Blase a. a. 0.
537) Ebenso urtheilt Weber S. 192.
352 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Dreiunddreissigstes Capitel.
Die Historiker der alexandrinischen Periode aus späterer
oder unbestimmbarer Zeit.
Psaon1) von Plataeae lieferte eine Fortsetzung des Diyllos2),
also von 297 ab3), wir wissen nicht, bis wie weit4).
Metrodoros5) von Skepsis6) mag ungefähr 145 geboren
sein, so dass seine Jugend mit dem Alter seines Landsmannes
Demetrios zusammenfiel7). Er dankte dem Letzteren einen Theil
seiner Bildung8), war ausserdem Schüler der Akademie9), ging
1) Müller F. H. G. III. S. 198.
2) Diod. XXI, 6. Wdcov ds 6 TLXuxaisvg xccg ccnb tovtov (näml. divXXov)
diad8i-cc[i£Vog nod^eig tyQccipe ßißXia tqiukovtu.
3) S. C. 21. A. 109—111.
4) Daraus, dass Dionys. v. Hai. in der mehrfach angef. St. C. V. 4.
p. 30 R. ihn unmittelbar hinter Polybios unter den Geschichtschreibern von
tadelhafter Satzfügung nennt, ist über sein Zeitalter Nichts zu schliessen.
Noch s. dens. de Din. 8. ot ds 'iao-nQoctrjv xai rcc 'l6oy.Qccrovg vnoTvncbaaod'ai
&sXrjaavt8g vitzioi ncci ipvxQoi v.a.1 aGvOTQoepoi. hccI ccvotX&sig' ovtoi de elßiv
oi 71eqI Tipciiov v.al Wdmva (s. Ruhnken f. IJXdtcova) nul 2(06iyivr]v.
Ueber diesen Sosigenes, doch wohl auch einen Geschichtschreiber, ist
weiter Nichts bekannt.
5) Müller F. H. G. III. S. 202—205, zu vervollständigen nach C. 25.
A. 137.
6) S. A. 8. 11. 12. 15. 16. 17.
7) S. A. 8. Dem widerspricht es nicht, wenn er von Cicero (in einem
Dialog, s. A. 12) als ein ungefährer Altersgenosse des Crassus be-
zeichnet wird.
8) La. Di. V, 84 unmittelbar nach den C. 22. A. 227 angef. Worten:
ovTog (näml. J^pn]tQiog Z-aritpiog) y.ccl MrjtQodcoQOv nQOsßißccGs xbv 7toXiTrjv.
9) Cic. de or. III, 20, 75, s. A. 12. Welcher Akademiker sein Lehrer
war, wird nicht berichtet. Chronologisch unmöglich ist es noch an Kar-
neades selbst zu denken. Die Behauptung von Zeller Ph. d. Gr. III3, 1.
S. 525. A. 1. S. 527. A. 1 jedoch, dass er nach Cic. a. a. O. I, 11, 45 Schüler
des Charmadas, Kleitomachos und Aeschines gewesen sei, beruht auf zwei
Irrthümern, deren zweiten auch Blass Griech. Beredsamk. S. 67. A. 1
theilt. Denn erstens wird derjenige M., von welchem hier die Rede ist,
vielmehr als Mitschüler dieser drei Männer bezeichnet, und zweitens ist,
wie aus II, 90, 365. III, 20, 75 erhellt (s. A. 12), jedenfalls nicht M. von
Skepsis gemeint, aller Wahrscheinlichkeit nach M. von Stratonike (s. C. 2.
A. 659 b): audivi (sagt Crassus) summos homines, cum quaestor ex Mace-
donia venissem Athenas, florente Academia, ut temporibus Ulis ferebatur,
cum eam Charmadas et Clitomachus et Aeschines öbtinebant: erat etiam Me-
trodorus, qui cum Ulis una ipsum illum Cameadem diligentius audierat.
Psaon von Plataeae. Metrodoros von Skepsis. 353
hierauf aber aus dem philosophischen Leben in das politische
über und rhetorisirte meistens stark in seinen Schriften. Seine
angeblich ganz neue Art von Stil, über die wir aber nichts
Näheres erfahren, und die in Wahrheit wohl ohne Zweifel nur
eine neue Art des verderbten asianischen war10), bezauberte
Viele, und in Folge seines dergestalt erlangten Ruhmes machte
er, der ein armer Mann war, in Chalkedon eine reiche Partie
und bürgerte sich dort ein. Hierauf aber ging er mit seiner
Frau nach Pontos zu Mithridates Eupator, der ihn hoch ehrte
und zum Vorsitzenden des obersten Gerichtshofes machte. Endlich
jedoch von diesem an Tigranes als Gesandter geschickt, Hess er
sich mit Letzterem in einer Weise ein, welche ihm durch dessen
Verrath den Untergang brachte, 70 v. Chr. Die näheren Um-
stände werden jedoch verschieden erzählt u). Seine Stärke in
10) Blass a. a. 0. S. 68, welcher A. 1 hinzufügt: „Dass der M. bei
Sen. Conti*. V, 34 derselbe sei, wird durch nichts bewiesen und ist auch
an sich höchst unwahrscheinlich".
11) Strab. XIII. 609 f. Ix öe xr\g Zy.rji()Ecog xai 6 JrjfnqxQiog egxiv . . .
(s. C. 22. A. 225) Kai (iexd xovxov Mrjxoodcooog , dvr\q Ix xov cpiXoGocpov
liexußeßXriKag inl rbv noXixiyibv ßi'ov xal qt\xoqev(ov xo nXiov iv xoig Gvy-
yQcc{iliccoiv' ixQr'jGaxo ^ cpQccGscog xivi xuqcchttjql naiva, xca HccxsnXrii-ctxo noX-
Xovg' diu de xr\v do^av iv XccXxrjdovi ydpov Xcc[mqov nEvr\g atv zxv%s , x«l
8%QrHLOLXi& XaXy.r\86viog' Mi&QLduxriv ds Q'EqunEvGag xov Evndxoocc gv-
vanr\q£v elg xov TLovxov iv.Eitcp [iexcc xf^g ywuinog, xca exi^d-r} diacpEoovxcog
xttxftelg inl xr\g dwcciodoGiccg, dcp' f}g ovx i\v xco hqi&evxi. dvaßoXr\ xrjg äi'xqg
inl xov ßaciXict. ov {itvxoi SirivxvxriGEv , dXX' i[i7tEG(ov slg Eiftouv a<5ixco-
xeqcov dv&Qanoov aitEGxi\ xov ßaciXimg xara xr\v nqog Tiyqdvr\v xov 'Aqybiviov
llQEGßElCCV O 8' CtHOVXCC CCVE7CEfltyEV CCVXOV TCO EvndxOQl cpEvyovxi Tjdrj XljV
nqoyoviY.r\v , xara 8e xr^v bdbv naxEGXQEips xov ßi'ov el&' vnb xov ßacuXicog
eift' vnb vogov XiyExca yäo dficpoxEQa. Plut. Luculi. 22. xccg nobg dXXr'j-
Xovg E&EQun£vov (näml. Tiyqdvrig xca Mi&Qiddxrig) vnoipiccg Eni huxco zcov
cpiXcov, stg EiiEivovg xäg alxiag xqinovxEg. a>v r]v xca Mr}To6d<ßQog 6 Znrjtpiog,
ccvrjQ EinEiv ovx ur\8i\g xca noXv^ccftrig, axfuj 8e cpiXiug xoGccvxrj xQTi6dpsvog,
cogxe nccxrjQ nQOGa.yoQEVEG&ai xov ßccGiXicog. xovxov, cag eomev, b Tiyodvrjg
nEficpd-Evxu noEGßEvzrjv vnb xov ML&Qiddxov nobg avxbv ÖEOfiivov ßori&Eiv
Eni 'P(oy.a.lovg tJqexo' „gv d* uvxog, <o Mr\xo6d(OQE , xi hol n£ql xovxcov
nccgcuvEig;" xccKSivog e'l'xe nobg xb Tiyquvov GVficpEQOV sl'xs Mi&Qiddxriv
G(6£eo%)(u {irj ßovXbfiEvog, cog [iev noEGßEvxr\g i'cpr} keXevelv, tag 8s Gv^ißovXog
dnccyooEVEiv. xccvx' E^r\VEyy.Ev 6 Tiyodvrjg xw Mi&qiddxr] v.ccl Y.axEinEv ag
ovdlv EQyccGO[isvcö xov Mr\xq68(DQOV dvr'jKEGxov. o d' Ev&vg dvflQrjxo • xcct
[lExdvoicc xov TiygdvrjV ei%sv , ov nccvxeXcag ovxa xa Mr)XQod(6o(p xrjg Gvp-
cpoQug ai'xiov, aXXcc Qonrjv xivcc xm nobg ccvxbv e'x&ei xov Mi&Qiddxov nooG-
&£vxcc. ndXaL yaQ vnovXcog eIxe nqbg xov avdou' %<xl xovx' Ecpcoqddr] xmv
unoQor'ixav uvxov yQa^ifidxav dXovxcov, iv olg i\v xai Mr\xqb8(£>qov dnoXiG&ui
Susemihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 23
354 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
der Mnemonik wird öfter gerühmt und seiner theoretischen Aus-
bildung dieses Zweiges der Rhetorik so wie seiner in Asien über
denselben gehaltnen Vorträge gedacht12). Er verfasste eine
Geschichte des Tigranes in mindestens 2 Büchern13), ein
anderes, unter dem verderbten Titel tieql ititOQLccg angeführtes
Werk, vermuthlich eine Periegese, auch mindestens in 2 oder
4 Büchern14), ein drittes 7CsqI övvrjd'SLag mit märchenhaften
dicczszccyfisvov. k'&arpsv ovv Tiyodvrjg XafiitQcög zb oeö[ia ^irjdsfiiccg noXv-
tsXsfag <p£i6(i[isvoQ slg vskqov, ov £a>vza 7tQ0vd<oH£v.
12) Cic. a. a. 0. II, 88, 360 lässt den Antonius sagen: vidi enim ego
summos homines et divina prope memoria, Athenis Charmadam, in Asia,
quem vivere hodie (== 91) aiunt, Scepsium Metrodorum, quorum uterque
tamquam litteris in cera, sie se aiebat imaginibus in eis locis, quos haberet,
quae meminisse vellet, perscribere, dann 90, 365 den Crassus: audivi, ut heri
dicebam (I, 11, 45, s. A. 9), et Athenis cum essem, doctissimos viros (unter
denen a. a. 0. der andere M. genannt ist) et in Asia istum ipsum Scepsium
Metrodorum, cum de his ipsis rebus disputaret und III, 20, 75: quaestor in
Asia cum essem, aequalem fere meum ex Academia rhetorem nactus, Metro-
dorum illum, de cuius memoria commemoravit Antonius (II, 88, 360). Tusc.
I, 24, 59. non quaero, quanta memoria Simonides fuisse dicatur . . . quanta
nuper Charmadas, quanta, qui modo fuit, Scepsius Metrodorus, quanta
noster Hortensius. Quintil. X, 6, 4 (= Cic. Fr. ine. 2 Baiter). Cicero Grae-
corum Metrodorum Scepsium et Empylum Rhodium (s. A. 182) nostrorumque
Hortensium tradidit quae cogitaverant ad verbum in agendo rettulisse.
XI, 2, 22. miror quomodo Metrodorus in XII signis, per quae sol meat,
trecenos et sexagenos invenerit locos. vanitas nimirum fuit atque iaetatio
circa memoriam suam potius arte quam natura gloriantis. Plin. N. H. VII.
§. 89. ars (näml. mnemonica) inventa est a Simonide melico, consummata a
Metrodoro Scepsio. Vgl. auch Cic. Tusc. I, 22, 59. quanta (näml. memoria
fuisse dicitur), qui nuper fuit, Scepsius Metrodorus. Ob Quintilianus , wie
Striller De Stoic. stud. rhet. S. 61 meint, in dem betreffenden Abschnitt
ihm vorwiegend gefolgt ist> lasse ich dahingestellt : dieser selbst sagt
vielmehr XI, 2, 26: quare et Charmadas et Scepsius, de quo modo dixi,
Metrodorus, quos Cicero dicit usos hac exercitatione , sibi habeant sua: nos
simpliciora tradamus.
13) Schol. Apoll. Rh. IV, 131 (= Fr. 1). MrjzQodcoQog iv tiqcozg) zoav
nsQi Tvyqavriv.
14) Schol. Apoll. Rh. IV, 834. MrjzQodaiQog iv itQoaza) tcsqI iazoqiag
= Fr. 2. Mit Recht aber bemerkt Müller: „titulus vereor ne maneus vel
corruptus sit", und Keil: „fortasse JTf^^y^ascög". In der That werden
aus M. noch mehrere geographische Notizen (bes. bei Plin., vgl. auch
Ind. I. III. VII. XXVIII. XXXIV u. s. C. 25. A. 137. 148, auch über seine
Quellen) angeführt (Fr. 3 b. Steph. "Tnavig. MrjZQoScoQog d' iv zszccqzcö.
4—11), die freilich theilweise auch aus der Geschichte des Tigranes sein
können.
Metrodoros. Agroetas. Aristokrates. Armenidas. 355
Geschichten aus der Thierwelt15) und ein viertes über die Ring-
lehrerkunst (tcsqI uÄ€L7tu,xrjg) auch wenigstens in 2 Büchern16).
Wegen seiner feindseligen Gesinnung gegen die Römer soll er
den Beinamen Mt,öOQC3^ialog erhalten haben17).
Agroetas18), welcher Atßvxd in mindestens 3 Büchern ver-
fasste19), scheint, wo nicht schon früher, so doch spätestens auch
ungefähr um diese Zeit gelebt zu haben20).
Aristokrates21), Sohn des Hipparchos, von Sparta22) schrieb
JaxcovLxd in mindestens 4 Büchern23), in denen er, wenn nicht
weiter, so doch wenigstens bis in die Zeiten des Philopoemen
hinabging21), gehörte also frühestens dem zweiten Jahrhundert,
möglicherweise aber auch einer späteren Zeit an.
Armenidas25) verfasste © q ß a C % d 26) in mindestens
2 Büchern27), welche von Alexandros dem Polyhistor benutzt
zu sein scheinen28).
15) Fr. 12 b. Strab. XVI. 775. a d' 6 S^iog Xiysi MqxQodcoQog iv
xa TiSQi 6vvrj&£iciQ [iv&oiq toiHE %. x. X. Fr. 13 b. Ath. XIII. 391 d.
16) Fr. 14 b. Ath. XII. 552 c. MrjXQod. 6 Z-nritpiog iv ß' ueqi uXeinxnirig
mit einer Schilderung der Körperbeschaffenheit des Dichters Hipponax.
17) Plin. N. H. XXXIV. §. 34 (= Fr. 9). Metrodoms Scepsius, cui
cognomen a Romani nominis odio inditum est.
18) Müller F. H. G. IV. S. 294 f.
19) Nicht auch UnvO-t-ad, wie Müller angiebt. Die Bruchstücke sind
theils mythologisch, theils auf Städte oder Völkerschaften bezüglich; viel-
leicht gehört daher dieser Schriftsteller gar nicht unter die Geschicht-
schreiber. Die meisten Fragmente sind aus Schol. Apoll. Rh. (Theon),
s. z. II, 1248. iv iy' (y' vermuthet wohl mit Recht Müller und nach ihm
Keil) AißvHuv (= Fr. 6), IV. 1396. iv y' Aißvyiäv (= Fr. 3).
20) Wenn anders Bethe Quaest. Diod. S. 23. A. 28. S. 26. A. 33. S. 76 f.
richtig gesehen hat, dass Diod. I, 19, 2—4. IV, 26, 2— 4 (vgl. Fr. 6. 3.
Pseudo-Apollod. Bibl. II, 5, 11, 12. p. 66, 5 ff. Herch.) durch Vermittlung
des C. 27. S. 50ff. besprochenen mythologischen Handbuchs aus
ihm geschöpft hat.
21) Müller F. H. G. IV. S. 332 f.
22) Plut. Lyc. 4 = Fr. 2. 'Aqi<STO%qcitr\ xhv 'litnäQ%ov ZnccQXiaxiiv.
31. 'AQioxQY.QÜxris 8' b rIn7tccQXOv = Fr. 3.
23) Ath. III. 82 e. 'AQioxoHQccxrig . . . iv d' Acchcovi'xwv = Fr. 1. Vgl.
auch A. 278.
24) Plut. Philop. 16 — Fr. 4.
25) Müller F. H. G. IV. S. 339 f.
26) Schol. Apoll. Rh. I, 551. 'AQ[isvidccg de iv xoig ©rjßa'C-noig = Fr. 1.
27) Schol. Apoll. Rh. I, 740. 'Agnevidag iv itQcoxcp — Fr. 2.
28) Wie Maass De Sibyllarum indicibus, Greifswald 1879. S. 22. A. 54
bemerkt. In Fr. 1 (s. A. 26) folgt nämlich auf die Notiz aus A. Kai 'AXi^av-
23*
356 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit
Hyperoch os29) von Kyine30) oder ein Anderer, welcher
unter diesem Namen schrieb31), veröffentlichte die gleichfalls
von dem nämlichen Alexandros32) benutzten Kv^atKcc35).
Promathidas34) von Herakleia35), Dichter von Hemiam-
ben36) und, wie schon bemerkt37), Urheber einer Erklärung
zu dem -von Dionysios dem Thraker, vermuthlich seinem
Lehrer, modellirten Pokal des Nestor, blühte etwa um 8038)
und war wohl ohne Zweifel derselbe mit dem Geschichtschreiber
von Herakleia39).
Alexandros40) von Miletos41) oder aus Chersonesos in
dgog iv xa> ä xav KoQivvrjg v7to[tvr}[iccxcov , s. A. 94. Ath. citirt ihn einmal
I. 31 a = Fr. 6.
29) Müller F. H. G. IV. S. 434 f.
30) Paus. X, 12, 4 (8) = Fr. 2. 'Tksqozoq dvfjQ KvficcLog.
31) Ath. XII. 528 d = Fr. 1. 'Tnsgoxog r\ 6 noi^Gag xcc eis ocvzbv ava-
CpEQOfLEVCC KvflCC'CHU.
32) S. A. 70.
33) S. A. 31. Ausser den beiden augef. Stellen bei Paus. u. Ath. wird
noch bei Fest. p. 266 (== Fr. 3) jedenfalls wohl nach Varro dieser com-
positor historiae Cumanae ohne Nennung seines Namens vermuthlich wegen
des Zweifels an der Richtigkeit desselben angeführt.
34) Müller F. H. G. III. S. 201—203.
35) S. A. 36. C. 30. A. 144.
36) Ath. VII. 296 b = Fr. 6, vgl. C. 5. A. 91. 94.
37) C. 30. A. 144.
38) Da die Nachricht über diesen letzteren Punkt aus Asklepiades von
Myrleia stammt, s. C. 30. A. 144.
39) Schol. Apoll. Rh. I, 1126 (ev zoig nsgl 'HQUxXsiag). II, 815 (ebenso).
845. 911 = Fr. 1—4. Au der letzten Stelle scheint er freilich als Quelle
des Rhoders Apollonios bezeichnet zu werden, aber mit Recht nimmt
Lehrs Herodian. S. 432 hier eine Lücke an. Schon Alexandros der Poly-
histor führte dies Werk an, Steph. TülXog (= Fr. 47). Müller S. 201
meint, es habe ihm wohl die Zerstörung dieser seiner Vaterstadt durch
die Römer (69) den Anstoss zu diesem Werk -jzeql 'Hgcculeiag gegeben. Ob
der von Plut. Romul. 2 z. E. erwähnte Schriftsteller Promathion (IIqo-
lux&ioav rig i6zoqlccv 'izulmriv ovvzEzay[isvog) derselbe ist, wie Müller
S. 203 zweifelnd vermuthet, muss wohl dahingestellt bleiben.
40) Rauch De Alexandri Polyhistoris vita atque scriptis, Heidelberg
1843. 8. Hulleman De Cornelio Alexandro Polyhistore, Miscellan.
philol. I., Utrecht 1849. 8. Müller F. H. G. III. S. 206—244. Freuden-
thal Hellenistische Studien I. II. Alexander Polyhistor und die von ihm
erhaltenen Reste judäischer und samaritanischer Geschichtswerke, Breslau
1875. 8. G. F. Unger Wann schrieb Alexander Polyhistor? Philologus
XLI1I. 1884. S. 528—531. Die Blütezeit des A. P., ebend. XL VII (N. F. I.).
1889. S. 177 — 183. Unter seinen Namensgenossen hat zuerst Wegen er
Hyperochos. Promathidas. Alexanclros Polyh. 357
Karien42), also vielleicht in letzterem Orte geboren, in ersterem
auferzogen43), wegen seiner Vielwisserei Polyhistor genannt44),
mag etwa um 105 das Licht der Welt erblickt haben45). Er kam als
Kriegsgefangener nach Rom und ward hier von Cornelius Lentulus
gekauft und zum Paedagogen, d. h. in diesem Falle zum Lehrer, von
dessen Kindern gemacht. Dann aber erhielt er durch Sulla während
dessen Dictatur 82 — 79 Freiheit und Bürgerrecht, woher er denn
von nun ab L. Cornelius Alexander hiess4G). Später nach 47 ward
De aula Att. S. 199 den Kotyaeer, Rauch S. 6 f. den Ephesier und auch,
wie dann nach ihm stillschweigend Müller und in genauerer Auseinander-
setzung Freudenthal S. 18. 204 thaten, den Myndier (welchen noch
wieder Hulleman S. 95 f. und Westermann Art. Alexander in Paulys
Realenc. I2. S. 734 mit ihm vermengten), endlich seinen älteren Zeit-
genossen, den Lehrer und Begleiter des Crassus, einen Peripatetiker (Plut.
Crass. 3), ünger XL VII. S. 182 f. von ihm gesondert.
41) So Suid., s. A. 46.
42) Schol. Apoll. Rh. I, 925 (vermuthlich nach Philon von Byblos).
s'üTi nctl . . . XsQGovrjaog KccQiag, ev&sv rjv 'AXsf-ccvdqog 6 tcsqi KaqCag
yQccipag. Vgl. Freudenthal S. 18, Geffcken De Steph. Byz. (Göttingen 1886).
S. 66 f. und A. 60.
43) So nach Rauch Freudenthal a. a. 0., ähnlich Geffcken a.a.O.
44) S. A. 46 und Sueton. de gramm. 20. G. Iulius Hyginus Augusti
Ubertus (nonnulli Alexandrinum putant et a Cacsare puerum Bomam ad-
ductum Alexandria capta) studiose et audiit et imitatus est Cornelium
Alexandrum grammaticum Graecum, quem propter antiquitatis notitiam
Polyhistor em multi, guidam Historiam vocabant.
45) S. A. 46 und 48.
46) Suid. 'AXs^avdgog 6 MiXr\Giog, og TIoXvCörrnQ STCS-nX/föTi, nal Koqvt]-
Xiog , dioTt, KoqvtjXlo) AsvtovXm ai%^aXaixiG&E\g ingäd-rj xori avzm nuidocycoyog
iyEvsTO' Sita riXsvd'SQco&rj' r\v 8s iv 'P(6[ir] enl ttov EvXXa xqovouv Kid inl
xceds. Da mit dem Freilassungsact auch die Ertheilung des Bürgerrechts
unmittelbar gegeben war (s. die bei Unger Ph. XL VII. S. 182 angef.
Stellen), Serv. z. Verg. Aen. X, 388 (= Fr. 28) aber sagt: Alexander
Polyhistor . . . quem Lucius Sulla civitate donavit, so wollte Hulleman
S. 6 hier Lentulus Sura herstellen; mir scheint es unzweifelhaft, dass
Unger a. a. O. mit Recht vielmehr eine Ungenauigkeit bei Suid. annimmt:
„wenn Sulla dem A. das Bürgerrecht ertheilt hat, so war er nicht schon
von Lentulus freigelassen. Den Sklaven eines anderen Römers konnte aber
Sulla nur zu der Zeit freilassen und mit dem Bürgerrecht ausstatten, da
er unumschränkter Herr des römischen Staates war. . . Damals (s. Appian.
B. C. I, 100) wählte er aus den Sklaven, welche den Proscribirten gehört
hatten und nun verkauft werden sollten, die jüngsten und kräftigsten,
mehr als 10 000, und gewährte ihnen Freiheit und Bürgerrecht, sie führten
von da an nach ihm den Namen (L.) Cornelius und wurden ohne Zweifel
auch mit einem Besitz von ihm ausgestattet; ... er hatte damit ebenso
viele geschworene Parteigänger sich geschaffen. ... Zu diesen hat also
358 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
er Lehrer von C. Iulius Hyginus, dem Freigelassenen des Augustus47),
und war um 40 noch in voller schriftstellerischer Thätigkeit48).
Endlich kam er beim Brande seines Hauses in Laurentum zu
Tode, was seine Gattin Helena dergestalt zur Verzweiflung
brachte, dass sie sich erhängte49). So armselig auch die Trümmer
seiner fast zahllosen Werke50) sind, so klar ist doch sein schrift-
stellerischer Charakter. Er war von einem Mitgliede der krateteischen
Schule ausgebildet worden51) und ist, womit wohl auch sein allem
Anschein nach mehrfach in seinen Schriften zu Tage tretender
Anschluss an den ihr mehr oder weniger nahe stehenden Demetrios
von Skepsis zusammenhängen mag51b), durchaus als ein Vertreter
derselben, aber freilich nicht als einer der ausgezeichnetsten an-
zusehen. Denn zwar war er allerdings ein grosser Vielwisser
und Vielschreiber auf allen möglichen Gebieten, „Geograph und
Historiker, Grammatiker und Naturforscher, Rhetor und Philo-
soph"52), aber auch ebenso unkritisch als fleissig und verhältniss-
auch A. und zu den Proscribirten oder im Kampf gegen Sulla Gefallenen
sein Herr, jener nicht näher bekannte Lentulus, gehört".
47) S. A. 44. Die Richtigkeit dieser Nachricht hat Rauch S. 8 mit
Unrecht bestritten.
48) So wenig ich alles von Unger Beigebrachte billigen kann (vgl.
u. A. C. 30. A. 139), so scheint mir doch sein Nachweis gelungen, dass
das von Agathias II, 25 (= Fr. 2) citirte Werk des A., die XaXSccHd oder
yA66VQiayi<x. (s. A. 77), 40/39 geschrieben seien. Weit bestreitbarer ist sein
Versuch (s. C. 38. A. 73) aus den Worten des Eupolemos Fr. 5 Freudenth.
b. Clem. Strom. I. 338 A ein Gleiches für das Buch tcsqI 'lovdccitov zu er-
härten, wenn er auch mit Recht annimmt, dass jenes Bruchstück des Eupol.
aus ebendieser Schrift zu Clemens gelangt ist (s. A. 78). Aus der Anführung
des Promathidas in dem Werk izsqI ^qvyCag (s. A. 39) lässt sich mit
Sicherheit nur schliessen, dass letzteres nicht vor 80 geschrieben war, was
ohnehin keinen Zweifel leidet.
49) Suid. fährt fort: ccvrjQe&r] de ev AavQEVtaig vno nvqog rrjg oUtccg
Cpd-CiQSLGTjg. Kdi 7j yW7\ CLVtOV *EXeV7] fld&OVGa XO 6V[lß0lV CC7lT\y£,CLTO.
50) Suid. unmittelb. nach den A. 51 angef. Worten: ovtog 6vveyQccxps
ßlßlLCC CCQL&llOV HQSIZTOO.
51) Vielleicht sollen die Worte bei Suid. unmittelbar hinter den A. 49
angeführten: fp de ygccp ficcTLy.bg xa>v KQatrjrog {toid'ritwv nur dies bedeuten.
Sollen sie aber heissen, dass er ein unmittelbarer Schüler des Krates
gewesen sei, so ist dies freilich chronologisch unmöglich.
51b) Wie Maass Tibullische Sagen, Hermes XVIII. 1883. S. 330 ff.
annimmt. Vgl. A. 53. 70. C. 21. A. 532c-11-i- C. 22. A. 232. 234b.
52) Freudenthal S. 21, welcher sich S. 19 f. mit Recht gegen eine
Unterscheidung geographischer und historischer Schriften, wie Müller sie
macht, ausspricht.
Alexandros der Polyhistor. 359
massig ehrlich, überdies freilich in chronologischer Hinsicht auch
nicht ganz frei von eignen ungesalzenen Erfindungen 52b), ein
blosser Compilator, Excerpten- und Notizensammler ohne Ge-
schmack und Urtheil, ohne jedes Streben nach künstlerischer
Ausgestaltung seiner Schriften und ohne Selbständigkeit, ja fast
ohne jeden eignen Gedanken. Noch jetzt lässt sich eine grosse
Zahl seiner Werke nachweisen. Er schrieb 5 Bücher über
Rom53), ferner eine Schrift, welche unter dem Titel de Illyrico
tractu angeführt wird54), Kgritind in mindestens 2 Büchern55),
Ttegl Ev^sCvov Ttovtov 56), tcsqI Biftwcag51), tvsqI IlacpXa-
yoviccg58), rtsgl t&Qvyiug in mindestens 359), jcsqI Kagtag
52b) S. Maass De Sibyllarum indicibus, Greifswald 1879. S. 18 f. Vgl.
Freudenthal S. 23. In anderer Beziehung s. A. 53 (falls er nicht auch
hier bloss einer fremden Erfindung gefolgt ist).
53) Suid. unmittelbar nach den A. 50 angef. Worten: kocl nsqi ^mfirjg
ßißXiu nevxs. iv xovxoig Xeysi mg yvvrj yiyovsv 'EßQccicc Mcoaca, rjg iaxi
cvyyQafi^a 6 nccQ3 'Eßgcctoig vopog = Fr. 25, s. Freudenthal S. 29 f.
Ohne Zweifel aus diesem Werk sind auch Fr. 27 — 29 (vgl. Mommsen
Rom. Chronol.2 S. 156), wogegen die 'ixccXwd b. Pseudo-Plut. Parall. min. 40
(= Fr. 26) wegen der Nichtsnutzigkeit dieses Zeugen ausser Ansatz zu
lassen sind. Maass Tibull. Sagen a. a. 0. S. 321—339 hat wahrscheinlich
gemacht, dass diese Schrift auch Quelle für Dionys. v. Halik. (A. R. I, 55,
vgl. 56) und Livius (I, 1, 4 vgl. m. I, 7) und indirect (durch Vermittlung
eines mythographischen Handbuchs) für Tibull. II, 5 war, und dass A. auch
hier (vgl. A. 70) aus Demetrios von Skepsis geschöpft hatte. „Dass auch
die Darstellung bei Vergil. Aen. II, 111 ff. auf die nämliche Schrift des A.
zurückgeht, vermuthet Robert Archaeol. Nachlese, Herrn. XXII. 1887.
S. 454 — 459, und es lässt sich beweisen". (Maass). Uebrigens vgl. noch
C. 21. A. 628.
54) Bei Val. Max. VIII, 13, ext. 7 = Fr. 30 (ein Histörchen von einem
über 500 Jahre alt gewordenen Mann).
55) Schol. Apoll. Rhod. IV, 1492 (== Fr. 32). 'AXefrvdQOs iv nqmxcp
Kqtitiküv x. r. X. (eine mythische Genealogie).
56) Mehrfach bei Steph. angeführt, Fr. 33—38. Dass dieser die be-
treffenden Schriften des Polyhistors selbst ausgezogen hat, bezeugt er
wenigstens in Bezug auf die 'ivdwä' ausdrücklich u. d. W. redqmala (= Fr. 97)
iv ds xoig xov IIoXvLöxoQog diu xov n svQS&rj 7] 7tq(6trj ovXXccßi], aXX9 r^v
(xdiÖQ&cotov xo ßißXCov.
57) Bei Steph. u. Et. M., Fr. 39-41.
58) Mehrfach b. Steph., Fr. 42—44.
59) Steph. 'A-A^ovia. AX. 6 TLoXviataiQ iv xqixco 7tsql <Pqvyi(xg. $ccQvanicc.
'AX. 7CsqI <&q. xqlxco. FdXXog. 6 noXviatcoQ iv xco n. $. xqlxco =■ Fr. 45 — 47.
Pseudo-Plut. de fluv. 10. "AX. KoQvr'jXiog iv y' <J?QvyuxHcov = Fr. 48. Dazu
Fr. 49—51 b. Steph. u. Fr. 52 b. Plut. de mus. 5. 1132 f. 'AX. iv xy\ avvcc-
ycoyyj xcov it. <I>.
360 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
in mindestens 2C0), tisqI Avulag gleichfalls in mindestens
2 Büchern61), tcsqi KiXtxtag62), negl KvTtQov™), 'IvdiTtd^),
TteQL 2JvQLCcge'')} A lyvitx iccxd in mindestens 3 Büchern66), doch
sind uns aus diesen Arbeiten meist nur kurze geographische
Notizen erhalten67). Günstiger steht es hinsichtlich der Schrift
über das delphische Orakel (ptsgl tov bv 4eX<poZg %Qr\6t7\-
qlov) in mindestens 2 Büchern68), denn diese, in welcher Alexandros
unter Anderen, wie es scheint, den Demetrios von Skepsis und,
wie gesagt69), jedenfalls den Hyperochos oder Pseudo-Hyperochos
ausgebeutet hatte, ist erheblich von Pausanias benutzt worden70).
60) Fr. 54—64 M. 1—8 b. Geffcken a. a. 0. S. 56 ff., alle bei Steph.,
welcher KctQonoXig. Movpciatoq (Fr. 54. 62, s. aber Geffcken S. 59) viel-
mehr Kccqihgjv 7tQc6rm und iv dsvreQcp KaQL-nav citirt. Geffcken S. 58 — 66
fügt noch 43 weitere Bruchstücke hinzu, die meistens, wo nicht alle, dem
A. zuzuweisen sind, üeber eine muthmassliche Quelle desselben s. C. 21.
A. 675.
61) Fr. 65—88, fast alle bei Steph., welcher öfter das Werk auch
Avv.iccv.ci oder (Fr. 86—88) TLsQLiiXovg Av-xiag nennt. Eine seiner Vorlagen
waren hier allem Anscheine nach, wie C. 21. A. 685 gezeigt ist, die Av-
niccnd des Menekrates von Xanthos.
62) Fr. 89-93, alle bei Steph.
63) Fr. 94 b. Steph. Xvtqoi.
64) Fr. 95-97 b. Clem. u. Steph.
65) Fr. 98—102, alle bei Steph.
66) Fr. 104—116 b. Steph. Vgl. A. 76. Bei Plin. wird A. unter den
Schriftstellern über die Pyramiden aufgezählt (s. C. 17. A. 145) und im
Ind. III-VII. IX. XII. XIII. XVI. XXXVI. XXXVII aufgeführt. Vgl. A. 98.
67) Die Bruchstücke sind ja mit wenigen Ausnahmen aus Steph.,
s. A. 53-66.
68) Steph. Tlccqvacüog. 'AXs^ccvdgog . . . i v wpooteo, wo man verkehrter-
weise 'AI. in 'AXs^avÖQiörig oder 'Ava^avÖQidrjg geändert hat, s. C. 22. A. 108.
69) S. A. 32.
70) Dies Alles hat, wie schon C. 21. A. 532 c (vgl. C. 22. A. 232) ge-
sagt ist, Maass Sibyll. ind. S. 4—32 bewiesen: Pausanias hat aus ihr
X, 5 (von §. 3 = §. 5 ab). 6. 12 (bis §. 11) abgeschrieben, und von A.
rühren daher die Citate der Eumolpia des Musaeos (5, 3, 6) so wie der
Phemonoe und der Boeo (s. C. 10. A. 80. C. 14. A. 12) her, und in den
Worten über die jüdische Sibylle 12, 5, 9 (s. C 21. A. 411. C. 38. A. 61 b)
zeigt sich (vgl. auch Maass Herrn, a. a. 0. S. 332 f.) seine Kenntniss der
angeblich von ihr stammenden, in Wahrheit um 124 von einem ägyptischen
Juden fabricirten Sprüche im jetzigen 3. B. der sogenannten sibyllinischen
Orakel (s. C. 38. A. 62); den ganzen Abschnitt über die troische Sibylle
aber (12, 1—3 == 2-7) hatte er trotz der Zweifel Kalkmanns (s. C. 21.
A. 532°) höchst wahrscheinlich aus Demetrios entnommen (vgl. A. 53) wie
den über die cumaeische (12, 4, 8) aus Pseudo-Hyperochos (s. A. 30). —
Alexandros der Polyhistor. 361
Noch eine andere handelte wiederum in mindestens 2 Büchern
über Lykoreia, eine Korne von Delphi71). Von einer uns
erhaltnen chronologischen Bemerkung72) ist es unsicher, ob sie
aus einem Werke über Griechenland überhaupt oder aber
über einen griechischen Staat ist73). Dazu werden auch
noch Notizen über Iberien und Arabien aus ihm augeführt74).
Dagegen war derjenige Alexandros, welcher einen Periplus des
rothen Meeres schrieb75), schwerlich er, sondern der Myndier76).
Ob er über Assyrien und über Babylon in einem Werke
oder in zweien handelte, und ob im ersteren Falle der Titel
Nahe liegt unter diesen und den A. 94 angegebnen Umständen, wie schon
C. 32. A. 51 angedeutet ward, aus den dort entwickelten Gründen der
Gedanke, dass aus einer anderen Schrift des A. die Notiz bei Paus.
VII, 26, 6, 13 stammen möge, der sie dann wieder von Demetrios gehabt
haben könnte, aber es ist das nur eine höchst unsichere Vermuthang.
71) Steph. Avkooqsicc yicofirj iv deXcpoig n. x. X. und AvXr\ nach der Be-
richtigung von Maass Sibyll. ind. S. 62 f. 'AXs^avSgog öevxsqg) tieql Av-
K(OQ8iag} wo man wiederum fälschlich 'Ava^avdQidrjg herstellen wollte,
s. C. 22. A. 108.
72) Ueber den Zeitraum von Gyges bis zur ersten Olympiade, Afric.
b. Euseb. P. E. X, 10, 7. 489 a (vgl. Pseudo-Iustin. Cohort. ad Gr. p. 10 a).
Müller zieht dieselbe mit Unrecht zu dem Buch über die Juden (Fr. 24 a).
73) Freudenthal S. 19. Anm. Vielleicht war Fr. 31a aus demselben
Werke.
74) Fr. 31 bei Steph. rdÖELQu. Fr. 103 b. Steph. Täfiva.
75) Fr. 135a b. Ael. N. A. XVII, 1. 'AI. iv xtp nsginla xr\g 'Egvögäg
d-aXaoarjg. „Wie schon Hulleman S. 128 bemerkte, hat Ael. von hier
auch gleich darauf XVII, 6 die offenbar erst nachträglich eingeschobne
Notiz iv öl xjj 'Eqv&qk ftctXdxxri TtQog xolg rjdr} 7tQoeiQ7}[isvoig yivovxui
Kai CY.oQ7tCoi %. x. X. entnommen" (Oder). „Ein drittes Bruchstück steht
Schol. AT II. z/, 109. Vgl. Sehr ad er Porph. Qu. Hom. IL S. 379"
(M. Wellmann) und Lebrs Qu. ep. S. 112.
76) Wie schon Jacobs zu Aelian. a. a. 0. und Lehrs a. a. 0. erkannten,
während nach dem Vorgange von Hauch S. 15 noch Freudenthal
S. 19. 23. 102 es verkennt. Der Umstand freilich, dass der Verfasser, wie
aus jener Stelle erhellt, selbst das rothe Meer durchfahren hatte, würde
noch nicht gegen den Polyhistor sprechen, denn aus Fr. 108 b. Steph.
XrjvoßoayiLu scheint, wie Freudenthal bemerkt, hervorzugehen, dass
auch dieser Aegypten bereist hatte. Aber hier ist entscheidend, dass eben
von A. von Myndos jenes andere Werk negl £w<ov eine Hauptquelle des
Aelianos, der dagegen den Polyhistor sonst wenigstens nicht benutzt, war
und die drei Bruchstücke denselben Charakter an sich tragen, ja füglich
aus itfql gepcov sein könnten. ,,Auch die Iliasscholien kennen wir auch
sonst als Vermittler des Myndiers" (Oder). Mit Unrecht denkt daher
Müller zu Fr. 135 a an einen älteren Geographen, s. darüber C. 22. A. 57.
362 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
desselben XaXdcüxu oder ^öövQiaxd war, ist ungewiss77).
Am Genauesten unterrichtet sind wir von seiner Schrift über
die Juden (tcsqI 'Iovdcci'cov) durch eine Reihe ausführlicher
Bruchstücke78). Aus denselben ersieht man, dass Alexandros
hier lediglich „Auszüge aus verschiedenartigen Werken jüdischer,
samaritanischer und heidnischer Auetoren über die ältere Ge-
schichte der Juden auf den Faden ungefährer chronologischer
Abfolge an einander reihte" 79). Gerade dadurch aber sind uns
noch zahlreiche Stücke aus Schriften erhalten, die sonst spurlos
verschwunden sein würden. Den grösseren Theil dieser Auetoren
kennen wir nur durch ihn. Es sind der jüdische Epiker Philon,
der samaritanische Theodotos, der jüdische Tragiker Ezechiel,
der palaestinisch- jüdische Geschichtschreiber Eupolemos, der
aegyptisch-jüdische Chronograph Demetrios, die aegyptisch-jüdische
Fälschung unter dem Namen des Artapanos, ein samaritischer
Anonymos, dessen eines Fragment ihm versehentlich zu Eupolemos
gerathen ist80), der jüdische Geschichtschreiber Aristeas81), von
Griechen der sonst auch nirgends genannte Timochares keqI
77) Fr. 1. 2 b. Synkell. 359 C. Agath. II, 25. p. 119 Bonn. Natürlich
benutzte er den Berosos, s. C. 21. A. 411. 412. 415. 416.
78) Bei Euseb. P. E. IX, 17 ff. u. Clem. Strom. I. 332 C u. ö. = Fr. 3—24.
Clem. nennt ausser a. a. 0. nicht den A., sondern die von diesem aus-
gezogenen Schriftsteller selbst, obwohl er sie lediglich aus ihm kennt, wie
Freudenthal S. 12 zeigt. Ein Bruchstück aus Kleodemos oder Malchos
über die Kinder der Chetura (vgl. C. 38. A. 85. 86) bei Euseb. IX, 20, 3. 422 b
(Fr. 7) stimmt wörtlich, wie auch Euseb. sagt, mit Ioseph. A. I. I, 15
überein, Ioseph. hat es also aus A. und Euseb. aus Ioseph., dies führt aber
nicht darauf, dass auch Letzterer die Schrift über die Juden excerpirt
habe, wie Freudenthal S. 14. 15. 33 f. meint, vielmehr ist dies Bruch-
stück wohl aus den Aißvxcc, wie Freudenthals Recensent v. Gutschmid
Litt. Centralbl. 1875. Sp. 1043 vermuthet: Ioseph. hat das Buch nsol 'iov-
dcci'cov bei Abfassung der A. I. noch nicht gekannt, bei der seiner Schrift
gegen Apion hat er es auch nur flüchtig angesehen, nicht wirklich benutzt.
Wenigstens daraus also, dass er hier (I, 23) den A. nicht einmal unter
den Schriftstellern über die Juden nennt, kann nicht mit Freudenthal
S. 33 ff. geschlossen werden, dass dessen Schrift „schwerlich einen viel
grösseren Umfang gehabt habe, als die Fragmente derselben bei Eusebios
heute einnehmen", und vielleicht nur ein Theil von der neol Zvoiag ge-
wesen sei.
79) Freudenthal S. 1.
80) Fr. 3 M. b. Euseb. 418 c — 419 d (b. Freudenthal S. 225 f.).
S. C. 38. A. 87.
81) Genaueres über sie Alle s. C. 38 (A. 66—103).
Alexandros der Polyhistor. 363
'Avtlo%ov82), Theophilos83), ferner der Verfasser einer Ver-
messung von Syrien84), welcher wahrscheinlich derselbe mit dem
in dem Werke über dies Land von ihm benutzten Xenophon von
Lampsakos war85), und die Schrift seines Zeitgenossen, des
Rhetors Molon86), wider die Juden87). Auch der Samariter
Kleodemos oder Malchos ist uns nur aus ihm bekannt88), ja
dass es überhaupt samaritisch- hellenistische Schriftsteller gab
aus den hellenisirten Städten von Syrien oder Palaestina, ersehen
wir erst aus diesen Auszügen89). Verschollen oder fast ver-
schollen ist aber auch Nikostratos, auf den er sich in dem
Werk über Paphlagonien90) berief wie in dem über Phrygien
auf Timotheos und Promathidas91), in dem über den Pontos
Euxeinos auf Diophantos92), in dem über Kilikien auf Zopyros92b).
Ferner gehörte dem Polyhistor eine Schrift über die Orts-
namen bei Alkman (iceqI rcov nag' 'AXxtiävi t07tLKc5g sIqyi-
fisVcö^)93), ein Commentar zur Korinna, in welchem er, wie
gesagt, den Armenidas citirt zu haben scheint, in mindestens
2 Büchern94), vielleicht auch eine Sammlung von Wunder-
82) Fr. 21b. Euseb. 35. 452 b. c.
83) S. C. 12. A. 110.
84) Fr. 22 b. Euseb. 36. 452 d. 6 ds xr\g ZvQiccg 6%oivoiistQr)6iv yquipccg.
85) Wie schon C. 22. A. 285 gesagt ist.
86) S. C. 35. A. 124. 135. 136.
87) Fr. 5 b. Euseb. 19, 1—3. 420 d. 421 a (vgl. C. 38. A. 79).
88) In dem A. 78 besprochenen Fr. 7.
89) Ob aber der Umfang des Werks beträchtlich grösser als diese war
oder nicht, lässt sich, wie aus A. 78 erhellt, schwerlich entscheiden.
90) Fr. 42 b. Steph. rdyyQa.
91) Fr. 47 b. Steph. r<xXXog: natu (isv Tipo&sov . . . -aclxcc ds IIqo-
[la&Ldav . . . ovg itccQccTid'stcd 6 IIoXviczcoq iv t» tceqI $Qvyiccg, s. A. 39
und C. 27. A. 5b (mit d. Nachtr.).
92) Fr. 33 b. Steph. "Aßioi, s. C. 21. A. 670.
92 b) Fr. 89 b. Steph. 'AcpqodiGiag, vgl. C. 35. A. 66.
93) Fr. 136 f. b. Steph. "Agaren. "Accog.
94) Fr. 53 b. Schol. Apoll. Rh. I, 551. 'AXe£civ8qos iv zto ä tmv Ko~
Qivvrjg vTto^vrmcitcov (von Müller in Folge der verkehrten Lesart Kccqmgjv
statt KoQLwrig fälschlich zu der Schrift über Karien gezogen). A.'s um-
fassende Belesenheit in der poetischen Litteratur (vgl. A. 70 und Maass
Sib. ind. S. 21) tritt auch darin hervor, dass er, wie Maass a. a. 0. S. 22
hervorhebt, auch den Panyassis citirt zu haben scheint, Steph. K^äyog
vgl. m. TqsybCXri (Fr. 75. 84). Dass dieser Commentar von Paus. IX, 1, 1
(Boiootol ... Xiyovav) benutzt ist, zeigt Maass in der Rec. v. Kalkmanns
Pausanias, Deutsche L.-Z. 1887. Sp. 55 aus Fr. 53 vgl. m. Steph. Boioorog
364 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
geschichten {ßav^aöCcov övvaycoyrj) an96), wenn anders diese,
wie schon oben bemerkt ist, nicht vielmehr entweder von dem
Mjndier verfasst, oder ein späteres Machwerk eines anderen
gleichnamigen Mannes waren 95b); schwerlich war endlich ein
anderer Alexandros der Verfasser der 4iado%a\ (piloöocpav^),
zumal da diesem Polyhistor ausdrücklich auch eine Schrift Ttegl
nv&ccyoQLXcjv övpßokav beigelegt wird97), die vielleicht nur
ein Theil ebendieser AiaftoyaC war97b). Endlich haben wir noch
eine kurze Notiz aus einer rhetorischen Schrift98).
(wo er danach das verderbte nax' avxov in uax' 'jXi^avdgov verbessert).
Und so mag denn ausser dem sonst von Maass (s. C. 22. A. 234 b) bereits
Nachgewiesenen auch Eoch manches Andere von der auserlesenen Gelehr-
samkeit in diesem 9. B. des Paus, aus A. stammen (wie vielleicht das
5. Cap., s. Wilamowitz Homer. Unters. S. 343), der sie aber seinerseits
zum Theil wohl wiederum aus Demetrios von Skepsis entnommen hatte
(s. auch darüber C. 22. A. 234b).
95) Phot. Cod. 188. dvs yvcoadr} 'AXs^ävSqov ©avfiaöicov 6vvay(üyr\. Xeysi
[lev Iv T(p ßißXuo noXXd zSQCttcodr} nai dnioxa, nXr\v aXXovg xav ovn äcpavcöv
tiadysi xavxa 7tqo'iGxoqrioavTag. Xeysi de nsql xe £<p(ov nai cpvxav nal %<o-
qgjv Tivcov nal noxaficov v.a\ XQT}va)v nal ßoxavav v.al xcäv xoiovxcov. Gucpr\q
de xrjv cpqäoiv Kai K£cpuXaio)d7]s iaxi xai ovös xov r\8iog dnsaxr}Q7}usvog.
Vgl. Cod. 189. 146a. Westermann Paradoxogr. S. XVII f. Tzetz. Hist.
VII, 647 nennt den A. neben Ktesias, Tambulos, Isigonos und Anderen.
Vgl. A. 98.
95b) S. C. 25. A. 113b. Hercher Ptolem. Chennus, Jahrb. f. Ph.
Suppl. N. F. I. S. 279. A. 6 entscheidet sich für die dritte Annahme, Rauch
S. 8 und Freudenthal S. 21 für den Polyhistor. „Nach der ganzen Art
der Schriftstellerei Beider kann es aber genau ebenso gut der Myndier
sein, und das lobende Urtheil des Phot. über den Stil des Buches fällt
vielleicht zu dessen Gunsten in die Wagschale, s. C. 25. A. 102". (Oder).
96) Aus ihnen finden sich bei Laert. Diog. eine Reihe kurzer An-
führungen (Fr. 139. 141—146) und VIII, 24 ff., vgl. 22 ff. (= Fr. 140) ein
längerer Bericht über die in einer pythagoreischen Schrift (sv IJv&ayoQL-
noig vnoiivrjiia6t,v) enthaltenen Lehren; diese Lehren widersprechen aber
den altpythagoreischen, und die betreffende Schrift kann also, wie schon
C. 32. S. 463 bemerkt ist, nur von einem Vertreter des sonach damals
schon aufgetauchten Neupythagoreismus verfasst worden sein, s. Zell er
Ph. d. Gr. I4. S. 330 f. 337 f. Anm. III3, 1. S. 74 ff. Vgl. C. 32. A. 462—464.
97) Cyrill. adv. Iulian. IX. p. 133. 'JXs^avdgog 6 sninXrjv IIoXvi6xcoq iv
xm nsQL TLvQ'ayoQiY.Giv 6vnßoXoov. Clem. Strom. I. 304 B. 'AX. sv xa n.
77. 6 = Fr. 138.
97 b) Wie Müller S. 240 vermuthet.
98) Fr. 152 b. Schol. Hermog. VII. p. 254 Walz. Nicht bestimmen lässt
sich, aus was für Schriften Fr. 150 f. bei Plut. Qu. Rom. 104. 289 A und
Macrob. Sat. I, 18 sind. Die drei Bruchstücke bei Plin. N. H. IX. §. 115.
Kastor von Rhodos. 365
Kastor") von Rhodos oder nach Anderen ein Galater oder
gar, was aber wohl nur auf einer Verwechselung von Galatien
mit Gallien beruht100), ein Massaliot, Dach noch Anderen aus
Phanagoreia, ward in Wirklichkeit wahrscheinlich entweder in
Galatien oder aber in Rhodos geboren, jedenfalls aber in Rhodos
ausgebildet und wirkte sodann als Rhetor ohne Zweifel in Ga-
latien, vielleicht vorher im pontischen Reiche101). Von geringer
Herkunft, gelangte er in Galatien durch seine spätestens um 70
geschlossene Heirath mit einer Tochter des dortigen Fürsten
Deiotaros zu Ansehen. Hierauf lebte er in Phanagoreia102), und
daselbst hatte er Gelegenheit für die Römer in hervorragender
Weise zu wirken. Als nämlich Mithridates 65/4 sich nach Europa
geworfen hatte und Phanagoreia besetzen Hess, machte Kastor
den Tryphon, von welchem er einst beschimpft worden war,
einen Eunuchen des Mithridates, bei dessen Eintritt in die Stadt
nieder und rief die Bürger zur Freiheit auf, welche denn auch
seiner Führung folgten, Feuer an die Burg legten und vier Söhne
des Mithridates, welche dieselbe besetzt hatten, gefangen nahmen.
Dafür erhielt er von Pompeius den Ehrentitel „Freund des römi-
schen Volkes". Er erlangte aber auch, wir wissen nicht wie,
ein Fürstenthum in Phrygien, wo er in Gorbeius residirte, liess
seinen gleichnamigen Sohn 51 unter Cicero in Kilikien dienen,
ergriff im Bürgerkriege 49 gleich seinem Schwiegervater die
XIII. §. 119. XVI. § 16 (Fr. 149. 147. 148) mögen vielleicht, wie Rauch
S. 36 vermuthet, aus den ©avficioia, können aber auch, wie Müller S. 241
annimmt, aus einem anderen naturgeschichtlichen Sammelwerk stammen.
Vgl. auch A. 66.
99) C. Müller Castoris reliquiae hinter W. Dindorfs Ausg. d. Herod.,
Paris 1877. S. 153—181. — Heyne Super Castoris epochis, Nov. comm.
Gotting. I, 2. S. 66 ff. II, 2. S. 40 ff. Geiz er Kastors attische Königs- und
Archontenliste, in: Virum illustriss. E. Curtium valere iub. soc. philol.
Gott., Göttingen 1868. 8. S. 11—20. L. Bornemann De Castoris Chronicis
Diodori Siculi fönte ac norma, Lübeck 1878. 4. Stiller De Castoris libris
chronicis, Berlin 1880. 8. (Tübinger Doctordiss.). Völlig verfehlt ist Wester-
mann s Art. Castor in Paulys Realenc.
100) So Müller S. 153.
101) Da er von einem Eunuchen des Mithridates eine Beschimpfung
erlitt, s. A. 103.
102) Woher Mommsen Rom. Gesch. III7. S. 136 und Bornemann
S. 27 („ Phanagoriae praetorem") entnehmen, dass er dort Festungs-
commandant gewesen sei, und für wessen Befehlshaber sie ihn in dieser
Eigenschaft halten, weiss ich nicht.
366 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Partei des Pompeius und sandte unter Führung jenes seines
Sohnes diesem ein Reitergeschwader zur Hülfe. Hernach aber7
offenbar um durch den Sturz seines Schwähers noch höher zu
steigen, Hess er 42 durch den nämlichen, nach Rom geschickten
Sohn den Deiotaros bei Caesar anklagen, dass jener diesem nach
dem Leben getrachtet habe. Aber Cicero hielt in Caesars Hause
vor diesem die erhaltene Verteidigungsrede für den Galater-
könig, und Deiotaros rächte sich an dem Eidam, indem er den-
selben nebst dessen Frau aus dem Wege räumen Hess103). Von
103) Suid. Kugxcoq 'Podiog r\, ag xivsg, TaXdzr\g, wg ds dXXoi snXavr\-
&rj6av, MaGGaXi6zr\g, QrjZcoQ, og iuXr^rj (piloQCopaiog. yrjfiug ds ovzog Ar\io-
xdqov xov cvyKXrjTi'aov (!) Q-vyaxsoa dvflQS&ri vn avxov dpa xfj yafisxi],
diozL avzov Kcclgccql disßaXsv. Dass Suid. sinnloserweise den Deiotaros als
Senator bezeichnet, thut der Richtigkeit seiner sonstigen Angaben keinen
Abbruch. Appian. Bell. Mithr. 108. snsoa xov czqaxov psoog slg $ava-
yoQEiccv . . . Kccöxao ds <£avayoQSvg 7]Y.LG(isvog noxs vnb xov Tqvtpcovog
EVVOV%OV ßocGLXlHOV , XOV TQVCp(OVa SGlOVZa Y.ZSIVSI 71QOG7Z8G00V , %Ct\ XO TlXl\-
&og ig eXEv&SQLoev Gvvs%dXsi. ot ds, nalitSQ rjdn xr\g dv.qon6Xs(og ix°ll^vr}S
vnb 'AozaqpsQVOV xs nal sxsqüov vlsoiv xov Mi&Qiddxov , 'gvXa nsQi&svzsg xv\v
dvoav svsnipnqaGav , scog 6 [isv 'JoxacpSQvrjg xal jdaqsiog nai ASQ^rjg >cal
'O^d&Qrjg uai Evndzqu naidsg xov Miftqiddzov dsCGavzsg snl xa nvoi na-
gsdocav savxovg dysGQ'ai. 114. dvicpr\vs (näml. IJofin^iog) ds %al xr\g sv
Kopavoig %sdg 'Aq%sXaov Isqsa . . . "aal xov (PavayoQEa KaGxcoQu ^Pcauatcov
cplXov. Caes. B. C. III, 4, 5. CCC (näml. equites) Tarcondarius Castor et
Donilaus ex Gallograecia dederant (näml. Pompeio): horum alter una ve-
nerat, alter (näml. Castor) filium miserat. Cic. p. reg. Deiot. 10, 28. hie vero
adulescens (näml. der jüngere K.) , qui meus in Cilicia miles, in Graecia
commilito fuit, cum in illo nostro exercitu equitaret cum suis delectis equiti-
bus, quos una cum eo ad Pompeium pater miserat. 1, 2. Castorem . . . qui
nepos avum in capitis crimen adduxerit. 6, 16 ff. (Inhalt dieser Anklage).
11, 30. rex enim Deiotarus vestram familiam abieetam et obscuram e tenebris
in lucem revoeavit: quis tuum patrem antea, quis esset, quam cuius gener
esset, audivit? Strab. XII. 568. etil ds xovxco (näml. ZayyaQia noxapa)
xd naXaid xmv <£>Qvycöv oUr}zr}Qia Midov nal szi noözsoov Toodiov v.al
aXXcav zivgjv ovd' i'xvn Gcö^ovza noXsoav, dXXd HG>{iai [llhogi psC^ovg zatv
dXXcov olov egzi xb Töqdiov v,al rooßsLOvg xb xov KaGzoqog ßaciXsiov xov
2awAOvdaqiov , sv co yafißobv ovza xovxov ansoepa^s AiqiöxaQog "aal xrjv
ftvyaxsqa xr\v savxov' xb ds (poovoiov v.axsGnaGS nai dtsXvfirjVaxo xb nXsZ-
Gtov xrjg naxomiag. Der jüngere K. entging der Rache seines Grossvaters
und wurde später dessen Nachfolger, Dio Cass. XLVIII, 33. Dass nun
aber Saokondarios bei Strab. und Tarcondarius bei Caes. derselbe
Name und folglich nicht der vom Vater des älteren K., sondern ein Neben-
name des Letzteren selber ist, liegt (wie Halm in seiner Ausg. der ciceron.
Rede Praef. A. 22 bemerkt) zu Tage; auch versteht es sich von selbst,
dass Caesars Auctorität in dieser Frage grösser als die Strabons ist, voraus-
Kastor von Rhodos. 367
der Rhetorik (Ts%vri qtjtoqdct]) 'und den sonstigen rhetori-
schen Schriften des Kastor so wie von der über den Stil
hat sich wohl Nichts erhalten104), desto mehr aber von seinen
chronologischen105), namentlich, wo nicht ausschliesslich, von den
gesetzt dass die Ueberlieferung uns die Schreibung Beider richtig erhalten
hat; andrerseits jedoch ist nicht minder klar, dass die griechische Be-
zeichnung, welche Caesar vor Augen hatte, TaQ-Hovöccgiog und nicht Tuq-
novdccQSvg und K. folglich nicht, wie Stiller S. 8 glaubt, in Wahrheit
ein Karer aus der Phyle der Tarkondareer in Mylasa (C. I. G. II. No. 2694 a.
2697) war. Ohnehin hat wenigstens Strabon von einer solchen Herkunft
Nichts gewusst, sonst würde er (trotz der verfehlten Ausflucht von Stiller
S. 9. A. 8) XIV. 669 f. sicher nicht unterlassen haben den K. unter den
berühmten Mylaseern zu nennen. Mithin hat Haackh Art. Deiotarus in
Paulys Realenc. II. S. 893 darin Recht, dass der Letztere diesem seinem
griechischen Namen später jenen galatischen (oder phrygischen ?) hinzu-
fügte, wie es auch um die weiteren, dort vorgetragnen Hypothesen des
genannten Gelehrten stehen mag. Einen irgendwie wahrscheinlichen Grund
endlich mit Halm und Anderen das im Obigen einem und demselben K.
Zugewiesene unter mehrere Personen zu vertheilen kann ich nicht absehen,
und auch Stillers Bedenken scheinen mir in keiner Weise stichhaltig.
Ausserdem s. A. 105.
104) Indessen lässt sich nicht ausmachen, aus was für Schriften die
Fragmeute 18. 24—26 sind. Vgl. A. 130.
105) Snid. fährt fort: syQciips dz 'AvayQutp7]v BaßvXavog nul (Bernhardy
setzt die beiden letzten Worte in eckige Parenthesen, v. Gutschmid bei
Stiller S. 11 f. vermuthet wahrscheinlich richtig ßaGiXicav g' y.cu} so dass
in diesem Titel die sonst auffälligerweise in dem Verzeichniss fehlenden
6 Bücher Xqoviku unter einer anderen Benennung stecken, vgl. A. 107)
tmv d'cdciGGoyiQciTrjoccvTayv tv ßißXCoig ß\ Xqovlkoc (Xqovikcov ohne Noth
Bornemann S. 22. 27 f.) ayvorjfiara, y.a.1 7ZbqI enixsiQruiux(ov tv ßißXCoig
-fr', 7C8qi Ttst&ovg ß\ tteq! tov NtiXov, Texvrjv qn]toqiY.riv %al bxeqcc. Dass
die in einem Pariser Codex (2929) erhaltne Abhandlung Kdoxoqog 'Podiov
QrjzoQog xov %al $iXoQco[ica'ov neql (istqov fazogiTtäv (Walz Rhet. Gr. III.
S. 712 ff.) nicht etwa, wie Müller S. 154 meint, ein aus seiner Tk%vr\
QrjTOQiytfi ausgezogenes Stück, sondern ein viel späteres Machwerk ist, zeigt
Stiller S. 6 f., schliesst aber daraus sehr mit Unrecht, dass die ihm bei
Suid. von nccl BTUxsiQrHidzcov ab beigelegten rhetorischen Schriften nebst
7zsql NeiXov von einem anderen Verfasser als dem Chronographen seien.
Im Gegentheil folgt aus dem Titel jener Abh. wenigstens so viel, dass der
Urheber desselben gleich Suid. einer Ueberlieferung nachging, nach welcher
der Römerfreund und der Rhetor K. dieselbe Person war. Mit Recht aber
weist Stiller S. 7. A. 4 solche willkürlichen Vermuthungen zurück, wie
sie Müller a. a. O. und Bornemann S. 12 in Betreff des Titels negl
NsiXov aufgestellt haben. Warum sollte denn nicht K. auch ein eignes
Buch über den Nil geschrieben haben können? Dass es mitten unter den
rhetorischen Werken steht, ist nur eine der vielen Unordnungen bei Suid.
368 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
6 Büchern106) Xqovlkcc107), in welchen er einen chronologischen
Ueberblick der Regenten und der Begebenheiten griechischer und
ungriechischer Völker von Belos und mit bestimmten Zahlangaben
von dessen unmittelbarem Nachfolger108) Ninos an109) und zwar
höchst bezeichnend für seine eigne Lebensstellung110) bis zum
Triumphjahr des Pompeius 61 in) entwarf. Mit Sicherheit lässt
sich nur so viel nachweisen, dass dies Werk Listen der assyri-
schen Könige , und zwar diese an erster Stelle112), ferner der
sikyonischen und argivischen Könige und der athenischen Könige
und Archonten so wie der römischen Könige und Consuln mit
106) Euseb. Chron. I. p. 265, 4 f. Schöne (p. 195 Mai) in dem Quellen-
verzeichniss für die römische Chronologie (s. über dasselbe Stiller S. 20 f.)
e Kastoris VI libris, in quibus a Nino ac deorsum olympiades CLXXXI
(CLXXIX mit Recht Stiller S. 14) collegü.
107) Pseudo-Apollod. Bibl. II, 1, 3 = Fr. 23. Kügxodq 8s 6 Gvyy qäipag
xd Xqovikcc (mit Unrecht setzte Aegius aus Suid. dyvo^fiaxa hinzu) %. x. X.
Dass dies Citat nicht, wie man früher glaubte, eingeschoben ist, zeigt
Robert De Apoll, bibl. S. 26 f. Euseb. a. a. 0. I. p..53, 30 f. (s. A. 113),
vgl. 173, 10 ff. (in) chronicis codicibus, African. b. Euseb. Pr. ev. X, 10, 4.
488 c (= Fr. 5b). i% tcov . . . KccozoQog i6xoqlg>v, Euseb. Chron. I. p. 181,28 f.
(s. A. 113).
108) Fr. 1 b. Euseb. Chron. I. p. 55, 3 ff. (p. 36 Mai).
109) Fr. 1. 2 b. Euseb. Chron. I. p. 55, 15 ff. primo Assyriorum reges
digessimus initium a JBelo facientes: cum vero ipsius regni annos certo non
tradiderint, nomen (solummodo) commemoravimus , sed tarnen chronographiae
principium a Nino fecimus et in dlterum Ninum, qui regnum a Sardana-
pallo accepit, desivimus = Synkell. 206 A. p. 387, 7—13 Dind. (Euseb. I.
56, 15 ff.) nQcoxovg (iav ovv tovg 'Jcgvqicov ßaoiXtlg Karat et ccxafisv (so Gut-
schmid f. iiaz£tcc%a(xsv) xi\v \i\v aQ%r}v anb Br\kov nsnoLTjfjLBVoi (so Gut-
schmid f. izs7ioin(i£vovg), zai dk vfjg ßaadeiag avxov I'ti? ^r\ naqads-
doöftat, oacpäg tov (isv ovo^iarog (ivrjtiovevo{LEv, ttjv de dgxijv xr\g %qovo-
yqacpCag anb NCvov 7tS7toir)(i£d,a, nai naxaXr'iyo[i8v ini NCvov xbv diaös^d-
[lsvov xy\v ßaaileiav nagd 2aqdavanccXXov.
110) Bornemann S. 6.
111) Euseb. I. p. 183, 7 ff. (= Fr. 12). annui (näml. archontes) . . .
desinunt sub Theophemo, cuius aetate omnino quidem nostrae regionis res
praeclaraque gesta cessarunt. p. 295, 22 ff. (= Fr. 19). Romanorum reges
singillatim exposuimus . . . post quos seorsum consules disponemits . . . in
Markum Valerium Messallam et in Markum Pisonem desinentes, qui tempore
Theophemi Atheniensium archontis (Ol. 179, 4 = 693 U. C.) consules fuerunt.
Das Werk ist also, wie Stiller S. 6 bemerkt, zwischen 60 und (s. A. 121)
dem Erscheinen von Varros Büchern de gente populi Romani 44 geschrieben.
Im Uebrigen s. die richtigen Bemerkungen von Borne mann S. 5 f. gegen
Gutschmid Euseb. I, 2. p. 241b Seh. Vgl. auch A. 114.
112) S. A. 109 (Fr. 1-4).
Kastor von Rhodos. 369
den Hauptereignissen ihrer Regierung und vorauf- oder nach-
geschickten kurzen Summarien113) enthielt114); doch werden die
Register desselben sich schwerlich hierauf beschränkt haben115).
Die Composition war also allem Anschein nach eine ähnliche
wie später in dem Chronikon des Eusebios, und zwar auch darin,
dass auf diese „Epitonie", d. h. also die in den ersten Büchern
gegebnen Einzeltabellen in den oder dem letzten ein „Kanon"
oder mit anderen Worten eine synchronistische, nach der Ab-
folge der Jahre geordnete Gesammttabelle mit kurzer Beigabe
der Ereignisse eines jeden Jahres116) folgte117). Wie es scheint,
113) Euseb. I. p. 53, 30 ff. Kastor in primo Chronicorum brevi volumine
(Epitonie) ad huius exempli formam usque ad singulas syllabas de Assyrio-
rum regno enarrat. Belus, inquit, erat rex Assyriorum, et sub eo etc. (= Fr. 1).
55, 13 ff. siquidem et üle in Canonibus suis huiusmodi verbis de eis scribit:
„primo etc. (es folgen die A. 109 angef. Worte) = Synkell. 206 A. p. 387, 7
Dind. cog nov xal Kccöxcoq iv reo %avovi avxov cpnoiv ads' „Ttgcoxovg n.z.X."
= Fr. 2 (s. wiederum A. 109). Gegen Müller S. 156, welcher die Worte
ad huius exempli formam, die nichts Anderes als „ folgend ermassen" be-
deuten, falsch erklärt und (üaeh Mai) die Epitome und den Kanon für
einerlei hält, s. Stiller S. 15 — 17. Dass der armenische Uebersetzer schwer-
lich ein anderes Wort als 'Enixo^n] bei Euseb. gelesen haben kann, ver-
sichert Au eher Euseb. I. S. 81. Anm. Vgl. 181, 28 f. Seh. Kastor in
historiae epitome. In Betreff der Summarien s. bes. Euseb. I. p. 295, 18 ff.
Kastor chronographus , ubi brevitcr de temporibus traetat ... scribens:
„Bomanorum reges singillatim exposuimus initium facientes ab Aenea . . .
post quos seorsum consules disponemus etc. (s. Ä. 111), wogegen es bei den
Sikyoniern p. 177, 12 addemus , bei den Athenern p. 182, 21 expenemus, bei
den Argivern p. 174, 14 nuQaxi&spEv (in der lat. Uebei tragung des Armeni-
schen p. 173, 17 freilich adposuimus oder iuxta posuimus) heisst. Dass die
Epitome auch eine Liste der Consuln enthielt, welche Stiller S. 18 viel-
mehr im Kanon sucht, erhellt aus dem eben angef. Summarium 295, 18 ff.,
und diese Analogie lässt doch wohl (trotz Euseb. I. p. 189, 7 ff. 190, 7 ff.)
auch auf ein vollständiges Archontenverzeichniss innerhalb dieses ersten
Theiles schliessen.
114) Euseb. I. p. 173f., 10 ff. 177, llff. 181,28ff. 295, 22ff. = Fr. 6— 13. 19.
115) Auson. Carm. XXII, 7. quod Ca&tor eunetis de regibus ambiguis.
116) Ioseph. c. Ap. I, 22 = Fr. 21. a>g Kuoxcoq l6zoqsZ' ngoadslg yccQ
xa.vxi\v xi\v 'OXv^inididcc (117) cpwolv „i*l raurrjs IIxoXs^aLog 6 Auyov ivixcc
hccxcc rd^av liccxV drjfirjxQiov xbv 'Avziyövov xbv £7tiY.\r\&&vxcc JIoAto^HrjT^v".
S. ferner Fr. 14 (vgl. A. 121).
117) Wenigstens kann man sich von der Einrichtung dieses Kanons
kaum eine andere Vorstellung machen als die obige, wie Euseb. II. p. 1, 26 ff.
von seinem eignen sie in der Einleitung zu demselben darlegt: iv de toj
nuQOvti (näml. Xöyco) inl xo avxb xovg %qövovg Gvvccyaycbv y.cd uvimuqo.-
ftsig iv. naqccXXriXov xbv naq' endoxeo £&v£i xdov ixäv ixql&{i6v %qovlhoü
Susemihl, griech. - alex. Litt.-Gesch. IL 24
370 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
legte er derselben die Olympiadenrechnung zu Grunde118), und
vermuthlich ging sowohl der Epitonie wie dem Kanon je eine
längere Einleitung voran119). Hinsichtlich der Quellen lässt sich
nicht viel mehr sagen, als dass zu ihnen ohne Zweifel Apollo-
doros in ausgedehntem Masse gehörte120). Das Werk ward jeden-
falls in der Folge vielfach benutzt, gleich nach dem Erscheinen
von Varro121), später besonders eingehend von Iulius Africanus
und, vielleicht nur durch dessen Vermittlung122), von Eusebios 123).
Dass aber auch derjenige Chronograph, aus welchem Diodoros
seine kurzen annalistischen Angaben, unter ihnen auch die litteratur-
geschichtlichen, entnommen hat, und welcher freilich gleichfalls
den Apollodoros ausgebeutet hatte124), gerade Kastor gewesen
sei125), ist allerdings nicht unmöglich126), und die allgemeine
nuvovog avvta^iv i7toir}6cc(ir}v. S. Stiller S. 17 f. Hat also wirklich
(s. A. 105) Suid. die Xqoviy.a des K. 'Avayqatpccl ßa6iUcov betitelt, so war
dies eine ungenaue, nur auf den ersten Theil und nicht einmal ganz auf
diesen passende Bezeichnung.
118) Ioseph. a. a. 0. Aber auch African. a. a. 0. rechnet den K.
wenigstens zu Denen, olg ifiilrjasv 'OXvfimccdcov. Danach kann ich nur
Stiller S. 18 beistimmen, wenn er meint: „filum a . . . prima Olympiade
deductum esse iure aliquo condudamus eis, quae praecurrerant , temporibus
ad ipsum ölympiadum initium relatis".
119) In Anknüpfung an die A. 117 angef. Stelle des Euseb. sagt
Stiller S. 18 mit Recht: „si ab Eusebio normam petas, nusquam nisi in
praefatione Canonis exposita fuerunt". Ausser ihr und Fr. 21 (s. A. 116)
mag auch Fr. 23 (s. A. 107) aus dem Kanon sein, wie Stiller S. 18 an-
nimmt; jedenfalls wohl ein Gleiches gilt von Fr. 14 (s. A. 121. Stiller
S. 18 f.). Fr. 5a-b. 15. 16. 17. 20. 22 passen so gut zur Epitome wie zum
Kanon (s. Stiller S. 19).
120) Wie Vieles er jedoch nicht aus diesem entnehmen konnte, erhellt
aus der Bemerkung von Di eis Ueb. Apoll. Chr., Rh. Mus. XXXI. S. 31
(vgl. C. 27. A. 36). Welchem römischen Annalisten er gefolgt ist, lässt
sich nicht ausmachen, In Fr. 14 (s. A. 121) beruft er sich auf die Astro-
nomen oder Astrologen Dion von Kyzikos und Adrastos von Neapolis;
ob aus eigner Leetüre, steht dahin. S. Stiller S. 45—47.
121) Fr. 14 b. Augustin. C. D. XXI, 8, 2. est in M. Varronis libris,
quorum inscriptio de gente populi Romani: „Castor scribit in Stella Veneris
. . . tantum portentum extitisse, ut mutaret colorem magnitudinem figuram
cursum: quod factum ita neque antea neque postea sit. hoc factum Ogyge
rege dicebant Adrastus Cyzicenus et Dion Neapolites mathematici nobilesa.
122) S. Stiller S. 20—22.
123) Wie weit dies der Fall ist, hat Stiller S. 20—44 gründlich
untersucht.
124) S. C. 27. A. 36.
125) Wenn auch Müller S. 177 Unrecht hat, so kann ich doch Stiller
Kastor von Rhodos. 371
Erwägung, dass wir einen anderen bestimmten Chronographen,
der es sonst gewesen sein könnte, nicht aufzuzeigen vermögen,
spricht einigermassen dafür127); aber die besonderen Argumente,
durch welche man es nachzuweisen versucht hat, stehen auf sehr
schwachen Füssen128). Jedenfalls Ergänzungen zu diesem Haupt-
werk waren die Xqovvkcc ayvori{iaxay in welchen Kastor wahr-
scheinlich chronologische Irrthümer, die von Früheren begangen
waren, zu berichtigen unternahm129), und die 2 Bücher yAva-
YQcccpul tcov d,ccAa66oxQcct7iouvzG)V] es scheint aber kaum,
S. 31 f. nur beistimmen, wenn er (mit Benutzung des ohne zureichenden
Grund angefochtenen Fr. 20 b. Io. Lyd. de magistr. 1,1) zu dem Ergebniss
gelangt, dass K. die Ankunft des Aeneias in Italien 1183/2 gesetzt habe,
und damit ist es ja wohl nicht unverträglich, wenn er wie Apollodoros
und Diodoros die Zerstörung Troias in 1184 verlegt haben sollte.
126) Mit Unrecht schreibt Bornemann S. 1 (nach dem Vorgang von
Collmann S. 33 f.) bereits Mommsen Rom. Chronol.2 S. 156 einen Theil
dieser Annahme zu: Mommsen sagt nur (und mit Recht), dass zu Denen,
bei welchen wir die frühsten Spuren einer latinisch-albanischen Königsliste
finden, wahrscheinlich auch K. gehörte. Erst Collmann De Diodori Sic.
fontib., Marburg 1869. S. 26 — 56 versuchte mittels einer, wie Stiller
S. 32 — 36 (vgl. sogar auch Bornemann S. 8 f.) zeigt, verunglückten Be-
weisführung darzuthun, dass bei Diod. VII, 3 ff . (s. Euseb. I. 283 ff.) die
betreffende Liste und einiges Andere aus K. stamme, und Geizer in
Bursians Jahresber. II (1873). S. 1064 reihte hieran die obige, weiter-
gehende Vermuthung, die dann Bornemann zu beweisen unternahm.
127) Wie unsicher aber ein derartiger Schluss ist, liegt auf der Hand.
So kennen wir z. B. auch den jedenfalls erheblichen Historiker nicht, aus
welchem Plut. Demetr. 46 seine Nachricht über die Gesandtschaft des
Akademikers Krates geschöpft hat. S. C. 2. A. 573. 574.
128) Bornemanns Gründe beweisen nämlich, so weit sie richtig sind,
theils die blosse Möglichkeit, theils nicht mehr, als was ohnehin fest stand
(s. C. 27. A. 36), nämlich dass der betreffende Gewährsmann später war
als Apollodoros. Man sehe zunächst die Gegenbemerkungen von Borne-
manns Recensenten G. F. U(nger) Philol. Anz. X. 1880. S. 373 ff., die um
so gewichtiger sind, da Unger trotz derselben Bornemanns Ansicht
theilt; in Bezug auf Dasjenige, was dieser übrig lässt, aber s. Stiller
S. 36. 47f. Für besonders durchschlagend halten Geizer und Bornemann
S. 5 f. 28 den Umstand, dass Diod. ungefähr ebenda schloss, wo K. Diese
Uebereinstimmung würde aber doch höchstens dann Etwas beweisen, wenn
sie eine genaue wäre und nicht eine bloss annähernde; nun aber endete
Diod. (wie er I, 4, 7 angiebt) erst ein Jahr später als K. (s. A. 141)
Ol. 180, 1 = 60/59 mit dem Archon Herodes, dem unmittelbaren Nach-
folger (C. I. A. III. No. 1015) des Theophemos.
129) Bornemann S. 22. 27 f. Stiller S. 12.
24*
372 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
dass uns irgend eine Notiz aus diesen beiden Schriften ge-
blieben ist130).
Amphikrates131), der Verfasser eines Werks tceqI ivdo^av
ttvögav132), war vermuthlicn133) derselbe mit dem Rhetor aus
Athen zur Zeit des Lucullus, welcher von dort zunächst nach
Seleukeia entfloh, hier jedoch als Lehrer aufzutreten hochmüthig
verschmähte, dann aber am Hofe der Kleopatra, Tochter des
Mithridates und Gemahlin des Tigranes, Aufnahme fand, in-
dessen bald durch Verleumdung in Verdacht gerieth und, von
allem Verkehr mit Griechen ausgeschlossen, eines freiwilligen
Hungertodes starb, darauf aber von Kleopatra ehrenvoll bestattet
ward134). Er war ein fader und schwülstiger Phrasenmacher im
asianischen Stile135).
130) Wider die Vermuthung von Bornemann S. 9, dass aus letzterer
Schrift der Katalog der seeherrschenden Mächte bei Diod. VII, 13 (Euseb.
1. 226) entnommen sei, s. die richtigen Gegenbemerkungen von Stiller
S. 36 u. S. 12. A. 11. Und die auf Fr. 24 gestützte Annahme Borne -
manns S. 27 f., dass bei Diod. X, 3 die erstere Schrift zu Grunde liege,
ist wenigstens weder erwiesen noch erweislich. Es muss also dabei bleiben
(s. A. 104), dass sich nicht sagen läast, aus welcher oder welchen Schriften
des K. die drei Bruchstücke desselben (24 — 26) bei Plutarchos sind. Ob
Letzterer sie aus Iuba hat, wie Barth De Iubae 'O^loloxtjgiv , Gott. 1876.
S. 30 ff. vermuthet, muss wohl gleichfalls dahingestellt bleiben.
131) Müller F. H. G. IV. S. 300.
132) Dasselbe wird zweimal erwähnt, einmal (Ath. XIII. 576 c) in Bezug
auf die Herkunft des Themistokles unter Beifügung eines Distichons und
einmal (La. Di. II, 101) in Bezug auf die Todesart von Theodoros dem
Atheisten, s. C. 2. A. 7.
133) So Müller a. a. O.
134) Plut. Luculi. 22. exeXsvxrjas de tcccqcc Tiyoccvr] %oti 'AficpL'KQCixrjg 6
Qr}T<üQ' st de? xccl xovxov \x,vr\\ir\v xivcc yeveoftai diu xccg 'A&rjvccg. Xeyexcci
yccQ cpvyeiv pev ccvxov elg UeXevneiav xr\v snl Tlyoidi' deopevcov d' avxo&i
6oqpicxeveiv vneoideiv Y.a.xaXu£ovevGctyLevov, mg ovde Xexccvr} deXcpivcc %mooiri'
Uezccoxdvxcc de itQog KXeonäxqav xi\v Miftqiduxov &vyccxeoa, Tiyqüvri de
GvvoiHOvoccv, ev duxßoXij yeveG&ai xcc%v nccl xr\g nobg xovg EXXqvug e7tL[ii!j,Lccg
etQy6(ievov äno'x.ccQxeQriGcu' xatpr\vai de v.a\ xovxov evxi(icog vnb xr^g KXeo-
7tüxQccg %ccl %ei6&ui neql 2acpav enei xi %(oqiov ovxm y.aXov[ievov.
135) Pseudo-Longin. de subl. 3, 2 sagt von ihm, Hegesias und Matris:
7toXXa%ov ev&ovoiäv eccvxoig do%ovvxeg ov §uy.%svovgiv , ccXXu nccC&voiv,
vgl. 4, 4. 'AfiqiLHQocxeL nccl ov Esvocpmvxi snaene xccg ev xoig 6cp&aX[ioig rjpcöv
Kooug Xeysiv itccoQ'Evovg aldrjuovccg. Ob bei Lukian. Rhet. praec. 9 in den
Worten 'HyrjOiov %ccl xmv ä[icpi Kqlxlccv oder Kqaxr\v %cA NrjGimxi^v mit
Weiske xmv a/ag>l ^'J^cpL-y-nQcixrjv zu lesen ist, stelle ich dahin.
Amphikrates. Theophanes von Mytilene. 373
Theophanes136) von Mytilene, Sohn des Hieroetas136b)?
erwarb sich namentlich durch seine Geschicklichkeit in den Staats-
geschäften dergestalt das Vertrauen des Poinpeius, dass dieser
fast Nichts ohne seinen Rath unternahm137). Ihm zu Liehe
wurde seine Vaterstadt Mytilene 62 von demselben bei dessen
Rückkehr aus Asien frei gegeben138); auch half dieser Macht-
haber ihm dieselbe verschönern139); so dass nach seinem Tode
die Mytilenaeer ihm göttliche Ehre erwiesen140). Dann be-
schenkte Pompeius ihn 61 auch mit dem römischen Bürger-
136) Sevin Recherches sur la vie et les ouvrages de Theophane, Mem.
de l'Acad. XIV. Müller F. H. G. III. S. 312—316. C. Franklin Arnold
Untersuchungen üb. Theophanes von Mytilene und Poseidonius von Apamea
(s. C. 29. A. 150). S. 81—100. Vgl. auch Cichorius Rom und Mytilene,
Leipzig 1888. 8. S. 6 f.
136b) Inschr. b. E. Fabricius Mitth. des deutschen archäol. Inst, in
Athen IX. 1884. S. 87. Tvutcp Uopnritcp 'Isqolxu vlea ©socpccvr} ccoxf}qL nal
Eveoyexu. Vgl. A. 140. 141 b.
137) Strab. XIII. 617, nachdem unter den berühmten Mytilenaeern hier
zuletzt 6 övyyQccopEvg ®eo<puvr\g genannt ist (vgl. C. 35. A. 236): ovtog de
neu 7CoXttiY.bg ccvrjQ vnrJQ^s, v.a.1 TLo^n7\C(p x<p Muyvcp ytuxeaxr} cpiXog [tuXioxu
diu xr\v uqexr\v uvxi\v , %u\ nuGug ovynuxoQ&coGev uvxm xug nou^eig. Cic.
ad Att. V, 11, 3. vdlet . . . eius auetoritas apud illum (näml. Pompeium)
plurimum (vgl. A. 144).
138) Plut. Pomp. 42. elg MvxiXi\vr\v acpinopsvog (IIo(i7n]iog) xr\v nbXiv
rjXEV&EQ(OGE diu ©soepeevrj Y.cu xbv uyeovu top itüxqiov iXdoato xeov Tcoirjxav
vTCod'Eöiv iiiav e%ovxu xug ehsl'vov Ttgu^sig. Vellei. II, 18. quibus (näml.
Mytilenaeis) libertas in unius Theophanis gratiam postea a Pompeio re~
stituta est.
139) Strab. a. a. 0. fährt fort: ccqp' oav xrjv ts nuxoidu SKOGpriGS , xu
[isv di' i-neivov, xu de di' euvxov.
140) Tac. Ann. VI. 18. Auch erhaltne Münzen bestätigen dies und
lehren, dass es auch auf seine Gemahlin ausgedehnt ward, denn nur diese
kann die Göttin Archedamis auf der Rückseite sein. S. Mionnet III. S. 47.
No. 108. 117. Visconti Icon. gr. I. S. 236. PI e h n Lesbiaca S. 211 f.
Müller S. 312. Sallet Numism. Zeitschr. IX. 1881. S. 119 ff. — Zahl-
reiche Ehreninschriften auf ihn und Pompeius, in denen jenem oder diesem
die Bezeichnung ocoxrjo nul eveoyexug v.ul v.xiaxug xccg nbXiog oder ein Theil
derselben beigelegt wird, sind neuerdings gefunden, s. E. Fabricius In-
schriften aus Lesbos, Mitth. des athen. arch. Inst. IX. 1884. S. 86 — 88.
Cichorius Inschriften aus Lesbos, ebend. XIII. 1888. S. 67—69. Vgl.
Cichorius Rom u. Mytilene S. 7: „Und zwar geschah dies zu einer Zeit,
als Th., dessen Macht mit dem Tode des Pompeius zu Ende ging, schon
lange keinen Einfluss mehr besessen hatte; von einer adulatio, wie Tacitus
sagt, kann also keine Rede sein".
374 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
recht141), und er hiess von nun ab Cn. Pompeius Theophanes141b).
Kurz, er spielte unter diesen Umständen von allen Griechen in
dieser Zeit die glänzendste Rolle142). Cicero suchte 59 durch
seine Vermittlung Gesandter an Ptolemaeos Auletes zu werden143),
aber Theophanes zog es vor selbst diese Gesandtschaft zu über-
nehmen144). Im Bürgerkriege145) 49/8 war er Befehlshaber der
Ingenieure146) und gab dem Pompeius nach der Niederlage bei
Pharsalos den unglücklichen Rath zur Flucht nach Aegypten147).
Seine weiteren Schicksale sind unbekannt148). Er verfasste ohne
Zweifel auf Antrieb des Pompeius und noch zu dessen Lebzeiten
zur Verherrlichung dieses seines Gönners eine Geschichte des
dritten mithridatischen Krieges, in welcher er, um jenen
zu heben, den Lucullus möglichst zu verkleinern suchte und, wo
141) Cic. p. Arch. 10, 24, vgl. Valer. Max. VIII, 14, 3.
141 b) S. A. 136b. Fabricius a. a. 0.
142) Strab. a. a. 0. fahrt fort: xai suvxbv ndvxcov 'EXXrjvcov emcpccvt-
cxccxov ävsdsi&v. 143) Cic. ad Att. II, 5, 1.
144) Der allerdings schmähsüchtige Timagenes (Fr. 6) schuldigt ihn
wohl nicht mit Unrecht an, dass er dabei nicht sowohl für das Interesse
des römischen Staats als für das des Pompeius zu sorgen suchte: Plut.
Pomp. 49. Ti[iciyevr}s 8i -accl äXXcog xbv IJxoXeficctov ovn ovarjg ävdynr}g
ccTCEX&etv (prjüL nal KctxctXintiv Jl'yvnxov vnb ©socpdvovg 7tEiG&£vxcc tvqccx-
xovxog Uoybny\lco %§r\\)LaxiG\LOvg xca GXQaxrjyictg v.aivr\g vno&SGLv. äXXu xovxo
[isv ov% ovxcog r\ ©Eocpdvovg [iox&r}QL<x 7tZTL0ir\%z cpuvsqbv cog cltiigxov i\
Ho\iTiif\iov cpvüig ovh t%ovatx Hocxorfösg ovd' ccveXsv&SQOV ovxco xb cpdoxifiov.
Vgl. A. 151. In dieselbe Zeit ungefähr fallen die Aeusserungen des Cic. ad
Att. II, 12, 2. 17, 3. Im J. 51 suchte er durch Th. den Pompeius zu be-
wegen, dass er in Rom bleibe und nicht nach Spanien gehe (ad Att. V,
11, 3). Im nächsten Jahr, wie es scheint, adoptirte Th. den gaditanischen
Ritter Cornelius Baibus (Cic. ad Att. VII, 7, 6. p. Balb. 25, 57).
145) Beim Ausbruch desselben 49 schreibt Cic. ad Att. IX, 1, 3, dass
nunmehr den Rathschlägen des Th. zu folgen sei. Dann Anfang 48 machte
Vibullius durch Vermittlung des Th. und anderer Vertrauten des Pompeius
bei Letzterem noch einmal einen vergeblichen Versuch zur Aussöhnung des
Letzteren mit Caesar (Caes. B. C. III, 18).
146) X8%xovcov t7tccQxog, was dem Cic. wenig gefiel, Plut. Cic. 38.
147) Plut. Pomp. 76.
148) Zuletzt gedenkt Cicero 44 des Th. mit Rücksicht auf eine von
diesem mit ihm gewünschte Zusammenkunft, ad Att. XV, 9, 1 (vgl. noch
VIII, 12, 5. IX, 11, 3). Th. hinterliess einen Sohn, welcher M. Pompeius
Macer zu Ehren des Pompeius hiess und bei Augustus, welcher ihn zum
Bibliothekvorsteher und zum Procurator von Asien machte, anfänglich auch
bei Tiberius viel galt (Strab. a. a. 0. Sueton. Caes. 56. Ovid. Amor. II, 18),
dann aber, als seine Tochter 33 n. Chr. verbannt ward, mit seinem Sohne
sich selbst das Leben nahm (Tac. a. a. 0.).
Theophanes von Mytilene. 375
es seinen Zwecken diente, auch vor Verleumdungen sich, nicht
scheute141'). Dass das Buch einen Griechen der damaligen Zeit
in der Lust an philologisch-antiquarischen Untersuchungen, an
Stamm- und Gründungssagen, an Etymologien und an Traum-
geschichten und Wunderdingen aller Art in reichem Masse ver-
rieth150), war unter diesen Umständen noch der geringste Fehler
desselben. Das Geographische war allem Anscheine nach die
beste Seite an ihm, denn offenbar zeichnete dies Werk durch
grosse und genaue Localkenntniss sich aus, und so ist es denn
nach dieser Richtung von Strabon in ausgedehnter Weise be-
nutzt worden151). Ausserdem wird es nur noch ein einziges
Mal von Plutarchos angeführt152). Trotzdem war es153) für
diesen die Hauptquelle in den betreffenden Partien vom Leben
des Pompeius, eine Nebenquelle auch in dem des Lucullus154),
und nicht minder ist ihm Appianos gefolgt155), grossentheils
auch früher schon Livius156).
149) So gegen Rutilius Rufus, weil dieser in seinen 'Ioxoqicu (vgl. C. 29.
A. 192 z. E.) den Pompeius Strabo ungünstig geschildert hatte, Plut.
Pomp. 37 (= Fr. 1), vgl. Arnold a. a. 0. S. 113. Daher Plut. 49 (s; A. 144):
7] ®£ocpdvovg [lox&rjQicc.
150) Arnold S. 81 f. 82 f. 90 f. 93 f.
151) Im 11. und 12. Buch, wo er den Th. fünfmal (Fr. 2 — 6) aus-
drücklich nennt, ihm aber auch sonst vielfach gefolgt ist, s. Arnold S. 84 f.
Im 11. hat er sich, wie K. J. Neumann Strabons Quellen im eilften Buche,
Leipzig 1881. 8. zeigt, anfänglich an Artemidoros, sodann aber an Th. an-
geschlossen. Und so urtheilt er denn auch (s. A. 137. 139. 142) über diesen
ebenso günstig wie Plutarchos (s. A. 144. 149) ungünstig. W. Fabricius
Theophanes von Mytilene und Quintus Dellius als Quellen der Geographie
des Strabon, Strassburg 1888. 8. will sogar nachweisen, dass Strabon im
7. 12. und 14. B. Alles, was auf die Feldzüge des Pompeius im Orient sich
bezieht und die Beschreibung der betreffenden Gegenden aus Th. ge-
nommen habe, s. aber die Rec. v. Niese Woch. f. kl. Ph. VI. 1889.
Sp. 33 ff. — Immerhin „standen übrigens dem Günstling des Pompeius doch
auch sonst manche gute Informationen von seinem Helden zu Gebote",
s. Arnold S. 92 f. 152) S. A. 144. 149.
153) Wie Arnold nach theil weisem Vorgange von H. Peter Die
Quellen Plutarchs in den Biographien der Römer, Halle 1865. 8. S. 106—109
dargethan hat.
154) In welchem die Historien des Sallustius die Hauptquelle, aber
nicht, wie Peter S. 108 meint, die einzige Quelle waren, s. Arnold S. 88 ff.,
welcher die Spuren des Th. C. 10. 15. 19. 23 nachweist.
155) Und zwar nicht bloss für die Feldzüge des Pompeius, sondern
auch schon für die des Lucullus, C. 67 — 121, s. Arnold S. 82—92.
156) Beides hat zuerst Arnold gezeigt, dessen Untersuchung über die
376 Dreiunddreissigstes C;ip. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Teukros von Kyzikos157) verfasste allerlei scheinbar weit aus
einander liegende historische Schriften158), in die aber sofort
ein gemeinsamer leitender Gesichtspunkt kommt, sobald man159) an-
nimmt, dass er etwa um die Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr.
wirkte, und eine alchymistische über goldhaltige Erde. Von
letzterer aus liegt der Gedanke160) nicht fern, dass er auch mit
dem Astrologen Teukros von Babylon, von welchem wir noch
einzelne Stücke haben101), dieselbe Person gewesen sei162), aber
immerhin ist dies sehr unsicher.
Quellen des Th. selbst S. 92 fF. es natürlich nur zu Vermuthungen, wie
z. B. dass er den Teukros (von dem sich nicht einmal sagen lässt, ob seine
Mi&QidccTiY.cc vor oder nach denen des Th. geschrieben waren) benutzt, seine
Nachrichten über das Ende des Mithridates wahrscheinlich von Kastor
erhalten, sich über das Amisos Angehende bei Tyrannion erkundigt, und
allgemeinere Gesichtspunkte bringen konnte, wie dass er für die Feldzüge
des Lucullus besonders zu Aufzeichnungen im Localinteresse griechischer
Städte und geradezu im Sinne des Mithridates abgefassten Schriften ge-
griffen habe.
157) Müller F. H. G. IV. S. 508 f. v. Gutschmid üeber Teukros den
Babylonier, Zeitschr. der deutschen morgenländischen Gesellsch. XV. 1861.
S. 104—106.
158) Suid. Tsvhqoq 6 Kv&Krjvbg b yQcctyag nsgl XQVGOtpoQOv yijg, keqI
tov Bv£ccvriov, ML&QidccTiKcov 7cqcc^(ov ßißli'a. s\ 71EqI Tvqov «', 'AqußlKCOV f',
3Iov8a'C%r\v iotoqlccv iv ßißXi'oig £', 'Ecprjßmv tcov Iv Kvgixa) aG%y\Giv y' nal
Iowa. Wir haben noch 2 Bruchstücke aus einem etymologischen
Werk, und vielleicht ist es derselbe Teukros, aus dessen 'Oqlo^ol Ath. X.
455 e ein hexametrisches Räthsel (= Fr. 3) anführt.
159) Mit Gutschmid S. 106: „Dass T. sich eingehend mit vater-
ländischer Geschichte beschäftigt hatte, lehrt seine Schrift über Gymnastik.
Für Kyzikos hatte der dritte mithridatische Krieg durch die lange Be-
lagerung, welche es seitens des Mithridates aushielt, eine ganz besondere
Bedeutung erhalten ; ihn zu beschreiben lag also einem kyzikenischen Histo-
riker vor Allen nahe. An den dritten mithridatischen Krieg reihte sich die
Unterwerfung der Juden, an diese der Zug gegen das arabische Volk der
Nabataeer; mit diesen merkwürdigen Völkern wurden die Römer damals
zuerst näher bekannt, ihre Geschichte dem griechisch-römischen Publicum
zu erschliessen hatte gerade damals besonderes Interesse. Das Werk über
Byzanz lässt sich als ein Beiwerk der Untersuchungen über Kyzikos auf-
fassen (beide Städte standen zu einander im Verhältniss der bfiovota, die
hier einen wirklich politischen Charakter hatte, vgl. Marquardt Cyzicus
S. 141), das über Tyros als nothwendige Ergänzung der jüdischen Ge-
schichte".
160) Den Müller S. 508 anregt.
161) Theils handschriftlich, s. Gutschmid S. 105, theils, freilich nur
eines, bei Psellos in Westermanns Paradoxogr. S. 147 f. Jedenfalls war
Teukros von Kyzikos. Timagenes aus Alexandreia. 377
Ti ma gen es163) aus Alexandreia164), Sohn eines königlichen
reld Wechslers , etwa zwischen 80 und 75 gehören, ward 55164b)
Folge der mit Hülfe des Pompeius von Gabinius, dem Pro-
consul von Syrien, ins Werk gesetzten Eroberung seiner Vater-
stadt gefangen nach Rom gebracht, wo er später Rhetorik lehrte
und sogar bei Augustus als gern gesehener Gast aus und ein
ging. Da er aber mit seiner bissigen Zunge1640) selbst den
Kaiser und dessen Familie nicht schonte, so verbot dieser ihm
endlich das Haus, ohne ihn übrigens sonst weiter zu verfolgen165),
aber er fand Aufnahme bei Asinius Polio166) und lebte allem
er spätestens Zeitgenosse des Porphyrios, der seines Buchs Introd. in Ptolemaei
librum de effectibus astrorum p. 200 Bas. gedenkt.
162) Auch Agathokles heisst bald Babylonier bald Kyzikener, s. A. 187.
Zwischen Babylon und Kyzikos muss also eine engere Verbindung be-
standen haben. Vgl. Gutschmid S. 105.
163) Bonamy Recherches sur la vie et les ouvrages de Timagene,
Me'm. de l'Acad. XIII. S. 1 ff. Müller F. H. G. III. S. 317-323. —
G. Schwab De Livio et Timagene, historiarum scriptoribus aemulis,
Stuttgart 1834.
164) Suid. Tifiuysvrjg ßuciXinov UQyvQUfioißov viog 'AXs£uvdosvg, QqxcöQ,
<ag 8s xivsg Alyvnxiog, dg snl IIo^7tr}LOV xov [isyuXov ul%iLuX<oxog u%&sig sv
'Pco^iT] vno xov Taßiviov il-ayvqd'r] vnb (fruvaxov, xov viov UvXXov, %ul
s6ocpiatsvGsv sv 'Pcofirj snt x' uvxov IJo^m^iov nul (ist' uvxov snt xs
Katouoog xov Avyovöxov nccl [isxsnsixu {snt xs Kutcuoog rutov 'iovXtov
%cu psxsnsixu Avyov6xov Reinesius) u(iu KumiXtco. snnscav 8s xrjg ff^oÄrjs
diu xo nuQQr\Giu6xr\g slvui, iv uyato 8ir\ys Tovc*Xuv<p Xsyo(isva>. hui sxsXs-
xsvas 8' sv 'AXßävm (Codd. Jußuva)) spsaui ßovXrjd'slg (isxu Ssinvov kui
acprjvcod-s tg, ßißXiu 8' syouips noXXcc.
164b) Dio Cass. XXXIX, 55.
164 c) Hör. Epist. I, 19, 15 f. mit Schol. Plut. de adul. et am. 27. 68 B.
Vgl. Sen. Epist. 91. Plut. Qu. symp. I, 13, 3. 634 F.
165) Sen. Rhet. Controv. V, 33. Sen. de ir. III, 23. Wenn er aber
wirklich wegen seiner boshaften Reden seine Schule aufgeben musste (s.
A. 164), so kann dies doch nur auf Befehl des Kaisers geschehen sein.
Sein Nachfolger in der Leitung derselben ward (nach Suid. TloXtcav) Asi-
nius Polio Trallianus, ohne Zweifel ein Freigelassener des Asinius
Polio. Vielleicht jedoch vermuthet Thorbecke De Asin. Pol. S. 102 richtig,
dass er vielmehr freiwillig wegen hohen Alters seine Schule aufgegeben
habe, als er bei Polio ein Asyl fand, und dass gerade dadurch sich sein
Ersatz durch dessen Freigelassenen erklärt.
166) Welcher sich früher (nach Sen. de ir. a. a. O.) beim Kaiser oft
mit ihm gestritten und sich mit ihm verfeindet hatte und erst durch
Augustus selbst mit ihm ausgesöhnt worden war. Letzterer hatte denn
auch Nichts dagegen, dass Polio ihn aufnahm. Sen. a. a. 0. in contubernio
Polionis Asinii consenuit.
378 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Anschein nach nunmehr auf dessen Villa bei Tusculum166b), bis
er hochbetagt in Albanum nach einem Gastmahl in Folge von
Ueberladung des Magens starb1660). Unter seinen Werken war
auch eine Geschichte der Thaten des Augustus, die er
aber aus Rache für seine Verweisung aus dessen Umgebung ver-
brannte167). Sonst ist nur noch ein anderes von ihm bekannt,
von welchem ein erstes Buch unter dem Titel BaöiXscov an-
geführt wird168), welches wir aber höchst wahrscheinlich noch
annäherungsweise in dem Auszuge des Iustinus aus Trogus
Pompeius besitzen. Denn wenn nicht Alles trügt, waren die
Historiae Philippicae des Letzteren nichts Anderes als eine freie
Uebertragung desselben169), bei welcher vermuthlich sogar die
Bücherzahl (44) festgehalten wurde, so dass jene Titelanführung
nur eine abgekürzte ist und die vollständige Ueberschrift etwa
BcctiUeav rav in Maxsöovcov ysyovorcov iGxoqCcli lautete 169b).
Es war also ein nach einer zeitgemässen Erweiterung und Er-
neuerung des Planes der GPiliTtTtwa des Theopompos sauber aus-
gearbeitetes, aus den verschiedenartigsten Darstellungen eines
Theopompos, Ephoros, Deinon, Timaeos, Phylarchos, Polybios,
Poseidonios, Caesar und Anderer1690) mit vielem Fleisse zusammen-
166 b) In welcher dieser selbst 1 n. Chr. verschied.
166 c) Sein Leben beschrieb Euagoras von Lindos, Suid. EvayÖQccs.
167) Wie Sen. de ir. a. a. 0. erzählt. Vgl. A. 170.
168) Steph. MiXvcci (= Fr. 2). iv nqcätcp Bccodscov.
169) S. darüber v. Gutschmid Trogus und Timagenes, Rhein. Mus.
XXXVII. 1882. S. 548 — 555 (vgl. L. Centralbl. 1872. Sp. 659), an dessen
Darstellung sich das Folgende wörtlich anschliesst.
169b) Wie Gutschmid S. 554 meint: „Sein Werk war, wie Bonamy
und St. Croix richtig gesehen haben, eine Geschichte der Alexander-
monarchie und der aus ihr hervorgegangenen Reiche; wenn Müller S. 320
das einzige genauere Citat Fr. 2 auf ein dem des Nepos ähnliches bio-
graphisches Werk bezieht und die Mehrzahl der Fragmente, die in ein
solches nicht passt, aus einer Geschichte seiner Zeit herleitet, so sehen sie
vielmehr durchweg als Reste eines solchen universalgeschichtlichen Werkes
aus u. s. w.".
169 c) Die grösstentheils bei Trogus, Curtius, Polyaenos (als die mittel-
baren Quellen) erscheinen. Vgl. C. 21. A. 561. Ueber die Gewährsmänner
des T. in den gallischen Dingen, auf den auch die Beschreibung von Gallien
bei Ammian. Marceil. XV, 9 ff . zurückgeht (s. A. 171), handelt ausführlich
Wilkens Quaestiones de Strabonis aliorumque rerum Gallicarum auctorum
fontibus, Marburg 1886. 8 (Doctordiss.). S. 29 ff. (mit sorgfältiger Benutzung
der früheren Arbeiten von A. Miller Strabos Quellen über Gallien und
Britannien, Regensburg 1868. 4., Gardthausen Die geograph. Quellen
Timagenes aus Alexandreia. 379
gestelltes universalgeschichtliches Mosaik, und zwar nicht bloss
im Ganzen, sondern auch jeder einzelne Abschnitt war mehr
oder weniger ein solches Mosaik 1G9d). „Die ersten sechs Bücher
bei Trogus" (und es wird nicht zu kühn sein, dies ohne Weiteres
auf Timagenes zurückzuführen), „welche die älteste orientalische
Geschichte bis zu ihrer Verschlingung mit der griechischen und
die griechische Geschichte bis zu ihrem Aufgehen in die make-
donische enthalten, geben nur die Einleitung. Den Kern bildet
die Geschichte der makedonischen Monarchie und der aus ihr
entstandenen Reiche bis zur Verwandlung des letzten derselben
in eine römische Provinz. Dann geht der Verfasser in den
letzten vier Büchern auf Parther und Römer über, die beiden
noch rivalisirenden Mächte, die sich in die Weltherrschaft theilen,
führt die Geschichte der Ersteren bis auf die Rückgabe der er-
beuteten Feldzeichen durch Phraates an Augustus und wendet
sich dann zu dem Volke, welchem der Sieger angehört, behandelt
jedoch nur die Ursprünge Roms bis auf Tarquinius Priscus, weil
er sie bis dahin als eine Art von Ausfluss der griechischen
Geschichte betrachtet. Zum Schluss giebt er die Historie der
westlichen Länder, Galliens und Spaniens, die ganz in die römische
Machtsphäre fallen1690), und führt die hispanische Geschichte
herab bis zur Pacificirung der Cantabrer durch Augustus. So
schliesst er mit dem Principate des Augustus als dem neuen
Weltreiche, in das die gesammte hellenistische, orientalische und
abendländische Entwicklung eingemündet sei, wie vormals die
Ammians, Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. VI. 1873. S. 507—556 und Mommsen
Ammians Geographica, Hermes XVI. 1881. S. 602-636). Er zeigt (S. 22 ff.),
dass zuerst Caesar den Poseidonios, dann T. Beide und Strabon im 4. B.
ausser verschiedenen Nebenquellen alle Drei verwerthet hat. Ein paar
Berichtigungen giebt Kaerst Jahresber. LVIII. S. 350 f. (vgl. A. 169 e). S. auch
A. 174b.
169d) Gutschmid S. 549 f. legt dies genauer dar an der Zusammen-
kittung der Amazonengeschichte bei lustin. II, 4 und Iordan. Get. 7 f. aus
6 bis 6 verschiedenen Berichten.
169 °) Ein besonderes geographisches Werk des T. über Gallien anzunehmen,
welches dann also für Strabon und Ammian. Marc. Quelle gewesen wäre, wie
St. Croix, Bonamy, Schwab S. 12, Wilamowitz bei Mommsen a. a. 0.
S. 622. A. 4 und Wilkens S. 30ff. und im Grunde auch Gardthausen
S. 547 und Mommsen S. 621 f. selbst gethan haben, dazu ist nach dem
Obigen, seitdem Gutschmid den Charakter des grossen historischen Werkes
ins Klare gestellt hat, auch nicht der geringste Grund mehr vorhanden,
wie auch Kaerst S. 351 urtheilt. S. auch A. 174 b.
380 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
makedonische Monarchie die gesammte vorauf gegangene Ent-
wicklung in sich aufgenommen hatte. Auf diese Weise verbindet
er eine grossartige universalhistorische Grundanschauung, welche
Griechen und Makedonier als Träger der Geschichte erst durch
die neue römische Monarchie abgelöst werden lässt, mit einem
Compliment für Augustus170), den Philippos seiner Zeit"170b).
Dabei ist er aber von einer entschieden „abgünstigen" Stimmung
gegen die Römer beseelt, die ihre Erfolge nicht sowohl ihrem
Verdienst als ihrem Glück verdanken1700) und die Weltherrschaft
denn auch mit den Parthern theilen müssen 170d). So belesen
aber Timagenes nach diesem Allen171) und so umfassend seine
Gesichtspunkte waren, so fehlte es ihm doch nicht bloss an der
rechten Kritik, sondern, wie schon die namentlich überlieferten
Bruchstücke lehren, an jeder wirklichen Sorge um die Wahr-
heit171b). Er schrieb „mit pikanter Rhetorik": Kleitarchos, seine
170) Daraus folgt denn, dass dies grosse Werk vor dem Zerwürfniss
mit diesem und vor der anderen, nachmals (s. A. 167) vernichteten Schrift
verfasst war.
170b) Gutschmid S. 553 (doch habe ich mir ein paar Kürzungen
erlaubt).
170°) lustin. XXX, 4, 16. sed Macedonas Romana fortuna vicü. Ebenso
im Gegensatz zu Polybios auch Plutarchos. Vgl. lustin. XXIX, 3, 8. XXX,
3, 2, wo „die Makedonier den Römern gegenüber herausgestrichen werden",
ferner auch XXVIII, 2. XXXVIII, 4-7 und zu diesem Allen Gutschmid
S. 552. Die Römerfeindlichkeit des T. ist auch ausdrücklich bezeugt von
Sen. Ep. 91, 13. T. felicitati urbis inimicus etc.
170 d) lustin. XLI, 1, 1. Parthi, penes quos velut divisione orbis cum
Bomanis facta nunc orientis Imperium est. Und §. 7 werden die „Parther
sogar als Sieger über die Römer verherrlicht". Schon G. Schwab a. a. 0.
hat mit Recht die Worte des Liv. IX, 18, 6. quod levissimi ex Graecis, qui
Parthorum quoque contra nomen Bomanum gloriae favent etc. und damit die
ganze Polemik IX, 17 — 19 auf T. bezogen, und diese Polemik ergiebt über-
dies eine Reihe von Parallelen für die Darstellung der Geschichte des
Alexandros bei Trogus und Curtius, wie sie für den Letzteren Kaerst
Beiträge zur Quellenkritik des Curtius (Gotha 1878). S. 42 ff. nachgewiesen
und dadurch den Indicienbeweis von Schwab vervollständigt hat. Von
den 12 namentlichen Fragmenten des T. findet sich wenigstens eines (Fr. 9 b.
Strab. IV. 188) auch bei lustin. XXXII, 3, 9—11 wieder. Ausserdem s.
A. 172. 173b.
171) Ammian. Marc. XV, 9 (= Fr. 7). T. et diligentia Graecus et sermone
liaec, quae diu sunt ignorata, collegit ex multiplicibus libris.
171 b) So dass es in so weit mit jenem levissimi ex Graecis (s. A. 170 c)
seine Richtigkeit hat.
Timagenes aus Alexandreia. Timagenes von Miletos. 381
Hauptquelle für die Geschichte des Alexandros172), war auch in
der Darstellungsweise sein Vorbild mb). In freierer Art173) als
Trogus hat sich auch Curtius an ihn angeschlossen17315); nicht
minder war er Quelle des Polyaenos174), und Strabon hat ihn
in ausgedehntem Masse benutzt 174b); weiterhin endlich begegnen
wir seinen Spuren, wenn auch nicht gerade reichlich, bei Quinti-
lianus175), Iosephos, Plinius, Plutarchos, Ammianus Marcellmus
und Anderen176).
Timagenes oder Timogenes von Miletos, Rhetor und
Historiker aus ungewisser, möglicherweise erst nachalexandrinischer
Zeit, schrieb Briefe und ein Werk in 3 Büchern über Herakleia
172) Curt. IX, 5, 21 (= Fr. 1). auctor est Clitarchus et Timagenes.
172 b) Quintil. X, 1, 75 preist ihn als Erneuerer von dessen Darstellungs-
kunst, indem er nach den C. 21. A. 42 angef. Worten fortfährt: longo post
intervdllo temporis natus T. vel hoc est ipso probabilis, quod intermissam
historiae scribendae industriam nova laude reparavit. Vgl. Müller S. 23.
173) Schon Droysen Hellenism. I2, 2. S. 406 bemerkt, Curtius möge
es nicht anders mit seiner Vorlage gemacht haben als deren Urheber mit
Kleitarchos, indem er diesem gegenüber vielfach „sein Genie frei walten
liess". Und Gutschmid S. 553 weist mit Recht auf die Thatsache hin,
„dass Trogus das gleiche Thema in 2, Curtius in 10 Büchern behandelt hat".
173b) S. Gutschmid a. a. 0.: „Trogus und Curtius stimmen nicht
bloss in den Partien überein, die aus Kleitarchos stammen, sondern auch
in denen, wo sie von ihm abweichen, seine Berichte aus guten Quellen
ergänzen oder durch Zuthaten von oft sehr fragwürdigem Aussehen weiter-
spinnen; regelmässig stehen dann Beide zusammen gegen Diodor, den
treuen Epitomator des Kleitarchos, vgl. H. Crohn De Trogi Pompei apud
antiquos auctoritate (Strassburg 1882). S. 24". S. auch Droysen a. a. 0.
S. 405 ff. Weiteres b. Teuffei Rom. L.-G. §. 292, 3. Kaer st Forschungen
zur Gesch. Alexanders des Gr., Stuttgart 1887. S. 92 ff. (vgl. S. 136) führt
aber doch vielleicht mit Recht auf T. die ungünstige Beurtheilung des
Alexandros bei Curtius und Iustinus zurück, s. freilich dagegen Niese
Deutsche L.-Z. 1888. Sp. 1749, aber dazu auch die Gegenbemerkungen von
Kaer st Jahresber. LV1II. S. 351.
174) S. darüber Gutschmid S. 552 f. und die dort von ihm ange-
führten Parallelen zwischen Polyaenos und Iustinus.
174 b) S. A. 169c und Gutschmid S. 555: „Die geographischen Schilde-
rungen nahmen bei T. einen breiten Raum ein: von 12 Fragmenten sind
5 aus solchen entnommen . . . und es ist bemerkenswerth, dass auch
zwischen Strabon und Trogus in Nachrichten, die nicht an der Heerstrasse
liegen und oft ein ganz individuelles Gepräge tragen, auffällige und häufige
Berührungen Statt finden".
175) S. A. 172b und I, 10, 10 m Fr. 12.
176) S. Müllers Fragms. nebst Plin. Ind. III (vgl. III. §. 132. XXXIII.
§. 118 = Fr. 10. 11).
382 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker: Sokr. Artav. Olymp. Emp. Strat.
und die berühmten, und zwar besonders wohl litterarisch be-
rühmten Männer aus dieser Stadt177).
Sokrates von Rhodos178) schrieb vermuthlich als Zeit-
genosse über den Bürgerkrieg in mindestens 3 Büchern179).
Ueber Ariston den Jüngeren von Chios s. C. 32.
Artavasdes, König von Armenien, 34 von Antonius ge-
fangen, starb 30 und hinterliess 180) griechische Tragoedien, Reden
und Geschichtswerke.
Olymp os, Arzt der Kleopatra, schrieb deren Geschichte181).
Empylos von Rhodos, ein Rhetor und Freund des M. Brutus,
schrieb unter dem Titel Brutus über die Ermordung Caesars182).
Straton aus Epeiros182b), ein anderer zu den engsten Ver-
trauten des M. Brutus gehörender Rhetor, scheint gleichfalls,
aber freilich erst in der augusteischen Zeit, über das Leben
oder vielleicht auch nur über den Tod desselben geschrieben
177) Suid. Ti(iccysvrjg r) TLfioysvrjg MdrJGLog iGxoqiY.bg ncci QrjxooQ. xsqI
^HqwhXslccq xrjg iv xa IIovxcp xori xav ££ avxrjg Xoyicov ävögäv ßißXict y'
nccl iniGxoXdg. Dazu unmittelbar vorher: Tificcysvrjg, i6xoQiv.6g. nsQLnXovv
ua.6r\g Q-ulacarig iv ßißXioig y' (oder s'). Vielleicht war dies, wie Bonamy
und Müller vermuthen, derselbe mit dem Milesier, jedenfalls nicht mit
dem Alexandriner.
178) Müller F. H. G. III. S. 326.
179) Ath. IV. 147 e. ZooxQccxrjg ds b 'Podiog iv xqlxoj ipcpvXiov noXifiov.
Das Bruchstück b. Ath. XI. 784 d. ßo^ßvXiög' &tjql%Xsiov 'Podiccitov, ov ksqI
xijg Idsccg ZcoHQÜxrjg cprjoiv n. x. X. ist doch wahrscheinlich von einem Rhoder
und also von diesem S., wenn auch aus einer anderen Schrift desselben,
schwerlich, wie Kaibel im Ind. angiebt, von dem Koer, dem Verf. der
'EninXrfisig , s. C. 27. A. 133. 134. In Bezug auf die Schrift tcsql oqcov(?)
v.cil xoncov nccl Tcvqog nccl Xfömv aber, welche Müller gleichfalls dem Rhoder
zuzuweisen geneigt ist, s. wiederum C. 27. A. 134.
180) Wie schon C. 1. A. 3 bemerkt ist.
181) Plut. Anton. 82. r\v ds locxgug avxrj (näml. KXsotkxxqu) avvrj&rjg
OXvfmog, <x> cpQdacc6cc xäXr}&sg s'xqtjxo Gv[ißovXa> nccl GvvsQym xr\g nci&cciQSGswg,
cbg avxbg 6 "OXvpitog sl'Qrjytsv toxoQLav xivcc xav itguynaxav xovxcov inds-
daxag. Müller F. H. G. III. S. 326 f.
182) Plut. Brut. 2 (der es ohne Zweifel, wie Heeren De fönt. Plut.
S. 124 richtig urtheilt, selbst gelesen hat, vgl. Hillscher a. a. 0. S. 391 f.).
6 ds "EimvXog, ov ytcci avxbg (näml. 6 Bqovxog) iv xctlg imoxoXatg v.cu ov
tplXoi iL8[ivr}vx(u noXXccyiig ag Gvpßiovvxog avx<p, qtjxcoq fisv r\v , ncci ytaxa-
XsXoms [ii-ngov [isv ov rpccvXov ds 6vyyQCCfi[ict tcsql xrjg KaiGOLQog ävcaosGscog,
o Bqovtog smysyQanxai. Vermuthlich lebte er zur Zeit dieses Ereignisses,
wie Hillscher a. a. 0. bemerkt, bereits selbst in Rom. Ausserdem s. über
ihn A. 12. Müller F. H. G. III. S. 127.
182 b) Appian. B. C. IV, 131.
Akesandros. Aenesidemos. Agathokles. 383
zu haben1820) und kann wenigstens derselbe gewesen sein- mit
dem Verfasser eines Werks über die Kriege des Philippos
und des Perseus gegen die Römer182d).
Akesandros schrieb überKyrenein mindestens 2 Büchern183).
Aenesidemos verfasste Tr}vi,ccKccm).
Agathokles185) von Kyzikos oder Babylon, vielleicht schon,
wie bereits bemerkt, was aber doch nicht allzu wahrscheinlich
ist, der mehrfach genannte Schüler des Zenodotos186), schrieb
über Kyzikos in mindestens 3 Büchern187) und mag wohl
derselbe gewesen sein mit dem Verfasser von fT7to^vri^ara in
mindestens 7 Büchern188) und dies letztere Werk dasjenige, welches
Cicero189) Historia nennt.
182 c) Aus Plut. Brut. 52 f. uv£%o!>Qri6sv (6 Bqovzog) unooziqco [lezu Svsfv
rj zqlcov, iv olg i\v ttai Ezquzoov 6 unb Xoycov qrizoQiytmv yeyovcog uvzop
avvrj&rjg. nul zovzov k'yyiözu 7tuQuozr}6U[isvog iuvzop nul zo £tcpog yvpvbv
inl zrjg Xußrjg zuig %£Q6lv u[iopoz£QULg iqsicug nui 7t£Qi7tsooov £Z£Xevztj6sv.
ol ds yuoiv ov% uvzbv uXXu zov Ezquzcovu, nolXa nuvv zov Bqovzov ds-
rj&svzog, unoGzqiipuvzu zr\v oipiv, vnoQzii\6ui zb £t(pog' inscvov ds qv(ir]
TtQQößuXoVZU ZO GZSQVOV Y.CCI dlOJöUVZU üVVZOfKOg dnod'CCVSLV. ZOVZOV Ö£ zov
Uzquzcovu MsoauXug szuiqog cov Bqovzco Kuiauqi duxXXccysig inl G%oXrig
nozs nqoa^yuys xul dwx.qvoug slnsv „ovzog iazLv , co Kufcaq, b uvr\q 6 zco
iy^co Bqovzco zr\v zsXsvzuluv vnovqy^oug %üqivil. unoÖE^upsvog ovv 6 Kuiöuq
£6%sv uvzbv sv zs zolg novoig %ul iv zoig nsqi "Akziov dycoöiv tvu zcov neql
uvzbv ctya&äv ysvo^ievcov 'EXXfivwv schliesst wohl mit Recht Hillscher
a. a. 0. S. 392 f. dies, und dass die letzten Worte von ot de ab (unmittel-
bar oder mittelbar) aus diesem" Buche geflossen seien: der gute Grieche
vergass in seiner Darstellung nicht seine eigne Person hervorzuheben.
182d) La. Di. V, 61 im Homonymenverz. : zizuqzog (Ezquzcov) tozoQMog,
GtiXimtöv xca FIsoaEcog zcov ^PcopuCoov %oXi\nr\Guvzcov yeyqucpeog itqu&ig
(Müller F. H. G. III. S. 173), vgl. Hillscher a. a. 0. S. 393.
183) Schol. Apoll. Rh. IV, 1561. 1750 (Fr. 4. 6). iv nqootcp nsql Kvqr\vr\g.
II, 498 (Fr. 5). iv zolg nsql Kvqr]vrig. Plut. Qu. symp. V, 2. 675 B. iv zo}
nsql süßvr}g (= Fr. 1). Müller F. H. G. IV. S. 285 f.
184) Schol. Apoll. Rh. I, 1300. Müller F. H. G. IV. S. 286 f.
185) Müller F. H. G. IV. S. 288-290.
186) C. 12. A. 98, vgl. C. 30. A. 5. 17.
187) Ath. XIV. 649 f. 'Ayu&onXrig b Kv£iY.r\vbg iv zqizco zcov ntql zfjg
nutoidog (= Fr. 6), dagegen IX. 375 f.- 'A. 6 BußvXcoviog iv itqoozcp Ttzql
Kvfaov (= Fr. 2) und Schol. Hes. Theog. 485. 'A. 6 BußvXcoviog (= Fr. 7),
vgl. A. 162. Ath. XII. 515 a. 'A. iv zqCzcp *. K. (= Fr. 5). — In Fr. 8 b.
Fest. p. 269 Muell. handelt er von der Wanderung des Aeneias mit dessen
Enkelin Rhoma nach Italien, vgl. C. 21. A. 532 h> *
188) Fr. 9 b. Schol. Apoll. Rh. IV, 761.
189) De divin. I, 24, 50 (ein Histörchen über einen karthagischen Feld-
herrn Hamilkar aus dem Jahre 305) = Fr. 10.
384 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker: Aglaosth. Alexarch. Alexis.
Aglaosthenes190) verfasste Ncc%l<xxu vielleicht erst in
nachalexandrinischer Zeit191). Ob Laosthenidas, welcher einmal
als Urheber von KQrjTLnd angeführt wird, die jedenfalls schon
vor der Zeit des Apollodoros von Athen geschrieben waren192),
in Wahrheit mit ihm die nämliche Person war, erscheint min-
destens als sehr zweifelhaft193).
Alexarchos, Verfasser von TraAtKa194), und
Alexis von Samos, Verfasser einer Chronik von Samos
('&qoi ücc[ilg)v) lebten vielleicht auch erst in nachalexandrinischer
Zeit195).
Andriskos verfasste Na%iccKci in mindestens 2 Büchern196).
Antileon schrieb 7CeqI iqovov in mindestens 2 Büchern197)
vielleicht erst in christlicher Zeit.
190) Müller F. H. G. IV. S. 292—294.
191) Dies Werk ist unter Anderem in den pseudo-eratosthenischen
Katasterismen (II. III. XXX. XXXI. XXXIX) viel benutzt, vgl. Robert,
Erat. Cat. S. 8. 26. 243.
192) Diod. V, 80, 4 in einer, wie es scheint, von Dosiadas ab chrono-
logischen Reihenfolge: a fiev 'Eni^isvidr] tg5 &8oXoy a> nQOGxovrsg, cc de
Jcoaiddrj %ocl\Eco6iy,QaTr] xal AaoG&evidcc, s. C. 4. A. 47. C. 27. A. 48b. 49,
vgl. C. 19. A. 77 und unten A. 239 b.
193) In den Nat-iccKcc war nach Pseudo-Eratosth. II. XXX sehr aus-
führlich über die Kindheit des Zeus gehandelt. Aus diesem, wie mir
scheint, ungenügenden Grunde vermuthet Robert a. a. 0. S. 241. A. 11,
dass bei Diod. a. a. 0. der Name Laosthenidas in Aglaosthenidas zu ver-
wandeln und unter diesem Aglaosthenidas jener Aglaosthenes zu verstehen
sei. Auch Bethe Herrn. XXIV. 1889. S. 402. S. 408. A. 1 (s. C. 27. A. 48 b. 49)
erklärt diese Conjectur für durchaus zweifelhaft. Viel wahrscheinlicher ist
es, dass der Name Aglaosthenes für den bei Tzetz. z. Lykoph. 704. 1023
(= Fr. 7. 6) genannten Paradoxographen hergestellt werden müsse, s.
Müller S. 294.
194) Müller F. H. G. IV. S. 298 f. Dieser Titel erscheint freilich nur
bei Pseudo-Plut. Parall. min. 7. 304 D (= Fr. 1), wird aber indirect durch
Serv. z. Verg. Aen. III, 334 (= Fr. 2) bestätigt.
195) Müller F. H. G. IV. S. 299. Der einzige Gewährsmann ist Athenaeos,
welcher XIII. 572 f das 2. und 540 d das 3. B. citirt (= Fr. 1. 2). Ueber
die X. 418 e von ihm angeführte Schrift ksqI avtaq-Asiaq (= Fr. 3) von
dem nämlichen oder einem anderen A. s. C. 2. A. 59. Müller F. H. G.
IV. S. 299.
196) Beischr. z. Parthen. 9. i% xrig a 'Avöqighov Na&ccxcov (= Fr. 1) 19.
U. iv NabccKÜv ß' (Fr. 2), dazu Fr. 3 b. Ath. III. 78c. Müller F. H. G. IV.
S. 302—304.
197) La. D. III, 3. iv devteQGi tu #. Müller F. H. G. IV. S. 306.
Antileon. Apollod. v. Art. Archemachos. Aristot. v. Chalk. u. A. 385
Apollodoros aus Artemita198) verfasste naQ&ixcc in min-
destens 4 Büchern199), in denen er auch die Geschichte des baktrisch-
indischen Reichs bis in die Zeiten des Königs Eukratides hinein
(nach 180) erzählte200). Andrerseits war er spätestens ein Zeit-
genosse des Strabon. Wohl ein anderer Mann dieses Namens
war es, welcher JJovri%d in mindestens 2 Büchern schrieb201).
Apollonios von Askalon, vielleicht erst aus christlicher
Zeit, wird nur einmal erwähnt202).
Apollonios von Acharnae hinterliess eine Schrift 7Csql
TG)V soqtcov20S).
Archemachos204) aus Euboea205) ist uns als Verfasser von
zwei Werken, Evßo'Cxd in mindestens 4 Büchern206) und Meto-
vo^iaöCai201) bekannt.
Archinos verfasste ®£66ccXlkcc208).
Aristokritos209) schrieb TteQl McXrjtov210) und mindestens
2 Bücher gegen Herakleodoros (tcc 7tQog 'HQaxheodcoQov avxi-
do£,ov{isva)211).
Aristoteles von Chalkis schrieb tcsqI Evßoiag 212) spätestens
im Anfang des letzten vorchristlichen Jahrhunderts, wahrschein-
lich aber schon früher und möglicherweise schon in voralexan-
drinischer Zeit213).
198) Strab. II. 118. XI. 516. 525 — Fr. 1. 5. 4. Müller F. H. G. IV.
S. 308 f.
199) Ath. XV. 682 c. 9A. 8' iv tstccqto) Ua^iyiav = Fr. 7. Strab.
XI. 509. XV. 686. 'A. 6 tu IIccQ&iyicc yQaipag (noiriaag) = Fr. 2. 6.
200) Fr. 6.
201) Schol. Apoll. Rh. II, 159. h tm nQmrat.
202) Bei Steph. 'AohccXcov.
203) S. die Fragmente aus Harpokr., Ath. u. A. b. Müller F. H. G. IV.
S. 312 f. 204) Müller F. H. G. IV. S. 314—316.
205) Strab. X. 465. Plut. de Is. et Os. 27. 361 F — Fr. 8. 7.
206) Harpokr. 'AX6vvr}6og (= Fr. 4). iv 8' EvßoCiiäv. Die anderen
Bruchstücke (1 — 3) sind aus dem 3.
207) Fr. 6 (b. Schol. Apoll. Rh. IV, 262) —9.
208) Müller F. H. G. IV. S. 317.
209) Müller F. H. G. IV. S. 434—436.
210) Beischr. z. Parthen. 11. 26. = Fr. 2. 2a. Dazu Fr. 1. 3.
211) Clem. Strom. V. 561 B = Fr. 4. 'A. h ty icgaty rmv kqoq *Hqcc-
kXsoSooqov ccvtido^ovpsviöv. 212) Harpokr. "AQyovQcc.
213) Denn schon Lysimachos citirt ihn, s. A. 305. Dass Wilamowitz
Herrn. XIX. S. 442 (vgl. C. 27. A. 7) ihn mit zu den Schriftstellern aus
der ersten Hälfte des 5. Jahrh. rechne, wie Rühl Jahrb. f. Ph. CXXXVII.
S. 119 (vgl. S. 121) behauptet und Kaerst Jahresber. LVIII. S. 325 ihm
Sübbmihl, griech.-alex. Litt.-Oosch. II. 25
380 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker: Astynom. Athenik. Domit. Call.
Ueber Artemon von Klazomenae s. C. 26. A. 74.
Astynomos schrieb über Kypros, vielleicht jedoch erst
in nachalexandrinischer Zeit214).
Athenaeos erscheint einmal (wenn der Name richtig über-
liefert ist) mit einer Angabe über Semiramis215).
Athenikon oder Athenion oder Athenakon verfasste
ZJccpod'QaxLKd216).
Domitius Callistratus217) schrieb über Herakleia in
mindestens 7 Büchern218).
Ueber Charon von Naukratis und Chares, den Verfasser
von mindestens 2 Büchern Xqovlxu, s. C. 30. A. 23 219).
Demagoras220) von Samos221), jedenfalls älter als Dionysios
von Halikarnassos222), scheint Tqcoixcc geschrieben zu haben223).
nachschreibt, vermag ich aus den von Wilamowitz gebrauchten Worten
nicht herauszulesen.
214) Müller F. H. G. IV. S. 343. 216) Diod. II, 20, 3.
216) Herodian. de solit. dict. p. 10, 2. I, 30, 2. II, 915, 11. Lentz. 'A&ri-
vuY.<ov (A&tivihwv W. Dindorf) 6 xcc 2a(io&Qct7iicc yquipccg. Schol. Apoll.
Rh. I, 917, wo 'A&rjvi'mv überliefert ist. Müller F. H. G. IV. S. 345, wo
aber Fr. 2 = Schol. T II. TT, 718 (A&rjvccicov). Eustath. z. d. St. p. 1083, 1
(EvQinlSriq . . . %uX 'A&rjvi'cov xai TrjXsytXsidrjg zu tilgen sein wird. Ueber
den Namen s. Jacobi in Meineke F. C. G. V. S. XXI. Kock C. A. F.
III. S. 369.
217) Müller F. H. G. IV. S. 353-356.
218) Das 7. führt Steph. 'OXvfirtrj (= Fr. 9) an, der fast in allen seinen
Citaten Aopixiog voranschickt, während in Schol. Apoll. Rh. I, 1126. II, 780
(= Fr. 2. 1) und einmal auch bei Steph. TacpQcu (= Fr. 3) schlechtweg
KccXXi'aTQatos steht. Seh. Ap. Rh. II, 815 scheint sein Name ausgefallen
zu sein, s. Keil z. d. St. Ob die Geschichte von Samothrake (Dionys.
A. R. I, 68 = Fr. 11) von demselben K. war, steht dahin.
219) Dazu kommt aus ganz ungewisser Zeit Charon von Karthago,
s. Suid. Xaqcov KccQ%7]d6vios i6xoqiY,6g. Bygaips tvqccvvovg 060L iv rrj EvQmnrj
yiocl 'Agio, ysyovccßi, Btovg svdo^oov avdqmv sv ßißXioig 8\ BCovg bfioimg
ywaiY-cov h d'. Vgl. Müller F. H. G. IV. S. 360: „fortasse Garthaginiensi
vel Naucratitae tribuenda sunt Alftioiu-Au sive Aißv*d, Kgriri-Kci (de legibus
Minois) nee non TLsQinXovg xmv snrog rmv 'HgaxXeovg 6trjXmv (nisi hie
fortasse est "Avvmviq neQinXovg), quae omnia vindicat Suidas Charoni
Lampsaceno".
220) Müller F. H. G. IV. S. 378.
221) Suid. 'AXnvovidsg fjfieQca = Fr. 3.
222) A. R. I, 72 = Fr. 2.
223) Nach Fr. 2 zu urtheilen. In Fr. 1 b. Schol. Eurip. Phoen. 7 ist
wohl, wie Müller vermuthet, Timagoras, der Verfasser von ®r)ßaiytd,
herzustellen.
Demag. Demokr. v. Eph. Demot. Diog. Ael. Dios. 387
Ueber Demetrios von Erythrae, den Rlietor und Geschicht-
schreiber, s. C. 30. A. 181, über Demetrios, den Verfasser von
TtsQt tg)v xccr Alyvitrov, C. 17. A. 145 224).
Demokritos von Ephesos schrieb über das Heiligthum
in Ephesos in 2 Büchern225) und über die Stadt Saino-
thrake226), ist also vielleicht vielmehr den Periegeten zu-
zurechnen227).
Demoteles, wie es scheint, zwischen Alexandros Polyhistor
und Apion verfasste offenbar ACyvTttiaxd oder ein ähnlich be-
titeltes Werk228).
Diogenes von Sikyon schrieb ta tcsq! TIsXoTCovvriöov229).
Aelius Dios, aus dessen Buche tcsqI 'Ake^avdQeCaq So-
patros einen von Photios230), welcher absonderliche Fabeleien in
demselben fand, gelesenen Auszug machte281) und wir noch ein
224) Aus völlig ungewisser Zeit sind Demetrios von Odessos, der
eine Localgeschichte seiner Heimat schrieb, und Demetrios von Salamis
auf Kypros, beide nur von Steph. v. Byz. je einmal genannt, ferner die
von Tzetzes und Clemens je einmal angeführten Verfasser von TLDc11cpvX1c3cY.cc
nnd 'AoyoXiYcc, endlich Demetrios von Troezene, welcher kccxcc aoqpL6xav
schrieb (La. Di. VIII, 74) und vielleicht derselbe mit dem Tadler Piatons
(Dionys. v. Hai. Epist. ad Cn. Pomp. 1. p. 757 R.), aber schwerlich, zumal
wenn Letzteres zutrifft, mit dem bei Ath. I. 29 a. IV. 139 c erwähnten
Grammatiker D. von Troezene war, welcher, wie schon C. 30. A. 270 bemerkt
ist, den Didymos BißXioXcc&ccg nannte. S. Müller F. H. G. IV. S. 381—383.
225) Ath. XII. 525 c. drifioyionog 'Ecpsaiog sv x<p nooxEQcp nzol xov £v
'E<p86tp vccov.
226) La. Di. IX, 49 im Homonymenverzeichniss: xsxccoxog (drjiioKQLxog)
nsol xov lsqov xov sv 'Ecps6co ysyocccpcog nccl xi\g noXsoag 2ct[ioQ'QCCY,r}g.
S. Müller F. H. G. IV. S. 383 f.
227) Aus ganz ungewisser Zeit ist Damokritos, s. Suid. JafioY.QLXogy
i6X0Qiv.6g. TaY.xiv.oc Iv ßißXtoig ß' . neol 'iovdccicov sv co cpri<siv oxi %ovoriv
ovov HsyaXriv tcqogsyvvovv y. x. X. S. Müller F. H. G. IV. S. 377.
228) Er 'wird nur von Plin. N. H. Ind. XXXVI und XXXVI. §. 84 und
unter den Schriftstellern über die Pyramiden §. 79 erwähnt, s. Müller
F. H. G. IV. S. 386. Ueber seine Zeit s. C. 17. A. 145.
229) La. Di. VI, 85 im Homonymenverzeichniss: dsvxeoog SiYvmviog 6
youipccg xo\ nsol TlsXonovvrjOov , s. Müller F. H. G. IV. S. 392. Ueber den
vielleicht erst der christlichen Zeit angehörigen Diogenes von Kyzikos
s. Müller F. H. G. IV. S. 391. 230) Cod. 161. p. 104a 12 ff.
231) Oder vielmehr Auszüge, die dem 6. B. seiner Excerptensammlung
einverleibt waren: sh xcöv AlXlov diov nzq\ 'AXs^ccvdQslag yocI sy xoov
AtyvnxiaYcöv *EXXocvUov, 8i cov [iv&inä xca nXccayiccxLYcc noXXcc avXXs^ccg yccI
dicccpoqcc sxsqcc slg xo xiXog xov bhxov Xoyov ytaxavxj'jCccg sagt Phot. a. a. 0.
S. Müller F. H. G. IV. S. 397—399.
25*
388 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Bruchstück besitzen232), ist vielleicht derselbe mit dem Verfasser
der phoenikischen Geschichte 233). Für die Bestimmung seiner
Zeit gewinnen wir aber dadurch nur einen unvollkommenen An-
halt, und sehr fraglich ist die Vermuthung234), er möge auch
derselbe mit dem Akademiker Dion von Alexandreia gewesen
sein, welchen die Alexandriner 56 gegen Ptolemaeos Auletes
nach Rom schickten, wobei er umkam235), und von dem uns
eine Nachricht über die Trunkliebe der Aegypter erhalten ist236),
ohne Zweifel demselben,^ welchen wir als Freund und Schüler
des Antiochos von Askalon kennen237), und vermuthlich auch
demselben, welcher Tisch- und Trinkgespräche schrieb238).
Epimenides oder vielmehr Pseudo-Epiruenides schrieb
in dorischem Dialekt tzsqI 'Podov. Eine zweite Fälschung aus
der Alexandrinerzeit unter dem Namen dieses alten Theologen
war ein Brief an Solon über die Verfassung des Minos239).
Dazu kam eine kretische Theogonie, ein Erzeugniss ganz
besonderer Plattheit und Abgeschmacktheit in durch und durch
euhemeristischem und dabei moralisirendem Sinne, wie denn z. B.
die gewaltsame Entthronung des Kronos beseitigt ward, so eng
sich auch im Uebrigen dies Machwerk an die hesiodische Theo-
gonie anschloss. Von der ächten Theogonie des Epimenides ent-
232) Fr. 1 b. Anon. de peripl. Scyl. Caryand.
233) Fr. 2 b. Ioseph. c. Ap. 1, 17, vgl. A. I. VIII, 5, 3.
234) Von Müller F. H. G. IV. S. 391.
235) Strab. XVII. 796. Cic. p. Coel. 10, 23. 21, 51. Zeller Ph. d. Gr.
III 3, 1. S. 609. A. 1.
236) B. Ath. I. 34 b.
237) S. C. 32. A. 282.
238) Plut. Qu. symp. Pro. 612 D. E. xat dioavcc xbv i£ 'Jyiadrjfiiag . . .
Xöyovg itccQct. noxov ysvopsvovg (vgl. C. 2. A. 773. 778).
239) Dessen Unächtheit Demetrios von Magnesia an dem attischen
Dialekt (xal xavxrj via La. Di. I, 112) erkannte, vgl. Hill er Die litter.
Thätigk. der sieben Weisen, Rhein. Mus. XXXIII. 1878. S. 527 f. (vgl.
C. 19. A. 98. 100. 104). Ohne Zweifel mittelbar auf denselben Demetr.
geht die Nachrieht bei La. Di. I, 115 im Homonymenverz. zurück: ysyovaai
Ss neu 'E7U[i8vidcu aXXoi dvo, o rs ysvsccXoyog xai xqixog 6 dcaqiaxi yeygci-
cpmg nsQi 'Podov. Vgl. Hiller S. 528: „Ath. VII. 282 e erwähnt eine
TsX%ivicc7ir) i6xqqC(x., welche nach Einigen von dem Kreter Epimenides,
nach Anderen von Telekleides verfasst war {$fot 'EnifiBvidrjg saxlv 6
Kqrjg rj TrjXs'x.XEiSrjg rj aXXog xig). Da die Teichinen vorzugsweise als die
ältsten Bewohner von Rhodos galten, so dürfen wir wohl trotz Demetrios
die beiden Schriften identificiren", so dass also in Wahrheit auch dies ein
dem alten Theologen untergeschobnes Product war.
Pseudo-Epimenides. 389
fernte sich dasselbe so vollständig, dass man glauben möchte,
dieselbe sei bei seiner Abfassung nicht mehr vorhanden gewesen 239b),
wenn nur nicht eine Reihe zum Theil poetischer und mit dieser
239 b) Dafür könnte auch zu sprechen scheinen, dass Demetr. v. Magn.
(s. A. 239) dem Anschein nach nur diesen einzigen ysvsaXqyog kannte, von
dem er doch wohl irrthümlich (da dieser ja überdies sicher gleichfalls ein
Kreter war) annahm, derselbe habe wirklich auch Ephnenides geheissen
und also sein Machwerk gar nicht dem alten E. unterschieben wollen.
Aber dieser Anschein trügt. Der Ausdruck ysvsaXbyog ist wohl gebraucht,
um den genealogischen Prosaschriftsteller zu bezeichnen. Den Eindruck
eines solchen aber macht die uns bei Diod. V, 66 — 77, 3 aufbewahrte Ge-
sammtsumme seiner Erzählung auf das Entschiedenste. Denn dass dies
im Ganzen genommen (s. C. 27. A. 48 b) der Ursprung dieses Abschnittes
ist, hat in Anknüpfung an die oben A. 192 angef. Angabe des Diod. 80, 4
Bethe Untersuchungen zu Diodors Inselbuch, Hermes XXIV. 1889. S. 402 —410
(vgl. C. 27. A. 48 b) gegen die Annahmen von Robert Erat. Cat. S. 241 f.,
durch welchen auch 0. Kern De Orphei etc. theogoniis (s. C. 14. A. 2).
S. 78 f. sich hat irre führen lassen , überzeugend nachgewiesen. Dass es
aber auch eine ächte Theogonie des E. gab, hätte Hiller a. a. 0. S. 526 ff.,
dem Kern S. 62 ff. und Die ls bei Kern S. 79 mit Recht entgegengetreten
sind, nicht bestreiten sollen. Denn nicht bloss kannte (wie Hill er selbst
zugiebt) schon Eudemos von Rhodos (Fr. CXVH Spengel b. Damask. de
princ. p. 383 Kopp) dieselbe (vgl. Kern S. 68), sondern auch schon Xeno-
phanes. Die Angabe nämlich, dieser habe (in seinen polemischen Gedichten)
nicht bloss den Homeros und Hesiodos, sondern auch den Thaies, Pytha-
goras und E. angegriffen (La. Di. IX, 18. ysyqatps 8s xc« iv sns6i xat (iv)
sXsysictig [oder xai sXsysloig oder ncci (di'y sXsysCag, wie Wachsmuth
Sillogr.2 S. 56 ff. will, vgl. Susemihl Philol. Anz. VII. 1876. S. 300 f.
A. 9] xai tdpßovg nccd-' 'Höioöov xai *O(LrjQ0v, sniattconxcov ctvxätv zu nsql
ftswv stgriptvcc . . . ccvxiöot-docci xs Xsysxai ©aXjj -mal TIv&ayoQcc, Ha&dipuad'cu
ös xai 'EmiisvCdov kann trotz des Widerspruchs von Hill er Deutsche L.-Z.
1885. Sp. 473 f. kaum auf etwas Anderes bezogen werden als mit Wachs-
muth a. a. 0. S. 60, der sich freilich nicht ohne Weiteres auf La. Di.
I, 110 berufen durfte, auf ebendiese Theogonie. Denn was sollte sonst
gemeint sein? Aber auch in Bezug auf La. Di. a. a. 0. bemerkt Di eis
a. a. 0. mit vollem Recht: „ego quidem haec iaoirjas (näml. 'Em^isviSrig)
KovQrjxmv xai KoQvßdvx(ov ysvsotv xai ftsoyoviccv snr} nsvxaY.iG%LXia 'Agyovg
vavni\yioi.v xs xat 'idocovos slg KoX%ovg unönXovv , %ni\ s^uv.iG%iXia nsvxu-
y.06ia x. r. X. sie profeeta esse a Lobone" (s. C. 19. A. 104) „haud facile
credam. Dicendum erat ftsoyovlccv xa! Kovqtixüdv nal KoQvßdvxmv ysvsotv,
uamquam vel sie non intellegüur , cur eiusdem generis argumentum in duos
libros disiectum sit, et si duo revera finxit carmina Lobon, cur stichorum
numerum ut in proximis non separavit? Accedit numerus D versuum duobus
carminibus vix sufficiens. Ergo quod in Solonis catalogo (Laert. I, 61)
factum esse vidit llillerus (l. I. p. 523), idem in Epimenidis usu venire mihi
credibüe: figmentis Lobonianis inserta sunt ä Laertio Alexandrinae erudi-
390 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Fälschung unverträglicher Bruchstücke das Gegentheil bewiese240).
Diese tragen aber in wesentlichem Unterschiede von ihr auch
durchaus keinen so speciell kretischen Charakter an sich, dass
es wahrscheinlich wäre, als könnten die uns anderweitig be-
kannten kretischen Geschichten (üT^rtxa) zu demselben
ächten Gedicht gehört haben24015); vielmehr wird in ihnen noch
eine andere, vielleicht erst der älteren christlichen Zeit angehörige
Fälschung zu erkennen sein.
Herakleitos von Lesbos schrieb eine makedonische Ge-
schichte241).
Ueber Hieronymos den Aegypter s. C. 14. S. 376.
Hippasos der Lakone verfasste eine Politie der Lakonen
in 5 Büchern242).
Hippostratos 243) verfasste jedenfalls ein Genealogien-
tionis vera specimina. Ut igitur Curetum et Corybanttm generatio et Ar-
gonautica Loboni libenter reädimus, ita theogoniam mordicus tenemus".
240) Man findet dieselben jetzt am Besten bei Kern S. 62 ff. Aus der
Uebereinstimmung einer dieser Anführungen Fr. I. bei Philod. de piet.
p. 19 Gomp. iv 8s xoig (elg 'Em,y(LSvidrjv (ii- cciqogy ncci vvxxog (rcc nuvxcc
ö^vcxrivai (in welcher Schrift sich deren noch zwei p. 43. 46 G. = Fr. VII. IV
finden) mit der Angabe des Eudem. a. a. 0. geht der Ursprung dieser
Fragmente aus der ächten Theogonie oder wenigstens, wenn man mit
Hill er S. 627 auf den etwas zweifelnden Ausdruck iv xoig elg 'En. (näml.
dvacpeQOfievoig) so viel Gewicht legen will, aus einer jüugeren poetischen
Ueberarbeitung derselben hervor. Bei Diod. a. a. 0. wird dagegen nur bis
Uranos und Ge zurückgegangen. S. auch Paus. VIII, 18, 1 (2) = Fr. III.
Enifisvidrjg di 6 Kqrig.
240 b) Was Kern S. 78 f. hiegegen geltend macht, halte freilich auch
ich mit Bethe S. 410. A. 1 für ungenügend. Dass aber diese Kqr\xi%ä
(s. Pseudo-Erat. Cat. XXVII. p. 148 Bob. vgl. V. p. 66 ff. Schol. Germ,
p. 77. 1B5 Br.) auch nicht mit der von Diod. benutzten kretischen Theogonie
einerlei waren, wie Robert a. a. 0. glaubte, zeigt Bethe S. 410 (vgl.
S. 402 ff.).
241) La. Di. IX, 17 im Homonymenverz. xixaqxog (Hgccxlsixog) Äsaßiog
taxoQiccv ysyQcccpmg MayttöoviKjp. Ist dieser H. oder der alte Ephesier der
Urheber der Nachricht über Pittakos La. Di. I, 76? S. Susemihl Rhein.
Mus. XLI. 1886. S. 144. A. 1.
242) La. Di. VIII, 84 im Homonymenverz. sxsQog ('innccoog) yEyQccqxag
iv s' ßißlioig Accnoövcov nolixsictv fjv dh nccl ccvxog Accthov. Ein Bruch-
stück ist bei Ath. I. 14 d. e erhalten. S. Müller F. H. G. IV. S. 430.
Andere Schriftsteller dieser Art waren Molpis (s. A. 262), Nikokles
(s. A. 278), Polykrates (s. A. 282b), dazu Pausanias, s. Suid. TLavau-
vCag Aanoav.
243) Müller F. H. G. IV. S. 432 f.
Herakl. Hippas. Hippostr. Kleoph. Krat. Lyk. Melit. Andr. Menekl. 391
werk244); ob dasselbe aber nur sikelische Genealogien enthielt
oder ob die sikelischen Genealogien nur einen Theil desselben
bildeten, und ob der Titel tcsqI M£va>2ib) nur einen Abschnitt
dieses Werkes oder eine besondere Schrift bezeichnete, ist un-
gewiss246).
Kleophanes schrieb jcsqI äy&vav2*1).
Krates von Athen schrieb 7ts$l tc5v 'Ad"rjvrj0t, ftvöicHv24,8).
Lykeas von Naukratis, welcher AiyvnxiaKa verfasste,
lebte vielleicht erst in nachalexandrinischer Zeit248b).
Meliton schrieb tisqI täv 'A$Y\vi\f5i ysvcjv in mindestens
2 Büchern249).
Andron aus Alexandreia, welcher Xqovlxcc verfasste 25°), und
Menekl es251) von Barka252), werden einmal in einer Weise
verbunden mit einander genannt, dass allem Anscheine nach der
eine von ihnen sich auf den anderen berufen hatte, und bereits
derjenige, auf welchen diese Berufung Statt fand, frühestens unter
Ptolemaeos Physkon (146 — 118) gelebt haben kann, möglicher-
weise, ja wahrscheinlich aber auch erst später253). Jedenfalls
244) Fr. 5 b. Schol. Pind. Py. VI, 4. 6 nsqi ZmeXiag ysveccXoyäv.
245) Phlegon Mirab. Fr. 59 = Fr. 1.
246) Wie Müller richtig bemerkt. Denn auch Fr. 1—3 könnten in
sikelischen Genealogien gestanden haben, andrerseits ist es aber auch eben-
so gut denkbar, dass die sikelischen Genealogien und die Abhandlung
über Minos blosse Theile eines umfassenderen Genealogienwerkes gewesen
seien. Auf sikelische Dinge beziehen sich Fr. 4 — 7, sämmtlich iu den
Pindarscholien , von denen Fr. 4 b. Seh. Nem. II, 1 (über Kynaethos von
Chios) das wichtigste ist. Seh. Ol. II, 8 wird H. „im 7. B." citirt (= Fr. 6).
Bei Harpokr. "Aßccqig (= Fr. 3) schwanken die Handschriften zwischen
Hippostratos u. Nikostratos, und Bekker hat Letzteres aufgenommen.
247) Schol. Pind. Ol. IX, 143. Müller F. H. G. IV. S. 386.
248) Suid. EtQSGKovr} = Fr. 1. Vgl. Suid. Kvvr\siog. Phot. Kvvhiog
= Fr. 2. Schol. Soph. 0. C. 100 = Fr. 5. — Einen anderen Titel, aber
wohl von demselben Buch giebt Harpokr. 'OfirjQLSat (= Fr. 4). 2eXtvnog
tv ß' tieqI ßi(ov ä(iccQTciv8LV qpr/ffi xuv Kqaxj\xa vo(ii^ovxa tv xaig Itqo-
noiiaig *0\Li\qi8ct.g slvcu anoyovovg xov noiiytov. Müller F. H. G. IV.
S. 369 f.
248 b) Ath. XIII. 560 f (= Fr. 2). iv xqCxm. XIV. 660 d. e (= Fr. 3).
liß. N. H. XXXVI. §. 84 (= Fr. 1). Ind. XXXVI. Ausserdem s. C. 18. A. 15.
249) Harpokr. Ka&sxog citirt das erste. Müller F. H. G. IV. S. 446.
250) Müller F. H. G. U. S. 352.
251) Müller F. H. G. IV. S. 448—451.
252) Ath. IV. 184 b = Andr. Fr. 1. Men. Fr. 9.
253) Ath. a. a. 0. schreibt nämlich: ov yuq olSug taxoQOvvxa MsvehXsci
392 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
war dieser Men ekles der Verfasser der zweimal254) erwähnten
Aißvxa. Ob aber auch die Uwaycoy^255) und rXaöaoxo-
{iov2b6) betitelten Schriften von demselben Menekles herrührten,
ist sehr zweifelhaft, und ein Gleiches gilt von der Periegese
von Athen, von welcher es obendrein streitig war, ob Menekles
oder Kallikrates sie geschrieben habe257).
Menippos verfasste eine Schrift über die Lyder, die aber,
wie es scheint, vorwiegend nur ein Auszug aus den Avdiccxd
des Xanthos war258).
Mnesimachos von Phaseiis259) schrieb %sq\ Uxv&cov in
mindestens 2 Büchern260) und ein anderes, wahrscheinlich mytho-
graphisches Werk ^taxoe^ioL261).
Molpis der Lakone schrieb eine von Didymos262) benutzte
Aaxmvcjv TtokurEua.
xov Bccqkkiov 6vyyQcctp£a fai de "Avdocova iv xoig Xqovihois xov 'AXs^avdgicc,
oxi 'AXs^ccvdgeLS eIglv ot nccidsvoccvrsg nccvxag xovg 'EXXrjvag xca xovg ßcco-
ßuQOvg, snXsLrtovarjg rjSrj xfjg iy%vy.XCov nccidsiag dicc rag ysvofisvag ovvs-
%Etg HivrJGSig iv xoig nctzd xovg AXe^ccvöqov dia86%ovg XQbvovg. iyivsxo
ovv avavicooig ndXiv nctideiag andarjg xaxd xov sßSofiov ßaaiXsv6ocvxu
Alyvnxov üxüXb^ocIov , xov nvalcag vnb xtov 'AXs^avÖQsoov %ctXov[iEvov Kccheq-
yixrjv. ovxog ydq x. x. X. s. C. 16. A. 90. Da bei Andron das Werk ge-
nannt wird, mag dieser wohl der Citirende, Menekles der Citirte ge-
wesen sein.
264) Schol. Pind. Py. IV, 10. Anon. de mulier. bello claris 10 (West er-
mann Paradoxogr. S. 216) = Fr. 1. 2.
255) Ath. IX. 390 b. M. iv xij tiocoxtj xfjg Zvvayooyrjg = Fr. 7.
256) Suid, diccxoviov = Fr. 7b. — Bei Ath. XIII. 594 c wird Menetor
tceql dvaQ'rificcxcov citirt, s. Müller F. H. G. IV. S. 452, dessen Vermuthnng
S. 484. A. * * , dass auch hier Menekles gemeint und dieser Name herzu-
stellen sei, sehr überflüssig ist.
257) Denn das wird doch wohl hier KaXXixodxrig rj MsvsnXjjg (Schol.
Aristoph. Pac. 145 = Fr. 4) und MevenXrjg r\ KaXXmQccx^g (Harpokr. 'EgfiaC
= Fr. 5. Schol. Aristoph. Av. 395, wo Müller r\ f. xccl herstellt = Fr. 3)
iv x<p 7i8Qi 'A&tjvcov bedeuten.
258) La. Di. VI, 101 im Homonymenverz. noioxog {Mivinnog) b yqdtyag
xa, nsol Avdcöv neu Edv&ov imxe[i6fi8vog.
259) Schol. Apoll. Rh, IV, 1412. 6 ^aGi\Xixrig. Müller F. H. G. IV.
S. 453.
260) Iren. b. Seh. Ap. Rh. II, 1015. iv u nsoi E%v%(av.
261) Seh. Apoll. Rh. II, 477. IV, 1412 (über die Nymphen).
262) Bei Ath. IV. 140 a (= Fr. 1). S. Müller F. H. G. IV. S. 453.
Darüber, dass auch Fr. 2. 3 (140 d. 141 d ff.) aus Didymos stammen, s. d.
Nachtr. z. C. 30. A. 337 b und C. 32. A. 533. Dazu kommt XIV. 644 d
(= Fr. 3). MoXnig b Adnoov.
Menippos. Mnesimaehos. Molpis. Mosmes. Myron. 393
Mo sin es, wenn anders dieser Name richtig überliefert ist,
verfasste AiyvitxiaKa in mindestens 2 Büchern 262b).
Myron von Priene263), vermuthlich264) derselbe mit dem
Rhetor dieses Namens, von welchem wir noch ein paar ent-
schieden die asianische Schule verrathende 265) Bruchstücke bei
Rutilius Lupus266) haben, schrieb als rhetorisches Schaustück
eine Art von historischem Roman Me66r}vi,ccKci2Q1) in mindestens
262b) Das 1. wird citirt Seh. Apoll. Rh. IV, 262, wo Müller F. H. G.
IV. S. 369 durch die schlechtere Lesart Koöiirig (f. Mma^q) irre geführt ist.
263) Müller F. H. G. IV. S. 460 f.
264) So Boeckh De Pausaniae stilo Asiano, Berlin 1824. S. 5. Anm.
= Kl. Schrr. IV. S. 211. A. 4.
266) Ruhnken Hist. crit. orat. S. 93 der Leidner Ausg. (b. Reiske
Or. Att. VIII. S. 167). Boeckh a. a. 0. Blass Griech. Beredskt. S. 34 f.
266) I, 20. II, 1 (vgl. Müller S. 461). Blass a. a. 0. bemerkt, dass
er nach demselben „offenbar ein Sachwalter" gewesen sei.
267) Paus. IV, 6, 2, 4. Mvqouvcc da int xs ccXXoig ncczcciici&siv egxiv ov
7tQOOQ(6(i£vov st ipevdrj xe neu ov nifrccvu do&i Xiysw, neu ov% r\niGxct iv
xrjds xij M£66r}viccKr} Gvyyqctcpfi x. t. X. Dass dies richtig ist, lehrt noch
weit mehr als der sofort von Paus, hinzugefügte Beleg nsnoirj-ns yccq x. x. X.
dessen eigne, aus M. gezogne Darstellung, in welcher doch die Vorlage
noch mit Kritik behandelt ist, s. Kohlmann Quaestiones Messeniacae
(Bonn 1866). S. 4 — 11. Denn nicht bloss hat dieselbe von jener ihrer
Quelle her eine dem Paus, sonst fremde rhetorische Färbung (s. bes. die
antithetische Schilderung 8, 1 f., 2—7 und die Sentenzen 4, 4, 7. 9, 4, 7.
11, 2, 6. 13, 2, 4, vgl. 13, 1 und die Reden der Könige und Heerführer
6, 2, 6. 7, 4, 9 ff. 8, 3, 8, auch 5, 2, 6, vgl. auch 8, 1, 2 u. 12, 1, 2), sondern
auch allerlei historische Schnitzer, welche alle darauf hinauslaufend die
Erzählung pikant zu machen (4, 4, 8. 5, 1, 2. 8, 1, 1, vgl. 12, 1, 2, dazu die
Taktik der Leichtbewaffneten 11, 2, 6 ff. und die Charakteristik der alten
Spartaner ganz nach den späteren, 7, 4, 9. 8, 3, 11, vgl. 8, 1, 3 und 6.
12, 1, 2) und ein reichliches Mass von UnWahrscheinlichkeiten und von
romantischen Geschichten, Orakeln und Mirakeln (C. 9. 12. 13) finden sich
in ihr. Dass M. den Aristomenes schon im ersten messenischen Kriege
auftreten Hess [Paus. 6, 2, 3 unmittelbar vor den eben angef. Worten:
ccvÖQCi o6ov ov Me66t]vlov (xovxov yccq dri tvsHoc xbv nccvxa iitoti\Ga\iy\v
Xoyov) 'AQiaxo(i£vr)V , dg xcu noüxog nccl [iccXigx<x xo MsGGrjvrjg bvopa. ig d^iia^a
»noor\yayE , xovxov xbv avdoa tnEior'iyccys [isv b IIoL7]V£vg ig xr\v Gvyyocctpfjv,
*Piava) ds iv xotg snsoiv ovdsv 'AoiGXOftivrjg icxlv uyccviaxsoog ?} 'A%iXXevg
iv 'iXiddi O^iriQcp. didcpoocc ovv inl xoaovxov storjyioxav , naoosoftai plv xbv
sxsqov (ioi xmv Xoyav neu ov% d^ia ccficpoxEoovg vtieXeltiexo , 'Ptavbg di [ioi
noiriGCLL ficcXXov icpccLvtxo siKoxcc ig xr\v 'AoiGxo^ivovg fjXLXiav], ist auch in
andere Schriftsteller (Plut. Ag. 26. Clem. Protr. 27 A = Euseb. P. E.
IV, 16, 12. 167 b) übergegangen, wahrscheinlich doch wohl (mittelbar) aus
ihm, und wenn daher Diod. XV, 66, 4 dies als die Angabe von Einigen
394 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
2 Büchern268) in einem sehr spartanerfreundlichen Sinne 268b), die
Grundlage der Darstellung des ersten messenischen Kriegs bei
Pausanias 269) wie wahrscheinlich zuvor schon bei Diodoros270).
Auch Athenaeos scheint diese Schrift selbst in Händen gehabt
zu haben271).
Nikandros von Chalkedon272); wenn überhaupt noch aus
alexandrinischer Zeit, so doch nicht früher als im letzten vor-
christlichen Jahrhundert, schrieb ein IIsQLTtsrsiai betiteltes
Werk in mindestens 6 Büchern273), aus welchem wir noch zwei die
bithynischen Könige Prusias und Nikomedes betreffende historisch
ganz werthlose Bruchstücke besitzen274). .
(evioi) bezeichnet und VIII, 6, 2 dasselbe Orakel in Prosa anführt, welches
bei Paus. 9, 2, 4 in 5 Trimetern und bei Euseb. V, 27, 3. 221 d in 2 Hexa-
metern steht, so ist wahrscheinlich, dass auch er den M. benutzt hat, und
dass folglich das allerdings ohne Zweifel aus Letzterem stammende Excerpt
über Kleonnis und Aristomenes Diod. VIII, 10 ff. nicht mit Jacobs Verm.
Schrr. VIII. S. 87 f. und Kohlmann S. 9 dem Diod. abzusprechen ist,
sondern gerade von diesem aus M. entlehnt sein dürfte. Ob übrigens, wie
Fielitz b. Kohlmann S. 11. A. 1 vermuthet, von jenem Orakel die hexa-
metrische Form die ältere und die iambische von M. aus einer Tragoedie
entnommen ist, stelle ich dahin; mit Recht aber schliesst Niebuhr Voiles,
üb. alte Gesch. 1. S. 317 (trotz Herod. I, 174) aus letzterer, dass M. ein
verhältnissmässig junger Schriftsteller war, s. Kohlmann S. 5. A. 1. vgl.
A. 269.
268) Fr. 1. 2 b. Ath. XIV. 657 c. VI. 271 f. Mvqcov 6 nQirjvEvg iv
ÖEVXEQCO Me667jVLWKC0V.
268 b) Wie Immerwahr Die Lakonika des Paus. (Berl. 1889). S. 140
aus den beiden eben (A. 268) angef. Fragmenten schliesst.
269) IV, 5, 2, 6 — 13, 2, 5, aber auch wohl zum Theil schon von C. 4
ab, s. A. 267, zumal da, wie Immer wahr a. a. 0. bemerkt, die Geschichte
von Polychares und Euaephnos 4, 4, 5 ff. gleichfalls mit geringen Ab-
weichungen bei Diod. VIII, 5 wiederkehrt und auch die Erwähnung des
Tyrannen Apollodoros von Kasandreia 5, 1, 4 eine späte Quelle verräth;
jedenfalls aber nur bis zum Tode des Aristodemos, da mit diesem Ereigniss
M. schloss, s. Paus. 6, 1, 1 f . xov yao noXsfiov xovxov . . . *Piccvog xe ev
xolg etieglv inoiriOEv 6 Brjvaiog nal 6 IJQLrjvsvg Mvqcov Xoyoi ds ne£oi Mv-
ocovög egxlv r\ övyyQacprj. 6WE%tog (ilv örj xcc nävxct i£ ctQ%i}g ig xov noXi-
[iov xj\v xeXevxt\v ovöexeqo) di^vvaxai, {lEQog äh cp txctxEQog jiqeoy.exo, o (ilv
xijg xe 'AficpEiccg xr\v aXcootv xai xa, s^i]g gvve^t^ev , ov ngoaco xfjg 'Aqvoxo-
Srjfiov xsXsvxrjg (es folgen die C. 14. A. 156 und dann die A. 267 zuletzt
angef. Worte).
270) S. A. 267. 269. 271) S. A. 268. 268b.
272) Ath. XI. 496 d. e (= Fr. 1). Müller F. H. G. IV. S. 462.
273) Ath. XIII. 606 b (= Fr. 2).
274) In Fr. 1 (s. A. 272) citirt Ath. iv xexccqxco UqovöCov avfinxcoficixcov.
Nikandros, Nikanor. Nikobule. Nikokles. Phanodikos. 395
Nikanor275), ein zum Wenigsten schon von Varro benutzter
Geschichtschreiber von Alexandros dem Grossen, wird lediglich
wegen seiner Erwähnung der persischen oder chaldaeischen Sibylle
Namens Sambethe angeführt276).
Nikobule, vielleicht erst aus nachalexandrinischer Zeit,
wird zweimal mit Nachrichten über den grossen Alexandros citirt,
aber das eine Mal mit der Andeutung, dass ein Mann hinter
diesem angenommeneu Weibernamen stecke277).
Nikokles verfasste eine wiederum wahrscheinlich von Di-
dymos benutzte Aaxdvcov Tiokitsua in 2 Büchern278).
üeber Nikokrates s. C. 27 279).
Phanodikos 279b) schrieb delische Geschichten (z/??-
Ataxa)2790) und vielleicht auch ein besonderes Werk über die
sieben Weisen279d).
Mit Recht nimmt Müller an, dass hiermit nur ein Theil jenes Werkes
gemeint ist, sei es nun dass der Titel des letzteren wirklich IIsQnthtLon,
oder etwa TleQuistEica ta>v tfjg Bi&vvCcig ßccoiXecov war: genauer hätte Ath.
itEQL IIq. g. schreiben sollen. Mit Müller sind wohl Prusias II (180—149)
und Nikomedes II (148—91) zu verstehen.
275) Müller Scr. AI. M. S. 152 f.
276) Varr. b. Lactant. Instit. I, 6 ff. und in den anderen, aus ihm her-
stammenden C. 38. A. 61 b angegebnen Stellen. S. Maass De Sibyll. indic.
S. 32—56. Vgl. C. 21. A. 532 c.
277) Ath. X. 434 c. Niv.oßovXr] dl /} 6 dvcc&slg zccvtt] xcl 6vyyQcc(i(icctcc.
537 d. Müller Scr. AI. M. S. 157.
278) Ath. IV. 140 b (= Fr. 1). iv iiqoxeqw . . . zrjg Aanonvcov noXi-
tsiag. Hier ist freilich Aristokles überliefert, aber nach dem Folgenden
140 d. 141a (= Fr. 2) wird mit Schweighäuser Nikokles und nicht mit
Wilamowitz Aristokrates (vgl. A. 21 — 23) herzustellen sein. Ueber Di-
dynios als Quelle aller dieser Anführungen s. wiederum (vgl. A. 262. 282 b)
C. 30. A. 337 b mit d. Nachtr. u. C. 32. A. 532. 533. Ob die von Müller
F. H. G. IV. S. 464 f. unter Fr. 3 zusammengestellten Angaben von dem-
selben N. (tzsqI &scoQiug Schol. Plat. Phaed. 108 D. p. 381 Bekk., wo
aber der Bodl. TinonXrjg giebt) sind, lässt sich nicht entscheiden.
279) Hinzuzusetzen zu dem dort A. 108 Angeführten ist, dass bei Steph.
BoicatLcc die Handschriften zwischen NwoytQccvrig und NiH06ZQ<xzog (vgl.
ebendas. A. 104) schwanken. 279 b) Müller F. H. G. IV. S. 473 f.
279°) Fr. 1—3 b. Schol. Apoll. Rh. I, 211 (iv a JriXiaxobv). 419. Serv.
zu Verg. Aen. VI, 14.
279 d) Fr. 4. 5 b. La. Di. I, 31. 82. Es ist dies nicht, wie Boeckh
C. I. G. I. S. 19 glaubte, indem er in Folge dessen meinte, Ph. habe viel-
leicht nicht lange nach Aristoteles geschrieben, der Prokonnesier in der
Inschrift bei Roehl I. A. G. 492, sondern diese ist viel älteren Datums,
s. auch v. Wilamowitz Lectiones epigraphicae , Göttingen 1885. S. 3 ff.
396 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker: Philipp. v.Ph. Peisistr. Polygn.
Philippos von Theangela in Karien schrieb Kagtud280).
Peisistratos von Lipara wird nur einmal genannt281).
Polygnostos schrieb über Kyzikos282).
Polykrates verfasste Accnavixd, von denen uns Athenaeos
ein längeres Bruchstück aus Didymos erhalten hat282b).
Polyzelos288) von Rhodos284) schrieb seine fPodtaxa285)
wahrscheinlich schon vor Parmeniskos286).
Praxion verfasste MeyuQind in mindestens 2 Büchern287).
Protagorides287b) von Kyzikos288) schrieb, wenn anders
er, wie dies wohl kaum zu bezweifeln ist, derselbe mit dem
Verfasser der xcofiixal iGtoQLai,289), von welchem ohne Zweifel
wohl auch die 'AxQodösig iQatixai200) herrührten, in min-
destens 2 Büchern war, frühestens unter Antiochos IV Epi-
phanes (176 — 164) 291) gleichfalls in mindestens 2 Büchern tcsqI
280) Strab. XIV. 662 (= Fr. 2); usqI Kuqüv Schol. Pseudo-Eurip.
Rhes. 505 (= Fr. 3), ksqI KccqiZv xai AsXiytov Ath. VI. 271 b (= Fr. 1).
Ausserdem erscheinen er und der sonst unbekannte Philippos von Chalkis
bei Plut. Alex. 46 (= Fr. 4) unter Denen, welche den Besuch der Amazone
bei Alexandros für ein nXccßficc erklärten. Müller F. H. G. IV. S. 474 f.
281) Schol. Apoll. Rh. IV, 786. Müller F. H. G. IV. S. 478.
282) Ebendas. I, 996. sv xoig nsgl Kv&%ov. Müller F. H. G. IV.
S. 481.
282*) IV. 139 d ff. (vgl. C. 30. A. 337b). Müller F. H. G. IV. S. 480 f.
283) Müller F. H. G. IV. S. 481 f.
284) Ath. VIII. 361 c = Fr. 2. Hygin. Astron. II, 14 = Fr. 1 Plut.
Sol. 16 = Fr. 3.
285) Ath. a. a. 0.
286) Wenn anders Robert Erat. Cat. S. 228. 231 mit Recht annimmt,
dass Hygin. a. a. 0. seine Erwähnung aus diesem genommen habe.
287) Harpokr. Zklqov. sv ß' MsyaQLnäv. Müller F. H. G. IV. S. 483.
287 b) Nicht Protogenides, wie bei Christ Gr. L.-G. auch noch in d.
2. Aufl. S. 472. A. 3 u. im Ind. steht.
288) Ath. IV. 176 a = Fr. 2 Müller F. H. G. IV. S 484 f.
289) Die irrthümliche Auffassung dieses Titels bei Meineke F. C. G.
I. S. 12 berichtigte 0. Schneider Nicandrea S. 15 f.: er bedeutet „Spass-
geschichten". Sollte aber, wie Meineke Anal. crit. in Athen. S. 58 glaubt,
diese Erklärung nicht angehen, so würde wenigstens nicht, wie er ver-
muthet, 'ivdwdbv, sondern AlyvitxiocHwv für xoojLtwtSv bei Ath. III. 124 c zu
schreiben sein, wie M. Haupt Opusc. III. S. 610 f. darthut.
290) Ath. IV. 162 b. Q
291) Ath. III. 124 c. d = Fr. 4. IlQcoxccyoQidrjg d' sv ß' tmv xcofiweöv
tatOQiwv xov 'Avtio%ov xov ßaaiXimg xara xbv noxafiov (näml. Ntilov) öltj-
yovpsvos nXovv Xeyti x. r. X. Dass hier Antiochos Epiphanes gemeint ist,
/
Polykr. Polyz. Prax. Protagorides. Pythaen. Staphyl. Stesikleid. 397
tcov S7tl duyvri TtavrjyvQSov292) oder tisqI <dacpvixwv
dy(6vcjv293).
Pythaenet os294) verfasste Aiyivv\%iK<x. in mindestens
3 Büchern295).
Staphyl os 296) von Naukratis297) schrieb (dsöGccXixd in
wenigstens 3 Büchern298), tcsqI 'A&qvcov in wenigstens 2 2"),
7CsqI Alolicov*m) und asyl 'Aqxccöcjv301).
Stesikleides von Athen verfasste ein Archonten- und
Olympionikenverzeichniss302).
zeigen 0. Schneider a. a. 0. und M. Haupt a. a. 0., vgl. Polyb. XXVIII,
17, 10. Dass dieser P. aber dieselbe Person gewesen sei mit dem Prota-
goras bei Nikandros Alex. 3, wie J. G. Schneider Alexiph. S. 33 unter
dem Beifall von Meineke a. a. 0. und Haupt a. a. 0. S. 611 vermuthet,
ist, wie 0. Schneider richtig urtheilt, mindestens im höchsten Grade
ungewiss. Wenn aber Müller S. 484 meint: „Protagorides (Gyzicenus)
fortasse vixit temporibus Antiochi Grypi (qui primum solus, deinde cum An-
tiocho Cyziceno regnavit inde ab an. 125 a. Ch.). Is enim cum prae ceteris
immani luxu ludos Daphnicos celebraverit (v. Posid. fr. 31), facile auctor
existere dlicui potuü, ut ludorum istorum magnificentiam voluminibus con-
signaret", so kann dies zwar richtig sein, aber s. 0. Schneider a. a. 0.
S. 16: „quos ludos tametsi tarn Antiochus tertius sive magnus celebrare
solebat (cf. Liv. XXXIII, 49), tarnen Antiochus Epiphanes tarn insana
paene munificentia instituit convocatis undique, etiam e Graecia, hominibus
(cf. Polyb. XXXI, 3 sq.), ut non dubitem, quin hos ab Epiphane celebratos
ludos Protagorides sibi elegerit haud ingratam plerisque legentium scribendi
materiamfe.
292) Ath. IV. 176 a. 183 f. = Fr. 2. 3. iv ösvtsqoj.
293) Ath. IV. 150 c = Fr. 1. sv reo TtqmTcp.
294) Müller F. H. G. IV. S. 487.
295) Ath. XIII. 589 f. = Fr. 6. h xqlt(o tcsqI Atyivrjg. Schol. Apoll.
Rh. IV, 1712 = Fr. 3. sv nQooTw nsql Alyivrjg. Tzetz. ad Lyc. 175. Seh.
Pind. Nem. VI, 33. iv (reo) 7tQ(6tco (rcöv) Atyivrjtixcov = Fr. 1. 2.
296) Müller F. H. G. IV. S.' 505-507.
297) Schol. Apoll. Rh. I, 580 = Fr. 1. Zenob. V, 76. Tzetz. Hist.
IX, 833 ff. = Fr. 13.
298) Schol. ADT U. n, 175. sv tij ä (s'? y' D) SsooccXmcov = Fr. 3.
Seh. Apoll. Rh. IV, 816. sv xqCx(o rtov nsql ©saaccXiccv = Fr. 2. Harpokr.
TTsvsorcci. sv ttj y' (oder 8') nsql f>stxaXa>v = Fr. 4.
299) Harpokr. 'Enißoiov = Fr. 6 iv a' ra>v nsql 'A&rjvmv.
300) Harpokr. Uqovuia = Fr. 7.
301) Sex. Math. I, 261 = Fr. 8.
302) Dasselbe wird nur einmal erwähnt, bei La. Di. II, 55 {sv tfj ccq-
Xovrav ncci fOXv^niovi%aiv avayqacpfj) in dem Artikel über Xenophon, wohl
ohne Zweifel aus Demetrios von Magnesia, s. v. Wilamowitz Ant. v. Kar.
S. 330 ff. Vgl. Müller F. H. G. IV. S. 507.
398 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
Suidas303) schrieb &s66aki%d in mindestens 2 Büchern304)
und ward bereits von Lysimachos angeführt305), lebte also
spätestens wohl zu Anfang des ersten Jahrhunderts, wahrschein-
lich aber früher.
Theagenes der Makedone schrieb Maxedovixd, Kccqixcc
und %bq\ AlyCv>ris™h).
Theodoros von Hierapolis, welcher TiEQluyavGiv schrieb306),
war vielleicht entweder derselbe mit demjenigen Manne dieses
Namens, welcher ein Werk über die Nomendichter von Ter-
pandros an, oder mit demjenigen, welcher ein Werk über
Dichter oder endlich mit dem, welcher ein solches über die
Römer verfasste 307).
303) Müller F. H. G. II. S. 464 f.
304) Fr. 1 b. Schol. Apoll. Rh. II, 1231. EovlSag ds iv ä GscaaUnrnv.
Fr. 2 ebend. 1015. iv ß. Steph. "Apvoog (= Fr. 7) citirt iv xaig revscdo-
yiaig , vgl. Müller S. 465: „«ist . . . corrupta sunt ex iv xoig Gtxxcdwoig,
putandum est Thessalica in genealogiis potissimum urbium conditarum versata
esse". Zweimal wird S. (= Fr. 4) neben Kineas (Fr. 3. 4, s. C. 21. A. 197)
genannt, Strab. VII. 329. Steph. /Jcadoavrj.
305) Lysim. Fr. 11 (vgl. C. 17. A. 113) bei Schol. Apoll. Rh. I, 558:
Zovtdccg ycco (= Fr. 6) ncti yAqioxoxiXr\g 6 mol Evßoiccg 7tS7iQCcy(iaxsv-
(isvog x. t. A., s. Keil z. d. St.: „Suidae ®£G6ccXi%u intelleguntur , Aristo-
telis autem Chalcidensis nsoi Evßoiccg Über".
305 b) Die MccY.sdoviY.ee zog Sopatros aus (Phot. Cod. 161. in xcov Osa-
yivovg . . . Mccv.s8oviY.mv nccxaicav) , ziemlich zahlreiche Bruchstücke aus
ihnen giebt besonders Steph. (ausserdem s. Beischr. z. Parthen. 6 = Fr. 11),
aus den Kccoiyu nur das einzige überhaupt erhaltne Fr. 16 (Kcc6xalicc), aus
Ttiql AlyCvr\g haben wir zwei (17 f.) b. Schol. Pind. Nem. 111,21. Schol.
Plat. Apol. 19 C. S. Müller F. H. G. IV. S. 508-511. Geffcken De
Steph. Byz. S. 35 f.
306) Fr. 1. 2 b. Ath. X. 412 e. 413 b. S. Müller F. H. G. IV. S. 512—514.
307) La. Di. II, 103 im Homonymenverzeichniss : nsfintog (Osodmoog)
6 7i8oi xmv vofiOTtoimv itsiiQccy(icctEV[ievog , ccoi-ocfisvog ccnb Ttanccvdoov . . .
sßöopog 6 xcc nsol 'Pcafiaicov 7t£7iQccy[iccxsv{ievog . . . 8KV,cadsKccrog 6 ysyocc-
qpcog nsoi noirjxmv. Aus ganz ungewisser Zeit sind die schon C. 27. A. 110
berührten Tqooiy.cc des Theodoros von Ilion, die auch bei Serv. z. Verg.
Aen. I, 28 (wo Müller richtig Theodorus f. Theodatus herstellt, gemeint
sind). Ein Mythograph Theodoros erscheint Schol. Apoll. Rh. IV, 264
(iv x|3), vielleicht, meint Müller S. 513, der bei Ptolem. Heph. VII ge-
nannte Samothraker, der aber in Wahrheit wohl nur eine erschwindelte
Person ist. Endlich werden bei Suid. üccvlyoj dsificcxi noch die 'Tito(ivrj-
[iccxcc von Theodoros von Rhodos (xov *Podicov 6xoccxnyov) angeführt, wo
aber Müller S. 315 mit gutem Grunde vielmehr Theodotas vermuthet,
s. C. 21. A. 466d. 466e.
Suidas. Theagen. Theodor. Theogen. Theotim. Xenagor. Zenodot. 399
Theogenes schrieb itsgl AlyivtjgS08).
üeber Theophilos s. C. 12. A. 108.
Theotimos schrieb ite gl KvQr(v rjs in mindestens
2 Büchern309).
Xenagoras310) schrieb Xqovlkcc in mindestens 4 Büchern311)
lind jcsqI vrjö&v312).
Zenodotos von Troezene schrieb vermuthlich vor Varro
über römische Geschichte313).
Von einer Reihe anderer Geschichtschreiber314) ist es wenigstens
308) Schol. Pind. Nem. III, 21. Schol. Plat. Apol. 19 C (p. 331 Bekk.)
= Fr. 17 f. Müller F. H. G. IV. S. 511.
309) Das 1. wird Schol. Pind. Py. V, 33 = Fr. 1 angeführt. Die beiden
anderen Anführungen (Fr. 2. 3) stehen gleichfalls in den Pindarscholien.
Auf die 'IxccXiku bei dem Schwindler Pseudo-Plnt. Par. min. 8 ist natürlich
Nichts zu geben. S. Müller F. H. G. IV. S. 517.
310) Müller F. H. G. IV. S. 526—528.
311) Das 4. citirt Harpokr. KqccvuXXlSul (= Fr. 4). S. Fr. 1—7.
312) Fr. 8—13. Wenn die C. 21. A. 582 b angeführte Vermuthung von
Knaack richtig ist, dass im Et. M. 27qpijxeta Androkles aus Philosteph.
citirt werde, so muss ein Gleiches von X. gelten, und er rückt damit in
die ältere Alexandrinerzeit hinauf. Jedenfalls citirt ihn schon Dionys. v.
Hai. A. R. I, 72 (= Fr. 6). Uebrigens vgl. noch d. Nachtr. z. C. 22. A. 326
hinter diesem 2. Bd.
313) Müller F. H. G. IV. S. 531. Der Titel wird nicht angegeben.
Die ältste Erwähnung ist freilich erst bei Dionys. v. Hai. A. R. II, 49
(= Fr. 1), und das Citat bei Plut. Romul. 14 (== Fr. 2) stammt wohl ohne
Zweifel aus Iuba (s. A. 357), Dionys. und Iuba haben aber wahrscheinlich
ihre Angaben nicht aus eigner Leetüre, sondern aus Varro, s. Samt er
Quaestiones Varronianae, Berlin 1891. 8. (Doctordiss.). S. 57.
314) Aethlios von Samos (vQqol Zcifiicov in ionischem Dialekt, st
yvr'jcioc Ath. XIV. 650 d = Fr. 4), Agaklytos (nsql 'OXv[nztccg), Amphi-
1 och os (s. C. 21. A. 380b. Schol. Eurip. Phoen. 670, wenn jedoch die
C. 21. A. 225 ausgesprochne Vermuthung richtig ist, vor Dionys. v. Hai.),
Antenor (JT^rixa), Antipatros (nsgl *P6dov), Antigenes (Plut. Alex. 46.
Müller Scr. A. M. S. 157), Aristokles (Müller F. H. G. IV. S. 300 f.),
Apollothemis, Architimos (^xafoxa), Aristaenetos (nsgl (PaariXi-
#og), Aristonikos, Aristophanes aus Boeotien ("Oqol Orißatcov und
ßotamxa), Astynomos, Athanadas {'jpßQawKa) , Autokrates ^A%oXy.ol\
Bai a gros (od. Balakros? McmedovL'Kd), Charikles (nsql tov ccozinov ccyoovog),
Claudius Iolaus ($oii/txtxa), Dämon (negl Bv^avtlov), Demognetos
(itFQl Kv(dov), Demoteles (AlyvntuxKcc), Echemenes (T^rnta), Empedos
(Anofivrifiovsv(iccta)1 Eparchides, Erxias (KoXocpcovicata und vielleicht,
s. Ath. VIII. 360 d, ksq! 'Podov, wenn der Verf. nicht vielmehr Hermias
hieas, s. Kaibel z. d. St.), Eualkes ('Ecpsoiatid), Enagoridas von Elia
(OXv(imovtytai)y Eukrates (Podiccncc), Gorgon (ittQi zeov iv 'Podat ftvoiaiv)
400 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
zur Zeit nicht einmal mit irgend einer Wahrscheinlichkeit bestimm-
bar, ob sie noch der alexaudrinischen oder schon der christlichen
Zeit angehörten.
Harmodios von Leprea (tcsqi xtov nccQcc <&iyuXsvGi oder xara $iyu-
Xslccv vofitficov), Hegesidemos von Kythnos , Hekataeos von Eretria
(Plut. Alex. 46, wo auch er unter den Bekämpfern der C. 21. A. 24 u. ö.
erwähnten Erdichtung des Onesikritos in Bezug auf die Amazone, ge-
nannt wird, vgl. auch A. 280; in der verderbten Stelle bei Skymn.
V. 869 Müll, schrieb man früher fälschlich ovQsxgisvg, s. jetzt vielmehr
C. 11. A. 10), Heropythos CSIqol KoXocpcovicav), Hierokles (<PiXi6xoQsg),
Hippagoras (hsqI xrjg Kccqx^ovlcov oder, wie Müller F. H. G. IV. S. 430
vermuthet, Mccnsdovoov TtoXiTELciq), Hippias von Erythrae (nsql 'EgvO-gäv),
Histiaeos (4>oM^xixa) , Kleitophon (rciXccxinu) , Kreon oder Paeon
von Amathus (KviZQiccHci) , Konon (IxccXl-hcc, wogegen Seh. Apoll. Rh. I, 1165
[= Fr. 3] wohl mit Keil Kwaiftiav herzustellen und vor iv xoj xqixo? xrjg
Nr\6iä8og [JrjXiocdog ?] mit Reinesius Zrj^iog einzufügen ist, vgl. d. Nachtr.
hinter diesem 2. Bd. z. C. 22. A. 326. — Müller F. H. G. IV. S. 367 f.),
Kreophylos (Ecpsaioav <x>qol), Kritolaos, Kriton von Pieria (s. Suid.
u. d. W.), Ktesikles (Xqovikcc), Lysanias von Mallos (tii-qI 'Egetgiag),
Makareus (Kmccna.) , Malakos CQqol ZicpvCoiv), Megakles oder Mega-
kleides (nsgl ivdo^cov ävögäv), Melisseus (dzXcpind), Menelaos der
Peripatetiker von Anaea, Menesthenes (Jloitrtxa), Nikandros von
Alexandreia (nsgl xcov 'AQioxoxiXovg fia&rjxav), Nikias (V^xatftxa, dazu
s. Müller F. H. G. IV. S. 463 f. auch über Nikias von Malea, vgl. C. 19.
A. 70), Nikomedes (Monis dovind, Accnsdouiiovixci, tzsqI 'Ogcpiiog), Parthax
('JraZtxa), Pausanias der Lakone (s. A. 242), Petellides von Knosos,
Phanokritos, PhiletasvonEphesos, Philippos von Chalkis (Plut. Alex. 46,
g. A. 280), Philippos von Megara (La. Di. II, 113 f. über Stilpon, vgl. C. 2.
A. 22. 42. 61), Philistides (SvyyeviY,d.\ Philistos von Naukratis (in dem
Art. b. Suid. vermengt mit dem Syrakuser, so dass dem Naukratiten nur
Alyv7txiay.cc , nsql xrjg Alyvnxicov ftsoXoylag, tisqi Aißvrjg v.aX Zvqiag ver-
bleiben, dazu tvsqI NccvtiQccTovg , falls dies in ksqI Navagutstog zu ändern ist,
während Toups Aenderung der unmittelbar vorangehenden Worte ngog xbv
Tqlkccqccvov Xoyov in it. x. Xdgcovog X., wo denn kein Komma hinter diesen
Worten zu setzen, sondern die Schrift über Naukratis gegen Charon von
Naukratis, s. A. 219. C. 30. A. 23, gerichtet gewesen wäre, sehr zweifelhaft
erscheint), Philokrates (©frtcdtxa), Philomnestos (tcsqI xtov iv 'Poda)
UfiLV&si'mv, s. C. 37. A. 9), Philonides, Philteas (Nu£,iayid), Polychar-
mos von Naukratis (nsQi 'AcpQodixrjg, vielleicht derselbe P. Avmay.cc), Po sei -
dippos (nagi Kvidov, vgl. C. 36. A. 59), Possis von Megara (Msyccgiud),
Prokies von Karthago, Protarchos von Tralles, Pyrgion (Kq^xihu
vofiLfia), Skamon von Mytilene (EvQrjfiaxa, negl Aiaßov), Seleukos von
Emesa (s. Suid. u. d. W.), Skythinos ('IoxoQLtj), Sostrat os (TvQQrjviiid,
©QocMHcc), Telephanes (ksqI xov ciaxsog), Telesarchos (AQyoXwd),
Tenpalos von Andros fifAstaxa), Themison (izeql JlaXXr]vC8og) , The-
mistagoras von Ephesos (Xqvgst} ßißXog), Theognis (ttsqI xwv iv
Pseudo-Demades. 401
Unter dem Namen des Dem ad es war nicht bloss eine
Schrift Ttegl rrjg eccvtov dadsxccstoag*15) gefälscht, von der
uns noch ein längeres Bruchstück erhalten ist316), und dazu
noch verschiedene andere Reden 316b), sondern es soll sogar eine
vorgeblich von ihm geschriebene Geschichte von Delos und
den Sagen dieser Insel existirt haben317), was aber doch so
Pü8(p &v6uov), Theokies, Theseus (KoQiv&iaita) , Timagoras {ßr\-
ßaCncc, s. A. 223), Timomachos (Kynoianci) , Xenion (äq^zi-hcc), Zenis
(nsa) X(ov) und andere.
315) 338—326.
316) In verschiednen Handschriften der attischen Redner, daher auch
in den Ausgaben derselben, zuletzt besonders herausgegeben von Blass
hinter Deinarchos, Leipzig 1871. 8. Dass D. nichts Schriftliches hinterliess,
bezeugen Cic. Brut. 9, 36 und Quintil. II, 17, 13. XII, 10, 49.
316 b) Ein Verzeichniss von 14 solchen Reden mit neql xfjg Scodsnasticig
an der Spitze, die fast alle entsprechenden Reden des Demosthenes oder
unter dessen Namen entgegengesetzt waren, findet sich in dem schönen
Cod. Laurent. LVI, 1 aus dem 13. Jahrh., s. R. Scholl Zu Demosthenes
und Demades, Hermes III. 1869. S. 274—281. Dasselbe bestätigt die Ver-
muthung von Sauppe 0. A. II. S. 316. Anm., „dass in der That noch dem
Tzetv.es oder seinen Gewährsmännern solche Declamationen gegen De-
mosthenes unter D. Namen vorgelegen haben, aus denen recht sonderbare
Stilproben wie Chil. VI, 16 ff. 112 ff. entnommen sind. Die beiden Reden,
welche er hier ausdrücklich namhaft macht, finden sich in diesem Ver-
zeichniss wieder: nqog xov naxcc xf\g slqr\VYig und Ivctvxlog ^AXovtysixaig" '.
Die erstere war aber sicherlich nicht der demosthenischen Rede neql
stqrjvrjg entgegengestellt, sondern wahrscheinlich der nichtdemosthenischen
7t8Ql t(ov nqog 'AXtt-avdqov övv^xalv, s. Scholl S. 281. A. 1. Noch be-
zeichnender ist es, dass sogar auch die 11. Rede unter dem Namen des
Demosthenes, die sicher selbst bereits gefälscht war (s. C. 35. A. 3), hier
ihr Gegenbild fand: vneq rrjg teiXinnov eniGxoXrig y ebenso die 13., mit der
es mindestens ähnlich steht: nqbg xov vnsq %y\g 6vvxciI-seog. Diese Mach-
werke hatten also, wie Scholl S. 282 bemerkt, den bereits festgestellten
Kanon der demosthenischen Reden zur Voraussetzung. Sie entstanden also
erst nach Kallimachos. Dass im Uebrigen weder die Stoffe noch die
Trivialität der Proben einen Anhalt für eine späte Entstehungszeit giebt,
hat derselbe kurz und gut gezeigt, und ich möchte nicht einmal mit ihm
ganz unbedenklich behaupten, dass „die bestimmten Zeugnisse Ciceros
und Quintilians (s. A. 316) wie Dionysios' Stillschweigen das Vorhandensein
von ihnen allen vor der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. nothwendig aus-
schliessen". Der 10. Titel ivavxiog xotg iv Msaarjvrj entspricht der in die
zweite philippische Rede eingeflochtenen Episode über die messenischen
Vorgänge, der 13. naxa 6V[i[id%(ov der rhodischen Rede, wie Scholl
S. 281. A. 1 bemerkt.
317) Suid. 4rj(icc8r}g. k'yociipev 'AitoXoyiapbv nqbg 'OXvintiada xrjg savxov
Susbmthl, griech.-alcx. Litt.-Gesch, II. 26
402 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
sonderbar ist, dass es vielleicht auf irgend einer Verwechselung
beruht318).
Von den historischen Schriftstellern endlich, welche vor-
wiegend bereits der ältsten Kaiserzeit angehören, mag schon hier
Iuball319), König von Mauretanien, Sohn König Iubas I
von Numidien und Abkomme von Masinissa320), behandelt werden.
dadsnccsTLctg , 'IgtoqCccv 7t£qi dr\kov xca xi\g ysv86Scog xmv Arjrovg naidav.
Ein Bruchstück Schol. Hesiod. Theog. 913 hat sich erhalten.
318) Viel zu zuversichtlich schreibt Müller S. 377: „dubium vix est
alium quendam eiusdem vel similis nominis virum cum oratore apud Suidam
confundi". Scholl S. 279 dagegen meint, wir hätten „auch für dies Werk
den Platz in den Rhetorenschulen zu suchen, wo dergleichen Variationen
mythologischer Themen beliebt waren". Allein damit ist die Seltsamkeit
nicht erklärt es gerade dem D. unterzulegen: für Keinen passte es doch
weniger. Die Entstehungszeit ist auch hier völlig dunkel: sollte wirklich
der Redner D. als Verfasser gleich ursprünglich hingestellt sein, so wird
man wiederum wohl eher an eine nachalexandrinische zu denken haben.
319) Sevin Recherches sur la vie et les ouvrages de Juba le jeune,
Mem. de l'Acad. des inscr. T. IV. S. 457 ff. Hulleman De vita et scriptis
Iubae, Utrecht 1845. 8. (Steht mir nicht zu Gebote). Spiro Art. Iuba in
d. Encykl. v. Ersch u. Gruber. Goerlitz Iubae II regis Mauritaniae vita
et fragmentorum pars I., Breslau 1848. 8. (Doctordiss.). De Iubae II regis
Mauritaniae fragmentis, pars altera, Breslau 1862. 4. (Gymnasialprogr.).
Plagge De Iuba II rege Mauretaniae, Münster 1849. 8. (Doctordiss.).
C. Müller F. H. G. III. S. 465 — 484. L. Müller Numismatique de Tan-
cienne Afrique III. Kopenhagen 1862. S. 103 — 125. H. Peter Ueber den
Werth der historischen Schriftstellerei von König Iuba II von Mauretanien,
Meissen 1879. 4. hat zuerst den schriftstellerischen Charakter des I. völlig
klar gestellt (s. jedoch C. 30. A. 333, 365). De la Blanchere De rege
Iuba regis Iubae filio, Paris 1883. 8. ist mir nur durch die Rec. v. H. Peter
Philol. Anz. XV. 1885. S. 117—121 bekannt. — Bei den Griechen wird er
bald 'ioßccg, bald 'iovßccg genannt, einmal (s. A. 367) 'ioßdtrjg.
320) Sein Grossvater war Hiempsal (Suet. Caes. 71), welcher nach
Iugurthas Sturz König von Numidien ward (Pseudo-Caes. Bell. Afr. 56),
Sohn des Gauda (vgl. Sali. lug. 65). Der Vater von Gauda und dem
Bastard lugurtha aber war Mastanabai, ein Sohn von Masinissa (Sali.
a. a. 0.). S. C. 1. L. IL No. 3417:
REGI. IVBAE. RE<GIS>
IVBAE. FILIO. REGI<S>
HIEMPSALIS. N. REGIS GAV<DAE>
PRONEPOTI. REGIS. MASINISS<AE>
PRONEPOTIS. NEPOTI
IIVIR. QVINQ. PATRONO
COLONI
und über diese Inschrift A. 335. Vgl. Goerlitz I. S. 3 f., auch Plagge S. 1 ff.
Iuba II, König von Mauretanien. 40 B
Er wird etwa um 51 oder 50 geboren sein 321). Sein Vater
hielt zur Partei des Pompeius und gab sich daher nach der
Schlacht bei Thapsos 46 selbst den Tod, um nicht in die Hände
des Siegers zu fallen322). Der junge Iuba, damals noch ein un-
mündiges Kind, zierte den Triumph des Caesar323), ward dann
aber in Rom offenbar gut erzogen, trat dem Octavianus nahe,
begleitete diesen in den Krieg gegen Antonius und erhielt dann
25 entweder statt des väterlichen Reiches oder aber noch zu
demselben oder vielmehr einem Theil desselben einen Theil von
Gaetulien und das ehemalige Besitzthum der Könige Bokchos und
Bogos oder Boguas (Bogud) Mauretanien324) mit der Residenz in
Iol. Diese Stadt erweiterte und verschönerte er bedeutend und
nannte sie seinem kaiserlichen Gönner zu Ehren in Caesarea
um 325). Ferner wurde er fünf Jahre später 20 mit Kleopatra Selene,
der Tochter des Antonius und der Kleopatra, vermählt326). Ein
321) S. A. 323. 333.
322) Pseudo-Caes. Bell. Afr. 94. Dio Cass. XLIII, 8. Appian. B. C.
II, 300. Weiteres b. Spiro S. 319.
323) Appian. B. C. II, 101. sv&cc %a\ 'ioßcc nötig, 'ioßccg b Gvyyocccpsvg,
ßqscpog av £xi, nccQrjysxo. Plnt. Caes. 55. xoxs nctl vibg mv sksivov,
xofiidrj vrjniog, sv reo d'Qidfißco naQrjx&r] , liccKctQicöxdtrjv aXovg ccXcogiv,
sv. ßciQßuQOv Y.cu vopocSog 'EXXr'ivcov xoig noXvfia&sGxctxoig svciQi&iiog yivscd-eci
GvyyocccpsvGi. Vgl. Aelian. N. A. VII, 23 u. Suid. 'loßag, Aißviqg ncci Mccv-
Qovßiccg ßaGiXsvg, ov Xaßovxsg kcci (iccGxiymGotvxsg (!) oi *Pco[mxloi, ov {irjv
ccvsiXov dicc xrjv nctidsvGiv (naidsiav Spiro S. 320. A. 3 wohl mit Recht):
über den Ursprung dieser Verkehrtheit s. C. Müller S. 465. A. 2.
324) Mauretania Tingitana und Caesariensis. Dio Cass. LI II, 26. nctv-
guiisvov ds xov noXs^iov xovxov (es ist der cantabrische Krieg gemeint) . . .
xco (jisv 'Toßcc xrjg xs rccixovXiccg xivcc kvxi xrjg natgepag ccQ%rjg, snslitso ig xov
xmv 'Pcoficcicov noofiov ol nXsiovg avxoov SGsysyooccpaxo , nai xa xov Bon%ov ytai
Boyovov sScons. Strab. XVII. 828. (iihqov (isv ovv tcqo r^imv ot nsoi Boyov
ßccciXsig nccl Bo%%ov ytaxsi%ov a.vxr\v (näml. Mauretanien) rpiXoi 'Pmticcttov
ovxsg' sxXinovxcov 8s xovxcov 'iovßctg nctqsXotßs xr\v d.q%r\v , Sovxog xov 2s-
ßciGxov Kccioagog %aX xuvxr\v uvxco xr\v ccq%r}v nqbg xfj naxgepee v.. x. X., vgl.
A. 328. 334. VI. 288. vvvl 8' stg Iovßccv TZsqisGxnitsv r\ xs MavoovGi'a nai
noXXcc (isorj xrjg aXXr\g Aißvr\g 8iä xr\v nqbg 'Poa^a^ovg svvoidv xs v.a.1 cpiXiccv.
Vgl. Dio Cass. LI, 15 (s. A. 326) u. d. Nachtr. Ueber die Zeit s. A. 333. 334.
325) Strab. XVII. 831. i\v 8s sv xfj naqccXia xavxrj noXig 'imX ovo[ux}
i}v STiiY-xtGccg 'lovßccg b xov IlxoXsfiaiov ncixrjq [isxotvofiaGS KaiGuqsiciv, s%ov-
Gccv ncci Xi[i8va xat nqb xov Xifisvog vtjgiov h. x. X. Plin. V. §. 20. Promon-
torium Apollinis oppidumque ibi celeberrimmn Caesarea, ante vocitatum Iol,
lubae regia. Er legte hier auch eine königliche Bibliothek an, s. A. 367.
326) Dio Cass. LI, 15. r\ 8s KXsondxqcc 'loßcc xov 'ioßov nctiSl gvvw%i^gs.
xovxcp yaq 6 KctiGUQ xqcccpsvxi sv xfj 'ixccXicc %ctl GVGxqaxsvGOifisva) ot xotvxnv
26*
404 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
6 n. Chr. ausgebrochner Aufstand der Gaetuler gegen ihn ward
durch Cornelius Cossus gedämpft327). Inzwischen hatte er nach
dem Tode seiner Gattin, die ihm einen Sohn Ptolemaeos hinter-
liess328), eine zweite Ehe mit der Glaphyra, Tochter des Königs
Archelaos von Kappadokien329), geschlossen, wenn anders dieser
Angabe330), was aber doch wohl anzunehmen steht, überhaupt
XS HCci XTjV ßcCCiXSlCCV X7]V 7CUXQCOCCV sd(OY.S. Plut. AütOü. 87. Kai KXs07tCCXQC£V
(isv xr\v ii; KXsondxQag 'ioßcc, x<p %ccQtsaxdx(p ßaaiXscov, 6vvcp-*i6sv (näml.
'Ov-xocßCct). Suid. fährt fort: r\v ds siti Avyovoxov Kaiaccoog, nccl xr\v KXso-
ndxqag &vyaxsQcc SsXrjvrjv, rjv sn xov Kai6aoog Tatov (!) ysvofisvrjv etzs-
itoirjxo, yvvctLKct sl'Xricps. Vgl. auch Strab. XVII. 828 (s. A. 325). Ueber
die Zeit s. Mommsen Observv. epigr. XIV. Corollaria de Cleopatra Iubae
domoque Archelai regis Cappadociae, Ephem. epigr. I. 1872. S. 276 f., der
freilich nur sagt: „non post a. U. G. 743, quo ea annum agebat quintum
decimum". Auf Münzen aus dem 6. Regierungsjahr des I. (vgl. A. 333)
erscheint nämlich Kleopatra neben ihrem Gatten, auf anderen Münzen in
fast beispielloser Weise allein, was Mommsen durch die Hypothese er-
klärt, dass entweder Mauretanien eigentlich ihr oder das ganze Reich
beiden Gatten gemeinsam übertragen sei. In beiden Fällen müsste die
Verlobung schon 5 Jahre früher geschehen sein, wenn auch die eigentliche
Ehe bis zur Mannbarkeit der Kleopatra verschoben werden musste, also
kaum vor 20 v. Chr. Statt fand.
327) Dio Cass. LV, 28. Vgl. Flor. IV, 21, 40. Vellei. II, 116.
328) S. A. 324. 331. 334. 335. 337. Dio Cass. LIX, 25. Suet. Calig. 26.
Sen. Tranqu. an. 11. Dazu eine Tochter Drusilla, die nachherige Gemahlin
des Antonius Felix, Praefecten von Iudaea, Tac. Hist. V, 9. Cleopatrae et
Antonii nepte. Nächst den Münzen aus dem 6. Regierungsjahr des I. folgen
(vgl. A. 333) die aus dem 31., und auf ihnen steht er allein und war also
6 n. Chr. wahrscheinlich unbeweibt. Der Tod der Kleopatra trat, wenn es
mit der Angabe über die zweite Ehe ihres Gemahls (s. A. 330. 331) seine
Richtigkeit hat, spätestens 2 n. Chr. ein.
329) S. über ihn C. 22 z. E.
330) Ioseph. A. I. XVII, 13, 4. 7iccQCC7zXr}6icc ds xai TXcccpvqa, xjj yvvuivX
ccvxov (näml. 'Aq%sXdov) xvy%dvsif ßaailscog 'Ao%sXdov %vyuxq\ ovar], y
6vvcQ%Ei nctQ&svov Xccßoav 'AXs^avdqog *Hoc6dov fisv vtög 'AqxbXolov ds ddsX-
qpog* S7tsl ds avfißatvsL xov 'AXs^avdqov vnb nuxqbg xsXsvxr]6cci, 'ioßu xm
Aißvcov ßccoiXsi yafistxaf (isxccoxdvxog (!) ds xov Aißvog %r\qsvov6av sv Kamta-
doniu TzocQcc xa> naxql 'Aq%sXctog ayszcci xv\v 6vvoikovoccv uvxtö Mccqlcc(1(it]v
snßaXtov. Dass (isxaßxdvxog (oder, wie es in der anderen, gleich anzu-
führenden Stelle heisst, xeXsvxrj6ccvxog) thatsächlich unrichtig ist, erhellt
daraus, dass Glaphyra 7 n. Chr. starb nach der eignen Angabe des Ioseph.
B. I. II, 7, 4. cch,iov ds [ivrmrjg rjy^6cc(i7jv ncti xo xrjg yvvuiY.bg avxov (näml.
'Aq%sXccov) rXcccpvqccg ovccq, rjnsQ 7\v ^vydxrjq (isv ,Aq%sXdov xov Kocnnu-
doncav ßccüiXstog, yvvrj d' 'AXs^dvdqov ysyovvta, xb nqmxov, 6g i\v adsXybg
(isv 'Aq%sldov nsql ov disi-iiLSv, vtbg d' 'Hqtadov xov ßccoiXscog . . . psxu ds
Iuba II, König von Mauretanien. 405
zu trauen ist331), und dann wahrscheinlich diese seine zweite
Gemahlin auch schon wieder Verstössen332). Er regierte min-
destens 48 Jahre333) und starb also frühestens 23 und spätestens
Anfang 24 n. Chr.334). Die spanischen Städte Gades und Neu-
ron sy.sCvov duvccxov avvaurjGEv 'Ioßu x<p ßaoiXEvovxi Aißvr\g, ov xeXevxi\-
öavxog (!) inccvsXd'ovaav ccvxjjv xcu %r\QEvovcuv naqa xa> naxol Q'EccöccnEvog
6 E&vccQxiqg'AqxEXaog snl xogovxov EQoaxog rjX&EV, cogxe nciQaxQrj^a xr\v gvvoi-
M0V6CCV ctvxqi MaQicc^firjv cc7i07istiipcc[i6vog e-kelvtjv ccyccyioQ'ai. naQaysvoiisvr}
xoivvv slg 'Iovöcclocv, [isx' bXCyov xrjg acpi^Ecog %qovov eöo^ev ETtiGxdvxu xov
'AXeJ-ccv8qov avxjj Xsysiv „<x7tEXQrj ^ev o naxcc Aißvr\v gol yccfiog, gv de ovy.
aQKsod'SLaa xovxco ndXiv sni xrjv i[irjv egxlccv dvay.d(i7txEig , xoixov ctvdQcc,
nccl xavxcc xov ccdsXcpov, oo xoXprjod , xov Efibv rjQ7](ievr}. itXi\v ov 7tSQi6ipO{icu
xr\v vßoiv , äitoXrjipoiiai, de GS ■aal pri ftEXovGccv". xovxo dir}yrjauiLEvri xb
ovuq Svo [löXig r}[iEQcig sßC(o.
331) Mornmsen S. 277 f. hat auf Grund von ihr das Bruchstück einer
attischen Inschrift C. I. A. III. 549 folgendermassen ergänzt: rj (ßyovXfj nal
(b drjuog ß^ccaCXiaoav (rXcccpvQCCvy'A^Qyx^yXdov ftvy^axsQu'loßccy yvvahi(cc
(XQsxrig eveko) (vgl. A. 335 b). Goerlitzl. S. 7 ff. und Plagge S. 18 ff.
begnügen sich damit sie einfach zu verwerfen. Höchstens hält Letzterer
es für möglich, dass I. die Glaphyra neben der Kleopatra Selene zur Frau
genommen habe. Er übersieht aber, dass derselbe mit Letzterer 4 v. Chr.
schon 16 Jahre verheirathet war und folglich Ptolemaeos schwerlich später
geboren sein kann, wobei auch die rhetorische Floskel von Tac. Ann.
IV, 23. adhuc raptabat Africam Tacfarinas auctus Maurorum auxiliis, qui
Ptolemaeo Iubae filio iuventa incurioso libertos regios et servilia mini-
steria bello mutaverant in Bezug auf diesen im J. 24 n. Chr. noch sehr
wohl verständlich ist.
332) So nach theilweisem Vorgange von Norisius Cenotaphia Pisana
S. 238 Spiro S. 321 und C. Müller S. 466. Sonst bliebe nur übrig den
zweiten Theil der Nachricht des Ioseph. ganz zu verwerfen.
333) Nach dem Zeugniss der Münzen, die ausser dem 6. und 31.
(s. A. 326. 328) aus diesem Jahre sind, bei Mionnet VI. S. 599—604.
No. 11—52. Suppl. IX. S. 215—218. No. 3— 15 und in den anderen bei
Spiro S. 321. A. 37 verzeichneten Werken, und zwar von 25 ab gerechnet,
daher denn die frühere Annahme, er habe schon 30 oder 29 sein väter-
liches Reich und dann 25 statt dessen Mauretanien erhalten, schwerlich
statthaft ist, s. dagegen auch Strab. XVII. 828 (vgl. A. 324). Vgl. A. 334
und Goerlitz I. S. 7 f.
334) Dies von L. Müller a. a. 0. S. 114 f. gefundene Ergebniss ist gegen
die Anfechtungen von Niese Beiträge zur Biographie Strabos, Hermes XIII.
1878. S. 35 f. A. 1 siegreich von Rühl Das Todesjahr Iubas II, Jahrb. f.
Ph. CXVII. 1878. S. 542 — 544 vertheidigt worden. Aus Strab. VI. 288
(s. A. 324) erhellt, dass I. etwa .18 n. Chr. noch lebte, dagegen wird er
XVII. 828 (bald nach den A. 324 mitgetheilten Worten), 'ioßag [ihv ovv
vEcoati exeXevxcc xov ßtov , diadsdEHZcu ds xr\v a$%r\v vlbg IlxoXs[ictiog ys-
yovmg eI- 'Avxcoviov &vy<xxQos nai KXeondxQccg (vgl. 840. Aißvr\v ogt\ vnb
4< H) Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
karthago ehrten ihn durch Ernennung zu ihrem Duumvirn335).
Die Athener Hessen ihm eine Statue auf dem Ptolemaeon er-
richten335 b). Er war ein überaus fruchtbarer Schriftsteller336);
aber diese Fruchtbarkeit ward dadurch ermöglicht, dass er seine
eignen Werke einfach aus denen Anderer, und zwar meist sogar
von Zeitgenossen oder wenig Aelteren und, wo dies nicht der
Fall war, doch nur aus allbekannten Quellen, wie Berosos und
Onesikritos, zusammenschrieb, wobei er sich denn obendrein noch
kritiklos über die' Unzuverlässigkeit des Letzteren täuschte 336b).
Von seltneren Vorlagen hat sich zum Mindesten bisher nur
Hannos Periplus bei ihm nachweisen lassen, den er allem An-
schein nach in seinen Jißvxd wiedergab, und zwar wohl laut
seinem eignen Vermerke337), wie er denn wenigstens so ehrlich
'P<o(iaLOig, el-(o %r\q vnb 'fovßcc (isv tzqotsqov, vvv ds ritoXs(iaicp reo susivov
ncctöi) als ein jüngst Verstorbener bezeichnet, woraus denn sonach einfach
folgt, dass das 17. ß. des Strab. frühstens 23, also 5 Jahre nach dem 6.,
vermuthlich aber auch kaum später geschrieben ist. Aus Tac. a. a. 0.
aber geht hervor, dass 24 schon Ptolemaeos regierte.
335) Das Erstere bezeugt Avien. Or. marit. 275 ff., das Letztere eine
Münze (Mionnet VI. p. 662, 14), auf deren Vorderseite 1VBA REX IVBAE
F. II. V. Q. (= duumvir quinquennalis) , und auf deren Rückseite CN.
ATELLIVS P0NT1. II. V. Q. steht (so dass also der Pontifex Cn. Atellius
sein College in dieser Eigenschaft wie nach einer zweiten, entsprechenden
Münze später der seines Sohnes Ptolemaeos war), und ein bei Neukarthago
gefundner Stein mit der A. 320 mitgetheilten Inschrift, die leider bei
Wernsdorf Poet. Lat. min. T. V. P. III. S. 1419 (S. 502 Lemaire) in
seiner sonst vortrefflichen, bei C. Müller S. 466 f. wiederabgedruckten Er-
läuterung derselben in der sehr fehlerhaften Gestalt, in welcher sie ursprüng-
lich veröffentlicht ward, benutzt ist, während inzwischen nach Ximenes
Diario durch Shaw Voyage II, 156 und ungenau nach ihm durch Eckhel
Doctr. numm. IV. S. 158 b (Wien 1794) wesentlich bereits die richtige be-
kannt wurde, die noch bei C. Müller nicht einmal erwähnt wird. Vgl.
Goerlitz I. S. 3 f.
335b) Neben der des Chrysippos, Paus. I, 17, 2. Vgl. La. Di. VII, 182.
Cic. Fin. I, 11, 39. Vgl. auch A. 331.
336) Suid. Bygai^E noXXcc neevv.
336 b) Hiernach ist das von den Späteren seiner Gelehrsamkeit ertheilte
hohe Lob (s. A. 323. 326. 337. Plut. Sertor. 9 = Fr. 19 [vgl. A. 347].
navttov i6toQiY.(otocxov ßcc6iXscc. Plin. V. §. 16 [nach den A. 337 angef.
Worten]. Iuba — imperitavit : studiorum claritate memorabilior etiam quam
regno) auf ihr richtiges Mass zurückzuführen. Eine Zusammenstellung von
verschiednen Fabeleien, die er sich in seiner Leichtgläubigkeit hat auf-
binden lassen, giebt Spiro S. 322.
337) Vgl. Plagge S. 89 f. Peter S. 5 ff. S. Ammian Marceil. XXII,
15, 8 = Fr. 29. rex autem Iuba Punicorum confisus textu librorum a monte
Iuba II, König von Mauretanien. 407
gewesen zu sein scheint überall seine Quellen zu nennen338).
So bezeichnete er, wie schon oben338b) gesagt ist, in seineu
quodam oriri eum (näml. Nilum) exponit, qui situs in Mauretania despectat
oceanum und Solin. 32, 2. p. 155 Momins. originem habet (Nilus) a monte
inferioris Mauretaniae, qui Oceano propinquat. hoc adfirmant Punici libri:
hoc Tubam regem accipimus tradidisse (beide aus derselben Quelle), ferner
Solin. 24, 15. p. 124. hacc de Atlante, quem Mauri Addirim nominant, et
Hannonis Punici libri et nostri annales prodiderunt, Iuba etiam Ptolemaei
filius (!), qui utriusque Mauretaniae regno potitus est nach Plin. V. §. 16
(= Fr. 26). Iuba Ptolemaei pater, qui primus utrique Mauretaniae im-
peritavit . . . similia prodidit de Atlante, vgl. §. 8. fuere et Hannonis Car-
thaginiensiiim ducis commentarii Punicis rebus flortntissimis explorare am-
bitum Africae missi, quem secuti plerique a Graecis nostrisque etc. Ath.
III. 83 b (= Fr. 24). AlpiXiavog de eXsyEV 'ioßuv xbv MavQOVoicov ßuaiXEcc,
ävöqa noXv [*,<*& eüxccxov, ev xoig tzeqI Aißvr\g 6vyyQci(i(iaOL {ivrjfiovEvovra xov
nixQLOv %a\si6fttti cpa6K£iv ccvto nciQa xolg Aißvoi iir\Xov eotzeqlkov, worauf
Demokritos erwidert: si [isv xi xovxav 'loßccg lgxoqei, %cciqex(o Aißvna.tGi
ßißXoig exi xe xaig "Avvcovog nXccvaig: von den beiden Erklärungen, welche
Peter S. 6. Anm. * für möglich erklärt, lässt der Zusammenhang nur die
letztere zu: die Aißvnal ßCßXoi sind die unmittelbar vorher genannten
eignen ovyyQCifificixct nsgl Aißvrjg des I. und die "Avvcovog nXd.vca der von
ihm ausgeschriebne Periplus des Hanno. Also kannte Ath., wenn er auch
das Werk des I. nicht selbst gelesen hatte, doch anderweitig diesen Sach-
verhalt, und entschieden falsch ist die Auffassung von Müller S. 468 und
Plagge. Dazu weist Peter S. 6. A. * * * mehrere Anklänge bei Plin. im
5. B. an die erhaltne Uebersetzung dieses Periplus nach, die sich eben aus
der Benutzung der Atßvnci des I. in diesem B. erklären. Die Bücherzahl
dieser Aißvaci selbst lässt sich aber auch nicht annähernd bestimmen, da die
Anführung bei Pseudo-Plut. Parall. min. 23 ja wahrscheinlich ein Schwindel-
citat ist. Von den übrigen erhaltnen Bruchstücken (24—26. 28—38) sind
bei Weitem die meisten aus Plinius, ein paar aus Plut. de soll. an. 17. 25
= Fr. 32 f.), ausserdem s. A. 370. „Die Fragmente lehren übrigens, dass I.
in dieser Schrift eingehend über die Elephanten handelte, und es lässt
sich mit ihrer Benutzung dieselbe als Hauptquelle für Plin. VIII. §. 1—35
erweisen. Da nun aber ferner Plin. hier vielfältig mit Aelian. N. A. überein-
stimmt (vgl. §. 1 m. V, 49. §. 2 m. IV, 10. VII, 44 = Plut. a. a. 0. 17.
§. 4 m. VI, 56 u. IX, 56. §. 4 f. m. II, 11. §. 12 m. VI, 21. §. 13 f. m. I, 38.
§. 23 und A. m. VII, 36. §. 24 m. VI, 61. VIII, 15), so ist sie auch als
Quelle für die Elephantengeschichten bei Letzterem anzusetzen, doch hat
derselbe sie nicht unmittelbar benutzt, sondern seine Auszüge sind ihm
durch Alexandros von Myndos übermittelt worden". (M. Wellmann). Vgl.
d. Nachtr. z. C. 25. S. 851 ff. Benutzung bei Paus. V, 12, 3 (vgl. I. Fr. 35 b.
Plin. VIII. §. 7) venuuthet W. Gurlitt Ueb. Paus. S. 262. S. 316. A. 10.
338) Wie Peter S. 13 mit Recht ihm nachrühmt. S. A. 340. 343. 345.
348. 351. 352.
838b) S. C. 21. A. 417.
408 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
^öövQiaxd339), die mindestens 2 Bücher enthielten, als solche
eben den Berosos340). Eine dritte geographisch-historische Schrift
über Arabien und überhaupt den ganzen Orient bis nach
Indien hin, auch Aegypten und Aethiopien, mit denen sie
begann S41)7 stellte er zur Belehrung für den Enkel des Augustus,
den C. Caesar, zusammen, bevor dieser 1 n. Chr. zur Ordnung der
dortigen Verhältnisse abging342), und hier war theils Onesikritos sein
339) Nicht glücklich handelt über sie Plagge S. 52—54. Goerlitz
II. S. 2 f. zieht zu ihnen ausser Fr. 21 f. Müll, auch noch Fr. 88. 89.
340) Fr. 21 b. Tatian. ad Gr. 36. p. 142 Otto. 38, 12 ff. Schwartz. Br\-
gcoaog 8e söxlv ccvtjq luavcoxaxog, nal xovxov xeniirJQiov 'ioßag, dg nsgl
'Ag6vqC<ov yqcicpoov tzccqcc Br}Q(OGov cprjGi [isiia&rj'iiEvai xr\v igxoqiccv. sial dt
ccvxm ßlßXot iteql 'Ag6vqicov 8vo. Clem. Strom. I. 329 A. B. mg rprjüi B?J-
Q(oa6og iv xaig XccXöccCnaig iGxoQictig. 'ioßag ds tcsqI 'AggvqCcov yoacp(av
bpoXoysi xrjv laxoQiuv naqa, Byjqcoggov slXrjcpsvai fiaoxvoäv dXrj&eiav xavdqi.
S. Beros. Fr. 14 a. Vgl. Müller II. S. 495. 496.
341) Denn dass I. hier überhaupt alle Länder behandelte, die C. Caesar
zu berühren gedachte, erhellt, wie Peter S. 7 bemerkt, besonders aus
Plin. VI. §. 170 (= Fr. 41). Iuba qui videtur diligentissime persecutus haec,
„d. h. die Westküste des rothen Meers, Troglodytice". Ohne Zweifel ge-
hört demnach auch Fr. 39 a über Indien bei Solin. (s. A. 346) hieher, über
welches Müller mit Unrecht bemerkt: „vereor ne temer e h. I. Iuba citetur".
Ausserdem s. J. G. Sprengel Die Quellen des älteren Plinius im 12. und
13. Buch der Naturgeschichte, Rhein. Mus. XLVI. 1891. S. 62—66. 67 f.
Unsere Kenntniss von diesem Buch verdanken wir im Wesentlichen näm-
lich dem Plinius, der dasselbe gleich den Aißv%cL (s. A. 337, ausserdem
vgl. A. 359) in ausgedehntem Masse abgeschrieben hat (vgl. Ind. V. VI.
VIII. X. XII— XV. XXV. XXVI. XXVIII. XXXI- XXXIII. XXXVI. XXXVII
bald mit bald ohne rex). Fast alle Bruchstücke bei Müller (39—67) sind
aus ihm. Fast fortlaufend ist unter Anderem, wie es scheint, (s. A. 342. 343)
VI. §. 96—205 und wohl auch schon §. 56—95 (vgl. A. 345 b) aus diesem
Werke übersetzt, und die Untersuchung von Sprengel gelangt zu dem
Ergebniss, dass in XII, 17-136. XIII, 26 — 113. 136—142 dieses neben den
Aißvnd in dem Masse die Hauptquelle war, dass hier auch die ganze
Anordnung des Stoffs beibehalten ist. Und so erhellt denn, „dass der
Verfasser den Begriff Geographie im weitesten Sinne fasste, sich keines-
wegs auf die Beschreibung der Oertlichkeit beschränkte, sondern aus der
Geschichte und Mythologie der Länder, namentlich aber über deren Thier-
und Pflanzenwelt Alles beibrachte, dessen er irgendwo habhaft werden
konnte: das meiste uns Gebliebne ist zoologischen oder botanischen Inhalts".
(Sprengel S. 63).
342) Plin. VI. §. 141 (= Fr. 44). hoc in löco (näml. Charace) genitum
esse Dionysium . . . quem ad commentanda omnia in orientem praemisit divos
Augustus ituro in Armeniam ad Pärthicas Arabicasque res maiore filio, non
me praeterit . . . in hac tarnen parte arma Romana sequi placet nobis Iubam-
que regem ad eundem C. Caesarem scriptis voluminibus de eadem expeditione
Iuba II, König von Mauretanien. 409
Führer343), theils, wie bereits bemerkt ist344), jener wiederholt
genannte König Archelaos vonKappadokien345); die sonstige reiche
Belesenheit war also hier sicher zum Theil, vielleicht, ja ver-
muthlich zum grössten Theil diesem Letzteren abgeborgt 345b).
In einem vierten Werke, einer römischen Geschichte oder
„Archaeologie"346), und einem fünften, den 'Opoi6Tr\r£§ in
Ardbica. XII. §. 56 (= Fr. 51) Iuba rex iis voluminibus, quae scripsit ad
C. Caesarem Augusti filium ardentem fama Aräbiae. XXXII. §. 10 (= Fr. 46).
Iuba Ms voluminibus, quae scripsit ad C. Caesarem Augusti fdium de Arabia.
343) Plin. VI. §. 92 (= Fr. 39). quae prodit Onesicritus . . . narrata
proxime a Iuba. Vgl. §. 124 und C. 21. A. 30. Ueber die Benutzung des
Androsthenes s. C. 22. A. 39; vielleicht war aber auch diese durch Onesi-
kritos vermittelt gleichwie die des Nearchos, s. C. 21. A. 30. C. 22. A. 28.
344) C. 22. A. 355.
345) Solin. 52, 19. p. 266 Momms. (= Fr. 39 a). ut Iubae et Archelai
regum libris editum est. Vgl. Peter S. 7 f.
345 b) Was Sprengel ganz übersehen hat, welcher in Folge seiner
Unbekanntschaft mit Peters Abh. sich von I. in der früheren Weise
ein viel zu vortheilhaftes Bild macht. Aus I. stammen bei Plin. XII.
§. 17 f. 80. 85 (s. Sprengel S. 67 f.) die Citate des Herodotos, XII. §.53
das des Eratosthenes , iiöchst wahrscheinlich VI. §. 81 die des Megasthenes
und Eratosthenes (s. Sprengel S. 63 f.), VI. §. 58 die Erwähnung des Pa-
trokles, Megasthenes, Dionysios (vgl. C. 22. A. 67. 76), VII, 22 f. die An-
führungen des Ktesias und Megasthenes (s. dazu Solin. a. a. O. vgl. m.
207, 20 Momms. und Sprengel S. 63), überhaupt alle Citate des Letzteren.
Für andere Proben von Gelehrsamkeit in den vermuthlich auf I. zurück-
gehenden Partien bei Plinius und auch für einen Theil von diesen war
wohl Timosthenes der Vermittler (s. C. 22. A. 79. 82. 85. 97b. E. A. Wagner
Erdbeschr. des Timosth. S. 34 ff. 55 ff), sei es nun, dass dieser eine dritte
unmittelbare Quelle des I. war, oder dass dieser ihn eben nur durch Ver-
mittlung des Archelaos oder auch des Varro benutzt hatte. Dass er aber
auch den neQinXovg des Timagenes ausgebeutet hätte, erklärt Goerlitz
I. S. 13 (den Sprengel S. 63 seltsam missv ersteht) mit Recht für eine
zwar mögliche, aber schlechthin unerweisliche Vermuthung.
346) Sie wird bald 'Ptoficux^ tatOQia (Steph. 'Aßmqiyiveg. 'Qazi'cc = Fr. 1. 3.
sv nQmtr] und iv 7ZQont(p, vgl. Steph. Actßiviov = Fr. 2. 'loßocg iv nqmxm),
bald 'Pco/*ai'xr; aQ%ctioXoyia, (Steph. Nofiavtia = Fr. 15) genannt, aber gerade
Fr. 15, wo dann freilich die Buchzahl iv dsvzsqa) nicht richtig überliefert
sein kann, scheint dafür zu sprechen, dass das Werk bis in die letzten
Zeiten hinabging. Sollte der Titel wirklich aQ%aio%oyict gelautet haben,
so würde auch dies noch Nichts hiegegen beweisen, wie Peter S. 3 durch
die Analogie der 'IovScuy.ii ocq%aioXoyia des Iosephos darthut. Gegen die
Annahme von 0. Gilbert Gott. gel. Anz. 1875. S. 330 ff. (vgl. A. 369), es
sei wahrscheinlich gar kein eigentliches Geschichtswerk, sondern auch eine
antiquarische Arbeit mit eingewobenen Geschichtserzählungen gewesen,
410 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
wenigstens 15 Büchern347), einer Sammlung von Aehnlichkeiten
namentlich in griechischen und römischen Sitten, Einrichtungen
und Wörtern, schrieb er den Varro348) und zwar diesen natürlich
ohne Zweifel nicht zum Wenigsten auch nach der sprachlichen
Seite349), Dionysios von Halikarnassos350), Sulpicius Galba351),
des Augustus Gedächtnissrede auf dessen 23 v. Chr. gestorbnen
Enkel Marcellus, den Nepos352), den Livius353) aus. Zwar scheint
er in den 'Onoiorrjteg, der damals verbreiteten, von Tyrannion, wie
schon bemerkt ist353b), von Varro und Dionysios getheilten354)
s. A. 352. 353. 357. Da die Zahl der sicheren Bruchstücke nur 9 beträgt
(s. A. 347), so ist es für diese Frage durchaus nicht entscheidend, dass
nur 3 von ihnen, 15, 17 (vgl. A. 352), 18 (b. Plut. Sali. 16) eigentlich
historisch sind.
347) Fr. 85 b. Hesych. Kccqttj: sv rtevTSHaiSsHccxo) zcov nsol bfiotozjjzcov.
Mit Unrecht haben Spiro und Müller ausserdem nur noch Fr. 84 b. Ath.
IV. 170 e. 'loßag 6 ßa6iXevg iv zoig 'OfjioiorrjGL %. t. X. dieser Schrift zu-
gewiesen. Peter S. 11 f. zeigt, dass der römischen Geschichte von den
Bruchstücken bei Müller (1—20) nur 1—4. 6. 11(?). 12. 15. 16(?). 17. 18
zugetheilt werden können, unter denen nur für 15. 16. 18. sich nicht be-
stimmen lässt, aus wem I. geschöpft hat (s. A. 348—353), während Fr. 19
(vgl. A. 336 b) überhaupt nicht unter seine Bruchstücke gehört (s. H. Peter
Quellen Plutarchs in den Biogrr. der Römer S. 63 f.) und Fr. 20 aus einer
andern Schrift ist (s. A. 358), 7 — 10. 13. 14 aber aus den 'O^ioiözrizsg.
348) Fr. 12 b. Plut. Qu. Rom. 4. 264 D. zavza v.al 6 'loßag lozoorjns
y.al Bccqqoov (vgl. A. 356). Fr. 11 b. Plut. ebend. 89. 225 D vgl. m. Varr.
L. L. VI, 13. Fr. 5 b. Plut. Rom. 15 = Qu. R. 31 (vgl. A. 357). Fr. 7 b. Plut.
Num. 7 vgl. m. Varr. L. L. VII, 34 (Macrob. Sat. III, 8, 6. Serv. ad Verg.
Aen. XI, 542). Fr. 9 b. Ath. III. 98 b vgl. m. Varr. L. L. VI, 13. 34. Vgl.
Peter Iub. S. 11. 349) S. Peter a. a. 0 S. 11 f.
350) Dies hat zuerst Kiessling Iuba u. Dionys. v. Hai., Rhein. Mus.
XXIII. 1868. S. 672 f. aus der fast wörtlichen Uebereinstimmung von Fr. 1—3
(s. A. 346) mit Dionys. A. R. I, 9. 59 und der sachlichen von Fr. 4. 14 b.
Plut. Rom. 14. Qu. R. 78. 282 E mit D. A. R. II, 30. 5 erschlossen, so dass
in Folge dessen H. Peter S. 3 seine frühere Ansicht (Quellen Plut. S. 76 f.)
aufgegeben hat. Vgl. auch Fr. 10 b. Plut. Qu. R. 24 mit Varr. L. L. V, 27.
Peter S. 10 f. Diese beiden Werke des I. erschienen folglich, wie Peter
S. 10. A. ** erinnert, später als 8 v. Chr.
351) Fr. 6 b. Plut. Rom. 17. saXat de v.al TuQ7trjiog . . . a>g 'loßag <pjjoi
räXßav ZovXnUiov lozooeiv, vgl. Teuf fei R. L.-G. §. 208, 2.
362) Fr. 17 b. Plut. Comp. Marc, et Pelop. 1. reisig ds Aißico, Kaicaqi
nai Nsncozi xat zcov ^EXXrjvi'M.cov zco ßadXzi 'ioßa 7tiozsvo[i8v.
353) S. A. 352 und die scharfsinnige, auf Vergleich von Plut. Marc. 11
und der eben angef. St. der Comp, mit der Schilderung des Marcellus bei
Liv. gegründete, für mich überzeugende Auseinandersetzung von Peter
S. 9 f. 353b) S. C. 30. A. 190b- c.
Iuba II, König von Mauretanien. 411
Ansicht, „dass das Lateinische eine Tochtersprache des Griechischen
oder doch eine Mischsprache aus demselben und dem Barbarischen
sei" huldigend355), auch eigne Etymologien versucht zu haben,
aber lauter verkehrte356). In der Folge hat übrigens Plutarchos
diese beiden letztgenannten Schriften in ausgedehntem Masse
benutzt357). Ganz in das sprachliche Gebiet schlug eine sechste
% sqI (p&oQccg Xs^ecjg in mindestens 2 Büchern358) ein, in das
354) Wilmanns De Varronis libris gramin. S. 128 f.
355) Fr. 8 b. Plut. Num. 13 6 'ioßag . . . yXi6%6iisvog i&XXrjviöaL xov-
vofia. Vgl. Rom. 15 (= Fr. 5). ovjko xöxs xoig *EXXr}vinolg ovofiaoi xc&v
'IxccXlhwv £7iiHS%v[i8va)v. Num. 7 (== Fr. 7). xav 'EXX^VLyiäv 6vo[idx(ov xoxs
(iäXXov rj vvv xoig Aaxivoig ävciHEXQetfisvcov.
356) Fr. 7. 8. 9 u. Fr. 10 b. Plut. Qu. R. 24. S. Peter S. 11 f.
357) In den Qu. Rom., im Romulus u. Numa, und (s. u.) auch im Marcellus,
einzeln auch anderswo (s. A. 352. 353 u. Fr. 18, vgl. A. 346). Ueber die schätz-
baren Untersuchungen von Soltau De fontibus Plutarchi in secundo bello
Punico enarrando, Bonn 1870. 8. (Doctord.) uud Barth De Iubae *Oyioi6~
xrjaiv a Plutarcho expressis in quaestionibus Romanis et in Romulo Numaque,
Göttingen 1876. 8. (Doctord.) urtheilt H. Peter S. 3 mit Recht, es seien in
ihnen die sicheren Resultate von kühnen, wenngleich oft scharfsinnigen
Hypothesen so wenig geschieden, dass auch die ersteren nicht nach Ver-
dienst anerkannt worden sind. Dass freilich das Ergebniss von Soltau,
im Marc. 9—13. 24—29 sei I. Quelle, durchaus nicht so verfehlt ist, wie
man nach dem sehr bestechenden Widerlegungsversuch von 0. Gilbert
a. a. 0. S. 338 glauben sollte, erhellt aus der A. 353 angeführten Erörterung
von H. Peter. Noch weiter geht Reuss De Iubae regis historia Romana
a Plutarcho expressa, Wetzlar 1880. 4., indem er hier nachzuweisen sucht
(was er auch noch von anderen plutarchischen Römerbiographien annimmt),
dass Plut. den Romulus und Numa fast vollständig aus I. abgeschrieben
habe. S. dagegen die vortreffliche Recension von L. Cohn Phil. Anz.
XIII. 1883. S. 448—452, der auch darin wohl Recht hat, dass Plut. weder,
wie Barth meint, die 'Onoioxrjxeg noch, wie Reuss will, die römische
Geschichte allein verwerthet hat, sondern für die Antiquitäten vorwiegend
jene (s. A. 347), für das Historische vorwiegend diese, dass sich aber im
Einzelnen vielfach nicht entscheiden lässt. Dass ganze Capitel in den Qu.
Rom. (wie 4 — Fr. 12, s. A. 348) aus I. stammen, giebt indessen auch
H. Peter S. 11 zu und stützt sich für die Abhängigkeit des Letzteren in
Fr. 5 (s. A. 348) von Varro auf den von Thilo De Varrone Plutarchi quae-
stionum Romacarum auctore praecipuo, Bonn 1853. 8. (Doctord.). S. 24. 32
geführten Beweis, dass gerade die Schilderung der Hochzeitsgebräuche in
den Qu. R. varronisch ist. Dass aber Varro hier von Plut. überhaupt nur
durch Vermittlung des I. benutzt ist, will er (S. 9) Barth S. 12 f. zwar
nicht einräumen, allein auch die erneute Untersuchung von Glaesser De
Varronianae doctrinae apud Plutarchum vestigiis, Leipzig 1881. 8. (Doctord.)
führt zu demselben Ergebniss.
358) Fr. 86 b. Suid. u. Phot. 2no(ißQi'aaiy itocqu 'ioßa sv ß' $&0Qccg
412 Dreiunddreissigstes Cap. Historiker aus spät. od. unbestimmbarer Zeit.
der botanischen Merkwürdigkeiten die Abhandlung über die
Euphorbia359) oder 7CsqI o^ot»360), die aber vielleicht nur ein
Theil der Jcßvxcc gewesen sein mag, endlich in das der Kunst-
geschichte die beiden umfassenden Compilationen über Malerei
in wenigstens 8 Büchern361) und ©eatQixri lötoQia in min-
destens 17 362). Welche Quellen er jedoch hier hatte/ und auf
welchem Wege die besonders bei Athenaeos erhaltenen Reste
des letztgenannten Werkes an diesen gelangt sind, lässt sich,
Xil-soog. Hieher zieht Müller mit sehr zweifelhaftem Recht (s. A. 339)
noch Fr. 87 f., dagegen Goerlitz II. S. 11 noch Fr. 20 (s. A. 347) b. Ath.
VI. 229 c u. Fr. 81 b. Ath. I. 15 a (vgl. A. 362).
359) Fr. 27 b. Plin. XXV. §. 77 f. invenit . . . rex Iuba (näml. hcrbam)
quam appellavit Euphorbeam medici sui nomine . . . sed Iubae volumen
quoque extat de ea herba et darum praeconium. invenit eam in monte
Atlante. Vgl. V. §. 16 unmittelbar nach den A. 337 angef. Worten: praeterque
gigni herbam ibi euphorbeam nomine ab inventore medico suo appellatam.
360) D. h. über den Saft dieser Pflanze. Die Einerleiheit kann nicht
bezweifelt werden. Zu entfernen ist das auch auf Müller S. 473 über-
gegangene falsche Citat Gal. II. 297. Wohl aber e. Galen. XIII. 271. oitog
8i soxl cpvxov xivog av.ccv^codovg iv xfj xmv Mccvqovoioov yij cpvofievov,
d'SQfiöxaxog xrj dvvcc[isi, uccl yiyganxaL nsql avxov ßißXtSiov xi (Ilxqov 'loßa
xa> ßaGiXsvaavxi xmv Mccvqov6lcov und das fernere Bruchstück bei Dioskur.
Mat. med. III, 86. T. I. p. 435 Sprengel: stxpogßiov divdgov iaxl vagd-rjyio-
siSlg Aißvnov, ysvvcofisvov iv xm yiaxa MavQOvatada "AxXavxi , onov (isaxov
ÖQifivxctxov x. t. X. rj [Lsvxoi svgscig avxov naxa 'lößav xbv ßaciXia xr\g
Aißvrjg insyvooG&ri. Goerlitz I. S. 34—37. Plagge S. 61 — 66. — Dass da-
gegen I. nicht Physiologica (Fr. 68 ff. b. Müller) geschrieben hat, suchte
schon Goerlitz I. S. 49 zu erweisen, jetzt s. H. Peter S. 1. A.***: „dieser
Titel stützt sich nur auf die Auctorität des Citatenfälschers Fulgentius II, 4.
Iuba in Physiologie, s. M. Zink Der Mytholog Fulgentius S. 71". Die
beiden anderen Bruchstücke, welche Müller dieser angeblichen Schrift zu-
getheilt hat (68 a bei Plin. X. §. 126 u. 69. Geopon. XV, 2. p. 1069 Nicl.
'loßag d' 6 ßaoiXevg Aißvmv iv Xaqvav.1 £vXivm (prjol dsiv 7tot,sl6%'ai fisXiaaag)
mögen aus den Aißvxu sein, s. Goerlitz I. S. 30. 33; sicher ist es nament-
lich von dem letztern nicht, zu welchem Müller bemerkt: „fortasse Iuba
etiam de re rustica scripsit".
361) Fr. 72 b. Harpokr. TlaQQdcöLog. iv r\ nsgl ^myQcccpcov. Fr. 71 b.
Harpokr. üoXvyvcoxog. iv xolg 7Csql yQayinrjg. Phot. Cod. 161. p. 303 a, 30
(= Fr. 70) berichtet, dass Sopatros im ersten B. seiner 'EnXoyai auch den
dsvxsgog Xoyog xav itsgl yQccquHrjg 'ioßcc ausgezogen habe. Der Titel war
also wohl, wie Müller annimmt, nsql ygacpinrig nai ^(oyQaqxov.
362) Das 17. excerpirte Sopatros im 11. seiner 'E-nXoycci nach Phot.
Cod. 161. p. 104b, 35 (= Fr. 75), das 4. citiren Ath. IV. 175 d. u. Hesych.
KXmnsia (Fr. 73 f.). Dazu Fr. 76—82 oder vielmehr (s. A. 364) 83, doch
8. in Bezug auf 81 A. 358.
Iuba II, König von Mauretanien. 413
wie es scheint, theils gar nicht, theils nur sehr annähernd be-
stimmen363). Endlich besitzen wir von ihm noch ein Epigramm
auf einen Schauspieler in seiner Umgebung364). Gegen welche
seiner Schriften sich speciell die Polemik seines Zeitgenossen
Didymos richtete, wissen wir nicht365); natürlich kann man in-
dessen neben den grammatischen Arbeiten nur noch an die
musischen denken366). Bezeichnend für seine Leichtgläubigkeit
ist auch eine Anekdote, wie er in seinem Eifer im Sammeln
alter Bücher von den Händlern betrogen worden sei367); eine
andere bezieht sich auf einen leidlich guten Witz, den er gemacht
haben soll368). Dio Cassius und Appianos haben ihn schwerlich
benutzt369); desto unzweifelhafter ist, dass Alexandros von Myndos
S. C. 30. A. 333. Vgl. A. 371. üeber Ath. X. 414 f— 415 b s. Bapp
De fontib. Ath. in reb. mus., Leipz. St. VIII. 1885. S. 156 f. Ausserdem
vgl. A. 371.
364) Fr. 83 b. Ath. VIII. 343 f. aus Amarantos nsoi Gnr\vr\q. Dasselbe
stand aber wohl ohne Zweifel, wie Spiro S. 323 urtheilt, in der ®eccxqim)
IGXOQLCC.
365) S. C. 30. A. 264. 332.
366) Zur Polemik gegen die ©sctxQiyir} igxoqlü war in den Commentaren
desselben zu den Dramatikern wohl Gelegenheit genug.
367) David, oder vielmehr Elias in Aristot. Categ. Seh. in Aristot. 28 a
13 ff. vo&svovxcu yccq xcc ßißXlcc 7tsvxcc%a>g ... 7] diu cpiXoxi^Cccv ßaoiXi-
v.v\v. 'ioßccxovg yccq xov Aißvcav ßccGiXseog Gvvdyovxog (oder Gvvccyayovxog)
xcc llv&uyoQov xca IIxoX8{iaLov (s. Zell er Ph. d. Gr. II3, 2. S. 145.
A. 4) xcc (nicht kccI, wie seltsamerweise Spiro vermuthet) 'JoiGxoxsXovg
xivsg KocnrjXsLccg %äqiv xcc xv%6vxcc GvyyQolfmccxa Xa^ißccvovxsg inEdoovv (vgl.
Horat. A. P. 332) xal SGrjnov dtd nccQcc&EGEoog vscov nvoocäv (oder nvocov,
vgl. Dion. Chrys. Or. XXI. p. 505, 20 R.), l'vcc g%olsv (oder g%oi 8r\&sv) xi\v
in xov xqovov d^ioniGxLuv. Vgl. C. 32. A. 472 b. Allerdings wäre es hier-
nach dem Ptolemaeos Philadelphos nicht besser ergangen. (Bernays ver-
steht freilich vielmehr Iubas Sohn Ptolemaeos, aber schwerlich mit Hecht).
Vgl. übrigens Prell er Hall. L.-Z. 1840. Ergänzungsbl. No. 12. S. 94. Alb.
Jahn Zeitschr. f. d. Alterth. 1842. Sp. 517 f. 1136. Bernays Die hera-
klitischen Briefe (Berlin 1869), S. 115 f.
368) Quintil. VI, 3, 90.
369) L. Keller De Iuba Appiani Cassiique Dionis auetore, Marburg
1872. 8. (Doctordiss.). Zu den Quellen des Hannibalischen Krieges, Rhein.
Mus. XXIX. 1874. S. 88 — 96. Der zweite punische Krieg und seine Quellen,
Marburg 1875. 8. (vgl. die Recc. von C. Peter Jen. L.-Z. 1876. S. 169 ff. u.
bes. O. Gilbert Gott. gel. Anz. 1875. S. 321—350) hat trotz des günstigen
Urtheils von A. v. G(utschmid) L. Centralbl. 1873. Sp. 771 f. nicht ein-
mal so viel festgestellt, dass I. für Appian. B. L. 1—66 die einzige Quelle
gewesen sei; höchstens könnte man bei ihm eine vollständigere Begründung
für die Annahme von C. Peter Quellen des Liv. im 21. u. 22. B. S. 77 und
414 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte. •
ihn ausgeschrieben und wie stark Plinius ein Gleiches gethan hat370);
Athenaeos dagegen hat höchstens vielleicht die ®saTQixr} iGxoqCcc
stellenweise unmittelbar verwerthet, von den anderen Werken, aus
denen er Auszüge giebt, aber wohl keines selbst gelesen371).
Vierunddreissigstes Capitel*).
Die späteren Aerzte1).
Die Medicin trägt gegen Ende des alexandrinischen Zeit-
alters alle Zeichen des Verfalls an sich. Die exacte wissen-
schaftliche Forschung , welche anfangs in Männern wie Hero-
philos, Erasistratos, Eudemos u. A. Vertreter gefunden hatte,
hörte auf; die Aerzte dieser Zeit mit Ausnahme des Herakleides
von Taren t begnügten sich damit an den überlieferten Theorien
festzuhalten oder die Arzneikunde zum Gegenstand eigener Specu-
lation zu machen. Es ist daher erklärlich, dass Anatomie und
Physiologie ganz vernachlässigt wurden, während die praktische
Heilkunde, vor Allem die Arzneimittellehre, in den Vordergrund
trat. Vortheilhaft für die Ausbildung dieses Zweiges der niedi-
cinischen Wissenschaft war das Interesse, das einzelne Fürsten
der damaligen Zeit, von denen zum Theil schon nach dieser
Nissen De pace a. 201 a Ch. Carthaginiensibus data (Marburg 1870. 4.).
S. 18 finden wollen, dass er wirklich hier eine der Quellen gewesen sei.
Allein, dass auch diese Annahme nicht richtig und vielmehr das obige
Urtheil zu fällen ist, hat m. E. Gilbert a. a. 0. S. 329 ff., auch wenn man
seine A. 346. 357 besprochene Ansicht fallen lässt, doch voll überzeugend
erhärtet. Vgl auch Zieliriski Die letzten Jahre des 2. pun. Kr., Leipzig
1880. 8. Kellers Untersuchung ist auch schon desshalb misslungen, weil
sie von grundfalschen Voraussetzungen über den schriftstellerischen Werth
des I. ausgeht, wie dies H. Peter a. a. 0. S. 2 f. kurz, aber schlagend zeigt,
370) S. A. 337. 341. 345 b. 359. Auch Philostratos V. Apoll. II, 13. 15 f.
(= Fr. 34) hat die Aißvncc wohl unmittelbar benutzt, s. C. 22. A. 28.
371) Gerade das einzige Citat mit Buchzahl (s. A. 362) ist sicher nicht
aus eigner Leetüre hervorgegangen, s. C. 30. A. 264. 333. Unmittelbare
Benutzung der @sarqi%r} lgtoqlcc an gewissen Stellen behauptet Schoene-
mann De lexicogr. S. 79. A. 1 und sucht sie S. 101 für XIV. 660 e ff. (m. E.
mit zweifelhaftem Erfolg) zu beweisen, lässt sogar dahingestellt, ob sie
nicht im Wesentlichen auf XIV. C. 77—81. 658 e— 662 d auszudehnen ist.
*) Verfasst von M. Wellmann.
1) Sprengel Gesch. d. Medicin I*. S. 547—558. 562—568. 585 ff. Pusch-
mann Gesch. des medicin. Unterrichts S. 68—70. 75 ff.
Einleitung. 415
Richtung hin die Rede warlb), insbesondere der letzte König
von Pergamon, Attalos III Philometor2), Mithridates VI
von Pontos3) und Nikomedes4) von Bithynien der Arznei-
lb) S. C. 1. S. 5 f. C. 25. A. 55. 56. 159.
2) lustin. XXXVI, 4, 3 f. omissa deinde regni administratione hortos
fodiebat, gramina serebat et noxia innoxiis permiscebat, eaque omnia veneni
suco infecta velut peculiare munus amicis mittebat. ab hoc studio aerariae
artis fabrieae se tradit cerisque fingendis et aere fundendo procudendoque
oblectatur. Vgl. Plut. Demetr. 20. "AxxccXog ds 6 <&iXo[irix(DQ inrjnsvs xccg
(pagficcuaös ig ßoxdvag, ov povov vo6Kva[iov xcc\ sXXsßogov, aXXcc %ccl ucovsiov
y.a.1 ccxovixov Hcci dogvnviov, ccvxog sv xoig ßaoiXsioig 671£iqcov xai cpvtsvoav,
oitovg xs kccI nagnov avxmv k'gyov nsnoinßsvog stSsvcci neu HOfitgEßfrai k«^'
coqccv. Diese wunderbare Liebhaberei, die weiter Nichts als ein Ausfluss
des Wahnsinns und feiger Furcht war, führte ihn zur Zubereitung mehrerer
Arzneimittel, die in der Folgezeit seinen Namen führten: Gal. XIII, 414.
Asvxrj tj diä xov Xsvkov 7ZE7tsgscog, ag "AxxccXog Kcä^Hgcig, vgl. 446. Cels.
V, 19, 11. VI, 6, 5. Trotz seines Eifers in der Erforschung der Kräfte der
Pflanzen ist er weniger auf diesem Gebiet schriftstellerisch thätig gewesen.
Gal. XII. 251. 6 yovv rifisxsgog noxs ßaadsvg "AxxaXog sXäxxovct cpuivExui
ygcxcpcov, kcclxol cpiXoxiiidxaxa o%<av nsgl xrjv xeov xoiovxoov neigccv. Möglicher-
weise hat er auch wie Mithridates Versuche mit Giften und Gegengiften
an Verbrechern vornehmen lassen, wenngleich Galenos, dessen Urtheil über
ihn parteiisch gefärbt ist, es nicht ausdrücklich sagt. Vgl. Gal. XIV. 2.
XIII. 416. Bei Plinius erscheint er Ind. XXVIII. XXXI und XXVIII. §. 24.
XXXII. §. 87 (Attalus) und Ind. XXXIII (Attalus medieus).
3) Die Hauptstelle über ihn findet sich bei Plin. XXV. ff. §. 5 ff.: namque
Mithridates, maximus sua aetate regum, quem debellavit Pompeius, omnium
ante se genitorum diligentissimus vitae fuisse argumentis praeterquam fama
intellegitur. uni ei exeogitatum cotidie venenum bibere praesumptis remediis
ut consuetudine ipsa innoxium fieret, primo inventa genera antidoti, ex
quibus unum etiam nomen eius retinet, illius inventum sanguinem anatum
Ponticarum miscere antidotis, quoniam veneno viverent, ad illum Asclepiadis
medendi arte clari volumina composita extant, cum sollicitatus ex wbe Koma
praeeepta pro se mitteret . . . is ergo in reliqua ingeni magnitudine medicinae
peculiariter curiosus et ab omnibus subiectis, qui fuere magna pars terrarum,
singula exquirens scrinium commentationum harum et exemplaria effectusque
in arcanis suis reliquit, Pompeius autem omni praeda regia potitus trans-
ferre ea sermone nostro libertum suum Lenaeum grammaticae artis iussit
vitaeque ita profuit non minus quam reipublicae victoria illa. Nach diesem
Zougniss hinterliess er also einen Schrank voll von Untersuchungen über
die Arzneikräfte der Pflanzen, über welche er bei seinen Unterthanen Er-
kundigungen einzog, Proben und Mittheilungen über deren Wirkungen.
Vgl. Gell. XVII, 16. Plut. Pomp. 37 u. d. Nachtr. Am Bekanntesten ist
das nach ihm benannte Gegengift Mithridatium (Mithridatios b. Gell,
a. a. 0. §. 6), das sich aus 54 Bestandtheilen zusammensetzte. Vgl. Plin.
XXIX. §. 24. Gal. XIV, 2. . . . nccQiooafisvrj de xr\v Mi&giddxsiov ovo-
^a^ofisvnv, y.a.1 ccvxtjv dnb xov cvvQ'svxog ovxco Y.XnQ'SiGa.v. b ydg xoi Mitral-
416 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
mittellehre und Naturwissenschaft entgegenbrachten. Unter ihrem
Einfluss wurde besonders die Lehre von den Giften und Gegen-
giften ausgebildet. Mithridates und Attalos haben sich vielfach
mit der Bereitung von beiden beschäftigt, ja Mithridates hat
sogar ein Recept zu einem wirksamen Gegengift erfunden5). So
erklärt es sich, dass Nikandros, der, wie wir gesehen haben6),
zur Zeit des letzten Attalos in Pergamon lebte, ohne von Medicin
eine Ahnung zu haben, ®r}Qiaxci und 'Ak^KpccQiiaxa dichtete, in
denen er in möglichst unverständlicher Weise die Gifte, Gegen-
gifte und ärztlichen Recepte in Verse brachte 6b). Ein Gegen-
stück zu seinen Poesien ist das mit Abbildungen versehene
' ' Pi&toyLiKov des Krateuas7), das unter dem Einfluss, vielleicht
auf Anregung des Mithridates entstanden ist. Die wunderbare
Liebhaberei des Letzteren war so bekannt, dass ein alexandri-
ddxrjg ovxog, ooaiteo v.cd 6 y.a&' rjpccg "AxxccXog, sGnsvasv e[i7teiQiocv e%siv
dndvxmv 6%sdbv xcov ccnXmv cpccqiidv.cov^ oou xolg oXe&Qioig dvxixkxaYxai,
nsiqd^(ov ctvzäv zag dvvdfisig inl novrjqäv dv&qoonoov , <av ftdvocxog vaxi-
yvcoGxo. xivd (isv ovv ccvxcav dvsvqsv inl cpaXayyiav Idioog uq(i6£ovxoc, xivcc
8s inl GKOQnioov , äansq inl tmv i%i8v(öv dXXa . . . ndvxcc d' ovv ccvxä
fii£,ccg 6 Mi&Qiduxrig £f inotrjös cpdqiiotYOV , iXniactg a^siv dytoyov inl na6i
xoig oXe&QLOig. Die Composition steht b. Gal. XIV. 106 ff. 164, Cels. V,
23, 3, Scrib. Larg. p. 69 Helmreich, eine Mi&qiddxov &r\qiuY.ii Gal. XIV.
155 ff., ein Gegengift ddavaüCcc genannt Gal. XIV. 148 , ein anderes r\ 8icc
6Y.Cyv.ov Xeyotisvr) XIV. 152, ein Gegengift aus Steinen XIII. 329, eine dqxrjqLccYrj
Mid-Qiddxsiog XIII. 23, eine dqco}iaxiy,rj und noLvdY.ua. XIII. 52. 54. Die Com-
position eines Gegengiftes fand Pompeius in seinem Geheimsecretär, Plin.
XXIII. §. 149. in sanctuaris Mithridatis maximi regis devicti Cn. Pompeius
invenit in peculiari commentario ipsius manu compositionem antidoti e duabus
nucibus siccis, item ficis totidem et rutae foliis XX simul tritis, addito salis
grano; ei, qui hoc ieiunus sumat, nullum venenum nociturum Mo die. Mehrere
Pflanzen sind von ihm benannt und höchst wahrscheinlich beschrieben
worden, so das scordion oder scordotis, vgl. Plin. XXV. §. 63, und die eupatoria,
vgl. Plin. XXV. §. 65. In Bezug auf seine Anführung über Mineralogisches
bei Plin. XXXVII. §. 39, s. C. 25. A. 159.
4) Ob Nikomedes II oder III, muss dahingestellt bleiben. Vgl. Gal.
XIV. 147. dvxiSoxog nqotpvXocY.xiY.ri 8i8o[i£vrj . . . xavxrj Ni.Y,0{irj8r]g 6 ßccGi-
Xsvg i%qrjxo, sl'noxs vnonxovg £i%£ xovg Y,E%XriY,6xccg. Man ersieht hieraus,
dass dieser Nikomedes in gleicher Weise wie Mithridates aus Furcht ver-
giftet zu werden mit Gegengiften operirte. Vgl. Gal. XIII. 929. XII. 556. 579.
5) Gal. XIV. 2. S. A. 3.
6) C. 10. A. 95. 96.
6b) Dass Suid. ihn als locxqbg bezeichnet (C. 10. A. 88), ist natürlich
bedeutungslos.
7) S. A. 58. 59.
Einleitung. 417
nischer Arzt Zopyros es wagen konnte ihm sein berühmtes
Gegengift brieflich mitzutheilen8). Den hervorragendsten Arzt
der damaligen Zeit, den Bithynier Asklepiades, versuchte er durch
glänzende Versprechungen, aber freilich vergebens, an seinen
Hof zu ziehen9). Hervorragende Vertreter auf dem Gebiet der
Arzneimittellehre sind ausserdem Herakleides von Tarent,
Zopyros, Apollonios Mys. Charakteristisch für diese Periode
ist das in der Putzsucht der damaligen Zeit begründete, seit
Herakleides von Tarent immer mehr zunehmende Interesse der
Aerzte für die Zubereitung kosmetischer Mittel. Die fürstliche
Protection fehlte selbst dieser einseitigen Ausbildung der Arznei-
mittellehre nicht, war doch die Königin Kleopatra als Meisterin
der Toilettenkunst so bekannt, dass auf ihren Namen ein Hand-
buch dieser Kunst gefälscht werden konnte 9b). Ausser in Per-
gamon, wo noch zu Galenos Zeiten eine bedeutende medicinische
Schule bestand, wurde die medicinische Wissenschaft nach wie
vor in Alexandreia von den Ptolemaeern gefördert, allerdings
mit Ausnahme von Ptolemaeos VII Physkon, welcher auch die
Aerzte aus Alexandreia vertrieb und sie zwang sich auf den
Inseln und in Kleinasien niederzulassen10). Das bekannte Gegen-
gift des Zopyros war für einen Ptolemaeos, vermuthlich Ptolemaeos
Auletes verfasst10b), Apollonios von Kition widmete seinen Com-
mentar zu der hippokrateischen Schrift tisqX äg&gcav einem Ptole-
maeos ßaöifovg100), Dioskurides Phakas endlich stand bei dem
Vater der Kleopatra in hohem Ansehen 10d). Aerzte wie Zopyros,
Apollonios von Kition, Apollonios Mys, Dioskurides
Phakas, Ammonios, Gorgias, Sostratos, Philoxenos haben
in Alexandreia gewirkt11). Das Verdienst derselben ist die hohe
Ausbildung der Chirurgie, die zur Entdeckung der Theorie des
Steinschnitts führte. Daneben ging die von den Hauptmeistern
der Alexandrinerzeit überkommene rein philologische Thätigkeit.
Die meisten dieser Aerzte haben den Hippokrates commentirt
8) Gal. XIV. 160.
9) S. A. 74.
9b) S. Usener Vergessenes, Rhein. Mus. XXVIII. 1873. S. 412 f.
10) S. C. 16. A. 90.
10b) S. A. 61.
10°) S. A. 142 b.
10*) S. A. 164.
11) Cels. VII praef.
Süsemihl griech. alex. Litt.-Gesch. II. 27
418 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
und durch Glossensammlungen sein Verständniss zu erschliessen
versucht, so Herakleides von Tarent, Epikles, Apollonios
von Kition, Asklepiades, Lysimachos von Kos, Herakleides
von Erythrae, Dioskurides Phakas. Ihre Polemik galt vor-
nehmlich den A&yUq des Bakcheios: Herakleides von Tarent,
Apollonios von Kition, Epikles haben gegen ihn geschrieben.
Ausserdem entstanden in Kleinasien neue medicinische Schulen.
In Smyrna wurde ungefähr um die Wende des ersten Jahr-
hunderts eine Schule der Erasistrateer von Hikesios12) be-
gründet, zu der Menodoros, Charidemos, Hermogenes ge-
hörten. Eine Schule der Herophileer entstand zu Strabons
Zeiten im Heiligthum des Men-Kar zwischen Karura und Lao-
dikeia13), als deren Vorsteher der jüngere Zeuxis, Alexandros
und Demosthenes Philalethes genannt werden.
Eine gänzliche Umgestaltung erfuhr die Medicin zu Pompeius
Zeiten durch den schon genannten bithynischen Arzt Asklepiades,
die interessanteste ärztliche Persönlichkeit dieser Zeit, der ein
neues philosophisch begründetes System der Medicin schuf. Seine
Lehren erregten in Rom, wohin er gegangen war, gewaltiges
Aufsehen; er gründete eine eigne Schule der Asklepiadeer, die
eine grosse Zahl von Anhängern aufzuweisen hatte. Der be-
deutendste unter ihnen, Themison aus Laodikeia, wurde der
Urheber der methodischen Schule, die sich im Wesentlichen auf
die Lehren des bithynischen Arztes gründete, und die trotz der
Anfeindungen der pneumatischen und eklektischen Secte lange
Zeit bestand. Ungefähr um die Wende des zweiten Jahrhunderts
und im Anfang des ersten lebte
Hikesios14), ein Erasistrateer1415), der, wie gesagt, eine
12) S. A. 14.
13) S. wiederum A. 14. Es ist sicher kein Zufall, dass gerade in Syrien,
wo durch die Seleukiden medicinisches Interesse geweckt war, die Medicin
eine Heimstätte fand. Zweibedeutende Aerzte, Asklepiades und Themison,
stammen aus dieser Gegend.
14) Strab. XII. 580. (isxa^v Ss xfjg Accodinsiug v,ai Kccqovqoov lsqov sgxl
Mtjvog Kccqov xccXovfisvov xi[ico[isvov cc^ioXoycog. övveöxtj da Ha-fr' rj[iccg didcc-
onaXsiov *HoocpiXsi(ov tccxocov (isycc vno Zsv^idog, %al fisxcc xccvxcc 'AXs^avdqov
xov $iXaXrj&ovg, hcc&octisq inl xcov na.x8Q(ov xmv fjfisxsocov iv Z{ivQvrj xb
xmv 'Eoccaicxoccxeicöv vno 'Ihs6iov. Die Angabe des Strabon, dass H. inl
xdov nccxsocov gelebt habe, ist wohl nicht ganz genau. Er scheint älter zu
sein, da er von Herakleides von Tarent, dessen jüngerer Zeitgenosse er
freilich danach noch immer sein konnte, benutzt ist (Gal. XIII. 811. ag b
Hikesios der Erasistrateer. Herakleides von Tarent. 419
Schule der Erasistrateer in Smyrna gründete15), deren Anhänger
sich nach ihrem Stifter ol änb 'Ixstiiov nannten 15b). Er ist
Verfasser einer Schrift %sqI vXtjg16) (über die inateria medica)
in mindestens 2 Büchern, in der er ausser anderen Aerzten vor-
nehmlich den Diphilos von Siphnos benutzte17) und, wie schon
früher bemerkt wurde, einer zweiten de conditura vini18) und war
bekannt als Erfinder mehrerer zusammengesetzter Mittel19). Einer
seiner Schüler war Herakleides20), von dem wir weiter Nichts
wissen. In der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts lebte
Herakleides von Tarent21). Er war, wie wir bereits
TaQctvTivoQ *HQttvi%£idris syQaips zi\v 'Iksüiov ^BXaivav) und Herakleides wieder
sicher vor Apollonios von Kition, welcher gegen ihn polemisii te (Erot. 32, 1),
d. h. vor 50 v. Chr., gelebt hat, s. A. 21. „Nur wenn man annimmt, dass
er erst im Alter die Schule in Smyrna stiftete, kann Strabon doch ziemlich
Recht haben". (Susemihl).
14b) Ath. III. 87 b. 'insciog ds 6 'EQocüLGZQcczsiog n. z. X. Er war ein
Freund des Erasistrateers Menodoros (von dem wohl der menodorische
Trank, Gal. XIII. 64, stammt), s. Ath. II. 59 a. Nach Plin. XXVII. §. 31
war er non parvae auctoritatis medieus.
15) Vermuthlich bald nach jener Vertreibung der Aerzte durch Physkon
aus Alexandreia. S. A. 14.
15 b) La. Di. V, 6 (im Homonymenverz.). oydoog (näml. 'HqcckXs tätig)
lcctqos zoöv dno *Ihs6iov k'vcczog tazQog TaQocvzivog, Sfi7tsiQLy.6s.
16) Ath. III. 118 a. 'Ixe'tfiog d' iv ß' nsql vXrjg nriXufivdccg %v$iu eXvclI
cprjGL (isyccXoc. Die Citate aus dieser Schrift im 7. Buche des Ath. stammen
wahrscheinlich aus Dorion, vgl. M. Wellmann Dorion, Herrn. XXIII. 1888.
S. 192. A. 2. Citirt wird er von Ath. an folgenden Stellen: IL 58 f. 59 a.
III. 87b-f. 116e. 118a. VII. 278a. 282a. 288c. 294c. 298a. b. 304c. 306 d. e.
308 d. 309 b. 311 f. 312 c. 313 a. d. 314 b. 315 d. 320 cd. 321a. 323 a. 327 d.
328 b. c. XV. 681 c. 689 c. Die Citate bei Plinius XX. §. 35. XXII. §. 40.
XXVII. §. 31 rühren von Sextius Niger her, s. M. Wellmann Sextius
Niger, Herrn. XXIV. 1889. S. 568. Diphilos und Hikesios, Jahrb. f. Ph.
CXXXVII. 1888. S. 364. Plin. nennt ihn als Quelle für die B. 14. 15. 20—27.
Dazu kommt Tertull. de an. 25. Vgl. auch C. 26. A. 85.
17) S. Jahrb. a. a. 0.
18) S. C. 25. A. 37. Plin. I. §. 14. 15. XIV. §. 120.
19) *H 'Ineoiog (isXccivcc oder r\ 'Iksglov wird von Galen, nach des Heras
vdQ&rjf; XIII. 780, nach Kritons Schrift 7CsqI zrjg zdtv cpaQiictHCöv ow^söscog
XIII. 787, nach Herakleides von Tarent XIII. 811 beschrieben. Ein anderes
Mittel, Xizri 7h£<hos, steht bei Gal. XIII. 814. nach Herakleides. Vgl. Gal.
XIII. 809. Sor. tzsqI ncc&. yvv. p. 145. 245. Paul. Aegin. III, 64. VII, 17.
20) Vgl. A. 15 b.
21) Kuehn De Heraclide Tarentino, Leipzig 1823 = Opusc. acad. med.
et phil. IL S. 15(Tff. Zeller Ph. d. Gr. IIP, 2. S. 3. A. 1. M. Wellmann
Zur Gesch. der Med. im Alterth., Herrn. XXIII. 1888. S. 566 ff. Ueber sein
27*
420 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
sahen, Schüler des Herophileers Mantias22) und als solcher
anfangs selbst Herophileer, später ging er aber zur empirischen
Secte über23) und ward eines ihrer berühmtesten Mitglieder24).
Galenos rühmt wiederholt seine Zuverlässigkeit, Selbständigkeit
und unbestechliche Wahrheitsliebe25), und er war in der That
kein einseitiger Vertreter der empirischen Schule, die mit Ver-
nachlässigung der rationell-exacten Forschung die Erfahrung in
den Vordergrund stellte; stand ihm auch die letztere am Höchsten,
so benutzte er sie doch dazu, um mit ihrer Hülfe zur Kenntniss
der verborgenen Ursachen zu gelangen26). Er scheint nach dem
Vorbilde der grossen alexandrinisehen Aerzte menschliche Leichen
secirt zu haben27); ist dies der Fall, dann hat er vermuthlich in
Alexandreia gewirkt. In dem System seiner Schule lag es be-
gründet, dass er die wissenschaftlichen Resultate seiner Vor-
gänger in umfänglicher Weise berücksichtigte28), ohne jedoch
die selbständige Forschung dabei ausser Acht zu lassen. Sein
Hauptverdienst liegt auf dem Gebiet der Arzneimittellehre.
Zeitalter s. A. 14. „Zeller a. a. 0. hat seinen Schluss aus Cels. I. Pro. p. 3
(s. A. 70), dass H. noch vor Asklepiades gelebt habe, gegen Haas De phil.
scept. succ. S. 64 ff. siegreich aufrecht erhalten. Die Blüte des H. fiel also
sogar schon in den Anfang des 1. Jahrh. Vgl. C. 32. A. 485". (Susemihl.)
22) C. 24. A. 294; Gal. XIII. 462. cpuQ(iu%a>v ovv&tGsig nufinoXXmv
cc^Cwv Inaivov noäzog <av olda Muvziug b 'Hgocpfaetog tyquipsv, ov [tu&rjzrig
ysvofievog 'HouyiXsidrjg 6 Tuquvzivog ov povov Iv zf/ z£v cpuQ(iu*(ov %or]GEi
rpulvBzui (iL(iov[isvog exeivov, uXXu v.ul nuzu zb diaixrjxiHOv psgog zrjg xt%vr\g.
Vgl. XIII. 502. XII. 989.
23) Gal. XII. 989. uXXu Muvziug ftgV, a>g s£ uo%rjg rjv ^HqocpiXsiog, ovxco
hui dis(isivsv u%qi nuvzog' 6 d' 'HocatXEidrjg inl zi\v xcäv S(i7i£iQL%cäv Ictxomv
uyayrjv ertSKoivf-v tuzqbg uqiGzog zu zs uXXu zrjg zk%vr\g yeyovwg xul nXeiGzcov
cpccQficiiMov tfinsiQog. Vgl. Cels. I. praef. p. 2.
24) Cael. Aurel. A. M. I, 17. p. 64. Empiricorum sufficit soli Heraclidi
Tarentino respondere. etenim eorum posterior atque omnium probabilior apud
suos invenitur.
25) Gal. XVIIIa. 735. uvtjq ovO"' evsy.cc 86y(iazog KuzuGy,svr)g ipsvcu-
fisvog, cog uv ov noXXol zeov Soy(iuzvy.av hiioly\Guv, ovz* uyv\ivuGzog tcsqI zr)v
z£%vr]v, uXX' EiTiso tvg xca uXXog huvmg zoi'ßaiv zu sayu zrjg luzqi%fig. Vgl.
XII. 989.
26) Gal. IX. 775. zoig nsoi Tuguvzivov 'HquhXbv'Stjv in zfjg nstqug
u&qoi'gugi ztjv Qstoqluv.
27) Cael. Aur. A. M. III, 17. p. 236. äliquando etiam, ut Heraclides
Tarentinus memorat quarto libro de intemis passionibus , intestinorum verti-
cula distentis cutibus apparent, cum peritonaeo disiecto sola fuerü ac super -
posita cutis.
28) M. Wellmann Herrn, a. a. 0.
Herakleides von Tarent. 421
Er hat nach dem Zeugniss des tjalenos29) vortrefflich über die
Zubereitung und Würdigung der Medicamente geschrieben, doch
dabei nur die selbsterprobten behandelt30) und gilt dem Galenos
für massgebend auf diesem Gebiet31). Drei Schriften über Arznei-
mittellehre werden uns genannt: Ttgbg ^Av%io%C8a^ Jtoog 'Aöxv-
ddfiavta32) und UtQaTccjtrjg'63), wohl eine Militärpharma-
29) Gal. XI. 794. xctvxd xs ovv ävccyiyveböKSiv %qt} xov ^'finsigov ysvsöd'at,
vXr\g ßovXofisvov , sxi 8s ngbg xovxoig xd &' ^HgccxlsiSov xov Tctgccvxlvov
■kccI Kgaxsva hccl MavxCov. ysygctnxai 8s ov% bfioicog ovxcog sv-sivoig ovS'
sig i» r\&QOiGxai ndvxa, v.a&dnsg reo dio6%ovgLdr] . . . dXX' I8i<x [isv, sl
ovxcog sxv%s , nsgl 6Y.svocGiccg xs xca dontficcöiag cpag^idyicov sygaipctv, cb<snsg
' HganXsLSrjg 6 TctgctvxZvog %. x. X. Vgl. A. 59.
30) Gal. XIII. 717. niGxbg ydg dvr\g si'nsg xig äXXog scxl, xcc Sid xrjg
nsCgag avxm yisv-gipsva fiovcc ygdcpoov. Vgl. XI. 796.
31) Gal. XIII. 812. xccvxa (näml. Beschreibung der [isXcctva 'I-asglov)
ygdipocvxog xov *Hga%Xsi8ov iv xoig ngbg 'Avxio%ida &avfid^co nag svioi xav
(isx' avxbv OVK scpvXa^ccv avxov xi\v ygucpr\v . . . xovxo 8' avxb ndXiv fiSL-
£ovcog svavxiovxca xij x' dXrjd'sioc v.a.1 xij xov Tagavxivov xs %ul *Hgä
ygcccpij.
32) Beide Schriften enthielten Arzneiformeln und Vorschriften über
deren Bereitung. Nicht selten fanden sich in beiden dieselben, Gal.
XIII. 726. Nach Diosk. praef. p. 2 hat er in diesen Werken die Be-
schreibung der Pflanzen gänzlich unterlassen, auch die Metalle und Spece-
reien nicht alle erwähnt: 'löXXctg (isv yccg 6 Bi&vvbg notl ''Hgcc-KXsidrjg 6
TccgccvxLvog in' oXiyov rjtpavxo xr\g ccvxrjg ngccyiiaxsiccg (wie Dioskurides),
xfjv ßozctviTtijv nccvxsXmg sdciccvxsg nccgddooiv, ov [iriv ov8s xmv (isxccXXiyimv
r/ dgafidxcov ndvxcov iftv^a^rjaocv. Er polemisirte gegen Diejenigen, welche
über Pflanzen und deren Wirkung geschrieben hatten, ohne sie je zu
Gesicht bekommen zu haben, und verglich sie mit Herolden, welche die
Erkennungszeichen eines entlaufenen Sklaven ausriefen, ohne ihn gesehen
zu haben, Gal. XI. 796. Diese Polemik ist vermuthlich gegen Andreas ge-
richtet, dem, wie schon C. 24. A. 231 bemerkt ist, auch Galen. Schwinde
leien vorwirft, und den H. sicher benutzt hat, s. Cels. VIII, 20. p. 359
Hermes XXIII. S. 559. Der Titel ngbg xi\v 'AvxioXt8cc steht bei Gal. XIII
726. 811. XII. 691. 847. 957. 983 (vgl. C. 24. A. 319), ngbg 'AöxvSdftavxa Gal
XIII. 717 (mit einem grösseren Fragmente). XIV. 181. Galenos hatte mehrere
Ausgaben der letzteren Schrift, in denen die Gewichte variirten, s. XHI. 721
XsnCdog axoficöfiaxog (8'. lov £vazov ^ß\ sv svCoig 8s xav dvxiygdcpcov ys-
ygccnxcci <(a'. %gv60-*öXXrig <(*f'. rj is'. HTjgov (xs'. sv xigi 8' dvxiygdcpcov ovxs
xbv xrigbv ovxs xov lov svgofisv. Vgl. XII. 638. In den von H. empfohlenen
Mitteln spielen Silberglätte, Erdharz, Alaunschiefer, Terpentinharz, Atrament-
stein, Gallapfel, Kupferschlag, geschabter Grünspan, Meerzwiebel, Krokos,
Bleiweiss, Galbanum, Opium, Pfeffer, Zimmet, Opobalsam, Karpobalsam
eine Rolle. Ueber die Bereitung vieler berühmter Arzneimittel scheint er
nach dem Urtheil des Galenos desshalb geschrieben zu haben, um der
Putzsucht zu genügen, vgl. Gal. XII. 445. cpccivsxai 8s nccl b Totgctvxlvog
422 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
kopoee84). In der Bearbeitung dieses ganzen Gebiets scliloss er
sich an seinen Lehrer Mantias85) an; ebendemselben folgte er
in der Behandlung der Diaetetik. Eine besondere diaetetische
Schrift wird von ihm unter dem Titel liber regularis sive diaeteticon
(dicutriTixov) erwähnt36). Ueber Nahrungsmittel und Diaetetik
handelte er auch in seinem vermuthlich nach dem Vorbilde des
Numenios, aber in Prosa verfassten Hv\k%q6iov, das von Athenaeos
mehrmals citirt wird87) und eine nicht unwichtige Quelle für
die beiden ersten Bücher desselben gewesen zu sein scheint88).
Therapeutische Arbeiten89) sind drei von ihm bezeugt: tmv
'HQccyilsLdrjg noXXcc uccl d6yti(ia (pccQ(iccncc xrjg xo/Li/aooTwiys d-ecoQLCcg (ßvEiiu)
yeyqcccpcog, -Actixoi [irj7ico xooavxrjg XQVCpi]g Y.ccxs%ov6rig xccg yvvaiKctg oar\ vvv
ioxiv. aXXcc xai xcc xov 'Hgccxlstdov nccl KXsonccxqccg (vgl. A. 9b) ocoi x'
aXXoi psx' ccvxovg iv reo fiexcc^v ysyovccotv taxgol cpccgfiancc nccvxcc avvri&QOiasv
b Kquoov h. x. X. Derartige Mittel stehen z. B. b. Gal. XII. 436. 835. 847,
welcher diese Arzneimittellehren überhaupt häufig benutzt: VI. 529. XII.
402. 435. 454. 583. 638. 730. 741. 743. 785. 867. 992. XIII. 33. 328. 507.
826. 857. Bei Cels. V, 26, 11 findet sich ein Catapotium gegen den Husten
aus Safran, Myrre, langem Pfeffer, Costus, Galbanum, Zimmet, Bibergeil
und Mohnsaft bestehend. H. v. Tarent wird von Plinius im Schriftsteller-
verzeichniss zu B. 12. u. 13 genannt und ist identisch mit dem Heraclides
medicus Ind. XII. XIII. XX— XXVII, der XX. §. 35. 193. XII, 18 citirt wird.
33) Gal. XIII. 725: vvvl de inl xcc naganX^Gta xoig TtQoysyQccpphoig
lisxaßrjoofiai xooovxov sxi 7ZQ06&£ig vnsg avxtov, oxv nccl ■hccQ' txsgov ßißXiov
6 'HQccnXsidrjg imysyQCC(i(i8vov ZxqccxmÖxtjv £yQCiil>8 xcc ccvxcc cpaQuaxcc -kccxcc
xo xqlxov iv ccvxoig xfj xcc^si fiovov sccvxä) 8icccp(ovr\aag.
34) Kuehn a. a. 0.
35) S. A. 22. Ausserdem hat er den Apollodoros (Gal. XIV. 181), De-
metrios von Apameia (Gal. XIII. 722), Andron (XII. 984, s. C. 24. A. 319),
Hikesios (XIII. 811), vermuthlich auch den Andreas (vgl. A. 32. C. 24.
A. 230) und sicher noch andere Aerzte in diesen Schriften benutzt.
36) Cael. Aur. Ac. M. III, 22. p. 264. item (von H. ist die Rede) primo
libro regulari sive, ut Gracci dieunt, diaetetico, nutriens cliölericos prima die,
ceteris utens congrue.
37) Ath. II. 64 a. 'HQCtxXsidrjg 6 Tccqccvxlvog iv EvpnoaCat h. t. X. 64 e.
67 e. III. 74 b. 79 c. 120 b. Vgl. IL 53 c.
38) S. M. Wellmann Zur Gesch. der Med. im Alterth., Herrn. XXIII.
1888. S. 561. A. 3. — „Ob H. aber auch 'OrpccQxvxwcc schrieb (s. C. 25.
A. 196), ist mindestens äusserst zweifelhaft". (Susemihl).
39) Auch in ihnen hat er Rücksicht auf seine Vorgänger genommen.
So hat er in der Schrift xmv inxog &sqcui8vxw.cc den Hippokrates, Diokles,
Phylotimos, Euenor, Neileus, Nymphodoros, Andreas, Protarchos, in der
xmv inxbg Q'eQcntEvxiv.ä den Serapion benutzt. Vgl. Herrn. XXIII. a. a. 0.
Die meisten Fragmente aus diesen Schriften stehen bei Cael. Aur. A. M.
I, 17. p. 64. II, 9. p. 94. II, 29. p. 145. II, 38. p. 174. III, 4. p. 195. III, 8.
Herakleides von Tarent. 423
ixtog Q'SQaTCsvxtxd in mindestens 4 Büchern 39b), t&v ivrbg
ftsQaTtevtLKd, die ebenfalls bis zum 4. Buche citirt werden40),
und eine NixoAaog betitelte Schrift41). Was wir über seine Be-
handlung verschiedener Krankheiten erfahren42), findet auch noch
heute bei Sachkennern Beifall. Auch über Gifte und Gegengifte
gab es von ihm ein Buch ®y\qiand oder tcsql ftrjQiav*3), und
hier war er vermuthlich von dem Iologen Apollodoros abhängig.
Wie die meisten Empiriker schrieb er ferner über Hippokrates,
nämlich Commentare zu allen sogenannten hippokra-
teischen Werken44) und eine Schrift gegen die Ai%ug des
p. 214. III, 17. p. 236. p. 246. III, 21. p. 263. M. Chr. I, 4. p. 323. III, 8.
p. 468. V, 2. p. 566.
39 b) Gal. XVIII a. 735. uyiovacofisv d* avxov (näml. 'HgauXeidov) xr\g Qri68<og,
r)v eyQätf)8v sv xä xBxdqxcp xdov inxog &SQcc7isvzL'ncav ccvxoZg ovoficcaiv ovzcog
£%ovGr\g x. t. X.
40) Cael. Aur. A. M. III, 17. p. 236. Vgl. A. 27.
41) Cael. Aur. A. M. I, 17. p. 65. item iubet (näml. Herakleides bei der
Behandlung der Phrenesie) post haec medicaminibus ungi Caput et nares
hoc gener e confectis: peucedani, castorei, opii, ut in libro, quem Nicolaum
vocat etc.
42) Die Lethargie erklärte er z. B. aus der Ueberfüllung des Magens
mit Nahrungssäften und aus der Dicke der Körpersäfte. Darum wendet
er Klystiere an, die aus Wasser mit einer Abkochung von Centaurium oder
Absinth bestanden. Er gab auch Bibergeil, Salzwasser und Thymianblüte
zu trinken. Dem Kranken Hess er den Kopf bähen, das Haupt Hess er
scheeren und mit Bibergeil, Sphondylium, Essig, altem Oel salben. Er
verwandte auch Umschläge und gebrauchte Bäder u. s. w. Vgl. Cael. Aur.
A. M. II, 9. p. 94. Ausserdem finden sich bei ihm Mittel gegen Magenweh,
Peripneumonie , Phrenesie, Bräune, Darmzwang, Epilepsie, Podagra, Hals-
starre. Nach Cels. III, 6. p. 85. 15. p. 96 hat er ferner über das Fieber
gehandelt. Danach empfahl er solchen Fieberkranken, die an der Galle
oder an einer Verdauungsstörung litten, massiges Trinken, damit auf diese
Weise neuer Stoff mit dem verdorbenen vermischt werde. Seine Be-
handlung der viertägigen Fieber verwirft freilich Celsus. Und auch mit
Augenoperationen hat er sich abgegeben. Denn Celsus VII, 7, 6 beschreibt
sein Verfahren beim Verwachsen des Lides mit dem Weissen des Auges,
fügt aber freilich hinzu, er seinerseits könne sich nicht entsinnen, dass je
ein Kranker nach dieser Methode geheilt sei. Die Chirurgie endlich be-
rücksichtigte er ebenfalls in seinen therapeutischen Schriften, s. Gal.
XVIII a. 735 ff.
43) Gal. XIV. 7. s£ dvayvatascag ßißXi'ov xivog (näml. xi\v diccyvatoiv <paQ-
Hccxaiv svHoXcog xig (icc&riGFTCci), bnola. <9"' 'HQatiXeidov xov TaquvxCvov
OriQiMa k. x. X. Vgl. Gal. XIV. 186.
44) Gal. XVI. 196. 6 (iev ydq rXavniag xat 'Hoci'H.Xeid'rig 6 TctQctvxivog
Kai Zsvgtg ot 7tQÖäxoi ndvxa. xct xov naXaiov cvyyqcififiaxa £^rjyirj6ccii£V0i
424 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
Bakcheios in 3 Büchern rtgbg Bax%elov %eq\ rcov 'Iitito-
xQurovg XeZscov4*5). Endlich verfasste er ein Werk über seine
eigne Schule Ttegl rrjg £[i7tei,Qcxrjg aCgeäecDg*6) und als früherer
Herophileer 7tQog xb tceqI äcpvyiicov 'Hgoyolov*1).
fjyovvxai xr\v SQQitpLV slvai xaqa%i\v xiva, oxav 6 xdfivcav (irj dvvrjxcci iv svl
xoncp 6vvsatavai, dXXu aXXoxs aXXcog mveixcci. Der Commentar zum 4. B
der Epidemien wird von Erot. 115, 4, welcher hier das 2. B. desselben an
führt, i%r\yr\xi%bv xr\g 8 inidrjfiiccg genannt, der zum 6. B. wird von Gal
XII*. 793 citirt: slg xb bhxov xcöv inidrj(iLmv v<p' *InnoY.qdxovg 6vyysyqafi-
[livmv iXv(i^vavxo noXXol xöbv i^rjyrjxmv . . . oZaxs ^vccyndöd-^v iym diu
xovxo xi\v xs nccXai6xr\xu rcov dvxiyqdcpoov ini£r\xr\Gui xd xs vnofivrjpccxcc
x(6v nqmxoov i^rjyrjGaiisvav xb ßißXtov, iv olg nai Zsv^ig iaxi (ucciy b Taqav-
xivog Y.cii 6 'Eqv&quiog ^HquyLXsidrig, der zum 3. Buch XVII a. 608, der zu
den Aphorismen XVIIIa. 187, der zu der Schrift xar' lr\xqsiov XVI[lb. 715.
H. erklärte mit Zeuxis die hippokrateische Schrift nsql %v[icov für unächt,
s. Gal. XVI. 1.
45) Erot. 32, 2. xd xov TaqctvxCvov ['ifpcodaidov] xqicc nqbg Bav.%£tov
öiayqdipavxog ... Fr. LXXIII. p. 22, 18. 6 81 Taqccvxivog 'Hqa-nXsidrjg iv
x<p ß' nqbg Buy,%eiov nsq\ xmv ' lnnonqdxovg Xsf-eoov cprjaiv x. x. X. Derselben
Schrift gehören noch folgende Stellen an: Er. 7, 19. 14, 3. 76, 14. 95, 6.
128, 14. Seine Worterklärungen und Etymologien sind nicht selten thöricht,
vgl. 22, 19. 76, 14. 95, 6. Vermuthlich waren die Glossen nicht alphabetisch,
sondern wie bei Bakcheios nach den Schriften des Hippokrates geordnet.
In der Einleitung scheint er eine Aufzählung der Schriftsteller gegeben zu
haben, die auf dem Gebiet der hippokrateischen Glossenerklärung thätig
gewesen waren, vgl. Erot. 31, 7. Klein S. XXVIII f. Apollonios von Kition
verfasste eine Gegenschrift gegen ihn in 18 Büchern, vgl. Erot. 32, 1.
46) Gal. XIX. 38, wo dieser als sein Werk bezeichnet: 6vvoil>ig xäv
'HqcmXeiSstcov nsql xrjg ifinatq^g aiqeascog £'. Vgl. Haas a. a. 0. S. 64 f.
47) Gal. VIII. 726. nui Xiyei de xivag Xoyi6[iovg in' ctvxoig (näml. bqiöfioig
'AXe£ccv8qog 6 G>cXccXrj&rig)<, mg oi'sxca, ni&avovg iv x<5 s' xav dqeonovxcov,
coönsq yictl 6 Tccqccvxivog ^HqcoiXeidrjg iv olg dvxiXiysi nqbg xb nsql ocpvyiicöv
'HqotpCXov. Vgl. C. 24. A. 95. Seine Definition des Pulses steht VIII. 720.
6 {isv Taqccvxivog ^HqccHXsidrig ifinsiqitKp nqinovcuv vnoyqaqprjv noiovfievog
xov 6(pvy(ibv slvai cprjGL nivrjOiv dqxrjqicöv %al 7taq8iag. Einige Empiriker
nahmen dieselbe an, während sie bei den Dogmatikern auf Widerspruch
stiess. — „Noch berichtet Osann Pharmaceutisehe Aufschriften, Philo-
logus IX. 1854. S. 762 (nach Simpson Notes on some ancient greek
medical vases for containing Lykion etc., Edinburgh 1853) über ein Ton-
gefäss für Lykionsalbe mit der Aufschrift HPAKAEIOT ATKON, welche
er wohl mit Recht auf *Hqay,Xsidov Avniov zurückführt. Derselbe Osann
Heraklides von Tarent, Jahrb. f. Ph. LXXIII. 1856. S. 710 f. meint schwer-
lich mit Recht, dass bei Serv. z. Verg. Geo. II, 197, wo Tarent als Vater-
stadt des Hercules bezeichnet wird, dies auf eine Verschreibung aus Hera-
kleides zurückgehe, und weist auf das Bild auch des H. in ganzer Figur
in der Wiener Handschrift des Dioskurides hin, vgl. Montfaucon
Herakleides. Epaenetos. Euthydemos. 425
Epaenetos schrieb ein 'OtjJccQTvtiKov (oder vielleicht
'OifjccQtvriKdy8), welches der Aristophaneer Artemidoros in seinen
schon erwähnten r^cjööac otyaQtvtMal ausschrieb49), und eine
Schrift tcbqI kcc%dvcov50), in der er seinerseits, wie es scheint,
den 'Tanivfrog des Nikandros benutzte; er muss also in der ersten
Hälfte des ersten Jahrhunderts gelebt haben51). Er ist identisch
mit dem Rhizotomen52). Höchst wahrscheinlich gehört auch
Euthydemos aus Athen, der gleichfalls 'OtpccQtvTixd03)
und 7CsqI la%dvG)v^) geschrieben hat, zu den medicinischen
Palaeogr. ant. S. 199. Visconti Icon. gr. I. S. 403 ff. 411 f. Tf. XXXIV.
Nr. 3 u. d. Nachtrr. z. C. 10. A. 86". (Susemihl).
48) S. die beiden C. 25. A. 194 besprochenen Verzeichnisse der Ver-
fasser von 'OipuqtvtiY.ä bei Aih. XII. 516 c und Poll. VI, 70 ff. Diese Schrift
wird von Ath. häufig, aber schwerlich irgendwo (s. C. 30. A. 243) aus
eigner Benutzung angeführt, stets ausser VII. 503 e mit Titel, nur VII. 340 d
(wonach Kaibels Index zu berichtigen ist) iv 'Orpccgtvz wo ig, sonst immer
iv (oder iv xm) 'OxpagtvtiYm. Die Citate im 7. B. (294 d. 297 c. 304 d. 305 e.
J(oqI(ov nccl 'E. 312 b. 313 b. 328 f) stammen aus Dorion nsgi l%ftv(QV,
dessen Werk Ath. aus Pamphilos kennt, s. M. Wellmann Dorion, Herrn.
XXIII. S. 189. üeber II. 58 b s. C. 25. A. 197 mit d. Nachtr. C. 30. A. 243.
Dazu kommen III. 88 c, „womit es wohl nicht oder doch annähernd nicht
anders stehen wird, s. 89 d und C. 17. A. 66 mit d. Nachtr." (Susemihl),
und die A. 49 angegebenen Stellen. Der Titel nsgi l%&v<ov VII. 328 f be-
ruht auf einem Versehen : er gehört zu dem unmittelbar vorhergehenden
Dorioncitat, s. M. Wellmann a. a. 0. S. 189. A. 3.
49) S. C. 30. A. 209. 243. Ath. IX. 387 d. e. 'Agtepidcogog dh 6 'Agiaxo-
qxxvsiog iv tocig iniygccyofiivcug oipagtvtiYaig yXaaaocig -aal IJd^icpiXog o
'AXe^ccvdgevg iv xoig nsgi ovoficctoav yccX yXmoamv 'Enccivstov nagatid'stai
Xsyovtcc iv t<a 'OtpocgtvtiYtp oti b cpaoiavog ogvig Tarvpas naXeizai. S. dazu
Schoenemann De lex. antiq. (Hannov. 1886). S. 107 u. vgl. Ath. XIV.
662 d— 663 d u. C. 84 = 663 d— 664 b und dazu Schoenemann a. a. 0.
S. 107. A. 2. Ausserdem s. IX. 371 e. 396 f.
50) Schol. Nie. Ther. 585. drjfirjtgiog 6 XXagog tr\v ßovnXsvgov dsvSgov
elveti cprjaiv. ovn icxi de, ccXXoc Xcc%ccvov, ov (ivrjfiovevsi Ninccvdgog iv reo
iitiygucpoybevco 'TcouWoo neel 'Enccivexog iv xtp negl Xoc%ocva>v. Vgl. C. 10.
A. 98. 122. 125b.
51) S. Herrn. XXIII. S. 192 ff. üeber die Blütezeit des Artemidoros
etwa um 50 v. Chr. s. C. 30. A. 207.
52) Dessen Name neunmal in dem von Roh de Rhein. Mus. XXVIIi.
S. 264 ff. veröffentlichten vierten Tractat ne gl toßöXcov vorkommt.
63) Ath. XII. 616 c. ngcotoi de Avdoi nal %y\v YocgvYi\v ii-evgov negl
rjg trjg onsvciGiocg oi tec 'OrpocQtvtiY.ee Gvv&ivteg etgr'}Ycc6i . . . yccI Ev&v-
drinog x. t. X.
64) Vgl. Schoenemann a. a. 0. S. 106. Citate aus dieser Schrift
stehen nur bei Ath. II. 58f. Ev^vdr^iog <6> (so Kaibel) 'A&rjvaiog iv tep negl
426 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
Schriftstellern. Er ist älter als Epaenetos; verniuthlich hat er
also schon im zweiten Jahrhundert gelebt55). Ausserdem hat er
noch eine Schrift tceqI taQi%G)v verfasst56).
Krateuas der Rhizotom lebte, wie gesagt, zur Zeit Mithri-
dates des Grossen, dem zu Ehren er eine Pflanze benannt hat57).
Sein Hauptwerk, das den Titel 'Pi^oto^iixöv führte58), war mit
Abbildungen der beschriebenen Pflanzen versehen59). Dioskurides
rühmt seine Genauigkeit in der Arzneimittellehre mit dem Zu-
sätze, dass er viele sehr heilsame Wurzeln und einige Pflanzen
unbezeichnet (a7tctQcc6r}[i£twTovg), d. h. unbeschrieben gelassen
Xcc%ccvoov ömvccv 'Ivdwrjv yuxXsi xr\v y.oXov.vvxt\v dicc xb xsMOfttffO'at xb önsQficc
in xr\g 'Ivdiytrig. III. 74 b. IX. 369 e. 371a. Theophrastos ist von ihm be-
nutzt, vgl. Ath. IX. 369 e = Theoph. h. pl. VII, 4, 4. 0. Schneider
Nicandrea S. 116.
65) S. Herrn. XXIII. S. 192 f. mit A. 3.
66) Ath. III, 116 a— c. III. 118 b. VII. 307 b. 308 e. 315 f. 328 d. Diese
Citate stammen aus Dorion, s. Herrn. XXIII. S. 188.
57) Plin. XXV. §. 62.
58) Es handelte also von den medicinischen Kräften der Pflanzen.
Der Titel steht Schol. Nie. Th. 680. Kqaxsvug sv xm \Pi£otojuxo5 nQ06tiftsxai
ort nqoßccxcc ccqvoc sl (irj axsqyoi, seev xig KOzvXrjdova xgitpag nefr' vSccxog
dm, cxsQyoi, Citate Schol. Nie. Th. 520. 617. 656. 683. 856. 858. 860. Schol.
Theoer. II, 48. V, 92. XI, 46. Dioskur. II, 153. 185. 199. 208. III, 4. 130.
IV, 35. 75. 118. Gal. XIX. 69. Plin. XIX. §. 165. XX. §. 63. XXII. §. 75.
XXIV. §. 24. 187. XXV. § 62, vgl. Ind. XX-XXVII.
59) Plin. XXV. §. 8. praeter hos Graeci auetores prodidere, quos suis
locis diximus, ex his Crateuas, Dionysius, Metrodorus ratione blandissima
sed qua nihil paene aliud quam difficultas rei intellegatur. pinxere namque
effigies herbarum atque ita subscripsere effectus etc. Nach diesen Worten
könnte es scheinen, als habe er die Beschreibungen der Pflanzen unter-
lassen und nur deren Wirkungen verzeichnet. Dagegen spricht aber der
Umstand, dass Pflanzenbeschreibungen von ihm bezeugt sind; vgl. Diosk.
II. 150. Plin. XXII. §. 75. Schol. Nie. Th. 856 u. ö. Demnach halte ich den
Schluss von Koebert De Pseudo-Apulei herb, med., Bayreuth 1888 für
gerechtfertigt, dass Plinius den K. nicht selbst eingesehen hat, sondern
seinen Bericht über ihn und seine Citate einer oder richtiger mehreren
Mittelquellen verdankt. Eine derselben ist Sextius Niger, aus dem die-
jenigen Krateuascitate stammen, welche bei Dioskurides wiederkehren, s.
Plin. XXIV. §. 167 (vgl. C. 17. A. 129. C. 24. A. 29) = Diosk. IV. 116. Diosk.
II. 165 = Plin. XX. §. 63, vgl. M. Wellmann Sextius Niger, Herrn. XXIV.
S. 567 ff. Für Dioskurides gilt Dasselbe wie für Plinius , auch für sein
Urtheil über K. in der Praefatio p. 2, s. A. 60. Galen, stellt den K. hoch,
s. XI. 795 (s. A. 29). xuvxu xs ovv (nämlich des Dioskurides Werk) uvctyiyva-
ckslv xqtj xbv e'finsiQOV ysvso&cci vlr\g ßovXbfisvov, sxi 8s nqbg xovxoig xd •&•'
*HqccxXslöov xov Tccqccvxlvov Kai Kqccxsvcc mcci Mccvxiov, vgl. 797. XV. 134.
Krateuas. Zopyros. Epikles. 427
habe60). Zur Zeit Mithridates des Grossen, also um dieselbe
Zeit lebte
Zopyros in Alexandreia61), der sein im Alterthum hoch-
berühmtes Gegengift Ambrosia, wie schon bemerkt, dem Mi-
thridates brieflich mittheilte62). Er ist uns durch allerlei Medica-
mente63) und besonders Gegengifte64) bekannt und war Lehrer
des Apollonios von Kition in der Chirurgie65). Vielleicht gehört
in diese Zeit auch
Epikles aus Kreta66), der aus dem Lexikon des Bakcheios
einen Auszug gemacht hat66b), in welchem er aber wiederholt
abweichende Ansichten verfocht660). Dieser Auszug ist von
60) Diosk. Praef. p. 2. Kqaxsvag Ss 6 Qi£ox6[iog v.a.1 'Avögeccg 6 taxqog
(ovtol yaQ donovaiv dnqißsGXEQOV xmv Xommv nsgl xovxo xb (isgog dvEGxgd-
cpftcci) noXXug Qi£ccg svxQrjGxoxdxag xca xivccg ßoxdvug u7taQ<xGr)iisic6xovg si'aoccv.
61) Wenigstens verfasste er, wie schon oben (s. A. 10b) bemerkt ist,
für einen Ptolemaeos rex (vielleicht Auletes) sein bekanntes Gegengift Am-
brosia, s. Cels. V, 23, 2. alterum, quod Zopyrus regi Ptolemaeo dicitur
composuisse atque ambrosiam nominasse, ex his constat etc.
62) Als Probe schlug er demselben vor einem Verbrecher erst Gift
und dann dies dvxldoxov oder umgekehrt zu geben, Gal. XIV. 150. Scrib.
Larg. 169 u. ö. Herrn. XXIII. S. 556.
63) Verdienstvoll ist seine Eintheilung der Arzneimittel nach ihren
Wirkungen. So werden von Orib. XIV, 45 Mittel angeführt, welche den
Schleimabgang durch Mund, Nase und Augen befördern: ubqI x&v vyQcc-
giccv slyiovxav dtcc ciöfiaxog ncti qlvqHv Kai oopftaXpäiV. zn xcüv ZconvQOv.
Vgl. Orib. XIV, 50. 52. 56. 58. 61. 64.
64) Die Zusammensetzung des Bekanntesten berichten Gal. XIV. 115
(nach Andromachos). 150 (s. A. 62, nach Apollonios Mys). 205 (nach Heras)
und Cels. a. a. 0.
65) Wie dieser selbst im Comm. zu Hipp, neql aQ&Q(ov I. p. 2 Dietz
bezeugt. Plut. Quaest. symp. III, 6 scheint nach ihm den einen Unter-
redner benannt zu haben.
66) Sicher lebte er nach Bakcheios, vermuthlich auch nach Nikandros.
S. Erot. 48, 17 f. d&zXyjjxcu' BanxEiog cprjGt &riXd£r]zcci, ?} iitiGndixcu' 'Em-
%Xfig öh itmii^xcci xal ind-Xißrjxccij ag na! Ni'yiccvdQog s£r}y£ixca. E. pole-
misirt auch hier gegen Bakcheios; stammt nun diese ganze Polemik aus
ihm, so hat er den Nikandros benutzt. Andrerseits schrieb er vor Diosku-
rides 3>axas, d. h. (s. A. 162) vor 30 v. Chr., der nach Erot. 31, 16 wiederum
gegen ihn polemisirte.
66 b) Erot. 31, 13. a> (näml. Ba.K%bia)) dij xbv Sfi7tsiQL^6v GvyxQOvrjGavxa
$ilivov diu e^aßcßXov nQccypaxeiccg dvxsntEiv, kcüiisq 'Entv.X&ovg xov Kgr}-
xog inixsfiofisvov xccg Bayi%siov Xi£eig dtcc . . . Gvvxcci-ecov h. x. X. Vgl.
Klein Erot. S.-XXVI. A. 30.
66c) Erot. 14, 14. 37, 16. 47, 15 u. ö.
428 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
Erotianos häufig (21 mal) benutzt; die Bücherzahl ist leider bei
demselben ö6d) ausgefallen.
Zur Zeit des Pompeius lebte als Arzt in Rom
Asklepiades67) aus Prusa oder Kios in Bithynien 68) , ein
Mann von niederer Herkunft und ohne Vermögen. Ursprünglich
als Lehrer der Beredsamkeit thätig, wandte er sich plötzlich,
da ihm diese Beschäftigung nicht genug abwarf, der Heilkunst
zu und verstand es mit seiner seltnen Begabung alles Bestehende
in den Staub zu ziehen69). An die Stelle des alten Heilverfahrens
66 d) Erot. a. a. 0. Eine Charakteristik dieser Epitome steht bei Erot.
34, 21 ff. xcov ds aXXcov 'EnixXrig psv 6 nccxd 6xol%elov 7toir)6cc(iEVog xrjv
avccyQacpr\v (laxai'ov avvrofiiag iyivsxo grjXcoxrjg' itQog xm yccg [irj ndaccg
sl-rjyrJGaod'cci, exl xat xa cvvxdy[iccxoc, iv olg uvxmv snccoxr] KccTsyeyQttTixo,
oiamriGctg [iO[i(prjg txccvfjg ctlxiog syivsxo xolg dvuyivwGyiovöi. ndXiv yccQ
iSärjös naO'' £~y,d6xr\v ygcccprjv s^rjyeiad'ai (iv xr)v ccvdyvcoatv st vor\xy] xig soxiv,
dXXd nai xrjv Xi&v, f] %axaxixa.%xai. Eine eindringende Sprachkenntniss
giog ihm vollständig ab; das zeigte sich besonders, wenn er auf eigene
Faust Wortbedeutungen ableitete. Vgl. Erot. 84, 6. 100, 12. 128, 10.
67) Plin. XXVI. §. 12, s. A. 69. Damit stimmt, dass Sex. Math. VII. 202
ihn als Zeitgenossen des Antiochos von Askalon bezeichnet: tows yccg dia
xovxcov 6 'Avxio%og xr\v ngosLQ7}{isv7}v xi&evcci. üxdoiv %al 'Aa%Xri7ttd8r]v xbv
iccxgdv alvixxB6%,ai1 dvcciqovvxa (ilv xb r)ys[iovix6v, nccxä de xbv avxov
XQovov avxm ysvopsvov. — Chr. G. Gumpert Asclepiadis Bithyni fra-
gmenta. Weimar 1794. 8. G. M. Raynaud De A. Bithyno medico ac philo-
sopho, Paris 1862. 8. Bruns Quaestiones Asclepiadeae de vinorum di-
versis generibus, Parchira 1884. 4. — „Ob die im Anfang des 18. Jahrh.
in einem Grabe unweit der appischen Strasse gefundene Büste (s. Visconti
Icon. gr. I. S. 390 ff. u. Tf. 32) wirklich die seine ist, steht dahin, da sie
nur die Unterschrift 'AZKAHTIIAdHZ hat". (Susemihl).
68) Strab. XII. 566. ävdqsg d' dgioXoyoi xccxcc 7toeidsi'ccv ysyovaöiv sv
xrj Bi&vvtcc . . . o (xey MvgXsavbg 'AayiXrj7tidcdrjg ^yga^axiyibgy IccxQog <[r«)>
6 Tlqovanvg. Gal. XIV. 683. 7tQo£axr]6ccv Ss xrjg (isv Xoyiurjg aigsaecog 'inno-
HQdxrjg Kmog . . . [isxd de xovxov dioxXrjg 6 Kaqvoxiog . . . 'AoxXr}7tiddr}g
Bi&vvbg Kiavög, og Kai IlQOVGiccg sxccXslxo.
69) Plin. XXVI. §. 12 f. durabat tarnen antiquitas firma magnasque con-
fessae rei vindicabat reliquias, donec Asclepiades aetate Magni Pompei orandi
magister nee satis in arte ea quaestuosus, ut ad alia quam forum sagacis
ingenii, huc se repente convertit atque, ut necesse erat homini, qui nee id
egisset nee remedia nosset oculis usuque pereipienda, torrenti ac meditata
cotidie oratione blandiens omnia abdieavit totamque medicinam ad causas re-
vocando coniecturae fecit, quinque res maxume communium auxiliorum pro-
fessus, abstinentiam eibi, alias vini, fricationem corporis, ambulationem,
gestationis, quae cum unusquisque semet ipsum sibi praestare passe intelle-
ger et, faventibus eunetis ut essent vera quae facillima erant, Universum prope
humanum genus circumegit in se non alio modo, quam si caelo demissus ad-
venisstt. trahebat praeterea mentis artificio animos ■ iam vina promittendo
Asklepiades von Prusa. 429
setzte er ein neues70), indem er seinem Mangel an gründlichen
ärztlichen Kenntnissen entsprechend, aber zugleich mit Menschen-
aegris dandoque tempestive, iam frigidam aquam, et quoniam causas mor-
borum scrutari prius Herophüus instituerat, vini rationem inlustraverat
Cleophantus apud priscos, ipse cognominari se frigida danda praeferens,
ut auctor est M. Varro, alia quoque blandimenta excogitdbat , iam suspen-
dendo lectulos, quorum iactatu aut morbos extenuaret mit somnos adliceret,
iam balneas avidissima hominum cupidine instituendo et alia multa dictu
grata atque iucunda, magna auctoritate nee minore fama, cum oecurrisset
ignoto funeri, relato homine ab rogo atque servato, ne quis levibus momentis
tantam couversionem faetam existimet. id solum possumus indignari, unum
hominem e levissima gente sine opibus ullis orsum vectigalis sui causa repente
leges sdlutis humano generi dedisse , quas tarnen postea abrogavere multi.
Asclepiadem adiuvere multa in antiquorum cura nimis anxia et rudia, ut
obruendi aegros veste sudoresque omni modo ciendi, nunc corpora ad ignes
torrendi solesve adsiduo quaerendi, in urbe nimbosa, immo vero tota Italia
imitatrice, tum primum pensili balinearum usu ad infinitum blandiente.
praeter 'ea in quibusdam morbis medendi cruciatus detraxit, ut in anginis,
quas curabant in fauces organo demisso. Vgl. VII. §. 124 (s. A. 83). „Aber,
wie Hill scher a. a. 0. S. 389 f. sehr richtig dargethan hat, der beredte
Arzt und Freund des Crassus, über welchen Cic. de or. I, 14, 62 den
Letzteren im Jahr 91 sich folgendermaasen äussern lässt: neque vero Ascle-
piades is, quo nos medico amicoque usi sumus, cum eloquentia vincebat ceteros
medicos, in eo ipso, quod ornate dicebat, medicinae facultate utebatur, non
eloquentiae, war nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, der Bithynier,
sondern ein älterer, gleichnamiger Mann, der, wie die Praeterita zu be-
weisen scheinen, 91 sogar schon gestorben war. Dies Letztere hat Piderit
z. d. St bereits bemerkt, trotzdem bezeichnet er ihn im Index als den
Bithyner. Der Letztere begann dagegen sicherlich seine ärztliche Thätig-
keit erst beträchtlich nach 91, und Cic. will wohl, wie Hillscher bemerkt,
gerade durch den Zusatz is, quo — usi sumus verhüten, dass man nicht an
diesen viel berühmteren jüngeren und gleichfalls beredten Arzt denken
soll". (Susemihl).
70) Cels. I. praef. p. 3. nullo vero quidquam post eos qui supra comprehensi
sunt (näml. Apollonius et Glaucias et aliquanto post Heraclides Tarentinus
et aliqui non medioeres viri, s. A. 21 u. C. 24. A. 285) agitante, nisi quod
aeeeperat, donec Asclepiades medendi rationem ex magna parte mutavit. Plin.
a. a. 0. Indessen scheinen seine therapeutischen Grundsätze in Wahrheit
doch nicht so neu zu sein. Schon Kleophantos hatte ähnliche aufgestellt
(s. C. 24. A. 209 ff.), und der enge Anschluss des A. an ihn ist uns von
Cels. III, 14 selbst ausdrücklich bezeugt. Ausserdem scheint Erasistratos
vornehmlich seine Lehren beeinflusst zu haben, s. C. 24. A. 161. 166. Be-
zeugt ist allerdings von Gal. III. 468, dass er an keine Auctorität glauben
wollte: av (näml. Asklepiades) d' avtu , si'x' iativ , ü't ovx satt, pr) noXv-
n qayfiovr'iaas^ vn^Q atv ovdsv ola&oc oeeepäg, ocnocpccivsGd'cii xoX^ug ovx stdobg,
o xag HqotpiXov diamvaiv avaro/xag, 6 xccteyvcontos 'EQCcöiGtQciTOv, ual (ii-
KQÖV CpQOVZL£(OV * InTCOHQciTOVg.
430 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
kenntniss und scharfem Verstände begabt, dabei keine Handhabe
der Charlatanerie verschmähend71), Alles durch möglichst leichte
und einfache Mittel, Diaet, Wein, Reibungen, Spaziergänge, Ver-
besserung des Lagers, Bäder u. dergl. zu heilen suchte72) und
dadurch sich in der That wirkliche Verdienste um den Fort-
schritt der Medicin erwarb und es glücklich erreichte, dass er
für einen der berühmtesten Aerzte galt73), so dass ihn Mithri-
dates, wie gesagt, zu sich einlud. Aber er machte in Rom so
viel Glück, dass er dessen Anerbietungen ausschlug und dem-
selben an seiner Stelle seine Schriften übersandte74). Grossen
Ruhm erwarb er sich dadurch, dass er einen Menschen, dessen
Leichenbegängniss gefeiert wurde, ins Leben zurückrief75 a). Durch
seine Erfolge wurde er so vermessen, dass er sich zu der
Aeusserung hinreissen liess, man solle ihn nicht mehr für einen
Arzt halten, wenn er jemals krank würde. Und in der That
ist ihm das Schicksal hold gewesen: er starb im höchsten Alter
in Folge eines Falles von einer Leiter 75b). Bei einem Manne
dieser Art war es natürlich, dass er sein medicinisches System
auf allgemeine philosophische Grundlagen erbaute, und zwar
schloss er sich dabei namentlich an die epikureischen Lehren
an, jedoch mit grosser eklektischer Freiheit, indem er z. B. den
epikureischen Sensualismus70) dergestalt auf die Spitze trieb, dass
71) Apul. Flor. IV, 19, s. A. 85.
72) Vgl. Plin. a. a. 0.
73) Vgl. Plin. a. a. 0. und VII. §. 124. summa autem (näml. fama est)
Asclepiadi Prusiensi condita nova secta spretis legatis et poüicitationibus
Mithridatis regis etc. (s. A. 75). Vgl. XXVI. §. 13, wo er mit einem Ab-
gesandten des Himmels verglichen wird. Scrib. Larg. p. 4 Helmreich.
at Asclepiades, maximus auctor medicinae, negavit aegris danda medicamenta.
Das Urtheil des Galen, über ihn ist angünstig, s. XI. 324. ovnm yuq ovx'
'A6%Xrimudri<5 rv hccx' ocvtov , 6 ngocpccvoäg ccvcci6%vvxri0ocg xs v.a\ cooneQ
enad'Xov xiva netto, xr\g ccXrj&stag anoävadfisvog ovx' 'Eqa6L6XQccxog x. x. X.
Vgl. II. 165 u. öfter.
74) Plin. XXV. §. 6. ad illum (näml. Mithridatem) Asclepiadis medendi
arte clari vdlumina composita extant, cum sollicitatus ex urbe Roma prae-
cepta pro se mitteret .... Vgl. §. 124 (s. A. 73).
75a-b) Plin. VII. §. 124. summa autem Asclepiadi Piusiensi (näml. fama
est) . . . relato e funer e liomine et conservatOj sed maxime sponsione facta
cum fortuna, ne medicus crederetur, si umquam invalidus ullo modo fuisset
ipse. et vicit suprema in seneeta lapsu scalarum exanimatus. Vgl. Plin.
XXVI. §. 15. Cels. II, 6. p. 38 Dar. Diese Erweckungsgeschichte wird
ausführlich von Apul. Flor. IV, 19 mit allem rhetorischen Schmuck erzählt.
76) Antioch. v. Ask. b. Sex. Math. VII, 201. aXXog de xig iv taxQwr}
Asklepiades von Prosa. 431
er in der Seele gar keinen besonderen vernünftigen Theil gelten
Hess77), sondern dieselbe für das aus allen Sinnen zusammen-
gesetzte pneumatische7715) Ganze erklärte78), und indem er sich in
seiner Corpusculartheorie enger an die Atomenlehre des Pontikers
Herakleides79) als an die leukippisch-demokritisch-epikureische,
ja, wie es scheint, ohne wesentliche Abweichung anschloss. Nach
seiner Ansicht bestehen nämlich alle Dinge und so auch Leib
und Seele80) aus kleinen Körperchen (oyTtoi), welche aber nicht
untheilbar sind, sondern vielmehr, von Ewigkeit her in be-
ständiger Bewegung begriffen, vielfach mit einander zusammen-
stossen und sich dadurch in unzählige Theile zersplittern, der-
(isv ovdsvbg dsvxsgog, anxofisvog 8s yial cpiXoGoy tag, sitsCQ'Sxo xccg (isv
Giö&rjGsig bvxcog Mal dXr}&(ag avxiXi\tysig slvcu, Xoycp 8s firjdsv oXcag ij^ccg
HazaXaiißcxvsiv (was Sex. mit Recht auf A. bezieht). Ueber den Sinn dieser
Worte und die völlige Uebereinstimmung dieser Erkenntnisslehre mit der
des Epikuros s. Zell er Ph. d. Gr. IIP, 1. S. 550. A. 2: dass man zu den
Principien, also den Urkörpern und dem Leeren, erst durch Schlüsse aus
den sinnlichen Wahrnehmungen, also durch Verstandeserkenntniss (Xoyog)
gelange, nahm auch er an, Sex. Math. III, 5. VIII. 220, vgl. Cael. Aur. M. A.
I, 14, s. A. 78. 81. 84. Die Angabe bei Aet. Plac. 320 b, 14 f. (= Stob. Ekl. I.
p. 396 H. 162, 18 W.) 'A. naGccv %ivr\Giv a.l6%,i\xr[v ccnscp^vaxo kann daher
unmöglich genau sein.
77) Sex. Math. VII. 202. ccvcciqovvxcl [isv xb riysiiovinov. 380. ov8s
oXcog vnccQ%siv xi rjysfiovi'nov.
77b) S. A. 80.
78) Tertull. de an. 15. Messenius aliquis JDicaearchus , ex medicis autem
Andreas et Asclepiades ita dbstulerunt principale, dum in animo ipso volunt
esse sensus, quorum vindicatur principale. Cael. Aur. M. A. I, 14. p. 45.
Ascl. rcgnum animae aliqua parte constitutum negat. etenim nihil aliud
esse dicit animam quam sensuum omnium coetum: intellectum autem occul-
tarum vel latentium verum pev volubilem ßevi motum sensuum, qui ab acci-
dentibus sensibüibus atque antecedenti pevspectione pevficituv. memoviam vevo
alterno eorum exercitio dicit. Aet. Plac. p. 387, 7 f. Diels (= Pseudo-Plut.
IV, 2. Stob. Ekl. I. p. 796 H. 319, 4 f. W.). 'AayiXjiniudrig b laxobg {cats-
cpr\vuxo xr\v tpv%riv) avyyv^vccaiav xööv cclo&rjascov. Vgl. Zeller a. a. O.
A. 4. S. 551. A. 2.
79) S. über diese Zeller a. a. 0. II4, 1. S. 1035 f.
80) Und zwar sind die Molecülen der letzteren klein, glatt und rund,
wie auch Demokritos und Epikuros lehrten, s. Chalcid. in Plat. Tim. CCXV.
p. 213 Meurs. 252 Wrob. aut enim moles (= bynoi) quaedam sunt leves et
globosae, eademque admodum delicatae, ex quibus anima subsistit, quod
totum spiritus est, ut Asclepiades putat etc. Pseudo-Galen. Hist. ph. 24.
p. 613, 7 ff. ipvxrjv xoivvv dt (isv nvsv[icc ituvxl xeo 6c6[ictti 7ZSQix8i[isvov
onov (isv fiäXXov, otcov ds fjxxov vo(il£ovolv elvcci, ovtol 8s ol nsql 'AöhXi^-
ma.8r\v slaiv.
432 Viernnddreissigstes Capitel, Die späteren Aerzte.
gestalt, dass genauer erst aus diesen die Sinnendinge sich
zusammensetzen 81). Auf diese Voraussetzungen erbaute nun
Asklepiades seine Solidarpathologie: Gesundheit und Krankheit
sind nach ihm abhängig von dem Verhältniss dieser Grundtheile
des Organismus, welche wegen ihres steten Abflusses82) auch
einer steten Erneuerung bedürfen und so theils durch die Speisen,
die nicht verdaut, sondern durch den ganzen Körper vertheilt
werden83), theils aus der Atmosphäre durch das Einathmen ihre
81) Cael. Aurel. a. a. 0. p. 45. primordia corporis primo constituerat atomos
(dies ist eine unrichtige Bezeichnung), corpuscula intellectu sensa, sine ulla quali-
tate solita atque exinitio comitata (sicher verderbt: commutabüia? Wellmann,
,,aber schwerlich mit Recht" Susemihl), aeternum se moventia, quae suo
in cur su offensa mutuis ictibus in infinita partium fragmenta (&QccvG[i<xza
nannte sie nach Stob. Ekl. I. p. 350 H. 143, 22 W. Herakleides und nach
diesem Bericht also wohl auch A.) solvantur magnitudine atque schemate
differentia, quae rursum eundo sibi adieeta vel coniuneta omnia faciunt
sensibilia, vim in semet mutationis habentia aut per magnitudinem aut per
multitudinem aut per Schema aut per ordinem. nee, inquit, ratione carere
videtur, quod nullius faciant qualitatis corpora etc. Sex. Pyrr. III, 32. 'Hoa-
yiXsiSrjs dl 6 TIorttKog v.a.1 'Aa-KXr}7iiccdr)g 6 Bi&vvbg uvdqiLovg (d. h. wahr-
scheinlich „nicht mit einander verbundene") byxovg. Pseudo - Galen. Hist.
phil. 18. p. 610, 21 ff. Diels. 'H. 6 TL. xai 'A. 6 B. dvuofiovg bynovg rag
ccQxocg vnotL&svzai z&v oXcov. Sex. Math. X, 318. of dl nsol zov TL. 'H.
%ccl 'A. ££ dvoiioimv ilIv nccd,r}ZG>v dz, y.ccQ'utieq zmv ccvdcqllodv byxcav (näml.
idbt-ciGccv xrjv zmv noety \x,uz<av ysvsGiv). Pseudo-Clem. Recogn. III, 15. Ascl.
öyyiovg, quod nos tumores vel elationes possumus dicere (näml. elementa esse
dicit). Dionys. v. Alex. b. Euseb. P. E. XIV, 23, 4. 773 b. bvopcc dl . . .
uvzolg aXXo *Hq. ftspsvog shccXegsv oyytovg, nao' ov v.a\ 'A. b teezobg shXtjqo-
v6(i7]6s zo ovofia. Pseudo-Galen. Introd. XIV. 698. xara dl zov 'A. gzol%elu
avQ'Qanov byvioi d'gavozol xal uoqol. Gal. XIV. 250. si (ilv yeco . . . gvv-
elgzt\%el zu navzct ... 1% zlvouv byteoav xal noqcov y,azcc zov Iuxqov 'A. x. t. X.
Vgl. Sex. Math. III, 5. zbv 'AG%Xv\itiu8r\v . . . lllu (ilv ozl votjzol zivig sIglv
Iv tjlllv oyyioi [isys&ei, diaqpeoovzsg äXXrjXcov , dsvziocc dl ozl ndvzod'sv vyqov
llbqt] xal nvsvficczog iv Xoya ftsmorizcov oyncov cvvr)ouvi6zca dt' alcövog uvr\-
lisorjzcov. VIII. 220. vor\z(bv oyucov iv voiqzoig äocciobiiccGLV (s. A. 111).
Zell er III8, 1. S. 551 f. A. 5. Diels Doxogr. S. 250 ff. — Interessant ist
es übrigens, dass der deutsche Erneuerer der Atomentheorie Dan. Sennert
(gest. 1637) zunächst von A. ausging, s. Lasswitz Vierteljahrsschr. f.
wissensch. Philos. III. S. 408 ff.
82) Sex. Math. III, 5 unmittelbar nach den eben angef. Worten: zql'zw
dl ozl udLccXsL7tzoL ZLVsg stg zb inzbg it- rjfimv ccnocpoocci ylvovzuL, nozl filv
nXsiovg, nozl dl iXdzzovg nqbg zr\v gvvegzt]y.vlccv izeqlozcc6iv. Vgl. 6. «o-
za(iov dt%r\v QEOVGr\g zrjg ovai'ag, aazs zctvzb llt] dvo zovg sXoc%iGzovg %q6~
vovg vnofievsLV iirjdl £nLde%E6d,ccL, nctfrunEQ üXsys xai AG-aXrjnLadrjg , dvo
snLdsL&Lg did zrjv o^vzrjza xr\g Qorjg.
83) Cels. I. Praef. p. 4. acceduntque Asclepiadis aemuli, qui omnia ista
Asklepiades von Prusa. 433
Ergänzung finden83b), zu den zwischen ihnen gelagerten Hohl-
räumen (tfo^ofc)84). Aus den Lungen werden, so lehrte er weiter,
jene eingeathineten Grundbestandtheile durch die Lungenarterie
ins Herz geführt und aus dem Herzen in die Arterien85). So
erklärte er denn auch den Athmungsprocess und den Puls aus
dieser Corpusculartheorie85b). In therapeutischer Hinsicht aber
stellte er für jeden Arzt den allgemeinen Satz auf, den Kranken
sicher, schnell und angenehm zu heilen86). Darin wich er ganz
entschieden von den Grundsätzen der empirischen Schule ab,
dass er den Gebrauch von Arzneimitteln sehr beschränkte, ja
wenigstens beim Fieber und bei den acuten Krankheiten gänz-
lich verwarf, weil sie fast alle den Magen angriffen und dem
Körper schlechten Nahrungsstoff zuführten87). Dagegen stellte
vana et supervacua esse proponunt: nihil enim concoqui, sed crudam ma-
teriam, sicut assumpta est, in corpus omne diduci. Vgl. Cael. Aur. A. M.
I, 14. p. 44. Gal. XV. 247. XIX. 373. 379.
83 b) S. A. 85. 85b.
84) Cael. Aurel. a. a. 0. p. 42. fieri etiam vias ex complexione corpuscu-
lorum intellectu sensas, magnitudine et schemate differentes, per quas succo-
rum ductus solito meatu percurrens si nullo fuerit ' impedimento retentus,
sanitas maneat, impeditus vero statione corpusculorum morbos efficiat.
85) Gal. VIII. 748. tovvccvtiov 'AGv.Xrptioc.dov do^avtog' oi'etai yccg b
ccvrjQ ovtog aal trjv nocQdiccv xai tccg dqvriQCug Staat sXXsaftai nXrjQOVfisvag
TCVBvnatog, slaqiovtog avtaig dia Xsittoy,8Q8iav , r\v ivtbg sccvrcov k'%ov6iv,
otav ds nlrjQcod'siGav stg tb i'fiTtQOG&sv ovnsti qst], tiataXs in siv avQ'ig slg
tr\v f-[i7tQ06d,sv vnttQ%ov6av savtatg xatccataaiv cpvGsi tbv %it(ovu. Vgl.
III. 466 ff. und A. 85 b.
85 b) Aet. p. 412 f. Diels (= Pseudo-Plut. Plac. IV, 22, 2). 'AG*Xr}7ti(xdr}g
tbv fisv nvsv\iova %iovr\g di%r\v 6 vviGty\Giv , altlav ds tr\g d.vanvor\g trjv iv
tco fttoQaya Xs7tto[is()snxv vTZOti&stat, TtQog r}v tbv ^ca&sv dsqcc qelv ts %a\
cpsosafrcci iru%V(i8Qrj bvtu, näXiv ds cc7to&8LGd,ai [iriytsti tov froogaHog ol'ov ts
bvtog [ir'jt' insiGds%SG&cLi [irjfr' vnoGtsysiv vnoXsLno^isvov ds tivog iv tat
ftiÖQaiLi XsntofiSQovg dsl ßau%Eog (ov ydg unav iwiQivstai), ngbg tovto ndXiv
tb sicco v7io[ievov (tr\vy ßaQvxr\ta tov intbg avtsitsi6cpEQE6ftai' tavta ds
tccig GLiivaig ansixccfei, tr\v ds xara nooctiosaiv dvanvorjv yivsG&ai cpr\ci
Gvvayo[isv(ov tav iv tco itvsvpovi Xsntotätcov noocov xai t&v ßQCiy%l<ov
6T8vov[iiv(av' tfj yccQ 7i[ist8Qa tavd-' vnayiovsi 7iQouiQ8G8i. Ueber seine
Pulstheorie s. Gal. III. 646. 713 f. 755. 767.
86) Cels. II, 4. p. 78. Asclepiades officium esse medici dicit, ut tuto, ut
celeriter , ut iucunde cur et.
87) Scrib. Larg. p. 3 Helmreich, at Asclepiades, maximus auctor me-
dicinae, negavit aegris danda medicamenta : quidam enim hoc mendacio etiam
pro argumento utuntur. poteram tarnen, si verum id esset, dicere: viderit
Asclepiades quid senser it; forsan non omnino in hanc partem animum in-
tendit . . . ille enim febricitantibus vitiisque praecipitibus correptis, quae
SußKMiHii, griecli. - alex. Litt. - Gesch. IL 28
434 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
er aber auch wieder die Behauptung auf, dass es mit dem Arzte
schlecht bestellt sei, der nicht gegen jedes einzelne Leiden zwei
oder drei erprobte Mittel in Bereitschaft habe88). An die Stelle
der Medicamente setzte er diaetetische Mittel, und er hat die hohe
Bedeutung der Diaetetik in einer Weise anerkannt wie Niemand
von seinen Vorgängern. Massigkeit im Essen89), Wassercuren,
besonders Kaltwassercuren90), Reibungen, über die er zuerst
ziemlich weitläufig gehandelt hat91), Weingenuss, beziehungs-
weise Enthaltung vom Weine92), passive Bewegung93), Bäder94),
o^ia ncc&T] Graeci dicunt, negavit medicamenta danda, quia cibo vinoque
apte interdum dato remediari tutius eos existimavit. Vgl. Cels. III, 4. p. 78.
Asclepiades medicamenta sustulit etc. V. praef. p. 160. horum (näml. medica-
mentorum) autem usum ex magna parte Asclepiades non sine causa sustulit;
et cum omnia fere medicamenta stomachum laedant malique succi sint, ad
ipsius victus rationem potius omnem curam suam transtulit. Plin. XXVI.
§. 17. Gal. XII. 410.
88) Scrib. Larg. p. 3 fährt fort: ceterum in libro qui nccQaayisvav , id
est praeparationum, inscribitur, contendit ultimae sortis esse medicum, qui non
ad singula quaeque vitia binas ternasve compositiones expertas et protinus
paratas habeat.
89) Plin. XXVI. §. 13. So verbot er bei der dlcons-nit Ueberfüllung
des Magens, Gal. XII. 410.
90) Cael. Aur. A. M. I, 14. p. 44. laudat etiam in salutaribus praeceptis
vitae varietatem atque vehementer utile dicit aquam bibere et frigida lavari,
quam ipv%Qo\ov6iav appellant et frigidam bibere.
91) Cels. II, 14. p. 58. de frictiorie vero adeo multa Asclepiades, tam-
quam inventor eius, posuit in eo volumine, quod communium auxiliorum in-
scripsit, uty cum trium tantum faceret mentionem, huius et aquae et gesta-
tionis, tarnen maximam partem in hac consumserit. A. hat nach dem
Zeugniss des Celsus sich ziemlich ausführlich darüber verbreitet, wann und
wo man sich solcher Reibungen bedienen solle; doch hat er Nichts er-
funden, was nicht schon Hippokrates angedeutet hätte. Er empfiehlt sie
besonders bei chronischen Krankheiten. Vgl. Cael. Aur. A. M. III, 17.
p. 245. defricatio autem adiutorium est chronicaepassionis, non acutae vel
celeris etc.
92) Plin. VII. §. 124. summa autem (näml. fama est) Asclepiadi Pru-
siensi . . . reperta ratione qua vinum aegris medetur etc. Vgl. Scrib. Larg.
a. a. 0. Plin. XXVI. §. 13.
93) Cels. II, 15. p. 60. Dieser ganze Abschnitt über die passiven Be-
wegungen stammt aus A. Sie sind nach seiner Meinung bei chronischen,
schon in der Abnahme begriffenen Krankheiten zu empfehlen. Er räth die
gestationes aber auch bei neu entstandenen heftigen Fiebern an, besonders
beim Brennfieber. Er kennt verschiedene Arten der gestatio: 1) die sanfteste
Art ist das Fahren zu Schiff, entweder im Hafen oder auf einem Fluss;
2) heftiger wirkt die Fahrt auf hoher See und das Tragen in einer Sänfte;
Asklepiades von Prusa. 435
das waren seine Mittel, um Krankheiten zu verhüten oder zu
beseitigen. Er erklärte sich ganz entschieden gegen den Miss-
brauch der Brechmittel aus Aerger über die Gewohnheit Derer,
welche durch tägliches Erbrechen die Fähigkeit viel zu essen zu
erwerben suchten95), ebenso im Anschluss an Erasistratos gegen
die von seinen Vorgängern häufig angewandten Purganzen96),
weil durch diese Mittel die Körpersäfte eine widernatürliche Be-
schaffenheit annähmen. Den Gebrauch von Kly stieren hat er
eingeschränkt97), den Aderlass dagegen ziemlich häufig ange-
wandt98), im Gebrauch von Schröpf köpfen ist er vorsichtig99).
Die ärztliche Wissenschaft verdankt ihm die Unterscheidung der
acuten und der chronischen Krankheiten. Die acuten sind nach
ihm mit Fieber verbunden , die chronischen fieberlos 10°). In
3) noch heftiger das Fahren auf einem Wagen. Ist keine von diesen Arten
in Anwendung zu bringen, so empfiehlt er die Bewegung in schwebenden
Betten. Vgl. darüber Plin. XXVI. §. 14.
94) Plin. XXVI. §. 16. Cels. II, 17. p. 62.
95) Cels. I, 3. p. 18. eiectwn esse ab Asclepiade vomitum in eo volumine,
quod de tuenda sanitate composuit, video: neque reprehendo, si offensus
eorum est consuetudine , qui quotidie eiciendo vorandi facultatem moliuntur.
Vgl. Plin. XXVI. §. 17.
96) Cels. a. a. 0. fährt fort: paulo etiam longius processit: idem pur-
gationes quoque eodem volumine expulit. et sunt eae pernieiosae, si nimis
valentibus medicamentis fiunt; sed haec tarnen submovenda esse non est per-
petuum etc. Gal. XI. 245. 324. XIV. 223. A. stimmt auch in der Be-
gründung mit Erasistratos, vgl. Gal. XI. 328.
97) Cels. II, 12. p. 56. Klystiere waren nach seiner Ansicht bei allen
Krankheiten ohne Fieber schädlich: Cael. Aur. A. M. II, 39. p. 174. So
verwirft er sie bei Pleuritis, A. M. II, 22. p. 131, und Peripneumonie,
II, 29. p. 144.
98) Jedoch nur bei solchen Krankheiten, die mit Schmerzen verbunden
waren, Cael. Aur. A. M. I, 14. p. 43. Demnach verwarf er ihn bei der
Phrenitis. Bei der Pleuritis wandte er ihn an; doch rieth er auf den
Unterschied der Klimate zu achten: er habe in Athen und in Rom Leute
gesehen, denen bei Pleuritis der Aderlass geschadet habe, während er
am Hellespont den Kranken zu empfehlen sei. Vgl. Cael. Aur. A. M.
II, 22. p. 131.
. 99) Er vermeidet die Schröpfköpfe beim Fieber und bei Vollsaftigkeit.
Cael. Aur. A. M. III, 8. p. 216. item ait cucurbitam utüem magis quam
phlebotomiam huic probari passioni (näml. dem Krampf), nisi febres pro-
hibuerint materiae detractionem vel in venis plurima fuerit plenitudo. Vgl.
III, 4. p. 193.'
100) Cael. Aur. M. Chr. III, 8. p. 469. Asclepiades autem alium celerem
dixit (hydropem) ut eum, qui repente constituitur, alium tardum ut eum, qui
tarda passionc vexat; et alium cum febribus, alium sine febribus.
28*
436 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
seiner speciellen Pathologie spielte die Verstopfung der Hohl-
räume eine wichtige Rolle. Bestimmte Krankheiten wie Phre-
nitis, Lethargie, Pleuritis und die heftigen Fieber leitete er aus
ihr ab101). Naturgemäss musste er mit der Säftetheorie der
Hippokratiker brechen: in den Säften waren für ihn nicht die
wirkenden, sondern nur die vorbereitenden Ursachen der Krank-
heit begründet102). Ebenso gab er die hippokrateische Ansicht
von den kritischen Tagen als irrig auf; er behauptete, dass der
Kranke an keinem Tage, weder an einem gleichen noch an einem
ungleichen, in grösserer Gefahr schwebe 103). Die Verschiedenheit der
Fieber, des eintägigen, drei- und viertägigen, machte er abhängig
von der Grösse der durch ihre Stockung krankheitserregend
wirkenden Grundkörper; beim eintägigen Fieber erfolgt dieselbe
durch grössere als bei den drei- und viertägigen104). Die äusseren
Zeichen der Fieber sind unnatürliche Hitze und Beschleunigung
des Pulses 105). In seiner speciellen Therapie treten seine diaeteti-
schen Grundsätze deutlich zu Tage. Bei den Wechselfiebern
wandte er drei Mittel an: Abführen, Erbrechen und Wein-
genuss106). Speise verabreichte er erst dann, wenn das Fieber
101) Cael. Aur. A. M. I, 14. p. 42. varias, inquit, fieri passiones loco-
rum aut viarum differentia et non omnes statione corpusculorum , sed certas,
hoc est phrenitim, lethargiam, pleuritim et febres vehementes etc. Sex. Math.
VIII, 220. 'j6KXrjiuccdrj 8s cpaivsxccv tag sv6xoc6Scog voy\x<äv oyvioov sv vorjxoig
ccQccimfiaotv.
102) Cael. Aur. A. M. I, 14. p. 44. et non esse activas neque operantes
causas aegritudinum in liquidis constitutas, quas synecticas vocant, sed esse
antecedentes , quas Graeci procatarcticas appellant. Vgl. Gal. XVIII8. 277.
103) Cael. Aur. a. a. 0. p. 42. et neque, inquit, esse in passionibus statos
dies, quos crisimos appellant. etenim non certo aut legitimo tempore aegri-
tudines solvuntur. Vgl. Cels. III, 4. p. 80. Die ganze Polemik gegen des
Hippokrates Lehre von den kritischen Tagen an dieser Stelle stammt aus
A.: Polemik gegen Hippokrates ist bei ihm nichts Seltenes, vgl. Gal. II. 47.
III. 468.
104) Cael. Aur. a. a. 0. p. 42. item typum quotidianum maiorum cor-
pusculorum statione fieri asseverat; cito enim, inquit, ea exantlari atque
impleri. tertianum vero minorum statione corpusculorum, item quartanum
minutissimorum. S. auch Gal. VII. 615. 'AöxXrjTuddng yovv ov \ibvov xo &sq-
jttdv, ccXX' ovd' aXXrjv tiva. xi&slg s'fi(pvxov dvvccfiiv , anctvxu tcvqexov ini
xigiv ifMpQdc&aiv oyyimv sv itogoig cceI gwCcxccgüui Xsyoov, sv psyiftsGi %ö-
qcov xfjv dicccpoQccv zi&sfisvog avxov %. x. X. Vgl. XIV. 698.
105) Cael. Aur. a. a. 0. febrium ponunt Signum fervorem plurimum atque
immutationem pulsus in vehementia, nisi exaliqua haec manifesta fuerint causa.
106) Cael. Aur. I, 14. p. 43. typicis vero clysterem et vomitum et vinum
Asklepiades von Prusa. 437
in Abnahme begriffen war107). Er bediente sich auch des Fiebers
als Heilmittel, weil er es für nothwendig hielt den Kranken in
den ersten Tagen der Krankheit zu schwächen108). So trieb er
es drei Tage lang, am vierten reichte er Nahrung109). Bei
heftigen Fiebern empfiehlt er auch passive Bewegung; da dies
aber ein Mittel sei, welches unter Umständen verhängnissvoll
werden könne, so räth er es nur dann anzuwenden, wenn keine
Rauhigkeit der Zunge, keine Geschwulst, keine Härte, kein
Schmerz in den Eingeweiden, im Kopf oder in den Praecordien
vorhanden ist110). Die täglichen Fieber erklärte er desshalb
für so gefährlich, weil sie andere Krankheiten im Gefolge haben,
wie Schwindsucht oder Wassersucht111). Bei dreitägigen Fiebern
Hess er am dritten Tage nach dem Anfall abführen, am fünften
erbrechen, am sechsten den Kranken sich im Bette halten112).
Seine Behandlung der Phrenitis113), Lethargie114), Pleuritis115),
Samothracium atque salsum bibendum, inquit, primo usque ad tres quartas
sextarii et superbibendam partem sextarii. item tempus dandi cibi ... ac-
cessionis declinatione dicit.
107) Cael. Aur. a. a. 0. Cels. III, 4. antiqui enim quam integerrimis
corporibus alimentum offerebant; Asclepiades inclinata quidem febre, sed
adhuc tarnen inhaerente.
108) Cels. III, 4. p. 78. febre vero ipsa praecipue se ad remedium eins
uti professus est. convelhndas enim vires aegri putavit luce, vigilia, siti
ingenti, sie ut ne os quidem primis diebus elui sineret; quo magis falluntur
qui per omnia iueundam eins diseiplinam esse coneipiunt. is enim ulteriori-
bus quidem diebus cubantis etiam luxuriae subscripsit; primis vero tortoris
vicem exhibuit.
109) Cels. a. a. 0. p. 79. Asclepiades, ubi aegrum triduo per omnia fati-
gaverat, quarto die eibo destinabat.
110) Cels. II, 15. p. 60.
111) Cael. Aur. A. M. II, 10. p. 98. item Asclepiades ait quotidianum
perseverantem non sine periculo esse atque multos ex eo in alium morbum
induci, hoc est corporis defluxionem aut hydropem venire etc. Er wusste
von Einem zu berichten, der in Folge eines viertägigen Fiebers in Wasser-
sucht verfiel, vgl. Cels. III, 21. p. 107. Asclepiades in eo, qui ex quartana
in hydropa deeiderat, se abstinentia bidui et frictione usum, tertio die, iam
et febre et aqua liberato, eibum et vinum dedisse memoriae prodidit.
112) Cels. III, 14. p. 95.
113) Seine Definition steht bei Cael. Aur. A. M. I, 1. p. 2. Asclepiades
primo libro de celeribus scribens passionibus phrenitis, inquit, est corpuscu-
lorum statio sive obtrusio in cerebri membranis frequenter sine consensu
cum alienatione et febribus. Er verwarf bei dieser Krankheit Verdunklung
der Zimmer, Aderlass, Klystiere, Abführungsmittel aus der Jriswurzel,
Essig mit Honig, ein Schleimabführungsmittel aus Senf und das Haar-
438 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
Wassersucht116), Halsbräune117) und verschiedener anderer Krank-
heiten verdient allen Beifall. Die Zahl der Arzneimittel, die
uus von ihm erhalten sind, ist gering118)-, Mittel wie Zimmt,
Bibergeil, weisser und langer Pfeffer, Weihrauch, Myrre, Soda-
schaum, Galbanum u. s. w. spielen in ihnen eine Rolle. Auf
dem Gebiet der Anatomie liegt seine Schwäche119); Chirurgie120)
und Gynaekologie m) hat er ebenfalls gepflegt1215). Seine schrift-
seheeren. Ist das Fieber heftig, so verabfolgt er sehr wenig Speise, sucht
aber durch Abwechslung den Appetit zu reizen (vgl. Cels. III, 6. p. 87)
Hält das Fieber am andern Tage an, so sucht er Verstopfung zu ver-
hindern und dem Körper Ruhe zu gewähren, und giebt Wasser zu trinken,
nicht mehr als zweimal am Tage bis zu einer oder zwei Heminen; das-
selbe Nachts. Am siebenten Tage verabfolgt er schon feste Speisen. Vgl.
Cael. Aur. A. M. I, 15. p. 45 ff.
114) Vgl. Cael. Aur. A. M. II, 9. p. 87. Cels. III, 21. G. sucht den
Kranken durch Niesemittel und durch übelriechende Mittel, wie Bibergeil,
Raute mit Essig, Flohkraut, Lorber, Wolle, Haare, Hirschhorn, Galba-
num , aus dem Schlaf zu erwecken. Das wirksamste Mittel ist Senf mit
Essig, den man dem Leidenden als Pflaster auf den Kopf legt oder in die
Hände giebt.
115) Cael. Aur. A. M. II, 22. p. 131.
116) Cael. Aur. M. Ch. IH, 8. p. 489.
117) Cael. Aur. A. M. III, 4. p. 193. Cels. IV, 7. Er empfiehlt Ader-
lass, Abführen, Umschläge, Gurgeln, Bestreichen mit Hysop, Origanum,
Wermuth, Ochsengalle u. s. w., auch Schröpfköpfe. Ferner nahm er Ader-
lass vor an der Stirn oder an den Augenwinkeln oder an den Gefässen
unter der Zunge oder am Arm. Hat sich die Krankheit verschlimmert,
so kann man in den Gaumen oberhalb des Zäpfchens Einschnitte machen.
Die schon von Hippokrates herrührende Xagvyyoxofiia billigte er ebenfalls.
118) Vgl. Cels. VI, 7, 3. p. 241, wo ein zusammengesetztes Mittel gegen
alle Fälle von Ohrenleiden von ihm angeführt wird. Scrib. Larg. 75. p. 32
hat uns eine ccQtrjQLccnrj von ihm erhalten. Gegen Entzündungen der Gebär-
mutter steht ein qpa^axov 'jGnXrjTtLccdsiov bei Gal. XII. 973. Die sonstigen
von Galen, aufgeführten Arzneimittel aber sind von dem jüngeren A. mit
dem Beinamen ^a^axtW. Möglich dagegen erscheint es, dass der XIII.
102. 179 citirte 'AöyiXrjniccSrjg 6 cpiXocpvöinög mit dem Bithyner identisch ist.
119) Gal. III. 467. cell' co oocpmxaxs nccvxcov ccvdgäv 'JaHXrjnLccdri, xcc
pev aXXcc gov xtöv Xöycav ccfiaqxrj^axoc (layigoxegag ovxcog s^EXeyxsa&ca eqyov
6%oXr\q' . . . yivecig d' ccvxtov tnaxigcp, xm [tzv ix Qa&viiLccg xrjg nsql xccg
ävccxofidg, xm S\ g£ äyvoiccg Xoyixrjg ftscogiag. dvaxo^fjg filv yccQ k'fntsigog
sI'tcsq fioftcc, xux' ccv rjfiÜv syivcoansg tag ov ncc%si (idvov, ccXXa xal nXrj&ei
xal noLoxTixi %ix<qvwv uQxriqCa cpXsßbg ÖLoccptQSL. Vgl. III. 473.
120) Tertull. de an. 25, s. C. 24. A. 111.
121) Soran. de morb. mul. p. 210. 241. 32. 169. 257 Dietz.
121b) „Seine Definition des männlichen Samens (Anecd. Ven. b. Diels
Asklepiades von Prusa. 439
stellerische Thätigkeit war eine überaus fruchtbare. Nicht weniger
als 17 Schriften werden von ihm citirt: tcsqI -o.^ecov Tta&äi-v
(celeresvel acutae passiones) in mindestens 3 Büchern122), de tuenda
sanitate123) , de communibus auxüiis12i), IIccQcctixevai125), mehrere
Bücher sdlutaria ad Geminium12*) , de clysteribus121), de periodicis
febribus126) , hsqI aXwjtsxiccg129), de lue130), de hydrope131), negl
Doxogr. S. 233) enthält nichts Bemerkenswerthes. Seine Ansichten über
den Ursprung männlicher oder weiblicher Sprösslinge, die Zeit der Aus-
bildung des Embryo und die Ursache der Zwillings- und Drillingsgeburten
lernen wir aus Pseudo-Galen. Hist. phil. 111. p. 641 Diels und Aet. Plac.
433 a, 12 ff. 421a, 28 ff. Diels (= Pseudo-Plut. V, 21, 2. 10, 2) kennen, die
über den Einfluss des heissen Klimas auf das frühe und des kühlen auf
das spätere Altern aus Aet. ebend. 443 a, 16 ff. (= Pseudo-Plut. V, 30, 6)",
(Susemihl).
122) Cael. Aur. A. M. I, 15. p. 45. phreniticos (Äsclepiades) curans
primo libro celerum vel acutarum passionum expugnat eos, qui contraria
posuerunt adhibenda. secundo quomodo declinanda vel avertenda sit phrenitis
docet. tertio quomodo curanda, cum facta fuerit. Er hat also im 1. B. die
abweichenden Ansichten seiner Vorgänger widerlegt, im 2. die prophy-
laktischen Mittel zur Verhütung einer Krankheit angegeben, im 3. seine
eigene Behandlungsweise dargelegt. Aus dieser Schrift stammen die meisten
Citate bei Cael. Aur. Diejenigen Aerzte, die seiner Polemik in dieser Schrift
aasgesetzt waren, sind Hippokrates, Erasistratos , Herophilos, die Ansichten
anderer billigte er, so die des Kleophantos, Euenor, Herodikos. Vgl. Cael.
Aur. M. Ch. III, 8. p. 485.
123) Cels. I, 3, 18. In dieser Schrift hat er seine diaetetischen Grund-
sätze auseinandergesetzt.
124) Cels. II, 14, s. A. 91. Er handelte danach hier über die Heilung
der Kranken durch Wasser (Bäder), Abreibungen und passive Bewegung.
Celsus, der den A. umfänglich benutzt hat (vgl. IV, 9. p. 132), scheint in
den Capiteln 14, 16, 17 von ihm abhängig zu sein. Vgl. Cael. Aur. A. M.
I, 15. p. 68. M. Ch. II, 13. p. 417.
126) Scrib. Larg. p. 3, s. A. 88. Diese Schrift war gegen Erasistratos
gerichtet, s. Cael. Aur. M. Chr. II, 13. p. 416.
126) Cael. Aur. M. Ch. II, 7. p. 386. etenim recentem atque novam
(aquam) curans libris, quos ad Geminium scripsit, salutarium, vinum pro-
hibendum tradidit (beim Katarrh).
127) Cael. Aur. M. Ch. II, 13. p. 415. item Äsclepiades (war der Meinung,
dass bei Blatfluss Aderlass anzuwenden sei) libro, quo de clysteribus scripsit.
128) Cael. Aur. M. Ch. II, 10. p. 96.
129) Gal. XIV. 410 ff. nagi xa>v vn 'AGY.Xr]nicc8ov ysyQafifjLSvcov sv zq>
nsgl älco7CE7iias ßißlicp x. t. X. Dies längere Citat stammt aus Soran,,
vgl. 414 ff.
130) Cael. Aur. M. Ch. II, 39. p. 176.
131) Cael. Aur. M. Chr. III, 8. p. 478, vgl. p. 489.
440 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
ol'vov doßscog in mindestens 2 Büchern132), negl 6toi %SLG)vn3),
mehrere Bücher definüioneslu), %eqI trjg ävcc7tvorjg nal tcov
6<pvyiiG)vm)y Ttegi eXxgov1*6) , endlich Commentare zu
den Aphorismen137) und zu der Schrift %a%> I^x^eiov des
Hippokrates138).
Apollonios von Kition, wie schon bemerkt, Schüler des
Zopyros, den er in Alexandreia hörte139), lebte um 50 v. Chr.
Er ist nicht zu verwechseln mit dem weiter unten zu besprechenden
Apollonios Mys140). Erhalten ist uns von ihm eine Art Com-
132) Sex. Math. VII, 91. xovxm de reo Xoytp dvvdfisi xcm 6 'AauXrjnidörjg
£VQi6xstca v,axa%B%Q7i^>ivog sv reo 7t(ji6t(p xcöv nsQL otvov doascog, £v%ev inl
a>xQocg ttccl [isXavog LGxaxai' „iiiyevxoov yccQ xovxcovil cprjalv „ddvvaxei dict-
yivco6yisiv r\ al'o&rjGig sl'xs ev laxi xai LitXovv XQcopoc xo v7coKSi(i£vov sixs
xai p?". Vgl. Cael. Aur. M. Ch. II, 39. p. 144. Die beiden Asklepiades-
citate bei Plin., der ihn im Schriftstellerverzeichniss zu B. 7, 11, 14, 15, 20 — 27
nennt, in B. 23. §. 38 und 61 stammen aus dieser Schrift. Sie muss ihrer
Zeit berühmt gewesen sein; denn Plin. XXIII. §. 32 sagt, dass sich un-
zählige Andere späterhin über dies Werk verbreitet haben. Vgl. Bruns
a. a. 0. (s. A. 67). M. Well mann Sextius Niger, Herrn. XXIV. S. 534. 568.
Die über Weine handelnden Abschnitte bei Plin. (XXIII. §. 3 ff.) und
Dioskurides (V, 1 ff.) stammen aus Sextius Niger, der als Schüler des A.
dessen massgebende Schrift reichlich benutzt hat.
133) Gal. I. 487. XVHb. 162.
134) Cael. Aur. A. M. I, 1. p. 8. II, 13. p. 111 u. öfter.
135) Gal. VIII. 758. In dieser Schrift stand seine Definition vom
Puls: uvxbg fiev ytxQ 6 'AöHXrjiziddrig xbv [isv 6q>vyfibv slvai avaxoXrjv xat
dLaoxolrjv uaQdiag xs xca ccQxrjQiäv. Gal. VIII. 757. Seine Schüler fügten
zu dieser Definition noch hinzu: ov% dncc£, dXXcc noXXd'Kig yiyvo\iivr\v xara
\Liuv slonvorjv. Weitere Zusätze machte Moschio*n mit dem Beinamen
6 dioqQ'oixris (weil er die Lehren seines Meisters verbesserte), Gal. a. a. 0.
136) Cass. problem. XXX.
137) Cael. Aur. A. M. III, 1. p. 181.
138) Erot. 116, 11. Gal. XVIII*. 660. 666. 715. 805. Nach Gal. XVIIIb. 631
hat er nicht wie Zeuxis und Herakleides zu allen Schriften des Hippo-
krates Commentare geschrieben, sondern nur zu den schwerverständlichen:
xizxccQsg öe sioiv avxäv, ovo [ilv stg ccnavxa ßißXia *l7inoY.Qdxovg ygdcpovxzg
vnofivriiiccza, ovx stg ndvxa ds BaY,%tiog xal 'AatXr}7iiddrig («U' slg^ dv6-
XoyLGxcc.
139) S. A. 65.
140) Vgl. Rosenbaum zu Sprengel Gesch. d. M. I4. S. 547. A. 15.
Drei Gründe sprechen, wie dieser ausführt, gegen die Identität: 1) geht
aus seinem Commentar hervor, dass er kein Herophileer war, da er diese
Schule wiederholt bekämpft, z. B. den Bakcheios p. 4, 10, den Hegetor
p. 4, 34; 2) war A. von Kition nach seiner eignen Aussage (s. A. 65. 139)
Schüler des Zopyros, A. Mys dagegen nach der des Strabon XIV. 645
Apollonios von Kition. Chrysermos. 441
mentar zu Hippokrates ksqI ccQfi-Qav1*1), der zuerst von
Erotianos angeführt wird142) und, wie schon bemerkt 142b), einem
Ptolemaeos ßaöiXsvg gewidmet ist, vielleicht dem Bruder des
Ptolemaeos Auletes. Ferner schrieb er 18 Bücher ngog %a zov
TccQavttvov, also eine Gegenschrift gegen des Herakleides
Auslegungen der hippokrateischen Schriften und 3 Bücher XQog
Bccx%slovU3). Ueber seine Thätigkeit als Arzt erfahren wir
wenig; er verwarf den Aderlass bei Milzsüchtigen144), handelte
in seinen curationes über Epilepsie145) und hat sich um die
Chirurgie Verdienste erworben U5b).
Chrysermos war Herophileer146) und Lehrer des Hera-
kleides von Erythrae 147), vermuthlich auch des Apollonios Mys,
gehört also, da Herakleides zur Zeit des Strabon lebte148), der
Mitte des ersten Jahrhunderts an. Wir wissen, dass er den
Puls mit fast gänzlichem Ausschluss des Herzens als eine durch
die animalische Lebenskraft hervorgebrachte Erweiterung und
Verengerung der Arterien ansah149). Sonst erfahren wir wenig
von ihm150). Ungefähr in dieselbe Zeit gehört ferner
(s. A. 148) Mitschüler des Herakleides von Erythrae, also doch wohl Schüler
des Chrysermos; 3) während Strab. a. a. 0. dem Herophileer den Bei-
namen Mys giebt, nennt er in demselben Buche (683) den A. von Kition
ohne jeden Zusatz und Hinweis auf die Identität.
141) Herausgegeben von Dietz Schol. in Hippocr. Vol. I, Königs-
berg 1834. 8. Kuhn, Leipzig 1838. 8.
142) Erot. 53, 1. 6 ds Kixisvg 'AnoXlcoviog iv xä izeql aqd'Qcov aiyficcxo-
sidrj h%v.oitr\v <^näml. afißqv).
142b) S. A. 10°.
143) Erot. 32, 1 ff. 'JnoXXtoviov xe xov KixiEoog o-KxcoHccids'x.cc ngog xa xov
TaqavxCvov (HqwkXeiöov) , xqia nqbg BciY.%£iov diayqäipavxog . . . vgl. 81, 9.
Klein Erot. XXIX.
144) Cael. Aur. M. Ch. III, 4. p. 451. apud veteres autem medicos plura
atque dissonans et turbulenta curationis ordinatio invenitur. alii enim
phlebotomiam recusarunt in lienosis ut Apollonius Oitiensis, alii probaverunt.
145) Cael. Aur. M. Ch. 1,4. p. 323. ex conscriptione curationum Apol-
lonii Oitiensis secundo libro de epiltpticis etc. Alex. v. Tralles I. 559. 561
Puschmann.
145 b) Er ist einer der Apollonii duo, die Cels. VII praef. (s. C. 24.
A. 283) unter den hervorragenden alexandrini sehen Chirurgen nennt.
146) Sep. Pyrr. I, 84. XQVGEQ^iog dh b 'HQoepiXsLog el uoxe tce71eqi ngoor}-
VEynaxo, nccgdianeog e%ivövvevev.
147) Gal. VIII. 743.
148) Strab. XIV. 645. xat xatF rjficcg 'ilQccKXELdrjg, 'HgocpiXsiog iaxqög,
av6%oXctoxr)g 'JnoXXcoviov xov Mvog (e^ 'Eqv&qöjv tjv).
149) Gal. VIII. 741. ocpvy(iog scxl didoxccoig xcel avaxoXrj ccQxrjQiäv,
442 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
Lysimachos aus Kos151) mit dem unterscheidenden Bei-
namen 6 Tl7t7toxQccTei,oglb2). Er verfasste eine Schrift, in der
er die hippokrateischen Ausdrücke erklärte, und schrieb
3 Bücher gegen den Herophileer Kydias aus Mylasa153) und
3 gegen den Epikureer Demetrios, die sich Beide, wie hin-
sichtlich des Letzteren schon oben153b) bemerkt ist, ebenfalls mit
der Erklärung des hippokrateischen Wortschatzes abgegeben
hatten154).
Apollonios Mys war Herophileer und allem Anscheine
nach Schüler des Chrysermos155) und wirkte zur Zeit Strabons156)
lange in Alexandreia157). Gemäss seiner Schulstellung schrieb
71CCVXO&SV XOV %IT(OVOQ ETtCtV IGT aflSV OV Y.O.I TCCCliV ttg SCCVZOV OVVXQ8%OVXOg
vno ipv%infig *°^ £eoTm% dvvafisoog, naqsno^svr] di.cc navxbg iv xcp vyiaivsiv
Kai voüblv , nobg ccl'od"r}6iv \r\nxr\.
150) Plin. XXII. §. 71, der ihn auch im Quellenverz. z. diesem B.
nennt, erwähnt von ihm, dass er die im Wein abgekochte Wurzel des
Asphodill gegen Anschwellung der Ohrdrüsen und gegen Kröpfe gegeben
habe. Einen pastillus Chrysermi führt Gal. XIII. 243 an.
151) Erot. . 32 , 4 ff. nqög xs xovxoig Avai(idxov xov Kmov Kai ßißXiov
svog SKTtovrjoavxog ngayfiaxslav (isxa xov xa xqCa (tev yqatpai nobg Kvdiav
xov 'Hoocpileiov, xqCa 8s nqbg 4rnirjXQiov. Dieser Demetrios war nämlich
der Epikureer, s. C. 32. A. 136—142, bes. A. 142, der, wie ebendort A. 140 f.
gezeigt wurde, etwa ein Zeitgenosse des Epikureers Zenon war.
152) Schol. Nie. AI. 376. Av6i[ia%og 8' b 'irtnoKQdxsiog k. x. X. Auch
bei Cael. Aurel. A. M. III, 17. M. Ch. I, 3 wird demnach Lysimachus für
Sälimachus , Süimachus, der dort ebenfalls Hippocratis seetator heisst, her-
zustellen sein.
153) Diesen Herophileer kennen wir nur aus Erotian., der ihn noch
an einer zweiten Stelle 79, 15 citirt. Er war hiernach älter als Lysimachos
und schrieb Commentare zu Hippokrates.
153 b) C. 32. S. 261 mit A. 142.
164) S. A. 161. In der Erklärung von nU%m8sg schloss er sich an
Bakcheios an, Erot. 58, 8. Das Umgekehrte ist zeitlich unmöglich, s. Erot.
125, 2. Aus dieser Schrift stammt auch die th Oriente Etymologie von
doQvnviov , s. Schol. Nie. a. a. 0. Die Polemik gegen Demetrios Erot. 81, 4
rührt wahrscheinlich von. ihm her, s. Klein Erot. S. XXX. Derjenige L.
aber, welcher das Kraut Lysimachia nach Plin. XXY. §. 72 entdeckte, war
der Feldherr des Alexandros, der spätere König von Thrakien. Plinius
nennt jedoch Lysimachos unter den Quellenschriftstellern des 28. Buches,
woraus folgt, dass L. von Kos auch über Arzneimittel von Pflanzen ge-
handelt hat.
155) S. A. 140. 148 und Cels. V. praef. p. 160. M. Wellmann Zur
Gesch. der Med. im Alterth., Herrn. XXIII. S. 565.
156) S. A. 148.
157) Gal. XII. 510. iyco (isv ovv ov icdvv xi nvittioapai xf\g xov KiHEoog
Lysimachos. Apollonios Mys. Dioskurides Phakas. 443
er tcsqI tijg 'HgoyClov augsöecog in mindestens 29 Büchern158),
ferner handelte er vornehmlich über Arzneimittellehre unter dem
Titel itegl evTtOQLGxcov cpccQiLccxcov, d. h. über die aus dem
Stegreif zu bereitenden Arzneien159), und verfasste eine Schrift
über Salben (jrsol [ivqcov)160). Seine Verdienste auf chirurgi-
schem GetÄet rühmt Celsus160b).
Dioskurides mit dem Beinamen Oaxäg „der Warzige"
aus Alexandreia 161) lebte zur Zeit des Antonius und hinterliess
im ganzen 24 Bücher ärztlicher Schriften162). Ausdrücklich bezeugt
von ihm ist ein Glossar zu den hippokrateischen WerKen
in 7 Büchern, in denen er des Bakcheios so wie anderer Vor-
gänger Auslegungen hippokrateischer Wörter bekämpfte 163). Ver-
dvväfismg, efobg dt xov 'AnoXXmviov iv 'AXet-ccvSosfa diaxoiipavxcc %q6v(q
noXXco xfxptxfVat dia (locuQocg i[i7tsiQiccg xr)v 8vva\Liv ccvxov k. x. X. Aus dem
Vorhergehenden folgt nämlich, dass von dem Apollonios, der nsql svno-
Qicxoov cpctQfiixHcov geschrieben hat, die Rede ist. Vgl. auch C. 25. A. 62.
158) Gal. VIII. 746. dXXä yocQ ei' xig ßovXoixo -aal nsql xovxtov r] ccvxbg
yvavoLi xcc XsXsyfteva xoig avdoctaiv r] (isxccaxgscpsiv slg vito^vr^axa^ xov
[iev 'Eqv&qcu'ov xo sßdofiov dvayvcoxco neol xrjg *HoocpCXov aigtoscog, xov
'AnoXXcoviov de xb sUoaxbv svvaxov k. x. X. C. Aur. A. M. II, 13. p. 110.
item Apollonius qui appellatus est Mys volumine vicesimo octavo, quod de
secta Herophili conscripsit etc. Sor. de morb. mul. p. 211. A. 6 Mvg iv
xco 7tQ(6xcp yiocl xqCxcq xrig aioeoscog.
159) Gal. XI. 795. I8iu ös (nsgiy sv7Coq£gx<qv ßorj&rjtidxcov , d>g 'AnoX-
Xatvtog, r] xcäv kccxcc xörcovg, a>g Mavxtccg. Vgl. Cels. V. praef. Pallad. Comm.
in VI. epid. Hipp. Vol. II. p. 98 Dietz. Gal. XIV. 143. 146. XII. 475.
509. 510. 514. 620. 523. 626. 528. 612. 614. 633. 646. 651. 658. 686. 814.
821. 1000 u. öfter. Dies Werk ist besonders von Archigenes benutzt.
Einige Bruchstücke stehen auch in Cr am er An. Par. I. 305. Von seiner
ärztlichen Thätigkeit wissen wir sonst wenig; in der Definition des Pulses
schloss er sich den Herophileern an, vgl. Gal. VIII. 744.
160) Ath. XV. 688 e ff.
160 b) Cels. VII. praef. „Ein abergläubisches Mittel von ihm gegen
Zahnschmerz giebt Plin. XXVIII. §. 7 an: vi interempti dente gingivas in
dolore scariphari Apollonius efficacissimum scripsit, vgl. Ind. XXVIII. Apol-
lonio qui et My , auch C. 25. A. 189". (Susemihl).
161) Gal. XIX. 105.
162) Suid. dio6HOQLdrjg 'Ava&oßEvg (dies beruht auf einer Verwechse-
lung mit dem jüngeren, berühmten D.) Iccxyog, 6 iniY.XriQ'slg <Panccg ölcc
xovg ini xfjg oipscog qpccxovg. avvfjv de KXtonäxQU siti 'Avxcoviov neu ys-
younxca ccvxco ßtßXCa v.8' xä. nüvxa. iaxqiY.ee nsQLßorjxcc. (Ein dritter, gleich-
falls jüngerer D. war der zu Anfang des 2. Jahrh. n. Chr. lebende Heraus-
geber und Glossator des Hippokrates).
163) Erot. 31, 16: xcu JtOGY.ovqC8ov xov $axa tcccoi xovxoig dvTSinovxog
444 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
rnuthlich ist er der von Caesar erwähnte Dioskurides, welcher
beim Vater der Kleopatra viel gegolten hatte und als Gesandter
in Rom gewesen war164).
Herakleides von Erythrae war als Schüler des Chryser-
mos165) Herophileer und lebte zur Zeit Strabons165b). Er verfasste
Commentare mindestens zu dem 3. und 6. Buche der hippo-
krateischen Epidemien*166) und schrieb wie Apollonios Mys
tvsqI trjs 'HgoyClov ccigeöeag in mindestens 7 Büchern167).
In diese Zeit gehört auch
Sostratos 168), ein bedeutender alexandrinischer Wund-
arzt169), und Geburtshelfer170). Wir wissen von ihm, dass er
die unter den Bauchdecken vorkommenden Fisteln für unheilbar
erklärt171), ferner drei verschiedene Ursachen für den Nabelbruch
angegeben172) und sich um die Verbesserung von verschiedenen
Verbandarten verdient gemacht hat173). Ausserdem gab er sich
mit naturwissenschaftlichen Studien ab. Zwei Schriften werden
di' STtzci ßißXtcov. Vgl. 132, 3. An der letzteren Stelle scheint er gegen
Bakcheios zu polemisiren. Gal. XIX. 105. Klein Erot. S. XXVII.
164) Caes. B. C. III, 109.
165) Gal. VIII. 743 ff.: o ys firv 'Eov&QocLog 'HocciiXsidrjg ivdo£6xaxog
xwv fia&riTav avxov (näml. xov Xqvgsq[jlov) ysvopevog, ov nccvv cpaivsxai
7iQOOiE[isvog xov didccaKccXov xov oqov (näml. xov 6cpvy(iov).
165 b) S. A. 148.
166) Gal. XVII a. 608. Er und Herakleides von Tarent hatten den
Nachweis erbracht, dass die Charaktere zu dem 3. Buch der Epidemien
von Mnemon (s. C. 24. A. 213) beigefügt seien. Gal. XVII a. 793. tlg xb
ekxov xäv inidrjiiicov vcp' l Lmto%oüxovg avyysyguiifiivmv iXviirjvccvxo noXXol
xcov i^rjyrjxcöv aXXoi äXXiog . . . iv olg hccl Zsvl-ig iaxiv <(%ca^ 6 Tccoavxivog
Y.CLI 6 'Eov&Qcxiog 'HoaHXsLdng *. r. X. Vgl. C. 24. A. 300. Gal. XVII b. 288,
wo 'HoanXELdov für ^Hgcc-aXiog zu lesen ist.
167) Gal. VIII. 746, s. A. 158. In dieser Schrift hat er sich eingehend
mit der Definition des Pulses beschäftigt. Vgl. Gal. VIII. 746.
168) Cels. VII. praef. p. 262: deinde, posteaquam diducta (näml. chirurgia)
ab dliis habere professores suos coepit, in Aegypto quoque increvit, Philoxeno
maxime auctore, qui pluribus voluminibus hanc partem diligentissime com-
prehendü. Gorgias quoque et Sostratus et Heron et Apollonii duo et Am-
monius Alexandrinus multique dlii celebres viri singuli quaedam repererunt.
169) Cels. a. a. 0.
170) Sor. de morb. mul. p. 95 (wo Zcoaxgccxog für Zaaxgog zu lesen
ist). 118 Dietz. Aus der letzteren Stelle folgt, dass er den Steinschnitt
kannte.
171) Cels. VII, 4, 3.
172) Cels. VII, 14.
173) Gal. XVIII». 823. 824.
Herakleides v. Eryth. Sostratos. Ammonios. Philoxenos. 445
von ihm auf diesem Gebiete citirt: tcsqI 5©oi/174) und tcsqi
ßArjtcjv rj daxsTcov115). Ueber die Zeit des
Ammonios von Alexandreia176) ist nichts Genaueres über-
liefert. Celsus177) kennt ihn als hervorragenden Chirurgen und
nennt ihn zusammen mit Aerzten der letzten Hälfte des ersten
vorchristlichen Jahrhunderts. Demnach lebte er spätestens unter
Augustus. Er führte den Beinamen At,&ot6[iog, weil er ein
Instrument erfunden hatte, mit dem der in der Blase befindliche
Stein, wenn er grösser als der Blasenhals war, zerbrochen
werden konnte178). Ein jüngerer Zeitgenosse von ihm scheint
Philoxenos zu sein. Er war in Alexandreia179) als Arzt
thätig und machte sich besonders um die Chirurgie verdient,
über die er in mehreren Büchern in sorgfältiger Weise ge-
schrieben hat180), wirkte aber auch als Geburtshelfer181), und
Galenos erwähnt von diesem Claudios Philoxenos182) neben
einer Reihe anderer Medicamente183) auch zwei Augenmittel184).
174) Schol. Apoll. Rhod. I, 1265. Iv xij xsxccqxtj, dagegen Ath. VII. 303 b.
sv 8svxsq(o und 312 e. sczl 8s 8vo zccvxcc ßißXicc. Schol. Nie. Ther. 665 ksqI
cpvGsoog £(6a>v. Titel eines Theils ist tcsqI ccqtixcov Schol. Theoer. I, 115.
175) Schol. Nie. Ther. 760. 764. Der Titel scheint nach dem Vorbild
des Theophrastos gewählt zu sein, vgl. Ath. VII. 314 b. Hier war, wie
schon C. 24. A. 45 gesagt ist, der Iologe Apollodoros die massgebende
Quelle, s. Gal. XIV. 184. Auch den Nikandros aber hat S. in dieser Schrift,
wie bereits C. 10. A. 125 bemerkt wurde, benutzt, war also jünger als
Nikandros, ja erheblich jünger, etwa ein Zeitgenosse der Kleopatra, deren
Tod er in dieser Schrift erwähnte, Ael. N. A. IX, 11. 61. Warum er andrer-
seits auch nicht füglich später angesetzt werden kann, erhellt aus C. 25.
A. 96 (doch s. Bd. I. S. 907). Wie ferner ebendort und C. 24. A. 45. 50
schon dargelegt ist, haben ans dieser seiner Schrift Aelian., theils unmittel-
bar und theils (s. C. 25. A. 96) durch Vermittlung des Alexandros von Myndos,
und der betreffende Commentator des Nikandros geschöpft. Vgl. C. 17. A. 133.
176) Cels. VII. praef., s. A. 168. 177) Cels. a. a. O.
178) Cels. VII, 26. p. 311. Ein Blutstillungsmittel von diesem Ammonius
Chirurgus führt Ael. N. A. IV, 2. 51 an. Vgl. auch Paul. Aeg. VII, 16.
179) Cels. VII. praef., s. A. 168. 180) Cels. a. a. 0.
181) Sor. a. a. 0. p. 136: xcc (isv ovv ccvsXhcoxcc KKQKivmpaxa v.Qvnxa
covoficcaccv ot nXsiGxoi xmv aq%oiioiv' b 8s <PiXo£svog CSi'cog KQvnxbv covopecos
■HCCQXLVCOflCC xb sv (i^xqoc 7} xoig svxsqoig yivofisvov.
182) So pflegt er ihn zu nennen, denn dass er keinen Anderen meint,
folgt aus der Bezeichnung XII. 683. <&iXo£>tvov %siQovqyov. Ph. war also
ein Freigelassener der gens Claudia.
183) XII. 683 (gegen Ungeziefer). XIII. 539. 645. 738. 742. 819. Vgl.
Paul. Aeg. VII, 11 u. oft.
184) XII. 731. 735.
446 Vierunddreissigstes Capitel. Die späteren Aerzte.
An der Spitze der zu Strabons Zeiten zwischen Laodikeia
und Karura gestifteten Schule der Herophileer stand
Zeuxis der Jüngere185), von dem wir imr so viel wissen,
dass er der Vorgänger des
Alexandros Philalethes gewesen ist, der in mindestens
5 Büchern die Meinungen (ra ccqsökovtcc) der Aerzte zusammen-
stellte186) und 7Csql rwv yvvaixavcav in mindestens 2 Büchern187)
schrieb. Mit ihm gelangen wir sicher schon in die römische
Kaiserzeit. Seine Zöglinge, um diese hier noch zu nennen, waren
Demosthenes Philalethes188), der Verfasser einer Special-
schrift %£q\ öq)vy^iC3V in 3 Büchern189), und
Aristoxenos190), von dem uns der Titel einer Schrift tceqI
'HgoopClov aiQsöe&g in mindestens 7 Büchern überliefert ist191).
Von der Schule der Erasistrateer in Smyrna erfahren wir
wenig; vielleicht gehören ihr in dieser Zeit zwei Aerzte an:
Charidemos192) und Mikkion193).
185) Strab. XII. 580, s. A. 14.
186) Gal. XII. 726. val Xiyei (näml. 'AXi^avdqog) tivag XoyiC[iovg in'
ecvzoig, mg ol'sxcci, nt&avovg sv xm s' xmv aosG'xovxmv x. x. X. In dieser
Schrift behandelte er die Pulslehre eingehend, indem er die Ansichten
älterer Aerzte und Philosophen, des Diokles, Herophilos, Erasistratos,
Aristoteles, Diogenes, der Stoiker, anführte und widerlegte, und gab selbst
zwei Definitionen. Vgl. VIII. 725. Diels Doxogr. S. 185 f. Ausdrücklich
bezeugt ist von ihm, dass er dem Herophilos nicht in allen Stücken bei-
stimmte, 758. Seine Definition der Lethargie steht bei Cael. Aur. A. M.
II, 1. p. 74.
187) Sor. a. a. 0. 240. 6 xccXovfisvog yvvaiv.uog qovg ticcxoc fisv xovg
uQ%ct.iovg, mg 'AXs^ccvdoog b <&iXctXrid"r}s iv xm itqmxm Xsysi xmv yvvamslmv,
saxl 7cXsLOvog cci'ficixog yoqcc dta (irjXQag fiexä naqs-nxccosrng %qovov. Vgl. 212.
188) Gal. VIII. 726 f. diu xsopccXccimv ds xayoo nsql ccvxmv i'ocog bXiyov
v6T8qov oXmg £qcOj tcqoxsquv ys naQayQccipag xovg xov Jrjfioöd'ivovg ooovg,
mGccvxmg xm didccOKccXm <PiXccXr]d-ovg S7tLY.Xr}&svxog, ov -aal xa xola nsql
6(pvy[icov toxi Gvyyoci[i[LCixcc, nccoa itoXXoig svdoHi{iovvxcc. In seiner Pals-
definition schloss er sich an seinen Lehrer an, Gal. a. a. 0.
189) Gal. a. a. 0.
190) Gal. VIII. 746. ticcXXlov dl i'acog (irjdl xovxo naqaXnnlv , mg ccvxog
6 AqLato^ivog, 'AXs^uvdqov xov $>iXaXr\Q,ovg yeyovmg [icc&rjxrjg, i^sXsy^ag xs
xovg xmv 7tQS6ßvxsqmv iccvxov Ttccvxocg oqovg, mg oi'sxca, xdXXioxoc d' t'xsiv
ünmv xovds x. x. X. Seine Definition des Pulses steht p. 734.
191) Gal. VIII. 746, s. A. 158.
192) Ein Arzt Charidemos wird einmal von Cael. Aur. A. M. III, 5.
p. 227 citirt und dabei als sectator Erasistrati bezeichnet. Danach be-
schränkte er die Behauptung des Artemidoros aus Side, dass die Wasser-
Zeuxis d. J. Alex. u. Demosth. Philal. Aristox. Charidemos. 447
Unsicher ist auch die Zeit zweier anderer Aerzte, des Lykos
von Neapolis und des Artemidoros aus Side. Der erstere
gehört zu den Commentatoren des Hippokrates194) und verfasste
ein 'E^rjyrjtiTcbv rov tcsqI totccov tcov nar äv&Q(D7tovld5).
Artemidoros war Erasistrateer196) und schrieb über die Wasser-
scheu197).
scheu keine Krankheit sei, auf einzelne Fälle. Diese Meinungsverschieden-
heit der beiden Aerzte kann nur dann verstanden werden, wenn die
Wasserscheu nach längerer Unterbrechung plötzlich wieder häufig auf-
getreten ist. Das trifft für diese Krankheit allerdings zu. Wir erfahren
von Plut. Quaest. symp. VIII, 9, 1. 731 A. B (nach Athenodoros), dass sie
zur Zeit des Asklepiades, wenn auch nicht zuerst aufgetreten, so doch
wieder allgemein verbreitet gewesen ist. Mithin lebten Artemidoros und
Charidemos entweder zu dieser Zeit oder später. Vgl. A. 197. Dass der
Letztere nach Smyrna gehört, folgt mit grosser Wahrscheinlichkeit aus
einer smyrnaeischen Inschrift (Kaibel Ep. Gr. ex lapid. conlecta, Berlin
1878. No. 305), in der die umfangreiche litterarische Thätigkeit eines
'EQfLoysvrjg XccQtdrjfiov verherrlicht wird. Denn dieser Hermogenes wird
von Gal. XI. 432 als eifriger Anhänger des Erasistratos gelobt, und sein
Vater Charidemos wird also wohl der von Cael. Aur. genannte sein.
193) Ueber Mikkion vgl. M. Well mann Herrn. XXIII. S. 562. A. 3. Er
ist der Verfasser einer Schrift nsqi qi£ozo(likgov. Vgl. Plin. XX. §. 258.
Schol. Nie. Ther. 617. Mixtcov ös Iv tg> nsql qi£oto[uk<6v xat Kqatevccg
xqlo, elvai cpaaiv sl'drj (näml. der Wolfsmilch). Das häufige Vorkommen
seines Namens auf einer smyrnaeischen Inschrift spricht für seine Herkunft
aus Smyrna, s. Boeckh C. I. Gr. II. No. 3140. Plinius nennt ihn auch
Ind. XX— XXVII.
194) Erot. 47, 15 ff. 'Enwlijs ds hccI Avnog 6 NsaTtoXLtrjg tcc sv t<j5
nvsvfiovL nai zfj xQa%siu aQtrjQLa $q6y%ia cpccalv ovtco ncdeLß&ai. ßsltiov
de sativ ccQrrjQLag ccaovelv , mg BctK%sZog slnsv. Möglich, dass Lykos älter
als Epikles ist.
196) Erot. 86, 8. Vgl. Littre Oeuvres d'Hippocrate I. S. 96. Plinius
nennt ihn im Schriftstellerverzeichniss zu den Büchern XX— XXVH; citirt
wird er von ihm nur einmal XX. §. 220, wo er die Melde gegen Kantha-
riden empfiehlt, ebenso gegen Furunkeln, Haut Verhärtungen, Rose und
Podagra. Vgl. Schol. B 11. Z, 265. Schol. Apoll. Rh. IV, 1455. v. Wila-
mowitz Index schol. Gott. Sommer 1884.
196) Cael. Aur. A. M. II, 31. p. 146 (s. A. 192). III, 4. p. 224. 6. p. 227.
Gal. XIX. 83. XII. 828. Ebenfalls aus Pamphylien, nämlich aus Perge,
stammte ein anderer Arzt dieses Namens, der zu den Genossen des Verres
gehörte, s. Cic. in Verr. III, 11, 28. 21, 54. 28, 69 f. 49, 117. 60, 138.
197) Cael. Aur. A. M. II, 31. p. 146. cognitio igitur sive intellegentia
eius passionis ab Artemidoro Sidensi Erasistrati seetatore tradita est hoc
modo: cardiaca, inquit, passio est tumor seeundum cor. Diese Definition
hatten die Asklepiadeer aufgenommen. Die Wasserscheu hat nach ihm
ihren Sitz im Magen, Cael. Aur. a. a. 0. III. p. 224.
448 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Fünfunddreissigstes Capitel.
Beredsamkeit und Rhetorik1).
Aus den Stilübungen der athenischen Rhetorenschulen vom
Ende des vierten bis in die Mitte des dritten Jahrhunderts ist
ohne Zweifel nicht bloss eine später2) zu besprechende Reihe
von Briefen unter dem Namen berühmter Männer, sondern nicht
minder auch von Reden, welche dem Demosthenes und
Anderen untergeschoben wurden3), hervorgegangen. Zum Theil
1) Blass Die griechische Beredsamkeit in dem Zeitraum von Alexander
bis auf Augustus, Berlin 1865. 8.
2) C. 37.
3) Von den unter dem Namen des Demosthenes erhaltenen Reden
zählt Schäfer Demosth. III1. Beil. S. 82 — 129, gestützt auf die Vorarbeiten
Anderer und auf eigne Untersuchung', folgende hieher: 1) die 29. gegen
Aphobos für Phanos (s. Westermann Qu. Dem. III, Leipzig 1834. S. 11 ff.
und die weitere bei Schäfer S. 82 angef. Litt.); 2) die 13. kbqI gvvtu&(os,
die zuerst F. A. Wolf Pioleg. in D. or. Lept. S. LXXIV. A. 51 in dieser
Weise dem D. absprach, worauf Boeckh Staatsh. I.2 S. 93 (I.3 S. 83) A. a
und mit näherer Begründung Westermann a. a. 0. S. 165. A. 370 und
Andere (s. Schäfer S. 89) diesem Urtheil beitraten; 3) die 10. (= 4. philipp.)
welche schon von Valckenaer, F. A. Wolf a. a. 0. S. LX, Boeckh (s.
Schäfer S. 101) ebenso beurtheilt wurde; 4) die 11. (Gegenrede auf das
Schreiben des Philippos; vgl. C. 37. A. 50. 61) nach dem Vorgang von
Taylor u. A. (s. Schäfer S. 104 f.); 6) und 6) die 25. und 26., d. h. die
beiden, von zwei verschiedenen Verfassern ohne Beziehung auf einander
verfertigten Reden gegen Aristogeiton , von denen die erstere weitaus die
bessere ist, und welche schon von Dionys. v. Hai. (Dem. 57) für unächt
erklärt wurden, vgl. Westermann a. a. 0. S. 94 ff. u. A. (s. Schäfer
S. 114. A. 1). Die Aechtheit der 29. ist indessen besonders von Blass
Att. Bereds. IIP. S. 205 ff. sehr nachdrücklich vertheidigt; die 10. und 13.
ist dieser a. a. 0. S. 354 gleich Schäfer S. 94 geneigt demselben Ver-
fasser oder vielmehr Compilator zuzuschreiben, den er aber S. 337—346.
352 — 356 nicht für einen eigentlichen Fälscher ansieht, sondern für einen
der Zeit des Demosthenes noch sehr nahe stehenden Nachahmer desselben,
der wahrscheinlich sogar noch ächte Stücke aus dessen Papieren in der
ursprünglichen Fassung in seine Redaction der 10. Rede mit aufgenommen
und so mit eignen Zuthaten hier ein Nachbild einer philippischen Rede
zusammengesetzt habe. Dass dagegen Nitsche ebendiesem Rhetor auch
den 2. u. 3. Brief zuzuschreiben geneigt ist, darüber s. C. 37. A. 48 z. E.
Wie es nun aber auch mit diesem Allen stehen mag, jedenfalls ist Schäfers
Urtheil in Bezug auf die drei anderen Reden richtig; über den verhältniss-
mässig späten Ursprung der 11. s. Blass a. a. 0. S. 346—348; vergeblich
hat R. Braun De duabus adversus Aristogitonem orationibus, quas Demo-
Aeltere Zeit. Gefälschte Reden: Pseudo-Demosthenes. 449
waltete dabei wohl auch die betrügliche Absicht sie vortheilhaft
an die alexandrinische oder eine andere grosse Staatsbibliothek
sthenes scripsisse fertur, Greifs wald 1873. 8. (Doctordiss.) von den beiden
Reden gegen Aristogeiton zum Wenigsten die erste als eine wirkliche
Gerichtsrede aus der Zeit des Demosthenes zu retten gesucht, noch ver-
geblicher trotz alles aufgewandten Scharfsinns Weil Etudes sur De'mo-
sthene II. De l'authenticite du premier discours contre Aristogiton, Rev. de
philol. VI. 1882. S. 1 — 21. Les plaidoyers politiques de Demosthene, II. Serie,
Paris 1886 sich bemüht sogar ihre Aechtheit aufrecht zu erhalten: ihn
haben I. H. Lipsius Ueber die Unächtheit der ersten Rede gegen Aristo-
geiton, Leipz. Stud. VI. 1883. S. 317—331 und Rieh. Wagner De priore
quae Demosthenis fertur adversns Aristogitonem oratione, Hirschberg 1883. 8.
(Rostocker Doctordiss.), der sie für ein Erzeugniss asianischer Beredsamkeit
aus der Zeit zwischen 320 und 250 hält, gründlich widerlegt; unbedeutend
ist dagegen H. Stier De scriptore prioris adversus Aristogitonem orationis,
quae Demosthenis esse fertur, Halle 1884. 8. (Doctordiss.): Stier eignet
sich den von Wagner wohl mit Recht verworfenen Gedanken von Blass
a. a. 0. S. 360—364 an, dass doch auch hier ein alter, vielleicht demo-
sthenischer Kern anzunehmen sein möge. Unter den verlornen Reden kann
die gegen Kritias wegen Privatforderungen an ein confiscirtes Vermögen
eine solche Rhetorenfälschung, kann aber auch eine wirklich gehaltene
Rede von einem anderen Verfasser aus derselben oder aus wenig späterer
Zeit sein, s. Harpokr. 'EvS7tiGyirj(ificc. bgxi ds ncci Xoyog xtg tm.yQctcp6(i8vog
„Jrjfxoad'svovg ngog Kqixiav nsol xov BVBniGHiqfifiaxog , ov KaXXifiaxog
(Fr. 100 d, 23) (18V {xvayocccpBi ag yvrjGiov, diovvGiog ds 6 *AXiKCCQvccGGBvg
ag ip£vÖB7tLyQcc(pov. „Da ferner Demosthenes ja wirklich die Leichenrede auf
die bei Chaeroneia Gefallenen gehalten hatte, liegt insofern auch bei dem
'Emrdcpiog (LX), dessen Unächtheit schon im Alterthum erkannt war, eine
Fälschung vor", wie Blass a. a. 0. S. 356—358 bemerkt, „wenn auch des
Demosthenes Person niemals hervortritt". Vgl. bes. Westermann Qu.
Dem. II (Leipzig 1831). S. 49—70. Eine Uebersetzung mit Einleitung und
Commentar giebt H. Lentz Der Epitaphios pseudepigraphus des Demosth.,
Wolfenbüttel 1880. 1881. II. 4., welcher diese Rede günstiger beurtheilt,
als sonst zu geschehen pflegt. Dem Aeschines war eine delische Rede
untergeschoben, von der Photios Cod. 61. 20 a 9 ff., dem sie offenbar nicht
mehr vorlag, berichtet, Caecilius habe sie (was denn freilich ein arger
Missgriff gewesen wäre) einem anderen gleichnamigen und gleichzeitigen
Athener (etwa, meint Blass a. a. 0. III, 2. S. 159 f. A. 4, dem Aeschines
von Eleusis, dem man eine Techne beilegte? s. Apollon. V. Aeschin. p. 266,
34 ff. West. La. Di. II, 64) zugeschrieben: <psQ8xca ccvxov ytal aXXog Xoyog,
b Jr\Xiav.6g v6[iog(?)' ov% ly%oivBi 8\ ccvxov b KaiTtiXiog, uXX' Al6%lvr]v
aXlov avyxQOvov tovds 'A&qvcciov xov nuzBocc slvui xov Xoyov cpriaCv. Pseudo-
Plut. X. or. 840 E. 6 yeco iniyocccp6{ievog Jr)Xiccn6g ov% t'axiv Ai6%Cvov.
dniSeix^rj {ilv yao ini xr\v v.ot6iv xi\v nsoi xov lsqov xov iv drjXa) övgxcc-
ftsiGotv Gwr'iyooog, ov [ir}v sine xov Xoyov. £%BiQoxovrftri yeco ^TizBQBidrjg ccvx'
ccvxov, ag cpr\Gi drjiioG&£vr)g, s. Sauppe 0. A. II. S. 285 f. Schäfer a. a. 0. II8.
Suskmihl, grieeb. alox. Litt.-Gesch. n. 29
450 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
zu verkaufen3b). Rhetorische Lehrbücher in der alten, vor-
aristotelischen Weise, aber natürlich mit Berücksichtigung der
Fortschritte, welche diese ältere Theorie durch Isokrates gemacht
hatte, wurden zur Zeit des Alexandros und zum Theil vielleicht
noch ein wenig später namentlich, wie es scheint, von Isokrateern
geschrieben und sind passender noch in der Litteraturgeschichte
der attischen Periode mit zu behandeln. Sicher erst aus der
S. 370 f. (II1. S. 346 ff.). Vgl. Apoll, a. a. 0. p. 268, 64. 6 yccg JrjXLcc%6g
vo&og iittL Philostr. V. S. I, 18, 4 (der die Rede wegen ihrer Mangel-
haftigkeit, <pav\(OQ ovrcoff, dem Aeschines abspricht). Max. Planud. Rh. Gr.
V. 482 f. W. Sauppe a. a. 0. S. 309. Blass a. a. 0. Zahlreich waren die
auf den Namen des Isokrates verfertigten Reden, wenn auch ein Theil
der ihm mit Unrecht beigelegten seinem gleichnamigen Schüler aus Apollonia
angehört haben und so bei dieser Beilegung eine blosse Verwechselung
gewaltet haben mag, s. Zosim. V. Isoer. p. 258, 128 ff. u. dazu Blass
a. a. 0. II. S. 95 f., vgl. Sauppe a. a. 0. S. 226 f. B. Keil Analecta Isoer.
S. 101 ff. In Bezug auf Demades s. C. 33. A. 316b. Unter dem Namen
des Deinarchos lief eine Rede vnsQ xov (iij indovrai "Aquctlov 'Alti-ccvdQcp
um, die von Dionys. de Din. 11 p. 660 mit den Praedicaten rjM&iov ncci
Gocpi6tiY.6v gekennzeichnet wird; vielleicht war sie identisch mit der, welche
von Dionys. Dem. 57 unter dem des Demos thenes erwähnt ist, vgl.
Blass a. a. 0. III, 1. S. 53 f. III, 2. S. 270. Für das älteste Machwerk aus
dieser Zeit auf dem Gebiet der Gerichtsrede ist Scholl Herrn. III. S. 281
(vgl. C. 33. A. 316b) geneigt die Anklagerede gegen einen attischen
Strategen, der nach dem Seesieg die Todten zu bestatten unterlassen
hatte, anzusehen, von der ein Bruchstück auf einem ägyptischen, jetzt in
Paris befindlichen Papyros sich erhalten hat, s. Egg er Observations sur
un fragment oratoire en langue grecque conserve sur un papyrus pro-
venant d'Egypte, Rev. archeol. N. F. VI. 1862 (II). S. 139—152. Dass es
auch angebliche Reden des Perikles gab, sieht man aus der Notiz, die
Cic. Brut. 7, 27 (s. Ellendt z. d. St.) nach dem von ihm benutzten Redner-
katalog (8. d. Nachtr. z. C. 19 Ende hinter diesem 2. Bde.) giebt, Fericlem,
cuius scripta quaedam feruntur. Qnintil. III, 1, 12 widerspricht diesem
Zweifel, schwankt dagegen XII, 2, 22, vgl. XII, 10, 49. Ob sich aber unter
den Reden, die fälschlich für Werke des Isaeos, Hypereides, Lykurgos
galten, auch solche Rhetorenfabricate befanden, steht dahin; sicher ist es
von den uns unter dem Namen des Lysias noch erhaltenen und ehemals
umlaufenden verloren gegangenen, aber hier wie bei Antiphon und Ando-
kides ist es mindestens streitig, ob nicht schon ein voralexandrinischer
Ursprung anzunehmen ist, und das Nähere bleibt daher besser der Litteratur-
geschichte der attischen Zeiten vorbehalten.
3b) Schäfer a. a. 0. III1. Beil. S. 113: „Damals" (näml. zur Zeit des
Philadelphos und Euergetes I) „wurden von Athen aus theils ältere Privat-
reden, von verschiedener Hand verfasst, theils neu verfertigte Werke auf
den Büchermarkt geliefert. Zu der letzteren Gattung gehören die Reden
29, 13, 10, 11 (25, 26)".
Rhetorik. Pseudo-Antiphon. Pseudo-Aristoteles. 451
Alexandrinerzeit und nicht aus der frühsten aber stammte die
unten zu besprechende Rhetorik, welche sich für ein Werk des
Isokrates, wahrscheinlich auch die, welche sich für ein Werk des
Antiphon von Rhamnus ausgab und mindestens 3 Bücher
umfasste4"). Vermuthlich im dritten Jahrhundert aber ist die-
jenige entstanden, welche uns unter dem Namen des
Aristoteles und unter dem Titel Rhetorik an Alexandros
vermöge eines voraufgeschickten, noch später gefälschten Wid-
mungsbriefes an den grossen Makedonenkönig überliefert ist5),
4) Fr. 76 (74) Blass b. Bekk. Anecd. 79, 1. xqixco qjixoqiktis x£%vr\g.
Fr. 77 (75) ebendas. 110, 33. xqixco. Fr. 75 (73) ebend. 78, 6. sv devxeqcp
7zbqI xrjg xi%vr\g §i\xoQi-Aiig. Poll. VI. §. 143 (= Fr. 76 [78]). änccQccoyisvcccxov
ds iv xaig QrjxoQinciig xiyyaig' dov.ov6v d' ov yvr\6iai. Vgl. Spengel Art.
script. S. 115—118, dessen Gegenbemerkungen aber nicht genügen. Freilich
ist es schwer bei der Dürftigkeit der Bruchstücke (aus Galen., Longin.,
Poll., Amnion, u. dem Antiatticisten bei Bekk. a. a. 0. 0.) sich ein Urtheil
zu bilden, indessen bemerkt Blass Att. Bereds. I2. S. 115. A. 2, dass die
Art, wie Fr. 74 (72) b. Ammon. p. 127 Valck. (iv xij x£%vr}) ür](ieia und
xs Hfir] gut unterschieden werden, mit dem Sprachgebrauch des Rhamnusiers
in den praktischen Reden (z. B. V, 61) und den Tetralogien (z. B. III, z/, 2)
nicht im Einklang steht. Aus Fr. 73 (71) bei Longin. Rh. Gr. I. p. 318, 9 ff .
Sp. (iv xatg Q7]xoQLKaig xe%vccig) lässt sich allerdings nur vermuthen, nicht
aber streng beweisen, dass hier, was für einen verhältnissmässig späten
Ursprung entscheidend sein würde (s. A. 20), die (ivr](irj als ein besonderes
Capitel abgehandelt war. Nach Fr. 78 (76) b. Galen. XIX. 66 gab der Ver-
fasser auch Regeln für die Neubildung von Wörtern. Der grosse Umfang
dieser Schrift steht in Widerspruch mit der Dürftigkeit der rhetorischen
Theorie, wie sie sich bis zur Zeit des Antiphon entwickelt hatte; das
könnte freilich durch Aufnahme von Uebungsbeispielen ausgeglichen sein,
aber selbst unter Voraussetzung der Aechtheit ist doch Spengels Hypo-
these, es möchten die Tetralogien in dem Lehrbuch gestanden haben, nur
eine solche, wie Blass a. a. 0. S. 615 bemerkt, die sich zwar nicht wider-
legen, aber auch nicht begründen lässt.
5) Und zwar in einem sehr verderbten Zustande. Die drei besten (von
Bekk er noch nicht benutzten Handschriften CFM (Paris. 2039. Laur. LX, 18.
Monac. 75), alle erst aus dem 15. Jahrh., bilden die Hauptgrundlage der
von Spengel in seiner Ausg. Anaximenis ars rhetorica, Leipzig 1847. 8.
hergestellten Textrecension und der Revision in den Rhet. Gr. I. (Leipzig
1853). S. XI— XIII. 169—242. Nächst den hier benutzten kritischen Bei-
trägen von Sauppe Epist. crit. ad G. Herrn. S. 149—154, Finckh De
auctore rhetoricae quae dicitur ad Alexandrum, Heilbronn 1849. 4. und
Halm Ad Anaximenis artem rhetoricam, Philologus I. 1846. S. 576—581
sind seitdem noch mehrere neue veröffentlicht: Usener Quaestiones Anaxi-
meneae, Göttingen 1856. 8. FunkhänelZu Anaxim. ars rhet., Philologus
XV. 1860. S. 620—625. Sauppe Zu Anaxim. Rhet., ebendas. S. 626—637.
29*
452 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
ursprünglich aber vielmehr dem Anaximenes von Lampsakos
untergeschoben war, als dessen ächte Arbeit sie auch heute noch
C. L. Kayser Beiträge zur Kritik des Antiphon, Andokides und Anaximenes,
Rhein. Mus. XVI. 1861. S. 62—81. — Nicht zu billigen ist die Annahme
von Rose De Aristo! libr. ord. (Berlin 1854). S. 100. Aristot. pseudep.
S. 136 und Zeller Ph. d. Gr. II3, 2. S. 78. A. 2, dass der Verfasser des
Widmungsschreibens trotz der grossen Stilverschiedenheit und des durch-
aus von der Darstellung dieses Briefes abweichenden Zweckes der Schrift
(s. Spengel Ausg. S. 93, vgl. Stahr Aristotelia IL S. 227—234) kein
anderer als der der letzteren selber sei. S. dagegen Ipfelkofer Die
Rhetorik des Anaximenes unter den Werken des Aristoteles, Würzburg
1889. 8. S. 19—27. Darin freilich kann Zeller a. a. 0. S. 76. A. 2 mög-
licherweise Recht haben, wenn er es für wahrscheinlich erklärt, dass in
den beiden, älteren, auf Hermippos zurückgehenden Verzeichnissen aristo-
telischer Schriften (vgl. C. 19. A. 11. C. 32. A. 328) unter dem Titel 79 b.
La. Di., 73 b. An. (Hesych.) x(%vri oder texvrjg ä ebendiese Schrift zu ver-
stehen sei, die dann freilich schon vor Ende des 3. Jahrh. (s. C. 19. A. 16)
dem Aristoteles (wenn auch von Anderen dem Anaximenes) beigelegt sein
müsste. Indessen ist doch auch dies höchst unsicher, und die frühste Er-
wähnung sei es des Briefes sei es der Schrift unter dem Namen des
Aristoteles ist die bei Ath. XL 508a, vgl. Heitz in der Forts, v. Otfr.
Müllers Gesch. d. gr. Litt. II, 2. (Stuttgart 1884). S. 286. A. 1, welcher
meint, es sei schwer zu entscheiden, ob hier für die Definition des vöfiog
auf jenen (1420a 25 ff.) oder auf diese (2. 3. 1422a 2 ff. 1424a 9 ff.) ver-
wiesen wird; da indessen diese doch wohl erst durch jenen unter die
Werke des Aristoteles kam, wenn dies auch nicht gerade gewiss ist, so ist
es auch gleichgültig, was von Beidem man annehmen will, oder vielmehr
das Citat geht in Wahrheit vermuthlich aaf alle drei Stellen; die Haupt-
sache ist, dass sonach der Brief damals doch wohl schon voraufgeschickt war.
Sonst wird diese Rhetorik unter dem Namen des Aristoteles (s. A. 6) nur
noch erwähnt von Syrian. in Hermog. Rh. Gr. IV. p. 60 ff. Walz (ohne den-
selben b. David oder vielmehr Elias in Categ. Seh. in Aristot. 25 b 18 u. Simpl.
ebendas. 25a42, behauptet Heitz a. a. 0., aber cet Qr\xoQiyuu xixvui be-
zeichnet trotz des Plurals doch vielleicht nur die ächte Rhetorik). Die
Begründung dafür, dass dieser nicht der Verfasser sei, ist Spengel Art.
scr. S. 181 — 191. Die 'PtjtoQi'Krj ngog 'AXs^avÖQov, ein Werk des Anaximenes,
Zeitschr. f. d. Alterth. 1840. No. 144. 145. Sp. 1258 — 1267. Anaximenes,
ebendas. 1847. No. 2. Sp. 9 — 14 so vollständig gelungen, dass er schliesslich
auch den hartnäckigsten Gegner Lersch Sprach philos. IL S. 280 ff. Die
rPr]roQLY.rj ngog 'Me^ccvöqov, ein Werk des Aristoteles, Rhein. Mus. N. F. I.
1842. S. 176—192 bei dessen Rec. seiner Ausg. Zeitschr. f. d. Alterth. 1846.
No. 115 — 118. Sp. 919 — 940 in so weit überzeugte. Und wenn auf der anderen
Seite Rose a. a. 0. S. 100 ff. und Campe Ueber die vermeinte Rhetorik
des Anaximenes, Philologus IX. 1854. S. 106—128. 279—310 einen sehr
späten, nachalexandrinischen Ursprung behaupteten, so hat dies Spengel
Die Rhetorica (des Anaximenes) ad Alexandrum kein Machwerk der
spätesten Zeit, Philologus XVIII. 1862. S. 604—646 glänzend widerlegt.
Rhetorik. Pseudo- Aristoteles (Pseudo- Anaximenes). 453
fast allgemein6), aber mit Unrecht, angesehen wird7). Ohne
Zweifel ist sie vor Hermagoras entstanden, ja vielleicht schon
6) Nach dem Vorgang von Vettori in der Praef. seiner Bearbeitung
der aristot. Rhet. und von Spengel a. a. 0. 0., den zunächst Finckh
a. a. 0. unterstützte, ßlass Att. Bereds. II. S. 354, ohne den Widerspruch
eines Mannes wie Zeller a. a. 0. S. 78. A. 2 auch nur zu erwähnen, be-
handelt die Frage einfach als eine erledigte, ebenso Volkmann2 S. 2.
S. 19 mit A. 1 (doch s. A. 9). Erst Heitz a. a. 0. S. 286 f. hat, wie Maass
Deutsche L.-Z. 1884. Sp. 1336 mit Recht sagt, aufs Neue den Muth gehabt
„diesem verjährten Vorurtheil" seine Bedenken entgegenzustellen (vgl.
Susemihl .Tahresber. XLII. S. lf.), leider aber dabei einen Punkt ange-
griffen, in welchem Spengel allem Anschein nach vollkommen im Rechte
ist. Die^Schrift beginnt nämlich in den Codices so (2. 1421b7ff. = 1.
p. 5, 4 ff., Speng.): xqicc yevi\ xäv tcoXixiy.(qv (s. über diesen Ausdruck A. 148)
etat Xoycov, xb fiev drjiirjyoQLKov, xb d' snidsiKTinov, tb de dinaviKOv. ei'dr]
ÖS XOVXOJV £7tXCC, 7lQOXQS1ZXl%6v, CC7tOXQ£7tXln6v , iyKOOflLaaXl'KOV , ifJEKXlKOV,
%ccxr]yoQi,K6v, ccnoXoyrixiiibv neu e^exaoxiytov, r} ccvxö y,cc&' ccvxb rj Koog clXXo.
xu fiev ovv ei'drj xav Xiyoov xooccvxoc ccqi&[ioj eaxw, %Qrjo6ii£&cc de aixoig ev
xs xaig noivatg dr\priyoQicag xai xaig neol xa avpßoXaia diytaioXoyiaig yictl
ev xaig Idiaig bpiXicug, Syrian. a. a. 0. dagegen berichtet: UgioxoxeXrjg de
dvo yevv qprjciv eivcu xav tiqXixi%(qv Xoycov, dinavinov xe xai drjfirjyoQi-Kov;
ei'dr} de eitxd, nQoxQenxiTiov . . . e£exaaxiy.6v xa (iev ovv V| x. x. X., und es
ist in der That unmöglich, dass die letztere Gestaltung aus der ersteren
entstanden wäre, sondern umgekehrt erstere ist aus der letzteren nach der
aristotelischen Rhetorik, freilich sonach nicht schon von dem Fälscher des
Briefes, sondern erst nach Syrianos, zurechtgemacht; nun aber gehören
(was noch Spengel und Ipfelkofer S. 36 nicht erkannt haben) zu der
nämlichen Interpolation auch noch die letzten der obigen Worte: xcc (iev
ovv — bfiiXictig. Andrerseits setzt auch Heitz die Entstehung dieses Lehr-
buchs noch zu früh an, nämlich noch zur Zeit des Aristoteles. In Bezug
auf andere Ansichten über Zeit und Verfasser s. Ipfelkofer S. 4 ff. 8 f.
7) Die Sache beruht darauf, dass der Verfasser ausser den gewöhnlich
unterschiedenen sechs Atten des Redens, wie schon die eben angef. Stelle
lehrt, noch eine siebente, das eldog e^,exa6xiHov, annimmt, und dass von
Anaximenes in dessen Te%vr\ ein Gleiches berichtet wird von Quintil. III,
4, 9. Anaximenes iudicialem et contionalem generalis partes (= yevr\) esse
voluit, septem autem species: hortandi, dehortandi, laudandi, vituperandi, ac-
cusandi, defendendi, exquirendi, quod e^exaaiv dicit (freilich mit dem nicht
dazu passenden Zusatz: quarum duae primae deliberativi, duae sequentes
demonstrative, tres ultimae iudicidlis generis sunt pwtes). Nach Herstellung
der Anfangsworte auf Grund der Angabe des Syrian. kann kein Zweifel
bleiben, dass hier die uns erhaltne sogenannte Rhetorik an Alexandros
gemeint ist. „Daraus folgt aber in Wahrheit zunächst Nichts weiter, als
dass dieselbe zur Zeit des Quintilianus und schon des Dionysios von Hali-
karnassos, der Ep. ad Amm. I, 2. p. 722 R. (s. A. 93«) auch Antiphon,
Isokrates und Anaximenes als Verfasser rhetorischer Lehrbücher zu be-
zeichnen scheint, und de Isaeo 19. p. 626 R. ausdrücklich von dem Letzt-
454 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
vor Zopyros7b), denn sie folgt in so fern noch ganz der alten
Weise, als sich noch nicht die geringste Spur von den soge-
genannten sagt: nal xi%vccg i^svrjvoxsv , für ein Werk des Anaximenes galt;
ob aber mit Recht, das ist eben erst nach Inhalt und Form zu prüfen, um
so mehr, da es, wie gesagt, auch unter dem Namen des Isokrates (um von
Antiphon hier zu schweigen) damals eine Ts%vr] gab, die sich als eine
sogar erst nach Hermagoras entstandene Fälschung erweisen lässt, s. A. 93 h".
(Thiele). Zunächst nun beweist es Nichts, dass hier in der voraristotelischen
Weise nur zwei yevr} mit Ausschluss der dritten, von Aristoteles hinzu-
gefügten „epideiktischen" Gattung anerkannt werden, und dass das jüngste
erwähnte Datum (9. 1429b 18 ff. = 8. 32, 4 ff. Sp.) die ßesiegung der
Karthager durch Timoleon i. J. 341 ist. Denn wenn der Verfasser sein
Werk dem Anaximenes unterschieben wollte, konnte er ja natürlich nicht
anders verfahren; natürlich setzt dies voraus, dass er selbst zu Denen ge-
hörte, welche auch später noch die stclöel-ktl-koI Xoyoi nicht mit zu den
noXixwoC rechneten; dieser Voraussetzung steht aber auch nicht das Mindeste
im Wege, vielmehr der ganze Inhalt der Schrift stimmt zu ihr. Anaximenes
selbst war nun aber, wie es scheint, vorwiegend oder ausschliesslich auf
dem Gebiet der Beredsamkeit epideiktischer Redner, und es wäre daher
auffallend, wenn er in der Theorie diese Gattung ganz übergangen und für
sie keine Regeln gehabt haben sollte. Bei der bekannten lebhaften Feind-
schaft sodann zwischen ihm und den Isokrateern ist es nicht übermässig
wahrscheinlich, dass er sich so sehr an den Archidamos des Isokrates und
den pseudo isokrateischen , aber doch von einem Schüler des Isokrates ge-
schriebenen Demonikos angelehnt haben könnte, wie der Verfasser es mehr-
fach thut (s. Blass a. a. 0. S. 365. A. 3), wenn auch ein Aristoteles trotz
seiner Gegnerschaft gegen jenen Rhetor doch bekanntlich unparteiisch
genug war, um ihn stark auszunutzen. Wenn auch nicht mit Sicherheit
ferner, so doch mit Wahrscheinlichkeit (s. Spengel Praef. S. XII) ist 38.
1445b 16 f. = 37. 85, lOf. ein Anklang an Demosth. de cor. 265 anzunehmen,
also die Entstehung des Buchs schon hiernach mindestens später als 330
zu setzen, Anaximenes scheint aber schon um 400 oder noch ein wenig
früher geboren zu sein, so dass e*»dasselbe also höchstens in seinen letzten
Lebensjahren verfasst haben könnte. Ferner fragt es sich sehr, ob nicht
au der Behauptung von Dionys. v. Hai. C. V. 2. p. 8 R. de vi Demosth. 48.
p. 1101 R. (und nach ihm Quintil. I, 4, 18), Theodektes und Aristoteles
hätten nur drei grammatische Redetheile, ovofia, gr^ict und 6vvdsG[iog, ge-
kannt und erst die ältesten Stoiker (ot rrjg Zzminfjs ccLQEOscog riysfiovsg) das
ccq&qov hinzugefügt, zum Allerwenigsten so viel richtig ist, dass der Aus-
druck ccq&qov im Sinne von Artikel, wie er hier 26. 1435 a 34 ff. bllff.
= 25. 51, 6 ff. 23 ff., und noch dazu als ein schon ganz geläufiger, erscheint
(s. Vahlen Beitrr. z. Aristot. Poet. III. S. 234. 309 f.), erst aus nach-
aristotelischer Zeit stammt. Dies Bedenken ist von Usener a. a. O. S. 39 f.
nicht beseitigt. Denn mag nun Aristoteles selbst im 20. Cap. der Poet, zu
jenen drei Redetheilen auch das ccq&qov gesellt haben oder dies (s. hiezu
jetzt auch Margaliouth Analecta orientalia ad Poeticam Aristoteleam,
London 1887. S. 66 — 68. Döring Arch. f. Gesch. der Philos. III. 1890.
Rhetorik. Pseudo-Aristoteles (Pseudo-Anaximenes). 455
Bannten ötdöscg in ihr findet, aber sie zeigt doch auf der anderen
Seite schon gewisse Einflüsse der aristotelischen Philosophie
S. 363 — 369) erst eine spätere Interpolation sein, so viel ist gewiss, dass
uq&qov hier nicht „Artikel" bedeutet, sondern Aristoteles Artikel und Pro-
nomen mit zum Nomen rechnete (s. Vahlen a. a. 0. S. 234f. 307 ff.). Ueber
die Disposition und den Stil der Schrift handelt eingehend Blass a. a. 0.
S. 355— 368 (vgl. Ipfelkofer S. 7 f.). Hier sei nun in ersterer Hinsicht
bloss kurz hervorgehoben, dass sie nächst dem allgemeinen Theile (dvvdiisLg
zav ttdäv) nach EvQsag (6. 1427 b 29 - C. 21 z. E. Bekk. 5. 25, 22—20 z. E.
Speng.), ti&g (C. 23—29 Li 22—28 Sp.) und xd&g (30—38 = 29-37 Sp.)
gegliedert ist, so jedoch, dass die beiden ersteren Theile eigentlich noch
zusammenlaufen (= nag xoig si'ds6i Set xQ/jöftai, wozu dann die xd^ig als
<bg enl xoig sfäeöi dei xdzxsiv xovg Xoyovg unlogisch genug den Gegensatz
bildet) und die Ausdrücke EVQSüLg und Xet-tg nicht gebraucht sind und alles
zur letzteren Gehörige mehr nur umrissen wird. Unter diesen Umständen
muss es freilich dahingestellt bleiben, ob wir hier nicht die Eintheilung
der voraristotelischen Lehrbücher vor uns haben und dieselbe mit der an
sich auffallenden Voranstellung der Ati-ig vor der xd^ig doch nicht erst von
Aristoteles neu aufgebracht, sondern nur beibehalten ist. „Der in dieser
Te%vr] herrschende nüchterne, kraftlose und hölzerne Stil aber hat nicht
die geringste Aehnlichkeit mit der feinen Schreibweise in den wenigen
wörtlich erhaltnen Bruchstücken des Anaximenes, von denen namentlich
das längere Fr. 26 b. Stob. Flor. CXVII, 5 in dieser Hinsicht ein Urtheil
zulässt, und hieran kann auch dadurch Nichts geändert werden, dass aller-
dings Dionys. de Is. a. a. 0., worauf Blass sich beruft, den Anaximenes auf
allen Gebieten von dessen Schriftstellerthätigkeit als da&evrj kccI dnid-ccvov
bezeichnet. Ueberdies aber stimmt zu dieser Bezeichnung schwerlich das
stilistische Geschick, welches dieser Mann entwickelte, als er, um die
eignen Worte von Blass S. 351 zu gebrauchen, unter dem Namen des
Theopompos und mit genauer Nachbildung von dessen Manier eine
Schmähschrift auf Athen, Sparta und Theben (den Trikaranos) verfasste".
(Thiele). Fast scheint es also, dass Diönys. sich sein Urtheil lediglich nach
dieser Ts%vr] gebildet hat und sich eine Belesenheit in sämmtlichen Schriften
des Anaximenes andichtete, die er weitaus nicht oder wenigstens als er dies
schrieb, noch nicht (vgl. im Allgemeinen P. Hartmann De canone decem
oratorum, Göttingen 1891. S. 21—32) besass (vgl. auch C. 21. A. 225, um
von den Bedenken zu schweigen, welche durch die angef. Stelle Ep. ad
Amm. I, 2 angeregt werden). „Die ganz bestimmten, peinlich genauen
ps&odot, welche im ersten Specialtheil für die einzelnen si'drj gegeben
werden, lagen entschieden der vorisokrateischen und voraristotelischen so
wie der isokrateischen und aristotelischen Rhetorik noch fern, und diese
mit xat — %aC — inzixa. fortgeführten Argumentreihen erinnern vielmehr
bereits an die ganz ähnlichen, wenn auch mehr entwickelten in den beiden
römischen Bearbeitungen von der des Hermagoras (Auct. ad Herenn. II.
Cic. de invent. II). Das ist hellenistische Schulrhetorik, und auch die Bei-
spiele sind ohne Zweifel Schulbeispiele. Ganz entscheidend sind endlich
die Spuren hellenistischer Sprachweise, Formen wie etd^oofiev 36. 1441 b 29
456 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
und ihrer rhetorischen Sätze8), und wenn auch schwerlich die
uns erhaltne Rhetorik des Aristoteles, so mag doch dessen älteres,
von Theodektes herausgegebnes, ohne Zweifel weniger streng
wissenschaftlich abgefasstes und mehr der hergebrachten Manier
sich annäherndes Lehrbuch eine Hauptvorlage des Fälschers ge-
wesen sein9); ferner erscheint diese Schrift in ihrem ersten
Specialtheil doch immerhin bereits entschieden als eine Vor-
lauferin jener peinlichen Casuistik, wie sie in der späteren
Rhetorik von Hermagoras ab ausgebildet ward9b), und darf dem-
(35. p. 72, 18 Speng.), bpoloyovvxEg wglv 37. 1443 a 10 (36. p. 76, 20), vov-
v£%m$ (sonst erst bei Polybios) 30. 1436 b 33 (29. p. 55, 22), dazu der über-
triebene Gebrauch von bnoioxQonog". (Thiele). Ueber die auffallende
Satzconstruction 1437a2fi. (56, 5 ff.) s. Bonitz Ind. Ar. 168a54ff. (vgl.
Usener S. 54).
7b) Wenn anders die A. 62 angegebne Nachricht auf Wahrheit beruht,
vgl. A. 83. Selbst wenn dies aber der Fall sein sollte, brauchte doch die
in ihren ersten Anfängen auftretende Statuslehre noch nicht sofort von
einem Jeden aufgenommen zu werden, namentlich nicht von einem Rhetor,
der sein eignes Machwerk dem Anaximenes unterschieben wollte. Erst
nach Hermagoras war eine solche Verleugnung dieser Lehre nicht mehr
möglich.
8) S. die Nachweise bei Zeller a. a. 0. und Blass a. a. 0. S. 361,
der dann freilich sehr leichten Fusses hierüber hinweggeht.
9) Der Verf. des Widmungsbriefes hat hierin wohl aus guter Quelle
geschöpft, wenn er 1421a 40 ff. schreibt: neQLxev^rj de ÖV6L xovxoig ßtßlioig,
a>v xb (isv sgxlv £(i6v, sv xoctg vn ifiov %£%vuig Gsods-nx^ ygacpsioaig, xb
ds zzsqov KoQttnog, so absurd auch die vier letzten Worte sind; ohne
Zweifel freilich war dies nicht das einzige von dem Urheber dieser Schrift
benutzte ältere Lebrbuch. Meiner früheren Vermuthung (Jahresber. a. a. 0),
dass er namentlich auch die ächte Rhetorik des Anaximenes verwertbet
habe, gegenüber glaube ich jetzt, dass es eine solche überhaupt niemals
gegeben hat; wenigstens lässt sich das Gegentheil nicht nachweisen. Die
sehr zuversichtliche Behauptung von Striller De stoie. stud. rhet. S. 42,
dass vielmehr die Polemik von Aristoteles Rhet. III, 13. 1414a 36 ff. gegen
die Rhetorik an Alexandros gerichtet sei, hat keinen Grund und Boden
mehr, nachdem sich der nacharistotelische Ursprung der letzteren gezeigt
hat. Selbst Volk mann (vgl. A. 6) macht in seiner neuesten Bearbeitung
in Iw. Müllers Handb. der kl. Alterthumsw. II. S. 456 jetzt folgendes
Zugeständniss: „Doch muss die Frage nach dem Verfasser dieser Schrift
zur Zeit als eine noch offene betrachtet werden, und wenn derselbe auch
zweifellos im Ganzen und Grossen auf dem Standpunkt der sophistisch-
isokrateischen Rhetorik steht, so ist doch auch bei ihm eine Beeinflussung
durch die fortgeschrittneren Ansichten des Aristoteles keineswegs aus-
geschlossen".
9b) S. Thiele in A. 7.
Rhetorik. Pseudo-Aristoteles. Peripatetiker. 457
gemäss wohl als ein Uebergangsglied von der isokrateischen zur
hermagoreischen bezeichnet und nicht früher als ins dritte Jahr-
hundert, aber auch schwerlich später, sondern eher in dessen
Anfang oder Mitte als in dessen Ende gesetzt werden10).
Die wirklich wissenschaftliche Theorie der Redekunst, zu
welcher Piaton im Phaedros die Grundstriche gezeichnet, und
welche dann Aristoteles mit richtiger Ermässigung ausgeführt
und Theophrastos ergänzt hatte, blieb auch hernach in der
peripatetischen Schule mit lebhaftem Kampf gegen die ge-
wöhnliche Rhetorik in Ehren, aber was wir über rhetorische
Schriften des Ariston von Keos und von Kos, des Krito-
laos und des Diodoros von Tyros und aus denselben erfahren11),
ist zu dürftig, um uns irgendwie ein Bild zu geben, und von
den späteren Peripatetikern bis auf Andronikos hin lässt sich,
wie schon früher bemerkt wurde12), nicht im Mindesten glauben,
10) In die Zeit zwischen Aristoteles und Hermagoras verlegte diese
Schrift (wie ich aus lpfelkofer S. 9 entnehme) ganz richtig schon E. Havet
Etüde sur la rhetorique d'Aristote, Paris 1846. Für eine genauere Be-
stimmung kommt es darauf an, ob die Nachricht über Zopyros (s. A. 7b. 62)
und die A. 5 besprochne Vermuthung Zell er s richtig ist; sind sie es nicht
beide (s. A. 7b), so gelangt man über die von Havet gezogne Grenze
nicht hinaus; höchstens würde man bei einer Entstehung erst am Ende
des 3. oder Anfang des 2. Jahrh. reichlichere Spuren der koivt} (s. A. 7 z. E.)
erwarten. Ob die Schrift noch weitere Interpolationen ausser der A. 6
bezeichneten von späterer Hand erfahren hat, nämlich C. 22 (21). 1434 a
17_29 (47, 3—16). C. 36 (35). 1440b 15 — 23 (68, 11 — 19). 1441b 11 — 13
(71, 20—72, 1). C. 37 (36). 1444b 7—20 (81, 16-82, 6), wie lpfelkofer
S. 36 — 54 scharfsinnig darzuthun sucht, oder ob diese Anstössigkeiten dem
Verfasser selbst, dessen starke Seite die Logik eben nicht ist, vielleicht
in Folge schlechter Contamination zur Last zu legen sind, wird sich,
so bald man anerkennt, dass derselbe nicht Anaximenes, sondern ein Rhetor
aus der bezeichneten Zeit und unter den bezeichneten Einflüssen war,
schwer entscheiden lassen. Dass dagegen der letzte Theil des Scbluss-
capitels 39 (38) von 1446 a 36 (88, 3) ab ein späterer und fremder Zusatz
ist, bezweifelt ausser Blass S. 360 wohl Niemand mehr, und auch der
erste, von Spengel (bes. Philol. XVIII. S. 643) und Usener a. a. 0. S. 42
vertheidigte, von Havet a. a. 0. S. 124 f., Campe a. a. 0. S. 309 u. A.
angezweifelte 1445b 25—1446* 35 (85, 18 — 88, 2) ist in der That sehr ver-
dächtig und mag vielleicht, da er mit dem Einleitungsbriefe manche Aehn-
lichkeiten hat, von dessen Urheber herrühren, s. lpfelkofer S. 27—35.
(Dass Zeller a. a. 0. S. 78. A. 2 über Spengels Ansicht nicht genau be-
richtet, darüber s. lpfelkofer S. 27. A. 3).
11) S. C. 2. A. 795. 804. 810. 811.
12) C. 32. A. 316 b.
458 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
dass sie auch nur auf diesem Gebiete irgend etwas Neues ge-
leistet haben. Bei den Akademikern vollends begann, wie
wir gleichfalls bereits sahen13), eine eingehende Beschäftigung
mit der Rhetorik erst unter dem Einfluss des Karneades, und
so gingen denn Metrodoros von Skepsis und Diodoros von
Adramyttion aus dieser Schule hervor, und von Philon aus
Larisa wurde schon oben berichtet 13b), dass er neben der Philo-
sophie ausdrücklich auch Rhetorik lehrte. Weit eifriger nahmen
sich von den Zeiten ihres ersten Entstehens ab die Stoiker der
Sache anuj, welche meistens (nach unseren Begriffen seltsam
genug) die gesammte Logik zunächst in Rhetorik und Dialektik,
d. h. die Theorie der fortlaufenden Rede und der Gespräch-
führung, theilten15). Was wir im Besonderen von den Leistungen
der ältsten Stoiker Zenon und Klean thes auf diesem Felde
wissen, ist zwar wiederum nur sehr wenig16); etwas mehr sind
13) C. 2. A. 624. 625.
13h) C. 32. A. 233b.
14) S. Striller De Stoicoruni studiis rhetoricis, Breslau 1886. 8.
(Doctordiss. u. Bresl. philol. Abhh. I, 2).
15) Die Dialektik ward wieder eingetheilt in die Lehre vom Be-
zeichneten (6T}{icciv6(isvov) und vom Bezeichnenden (örjficccvov), d. h. Ge-
danken und Worten, also formale Logik einerseits und Sprachlehre und
Theorie der Dichtkunst und des Gesanges (ja überhaupt der Musik!)
andrerseits. Einige Stoiker fügten zu der Dialektik und Rhetorik noch die
Theorie der Begriffsbestimmungen und die Lehre von den Kriterien (ro
oqlkov sldog (nocV) zo nsgi kccvovcov neu %QixriQi<ov) oder auch nur die erstere
hinzu, wohl die meisten aber verbanden diese gesammte Erkenntnisslehre,
wie es scheint, vielmehr mit der formalen Logik. S. La. Di. VII, 41 f. Zeller
Ph. d. Gr. III3, 1. S. 63 — 70. Sehr charakteristisch für den Standpunkt der
Stoiker ist die Angabe über Mnesarchos (s. C. 32. A. 4) b. Cic. de or. 1, 18, 83:
horum dlii, sicuti iste ipse Mnesarchus, hos, quos nos oratores vocaremus,
nihil esse dicebat nisi quosdam operarios lingua celeri et exercitata, oratorem
autem, nisi qui sapiens esset, esse neminem, atque ipsam eloquentiam , quod
ex bene dicendi scientia constaret, unam quandam esse virtutem, et qui
unam virtutem haberet, omnis habere, easque esse inter se aequalis et paris:
ita qui esset eloquens, eum virtutes omnis habere atque esse sapientem.
16) Das einzig Sichere in Bezug auf Zenon ist, dass er die Rhetorik
mit der geöffneten Hand, die Dialektik mit der Faust verglich (Cic. Fin.
II, 6, 17. Quintil. II, 20, 7. Sex. Math. II, 7), und eine auf die dirjyr;fftg
bezügliche Regel (Quintil. IV, 2, 117). Ob er derjenige Zenon ist, von
dem zwei Definitionen, eine von der dnjyrjais, und eine vom TtccQÜdsiypa,
überliefert sind, steht namentlich hinsichtlich der letzteren nicht fest,
s. Striller S. 5—7. Eine eigne Rhetorik scheint er nicht geschrieben zu
haben, üeber Kleanthes s. C. 2. A. 221b. Striller S. 7 f. 9. 10.
Rhetorik. Akademiker. Stoiker. 459
wir über Chrysippos unterrichtet17) und sodann über Arche-
demos18); aber im Ganzen genommen lassen sich manche Eigen-
tümlichkeiten dieser stoischen Rhetorik noch feststellen19) und
lässt sich erkennen, wie weit sich Hermagoras, der Begründer
einer neuen Richtung, an sie angeschlossen hat oder nicht20).
17) S. S tri Her S. 7 — 14. Ueber seine und des Kleanthes Ts%vy\ qr\-
xooiv.r\ s. das (einem Aelteren nachgeschriebene) ungünstige Urtheil von
Cic. Fin. IV, 3, 7. Dieselbe umfasste mehr als ein Buch (Plut. Sto. rep.
28. 1047 A. sv xm noaxa). Nach Quintil. II, 15, 35 sollen Beide die Rhe-
torik als iniat^fir} xov oo&oäg Xsyeiv definirt haben, nach Plut. a. a. 0.
Chrysippos als %i%vy\ neol H06[iov xat storjtiEvov (wofür trotz Striller S. 8.
A. 7 mit Hirzel Unters. II. S. 798 f. A. 1 ho6[iov (nal svQtawy yictl evQrj-
[isvov zu lesen sein wird) Xoyov xcc£lv. Aus den weiteren Mittheilungen
von Plut. a. a. 0. A. B lernen wir dann seine Vertheidigung aller mög-
licher Sprachhärten in dieser Schrift (vgl. C. 2. A. 337) kennen, erfahren
aber auch, dass er nicht bloss auch die Lehre vom Vortrag (vn6*QiGig) als
Abschnitt der Rhetorik behandelte, sondern überdies (nach dem Vorgang
des Theophrastos b. Anon. Rh. Gr. VI. 35 f. W.) im Vortrage das Wort
und die Gesten und Geberden unterschied, aus Anon. Seguer. Rh. Gr.
I. 454 Sp., dass er im Gegensatz zu Theodektes, Aristoteles und Pseudo-
Aristoteles (oder Pseudo-Anaximenes) mit den älteren Rhetoren den Epilog
auf die blosse Recapitulation beschränkte, endlich aus Fronto de eloqu.
p. 146 Naber, dass er sehr genau auf alle möglichen Figuren einging, viel-
leicht hier, vielleicht in seinen Schriften itsql Xel-scov und nsoi rag Xs^sig
xca xov nax'ccvxag Xoyov (La. Di. VII, 192), vielleicht an allen diesen Orten.
18) S. A. 83 und C. 2. A. 383 b.
19) S. darüber Striller S. 17 — 61, von dessen Ergebnissen aber doch
Manches recht unsicher bleibt, vgl. A. 20.
20) Dass die Stoiker schon vor Hermagoras die Rhetorik auf das £t\-
xtjucc noXixiY.öv beschränkt hätten, folgt daraus noch nicht, dass Letzterer
diesen Ausdruck nach stoischen Gesichtspunkten definirte (s. A. 148), wird
aber dadurch einigermassen wahrscheinlich, dass der Sache nach schon
Aristoteles Rhet. I, 1, wie Striller S. 19 hervorhebt, dieselbe Beschränkung
aufgestellt hatte. Wenn ferner die Bezeichnung ftzosig für allgemeine
Sätze als Themen für Disputationen oder fortlaufende Reden und Gegen-
reden schon zur Zeit dieses Philosophen (Top. I, 11. 104 b 34 ff.) üblich
war, so bleibt es darum doch sehr möglich, dass vno&eoeig als Gegensatz
zu ihnen erst ein von Hermagoras (s. A. 92) geschaffener Kunstausdruck
ist. Den Begriff der nsgioxctaig und wahrscheinlich auch die Eintheilung
derselben hat dieser aus der stoischen (beziehungsweise auch schon, s. C. 2.
A. 123, kynischen) Ethik entnommen, in welcher die besonderen Umstände
so bezeichnet weiden, durch welche etwas an sich nicht Pflichtgemässes
zur Pflicht wird; ob bereits die Stoiker von ihm diesen Gesichtspunkt auch
auf die Rhetorik anwandten, wissen wir nicht. S. Striller S. 27 — 31.
Jedenfalls behielten sie die drei aristotelischen Redegattungen bei, nur
dass sie eynoofAiuoxixov für snideiKxiyiov setzten (La. Di. VII, 42, wo mir
460 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Von ihm wurden dann wieder die späteren Stoiker, zunächst
Poseidonios21), beeinflusst.
der Ausdruck xqi(isq7] einfach auf einer Ungenauigkeit zu beruhen scheint;
den Combinationen von Striller S. 31—33. 38 vermag ich nicht zu folgen,
s. vielmehr A. 221), und ebenso (s. La. Di. VII, 43) die vier schon her-
gebrachten Theile der Rhetorik, nur wiederum mit einer bei ihnen, wo
Xtf-ig eine andere Bedeutung hatte (s. C. 2. A. 189), unumgänglichen Aenderung
des Terminus: svQS6ig, (pgccöig, xd^ig, vnoyiQicig (lat. inventio, enuntiatio,
dispositio, actio oder pronuntiatio ; wer zuerst durch Einschiebung der
(ivrifir) oder memoria zwischen die beiden letzteren die schon beim Auct.
ad Herenn. I, 2, 2 und bei Cic. de inv. I, 7, 9 erscheinende Fünftheilung
herstellte, wissen wir nicht; ob Hermagoras, wie Striller S. 38 f. glaubt,
in seinem Lehrbuch auch die vn6y.Qi6ig und auch die (ivrjfir] als Theile der
Rhetorik abgehandelt hatte und so der Erste gewesen wäre, welcher auch
die letztere in dieselbe hineinzog, ist zum Mindesten im höchsten Grade
zweifelhaft, s. A. 92). Die Bezeichnungen xäi-ig und vnöyioiGig sind aristo-
telisch-theophrastisch, für Teerig wird von anderen Rhetoren öioc&saig gesagt
nach Plat. Phaedr. 236 A, von wo auch der Terminus svqsois stammt.
Ueber die von den Stoikern verlangten Theile einer Rede berichtet La. Di.
VII, 43: xbv ös qtjxoql-kov Xoyov si'g ts xb ngooipiov xcu eIq xi\v Öir\yr\Giv
nal xa, ngbg xovg ävxiöi'x.ovg nctl xbv iniXoyov, hier ist aber, wie Striller
S. 42 richtig urtheilt, die Confirmatio ausgefallen, also etwa neu xt\v ano-
ösi&v oder nori xäg nioxsig oder etwas Aehnliches hinter öiriyr\Giv , obwohl
gerade in Bezug auf diese die stoische Rhetorik sehr dürftig war (Cic. Fin.
IV, 4, 10. de or. II, 38, 157—159. Top. 2, 6). In der Lehre vom Ausdruck
schlössen sie sich an Theophrastos an, welcher nach Cic. Or. 23, 79 Viererlei
verlangte: xb sXXrjvi&iv, xb Gcccpsg, xb tiqbtcov , xb rjöv oder yXaqpvgov,
indem sie an Stelle des Vierten die -auxccgksv f\ setzten und die avvxofiicc
hinzufügten, La. Di. VII, 59 (wohl nach Diogenes dem Babyl.). aQSxal öl
Xoyov dal nsvxs, KEXXnvi6\i6g, Gccyrjvsicc, cvvxofiicc, noinov, %axa6H8vri vl. x. X.,
s. Striller S. 50 ff. Mit Recht führt Striller S. 53 auf sie die einige
Male erwähnte Eintheilung der Figuren in Gi^axa Xst-smg, Xoyov, öiavoiag
zurück. Im Uebrigen sei auf dessen Abh. verwiesen und s. u. A. 220. 221.
21) Quintil. III, 6, 37 (in seinem Bericht über die verschiedenen Ein-
teilungen der öxdoaig): in duo et Panaetius dividit, vocem et res. in voce
quaeri putat „an significet, quid, quam multa": rebus coniecturam , quod
kccx' cdo&r]6iv vocat, et qualitatem et finitionem, cui nomen dat %ccx' ivvoiav,
et ad aliquid, unde et illa divisio est, alia esse scripta alia inscripta. Vgl.
Striller S. 15 f.: ex verbis, quae ap. Quint. seeuntur „unde — inscripta<(
concludendum est Mas vocis (qpeovijs) partes pertinere ad constitutiones vei
quaestiones legales, rerum (itoayuccxcov) ad rationales, i. e. ad yivog
voiimov et ad Xoyi%ov (s. A. 92, vgl. auch A. 83). Sed prorsus nova pro-
tulit Posidonius in legalis generis partibus. Illud „quid" de finitionem videtur
denototre, quam etiam Cic. de inv. I, 17 inter legales controversias reeepit
contra Hermagorae auetoritatem. Verbis „quam multa" ccfiyißoXicc (vgl. A. 92),
ni fallor, redditur. . . . Verba „an significaV ita fortasse interpretanda
Prakt. Beredsamk. in Athen. Charisios. 461
Die praktische Beredsamkeit sank natürlich mit dem
Sinken Athens selbst dort jäh und plötzlich, wie es uns die
Reden des Deinarchos deutlich vor Augen legen. Von dem
selber peripatetisch gebildeten Demetrios von Phaleron und
von Demochares war auch in dieser Hinsicht bereits die Rede22).
Neben ihnen erscheint
Charisios, welcher zugleich mit Demochares thätig war23),
und dessen für Andere geschriebene, also gerichtliche Reden
noch zu Ciceros Zeit viel gelesen zu sein scheinen24). Er wird
als Nachahmer des Lysias dem Demochares als Nachahmer des
Demosthenes gegenübergestellt25), wobei aber, da sich in den
Bruchstücken26) zum Theil eine der Weise des Lysias fremde
Neigung zu kühnen und hochpathetischen Figuren zeigt27), wohl
nur an die Einfachheit des Satzbaus, also an die Auflösung der
Periode, zu denken ist28), zumal da er andrerseits schon als
Vorbild des Hegesias galt29); doch wird er darin wohl ohne
Zweifel noch Mass gehalten haben30).
sunt: an omnino vocabulum arjuccvtmdv sit: sunt enim secundum Stoicos
etiam Xzi-sig Körjfioi (La. DL VII, 57). Ein eignes Lehrbuch der Rhetorik,
von dem sich sonst keine Spur findet, mit Striller hiernach dem Posei-
donios zuzuschreiben, ist kein genügender Grund: er kann dies Alles füg-
lich in seiner Etöaycoyri kfqI Xsi-eag gesagt haben, s. C. 29. A. 218, zum
Theil vielleicht auch in seiner Abh. gegen Hermagoras, s. C. 29. A. 159
und unten A. 81. 92.
22) C. 2. A. 700—702. 705. 711—715. C. 21. A. 170—172.
23) Cic. Brut. 83, 286. et quidem duo fuerunt per idem tempus dissi-
miles inier se, sed Attici tarnen: quorum Charisius multarum orationum,
quas scribebat dliis, cum cupere videretur imitari Lysiam, Demochares
autem etc., s. C. 21. A. 170.
24) Wie man doch wohl aus der eben angef. Bemerkung Ciceros
schliessen darf. Vgl. auch A. 30.
25) Letzteres sagt Cicero zwar nicht ausdrücklich, aber es liegt nach
dem dissimiles inter se im Zusammenhang.
26) Bei Rutil. Lup. I, 10. II, 6. 16.
27) Vgl. Blass G. B. S. 21. A. 4.
28) Wie aus der Vergleichung von Cic. Or. 67, 226 mit Brut. a. a. O.
erhellt, s. A. 29, vgl. Blass G. B. S. 21.
29) Cic. Brut. a. a. 0. at Charisii volt Hegesias esse similis. Or. a. a. 0.
numerosa comprehensio , quam perverse fugiens Hegesias, dum ille quoque
imitari lysiam volt . . . saltat incidens particulas.
30) Die auffällige Angabe (vgl. C. 26. A. 119) bei Quintil. X, 1, 70. nee
nihil profecto viderunt, qui orationes, quae Charisii nomine eduntur, a
Menandro scriptas putant, beweist doch wohl, dass seine Reden einen
guten Geschmack zeigten.
462 Fünfunddreissigstes Gapitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Kleocbares von Myrleia scheint etwa 300 geboren zu sein31),
wirkte in Athen32) und gehörte33) zu Denen; welche einer richtigeren
Würdigung des bisher überschätzten Isokrates die Wege bahnten.
Denn er war ein Verehrer des Demosthenes, dessen Vorzug vor
Isokrates er in einer eignen Abhandlung über diesen Gegen-
stand mit einem treffenden Vergleich aussprach34). Die Reste
seiner eignen Beredsamkeit aber35) sind zu winzig, um ein
Urtheil zu gestatten.
Ueber die Volks- und Gesandtschaftsreden des Akademikers
Krates ist bereits oben35b) gehandelt.
Der ältsten Alexandrinerzeit gehört ferner der Rhetor
Timolaos von Larisa, aber wenigstens seiner Herkunft
nach aus Makedonien, an, von welchem wir jedoch nur ein paar
Fabeleien, die er in den Homeros hineintrug350), und sein inüh-
31) Wenn anders den, wie C. 11. A. 83 gesagt ist, aus Aristippos nsol
naXcaccg xqvcprjg geflossenen lügenhaften Schmutzgeschichten, bei La. Di.
IV, 40 f., die ihn zum Geliebten des Demochares und des Arkesilaos machen,
wenigstens in Bezug auf Zeit und Ort zu trauen ist.
32) S. A. 31.
33) Neben Hieronymos, s. C. 2. A. 774. 775.
34) Phot. Cod. 176. 121 b 9 ff. KXeo%ccqt}q 6 ZfivoXecivog vtisq xäv 'lao-
HQoctiyiäiv ccncivxmv, olpcci, Xsycov (xovxo yuq iaxv xö iv xfj 7io6g xov Jr}-
(loa&svrjv cvyxQiGei pi] [[ir}de ? ßlass] xcc tcoqqco avxoig ncioaGxeiv) tpr\ai xovg
(isv dr)[io6&£vovg Xoyovg xoig xööv 6xqccxlcoxg)v ioixsvou [läXiaxcc gcouccgiv,
xovg de 'l60Y.qdxovg xoig xä>v cc&Xrixcöv. Ob aus dieser Abhandlung auch
das Bruchstück bei dem sogen. Herodian. Rh. Gr. III. 97 Speng. (d. h.
Alexand. Numenios, s. v. Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 52. A. 12) ist, in
welchem er hochrhetorisch den Demosthenes feiert, lasse ich dahingestellt.
35) Abgesehen von dem eben angef. Bruchstücke bei Rutil. Lup.
I, 5, 10. Vgl. Blass G. B. S. 34. A. 4.
36 b) C. 2. A. 574.
35c) So wusste er, dass der Sänger, in dessen Hut Klytaemnestra ge-
stellt war, Chariadas hiess, und dass Phemios dessen Bruder und von Lake-
daemon aus der Penelope mitgegeben war. Nachdem nämlich in Schol.
EHMQR Od. v, 267 eine andere Fabelei des Phalereers Demetrios, nach
welcher jener Sänger vielmehr ein Lakone Demodokos war, mitgetheilt
ist, wird hinzugefügt: TifioXaog de ädeXcpov avxov cpr\aiv sivccl ^rjfiiov, ov
diioXov&iJ6ai xy Hr\vsX6nri elg 'ifi-dnrjv ngog nciQcccpvXa.Y.riv ccvxfjg' öio neu
ßta xoig (ivr}6xriQ6iv ad«t, in einem anderen Schol. EM z. d. St. aber heisst
es: xovxov xivsg Xccoidcdrjv, 61 8s dripodoKov xccXovolv, 61 8s rXavxov,
Schol. EH a, 325 aber: ovxog b doidbg <x8sXqp6g i\v XuqiäSov xov KXvxcci-
ixvr'ioxgag doidov, ovvccqccg vno (?) Aa%s8ai(iovog nr)vsXc7tr] (vgl. Buttmann
z. d. St. u. Eustath. p. 1466, 54). S. Rob. Weber Dioscur., Leipz. Stud.
XI. S. 153 ff., welcher auch nach Schweighaeusers Vorgang mit den Schol.
Kleochares v. Myrleia. Timolaos v. Larisa. 463
seliges und abenteuerliches Unternehmen kennen zwischen je
zwei Verse der Ilias immer einen dritten einzuschieben, nach
dessen Vollendung er das so entstandene Ganze Tqolkov (oder
Tqcoikcc) betitelte350).
Die Beredsamkeit ging nunmehr vorwiegend nach anderen
Orten über, und zwar, da ihr in den grossen Monarchien selbst-
verständlich nur ein engerer Spielraum verstattet war und zumal
„die despotischen Höfe von Alexandreia und Antiocheia ihr kaum
einen Platz gewährten"36), namentlich nach Rhodos und den blühen-
z. v, 267 richtig Dioskur. Fr. 38 bei Ath. 14 a ff. vergleicht (s. C. 32.
A. 445 d. 529), wo wir (b) lesen: zoiovzog sgzi v.cu 6 naget zoig (ivrjGzrjQGiv
äsidcov ccvuyx'fl, og xovg sqpsdosvovzccg zf] Il^veXonTj sßdsXvxxsxo. Ferner
s. Enstath. z. Od. X, 521. 1697, 57 ff. xca x<p IlaxQoyiXcp de vn 'A%iXXs(og
((ivrj(i-cov ido&rj) Evdoooog fistä xr\v fiyviv sv xfj vav^axCa, cogxs firj ngößco
X<oqslv. ctvcaQsd'fivai d' avxbv sv&vg hv xy ov[ißoXij vnb TlvoeiCx^ov , dib
neti avxbv 7iQG)xov ävaios&rjvui vnb TlatQoyiXov igzoqel TtfioXaog b Mansdcov.
35d) Suid. Ti(i6Xaog AagiGGaiog s% Mansdoviag, QyzcoQ, 'Ava^Lfisvovg
zov Aocfiipa-iirjvov (tad'rjzyg' og xal nonqzLy.(ög s%(ov naqsvsßaXs zy 'iXiädi
gzl%ov nqbg gxi%ov , %oa sntyQaips zb cvvxayy,a Tqcoihov'
Myviv asids, <9"?a, IlriXyidSsoa 'A%iXr\og ,
rjv s'&sxo Xqvgov yLE%oXwpsvog stvsy.ee novQrjg,
ovXo(isvyv, f] [ivqi' 'A%ccioig aXys s&rjytsv
liccQvct[ievoig, Zxs Tq<ügIv ärsq noXs^ii^ov ccvccy,zog.
noXXetg 8' tcp&i'iiovg ipv%ag aidi nootccipsv
"EnzoQog sv naXdpyGL 8a'C^ofisv(ov vnb öovql.
tyQaipe -aal ccXXct zivd. Eustath. Od. Prooem. 1379, 48 ff. st %cti zig Tipo-
Xocog, slzs AaoiGGaiog si'zs Mansdtov si'zs "Aal ccpcpco, Xsiipvdoiav olov sust
nazayvovg zov noiyzinov 'SIhsccvov, Gi%sz7\yr\GS [uoyayKS tag zivbg dl-Ayv gis-
Xovg ci)67iSQ xivdg rj fit^ag xd nag' savxov. Xsyszoct ydg ort nagsvsßaXs xy
IXictdi snsivog 6zi%ov nqbg gzi%ov , smyadipag zb GvyyQapiiu Tqcomcl, olov
Mrjviv x. x. X. liocl ovxoa (isv 6 7cqosiQT}fisvog TifioXccog xr\v 'O/Ltr/Dtx^v 'iXidda
ohg olov xs ov&vXsvGccg sXinavs.
36) Blass G. B. S. 23. Bernhardy Gr. L.-G. I3. S. 541. - Brzoska
De canone decem oratorum Atticorum quaestiones, Breslau 1883. 8. (Doctor-
diss.) S. 14 hebt mit Recht hervor, dass in der C. 16. A. 90 mitgeth eilten
Stelle des Andron oder Menekles b. Ath. IV. 184 c unter den von Ptole-
maeos Physkon aus Alexandreia vertriebnen Gelehrten, Litteraten und
Künstlern keine Rhetoren genannt werden, und dass uns erst am Ende
der Periode zwei Alexandriner begegnen, welche neben Anderen auch
Rhetorik betreiben, Areios (s. A. 138. C. 32. A. 114b) und Timagenes
(s. C. 33. A. 164), wogegen es, wie er S. 13 bemerkt, wenig bedeuten will,
dass 169 der uns sonst unbekannte Redner oder Rhetor Ptolemaeos von
Philometor als Gesandter an Antiochos Epiphanes geschickt wird (Polyb.
XXVIII, 16, 6). Dass er freilich ebendas. A. 2 den Knidier Agatharchides
nicht als Alexandriner gelten lassen will, ist nur in so fern berechtigt, als
464 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
den kleinasiatischen Städten. Sie nahm in diesen Gegenden
denn auch einen neuen Aufschwung, aber freilich zunächst in
einer schauderhaft verkünstelten Weise, die Alles an Geschmack-
losigkeit überbot, was allerdings auch sonst von rhetorisch
schreibenden Auetoren, wie Timaeos, die aber doch nicht gerade
zu dieser Schule gehörten, nach dieser Richtung hin geleistet
ward: es bildete sich der sogenannte asianische Stil37). Der
erste Haupturheber desselben war37b)
Hegesias38) aus Magnesia am Sipylos39), welcher allem
Anschein nach spätestens um 250 lebte40). Er war ein Viel-
dieser seine rhetorische Bildung sonach sicher nicht in Alexandreia er-
halten hat. Nicht einmal Aristophanes von Byzantion hat sich, so viel
wir wissen, mit den Rednern beschäftigt, auf die sich, wie schon C. 16.
A. 56 dargelegt ward, sein Classikerkanon schwerlich ausdehnte (s. darüber
jetzt gegen Usener auch P. Hartmann De canone decem oratorum,
Göttingen 1891. S. 10—14, vgl. unten A. 110), freilich aber auch mit den
Historikern nicht. Ob er wenigstens in seiner Schrift izgog xovg KccXXi-
(icc%ov nivccytag (s. C. 12. A. 76. C. 16. A. 61 f.) auf die Werke der ersteren
einging, lässt sich freilich nicht sagen, immerhin bezieht sich aber Dio-
nysios v. Hai. in dieser Hinsicht stets nur auf Kallimachos und die perga-
menischen Pinakographen, s. Blass S. 203. A. 1. Brzoska S. 10. A. 2,
vgl. C. 12. A. 85. C. 19. A. 86. Der erste uns bekannte alexandrinische
Philolog und überhaupt Philolog, welcher die Redner commentirte, war,
wie C. 30. A. 309 ff. bemerkt wurde, Didymos.
37) Cic. Brut. 13, 51. at vero extra Graeciam magna dicendi studia
fuerunt maximique liuic laudi habiti honores inlustre oratorum nomen reddi-
derunt: nam ut semel e Piraeeo eloquentia eveeta est, omnis peragravit in-
sulas atque ita peregrinata tota Asia est, ut se extemis oblineret moribus
omnemque illam salubritatem Atticae dictionis et quasi sanitatem perderet ac
loqui paene dedisceret: hinc Asiatici oratores etc. (s. A. 123).
37 b) Nach dem Zeugniss von Strab. XIV. 648. ävdgsg d' syevovxo
yv(ÖQi[iOL Mdyvr\x£g 'Hyrjaiccg xs 6 QrjxooQ, og yiqI-s [iccXioxa xov 'Aaiavov Xeyo-
pivov £r\Xov dicccp&EiQctg xb ytadsaxag e&og xo 'Axxiy.6v x. x. X.
38) Müller Scr. AI. M. S. 138—144.
39) Wie er selbst bei Dionys. v. H. C. V. 4. p. 28 R. anb Mayvrjaiag
stfii xT\g (isyccXrjg ZinvXBvg, und also nicht am Maeandros, wie Strab.
a. a. 0. sagt. ,
40) Seine frühste Erwähnung finden wir allerdings erst bei Agathar-
chides M. R. V. Praef. b. Phot. Cod. 250 p. 446 Bekk. (= Heg. Fr. 2),
vgl. A. 42. 46. 53. Da er aber Nachahmer des Charisios sein wollte
(s. A. 29) und Letzterer doch nicht von so nachhaltiger Bedeutung gewesen
zu sein scheint, dass sich noch längere Zeit nach seinem Tode Nachahmer
von ihm gefunden hätten, so ist es das Wahrscheinlichste, dass H. noch
ein jüngerer Zeitgenosse von ihm war. Die sonstigen Gründe von Blass
S. 25 f. scheinen mir weniger überzeugend, und wenn Timaeos und H.
Der asianische Stil. Hegesias v. Magnesia. 4G5
Schreiber41), und da er einen so verhängnissvollen stilistischen
Einfluss ausgeübt hat, so haben uns seine Gegner42) reichliche
Proben von seiner Schreibweise gegeben; dazu kommen die
lateinischen Beispiele bei Rutilius Lupus43). Aus letzteren geht
hervor, dass er gerichtliche und vielleicht auch politische,
aus ersteren, dass er auch epideik tische Reden hinterliess44).
Er verfasste aber auch eine Geschichte von Alexandros
dem Grossen45) und vielleicht noch andere historische
Werke46), und zu seinem abenteuerlichen Stil passte vortrefflich
die Sucht nach Abenteuerlichkeiten und Fabeln aller Art, welcher
er sich hingab, und um derer willen er mit Ktesias, Onesikritos,
(Fr. 1) einmal die nämliche abgeschmackte Wendung gebraucht haben, so
lässt sich, wie schon C. 21. A. 287 angedeutet wurde und auch Blass
S. 26. A. 3 anerkennt, an sich nicht ausmachen, welcher von Beiden sie
dem Anderen nachgeschrieben hat, und nicht einmal dies, dass Derjenige,
welcher es that, nicht viel jünger als jener Andere gewesen sein dürfte,
lässt sich hieraus mit Vossius (s. Müller S. 138) schliessen. Allerdings
war aber H. als Nachahmer des Charisios ohne Zweifel jünger als Timaeos,
Letzterer also wohl jedenfalls hier das Original.
41) Dionys. v. H. C. V. 18. p. 122 R. sv yovv xaig toouvtcuq yqucpaig,
ceg ticctaXsXoncsv o avriq. S. A. 52.
42) Agatharchides (s. A. 40), Dionys. C. V. 4. p. 27 f. 18. p. 120 ff.
(= Fr. 3). Dazu kommt Strab. IX. 396 (= Fr. 7), vgl. A. 57.
43) I, 7. II, 2. 10 = Fr. 9—11.
44) Mit Recht erklärt es Blass S. 26. A. 4 für wahrscheinlich, dass
die Beispiele bei Agatharchides zum Theil und auch wohl das bei Strabon
und das dritte bei Dionys. p. 28 aus solchen Schriften sind. „Aus gericht-
lichen Reden rührt her Rutil. Lup. I, 7. II, 2, an eine öffentliche Rede
könnte man bei I, 11 denken". Uebrigens hielt er sich selbst gerade für
einen verbesserten Attiker, wenn man Cic. Brut. 83, 286 (unmittelbar nach
den A. 29 angef. Worten) isque sc ita putat Atticum, ut vcros Mos prae se
paene agrestis putet glauben darf. Vgl. Brzoska S. 31 f.: „cuius ad exemplum
et auctoritatcm cum plurimi Asiani se applicuissent , Atticos, quos imitando
assequi non poterant, aut fastidiebant aut cor um tlccttafiaza in peius verte-
bant . . . itaque oratores Asianos unum genus dicendi amplexos esse procul
dubio f casum est, nee sine ratione Cicero Brut. §. 285 sq. Demetrium Chari-
sium Democharem videtur coniunxisse quasi triadem, ex cuius dicendi genere
diverso, sed eodem minus Attico cetera iam corrupta Asiana emanarent: nam
tenue dicendi genus Charisius, grave Demochares, Demetrius medium ex-
colebat".
45) Fr. 1 b. Plut. Alex. 3. Fr. 3 und Agatharch. a. a. 0. zum Theil
(Fr. 2).
46) Dies ist indessen sehr ungewiss. „Dass aber er der bei Vitruv.
VIII, 1 unter den Schriftstellern -jisqI vScctcov genannte H. ist, zeigen die
dort neben ihm genannten Historiker". (Oder).
SusKiwiHii, griech.-alex. Litt.- Gesch. II. 30
4GG Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Isigonos und Philostephanos zusammengestellt wird47). Er wollte,
wie gesagt, Nachahmer des Charisios sein48), aber diese seine
Nachahmung des Charisios und des Lysias bestand lediglich
darin, dass er, ihren einfacheren Periodenbau weit überbietend,
in wahrhaft unerträglicher Weise Alles in kurze Sätze zerhackte49),
zwar nicht überall, aber doch gerade in den Glanzstellen 49b).
Einen weiteren Glanz suchte er im Hyperbaton, d. h. mit anderen
Worten in einer möglichst ungewöhnlichen, verrenkten und
unnatürlichen Wortstellung50). Dabei liebte er obendrein in
seinen kurzen, versartigen Sätzchen51) gerade die weichlicheren
Verstacte52) und namentlich den Schluss auf den Ditrochaeos53).
47) Gell. IX, 4, 3.
48) S. A. 29. 40.
49) Cic. Or. 67, 226, der dann nach den A. 29 angef. Worten fortfährt:
et is quidem non minus sententiis peccat quam verbis, ut non quaerat, quem
appellet ineptum, qui illum cognoverit. 69, 230. sunt etiam qui illo vitio,
quod ab Hegesia maxime fluxit , infringendis coincidendisque numeris in
quoddam genus dbiectum incidant Siculorum simülimum. ad Att. XII, 6, 2.
habes Hegesiae genus, quod Varro laudat.
49 b) Wo er nachlässiger schrieb, wie in der Geschichtserzählung, be-
merkt Blass S. 28, kommen auch Perioden vor, freilich nicht lange (Fr. 3
b. Dionys. p. 124 ff.).
50) Dionys. p. 27 f.
51) Theon Prog. Rh. Gr. II, 71, 7 ff. Speng. BmpsXrixiov de xai t%
Gvv&sGscag xmv ovofidxmv , Ttdvxcc 8iduG%ovxa. i| av dtcccpsvi-ovTOu xb nandig
Gvvxi&evcci, %a\ ndXiOToc ds xr\v s'fLpexQOV xal tvgv&fiov Xe&v , ag xa noXXd
xmv *Hy7]6iov xov qtjxoqos itai iä>v 'Aciavmv ■x.ctXovfievmv qtjxoqcov %ai xivcc
XmV 'E7UKOVQOV x. t. X.
52) Dionys. p. 122. ov% oW o xi %qr\ Xeyeiv, noxsgov xooavxr} izsql
avxbv r\v ccvaiaQ'rjaia -aal na%vxr\g, cooxs [ni] gvvoqccv oixivsq; sIgiv svyeveig r]
ocysveig (= Pyrrichios, Trochaeos, Tribrachys, Amphibrachys, s. 17. p. 105 ff.)
qv&hol, rj xogccvxtj fteoßXccßeicc ncil dicccpQ'OQa xmv cpQBvtov , coox' eidoxcc xovg
nqstxxovg enstxu ociqelg&cu xovg %SLQOvccg. ccyvoiag (iev yctQ bgxi nctl xb
kccxoq&ovv TtoXXa%ov , itQOVOtag ds xi fir]8e7ioxs. iv yovv xatg xoGctvxuig
yqacpalg . . . (s. A. 41) (iiccv ovn av evqoi xig asXida 6vyyiei[ievrjv evxv%mg'
£01718 ÖS XCiVXCC V7Z0Xccß8LV 8%8lV(OV Y.Q8LXX03 %CU [18XCC 07t0VÖr]g CCVXCC 710181V,
elg cc 8i' dvccyurjv xig ifinsaav iv Xoym G%sdlm di' ulG%vvr\g edsxo cpQovrjfioc
8%(ov dvrjQ.
53) In einem gewissen Anschluss an die Isokrateer und Gegensatz
gegen die Peripatetiker, vgl. Leo Hermes XXIV. 1889. S. 285. S. Cic.
Or. 63, 112. insistit autem ambitus modis pluribus, e quibus unum est secuta
Asia maxime, qui dichoreus vocatur. So erscheint derselbe, wie Blass
S. 30 hervorhebt, in einem der Fragmente bei Agatharch. (446b 9 ff.)
viermal hinter einander. Uebrigens s. d. Nachtr. — Wenn Dionys. in der
viel erwähnten Stelle 4. p. 30 ihn mit unter den Schriftstellern von nach-
Hegesias von Magnesia. Zopyros. 467
Gesuchte Wendungen und Metaphern und eine Jagd nach geist-
reich sein sollenden Pointen, die oft zu den schalsten Witzeleien
führten, vollenden das Bild, so dass er gleich Ampbikrates und
Matris häufig, wo er recht begeistert und emphatisch reden
wollte, in Wahrheit in blosse Spielerei verfiel54). Dass er kein
allzu reines Attisch mehr schrieb, war ihm freilich mit den
meisten seiner Zeitgenossen gemein. Dennoch übte er nicht
bloss, wie gesagt, einen sehr bedeutenden, sondern auch einen
äusserst nachhaltigen Einfluss aus. Noch der jüngere Gorgias
nahm auch aus ihm seine Beispiele5415). Noch Varro fand an
seinem Stil Geschmack55). Noch Cicero hat sich von asianischen
Einflüssen nie gänzlich frei gemacht und beurtheilt daher auch
noch in seinen späteren Zeiten die ganze Richtung mit einer
gewissen Milde56). Noch Strabon endlich las ihn zur Zeit des
verhältnissmässig siegreichen Atticismus57), noch später, freilich
mit grossem Missfallen, Pseudo-Longinos, der geistvolle Verfasser
der Schrift tisqI v^ovg51h)7 und erst von da ab schwindet diese
Nachwirkung allmählich so völlig, dass die Werke des Hegesias
und der übrigen Asianer untergegangen sind, fast ohne jede
weitere Spur.
Zopyros, der mit Timon von Phlius befreundete Rhetor,
welcher aller Wahrscheinlichkeit nach gleichzeitig mit Letzterem
in Athen wirkte58), also vielleicht noch etwas älter als Hegesias
lässigem Satzbau aufzählt, so ist nach dem Obigen diese Nachlässigkeit bei
ihm anders als bei den meisten anderen eine gesuchte, s. Blase S. 29.
54) Wie Pseudo-Longin. de sublim 3, 2 treffend bemerkt, s. C. 33.
A. 135. Vgl. die Schilderung des asianischen Stils von Roh de Die asianische
Rhetorik und die zweite Sophistik, Rhein. Mus. XLT. 1886. S. 174 f.
54 b) S. A. 177. 55) S. A. 49.
56) S. A. 121. 123. 145. Trotz gelegentlicher Ausfälle, s. A. 37. 49.
57) S. A. 42. 44. Vgl. Roh de a. a. 0. S. 181: „Strabo darf in dieser
Sache als Vertreter der gebildeten, aber nicht einer einzelnen rhetorischen
Secte angehörigen Griechen seiner Zeit gelten. Er ist keineswegs ein ein-
seitiger Bewunderer der Asianer, rechnet vielmehr zu den avÖQsg nvr'jfirjg
ä^ioi auch die Hauptvertreter der rhodischen Weise, Apollonius u. Molo"
(s. A. 126), „auch die Attiker Apollodor von Pergamum, Dionys den Attiker,
Theodorus, Dionys von Halicarnass" (s. A. 195. 203. 208). „Er ist so weit,
vielleicht" (ich glaube: gewiss, s. A. 143 b) „durch die Atticisten, aufgeklärt,
dass er die Schreibweise des Hegesias im Allgemeinen vernrtheilt" (s. A. 37 b),
„aber er citirt doch auch wieder mit Wohlgefallen eine Phrase des Hegesias"
(vgl. A. 42). 57 b) S. A. 54.
58) La. Di. IX, 113 f. (nach Antig. v. Kar.). sUq x' ccvtcp (näml. TC-
flCOVl) SKEITO TU TCOirilLCiZtt , hlOTS T}[llßQCOTCC' C06ZE %CCl Z<07ZVQ(p XCp Qr'jTOQl
30*
468 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
war, mag, da wenigstens die Chronologie aufs Beste dazu stimmt,
wie schon bemerkt wurde59), der Kolophonier gewesen sein60),
welcher von gewissen Seiten neben seinem Landsmann Dio-
nysios als der wahre Verfasser der Satiren des Menippos be-
zeichnet ward61). Und da wir von einem Rhetor dieses Namens
aus Klazomenae hören, welcher nach gewissen Angaben schon
vor Hermagoras den Namen und Begriff der ötccölq in die
Rhetorik eingeführt haben soll62), dürfen wir in ihm mit grösster
Wahrscheinlichkeit jenen Freund des Timon wiederfinden und
brauchen im Angesicht so vieler ähnlicher Beispiele auch wegen
der Doppelangabe über die Heimat die Vermuthung nicht auf-
zugeben, dass sonach der Klazomenier und der Kolophonier
gleichfalls dieselbe Person sei. Endlich aber gehört, wie wir
auch bereits gefunden haben63), dem nämlichen dritten Jahr-
hundert mit grösster Wahrscheinlichkeit ein Historiker Zopyros
an64), welcher unter Anderem über Thukydides handelte65),
und auch dieser wird sonach vermuthlich der nämliche Mann
CCVOCyiVcÖCXOVTCC XI STtl'AvXiXXBlV KCcl XCCXOC XO Snsld'OV Sl?£,l£vctl, tX&OVTCt r'
icp' TjfiLGSLccg ovxoog f.vqsiv xo ccnoßTtaGficc xscog dyvoovvxa. S. v. Wilamo-
witz Ant. v. K. S. 43. Anm. Wachsmuth Sillogr.2 S. 15.
59) C. 2. S. 44 mit A. 138.
60) Doch wirft Wilamowitz a. a. 0. diese Vermuthung mit Recht
nur in Frageform auf.
61) La. Di. VI, 100. k'vioi d& xcc ßißXia avxov (näml. Msvtnnov) ovk
avxov slvcci, dXXcc diovvolov xat Zconvgov xwv KoXocpoovtcov , dt xov nccifeiv
tvsy.cc Gvyyqucpovxsg idLÖocczv avxco a>g sv dwctpivco dia&so&cu.
62) Quintil. III, 6, 3. statum Graeci gxccgiv vocant, quod nomen non
primum ab Hermagora traditum putant , sed dlii ab Naucrate Isocratis disci-
pulo, dlii a Zopyro Clazomenio. S. A. 83. Vgl. Anon. ÜQoXsy. ttsqI cxd-
6Scov, Rhet. Gr. VII, 1. p. 6, 13 ff. Walz, xmv ds MccxsdovLyicav nqayyiccxaiv
Ig%vgclvx(qv 'AvxlitocxQog svvsvrj-novxoc oxrco ccnb xqg 'Axxi%r\g dvstXs Qrjxogag
%ai %iXiovg 6v.xay.oGlovg dnb xv\g aXXrjg 'EXXddog' xoxs ovv snovslSiGxog rj
xz%vr\ ivo(ii6d"r}, neu nccvxsg ccvxrjv mg acpaXsgdv dncod'ovvxo , ZcoizvQog
(so Müller F. H. G. IV. S. 633 f. IIvQQog) ds 6 KXcc£o[i£viog xai AoXXiocvbg
b 'Ecpsciog (vgl. 5, 2. AoXXiavbg xcel ©EocpoccGxog) imysvofisvoi itdXiv
ttVSGCOGCCV.
63) C. 21. S. 646 f. mit A. 666. Dort nämlich ist gezeigt, dass Kra-
tippos, der für die Todeszeit und den Sterbeort des Thukydides sich auf
Z. berief, schon der älteren Alexandrinerzeit, spätestens dem zweiten Jahr-
hundert angehört haben dürfte.
64) Müller F. H. G. IV. S. 531—533.
65) Fr. 6 b. Markellin. V. Thuc. §. 32 f. p. 192, 158—172 Westerm.,
s. C. 21. A. 666.
Zopyros. Hermesianax. Myrou. Matris. 469
gewesen sein. Ebendieser war aber auch wohl der von Alexandros
dem Polyhistor66) benutzte geographische Schriftsteller, von
dem uns ja ausdrücklich berichtet wird, dass er zugleich Historiker
gewesen sei67). Für keinen Anderen als diesen Geographen end-
lich wird man denjenigen Zopyros ansehen wollen, welcher aller
Wahrscheinlichkeit nach in alexandrinischer Zeit68) %agl twv
7tora{iG)v schrieb. Zweifelhafter mag man in Bezug auf den
Verfasser der Ktiöcg Milr\xov sein69), da es allerdings auch
einen Geschichtschreiber Zopyros von Byzantion aus völlig
ungewisser Zeit gegeben zu haben scheint70). Welcher rhetori-
schen Richtung übrigens jener Freund des Timon angehörte,
wissen wir nicht.
Hermesianax, Verfasser einer Lobrede auf Athene,
jedenfalls ein ächter Asianer, wenn auch vielleicht in Athen
wirksam, lebte mindestens wohl vor Agatharchides 71).
Myron, offenbar ein gerichtlicher Redenschreiber mit
stark asianischer Färbung, aber aus ganz ungewisser Zeit, ist
uns nur durch die Proben bei Rutilius Lupus bekannt72).
Matris73) von Theben74), jedenfalls wohl wiederum ein
66) Fr. 5 b. Steph. v. Byz. 'AyQodioictg = Alex. Polyh. Fr. 89, vgl.
C. 33. A. 92b.
67) yqdcpcüv %ccl (öxogiccg sagt von ihm Alex. Polyh. a. a. 0.
68) Denn Harpokr. rEQ{iog (= Fr. 4) citirt diese Schrift.
69) Porphyr, z. II. Ä, 274. p. 156, 7 Schrad. Zanvgog sv tsrccgta) Mi-
Xr'jtov KTi'öscog. Die Sache wird noch verwickelter dadurch, dass in den
Scholien T zu ebendiesem Vers eine Conjectur von Zopyros angeführt wird
und Schol. BMT ß, 139 eine grammatische Erklärung. Der an beiden
Stellen genannte Z. schrieb also einen Homercommentar und war daher
sicher ein Anderer, Osann Beitr. z. gr. u. röm. L.-G. IL S. 119 vermuthet:
Zopyros von Magnesia.
70) Wenn anders man dem Schwindler Pseudo-Plut. Parall. min. 36
(= Fr. 1) wenigstens so viel glauben darf. Endlich wird noch für die
Geschichte des Romulus und Remus bei Io. Lyd. de mens. p. 270 Hase
(= Fr. 2) Z. citirt, aber der Heimatsname ist leider zerstört: ravtov xai
TZEQl 7,(07lVQ(p TW **.
71) Welcher a. a. O. p. 446 b 34 ff. auch aus dieser Rede eine Probe giebt.
72) I, 20. II, 1. Ebenso Daphnis u. Sosikrates: I, 15 u. I, 8. II, 13.
73) Holzer Matris, ein Beitrag zur Quellenkunde Diodors, Tübingen
1881. 4. Vgl. Bethe Quaestiones Diodoreae (Gott. 1887). S. 41—44.
74) Ath. III. 44 c. d. Märgig d' b (drßatog (so richtig Toup nach der
Quelle Ptolem. Heph. b. Phot. Cod. CXC. 148b 1 = Westermann Mythogr.
187, 2 i. statt 'A&rjvcciog) ov ißia %qovov ovdhv solxslxo r} fiVQQivrig üXtyovy
oi'vov ös Hai Twv äXXcov navtcov anzi%txo nXi\v vdcctog, was wohl nur Er-
470 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
achter Asianer75), aber auch aus ungewisser Zeit76), verfasste
eine Lobrede auf Herakles77), welche78) die Hauptquelle für die
Darstellung von dessen Geschichte bei Diodoros ist79), dergestalt
dass wir aus ebendieser Darstellung auch noch auf das Deutlichste
entnehmen, wie Matris hier die Mythen und Sagen auffasste und
behandelte, nämlich weder rationalistisch und euhemeristisch
noch auch gläubig, sondern einfach rhetorisch80).
findung des Ptol. (MdxQig b ©rjßaiog vfivoygdcpog [ivoctvccg nccq3 oXov xbv
ßi'ov eölxeixo, vgl. A. 80) ist.
75) Dies würde Holz er S. 25 wohl nicht als eine bloss zweifelnde
Vermuthung ausgesprochen haben, wenn er nicht auffallenderweise die A. 54.
C. 33. A. 135 angef. Stelle des Pseudo-Longin. unbeachtet gelassen hätte.
76) Wenn die Stelle bei Diod. IV, 18, 1. nbXiv ekxige . . . 'Ettatd/x-
nvXov . . . dia[iEiisvr}HE de i\ xavxr\g xfjg noXECog svdcu(iovLcc [iexql xcöv
VECOXEQCOV KCCIQCOV, EV Oig KcCQXrjSoVIOL . . . GXQCCXEVGCCVXEg EU OCVXJ\V HVQIOL
KccTEorrjoav (242, vgl. Diod. XXIV, 10, 2) aus M. stammt, so wäre damit
ein terminus post quem gegeben, an welchem jedoch ohnehin Niemand
zweifeln kann, vielleicht Hesse sich aber auch vermuthen, dass M. so nicht
allzu lange nachher geschrieben hätte. Allein nicht bloss ist der Ursprung
dieses ganzen 18. Capitels unsicher (s. Holzer S. 17 f.), sondern es bleibt
auch denkbar, ja es ist sogar viel wahrscheinlicher, dass die historische
Notiz von dicciiEfiEvrjKS ab erst von Diodoros selbst hinzugesetzt sei, s. Holze r
S. 25. Bethe S. 39. Vgl. 19, 2.
77) Ath. X. 412 b. Mccxqig 8' iv xca xov Hqa%XEOvg Eyyim^üp ucci Elg
noXvnoGiav cprial xov 'HqcckXecc TtQOKXrj&rjvcci vno xov AsnoEcog ncci nccXiv
vi'urjd'rjvaL.
78) Wie Holz er nach einer hingeworfenen Vermuthung von Heyne
zu Apollod. II, 5, 1 (welche derselbe De fönt. Diod. b. Dindorf I. S. XCIII
so gut wie wieder zurücknahm), und nachdem Sieroka Quellen Diodors
S. 19 ff. 22 in anderer Weise der Wahrheit nahe gekommen war, auf Grund
von Diod. I, 24, 4. xbv ds e£ 'AX-n^vrjg ysv6[LSvov . . . 'AXnafov ek ysvsxrjg
%uXovpEvov , voxeqov ''H.qaY.XEa ftfTovo^aff'9'^vat, ov% oxi 8i "Hqccv eg%e xAf'og,
Sg cpr\Giv 6 MccxQig x. r. X. und IV, 10, 1. 'AqyEioi . . . 'Hpcodf'a 7tQOGrjy6-
qevgccv, oxv 8i "Hquv eg%8 xÄf'og, 'AXw.ttiov iiqoxEqov -KctXovuEVOv vortrefflich
dargethan hat.
79) Nämlich IV, 8 — 16 und wohl auch Theile von 17 — 18,1 (oder
2 Anf., s. A. 76), ferner 25. 26 und für Einzelnes (wie besonders 39, 2 ff.)
auch 31—40: entweder hat Diod. in diesen letzten Capiteln den M. meistens
bis zur Unkenntlichkeit überarbeitet, und dafür spricht, dass sich bei
Ersterem das Bruchstück bei Ath. (s. A. 77) nicht findet, oder M. hat, was
Holzer S. 22 f. für wahrscheinlicher hält, überhaupt nur Geburt, Jugend,
Arbeiten und Ende des Herakles ausführlicher dargestellt. Zu Anfang von
16 und in 32 hat Diod. einige eigne Einschiebsel gemacht mit Rücksicht
auf die 'AQyovccvxind 40 ff., s. C. 27. A. 78. Bethe S. 44. A. 58. Im Uebrigen
vgl. C. 21. A. 309. C. 27. A. 78. 85. C. 29. A. 188.
80) S. bes. die Einleitung 8, lff., wo es unter Anderem heisst: §. 2.
2. u. 1. Jahrh. Hermagoras von Temnos. 471
Eine etwas hellere Zeit tritt erst wieder um die Mitte des
zweiten Jahrhunderts ein, in welcher allem Anscheine nach
Hermagoras81) aus Temnos82) auf der Mittagshöhe seines
dia ös xr\v naXa.ioxi\xct xat xb nagudo^ov xeov i6xoqov[isv(ov nagd noXXoig
(X7tL6XOV[l£VG)V XWV [tvd'COV X. X. X. §. 3. SVLOl yCCQ . . . OV dlKuCu XQ(6(l£VOL
■HQiGsi xdngißlg iitL^rjxovOLV iv xocug ug%ccic£ig (iv&oXoyLcag in i'ar]g xoig
ngccxiopivoig iv xoig Hccd"' rj[iäg %govoig . . . xr\v "Hgaydiovg dvvccpiv Ix
xr\g oioQ'svsiccg xtov vvv uv&ga>7zcov Q'scogovoiv x. x. X. §. 4. na&oXov (ilv ydg
iv xcclg iöxoQovfievaig [iv&oXoyiccig ovu sy. nccvxog xgonov ninQcog xrtv ccXrj-
dsiav s^sxocgxsov. Hai ydg iv xoug fttäxQOig, it£7tsi6{isvoi [irjxs Ksvxavgovg
dicpvsig . . . vndgi;<xi [irjxe T^gvovriv xgiac6[iaxov, opcog ngoadsxo^isd'u xdg
xoiuvxag (ivfroXoyiag x. x. X. Wie sehr er nun freilich von hier aus fort
und fort modernisirt, legt Holz er S. 5 f. 7 f. 8 f. dar. Der rhetorische Stil
namentlich mit seinen „klingelnden Antithesen" scheint auch im Auszuge
noch mehrfach hindurch (z. B. 9, 7. 10, 1. 11, 1), vgl. Holzer S. 4 f. 6.
Dass sich über die Quelle des M. Nichts ausmachen lässt, zeigt Bethe
S. 42 — 44. Wahrscheinlich ward die Lobrede in seiner Heimat Theben bei
einem Feste zu Ehren des Herakles gehalten, wie v. Wilamowitz bei
Bethe S. 42 vermuthet: Wettkämpfe auch mit prosaischen Lobreden
(iyncofiiov yiaxaXoydörjv) zu Ehren des Amphiaraos in Oropos begegnen uns
wenigstens im Anfang des 1. Jahrh. in neueren Funden 'Ecprjfi. dg%ccioX.
1884. S. 124 ff. No. 2. 3. 4. Hierauf mag auch das lügenhafte 6 vpvog b
ud6[i£vog iv &rjßaioig tig 'HgauXicc, iv q> Xiy&t, zivbg %aX"Hgag viog. i'vftcc
negl xäv nccxd noXeig xovg vfivovg rtoir}6avxcov, xai mg <$>iXo6xscpavog . . .
hccl mg Mdxgig b Qrißcciog vfivoygdcpog x. x. X. des Ptoleni. Heph. b. Phot.
p. 148a 38 ff. (s. A. 74) zurückzuführen sein, wie Bethe a. a. 0. meint.
81) Pider it De Hermagora rhetore, Hersfeld 1839. 4. (zugleich Mar-
burger Doctordiss.), hie und da berichtigt von Striller S. 21 ff. 38 f.
N e t z k e r Hermagoras Cicero Cornificius quae docuerint de statibus,
Kiel 1879. 4. (nicht sehr erheblich). Harnecker Die Träger des Namens
Hermagoras, Jahrb. f. Ph. CXXXI. 1885. S. 69—76. Ausserdem s. R. Volk-
mann Die Rhetorik der Griechen und Römer, Beil. 1872. Leipz. 1874.
2. Auü. 1885. 8. Observationes miscellae, Jauer 1872. 4. S. lf. — Die
Untersuchung über ihn wird auch dadurch erschwert, dass es abgesehen
von dem C. 2. S. 74 mit A. 303 f. abgehandelten Stoiker aus Amphipolis,
mit welchem ihn Harnecker nicht richtig (s. A. 82) für dieselbe Person
erklärt, mindestens noch einen jüngeren Rhetor gleiches Namens gab,
den besonders vom Rhetor Seneca mehrfach erwähnten Schüler des
Theodoros von Gadara (Quintil. 111, 1, 18), mit dem ihn Suid. mit einem
bei diesem Lexikographen so häufigen Fehler vermengt, was Pider it
und Harnecker verkannt haben (s. A. 82), während Blass S. 160 es
richtig bemerkt: "Egpayogag Tr^ivov xrjg AloXCdog 6 iTuyiXrftslg Kccgicov,
grjxug. Ti%vag gtjxogwdg iv ßißXloig <=>' : während nämlich diese Worte
vielleicht mit Ausnahme von 6 inixX. Kug. wirklich auf ihn gehen, sind
dagegen alle folgenden auf den Theodoreer zu beziehen. Ueber Plut.
Pomp. 42 s. A. 92. C. 29. A. 159 und Hillscher a. a. 0. S. 399 gegen
472 Füntunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Lebens stand s3). Da die Asianer sich um die theoretische Rhetorik
nicht bekümmert zu haben scheinen84), so war es immerhin
Blass S. 84 f. und Harnecker S. 71 f. Vielleicht ist aber noch ein dritter
Rhetor H. etwa aus der Zeit des Traianus anzunehmen, s. Piderit
S. 15-17.
82) Strab. XIII. 621. xaig ds vvv AioliY.ct.ig nbliGiv Sri v,ou ras Alyag
7iQoaXr}7tT£Ov hccI xryv Trjfivov, o&sv i\v ^Egfiayogag b rccg QTjTOQinocg ts%vccg
GvyyQutyaq. Schon das Praeteritum i\v hätte billigerweise, wie Hillscher
a. a. 0. S. 398 f. richtig bemerkt, Piderit S. 9 und Harnecker S. 70
abhalten sollen zu glauben, als könnte Strabon hier seinen (eher jüngeren
als älteren) Zeitgenossen, den Theodoreer, meinen; überdies aber heisst
6 — GvyyQccipccg doch nichts Anderes als „jener berühmte Theoretiker der
Rhetorik". Wenn dieser aber aus Temnos war, so spricht dies (wenn auch
nicht unbedingt) dagegen, dass er derselbe mit dem Stoiker aus Aniphipolis
gewesen sei, und Stellen wie Cic. de invent. II, 3, 8 (s. A. 85), wo unter
den posterioribus doch zunächst an ihn zu denken ist, und auch I, 9, 12
entschieden dafür, dass er kein Philosoph war. Vgl. Volkmann2 S. H.A. 1.
83) Da er älter als Molon war (Quintil. III, 1, 16, s. A. 138), so ist
dies oder mindestens das dritte Viertel dieses Jahrhunderts der spätest-
mögliche Ansatz. Im Uebrigen fragt sich, ob er der erste Begründer der
Stasislehre war. Dann müsste er auch älter als Archedemos gewesen sein
(s. u.). In der That nun spricht dafür der enge Zusammenhang, in welchem
diese Lehre bei ihm mit den am Meisten charakteristischen Eigentümlich-
keiten seines neuen Systems steht, und die A. 62 angef. abweichende Nach-
richt bei Quintil. III, 6, 3 verliert durch das schwankende putant, durch
das fernere Schwanken zwischen Naukrates und Zopyros und namentlich
durch den Zusatz qiiamquam videtur Aeschines quogue in oratione contra
Ctesiphontem (§. 206, s. Volk mann2 S. 46) uti hoc veroo, cum a iudicibus
petit, ne Demostheni permittant evagari, sed eum dicere de ipso causae statu
cogant sehr an Glaubwürdigkeit. Auf der anderen Seite jedoch bringt die
Art, wie H. diese Lehre ausgeführt und in sein System eingereiht hat,
einen starken, von Volkmann2 S. 43 ff. richtig dargelegten Fehler in das-
selbe hinein, und sie passt in Wirklichkeit vielmehr nur speciell in die
Theorie der gerichtlichen Beredsamkeit (vgl. auch den Tadel bei Cic.
de inv. I, 9, 12 und dazu A. 92. 93 z. E.) und so scheint mir die Ver-
muthung von Volkmann2 S. 45 — 47 (wenn auch nicht in der besonderen
Art ihrer Ausführung, da diese theils m. E. Nichts beweist und theils bei
einem Isokrateer wie Naukrates eine Beschränkung der Theorie auf diesen
Zweig der Redekunst nicht glaublich ist) billigenswerth , dass in der That
bei dem Begründer dieser Lehre ihr auch nur dieser beschränkte Platz
angewiesen war. Nun wird ferner behauptet, H. habe die vierte Stasis
((jLsrccXr}ipig) erfunden (Cic. a. a. 0. I, 11, 16. huius constitutione s Herma-
goras inventor esse existimatur , non quo non usi sint ea veteres oratores
saepe multi, sed quia non animadverterunt artis scriptores eam superiores
nee rettulernnt in numerum constitutionum. post autem ab hoc inventum
multi reprehenderunt etc.; vgl. ad Herenn. 1, 11, 18. constitutiones alii qiiattuor
Herinagoras von Teninos. 473
bereits eine Art von Keaction gegen dieselben, dass dieser Manu
von Neuem das Interesse für die letztere auch in den nicht-
philosophischen Kreisen wach rief, indem er den beiden bis-
herigen Richtungen von ihr, der älteren und der philosophischen,
eine dritte gegenüberstellte85), welche man wegen ihrer über-
grossen Subtilitäten80) nicht unpassend die scholastische genannt
hat8üb), und welche seitdem allmählich die herrschende ward.
Natürlich benutzte er dabei, wie zum Theil schon angedeutet
ist, in seinem eignen Lehrbuch der Rhetorik87) auch die aus
jenen beiden hervorgegangenen Darstellungen fleissig88). Ein
fecerunt, noster doctor tris putavit esse etc.), so dass er also die drei anderen
(6tox<x6(i6s, oQog, noiozrjs) schon vorgefunden hätte. Und dazu stimmt
nicht bloss die allgemeine Erwägung, dass es sehr natürlich war, wenn
man zunächst auf diese verfiel (Quintil. III, 6, 80. credendum est igitur eis,
quorum auctoritatem secutus est Cicero, tria esse, quae in omni disputatione
quaerantur: an sit, quid sit, quäle sit: quod ipsa ncbis etiam natura prae-
scribit) . sondern auch die weitere Nachricht (s. C. 2. A. 383 b), Archedemos
habe diese drei auf zwei eingeschränkt, indem er die noioxns auf den oqo$
zurückführte. Diese Einschränkung und umgekehrt die Erweiterung durch
H. müssen ziemlich gleichzeitig geschehen sein, da auch Archedemos als
Schüler des Babyloniers Diogenes etwa um die Mitte des zweiten Jahr-
hunderts blühte.
84) Wenigstens bezeichnet Dionys. de orat. antiqu. 1 ihre Beredsamkeit
im Gegensatz gegen die von ihm rj cpiXoaoq)og genannte ältere, attische als
cpoQTiHJ] tig itävv xai 6%Xr\Qä.
85) Quintil. III, t, 16 (nach dem historischen Ueberblick über die beiden
eisteren §. 8 — 15): fecit deinde velut proprium Hermagoras viam, quam
plurimi sunt secuti. Cic. a. a. 0. II, 3, 8 (nachdem er 2, G — 8 kürzer ebenso
zu Werke gegangen ist): ex his duabus diver sis sicuti famüiis, quarum
altera cum versaretur in philosophia , nonnuUam rhetoricae quoque urtis sibi
cur am adsumebat, altera vero omnis in dicendi erat studio et praeceptione
occupata, unum quoddam est conflatum genus a posterioribus , qui ab utrisquc
eu, quae commode dici videbantur, in suas artes contulerunt.
86) Quintil. III, 11, 21 f. verum, haec adfectata suptilitas circa nomina
rerum ambitiöse laborat . . . simplicius autem constitutnti non est necesse
per tarn minutas rerum particulas ratipnem docendi concidere. quo vitio
multi quidem laborarunt, praecipue tarnen Hermagoras, vir alioqui siibtilis
et in plurimis admirandus , tantum diligentiae nimium sollicitae, ut ipsa
eins reprehcnsio laude aliqua non indigna sit.
86b) So Spengel, s. d. Nachtr.
87) Ts%vui qtjzoqihccl, s. Strab. a. a. 0., in 7 Büchern, s. Suid. a. a. 0.
(A. 81. 82). Cic. de inv. I, 6, 8. in arte, quam edidit.
88) Cic. a. a. 0. satis in ea (näml. arte) videtur ex antiquis artibus in-
geniöse et diligenter electaa res conlocasse et non nihil ipse quoque noci pro-
tulüse (s. A. 20. 83 92).
474 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
eigentlicher Atticist war er freilieh allem Anscheine nach keines-
wegs, und sein praktisches Vermögen in seinen eignen Reden
soll gering gewesen sein89). Dazu kam, dass er nur den von
der Erfindung und den von der „Oekonomie" der Gedanken
handelnden Theil der Rhetorik genauer ausgearbeitet zu haben
scheint90). Immerhin indessen musste doch wenigstens von seinen
Nachfolgern auch die Lehre vom Ausdruck und Stil eingehender
in das neue System mit hineingezogen werden, und so war
damit der Weg gebahnt, welcher über kurz oder lang von dem
barocken asianischen Stil zu den alten attischen und wahrhaft
classischen Mustern zurückführen musste91). Noch heute aber
lässt sich dieses sein System, freilich nur in den wesentlichsten
Grundzügen, wiederherstellen92), wozu, wenn schon mit grosser
89) Cic. a. a. 0. fährt fort: verum oratori minimum est de arte loqui,
quod hie fecit; multo maximum ex arte dicere, quod eum minime potuisse
omnes videmus.
90) Cic. Brut. 76, 263. 78, 271 gedenkt zweier römischer Redner
C. Sicinius und T. Accius Pisaurensis, welche sich an der Rhetorik des H.
gebildet hatten und schildert dabei die letztere so: ex hac inopi ad ornan-
dum, sed ad inveniendum expedita Hcrmagorae diseiplina und Hermagorae
praeeeptis, quibus etsi ornamenta non satis opima dicendi, tarnen, ut hastae
velitibus amentatae, sie apta quaedam et parata singulis causarum gener ibus
argumenta traduntur. Vgl. Tac. dial. 19. et quidquid aliud aridhsimis
Hermagorae et Apollodori libris praeeipitar, inhonore erat (was Kiessling
im Ind. zum Rhet. Seneca und Buschmann Charakteristik der griech.
Rhetoren beim Rhet. Seneca, Parchim 1878. 4. S. 12 mit Unrecht auf den
Theodoreer beziehen, s. Piderit S. 45. A. 4).
91) Wie Biass S. 87 f. richtig bemerkt.
92) S. darüber jetzt auch Thiele Quaestiones de Cornifici et Ciceronis
artibus rhetoricis, Greifswald 1889. 8. (Doctordiss.). S. 102 ff. Vgl. ferner
zu* dieser Abh. die lehr- und inhaltieiche Rec. von Marx Berl. ph. Woch.
X. 1890. Sp. 999—1009. Hier ist höchstens für das Allerallgemeinste Platz.
Die Stelle bei Quintil. III, 3, 9. Hermagoras iudicium, partitionem, ordinem
quaeque sunt elocutionis subicit oeconomiae etc. vermag ich in ihrem Zu-
sammenhange (im Gegensatz zu Spengel Die Definition und Eintheilung
der Rhetorik bei den Alten, Rhein. Mus. XVIII. 1863. S. 502. 506 und Volk-
mann2 S. 29 f. und zum Theil auch zu Piderit S. 26) nur so mit Striller
S. 38 f. und Thiele a. a. O. zu deuten, dass H. entweder, wie Letzterer
annimmt, zwei Haupttheile der Rhetorik svQeoig (oder wie immer er diese
rhetorische Topik [vgl. Cic. Top. 2, 6. inveniendi artem, quae xoiti%r] dicitur
u. dazu Thiele S. 98] nannte) und oinovofiia unterschied oder, wie Ersterer
ungleich weniger wahrscheinlich meint, auch noch (ivr^in und v7t6xQi6tg
hinzufügte, und dass er die oi%ovo[iicc wieder in partitio (d. h. schwerlich
dicu'Qsois, eher, wie Striller S. 39 nach Dionys. de Isoer. 4. p. 542 ver-
Hermagoras von Temnos. 475
Vorsicht, neben den ausdrücklichen Angaben über dasselbe und
neben der Rhetorik des Augustinus und Quintilianus auch die
muthet, (i8QiGfioi oder noch besser rj nccxcc [isQog £t-8Qyaci<x, wie Thiele
S. 103 vorschlägt), xgt'atff, xd^ig und Xsi-ig gliederte. Er bezeichnete die
Rhetorik mit den Stoikern (s. A. 15) als einen Theil gier Xoyinri S7tiot/jfirj
(Rh. Gr. IV. 63 W.) und stellte dem Redner die Aufgabe (sQyov): xb tefrlv
noXixiiibv £r\xr\ßcc 8iuxiQ'£6Q'cci uaxcc xo svSs%6fisvov rtsicxiKGJg (Sex. Math.
II, 60, vgl. Sopat. Rhet. Gr. V. 15 W. Planud. ebend. 113. Augustin.
Rhet. p. 138 Halm. Quintil. II, 15, 14) mit Anschluss an Aristot. Rhet.
I, 2. 1355b 26 f. Damit war Alles, was über das noUxmov, d. h. (s. A. 148)
über das Gebiet des blossen gesunden Menschenverstandes, hinausgeht, also
jede streng wissenschaftliche oder speciell fachmässige Untersuchung {cpiXo-
oocpov, ncc&rjfiaxniov , luxqi%bv u. s. w. ^xrjfia) ausgeschlossen. Die £/jt/f-
[iaxa noXixinu theilte er dann weiter ein iu fteasig oder Fragen allgemeiner
Art und vnü&ia£igi d. h. solche, die sich auf bestimmte Personen, Begeben-
heiten, Verhältnisse, Zeiten u. 8. w. beziehen, Cic. de invent. I, 6, 8.
Quintil. II, 21, 21. Augustin. p. 140 Halm (Ersteres übersetzen die Lateiner
durch quaestiones, s. bes. Cic. Or. 14, 46, quaestiones infinitae, s. besonders
Quintil. III, 5, 5, oder universales, proposita, Cic. Top. 21, 79, consulta-
tiones, Cic. de or. 111, 28, 109, Letzteres durch causae , quaestiones finitae,
controversiae). Dass H. auch die Q-sosig, so weit sie nolixiHui sind, von
der Rhetorik und Beredsamkeit nicht ausschloss, sondern im Gegentheil
mit Verwischung der Grenze auch noch solche ihr zuwies, welche er folge-
richtig der Philosophie hätte überlassen müssen, zeigt gegen Harnecker
S. 69 ff. und Volkmann2 S. 35 aus Cic. a. a. 0. (wo ebendieser Uebergriff
getadelt wird) und Augustin. a. a. 0. (wo ein solcher sich allerdings nicht
findet), auch Quintil. III, 5, 14 und Plut. Pomp. 42 Striller S. 19—26.
(Quintil. II, 21, 21 f. ist sich wohl nur desshalb hierüber unsicher, weil er
Schriften unter dem Namen des H. mit abweichenden Lehren kannte, denen
gegenüber er sich nicht auf H. selbst, sondern auf Cic. de inv. beruft,
III, 5, 14, s. A. 93 b, während er doch 6, 56 ff. recht gut weiss, dass dieser
mit jenem keineswegs immer übereinstimmt, s. A. 93 z. E.). Die von Plut.
a. a. 0. erwähnte Polemik des Poseidonios gegen ihn bezieht Striller,
worin ich ihm C. 29. A. 159 gefolgt bin, auf ebenjene Beschränkung der
Philosophie zu Gunsten der trotz jener Anknüpfung an die Stoiker im
Gegensatz zu ihnen bei H. von derselben unterschiednen Rhetorik, doch
vgl. auch A. 21. Die &£aig wird nun sonach zur vnofrscig, wenn die
7t£Qi6x<x6tg (circumstantia) hinzukommt, und von der 7CEQiaxcc6Lg unterschied
H. sieben Arten (Augustin. p. 141: quis, quid, quando, ubi, cur, quemad-
modum , quibus adminkulis, quas Graeci acpogfiag vocant). Eine andere
Eintheilung der £nxt'i(iccxec noXixwa. war die in Xoyinoc. (quaestiones rationales)
und voya.Y.ä (quaestiones legales) , Quintil. III, 5, 4, vgl. Cic. de invent.
I, 12, 17. Or. 34, 121. Hermog. p. 139 Speng. Zu letzterer gehören alle
Gesetzesfragen, zur ersteren alle anderen vno&tasig und alle rednerischen
ftiösig. Hat nun der Redner den ihm aufgegebenen Gegenstand unter eine
dieser Rubriken gebracht, so muss er beurtheilen, ob die Sache, die er
476 Fünfünddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
des Auetor ad Herenniuin92b) und Ciceros Jugendschrift de in-
ventione zu verwenden sind93). Uebrigens gab es auch Bücher
bejahend oder verneinend vertreten will, sich überhaupt überzeugend ver-
treten lässt oder nicht, ob sie Bestand (axcc6ig, lat. Status, constitutio)
hat oder ob sie ihn nicht hat, vielmehr ein cc6vaxccxov , also für ihn
unbrauchbar ist, und die Gesichtspunkte, die dabei zur Anwendung kommen,
sind die besonderen axdöEig, für die ^rjxr](iaxa XoyLY.cc die vier schon A. 83
genannten oxoxccüfiog^ ogog, noioxrig (oder vielmehr, wie er sie nannte, vccxd
ovfißeßrjvog), psxciXriipig (lat. coniectura, finis, qualitas, translatio oder
reprehensio) , d. h. die Frage nach dem Vorhandensein der Thatsache oder,
wenn diese unzweifelhaft ist, nach dem wahren Wesen derselben oder den
genaueren Umständen oder endlich nach der Richtigkeit des eingeleiteten
Verfahrens, für die %r\xj\\iuxa voynv.ee. vier andere (unter ihnen die schon
A. 21 u. C. 32. A. 27 berührte d(icpLßoXia)} Quintil. III, 6, 56 ff. Fortunatian.
p. 89. Augustin. p. 142 f. Max. Planud. V. 29 Walz (nach der Herstellung
von Piderit S. 29 f.). Die seit Aristoteles hergebrachten drei Gattungen
der Beredsamkeit wurden (was bei Cic. de inv. I, 9, 12 an sich nicht eben
mit Unrecht, aber doch von einem diesem Theoretiker fremden Standpunkt
aus getadelt wird, s. A. 93) für H. erst bei der weiteren Eintheilung der
noioxrjg, der einzigen Stasis, welche eine solche erfuhr, praktisch, indem
diese oxccGig, die er daher auch v.oivr\ nannte (Rh. Gr. IV. 223 W.), von
ihm in vier Arten, neql utQExtbv v.cci cpsvntcöv , nsoi ngoacoTtov, ngccy^iaxiv/j
und 8iv.uviY.ri, zerlegt ward, von denen die erste auch füglich 6vfißovXsv-
ziv,j] , die zweite eth8eiv,xivj\ hätte genannt werden können, die vierte, wie
eben ihr Name besagt, es mit gerichtlichen Reden, die dritte aber aus-
schliesslich mit den &sösig zu thun hat; die §iv.uviY,r\ zerfiel dann noch
weiter in Unterabtheilungen. S. QuintjJ. a. a. 0. Cic. de inv. I, 9, 12.
Piderit S. 27—41. Volkmann2 S. 38—43. Thiele a. a. 0. mit der
Berichtigung von Marx a. a. 0. Sp. 1000, vgl. A. 93. Von diesem Allen
kann nun aber wenig oder gar Nichts in dem Abschnitt über die svQsaig
gestanden haben. Offenbar ging vielmehr eine allgemeine Einleitung,
vorauf, welche die Definition der Aufgabe des Redners und die Sonderung
von &eoig und vTcoftsaig, vermuthlich auch noch die Zerlegung der tceql-
axuoig in ihre Arten enthielt; höchstens kann die letztere schon mit zur
Topik gezogen sein. Und so haben wir denn aus der svQsaig abgesehen
von einigen mittelbar vielleicht auf H. zurückgehenden Anweisungen bei
Cic. de inv. I, 24—30. §. 34—49 (vgl. Thiele S. 99) im Uebrigen nur noch
die topische Bemerkung bei Quintil. V, 9, 12. Denn alle jene anderen
Gliederungen gehörten, wie Thiele S. 102 ff. überzeugend nachweist, unter
die „partitio", und die besonderen Regeln für ihre praktische Anwendung
bildeten die %qi6ig. Was endlich die xdl-ig betrifft, so scheint H. sechs
oder sieben Theile einer Rede angenommen zu haben: ngooifiiov und
tepodog (Auct. ad Her. I, 4, 6. Cic. de inv. I, 15, 20. Quintil. IV, 1, 2),
dirjyrjoig, dictiQsaig, dnödsi^ig (oder nioxig), avxiXoyCct, nccQivßccGig (Cic. de
inv. I, 5, 97), iniXoyog (s. Piderit S. 41 f.); bei der Behandlung des
Prooemions besprach er die vier figurae controversiarum oder materiarum
Hermagoras von Temnos. 477
unter dem Namen des Hermagoras, welche ihm nicht angehörten,
vermuthlich jedoch aus seiner Schule stammten 93b).
(fjenera causarum Cic, inv. I, 15, 20), das GXVf106 ^'vdo^ov , dficpido^ov , nagd-
do^ov, aSo&v (Augustin. p. 147. Piderit S. 43), denen dann Andere
noch eine fünfte, das dv67caQocyioXovd'7]TOv hinzufügten (Cic. a. a. 0. Fortnnat.
p. 109). Hinsichtlich seiner Vorschriften über die le^ig wissen wir Nichts.
92 b) Dass derselbe schwerlich, was man neuerdings allgemein für
sicher hielt, der von Quintilian. citirte Cornificius ist, legt Marx Sp. 1008 dar.
93) Dass die grosse Aehnlichkeit beider Schriften nicht durch Be-
nutzung der einen seitens der anderen (nämlich des Auct. ad Her. durch
Cic), wie namentlich Kays er behauptete, sondern durch Quelleogemein-
schaft zu erklären ist, haben Thiele S. 3— 95 nnd Marx gezeigt. Aber
die Sache liegt weitaus nicht so einfach, wie Thiele meinte, indem er
(nach Anleitung von Kiessling) annahm, dass beide nur verschiedne
Redaktionen der Vorträge desselben römischen Lehrers der Rhetorik seien,
dessen Unterricht beide Verfasser genossen hätten, nur aber so, dass Cic.
daneben auch noch andere Quellen benutzt habe. Allerdings sind beide
Bücher ja nur Niederschriften solcher Vorträge, a,ber Marx erweist, dass
nicht bloss Diejenigen, welche sie hielten, und zwar der Lehrer des Cic.
vor 91, der des Auct. ad Her., welcher, wie es wenigstens Marx für mehr
als wahrscheinlich erklärt, was ich aber dahingestellt lasse, vielleicht
L. Plotius Gallüs war, zwischen 85 und 83, zwei verschiedene Personen
waren, sondern dass sie auch einem Theile ihrer Vorträge (besonders über
prooemium u narratio , aber nicht hier allein) zwei verschiedne griechische,
wahrscheinlich von zwei rhodischen Rhetoren (s. A. 144 b) verfasste Lehr-
bücher zu Grunde legten, unter denen das von dem Lehrer Ciceros be-
nutzte das jüngere war, dessen Urheber selbst schon jenes andere, ältere
ausgebeutet hatte, s. u. In anderen Partien aber, nämlich in der Lehre
von der constitutio iuridicidlis und legitima und besonders in dem Abschnitt
de vitiis argumentationum (vgl. Thiele S. 78—86), hatten jene beiden
Römer in der That eine gemeinsame ältere, und zwar römische Quelle,
für die Marx (Sp. 1005 f.) das Fragment der Rhetorik des M. Antonius
(Cic. Brut. 44, 163. de or. 1,21, 94. 47, 206. III, 49, 189. Or. 38, 132.
Quintil. III, 6, 45) zu halten geneigt ist, welches, wie es scheint, sich an
Athenaeos anschloss (s. A. 118), wobei er aber (Sp. 1007) zugleich auch
dieses Mannes Bezüge zur rhodischen Rhetorik hervorhebt, in so fern auch
dieser vermuthlich in Rhodos den Apollonios Molon gehört hatte (s. A. 130).
Die Verfasser jener griechischen Handbücher hatten nun aber den H.
unmittelbar oder mittelbar benutzt, aber nicht ihn allein, und wie stark
die Disposition bei Cic. wie beim Auct. ad Her. von der nach A. 92 von
H. befolgten abweicht, hat Thiele S. 96—109 vortrefflich klar gestellt.
Die beiden Bücher des Ersteren und die beiden ersten des Letzteren ent-
halten vielmehr unter dem völlig unpassenden Titel inventio die Lehre
von den sechs Theilen der Rede exordium, narratio, divisio, confirmatio,
confutatio, conclusio, und in die Vorschriften für den vierten und fünften
ist hineingezwängt, was bei H. vielmehr den Inhalt der „partitio" und
478 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Von einem anderen, aber jedenfalls recht obscuren Rhetor
Pamphilos93c) lässt sieb nur so viel chronologisch feststellen,
der HQi6ig bildete, die Statuslehre (um der Kürze halber diesen ungenügen-
den Ausdruck zu gebrauchen), nur dass Cic. in grösserer Annäherung an
die Anordnung des H., aber nur um so schlimmer für seine eigne Dis-
position statt der kurzen Einleitung beim Auct. ad Her. eine längere
voraufschickt und in dieser schliesslich (I, 8 — 10. §. 10 — 19) auch schon
das allgemeine Stück der Statuslehre abhandelt und sich II, 3, 11 nicht
so voll bestimmt dahin äussert wie jener, dass die besonderen Vorschriften
derselben zur confirmatio und confutatio gehören, daher er sie denn auch
abgesondert von den übrigen in diesen Theil einschlagenden im 2. B. be-
spricht. Immerhin ist aber auch beim Auct. ad Her. der allgemeine Theil
der Statuslehre (im 1. B.) von der speciellen Ausführung mit einzelnen
Argumenten (im 2.) wie absichtlich getrennt, völlig zweckwidrig, wenn
doch wenigstens bei ihm entschieden Beides zur confirmatio und confutatio
zu rechnen sein soll, aber sofort begreiflich, wenn eben bei H. das Erstere
den Inhalt der „partitio", das Letztere den der v.qigh; ausmachte. Jene
beiden griechischen Rhetoren, deren Darstellungen die mittelbare Quelle
beider Schriften waren, hatten also in Wahrheit, weil sie eben nur Hülfs-
bücher für den unmittelbaren praktischen Gebrauch schreiben wollten, die
wirkliche inventio, die rhetorische Topik, einfach weggelassen, der Vor-
läufer Ciceros wenigstens (s. A. 92) weitaus zum grössten Theile. Und so
sind denn auch die Vorschriften für die dispositio beim Auct. ad Her. im
3. B. nach dem Vorangegangenen völlig werthlos. Während ferner
bei H. nur wenig aristotelische und stoische Elemente geblieben sind, so
werden hier die drei aristotelischen Redegattungen und auch einige stoische
Gesichtspunkte mit der Statuslehre contaminirt, und die dadurch ent-
stehenden Widersprüche lassen deutlich die Unmöglichkeit der Vereinigung
aristotelischer und hermagoreischer Grundanschauungen erkennen. S. darüber
das Nähere bei Thiele a. a. 0., der aber S. 105 mit Unrecht schon dem
H. den Widersinn zuschreibt, als hätte er die ozuoig doiccvi-Krj oder di-
%aioXoyi%r\ nur auf öffentliche, die itQuy fiazLHrj auf private Rechtssachen
bezogen, was vielmehr lediglich eine Neuerung des dem Cic. (I, 11, 14 f.)
zu Grunde liegenden griechischen Rhetors eben in Folge jener Contaminirung
ist, s. Quintil. III, 6, 56 ff. hanc (näml. qualitatem = %uxa avfißsßrjtiog)
ita dividit: de appetendis et fugiendis, quae est pars deliberativa: de
persona, ea ostenditur laudativa: negotialem, quam 7iQccy(icczi7ir}v
vocat, in qua de rebus ipsis quaeritur , remoto personarum complexu, ut
„sitne liber qui est in adsertione, an divitiae superbiam pariant, an iustum
quid, an bonum sit" : iuridicialem, in qua fere eadem, sed certis destina-
tisque personis quaeruntur: „an ille iuste hoc fecerit vel beneu. nee me fallit
in primo Ciceronis rhetorico aliam esse loci negotialis interpretationem , cum
ita scriptum sit: negotialis est, in qua, quid iuris ex civili more et aequi-
tate sit, consideratur : cui diligentiae praeesse apud nos iure consulti existi-
mantur. sed quod ipsius de his libris iudicium fuerit, supra dixi. sunt
enim velut regestae in hos commentarios, quos adulesccns deduxerat, scholae:
Pamphilos. 479
dass er jünger als Hermagoras, aber älter als Crassus war. Er
schrieb ein Lehrbuch der Rhetorik für den Elementarunterricht,
„in welchem er zwei Status unterschied und die Qualitas in
mehrere Abtheilungen trennte" 93d).
et si qua est in iis culpa, tradentis est etc. Die Abhängigkeit der griechi-
schen Texvr], auf welche Ciceros Darstellung, von der, aufweiche die des
Auct. ad Herenn. zurückgeht, folgt aber besonders aus Anct. ad Her.
I, 9, 16 vgl. m. Cic. I, 17, 23: es zeigt sich bei Letzterem eine Weiter-
bildung und geringe Aenderung derselben Lehre, s. Marx a. a. 0. Sp. 1003 f.
(gegen Thiele S. 18 ff.) u. schon Studia Cornificiana, Rhein. Mus. XL1II.
1888. S. 397 mit A. 3. Auf diese griechischen Grundquellen sind nun aber
natürlich nicht bloss alle wesentlichen Abweichungen von H. zurückzuführen,
sondern erst recht alle ausdrückliche Polemik gegen denselben (Cic. I, 6, 8 f.
9, 12. 51, 97, auch die des „noster doctor" ad Her. I, 11, 18; s. A. 83. 88.
89. 92. 144 b), desgleichen auch die historische Notiz über ihn I, 11, 16, vgl.
ad Her. a. a. 0. und wiederum A. 83. 144 b), s. Marx a. a. 0. Sp. 1007:
„eine solche Kritik der Constitutionslehre des H. zu geben war ein Römer
damaliger Zeit überhaupt nicht fähig u. s. w.". Vgl. ferner A. 144.
93 b) Quintil. III, 6, 14. sunt tarnen inscripti nomine Hermagorae libri,
qui confirmant illam opinionem (nämlich inutiles oratori esse universales
quaestiones, s. Striller S. 19 f.), sive falsus est titulus sive alius fuit Herma-
goras. Die erstere von diesen beiden Annahmen dürfte die richtige sein.
Denn, wie wir A. 81 gesehen haben, es gab bis auf Quintilianus ausser
dem Temnier nur noch einen zweiten Rhetor H., den Theodoreer, von dem
Quintil. III, 1, 18 sagt, dass noch Leute lebten, die ihn gekannt (sunt qui
viderint); hätte er also irgend geglaubt den Verdacht hegen zu dürfen,
dieser könnte der Verfasser gewesen sein, so würde er wohl nicht so unbe-
stimmt alius gesagt haben, vgl. Piderit S. 26. Quintil. setzt mit Recht
hinzu: nam eiusdem esse quo modo possunt . . . cum, sicut ex Ciceronis quoque
rhetorico primo manifestum est (s. A. 92), materiam rhetorices in thesis et
causas diviserit?
93°) (Crass. b.) Cic. de or. III, 21, 81. quare Coracem istum veterem
patiamur nos quidem pullos suos excludere in nido, qui evolent declamatores
odiosi (oder otiosi?) ac molesti, Pamphilumque nescio quem sinamus in in-
fulis tantam rem tamquam puerilis delicias aliquas depingere. Quintil. III,
6, 33 f. sed quemadmodum ab Archedemo qualitas exclusa est, sie ab his re-
pudiata finitio. nam subiciunt eam iuridicidli quaerendumque arbitrantur,
iustumne sit sacrilegium appellari quod obiciatur vel furtum vel amentiam:
qua in opinione Pamphilus fuit, sed qualitatem in plura partitus est. Urlichs
Pamphilos, Rhein. Mus. XVI. 1861. S. 249 f. Fälschlich hielten ihn zuerst
Turnebus zu Cic. de lege agrar. 1,2, dann viele Andere für denselben
mit dem Maler, s. dagegen A. 93 d. Es ist dies auch chronologisch unmög-
lich, da der Letztere viel früher lebte, s. C. 20. A. 46c (Bd. I. S. 903).
93 d) Urlichs S. 250, welcher fortfährt: „Zur Verdeutlichung dieser
Classification bediente er sich offenbar einer Art von Stammbaumzeichnung,
indem er etwa die beiden Status in wagerechten Linien neben einander
480 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Immerhin darf es wolil auch als ein Zeichen des allmählich
wieder auflebenden Atticismus angesehen werden, dass ein unbe-
kannter Rhetor, geschützt durch den inzwischen eingetretenen
Untergang der ächten Ti%vq §v)%OQi%y\ des Isokrates93e), es unter-
nahm nach Hermagoras, aber vor Cicero 03f) und Dionysios von
Halikarnassos, der sich bereits durch dies Machwerk täuschen
liess93g), ein neues Lehrbuch der Rhetorik unter dessen Namen
stellte und die Unterabtheilungen derselben in senkrechten Linien davon
ausgehen liess. Um aber die Bezeichnung einer jeden Species vor Miss-
verständnissen zu bewahren, setzte er Flächen an die Stelle der Linien, in
welche er die Namen schrieb. Diese hingen also von den Status herab wie
die Infulae vom Haupt, und daher die Vergleichung . . . Wenn Cicero dc-
pingere sagt, so braucht man nicht mehr an Farben zu denken wie p. Rose.
Am. 27, 74 und de fin. II, 21, 69. Indessen ist es sehr wohl möglich, dass
P. die beiden Status mit ihren Arten auch durch Farben unterschied, und
dann war sein Werk für die liebe Jugend vollends ergötzlich. Dass zu
einer solchen Leistung die Zeichenkunst des Meisters von Sikyon gehört
hätte, ist ein ungeheuerlicher Gedanke. Wie sollen wir es ferner erklären,
dass Quintil. später XII, 10, 6 (s. C. 20. Nachtr. A. 46 e) nicht des merk-
würdigen Umstanda gedacht hätte, dass der Maler mit dem Rhetor dieselbe
Person war?"
93 e) Dass es eine solche gab, steht durch das Zeugniss des Aristoteles
Fr. 141 (135) R. fest, aber ebenso zuverlässig ist auch die Nachricht, dass
dieselbe früh verloren ging, was nach dem C. 16. A. 56 z. E. und unten
A. 183 Dargelegten uns nicht Wunder nehmen kann: Zosim. V. Isoer.
p. 258, 37 ff. Xsysxcci 8' mg ort v.a.1 Tzyvr\v §r\xoqi-Ar\v f'yoatyB, xm ös %qov(o
hv%sv avxrjv anoXsod-ca . . . 'jQicxoxsXrjg b cpiX66ocpog cvvctyccymv xi%vccg
QrjTOQiyiccg ifiv^a&rj yial xa.vxr\g. Vgl. Sopat. Schol. in Hermog. Rh. Gr. V
p. 7 Walz. Weit weniger gewiss ist es, ob der verwirrte Bericht des Cic.
Brut 12, 48 aus derselben Schrift (Zvvccycoyrj xs%vcöv) des Aristoteles (Fr. 137
= 131) totumque se ad artes componendas transtulisse in demselben Sinne
zu verwenden ist. — Uebrigens verdanke ich in Bezug auf alles Folgende
die richtige Einsicht den Mittheilungen von G. Thiele.
93 f) Cic. de invent. I, 2, 7. Isocrates, cuius ipsius quam constat esse
artem, non invenimus, diseipulorum autem atque eorum, qui protinus ab hac
sunt disciplina profecti, multa de arte praeeepta reperimus. Wenigstens
scheint der Zusatz quam constat esse anzudeuten, dass es eine, freilich
sofort angezweifelte Ars unter dem Namen des Isokrates damals schon
wieder gab.
93 8) Blass Att. Bereds. II. S. 97. A. 1 meint zwar, die Stellen bei
Dionysios, wo isokrateische Theorie angezogen oder erwähnt wird, Ep. ad
Amm. 1, 2. p. 277 und de Lys. 16. p. 489, seien unbestimmt gefasst, allein
aus der ersteren Iva. firj xovQ-' vTtoXdßooGiv, oxi navxa 7rsQisiXr]cp£v ry IIsqi-
nccxr\xiY.i} rpiXocotpiu xa qtixoqiku nccQuyyäXfictxcc, xccl ovxs oi tibqI Osodcogov
KCU @QCC6V[ICC%0V KCCL 'AvXICpCOVXCi CTtOvdfjg a^LOV OVÖEV 8VQOV, OVx' 'iGOXQCCXTjg
Pseudo-Isokrates. 481
zu schreiben0311). Es muss dies hiernach frühestens etwa gegen Ende
des zweiten, spätestens am Anfang des ersten Jahrhunderts ge-
schehen sein. Von dieser Rhetorik des Pseudo-Isokrates
sind noch ziemlich zahlreiche Spuren erhalten, welche uns zu
diesem Urtheil die ausreichenden Mittel an die Hand geben931).
■aal 'Avcc£i[iEvr}g kou 'AXHidapccg, ovxs ol xovxotg Gvußicoaocvxsg xolg avdqaGi
nccQccyyeXndTcav xs%viKmv Gvyyoacpsig xa! ccymviGxal Xoycov qjjxoql'X.(üv, ol tieqI
&so8s-Axr\v neu &iXi6%ov %a\ 'Igcliov y.u\ KrjcpiaodcoQov, fTnsqsv8r\v te y.cu
AvKovoyov aal AiGiivr\v folgt doch wohl, dass er ebenso wie die gefälschten
Lehrbücher unter dem Namen des Antiphon und des Anaximenes (s. A. 7)
auch eins unter dem des Isokrates kannte und für acht hielt, welches doch
nach A. 93 e das ursprüngliche sicher nicht mehr war. Ferner s. A. 93 *.
93 h) „Dass es nach Hermagoras entstand, folgt aus Quintil. III, 5, 18.
Isoer ates autem causam esse ait quaestionem finitam civüem aut rem contro-
versam in personarum finitarum complexu, d. h. griechisch: V7t6&s6^g
SGXl £rjT7l(lCC 7toXlXLY.OV (DQLGflEVOV 7} UfJLCpiGß^XrjGig SV a)QLC[l£VCOV itqo6(6ncov
7i£QL6xc(6£i: wir haben also hier vollständig die Grundlage der Theorie des
Hermagoras, das ^xr^ia noXixiaov und dessen Eintheilung in frsGtg und
vnöftsGig (s. A. 92), während doch Isokrates von Allem, was ins Gebiet der
fttGstg einschlägt, ausdrücklich Nichts wissen witt (II, 50 f. XV, 258 u. ö.)".
Thiele.
93 *) S. A. 93 h. „Fr. 1 b. Quintil. II, 15, 13 lautet: dicens esse rhetoricen
persuadendi opifiotm, i. e. nsid-ovg SruLiovqyov. Dieselbe Definition steht bei
Sex. Math. If, 61, aber vielmehr nach der Ueberlieferung so: of nsql &svo-
ytQaxrjv nsi&ovg drjtiiovgyov und dann §. 62. 'iconoaxTig (prjcl {irjdsv uXXo stcl-
xr\8svsiv xovg q/jxoqcxs t) STtiGxr\^r\v nsid'ovg. Mit Unrecht hält Sauppe
0. A. II. S. 224 dies für das Richtige und Genauere; vielmehr sind die
Namen umzukehren und also 'iGOHoccxrjv — Bsvonoccxrig zu schreiben, vgl.
§. 6. EEvoHQccxrig . . . xiu ol ano xr^g Sxoäg (piXoGoqpot, s'Xsyov Qr\xoqiyi.r\v
vn:ccQXELv ETtiGxr\\Lr\v xov sv Xsysiv (wo sv Xsysiv für nsi'&siv nur eine Ver-
mischung mit der in der That stoischen Definition sniGxrmr} xov sv Xsysiv
ist), Aber es ist weder mit Spengel Art. scr. S. 34 und Sauppe a. a. 0.
der Angabe zu glauben, dass schon Korax und Tisias die Definition nsid'ovg
dr}(iiovQy6g gegeben hätten, noch auch rührt sie von Isokrates her, sondern
vielmehr von Piaton Gorg. 452 E. Gorgias selbst (Hei. 8) hat vielmehr das
Bild vom dvvaoxrjg^ und dem Isokrates sind solche Metaphern wie 8r}fiiovqy6g
überhaupt fremd. Mit gutem Grund führt also Quintil. in Bezug auf jene
Tsxvrj, in welcher sie stand, den Zweifel bei: si tarnen re vera ars, quae
circumfertur, eins (näml. Isocratis) est. Als ein solches stark angezweifeltes
Werk existirte sie noch zur Zeit des Photios: Cod. 260. 286 b 7 ff. ysyou-
cpsvai 8s ccvxbv xs%vt]v QrjxoQixriv Xsyovciv , rjv xal fjiisig i'Gpsv xov uvSoag
smyqcccpoiisvriv xm ovöpaxi. Vgl. auch Pseudo-Plut. X or. 838 E. slal 8*
61 Kai xs%vag avxbv XsyovGi ysyqacfsvcci, di 8' ov [is&68g), clXX* uGxriosL
XQ^oaüd-ocL. Auf die übrigen Bruchstücke kann hier nur flüchtig eingegangen
werden. In Fr. 7 = Schol. in Aphthon. Rh. Gr. II. p. 632, 25 f. W. ist der
Ausdruck 8iuiqsGsig in einer erst später üblichen Bedeutung gebraucht.
Susjsmiul, griech. - alex. Litt.-Gesch. IL 31
482 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Der eigentlich ernsthafte Kampf gegen die Asianer ging
einerseits in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts, wie
wir bereits gesehen haben94), von einem der gelehrten alexan-
drinischen Peripatetiker, dem Agatharchides, namentlich aber
andrerseits, wie es scheint, theils von Athen94b) und theils ganz
besonders von Pergamon aus. Schon die Kritik, welche Anti-
gonos von Karystos gegen Ende des dritten Jahrhunderts95) an
dem Stil des Peripatetikers Lykon übte96), ist nichts Anderes als
Wenn das längste Bruchstück Fr. 12 Sauppe = 3 Blass b. Io. Sicel. Rh.
Gr. VI. 156, 19 ff. W. (unvollst. Maxim. Planud. V. 469, 6 ff.) eine Zusammen-
stellung von Sätzen ist, die an verschiedenen Stellen in der betreffenden
Ts%vr\ standen, so lässt sich wenigstens der Stil als unisokrateisch erweisen;
fand es sich aber bereits in ihr dergestalt zusammenhängend, so handelte
es die v.aQ'aQSLÖxrig nach verschiedenen Gesichtspunkten ab, was sonst erst
den Schriftstellern tisql töscov eigenthümlich ist. Fr. 12 b. Menand. nsgl
enid. Rh. Gr. IX. 146, 18 W. kennt schon die cxwara. Auf Fr. 5 (vgl. 6 ff.)
Sauppe b. Dionys. de Lys. a. a. 0. lässt sich in so fern nicht allzu viel geben,
als Dionys. hinsichtlich der sogenannten Ideai hier nur sagt: diaiQrj60!icci
de avtccQ, (hg 'iGOY.QaxBi %s %ccl xoig xax' ixsivov xbv avdga noGfiov-
aivoig tjqegsv und es also möglich bleibt, dass er sich in der Ausführung
nicht ausschliesslich und streng an die betreffende Te%vrj gehalten habe ;
sicher ist wenigstens das folgende System nicht rein isokrateisch : die Aus-
drücke niGxsLs svt£%voi und axs%voi rühren von Aristot. Rhet. I, 1. 2.
1354b 21. 1355b 35 ff. her, und die vier Vorschriften für die Si^yrjGig
p. 492, 15 ff. (= Fr. 9 Sauppe): Gvvxo[iog, 6cccprig, ydsia, mft<tvr\ stimmen
nicht sowohl mit der Theorie der Jsokrateer als vielmehr der des Theo-
dektes (wie schon Sauppe zugeben musste), s. Quintil. IV, 2, 31. 63. Un-
möglich kann endlich schon Isokrates selbst (wie in Fr. 9 b. Pletho Kh.
Gr. VI. 587, 9 ff. behauptet wird) zu den Cardinaltugenden der Xe£ig auch
die GWTo^Ca gezählt haben. Andere Fragmente könnten an sich nach
Inhalt und Form sehr wohl von Isokrates stammen, und wenn der angebliche
Brief des Speusippos Epist. Socrat. XXX acht wäre, ja, wenn er auch nur,
wie es im höchsten Grade wahrscheinlich ist (s. C. 37. A. 28 — 31), in der
ältsten Alexandrinerzeit bereits existirte, so müssen auch die beiden Citate
von dessen Ts%vri §. 4. 10. p. 630. 631 Herch. — Fr. 3. 5 Blass als wirk-
liche Reste der ursprünglichen gelten". (Thiele). S. aber C. 37. A. 31. Im
Uebrigen jedoch können nach A. 93 e sich solche nicht erhalten haben, und
die wirklichen etwaigen Anklänge an Isokrates sind sehr einfach daraus
zu erklären, dass der Fälscher, um an die Stelle von dessen verlorner
Rhetorik sein eignes Machwerk zu setzen, natürlich ohne Zweifel bei dem-
selben Lehrbücher von Isokrateern benutzte.
94) C. 22. A. 277. 279. 280.
94b) S. A. 161. 163. Vgl. auch A. 111.
95) S. C. 17. A. 31 ff. u. d. Nachtr. z. C. 17. A. 19 hint. diesem 2. Bd.
96) Denn die Stilproben bei La. Di. V, 65 f. stammen ohne Zweifel aus
Antigonos, s. v. Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 79.
Reaction des Atticismus. Die Rhetorik in Pergamon. 483
eine Fehde gegen asianische Floskeln97). Weit zweifelhafter ist
es, ob die Schrift des Neanthes tcsql Kano^ktag QrjTOQixrjg gegen
die Asianer gerichtet war und folglich nicht von dem älteren
Neanthes, sondern von dem jüngeren, dem Biographen von Attalos I,
herrührte 9S). Ist es aber der Fall, so würden wir sie frühestens
ganz an das Ende des dritten oder in den Anfang des zweiten
Jahrhunderts zu verlegen haben99). Freilich war ohne Zweifel
ursprünglich auch in Pergamon der asianische Einfluss vor-
wiegend100), aber ein Gegengewicht gegen denselben lag hier
doch schon in der engen Verbindung der ältsten pergamenischen
Könige mit der athenischen Akademie101), und wenn diese auch
bereits mit dem Ende des dritten Jahrhunderts aufhörte102), so
trat dafür die mit den athenischen Stoikern, die seitdem sich
mehr und mehr mit Piaton zu befreunden begannen, an die
Stelle, und man darf wohl immer noch annehmen, dass dies zu
einer stärkeren und schnelleren Gegenwirkung des Atticismus im
pergamenischen Reich als anderswo führte. Bei allen ihren Ver-
kehrtheiten zeichnete sich ferner die pergamenische Philologen-
schule vor der alexandrinischen, wie letztere sich seit dem mass-
gebenden Einfluss des Aristarchos gestaltete, durch eine viel
grössere Weite des Studienkreises auch in sprachlicher Hinsicht
aus: man beschränkte denselben hier doch wohl nicht gänzlich
so eng auf die Dichter und sah sich um so mehr auf die Be-
trachtung nicht bloss des attischen Dialekts an sich, sondern
auch der classischen attischen Prosa und ihrer Entwicklung hin-
gewiesen 103). Die ästhetische und die höhere Kritik galt in Pergamon
97) Wie Wilamowitz a. a. 0. mit Recht bemerkt. S. C. 2. A. 761.
98) S. darüber C. 21. A. 469. 480 '».
99) Da Attalos I 241 — 197 regierte, so kommen wir damit für die
früheste Lebenszeit seines Biographen etwa zwischen 250 und 180.
100) Brzoska S. 66: „nam ut in Curia Phrygia Lydia, sie veter um
testimoniis in Mysia, ubi Pergamus sita erat, Asiana eloquentia est domi-
nata. evanuit, si Diony&iam (de orat. antiqu. 1) audire volumus, eloquentia
Attica £v tcccöv nolsi xal ovösfiLccg r\xxov sv xccig a7caidsvxoig, Asiana xca
rag xtfiag yictl rag 7CQ06xcc08ig xmv nölsoav . . . slg tctvxrjv ccvrjQXi]GaxoH.
101) S. C. 1. S. 5. C. 2. A. 588. 589. 590. 602. 607.
102) Was Brzoska a. a. 0. S. 66 nicht bedacht hat.
103) Freilich kommen wir bei unserer geringen Kenntniss der perga-
menischen Philologenschule über blosse Vermuthungen nicht hinaus. Wir
können uns in letzterer Beziehung nur auf das Werk des Krates über den
attischen Dialekt, von welchem wir doch zu wenig Genaueres wissen, und
im Uebrigen auf die eignen historischen und geographischen Arbeiten
31*
484 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
ganz besonders als eine Hauptaufgabe des Philologen104). Ungleich
mehr als in Alexandreia berührte sich daher hier die Thätigkeit
des Grammatikers mit den Gesichtspunkten des Rhetorslc5); wenn
es auch unerweislich und mindestens unwahrscheinlich ist, dass
auch hier wie in Rhodos Grammatik und Rhetorik von den-
selben Personen gelehrt worden wäre106). Und so erscheint denn
Panaetios, der Schüler des Krates, wie wir sahen107), bereits
als ein richtiger Atticist. Der Versuch allerdings nachzuweisen,
dass der Kanon der zehn attischen Musterredner in Pergamon
bereits um 125 entstanden sei108), der vielen Beifall gefunden
hatte und leider auch von uns oben108b) gebilligt worden ist,
muss jetzt als misslungen bezeichnet werden: noch Cicero und
Dionysios von Halikarnassos in seinen früheren Schriften kennen
dieser Philologen berufen, Erläuterungsschriften zu alten Prosaikern (ab-
gesehen von Polemon) doch nicht ausdrücklich von ihnen nachweisen, denn
Asklepiades, der sich mit Thukydides beschäftigte, war nicht, wie Brzoska
S. 58 angiebt, der Myrleaner, s. C. 26. A. 101. Allerdings aber fällt hiebei
auch des Panaetios litterarische Thätigkeit stark ins Gewicht.
104) S. C. 12. A. 5. 6. S. jedoch d. Nachtr. z. C. 12. S. 327—329 hint.
diesem 2. Bd.
105) Vgl. C. 26. A. 112—118.
106) S. hierüber gegen Reifferscheid und Brzoska die treffende,
C. 30. A. 199 b mitgetheilte Bemerkung von Marx Berl. ph. W. X. 1890.
Sp. 1007. Auf Alexandros den Polyhistor kann man sich bei dessen viel-
seitiger litterarischer Thätigkeit hiefür nicht berufen. Ohne Zweifel ward
auch in Pergamon eifrig Rhetorik getrieben, s. A. 111, aber die einzigen
wahrscheinlich schon vor Apollodoros dort wirkenden Rhetoren, deren
Namen wir kennen, sind Demokritos, s. A. 160, und etwa noch Isidoros, der
aber doch vielleicht nicht jünger als er war, s. A. 166 ff.
107) C. 28. S. 67 f. m. A. 33. 34 u. A. 58.
108) Zunächst behauptete Reifferscheid in einer Breslauer akad.
Rede (Bresl. Winterkat. 1881/2, vgl. C. 1. A. 12) S. 5: „Es lässt sich fast
bis zur Evidenz nachweisen, dass von Pergamon jene ästhetischen Urtheile
über die athenischen Meister der Beredsamkeit ausgegangen sind, die in
der alten Welt fast kanonisches Ansehen genossen". Dann folgte diese
angeblich „fast evidente", in Wahrheit trotz alles Scharfsinns völlig ver-
fehlte, freilich gleich mir auch viele Andere täuschende Beweisführung
seines Schülers Brzoska. Immerhin hatte ich meine Bedenken gegen die
meisten derselben schon vor Jahren an dieser Stelle niedergeschrieben; sie
sind jetzt aber nach der Diss. von R. Weise (s. A. 109) bereits überflüssig,
und wenn ich die letztere nicht früher übersehen hätte, würde ich mich in
0.20. S. 520 ff. anders geäussert haben, als es nun leider geschehen ist.
S. jetzt vielmehr die Nachtr. dazu hinter diesem 2. Bde.
108b) C. 20. S. 521. A. 35.
I
Reaction des Atticismus. Die Rhetorik in Pergamon. 485
diesen Kanon nicht109), und es muss daher dabei bleiben, dass
entweder Didymos109b) oder wahrscheinlicher erst Caecilius von
Kaiakte, bei welchem er für uns zuerst auftritt, und welcher
somit nicht ein älterer, sondern erst ein jüngerer Zeitgenosse
des Dionysioslü9c) war, auch als sein Urheber anzusehen ist110).
Nicht in Pergamon ferner ward der Kampf entschieden, sondern
in Rom. Aber ein Pergamener war es doch, wie sich zeigen wird,
nämlich Apollodoros, welcher ihn dem Vermuthen nach m)
vornehmlich dort beziehungsweise zum Siege des Atticismus
109) Dies hat R. Weise Quaestiones Caecilianae, Berlin 1888. 8.
(Doctordiss.). S. 21 — 31 zwingend erhärtet. Nur die Beschränkung bei
Dionysios auf dessen frühere Schriften musste nach Hartmann in der
A. 110 anzuführenden Diss. S. 21 — 32 hinzugefügt werden. Vgl. auch schon
Steffen De canone . . . Aristophanis et Aristarchi (Leipzig 1876). S. 47—49.
109 b) Biefür erklären sich Hampe Ueb. d. sogen. Kanon (s. C. 16.
A. 56) S. 15f., Ballheimer De Photi Titis decem oratorum, Bonn 1877. 8.
(Doctordiss.). S. 32 f. A. 1 und Usener Jahrb. des deutschen archaeol. Inst.
VI. 1891. S. 93. Ob Didymos diesen Kanon wenigstens bereits kannte und
anerkannte, darüber wagt Brzoska S. 11 keine Entscheidung; M. H. E.
Meier Opusc. I. S. 136. Demosth. Mid. Praef. S. XV spricht sich dafür aus,
und in der That ist es bemerkenswerth , dass er keinen ausserhalb dieser
Gruppe stehenden Redner commentirt zu haben scheint, freilich auch Ando-
kides, Lykurgos und Lysias nicht; allein s. d. Nachtr.
109 c) Wie dies Weise auch im Uebrigen gegen Wilamowitz Die
Thukydideslegende, Hermes XII. 1877. S. 332 f. A. 12 und I. Mueller De
fignris, Greifswald 1880. 8. (Doctord.). S. 6. A. 1 erhärtet hat.
110) Siehe P. Hartmann De canone decem oratorum, Göttingen 1891. 8.
(Doctord.). S. 14 — 33. Vgl. auch Fränkel Gemäldesammlungen u. Gemälde-
forschung in Pergamon, Jahrb. des archäol. Inst. VI. 1891. S. 55 — 59. Ist
dies Letztere richtig, so wäre damit,, wie Fränkel S. 55 (vgl. Hartmann
S. 1) bemerkt, die vor Ruhnken (s. C. 16. A. 56) herrschende und von
M. H. E. Meier De Andoc. quae vulgo fertur or. contra Alcib. P. IV, Halle
1838 = Opusc. I. S. 120ff. vertretene Ansicht wieder in ihr Recht eingesetzt,
und ich zweifle um so mehr au der Richtigkeit des Gedankens (s. wiederum
C. 16. A. 56), dass schon Aristophanes von Byzantion irgendwelchen Redner
kanon aufgestellt haben könnte, vgl. oben A. 36.
111) So Wilamowitz a. a. O. Auch die grammatische Bildung war
ja in Rom von Pergamon aus eingeführt, nämlich, wie wir C. 26. A. 13. 50
gesehen haben, durch Krates von Mallos. Dann folgte der gewaltige Ein-
fluss von dessen Schüler Panaetios (s. C. 28. A. 21. 22), und ward hierauf
durch dessen Schüler Poseidonios, durch Molon und Andere auch der von
Pergamon durch den von Rhodos dort vielleicht noch überboten (s. A. 143 c),
so lehrten und wirkten doch in der Folgezeit daselbst ausser Apollodoros
und seinen Schülern (s. A. 198 ff. 202) Athenodoros Kordylion (s. C. 32.
486 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
führen half, und man darf unter den angegebenen Umständen
wohl nicht zweifeln, dass dieser Mann die Anregungen dazu in
A. 50), Alexaudros der Polyhistor (s. C. 33. A. 46. 47), Asklepiades von
Myrleia (s. C. 2G. A. 85), Ptolemaeos von Äskalon, der ja wenigstens kein
orthodoxer Aristarcheer war (C. 30. A. 56), neben ihnen freilich auch die
Alexandriner oder Alexandrinerzöglinge Tyrannion der Aeltere (s. C. 30.
A. 176. 182 ff. 190b) und Aristodemos von Nysa (s. C. 30. A. 197 ff.), viel-
leicht (s. C. 30. A. 264) sogar Didymos. Vgl. Brzoska S. 75 ff. (Gegen das
von diesem S. 62 f. Vorgebrachte s. jedoch C. 19. A. 111). Rohde a. a. 0.
S. 175 f. meint freilich vielmehr, der Atticismus sei gegen Ende der Sechziger-
jahre v. Chr., wie es scheine, in Athen zuerst aufgetaucht, bald nach Rom
hinübergelenkt und dort befestigt, aber Gründe für diese Meinung giebt er
nicht an, und was ihn ohne Zweifel zu dieser Behauptung bestimmt hat
(s. A. 161. 163), spricht in Wahrheit nur in dem sehr ermässigten Grade,
in welchem es oben zugestanden ist (s. A. 94 b), für dieselbe. Daraus allein,
dass Apollodoros aus Pergamon stammte, folgt allerdings, wie er richtig
bemerkt, noch nicht, ,,dass Pergamon an den Verdiensten dieses einzelnen
Pergameners irgend welchen Antheil gehabt habe", aber darauf allein ist
die obige Vermuthung ja auch keineswegs gestützt. Dass Apollodoros schon
in seiner Vaterstadt mit Beifall gewirkt hatte, erhellt daraus, dass gerade
seine beiden uns bekannten griechischen Schüler Dionysios „der Attiker",
und Moschos von dort waren, s. A. 202. 203; ist dies nun wohl irgendwie
wahrscheinlich, wenn er nicht den Boden gerade dort schon vorbereitet
fand? Den Apollodoros feiner nach einem von Wilamowitz a. a. 0. ge-
brauchten unvorsichtigen Ausdruck zum „Begründer" der atticistischen
Lehre zu machen, dazu fehlt in der That alle Berechtigung, aber damit
ist auch noch nicht im Entferntesten der Gedanke dieses Gelehrten zurück-
gewiesen, dass mit „dessen Bestellung als Erzieher des präsumptiven Thron-
folgers" (8. A. 198. 199) „der Classicismus die allerhöchste Sanction erhielt",
indem „Caesar auch hier die Strömung erkannt hatte, welcher die Zukunft
gehörte und ihr freie Bahn schaffte". Noch weiter als Rohde, der den
Apollodoros doch wenigstens als Atticisten anerkennt, geht Weise S. 16.
A. 1, welcher sogar hievon Nichts wissen will und geltend macht, dass
Augustus den Unterricht desselben in Apollonia nur sechs Monate genossen
habe. Dabei ist nur leider die Hauptsache übersehen, nämlich die Frage,
ob wohl Caesar, der Freund des Atticismus, bei der Wahl eines Lehrers
der Rhetorik für den Octavianus, nicht zweifellos sich an den bedeutendsten
und entschiedensten Vertreter dieser Richtung in der damaligen Zeit ge-
halten haben wird. Ueberdies war Apollodoros auch schon vorher in Rom
Lehrer des Octavianus, s. A. 199, und gehörte auch in der Folge zu dessen
Vertrauten, s. A. 200. Es ist m. E. Weise gelungen zu zeigen, dass
Caecilius in der ersten Periode seines Lebens wahrscheinlich unter dem
Einfluss des Apollodoros nur auf dessen dürrer Rhetorik weiterbaute und
dann erst vermnthlich unter dem des Dionysios von Halikarnassos in dessen
Weise in wahrhaft fruchtbarer Art als Anhänger des Atticismus kritisch,
aesthetisch, litterarhistorisch arbeiten lernte. Damit ist aber doch nur be-
wiesen, dass die Einwirkung des Apollodoros eine ungleich stärkere nach
Diopbanes von Mytilene. Athenaeos. 487
seiner Heimat empfing und also hier schon seit geraumer Frist
seine Vorläufer hatte. Auf der anderen Seite jedoch bezeugt
Dionysios von Halikarnassos112) ausdrücklich, dass die ächte alte
Beredsamkeit, welkend schon seit dem Tode des Alexandros, kurz
vor seiner Zeit bereits dem völligen Untergange nahe gewesen
sei. Wie sich zu ihr im Anfange des zweiten Jahrhunderts
Diophanes von Mytilene113) gestellt hatte, erfahren wir
nicht, wenn er auch schwerlich ein ächter Asianer war114).
Flüchtig aus seiner Vaterstadt, kam er nach Rom, wo sich Ti.
Gracchus eng an ihn anschloss115), mit welchem er dann auch
umkam116).
Athenaeos angeblich aus Naukratis, was aber wohl nur
auf einer Verwechselung mit dem uns erhaltnen Schriftsteller
dieses Namens beruht, wird als der bedeutendste Nebenbuhler
des Hermagoras bezeichnet117) und wich in manchen Stücken
von ihm ab118).
der ersteren, die des Dionysios nach der letzteren Richtung war. Weise
scheint ganz übersehen zu haben, was Roh de mit Recht hervorhebt, dass
gerade der ausgezeichnetste Schüler des Apollodoros, jener eben genannte
Dionysios von Pergamon, ausdrücklich den Beinamen 6 'Aztinog hatte, s.
A. 203.
112) De orat. antiq. 1. aQ^a(i£vrj [isv uno rrjg 'AXe^uvöqov tov Mccns-
SCvog tEXsvzrjg ixnveiv hccI titxQccivsa&oci xar' oXiyov, int de tijg xa^' rjficcg
rjliKiccg yLiKQOv Ss^oaöa slg tsXog r\cpccvi6&ca.
113) Strab. XIII. 617, wo unter den berühmten Mytileuaeern Aioy>a.vr\g
6 QrircoQ genannt wird.
114) Völlig willkürlich zählt ihn Brzoska S. 53. 67 ohne Weiteres zu
den Atticisten unter pergamenischem Einfluss, und auch das ist ganz
unsicher, ob er schon unter dem der Rhetorik des Hermagoras stand, wie
Blass Gr. B. S. 70 anzunehmen geneigt ist.
115) Cic. Brut. 27, 104. semper hdbuit (Ti. Gracchus) exquisite* e Graecia
magistros, in eis iam adulescens Diophanem Mytilenaeum Graeciae tempori-
bus Ulis disertissimum. Plut. Ti. Gracch. 8 diocpccvovg tov QrjtoQog y.ai
BXooaiov tov cpiXoaoepov 7tagoq}irioccvtoav ccvtov (näml. TißsQiov), 6iv b plr
Jiocpdvrig cpvyag i\v MvxiXi\vaiog.
116) Plut. a. a. 0. Die Phantastereien von Reineris IIsqI BXogölov
%<xi diocpuvovg, Leipzig 1873. 8. über ihn bedürfen keiner Widerlegung
(vgl. Zeller Ph. d. Gr. HP, 1. S. 534. A. 3. u. bes. Heinze Jahresber. I.
S. 192—195).
117) Quintil. III, 1, 16. Hermagorae maxime par atque aemulus videtur
Athenaeus fuisse.
118) Unerheblich ist es, dass er die Theile der Rhetorik vielmehr als
deren Elemente {6T0i%sia) bezeichnete (Quintil. III, 3, 13), sehr wesentlich
aber, dass er die %&6ig nur als einen Theil der vno&eoLg (s. A. 92) ansah
488 Fünf und dreissigstes Capitel. Beredsamkeit nnd Rhetorik.
Menelaos der Marathener ist uns nur als Vertrauter des
C. Gracchus bekannt119).
Hierokles und Menekles, zwei Brüder aus Alabanda in
Karien, wirkten etwa seit 140 12°) und waren die bedeutendsten
Vertreter der asianischen Redekunst in ihrer Zeit121).
(Quintil. III, 5, 5), und seine abweichende Stasislehre, s. Quintil. III, 6, 47 : quattuor
fecit Athenaeus, 7cgoxQS7txLn.r}v gxocgiv vel 7iccQOQ(irjxi>triv7 id est eocliortativum ,
qui suasoriae est proprius, gvvxsXlti^v , qua coniecturam significari magis ex
his, quae secuntur, quam ex ipso nomine apparet, vnalXaY.xiY.r]v} ea finitio
est, mutatione enim nominis constat, iuridicialem eadem appellatione Graecä
qua ceteri usus (== 8iyLavi%r\v). Es ist auch dies ein verfehlter Versuch
(vgl. A. 93) die aristotelische, auf den drei Redegattungen beruhende Rhetorik
mit der hermagoreischen auszugleichen, vgl. Thiele a. a. 0. S. 106. Mit
Weglassung der vita.XXcf*.xi%r\, also im Uebrigen, wie schon A. 93 gesagt ist,
wohl im Anschluss an ihn stellte unter den Römern M. Antonius die anderen
drei constitutiones auf: factum non factum = gvvxsXl-htj, ius iniuria = div.aio-
Xoywr], bonum malum = ■jtQoxQSTtxiv.y] (Quintil. a. a. 0. §. 45), vgl. Marx
Berl. ph. W. X. Sp. 1005. Die Redekunst definirte er nach Sex. Math. II, 62
als Xuycov dvvccfiig Gxo%cc£o[iEvrj xr\g xmv unovovxoov nsL&ovg und bezeichnete
sie nach Quintil. II, 15, 23 als fallendi artem. Phoebammon Rh. Gr. III.
44, 11 ff. Speng. führt eine Definition des G%y\aa von 'A&r)vaio$ b Nccvkqccxi-
xrjg(?) an. S. auch d. Nachtr.
119) Cic. Brut. 26, 100. nee de Persio retieuisset Gracchus, cum ei Fannius
de MeneJao Marathenio et de ceteris obiecisset, nämlich dass er sich von M.
seine Reden machen lasse. Was für ein Marathos gemeint sei, halte auch
ich für unsicher, aber aus dem gerade entgegengesetzten Grunde wie Blass
G. B. S. 88. A. 2, nämlich weil der Umstand, dass zur Zeit Strabons
(XVI. 753) das phöaikische zerstört war, nicht gegen jenes, noch weniger
aber der, dass das phokische „ganz unbedeutend war", gegen dieses beweist,
s. Hillscher a. a. 0. S. 362. A. 2.
120) Denn des Menekles Schüler Apollonios (Molon) lehrte bereits um
120 in Rhodos und ein zweiter Schüler desselben Apollonios 6 (xaXayiog
schon mehrere Jahre früher (s. A. 126 ff.), und andrerseits setzt Cicero Brut.
95, 325 die Thätigkeit des Menekles und des Hierokles noch in seine
Knabenjahre (s. A. 121) und lässt de or. II, 23, 95 den Redner M. Antonius,
welcher 98 in Asien war, im Jahre 91 sagen, dass er Beide gehört habe.
121) Cic. Brut. a. a. 0. genera autem Asiaticae dictionis duo sunt: unum
sententiosum et argutum, sententiis non tarn gravibus et severis quam con-
cinnis et venustis, qualis in historia Timaeus, in dicendo autein pueris nobis
Hierocles Alabandeus, magis etiam Menccles frater eius fuit quorum utriusque
orationes sunt inprimis ut Asiatico in genere laudabües etc. (s. A. 145). Or.
69, 231. tertium (genus) est, in quo fuerunt fratres Uli Asiaticorum rhetorum
prineipes Hierocles et Menecles minime mea sententia contemnendi: etsi enim
a forma veritatis et ab Atticorum regula absunt, tarnen hoc Vitium compen-
sant vel facultate vel copia: sed apud eos varietas non erat, quod omnia fere
Menel. v. Marath. Hieroki. u. Menekl. v. Alabanda. Diod. v. Adram. 489
Ueber Metrodoros von Skepsis, Amphikrates und
Alexandros den Polyhistor s. C. 33, über Alexandros von
Ephesos C. 10, über Aristodemos von Nysa C. 30.
Diodoros aus Adrainyttion in Mysien, gleich dem Metro-
doros, wie schon gesagt, ein akademischer Philosoph und zu-
gleich Lehrer der Rhetorik, aber auch gerichtlicher Redner,
Hess im ersten mithridatischen Kriege als Strateg dem Mithri-
dates zu Gefallen den ganzen Rath seiner Vaterstadt abschlachten,
begab sich dann mit dem König nach Pontos und starb zuletzt
in Amaseia eines freiwilligen Hungertodes122).
Seit den späteren Zeiten des zweiten Jahrhunderts ging nun
aber mitten aus dem Lager der Asianer selbst eine vermittelnde
Richtung hervor, welche in Rhodos ihren Sitz fand123).
Apollonios aus Alabanda mit dem Beinamen 6 {icclaxog und
Apollonios, Sohn des Molon, daher auch zum Unterschiede
von jenem seinem Landsmann und Namensgenossen Apollonios
Molon oder schlechtweg Molon genannt124), gleichfalls von dort,
concludcbantur uno modo. Vgl. Brut. 95, 326. Menecleum illud Studium cre-
brarutn venustarumque sententiarum. S. noch Strab. 655. 661 (A. 126).
122) Strab. X11I. 614. r/rv^ijffs ds xb AdgafivxxLOV iv xco Mi&QLdctxixcp
noXi^ico' trjv yccQ ßovXrjV cc7i£6cpcti-e xä>v noXixcov diodeogog oxouxrjybg %agi^6-
psvog tw ßctGiXsi, 7iQOü7toiov(isvog d' ctuu xcov xe J| 'Axadr](ii<xg epiXoGocpmv
sIvocl hui ÖLxccg Xiysiv neu GocpiaxEvsiv xa §r\xoQni& ' hccI 8rj %ccl ovvanrJQEV
sig xbv JJovxov xco ßaaiXsi' v.ttxaXv&£vzog ös xov ßaüiXicog exioe dixag xoig
aSLY.r\&£iOiV £yxXr}[iccxcov yag etieve%%evxcov cc^ct noXXcov, ccnEY.cc qxEqr\GEv
CCL6%QCQg OV CpSQCOV XTjV ÖVOCpr)(llCCV iv XJj 7][LEX£Q(X TtoXsi.
123) Wenn auch Dionys. de Din. 8. p. 645. 'Podianol grixogsg oi, jceqI
Aqxct^EV7\v yiccl 'AqlgxohXeoc nal $>iXctygiov neu MoXcovcc die rhodischen Redner
nur als eine Nebenrichtung von bescheidenem Werthe behandelt und er
so wie Caecilius (s. Suid. KuiY.LXiog, wo dessen Schrift xivi diacpsoEi b
'AxxiY.bg £r}Xog xov 'Aglccvov aufgeführt wird) und Strabon nicht gerade von
einer besonderen rhodischen Schule neben der attischen und der asianischen
sprechen, so braucht desshalb noch nicht, wie Blass S. 4. 89 ff. und
Brzoska S. 30. A. 1. S. 46. A. 2 wollen, Cicero (dem Quintil. XII, 10, 16 ff.
folgt) im Unrecht zu sein, wenn er diese vermittelnde Richtung als eine
dritte neben jene beiden anderen stellt: Or. 8, 25. Brut. 23, 51 unmittelbar
nach den A. 37 angef. Worten: hinc Asiatici oratores non contemnendi
quidem nee celeritate nee copia, sed iiarum pressi et nimis redundantes:
Bhodii saniores et Atticorum similiores. S. vielmehr A. 143 c. 144 b. — Von
Athenodoros von Rhodos wissen wir nur, dass er gegen die Rhetorik
schrieb, Quintil. II, 17, 15.
124) Plut. Caes. 3. 'AnoXXcoviov xbv xov MoXcovog (vgl. A. 131). Cic. 4.
'AnoXXcovico xco MoXcovog (vgl. A. 129). Porphyr, in II. I, 1 ff. p. 126, 18 ff.
490 Füntunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
beide Schüler des Meuekles, siedelten nämlich aus ihrer Heimat,
und zwar der Erstere beträchtlich früher125), nach Rhodos über126).
Jedenfalls war Molon bei Weitem der Bedeutendere127). Er kam
81 als Gesandter, offenbar schon hochbetagt 127b), nach Rom, wo
Schrad. (vgl. A. 139b). 'AnoXXcoviog b xov MöXcovog. Suet. Caes. 4 Apollonio
Moloni (vgl. A. 131). Quintil. III, 1, 16. Äpollonius Molon (s. A. 138). XII,
6, 7. Apollonio Moloni (vgl. A. 129). Ioseph. c. Ap. II, 14, 36 (vgl. A. 136)
u. Schol. Aristoph. Nub. 144 (s. A. 137). 'AnoXXcoviog 6 MoXcov. Phoebammon
in der A. 118 angef. St. 'AnoXXcoviog b EninXri&Eig MoXcov. Schlechtweg
Molon nennen ihn Alex. Polyh. (s. A. 136), Cicero (s. A. 128—130), Strabon
(s. A. 126. 132) und wiederum Ioseph. II, 2, 34. 41 u. ö. (s. A. 136), schlechtweg
Apollonios Ioseph. II, 14, 37, Aelian. V. H. XII, 25 und auch schon Cicero (s.
A. 125), ausserdem s. A. 139. Vgl. Diels Dox. S. 86, Marx Berl. ph. Woch. X.
Sp. 1007 und Hillscher a. a. 0. S. 388 f. (der freilich nur eine der bei
Diels nicht angegebenen Stellen nachgetragen hat, allerdings die wichtigste,
s. A. 139 b), ferner oben C. 30. A. 139. C. 32. A. 94. Völlig verkehrt ist also
die Behauptung von Blass S. 90, der ich leider C.-17. A. 110 gefolgt
bin (8. jetzt d. Nachtr. z. dieser St. hinter diesem 2. Bde.), erst „spätere
Unkenntniss habe Äpollonius und Molon in einen Äpollonius Molon zu-
sammengeschmolzen". Vgl. auch d. Nachtr.
125) In Folge des eben besprochenen Irrthums schliesst Blass S. 91
aus den Worten von Scaevola b. Cic. de or. I, 17, 75: cum ego praetor
Bhodum venissem et cum summo illo doctore Apollonio ea, quae a Panaetio
acceperam, contulissem etc., dass er es war, mit dem Scaevola um 120 in
Rhodos verkehrte. S. auch A. 127 b. Vgl. M. Anton, ebd. 28, 126. maxime
probavi summum illum doctorem, Alabandcnsem Apollonium, qui cum mercede
doceret, tarnen non patiebatur eos, quos iudicabat non posse oratores evadere,
operam apud sese perdere, dimittebatque et ad quam quemque artem putabat
esse aptum, ad eam impellere atque hortari solebat (worauf Crassus §. 130. ut
Äpollonius iubebat sich zurückbezieht) und das Citat de inv. I, 56, 109 des
rhetor Äpollonius. Allein auch hier gilt die Regel, dass, wo ein Name
ohne zu unterscheidenden Beisatz genannt wird, die berühmteste Person
desselben gemeint zu sein pflegt, und das summum illum doctorem spricht
entscheidend für Molon.
126) Strab. XIV. 655. nccö-anso ncti 'AnoXXcoviog 6 (iccXccy.bg -aal MoXcov,
rjöccv de 'AXccßccvdsig, MevsnXsovg (icc&rjxccl xov grjZOQog. EnEÖrffinGE 8s ngo-
zeqov 'AnoXXcoviog, oips d' j\%ev 6 MoXcov, -acc\ i-cprj ngog ccvxbv ixsivog „oipl
poXcov" ccvxi xov iX&av. 661. avdosg d' sysvovxo Xoyov cc'%101 ovo grjxoosg
ctdsXcpol 'AXaßccvSsig MbVEY.Xr\g xs, ov itiv/jG&riiisv lUTtabv indvoo, xai 'isgo-
*d%, %cu 01 (isxoLY,ri6ccvxEg sig xi\v 'Podov o xs 'AnoXXcoviog %al b MoXcov.
Es ist freilich sonderbar, dass Strab. nicht sagt, Molon habe eigentlich
auch Apollonios geheissen.
127) Es scheint, dass Apollonios 6 (iccXccnog nirgends ausser bei Strabon
a. a. 0. u. 660. 661 erwähnt wird.
127b) S. A. 125. Es steht, wie gegen Wetzel und Ellendt zu Cic.
Brut. 89, 307 zu bemerken ist, der Annahme Nichts im Wege, dass er erst
Rhod. Bhetoren. Apollonios Malakos und Apollonios Molon. 491
Cicero ihn hörte128), der ihn dann 78 wiederum in Rhodos auf-
suchte und den mässigenden Einfluss rühmt, welchen derselbe zu
beiderlei Zeiten auf seine eigne Beredsamkeit ausgeübt habe, und
ihn überhaupt als Schriftsteller, als praktischen Gerichtsredner
und namentlich als Lehrer im höchsten Grade preist129). Auch
andere römische Staatsmänner hörten ihn130), unter ihnen Caesar,
welcher eigens zu diesem Zwecke nach Rhodos reiste131). Von
seinen Reden kennen wir aber mit Sicherheit nur eine einzige,
die gegen die Kaunier, welche von den Rhodern abgefallen waren,
aber nach dem Schiedspruche der Römer denselben sich wieder
unterwerfen mussten132); doch lässt sich mit Wahrscheinlichkeit
noch eine zweite erschliessen133). Ausserdem verfasste er aber
auch ein Geschichtswerk vielleicht über Aegypten131), jedenfalls
zwischen 30 und 40 Jahren stand, als Scaevola ihn in Rhodos hörte, und
folglich auch der nicht, dass wirklich Molon dieser Lehrer des Letzteren war.
128) Brut. 89, 312. codem tempore Moloni dedimus operam: dictatore enim
Sulla legatus ad senatum de Ilhodiorum praemiis venerat. Nach 89, 307.
eodem anno (Sulla et Vompeio Cos.) etiam Moloni Rhodio Rcmae dedimus
operam et actori summo causarum et magistro müsste er auch vorher 88/7
schon einmal dort gewesen sein, aber wohl mit Recht hat Bake diese
Worte gestrichen. Marx bei Hillscher a. a. 0. S. 389. A. 1 denkt ihn
sich damals als Theilnehmer an der Gesandtschaft des Poseidonios, allein
diese fand ja erst im nächsten Jahre 87/6 Statt (s. C. 29. A. 161), und über-
dies ist es kaum wahrscheinlich, dass Cic. dann an der zweiten Stelle den
betreffenden Zusatz gemacht, an der ersten dagegen ihn weggelassen oder
wenn ja, doch nicht wenigstens dort ein Herum oder etwas Aehnliches hin-
zugefügt haben sollte.
129) Brut. 91, 316. Rhodum veni meque ad eundem, quem Romae audi-
veram, Molonem applieavi cum actorem in veris causis scHytorernque prae-
stantem tum in notandis animadvertendisque vitiis et instituendo docendoque
2)rudentissimum. is dedit operam, si modo id consequi potuit, ut nimis re-
dundantis nos et super fluentis iuvenili quadam dicendi impunitate et licentia
reprimeret et quasi extra ripas dif fluentis coerceret: ita me reeepi biennio
post non modo exercitatior , sed probe mutalus etc. Vgl. Quintil. XII, 6, 7.
Plut, Cic. 4.
130) So Scaevola (s. A. 125), M. Favoniua und T. Torquatos (Cic. ad
Att. II, 1, 9. Brut. 70, 245), auch wohl M. Antonius (s. Cic. de or. I, 28, 126
[vgl. A. 125]. II, 1, 3; vgl. A. 120).
131) Plut. Caes. 3. Sueton. Caes. 4.
132) Strab. XIV. 652. a.ni6xr\Ga.v ds tiote Kavvtoi tmv 'Podtcov hql-
O-fVTfg d' ikl tcov 'PoDficcicov äneXrj(pö'T]6ccv ndXiv neu sozl Xoyog Molcovog
ytettec Kccvvicov.
133) Nämlich de Wiodiorum praemiis, s. A. 128. Blass S. 91 f. A. 6.
134) Cosm. Topogr. Christ. XII. p. 341. S. aber d. Nachtr. z. C. 17.
A. 112 hint. dies. 2. Bd.
402 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
dasselbe mit der, wie schon gesagt135), von Alexandros dem
Polyhistor in dessen Buch über die Juden benutzten und diesem
Volke feindlichen Schrift136). Aus einer anderen Arbeit von ihm
%axa (piloö6(p(x)v kennen wir noch seine kritische Bemerkung
über die Unächtheit eines angeblichen Orakels, in welchem der
bekannte Spruch der Pythia zu Gunsten des Sokrates in Tri-
meter gefasst ist137). Ferner schrieb er auch ein rhetorisches
Lehrbuch138), in welchem er ganz besonders die Leetüre zur
Ausbildung des Stils empfahl139). Wie weit er freilich dabei die
der wirklich classischen Muster und nicht auch die von Asianern
im Auge hatte, wissen wir nicht. Endlich war er nach rhodischem
Brauch zugleich auch Grammatiker13915). Jedenfalls besass er
nebst dem Aristokles, welcher vermuthlich derselbe mit dem
Philologen dieses Namens und also nicht minder zugleich Gram-
matiker war, und zwei anderen, ganz verschollenen Rhodern
Artamenes und Philagrios140) eine einseitige Vorliebe für den
135) C. 33. A. 86. 87.
136) In dem Auszuge aus Alex. (Fr. 5) b. Euseb. P. E. IX, 19, 1—3.
420 d — 421 a heisst es freilich 6 dl xr\v gvoksvtjv xtjv naxcc 'Iovdccioov yQaipccg
MoXoov, aber es hindert Nichts unter dieser Bezeichnung nur einen Theil
eines umfassenderen Werkes zu verstehen. Mehrere andere judenfeind-
liche Aeusserungen führt aus ihm Ioseph. c. A. II, 2. 7. 14 an, s. Müller
F. H. G. III. S. 208 f. A. Vgl. auch C. 38. A. 71.
137) Socpog ZocponXris, aocpcoxSQog d' EvoLnidtjc,
ccvdoeov dl nccvxtov ScoyiQcctrjs aocpcoxccxog
(s. Suid. aoepog). Schol. Aristopb. Nub. 144. xovxov (xov %Qr\6p,bv) 'AnoX-
Xaviog 6 MoXcov iv xm -naxcc cpiXoaocpcov iipsvod'ai eprjoi' xovg yctg TLv^iv.ovg
XQr}6(iovg ^ccfihgovg shai. Stand auch seine feindliche Bemerkung gegen
Piaton (La. Di. III, 35) hier?
138) Quintil. III, 1, 16. multa post (nämlich nach Hermagoras) Apol-
Jonius Molon, multa Areus, multa Caecilius et Halicarnasseus Dionysius.
Wir wissen aber ausser dem gleich Anzuführenden von demselben weiter
Nichts, als dass er sich der von Athenaeos gegebenen Definition der Figur
anschloss, s. Phoebammon a. a. 0. (A. 118).
139) Theon Prog. Rhet. Gr. II. 61, 28 ff. Sp. rj de ccvccyvco6ig, ag xmv
7tQsaßvxsQcov xig syr}, 'AnoXXäviog Sonst [ioi 6 *P6diog, xqocpi] Xt&cög £6xi,
wenn anders doch wohl auch hier M. und nicht jener andere Apollonios
zu verstehen ist.
139 b) Wie Marx Berl. ph. Woch. X. 1890. Sp. 1007 und bei Hill seh er
a. a. O. S. 388. A. 10 mit Recht aus Porphyr, a. a. 0. (s. A. 124). Xvtt, dl
xr\v anoqiav ccvxog (näml. "Ofiqqog), <bg 'AnoXXcoviog 6 MoXcovog 71ccqi6tt}6l
%. x. X. Vgl. C. 30. A. 199 b.
140) Es müsste denn Philagrios derselbe mit Philagros, dem Lehrer
des Metellus Nepos (Plut. Cic. 26) sein, wie Hillscher a. a. 0. S. 391 ver-
Rhodische Ehetoren. Molon. Aristokles. Philagrios u. A. 493
Hypereides, denn sie alle werden als verfehlte Nachahmer dieses
attischen Redners bezeichnet, welche sich lediglich dessen wenig
gewählte Sprache, aber nicht dessen Anmuth und sonstige Vor-
züge anzueignen verstanden 140b). Ueberladen also war ihr Stil
jedenfalls nicht, vielmehr haschten sie wahrscheinlich141) nach
Wortspielen, Witzen und zugespitzten Aussprüchen und Wen-
dungen, gleichwie es mit Massen auch jenes ihr Vorbild gethan
hatte142), während sie bei Demosthenes hierin ihre Rechnung
nicht gefunden hätten143). Gerade darin aber waren sie dem
Timaeos und den älteren Asianern ähnlich und verleugneten die
Schule des Menekles nicht, welcher gleichfalls weniger auf Glanz
und Fülle als nach dem Muster des Hegesias auf solche pikante
Wendungen sah143b). Immerhin jedoch war auch jener beschränkte
Grad von Atticismus ein wesentliches Mittel- und Uebergangs-
glied zu dem endlichen Siege des letzteren in Rom und ebendamit
nach und nach in der ganzen hellenistischen Welt, welcher vou Athen
und Pergamon aus allein schwerlich errungen wäre. Denn der
Stern der letzteren Stadt sank allmählich, während Rhodos zumal
durch Poseidonios und Molon der besuchteste Studienort der
Römer wurde. Und von grosser Erheblichkeit für diesen Lauf
der Dinge war es auch, dass ebendort, wie gesagt, Rhetoren
auch Grammatik und Grammatiker auch Rhetorik zu lehren
pflegten1430).
muthet, was aber wohl kaum sehr wahrscheinlich ist. Ueber Aristokles
aber s. C. 20. A. 75 mit den Berichtigungen hinter diesem 2. Bd., auch
C. 30. A. 199 b.
140b) Dionys. de Din. 8. ol (iev *T7tEQSidr}v fitfiovfjisvoL duxftciQTovTsg
trjg %ccQixog i-necvrig (wslvovl Sylburg) nul xi\g aXlr}g dwccfiscog avxfi^QOL
(= QvnccQoi, s. Blass S. 93. A. 1) Tivsg iyevovzo, oloi ysyovaci ^Podiocuol
§r}TOQeg x. t. X. (s. A. 123).
141) Wie Blass S. 93 bemerkt.
142) Ygl. Schäfer Demosth. II2. S. 328. Blass Att. Bereds. IU, 2.
S. 25 ff.
143) Dem ja gerade der eigentliche Witz abging, wie schon Dionys.
de vi Demosth. 54 bemerkt.
143 b) S. A. 121. Dass also die Rhoder vermuthlich in der Bekämpfung
der Manier des Hegesias nicht schüchterner als Agatharchides gewesen
seien, und dass es scheine, ,,als ob bei ihrem gewaltigen Anstürme gegen
diesen die Atticisten nur offene Thüren eingerannt haben", ist sonach eine
schwerlich berechtigte Behauptung von Roh de a. a. 0. S. 181. A. 1.
143 c) Vgl. die Aeusserungen von Marx Berl. ph. W. X. Sp. 1007 über
„Rhodos" als „das vielbesuchteste Bildungscentrum der damaligen Zeit, neben
494 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit and Rhetorik.
In Rhodos wirkten wohl auch die beiden Verfasser der zwei
rhetorischen Lehrbücher, von denen uns der Niederschlag von
dem einen, älteren in der Rhetorik ad Herennium, von dem anderen,
in welchem jenes bereits benutzt war, in Ciceros unvollendeter
Jugendarbeit de inventione geblieben ist144"). Von dem älteren
dieser beiden Rhetoren, welche das Unmögliche einer Verschmel-
zung des hermagoreischen rhetorischen Systems mit dem aristo-
telischen und zum Theil auch dem stoischen zu leisten versuchten,
ist es wahrscheinlich, von dem jüngeren beinahe so gut wie
gewiss 144b).
dem selbst der Glanz Athens erbleichte, Pergamon überhaupt kaum genannt
wird, bis auf heutzutage, wo man seinen Einfluss auf Rom unter dem Ein-
druck der Gesandtschaft des Krates und der Berliner Giganten mächtig
überschätzt hat". Ich trage kein Bedenken dem Gewicht dieser Bemerkungen
so weit nachzugeben, als es im Obigen geschehen ist. Weiter jedoch ver-
mag ich auch trotz des A. 144 b z. E. Hervorgehobenen nicht zu gehen,
fürchte vielmehr, dass Marx, so sehr er in Bezug auf diese Ueberschätzung
Recht hat (s. A. 108 ff.), doch nun seinerseits wieder den Einfluss von
Rhodos stark überschätzt, dem doch die eigentlichen Vertreter des Atticis-
mus in der Folgezeit, Dionysios und Caecilius, wie gesagt (s. A. 123), so
kühl gegenüberstehen. Auch ist nicht zu übersehen, welche feste geistige
Brücke der in Pergamon wie in Rhodos vorherrschende Stoicismus und das
Schülerverhältniss des Panaetios zu Krates und vielleicht auch zu Polemon
(s. C. 28. A. 17 ff.) zwischen beiden Orten schlug. Dazu kommt endlich
die schon erwähnte und weiter unten näher zu besprechende Thatsache,
dass Cicero unter dem Einflüsse des Apollonios Molon noch immer ein
halber Asianer blieb und erst da diese Halbheit aufgab, wo es galt dem
Caesar zu gefallen. Und wenn die Römer nicht in Pergamon zu studiren
pflegten (s. indessen A. 197), so kamen dafür, wie A. 111 dargelegt ist,
die pergamenischen oder pergamenisch gebildeten Lehrer desto zahlreicher
nach Rom.
144) S. A. 93. Was wir beim Auct. ad Herenn. I, 9, 16 lesen: adhuc quae
dicta sunt, arbitror mihi conslare cum ceteris artis scriptoribus, nisi quae de
insinuationibus nova excogitavimus, quod eas soll praeter ceteros in tria tempora
divisimus etc. ist, wie Marx a. a. 0. Sp. 1003 f. richtig bemerkt, wiederum
(vgl. A. 93 z. E.) nur lateinische Uebersetzung aus der ersteren griechischen
T8%vr), und ebenso ist es der Urheber der letzteren, welcher sich bei Cic.
I, 17, 23 weiterbildend, wie auch A. 93 schon gesagt ist, an diese neue Ein-
theilung anschliesst.
144 b) S. Marx a. a. 0. Sp. 1006 ff. Vgl. Arist. Rhet. H, 23. 1397a 25 ff.
mit Cic. I, 30, 46, vgl. ferner Cic. II, 29, 87. 32, 98 und das Citat des Apol-
lonios I, 56. Für den rhodischen Ursprung der älteren Ti%vi\ vergleicht
Marx Sp. 1007 ad Her. I, 11, 18 mit Cic. I, 11, 16 (s. A. 83. A. 93. z. E.)
und macht ferner geltend, dass „mit der Rhet. ad Her. wie mit der des
Quintil. eine ars grammatica verbunden war", dass hier „ein Ausspruch
Zwei rhodische (?) Hermagoreer. Aeschylos. Aeschines. 495
Seit der Zeit des zweiten inithridati sehen Krieges aber
machte sich unter den Asianern eine neue Richtung geltend,
welche namentlich auf Schwulst und Bombast des Ausdrucks
ausging145). Die Haupt Vertreter derselben waren
Aeschylos von Knidos, den Cicero in Asien, also 78
hörte146), und
Aeschines von Miletos, Ciceros Altersgenosse147), welcher
praktische Reden herausgab148) und später wegen masslos
frecher Zunge gegen Pompeius flüchten musste149).
des Aristarch citirt wird, namenlos natürlich", dass „Chares der Rhodier
in der Einl. zum 4. B. (6, 9) als Beispiel dienen muss". Ist die Sache
richtig, so ist sie allerdings ein starkes Zeugniss für den rhodischen Ein-
fluss auf Rom, da nicht bloss auch der wirkliche Cornificius (vgl. A. 92 b)
auf dieselbe Quelle zurückging, sondern „dem Gewährsmann des Auct. ad.
Her. noch in der Zeit Neros der Rbetor Verginius Flavus (s. Quintil. III,
6, 45) bezüglich der Statuslehre folgte: er war also eine Auctorität, kein
Rhetor, dessen Buch bald wieder vergessen wurde", mag er nun Plotius
gewesen sein oder nicht (s. A. 93). In Bezug auf den lateinischen Lehrer
Ciceros in' der Rhetorik räth Marx auf M. Pupius Piso oder auf L. Aelius
Stilo, ,,den Cicero zur Zeit des marsischen Krieges hörte und der auf
Rhodos 100 gelernt hat" und nach Varr. L. L. VI, 59 wohl als ein Vor-
läufer des Kampfes gegen die Asianer angesehen werden kann. S. Marx
Sp. 1008. Es ist sehr möglich, dass er die Lehre und die kritischen Zeichen
des Aristarchos, deren Kenntniss er in Rom verbreitete, seinerseits in
Rhodos bei Dionysios dem Thraker kennen lernte (s. Marx Interpretationum
hexas, Rostock 1888. S. 10), es ist aber auch möglich, dass er sich diese
Kenntniss schon in Rom selbst bei Panaetios (s. C. 28. A. 22) erwarb.
145) Cic. Brut. 95, 325 unmittelbar nach den A. 121 angef. Worten:
aliud autem genus est non tarn sententiis frequentatum quam verbis volucre
atque incitatum, quali est nunc Asia tota, nee jlumine solum orationis, sed
ctiam exornato et facto gener e verborum, in quo fuit Aeschylus Cnidius et
meus aequalis Milesius Aeschines. in his erat admirabilis orationis cursus,
ornata sententiarum concinnitas non erat. Beide Richtungen vereinigte dann
in Rom Hortensius in sich, wie Cicero im Folgenden (§. 326) sagt: Hor-
tensius utroque genere florens etc.
146) Cic. a. a. O. 91, 316. unmittelbar vor den A. 129 angef. Worten:
adsiduissime autem rnecum erat Dionysius Magnes, erat etiarn Aeschylus
Cnidius, Adramyltenus Xenocles : hi tum in Asia rhetorum prineipes numera-
bantur: quibus non contentus etc.
147) S. A. 145.
148) La. Di. II, 64 im Homonymen verzeichniss: tßdofiog (Ai6%ivr\g) Mi-
X^aog 7toliTi-x.dg 6vyyQacp£vg, d. h. doch wohl Verfasser von Xoyoi noliTinoi,
was ich annähernd durch „praktische Reden", aber auch nur annähernd
wiedergebe: ■nolixiv.og bedeutet hier „gemeinbürgerlich und gemeinverständ-
lich"; es sind also solche Reden, zu deren Abfassung und Verständniss
496 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Me nipp os aus Stratonikeia in Karien mit dem Beinamen
Kotokas150) war dagegen wohl kein eigentlicher Asianer, denn
er soll sich von den Fehlern beider Richtungen frei gehalten
haben, übrigens auch zur Zeit jenes Aufenthalts von Cicero in
Asien der bedeutendste aller dortigen Redner gewesen sein151).
Xenokles von Adrarnyttion, gleichfalls von Cicero152) unter
den zu jener Zeit von ihm gehörten Rednern besonders aus-
gezeichnet, war ein Asianer, aber von ausserordentlicher Macht
der Rede, wie er sie namentlich vor dem römischen Senate in
der Vertheidigung der Provinz Asien gegen die Anschuldigung
ihrer Hinneigung zu Mithridates bewies153).
es keiner speciellen Fachkenntniss , sondern nur der allgemeinen Bildung
bedarf, also vor Allem gerichtliche Reden, aber auch Volksreden, und je
nachdem der Nebenbegriff des Gemeinnützlichen dabei mit hervorgehoben
wird oder nicht, werden auch die epideiktischen Reden im letzteren Falle
mitgerechnet, im ersteren nicht, und so bezeichnet denn bei Isokrates (am
Deutlichsten in der Schrift gegen die Sophisten) der Gegensatz von Iqioziy.oi
und noXizmoi Xöyoi den von Philosophie und Redekunst überhaupt. Ganz
so erscheint der letztere Ausdruck auch bei Pseudo-Anaximenes (s. A. 6).
Daher giebt denn ferner auch Hermagoras bei Augustin. Rhet. 4. p. 138 H.
vom nolixmbv £r}zrjiict folgende Definition: sunt autem civües quaestiones,
quarum perceptio in communem animi conceptionem potest cadere, quod
Graeci (d. i. Stoici) %oivy\v tvvoiav vocant etc. — Völlig unbekannt ist
Aeschines von Mytilene, welcher gegen die Rhetorik schrieb: La. Di.
ebendas. nifinzog MvziXrjvcciog , ov hccl QrjzoQOficcGziya EY.dt.Xovv. Sehr schief
und ungenau ist die Erörterung bei Brzoska S. 43 f., s. vielmehr Striller
S. 18 ff. Blass A. B. II. S. 99. 354. C. Reinhardt De Isocratis aemulis
(Bonn 1873). S. 6 f.
149) Strab. XIV. 635. xa^5 r)[iccg ds Ai<s%Cvr\g b qyjzcqq, 6g iv cpvyy
ölezeXeos, naQQrjaLaoa(isvog 7vsqcc rov [iszoiov nqog Uo\\,m\iov Mdyvov. Nach
der Art, wie Cicero sich in der A. 146 angef. Stelle äussert, waren Aeschylos
und Aeschines, als er den Brutus schrieb, wohl beide nicht mehr am
Leben.
150) Strab. XIV. 660. y.dvzccvd'cc d' clvrjo d^ioXoyog yEyEvi\zui qtJzojq
Mivinnog nazcc zovg naziqag rjfiav Kozonug v.aXov(isvog, 6v paliGza. etzcuvei
z(ov Hctza zr)v 'Aalccv Qrjzoqcov , cov fjxQoccGazo Klxeqcöv , ag tprjöiv ev Zivi
yQcccpij (s. A. 146. 151) avzog avyaqlvcov BevohXel %a\ zoig yiccz' ekelvov
CCKfltt£0V6lV.
151) Cic. Brut. 91, 315. unmittelbar vor den A. 146 angef. Worten:
post a me tota Asia peragrata est, (Juiquey cum summis quidem oratoribus,
quibuscum excrcebar ipsis libentibus: quorum erat princeps Menippus Stra-
tonicensis meo iudicio tota Asia Ulis temporibus disertissimus: et, si nihil
habere molestiarum nee ineptiarum Atticum est, hie orator in Ulis numerari
recte potest. 152) S. A. 146.
153) Strab. XIII. 614. ccvtjq ds 'AdQctfivzzrivog qtjx(oq inicpavrjg ysysvrjzca
Menippos. Xeaokles. Diodoros. Dionysios. Diotrephes. 497
Diodoros mit dem Beinamen Zonas aus Sardes verwandte
oft seine Beredsamkeit im Dienst der Provinz Asien; sie kam
ihm aber auch in eigner Sache sehr zu Statten, als Mithridates,
da dieser die Gewalt in Händen hatte, ihm vorwarf, dass er die
Städte zum Abfall zu verleiten suche154). Wir besitzen von
ihm noch eine Reihe von Epigrammen154*5) aus dem Kranze des
Philippos, und er ist entweder der älteste oder gehört wenigstens
zu den ältesten in denselben aufgenommenen Dichtern1540). Diese
Ueberreste liefern aber ein wenig erfreuliches Bild von seinem
poetischen Vermögen: in Sprache und Stil geschmacklos, albern
und überladen, sind sie fast nur armselige Variationen älterer
Themen 154d).
Dionysios von Magnesia war gleichfalls um 78 einer der
bedeutendsten Redner in Asien, mit denen Cicero damals am
Meisten verkehrte155).
Diotrephes aus Antiocheia am Maeandros war in der ersten
Hälfte des ersten Jahrhunderts ein berühmter Lehrer der Rede-
kunst156). )
Esvo-xXijg, xov [ilv 'Aoiccvov x^QocutrjQog, ay(aviaxr\g Ss sl' xig aXXog ncci storj-
nong vnlo xrjg 'AaCag enl tr^g cvyY.Xr\xov ■xaö'' 6v yiaiQbv ulxCccv sl%E Mi&qiöcc-
xicpov.
154) Strab. XIII. 627 f. avdosg S' al-ioXoyoi ysyovcca, xov avxov yevovg
diodcoQOi ovo ot Q^tOQsg, cbv 6 nosaßvxsQog shccXeIxo Zcavccg, uvt\q noXXovg
ccycavccg ^ycavLa^iivog v7t£Q xrjg 'A6iccg, xccxcc ds xr)v Mi&qidccxov xov ßocai-
Xscog t'cpodov alxiccv l6%i\Y.(Qg eng cccpiaxccg neto' avxov xccg noXsig ccnsXvaccxo
xccg diccßoXccg cc7toXoyr}6cc[isvog.
154»») Anth. Pal. VI, 98. 106. VII, 365. 404. IX, 226. 312. 556. XI, 43.
„Fast alle tragen das Lemma Ztovä Eccqdiccvov, eines (VII, 365) sogar
Zavcc Zccodiavov xov nccl diodcoQov. VI, 22 ist bei Kephalas a8r\Xov be-
zeichnet, bei Plan. Zcovcc. Vgl. Iacobs Catal. poet. Anth. Gr. XIII.
S. 883". (Knaack).
154 c) „Philipp. Prooem. (= Anth. Pal. IV, 2) 11. Zcavccg x^tW, wo-
gegen der jüngere D. (Strabons Freund) 12 (diodmoog) als L'cav erscheint".
(Knaack).
154 d) „Meist nach Leonidas von Tarent. Ein zierliches Epigramm des
Glaukos Anth. Pal. IX, 341 hat er IX, 556 gründlich verballhornt. Der
Schluss in IX, 312 mit der gelehrten Glosse ist Entlehnung aus älterer
Vorlage, vgl. Bergk Hermes XVIII. 1883. S. 518 f. Zu den erhaltenen 9
(s. A. 154'*), von denen XI, 43 das verhältnissmässig beste ist, kommt viel-
leicht (nach C. 14. A. 187) noch VI, 282". (Knaack).
155) S. A. 146.
156) Strab. XIII. 630. oocpicxrjg dl tcccqcc xovxoig svdof-og ysysvrjxcci dio-
XQtcprig, ov Sirj-novcsv 'Tßosccg 6 xa-fr' rjficcg ysvopsvog (i£yi6xog Qr)xcao.
Susemihl, griech.-alex. Litt.-Gesoh. II. 32
498 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Aus ungewisser Zeit sind drei Redner aus Tralles:
Dionysokles und der spätere Damasos mit dem Bei-
namen Skombros157), endlich der als Isokrateer bezeichnete
und also jedenfalls mindestens annähernd zur atticistischen
Reaction gehörige und schwerlich vor dem ersten Jahrhundert
lebende K rat es15?), ferner auch
Thaies von Kallatis, ohne Zweifel ein richtiger Asianer1*9),
endlich
Demokritos von Pergamon160).
Interessant ist es zu hören, dass auf der anderen Seite in
Athen schon 98 der Rhetor
Menedemos, welcher hernach zwischen 97 und 92 als der
erste Rhetor, von dem wir es wissen, auch in Rom auftrat, mit
dem akademischen Philosophen Charmadas und dem stoischen
Mnesarchos eine Disputation hielt, welcher auch der Redner
M. Antonius beiwohnte, und in welcher Menedemos längere
Stellen aus Demosthenes anführte und die Vorzüglichkeit des
Letzteren auch von den beiden Gegnern zugegeben ward161).
Demetrios der Syrer, bei welchem Cicero 78 in Athen
sich übte, welcher aber zu jener Zeit schon alt war, soll ein
damals nicht unberühmter Lehrer gewesen sein102); von seiner
Richtung aber wissen wir Nichts.
Pammenes war in Athen Lehrer des M. Brutus und gleich
Menedemos ein eifriger Verehrer des Demosthenes163).
157) Strab. XIV. 649. sysvovxo 8s xal grjrogsg smcpavstg diovvGo-*lr\g
xs xal (isrcc xavxa Jdpccoog b oxoußgog. Damasos oder Damas wird aucli
vom Rhetor Seneca mehrfach angeführt, s. d. Ind. v. Kiessling und
Buschmann a. a. 0. S. 14.
158) La. Di. IV, 23 im Homonymenverzeichniss : 8svxsgog (Kgdxrjg) grj-
tcag TgaXXiccvog 'iooHgdzsiog. Vgl. Blass G. B. S. 35 f. 72. 101.
159) La. Di. I, 38. ysybvccGi 8s v.cä dXXoi OccXul, xa^ß yr\Gi dr\\irixgiog
b Mdyvrjg sv xolg 'OiiavvfiOLQ, nsvts. <ov itgmxog gr\T(og KaXXciTiccvbg %uv.6-
tnXog (vgl. A. 98: tfXog = xagcoixrig „Stil").
160) La. Di. IX, 49 im Homonymenverzeichniss: sxtog (JrjfioyigLtog)
nsgya[ir]v6g dcno grjTogiHwv Xoycov.
161) Cic. de or. I, 18 ff., 82 ff. lässt wenigstens den Antonius 91 die
Sache so darstellen und von M. sagen -19, 85: is, qui nuper Bomae fuit,
Menedemus, hospes meus.
162) Cic. Brut. 91, 315 unmittelbar vor den A. 151 und unmittelbar
nach den C. 32. A. 269 angef. Worten: eodem tarnen tempore Athenis apud
Demetrium Syrum veter em et non ignooilem dicendi magist rum studiose
exerceri sölebam.
163) Cic. Brut. 97, 332. te exercuit Pammenes vir longe eloquentissimus
Dionysokl. Thal. Demokr. Mened. Demetr. Pammen. Zen. Isid. Euthyd. 499
In Asien kommen wir, um von Apollodoros zunächst noch
abzusehen, bereits in die späteren Zeiten des ersten Jahrhunderts
hinab mit
Zenon von Laodikeia am Lykos in Phrygien, welcher in
dieser Stadt ein politisch angesehener Mann war, zu deren Ge-
deihen er wie nach ihm sein Sohn Polemon viel beitrug164),
und 40 v. Chr. durch seinen Einfluss und seine Beredsamkeit
bewirkte, dass dieselbe dem T. Labienus und den Parthern wider-
stand165).
Isidoros von Pergamon ist wohl der jüngste der von dem
jüngeren Gorgias166) benutzten Redner167), da er bereits die von
dem Stoiker Athenodoros Kordylion an den Schriften des Zenon
von Kition begangene Verstümmelung erwähnte168).
Euthydemos und Hybreas von Mylasa in Karien waren
Nebenbuhler in der Verwaltung ihrer Vaterstadt, und der Letztere
reicht bereits bis in die Zeiten des Antonius und Octavianus
hinab. Hybreas war arm und von geringerer Abkunft, hörte
Graeciae. Or. 30, 105. hunc tu oratorem (Demosthenem) cum eius studio-
sissimo Pammene, cum esses Athenis, diligentissime cognovisti. Vielleicht
ist er auch derselbe, welchen Sen. Controv. I, 4, 7 als guten Declamator
erwähnt, s. Buschmann a. a. 0. S. 18. Bursian Jahresber. XXII.
S. 142.
164) Strab. XII. 578. rav noXixcov xivsg . . . ^isydcXrjv hnoir\Goiv ccvxriv,
'Isq(ov [ihr 7iq6tbqov . . . Zrjvav de 6 q^tcoq vgtsqov xul vibg ccvzov TloXe-
jLtCOV x. t. X.
165) Strab. XIV. 660. Zrjvmv u ActoSmevs xul *Tßqeag ov% el^ccv a^cpo-
tsqoL QrjtoQsg, ccXXcc dns6zr]6ccv ras sccvtav noXsig %. t. X. Dafür erhielt
denn im nächsten Jahre jener sein Sohn Polemon einen Theil von Kilikien,
nämlich Lykaonien, mit dem Königstitel, ward hernach auch König von
Pontos und bekam noch etwas später auch Kleinarmenien und wurde end-
lich als Gatte der Dynamis, Tochter des Pharnakes, überdies König von
Bo8poros. In zweiter Ehe heirathete derselbe Pythodoris, eine Enkelin des
Triumvir8 Antonius und nach seinem Ableben die Gemahlin des Königs
Archelaos von Kappadokien. Ein Sohn Beider Zenon ward 18 n. Chr.
König von Grossarmenien und starb 35 (Tac. Ann. II, 66. VI, 31), ein Enkel
Polemon war der letzte König von Pontos. S. über dies Alles und über
noch andere Nachkommen Mommsen Ephem. epigr. I. 1872. S. 270—276,
vgl. C. 22. A. 345 u. bes. d. Nachtr. dazu hinter diesem 2. Bd., auch C. 33.
A. 329 ff.
166) S. A. 177.
167) S. Rutil. Lup. II, 16.
168) S. C. 32. A. 49. Doch kann er dies ja möglicherweise erst in
hohem Alter gethan haben.
32*
500 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
aber nach dem Tode seines Vaters, welcher seihst eine Redner-
schnle gehalten hatte, den Diötrephes in Antiocheia169), kehrte
dann in seine Heimat zurück und gelangte hier im Wettstreit
mit dem reich und vornehm gebornen Euthydemos zu den höchsten
Staatsämtern, bis ihn noch vor dem Partherkriege dessen Tod
allein am Ruder Hess. Dann nahm er im Bunde mit dem eben
genannten Zenon dieselbe Stellung wie dieser in Laodikeia gegen
Labienus und die Parther ein170), musste in Folge davon schliess-
lich fliehen, kehrte aber später zurück171) und leistete dann dem
Antonius bei dessen unmässigen Auflagen muthigen Wider-
stand172). Er galt als ein vorzüglicher Lehrer der Redekunst173),
wird aber, wie es scheint, ausdrücklich als Asianer bezeichnet1731").
Gorgias war in Athen Lehrer des jüngeren M. Cicero,
leitete denselben aber auch zu Trinkgelagen und ähnlichen
Freuden an, so dass der Jüngling auf Befehl des Vaters sich
von ihm trennen musste174). Er schrieb 4 Bücher über die
169) S. A. 156 und 171.
170) S. A. 165.
171) Strab. XIV. 659 f. cc^ioXoyovg 8' sa%sv ccvdQctg v.ct&' rjficcg xcc Mv-
Xccgcc, QrjTOQCcg xs ccfioc xai drjfiaymyovg xr)g noXstog, Evfrvdrjfiov xs nccl
*TßQsav. b (isv ovv Ev&vSrjfiog in nqoyovcov nccQCtXocßobv ovgiccv xs [isyccXrjv
nccl So^ccv, nQOüd'slg neu xr\v dsLvoxr}xat oux iv xr\ naxQidi povov [isyccg r\v
aXXa ticcl iv xrj 'Acta xrjg nqmxrig r)£iovxo xt[ir]g- 'Tßgioc d' b nccxrjg, a>g
ccvxbg Sirjysixo iv xrj G%oXrj nccl nccqa xmv itoXixmv mfioXoyrjxOj rjfiiovov
yiaxiXiits ^vXocpoQovvxa kccI r)fjLLOvrjy6v diow,ov{isvog S' vno xovxcov oXtyov
Xqovov JioxQscpovg xov 'Avxio%B(og r)tiQOccaoc(i8vog inccvfjX&s n. x. X. Vgl.
A. 156.
172) Plut. Anton. 24.
173) Hieronymus führt ihn zu 30 v. Chr. als noMlissimus artis rhetoricae
praeeeptor auf. Sen. Suas. 7, 14 nennt ihn disertissimus vir und erzählt zwei
Anekdoten von seinem gleichnamigen Sohne und dem des Cicero als der-
maligem Proconsul von Asien, vgl. Buschmann a. a. 0. S. 10 ff., und
führt ihn öfter an (s. Kiesslings oder H. J. Müllers Ind., vgl. A. 173b).
173b) Sen. Controv. I, 2, 22 f. hoc autem Vitium aiebat Scaurus a Graecis
declamatoribus tu 'actum, qui nihil non et permiserint sibi et inpetr averint.
Hybreas, inquit, cum diceret controversiam de illo, qui tribadas deprehendit
et oeeidit, describere coepit viri adfectum, in quo non deberet exigi inhonesta .
disquisitio: iym d' iGKomqG' ccv TtQoxeQOv xov ccvöqcc (siy ysysvvrjxai xig r)
7iQOGSQQcnixcu. Grandaus (?) , Asianus aeque declamator etc. (wo doch wohl
nicht bloss die asiatische Herkunft bezeichnet werden soll). Dies hindert
freilich Strabon (s. A. 156) nicht ihn als 6 yiccft' r)^iäg ysvofievog fiiyicxog
qtixcoq zu bezeichnen.
174) Cic. Sohn Epist. XVI, 21, 6 (an Tiro): de Gorgia autem quod mihi
scribis, erat quidem ille in cotidiana declamatione utilis, sed omnia post-
Hybreas. Gorgias. Sieg des Atticismus in Rom. 501
rednerischen Figuren, aus welchen Rutilius Lupus in lateini-
scher Uebertragung einen Auszug in einem Buche machte175),
aus dem wir selbst wiederum noch einen in 2 Bücher getheilten
besitzen176). Die Beispiele sind meistens aus den alten classi-
schen Rednern entnommen, nämlich aus Lysias, Demosthenes,
Hypereides, Lykurgos nebst Deinarchos, Stratokies, Pytheas,
demnächst aus Demetrios von Phaleron, Demochares, Charisios,
Kleochares, aber auch aus Hegesias, Sosikrates, Myron, Lykon,
Daphnis, Isidoros177). Gorgias war also zwar ein Atticist, aber
mit asianischer Verbrämung178). Jedenfalls wohl ein anderer
Gorgias aus unbestimmter Zeit war der Verfasser einer Schrift
über die galanten Damen Athens (nsQl xwv 'A%i\vyi6iv kxai-
qlöcov)119), da diese Art von Schriften, deren Bedeutung für die
Komikerstudien wir bereits kennen gelernt haben180), eine solche
ist, welche durchaus in das Gebiet der Grammatiker und nicht
im Mindesten in das der Rhetoren einschlägt181).
Jedenfalls wäre nun aber doch der Atticismus in Griechen-
pcsui, dummodo praeceptis patris parerem: dictQQrjdriv enim scripserat, ut
eum dimitterem statim: tergiversari nölui, ne mea nimia anovörj suspicionem
ei aliquam inportaret etc. Plut. Cic. 24. roqyCav ds xov QrjtoQci ccMiapsvog
elg rjöovag ncci notovg n^odysiv xo iieiqccxiov äitsXccvvsi trjg awovoiocg
avTOv.
175) Quintil. IX, 2, 102. Rutilius Gorgian secutus . . . cuius quattuor
libros in unum suum transtulit.
176) S. Blass G. B. S. 97 f. A. 5. Teuffei R. L.-G. §. 270.
177) S. das Genauere bei Blass S. 98. A. 1. In Bezug auf Lykon vgl.
A. 96 f. und C. 2. A. 763.
178) Dabei ist indessen zu bedenken, was schon Ruhnken Hist. crit.
or. Gr. S. 49 und Brzoska S. 19 richtig bemerkt haben, v. Wilamowitz
Heim. XII. 1877. S. 332 f. A. 12 aber nicht bedacht hat, dass es für ihn
doch nur darauf ankam für jede Figur die angemessensten und deutlichsten
Beispiele zu wählen und nicht darauf, ob dieselben aus mehr oder weniger
classischen Auetoren waren, und dass die Figuren des Gedankens (a^^ata
wjg duxvoiag) überhaupt erst von Isaeos ab aufzutreten beginnen.
179) Ath. XIII. 567 a. 583 d. 596 f.
180) C. 16. A. 47b. 48. Vgl. C. 27. A. 54. 0. 30. A. 43.
181) Ob ferner der in Rede stehende G. der „Sophist" war, welchem Poll.
IX, 1 (vgl. 15) ein 6vo(icc6Tixbv ßißliov zuschreibt, und was für eine
Bewandniss es mit dieser Schrift hat, ist ungewiss. — Nur beiläufig sind
hier noch zwei andere Rhetoren zu nennen, der aus Cic. p. Flacc. 18, 42 u. ö.
bekannte Herakleides von Temnos und Theodotos von Samos, der
Lehrer von Ptolemaeos XII und Mörder des Pompeius (Appian. B. C.
II, 84, 90, vgl. Sen. Controv. II, 4, 8. Quintil. III, 8, 55 f.).
502 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
land und in der hellenistischen Welt erlegen182), und mit ihm
würden wahrscheinlich die Meisterwerke der attischen Beredsam-
keit und auch wohl der attischen Geschichtschreibung allmählich
ebenso untergegangen sein wie zum Glücke jetzt vielmehr die
Afterproducte der Asianer. Gab es doch nachweislich schon
eine Zeit, und zwar etwa die der zweiten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts, in welcher von Isokrates nur noch ein einziges, an
manchen Stellen bereits schadhaft gewordenes Exemplar existirte183).
Aber Rom verhalf dem Atticismus zu einem wenigstens ^bedingten 184)
Siege und in Rom selbst der Einfluss des Caesar und des Augustus185).
Noch Hortensius war dort reiner Asianer186). Cicero, wie schon
bemerkt, schwankte und stand noch, als er seine Bücher de
oratore schrieb, auf einem ähnlichen Standpunkt wie etwa der
jüngere Gorgias, wenn er auch auf der anderen Seite schon da-
mals den Demosthenes für den grössten Redner erklärte und sich
das nicht abzuleugnende Verdienst erworben hat, dass er stets
für diese Ueberzeugung sein ganzes Gewicht in die Wagschale
legte. Der ältste eigentliche Atticist unter den römischen Rednern
182) S. A. 112.
183) Wie schon C. 16. A. 56 hervorgehoben wurde. Denn dass aus
einem solchen Exemplar nicht bloss unsere Handschriften, sondern auch
schon die des Dionysios von Halik. geflossen sind, hat ß. Keil Analecta
Isocratea, Prag u. Leipzig 1885. S. 73—88 einleuchtend nachgewiesen. In
Bezug auf Thukydides s. v. Wilamowitz Herrn. XII. 1877. S. 333 f. A. 13,
dessen allerdings über das richtige Mass hinausgehende Erörterung durch
die Gegenbemerkungen von Rühl Herodotisches, Philologus XLI. 1886.
S. 74 f. doch nur theilweise (s. C. 22. A. 229) berichtigt oder entkräftet ist.
Dass „die Philologen sich um ihn nicht kümmerten", ist, so weit man,
wie billig (was auch gegen Hart mann a. a. 0. S. 2 — 10. 17 bemerkt sei),
von den bloss pinakographischen Arbeiten absieht, freilich nur ein Schicksal,
welches er Jahrhunderte lang mit fast allen Prosaikern theilte , und gerade
von ihm gab es, wie wir C. 30. A. 314 sahen, doch eine oder mehrere
commentirte Ausgaben schon zu Ciceros Jugendzeit oder wenigstens ein
Glossar, wie Wilamowitz selbst anerkennt (vgl. freilich d. Nachtr. z.
jener Anm.).
184) Ich gebrauche diesen vorsichtigen Ausdruck, weil ich den Aus-
führungen von Roh de in der angef. Abh. gegen Kaibel Dionysios von
Halikarnass und die Sophistik, Hermes XX. 1885. S. 497—513 eine gewisse
Berechtigung nicht absprechen kann. Ganz hat mich eben weder Kaibel
noch Rohde überzeugt; das Nähere jedoch gehört nicht hieher.
185) Dionys. de antiqu. or. 1. ccixia xj\g [isrccßoXfjg iysvsxo 'Pdfir} x<u
xctvxr\q avxr\g oi dvvaoxsvovxsg.
186) S. A. 145.
Sieg des Atticismus in Rom. 503
scheint M. Calidius gewesen zu sein, aber er erlag 64 im Process
gegen Q. Gallius dem Cicero187). M. Brutus war ein eifriger
Verehrer des Demosthenes188), aber schwerlich bedeutend weder
als Redner noch als Philosoph 189). Neben ihnen standen ab-
gesehen von Caesar noch Q. Cornificius und Andere; ganz be-
sonders aber ragte unter den ächten Atticisten der Dichter und
Redner L. Licinius Calvus hervor, der glückliche Nachahmer des
Lysias, Hypereides und Demosthenes und der nicht minder glück-
liche Nebenbuhler des Cicero in der gerichtlichen Beredsamkeit,
und nach dessen glänzenden Erfolgen in den Anklagereden gegen
Vatinius (56 und 54) und in der Vertheidigung des P. Sestius (56)
sah sich denn auch Cicero genöthigt zu der neuen Theorie mit
einigem Vorbehalt überzugehen und ihr auch in der Praxis
Rechnung zu tragen, im Allgemeinen nur bedingt, vollständig
aber in seinen vor Caesar gehaltenen Reden190), und auch die
älteren Classiker Thukydides und Lysias eifrig zu studiren 191).
Man wird nun aber unter diesen Umständen schwerlich fehl-
greifen mit der Annahme192), dass, wie schon gesagt, unter den
gleichzeitigen griechischen Rhetoren zum Mindesten kein anderer
so erfolgreich diese ganze Bewegung beeinflusst hat als der-
jenige Mann, welcher von Caesar zum Leiter des Octavianus
bestimmt ward, und von dem wir wissen, dass er Lehrer des
Calidius war, und vermuthen dürfen, dass er auch der des Cae-
cilius gewesen ist193). Es war dies
187) Cic. Brut. 80, 277 f. S. A. 197.
188) Cic. Or. 30, 105, vgl. 13, 40 und A. 163.
189) Quiutil. X, 1, 23. Tac. dial. 21.
190) Besonders pro Ligario und pro rege Deiotaro. S. C. Guttmann
De earum quae vocantur Caesarianae orationum Tullianarum dicendi genere,
Greifswald 1883. 8. (Doctordiss.).
191) Das Genauere über den Entwicklungsgang dieser Dinge und be-
sonders des Cicero gehört nicht hieher, sondern in die römische Litteratur-
geschichte. Hier sei nur noch nächst den bahnbrechenden Bemerkungen
von Wilamowitz a. a. O. S. 332 f. A. 12 auf die Untersuchungen von
Harn eck er Cicero u. die Attiker, Jahrb. f. Philol. CXXV. 1882. S. 601—611
und in der Rec. von Brzoskas Diss. ebendas. CXXIX. 1884. S. 41—48
verwiesen.
192) Von Wilamowitz a. a. 0. S. A. 111.
193) Quintil. IX, 1, 12. Apollodorus, si tradenti Caecilio credimus,
incomprehensibilia huius partis (näml. de figuris) praecepta existimavit.
S. Wilamowitz a. a. 0. und vgl. A. 207. Weise a. a. 0. S. 6 fi'.
504 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Apollodoros194) von Pergamon195), welcher etwa zwischen
104 und 100 geboren zu sein scheint196). Zunächst lehrte er
ohne Zweifel in seiner Vaterstadt197), dann siedelte er nach Rom
über, wo, wie gesagt, der junge Octavianus sein Zögling wurde198)
und er sich den Beifall Caesars dergestalt erwarb, dass derselbe
diesem seinem Neffen 45 ihn, der damals ungefähr sechzig bis
vierundsechzig Jahre zählen mochte, auch nach Apollonia mit-
gab199). Sicher kehrte er dann gleich nach Caesars Ermordung
194) Piderit De Apoll odoro Pergameno et Theodoro Gadarensi rhtto-
ribus, Marburg 1842. 4. Schanz Die Apollodoreer und die Theodoreer,
Hermes XXV. 1890. S. 36—54. G. Ammon Apollodoreer und Theodoreer,
Bl. f. d. bayer. Gymnw. XXVII. 1891. S. 231—237 (ging mir erst unmittelbar
vor dem Drucke zu).
195) S. A. 199. 201 und Strab. XIII. 625, wo auch er unter den be-
rühmten Pergamenern erscheint: 'AnoXXodcoQog 6 q^xwq b xocg xexvccg avy-
YQaipag %cci xr\v 'AnoXXodcoQBLOv cclqsgiv nccqayaywv , rjxig nox' eaxi' noXXcc
yccq S71SHQCCT8L) (isi'£ova 8e rj xa^' fjfiäg s'xovta xr\v xqiaiv , u>v Igxi xal r\
'A7toXXoda>QSLog aiQsaig nal f) ©soöeoQSiog. Mit Recht findet Roh de a. a. 0.
S. 181 in dieser Aeusserung eine „fühlbare Ironie": „Strabon hält die ganze
Streitsache für eine Angelegenheit der Schulpedanten, die ihn wenig
interessirt".
196) S. A. 199.
197) S. über seine von dort gebürtigen Schüler A. 202. 203. Da Cali-
dius, wie aus Cic. Brut. 79 f., 274—278 erhellt, wo offenbar von ihm als
einem Verstorbenen die Rede ist, 47 schon todt war, ist es unwahrschein-
lich, dass dieser erst in Rom sein Schüler (s. A. 199) geworden sein sollte,
s. Piderit S. 6 f. (doch vermag ich nicht mit Piderit und Harnecker
Jahrb. CXXV. S. 607 f. irgend welches Gewicht darauf zu legen, dass
Cicero hier diesen weder als Atticisten noch als Schüler des A., dagegen
vorher 78, 271 den Accius Pisaurensis als Hermagoreer bezeichnet, s. A. 90).
Worauf die Behauptung von Rohde a. a. 0. S. 175 f. A. 1 beruht, der
Atticismus des Calidius könne „jedenfalls kein ganz unverfälschter nnd
ungemischter gewesen sein", weiss ich nicht.
198) Sei es nun, dass er schon vorher dort lehrte oder dass Caesar
ihn zu ebendiesem Zwecke dorthin zog.
199) Von Octavianus heisst es in der schon C. 32. A. 100 angef. Stelle
Sueton. Octav. 89: magistro dicendi usus Apollodoro Fergameno, quem iam
gr andern natu Apolloniam quoque (also hatte, wie Piderit S. 7 richtig
bemerkt, derselbe ihn schon vorher in Rom gehört) secum ab urbe iuvenis
adhuc eduxerat. 60 Jahre sind das Mindeste, um die Bezeichnung iam
grandem natu zu rechtfertigen, viel darüber wird man aber auch nicht
hinausgehen dürfen, da sie andrerseits dem Gegensatz zu Liebe gemacht
ist und so auch der Ansatz des Hieron. zu 63 v. Chr. Apollodorus Perga-
menus, Graecus rhetor, praeceptor Cdlidii et Augusii, clarus habetur am
Besten passt. So beruht denn hierauf die obige, von Piderit S. 6 ge-
Apollodoros von Pergamon. 505
mit dem Octavianus nach Rom zurück und blieb bei diesem in
hoher Gunst200), bis er, 82 Jahre alt201), ungefähr zwischen 22
und 18 starb. Er hinterliess eine zahlreiche Schule unter Griechen
und Römern202), und von diesen seinen Schülern stellten seine
Lehren ausführlicher als er selbst C. Valgius Rufus lateinisch
und Dionysios mit dem Beinameu „der Attiker"203) griechisch
dar203b). Er selbst scheint nur wenig geschrieben zu habeu:
\
billigte Berechnung Frandsens M. Vipsanius Agrippa, Altona 1836. S. 228
von der Geburtszeit des A. Ungenau sagt Quintil. III, 1, 17 (s. A. 209):
Apollodorus Pergamenus rhetor, qui praeceptor Apolloniae Gaesaris Augusti
fuit. Vgl. auch A. 200. 201.
200) Strab. a. a. 0. fährt fort: [iccXioxa Ss s^rjos xov AnoXXodoooov q xov
Kcci6ctQog cpiXCa xov 2eßa6xov, dida.ow.aXov xa>v Xoyoav ysvopevov.
201) Pseudo-Lukian. Macrob. 23. 'AnoXXodcoQog ds 6 IlsQya^rjvog qiJxcoq
fteov Kaiaaqog Zeßaoxov diddonaXog ysvopevog xai avv 'Aftrivodcogcp xco
Taqaev cpiXo6oq)(p naidevcag avxov s'^rjas xavxd x<o 'A&rivodcoQG), lxr\ bydor\-
xovxa ovo. Vgl. C. 32. A. 64.
202) Die Apollodoreer, s. Strab. a. a. 0. (A. 195). Quintil. III, 1, 18
(A. 209), vgl. II, 11, 2. IV, 1, 60. Von Römern gehörten ausser Calidius,
Matius, Valgias Rufus, Domitius (s. A. 199. 206. 207) zu seinen
Schülern angeblich Vipsanius Atticus (Sen. Contr. II, 5, 11, wo aber
wohl mit Weich ert De Caesaris Augusti pueritia, Grimma 1841. S. 83
Dionysio für Vipsanio zu lesen sein wird, jedenfalls war er nicht, wie
noch Kiessling frageweise annimmt, ein Tochtersohn des T. Pomponius
Atticus, s. Piderit S. 16 f.), jedenfalls Turrinus Clodius der Aeltere,
der Freund des Rhetors Seneca (Contr. X. Pro. 14—16. Piderit S. 17 f.),
Bruttedius Niger der Aeltere (Sen. ebend. II, 9, 36, vgl. A. 215. Suas.
6, 20 f., von welchem Piderit S. 19 f. mit Recht den Jüngeren, den Freund
des Seianus, der 22 n. Chr. Prätor war und dann mit Seianus getödtet
ward, Tac. Ann. III, 66. luven. 10, 83, unterschieden hat; Kiessling
wirft wieder beide zusammen, ebenso Teuffel-Schwabe R. L.-G. IIÖ.
§. 276, 4), von Griechen ausser Dionysios dem Attiker. von Pergamon
(s. A. 203) noch Moschos von Pergamon, welcher wegen Giftmischerei
aus Rom verbannt wurde und dann in Massilia lehrte, s. Hör. Ep. I, 5, 9
und dazu Porphyr. Sen. Contr. II, 5, 13. Moschum (so schon Piderit S. 13.
A. 2) Apollodoreum (so Teuf fei), qui reus venefici et a Pollione Asinio
defensus, damnatus Massiliae docuit (was man früher in Folge der ver-
derbten Ueberlieferuug auf A. selbst bezog). Vgl. auch Bursian Jahresb.
XXII. S. 142, Brzoska S. 64 f., Hillscher S. 393. In Bezug auf Caecilius
s. A. 193.
203) Welcher, wie es scheint, für seinen ausgezeichnetsten Schüler
galt: Strab. a. a. 0. fährt weiter fort: ^aQ'rixriv d' t6%sv a^ioXoyov Jiovv-
Giov xov t7Ciy,Xrftbvxa 'Arxinov, itoXixriV avxov' xai yccq oocpioxrjg i\v ixavog
ual 6vyyoacptvg nai Xoyoyodyog. Vgl. Brzoska S. 64.
203b) S. A. 207.
506 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
uns ist von ihm nur sein rhetorisches, dem C. Matius zu-
geeignetes Lehrbuch, welches gleich dem des Hermagoras, an
dessen System er sich mit manchen erheblichen Abweichungen
anschloss204), von sehr trockener Darstellung war205), und ein
litterarisches Sendschreiben an Domitius206) bekannt, in
welchem er ausdrücklich die Urheberschaft an verschiedenen
anderen Compendien ablehnte, die schon bei seinen Lebzeiten
204) Seine Theorie beschränkte sich ausdrücklich auf die gerichtliche
Beredsamkeit, Quintil. III, 1, 1, vgl. II, 15, 12. non multum ab hoc fine
(näml. Ziel der Redekunst sei ducere homines dicendo in id, quod actor velit)
abest Apollodorus dicens iudicialis primum et super omnia esse persuadere
iudici et sententiam eins ducere in id, quod velit. nam et ipse oratorem
fortunae subicit, ut, si non persuaserit , nomen suum retinere non 2)0SSit,
s. A. 219 e. Seine Definitionen von vnoQ'EGig (causa) und nsQi6zaGig (nego-
tium) giebt Quintil. III, 5, 17 nach Valgius (s. A. 207) an. Er bestritt die
Unterscheidung von &£6ig und vno&soLg (Augustin. Rhet. p. 140. negat
quicquam aliud esse hypothesin quam thesin, neque ullius momenti esse discri-
men personarum). Ferner Hess er nur die drei älteren özccasig (vgl. A. 83)
stehen, und zwar so, dass er sie unter zwei Rubriken vertheilte, die That-
frage (Ttgayfiazwov), mit welcher der Gzoxaa^og zusammenfällt, und unsere
Beurtheilung derselben (zo tcbqi ivvoiccg), unter welche die noiozrjg und der
ogog, von ihm neql zov ovopcczog genannt, fallen, s. Quintil. III, 6, 35.
idem dicit Apollodorus, cum quaestionem (= £?JT^a) aut in rebus extra
positis, quibus coniectura explicatur, aui in nostris opinionibus existimat
positam, quorum illud izQccyiiuziyiov, hoc nsql evvoCctg dicit. §. 36. rdiqua
Apollodorus duo vult esse, qualitatem et de nomine, id est fmitivam (s. A. 217),
vgl. Piderit S. 30—32. Ueber seine Auffassung der dvzinazrjyoQia s. Quintil.
VII, 2, 20. Sehr eingehend und subtil behandelte er auch die rhetorische
Topik (Quintil. V, 13, 59. miror inter duos diversarum seetarum velut duces
non medioeri contentione quaesitum , singulisne quaestionibus subickndi cssent
loci, ut Theodoro placet, an prius docendus iudex quam movendus, ut prae-
cipit Apollodorus, tamquam perierit haec ratio media etc., vgl. A. 219), die
zahlreichen beim Prooemion in Betracht kommenden Gesichtspunkte (Quintil.
IV, 1, 50 f. negant Apollodorum secuti tris esse, de quibus supra diximus,
praeparandi iudicis partes, sed multas species enumerant etc.) und die Arten
der Sir\yr\aiq (Tac. dial. 19 unmittelbar vor den A. 90 angef. Worten: longa
prineipiorum praeparatio et narrationis alte repetita series et multarum divi-
sionum ostentatio et mille argumentorum gradus. Ueber seine Definitionen
des 7tQooL(iiov und der dtriyriaig, die er beide gleich den übrigen Theilen
einer Rede für unentbehrlich erklärte (vgl. A. 215. 219) s. Anon. Segu.
I. 434 Speng. Rh. Gr. VII a. 53 W. Quintil. IV, 2, 31 (vgl. A. 217). Vgl.
Piderit S. 34—37. Schanz S. 37—39. In Bezug auf die X&g kennen
wir seine A. 193 mitgetheilte Aeusserung über die Figuren.
205) Tac. a, a. 0., s. A. 90.
206) Vielleicht Domitius Marsus, wie Spalding zu Quintil. III, 1, 18
vermuthet. S. Piderit S. 25 f.
Apollodoros von Pergamon. Theodoros von Gadara. 507
unter seinem Namen in Umlauf gesetzt waren207), vermutlilich
von Schülern.
Theodor os von Gadara208), der Nebenbuhler des Apollo-
doros und gleichfalls Stifter einer eignen rhetorischen Secte209),
war jedenfalls nicht unbeträchtlich jünger, da seine Blüte ins
Jahr 33 gesetzt wird210) und er Lehrer des Tiberius, zunächst
ohne Zweifel bereits in Rom war211). Später lehrte er in Rhodos,
207) Quintil. III, 1, 18. sed Apollodori praecepta magis ex discipulis
cognoscas , quorum düigtntissimus in tradendo fuit Latine G. Valgius,
Graece Atticus. nam ipsius sola videtur ars edita ad Matium, quia ceteras
missa ad Domitium epistula non agnoscit. Quintil. hat also diese Ars
(Strab. a. a. 0. tag xi%vccg} s. A. 195), wie Piderit S. 27. A. 1 richtig be-
merkt, nicht selbst benutzt, sondern neben dem Brief an Domitius nur
die Aufzeichnungen des Valgius Rufus (s. über diesen Teuf fei R. L.-G.
§. 241) und des Attikers Dionysios (s. Piderit S. 16 und A. 202. 203), vgl.
III, 5, 17 (s. A. 204). V, 10, 4, so wie des Caecilius, s. A. 193. Matius ist
C. Matius der Aeltere, der Freund Caesars, aber nicht seiner Politik,
s. Piderit S. 22 ff.
208) Strab. XVI. 759. ix de xöäv rccdccQoov . . . ©eööcoQog 6 xatf' i)(iccg
QrjtaQ. Suid. (nach Hermippos dem Berytier). (dsodcoQog rccdccQsvg go-
cpiGtr\g dnb dovXcov diddöHccXog ysyovag TißsQiov Kai6(XQog, snsl de (eneidri?
Blass S. 158 f. A. 6, wohl ohne Zweifel richtig, s. A. 228) övvsKQLd'r] nsQL
GocpLGTiHfjg ayo)VL6d(iSvog Hoxu\i<avi %a\ 'Avxindxqq) sv avxfj xij *P(o(iy (dann
folgt der auf irgend einer Verwechselung [nach der ansprechenden Muth-
massung von Hillscher S. 398 mit dem C. 14. A. 183 erwähnten Lob-
sänger der Kleopatra] beruhende Zusatz: in' 'AdQiavov Kaicagog b vibg
[viiovbg? Hill seh er] avxov 'Avxcoviog Gvy%Xr\xiY.bg iysvsxo). S. ferner A. 209.
210. 211. 217. Piderit s. A. 194. Vgl. auch Cichorius Rom u. Mytilene
S. 62 f., welcher an das dnb dovXayv die Vermuthung knüpft, Th. oder seine
Eitern seien im mithridatischen Kriege nach der Zerstörung von Gadara
als Kriegsgefangne nach Rom gekommen, Hillscher a. a. 0. S. 396 f.
209) Der Theodoreer, s. Strab. a. a. 0. (A. 195). Quintil. III, 1, 17 f.
praeeipue tarnen in se converterunt studia Apollodorus . . . (s. A. 199) et
Theodorus Gadareus, qui se dici maluit Bhodium, quem studiose audisse,
cum in eam insulam seccsslsset, dicitur Tiberius Caesar, hi diversas opiniones
tradiderunt, appellatique inde Apollodorei ac Theodorei ad morem certas in
2)hilosophia seetas sequendi II, 11, 2. III, 3, 8 (s. A. 217). 11, 27 (s. A. 217).
IV, 2, 32 (s. A. 219).
210) Von Hieron. z. Euseb. Chron. II. p. 141 Seh.
211) In der That eben um 33 bis 30. Suet. Tib. 57. saeva ac Jenta
natura ne in puero quidem latuit, quam Theodorus Gadareus, rhetoricae
praeeeptor, et perspexisse primus sagaciter et assimilasse aptissime visus est,
subinde in obiurgando appellans eum nrjXbv ai'iiuxi nscpvgfisvov. Vgl. auch
Suid. (A. 208) und Cichorius S. 63: „er wird schon einige Jahre vor
723 (31) den rhetorischen Unterricht desselben geleitet haben, da der
508 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
wohin er schon vor 6 n. Chr. übersiedelte212), und wo auch
Tiberius von Neuem ihn hörte213) und er vermuthlich bis zu
seinem Tode blieb. Und so wollte er denn auch lieber Khoder
als Gadarener genannt sein214). Von seinen sonstigen Schülern
ist der jüngere Hermagoras der bekannteste215). Von seinen
rhetorischen und sonstigen Schriften sind uns mehrere Titel
überliefert216). Sein rhetorisches ■ System war gleich dem des
Apollodoros auf das des Hermagoras gebaut; in seinen Ab-
weichungen von dem Letzteren trat er keineswegs überall denen
des Apollodoros feindlich gegenüber; vielleicht war er in dem
einen oder anderen Stücke weniger pedantisch als dieser, während
er nach anderen Richtungen denselben an Subtilitäten und Spitz-
findigkeiten, wo möglich, noch überbot217). Aber die Unterschiede
Knabe bereits 721 (33) seinem Vater Tib. Nero die Leichenrede halten
konnte" (Sueton. Tib. 6: neun Jahre alt).
212) Denn in diesem Jahr ging ja Tiberius dorthin in die Verbannung.
Cichorius a. a. 0. vermuthet, dass die Uebersiedlung schon bald nach
27 v. Chr. Statt gefunden habe, als Tiberius in den cantabrischen Krieg
(vgl. A. 226) gegangen war, das ist aber doch sehr ungewiss.
213) und 214) Quintil. a. a. 0., s. A. 209.
215) S. A. 81. Ausserdem kennen wir nur noch den Römer Syriacus
Vallius (s. Kiesslings Ind. zum Rhet. Sen.), von dem es bei Sen. Contr.
II, 1, 36 heisst: Niger Bruttedius cum ageret obiecit Syriaco (vgl. §. 34 f.),
quod causam non posuisset, et fnonj institit adsidue, quare non adpareret etc.
cum responderet Cyriacus, ait: primum non apud eundem praeceptorem
studuimus: tu Apollodorum habuisti, cui semper narrari placet, ego Tlieo-
doruniy cui non semper. deinde etc.
216) Suid. fährt fort: ßißfo'cc d' eyqatps tibqI zmv sv cpoovcctg grjtovptvcov
y , nsql iotoqiccq cc\ nsql ftsotcog cc\ nsql diaXänrcov bfiOLOTrjtog Kai ano-
ÖBi&eog ß\ nsQi noXitsiocg ß\ nsql Koilrjg Zvgiag cc\ nsql Qrjtogog dvvd-
fiecog a v.cu uXXa. Vgl. Quintil. III, 1, 18 unmittelbar nach den A. 207
angef. Worten: plura scripsit Theodorus.
217) Ueber seine Definition der Rhetorik berichtet Quintil. II, 15, 20 f.:
illud de omnibus, qui circa civiles demum quaestionts oratorem iudicant ver-
sari, dictum sit, excludi ab iis plurima oratm'is officia, illam certe lauda-
tivam totam? quae est rhetorices pars tertia. cautius Theodorus Gadareus,
ut tarn ad eos veniamus, qui artem quidem esse eam, sed non virtutem (wie
die Stoiker) putaverunt. ita enim dicit, ut ipsis eorum verbis utar, qui
liaec ex Graeco transtulerunt: ars inventrix et iudicatrix et enuntiatrix de-
cente ornatu secundum mensionem eius, quod in quoque potest sumi persuasi-
bile, in causa civili, vgl. 16. omnia subiecisse oratori videtur Aristoteles,
cum dixit vim esse videndi, quid in quaque re possit esse pcrsuasibile . . .
qui fines . . . solam complectuntur inventionem. quod Vitium fugiens Theo-
dorus vim putat inveniendi et eloquendi cum ornatu credibilia in omni ora-
tione etc. S. A. 219e. Danach kann (was Schanz a. a. 0. [s. A. 194J
Theodoros von Gadara. 509
Beider in der Theorie als solcher waren doch verhältnissmässig
nur von untergeordneter Art; der Gegensatz zwischen ihnen und
ihren Schulen lag vielmehr in den Grundsätzen über die An-
wendung derselben, und hier nahmen Theodoros und die Theo-
doreer die ungleich freiere und cter Empirie ihren gehörigen
Raum gebende Stellung ein218). Während Apollodoros und seine
S. 37 f. übersieht) nicht von ihm, sondern erst aus seiner Schule stammen,
was Quintil. III, 3, 8 angiebt: Theodor ei fere inventionem duplicem verum
atque elocutionis, deinde tris ceteras partes. Die Unterscheidung von &eotg
and v7t6&E6is verwarf auch er, traf aber eine andere Bestimmung, s. Theon
Progymn. I. p. 109 W. II. p. 120, 19 Sp.: ©eoSoaQog da 6 rccduQSvg (&86iv
nQoariyoQSVHs) ■nsopdXcciov iv vno&süsi, genauer nscpdXcciov ysvLxov (nicht
ysvixcoxaxov, wie Schanz S. 38 in verwirrter Darstellung angiebt): Quintil.
[II, 10, 3. has Hermagoras et Apollodorus et alii plurimi scriptores proprie
juaestiones vocant, Theodorus . . . capita gener älia, sicut Mas minores aut
zx Ulis pendentes specialia. Die oxocaig nannte er nscpccXaiov ysvi-ücoxaxov,
Quintil. III, 6, 2, vgl. III, 11, 26 f. und Hermog. de stat. 1 (II. 133 Sp.).
Qeber ihr Wesen hatte er nach Fortun. I, 27. p. 101 H. im Gegensatz zu
Hermagoras (Quintil. III, 6, 21) und Apollodoros diejenige Ansicht, welche
Quintil. (ebendas. §. 13) dem Cornelius Celsus zuschreibt, dass man sie von
der Partei aus zu bestimmen habe, welcher der Beweis obliegt, non in eo,
iix quo, sondern in eo, quod probamus, s. Pider it S. 30 f. Im Uebrigen
nachte er hier dieselbe zweigliedrige Haupttheilung wie Apollodoros, nur
dass er vielmehr die Bezeichnungen nsgl ovciccg und itEql cvfißEßrj'noxmv
gebrauchte, gliederte dann aber die zweite Gattung vierfach, in xi, nolov,
rtoaov , nqog xi , so dass er also fünf besondere GxoKsig erhielt oder, wie er
irie nannte, nsyalaia, (Quintil. III, 6, 36 unmittelbar nach den A. 204
angef. Worten: idem Theodorus, qui de eo an sit et de accidentibus ei, quod
esse constat, id est nsQi ovaiocg yiocl cvfjbßsßrjyiöxcov existimat quaeri. nam
in Ms omnibus prius genus conietturam habet, sequens reliqua. sed haec
reliqua Apollodorus duo vult esse etc. [s. A. 204], Theodorus (quattuory,
quid, quäle, quantum, ad aliquid, vgl. §. 51. Theodorus quoque, ut dixi,
isdem gener alibus capitibus utitur: an sit? quid sit? quäle sit? quantum sit?
ad aliquid, auch 11, 3. 27). Im Gegensatz zu Hermagoras bezeichnete er
die {ioqicc itEQiaxccöfcog vielmehr als axoi%£ia. xov ngccy^iaxog (Augustin. 7.
p. 141 H.). Auch in der Definition der dirjyrjGig wich er von Apollodoros
ab (Anon. Seguer. Rh. Gr. I. p. 434 Speng., ungenau Quintil. IV, 2, 31;
vgl. auch Anon. Segu. p. 439, 32 ff. 6 de radaqsvg OsodcoQog xfjv ni&ccvo-
X7]xa povrjv uqbxiiv vorigst xi]g dirjyrjCEayg x. x. X.). Vielleicht gehörte er zu
den quidam, welche nach Quintil. III, 5, 17 die vno&scig ähnlich definirten
wie Apollodoros die izegfoxccoig. Ueber einen anderen, ungleich wichtigeren
von Quintil. V, 13, 59 bezeichneten Gegensatz zwischen Beiden s. A. 204
und bes. A. 219. Vom Prooemion lehrte er, dass ausser dem eigentlichen
auch noch innerhalb der Rede bei schwierigen Punkten specielle Prooemien
in Anwendung zu bringen seien, Quintil. IV, 1, 23 f.
218) Wie Schanz besonders aus dem Anon. Seguer. gezeigt hat.
510 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Anhänger die unbedingte und ausnahmslose Befolgung der theo-
retischen Vorschriften verlangten, machten sie die Anwendung
derselben von den jedesmaligen Umständen abhängig und stellten
sie also als blosse Regeln hin, die je nach diesen gegebenen
Verhältnissen auch Ausnahmen und Abweichungen nicht bloss ge-
statten, sondern sogar erfordern219). Es war also derselbe Streit
wie zuvor der in der Grammatik über Analogie und Anomalie
und bald hernach der auf dem Gebiete der Rechtspflege unter
den römischen Juristen21915). Mit Recht aber hat man neuestens2,9c)
den Ursprung desselben auf den Gegensatz des Piaton und Aristo-
teles gegen die ältere und auch noch die isokrateische Rhetorik
zurückgeführt: die Anschauungsweise des Apollodoros und seiner
Anhänger wurzelt in der letzteren, die des Theodoros und seiner
Nachfolger ist eine Nachwirkung aristotelischer Lehren219*3). Dies
219) Die Rede braucht nicht immer alle ihre möglichen Theile zu
haben, unter Umständen sind vielmehr (vgl. dem gegenüber A. 204) Prooe-
mion (Anon. Segu. p. 430 ff., vgl. Quintil. IV, 1, 72) oder di^yrjGig (Sen.
Contr. II, 1, 36 [s. A. 215]. Anon. Segu. p. 441, vgl. Quintil. IV, 2, 4)
wegzulassen; die uitodsi^ig allein darf natürlich nie fehlen (Anon. Segu.
p. 453). Auch die Reihenfolge dieser Theile ist nicht immer unverrückbar
dieselbe (An. p. 442, vgl. Rh. Gr. VII. 53 Walz), kein Theil ist ein schlechthin
unzertrennbares Ganzes (Anon. p. 443. 457; hieher gehört auch jener von
Quintil. V, 13, 59 berührte Gegensatz, s. Schanz S. 47 f.). Nicht jede
zweckmässig eingerichtete Rede ist daher ein einheitlich in sich abge-
schlossenes Kunstwerk (An. p. 443 , vgl. Rh. Gr. a. a. 0. p. 53, 16). Selbst
die Regel, dass die Erzählung deutlich, kurz und wahrscheinlich sein
müsse, ist nicht immer anwendbar (An. p. 439, 27 ff. Quintil. IV, 2, 32),
und wenn auch von Natur verschiednen Arten von Reden auch verschiedne
Figuren zukommen, so kann doch durch [Lifirjoig auch dieser Satz umge-
stossen werden (Quintil. IX, 1, 10 ff. vgl. m. Alex. Rh. Gr. III. p. 11 Speng.).
219b) Schanz S. 63f. 219c) So Ammon a. a. 0.
219d) Mit Recht hebt Ammon S. 233 f. (in einer freilich nicht durch-
weg correcten Darstellung) hervor, wie „Aristoteles immer wieder betont,
dass ausser der Beweisführung in der Rede alles Andere nebensächlich sei",
und wie er auch im 3. B. nur zwei noth wendige Theile einer Rede anerkennt :
13. 1414a 31 ff. xo xs iZQuyiia slnsiv nsql ov xca xovx' <x7tod£i£cci v.. x. X.
(wozu dann allerdings gewöhnlich noch Prooemion und Epilog kommen).
Wenn er dann aber 1414 a 36 ff. fortfährt: vvv 8s ölcclqovgl ysXotcog4 diri-
yr\Gig yccQ nov xov diHccvMOv fiovov Xoyov sgxlv x. x. X., so ist damit (wie
gegen Ammon bemerkt sei) freilich darüber noch gar Nichts entschieden,
ob Aristoteles gleichwie Theodoros in der gerichtlichen Rede die di^yrjGig
unter Umständen für entbehrlich oder gar unzulässig ansah; eher ist das
Gegentheil anzunehmen, denn hier ist diese doch wohl eben das xo nqäy^a
£ (TIS IV 7ZSQL ov.
Theodoros von Gadara. Unbekannter stoischer Rhetor. 511
zeigt sich auch in der entgegengesetzten Auffassung der Aufgabe,
welche beide Theile dem Redner stellten: Apollodoros erwartet
und verlangt von ihm unbedingte Ueberzeugungs- oder Ueber-
redungskraft, Theodoros hält sich mit Aristoteles auch hier an
das Praktische, an das unter den gegebenen Umständen Mög-
liche2106). „Und so mochten die beiden hervorragenden Rhetoren
der augusteischen Zeit oder richtiger ihre Anhänger, welche den
zwar nie ganz erloschenen, aber doch zurückgetretenen Gegen-
satz von Neuem anfachten, in den Augen der Mit- und Nachwelt
leicht als Schöpfer neuer Systeme gelten"219*), und in der That
liegt zwischen Aristoteles und Theodoros nicht minder als zwischen
Aristoteles und Apollodoros die tiefe Kluft, welche die herma-
goreische Rhetorik von der peripatetischen trennt 219g).
Noch vor dem älteren Seneca, ja auch noch vor Cicero und
dem Auetor ad Herennium scheint auch derjenige vermuthlich
stoische Rhetor gelebt zu haben, aufweichen in letzter Instanz
grossentheils die Darstellung bei Sulpicius Victor zurückgeht220).
219 e) Vgl. Ammon S. 235 f. Es tritt dies sofort deutlich zu Tage,
wenn man die Definition des Apollodoros (Quintil. II, 15, 12, s. A. 204)
mit der des Theodoros (Quintil. II, 15, 21, s. A. 217) vergleicht. Die letztere
mag griechisch ungefähr so gelautet haben: qriroQiyiri egxi ti%vri svqbxiy.7]
hccl yiQitiY.7\ (hierüber s. A. 92) ■aal SQtirivsvtiKri [tstä nqbnovzog noöfiov
Xßta TO 7tSQL 8HCC6TOV SVÖ 8%6(lSVOV 7CL&CCVOV SV ItQUyyiCLXl TZOllTMO)
(vgl. Spengel Rhein. Mus. XVIII. S. 235. AmmonS. 235), und sie ist
in der That aus der des Aristoteles von der Theorie der Rhetorik Rhet.
1,2. 1355b25f. sota* 8rj $ritOQixri dvv<x(iig tcsql %%a6tov tov d,£(0Qjj6cci
to lvdB%6^svov m&otvuv hervorgewachsen, jedoch mit dem wesentlichen
Unterschiede, dass Aristoteles mit dieser seiner Definition in folgerichtiger
Durchführung seines A. 219 d bezeichneten Standpunkts diese Theorie auf
die nicrsig, also die svgsGig beschränkt, so dass die in dem ursprünglich
eine besondere Schrift bildenden 3. B. behandelte Lehre von der Xs£ig und
Tct&g nur eine Hülfs Wissenschaft zu ihr bildet, während Theodoros durch
die Zusätze %ai HQuinr} xai sQiirjvsvTiKri diese Beschränkung (wie auch bei
Quintil. a. a. 0. §. 16 bemerkt ist, s. A. 217) ausdrücklich aufhebt. Immer-
hin aber missbilligt er die andere Beschränkung seitens des Apollodoros
auf die gerichtliche Rede (s. A. 207), und ob er durch das iv nQayfiatL
itoXiti-HG) die epideiktische ausschliessen wollte, steht durchaus nicht so
fest, wie Ammon S. 236 meint: cautius Theodorus Gadareus sagt Quintil.
(s. A. 217), und ausserdem vgl. A. 148. Jedenfalls stand er auch hierin
dem Aristoteles ungleich näher. 219^ Ammon S. 237.
219ß) Es ist ein grosser Fehler bei Ammon, dass er dies, um nicht
zu viel zu behaupten, mindestens ungesagt lässt.
220) Striller S. 28 f. schliesst dies Erstere daraus, dass hier (p. 314.
316 II.) im Gegensatz zu Hermagoras auch ftsasig mit persönlicher Be-
512 Fünfnnddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Auch hier bildet das System des Hermagoras die Grundlage, aber
die Umgestaltungen sind sehr beträchtlich221).
Endlich muss schon hier auch
P o t a m o n von Mytilene 222) , Sohn des hochangesehenen
ziehung angenommen und der Unterschied zwischen ftscig und vnoftsaig
vielmehr in den theoretischen oder praktischen Zweck gesetzt wird, ebenso
bej einem auch sonst vielfach den Stoiker folgenden Anon. VII. 2 -W., dass
ferner auch schon Quintil. III, 5, 17 f. diese Theorie kennt, und dass der
Unterschied der Suasorien und Controversien bei Sen. nahe mit ihr ver-
wandt ist. Im Uebrigen s. A. 221.
221) Nächst dem eben angegebenen Punkt kommt die Eintheilung der
ftsaig in iync6[ii,ov und ipoyog, der vnoftsoig in Xoyog GvfißovXsvtiYog und
diY,ctvi*6g in Betracht (s. auch Anon. VII. 2 f. W. nach der Berichtigung
von Spengel Rhein. Mus. XVIII. S. 500), vgl. Striller S. 32. Vielleicht
rührt von diesem Schriftsteller auch die Bezeichnung der Theile der Rhe-
torik vielmehr als Aufgaben (sgycc) derselben (opera rhetorices, Quintil. III,
3, 13) oder des Redners her, dann muss es aber (was Striller S. 31 ff.
verkennt) wieder ein anderer gewesen sein, welcher, hierin sich an ihn
anschliessend, die drei alten (aristotelischen) genera dicendi als Theile der
Rhetorik bezeichnete und nicht als Arten der Thesis und Hypothesis
(Quintil. ebend. §. 14); jedenfalls tritt an die Stelle der v.QiGig bei Herma-
goras hier die vor\aig (lat. intellectio, s. Sulp. Vict. p. 315. intellegendum
primo loco thesis sit an hypothesis. cum hypothesin esse intellexerimus , id
est controversiam , intellegendum erit an consistat, tum ex qua specie sit,
deinde ex quo modo, deinde cuius Status, postremo cuius figurae) und t(x£ig
und ohovoiLict werden Theile der dux&saig [= naturalis und artificiosus
ordo]} vgl. schon Auct. ad Herenn. III, 9, 16 f. Cic. de or. II, 76, 307, ferner
Fortunat. p. 120 H. Anon. VI. 35. VII. 17 W.), so dass denn also vor\Gig,
zvQsoig und did&86ig diese drei tQya sind (Sulp. a. a. 0., vgl. Rh. Gr.
V. 3. 217. VII. 13 W. und Weiteres b. Spengel a. a. 0. S. 503 ff.), sei es
nun dass Xi&g oder iQ^vsta und vnoYQiaig auch noch mit zur diafttaig
gerechnet wurden (Sulp. p. 320), sei es dass etwa erstere gleichwie bei
den Theodoreern (s. A. 217) mit zur svqsGig gezogen ward (wenn anders
bei dem Anon. VII. 15 die Sache so steht: 8sl ov povov evquv aXXa xat
8Q(ir}vsvaaL) und die v7coY.qicig gleich der \ivr\yn\ der Natur verbleiben sollte
(vgl. Sulp. p. 321, 17. pronuntiatio . . . artis quidem quodam modo non est),
s. Striller S. 35 ff. Vgl. Volkmann2 S. 29: „Rh. Gr. VI. 35 dagegen
kommt vnoYQiaig als viertes tgyov zu vorjGig, avQsaig, diuftsaig hinzu, von
Xs£ig aber ist weiter keine Rede". Endlich ist Striller S. 43 f. geneigt
demselben stoischen Rhetor auch die Unterscheidung der diaiqsüig in
TCQoriyovpsvri und o\vayv.aia. (Fortunat. p. 115 = nostrarum et adversarii
propositionum enumeratio Quintil. IV, 5, 1) und die entsprechende der
Argumente (Sulp. p. 324. Apsin. I. 9. 10. 21 Speng. Gregor. Cor. VII.
1225, 17 W.) zuzuschreiben.
222) Cichorius Rom und Mytilene, Leipzig 1888. 8. S. 8—47. 62—64.
Römische Staatsurkunden aus dem Archive des Asklepiostempels zu Mytilene,
Potatnon von Mytilene. 513
Philosophen Lesbonax 223); behandelt werden, da er schon 45 ein
berühmter Rhetor, Redner und Staatsmann war und an der Spitze
einer Gesandtschaft, zu welcher auch Krinagoras gehörte 223b), an
den römischen Senat geschickt wurde, um bei demselben die
Erneuerung des Bündnisses mit seiner Vaterstadt zu erwirken224).
Sitzungsber. der Berl. Akad. 1889. S. 953—973. Vgl. C. Mueller F. H. G.
III. S. 505. Hillscher a. a. 0. S. 395—397.
223) Ausser den von Cichorius veröffentlichten Inschriften s. Suid.
FIozcc^cov MvTiXrjvctLog, vibg Asoßcova-Atog, qtjtcoq. soocpiGTSV68v iv 'Pcofirj Eni
KcciöciQog TißsQiov *.. x. X. (s. A. 229. 232). Suid. AsößcovccZ, MvTLXqvatog, cpiXo-
ßocpog, ysyovag ln\ Avyovarov, natrjQ IJordfiojvog tov cpiXoöocpov. tyQocips
nXsiaTct cpiXoGocpa: hier ist cpiXoGocpov statt Q^roQog entweder durch eine Ab-
irrung in Folge des voraufgehenden cpiXoöocpog und des nachstehenden cpiXo-
öoycc, wie Wachsmath bei Cichorius R. u. M. S. 65 meint, oder durch eine
Verwechselung mit dem gleichzeitigen P. aus Alexandreia (s. C. 32. A. 309 ff.)
entstanden, wie Rohde Gr. Rom. S. 341 ff. A. 3 annimmt, der übrigens
ohne Grund auch diesen Lesbonax ans einem Philosophen zum Rhetor
macht (s. Rud. Mueller De Lesbonacte grammatico, Greifswald 1890. 8.
Doctord. S. 101 f. A. 2). An der Herstellung der richtigen Chronologie
haben Rohde a. a. 0. und besonders Cichorius mit Erfolg gearbeitet,
doch sind auch bei Letzterem noch Unrichtigkeiten beigemischt, s. A. 224.
228. 235. Lesbonax erscheint als Philosoph auch in der Inschrift Eph.
epigr. II. S. 11. TLoxc^Kovog tov vofio&itov xal AsößcovciKTog reo cpiXoaocpco
neben seinem Sohne und auf einer Münze bei Mionnet Descr. 116. Suppl. 84
unter dem Strategen Heroetas, ohne Zweifel dem Vater des Theophanes
(s. C. 33. A. 136b), also wohl noch aus seiner Lebzeit, während er auf einer
anderen (85), somit nach seinem Tode geprägten und noch einer dritten
(Mionnet III. S. 48. Nr. 116) riQcag veog genannt wird, s. Cichorius R.
u. M. S. 65 f. Mit Recht haben daher schon Plehn Lesb. S. 217, Boeckh
C. I. G. II. S. 194 und C. Mueller a. a. 0. ihn von dem Rhetor unter-
schieden, von welchem wir noch zwei Declamationen besitzen, und welchen
man in die augusteische Zeit lediglich auf Grund der verkehrten entgegen-
gesetzten Annahme und der falschen Chronologie bei Suid. verlegte. In
Wahrheit kann der Philosoph Lesbonax (spätestens etwa 100, wahrscheinlich
aber früher geboren, s. A. 224. 230. 231) höchstens bis in die Zeit des
Augustus hinein gelebt haben. Wann der gleichnamige Rhetor schrieb,
gehört nicht hieher, und ebenso ungewiss ist es, wann und von was für
einem Lesbonax die gleichfalls erhaltene, mindestens von dem Vater des
P. sicher nicht herrührende kleine Schrift tzeqi c%7}ilccx(öv verfasst ist, s.
R. Mueller a. a. 0. S. 101—105.
223 b) Vgl. C. 36. A. 208.
224) Das Zeugniss hiefür ist eine von Cichorius in Mytilene auf-
gefundene Steininschrift, von welcher der in dieser Angelegenheit, aber
nicht, wie Cichorius meint, 29/8 auf den Vortrag des Augustus als
Consul, sondern, wie Mommsen Zusatz zu Cichorius 11. Staatsurk. a. a. 0.
S. 973 — 981 zeigt, 45 unter Leitung von Caesar als Dictator erlassene
Susemihi,, griech.-alex. Litt.-Gescb. II. 33
514 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Dies gelang denn auch seinem diplomatischen Geschick in einer
so erwünschten Weise225), dass er in Mytilene mit den höchsten
Ehren gefeiert ward226). Wohl blieb dann diese seine Heimat
auch seitdem sein Hauptaufenthaltsort und die Hauptstätte seiner
Wirksamkeit227), aber nicht minder angesehen machte er sich
durch die in Rom, wo er als Nebenbuhler des Theodoros und
Antipatros galt und die Ernennung des Theodoros zum Lehrer
des Tiberius etwa 33 auf Grund eines zwischen allen dreien an-
stellten Redewettkampfs Statt fand228). Wenn aber Potamon bei
Senatsbeschluss in dieser Angelegenheit vollständig erhalten ist. S. die-
selbe b. Cichorius R. u. M. S. 9 ff., daraus b. Viereck Senn. Graec.
S. 62 ff., jetzt aber vervollständigt bei Cichorius R. St. S. 955 f. 962.
225) S. darüber dieselbe Urkunde und die Reste der vorangehenden b.
Cichorius R. St. S. 955. 960 ff.
226) Zahlreiche Inschriften, die von Cichorius Inschriften von Lesbos,
Athen. Mitth. XIII. 1888. S. 66—68 noch um einige neue vermehrt sind,
geben hievon Kunde (TCQoedQi'u C. I. G. 2182. vofio&söicc Eph. epigr. II. Sil,
s. A. 223): das Erheblichste ist, dass er mehrfach in ihnen den Ehren-
namen eines %xiGxj\g xrjg noXscog erhält, „den ausser ihm nur noch Pom-
peius, der Mytilene die Freiheit zurückgab, dann Theophanes, dessen Ver-
mittlung die Stadt dies verdankte, endlich Hadrian führen". (Cichorius
R. u. M. S. 64).
227) Dies erhellt aus A. 231 und seiner Bezeichnung als vofio&sxrjg
(s. A. 223. 226), wenn auch immerhin Hillscher S. 397 f. A. 7, nach dessen
Ansicht er vielmehr nach 45 vorwiegend in Rom wirkte, darin Recht hat,
dass man dergleichen Praedicate im Curialstil nicht allzu sehr beim Worte
nehmen darf. Dass er auch die zweite, durch andere Inschriftenstücke
(Cichorius R. u. M. S. 43 u. b. Viereck a. a. 0. S. 63, vollständiger R.
St. S. 656 f.) bezeugte Gesandtschaft, deren Mitglied abermals Krinagoras
war (vgl. C. 36. A. 208), geführt habe, beruht nur auf einer wahrscheinlichen
und von Mommsen S. 980 unbedenklich gebilligten, aber doch immerhin
unsicheren Ergänzung von Cichorius, und ob die kleinen von Cichorius
R. u. M. S. 29. 30. mitgetheilten Inschriftenbruchstücke hiemit so, wie
Mommsen S. 979 f. thut, in Verbindung zu bringen sind, bezeichnet
Letzterer selbst nur als Hypothese.
228) Wie aus den von Cichorius R. u. M. S. 62 miss verstandenen,
A. 208 mitgetheilten Worten des Suid. hervorgeht. Dieselben können gar
nicht anders als mit Hillscher a. a. 0. S. 369 f. so gedeutet werden:
Theodoros ward zum Lehrer des Tiberius ernannt, nachdem (snsiSrj) zu
diesem Zweck in Rom selbst eine Vergleichung von ihm mit P. und Anti-
patros durch einen Wettkampf zwischen allen Dreien, der zu seinen Gunsten
ausfiel, vorgenommen war. Dass nicht P., sondern Theodoros des Tiberius
Lehrer war, weiss natürlich Cichorius sehr gut (s. A. 211 f.), scheint es
aber R. u. M. S. 40 vergessen zu haben, wo er schreibt: „P. ist der Lehrer
Potamon. Antipatros. 515
dieser Gelegenheit auch den Kürzeren zog, so ward er doch hoch
geschätzt von der kaiserlichen Familie und kehrte gänzlich nach
Mytilene erst unter Tiberius in weit vorgerücktem Greisen alter
zurück.229) Nach einer in diesem Falle ohne Zweifel glaub-
würdigen Nachricht ward er 90 Jahre alt230), und man wird
hiernach seine Geburt etwa 75 vor und seinen Tod etwa 15 n. Chr.
zu setzen haben231). Er verfasste Reden, rhetorische und
historische Schriften232), von denen die Lobrede auf Brutus
vermuthlich ein Jugend werk war233); von der etwaigen auf Ale-
xandros den Grossen ist uns noch eine Art von litterarischer
Spur geblieben234).
Antipatros, der genannte, einst hochberühmte Nebenbuhler
des Potamon und Theodoros, ist eine nahezu235) und
und vertraute Freund des Tiberius, schon als Knaben" und daran weit-
gehende politische Combinationen anknüpft. In Rom, wo er ohne Zweifel
Rhetorik lehrte, hörte doch wohl Sotion (jedenfalls der Lehrer Senecas),
was Plut. AI. 61 (zovro de Umzlcov (prjal Ilozcificovog ccnovacu tov AeaßCov)
berichtet. Doch ist vielleicht hiernach eine von ihm verfasste Lobrede auf
Alexandros den Grossen anzunehmen, s. A. 232. 234.
229) Suid. Jlor. Mvz. »tat noze ccvzov elg xi\v nuzQidct enccviovzog 6
ßccaiXsvg icpodtccgei, xotaÖs yqci^oc6L- „TIozuikovcc Ae6ßava%zog sl' zig ccdweLV
zol[irjGoi, OKSTpuöd'a) et' fiot dvvqGezui nolsfisiv11. Eine bloss vorübergehende
Rückkehr kann hier trotz des noze nicht verstanden werden, s. A. 231.
230) Pseudo-Lukian. Macrob. 23. Tl. de ovv. ado^og qtjzcoq ezrj sve~
vr\w.ovzu.
231) S. Cichorius R. u. M. S. 62: „unter T. kann P. nicht mehr lange
gelebt haben; dass er aber dessen Regierung noch erlebte, zeigt auch die
Inschrift Bull. IV, 426". Um 38 behandelt ihn Sen. Rhet. Suas. 2, 15: Pota-
mon magnus declamator fuit Mytilenis, qui eodem tempore vixit quo Lesbocles
magni nominis et nomini respondentis ingenii als einen geraume Zeit Ver-
storbenen.
232) Suid. a. a. 0. fährt fort: eyqarpe nsai 'AXe^ocvdgov zov Mcatedovog,
"Slgovg (so Bernhardy f. "Oqovg) ZafjLiav , Bqovzov eynco (aiov , nsql zeXelov
QTjZOQOg.
233) Cichorius R. u. M. S. 64. A. 1: „Wie konnte P. bei seinen nahen
Beziehungen zur kaiserlichen Familie dazu kommen eine Lobschrift auf den
Mörder von Octavians Vater Caesar zu verfassen? Nun war Brutus 48 in
Mytilene bei Marcellus gewesen, der dort philosophische Studien trieb. Da
mag der junge P. ihn kennen gelernt haben und den persönlichen Be-
ziehungen zu Brutus das eyncofiiov seine Entstehung verdanken".
234) S. A. 228. 232.
235) S. noch Dion Chrys. XVI. p. 480 R. evzccv&cc dj qpr?ju delv . . .
firjös zav vscozeocov ncci oXiyov itqb rtficöv ccneiocog £'%etv' Xeyon de zcov neol
33*
516 Fünfunddreissigstes Capitel. Beredsamkeit und Rhetorik.
Lesbokles von Mytilene, ein anderer Nebenbuhler des
Potainon, einst nicht minder gefeiert 236), ist jetzt eine vollständig
verschollene Grösse.
Es ist hier wohl der schicklichste Platz anhangsweise eines
gewissen
Theodoros zu gedenken, welcher eine Anweisung zur
Uebung der Stimme schrieb237), und wahrscheinlich war es
doch wohl derselbe Mann, welcher, und zwar in diesem Falle
ohne Zweifel in ebendiesem Buche auch über Accentuation
handelte238). Dann war er spätestens ein Zeitgenosse Varros239).
'AvxiitccxQOV neu Gsoöcoqov hccl IlXovxicava. %al Kovcova aal xrp xoiccvxrjv
vXrjv. Warum dies gerade A. von Damaskus, der Vater des Nikolaos
(s. C. 32. A. 362), sein müsste, wie Cichorius S. 63 behauptet, ist nicht
abzusehen. Cichorius selbst muss zugeben, dass von einem Aufenthalt
desselben in Rom sonst nirgends die Rede ist, und wenn er vermuthet,
dieser Mann sei als Gesandter dorthin gekommen (s. Nikol. Fr. 1 b. Suid.
'AvxlitaxQoq. nXei'cxag ds smoxevd'r) ngsaßsiccg xat snixQOTtdtg), so haben wir
uns nach A. 224 den Potamon und Theodoros bei der Bewerbung um die
Ausbildung des Tiberius nicht als Gesandte zu denken, also auch schwerlich
den A. Und nicht die leiseste Spur führt darauf, dass Nikolaos schon von
seinem Vater her eine gewisse Beziehung zu Augustus gehabt hätte, was
er doch ohne Zweifel mitgetheilt haben würde.
236) S. A. 231 und vgl. Strab. XIII. 617, wo es in der Aufzählung der
berühmten Männer aus Mytilene heisst: xa#' rjpag de JIora/Licov •aal As-
cßottXrig xcel Kqivayoqag -aal 6 ovyygcccpsvg ®socpccvr}g k. x. X. (s. C. 33. A. 137).
Dazu kommt, was Sen. Rhet. a. a. 0. weiter von Potamon und L. erzählt:
utrique filius eisdem diebus decessit. Lesbocles seölam solvit, nemo umquam
amplius (declamantem audivit: aequöy animo recessit Potamon a funere filii,
contulit se in scolam et declamavit.
237) La. Di. II, 103 im Hornonymenverzeichniss : xsxaqxog (OsodcoQog)
ov xb cp(üva.c%iKbv (psqsxai ßißXiov.
238) Serg. de acc. §. 22 = explan, in Donat. I., G. L. IV. p. 530, 24 f.
K., wo ihm in Bezug auf den Circumnex die Behauptung zugeschrieben
wird: dliquando etiam ex gravi in acutiorem escendere, s. d. Nachtr. z. C. 12.
S. 345 hinter diesem 2. Bde.
239) Denn Varro ist, wie schon C. 30. A. 139 bemerkt ward, die Quelle
des Sergius.
Sechsunddrei ssigstes Capitel. Lyrik und Epigramm. 517
Sechsunddreissigstes Capitel1).
Lyrik und Epigramm.
Unsere Kenntniss von der Nachblüte der griechischen Lyrik
in den ältesten Alexandriüerzeiten bis zum Tode des Kallimachos
und noch ein Weniges später ist eine überaus geringe. Wir
besitzen noch ein Bruchstück aus einem Processionsliede, welches
1) Von Asklepiades ab mit Ausnahme von A. 222 von G. Knaack ver-
fasst. — Die Hauptarbeit über die griechischen Epigrammendichter ist
aoch immer Iacobs Catalogus poetarum epigrammaticorum, Anthol. Gr.
XIII. S. 829 — 964. Meineke Delectus poetarum anthologiae Graecae, Berl.
L842. 8. (Rec. v. G. Hermann Wiener Jahrb. Bd. 104). Sehr mit Vor-
sicht zu gebrauchen ist Härtung Die griech. Elegiker, griech. u. deutsch,
2. Bd. Leipzig 1859. 12. — Huschke Analecta crit. in Anthol. Gr., Jena u.
Leipzig 1800. 8. G. Hermann De epigrammatis quibusdam Graecis, Leipzig
1833. 4. Opusc. V. S. S. 164—181. A. Hecker Commentat. crit. de Anth. Gr. I.
Leiden 1843, umgearbeitet 1852. 8. Haenel De epigrammatis Graeci historia,
Breslau 1852. 8. Schneidewin Progymnasmata in Anth. Gr., Göttingen
1855. 4. Benndorf De anthologiae Graecae epigrammatis, quae ad artes
spectant, Bonn 1862. 8. (Doctordiss.). Dilthey Krit. Bemerkungen zur griech.
Anthologie, Rhein. Mus. XXVII. 1872. S. 290—317. Epigrammatum Grae-
corum Pompeis lepertorum trias, Zürich 1876. 8. Observ. crit. in Antho-
logiam Graecam, Göttingen 1878. 4. Epigrammata Graeca in muris picta,
Göttingen 1878. 4. De epigrammatis nonnullis Graecis, Göttingen 1882. 4.
De epigrammatum Graecorum syllogis quibusdam minoribus, Göttingen
1887. 4. Symbolae crit. ad Anth. Gr. ex libris manu scriptis petitae,
Göttingen 1891. 4. Finsler Krit. Untersuchungen zur Gesch. der griech.
Anthologie, Zürich 1876. 8. Kai bei Observationes crit. in Anthol. Graecam,
Comm. in hon. Th. Mommseni (1877). S. 326—336. K e h r s. C. 5. A. 84.
Wolters De epigrammatum Graecorum anthologiis, Halle 1883. 8. (Bonner
Doctordiss.). De Constantini Cephalae anthologia, Rhein. Mus. XXXVIII.
1883. S. 97—119. Zu griech. Epigrammen, ebendas. XLI. 1886. S. 342—348.
Sternbach Meletemata Graeca I. Wien 1886. 8. Anthologiae Planudeae
appendix Barberino-Vaticana, Leipzig 1890. 8. (vgl. bes. d. Rec. v. Stadt-
müller Berl. ph. Woch. X. 1890. Sp. 1389—1397). Weisshäupl Die
Grabgedichte der griech. Anthol., Abhh. des archäol. - epigr. Seminars in
Wien 1889. 8. VII. Preger De epigrammatis Graecis quaestiones selectae,
München 1889. 8. Doctordiss. (vgl. d. Rec. v. Stadtmüller, Berl. ph.
Woch X. 1890. Sp. 301—307). Stadtmüller Zur Anthologia Palatina,
Jahrb. f. Ph. CXXXVI. 1887. S. 537 — 544. CXXXVII. 1888. S. 353 — 361.
CXXXIX. 1889. S. 755-774. CXLIII. 1891. S. 322 — 335. van Herwerden
In Anthol. Pal., Mnemos. N. F. II. 1874. S. 302-346. XIV. 1886. S. 366-414.
Studia crit. in epigrammata Graeca, Leiden 1891. 8. Weiteres s. unten A. 222
und bei Hiller Jahresber. XXVI. S. 135 — 138. XXXIV. S. 292 f. XLVI.
S. 84. LIV. S. 203.
518 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Kastorion von Soli für den von Demetrios von Phaleron als
Archon 309/8 lb) angeordneten Festaufzug zu Ehren des Bakchos
und zugleich des Demetrios gedichtet und coniponirt hatte2),
und von demselben Verfasser den Anfang eines Hymnos auf den
arkadischen Pan in iambischen Trimetern, aber mit Wortende am
Schlüsse jeder Dipodie3). Wir erfahren ferner, dass die Athener
nicht viel später eine Concurrenz für Paeane zu Ehren des Anti-
gonos und des Demetrios Poliorketes vermuthlich4) gleich nach
der sogenannten Befreiung Athens durch den Letzteren 307/6 aus-
schrieben, dass sich viele Dichter an derselben betheiligten, und
dass die Paeane des
Hermokles von Kyzikos für die besten erklärt und zur
Feier jener beiden Machthaber gesungen wurden5), dass man so-
dann aber in der hündischen Schmeichelei so weit ging auch die
Schmarotzer und Spassmacher des Demetrios in gleicher Weise
1*>) S. C. 2. A. 685.
2) Duris Fr. 27 b. Ath. XII. 542 e. sv ds zfj noy^iri zmv diovvcimv , rjv
snsinpev (näml. Ar\\n,i\ZQiog 6 ^aXrjQsvg) aQ%cov ysvofisvog, nds %OQog eis
ccvzov noirjficctu KaazoQicovog (so Leopardi f. 2Jieiq(d[lsvo$) xov ZoXscog,
sv olg ijXioiioQcpog 7tQoarjyoQsvsxo: es folgen die betreffenden beiden Verse
oder Kola, die Bergk P. L. G. III4. S. 635 mit Recht als Ionici a minore misst.
Vgl. v. Wilamowitz Isyllos von Epidauros S. 19 — 22. 125—161. Ausser-
dem bemerkt Bergk S. 634 richtig: „quod Athenaeus scripsit stg ccvxbv,
negligenter locutus est: nam ut rede animadvertit Meineice Carmen hoc, in
quo etiam Demetrii Phalerei mentio facta est, in Bacchi honorem conditum.
3) Ath. X. 454 f. xo 8s Kcc6xoQicavog xov ZoXsoag, ag 6 KXsccQ%6g (Fr. 68)
cprjoiv, slg xov IJävcc noifjficc xoiovxbv sgzi' xcov no8cov s-xccüzog oXoig ovopaoi
nsQLSiXrjfifisvog ndvzccg bpoioog rjysfiovwovg s%si xovg nodccg, olov x. x. X.
Die Vermuthung von Bergk S. 636, welcher Usener Ein Epigramm von
Chios, Rhein. Mus. XXXIX. 1874. S. 46 beistimmt, dass dies Gedicht gleich
dem Hymnos des Aratos (s. C. 10. A. 16 ff.) zu Ehren des Antigonos Gonatas
276 verfasst sei, kann richtig sein; mehr lässt sich aber auch nicht be-
haupten, ja es ist doch recht fraglich, ob Klearchos so lange gelebt hat,
um dann dasselbe (in seiner Schrift its gl yoCcptav) noch erwähnen zu können.
4) Wie Bergk a. a. 0. S. 638 annimmt.
5) Ath. XV. 697 a. in* 'Avxiybvm 8s %a\ drjiirjXQico cprjd <biXo%oQog
(Fr. 145) 'A&rjvcciovg uSsw itcaccvccg xovg nsnoirjiisvovg vnb 'EQfioyiXsovg
(so Schweighaeuser f. 'Eq^innov) xov Kv£iy.r}vov, scpccyLlXX<ov ysvo[isvcov
xcav ncaccvccg noii^ödvxoov noXXmv, xai xov 'EqfioxXsovg nqoY.Qi&svxog. Ein
anderer gleichzeitiger Dichter war wohl Hermodotos, s. Plut. de Is. et
Os. 24. 360 C. D. o&sv 'AvzCyovog 6 ysgcov 'EqiioSoxov xivbg iv noirjficcaiv
ccvzov *HXlov naidct neu ftshv ccvccyoQSvovzog, ov zoiccvzcc fioi, sinsv, 6 Xccgccvo-
cpoqog ovvoidev. Vgl. Bergk a. a. 0. S. 637 f.
Kastorion v. Soli. Hermokles v. Kyzikos. Isyllos v. Epidauros. 519
zu verherrlichen6), und dass endlich mehrere Jahre darauf, als
der Letztere von Kerkyra und Leukadia nach Athen zurück-
gekehrt war, d. h. wahrscheinlich 290/89, als er dort die Pythien
feierte7), ihm zum Preise prosodische und ithyphallische Chöre
sangen und tanzten8), ja das betreffende ithyphallische Lied ist
uns noch erhalten9). Wir hören auch von anderen Paeanen auf
sonstige Machthaber dieser Zeiten, die an anderen Orten verfasst
und gesungen wurden, wie von dem schon10) erwähnten des
Alexinos auf Krateros, den man in Delphi, und einem auf Ptole-
maeos I, den man in Rhodos vortrug11). Endlich hat ein Fund
der neuesten Zeit12) fünf kleine, unter einander zusammenhängende
Weihgedichte des
Isyllos von Epidauros für Apollon und Asklepios gebracht
md uns dadurch einen merkwürdigen Einblick in das weit hinter
l
6) Demochar. Fr. 3 b. Ath. VI. 253 a. sXvnsi [isv ncci tovtcov svia uvtov
äml. tov noXioQTirjT^v Jrjfi^zQt.ov), d>g soixsv, ov (i^v dXXd nccl dXXa ys
avTsXoog alo%qd xal Tansivd, Asaivqg yisv v.a.1 Aa^iiag 'Acpoodfarig tsqd nal
ovq£%ov v.a.1 'AdsL^idvTOv v.al 'Ot-v&Efit.dog täv noXdxcov avtov neu ßcopol
cd rjoopa xal 67C0vdcd. tovtcov inccOTcp nal naidvsg jjdoVTO h. t. X. (vgl.
. 22. A. 128. C. 2. A. 669).
7) Plut. Demetr. 40. Andere nehmen 302/1 an. S. B e r g k a. a. 0.
674.
8) Democh. Fr. 4 b. Ath. 253 b. c. inavsX&ov ra ds tov Jr}(ir'iTQiov dnb
jg Asvnddog nal ÄEQ-Hvoag stg Tag 'A&r'ivag ot 'A&rjvaioi ids%ovxo ov (idvov
vfiicovTEg v.a.1 GTScpavovvTsg nai otvo%oovvTsg, aXXd nal nqoGodiayiol %oqol
al l&vcpaXXoL [ist' 0Q%ri6scog y.a\ codrjg dm^vTcov avToo Hai icpiGta^svoL nata
Tovg 6%Xovg ydov 6q%ov^svol x. r. X.
9) Von Duris Fr. 30 b. Ath. 253 d— f.
10) C. 2. A. 59.
11) Ath. XV. 696 e — 697 a unmittelbar vor den A. 5 angef. Worten:
v% s%si d' (näml. to vn 'AqtGTOTsXovg slg "EopCav t6v 'ATaqvsa) ovds to
7iaiaviY.bv tTtLQQrjiia , Ha&dneQ 6 stg AvGavdqov tov ZJizaQTiaTrjv yqacpslg
övTcog Tiaidv , ov qprjoi dovoig (Fr. 65, vgl. Plut. Lys. 18) iv Tolg Zafiicov
87ityQacpo{i8voig coooig adso&ai iv Zd[i(p. naidv d' iarl nal b stg KoaTSobv
tov MaKEÖova yoaqpstg, ov iTS-HTifjvaTO 'AXs&vog b diaXsHTiHog, a>g qprjciv
"Eopinnog 6 KaXXifidxsiog (Fr. 42) iv reo nqcoTcp nsql 'AqiGTOtsXovg. adsTai
ds v.a.1 ovzog iv dsXcpoig, Xvoi£ovTog ys Tivog nuidbg. val 6 stg 'Ayr\\iova ds
tov Koqivftiov , 'AXnvovrjg naTsqa, ov adovoi KoQLV&iot, s%si xb naiavivbv
inicpQ-sy^a. naos&ETO ds avTov TloXs^cav b nsQirjyrjTrjg (Fr. 76) sv tjj itobg
'Aqdvfriov smOToXij. val 6 stg ÜToXs^atov ds xbv noeoTov AiyvnTov ßaoiXsv-
aavTa naidv sgtlv, ov adovoi *Podioi' s%si ydq to ir\ TLaidv inicpftsyna, cog
Qpr}6i röqycov sv top itsql tcov iv 'Podco ftvGicov.
12) Einer überaus wohl erhaltenen Marmortafel im Asklepiosthal bei
Ligurio, veröffentlicht von Kabbadias 'Eqprifi. dq%aioX. 1885. S. 66 ff.
520 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
den Jahrhunderten zurückgebliebene poetische, religiöse und poli-
tische Treiben eines abgelegenen dorischen Cantons in jenen
Zeiten eröffnet13). Das erste dieser Gedichte ist in trochaischen
Tetrametern abgefasst14), das vierte ist ein Processionslied in
Ionikern a minore14*), in welchem Isyllos, „ohne dass er es wollte
oder wusste", von dem jüngeren attischen Dithyrambus abhängig
war15), die anderen sind in Hexametern gedichtet, nur dass im
dritten unter vier solche Verse an zweiter Stelle ein Pentameter
eingemischt ist. Der Versbau ist durchaus naturalistisch ohne
alle einschnürenden Regeln16). Das fünfte Gedicht nimmt Bezug
13) S. darüber v. Wilamowitz Isyllos von Epidanros, Berlin 1886. 8.
(Philol. Unters. IX). Ludwich Zur Isyllosinschrift, Berl. ph. Woch. X. 1890.
Sp. 419 f. 449—452.
14) Voran geht noch die Ueberschrift:
"lavXXog 2coKQcizevg 'EmdccvQiog ccve&tjks
'AnoXXcovi McdsciTCCi, xca 'AayiXrj7timi.
14b) S. über dasselbe auch Blass Der Paian des Isyllos, Jahrb. f. Ph.
CXXXI. 1885. S. 822—826.
15) Wilamowitz 'S. 22. S. dessen ausgezeichneten Excurs 3. Ioniker
bei den Lyrikern, S. 125 — 161 (dem ich freilich nicht in allen Stücken bei-
stimmen kann, vgl. C. 31. A. 28). Dies Gedicht hat seine besondere Ueber-
schrift, s. Wilamowitz S. 13. Vgl. auch dessen richtige Bemerkung S. 11 f.:
„Das Poem ist wie Prosa geschrieben ... es ist mir für die Vorstellung,
die ich von der Gestalt lyrischer Texte vor Aristophanes von Byzanz habe,
eine willkommene Bestätigung gewesen, dass dies einzige lyrische Gedicht,
das wir in einem Texte lesen, der älter als die wissenschaftlichen Text-
ausgaben der Philologen ist, keine metrischen Abtheilungen kennt. Denn
ich kenne keine Instanz dagegen, dass die Einführung einer Schreibung,
welche die metrische Gliederung lyrischer Gedichte annähernd zum Aus-
druck bringen will, erst eine Erfindung der Philologie ist, mit anderen
Worten dass eine Ueberlieferung in diesen Dingen von den Zeiten der
Dichter her nicht existirt hat . . . Der Erfinder der Accente, der erste
Herausgeber wissenschaftlich festgestellter lyrischer und dramatischer Texte,
der Begründer der wissenschaftlichen Lexikographie hat eben auch in diesem
viel minder wichtigen, aber doch unerlässlichen Stücke der Philologie für
alle Zeiten die Wege gewiesen, und wer von diesen Leistungen etwas weiss
und ihre Bedeutung zu schätzen fähig ist, kann nicht anstehen in Aristo-
phanes den grössten Grammatiker des Alterthums anzuerkennen". Vgl.
C. 16. S. 435 ff.
16) "Wilamowitz S. 7 ff. 25. In den Ionikern freilich sind die Frei-
heiten keine anderen, als wie sie auch sonst vorkommen, wie Wilamo-
witz S. 19—22. 125 — 161 gezeigt hat. Ueber die Sprache bes. der hexa-
metrischen Gedichte s. denselben S. 25 ff. : dieselbe „ist ein seltsames Ge-
misch aus der Conventionellen des Epos und der epidaurischen Muttersprache
des I.". Wenn er aber hinzufügt, wir lernten hieraus, dass die „bunt-
II
Isyllos von Epidauros. 521
auf Ereignisse des Jahres 338 und zwar als auf solche, die schon
ziemlich in der Vergangenheit liegen, und ferner setzen diese Poeme
für ihre Entstehung eine Zeit voraus, in welcher Epidauros frei
und selbständig seinen spartanischen Neigungen nachgehen kann,
was am Besten etwa auf 280 passt17). Der dichterische Werth
dieser kleinen Machwerke ist freilich ein sehr geringer.
Dass nun ausser der Glauke von Chios auch die Sängerin
in den Adoniazusen des Theokritos ohne Zweifel eine damals in
Alexandreia bekannte und berühmte Dichterin lyrischer Gesänge war,
mit jenem Poeten befreundet, wenn wir auch ihren Namen nicht
kennen, ist längst bemerkt worden18), und auch die MsXrj des
scheckige Sprache", die ganz ähnliche Dialektmischung in gewissen Ge-
dichten des Theokritos, nämlich Hieron, Ptolemaeos, Hylas, wahrscheinlich
auch A'itas und Dioskuren, nicht eine Neuerung dieses Dichters sei, sondern
dass er mit ihr nur „die Praxis der epischen Poesie, die unter seinen
dorischen Landsleuten gäng und gebe war, in die Litteratur der gebildeten
Welt hinübergeführt habe", so sind, wie zum Theil schon C. 5. A. 61 nach
Hiller Beitrr. zur Textgesch. der gr. Bukol. S. 77 f. bemerkt wurde, die
Dioskuren in der besseren Ueberlieferung frei von dorischer Beimischung,
und ich wenigstens vermag nicht abzusehen, wie auf diese Weise die
dialektischen Unterschiede zwischen dem Hylas auf der einen und den
anderen jener Dichtungen auf der anderen Seite erklärlich sein sollten.
17) S. Wilamowitz S. 30—36.
18) Meineke 3. Ausg. desTheokr. S. 314. Anm. Vgl. C. 5. A. 43. Ueber
Glauke s. Bergk Glauce citharistria, Rh. M. N. F. I. 1842. S. 357-360.
Aus der Bezeichnung ihrer Dichtungen als (lefie&vo^ieva ncciyvia Movoecov
in dem Epigr. des Hedylos b. Ath. IV. 176 d. V. 7 (vgl. unten A. 72) lernt
man den Charakter derselben kennen, zu dem auch ihre Zusammenstellung
mit Pyrros von Miletos (9. C. 5. A. 14) bei Theokrit. IV, 31 vollständig
passt, wo Korydon sagt: hsv fiev xä rXccviiccg dynQOvofiai, ev de xa IIvqq(o.
Wie nun Pyrros ein zeitgenössischer Dichter war, so wird wohl sicher ein
Gleiches sonach auch von ihr gelten, und schwerlich hat Bergk Recht,
wenn er sie in die Zeiten von Alexandros und Ptolemaeos I hinaufrückt
wegen der Scholien z. d. St. rXccvucc, Xicc xb yevog, KQOvnuxonoiog, yeyove
de naxomv ^iXo^evov xov dtd-vQcc[ißonoiov (was doch eine viel zu vage
Zeitbestimmung ist) und i\ rXccvxu, XCa xb ysvog, KQov[iccxo7ioi6g' yeyove
de eni TlxoXefiaiov xov $iX<xdeXq?ov, i\v (rjg Bergk) cpr\Giv Se6cpqcc6xog kqiov
{■aqiqv Bergk, vgl. Aelian. V. H. IX, 89. rXavY.r\g de xrjg ytL&aQmdov ot
(iev cpccoiv eQcco&jjVcci nvvoc, ot de kqiov , dl de %r\va), und wenn der Ur-
heber des letzteren Scholions das inl TIxoX. x. $iX. wirklich, wie Bergk
meint, nur aus jenem Verse des Theokritos erschlossen haben sollte, so
hat er daran eben gar nicht Unrecht gethan, und weit näher liegt eine
andere Lösueg: die betreffende Geschichte schmeckt doch wahrlich mehr
nach einer pseudo-theophrasteischen als nach einer theophrasteischen Schrift.
Vgl. überdies Aelian N. A. VIII, 11. et de rXccvytrjg xrjg M&ccQ(pdov nQibg
522 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Kallimachos19) waren sicherlich, wenn auch schwerlich alle, so
doch zum grossen Theil nicht bloss für die Leetüre, sondern
für wirklichen Gesangvortrag bestimmt. Und wenn die älteren
Epigrammendichter der alexandriuischen Zeiten, wie eben er selbst,
in ihren Epigrammen zum Theil auch künstlichere lyrische Vers-
masse anwandten, so wird man gerade hiernach, wie es von ihm
gilt, so gleichfalls von den anderen wohl anzunehmen haben, dass
auch sie ihren Ruhm nicht bloss ihrer Epigrammendichtung,
sondern namentlich und noch mehr ihren Schöpfungen lyrischer
Gesänge verdankten. Es gilt dies namentlich von solchen Dichtern,
nach denen in der Folge gewisse derartige Verse benannt wurden,
theils weil sie dieselben zuerst, theils weil sie dieselben besonders
häufig gebraucht hatten, wie Phalaekos, Asklepiades, Archebulos,
Boiskos20). Von
Archebulos aus Thera21) wissen wir überdies gar nicht
einmal, ob er überhaupt Epigramme gedichtet hat, sondern nur
dass der archebuleische Vers22) nach ihm seinen Namen erhielt23),
r\xxr\xo ncci nxoXs(iai(p ye x& Tilade Xcpip ccvxriqcc %ul Iv "iaoa dsXcplg sxsqov x. x. X.
Das Bild ihrer Lyrik wird vervollständigt durch Plut. de Pyth. orac. 6. 397 A.
xa%cc 8rj (iE[iip6{i£d'cc xr\v TLvftiuv, ort rXccvyirjg ov qp&eyysxai xr\g xi&ocQaidov
XiyvQcotBQOv (ob Plut. aber bei dem folgenden ov% boag . . . 06i\v %üqiv
%%£i xa Zancpina. fisXr] auch noch, wie Bergk vermuthet, an sie denkt, ist
mehr als zweifelhaft). Werthlos ist Pseudo-Theokr. Epigr. 24 = Anth.
Pal. VII, 262. — Ueber die tXaoä äöfiaxa des Seleukos s. C. 7. A. 28. 29.
Ob die laseiven y.6XußQoi, wie sie Ktesiphon von Athen zur Zeit von
Attalos I verfasste (Demetr. v. Skeps. Fr. 6 Gaede b. Ath. XV. 697 c. noLrjxrjg
xtov kccXov[1£V(ov noXcißamv, ov xcu b nocöxog [lExu <PiXsxcciqov UQ^ag IJsQycifiov
"AxxaXog ömacxriv xa-^ffftaxst ßccaiXt,>td)v xav tieqX xr\v AloXlda) auch für den
Gesang oder bloss für die Leetüre (Ath. IV. 164 e. vnb xi\g ificpvxov yctoxai-
(uxQyiccg v.a.1 rjdvXoytag ■KoXccßgovg uvccyiyvacxei xal fiEXrj nccQCtvXct x. x. X.)
bestimmt waren, steht dahin. Aus völlig ungewisser Zeit sind die 'i&v-
yccXXoi des Theokies, Ath. XI. 497 c. Ueber die priapeischen Dichtungen
des Euphronios (und Anderer) s. C. 9. A. 60. Nach diesem Allen bewegt
sich das „Melos" oder die Sanglyrik, so weit sie überhaupt auch nur in
der älteren Alexandrinerzeit noch gepflegt wurde, meistens in einer nicht
gerade besonders edlen Sphäre, und das ist sehr bezeichnend.
19) S. C. 13. A. 71. 71b.
20) Dass dieser Schluss freilich nicht überall zwingend ist, dürfte sich
wohl an Simias von Rhodos zeigen (s. C. 4. A. 42. 43), der unsers Wissens
nicht für den Gesaog gedichtet zu haben scheint.
21) Suid. EvcpoQicov, s. C. 14. A. 97. Bei Hephaest. p. 53 f. und nach
ihm Tricha p. 25 steht freilich Grjßcctov, aber Meineke Anal. AI. S. 7 ver-
muthet wohl mit Recht, dass auch hier ©tjocclov herzustellen ist.
22) UÜ _ UU _ \JU _ W _ KJ _ ^.
Archebulos aus Thera. Phalaekos. 523
und dass er, wie schon bemerkt ist24), Lehrer des Euphorion
war25).
Das Epigramm gewann nun aber in diesen Zeiten eine ganz
eigenthümliche Bedeutung. Es ward eigentlich erst jetzt, während
daneben sein ursprünglicher praktischer Zweck fortbestand, zu
einer besonderen litterarischen Spielart, in welcher man alle
möglichen Gedanken und Empfindungen, so weit es in einem
kurzen Gedicht geschehen konnte, zum poetischen Ausdruck brachte,
zum Theil auch mit satirischer Spitze.
Aelter noch als Archebulos waren die drei anderen eben ge-
nannten Dichter oder doch wenigstens Asklepiades. Zunächst
Phalaekos26), nach welchem der phalaekeische Vers2ßb)
benannt ist, und von welchem wir nur noch vier oder fünf Epi-
gramme besitzen27), lebte vielleicht schon zur Zeit des Alexandros
d in der nächstfolgenden28). Auch
23) Weil er zuerst ganze Gedichte in demselben schrieb, Atil. Fortun.
[, 2, 1. p. 313 Gaisf. (== Caes. Bass. Gramm. Lat. VI. p. 256, 8ff. Keil). Mar.
rict. III, 15, 20. p. 183 G. (p. 126, 6 ff. K.). Hephaest, a. a. 0. Vgl. u. A.
Luch Diogenian. Prov. prooem. p. 179, 11 f. (wie bei Meineke a. a. 0. für
)iog. Laert. IV, 8 zu schreiben ist).
24) C. 14. A. 94. 97.
25) Noch s. über ihn Caes. Bass. p. 264, 2 K. (bei Gaisford Atil. Fort.
[, 5, 2. p. 322).
26) Iacobs a. a. 0. S. 933. Meineke Del. S. 69— 71. Härtung a. a. 0.
[. S. 44—49 (unkritisch), wo es von dem philikischen Verse (s. C. 9. A. 50)
leisst: quo usus est etiam Archebulus.
26 b) _U_WU_W_VJ_U_U.
27) Anth. P. VII, 650. XIII, 5. 6. 27 u. b. Ath. X. 440 d. Künstlich
gebaut ist das vierte, zweistrophige, in welchem auf einen sogenannten
irchilochischen Vers zuu_^w_wu_wu^.w_u_^ ein von zwei Tri-
tetern umgebener Hexameter folgt. „Ein sechstes A. P. VI, 165 ist aus
stilistischen Gründen wohl dem (Statyllius) Flaccus zuzuweisen, denn es
|8teht in verdächtiger Umgebung, und Cod. Palat. trägt das Lemma <ßa-
Xcchhov, d. i. $Xuy.v.ov. Dagegen ist VII, 650. $«Xaxxou rj 3>ccXai%ov acht,
wohl aus der Sammlung des Meleagros". (Knaack).
28) S. Leichsenring De metris Graecis quaestiones onomatologae
(Greifsw. 1888). S. 21 f. Das dritte, in phalaekeischen Versen abgefasste
Epigramm XIII, 6 ist nämlich ein Epitaphion auf den komischen Schau-
spieler Lykon aus der Zeit des Alexandros (Char. v. Mytil. Fr. 16 b. Ath.
XII. 639 a. Tlut. Alex. 29. de fort. Alex. II. 2. 335 E. F.). „Allein die Aecht-
heit, an der schon Meineke Del. S. 156 zweifelte, ist, da die Ueberschrift
aXXo wenig beweist, höchst unsicher und ebendamit also auch diese Zeit-
bestimmung. Wenn, was aber nicht minder zweifelhaft erscheint, die bei
524 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Bo'iskos von Kyzikos aber muss wohl schon der ältsten
Alexandrinerzeit zugerechnet werden29).
Asklepiades von Samos30) endlich war etwa ein Alters-
genosse des Philetas31). Nach ihm hat bekanntlich der zwölf-
silbige 32) und der längere sechzehnsilbige 32b) asklepiadeische
Vers seinen Namen erhalten, und er ist ohne Zweifel, zumal
wenn doch vielleicht Phalaekos nicht älter als er war, als der
Neubegründer des Epigramms anzusehen, worauf denn namentlich
Kallimachos dieses sein Werk fortbildete. Denn wie tief die
Ath. X. 440 d genannte Trinkerin Kleo dieselbe Person mit der von Hedyl.
b. Ath. VIII. 345 b verspotteten Fresserin Kleio ist, würde der Dichter
einer weit späteren Zeit angehören1'-. (Knaack).
29) Wie Leichsenring a. a. 0. S. 27 bemerkt, nach der Künstelei
zu urtheilen, dass ebendieser Bo'iskos einen akatalektischen iambischen
Tetrameter mit einem katalektischen zu einem einzigen Langvers (Octa-
metron catalecticum iambicum Boiscium) verband, wie dies in dem Epi-
gramm Botonog 6 ano Kv£i%ov navxbg ygucpsvg noLrmccxog xov bttxanovv
8VQ(bv gxC%ov ®otßa> xifty\Gi dmoov ausgesprochen ist, Mar. Vict. II, 4, 30.
p. 111 G. (p. 82, 25 ff. K.). Rufin. 1, 28. p. 387 G. (p. 564, 1 ff. K.).
30) „Theokr. Id. VII, 40. EiY.sXiduv xov 1% 2d(i(o. Schol. Ambros.
z. d. St. 'AoKXr}7Ziccdr}v cpr)6i xov i7tiyoci[inuxoyQ(xcpov. ovxog yaq Zdfiiog
Kji^y xb ysvog (es folgt die falsche Erklärung: Zinslidag d' inodzizo ita-
xQcavviiiHcag' Zwilov yaq vtbg [©eoHQLxog] ovtco KccXovfihov , die richtige
giebt Hiller z. d. St.: Zwelidccg ist durch Buchstabenversetzung mit Weg-
lassung des n unter den Consonanten aus 'AayiXrjTtidSrjg gemacht; Haeberlin
Epilegomena ad Figurata carmina Graeca, Philologus XLIX [N. F. III].
1891. S. 652 f. sucht hinter dieser Bezeichnung irgend eine engere Be-
ziehung der Poesie des A. zur sikelischen des Epicharmos und Sophron
und zur bukolischen: m. E. ist eine solche Vermuthung müssig, so lange
man auch mit der kühnsten Phantasie nicht einmal darauf zu rathen ver-
mag, welcher Art denn diese Beziehung gewesen sein sollte und könnte).
Weiter s. C. 5. A. 10". (Susemihl). — Iacobs a. a. 0. S. 864 f. (unzu-
reichend). Meineke a. a. 0. S. 16—24. Härtung a. a. 0. II. S. 63—71
(unkritisch). Zerstreute Beiträge zur Kritik namentlich v. Wilamowitz
Herrn. XIV. 1879. S. 166 f. u. Kaibel ebend. XXII. 1887. S. 510 f.
31) S. C. 4. A. 11.
32) zü_^w_ ^.w^_u_. „S. Hephaest. p. 63. Atil. Fortun. II,
28, 10. p. 353 G. (p. 295, 18 ff. K.). Anstatt der gewöhnlichen unrichtigen
Eintheilung in Spondeios, zwei Choriamben, Iambos giebt eine andere,
theilweise bessere, aber, wie schon C. 31. A. 52 b (wo versehentlich Mall.
Theod. nicht genannt ist) gesagt wurde, doch recht seltsame, auch dem
Terent. Maur. 2650 ff. bekannte Mall. Theod. 4, 5. p. 538 G. (p. 590, 10 ff. K.):
metrum dactylicum Asclepiadium habet primum spondium, secundo (loco}
dactylum et catalecton, deinceps duos dactylos". (Susemihl).
32 b) S. C. 7. A. 29.
Boi'skos. Asklepiades. 525
metrische Kunst gesunken war, zeigt das erhaltene Epigramm des
Antimachos 33). Wundern muss man sich unter diesen Umständen,
dass der „geniale Samier" diesen letzteren Dichter ungemein
hoch stellt34), um so mehr da in seinen eignen uns erhaltenen,
meist erotischen Epigrammen35) doch andrerseits keine Spur auf
Nachahmung von dessen dunkler und gesuchter Sprache hin-
weist. Aber man darf wohl die Vermuthung wagen, dass die
in dessen Lyde eingeführte lose Verknüpfung der verschiedensten
Sagen dem Asklepiades das Vorbild für einen Cyclus von Epi-
grammen gegeben hat, von welchem noch Trümmer geblieben
sind36). Jene kleinen erotischen Gedichte aber, von gesunder
Sinnlichkeit erfüllt, sind un verächtliche Zeugnisse der dichteri-
33) Hierüber s. Spiro De Eurip. Phoen. (Berl. 1884). S. 26. Anm., der
mit durchaus zutreffenden Gründen dies dem Kolophonier abgesprochne
Epigramm (Anth. P. IX, 321) demselben wieder zuweist.
34) Anth. P. IX, 63 = Epig. 35 Mein. Dies der Lyde des Antimachos
gespendete Lob gab Veranlassung zu einem Streit mit Kallimachos, welcher
in dem mehrfach (C. 3. A. 16. C. 4. A. 54. C. 13. A. 23. 52) angezogenen
Fr. 74 b. Avdrj nccl na%v yqu^u *ai ov xoqov dies Epigramm ersichtlich
parodirt, s. v. Wilamowitz Thukydideslegende, Herrn. XII. S. 352. A. 42,
während vielleicht A. seinestheils wiederum Anth. P. V, 202 (wofern nämlich
dies Gedicht von ihm und nicht vielmehr von Poseidippos ist) den Kalli-
machos , da hier offenbar in boshafter Weise auf das Bad der Pallas (2) an-
gespielt wird. Andererseits scheint Kallim. Ep. 43 Bezug zu nehmen auf A.
Anth. Pal. XII, 135, wie Kaibel Herrn. XXII. 1887. S. 511 vermuthet.
35) Die Ueberlieferung der 18 unter seinem Namen auf uns gekommenen
t nicht überall sicher; mehrere gehen auch unter dem des Poseidippos
vgl. A. 64); Scheidung ist unmöglich, doch scheint XII, 77 (A. r} TL.), eine
reitere Ausführung von XII, 75, von Letzterem herzustammen. IX, 152
'A. rj 'AvxmaxQov ©£66.) ist wohl unächt. Ueb. IX, 64 s. A. 201, über die
auf Kunstwerke bezügl. Epigrr. Benndorf a. a. 0. S. 41. — V, 7 ist jetzt
wohl richtig von Stadtmüller a. a. 0. CXLI1I. S. 333 dem M. Argentarius
zugesprochen.
36) Anth. Pal. VII, 145 (A6*Xriniu8ov): die 'Aqtxqi am Grabe des Aias
trauernd (nachgebildet von Mnasalkas, s. A. 107), ferner Et. M. 3A67iXy\§äv
(157, 33). 'AnoXXodcoqog dt tp7]6iv A6y1i\thö.§'t\v ovxmg Xsyeiv „27iXr)d6va x'
äyccd-iriv", wahrscheinlich auch Schol. A Eurip. Hec. 1271 Schw. %al 'A6xXr}-
mädrig <py(>w oxi „^ _ %vvbg Y.aXov6i dv6{i0Q0v 6fjftau (von Hekabe). Diese
Vermuthung gründet sich auf das analoge Werk Zmgog (s. A. 66) seines
jüngeren Zeitgenossen Poseidippos, der (s. A. 65) ebenfalls (A. P. XII, 168)
den 6(6(pQ(ov AvxC^ccxog preist, und dessen Anschluss an die Lyde Schol.
Apoll. Rh. I, 1289 (wo zu schreiben ist: 'AvxL^iccxog ds sv xrj Avdrj yrj6iv sV
ßißcc6&8vxa xbv 'HQccnXea diu xb ■naxccße<QEi6d'c(i xr\v 'Aqya vnb xov qQcoog,
\<py -Kai IIo6£Cdntnog b £7tiyQcc[i(uxxoyQd(pog r]xoÄo uob^Gt) hervorgehoben wird.
526 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
sehen Begabung des Verfassers, der auch auf Volksthümliches
zurückgreift37). Auch ein Choliambos hat sich von ihm er-
halten38).
lieber Philikos oder Philiskos s. C. 9. S. 279 f. Auch
über die Epigramme des Phileta s, des Aetolers Alexandros,
des Theokritos, Aratos, Nikandros, Zenodotos (?), Kalli-
niachos, der Moero, des Nikaenetos, Apollonios, Eupho-
rion, Rhianos, Pseudo-Eratosthenes, Addaeos, Euklei-
des, Krates von Mallos, Herodikos von Babylon ist schon
oben das Nöthige berichtet worden39). Nicht minder ist in Be-
zug auf
Nikias, den milesischen Arzt und Freund des Theokritos,
auf das früher40) Bemerkte zu verweisen und hier nur noch
hinzuzufügen, dass vermuthlich ebendieser Nikias derjenige ist,
welchem acht Epigramme der Anthologie zugewiesen werden41).
37) v. Wilamowitz Hom. Unters. S. 78. A. 22: „fast möchte man
sagen: nach der Priamel". Das Urtheil des Theokritos VII, 39—41 (vgl.
A. 40. C. 4. A. 11. C. 5. A. 10) ist also keine Schmeichelei. Andrerseits
ist A. P. XIII, 23 offenbare Nachahmung von Theokr. V, 66, s. Kaibel
Philod. Gad. epigr. S. XVII. Die Lebensmüdigkeit (A. P. XII, 46) ist nur
scherzhaft fingirt. Vielfach scheint A. den Alkaeos zum Vorbilde ge-
nommen zu haben: XII, 50 giebt eine deutlich erkennbare Nachahmung
von Fr. 41, und die liebliche Klage des Mädchens XII, 153 (hierher nur
aus Versehen des Sammlers gesetzt) erinnert an das bekannte fys dsiXav,
s'iis necauv hcchotccxcov nsd£%oi6uv (Fr. 59). Bezeichnend für seine poetische
Anschauung ist auch sein lebhafter Preis der Erinna, auf welchen wir bald
noch einmal zurückkommen, und des Hesiodos VII, 11 (s. A. 44). IX, 64
(wo der Zusatz ol d\ 'Aq%Cov keinen Glauben verdient). Einen Blick in das
lustige, freilich auch lockere Leben der damaligen Gesellschaft lässt V, 181
thun (leider lückenhaft und verderbt).
38) Schol. Eurip. a. a. 0., s. A. 36. Vgl. M e i n e k e Del. S. 110 und
hinter Lachmanns Ausg. des Babrios S. 152f., auch C. 5. A. 89. — A. hat
übrigens einen Namensvetter ans Adramyttion, von dem noch ein paede-
rastisches, pointeloses Epigramm erhalten ist (Anth. P. XII, 36).
39) C. 4. S. 177 mit A. 17. S. 189 mit A. 84. 85. C. 5. S. 219 mit A. 64.
C. 10. S. 291 f. mit A. 35. S. 304 mit A. 116. C. 12. S. 333 mit A. 21 b.
C. 13. S. 356 f. mit A. 50—54. C. 14. S. 381 f. mit A. 29. 37, S. 392 mit A. 84
(nebst C. 13. A. 18). S. 394. A. 94. S. 395. A. 101. 102. S. 398 mit A. 131. 132.
S. 403 mit A. 162. C. 15. S. 420 mit A. 64. 65. C. 20. S. 518 mit A. 20.
C. 23. S. 718 mit A. 60. C. 26. S. 12. 24 ff. Ueber Theodoros s. C. 14.
S. 407 mit A. 187.
40) C. 5. S. 200 f. A. 11. 12. S. 202 f.
41) Meleagros, der ihn mit dem %Xo£qbv OL6V(ißqov vergleicht, hatte
ihn in seinen Kranz aufgenommen, aus welchem noch geblieben sind:
Nikias. Erinna. 527
Zunächst möge hier nunmehr eine Reihe von Dichterinnen
abgehandelt werden, deren älteste freilich schon der voralexan-
drinischen Zeit angehört, aber doch am Passendsten erst hier
und in diesem Zusammenhange zu besprechen ist. Es ist dies
Erinna aus Tenos42), deren Blüte Ol. 106/107, also 356—
352 fällt43). Nächst Antimachos von Kolophon wird sie von
A. P. VI, 122. 127. 270. VII, 200 (vgl. A. 118). IX, 315. 564, ferner wohl
XVI, 188. 189. Ein neuntes XI, 398 ist sicher nicht von ihm. Iacobs hat
es dem Nikarchos zugewiesen. Vgl. A. 177 d. Beziehungen zu Theokritos
fehlen. — Gercke Alex. Stud., Rhein. Mas. XLII. 1887. S. 602. A. 8 ist
nach C. 5. A. 11 zu berichtigen. — Im Uebrigen s. Iacobs a. a. 0. S. 923.
Meineke a. a. 0. S. 52 — 54. Härtung a. a. 0. II. S. 147 — 151. —
„Ueber seine metrische Kunst wirft Kaibel Philod. ep. S. Xf., welcher
bei Gelegenheit des Nachweises, dass eins der sehr seltnen Beispiele
des Gebrauchs von rjdi bei den älteren Epigrammatikern sich bei ihm
XVI, 188, 3 findet, leider ohne jede Begründung die Bemerkung hin:
qui omnino dum cum Theocrito apud Coos (? s. dagegen C. 5. A. 11. 12)
moratur medicis magis quam poeticis studiis operam videtur dedisse". (Suse-
mihl).
42) Steph. v. Byz. Tr\vog' vfjcog nvnXug . . . ucp' ov Kai "Hqivvcc (über
diese Form vgl. Meineke a. a. 0. S. 132) Ttjvlcc 7C0irixqiu. Welcker De
Erinna et Corinna poetriis, kl. Schrr. II. S. 145 — 168 zieht Tr\Xia vor, ge-
stützt auf Suid. "Hqwvcc, der eine andere Lesart in A. P. VII, 710 gehabt
hat. Der Suidasartikel "Hqivvci Tstcc (T^ia? Beruh ardy) r} Asßßicc, cbg
8' ccXXoi Tr\Xia (TrjXog d' 86x1 vr\Gi$iov iyyvg Kvidov)' xivlg ds xca 'Poölccv
avtr\v sdo&accv x. x. I. (s. A. 45. 43) = Eustath. z. II. E, 711. p. 326, 47 ff.
Asoßia (i8v i]v rj 'Podta r} Tsta rj TrjXict sn TrjXov vrjöidiov syyi^ovzog trj
Kvldco h. t. X. ist meist aus den Angaben der Epigrammatiker (s. A. 43. 45)
zusammengeschweisst und enthält viel Falsches. — Bergk P. L. G. III4.
S. 141—146. Anth. lyr. 4. Aufl. v. Hiller S. 295 f. Ausserdem s. d. Nachtr.
43) An diesem Ansatz des Eusebios ist nicht zu rütteln. Der thörichte
Schlusssatz bei Suid. j\v d' iraiga Zancpovg uccl bp,6%QOvog (Eustath. lässt
die beiden letzten Worte weg, s. A. 45) ist offenbar aus Anth. Pal. IX, 190
(adriXov, der Verf. hat Asklep. VII, 11 nachgeahmt) erwachsen (vgl. A. 46),
wo sie in den Schlussversen der Sappho gleichgestellt wird. Nichts desto
weniger hat die Angabe des Suid. bis auf Bergk P. L. G. III4. S. 141 hin,
der die Dichterin falsch einreiht und willkürlich, wie auch Iacobs a. a. 0.
S. 890, Malzow De Erinnae Lesbiae(!) vita et reliquiis, Petersburg
1836. 8. (mir unzugänglich, vgl. d. Nachtr.), zwei gleichen Namens annimmt,
Glauben gefunden. Die richtige Datirung vertraten F. W. Richter Sappho
u. Erinna, Quedlinburg u. Leipzig 1833. 8. (dies Buch ist sonst werthlos) und
vor Allen Benndorf, dessen Gründe für die überlieferte Zeit (nicht ganz
genau sagt er: „Alexandra Magni temporibus supparem") allerdings nicht
alle gleich schwer wiegen. Sehr richtig bemerkt er, dass VI, 352 mit
seiner Pointe eine ganz ausgebildete Malerkunst voraussetze und bereits
an die Poesie der Nossis erinnere. Ganz nutzlos ist die Bestreitung
528 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Asklepiades, wie gesagt, dem Stirn niführ er der neuen Richtung
auf dem Gebiet des Epigramms, ungemein gepriesen, gewisser-
massen als Vorläuferin der alexandrinischen Kleinkunst44). Sie
verfasste ein kleines Epyllion 'AXanuta in 300 Versen45), dessen
Inhalt nicht mehr zu bestimmen ist46). Erhalten haben sich
noch drei zierliche Epigramme, die schon ganz im Geist der
Alexandriner gedichtet sind47). Erinna starb sehr jung, im Alter
von 19 Jahren48).
Benndorfs durch Menke De Anth. Pal. epigrammatis sepulcralibus, Mar-
burg 1884 (Doctordiss.). S. 23—30. Die Angabe b. Tatian. Or. ad Gr. 33.
p. 34, 10 Schwartz, dass der um Ol. 95 (400—397 v. Chr.) blühende Bild-
hauer Naukydes eine Statue der E. ("Hqlvvccv xr\v AsGßiav) geschaffen habe,
verdient keinen Glauben, s. Kalkmann Tatians Nachrichten über Kunst-
werke, Rh. Mus. XL1I. 1887. S. 489-524.
44) VII, 11 (als Aufschrift auf die 'HXandxr] gedacht), vgl. A. 37. Auch
Leonidas v. Tarent (dieser ist wohl der Verf. von VII, 13, nicht Meleagros)
feiert sie (s. A. 47. 83); vgl. noch VII, 12 und 713 (Antipatro3 v. Sidon).
Noch in später Zeit beriefen sich Grammatiker auf E. mit Kallimachos
zusammen (diese Verbindung ist bezeichnend) und werden dafür von Anti-
phanes A. P. XI, 322 (vgl. C. 13. A. 92. Dilthey De Callim. Cyd. S. 13)
scharf mitgenommen. Ferner s. A. 45.
45) Dies erfahren wir von dem Verf. des Epigramms A. P. IX, 190
Asoßiov 'Hqivvris x68s urjoiov x. x. X.f der ferner andeutet, dass die zaghafte
Jungfrau dasselbe heimlich aus Furcht vor der Mutter an der Spindel
sitzend oder am Webstuhl stehend gedichtet habe (?). Suid. fährt nach
den A. 42 angef. Worten fort: y\v 8' snonoiog. syQccipsv 'HXayidxrjv' nolruia
8' scxlv AtoXi-nfj xorl (!) dcooiSi 8iaXsv,xa) snmv x' . snoir\GS 8s xal snLyqd^-
paxa. xsXsvxa 8s 7taQ&svog svvsav,ai8s%sxig. oi 8s gxi%ol avtrjg sngtörjGav
I'goi xoig 'Ofi^qov ganz nach jenem Epigr. V. 3 f. ot 8s xqit}y,6glol xavxrjg
6xi%oi laoi 'Ofir'iQco xrjg v.al 7taQ&sviY,rjg svvsuY.aiSsy,sxsvg. Vgl. A. 43. Fast
ganz ebenso Eustath. a. a. 0., der sich schliesslich ausdrücklich auf jenes
Epigr. beruft: noi'qxQia 8s r\v , nctl syqaips noir\\ia 'HXayidxTjv AtoXiSi yXcoGGt]
xal JcoqlSl sv susgi xoia%oGioig. r\v 8s sxaCqa Zancpovg xca sxsXsvxtjgs
7taoQ'svog. ot 8s gxi%oi ccvxrjg snQi&r]Gav svd[iiXXoi xoig '0{irjQOV. cc7t^Xds 8s
svvsaY.ai8sY.ixtg x. x. X. (es folgt die Anführung des Epigr. u. das letztere
selbst).
46) Erhalten sind, wie es scheint, nur zwei kurze Fragmente bei Stob.
Flor. CXV, 13 und CXVIII, 4 (das Lemma Etorjvrtg hat Meineke ver-
bessert), von denen das erste durch die deutliche Bezugnahme des Anti-
patros (VII, 713) sicher gestellt wird, s. Knaack Hermes XXV. 1890. S. 86.
Das dritte (vom Fische IJofiniXog handelnde) leitet Ath. VII. 283 d selbst
mit den Worten ein: "Roivva rj 6 nS7Z0ir}K<hg xb sig avxrjv dvacpsQOfisvov
7ioir}[idxLov, es durfte also keinenfalls von Bergk und Hill er ohne Weiteres
in die 'HXav.dxr) gesetzt werden.
47) VI, 352, s. A. 43. VII, 710 u. 712 (aus Meleagros, der sie im Ein-
Erinna. Anyte. Nossis. 529
Anyte von Tegea49), aus ungewisser Zeit50), aber wegen
der Reinheit und Einfachheit ihrer Sprache wohl der älteren
Periode zuzuweisen, verfasste meist kurze Epigramme, die noch
den ursprünglichen Charakter dieser Dichtungsart bewahren.
Männlicher Muth und eigenthümliche Liebe zu Thieren zeichnen
die Dichterin vorth eilhaft aus51). Recht im Gegensatz zu dieser
männlichen Frau aber steht
Nossis52), Tochter der Theophilis, aus dem unteritalischen
leitungsgedichte 12 mit dem jungfräulichen Krokos vergleicht). In beiden
letzteren Epigrammen setzt sie ihrer Freundin und Gespielin Baukis aus
Tenos ein Denkmal. Die Aechtheit des zweiten von ihnen bezeugt (vgl.
A. 44. 83) Leonidas v. Tarent VII, 13. tJ qci xod' s'{iq)Qcov sin sxvfioyg ä
naig „Bdöuccvog sao' 'Aida" (= 712, 3), um so unbegreiflicher erscheint
die Verdächtigung Diltheys Annali dell' Inst. 1869. S. 28 f., dem Weiss-
haeupl a. a. 0. S. 83 folgt, üeber ein scheinbar von Plin. XXXIV. §. 67 be-
zeugtes Epig. der E. s. A. 50. Noch vgl. üb. sie Christod. A. P. II, 108 ff.
48) S. A. 45, ferner Asklep. VII, 11, 2.
49) Iacobs S. 852 f. Meineke S. 9—13. Härtung II. S. 91 — 100
(wie überall, unkritisch). Benndorf a. a. 0. S. 37 — 40. Reitzenstein
Ined. poetar. Gr. fragmm. II. Rostock 1891. 4. S. 8. Die Heimat der A. giebt
Steph. v. Byz. Teysw i\v ds xal fieXonoibg 'Avvxrj Tsysctxig, vgl. Poll. V, 48.
50) Die Angabe von Tatian. a. a. 0., dass die Bildhauer Euthykrates
und Kephisodotos (Ol. 121 = 296/2) eine Bildsäule der Dichterin geliefert
hätten, was man früher zur Zeitbestimmung verwandt hat, erweist sich
nach den Untersuchungen Kalkmanns a. a. 0. als Schwindelnotiz. Einen
gewissen Anhalt bietet VII, 492, wo der Heldenmuth dreier milesischer
Jungfrauen bei der Eroberung der Stadt durch die Kelten verherrlicht
wird (vgl. Hieron. adv. Iovian. I. p. 180, der in der Zahl abweicht): etwa
280/78. Das Gedicht steht innerhalb einer meleagrischen Reihe, trägt aber
das Lemma Avvxr\g MixvXv\vair\g, doch kennt Meleagros im Einleitungsgedicht
(5. noXXa psv e[i7ztii-ccg Avvxyjg yiqvvu noXXcc de Moigovg) nur eine A., so
dass wir es wohl, wie auch Benndorf urtheilt, mit einem willkürlichen
Zusatz des Lemmatisten (der auch IX, 332 Noc6idog Asoßiccg schrieb) zu thun
haben. Die Verbindung mit Moero beweist natürlich Nichts, ähnlich sagt
Antip. v. Thessal. IX, 26, 3. Moiqoo, 'Avvxrjg ax6fiay &rjXvvr'O[ir}Q0v, was auf die
mannhafte Poesie der Dichterin geht; Härtung hat mit gewohnter üeber-
eilung auf epische Gedichte geschlossen. Immerhin bleibt merkwürdig die
Erwähnung einer Myro in einem Epigramm VII, 190 (Avvxiqg, dl ds Asco-
vidov), das Plinius N. H. XXXIV. §. 57 der Erinna zuschreibt, indem er
Myro zum Bildhauer Myron macht. Eine merkwürdige Wundergeschichte
aus Epidauros (Paus. IX, 38, 13), in der A. eine Rolle spielt (Avvxr\v xrjv
noiri6ttGav xu %nr}), ergiebt leider auch keine chronologische Bestimmung.
51) Ausgesprochene Thierliebe findet sich z. B. VI, 312. VII, 202. 215.
IX, 745. Poll. V, 48. v.cu yaq 17 'Avvxrj Tsysäxig Ao%qC8a (einen Hund) So^g
i[i7ie7tXrix£V', es folgt das Epigramm.
52) Iacobs S. 925 f. Meineke S. 7—9. Härtung II. S. 103—108.
Susemihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 34
530 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Lokri53), zur Zeit des ersten Ptolemaeos54), die sich mit an-
niuthigern Stolze der Sappho an die Seite zu stellen wagt55) und,
wie diese, ihre Freundinnen in zierlichen, kurzzeiligen Epi-
grammen feiert56). Von ihren erotischen Gedichten, die Meleagros
rühmend hervorhebt, hat sich nur eins erhalten57). Ueber
Hedyle, die Mutter des Dichters Hedylos, wird unten in
Verbindung mit dem Letzteren gehandelt werden.
Poseidippos58) der Epigrammatiker59), wahrscheinlich aus
Alexandreia gebürtig60), studirte in Athen unter Zenon und
53) Vgl. A. P. VI, 265. VII, 718.
64) Sie ist jüngere Zeitgenossin des Rhinthon, den sie in einer Grab-
schrift (VII, 414) sehr anmuthig feiert, vgl, C. 6. A. 8. 20.
55) VII, 718.
56) Vgl. IX, 604. VI, 354 u. a. Aus VI, 353. AvzofisXivvcc tetvhtcu
hat man geschlossen, dass die Melinno, von der Stob. Flor. VII, 13 (Ms-
Xivvovg Asüßiag stg 'Pcbprjv: so Cod. A. MsXlvvoo r\ tiäXXov 'HQivvrj Asoßia
Big 'Pcofirjv Schow) eine sapphische Ode auf Rom, die Tochter des Ares
(durch den Stumpfsinn des Sammlers ist sie in das Capitel wql ccvSqs tag
[= Q<6[ir}\] gerathen) aufbewahrt hat, dieselbe mit der Freundin der Nossis
sei. Diese soll den für Rom glücklichen Ausgang des Krieges mit Pyrros
verherrlicht haben (so zuletzt R. v. Scala Der pyrrh. Krieg. Exe. III.
Melinnos Ode an Rom. S. 180 — 183; zu der dort verzeichneten Litteratur
füge hinzu: Bergk Anthol. lyr.2 S. XCl). Aber die sowohl überschwäng-
liche als nichtssagende Sprache der Ode beweist, dass sie in viel späterer
Zeit gedichtet ist, zumal da wir von dichterischen Versuchen der Melinno
ja Nichts wissen. (Nicht lange vor Augustus wird die Ode der Melinno
angesetzt von Birt De urbis Romae nomine, Marburg 1888. 4. S. XII).
57) Ungemein galant klingt der Vergleich des Meleagros Prooem. 9 f.
(ivQonvovv svccv&sfiov iQiv NocoiSog, rjg dsXxotg y.7}q6v sttj^sv "Egcog. Erotisch
ist V, 170. Im Ganzen sind es 12 Epigramme, von denen eins (VI, 273)
nicht sicher ist (cbg No6Gidog). VI, 132 wird die Heldenthat ihrer Landsleute
gegen die Bruttier gefeiert.
58) Iacobs S. 942 f. Härtung II. S. 72-87.
59) 'O sTtiyQafifiKtoyQcccpog Schol. Apoll. Rh. I, 1289 (s. A. 36). Zu
scheiden ist er von dem gleichnamigen Komiker (s. A. 68) und (vgl. C. 33.
A. 314) dem Schriftsteller über Knidos. (Müller F. H. G. IV. S. 482 wirft
ihn freilich mit Letzterem zusammen).
60) Darauf weisen hin 1) sprachliche Eigentümlichkeiten: el'xocccv
Anth. Pal. V, 209, 6, wenn anders dies Epigramm von P. ist (Lemma TLo-
asidinnov t] 'AanXrjTtiäSov), vgl. Nauck Aristoph. Byz. S. 204, Buttmann
Gr. Gr. I. S. 353. §. 87, 6 (welcher diese Form mit &6%ü£ogccv b. Lykoph. 21
zusammenstellt), Wilamowitz Lection. epigr., Göttingen 1885. 4. S. 16;
ßciQig, Steph. v. Byz. u. d. W.; 2) directe Beziehungen: Arsinoe Zephyritis
Avird in einem Epigramm b. Ath. VII. 318 d von ihm verherrlicht, ebenso
Poseidippos. 531
Kleanthes61) ungefähr 275, wonach sich sein Geburtsjahr wohl
auf etwa zwischen 303 und 300 berechnen lässt62). Seiner
philosophischen Bildung rühmt er sich wiederholentlich63), trotz-
dem vertritt er ganz dieselbe poetische Richtung wie der mit
ihm allem Anschein nach befreundete Asklepiades64), dessen Epi-
grammen die seinen an poetischem Werth nicht nachstehen.
Schilderungen lustiger Gelage und Liebeshändel mit Hetaeren
nehmen bei ihm den meisten Raum ein. Auch in der Hoch-
schätzung des Antimachos schliesst er sich jenem an65). Er
schrieb aber auch Epigramme .auf die Helden vor Troia, die in
einer besonderen, zuerst ZJagog genannten Sammlung vereinigt
waren 66) , ferner skoptische auf Fresser und Schlemmer 67).
in einem von H. Weil Un papyrus inedit de la bibliotheqne de M. Am-
)roise Firmin -Didot. Nouveaux fragments d'Euripide et d'autres poetes
jrecs, Paris 1879 zuerst veröffentlichten Papyros (vgl. Blass Rhein. Mus.
:V. 1880. S. 90 ff. Bergk a. a. O. S. 258 f.). „S. jedoch d. Nachtr."
usemihl). Ebenda steht ferner ein Epigr. auf Sostratos, den Erbauer
les Pharos, das kurz nach der Vollendung des Leuchtthurms geschrieben
sein muss. S. über diese Epigramme auch Vahlen Ueber Arsinoe Zephyritis,
Ützungsber. der Berl. Akad. 1889. S. 47—49.
61) Nur so empfängt das Epigramm A. P. V, 134 Pointe.
62) Da Zenon in dem A. 61 angeführten Gedicht 6 oocpög y.vv.vog ge-
lannt wird, so muss es etwa zwischen 275 und 273, als derselbe 60 bis
>2 Jahre alt war, entstanden sein. Hat a xs KXsccv&ovg ^tovoa noch be-
mdere Beziehung? Da andererseits der Pharos 284/3 vollendet wurde und
las neu gefundene Epigramm (s. A. 60) in frischer Erinnerung an diesen
runderbau entstanden ist, so wird man nicht wohl unter etwa 300 als
Geburtsjahr des P. hinabgehen dürfen, „es sei denn dass er den Zenon
erst kurz vor dessen Tode und dann Kleanthes hörte" (S usemihl).
63) XII, 98. 120.
64) S. XII, 45, ein Gegenstück zu Asklep. XII, 166, wie der gleiche
Versanfang (vat, va\ ßuXXsx' "EQcoxsg) zeigt. Daraus erklärt sich auch das
Schwanken der Ueberlieferung (vgl. A. 35): V, 194. TLoaeidimiov r) 'AouXrj-
mocdov, ebenso 202. 209. XII, 77 (ist breitere Ausführung von 75 [Asklep.],
also wohl poseidippisch). Zu XII, 17, welches bisher ädrjXov war, hat
Sternbach im Vatic. 240 u. Barber. 123 (s. A. 222) das Lemma 'AoxXrjTtLadov
r] TLoosidlmiov gefunden, und er entscheidet sich unter Berufung auf V, 211
(wie es scheint, mit riecht) zu Gunsten des P.
65) XII, 168 (in einer Reihenfolge von Trinksprüchen): ccocpqovog 'Avxi-
liu.%ov. Vgl. A. 34. 36.
6ü) Schol. A (Didym.) zu II. A, 101. ccvxccq o ßij fIoov xs xca "Avzicpov
s&vecQigonv. Zrjvodotog sf-co xov q ßfj 'Iaov (also stand ßfj q' 'l6ov oder
ßr\ (Pl6ov [Wilamowitz] im Text), (ir) itMpäQEa&cu de cpr\aiv 6 Aqloxccq-
#og vvv sv zoig TIoos id Cnnov intyQu^ifiaGi xov BrjQioov, ccXX' ev xm
34*
532 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Auch von einem oder zwei epischen Gedichten erfahren wir ge-
legentlich68).
Um ebendieselbe Zeit lebte
Hedylos69) aus Samos oder Athen70) aus dichterischer
Familie stammend, Sohn der Dichterin Hedyle7i); ein Freund
und vielleicht auch Landsmann des Asklepiades72). Er schlägt
Xsyofisva 2coQ<p svqslv. svXoyov Ss cprjGiv sXsy%6[isvov avrbv ccnaXsLipcci.
Demnach hat P. in dem „Haufen" troische Helden angeführt, von denen
er fälschlich den einen Berisos nannte, tilgte aber später (Bergk P. L.-G.
II4. S. 342: „postea, ut videtur, reprehensus a Zenodoto") diesen Namen.
Nicht richtig bezieht Lehrs (Herodiani scripta tria S. 432) den Tadel auf
den Titel („Schütte"). In dieser Sammlung stand sicher (wie schön
Meineke erkannte) das Epigramm auf den Tod des Pandaros bei Steph.
v. Byz. ZsXsicc (von Bergk a. a. 0. richtig abgetheilt und verbessert).
Auch Schob Apoll. B-h. I, 1289 gehört hierher. P. folgte hierin dem
Asklepiades. S. A. 36; vgl. aber auch d. Nachtr.
67) Bei Ath. X. 412 e auf den Athleten Theagenes aus Samos (derselbe
blühte Ol. 74, 4, s. Paus. VI, 6, 11), leider unvollständig und verderbt,
X. 414 d. e auf den Fresser Phyromachos, der vielleicht noch ein Zeit-
genosse des P. gewesen war (vgl. Lynkeus bei Ath. VI. 245 e. Euphron
Fr. 8 Kock ebendas. VIII. 343 b), X. 415 b auf Aglai's (iv tij agary
ux^sigt] fisydXrj nofini] iv 'AXs^ccvöqslcc: ist hieraus eine Zeitbestimmung zu
gewinnen?).
68) Ath. XIII. 596 c. d. wird ein hübsches Epigramm auf Doricha, die
Hetaere des Charaxos, Bruders der Sappho, angeführt mit der Bemerkung,
dass P. ihrer auch oft in der Alftioniu (Atöionidi Kaibel) gedacht habe;
XI. 491c heisst es: TLoGsidinnog r iv rfj 'Aoconicc (Aawnldi Meineke)'
„ov ds toi cckq6vv%oi ipvxQccl övvovol IliXsicci" (aus Asklep. v. Myrleia).
Kaibel bemerkt im Index S. 656: „unum Carmen fuisse sive Alftionldu sive
'A6(oni8cc vix mihi dubium" gewiss mit Recht, aber eine Entscheidung über
Titel und Inhalt ist unmöglich. Noch ist zu bemerken A. P. IX, 359.
noasidi7vnov, o*l 8s IJXcctcovog kcohikov (Plan. IJ06. ot de Kqccttjtos rov
Hvvmov: Corruptel?); Dasselbe bezeugt Stob. Flor. XCVIII, 57: Iloasidinnov.
Da aber Stob, im Uebrigen nur Excerpte aus dem Komiker Poseidippos
hat, so wird dieses Epigramm, das gänzlich von dem Tone der ächten ab-
weicht, dem Komiker zuzuweisen sein. Die sonst bei Plan. 68 (AoxX. 61
ds TIoc). 119. 275 (st? ccyccXpcc kcuqov) überlieferten und auch das von
Tzetz. Chil. VII, 662 erhaltene sind vielleicht nicht acht (anders Benndorf
S. 44 f.).
69) Iacobs S. 899 f. Härtung IL S. 111—120.
70) Ath. VII. 297 a. b (s. A. 75).
71) Hedyle ihrerseits war Tochter der attischen Iambendichterin
Moschine und schrieb ein Epyll Skylla (ein paar bei Ath. a. a. 0. er-
haltene Verse handeln von Geschenken, die der liebende Glaukos dei
Skylla bringt).
72) Er nennt ihn bei seinem Spitznamen ZixsXiSccg (vgl. A. 30. 73.
Hedylos aus Samos oder Athen u. Hedyle. 533
in den nicht zahlreichen Epigrammen ebenfalls den leichten Ton
des Asklepiades und Poseidippos an73), verhöhnte wie Letzterer
eine Anzahl berüchtigter Schlemmer und Schlemmerinnen74)
und schrieb ein kleines Epyll auf den Meergott Glaukos, wie es
scheint75). Auch zu dem Stimmführer der neuen Richtung Kalli-
machos trat er in Beziehung76).
C. 5. A. 10) in einem Epigramm bei Ath. XI. 473 a (der Schluss ist ver-
derbt) und zieht seinen Tlaiyvia. die des So kies, des Vaters von Lyko-
phron, vor. A. P. V, 161 (HdvXov, dt ds 'JayiXriniccdov , steht noch einmal
mit dem Lemma Sificovidov hinter XI, 9) nimmt offenbar Bezug auf V, 159
(HdvXov). welches Bergk P. L. G. III4. S. 509 wegen V, 164 (wo die
Hetaere Pythias wieder erscheint) dem Asklepiades giebt, ohne Grund,
denn auch Poseidippos kennt diese (V, 213). V, 199 wird ein Nikagoras
genannt, offenbar derselbe, dessen unglückliche Liebe Asklep.XII, 135 erwähnt.
Das Gedichtchen des H. scheint eine Fortsetzung des asklepiadeischen zu sein,
vgl. Reitzenstein a. a. 0. S. 7. So ist auch wohl NikonoeVI, 292 gleich der
von Askl. gefeierten Niko (V, 150), rj diccmvoiisvrj KccXXigxlov dvdqäci (Ath.
XI. 486 b) gleich der von Poseidippos XII, 131 (welches Gedicht nur aus Ver-
sehen hieher gerathen ist), gepriesenen, die niemals einen Liebhaber von ihrer
Thür gewiesen hat (vgl. Ath. XIII. 585 b. c). Andere Anspielungen rinden
sich in dem schon C. 20. A. 63. C. 23. A. 152. 155 angeführten Epigramm
b. Ath. XI. 497 d. e auf das von seinem Zeitgenossen, dem Mechaniker
Ktesibios, erfundene Trinkhorn (den „Tänzer Besas", s. Kai bei z. d. St.)
und in dem Grabepigramm auf den Flötenspieler Theon ebendas. IV. 176 c. d,
von welchem es V. 7 heisst: rjvXsi drj TXav-nri? nsiis&vGfisva nuiyvia Mov-
gscov , so dass also auch Glauke hier ihr Compliment erhält, s. A. 18. Vgl.
über dies Ep. Ch. Petersen Ueber die Geburtstagsfeier bei den Griechen,
Jahrb. f. Philol. Suppl. N. F. IL 1856/7. S. 325—327. Volckmar Hedyli
epigramma (Ath. IV. 176), Philologus XV. 1860. S. 335-338. Ueber XII, 98
vgl. Reitzenstein a. a. 0. S. 7 f., der es (was doch sehr zweifelhaft er-
scheint) auf Aratos bezieht.
73) Alle Drei fasst Meleag. Prooem. 45 f. zusammen:
sv 8 s UoGslSimtov xs xa! 'HdvXov, ccyqi,' uQOvorjg,
SixsXlSsco x' dvsfioig av&scc cpvousva.
Die Symbolik der Feldblumen hat bereits Reiske erkannt. Ein hübsches
Stimmungsbild von H. hat Ath. XI. 473 a aufbewahrt.
74) Ath. VIII. 344 f — 345 b (sv s7tiyQ(X[i[icc6iv bipotpdyovg -naxaXsycov).
Dagegen sieht A. P. XI, 123 auf einen ungeschickten Arzt Agis nach
später Mache aus (eine ganz unglaubliche Confusion hat Härtung an-
gerichtet) und ebenso auch 414 (auf das Podagra).
75) Ath. VII. 297 a. b. "HSvXog 8' o Zdfiiog rj 'A&rjvaiog MsXixsqxov
(pr}alv sqccö&svtcc xbv TXavuov sccvxbv qityai slg xrjv &ccXaxxav. Nach dem
Vorbilde seiner Mutter nimmt man wohl mit Recht ein besonderes Ge-
dicht an.
76) Doch bleibt die betreffende Notiz dunkel. Etym. M. 'AXvxccQxrjg.
'HdvXog ds stg xä sitiyqciy^Locxu (smy Qcccpr\v Vulg., aber mehrere Codd. sni~
534 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Ganz nahe standen dem Kallimaehos
Theaetetos 77); der vielleicht sein Landsmann war, und
Herakleitos von Halikarnassos, Beide von ihm in Epi-
grammen gefeiert. Ersterer ist in der Anthologie und sonst
noch mit sechs Epigrammen vertreten, die sich meist durch
schöne poetische Sprache auszeichnen78), von Letzterem ist ein
Epitymbion erhalten 79).
Leonidas von Taren t80), wahrscheinlich Zeitgenosse des
ygccfifiata) KccXXi(ict%ov dicc ovo XX 6vo[ia£si xovg ccXvxag (Kampfrichter in
den olymp. Spielen). Meine ke Anal, ad Ath. S. 226 (der die Stelle zuerst
verbessert hat) denkt an einen Commentar, 0. Schneider Call. II. S. 43
will xb 87iiyQcccp£iov (was nach seiner Meinung der richtige Titel des be-
treffenden Kallimacheischen Werkes ist) ohne Noth schreiben. — Unsicher
bleibt das Citat bei Strab. XIV. 683, wo die Unachtsamkeit eines Epi-
grammatikers xov TtoiriGCivxoq xb iXeysiov, eift' *HdvXog 86tlv si'd"' ootigovv,
getadelt wird; es folgen 6 nicht ganz vollständige Verse, vgl. Bergk
Anthol. lyr.2 S. V.
77) Iacobs S. 957. Härtung II. S. 153—157. Das kallimacheische
Epigramm 17 (Wil.) ist etwas dunkel: Bentley deutet es auf dramatische
Versuche des Th., anders Iacobs (Anth. Gr. Bd. VII. S. 292—294). Da Th.
auf den Tod des Kyrenaeers Ariston (A. P. VII, 499) ein Grabgedicht
gemacht hat, so kann er Landsmann des Kallimaehos gewesen sein.
78) Zwei Epigramme hat Laert. Diog. aufbewahrt: das eine (VIII, 48)
auf den Faustkämpfer Pythagoras hat Phaborinos, der hier seine Quelle
ist, aus Eratosthenes übernommen, das andere (IV, 25), fein empfundene
auf den Tod Krantors stammt aus Antigonos von Karystos (s. Wil am o-
witz Antig. v. Kar. S. 68, der den Schlussvers trefflich verbessert). Me-
leagros nennt den Th. nicht ausdrücklich, aber die ächten Epigramme
stammen ohne Frage aus seinem Kranze, dagegen sind die stilistisch gänz-
lich verschiedenen bei Planud. 221. 233 wohl dem Z%oXaGxiv.6g zuzuweisen.
Auch wird er als Verf. des Epigramms auf Kratinos A. P. XIII, 29 zu-
sammen mit Asklepiades genannt (vgl. Suid. vöcoq, La. Di. IX, 17).
79) Vgl. die Grabschrift des Kallimaehos auf H. (ep. 2) , in welcher
dessen Gedichten (uridövsg) Unsterblichkeit verheissen wird. Bei Strab-
XIV. 656 wird unter den berühmten Halikarnassiern auch 'HQccKXeixog 6
noirjxrjg 6 KccXXt(idxov exaigog genannt, wohl mit Beziehung auf diese
Grabschrift. Jenes eine erhaltene Epitymbion VII, 465 (HqayiX^xov) is
gerade nicht besonders hervorragend, darf aber keinenfalls dem H. g«
nommen und dem Sinopeer Herakleides (stand im Kranz des Philippos;
VII, 392) gegeben werden, da es durch seine Stellung in einer meleagri-
schen Reihe und durch die Nachahmung des Antipatros von Sidon (VII , 464)
gesichert wird.
80) Iacobs S. 909—911. Meineke S. 24-52. Härtung II. S. 163-
262 (mit theilweise recht gelungener Charakteristik). Die Beurtheilung d<
Dichters von Ilgen Poeseos Leonidae Tarentini speeimen, Leipz.1785, wieder-
abgedruckt Opusc. phil. I. S. 1 — 44 ist ungerecht, gerechter die von Iacobi
Theaetetos. Herakleitos. Leonidas. 535
Königs Pyrros von Epeiros81), nimmt eine besondere Stellung
ein: er ist in hellenistischer Zeit der Typus des fahrenden Poeten
und Improvisators. Wenn er auch die Mode des Tages mit-
macht82), den tonangebenden Dichtern seiner Zeit huldigt83), ja
Die Sonderausgabe von A. Ch. Meineke Utriusque Leonidae carmina,
Leipz. 1791 ist ganz veraltet.
81) Wenn anders er nämlich der Urheber des Epigramms VI, 130 ist:
129 hat das Lemma Asmvidov, 130 aXXo (Plan. AecovlSov), 131 Ascovidcc.
Stilistisch sind diese drei Epigramme vollkommen gleichartig, so dass man
130, welches den 274 von Pyrros über die gallischen Söldner des Antigonos
Gonatas erfochtenen Sieg (Plut. Pyrr. 26) verherrlicht, wohl unbedenklich
dem L. zuweisen darf. Dasselbe Epigramm steht auch bei Plut. a. a. 0.,
Diod. XXII, 11 und Paus. I, 13, 2 (alle Drei schöpfen aus gemeinsamer
unbekannter Quelle); Paus, führt noch ein zweites auf die in Dodona dem
Zeus Na'ios geweihten Schilde an, das höchst wahrscheinlich gleichfalls
von L. verfasst ist. Eine andere (weniger sichere) Combination rückt die
Zeit des Dichters noch höher hinauf. VI, 334 (sicher acht, da es in
meleagrischer Reihe steht), ein Weihgedicht auf die ländlichen Gottheiten,
hat den Schluss de^aod-' AlciHtdeco dcoga NsotztoXs {iov. Die bedeutsame
Hervorhebung vom Geschlechte des Spendenden lässt nur den Schluss auf
einen Angehörigen des Herrscherhauses zu ; gemeint ist der Nebenkönig des
Pyrros, der 295 von diesem beseitigt wurde (Plut. Pyrr. 5). Ist also L.
auf seinen Fahrten (VII, 736. nsgiitlccviov ßtov eXncov ccXXjjv s| uXXrjs
elg %&6v' dXivdo(isvog} vgl. A. 87) schon bedeutend früher nach Epeiros
und an den dortigen Hof gekommen, so wird man seine Geburt nicht gut
nach 315 ansetzen dürfen. Möglicherweise ist der Syrakuser Orthon (VII, 660,
vgl. Knaack Herrn. XVIII. 1883. S. 29) der Gesandte des Agathokles an
Ophelias von Kyrene (309, vgl. Droysen Hellenism. II2. S. 91), wie Heck er
und Gercke vermuthen.
82) Eigentlich erotische Epigramme ausser V, 188 (s. die richtige Er-
klärung von Stern bach Melet. S. 33) fehlen, doch nähert sich diesem
Genre V, 206; heiteren Lebensgenuss feiert der Dichter VI, 44. Die be-
liebte Spielerei: Grabschrift auf eine Cicade hat er auch: VII, 198.
83) Verherrlichung des Aratos IX, 25 mit deutlicher Nachahmung des
Kallimachos (Ep. 27 Wil.), vgl. Knaack Herrn. XVIII. S. 28 f. (dagegen
Hiller Jahresb. XXXIV. S. 293 ohne ausreichenden Grund). Mit directer
Beziehung auf das einzige erhaltene Fragment aus dem rgcccpsiov des
Kallimachos (37 a) ist VII, 408 (auf Hipponax) gedichtet (über die Lesart
vgl. Stadtmüller Bl. f. bayer. Gymn. XXVI. S. 6 f.). Demnach sind wohl
auch die anderen Aufschriften auf Dichter, zu denen V, 206 auf die Töchter
des Antigenides kommt (IX, 24 auf Homeros), VII, 719 auf Teilen (vgl.
Wilamowitz Comment. gramm. I. S. 8), VH, 13 (A. rj MsXeccyQov) auf
Erinna mit directem Citat aus einem noch erhaltenen Epigramm der Dichterin
(8. A. 44. 47) in bewusster Nachahmung der „Dichterporträts" (s. C. 13.
S. 356 mit A. 50) verfasst. Vgl. noch IX, 329, 1 mit Kallim. H. IV, 109.
Wie Kallimachos sich an die Lyrik des Simonides als Vorbild hielt, so
536 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
vielleicht zu einem von ihnen, nämlich dem Theokritos, in
näherer Beziehung gestanden hat84); so liegt doch seine Be-
deutung in der realistischen Schilderung des Lebens kleiner
Leute, für die er auf Bestellung Epigramme verfasste85). Er
zuerst scheint eine von der Folgezeit viel cultivirte Art des
anathematischen Epigramms erfunden zu haben, in welches
möglichst viele Namen von Geräthschaften des gewöhnlichen
Lebens mit volltönenden Epitheta in den Vers gebracht werden8*5).
Obwohl der Dichter öfters auf seine Lebensschicksale zu sprechen
scheint auch L. sich diesen zum Muster genommen zu haben. Simonid.
Fr. 196 (bei Plut. Consol. ad Apoll. 17. 111 C). xa yaQ %(\iu v.cä xa {lvqlu
kcctcc Ziiicovidrjv exrj oxiyftrj xi$ iariv uoqiöxos, fiälXov de (ioqlov xi
ßQcc%vxaxov cxLyfirjg stimmt auffallend mit L. VII, 472, 2 (in einem
leider schwer verderbten und durch Lücken zum Theil unverständlichen
Gedichte), xig (ioiqcc £00775 imolstnexui, 77 ocov oögov oxiyiirj xat 6xiy(ifjg
st xt, xa^r\X6x8qov, Auch die von L. öfter angewandte Anrede ^vQ-qcoub
hat schon Simonid. Fr. 60. Es finden sich auch sonst noch manche Be-
rührungspunkte.
84) Dieser Gegenstand erfordert freilich noch eine eigene Untersuchung.
Auf die bereits A. 83 erwähnte Grabschrift auf Hipponax scheint Theokr.
XIII, 3 zu antworten (s. Welcker Hipponactis frgm. S. 6). Fraglich ist
dagegen, ob Plan. 261 (auf Priapos) si'aaxo yäq matov pe ®t6*Qixog den
Dichter angeht, zumal da auf die planudeischen Lemmata nicht immer
Verlass ist. Aber aus Bekanntschaft mit Theokr. erklärt sich wohl das
Schwanken der Ueberlieferung zwischen Letzterem (den Meleagros in seinem
Prooemion nicht nennt) und L. in den Lemmata der Epigramme, welche
sämmtlich in die theokriteische Sammlung aufgenommen sind ; so VIJ,
658. 669 (beide hängen eng zusammen). 660—664. IX, 432—435 (435. As-
covidov Plan.). Auf eine directe Nachahmung des Theokritos weist viel-
leicht IX, 322, 5 vgl. mit Theokr. II, 106 hin.
85) Ganz ersichtlich auf Bestellung gemacht ist z. B. VII, 295 (im Auf-
trage des Thiasos der Fischer auf ihren steinalten Genossen Theris), ferner
VI, 4. 204. 205 u. a.
86) Vgl. darüber Kaibel Philodemi epigramm. S. XI. Diese Gewohn-
heit des Dichters hochtrabende Epitheta zu ganz simplen Hausgeräthen
u. dgl. zu setzen hat die frühere ungünstige Beurtheilung seines dichteri-
schen Werthes wesentlich hervorgerufen, indessen erklärt sie sich meist
aus dem äusseren Zwange, welcher ihm durch die Bestellung auferlegt
war. Sodann schimmert in der Wahl so mancher klangvoller Adjectiva
eine humoristisch-parodirende Absicht hindurch. Insofern die Sprache des
Dichters nicht durch plebejische Worte entstellt ist, erscheint sie wie
auch die an die strengen Alexandriner sich anschliessende Verstechnik
durchweg gewählt; die Ausführung ist manchmal breit, aber nicht er-
müdend (eine „grata verbositas" rühmt ihm Kaibel Comm. in hon. Momms.
S. 331 mit Recht nach). — Ueb. d. Epigramme auf Kunstwerke vgl. Benn-
dorf S. 41—43.
Leonidas von Tarent. 537
kommt87), so reichen doch diese seine Andeutungen nicht aus,
um ein einigermassen deutliches Bild derselben auch nur in Um-
rissen zu entwerfen88). Der Nachlass des Leonidas ist recht
beträchtlich, aber keineswegs überall sicher beglaubigt89). An
litterarischem Nachruhm hat es ihm nicht gefehlt90).
87) Persönliches findet sich z. B. VI, 300, wo er sich nXdviog (nach
Meinekes Verbesserung) Ttevsatr^g und oXiyrjofavog nennt; 302 ist ein
hübsches Stimmungsbild, Gespräch mit den ebenso hungrigen Mäusen (vgl.
dazu die Anekdote vom Kyniker Diogenes bei Plut. de prof. in virt. 5. 77 E).
Sein unstetes Leben beklagt er VII, 736 und wünscht sich nur ein Hüttchen
und bescheidene Kost; VII, 648 spricht der sterbende Aristokles wohl die
Ansicht des Dichters aus: es sei besser trotz drückender Armuth ein Weib
zu nehmen. Bei dieser Lebensweise ist es natürlich, dass L. an dem Loose
armer und fleissiger Menschen lebhaften Antheil nimmt und diese mit
Vorliebe schildert (was Härtung a. a. 0. S. 163 gut hervorhebt): so die
Spinnerinnen (VI, 288), die alte Weberin Platthis (VII, 726), Jäger (VI, 296),
den achtzigjährigen Landmann Kleiton (VI, 226) u. A. Daneben geht eine
recht derbe Verhöhnung der Schlemmer und Prasser her, so VI, 305 auf
Dorieus (möglicherweise ist es derselbe, von dem Ath. X. 412 f aus Phylarchos
Fr. 3 ein dichterisches Bruchstück auf den Ringer Milon erhalten hat, wie
bereits Hecker vermuthete). Ein Kyniker Sochares wird zweimal nicht
gerade fein verspottet: VI, 293 und 298.
88) Nur so viel wissen wir, dass L. nach vielen Fahrten fern von
seinem Vaterlande Tarent gestorben ist: VII, 715 (zwar &8r\Xov, aber da
es aus ganz persönlicher Empfindung geschrieben , mit grosser Wahrschein-
lichkeit dem Dichter zuzuweisen). In demselben Gedicht hebt er hervor,
dass die Musen ihm allezeit hold gewesen seien, und verheisst sich in
etwas prahlerischer Weise ewigen Nachruhm.
89) Die Ueberlieferung ist th eil weise auffallend schlecht, Corruptelen
finden sich in Menge. Beiträge zur Kritik von Kaibel u. Stadtmüller
a. a. 0. 0. Knaack Coniectanea (Stettin 1883. 4.). S. 3—7. Von den
108 Nummern in Meinekes Delectus müssen wegen der schwankenden
Lemmata mehrere abgezogen werden. Dem Namensvetter aus Alexandreia,
Verfasser von tooifjrjcpcc am neronischen Hofe, hat Stadtmüller Jahrb.
f. Ph. CXXXIX. 1889. S. 766 ff. mit glänzendem Scharfsinn IX, 79 u. 80
(A. Taq.) zugesprochen, aber auch 78 wird diesem gehören. Den Bestand
zu scheiden versucht Haenel De cognominibus in Anth. Gr. poetis, prae-
cipue de Leonidis, Breslau 1867. 4. (Jubelprogr. des Elisabethgymn.) S. 72 ff.,
aber dieser sein Versuch ist bei Weitem nicht ausreichend, da er viel zu
sehr auf die Ueberlieferung, namentlich die Lemmata baut. — VII, 455,
von Dilthey De epigrammatis nonnullis Graecis, Göttingen 1881. 4. zum
Ausgangspunkt einer Abh. genommen, ist ebenfalls unächt, s. Stadt-
müller a. a. 0. S. 761—763. Eine Vermehrung des Bestandes versucht
Dilthey Epigr. Graec. Pompeis repertorum trias, Zürich 1876, der, nach-
dem er aus einem halberloschenen Wandgemälde und wenigen Buchstaben-
resten das VI, 13 überlieferte Gedicht des L. höchst scharfsinnig erkannt
538 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Der älteren Periode gehören auch noch einige andere
Dichter an.
Duris von Elaea91) verfasste ein Epigramm auf die durch
eine Ueberschwemmung zerstörte Stadt Ephesos, die bald darauf,
wahrscheinlich erst nach 28791b); von Lysimachos verlegt wurde92).
Hiernach bestimmt sich seine Zeit. Weiteres ist über ihn nicht
bekannt93).
Diotimos von Adramyttion94) kam, wie es scheint, durch
die Keltenkriege um 280 in solches Elend, dass er eine Elementar-
lehrerstelle in Gargara annehmen musste95). Er schrieb ein Epos
hat, auch ein zweites als Wandinschrift erhaltenes auf den Ringkampf
zwischen Pan und Eros diesem zuweisen will (s. dagegen Kaibel Epigr.
Gr. 1103). Noch unsicherer ist die Vermuthung Knaacks a. a. 0. S. 6,
der das Fragment Hesych. tHXOQsg. itacaaloi iv $v[icp . . . Ascovidrjg xbv
%Qov.v<pctvT<x, durch Conjectur in das ccdrjlov VI, 280 hineinbringen und dieses
dann dem L. vindiciren wollte.
90) Der älteste Nachahmer des L. scheint Rhianos zu sein (VI, 34 aus
L. VI, 35, woraus sich zugleich ergiebt, dass letzteres Epigr. den Schluss
eingebüsst hat). Ueber Phanias s. A. 163. Fraglich bleibt, ob L. das Witz-
wort Bions des Borysthenites evkoIov Ecpaaxs xr^v slgAidov odov , v.axa-
[ivovxccs yovv äni evcci nachgeahmt (Stob. Flor. IV, 103), oder ob Bion aus
L. geschöpft hat. Die anderen zahlreichen Nachahmer werden später be-
handelt werden. S. auch Kaibel im Index seiner Epigr. Gr., ferner De
monum. aliquot Graecor. carm. Bonn 1871. (Doctordiss.). S. 13—17 (Gaetu-
licus). Dilthey De ep. nonn. Gr. Ueber Citate bei Römern und Nach-
ahmungen (Cicero und Propertius) s. Knaack Coniect. S. 7 f. Zeitschr. f.
Gymnw. XL. (N. F. XX). 1886. S. 381. — Ueber den Versbau des L.
s. W. Meyer in der A. 184 angef. Abh. S. 983 f.
91) Iacobs S. 889. Härtung II. S. 44.
91 b) S. Roh de Gr. Rom. S. 75 ff. Anm., vgl. C. 4. A. 65.
92) Steph. Byz. "Ecps cog (= A. P. IX, 424).
93) Parthen. 15 trägt die Ueberschrift rj Cgxoqlcc nagä JloScoqoj tw
'EXal'xTj. Ist etwa Jovqlöl zu schreiben?
94) Iacobs S. 888. Meineke S. 55-57. Härtung H. S. 38-44
(wirft Alles durch einander).
95) Diese geistreiche Vermuthung von Wilamowitz Antig. v. Kar.
S. 155 ist herausgesponnen aus ein paar Versen des Aratos (vgl. C. 10.
A. 34 z. E.) bei Macrob. Sat. V, 20, 8. Arati etiam fertur liber eXey8i(ov, in
quo de Diotimo quodam poeta sie ait:
Ala^oz zlioxifiov , dg iv 7Zexq7j6i Ka&rjxcu
ragyaQEcov naialv ßrjxa y.ccl alcpa Xsycov.
Vgl. A. P. XI, 437. Eustath. z. II. #•, 292. p. 978, 29 f. Steph. v. Byz.
rdQyccQci, welcher auch die Heimat des Dichters angiebt (aus Epaphroditos,
s. Geffcken De Steph. Byz. cap. duo, Göttingen 1886. S. 19). Wesshalb
Wilamowitz Eur. Herakl. I. S. 310. A. 78 aus diesen Versen einen Hohn
Duri8. Diotimos. Phaedimos. Archimelos. 539
'HQCcicAeovg äfrXa mit der wunderlicher! Motivirung, dass Herakles
aus paederastischer Liebe zu Eurystheus seine Heldenthaten aus-
geführt habe96), ausserdem Epigramme 97). Wir kennen übrigens
noch zwei andere gleichnamige Epigrammendichter, einen etwas
älteren aus Athen und einen viel jüngeren aus Milet98).
Der Gleichartigkeit halber sei hier angereiht
Phaedimos von Bisanthe oder Amastris (Kromna)99) aus
ungewisser Zeit, aber jedenfalls noch dem dritten Jahrhundert
augehörig100), der ebenfalls eine Herakleis, vielleicht auch Elegien
verfasste und mit Epigrammen im Kranze des Meleagros ver-
treten war101).
Archimelos101b), ein Zeitgenosse Hierons II, verfasste ein
längeres enkomiastisches Epigramm auf das Prachtschilf des
des Aratos herauslesen will, verstehe ich nicht. Vgl. d. Nachtr. z. C. 10.
A. 34 hinter diesem 2. Bde. Dies zufällig erhaltene Bruchstück bietet den
einzigen Anhalt zur ungefähren Zeitbestimmung des D.
96) Ath. XIII. 603 d, vgl. Schol. II. O, 639. Clem. Rom. Homil. V, 15.
Suid. EvQvßccrog giebt den Titel und aus einem Paroemiographen drei
Hexameter, vgl. Miller Melanges de la litter. grecque S. 416. Wilamo-
witz E. H. a. a. 0.
97) Von denen das eine (VI, 358) deutlich auf seine Heraklei's anspielt.
Sicher ächte Epigramme sind nach Wilamowitz a. a. 0. VI, 267. 358.
VII, 227. 475. 733 (alle aus clem Kranze des Meleagros, s. dessen Prooem. 27:
ylvv.v fir;Xov an äxQS{i6v(ov JiOTifiov).
98) Warum Wilamowitz a. a. 0. VII, 261 dem Aioxiyjog dionei&ovg
'Aftr\vcdog (welchem Meleagros VII, 420 entnommen hat) geben möchte,
weiss ich nicht; dieser war ein Parteigenosse des Demosthenes, s. Iacobs
S. 888 u. bes. Schäfer Demosth. II2. S. 329 f. = II1. S. 309 f. u. ö\, vgl.
d. Ind.), dagegen hat Wilamowitz wohl mit Recht dem „Spätling aus
Milet", der im Kranze des Philippos stand (V, 106), die beiden ekphrasti-
schen Epigramme IX, 391 und Plan. 158 beigelegt.
99) [Herennius Philo bei] Steph. v. Byz. Bicccv&r}. noXtg Mccnsdoviag
. . . äcp' fjg $ccidiiiog iXf-yetoav 7toir\xrig Biaav&ivog rj 'ApuGTQictvbg ?/
KQtoiivitrjg —Iacobs S. 932. Meineke S. 62 f. Härtung II. S. 242— 245.
100) Wilamowitz a. a. 0. S. 310. A. 79: „Die Polynietrie (XIII, 2 u. 22)
veranlasst den Dichter noch in das dritte Jahrhundert zu setzen".
101) Einen Vers aus der 'HQctxXsia des Ph. führt Ath. XI. 498 f an. Von
Epigrammen aus Meleagros (Prooem. 51. sv cpXoyl [ii£ag ^ccidifiov) sind
noch erhalten VI, 271. VII, 739 (dies ist jedoch unsicher, der Name steht
im Codex auf einer Rasur; vielleicht war ursprünglich Aecovidccg geschrieben),
XIII, 2 (nach Wilamowitz in Athen verfasst) und 22. Der Ausdruck
sltyeLcov 7ioL7]ti)g bei Steph. v. Byz. geht wohl nur auf die Form, so dass
man, wenn dies der Fall ist, besondere Elegien nicht anzunehmen braucht.
101 b) Iacobs S. 860.
540 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Letzteren, wofür er von dem Könige reich belohnt wurde 101c).
Ausserdem ist uns noch ein anderes Epigramm von ihm auf die
Kunst des Euripides erhalten101 d).
Dionysios von Kyzikos1016), ein jüngerer Zeitgenosse des
Eratosthenes, erlebte noch den Tod desselben. Ausser dem
Grabgedicht auf diesen 101f) scheinen noch einige andere Epi-
gramme von ihm erhalten zu sein101g).
Mnasalkas aus Sikyon, und zwar aus dem Demos Pla-
taeae102) war etwa ein Zeitgenosse Euphorions 103). Er schlägt
in den meisten erhaltenen Epigrammen einen kräftigen, mann-
haften Ton an104), verschmäht aber auch nicht die Spielereien
der älteren hellenistischen Dichter105) und ist wenigstens durch
ein erotisches Gedicht in der iiovticc 7iai,dixri vertreten106). Die
101 c) S. C. 25. S. 882 f. Moschion b. Ath. V. 209 b-e. 6 8' 'Isqoov ncti
'jQ%L(i7fiov xbv xcov 8 7tLyQcc(i(iccT(ov itoii\xj\v ygciipavxcc stg XJ\V vccvv
inLyQccfificc %vXCoig nvgav [isdifivoig, ovg xcci nagsnEfitpsv löioig 6anavrjficc6iv
slg xbv Tis iq uiu (also war A. wohl ein Athener), ixiiirioev. e%ei 8' ovxeog
xo s7tiyQCi(i(ia' „xig x68s öslficc %. x. X".
101 d) Anth. Pal. VII, 50 (das Lemma 'AqxipriSovg ist von Iacobs ver-
bessert). Der angeredete äoidod'exrjg, der gewarnt wird in die Spuren des
Euripides zu treten, war vielleicht einer von den Dichtern der tragischen
Pleias.
101 e) Iacobs S. 885 f.
101 0 A. P. VII, 78 (in einer meleagrischen Reihe) in edler Form,
s. C. 15. A. 2. 24.
1018) Ihm scheinen nämlich die in meleagrischen Reihen mit dem
blossen Lemma Aiowciov bezeichneten VI, 3 (Weihgedicht an Herakles)
und 402 anzugehören, vielleicht auch 716 mit dem Lemma 'PoSiov. Da-
gegen ist X, 38 in Wahrheit von dem Phliasier Timon (Fr. 59 Wachsm.),
und XI, 182. XII, 108 sind Spielereien eines jüngeren D., entweder des
Andriers (VII, 533) oder des Sophisten (V, 81).
102) Strab. IX. 412 (aus Theodoridas, s. A. 103. 107). Ath. IV. 163 a.
ZiHvcoviog. Meleag. Prooem. 16 verbindet ihn mit Leonidas: MvocöccXhov xs
uofiag 61-vzsqov nCxvog. — Iacobs S. 918 f. Meineke S. 1 — 6.
103) Theodoridas A. P. XIII, 21, der, wie wir A. 110 sehen werden,
auch Euphorion mit einer Grabschrift bedacht hat, setzt ihm ein höhnisches
Epitaph.
104) Nicht unberechtigt scheint die Vermuthung von Iacobs: „suspi-
ceris eum floruisse Ulis temporibus, quo patria Sicyon Arati virtute nova in-
crementa ceperat. Uli certe aetati bellicosus, quem epigrammata spirant,
animus oene convenit".
105) VII, 192. 194 (Grabschriften einer axQtg, 194 von Phaennos (197)
nachgebildet, s. A. 115).
106) XII, 138 (Anspielung auf die Sage vom schönen Ampelos? Ist
Dionysios. Mnasalkas. Theodoridas. 541
Kritik seines Rivalen Theodoridas erscheint durchaus unbe-
rechtigt107). Dieser
Theodoridas aus Syrakus108) aber lebte sicher zur Zeit
des Euphorion, der wider ihn eine eigene poetische Streitschrift
richtete, wie schon oben109) gesagt ist110). Er ist wohl, ab-
etwa Beziehung auf Euphorions Dionysos, in dem dieselbe möglicherweise
vorgekommen ist, anzunehmen?).
107) MvocGcclusog xo tfa/xa reo TIXaxocCdu
xco 'Xsyr\07ioia>.
cc Maacc d' ccvxeo xäg Zlificovidoc nXcc&ag (? nXdxccg Salmasius, ond-
7}v ccno67t<XQccyn<x. &ccg Pierson u. Bergk)
Für diesem Vorwurf findet sich in den erhaltenen Epigrammen durchaus
kein Beleg, ebenso wenig für den folgenden, dass er leeres Wortgeklingel
im Stile des Dithyrambos angestrebt habe. So scheint Meineke die feind-
selige Gesinnung, die sich in diesem Gedichte ausspricht, mit Recht auf
persönliche Differenzen zwischen M. u. Theodoridas bezogen zu haben. Eine
merkwürdige, fast wörtliche Entlehnung in dem Epigramm bei Ath. a. a. 0.
aus dem asklepiadeischen Gedicht VII, 145 (s. A. 36), nur dass die Gegen-
stücke 'Jgsxd und 'Ancczcc mit 'Aqsxd und *Hdovr\ vertauscht sind, scheint
ihren besonderen, für uns nicht mehr ersichtlichen Grund zu haben.
Bergks Vermuthung (P. L. G. II4. S. 345 f.) ist hinfällig. Zu den 18 Epi-
grammen bei Meineke kommt vielleicht noch A. P. VI, 110, dessen
Auetorschaft zw. M. und Leonidas strittig ist, ferner A. P. VII, 54 (Grab-
schrift des Hesiodos, übereinstimmend, aber namenlos Certam. Hom. et
Hes. 13, abweichend Paus. IX, 38, 4, hier §. 10 dem Orchomenier Chersias
beigelegt, s. aber Robert De Gratiis Atticis, Comm. Momms. S. 145).
108) Seleukos (Fr. 46 Mueller) b. Ath. XV. 699 f. ®so8a>Qi8ccg yovv 6
SvQccyiooiog sv KsvxavQOig dL&vgdiißo) cprjoi' „ni6ßct S' dnb ygccßicov l'ffra^fv",
olov dnb * * ndScov. Ath. VI. 229 a. b. *Hyr]GctvdQog d' 6 dsXcpbg Zvqcc-
noGiovg cpr\al xr\v (isv Xondda xi\ya.vov nccXstv, xb ds xriyavov &,r\QOxr]yavov.
SlO Ktti @So8(OQi8cCV CpUVCCl SV XLVL IV 017} flCtX IG)' „XTjyaVOV SV 7]tf)T}6SV iv öipr}-
xrJQi HoXv[iß<p (so Wilamowitz f. xsydvm)", xr)v Xondöa xrjyavov tiqo6cc-
yoQSvav.
109) S. C. 14. A. 119 (vgl. m. C. 14. A. 98): 'Avxiyoccyal nqog ®s<odyco-
qidav.
110) Ob man aber annehmen muss, dass er den Euphorion auch über-
lebte, hängt davon ab, ob A. P. VII, 406 als ein ernst gemeintes Epitaphion
anf den Letzteren, wie auch noch C. 14. A. 98. 132 geschieht, oder viel-
mehr als eine feine Verhöhnung des Lebenden wegen dessen unsauberer
Liebeshändel ähnlich dem Epigramm des Krates A. P. VI, 218 (s. C. 14.
A. 94. 101. 102 mit d. Nachtr. 132. C. 26. A. 60) anzusehen ist. „Gegen
die erstere, an sich ja zunächst liegende und, wenn nicht andere Umstände
Bedenken erregten, selbstverständlich allein zu billigende Auffassung und
für die letztere spricht jedoch entschieden erstens jene litterarische Fehde
des Euphorion wider ihn (s. A. 109), zweitens die Form normal (vgl. Krat.
KccxdyXcoGö' snosi xd noLrjticczcc), drittens der Umstand, dass Euphorion gar
542 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
gesehen von Seleukos, dem Sohn des Mnesiptolemos, der letzte
hellenistische Dichter, der das Melos gepflegt hat, doch reichen
die spärlichen Grammatikerzeugnisse nicht aus, um den Kunst-
werth dieser Poesien zu würdigen; nur so viel wird man be-
haupten dürfen, dass manche Glossen in ihnen vorkamen111).
Auch in den von Meleagros112) aufgenommenen Epigrammen tritt
die Sucht nach seltenen Worten und ungewöhnlicheren Wendungen
hervor, nur selten erhebt sich der Dichter ganz im Gegensatz
zu dem von ihm mit Unrecht verspotteten Mnasalkas zu einem
würdigeren und wärmeren Tone113).
nicht im Peiraeeus, sondern nach der innerlich durchaus wahrscheinlichen
Angabe des Suid. in Syrien, wo er als Bibliothekar gelebt hatte, auch ge-
storben und begraben war. Denn die C. 14. A. 98 gebilligte Ausflucht,
demselben sei dort vielleicht ein Kenotaphion errichtet, und dieses habe
jene Inschrift getragen, kann im Verein mit jenen anderen Umständen
kaum festgehalten werden; auch widerspricht ihr das kslzcci. Vielmehr
dürfte es eine bittere Satire auf den Lebenden sein, dass noch der Todte
bei den Probirschenkeln liegt (nsiQa'Cxaig netzen, zoiode nctga Gv.iXs6iv):
%cu yug *0[ir)Qix6g i\v sagt Krates, der wahrscheinlich jenes Epigramm vor
Augen hatte, um es in dem seinen durch gehäufte obscöne Zweideutig-
keiten weit zu überbieten. Bei t« [ivgzt] hat man auf alle Fälle nichts
Anderes als den in die Mysterien der Liebe Eingeweihten zu verstehen,
wie die Liebesäpfel u. s. w. beweisen nebst dem begründenden Schlusssatz
Kai yccQ £coog iav iyiXei. So bleibt Th. auch hier seiner sonstigen Weise
getreu (vgl. auch A. 103. 113), während es nach derselben schwer denkbar
ist, dass er dem alten Gegner nach dessen Tode ein warm empfundenes
Epitaphion gesetzt haben sollte". (Suse mihi). „Ich meinerseits kann
mich dieser Vermuthung jedoch nicht anschliessen. Denn wir wissen nicht,
was für eine Bewandniss es mit jener 'JvziyQcccpri hatte; das von Susemihl
angenommene obscöne Wortspiel wäre auch bei Lebzeiten des Euphorion
kaum verständlich gewesen; ich nehme auf Grund dieses Epigramms an,
dass def selbe nach Athen zurückgekehrt und dort gestorben ist, indem ich
dies Zeugniss eines Zeitgenossen höher stelle als das des Suid." (Knaack).
111) „So dass er also wenigstens in dieser Hinsicht wohl, wie Knaack
annimmt, seinen Feind Euphorion nachahmte". (Susemihl). Ausdrücklich
angeführt mit einem Verse wird von diesen Dichtungen, wie schon (A. 108)
gesagt, der Dithyrambus Ksvtgcvqoi, vgl. Bergk Anth. lyr. S. 521 (mit
falscher Textbehandlung). Ein anderer Vers steht b. Ath. VII. 302, vgl.
Bergk a. a. 0. Dionysios 6 Xsnzög ferner schrieb nach Ath. XI. 475 f
einen Commentar zu einem lyrischen Gedicht des Th. s lg "Eqcozcc. Die
sonstigen Citate (von Iacobs und Meineke gesammelt) sind: Poll. IX, 187.
Steph. v. Byz. Kdgvazog. Schol. Harl. Od. y, 44 (glossographisch).
112) Meleag. Prooem. 53 f. xy\v xs cpiXccKQrjzov (cpLXa-KQ^zov?) ©eoöcoql-
ösgj veo&aXfj sqnvXXov. Die Symbolik ist dunkel.
113) Ueber Th. als Kinaedendichter s. C. 7. A. 23. 24. „Von seinen
Theodoridas. Phaennos. Pamphilos. Dioskurides. 543
Phaennos114) ist noch mit zwei Epigrammen in der Antho-
logie vertreten. Das erste 115), eine Nachbildung des Mnasalkas,
bietet eine so specielle Bezugnahme auf diesen dar, dass mau
wohl Gleichzeitigkeit annehmen darf116).
Vielleicht gehört in diese Zeit auch
Pamphilos117), ebenfalls mit zwei Epigrammen vertreten,
ein Nachahmer des Nikias118) und des Mnasalkas119).
Dioskorides120) oder vielmehr121) Dioskurides lebte wahr-
scheinlich in Alexandreia 122) etwa zur Zeit von Ptolemaeos IIP23).
Er verfasste eine Sammlung von Epigrammen auf berühmte
Dichter, meist in Form von Grabschriften, von der noch erheb-
liche Reste vorliegen124), und feierte die Heldenthaten berühmter
Lakedaemonier125), im Uebrigen aber lässt er seinen erotischen,
Leistungen anf diesem Gebiet kann man sich nach dem A. 110 von mir
Dargelegten, wenn es richtig ist, einen Begriff machen". (Susemihl).
114) Seine Epigramme werden von Meleagros Prooem. 29 f. mit der
Pistazie verglichen: fids <Pasvvov tegnivd-ov. — Iacobs S. 932.
115) VII, 197 vgl. m. 194, s. A. 105.
116) Das zweite VII, 437 ist dem berühmten Epigr. Simonid. Fr. 92
nachgebildet, s. Bergk P. L. G. III4. S. 451.
117) Meleag. Prooem. 17. $\uigj\v xb nlaxccviatov oLni&QiOE IIcc(i(piXov
ol'firjg.
118) VII, 201 vgl. m. Nik. VII, 200, vgl. A. 41. S. Kaibel Comm.
Momms. S. 330 f.
119) IX, 57 vgl. m. Mnasalk. IX, 70.
120) Meleag. Prooem. 24 vergleicht ihn mit dem a^oo^or. — Iacobs
S. 886f. Meineke S. 77— 88.
121) S. C. 32. A. 524.
122) Wie aus Anspielungen und Bezügen, z. B. in VII, 76. XI, 363,
hervorzugehen scheint. Vgl. A. 126.
123) Er feiert den todten Komoediendichter Machon VII, 708, s. C. 8.
A. 118b. „Jedenfalls wird man hiernach kaum annehmen dürfen, dass er
erst einer so beträchtlich späteren Zeit angehört hätte und mit dem Ver-
fasser der Schrift über die Sitten bei Homeros (s. C. 32. S. 347 ff.) derselbe
gewesen sein könnte". (Susemihl).
124) VII, 31 (Anakreon). 37 (Sophokles). 410. 411 (Thespis). 707 (Sosi-
theos, vgl. C. 9. A. 10). 708 (s. A. 123); auch 351 (Rettung der Töchter des
Lykambes gegen die Schmähungen des Archilochos) und 450 (Rettung der
Philaenis) gehören hieher. Offenbar steht D. unter dem Einfluss der ästhetisch-
kritischen Thätigkeit des Aribtophanes von Byzantion.
125) VII, 229 (auf Tynnichos, ohne Namen des Verf. auch bei Pseudo-
Plut. Apophth. Lac. 48. 235 A). 430 (auf Othryades). 434 (auf Demaenete,
vgl. Apophth. Lac. 7. 241 C). Hier ist wohl der Einfluss der Xqelccl des
Machon, eines vielgelesenen Unterhaltungsbuches (s. C. 8. A. 119. Wilamo-
witz Eurip. Herakl. I. S. 167), anzunehmen, aber es scheint, dass diese
544 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
namentlich paederastischen Neigungen die Zügel schiessen126).
In der letzteren Art von Epigrammen schliesst er sich dem
Asklepiades an, doch ohne dessen Feinheit zu erreichen127); in
den litterarischen wirkt das Vorbild des Kallimachos128) nach.
Die meisten uns überlieferten scheinen acht zu sein129).
An Dioskurides reiht sich passend an der sonst unbekannte
Tynines130), der in ganz gleicher Weise ein lakonisches
Heldenweib feiert131). Vielleicht war er also ein jüngerer Zeit-
genosse von ihm132). Der Name weist nach Karien133).
Alkaeos von Messene134), der einzige hervorragende Dichter
litterarische Gattung noch weiter gewirkt hat, so dass vielleicht in den
pseudo-plutarchischen Apophthegmata noch Reste des D. stecken. Uebrigens
war das Interesse für die lakedaemonische Vorzeit bereits am Hofe des
ersten und zweiten Ptolemaeos durch den Lakonen Sosibios gepflegt worden,
s. C. 21. S. 603 f.
126) Ein wenig erfreuliches Sittenbild giebt XI, 363. Wichtig für
unsere Kenntniss des Ballets in Alexandreia ist XI, 195.
127) V, 53 und 193 (letzteres Gedicht ist Seitenstück zum ersteren, die
Wiederholung zum Theil wörtlich) entlehnen den Anfang aus Asklep. V, 162.
Ein erotisches Gedicht von (?) Piaton A. P. VII, 100 berücksichtigt D. V, 56,
s. Wilamowitz Aus Kydathen S. 222.
128) S. C. 13. S. 356, vgl. oben A. 83.
129) Ueber XII, 166. Jlo6y.oql'8ov, dl ds Nwocqxov (167. tov ocvtov)
s. A. 177 d; unächt ist wohl das dürftige Epigramm auf Myrons Kuh IX, 734,
s. Benndorf S. 46. Stammt VII, 162 von dem VII, 178 als Verfasser ge-
nannten Dioskorides von Nikopolis her?
130) Meleag. Prooem. 19. Tv(iveco tvnhaXov \zv%i\v. — Iacobs S. 963.
Meineke S. 88 f.
131) VII, 433, in etwas besserer Fassung bei Plut. Apophth. Lacaen.
240 F.
132) Im Ganzen sind sieben, meist in einfacher Sprache gehaltene
Epigramme vorhanden; das dritte bei Meineke (Anth. Plan. 237) ist,
wenn acht, dem vorhergehenden des Leonidas von Tarent nachgebildet.
133) Der Vater des Histiaeos hiess so, s. Herod. V, 37.
134) I. G. Schneider Periculum crit. in Anthol. Const. Cephalae S. 95.
Analecta crit. S. 10 hat das Verdienst die Verkehrtheit des Tzetzes (Praef.
ad Lycoph. Alex.), der aus grobem Missverständniss von Plut. Flamin. 9
(s. A. 136. 137) den Dichter unter Vespasian. und Titus setzte (Alncdov viov,
og r\v OvE67taGiKvov %al TCxov) zuerst ausdrücklich gerügt zu haben; sonst
sind diese seine Arbeiten jetzt veraltet. Iacobs S. 836—838. Meineke
S. 71 — 77 (wenig kritisch). Sicher gehören dem A. an: V, 10. VII, 247.
412. 495. IX, 518. 519 (s. A. 142). 588. XI, 12. XVI, 5. 7. 64, dazu VII, 1,
unsicher sind VII, 5. 55. Ferner s. A. 141. Die ekphrastischen Epigramme
XVI, 8. 196. 226 (AXucdov) sind von einem und demselben Verfasser, aber
schwerlich dem Messenier, VI, 187. 216. VII, 536 stammen von Alkaeos
Tymnes. Alkaeos von Messene. 545
aus der Zeit des achaeischen Bundes, zuerst ein Freund und
Anhänger des Königs Philippos III von Makedonien135), ward
bald ein erbitterter Gegner desselben136), und seine, wie es
scheint137), viel verbreiteten Epigramme, von denen nur noch ein
geringer Theil vorhanden ist138), athmeten einen glühenden Hass
aus Mytilene. Dazu kommen noch Verwechselungen mit Alpheios von
Mytileue und einem Makedonier Adaeos oder Addaeos (vgl. C. 20. A. 20).
Bergk Ein Epigramm des Alkaios von Messene, Philologus XXXII. 1873.
S. 678-681 (vgl. P. L. G. III4. S. 195) giebt eine gute Charakteristik, weist
aber dem A. zu viele ddionoxa zu. Ob A. dieselbe Person mit dem
bei Ath. XII. 547 a "JXyuog genannten, aus Rom verwiesenen Epikureer sei,
wie Reiske vermuthet hat, ist trotz der zeitlichen Uebereinstimmung
ganz ungewiss (s. Hillscher a. a. 0. S. 400 f.), ja nicht einmal wahr-
scheinlich.
135) S. das zuerst von Bergk a. a. 0. S. 680 richtig interpuogirte und
erklärte Ep. IX, 518. Ausserdem kommt ein inschriftlich erhaltenes (b.
Kaibel Epigr. ex lap. coli. 790) in Betracht, das sicher vor 208, wahr-
scheinlich 219 verfasst ist, und welches Kaibel mit grosser Wahrschein-
lichkeit dem A. zuspricht. Ueber die Stimmung im Peloponnes gegen
Philippos vgl. Polyb. IV, 77. 82.
136) Die beiden Epigramme XI, 12 (mit persönlicher Spitze, vgl. Polyb.
V, 10, 10) und IX, 519 (vgl. Paus. VII, 7, 5; die beiden letzten Disticha
sind gegen einander umzustellen) sind wohl nicht vor 216 geschrieben, seit
welchem Jahre eine Sinnesänderung bei Philippos eintrat (Polyb. VII, 12).
Ferner s. IX, 588 auf den Isthmioniken Kleitomachos , der um 216 — 212
blühte (s. Paus. VI, 15, 3 ff.) und VII, 412 auf den Tod des Kitharoeden
Pylades, der bei der zweiten Strategie des Philopoemen (nach 206, kurz vor
201, vgl. Nissen Krit. Unters, üb. d. Quellen der 4. u. 5. Dek. des Liv. S. 283)
diesen feierte (Plut. Philop. 11 = Paus. VIII, 50, 3). VU, 247 (besser und
vollständiger b. Plut. Flamin. 9) preist den Sieg bei Kynoskephalae 197
mit Parodie des Philippos. XVI, 6, wo der herannahende Sieger begrüsst
wird, ist vielleicht 198 oder, wenn man den Schluss betont, 196 (bei Er-
klärung der Freiheit Griechenlands auf den isthmischen Spielen) abgefasst.
Die Feindschaft hat wohl ihren Grand in der Verwüstung Messeniens 214,
durch welche Alkaeos heimatlos wurde (Polyb. VIII, 10, vgl. die lange
Liste der Frevelthaten des Philippos in der Rede des Aristaenos auf der
Tagsatzung der Achaeer 198 bei Liv. XXXII, 21 nach Polyb., wie Nissen
a. a. 0. S. 136 zeigt).
137) Plut. Flamin. 9: die Aetoler schrieben sich den Sieg (vgl. A. 136)
zu, caaxs %al yQcccpE6Ö-cci %a\ uSeg&ccl nQoxsQOvg enSLvovg vnb itoii\x(av %a\
idicoTcav vfivovvxcov xb tQyov. cov {iüXi6TCi diu oxofidxcov tjv xovxl xo hni-
yquppu . . . xovx' inoirios (isv 'AXxaiog icpvßQi^cov ^iXln-nco nai xbv aqi&fibv
xmv dno&ccvovxeov imipsvodfievog, Xey6(isvov ds noXXu%ov xat vnb noXXmv
püMov i\vlcc xbv Tixov r\ xbv $£Xinnov. Vgl. A. 148.
138) S. A. 134.
Susemihl , grioch.-alex. Litt.-Gesch. II. 35
546 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
gegen den gewaltthätigen Herrscher139). Andere Gegner griff er
in scharf persönlichen „Streitvergleichüngen"140) an. Für die
Geschichte der damaligen Zeit sind seine Gedichte von Bedeutung.
Aber auch das erotische Epigramm ist bei ihm vertreten141).
Eine boshafte Grabschrift auf ihn hat sich in der Anthologie
erhalten142). Meleagros verbindet ihn passend143) mit
Samios oder Samos144), dem Spielgefährten des Philippos
und Sohn von dessen vertrautem Rathe Chrysogonos145). Dieser
Mann verherrlichte die Thaten des Königs im Bundesgenossen-
kriege146), fiel aber später 182 als ein Opfer der Willkür des-
139) S. A. 136. 137.
140) ZvyHQiasig, Polyb. XXXII, 6, 5, vgl. oben C. 2. A. 146. Leider sind
sie zu wenig kenntlich. Sehr merkwürdig ist die zuerst von Meineke
F. C. G. I. S. 245 ans Licht gezogene Notiz des Porphyr, b. Euseb. P. E.
X, 2, 23. 467 d. 'AlnccLog 8s 6 zatv Xoi86qcqv Idfißcov xal siiLyga^iiuzaiV
Ttoir\zr\g nccQCQ8r\Y.s xäg 'Ecpogov v.Xona.g sZ,sXsy%oiv. Einen Einfluss der
satirischen Dichtungen des Kerkidas von Megalopolis, dem er an Werth-
schätzung des Homeros gleichkommt, an männlichem Geiste nicht nachsteht,
auf die seinen zu vermuthen liegt nicht fern, und vielleicht lehnt sich die
kühne ' Wortbildung oivoxccqcov A. P. XI, 12, 3 an Xsßr\xo%uqcov bei Kerk.
Fr. 6 Bergk an.
141) V, 10. Von den in der Movacc naLdfurj (s. A. 222) unter dem Namen
des A. erhaltenen Gedichtchen XII, 29. 30. 64 sind die beiden ersten von 64
gewaltig abstechenden, 29 wegen seiner Dürftigkeit (zu ergänzen durch XI, 53)
und 30 wegen seiner Plumpheit sicher unächt. Vgl. Dilthey De epigr.
nonn. Gr. S. 9.
142) Nach dem sicher (vgl. Schol. B II. J, 378) ächten Gedicht IX, 519
steht folgendes Distichon:
'AXuatov xdcpog ovxog, ov ehxccvev 6 nXaxvcpvXXog
ti^icoQog ilol%(ov yr\g &vydxrjQ Qcccpavog.
Ob dasselbe etwa von Philippos herrührt (vgl. A. 148), lässt sich natürlich
nicht ausmachen, wenn es auch sehr möglich ist.
143) Prooem. 13 f., indem er die Dichtungen des A. mit der Hyacinthe
vergleicht:
'JXhcciov ts XdXrj&oov sv vfivonoXoig vcchiv&ov
■nal ZJctfiLOv ducpvTjg yiXava (isXafinsxaXov.
144) Samos nennt ihn Polyb. (s. A. 146), Samios Meleag. (s. A. 143)
und Plut. de adul. et am. 9. 53 E. Vgl. C. Keil Anal, epigr. S. 154. —
I. G. Schneider Anal. crit. S. 4. Iacobs S. 848 f.
145) Polyb. V, 9, 3. vlog psv Xovaoyovov, avvxoocpog 8 s xov ßccoiXstog.
146) Polyb. a. a. 0. uvszosipccv 8s xat zovg dvÖQLuvzag (näml. in
Aetolien) ovzccg ovx sXcczzovg 8i6%iXC<ov. noXXovg 8s xca Siscp&EiQccv , nXrjv
060i ftscov smyoucpag rj zvnovg sl%ov , zcäv 8 s zoiovzav ccjtE6%ovzo. naxs-
yocccpov ds slg zovg xoi%ovg xai xbv nsqicpsqoyisvov oz(%ov r\8r\ zbzs xr\g sni-
ds£i6zr}Tog zfjg 2d[iov (pvofisvrjg . . . 6 ds oxC%og r)v
Alkaeos. Samios. Philippos III. Damagetos. 547
selben147). Ein einziges Epigramm ist uns noch von ihm er-
halten148).
Philippos III selbst war mindestens der Verfasser eines
parodischen Epigramms auf jenen seinen politischen Gegner
Alkaeos149).
In ebendiese Zeit gehört auch wohl
Damagetos, dessen von Meleagros aufgenommene Epi-
gramme einen kriegerischen Geist athmen150).
„690:5 xo Slov ov ßsXog disnxuxo',"
(Parodie von Eurip. Suppl. 810). neu (isyi'axr) dy neu itciQKaxcccig inl xov-
xoig sl%s xov t£ ßccüiXia hclI xovg nsol avxov (piXovq mg diKctLong xccvxcc nodx-
xovxccg neti ■Hdd'rj'Kovxmg, cc[ivvo[i£vovg xoig 6[ioioig xrjv xav AtxcoXcov nsol xo
diov ccozßsLccv (IV, 62).
147) Polyb. XXIII, 10, 8 (früher XXIV, 8, 9), vgl. Plut. de adul. a. a. 0.
148) A. P. VI, 116 (Zupov, Plan. ZipfiLov), sehr loyal (Nachahmungen
114. 115). Aber vielleicht ist auch das udrjXov Plan. 6 von ihm, wie bereits
Heck er vermuthete. Da es eine glückliche Expedition des Philippos nach
Thrakien feiert, so muss es, je nachdem man es auf Liv. XXXIX, 35 oder 53
(= Polyb. XXIII, 8) bezieht, 184 oder 183 entstanden sein. Somit ist also
der Versuch von Bergk (s. A. 134) es dem Alkaeos beizulegen psycho-
logisch unmöglich, da Alkaeos damals, wenn überhaupt noch am Leben,
doch mit Philippos gänzlich verfeindet war; auch ist das Gedicht viel zu
devot für ihn. Andrerseits freilich zählt S. , wie gesagt, zu den ein oder
zwei Jahre später von Philippos Getödteten.
149) Plut. Flamin. 9 fährt unmittelbar nach den A. 137 angef. Worten
fort: o (ilv yocg ccvTiyt(0[i(pd(ov xov 'AXuaiov xq> iXsyBim nagsßaXsv
,"AcpXotog y.a.1 cccpvXXog, odoinoge, xad' inl vcoxcp
'AXHctLcp 6xavQog nr\yvvxcti r\XCßaxogu.
Möglicherweise hat er aber auch, wie schon A. 142 gesagt ist, die dort
mitgetheilte höhnische Grabschrift auf Alkaeos verfasst. Er besass (vgl.
seine Charakteristik bei Mommsen Rom. Gesch. P.S. 692 f.) feine Bildung,
liebte es auch Dichterstellen zu citiren, so einen Vers der Kyprien, Polyb.
XXIII, 8, so Theokritos (I, 102, die älteste Anführung desselben), Diod.
XXIX, 11 = Liv. XXXIX, 26 (nach Polyb.). Vgl. auch die Rede an seine
Söhne b. Polyb. XXIII, 11.
150) Iacobs S. 880. Erhalten sind 10 Epigramme aus der Sammlung des
Meleagros (s. dessen Prooem. 21. iv 8' aoec Aa\na.yi\xov^ l'ov (isXav). Die auf
Kunstwerke bezüglichen Plan. 1. 95 scheinen jünger. Vgl. Benndorf S. 70. Die
Zeit hat Iacobs a. a. 0. aus VII, 438 (Grabschrift eines im Kriege mit den
Aetolern gefallenen Achaeers Machates), VII, 541 und 231 (Belagerung Am-
brakias, durch Philippos?) erschlossen. Es wird der Bundesgenossenkrieg
220—217 gemeint sein. Der Dichter steht mit seinen Sympathien auf Seiten
der Acbaeer. In VI, 277 weiht Arsinoe, Tochter des Ptolemaeos, der Artemis
35*
548 Sechsunddreiesigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Polystratos war jünger als die Vorgenannten, da er noch
die Zerstörung von Korinth erlebte151).
Aus unbekannter Zeit sind folgende von Meleagros in seinen
Kranz aufgenommene Dichter:
Chaeremon152), mit drei meist kurzen Epigrammen ver-
treten153),
Hegesippos154), dessen Polymetrie 155) wohl auf eine ältere
Zeit zu schliessen berechtigt,
Hermodoros156) nicht mehr kenntlich157),
Menekrates158),
eine Locke: das ist die Schwester und Gemahlin des Philopator, die an
der Schlacht bei Raphia 217 Theil nahm. Schol. Apoll. Rh. I, 224 ist mit
Müller F. H. G. IV. S. 520 Tiy,ccyr)tog herzustellen, wie schon C. 22. A. 92
gesagt ist. Mit Unrecht dagegen will Müller denselben Namen bei Steph.
'Ahttj . . . S6vi neu itSQcc 'Ay.ccQvctvLag, r\g [iS[ivr}Tcci dcc(idyr}zog (oder Jrjfiä-
yr\Tog) einsetzen (= Fr. 6): die Gegend spricht, wie auch Iacobs urtheilt,
für den Dichter.
151) VII, 297. Ausserdem ist er durch ein erotisches Gedicht in der
Movau ncadiy.ri XII, 91 vertreten. Meleag. Prooem. 41 (afidganov) verbindet
ihn vielleicht nicht ohne Grund mit Antipatros von Sidon. — Iacobs S. 941.
152) Mit Xatog verglichen (Pro. 51). Iacobs S. 870 f.
153) VII, 469. 720. 721.
154) [iciLvddcc ßoTQvv (Meleag. Pro. 25). Iacobs S. 901. Härtung II.
S. 236—240.
155) Die freilich nicht allzu gross ist: zweimal Verbindung von Hexa-
meter und iambischem Trimeter: VI, 266 und XIII, 12. Von VII, 320 auf
den Menschenfeind Timon (Vorbild für 315) werden die beiden letzten Verse
als xb 7tSQKpeQO[iEvov KccllL[idxsiov von Plutarch. Anton. 70 angeführt, viel-
leicht mit Recht (anders urtheilt Wilamowitz Callimach. praef. S. 8).
Sonstige Epigramme (meist innerhalb meleagrischer Reihen) sind VI, 124.
178. VII, 276 (? wohl späteres Machwerk). 446 (vgl. Stadtmüller Bl. f.
bayer. Gymnas. XXVI. S. 8 f.). 545.
156) Meleag. Pro. 43 f. y.al (ir}v xat Zvqiccv 6xct%v6xQi%oc ftrjxccxo vdgdov
^[ivo&exccv, 'Eqiiov öcoqov u£id6[isvov. Iacobs S. 902. Härtung IL S. 245f.
(verkehrt).
157) Seinen Namen trägt das gewiss spätere ekphrastische Epigramm
Anth. Plan. 170 (Vorbild für 169). Die Versuche den Namen z. B. bei Plut.
de Is. et Os. 24. 360 C herzustellen sind abzuweisen, vgl. Bergk P. L. G.
III4. S. 636.
158) Meleag. Pro. 28 : QOLjjg ccvd"q. Iacobs S. 916 f. Härtung II.
S. 157 f. (verkehrt). IX, 55 (AovhlXXlov, dl dl MsvsHQccxovg ZafiLov) und 390
(M. ZfivQvccLov) sind sicher jünger; zum ersten stimmt in den Gedanken
IX, 54 (M. ZpvQvcciov, Stob. Flor. CXVI, 27 M. Zocptov), vgl. noch Meineke
Del. S. 206 f.
Polystr. Charem. Hegesipp. Hermod. Pankr. Pers. Phan. u. A. 549
Pankrates159), sicher nicht der Verfasser der *AXuvxiKa,
QaXaöGicc sgycc und der JSox^op^tg160),
Pers es aus Theben oder Makedonien161), endlich
Phanias162), ein recht geschmackloser Nachahmer des Leoni-
das von Tarent163).
Blosse Namen sind für uns Euphemos164), Parthenis165),
Polykleitos166).
Nicht ausdrücklich von Meleagros genannt, aber mit grösserer
oder geringerer Wahrscheinlichkeit seinem Kranze zuzuweisen
sind folgende Dichter aus ungewisser Zeit:
Agis167), Andronikos167b), Aristodikos168), Ariston169),.
159) Mit KccQvrjg sqvt} von Meleag. a. a. 0. V. 18 verglichen. Iacobs
S. 929.
160) S. C. 10. S. 309. Seinen Namen führen drei Epigramme: VI, 117
(welches an die Manier des Leonidas erinnert). 356. VII, 653 (alle in
meleagrischen Reihen).
161) Von Meleag. a. a. 0. 26 mit svcoör^g 6%otvog verglichen. Iacobs
S. 932. Härtung II. S. 232—236. Die Heimat ist unsicher: VII, 445 IIsqgov
©rjßaiov, 487 Mccnsdovog; die Sprache ist mit Vorliebe dorisch. Die schlichte
Einfachheit des Ausdrucks erlaubt den Dichter ziemlich hoch anzusetzen,
in einer Zeit, wo noch das wirkliche Epigramm gepflegt wurde. Die er-
haltenen Epigramme des P. sind: VI, 112. 272. 274. VII, 445. 487. 501. 539.
730 (alle innerhalb meleagrischer Reihen). IX, 334 (auf den Daemon Tychon).
162) Meleag. a. a. 0. 65 (hvccvgov , so Purgold für uvuficov) z' av&sa,
(PccvLsco. Iacobs S. 933. VII, 537. tf>. yQccfifiaxiyiov (aber Plan. ®eoq)ccvovg).
163) Von 8 erhaltenen Epigrammen (VI, 294. 295. 297. 299. 304. 307.
VII, 537. XII, 31) sind 6 anathematische dem Leonidas nachgebildet, nur
ist die Manie möglichst viele technische Ausdrücke von Gerätschaften des
gewöhnlichen Lebens in den Vers zu zwängen hier fast zum Aberwitz ge-
steigert. Nur VII, 537 ist einfacher. Der Ausdruck ist verzwickt und
dunkel, stellenweise schwer verderbt und kaum wieder herzustellen. Von
den beiden anderen Epigrammen ist VI, 307 ein Spottgedicht auf den
„gebildeten" Barbier Eugathes, der slg *EitiyiovQOv hovqslov n^oXmav aXaxo
Y.r\nol6yovg, XII, 31 ein paederastisches Poem mit dem hübschen, wohl einer
älteren Vorlage entlehnten Schluss Kaiqog "Eqcotl cpi'Xog. Mit der Aufnahme
dieses Quasipoeten hat Meleagros wenig Geschmack bewiesen.
164) Meleag. a. a. 0. 20. Evcprjpov ay^Loxqocpov nccQaXov.
165) Meleag. 31 f. aftco^toto aiXivu ßcuu dianvi^wv ccv&ea naQ&svidog.
An der von Iacobs S. 930 angeführten Stelle Martial. VII, 69 (so, nicht 78)
ist der Name längst geändert.
166) Von Meleag. 40 mit der 7toQ(pvQsr] uvavog verglichen.
167) Iacobs S. 836. Härtung II. S. 246 (tolle Confusion). Bergk
P. L. G. II4. S. 377. Erhalten ist ein einfaches anathematisches Epigramm
innerhalb einer meleagrischen Reihe VI, 152. Der Urheber ist jedenfalls
verschieden von dem pessimus carminum post Choerilum conditor im Gefolge
550 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Damostratos(?)170), Hegemon171), Her mo k r e on(?)172),
Karphyllides173), Nikomachos174), Philetas aus Samos175),
von Alexandros d. Gr. (Curt. VIII, 5, 8. Arrian. Anab. IV, 9, 9), so wie von
dem Verf. der 'OipctQTvxiytci (Ath. XII. 516 c, s. C. 25. A. 201).
167 b) Iacobs S. 843. VII, 181 (in Vers 3 Nachahmung eines angeblichen
Epigramms der Sappho 489, 3). Iacobs denkt schwerlich mit Recht an
den Zeitgenossen des Libanios und Ammiauus Marcellinus.
168) Iacobs S. 862. VII, 189 (Podiov), Spielerei, Grabschrift auf eine
ccriQig. 473 (meleagr. Reihe).
169) Iacobs S. 861. Erhalten sind VI, 303. 306. VII, 457 (meleagr.
Reihe), lauter ausgesprochene Nachahmungen des Leonidas von Tarent.
Von allen uns sonst bekannten Männern gleiches Namens ist er doch wohl
zu scheiden.
170) Iacobs S. 881. Ein Damostratos 'AvzlIcc(?) vtog weiht den Nymphen
Geschenke IX, 328 (in meleagrischer Reihe), ob aber das Lemma Japo-
atQatov richtig ist, steht sehr dahin.
171) Iacobs S. 900 f. Erhalten innerhalb einer meleagr. Reihe ist ein
Epigramm auf die Thermopylenkämpfer: VII, 436.
172) Iacobs S. 902. Härtung II. S. 252 f. leugnet freilich die Existenz
des Dichters, und ganz sicher steht sie in der That nicht. Erhalten sind
nämlich zwei hübsche Epigramme „et simplicitate et elegantia conspicua"
(Iacobs) IX, 327, ein Weihgedicht innerhalb einer meleagr. Reihe (wie es
scheint, Nachbildung des Epigramms der Moero VI, 189) und Planud. 11.
Mit der Urheberschaft des letzteren steht es jedoch allerdings zweifelhaft.
In dem von Schneidewin behandelten Cod. Paris. 2720 (s. A. 222) lautet
die Ueberschrift nämlich ohne Dichternamen so: uno ayaXficctog 'Ep/ioü
i 6 reo zog sv voenj] nidtcovog, und Schneidewin spricht daher den nicht
ungegründeten Verdacht aus, dass Plan, aus dem vielleicht undeutlich ge-
schriebenen 'EQiiovsoTwzog den ihm aus IX, 327 bekannten Dichter, also
'EQ{ioy.Q£ovxog gemacht habe. Auch hier aber ist die Sache zweifelhaft,
denn es ist unsicher, ob der Dichter selbst hier der Weihende ist.
173) Iacobs S. 870. VII, 260 (innerhalb einer meleagr. Reihe), in edlem
Ton gehalten, erinnert lebhaft an die Schilderung des Q. Metellus bei
Valer. Maxim. VII, 1, 1. IX, 52 (KaQnvXXtdovg) handelt in geschmackloser
Weise von dem abenteuerlichen Fang eines Fischers im Stile des Antipatros
von Thessalonike. Schon die Abweichung des Namens weist auf einen
verschiedenen "Verf.
174) Iacobs S. 924. Härtung II. S. 251. VII, 299 (innerhalb einer
alphabetischen Reihe von Meleagros, auf die Zerstörung von Plataeae durch
ein Erdbeben). Härtung identificirt den Verf. unbesonnen mit dem gleich-
namigen Dichter und Maler (Hephaest. enchir. p 27, 0. Jahn Ber. der sächs.
Gesellsch. 1856. S. 284 ff. Bergk P. L. G. II4. S. 316 f.).
175) Iacobs S. 934. Bach Philetae etc. reliqu. S. 19—21. VI, 210
(Weihgeschenke an Aphrodite). VII, 481 (meleagr. Reihe). Nach diesen
wenigen Proben muss er zu den besseren Dichtern gerechnet werden.
Antipatros von Sidon. 551
Philoxenos176), Xenokritos aus Rhodos177), vielleicht auch
Artemon177b). Ob aber auch Athenaeos hieher gehört, steht
sehr dahin1770). Jedenfalls noch aus guter Zeit ist der ältere
Nikarchos177d). Dagegen lässt sich die Entwicklung des helle-
nistischen Epigramms im letzten vorchristlichen Jahrhundert
ziemlich genau verfolgen. Sie vollzog sich, nachdem in Alexandreia
ein Stillstand eingetreten war, an der phoenikischen Küste, also
auf semitischem, aber mit griechischer Cultur und Bildung ge-
tränktem Boden. Die Aneignungsfähigkeit der Semiten, die Kunst
der Improvisation und, wie man vermuthen darf, das Wander-
leben, für welches bereits der Tarentiner Leonidas vorbildlich ist,
zeigt sich in den meisten betreffenden Persönlichkeiten, von denen
Antipatros von Sidon oder Tyros178) die älteste ist. Er
_i
176) Iacobs S. 937 f. IX, 319 (meleagr. Reihe). Jedenfalls wohl von
Ph. von Kythera und von Leukadia zu scheiden.
177) Iacobs S. 963. Erhalten ist ein schönes Epitymbion auf eine
Schiffbrüchige: VII, 297.
177 b) Wenigstens steht er innerhalb meleagrischer Gruppen XII, 55. 124.
u8r\\ov, dl ds 'jQts^imvog. Iacobs S. 863 f.
177°) Iacobs S. 866 f. Von diesem 'A^r\vctvoq b snLYQa^^ccTonoiog führt
La. Di. VI, 14. VII, 30 beide Male dasselbe Epigramm zum Preise der
Stoiker an, und aus ihm stammt es auch in A. P. IX, 496, wo es als
adrjlov bezeichnet ist. Vgl. A. 222.
177d) Iacobs S. 922 f. Dass es zwei Dichter dieses Namens gab, zeigt
Weisshäupl a. a. 0. S. 27. Der ältere stand wahrscheinlich im Kranze
des Meleagros: VI, 285 (Nmolq%ov 8oy.ei) und IX, 330 {NiY.dq%ov) , und so
werden auch VI, 31 (ccdrjXov, dl 8s Nitkxq%ov) und VII, 159 (Nihccqxov)
und 166 (JiocHOQidov, dl ds Niy.o.q%ov) ihm beizulegen sein. VII, 159 geht
auf den Auleten Telephanes. Es fragt sich also, ob dies derselbe ist, dem
Demosth. XXI, 17 seinen lebhaften Dank für die Einübung seines Chores
an Stelle des von Meidias bestochenen Chormeisters ausspricht (vgl. Harpokr.
u. Suid. Tr}X.\ den der Kitharist Stratonikos verspottete (Ath. VIII, 351 e),
dessen Grab auf dem Wege von Megara nach Korinth sich befand (Paus. I,
44, 6 [9], den Plut. de mus. 21. 1138 A (Trjlscpccvrjs 6 MsyccQi-xog) erwähnt
(vgl. Guhrauer Ueb. d. pythischen Nomos, Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F.
VIII. S. 342 f. Reisch De musicis Graecorum certaminibus S. 55. A. 2).
Falls also hier dies Grabgedicht nicht etwa epideiktisch ist, müsste N.
dann schon in der demosthenischen Zeit gelebt haben. Allein dazu scheint
der Inhalt der übrigen Epigramme nicht wohl zu stimmen, und so war er
doch vermuthlich jünger, immerhin aber aus verhältnissmässig alter Zeit.
178) Iacobs S. 846 ff. Weigand De Antipatris Sidonio et Thessaloni-
censi poetis epigrammaticis, Breslau 1840. 8. Doctordiss. (breit und wenig
fördernd, jetzt meist veraltet). Setti Studi sulla Antologia Greca. Gli epi-
grammi degli Antipatri. Turin 1890. 8. (behandelt unendlich weitschweifig
die von Weigand zuerst unternommene Scheidung zwischen den beiden
552 Sechsunddrei8sigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
kam auf seinen Fahrten vielleicht sogar bis Rom, jedenfalls galt
er den Römern als ein Typus des vollendeten Improvisators179).
Sein Geburtsjahr lässt sich nur mit annähernder Sicherheit zwischen
160 und 150 feststellen180). Er erreichte ein ziemlich hohes Alter
und starb, wie es heisst, an einem regelmässig wiederkehrenden
Fieber181). Die erhaltenen Epigramme zeichnen sich durch Schwung
Namensvettern nicht vom richtigen Gesichtspunkt und mit Voreingenommen-
heit gegen den Sidonier). Meleagros (der ihn im Prooem. 42 mit der cpoi-
vioöcc HvnQOs vergleicht) VII, 428 (dies Gedicht ist Nachahmung von dem
des Antipatros 427) giebt ausdrücklich Tyros als Heimat an, wozu auch
die hier als Grabsymbol dienende Palme, welche auf tyrischen Münzen
erscheint, gut stimmt. Danach scheint A. wirklich daselbst geboren zu sein
und von seinem späteren Wohnsitze Sidon den Beinamen erhalten zu haben.
Verlockend klingt die von Buecheler Rh. Mus. XXXVI. 1881. S. 338 f.
versuchte Identificirung mit dem Stoiker gleiches Namens aus Tyros, dem
Freunde des jüngeren Cato (s. C. 32. S. 247), wenn anders der auf einem
zu Brundisium gefundenen Grabsteine erwähnte Philon Antas Antipatri
Tyri ßius (wie Buecheler sehr wahrscheinlich gemacht hat) derselbe ist
wie der Verf. des hübschen, an den Sidonier erinnernden Weihgedichtes
bei Kaibel 779 (ads xhv evccvttjzov del &sov 'Avtindxqov naig gxy\6£
(Ptttov . . .); dann hätte sich also die poetische Begabung vom Vater auf
den Sohn vererbt. Allein Cicero scheidet den ihm wohl bekannten Philo-
sophen aus Tyros (de offic. II, 24, 86, 8. C. 32. A. 54) ausdrücklich von dem
Dichter aus Sidon (de orat. III, 50 194 [s. A. 179], vgl. de fato 3, 5 [Anti-
patro poeta, s. A. 181]), „und nicht anders wird bei La. Diog. VII, 29
(s. A. 191) bei Anführung des Epigramms auf Zenon von Kition 'A. 6 Zl-
dooviog gesagt, während sonst, wie schon C. 32. A. 56 hervorgehoben wurde,
theils von dem Tyrier, theils von dem Tarsier die Rede ist" (Suse-
mihi), so dass die Gleichsetzung Buechelers mindestens stark bezweifelt
werden muss.
179) Cic. de or. III, 50, 194 (Crassus spricht), quodsi Antipater ille
Sidonius, quem tu probe, Catule, meministi, solitus est versus hexametros
aliosque variis modis atque numeris fundere ex tempore tantumque hominis
ingeniosi ac memoris valuit exercitatio, ut cum se mente ac voluntate con-
iecisset in versum, verba sequerentur etc. Wo diese Begegnung Statt gefunden,
ob in Rom oder anderwärts (Iacobs und ihm folgend Weigand S. 21
vermuthen: in Griechenland, als Crassus etwa 109 [s. C. 28. A. 30] Quaestor
in Macedonien war; doch bleibt das ganz unsicher), steht dahin. Vgl. noch
Quintil. X, 7, 19.
180) Dieser Ansatz beruht darauf, dass man sich den Dichter einer-
seits nach A. 179 doch als ziemlich gleichaltrig mit Q. Lutatius Catulus
(geb. um 162) und Crassus (geb. 140, so auch Buecheler a. a. 0.) denken,
andererseits eine persönliche Bekanntschaft mit Meleagros (s. A. 181) vor-
aussetzen muss. Zu hoch setzen seine Geburt Weigand S. 22 um OL 148
= 188— -185 und auch noch Setti S. 21 um 170 an, die Blüte also 130.
181) Val. Max. I, 8. ext. 16. et poeta Antipater Sidonius omnibus annis
Antipatros von Sidon. 553
und Wortfülle aus, die aber öfters überladen erscheint182). Der
Periodenbau ist einförmig183), der Versbau streng nach den Regeln
uno tantummodo die, quo genitus erat, febri implicabatur, cumque ad ultimam
aetatem pervenisset, natali suo certo Mo circuitu morbi consumptus est (aus
Valerius schöpft Plin. N. H. VII. §. 172). Cic. de fat. 3, 5. quorum in aliis,
ut in Antipatro poeta . . . naturae contagio vdlet etc. Auf eine andere
Todesart weist Meleagros VII, 128, 17 f. hin: &volcabiv de itsöovxct Olvo-
ßQE%rj itQOTtstrig kvvinti doxQccyccXog. Wie viel von diesen Angaben wahr ist,
lässt sich natürlich nicht mehr entscheiden. Der yoqyconbg alexta?, welcher
angeblich auf dem Grabstein zu sehen war, soll andeuten oxxi ysyrnvog
dvr]q, v.a.1 Ttov nsql KvitQiv TtQccrog wryv Movaaig noiniXog vfivo&ixag: das
Letzte geht wohl auf die versus variis modis atque numeris (Cicero), von denen
leider ebenso wenig Etwas erhalten ist, wie von den erotischen Gedichten,
auf welche Meleagros anzuspielen scheint. Die mehrfach in den Epi-
grammen hervortretende Vorliebe des Dichters für die stoisch-kynische
Richtung ist deutlich ausgesprochen in dem von Laert. Diog. VII, 29 auf-
bewahrten Gedichte auf Zenon,
og not' "OXv[inov
sdQcc[i£v ovn "06arj Ur\Xiov uvQ-siievos,
ovös tä y' ^HQtt^Xriog äe&XsE' xccv ds not' ccöxqcc
utQCtTtixbv (lovvag tjvqs 6aocpqo6vvr]g.
182) Damit glaube ich so ziemlich die richtige Mitte zwischen dem
etwas übertriebenen Lobe Kaibels (an verschiedenen Stellen, bes. Comm.
in honor. Momms. S. 326 ff.) und der ebenso übertriebenen Herabsetzung
von Seiten S e 1 1 i s getroffen zu haben. Nicht ganz unrichtig spricht
Letzterer S. 26 von „Varte gonfia e manierata di questa fantasia Orientale"1
(z. B. mit Hinblick auf IX, 369), übertreibt aber gewaltig, wenn er z. B.
S. 38 sagt: „il sofista retore e ü facile improvvisatore in questa carricatura
di poeta (!), che ha cosi poca invenzione e si falso gusto di arte". Die Vor-
liebe für klangvolle Epitheta will wohl Meleagros hervorheben, wenn er
den Dichter yeycovog ccvtjq nennt. Wirklich schön ist das von Setti (S. 89)
aus ganz nichtigen Gründen dem Sidonier abgesprochene Epigramm VII, 713
(der Schluss ist bereits von Lucret. IV, 180 f. nachgeahmt), ferner IX, 151
(vgl. VII, 493, wo im Lemma Ziöcovlov statt @s6aaXovLHE(og zu setzen ist),
in welchem selbst Setti S. 98 eine „fervida e plastica fantasia" findet;
VII, 409 (wieder mit dem falschen Lemma A. 0., aber innerhalb Dichter
aus dem meleagr. Kranze und nach Stil und metrischer Technik dem
Sidonier zu geben, s. Kaibel Epigr. Gr. S. 207. Setti S. 131 ff.), welches
wegen des Lobes des Antimachos mit versteckter Polemik gegen Kalli-
machos recht merkwürdig ist. So Hessen sich noch mehrere mit Sicherheit
oder Wahrscheinlichkeit dem Sidonier zuzuweisende Epigramme hervorheben.
183) Darüber vgl. Setti S. 25: „e molto peculiare delV arte del nostro
il serrare tutto il concetto in un solo giro di periodo, talvolta molto com-
plesso, di guisa che Voggetto sia in principio della fräse e il verbo in fondou,
recht im Gegensatz zu dem zerhackten, in kurzen Sätzchen sich bewegenden
Stile des Thessalonikeers, der zum Theil sicher auf dichterischem Un-
vermögen beruht. Anders freilich urtheilt Setti.
554 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
der grossen Alexandriner184). Allzu grosse Erfindungsgabe darf
man ihm nicht zusprechen: er variirt geschickt meist ältere Vor-
lagen, namentlich scheint Leonidas von Tarent sein Vorbild ge-
wesen zu sein185). Sein Nachlass ist recht beträchtlich, muss
aber noch theilweise von dem seines jüngeren Namensvetters aus
Thessalonike geschieden werden186).
184) Die von W. Meyer Zur Geschichte des alex. Hexameters (Münchener
Sitzungsberichte 1884. IL S. 979—1002) aufgestellten drei Grundregeln (s.
d. Nachtr. z. C. 13. A. 74 hint. d. 1. Bd ) sind in den erhaltenen Epigrammen
höchst selten verletzt. Trochaeischer Wortschluss im zweiten Fusse des
Hexameters findet sich überhaupt nicht (IX, 420 'AvtinäxQov , welches
Meyer anführt, gehört, da es in einer alphabetischen Keine des Philippos
steht, dem Thessalonikeer) ; nur dreimal (Meyers Angaben sind einzu-
schränken) hat die dritte Hebung iambischen Wortschluss, welchem einmal
ein zweisilbiges (VI, 47, 3), sonst ein einsilbiges Wort vorhergeht. Aehnlich
ist das Verhältniss im Schluss des ersten Pentameterstückes. Sogenannter
trochaeischer Hiatus findet sich (ausser in einem wahrscheinlich mit Recht
von Kaibel für unächt erklärten Gedicht VII, 30, 3) niemals, daktylischer
selten (s. Kaibel Phüodem. S.VI mit den einschränkenden Gegenbemerkungen
G. Wen tz eis Genethliac. Gotting. S. 24, vgl. C. 13. A. 74). Das Verhältniss
der Spondeen zu den Daktylen und der sonstige Bau des Hexameters er-
fordert noch eine genauere Untersuchung; ungenügende Notizen giebt Setti
S. 40.
185) Die Nachweise dafür sind in der eingehenden Analyse Settis
nachzulesen, der nur, wie gewöhnlich, übertreibt: „egli si rivela quasi
nien€ altro che un imitatore molto servile di Leonida Tarantino u. s. w.". Der
Anfang von VII, 423 ist aus Kallimachos Ep. 16, 1 entlehnt. Ueber seine
Nachahmungen des Pindaros vgl. Kaibel Comm. Momms. a. a. O. Epigr.
Gr. S. 787. Auch in diesem Punkte ist die Forschung noch keineswegs
abgeschlossen. Anspielungen auf Zeitgenossen sind fast gar nicht vor-
handen: ob der VII, 241 beklagte Ptolemaeos der Sohn des Philometor ist,
scheint trotz der Verbesserung Reiskes (V. 4. 'Av8Q6(ia%og statt ävdgo-
[icc%OLg, vgl. Polyb. XXXIII, 5, 4) nicht so ausgemacht, wie Weigand S. 25
meint. Auf Beziehungen zu Rom würde IX, 567 (innerhalb einer mele-
agrischen Reihe), ein der Tänzerin Antiodemis gewidmetes Huldigungs-
gedicht, weisen, wenn wirklich der Sidonier, auf den allerdings der Stil
passt, der Verfasser ist.
186) Die Untersuchung hierüber ist auch nach der neissigen Arbeit
Settis noch keineswegs zum Abschlüsse gediehen, zumal da dieser gar zu
schematisch nach drei Gesichtspunkten: Satzbau, volltönende Epitheta und
Dialekt (der bei dem Sidonier meist dorisch ist) operirt. Neue Kriterien
bringt Kaibel, der schon in den Comm. Momms. über das stilistische
Unvermögen des Thessalonikeers richtig geurtheilt hatte, Hermes XVII. 1882.
S. 421 — 423. Ein Epigramm (VII, 6) ist mit geringen Abweichungen auch
inschriftlich erhalten (s. Kaibel Ep. Gr. 1084, der auch im Index die
Nachahmungen der Epigramme des Dichters anführt).
Meleagros aus Gadara. 555
Meleagros aus Gadara, der Urheber der, so weit unsere
Kunde reicht, ältesten Epigrammensammlung, ist im Ganzen schon
oben187) abgehandelt. Er spiegelt in seinen eigenen, zum Glück,
wie dort bereits bemerkt ist, recht zahlreich erhaltenen Epi-
grammen den Geist seiner Zeit auf das Vollkommenste wieder 187b).
Recht im Gegensatz zu dem feierlich pathetischen Ton seines
Vorgängers Antipatros, den er nur in wenigen Gedichten be-
wahrt1870), gefällt er sich darin in zierlicher und leichter Sprache188)
und in zahlreichen Variationen seine Liebesverhältnisse zu feiern189).
187) C. 2. S. 46 f.
187 b) Auf die Vorgänge im Seleukidenhause sei hier nur beiläufig hin-
gewiesen.
187°) VI, 163 (deutliche Nachahmung des Antipatros 323, der seiner-
seits -wieder von Leonidas IX, 322 abhängt). VII, 421 (scherzhaft fingirte
Inschrift auf seinem eigenen Grabe). 428 (vgl. Antipat. 426). Auch VII, 182
und 468 erinnern in ihren klangvollen Wendungen an den Ton des Anti-
patros.
188) Als ein Muster unter vielen sei V, 182 (wozu der Anfang 187 ist)
angeführt. Charakteristisch ist die Vorliebe für die Anapher z. B. V, 144. 147.
Langgezogene Sätze im Stile von Antipatros sind gemieden.
189) Aufzählung derselben in einer Leporelloliste VII, 197. 198, aber
nicht vollständig. Die schöne Demo scheint einen Juden dem Dichter vor-
gezogen zu haben, s. V, 160 (mit pikantem Schluss). Auf ebendieselbe sind
zwei Gegenstücke verfasst V, 172. 173. Die schöne Timo (Timarion) wird
später, als sie gealtert ist, in recht zweideutigen Wendungen spöttisch mit
einem Schiffe verglichen: 204. Recht hübsch ist der Liebesbrief an Phanion
(XII, 53 (Wortspiele mit dem Namen, 82 u. 83), mit Unrecht in die Movocc
nccidi'nj] gesetzt), der lebhaft an die Situation der kallimacheischen Phyllis
(s. Knaack Anal. Alex.-Rom. S. 35. A. 48) erinnert. Aber weitaus die
meisten erotischen Epigramme sind den beiden Mädchen Zenophila und
Heliodora gewidmet, deren Reize in unerschöpflichen spielenden Wen-
dungen zu feiern der galante Dichter nicht müde wird. Auf Zenophila
gehen z. B. V, 139. 140. 144. 151 (Bitte an die Mücken die Geliebte zu
schonen). 152 (Mücke als Liebesbotin mit scurrilem Schluss). 171 (er be-
neidet den Becher, an dem Z. genippt). 174 (Wunsch als Traumgott zu ihr
zu kommen). 195 u. 196 (dreifache Gaben der Chariten an Z.). Noch tiefer
ging wohl die Neigung zu der anmuthigen Heliodora, der er auch nach
dem Tode ein Andenken bewahrte; ein schönes, warm und tief empfundenes
Epitymbion steht VII, 476. Gedichte auf H. sind z. B. V, 136. 137. 141
(namenlos, aber sicher von M.). 143. 147. 148. 155. 157. 163 (auf eine Biene,
die Heliodoras zarten Leib berührt). 165 (Anrede des eifersüchtigen Dichters
an die Nacht). 166. 214 (ganz orientalisch: Heliodora spielt mit seinem
Herzen Ball; es erinnert an Dinge, die Goethe Westöstl. Divan S. 285
Loep. bespricht). 215 (Bitte an Eros die Liebesglut zu stillen; XII, 19
unverschämt interpolirt, s. A. 197). Ein genaueres Resume giebt Sainte-
556 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Man hat ihn mit Recht den griechischen Ovid genannt190); was
ihn von dem römischen Dichter unterscheidet, ist eine fast modern
anmuthende Sentimentalität191). Seine Metrik ist strenge nach
den besten Mustern gehandhabt192). Nachdem er in seiner Jugend
eine Sammlung von Gedichten auf schöne Knaben herausgegeben
hatte 193); wandte er sich im Alter von dieser Richtung ganz ab 194)
Beuve Revue des deux mondes 1845. S. 1018 ff. in einem zwar oberfläch-
lichen, aber auch noch jetzt recht angenehm zu lesenden Aufsatze. Ganz
richtig wird u. A. bemerkt: „de la subtilite, de la maniere sophistique, du
mauvais goüt, il en a certes beaucoup trop", aber auch „sa tendresse meme
et son tour d' Imagination hardie et vive" hervorgehoben. Ueber Heliodora sagt
er S. 1020: „Vamour de Meleagre pour Heliodora s'est eleve ä quelque chose
de plus particulier et de plus senti dans Vordre du coeurt(. Ueber die ge-
liebten Knaben s. A. 193.
190) Wer zuerst diese Bezeichnung aufgebracht hat, ist mir unbekannt.
Sainte-Beuve hat sie schon. S. 1025 heisst es: „ce qui est sür, c'est
qu'apres avoir lu Meleagre (und Philodemos hätte er hinzusetzen müssen),
on comprend mieux Ovide u. s. w."
191) Z. B. in V, 166 und in V, 8 (einer sentimentalen Klage eines ver-
lassenen Mädchens). Die Sentimentalität ist zwar in der hellenistischen
Kunst weit verbreitet (s. Heibig Campan. Wandgemälde S. 244 ff.; vgl.
aach oben C. 3), bei M. aber trägt sie obendrein noch den Charakter einer
gewissen orientalischen Ueberschwänglichkeit an sich.
192) A. Dittmar De Meleagri Macedonii Leontii(!) re metrica, Königs-
berg 1886. 8. (Doctordiss.) ist eine dürftige und schlechte Arbeit, die nur
in den tabellarischen Zusammenstellungen einen bedingten Werth hat.
Gemäss dem lebhafteren Charakter der meleagrischen Poesie überwiegen
im Hexameter im Allgemeinen die Daktylen (ihrer sind etwa dreimal so
viel als Spondeen) und die trochaeische Caesur; in den beiden ersten Stellen
freilich halten sich Daktylen und Spondeen so ziemlich die Wage (nach
Dittmar [S. 18] 261 : 175 und 222:214, dann aber sinkt das Verhältniss
zu Ungunsten des Spondeios, so dass es an vierter nur noch 339 : 97 ist.
Etwas anders scheint der Pentameter gebildet zu sein. Das stimmt also
mit den von Kai bei (Comm. in hon. Momms. a. a. 0.) dargelegten Ge-
setzen, die bei den guten alexandrinischen Dichtern gelten, überein. So-
dann scheint M. der erste der nachkallimacheischen Dichter gewesen zu
sein, der die von Kaibel Philodem. "epigr. S. V entwickelte Regel über
den sogenannten trochaeischen Hiatus im strengen Anschluss an Kalli-
machos genau befolgt hat (zwei Ausnahmen zählt Wentzel a. a. 0. S. 24
auf: V, 198, 6, wo Kaibel mit Unrecht eine Verderbniss annimmt, und
XII, 82, 2; dazu kommt der von Kaibel a. a. 0. selber aufgeführte leichte
Verstoss in XII, 53, 3), die anderen Fälle sind entschuldbar.
193) Dies erkannte schon Reiske Notit. poet. S. 243, während Iacobs
Anth. Gr. S. XLII f. mit Unrecht meint: „non est . . . cur eum duplicem
Anthölogiam condidisse dicamusu. Das Einleitungsgedicht ist (vgl. C. 2.
A. 150b) noch in der Movoa 7tctidwr\ XII, 256 erhalten; die Namen der
Meleagros aus Gadara. 557
und stellte als rechter Epigone einen „Kranz" älterer und neuerer
epigrammatischer Dichtungen, dem er seine eigenen einmischte,
und zwar, wie gleichfalls schon früher195*) berichtet ist, für seinen
Freund Diokles zusammen19515). Von diesem Kranze sind noch
manche Trümmer in der Anthologie des Konstantinos Kephalas
erhalten196), während die ältere Sammlung zum Theil in die
sogenannte Movtia Ttcudixtf Stratons aufgenommen ist197).
Knaben sind wie später die der Dichter gleichsam zu einem Kranze an-
einandergereiht. Auf Tyros als den Ort der Abfassung, wo M. seine
Mannesjahre zubrachte (VII, 418, 2 rjvdQcoosv d' lsqcc ds^afisvrj ps TvQog,
vgl. C. 2. A. 142), weist der Schluss hin. Die meisten Gedichte sind dem
schönen Myiskos gewidmet (XII, 23. 59. 65. 70. 101. 106. 110. 144. 154.
159. 160). Ausser den XII, 256 aufgezählten Lieblingen finden sich aber
zerstreut noch eine ganze Reihe anderer, zu denen aus dem jetzt von Stern-
bach Anth. PI. app. S. 58 (auf Grund eines neuen Lemmas in den von
ihm benutzten beiden römischen Handschriften, s. A. 222) dem M. zu-
ertheilten Epigramm (= A. P. XII, 79) Antipatros hinzukommt. Desgleichen
gehört ihm das Epigramm auf Myiskos Cramer Anecd. Paris. IV. 385, 11 ff.,
s. Dilthey De epigr. Gr. quibusd. syll. min. Göttingen 1887. S. 4—7 (vgl.
A. 222).
194) V, 208 und noch entschiedener XII, 41:
ovkstc (iol &r\Q(ov y q a. <p s x a i nctXbg ovd' b 7tvqavyr}g
nqiv Kots, vvv d' i]dr) daXog 'AnoXXoöotog.
CTEQyco ft"r\Xvv sgcora' dcccvtQcoyXcov 8s 7iis6[ia
XaOTavQoav [isXetco noiybSGiv cclyißccTcugj
wo die erste Zeile deutlich auf seine frühere Sammlung hinweist (Theron
wird XII, 41. 60. 96. 141 gefeiert, Apollodotos ist nur aus dieser Stelle
bekannt). Dass diese Verhältnisse sich durchaus nicht auf unschuldige
Galanterien beschränkten, sondern einen sehr realen Hintergrund hatten,
ergiebt sich unter Anderem aus dem frechen Epigramm XII, 95 (mit merk-
würdigem, noch nicht ganz aufgeklärtem Schluss), in welchem die Lüstern-
heit des Dichters wohl den grössten Triumph feiert.
195 a- b) C. 2. A. 150. Ueber Diokles s. C. 19. S. 509 f. Es ist bezeichnend,
dass in den erhaltenen Trümmern kein Gedicht des M. von Knabenliebe
handelt; auch von anderen Dichtern hat er nicht allzu viele, die dieses
Thema berühren, aufgenommen.
196) Ueber die äussere Anordnung müssen wir uns auf Vermuthungen
beschränken, da Konstantinos Kephalas (s. A. 222) schwerlich noch den
ursprünglichen Zrecpccvog in Händen gehabt hat. VII, 194 — 203 weisen
Anordnung natu gtoi%blov (wie das Scholion zu IV. p. 81 [s. C. 2. A. 148
und besonders unten A. 222] sagt, welches Flach Hesych. Mil. Prolegg.
S. XVIII auf den Onomatologos des Hesych. zurückführt) auf. Vgl. Iacobs
Anth. Gr. VI. S. XL1I: „Meleagri enim coronam quamvis dissölvit et discer-
psit Constantinus Cephdlas, carminibus secundum argumenta in capita quae-
dam descriptis" (s. A. 222), „in nova tarnen dispositione prior üle ordo non
558 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Ausser der Sammlung des Meleagros mögen übrigens in
verhältnissniässig früher Zeit noch ähnliche Florilegien bestanden
ita turbari potuit, ut omnia eius oblitterarentur vestigia: quin idem elemen-
taris ordo vel in Planudea, in qua tarnen longe artificiosior est distributio"
(s. A. 222), „in multis locis apparet, ubi Planudes plura simul epigrammata
ex Constantini Anthologia in suam transtulit' und S. XLIIlf., wo es in
Bezug auf die ausdrückliche Erklärung des Philippos (s. A. 199) A. P. IV,
2, 3 f., dass sein „Kranz" dem des M. nachgeahmt sei, heisst: „iam ex hac
imitationis professione merito colligas Philippum etiam in disponendis car-
minibus ordinem a Meleagro probatum adoptasse; eamque suspicionem con-
firmat Vat." (d. i. Pdlat., s. A. 222) „Codex, in quo ordinem alphabeticum
observatum videmus etiam in Ulis carminibus, quae non aliunde quam ex
Philipp'i Anthologia desumta sunt". Wie oberflächlich aber der späte Sammler
dabei zu Werke gegangen ist, zeigen VII, 195 und 196 (MslsccyQov), Spiele-
reien auf eine anQig, die jetzt ganz verkehrterweise unter den Epitymbien
stehen. Eine grössere Reihe auf einander folgender Dichter aus der vor-
meleagrischen Zeit pflegt ein Stück aus dem „Kranze" zu kennzeichnen,
doch sind spätere Interpolationen durchaus nicht ausgeschlossen. Erkannt
hat dies Verhältniss zuerst Passow Jahrb. f. Ph. II. 1827. S. 61 = Verm.
Schrr. S. 196, dann Weigand Rhein. Mus. III. 1845. S. 662 ff. (vgl. A. 222),
zuletzt ist die Composition der Sammlung des Kephalas in tabellarischer
Form dargelegt von Weisshäupl a.a.O. S. 2— 13 (Kranz des M.) und S. 25 ff.,
der aber im Einzelnen zu weit geht. Sehr hübsch ist die Vermuthung von
Dilthey bei Finsler Unters, (s. A. 1 und 222) S. 152. A. 1, dass VII, 418
den Schluss der Sammlung oder eines Abschnitts derselben gebildet habe;
nur das Letztere jedoch kann richtig sein, vgl. Prop. I, 22. Ovid. Amor.
III, 13.
197) Vgl. A. 222. Die ganz unverschämten Entstellungen, welche in
unserem 12. B. der Anth. Pal. mit Dichtungen des M. vorgenommen sind,
fallen aber nicht dem Straton zur Last, sondern erst einem der Sammler,
aus denen dies Buch ausgezogen ist, oder auch erst dem Epitomator selbst,
mag dies nun Konstantinos Kephalas selber oder ein Anderer gewesen sein;
denn jedenfalls ist dies Buch kein unmittelbarer und blosser Auszug aus
Straton, s. A. 222 u. bes. Weisshäupl S. 43 — 45. Am Schlimmsten ist
XII, 19 auf einen Knaben Heliodoros umgearbeitet aus dem schönen Gedicht
V, 215 auf Heliodora (s. A. 189). Sternbach Melet. I. S. 66 (wiederholt
App. S. 58) bekommt es fertig die handgreifliche Umarbeitung dem Posei-
dippos zuzuweisen und das <xQ%hvnov für eine Nachahmung (!) des Meleagros
zu erklären. In ähnlicher Weise ist mit V, 96, von dem das ursprüng-
liche Schlussdistichon jetzt als besonderes Gedicht XII, 113 figurirt, ver-
fahren. XII, 147 ist der Name Heliodora merkwürdigerweise stehen ge-
blieben. Ebenso gehören 53. 82. 83 nicht in die Movacc naidiv.ri. — Zu
den C. 2 A. 149 genannten unächten Epigrammen kommen noch hinzu:
XI, 213 (auf Phaborinos, vgl. Wolters Rhein. Mus. XXXVIII. 1883. S. 102.
A. 1). VII, 79 (vgl. Graefe Specialausg. S. 134. Meineke Del. S. 172—174)
und auch wohl 470 (AvtiitdtQov Plan.) so wie 352 (adrjXov, dl de MtXsctygov,
Ehrenrettung der Töchter des Lykambes, ganz abweichend von der sonstigen
Diodoros Zonas. Archias von Antiocheia. 559
haben. Eine obendrein nicht ganz sichere Spur des von Stobaeos
benutzten Urflorilegiums führt allerdings erst auf das erste
oder zweite Jahrhundert nach Chr.198)
Jedenfalls ist schon etwa zur Zeit des Caligula in Nach-
ahmung des meleagrischen Kranzes der des Philippos von
Thessalonike199) entstanden200), in welchem auch eine Anzahl
älterer, hier noch zu behandelnder Epigrammatiker aufgenommen
waren.
Ueber Diodoros Zonas, wie schon gesagt, muthmasslich
den ältesten Dichter in diesem Kranze, s. C. 35. A. 154b — 154 d.
Zu dem Kreise Ciceros gehören ausser
Archias von Antiocheia201), den Philippos nicht berück-
Art des M.). Nicht minder spricht Dilthey De epigr. syll. S. 10 ihm mit
Recht das einst vielgepriesene Idyll slg to sag IX, 363 ab (welches Wilamo-
witz, wenn Knaack nicht irrt, dem Kyros von Panopolis zuweist): „iusta
enim ecphrasis est ad rhetorum praecepta facta". Ein kleiner Zuwachs ist
durch die neue von Sternbach entdeckte Sylloge (s. A. 222) gekommen:
es sind Epigramme, die in der ersten Sammlung standen.
198) S. Diels Eine Quelle des Stobaeus, Rhein. Mus. XXX. 1875.
S. 172 ff., der aus der Uebereinstimmung des Stobaeos mit dem Apologeten
Theophilos in einer Anzahl Lemmata mit Recht auf ein gemeinsames Ur-
florilegium geschlossen hat. Die Abfassucgszeit desselben wird nach unten
hin begrenzt durch die Erwähnung eines gewissen Simylos, welchen Meineke
mit dem bei Plut. Romul. 17 angeführten Verfasser eines Gedichtes auf
Tarpei'a (s. die Fragmente bei Bergk Anth. lyr.2 S. 168) identificirt hat.
Ganz sicher ist das nicht. S. Wilamowitz Euripid. Herakles I. S. 171.
A. 100: „Diels setzt das Urflorilegium in das erste Jahrhundert vor" (? viel-
mehr nach) „Chr., zwar auf einen ungenügenden Anhalt hin, aber in der
Sache hat er sicherlich Recht".
199) S. Iacobs Anth. Gr. VII. S. XLIII-XLVI. Vgl. A. 196.
200) Diese für alle in den philippischen Kranz aufgenommenen Dichter
ungemein wichtige Zeitbestimmung hat Hillscher a. a. 0. S. 413 ff. er-
mittelt. Die philippischen Reihen, kenntlich an der alphabetischen An-
ordnung, liegen bei Kephalas (s. A. 222) in weit besserer Gestalt vor als
die meleagrischen; offenbar ist von ihm oder doch in seiner unmittelbaren
Vorlage die Sammlung selbst noch benützt worden.
201) Iacobs S. 857—859. Hillscher S. 402 f. Vgl. oben C. 14. S. 408
mit d. Nachtr. Bd. I. S. 900. Zu den daselbst aufgezählten Epigrammen
kommt noch VII, 164 (wo Stadtmüller in der Rasur das ursprüngliche
'Aq%iov statt 'Avtmcczqov ZidtovCov gefunden hat) hinzu. Dass diese Epi-
gramme wirklich von Archias, dem Freunde Ciceros, der vergeblich auf
seine dichterische Verherrlichung durch diesen Stümper hoffte (ad Att.
I, 16, 25), verfasst sind, lässt sich nach den von M. Haupt angeführten
Gründen mit grösserer Sicherheit behaupten, als a. a. 0. geschehen ist.
560 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
sichtigt hat, der etwas bessere Thyillos202) und Ciceros Frei-
gelassener Tullius Laurea203), und auch Ciceros Freund
Q. Mucius Scaevola verfasste griechische Epigramme 203b).
Etwas älter scheint Pitholaos aus Bhodos gewesen zu
sein, von dem wir aber wenig wissen204).
S. jetzt noch Th. Reinach De Archia poeta, Paris 1890. 8. (ohne Kenntniss
der Arbeit Haupts), der zu demselben Resultat kommt. (Leider verläuft die
sonst brauchbare Arbeit in ganz haltlose Phantastereien über den mut-
masslichen Inhalt der verloren gegangenen Epen. So soll Plut. im Luculi.
die Mithridatika benutzt haben). Richtig bezieht Rein ach S. 29 (ausser
der Glosse Hesych. tpavatcc- tpaiütd [Cod. ipccvotu]. 'AQ%iccg[?]) auf ihn Cic.
de divin. I, 36, 79, wo von einem merkwürdigen Begebniss des berühmten
Schauspielers Roscius als Kind die Rede ist: atque hanc speciem Pasiteles
caelavit argento et noster expressü Archias versibus (also in einem ekphra-
stischen Epigramm, wie es scheint). Nach Ausscheidung von VII, 140
(A. Mccnedcvog). 278 (A. Ev&vxiov). 696. IX, 19. 111. 339 (A. MizvXr}vcciov).
IX, 91. X, 10 (A. vscozsqov) und einiger unsicherer: Y, 98 (adr}Xov, dl dl
'Aq%Cov). IX, 27 (A., dl ds IlaQ^EvCmvog). 64 (Aav.XriTiia.8ov [richtig], dl de
'Aq%iov). Plan. 154 {Aovy.iavov, dl ös 'Aq%lov) bleiben 24 (21 bei Reinach,
der VII, 164 und 165 nicht mitzählt und VI, 195 dem Dichter aus nichtigen
Gründen abspricht), die die herzlich geringe Befähigung dieses Quasipoeten
genügend erkennen lassen.
202) Iacobs Catal. S. 949 (nimmt unrichtig an, dass der Name Satyr<i>us
Thyillus laute nach dem planudeischen Lemma zu X,5, wo Hillscher
S. 403 wohl richtig schreibt: ZarvQOv r] GvtXXov). Haupt Opusc. III.
S. 205. 207. Auch mit diesem hatte Cicero kein Glück (ad Att. I, 16, 16.
epigrammatis tuis quae in Amaltheo posuisti contenti erimus, praesertim cum
et Thyillus [so Kays er und Haupt statt Ghilius] non reliquerit etc. 61 ge-
schrieben [vgl. I, 12, 2]; 6 Jahre zuvor war er noch in Rom: ad Att. I, 9, 2).
Erhalten sind VI, 170 (einfach). VII, 223 (auf eine Tänzerin Aristion). X, 5
nach einem bekannten Gedichte des Tarentiners Leonidas (X, 1), auf welches
Cicero selbst gelegentlich anspielt (s. Knaack Coniect. S. 7 f.).
203) Iacobs Catal. S. 907. Hillscher S. 403. Er war Freigelassener
Ciceros und überlebte ihn, s. Plin. N. H. XXXI. §. 7 (welcher seine lateinischen
Distichen auf eine heisse Quelle, die nach Ciceros Tode in seiner Villa zu
Puteoli hervorbrach, aufbewahrt hat, vgl. Baehrens Frgm. poetar. Roman.
S. 317). Epigramme in der Anth. sind von ihm: VII, 17 (auf Sappho). 294
(leonideisches Motiv). XII, 24 (plump).
203 b) Erhalten ist noch IX, 217 (aus dem Kranze des Philippos).
S. Haupt Opusc. I. S. 211—216. Th. Reinach a. a. O. S. 43.
204) Hill s eher S. 401. Sehr böswillige Epigramme auf Caesar er-
wähnt von ihm Sueton. Caes. 75, einen ganz hübschen Witz hat Macrob.
Saturnal. II, 2, 13 aufbewahrt. Bentley hat nachgewiesen, dass er der-
selbe ist wie Pitholeon bei Horat. Sat. I, 10, 22, vgl. Kiessling z. d. St.
und Hertz Rhein. Mus. XLIII. 1888. S. 314.
Pitholaos. Philodemos. Krinagoras. 561
Ziemlich viel dagegen wissen wir von dem besten Dichter,
den Philippos in seinen Kranz aufgenommen hat, nämlich
Philodemos aus Gadara, über den jedoch schon im Obigen
wesentlich alles Erforderliche dargelegt ist205). An Eleganz und
raffinirter Feinheit des Ausdrucks übertrifft er noch Meleagros;
von allen in den Kranz des Philippos aufgenommenen Epi-
grammatikern ist er bei Weitem der beste und hat, um dies hier
noch nachzutragen, auch auf die Jugendpoesie des Ovidius einen
bedeutenden Einfluss ausgeübt205b).
Krinagoras206), Sohn des Kallippos 207) , aus Mytilene
kam zweimal als Gesandter seiner Vaterstadt nach Rom, 45
und 25; danach muss er zwischen 70 und 65 geboren sein208).
205) S. C. 32. S. 277 f. Neues Material ist seitdem nicht hinzugekommen,
denn der Versuch Sternbachs App. S. 89 f. in dem erotischen Epigramme
des Rufinas V, 18 einen Widerhall des von Horat. Sat. I, 2, 120 mit ersicht-
lichem Behagen angeführten Ausspruches des Ph. zu finden muss als ganz
verfehlt zurückgewiesen weiden. (Auch die Aenderung in 1 6oßudcov für
coßccQcov ist verkehrt, vgl. 3. Ebenso wenig dürfte allerdings die bei Suse-
mihl a. a. 0. A. 221 ausgesprochene Beziehung auf V, 132- = Fr. XV
Kaib. und die von ihm gebilligte Annahme Prell er s über dies Gedicht
richtig sein).
205 b) S. darüber die einzelnen Nachweisungen bei Kai bei a. a. 0.
Ep. IV und Pseudo-Ovid. Her. XVII, 61 gehen auf ein gemeinsames be-
rühmtes Original (Kallimachos) zurück.
206) Iacobs S. 876 — 878. Geist Krinagoras von Mytilene, Giessen
1849. 8. (eine ihrer Zeit höchst achtbare, jetzt durch die neueren Forschungen
überholte Arbeit), Rubensohn Crinagorae Mytilenaei epigrammata, Berlin
1888. 8 (das Hauptwerk, nach welchem hier die Epigramme citirt werden,
in den chronologischen Ansätzen freilich mehrfach verfehlt). Nachträge
(Lesarten des Planudes) bei Sternbach Crinagorea, Wiener Stud. XII.
1888. S. 206 — 221. Eine erhebliche Bereicherung hat dann unser Wissen
durch wichtige inschriftliche Funde erfahren: Cichorius Rom und Mytilene,
Leipzig 1888. 8 (Habilitationsschrift, vgl. die in unnöthiger Gereiztheit ge-
haltene Rec. Rubensohns Berl. ph. Woch. VIII. 1888. Sp. 1535—1539,
1566 — 1572, 1602—1608). Römische Staatsurkunden aus Mytilene, Sitzungs-
ber. der Berl. Akad. 1889. S. 953—973 mit dem sehr wesentlichen Zusätze
M o m m s e n s S. 973 ff. , bes. 980 , vgl. C. 35. A. 222. 224 ff. H i 1 1 s c h e r
S. 421— 425. Dilthey Symb. crit., Göttingen 1891. S. 1—5.
207) Der Name des Vaters ist nur inschriftlich erhalten, s. Cichorius
R. u. M. S. 13. 43.
208) Man könnte auch 75 und 65 setzen, doch war Potamon, der Führer
der ersten Gesandtschaft, welcher etwa von 75 vor bis 15 nach Chr. lebte
(s. C. 35. A. 231), wohl ohne Zweifel älter als er. Diese erste Gesandt-
schaft ist nunmehr von Mommsen a. a. 0. S. 975 ff. gegen Cichorius
Scsemihl, griech.-alex. Litt. -Gesch. IL 36
562 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Wahrscheinlich erreichte er ein hohes Alter209). Als Haus-
genosse der Octavia210) und in naher Beziehung zum kaiser-
richtig datirt. S. C. 35. A. 224. Auf dieser Reise nimmt K. unter acht
Gesandten die siebente Stelle ein (s. Cichorius R. u. M. S. 13), die fünfte
Jirjs MciTQ^oxXeovgy, (die Ergänzung ist gesichert durch die neugefundene
Inschrift). Sehr überzeugend vermuthet Cichorius a. a. 0. S. 53, dass dieser
Name in Ep. 18, 5 (na.idl yccg ov rvfißcp AIH.E vnsd-riyiaro ßmlov) enthalten
sei; dieses Epigramm ist auf einen jungen Sklaven Namens Eros gedichtet,
der auf der Seefahrt gestorben war und in einem schmucklosen Grabe auf
den oxeischen Inseln, welche auf der Fahrt berührt wurden, beigesetzt
ward. Dies wäre also das älteste Gedicht (aus d. J. 45). Rubensohns
Bedenken (Addenda S. 122) erledigen sich durch die Verbesserang Ditten-
b ergers Deutsche L.-Z. 1889. Sp. 1646 (rv^ßov — ßooXa). Ob 46, welches von
Rubensohn S. 42 seinem metrisch-prosodischen Kanon zu Liebe der ersten
Reise (vgl. auch Cichorius a. a. 0. S. 53) zugewiesen wird, wirklich auf
dieser entstand, ist ganz ungewiss, s. Hills eher S. 421. Als gereifter
Mann und an hervorragender Stelle (unter zehn Gesandten der dritte)
ging er nach zwanzig Jahren zum zweiten Mal als Abgesandter seiner
Vaterstadt, 25 oder vielmehr bereits 26, und zwar diesmal nach Tarraco,
wo sich Augastus gerade aufhielt (16. Mai = 12. Juni; 25 war die Gesandt-
schaft bereits in Rom). Auf spanische Verhältnisse beziehen sich, wie
Cichorius den scharfsinnigen Vermuthungen Geists folgend, im Einzelnen
nachzuweisen versucht: Ep. 39. 15 (auf den Tod eines gewissen Seleukos
in Spanien). 34 (auf ein von Augustus in den Pyrenäen gebrauchtes Bad).
Während der Kaiser in Tarraco krank zurückblieb, begrüsste K. den An-
fang 25 zur Vermählung mit der Kaisertochter Iulia aus Spanien zurück-
kehrenden Marcellus am Tage der ersten Bartabnahme mit Ep. 11, das
also damals in Rom entstanden sein muss (s. Rubensohn S. 11 f.
Cichorius a. a. 0. S. 56). Offenbar kurz vor 25 ist Ep. 43 verfasst, in
welchem K. von einer Fahrt nach Italien spricht (er werde zu Freunden,
von denen er schon lange fern gewesen, gesandt) und den ihn be-
freundeten Geographen Menippos um seinen bewährten Rath für die weite
Seereise bittet. Ueber die falsche Ansicht Rubensohns S. 9 (der
auch nach Bekanntwerden der von Cichorius entdeckten Inschrift in
den Add. S. 123 und Berl. ph. Woch. a. a. 0. Sp. 1607 seltsamerweise an
seiner verkehrten Auffassung festhält) vgl. Hillscher S. 422, Cichorius
a. a. 0. S. 59.
209) Wenn die (übrigens bereits von Geist Zeitschr. f. d. Alterthums-
wiss. 1849. Sp. 40 und Wolters Rhein. Mus. XLI. 1886. S. 845 zweifelnd
ausgesprochene) Deutung der Selene in Ep. 19 auf die jüngere Kleopatra
(der auch Ep. 28 auf die um 20 v. Chr. [s. C. 33. A. 326] gefeierte Hoch-
zeit des Iuba mit ihr gilt, s. Rubensohn S. 13. Cichorius a. a. 0. S. 57)
bei Rubensohn Berl. ph. Woch. a. a. 0. Sp. 1605 f. richtig ist, so muss
dieses Trauergedicht auf den Tod der Fürstin etwa 2 n. Chr. oder wenigstens
nicht viel früher (s. C. 33. A. 328 ff.) fallen, also in die letzte Lebenszeit
des K.
Krinagoras aus Mytilene. 563
liehen Hofe211) feiert er die hochstehenden Personen in einer
zahlreichen Menge von Gelegenheitsgedichten, die nicht des
210) Die Beziehungen zu der edlen, feingebildeten Schwester des
Kaisers werden auf der zweiten Gesandtschaftsreise während des. römischen
Aufenthaltes angebahnt sein. Ihrem Sohne Marcellns sendet der Dichter
ein Exemplar der Hekale und verheisst ihm gleichen Ruhm wie dem
Helden des Gedichtes (Ep. 41). Gegen Cichorius S. 54, der dieses
Huldigungsepigramm unbedingt vor den cantabrischen Krieg setzen will
(etwa 29/8), da sonst der Dichter unhöflicherweise die Thaten des Mar-
cellus in Spanien ignoriren würde, s. Mommsen S. 981: „Auch nach der
Rückkehr war ein solcher Wunsch keineswegs c einfach unhöflich'. Viel-
mehr war es recht höflich oder recht höfisch dem, der eben die be-
scheidenen Lorbeeren in Spanien gepflückt hatte, Theseus Ruhm in Aussicht
zu stellen". Ausser Marcellus feiert K. auch dessen Schwester, die lieb-
liche Antonia. Ihr sind gewidmet Ep. 29, das Begleitgedicht zu einer
Sammlung von Lyrikern, aus unbestimmter Zeit (Cichorius S. 57 ver-
muthet 26 v. Chr.), Ep. 8, Gebet für die glückliche Entbindung, wegen
der bedeutsamen Erwähnung des Drusus, der Livia und der Octavia vor
dem Tode der Letzteren 11 v. Chr. verfasst (s. Rüben söhn S. 13; für
Sept. 15 entscheidet sich Cichorius S. 58), Ep. 12, „die Perle unter den
Gedichten des Krinagoras": der Dichter sendet Rosenknospen, die mitten
im Winter erblüht sind, dem schönen Mädchen als Geburtstagsgeschenk
(da dieser Geburtstag nach Vers 3 f. kurz vor ihre Hochzeit fiel, so nimmt
Cichorius S. 57. A. 2 an, dass das Epigramm vor Anfang 15 verfasst
ist). Welche Stellung K. im Hause der Octavia eingenommen hat, lässt
sich mit den uns zu Gebote stehenden Mitteln nicht mehr entscheiden.
Rubensohn S. 12 meint, dass er Hauslehrer derselben gewesen sei; das
ist aber nicht erweislich, und die Thatsache, dass K. in einem Stimmungs-
bilde (Ep. 27) seine verfehlten Hoffnungen und Träume auf Reichthum be-
klagt, dass er kleine Geschenke an vornehme Römer schickt (Ep. 4. 5, vgl.
Rubensohn Add. S. 121) und Anderes, was Rubensohn Berl. ph. Woch.
a. a. 0. Sp. 1603 näher ausführt, sind immerhin nicht beweiskräftig genug,
um auf die äusseren Verhältnisse des Dichters, der übrigens ein Haus auf
Lesbos (Ep. 44, vgl. Cichorius S. 50) und einen Sklaven (Ep. 14) besass,
sichere Schlüsse zu ziehen. Andererseits schiesst Cichorius S. 48 eben-
falls weit über das Ziel hinaus; vor Allem ist seine Annahme, K. habe
seine intimen Beziehungen zu Octavia und ihrem Hause im Dienste der
höheren Politik zu Gunsten seiner Vaterstadt verwandt, ganz entschieden
abzuweisen (vgl. Rubensohn a. a. 0. Sp. 1568 f.).
211) „Von Antonia übertrug K. seine Zuneigung auf ihren Sohn Ger-
manicus, den verschiedene (?) Gedichte betreffen" (Cichorius S. 57);
sicher bezeugt ist nur Ep. 31, das von Rubensohn (nach sachlichen
Gründen Mommsen s) entgegen seiner früheren richtigen Ansicht auf den
Feldzug des jüngeren Germanicus gegen die Cherusker, Chatten u. andere
Völker, 15/16 n. Chr. bezogen, von Hillscher S. 423 f. auf den (auch von
Horatius Carm. IV, 4 gefeierten) Drusus Germanicus gedeutet und als Be-
36*
504 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Reizes entbehren212), jedenfalls von dem üblichen Servilismus
ziemlich frei sind213). Andere Themen, welche der Dichter be-
handelt, zeigen freilich, dass er sich von der damals grassirenden
Manier der griechischen Dichterlinge auch nicht ganz fern hält214).
grüssungsgedicht für den Triumphator ins Jahr 12 v. Chr. gesetzt ist. Der
Triumph des Tiberius 8 v. Chr. wird Ep. 49 verherrlicht. Von den sicher
auf Augustus zu beziehenden Gedichten ist oben A. 208 die Rede gewesen.
Ep. 24 ist von Mommsen und Rüben söhn S. 22 (mit geringer Ab-
weichung) auf die Niederlage im Teutoburger Wald, dagegen mit unzweifel-
haft richtiger Widerlegung dieser Annahme von Hillscher S. 422 (der die
ursprüngliche Lesart NeiXov statt 'Ptjvov in Vers 3 wieder zu Ehren ge-
bracht hat) und wohl mit Recht auf eine im Jahre 24 erlittene Schlappe
in Aegypten (s. Mommsen Rom. Gesch. V. S. 394. Strab. XVII 820) ge-
deutet. Dieses Gedicht, welches den Todesmuth eines römischen Kriegers
(Vers 3 ist mit Scaliger "Aggiog statt "Aqsog zu schreiben) verherrlicht,
kann in Rom noch in demselben Jahre entstanden sein, als K., aus Spanien
nach der Hauptstadt zurückgekehrt, daselbst die Ankunft des Kaisers er-
wartete. — Von anderen vornehmen Römern preist er den reichen Sallustius
Crispus wegen seiner Freigebigkeit Ep. 48 (s. Rüben söhn S. 17 und
Dilthey a. a. 0. S. 1—4, welcher den Text glücklich verbessert hat).
Ep. 47 enthält die Aufforderung an einen (italischen?) Stube nmenschen die
eleusinischen Weihen zu schauen (s. Rubensohn S. 11). Die Abfassungs-
zeit beider Gedichte ist nicht mehr zu bestimmen.
212) So vor allen das mit Recht vielgepriesene Ep. 12 (s. A. 210);
auch 33 (pulcherrimum Carmen nach Peerlkamp), in welchem das un-
bedingte Vertrauen auf die Macht des Augustus ausgesprochen ist (s. Hill-
scher S. 425 gegen Rubensohn S. 21) erhebt sich zu Schwung und
Pathos.
213) Um so merkwürdiger erscheint Ep. 32, ein zorniger Protest gegen
die von Caesar nach Korinth geführte Freigelassenencolonie, offenbar
während der durch Caesars Tod hervorgerufenen Reaction 44 — 42 ge-
schrieben. „Denn dass die Mytilenaeer auch nach der von Caesar erlangten
Begnadigung gut pompeianisch gesinnt blieben und nach dem Umschlag
der Dinge der an ihn abgesandte Lesbier seine Pfeile gegen den Todten
richtete, ist nur in der Ordnung". (Mommsen Sitzungsb. a. a. 0. S. 890
gegen Cichorius a. a. 0. S. 51 und Buecheler Rhein. Mus. XXXVIH.
1883. S. 511, der das Verdienst hat eine richtigere Erklärung des Epi-
gramms angebahnt zu haben). Vgl. noch Rubensohn S. 7 und Berl. ph.
Woch. a. a. 0. Sp. 1603 f. Wann das Gedicht auf den Tod des Günstlings
der Kleopatra, des Akademikers Philostratos (Ep. 23) entstanden ist, lässt
sich nicht ausmachen: unsichere Vermuthungen bieten Rubensohn S. 10
und Cichorius S. 55. Auf lesbische Dinge und Ereignisse beziehen sich
Ep . 9. 10. 34. 44 (Genaueres über sie giebt namentlich Cichorius
S. 48-50).
214) Beschreibungen von Inseln, z. B. Ep. 42, ungewöhnliche Todes-
fälle 20. 21 u. a. Erotisch sind Ep. 2 und 35.
Krinagoras aus Mytilene. 565
Seine Veistechnik ist iin Anschluss an die Gesetze der alexan-
drinischen Dichter recht strenge215), merkwürdig lax jedoch in
den Hiaten216), die Sprache ersichtlich dem Vorbilde des Homeros
nachgeahmt217), doch öfter gekünstelt und dunkel218). Als
Stimmungsbilder aus dem Anfange der römischen Kaiserzeit
sind die erhaltenen Epigramme219) recht werthvoll; namentlich
durch die jüngsten inschriftlichen Funde sind sie ins rechte
Licht gesetzt.
Mit der Person des Krinagoras greift die Geschichte des
griechischen Epigramms schon in eine Zeit hinüber, deren Be-
handlung ausserhalb des Rahmens von diesem Werke liegt. Doch
sei diese Periode wenigstens im Allgemeinen gekennzeichnet mit
den Worten eines Kenners220):
„Die Epigrammatiker, deren wir (freilich) eine sehr grosse
Zahl kennen, sind meistens dürftige Nachfahren des Leonidas
von Tarent, oder besser des armseligen Archias(?), Freigelassene
oder Clienten vornehmer römischer Häuser, die Geburtstage und
Abenteuer, Lieblingsthiere und Schaustücke ihrer Gönner in
mehr oder minder pointenlose Disticha setzen und im Uebrigen
ihre Virtuosität im Variiren fremder Motive zeigen; bestenfalls
ind sie, wie Diokles und Adaios, zugleich asianische Rhetoren
nd schwimmen also in dem breiten Strome, der, aus Karien
und Phrygien stammend, in Rom munter weiter plätschert, ob-
215) S. darüber die sorgfältigen Ausführungen Kubensohns S. 28— 38.
216) S. Rubensohn S. 39 ff. Leider hat sich derselbe durch seine
werthvollen Ergebnisse verführen lassen nach ihnen eine Chronologie der
Gedichte aufzubauen, welche verfehlt ist (vgl. auch Dilthey a.a.O. S. 4).
217) Vgl. darüber den sorgfältigen Index Rubensohn s.
218) Darauf weist schon sein freundschaftliches Verhältniss zu dem
nicht unbeträchtlich älteren (s. C. 4. A. 99 mit d. Nachtr. hinter diesem
2. Bd.) Parthenios hin, dem Liebhaber von iffropmt ^ivoci ncci ux^mtoi
(s. C. 4. A. 114), „welcher, wie wir C. 4. A. 104 sahen, ein eigenes nach
ihm betiteltes Gedicht verfasste, vermuthlich schon zur Zeit der ersten
Gesandtschaftsreise, s. Hill scher S. 397. 421" (Susemihl). Ein besonders
dunkles Epigramm, das jetzt verloren ist, beutet der Schwindler Ptole-
maeos Chennos in seiner gewohnten Art aus. S. Rubensohn S. 102 f.
219) Unächt sind von den überlieferten 51 Epigrammen 16, 37, 46, 50,
wahrscheinlich auch 26. S. Rubensohn S. 46—60. Add. S. 118. 122.
220) Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 173. So richtig indessen seine
Schilderung im Allgemeinen ist, so weisen doch Einzelne, wie z. B. der
Typus dieser Gattung Antipatros von Thessalonike etwas erfreulichere Züge
in der Handhabung des derbrealistischen Spottgedichtes auf. S. darüber die
Bemerkungen Settis a. a. 0.
566 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
gleich da nicht bloss Apollodoros von Pergamon und Caecilius
bessere Theorien aufgestellt haben, sondern die schalsten Römer
immer noch kräftig gegenüber diesen Gallen sind. Das ist der
Strom, der am Anfang des folgenden Jahrhunderts die formalen
Forderungen des Atticismus mit in sein Programm setzt und
dann in Gestalt der hadrianischen Sophistik das ganze Stilgefühl
und die ganze Litteratur und Gelehrsamkeit des Alterthums ersäuft".
Schliesslich sei noch erwähnt, dass uns eine ganze Anzahl
theilweise recht eleganter Epigramme aus dem 3. bis 1. Jahrh.
inschriftlich erhalten ist, die aus der Fülle der werthlosen Stümper-
arbeiten herauszuheben ein verdienstliches Werk sein würde221).
Aber auch die genaue Sonderung und Sichtung der im Obigen
behandelten Epigramme gehört noch zu den frommen Wünschen
der Philologie, welcher allerdings erst nach Vollendung einer
kritischen Ausgabe der Anthologie mit Heranziehung aller Hülfs-
mittel erfüllt werden kann222).
221) Sie finden sich zerstreut in den Sammlungen Kaibels Epi-
grammata Graeca ex lapidibus conlecta. Berlin 1878. 8. Nachträge dazu
im Rhein. Mus. XXXIV. 1879. S. 181-213. (Hoffentlich erscheint bald eine
vermehrte Auflage). Allen Greek versification in inscriptions , Papers of
the American school at Athens V, Boston 1888. S. 174—204 trägt die
seitdem entdeckten , bis in die Mitte des zweiten Jahrh. v. Chr. reichenden
nach. Vgl. auch R. Wagner Quaestiones de epigrammatis Graecis ex
lapidibus collectis grammaticae, Leipzig 1883. 8. (Doctordiss.). S. 4. Anm.
Ausserdem s. Puchstein Epigrammata Graeca in Aegypto reperta, Strass-
burg 1880. 8. Doctordiss. = Diss. phil. Argentor. IV. S. 1—78. Auf das
Eine und Andere hat Wilamowitz bei Kaibel gelegentlich aufmerksam
gemacht; vgl. noch dessen Lectiones epigraphicae , Göttingen 1885. 4. S. 15
über ein besonders hübsches (Mitth. d. athen. Inst. VIII. S. 23).
222) „Die Anthologie ist ganz vorzugsweise in zwei byzantinischen
Sammlungen auf uns gekommen. Die ältere und weitaus bessere, die uns
in dem berühmten Heidelberger Cod. Palatinus 23 erhalten ist und daher
Anthologia Palatina genannt wird, stammt aus dem Ende des 9. oder dem
ersten Anfange des 10. Jahrh., und ihr Urheber war Konstantinos
Kephalas, welcher, wie Henrichsen (s. u.) entdeckte, nach Georg.
Logothet. p. 806 Muralt. 880 Bonn. i. J. 917 die hohe Würde des JI^coto*
7tcc7tccg, d. h. des obersten Palastgeistlichen bekleidete. S. lacobs Anth.
Gr. Bd. VI. Proleg. S. LXI— LXXIX und bes. Finaler a. a. O. mit den
Berichtigungen von Wolters in dessen Diss. (s. A. 1) S. 9 ff. Vorwiegend,
wie es scheint, ist sie bereits in der jüngeren, welche der Mönch Maximus
Planudes im 14. Jahrh. veranstaltete, ausgezogen, doch sind in dieser
auch manche Epigramme von anderweit her hinzugethan. Sein eigner
Codex ist noch in Venedig vorhanden (Mareianus 481). Der Palatinus
(s. über ihn auch Hase b. Duebner I. S. XII ff.) ward im dreissigjährigen
Die Anthologie. 567
Kriege mit den meisten anderen Schätzen der Heidelberger Bibliothek
als Beute fortgeschleppt und kam 1623 als Geschenk Maximilians von
Baiein an Papst Gregor XV, in zwei Theile auseinandergerissen, nach Rom
(daher früher Vaticanus genannt) und von da 1797 nach Paris, bis er 1816
nach Heidelberg zurückgegeben wurde, so jedoch, dass der zweite Theil
(von p. 615 = B. 14 ab) versehentlich in Paris (= Suppl. 384) gelassen,
in Heidelberg aber später durch gute photographische Abzüge ersetzt ist,
s. das Ausführlichere hierüber und über die muthm assliche frühere Ge-
schichte des Codex bes. b. Rose Anacreontis Teii quae vocantur GviinoziKa
rj[iicc[ißia2, Leipzig 1886. S. III. VIII. XI und Wolters Diss. S. 5—9. Er
ist, was Graux in der Rec. v. Finsler Rev. crit. 1877. IL S. 245—249 =
Notices bibliographiques etc. S. 47—52 mit Unrecht (s. Wolters a. a. 0.
S. 14 f) bestreitet, von zwei verschiedenen Händen A (bis p. 452 und von
p. 645 bis 707) und B im 11. Jahrh. geschrieben, aber doch keineswegs,
wie Finsler S. 118 — 121 nachzuweisen versuchte, aus zwei verschiedenen
Exemplaren (indem A sein Werk durch Einfügung von B zu vervollständigen
trachtete) zusammengestückt, sondern, wie Wolters a. a. 0. S. 15 — 18 gegen
ihn gezeigt hat, eine gemeinsame, einheitliche Arbeit beider Schreiber;
eine dritte Hand ist die des sogenannten Lemmatisten, von dem aber nur
die meisten auf den Inhalt bezüglichen Lemmen und Scholien und ein
paar andere Zuthaten stammen (s. Finsler S. 142 — 158, doch s. u.), eine
vierte die des Correctors, welcher mehrfach auch das vom Lemmatisten
Geschriebene verbessert, übrigens mit zwei verschiedenen Federn, Dinten
und Schriftzügen, also zu zwei verschiedenen Zeiten (wie Graux richtig
schliesst) gearbeitet und nach seiner eignen Angabe (wie wiederum Graux
richtig gegen Finsler geltend macht) nur bis p. 273 für seine Berichtigungen
eine somit offenbar nur bis dahin (VII, 432) reichende Copie, welche der
Archivar Michael von der eignen Handschrift des Konstantinos angefertigt
hatte, zu Grunde gelegt, für seine sonstigen Correcturen also ein oder
mehrere andere, vollständigere Exemplare benutzt hat. Denn dort hat er
folgende zwei Randbemerkungen beigeschrieben: (ecogy ads inxarjX xov
XccQtocpvXcc'Kog und scog ade xä xov hvqov [Li%ar}X xov fiaytccQixov (? [tu mit
einem Compendium) TtsQiu%ov intyQÜ^iLaxa axtvcc tdio%siQeog avxbg syoccipsv
t'x tfjg ßißXov xov nscpaXcc, eine dritte acog cods ccvxsßXrj&ri ^Qog xb avxt-
ßoXiv (1. avxißoXiov = avxiyqacprO xov %vqov ili%uy]X -)£ Hat di-caQ&tod'rj xlvcc,
nXr\v oxi hcchsivo ccpccXfiaxa eI%ev stammt nach Finsler und Graux gleich-
falls von seiner Hand (nämlich seiner grösseren Schrift), nach Wolters
a. a. 0. S. 10 freilich von einer fünften. Vgl. Finsler S. 30—37 mit der
Berichtigung von Graux S. 248 = 51 und Wolters a. a. 0. S. 9 f. (Graux
a. a. 0. glaubt übrigens die Schriftzüge von noch anderen Händen als jener
vierten hie und da bemerkt zu haben). Eine spätere, sehr junge Hand hat
namentlich die letzten Blätter von p. 708 ab beschrieben. Von A bereits
(s. Graux S. 248 = 60 gegen Finsler S. 151 f., der das Scholion zu
p. 81 dem Lemmatisten zuschreibt) rühren die sonstigen den Kephalas be-
treffenden Scholien her: p. 81 (I. S. 54 Duebn.) zum Einleitungsgedicht des
Meleagros, wo es unmittelbar nach den C. 2. A. 148 angegebenen Worten
heisst: aXlci Kmvaxavxlvog 6 enovo^a^o^Evog KscpctXccg 6vve%bbv ccvxu cccpo-
Qiaccg stg nscpccXaia dictcpooci, \\yovv a^omxa tdicog xai a.vccQ-spaxiy.cc xca iru-
568 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
ZVflßlU %al t7tl8ElKZlW.ee , G>$ VVV V7C0ZEZCCKZCCI SV Z<p TZCtQOVZl TIVKZIG) , p. 273
z. VII, 429. zovzo zb E7icyQ(X(i^cc 6 Kscpaläg ngoEßdlszo iv zij cxoXrj zrjg
viccg iwulrjöiccg (letztere ward 876 unter dem Kaiser Basileios dem Make-
donien begonnen und 881 eingeweiht, s. Muralt Essai de chronogr. byzant.
S. 456. 461) inl zov (lawaqiov ([tccHCCQizov Heck er) Tqr\yoQ(ov zov (xayi-
ozoqos, p. 254 z. "VII, 327. (lEzsyaccyr) nccocc rqrjyoQLOv zov (icckuqlzov di-
dccOKccXov ii; ctvzov zov («| ccvzrjs zfjg der Corr. am Rande) Iccgvccwog, p. 255
z. VII, 334. evQS&rj 8s iv Kv^Cwcp' zov 8s Ttoir\Gavza. ov yiyvcoawco. syqäcprj
8s wccl zovzo bfiOLCog tzccqcc zov (iccHccQizov TqriyoQiov Kctfiipinov (? Kctfiipi-
Y.l£ovzog las Paulssen, vgl. Hesych. Ha^tpi-HL^ovaa' ßccQßccQi£ovGct)' o&ev
ccvzö wen b Kscpalcig ev zotg ETiiyoccuauciv sxcc£sv: Kephalas erhielt also
mehrere Epigramme von seinem Lehrer Gregorios, der sie von den Steinen
abgeschrieben hatte. Im Uebrigen ist die Untersuchung über seine Quellen
und die Anordnung seiner Sammlung nach Iacobs nicht eben sehr wesent-
lich durch die sonst verdienstlichen Arbeiten von Pas so w De vestigiis
Coronarum Meleagri et Philippi in Anthologia Constantini Cephalae, Breslau
1827. 4. = Opusc. acad. S. 176—197 Ueb. die neuesten Bearbeitungen der
griech. Anthol., Jahrb. f. Ph. II. 1827. S. 58—74. III. 1828. S. 39-57 =
Verm. Schrr. S. 194—222 (Rec. v. Iacobs Del., Weicherts Chrestom.
und der beiden letzten Bände von de Bosch, 8. u.) und Weigand De
fontibus et ordine Anthologiae Cephalanae, Rhein. Mus. N. F. III. 1845.
S. 161—178. 541—572. V. 1847. S. 276—288 weiter gefördert worden, desto
mehr durch Henrichsen Om den palatinske Anthologies Oprindelse,
Alder og Forhold til Maximos Planudes's Anthologie, Danske Videnska-
bernes Selskabs Skrifter. Hist. og Philos. Afdeling IV. S. 144 ff., Kopen-
hagen 1869. 4., wenn derselbe auch zum Theil über das Ziel hinausschiesst
(s. u.), und Wolters Rhein. Mus. XXVIII. a. a. 0. (s. A. 1), welcher zu-
gleich Henrichsens Abh. (die ich nur aus der seinen kenne) so sorg-
fältig benutzt hat, dass es einer besonderen Lektüre derselben nicht mehr
bedarf. In der Handschrift gehen p. 1 — 48 voran des Paulus Silentiarius
Ekphrasis der Sophienkirche und die Eklogen des Gregorios, dann folgen
im 1. B. christliche Epigramme, im 2. die Ekphrasis des Christodoros, im
3. Epigramme aus Kyzikos, im 4. die Einleitungsgedichte des Meleagros»
des Philippos (vgl. A. 199 ff.) und des Agathias, der seine Anthologie be-
reits sachlich angeordnet hatte (s. Iacobs a. a. 0. S. L — LX. Wolters
Rh. M. a. a. 0. S. 107 ff.), im 5. die erotischen, im 6. die anathematischen,
im 7. die epitymbischen Epigramme, von denen Iacobs mit Unrecht die
des Theologen Gregorios (von Nazianz) , trotzdem dass dieselben am Rande
des Codex p. 326 (1. S. 546 Duebn.) ausdrücklich als fiiqog xi zäv £7iizv[i-
ßtoav ETtiyqai^iuzcov bezeichnet werden, als 8. B. abgetrennt hat, im 9.
(um bei dieser einmal geschehenen Abtrennung zu bleiben) die epideikti-
schen, im 10. die protreptischen, im 11. die sympotischen und skeptischer),
im 12. der Auszug aus der Movou naiduiri des Straton von Sardes (etwa
wohl aus der Zeit des Hadrianus, s. Iacobs a. a. 0. S. XL VI— XLIX), aber
freilich nicht (s. u.) aus dieser allein, im 13. Epigramme in verschiedenen
Versmassen (Rest einer Sammlung, die nach Philippos, aber vor Kephalas
angelegt wurde, unrichtig beurtheilt von Wolters a. a. 0. S. 110—113,
s. Wilamowitz Hermes XX. 1885. S. 62. A. 1), im 14. arithmetische Probleme,
Die Anthologie. 569
Räthsel, Orakel, endlich p. 665—707 eine Masse vermischter Dichtungen,
unter ihnen Anakreonteen und Wiederholungen aus dem Vorigen: man hat
hieraus seit Iacobs als ein 15. B. das auf p. 665—675. 694 f. 706 f. Stehende
ausgesondert. Der voraufgeschickte Index stimmt in mehreren Stücken hiezu
nicht: wenn die Erörterung dieses Punktes bei Wolters Diss. S. 21 — 25
das Richtige getroffen hat, so hatte der Sammler (und dazu passt ß. 4)
selbst Meleagros, Philippos und Agathias als Quellen bezeichnet, obgleich
er, wie bereits Passow Opusc. S. 180 und Weigand a. a. 0. III. S. 168
zeigten, sicher den Erstgenannten nicht mehr in Händen hatte (s. A. 196)
und, wenn Wolters a. a. 0. S. 25 ff. (der dies jedoch selbst nicht sicher
zu behaupten wagt) Recht hat, nicht einmal mehr den Agathias (wenigstens,
wie Weisshäupl a.a.O. S. 26. A. 1 zeigt, schwerlich noch „in unzerrüttetem
Zustande"), geschweige denn den Philippos, sondern seiner Zeit näher
liegende byzantinische Sammlungen. Was annähernd schon Iacobs und
vollständiger Weigand erkannten, dann aber freilich wieder fahren Hessen,
das hat Wolters Rhein. Mus. a, a. 0. mit Benutzung Henrichsens er-
wiesen: die Anthologie des Kephalas enthielt nur das 6. bis 12. Buch (das
12. als Anhang); alles Voraufgehende und Nachfolgende sind spätere Zu-
thaten. Und selbst ob das 8. und 12. bereits auf ihn zurückzuführen sind,
hat gegen Wolters aufs Neue Sternbach Melet. S. 17 ff. bestritten;
jedenfalls ging Henrichsen (dem Graux beistimmte) mit seiner Be-
schränkung auf das 5# bis 9. (nach jenem Scholion zum Anf. des 4.) zu
weit. Und so tragen denn auch die erhaltenen kurzen Einleitungen zum
6. bis einschliesslich 12. B. alle denselben Charakter an sich und sind ohne
Zweifel, wie wiederum schon Iacobs sah, aus denen des Sammlers selbst
ausgezogen, während die einzige sonstige, die zum 14. B., entschieden
gegen sie absticht. Neben der zum 7. steht übrigens noch am Rande:
ccq%yi tmv innv^ißumv iniy qcc^i [id x<av , a>v iaxsdiccaev Kvqig (1. -nvQLog) Kcov-
6xavztvog b KscpaXäg, b ikxhccqios "aal ccsi[ivr]6tog xui tQinöQ'ritog ctv&QOMiog.
Sehr verdient hat sich endlich neueste ns Weisshäupl a. a. 0. S. 1 — 50
(gegenüber Wolters, der immer nur von einer grossen älteren byzantini-
schen Sammlung als Quelle des Konstantinos spricht) durch seine genaueren
Untersuchungen über die Arbeitsweise des Kephalas gemacht, der nach den-
selben als ein flüchtiger Compilator erscheint (dessen Flüchtigkeit es vor-
wiegend auch ist, welche die Einmengung der vielen nichtepitymbischen
Epigramme in das 7. B. verschuldet hat) und durch die bestimmtere Unter-
scheidung der Sammlungen und sonstigen Quellen, aus denen er schöpfte.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen muss man bei Weisshäupl selber
nachlesen, da sie sich in der Kürze nicht wiedergeben lassen. Uebrigens
vgl. oben A. 196. Hier kann nur hervorgehoben werden, dass er zunächst
die Mischung aus Meleagros und Philippos auf eine besondere Sammlung
zurückführt, VII, 327 — 340 sämmtlich aus Gregorios herzuleiten geneigt
ist, als Quellen des 12. B. zwei Sammlungen annimmt, eine, welche fast
nur Epigramme des Straton, und eine, welche grösstentheils solche anderer
Dichter umfasste, dass er zeigt, wie wenig wirkliche, von den Steinen
entnommene Epigramme in den Kränzen des Meleagros und Philippos und
in der Anthologie des Agathias enthalten waren. Völlig sicher ist unter
seinen Resultaten auch dies, dass Kephalas auch den La. Di. nur mittelbar
570 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
benutzt hat, wobei es noch ganz besonders interessant ist, dass die Ge-
dichte VII, 83—133 mit Ausnahme von 106. 108. 109 ganz in der Reihen-
folge wie in den Bioi cpiXooocpcov des Letzteren (nur dass 130. 131 jetzt
dort fehlen) nach den Büchern und Capiteln geordnet, also aus diesen
(mittelbar) entnommen sind. Vgl. die sonach irrthümliche Notiz des
Correctors zu VII, 85 (gegen den Lemmatisten , der dies Epig. dem La. Di.
zuschreibt): nXrjv ndvta Aioysvovg slol tov xcöv cpiXo60(p(ov ßiovg dvayqcitpa-
usvov und die zu ihrer Aufklärung (denn die IJdfifistqog enthielt nur eigne
Epigramme des La. Di.) dienende confuse p. 222: tautet tä sniyQd^ficcta in
tH\q 7tcc(i[istQOV s^sXsyrjauv AasQtiov Aioysvovg in tfjg ßißXov trjg iniyQacpo-
fisvrjg ßi'cov cpiXooocpcov (der Corrector hielt also Beides fälschlich für
einerlei). — Die Sammlung des Planudes aber (vgl. Iacobs a. a. 0.
S. LXXX— XC. Wolters Rh. M. a. a. 0. S. 107 f.) zerfällt in 7 Bücher,
von denen das 1. die epideiktischen, das 2. die skoptischen, das 3. die
epitymbi sehen, das 4. die Epigramme stg ftscov dydXfiata kocI dvdgav Gtr\Xctg
%cci £(ä<Qv [logydg neu eti stg tonovg (wie die Ueberschrift lautet), das 5.
die Ekphrasis des Christodoros, das 6. die anathematischen und das 7. die
erotischen Epigramme umfasst. Jedes derselben mit Ausnahme des 5. und
7. ist in Capitel je nach den Gegenständen in alphabetischer Ordnung ge-
theilt, so dass also z. B. im ersten Buch das 1. stg dyöövccg, das 2. stg ä(i-
nsXov , das letzte sig cogeeg ist. Sehr begreiflicherweise sind die erotischen
und besonders die paederastischen Epigramme stark beschränkt: vor dem
7. B. steht: sv tads rc5 sßdofia tfi^ßati 7tSQis%stai sxaiQiv.d tivee dnoyQ's-
y(iutcc, td (isv ws iyucotiict tu ds <bg sniGtoXal td ds cos oiv sxaotov stv%sv,
oacc (irj 7tQog tb döSfivotSQOv ncci ataxQOtSQOv dnonXLVSi. td ydg toiavta
noXXd sv reo dvtiygdcpco ovxct nuQsXms , cpr}6iv, 6 ÜXavovdrjg. Es kann
kaum einen Zweifel leiden, dass die Vorlage {dvtiyqatpov), von welcher
Planudes hier spricht, die Anthologie des Kephalas war, und die auffallend
häufige Uebereinstimmung seiner Lesarten mit denen vom Corrector des
Palatinus beweist, dass auch er eine unmittelbare Abschrift von dem Ur-
exemplar derselben, freilich eine andere vor sich hatte, s. darüber F ins ler
S. 37 — 82. Aber die von Brunck Anal. Praef. S. IV aufgestellte und be-
sonders von Iacobs und Finaler S. 118—122 (vgl. S. 83 ff.) vertheidigte
Meinung, dass er Alles von dort entnommen habe, dieses sein Exemplar
also viel vollständiger als die Heidelberger Handschrift gewesen sei, ist
mit Recht von Kaibel Herrn. X. 1876. S. 1 ff. (vgl. C. 13. A. 64) u. Andern
bestritten und von Wolters Diss. S. 25—36 (vgl. S. 15-18, s. o.). Rh. M.
a. a. 0. S. 109 widerlegt worden, welcher wohl mit Recht annimmt, das3
Planudes dieselben Quellen wie Konstantinos (richtiger: theilweise die-
selben) auch unmittelbar benutzt habe, wenn schon er dafür, dass derselbe
jedenfalls nicht minder die Sammlung des Letzteren ausbeutete, Diss. S. 34'f.
einen neuen und schlagenden Beweis beibringt. Obendrein hat Planudes,
wie Sternbach App. S. VIII entdeckte, seiner ursprünglichen Sammlung
offenbar aus anderer Vorlage noch einen Anhang hinzugefügt (f. 81 v —
100 r), welcher den vier ersten Büchern entspricht und in dieselben Capitel
eingetheilt ist. Auch Suidas aber hat aus Kephalas geschöpft. Wie unsicher
vielfach namentlich die Bezeichnungen der Dichter im Palatinus so wie bei
Planudes sind, darüber genügt es hier auf das wiederholt in den vorauf-
Die Anthologie. 571
gehenden Anmerkungen Angegebene hinzuweisen: Kephalas, Michael, der
Corrector des Palatinus, Planudes u. s. w. sind öfter blossen Vermuthungen
nachgegangen, s. bes. Finsler S. 123—141, vgl. W. Engel De quibusdani
anthologiae Gr. epigrammatis , Elberfeld 1875. 4. — Lange Zeit war nur
die Anthologie des Planudes bekannt, die man daher auch schlechtweg
Anthologia Graeca nannte. S. über die Ausgaben derselben u. s. w. Iacobs
a. a. 0. S. XC — CXXXII1. Die erste und verhältnissmässig beste ist die von
Ianus Laskaris, Florenz 1494. 4. Es folgten die Aldina I, Venedig
1503. 8., die Iuntina, Florenz 1519, die Aldina II, Venedig 1521, die
Ascensiana, 1531, dann der erste Erklärungsversuch von Opsopoeus
In Graecorum Epigrammatum libros quatuor annotationes, Basel 1540. 4.,
die weit erheblichere erklärende Ausg. von Brodaeus, Basel 1549 fol.
(mit dem Text der Aid. 1), die Aldina III, Venedig 1550/1, die Ausg.
von Stephanus, Paris 1566. 4. (mit einem Anhang einiger anderer, viel-
leicht mittelbar aus dem Palat. stammenden Epigramme und kurzer An-
merkungen), die bei Wechel, Frankfurt 1600 fol. und zuletzt die von
de Bosch mit der hier zuerst veröffentlichten lat. Uebers. v. Hugo Gro-
tius, Utrecht 1795—1822. V. 4. (der 4. u. 5. Bd. enthält die Observationen
des Herausgebers, der 5. ist nach dessen Tode von van Lennep besorgt).
Die Anmerkungen von Huet sind hinter der 4. Ausg. seiner Poemata,
Utrecht 1700. 12. gedruckt, die Conjecturen von Scaliger und Casau-
bonus konnte Iacobs benutzen. Erst Salmasius entdeckte, da er als
junger Mann, nur 18 Jahre alt, 1606 nach Heidelberg kam, dort den
Palatinus, erkannte nach den betreffenden Scholien die Herkunft von Ke-
phalas, schrieb sich die bei Planudes fehlenden Gedichte und Anderes aus,
nutzte seinen Fund zu allerlei gelegentlichen Bemerkungen und theilte
Anderen aus seinen Sammlungen mit, aber zu einer Herausgabe kam es
weder durch ihn selbst noch durch Andere: seine von Buch er in ein
Exemplar der Wechelschen Ausg. der planud. Anthol. eingetragene Collation
hat erst Duebner verwerthet, s. u. Ueber ihn und die nun folgenden
Arbeiten s. Iacobs a. a. 0. S. CXXXHI— CLXXXIV. Es entstanden Ab-
schriften aus den Auszügen von Salmasius, so der sogenannte Barberinus
von L. Holstein, aber auch aus dem Codex selbst, theils unvollständige,
theils vollständige, von denen die Sylburgs (Vossianus) die ältste war.
Zu dieser Art gehören ferner die sehr unvollständige, von Reiske (s. u.)
benutzte, aber für vollständig gehaltene Leipziger und namentlich die
wirklich vollständige und verhältnissmässig genaue Gothaer von Spalletti.
Bedeutende Vorarbeiten zu einer neuen Ausgabe machte Dorville, von
denen er aber nur Einiges hie und da veröffentlicht hat. Nicht erheblich
war die Herausgabe von 154 Epigrammen bei Iensius hinter seinen Lucu-
brationes Hesychianae, Rotterdam 1742. 4., desgleichen abgesehen von der
Praefatio die von 22 durch Leich Sepulcralia carmina, Leipzig 1746. 4.
(nach d. Leipz. Abschr.). Ungleich mehr leistete Reiske nicht so sehr in
der Herausg. der erotischen Epigramme in den Miscell. Lips. IX. 1752, als
in der der epitymbischen und anathematischen: Anthologiae Graecae a
Constantino Cephala conditae libri tres, Leipzig 1754. 8. Oxford 1766,
desto weniger Ch. Ad. Klotz Stratonis aliorumque . . . epigrammata, Alten-
burg 1764. 8. I. G. Schneider Periculum crit. in Anthologiam Constantini
572 Sechsunddreissigstes Capitel. Lyrik und Epigramm.
Cephalae, Leipzig 1772. 8. ist schon A. 134 erwähnt. Toup arbeitete mit
Erfolg auf dem Gebiet der Conjecturalkritik. Geradezu Epoche machend
aber wirkte nach dieser Richtung hin Brunck: Analecta veterum poeta-
rum, Strassburg 1772—1776 (2. A. 1785). III. 8. trotz seiner unzureichenden
Hülfsmittel und seines Mangels an strenger Methode. Seine Ausgabe sollte
neben Anderem alle erhaltenen Epigramme umfassen, und er ordnete sie
nach den Dichtern in chronologischer Folge. Dieselbe Anordnung behielt
Iacobs Anth. Gr., Leipzig 1794—1814. XIII. 8. bei, mit welchem eine
ganz neue Periode beginnt, bezeichnet aber sehr richtig die Missstände
dieses Verfahrens (Bd. 1—4 enthält den Text, Bd. 5 Indices, Bd. 6—12
nächst den für alle Folgezeit Grund legenden Prolegomena die Animadver-
siones, Bd. 13 Berichtigungen, Nachträge, Register und den Catalogus
poetarum). Dann Hess er aber auch die erste vollständige Ausg. der Anth.
Palat. nach der Abschrift von Spalletti folgen: Anth. Gr. ad fidem co-
dicis Pal., Leipzig 1813 — 1817. III. 8., welcher eine Correctio nach einer
namentlich in Bezug auf die Unterscheidung der Hände (für die schon
Salmasius mehr geleistet hatte, doch s. Finsler S. 7 f. A. 8) ungenügen-
den Vergleichung des Originals mit dieser Abschrift von Paulssen an-
gehängt ist. Eine zweite Ausgabe von Duebner, Paris b. Didot 1864.
1872. II. Lex. 8. (der 3. Bd. v. Cougny 1890 ist werthlos, s. Kaibel
Deutsche L.-Z. 1891. Sp. 582 f.), bei welcher namentlich auch die Vor-
arbeiten von Boissonade, Chardon de la Rochette und Bothe und
Mittheilungen von Iacobs und die theil weise Collation der Handschrift
durch Salmasius benutzt und als 16. B. die nicht durch die Anth. Pal.,
sondern durch Planudes überlieferten Epigramme beigegeben sind, hat das
Mögliche geleistet, was sich ohne eine erneute, wirklich genaue und er-
schöpfende Vergleichung des Palat. erreichen Hess. Aber eine solche und
eine auf sie gegründete und auch alles andere Material erschöpfende wirk-
lich kritische Ausgabe ist dringend nothwendig: sie wird von Stadtmüller
erwartet. Ein einigermassen genaueres (übrigens nach dem Obigen von
Graux und auch von Wolters hie und da nicht unwesentlich berichtigtes)
Bild des Codex haben wir erst durch den von Sternbach vielfach sehr
ungerecht behandelten Finsler erhalten. Ueber die älteren Chrestomathien
s. Iacobs Proleg. S. CXXVIII— CXXX, von neueren mögen ausser dem
Delectus von Meineke noch der von Iacobs, Gotha 1826. 8. (dessen
Proleg. vor Duebners Ausg. wieder abgedruckt sind) und die von Kanne,
Halle 1799, Weichert, Meissen 1823. 8., Geist, Mainz 1838. 8. und
Burchard, 1839 erwähnt sein, an krit. Beiträgen ausser den A. 1 schon
angeführten: R. Unger Krit. Studien zur gr. Anth., Zeitschr. f. d. Alterth.
1843. No. 73 f. 1844. No. 29 f. 1845. No. 51. Beiträge zur Kritik der gr.
Anth. (Friedländer Gymnasialprogr.) , Neubrandenburg 1844. 4. Piccolos
Observations sur l'Anth. grecque, Revue de philol. II. 1847. S. 305—335.
Karl Keil Zur gr. Anth., Bull, de la classe des sc. hist. etc. de St. Petersb.
XIV. 1857. S. 177—187 = Melanges gr.-rom. II. S. 36-50. Meineke
Philologus XIV. 1859. S. 33 f. XV. 1860. S. 140—142. XVI. 1860. S. 54—61.
Weinkauff Rhein. Mus. XXII. 1867. S. 135—137. Mähly Philologus XXV.
1867. S. 169-162. 533-537. 691-693. XXVI. 1868. S. 707-709. Z. f. d.
öst.G. XXXVII. 1886. S. 889 -891. 0. Jahn Philol. XXVI. S. 1 f. 17. XXVIII.
Die Anthologie. 573
1869. S. 1— 4. Ludwich Z. f. d. Ost. G. XXIX. 1878. S. 326— 332. 410-414.
481—488. 732—735. Rhein. Mus. XLT. 1886. S. 592—617. Jahrb. f. Ph.
CXXXV. 1887. S. 64. Polak Ad Anthologiae Pal. partem priorem, Mnemos.
N. F. V. 1877. S. 321 — 328. 430 — 438. VI. 1878. S. 215—224. 413-423.
Wilamowitz Parerga, Hermes XIV. 1879. S. 166— 168. Kaibel Sententiarum
Über primus, Herrn. XV. 1880. S. 449—464 und s. A. 1. Ellis On some
epigrams of the greek Anthology, Journ. of Philol. XL 1882. S. 23—29.
XVIII. 1890. S. 211—224. Dittenberger Zur gr. Anth., Herrn. XIX. 1884.
S. 242-245. Deutsche Uebers. v. W. E. Weber und Thudichum, Stutt-
gart 1838 — 1870. IX. 16. (Samml. v. Oslander und Schwab), französ. v.
Deheque, Paris 1863. IL 16, Auslesen von Herder, Iacobs Tempe,
Leipzig 1803. IL 8., verbessert in Verm. Schrr. 2. Thl., Gotha 1824, Regis,
Stuttgart 1856. 16. Zirkel Die arithmet. Epigramme der gr. Anthol. über-
setzt u. erläutert, Bonn 1853. 4. — Piccolos Supplement ä 1' Anthologie
grecque contenant des epigrammes et autres poesies legeres in^dites, pre-
cede d'observations sur 1' Anthologie etc., Paris 1853. 8. — Uebrigens finden
sich auch noch kleinere Sammlungen, die weder von Kephalas noch von
Planudes, sondern von deren gemeinsamer Quelle abhängig sind. So die
von Cramer Anecd. Paris. IV (1841). S. 366—388 aus einer Pariser Hand-
schrift des 13. Jahrh. (S = Suppl. 352) und die theilweise von Schneide-
win 1855 (s. A. 1) veröffentlichte (an Euphemios): von jener erkannte es
Meineke Anal. Alex. Epimet. XIII. S. 394—400, von dieser Schneidewin
selbst, beide unter Billigung von Kaibel Herrn. X. S. 1 ff. (s. o.), und
gegen den Widerspruch von Finsler S. 97 — 107 wiesen es Dilthey Ep.
Gr. in mur. p., Göttingen 1878. S. 19. A. 3 und Wolters Diss. S. 28—31
genauer nach. Ausserdem s. Dilthey De epigrammatum Gr. syllogis
quibusd. minorib., Göttingen 1887 über S, aus welchem er eine Nachlese
giebt und die verwandte Sammlung in B = Paris. 1630 aus dem 14. Jahrh.
Endlich hat Sternbach (s. A. 1) aus V, einem Cod. Vatic. 240 des 16.,
und M, einem Cod. Barberinus I. 312 des 14. und 16. Jahrh., in welchem
letzteren, übrigens schlechteren das Betreffende dem Planudes angehängt
ist, noch eine andere bekannt gemacht, von der im Obigen bereits wieder-
holt (s. A. 64. 193. 197. 205) die Rede war. Sie ist hauptsächlich zu dem
Zweck gemacht die von Planudes weggelassenen erotischen Epigramme zu
ergänzen, wiederholt aber auch einige von ihm aufgenommene Gedichtchen.
In einer Handschrift der planudeischen Sammlung hat Fulvius Ursinus
der obigen Inhaltsangabe des Planudes zum 7. B. hinzugefügt: aXXä ncci
xavxa iv ncdaim si6i naq' 'AyysXov xov KoXXcaxiov (vgl. Harles z. Fabricius
Bibl. Gr. IV. S. 430): hiemit scheint also der Archetypos dieser Sammlung
bezeichnet zu sein. Die dem Euphemios gewidmete in F (= Laur. LVII, 29
aus dem 15. Jahrh.) ist dagegen schon im Ausgang des 9. Jahrh. ent-
standen; der Schreiber von R = Paris. 2720, der sich selbst f. 161 v be-
zeichnet: iyQcicpr} nag' i[iov ßaQ&coXofuxiov xo[mc(qlvov fx xov nqüxov Iv
xfj cpXoQsvxia, hat nur einen Theil von ihr aufgenommen und demselben
Stücke einer anderen, in F voraufgehenden, etwa drei Jahrhunderte späteren
Sammlung beigemischt, s. Sternbach App. S. XIII— XVI. Demnächst zu
erwarten haben wir Th. Preger Inscriptiones Graecae metricae ex scripto-
ribus praeter Anthologiam collectae, Leipzig 1891". (Susemihl).
574 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
Siebenunddreissigstes Capitel.
Novelle. Roman. Brieflitteratur.
Nur anhangsweise kann hier noch einer Gattung von Unter-
haltungslitteratur gedacht werden, von der wir eben nicht viel
mehr als ihr Dasein wissen. Es sind dies die überaus schlüpfrigen
und schmutzigen Novellen, welche, unter dem angeblichen oder
wirklichen Namen des Aristeides von Miletos1) in mindestens
7 Büchern2) geschrieben und „milesische Erzählungen"
(MiXrjCiaxd) betitelt, eine Lieblingslectüre der Officiere des Crassus
bildeten3).
Aber auch wirkliche Romane mit eingehender Charakter-
zeichnung und glücklichem Ausgang gab es schon in der Alexan-
drinerzeit4). Wie sie genauer beschaffen waren, lässt sich freilich
1) S. Müller F. H. G. IV. S. 320—327. Schwerlich sind alle unter
dem Namen des Aristeides angeführten Schriften von demselben Urheber.
Sehen wir, wie billig, von den Schwindeleien des Verfassers der pseudo-
plutarchischen kleinen Parallelen (Fr. 1 — 21) vollständig ab, so bleibt
ausser verschiedenen Citaten, die sich auf keine bestimmte Schrift zurück-
führen lassen (Fr. 25—28) die Localgeschichte nsql KvLdov (Fr. 22—24
b. Schol. Pind. Py. III, 14. Seh. Theoer. XVII, 69. Steph. 'AquI) und
(Fr. 30 — 33) das Werk nsql nccQOifiicöv in mindestens 3 Büchern (Fr. 31
b. Ath. XIV. 641 a) übrig, in dessen zweitem Buch (Fr. 30 b. Steph. d<o-
doovrj) Polemon citirt war.
2) Fr. 29 b. Harpokrat. d£Qiir}GX7]g: dies ist das einzige Citat aus ihnen.
3) Plut. Crass. 32 erzählt von dem parthischen Gross wesir (Surenas)
nach dem Tode des Crassus: xrjv ysQovaCccv xmv UsXevusmv a&QOicccg sta^~
vsy%sv ocnoXacxct ßißXicc xdov 'Aqlgxslöov Milrjoiwiicov, ovxoi xovto ys ticcxcc-
ipsvaa^ievog' evqs&t) yccg iv xolg *Povgtiov Gnsvocpogoig, xai 7ioiQbC%£ xm
ZJovQTjva yiaQ'v ßq ig ai noXXa %al KccxctGucoipcit, xovg *Poo[icciovg, st [irjds itoXs-
fiovvxsg ans%SGQ'ca ngccy^ciXGiv %al yQct[ificcxcov dvvavxcct xoiovxcov. Lukian.
Amor. 1. neevv dr} [is vnb xbv oq&qov rj xmv anoXccGxcov gov öirjyrjiicctcov
atfivXr} Y.a.1 yXvyisia nsi&a) KccxrjvcpQavBv, mex' oXiyov 8siv 'AQLGXEidjjg ivo-
fii£ov elvcci xolg MiXrjGiccKoig Xoyoig vnsQ'nriXovfisvog. Ovid. Trist. II, 413.
iunxit Aristides Milesia crimina secum:
pulsus Aristides nee tarnen urbe sua est.
Aehnlicher Art waren vielleicht die „boeotischen Geschichten" des Paxa-
mos, s. C. 25. A. 49. S. auch d. Nachtr.
4) Diese Entdeckung verdanken wir Thiele Zum griechischen Roman.
Aus der Anomia, Berl. 1890. S. 124—133. S. bes. Cic. de inv. I, 19, 27.
Auct. ad Herenn I, 8, 12. Anon. Seguer. Rh. Gr. I. p. 435, 12 ff. Sp. In
der Zusammenstellung bei Rohde Gr. Rom. S. 351 f. A. 1, welcher trotz-
dem bereits S. 242—250 aus blosser Muthmassung im Wesentlichen das
Novelle. Aristeides von Miletos. Roman. 575
erst recht nicht sagen noch über ihren Ursprung irgend Etwas
ermitteln. Die Tendenzerfindungen eines Hekataeos, Euhemeros,
Richtige erkannt hat, fehlen gerade diese drei Hauptstellen. Bei Gelegen-
heit der Erzählung und Nebenerzählung (TzccQctdii'jyriGig) in der Gerichtsrede
kommen die Rhetoren auch noch auf alle ausserrednerischen Erzählungen
als eine dritte oder zweite Gattung zu sprechen. Völlig erschöpfend wer-
den von ihnen drei Arten unterschieden, das dirjyrj(icc (ivd-inov, lgxoqihov
und tt1ccg(x.ccxiy.qv oder dga(iaxLyi6v (Hermog. Prog. II. p. 4, 27 ff. Sp. Nikol.
Prog. III. p. 455 f. Sp.), lat. fubula, historia, argumentum (so auch Quintil.
II, 4, 2. Martian. Cap. p. 486 Halm). Denn unter den doc((ic(xiKcc oder
7ila6iiccxLY.cc dirjyrjLictzcc oder den argumenta werden alle erdichteten Ge-
schichten aus dem wirklichen Leben verstanden, sei es in dramatischer,
sei es in erzählender Behandlung, so dass ebenso gut die Fabel der
Komoedie und, wenn sie von dieser Beschaffenheit ist, auch die der
Tragoedie wie andrerseits jeder Roman, jede Novelle, jede Anekdote unter
diesen Begriff fällt. Vgl. auch was Sex. Math. I, 252 aus Asklep. (v. Myrl. ?
s. C. 26. A. 97) neql yQa(i(iccxLY,fjg berichtet: xqg yccQ iGxoqiccg xr\v (tev xivcc
cdrj&r) elvccC cpr\Gi xr\v de ipevdfj xrjv de ag dXrj&^, kccI dlrjd'ji (iev xr\v
7tQcc%xLyi7]v , tyevdrj de xr\v neql nXccGficcxa (welcher Ausdruck hier also anders
gebraucht ist als bei Hermog. und Nikol.) -accl (iv&ovg, <ng oclnd'ij de oi'a
icxlv 7] HcoiKpdia nccl ol Lii(ioi . Trotzdem findet sich nun aber in jenen
drei Hauptstellen noch eine vierte Art unorganisch angeklebt, die logisch
vielmehr unter die dritte gehören müsste, in der griechischen Quelle tftrj-
yr\6ig ßicaxLKr] genannt, wo denn zugleich für 7iXccG(ictxiytrj (offenbar aus eben-
diesem Grunde, weil auch die neue Art eine nXctGiiccxiy.i\ ist) vielmehr
7iSQi7csxiKri gesagt wird: nccl dl (Lew (näml. dirjyrjasig) enl hqixojv Xey6(Levcci,
dl de xaoK eccvxccg. ucci xmv (iev -naft' eccvxccg dl [iev eIgi ßuoxinai, dl de
igxoqihc<l, ccl de (Lv&iy.ccI, ccl de neQiTtexixcci, xcov de enl xqlxcov dl (iev x. x. X.
(es folgt die Sonderung der eigentlichen diriyr\Gig und der nccQocdir\yr]Geig),
in den beiden lateinischen Darstellungen durch die hier recht unpassende
Unterscheidung nach Sachen und Personen den drei anderen Arten gegen-
übergestellt:
Cicero: Auct. ad Herenn.:
narrationum gener a tria sunt : unum etc. narrationum tria gener a sunt: unum etc.
alterum etc. (die beiden Gattungen der alterum etc. (die beiden Gattungen der
narratio in der Gerichtsrede), tertium narratio in der Gerichtsrede), tertium
genus est remotum a civilibus causis, genus est id, quod a causa civili re~
quod delectationis causa non inutili motum est, in quo tarnen exerceri con-
cum exercitatione dicitur et scribiiur. venit, quo commodius Mas superiores
eius partes sunt duae, quarum altera narrationes in causis tractare possi-
in negotiis, altera in personis maxime mus. eius narrationis duo gener a sunt:
versatur. ea, quae in negotiorum ex- unum, quod in negotiis, alterum, quod
positione posita est , tris habet partis : in personis positum est. id, quod in
fabulam, historiam, argumentum, fa- negotiorum expositione positum est,
bula est etc. illa autem narratio, quae tris habet partis: fabulam, historiam,
versatur in personis, eius modi est, argumentum, fabulaestetc. illud genus
576 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
Ianibulos und Anderer mögen, so weit es sich dabei nur um die
Form handelt, lediglich als eine entferntere, die „troischen Ge-
schichten " des Hegesiauax als eine nähere Vorstufe in Betracht
kommen5), aber auch die menippeische Satire kann einen An-
knüpfungspunkt hergegeben haben, und es ist möglich, dass
diese neue, schon seit dem zweiten Jahrhundert6) auftauchende,
aber von ernsteren Lesern fast unbeachtete Litteraturgattung
mehr als eine Vorläuferin von des Petronius Satirae, aber auch
möglich, wenn schon ungleich minder wahrscheinlich 6b), dass
ut in ea simul cum rebus ipsis per- narrationis , quod in personis positum
sonarum sermones et animi respici eti, debet habere sermonis festivitatcm,
possint etc. hoc in genere narrationis animorum dissimilitudintm , gravita-
mülta debet inesse festivitas confecta tem, levitatem, spem, metum, suspi-
ex rerum varietate, animorum dis- cionem, desiderium, dissimulationem,
similitudine, gravitate, levitate, spe, misericordiam, rerum varietates, for-
mctu, suspicione, desiderio, dissimu- tunae commutationem, insperatum in-
latione, errore, misericordia, fortunae commodum, subitam laetitiam, iucun-
commutatione , insperato incommodo, dum exitum rerum.
subita laetitia, iucundo exitu rerum.
Dass diese vierte Art erzählend war, ergiebt sich daraus, dass die beiden
Classen des Dramas eben schon in den drei anderen Arten mit enthalten
sind, wie denn der Auct. ad Her. ausdrücklich (und der Sache nach auch
Cic.) als Beispiel für fabula die argumenta tragoediarum , für argumentum
die argumenta comoediarum anführt. Dass es aber Erzählungen in Prosa
waren, folgt zwar aus dem von Thiele. S. 130 Beigebrachten noch keines-
wegs, es könnten vielmehr ebenso gut die Fabeln erzählender Gedichte
gemeint sein; aber das Vorhandensein solcher Epen über rein erfundene
Stoffe ist nach der Natur der Sache im höchsten Grade unwahrscheinlich.
Denn von komischen, wie dem Margites, ist ja offensichtlich hier nicht
die Rede. Desgleichen auf den Mimos und die einzelne Novelle passt die
ganze Beschreibung nicht; sie passt lediglich auf den Roman. Die Be-
zeichnung ßi(OTixrj ferner beweist, dass diese Art von Erzählung sich wie
die Komoedie und der Mimos „mit dem täglichen Kleinleben beschäftigte",
s. darüber Thiele S. 131. Vermuthlich hatte sie nach der Schilderung
eine reichliche dialogisch- mimische Zuthat, also ein starkes dramatisches
Element.
5) S. C. 27. A. 15. 16.
6) Denn spätestens schon am Ende desselben schrieb der griechische
Rhetor, auf den dies Alles zurückgeht, wie aus C. 35. A. 93. 144 erhellt.
Die Vermuthung von Rohde a. a. 0. S. 245: „es ist z. B. sehr wohl mög-
lich, dass der trübe Nebel, welcher unseren Augen die Geschichte der
griech. Litteratur im letzten Jahrh. v. Chr. Geb. zum grössten Theil ver-
hüllt, auch die erste Entwicklung dieser neuen Gattung der prosaischen
Dichtung verdeckt".
6*) S. A. 7.
Roman. Asopodoros. Antheas. 577
sie mehr als eine solche vom "Ovoq des Lukianos oder vielmehr
von den Metamorphosen des Apuleius, also als ein an einem
längeren erzählenden Faden aufgereihter Novellenkranz an-
zusehen ist, so dass sie also doch auch mit jenen „inilesischen
Geschichten" in einem gewissen Zusammenhang gestanden hätte.
Jedenfalls waren dem Inhalte nach gerade die Reisefabulistik jener
tendenziösen Halbromane und die poetischen Liebeserzählungen der
älteren Alexandrinerzeit, erstere natürlich mit Ablösung jeder
Tendenz, die beiden Quellen, aus deren Zusammenfluss sich diese
neue Gattung der prosaischen Litteratur zu bilden begonnen hatte 7).
Eine andere „dunkle Spur einer erzählenden Dichtungsart in
Prosa, welche doch auch mit den sogenannten milesischen Novellen
Nichts gemein gehabt zu haben scheint"8), ist uns in den kurzen
Notizen über die prosaischen Iamben des Asopodoros von
Phlius und dessen Schriften über die Liebe erhalten, die viel-
leicht mit ihnen einerlei waren, und von denen es heisst, dass
sie und die ganze Gattung der erotischen Episteln zu einer Art
von erotischer Dichtung in Prosa gehörten, so dass man schwer-
lich etwas Anderes als eine eigenthümliche Classe von Liebes-
erzählungen unter ihnen verstehen darf. Noch dunkler ist Alles,
was bei der ersteren Gelegenheit über Antheas von Lindos,
der in gewisser Weise sein Vorläufer gewesen sein soll, und
über die von diesem erfundene „Dichtung in zusammen-
gesetzten Wörtern", durch welche er es ward, und dessen
„Komoedien" und sonstige ähnliche Dichtungen in einer
Weise erzählt wird, dass man nicht einmal deutlich sieht, ob auch
diese Geisteserzeugnisse in ungebundener oder ob sie vielmehr
in gebundener Rede abgefasst waren9). Und auch die Zeit weder
7) S. darüber Roh de a. a. 0. S. 242 ff., welcher S. 247 doch wohl mit
Recht einen anderen, scheinbar nahe liegenden Gedanken abwehrt: „Von
der Novelle war wohl eine organische Erweiterung zum bürgerlichen Romane
nicht zu erwarten, da ein solches Wachsthum, wie es scheint, durch die
genau umgrenzte Natur der Novellendichtung überhaupt ausgeschlossen ist".
8) Rohde a. a. 0. S. 247 f. A. 1.
9) Ath. X. 445 a. b. 'Av&eccg ds b ACv8iogy Gvyysvr^g ds slvai (pdcncov
Klsoßovlov xov cocpov, <og cpr\ai ^iXo^ivriGtog (so L. Dindorf und Müller
F. H. G. IV. S. 477 f. nach Ath. III. 74 f. = Fr. 1) iv zm tcsqI z<av sv 'Poda>
Epivftsimv (= Fr. 1), nqsGßvzsqog xccl svdaificov avd'Qoanog svcpvr\g zs nsql
nolr\Giv cov nuvza xov fii'ov tdiovvGicc£sv, iG&rjzd zs diovvGia.%r\v cpoqcov %al
noXXovg zgscpnv au^ax^ovs, s^rjysv zs urihfiov cctsl {U-9"' rjfisQciv v.a.1 vvhzooq.
V.CLI 7lQ(OtOS SVQS TTJV ÖlCi ZGiV GVV&SZWV 6vO[LCCZ(OV nOLT\GlV , 1\ 'AGCOTtÖÖmQOg 6
$lLUGiog vgzsqov 8%qt]Gccto sv zoig HcczaXoyddriv tdfißoig. ovtog ds ncci nco-
Suskmihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 37
578 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
des Antheas noch des Asopodoros lässt sich irgendwie genauer
bestimmen10).
Fraglich ist es ferner, ob die sicherlich11) schon unter der
Ptolemaeerherrschaft in Alexandreia entstandenen Keime des
Alexanderromans, wie es allerdings scheint, in den späten
Zeiten dieser Periode auch bereits ihre ältste schriftliche Dar-
stellung erhielten llb).
[icodtccg snoi'sL xccl ccXXcc noXXa ev xovxto xa xoöncp xeov 7toir](iccxcov, ccg B^,r\Q%s
xotg (IS&' ccvxov (paXXocpoqovGi. Dass die von Antheas erfundene Poesie
in zusammengesetzten Wörtern desshalb, weil hernach Asopodoros von ihr
in seinen prosaischen Iamben Gebrauch machte, selbst Prosa gewesen
sein müsse und also vermuthlich auch die Komoedien u. s. w. , wie Roh de
a. a. 0. (dem ich im Uebrigen folge) behauptet, ist nicht einzusehen, ent-
sprechen die Ausdrücke für das Gegentheil. „Worin" aber „eigentlich
diese Neuerung" des Antheas „bestand, hat bisher Niemand glaublich nach-
weisen können", sagt Roh de mit Recht, und mit Recht versteht er die
Bezeichnung Komoedien hier in einem weiteren Sinne (vgl. Meineke F. CG.
I. S. 528). Immerhin scheint mir jene „Poesie in zusammengesetzten Wörtern"
auf dithyrambische (s. Aristot. Poet. 22. 1469 a 8 ff.), die Komoedien auf
phallische Dichtungen (s. Aristot. Poet. 4. 1449a 9 ff.) hinzuweisen, und dass
Antheas diese Komoedien und vieles Andere den mit ihm Herumschwärmen-
den „anstimmte" (i^rjoxs , vgl. Aristot. a. a. 0. Z. 10 f. xmv £b,ctQ%6vzcQv zbv
dL&vQ<x[ißov und zu cpuXXma) scheint mir auch nicht für Prosa zu sprechen.
Ist dies Alles richtig, so wird man freilich den Antheas wohl in alte
Zeiten, etwa ins 6. Jahrh. v. Chr. verlegen müssen, s. A. 10. Richtig be-
merkt aber ferner Rohde: „Iamben in Prosa mögen satirische Schriften
in prosaischer Form sein sollen (s. Meineke Anal. crit. in Ath. S. 201,
vgl. Welcker Kl. Schrr. I. S. 260)", so dass „wir uns den Asopodoros als
einen anderen, älteren Lucian zu denken haben". Dazu kommt nun noch
Ath. XIV. 639 a. zec 'AaeoTZodcogov nsol xov sqcoxcc yicu itäv xb xeov iocöZMcbv
£7ziGxoXd)v yzvog SQcozL-urjg xivog diä Xoyov noirjascog iaxiv. Wenn diese
Worte mit Kaibel auch noch dem Klearchos („nisi quod amatoriae epistulae
fortasse ab Athenaeo additae sunt") zuzuweisen sind, so lebte auch Aso-
podoros noch in voralexandrinischer Zeit; aber es ist schwer an einen so
frühen Ursprung prosaischer Iamben zu glauben, und Kaibel hat sich
also doch wohl durch den Schein täuschen lassen. Auch darin stimme ich
aber Rohde bei, dass xa. nsol xov sooazcc in der obigen Weise aufzufassen
und nicht etwa eine Abhandlung über die Liebe gewesen seien wie die
des Klearchos und Anderer.
10) Dass aus den Worten avyysvrjg de slvai cpüancov KXeoßovXov nicht
etwa Gleichzeitigkeit des Antheas mit Kleobulos, sondern weit eher eine
nicht unbeträchtlich spätere Zeit des Ersteren folgt, legt Rohde a. a. 0.
gegen Lob eck Aglaoph. I. S. 307 dar. Im Uebrigen s. A. 9.
11) S. C. Müller Pseudo-Callisthenes (Dübners Ausg. des Arrianos).
Introd. S. XX ff.
llb) S. hierüber Rohde a. a. 0 S. 184 f. A. 1.
Alexanderroman. Brieffälschungen. 579
Um so unzweifelhafter ist es, wie schon früher bemerkt
wurde12), dass zu den Stilübungen der athenischen Rhetoren-
schulen in der ältsten und älteren hellenistischen Zeit auch die
Fälschung von Briefen unter dem Namen litterarisch berühmter
Männer gehörte, und dies Geschäft wurde denn auch hernach
noch fortgesetzt. Nur der geringere Theil der untergeschobenen
Philosophenbriefe verdankte in der alexandrinischen Periode viel-
mehr philosophischer Tendenz seinen Ursprung. Von diesen
Briefen besitzen wir bekanntlich noch bedeutende Ueberreste13).
Es mag wohl sein, dass zu diesem Zweige schriftstellerischer
Thätigkeit die in einzelnen Philosophenschulen, wie der epikurei-
schen14), frühzeitig vorgenommene Sammlung der ächten Corre-
spondenz ihrer Stifter und ältsten Mitglieder den nächsten An-
stoss gab; der entferntere lag jedenfalls in den vielmehr frei
componirten Briefen, welche von früherer Zeit her die Geschicht-
schreiber nicht minder als die frei componirten Reden ihren
Werken eingeflochten hatten15). Immerhin aber mag es sein,
•12) C. 35. A. 2.
13) Zu den beiden älteren Sammlungen der Epistolographi Graeci,
einer Aldina, Venedig 1499, und einer Genfer 1606 ist neuerdings die von
Hereher, Paris b. Didot 1873. Lex. 8. gekommen. Die von I. Conr. Orelli
begonnene Collectio epistolarum Graecarum ist nicht über den 1. Bd. So-
cratis et Socraticornm, Pythagorae et Pythagoreorum epistolae, Leipzig
1815. 8. hinausgelangt. Ausserdem s. Fabricius Bibl. Gr. I. S. 662—703
Harles u. bes. Westermann De epistolarum scriptoribns Graecis, P. I — VIII,
Leipzig 1851 — 1855. 4.
14) S. C. 2. A. 435.
15) Westermann I. S. 4 f.: „Epistolarum vero licet haud paucae intra
p rivatos parietes aut in remotis regionibus delitescerent , eae tarnen, quae ad
senatus populosque datae erant, in tabulariis asser vari sölebant, ad quae
verum scriptoribus , si qui operam dedissent, non difficilis fuisset aditus. At
non dabant, quippe de autographis pavum solliciti satisque habentes id quod
fando accepissent memoviae tr ädere, aut ut dedevint, vefingeve tarnen aliorum
epistolas et suo modo enarrare quam ipsas describere malebant. Utar exemplis.
Quam profert Herodotus II, 40 Amasidis ad Polycratem cpistolam nemo
facile credet ex archttypo descriptam, neque pro veris habebit epistolas Pau-
saniae ad Xerxem, Xerxis ad Pausaniam, Themistoclis ad Artaxcrxem,
quae leguntur apud Thucydidem I, 128. 129. 137: namque hunc ne eam
quidem, quam potuisset, Niciae dico epistolam (VII, 11—15), ipsis verbis
descripsisse ex eis patet, quae praefatuv: b dt yQa(i(iaTSvg xtjs nolsag nu-
qe\&g)v civeyvG) 'Aftrivciioiq drjlovaav toiceds. Quod si iam ista aetate per-
missum sibi esse eensuevunt vivi aestimatissimi , mullo minus a postevioris
aevi hominibus hoc in geneve littevavum et fidei et diligentiae pvaestitum esse
expeetare licet".
37*
580 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
dass dergestalt auch die älteste Sammlung der Briefe des Aristo-
teles wirklich acht und dann das früheste Beispiel dieser Art
war16). Die uns erhaltenen Trümmer haben freilich zum Mindesten
ihrem grössten Tfieile nach in der Fälschung ihren Ursprung,
welche fast ausnahmslos schon in der Alexandrinerzeit vor sich
ging17); ja es bleibt zu untersuchen, ob sich überhaupt unter
16) Wilamowitz Antig. v. Kav. S. 151. A. 15: „Ich kann mir nicht
vorstellen, dass fictive Briefwechsel als Litteraturzweig aufgekommen
wären, ehe es ächte gab" (s. aber A. 16). „Die Existenz einzelner gleich
für die Publicatioü geschriebener Briefe ist wesentlich von einer Privat-
correspondenz verschieden, wie die aristotelische und epikureische war.
Die letztere hat ausser dem Schulkreise wenig zu bedeuten gehabt; somit
scheint mir die aristotelische das epochemachende Ereigniss. Danach ist
dann der platonische Briefwechsel und die übrigen sokratischen gefälscht
und diese Fabrication immer weiter gegangen, welche wahrlich eine zu-
sammenhängende Prüfung verdient".
17) Gilt dies, wenn auch die 5 längeren uns vollständig erhaltenen
Briefe ohne Zweifel weit späteren Ursprungs sind (s. A. 18), doch schon
von Machwerken wie den beiden Briefchen des Alexandros und Aristoteles
an einander, die Gell. XX, 5 (s. C. 32. A. 337 u. d. Nachtr. z. C. 32. A. 338)
aus Andronikos mittheilt. Vgl. A. 24. Letzterer glaubte also doch wohl
sogar bereits an ihre Aechtheit, gleichwie hernach auch Plut. Alex. 7.
Man kann sich hiernach vorstellen, wie es auch sonst in dieser Correspondenz
zwischen Beiden ausgesehen haben wird ; indessen vgl. A. 18. Leider sind
unsere Nachrichten über die Sammlungen der Briefe des Aristoteles überaus
dürftig. Schon C. 19. A. 110 f. (s. dazu die Berichtigung hinter diesem
2. Bd.) ist die von Artemon veranstaltete in 8 Büchern mit dem Bemerken
erwähnt, dass es wohl der Kasandreer gewesen sei, der frühestens ein
älterer Zeitgenosse des Andronikos und wenigstens schwerlich jünger als
dieser war. An die Angabe hievon bei Ptolemaeos im arab. Verz. der
aristot. Werke No. 89 (87) Rose hniGtoXai, ccg iv outco ßißXioig 6vvrjyaysv
'Jqt£[icov xig (Littig Andronikos I. S. 42 führt nur 2 Bücher auf: iniGzoXcci
'AQiGTOtsXovg , ccg GvvsXei-ev 'Aqts[lg)v iv ßißXi'oig ß'. Oder ist ß' hier nur
Druckfehler?) knüpft sich ebendort No. 90 die weitere an: iniGxoXul ccXXca,
cctg evezv%Ev 'Av8qoviy.os, (iv ßi-ßXioigy (?) x, wonach man annehmen muss,
dass Andronikos jene Sammlung in 8 Büchern vor Augen hatte und ihr
nicht weniger als 20 Bücher von ihm gefundener und in jener nicht ent-
haltener Briefe hinzufügte, wenn nicht etwa doch nur 20 Briefe gemeint
sind. Dazu stimmt es aber wenig, dass von den beiden anderen, bereits
auf Hermippos (s. C. 19. A. 11. C. 32. A. 328) zurückgehenden Verzeichnissen
das eine bei dem Anon. (Hesych.) No. 137 schon die Zahl 20, aber viel-
mehr als Gesammtzahl für die Bücher aller Briefe (irtiGxoXccg it), das
andere bei La. Di. V, 27. No. 144 eine noch grössere Gesammtzahl unter
folgenden Specialtiteln: iniGxoXccl ngog $iXntnov. SrjXvßqimv iniGxoXccl.
TtQog AXs^avSQOv etzlgxoXcu d. nqog 'Avxltcccxqov &. ngog Mivxogccv ä. ngbg
AqiGtcovöc ä. 7tqbg OXv^nticcdcc ä. 7ZQog 'HcpcciGxicovoc ä. 7rq6g &sfiLGxccy6Qav ä.
Gefälschte Briefe: Pseudo-Aristot. u. Pseudo-Platon. 581
dieser Spreu mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit noch ächte
Körner entdecken lassen18).
Briefe, die wirklich von Pia ton herrührten, gab es nicht,
aber die uns als letztes Glied seiner Werke überlieferten 13
galten entweder mit Ausnahme der beiden letzten, erst kurz vor
der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. entstandenen alle oder
doch th eilweise schon zur Zeit des Aristophanes von Byzantion19)
für wirklich aus seiner Feder geflossen, und wenn auch die Ver-
suche die Aechtheit aller oder einzelner zu retten durchweg miss-
lungen sind20), so stammen sie doch sämmtlich mindestens noch
itQog $LloI-evov ä. ngog Ak\\l6%qixqv ä angiebt. Es müssten denn wiederum
diese Zahlen nicht die der Bücher, sondern die der Briefe sein sollen;
dafür aber sind sie doch in diesem Falle umgekehrt entschieden zu klein.
Wir stehen sonach allerdings vor einem Räthsel, aber so viel scheint dennoch
klar: wenn es überhaupt je eine Sammlung ächter Briefe des Aristoteles
gab, so war doch schon vor (Kallimachos und) Hermippos eine grosse
Masse von Einschwärzungen hinzugekommen.
18) Ich halte es für möglich, dass sogar in den Bruchstücken der
Briefe an Alexandros solche vorhanden sind, und wenn Rose in seiner
neuesten Fragmentsammlung Recht daran thut den C. 15. A. 12. 13 an-
geführten, von Eratosthenes getadelten Rath des Aristoteles nicht mehr
wie früher (Aristot. pseudep. Fr. 72. Berl. Samml. Fr. 81) in der Schrift
'AXb^ccvdQog rj vttsq ccnoU(ov (oder ccnoiHiäv), sondern in einem Briefe an
Alexandros (Fr. 658) zu suchen, so wird man kaum an der Aechtheit dieses
Briefes zweifeln dürfen. Hinsichtlich der Ueberreste aus den Briefen an
Philippos lässt sich, wie Bemays Phokion S. 42 wohl richtig bemerkt,
Nichts ausmachen; ob aber die von denen an Antipatros wirklich, wie er
ferner behauptet, alle oder doch theilweise den Stempel aristotelischen
Ursprungs tragen, das verlohnt sich gar sehr einer genauen Prüfung. Im
Uebrigen s. Rose Arist. ps. S. 585—597. Berl. Fragms. S. 1679 — 1682
(Fr. 604—620). Leipz. Samml. S. 411—421 (Fr. 651—670). Heitz Aristot.
fragm. S. 321-329 (Fr. 640—669), bei welchem sodann als Fr. 660 S. 329—
331 auch die spät gefälschten vollständigen 3 Briefe an Philippos und 2
an Theophrastos und Alexandros nach der Ausg. v. Her eher S. 172—174
(aus einem Cod. Palat. 134 des 15. Jahrh.) mit einigen Bemerkungen wieder-
abgedruckt sind. Stahr Aristotelia I. S. 191—208. II. S. 169—234. Wester-
mann III. S. 6—13 (weicherauch die Bruchstücke sämmtlich anzuzweifeln
geneigt ist). Zell er Ph. d. Gr. II3, 2. S. 66 f. A. 1.
19) Denn die fünfte Trilogie platonischer Werke ward in dessen An-
ordnung und Ausgabe (s. C. 16. A. 62) durch Kqlxcov $ctid(ov 'Eniazolcct
gebildet, s. C. 16. A. 61. Ueber die Entstehungszeit des 12. und 13. Briefs
aber b. A. 21.
20) Im Paris. A und in anderen Handschriften (s. Westermann VII.
S. 5) steht unter dem 12. bereits uvTiXiyEtai mg ov nXccrmvog, und der
13. wird in den älteren Ausgaben als unächt bezeichnet, und Ficinus
582 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
aus vorchristlichen Zeiten21). Aber selbst der erheblichste und
jedenfalls älteste von ihnen, der siebente, welcher von den Ver-
übersetzte ihn nicht, Aldobrandini z. La. Di. III, 61 und Cudworth
Syst. intellect. IV. S. 23 hielten ihn (freilich mit Unrecht, s. A. 21) für
Machwerk eines Christen, und denselben Verdacht äusserte Menage gegen
den 6., während dagegen Bentley und Wesseling (s. Westermann
a. a. 0. S. 5 f.) für den platonischen Ursprung aller (seltsam genug!) auf
das Entschiedenste eintraten. Der Erste, welcher alle für unächt erklärte,
war Meiners Iudicium de quibusdam Socraticorum reliquiis, Comm. soc.
Gotting. V. 1782. S. 51 ff. Lebhaft vertheidigte wiederum alle Tenne-
mann System der plat. Philos. I. (Leipzig 1796). S. 106 ff., und auf dem-
selben Standpunkte hielt sich J. G. Schlosser in seiner Uebers., Königs-
berg 1795. Morgenstern De Plat. Rep. (Halle 1794). S. 79 nahm nur
den 7. Brief für Piaton in Anspruch, Boeckh Graec. trag, princ. S. 163
ausserdem auch noch den 3. und 8. Ihm stimmte bei Grimm De epistolis
Platonicis, utrum genuinae sint an suppositiciae, Berlin 1815. 4. Ast Plat.
Leb. u. Schrr., Leipzig 1816. S. 504—530 und Socher Ueb. Plat. Schrr.,
München 1820. S. 376 — 431, die sie sämmtlich verurtheilten , haben schon
manches Richtige bemerkt. Aber noch Wieg and Epistolarum, quae Pia-
tonis nomine vulgo feruntur, Giessen 1828. 8. (Doctordiss.). Epist. crit. ad
P. Osannum, Darmst. Schulzeit. 1829. II. No. 139. Symbolae criticae ad
epistolarum, quae Piatonis nomine vulgo feruntur, secundam, Worms 1854. 8.
Piatons Werke, Uebers. in d. Samml. v. Osiander u. Schwab V. S. 8—254
(Stuttgart 1859) hält die sämmtlichen Verfasser für ächte Platoniker und dies
ihr rhetorisches Gewäsch für eine den Staatsmännern sehr zu empfehlende
Leetüre; noch Salomon De Piatonis quae vulgo feruntur epistolis, Berlin
1835. 4. (vgl. die Recc. v. Boumann Berl. Jahrb. f. wiss. Krit. 1835. II.
S. 452 ff. und C. F. Hermann Zeitschr. f. d. Alterth. 1837. Sp. 274 ff.)
glaubte, dass wenigstens jene drei besten Briefe, der 7., 3. und 8., bald
nach Piatons Tode von Speusippos oder einem anderen Schüler Piatons
verfasst seien, und noch C. F. Hermann Plat. Phil. (Heidelberg 1839).
S. 423—425. 590 ff. hält dieselbe irrthümliche Meinung wenigstens in Bezug
auf den 3. und 7. fest. Und so hat denn erst H. T. Karsten Commentatio
critica de Piatonis quae feruntur epistolis, Utrecht 1864. 8. die wirkliche
Quelle dieser Fälschungen (s. A. 25) klar, deutlich und zwingend nach-
gewiesen, vgl. die ausgezeichnete Rec. v. H. Sauppe Gott. gel. Anz. 1866.
S. 881—892. S. noch Westermann VII. S. 3—8. Steinhart Plat. Werke
übers, v. Hier. Müller VIII. S. 279 ff. Piatons Leben S. 9 ff . Seitdem hat
freilich Christ Plat. Studien, München 1885. 4. S. 25 ff. (Abhh. d. Münchner
Akad. phil. Cl. XVII. 1886. S. 477 ff.) merkwürdigerweise die Aechtheit
gerade der 13. Epistel zu retten gesucht, s. aber ausser A. 21. 24 Zeller
a. a. 0. II4, 1. S. 483 f. A. 5, und vollends die Mühe, welche Reinhold
De Piatonis epistulis, Quedlinburg 1886. 4. sich gemacht hat alle 13 zu
beschirmen ist, vollständig verloren, s. Zeller Arch. f. Gesch. der Philos.
I. 1888. S. 614 f.
21) Dass Thrasyllos genau unsere 13 kannte, erhellt aus dem Bericht
über seine Tetralogien La. Di. III, 60 f. tniatolal TQiaHaidsyiu, y\ftiY.ai . .
Gefälschte Briefe: Pseudo-Platon. 583
fassern oder dem Verfasser des dritten und des achten bereits
benutzt ist, und an welchen sich mehr oder weniger auch alle
7tQog 'AQiat6Sr}(iov (Aqi6t68coqov?) pia (der 10.), itQog 'Aqxvtav ovo (9. 12),
nQog diovvaiov titTaqeg (1—3. 13), 7tQog *Eq[isiccv (Eqiiiccv?) Kai "Eqkoxov
%al Koqiohov iiia (6), nqog Aeaöd^ccvrcc (itcc (11), nQog dmvu pict (4), nqbg
IlEQdUyiuv <|^m> (5), nqog tovg dicovog ohsCovg dvo (7. 8). Daraus ergiebt
sich aber ferner (trotz Hermann a. a. 0. S. 590. A. 205), dass schon er
auch für den Briefsteller des ersten Schreibens den Piaton hielt und nicht,
wie die Ueberschrift in einigen Specialcodices dieser Briefe, welcher die
Herausgeber mit Unrecht (vgl. Wieg and Uebers. S. 144 f. Karsten
S. 13 f.) gefolgt sind, lautet, den Dion. Den 5. citirt Cicero Epist. I, 9, 18,
den 7. ebendas. §. 12. Tusc. V, 35, 100. Fin. II, 28, 92, den 9. Fin. II, 14, 45.
Offic. I, 7, 22. Von Briefen Piatons im Allgemeinen spricht auch Dionys.
v. Hai. Demosth. 23. Plutarchos hat bekanntlich namentlich im Dion vom
4., 7., 8., 13. als vermeintlich authentischen Quellen reichlichen Gebrauch
gemacht. Diese und die sonstigen Citate bei ihm und Anderen hat grossen-
theils schon Tennemann a. a. 0. S. 104, vollständig Westermann VII.
S. 3 — 5 zusammengestellt. Der 12. steht übrigens auch bei La. Di. VIII, 81
als Antwort auf das §. 79 f. mitgetheilte Briefchen des Arcbytas, und da
sich beide auf die angebliche Zusendung der in letzterem aufgezählten,
frühestens bald nach Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. entstandeaen, unter dem
Namen des Lukaners Okellos gefälschten Schriften durch Archytas an
Piaton beziehen, und da andrerseits schon Varro diese Schriften kannte
(e>. C. 32. A. 466) und Thrasyllos , wie gesagt, den betreffenden Brief Piatons
schon für acht hielt, so ist damit auch die ungefähre Entstehungszeit beider
Briefe festgestellt: sie werden wohl beide zugleich mit jenen Fälschungen
ans Licht getreten sein und von deren Urheber herrühren, da sie, wie
Zeller Ph. d. Gr. III8, 2. S. 96 f. Anm. mit Recht geltend macht, „ganz so
aussehen, als ob sie gerade zur Beglaubigung des falschen Ocellus verfasst
worden wären". Dann aber wird es wahrscheinlich, wie wiederum Zell er
a. a. 0. bemerkt, dass gleich dem 12. auch der 13. Brief erst in dieser
späteren Zeit entstanden oder wenigstens erst mit ihm der Sammlung an-
gehängt ist, „denn während sonst die an die gleichen Personen gerichteten
Schreiben (1 — 3; 7 und 8) zusammengestellt sind, ist der 12. vom 9. und
der 13. von den drei ersten getrennt". Unter den IIvQ-ayoqsia XIII. 360 B
{xcov xs nv&ccyoQSicov ni^Ttco aoi nal tcov diaigsoscov) sind freilich nicht mit
Wiegand Uebers. S. 247 gleichfalls „pythagoreische Schriften", sondern
ebenso gut wie unter den JicciQsosig wirkliche oder angebliche platonische
v7zo(ivr}iLccTcc, aber wohl kaum der Timaeos zu verstehen, sondern mit
Karsten. S. 215 — 225 etwas Aehnliches wie die diaiQE6sig, mag nun im
Uebrigen der Verf., wie Karsten glaubt, ächte Stücke der von Schülern
Piatons herausgegebenen Lehr vortrage desselben (Ayqcccpcc doyftaza) oder
bd-eits Fälschungen vor Augen gehabt haben, was mir wahrscheinlicher
ist. Im Uebrigen vgl. C. 32. A. 468. 469. Den 2. u. 6. aber mit Her-
mann um ihres „pythagoristischen Charakters" willen erst in die letzte
a!exandrinische Zeit zu versetzen oder auch nur mit Tenne mann a. a. 0.
S. 111 und Boeckh a. a. 0. in VI. 323 D ein christliches Einschiebsel zu
584 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
oder doch fast alle anderen, wenn auch zum Theil mit starken
Abweichungen, anlehnen22), legt eine so entschiedene Unkenntniss
der wahren philosophischen Anschauungen Piatons und ein viel-
fach so willkürliches Umgehen mit den wirklichen geschichtlichen
Verhältnissen an den Tag, dass er als Quelle für das Leben dieses
Mannes zwar nicht ganz werthlos, aber doch nur sehr mit Vor-
sicht23) zu gebrauchen ist24). Und so sind denn diese Briefe
vermuthen ist kein genügender Grund vorhanden (vgl. Wieg and Uebers.
S. 182—188). Es hängt dies mit Hermanns irrthümlichen Anschauungen
über den 3. und 7. zusammen (s. A. 20): dieselben Farben hochtrabender
Würde und mystischer Feierlichkeit sind dort nur noch dicker aufgetragen
als hier (s. A. 24). Zu jenen 13 Briefen kommen aber allerdings noch 5
andere, ohne Zweifel, da nach jener Zusammenstellung bei Westermann
noch die Schriftsteller des 3. Jahrh. n. Chr. nur jene 13 berücksichtigen,
wirklich erst später fabricirte, von denen einer zuerst in der ersten Ausg.
der EpistoJae Socratis et Socraticorum von Leo Allatius, Paris 1637, zu
Tage trat, zwei in der Ausg. von Stanleys Hist. philosophiae von Olearius,
Leipzig 1711. S. 322, aus welcher sie dann Orelli (s. A. 13) ebendieser
Sammlung (als No. 25. 26) einfügte, zwei endlich von Boissonade Anecd.
II. (Paris 1830). S. 84. 211 aus einem Cod. Paris. 1760 veröffentlicht, dann
auch von Osann Darmst. Schulzeit. 1832. II. S. 1151 f. und Eichstaedt
Ad duas epistolas Platonicas nuper in lucem protractas, Iena 1833. 4.
herausgegeben und auch von Scheibe Zeitschr. f. d. Alterth. 1845. Sp. 214
kritisch behandelt und von Her eher jenen 13 als No. 14. 16 hinzugefügt
wurden, nachdem C. F. Hermann im 6. Bde. seiner Ausg. Piatons alle 5
jenen als No. 14 — 18 beigegeben hatte.
22) S. hierüber schon Hermann Plat. Ph. a. a. 0., besonders aber
Karsten S. 15—28. 97 f. 103—105. Die elendesten von diesen Fabrikaten
sind der 11. und 12., s. Karsten S. 24.
23) An weicheres Hermann zufolge jener seiner irrthümlichen Meinung
gar sehr hat fehlen lassen. Zu weit geht nach der anderen Seite Sauppe
S. 891 f.
24) Es genügt hiefür auf die eingehende Darlegung von Karsten
S. 29—42. 86—89. 114—226 und die übersichtliche Zusammenstellung von
Sauppe S. 884 ff. zu verweisen (wenn es auch wohl mit den dvvaazsvovrsg
325 B so schlimm nicht steht, s. Zeller Ph. d. Gr. II4, 1. S. 402 f. A. 1).
Sehr richtig sagt Sauppe S. 885 f.: „Die Art, wie 339 B ein Brief des
Dionysios eingeführt wird, ist so kindisch, dass man nur mit Bedauern
daran denkt, wie Jemand" (und so noch Grote!) „etwas der Art Piaton
zuschreiben konnte", vgl; A. 78. Die angebliche Geheimlehre Piatons
(VII. 340 A — 345 C. II. 312 D — 314 C. XIII. 363 A. B. XII. 359 D. VI. 323 D.
Karsten S. 201—215, vgl. S. 215 ff.) hat ihr Seitenstück in der des Aristo-
teles, zu welcher sich der Ansatz schon in der A. 17 berührten kleinen
Pseudo-Correspondenz zwischen ihm und Alexandros findet, und die dann
eine den Späteren durchaus geläufige Vorstellung wird. Vgl. Zell er a. a. 0.
Pseudo-Platon. Pseudo-Isokrates. 585
zwar unter dem Gesichtspunkt denselben gegen allerlei Angriffe
zu vertheidigen, aber doch lediglich als Uebungsstücke von
athenischen Rhetoren und Rhetorenschülern verfasst25).
Zu den geschicktesten und daher wohl auch ältesten Arbeiten
dieser Art gehören jedenfalls die meisten von den 10 Briefen
des Isokrates, von denen sogar ein vollgültiger Beweis ihrer
Unächtheit noch nicht geliefert ist26), und zum Theil die des
II4, 1. S. 484 ff. II3, 2. S. 116 f. Auch über den Schwulst und die Un-
deutlichkeit der Sprache im 3., 7. und 8. Briefe genügt hier der Verweis
auf Karsten S. 42—61. 89—100. 105 — 111, über die Art der Ausplünderung
von Gedanken und Worten Piatons im 7. und 8. handelt derselbe S. 61—83.
111—113. In Bezug auf den 5. vgl. noch unten A. 31.
25) Ueber den apologetischen Charakter namentlich des 3. und 7. Briefes
s. Karsten S. 226—240, aber auch Karsten geht vielleicht noch nicht
weit genug, indem er (S. 241) glaubt, dass derselbe aus wirklicher Liebe
zu Piaton und nicht vielmehr bloss aus dem Bestreben Probe- und Prunk-
stücke rhetorischer Vertheidigungskunst zu liefern hervorgegangen ist.
Denn mit Recht bemerkt Sauppe S. 891: „Gerade das Vorhandensein des
7. und 8. Briefes neben einander weist auf ein Schulthema hin, von dem
wir jetzt zwei Ausführungen vor uns haben".
26) Die 8 ersten erschienen bereits in den beiden ältsten Ausgaben der
att. Redner, der 10. kam hinzu in der Ausg. des Isokr. Venedig 1542.
Den 9. brachte Andr. Schott aus Italien mit, und Hoeschel Animadv.
ad Photii biblioth. S. 942 gab ihn heraus, dann gesondert Koeler, Witten-
berg 1706 und mit den übrigen Briefen Matthaei Isocratis, Demetrii
Cydone et Michaelis Glycae aliquot epistolae, Moskau 1776. Die ältste
Ausg. des Isokr., welche alle enthält, ist die von Auger, Paris 1782, der
2 Pariser Codices benutzte. Der 10., erst von Theophylaktos Simokatta
(unter dessen Briefen er an 79. Stelle steht) verfertigt, fehlt in r (Urbin.
111), E (Ambros. O 144) und im Guelpherb. 806. In TA (Vatic. 936) E ist
die Ordnung diese: 1. 9. 6. 7. 3. 2. 5. 4. 8. (10), im Guelph. diese: 9. 6.
1. 2. 3. 5. 4. 7. 8, und hier ist der 1. AvuocpQovi überschrieben. Die Un-
ächtheit des 1. an Dionysios den Aelteren suchte Vater De Isocratis qui
fertur epistolis. P. I. Kasan 1846. 8. zu erhärten, dessen Arbeit ich aber
nur aus dem kurzen Bericht Zeitschr. f. d. Alterth. 1847. Sp. 476 kenne:
lsokrates hatte, so urtheilt Vater, wirklich, wie aus seiner 6. Rede (Philipp.)
§.81 erhellt, Ol. 96, 3 oder 4 = 394/3 an diesen Tyrannen geschrieben,
und tlemgemäss verlegt sich denn dieser Brief in der That auch in Ol. 96
oder doch 97, aber während der Pseudo-Isokrates (§. 1) von seiner Alters-
schwäche redet, war der wirkliche damals höchstens 45 Jahre alt. Blass
Att. Ber. II. S. 270 f. begnügt sich dagegen, ohne hierauf einzugehen, mit
der Behauptung, der Brief sei acht und erst zwischen 369 und 366 ge-
schrieben, zumal da nach §. 8 die Lakedaemonier nicht mehr die Ober-
gewalt in Griechenland haben und hier ein freundliches Verhältniss des
Dionysios zu den Athenern vorausgesetzt wird, wie es erst seit etwa 369
bestand (s. Schäfer Demosth. I2. S. 90 f. — I1. S. 79 f.). Westermann
586 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brief litteratur.
Speusippos, deren einen27) namhafte Forscher noch heute
ihm selber zuschreiben, während andere zum Wenigsten nicht
V. S. 12 aber stimmte Vaters Ergebnissen bei und zweifelte , wenn-
gleich nicht mit Entschiedenheit, auch die anderen 8 Briefe an, von denen
der 2. und 3. an Philippos, der 4. an Antipatros, der 5. an Alexandros,
der 6. an die Söhne Iasons von Pherae, der 7. an Timotheos, Tyrannen
von Herakleia in Pontos, der 8. an die Behörden von Mytilene, der 9. an
Archidamos gerichtet sind, indem er unter Anderem auf den allerdings ver-
dächtigen Umstand hinwies, dass sich ausser bei Phot. Cod. 159. 101b 33 f.
dveyvco6&r) 'looxQcczovg xov Qjjxoqog Xoyoi v.u' v.a.1 iniöxoXal &'. 102 a 36 ff.
x<ov d' evvea iniGzolaiv ccvzov [ilcc [iev Igzi nqog diovvGiov xov 2i%eXCag
xvqccvvov, axeQcc de 7ro6g 'AQxidu[iov, nul rtgog ÜiXinitov dvo, piu de 7iobg
'AXe^ccvdqov , nccl 7tQog Avxiticixqov aXXrj, nal di} xcu 7tobg Tipo&eov , xcu
ngog xovg MvxiXrjvcciav ägxovxag i] evccxrj (also = 1. 9. 2. 3. 5. 4. 7. 8;
wo 6 ausgefallen ist, steht dahin) und dem Citat bei Harpokr. 'Anißrelv
nirgends eine Erwähnung findet. Der 3. kann, wie Schäfer Demosth.
III. S. 5 f. A. 3 bemerkte, nicht acht sein, wenn die auf uns gekommenen
Berichte über den Tod des Isokrates historisch treu sind und nicht theil-
weise die Wahrheit verfälschen; allein Blass Isokrates dritter Brief und
die gewöhnliche Erzählung von seinem Tode, Rhein. Mus. XX. 1865.
S. 109—116. Att. Bered. II. S. 89 f. hat es nach dem Vorgange von
E. Havet in Carte Hers franz. Uebers. der Rede vom Vermögenstausch
(Paris 1863). S. XCVIII recht wahrscheinlich gemacht, dass vielmehr Letzteres
der Fall und im Gegentheil die Voraussetzungen, von welchen dieser Brief
ausgeht, die richtigen sind, so dass also die Sache weit eher zu dessen
Gunsten ausschlägt: ist er acht, so war er das letzte, kurz vor seinem
Ende verfasste Schriftstück des Rhetors. Der Erste, welcher entschieden
die Fälschung aller dieser Briefe behauptete, war Hercher S. IX, aber
den Beweis ist er leider schuldig geblieben, und so wenig ich daran
zweifle, dass eine eingehende Untersuchung sein Urtheil bestätigen wird,
so hat doch auch sein Schüler B. Keil Analecta Isocratea (Prag und
Leipzig 1885) S. 143—145 sich damit begnügt einige starke Verdacht-
gründe gegen den isokrateischen Ursprung des 4. geltend zu machen und
sein S. 145. A. 1 gegebnes Versprechen den Beweis für die Unächtheit
aller 9 Briefe zu liefern bisher nicht erfüllt. Und so steht die Sache über-
haupt noch. Vom 1., 6. und 9. ist übrigens nur der Anfang erhalten, oder
aber es war überhaupt nie mehr vorhanden als diese blossen Prooemien,
wie denn in der That schon Pseudo-Speusippos (s. A. 27) Epist. Socr. XXX.
§. 13. ccTtsozccXHS de col Xoyov, ov xo per ngaxov eyqaipEv (eyQacpev cod.
Paris.) 'Ayri6iXcc(p, (unga (de*) 8ia6%evccGccg voxeqov encoXei x<p ZineXiccg xv-
quvvg), diovvoia), xb de xqCxov xcc fiev ucpeXdcv xct de Ttgoo&elg efivrjöxevoev
'AXe^ccvdQtp xa> ©£trcdc5, xb de xeXevzcciov vvv ngog ae yXCa%Q(og avxbv anr\-
kovzi&v nur sie gekannt zu haben scheint. Denn die Auffassung von
Blass Att. Ber. III, 2. S. 352 f.: „man setze für Agesilaos . . . dessen Sohn
Archidamos, für den Alexandros dessen Nachfolger, die Söhne Iasons, und
ändere die Zeitfolge: so hat man die drei anscheinend verstümmelten
Briefe" ist zwar durchaus nicht unbedenklich, aber doch wohl richtig,
Pseudo-Speusippos. 587
zu entscheiden wagen28). Allein es zeichnet sich dieser Brief
zwar durch „eine Fülle erlesener Notizen" in der That vortheil-
haft vor der Hauptmasse der Sammlung, zu welcher er gehört,
den Briefen des Sokrates und der Sokratiker, aus, so dass er
allerdings schwerlich, wie wohl im Uebrigen ohne Zweifel diese
letzteren alle29), erst in spät nachalexandrinischer Zeit, sondern
und dann hat Blass auch darin Recht, dass Speusippos (oder vielmehr
Pseudo-Speusippc-3) dabei voraussetzt, dass die Reden an die vorher
genannten Fürsten nicht abgeschickt seien" (s. yXicxQcog ccrtrjyiovTioev und
das Imperfect snooXsi u. vielleicht tyqctcpsv), was nicht möglich war, wenn
ihm vollständige Schreiben oder Reden vorlagen.
27) Epist. Socr. XXX: an Philippos. Die Ueberschrift lautet nur
<Pillitn(ü, dass aber der Briefsteller Speusippos ist (oder sein soll), schloss
schon Leo Allatius (vgl. A. 21) aus Karyst. v. Perg. Fr. 1 b. Ath. XI,
506 e und La. Di. IV, 5 (s. A. 28), wobei er auch die ohne Ueberschrift
überlieferten Nummern 32. 33 für Briefe des Speusippos, und zwar an
Xenokrates erklärte, vgl. Westermann VII. S. 18 f., welcher S. 19 richtig
bemerkt: „cui non rcpugnarem, si ex Speusippi persona scriptas coniecisset" .
Den 31., gleichfalls an Philippos gerichteten schrieb Orelli a. a. 0. S. VII
demselben Fabrikanten zu wie den 30., vielleicht mit Recht, aber der von
jhni versuchte Beweis der Unächtheit beider und zunächst des letzteren ist,
wie Wester mann S. 19, so sehr er selbst beide für gefälscht hält, darlegt,
misslungen, vgl. Blass Att. Bereds. III, 2. S. 344.
28) Das Erstere gilt von Blass a. a. 0. S. 343 ff. (vgl. S. 352 f. 354.
355), das Letztere von Wilamowitz Antig. v. Kar. S. 182. A. 3. Aus
La. Di. IV, 5 folgt natürlich nur, dass es Briefe unter dem Namen des Sp.
an Dion, Dionysios und Philippos gab, nicht aber, ob sie acht oder unächt
waren, und wenn Plut. de adul. et am. 69 F — 70 A, wo die Briefe des
Piaton und des Sp. angeführt werden und aus einem der letzteren somit
ein Bruchstück erhalten ist, diese mit gleicher Gläubigkeit wie die ersteren
behandelt, so ist dies selbstverständlich weit eher ein Grund zum Miss-
traueu als zum Vertrauen. Um so wichtiger ist es, dass schon Karystios
(s. A. 27) höchst wahrscheinlich ebendiese Sammlung kannte, und dass eine
ähnliche Stelle wie die von ihm aus einem allerdings schwerlich (s. A. 31)
an Philippos selbst gerichteten Briefe des Sp. angeführte mcnsQ äyvoovvzag
zovg dvd'Qconovg ort ncci x}[V ccqxUv TyS ßctaiXsiag dicc TlXccttovog £6%tv sich
auch in Ep. Soc. XXX, 12: nvv&ccvoucci de v.al 08O7to(i7iov 7tccQ' vfitv (itv
tlvccL noLW ipv%Qov , 71eqI ds nXätcova ßXaocpr)[iELV , xal tccvru (Oöneo ov
nXcctavog xi\v ccQxriv %f\g (XQxrjg enl IIeQ8iH%cc (aoi) K(XTcc6%Evdaavtog findef,
freilich auch nur eine ähnliche, vgl. Westermann VII. S. 18 f.: „sed
muUum tarnen M duo loci inter se discrepant, ita ut, si haec quoque Speu-
sippi est epistola, plures certe ad Philippum credendus sit dedisse". Daran
aber vollends ist kein Grund zu zweifeln, dass auch die beiden uns er-
haltenen Briefe an Philippos aus der nämlichen Sammlung stammen, s. A. 31.
29) S. A. 21 z. E. Anderer Ansicht scheint freilich theil weise Wilamo-
witz nach der A. 16 von ihm mitgetheilten Aeusserung zu sein. Ob aber
588 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
vielmehr schon in der ältesten alexandrinischen etwa um die
Wende des vierten und dritten Jahrhunderts oder wenig später
entstanden ist30); aber ebenso wenig kann er doch schliesslich
seine Herkunft aus der Werkstätte eines freilich geschickten und
unterrichteten Rhetors verleugnen31). Und wenn die von Plutarchos
im Leben des Dion benutzten Berichte unter dem Namen des
den Verfassern dieser Briefe nicht zum Theil noch höchst werthvolles
Material, das wir nicht mehr besitzen, zu Gebote stand, und ob z. B. der kühne
Versuch von Wilamowitz Herrn. XIV. 1879. S. 189 ff. aus dem Briefe (12)
des Simon den Inhalt des gleichnamigen Dialogs von Phaedon zu erschliessen
gerechtfertigt ist oder nicht, lasse ich für jetzt wenigstens unentschieden,
indem ich mich im Uebrigen begnüge auf Westermann VII. S. 15—18
zu verweisen. Vgl. auch A. 21. Der ältste Zeuge ist Fronto Epp. de feriis
Alsiensibus 3. p. 139 Nieb. Socratem ex Socraticorum sumposiis et dialogis
et epistulis existimes hominem multum scitum et facetum fuisse, d. h. wohl
verstanden, wie Westermann S. 17 einschränkend sagt: „si huc referre
licet haec eins verba".
30) Vgl. A. 28.
31) S. Susemihl Jahresber. XXX. S. 12 f.: „Mir scheint durch Ber-
nays Phokion S. 116 ff. die Unächtheit entschieden zu sein, dergestalt
dass die von Karystios angeführte Stelle aus einem Briefe des Sp. nicht,
wie Blass meint, ein Citat dieses Briefes, sondern letzterer vielmehr auf
Grund des von Karystios citirten, allem Anschein nach gar nicht an
Philippos gerichteten gefälscht ist. Wenn jedoch Bernays seiner-
seits letzteren für zweifellos acht hält, so scheint mir dagegen gleich
Schäfer Demosth. II1. S. 16. A. 1 (anders freilich II2. S. 16. A. 6) der
Verdacht nahe zu liegen, dass dieser selbst schon eine Fälschung war. Ich
wenigstens kann mir schlechterdings nicht vorstellen, dass Sp. so hätte aus
der Art geschlagen sein können, um gegenüber den Aeusserungen seines
Oheims im Gorgias über den Archelaos die grosse Freundschaft des Letzteren
für Piaton zu rühmen; ich halte auch die ganze Darstellung dieses Briefes
und des 5. pseudo-platonischen, nach welcher Piaton als Rathgeber des
Perdikkas erscheint und Piaton es ist, welcher dem Perdikkas den Euphraeos
zusendet, für ungeschichtlich". Denn wenn auch Karystios Nichts weiter
als die A. 28 angeführten Worte aus dem Briefe oitirt, ist doch der letztere
offenbar (wie auch Schäfer urtheilt) die Quelle dieser seiner ganzen Dar-
stellung. Höchst wunderlich aber ist es, wenn Blass S. 344 als Zeugniss
für die Aechtheit von Ep. S. XXX (gegen die in Wahrheit auch die künst-
liche Art spricht, in der Blass S. 354 sich mit §. 11. 14 abzufinden sucht)
auch die viel besprochenen dunklen Worte bei La. Di. IV, 2. nqcozog
(2n8VGL7tnog) nagä, 'iaoyiQcctovg xa naXov^sva dnoQQ^ta i^vsynev, cog cpjjoi
Kaivsvg geltend machen will, indem er völlig willkürlich die beiden Citate
aus den Ts%vai des Isokrates §. 4. 10 durch die ausserordentlich verkehrte
(s. C. 35. A. 93 e. 93 h) Behauptung, an der Identität der von Späteren be-
nutzten Ti%vri desselben mit der ursprünglichen sei kein Grund zu zweifeln,
in Verbindung setzt. In Wahrheit ist kein Grund anzunehmen, dass
Pseudo-Timonides. Pseudo-Demosthenes. 589
Timonides von Leukadia32), eines wirklichen oder angeb-
lichen Theilnehniers am Zuge des Dion gegen den jüngeren
Dionysios, über ebendiesen Zug wirklich, wie es allen Anschein
hat, die Form von Briefen an Speusippos an sich trugen33), so
wird damit auch ihre Aechtheit mindestens höchst verdächtig34).
Die 6 Briefe des Demosthenes35), von denen der 5. in
dessen Jugend verlegt36) und an Herakleodoros, vorgeblich einen
ehemaligen Schüler Piatons, die übrigen aber an Rath und Volk
der Athener, und zwar die vier ersten aus der Verbannung, der
6. aber, wie es scheint, nach der Schlacht bei Krannon37), ge-
richtet sind, stammen ohne Frage nicht alle von demselben Ver-
Isokrates die letztere nicht bereits selbst herausgegeben habe, und dass jene
dunklen Worte, was immer sie auch bedeuten mögen, irgendwie zu ihr
in Beziehung ständen, und da sie nun zu der Zeit, als dieser Brief wahr-
scheinlich verfasst ward, schwerlich bereits verloren gegangen war, so
sind diese beiden Citate, wie schon C. 35. A. 93 * bemerkt ward, als wirk-
liche Reste von ihr, die einzigen, welche wir abgesehen von dem Zeugniss
des Aristoteles (s. C. 35. A. 93 e) noch besitzen , anzuerkennen. Dass übrigens
die Unächtheit der Briefe des Isokrates, so bald der Nachweis derselben
geglückt sein würde, auch die von dem in Rede stehenden des Sp. nach
sich zieht, erhellt aus A. 26 z. E.
32) Müller F. H. G. IL S. 83 f.
33) La. Di. IV, 5. ngog xovxov (näml. Znsvamnov) yqcccpsi %ccl Tipcovi-
drjs (so Müller f. Uificovidrjg) *<*S tßxoqiccg, iv alg y.ccxttX£xa.%Ei xag nqu^sig
di'covog [xs ucci Bieovog], Plut. Dion 22. cvvinqccxxov Ss Kai xmv noXixi-aiov
noXXol xai xcov (piXooöcpcav , o xs KvTtqiog Evdrjfiog . . . v.a.1 Tificovidrjg 6
AevHccdiog. 30. ixsivoig r}y£(i6vcc Ti^(ovi8r\v 8Tts6xr\0£ (Jicov). 31 (= Fr. 1).
Tificovidr] de . . . morsvxEOv, ctvdgl cpiXa y.cu 6V6xqa.xicaxri dicavog. 35 (=Fr.2).
Tificovidrjg ds, 7iQ<xxxo{isvaig it; <XQX?1S Ta*ff iZQui-soi xavxccig [isxcc Jtcovog
7tccQccyEv6[ievog, ttal ygacpcov ngog Znevomnov xbv cpiXÖ6ocpov iüxoqsi x. x. X.
34) Müller a. a. 0. S. 83: „Cetcrum i6xoQica, quas Biogenes dicit, non
opus vere historicum, sed epistolae fuisse videntur . . . Num genuinae fuerint
istae epistolae, nos iure quaerimus, et si quaestionem dirimere non licet'1.
Vgl. Westermanu VIII. S. 9. Selbst darüber, ob T. eine wirkliche oder
nur eine erdichtete Person war, kann man in Zweifel sein, doch ist Ersteres
allerdings wahrscheinlicher.
35) Abgedr. b. Hercher S. 219—234. S. Westermann IV. S. 12 f.
Blass Ueber die Echtheit der Demosthenes1 Namen tragenden Briefe,
Königsberg i. P. 1875. 4. Att. Bereds. III, 1. S. 383-398. Neupert De
Demosthenicarum quae feruntur epistularum fide et auctoritate, Leipzig
1885. 8. Doctordiss. Weiteres s. A. 45.
36) S. §. 5, vgl. Neupert S. 13 f.
37) S. Neupert S. 13. 46 f. Der 3. bezieht sich auf den 2. zurück,
der 1. ist später als beide zu denken, nach dem Tode des Alexandros (§. 3),
s. Neupert S. 15.
590 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
fasser38) und sind von sehr ungleichem Werthe. An der Un-
ächtheit des 4. und 5. zweifelt jetzt wohl Niemand mehr39),
obgleich den letzteren schon Cicero40), der also doch wohl sicher
bereits die ganze Sammlung kannte41), zum Beweise für die
grosse Verehrung, welche Demosthenes gegen Piaton gehegt
habe, und dafür, dass er dessen Schüler gewesen sei, benutzt;
und der 1. könnte sich als Werk des Demosthenes selbst höchstens
durch die Annahme vertheidigen lassen, dass er ein unvollendeter
Entwurf geblieben sei42). Ueber den 6. ist es, wenn man ihn
für sich betrachtet, wegen seiner Kürze unmöglich so ohne
Weiteres abzuurtheilen. Der 2. und der 3. dagegen, die längsten
von allen, sind ohne Zweifel aus einer und derselben gewandten
Feder eines kundigen Mannes geflossen43) und sind, wenn nicht
38) Während dies von den Briefen des Aeschines, die aber erst aus
nachalexandrinischer Zeit sind, in der That gilt, s. Blass Att. Ber. III, 2.
S. 160 f. Der 12. von ihnen nimmt (§. 14) Bezug auf den 2. demostheni-
schen, s. Blass A. B. III, 1. S. 384, desgleichen der 11. (§. 11 f.) auf den
1., s. Neupert S. 44.
39) Die Unächtheit von allen behaupteten u. A. zuerst Taylor in d.
Ausg. der att. Redner v. Dobson VIII. S. 294, dann F. A. Wolf Vorles.
üb. d. Alterthsw. herausg. v. Gürtler, Leipzig 1831. II. S. 378, Boeckh
Staatsh. II2. S. 115. III. S. 244. 427, Dobree Advers. I, 2. S. 525, Wester-
mann a. a. 0., Clinton F. Hell. II. S. 442, Schäfer Demosth. III. Beil.
S. 128. Einen wirklichen Beweis für dieselbe vermisste mit Recht Blass,
aber im Gegensatz zu ihm (S. 393) darf man wohl sagen, dass in dieser
Art von Litteratur eigentlich nicht die Unächtheit, sondern die Aechtheit
Dasjenige ist, was erst bewiesen werden muss.
40) Brut. 31, 121. lectitavisse Platonem studiose, audivisse etiam De-
mosthenes dicitur (s. dagegen Schäfer a. a. 0. I2. S. 311 ff. 321 ff. = I1.
S. 279 ff. 289 ff.) . . . dicit etiam in quadam epistula hoc ipse de sese (diese
zu weit gehende Behauptung erklärt sich leicht durch Flüchtigkeit von
Ciceros Leetüre, s. C. F. Hermann Plat. Ph. S. 120. A. 161, Wester-
mann a. a. 0. S. 12, Neupert S. 6. 11 f. 14 f.). Vgl. Or. 4, 14 u. s. A. 41.
41) Die späteren Citate dieser Briefe bei Harpokr., Quintil., Plut. u. A.
s. b. Westermann a. a. 0., b. Blass a. a. 0. S. 384 u. Neupert S. 6 — 12.
Da sie sich alle nur auf diese beziehen, so ist es eine kühne Behauptung
von Hüttner Jahresber. L. S. 233 (vgl. A. 45), es lasse sich weder be-
weisen noch widerlegen, dass Cicero gerade unsere Sammlung gelesen habe;
vielmehr ist es sonach kaum anders denkbar, als dass dies der Fall war.
42) Dies sucht Blass a. a. 0. S. 394—397 als das Wahrscheinlichste
zu erhärten. Vgl. A. 49.
43) S. Schäfer a. a. 0. III2. S. 350 (III1. S. 316). A. 1 u. bes. Blass
a.a.O. S. 383—393 und Neupert S. 16-21. 29 f., vgl. S. 21—23. 24 f.
Wie wenig historische Irrthümer sich ihm nachweisen lassen, und dass
gegen diesen Nachweis immer noch Ausreden erfindbar sind, darüber s. A. 49.
Gefälschte Briefe: Pseudo-Demosthenes. 591
wirklich von Demosthenes selber, so doch wenigstens schon in
der ältesten Alexandrinerzeit abgefasst44) ; immerhin jedoch hat
sich gezeigt45), dass auch gegen sie sehr starke Verdachtgründe
sprechen, und dass sie jedenfalls nicht wirkliche, von dem grossen
Redner selbst abgesandte Briefe46), sondern Reden in Brief-
form47), und zwar allem Anschein nach vielmehr von einem
tüchtigen athenischen Rhetor sind48), und dann kann natürlich
44) Landwehr in seiner werthlosen und zum Theil sogar falsch be-
richtenden Anz. von Neuperts Diss. Woch. f. kl. Ph. III. 1886. Sp. 388 f.
hat wohl nicht an die pseudo-platonischen Briefe gedacht, wenn er so frühe
Brieffälschungen für unwahrscheinlich erklärt und gerade daraus Capital
für die Aechtheit zu schlagen sucht. Genau umgekehrt bemerkt vielmehr
Blass Jahrb. b. Ph. CXV. S. 541 f. (s. A. 45) ganz richtig, der auf alle
Fälle frühe Ursprung dieser beiden Briefe erleichtere den Angriff und
erschwere die Vertheidigung.
45) S. Schäfer Sind die demosthenischen Briefe echt oder nicht?
Jahrb. f. Ph. CXV. 1877. S. 161—166, dessen Gründe Blass Die demosthe-
nischen Briefe, ebendas. S. 641—544 m. E. meistens vergeblich sich zu be-
seitigen oder entkräften bemüht, und Neupert a. a. 0., vgl. d. Rec. v.
Nitsche Berl. ph. Woch. VII. 1887. Sp. 230—234 und Hüttner Jahres-
ber. L. S. 232-234.
46) Schäfer Jahrb. a. a. 0. S. 161 f.: „D. konnte als Verbannter frei-
lich nicht mit Rath und Bürgerschaft in Correspondenz treten, aber er
mochte immerhin dergleichen Briefe durch seine Freunde in Athen in Um-
lauf setzen, um auf die öffentliche Meinung einzuwirken . . . Aber an-
stössig erscheint mir, wenn die Briefform nur zur Einkleidung dienen soll,
dass der Verfasser sie so sehr betont". Schäfer verweist dafür auf
III, 1. 2. 5. 35. 37 und schliesst: „Danach scheint es doch, als ob der Ver-
fasser die Correspondenz sehr ernstlich nehmen will".
47) Neupert S. 42. Ein Gleiches gilt ja auch von dem 7. und anderen
pseudo-platonischen Briefen.
48) So sorgfältig im Ganzen die Studien dieses Rhetors auch gewesen
sind, so sind ihm doch einzelne sachliche Ungehörigkeiten und historische
Schnitzer allem Anschein nach begegnet. So III, 42. sl 8\ ro nsQKpccveg
cc£i(o[ia rrig ßovlflg »} xbv "Jqsiov nccyov 7tQooßXs7t£ts (man müsste denn mit
Reiske rj — ndyov streichen), s. Neupert S. 16—18. Wäre es ihm ferner
klar gegenwärtig gewesen, dass Charidemos in der betreffenden Zeit schon
10 Jahre todt war, so hätte er schwerlich so schreiben können, wie es
111, 31 f. geschieht (s. Schäfer Jahrb. a. a. 0. S. 164 und gegen das von
Blass S. 542 Erwiderte Neupert S. 24 f.). Wider den Versuch von Blass
S. 543 gegen Schäfer S. 164 die III, 135 begangne sachliche Unschicklich-
keit zu vertheidigen s. Neupert S. 23 f. Ob der Aufenthalt des D. in
Kalaureia während seiner Verbannung historisch oder ob er nicht vielmehr
erdichtet ist, erscheint höchst verdächtig, s. Neupert S. 31—34, vgl.
Schäfer S. 163. An dem Ausdruck über Philippoa III, 11. avov&striTog
592 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Briefliiteratur.
die Aechtheit des 1. und des 6. vollends nicht aufrecht erhalten
werden49).
Ob das unter den Reden des Demosthenes an 10. Stelle
stehende Schreiben des Philippos, gegen welches sich die den
11. Platz einnehmende, aber zweifellos unächte Rede wendet50),
ein achtes Actenstück oder gleichfalls eine Rhetorenfälschuug ist,
darf wohl noch nicht als ausgemacht bezeichnet werden, doch
ist wahrscheinlich das Erstere der Fall51). Wie es nun aber
cov y' stnotoog, tgctysig y' iv i^ovöia nahm schon Hier. Wolf Anstoss,
s. Neupert S. 35, wenn sieh auch nicht behaupten lässt, D. selbst würde
schlechterdings so nicht geschrieben haben. Zahlreiche Entlehnungen aus
Reden desselben weisen Schäfer S. 164 f. und Neupert S. 26—29 nach,
und Nitsche Sp. 230 f. fügt noch eine Masse anderer hinzu, die freilich
zum Theil weniger sicher sind, da in einigen Fällen die Aehnlichkeit doch
nur eine geringe ist, wie Hüttner S. 234 bemerkt: immerhin hat D. sich
selbst nirgends auf so kurzem Räume so häufig wiederholt, und namentlich
II, 10 f. vgl. m. Or. XVIII. §. 297 f. verräth, wie schon Dobree erkannte,
den Nachahmer, s. Neupert S. 27 f. Ueber die gesuchte Rhetorik s.
Neupert S. 30—35, über die Weitschweifigkeit der Darstellung und die
theil weise Ungelenkigkeit und Geschraubtheit des Stils s. Schäfer S. 165 f.
Neupert S. 38—42. Endlich hat Neupert S. 47—64 mancherlei Ab-
weichungen vom Wort- und Sprachgebrauch des D. nachgewiesen, aber
freilich bedarf die Untersuchung gerade in diesem wichtigsten Punkte noch
gar sehr der Ergänzung und Berichtigung, s. Nitsche Sp. 231 f. und
Hüttner S. 233. Nitsche Sp. 232 ff. vermuthet nicht übel in dem Ver-
fasser beider Briefe denselben Mann mit dem Urheber der 10. und 13. Rede,
s. C. 35. A. 3.
49) Ob Neupert S. 49 recht daran thut auch den 1. Brief dem Verf.
des 2. und 3. (den 5. schreibt er S. 77 gebührendermassen ausdrücklich
einem anderen zu) beizulegen und vollends Nitsche Sp. 232 dies auch
noch auf den 4. auszudehnen (über welchen Neupert S. 77 sich zweifelnd
äussert), ist doch äusserst bedenklich. Eine solche Plumpheit der nach-
ahmenden Wiederholung, wie sie sich I, 13 gegenüber Or. II, 22 f. zeigt
(8. Neupert S. 28), ist im 2. und 3. nirgends zu finden, und wer die
letzteren beiden Briefe dem D. abspricht, kann den unausgeführten Zu-
stand des 4. (in welchem der Haupttheil hinter der langen Einleitung und
dem Epilog beinahe verschwindet) doch schwerlich mehr so, wie Blass
wollte (s. A. 42) entschuldigen, sondern ihn vielmehr lediglich der Schwäche
des Verfassers zuschreiben. — Im Hauptcodex X ist übrigens die Reihen-
folge der Briefe eine andere: 1, 2, 4, 5, 3 und der 6. fehlt, vgl. Neupert
S. 12 f.
50) S. C. 36. A. 3.
51) Boeckh Manetho S. 131 behauptete freilich aufs Entschiedenste,
dass mit der Aechtheit der Rede auch die des Briefes stehe und falle, und
Schäfer Demosth. III1. Beil. S. 110—113 stimmt ihm, wenn auch nicht
Pseudo-Philippos. Antipatros. Antigonos. 593
damit auch stehen mag, eine Sammlung angeblicher Briefe des
Philippos an Alexandros, des Antipatros an Kasandros und
des Antigonos an seinen Sohn Philippos wird schon von Cicero52)
erwähnt. Aber auch später noch wurden allerlei Episteln unter
dem Namen des Philippos gefälscht53). Dass es ferner iingirte
Briefe unter dem von
ohne Bedenken, aus dem einzigen formalen Grunde, den er mit Recht
gelten lässt, der aber doch nicht schlechthin entscheidend ist, bei, weil,
wie Bensei er De hiatu S. 81 — 84 zeigte, „die grosse Sorgfalt, mit der
der Verfasser des Briefes ganz nach isokrateischer Norm den Hiatus ver-
mieden hat, sich in gleicher Weise auch in der Gegenrede wiederfindet".
Dazu legt er dann allerdings auch noch einige sachliche Anstösse dar.
Was für die Aechtheit spricht, ist bei Blass a. a. 0. III, 1. S. 348—352
zusammengestellt, wobei natürlich unter Aechtheit nicht verstanden ist, als
ob Philippos ihn selbst abgefasst haben müsste und nicht vielmehr hätte
durch einen Anderen abfassen lassen können. Ein Hauptpunkt ist dabei,
dass bei Diod. XVIII, 10, 1, wie Böhneke Forschungen I. S. 658 geltend
machte, eine Aeusserung des Philippos aus Duris (oder mittelbar Hiero-
nymos) angeführt wird, welche auch in dem Briefe (§. 19) steht, s. darüber
Nitsche König Philipps Brief an die Athener, Berlin 1876. 4., vgl. C. 21.
A. 204. 223. 341. Schlechthin zwingend ist freilich dies allein nicht, denn
der Verfasser des Briefes könnte ja umgekehrt eben aus Hieronymos oder
Duris geschöpft haben.
52) Cic. de off. II, 14, 48. extant epistulae et Philippi ad Alexandrum
et Antipatri ad Cassandrum et Antigoni (d. h. , wie Westermann II. S. 12
bemerkt, nicht des Gonatas, sondern seines Gross vaters) ad Philippum
fdium, trium prudentissimorum (sie enim aeeepimus) , quibus praeeipiunt, ut
oratione benigna multitudinis animos ad benevolentiam adliciant militesque
blande appellando deleniant. Eine Probe von Philippos giebt dann Cic. 15, 53,
die Val. Max. VII, 2, 10 wiederholt. Vgl. Westermann VI. S. 15—18.
53) Ob die Vermuthung von Westermann VI. S. 17 richtig ist, dass
die Briefe an Alexandros nur Theil einer grösseren Sammlung waren,
scheint mir sehr zweifelhaft. Wir besitzen noch die Fälschungen in der
demosthenischen Kranzrede (No. 1—3. 6 b. Hercher S. 461 — 467) wohl
sicher erst nach alexandrini sehen Ursprungs, dazu das Briefchen an Aristo-
teles b. Gell. IX, 3 (No. 7 H.) und ein mit den A. 18 zuletzt erwähnten
pseudo-aristotelischen Briefen verbundenes und aus derselben Fabrik stammen-
des Schreiben an Olympias (No. 8). Ausserdem werden aber noch Briefe
an Archidamos (vielmehr Agis! so bemerkt Westermann), den Sohn des
Agesilaos, b. Pseudo-Plut. Apophth. Lac. 218 E, an den Arzt Menekrates
(Aelian. V. H. XII, 51. Ath. VII. 289 c, s. jedoch A. 63. 64) und an die
Lakedaemonier (Plut. Apophth. Lac. 233 E. de garrul. 17. 21. 511 A. 513 A.
Rhet. Gr. II. 258 W., vgl. Cic. Tusc. V, 14, 42, aus dessen Aeusserung aber
doch wohl nicht sicher hervorgeht, ob schon ihm ein solcher vorlag) an-
geführt.
Suskmihi,, griech.-alex. Litt.-Oesch. II. 38
594 Siebenuuddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brief litteratur.
Alexandros dem Grossen selbst schon in der Alexandriner-
zeit srab, lässt sich mindestens von zwei uns noch erhaltenen
beweisen, einem an Aristoteles54) und einem an die Griechen55),
doch kann der letztere zu denen gehört haben, welche vermuth-
lich schon von den ältesten Geschichtschreibern dieses grossen
Königs eingeflochten waren56), und es bleibt daher eine offene
Frage, ob schon damals auch die von Plutarchos und Arrianos,
wohl nur mittelbar auch von Aelianos, Pollux und Athenaeos
benutzte Sammlung57) vorhanden war57b), zu welcher auch um-
gekehrt die Briefe an Alexandros angeblich von Kleomenes
aus Naukratis58) und Parmenion59) und von Olymp ias60) ge-
54) S. A. 17, vgl. A. 24.
55) Diod. XVIII, 8, 4. Länger ist der dritte, uns bei Arrian. Anab.
II, 14, 4—9 überlieferte an Dareios, über den vielleicht ebenso zu urtheilen
ist wie über den zweiten, vgl. A. 57. Alle drei stehen bei Her eher S. 98 f.
56) Wie Westermann II. S. 5 f. wohl gewiss mit Recht annimmt.
57) S. Plut. Alex. 8. i% xäv irtiGxoXwv. 17. 60. iv xaig imaxoXaig.
Vgl. Hesych. 'Agonccvoi' ol iv AXs^ctvdgov iiziüTolcctg. Tr\xi%ü.' naget 'AXs-
h,dv8gco iv 'ETticxoXaig. Zxoifiog' . . . i v xaig imaxoXalg AXs^dvdgov.
57 b) Da die Arbeiten Westermanns schwer zugänglich sind, wird
der folgende kurze Auszug aus ihm II. S. 7 — 10 nicht überflüssig sein: an
Alexippos (Plut. AI. 20), 2, wie es scheint, an Antipatros (Plut. AI. 39 und
andrerseits 20. 46. 47. 55. 57, denn dass diese 5 Stellen sich alle nur auf
einen Brief beziehen, schliesst Westermann S. 7 aus 47. iv rfj ngog
'AvxCnaxgov ini6xoXrj, vgl. auch de fort. AI. IL 9. 341 C; von einem Briet
an Antipatros spricht auch La. Di. VI, 44), 2 an die Athener (Arrian. An.
I, 10, 4 u. Plut. AI. 28), an Dareios (s. A. 55, vgl. Plut. AI. 29, auch lustin.
XI, 12. Curt. IV, 1), 3 an die Griechen (Plut. AI. 34; ferner Diod. a.a.O.,
vgl. XVII, 109. lustin. XIII, 5; endlich Aelian. V. H. II, 19), an Hagnon
(Plut. AI. 22), an Hephaestion (Plut. AI. 41), an Kleomenes (Arrian. VII,
23, 6 f.), an Krateros, Attalos und Alketas (Plut. AI. 56), an Leonidas
(Plut. AI. 25, vgl. Apophth. reg. 179 E), an Megabyzos (Plut. AI. 42), 3 an
Olympias (Plut. AI. 27. Arrian. VI, 1, 4 f. Poll. VI, 87; über einen vierten
b. Gell. XIII, 4, 2 vgl. A. 60), an Parmenion (Plut. AI. 22), an Pausanias
(Plut. AI. 41), 2 an Peukestas (Plut. AI. 41. 42), an Philoxenos (Plut.
AI. 22. Ath. I. 22 d, vgl. Plut. de fort. AI. I. 12. 333 A), an Phokion (Plut.
Phoc. 17. 18. AI. 39. Aelian. V. H. I, 25), an die Satrapen Asiens (Atb.
XI. 784 a), an Theodoros (Plut. Amator. 16. 760 C). Ein Brief an die
Römer wird schon von Strabon V. 232 erwähnt, aber West er mann II. S. 10
bemerkt dazu: „nisi hie Alexander Epirota est: Macedonem enim tunc ne
fama quidem Bomanis notum fuisse arbitratur Livius IX, 18".
58) Ath. IX. 393 c. KXsoiisvrjg iv xij ngog 'AXe^avdgov ini6xoXij ygdcpcov
ovxcog k. t. X. S. Westermann IV. S. 7 f.
59) Ath. XI. 781 f. iv xccig Ttqog 'AXi^avögov iniaxoXccLg u. XIII. 607 f —
608 a. iv xfj ngog AXi^ccvdgov ini6xoXrj (mit 2 wörtlichen Fragmenten). Die
Pseudo-Alexandros. Pseudo-Agesilaos. 595
hört haben mögen; jedenfalls schon aus der Alexandrinerzeit
aber stammt ein noch erhaltener derartiger gefälschter Brief des
Kalanos61). Dass ferner unter dem Namen des Antipatros
gleichfalls auch noch Briefe an Alexandros und an Andere vor-
handen waren, leidet keinen Zweifel 7 aber ihre Entstehungszeit
und Entstehungsart mag eine verschiedene gewesen sein62).
Aus ungewisser Zeit sind die angeblichen Briefe des Spartaner-
königs Agesilaos, von denen uns noch Spuren geblieben sind,
und unter denen einer von anderen Seiten dem Philippos bei-
gelegt wurde03), nämlich das Antwortschreiben auf den uns
noch64) erhaltenen, auf den Namen des syrakusischen Arztes
weiteren, gewiss zum Theil richtigen Erzählungen über Briefe, welche P.
geschrieben hatte, s. b. Westermann VI. S. 10.
60) Einzelne derselben werden wohl schon aus den Geschichtschreibern
des Alexandros stammen, s. Gell. XIII, 4, 1 ff. in plerisque monimentis rerum
ab Alexandro gestarum et paulo ante in libro M. Varronis, qui inscriptus
est Orestes vel de insania, Olympiadem . . . festivissime rescripsisse legimus
Alexandro filio etc., andere waren sicher aus der epistolographischen Werk-
stätte, s. Ath. XIV. 659 f. Plut. AI. 39 hat vermuthlich doch wohl auch
hier aus der nämlichen Sammlung geschöpft. Schlechtweg einen Brief der
0. erwähnt Poll. VII, 28. S. Westermann VI. S. 8 f.
61) Denn diesen theilt schon Philon Omnem probum liberum esse T. II.
p. 460 Mangey mit. S. Westermann IV. S. 5. Hercher S. 192.
62) Ob Arrian. Anab. VII, 12, 6 und Plut. AI. 39 ihre Nachrichten über
Briefe des Antipatros. an Alexandros aus älteren Geschichtschreibern oder
einer Briefsammlung haben, steht dahin, aus der ersteren Quelle hat sicher
lustin. XII, 1 mittelbar die seinen, aus der letzteren ist ebenso unzweifel-
haft, was Plut. Comp. Coriol. et Alcib. 3. Comp. Aristid. et Cat. 2 aus
einem Briefe über den Tod des Aristoteles mittheilt. Diese Sammlung
kann nun aber füglich 2 Bücher umfasst haben, und wenn daher Suid.
AvxCnaxQoq 'ioXccov schreibt: kuxsXuiev 'JLniGxoXöiv 6vyyQd^cLxcc sv ßißXioig
dvoi, so ist kein genügender Grund zu dem Verdacht von Westermann
II. S. 5 vorhanden, als ob dies eine Verwechselung mit Antipatros von
Hierapolis (unter Septimius Severus) sei; irgend etwas Aechtes war freilich
in Wahrheit kaum in jener enthalten.
63) Westermann IL S. 4 f.: „Plutarchum si audis (Ages. 10. Apophth.
191 A. 209 E. 210 D. 211 B. 213 A. Praec. pol 807 F), multa egit Agesi-
laus per epistolas: quae quam sint incerta et suspecta, cum per se apparcat
(sc. memoriter talia tradebantur aut , prout usus esset, ab historiae scripto-
ribus fingebantur), tum ex eo intellegitur, quod quam Agesilao tribuit epistolam
191 A et 213 A, Philippo Macedoni tribuunt Aelian. V. H. XII, 51 et
Ath. VII. 289 e". S. A. 64 u. vgl. A. 53.
64) Bei Ath. a. a. 0. d, worauf es dann e heisst: 7iqos ov cos [isXuyxo-
Xwvxct iniaxeXXsv 6 ^CXinnos' „(f&iXimiosy MsvsiiQccxti vyiaivsiv" (ebenso
38*
596 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
Menekrates gefälschten Briefes. Ein Gleiches gilt von denen,
welche dem Redner Lykurgos65), Antiochos dem Grossen66),
dem Eumenes67), dem König Amasis von Aegypten68), dem
Pherekydes von Syros69), Thaies70), dem Thrasybulos von
Miletos und Periandros71), Anaximenes von Miletos 72),
Cheilon73), Solon und Peisistratos 74), Pittakos75), dem
Arzte Diokles von Karystos76) untergeschoben waren77). Recht
Ael. a. a. 0. avTByQuips 8s nccl 6 <£. x. r. X.). naganlrjcicog de stisgtsXXe
(näml. MsvsKQUTrjg, der sich selbst Zsvg nannte) xca 'AQ%id<i[LCö ta Acc-ks-
dcti[iovicov ßccoiXst x. t. X.: aus Archidamos ist also bei Pseudo-Plnt.
a. a. 0. Agesilaos geworden und auf diesen die Antwort des Philippos über-
tragen.
65) Nur Suid. Avuovqyog erwähnt sie.
66) Zwei solche stehen bei Ioseph. A. I. XII, 3 und gehören unter die
jüdischen Fälschungen, ausserdem begegnet uns aber, wie es scheint, noch
die Spur eines dritten b. Eustath. z. IL T, 407. p. 1214, 41 ff.: iv iniGtoXfi
xov ßccaiXscog 'Avtioxov, vgl. West er mann II. S. 13.
67) Plut. Eum. 11. ix tcov iniatoXav. Lucian. de laps. 8. Wester-
mann Y. S. 4.
68) An Bias, Plut. Sept. sap. conv. 6. 151 B, abgedr. b. Her eher
S. 100. No. 2.
69) An Thaies b. La. Di. I, 122. Westermann Vi. S. 15. Hercher
S. 460.
70) An Pherekydes v. Syros u. an Thaies b. La. Di. I, 43 f. Wester-
mann VIII. S. 4. Hercher S. 740.
71) Von Letzterem an die Weisen und an Prokies, von Ersterem an
Letzteren b. La. Di. I, 99 f. Westermann VI. S. 10. VIII. S. 9. Hercher
S. 408. 787.
72) Zwei solche Briefe an Pythagoras stehen bei La. Di. II, 4. 5, ab-
gedr. b. Hercher S. 106. Vgl. Westermann II. S. 12.
73) An Periandros b. La. Di. I, 73. Westermann IV. S. 5. Hercher
S. 193.
74) Von Ersterem an Periandros, Epimenides, Peisistratos, Kroesos,
von Letzterem an Ersteren b. La. Di. I, 64—67 u. 53 f., vgl. Suid. 'Eni-
[isvidrjg. ngog xovxov yqücpsi 2oXcov 6 vofio&STrjg, iisfitpofisvog xr\g noXscog
Y.uftuQ6iv (es ist der erhaltene Brief gemeint). Westermann VI. S. 21.
VII. S. 18. Hercher S. 490. 636 f.
75) An Kroesos b. La. Di. I, 81. Westermann VI. S. 21. Hercher
S. 491.
76) 'EiticroXr] 7tgocpvXayitL'iirj an König Antigonos, erhalten bei Paul,
v. Aeg. I, 100. Vgl. Sprengel-Rosenbaum Gesch. der Med. I4. S. 463f.
Westermann IV. S. 14.
77) Wie es mit der Aechtheit der von Dionysodoros (s. C. 30. A. 97)
gesammelten Briefe von Ptolemaeos I stand, lässt sich heute nicht mehr
entscheiden; wenn der Sammler wirklich der Aristarcheer war, so spricht
Gefälschte Briefe. 597
frühen Zeiten der alexandrinischen Periode verdankten dagegen
diejenigen ihren Ursprung, welche sich für Werke des jüngeren
Dionysios von Syrakus78) und des Telauges79), sei es nun
des wirklichen oder erdichteten Sohns von Pythagoras, ausgaben;
es ist daher wohl möglich, dass ein Gleiches auch von einem
Theile derer gilt, welche als Schriftstücke von Pythagoras selbst80)
und von verschiedenen Pythagoreern und Pythagoreerinnen81) in
dies für dieselbe. Vgl. Westermann VII. S. 12, der noch hinzufügt:
„ceterum epistola Ptolemaei, qua Menandrum et Phüemonem poetas ad se
invüasse credebatur, quaque usus est Alciphron Epist. II, 3 et 4" (vgl. C. 8.
A. 38) „utrum sylloges illius auctoritate an solo rumore vel artificio nitatur,
non disputo<(. — An der Aechtheit von dem Geschäftsbriefe des Arkesilaos
bei La. Di. IV, 44 (abgedr. b. Her eher S. 131) scheint auch West er-
mann III. S. 3 mit Recht nicht zu zweifeln.
78) Suid. Jiovvoiog, vibg xov EineXlag xvqdvvov, xai avxbg xvoavvog
■aal tpiXoöoyog. 'EmaxoXag neti neol xav noLr^axav 'Enixüofiov. Den An-
fang eines solchen Briefes (nämlich Einladungsschreibens) an Piaton giebt
schon der 7. pseudo-platonische 339 B. C (s. A. 24) wieder: enepipe de em-
axoXrjv näw nanoav . . . xr\v ocQxrjv i'xovoa f\ ini6xoXr\ xrjde 7trj cpqd^ovGwa.x.X.
Vgl. auch Pseudo-Plat. Ep. III. 317 B. Bruchstücke aus einem oder
mehreren Briefen an Speusippos finden sich bei La. Di. IV, 2 (ngbg avxbv
ygccipcov) und Ath. VII. 279 e (iv xccig ngog avxbv sTtiGToXalg) , vgl. XII. 646 d
(iv xrj Tcgog avxbv inioxolfj). Vgl. Westermann IV. S. 21.
79) Denn schon Neanthes Fr. 20 bei La. Di. VIH, 55 (vgl. C. 21. A. 478)
sagte: xr\v yccg nsQicpsqo^svriv nobg TrjXavyovg iniöxoXijv . . . pr] slvai
a^LOTaoxov. La. Di. schreibt ebendas. 34: övyyQa(i(ia de cpegexai xov Tr\-
Xavyovg ovdev, aber 53: Tr}Xavyr}g de 6 xov üv&ayoQOV naig iv xr\ nqbg
<biX6Xaov ini6xoXij und 74: iv Se xeo nooeioruievco Tr\Xavyovg iniGxoXioa: es
ist der von Neanthes erwähnte kurze Brief gemeint, und vielleicht gab es
unter dem Namen des T. eben nur diesen, der denn in der That nicht als
6vyyQa[i[ia gerechnet werden konnte. Vgl. Westermann VIII. S. 4.
80) An Anaximenes b. La. Di. VIII, 49, wahrscheinlich als Antwort
auf dessen zweiten vorgeblichen Brief an ihn, s. A. 72. Ausserdem sind
zwei andere an Hieron und Telauges erhalten. S. Westermann VII. S. 13.
Die beiden letzteren, ohne Zweifel späten Ursprungs, stehen bei Orelli
S. 51 f., die beiden ersteren bei Hercher S. 601, vgl. S. LXVI.
81) Erhalten sind angebliche Briefe von Lysis, Melissa, Myia, Theano,
zu finden bei Hercher S. 601—608 (vgl. S. LXVIIf.), denen allen aber
freilich ein so alter Ursprung nicht zuzutrauen ist; höchstens könnte der eine
oder andere aus der letzten alexandrinischen Zeit sein; die drei der Theano
sind attisch, die anderen dorisch geschrieben. Aus dem des Lysis ist
Einiges bei La. Di. VIII , 42 ausgezogen und der grösste Theil bei Iamblich.
V. P. 17. §. 75 — 78 (p. 53, 14 ff. Nauck) aufgenommen, auch kennen ihn
Synes. Epist. 143 und Eustath. z. II. ß, 851. p. 360, 42 ff. (aus Iamblich.).
Einen nicht erhaltenen von Theano an Timandra erwähnt Poll. X, 21.
S. Westermann V. S. 19 f. VI. S. 4. 8. VIII. S. 4 f.
598 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
Umlauf gesetzt waren , wie höchst wahrscheinlich von dem einen
der beiden uns als Werke des Archytas überlieferten Briefchen82)
und sicher von sonstigen ihm untergeschobenen, aber nicht er-
haltenen Episteln 82b), während der andere83) und überhaupt
weitaus die meisten Machwerke dieser Art sicher erst seit dem
Aufkommen des Neupythagoreismus entstanden. Die angebliche
Epistel der Sokratiker Erastos und Koriskos von Skepsis an
Piaton84) scheint ein Antwortschreiben auf den sechsten pseudo-
platonischen Brief gewesen zu sein85) und also aus denselben
Kreisen zu stammen, aus denen der letztere und dessen Nach-
ahmungen hervorgegangen waren, und auf dieselbe Fabrik wie
diese alle nebst den dem jüngeren Dionysios und dem Speusippos
und, so weit sie sich auf Piaton beziehen und belogen, auch den
dem Archytas untergeschobenen werden wohl auch die Briefe
des Dion an Piaton und Andere zurückzuführen sein, von denen
wir aber weiter Nichts wissen86), und nicht minder derjenige,
82) An den jüngeren Dionysios: Aufforderung den Piaton unversehrt
zu entlassen, b. La. Di. III, 21 f., vgl. VIII, 79. ovto'g (näml. 'AQxvtag) ioxiv
b IJXätajva Qvodfisvos di' EmazoXijg srapa diovvöiov [isXXovr' ccvociQ£i6d-ea.
Von früheren Briefen des A. und der Tarentiner an Piaton, um diesen zu
der dritten sikelischen Reise zu bewegen, spricht schon der 7. pseudo-
platonische Brief 339 D , dessen Verfasser sie also schon vorfand oder selbst
gemacht hatte. Es ist also wohl kaum zu bezweifeln, dass aus ähnlicher
Mache auch jener an den jungem Dionysios, sei es früher, sei es später,
hervorgegangen ist, vgl. A. 88.
82 b) S. das eben A. 82 Dargelegte.
83) S. A. 21 u. C. 32. A. 468. 469. Beide Briefchen stehen bei Hercher
S. 132. Ueber beide bemerkt Westermann III. S. 3 f. mit Recht, dass
sie aus einer umfassenderen Sammlung von Briefen des A. in den La. Di.
(mittelbar) gelangt sind, denn: „quae ad 'posteriorem Platonem rcscripsisse
refert Diog. VIII, 81, ad verbum descripta sunt ex epistolarum, quae Pia-
tonis nomine inscriptae circumferuntur , duodecima", s. A. 21.
84) Poll. X, 150. Westermann IV. S. 8 f. Strab. XIII. 608 bezeichnet
sie als Sokratiker und den Koriskos als Vater jenes Neleus, der, ein
Schüler des Aristoteles und Theophrastos , nach dem Tode des Letzteren
in den Besitz der Bibliothek Beider kam (s. C. 32. A. 322), La. Di. III, 4G
als Schüler Piatons: sicher gehörten sie dem Verbände der Akademie gleich
Aristoteles an: bei Letzterem ist, um mit Bonitz Ind. Aristot. 405a 35 ff.
zu reden „KoQioytog usitatum nomen ad signißcandum quemlibct hominem".
85) Der an sie und an Hermias von Atarneus gerichtet ist, vgl. Boeckh
Hermias von Atarneus, Abhh. der Berl. Akad. 1853. S. 138 f. = Kl. Sohrr.
V. S. 191 f. — Ich folge der Vermuthung Westermanns a. a. 0.
86) Unsere einzige Quelle ist Suid. dt'cov ^IitnccqCvov . . . tyQcctyzv
eniGzoXccg Ttqog TlXattova %ai aXXovg xivdg. Vgl. West ermann IV. S. 19.
Gefälschte Briefe. 599
welcher von dem Sokratiker Aeschines an den jüngeren Dio-
nysos87) geschrieben sein sollte88). Endlich die Briefe des
Anacharsis hielt schon Cicero für acht89). Ob aber wirk-
lich Cicero selbst und Brutus auch griechische Briefe geschrieben
und herausgegeben hatten, lässt sich wohl kaum mit auch nur
aunähernder Sicherheit entscheiden; waren aber die dem Plutar-
chos00) vorliegenden Sammlungen unächt, so fiel die Fälschung
natürlich erst in die älteren christlichen Zeiten; die uns unter
dem Namen des Brutus überkommenen Machwerke sind wohl
sehr späten Datums91).
87) Nicht an den älteren, wie Westermann II. S. 4 angiebt, s. A. 88
und Meineke F. C. G. I. S. 507.
88) La. Di. II, 63. cpsgsxai 8s xai sniGioXr} ngbg Aiovvgiov Aig%ivov.
Unmittelbar voraufgeht Folgendes: tprjGi 8s üoXvyigixog 6 MsvSaiog (Fr. 2)
sv reo ngcoxip xav nsgl Aiovvgiov d%gi ti]g syutxooGscog Gv^ßicovai avxov xco
xvgdvvia Kai tag xfjg Aimvog etg ZvgaxovGag neefi-odov, Xsycov slvai gvv
avreo Kagnivov xov Hco{iG)do7COi6v {xgaycoSoitoiöv Meineke a. a. 0.). Ich
glaube, dass es eine Sammlung aller dieser sich um Piaton, Dion und den
jüngeren Dionysios drehenden Briefe gab , aber beweisen kann ich es
! freilich nicht.
89) Denn er übersetzt V, 32, 90 den 5. ins Lateinische. Es sind ihrer 9,
wozu als 10. noch der bei La. Di. I, 105 mitgetheilte an Kroesos kommt,
s. Westermann II. S. 11 f. Hercher S. 102—105.
90) Brut. 2. 'Pcöucc'Catl \isv ovv t\g%j\xo ngbg xdg 8is£,68ovg xal xovg
dymvag tneevaig 6 Bgovxog, ^EXXtjvigxI Ss xrjv dnocpd'syfiaxi'arjv xal Aav.(ovi-
htjv snixr\8sv(ov ßga%vXoy£av sv xatg sitiGxoXaig svia%ov 7iagdGrj(i6g sgxiv.
olov i]dr} yiccd'satrj'ncog slg xov noXsfiov ygdqpsi toig IJsgyaiirjvoig' „axoveo
vficcg x. x. X." ndXiv Eapioig' „af ßovXal x. x. X.u xal naget TLaxagsrnv
sxsgav „Bdvd'ioi xrjv x. x. X", s. A. 86. Cic. 24. sniGxoXal 8\ nagd xov
Kwsgavog slgl ngbg 'Hpcod^v, sxsgai 8s ngbg xov vföv,' syHsXsvofisvov GVfi-
rpiXooocpsiv Kgaxinnio (vgl. C. 32. A. 343. 344). Togyiav 8s xov gr\xoga
aixico[isvog stg rjSovdg xal noxovg' ngodysiv xb [isiganiov dnsXavvsi xrjg
GvvovGiccg avxov. xal G%sdbv avxr} xs xäv ^EXXrivwcov fiia xal 8svxsga ngbg
IJsXona xov Bv^dvxiov sv ogyij xivi ysyganrai, xov (isv Togyiav avxov
ngoGiqKÖvxcog Inmonxovxog , si'nsg r\v apavXog xal dnoXaGxog, fjnsg sSohsi,
ngbg 8s xov TJsXona fiitigoXoyovfisvov xal lis^itpi^oigovvxog mensg d^sX-q-
Gavxa xi[idg xivag avxm xal ipr}q?iG[iaxa nagd Bv£avxicov ysvsG&ai. Vgl.
West ermann IV. S. 3 f. 7. Dass Niemand sonst dieser Briefe gedenkt,
erweckt wenigstens kein günstiges Vorurtheil dafür, dass sie acht ge-
wesen seien.
91) Sie stehen bei Hercher S. 177—191. Vgl. Westermann IV.
S. 3—5. Die drei von Plut. a. a. 0. mitgetheilten Briefchen finden sich
freilich unter ihnen wieder, aber mit Recht erklärt es Westermann nach
dem Vorgang Anderer für möglich, ja einigermassen wahrscheinlich,
„Plutarchum aliunde haec habere, fdlsarium vero his ipsis vestigiis ad fraudem
600 Siebenunddreissigstes Capitel. Novelle. Roman. Brieflitteratur.
Ob Sotion92) mit Recht die zu seiner Zeit unter dem Namen
des Kynikers Diogenes vorhandenen Briefe für acht erklärte,
oder ob sie erst aus dessen Schule stammten, können wir nicht
mehr beurtheilen; die auf uns gekommenen 29 sind ohne Zweifel
erst eine späte Fälschung93).
Verdächtig ist auch der Ursprung eines angeblich von
Menedemos aus Eretria verfassten Briefes, von dem uns der
Anfang erhalten ist94).
Ueber die Briefe des Kynikers Krates oder Pseudo- Krates
B, C. 2. S. 30 mit A. 8495)? über die gefälschte Correspondenz
zwischen Antigonos Gonatas und Zenon von Kition C. 2.
A. 175, über Pseudo-Aratos C. 10. A. 11, über Pseudo-
Menandros C. 8. A.38, über Pseudo-Epimenides C.32. A.239,
über die jüdischen Brieffälschungen C. 38 96).
Zu diesen Fälschungen und ächten Privatcorrespondenzen
kommen nun aber die zahlreichen Fälle, in denen der Brief ent-
weder eine vom Urheber gewählte Kunstform der Darstellung97)
faciendam inductum Plutarchea demum in suum usum convertisse ad corum-
que exemplum reliqua confinxisse" '.
92) Bei La. Di. VI, 80 (vgl. C. 19. A. 28). Vgl. La. Di. VI, 23. rov sv
tco [itjtQcpa) nCQ'ov %6%ev olnictv, <bg nui ctvtbg iv zotig 87ti6ToXccig dLccaecysC.
93) Bei dem 16. ist vielleicht der ältere, möglicherweise ächte benutzt,
den La. Di. a. a. 0. anführt. Im Uebrigen s. Westermann IV. S. 15—18.
Hercher S. XXXV-XXXIX. 235-258.
94) Bei La. Di. II, 141, vgl. Westermann VI. S. 5. Man müsste,
wenn das Schriftstück acht war, annehmen, dass Menedemos, der sonst
keine Schriften veröffentlichte, mit diesem zu seiner Rechtfertigung ge-
schriebenen Briefe eine Ausnahme gemacht und selbst dafür gesorgt habe,
dass er auch ins Publicum drang.
96) Von den erhaltenen gilt Dasselbe wie von denen des Pseudo-
Diogenes, s. Westermann IV. S. 10. Hercher S. XXXIII— XXXV. 208— 217.
96) Vgl. auch noch Westermann II. S. 12. III. S. 3. V. S. 3. VI. S. 4.
VIII. S. 11. Beiläufig bemerkt sei hier noch, dass die angeblichen Briefe
des Herakleitos und des Hippokrates nebst Zubehör erst nachalexan-
drinisch sind. Ueber die Entstehungszeit der ersteren s. Bernays Die
herakleitischen Briefe, Berlin 1869. 8. Spät entstanden sind wahrscheinlich
die des Xenophon, und zwar nicht bloss der in den Episteln der So-
kratiker enthaltene, sondern auch diejenigen, aus denen Stobaeos Auszüge
giebt, s. Westermann VIII. S. 11. Hercher S. LXXXV. 788-791,
desgleichen die des Euripides, s. Westermann V. S. 4 f. Hercher.
S. XL f. 275-279.
97) Das ältste uns bekannte Beispiel dieser Art sind die betreffenden
epideiktischen Spielereien des Lysias, falls sie wirklich schon von ihm
herrührten. Das lässt sich nun freilich ebenso wenig beweisen wie das
Gefälschte Briefe. 601
oder bequeme Lehrforin war und derer im Voraufgehenden bereits
gedacht ist98). Eines besonderen Eingehens auf diesen Punkt
bedarf es wohl kaum: die Sache ist an sich klar.
Achtunddreissigstes Capitel.
Die jüdisch -hellenistische Litteratur1).
Ein eigenthüialicher Nebenzweig der hellenistischen Litteratur
wird abgesehen von den griechischen Uebersetzuugen hebraeischer
Bücher durch eine Reihe sehr verschiedener Werke gebildet, welche
von jüdischen Verfassern meistens in Alexandreia; aber zum Theil
Gegentheil, an welches zu glauben Westermann V. S. 17—19 geneigt ist.
Sollte aber auch dieser Glaube der richtige sein, so bleibt es immer noch
ebenso gut möglich, dass sie bereits in der späteren attischen, als dass sie
erst in der alexandrinischen Zeit entstanden seien.
98) Ueber die Lehrbriefe des Ariston von Chios, Sphaeros, Epi-
kuros, Arkesilaos, Karneades, Demetrios von Phaleron, Straton
von Lampsakos, Hieronymos von Rhodos (?), Eratosthenes u. Pseudo-
Eratosthenes, Philochoros, Pseudo-Manethon, Polemon, Aristo-
genes, Timagenes von Miletos s. C. 2. A. 248. 301. 437. 602. 632. 697
(mit d. Nachtr. hinter diesem 2. Bd.). 724. 773. C. 15. A. 64. 72. 73. C. 21.
A. 374. 428. 431. C. 22. A. 159—162. C. 24. A. 36. C. 33. A. 177 und vgl.
Westermann III. S. 5 f. IV. S. 5. 11. 21 f. V. S. 3 f. 7. VI. S. 4. 19.
VII. S. 9. 19 f. VIII. S. 9. Auch die oben (s. A. 76) bereits erwähnte
iniotolrj nQocpvXaKuxri von Pseudo-Diokles gehört genauer in diese
Classe. Ueber unsaubere unter dem Namen des Chrysippos umlaufende
Briefe, welche der Stoiker Diotimos, der, wie schon C. 32. A. 28 bemerkt
wurde (wo auch dies hätte erwähnt werden sollen), dem Epikuros sittenlose
Briefe aus eigner Fabrik unterschob, gleichfalls auf diesen abzuwälzen
suchte, berichtet La. Di. X, 3: xal 6 za stg XqvGimtov ccvcccpSQÖiievcc etzl-
gzoIlcl ag 'EniHovQov cvvzu^ccg. Ueber die gastronomischen Briefe des
Hippolochos und des Lynkeus s. C. 25. S. 881 f., vgl. C. 18. A. 6. 8
und Westermann V. S. 11. 17, über die Satiren des Menippos in Brief -
form s. C. 2. A. 139; wir besitzen auch noch ein spät ihm untergelegtes
Briefchen, s. Westermann VI. S. 5. Hercher S. 400. — Sehr zu
wünschen wäre übrigens ein neuer, zusammenfassender Abdruck von
Westermanns trefflichen Arbeiten, der sie erst recht fruchtbar und
weiteren Kreisen zugänglich machen würde, ungleich wünschenswerther als
sehr Vieles, was jetzt leider gedruckt wird.
1) S. zum Folgenden besonders das ganz vortreffliche Werk von
S c h ü r e r Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi,
Leipzig 1886. 1890. II. 8. Den gütigen Mittheilungen des Verf. verdanke
ich auch meine Angaben über die seit 1886 erschienene Litteratur.
602 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
auch im Mutterlande oder von Samaritern von vorn herein
griechisch geschrieben waren. Denn so sehr diese Litteratur auch
zu deu Beweisen dafür gehört, wie stark selbst in Palaestina
allmählich griechische Sprache und Bildung eindrang, so bewahrt
trotzdem auch in Alexandreia diese Schriftstellerei ein Gepräge
nationaler Abgeschlossenheit und eines lediglich nationalen Inter-
esses, durch welches auch das Gemeingriechisch, dessen sie sich
bediente, eine ganz besondere hebraeische Färbung empfinglb).
Nachdem schon unter den ersten Begründern von Alexan-
dreia sich auch Juden befunden hatten und sodann eine grössere
jüdische Colonie dort bereits durch Ptolemaeos I angesiedelt war,
hielten er und seine meisten Nachfolger grosse Stücke auf diesen
Theil ihrer Unterthanen2), der sich allmählich erheblich ver-
lb) Ob freilich bei Kleomed. p. 91 Balf. 112 Bake. 166, 9 ff . Ziegler
(s. C. 2. A. 394b) xcl de (er spricht von den Ausdrücken bei Epikuros) dnb
[leörjs ngoGev%r)g ncci xav in' avXotig (so Ziegler f. ccvxjj oder otvxccig)
nooGaixovvxcov , 'Iovöocixa xiva nccl nccQccy.e%ctgctyiieva, das 'iovdaCnd richtig
oder mit Meineke %vdct'C%d oder mit Bernhardy Gr. L.-G. I3. S. 493
ccvttis (oder avxij ?) nqoGccixovvxcav 'iovdalav, %vduid zu schreiben ist, la9se
ich dahingestellt.
2) Die Quelle der Nachrichten bei Iosephos scheinen freilich Pseudo-
Hekataeos und Pseudo-Aristeas gewesen zu sein, doch beruhten gewisse
allgemeine Grundzüge von deren Angaben doch wohl auf wirklich ge-
schichtlicher Ueberlieferung. S. Ioseph. A. I. XII, 1, 3 ff. 6 de TlxoXefictiog
noXXovg atxfnxXcoxovg Xotßcbv dnb xe xrjg oosivrjg 'iovdaCag %ccl xeov neql xb
^IsQoaoXvfia xonoov xat xijg Za^iageixidog nccl xöav iv xm ooet, reo rctqi&iv
(also auch Samariter, vgl. XIII, 3, 4), •A.ctxäv.iGev dnccvxccg stg Aiyvnxov
dyecycov. eneyvcoY.ag de xovg dnb xwv 'ieqoGoXvfioov neql xs xä>v oqhcov qpv-
Xav.r\v yiccl xccg niGxeig ßeßccioxdxovg vndqxovtag i£ av dne%qCvuvxo AXe^dv-
dq<o itQsaßevaapeva nqbg ccvxovg pexcc xo HqccziJGccL dccqetov xjj (idxj], noX-
Xovg ctvxeov etg xct (pqovqtcc y.ctxctXo%iGttg nccl xotg MccnedoGLv iv 'AXe^ccvdqeCa
noirJGocg iGonoXLxccg , oqnovg eXccße necq' ctvxäv , oncag xoig inyovoig xov
nccqcc&efievov xr)v niGxiv dtacpvXd^coGiv. ovx bXiyoi de xai xeov ccXXcov 'iov-
dcciiov e%ovGi(og eig xr)v Aiyvnxov naqeyevovxo, xr,g xe dqexrjg xeov xoncov
ccvxovg ncci xrjg xov üxoXeficciov cpiXoxtfiiccg nqoG-KccXov^svrjg x. x. X. 2, 1. Hneixcc
xrjv ßccGiXelav xrjg Aiyvnxov naqctXccßmv 6 <&iXddeXcpog , . . xov xe vopov
riQprjvevGe neu xovg dovXevovxag iv Alyvnxm xcbv ^IeqoGoXvfiLxcäv dneXvce
xijg dovXeiccg, bvxccg neql deodence [ivqiddccg it; ctlxiag xoiavxrjg x. x. X.: es
folgt der Bericht aus Pseudo-Aristeas. B. I. II, 18, 7. uoexet de xr)v 'AXe%dv-
dgeiav del [iev r)v Gxdcig nqbg xb 'lovdct'iv.bv xotg imx&qioig , dep' ov %Qr\Gd-
fievog nQO&vfioxdxoLg hccxcc xeov Atyvnxicov 'iovdcci'oig 'AXe^ocvdqog yeqccg xijg
GVfifiaxtocg sdtoue xb [Lexoweiv naxcc xr)v nbXiv i% LGoxifiiag nqbg "EXXrjvccg.
diifisive de ccvxotg r) xifir) xca naget xav diadö%aiv , dl xca xonov i'diov
etvxoig dcpcogiGocv, oncog •nccd'ccqcoxeqccv e%ovev xr)v dCoaxav, rjxxov inifiLGyo-
Einleitung. 603
mehrte3), aber natürlich seine Muttersprache bald mehr und
mehr verlernte, so dass sich denn bei diesen ägyptischen Juden
psveov xeov dXXoepvXeov , v.al %Qr}n<xTigsiv snExgsipav Mansdovag. c. Ap. IT, 4.
ov ydg dnogiet ys xeov olhjjgovzcov xr\v [isxd onovdrjg vn avxov 'HXi^o^iEvrjv
'AXsi-ccvdgog xeov r}[iszsgeov xivdg s-usi Gvvr'j&goiGEv, dXXa ndvxag doy.i[id£eov
sni^iEXeog dgsxrjg neu niGxseog xovxo xoig rj[isx Egoig xo ysgag sdeoitsv. sxipa
ydg jj[iajv xo s&vog, eog hccl eprjGiv *Ev,axaiog (Fr. 15) nsgl rj^ieov %. x. X.
ofioia ds 'AXs^dvdgco ncd TlxoXsyiaiog 6 Accyov nsgl xeov sv 'AXs^avdgsiet
y.axoi%ovvxeov sepgovrjGE' neu ydg xa uaxu xr\v Ai'yvnxov avxoig sv£%£lgiGS
cpgovgia, niGxeog afia nal ysvvaCeog epvXd^Eiv vnoXa^ißdveov xat Kvgrjvrjg
iyugaxeog dg%siv ßovXbfisvog ual xeov dXXeov xeov sv xf] Aißvr\ nöXseav sig
avxdg (isgog 'iovdaieov 87ts[iif)S xaxoixiJGov. 6 ds (isx' avxov IIxoXEficcLog, b
efriXddsXcpog E7tiKXr\Q'Eig, ov [lövov si! xivsg r\Gav al%iidXeoxoi nag' avxco xeov
fj{iEXEQ(ov, ndvxag dnsdeoHSV, dXXa v.al xgr^iaxa noXXdv.tg sdeog^Gaxoy xocl xb
iisyiGxov, E7Ti&v[ir}xr}g sysvsxo tov yveovai xovg rjfisxsgovg vöfiovg nai xaig
xeov tsgeov ygacpeov ßißXoig evxv%eiv h. x. X. Vgl. d. Edict des Claud. A. I.
XIX, 5, 2. xovg sv 'AXs^avdgsia 'Iovdai'ovg, 'AXs^avdgsig Xsyopsvovg, Gvyaa-
xoiy.i6&Evxag xoig ngeoxoig svd"vg uaigoig 'AXs^avdgsvci %ai iGr\g noXixsiag
nagd xeov ßaGiXseov xsxEvxoxag, y.a&ebg epavsgbv sysvsxo sv. xeov yga^i^dxeov
xeov nag' avxoig nai xeov dtaxayfidxeov. Pseudo-Hekat. Fr. 14. b. los. c. Ap.
1, 22. ovk oXiyai ds (iivgiddsg) neu [iexu xbv 'AXs^dvdgov ftdvaxov sig
Ai'yvnxov y.al <&oiviHr}v (isxEGxrjGccv did xrjv sv Hvgia Gxdciv. Strab. Fr. 6
b. los. A. 1. XIV, 7, 2 (unmittelbar nach den A. 3 angef. Worten). xr\v 8s
Ai'yvnxov nccl xr\y Kvgr\vaiav , dxs xeov avxeav rjysfioveov s%ovguv , xeov xs
dXXeov gv%vu ^r\X(üGca Gvvsßrj, nccl drj xa 6vvxdy[iaxa xeov 'iovdaicov fi-osipai
dtacpEQovxcog %a\ Gvvav^v{Gai %Q(6[i£va xoig nazgioig xeov 'Iovdaieov vo^ioig.
sv yovv Alyvnxeo -naxomia xeov 'iovdaieov sgxIv dnodsösLyfiEVT}, xeoolg ds xrjg
xeov 'AXs^avdqseov nöXseog depeögiGxo fisya (isgog xeo e&vei xovzeo ' naQ'LGxaxai
ds ->ial id'vdgxrjg avxeov , dg dioiKEo xs xb s&vog v.al duaixa ugiGsig %al Gvp-
ßoXaCeov snt^sXsixaL v.al ngoGxayfidxeov , eog dv noXixsiag dg%eov avxoxsXovg.
Apion b. los. c. Ap. II, 4 i. A. sX&övxsg anb ZvgCag eo%r\Gav ngbg aXi(isvov
ftdXaGGav, ysLxvidaavxsg xaig xeov y.v[idxeov sv.ßoXaig mit dem Zusatz von
los. selbst: ngbg xoig ßaGiXsCoig r^cav idgvusvoi (so dass also das Juden-
quartier im Nordosten der Stadt lag) . . . Y.axsG%uv eog firiS' vGxsgov s%-
nEGsiv. Euseb. in der A. 5 angef. Stelle. Ewald Gesch. des Volks Israel
IV3. S. 290 f. 311 f. 315 f. Schürer II. S. 499 ff. (der auch über ältere
Einwanderungen von Juden nach Aegypten handelt).
3) Wir haben dafür freilich erst Zeugnisse aus späterer Zeit, Strab.
a. a. 0. und bes. Philon in Flacc. T. II. p. 523 Mangey. rj noXig ofor\xogag
e%el dixzovg, r][idg xs y.ai xovxovg %ai ndaa Aiyvnxog, Hat bxi ov% dno-
dsovGi [ivgiddeov sy.axbv oi xjjv 'AXs^dvdgsiav nai xr\v %eogav oi 'lovdaioi
naxoiKovvxsg. 8. 525. nsvxs fioigai xi\g nbXseög eiglv . . . xovxeov dvo 'iov-
da'LKoi Xsyovxai dicc xb nXsiGxovg 'iovdatovg sv ravrats -x.axoiv.Eiv oikovgi
ds xai sv xaig aXXaig ovn bXiyoi Gnogddsg (d. h. also ausserhalb des nun-
mehr zu zwei Quartieren erwachsenen Judenviertels, daher denn jüdische
Bethäuser in allen Theilen der Stadt lagen, Phil. Leg. ad Cai. 20. II, 556
604 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
frühzeitig das Bedürfniss nach griechischer Uebersetzung ihrer
heiligen Bücher, und zwar in erster Linie natürlich des Pentateuch4)
herausstellte. Und so ging denn aus ihren Kreisen vermuth-
lich schon unter Philadelphos 5) als ein Werk verschiedener
Mang., vgl, auch los. B. I. II, 18, 8. stg xb naXovfisvov dsXxa' owarmozo
yuo shsl xb 'Iovöcühov, d. h., da nach Pseudo-Kallisth. I, 32 die fünf Stadt-
theile mit «, ß, y, d, s bezeichnet waren, im 4., so dass also wohl dieser
und der 5. die „jüdischen" waren, vgl. Schür er II. S. 501 f.). Auffällig
ist es, dass Polyb. XXXIV, 14 bei seiner Schilderung der Bevölkerungs-
schichten von Alexandreia (vgl. C. 29. A. 41) die Juden nicht nennt, sondern
nur das stehende Heer oder die Besatzung (to piü&ocpooiKov) , die Aegypter
und das Mischvolk der eigentlichen Alexandriner (xat yccg st [iiy adsg, r'EX-
Xrjvsg ofioicag avs-na&sv rjaccv %ax S[iS{ivr)vto xov koivov x&v ^EXXrjvcov t&ovg).
Entsprach diese Dreizahl den drei anderen Quartieren? Ueber die Kyre-
naika aber sagt Strab. Fr. 6 (und zwar nach los. %a<9"' ov hkiqov disßr]
HvXXag sig xr\v *EXXüda. noXsfirjacov Mid-Qiddxrjv , v.ai AsvxoXXov nsptycci inl
xrjv sv KvQr\vrj otccgiv tov k'&vovg r}(ieov, cbv r\ otnov[isvri 7i£7tX7]Qooxai)
unmittelbar vor den A. 2 angef. Worten: xaxxccosg d' y\<su.v iv xy nöXsi xa>v
Kvorjvcu'av , r\ xs xdov noXixcov nai rj xmv yscogycov, xqlxt] d' r\ xcov {istoixcov
Mal xsxciQxr} rj xav 'lovScu'cov. ccvxrj d' sig nuauv noXiv r\8ri nuQsXrjXvd-si,
%ca xonov ovv, soxi Qccdicog evgstv xfjg oUov^isvrjg , dg ov naocidsSEXzai xovxo
xb qpvXov (irjS' s7ciY.qaxsixai vn avxov. Ueber die sonstigen Juden in der
Zerstreuung s. A. 39, in Bezug auf die Feindschaft zwischen Juden und
Aegyptern s. auch Phil. p. Flacc. p. 521.
4) S. darüber 0. F. Fritzsche Art. Alexandrinische Uebersetzung des
Alten Testaments in Herzogs theol. Realenc. I. S. 282. Schür er II.
S. 699: „nur auf diesen bezieht sich die Aristeaslegende", s. A. 15. — Im
Allgemeinen ist für die folgende Litteratur auch auf die bei S c h ü r e r
II. S. 584 verzeichneten Einleitungen ins A. T. von Jahn II2, Wien 1803,
Bertholdt, Erlangen 1812 ff., Scholz, Köln 1845 ff. Nöldeke Die alt-
test. Litt., Leipzig 1868, de Wette, 8. Aufl. v. Schrader, Berlin 1869,
Reusch 4. Aufl., Freiburg 1870, Keil 3. Aufl. 1873, Bleek, 4. Aufl.
v. Wellhausen 1878, Kaulen, Freiburg 1881, Reuss Gesch. der heil.
Schriften Alten Testaments, Braunschweig 1881 zu verweisen, zu denen
noch Vatke Hist.-krit. Einl. in d. A. T. , herausgeg. v. Preiss, Bonn
1886. 8. kommt. Geiger Urschrift und Uebersetzungen der Bibel (1857).
S. 200 ff. Ueber den jüdischen Hellenismus im Allgemeinen aber handeln
neuerdings Siegfried Der jüd. Hellenismus, Zeitschr. f. wiss. Theol. XVIII.
1875. S. 465—489. Bedeutung u. Schicksal des Hellenismus in dem Leben
des jüd. Volkes, ebendas. XXIX. 1886. S. 228— 253 (Vortrag). Karpeles
Gesch. der jüd. Litt. I. 1886. S. 135—262 (nicht bedeutend). Drummond
Philo Iudaeus or the Jewish-Alexandrian philosophy in its development
and completion, London 1888. II. 8. (vgl. Schür er Theol. L.-Z. 1888.
No. 20. S. 489—491).
5) So weit, aber auch nur so weit (s. A. 8. 9 u. Schürer II. S. 697—
699) dürfte die Legende von der Septuaginta auf geschichtlichem Bode:
3.
Die Sage von den 70 Dolmetschern. 605
Bearbeiter6) zunächst jene Uebertragung desselben hervor, welche
später den Namen der Septuaginta1) erhielt, weil jüdische National-
eitelkeit hernach das übrigens schon in der ersten Hälfte des
zweiten Jahrhunderts allgemein geglaubte8) Märchen ersann, als
hätte Philadelphos, angeregt dazu durch seinen angeblichen
Bibliothekar Demetrios von Phaleron9), dieselbe officiell durch
stehen. Denn der jüdische Tragiker Ezechiel (s. A. 89 ff.) und der Ueber-
setzer des Sirach ins Griechische hatten bereits (s. d. Prolog des Letzteren:
ov yccQ t6odvvcc[i8L avrcc iv Ectvxoig ^EßoctCGrl Xsyö^Eva xal oxav iisxa%d"r}
stg exeqccv yXcoGGuv ov fiovov de xavtcc dXXa ncci avxbg 6 vofiog xal ocl
TCQOcprjtsicu %a\ xd Xoutd xmv ßißXicov ov (iikqccv e%ei xi\v dicc<poodv iv eccv-
toig Xeyö^iEva) das vollständige Alte Test, in griechischer Uebertragung
vor sich, Letzterer im 38. Regierungsjahre des Euergetes , d. h. Euergetesll
(Pbyskon), also (da dieser die Zeit seiner Herrschaft schon von 170 ab
rechnete) im Jahre 132. Denn er sagt im Vorwort auch, er sei damals
nach Aegypten gekommen: iv xa oydöcp xca xqhxkogxg) exel inl xov Eveq-
yhov ßccGiXscog und dort sein Leben lang geblieben. Ueber die richtige
Erklärung dieser Worte s. 0. F. Fritzsche Kurzgefasstes exeget. Handb.
zu den Apokryphen des Alten Testaments V (Leipzig 1859). S. XIII ff. Die
Septuagintaübersetzung der Chronik ferner benutzte schon Eupolemos um
die Mitte des zweiten Jahrh., s. A. 77. 80. 81, die der Königsgeschichte
beträchtlich vor ihm unter Ptolemaeos IV Philopator (s. A. 73) bereits De-
metrios (Fr. 6 Freudenth.), der in der des Pentateuchs vielleicht sogar
schon verdorbene Lesarten vor sich hatte (s. Freudenthal Alex. Polyh.
S. 41. 43 ff.). Vgl. auch Euseb. Chron. II. p. 118 Seh. (zu Ol. 124 = 284—280).
IJxoXsuocLog 6 <&iXccdEX(pog xovg kux' Al'yvnxov at%[uxXcQxovg 'iovdctiovg iXsv-
&SQ0vg dvrjytsv, dvccQ-E^otxd xe ßaGiXmd iv *IsooGoXv[ioig 'Ovtcc Si^oavi dgx^E-
qei dÖEXcpco 'EXEagccQOV ccvcc7CE fiipdfisvog xdg 'lovdocicov yqcccpccg in xfjg 'Eßocctcov
cpcovrjg stg xrjv 'EXXddcc [tExccßXrj&rjvca ioTtovdaos dict xav ißdo^irjyiovxa ovo
Ttcco' *EßoctCoi,g Gocpav, sv f&ccocp, xfj vr\Gca ÜQcoxEcog iv oß' onioig avxovg
änonXEioag (s. hierüber A. 15), -nocl iv xaig v.axd xr\v 3AXs£dvdQEiav xaror-
ü'HEvccad'EiGaig ccvxoj ßißXio&riKCiig drtE&Exo fiExd xmv ccXXcov nXsLOxcov dno
bHccGxTjg noXEoag cpOQoXoyr\occg nctvxoltov ßißXC(ov. Synkell. 271 D sagt von
Philadelphos: ndvxmv *EXXj)v<ov xe y.o.1 XaXdaiwv Atyvnxlav xs xai *P(o[icci(ov
xdg ßCßXovg GvXXE^d^iEvog nccl (isxacpQctGccg xdg ccXXoyXaoaovg stg xrjv *EXXddcc
yXcoGGccv fivqiccdccg ßißXCcov i ccnE&Exo. S. ferner C. 12. A. 86.
6) S. darüber Egli Zeitschr. f. wissensch. Theol. III. 1862. S. 76 ff.
7) Abgekürztaus seeundum septuaginta interpretes, Hccxd xovg Eßdoprj'KOvxa.
8) Dies erhellt daraus, dass schon Aristobulos es dem Ptolemaeos
Philometor vorträgt b. Euseb. P. E. XIII, 12, 1 f . 663 c — 664b, s. A. 54.
Möglich ist trotzdem höchstens, dass Philadelphos solche Uebersetzungen
für seine Bibliotheken wünschte , und dass dieser Wunsch ein Antrieb mehr
dazu war , dass sich Uebersetzer unter den alexandrinischen Juden
fanden.
9) Das Geschichtswidrige dieser Behauptung erhellt aus C. 2. A. 693 —
695, über den mutmasslichen historischen Anknüpfungspunkt s. C. 1. A. 18.
GOG Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
72 (abgerundet 70) von dem Hohenpriester Eleazar aus Jerusalem
zu diesem Zwecke erbetene Dolmetscher, je 6 aus jedem Stamme,
welche ihr Werk in 12 Tagen vollendeten, besorgen lassen. Zur
Stütze dieser Erfindung ward in einer freilich auch heute noch
sehr streitigen Zeit10) eine Fälschung in die Welt gesetzt, nämlich
10) Ob bereits Aristobulos (s. A. 8) aus Pseudo-Aristeas geschöpft hat,
wie Freudenthal Hellenist. Studien II. S. 111 ff. 141 ff. 162 ff. u. Schürer
II. S. 819 — 824 glauben, ist an sich so ungewiss, dass daraus nicht im
Mindesten auf das höhere Alter des Letzteren, sondern lediglich umgekehrt
aus diesem, wenn es anderweitig dargethan ist, allerdings wohl auf eine
Bekanntschaft des Aristobulos mit ihm und seiner Benutzung als Quelle
durch jenen geschlossen werden darf; ja ea ist nicht einmal ganz sicher,
wenn auch sehr wahrscheinlich, dass wenigstens Philon in seinem Bericht
über diesen Gegenstand (V. Mos. 2. p. 138 M. 657 E ff. H.) dies Machwerk
bereits voraussetzt, und so ist Iosephos der ältste wirklich unzweifelhafte
Zeuge für dasselbe. Auf der anderen Seite aber ist der Versuch von
Freudenthals Recensenten Mendelssohn N. Jen. L.-Z. 1875. S. 402 f.
zu zeigen, dass die Schilderung von Palaestina p. 34 f. Schmidt erst auf das
letzte vorchristliche Jahrh., freilich schon auf die erste Hälfte desselben
passe, schwerlich gelungen (s. Schürer S. 822 f. A. 85), und ob es Grätz
Monatsschr. f. Gesch. des Judenth. 1876. S. 289 ff. 337 ff. (welcher jeden-
falls zu spät diesen Brief bis unter Tiberius hinabrückt) wirklich geglückt
ist zu zeigen, dass das Bestehen der Burg Antonia bereits vorausgesetzt
werde, wie Zeller Ph. d. Gr. III3, 2. S. 268 f. A. 4 meint, ist mindestens
recht zweifelhaft; gewichtiger sind allerdings Zellers sonstige Gründe für
die Zeit des Herodes (vgl. auch unten A. 57 z. E.), aber doch kaum
zwingend, und viel ansprechender ist für mich, was Schürer S. 822 f. füi
die vor der Eroberung Palaestinas durch die Seleukiden anführt, so das:
er die Entstehung nicht später als 200 v. Chr. setzt, gleichwie Hilgen
feld Zeitschr. f. wiss. Theol. XXIV. 1881. S. 381 schon ins 3. Jahrl
(später freilich auch Ewald a. a. O. III, 2. S. 282 f.). Ob der Umstand,
dass Pseudo-Aristeas bereits eine ältere Fälschung, nämlich Pseudo-Hekataeos,
benutzt hat (p. 19, 17 ff., b. Ioseph. A. I. XII, 2, 3. Euseb. P. E. VIII,
3, 3. 351 d = Hecat. Abder. Fr. 16), dieser Annahme im Wege steht odei
nicht, darüber s. A. 66. Jedenfalls ist die Vermuthung von Freuden-
thal, dass vielmehr Pseudo-Aristeas selbst auch der Urheber dieser letzterei
so wie einer dritten Fälschung (?) unter dem Namen des Artapanos (s. A. 67 ff.)
und der von Aristobulos angeführten, dem Orpheus, Linos, Homeros, He-
siodos untergeschobenen Verse (s. A. 55 ff.) gewesen sei, und dass die von
ihm eingelegten Correspondenzen des Demetrios von Phaleron, Philadelphos
und Eleazar das Vorbild für die auch sprachlich sehr ähnlichen, wei
schon viel ungeschickteren Briefeinlagen bei Eupolemos (s. A. 79) her-
gegeben hätten, in dieser Gestalt (die alle derartigen Fälschungen, wie
Gutschmid sagt, möglichst „auf ein einziges schuldiges Haupt abzuladei
sucht") mit Recht von seinen Recensenten v. Gutschmid Litt. Centralbl
1875. Sp. 1044 = Kleine Schriften II (Leipzig 1890). S. 185 und Mendels
Sage von den 70 Dolm. Pseudo-Aristeas. 607
ein uns noch in Handschriften und Auszügen11) erhaltener breit-
spuriger Brief, welchen
söhn a. a. 0. bestritten und von Zeller a. a. 0. S. 261 f. A. 1. S. 268 f.
A. 4 gut widerlegt worden. Dieser Gedanke kann höchstens in Bezug auf
Artapanos und Eupolemos , betreffs derer Gutschmid ihn billigt, in
Frage kommen, muss aber auch in dieser Beschränkung auf sich beruhen
bleiben, da er sich so zwar nicht widerlegen, aber auch nicht einmal mit
Wahrscheinlichkeitsgründen beweisen lässt. S. A. 56. 66. Freudenthal
hält es sogar für möglich, dass in einem anderen Machwerk des Pseudo-
Aristeas auch schon Briefwechsel zwischen denselben Personen wie bei
Eupolemos gestanden haben könnten. Er hat nämlich aus den Worten
des Fälschers auf noch andere Trugschriften desselben geschlossen, aber
schwerlich mit genügendem Grunde. Freudenthal S. 165 schreibt selbst:
„er legt dem Philosophen Menedemos 48, 20 (Joseph. 2, 12), dem Geschicht-
schreiber Theopompos 68, 15 (Euseb. VIII, 6, 8. 354 d) . . . Aeusserungen
in den Mund, er will selber von Theodektes, dem Schüler des Isokrates,
Worte gehört haben 68, 21 ff. (Euseb. ebend. §. 9. 355 a), die nie von
heidnischen Griechen gesprochen worden sind", und daraus folgt doch wohl
deutlich, dass er eben nur diese Aussprüche sich selbst ausgedacht hat,
und dass sie nicht etwa in von ihm selber oder auch schon früher von
Anderen gefälschten Büchern standen. Dann aber liegt die Annahme am
Nächsten, dass es auch nur eine epistolographische Einkleidungsform ist,
wenn er dem Philokrates p. 14, 3 ff. von einer früher demselben zugeschickten,
von ägyptischen Priestern ihm zugegangenen Schrift über die Juden spricht
(xal ngötsgov de di<x7i£[iipcc[iriv ooi nsgl av ivö[ii£ov d^iofivrj^ovsvToav sivcci,
xr\v ävccyQcicpriv, rjv [iSTEXdßo^isv ticiqoc rcov hcczcc tr\v XoyicoTUTrjv Atyvnxov
Xoyicotccrcov uq%l£qe(ov nsgi tov ysvovg xav 'iovdaicov), in welcher Freuden-
thal den Pseudo- Artapanos zu erkennen geneigt ist, und wenn er am
Schlüsse 69, 27 f. %{nBiQdoo{iccL ds nai rä Xontu täv cct-ioXoycov ccvccyQcccpsiv)
weitere Mittheilungen in Aussicht stellt, so dass also die erstere Fälschung
nie wirklich vorhanden und es auch nicht sein ernstliches Vorhaben war
das letztere Versprechen auszuführen. Dass endlich die in jenen Brief-
einlagen des Eupolemos sich zeigende Kenntniss ägyptischer Dinge bei
diesem palaestinischen Juden füglich, wie Freudenthal S. 165 meint,
sogar kaum anders als durch die Annahme erklärt werden könne, dass
dieser „von Pseudo-Aristeas verfasste Briefe gleichen Inhalts vorgefunden
und nur die ihm unpassend scheinende Form geändert habe", ist Angesichts
des lebhaften Verkehrs mit Alexandreia seitens der Bewohner von Palaestina,
die so lange unter der Herrschaft der judenfreundlichen Ptolemaeer standen,
leichter behauptet als bewiesen. Uebrigens zeigt sich Pseudo-Aristeas als
einen ächten jüdischen Alexandriner auch in seiner verhältnissmässigen
Milde gegen die griechische Religion, in seiner Anerkennung des Werthes
der griechischen Bildung auch für die jüdische Theologie und seiner
Empfehlung der allegorischen Schriftauslegung, s. darüber Zell er S. 267 f.
Ueber seinen Stil s. A. 57. 75. Noch vgl. auch Ioseph. c. Ap. II, 4 (un-
mittelbar nach den A. 2 abgedruckten Worten), ünsiiipe yovv ($LXcidsX(pog)
G08 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
Aristeas oder Aristaeos12), vorgeblich der mit seinem
Collegen Andreas an Eleazar entsendete judenfreundliche Officier
d^Loav ävÖQccg a7to6x<xXfjvcu xovg 8Q{ir}vsv6ovxccg ocvxm xbv vopov, neu xov
yQCicpr\vcci xavxcc nccXag xrjv inifisksiav inixa^sv ov xotg xv%ovciv, dXXoc /Jr\-
lirfiQiov xbv ^aXrjQSoc neu 'Avöqsccv neu 'Aqloxecc . . . ln\ xrjg snifieXsiccg
xavxr\g sxai-EV v.. x. X.
11) Bei Ioseph. A. I. XII, 2 ff. (vgl. A. 2), der ihn fast wörtlich aus-
schreibt, und Euseb. P. E. VIII, 2 ff. 9, 1—37. p. 350 ff. 370 ff. Vgl. auch
Epiphan. de mens, et pond. 9 ff. (ev xm ccvxov cvvxccyfiaxi,). Tertull. Apol. 18
und die sonstigen aus Gallandi Bibliotheca veterum patrum (Venedig 1788).
II. S. 805 — 824 von Schür er S. 823 zusammengeordneten Stellen der
Kirchenväter und Byzantiner. Zuerst erschien eine lat. Uebersetzung von
Matthias Palmerius (Vicentinus) , Rom 1471, dann die erste Ausg. v.
Sim. Schard (mit lat. Uebers. v. Garbitz) aus einer schlechten Hand-
schrift, dann die von Eidanus, Frankfurt a. M. 1610 mit Benutzung eines
Cod. Vatic. Von den folgenden schlechten Abdrücken sind der bei
Humphrey Hody Contra historiam Aristeae de LXX interpretibus,
Oxford 1685. De bibliorum textibus originalibus , versionibus Graecis et
Latina vulgata, Oxford 1705 fol., bei van Dale Dissertatio super Aristea,
Amsterdam 1705. 4, Haverkamp hinter Iosephos, Amsterdam 1726,
Gallandi a. a. 0. S. 771 ff. zu erwähnen. Weiteres s. b. Mor. Schmidt
in dessen Textrecension in Merx Arch. f. wissensch. Erforsch, d. A. T. I.
Halle 1869. S. 241-312 = 3. Heft S. 1 ff. Deutsche Uebers. v. S. Schard,
Mühlhausen 1619. Die Grundlage von Schmidts Text ist (ausser Euseb.) der
Cod. Paris. 129 (B), neben dem er auch den minder guten Paris. 5 (C) und
für den in beiden fehlenden Anfang den Paris. 128 (A) benutzt hat. Ueber
7 andere Handschriften handelt Lumbroso Recherches sur l'economie
politique de l'Egypte sous les Lagides (Turin 1870). S. 351 ff. — Rosen -
müller Handb. f. d. Litt, der bibl. Kritik u. Exegese H (1798). S. 358—
386. Gfrörer Philo II. S. 61—71. Dähne Geschichtl. Darstellung der
jüdisch-alexandrinischen Religionsphilosophie, Halle 1834. 8. II. S. 205—215.
Zunz Die gottesdienstl. Vorträge der Juden S. 125. Herzfeld Gesch. des
Volkes Jisrael I. S. 263 f. III. S. 545—547. Frankel Monatsschr. f. Gesch.
und Wissensch. des Judenth. 1858. S. 237—250. 281—298. Ewald Gesch.
des Volkes Israel IV3. S. 322 ff. Hitzig Gesch. des Volkes Israel S. 338 ff.
Nöldeke D. alttest. Litt. (1868). S. 109—116. Cobet in Kontos Aoyiog
'EQfirjg I (Leiden 1866). S. 171 ff. 177 — 181. Kurz Aristeae epistula ad
Philocratem, Bern 1872. Papageorgios Ueber den Aristeasbrief, München
1880. Mendelssohn Zum Aristeasbriefe , Rhein. Mus. N. F. XXX. 1875.
S. 631 f. Weiteres s. b. Schürer S. 824, dazu seitdem: Drummond
a. a. 0. I. S. 230—242. Grätz Gesch. der Juden III4. S. 379 ff. 582—597.
Buhl Kanon u. Text des A. T. (1891). S. 111—117.
12) Den ersteren Namen geben die Handschriften, Tertull., Hieron.,
den letzteren Ioseph., Euseb., Epiphan., nur dass der Accus. 'AqiGxiu in B
21, 14 u. b. Ioseph. c. Ap. a. a. 0. (s. A. 11) auf 'Aqioxsvg führt, s. Schmidt
S. 7 (247).
Pseudo-Aristeas. Die Septuaginta. 609
der Leibwache des Philadelphos, über diese Angelegenheit an
seinen Bruder Philokrates geschrieben haben sollte, und der
die Tendenz verfolgt zu lehren, „welche Hochachtung und Be-
wunderung für das jüdische Gesetz und das Judenthum überhaupt
selbst heidnische Auctoritäten wie der König Ptolemaeos und
sein Gesandter Aristeas hegten"13).
Eben weil von verschiedenen Männern angefertigt, ist nun
die Septuagintaübersetzung des Pentateuch „nicht gleich-
massig gearbeitet, aber im Ganzen nicht übel gelungen, nicht
ängstlich wörtlich, mit dem Bestreben zu verdeutlichen"14). Ihr
folgten dann verhältnissmässig bald auch Uebertragungen der
übrigen Schriften des Alten Testaments vorzugsweise ohne
Zweifel von alexandrinischen Juden15), „die aber freilich nach
13) Schürer S. 821. — Die Aechtheit zweifelte zuerst L. de Vives
zu Augustin. C. D. XVIII, 42 an, dann wies die Unächtheit eingehend
Hody nach mit Gründen, welche sich gegen alle nachmaligen Vertheidigungs-
und Vermittlungsversuche siegreich behauptet haben.
14) 0. F. Fritz sehe a. a. 0., der jedoch hinzufügt: „Eine Ausnahme
macht der Schluss von 2. Mos. 36 , 9 ff. und 4. Mos. , wo des Verfehlten
und Verwirrten viel sich findet".
15) 0. F. Fritzsche a. a. 0.: „Dafür spricht die Tradition, der Zweck
der Uebersetzung, Sprachliches und sonstige Verhältnisse. Die Bildung
der Uebersetzer war jedenfalls hellenistisch. Dabei bleibt freilich möglich,
dass einzelne nach Geburt oder zeitweiligem Aufenthalt einem anderen
Lande angehörten. So soll Lysimachos, der Uebersetzer des ß. Esther,
in Jerusalem gelebt haben". Die Unterschrift lautet nämlich: sxovg tstccq-
xov ßccoiXsvovzog IlToXsfKxiov xori RXEondtqag sfarivsyKS /JoßC&Eog, og ^cpr\
sfocci tsQEvg Y.a.1 XsvLrrjg, nctl IltoXEfiaLog b vtog uvtov %y\v nqoyisifiiv^v Im
gtoXtjv rcov $qgvqcci. rjv ecpaaav eIvuv ncci eq[it}vevhevcu Av6tp,a%ov IJtoXe-
[laiov, tov iv 'l8QovöuXr'j(i. S. 0. F. Fritzsche Exeget. Handb. zu den
Apokryphen des A. T. I. S. 72 f., welcher mit Hody (s. A. 11) und Valcke-
naer S. 61 den Philometor versteht, s. aber Schür er II. S. 716: „da
nicht weniger als vier Ptolemaeer eine Kleopatra zur Frau hatten, so ist
die Notiz, auch wenn man sie für glaubwürdig hält, chronologisch nicht
zu verwerthen" (vgl. auch Ewald a. a. 0. IV3. S. 302. A. 4). — Die Legende
von den 72 oder 70 Dolmetschern ward übrigens später noch weiter aus-
geschmückt, namentlich dahin, dass sie in abgesonderte Zellen eingesperrt
seien und doch alle eine gleichlautende Uebersetzung geliefert hätten
(Pseudo-Iufctin. Mart. Coh. ad Gr. 13. Euseb. in der A. 5 angef. St. Epi-
phan. a. a. 0. 3), und dass, während Pseudo-Aristeas, Aristobulos, Philon,
Iosephos (vgl. auch A. I. Prooem. 3) und die Talmudisten das Werk der-
selben ausdrücklich auf den Pentateuch (6 vofiog, rj vo(io&EGi'ct) beschränken,
es von anderen Seiten auf das ganze A. T. ausgedehnt wurde, s. schon
Clem. Strom. I. 341 D in den C. 1. A. 18 und C. 12. A. 86 mitgetheilten
Worten.
Susemiul, griech.-älex. Litt.-Gesch. II. 39
610 Achtnnddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
Kenntniss, namentlich nach Kenntniss des Hebraeischen und
Griechischen, nach Geist und Richtung sehr verschieden waren",
so dass „nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts keine Schrift
mehr unübersetzt gewesen sein kann"15b). Am Wenigsten gelungen
sind begreiflicherweise die Verdolmetschungen der Propheten und
der Psalmen. Immerhin aber ward hier überall „geradezu eine
neue Sprache geschaffen, die von so starken Hebraismen wimmelt,
dass ein Grieche sie überhaupt nicht verstehen konnte. Ganz zu
schweigen von der Nachbildung hebraeischer Constructionen, werden
namentlich viele griechische Worte, die einem hebraeischen in
dessen einer Bedeutung entsprechen, ohne Weiteres dem ganzen
Begriffsumfang des hebraeischen Wortes gleichgesetzt, so dass
ihnen Bedeutungen aufgezwungen werden, die sie im Griechischen
gar nicht haben. In wie weit hier die Umgangssprache der
griechischen Juden den Uebersetzern bereits vorgearbeitet hat,
lässt sich nicht controliren. Vermuthlich hat eine Wechselwirkung
Statt gefunden: Vieles, was die Uebersetzer wagen, haben sie schon
in der Umgangssprache vor sich gehabt; mindestens ebenso stark
wird aber auch die Rückwirkung gewesen sein, welche die in
den allgemeinen Gebrauch übergegangene Uebersetzung auf die
Entwickelung des jüdischen Griechisch ausgeübt hat"15c).
Demnächst nämlich wurde Alles zu einem Ganzen verbunden,
welches bei Juden und Christen ein geradezu kanonisches
Ansehen erlangte, bis denn die Ersteren gerade durch diese
Verehrung der Letzteren stutzig wurden und in Folge davon bei
ihnen neue Uebersetzungen ins Leben traten und eine höhere
Schätzung gewannen, wie namentlich die des Aquila und des
Theodotion16).
15b) 0. F. Fritzsche a. a. 0. S. 282. Vgl. A. 5.
15c) Schürer II. S. 700.
16) S. über diese letzteren Schürer II. S. 704—710. Buhl Kanon u.
Text des A. T. S. 150 — 157, darüber aber, wie sehr nicht bloss Philon auf
den Buchstaben des griechischen Textes schwört, sondern dass derselbe
sogar in den Synagogen, also beim Gottesdienst ofticiell benutzt wurde,
s. Schürer II. S. 543 f. 700 f. Dass trotzdem diese Uebersetzung nur durch
die christliche Kirche sich erhalten hat, ist nach dem Obigen sehr be-
greiflich. Gerade der häufige Gebrauch bewirkte aber, dass frühzeitig in
die verschiedenen Exemplare mancherlei Abweichungen von einander sich
einschlichen. Diese und die Abweichungen vom Urtext bewogen Origenes
zu seiner Ausgabe der sogenannten Hexapla, in welcher in 6 Columnen
der hebraeische Text in hebraeischer, ebenderselbe in griechischer Schrift,
Die Septuaginta im weitem Sinne. 611
Inzwischen aber reihten sich an dies Ganze der Septuaginta-
übersetzung im weiteren Sinne des Worts sehr natürlich,
die Uebersetzung des Aquila, die des Ebjoniten (Euseb. Hist. eccl. VI, 17)
Symmachos, die Septuaginta und die Uebersetzung des Theodotion neben
einander gestellt waren (Hieron. in Tit. 3, 9. VII a. p. 734 Vall. Epiphan.
a. a. 0. 19 u. A.), und ihrer Verkürzung, der sogenannten Tetrapia
(Euseb. a. a. 0. 16), in welcher die beiden ersten Columnen weggelassen
waren. S. Orig. Comm. in Matth. T. XV. c. 14 (III. 357 Lornmatsch). Epist.
ad African. 5. Er beging dabei aber vielfach die Ungenauigkeit die
Septuaginta stillschweigend nach dem Hebraeischen zu ändern; überdies
versah er dort das hier Fehlende mit einem Obelos und fügte umgekehrt
das dort Fehlende aus einer der anderen Uebersetzungen, namentlich aus
der des Theodotion mit einem Asteriskos hinzu, setzte endlich auch oft das
erstere Zeichen bei einer ungenauen Wiedergabe und schaltete hinter ihr
mit dem letzteren die treuere des Theodotion oder eines der beiden anderen
Uebersetzer ein (vgl. Orig. a. a. 0. Hieron. Praef. in vers. Paralip. IX.
1407 f. Vall.), und solche „hexaplarische" Zusätze sind denn vielfach in
den überlieferten Vulgattext (koivt] s'yido6t,g) eingedrungen, lassen sich aber
meist noch wieder entfernen, da in griechischen Handschriften und in der
syrischen Uebersetzung die kritischen Zeichen des Origenes sich vielfach
erhalten haben. Für das "Werk des Orig. aber ist die Hauptarbeit Field
Origenis Hexaplorum quae supersunt, Oxford 1875. II. 8. Weit verbreitet
waren dann zwei spätere Redactionen der Septuaginta mit Verbesserung
derselben nach dem Hebraeischen und den anderen Uebersetzungen, die des
esychios und die des Lukianos (gest. 312, Euseb. Hist. eccl. VIII,
13, 2. IX, 6, 3), jene in Aegypten, diese von Antiocheia bis Constantinopel
(Hieron. a. a. 0. IX. 1405 f. Vall.), jene verschollen, diese noch in Hand-
schriften erhalten und nach ihnen herausgeg. v. Lagarde Librorum Veteris
Testam. canonicorum p. I. Göttingen 1883. 8. Auch mit diesen beiden nun
ward der Vulgärtext vermengt, und eine Herstellung der ursprünglichen
Gestalt ist daher nur noch sehr annähernd möglich, wobei namentlich auch
die alten lateinischen Uebersetzungen wesentliche Dienste leisten. Von
den umfassenderen griech. Codices sind die wichtigsten Vatic. 1209 (nach
Tischendorf aus dem 4. Jahrh.), unzuverlässig veröffentlicht von Mai
Vetus et novum testam. ex antiquissimo cod. Vat. , Rom. 1857. V., ungleich
genauer in der Prachtausg. in Facsimile- Typendruck v. Vercellone und
Cozza, Rom 1868—1881. VI., ferner die von Tisch endorf entdeckten
Reste des Sinaiticus (X bei Fritzsche), jetzt in Petersburg ausser einem
in Leipzig befindlichen Stück, s. Tischendorf Codex Friderico- Augustanus,
Leipzig 1846. Bibliorum cod. Sin. Petropolitanus, Petersburg 1862. VI.
(Prachtausg.), endlich in dritter Linie der Alexandrinus im brit. Mus. aus
dem 5. Jahrh. , welcher aber schon stark mit hexaplarischen Lesarten ver-
setzt istT Grundlage der Ausg. von Grabe (s. u.), veröffentlicht von Baber
Vetus Testamentum Graecum e cod. manuscr. Alexandrino, London 1812 —
1826. III. und sodann von anderer Seite in photolithographischer Abbildung c
Facsimile of the Cod. Alex., London 1881 ff. III. (f. d. N. T. 1879). Die
39*
612 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
da es einen streng abgeschlossenen Kanon der heiligen Bücher
wenigstens bei den hellenistischen Juden noch nicht gab17), theils
allerlei Zusätze, theils ganze Schriften neueren Datums an, theils
gleich ursprünglich griechisch geschriebene, theils von palaestini-
schen Juden hebraeisch oder aramaeisch abgefasste und dann erst
von hellenistischen ins Griechische übersetzte. Dies sind die in der
protestantischen Kirche so genannten Apokryphen des Alten
Testaments18), das dritte Buch Esra19), eine ziemlich werth-
vier älteren Hauptausgaben sind die Complutensis 1514 — 1517 (Polyglotte),
die Aldina: Sacrae Scripturae Veteris Novaeque omnia, Venedig 1518, die
Sixtina (von Sixtus V ins Leben gerufen): Vet. Test, etc., Rom 1587 (im
Ganzen die beste) und die von Grabe Septuaginta interpretum t. I — IV,
Oxford 1707 — 1720. IV. (s. o.), von den folgenden ist die wichtigste die
von Holmes und Parsons Vet. Test. Graecum, Oxford 1798—1827. V.,
dem Field, Oxford 1859 folgt. Die Handausg. v. Tischendorf V. T.
Graece, Leipzig 1850 (6. A. 1880 v. Nestle mit der auch besonders er-
schienenen Collation des Vatic. u. Sinait. nebst Alex.), welche wesentlich
den sixtin. Text giebt, ist jetzt überholt durch die von Swete The Old
Testament in Greek, Cambridge 1887. 1891. II. 8. (der 3. Bd. steht noch
aus), welcher freilich auch keine Textrecension , sondern nur den Text der
wichtigsten Handschriften giebt (vgl. Schür er Theo!. L.-Z. 1887. No. 24.
Sp. 563—565. 1890. No. 5. Sp. 110 f. 1891. No. 13). — Hody, s. A. 11.
Frankel Vorstudien zu der Septuaginta, Leipzig 1841. Herzfeld Gesch.
des Volkes Jisrael III. S. 465 ff. 534—556. Ewald a. a. 0. IV a. S. 322 ff.
Gfrörer Philo IL S. 8—18. Dähne Jüd.- alexandrin. Religionsphilos. II.
S. 1—72. Fritzsche a. a. 0. Preuss Die Zeitrechnung der Septuaginta,
Berlin 1859. 8. (vgl. d. Rec. v. Gutschmid L. Centrlbl. 1861. Sp. 223 f.
— Kl. Schrr. II. S. 291—293). Schürer G. d. V. I. II. S. 697— 704. Hatch
Essays in Biblical Greek, Oxford 1890. 8. (vgl. Harnack Theol. L.-Z. 1890.
No. 12. Sp. 297—301). Freudenthal Are there traces of Greek philosophy
in the Septuagint?, in Jewish Quarterly Rewiew 1890. S. 205 — 222 (wo diese
Frage verneint wird). Thiersch De Pentateuchi versione Alexandrina,
Erlangen 1841. Hollenberg Der Charakter der alexandrin. Uebers. des
B. Josua und ihr textkritiecher Werth, Moers 1876. 4. Wichelhaus De
Ieremiae versione Alexandrina, Halle 1847. Völlers Das Dodekapropheton
der Alexandriner. I. Berlin 1880 und in Stades Zeitschr. f. d. alttestam.
Wissensch. III. 1883. S. 219 — 272. IV. 1884. S. 1 — 20. Lagarde An-
merkungen zur griech. Uebers. der Proverbien, Leipzig 1863. BickellDe
indole ac ratione versionis Alex, in interpretando libro Iobi, Marburg 1863.
Weiteres s. b. Herzog, Schür er u. bes. Buhl a. a. 0. 0.
17) „In Palaestina freilich erlangte der Kanon etwa in der zweiten
Hälfte des 2. Jahrh. bereits eine im Wesentlichen feste Gestalt, bei den
hellenistischen Juden dagegen bleiben die Grenzen noch ein paar Jahr-
hunderte fliessend". S. Schürer H. S. 710 f.
18) Ueber den Sinn von <x7i6hqv<poq in Bezug auf Bücher giebt Schür er
Apokryphen des A. T.: das 3. B. Esra. 613
lose Conipilation, deren hauptsächlichste Quelle der kanonische,
wahrscheinlich nach der griechischen Uebersetzung benutzte Esra
Art. Apokryphen des Alten Testaments, in Herzogs theol. Realenc. I.
S. 484 f. nach früheren Untersuchungen Folgendes an. Das Wort hat bei
den Kirchenvätern zwei verschiedene Bedeutungen, die aber, wie es scheint,
öfter in einander laufen, entweder „verborgen gehalten", d. h. „nicht zum
öffentlichen Gebrauche bestimmt" (im Gegens. zu noivos), sei es im ehren-
den Sinne von Geheimschriften, sei es im nachtheiligen von solchen Schriften,
deren allgemeiner Gebrauch bedenklich oder geradezu schädlich sein würde,
oder aber „von obscurem Ursprünge" und daher wohl auch geradezu „von
verdächtiger Herkunft", und hieraus sowohl wie aus dem nachtheiligen
Sinne in ersterer Bedeutung geht schliesslich die des Schlechten und Ver-
kehrten hervor. Dennoch stammt die bei den Protestanten allgemein ge-
bräuchliche Bezeichnung der apokryphischen Bücher als Gegensatz der
kanonischen erst aus der Reformation. Im Neuen Testament werden zwar
die kanonischen viel reichhaltiger benutzt, aber doch vorwiegend nur Penta-
teuch, Propheten und Psalmen, gar nicht Koheleth, Esra, Nehemia und
Esther, dagegen die Weisheit Salomonis vielleicht sogar bei Paulus und
im Hebraeerbriefe (s. jedoch A. 34), die Makkabaeergeschichte (bes. II, 6, 18ff.
vgl. m. 11, 34 ff.) bei dem Verfasser des letzteren und Sirach bei dem des
lacobusbriefes. Die älteren Kirchenväter vollends machen keinen wesent-
lichen Unterschied im Gebrauche der kanonischen und der apokryphischen
Schriften, wenn auch Meliton von Sardes und Origenes (Euseb. H. E.
IV, 25. 26, 14) auf Grund gelehrter Untersuchung wissen, dass letztere zum
„Kanon der Hebraeer" nicht gehören. Erst in den Kanonsverzeichnissen
des 4. Jahrh. werden dieselben theils gar nicht mehr erwähnt, theils nur
als ein nützlicher Anhang behandelt. Entschieden gegensätzlich verhält
sich zu ihnen nur Hieronymus, der aber trotzdem den Sirach als scriptum
sancta bezeichnet (s. d. Nachweise b. Schürer Art. Apokr. S. 491 f.).
Obendrein gelangte im Abendlande durch die Auctorität des Augustinus,
welcher de doctr. Christ. II, 8 die Apokryphen mitten unter den Schriften
des hebraeischen Kanons als kanonisch aufzählt, dessen Ansicht zur Geltung,
und so ist es auch in der römischen Kirche geblieben, in welcher die
Hauptmasse dieser Schriften als „deuterokanonisch" bezeichnet wird. S. das
Genauere b. Schür er a. a. 0. S. 486—489. — Für den Text kommen hier
zunächst die drei A. 16 erwähnten Handschriften des griechischen kanoni-
schen A. T. in Betracht (nur dass im Vatic. die Makkabaeer fehlen), dem-
nächst besonders noch ein Venetus aus dem 8. oder 9. Jahrh. (ohne Esra
und Zusätze zu Esther); ebenso enthalten die dort aufgeführten Ausgaben
auch die Apokryphen. Die jüngeren Codices geben zum Theil eine ab-
weichende Recension (von Lukianos, vgl. A. 21). Wichtig sind die latein.
Uebersetzungen, die in der Vulgata und die unvollständig in einem Cod.
Sangermanensis erhaltne (Sabatier Bibliorum sacrorum Latinae versiones
antiquae, Rheims 1743. Bd. II), und die syrische in der Peschito (Ausg. v.
La gar de Libri Vet. T. apocryphi Syriace, Leipzig 1861, photolithogr.
Prachtausg. v. Ceriani Translatio Syra Pescitto Vet. T. ex cod. Ambros.,
614 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
war, von welchem sich jedoch diese freie griechische Bearbeitung
allerdings nicht bloss durch Unistellungen, sondern auch durch
Einschaltungen unterscheidet20), die Zusätze im Buche Esther21),
Mailand 1876—1883. II.). — Sonderausgaben: Frankfurt am Main 1694,
1. A. Fabricius Codex pseudepigraphus Veteris Test., Hamburg 1713.
2. A. 1722. 1723. IL, Augusti, Leipzig 1804, Apel, Leipzig 1837 und die
beste von 0. F. Fritzsche, eine neue Textrecension, leider noch ohne Be-
nutzung des Vatic. Deutsche Uebers. von Gutmann, Altonal841, de Wette
in seiner Gesammtübertragung der Bibel, 4. A. 1858, Holtzmannin Bunsens
Bibelwerk VII., Leipzig 1869. Andere Uebersetzungen: Dijserinck De
apocriefe boeken des ouden verbonds, Haarlem 1874. Reuss Labible VI. VII.
Paris 1878. 1879. Bis seil The apocrypha of the Old Testament with
historical introductions etc., New York 1880. — Grimm Luthers Uebers.
der alttest. Apokr., Stud. u. Krit. 1883. S. 375—400. — 0. F. Fritzsche
und W. Grimm Kurzgefasstes exeget. Handb. zu den Apokryphen d. A. T.,
Leipzig 1851 — 1860. VI. 8. Zöckler Die Apokryphen des A. T., Nörd-
lingen 1890. Eichhorn Einl. in die apokr. Schrr. des A. T., Leipz. 1795.
Weite Specielle Einleitung in die deuterokanonischen Bücher des A. T.,
Freiburg 1844. Wahl Clavis librorum Vet. T. apocryphorum philologica,
Leipzig 1853. Weiteres bei Schürer im angef. Art. u. Gesch. des j. V.
II. S. 582 ff.
19) Nach der Bezeichnung von Nehemia als 2. B. Esra in der Vulgata
und schon bei Hieron. Praef. in vers. libr. Esrae IX. 1524 Vall. In den
griechischen Codices heisst es vielmehr das 1. B. : "E6ÖQocg a' ,
20) S. das Genauere hierüber in kurzer Uebersicht bei Fritzsche
Ex. H. I. S. 5 ff. und Schürer G. d. j. V. IL S. 712 ff. Ersterer glaubt
(S. 9) nach Zunz Die gottesdienstl. Vorträge der Juden (Berlin 1832).
S. 105, das Buch sei wahrscheinlich in Palaestina entstanden, Letzterer
scheint anderer Meinung zu sein. Der ältste Zeuge ist Ioseph. A. I. XI, 1 — 5
(mit eignen Correcturen), s. Schürer S. 713 f. Ueber die Zeugnisse der
Kirchenväter s. dens. S. 714. Ausser der lat. Uebeis. in der Vulgata giebt
es noch eine andere im Cod. Colbert. 3703 (beide b. Sabatier a.a.O. III).
[Trendelenburg] Ueb. d. apokr. Esras, Eichhorns Allg. Biblioth. der
bibl. Litt. I. 1787. S. 178—232. Dähne a. a. 0. II. S. 116—125. Herzfeld
a. a. 0. I. S. 320ff. III. S. 72 ff. Treuenfels Ueb. d. apokr. B. Esra,
Fürsts Litteraturbl. des Orients 1850. No. 15—18. 40—49. Entstehung des
Esra Apocryphus, Fürsts Orient 1851. No. 7—10. Pohlmann Ueb. d. An-
sehen des apokr. dritten B. Esras, Tüb. theol. Quartalschr. 1859. S. 257—275.
Ewald a.a.O. IV3. S. 163-167. Bisseil The first book of Esdras,
Bibliotheca sacra 1877. S. 209—228, wiederabgedr. a. a. 0. S. 62 ff.
21) Auch hier ist der ältste Zeuge Ioseph. A. I. XI , 6 , 6 ff. Origenes
Epist. ad Afric. 3 (vgl. de oratione 13. 14. XVII. 134. 143 Lommatzsch)
betrachtet das Ganze mit diesen Zusätzen als kanonisch. Der Text ist in
doppelter Fassung, der ursprünglicheren und der von Lukianos (s. A. 16. 18)
überarbeiteten, auf uns gekommen. Specialausg. v. 0. F. Fritzsche 'Ecfrr'iQ
dupl. libri text., Zürich 1848. 4. Langen Die beiden griech. Texte des
B. Esther, Theol. Quartalschr. 1860. S. 244 — 272. Die deuterokanonischen
Apokryphen des A. T.: Zusätze in Esther und Daniel. 615
die iin Daniel22), nämlich das Gebet des Asarja und der Lob-
gesang der drei Jünglinge, ferner die hübsch erzählte Geschichte
Stücke des B. Esth., Freiburg 1862 sucht vergebens gleich Anderen eine
ursprünglich hebraeische Abfassung und eine Bekanntschaft des loseph. schon
mit dem überarbeiteten Text nachzuweisen. Hieron. giebt eine freie lat.
Bearbeitung auch von den Zusätzen, die er jedoch erst am Schluss mit
dem Obelos (s. IX. 1581 Vall.) zusammenstellt, eine andere, handschriftlich
überlieferte lat. Uebers. steht b. Sabatier a. a. 0. I. — Comment. von
Fritzsche Ex. Hdb. II. S. 67 — 108. — Sonst s. noch Zunz a. a. 0.
S. 120—122. Schürer II. S. 715 f.
22) Da Daniel selbst erst zwischen 167 und 165 entstanden ist (vgl.
Schürer II. S. 613 ff.) und solche gleich ursprünglich (s. A. 22 l)) griechisch
gestaltete Nebenschösslinge der Danielsage doch schwerlich sich bilden
konnten, bevor es eine griechische Uebersetzung jenes Buches gab, so
müssen sie nicht unbeträchtlich späteren Ursprungs sein, wie Schür er
Art. Apokr. S. 499 bemerkt, und die sprachlichen Uebereinstimmungen mit
der Uebersetzung sind daher aus einem Einfluss der letzteren auf die Ver-
fasser dieser kleinen Stücke zu erklären und nicht mit Fritzsche Ex.
Hdb. I. S. 114 durch die umgekehrte Annahme, als ob der Uebersetzer
bereits sie vorgefunden und in einer mit ihnen vorgenommenen Ueberarbeitung
mit dem Buche vereinigt hätte. Diese Vereinigung geschah also vielmehr
erst nachträglich. Für die Geschichte ihres reichhaltigen Gebrauchs in der
christlichen Kirche mit kanonischem Ansehen s. die Sammlung der be-
treffenden Stellen bei Schürer G. d. j. V. II. S. 717 — 719. Nicht zum
Wenigsten kommt hiebei der erhaltene Briefwechsel zwischen Iul. Afri-
canus, dem einzigen unter den älteren Kirchenvätern, welcher die Aecht-
heit bestreitet, und Origenes in Betracht, welcher dieselbe gegen ihn ver-
theidigt. Uebrigens ist die griechische Uebersetzung des Daniel mit diesen
Zusätzen beinahe nur noch in der Redaction des Theodotion (vgl. A. 16)
erhalten , welche schon seit Irenaeus die Septuaginta verdrängte, s. Hieron.
Praef. in vers. Dan. IX. 1361 f. Vall. Banielem prophetam iuxta Septuaginta
irtterpretes domini salvatoris ecclesiae non legunt, utentes Theodotionis editione,
und nur ein einziger römischer Cod. Chisianus aus dem 11. Jahrh. (nebst
der syr. Uebers.) giebt den Text der letzteren, der nach ihm zuerst (nach
Vorarbeiten Anderer, s. Gebhardt Theol. L.-Z. 1877. Sp. 565 f.) von Simon
de Magistris, Rom 1772 und dann auf Grund dieser editio princeps von
H. A. Hahn, Leipzig 1845 besonders herausgegeben ist, allein eine ge-
nügende Kenntniss dieser Handschrift verdanken wir erst dem A. 16 angef.
Prachtwerk von Cozza Bd. 3, Rom 1877 (vgl. d. Anz. v. Gebhardt a. a. 0.).
Zur Gontrole dient die syr. Uebertragung des hexaplarischen Septuaginta-
textes, aus deren Mailänder Codex schon Bugati Daniel secundum edi-
tionem LXX interpretum . . . Syriace, Mailand 1788 den Daniel besonders
herausgab. Eine photolithographische Nachbildung der ganzen Hand-
schrift veröffentlichte Ceriani Cod. Syro - Hexaplaris Ambrosianus etc.,
Monum. sacra et prof. VII., Mailand 1874. Ueber den syr. Vulgärtext s.
A. 18. Die fragmentarisch erhaltne latein. Version b. Sabatier a. a. 0. II
616 Achtuaddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
von der Susanna und drittens die Anekdoten vom Bei und vom
Drachen22b), das Gebet des Manasse23), der in verhältniss-
mässig gutem Griechisch, aber etwas breit und rhetorisch ge-
schriebene Brief des Jeremias24), die beiden rein erdichteten
Lehrerzählungen Tobit25) und Judith26), beide, wenn nicht in
schliesst sich an Theodotion, ebenso Hieronymus , der seiner Uebersetzung
des Daniel aus dem Hebraeischen diese Stücke mit dem Obelos nachschickte.
Commentar von Fritzsche Ex. Hdb. I. S. 109 — 154. Sonstige Litteratur:
Zunz a. a. 0. S. 122 f. Delitzsch De Habacuci prophetae vita atque
aetate, Leipzig 1842. S. 23 ff. 105 ff. Frankel Monatsschr. f. Gesch. und
Wissensch. des Judenth. 1868. S. 440-449 (üb. Susanna). Wiederholt
Theol. Quartalschr. 1869. S. 287 ff. 377 ff. 1871. S. 373 ff. 1872. S. 554 ff.
Rohling Das Buch des Propheten Daniel, 1876. Brüll Das apokr.
Susannabuch, Jahrb. f. jüd. Gesch. u. Lit. III. 1877. S. 1 — 69. Schürer
G. d. j. V. II. S. 716—720.
22 b) Von diesen drei Stücken schliesst sich nur das erste als eine
eigentliche Ergänzung an Daniel an, die anderen beiden sind zwar unter
dessen Einfluss entstanden, aber wahrscheinlich gar nicht in der Absicht
ihn zu vervollständigen, sondern als frei stehende Schriftchen. In Theo-
dotions Text steht denn auch vielmehr Susanna an der Spitze, Bei und
der Drache am Schlüsse des Buchs. Dass diese Ordnung auch von Hippo-
lytos, Africanus und Origenes bezeugt ist, will freilich nicht viel sagen,
da sie ja eben alle der Version des Theodotion folgen (s. A. 22). Die
ursprünglich griechische Abfassung der Susanna haben schon Afric. und
Porphyr, b. Hieron. a. a. 0. aus den griechischen Wortspielen 54 f. 58 f.
mit Recht erschlossen, aber auch für die beiden anderen Stücke lässt sich
das Gegentheil nicht wahrscheinlich machen, so scharfsinnig es auch für
alle drei im apologetischen Interesse von Wiederholt a. a. 0. ver-
sucht ist.
23) Im Anschluss an 2. Chron. 33, 11 ff. entstanden. S. Fritzsche
Ex. Hdb. I. S. 155—164. Schürer IL S. 720 f.
24) An die von Nebukadnezar zur Abführung nach Babel bestimmten
Gefangenen, um sie vor Götzendienst zu warnen. Sicher griechisches
Original, aber schwerlich, wie Manche glaubten, in 2. Macc. 2, 1 f . be-
rücksichtigt. S. Fritzsche Ex. Hdb. I. S. 203—220. Schürer II. S. 726.
25) In dreifacher Recension erhalten, der gewöhnlichen (auch im Cod.
Vatic. u. Alexandr.), der im Cod. Sinait. überlieferten und für den zweiten
Theil der in drei Handschriften und der syr. Uebers. (die für den ersten
der gewöhnlichen folgen) vertretenen. Die zweite ist besonders heraus-
gegeben von Reusch Libellus Tobit e cod. Sin., Bonn 1870. Ob sie, wie
Reusch behauptet, oder die gewöhnliche, wie Fritzsche u. Nöldeke
Monatsber. der Berl. Akad. 1879. S. 45—69 wollen, am Meisten das Ur-
sprüngliche bewahrt hat, steht dahin (vgl. auch Schürer Theol. L. -Z.
1878. Sp. 333 f.). Eine chaldaeische Bearbeitung lag wie für Judith so
auch für Tobit dem Hieronymus (Praef. in vers. libri Tob. X. 1 f., vgl.
21 f. Vall.) vor, doch ist seine lateinische im Wesentlichen vielmehr eine
Apokr. des A. T.: Geb. des Man. Br. des Jer. Tobit. Judith. 617
Palaestina, so doch wenigstens von streng altgläubig gesinnten
Juden geschrieben, obgleich die erstere, im Ganzen mit Anmuth
Modifikation der uns noch in verschiedenen Recensionen überkommenen
älteren lateinischen (Sabatier a. a. 0. I), die am Meisten mit dem Cod.
Sin. übereinstimmt. Ein Gleiches gilt von der uns erhaltenen Gestalt
des chaldaeischen Textes, der in einer älteren Form hebraeisch frei be-
arbeitet ist von dem zuerst 1516 in Constantinopel, dann von Seb. Münster
1542 herausgegeben und danach so genannten Hebraeus Muensteri, Beides
ist in guter Textrecension neuerdings edirt von Neubauer The book of
Tobit etc., Oxford 1878, vgl. Nöldeke a. a. 0. Schürer Theol. L.-Z.
1878. Sp. 332 — 335. Eine zweite hebraeische Bearbeitung und zwar nach dem
gewöhnlichen griechischen Text ist der zuerst 1517 in Constantinopel, dann
von Fagius 1542 herausgegebene Hebraeus Fagii. Beide m. lat. Uebers. stehen
auch in der Londoner Polyglotte Bd. 4. — Commentare v. II gen Die Ge-
schichte Tobis, Jena 1800, Fritzsche Ex. Hdb. II. S. 101—110, Sengel-
mann, Hamburg 1857, Scholz, Würzburg 1889. Uebers. mit Erkl. v.
Reusch, Freiburg 1857 und Gutberiet, Münster 1877. — [Eichhorn]
üeb. d. B. Tobias, Allgem. Biblioth. der bibl. Litt. II. S. 410 ff. Reusch
Der Dämon Asmodaeus im B. Tobias, Theol. Quartalschr. 1856. S. 422—445
und Rec. v. Sengelmann, ebend. 1858. S. 318—332. Anon. in Journ. of
Sacred Literature IV. 1857. S. 59 — 71. VI. 1858. S. 373 — 382. Hitzig
Zeitschr. f. wiss. Theol. III. 1860. S. 250—261. Hilgenfeld ebendas. V.
1862. S. 181—198. Ewald a. a. 0. IV3. S. 269 ff. Grätz Gesch. d. Juden
IV2. S. 466 f. A. 17. Kohut Etwas üb. d. Moral u. d. Abfassungszeit des
B. Tobias, Geigers jüd. Zeitschr. f. Wissensch. u. Leben X. 1872. S. 49—73.
Fritzsche in Schenkels Bibellex. V. S. 540 ff." Renan L'e'glise chretienne
(1879). S. 554 — 561. Grätz Monatsschr. f. Gesch. und Wissensch. des
Judenth. 1879. S. 145 ff. 385 ff. 433 ff. 509 ff. Grimm Zeitschr. f. wiss.
Theol. XXV. 1881. S. 38-56. Preiss ebendas. XXVIII. 1885. S. 24-51.
Schür er G. d. j. V. II. S. 603 — 609 (der noch weitere Nachweise giebt).
Rosenthal Vier apokr. Bücher aus der Zeit u. Schule R. Akibas, 1885.
S. 104—150 (schwach).
26) Gleichfalls in dreifacher Recension auf uns gekommen, in der ge-
wöhnlichen und ursprünglichen (auch im Vat. Sin. Alex.) und in zwei Ueber-
arbeitungen, deren eine auch der syr. und der altlatein. (Sabatier
I. S. 744—790), von Hieronymus in seiner eignen latein. Wiedergabe
(s. Praef. X. 21 f. Vall.) frei und mit grosser Flüchtigkeit benutzten zu
Grunde liegt; freilich kannte Hieron. auch einen chaldaeischen Text (vgl.
A. 25), ist aber sonach ganz wie bei Tobit zu Werke gegangen. Vgl.
auch Thielmann Beiträge zur Textkritik der Vulgata, insbesondere des
B. Judith, Speier 1883. 8. — Commentare v. Fritzsche Ex. Hdb. II.
S. 117—211, 0. Wolff, Leipzig 1861 (welcher vergeblich sich abmüht die
Geschichtlichkeit des Buchs zu vertheidigen) und Scholz, Würzburg 1887
(vgl. den Schluss dieser Anm.). — Montfaucon La verite de l'histoire de
Judith, Paris 1690. Movers Ueb. d. Ursprache der deuterokanonischen
Bücher des A. T., Zeitschr. f. Philos. u. kath. Theol. Heft 13. 1835. S. 31 ff.
618 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
und Geschmack vorgetragene allem Vermuthen nach von Hause
aus griechisch abgefasst, übrigens noch entweder im zweiten
oder doch im ersten Jahrhundert v. Chr. entstanden27), während
die letztere aus einem der Makkabaeerzeit und wohl noch dem
zweiten Jahrhundert angehörigen hebraeischen oder aramaeischen
Original übersetzt ist28), das erste29), zweite30) und dritte31)
Schönhaupt liltudes historiques et critiques sur le livre de Judith, Strass-
burg 1839. Reuss Art. Judith in d. Encykl. v. Ersch u. Gruber. Nicke s De
libro Iudithae, Breslau 1854. Anon., Journ. of Sacred Lit. III. 1856. S 342—363.
XII. 1861. S. 421 — 440. Volkmar Die Compositum des B. J., Theol.
Jahrb. 1857. S. 441—498. Hilgenfeld Zeitschr. f. wiss. Theol. I. 1858.
S. 270—281. R. A. Lipsius ebendas. IL 1859. S. 39—121. Hitzig eben-
das. III. 1860. S. 240—350. Volkmar Handb. der Einl. in die Apokryphen
I, 1. Judith. 1860. Hilgenfeld Z. f. wiss. Th. IV. 1861. S. 335 — 385.
K. H. A. Lipsius Sprachliches zum B. J., ebendas. V. 1862. S. 103—105.
Ewald a.a.O. IV3. S. 618— 625. Grätz a.a.O. IV2. 1866. S. 439 ff. A. 14.
R. A. Lipsius Jüd. Quellen zur Judithsage, Z. f. w. Th. X. 1867. S. 337 — 366.
Fritzsche in Schenkels Bibellex. III. S. 445 ff. Schürer II. S. 599—603
(auf den ich um so mehr verweise, da Judith, Sirach und das 1. Makka-
baeerbuch in die griechische Literaturgeschichte eigentlich kaum noch
hineingehören). Für die Stellungnahme von katholischer Seite s. noch
Scholz Das B. J., eine Prophetie 1885 (Vortrag) u. s. o. und Vigouroux
Die Bibel und die neueren Entdeckungen, deutsche Uebers. IV. 1886.
S. 242—271. Weiter s. A. 28.
27) Einen früheren Ansatz verbietet der erstere, einen späteren (wie
ihn Hitzig macht) widerräth der letztere Umstand, s. Fritzsche Ex.
Hdb. II. S. 8. 16, wenn auch weder Philon noch Iosephos noch das N. T.
dies Buch berücksichtigen und es sogar zur Zeit des Origenes noch bei
den Juden nicht in Ansehen stand und nicht ins Hebraeische übersetzt
war, Orig. Epist. ad Afric. 13. 'Eßgaioi rat Ttoßicc ov xqavxai ovds xfi
Iovdr\Q" ovds yao £%ovav ccvxcc Iv anoKQvtpoig *EßQcc'ioxi' cog an avtoöv
^a&ovxsg syvconafisv. de oratione 14. XVII. 143 Lomm. xr\ ds xov ToaßrjX
ßCß\(o avxtliyovoiv of tx TteQixofirjs a>s (irj ivdia&rinai. Das änderte sich
dann aber bald, da schon Hieronymus, wie gesagt, eine der seitdem ent-
standenen semitischen Uebersetzungen kannte. In der christlichen Kirche
beginnt der Gebrauch schon bei den apostolischen Vätern, s. die Nachweise
bei Schür er S. 606 f., welcher S. 605 zeigt, dass der Verfasser mindestens
den Tempelbau des Herodes noch nicht kannte. Das B. Tobit scheint vor-
zugsweise für die Juden in der Diaspora geschrieben zu sein, um sie zu
strengem Festhalten an der Gesetzesbeobachtung zu ermuntern, ob aber
auch in der Diaspora abgefasst oder aber in Palaestina, lässt sich nicht
entscheiden.
28) S. die bei Movers und bei Fritzsche Ex. Hdb. II. S. 115 f. nach-
gewiesenen Uebersetzungsfehler. Volkmar, Hitzig und Grätz gehen
freilich in die Zeit des Traianus hinab, aber schwerlich mit zwingenden
Gründen, um so weniger da sich eine ausdrückliche Erwähnung scLon bei
Apokr. d. A. T.: 1. 2. 3. Makkab. 619
Buch der Makkabaeer, von denen aber nur die beiden ersten
und namentlich das erste von wirklichem geschichtlichem Werth
Clem. Rom. 55 findet; die weiteren Citate bei den Kirchenvätern s. bei
Schür er S. 602. Jedenfalls ist diese Tendenzerzählung in einer Zeit der
Glaubensgefahr entstanden, und auf die ältere römische Zeit passt der
historische Hintergrund kaum. Hicks Judith and Holofernes, Journ. of
Hellenic Studies VI. 1885. S. 261—274 setzt die Abfassung um 150 v.Chr.,
indem er annimmt, dass der Name 'OXocpsqvqg oder 'OQocpSQvrjg den Juden
erst durch Orophernes II von Kappadokien, den Zeitgenossen und Freund
von Demetrios I Soter, bekannt geworden sei.
29) Es erzählt vom Regierungsantritt des Antiochos Epiphanes bis zum
Tode des Makkabaeers Simon (175 — 135) in schlichter Form und in einer
zwar streng gläubigen und gesetzestreuen Gesinnung, aber dabei doch in
einer nicht wie im A. T. Alles auf das unmittelbare Eingreifen Gottes
zurückführenden, sondern die Tapferkeit, das Feldherrngeschick und die
diplomatische und staatsmännische Klugheit der Makkabaeer betonenden
und ebendesshalb geschichtlich um so mehr glaubwürdigen Weise. Sehr
werthvoll ist in dieser Schrift auch die chronologische Feststellung aller
wichtigeren Ereignisse nach einer bestimmten £era, nämlich der der Seleu-
kiden vom Jahre 312, jedoch mit der Modifikation, dass die Jahresanfänge
nicht wie bei den Syrern in den Herbst, sondern nach dem jüdischen Fest-
kalender in den Frühling gesetzt werden, s. Schür er I. S. 26 — 32 (mit
den Litteraturangaben S. 33). Ueber die Quellen (s. Grimm Ex. Hdb. III.
S. XXXII f.), vermuthlich (nach 9, 22, 8. Grimm a. a. 0.) auch schriftliche,
lässt sich nichts Genaueres sagen. Doch kennt der Verfasser (16, 23 f.)
bereits eine Chronik des Iohannes Hyrkanos (135 — 105). Trotzdem hat er,
da er die Römer lediglich als Beschützer der Juden darstellt, noch vor dem
Zuge des Pompeius, also in den ersten Jahrzehnten des 1. Jahrh. v. Chr.
geschrieben, und zwar hebraeisch oder aramaeisch unter einem bisher
räthselhaften Titel (s. die Deutungsversuche bei Grimm a. a. 0. S. XVII):
Orig. in der Aufzählung b. Euseb. H. E. VI, 25, 3 (als Anhang zum hebr.
Kanon): e^oa ds tovtcov sotl xcc Maywaßcc'Cyici , ccksq Bmysyqanxca 2ccq-
ßrjd' ZccßavcueX. Hieron. Prolog, galeat. in vers. Samuel. IX. 459 f. Vall.
Macchabaeorum primum librum Hebraicum repperi. Die griechische Ueber-
setzung ist jedoch wahrscheinlich schon von Iosephos gebraucht, s. Grimm
a. a. 0. S. XXV11I, Bloch Die Quellen des Flavius Josephus, Leipz. 1879.
S. 80 — 90, doch ist dies nicht zweifellos, s. v. Destinon Die Quellen des
Flavius Iosephus I. (Kiel 1882). S. 60—91, Schürer II. S. 581 f., so sehr
auch im Allgemeinen dessen Bekanntschaft mit diesem Buche feststeht.
Ueber die Benutzung bei den Kirchenvätern von Tertulliauos ab s. Schür er
II. S. 582, über die weitere Geschichte der uns nur griechisch und also
lediglich dadurch, dass die griechische Uebersetzung in den Anhang zur
Septuaginta kam, erhaltenen Schrift s. Schür er Art. Apokr. S. 485—489.
Deutsche Uebers. mit Anmm. v. J. D. Michaelis, 1778. Commentare von
Grimm a. a. 0. S. IX — XXXV. 1 — 235 und Keil Commentar über die
Bücher der Makkabaeer, Leipzig 1875. — Geiger Urschrift und Ueber-
620 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
sind82), das Spruchbuch von Jesus, dem Sohne des Sirach,
von seinem gleichnamigen Enkel, dessen Vater wiederum Sirach
Setzungen der Bibel (1857). S. 200 ff. Ewald a.a.O. IV3. S. 602—605.
Rosenthal Das erste Makkabaeerbuch, Leipzig 1867. Fritzsche in
Schenkels ßibellex. IV. S. 89 ff. Grimm Ueb. 1. Macc. VIII. u. XV, 16—21,
Zeitschr. f. wiss. Theol. XVII. 1874. S. 231—237. (Ueber die sonstige, den
hier behandelten Punkt berührende Litteratur s. Schür er G. d. j. V.
I. S. 198 ff. mit A. 22). Schnedermann Ueb. d. Judenthum der beiden
ersten Makkabaeerbücher, Zeitschr. für kirchl. Leben 1884. S. 78 — 100.
Schür er II. S. 579—585 (s. dort über die hist.-krit. Untersuchungen des
18. Jahrh. S. 584).
30) Es beginnt schon mit den letzten Zeiten vom Bruder und Vor-
gänger des Antiochos Epiphanes Seleukos IV Philopator, schliesst aber
andrerseits bereits mit dem Siege von Judas Makkabaeos über Nikanor
(März 161, s. Schürer I. S. 170 f. A. 29), umfasst also nicht viel über
15 Jahre, ist weit stärker theologisch und rhetorisch gefärbt als das erste
und daher meist weniger glaubwürdig. Es ist ferner, und zwar vermuth-
lich (s. u.) in Aegypten , von Hause aus griechisch geschrieben (vgl. Hieron.
Prol. gal. in vers. Sam. IX. 459 f. Vall. unmittelbar nach den A. 29 angef.
"Worten: secundus Graccus est, quod ipsa quoque cpgccasi probari potest) und
bezeichnet sich selbst, wie schon C. 21. A. 648 gesagt ist, als Auszug aus
dem umfassenderen Werk des Iason von Kyrene in 6 Büchern (2, 23 ff.).
Jedenfalls ist es noch vor der Zerstörung Jerusalems abgefasst, wie aus
dem paraenetischen , durchweg den dortigen Tempel als Centralstätte des
theokratischen Cultus voraussetzenden Zwecke des Ganzen und auch wohl
aus der unhistorischen , wahrscheinlich erst von dem Epitomator herrühren-
den Notiz 15, 37 hervorgeht; ferner aber scheint sogar Philon Quod omnis
probus liber 13. II. 459 Mang, es bereits gekannt zu haben, s. Lucius
Der Essenismus (1881). S. 36—39 (Iosephos freilich wahrscheinlich nicht,
s. Grimm Ex. Hdb. IV. S. 13), so dass die Entstehung muthmasslich noch
in vorchristliche Zeit fällt. Das Originalwerk dürfte, wenn es auch ohne
Zweifel bereits einen ähnlichen Charakter hatte und ebendesshalb vom
Epitomator zu seiner Vorlage gewählt ward, dennoch nicht lange nach 160
geschrieben sein, da es allem Anschein nach ausschliesslich auf mündlichen
Quellen beruhte; freilich erklärt sich auf der anderen Seite sowohl die
Reichhaltigkeit als auch die Ungenauigkeit des Details dann nur durch
die Annahme, dass lason seine Berichte nicht mehr unmittelbar von den
Betheiligten erhielt. Auf alle Fälle war das erste Makkabaeerbuch damals
entweder noch nicht erschienen oder wenigstens in Kyrene und Aegypten
noch nicht bekannt, da er es sonst schwerlich so ganz unberücksichtigt
gelassen hätte; ja da dies sonst wohl auch von dem Epitomator nicht ge-
schehen wäre, scheint auch dieser noch früher gearbeitet zu haben. Trotz-
dem ist kein ausreichender Grund vorhanden für dies zweite Makkabaerbnch
eine andere Aera als für das erste anzunehmen, sei es nun mit den Jahres-
anfängen im Herbst oder gleichfalls im Frühjahr, s. Schürer I. S. 32 f.
Die ältste Spur einer Benutzung in der christlichen Kirche findet sich, wie
Apokr. des A. T.: 2. 3. Makk. Sirach. Weisheit. 621
hiess, 132 ins Griechische übersetzt33), die Weisheit Salo-
monis34) und das Buch Baruch, welches aber erst bald nach
A. 18 gesagt ist, schon Hebr. 11, 35 f. (s. Bleek z. d. St. und Stud. u.
Krit. 1853. S. 339), das ältste ausdrückliche Citat b. Clem. Strom. V. 595 D,
die ferneren Anführungen s. b. Schürer II. S. 741 f., die Bezeichnung als
zweites Makkabaeerbuch erscheint vor Hieron. (s. o.) schon bei Euseb. P. E.
VIII, 9, 38. 375 d. Inhaltlich ganz von ihm abhängig ist die philosophische
Mahnrede, welche das vierte Buch der Makkabaeer genannt zu werden
pflegt, s. über dasselbe A. 44. Der Stil ist, wie gesagt, rhetorisch, der
Epitomator handhabt die griechische Sprache mit Geschick, Hebraismen sind
selten, seine Phraseologie klingt mehrfach an die des Polybios an (s. Grimm
a. a. 0. S. 6 f.). Dass er trotzdem ein palaestinischer Jade gewesen sein
oder wenigstens in Palaestina geschrieben haben sollte (Geiger Urschr.
S. 226. Freudenthal S. 129), ist schwer zu glauben, zumal da der schon
bezeichnete historische Schnitzer 16, 37, nach welchem Jerusalem seit dem
Siege über Nikanor in den Händen der Hebraeer geblieben sein soll, wie
gesagt, doch wohl erst von ihm hinzugesetzt ist. Voraufgeschickt sind zwei
gefälschte Briefe der palaestinischen Juden an die ägyptischen (1—2, 18),
von zwei verschiedenen Urhebern stammend, wie aus der sprachlichen Ver-
schiedenheit hervorgeht, auch schwerlich bereits vom Epitomator selbst
seinem Werke vorangestelltes. Grimm a. a. 0. S. 22 f.). S. über dieselben
Valckenaer De Aristobulo S. 38 — 44. Schluenkes Epistolae, quae
secundo Macc. libro 1, 1—9 legitur, explicatio, Köln 1844. Difficiliorum
locoruni epistolae, quae 2. Macc. 1, 10—2, 18 legitur, explicatio, Köln 1847.
Grätz Das Sendschreiben der Palaestinenser an die ägypt.-jüd. Gemeinden
wegen der Feier der Tempelweihe, Monatsschr. f. G. u. W. des Jud. 1877.
S. 1—16. 49— 60. Gesch. der Juden III4. 1888. -S. 671—684. Brüll Jahrb.
f. jüd. Gesch. u. Litt. VIII. 1887. S. 30—40. Bruston Trois lettres des
juifs de Palestine, Zeitschr. f. d. alttestam. Wissensch. X. 1890. S. 110—117.
Ausserdem vgl. unten .A. 37. 61. 57. — Das 2. Makkabaeerbuch ist auch
im Cod. Sinait. nicht erhalten, wohl aber lateinisch ausser in der alten,
in die Vulgata übergegangenen Uebers. (Sabatier II) noch in einer
anderen, in einem Cod. Ambros. aufbewahrten und aus demselben von
Peyron Cic. orationum pro Scauro etc. fragmenta inedita, Stuttgart 1824.
S. 73 ff. herausgegebenen. Commentar von Grimm a. a. 0. IV. S. 1 — 210.
[Paulus] Ueb. d. 2. B. der M., Eichhorns Allgem. Biblioth. der bibl. Litt.
I. 1787. S. 232—241. Bertheau De secundo libro Maccabaeorum, Göttingen
1829. Herzfeld a. a. 0. II. S. 443—466. Patrizzi De consensu utriusque
libri Machabaeorum, Rom 1866. Ewald a. a. 0. S. 605—611. Cigoi
Historisch- chronol. Schwierigkeiten im zweiten Makkabaeerbuche, Klagenfurt
1868. Kasten Der histor. Werth des zweiten B. der M., Stolp 1879. 4.
Schürer II. S. 739—743.
31) Die Bezeichnung ibt völlig unpassend, da es sich in diesem Buche
vielmehr um eine angebliche Bedrängniss der Juden durch Ptolemaeos IV
Philopator nach dessen Siege über Antiochos den Grossen bei Raphia (217)
handelt. Das Ganze ist ebenso abgeschmackt erzählt wie erfunden, der
622 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
der ZerstöriiDg von Jerusalem entstanden ist und also nicht
mehr hieher gehört35).
Stil über alle Massen gesucht und schwülstig. Die historische Grundlage
gehört vielmehr in die Zeit von Ptolemaeos VII Physkon (s. die auch schon
stark ausgeschmückte Erzählung b. Ioseph. c. Ap. II, 5 , vgl. unten A. 98
u. bes. Schürer II. S. 523. A. 124). Vielleicht mit Recht verlegen daher
Ewald a. a. 0. S. 611—614 u. Andere die Entstehung erst in die Zeit des
Caligula, doch bleibt dies bedenklich, und man muss dabei stehen bleiben,
dass das Buch spätestens dann und frühestens im 1. Jahrh. v. Chr. ver-
fasst ist. Denn jedenfalls kennt der Verfasser (6, 6) bereits die Zusätze
im Daniel. S. Grimm a. a. 0. S. 215 — 219. Die ältsten Erwähnungen
sind Canon, apost. 76 (85). Mav.%aßaC(ov xqia u. Theodoret. z. Dan. 11, 7.
7] tqitt} toav MccMccßccicov . . . ßi'ßXog. In der lateinischen Kirche scheint
dies Buch nie bekannt geworden zu sein (daher fehlt es in der Vulgata);
dass es in die syrische Eingang gewann, beweist die syr. Uebers. Im
Alexandrinus findet es sich. Genaueres s. b. Grimm a. a. 0. IV. S. 611—614
und Schürer IL S. 743—745, vgl. Ewald a. a. 0. IV3. S. 611—614.
32) Wie aus A. 29—31 erhellt.
33) Wie dieser selbst in der Vorrede sagt, s. A. 5. Auch der ursprüng-
liche Verfasser nennt am Schlüsse (50, 27) sich selbst: 'irjaovg vibg £iqcc%
6 'IsqoooXv(ilx7)s. Er muss sonach etwa zwiscr^en 190 und 170 geschrieben
haben und der von ihm 50, 1 — 26 gefeierte Hohepriester Simon II aus
dem Anfang des 2. Jahrh. (Ioseph. A. I. XII, 4, 10) gewesen sein. Die
Uebersetzung ist zwar sehr wörtlich, aber doch im Ganzen gut, wenn auch
nicht fehlerfrei, und der Urheber, von Geburt zwar gleichfalls Jerusalemit,
aber nach Aegypten ausgewandert, zeigt auch in seiner Vorrede gute
Kenntniss des Griechischen. Die Ueberschrift in den Codices lautet ZocpCa
'irjöov vtov 2iq<x%. In der griechischen Kirche ward die Bezeichnung r;
TtcivccQsrog 60(picc von den Sprüchen Salomonis (Euseb. H. E. IV, 22, 8) auch
auf dies Buch übertragen, so in der erhaltenen Litteratur zuerst bei Euseb.
Chron. IL 122 Seh. Demonstr. ev. VIII, 2, 71. 393 d, in der lateinischen
ward der Name Ecclesiasticus üblich, Cyprian. Testimon. II, 1. III, 1. 35.
51. 95. 96. 97. 110. 111. Orig. lat. Uebers. in Numer. homil. XVIII, 3
(X. 221 Lommatzsch). in libro, qui apud nos quidem inter Salomonis Volu-
mina haberi solet et ecclesiasticus dici, apud Graecos vero sapientia Iesu
filii Sirach appellatur. Hieron. Praef. in vers. libr. Salom. IX. 1293 f. Vau.
fertur et panaretus Iesu filii Sirach liber et alius ipsvdeniyQcccpogj qui Sa-
pientia Salomonis inscribitur, quorum priorem TLebraicum repperi, non Ec-
clesiasticum , ut apud Latinos, sed Parabolas praenotatum. Im N. T. sind,
wie schon A. 18 gesagt ward, besonders im Jacobusbriefe die Reminiscenzen
stark ausgeprägt. Die ausdrücklichen Citate beginnen bei den Christen
mit Clem. Alex., der diese Schrift sehr häufig meist mit r) yQucprj, seltner
mit i) aoqpta, noch seltner in letzterem Falle mit dem Zusatz 'lr\<iov an-
führt. Bei den Lateinern scheint sie meistens als Salomons Werk gegolten
zu haben, s. u. A. die angef. Stellen und Hieron. Comm. in Daniel. 9.
V. 686 Vall. plerisque Salomonis falso dicitur. Mehr und die Nachweise
Apokr. des A. T.: Sirach. Weisheit Salomonis. 623
Palaestina selbst , anfänglich unter ägyptischer, dann unter
syrischer Herrschaft, „von griechisch -makedonischen Pflanz-
über den Gebrauch bei den Talraudisten s. b. Schürer IL S. 596. 597.
Ausser den vier Haupthandschriften (s. A. 18) kommen noch die Fragmente
des Cod. Ephraemi (C bei Fritz sehe) in Betracht. Ausser der altlateini-
schen, in die Vulgata aufgenommenen Uebersetznng (Sabatier II) giebt
es zwei syrische, die vulgäre (Peschito) und die hexaplarische, s. A. 18. 22.
Hatch Essays in Biblical Greek, Oxford 1889. S. 246—282 zeigt, dass der
Venet. die vorzüglichste Handschrift, und dass alle diese Uebersetzungen
werthvolle Hülfsmittel für die Textberichtigung sind, Margoliouth An
essay on the place of Ecclesiasticus in semitic literature, Oxford 1890. 4.
tritt dafür ein, dass der syrische Text unmittelbar aus dem hebraeischen
und nicht erst aus dem griechischen geflossen sei (s. darüber Schür er
Theol. L.-Z. 1890. No. 6. Sp. 137 f.). Ausgabe mit Commentar v. Bret-
schneider, Regensburg 1806. Commentar v. Fritzsche Ex. Hdb. V.
S. IX— XLI. 1—312 mit deutscher Uebers. S. 313 ff. — Gfrörer Philo II
(1831). S. 18—32. Winer De utriusque Siracidae aetate, Erlangen 1832.
Zunz a. a. 0. S. 100—105. Dähne a. a. 0. II. (1834). S. 126—150. Ewald
Ueb. d. grieeb. Spruchbuch Jesus des Sohnes Sirachs, Jahrb. der bibl.
Wissensch. III. 1851. S. 125 — 140. Bruch Weisheitslehre der Hebraeer,
1851. S. 266—319. Geiger Zeitschr. der deutschen morgenl. Gesellsch.
XII. 1858. S. 536—543. Ewald Gesch. d. V. I. IV3. S. 341—346. Horo-
witz D. B. J. S., Breslau 1865. Fritzsche in Schenkels Bibellex. IIL
S. 252 ff. Grätz Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. 1872. S. 49 ff.
97 ff. Merguet Die Glaubens- und Sittenlehre des B. J. S., Königsb. 1874.
Selig mann Das B. der Weisheit des J. S. u. s. w., Breslau 1883. Dau-
banton Het apokryphe boek Zotpia 3Ir\aov viov 2iqcc% en.de leertype
daarin vervaat (Theol. Studien 1886—1887). Cheyne lob and Solomon
or the Wisdom of the Old Testament, London 1887. 8. (s. darüb. Guthe
Theol. L.-Z. 1887. No. 26. Sp. 620—623). Bois Essai sur les origines de
la philosophie judeo-alexandrine, Paris 1890. 8. (vgl. Schürer Theol. L.-Z.
1891. No. 6. Sp. 137—139) bezieht sich nur auf Sirach, Koheleth u. Weis-
heit Salomonis und ist wenig selbständig. Ausserdem s. Schür er Art.
Apokr. S. 485—496 u. a. a. 0. IL S. 593—598 (auch für weitere Litteratur-
nach Weisungen).
34) Der Verfasser schreibt ausdrücklich unter dem Namen Salomons
(8, 10 ff. 9, 7 f., s. aber A. 63) in rhetorischer, schwung- und prunkvoller
Sprache (s. Grimm Ex. Hdb. VI. S. 5 ff.), wie denn schon Hieron. Praef.
in vers. libr. Salom. IX. 1293 f. Vall. bemerkt: liber, qui Sapientia Salo-
monis inscribitur, apud Hebraeos nusquam est, quin et ipse stilus Graeeam
eloquentiam redolet. Spuren einer Bekanntschaft mit diesem Buche bei
Paulus und im Hebraeerbrief (vgl. A, 18) sind immerhin nicht ganz sicher,
zweifellos dagegen die Reminiscenz bei Clem. Rom. 27, 5 (= 11, 22. 12, 12,
vgl. auch 60, 1 m. 7, 17), s. einerseits Bleek Stud. n. Krit. 1853. S. 340—
344, andrerseits Grimm a. a. 0. S. 35 f. Ausdrücklich angeführt wird es
zuerst von Irenaeus b. Euseb. H. E. V, 26. Weiteres b. Schürer IL S. 758 f.
624 Achtunddreii-sig&tes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
städten umgeben, im Norden bereits auch mit solchen besetzt"36),
war zur Zeit von Antiochos IV Epiphanes (175 — 164) schon so
sehr hellenisirt, dass der Versuch dieses Königs die jüdische
Religion auszurotten sehr begreiflich erscheint37), so thöricht
Dass es Dicht von Salomon ist, wurde ziemlich frühzeitig von manchen Seiten
erkannt, s. A. 33. 44. Schon Origenes drückt in der Art seiner häufigen
Anführungen vielfach seinen Zweifel aus. Cyprianus freilich behandelt es
vollständig als kanonisch. Ueber die Richtung des Verfassers und die Ent-
stehnngszeit s. A. 44. Handschriften, alte Uebersetzungen und meistens auch
Ausgaben sind dieselben wie bei Sirach, da beide Bücher verbunden zu werden
pflegten. Doch giebt es eine Sonderausg. v. Reusch, Freiburg 1858 und
eine von Deane mit d. altlatein. Version u. englischer Uebers., Oxford 1881.
Uebersetzungen mit Erkl. von J. A. Schmidt 1857 (der es dem Salomon
zuschreibt) und Gutberiet 1874 (beide Uebersetzer sind kathol.). Com-
mentare von Bauermeister Comm. in Sap. Sah, Göttingen 1828 und
Grimm, Leipzig 1837 u. Ex. Hdb. VI. Krit. Beiträge von Thilo Specimen
exercitationum criticarum in Sap. Sal., Halle 1825 und Reusch Observa-
tiones crit. in librum Sapientiae, Bonn 1861. — Bretschneider De libri
Sapientiae parte priore c. I— XI e duobus libellis conflata P. I— III, Witten-
berg 1804 (s. dagegen Grimm Ex. Hdb. VI. S. 9 ff.). Wirzer De philo-
sophia morali in libro Sap. exposita, Wittenberg 1811. Engelbreth Libri
Sap. Sal. interpretandi speeimina, Kopenhagen 1816. Gfrörer Philo II.
(1831). S. 200—272. Grimm De Alexandrina Sap. libri indole perperam
asserta, Jena 1833 (später von ihm selbst zurückgenommen). Dähne
a. a. 0. IL (1834). S. 152—180. Bruch a. a. 0. S. 322—378. Schmieder
Ueb. d. B. d. W., Berlin 1853. Ewald a. a. 0. IV3. S. 626—632. Jahrb.
der bibl. W. III. S. 264 f. IX. S. 234 f. X. S. 219 f. XL S. 223 ff. Kübel
Die eth. Grundanschauungen der W. S., Studien u. Krit. 1865. S. 690—722.
Fritzsche in Schenkels Bibellex. V. S. 647 ff. Hausrath Neutestam.
Zeitgesch. II2. S. 259 ff. Grätz Gesch. der Juden III3. (1878). S. 628 ff.
A. 3. Perez La Sapienza di Salomone , Florenz 1811. Sopra Filone
Alessandrino e il suo libro detto „La Sapienza di Salomone", Palermo 1883.
Zeller Ph. d. Gr. III8, 2. S. 271—274. Schürer II. S. 755—760. Drum-
mond Philo Iudaeus I. (1888). S. 177—229 (sorgfältig). Menzel Der
griech. Einfluss auf Prediger u. Weish. Salomonis, Halle 1889. 8. S. 39—70.
Bois, s. A. 33. Weiteres b. Schür er S. 760 u. unten A. 44.
36) S. darüber bes. Hitzig Zeitschr. f. wiss. Th. III. 1860. S. 262-273.
Schürer II. S. 721—726.
36) Zeller a. a. 0. S. 335. Das Genauere hierüber s. bei Ewald
a. a. 0. IV3. S. 303 ff. und Schürer I. S. 145 f. u. bes. II. S. 50-131 und
über den Verkehr mit dem ägyptischen Hofe Ewald a. a. 0. S. 351 f.
Schon vor der Mitte des 3. Jahrb. erscheint ein einheimischer Gelehrter
mit griechischem Namen, Antigonos von Sokho, s. Ewald S. 357 f.
37) Eine starke hellenistische, auf den Abfall vom jüdischen Glauben
hinarbeitende Partei kam ihm zunächst darin entgegen (dvinEioav noXXovg
1. Macc. 1, 11), an ihrer Spitze Iason, der sich von ihm das Hohepriesteramt
Die Einflüsse der hellenistischen Bildung. 625
trotzdem dies gewaltsame Eingreifen in die ungestörte Ent-
wicklung der Dinge war und vielmehr gerade die rückläufige
Bewegung bewirkte 37b). Nicht wenig trugen zu diesem Um-
sichgreifen griechischer Einflüsse namentlich unter den Vor-
nehmen und Gebildeten auch die vielen jüdischen Familien bei,
die alljährlich aus anderen Ländern nach Jerusalem kamen und
dann wohl auch dort blieben und eigne Synagogen gründeten38).
Denn eine grosse Zahl von Juden war nicht etwa bloss nach
Alexandreia und überhaupt nach Aegypten, sondern auch nach
allen möglichen sonstigen hellenistischen Ländern und griechi-
schen Städten ausgewandert und wanderte fortwährend nach ihnen
aus, aber freilich nirgends in solcher Masse als nach Syrien und
dorthin39). Nirgends konnten daher, wenn man die Ueberlegenheit
erkaufte und im Angesicht des Tempels ein griechisches Gymnasium
errichtete, um so zunächst die Jugend, die sich denn auch fleissig in dem-
selben übte, und deren Spielen die Priester zuschauten, statt den Opfer-
dienst zu verrichten, an die griechische Sitte zu gewöhnen; nicht wenige
dieser Leute Hessen sich schon eine künstliche Vorhaut wachsen; und Iason
schickte sogar Festgesandte (Theoren) mit Geschenken zu den fünfjährigen
Kampfspielen des tyrischen Herakles (d. i. Baal-Moloch), denen der König
beiwohnte. S. 1. Macc. 1, 11 — 15 u. bes. 2. Macc. 4, 7—22, vgl. Ewald
a. a. 0. S. 383 ff., Zeller S. 335 f., Schürer I. S. 150 ff., auch Freuden-
thal II. S. 133 f. Dass endlich auch noch während der Makkabaeerkämpfe
eine starke Partei zu den Syrern hielt, zeigt Ewald S. 390. A. 1. S. 422 ff.
vgl. S. 418. 431 und Schürer I. S. 165. 167 ff. 174 ff. Aber, wie Freuden-
thal a. a. 0. II. S. 127 ff. darlegt, auch bei den patriotisch gesinnten
palaestinischen Juden setzen die beiden gefälschten Briefe derselben an
die ägyptischen zu Anfang des zweiten Makkabaeerbuchs (s. A. 30. 51. 57)
Kenntniss des Griechischen voraus, und ein Gleiches folgt daraus, dass
sich unter den Uebersetzern des Alten Testaments und den Verfassern oder
Uebersetzern der Apokryphen auch geborne Palaestiner befanden (s. A. 16. 33,
vgl. A. 20), zumal wenn es doch richtig sein sollte (s. A. 30), dass sogar
der hochpatriotische Urheber des zweiten Makkabaeerbuchs ein palaestini-
scher oder doch in Palaestina lebender Jude gewesen sei. Pseudo-Aristeas
ferner betrachtet es als selbstverständlichs, dass die aus Palaestina herbei-
gezogenen 72 Dolmetscher Griechisch verstehen. Weiteres s. unten A. 75 ff.
84 ff. 93 ff.
37b) S. Schür er I. S. 144 ff.
38) Apostelgesch. 6, 1 ff. und dazu Zeller S. 335. A. 3.
39) Gleichwie Ptolemaeos I (s. A. 2) so siedelte auch sebon Seleukos I
jüdische Söldner in seinem Lande, besonders in der neu gegründeten Haupt-
stadt Antiocheia an, Ioseph. A. I. XII, 3, 1. Ueber Antiochos den Grossen
s. in dieser Hinsicht ebendas. §. 3. 4, vgl. A. 77. Namentlich in Antiocheia
waren daher die Juden auch sehr zahlreich, s. Ioseph. B. I. VII, 3, 3. tö
Süsemihij, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 40
626 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
der dortigen hellenistischen Bildung über die syrische bedenkt,
auch die Einflüsse der veränderten Umgebung so bedeutende
neue Culturerscheinungen hervorrufen als eben in Alexandreia.
Namentlich die dortigen Juden mussten alles Dasjenige fallen
lassen, was von ihrer Religion und Sitte nur im Zusammenhange
mit ihrer Heimat Palaestina haltbar war. Sie konnten sich,
ganz abgesehen von der nothwendigen Annahme der hellenischen
Sprache und dem Verlernen ihrer eignen, auch den Einflüssen
des hellenischen Ideenkreises trotz all ihrer Starrheit nicht ent-
ziehen. Sie lernten hier eine ihren Vätern völlig fremde Form
des Heidenthums kennen, auf welche die bisherigen jüdischen
Vorstellungen vom Heidenthum nicht mehr passten, und nament-
lich konnte es nicht fehlen, dass sie durch Berührung mit der
griechischen Philosophie Gedanken in derselben wiederfanden,
welche ihren eignen religiösen Ueberzeugungen mehr oder weniger
nahe standen. Vom Standpunkte ihres Offenbarungsglaubens
bildete sich in Folge davon bei ihnen die Meinung, dass diese
verwandten Gedanken zu den Griechen nur durch eine alte Kunde
von der den Juden geoffenbarten Wahrheit, also durch eine alte,
wenigstens theilweise Kenntniss von deren heiligen Büchern ent-
standen sein könnten. Und so sehr sie unvermeidlich unter
diesen veränderten Verhältnissen selbst eine Menge von griechi-
schen Vorstellungen aufnahmen, welche dem jüdischen Wesen
innerlich fremd waren, so verbarg sich ihnen doch diese That-
sache hinter jener Meinung, und jene Meinung begünstigte viel-
mehr das Umsichgreifen solcher Aneignungen, aber freilich auch
den Glauben, aus dem auch die Sage von den 72 Dolmetschern
hervorging, dass die Griechen selbst sich unwillkürlich getrieben
gefühlt hätten hohen Werth auf die jüdische Offenbarung zu
legen, die Versuche verschiedener von den jüdischen Uebersetzern
yccg zä>v 'iovdccCiav yivog noXv [isv kcczcc nccßccv zrjV olyiovfiivi^v 7taQia7taQzca
zoig £7ii%G>Qioi<s , nXsiGtov 8\ zr\ Zvqlu kcczcc zftv yEitviccGiv ccvcc^iny^ivov,
££cuQET<og d' 87il zrjg 'Avxio%slccg 7\v noXv dicc zo zrjg noXtag [isye&og x. z. X.
(worauf denn auch ein ccq%(ov zav in' 'Avzio%£iccg 'IovScclcov erwähnt wird),
vgl. 8, 7. II, 20, 2. Phil. Leg. ad Cai. 33. p. 582 M. 'iovöccwi xa#' fadffrrjv
noXiv slül itccyiTiXriQ'Big 'AaCag zs neu Zvqiccg. Ueber die sonstige Ausbreitung
der Juden ausserhalb Palaestinas s. Schürer II. S. 494—499. 503—513
(vgl. Ewald S. 305—310), über ihre Gemeindeverfassung (die eignen Obrig-
keiten der Juden in Alexandreia, Syrien und anderswo, vgl. Ewald S. 312)
und die staatsrechtliche Stellung ihrer Gemeinden u. s.w. S. 514-575, über
die Verbindungen mit Sparta und Pergamon Ewald S. 316 f.
Griechisch- jüdische Philosophie in Alexandreia. 627
der alttestamentlichen Bücher die Anthropomorphismen aus ihrem
Original durch die Art ihres Uebersetzens hinwegzuräumen40)
und andrerseits die grossartigen Fälschungen, durch welche diese
alexandrinischen Juden auch bei den heidnischen Hellenisten dieser
ihrer Meinung Eingang zu verschaffen oder sich überhaupt bei
ihnen in Respect zu setzen suchten. Man darf dabei übrigens
nicht vergessen, dass die hellenistischen Juden mit ihrer Sonder-
stellung ein fremdes Element in der sonstigen hellenistischen Welt
und überall „unbequeme Mitbürger" waren, dass sie daher auch
litterarisch, wie in Manethos Geschichtswerk, von Lysimachos
ferner und Molon40b) angegriffen wurden und sich also auch
litterarisch vertheidigen mussten, so dass ein grosser Theil nament-
lich von ihrer historischen und philosophischen Litteratur nicht
zum Wenigsten apologetischen Zwecken diente und die Tendenz
hatte nicht bloss die Ebenbürtigkeit der Juden mit den anderen
Völkern, sondern auch ihren Vorzug vor diesen an den Tag zu
legen 40c). Alexandreia war nun freilich, wie schon bemerkt
wurde40d), kein eigentlicher philosophischer Studienort, und so
gelangten die Ideen der griechischen Philosophen, mit denen sie
sich verwandt berührt fühlten, zunächst wohl nur in sehr ab-
geleiteter Weise zu ihnen, vorwiegend nur durch Vermittlung
der allgemeinen Bildung. Aber gerade diese vage und unbestimmte
Form, in welcher es somit zunächst geschah, war sehr geeignet
dazu die Verwandtschaft grösser erscheinen zu lassen, als sie es
wirklich war. Längst war ohnedies die religiöse Reflexion bei
den Juden thätig, wie Hiob, Proverbien und Koheleth beweisen,
und so bildete sich denn allmählich auch eine eigenthümliche
jüdisch-griechische Philosophie in Alexandreia, die freilich im
Sinne ihrer Urheber und Pfleger natürlicherweise nur ein Hülfs-
mittel zum tieferen Verständniss der jüdischen Religion durch
das Mittel der allegorischen Schriftauslegung sein sollte, in
Wahrheit aber gerade durch den Gebrauch dieses Mittels von
dem ursprünglichen Geiste derselben weit abführte. Indessen
trat eine wirkliche Ausbildung dieser Richtung doch allem
40) S. darüber Zeller S. 254 ff. R. A. Lipsius Art. Alexandrin.
Religionsphilosophie in Schenkels Bibellex. I. S. 88.
40b) S. C. 17. A. 112. C. 21. A. 439 m. d. Nachtr. hinter diesem 2. Bd.
C. 35. A. 134—136, vgl. d. Nachtr. z. C. 35. A. 124 ff.
40c) Schürer IL S. 770 ff.
40d) C. 1. S. 8.
40*
628 Achtuneldreissigstes Capitel. Die jüdisch- hellenistische Litteratur.
Anscheine nach erst spät ein; namentlich so weit es sich dabei
ausdrücklich um die Anwendung von Lehren bestimmter griechi-
scher Philosophen handelte, wie es scheint, erst unter dem
Einflüsse des Neupythagoreismus41), mithin42) im letzten vor-
christlichen Jahrhundert, also nicht eben lange bevor diese
jüdisch-alexandrinische Religionsphilosophie durch Philon von
Alexandreia unter den ersten römischen Kaisern auch bereits
ihre Vollendung erhielt. Denn unter allen apokryphischen Schriften
des Alten Testaments zeigt sich diese Richtung allein43) in dem
eben bereits erwähnten pseudo-salomonischen Buche der Weis-
heit, hier aber auch schon *in so ausgeprägter Gestalt, dass der
Verfasser desselben, wenn seine Weltanschauung auch noch weit
weniger durchgebildet als die Philons ist, doch als dessen un-
mittelbarster Vorläufer erscheint44). Zwar wird schon der vor
ihm und vermuthlich lange vor ihm lebende
41) S. Zeller S. 76 ff.
42) S. C. 32. A. 458 ff.
43) Wie Zeller a. a. 0. S. 267 ff. (vgl. S. 253 ff.) nachweist.
44) S. das Genauere hierüber bei Zeller S. 272 ff. und Grimm Ex.
Hdb. VI. S. 19—24. Ein ganz auffallender Anklang an Plat. Phaed. 81 B. C
findet sich 9, 15. Seinem eigentlichen Zweck nach ist dies Buch eine
Warnung vor der Thorheit der Gottlosigkeit und insonderheit des Götzen-
dienstes in Form „einer Mahnrede Salomos an seine königlichen Collegen,
die heidnischen Machthaber", folglich, wie Schürer II. S. 755 f. richtig
(gegen Grimm a. a. 0. S. 27 u. A.) urtheilt, nicht bloss für jüdische,
sondern erst recht für heidnische Leser bestimmt. Für eine unmittelbare
Bekanntschaft des Verfassers mit Herakleitos, wie sie E. Pf leider er Die
Philos. des Heraklit von Ephesus, Berlin 1886. S. 289—348. 356—365.
Rhein. Mus. XL1I. 1887. S. 153—163 annimmt, indem er zugleich ohne
jeden stichhaltigen Grund geneigt ist denselben auch für den Urheber der
pseudo-herakleitischen Briefe anzusehen, fehlt in seiner Darlegung trotz
ihrer Ausführlichkeit jeder Schatten eines Beweises. Thatsache ist nur,
dass derselbe von der Stoa stark beeinflusst ist. Vgl. auch Heinze Lehre
vom Logos S. 192 — 202. „Dass er ein Alexandriner war, darf wegen der
starken Hervorhebung der ägyptischen Beziehungen als sicher gelten".
(Schürer S. 758). Die neuerdings u. A. von Perez (s. A. 34) wiederholte
Ansicht, dass Philon selbst dieser Verfasser gewesen sei, ist schon sehr
alt, s. Hieron. Praef. in vers. libr. Salom. IX. 1293 f. Vall. nonnulli scripto-
rum veterum hunc esse Iudaei Philonis affirmant. Sie ist zwar nach dem
Obigen falsch, aber die Verwandtschaft mit Philon ist doch bei ihr richtig
empfunden. Bei dem Anschluss an die palaestinische Spruchweisheit der
Proverbien und des Sirach muss nun also dies Buch nach Sirach und vor
Philon entstanden sein, und so setzt Grimm a. a. 0. S. 32 — 35 die Ab-
fassung zwischen 145 und 50; wenn es aber wirklich schon vom Neu-
Buch der Weisheit. Aristobulos. 629
Aristobulos45) als Philosoph und genauer als Peripatetiker
bezeichnet und bezeichnete sich höchst wahrscheinlich selbst als
einen solchen46), aber doch wohl nur in demselben Sinne, in
welchem es eben auch andere alexandrinische Gelehrte thaten47),
und er hat in der That wohl gewisse Einflüsse von Piaton,
Aristoteles und den Stoikern erfahren, wie er sich denn wohl
ohne Zweifel von den Letzteren die allegorische Schriftauslegung
aneignete48). Allein jedenfalls gingen diese Einflüsse bei ihm
pythagoreismus beeinflusst ist, wird man genauer zwischen 70 und 50
sagen dürfen, wenn man nicht gar (wegen 14, 17) mit Zell er S. 273. A. 3
bis in die Zeiten des Augustus hinabgehen muss. — Das von Freuden-
thal Die Flavius losephus beigelegte Schrift üb. d. Herrsch, der Vernunft,
Breslau 1869. 8. gründlich behandelte sogenannte vierte Buch der Makka-
baeer vollends, in welchem C. 5. p. 279, 21 Bekk. eine Nachbildung von
Weish. 8, 7 ist, scheint erst von einem Zeit- und Gesinnungsgenossen
Philons geschrieben zu sein, s. Zeller S. 275 ff. Schürer II. S. 766—769.
45) Valckenaer De Aristobulo Iudaeo, philosopho peripatetico Alexan-
drino (ed. Luzac), Leiden 1806. 4. (auch im 4. Bd. von Gaisfords Ausg.
v. Euseb. P. E.). Gfrörer Philo II. S. 71 — 121. Dähne a. a. 0. II.
S. 73—112. Herzfeld a. a. 0. III. S. 473 ff. 564 ff. Ewald a. a. 0. IV3.
S. 335tf. Cobet im Aoyiog 'Eflwjs I. 1866. S. 173 — 177. 521. Binde
Aristobulische Studien, Gross Glogau 1869. 1870. II. 4. (fleissig, aber im
Ganzen verfehlt). Heinze a. a. 0. S. 185—192. Freudenthal S. 166—169.
Zeller a. a. 0. S. 257—264. Hundhausen Art. Aristobulus in Wetzer
und Weite Kirchenlexikon I2. Sp. 1300—1303. Schürer H. S. 760—765,
vgl. S. 809 — 813 (bei dem man auch noch weitere Litteraturnachweise
findet).
46) Clem. Strom. I. 305 D. 6 nBQinaxr\xiy.6g. Euseb. P. E. VIII, 9, 38.
375 d. y.cc\ xrjg nccx' 'AqlgxoxeXtiv cpiXoaocpLccg rtQog xfj naxQico (lExsiXrjxcog.
IX, 6, 6. 410 d. xov n£qi7taxrixiv.ov. XIII, 11, 3. xov i£ *EßQ<xi(ov (piXococpov.
Vgl. seine Worte VII, 14, 1. 324 a. XIII, 12, 10 f. 667 b. 8ib %ul xivsg eiqy]-
■kocol xav eh xrjg atgsöEcog ovxeg xov TlEqntaxov . . . oacp£6xsQOv ds xca
-nciXXiov xeöv rjfisxBQcov nooyuvoov xig eItce ZJoXopoov. Dass er sich hier auf
den Peripatos als seine Schule berufe, wie Zell er S. 263. A. 2 meint,
kann ich freilich nicht finden, weit eher könnte man, wie mich dünkt,
aus diesen Worten schliessen, dass er selbst sich nicht als Peripatetiker
angesehen habe; indessen wenn Clem. Str. V. 595 D berichtet: 'Aqigxo-
ßovXcp . . . ßißXia. ysyovsvcu {TtEitövr\xai Valckenaer S. 30) tnccvcc, Sl' wv
CCTtodSLHVVGl X7]V Il£(H7taT>JTtXr;V CplXoGOCplaV SX XS XOV Y.CCXCC MCQV6£CC VOflOV
neu xmv ccXXmv fiQxri6&cu ngocprixcov , so mag er selbst sich wohl ähnlich
ausgedrückt haben, und unter r\ nccd1' rjfiäg cciQeoig (Aristob. b. Euseb.
XIII, 12, 8. 666 d) wird in der That keine andere Schule zu verstehen sein
(merkwürdig verkennt den Sinn dieser Worte Binde H. S. 5).
47) S. C. 1. S. 8. C. 19. A. 8. 19. 32. 54. C. 22. A. 244.
48) Vgl. A. 57. Aecht stoisch ist seine Aeusserung b. Euseb. VIII,
10, 2. 376 b. naqa%ccXt6av de ce ßovXoyLctt nqog xb (pvGiyimg XafißdvEiv xag
630 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
nicht tief: den Boden des ächten jüdischen Theismus hat er ent-
weder gar nicht oder doch höchstens in so fern verlassen, als er
vielleicht, was aber durchaus zweifelhaft ist, neben Gott noch
die Materie als zweites Princip setzte49), und wenigstens hievon
abgesehen zeigt Alles, was wir von ihm wissen, weder eine
specifisch-peripatetische noch überhaupt eine philosophische Eigen-
tümlichkeit, sondern schliesst wiederum nur das Bestreben in
sich die Anthropomorphismen aus dem Alten Testament hinweg-
zuerklären und die mosaische Erzählung in diesem Sinne um-
zudeuten50). Desto interessanter ist seine Beziehung zu älteren
jüdischen Fälschungen und seine an dieselben anknüpfende eigne
Fälscherthätigkeit. Er lebte unter dem äusserst judenfreundlichen
Ptolemaeos VI Philometor, in dessen viertes Regierungsjahr 176
seine Blüte verlegt wird51), und verfasste in Form eines literarischen
iytdox<xs »«1 xr\v ccQ(io£ovaav tvvoiccv mql ftsov yqccxeiv, yccI (irj hYninxnv
stg xb fiv&wdzg nccl uv^qtanivov Yccxdaxrjfiu. Ausserdem s. A. 56.
49) Gleichwie nach ihm der Verfasser des Buches der Weisheit 11, 17.
Es beruht dies nur darauf, dass er in dem von ihm umgestalteten pseudo-
orphischen Gedicht V. 8 (b. Euseb. P. E. 664 d) Gott nur y6ü(xolo xvnw-
xf\v nennt (s. Orph. Fr. 6 Abel). Im Uebrigen ist es allerdings eine Ver-
feinerung des altjüdischen Gottesbegriffes , wenn er Gott als reinen Geist
betrachtet, aber eine solche, die ganz im Sinne desselben ist. Nun war
aber obendrein jenes Gedicht doch wohl selbst schon von einem älteren
hellenistischen Juden zusammen gefälscht (s. A. 59 f.), und die betreffenden
Eingangsverse (Euseb. P. E. 664 d — 666 b) sind uns annähernd auch in
dieser älteren Gestalt besonders bei Pseudo- lustin. Mart. Coh. ad Gr. 15
(Fr. 4 Ab., vgl. Clem. in Fr. 5) erhalten (vgl. A. 60), und da lehrt denn
der Vergleich, wie sehr ihnen A. durch seine Ueberarbeitung eine viel
stärker jüdische Färbung gegeben hat.
50) S. V. 11. 20 des angeblich orphischen Gedichts, ferner A. b. Eus.
VIII, 10, 1 ff. 376 a ff. XIII, 12, 3. 11 f. 664 c. 667 b. c. Vgl. Zeller S. 262 f.
51) Euseb. Chron. II. p. 124 f. Seh. zu Ol. 151, 1. 'AoiGxoßovXog 'lov-
dcciog TJsQinaxrixiY.bg iyvcoqi&xo, og IJxoXsficcico xm $iXo{irixoQL s£r}yrj6Sig xrjg
Mcovöscog yQccyfjg ccvs&rjHSv. Unbestimmt Euseb. P. E. VII, 13,7. 323 d.
xccza xr\v xoov IJxoXsfiatcov ctY(iocGag rjysfiovLocv. VIII, 8,56. 370 a. 'EX8a£ccQov
xal 'AQiozoßovXov . . . ccvdowv ... %ara rovg IlxoXsfiaicov xgovovg dict-
TCQSipdivxüov. Clem. Strom. V. 595 D (unmittelbar nach dem A. 46 angef.
'AgiOxoßovXa)) xm %axk IIxoXs[lcciov ysyovoxi xbv <PiXccdeXcpov (^iXo[ir}xa)Qa?
Valckenaer S. 30 will diesen ganzen Zusatz oder wenigstens xbv $tX.
streichen), ov (is(ivr}xaL 6 Gvvxa^cipEvog xr\v xav MaYYccßcc'CYcov imxo\x,r\v
und Euseb. P. E. VIII, 9, 38. 375 d (s. A. 46). ovxog d' avxbg wstvog , ov
%ocl r\ dsvxsQCC xav Mccky.cc ßai'cov Iv UQ%rj xrjg ßißlov uvrjiiov£V£i halten ihn
für denselben mit dem Lehrer des Königs, d. h. dann also eben des Philo-
metor und nicht, wie Andere wollen, des Physkon, in dem angeblichen
Aristobulos. 631
Sendschreibens an ebendiesen König eine Erläuterung des
mosaischen Gesetzes52) in mehreren Büchern53), in welcher
er nachzuweisen unternahm, dass schon lange vor den Perser-
kriegen eine uralte griechische Uebersetzung desselben existirt habe,
aus der neben vielen anderen griechischen Dichtern und Philo-
sophen auch Pythagoras und Piaton ihre besten Gedanken ge-
schöpft hätten54). Zu diesem Zweck benutzte er ein dem Orpheus
Briefe der palaestinischen Juden an ihn und die anderen ägyptischen
Israeliten 2. Macc. 1, 10 (s. A. 30. 37. 57), und wohl mit Recht. Die zuerst
von Hody (s. A. 11) erkannte, vergeblich von Valckenaer S. 38 ff. theil-
weise, von Binde I. S. 8 ff. vollständig bestrittene, gerade iu den unmög-
lichen Uatirungen und Zeitbestimmungen nicht zum Wenigsten sich kund
gebende Unächtheit dieser Briefe unterliegt freilich keinem Zweifel, s. Grimm
Ex. Hdb. VI. S. 22 ff., vgl. A. 30. Grundverkehrt bezeichnet den A. als
einen der 70 Dolmetscher Anatol. b. Euseb. Hist. eccl. VII, 32, 16, s. A. 52.
52) Euseb. Chron. a. a. 0. e^y^oeig xrjg Mcovoecog YQacprjg, s. A. 51.
Hieron. z. d. St. explanationum in Moysen commentarios. Euseb. P. E.
VII, 13, 7. 323 d. ccvxco TlxoXe^ctCcp xjjv xeov leqcov vöpcov nooGcpcovcov eqfirj-
velcxv. Anatol. a. a. 0. 'AoiozoßovXov xov navv, og iv xoig eßdoprjKovxa
nocxeiXeynevog xoig rag teoccg xat &siccgtEßQccia>v eqiirjvsvoccoi ygaepoeg IIzoX8[iccicp
<[>iXciöeXcpcp xcu zco zovzov ncczoi, neu ßißXovg e^yrjZLTiovg xov Mcovoecog vopov
xotg uvxoig 7tQ0C8cpcavr)6s ßaoiXevGiv. Vgl. Schürer S. 762: „Nach den
erhaltenen Fragmenten wird man sich dies Buch aber nicht als einen
eigentlichen Commentar über den Text vorzustellen haben, sondern als
eine freie K-eproduction vom Inhalt des Pentateuchs, in welcher der-
selbe zugleich philosophisch erläutert wurde. Analog sind also nicht die
allegorischen Commentare Philos über einzelne Textstellen, sondern viel-
mehr Philos systematische Darstellung der mosaischen Gesetzgebung".
53) Clem. Strom. V. 595 D. ßißXCcc . . . tnavci, s. A. 46. Denn dass
mit diesem Ausdruck die Bücher dieser Erläuterung und nicht (was Hund-
hausen Sp. 1301 für wahrscheinlicher hält) die letztere und noch andere
Bücher bezeichnet werden sollen, scheint mir unzweifelhaft. S. überdies
Clem. Strom. I. 342 B (und b. Euseb. P. E. IX, 6, 6. 410 d). iv reo itocoxco
xcav nobg ^iXofiritOQa.
54) Aristob. b. Clem. Str. I. 342 B. C = 411 P. (Euseb. P. E. IX, 6, 7 f.
411 a) und Euseb. P. E. XIII, 12, 1 f . 663 c — 664 b. cpaveobv oxi xar^xoW-
ftrjoev (Cl. ■KoctriyioXovd'rj-ns de xcä) b IlXuxcov xfj y,cc&' rj^iccg vo{io&86i'a noci
cpaveoog eoxi neQieiQyuGfievog {neQieoyccGdiievog Cl.) enuGzcc xmv iv ocvzrj
(Xeyofievcov ist b. Cl. hinzugesetzt). dirjQiirjvevzcu yccq (de Cl.) 7zqo drjfirj-
tqlov öl' (yq}' Cl.) ezeqcov ngb rrjg 'AXe^dvdqov xca TLeo6cov inLHQaz^oecog
(s. hierüber Zell er S. 259. A. 2) xd, xe xara xr\v Ig Alyvnxov i^aycoyriv
xeov "EßquCcov . . . xal r\ xeov yeyovoxcov ctndvxcov avxoig imcpdveia neu nqd-
xqcig xrjg %cöoocg xca xijg oXrjg vono&eolocg ine^rjyrjGig. enoxe (cog Eus.) evdrjXov
eivai xov nQoeiornievov cpiXooocpov elXiqcpevai noXXd . . . ytctd'cog xal Uv^uyboctg
noXXct xeov netq fjfiiv (texsveynag etg xr)v tavxov doyiiaxoTtoiiccv Y.axe%eooiGev
632 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
untergeschobenes Gedicht eines älteren hellenistischen Juden,
indem er es allem Anschein nach noch weiter verfälschte55),
und auch den Pseudo-Linos, sei es unmittelbar, sei es durch
Vermittlung des Pseudo-Hekataeos, sei es ferner mit, sei es
ohne Verfälschung, und schob entweder selbst dem Homeros und
Hesiodos eine Anzahl von Versen unter oder entnahm derartige Er-
zeugnisse auf guten Glauben aus der Fabrik des Pseudo-Hekataeos-,
doch dürfte die erstere Annahme die wahrscheinlichere sein56).
(hier schliesst Gem.). % ds oXrj EQfitfvsia xav dicc xov vofiov ndvxcov inl xov
nqoaocyoqsvQ'svrog (friXctdeXcpov ßccGLXeoog, aov ds nooyovov, 7tQ06£vsyxccnEvov
[ISlfavCC (piXoZl(llOCV, dfjfirjTQlOV XOV $CcXrjQ8COg 7tQCCyilCCXSV60C[lSV0V XttTtSQLZOVXCOV.
Höchst belehrend für die einflussreiche Stellung der Juden in Alexandreia und
für die Erklärung dieser Meinung ist es übrigens, dass schon Hermippos
(Fr. 21 b. Ioseph. c. Ap. I, 22. Orig. c. Cels. I, 13 Sp.) von einem jüdischen
Einfluss auf Pythagoras gesprochen hatte, vgl. Schürer IL S. 828 f.
55) S. A. b. Euseb. P. E. XIII, 12, 4 f. 664 c ff. u. dazu A. 49. 59. 60.
56) In der „pythagorisirenden Ausführung über die Kraft der Sieben-
zahl zur Empfehlung der jüdischen Sabbathgesetze , in der es mit einer
stoischen Formel heisst: xov . . . tßdöfiov Xoyov ... iv a yvumiv £%oynv
äv&Q(07tiv<ov Kcci fteimv itQuyiuxxmv", b. Euseb. P. E. XIII, 12, 12 ff. 667 c ff.
(vgl. Clem. Str. V. 600 C ff.) werden nach zwei angeblich homerischen und
zwei angeblich hesiodischen Versen fünf von „Linos" (wofür Clem. fälsch-
lich Kallimachos schreibt) angeführt. Nach dem Vorgang von Valckenaer
S. 1 — 16. 73—125 glauben Viele, dass erst A. selbst sie gemacht habe, so
(mit einer gewissen Zurückhaltung) auch Zeller S. 261 f., vgl. meine
Aeusserung C. 14. A. 9 theilweise in demselben Sinne. Bestritten haben
dies u. A. Herzfeld a. a. 0. III. S. 566 f., Ewald a. a. 0. S. 339. A. 1,
Binde II. S. 5 (vgl. A. 46), Freudenthal a. a. 0. S. 166 f. (s. A. 10) und
in eingehender Untersuchung Schür er II. S. 908 ff., welcher auch die
beste Uebersicht über die sämmtlichen uns von A. b. Euseb. XIII, 12,
Clem. Str. V. 603 B ff. (= Euseb. XIII, 13) u. ö. , und Pseudo-Iustin. Cohort.
15. 18 und de monarchia 2 — 4 erhaltenen Verse giebt, welche griechischen
Dichtern von jüdischer Seite untergeschoben sind. Auf jeden Fall war es
völlig willkürlich, dass Valckenaer auch die dem Aeschylos (Fr. 464
Nauck), Sophokles (Fr. 1025-1027), Euripides (Fr. 1129—1131), Menandros
(Fr. 1130 K.), Philemon (Fr. 246 f.), Diphilos (Fr. 138) beigelegten, von
denen wir gar nicht wissen können, ob A. sie angeführt hatte, trotzdem
ohne Weiteres als dessen Machwerk bezeichnete. Und da nun im Gegen-
theil die vorgeblich sopbokleischen Fr. 1025 von Clem. Str. V. 603 B
(= Euseb. XIII, 13, 40. 680 d) ausdrücklich mit den Worten eingeleitet
werden: b (ilv yao HocpouX^g , mg cpr\aiv 'Enuzcttog (Fr. 18) 6 xccg laxoqCag
ovvxcx^cc[isvog iv xaj naxu "Aßqctpov Hat xovg Atyvnxiovg, so erklärte danach
mit Recht schon Boeckh Graecae tragoediae princ. (Heidelberg 1808).
S. 146—164 vielmehr den Pseudo-Hekataeos für den wahren Urheber aller
dieser trügerischen Tragiker- und Komikerverse, und es ist unbegreiflich,
Aristobulos. 633
Uns sind noch erhebliche Auszüge geblieben57), in denen zum
Theil die Form der Anrede an den König ausdrücklich hervor-
dass Nauck, Kock u. A. seitdem in Bezug auf sie von christlichen Unter-
schiebungen reden konnten. Schür er aber dehnt diese Annahme Boeckhs
auch auf alle anderen derartigen Fälschungen an jenen Stellen aus, weil
fast alle in Betracht kommenden Stücke sich sowohl bei Clem. als auch in
der Schrift de monarchia, und zwar an beiden Orten nahe bei einander,
an letzterem fast ungetrennt, offenbar aus gemeinsamer Quelle finden, da-
gegen bei A. eben nur ein Theil von ihnen, desgleichen in der Cöh., und
zwar nur Solches, was auch an jenen beiden anderen Orten oder doch
einem von beiden steht. So weit es sich um Homeros, Hesiodos und Linos
handelt, würde ich dies für ganz wahrscheinlich halten, wenn es mir nur
recht glaublich erscheinen wollte, dass das Gedicht des Pseudo-Linos
(s. C. 14. a. a. 0.) schon so alt gewesen sein, oder vollends, dass Pseudo-
Hekataeos Verse unter dem Namen des Linos geschmiedet haben sollte,
bevor ein Gedicht unter demselben vorhanden war. Daher bleibe ich doch
lieber bei jener meiner Ansicht, zumal da die betreffenden fünf Verse
nichts specifisch Jüdisches enthalten und daher sehr wohl unverändert
aus Pseudo-Linos stammen können. Erst recht völlig unglaublich aber
scheint es mir, dass in der historischen Trugschrift des Pseudo-Hekataeos
ebendieser Fälscher auch den ganzen, nach Schürers Meinung gleichfalls
von ihm fabricirten Pseudo-Orpheus veröffentlicht haben sollte. Ich kann
es mir nicht anders denken, als dass vielmehr dieser Pseudo-Orpheus als
ein selbständiges Gedicht (mochte es nun Pseudo-Hekataeos oder ein Anderer
verfertigt haben) in Umlauf gesetzt und von A. (etwa neben Pseudo-
Hekataeos?) unmittelbar benutzt ward, dass dagegen Clem. und Pseudo-
Iustin. den falschen Hekataeos und den jüdischen Orpheus nar aus einer
gemeinsamen Mittelquelle kannten oder vielmehr aus zwei verwandten
Mittelquellen, da der Eingang des letzteren Gedichts bei Beiden in ver-
schiedenen Redactionen erscheint (s. A. 60), und da die dem Homeros,
Hesiodos und Linos beigelegten Verse nur bei A. und Clem. auftreten, so
dass also offenbar in der unmittelbaren Quelle des Clem. auch A. ver-
werthet war, in der des Pseudo-Iustin. nicht (vgl. auch A. 57). Ueberdies
s. A. 49. 60. 65. — Huidekoper Judaism. at Rome, New York 1876.
S. 336—342. — Noch citirt übrigens A. den Anfang der $cciv6(isvoc des
Aratos b. Euseb. XIII, 12, 6. 666 b. c und weist dabei (§. 7. 666 d) auf eine
von ihm vorgenommene unverfängliche kleine Textänderung klüglich selber
hin, um dadurch ein um so grösseres Vertrauen zu gewinnen.
57) Bei Clem. Strom. I. 342 B (s. A. 54) und Euseb. P. E. VII, 14, 1.
324 a.b (vgl. A. 46). VII, 10, 1 — 17. 376 a — 378 b. XIII, 12. 663 d — 668 c.
Vgl. Clem. Strom. V. 600 C f. 607 C f. und öfter (wo A. nicht genannt wird,
s. Valckenaer S. 8 ff. 12. 71 ff.). Dazu kommen seine von Anatol. b.
Euseb. H. E. VII, 32, 17 f. mitgetheilten Bemerkungen über die jüdische
Passarechnung: das Passafest werde gefeiert, wenn Sonne und Mond im
Zeichen der Tag- und Nachtgleiche stehen, die Sonne in dem des Früh-
lings-, der Mond ihr gegenüber in dem des Herbstaequinoctiums. Ueber
seine Anwendung der allegorischen Auslegung s. Orig. c. Cels. IV, 51.
634 Achtunddr eissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
tritt58). Natürlich war die Schrift ausser für den Letzteren nur
noch für andere heidnische, nicht aber für jüdische Leser bestimmt.
Jenes von Aristobulos benutzte Gedicht aber des
Pseudo- Orpheus, 4iad,ijxcu oder wie sonst der Titel ge-
lautet haben mag, war aus Stücken eines altorphischen Poems59),
Rieh. Simon Histoire critique du Vieux Testament S. 189. 499 u. Hody
(s. A. 11. 51) haben freilich die Aechtheit der Bruchstücke bestritten und
vermuthet, dass vielmehr erst ein weit Späterer die betreffende Schrift ver-
fasst und, um mehr Eindruck mit derselben zu machen, ihr den Namen
des A. aus jenem gefälschten Briefe im 1. Cap. des 2. Makkabaeerbuchs
s. A. 30. 37. 51) vorangesetzt habe, und trotz der gründlichen Wider-
legung durch Valckenaer S. 22 ff. sind ähnliche Vorstellungen von
Neueren (s. Schür er IL S. 764. 765) wiederaufgefrischt worden. So hält
Lobeck Aglaoph. I. S. 447 f. den wahren Verfasser für einen erst nach
Clemens von Alexandreia lebenden Christen, s. darüber und dagegen A. 60.
Ausserdem bestreiten seltsamerweise auch Kuenen De godsdienst van
Israel IL 1870. S. 433—440, Grätz Monatsschr. f. G. u. W. des Jud. 1878.
S. 49—60. 97 — 109 und Joel Blicke in die Religionsgeschichte zu Anf. des
2. christl. Jahrh. (1880). S. 77—100 die Aechtheit der Schrift. Sehr richtig
bemerkt übrigens Zell er S. 258 f. Anm., „dass sich von dem Schwulst
eines Pseudo-Aristeas" (vgl. A. 75) „und ähnlicher Producte Nichts in den
Fragmenten findet", und dies ist allerdings ein Umstand, welcher erheb-
lich, aber doch wohl nicht hinlänglich entscheidend für die Annahme,
Pseudo-Aristeas habe erst nach A. geschrieben (s. A. 10), ins Gewicht fällt.
58) Vgl. z. B. A. 48. 54.
59) Lobeck a. a. 0. S. 453 f. nimmt nach den Aeusserungen von
Aristob. b. Euseb. P. E. XIII, 12, 4. 664 c und Clem. Protrept. 48 C (s. A. 60)
an, es sei dies der 'isqog Xoyog gewesen; ihm ist auch noch Suse mihi
De Theogoniae Orphicae forma antiquissima (Greifs wald 1890). S. XVI I f.
(vgl. S. X. A. 60) gefolgt. Ist dies richtig, so lag höchst wahrscheinlich
dabei noch die ursprüngliche Gestalt dieser Theogonie zu Grunde, s. C. 14.
A. 7. Und dass es richtig sei, dafür sprechen in der That jene Aeusserungen
sehr. Aber doch nicht in unbedingt entscheidender Weise. Denn auch
wenn dieser Widerruf des Orpheus mit Hülfe eines anderen altorphischen
Gedichts zureclit gemacht war, was er widerrufen sollte, war und blieb
doch die im 'isgog Xoyog niedergelegte polytheistische Götterlehre der
Orphiker. Immerhin nun aber muss man Gruppe Die rhapsod. Theogonie,
Jahrb. f. Ph. Snppl. N. F. XVII. 1890 (vgl. C. 14. A. 6). S. 714 zugeben,
„dass die jüdische Interpolation weit eher den Eindruck macht, als ob sie
einer hymnosartigen Dichtung nachgebildet sei". Der schon Plat. Symp.
218 B bekannte, also aus dem Originalgedicht beibehaltne, vermuthlich
aber (was jedoch zweifelhaft ist) auch den 'IsQog Xoyog, wenn dieser von
letzterm verschieden war, in seiner ursprünglichen Form und seinen späteren
Redactionen eröffnende Anfang lautete: cpd-sy^oiica olg &£[iig lett' &vQag
d' infösa&s, ßsßrjXoi h. t. 1. Vgl. Susemihl Zu den orph. Theogonien,
Jahrb. f. Ph. CXLI. 1890. S. 823 und Fr. 4—6 Abel nebst A. 49. 60.
Pseudo- Orpheus. 635
vielleicht auch mehrerer, und eigenen Versen des Fälschers zu-
sammengestellt, und es war hier dem Orpheus ein Widerruf
seiner früheren Ansichten und sein nunmehriges Bekenntniss des
einen, wahren Gottes untergelegt00).
Eine ganz ähnliche Trugschrift „unter heidnischer Maske",
gleichfalls ein Versuch unter den Heiden durch ihre eignen Pro-
pheten für das Judenthum Propaganda zu machen sind die
60) Pseudo -Iustin. Mart. Coh. 15. 'Oqcpsvg 6 xr)g 7ioXvQ'e6xr]xog vficov
ngcotog didccanctlog yeyovcog 7Cobg xbv vtbv (!) Movgoclov neu xovg Xoinovg
yvrjGiovg ctKQOctxccg vgtsqov nzal svbg nccl fiovov &80V K7]Qvzx8LXeycov ovxcog h.x.X.
(Fr. 4). de mon. 3. 'Ogcpevg 6 rtctgeiaocycov tovg xQiccKOGiovg s^rjtiovxcc &8ovg
8V TW dlCtft 71% CiL SmyQOCCpO[l8VCö ßlßXlCp, 0710X8 (18XCCVOCOV S7CL XOVXCO CpCClVBXttl,
ei- cov yoctcpei n.x. X. Theophil, ad Autol. III. 117 C. xi ycto cocpeXr\Gccv 'Oocpscc
oi xQiciKOGtoi TcevxrjHovxa nivxs &soi, ovg ctvxbg liti xiXsi xov ßCov dQ-exsL
sv xafg Aia%"r\%aig ccvxov Xsycov 8va bivcu Q'bov. Dagegen sagt Aristob.
b. Euseb. P. E. XIII, 12, 4. 664 c: 8xv ds %cci 'Oocpsvg sv noirniaai xcov
%ccxu xbv i8qov Xoyov ccvxco Xeyofi8vcov ovxcog ekxi&sxcu Ttsql xov 8ict-
KQCCT8l6&Ca &810C dwd(l8l XCC TlCtVXCX. V.GU ySVTJXCC VTC(XQ%81V , Y.CU 871L TtCtVXCQV
etvui xbv &80v. Xtysi de ovxcog k. x. X. (Fr. 6) und Clera. Protr. 7. 48 C:
'Oo<p8vg [isxa x^v xcov boyicov ZsQOCpctvxiccv neu xcov 8i8coXcov xi\v Q'soXoyCccv
naXivcoSCav aX^siag eiGuyei xbv leobv ovxcog, otys itoxe bficog 8' ovv, olScov
Xoyov (Fr. 5). War also der vollständige Titel etwa Aiafty\*ai yictxu xbv
tegbv Xoyov oder ähnlich? Zeller S. 258 f. Anm. meint, das Gedicht in der
älteren, dem Pseudo-Iustin. vorliegenden Form sei noch keine jüdische Fäl-
schung gewesen, weil es allerdings so auch ein Stoiker hätte schreiben
können; mir scheint aus der Art der Einführung in de monarchia (u. bei
Theophil.) hervorzugehen, dass es dennoch eine solche, aber noch eine sehr
vorsichtige war, so dass sie also höchstbegreif licherweise erst in ihren
späteren Ueberarbeitungen, namentlich in der des Aristobulos (s. A. 49) zu
Dem ward, als was Schür er II. S. 814 sie mit Recht bezeichnet, zu „einer
der kühnsten Fälschungen, die je gewagt worden sind". Der erhaltene An-
fang scheint (doch s. Zeller a. a. 0.) bei Clem. Protr. 48 C. Strom. V.
609 B. 611 C. 585 CD. 607 C — 608 A eine mittlere Gestalt zwischen der
Redaction bei Pseudo-Iustin. und bei Aristobulos zu zeigen, was, wie es
auch immer zu erklären sein mag, doch nicht zu der Annahme von Lob eck
S. 447 f. (s. A. 57) verleiten darf, als wäre die letztgenannte Form die späteste.
S. über das ganze Gedicht und diese drei Recensionen nächst Lob eck
S. 438—465 auch Gfrörer Philo II. S. 74 ff., Dähne a. a. 0. II. S. 89—94.
225—228 und besonders Schürer II. S. 812—814 (auch für die weitere
Litteratur). Auch die kürzeste von ihnen, die bei Pseudo-Iustin. (mit
welcher abgesehen von einer absichtlichen Weglassung auch Cyrill. c. Iulian.
p. 26 Spanh. 'Ogcpecc . . . sixa xcov sccvxov Soyiiccxcov ytaxeyvcoxoxcc . . . wuvcu
ovxco Tteol fteov x. x. X. übereinstimmt) ist doch weder die unmittelbare
Quelle der beiden anderen, auch von einander unabhängigen noch auch die
ursprüngliche Gestalt, steht jedoch im Ganzen dieser am Nächsten.
636 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
ältesten oder wenigstens die ältesten uns erhaltenen Weissagungen
der jüdischen Sibylle61), d. h. die Hauptmasse des dritten
61) S. über dieselbe Maass De Sibyllarum indicibus (Greifswald 1879)
S. 13 — 17. 32 — 56. Sie ist einerlei mit der chaldaeischen (und persischen).
Denn als Babylonierin lässt der Verf. v. Orac. Sibyll. III, 808 ff. (vgl. 218 ff.)
sie sich selbst bezeichnen. Ausserdem s. Paus. X, 12, 5, 9 nach Alex. Polyh.
(s. C. 21. A. 532c. C. 33. A. 70): dt de uvxr\v BußvXcovLuv, sxsqoi 8s ZißvX-
Xuv v.uXovaiv Alyvnxiuv , wo unmittelbar vorher berichtet wird, ihr Name
sei Sabbe gewesen. Nikanor oder von wem sonst diese Notiz stammt (vgl.
Maass S. 40 f., dessen Urtheil mir aber kaum ganz richtig erscheint, s. A. 62)
nannte sie (s. C. 33. A. 276) Sambethe und bezeichnete sie nach Orac. Sib.
III, 420—432. 822—827 als die älteste aller Sibyllen und als Schwieger-
tochter (dieser Gestalt der Legende folgt auch der Verf. von Orac. Sib. I, 287 ff.)
oder auch als Abkömmlingin von Noah, Varr. b. Lactant. Inst. I, 6. primam
fuisse de Persis, cuius mentionem fecerit Nicanor, qui res Alexandri Magni
scripsit. Schol. Plat. Phaedr. 244 B. 7toc6xr] bvofiu Zu^iß/ftr}' XuXSuCuv dt
cpuoiv uvxrjv oi nuXuiol XoyoL, oi' 8s [iccXXov 'Eßqcciav xal 8i) yiul svl xtov
nuiScov xov Neos sig yvvuiv.u cco[io6d,rjvui, %ul 6vvsiasX&siv ... sv xco yaßcoxco . . .
ccXXu xul xu. nux' 'AXs£uv8qov xov Muhs8ovu noosMELV r)g xcu ^vr]^ir}v Niv.cc-
vcoq 6 xov 'AXs^uvSgov ßiov cvyyqüipug nsnoCr^sv. Anon. Praef. orac. Sib.
p. 1 AI. p. IV im Anh. Friedl. p. 4 Rz. nocoxr) ovv r) XuXSuiu ijyovv r) TLsqoiq^
r) xvqioj ovopccxi nccXov^isvrj Zaußr'id-rj, in xov ysvovg ovau xov [iwhuqicoxuxov
Neos , r) xu nux* 'AXi^uvSgov xov Mwks86vu Xsyofisvrj 7tQOSiQr}'iiivai, r)g fivrj-
[lovsvsi Nikuvcoq 6 xov 'AXs^uvöqov ßiov ioxoQr'joug. Cramer Anecd. Par. I
p. 232, 23 ff. nocoxr} r) xai XaXdaCa r) xori IlsQ6ig, r)g xb kvqiov ovofxct Zu(i-
ßrjd-rj, sv. xov ysvovg x. x. X. (wie in jener Praef. or. Sib.). Suid. SißvXXu.
2. XuXduiu rj xai Koog xivcov 'Eßguia 6vo[iu£o[ievt} xcu nsooig, r) y.voitp
6v6[iccxi KccXoviisvr} Zctfißrföri , s% tov ysvovg xov (iwhuqicoxuxov Neos, r) ■aal
xu uux' 'AXe£uv8qov Xsyo(isvrj TtQOSiQr\Y.svui, rjg (ivrjfiovsvsi Nikuvcoq 6 xov
'AXs^uvdoov ßiov iGxoor\6ug. Natürlich musste sie ja auch nach jüdischer
Fiction als geborne Heidin erscheinen, um eben Sibylle sein und als solche
auch den Heiden den wahren Gott, den sie unter den Juden angenommen
habe, verkünden zu können. Dass dagegen Alex. Polyh. sie zur Tochter
des Berosos machte und daher erst ins 3. Jahrh. verlegte und folglich für
jünger erklärte als die cumäische, darüber s. C. 21. A. 411. 424. Er glaubte
offenbar, dass sie wirklich das uns grossentheils in Orac. Sib. III erhaltene
Gedicht gesungen, folglich aber auch erst unter den ägyptischen Juden
der Ptolemaeerzeit gelebt habe, so dass ihm jene ihre Aeusserungen ebendas.
414—432. 822 ff. um so mehr als Fälschungen erschienen, da die an ersterer
Stelle in der That ein Plagiat an der erythraeischen Sibylle waren, wenn
anders doch wohl Varro a. a. 0. 0. auch was er über den Ursprung dieser
Verse sagt, dem Apollodoros von Erythrae, der wahrscheinlich (s. C. 21.
A. 532 c) lange vor der Entstehung dieses Gedichtes lebte, entnommen hat:
Lactant. a. a. 0. quintam Erythracam, quam Apollodorus Erythraeus affirmat
suam fuisse civem, eamque (näml. ait Varro) Chrais Ilium petentibus vatici-
natam et perituram esse Troiam et Homer um mendacia scripturum. Vgl.
Die jüdische Sibylle. 637
Buchs der sibyllinischen Orakel, gedichtet in Aegypten
unter der Herrschaft des Ptolemaeos Philonietor 170 oder um
Schol. Plat. a. a. 0. ni^nxv 7] 'EQV&oaia, rjtis nctl xcc yiccxcc xov Tqcolhov no-
Xsfiov 6vvsvs%d'£vxcc KQoriyoQevaEv, nsgl rjg 'AnoXXodcoQOs 6 'Eov&QccLog dis^SQ-
%sxca. An. Praef. or. Sib. ns^nxr} r\ 'EqvQ-qccicc , r\xig %. t. X. (wie b. Schol.
Plat.). C ramer Anecd. a. a. 0. xexccqxti 'Eov&Qca'oc ... tzsqI xov Tq(oly.ov
7CQ0BiQriY.vLa noXiuov. Suid. EißvXXu. tcqcoxt] ovv 7} XaXdccicc, r\ nccl IJeqöls,
tj y.vQicp 6v6(iaxL HccXov[i8vri Za{Lßj]iTr) . . . 7t8(i7txrj r\ 'EQV&Qaioc rj 7V8qI xov
Tqcolhov 7iQ08iQr\Y.via noXspov. Die jüdische Sibylle hatte also guten Grund
dazu sich Or. Sib. III, 812 f. dagegen zu verwahren, als ob sie in Wahr-
heit die erythraeische sei. Confus genug schreibt in Folge dessen Lactant.
a. a. 0. et sunt singularum (Sibyllarum) singuli libri, qui quia Sibyllae
nomine inscribuntur , unius esse creduntur, suntque confusi, nee discemi ac
suum cuique assignari potest, nisi Erythraeae , quae et nomen suum verum
carmini inseruit (s. A. 62) et Erythraeam se nominatum iri praelocuta est,
cum esset orta JBabylone: sed et nos confuse SibyUam dicemus, sieubi testi-
moniis earum fuerit abutendum. omnes igitur hae Sibyllae unum deum prae-
dicant, maxime tarnen Erythraea, quae celebrior inter eeteras ac nobilior habetur,
siquidem Fenestella diligentissimus scriptor de XV viris dicens ait restituto
Capitolio rettulisse ad senatum C. Curionem consulem, ut legati Erythras mitte-
rentur, qui carmina Sibyllae conquisita Momam deportarent: itaque missos
esse P. Gabinium M. Otacilium L. Valerium, qui descriptos a privatis versus
circa mille Romam deportarunt: idem supra ostendimus dixisse Varronem.
in his igitur yersibus . . . de uno deo Jiaec sunt testimonia etc. (Or. Sib.
Fr. I, 7. III, 3—5. I, 15 f. Rzach). Vgl. de ir. 22. Sibyllas plurimi et
maximi auclores tradiderunt, Graecorum Aristo Chius et Apollodorus Ery-
thraeus, nostrorum Varro et Fenestella. hi omnes praeeipuam et nobüem
praeter eeteras Erythraeam fuisse commemorant, Apollodorus quidem ut de
civi et populari sua gloriaturt Fenestella vero etiam legatos Erythras a senatu
esse missos refert, ut huius Sibyllae carmina Romam deportarentur et ea con-
sules Curio et Octavius in Capitolio, quod tunc erat cur ante Q. Catulo resti-
tutum, ponenda curarent. apud hanc de summo et conditore rerum deo
huiusmodi versus reperiuntur etc. (Orac. Sib. Fr. III, 17 — 19 Rzach). rursus
alio loco etc. (Orac. Sib. III, 762-765). Auch Inst. IV, 6 (vgl. 15) citirt er
das 3. B. der sibyll. Orakel als Sibylla Erythraea. Vgl. Struve Fragmenta
librorum Sibyllinorum , quae apud Lactantium reperiuntur, Königsberg
(Leipzig) 1818. 8. = Opusc. sei. 1 (Leipzig 1854). S. 47—120, auch die Zu-
sammenstellung der Citate bei Lactant. von dem Schotten Sedulius im
9. Jahrh., welche bei Montfaucon Palaeogr. Gr. lib. III. c. 7. S. 243—247
und Gallandi Biblioth. patr. I. S. 400—406 (s. auch Prolegg. S. LXXXI)
abgedruckt ist. Dass aber Sabbe und Sambethe nur verschiedene Formen
desselben Namens sind, und dass sie zur jüdischen Sibylle und Schwieger-
tochter von Noah in Folge der gemeinsamen Verehrung beider in den Ge-
genden von Thyateira und Apameia (C. I. Gr. II. 3509. Münze b. Friedländer
und Sallet Münzcabinet T. 9 Nr. 656, vgl. Maass S. 41 f.) ward, christ-
liche spätere Schriftsteller (s. Maass S. 13 f. 15) sie endlich mit der Königin
638 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
169 oder Anfang 168 oder aber, wie Andere wollen, unter der
des Physkon zwischen 143 und 137, und die mit den Ueber-
resten derselben versetzten Trümmer mindestens eines anderen,
beträchtlich späteren und erst in die Jahre des zweiten Trium-
virats oder vielmehr erst nach Einverleibung Aegyptens in das
römische Reich fallenden, übrigens gleichfalls in diesem Lande
entstanden en G edichts G2).
von Saba vermengten und so zu Salomos Zeitgenossin machten, bemerkt
Wellhausen bei Maass S. 16 f.
62) Vgl. zum Folgenden besonders Schür er II. S. 789—807. Zu den
Untersuchungen über die sibyllinische Orakelsammlung hat nach dem ver-
fehlten Versuch von Birger Thorlacius Libri Sibyllistarum etc., Kopen-
hagen 1815. 8. in ausgezeichneter Weise Bleek Ueber die Entstehung und
Zusammensetzung der . . . erhaltenen Sammlung Sibyllinischer Orakel,
Schleiermachers theol. Zeitschr. I. 1819. S. 120— 246. II. 1820. S. 172-239
den Grund gelegt, auf welchem dann Alexandre und Friedlieb in ihren
Ausgaben, Hilgenfeld Die jüdische Apokalyptik, Jena 1857. 8. S. 51—90.
Z. f. wiss. Th. III. 1860. S. 313—319. XIV. 1871. S. 30—50. Ewald Ueber
Entstehung, Inhalt und Werth der Sibyllinischen Bücher, Abhh. der Götting.
Ges. d. W. VIII. 1860. S. 43—138 (vgl. d. liec. v. Gutschmid Litt. Centrlbl.
1861. Sp. 445—448 = Kl. Sehr. II. S. 322-329) fortgebaut haben. S. auch
Bernhardy Gr. L.-G. II3, 2. S. 441—453. Dass das 3. B. der älteste Theil
der Sammlung ist, darüber herrscht kein Streit. Aber alle diese Gelehrten
glauben, dass von V. 97 bis 817 abgesehen etwa von einigen späteren Zu-
thaten (Alexandre schliesst annähernd richtig V. 295—488 aus) eine fort-
laufende, einheitliche, nur um den Anfang verkürzte, etwa auch nicht ganz
lückenlose Dichtung vorliege, und wenn diese Voraussetzung hinfällig ist,
so werden es grossentheils auch die aus ihr gezogenen chronologischen
Folgerungen. Nun hat aber Larocque Sur la date du troisieme livre des
oraclus Sibyllins, Revue archCol. N. F. XX. 1869. II. S. 261—270 sehr richtig
dargelegt, dass V. 295—488 (oder —519) nur eine verwirrte Anhäufung ver-
schiedenartiger Bruchstücke sind und zuvörderst jene Meinung also auf das
Uebrige zu beschränken ist, dass jedoch allerdings ein Theil, aber auch
eben nur ein Theil jener Bruchstücke zu dem nämlichen Gedicht gehört
haben dürfte, indem genauer das fortlaufend aus demselben Entnommene
von fremdartigen Zuthaten zwar ziemlich (wenn auch nicht ganz) frei ge-
blieben, dafür indessen durch grosse Lücken zwischen V. 195 und 196, 206
und 207, hinter 294, vor und nach 520—572 durchsetzt ist, von denen der
Anfang der dritten passend durch die an ihrer Stelle völlig unpassenden
Verse 366—380 ausgefüllt werden kann und die zweite sich überhaupt nur
dadurch bemerklich macht, dass zwischen 206 und 207 der einzige schick-
liche Platz für die A. 61 besprochnen 414—432 ist. (Ob auch V. 508—511
ursprünglich anderswo, nämlich hinter 572 standen, wie Larocque ver-
muthet, ist mir sehr zweifelhaft). Noch weiter geht übrigens Delaunay
Moines et Sibylles dans l'antiquite judeo-grecque, Paris 1874, welcher auch
Die jüdische Sibylle. Pseudo-Phokylides. 639
Eine andere Art von Fälschung ist des
Pseudo-Pliokylides itoCr^ia vov&stikov oder yvc5[icci oder
97—294 und 489—817 schwerlich mit Recht nur für eine Zusammenhäufung
einzelner Orakel etwa aus den Zeiten vom Anfang bis in die Mitte des
2. Jahrh. hält. Gerade aus V. 295 — 488 aber sind die Gründe entnommen,
welche Hilgenfeld, dem Gutschmid, Reuss Art. Sibyllen in Herzogs
Realenc, Badt De oraculis Sibyllinis a Iudaeis compositis, Breslau 1869. 8.
(Doctordiss.), Wittichen Die Idee des Reiches Gottes (1872). S. 134—144.
160 f. und Schürer S. 795—799 beigetreten sind, bestimmen die Abfassung
zwischen 143 und 137, Ewald dieselbe um 124 anzusetzen, was vollends
Bernhardy S. 450 noch zu früh erscheint, und in Wahrheit bleibt als An-
haltspunkt sonach nur die dreimalige Ausdehnung der Prophezeiung bis
auf den siebenten ägyptischen König griechischen Stammes V. 192 f. 318
(denn auch V. 314—318 müssen hiernach aus dem nämlichen Gedicht sein).
608 ff., also in jedem der drei Theile 97—294, 295—488, 489—807, in welche
das jetzige Ganze nebst dem ursprünglichen Epilog 808 — 817 zerfällt (vgl.
Schür er S. 789 f.). Da nun der asiatische König, welcher unter dessen
Herrschaft Aegypten verwüsten wird, V. 611 ff., nur Antiochos Epiphanes
sein kann, so schliessen die übrigen Ausleger nach dem Vorgang von Bleek,
der 170 — 160 ansetzte, hieraus annähernd mit Recht, das Gedicht müsse
168 oder wenig später entstanden und entweder Ptolemaeos VI Philometor,
indem Alcxandros der Grosse als der erste in dieser Reihe gerechnet werde,
oder Ptolemaeos VII Physkon gemeint sein, indem dessen Regierung auch
hier (vgl. A. 5) schon von 170 gezählt werde. Die letztere unwahrschein-
lichere, weil doch offenbar einen innern Widerspruch enthaltende Annahme
eignet auch Hilgenfeld sich an und sucht sie durch, wie mir scheint, ge-
zwungene Deutungen mit seiner Datirung zu vereinigen. Und so hat denn
auch Zündel Krit. Unterss. üb. d. Abfassungszeit des B. Daniel (1861).
S. 140—172 zwar die Deutung Hilgenfelds von 388—400 angenommen,
für die Hauptmasse aber ist auch er bei dem Ergebniss Bleeks stehen ge-
blieben, während Schürer den Angriff von Larocque schwerlich genügend
durch die Annahme zu pariren sucht, dass die ganze Hauptmasse 97 — 817
allerdings nur eine Sammlung einzelner Orakel durch einen eben um 140
lebenden Mann sei (wobei er überdies S. 798 f. A. 67 gegen Hilgenfelds
Deutungen ein paar durchaus nicht unerhebliche Bedenken geltend macht).
E wald S. 51, der natürlich bei seiner Zeitbestimmung erst recht Physkon ver-
stehen muss, wendet gegen die erstere Annahme ein, dass V. 161 das make-
donische Reich ausdrücklich vom ägyptischen unterschieden werde. Allein
so streng darf man einen Dichter dieser Art nicht beim Wort nehmen.
Ohnehin ist aber nicht wohl abzusehen, wie sich mit den acht Weltreichen
V. 169—161 die Schilderung von Salomons Herrschaft V. 167—170 verträgt,
und so entsteht der Verdacht, dass auch jene Verse 156 — 161 gar nicht zu
diesem Gedicht gehört haben. Jene Zeichnung des Antiochos V. 611 ff.
verräth keine Spur des jüdischen Nationalhasses gegen diesen, wie
derselbe sich in den auch bereits eine Bekanntschaft mit Daniel ver-
rathenden Versen 388 ff gegen ihn äussert; danach möchte man glauben,
640 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
welches sonst der ursprüngliche Titel gewesen sein mag, wenn an-
ders dies höchst wahrscheinlich wiederum in Aegypten entstandene
jene erstem Verse könnten kaum nach 169 (s. Ewald Gesch. d. V. J. IV3.
S. 368. Schür er I. S. 152 ff.), ja sie müssten noch während des ersten ägyp-
tischen Feldzugs von diesem Könige 170 (s. Schürer I. S. 129 f.), da der-
selbe bereits auf der Rückkehr von da Ende 170 in Jerusalem furchtbar
hauste (s. Schürer I. S. 152), geschrieben sein. Ich sehe auch durchaus
nicht ein, was gegen diese Zeitbestimmung spräche, und wesshalb man viel-
mehr mit Fried lieb S. XXXVII, welcher selbst S. XXX hervorhebt, dass
die Verfolgungen in der Makkabaeerzeit nicht (d. h. nach seiner Meinung:
nicht mehr) erwähnt werden, die Entstehung dieser Dichtung bis gegen 160
hinabrücken müsste. Und wer schon 124 so richtig über Rom hätte pro-
phezeien können, wie es V. 464—469 (vgl. 350—355. 401—414, auch die
gleichfalls schwerlich aus dieser Dichtung stammenden Verse 182 f.) ge-
schieht, hätte in Wirklichkeit Prophetengabe besitzen müssen, daher denn
auch Hilgenfeld gleich Friedlieb S. XXXIII wenigstens V. 464—470 als
späteren Zusatz betrachtet. Dass freilich die ganze Partie V. 295—488 nicht
erst mit Alexandre in das Zeitalter des Hadrianus hinabzurücken sei, hat
Larocque dargethan. Meines (übrigens unmassgeblichen) Erachtens kommt
man mit der einfachsten und natürlichsten Annahme aus, dass alle die-
jenigen Stücke, welche diesem älteren Gedicht fremd sind (wie also auch
V. 388 ff.) aus jenem jüngeren stammen, welchem wir in V. 45— 96 be-
gegnen, in welchem die Ankunft und dann die Vernichtung des Belial, des
jüdischen Antichrists, geweissagt wird, in welches allerdings von dem Verf.
selbst auch einzelne ältere Orakel hineingetragen sein mögen, und welches
auf das zweite Triumvirat (V. 52) und die volle Herrschaft der Römer über
Aegypten (V. 46) Bezug nimmt. Darüber, dass dies jüngere Gedicht wirk-
lich nach Bleeks Vorgange zwischen 40 und 30 und nicht erst mit Badt
a. a. 0. S. 54 — 61 um 25 zu setzen sei, begnüge ich mich auf Schür er
S. 800 f. zu verweisen. In dem älteren ist übrigens (V. 110 — 155) die voll-
ständige Aufnahme der griechischen Theogonie mittels euhemeristischer
Umdeutung bemerkenswerth. Schon Alexandros Polyhistor kannte dasselbe
in dessen ursprünglicher Gestalt. Denn auf dieses Gedicht gehen (wie
Alexandre erkannte) fast alle Angaben über die jüdische Sibylle zurück
(s. A. 61) , und zwar vorwiegend, wie Freudenthal Hellenist. Stud. I.
S. 25 ff. und Maass S. 12—22 gezeigt haben, durch die Vermittlung des
Polyhistors. Aus V. 97 ff. stammt sein Bericht Fr. 9. 10 bei Euseb. Chron.
I. p. 23 Seh. (Moses von Khorene I, 5) über die Erzählung der Sibylle vom
Thurmbau, aus welchem loseph. A. I. I, 4, 3 geschöpft hat, s. Bleek I.
S. 148^-152 und bes. Freudenthal a. a. 0. Auch der Anfang ist aber nicht
ganz verloren, sondern zum Theil bei Theophil, ad Autol. (welcher II, 31.
p. 146 C Otto V. 97—105 anführt) II, 36 in zwei grossen Verspartien (Fr. I. III
Rz.), von denen die erste mit Zi'ßvXXa . . . £ v ccqxJ] rijg nQocprjzsicig avrfjg ein-
geführt wird, und welche theilweise auch bei Lactant. (s. A. 61) citirt werden,
und II, 3. 50 B in einer kürzeren (Fr. II) erhalten. Sie sind hiernach von
den älteren Herausgebern fälschlich unserer ganzen Sammlung als Prooemion
Die jüdische Sibylle. Pseudo-Phokylides. 641
und uns noch vollständig63) erhaltene matte und in vulgärer Sprache
ahgefasste Spruch gedieht, in welchem den Heiden, aber in höchst vor -
vorangestellt worden. Aus dem ächten Eingang des 3. B., zu welchem
sie gehören, scheint der jetzige in V. 8 — 35 ein Auszug zu sein. Denn
Lactant. Inst. II, 12 citirt V. 27 nebst einem voraufgehenden und folgenden,
und nach Pseudo-Iustin. Cohort. 38 standen V. 24 f. in einem Hymnos xov
ncLvxoY.qaxoqoq -frfov, d. h. doch wohl in jenem ursprünglichen Prooemion.
Aber ausserdem fehlen vor V. 97 Weltschöpfung und Sintflut, und es ist
wohl möglich, dass die an ihrer jetzigen Stelle ungehörigen Schlussverse
818 — 828, wie Larocque vermuthet, ein Rest des hier Ausgefallenen sind.
Jedenfalls erhellt ihre Ursprünglichkeit aus dem A. 61 Dargelegten, und
ebenso gewiss ist (was auch noch Maass S. 40 f. verkannt hat) nach dem
dort angef. Zeugn. des Lactant., dass die Sibylle des ursprünglichen Ge-
dichts in demselben ihren Namen Sambethe oder Sabbe nannte. Ihr Leben
noch im Uebergange zur historischen Zeit (V. 156—166) und ihre Wande-
rung von Babylon nach Hellas (V. 808 f.) steht mit ihrem Verhältniss zu
Noah (826. xov [isv sya> vvfKprj nal aep' ccl'ficcxog ccvxov Exv%9"r\v) nach der
richtigen Bemerkung von Hilgenfeld S. 80 nicht im Widerspruch, „wenn
der Verfasser sie mit dem heidnischen Glauben, aus welchem er sie schöpfte,
durch viele Zeiten und Geschlechter hindurchgehen Hess". Auf das ur-
sprüngliche Prooemion bezieht übrigens Bleek I. S. 144 ff. wohl mit Recht
auch Pseudo-Paulos b. Clem. Strom. VI. 636 C. D. Xdßsxs xai xccg 'EXXrjviHccg
ßlßXovg' S7tiyvcoxs ZißvXXav, mg drjXoi svec &8ov nccl xd (isXXovxa sascd-cci.
S. noch Pseudo-Iustin. Quaeßt. et respons. ad orthod. resp. 47. xr\g 7tccQov6r)g
%ctxa6xdas(og xb xiXog soxlv f) did xov nvgbg %QL6ig xcöv &6sßcov, ■nad'oc
cpuciv ai yocccpccl xav 7tQoq>r}xmv xs y.cci cc7Z06x6Xcov, sxi de xai t?Js UißvXXrig,
ncc&cog q>r\oiv 6 fjLttTiccQiog KXrj(irjg (d. i. Clem. Rom.) iv xij KQog KoQiv&iovg
iitMSxoXi] und dazu Bleek I. S. 147 f. und über den Einfluss stoischer Lehren
auf den Verfasser Zell er S. 269 f. A. 1. — Die Gesammtlitteratur über die
Sibyllinen, die Nachweise der Handschriften, Citate, Ausgaben gehören erst
in eine griechische Literaturgeschichte der christlichen Zeiten. Man findet
Auskunft bei Schürer S. 804 ff. Doch möge schon hier Folgendes kurz
erwähnt sein. Die erste Ausg. von Xystus Betulei'us (nach einem Augs-
burger, jetzt Münchener Cod.) erschien Basel 1545 u. mit d. lat. Uebers. v.
Seb. Castalio 1555, von den zunächst folgenden ist die von Opsopöus,
Basel 1599 (1607) mit ihrer vortrefflichen Einleitung die beste, sonst ist
noch die von Gallaeus, Amsterdam 1689 und die in Gallandi Biblioth.
patr. I., Venedig 1788. S. 333-410 (vgl. Proleg. S. LXXVI — LXXXII) zu
nennen. Alle enthielten nur die 8 ersten Bücher, das 11. bis 14. sind erst
durch Mai hinzugekommen. Die neueren, dergestalt vervollständigten Ge-
sammtausgaben sind die von Alexandre, Paris 1841. 1866. II. 8. (vgl.
R. Volkmann Philologus XV. 1860. S. 317—327) 2. A. 1869 in 1 Bd. (ohne
die wichtigen Excurse der 1. Ausg.), Friedlieb, Leipzig 1852. 8. mit deutscher
Uebers. und Rzach, Wien 1891. 8. (neue Textrecens.). — Friedlieb De
codieibus Sibyllinorum manuscriptis in usum criticum nondum adhibitis,
Breslau 1847. 8. R. Volkmann De oracnlis Sibyllinis, Leipzig 1853. 8.
Susemihl, griech. - alex. Litt.-Gesch. IL 41
642 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
sichtig zurückhaltender, jeden Anstoss%und daher auch namentlich
jede Polemik gegen den Götzendienst vermeidender 63b)> ebendesshalb
Lectiones Sibyllinae, Pyritz 1861. 4. Meineke Zu den sib. Büchern, Philo-
logus XXVIII. 1869. S. 577—598. Ludwich Zu den sib. Orakeln. Jahrb. f.
Ph. CXVII. 1878. S. 240—245. Nauck Melanges gre'co-rom. IL 1866. S. 484 f.
III. 1874. S. 278—282. IV. 1880. S. 155—157. 630—642. Rzach Zur Krifc.
der sib. Weissagungen, Wiener Stud. IV. 1882. S. 121—129. Krit. Studien
zu den sib. Orakeln, Wien 1890. 8. (Denkschrr. der Wiener Akad. ph.-hist.
Cl. XXXVIII. Nr. IV). Mendelssohn Zu den oracula Sibyllina, Philologus
XLIX (N. F. III). 1890. S. 240-269. - Gfrörer Philo IL (1831). S. 121—173.
Frankel Alexandrin. Messiashoffnungen, Monat9schr. f. Gesch. u. Wiss. des
Judenth. 1859. S. 241—261. 286—308. 321—330. 359—364. Reuss a. a. 0.
Drummond The Jewish Messiah (1877). S. 10—17. Anon. in Edinburgh
Rewiew 1877. No. 299. S. 31—67. (Diels Sibyllinische Blätter, Berlin 1890. 8.
streift die jüdische Sibyllistik nur).
63) In zahlreichen Handschriften, von denen der Mutinensis, jetzt Paris.
Suppl. 388 die älteste und beste, demnächst Vatic. 915 aus dem 14. Jahrh.
besonders zu erwähnen sind, beide auch die Haupthandschriften für Theognis
(A und 0, für Pseudo - Phokyl. bei Bergk M und Va). Ueber andere
s. Bergk P. L. G. II4. S. 79 ff. Ausserdem sind V. 5—79 auch mit einigen
Aenderungen, Zusätzen und Weglassungen als V. 56 — 148 in das 2. B. der
sibyllinischen Orakel eingefügt, sei es schon durch den Sammler selbst, sei
es, wofür einigermassen das Fehlen derselben in den meisten Handschriften
und in der ersten Ausgabe der Sammlung spricht, erst später, jedenfalls
aber schon vor Hesychios von Miletos oder doch Suidas, da es bei Letzterem
u. d. W. (frowvXidrjQ mit Umkehrung des wahren Sachverhalts heisst: nccqaL-
v£6sig rjTOi yvc6[iccg, ccg Tivsg nscpdXccicc iniyQCccpovaiv' slal ds sx twi> ZJißvl-
Aiciucov yisyiXsfifisva. Der Titel noirjfia vov&btikov findet sich in einzelnen
Handschriften, in anderen yväi[icu, in anderen lautet die Ueberschrift noch
wieder anders, s. Bergk a. a. 0. S. 78 f. Das Gedicht ist von Interpo-
lationen und willkürlichen Aenderungen nicht verschont geblieben. Denn
es ward Schulbuch bei den Byzantinern. Ebenso wurde es dann im Abend-
land, nachdem der erste Druck Venedig 1495 in einer Aldina (s. C. 5. A. 85)
erschienen war, während des 16. Jahrhunderts verwendet, und rasch folgte
eine Ausgabe mit sonstigen „gnomischen" Dichtern der anderen ; hier möge
nur die Basler 1521 und die von Sylburg, Frankf. a. M. 1591. (Utrecht 1651)
genannt sein. Dann kühlte sich der Eifer ab, seitdem man die Fälschung
erkannt hatte. Im 18. Jahrh. erschien zunächst eine Sonderausg. v. Bonick,
Leipzig 1710. 8. und eine zweite von Schier, Leipzig 1751. 8. Hierauf folgten
die Gnomici poetae von Brunck, Strassburg 1784. 8. Leipzig 1817. 8. und
Boissonade, Paris 1832. 32. und die Poetae minores von Gaisfoid,
Oxford 1814—1820. Leipzig 1823. 8. (hier im 3. Bd.) mit Collation eines
Cod. Barocc. (B bei Bergk). Die beiden oben genannten Handschriften
verglich zuerst Bekker. Neue Ausgaben veranstaltete sodann Bergk
P. L. G., ein durch Conjecturalkritik verbesserter Text ist der Abh. von
Bernays Ueber das Phokylideische Gedicht, Breslau 1856. 4. = Ges. Abhh. I.
Pseudo-Phokylides. 643
aber auch höchst abgeblasster Weise alttestamentliche Moral ge-
predigt wird, schon vor der älteren römischen Kaiserzeit ans
S. 192—261 (vgl. d. Rec. v. Leop. Schmidt Jahrb. f. Ph. LXXV. 1857.
S. 510—519) beigegeben. Nur dem Titel nach kenne ich die Ausg. von
Feuling mit engl. Uebers. v. Goodwin, Andover Mass. 1879. Die neueste
und beste Textrecension endlich ist die von Bergk a. a. 0. in der 4. Aufl. II.
S. 74—109 nach reichhaltigen neuen Handschriftenvergleichungen. Eine
deutsche Uebers. gab Nickel, Mainz 1833. 16. Den ersten Zweifel an der
Aechtheit und die Vermuthung eines vielmehr jüdischen oder christlichen
Ursprungs sprach Sylburg aus, die erste entschiedene Behauptung dieses
Sachverhalts Jos. Scaliger 1606 in einer „Anmerkung zu Eusebios" S. 95,
wobei er aber sehr irrthümlich die Verfasserschaft eines Christen für das
Wahrscheinlichere erklärte. Entschieden für einen Juden äusserte sich
Is. Vossius De oraculis Sibyllinis, Lond. 1685 S. 237, zurückhaltender
Bleek a. a. 0. I. S. 185. Wachler De Pseudo-Phocylide, Rinteln 1788. 4.
ist mir nicht zugänglich, U. A. Rhode De veterum poetarum sapientia,
Kopenhagen 1800. S, 281. 300 ff. fand (wie ich nur aus Bernhardy weiss)
zwar auch Christliches, aber doch vorzugsweise Jüdisches, indem er beson-
ders Jesus Sirach verglich. Erst Bernays hat eingehend das Richtige
dargethan. Usener in seiner Ausg. v. Bernays Ges. Abhh. I. (Berlin 1885).
S. V f. (bes. S. VI. A. 1) macht allerdings auf die Berührungen mit der erst
neuerdings bekannt gewordenen christlichen,, Unterweisung der zwölf Apostel"
(JiSaxf} xcov iß' ccnoatolcov) aufmerksam, und Harnack in seiner Anzeige
dieser Ausg., Theol. L.-Z. 1885. Sp. 160 tritt bestimmt für einen christ-
lichen Verfasser ein; allein was entschieden gegen einen solchen spricht,
hat Schürer II. S. 825 f., obwohl er nicht sicher abzuurtheilen wagt, sehr
richtig bezeichnet, und Funk in seiner Ausg. jener Doctrina XII apostolo-
rum (1887) bekämpft eindringend die Annahme einer Abhängigkeit des
Pseudo-Ph. von der genannten Schrift und vertheidigt die eines jüdischen
Ursprungs. Ausserdem s. noch Eckermann Art. Ph. in der Encykl. v.
Ersch u. Gruber und Bernhardy a. a. 0. II3, 1. S. 518 f. 520—523. —
Goram De Pseudo-Phocylide, Philologus XIV. 1859. S. 91 — 112. (Nachtrag
XVI. 160. S. 647). Hart Die Pseudophokylideia und Theognis im Cod.
Venet. Marcianus 225, Jahrb. f. Ph. XCVII, 1868. S. 331-336. Freuden-
thal in der A. 44 angef. Sehr. S. 161 ff. Bergk Krit. Beiträge zu dem
sogen. Phokylides, Philologus XLI. 1882. S. 577— 601. Sitzler Jahrb. f. Ph.
CXXIX. 1884. S. 49—51. Schürer II. S. 824—827 (bei dem man auch noch
mehr litterarische Nachweisungen findet). Goram S. 98 f. giebt auch eine
Liste der von Rhode gesammelten alttestamentlichen Parallelstellen. Haupt-
quellen sind ausser Sirach Pentateuch und Proverbien. Mit Recht aber be-
merkt Bergk P. L. G. a. a. 0. S. 77 f. gegen Bernays S. XXXII. A. 3 (247.
A. 2), dass die in einigen Codices (aber nicht M Va) und in den früheren Aus-
gaben fehlenden beiden Anfangsverse, durch welche das Ganze dem Phokylides
in den Mund gelegt wird, mit dem gesammten Prooemion (V. 1 — 5) stehen und
fallen; auch ist es gar nicht so „läppisch", wenn hier Ph. avÖQwv 6 oocpcotccTog
genannt wird, noch auch würde der Verfasser mit diesen beiden Versen
41*
644 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
Licht getreten ist64); von ungleich grösserer Bedeutung und
aller Wahrscheinlichkeit nach viel älteren Ursprungs war das
gefälschte Buch des
Pseudo-Hekataeos über die Juden, welches vermuthlich
den Titel über Abraham führte, jedenfalls älter als der Brief
des Pseudo-Aristeas war und dem Hekataeos von Abdera nicht
bloss untergeschoben, sondern ohne Zweifei auch mit Benutzung
von dessen märchenhafter ägyptischer Geschichte geschrieben
ward. Vermuthlich war hier das Leben und Wirken Abrahams
„sich selbst die Maske abreissen". Denn genauer gesagt, wie Gor am S. 110
und Bergk S. 78 zutreffend erinnern, haben wir es bei diesem Gedicht und
bei denen der jüdischen Sibylle ebenso wenig mit einer eigentlichen Fäl-
schung zu thun wie bei der Weisheit Salomons: wie vielmehr der Verfasser
der letzteren den Salomon zu den Juden reden lässt, so die Verfasser der
ersteren den Phokylides und die Sibylle zu den Heiden; es ist also viel-
mehr nur eine schriftstellerische Einkleidung oder Fiction. Gor am S. 98.
A. 3. S. 103 hält freilich das ganze Prooeruion und das Ende von V. 178 ab
für spätere Zuthat.
63 b) Diesen gewaltigen Unterschied von dem Sibyllengedicht hat Ewald
Entst. der Sibyll. Bücher S. 81 f., der schwerlich mit Recht (s. A. 64) den
Pseudo-Phokylides für etwas älter hält, vollständig verkannt.
64) Sehr richtig macht Bernays S. III ff. XIV ff. XXXIII f. (194 ff. 215 ff.
249 ff.) geltend, dass der Verfasser das Christenthum noch nicht kennt, und
dass seine Tendenz schwerlich an eine Zeit nach der Zerstörung Jerusalems
denken lässt, ebenso wenig aber auch vor Philometor, so dass die Ent-
stehung des Gedichts zwischen 170 v. Chr. und 50 n. Chr. fällt. Wenn
Gor am S. 93—97, was ich jedoch sehr dahingestellt lasse, Recht darin
hat, dass in demselben auch schon das Buch der Weisheit benutzt und ein-
gehend benutzt sei, so ist es kaum, wie er S. 98. 110 f. meint, schon um
130, sondern nach A. 44 wohl erst kurz vor oder kurz nach Christi Geburt
entstanden. Auf Aegypten als Ort der Abfassung weist namentlich das
Verbot hin menschliche Leichen zu seciren, V. 102 ff., ausserdem s. Bernays
S. XXXIV f. (251) und Goram S. 99—101. 106—108, dessen Gründe freilich
von sehr ungleichem Werth sind; ein eigentlich zwingender Nachweis lässt sich
überhaupt nicht führen. Die ganze Haltung des Gedichts erklärt genügend,
dass die Kirchenväter es nicht berücksichtigen, s. Bernays S. XXXV (252) f.
Die ältesten Anführungen stellt Goram S. 98. A. 3 zusammen: Stob. Flor.
III, 26. XI, 5. Schol. Nicand. Alex. 448. Scbol. Hermog. Rh. Gr. V.441 W. u. s. w.
(s. Bergks krit. Comm.). Reminiscenzen an griechische Schriftsteller, wenn
ja in dem ursprünglichen Bestände überhaupt vorhanden (s. Bergk S. 75),
sind wenigstens nahezu gleich Null, s. indessen Goram S. 101 — 105.
v. Leutsch Philologus XXII. 1865. S. 26 f. In V. 42— 82 zeigt sich wohl
ein gewisser, wenn auch vielleicht nur indirecter Einüuss der peripatetischen
Ethik, s. Bernays S. IXff. XXV (206 ff. 234), vgl. Goram S. 105. 110.
Einige sprachliche Anstössigkeiten hat Bernhardy S. 523 gesammelt.
Pseudo-Hekataeos. 645
zum Ausgangspunkte einer allgemeinen Schilderung und Ver-
herrlichung des Judenthums gemacht, wobei der Verfasser zum
Beweise dafür, wie sehr die Anschauungen desselben auch bei
den griechischen Dichtern Eingang gefunden hätten, eine Menge
angeblicher, in Wahrheit erst von ihm selbst verfertigter Tra-
giker- und Komikerverse mittheilte, die er aber ohne Zweifel
auch mit ächten untermischte65).
65) Ueber diese seine Verfälschungen s. A. 56, über seine Benutzung
durch Pseudo - Aristeas s. A. 10: wenn also die dort bevorzugte Annahme,
dass der Brief des Letzteren schon um 200 entstanden sei, richtig ist, so
gehört Pseudo-H. noch dem 3. Jahrh., wenn auch wohl erst dem Ende des-
selben an, und dies hat auch an sich gar nichts Unwahrscheinliches, denn
seine Verwerthung durch Aristobulos ist zwar m. E. nicht nachweislich
(s. A. 56), aber auch ebenso wenig das Gegentheil; hat aber freilich der
falsche Aristeas sein Machwerk erst im letzten vorchristlichen Jahrh. ver-
fasst, so würde man eher glauben müssen, dass Aristobulos den Pseudo-H.
noch nicht kannte, da es immerhin auffallend bleibt, dass sich in den
Bruchstücken des Ersteren nirgends eine wirklich sichere Spur von einer
Benutzung des Letzteren findet: kannte Aristobulos wirklich den Pseudo-
Aristeas, so wird er sich ja sicherlich auch den von diesem angeführten
Pseudo-H. nicht haben entgehen lassen, und es kann dann nur Zufall sein,
dass uns in seinen Bruchstücken keine Berufung auf ihn als angeblich
ächten H. erhalten ist, aber recht seltsam ist dieser Zufall doch, und man
sieht, wie viel Raum hier dem Zweifel nach allen Richtungen bleibt. Im
Uebrigen s. Schürer IL S. 816 — 819 und die Fragmente bei Müller
F. H. G. II. S. 393—396 (No. 14—18). Worauf sich die sichere Vermuthung
stützt, dass das Werk des ächten H. von Abdera den Anstoss zu dieser
Fälschung gegeben habe und in ihr ausgebeutet sei, ist schon C. 11. A. 16
dargelegt, ebenso der Titel nsgl 'Aßqu^ov nach Ioseph. A. I. I, 7, 2 =Fr. 17,
und die abweichende Bezeichnung bei Clem. Strom. V. 603 B. iv reo kccx'
"Aßgccpov y.ot.1 xovg Alyvnxlovg (= Fr. 18, s. A. 56 und auch schon dort) kann
nach dem Gesagten nur die dort gebilligte Vermuthung C. Müllers be-
günstigen, dass Ioseph. c. Ap. I, 22. ov nccQsqycog aXXcc nsol avxav 'iovdcu'cov
Gvyysyqcccps ßißXi'ov. 23. ßißXiov sypccips tzeqI r^cöv (= Fr. 14) und Orig. c.
Cels. I, 15. xai 'Exaxcxi'ov ds xov 16xoqiy.ov cpsosxcu nsol 'Iovdcu'cov ßißXLOv,
SV CO 71 QOGttö SX CU (IttXXoV 7C(Og tög OOCpCp XCp H&VSI, S7tl X060VX0V, COff KCti 'EqSV-
viov $CXcovu £v xeo nsq\ 'IovScclcov avyyqdfi(icctL 7tQ(oxov (isv cc^cpißdXXsiv^ st
xov l6xoqikov iaxL xo ovyyocc[i{icc, dsvxsqov ds Xsysiv oxi, sfasQ soxlv avxov,
sindg avxov övvriQnuoftui cltco xfjg necoä 'iovöaioig ni%avoxy\xog y.a.1 Gvynccza-
xs&siad'aL ccvxav reo Xoym dasselbe Buch nicht nach dem Titel, sondern
nach dem Inhalt bezeichnen (vgl. Schürer S. 817 f.). — Fragms. v. Zorn
Hecataei Abderitae . . . eclogae s. fragmenta integri olim libri de historia
et antiquitatibus sacris Ebraeorum (mit Anmm. v. Jos. Scaliger, lat. Uebers.
u. Commentar), Altona 1730. 8. Eichhorn Allgem. Biblioth. der bibl.
Litt. V. 1793. S. 431—443. Dähne a. a. O. II. S. 216—219. Cruice De
646 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
Streitig aber ist es, ob die historische Trugschrift des
Art ap an os tcsqI 'Iovdatcov66), welche von Alexandros dem
Polyhistor, wie schon bemerkt wurde67), benutzt, übrigens mit
den grössten Fabeleien angefüllt war68), für das Werk eines er-
dichteten Aegypters oder Persers von diesem Namen gelten
wollte, oder ob der Verfasser, ohne Zweifel ein ägyptischer Jude,
wirklich Artapanos hiess69).
Flavii Iosephi in auctoribus contra Apionem afferendis fide et auctoritate,
Paris 1844. 8. S. 64—75. Vaillant De historicis, qui ante Iosephum Iudaicas
res scripsere, Paris 1851. S. 59—71. Creuzer Stud. u. Krit. 1853. S. 70— 72.
Ewald a. a. 0. II. S. 331 ff. IV8. S. 320 f. Freudenthal AI. Pol. S. 165 f.
178. J. G. Müller Des Flavius losephus Schrift gegen Apion, Basel 1877.
S. 170 ff. Schür er II. S. 816—819.
66) So Clem. Strom. I. 344. A. Alex. Polyh. Fr. 10 b. Euaeb. P. E.
IX, 23. 429c — 430b. Fr. 14 ebendas. 27. 431 d — 436d, dagegen Fr. 4
ebendas. 18, 1. 420 a. iv xocg 'lovdccinoig.
67) C. 33. A. 82.
68) So erscheint Moses, mit Musaeos und Tot-Hermes vereinerleit, Lehrer
des Orpheus, von hebraeischer Geburt, aber von einer ägyptischen Königs-
tochter als ihr eignes Kind untergeschoben, als ein gewaltiger Staatsmann,
Feldherr, Ordner und Erfinder unter den Aegyptern, vgl. A. 69. Der Ver-
fasser hat griechische Mythographen von naturalistischer und euheme-
ristischer Richtung benutzt, s. Freudenthal II. S. 160 f. (vgl. S. 154 f.).
69) Die erstere Vermuthung hat Freudenthal II. S. 143—174 auf-
gestellt, Schürer II. S. 735 f. aber mit allerdings unverächtlichen Gründen
zu Gunsten der letzteren Annahme bestritten, während Freudenthals
Recensent v. Gutschmid L. Centralbl. 1875. Sp. 1044 = Kl. Schrr. II.
S. 184 f. in ihr eine geradezu glänzende Lösung des Räthsels erblickt, wie
ein Jude dem Moses auch die Einführung des ägyptischen Gottercultes und
Thierdienstes zuschreiben konnte. Nur aber meint er, Freudenthals
weitere Vermuthung (S. 153), der wahre Verfasser möge die Fictiou gewählt
haben einem in Aegypten wohnenden Perser die Geschichte Israels von
ägyptischen Priestern erzählen zu lassen, sei nicht, wie Freudenthal
glaubt, eine auch allenfalls entbehrliche, sondern eine schlechthin noth-
wendige Hülfshypothese. „Mögen", so schreibt er, „auch persische Namen
bei den Aegyptern im Gebrauch gewesen sein, gewiss waren es doch seltene
Ausnahmen, und dass ein Fälscher, der seinem Pseudepigraphon durch die
Aufschrift Glauben verschaffen wollte, gerade eine solche seltene Ausnahme
gewählt haben sollte, ist wenig wahrscheinlich. Die andere Erklärung des
Namens A. lässt sich dagegen durch die ganz ähnliche Einkleidung eines
dem Synkellos S. 471, 11 bekannten Apokryphons stützen: der Philosoph
Demokrit und eine weise Hebraeerin Maria sollen bei Istanes dem Meder,
den die persischen Könige nach Aegypten als Aufseher über die dortigen
Tempel geschickt hatten, im Tempel zu Memphis zusammen mit anderen
Priestern und Philosophen ein Privatissimum über Alchymie gehört haben".
Artapanos. Demetrios. 647
Jedenfalls kennen wir durch denselben Alexandros noch eine
Reihe jüdisch- und samaritisch - hellenistischer Schriftsteller in
Prosa und in Versen, welche unter eigenem Namen schrieben.
Demetrios70), aus dessen Werk tieqI tcjv iv 'IovdaCa ßcc-
ötlecov wir ziemlich umfängliche Auszüge aus Alexandros bei
Eusebios und Clemens besitzen71), erscheint als ein, wenn auch
Die von Schür er von seinem Standpunkt aus versuchte Lösung möge
man bei ihm selber nachlesen. Ich meinerseits wage keine Entscheidung.
S. jetzt auch Karpeles a. a. 0. I. S. 228 — 230 und Grätz Gesch. d. Juden
III4. (1888) S. 606 f. Im Uebrigen s. gegen Freudenthal A. 10. Ueber
die Sprache handelt derselbe S. 164. 215 f. und giebt kritisch- exeget. Be-
merkungen S. 216—218 u. die Textrecension S. 231—236. — Noch vgl.
Valckenaer a. a. 0. S. 26. Dähne a. a. 0. IL S. 200-203. Vaillant
a. a. 0. S. 74—83. Herzfeld a. a. 0. III. S. 483—486. 574. Cobet im
Aoyiog 'Egiifig I. S. 170. 171. Bloch Quellen des los. S. 60 ff.
70) Von Ioseph. c. Ap. I, 23, wie schon C. 2. A. 703 angegeben ist,
fälschlich für Demetrios von Phaleron gehalten, wogegen schon Euseb.
H. E. VI, 13, 7 und nach diesem Hieron. de vir. illustr. 38. II. 879 Vall.
ihn richtig als einen Juden bezeichnen. Hody De bibl. text. S. 107 be-
trachtet ihn trotzdem noch als Heiden. Dähne a. a. 0. IL S. 220 f.
Valckenaer S. 18. Cruice a. a. 0. S. 53 — 58. Vaillant a. a. 0.
S. 45 — 52. Herzfeld a. a. 0. III. S. 486 — 488. 575 f. M. v. Niebuhr
Gesch. Assurs und Babels (1857). S. 101—104. Freudenthal S. 35—82.
205 — 207. 219 — 223. Siegfried Z. f. wiss. Th. XVIII. 1876. S. 475.
v. Gutschmid Zeit und Zeitrechnung der jüdischen Historiker Demetrios
und Eupolemos, Jahrb. f. protest. Theol. I. 1875. S. 744-753 = Kl. Schrr.
IL S. 186—195. Grätz Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. des Judenth. 1877.
S. 68 ff. = Gesch. der Juden HI4. (1888). S. 604—606. Bloch a. a. 0.
S. 56 ff. Geizer Iul. Africanus I. (1880). S. 87—89 vermuthet, dass D.
von Iul. Afric. benutzt sei, was aber kaum erweislich sein dürfte. Kar-
peles Gesch. der jüd. Lit. I. (1886). S. 224—226 (unbedeutend). Schürer
IL S. 730—732 (wo man auch noch einige weitere Literaturnachweise findet).
71) Alex. Fr. 5 b. Euseb. P. E. IX, 19, 4. 421 b (fälschlich früher gleich
den wirklich aus Molon stammenden §§. 1 — 3 dem Letzteren zugeschrieben,
s. dagegen Freudenthal I. S. 14 f. 36, vgl. C. 36. A. 136). Fr. 8 ebendas.
21. 422 d — 426 a. Fr. 16 ebendas. 29, 1—3. 439 b—d. §. 15. 445 d. §. 16.
446 d. £7u£i?T£tV ös uvcc x. z. X. (= D. Fr. 3—5 Freudenth.). Clem. Strom.
I. 337 D (21, 141 = 403 Pott.): iv tat negi t(bv iv 'lovdaiu ßccGiXicov, Gegen
den Zweifel Freudenthals S. 205 f. an der Richtigkeit dieses Titels s.
Schürer S. 730. Zwischen Fr. 3 und 4 und Fr. 4 u. 5 Freudenth. hat
Alex. Auszüge aus Ezechiel eingeschoben und Euseb. in Folge davon den
Schein erregt, als ob schon D. dies gethan habe. Nach wesentlichem Vor-
gang von Philippson Ezechiel S. 9 und Dindorf Ausg. des Euseb. I.
S. XIX ff. hat erst Freudenthal I. S. 15. 38 f. vollständig das Richtige
erkannt und danach auch Fr. 4 u. 5 dem D. zugewiesen. S. die Fragmente
bei ihm S. 219—223, vgl. S. 205 f.
648 Acktunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
natürlich mit eigenen, aber vorsichtigen und gescheidten Com-
binationen, streng an die Septuaginta sieb anschliessender schlichter
und ehrlicher, quellenkundiger, verständiger und besonnener Chrono-
graph, dabei freilich von einer Kunstlosigkeit der Darstellung, die
bis zur Roheit geht72). Er schrieb in Aegypten unter IPtolemaeos IV
Philopator (221-204 oder richtiger 222-205) 73).'
Eupolemos74), jedenfalls ein hellenistisch gebildeter Jude
72) S. das Genauere bei Freudenthal S. 35—82, vgl. 206 f.
73) Das Bruchstück bei Clemens a. a. 0. (s. A. 71) = Fr. 6 Freudenth.
ist leider verderbt überliefert: eeep' ov de ecl cpvlccl cd dsxcc £>c UccficcgsLag
cct%{iocl(OTOi ysyovaOLV tcog UtoXspLccCov xsxocqxov ixi\ nevtav-OGia eßdofirjxovxct
TQicc [irjvccg svvscc, uq>' ov da (<(ca)? Mendelssohn) i| 'isooooXvfioov hrj
XQia.Y.6cici xqhxkovxu oxtco (irtvag xosig. Reinesius änderte sehr übereilt
itivxttVLOGia in xexoaKOGicc, Freudenthal S. 57 ff. fügte die dann überdies
schlechthin nothwendige Aenderung von xexccqxov in xqlxov hinzu; sein
Recensent Mendelssohn N. Jen. L.-Z. 1875. S. 97 wollte vielmehr mit
Grätz Gesch. d. J. III1. S. 490 xQiaxooia in xEXQoctioGia und xsxüoxov in
sßdofiov umwandeln; aber Freudenthal ist von Gutschmid und
Mendelssohn und Mendelssohn von Gutschmid widerlegt worden.
Jedoch auch Gutschmid hat schwerlich das Richtige getroffen, indem auch
er die Aenderung von Reinesius festhält, ausserdem aber auch noch
xqluhovxcc in xexxccqcchovxcc verwandeln will und in den vor aufgehenden
Worten di^firjxQLog Se cpr\6iv sv xm 7ZsqI xgöv ev xfj 'iovdaia ßaaiXecov xi\v
'Iovda (pvXr^v Kai Bsviccplv xal Asvl [irj atx(iaX(oxiod,rlvai vnb xov EEva%7]-
gnfi, uXX' sIvccl änb xrjg cctxpccXoooiccg xuvxrjg (dies ist offenbar ein durch
flüchtiges Excerpiren entstandener Widerspruch; D. hatte ohne Zweifel
gesagt: von dem Plünderungszuge des Sanherib ab) stg xr\y eg%uxt]v, r)v
£7ton]auxo NaßovxodovocoQ it- 'iEQOGoXvpcov , ext\ eneexbv si'xocu oxtoo (irtvccg
g| das oktoo eine alte, schon von Clem., ja vielleicht schon von Alex, vor-
gefundene Interpolation statt tievxe sei. Dass vielmehr in der That der
umgekehrte, von Grätz eingeschlagene Weg der Aenderung von xgiatioGia
in xEXQanoGicc sich einzig und allein empfiehlt und zu dieser auch die 'ext\
s-Auxbv eI'kogl oxtco aufs Beste stimmen (s. 2. Kön. 18, 9 — 13), alle sonstigen
Zahlen also unverderbt überliefert sind, darüber s. Schürer S. 731 f.
74) Fragmentsammlung von Kuhlmey Eupolemi fragmenta, Berlin
1840. 8. (der ihn nach dem Vorgang von Ioseph. c. Ap. I, 23 = Euseb.
P. E. IX, 42,2. 458 b. c und Hody a. a. 0. S. 106 fälschlich für einen
Heiden hält) und Freudenthal II. S. 225 — 230, vgl. S. 209-212. —
Dähne a. a. 0. II. S. 221 f. Cruice a. a. 0. S. 58—61. Vaillant a.a.O.
S. 52—59. Herzfeld a. a. 0. III. S. 481—483. 572-574. M. v. Niebuhr
a. a. 0. S. 353—356. Cobet im Aöyiog ^Eofirjg I. S. 168 f. Ewald Gesch.
des V. J. I. S. 76. VII. S. 91. 92. Siegfried a. a. 0. S. 476 ff. v. Gut-
schmid a. a. 0. Grätz Monatsschr. f. G. u. W. d. J. 1877. S. 61 ff.
= Gesch. d. J. III4. S. 599—603. Bloch a. a. 0. S. 58 ff. Karpeles
a. a. 0. S. 230—232. Schür er II. S. 732— 734 (der noch etwas mehr Litteratur
Eupolemos. 649
aus Palaestina und nicht aus Aegypten75), höchst wahrscheinlich
kein Anderer als der von Judas dem Makkabaeer 161 76) nach
Rom gesandte Unterhändler dieses Namens77), verfasste ein von
nachweist). Schlatter Eupolemus als Chronolog und seine Beziehungen
zu Iosephus und Manetho, Theol. Studien u. Kritiken 1891. S. 633—703
konnte nicht mehr benutzt werden.
75) Dies hat Freu den thal I. S. 82—98. II. S. 105-130 schlagend
nachgewiesen. Vgl. A. 87.
76) 1. Macc. 8, 17 f. vgl. m. 2. Macc. 4, 11.
77) Wie schon Is. Vossius De LXX interpr. S. 2. 87 u. ö. vermuthete.
Bereits lohannes, der Vater dieses E., war offenbar griechisch gebildet,
denn er war nach 2. Macc. 4, 11 (s. Grimm z. d. St.) seinerseits der Unter-
händler zwischen den Juden und Antiochos dem Grossen gewesen, welcher
die von diesem zu ihren Gunsten erlassenen Bestimmungen (s. Ioseph. A. I.
XII, 3, 3 f., vgl. A. 39) ausgewirkt hatte. Vortrefflich passt ferner die Zeit.
Denn so viele Schwierigkeiten wiederum die Stelle Clem. Strom. I, 21, 141
= 338 A (404 P.). Ev7t6Xs[iog (Fr. 5 Freudenth.) iv xij bfioia nootypcixsta:
(s. A. 71. 73. 78) xcc uävxa exrj (p7]dv ccno 'Adä[i u%qv xov nifinxov hovg
JqfirjXQiov ßccortticcg, IIxoXs(iaiov xo dcoös'naxov ßaaiXevovxog Alyvnxov,
avvccysaQ'ca k'xrj SQ^d'' . . . ccnb 6s xov %qovov xovxov ccxQl x^v *v Pwpj]
vnccxav Taiov dofitziccvov Kocaiavov (richtig Freudenthal S. 214 Tvatov
Jo{18xlov %a\ 'Agiviov = 40 v. Chr., Gutschmid S. 750 = 192 setzt wohl
gleichfalls richtig noch vnb Kccöiocvov hinzu, so dass also auch hier der
von Clemens I. 320 B und öfter angeführte ägyptische Gnostiker und
Chronolog Iulius Cassianus benutzt ist) 6vvcc&qoi£sxcu hr\ snccxbv sinoot,
auch macht, so hat man doch, wie es scheint, nur zwischen den Jahren
160/59 und 159/8 die Wahl. Denn Freudenthal S. 123 f. 212 f., der sich
mit Kuhlmey für das Letztere entscheidet, dürfte so viel gegen Müller
F. H. G. III. S. 208, welcher Demetrios II versteht, gezeigt haben, dass
Demetrios I Soter gemeint ist; ob auch, dass die erste Thronbesteigung
des Physkon oder Euergetes II (170), ist eine andere Frage. Denn (wie
Gutschmid bemerkt) in seinem 12. Regierungsjahre, von da ab ge-
rechnet, herrschte er gar nicht mehr in Aegypten, sondern nur in Kyrene.
Aber auch das 12. des Philometor trifft ebenso wenig mit dem 5. von
Demetrios I zusammen. Gutschmid S. 749 = 191 f. glaubt daher, dass
die Worte IJxoXe^ccLov — Alyvnrov gleichwie dnb — ixaxov sLkool von einem
und demselben späteren, in Aegypten lebenden Chronologen hinzugesetzt
seien. Schürer S. 734 hält es mit Recht für einfacher die Zahl zu ändern;
aber damit würde freilich, da es sich dann wieder fragt, welche der beiden
Zahlen, diese ganze chronologische Notiz sehr unsicher werden. G. F. Unger
Philologus XL VII. 1889. S. 178-181 (s. C. 33. A. 40. 48) endlich meint,
dass die letztgenannten Worte, aber auch nur diese, eine Zuthat des Poly-
histors (der also sein Sammelwerk über die Juden erst nach 40/39 ge-
schrieben habe) seien, verwandelt sehr unwahrscheinlich Alyvnxov in ccvxov,
versteht den Philometor, und zwar den Anfang von dessen Selbstregierung
nach Entlassung aus der Vormundschaft, der freilich zwischen October 172
650 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch- hellenistische Litteratur.
Alexandros Polyhistor stark benutztes Werk tcsql täv iv Iov-
daicf ßaöiXscjv18). In wörtlicher Fassung sind uns jedoch nur
vier kurze Briefe erhalten, welche er seiner Darstellung ein-
verleibt hatte, zwei zwischen Salonion und König Uaphres von
Aegypten und zwei zwischen Salomon und Chiram von Tyros,
den er aber Suron nennt, und diese zeigen bei grosser Dürftig-
keit des Inhalts einen überaus holprigen und von Barbarismen
strotzenden Stil79). Trotzdem beweist auch diese Schrift neben
anderen Umständen 79b), wie sehr die griechische Bildung auch
und 171 schwankt, und nimmt an, dass der Beginn der Herrschaft von
Demetrios I schon vom Tode des Antiochos Epiphanes 163 ab gerechnet
sei, wodurch er denn mit annähernder Ausgleichung aller Widersprüche
auf das Jahr 160/59 kommt. Diese Combination ist sehr scharfsinnig, aber
auch ebenso künstlich. Mit Eecht jedoch nimmt Unger in der That an
AlyvTttov Anstoss. Da aber ist es doch das Einfachste entweder bloss dies
Wort zu streichen oder es in Evsqyhov umzuwandeln, und dann steht
vielmehr der Auffassung von Freudenthal Nichts weiter im Wege. Eine
auch nur annähernd sichere Entscheidung freilich soll hiemit nicht ge-
troffen sein.
78) Clem. Strom. I, 23. 343 D (413 Pott.) = Fr. 1 Freud, (auch bei
Euseb. P. E. IX, 26 = Alex. Fr. 13, aber ohne Buchtitel), ebenso Cyrill.
c. Iulian. VII. 231 d (vgl. auch die eben A. 77 besprochne Stelle Clem.
338 A). Die Geschichte der Israeliten vor der Königszeit scheint diesem
Titel entsprechend von E. nur sehr kurz behandelt worden zu sein, vgl.
Alex. Fr. 18 b. Euseb. P. E. IX, 30 ff. (= E. Fr. 2 Freud.), der hier den
ganz unpassenden Titel nsql T/jjg 'EXCov 7tQOQprjrsiag hat, s. Freudenthal
S. 208 f.
79) Fr. 2 Freud. = Alex. Fr. 18 b. Euseb. P. E. IX, 30—34, 18. 447 a —
451 d. Die beiden letzteren sind „rohe Bearbeitungen" von 2. Chron. 2, 3 f.,
und ihnen sind wieder die beiden ersteren nachgebildet, s. Freudenthal
S. 106 ff. (dessen A. 10 besprochene Hypothese aber ebenhiernach um so
weniger beifallswürdig erscheint). Ueber die Sprache des E. und die Aehn-
lichkeit in den Ausdrücken mit Pseudo-Aristeas , aber auch über die ge-
waltige Verschiedenheit seiner Schreibweise von dem freilich von Sprach-
widrigkeiten nicht freien, aber doch des Griechischen ungleich mehr
mächtigen, gezierten und schwülstigen, fast hiatusfreien, seltnen, poeti-
schen, auch neugebildeten Ausdrücken und allerlei Putz und Flitter nach-
jagenden Stile des Letzteren s. Freudenthal S. 109. 110 ff. 210-212, vgl.
S. 164. Ueber Suron und Uaphres s. denselben S. 209.
79 b) S. A. 37. 38. Freudenthal S. 129 macht für die spätere Zeit
auch noch die zweisprachigen Münzen seit Alexander Iannaeos (104—78)
geltend, s. Schür er I. S. 227. S. 229. A. 1. S. 289. Die Sache lag im
natürlichen Laufe der Entwicklung. Schon seit dem Vertrage mit Lysias
unter Antiochos V Eupator 162 bekamen die Makkabaeerkämpfe ein anderes
Ziel, vgl. Wellhausen Pharisaeer und Sadducaeer S. 84: „das Jahr 162
Eupolemos. Aristeas. 651
unter den Makkabaeern geschätzt ward. Im Uebrigen benutzte
er das Alte Testament sowohl im Urtext als auch in der griechi-
schen Uebersetzung80), nimmt sich aber auch manche Abweichungen
durch eigene Erfindungen und Aufnahme von Sagen und manche
willkürliche Auslegungen und Ergänzungen, Auslassungen und
Fälschungen zur Erhöhung des Glanzes der Juden nicht übel,
wenn er auch darin noch lange nicht so weit geht wie Artapanos81).
Aristeas verfasste ein Buch 71£qI 'Iovdaicov gleichfalls
in engem Anschluss an die griechischen Uebersetzungen des
Alten Testaments, genauer in der Zeit nach der Uebersetzung
des Hiob, wie aus dem uns überkommenen Bruchstück über
dessen Geschichte hervorgeht, andrerseits vor Alexandros Poly-
histor, durch den es sich erhalten hat82), also gegen Ende
des zweiten, spätestens am Anfang des ersten Jahrhunderts
v. Chr.83).
ist das eigentliche Ende des jüdischen Religionskrieges: hinterher ward
nicht mehr um den Glauben, sondern um die Herrschaft gestritten". Und
je mehr die Makkabaeer ihre eigne Herrschaft ins Auge fassten, desto mehr
traten sie in den Weltverkehr ein und trennten sich nach Niederwerfung
der griechenfreundlichen Partei doch auch ihrerseits von der streng alt-
gläubigen und hernach von den aus dieser hervorgewachsenen Pharisaeern,
um es mit vorübergehenden Ausnahmen mit den Sadducaeern zu halten,
den eigentlichen Trägern der weltlichen Richtung, welche ihrerseits selbst
den Hellenismus in Palaestina erzeugt hatte. S. Schur er I. S. 147. 157.
107. 197 ff. 213 ff. 230. Vollends durchgreifend ward der letztere am Hofe
des Herodes, s. Bernhardy I3. S. 219. Schürer I. S. 318—326.
80) Letzteres zeigte schon Rauch De Alex. Polyh. vita S. 24, über
Beides s. Freudenthal S. 108 f. 114. 118. 119 f.
81) S. Freudenthal S. 106 ff. In Fr. 1 (z. A. 78) erscheint Moses als
der „erste Weise", der die Buchstabenschrift zu den Juden gebracht hat;
von diesen ist sie erst auf die Phoenikier und von diesen wieder auf die
Hellenen übergegangen. Für die Königszeit wird E. sich streng an die
Zahlen der Chronik gehalten haben ; über seine künstliche Chronologie der
früheren Zeit und namentlich der der Richter und seine muthmassliche
Benutzung durch Iulius Africanus s. aber Guts chmid S. 750 — 753=192 — 195.
82) Fr. 12 b. Euseb. P. E. IX, 26. 430 d — 431b. Es steht bei Freu-
denthal S. 231.
83) Ersteres wird wohl das Richtige sein, vgl. A. 98. Genaueres s.
b. Freudenthal S. 136 — 143, welcher mit Recht annimmt, dass die
Namensgleichheit mit dem falschen Aristeas oder Aristaeos eine bloss zu-
fällige ist. A. hält sich übrigens wesentlich an jene seine Vorlage. Zweifel-
haft ist nur das Eine, ob die Gleichsetzung des Hiob mit Iobab, dem
Enkel (nicht, wie Alex, angiebt, Sohne) des Esau (Gen. 36, 10. 13. 33), bei
652 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
Kleodeinos oder eigentlich Malchos war ein sainaritischer
oder jüdischer Geschichtschreiber84), von dem uns wiederum durch
Vermittlung des Alexandros85) ein Bruchstück über die Kinder des
Abraham von seiner späteren Frau Chetura, nämlich Apheran, Asu-
reim und Iaphran, von denen die Assyrer, die Stadt Aphra und
das Land Afrika ihre Namen haben, und über deren Verbindung
mit dem (tyrischen) Herakles gegen Libyen und Antaeos geblieben
ist86), eine seltsame Vermengung orientalischer und griechischer
Sagen 86b). Zwei andere, einen ähnlichen Charakter an sich
tragende, sind uns durch dieselbe Vermittlung von einem anderen,
und zwar anonymen Schriftsteller, jedenfalls einem Samariter,
erhalten, welchen wir
Pseudo-Eupolemos nennen mögen, weil das eine, längere
derselben aus Versehen von Alexandros dem Eupolemos bei-
gelegt ist87), wie dies auch schon oben88) bemerkt wurde.
ihm und in der Nachschrift zum griechischen Hiob aus ihm geschöpft ist,
was Freudenthal für sicher hält, oder ob er umgekehrt diese Nach-
schrift schon vorfand, was ich denn doch mit Kamphausen bei Bleek
Einl. in d. A. T. S. 654 und Gutschmid L. Centrlbl. 1875. Sp. 1043 -=
Kl. Schrr. II. S. 184 als das Wahrscheinlichere betrachten möchte. — Noch
vgl. Herzfeld a. a. 0. III. S. 488 f. 577—579. Ewald a. a. 0. VII. S. 92.
Schür er II. S. 737.
84) Jedenfalls ein Semit, s. Freudenthal II. S. 130—136. 215. Schürer
II. S. 737 f. Ersterer hält Ersteres für wahrscheinlicher wegen seines Misch-
masches aus jüdischen und griechischen Sagen, wogegen Letzterer bemerkt,
dass derselbe bei einem hellenistischen Juden um 200 — 100 v. Chr. ebenso
gut möglich sei. Vgl. noch Vaillant a. a. 0. S. 72—74. Herzfeld a. a. 0.
III. S. 489. 575. Ewald a. a. 0. VII. S. 91. Siegfried a. a. 0. S. 476 f.
85) An den C. 33. A. 78 angegebenen Stellen: KXeodrjfiog ös cprjGiv 6
7CQoq>riTr)S, 6 xca MaX%og (MccXxccg Euseb.) x. x. X.
86) Aber wohl nicht (wie die übrigen Bruchstücke) aus seiner Schrift
Ttsgl 'Iovdcctcov, s. wiederum C. 33. A. 78. Es steht bei Freudenthal
II. S. 230.
86 b) Bei Plut. Sertor. 9 (aber nicht, wie noch Schürer es Müller
F. H. G. III. S. 471 glaubt, der hieraus das 19. Fr. des Iuba gemacht hat,
aus Letzterem, s. C. 33. A. 347) erscheint die Sage, dass Herakles mit der
Tinge, Wittwe des Antaeos, den Sophax, Vater des Diodoros, erzeugt
habe. Bei K. heirathet er vielmehr die Tochter des Apheran und zeugt
mit ihr den Sophonas (oder Sophax), dessen Sohn Diodoros ist.
87) Alex. Fr. 3 b. Euseb. P. E. IX, 17. 418 c— 419 d. Ev7ccXs(iog 8s iv
%(h nsQi 'Iovöcclcov. Dieses Versehen hat den Streit darüber erzeugt, ob
Eupolemos ein Jude , Samariter oder Heide war (vgl. A. 74 f.) , und so lange
es nicht aufgeklärt war, wollten alle drei Annahmen nicht passen. Diese
Aufklärung hat nun aber Freudenthal I. S. 82 — 110 gegeben (vgl. auch
Kleodemos. Pseudo-Eupolemos. Ezechiel. 653
Ezechiel, ein auch wohl in der zweiten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts lebender Jude89), verfasste Tragoedien aus der
jüdischen Geschichte90), von deren einer, dem Auszug aus
Aegypten ('E%aycoyrj) , uns noch beträchtliche Stücke erhalten
sind91). Dieselben beweisen nun freilich, dass es keineswegs
A. 95) und überzeugend den wahren Sachverhalt aufgedeckt, dass der wirk-
liche Verfasser vielmehr der dem Alexandros bereits unbekannte Mann ist,
welchem das zweite Bruchstück Alex. Fr. 4 b. Euseb. 18, 2. 420 b. c. s v da
ccdsG7t6roig svqo[18v x. x. X. angehört, welches übrigens nur ein kurzer Aus-
zug aus dem ersten, wörtlich {netto. Xs^iv) wiedergegebenen ist, so dass
das gedankenlose Versehen des Alex, bei der Mittheilung des ersten um so
auffälliger und für die Art, in welcher er compilirte, um so bezeichnender
erscheint (s. Freudenthal I. S. 90f.). Dass der Titel auch nicht nsgl
'iovdaicov gewesen sein kaun, sondern wahrscheinlich bei Pseudo-Eupolemos
u. bei Kleodemos 7tSQl'EßQULcov war, zeigt Freudenthal I. S. 89 f. 99. 101.
II. S. 207. 215. Beide Bruchstücke giebt Freudenthal IT. S. 223—225
und kritisch - exegetische Bemerkungen zu denselben II. S. 207 f. Pseudo-
Eupolemos und ebenso ohne Zweifel auch Kleodemos haben die griechische
Bibelübersetzung benutzt (s. Rauch a. a. 0. Freudenthal 1. S. 84. 98 f.),
wenigstens Ersterer aber auch entweder den Berossos selbst oder ein ähn-
liches babylonisch-hellenistisches Werk, s. Freudenthal I. S. 92 ff. Bei
Pseudo-E. spielt Abraham eine ähnliche Rolle wie bei Eupolemos und
Artapanos Moses: er stammt von den Giganten, die den babylonischen
Thurm gebaut haben, wandert aus Chaldaea zuerst nach Phoenikien, dann
nach Heliopolis in Aegypten und lehrt erst die Phoenikier, dann die ägypti-
schen Priester besonders die Astronomie und Astrologie , die vor ihm schon
Henoch von den Engeln empfangen hat. Ausserdem vgl. Siegfried a. a. 0.
S. 476. Schürer II. S 738 f.
88) C. 33. A. 81.
89) S. A. 5. 98 und 90. 91.
90) Alex. Polyh. Fr. 15 b. Euseb. P, E. IX, 28, 1. 436 d. 'E&utjXoq 6
xmv tQoiymdicov 7toir}xr]g. Clem. Strom. I. 344 C. 'E&KirjXog 6 xcöv 'iovdcci-
xmv xQccy(ödi(öv Ttoii\xi\g.
91) Durch Alex. Polyh. Fr. 15 b. Euseb. IX, 28. 436 d — 439 b und
Fr. 17 ebendas. 29, 4—14. 439 d — 445 d. §. 16. 445 d von ki-qI xovxmv ab
bis §. 16. 446 d, wo er, wie wir bereits A. 71 sahen, seine Mittheilungen
aus Demetrios durch sie unterbricht, theil weise auch Clem. a. a. 0. Vgl.
auch Eustath Comm. in Hexaemeron p. 25 f. Allatius. — Ausgaben von
Morel, Paris 1580 u. ö., Augusti in Libri apoeryphi (s. A. 18), Philippson
Ezechiel und Philo des Aeltern Jerusalem, Berlin 1830. 8. mit deutscher
Uebers. u. Commentar (gut), Du ebner hinter F. W. Wagners Ausg. der
Fragmente des Eurip., Paris 1846. 8. (vgl. d. Rec. v. Magnin Journ. des
Savants 1848. S. 193 — 208). — Eichhorn De Iudaeorum re scenica, Comm.
soc. Gotting. II. 1813. Dähne a. a. 0. II. S. 199 f. Frankel Ueb. d.
Einfl. der palaest. Exegese auf d. alexandrin. Hermeneutik (1851). S. 113 — 119.
Herzfeld a. a. 0. III. S. 517—519. Ewald a. a. 0. II. S. 127. IV3. S. 338.
654 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch-hellenistische Litteratur.
eigentliche Dramen ; sondern nur Geschichtserzäklungen in dia-
logischer Form waren, woraus aber keineswegs folgt, dass sie
nicht zur Aufführung bestimmt gewesen seien: im Gegentheil
„die Absicht dabei war doch wohl dieselbe wie bei den biblischen
Dramen des christlichen Mittelalters (den Passionsspielen u. dgl.),
nämlich einerseits die, auch auf diesem Wege dem Yolke die
Kenntniss der biblischen Geschichte nahe zu bringen, anderer-
seits aber und hauptsächlich die, durch Darbieten solcher ^gesunden
Speise' die unheiligen, heidnischen Vergnügungen möglichst zu
verdrängen. Vielleicht ist dabei, wie bei anderen Erzeugnissen
der jüdisch-hellenistischen Litteratur, auch auf heidnische Leser
und Zuschauer gerechnet"92). Die Sprache und der Versbau der
Trimeter in dieser recht prosaischen Poesie ist leidlich.
Philon, wohl ohne Zweifel derselbe, welcher als jüdischer
Geschichtschreiber genannt und dabei im Gegensatz zu dem gleich-
namigen Philosophen als Philon „der Aeltere" bezeichnet wird93),
verfasste ein episches Gedicht über Jerusalem, aus welchem
wir noch kläglich gebaute Hexameter, die „ein wahrer Hohn auf
die griechische Prosodie" sind, in einer „bis zur Unverständlich-
keit schwülstigen und geschraubten" Sprache besitzen94).. Wir
dürfen nach diesen Bruchstücken vermuthen, er habe „die Ge-
schichte der Stadt Jerusalem in der Weise besungen, dass sie
zugleich eine Geschichte der jüdischen Könige war"94b), und
Dindorf Ausg. des Euseb. I. S. XIX— XXV. Cobet im Aoyiog rEQ{irjg
I. S. 457 — 459. Schürer II. S. 751—753 giebt eine gute Uebersicht über
den Inhalt der uns überlieferten Stücke und auch noch mehr Litteratur.
92) Schür er S. 752, welcher durch diese Bemerkung m. E. sehr
richtig die vielfach angefochtene Ansicht Eichhorns verth eidigt.
93) Bei Ioseph. c. Ap. I, 23 (der ihn wieder für einen Heiden hält).
$iXcov 6 7tQS6ßvtsqog und Clem. Strom. I. 337 D. <&lla>v 81 xai avrbg dvs-
yqaijjE xovg ßaüilsig rovg 'lovöaiav diacpoovcog tw drjfirjTQiat. Beide führen
ihn in derselben (vielleicht chronologischen, vgl. A. 73. 77) Reihenfolge
zwischen Demetrios und Eupolemos an, also (wie Schürer S. 749 be-
merkt) aus derselben Quelle, dem Alex. Polyh. (vgl. C. 33. A. 78).
94) Durch Alex. Polyh. Fr. 6. 11. 23 b. Euseb. P. E. IX, 20, 1. 421c —
422a. <&. iv tw 7iQ(bt(p tcov ksqI 'isQocoXvficc. C. 24. 430 b. c. £>. iv ry id'
(<T wohl mit Recht Freudenthal S. 100. Anm.) tcöv icsqI 'IsqogoXvhoc.
C. 37. 452 d — 453 b. $. iv xoig nsgl 'isQoaolvficov. — Ausg. u. Uebers. v.
Philippson, s. A. 91. Dazu: Dähne a. a. 0. II. S. 215. Anm. Cruize
a. a. 0. S. 61 f. Herzfeld a. a. 0. III. S. 519. 575. Ewald a. a. 0. IV3.
S. 338. VII. S. 91. Freudenthal S. 34. 100. 170. Schür er II. S. 748—750.
94 b) Schürer a. a. 0.
Ezechiel. Philon der Aeltere. Theodotos. Schlussbeinerkungen. 655
eben auf diese versificirte Chronik wird sich daher ohne Zweifel
jene seine Zurechnung zu den jüdischen Historikern beziehen.
Entsprechend schrieb
Theodotos, ein Samaritaner, eine versificirte Geschichte
von Sichern, von welcher uns noch 47 in Sprache und metrischem
Bau besser gerathene Hexameter aufbewahrt sind95).
Alexandros der Polyhistor, dessen Buch über die Juden
wir, wie gesagt, fast allein Alles verdanken, was uns aus dieser
prosaischen und poetischen Geschichtslitteratur der Juden und
Samariter in griechischer Sprache übrig geblieben ist, entnahm
seine Auszüge höchst wahrscheinlich96) bei seinem Aufenthalt
in Aegypten97) einer Sammlung, welche, wenn dies richtig ist,
vermuthlich entweder Ptolemaeos Philometor oder wohl eher
Ptolemaeos Physkon hatte zusammenstellen lassen98). Von ganz
besonderem Interesse sind aber die Reste der zwei oder drei
hellenistischen Samariter, weil sie uns einen geschichtlichen Ein-
95) Durch Alex. Polyh. Fr. 9 b. Euseb. P. E. IX, 22. 426 b — 429 b,
welcher völlig unrichtig den Titel iv reo 7isql 'iovdcu'cov angiebt. Ewald
a. a. 0. IV3. S. 338 erkannte wenigstens, dass Th. , vielleicht" ein Samariter
gewesen sei. Den wahren Sachverhalt, aus welchem hervorgeht, dass dies
sicher der Fall war, hat Freudenthal S. 99 f. klar gelegt. Th. nennt
Sichern ausdrücklich „die heilige Stadt" (lsqov ccotv), ähnlich wie Pseudo-
Eupolemos Fr. 1 den Garizim als ogog vipiarov bezeichnet. Ueber den
Inhalt des Bruchstücks s. Schür er II. S. 750 f. „Im Eingang wurde ge-
sagt, dass Sichern den Namen habe von Sikimios, dem Sohne des Hermes.
Th. scheint also wie andere Hellenisten die israelitische Geschichte mit
Brocken aus der griechischen Mythologie aufgeputzt zu haben". Ygl.
noch Herzfeld a. a. 0. III. S. 520 f. 576 f. Ewald a. a. 0. VII. S. 91;
einiges Weitere s. b. Schürer S. 751.
96) Wie Freudenthal S. 112 f. vermuthet. 97) S. C. 33. A. 76.
98) Für die erstere Annahme erklärt sich Freudenthal S. 113. Aber
dann müssten auch die jüngsten in diese vermuthete Sammlung aufge-
nommenen litterarischen Erzeugnisse schon in der ersten Hälfte des 2. Jahrh.
entstanden sein, und das hat keine grosse Wahrscheinlichkeit. Und dass
Physkon anfänglich ein heftiger Feind der Juden, der Schützlinge und
Anhänger seines Bruders, war (s. Ioseph. c. Ap. II, 5. Ewald a. a. 0.
IV3. S. 466 f. 612. Schürer II. S. 523, vgl. oben A. 31), steht der Zurück-
führung dieser Sammlung auf ihn keineswegs nothwendig im Wege, um
so weniger da wir wissen, dass bei seiner Frau und Schwester Kleopatra
und auch noch bei späteren Ptolemaeern die Juden sehr in Gunst standen,
s. Ewald IV3. S. 467. An einen von diesen aber zu denken ist nicht
gerade unmöglich, aber keinem von ihnen wird man noch mit Wahr-
scheinlichkeit den Sinn für ein derartiges litterarisches Unternehmen zu-
trauen können.
656 Achtunddreissigstes Capitel. Die jüdisch- hellenistische Litteratur.
blick in das Leben dieses Völkchens während der älteren Makka-
baeerzeit gewähren. Sie lehren uns, wie sehr dasselbe zu einer
Verschmelzung des Cultus vom tyrischen Herakles' oder mit
anderen Worten von Baal-Moloch mit dem Jehovahdienste hin-
neigte"). Nur darf man dabei nicht übersehen, dass es auch
mit den syrisch gesinnten Juden in Palaestina und Syrien um
Nichts besser stand100). Bei allen jenen drei Schriftstellern, von
denen indessen, wie gesagt, Kleodemos auch ein Jude gewesen
sein kann, zeigt sich eine wüste Vermischung alttestamentlicher,
babylonischer und griechischer Ueb er lieferungen und Vorstellungen
mit gleichmässiger Verwirrung aller dieser Bestandtheile 101). In
den Makkabaeerkämpfen hatten die Samariter zu den Syrern ge-
standen102); blutige Feindschaft zwischen ihnen und den Juden
herrschte wie schon zuvor so erst recht durch alle Folgezeit103);
je bedrohlicher ihnen der neu gegründete und erstarkte jüdische
Staat im Wege stand104), desto mehr fühlten sie das Bedürfniss
auch litterarisch in der griechischen Weltsprache sich geltend
zu machen und ihren eignen geschichtlichen Standpunkt zu ver-
treten, und so wird ihre hellenistische Schriftstellerei nicht zum
Mindesten als ein Kampf gegen die jüdische und ein Theil der
jüdischen als eine Antwort auf die ihre zu betrachten sein104).
Zu dem Krieg .mit dem Schwerte gesellte sich naturgemäss der
mit der Feder105)/
Die Chronik des Iohannes Hyrkanos (135—105) ist
uns nur durch ihre einmalige Erwähnung im ersten Makkabaeer-
buche bekannt106). Sie scheint frühzeitig untergegangen zu sein,
da schon Iosephos sie offenbar nicht mehr in Händen hatte107).
99) S. Freudenthal S. 102. 133 ff. 100) S. A. 37, vgl. A. 84.
101) S. Freudenthal S. 89 — 101. 132 — 135 u. vgl. oben A. 84. 86.
86b. 87. 95. 102) 1. Macc. 3, 10.
103) Ob freilich Theodotos seine poetische Verherrlichung von Sichern
der des Philon von Jerusalem gegenüberstellte oder umgekehrt, lässt sich
nicht sagen, wohl aber vermuthen, dass das spätere von beiden Gedichten
als ein Gegenbild gegen das frühere verfasst ward. Auch mag es wohl
mit Freudenthal S. 101 als ein polemischer Zug anzusehen sein, dass
Eupolemos und Artapanos (oder Pseudo-Artapanos) stets die Bezeichnung
'iovdccLoi gebrauchen, nie 'Eßqaioi oder 'icqariXiTcu, weil sich so die Samariter
auch nannten.
104) S. Schürer I. S. 141. 142. 182. 208. 211 (Eroberung und Zer-
störung von Samaria durch Iohannes Hyrkanos). 240. 297. 315.
105) Vgl. Freudenthal S. 101—103.
106) S. oben A. 29. 107) S. darüber Schürer I. S. 34. II. S. 584 f.
Nachträge und Berichtigungen.
Zum ersten Band.
S. IX. Z. 5 v. o. für 88 lies 87 und Z. 29 v. o. für das zweite 887 1. 888.
C. 1. S. 2. A. 4 füge hinzu: Lepsius Die griechische Inschrift des
nubischen Königs Silko, Hermes X. 1876. S. 129 — 144.
C. 1. S. 5. A. 14. Wohl richtig versteht Wegener S. 51—57 Strabons
Worte so, dass Eumenes II die Bibliothek erbauen Hess, s. darüber Conze
Monatsb. d. Berl. Akad. 1884. S. 1269 (vgl. unten d. Nacht, z. C. 12. A. 85. 85 b).
C. 1. S. 5. A. 15. Die künstlerischen Neigungen von Attalos II sind
auch noch durch zahlreiche Inschriften bezeugt, s. Fränkel Inschrr. von
Pergamon No. 65—67. 168. 169. 214—218. 221. 225. Besonders wichtig ist
die zuerst von Haussoulli er Bull, de corresp. hellen. V. S. 388 ff. ver-
öffentlichte und von Fränkel Gemäldesammlungen und Gemäldeforschung
in Pergamon, Jahrb. des deutschen archaeol.Inst. VI. 1891. S. 49—59 vor-
trefflich verwerthete delphische, allem Anschein nach, wie er darlegt, aus
der Zeit zwischen 141 und 188, das Ernennungsdecret von drei pergameni-
schen, zum Copiren dortiger alter Gemälde von ihrem Könige nach Delphi
gesandten Malern zu nQÖt-Evoi dieser Gemeinde. Fränkel folgert hieraus
mit Recht, indem er zugleich über das wahrscheinlich von Eumenes II
(s. Fränkel Insch. v. Perg. zu No. 164) gegründete plastische Museum in
Pergamon (s. Paus. VIII, 42, 7. IX, 35, 6. Plin. XXXVI. §. 24. Insch. v. P.
No. 42. 46. 48—50. Nachtr. S. XIX. Puchstein Jahrb. des arch. Inst. V.
1890. S. 95 f. 113 f.) handelt, dass auch eine Gemäldegalerie dort bestand
(vgl. Tac. Ann. XVI, 23. Paus. IX, 35, 7. Plin. XXXV. §. 60), und zwar
beide auch mit Rücksicht auf das kunsthistorische Studium angelegt. Ge-
wiss entwickelte sich dort um so mehr auch eine litterar. Forschung über
die Geschichte beider Künste, von der wir aber leider, wie Fränkel zeigt,
ausser der Thätigkeit des Antigonos v. Karystos u. des Polemon auf diesem
Gebiete nichts Sicheres wissen, s. unten d. Nachtr. z. C. 20. S. 521—523.
C. 1. S. 6. A. 18. Z. 12 v. u. für 8 1. 9.
C. 2. S. 25 ff. A. 66. Z. 3 v. o. für Peripatetiker und Kritiker 1. und
Peripatetiker. Die mir leider erst nachträglich bekannt gewordene gründ-
liche Untersuchung von Praechter Cebetis tabula quanam aetate con-
scripta esse videatur, Marburg 1885. 8. (Doctordiss.) gelangt zu dem Er-
gebniss, dass das Gemälde des Pseudo-Kebes erst im 1. Jahrh. n. Chr.
entstanden sei. Praechter weist eingehend eine Masse stoischer Einflüsse
nach; dass dieselben aber genauer bereits das Gepräge des eklektischen
Stoicismus an sich trügen, dies zu zeigen ist ihm m. E. keineswegs ge-
lungen: beträchtliche Zeit bevor der Eklekticismus auch bei den eigent-
lichen Philosophen eindrang, gab es popularphilosophische Schriftsteller,
welche eben als solche den strengen Schulcharakter der von ihnen benutzten
Scsbmihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II. 42
658 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
Philosopheme mehr oder weniger verwischten: es braucht nur an Bion und
Teles erinnert zu werden. Ebenso wenig folgt daraus, dass die Anwendung
der Allegorie bei Philon und Dion Chrysostomos eine ähnliche ist, auch
schon dass der Verfasser erst deren Zeitgenosse gewesen sei und nicht schon
Jahrhunderte früher gelebt haben könne: Praechter selbst setzt ja gut
auseinander, wie beliebt diese Darstellungsform in der bildenden Kunst
wie in der Litteratur schon von den ältesten Alexandrinerzeiten ab wurde.
Von wirklichem Gewicht zu Gunsten der von ihm vertretenen Ansicht sind
nur seine sprachlichen Ergebnisse: er findet, dass von 33 der guten
Gräcität fremden Ausdrücken sich nur 8 vor Polybios, 15 bei diesem
Letzteren und 10 erst bei späteren Schriftstellern nachweisen lassen. Allein
wirklich entscheidend ist bei dem Schiffbruche, den ausser Polybios beinahe
die ganze Prosa der Alexandrinerzeit erlitten hat, auch dies nicht. Mit
Unrecht bezweifelt Praechter S. 67 f., dass die C. 13 gebrauchte Be-
zeichnung „Kritiker" der ältere Name für „Grammatiker" ist, s. darüber
unten d. Nachtr. z. C. 12. S. 327—329, doch erhellt freilich aus dem dort
Dargelegten, dass sich hieraus umgekehrt auch nichts Zwingendes gegen
seine Ansicht folgern lässt. Der Erste übrigens, welcher die Aechtheit
anzweifelte, war Hieron. Wolf, und zwar bereits auf Grund der Er-
wähnung von Peripatetikern und Hedonikern an dieser Stelle und des
Citats von Piatons Gesetzen C. 33, welches letztere in der That schon
allein ausreicht, während jene erstere wohl wirklich, wie auch Praechter
S. 21 f. urtheilt, aus den von Sauppe entwickelten Gründen als eine
spätere Interpolation anzusehen ist.
C. 2. S. 32 f. A. 96. Dass die zweite Quelle für die Darstellung des
Bion bei Laert. Diog. Aristippos nsql ncdaiäg TQvcprjg gewesen sei (während
in Wahrheit das aus dieser Schmutzschrift Eingeschobene den Zusammen-
hang unterbricht), hat trotz des ungenauen Berichtes von Wendland Arch.
f. Gesch. der Philos. IV. 1891. S. 680 auch Hense keineswegs vermuthet.
C. 2. S. 39. A. 109. Z. 7 für 86 1. 82.
C. 2. S. 40. A. 114. Die Ergebnisse von R. Heinz e werden wohl einer mehr
oder weniger starken Einschränkung bedürfen, s. d. Recc. v. Morsch Woch.
f. kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 209-213 und Wendland a. a. 0. S. 681—683.
C. 2. S. 41. A. 118. Vgl. auchd. Rec. v. Diels D. L.-Z. 1890. Sp.ll59f. —
H. v. Mu eller De Teletis elocutione, Freiburg i. B. 1891. 8. (Doctordiss.)
C. 2. S. 46. A. 143. Z. 2 v. u. für 213 1. 222.
C. 2. S. 47. Text und A. 150b ermangeln der genaueren, in C. 36.
S. 556 f. mit A. 193 nachgetragenen Angaben. Auch A. 149 ist nach C. 36.
A. 197 zu berichtigen.
C.2. S.73. Z.6 v.o. hint. ethischen fehlt: beziehentlich politisch-historischen.
C. 2. S. 73. A. 288 füge hinzu: üebrigens vgl. d. Nachtr. z. C. 32. S. 378 ff.
C. 2. S. 95. A. 430. Vgl. Gercke Gott. gel. Anz. 1891. S. 384 f.
C. 2. S. 97. A. 438. Z. 2 v. u. für 1842 1. 1882.
C. 2. S. 99 mit A. 447. Metrodoros starb genauer 278/7 unter dem
Archon Demokies (Pap. Herc. 1044. Col. 23) , und sein Geburtsjahr schwankt
also zwischen 331, 330 und 329, s. Gercke a. a. 0.
C. 2. S. 100. A. 449. Dass die Schrift im Pap. 1055 nicht vom Metro-
doros ist, erhellt daraus, dass er vielmehr in ihr citirt wird, wie Gercke
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 659
a. a. 0. S. 382 bemerkt: „Fr. 2 Koerte, wo zu lesen ist ctio&riasig kqoocc-
yoQEvo[isv} stitSQ [ioqiov Hccl ccfo&ritrjQiov CpCC^iBV x. t. I. xal ö MrjTQO-
dcoqog s&rjKS tovxo".
C. 2. S. 120. A. 566. Die Annahme von Buresch bestätigt sich durch
die Untersuchung von Schmekel Philos. der mittleren Stoa S. 146—154
(vgl. Nachtr. 2. Folge z. C. 29. A. 220), welcher S. 153 f. sehr wahrschein-
lich macht, dass schon Krantors Trostschrift im Anschluss an Sokrates b.
Plat. Apol. 40 C ff. dargelegt hatte, der Tod sei weder im Falle der Un-
sterblichkeit noch in dem des Gege ntheils ein Uebel: nur so wird es auch
erklärlich, dass Panaetios, obwohl er die Unsterblichkeit verwarf, dennoch
diese Schrift so vorzüglich fand, dass er dem Tubero empfahl sie wörtlich
auswendig zu lernen (Cic. Acad. II, 44, 135).
C. 2. S. 122. A. 574 z. E. für bevor sie noch 1. als sie gleichzeitig.
C. 2. S. 124. Z. 6 für dem König — machten 1. sich bei der feierlichen
Einholung des Königs betheiligten, und Z. 8 für der Thür 1. dem Thore,
s. U. Köhler Rh. Mus. XXXIX. 1884. S. 294 f., vgl. unt. d. Nacht, z. C. 17. A. 18.
C. 2. S. 125. Z. 1 für Ol. 129, 3 = 241/40 1. Ol. 134, 4 = 242/1, ebenso
Z. 13 und hier ferner 216/5 für 215/4.
C. 2. S. 125. Z. 13 ff. mit A. 604. Richtiger wohl berichtet Philod. Ind.
Acad. Col. XXVII, indem er (vgl. C. 27. A. 21 mit d. Nachtr.) folgende
Verse des Apollodoros ausschreibt:
oxrco Kai df'xa,
toaavra d' BTSQa 7tQ0G\u(ßyd.v xrv xov ßiov
(istcdXwyriv snoi^occt' s(nyi KaXXiatQcctov ,
inl IIvTiddov d' tregoi Xiyovaiv, mv dexa
ezrj (dyiccUnefv , rccnl ita.6i dtcc v^oa^ov.
Vgl. Gomperz Philodem, Wien 1891. S. 85 f.: „Die Anfangsworte ge-
statten . . . kaum eine andere Deutung, als die, dass Lakydes das Schul-
amt 18 Jahre hindurch bekleidet und dann . . . eine gleiche Zahl von
Jahren im Ruhestande verbracht hat", also bis 206/5. „Die 26 Jahre,
welche La. Di. IV, 61 als Dauer seines Scholarchates bezeichnet, sind offen-
bar durch Einrechnung der nach seinem Rücktritt verlebten Jahre und
dadurch entstanden, dass der Gewährsmann des Laertius von den durch
Apollodor mitgetheilten zwei Versionen diejenige bevorzugte, welche La-
kydes 10 Jahre früher gestorben sein Hess, d. h. nach dem Obigen unter
einem auf das Jahr 216/6 zu fixirenden Archon Pytiades".
C. 2. S. 126. A. 613. Ueber die Moschion und Eubulos betreffenden
Verse des Apollod. b. Philod. a. a. 0. Col. 27 f. s. jetzt Gomperz a. a. 0. S. 86.
C. 2. S. 127. A. 625. Z. 2 für 36 1. 35.
C. 2. S. 132. A. 662. Ueb. Melanthios s. ferner unt. d. Nacht, z. C. 9.
S. 283.
C. 2. S. 140. A. 702 für 365 1. 366.
C. 2. S. 140. A. 703. Z. 6. 5 v. u. für Ath. XV. 680 a, vgl. Tertull.
Apol. 19 1. s. C. 17. A. 145 und Z. 2 v. u. für 78 1. 70.
C. 2. S. 140. A. 708. Das vermeintliche Fr. 18 M. des Demetr. v. Phal.
b. Plut. Demosth. 28, in welchem er selbst genannt wird, gehört in Wahrheit,
worauf Ed. Schwartz mich aufmerksam machte, dem kurz vorher (27) aus-
drücklich citirten und bezeichneten Demetrios von Magnesia an.
42*
660 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
C. 2. S. 143. A. 717. Grossartig sind die an Homer, anknüpfenden Fabeleien
des Demetrios, Schol. Od. y, 267 (Fr. LXVII Osterm.), vgl. C. 35. A. 35 c.
C. 2. S. 145. A. 739. Vgl. noch unten d. Nachtr. z. C. 12. S. 327—329
und z. C. 16. A. 116.
C. 2. S. 155. A. 816 füge hinzu: S. auch d. Nachtr. z. C. 32. A. 36,
ferner A. 818. Z. 4 hinter 32. füge hinzu: Vgl. auch Bergk P. L. G. III4.
S. 168 f. — S. übrigens auch d. Nachtr. unten z. C. 9. A. 60.
C. 4. S. 176. A. 11 füge hinzu 37.
C. 4. S. 181. A. 37. Haeberlin Epilegomena ad Figurata carmina
Graeca, Philologus XLIX (N. F. III). 1890. S. 271-284. 649—661.
C. 4. S. 183 f. A. 48. 49. S. jetzt auch Haeberlin a. a. 0. S. 653—656.
C. 4. S. 187. A. 69. Dass auch das Fragment bei Phot. Cod. 250.
664 b 34 ff. 'EQfirjGidvccI- 6 xt\v 'A&rjvccv syytcofiictoag x. r. X. wirklich von
dem Kolophonier herrühre, sucht (gegen Bach S. 106 f. und Schulze
S. 21) Haeberlin a. a. 0. S. 660 zu zeigen, jedoch mit dem Bemerken:
„quae verba quomodo in genuinos versus (lambicos) redigenda sint, nondum
dispicio".
C. 4. S. 187 f. A. 74. Ich muss auch nach der erneuten Behandlung
Haeberlins a. a. 0. S. 650 ff. von Theokr. VII, 71—89 meine Auffassung
aufrecht erhalten. Zu seiner Widerlegung fehlt mir leider hier der Raum.
Uebrigens wirft er (mit Schmidts Abh. noch unbekannt) S. 656 die Frage
auf, ob der Asvniog Schol. Theoer. VII, 78 denn auch wirklich Lykos von
Rhegion und nicht etwa vielmehr Lukios (= Lukillos) von Tarra sei.
C. 4. S. 188. A. 78 Ausserdem wird bei Ath. XI. 496 c. 'AU^uvSqos h
xiyovi citirt. Meineke denkt an den Komiker und schreibt Tiycovico,
Kaibel Ausg. HL S. Xf. versteht wohl richtiger den Aetoler und ver-
muthet 'AXs^avÖQog 'Avxiyovrj.
C. 4. S. 191 f. A. 99. Der scharfsinnigen Vermuthung von Kiessling
hätte ich nicht beipflichten sollen. Denn so viel wenigstens macht mit
vollem Recht Hillscher a.a.O. S. 404f. (im Anschluss an Meineke
An. AI. S. 256, Wachsmuth Symb. Bonn. S. 141. A. 10 und Kaibel
Herrn. XI. S, 373) gegen dieselbe geltend, dass vielmehr wo, wie in diesem
Falle, Cinna schlechtweg genannt wird, stets der allbekannte Mann dieses
Namens verstanden werden muss. Ob freilich Hillschers eigne Ver-
muthung, für Kivvcc sei Koxxa zu schreiben, das Richtige trifft, stelle ich
dahin.
C. 5. S. 196 f. A. 2. Ueber die Diss. von Hempel s. auch Hiller
Jahresber. XXXIV. S. 272—278. Für Kraut 1. T raut (von ihm ist inzwischen
auch P. III, 1890 erschienen).
C. 5. S. 200. A. 8. Dass hinter Battos im 4. Idyll des Theokritos Kalli-
machos stecke, strebt neuestens Reitzenstein Ined. poetar. Gr. fragm. II.
Rostock 1891. 4. S. 5 f. zu erweisen, indem er zugleich hinter Korydon den
Aetoler Alexandros sucht. Letzteres folgert er aus der Anrede in den
beiden Schlussversen 62 f. Aber diese Apostrophe gilt in Wirklichkeit,
wie der Zusammenhang lehrt, nicht dem Korydon, sondern dem Greise,
welchem die von diesem geweidete Herde gehört (V. 4), und über den sich
die Hirten ebenjetzt 58 — 61 unterhalten. Gerade so wenig beweisend ist
es, dass Korydon in höchst drolliger Weise V. 30 f. (s. Fritzsche z. d. St.)
Nachträge tmd Berichtigungen zum ersten Band. 661
sich rühmt die Lieder einer Glauke und eines Pyrros gut vortragen zu
können. Denn Alexandros verfasste zwar eigne kinaedologische Gedichte
für die Leetüre (s. C. 7. A. 3), aber wie in aller Welt könnte wohl hierauf
dadurch angespielt werden, dass Korydon fremde und allerdings ebenfalls
leichtfertige, aber in der That für den Gesang bestimmte Dichtungen zur
Flöte singt? Wenn überdies wirklich Tityros der Hirtenname des Alexandros
in der koischen Verbrüderung war, unter dem er sonst bei Theokritos er-
scheint, so ist es (was Reitzenstein selbst sich nicht ganz verbergen
kann) nicht wahrscheinlich, dass er hier unter einem anderen Namen auf-
treten sollte. Zum Wenigsten aber erwartet man dann (wie wiederum
Reitzenstein selbst anerkennt) doch nicht im 5. Idyll, sondern hier Ko-
matas oder Kornes. Denn die Grundlage dieser ganzen verfehlten Ver-
muthung Reitzenstein s ist ja die wahrscheinlich richtige Beobachtung
Meinekes Philologus XIV. S. 43, dass Kallimachos mit dem Vers Fr. 472
dr}(jLS%d'£cc XsXXcovcc Kccx,6yivr}[i6v ts K6(irjTa im Eingang der Hekale, nach
Hesych. Komitee (Ko^rjta Musurus)' svec xmv snxu (so Musurus, nämlich
von den 7 Tragikern der Pleias, für £') zu urtheilen, zwei zeitgenössische
Dichter bezeichne. Ob nun aber mit diesem Kofirjg gerade Alexandros oder
aber ein Anderer aus der tragischen Pleias gemeint ist, bleibt nach diesem
Allen genau so dunkel wie zuvor, und ebenso ist die Gleichsetzung des
Battos mit Kallimachos nicht um ein Haar breit sicherer geworden. Wer
jedoch au die letztere glaubt, der muss auch noch die fernere Gleichung
des kallimachischen Kornes vielmehr mit dem theokritischen „yEQOVTLov"
(V. 58) vornehmen, und dann war sicher nicht Alexandros, sondern ein
Aelterer aus der nachmals so genannten Pleias gemeint.
C. 5. S. 201. A. 14. Ueber Glauke s. C. 36. A. 18.
C. 5. S. 203. A. 20. M. E. bedeutet yXavnccv in' am (Theokr. XVI, 5)
nicht „gegen Osten", sondern „im Licht der Morgenröthe ", was, wie es
doch wohl Sinn und Zusammenhang verlangen, auf alle Menschen passt.
Ha eb erlin a. a. 0. S. 659. A. 40 meint, wenn Theokritos in Sikelien selbst
die betreffende Zurückweisung erfahren hätte, könnte er nicht V. 7 ano-
ni}itp£L sagen. Aber es geht ja anodi&xai oÜhco vorauf, und auf oincp
allein ist also auch unonspipEi zu beziehen.
C. 5. S. 210 f. A. 40. Vgl. unten d. Nachtr. z. C. 13. A. 61 und z.
S. 889. Z. 15 f.
C. 5. S. 216. A. 57b. Vgl. auch Knapp Theokrit und die Idyllendich-
tung, Ulm 1882. Mir ist indessen dies Schriftchen nur aus Hiller Jahresber.
XXXIV. S. 277 f. bekannt.
C. 8. S. 256. A. 52. Derjenige, welchem Petrus Alcyonius in dem Dialog
Medices legatus s. de exilio die betreffenden Worte in den Mund legt, ist
Johann Medici, der spätere Papst Leo X, dessen Lehrer Demetrios Chalkon-
dylas war: „audiebam puer ex Bemetrio Ghalcondyla etc." , s. Bemays
Herakleit. Briefe S. 117 f.
C. 8. S. 260. A. 82 hinter G. Hermann füge hinzu: de emend. rat.
gramin. Gr. I.
C. 8. S. 261 f. A. 91. „Der Aufsatz von Studemund hat auch eine fran-
zösische Reproduction erfahren: Rev. de l'instr. publ. en Belgiqne". (Hertz).
C. 8. S. 264. A. 111. S. auch noch C. 36. A. 68.
662 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
C. 9. S. 273. A. 23. Vielleicht ist aber 66 statt 46 zu setzen. Ygl.
Geffcken Herrn. XXVI. 1891. S. 33. A. 2 (s. d. Nachtr. z. A. 24): „Ich kann
mir nicht denken, dass selbst ein Mensch wie Tzetzes die Zahl der Stücke
(des Lykophron) zwischen 64 und 46 schwanken lassen konnte, wie z. B.
Bernhardy Gr. L.-G. II3, 2. S. 74 noch annimmt. Ebenso wenig kann ich
mich W. Christ Gr. L.-G. S. 409. A. 7 anschliessen , der aus der ersten
Zahl 56 macht. Für Bachmanns £d' rj (ig' bieten andere Handschriften
rj &' (Bachmann ed. Lyc. I. S. 262. 270. 271)".
C. 9. S. 273. A. 24. Ueber die Fabel von zweien der Tragoedien des
Lykophron hat neuestens Geffcken Zwei Dramen des Lykophron, Hermes
a. a. 0. S. 33—42 ebenso scharfsinnige wie ansprechende Vermuthungen
entwickelt, nämlich über den Elephenor und den Nauplios, indem er
mit grosser Wahrscheinlichkeit annimmt, dass der Dichter hier denselben
entlegenen Sagenformen wie in seiner Alexandra 1034—1046 und 1093 — 1095.
1215 — 1225 gefolgt sei. Jedenfalls huldigte er dann im ersteren Stück
einem euboeischen Localpatriotismus, indem er in demselben „eine sonst
ganz obscure abantische Sage" behandelte: „höchst wahrscheinlich schöpfte
er sie unmittelbar aus der Volksüberlieferung, den bekannten grossen Sagen-
stoffen stellte er einmal eine einheimische Sage von einem Helden, den
Jedermann in der Ilias abgethan wähnte, gegenüber". Vielleicht aber be-
wog ihn derselbe Localpatriotismus auch in dem Nauplios noch einen an-
dern Helden Euboeas zu feiern, „eine Art von Meerdaemon", den „rauhen
euboeischen Seekönig, dem man schlimme Thaten überträgt, den Repräsen-
tanten jener kühnen Schiffer, die den Weg nach Italien finden", und „sicher
gab es in dem Vaterlande des Dichters und des Seekönigs eine mündliche
Ueberlieferung, welcher Lykophron folgen konnte". Dass bei der Bezeich-
nung des Nauplios als diaG-nsvij nicht, was Geffcken S. 42 für möglich
hält, an die Ueberarbeitung eines fremden, sondern nur eines eignen Stückes
gedacht werden kann, scheint mir selbstverständlich; vielleicht hängt ge-
rade das Schwanken über die Zahl seiner Dramen hiemit theilweise zu-
sammen; aber für Geffckens Vermuthuug kommt darauf in der That
Nichts an.
C. 9. S.274. A. 28. S. 276. A. 39. Haeb erlin a. a. 0. S. 654 f. macht frei-
lich umgekehrt die Alexandra von den Figurengedichten des Simias abhängig:
„haec enim est auctorum . . . series: Simiae technopaegnia , Clearchus nsgl
yqicpav, Lycophronis Alexandra etc." Für die Entstehungszeit der Alexandra
wird nichts Wesentliches dadurch geändert, wenn er Recht haben sollte.
C. 9. S. 275. A. 34. Nach Geffcken S. 34 soll die Hauptmasse von
Lykophrons Alexandra dreith eilig sein: 1) die Schicksale Troias und der
Helden des Iroischen Sagenkreises, die Nostoi der Einzelnen, so weit sie
sich auf Kleinasien und Griechenland beziehen, 31—590, 2) die Sagenwelt
des Westens, 591—1280, 3) Kampf zwischen Osten und Westen, 1281—1450.
Aber wie alles 591—1280 Abgehandelte unter die so bezeichnete Rubrik
fallen könnte, ist schwer abzusehen. Ueber die „freiere" Verwerthung des
Herodotos im Gegensatz zu der vorangehenden des Timaeos (s. A. 28) s. jetzt
namentlich Geffcken S. 34. A. 1 und über einzelne Widersprüche, welche
Lykophron in Folge seiner Benutzung verschiedener Quellen begangen hat
(vgl. 143 mit 851, 426 ff. mit 979 ff.), s. denselben S. 37.
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 663
C. 9. S. 277 f. A. 45. E. Dittrich Fragmente v. Theons Comm. zur
Alex, des Lyk., Philol. XL1X (N. F. III). S. 740—744 (nicht eben glücklich).
C. 9. S. 278 f. A. 47. E. Dittrich Zu Lykophrons Alexandra, Jahrb. f.
Ph. CXL1II. 1891. S. 119 sucht den Anstoss vielmehr durch Umstellung von
1446 — 1450 vor 1435 zu heben, so dass als der von Alexandra bezeichnete
Blutsverwandte* Alexandros der Grosse selber und seine Heirath mit der
Stateira, Tochter von Dareios III, nach dem Ende des Letzteren (Droysen
Hellenism. I, 1. S. 242) gemeint sei.
C. 9. S. 281 f. A. 60. Es fragt sich, ob dieser Euphronios der bei Demetr.
v. Byz. ttsqI noir][iccT(Dv V. H. 2 V, 9. Fr. 16 = Y. H. Ox. I, 108 (s. C. 2.
A. 818) erwähnte Grammatiker Euphronidas ist, s. die Herstellung von
Hausrath in seiner Doctordiss. (vgl. d. Nachtr. z. C. 32. A. 199) These 8:
xal toc noXvd^svy-aovg nccl tu ~Ev(<pQyovi8ov dirjQtrjuevci [iiv xivu %ax tpsvdrj
nQo^cpeQOfisvccy 67}[ictivEL' v.aQ'o^Xoyv d' ov% s'ötiv uvvn6xa%x(ay. Dann
würde um so weniger bei Said. EvcpqovCda in Evcpqoviov zu ändern sein.
Polydeukes ist wohl der bei Ath. XI. 784 d erwähnte von Parion.
C. 9. S. 283. Es fehlt der S. 132 genannte Melanthios von Rhodos,
ein Schüler des Aristarchos und des Karneades, der gleich seinem älteren
Namensvetter auch Tragoedien dichtete, wie wir aus Philod. Ind. Acad.
Col. XXXI erfahren, der hier aus Apollodoros (vgl. C. 27. A. 21 mit d.
Nachtr.) Folgendes abgeschrieben hat:
v.al (irjv MbXuv&lov ys yivaa-AEig ort
TQciy<Qi8Cai filv r\v no^x'y §6xscpavco[i8vo(gy
Inavov t' 'AQiaxccQxcoi, ovv86%o\uY.mg %q6v(oyv
noXv t' iv 'Ad"^vaig [iciXXov . . .
Vgl. Gomperz Philodem, Wien 1891 (s. d. Nachtr. z. C. 27. A. 21 und z.
C. 32. A. 199, auch z. C. 2. A. 604. 613. 662), nach welchem Bücheier
z. d. St. zu berichtigen ist.
C. 10. S. 292. A. 34. Z. 5 v. u. tilge spöttisch, s. C. 36. A. 95.
C. 10. S. 293. A. 42 füge hinzu: üeb. d. Epigr. des Leonidas s. C. 35. A.83.
C. 11. S. 323. A. 69. Vgl. auch Crusius Reinesius über Timokles den
Teratologen, Rhein. Mus. XXXIX. 1884. S. 627—629.
C. 12. S. 327—329. Die hier gegebene Darstellung bedarf, wie ich in-
zwischen theils selber, theils namentlich durch freundliche Anleitung
Useners eingesehen habe, gar sehr einer Berichtigung und Ergänzung,
wobei ich aber von vorn herein bemerke, dass ich für alles Dasjenige, was
ich nicht ausdrücklich als Useners Eigenthum anführe, die volle alleinige
Verantwortung übernehme. Es ist nicht richtig, dass die alexandrinischen
Philologen die sogenannte x^m;««], d. i. die höhere und die ästhetische
Kritik, nicht ohne Weiteres mit zur wissenschaftlichen yoa^|LtaTtx?f gerechnet
hätten; vielmehr sahen sie die erstere, wie aus der C. 16. S. 446. A. 56 an-
geführten Stelle des Thrakers Dionysios erhellt, gerade als die eigentliche
Krönung des ganzen Gebäudes der letzteren an, wenn auch von Aristarchos
ab die Praxis bei ihnen dieser Theorie wenig mehr entsprach. Die grie-
chische Philologie ist aus zwei Wurzeln erwachsen, nämlich neben der
sprachlich-glossographischen Thätigkeit (vgl. A. 8 u. dazu unten d. Nachtr.),
der vom rhetorischen Gesichtspunkt aus zunächst durch Protagoras an-
geregten Beobachtung auf dem Gebiet der Formenlehre und den besonders
664 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
(s. namentlich Aristot. Poet. 20. 1456 b 33 f. 37 f.) an den metrischen Unter-
richt sich anlehnenden Anfängen der Lautlehre (vgl. unten d. Nachtr. z.
S. 345) fürs Zweite aus der gleichfalls ziemlich frühzeitigen sachlichen,
mehr oder minder gelehrten Beschäftigung mit Homeros als dem vermeint-
lichen Inbegriff aller Kunst und Weisheit. Aus diesem Glauben entsprang
die allegorische Auslegung. Wir kennen als solche gelehrte Ausleger des
Homeros (vgl. Aristot. Met. XIV, 6. 1093 a. 27 f. zoig ccQxccioig 'OfirjQixoig, dt
pMQccg bfioLozrjtag oqwgi, [isydXag ds 7kxqoqcq6i) Theagenes von Rhegion,
Stesimbrotos und Hippias von Thasos, Dionysios von Olynthos (s. u.
d. Nachtr. z. S. 345), Metrodoros von Lampsakos, einen Schüler des Anaxa-
goras, Anaximandros (von Lampsakos oder Anaximandros den Jüngeren
von Miletos), Glaukon (= Glaukos von Rhegion?), s. Sengebusch Diss.
Hom. prior S. 133. 205 — 214. Dazu kamen die schon in voralexandrinischer
Zeit entstandenen Homerausgaben eines Euripides und Antimachos. Diese
Vorläufer der Realphilologie nun wurden ohne Zweifel ursprünglich xgmxol
genannt, da sie ja in der That durch ihre Erklärung namentlich zur rich-
tigen Würdigung der Wahrheit und Schönheit in den Darstellungen des
Homeros und anderer Dichter zu verhelfen suchten, wenn andrerseits auch
mit vollem Rechte (worüber nicht hier, sondern in der attischen Literatur-
geschichte zu reden der Ort ist, vgl. übrigens auch C. 1. S. 6 ff.) erst
Aristoteles als Derjenige betrachtet ward, welcher eine xemxr? im vollen
Sinne oder nach der späteren Bezeichnung ygafifiaziyt^ in der höheren Be-
deutung ins Leben zu rufen begann (Dion Chrys. LIII. p. 274 R., s. u.),
während noch Andere erst den Peripatetiker Praxiphanes wegen seiner
ganz vorwiegenden Beschäftigung mit litterarischen Fragen als den ältesten
eigentlichen yQccppazuiog gelten lassen wollten, Clem. Strom. I. 309 A,
s. C.2. A. 739. Schol. Dionys. Thr. p. 729, 22 ff. = Cramer Anecd. Ox. IV.
311, 5 ff. (wo es von der Grammatik höheren Stils heisst: <xQf-a[i8vri (isv
[beide Worte fehlen b. Cram.] änb Qsaysvovg, zsXsöd-eiacc [zexsXeazcci Cram.]
ds 7ckqu [aito Cram.] zmv TIeqinaz7]zi%mv Tlqa^icpdvovg zs xai 'AQiozozsXovg).
So viel ist gewiss, dass erst nachher die Bezeichnung ygcciipcczinri als eine
umfassendere statt KQf.zi%^ aufkam, und zwar, wenn ich nicht sehr irre,
seitdem diese Art von Thätigkeit sich mit der sprachlich-glossographischen
Erklärung zu verbinden anfing. Denn Antidoros von Kyme, welcher in
seinen Schriften zuerst sich selbst ygafi^iazi-nog statt xjhtixos nannte und
vermuthlich doch wohl der ältesten Alexandrinerzeit angehörte, verfasste
sowohl eine Schrift nsQVOfirjQov hccVHgioöov als auch eine Aei-ig. S. Immisch
De grammaticorum principe, Jahrb. f. Ph. CXLI. 1890. S. 694 f., welcher
zeigt, dass dies der richtige Name ist: Cod. miscell. Vallicell. C 46 fol. 82:
ozi r\ yQUiniccrLTir} HQizinfj tzqozsqov inccXsizo. 'AvzCdtOQOg ds zig awsyqaips
(Xii-ivy xai E7t£yQccipsv Avzidtoqov ygafifiazi^ov (so Immisch nach den
Parallelnotizen f. y^a^aziTirj) Xe£i>g = Cod. Voss. 76. Bekker Anecd. III. 1140.
zo 71q6z6qov Hgizinr] eXeyezo xat zavzr\v fisziovzsg hqizihoi. 'AvzodcoQog ds zig
Kvtiaiog x. z. X. = Villoison Anecd. II. S. 172. A. 4. Fabricius Bibl. Gr.
VII l. S. 54. 'AvxidooQog (Avzodcaqog bei Fabr.) de zig Kvpcciog (Ko^iuecog
b. Vill.) 6vyyqaipdfisvog Xs£iv snsyQctrpev AvzodcoQOv (AvzodwQOv) yQafifiazi-
xov Xs^ig. Cod. Voss, setzt hinzu: xal ix zovzov noze 17 y.qiziy.t] yQainfiazi'nr]
XsXs'nzai. Schol. Dionys. Thr. Cramer a. a. 0. 310, 26 f. qpatft ds 'AvzodcoQOv
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 665
(avrodcoQov am Eande) xbv Kv^acov ngatov ZTtiysyqacpivai avxbv yQcc[i(ia-
xlyov, 6vyyQC([i(iu xi yquipavtcc (yQa(i{iazi7i6v ovyyQct{i[iciTi,yQCi'ipc)cvTCi Immisch)
7Z£qI 'OfiriQov neu 'Hoiodov. Es ist hiernach klar, wie bei Clem. a. a. 0. (wo
er fälschlich Apollodoros heisst, s. A. 6) das verderbte starjyi^aaxo wenigstens
dem Sinne nach zu berichtigen ist (naQrjx^öccxo? Usener). Antodoros wird
er auch genannt Schol. A. II. W, 638. 'AvxodcoQog per ovv 6 Kvpcttog y. x. X.
in einem Bruchstück, welches, wie Immisch bemerkt, wahrscheinlich aus
der At^ig stammt. Der ältere Ausdruck %QixiYog wird nun aber auch nach-
mals gelegentlich noch auf Philologen der ältesten Alexandrinerzeit statt
des späteren yQcciifiaxiYog oder neben ihm angewandt, so wie umgekehrt in
der erstangeführten Stelle der Schol. Dion. Thr. nicht der Ursprung der
XQixinf}, sondern der höhern yQoc^axiYri auf Theagenes zurückgeführt wird.
„So nennt Strab. XIV. 657 (vgl. C. 4. A. 3) den Philetas 7toir}xi}g ätiu yclI
HQixLHog, so bezeichnet Suid. den Hekataeos von Abdera als cpiXoaocpog, og
ccTtsTtlrför] neu KQixiv.bg ((nciiy? Susemihl: nccl %Qixiv.6g schrieb Küster f.
-H.QiTiY.bg ncci, doch ist auch bei Suid. $>iXr\xag überliefert yqcc[iii(xxLYbg YQixinog)
yQCCfifiaxLYog , ola yQ<x[i[iccxiYr)v £%(ov 7tocQccCY,svrjv (s. C. 11. A. 13). Ferner
heisst es ausdrücklich bei Dion Chrys. LI1I, 1. p. 274 R. 'AQLOxaQ%og %cd
KQuxr\g yccl sxsqol nXeiovg xav vgxsqov yQocfificcxiYmv Y.Xrj&svxoiv, 7Cq6xsqov
ds yqlxlycov Hccl drj Y.ocl ccvxbg 'AQtöxoxsXrjg, atp3 ov cpaai xr\v y,qixiy.v\v xs yccl
yQcc[iiiaxiY,r}v UQ%r\v Xocßsiv, sv itoXXoig diaXoyotg tcsqI xov Ttoir\6ai dis^sißi y. x. X.
Bei Pseudo-Plat. Axioch. 366 E werden als die Quälgeister der Jugend vom
siebenten Jahr ab die ncudaycoyol xai yQafifiaxiaxal y.clI nctidoxQißai genannt,
dann aber bei weiterem Heranwachsen (av^ofisvov ds) die yqlxiyoi, ysca-
[isxQcci,, xuY.xiY.oi und ebenso bei Pseudo-Keb. 13, 2 die yqixiyol unter
den Anhängern der falschen Bildung {xpsvSonaidsia), vgl. C. 2. A. 65. 66
mit d. Nachtr. hinter diesem 2. Bde. Mit wörtlicher Entlehnung aus einer
Schrift des Epikuros (= Fr. 20) sagt Plut. non posse suav. v. 13. 1095 C:
7tQoßXrj[ioc6t, ds fiovGLYOLg Y.a.1 yqlxly<öv cpvXoXoyoig %y\xr\\LU<iiv ovds itocQa noxov
didovg %(oqclv und mit Bezug auf diese Stelle 1096 A: yqlxiycov yoX [iovol-
YGiv XttXimv ßdsXvxxsc&ai xai qps vysiv, und auch die Gegenstände der von
diesen yqixiyol besprochenen Fragen werden dort gekennzeichnet: 1096 B.
jjd"rj 7COLr}xcov, yccI nXccopaTcc xai dicccpOQoci %ctQU,YxriQ<ov , Y.a.1 Xvosig dnoQLcov".
(Usener). Der von Krates eingenommene Standpunkt ist nun in Wahr-
heit nach dem Obigen nur eine Steigerung des alexandrinischen mit theil-
weiser Rückkehr zum älteren: Krates nahm die yqixiyt\ in einem allerdings
erweiterten Sinne ganz heraus aus der yQcc^ifiaxLY^ und stellte sie als Herrin
über Dasjenige, was nun unter dem letzteren Namen noch übrig blieb: er
und seine Schüler nannten sich in Folge dessen yqixiyol, so dass das Wort
auf sie angewendet mit pergamenischen Philologen gleichbedeutend ward
(vgl. C. 27. A. 2, jedoch m. d. Nacht, z. C. 27. S. 3). „Seit dem 2. Jahrh. n. Chr.
aber holte man diese ältere Bezeichnung für den Philologen überhaupt
wieder hervor: Galen. XIX. 48 nennt unter seinen Schriften auch eine et
dvvuxui xig slvul YQixLYog yccl yQu^iiuxLYog, cc. Weitere Beispiele aus späterer
Zeit s. b. Usener Dionys. Hai. de imit. S. 133. A. 1". (Usener).
C. 12. S. 329. A. 6. Z. 9 v. u. tilge oder Kritiker.
C. 12. S. 329. A. 8. S. auch Lehrs Aristarch.3 S. 36 (* 42. 2 35) ff.
Merkel Proleg. ad Apoll. Rh. S. CXLIVff.
66Q Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
C. 12. S. 331. Z. 2 v. o. für 385 1. 285.
C. 12. S. 339. A. 59. Im geraden Gegensatz zu Di eis und Anderen be-
streitet P. Hartmann De canone decem oratorum, Göttingen 1891. 8.
S. 3—10 jede theil weise alphabetische Anordnung in den üivccytsg des Kalli-
machos mit grossentheils recht spitzfindigen und einer Widerlegung, die sehr
leicht sein würde (vgl. unten d. Nachtr. z. A. 87), kaum bedürftigen Gründen.
Mit Recht aber macht er (S. 9) die sachliche geltend, die auch in den
Reden des Deinarchos bei Dionys. v. Hai. de Din. 10. p. 651 ff. nach dem
Vorbilde der alexandrinischen wie der pergamenischen TLCvaY.Bg vorliegt.
Seine Annahme (S. 5—7), dass schon die des Kallimachos auch kurze
Charakteristiken des Stils der verzeichneten Schriftsteller enthalten hätten,
über deren Unsicherheit er sich auch selbst nicht täuscht, lässt sich zwar
nicht widerlegen, liegt auch dem Sinne und Geiste des Kallimachos durch-
aus nicht fern, aber es fehlt für sie jede Spur eines Beweises. Denn in
seiner Berufung auf Dionys. a. a. 0. 5. p. 630, die allein hier von Erheb-
lichkeit sein könnte, ist auch nicht einmal eine solche zu finden: Dionys.
hat bei Kallimachos und den pergamenischen Pinakographen nach genaueren
chronologischen und biographischen Notizen, auf Grund derer sich die Aecht-
heit oder Unächtheit von Reden unter dem Namen des Deinarchos be-
stimmen Hess, gesucht und theils Ungenügendes, theils geradezu Verkehrtes
gefunden, ob auch nach stilistischen, steht völlig dahin: naqa xb [irjdsv
i^stccGccL nsql ccvxov xmv ccHQißeazsQoav ^fia^r^xoraff, mg firj fiovov iipeva&ocL
noXXcc, uXXcc %ul Xoyovg xovg psv ovdev avxm nqoGriv.ovxag xovxcp nqooxL-
dsadcu, xovg 8* vn ctvxov ygcccpsvxag exsqcov slvai Xsysiv, und er hat über-
dies hier nach Dingen gesucht, die er, wie Di eis richtig urtheilt, hier zu
suchen gar nicht berechtigt war. Im Ganzen stimmt Hartmanns Auf-
fassung der TICvcMEg mit der meinen überein, aber wo sie weiter geht, kann
ich ihr nicht folgen.
C. 12. S. 340. A. 66 z. E. 1. Herrn. XVIII. 1882. — Hinzuzufügen sind
noch: Gardthausen Gr. Palaeogr. S. 127 ff. Fuhr Rhein. Mus. XXXVIII.
1883. S. 468 ff. Vitelli Nuovo Museo Italiano I. S. 29 ff. 160 ff. 178 ff.
Christ Die Attikusausgabe des Demosthenes, München 1882. 4. = Abhh.
der Münchner Akad. philos.-philol. Cl. XVI, 3. S. 153—234. Blass Palaeo-
graphie in Iw. v. Müllers Handb. I. S. 314—316. Buermann Herrn. XXI.
1886. S. 34ff. Burger ebendas. XXII. 1887. S. 650 ff. J. Rendel Harris
Americ. Journ. of Philol. IV, 2, 14. S. 135—157. IV, 3, 15. S. 309—331. Vgl.
u. A. auch Dräseke Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. VII. 1873/5. S. 181—184.
Gaumitz Leipz. Stud.II. S. 270. A. 2. Rohde Gott. gel. Anz. 1882. S. 1556 f.
C. 12. S. 341. A. 68. So eben erscheint die Abh. von Dziatzko loh.
Tzetzes und das Plautusscholion über die alexandrinischen Bibliotheken,
Rhein. Mus. XL VI. 1891. S. 349 — 370. Mich mit derselben auseinander-
zusetzen theils in Billigung theils in Widerspruch ist mir nicht mehr mög-
lich, am Wenigsten hier. Was ich in den Nachträgen zu dieser Anm.
hinter dem 1. Bde. S. 894 geltend gemacht habe, halte ich vollständig fest,
gleichwie er gegen Haeb erlin ungefähr Dasselbe wie ich bemerkt.
C. 12. S. 343. A. 85. 85 b. Der Raum der pergamenischen Bibliothek
ist höchst wahrscheinlich im Nordosten der Säulenhalle um den Tempel der
Athene Polias wiederentdeckt. Säulenhallen mit den hinter ihnen liegenden
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 667
Bücherräumen waren die stehende Form für Bibliotheken in hellenistischer
und römischer Zeit. Interessant sind besonders vier im Bereiche des Heilig-
thums gefundene Inschriftensteine, drei von Marmor bloss mit den Namen
des Alkaeos, des Herodotos und des Timotheos von Miletos, die vierte ein
Kalksteinblock mit einer metrischen Inschrift von 20 Zeilen auf Homeros,
offenbar lauter Basen für die entsprechenden Bildnisse. Die Schrift ist aus
der Königszeit. Ausserdem s. u. d. Nachtr. z. C. 14. A. 50 u. z. C. 21.
S. 636. Es waren also Statuen oder Büsten von Schriftstellern in der
Bibliothek aufgestellt. Gewiss darf man,, wie schon C. 16. S. 447. A. 56
gesagt ist, für Alexandreia ein Gleiches vermuthen. Sicher befanden sich
in nächster Nähe übrigens auch die Kunstsammlungen (s. Nachtr. z. C. 1.
A. 15 hinter diesem 2. Bd.). S. über dies Alles Conze Die pergamenische
Bibliothek, Monatsber. der Berl. Akad. 1884. S. 1259—1270.
C. 12. S. 344 hinter Z. 4 v. o. hätte der Nachrichten gedacht werden
sollen, welche wir noch über den Eifer besitzen, mit welchem sowohl die
pergamenischen Könige als auch die ägyptischen in der Zeit nach Phila-
delphos für Gedeihen und Wachsthum ihrer Bibliotheken Sorge trugen. Es
wird uns berichtet, was für Massregeln schon Euergetes ergriff. Er zwang
alle anlandenden Schiffer die litterarischen Werke, welche sich auf ihren
Fahrzeugen befanden, an ihn abzuliefern und statt der Originale, welche zu
einer besonderen Bücherabtheilung unter dem Titel xa Ix nloCcav zusammen-
gestellt wurden, Abschriften zurückzunehmen (Galen. XVII a. 603, s. C. 24.
A. 213). Er entlieh gegen ein Pfand von 15 Talenten von den Athenern
ihr Staatsexemplar von den Stücken der drei grossen Tragiker, um es für
die alexandrinischen Büchersammlungen abschreiben zu lassen, und bewog
sie sodann das Geld zu behalten und sich ausserdem durch kostbare Copien
entschädigen zu lassen (Galen. XVII a. 607). Dann aber entbrannte seit
Eumenes II, worauf mich Usener aufmerksam machte, ein förmlicher
„Bücherkrieg" zwischen beiden Höfen: jener suchte offenbar den Aristo-
phanes von Byzanz nach Pergamon zu ziehen, welcher letztere dann für
seine vermuthlich wohl nicht bloss ihm Schuld gegebene, sondern in der
That vorhandene Willfährigkeit hierauf einzugehen von Ptolemaeos V Epi-
phanes eine Zeit lang ins Gefängniss geworfen wurde (s. C. 16. A. 9), und
von ägyptischer Seite gehört ferner die C. 1. A. 14 angegebene Nachricht
ihrem historischen Kerne nach ohne Zweifel in diesen Zusammenhang. Ja,
es fragt sich, ob derjenige Euergetes, welcher auf die eben bezeichnete
Weise seine Bücherschätze vermehrte, nicht vielmehr, wie Usener glaubt,
Euergetes II oder Physkon war. Denn wenn man m. E. auch dem Sammel-
eifer von Euergetes I recht wohl derartige Massregeln zutrauen mag, so
passen sie doch erst recht für diesen ebenso schändlichen wie launenhaften
Despoten, und die Vertreibung der Gelehrten durch ihn aus Alexandreia ist
durchaus kein genügender Gegengrund, s. C. 1. A. 26 — 28. Vgl. jedoch
unten d. Nachtr. z. C. 24. A. 213. Die üblen Folgen dieser Bücherjagd, die
von den Königen ohne Zweifel auch auf die Reichen und Vornehmen, Ge-
lehrten und Gebildeten überging, blieben auch nicht aus : die Unterschiebung
gefälschter Bücher als eigner Industriezweig (Galen. XV. 105. [s. C. 2. A. 65 b].
109), die Zurichtung junger Abschriften in einer Art, welche ihnen den
Schein hohen Alters gab (s. C. 33. A. 367), die Flüchtigkeit und Nach-
668 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
lässigkeit beim Abschreiben in Folge zu grosser Eilfertigkeit, über welche
Strabon XIII. 609 klagt.
C. 12. S. 344. A. 87. „Die Zahl der Rollen in der grossen alexandrini-
schen Bibliothek betrug bei dem Untergänge der letzteren nach der An-
gabe von Gell. VI, 17, 3 und Ammian. Marcell. XXII, 16, 3 gegen 700 000.
So sehr war sie seit den Zeiten des Kallimachos gewachseu! Anschaulich
wird der Zuwachs und die gesteigerte Thätigkeit der Bibliothekare durch
die Anlage des Verzeichnisses der Schriften des Theophrastos b. La. Di.
V, 42—46. 46—48, d. h. 300 + 117 Bücher, vgl. A. 58". (Usener).
C. 12. S. 345. Vor Lysanias von Kyrene fehlen ausser Antidoros von
Kyme (s. d. Nachtr. z. S. 327 — 329 hinter diesem 2. Bde.) noch Glaukos
von Samos und Hermokrates von Iasos, der Lehrer des Kallimachos (vgl.
C. 13. S. 348. A. 5), welche sich beide mit der Accentlehre beschäftigten,
vgl. Serg. de acc. §. 21 ff. (s. Lentz Herodian. I. S. XXXII f.) = explan, in
Donat. I, Gr. Lat. IV. S. 530 f. Keil, quos omnes (näml. qui ante Varronem
de prosodia aliquid reliquerunt) sibi fuisse auctores Varro commemorat:
grammaticos Gl au cum Samium et Hermocratem Iasium, item philo-
sophum Theophrastum Peripateticum nee non eiusdem seetae Atheno-
dorum summi acuminis virum, qui quandam prosodiam (iovozovov appellat,
quae videtur non alia esse quam media, licet diver so vocabulo. (§. 22). nee
desunt, qui prosodias plures esse quam quattuor putaverint, ut Glaucus
Samius, a quo sex prosodiae sunt sub hisce nominibus: ävsifiivrj, {iscr}, ini-
Tsxa^tvrjj MKlocOfievr}, dvtavayiXa^ofisvr}, ** {yr\%y\ ergänzt Wase, iarj Weil,
nsQiy,EY.X(xciL£vri Keil), sed hie quoque non dissentit a nobis. nam cuivis ex
ipsis nominibus intellectu proelive est tres primas esse simplices et non alias
quam ßccQSiav , (lißrjv, 6£elccv, postremas autem tres duplices et quasi species
unius flexae, quae est genere una. hanc enim flecti non uno modo omnes
putaverunt: Eratosthenes ex parte prior e acuta in gravem posteriorem,
Theodorus autem aliquando etiam ex gravi in acutiorem escendere etc.
(§. 24). eam (prosodiam), quae sursum est, Glaucus inir£Ta(iivr}v, item alius
aliter, sed nemo adhuc levem voeavit, quamvis id erat gravi contrarium, verum
ea nomen dbtinet o&iav, Latine acuta, inter has est (liarj . . . quartae HU
[coniungit] , quia ceteris perplexior est, plura sunt vocabula: Ammonius
Alexandrius, qui Aristarchi scholae successit, d£vßccQvv vocat, Ephorus
autem Cymaeus izsqiotccow, Dionysius Olympius (Olynthius? Susemihl,
s. Tatian. ad Gr. 31. p. 31, 20 Schwartz: vor Ephoros) diatovov, Hermo-
crates Iasius öv^nXe-ntov , Epicharmus Syracusius yteuXaaiiivrjv: verum
ea nunc ab omnibus itsQiüncofiEvr] Graece vocatur etc. Ueber Theodoros
s. C. 35. A. 237-239.
C. 12. S. 345. A. 103 für Schol. Od. i, 378. «, 558 1. Schol. A II. II, 558.
Schol. B (= Porphyr.) II. I, 378.
C. 13. S. 348. Z. 1 f. y. o. Dass Hermokrates von lasos uns nicht weiter
bekannt sei, ist unrichtig, s. den eben gegebenen Nachtr. z. C. 12. S. 345.
C. 13. S. 356. A. 42. Reitzenstein Inedita poet. Gr. fr. II. (Rostock
1891). S. 4 f. hat es durch eine glänzende Combination m. E. sehr wahr-
scheinlich gemacht, dass nach der Darstellung in der Hekale des Kalli-
machos Theseus auf Betrieb der Medeia von Aegeus, der ihn noch nicht
erkannt hatte, in das Abenteuer mit dem marathonischen Stiere ausgesandt
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 669
war, um bei demselben seinen Tod zu finden, und dass dann Aegeus durch
ein von der Medeia gemischtes Gift ihn aus dem Wege zu räumen suchte,
aber ihn glücklich noch zur rechten Zeit erkannte, Reitzenstein schliesst
mit folgenden Worten: „Sed magis quam incertae hae ratiocinationes me
movet, quod hoc demum modo, cur Cällimachus hoc herois certamen sibi ele-
gerit, intellego, qui re vera Theseidem condidit unam hanc fabulam narrans,
cuius sub exitum regis filius ex omnibus periculis exemptus agnoscüur, sagam
fatalem fatoque debitam expellit, urbem lustrat et princeps Atheniensium
factus est".
C. 13. S. 360. A. 61. Kuiper In Callimachi hymnum IV, Mnemosyne
N. F. XIX. 1891. S. 63—74 bemerkt (S. 66 f.) wohl annähernd mit Recht:
In nostro . . . hymno . . . poeta . . . insulae divinae laudibus gloriam prin-
cipis sui iungere volebat, atque id eo magis, quia maxima apud Deliacos
Ptolemaeorum erat auctoritas, postquam Athenienses Bell principatum tenere
desierunt. Quin etiam divino honore regem colebant insulani, festosque dies
Ptolemaea et Phüadelphea instituerant. Iam deorum in numero habetur non
solum rex, sed mox etiam regina, et anathemata iis voventur, cuius rei prae
ceteris nunc testis est Theoph. Homollius, qui in . . . libro . . . Les archives
de Vintendance sacree ä Delos (Par. 1887) p. 59 inscriptione quadam testatur
Hermiam phialas dedicasse 'Arsinoae Philadelpho, Apollini, Artemidi\ Cum
igitur in insula Delo aequo honore atque rex ipsa regina Arsinoe coleretur,
non puto poetam, qui Philadelphum tamquam aXXov &eov Apollini aequa-
visset, Arsinoes honores silcntio praeteriturum fuisse, si post regis cum sorore
nuptias hymnum composuisset. Aut aperte ipsam reginam laudibus extulisset,
aut tectis et ambiguis verbis, Artemidos verbi causa honorem cantans, cuius
deae nunc nisi ultimo versu nulla toto carmine fit mentio<(. Er setzt danach
die Entstehungszeit zwischen 276 und 274. Allein es ist durch Nichts er-
wiesen, dass die Delier schon gleich nach der Verheirathung der Arsinoe
mit ihrem Bruder dessen göttliche Ehren auch auf sie übertrugen, und so
bleibt es auch auf Grund von Kuipers Erwägungen immer noch recht
wohl möglich, dass dieser vierte Hymnos des Kallimachos, wenn auch vor
dem Ptolemaeos des Theokritos (vgl. auch Kuiper S. 64 f.), so doch erst
zwischen 272 und 270 verfasst sei. — Z. 7 hinter Scholien füge hinzu
zu V. 186.
C. 13. S. 362. 'Z. 2 f. mit A. 65. 66. Ich stimme jetzt vielmehr Vahlen
in der A. 55 angef. Abh. bei, welcher in wesentlicher Uebereinstimmung
mit Wilamowitz Ant. v. Kar. S. 229. A. 57 die Regierung des Magas
308—258 setzt und ferner nachweist, dass Euergetes erst gleich nach seiner
Thronbesteigung seine Hochzeit mit Berenike feierte.
C. 13. S. 365. A. 74. Z. 11 für Bourdeaux 1. Bordeaux.
C. 13. S. 369. A. 92 füge hinzu: Vgl. C. 36. A. 44. 45.
C. 13. S. 370 f. A. 106. Reitzenstein Die Inhaltsangabe im Arche-
typus der Kallimachushandschriften, Hermes XXVI. 1891. S. 308—314 be-
handelt ein schon von Politianus Miscell. XXIV als „notissimum" be-
zeichnetes „Epigramm" in Trimetern, welches neuerdings von Hagen in
den Randglossen eines unbekannten Humanisten in einem Exemplar der
Ausg. des Kallimachos von Vascosanus wiederentdeckt und im Katalog der
Berner Handschriften S. 520 (mit versehentlicher Uebergehung eines Verses)
670 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
herausgegeben, aber bisher nicht beachtet ist. Es scheint nach der Be-
handlung des Trimeters zwischen dem 6. und 10. Jahrh. entstanden zu sein
und ist die einer die Hymnen, die Hekale, die Aitia, den Ibis und ein
Räthselgedicht (vermuthlich ein Carmen figuratum) auf Athene (s. Vers 9 f.
xat zrjv 'A&rjväv vgtolzov fiiXnca ndXiv yQiycp ßa&LGTco xca dvoevQETOig Xoyoig),
die also damals alle noch existirten, umfassenden Sammlung vorauf-
geschickte Inhaltsangabe. Reitzenstein zeigt, dass dieselbe auch noch
im Archetypos unserer Handschriften stand, von den meisten Abschreibern
aber als überflüssig weggelassen oder verstümmelt wurde und im 16. Jahrh.
vollständig nur noch in einem einzigen Exemplar einer sonst interpolirten
Handschriftenclasse vorhanden war, aus welchem sie jener Unbekannte zog.
Reitzenstein macht ferner noch auf die Berührungen aufmerksam, die
zwischen den Bezeichnungen der Hekale in diesem Index und bei Krinag.
Anth. Pal. IX, 545 neben gewissen Abweichungen Statt finden, und ver-
muthet, dass beide Darstellungen dem eignen Prooemion des Kallimachos
zu diesem Gedicht nachgebildet sind.
C. 14. S. 383. A. 50. Zu den oben S. 667 (Nachtr. z. C. 12. A. 85. 85 b)
besprochenen Basen von Schriftstellerabbildungen aus Pergamon gehört auch
der Stein No. 202 mit der Aufschrift: ^Ayno^xyXw^yCyog $d,tü<Tov>. Leider
sind mir diese „Inschriften von Pergamon" zur Zeit noch unzugänglich,
und ich weiss daher nicht, wie der Herausgeber Fränkel hierüber urtheilt.
C. 14. S. 384. A. 51. Ich möchte jetzt nicht mehr so zuversichtlich
behaupten, dass in der ersten Biographie des Apollonios das foi ecprjßov
ovtcc richtig und das btys falsch sei, obgleich Linde begreiflich gemacht
hat, wie Letzteres, wenn es unrichtig ist, entstehen konnte, während ich,
wenn vielmehr die erstere Angabe zu verwerfen ist, ihren Ursprung nicht
zu begreifen vermag, es müsste denn in der Urbiographie %%i ecprjßog mv
vielmehr mit tb [isv tcqcötov 6vv<bv KctXXi[idx<p ta IdCat didaoytccXa) zusammen-
gehangen haben, was ich nicht recht glauben kann. Trotzdem ist mir schon
seit einiger Zeit das Bedenken gekommen, ob denn ein Gedicht von so
ausserordentlicher Gelehrsamkeit und Belesenheit das Werk eines noch
nicht zwanzigjährigen Jünglings sein könne, und jetzt hat mich Usener
darauf aufmerksam gemacht, dass die letztgenannten Worte tb (isv tiqcozov —
dida6HcliXq>, auch wenn man mit Linde annimmt, dass das ihnen unmittel-
bar vorangehende KaXXifidxov fia^rrjg nicht in der Urbiographie gestanden
habe, dennoch darauf hinweisen, dass Apollonios eine nicht ganz kurze Zeit
den Spuren seines Lehrers folgte. Aber die A. 55 dargelegten chronolo-
gischen Unmöglichkeiten gegenüber der Nachricht von seiner späteren Rück-
berufung nach Alexandreia als Nachfolger des Eratosthenes in der Leitung
der grossen Bibliothek werden dadurch nur noch verstärkt und diese Nach-
richt also nur noch unglaublicher. Denn der Streit mit Kallimachos fällt
in die Sechzigerjahre des dritten Jahrhunderts (s. C. 13. S. 360 ff.): geben
wir bei seinem Beginn dem Apollonios, um mit dem dys wenigstens einiger-
massen in Uebereinstimmung zu bleiben, auch nur ein Alter von 30 Jahren,
so war er etwa 295 geboren und folglich 19 Jahre älter als Eratosthenes,
und wollte man (was mir unmöglich ist) sich wirklich entschliessen die
letzten Verse im 2. Hymnos des Kallimachos (s. C. 13. S. 350 ff.) nicht auf
diese Fehde zu beziehen (aber worauf denn sonst?) und dieselbe erst in die
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 671
Funfzigerjahre dieses Jahrhunderts zu setzen, immerhin würde auch so der
Altersvorsprung des Apollonios vor Eratosthenes noch mindestens 9 Jahre
betragen haben. Mit diesem Allen verträgt es sich aber sehr gut, dass
Aristophanes von Byzanz sicherlich nicht bloss aus der Schrift des Apollo-
nios ngog ZrjvoSotov (s. A. 85, vgl. bes. Fr. XIV in Schol. A II. B, 435. diu
tov £ tyyvcuXi^Ei ai 'Aqloxocqxslol. nocl 'Anollcoviog ds 6 'Podiog o^ioicog 7tQO~
cpiqsrca hccl rj 'jQLarocpävovg), sondern auch aus dessen ignorirtem Argonauten-
gedicht trotz dieser scheinbaren Ignorirung viel für seine eigne Kenntniss
des homerischen Sprachgebrauchs gewonnen hat. Ja ich gebe es den An-
deutungen Useners mit Freuden zu und berichtige damit einen starken
Mangel meiner eignen Darstellung, dass nach dem Tode des Kalli-
machos unter dem Einfluss der richtigen objectiven Beurthei-
lung und Schätzung des Homeros als naiven Dichterheros durch
Eratosthenes (s. C. 16. S. 414f.) an die Stelle des Hineintragens
vom eignen subjectiven Geschmack bei Zenodotos nicht bloss
in der gelehrten Beschäftigung mit ihm durch Aristophanes
und Aristarchos eine objectiv-historische ^Betrachtung trat,
sondern auch die Stimmung in Alexandreia in Bezug auf den
poetischen Anschluss an ihn wenigstens vorübergehend um-
schlug, und dass aus diesem Umschlag die Mz66r\vicc%& und die
Heraklee des Rhianos hervorgingen. Es ist auch recht wohl mög-
lich, dass die Errichtung des Homerostempels durch Ptolemaeos IV
(s. C. 1. S. 8 f.), wie Usener annimmt, ein Symptom dieser verän-
derten Stimmung war. Gerade aus diesem Umschlag ist die Sage von
der Rückberufung des Apollonios entsprungen. Lange gedauert hat er
jedoch schwerlich: die Gedichte des Rhianos waren eben auch die letzten
Versuche einer Nachahmung des homerischen Heldenepos in Alexandreia,
und je mehr sich seitdem die dortigen Philologen des eignen Dichtens ent-
hielten, um so mehr mussten sie doch wohl einsehen, dass Kallimachos
dennoch Recht gehabt hatte, dessen Grundsätzen ja auch die Poesie des
Eratosthenes ganz entsprach.
C. 14. S. 386. A. 58. Z. 2 v. o. hinter alle füge hinzu: mit Ausnahme
von Schol. II, 964 (s. Gerhard S. 17f. Merkel Proleg. S.L. Linde S. 30f.).
C. 14. S. 405 f. A. 179 b. „Vgl. noch Ad. Michaelis De auctoribus,
quos Horatius in libro de arte poetica secutus esse videatur, Kiel 1857.
4. S. 13 ff. Nicht von Belang ist J. Petersen De Horatio aliorum aucto-
rum aemulo in ep. ad Pis., Hadersleben 1870. 4. S. 6 f. — H. Weil La
regle des trois acteurs dans les tragädies de Se'neque, Rev. archeol. N. F.
XI. 1865. I. S. 32 f. nimmt an, dass das bei Hör. 189 f. für die Tragoedie
aufgestellte und in den uns erhaltenen Tragoedien allein bei Seneca be-
folgte Gesetz neve minor neu sit quinto productior actu in Folge des allmäh-
lich immer weiter gehenden Zurücktretens der Chorpartien sich in der nach-
euripideischen und wahrscheinlich erst alexandrinischen Tragoedie gebildet
habe und auch von Neoptolemos, der es aus ihr abstrahirt habe, dem
Horatius überkommen sei. Sicher ist diese Annahme schwerlich". (Hertz).
C. 14. S. 408. A. 194. Conz Licinius Archias, ein Improvisator, Kl.
Schrr. Neue Samml., Ulm 1825. 8. S. 417 ff. — S. ferner C. 36. A. 201.
C. 14. S. 409. A. 195. Z. 4 v. o. für Silanion 1. Meilanion.
672 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
C. 15. S. 410. A. 4 für dl 1. de.
C. 16. S. 414. A. 27 b. „rscoyqcccpia bedeutet vielmehr Erdkarte, s. Kie-
pert Alte Geogr. S. 5. A. 2". (Usener).
C. 15. S. 414. A. 28. S. jetzt auch Berger Gesch. der wissenschaftl.
Erdkunde der Griechen III. Leipzig 1891. 8. S. 57—112.
C. 15. S. 415. A. 30. „Besonders interessant ist der derbe Spott b. Strab.
I. 24: ^EgccToad'ivrjs) cpr}d tot' clv evqsiv tlvcc nov 'Odvccsvg 7tsn\ccvr}Tcci,
OTCCV SVQT] TOV GVQQOLtyCtVTO. TOV TWV CCV£fl(OV CCGXOV". (Usener).
C. 16. S. 416. A. 40. „Die Grundlage vom geogr. System des Eratosth.
war die Beobachtung der Sonnenhöhen durch die Länge des Gnomonschattens
und die auf dieser fussende Messung der Linie von Alexandreia über Syene
nach Meroe' (15 Breitengrade): auf dieser beruht seine Berechnung des Erd-
umfangs (250 000 Stadien = 6250 geographische Meilen)". (Usener).
C. 15. S. 420. A. 65. An der Aechtheit der Schrift des Eratosth. tzuqI
oHTccETTjQidog brauchen wir nicht zu zweifeln, denn es ist unrichtig, dass
dieselbe schon im Alterthum bestritten sei. Vermuthlich war es vielmehr
diese Schrift, in welcher er dem Eudoxos von Knidos die unter dessen Namen
umlaufende 'OxTaEtrjQig absprach. S. unt. d. Nachtr. z. C. 23. A. 149 u. 2. F.
z. C. 23. S. 723. Er beschäftigte sich also auch mit der Feststellung des
Kalenders.
C. 15. S. 424. A. 79 für Einzelheiteu 1. Einzelheiten.
C. 15. S. 426 f. A. 88. Stand die Aeusserung des Erat. üb. d. Circumfl. (s. d.
Nacht, z. C. 12. S. 345 hint. d. 2. Bd.) auch in seiner Schrift üb. d. alte Komoedie,
oder hat es mit den dvo ßtßXia rgafifiaTtnd (s. A. 68) doch seine Richtigkeit ?
C. 15. S. 427. Z. 14 v. o. für Erigonos 1. Ikarios u. S. 428. A. 93 1. Timachidas.
C. 16. S. 430. A. 8b. „Die Erzählungen gehen so ins Einzelne, dass die
Vermuthung nahe liegt sie auf eigene poetische Jugendsünden des Aristophanes
zurückzuführen, so bezeichnend es ist, dass er im Uebrigen der erste alexan-
drinische Gelehrte war, der es unterliess seinen Ruhm auch durch Dich-
tungen zu begründen" (Usener), d. h. abgesehen von seinen ^aivofisvu.
C. 16. S. 432. A. 11. 12. Der byzantinische Tractat hinter Arkad. ist
jetzt auch bei M. Schmidt Herodiani Epit., Iena 1860. S. 211 f. und Lentz
Herodian. I. S. XXXVIII f. wiederabgedruckt. „Wenn in demselben (p. 188
Valck. 13, 22 ff. Nauck. 213, 4 Schm. XXXIX, 5 L.) dem Aristophanes von
Byzanz die Bezeichnung des Circumflex als dt-vßaQsia zugeschrieben wird,
so kann dies trotz Bergk Philologus XXII. 1865. S. 15. A. 13 und Lentz
S. XXXVII f. ganz richtig sein, obgleich Sergius Gramm. L. IV. 531, 18
(s. d. Nachtr. z. C. 12. S. 345) die Benennung 6£vßaQvg für denselben erst
dem Aristarcheer Ammonios zuschreibt: diese sehr nahe liegende Bezeich-
nung mag in der That schon von Aristophanes gebraucht und von ihm auf
Aristarchos und die Aristarcheer übergegangen sein. Aber die Interpunc-
tion kennt in Wahrheit schon Aristoteles Rhet. III, 5. 1407 b. 12 ff; mit der
Accentuation hatten sich nach Serg. schon Glaukos von Samos, Hermo-
krates von Iasos und Eratosthenes beschäftigt; die Behauptung (p. 189
Valck. 14, 1 ff. N. 214, 3 ff. Schm. XXXIX, 27 f. L.), dass Aristophanes auch die
Zeichen für die nsnov&vta li&g Apostroph, Hypodiastole, 'Tcpev eingeführt
habe, widerlegt sich zum grösseren Theile schon dadurch, dass noch Hero-
dianos die beiden letzteren Zeichen nicht kennt, s. Lentz S. XLV". (Usener).
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 673
C. 16. S. 440. A. 37. Z. 3 v. o. für romaines 1. romains.
C. 16. S. 442. A. 48 füge hinzu: C. 30. A. 43.
C. 16. S. 444. A. 56 1. Montfaucon.
C. 16. S. 444 fT. A. 56. Gegen das Missverständniss, als hätte er bereits
den Kanon der zehn Redner auf Aristoph. v. Byz. zurückführen wollen, hat
inzwischen Usener selbst Protest eingelegt, s. d. Nachtr. z. C. 35. A. 109
und 109°.
C. 16. S. 450 f. A. 82. Ueber das Fragment der Agallis Schol. T 11.
27, 483 vgl. auch 0. Kern De Triptolemo aratore, Genethl. Gotting. (Halle
1888). S. 102 ff.
C. 16. S. 457. A. 113 b. Dass übrigens auch Aristarchos sich immerhin
noch von einer übertriebenen Vorstellung von der Weisheit des Homeros
und von" einem gewissen Anschluss an stoische Erklärungsweisen nicht ganz
frei hielt, und dass er auch peripatetische Lehren vom Urzustände der
Menschen benutzte, sucht, wie es scheint, nicht ohne Erfolg Rob. Weber
De Dioscuridis naQi tmv ticcq' 'OpriQcp vo^icov libello, Leipz. Stud. XL 1888.
S. 131 f. 141 f. 162 f. zu zeigen.
C. 16. S. 458. A. 116. Rabe De Theophrasti libris nsgi Xef-scog, Bonn
1890. 8. (Doctordiss.) S. 36 — 41 sucht wahrscheinlich zu machen, dass das
System der acht Redetheile schon von Praxiphanes herrühre. Der angeb-
liche Beweis beruht lediglich darauf, dass schon dessen Lehrer Theophra-
stos mindestens sechs gekannt habe, ferner auf den Stellen, in denen die
yQct[i[iccuKri ausschliesslich oder theilweise auf ihn zurückgeführt wird (vgl.
d. Nachtr. z. C. 12. S. 327—329 hinter diesem 2. Bde.) und auf seiner uns
erhaltenen Aeusserung Fr. IV b. Demetr. de eloc. §. 55 über die cuvösaiioi.
Es ist dies also doch eine recht luftige Hypothese.
C. 16. S. 459. A. 132. Z. 5 v. u. für dritten 1. ersten.
C. 16. S. 460. A. 133. Z. 6 für 100 1. 101.
C. 16. S. 462. A. 148 für XXVI 1. XXIV f.
C. 16. S. 462. A. 149 soll lauten: Das Letztere vermuthet Klein, aber
das Erstere dürfte u. s. w.
C. 17. S. 468. A. 18 füge hinzu: U. Köhler Exegetisch - kritische An-
merkungen zu den Fragmenten des Antigonos von Karystos, Rhein. Mus.
XXXIX. 1884. S. 293—300.
C. 17. S. 468. A. 19. So unsicher, wie Frank el in dem in d. Nachtr.
hint. diesem 2. Bd. z. C. 1 A. 15 angef. Aufs. S. 59 f. meint, ist es um die
Zeit des Antigonos von Karystos glücklicherweise nicht bestellt. Antig. beruft
sich ja (s. A. 39) auf das mündliche Zeugniss eines Schülers von Pyrron
und (Hist. m. 169) auf das des *Kitharoden Timon, eines Schülers von Ari-
stokles, der ein Jugendfreund von Antigonos Gonatas war (s. Wilamo-
witz A. v. K. S. 23. Köhler a. a. 0. S. 297 ff.). Die Benutzung seiner
Biographien durch Sotion um 200—180 (s. C. 19. A. 20) ist ferner höchst
wahrscheinlich und die durch Herakleides Lembos um 180 — 150 (s. C. 19.
A. 58) gewiss (s. C. 17. A. 40. 40 b. C. 19. A. 60). Es ist also schwerlich,
wie Fränkel glaubt, möglich, dass er vielleicht erst (vgl. A. 25) unter
Attalos II (159 — 138) als Bildhauer in Pergamon gearbeitet habe.
C. 17. S. 469. A. 25. In der betreffenden Inschrift ist vielmehr ^Em-y
yovov zu ergänzen, s. Fränkel Inschrr. von Perg. 22 b u. a. a. 0. S. 60.
SusbmihIi, griech.-alox. Litt.-Gesch. II. 43
674 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
C. 17. S. 479. A. 97. S. d. Nachtr. zu C. 26. S. 3. — Unter den Quellen
des Apollonios ist Bolos oder vielmehr Pseudo-Bolos nachzutragen, s. unten
d. Nachtr. z. A. 128.
C. 17. S. 480. A. 110 ist so zu verbessern: Da er bei Ioseph. c. Ap.
II, 14 (= Fr. 3) hinter Apollonios Molon, dem Lehrer des Cicero (s. C. 35.
A. 128 f.), genannt wird, mag er etwa Zeitgenosse des Letzteren gewesen sein.
C. 17. S. 480. A. 112. Vgl. auch noch J. G. Müller Des Flav. Josephus
Schrift gegen Apion, Basel 1877. 8. S. 208. Schürer Gesch. des jüd.
Volkes II. (Leipzig 1886). S. 775, welcher mit Recht geltend macht, dass
Kosmas Indikopleustes (a. a. 0. = Gallandi Biblioth. Patr. XI. p. 572)
seine Notiz ol de rä Alyvitticmu ovyyQccipoc[LEvoi zovxeötl Mavs&cbv xal Xai-
QrifMov xai 'AnoXXcoviog o MoXoav xai Av6i(icc%og y.ui3Ait£(ov b ypa/^/xcmxos x. t. X.
offenbar nur aus Iosephos geschöpft habe und der Titel Alyvmict%u für die
betreffenden Schriften des Lysimachos und des Molon folglich immerhin
nur auf seiner Vermuthung beruhe.
C. 17. S. 481. A. 126 für 33. A. 177 1. 32. A. 355 b.
C. 17. S. 482. A. 128. Di eis Ueber Epimenides von Kreta, Monatsber.
der Berl. Akad. 1891. S. 394. A. 1 hält den Titel nsql &ccv[iccoi(ov für blosse
Abkürzung des unmittelbar vorhergehenden nsgl zmv Ix rr\g — ayovtoav.
Jedenfalls stammt aus letzterem Buch (das sonach wahrscheinlich schon
aus dem Ende des 3. Jahrhunderts stammte), der Anfang der Mirabilien
des Apollonios: BcoXov. 'Emiisvidrjg 6 Kqijg XiysTai x. r. X. (wie der neuste
Herausgeber Keller richtig interpungirt hat), und zwar, wie Di eis
S. 393 f. sehr treffend bemerkt, nicht weniger als die ganzen 6 ersten Capitel,
die Galerie der Wundermänner Epimenides, Aristeas, Hermotimos, Abaris,
Pherekydes von Syros, Pythagoras. Die Vermuthung von Diels, dass
Bolos selbst dies Alles aus „Theopompos in der grossen Mirabilien-
digression des achten Buches" geschöpft habe, lasse ich dahingestellt.
Und darauf, dass sich b. Apollon. 31 ohne Namen des Bolos, aber gleichwie
b. Steph. "Aipvv&og mit Verweisung auf Theophr. (H. P. IX, 17, 4, wo sie als
Meinung „Einiger" erscheint) dieselbe Fabelei wie b. Steph. a. a. 0. findet,
durfte Diels sich nicht berufen, s. A. 132 m. d. Nachtr. hint. d. 1. Bd.
C. 17. S. 486. A. 146 für 84 1. 48.
C. 19. S. 501 f. A. 53. S. d. Nachtr. z. C. 26. S. 3.
C. 19. S. 504. A. 60. Z. 20 v. o. für 7 1. 6 f.
C. 19. S. 512. A. 110 ist folgendermassen zu berichtigen: Ptolemaeos
im arab. Verzeichn. der aristot. Werke No. 87 (No. 89 in der Leipz. Ausg.
der Fragmm. des Aristot. v. Rose) und nach ihm (s. Rose Aristot. pseudep.
S. 288. Aristot. fragm. Leipz. Ausg. S. 2? 411) Elias (David) Schol. in
Aristot. 24a26 (vgl. 22allff., wo Rose IlroXefiaiog o yiXoooyog für JTt.
6 ^iXddsXcpog herstellt). Demetr. de eloc. §.223 (= Fr. 14). Vgl. C. 37. A. 17.
C. 19 z. E. Es ist versehentlich unterblieben hier von jenen kurzen
pinakographischen Tabellen zu handeln, welche von Cicero, Dionysios von
Halikarnassos und wohl auch (s. u. und vgl. d. Nachtr. z. C. 16. A. 56
hinter d. 1. Bd.) Quintilianus benutzt sind und zugleich auch eine Ueber-
sicht über die Geschichte der betreffenden litterarischen Gattung und Be-
merkungen über Stil und Werth der einzelnen Schriftsteller enthielten.
Am. Klarsten stellt sich uns ihre Anordnung in Bezug auf die attische
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 675
Beredsamkeit dar, welche in drei Zeitalter, das der Anfänge, das der Blüte
etwa seit Lysias und Isokrates und das des allmählichen Verfalls seit De-
metrios von Phaleron, getheilt war. Die Sammlung der betreffenden
Stellen bei Cicero, aus denen hervorgeht, dass der von ihm und der von
Dionysios gebrauchte Leitfaden der nämliche war, von Sylburg steht in
Reis k es Ausg. des Dionys. V. S. 437 — 444. Im Uebrigen s. Hartmann
De can. dec. or. (Göttingen 1891). S. 34—46. Daraus freilich , dass es bei
Cic. Brut. 7, 26 heisst: ante Periclem, cuius scripta quaedam feruntur , et
Thucydidem . . . littera nulla est, quae quidem omatum aliquem habeat et
oratoris esse videatur, und dass in diesem Leitfaden unter den Schülern
des Isokrates auch Theopompos und Ephoros genannt waren (Cic. de or.
II, 22 f., 94. Dionys. de Lys. 19. p. 626), ist noch nicht, wie Hartmann
S. 45 meint, zu folgern, dass derselbe auch die Historiker enthalten habe.
Sicher aber enthielt er auch die Rhetoren und Sophisten (Cic. Brut. 8, 30 f.).
Schwerlich jedoch hat Cic. auch Dasjenige, was er Brut. 25, 325 über
Hierokles und Menekles von Alabanda sagt (s. C. 35. A. 121. 145) aus dieser
"Vorlage entnommen, wie wiederum Hart mann S. 45 zu glauben scheint.
Dass ferner in diesem Index die Ilivccxsg des Kallimachos benutzt waren,
ist wohl selbstverständlich, darf aber nicht mit Hartmann daraus ge-
schlossen werden, dass Dionys. die letzteren öfter citirt, da er ja nach
seiner eignen Angabe (de Din. 5. p. 630, s. d. Nachtr. z. C. 12. A. 59 hint.
diesem 2. Bde.) diese auch selber eingesehen hat, und Rückschlüsse aus
der Anlage jenes tabellarischen Büchleins auf die dieses kallimach eischen
Werkes, wie sie Hartmann S. 46 macht, sind daher völlig unstatthaft.
Immerhin jedoch bleibt nach der Natur der Sache die Annahme Hart-
manns (S. 45 ff.) wahrscheinlich, dass die in Rede stehende tabellarische
Uebersicht über die Geschichte der Rhetorik und Beredsamkeit nur ein
Theil eines vollständigen Prosaikerkatalogs war, zu dem sich auch ein
Dichterkatalog gesellte, s. Hartmann a. a. 0.: Similem in modum atque
in Hortensio (fr. XI Usen.) Catulus a Lucullo petit indicem tragicorum:
„qua re velim dari mihi, Luculle, iubeas indicem tragicorum, ut sumam,
qui forte mihi desunt", Cicero cum de oratoribus scriberet, usus esse videtur
indice scriptorum pedestrium. In Bezug auf Quintilianus aber s. X, 1, 57.
nee sane quisquam est tarn procul a cognitione eorum (näml. der vorher ge-
nannten Dichter) remotus, ut non indicem certe ex bibliotheca sumptum
transferre in libros suos possit.
C. 20. S. 519 f. A. 29. Zu den Bruchstücken des Antigonos von Ka-
rystos will Frank el a. a. 0. S. 59. A. 26 auch noch Karystios v. Perg.
Fr. 15 in den Schol. Aristoph. Av. 574 hinzufügen, indem er eine freilich
leicht denkbare Verwechselung annimmt, weil sich in den sonstigen Ueber-
bleibseln der tatoqiKcc vno^vr}y,axa des Letzteren keine Spur kunstgeschicht-
licher Forschung zeigt. Allein so ansprechend dies ist, so sind doch, um
darauf einen solchen Schluss zu bauen, diese 15 od. 16 nicht zahlreich genug.
C. 20. S. 521 — 523. Die Worte „welche vermuthlich — gebracht zu
haben " sind am Besten nebst den zugehörigen Anmerkungen einfach zu
streichen. Denn der Kanon der zehn attischen Redner rührt in Wahrheit
erst von Caecilius von Kaiakte oder ungleich minder wahrscheinlich zum
Wenigsten erst von dem etwas älteren Didymos her und ist also viel
43*
67 G .Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
späteren Datums, s. C. 35. A. 108 ff. u. d. Nachtr. z. C. 35. A. 109c, und
die Gruppirungen von 10 Bildnern und 11 Malern bei Quintil. XII, 10, 3—9
mit kurzer Stilbezeichnung beweisen nach Massgabe des eben nachträglich
z. C. 19 Ende Bemerkten weiter Nichts, als dass es wie für die Litterar-
so auch für die Kunstgeschichte pinakographische Tabellen gab, aus denen
Quintil. hier seine Weisheit geholt hat, und wie die ersteren sicher vor
Caecilius und Didymos entstanden sind, so wird es analog wahrscheinlich
auch von den letzteren gelten; und ob dieselben pergamenischen Ursprungs
waren, muss, nachdem Brzoskas Annahme gefallen und das von Robert
(s. A. 36) Beigebrachte gleichfalls überzeugend von Frank el abgethan ist,
völlig dahingestellt bleiben, s. Fränkel a. a. 0. S. 65—59. Mit wie grossem
Recht Roberts „ archaeologische Märchen" ihrem litterarhistorischen
Theil nach diesen ihren Titel führen, habe ich sonach zu meinem grossen
Schaden leider zu spät eingesehen, und ich kann nur Fränkel auch darin
beistimmen, dass jene Zusammenstellungen wahrscheinlich gar keinen eigent-
lichen Kanon bilden sollten. Aber auch wenn sie es trotzdem sollten, braucht
derselbe, wie mir im Gegensatz zu Fränkel scheint, keineswegs später als
der Rednerkanon zu sein, sondern kann recht wohl früher sein, sei es
nun dass Caecilius (oder Didymos) bei diesem sich jenen zum Muster nahm,
sei es dass er diesen selbständig ohne Rücksicht auf jenen gestaltete. Denn
der von .Hartmann a. a. 0. S. 34— -44 versuchte Nachweis, dass der Redner-
kanon auch der Zahl nach nicht der Zehn zu Liebe, sondern aus der Natur
der Sache entsprungen sei, ist für mich keineswegs so überzeugend, wie
er es für Fränkel S. 58 gewesen ist. Hartmanns Darstellung ist an
sich nicht anzufechten, aber es folgt aus ihr nicht, was er aus ihr schliesst,
dass es nämlich nach Hinzufügung von Antiphon und Isaeos zu Demosthenes,
Aeschines, Lysias, Isokrates, Lykurgos, Hypereides ausser Andokides und
Deinarchos keine gerichtlichen und symbuleutischen attischen Redner, von
denen noch Reden vorhanden waren, gegeben hätte, welche nicht mit
gleichem Recht wie die beiden letzteren von Caecilius (oder Didymos?)
hätten sei es aufgenommen sei es weggelassen werden können, wenn es
nicht eben eine Zehnzahl hätte sein sollen. Vielmehr würde es m. E.
nicht schwer sein das Gegentheil wahrscheinlicher zu machen. Einen
weiteren besonderen Grund aber für diese Zahl braucht man durchaus nicht
zu suchen: das dekadische Zahlensystem führte den Urheber dieser Zu-
sammenstellung sehr natürlich auf dieselbe hin.
C. 20. S. 530. A. 75. Der letzte Satz ist zu. tilgen und vorher so zu
lesen: Die Schrift tceqI noirjrixijg freilich passt sehr gut auf den musischen
Schriftsteller, und sie passt wohl auch auf den von Dionys. v. Hai. de
Din. 9 erwähnten rhodischen Rhetor (s. C. 35. A. 123), dem Müller sie
zuschreibt, und den schon Schmidt a. a. 0. S. 25 wahrscheinlich mit
Recht (s. C. 30. A. 199 V C. 35. A. 140) wiederum für dieselbe Person mit
dem rhodischen Grammatiker erklärt hat. Auf alle Fälle ist kein Grund
von dem Letzteren, mag er nun u. s, w.
C. 21. S. 537. A. 32. Ueber Kleitarchos, Ptolemaeos I und Aristobulos
s. auch Kaerst Forschungen zur Gesch. Alexanders des Gr., Stuttg. 1887. 8.,
bes. S. 68 ff., vgl. die Recc. von Niese Deutsche L.-Z. 1888. Sp. 1749 und
Crohn Berl. ph. Woch. VIH. 1888. Sp. 1090—1093.
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 677
C. 21. S. 539. A. 44. Krumbholz Diodors assyrische Geschichte,
Rhein. Mus. XLI. 1886. S. 321—341 lässt S. 339 f. dahingestellt, ob die
Ueberein Stimmungen zwischen Diod. und Curtius aus Kleitarchos als ihrer
gemeinsamen Urquelle zu erklären sind, oder ob Diod. eine Quelle des
Kleitarchos benutzt habe. Mit Recht aber spricht sich Kaerst Jahresber.
LVIII. S. 357 gegen letztere Annahme aus. Kleitarchos ist sicher unmittel-
bare Vorlage für Diod. im 17. B., und aus ihm hat er im 2., wo er ihn
7, 3 (= Fr. 4) ausdrücklich anführt, und zwar „gerade an einer Stelle,
wo Uebereinstimmung mit Curt. Statt findet", Einiges eingeschoben in die
Darstellung der assyrischen Geschichte, in welcher er sonst dem Ktesias
folgt. Denn die Ansicht von Jacoby Ktesias und Diodor, Rhein. Mus.
XXX. 1875. S. 555 — 615, dass er auch hier unmittelbar vielmehr den Klei-
tarchos und nur mittelbar in dessen Ueberarbeitung den Ktesias ausge-
beutet habe, ist eben von Krumbholz widerlegt, welcher seinerseits
selbst die Uebereinstimmungen zwischen beiden Büchern als eine Wieder-
holung des Diod. ansieht, vgl. auch Krumbholz Wiederholungen bei
Diodor, Rhein. Mus. XLIV. 1889. S. 286—298.
C. 21. S. 540. Z. 5 für erschienen 1. erschienenes.
C. 21. S. 563. A. 229. W. St ern Zur Kritik der Nachrichten des Philistos
und Timaeos über die sicilische Expedition, Pforzheim 1886. 8. kenne ich
auch jetzt nur dem Titel nach. Vgl. auch R. Schubert Geschichte des
Agathokles, Breslau 1887. 8. S. 4—13.
C. 21. S. 568. A. 248. Gegen Pack s. auch Adams Jahrb. f. Ph.
CXXXV. 1887. S. 354-359 (doch vgl. unten d. Nachtr. z. A. 341). Was
aber er S. 353 f. und Kaerst Jahresber. LVIII. S. 359 gegen Volquardsen
und Roessler geltend machen, genügt schwerlich; die Abh. von Reuss
scheint auch Kaerst seltsamerweise noch nicht zu kennen. Dem Timaeos
belässt Adams im 16. B. des Diod. nur 15 (?). 66-69, 1. 70. 72. 73.
77, 2—83.
C. 21. S. 576. A. 280. Ueber Timaeos als Geschichtschreiber des Aga-
thokles s. auch das eben angef. Buch von Schubert (vgl. die tadelnde
Rec. v. Ed. Meyer Gott. gel. Anz. 1888. S. 858—864).
C. 21. S. 581. A. 303. Ueber die Verwerthung des Timaeos durch
Varro s. jetzt auch Samter Quaestiones Varronianae, Berlin 1891. 8.
(Doctordiss.). S. 63—87. Die durch Cato erklärt derselbe S. 79 f. A. 1 für
nicht unwahrscheinlich.
C. 21. S. 582. A. 306. Wenn Samter a. a. 0. Recht hat, so ist die
Benutzung des Timaeos durch Strabon im 6. B. nicht eine unmittelbare,
sondern durch Artemidoros vermittelt. Vgl. unten d. Nachtr. z. C. 22.
A. 307.
C. 21. S. 588. A. 325. Z. 2 für dem 1. den.
C. 21. S. 590. A. 341. In die Fusstapfen von Haake ist Adams Die
Quellen des Diodoros im 16. Buche, Jahrb. f. Ph. CXXXV. 1887. S. 345—386
getreten, indem er Duris als die Quelle des Diod. im 16. B. nicht bloss
für den zweiten Theil des heiligen Krieges (28—33. 38, 2. 39, 2. 66—64),
sondern auch für die Geschichte des Philippos bezeichnet, s. aber gegen
ihn Kaerst Jahresber. LVIII. S. 358—361, gegen diesen selbst freilich
andrerseits A. 248 mit dem eben gegebnen Nachtrag. Allerdings hält
678 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
Adams mit Pack an dem Ergebniss von Volquardsen S. 110 ff. fest,
dass der erstere Bericht aus zwei Quellen zusammengesetzt sei, aber er
rechnet zu der ersten Quelle, die nach Volquardsen die Hauptquelle
ist, noch stärker als Pack von ihm abweichend, nur 23—25. 26 (?). 27
und hält für diese, hierin Pack sich annähernd, den Demophilos, indem
er alles Voraufgehende mit Ausnahme der Capitel 1 — 4 und 8, die er
wiederum dem Duris beilegt, und 15 auf Ephoros zurückführt. Sollte aber
wirklich hiemit der Antheil der ersten Quelle richtig abgegrenzt sein, so
wird man dann doch wenigstens diesen Antheil um so mehr dem Timaeos
zuzuweisen haben , da nach A. 309 in Wirklichkeit von diesem wahrschein-
lich mindestens auch 6 f. 9, 1 — 4 stammen.
C. 21. S. 590. Z. 3 f. mit A. 343. „Die Sache hängt entschieden wohl
anders zusammen. Der ganze Abschnitt bei Phot. Cod. 176. 121 a 23 — b 16
ist aus einem Tractat über die Schüler des Isokrates geflossen, vermuthlich
also doch wohl dem des Hermippos (s. C. 19. A. 9). Den Hermippos schrieb
nun aber Caecilius aus (s. C. 19. A. 14), und es liegt daher Nichts näher
als der Gedanke, dass Photios aus Letzterem ebenso gut diesen Abschnitt
als die grossen Stücke im Leben der 10 Redner entnommen hat und also
auch das (von Caecilius selber bereits aus Hermippos abgeschriebene) Citat
des Duris". (B. Keil).
C. 21. S. 594. Z. 1 v. u. hinter Athen setze hinzu: aus dem Demos
Anaphlystos. Als Anaphlystier wird nämlich Kyknos in der A. 370 an-
gezogenen Inschrift bezeichnet.
C. 21. S.601f. A. 387b. „Die Behauptung, dass Krech 13 neue Bruch-
stücke des Krateros aus Plut. richtig gewonnen und so auch die Quellen-
forschung für den Letzteren wesentlich berichtigt habe, ist wenigstens in
dieser Ausdehnung unhaltbar. Denn z. B. Fr. 37 (S. 102) aus Plut. Arist. 22
rpsephisma Aristidis, ut magistratus ex Omnibus Atheniensibus crearentur''
kann nicht aus Krateros stammen, wie aus Aristot. 'A&rjv. TIoX. 26. %%x(q
sxsi [ista xhv 'EcpiuXxov ftccvctxov (457/6) syvmoccv nccl ix £svyixcov nqo-
kqivso&cci xovg 'nXrjQoacofisvovg xcov ivvscc ccq%6vx(ov . . . nqb xovxov &vyt-
xai xug iyKVuXiovg %Q%ov, sl (irj xi 7cuqscoqccto xcov iv xoig vofioig erhellt.
Hiernach nämlich kann es kein solches Psephisma gegeben haben, wie Plut.
es anführt; gab es aber ein solches nicht, so kann es Krat. auch nicht
erwähnt haben. Nach diesem Beispiel wird man aber noth wendig auch
überhaupt gegen alle jene angeblichen 13 Fragmente bedenklich". (B.Keil).
C. 21. S. 612 f. A. 437. 439. Dass die Gleichsetzung der Juden mit
den Hyksos erst von Iosephos, dagegen die Erzählung über die Ersteren
wirklich schon von Manetho herrühre, nimmt auch Schür er Gesch. des
jüd. Volkes II. S. 772—774 an, indem er für Letzteres gegen Boeckh,
Müller F. H. G. II. S. 514 und Kellner geltend macht, dass ein Juden-
feind, welcher dieselbe erst in den Manetho eingeschoben hätte, „schwerlich
so wahrheitsliebend gewesen wäre, ausdrücklich hervorzuheben, dass er
nicht eine urkundlich beglaubigte Geschichte, sondern nur xcc (iv&svoiisvcc
y,cä Xsyofisva nsql xäv 'iovöatcov mittheile. Man höre vielmehr in diesen
Worten doch den strengen Forscher selbst sprechen, der zwar als Juden-
feind es sich nicht versagen kann jene Geschichten mitzutheilen , sie aber
doch ausdrücklich als Legenden von der beglaubigten Geschichte unter-
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 679
scheidet". Vgl. auch noch J. G. Müller Des Flav. Jos. Sehr, gegen den
Apion, Basel 1877. S. 120 ff. 185 ff. 214 ff.
C. 21. S. 623. Z. 11 f. „Der eigentliche Grund, dass seit Istros keine
neue Atthis mehr erschien, liegt tiefer. Nur ein bedeutender Staat kann
andauernd Interesse bei Schriftstellern und Lesern finden. Daher schiessen
mit dem Aufgange der makedonischen Macht die $ikinni%& und Mane-
öoviy.u gleichsam aus der Erde, und nicht minder folgt dann eine ägyptische
Geschichte der andern, und umgekehrt mit dem Niedergange Athens
schwindet in weiteren Kreisen auch die Theilnahme für dessen Geschichte.
Und Athen verliert mit seinem politischen Glänze bald auch seine litte-
rarische Führung. Nur so lange es durch seine Schriftsteller den be-
herrschenden Mittelpunkt der griechischen Litteratur bildete, waren Atthiden
natürliche litterarische Erscheinungen oder blieben es auch noch eine Zeit
lang darüber hinaus. Seitdem dagegen Alexandreia, Pergamon u. andre Orte in
den Vordergrand traten, gab es für die von dort aus beeinflussten Schriftsteller
näher liegende Stoffe wie für ihr Publicum andere Interessen". (B. Keil).
C. 21. S. 626. „Hier fehlt Pappos, den Plut. Demosth. 30 nach Her-
mipp. (Fr. 62) anführt, vgl. Müller F. H. G. IV. S. 466". (B. Keil).
C. 21. S. 626. A. 532°. Z. 4 für 61 b 1. 61.
C. 21. S. 635. Z. 7 u. 8 v. o. tilge gleichfalls.
C. 21. S. 636. Hier fehlt Balagros oder vielmehr Balakros, der
Verfasser von Maytsdovitid (s. Müller F. H. G. IV. S. 346), dessen Zeit
spätestens in den Anfang des zweiten Jahrh. fällt, wenn anders er der-
selbe ist mit dem bei Fränkel Inschriften v. Pergamon No. 201 erscheinen-
den BdXccKQog Mslsdygov , wie Fränkel (dessen Publication mir, wie schon
bemerkt, leider noch nicht zugänglich ist) annimmt, welcher diesen Stein
mit den aus der Bibliothek von Pergamon stammenden Basen von Schrift-
stellerbildnissen (s. d. Nachtr. z. C. 12. A. 85. 85 b u. z. C. 14. A. 60 hinter
diesem 2. Bd.) in Parallele stellt.
C. 21. S. 643 f. A. 646. Dass Ho e fers Ergebnisse einer Modification
bedürfen, hat inzwischen, wie es scheint, mit Erfolg Oder Wochenschr.
f. kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 512—516 (vgl. d. Nachtr. z. C. 27. A. 136) nach-
gewiesen: die 17. Erzählung Konons ist nicht aus Hegesippos und auch
wohl die 46. "nicht, und auch hinsichtlich der 10. und daher auch der 32.
macht Oder ein nicht unerhebliches Bedenken geltend, doch bleibt die
Sache hier immerhin wahrscheinlich und auf Grund davon auch f. d. 4., 7.,
13. u. 20. Auch v. d. 32. bestreitet es Thiele D. L.-Z. 1891. Sp. 1343.
C. 22. S. 659. Hier fehlt Ophelias, s. C. 15. A. 51.
C. 22. S. 662. A. 85. Z. 5 v. o. für 82 1. 83.
C. 22. S. 663 f. mit A. 96—99. Ed. Glaser Ausland 1891. Sp. 44-47
vermuthet, dass der Verfasser des ihm zufolge zwischen 56 und 67 n. Chr.
entstandenen, uns erhaltenen Periplus des erythraeischen Meeres Basilis
gewesen sei, der also, wenn dies Alles richtig ist, aus meiner Darstellung
zu streichen wäre. Ich glaube nach wie vor nicht, dass er so spät ge-
lebt hätte, indessen die Sache verdient eine genauere Prüfung, als ich ihr
hier angedeihen lassen kann.
C. 22. S. 688. Z. 7 v. o. für Lykon 1. Lykos.
C. 22. S. 695 f. A. 307. Hunrath Ueber die Quellen Strabons im
680 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
sechsten Bache, Marburg (Cassel) 1879. 8. (Doctordiss.) zeigt, dass für den
ersten und dritten Theil von Strabons 6. B. (Lucanien und Bruttium,
Apulien und Calabrien) für das Geographische Artemidoros, für das Histo-
rische Timaeos die Hauptquelle war. An die Möglichkeit, dass Letzterer
hier nur durch Vermittlung des Ersteren benutzt sei, hat er noch kaum
gedacht. Samt er sucht, wie eben (Nachtr. z. C. 21. A. 306) gesagt ist,
zu erweisen, dass dies der Fall sei. Sollte aber wohl nicht Strabon viel-
mehr, indem er dem Ersteren folgte, zugleich auch wiederholt den Letzteren
selbst zur Hand genommen haben? Mich dünkt, dass dies im höchsten
Grade wahrscheinlich ist.
C. 22. S. 697. A. 313. S. d. Nachtr. z. C. 26. S. 3.
C. 22. S. 698 f. A. 326. Ob Semos auch noch eine Nr\ciug schrieb, wel-
cher Meineke Exerc. phil. in Ath. I. S. 12 = Anal. crit. in Ath. S. 56 f.
ausser Ath. III. 123 d (Fr. 4) auch noch I. 30 c. iv 8' (= Fr. 6) zuweist,
oder ob III. 123 d (iv ß' Nrjciudog) mit Müller und ebenso Schol. Apoll.
Rh. I, 1165. (2rj[iogy (so Reinesius) iv \p\v~\ reo xalxw Ni\Gia8og (vgl.
C. 33. A. 314) vielmehr JrjXiciSog herzustellen ist, vermag ich nicht zu ent-
scheiden. An der letzteren Stelle ergänzt übrigens A. Heck er Philologus
V. S. 417 nicht (2f}(iogy, sondern (EevuyoQagy (vgl. C. 33. A. 312), und
dann freilich würde dort NrjOiudog jedenfalls das Richtige sein.
C.22. S. 700. Z. 9 tilge oder 34. Vgl. Oder W. f. kl. Ph. 1891. Sp. 518.
C. 22. S. 700. A. 342 für Taf. XV, 5 1. S. 238. Taf. XLIV, 15. Vgl.
Reinach Rev. numism. 1886. S. 462—466. Ausserdem s. C. I. A. III. 545.
^6y drjfiog (ßccciXicc Kctnyna8oY.i^ag v.a.1 xr\g xocc%Eiayg KiXiniag 'A^qxeXccov
tpCyXoTtaxqiv ccQE^xrjgy evehcc und 546. (r) ßyovXr) r i£ Aq(eiov nayov ßccai-
Xsccy 'Aq(%eXciov cpiXo^nccxQiv svsoyEGLocgy evey.cc xrjg slg^Eavxrjvy. Mommsen
Ephem. epigr. I. S. 276 ff. (vgl. C. 33. A. 326. 331).
C. 22. S. 700. A. 345 füge hinzu C. I. A. III. 547. 6 <^<og> ßaatXiaauv
IIv&odcoQLdci <PiXo[irjxoQa. Smyrnaeische Inschr. bei Bergmann Bullett.
dell' instituto 1871. S. 79 und Geizer Rhein. Mus. XXVII. 1872. S. 463.
6 drjfiog Zrjvcovcc, ßccodtoarjg nv&odooQidog <£iXo[i7]xoQog xai ßaaiXicog TLoXe-
ficovog vlov, &vyccxQiSr) 8s xrjg svEQysxidog 'Avxmviag, ixE£fir}GEv. Pythodoris
war, wie Mommsen Observv. epigr. XIII. De titulo reginae Pythodoridis
Smyrnaeo a. a. O. S. 270 — 276 namentlich nach letzterer Inschrift gezeigt
hat, die Tochter von Antonia, der ältsten, mit seiner gleichnamigen zweiten
Frau erzeugten Sprösslingin des Triumvirn Antonius, die früher mit dem
Sohn des Triumvirn Lepidus verlobt gewesen , hernach aber somit vielmehr
an den reichen, nach Tralles übergesiedelten Nysaeer Pythodoros ver-
heirathet worden war, da Strab. XIV. 649 von diesem ausdrücklich sagt:
xovxov 8' iaxl &vydxrjQ IJvd'odcoQlg r) vvv ßaoiXEvovaa iv xa IJ6vx<p und
XII. 555 f. Folgendes berichtet: xovg 8s TißccQrjvovg neu XccXSaCovg pi%Qi
KoX%iSog nal G>UQvcnLiag xai TQcms&vvxog e%ei Uvfto8(Qoig, yvvr) ocoqpQoav
xai dvvaxr) 7tQoiozccad'cci nqay^cixaiv. egxi 8e &vydx7jQ üv&odcoQov xov
TqciXXiccvov , yvvr] 8' iysvsxo IloXifimvog nal ovvsßccoiXEv6Ev i%.Eiv(a %qovov
xivä, eixcc SisSs^axo xr)v ccq%y)v xEXEVxrjoccvxog iv xotg 'AcnovQyictvoig nctXov-
[LEvoig xeov iieqI xrjv 2Jiv8L7ir)v ßaqßaqcov. Svsiv 8' in xov üoXEficovog ov-
xeov vlcöv ncci ftvyaxQbg rj psv iSoftr) Kbxvi xm ZccrtciLCö, 8oXorpovr\%'EVxog
8e (19 v. Chr., s. Tac. Ann. II, 65 f.) i%r\qEV6E nutSccg s%ov6u il avzov,
Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band. 681
8vvaoxsvsi 8' 6 rtQSoßvxccxog avtcoV xmv 8s xijg nv&a>8oQi8og vicov 6 (isv
i8i(6xr}g 6vv8icpxsi xfj (itjxqI xr\v UQ%riv, o 8s vscoaxl iia%'S6xaxa.i xrjg [LsyccXrjg
'AgfirjvLccg ßccotXsvg (vgl. Tac. Ann. II, 56 = 18 v. Chr.). avxr\ 8s 6vvc6-
y.r}6sv 'Aq%sXucp nal ovvsfisivsv avxqi iis%qi xsXovg, vvv 8s %r\QSvsi xd xs
Xsyftsvxu. s'xovaoc %o)q£u hcci aXXct sksivcqv %uqieoxsqu m. x. X. Im Uebrigen
vgl. C. 33. A. 329 ff. u. bes. C. 35. A. 165.
C. 22. S. 701. A. 350. Oder a. a. 0.: „Bei Phot. ist das sonst als Bei-
name unerhörte rpilonaxQig verwechselt mit dem häufigen cpiXo7tdx(oqa.
C. 23. S. 702. A. 4. Z. 2 für sein 1. Hoch es. — üebrigens ist bereits
Hultsch Autolykos u. Euklid, Ber. d. sächs. Ges. d. W. 1886. S. 128—155
selbst zu dem Ergebniss gelangt, dass höchst wahrscheinlich die ganze
schriftstellerische Thätigkeit des Autolykos, so weit wir von ihr Kenntniss
haben, derjenigen des Eukleides vorausgegangen ist.
C. 23. S. 702. A. 5. Z. 3 v. o. hinter seines füge hinzu: erst nach seinem
Tode erschienenen.
C. 23. S. 733. Z. 3 ff. 1. Kriton von Naxos galt Manchen für den wahren
Verfasser einer dem Eudoxos von Knidos zugeschriebenen 'OnxusxriQig und
war also mindestens älter als Eratosthenes 149).
C. 23. S. 733. A. 149. Z. 1—3 ist nach Maass Aratea (Wilam. phil.
Unters. XII) S. 17 folgendermassen zu ändern: Achill. Isag. 139 E Pet. Xsysxcct
8s svLcivtbg rj ccnb xov £(p8Cov snl gcpSiov dnoHccxaoxaöig ccvxov sv rjfiSQaig
x£s' Kai sXct%L6X(p (lOQia). dnb 8s 67][isiov snl arjfisiov dno%a%,iGxaxai iv
bv.x(ovicii8sY.cLSxriQ{8i , sl' ys yvrjOiov xb GvyyQa^a ('EQaxoo&svrjg yccQ dvxs-
yqccTps [diese meine Vermuthung für dvsyqwips bestätigt sich jetzt durch
den Vat. oder wenigstens dessen 1. Hand] Ssinvvg, oxi ovn sVr\ Ev8ot-ov),
naxcc 8s xivccg sv sßSopriHOvxcc sxsaiv (975 So^rjg ioxl nccl KuXXinnog) , nccxcc
8s Msxoava 8l" svvsayiccLSsyiccsxrjQi&og. xccvxr) xax'q'x.oXov&riasv "Jquxog (Vers
752 — 755). So giebt der Cod. Vatic, während der Mediceus, nach dem
allein Vettori die Schrift des Achill, herausgegeben hat, die sinnlose
Vulgata xb cvyyqa^^a 'Eqaxoad'svovg (ovxog yuQ dvsyqatps — EvSo^ov) hat.
Es handelt sich also hier nicht um eine Schrift des Eratosthenes, sondern
lediglich um eine unter dem Namen des Eudoxos, die aber Eratosthenes dem-
selben absprach. Der Titel wird nicht angegeben, aber s. Suid. KqCxcov u. s. w.
S. aber Nachtr. 2. F. z. C. 23. S. 723.
C. 23. S. 733. A. 160. Z. 7 v. 0. vor 607 füge ein: Suppl. — S. über
diese Handschrift jetzt Omont Inventaire sommaire III. S. 282.
C. 23. S. 771. A. 295. S. jetzt auch Berger Gesch. der wissenschaftl.
Erdkunde der Griechen III. Leipzig 1891. S. 130—158.
C. 24. S. 815. A. 213. Dass M. Wellmann unter dem in der hier an-
geführten Stelle des Galen, genannten Euergetes ohne Weiteres Euergetes I
(was ja freilich da am Nächsten liegt, wo es, wie in diesem Falle, Euergetes
schlechtweg heisst) verstanden hat, ist allerdings eine Unvorsichtigkeit.
Denn es kommt, wie schon oben S. 667 bemerkt ist, gar sehr in Frage,
ob nicht vielmehr Euergetes II oder Physkon gemeint ist, zumal da dieser
seine Regierungsjahre nicht erst von der Zeit seiner Alleinherrschaft (145),
sondern schon von der seiner Mitregentschaft neben Philometor (170) ab
rechnete, trotzdem dass er inzwischen in Aegypten längere Zeit nicht ge-
herrscht hatte (vgl. C. 38. A. 5. 77). Wäre also ein bestimmtes Regierungs-
682 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Band.
jähr von ihm angegeben, so würde man es nach dieser Aera festzustellen
haben; dafür indessen, dass Regierungsacte in Alexandreia aus der Zeit
zwischen 170 und 146 ohne jeden näheren Ansatz einfach als die seinen
mit Uebergehung des Philometor bezeichnet würden, ist wenigstens mir
kein Beispiel bekannt. Dennoch müsste man es hier wohl entschieden
annehmen, um mit der Chronologie fertig zu werden. Denn da über die
betreffenden Charaktere Zenon und gegen diesen der ältere Empiriker
Apollonios schrieb (s. S. 823 f.), so würde sonst die Zeit des Letzteren so
nahe an die des Herakleides von Tarent (um 100 v. Chr., s. C. 34. A. 14. 21)
hinanrücken, dass das aliquanto post bei Cels. Praef. p. 2 (s. A. 285) kaum
damit verträglich wäre. Und wenn dies noch nicht entscheidend sein
sollte, so kann man doch m. E. dessen Worte ungezwungen nur so ver-
stehen, dass Apollonios und Glaukias dem Serapion unmittelbar folgten;
Serapion aber war wieder unmittelbarer Nachfolger des Philinos und
Philinos unmittelbarer Schüler des Herophilos (s. A. 818 f.). Die Be-
rechnung Wellmanns für die Blüte des Apollonios schon um 180 scheint
mir danach die einzig mögliche. Dann aber kann die Ankunft des Mnemon
in Alexandreia jedenfalls nicht erst zwischen 145 und 117 Statt gefunden
haben und sogar erst zwischen 170 und 146 kaum, wenn es auch nicht
geradezu unmöglich wäre bei der Annahme, Apollonios habe bei der Ab-
fassung seiner Streitschrift gegen Zenon hoch in den Jahren gestanden.
Die Erzählung über Mnemon macht aber überdies den Eindruck, dass
Letzterer nicht mehr lebte , als dieser Streit über ihn sich erhob. So wage
ich denn zwar nicht mit voller Sicherheit zu entscheiden, aber ungleich
gerathener und wahrscheinlicher dünkt es mich doch, dass man bei der
Annahme, es sei wirklich von Euergetes I die Rede, stehen zu bleiben
habe, gegen welche sich keinerlei chronologische und, so weit ich sehen
kann, auch keine sachliche Schwierigkeit erhebt.
C. 24. S. 827. A. 312. 313. Obgleich Kallimachos zu den Herophileern
gehörte, stiftete er doch in Alexandreia eine eigne, nach ihm genannte
Nebensecte derselben, die Kallimacheer, welche dort schon Polyb. XII, 25 d
neben den Herophileern kennt, s. C. 29. A. 53. Er war also in Wahrheit
nicht bloss älter als Herakleides von Tarent, sondern lebte und wirkte
wahrscheinlich noch im dritten Jahrhundert, jedenfalls spätestens im An-
fange des zweiten.
S. 886. Z. 4 v. o. füge hinzu: Vgl. die Rec. v. Gercke Gott. gel. Anz.
1891. S. 381—387.
S. 886. Z. 26 v. o. füge hinzu: S. aber Gercke a. a. 0. S. 385—387.
S. 886. Z. 6 v. u. füge hinzu: S. dagegen auch Gercke a. a. 0. S. 386 f.
S. 889. Z. 15 f. v. o. Die Abh. v. Maass Theokrits Dionysos aus einer
Inschrift erläutert, Hermes XXVI. 1891. S. 178—190 ist inzwischen er-
schienen. Im Gegensatz zu ihm halte ich es nach wie vor ebenso gut für
möglich, dass wir es nur mit einer poetischen Stilübung zu thun haben;
jedenfalls steht nun fest, was schon Ranno w Stud. Theoer. S. 52 f. zweifelnd
vermuthete, dass Kallim. H. IV, 95 ff. Theokr. XXVI, 27 ff. vor Augen ge-
habt hat, nicht umgekehrt, vgl. Maass a. a. 0. S. 180. A. 1.
S. 889. Z. 23 ff. v. o. Vgl. jetzt auch die Rec. v. Günthers Diss. von
Knaack Woch. f. kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 399-401.
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 683
S. 891. Z. 5 v. o. für Haussouillier 1. Haussoullier.
S. 891. Z. 14 v. o. für Damanos 1. Damaeos.
S. 891. Zwischen Z. 16 und 17 v. o. füge ein: C. 10. S. 302. A. 91.
Vgl. auch Immisch Klaros, Leipzig 1890, Jahrb. f. Ph. Suppl. N. F. XVII.
S. 137 f.
S. 895. Z. 1 f. v. o. sind zu tilgen.
S. 901. Z. 23 v. u. für 65 1. 66.
Zum zweiten Band.
C. 26. S. 1. A. 2. S. das Folgende.
C. 26. S. 3 m. A. 7. Der von mir fälschlich gebilligte Ansatz Ungers
für die Entstehungszeit der Städtebilder des Herakleides ist kurz bereits
von Wilamowitz Herrn. XXI. 1886. S. 103. A. 1, dann eingehend von
E. Fabricius Ueb. d. Abfassungszeit der griech. Städtebilder des Her.,
Bonn. Stud. Kekule gew., Berlin 1890. S. 58—66 widerlegt. Aber auch
der von Wilamowitz, welcher mit Unrecht behauptet, Athen werde hier
als frei geschildert, 228—201, ist noch zu spät. Fabricius zeigt vielmehr,
dass die dortige dovXsia (I, 2) sich auf die maked. Besatzung bezieht und
die Schrift also nicht später als 229 abgefasst ist, wahrscheinlich schon
(da der Vf. I, 2 das Ptolemaeon noch nicht kennt) schon zwischen 260 u.
247. Dann aber dürfte die Bezeichnung 6 li^ixinog (trotz des A..2 Geltend-
gemachten) doch schwerlich bereits speciell im Sinne des pergamen. Phi-
lologen zu verstehen sein, sondern in der älteren Bedeutung (s. d. Nachtr.
z. C. 12. S. 327 ff. hint. dies. 2. Bd.) = 6 yqa^atLyiog, und der Vf. hätte
vielmehr unter den Geographen abgehandelt werden sollen. Die Quellen des
Paradoxogr. Apollonios reichen ferner sonach, wie es scheint, nur bis ans
Ende des 3. Jh. ; auch Eudoxos v. Rhodos u. Pseudo-Theopomp. werden nicht
später sein. Da zu ihnen auch Phylarch. u. Skymn. gehörten, so kann Apollon.
freilich nicht desshalb, weil er Kallimachos nicht benutzte, „eher älter wie
jünger als Antig. v. Kar." gewesen sein, wie Fabricius S. 66. A. 23 meint,
sondern frühestens im Anf. des 2. Jahrhunderts geschrieben haben. Gegen
Schrader s. Fabricius S. 69, gegen Wachsmuth S. 60. Dass der Vf.
nicht Herakl. Lembos war, zeigt gegen Unger (s. C. 19. A. 53) einleuchtend
derselbe S. 65 f. Am Bedenklichsten ist seine Abfindung mit Polybios.
C. 26. S. 5 ff. Vgl. jetzt ausser Müllenhoff Deutsche Alterthumsk.
I. S. 247 ff. noch Berger Gesch. der wissenschaftl. Erdkunde der Griechen
III. Leipzig 1891. S. 113-129.
C. 26. S. 8. Z. 6 f. vielmehr 1. im Gegentheil u. Z. 7 tilge vielmehr.
C. 26. S. 12. A. 55. Vgl. auch Müllenhoff S. 248 f. Berger S. 116 f.
A. 6. Die Anführung bei Philodem. V. H.2 XI. 147. «<s)> xai tä nsql tfjg
acpaiQonouaq KQocTrjg bezieht Usener Epicurea S. 410 auf diesen (proble-
matischen) Commentar zum Aratos, dagegen schreibt Gomperz Philodem.,
Wien 1891. S. 52 f.: „Gemeint ist ohne Zweifel der Homercommentar , in
welchem Krates in Stellen wie a,23ff. (vgl. Wachsmuth S. 46 f.) die
Lehre von der Kugelgestalt der Erde dem Homer aufdrängen wollte. Vgl.
Gemin. p. 66 f. Halma. KquTT\g pev ovv nocQado^oXoyöäv tä vcp' 'OfirJQOV ccq-
Xcc'CKcög Hai ldiooziy,6ag EtQT}(i8va [xstdyei nqbg xrjv kccx' ccXrföeiav Gtpuiqo-
684 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
noiCav . . . -UVZ7] 8s r\ 7tQoXrjipig xfj fisv 7tQ0Y.Eiu.8vr] diuxa^Ei äv.oXovQ-6q
egxl, rrtg ds ■aara tpvGiv GcpaiQonoitag ccXXotqlci".
C. 26. S. 13. A. 64. Wenn Wilamowitz Ant. v. K. S. 195. S. 313. A. 23
recht gesehen hat, dass, wie ihm scheint, Ath. „in der Gegend von XI. 508
u. XIII. 610 seine ganze Weisheit dem Karystios verdanke", so hätten wir
noch recht stattliche Auszüge aus dessen *T7io{ivrj(iccxcc i6toqlx.cc.
C. 26. S. 15. A. 83. Z. 8 v. u. für hält, war 1. hält, der Alexandriner war.
C. 26. S. 19 f. A. 100 für dagegen an allen anderen — Tragilos 1. Ob
an allen anderen Stellen der Scholien zu Pindaros, in denen Asklepiades
offenbar aus einem Commentar zu diesem Dichter angeführt wird , derselbe
Mann oder ein anderer zu verstehen ist, muss wenigstens bis auf Weiteres
wohl dahingestellt bleiben.
C. 26. S. 24 — 27. Erst nach dem Druck erschien die Doctordiss. von
Max Mueller De Seleuco Homerico, Göttingen 1891. 8., in welcher
S. 6—15 die Frage, ob Athenaeos wirklich die ganze Partie V, 3—18 =
186 d — 187 b. 177 a — 182 b. 187 b — 192 b aus Herodikos entnommen hat
(s. A. 129. 133), einer eingehenden Untersuchung unterzogen wird. Der
Verfasser gelangt zu dem Ergebniss, dass dieser Abschnitt vielmehr aus
Herodikos und Seleukos zusammengestückt sei, und zwar namentlich auf
Grund eines Widerspruches, den er zwischen 188 b und C. 9—11. 180 c —
182 a findet, wo er die verkittenden Anfangsworte von C. 9 dem Ath. selbst
zuschreibt. In Folge davon nimmt er an, dass C. Schmidt durch den
Schein getäuscht worden sei, indem derselbe die Polemik gegen Aristarchos
auf den Krateteer zurückführte: er selbst legt sie überall dem Seleukos
und daher nicht bloss diesen letzteren Abschnitt, sondern auch C. 4 f.
177 c — 178 e (mit Ausnahme der wiederum von Ath. eingekitteten Anfangs-
worte und des, wie schon Schmidt erkannte, von diesem selbst ge-
machten Zusatzes aus Bakchylides 178 b) und den Schluss von C. 14.
188 f — 189 b bei, indem er zugleich geltend macht, dass diese der höhern
Textkritik angehörigen Erörterungen dem Zwecke der betreffenden Schrift
des Herodikos fremd seien. Nun findet er ferner S. 11, dass auch C. 1. 2
eine stoische Färbung verrathen: „eandem enim hie habemus Stoicorum
rationem quam postea Homerum totius humanitatis praeeeptorem praedicandi.
Vide p. 185 b. cprjal d' ovv b 7zoirjxr)g %. x. X. Deinde ostendit, ut Homerus
heroes convivia celebrantes faciat amicitiae firmandae causa, sie etiam in
republica et in philosophiae diseiplinis legibus praescripta esse convivia"
und führt demgemäss auch diese beiden Capitel auf den Herodikos zurück
und somit auch die Notiz über die besonderen Tischgesellschaften der
Diogenisten, Antipatristen und Panaetiasten in Athen, die uns, beiläufig
gesagt, beweist, dass auch seit Chrysippos der Zusammenhalt der stoischen
Schule kein so enger war wie in anderen Secten: 186 a. noXXmv yovv eIgl
cpiXoöocpcov iv ccgxel gvvoSol xav [isv AioysviGx&v , xcöv de 'AvxtnaxQiGxtov
XsyofiEvcov , xcöv ds IIavcLixiu6x<ov. Und da er es für unwahrscheinlich hält,
dass diese Genossenschaften die Eroberung Athens durch Sulla 86 über-
dauerten, so folgert er hieraus, dass Herodikos seine Schrift wider die
Sokrates verehrer zwischen 150 (er hätte wohl 140 sagen können) und 86
abgefasst habe. Mag dieser Schluss nun richtig sein oder nicht, in der
That wird man nach diesem Allen jetzt zugeben müssen, dass Bücheier
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 685
mit Recht eine Abhängigheit des Vergilius in seinem Epigramm gegen
Annius Cimber von dem des Herodikos angenommen hat, so dass der
Letztere wirklich bereits als ein unmittelbarer Schüler oder doch als ein
Enkelschüler des Krates von Mallos anzusehen und noch in das zweite
Jahrh. v. Chr. oder doch in das erste zu setzen ist. Daraus folgt denn,
dass nicht alle stoischen Kreise aus diesen Zeiten die Liebe zu Piaton
theilten, sondern einzelne derselben diesem Eklekticismus einen grimmigen
Hass gegen den grossen Philosophen entgegensetzten.
C. 27. S. 29. A. 5b. Z. 3 v. o. hinter TdXXog füge hinzu: aus Alex.
Polyh., s. C. 33. A. 91.
C. 27. S. 30. Z. 6 v. o. und S. 31 in der Ueberschrift für Polyanthes
1. Polyanthos.
C. 27. S. 30. A. 7d. Z. 1 für Ind. 1. lud. Ueber Kadmos von Miletos
s. noch Rühl Vermischte Bemerkungen, Jahrb. f. Ph. CXXXVII. 1888.
S. 116—119. Wesshalb dessen Auseinandersetzung mich nur theilweise
überzeugt hat und ich ihm nicht zuzugestehen vermag, dass es wirklich
einen solchen uralten Sagengeschichtschreiber, dessen achtes Werk die
Kxlois MiXi\xov gewesen sei, gegeben habe, kann ich hier nicht erörtern.
C. 27. S. 33. Z. 8 v. o. für Seleukos 1. Diogenes.
C. 27. S. 34 f. A. 21. Die Untersuchung über die von Philodem, im
Ind. Acad. aus Apollodoros abgeschriebenen Verse hat neuestens Gomperz
Philodem., Wien 1891. S. 82 — 86 fortgesetzt. Vgl. d. Nachtr. z. C. 2.
S. 125. C. 2. A. 613. C. 9. S. 283.
C. 27. S. 42. A. 55 für Nikan. 1. Herodian.
C. 27. S. 50. Z. lf. tilge oder — Poseidonios, 2 f. u. 7 tilge und Konon,
Z. 3 oder 80 und demgemäss auch A. 34 b u. 35 b.
C. 27. S. 50. A. 26. Z. 2 tilge auch — 18 und A. 149 und Z. 1 v.u. tilge
vgl. A. 149. 157.
C. 27. S. 52. A. 97. 97b. Erst bei der Correctur stiess ich auf die von
mir übersehene Abh. von G. Hirsch fei d C. Iulius Theupompus of Cnidos
Journ. of Hellenistic Studies VII. 1886. S. 286 — 290 und trage daher aus
dieser die inschriftlichen Funde nach, aus denen hervorgeht, dass Theo-
pompos ausser seiner Heimat auch anderen Städten durch seinen Einfluss
Wohlthaten erwiesen hatte und dafür von ihnen durch Statuen geehrt ward,
dass ferner sein Vater Artemidoros hiess, und dass er durch Caesar auch
das römische Bürgerrecht erhielt und sich nun nach diesem seinem Gönner
C. Iulius Theopompus nannte: Newton Hist. Discov. S. 711. No. 11 <6
§r\\x,ogy 6 'iovXiscov xcöv nccl AccodiKSoov xmv 7tQog &ccXu66r] xrjg LSQcig xal,
cccvXov %ul avtovofiov Tdiov 'iovXiov 'AqrsfiidcoQOV vlov &£V7to[i7tov svvoiag
tveiiEv. Foucart Rev. archeol. N. F. XIII. 1866. I. S. 157, 9. o Säfiog 6
*Podieov rdiov 'IovXiov &EV7tO(X7tov 'jQteiiidooQOv aQSTccg tvena xai svvot'ccg
ccv %%mv diccTsXsi: slg tb izXrj&og xav *Podicov. Schon vor 50 Jahren endlich
war eine knidische Inschrift von Hamilton Researches in Asia minor
(Inscr. No. 287) veröffentlicht (wiederholt von Lebas III. No. 1572), welche
unter einer dritten Statue von ihm gestanden hatte, die ein Freund und
Landsmann gleichfalls mit römischem Vornamen MccaQ-Kog AlcpUiog, Sohn des
MccccQKog, dem Apollon Karneios weihte. Dass Augustus das Verdienst seines
Sohnes Artemidoros nicht vergass, geht aus den weiteren inschriftlichen
686 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
Zeugnissen über die dem Letzteren von den Knidiern erwiesenen Ehren,
wie das alle 5 Jahre gefeierte Fest 'AQxsiudcoQsicc, hervor, und aus anderen
lernen wir das hohe Ansehen kennen, in welchem noch unter Traianus die
Nachkommen dieser Familie nebst ihren Ahnen standen, s. Hirschfeld S. 290.
C. 27. S. 52. A. 98. Dass auch Porphyrios in seinen homerischen Unter-
suchungen diese Allegorien benutzte, hat Schrader Porph. qu. Hom. ad
II. pert. S. 393—406 gezeigt, und K. J. Neumann (Gott. gel. Anz. 1864.
S. 392) bemerkt, dass sich ein Gleiches auch von Athenagoras (und dem
Verfasser der Cohortatio) und von Minucius Felix beweisen lasse. Ferner
stammen aus ihnen (durch Theon?) die Bemerkungen Schol. Apoll. Rh.
I, 498. 517, s. R. Weber Leipz. Stud. XI. S. 144. A. 2 (vgl. C. 32. A. 620),
auch Heylbut Rhein. Mus. XXXIX. 1884. S. 158.
G. 27. S. 59. A. 136. Vgl. jetzt die ausführliche Rec. von Oder Woch. f.
kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 611—518 und d. kürzere v. Thiele D. L.-Z. 1891.
Sp. 1342—4.
C. 27. S. 60. A. 146. S. 61. A. 149. üeber Konon 34 s. jetzt auch
Chavannes De Palladii raptu, Berlin 1891. 8. (Doctordiss.). S. 42—50,
welcher zu dem Ergebniss kommt, dass diese Erzählung aus einem alexan-
drinischen Gedicht stamme; ob unmittelbar oder durch Vermittlung des
mythologischen Handbuchs, lässt er dahingestellt, indem er Hoefers Gründe
für letztere Annahme als unsicher bezeichnet; doch meint er S. 49 f. A. 3:
„Cononis narrationem 34 re vera ex compendio quodam fluxisse haec potius
probare videntur: . . . hccI kqccxsl ßtoc nai ftsganefa xäv Svvaxav Jrjicpoßog
(cf. Hoefer adn. 115). — xai xcc (isv änsiXaig xa Ss doogoig, nXiov Ss xij
pcqog Tgebccg ogyr; a.TtoY.aXvnxn "EXsvog x. x. X., in quibus diversa momenta
contaminata esse apparet'f. Indessen steht, wie ich jetzt Oder a. a. 0.
Sp. 515 — 517 und Thiiele a. a. 0. zugeben muss, überhaupt die ganze von
Hoefer construirte Annahme dieses Handbuchs auf schwachen Füssen, zumal
da es nicht, wie ich S. 61. Z. 2 f. v. o. irrthümlich berichtet habe, das von
Diodoros benutzte sein kann, wie dies vielmehr Hoefer selbst dargelegt hat,
während das von Pausanias verwandte schwerlich von dem letzteren ver-
schieden war. Es ist also wenigstens
S. 61. Z. 2 v. o. für das oben bezeichnete mythologische zu lesen:
etwa ein mythologisches.
C. 27. S. 61. A. 149. 157. Dass Konons 43. Erzählung aus Poseidonios
stammt, hat Rusch De Posidonio etc. S. 44. A. 36 dargethan. Mit einem
grundlosen Machtspruch bestreitet es Thiele. Unmittelbare Benutzung
dieser Quelle vermuthet gleich mir Oder Sp. 517. Thiele behauptet ferner
zwar, wie ich jetzt einsehe, richtig, dass eine unmittelbare des Hege-
sippos und des Ephoros von Hoefer nicht erwiesen sei, aber es spricht
auch Nichts gegen dieselbe, und wie sollen denn zum Schluss die unmittel-
baren Quellen des Konon eigentlich ausgesehen haben? Richtig ist es
auch, „dass er auf eine Sammlung vom Wege abliegender Geschichten
ausging (vgl. den Schluss von 46)". Endlich bestreitet Thiele auch, dass
er seine Quellen annähernd wörtlich ausgezogen habe, sein Stil sei viel-
mehr, „wo nicht durch Photios verwischt, durchaus gleichmässig in Wort-
schatz, Wendungen, Satzbau, zwar einfach, doch nicht ohne Eleganz, oft
mit poetischen Wendungen geschmückt".
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 687
C. 27. S. 61. A. 149. Hinsichtlich des Zusammentreffens von Kon. 19
mit Paus. 1, 43, 7 ff. wird in Wahrheit doch wohl auch nicht anders zu
urtheilen sein als hinsichtlich der sonstigen beiden Parallelen.
C. 28. S. 62. A. 2. „Dass bei La. Di. VII, 54 avrbv statt ccvrbv zu
schreiben sei, haben vor Susemihl schon 0. Heine Jahrb. f. Ph. XCIX.
1869. S. 612 und dann Hirzel Unters, z. Cic. ph. Schrr. II. S. 10 erkannt".
(Ed. Wellmann). Als „Chrysippo aequalis" figurirt Boethos verkehrter-
weise auch noch wieder bei Hausrath Philod. it. noirip. 1. II. fr. S. 224.
C.28. S. 63. A. 12 für Chiapelli 1. Chiappelli (ebenso S. 78. A. 60).
C. 28. S. 65. A. 28* für 770 1. 705 (Gaisf.).
C. 28. S. 71. Z. 9 f. sind die Worte ja sie auch — verbindlich machte
nebst der zugehörigen A. 47 zu streichen.
C. 28. S. 73. A. 53 letzte Zeile für 972 1. 962.
C. 28. S. 76. Z. 1 für iu 1. in.
C. 28. S. 77. A. 58. Z. 7 v. o. für 31 1. 13.
C. 29. S. 106. A. 97 b. Z. 10 hinter Leg. füge hinzu III. 684 D. E.
C. 29. S. 121. A. 126. Hultsch Die erzählenden Zeitformen beiPolybios,
Abhh. der sächs. Ges. d. W., philol.-hist. Cl. XIII. 1891. S. 1—210.
C. 29. S. 129. A. 155. Schuehlein S. 30—45 (dessen Schrift ich nur
aus Kaerst Jahresber. LVIII. S. 349 f. kenne) sucht nachzuweisen, dass
Poseidonios vielmehr von Italien aus durch Gallien und die ostspanische
Küste nach Gades gekommen sei.
C. 29. S. 130. A. 160 für Lupus 1. Rufus.
C. 29. S. 135. A. 173. Ueber die Lehre des Poseidonios von den Affecten
s. noch 0. Apelt Die stoischen Definitionen der Affecte und Poseidonios,
Jahrb. f. Ph. CXXXI. 1886. S. 513-550 = Beiträge zur Gesch. der griech.
Philosophie. Leipzig 1891. 8. S. 287—338.
C. 29. S. 146 f. A. 216. Diels Zu Aristoteles' Protreptikos und Cicero's
Hortensius, Arch. f. Gesch. der Philos. I. 1888. S. 477—499 zeigt gegen
Hirzel und Wendland Quaestiones Musonianae (Berlin 1886). S. 8, dass
Cicero im Hortensius die IIqotqs7iti7io£ des Poseidonios jedenfalls nur neben-
sächlich benutzt hat.
C. 29. S. 147. „Unter den Werken des Poseidonios fehlt das ZvvTaypa
nsgl oQyfjg, welches uns freilich lediglich durch einen von Mariette an
Tischendorf geschenkten und von de Muralt Gatalogue des manuscrits
grecques de la bibliotheque ... de Petersbourg (Petersburg 1864) im Facsi-
mile herausgegebenen, aus Sakkarah in der Nähe von Alexandrien ge-
fundenen, einen Bücherkatalog enthaltenden Papyrosfetzen bekannt geworden
ist, s. Zündel Ein griech. Büchercatalog in Aegypten, Rhein. Mus. XXI.
1866. S. 431". (Schmekel).
C. 30. S. 153 f. A. 35. S. 155. A. 44. Hier fehlt die im Nachtr. z. C. 12.
S. 345 hinter diesem 2. Bde. abgedruckte Stelle Serg. de acc. §. 24 = eyplan. in
Donat., Gr. Lat. IV. 531, 18 f. K., vgl. auch d. Nachtr. ebend. z. C. 16. A. 11. 12.
C. 30. S. 162. A. 101. Z. 20 v. u. für Deuteng 1. Deutung.
C. 30. S. 168 f. A. 139. Nachdem mich W. Schulze und Benselers
Lex. der gr. Eigenn. darauf aufmerksam gemacht haben, dass der Genetiv
Ttiqov auch wohl von Trjqrjg gebildet sein könne, ist es mir recht zweifel-
haft geworden, ob nicht doch Hemsterhuys mit der einfachen Streichung
688 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
von TiJQog das Richtige getroffen hat: xovvo[ia würde dann zu Ttjqov ge-
hören: „Namens Teres", und die Annahme, dass Dionysios der Thraker
selber Teros (oder Teres) genannt worden sei, würde damit fallen. Selbst
bei meiner Vermuthung, geschweige denn bei der von Marx, wäre xovvo[icc
mit Hlri&sts verbunden und auf Dionysios bezogen ein seltsamer Zusatz,
man müsste denn sagen, dass durch ihn die Benennung nach dem Vater
als wirklicher Name in Gegensatz zu ®Qa£ als Beinamen gestellt werden
sollte; das wäre aber doch ziemlich künstlich. Man wird hiernach die
beiden von mir im Texte beigefügten Fragezeichen verstehen. — Die Stelle
bei Serg. de acc. §. 19 = explan, in Donat. I, Gr. Laif. IY. p. 529, 7 ff. lautet
richtig und vollständig so: Dionysius domo Alexandrius — docuit, lyricorum
poetarum longe studiosissimus , tres (näml. prosodias) tradidit, quibus nunc
omnes utuntur, ßccQstav o&Zctv TtEQiGn<Q\LEvi\v.
C. 30. S. 175. A. 159 c. Die Sache würde nämlich nach Doxop. Rh. Gr.
II. p. 104 W. oQi&xai . . . Jiovv6Log 6 &qcc^ ovxoo ' „Qr}X0QiKr] iaxi dvvct[iig
T£%viv.ri ölcc Xoyov iv 7tQccy[iccxi nolixt'Km xsXog e%ovou xb sv Xsyeiv sehr ein-
fach stehen, wenn nur nicht derselbe Doxop. VI. 17 und ein anderer Rhetor
VII a. 15, allerdings mit dem Unterschiede m&avov statt dicc, diese Defini-
tion vielmehr dem Dionysios von Halikarnassos beilegten. Auch das
Bruchstück bei Clem. Strom. V. 414 D. diovvoiog b @Qa£ iv xa 7ieqI sucpd-
gecov kann, wie Schmidt bemerkt, zwar aus einer Rhetorik, kann aber
auch aus einer andern Schrift sein. Immerhin jedoch sprechen dafür, dass
in Wahrheit dem Thraker jene Definition angehöre und er also wirklich
auch ein rhetorisches Lehrbuch verfasst habe, die A. 199 b nach Marx (und
theilweise schon Schmidt) angegebenen Analogien.
C. 30. S. 180. A. 176. Z. 1 v. o. für Serv. 1. Serg. und hinter §. 20 füge
hinzu = explan, in Donat. I. G. L. IV. p. 529, 10 ff. Keil, dann 1. Tyrannion
und Z. 3 1. est für fuit und Z. 4 atqui für atque. — Endlich am Schlüsse
füge hinzu: Zu Planers Sammlung der Fragmente des Tyrannion giebt
Hillscher a. a. 0. Diss. These 3 noch eine Ergänzung durch zwei andere:
Et. M. Mccgyog (p. 574, 14 ff.) und Schol. Theoer. I, 136, wo er 6>ti(07iug,
xovg iv G%ia s'xovxag xr\v cona, rjyovv iv vvkxi \E%ovxug xi\v cpcovriv] her-
stellt, vgl. Schol. Hamb. Od. s , 65. cnicanag ... 7} iiccqcc xb oma r\yovv xij
vvkxI xr\v wita e%elv.
C. 30. S. 189. Z. 1 v. 0. vor und fehlt ein Komma.
C. 30. S. 203. A. 313 füge hinzu: Ob Didymos auch den Isokrates
und den Deinarchos commentirte, ist sehr zweifelhaft, s. Schmidt S. 320.
Ueber die Frage, ob er oder Caecilius den Kanon der zehn Redner be-
gründete oder ob er im letzteren Falle bei Abfassung seiner Commentare
zu attischen Rednern denselben wenigstens bereits kannte und voraussetzte,
s. d. Nachtr. z. C. 35. A. 109°.
C. 30. S. 203 f. A. 314. Sollte wirklich W e i s e Quaest. Caecü. (Berlin 1888).
S. 48— 50 (vgl. C. 35. A. 109) gegen Wilamowitz darin Recht haben, dass
Dionys. v. Hai. Epist. ad Amm. II, 3. p. 783 möglicherweise die hier angeführten
„Glossen" sich selbst gesammelt habe und nicht ein älteres Glossar zu Thu-
kydides ausziehe, so bleiben doch die Argumente Useners in Kraft.
C. 30. S. 208. A. 337b. Vgl. Schmidt Didym. S. 44. A. 1: „Fluxit
quidem Didymi satis veroosa adnotatio, quam Aili. I. I. ad verbum trans-
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. G89
scripsit, ex ampliore quadam hominis disputatione, qua Polemonem gramma-
icum (v. Preller Polem. p. 137) exagitavit, sed summam eins in comicum
lexicon transmigrasse fidem facit instituta Athenaei Hesychiique comparatio" .
S. hierüber Schmidt S. 76 (der denn die beiden kleinen Stücke 140 a. b
xovxo yccQ — 'EQccT06&£vr)s und xiq öl — ftsQfiog als Bruchstücke des Komiker-
lexikons aufzunehmen sich begnügt hat). Wahrscheinlich mit Recht nimmt
Rob. Weber De Dioscuridis nsgl xäv nag (0(ir}qcp vopcov libello, Leipz.
Stud. XL 1888. S. 191 an, dass überhaupt der ganze Abschnitt bei Ath. IV,
16—19. 138e— 141 e aus Didymos stamme, s. C. 32. A. 533. Ob aber die
betreffende Schrift desselben nur diese Dinge behandelte und nur gegen
Polemon gerichtet war, folgt daraus noch nicht. Uebrigens vgl. auch C. 33.
A. 262. 278. 282 b.
C. 30. S. 209. A. 343. Z. 8 v. o. für dasss 1. dass.
C. 30. S. 211. A. 359. „Dass Qjj(ia dnccQBfKpaxov , TcqoGxaY.xiys.6v , svkxi-
hov das Verbum im Infinitiv, Imperativ, Optativ bedeutet, ist bekannt. Es
fragt sich also nur, ob durch qt^luxu synlixincc die Verba in ihren ver-
schiedenen Modi bezeichnet werden können: dann ist in dem bei Suid.
überlieferten Titel ein Komma vor xal dnccgsfiopccxcov zu setzen, und es sind
diese Worte als eine Erläuterung des von Tryphon selbst gewählten Titels
neol Qrjfidtcov Byy.XixiY.av durch den Urheber dieses Verzeichnisses anzu-
sehen". (W. Schulze). Vgl. auch Friedlaender Ariston. S. 7.
C. 31. S. 236. A. 62b füge hinzu: Mall. Theod. 4, 5. p. 538 G. p. 690, lOff. K.,
vgl. C. 36. A. 32.
C. 32. S. 243. A. 28 füge hinzu: Vgl. C. 37. A. 98.
C. 32. S. 243. A. 29. Z. 1 hinter dioxifiog füge hinzu: (so Jönsen nach
La. Di. X, 3 für (dsoxifiog).
C. 32. S. 247. A. 56. Z. 1 für VIII 1. VII.
C. 32. S. 270. Z. 12 v. o. für Dionysios 1. Diogenes.
C. 32. S. 273. A. 199. Zur Ergänzung, beziehungsweise Berichtigung
von Hausraths Arbeit dient jetzt die Untersuchung von Gomperz Phi-
lodem und die ästhetischen Schriften der herkulanischen Bibliothek, Wien
1891. 8. (Wiener Sitzungsber., philos.- hist. Cl. CXXIII), wo die früher ähn-
lich von Gomperz selbst gehegte, aber schon Nachlese zu den Bruch-
stücken der griech. Tragiker (Wiener Sitzungsber. CXVI. S. 12) zurück-
gewiesene, jedoch von Hausrath wiederaufgenommene Ansicht, dass der
Verfasser von Pap. 994 nicht Philodemos, sondern ein (wahrscheinlich
stoischer), von diesem in tceql Ttoinficcxcav bekämpfter Gegner des Philo-
demos sei, widerlegt wird. Ausserdem s. noch Buecheler Zu Philodemos
7t8QL 7Coir}(X(xx(ov , Rhein. Mus. XLIV. 1889. S. 633, welcher eine Berichtigung
giebt und die hübsche Entdeckung von E. Preuner mittheilt, dass sich
V. H.2 IV, 192 unmittelbar an VII, 94 anschliesst. — In der letzten Zeile
ist übrigens 1890 statt 1889 zu lesen; theilweise als Doctordiss. erschien
freilich Hausraths Arbeit schon Bonn 1889. 8.
C. 32. S. 297. A. 318. Der Versuch von Littig in der A. 328 auf-
geführten Abh. (die ich erst bei der Correctur erhielt) S. 11 f. diese Stelle
mit den Angaben von Strab. u. Plut. (s. A. 322) in Einklang zu bringen ist
m. E. völlig misslungen.
C. 32. S. 298 f. A. 322. Ob Plutarchos seine Angabe aus der angef.
S\TKKMrm, , crrioeh.-ftlex. Litt. -Gesch. Tl. 44
G90 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
Stelle Strabons oder, wie Littig S. 10 f. meint, aus dem von ihm auch
sonst benutzten Geschichtswerke des Letzteren entnommen hat, ist für die
Torliegende Frage gleichgültig.
C. 32. S. 299. A. 324. Ich habe bei der Angabe von 92 Nummern für
das Verzeichniss der aristotelischen Werke nach Ptolemaeos die Zählung
in den beiden Fragmentsammlungen von Rose festgehalten; in Wahrheit
sind es einige mehr, wie aus der Leipziger Sammlung, ferner aus Aug.
Müller Das arab. Verzeichniss der aristot. Schriften, Morgenland. For-
schungen, Fleischer gewidmet, Leipzig 1875. S. 1—32 und der neuesten Be-
arbeitung von Littig a. a. 0. Anhang I. S. 37—42 zu ersehen ist. Rose
bezieht den Titel 86 auf die folgende Nummer 87, d. i. die von Artemon
gesammelten Briefe (s. C. 37. A. 17), aber Müller bei Littig S. 22 be-
merkt, derselbe könne ursprünglich (im Archetypos der beiden arab. Ueber-
setzungen) ebenso gut auf das Vorhergehende als auf das Folgende gegangen
sein; ich stimme indessen Littig bei, der Ersteres und, wie es scheint,
auch Letzteres verwirft, indem er, wie ich denke, mit Recht 86 als eigene
Nummer ßißXicc vna^%ovxoc iv ßißXio&rj'KT] 'AneXXLKcövxog stehen lässt. Dass
die doch vielmehr von Artemon gesammelten Briefe als Fund und noch
dazu als der einzige aristotelische Fund des Apellikon bezeichnet sein
sollten, erscheint mir geradezu als ungeheuerlich. Sollte aber die Bezeich-
nung das Vorhergehende umfassen, so wäre nur Zweierlei möglich, nämlich
entweder alles Vorhergehende, also auch die populären, von Aristoteles
selbst veröffentlichten Schriften oder bloss die zuletzt genannten, gleich viel
von wo ab; Ersteres aber wäre geradezu widersinnig, und Letzteres würde
wenigstens mit dem Gebrauch, welchen ich von diesem Zeugnisse gemacht
habe, auch noch vollständig im Einklang stehen.
C. 32. S. 303. A. 330 u. S. 305. A. 337. Ich habe die latein. Uebertragung
von Steinschneider (bei Rose) beibehalten. Vielleicht ist jedoch viel-
mehr die griech. Rückübersetzung, welche Litt ig S. 42 mit der Bemerkung
von Aug. Müller giebt, diese Fassung sei mit dem arab. Text durchaus
vereinbar: xal irtiGxoXal uXXai, cctg ivixv%ev 'Avdqoviv.og^ iv ßißXioig x'. —
Y.ccl . . . v7to(ivrj(iccT<x, cov svQrjaeig ccQL&fiov ncci aQzag iv Xoycp ni(i7iT<p 'AvSqo-
vi*ov nCvanog xcov 'AQioxoxsXovg ßißXltav die richtige.
C. 32. S. 303 f. A. 333. Zu den Berichterstattern über die wahrschein-
lich schon auf Andronikos zurückgehende Eintheilnng der sämmtlichen ari-
stotelischen Schriften kommt noch Olympiodoros in seinem bisher unge-
druckten Commentar zu den Kategorien. Littig a. a. 0. Anh. II. S. 43-58
hat sowohl (nach Mittheilung von Basse) den betreffenden Abschnitt aus
ihm veröffentlicht als auch alle andern Berichte nach neuen Collationen
(theils von ihm selbst theils namentlich von Busse) zusammengestellt, dazu
endlich auch Damaskios Schol. in Aristot. 454 a 6 ff. wieder abdrucken lassen.
Er hat ferner S. 13 — 16 versucht die Anordnung der systematischen Lehr-
schriften bei Andronikos und somit die allerdings noch vorhandenen Ab-
weichungen dieser Anordnung von der jetzigen theilweise wiederzugewinnen.
Nach ihm Hess Andronikos auf die Theile und den Gang der Thiere die Psy-
chologie, de sens., de mem., de somn. nebst de insomn. und de divin. p. s.,
de mot. anim. (welche Schrift er also fälschlich für acht hielt), de gen.
anim., de long, et brev. vit., de iuv. et sen., de vit. et mort., de respir., de
Nachträge und Berichtigungen znm zweiten Band. 691
sanit. et morb. folgen, erklärte aber mit Recht die beiden letzten Bücher
der Thiergeschichte noch für unächt und kannte 7tsoi yioGfiov noch nicht.
Meine theilweisen Zweifel und Ablehnungen kann ich hier nicht entwickeln.
C. 32. S. 306. A. 337. S. d. Nachtr. z. A. 330.
C. 32. S. 305. A. 338. Dass schon Andronikos an den Unterschied einer
exoterischen und einer esoterischen Lehre des Aristoteles glaubte, erhellt
wohl daraus, dass er die beiden A. 337 erwähnten Briefchen für acht hielt,
vgl. C. 37. A. 17. Die Seele soll er für ein blosses Erzeugniss der Mischungs-
verhältnisse des Leibes erklärt haben, wie Galen. IV. 782 f. und Themist. de
an. IT. 56, 11. 59, 6 ff. Speng. berichten, die dabei zugleich seine Klarheit
rühmen, wie er denn überhaupt, sagt Ersterer, frei und ohne Umschweife
zu reden pflege: <hg ilsv&SQog dvrjo ävev tov TtEoinXEnsiv ccöccqxng, snaivcö
ts nuvv xca <xitods%0[i(u %i\v cpqd.6iv tov ocvdoög ' svqlökoo yag avzov xai hcct'
ccXXcc noXXcc toiovtov.
C. 32. S. 305 f. A. 340. Die Berechnung von Littig S. 3—8, nach
welcher Andronikos etwa zwischen 125 und 47 lebte, ist also gewiss an-
nähernd richtig, obgleich sie auf sehr unsicheren Grundlagen beruht. Die
Wirksamkeit desselben in Athen als Schulvorstand begann ohne Zweifel,
wenn er das erwähnte Werk, wie gesagt, auch vielleicht schon früher ge-
schrieben hatte, doch erst nach 86, aber er wird schwerlich erst von da
ab daselbst gelebt haben und kann füglich bereits geraume Zeit vor 47 ge-
storben und ebenso gut vor als nach oder um 125 geboren sein. Auf den
vagen Ausdruck von Boethius de divis. p. 638. Andronici diligentissimi
senis hätte Littig (wie er im Grunde S. 8 selbst einsieht) besser gethan
auch nicht das mindeste Gewicht zu legen.
C. 32. S. 330.. A. 450. Es kann auch sein, dass der Verfasser dieser
Schmähschrift gegen Aristoteles vielmehr Lykon von Iasos, und es ist end-
lich möglich, dass Lykon von Taras mit Lykon von Iasos in Wirklichkeit
dieselbe Person war, geboren in letzterer, ausgewandert nach ersterer Stadt.
Auf alle Fälle geschieht des Guten zu viel, wenn Müller F. H. G. II. S. 370.
A. * * drei Pythagoreer dieses Namens annimmt, indem er nicht nur die
genannten Beiden von einander, sondern auch von dem Feinde des Aristo-
teles unterscheidet. Sondert man aber wenigstens den Tarentiner von dem
lasier und vereinigt Ersteren mit dem Urheber der Schmähschrift, so wird
die Zeit des Letzteren völlig ungewiss. Lykon von Iasos schrieb nach Ath.
X. 418 f., wie der Codex überliefert, nsoi nvfruyoQiov , was man früher in
7VEQi üv&ayoQov verbesserte, während jetzt Kaibel wohl richtig izsqi
IIv&ayoQSiov (ßiovy hergestellt hat nach Iamblich. V. P. p. 162 Nauck, wo
Nauck zu §. 233. 'Aqigzo&voq ev reo izsqI IIv&ayoQMOV ßiov anmerkt: »neol
tov nv&ayoQEiov ßtov Porphyr." Derselbe wird ebendas. II. 69 e Lykos der
Pythagoreer genannt : Avhoq (soValckenaerf. i'ßvnog) d' 6 IIv&ayoQEios x. t. ä.,
und Schweighaeuser vermuthet nicht ohne eine gewisse Wahrscheinlich-
keit, dass der nämliche Lykos auch II. 47 a zu verstehen sei („idem fortasse
AvKog intellegendus" schreibt Kaibel im Index), wogegen Clinton F. H.
III. S. 485 unter Beistimmung von Müller a. a. 0. S. 373 dies für grundlos
erklärt, indem Beide vielmehr an Lykos von Rhegion (= Fr. 7) denken,
den indessen Ath. sonst nirgends anführt. Sicher lässt sich hier nicht ent-
scheiden, aber weit zweifelhafter noch erscheint es mir, ob der bei Porphyr.
44*
692 NachtiS-ge und Berichtigungen zum zweiten Band.
V. P. 4 angeführte Lykos sv d' 'laroQimv, wie Müller a. a. 0. S. 370. A. **
unbedenklich annimmt, jener Pythagoreer oder ob er nicht vielmehr der
Rheginer ist: ich glaube weit eher Letzteres, denn die Schrift tisqI tov
IIvftuyoQSiov ßiov (oder nsql IIvftctyoQov'}) konnte schwerlich 'I6toqicci ge-
nannt werden, und die Annahme, Lykon von Iasos habe ausser ihr auch
noch ^Iazoqiai verfasst und auch in diesen von Pythagoras gesprochen,
wäre doch ziemlich gewagt. Ob einer der beiden Pythagoreer Lykon, und
wenn ja, welcher von beiden, oder ob der Peripatetiker es war, welcher
als Zahl der Komoedien des Epicharmos 35 angab (Suid. 'Ent'xccQuog), ver-
mag ich nicht zu entscheiden, obgleich Lorenz Epicharmos S. 147 ebenso
unbedenklich den Letzteren versteht wie andrerseits Wilamowitz Eurip.
Her. I. S. 149. A. 51 schreibt: „35 zählte vor Apollodor der Pythagoreer
Lykon". Vermuthlich fusst Wilamowitz darauf, dass Epicharmos von
gewissen Seiten annäherungsweise zu den Pythagoreern gezählt ward. Aber
zwingend scheint mir dieser Grund nicht zu sein. Will man ihn gelten
lassen, so möchte allerdings wohl die Schrift izeql tov nv&ayoostov ßtov
diejenige gewesen sein, in welcher dies stand, und wenn die Zählung von
40 Stücken, von denen aber 4 verdächtigt wurden, bei dem Anon. de com.
(vor Bergks Ausg. des Aristoph.) III, 5 allerdings wahrscheinlich auf
Apollodoros zurückgeht, so liegt in der That der Gedanke am Nächsten,
dass die somit nur um 1 abweichende Zählung bei Lykon die ältere war,
Lykon von la.308 also vor Apollodoros lebte und bei dem inzwischen er-
folgten Aussterben der pythagoreischen Secte also etwa ein Zeitgenosse
seines Namens- und Schulgefährten, wenigstens kaum später, und da die
älteren Pythagoreer nicht schriftstell erten , frühestens ein Zeitgenosse des
Philolaos oder auch erst des Archytas war. Aber dies Alles sind doch
m. E. sehr unsichere Combinationen.
C. 32. S. 348. A. 524. Die Bemerkung über Od. d, 55 ff. bei Ath. V.
193b führt M. Müller De Seleuco Homerico (Göttingen 1891). S. 14 f. nicht auf
Dioskurides, sondern auf Seleukos zurück (vgl. d. Nachtr. z. C. 26. S. 24—27).
C. 33. S. 358. A. 48. Z. 5 v. 0. für 73 1. 77.
C. 33. S. 362. A. 81 für 103 1. 105.
C. 33. S. 377. A. 164. Die Quelle ist wiederum Hermippos von Bytores
Es ist nach ihrer Angabe anzunehmen, dass Timagenes als Rhetor der-
selben atticistischen Richtung wie Caecilius von Kaiakte und Dionysios von
Halikarnassos huldigte. Vgl. Wachsmuth Rhein. Mus. XLVI. 1891. S. 469.
C. 33. S. 378 ff. Die Annahme von Gutschmid, welcher auch ich
gefolgt bin, wird jetzt eben lebhaft bestritten von Wachsmuth Timagenes
und Trogus, Rhein. Mus. a. a. 0. S. 469 — 479, welcher zwar zugiebt, dass
Timagenes die Hauptquelle des Trogus Pompeius war, so jedoch, dass
dieser neben ihm auch Ephoros, Theopompos, Timaeos, Phylarchos, Poly-
bios, Poseidonios für grosse Strecken selbständig, d. h. unabhängig von ihm
benutzte und keineswegs ohne alle schriftstellerische Individualität gewesen
sei. Wachsmuth vertheidigt die Richtigkeit und Vollständigkeit des Titels
BaaiXsmv, indem er dies Werk des Timagenes für eine je nach den ver
schiedenen Völkerschaften geordnete Geschichte der Könige bei denselben
erklärt. Er vergleicht die Schrift des Dionysios von Herakleia (vgl. C. 2.
S. 71 ff., der auch nsgl ßaQßciQLKcov £&<ov schrieb) nsol aQxccioiv ßccotlsoov
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 693
und die des Charon von Naukratis Baailsie in ncduiov yeyovözss iv sHÖcaTO)
b&vsi (s. C. 30. A. 23). Das Genauere muss mau bei ihm selber nachlesen;
mir ist es unmöglich jetzt „in der zwölften Stunde" noch näher auf diesen
Gegenstand einzugehen.
C. 33. S. 398. A. 304. , Jedenfalls war Suidas selbst ein Thessalier, wie
eben die Namensform statt des gemeingriechischen Zaidas beweist, s. Col-
litz Griech. Dialektinschrr. Thessalien. Ind. u. d. W." (W. Schulze).
C. 33. S. 399. A. 314. Z. 7 v. u. tilge Balagros — MccnedoviKci , s. d.
Nachtr. z. C. 21. S. 636. - Z. 5 v. u. tilge Demoteles (AlyvntLccnci).
C. 33. S. 403. A. 324. S. L. Müller a. a. 0. S. Ulf.: „Selon le dire
de Strabon, Juba, outre les deux Mauretanies, obtint encore les Etats de son
pere; suivayit Dion, Auguste le retablit d'abord dans son royaume paternel
et lux donna apres, en echange de celui-ci les pays de Bocchus et de Bogud;
mais le rapport de Strabon est eoidemment faux, et meine celui de Dion ne
semble pas etre exact. On ne connait que tres peu le regne de Juba" und
dazu S. 111 Anm.: „Les monnaies . . . n'offrent pas d'indice d'avoir ete frappees
en Numidie, et les dates qu'elles portent, renvoient ä Van 25 comme celui de
l'avenement de Juba, annee oü, d' apres Dion, il obtint le tröne de Mau-
Tetanie. Selon la liste qyCa donnee Dion des provinces partagees entre Auguste
et le senat en 27, la Numidie se trouvait dans le nombre de Celles qui
cchurent au senat". Das Wahrscheinlichste ist m. E. hiernach der von
Cless in Paulys ßealenc. V. S. 740 hingeworfene Gedanke, dass Augustus
anfänglich in der That daran dachte dem Iuba Numidien zurückzugeben,
in der Ausführung sodann aber ihm vielmehr Mauretanien vielleicht mit
einem Stücke von Numidien gab. Wirklicher König von ganz Numidien
ist derselbe allem Anschein nach nie gewesen.
C. 33. S. 410. A. 347. Ueber das angebliche Fr. 19 des Iuba s. auch
C. 38. A. 86 K
C. 34. S. 415 f. A. 3. Das Bruchstück aus der lateinischen Bearbeitung
des Lenaeus b. Gell. XVII, 16 lautet: anates Ponticas dicitur edundis vulgo
venenis victitare. scriptum etiam a Lenaeo, Cn. Pompei liberto, Miihridatem
illum Ponti regem medicinae rei et remediorum id genus sollertem fuisse soli-
tumque earum sanguintm miscere medicamentis, quae digerendis venenis valent,
eumque sanguinem vel potentissimum esse in confectione ; ipsum autem regem
adsiduo talium medellarum usu a clandestinis epularum insidiis cavisse, quin
et scientem quoque ultro et ostentandi gratia venenum rapidum et velox
saepenumero hausisse, atque id tarnen sine noxa fuisse. quamobrem postea,
cum proelio victus in idtima regni refugisset et mori decrevisset, veneria vio-
lentissima festinandae necis causa frustra expertus, 8UO se ipse gladio transegit.
huius regis antidotus celebiatissimus est, quae „Miihridatios" vocatur, und
in der zum Theil parallelen Stelle bei Plin. XXV. §. 5 ff. geht vorauf: antca
(näinl. ante C. Valgium) condiderat solus apud nos, quod equidem inveniam,
Lenaeus Magni libertus, quo primum tempore hanc scientiam (näml. herba-
rum) ad nostros pervenisse animo adverto. Daher schreibt denn Hillscher
a. a. 0. S. 377. A. 3: „Plinii et Gellii locos, ubi extant Lenaei fragmenta e
translatis iussu Pompei in Latinum sermonem scriptis Mithridatis de venenis
mvenis apud Drumannum (Gesch. Borns IV. p. 556). Decst Plin. XXV.
#. 6'3. Scriptum 'de herbis', quod teste eodem XXV. §. 5 ante C. Valgium
694 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
unus condidit Lenaeus, fuisse puto inter translatos Mos libros , cum pergat
Plinius: namque Mithridates etc."
C. 34. S. 444 f. Ueber Sostratos s. jetzt M. Well mann Sostratos,
ein Beitrag zur Quellenanalyse des Aelian, Hermes XXVI. 1891. S. 321 — 350.
C. 35. S. 466. A. 53. Ein Mehreres über die Beliebtheit der ditro-
chaeischen Clausel bei den Asianern s. b. Marx De Rhet. ad Herenn.
commentatio crit., Greifswald 1891. 4. S. XIII— XVII.
C. 35. S. 473. A. 86b. Dass diese Bezeichnung von Spengel herrührt,
darüber täuscht mein Gedächtniss mich schwerlich, aber ich kann den
Ort, wo er sie gebraucht, zur Zeit nicht wiederfinden.
C. 35. S. 485. A. 109. Unter den obwaltenden Umständen ist es aller-
dings zweifellos , dass auch der jüngere Gorgias den Kanon der zehn Redner
noch nicht kannte, aber keineswegs, wie Usener in der A. 109 b ange-
führten, erst während meiner Correctur dieses Abschnitts erschienenen
Notiz urtheilt, auch schon an sich. An sich könnte er vielmehr diesen
Kanon ja wohl schon gekannt, aber nur noch nicht anerkannt haben.
C. 35. S. 485. A. 109 c. Wenn man aus dem angegebenen Umstände,
dass Didymos keinen ausserhalb des Kanons stehenden Redner commentirt
zu haben scheint, überhaupt einen Schluss ziehen darf, so würde es der
sein, dass derselbe wahrscheinlich entweder diesen Kanon aufgestellt oder
doch gekannt und gebilligt habe. Letzteres aber bringt, da als muth-
masslicher Urheber dann nur Caecilius übrig bliebe und dieser beträchtlich
später als sein älterer Zeitgenosse Didymos zur Welt gekommen war, die
chronologische Schwierigkeit mit sich, dass dann alle diese Commentare
des Letzteren zu attischen Rednern erst in dessen vorgerückten Jahren
entstanden sein könnten, und dies ist für mich der Hauptgrund, wesshalb
ich die erstere Annahme nicht ganz von der Hand weisen mag. Im
Uebrigen haben die von den Vertretern dieser Ansicht dargelegten Argu-
mente für mich wenig Ueberzeugendes. Was Hampe vorbringt, ist von
Brzoska S. 10 — 12 schlagend widerlegt worden (vgl. auch schon Steffen
De canone S. 50. A. 33), ja er hat Hampe noch zu viel zugestanden,
indem er dessen Behauptung, dass Didymos auch den Lykurgos commentirt
habe, nicht einfach als völlig willkürlich abfertigt, sondern von Spuren
redet, aus denen man dies allerdings, wenn auch nur ganz unsicher, ver-
muthen könne. Usener bemerkt, dass er früher lange mit Meier den
Caecilius für den Schöpfer des Kanons gehalten habe, aber durch Ball-
heimer zu einer andern Ueberzeugung gebracht sei. Ballheimer seiner-
seits behauptet nun zunächst mit einer grundverkehrten Schlussfolgerung,
Didymos sei ungefähr 10 Jahre älter als Dionysios von Halikarnassos ge-
wesen, während er im Gegentheil etwa gleichen Alters mit diesem und
vermuthlich eher etwas jünger war (s. C. 30. A. 264) und jedenfalls den-
selben beträchtlich überlebte, so dass es zwar, wie gesagt, eine nicht
unbedenkliche, aber doch keineswegs unmögliche Annahme ist, er habe
die Zehnzahl der classischen Redner erst von seinem jüngeren Zeitgenossen
Caecilius überkommen. Vor allen Dingen aber hätte doch Ballheimer
erst beweisen müssen, was freilich auch Usener auffallenderweise als
selbstverständlich voraussetzt, dass er, sei es überhaupt sei es bei der Ab-
fassung seiner Commentare zu attischen Rednern, diesen Kanon kannte und
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 695
annahm. Denn es ist doch gewiss auch recht wohl denkbar, dass seine
allein sicher stehenden Commentare zu Antiphon, Isaeos, Demosthenes,
Hypereides, Aeschines vielmehr noch ohne solche Kenntniss in seinen
früheren Jahren abgefasst worden seien und vielmehr nur dem Caecilius
mit einen Anstoss zur Aufstellung jenes Kanons gegeben haben, also viel-
mehr eine Vorstufe für dieselbe gewesen seien. Ja ich meinerseits stehe
nicht an dies für das Wahrscheinlichste zu halten. Bei Ballheimer findet
sich aber auch nicht einmal ein Versuch zu einem derartigen Beweise,
man müsste denn die Bernfung auf die von Studemund Ein Verzeichniss
der zehn attischen Redner, Hermes II. 1867. S. 434—449 aus mehreren
Handschriften veröffentlichte Tabelle jener Zehn, in welcher dem Deinarchos
nicht weniger als 410 oder 400, dem Isaeos 200, dem Lysias 200 od. 190,
dem Hypereides 170, dem Demosthenes 75 oder 71, dem Lykurgos 58
oder 50, dem Antiphon 50, dem Andokides 44, dem Aeschines 3 Reden
und 18 Briefe beigelegt werden, für einen solchen Versuch ansehen wollen.
Denn er schreibt ja im Anschluss an Studemund: „inäicem ad tempora
Dionysio Caecilioque referre numerorum magnitudine sine dubio (!) cogimur;
vel sie igitur ipsorum horum oratorum ut selectorum decadem deprehendimus
Dionysio Caecilioque antiquiorem" und fügt dann hinzu: „Numeros igitur
illie a Didymone servatos habemus?" Dabei hat er aber leider nicht be-
dacht, was schon Studemund nachgewiesen hat, dass diese Zahlen zwar
den Katalog irgend einer grossen Bibliothek wiedergeben, aber jedenfalls
nicht den der alexandrinischen , folglich also auf keinen Fall die des
Alexandriners Didymos sein können. Denn an den der alexandrinischen
schloss sich ja Hermippos und an diesen und dessen Zahlen wieder Caecilius
an, dessen Zahlangaben in der That gleich denen des Dionysios mit denen
dieser Tabelle unvereinbar sind. Und A. Schöne Die Biographien der
zehn att. Redner, Jahrb. f. Ph. CHI. 1871. S. 778 f. hat wahrscheinlich ge-
macht, dass auch die des Dionysios wesentlich die alexandrinischen, aber
überdies auch die pergamenischen Pinakographen zur Voraussetzung hatten,
so dass also auch die letzteren nicht die Quellen jenes Verzeichnisses
waren. Vgl. d. Nachtr. z. C. 12. A. 59 hint. diesem 2. Bde. Dazu kommt
nun obendrein noch der Umstand, dass die Briefe unter dem Namen des
Aeschines, wie C. 37. A. 38 hervorgehoben ist, erst nachalexandrinische
Fabricate waren. Zweifellos ist mithin gerade das Umgekehrte, dass näm-
lich jenes Verzeichniss jünger als Didymos, Dionysios und Caecilius ist,
und dass es auf einer Täuschung beruht, wenn Studemund und Ball-
heimer geglaubt haben, die Kritik des Dionysios und des Caecilius,
welche auch die diesen Männern vorliegenden weit geringeren Zahlen von
Reden noch beträchtlich durch Ausscheidung von unächten verringerte,
müsse nun auch allenthalben und sofort bei den Vorstehern und Besitzern
aller möglichen grossen Bibliotheken durchgedrungen sein. Endlich meint
Ballheimer, es sei kein Grund anzunehmen, dass gerade ein Rhetor und
nicht ein Grammatiker jene zehngliedrige Gruppe geschaffen haben müsse.
Das kann man zugeben, wenn er aber weitergreifend meint, sie schmecke
sogar vielmehr nach einem Grammatiker und nicht nach einem Rhetor, so
ist er wiederum jeden Beweis dafür schuldig geblieben. In diese Lücke
ist Usener eingetreten. „Caecilius konnte", so meint er, „ebenso wenig
696 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
als Dionysios, eben weil er rhetorischer Fachmann war, einen Kanon auf-
stellen, in dem Andokides und Deinarchos eine Stelle hatten. Nur ein
Grammatiker, der durchaus je fünf Vertreter der aufsteigenden und der
vollendeten Kunst zusammenstellen wollte , konnte das". Allein man sollte
doch denken: wenn ein Rhetor dies nicht konnte, so konnte er sich auch
nicht einem derartigen von einem noch so berühmten Grammatiker ent-
worfenen unterordnen , denn wenn sich der Rhetor auch an die Vorarbeiten
des Grammatikers anzuschliessen hatte, so war er doch in solchen Fragen
demselben sicher nicht gleichwie einem Gesetzgeber zu schuldigem Ge-
horsam verbunden. Gewiss hat auch „Caecilius an die grammatischen
Vorarbeiten eines Didymos naturgemäss bei seinem ersten atticistischen
Versuch angeknüpft", wofür sich Usener auch auf Folgendes beruft:
„Caecilius schrieb nach Suidas ncczcc $Qvya>v ovo- S6zi ds . [nctza 6zoi%eiov~\
anodsL^is zov slqtjg&cci (svqso&cci richtig Nitzsche Quaest. Eudoc. S. 37)
nucav le^iv ■x,aXiQQ7][Loavvr]g' k'azL de SHloyrj Xe&cov thxzcc azoLxstovil; aber
das bleibt auch stehen, wenn die an fünf bis sieben Rednern des nach-
maligen Kanons ausgeübte „biographische und commentirende Thätigkeit"
des Letzteren, wie gesagt, dem Ersteren vielmehr als Anregung und Vor-
stufe für die Aufstellung dieses Kanons gedient haben sollte. Es ist auch
recht wohl möglich, class nur ein Theil jener Thätigkeit derselben voran-
ging und der spätere Theil derselben erst unter Bekanntschaft und Einfluss
von diesem Kanon des Caecilius von Didymos vollbracht worden ist. Wer
giebt uns ferner das Recht dem Urheber dieser Gruppirang, wer es auch
gewesen sein mag, die Absurdität unterzulegen, als hätte er einerseits
Lysias, Isaeos und Isokrates auch in den von ihnen gepflegten Zweigen
der Beredsamkeit nur erst noch zu der aufsteigenden und wenn ja, so
vollends den Deinarchos noch mit zu der vollendeten Redekunst gezählt?
Zum Mindesten endlich müsste doch erst bewiesen sein, dass die bio-
graphische und commentirende Thätigkeit des Didymos sich auch auf
Andokides und Deinarchos erstreckte; dies ist aber in Bezug auf Deinarchos
sehr zweifelhaft (s. d. Nachtr. z. C. 30. A. 313), und vollends auf Andokides
führt uns in dieser Hinsicht auch nicht die leiseste Spur. Endlich jene
siegreiche Auswahl der zehn Musterredner bezeichnet den eigentlich durch-
schlagenden Erfolg des Atticismus; hat also Didymos sie getroffen, dann
war es nicht Pergamon, nicht Athen, nicht Rhodos, welchem man diesen
Erfolg dankte, sondern Alexandreia, und das wird gleichwie mich so auch
noch manchen Anderen nicht eben wahrscheinlich dünken. Meint aber
Usener, es verschlage Nichts, ob man es vorziehe in Didym. oder einem
wenig älteren Zeitgenossen desselben den Begründer des in Rede stehenden
Kanons zu erblicken, so ist zu erwidern: wenn es einmal ein Grammatiker
war, so könnte es kaum ein Anderer als Didym. gewesen sein; denn
schwerlich gab es in jenen Zeiten einen Grammatiker, der eine ähnliche
Auctorität und eine ähnliche eingreifende ästhetische Richtung hatte.
C. 35. S. 487 f. A. 118. Athenaeos erscheint, wie erst Gomperz
Philodem (Wien 1891). S. 32 f. A. 3 erkannt hat, auch bei Philod. de rhet.
IV, 2 Speng. V. H. * XI. Col. 11 = V. H. Ox. II, 12. <t>ov<t>£öv zoiyu-
(gyovv ovzav <(r^> $g <j\ s^nzu {iSQaiv, <<»&> zivsg [isv, zf\q zixvrjg, <t6
TTQWTovy '4Q"qvcuo(g scpr) z^ov loyov zr\v v7i6yiQi6<^iv 6) t<^ ^v rccvzcc zig
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 697
(£%yov y.cu 6. iv'yt-Qi; ocvcog rptivsrxi ixl Tina'-^:v [i(aXy\ov nocet xbv
(XKOvo^vxyoc ncci GvviEvcci neu fivrjfiovsvsLV nal y.tvsLöd'ca 7iud'r]TiHa>g , akhov
(ov% öfiyoicog xavxcc doävxtov, 6(ioXoyovfisv: er stellte also den Vortrag
obenan. (Ueber die 6 oder 7 Theile urtheilt Gomperz im Anschluss an
Volk mann falsch: nach A. 92 sind svosaig, „partüio", ugiGig, rdgtg»
Xe^ig und vnoY.oi6ig uod als siebenter (ivt]^iq zu verstehen).
C. 35. S. 489 f. A. 124. 125. 127. Zweifelhaft kann man meines Be-
dünkens nur in Bezug darauf sein, ob die Stelle in der Jugendschrift
Ciceros de invent. I, 56, 109. quemadmodum dixit rhetor Apollonius, lacrima
nihil citius arescit nicht doch auf Apollonios Malakos zu beziehen ist,
da dieser derartige zugespitzte Wendungen liebte, s. ausser dem A. 126
angef. Wortspiel b. Strab. XIV, 655 auch ebendas. 660. 'AXdßccvdcc öl neu
ccvxrj {ihv V7i6v.£iTUL Xocpoig dvai avyxEifiivoLg ovxag, enox' otyiv 7iaQ£%8od,ai
■xccvQ'riXiov ,kut66tqco(18vov. xccl drj %ccl 6 (iccXcuiog 'AnoXXwviog 6K(Ö7Cx<ov xr\v
noXiv sl'g xs zocvxcc nccl stg xo xeov OKOQnicov nXrjd'og seprj avxr\v slvccl ükoq-
nicov ■xccvd'riXiov kccxecxqco(1£vov. Zu einem ganz anderen Ergebniss kommt
freilich Riese Molon oder Apollonius Molon? Rhein. Mus. XXXIV. 1879.
S. 625 — 630, aber auch zu einem recht sonderbaren, und leider hat sich
durch ihn auch Schürer Gesch. d. jüd. Volkes IL S. 272—275 irre führen
lassen: der Vater vielmehr von Apollonios Malakos soll Molon geheissen
haben und Apollonios Malakos der wahre Verfasser der judenfeindlichen
Schrift, Molon aber Neffe desselben und Enkel jenes älteren Molon ge-
wesen sein; auch nach Riese und Schür er hätte es also einen Apollo-
nios Molon gar nicht gegeben. Die Doxographi von Diels erschienen
erst gleichzeitig mit Rieses Abb., aber auch aus Lehrs Qu. ep. S. 23
(vgl. oben C. 30. A. 129) konnte Riese entnehmen, dass es auch an anderen
Beispielen von Benennung mit dem Vatersnamen als Beinamen nach römi-
scher Sitte nicht fehlt. Damit ist aber seiner ganzen Darstellung der
Boden entzogen, denn wenn es auch, wie ich A. 126 zugegeben habe, auf-
fällig ist, dass Strabon nicht sagt, Molon habe eigentlich auch Apollonios
geheissen, so würde es doch noch viel auffälliger sein, wenn er, falls sich
die Sache so verhalten hätte, wie Riese will, diese ganz eigenthümlichen
Umstände mit Schweigen übergangen haben sollte.
C. 35. S. 502. A. 184 füge hinzu: Vgl. die Cap. 36 z. E. mitgetheilteu
Bemerkungen von Wilamowitz.
C. 36. S. 517. A. 1. „Die Schrift Weisshäupls ist von Stadtmüller
Berl. ph. Woch. IX. 1889. Sp. 1229—1236, Sternbachs Anthol. Planud.
app. Barberino-Vaticana von ebendemselben auch Blatt, f. d. bayer. Gymn.
XXV. 1890. S. 550—556 angezeigt. Ueber Herwerdens werthlose Stud.
crit. s. d. Rec. v. Ha eb erlin Woch. f. kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 733—744".
(Knaack).
C. 36. S. 525. A. 34. „Ferner zeigt Reitzenstein Iuedita poet.
Graccor. fragm. II. Rostock 1891. 4. S. 7, dass Kallimachos XII, 134
(Ep. 43 Wil.) die reichere u. feinere Ausführung von Asklepiades XII, 135
ist". (Knaack).
C. 36. S. 525. A. 35. „Stadtmüller Jahrb. f. Ph. CXLI. 1891. S. 333 f.
hat wahrscheinlich gemacht, dass V, 7 das Lemma 'Aa-uXriniöcdov irrthüm-
lich trage und dafür 'Agysvxagiov (Vi, 333. IX, 554) einzusetzen seiu.
69S Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
(Knaack). „Das Doppellemma 'AonXri7ziddou rj TIoasLÖinnov oder um-
gekehrt ist übrigens stets von einer Hand, nie der zweite Name von
einer anderen oder nachträglich beigefügt. V, 194. 202. 209 ist das Doppel-
lemma von A, XII, 77 von B (s. A. 222). XVI, 68 im Autographon des
Planudes (s. wiederum A. 222) sind die beiden Namen gleichermasseu
sofort von ihm geschrieben und nicht der zweite erst nachträglich".
(Stadtmüller).
C. 36. S. 527. A. 42. 43. „Garbato Erinna, antica poetessa greca,
saggio storico, Venedig 1885. 32. ist mir unzugänglich. Die Schrift von
Malzow ist mir nur aus der Besprechung Schneidewins Zeitschr. f. d.
Alterthumsw. 1837. Sp. 209—216 bekannt, nach welcher sie werthlos ist".
(Knaack).
C. 36. S. 529. A. 50. „Die Lebenszeit der Anyte lässt sich nunmehr
genauer bestimmen, nachdem Reitzenstein a. a. 0. S. 8 darauf hin-
gewiesen hat, dass bereits Nikias von Miletos ihr Nachahmer gewesen ist
(vgl. bes. VI, 122 und 123). Andererseits giebt sich das erste Distichon
von VII, 646 durch seine gewähltere Sprache deutlich als Nachbildung von
VII, 647, 1 f. zu erkennen, und das ganze Gedichtchen soll offenbar ein
Gegenstück zu diesem wahrscheinlich dem Simias (C. 4. S. 179. A. 33) ge-
hörigen Epigramme sein, da, bezeichnend für die Dichterin, hier die
sterbende Tochter von dem Vater, dort von der Mutter Abschied nimmt.
Somit kommen wir auf etwa 280 als ihre Blütezeit. Da nun aber damals
auch die stilistisch viel tiefer stehenden Gedichte des Isyllos entstanden
sind (s. S. 519 ff.), so erhält nunmehr die A. 50 angezogene Notiz des
Pausanias a. a. 0., nach welcher die Dichterin als Sendbotin des Asklepios
von Epidauros in wichtiger Mission nach Naupaktos ging, ihre innere
Beglaubigung". (Knaack). „VII, 492 ist dvvxi\g (iiTvlrjvaiccg vom Cor-
rector geschrieben, desgleichen VII, 490 (auf derselben Seite) dvvzrjg ohne
Zusatz". (Stadtmüller). „Und da das erstgenannte Gedicht bei Pla-
nudes ccdriXov ist, so scheint das Lemma keineswegs gesichert". (Reitzen-
stein).
C. 36. S. 530 f. A. 60. „Mit dem zweiten Theil von Knaack s Be-
gründung bin ich einverstanden. Dagegen sehe ich nicht ab, warum
si'xoaav eine insonderheit alexandrinische Form sein soll; vielmehr gerade
das Vorkommen der analogen s6%dgoaccv in Lykophrons noch in Chalkis
vor seiner Uebersiedlung nach Alexandreia (s. C. 9. A. 27) gedichteter
Alexandra beweist doch wohl das Gegentheil". (Susemihl).
C. 36. S. 531. A. 64. „Einen Spott auf Aratos findet Reitzenstein
a. a. 0. S. 7 f. in dem Epigramme des Poseidippos XII, 98, das er richtig
erklärt. Ob aber die Beziehung gerade auf Aratos geht, ist mindestens
fraglich". (Knaack).
C. 36. S. 531. A. 66. Ganz anders freilich urtheilt Reitzenstein
a.a.O. S. 6 f. , der zu dem Ergebniss gelangt: Asclepiades, Posidippus,
Hedylus, quorum epigrammata in unum librum, cui Zmqog inscribebatur ,
coniuncta primum prodieruut und dieses Werk für die älteste, bereits von
Meleagros benutzte Sylloge erklärt. Mit Beschränkung auf die Grabschriften
homerischer Helden, welche sowohl Asklepiades als auch Poseidippos ver-
faßten, und die dann in dem Zwqog des Letzteren vereinigt gewesen wären,
Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band. 699
Hesse sich diese Vermuthung wohl hören, aber durch die ganz unmotivirte
Herbeiziehung des Hedylos wird sie wieder in Frage gestellt. Uebrigens
würde die weitere Consequenz sein eine ganze Reihe von älteren Samm-
lungen anzunehmen, die Meleagros benutzt haben müsste (s. Reitzenstein
a. a. 0. S. 6. A. 3)u. (Knaack). „Genau dasselbe Urtheil habe auch ich
mir schon gebildet, bevor ich das Knaacks kannte". (Susemihl).
C. 36. S. 533. A. 72. Z. 10 v. o. für sein, vgl. 1. sein. So urtheilt auch.
Ferner sind die letzten Worte Ueber XII, 98 — bezieht zu tilgen.
C. 36. S. 533. A. 74. „Obgleich XI, 123 und 114 von B überschrieben
sind, so ist doch an die Richtigkeit dieser Ueberschrift schwerlich zu
glauben. Auffallend ist es, dass beide Male Epigramme des Nikarchos
folgen; es liegt nahe, dass auch diese beiden von ihm sind. Umstellung
kommt nach meinem Dafürhalten in der Anth. Pal. vor. Seltsam wäre
freilich auch in diesem Falle eine 'zweimalige Verschreibung von tov
avtov in rjSvlov. XI, 414 ist namentlich mit V, 39 zu vergleichen. Bei
XI, 123 könnte nur Ath. VIII. 344 f für Hedylos sprechen". (Stadtmüller).
„Möglicherweise hat die Erwähnung des Agis in diesem Epigr. das falsche
Lemma veranlasst". (Knaack).
C. 36. S. 538. A. 90 füge hinzu: Wilamowitz (Commentationes Momms.
S. 397) vermuthet, dass auch für den Verf. der pseudo-ovidischen Nux ein
Epigramm des Leonidas die unmittelbare Vorlage gewesen sei, aus welcher
dann auch Antipatros von Thessalonike IX, 3 geschöpft habe". (Knaack).
C. 36. S. 538 f. A. 95. „Unerwiesen ist auch die von Hecker (Comm.
crit. de Anth. Gr. I. S. 21) leicht hingeworfene Vermuthung: videtur (enim)
Aratus Jios versus in convivio ex tempore iecisse (!), ut Diotimum obscuro
loco latentem Antigono regi commendaret". (Knaack).
C. 36. S. 540. Ueber die Poesie des Mnasalkas vergleiche jetzt die
guten Bemerkungen Reitzensteins a. a. 0. S. 8.
C. 36. S. 543. A. 123. Irrthümlich sagt Reitzenstein a. a. 0. S. 6:
'Dioscorides Theocriti fere aequalis\ (Knaack).
C. 36. S. 544 f. A. 134. „Ueber die Epigramme des Alkaeos von Messene
ii. a. soll an einem anderen Orte nach freundlichen Mittheilungen Stadt -
in üll er s gehandelt werden, hier sei nur erwähnt, dass Stadtmüller auch
VII, 429 und 536 dem Messenier zuweist". (Knaack).
C. 36. S. 551. A. 177 d „füge hinzu: Ganz anders freilich urtheilt
Stadtmüller Berl. ph. Woch. IX. 1889. Sp. 1232 f., der die Existenz eines
älteren Nikarchos überhaupt leugnet und IX, 330 dem Milesier Nikias bei-
legen will. Der versprochene Beweis bleibt abzuwarten". (Knaack).
C. 36. S. 560. A. 201. „In der zweifelhaften Hesychglosse ijytxvazcc
schreibt Bergk P. L. G. II4. S. 436 'AQ%ilo%os statt 'AQ%£aq. Zum Schluss
füge hinzu: Dass aber damit die Frage noch nicht endgültig entschieden
ist, zeigt Stadtmüller in der Recension der Dissertation Rein ach s
Berl. ph. Woch. XI. 1891. Sp. 913-917. Stadtmüller denkt sogar an
die Möglichkeit, dass Epigramme des Archias bereits von Meleagros in
seinen Kranz aufgenommen waren. Ich zweifle sehr daran". (Knaack).
C. 36. S. 561. A. 206. Z. 4 v. u. hinter 1608 füge hinzu : und die kurze
sachgemässe Auzeige von Dittenberger Deutsche L.-Z. 1889. Sp. 1646 f.
(Knaack).
700 Nachträge und Berichtigungen zum zweiten Band.
C. 36. S. 566 ff. A. 222. S. jetzt auch die eingehende Recension
Kuaacks Woch. f. kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 913—921 über die Arbeiten von
Preger, Weisshäupl, Rubensohn, Cichorius und Setti, aus der
ich zur Ergänzung meines in Folge nothgedrungener Eile sehr ungenügend
gerathenen Berichtes über Weisshäupls Leistungen Folgendes heraushebe.
„Weisshäupl weist nach, dass die Stücke A. P. VI, 87—163 und VII,
364 — 546 nach folgenden Bildungsschemen zusammengesetzt sind (Ph =
Philippische Dichter, M = Meleagrische Dichter, MPh = Mischung aus Beiden) :
a. Ph -f- M + Anakr. -J- Simonid. (?) -f Kallim. + M Ph.
a. Ph -f M -f Simon. -f- Piaton -f KalHm. -f M Ph.
und hat hierin zum ersten Male einen Fortschritt über die Untersuchungen
Passows und Weigands gemacht". Und da nun die einzig wahr-
scheinliche Erklärung hiefür die Entnahme beider Partien durch Kephalas
aus derselben Quelle ist, so schliesst Weisshäupl S. 26 mit Recht, dass
dies eine ältere Sylloge war, in welcher bereits verschiedene Sammlungen
verarbeitet waren. Dagegen kann Knaack seinerseits die Gründe, welche
Weisshäupl an einer unmittelbaren Benutzung der BCoi des La. Di.
durch Kephalas zweifeln lassen, nicht anerkennen, weil „wir zur Zeit über
die Ueberlieferung des Diog. noch lange nicht genügend aufgeklärt sind".
Knaack fährt fort: „Auch für die Zusammensetzung des 5. B. hat Weiss-
häupl S. 38 f. neue Resultate gewonnen. Es zerfällt in 4 Theile: 1) 2—103
möglicherweise die Reste einer dritten, vielleicht von Rufinus veranstalteten
Anthologie, welche mit Resten des meleagrischen und philippischen Kranzes
. . . zusammengearbeitet wurden, 2) 104—133 philippische, 3) 134 — 215
meleagrische Dichter, 4) 216 — 302 aus dem Kyklos des Agatbias, denen
anhangsweise 7 anderswoher entnommene Epigramme von Kephalas an-
gereiht sind". Auf der anderen Seite zeigt Knaack, dass in Bezug auf
das 12. B. die Sache viel verwickelter steht, als Weisshäupl erkannt
hat, indem er sich dabei für die von Weisshäupl nur als möglich hin-
gestellte Ansicht Derjenigen ausspricht, welche annehmen, dass dies B.
mit zur Sammlung des Kephalas gehörte, so dass dieser also, wie er die-
selbe mit Prooemien (B. 4) eröffnete, sie auch mit Schlussgedichten (XII,
257 f.) beendete.
C. 37. S. 574. A. 3. „Von dem Inhalt der Milrjoiccxci lässt sich aus
den dürftigen Resten der Uebersetzung Sisennas aus dem 13. B., die uns
durch Iulius Romanus bei Charisius erhalten sind (s. Buecheler Petronius3
S. 237) kein anschauliches Bild gewinnen, doch wird Teuf fei R. L.-G.3
S. 558 (in der neuesten Auflage ist das Betreffende gestrichen) wohl Recht
haben, wenn er Sis. Fr. X mit Lukian. Luc. 51 = Apul. Met. X, 22 ver-
gleicht, so dass also die pikante Eselsgeschichte vielleicht bereits bei
Aristeides gestanden hat. Gleichzeitig mit ihm scheint ein gewisser Eubios
gelebt zu haben, s. Ovid. Trist. II, 415 f. (wo Aristides vorangeht):
nee qui descripsit corrumpi semina matrum
JEubius, impurae conditor historiae,
dessen Namen Wilamowitz Memoriae oblitt. , Herrn. XI. 1875. S. 300 bei
Epiktet. Diss. IV, 9, 6. ccv&qojtze, vnfjqxsg aid^(i(ov aal vvv ovnhi kl.
ovölv änoXcolEHCcs; uvt\ Xqvgl71tcov %ul Zrjvmvog 'AqlgtelStjv avayiV(06Y.sis
x«l Evßcov (f. Evjjvov) hergestellt hat". (Knaack).
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum ersten Band. 701
C. 37. S. 593. A. 52. Z. 1 vor Cic. füge ein: Nach Panaetios, s. unten
Nachtr. 2. Folge zu C. 28. S. 79 f.
C. 37. S. 596. A. 70 für Thaies 1. Solon.
C. 37. S. 599. Z. 1 v. o. für Dionysos 1. Dionysios.
C. 38. S. 622 f. A. 33. „Sehr dankenswerth ist der Aufsatz von Seh echt er
The quotationes from Ecclesiasticns in Rabbinic Litterature, The Jewish
Quarterly Rewiew III. 1891. S. 682—706 über die Citate aus Jesus Sirach
in der rabbinischen Litteratur. Die Zusammenstellung ist vollständiger als
alle bisherigen. Willkommen ist namentlich, dass die Stellen im Wortlaut
und in englischer Uebersetzung mitgetheilt werden". (Schürer Theol.
Litteraturbl. 1891. No. 17. Sp. 417).
C. 38. S. 623 f. A. 34. „Freud enthal What is the original language
of the Wisdom of Salomon in derselben Zeitschr. a. a. 0. S. 722—753 er-
weist dem seltsamen Einfall von Margoliouth Journal of the Royal
Asiatic Society 1890. S. 263—297. dass die Weisheit Salomonis ursprüng-
lich hebraeisch geschrieben sei, die unverdiente Ehre einer ausführlichen
Widerlegung". (Schür er a. a. 0.).
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge.
Zum ersten Band.
C. 2. S. 48. A. 152. Troost Zenonis Citiensis de rebus physicis
doctrinae fundamentum ex adiectis fragmentis constitutum, Berlin 1891. 8.
(Berl. Stud. XII, 3).
C. 2. S. 55. A. 189. Da Zenons Schrift tcsqI gthisiohv sonach keine
logische war, so haben Natorp Forschungen S. 142. A. 2 (mit recht
verfehlter Polemik gegen Zell er) und Schmekel Phil, der mittleren Stoa
S. 341 den Inhalt, Sinn und Zweck derselben durchaus missverstanden
und einen völlig verfehlten Gebrauch von diesem Titel gemacht.
C. 2. S. 84. A. 368 für Löwen 1. Lüttich.
C. 2. S. 87. A. 387. üeb. Diony sios v. Kyrene s. Nacht. 2. F. z. C. 32. A. 36.
C. 2. S. 131. Z. 3 f. v. o. für vielleicht 1. höchst wahrscheinlich.
C. 2. S. 131. A. 649. Z. 1 v. o. für 1—194 1. 29—48. 137—194 u. tilge
Z. 3—5 Wenn — benutzt hatte. Vgl. unten Nachtr. 2. F. z. C. 29. A. 203.
C. 2. S. 131. A. 650. Vgl. unten Nachtr. 2. F. z. C. 32. A. 274.
C. 2. S. 131. A. 651. Vgl. unten Nachtr. 2. F. z. C. 28. A. 64.
C. 5. S. 229 ff. Da es mir eben noch möglich ist, will ich es nicht
unterlassen nachträglich (wenn auch in äusserster Kürze) darüber zu be-
richten, dass sich in einem Papyrus des britischen Museums 7 dialogische
Mimen des Herodas oder Herondas in Choliamben: I) ngo-avTiXlg r]
(icc6TQ07t6g, II) noQvoßoanog , III) didu6Y.ct%oq, IV) 'AßyiXrjmcöi uvatL&siaai
nocl &v6id£ovGca, V) Zy\X6xvno<s, VI) 3>K^>m£<o>v<?at rj tdtcc£ovocti, VII) <27xv
Tf^vg nebst dem Titel und den 4 ersten Versen von VIII) 'Evvnviov und
dem Titel IX) 'Anovricti^ofisvai gefunden haben und von Kenyon Classical
Texts from Papyri in the British Museum, London 1891. 4. S. 1 — 39 (mit
Appendix S. 40 f.) u. von Rutherford, London 1891. 8. (vgl. d. Rec. von
702 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum ersten Band.
Crusius L. Centralbl. 1891. Sp. 1319—1323) herausgegeben sind. Eine Her-
stellung von I giebt Buecheler Herodas' Mimiamben, Rh. M. XLVI. 1891.
S. 633—636. Vgl. Hesych. nQOY.vv.XCq- 7} npvr'iGXQicc (itoofivriGXQia Musurus,
vgl. M. Schmidt z. d. St.). Die Bezeichnung des Urhebers und des Schrift-
titels fehlt zwar, ergiebt sich aber daraus, dass sich I, 16 f. 67 f. III, 10.
V, 32 f. VI, 37—39 in den Citaten bei Stob. Flor. CXVI, 18. 24. Zenob.
VI , 10. Et. M. Zrjxosiov. Stob. Flor. LXXIV, 14 wiederfinden. Vielleicht
war ferner das 'Evvnviov mit dem Schol. Nie. Ther. 377 (s. A. 92) an-
geführten "Tnvog einerlei. Der Versbau und die Einfügung der Worte in
denselben zeigen eine grosse Freiheit. Der Dialekt ist ionisch mit leichten
Dorismen. Die Vermuthung, dass der Dichter ein Sikuler oder Grossgrieche
war, scheint sich nicht zu bestätigen: die einzigen unzweifelhaften Orts-
beziehungen weisen nach Kos, dem Schauplatz der 2. (s. Vers 95) und
wahrscheinlich auch des 4. Gedichts. VI, 20 ff. erscheinen die Name Nossis
und Erinna. I, 26 ff. werden die Herrlichkeiten Aegyptens „offenbar mit
persönlichem Antheil" geschildert, dabei u. A. die cpiXooocpoi, &s<ov dSsX-
qpöov xepsvog, 6 $ugiXevs %qr\6x6s, n>ov6r\iov (30 f.) genannt, das Gedicht ist
also aus der besten Ptolemaeerzeit, vielleicht noch aus den späteren Jahren
des Philadelphos , jedenfalls somit nicht früher anzusetzen, andererseits
aber auch wohl kaum nach Euergetes I, und bei dieser Bekanntschaft des
Dichters mit den Verhältnissen in Alexandreia und seinem Interesse für
dieselben wird wohl auch ein Einfluss der Adoniazusen des Theokritos auf
ihn anzunehmen sein, zumal wenn er wirklich in Kos lebte, wo sich sicher
das Andenken des Letzteren noch erhalten hatte und vielleicht eben durch
diesen die Bekanntschaft mit den Mimen des Sophron, den unzweifelhaften
Vorbildern des Herondas, vermittelt war. Das 7. Gedicht schliesst sich
übrigens eng an das 6. an; ob man aber daraus (mit Crusius) weitere
Folgerungen ziehen darf, scheint mir sehr fraglich. Stehen diese Dichtungen
auch an poetischem Werth weit hinter jener Schöpfung des Theokritos
zurück, so sind sie doch frisch und „ eigen wüchsig ", und der Choliambos
passt für diese Spielart von Poesie besser als der Hexameter.
C. 10. S. 284 f. A. 4. Dass die erste Biographie des Aratos von
Achilleus ist, zeigt jetzt Maass Aratea S. 16 f.
C. 10. S. 285. A. 4. Z. 17 für 4 1. 5 und vorher Z. 5 f. 1. in mindestens
4 Büchern neol 'Aquxov (V. II. p. 57, 25 ff. sv reo a) oder 'E^ijy^fftg 'Jqccxov
(Gemin. Isag. 61 B Pet. sv xm xsxdox<o ßißXicp, vgl. Cic. Divin. I, 8, 13.
11,21,47). — Zeller Ph. d. Gr. IIP, 1. s'. 46. A. 2 z. E. citirt noch
„ein Scholion zu Geminos (Petav. Doctr. temp. III, 147)", allein dies ist
das vermeintliche Verzeichn. v. Commentatoren des Aratos (s. A. 47), in
welchem freilich auch Boethos steht, was aber eben Nichts beweist.
C. 10. S. 306. A. 124. Z. 4 v. o. füge hinzu: S. jedoch C. 24. S. 784 f.
C. 22. S. 674. Z. 10 v. o. für obgleich 1. trotzdem.
C. 23. S. 723. Z. 5 — 8 v. o. Der ganze Satz: Seine — mag, nebst den
zugehörigen Anmerkungen 94. 95. 95 b ist zu tilgen. Mit Unrecht nämlich
bin ich hier Böckh gefolgt. Der Sinn der A. 94 mitgetheilten Worte des
Censorin. D. N. 18, 5 ist vielmehr der, dass die ÖxxocsxrjQLg unter dem
Namen des Eudoxos von Knidos in Wirklichkeit von Dositheos ver-
fasset sei, s. Wachsmuth Prolegg. in Calendaria Graeca vor seiner Ausg.
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum 1. und 2. Band. 703
v. loh. Lyd. de ostentis S. LV und Maass Aratea S. 15. A. 15. Andere
bezeichneten vielmehr, wie sich S. 681 (Nachtr. z. S. 733) gezeigt hat, den
Kr i ton von Naxos als den wahren Urheber. Sotion b. La. Di. VIII, 87.
xsxxagccg fii]vag nqog sviavxm diaxQLipuvx' ccvxo&l (näml. iv Alyvnxai itatia.
xolg tsQEvaiv Evdo^ov) ^vq6(isvov &' vny\vy\v -aal ocpqvv xi\v 'OyttusxrjQidcc
■natu xiv ag GvyyQccipai drückt wohl die zu seiner und des Eratosthenes
Zeit im Allgemeinen gangbare Ansicht aus, dass dieser alte, ohne Zweifel
aus voralexandrinischer Zeit stammende Kalender wirklich von Eudoxos
herrühre, auf dessen berühmten Namen man ihn doch vielmehr nur ganz
willkürlich und unrichtig getauft hatte. Vgl. auch die unten angef. Worte
des Censorin. Ob Eratosthenes, welcher (ohne Frage in seiner Schrift
nsgl ontccsxrjQidog , wie S. 672. Nachtr. z. C. 15. A. 65 bemerkt ist) diese
'OnxccexriQig dem Knidier absprach, sich dabei auch über den wahren Ver-
fasser geäussert hat, lässt sich nicht entscheiden; jedenfalls nannte er
schwerlich seinen Zeitgenossen Dositheos als solchen, und wahrscheinlicher
ist es, dass man auf Grund seiner lediglich negativen Kritik nunmehr
ebenso willkürlich auf andere Namen herumrieth, wie man die kleine Schrift
früher mit dem des Eudoxos geschmückt hatte. Ob Kriton aus alexan-
drinischer oder schon aus voralexandriuischer Zeit war, ist freilich ungewiss.
S. über diese 'OnxasxrjQig noch Plin. H. N. IL §. 130. omnium quidem (m
liceat observare minimos ambitus) redire easdem vices quadriennio .exaeto
Eudoxus putat, non ventorum modo verum et reliquarum tempestatum magna
ex parte, et est prineipium lustri eius semper intercalario anno euniculae
ortu, ferner die voraufgehenden, über die Bedeutung des Kunstausdrucks
'OHxccsxrjQig belehrenden Worte bei Censorin. 18, 4 (p. 37 Hultsch): hoc
quoque tempus (näml. quadriennium Olympicum) , quod ad solis modo cur sunt
nee ad lunae congruere videbatur, duplicatum est et oetaeteris facta, quae
tunc ennaeteris vocitata, quia primus eius annus nono quoque anno redibat.
liunc cireuitum vere „annum magnum" esse pleraque Graecia existimavit,
quod ex annis vertentibus solidis constaret . . . hanc oetaeterida vulgo credi-
tum est ab Eudoxo Cnidio institutam etc. Irre ich nicht, so hat endlich
Geminos sie mehrfach benutzt. Schon I de ler Ueber Eudoxus 2. Abth.,
Abhh. der Berl. Akad. 1830. S. 62 wirft die Frage auf: „Sollte das Werk
des Eudoxus frühzeitig verloren gegangen sein und man ihm nun ein
fremdes zugeschrieben haben?" Aber da müsste doch erst erwiesen sein,
dass es überhaupt je eine solche ächte Schrift des Eudoxos gegeben bätte.
C. 25. S. 847. A. 67. Z. 3 v. o. hinter 35 füge hinzu : A. 46.
Zum zweiten Band.
C. 26. S. 4. A. 9. Wachsmuth Neue Bruchstücke aus den Schriften
des Grammatikers Krates, Rhein. Mus. XL VI. 1891. S. 552—566 bringt zwei
neue Fragmente aus den Scholien des Cod. Genevensis 44 zum 21. B. der
Ilias, deren erstes aus dem 2. B. der 'OfiwQwci entnommen ist.
C. 26. S. 10. A. 50. Nach wiederholter Ueberlegung neige ich mich
jetzt vielmehr völlig den Ansichten von Villoison und Hillscher zu;
nur kann ich nicht so leicht über die Schwierigkeit hinwegkommen, dass
es so bei Suid. doch vielmehr hätte heissen müssen: dtoQ&maiv 'iXiddog
704 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band.
(sv ßißlioig &") ■aal 'OdvoöeCuq sv ßißlioig &' . Mögen nun aber die öloq-
d-cotina oder ntol dioQ&coösoyg von der dioQ&coatg = Ausgabe beider Ge-
dichte in je 9 Büchern als der dieselbe rechtfertigende und erläuternde
Cominentar zu unterscheiden oder, wie ich mit Sengebusch Diss. Hörn,
pr. S. 60 f., Wachsmuth De Crat. S. 31 u. A. angenommen hatte, öloq-
ftcooig nur ein ungenauer Ausdruck für öloqü-ootlhu oder nsol ÖLOQ&c66£cog,
d. h. einen kritisch- exegetischen Commentar, dem keine Ausgabe zur Seite
stand, sein, immer erhebt sich die weitere Frage, ob nicht auf jeden Fall
die 'OfirjQiHcc eine andere Schrift waren als der Commentar, nämlich 'Ojiiq-
qihcc 6vyyQd[iiiccta (vgl. Bd. I. S. 453), und ich glaube jetzt, dass die-
selbe wahrscheinlich bejahend zu beantworten ist.
C. 28. S. 63. A. 10. „Den Aratcomm. des Boeth. benutzte auch Cic,
vgl. S. 702. Nachtr. z. C. 10. A. 4". (Maass).
C. 28. S. 63. A. 12. Schmekel Die Philosophie der mittleren Stoa,
Berlin 1891. 8. wird nunmehr demnächst erscheinen. Den grössten Theil
der Druckbogen dieses seines auf diesem Gebiete geradezu Epoche machenden
Buchs kann ich, Dank Schmekels gefälliger Mittheilung derselben, noch
nachträglich benutzen, wie es auch S. 669 bereits durch Einschub bei der
Correctur geschehen ist. S. übrigens über Panaetios noch unten d. Nachtr.
z. C. 32. A. 36.
C. 28. S. 65. Z. 10 v. o. mit A. 26. Dass Panaetios auch nicht einmal
vorübergehend seine Heimat wiederbesucht hätte, soll hiemit nicht gesagt
sein; im Gegentheil die Reise, auf welcher er den Scipio begleitete, be-
rührte auch Rhodos, Cic. Rep. III, 35, 48, vgl. Schmekel a. a. 0. S. 6 mit
A. 10. — Ueber den Reichthum des Panaetios s. Philod. Ind. Sto. Col. 69. 60
und dazu Schmekel S. 4. A. 1, welcher S. 7 aus Col. 63 entnimmt, dass
derselbe auch nach seiner Uebersiedelung nach Athen noch zeitweise wieder
in Rom sich aufhielt.
C. 28. S. 68. A. 38. S. jetzt Schmekel S. 186—195.
C. 28. S. 69. Z. 3 ff. v. o. mit A. 38 b. Mit Unrecht habe ich die in
diesem Falle doch nur ziemlich oberflächlichen Bemerkungen Scalas (der
vielmehr vor Allem Cic. Off. II. §. 12—20 hätte heranziehen müssen, vgl.
Schmekel S. 194 f.) als geistreich eindringend bezeichnet und seiner un-
bewiesenen Vermuthung beigestimmt, dass Panaetios bei seiner Lehre vom
Zufall namentlich auch durch Demetrios von Phaleron beeinflusst worden
sei. Vielmehr wenn ein solcher Einfluss von dessen Seite hier überall
Statt fand, war er doch wenigstens nur ein nebensächlicher, und „die
eigentliche Anregung ging jedenfalls vielmehr auch hier von Karneades
aus, der mit klarem Bewusstsein im Anschluss an Diodoros Kronos gegen
Chrysippos und zum Theil gegen, zum Theil für die Epikureer zum ersten
Male das Problem dahin löste, dass er neben die Causalität durch die
Naturgesetze die durch die menschliche Freiheit stellte". (Schmekel).
S. darüber Schmekel S. 155—184 (vgl. unten d. Nachtr. z. A. 64).
C. 28. S. 70. A. 45. Z. 4 ff. v. o. S. jetzt Schmekel S. 200 f. A. 4 und
gegen Fowler a. a. 0. S. 15 ff. denselben S. 201 ff. A. 1.
C. 28. S. 74 ff. A. 56. 57. S. jetzt Schmekel S. 47—85.
C. 28. S. 77. A. 58. In Bezug auf den Ausspruch des Panaetios über
Aristarchos habe ich Hirzel noch viel zu viel zugestanden: Schmekel
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band. 705
S. 207 f. mit A. 5 zeigt sehr richtig, dass derselbe durchaus im ehrenden
Sinne gemeint und Panaetios, obgleich Stoiker und Schüler des Krates,
dennoch als Philolog in Bezug auf die Exegese sogar weit mehr Aristarcheer
als Krateteer war: „Panaetios verwarf die allegorische Erklärungsmethode
seines Lehrers Krates und pries dafür unumwunden die natürliche des
Aristarch".
C. 28. S. 77 und A. 60. Das hier Bemerkte bedarf einer Modification:
selbst wenn Panaetios wirklich Piatons Phaedon für unächt erklärt hat,
bleibt es doch immer noch sehr fraglich, ob er es that, um auch aus
Piaton die Unsterblichkeit der Seele hinwegzuerklären. Denn sehr richtig
bemerkt Schmekel S. 236. A. 3: „Mir scheinen Zellers Gründe noch
nicht völlig widerlegt zu sein und die schon A. 32 mitgetheilten Worte
Ciceros Tnsc. I, 32, 79 credamus igitur Panaetio a Piatone suo dissentienti?
. . . huius hanc unam sententiam (näml. de immortälitate animorum) non
probat zu beweisen, dass Panaetius mit Bewusstsein in diesem Punkte
von Plato abwich, also keinen Grand hatte den Phaedon zu verleugnen.
Unmöglich ist es indess nicht". Ich setze hinzu: aber es spricht dies doch
eher für das Gegentheil.
C. 28. S. 78. A. 61. S. jetzt Schmekel S. 18—46.
C. 28. S. 78 f. A. 63. Diels bei Schmekel S. 8. A. 4 u. Schmekel
ebendas. u. S. 187 f. A. 2 (vgl. S. 264. A. 4) meinen freilich, die Worte bei
Cic. N. D. II, 33, 85. quae (näml. mundi partium coniunctio) aut sempiterna
sit necesse est . . . aut certe perdiutuma sprächen mehr für einen Philosophen,
der die letztere Ansicht für die richtigere hielt. Aber gerade im Gegentheil
wer aut — aut certe = „entweder — oder doch wenigstens" sagt, drückt
mit dem „Entweder" seine eigne principielle Ansicht aus, hält sich dabei
aber vorsichtig mit dem „Oder doch wenigstens" den Rücken für eine
andere, abgeschwächte, eventuelle Möglichkeit frei, und das war genau
die Stellung, welche Panaetios zu dieser Frage einnahm, s. S. 68. Denn
im Gegensatz zu Schmekel S. 188. 191 sind diejenigen Nachrichten, nach
denen er sich begnügte die Unvergänglichkeit der Welt und die Ver-
werfung auch der nichtastrologischen Mantik als das Wahrscheinlichere
hinzustellen, als die genaueren anzusehen, aus denen die anderen, er habe
die Weltverbrennung und jede Art von Mantik bestritten, als eine Ab-
kürzung entstanden sind, während es mir wenigstens unbegreiflich sein
würde, wenn Letzteres einfach das Richtige wäre, wie daraus jene ab-
schwächenden Berichte sich hätten bilden können. Ganz hiemit stimmt
nun auch die andere Stelle 46, 118 quibus (näml. vaporibus) altae renovatae-
que steUae atque omnis aether refundunt eadem et rursus trahunt indidem,
nihil ut fere intereat aut admodum paulum, quod astrorum ignis et aetheris
flamma consumit. Schmekel behauptet nun freilich, dass auch hier der
letzteren Ansicht der Vorzug gegeben werde, und meint daher, dass Cicero
dort wie hier contaminire. Allein das blosse aut — aut kann ebenso gut
gebrauchen, wer das erste, als wer das zweite Glied der Alternative für
wahrscheinlicher oder beide für gleich wahrscheinlich hält, und ganz
richtig ist es zwar, dass vollends in diesem Zusammenhang das blosse
nihil ut intereat das allein wirklich Correcte wäre. Aber woher wissen
wir denn, dass Panaetios in der That so correct verfahren sein muss? Er
Susemihij, griech.-alex. Litt.-Geach. II. 45
706 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band.
hatte sich durch Kavneades geschult: was Wunder, wenn er nach dessen
Vorbild eine grosse NeiguDg hatte seine Meinungen nur als wahrscheinlich
auch da hinzustellen, wo er folgerichtig sie als wahr und gewiss nach
seinen Beweisführungen hätte bezeichnen müssen? Er war ein überaus
klarer dogmatischer Denker, aber doch auch ein kluger Weltmann und
Diplomat, der nicht gleich alle Brücken hinter sich abbricht (vgl. den
Gebrauch von l'aa)g u. dgl. bei dem in dieser Hinsicht ähnlich gerichteten
Aristoteles), ein Eklektiker, dem als solchen eine gute Portion Skepsis im
Blute lag, ein Stoiker, der immer noch möglichst bemüht war mit den
Grundlehren seiner Schule Fühlung zu behalten. Jenes mehr vorsichtige
als streng correcte und folgerichtige Verfahren war also m. E. gerade
recht bezeichnend für ihn. Ich bestreite natürlich nicht, dass wer aut —
aut certe sagt, auch vielmehr den zweiten, eventuellen und weniger weit
gehenden Fall zwar für den ihm weniger wünschenswerten, aber dennoch
wahrscheinlicheren halten kann (im Gegentheil , es giebt Beispiele genug
dieser Art), aber kein Stoiker hat sich unseres Wissens so zu dieser Frage
gestellt. Wollte man aber trotz diesem Allen lieber annehmen, dass Cicero
auch an diesen beiden Orten gleichwie §. 87—104 contaminirt habe, so
würde doch gerade der Umstand, dass die Hinzufügung des zweiten Gliedes
der Alternative, wie gesagt, eigentlich unlogisch ist, uns bestimmen müssen
dann ferner anzunehmen, dass die Contamination sich hier doch nur auf
diese Hinzufügung als Concession an Poseidonios beschränkt habe. Kurz
ich wiederhole: volle Gewissheit ist hier freilich jiach der positiven Seite
hin nicht zu erreichen, aber doch m. E. ein hoher Grad von Wahrschein-
lichkeit für Panaetios als die eigentliche Quelle. Vorsichtiger übrigens als
S. 8 und besonders S. 187 f. drückt Schmekel S. 264 sich aus, und man
hat wohl hier seine eigentliche Absicht zu erkennen, dass er die Sache
unentschieden lassen will.
C. 28. S. 79. A. 64. S. über den betreffenden Gegenstand und über
Kleitomachos (Karneades) als die Quelle von Cic. de fato (nebst dem aus
dieser Schrift in ihrer vollständi|en Gestalt und nicht aus de divin. ge-
schöpften Abschnitt bei Augustin. C. D. IV, 1—11), Sex. Math. V, 1—105,
Phaborin. b. Gell. XIV, 1 u. Plut. Sto.rep. 46 f. jetzt Schmekel S. 155—184.
Vgl. auch unten Nachtr. 2. F. z. C. 32. A. 268.
C. 28. S. 79 f. mit A. 70. 71. Auch hier ist eine Berichtigung erforder-
lich. Denn Schmekel S. 231—237 hat höchst wahrscheinlich gemacht,
dass tibql ZmvQccrovs nur Titel eines Theils einer umfassenderen, ausser
über Sokrates auch über die Sokratiker handelnden Schrift des Panaetios
war, in welcher er nicht nur die falschen Angaben des Demetrios von
Phaleron in dessen Apologie des Ersteren (Zcox^arrjg La. Di. V, 80, Zco-
■XQccxovg unoXoyia La. Di. IX, 15. 37. 57, vgl. A. 58. C. 2. A. 702. 717)
widerlegte, sondern namentlich auch gegen denselben Demetrios (Fr. XLIII
Ost. b. Dionys. Hai. Ep. ad Cn. Pomp. 2. p. 760 ß.) den halbpoetischen
Stil Piatons in Schutz nahm und ihm noch vor dem des Demosthenes den
Vorzug gab, und dass alle A. 58—60 verzeichneten Anführungen mit Aus-
nahme von La. Di. VII, 163 aus dieser sonach biographisch -kritischen
Schrift stammen, die ebendieser ihrer Beschaffenheit nach nicht etwa
wiederum ein Theil von tibqX cciQtöecoVj sondern eine besondere Arbeit war.
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band. 707
La. Di. VII, 163 aber auf nsgl cciqbcsoov zurückzuführen liegt m. E. am
Nächsten, doch ist dies unsicher. Schmekel beruft sich S. 231 f. mit
Recht auch auf Cic. Tusc. I, 32, 79 (unmittelbar nach den S. 704 [Nachtr.
z. A. 60] angef. Worten Panaetio a Piatone suo dissentienti). quem . . .
omnibus locis divinum . . . quem Homerum philosophorum appellat und
schliesst etwas kühn, aber doch wohl richtig aus Plut. Demosth. 13,
Panaetios habe andererseits den Demosthenes dem Piaton so nahe gerückt,
dass auch er fälschlich den Ersteren, wo nicht für einen Schüler, so doch
für einen Nacheiferer des Letzteren gehalten haben mut.se. Schlimmer ist
der kritische Missgriff, wenn schon Panaetios, wie doch wohl auch mit
Schmekel S. 233 f. anzunehmen ist, die C. 37. S. 593 mit A. 62 (vgl. d.
Nachtr. 1. F. z. d. St.) erwähnten Briefe unter den Namen des Philippoe,
Antipatros und Antigonos für acht hielt, um sich auf sie dafür zu be-
rufen, dass selbst vor dem Volke und dem Heere der „sermo" (zu welchem
Piatons Stilart gehört) anzuwenden und oft (wie auch vor Gericht) wirk-
samer sei als die „contentio" (die Stilart der Redner). — Ueber die mathe-
matischen Kenntnisse des Panaetios und seine Hochschätzung der Mathe-
matik (Cic. Off. I, 6, 19. Philod. Ind. Sto. Col. 66), über seine astronomischen
und geographischen Ansichten (Erklärung der Bewohnbarkeit der heissen
Zone, s. Achill. Isag. p. 96 Pet. = Fr. 33 Fowl., vgl. van Lynden a. a. 0.
S. 73) s. Schmekel S. 230 f. Er erklärte, auch hierin von seiner Schule
abweichend, im Anschluss an Anaxagoras und Demokritos (s. Zell er Ph.
d. Gr. I4. S. 803. 904) „die Kometen für Erzeugnisse der Conjunctionen der
Planeten, also für rein optische Erscheinungen (Sen. N. Qu. VII, 30, 2)".
Und ferner ordnete er wiederum anders als die anderen Stoiker die Ab-
folge der Weltkörper von der Erde als Weltmitte so : Mond, Mercur, Venus,
Sonne, Mars, Jupiter, Saturn, Fixsternhimmel, und zwar dergestalt, dass
die Abstände immer grösser und unermesslicher werden, s. Cic. de divin.
II, 43, 91, vgl. 47, 97. 42, 88.
C. 29. S. 88. A. 43. Schmekel S. 5 f. nimmt mit Recht an, dass auch
der Aufenthalt des Polybios in Rhodos (s. A. 56) und Kleinasien (Polyb.
XVI, 15. XXII, 21. IV, 38 ff.) in die Zeit um 145/4 fiel, und dass er den
Scipio auf dessen Gesandtschaftsreise 141 (s. C. 28. A. 23 b. 24) desshalb
nicht begleitete, weil er die hauptsächlichsten Gegenden, nach denen sie
ging, somit kurz vorher besucht hatte.
C. 29. S. 122. A. 129. Die von mir gebilligte Ansicht ist neuerdings
auch von Thiaucourt Les causes et l'origine de la seconde guerre puni-
que et le commencement de la troisieme decade de Tite-Live, Paris 1890.
La marche d'Hannibal de TEbre en Italie, Paris 1890 (vgl. Soltau Woch.
f. kl. Ph. VIII. 1891. Sp. 998 f.) und v. Stern Das Hannibalische Truppen-
verzeichniss bei Livius XXII, 2, Berlin 1891. 8. (Berl. Stud. XII, 2) ver-
treten, aber ich würde sie mindestens nicht so entschieden gebilligt haben,
wenn mir die Abhandlungen von Soltau Eine annalistische Quelle von
Cicero de off. III, Woch. f. kl. Ph. VII. 1890. Sp. 1239-1245. Zur Chrono-
logie der spanischen Feldzüge 212 — 206 v. Chr., Hermes XXVI. 1891.
S. 408 ff. bereits vorgelegen hätten, in denen er in höchst beachtenswerter
Weise darzuthun sucht, dass Livius vom 21. Buche bis zum Ende des 29. den
Polybios anfänglich nur durch die Vermittlung des Claudius Qu ad rigarius
45*
708 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band.
benutzt und erst nachträglich unmittelbar aus Ersterem XXVI, 24, 1—26, 4.
XXVII, 29, 7—33, 5. XXVIII, 5—8. 17f., XXIX, 12. 29, 5—33, 1 ein-
geschoben habe.
C. 29. S. 128 f. A. 150 füge hinzu: Schmekel Philos. der mittleren
Stoa S. 9—14. S. 104—154. S. 238—290.
C. 29. S. 129. A. 155. Schmekel S. 11 f. macht wahrscheinlich, dass
Poseidonios auch in Alexandreia war, und dass diese Reise der nach dem
Westen voranging: „seine Bekleidung der Prytanen würde fiel vermuthlich,
da man in Rhodos, wie es scheint (s. Scheppig S. 8. Arnold S. 111.
A. 86), nur gewesene Prytanen zu Gesandten nahm, vor 86, und da er dort
nicht heimisch war, wird er wohl schon etwa 10 Jahre, also etwa seit 96
dort gelebt haben, bevor er zu diesen höchsten Würden aufstieg".
C. 29. S. 130. Z. 6 f. v. o. 1. Er starb, wie es heisst162), 84 Jahre alt.
C. 29. S. 131. A. 164 b. S. über alles hieher Gehörige jetzt die ein-
dringende Untersuchung von Schmekel S. 304—384.
C. 29. S. 132 ff. A. 168. S. jetzt auch Schmekel S. 257—263, vgl.
S. 248 — 256. In einer Beziehung mussten sowohl Panaetios, der die ganze
Menschenseele durch die Zeugung entstehen und mit dem Tode enden Hess,
als auch Poseidonios, der die Prae- und Postexistenz dieses Ganzen während
jeder gesammten Weltperiode lehrte, von Aristoteles abweichen, welcher
die thätige Vernunft, aber auch nur diese für anfangslos praeexistirend,
von aussen in den Embryo eintretend und endlos fortdauernd erklärte:
diese von ihm innerhalb des vernünftigen Seelentheils gemachte weitere
Unterscheidung der actuellen oder thätigen und der potenziellen oder leiden-
den Vernunft war für Beide nicht anwendbar (vgl. auch Schmekel S. 269 f.
A. 2). Man kann in gewisser Weise wohl sagen, dass bei Panaetios der
Unterschied einer allgemeinen und einer individuellen Denkthätigkeit
(freilich auch Empfindungsthätigkeit) in jedem Menschen an die Stelle tritt,
von denen er auch die Verschiedenheiten der geistigen Befähigung der
Menschen abhängig machte, indem ein Jeder geistig um so höher stehe,
eine je grössere Masse der ersteren und je geringere der letzteren in ihm
vorhanden sei, s. Schmekel S. 195 f. 209 f.
C. 29. S. 133. A. 169. S. 134. A. 171 b. Leider ist der spätere Theil
von Schmekels Buche, in welchem derselbe sich über die Bedeutung
vom Commentar des Poseidonios zu Piatons Timaeos und die grosse Ein-
wirkung, welche er ausgeübt hat, verbreiten wird, noch nicht gedruckt,
und ich bin daher auch jetzt noch auf einige briefliche Andeutungen
Schmekels angewiesen. Schmekel hält ihn für die wichtigste Quelle
des wiederauflebenden, neuen Pythagoreismus und führt u. A. nächst Sex.
Math. VII, 93 ff. auch IV, 2 ff. und X, 248 ff., ferner die betreffenden An-
gaben Varros bei Gell. u. Censorin. , desgleichen Macrob. Somn. Scip. I, 5 f.,
II, lf., zum Theil auch Phil, de opif. mundi (und leg. alleg.) und Theon
v. Smyrna de mus. auf ihn zurück, indem Theon diesen Theil aus Adrastos
und Tbrasyllos zusammengeschrieben hat, die Quelle des Thrasyllos aber
ebenjener Commentar gewesen ist. Von hier aus wird denn auch des
Poseidonios Auffassung der platonischen Weltseele (Plut. de an. proer. 22.
1023 B ff. Herrn, in Plat. Phaedr. p. 114 Ast) gegenüber dem Missver-
ständniss Hirzels I. S. 237 ff. klar: Poseidonios machte die platonische
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band. 709
Weltseele zur Idee, folglich doch die einzelnen Seelen zu Theilideen, bo
dass für ihn also Gott zum Ort der Ideen wird, was von erheblichem Ein-
fluss auf Seneca und Philon von Alexandreia geworden ist. Vgl. auch
Schmekel S. 250. A. 3. S. 269. A. 2.
C. 29. S. 135. A. 175. S. jetzt besonders auch Schmekel S. 269-281.
286—288. Derselbe zeigt S. 278 f. A. 3, dass Hirzel II. S. 285 ff. entschieden
zu weit geht, wenn er meint, Poseidonios habe die Möglichkeit eines schlecht-
hin Weisen überhaupt bestritten: er gab sie vielmehr für die Zukunft zu,
wenn er auch für die Vergangenheit leugnete, dass es bisher einen solchen ge-
geben habe, wie dies Letztere, aber auch nur dies aus La. Di. VII, 91 folgt.
C. 29. S. 136 mit A. 184. 184b. Was hier über Poseidonios als Astro-
nomen gesagt ist, muss im höchsten Grade als ungenügend bezeichnet
werden. Derselbe nimmt allem Anschein nach in der Geschichte der
Astronomie eine sehr bedeutende, freilich aber verhängnissvolle Stelle ein,
indem er sich auf Grundlage seiner Naturphilosophie gegen das richtige,
von Hiketas, Ekphantos und Herakleides dem Pontiker angebahnte, von
Aristarchos aus Samos hypothetisch und von Seleukos aus Seleukeia un-
bedingt (s. C. 23. S. 718 f. 763 f.) ausgeführte heliocentrische Weltsystem
erklärte und dagegen, allerdings in theilweisem Anschluss an Herakleides
den Pontiker, namentlich aber im Anschluss an die Epicykelntheorie des
Apollonios von Perge und des Hipparchos (s. C. 23. S. 756. 765. 768. A. 280)
der Schöpfer des sogenannten ägyptischen Weltsystems wurde, wenigstens
so weit sich bis jetzt urtheilen lässt. Jedenfalls ist das ptolemaeische nur
eine Verschlechterung desselben, und dass durch diese Einflüsse die schon
gewonnene richtige Einsicht zurückgedrängt wurde, hat nicht sowohl
Ptolemaeos als vielmehr schon Poseidonios durch die Macht verschuldet,
welche er über seine und die nächsten Zeiten gewann, und immerhin bleibt
anzuerkennen, dass er es war, welcher die Gedanken jener beiden grossen
Astronomen zu einem wirklichen neuen System verarbeitet hat, welches an
den Platz der noch viel künstlicheren Theorie des Knidiers Eudoxos von
den bewegenden Sphären trat. Man lernt dasselbe kennen aus Cic. N. D.
II, 19,49 — 20,53 (auch Somn. Scip. C. 15 ff.), Kleomed., Macrob., Marc.
Cap. Für das Genauere kann ich leider nur erst auf Schmekel S. 281 —
284 verweisen, da dessen spätere Erörterung über die Bedeutung dieses
ägyptischen Systems mir wiederum noch nicht vorliegt. (Ob man aus dem
A. 191 angef. Stück vom Auszuge des Geminos aus der Meteorol. des Poseid.
mit Schmekel S. 282. A. 2 folgern darf, er habe vom rein astronomischen
Standpunkt aus die Möglichkeit des heliocentrischen Systems zugestanden,
ist mir übrigens zweifelhaft, s. Böckh Unterss. üb. d. kosm. Syst. des
Plato S. 133 ff.). Die Abfolge der Himmelskörper ist bei Poseidonios die-
selbe wie bei Panaetios (s. Nachtr. 2. F. z. C. 28. S. 79 f.), nur dass er die
Venus zwischen Mond und Mercur ordnete. Ueber die immer noch zu klein
von ihm bestimmte Entfernung der Sonne von der Erde (500 Mill. Stadien
= 12 500000 Meilen, s. La. Di. VII, 145. Plin. N. H. II. §. 85*)) urtheilte
*) Bei Detlefsen im Ind. folgt auf „Posidonius stoicus" die Angabe:
„Posidonius auctor Plinio I, 2. 4. 6. citatus 2, 85. 6, 57". Dies ist überall
der Stoiker.
710 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band.
er dennoch schon richtiger als selbst Newton. Ueber die Kometen dachte
er anders als Panaetios, hielt sie aber auch für keine eigentlichen Welt-
körper (Schol. Arat. 359. Sen. N. Qu. VII, 20. La. Di. VII, 152. Stob.
Ecl. I. p. 227, 17 ff. W. u. dazu Wachsmuth).
C. 29. S. 137. A. 186. Ueber die geographischen Leistungen des Posei-
donios s. Schmekel S. 285 f. In Bezug auf Ebbe und Flut schloss er
sich an die richtige Erklärung des Seleukos von Seleukeia (s. C. 23. S. 764)
an, Strab. I. 53 f. III. 172 ff. Stob. Ecl. I. 253, 1 ff . W. (Aet. Plac.
p. 338, 8 ff. Diels).
C. 29. S. 139. A. 191 füge hinzu: Ueber die meteorologischen Ansichten
des Poseidonios s. Schmekel S. 284 f.
C. 29. S. 144. A. 200. "Wenn Schmekel in seinen Bemerkungen über
die muthmassliche Stellung des Poseidonios als Geschichtschreiber S. 290 f.
es mit grosser Entschiedenheit (S. 291) betont, dass man dies nicht ein-
fach Kritiklosigkeit nennen dürfe, so ist das im Grunde ein blosser Wert-
streit; in der Sache kommt das von Schmekel Zugestandene genau auf
das Gleiche hinaus wie das von mir Gesagte. Wohl richtig schreibt
Schmekel zum Schlüsse: „Aehnlich wie sich die Philosophie des Posi-
donius zu der seines Lehrers Panaetius verhält, wird sich im Allgemeinen
auch sein Geschichtswerk zu dem des Polybius verhalten haben".
C. 29. S. 145. A 203. Nach der gründlichen Untersuchung von Schmekel
S. 85 — 104 darf jetzt nicht bloss mit Wahrscheinlichkeit, sondern mit voller
Gewissheit angenommen werden, dass Poseid. nsgl ftsöäv wie für die Dar-
stellung der stoischen Theologie bei Sex. Math. IX. §. 13—28. 49-136 und
Cic. N. D. II. §. 3 ff. 13-72. 154—167, sondern auch für die Widerlegung
der epikureischen bei Cic. N. D. I. § 57 — 124 die Quelle war. Hiernach
ergiebt sich aber die Notwendigkeit der S. 701 gegebenen Berichtigung
von C. 2. S. 131. A. 649, ob sich aber überhaupt die an letzterer Stelle ge-
billigte Annahme, dass die Kritik der stoischen Theologie bei Sex. (Math.
IX. §.29 ff. 187 ff.) so einfach aus Kleitomachos stamme, jetzt noch auf-
recht erhalten lässt, ist wohl mindestens sehr fragwürdig.
C. 29. S. 147 ff. A. 220. Poppelreuter ist gründlich widerlegt von
Apelt in d. S. 687. Nachtr. z. A. 173 angef. Abh. v. Apelt S. 518 (296) ff.
Schmekel S. 104 — 154 aber kommt über Cic. Tusc. I zu einem sehr ähn-
lichen, nur freilich weit bestimmteren Urtheil wie ich, doch mit einer aller-
dings erheblichen Abweichung, indem er in Bezug auf den ersten Theil
oder den Nachweis, dass der Tod im Fall der Unsterblichkeit der Seele
kein Uebel sei (§. 26 — 82), Corssen nicht bloss, wie ich, theil weise, sondern
nahezu vollständig darin Recht giebt, dass hier, aber auch nur hier eine
Schrift des Poseidonios, jedoch freilich nicht die problematische Trost-
schrift oder gar einer der IIqotqS7itikol, sondern muthmasslich wiederum
tcsqi &säv die Quelle ist. Schmekel zeigt dabei einleuchtend, dass es
jedenfalls dieselbe war, welche auch Varro im 1. B. der Antiquitates rerum
divinarum (s. die Zusammenstellung der Fragmente S. 117—132) benutzt
hat. Und ich stehe unter dem Gewicht seiner Gründe keinen Augenblick
an die von mir geäusserte Meinung zu seinen Gunsten einfach zurück-
zuziehen, folglich auch anzuerkennen, dass Corssen Diss. S. 40 ff. nicht
minder darin Recht hatte die parallele Darstellung bei Cic. im Somnium
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band. 711
Scipionis auf die nämliche Schrift des Poseidonios zurückzuleiten, wofür
denn Diels in der A. 168 z. E. angef. Abh. noch eine Ergänzung gegeben
hat. Hiernach gestaltet sich die ganze Sache nun so (s. Sc hm ekel
S. 146—154). Das 1. B. von Ciceros Tusc. ist in der That, wie besonders
aus §.111 erhellt, eine Neubearbeitung seiner eigenen Consolatio (vgl. §. 75.
83—86). In beiden hat er der allem Anschein nach schon in Krantors
Trostschrift befolgten Anordnung (s. S. 659. Nachtr. z. C. 2. A. 566) sich
angeschlossen und die Hauptmasse des 2. Theils oder der Darlegung, dass
der Tod, auch wenn die Seele mit ihm untergehe, kein Uebel sei (§. 82—88.
91 — 102 patescat. 109—111. 113 — 117) aus jener Schrift entnommen, dabei
freilich einige anderweitige Zusätze eingefügt, dagegen den 1., vermuthlich
weil ihm hier Krantors Darstellung zu kurz war, bei der Neubearbeitung
in den Tusc, wie gesagt, aus Poseidonios gezogen. Daher steht das Citat
aus der Consolatio §.66 im Widerspruch mit §. 43, und §. 70 wird durch
eine scheinbare Skepsis der ungeschickte Versuch gemacht beide Stand-
punkte zu versöhnen: quae est ei (näml. animo) natura? propria puto
et sua. sed fac igneam, fac spirabilem: nihil ad id, de quo agimus.
Dass nun aber Pseudo-Platon im Axiochos nicht den Poseidonios benutzt,
sondern aller Wahrscheinlichkeit nach viel früher geschrieben hat, ist
somit sicher, und dass Cicero und Plut. in der Consol. ad Apoll., aus
Krantor schöpfend, dennoch dabei den Kallimachos citiren (s. C. 2. A. 567),
scheint mir jetzt nur durch die Annahme erklärbar, dass Beiden die Trost-
schrift des Ersteren nicht mehr in ihrer ursprünglichen, sondern in der
nämlichen überarbeiteten Gestalt vorgelegen habe.
C. 30. S. 193. A. 256 d. S ehr a der Porph. qu. Hom. ad Odyss. pert.
rel. , Leipzig 1890. S. 197 — 199 vertheidigt gegen Pusch seine Annahme
(s. C. 26. A. 83), dass bei Suid. Zi^vodotog 'AXeizavÖQSvg vor syQccips „seeun-
dum codicis Parisini Gxiy\Li\v" eine Lücke anzunehmen, in welcher Zeno-
doros ausgefallen, dieser also auch der Urheber der drei von mir nach
Pusch dem Zenodotos von Alexandreia beigelegten Schriften und Schol. B
(Porphyr.) 11. A, 1. E, 12 ZrjvodcoQog für Zrjvödotog herzustellen sei. Ich
bin nicht überzeugt, aber bin doch allerdings schwankend geworden. Hat
Schrader Recht, so kommt freilich nicht viel mehr darauf an, ob Zeno-
dotos von Alexandreia mit Zenodotos von Mallos, was er schwerlich mit
Wahrscheinlichkeit immer noch glaubt, dieselbe Person gewesen ist oder
nicht, denn Spuren von dem Buch gegen die Athetesen des Aristarchos
sind uns ja nicht geblieben.
C. 32. S. 238f. Ueber Mnesarchos s. jetzt Schmekel S. 16. 296 f.
C. 32. S. 240 ff. Ueber Hekaton s. jetzt Schmekel S. 14 f. 290—296.
C. 32. S. 244. A. 36. Wenn die Annahme (s. A. 26 u. bes. C. 2. A. 387}
doch wohl entschieden richtig ist, dass bei Philod. Ind. Sto. Col. 62 von
Schülern des Diogenes von Seleukeia oder auch des Antipatros von Tarsos
die Rede sei, so muss Dionysios von Kyrene weit älter als Diouysios
der Lehrer des Atticus gewesen sein. Nun heisst es aber dort von Ersterem
(vgl. wiederum C. 2. A. 387): <og ncciy ävTS^teivsy Jr](ir}TQia) reo <^)>ro-
9txc5, und unter diesem Demetrios kann (s. Schmekel S. 16 f. A. 4. S. 337 ff.)
wohl kaum ein anderer verstanden werden als der Epikureer Demetrios der
Lakone, so sonderbar für diesen auch die Bezeichnung reo qyixoqiho) (denn
712 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band.
diese Ergänzung ist doch wohl richtig) erscheint; und hiernach müsste
doch wieder mit Schmekel angenommen werden, dass Dionysios von
Kyrene auch der Lehrer des Atticus gewesen sei, wenn anders dieser
Demetrios wirklich, wofür ich S. 260 mich entschieden habe, erst ein
jüngerer oder auch nur, wie Zeller (s. A. 140) und Schmekel glauben,
ein bloss etwas älterer Zeitgenosse des Zenon von Sidon war. Denn
während Demetrios im dritten Theil von Philod. negl eqpEfav und ebenso
der unbekannte Urheber des vierten Theils (s. A. 38. 141 u. bes. 216 mit
dem unten zu gebenden Nachtr.) nur die Stoiker im Allgemeinen in der
betreffenden erkenntnisstheoretischen Frage bekämpfen und Beide (Col. 28,
37 ff. 29, 25 ff-) ihnen den den Dionysios (nach Col. 8, lff., s. Schmekel
S. 298 f. A. 1) gar nicht treffenden Vorwurf machen, sie bedächten nicht,
dass die Epikureer als Bedingung für den Schluss aus der Uebereinstimmung
der Anzeichen oder Merkmale (cr}{Leia) stets hinzufügten: „wenn Nichts
dagegen spricht", so bestreitet dagegen der Epikureer Zenon im ersten
Theil Col. 7, 5 ff. ausdrücklich ihn; und daraus hat Schmekel mit grosser
Wahrscheinlichkeit den Schluss gezogen, dass die die Analogieschlüsse be-
treffende Schrift des Dionysios erst nach den entsprechenden jenes un-
bekannten Epikureers und des Demetrios erschien, nach Ind. Sto. a. a. 0.
die letztere bestritt und eben wieder sodann von Zenon bestritten ward.
Allein es hindert Nichts daran, dass Demetrios vielmehr schon ein Zeit-
genosse des Panaetios und des Gartentyrannen Apollodoros gewesen ist,
und damit ist auch für Dionysios von Kyrene* die gleiche Zeit und seine
Verschiedenheit von dem jüngeren Stoiker gleiches Namens, dem Lehrer
des Atticus, gerettet. Die werthvolle Erkenntnisstheorie des Ersteren liegt
klar und deutlich vor bei Philod. n. orjfi. Col. 1—8, 15. 19, 9—20, 30, und
danach hat Schmekel S. 298 — 303 sie entwickelt. Und wenn nun
Schmekel S. 351—356 scharfsinnig und allem Anschein nach erfolgreich
darthut, dass Panaetios derjenige Stoiker gewesen sei, welcher zuerst die
altstoische Lehre von der cpccvxaGicc v.axuXr\Tixi^\ als Kriterion der Wahr-
heit im Anschluss an die Lehre des Karneades von der yctvxaoia 7ti&avrj
neu ansgiGTiaßtog %a\ nsgicadsv^iv^ als höchstem Grade der Wahrschein-
lichkeit (s. Zeller IIP, 1. S. 513—516 u. Schmekel S. 342—351) durch
den Zusatz „wenn kein Hinderniss im Wege steht" (wÖer t'xovocc k'vaxr}iia)
und die riegeln zur Prüfung, wann Letzteres der Fall sei oder nicht, be-
schränkte (Sex. Math. VII, 253 ff,), so ist es interessant genug, dass gleich
sein Mitschüler Dionysios ebenfalls unter dem Antrieb der Kritik des
Karneades noch weiter in der Strenge ging. Wenn aber Schmekel S. 340
schreibt: „wir dürfen mit Fug schliessen, dass Demetrios nicht Schüler,
sondern Mitschüler des Zenon gewesen ist", also Schüler des Gartentyrannen
Apollodoros (s. auch Schmekel S. 346), so ist das Erstere freilich un-
bestreitbar, das Letztere dagegen nach dem Obigen falsch: er war viel-
mehr, wie gesagt, ein Zeitgenosse und wohl sogar älterer Zeitgenosse
dieses Apollodoros. Schmekel hat nicht bedacht, dass als sein Lehrer
vielmehr ausdrücklich Protarchos von Bargylion bezeichnet wird (s. A. 137).
Trotzdem jedoch, dass der Unbekannte in einem Punkte sachlich von
Zenon abweicht (Col. 30, 37 ff. 31, 8 ff.), ist in allen übrigen Stücken seine
Uebereinstimmung mit dessen Theorie so gross, dass Schmekel S. 339
Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band. 713
mit Recht daraus folgert, er habe mit Letzterem denselben Lehrer und
dasselbe Vorbild gehabt, also Apollodoros. Gerade aus der grossen Kürze
aber, mit welcher Demetrios den Gegenstand noch behandelte (Col. 28, 14),
wird es wahrscheinlicher, dass doch nicht Apollodoros, wie Schmekel
meint, sondern er am Frühesten unter den Epikureern sich mit dieser
Theorie der Inductions- oder vielmehr der (bei Aristoteles mit unter den
iv&v{irj{i<xtct steckenden) Analogieschlüsse beschäftigt hat.
C. 32. S. 247. A. 56 füge hinzu: Ob aber derjenige Antipatros, aus
dessen Schriften nsgl ycc^iov und nsgl yvvcunog ovfißtcoascos Stob. Flor.
LXVII, 25. LXX, 14 Auszüge giebt, der Tarsier, der Tyrier oder ein dritter
ist, darüber fehlt es noch an jeder Untersuchung, so viel ich wenigstens
weiss. Indessen kenne ich Iacobs De Antipatri fragmentis ex libro nsgi
ya[Kov ab Ioanne Stob, servatis, Lectiones Stobenses (Jena 1827). S. 24 f.
109 ff. nicht,
C. 32. S. 260 f. mit A. 140. 141. Dass vielmehr Zeller in Bezug auf
die Lebenszeit des Lakoniers Demetrios ungleich richtiger als Natorp ge-
sehen hat, und dass dieser Demetrios spätestens ein älterer Zeitgenosse
des Zenon von Sidon, vermuthlich aber schon von Apollodoros dem Garten-
tyrannen ein Zeitgenosse und eher ein älterer als ein jüngerer war, ist
so eben in dem Nachtr. 2. F. z. A. 36 dargethan.
C. 32. S. 262 mit A. 151. Dass indessen Zenon keineswegs der Erste
war, welcher die, übrigens wesentlich schon von Kameades ausgebildete
Theorie der Inductions- und Analogieschlüsse von diesem entnahm und
ausbildend in die epikureische Schule einführte, sondern dass dies vor
ihm auch schon Demetrios der Lakonier und Andere thaten, erhellt
wiederum aus demselben Nachtr. z. A. 36 (vgl. A. 216 und dazu unten d.
Nachtr.). S. die Beweisführung von Schmekel S. 337—340.
C. 32. S. 266 f. A. 173. Ueber Apollophanes s. noch V. H.2 IV, 208
und das bei Usener Epicurea S. 401 Angeführte, welcher ihn als „rhctor?
. . . puto stoicus" bezeichnet.
C. 32. S. 276. A. 216. Genauer besteht der erste Abschnitt (Zenons
Vorlesungen nach den eignen Aufzeichnungen des Philod.) aus Col. 1—19, 9,
der zweite (ebendieselben nach den Aufzeichnungen des Bromios) aus
Col. 19, 9 — 28, 13, der dritte (Demetrios) nur aus Col. 28, 13 — 29, 20, der
vierte aus Col. 29 , 20 — 38 , 22. Im Uebrigen s. jetzt auch Schmekel
S. 237 ff.
C. 32. S. 281 ff. Schmekel S. 384 — 399 (vgl. S. 379 — 384) macht
höchst wahrscheinlich, dass die Schwenkung Philons erst in Folge der
Einwürfe des Antiochos Statt fand, dass er sie erst in ebenjenen zwei
gegen diesen gerichteten Büchern ausführte, dass die Polemik in denselben
ohne Nennung des Antiochos erfolgte und desshalb diesen so reizte, und
dass endlich der demgemäss schon zuvor bei diesem eingetretene Umschlag,
der theilweise sonach auch auf Philon zurückwirkte, aus dem Einfluss der
Lehren und Demonstrationen des Panaetios und seiner Schüler, die ja im
Grunde, wenn schon schwerlich so ganz ausdrücklich, wie Schmekel
meint, auch bereits das Princip des Eklekticismus, die angebliche Ueberein-
stimmung aller dogmatischen Philosophen in allen wesentlichen Punkten,
ergriffen hatten, entstanden war.
714 Nachträge und Berichtigungen zweite Folge zum zweiten Band.
C. 32. S. 288. A. 268. Die Berufung von Gercke auf Cic. de fat.
19, 44 beruht in Wahrheit vielmehr auf einem von mir noch nicht erkannten
Missverständniss dieser Stelle, die in ihrem Zusammenhange einen ganz
anderen Sinn hat, s. Schmekel S. 177 ff. S. 180. A. 3.
C. 32. S. 290. A. 274. Diese Kccvovlhu des Antiochos waren wahrschein-
lich die Quelle für Sex. Math. VII. §. 126—226 oder wenigstens 126—202.
217—226, s. Hirzel II. S. 667 f. III. S. 493 ff. Natorp S. 296 f., aber
nicht, wie Hirzel zu glauben geneigt ist, auch noch für das Folgende
227—260, s. vielmehr C. 2. A. 650, Natorp a. a. 0. u. bes. Schmekel
S. 352. (Woher §. 89 — 125 stammen, lässt Natorp, abgesehen von den
Einschaltungen aus Poseidonios, mit gutem Grunde unentschieden, während
Hirzel auch hier an Antiochos denkt; ich übe die gleiche Zurückhaltung
aus in Bezug auf die §§. 47—88, die Hirzel dem Kleitomachos zuzuschreiben,
wenn auch mit Vorbehalt, gewillt ist, während Natorp sie nebst 203—216
auf Aenesidemos zuiückführt).
C. 32. S. 322 ff. Wenn der von dem neuesten Herausgeber der Schrift
über die Unvergänglichkeit der Welt Cumont, Berlin 1891. 8. unter Bei-
stimmung seines Recensenten Wendland Berl. phil. Woch. XI. 1891.
Sp. 1029—1039 unternommene Versuch zu zeigen, dass Philon selbst der
Verfasser sei, gelungen ist, so würde meine betreffende Darstellung aller-
dings an dieser Stelle einfach zu streichen sein. Noch will es mir indessen
nicht scheinen, als ob durch diesen Versuch Zellers Beobachtungen ge-
nügend beseitigt wären.
C. 34. S. 442. A. 151 ist natürlich jetzt auch zu berichtigen: Lysi-
machos kann, wie aus S. 711 f. 713 (Nachtr. z. A. 36. 140 f.) erhellt, be-
trächtlich älter gewesen sein und schon am Ende des 2. oder Anfang des
1. Jahrh. gelebt haben (wie dies auch schon M. Wellmanns ursprüngliche
Annahme war).
C. 35. S. 465. A. 46. Z. 2 v. o. hinter zeigen füge hinzu: wie schon
C. 25. A. 67 bemerkt ist.
Schliesslich hat Herr Dr. Brunk in beiden Bänden noch folgende
Druckfehler und Irrthümer entdeckt:
I. S. 20. A. 61. Z. 4 für 523b 1. 533b.
I. S. 122. A. 574. Z. 1 v. u. für 88b 1. 88.
I. S. 392. A. 79. Z. 3 v. u. für Agorakritos 1. Aristokritos.
I. S. 486. A. 146 für 84 1. 48.
I. S. 491. A. 30. Z. 3 für dem 1. den.
I. S. 647. Z. 8 für 36 1. 35.
I. S. 659. A. 71. Z. 1 v. u. für 381 1. 281.
I. S. 682. A. 233 für C. 4 1. C. 5.
I. S. 801. A. 129. Z. 14 für Apollonios 1. Apollophanes.
I. S. 865. A. 149. Z. 5 für Agatharchidas 1. Agatharchides.
I. S. 888. Der Nachtrag zu C. 4. S. 191 f. A. 99 ist jetzt zu streichen,
da er durch den II. S. 660 gegebenen genaueren ersetzt ist.
II. S. 153. Z. 4 v. u. im Text für 291 1. 257.
Nachträgliche Berichtigungen. 715
II. S. 513. A. 223. Z. 18 für Heroetas 1. Hieroetas.
IL S. 601. A. 98. Z. 4 für Manethon 1. Manetho.
II. S. 685. Die C. 27. Z. 50 zu tilgenden Anmerkungen sind 84b und
85b, und die folgende Berichtigung gehört zu A. 86 (statt 26).
II. S. 692 Z. 16 v. u. für Bytores 1. Berytos.
Kleinigkeiten, wie wenn ich z. B. nach meiner sonstigen Gewohnheit
nicht Phainias, sondern Phaenias hätte schreiben sollen, oder wenn mir
bald Polio und bald Pollio, bald Porphyrogennetos und bald Porphyro-
genetes, bald Phanagoreia und bald Phanagoria, einmal Berossos, einmal
Sextos Empeirikos, einmal Hieronymos als Name des Kirchenschriftstellers
in die Feder geflossen ist, lasse ich unberücksichtigt; der Wechsel zwischen
Dioskorides und dem richtigen Dioskurides ist einigermassen absichtlich.
Statt Nileus war überall Neileus zu setzen.
Alphabetisches Eegister*).
Abantidas , Tyrann t. Sikyon 20 61
627 633
Abaris II 674
Accins d. Tragiker 406 i79b
Accins, T. Pisaurensis, römischer
Rhet. II 474 90 504 m
Achaeos, Trag. II 201
Achilleus, Erklärer d. Aratos 293
294 52 776 II 702
Adaeos (Addaeos) d. Makedone, Epi-
gramm. 519 20 II 526 545 134 565
Adaeos v. Mytilene, Kunstschriftst.
469 518 671
Adrastos v. Neapolis, Astronom II
370 120
Adrastos, Gramm. II 708
Adrastos, Peripatetiker 717 58
Aeantiades (Aeantides), Trag. 269 5
280
Aegeas, Epikureer 104 478
Aegimios, üb. Brot- u. Kuchenbacken
880
Aelianos, Quellen 178 21 306 125 868 88
633 563 674 186 784 45. 50 852 96
853 103b II 361 75. 76 407 337 445 175
594
Aelius Dios s. Dios
Aemilius Macer 306 785
Aemilius Paullus II 84
Aeneias d. Taktiker 559
Aeneias a. Hierapolis 707 27
Aenesidemo8 v. Knosos od. Aegae,
Skeptiker 115 541 116 116 542 II
238 251 261140.141 339 340—347
714
Aenesidemos, Hist. II 383
Aeschines v. Eleusis, Rhet. II 449 3
Aeschines v. Miletos, Rhet., Asianer
II 495
Aeschines v. Mytilene, Schriftst. gegen
d. Rhetorik II 496 148
Aeschines v. Neapolis, Akadem. 132 f.
II 352 9
Aeschines d. Redner 141 708 558 189
II 163 101 203 676 695 Pseudo-
Aeschines, Reden u. Briefe II 449 3
589 38 695
Pseudo- Aeschines d. Sokratiker, Dia-
loge u. Briefe 20 62b 22 65 500 44
II 76 58 599 701
Aeschrion, Iambogr. 231 93 345 103
Aeschrion, Landwirth 847
Aeschylides, Landwirth 830 6 837 f.
841
Aeschylos 371 106 390 74 401 443
445 56 459 460 133 624 518 II 200
203 314 632 56
Aeschylos v. Alexandreia, Tragiker
283 402i57b
Aeschylos v. Knidos, Rhet., Asianer
II 495
Aesopos 141
*) Verfasst von A. Brunk, dem ich für die überaus genaue und sorg-
fältige Ausführung dieser mühseligen Arbeit zu besonderem Danke ver-
pflichtet bin. Die Nachträge in der Vorrede zum zweiten Bande sind mit
IIV bezeichnet unter Beifügung der Seitenzahl in Parenthese. Von zwei oder
mehr zusammenstehenden Zahlen ist die erste die der Seite, die folgende
oder die folgenden in kleinerem Druck die Nummer oder die Nummern
je einer Anmerkung. Die durch fetten Druck ausgezeichneten Zahlen geben
die Hanptstelle oder die Hauptstellen an. Die Anmerkungen sind von mir.
Alphabetisches Register.
717
Aethlios v. Samos, Historiker 838 28
II 399 314
Aetion, Maler 522 36b
Agtios(Plac.philos.)607 763 II 145202
251
Agakles, Aglaos od. Ambrosios, Vat.
d. Eratosth. 409
Agaklytos, Perieget 699 II 399 314
Agallis v. Kerkyra, Grammatikerin
450 II 673
Agamestor, Akadem. 126 613
Agatharchides v. Knidos, Geogr. 8
463 481m 485 502 53 562 224 581
633 647 681 223 685 — 692 695
696 307a-b 697 315 775 II 463 30
465 42. 44 469 482 493 I43b 679
Agatharchides v. Samos 687251 865 149
Agathemeros, Geogr. 662 85 696
Agathias , Epigrammensammler II
568 222 700
Agathokles v. Atrax, 'AXisvtiyid 851
Agathokles v. Chios, Landwirth 846
Agathokles, Geliebter, Minister und
Commentator v. Ptolemaeos IV 283
890
Agathokles, Gramm. 345 II 150
Agathokles v. Kyzikos od. Babylon,
Hist. 345 627 532h-i I[ 3.77 1 62 383
Agathokles, Tyrann v. Syrakus 236 6
547 558 589 591 f.
Ageanax s. Hegesianax
Agelochos, Gramm. 84142
Pseudo-Agesilaos, Briefe II 595
Agesistratos 734 150
Agias s. Hagias
Agis, Epigramm. II 549
Agis, Epik. II 550 167
Agis, Kochbuch 879 II 550 167
Aglaos s. Agakles
Aglaosthenes (vielmehr Aglosthenes),
Hist. II 384
Agnon (Hagnon) v. Rhodos, Akadem.
127 625 132
'Jycov, Schriften 7csqi äyatvoov 367
587 f. 624 f. II 391 396 f. 399 314
Agorakritos, Bildh. 519 29
Agrippa, M. II 310
Agroetas, Hist. II 355
Jigiosig, Schriften ueqI octgsüecov 130
422 II 79 259 260 132 vgl. La. Di.
II 65 GsodooQog iv xa> n^gi cctgsascov
Akademiker 11 116 ff! II 270 279 ff.
Akesandros, Hist. II 383
Akesias, Kochbuch 877 194 879
Akestodoros v. Megalopolis, Mythogr.
904 905 II 30
Akestorides (= Akestodoros?) II308'1
Akikaros d. Babylonier 483 132
Aktorides, Bruder des Epikureers
Timokrates 105 483b
Pseudo-Akusilaos, Genealogien II 30 7d
Alexandrides s. Anaxandrides
Alexandros d. Aetoler 3 111 111 515
112 113 532 168 175io 187—190
190 93 199 6 200 8 201 244 244 l
269 5 270 292 307 308 135. 142 331
33 U3 337 34168 398 128 673175 891
II 40 49 163 106 526 660 f.
Alexandros v. Aphiodisias 79 334
161 839
Alexandros (Lychnos) v. Ephesos
189 79 308 308 135 II 357 40
Alexandros d. Grosse 1 12 107 150 777
174 243 248 275 34 279 47 310 311
315 330 u 375 425 84 466 12 475 70
532 533 534 534 16 535 535 24 537
537 38 538 539 540 540 58 541 542
543 544 545 105 560 561 569 248
572 258 578 287 585 589 603 605
616 621 634 649 651 652 654 655
655 51 657 67b 658 687 734 150 796
869 II 326 381 395 450 451 465
487 515 515 228 521 18 523 578
581 18 593 663 Pseudo-Alexandros,
Briefe II 305 337 580 17 594 f.
Alexanderroman II 578 f.
Alexandros, S. Herodes des Grossen
II 311 404 330
Alexandros, Kom. 267
Alexandros, König v. Epeiros 546
Alexandros v. Kotyaea 374 119 II 357 10
Alexandros v. Lykaea, Astron. 18«.) 79
308
Alexandros v. Magnesia 189 86
Alexandros v. Miletos, d. Polyhistor
486 145 500 4S 606 606 416 608 42t
718
Alphabetisches Register.
626 582c 641 628 647 670 648 649 682
683 234b 692 856 862 II 53 154 35
247 51 331453.333 335473 355 35639
356-364 387 469 484 ioe 486 in
492 636 61 640 62 646 f. 649 77 650
651 652 655 f. 692
Alexandros v. Myndos 301 so 656 57
851—856 871 888 907 II 194 201
357 40 361 364 407 337 413 445 175
Alexandros, Paradoxogr. (viell. der-
selbe mit dem Polyhistor oder auch
dem Myndier) 485 856 II 364
Alexandros, Peripatet., Freund d.
Crassus II 322 357 40
Alexandros Philalethes, Arzt, Hero-
phileer 778 II 418 446 446 188
Alexarchos, Hist. II 384
Alexas, Alexias s. Alexos
Alexinos v. Elis, Megariker 17 43 19
20 59b 71 315 27 II 519
Alexis 7t8QL uvzaQytEias 29 59b 315 27
Alexis, Korn. 253 267 140 42788 878 198
Alexis v. Samos, Hist. II 384
Alexos (Alexias?), Kinaedendichter
201 14 246
'AhBVTiKot s. Fische
Alkaeos a. Messene, Epigramm. 46146
II 544-546 547 547 148 699
Alkaeos a. Mytilene 170 212 346 435
436 28 437 29 459 II 40 49 526 37
544134 667
Alkamenes, Bildner 521
Alketas, Geogr. 699 f.
Alkidamas 368 89
Alkimos, Hist. 592 f.
Alkimos, Rhet.(vielleichtderselbe)592
Alkman 189 435 27b 604 604 405 II
40 49 363
Allobeches der Kopte 483 132 485 137
Alpheios v. Mytilene , Epigramm.
II 545134
Amarantos, Coinmentator d. Theo-
kritos 225 226 79
Psseudo-Amasis, Briefe II 596
Ambrosios s. Agakles
Ameinias, Tragiker 283
Pseudo - Amele«agoras (Melesagoras)
599 II 30 7b 43 58
Amerias d. Makedone, Glossogr. II
187 221 I88230 190
Amitrochates (Vindusara), indischer
König 656
Ammianus Marcellinus II 378 i69c
379i69e 381
Ammonios v. Alexandreia, Schüler d.
Aristarchos 456 II 27 134 150 u
153 — 155 177no 185 207 210 346
672 687
Ammonios v. Alexandreia, Gramm.
II 212
Ammonio3 v. Alexandreia, Ai%ox6[Log^
Arzt II 417 445
Ammonios v. Lamptrae, Peripatet.
674186 II 165 43
Amometos, Tendenzerzähler 321 323
325 367 84
Amphikrates a. Athen, Rhet. II 372 467
Amphikrates, Hist. II 372
Amphilochos a. Athen, Landwirth
836 906
Amphilochos, Hist. 563 225 II 399 314
Amphion v. Thespiae, Geogr. 700
Amynomachos, Erbe des Epikuros
106 478
Amyntas, Hist. 544
Pseudo-Anacharsis, Briefe II 599
Anakreon 334 436 459 893 II 206
206 330 230 28
Anakreon , astronomischer Dichter
308 308 135 II 163 106
Anatolios v. Berytos 830 5
Anatolius e. Vindanius
Anaxagoras 140 703 149 773 499 36
509 88 689 262 II 707
Anaxagoras, Vat. d. Nikandros 891
Anaxandrides a. Delphi, Perieget
665 671
Anaxarchos, Demokriteer 107 499 '.w,
Anaxarchos, Epikureer 96 435 104 47s
Anaxikrates, Geogr. 656
Anaximandros a. Lampsakos, Aus-
leger d. Homeros(?) II 664
Anaximandros d. A. a. Miletos, Philos.
415
Anaximandros d. J. a. Miletos, Aus-
leger d. Homeros (?) II 664
Alphabetisches Register.
719
Anaximenes a. Larapsakos, Rhet. u.
Hist. 140 708 511ioi 655 Pseudo-
Anaximenes = Pseudo-Aristoteles
Rhetorik an Alexaudros II 452 ff.
459 17 481 93*
Tseudo-Anaximenes a. Miletos, Briefe
II 596
Anaximenes, Schrift d.Epikuros 95433
Anaxipolis v. Thasos, Landwirth 846
Anaxippos, Kom. 263 878 200
Andokides II 485 ioo 676 695 f.
Pseudo-Andokides II 450 3
Andreas, Arzt, Herophileer 466 12
778 779 16 780 817 f. 819 821
822 265b 890 II 421 32 422 35. 39
Andreas d. Karystier, Arzt 818 238
Andreas, Offizier des Philadelphos
II 608
Andreas 6 zov XqvoccQovg (vielleicht
= dem Herophileer) 817 230
Andriskos, Hist. II 384
Androetas a. Tenedos, Geogr. 698
Androkles, Hist. 635 II 399 312
Andromachos d. Philolog 271 329 c
381
Andromachos, Vater d. Historikers
Timaeos 563
Andromenides, Jagdschriftst. 850
Andron a. Alexandreia, Chronogr.
II 391
Andron, Arzt 828 II 422 35
Andron a. Halikarnassos, Hist. II
40 49 61
Andron, Quelle d. Paradoxographen
Apollonios 479
Andronikos, Epigramm. II 549
Andronikos v. Rhodos, Peripatet. 11
147 164 II 238 247 255 111 292 289
293 293 300 324 301-305 306 307
307 352.354 334 457 580 17 690 f.
Pseudo-Andronikos II 328 444
Androsthenes, S. d. Onesikritos 26
Androsthenes v. Thasos, Geogr. 534
649 653 f. II 409 343
Androtion (Pseudo-A.), Landwirth
829 3 833 838 28
Anekdotensammlungen 486 ff.
Aniketos, Glossogr. II 192 254
Annikeris v. Kyrene , Kyrenaiker
123 14
Annius Cimber, röin. Redn. II 25
Anonymi: Biograph der Akademiker,
Quelle des Philodemos, Laert.
Diog. u. Numenios 32 90 33 98
116544 134 471 f.
Ariadne, Gedicht 409 195
Schüler des Aristarchos , später
akadem. Philosoph, Tragiker u.
Grammatiker 134 665b
Schüler des Stoikers Diogenes a.
Alexandreia 86 385
Schüler der Stoiker Diogenes oder
Antipatros, der Areopagit war
87 387
Epikureer, Sammler der v.vqica
dö£oci 'Eniy.ovQOV 93 420
Epikareer ns ql 6r}(i£icov bei Philo-
demos II 711 f.
Commentator des pseudo - euripi-
deischen Rhesos 435 27b II 218
Urflorilegium II 559
[Die ältesten homer. Allegorien
II 52 f. 350529 686, s.aberIP (IV)]
Peripatetische Sammlung der Lö-
sungen homerischer Probleme
II 329
Chronik des Iohannes Hyrkanos
II 619 29 656
Biograph des Kleanthes v. Assos
470 36
Krioig Aicßov 409 195 900
Urheber der Beschreibung der del-
phischen Lesche bei Pausanias
524
Liebe des Meilanion zur Atalante,
Gedicht 178 21 409 195
Verfasser der grossen Moral 158
II 300 324
Das älteste Handbuch der Mytho-
logie II 50 ff. 53 60146 61 61ir,7
355 20 686
Verfasser des II. Buches der pseudo-
aristot. Oekonomik 158 II 300 324
Paean auf Ptolemaeos I. 11 519
Phaethon, Epos 409 900
Pinakographische Tabellen, Quellen
720
Alphabetisches Register.
für Cicero, Dion. v. Hai. u. wohl
auch Quintil. II 074 f.
Vetusta placita philosophorum JI
250 f.
Urheber des Diadochen Systems der
Plastiker bei Pausanias 523 f.
Pythagoreische Denkschriften bei
Alex. Polyh. II 333
Anklagerede gegen einen atheni-
schen Strategen II 450 3
Zwei rhetorische, wohl in Rhodos
entstandene Lehrbücher, Quelle
für Auct. ad Herennium u. Cic.
de inventione II 494
Stoischer Rhetor, Quelle für Sal-
picius Victor II 511 f.
Samaritischer Historiker (Pseudo-
Eupolemos) bei Alex. Polyh.
II 362 652
Sängerin in Theokrits Adoniazusen
212 43 II 521
Stoische Schrift über den Rausch
II 256
Die EvimXsnovtsq und die XcoqC-
tovrsg bei Aristides Quintilianus
II 228 ff. 230 28 237 54. 55
Verfasser einer Vermessung von
Syrien bei Alex. Polyh. II 363
Antagorasv. Rhodos, Epiker 3 272 21
350 14 380 381 897
Antandros v. Syrakus, Hist. 547
Antenor, Hist. II 399 314
Antheas v. Lindos II 577 f.
Anthologie II 566 ff. 222 700
Antidoros v. Kyme, Gramm. II 664
668
Antidoros, Philos. 95 433 103
Antidotes, Stoiker II 242 26 247
Antigenes, Arzt, Kleophantier 815
Antigenes, Hist. II 399 314
Antigonos v. Alexandreia, Gramm.
306i25b II 20ioib 194 f.
Antigonos Doson 150 629 631
Antigonos, Feldherr Alexandros d. Gr.
137 138 138 690 263 487 s 533 543
547 560 f. 560 205 563 642 652
II 518 Pseudo-Antigonos, Briefe
II 593 707
Antigonos Gonatas 3 8 34 35 52 54
60 66 243 69 69 263 70 266 110
110 514 124 135 669 147 760 148 188
203 19.20 260 265 288-291 294 is
360 61 380 474 64 489 18 543 88 557
561 595 599 f. 620 621 628 783
II 618 535 81 673 Pseudo-Anti-
gonos 52 175 II 593 52
Antigonos, Hist. 640
Antigonos v. Karystos 5 48 152 71 272
107491 109 505 112530 116544 119 553
134 665° 146 745 147 760 265 367 84
46612 468-475 479 481 486 492
503 515 9.10.13 516 14 518 518 15
519-528 523 41 525 58 581 587 825
599 641 628 671 673 178 676 187
903 46d II 3 7 29 194 261 482 534 78
657 673 675 683
Antigonos v. Karystos d. J., Epiker
408
Antigonos v. Kyme, Landwirth 846
Antigonos v. Nikaea, Arzt 306 i2f»b
II 195
Antigonos, Perieget 641 628
Antigonos v. Sokho, Jude II 624 36
Antikleides v. Athen, Hist. 5S| f.
624 518
Antileon, Hist. II 384
Antilochos 563 225
Antimachos v. Kolophon 172 177
184 54 185 305118 352 352 23 353
357 52 369 380 22 395 102 403 iho
445 56 455 107 II 12 525 627 531
553 182 664
Antiochos I Soter, König v. Syrien
4 289 290 f. 606 607 416 617 040
648 674 659 799 f.
Antiochos II Theos 4 147 595 620
631 555 640 799 126
Antiochos III d. Gr. 4 266 394 404
635 640 801129 822 835 22 II 31
82 5 625 39 649 77 Pseudo- An-
tiochos, Briefe II 596
Antiochos IV Epiphanes 640 693
II 3 7 84 396 463 36 624 639 62
Antiochos v. Alexandreia, Gramm.
427 88 II 194
Antiochos v. Askalon, Akadem. 55 187
Alphabetisches Register.
721
572 258 II 132 167 237 239 244
25298 255 280230b 281 28l234b.235b
282 284 — 291 291 292 294 295
306 308 327 439 337 340 341496
342 498 388 428 713 714
Antipas, S. Herodes des Grossen
II 312 380
Antipatros, Feldherr Alexandros des
Grossen 136 553 560 Pseudo-
Antipatros, Briefe II 593 595 707
Antipatros v. Damaskos, Vater des
Nikolaos II 309 516 235
Antipatros, S. Herodes des Grossen
II 311
Antipatros v. Hierapolis II 595 62
Antipatros, Hist. II 399 314
Antipatros, S. des Kasandros 138 690
557
Antipatros, Geliebter des Meleagros
v. Gadara II 557 193
Antipatros, Rh et. II 514 515
Antipatros v. Sidon od. Tyros, Epi-
gramm. 46 143 366 74 900 II 247 56
278 534 79 551—554 555 559 201
Antipatros v. Tarsos, Stoiker 77 329
83 84 f. 85 374.377 86 383 87 87 387b
870 II 4360 622 64 65 72 51 129152
238 239 243 243 27 247 56 652 178
684 711 713 Antipatristen 61 210
II 684
Antipatros v. Thessalonike , Epi-
gramm. 369 381 II 528 46 550 173
551178 553183 554 554184 565220 699
Antipatros, Traumdeuter 85 377
Antipatros v. Tyros, Stoiker II 243 20
247 249 65 252 96 552 178 689 713
Antiphanes v.Berga, Tendenzerzähler
323
Antiphanes , Epigramm. 369 92 II
528 44
Antiphanes v. Delos, Arzt 828 II
274 20ib
Antiphanes, Korn. 38iosf 89395b 140
267 140
Antiphilos, Maler 521
Antiphon, Korn. 266
Antiphon , Landwirth 830 6 838 28
841
Sushmihl, grioch.-alex. Litt.-Gosch. IT.
Antiphon v. Rhamnus, Redn. II 203
676 695 Pseudo(?)- Antiphon, Rhe-
torik II 450 3 451 453 7 481 93^
Antiphon, Traumdeuter 300 80 868
868 164 870 870 173
Antisthenes a. Athen, Kyniker 29
36105 38i08e 343 343 84b 509 618
887 II 7658 24225 270190 Pseudo-
Antisthenes, Dialoge 2164 2365 43
Antisthenes, über Pyramiden 486
486 145 500 48
Antisthenes v. Rhodos, Hist. 300 80
500 50460 50888 641630 II 115 117
117 121.122 674
Antodoros s. Antidoros
Antonia, Tochter des Triumvirn An-
tonius, Mutter derPythodoris II 680
Antonia, Schwester des Marcellus,
Mutter des Drusus Germanicus
II 563 210.211
Antoninus, Freund des jung. Plinius
230 89
Antoninus Liberalis 194 110 195 118
304112 306
Antonius Diogenes 323 74
Antonius Felix II 404 328
M.Antonius, der Redner II 239 47793
488 118. 120 491 130 498
Antonius , der Triumvir 343 344
407 183 700 II 382 403 499 600 680
Antyllus, S. des Triumvirn Antonius
u. der Fulvia 407 1 83
Anyte v. Tegea, Dichterin 381 30
II 529 698
Apellas ( Apollas) der Pontiker, Geogr.
699
Apelles v. Chios, Akadem. 126 677
Apelles, Schüler des Chrysippos,
Stoiker 82 351
Apelles (?), Schüler d. Epikuros 96 435
104 478
Apelles v. Kolophon, Maler 517 14
521 524 628 534 903 f.
Apellikon v. Teos, Peripatet. II 182
296—299 689 f.
Aphthonius, Aelius Festus II 232 35
Apion, Gramm. 479 486145 II 186 207
197 264 217 362 78 387
46
722
Alphabetisches Register.
Apokryphen des Alten Testaments
II 612—622
Apollas s. Apellas
Apollas v. Sardes, Akadem. II 291
Apollinaris, Commentator d. Aratos
294
Apollodoros s. Antidoros
Apollodoros v. Artemita, Hist. II 385
Apollodoros v. Athen, der Garten-
tyrann, Epikureer 87388 93418 132
132 658 133 665b 141 710 145 738
II 259 f. 260135 261140 262 269
276 216 712 f.
Apollodoros v. Athen, Gramm. 5
54 184 83 107 492b 134 665c 308
343 84b 415 423 425 84 471 506
50677 52447 52763 641632 644651.654
662 85 682 698 733150 II 6 25 28
30 33—44 53 59 15543 188 270 188
370 371125 384 659 685 692 Pseudo-
Apollodoros 391 75 606 416 624 517
II 35 23 36 50 51
Apollodoros v. Athen d. J., Stoiker
II 243 244 280 230b
Apollodoros v. Erythrae, Hist. 424 78b
626 II 636 61 679
Apollodoros v. Gela, Kom. 263
Apollodoros d. Iologe 305 306 125
482 129 780 784 f. 813 822 270 901
906 II 422 35 423 445175
Apollodoros v. Karystos, Kom. 263
268 II 187 221
Apollodoros v. Kyrene, Gramm. II 178.
Apollodoros v. Kyzikos d. Arithme-
tiker II 338
Apollodoros v. Lemnos, Landwirth
832n
Apollodoros, Maler 517 14 522 36b
Apollodoros, musischer Schriftst. (?)
529
Apollodoros v. Pergamon, Rhet. II 252
467 57 484106 485 f. 499 504—507
508 ff. 511 566
Apollodoros a. Seleukeia, Stoiker 86
II 244 31 256 280
Apollodoros v. Tarsos, Gramm. II
178
Apollodoros a. Telmessos 872
Apollodotos, Geliebter des Meleagros
v. Gadara II 557 194
Apollonides, Freund des Cato, Stoiker
II 248
Apollonides, Epikureer 96 435
Apollonides, Geogr. 698
Apollonides v.Nikaea, Gramm. 109 505
115 540 39175 472
Apollonides v. Smyrna, Stoiker 87 387
Apollonides, Trag. 283
Apollonides 6 $rjysvg, Gramm. 285 4
288 h
Apollonios v. Acharnae, Hist. II 385
Apollonios, Commentator des Aeschi-
nes II 163 101
Apollonios v. Alabanda, 6 pccXaKÖg,
Rhet. II 467 57 488 120 489 f. 490 127
492 139 674 697
Apollonios v. Alabanda, Molon, Rhet.
480no II 184i99b 363 46757 47*88
47793 485iii 488120 489—493 627
647 71 674 697
Apollonios Anteros , Schüler des
Apion II 217 400
Apollonios v. Antiocheia, Arzt, d. ä.
Empiriker 779 823 824 II 682
Apollonios, Schüler des Aristarchos
II 161 f. 176 218 400 War er oder
der Sohn d. Chaeris der Commen-
tator d. Apoll. Rhod.? 898 II 162 101
Apollonios v. Askalon, Hist. II 385
Apollonios v. Attaleia, Traumdeuter
872 f.
Apollonios Bißlccs, Arzt, S. d. ä.
Empirikers 779 823 824
Apollonios, S. oder Schüler d. Chaeris,
Gramm. II 176 f.
Apoll onii, Chirurgen 824
Apollonios, Vertrauter des Cicero,
Stoiker II 248
Apollonios Dyskolos 393 86 II 162 101
174153 212
Apollonios v. Kition, Arzt 794 98 797
817 223 821255 II 417 418 419 14
424 45 427 440 f.
Apollonios Kronos a. Kyrene, Me-
gariker 15
Apollonios v. Letopolis, Hist. 648 f.
Alphabetisches Register.
723
Apollonios (= Apollonios v. Mem-
phis?), Arzt, Erasistrateer 778 g
781 28 816 f. 890
Apollonios Mjs, Arzt, Herophileer
778 77916 78556 875189 II 417 440
441 442 f. 444
Apollonios v. Nysa, Stoiker II 239
Apollonios Ophis, Arzt 821 255
Apollonios, Paradoxogr. 163846 166856
470 36 479 581 633 677 197 II 674
683
Apollonios v. Pergamon, Landwirth
846
Apollonios v. Perge, Mathem. 5 701 1
703 705 713 40 714 722 725 97
749— 756 757 758 760 769 280 906
II 709
Apollonios, Verf. v. JTo^io^x^Ttxa
734 150
Apollonios v. Ptolemais, Stoiker II
239 5 242 26 248 61
Apollonios d. Rhoder 172 17 190 93
208 209 35.36 219 62 230 89 33117
341 349 350 350 14 351 355 362
366 71 371 106 375 38*2 383 45b
383 — 393 400 141 403 ieo 431 10
441 441 46 446 56 449 68 476 75 477
618 470 663 894 895 897 898 900
II 17 85 18 19 98 49 51 61 151 152
153 163101 177 216 217 356 39 526
670 f. Schol. z. Apoll. Rhod. 662 85
II 46 66 686 Seine Schule II 151
Apollonios, S. d. Sotades 245 8. 9 500
Apollonios, S. d. Theon, Gramm.
(= A., d. Schüler d. Aristarchos ?)
II 157 57 217 400
Apollonios v. Tyros, Stoiker 48151.152
51169 53 184 55 189 69 263 70 266
71 272 152 793 471 II 247
Apollophanes v. Antiocheia, Stoiker
66 75
Apollophanes (vielleicht Rhet. u.
Stoiker) II 267 173 713
Apollophanes v. Seleukeia, Arzt,
Erasistrateer 778 6 801 129*) 822
Apollothemis, Hist. II 399 314
Appianos (Quellen) 562 224 639 615
II 122 141192 142 243 29 375 413
Appius Cento, röm. Feldherr II 83
Apsyrtos 846 57 849 78
Apuleius II 577 Pseudo-Apuleius de
mundo II 327
Aquila, Uebersetzer des Alten Testa-
ments II 610
Araethos, Hist. 644 II 43 58 163 106
Aranthios 671
Aratos v. Sikyon, Hist. 2061 627-630
632557 633 635 II 87 112 111 113112
114H5 115
Aratos v. Soli 3 4 68257 72 110 111515
116 145 145 737 174 9 175 176 10
17717 183 48a,b 188 79 198 4 201
202 206 29 210 219 65 272 21 284—299
284 2 302 90 307 308 137 347 4 348
357 52 366 382 388 399141 409
42165 435 27b 44656 467 468 15 723
766 767 776 800 129 885 895 II 11
14 18 18 89 20 101 32 36 63 153
163 106 294 518 3 526 533 72 535 83
538 95 633 56 683 698 699 702
Pseudo-Aratos, Brief 288 11
Archebulos v. Thera, Dichter 394
II 522 f.
Archedemos v. Tarsos, Stoiker 83
85 f. 87 387b II 243 27 300 324 459
472 83
Archedikos, Korn. 248 262 555 173
Archelaos der Chersonnesit, Para-
; doxogr. 463 465 8.9 465 ff. 474
Archelaos, S. Herodes des Grossen
II 312 404 330
Archelaos, König v. Makedonien 146
Archelaos Philopatris, König v. Kappa-
dokien, Chorogr. 700 f. 865 II 59 f.
404 409 680
Archelaos 6 yvaMog 140 703 466 12
673175 II 77 58
Archemachos a. Euboea, Hist. II 385
Archestratos v. Gela , gastronom.
Dichter 316 32 487 7 879 202 881 214
II 330 449
Archestratos, Musiker 763
') Wo er fälschlich Apollonios genannt ist, s. S. 714.
46 :
724
Alphabetisches Register.
Archias 6 (frvyccdofi'riQocg 140 708
Archias, Licinius a. Antiocheia, Epik,
u. Epigramm. 408 000 II 559 f.
565 671 699
Archibios, Arzt 835
Archibios, Commentator d. Kalli-
machos 369
Archibios, Landwirth 835
Archibios, Pythagoreer 836 22
Archigenes, Arzt 784 II 443 159
Archilochos 261 393 441 445 56 459
II 43 60 230
Archimedes v. Syrakus*) 503 59 701 1
704 705 709 30 713 40 717 721 722
722 88.89 723—733 742 179 749 750
753 753 224 757 758 761 762 252
763 883 II 136
Archimelos, Epigramm. 883 227 II
539 f.
Archinos, Hist. II 385
Archippos, Kom. II 24
Architimos, Hist. II 399 314
Archon v. Megalopolis II 83
Archytas v. Amphissa, Epik.(= A.,
Epigramm.?) 398 403 f.
Archytas, Landwirth u. culinarischer
Schriftst. 404 829 8329 844 877 194
879
Archytas v. Tarent 39 II 331 692
Pseudo - Archytas II 334 f. 336
Briefe II 334 583 21 598
Areios Didymos , eklekt. Stoiker
II 138190 145202 237 251 252—255
256 287 264 289 268 293 295 321
324 427 327437 332459 46336 492138
Aretades, Gramm. II 168
Arethas, Erzbischof 708 29
Argentarius, M., Epigramm. II 525 35
697
Ariarathes, König v. Kappadokien 128
Arideikes, Akadem. 126 613
Aristaenetos, Hist. II 399 314
Aristaenetos v. Nikaea, Erotiker 35434
370
Aristaeos d. A., Mathem. 703f. 714 750
Pseudo-Aristaeos s. Pseudo-Aristeas
Aristagora, Hetaere 137 684
Aristagoras v. Miletos 486 145 695 303
Aristandros a. Athen, landwirthschaftl.
Paradoxogr. 464 835 f.
Aristandros v. Telmessos, Traum-
deuter 868164 869 873182
Aristarchos v. Samos, Astronom 64
86 381 718—720 731 760 244 764
771294 II 709
Aristarchos v. Samothrake 5 9 10
134 665b 179 26 231 233 105 281 60
329 33118 332 333 341 374 113
392 85 400 142.143 401 413 23 415
432 10. 15 433 17 434 23. 24 435 27b
436 29 441 441 39 444 56 445 448
448 62 449 450 460 72. 73 451-463
505 679 209 681 683 234b 684 685
821 255 894 II 4 5 625 7 7 34 9 10
13 14 16 85 21 23 26129 27 133 33
34 21 39 44 76 58 149 150 160«
151 152 153 154 166 157 158 159
160 161 162 162ioob. 101 163 164
164iio 166 167 168 168 1*4 169
169 140 175 175159 176 183 194257
199 202 304 209 210 346 214 231
349 f. 351 534 483 495 I44b 663 671
672 673 684 704 f. 711 Aristarcheer
II 24 153 ff. 195 483 663
Aristarchos, Traumdeuter 873
Pseudo-Aristeas (Aristaeos), Brief
II 602 2 604 4 606 10 608 f. 634 57
644 645 65 650 79
Aristeas, Epik. 309 II 674
Aristeas, jüd. Hist. II 362 651
*) Da Archimedes die Epicykeln noch nicht kannte, so lässt sich, wenn
er schon als ein Vorläufer des sogenannten ägyptischen Weltsystems an-
gesehen wurde, dies wohl kaum anders als durch die Annahme erklären,
dass schon er nicht die Achsendrehung der Erde, wohl aber den Umlauf
von Mercur und "Venus um die Sonne sich aneignete, für Mond, Sonne und
die drei anderen Planeten aber noch die Theorie des Knidiers Eudoxos
von den bewegenden Sphaeren beibehielt.
Alphabetisches Register.
725
Aristeas , mus. Schriftst. 530 75 531
Aristeides, Dialektiker 20 6i
Aristeides v. Miletos, Novellist II
574 577 700
Aristias v. Chios s. Ariston v. Chios
Aristides Quintiliauus II 223 223 12
224 237 54
Aristippos, Hist. 644 II 43 58
Aristippos d. A. a. Ryrene, Stifter
der Kyrenaiker 12 13 14 18 24 65
35 36 105 38 I08e 66 247 90 398 93
489 21 507 II 76 58
Aristippos d. J. 12 13
Aristippos v. Kyrene, Akadem. 126
Aristippos tzsqI ncclaiug xgvq)fjg 3396
66247b 135 665° 325 f. 49939 556173
II 462 31 658
Aristis, Schul, d. Eratosth. 413 634577
Aristis, Freund des Aratos, „viell.
= Aristotheras" (Maass) 201 14
Aristobulos v. Alexandreia , jüd.
Peripatet. 8 378 379 9 II 605 8
606 10 629—634 635 60 645 65 676
Aristobulos, Brud. d. Epikuros 91406
95 433 96 435 106 290 19 II 267 173
Aristobulos, S. Herodes des Grossen
II 311
Aristobulos v. Kasandreia, Hist. 539
540 f. 634 658 659 71 II 676 f.
Aristobulos nsgl Xföcov 865 149
Aristobulos, Stoiker 82 351
Aristodemos v. Elis, Gramm. II 158 f.
Aristodemos, Hist. 659 77
Aristodemos v. Nysa, Lehrer des
Pompeius II 183 ff. 486 111
Aristodemos v. Nysa, Rhet. u. Gramm.
II 183-185 486 m '
Aristodikos, Epigramm. II 549
Aristogenes v. Knidos, Arzt 783
Briefe II 601 98
Aristokleides, Kitharode 513 117
Aristokles , Hist. II [395 278] 399 314
Aristokles , Kitharode 474 64 II 673
Aristokles v. Lampsakos, Stoiker 79 334
Aristokles v. Messana, Peripat. 115 540
472 46
Aristokles, mus. Schriftst. (u. Namens-
vettern*) 485 526 — 531 605 405
698 775 311 II 207 333 245 48 676
Aristokles v. Rhodos , Gramm, u.
Rhet. 529 70 530 75 II 184 I99b
344 507 489 123 492 676
Aristokles v. Sikyon, Bildn. 517 14
Aristokrates v. Sparta, Hist. II 355
395 278
Aristokreon, Stoiker u. Geogr. (wenn
nicht zwei Personen) 76 318 81 f.
82 351 663 664
Aristokritoa, Hist. 392 179**) II 385 IIV
Aristomachos v. Soli, Bienenzucht
8316 838 29 839 840 37
Aristomachos, Weinbereitung 840
Aristomenes, Kom. 838 28 II 24 119
Aristomenes, Landwirth 847
Ariston (Aristias) v. Alexandreia
(= A. d. J. v. Chios), Akadem.,
später Peripatet. II 285 253 294
295 308
Ariston d. A. v. Chios, Stoiker 54 184
61 61 213 64 ff. 67 251 75 114 537
115 541 123 585 151791 410 f. 421
507 884 886 II 76 58 601 98 Ari-
stoneer 65
Ariston d. J. v. Chios s. Ariston v.
Alexandreia
Ariston, Epigramm. II 549
Ariston , Epikureer 87 388 94 101
104
Ariston v. Keos, Peripatet. 40 150 ff.
153 154 481126 885 II 7658 271 194
301326 308 355b 457
Ariston v. Kos, Peripatet. 152 795 154
II 272 198 457
Ariston v. Kyrene II 534 77
Ariston, Admiral d.Ptolemaeos Phila-
delphos 663 94 689 259
Aristonikos v. Alexandreia, Gramm.,
Aristarcheer 45393 456 458 121 674
*) Eine durchweg sichere Scheidung seines geistigen Eigenthums nament-
lich auch von dem des Rhoders scheint unmöglich. War er auch aus Rhodos?
**) Wo fälschlich Agorakritos steht, s. S. 714.
726
Alphabetisches Register.
II 157 57.61 175159 176 165 195
200 285 209 214 f. 349 526
Aristonikoe, Hist. II 399 314
Aristophanes 46 146 18983 25328 39389
43217 438 443 444 450 455 107 459
693 290 II 7 11 19 98 20ioi 24 165
166 166123 167 177 178 189 201
Aristophanes a. Boeotien, Hist. 84349
II 399 314
Aristophanes v. Byzantion 10 23 65
167 856 168 3 253 28 265 278 46 281
283 64 308 135 329 331 17 332 333
333 23 334 24b 335 32.33 341 343 841'
346 346110 349 373 385 56 387 59
399141 401 405 412 42688 428-448
449 44968 450 461 454 454 105 458
460 460 135 462 491 492 625 666
851 894 901 II 7 8 150 1506 15543
163 101 164 lio 185 192 250 202 222
231 234 48 300 324 464 36 485 lio
52015 543 124 581 667 671 672 673
Aristophaneer 346 109
Aristophanes v. Mallos, Landwirth
846
Aristos, Brud. d. Antiochos v. Aska-
lon, Akadem. II 291
Aristos v. Salamis a. Kypros, Hist.
634
Aristoteles 10 18 19 52 67 248 143
145 738 148 148 767 150 779 151 792
155 819 161 161 837. 838. 839 162
162 842 164 846. 847. 850 165 166 855
17212.14 250 251 252 29556 32683.86
331 17 338 350 14 367 367 84 375
406i79b 411 419 59 424 81 425 426
427 88 429 5 442 444 464 7 474 57
477 90 478 94b 49411.12 502 53 512
513 3 529 70 53180 632 f. 554 566
571 258 575 270 577 588 588 326
672 173 765 267 782 783 784 44
789 75. 78 829 1 832 837 25 854
855107 866153 869 166 901 II 2 6
1154 29 7 57 62 4 65 26 67 68 70
71 73 7657 814 99 100 75.76 10179
102 102 81 105 93b 106 97b 127 132
134 136 143 197 147 216 182 219 4
220 238 242 247 250 255 m 260134
262 151 270 190 272 197 284 247 290
294 296 297 298 299 301 303 ff.
307 308 310 317 399 318 402 318 ff.
320 411 321 321414 322 416 324 425
325 328 328 440 329 f. 331 334 336
345 346 514 395 279d 446 186 457
45710 45917.20 47692 478 93 48093e
510 511 598 84 629 664 672 690 f.
708 713 Pseudo- Aristoteles 155
—167 463 473 54 479 581298 832 9
839 29 85298 853i03b 854 888 II 7658
271194 300 324 317 IIV &ccv[iccaicc
473 52 478 481 581 nsgl nöafiov
3767 896 II 138190 145 202 326-328
718qI ägsräv -kcu xaxicov II 329
Rhetorik an Alexandros II 451—457
45917 481 93ß Briefe II 580 f.
585 24 593 53
Aristoteles, Enkel des Aristoteles 782
Aristoteles a. Chalkis, Hist. II 385
Aristoteles d. Dialektiker v. Argos
20 61 633
Aristoteles v. Kyrene, Kyrenaik. 14
537
Aristo theras (Aristotheros), Mathem.
286 7 703
Aristotimos, Tyrann von Elis 600
Aristoxenos, Arzt, Herophileer 78556
II 446
Aristoxenos v. Tarent 143 149 773
326 470 35 479 528 66 717 59 763
II 7658 2195.6 220 220 8 2219 222
223 22312.14 228 23 230 31 232 38
233 42 234 44 236 51 237 55 307 329
Aristyllos, Astronom 420 65 720 770
770 285
Arkesilaos (,Arkesilas) v. Pitane,
Akadem. 5 32 96 33 98 38 108 44188
61 f. 66 66 247b 75 104 478 111
112 529 114 114 538 115 116 544 117
117 545ß545k 118 545° 119 122 574ab
122 — 125 126 126 606. eis 128
134 665° 149 773 150 150 785 264
326 83 327 89 380 410 468 470 472
619 628 677 191 701 II 81 4 281
282 286 261 341 341496 343 462 31
596 77 60198 659
Armenidas, Hist. II 355 363
Arrianos, Astronom 689 262 775
Alphabetisches Register.
727
Arrianos, Hist. 41 H7b 548 131 552
653 849 81 II 594
Arsinoe, Tochter d. Nikokreon 185
Arsinoe Philadelphos 206 29 207 f.
254 31 II 669
Arsinoe, Schwester u. Frau Ptole-
maeos IV II 547 iöo
Artabazos, Vater d. Barsine 279 47
Artamenes v. Rhodos, Rhet. II 489 123
492
Pseudo(?)-Artapanos, jüd. Hist. II 362
6O610 646 651 653 87 656 103
Artavasdes, König v. Armenien 13
II 382
Artemidoros, Astronom 308 308 135
Artemidoros d. Dialektiker 20
Artemidoros v.Ephesos, Geogr. 486 145
662 85 675187 679 686 688255 689260
693—696 697 II 3628 4048 185205
375 151 677 680
Artemidoros v. Perge, Arzt II 447196
Artemidoros a. Side, Arzt II 446 192
447
Artemidoros a. Tarsos (?), d. Aristo-
phaneer 220 66 22169 224 225 75
226 79 227 81.82 277 346 109 369
682 877194 II 157 57 177170 185 f.
190243 19l243b 199 215 217400 425
Artemidoros, S. d. Theopompos v.
Knidos II 52 97 685
Artemidoros , Traumdeuter 301 80
869 165 872 177 873 873 180 874
875 189
Aitemon, Epigramm. II 551
Artemon a. Kasandreia , Bibliogr.
511 f. II 46 66 58017 674 690
Artemon v. Klazomenae, Gramm, u.
Hist. II 13
Artemon, Kunstschriftst. 524
Artemon v. Milet, Traumdeuter 873
874 875
Aitemon v. Pergamon, pergamen.
Philolog II 13 f. 34 21 159
Arzneikunde s. medicin. Litteratur
Asellius Sabinus 47 146
Asinius Pollio s. Pollio
Asklepiades v. Adramyttion, Epigr.
II 526 38
Asklepiades v. Alexandreia, Com-
mentator d. Aristophanes II 19 98
20 iöo. 101
Asklepiades, Freund d. Crassus, Arzt
II 429 69
Asklepiades v. Myrleia, pergamen.
Philolog 225 2854 294 364 7ib 389
666U3 667114 674 II 15—19 15222
174 174 156 207 f. 246 51 356 38
486 in
Asklepiades v. Nikaea(?), Schüler d.
Apollonios Rhodios, Gramm. 389
II 16 85 19 98 151 152 22.25
Asklepiades v. Phlius, Eretrik. 30
Asklepiades, Commentator d. Pin-
daros II 19 iöo 684
Asklepiades v. Prusa od. Kios in
Bithynien, Arzt 814 II 257 290274
417 418 41813 420 21 428 — 440
447 192
Asklepiades v. Samos, Epigramm, u.
Lyr. 176n 198 5 200 227 84 230 89
272 19 466 12 II 622 523 524-526
528 531 532 532 66 633 534 78 544
697 698
[Asklepiades v. Tragilos II 20 iöo,
s. aber 684]
Asklepiodotos v. Nikaea, Stoiker
II 138190 244 f.
Asklepios (Asklepiades) , Rhet. II
20ioi 484io3
Asopodoros II 577 f. 578 9
Astrologie s. Mathematik
Astronomie s. Mathematik
Astyages 370 101
Astyanax v. Miletos 201 14
Astydamas, Rhet. II 118 122
Astynomos, Hist. II 386 399 314
Athanadas, Hist. II 399 314
Athen, Studienort 3
Athenaeos, Epigramm. II 551
Athenaeos(?), Hist. II 386
Athenaeos d. Mechaniker 733 734
735152 II 681
Athenaeos a. Naukratis (Quellen)
96 435 99 444 115 510 161 163 846
166 856 178 26 306 32157 371106
373 113 439 37 472 4878 489 16. 20. 21
72S
Alphabetisches Register.
490 22.24 49830 505 68 511 512 529
542 562 224 568 246 581 590 598
606 623 517 633 675 680 684 698
813 833 15 838 28 850 87 852 96
877194 907 II 27 121 139 192 189
190 199 206 207 212 348 394 412
414 419 16 422 425 48 594 684 689
Athenaeos a. Naukratis (?) , Rhet.
II 477 93 487 492 138 696 f.
Athenaeos v. Seleukeia, Peripatet.
II 322
Athenagoras v. Athen, d. Apologet
II 686
Athenagoras, Landwirth 847
Athenakon s. Athenikon
Athenikon, Hist. II 386
Athenion s. Athenikon
Athenion, Kom. 267
Athenion, Peripatet. u. Tyrann v.
Athen II 296
Athenodoros, Bruder d. Aratos v.
Soli 116 292
Athenodoros Kordylion a. Tarsos,
Stoiker II 243 27 246 247 52 249
485 m 499
Athenodoros v. Rhodos, Peripatet.
II 249 69 322 489 123
Athenodoros, S. d. Sandon v. Kana
b. Tarsos, Stoiker 376 6 II 243 27
24752 248—250 252 100 447i92(?)*)
Athenodoros v. Soli, Stoiker 73 292
87 387b
Athenodorus Calvus, Freund d. Cicero
(= A. v. Kana?) II 249
Athenokles v. Kyzikos, Gramm. II
150 154
Attalos I 5 124 126 147 468 20 469
618 618471 634 667 114 671 671 155
677 736 749 862 II 1685 483 522 18
Attalos II Philadelphos 5 406 736
872 179 II 4 33 657 673
Attalos III Philometor 5 302 303 98
829 1 8316 845 II 415 f.
Attalos v.Rhodos, Mathem.u. Gramm.
294 765 II 152 f.
Atthidographen 424 81 II 40 49 679
Atticus 507 698 322 II 181184 244
263 264 265 169 266 288
Auetor ad Herennium II 476 f. 494
511
Augustinus 318 39 II 475 613 18
Augustus 344 II 249 252 253 293
311 312 312 381 315 321 322 358
374148 377 378 379 f. 403 410 445
486 m 499 502 503 504f. 513223.224
562 208 563 210.211 564 212 686 693
Aurelianus 344
Autokrates, Hist. II 399 314
Autolykos v. Pitane, Astronom 123
286 7 701 — 703 715 760 244 761
II 681
Automatentheater in Alexandreia
283 69 743 184
Avienus, Rufius Festus 296 654 41
Baeton, Hist. 544
Bakcheios v. Miletos, Landwirth 846
Bakcheios, musisch. Schriftst. II22415
Bakcheios v. Tanagra, Arzt, Hero-
phileer 347 111 462 778 785 56 819
820 f. 826 827 313 846 63 II 418
424 427 427 66 440 140 441 442 154
443
Bakchylides II 200
Balagros (Balakros), Hist. II (399 311
s. Nachtr. 11 693) 679
Barba, Legat d. Sulla 191 99
Barlaam a. Calabrien, Commentator
d. Eukleides 708 27
Barsine, Kebse Alexandros d. Grossen
2764 279 47
Baruch, d. Buch II 621 f.
Basileides, Epikureer 106 II 259 128
Basileides, Stoiker II 243 26
Basileus s. Basilis
Basilis, Geogr. 663 f. 688 II 679
*) Wenn anders der von Plut. in der hier angef. Stelle ausdrücklich als
Philosoph bezeichnete 'A&rjvodcoQog Iv tg5 nQOTsqm tcov 'Enidrjfii.cav dieser
war und nicht vielmehr Kordylion oder der Peripatetiker oder ein vierter,
wa87 wie es scheint, ungewiss ist.
Alphabetisches Register.
729
Batis, Frau d. Idomeneus 99 448
Baton, Korn. 62 31* 264 878 199
Baton v. Sinope, Rhet. u. Hist. 422
635 f. 906 II 118 122
Battos, Vat. d. Kallimachos 347 349 11
Belestiche, Maitresse d. Ptolemaeos
Philadelphos 245
Beredsamkeit s. Rhetorik
Berenike, Gattin d. Ptolemaeos Euer-
getes 361 f. II 669
Berosos v. Babylon, Hist. 605—607
610 432 718 62 905 II 362 77 406
408 636 61 653 87
Bias a. Priene 141 710 511 101
Bibliotheken, alexandrinische 6 335 ff.
394 II 666 ff.
antiochenische 4 394
pergamenische 343 II 657 666 f.
Bienenzucht, Schriften über 838 f.
Biographisch - litterargeschichtliche
Schriften 491 ff.
Bion v. Abdera, Astronom 664 103
Bion v. Borysthenes, kyrenaisirender
Kyniker 3 10 31 32—41 42 121. 124
43125 69 263 89395b 100449 103 114
122574a>b 134665c 142 713 150 151790
168 884 885 II 274 200 538 90
658
Bion v. Smyrna, Dichter 196 1 21450
224 70b 228 231 232102 233 f. 233 105
242 33 895
Bion v. Soli, Geogr. 664 846
Bion, Trag. 3 6
Biotos, Trag. 283
Biottos, Korn. 266
Biton, Mechaniker 5n 733 150 736 f.
Bittis, Geliebte d. Philetas 177
Blaesos v. Capreae, Parodiendichter
242 242 32
C. Blossius, Stoiker 87 387
Pseudo-Boeo 300 80 304 112 379 897
II 360 70 (= Pseudo-Boeos 379
854 107)
Boeotos, Parodiendichter 190 673175
Boethius, Uebersetzer d. Eukleides
709 Pseudo-Boethius 709 30°
Boethos v. Marathon, Akadem. 133*)
II 35 23
Boethos v. Sidon, Peripatet. II 69 42
301324 302 326 305 340 306 343 307
322 322 416 324427
Boethos v. Sidon , Stoiker 59 i98e
86 384 285 4 294 298 73 II 62-63
68 237 323 424 325 434 337 479e 687
702 704
Boethos v. Tarsos, Improvisator 2 6
408 194
Boidion, epikur. Hetaere 9l4ii
Boi'skos v. Kyzikos, Lyriker II 522
524
Pseudo (?) - Bolos v. Mendes, Para-
doxogr. 301 482—485 856 uö 890
901 902 907 II 674
Brieffälschungen II 579 ff.
Bromios, Epikureer II 267 179 276 216
713
Bruttedius Niger d. A., röm. Rhet.
II 505 202
Brutus, M. II 178 291 306 344 382
498 503 515 Pseudo (?)- Brutus,
Briefe II 599
Bryson d. A. 36105
Bryson d. J. 29 73
Butoridas, üb. Pyramiden 486 145
Caecilius v. Kaiakte 480 115 495 u
580294 594 601386.387 II 4493 485
486 in 489 123 494 143° 503 507 207
566 675 f. 678 688 692 694 ff.
Caesar 344 776 II 52 138 188 316
322 366 366 103 374 145 378 379i69ü
382 403 444 486 Hl 491 494 143°
502 503 504 513 224 564 213 685
Caesar, C, Enkel d. Augustus II 408
Caesennius, üb. Gartenbau 845 53
Caesius Bassus II 232 35 236 52
Calidius, M., röm. Redner II 503
504 197. 199 505 202
Caivus, L. Licinius II 503
Cassius Dio s. Dio Cassius
Cassius Dionysius s. Dionysius Cassius
Cassius, C, der Mörder Caesars II 178
*) Wegen 126 613 s. Nachtr. 886.
730
Alphabetisches Register.
Castritius, üb. Gartenbau 845 53
Cato, M. Porcius d. A. 835 20 II 87
331 475 677
Cato, M. Porcius d. J. II 246 247
248 322
Catullus 357 364 365 73
Catulus, Q. Lutatius II 552 179. 180
Celsus , Q. Cornelius 801 129 813
II 251 42342 439124 443 445 509217
Censormus d. Gramm. 607 718 64
Censorinus, L- 130
Chaereas v. Athen , Landwirth 830 3
840
Chaereas, Hist. 637 II 117 121. 122
Chaeredemos, Epikureer 91406 95 433
Chaeremon, Epigramm. II 548
Chaerephon d. Parasit 881
Chaeresteos v. Athen, Landwirth 846
Chaerion, Korn. 266
Chaeris, Gramm. II 150 u 162 101
166 f.
Chamaeleon, Peripatet. 149 773 327
528 66 II 201 291 329 445°
Charax v. Pergamon, Hist. 390 75
II 152 23
Chares, Gramm., Schüler d. Apoll.
Rhod. 389 II 151 152 23
Chares v. Mytilene, Hist. 172 18 541 f.
Chares v. Paros s. Charetides
Chares (?), Hist. II 152 23
Chareß, Trag. 283
Charetides v. Paros, Landwirth 830 6
832n
Charias, Kriegsschriftst. 734 150
Charidemos, Arzt, Erasistrateer (?)
II 418 446
Charikleides, Korn. 267
Charikles, Epikureer 106
Charikles, Hist. II 399 314
Charinos, angebl. Choliambendichter
235 115
Charisios v. Athen, Rhet. II 23 119
24120 461 464 40 466 501
Charisius, Gramm. II 171 148 700
Charmadas s. Charmidas
Charmidas (Charmadas) , Akadem.
127 625 131 133 II 239 352 9 498
Charmides, Epikureer 97 435 104 478
Charon v. Karthago, Hist. II 386219
Charon v. Naukratis, Hist. II 152 23
386 219 400 314 692 f.
Chartodras, Landwirth 833 11
Cheilon 141 710 Pseudo - Cheilon,
Briefe 51 1 101 II 596
Pseudo-Chersias v. Orchomenos, Epi-
gramm. II 541 107
Choerilos v. Samos, Epiker 352 23
395102 899 II 12
Choeroboskos s. Georgios Choero-
boskos
Choliambische Poesie 229 ff. 235 356
Chorikios 257 54
Chorizonten = Gramm., die dem Ho-
meros die Odyssee absprachen 453
II 149 f.; = Rhythmiker s. Anonymi
Xgefai 31 48 151 56 190 63 220 67 248
70 266 140 703 266 487 II 242 244
Christodoros , Epigramm. II 568 222
570 222
Chrysermos v. Alexandreia, Stoiker
87 387
Chrysermos, Arzt, Herophileer 778
II 441 441 140 442 444
Chrysippos t. Knidos, Arzt 780 782
797 798 802 808 809 165 812 193
Chrysippos, Landwirth 831 6 845
Chrysippos v. Soli, Stoiker 19 20
48 151 53 184 55 187 56 57 59 I98e
61 212 62 67 252 74 75 — 81 82
82 344.351 83356 84 85377 86 87387b
89 95 115541 126606 127 325 46927
495 496 20 664 771293 783 870 884
885 II 7 36 8 40 9 45 43 60 45 65 62
64 69 72 75 57 96 64 135 176 241 17
242 24225 269187 270 190 274200.20ib
290 274 322 416 325 327 437 350 527
406 335b 459 684 704 Pseudo-
Chrysippos, Briefe II 601 98
Chrysippos v. Tyana (üb. Brot- u.
Kuchenbacken) 880 212
Cicero 99445 130644 139695.700 142 711
296 304109 305H7 408 480 110 482
507 638 613 698 700 341 709 30
725 100 726 845 57 869 166 II 128
129 130 177 180 195 204 314 208
233 42 244 247 247 51 248 249 263
Alphabetisches Register.
731
264 266 268 277 280 281 282239.240
287 291 306 342—344 307 345 327 439
332 340 341 342498.499 3527 365 f.
374 374144 383 461 467 480 484
489 123 491 494 143° 495 495 I44b
496 497 498 502 503 511 552 m
559 f. 590 593 599 674 Quellen
120 130 130 641b. 644 131 151790
446 56 582 307 II 44 62 68 38 70 45
75 56.57 78 79 134 m 139190 144f.
146 206. 216 147 220 241 15. 18 251
255 in 265 283 283 243 284 247
285255 287268 291280 476 494 674 f.
687 704 705 f. 7 10 f. 714 Pseudo(?)-
Cicero, Briefe II 599
Cicero, M., d. J. II 500
Cinna, C. Helvius 192 99 888 II 660
Claudius Iolaus, Hist. II 399 3H
Claudius Quadrigarius, Hist. II 707 f.
Clemens v. Alexandreia (Quellen) 606
II 145 202 647
Cloatius Verus, röm. Gramm. II 178
Clodius, Turrinus, röm. Rhet. II
605 202
Coelius Antipater 637 638615 II 122 129
128
Columella 322 57 485 137 829 s 830 6
844 845 57 846 59. 60 848 74
Cornelius Baibus, Adoptivsohn d.
Theophanes v. Mytilene II 374 144
Cornelius Gallus s. Gallus
Cornificius II 477 92b 495 I44b 503 u.
s. Auetor ad HereDnium
Cornutus s. Kornutos
L. Crassus 129 131 II 66 so 248 322
352 7 357 40 429 69 479 552 179. 180 574
Curtius (Quellen) 539 II 378 169°
380i70d 381 677
Cyprianus II 624 34
Dadis, Landwirth 847
Daedalos 523 523 41
Daes v. Kolonae, Hist. 627
Dai'machos v. Plataeae, Geogr. 550
551152 656 658 772 299 776
Dalion, Arzt 660
Dalion, Geogr. 481 121 660 661 664
Damaeos, angebl. Vat. d. Nikandros
(s. aber Anaxagoras) 302
Damagetos, Epigramm. II 547
Damas s. Damasos
Damaskios v. Damaskus 759 242
Damasos Skombros v. Tralles, Rhet.
II 498
Damianos v. Larisa (üb. Optik) 71652
741
Pseudo-Damigeron 865
Damokles v. Messene, Stoiker II
242 26
Damokritos, Hist. H 387 227
Dämon, Hist. 512 II 399 314
Dämon' v. Kyrene, Biogr. (vielleicht
derselbe) 512 660 so
Dämon, Schüler d. Lakydes 126 613
Damostratos(?), Epigramm. II 550
Damoxenos, Kom. 266
Danae, Tochter d. Leontion 91 411
Daniel, Zusätze im Buch II 615
Daphidas v. Telmessos, Gramm. II
22 111
Daphnis, Rhet. II 469 72 501
Dardanos v. Athen, Stoiker II 230
242 26 243 243 27 244
Dardanos d. Phoenikier (Phryger?)
483 132 485 137
Dei'lochos, Hist. (üb.Kyzikos) 38865*)
Dei'machos s. Dai'machos
Deinarchos, Epik. II 54 109
Deinarchos, Mythogr. II 54
Deinarchos d. Redner v.Korinth 339 co
507 II 204 315 461 501 666 676
688 695 f. Pseudo-Deinarchos, Re-'
den II 450 3
Deinias v. Argos, Hist. 20 61 633 645
689 262
Deinomachos, Philos. 154
Deinon, Hist. II 316 378
Deinostratos, Mathem. 731
Deiotaros, König von Galatien II
365 f.
*) Hätte noch besonders unter den Historikern wieder erwähnt werden
müssen.
732
Alphabetisches Register.
Demades, Redn. 136 553 Pseudo-
Demades II 401 f. 450 s
Demagoras v. Samos, Hist. II 386
Demaratos, Verf. v. TQaymdovfisva
II 53
Demelata(?), epikur. Hetaere 92 411
101 453
Demetrios (Ixion) v. Adramyttion,
Gramm. II 164—166
Demetrios, Hist. üb. Aegypten 140703
486 145 II 387
Demetrios, Akadem. II 292 287
Demetrios v. Apameia, Arzt, Hero-
phileer 778 780 821 f. II 422 35
Demetrios, Bildn. 521
Demetrios a. Bithynien, Stoiker u.
Epigramm. (?) II 239
Demetrios a. Byzantion, Hist. 620
Demetrios a. Byzantion, Peripatet.
154f. 620492 II 272197 273199 660
Demetrios, Freund d. j. Cato, Peri-
patet. II 322
Demetrios Chloros, pergamen. (?)
Gramm. 306 I25b II 20 195 262
Demetrios, ägypt. -jüd. ChroDOgr.
140 703 486 145 II 362 605 5 647 f.
Demetrios v. Erythrae, Gramm. II 180
Demetrios v. Erythrae, Rhet. u. Hist.
II 180 181 387
Demetrios v. llion (viell. = D. v.
Skeps.) 685 242
Demetrios v. Kaliatis, Geogr. 679 205
681 688
Demetrios, Korn. 266
Demetrios I Soter, König v. Syrien
II 85 649 77
Demetrios II, König v. Syrien II 649 77
Demetrios d. Lakone, Epikureer II
260 f. 262145 276216 442 711 ff. 713
Demetrios, Mathem. 101 452
Demetrios v. Magnesia 140 703 141708
155 816 501 49 507 f. 639 616 662 85
674186 II 388 239 389 239b 397 302
659
Demetrios v. Odessos, Hist. II 387224
Demetrios v. Phaleron, Peripatet. 6
8 12 135—143 143 724 149 773 254
42481 494u 508 88 546 553 557 179
558 189 591 347 592 598 378 887
II 67 69 76 58 79 67 81 82 4 99 75
100 272 198 329 445° 350 529 461
462 35c 501 518 605 647 70 659 f.
675 704 706 Pseudo- Demetrios
870 873 fF. II 6O610
Demetrios d. Physiker 856
Demetrios Poliorketes 17 52 121 f.
135 669 137 684 138 249 254 263
265 115 316 34 533 543 646 Hl 553
554 556 557 558189 561 642 652
657 744 191 II 518 f.
Demetrios, S. od. Enkel d. Demetrios
v. Phaleron 135 669
Demetrios v. Salamis, Hist. II 387 224
Demetrios v. Skepsis 415 626 626532c
627 681 223 681 — 685 II 4 32 15
39 3943 4049 41 56 148 24751 352
358 359 53 360 364 94
Demetrios d. Syrer, Rhet. II 498
Demetrios v. Tarsos, aaxvQoyQÜcpog 3 g
Demetrios v. Troezene, Gramm. II
198 270 =(?) II 387 224
Demetrii, s. über einzelne unbekannte
D. II 387 244
Demo, Hetaere, Mutter d. Halkyoneus
69 262
Demochares v. Leukonoe, Hist. 52
248 262 552—558 570 249 571 258
577 579 292 II 461 462 31 501
Demodamas v. Halikarnassos 659 75
Demodamas v. Miletos, Geogr. 659
Demognetos, Hist. II 399 314
Demokleides, Schüler d. Theophrastos
555 579 292
Demokies, Schüler d. Theophrastos
(= dem Vorigen ?) 555 173
Demokritos 11 90 398 93 100 449
104 475 105 484 108 108 501 140 703
366 483 132 508 88 689 262 733 149
784 44 788 69 8291 856il4.li5 II 31
134 260 322 421 338 43180 707
Demokriteer 107 f. II 279 Pseudo-
Demokritos 482 129 483 f. 832 9
833 13 835 838 29 858 859 124 866
901 906 907
Demokritos v. Ephesos, Hist. und
Perieget II 387
Alphabetisches Register.
733
Demokritos v. Pergamon, Rhet. II
484 106 498
Demon, Hist. 596 374
Demonax, Trag. 283
Demopbanes s. Megalophanes
Demophilos, Architekt 526 61
Demophilos, Sohn d. Ephoros, Hist.
568 248 II 678
Demophilos, Korn. 262 91 266
Demosthenes 140 142 142 713 153 804
253 339 425 84 490 24 494 14 499 36. 40b
509 88 552 557179 558 559 577 283
620 673 177 692 II 77 58 105 203
40l3i6b 448 461 462 493 498 501
502 503 676 695 706 f. Pseudo-
Demosthen es, Reden II 203 311 4483
Briefe II 589—592
Demosthenes d. Bithynier, Epik. 398
404 f.
Demosthenes Philalethes, Arzt, Hero-
phileer 778 II 418 446
Demostratos, 'AXisvtihcc 851 868 161
Demoteles, Hist. 486 145. 147 II 387
(399 314 s. Nachtr. II 693)
Derkyllides d. Platoniker II 292
Derkyllos 865 149
Derkylos v. Argolis , Hist. 644 f.
865149 906
Dexikrates, Korn. 267
Dexippos, Commentator d. Aristoteles
II 307 349
Diades, Kriegsschriftst. 734 150
Diagoras v. Kypros, Arzt 785
Didy marchos II 43 58 205 325
Didymos, Areios s. Areios
Didymos v. Alexandreia , Gramm.
191 95 373 113 400 144 406 I79b 429
439 37 446 56 447 57 453 93 456
456 109 460 184 511 511 107 512 109
527 64 601386 674 699 326 830 5
II 11 54 19 26 129 4151 43 58 154
15757.61 164no 165 118 166 175159
176165 178 187221 19l243b 192 194
195—210 210 346 214 215 216 217
351 392 395 413 4643t; 485 485 109
486 111 675 f. 688 f. 694 ff.
Didymos, S. d. Herakleides (= Claudius
Didymus?) 141 710 II 196264 206331
Didymos, Landwirth II 196 264
Didymus, Ateius II 196 264
Didymus, Claudius, Gramm. II 21 103
191 243b 196 264 205
Dieuches, Arzt 812 f.
Dieuchidas v. Megara, Hist. 494 14
532 2
Dikaearchos v. Messana, Peripatet.
143 145739 414 416 417 47035 489
528 66 661 II 2 6 67 73 7456 100 75
306 344 307
Dikaeogenes, Trag. II 273 199
Dikaeokles v. Knidos 38 108
Dio Cassius 639 615 II 413
Diodoros v. Adramyttion, Akadem.
u. Rhet. 127 625 II 458 489 659
Diodoros v. Alexandreia, Mathem. u.
Astronom 776 II 139 190 294
Diodoros v. Aspendos, kyn. Pytha-
goreer II 330 449
Diodoros v. Elaea, Epiker 368 89
382
Diodoros, Epikureer 104 478
Diodoros Kronos v. Iasos, Megariker
15 f. 17 44 18 51 123 585 786 61
II 704
Diodoros d. Perieget 651 654 f.
Diodoros v. Priene, Landwirth 846
Diodoros Siculus (Quellen) 312 31739
32157 324 539 548 131 552 562
568 248 573 263 574 268 582 589
590 341 591 592 353 611434 615 456
634 582 641 686 687 253 695 722
II 38 36 40 46 66 49 50 5195 122
128i48e 137 188 142 143 197 370 f.
381 I73b 389 239b 394 470 535 81
677 f. 686 IIV
Diodoros d. J. , Freund Strabons,
Epigr. II 497 154C
Diodoros v. Tarsos, Gramm. 346 109
770 285 II 185 206
Diodoros v. Tyros, Peripatet. 153
154 155 II 237 296 301326 457
Diodoros Zonas von Sardes, Rhet.
u. Epigramm. 407 187 II 497
Diodotos, Brud. d. Peripat. Boethos,
Peripatet. II 322
Diodotos, Stoiker II 248
734
Alphabetisches Register.
Diogenes v. Apollonia, 6 cpvamog
608 88 II 320 408
Diogenes d. Babylonier v. Seleukeia,
Stoiker 82 ff. 84 85 85374 86 86383
87 387. 387b 127 153 801 II 4 33 (s.
Nachtr. II 685) 62 64 72 7252 238 f.
240 243 243 27 270 (s. Nachtr. II
689) 270190 272198 280 230b 326 434
446 186 460 20 473 82 711 Diogenia-
sten 61 210 II 684
Diogenes v. Kyzikos , Hist. 627 532^
II 387 229
Diogenes, makedon. Commandant
630 547b
Diogenes v. Ptolemais, Stoiker 87
Diogenes v. Sikyon, Hist. II 387
Diogenes v. Sinope, Kyniker 16 21
27 29 31 38i08e 43 56 57 195 85377
134 665b 499 36 534 536 29 II 242 25
244 269 187 322 421 Pseudo-Dioge-
nes, Tragödien 20 62 27 f. 499 Briefe
II 600
Diogenes v. Tarsos, Stegreifdichter
(= Epikureer?) 2 6 II 258 f.
Diogenianos, Epikureer 79 334
Diogenianos, Glossogr. 370 102 439 37
II 189 199
Diognetos, Wegemesser d. Alexandros
544
Diokleides 2061
Diokleides v. Abdera, Hist. 592 882224
Diokles v. Karystos, Arzt 778 78126
783 78554 812193 822 825 857 m(?)
879 II 422 39 446 186 Pseudo-Dio-
kles, Brief II 596 601 98
Diokles v. Magnesia 37 108 44 138 47
47150 71272 509 f. II 247 56 295310
557 565
Diokles, Mathem. 728 121 762 f.
Diokles v. Peparethos, Hist. 626 f.
Diokles, Peripatet. II 329 445°
Diomedes, röm. Gramm. II 171 148
172 149
Dion v. Alexandreia, Akadem. II
285 253 295 388
Dion Chrysostomos 24 65 II 23 119
76 57 348 350 658
Dion v. Kolophon, Landwirth 846
Dion v. Kyzikos, Astronom II 370 120
Pseudtf-Dion v. Syrakus, Briefe II
683 21 598
Dionysiades (Dionysides) , Trag. 265
269 5 280
Dionysos v. Andros, Epigramm. II
540 loiß
Dionysios, S. d. Areios Didyinos II 252
Dionysios d. Astronom IIV
Dionysios, Lehrer d. Atticus, Stoiker
II 244 711 f.
Dionysios d. Attiker v. Pergamon,
Rhet. II 467 57 486 111 505 505 202
507 207
[Dionysios d. Babylonier II 270 s.
Nachtr. II 689]
Dionysios Baaoagiyicc 391 75
Dionysios v. Chalkis, Hist. 679 205
Dionysios, Epikureer 106
Dionysios, Geogr. 550 659 II 409 345b I [t
Dionysios, nachalex. Gramm. II 11 54
Dionysios v. Halikarnassos 446 56
495 14 607 86 508 87 562 224 682 307
594 641 628 644 647 681 223 901
II 23 23 119 217 400 221 9 233
233 42. 43. 44 315 388 359 53 386
399 312 410 453 7 464 36 465 42. 44
467 57 480 484 485 486 111 487
494 143° 502 183 666 674 f. 688 692
694 ff.
Dionysios v. Halikarnassos d. J. 529 6»;
II 207 383
Dionysios v. Heliopolis, Traumdenter
871 871175
Dionysios v. Herakleia, d. Ueberläufer
60 206 61 71 ff. 114 286 7 327 470
471 II 36 27 668 692
Dionysios Iambos, Gramm. 346 372
429 892
Dionysios, S. d. Kalliphon 582 307
678 863 141 II 2 6
Dionysios, Kochschriftst. 877 194 879
Dionysios v. Kolophon, d. angebliche
Verf. d. Satiren d. Menippos 44
II 468
Dionysios v. Korinth II 68 131
Dionysios v. Kyrene, Stoiker 87 387
II 242 26 244 244 36 701 711 f.
Alphabetisches Register.
735
Dionysios v. Kyzikos, Epigramm.
413 24 II 540
Dionysios, Landwirth 847
Dionysios 6 Xsmog, Commentator II
542 in
Dionysios nsql Xlftmv 866 152
Dionysios v. Magnesia, Rhet. II 497
Dionysios, Maler 513 3.
Dionysios, Mathem. u. Astronom 291 33
293 295 296 62 IIV
Diooysios, Megarik. 12 3
Dionysios v. Miletos , Hist. II 46 gg
58 131
Dionysios v. Miletos, d. Sophist II
540 loi« IIV
Dionysios v. Olynthos, Erklärer d.
Homeros II 664
Dionysios d. Perieget 863 142 864 U3
Dionysios v. Phaseiis 302 87. 91
Dionysios, üb. Pyramiden 486 145
Dionysios v. Rhodos od. Samos,
Kyklogr. 870173 871 II 4666 57-59
Dionysios v. Sidon, Gramm. II 162ioob
167 17G
Dionysios Skytobrachion v. Mytilene
31217 325 39175 511 512 624 517
II 28 45—49 50 50 85 51 93 55
Pseudo- Dionysios d. J. v. Syrakus,
Briefe II 597 ff.
Dionysios nsgl ftsmv II 59
Dionysios d. Thraker v. Alexandreia
231 329 446 56 II 16 85 18 152
161ioob 168—175 180 182 182 m
183 184 I99b 204 319 356 495 U4b
663 687 f.
Dionysios, S. d. Tryphon, Gramm.
II 214
Dionysius, Cassius, v. Utica, Land-
wirth 482 830-832 847 66
Dionysodoros v. Alexandreia, Gramm.
II 161 164110 596 77
Dionysodoros, Mathem. 728 121 762252
763
Dionysodoros v. Troezene (= D. v.
Alexandreia?) II 161
Dionysokles a. Tralles, Rhet. II 498
Diopeithes, athen. Feldherr 253
Diophanes, Schüler d. Chry sippos 82 351
Diophanes v. Mytilene, Rhet. II 487
Diophanes d. A. v. Nikaea, Land-
wirth 847
Diophanes v. Nikaea, Paradoxogr. 464
481 f. 831 8 846 66
Diophantos, Hist. 647 688 II 363
Diophantos, Kom. 267
Diophilos 671
Dios, Aelius, Hist. II 387 f.
Dioskorides (richtiger Dioskurides) v.
Nikopolis, Epigramm. II 544 129
Dioskurides v. Anazarba, Arzt 784 45
785 51 817 230 857119 11192 254 426
426 59 440132 443162 Pseudo-Dios-
kurides 3U5
Dioskurides, Epigramm. II 543 f. 699
Dioskurides d. J. d. Glossogr. (= D.
v. Anazarba?) II 192 254
Dioskurides d. Isokrateer II 348 524
350 529
Dioskurides v. Kypros, Skeptiker
115 541
Dioskurides 6 (frcc-uccg v. Alexandreia,
Arzt II 192 254 417 418 427 66 443 f.
Dioskurides, über d. Sitten bei Ho-
meros II 329 347—351 543 123 692
*A7lO[lVr}llOV8VllClTCC 490 24
Diotimos v. Adramyttion, Epik. u.
Epigramm. 292 34 382 II 538 f.
663 699
Diotimos v. Athen, Epigramm. II 539
Diotimos v. Miletos, Epigramm. 11539
Diotimos (nicht Theotimos), Stoiker
II 243 601 98 689
Diotimos v. Tyros, Demokriteer 11279
Diotrephes a. Antiocheia, Rhet. II
497 500
Dioxippos, Kom. 266
Diphilos, Schüler d. Ariston v. Chios
65 242
Diphilos a. Bithynien, Stoiker II 239
Diphilos v. Laodikeia, Gramm. 306
Diphilos v. Sinope, Kom. 250 252
252 25 260 f. 268 488 13 II 632 56
661
Diphilos v. Siphnos, Arzt 783 II 419
Diyllos v. Athen, Hist. 544 f. II 352
Dolabella II 177
736
Alphabetisches Register.
Domitianus 344
Domitius Callistratus, Hist. II 386
Domitius (Marsus?) II 505 202 506
607 207
Donatus II 171 148
Dorieus, Dicht. II 537 87
Dorion, üb. Fische 850 f. 879 II 190243
419 16 425 48 426 56
Dorotheos, Akadem. 126 613
Dorotheos v. Askalon, Gramm. II
192 254
Dorotheos d. Chaldaeer nsgl li&mv
865 149
Dorotheos v. Taras, Trag. 283
Dosiadas, Dicht, u. Hist. 168 5 182
182 ff. 184 54 201 223 69 274 28 276
278 46 286 6 889 II 40 49 660
Dositheos, Freund d. Epikuros 96 435
104 478
Dositheos v. Pelusion, Mathem. 290 23
29126 294 48 72l8ia-b 722 f. 724
726 733 149 II 702 f.
Dositheus, röm. Gramm. II 171 148
Drakon v. Stratonike, Gramm. II 193
Drusilla, Tochter Iubas II II 328
Drnsus Germanicus II 563 211
Duris v. Elaea, Epigramm. II 538
Duris v. Samos, Peripat. u. Hist.
137 684 352 23 367 486 145. 147 487
514 517 51714 52032 529 71 562 580
584 584309 585—592 II 593 51 677
Dynamis, erste Frau d. Königs Pole-
mon II 499165
Echekles, Kyniker 43 128
Echekrates d. Lokr., Pythagor. 564234
Echemenes, Hist. II 399 314
Echephylidas, Hist. 603 624 522
Eirenaeos s. Pacatus
Ekdemos (Ekdelos) v. Megalopolis,
Akadem. 126 613 628 905 II 81 4
Eklektische Philosophenschule II 295
Ekphantos, Pythagoreer II 709 IIV
Eleazar, jüd. Hohepriester II 606 608
Elegie 174 ff.
Empedokles 102 149 773 169 326 84.86
375 378 9 499 36 569 249 578 287 618
II 43 60 324 425
Empedos, Hist. II 399 314
Empirische Aerzte 116 779 786 64
801 129 818 823 824 826 828 320
II 339 f. 420
Empylos v. Rhodos, Rhet. u. Hist.
II 354 12 382
Endoeos, Bildn. 517 14
Ennias 316 32 318 39 321 322 57 355 37
II 4 332 457
Epaenetos, Arzt 305 122 84554 851 87.88
877 194 879 208 907 II 190 243 425
426
Epaphroditos, Gramm. 369 683 II 31 8C
41 191
Eparchides, Hist. II 399 314
Ephippoa v. Olynthos, Hist. 542 f.
Ephoros v. Kyme, Hist. 19 144 732
32048 571255.258 573 263 575 576 277
579 288b. 290. 291 583309 591 661 678
679 205 695 303 863 141 II 40 48. 49
61 61 157 81 4 106 97b 115 116 118
125 316 317 399 378 675 678 686
692 Pseudo-Ephoros 479
Ephoros d. J. 398 133
Epicharmos a. Kos, Korn. 250 251
343 84b 578 287 593 618 II 41 6*4 80
692 Pseudo-Epicharmos 316 32 847
849 79 876
Epicykeln 756 768 280 Ilv(Vi)
Epigenes v. Byzanz, Astrolog 607 422
718
Epigenes , Gramm. 182 38 344 II
207 332
Epigenes v. Rhodos, Landwirth 847
Epigonos, Bildn. II 673
Epigramm II 517 ff. 697
Epikles a. Kreta, Arzt 821 255 II 418
427 f.
Epikuros 13 44 138 87—98 99 100449
101 101 455 102 102 464 103 103 471
104 104 478 105 105 484 106 107
107 497 108 109 503 145 738 185 57
249 254 34 289 19 343 443 52 447 56
47030 593 600383b 886 II 27 132165
134171 145202 149220 243 259 259131
260 262 263 265 265 166 266 268
269187 270 270190 273 199 275206.208
276 277 216 320 410 431 76. 80 579
Alphabetisches Register.
737
580 16 601 98 658 Epikureer 87 ff.
II 257 ff.
Epikuros, S. d. Leonteus 104 473
Epikuros, S. d, Metrodoros 91 411
Epimenides 114 378 8e II 43 58 674
Pseudo -Epimenides 511 897 898
II 40 48b 388 ff.
Epinikos , Koni. 248 266 490 24 635
Epistolographie s. Brieffälschungen
Epitherses, Glossogr. II 192 254
Erasistratos v. Iulis auf Keos, Arzt
200 777 778 778 6 780 781 28 782
783 41 784 44 785 785 54. 55 791
793 95 794 796 797 108 798—811
816 820 248 822 879 II 414 429 70
435 439 122. 125 446 186. Erasistra-
teer 778 f. 801 801 129 II 418 f.
446 f.
Pseudo-Erastos u. Pseudo - Koriskos,
Sokratiker, Brief II 598
Eratosthenes v. Kyrene 8 23 34 104 39
39 112 53 184 61 208 66 100 449 126
142 713 173 265 282 60 283 64 321
321 57 323 329 6 335 341 341 68. 69
345 349 349 n 385 56 399 404
409 — 428 429 431io 457 467 13
497 25 544 94 550 551 152 588 326
597 374 610 431 626 626 532° 634 577
635 636 651 653 655 656 57 658 68
660 661 83 662 670 671 154 678
679 205 679 689 691 275 695 303 698
725 758 761 771—774 775 818 891
894 900 f. II 6 6 31 7 36 26 129 27
3319 37 38 39 9255 9563 104 168134
189 199 350 526 409 345b 534 78 540
58118 60198 670 f. 672 681 703
Pseudo-Eratosthenes 420 42584 733
II 35 23 163 106 384191 60198
Eratosthenes Scholastikos 225 226 79
p]retrische Philosophenschule 20 f.
21 64 74 301 503 60
Erinna v. Tenos, Dicht. 369 92 381 30
II 526 37 527 f. 529 50 535 83 698
702
Erotianos, Arzt u. Gramm. 439 37
820 255 II 428 441
Erxias, Hist. II 399 314
Erykios, Epigramm. 39175
Susemihl, griüch.-nlex. Litt.-Gesch. II.
Erymneus, Peripatet. 154810 II 301326
Esra, d. III. Buch II 612 ff.
Esther, Zusätze II 614
Euagon v. Thasos, Landwirth 846 f.
Euagoras v. Lindos, Biogr. II 378ii6c
Euagoridas v. Elis, Hist. II 399 314
Eualkes, Hist. II 399 314
Euandros v. Athen, Akadem. 126 613
Euandros v. Phokaea, Akadem. 125
127
Euangelos, Kom. 267
Eubios, Novellist II 700
Euboeos, Parodiendichter 190 673 175
Eubulides v. Miletos, Megariker 15
19 621
Eubulos a. Alexandreia, Skeptiker
115 541 116 542 II 339
Eubulos v. Ephesos, Akadem. 126 613
134 665b 886 II 659
Eubulos, Landwirth 485 140 847
Eubulos v. Anaphlystos 904 (Berich-
tigung von 540 58)
Eudemos, Arzt, Anatom 811 f. II 414
Eudemos, Epikureer 104 478
Eudemos v. Rhodos, Peripatet. 144 735
151792 155 819 158 829 160 832 252
375 703 10 II 300 324 389 239b
Eudoros von Alexandreia, eklekt. Pla-
toniker 776 II 252 256 114 287 264
293 f. 295 308 325 430 332 459 337
Eudoxos v. Knidos 290 293 296 299 76
308135 367 84 422 479 697 315 706 23
723 766 767 769 280 II 40 49 709
Pseudo -Eudoxos: 'OyitasrrjQLg 733
762 251 II 672 681 702 f. Evdofrv
%&%VTf\ IIV
Eudoxos v. Kyzikos 9 28 857 120
Eudoxos v. Rhodos, Geogr. 479 697
II 680 683
Eudoxos d. Siculer, Kom. 267
Eudromos, Stoiker 86
Euenor, Arzt 783 II 422 39 439 122
Eugamos, Akadem. 125 600
Euhemeros v. Messana, Tendenzer-
zähler 71 3108 313 31422 316-322
323 74 324 325 346 108 356 415
486 145. 147 891 II 28 47 69 55 60
103 575
47
738
Alphabetisches Register.
Eukleides d. Mathem. 6 702 703 10
704 704—718 725 738 738 167
740 172 741 742 177 749 750 752 755
757 759 760 244 II 526 681 Seine
Schüler 725 749
Eukleides v. Megara, Stifter der Me-
gariker 20 61 II 76 58
Eukleides, nachalexandr. Gramm.
122 574a'b II 1154
Enkrates, Hist. II 400 314
Eumachos v. Neapolis, Hist. 639
Eumedes, Geogr. 663 94
Eumedes, Korn. 268
Eumeues (v. Aspendos?) tcsqI Kcoinp-
diotg 122 574a-b
Eumenes v. Kardia 647 560 589 652
Pseudo-Eumenes, Briefe II 596
Eumenes I, König v. Pergamon 5 10
124 125 147 631555
Eumenes II, König v. Pergamon 5
406 431 469 25 II 16 85 82f. 118 122
657 667
Eumolpos II 43 58
Eumolpos, Glossogr. II 192 254
Euphantos v. Olynthos, megar. Philos.,
Dicht., Hist. 3 283 504 50560 505(56
621 f.
Euphemos, Epigr. II 549
Euphiton, Landwirth 847
Euphorion v.Chalkis, Epik. u. Gramm.
4 150 172 18 193 193 m 246 276
305 118 393—399 404 530 663 890
899 II 12 40 49 43 58 59 184 77 58
523 540 541 541 106 542 in
[Euphorion d. Chersonesit, vielmehr
= Euphronios 281 60]
Euphorion, Landwirth 847
Euphraeos, Schwiegervat. d. Kalli-
machos 349 10
Euphranor, Architekt 526 61
Euphranor, Maler 517 u 521 52136
Euphranor v. Seleukeia, Skeptiker
115 541 116 vgl. 293 89 29448
Euphron, Korn. 267 879 201 889
[Euphronidas, Gramm. = Euphronios
28160 II 663]
Euphronios v. Athen od. Aniphipolis,
üb. Weinbereitung 840
Euphronios d. Chersonesit, Trag. u.
Gramm. 265 269 5 280 281 425 86b
429 43527b 44967 II 231 22 52218C63
Eupolemos, jüd. Hist. II 362 605 5
606 10 648—651 652 656 10s Pseudo-
Eupolemos, samarit.Hist. II 362 652
Eupolis, Korn. II 201
Euripides 38 iosf 39 111 118 149773.774
150 777 179 32 189 241 252 288 11
338 48 401 423 78 435 27b 438 443
445 56 450 459 132 578 287 579 288b
596 374 624 518 689 262 II 11 43 60
46 66 77 59 119 125 163 f. 178 189
189230 200 202 208 540 63256 664
Pseudo- Euripides 435 27b II 218
600 96
Eurylochos , Freund des Epikuros
95 433 96 435 105 478 108 503
Eurylochos, Pyrroniker 108 503
Euryphon, Arzt 783 41 812 193
Eusebios 606 606 416 610431 615 616
617 466 II 254 109 362 78 369 f. 647
Eustathios 179 26 226 78 308 143 440 37. 88
II 44 215 884
Euteknios, Metaphrast 307
Euthydemos v. Athen, Arzt 845 54
851 87. 88 877 194 879 208 II 425 f.
Euthydemos v. Mylasa, Rhet. II 499 f.
Euthykrates v. Sikyon, Bildh. 615
515 10 II 529 50
Eutokios v. Askalon, Mathem. 72497
728 729 730 749 759 242
Excerpta Barbari 615
Ezechiel, jüd. Trag. 283 II 362 605 6
653 f.
Fabius Pictor 626 627 532 « 639 615
II 116 121 117 122
Favonius, M. II 491 130
Festus 641 628
Figurengedichte 180 f. 200 274 28
276 89 278 46 286 6
Fische u. Fischfang, Litteratur über
309 850 f.
Firmicus Maternus 318 39
Firmus, Landwirth 845 53
Flaccus (Statyllius) , Epigramm. II
523 27
Alphabetisches Register.
739
Florilegium s. Anonymi
Fulgentius 647
Fulvia, Mutter d. Antyllus 407 183
Galenos 79 334 100 4*9 163 846 225 7ß
305 323 71 786 «3 795 101 796 102
801 133 803 138 II 417 420 421 445
Gallus, Cornelius 192 195 195 in 396
Gallus, L. Plotius, röm. Rhet. II 477 93
495 144*
Gartenbau 833 12 845
Gastronom. Litteratur 877 ff.
GelÜUS 161838 163 846 581803
Geminos , Mathem. 615 456 722 90
723 96 752 220 762 252 II 139 703
Geminos v. Tyros, Traumdeuter 873
874 875 876 189
Geographie u. Periegese 649 ff.
Geoponica 829 3 830 5
Georgios Choeroboskos II 173 149. 151
Germanicus, Caesar 296
Geschieht Schreibung 532 ff. II 352 ff.
Glaphyra, Tochter d. Königs Arche-
laos v. Kappadokien II 404 f.
Glauke v. Chios, lyr. Dichterin 201 14
II 521 533 72 661
Glaukias, empir. Arzt 779 780 824 f.
II 682
Glaukides s. Glaukias
Glaukon, Glossogr. II 192 254
Glaukon (== Glaukos v. Rhegion?),
Erklärer d. Homeros II 664
Glaukos, Epigramm. II 497 i54d
Glaukos d. Lokrer, Kochschriftst. 878
Glaukos v. Samos, Gramm. II 668 672
Glossographie 178 331 346 367 373 f.
398f.439f.530 820f.824 II 222 185 ff.
Glykera, Hetaere 255 256 50
Gnathaena, Hetaere 260 488 10
Gnipho, M. Antonius, röm. Rhet. II 46
Gorgias v. Alexandreia, Arzt II 417
Gorgias d. J. a. Athen, Rhet. II 467
499 500 f. 502 694
Gorgias, Bildn. 517 14
Gorgias nsgitäv 'Afti\vr\Giv staiQidoav
II 501
Gorgias v. Leoniinoi 167 158 828
II 343 481 931
Gorgias d. Sophist II 501 181
Gorgon, Hist. II 400 314
Gorgos, Bergbautechniker 654 857 119
Gorgos v.Lakedaemon, Stoiker II 242 26
Gracchus, Ti. II 487
Gracchus, C. II 488
rQafi(iatL%ri 327 ff. 891 f. II 663 ff.
Alexandr. Grammatiker 327 ff. 428 ff.
II 148 ff. Pergamenische II 1 ff.
Andere II 148 ff.
Grattius, Jagdschriftst. 850 83
Gregorios, Lehrer d. Konstantinos
Kephalas II 567 ff.
Gregorios v. Korinth 226 78 II 213372
Gregorios v. Nazianz 369 II 568
Habron, Gramm. II 213
Hadrianus 193 111 II 514 226
Hagelaidas, Bildn. 517 14
Hagias v. Troezene, Epik. 645
Hagnon s. Agnon
Halkyoneus, S. d. Antigonos Gonatas
89 124 147 148
Hannibal 13 153 636 637 638 614.615
639
Hanno, Verf. des Periplus 1 3 418 51
II 406 f.
Harmodios v. Leprea, Hist. II 400 314
Harpokration, Gramm. 598 601 655 44
684 II 189 192
Harpokration a. Mendes, üb. Brot-
u. Kuchenbacken 880
Hasdrubal s. Kleitomachos
Hedeia, epikur. Hetaere 92 411
Hedyle, Mutter d. Hedylos, Dichterin
II 530 532 f.
Hedylos v. Samos od. Athen, Lyrik.
369 736 155 II 40 49 530 532 f.
698 699
Hegemon v. Alexandreia i. Troas,
Epik. 409 195
Hegemon, Epigramm. II 550
Hegemon, Landwirth 833
Hegemon v. Thasos, parodischer
Dicbt. 673 175 II 189
Hegesandros v. Delphi, Anekdoten-
samml. 489 16 489—491 49830 640
Hegesianax, Epikureer 95 433 104 478
47*
740
Alphabetisches Register.
Hegesianax d. Mythograph a. Alexan-
dreia i. Troas 4 185 54 293 307
308 135 326 409 467 13 635 643 645
677 II 28 31—33 47 61 163 106
576
Hegesias, Bildn. 520
Hegesias v. Magnesia, Rhet. u. Hist.
544 578 287 691277 692 847 67 II
372 135 461 464—467 493 501 714
Hegesias v. Maroneia, Landwirth 847
Hegesias neiOL&dvccrog, Kyrenaiker
8 10 13 f. 35
Hegesias v. Sinope, Kyniker 31 89
Hegesidemos v. Kythnos,Hist. II 400314
Hegesilaos, Akadem. 127
Hegesinos, Akadem. 127
Hegesippos, üb. Brot- u. Kuchen-
backen 877 194 880
Hegesippos, Epigramm. II 548
Hegesippos, Kom. 267
Hegesippos v. Mekyberna, Hist. 39499
643 f. II 61 61 157 679 686
Hegetor, Arzt II 440 140
Hegias, Bildn. 517 14 522 36 c 523 4i
Hegias v. Troezene s. Hagias
Hekataeos v. Abdera od. Teos 6 2059b
108503 109 310—314 315 320 32048
321 323 325 415 611 611434 679205
688 695 303 II 28 95 63 575 644
665Pseudo-Hekataeos312 16 II 602 2
60610 632 632 56 644 f.
Hekataeos v. Eretria, Hist. II 400 314
Hekataeos v. Miletos, Hist. II 40 49
Hekataeos, S. d. Spintharos 73 292
Hekaton v. Rhodos, Stoiker 48 151
464 5 470 36 II 72 240-242 711
Helena, Frau d. Alexandros Polyhistor
H 358
Heliodora, Geliebte d. Meleagros v.
Gadara II 555 189 558 197
Heliodoros a. Athen, Trag. u. Lehr-
dichter 301
Heliodoros, Vater od. Lehrer d. Da-
mianos v. Larisa 716 52
Heliodoros d. Metriker II 173 149 226
226 21 229 27
Heliodoros d. Perieget 692 f. II 43 58
Helladios, Gramm. 439 37
Hellanikos d. Chorizont, Gramm. 453
H 149 f. 151
Hellanikos v. Mytilene 345 376 6 532
624 II 40 49 61 316
Hellenismus 1
Hephaestion v. Alesandreia, Gramm.
436 29 438 30 II 173151 226 229
Heragoras s. Hereas
Herakleides, Biograph d. Archimedes
503 59 724 97 750 219
Herakleides v. Erythrae, Arzt, Hero-
phileer 778 785 56 820 II 418 441
441 ho 444
Herakleides, Schüler d. Hikesios, Arzt
II 419
Herakleides d. Kritiker 477 479 II
1-3 683
Herakleides v. Kyme, Hist. 505 65
Herakleides Lembos 8 471 496 20
499 37 600 501—503 685 686 M
II 331 453 673 683
Herakleides v. Magnesia MiftgiSatmct
ysyQcccpoag (La. Di. V, 94) oder He-
rakleides Lembos? 562 225
Herakleides v. Mopsea, Gramm. 674
Herakleides d. Pontiker 71 72 f. 72 288
151 194 114 326 379 9 494 11 502 53
503 59 504 60 764 II 4 8 234 46 329
331 452 431 709 IIV
Herakleides d. j. Pontiker 508 87 II
196 264
Herakleides v. Sinope, Epigramm.
II 534 79
Herakleides d. Skeptiker 115541 II 339
340
Herakleides, Stoiker, Schüler d. Chry-
sippos 82 851
Herakleides d. A. u. J. v. Syrakus,
Kochschriftst. 877 f. 877 194 880 210
907
Herakleides v. Tarent, Arzt 778 779
783 42 784 793 95 813 819 248 821 f.
822269 825 826 826303 827 827009.316
877 196 882 890 H 190 243b 339 485
414 417 418 41814 419-424 440138
441 444166 682
Herakleides v. Tarsos, Stoiker 87
87 887
Alphabetisches Register.
741
Herakleides v. Temnos,Rhet. II 501 i8i
Herakleitos v. Ephesos II 63220 140703
149 773 284 2 497 25 508 88 618
II 100 77 105 244 345 346 514 347
390 241 Pseudo-Herakleitos, Briefe
II 600 96
Pseudo-Herakleitos, homerische Alle-
gorien II 44 44 63 52
Herakleitos v. Halikarnassos , Epi-
gramm. II 534
Herakleitos a. Lesbos, Hist. II 390
Herakleitos a. Sikyon nsql Xi&cov
865 149
Herakleitos v. Tyros, Akadem. II
282 238 284 285 253
Herakleodoros, unbekannter Schriftst.
II 273 199
Herakleodoros, desgl. II 385
Herakleon v. Ephesos, Glossogr. II 22
187 221 190
Herakleon v. Tilotis, pergam. (?)
Gramm. II 20—22 52
Herakles, S. Alexandros d. Grossen
275 34 279 47 652
Hereas v. Megara, Hist. 494 14 602 f.
624 518
Herennius Philo 312 16
Herennius, Auetor ad H. s. Auetor
Herillos v. Karthago, Stoiker 61 67
77 327b 115 541
Hermagoras a. Amphipolis, Stoiker
74 II 47181 472 82*
Hermagoras a.Temnos,Rhet. II 130159
243 27 453 454 7 456 459 461 22 468
471 — 477 479 480 481 93h 487
•487 114 504 197 506 508 511 511220
512
Hermagoras d. J., Rhet., Theodoreer
II 471 81 474 90 479 93b 508
Hermagoras, Rhet. zu Traians Zeit(?)
II 472 81
Hermarchos v. Mytilene, Epikureer
92 411 93 418 96 435 102 106 886
II 260 269 187
Hermeias s. Hermias
Hermesianax v. Kolophon, Elegiker
168 172 173 18 174 176 14 184—187
190 93 II 660
Hermesianax, Rhet., Asianer II 469
Hermias v. Atarneus 326 86 II 297
Hermias, Hist. II 399 314
Hermias d. Krateteer II 14
Hermias v. Kurion, Choliambendich-
ter 235
Hermippos v. Berytos 191 97 399 139
622507 78335 875 189 876193 II 507 208
692
Hermippos v. Smyrna d. Kaliimacheer
8 15 33 1956 3191 44138 54184 62219
70 264 82 94 421 117 545» 126 595.604
138 690.694 139 695 157 164 850 293
307 308135 326 349 409 42688 467 13
471 473 57 429—495 497 25 503 506
594 602 634 673 177 II 33 18 163 ioe
300324 304333 331 4525 580 17 63254
678 695
Hermodoros, Epigramm. II 548
Hermodoros v. Syrakus, Schüler Pia-
tons II 292 289
Hermodotos, Dicht. II 518 5
Herrn ogenes, Architekt 526 61
Hermogenes, Arzt, Erasistrateer II 418
447 192
Hermokles v. Kyzikos, Lyrik. II 518
Hermokrates v. Iasos, Gramm. 348
II 668 672
Hermokreon(?), Epigramm. II 550
Hermonax, Glossogr. II 191
Hermotimos v. Klazomenae II 674
Herrn otimos, Mathem. 703
Herodas od. Herondas, Mimiamben-
dicht. 229—231 236 II 701 f.*)
*) S. jetzt noch Kaibel, Zu Herodas, Hermes XXVI. 1891. S. 580—592
und die Anz. der Publication Kenyons und die tadelnde Rec. der Ausg.
Rutherfords von Diels, D. L.-Z. 1891. No. 39. Zu dem Titel IlQo%vKMg
bemerkt mir Maass Folgendes; „Auf dem erythraeischen Stein (Ditten-
berger Syll. No. 370. Z. 130. 135) wird das Priesteramt der sonst nicht
nachweisbaren Gsmv JJqoy.vy.U(ov verpachtet. Es sind rHochzeitsgötter', wie
742
Alphabetisches Register.
Herodas v. Syrakus 230 89
Herodes Atticus 225 76
Herodes d. Gr. II 310 ff. 315 316
618 27 651 79
Herodianos, Gramm. 370 102 390 75
662 85 892 II 9 47 20 ioib 157 65 158
174153 175159 176165 177 183 200285
204 320 212 215 384 672
Herodikos v. Selymbria, Arzt II 439 122
Herodikos v. Babylon d. Krateteer
674 II 24—27 177 170 526 684 f.
nv(V)
Herodoros a. Herakleia, Hist. 320 48
388 65 624 518
Herodotos, Schüler d. Epikuros 87 388
94 96 435 97 100 449 104
Herodotos v. Halikarnassos 331 17
424 81 447 56 609 431 615 456 657 67b
675 187 679 205 II 40 49 105 94b 219
409 345b 662 667
Herodotos, Skeptiker II 340 489
Heron v. Alexandreia d. Mechaniker
164 849 283 69 706 709 30 717 56
735 152 737 — 744 746 747 204.205
748 748207 762 251 771 II 208 337
Pseudo-Heron v. Byzantion 749 213
Heron d. J., Lehrer d. Proklos 737 160
Herophilos v. Chalkedon, Arzt 6
.347 111 777 777 2 778 779 16 780
783 41 785—798 800 129 802 802133
803 804 809 809 165 811 817 818
820 821 822 265b 823 II 414 424
439122 443 444 446186 682 Hero-
phileer 778 f. 786 786 64 801 129. 133
817 823 824 825 827 II 418 420
441 442 444 446
Heropythos, Hist. II 400 314
Hesiodos 114 145739 298 311 333 375
393 396 401 414 427 434 443 52
445 56 447 448 60 458 624 518 683
829 1 832 II 5 11 119125 166 175
193 200 215 388 389 239b 526 37
Pseudo-Hesiodos 375 II 606 10 632
Hestiaea v. Alexandreia, Grammati-
kerin II 148 f.
Hestiaeos v. Amisos, Gramm. II 180
Hesychios v. Miletos 227 81 370 102
439 37 II 189 235 190 199 215 384
Hesychios, Ueberarbeiter d. Septua-
ginta II 611 16
Hetaeren, Schriften tisqI xöav 'J&qvri-
OLV EXCClQtOV Od. 8TCUQIÖCOV 442 450
II 41 155 601
Hexapla II 610 16
Hierokles t. Alabanda, Rhet. II 488
675
Hierokles, Commandant v. Munichia
124
Hierokles, Hist. II 400 314
Hierokles, über Pferdearzneikunde
846 57
Hieron II v. Syrakus 197 3 203 203 20
204 22 209 270 566 240 681 222 725
829i 845 882
Hieronymos d. Aegypter, Ueberarbei-
ter d. Pseudo-Orpheus 376 376 7
Hieroüymos v. Kardia, Hist. 3 560—563
667 246 585 3Ub 589 590 341 591
591348 689 262 882 225 II 593 51
Hieronymos v. Megalopolis II 81 4
Hieronymos v. Rhodos, Peripatet. 39
4 82 349 124 145 735 147 148—150
150779 326 327 49943 II 7658 300321
462 33 60198
Hieronymus v. Stridon, Kirchenvater
121567 128 632 165 854 615 452 II
147 217 613 18 615 21 616 25 617 26
Hikesios, Arzt,Erasistrateer 840 85085
II 418f. 422 35
Hiketas v. Syrakus, Pythagoreer II
709 IIV
Hilarodie od. Simodie 237 f.
Hilarotragoedie 235 ff.
Himeraeos, Bruder d. Demetrios v.
Phaleron 136
Hippagoras, Hist. II 400 314
Dittenberger bemerkt. Daher der Monat Ilgo-Kv-uXiog bei den Aetolern,
s. Wescher und Foucart Inscriptions de Delphes No. 316. 323. Zwischen
Erythrae und Kos giebt es mancherlei Beziehungen: es genügt für diesen
Zweck auf Dibbelt Quaest. Coae mythogr., Greifswald 1891 zu verweisen".
Alphabetisches Register.
743
Hipparchia v. Maroneia, Frau des
Krates 12 5 29 31
Hipparchos, Kom. 267
Hippavchos v.Nikaea, Astronom 291 33
293 295 296 62 297 67 308135 413
414 416 418 420 65 551 655 658 70
662 85 719 720 738 738 169 744
760244 761 763260 764267 765-774
775 II 152 681 709 IIV
Hippasos d. Lakone, Hist. II 390
Hippasos, Pythagoreer 509 88 II 29 7
Hippias v. Erythrae, Hist. 400 314
Hippias, Mathem. (oder Hippias v.
Elis d. Sophist?) 731
Hippias v. Thasos, Ausleger des
Homeros II 664
Hippobotos, Schriftst. über Philo-
sophengesch. 115 541
Pseudo-Hippodamos,Nenpythagoreer
II 75 56 337
Hippokieides, Schüler d. Epikuros
104 478 106 486
Hippokles, Freund d. Krantor 120
Hippokrates 161 161 837 346 399
462 149 778 779 785 55 798 802
802 133.134 812 193 815 816 817 223
818 238 819 820 820 248 823 824
826 827 II 194 198 261 417 42239
423 42445 43491 436 438 117 439122
440 441 442 442 153 443 444 447
Pseudo-Hippokrates 305 78126 796
797 799 805148 820 869166 II 60096
Hippolochos a. Makedonien, gastro-
nomischer Schriftst. 487 8 881 f.
II 60198
Hippolytos II 616 22b
Hipponax a. Ephesos, Iambogr. 261
356 II 29 7 40 49 536 84
Hipponax (?), Glossogr. II 191244
Hipponikos, Mathem. 123
Hippostratos, Genealog II 390 f.
Hippothoon(?), Trag. 283
Pseudo-Hippys v. Rhegion, Mythogr.
II 29 f.
Histiaeos, Hist. II 400 314
Homeros 9 110 114 118 118 545r
193 113 203 20 29133 298 311 329 8
331 334 350 365 74 369 369 92 374
387 395 102 401 401 151 403 ico 414
415 430 7 432 17 433 435 27b 442 4>j
44556 449 450 452f. 455107 456 109
457 f. 461 477 581 604 403 605
62553ib 679209 683 234b 685 7T3299
799 899 II 5 7 10 13 14 18 21 27
38 4463 52 9563 104 119125 144 200
149 f. 151 154 155 156 160 163
165 167 175 175157 176 177 183
184 192 193 199 202 304 206 214
217 246 268185 329 348 f. 389 239b
462 546140 565 664 667 671 673
683 Pseudo-Homeros II 606 10 632
homerische Allegorien s. Anonymi
Homeros a. Byzantion, Gramm, u.
Trag. 110 112 269 5 271 f. 381
Homeros Sellios, üb. Menandros 25328
27115
Horatius 40 152794b 36994 405 405177
447 56 885 II 232 23235 23448 277
561205 671
Pseudo-Horos, Traumdeuter 876
Hortensius II 495 145 502
Hybreas v. Mylasa, Rhet. II 499 f.
Hyginus 308 142 32157 420 65 496 17
623 517 8317 II 33 19 50 163 106
358
Hyllos a. Soli, Stoiker 82 344
Hypatia v. Alexandreia (Commenta-
torin d. Apollonios v. Perge) 750 216
Hypereides 136 553 166 II 203 493
501 503 676 695 Pseudo -Hype-
reides II 450 3
Hyperochos (Pseudo -H.?) v. Kyme,
Hist. II 356 360
Hypsikles v. Alexandreia, Mathem.
759-761
Hypsikrates, Gramm. II 178
Hyrkanos II 310 u. s. Iohannes Hyr-
kanos
Hyrodes der Parther 1 3
Jagdbücher 849 f.
Iamblichos a. Chalkis, Neuplatoniker
582 307 II 43 60
Iambulos, Tendenzerzähler 321 324 f.
II 576
Iason v. Argos, Gramm. II 246 48
744
Alphabetisches Register.
Iason, Hohepriester II 624 37
Iason v. Kyrene, jüd. Hist. 644
II 620so
Iason v. Nysa, Stoiker 87 387 528 66
II 169 245
Iatrokles, üb. Brot- u. Kuchenbacken
880
ldomeneus v. Lampsakos, Epikureer,
Hist. 90 96435 99448 104 326 495 14
593 f. II 275 206
IdyllendichtuDg 196 ff. 231 ff.
Jeremias, Brief des II 616
Jesus Sirach, Spruchbuch II 620
628 44 701
IHeus s. Silleus
Iohannes v. Damaskos II 309 364
Iohannes, Vater des Eupolemos II
649 77
Johannes Hyrkanos, Chronik des II
619 29 656
Iolaus Claudius s. Claudius'
Iollas a. Bithynien, Arzt 826 827 sn
Ion v. Chios, Trag. 344 345 96 459
636 II 201
Iosephos (Quellen) 312 16 376 7 606
606 416 612 612 438 613 439.440 615
615 450 617 4(56 II 142 316 362 78
381 602 2 60610 608 11 61421 61929
654 93 656 674 678
l7t7ticcTQiv.rj s. Pferdearzneikunde
Isaak Argyrus 708 27
Isaeos, Redn. 140 708 II 203 501178
676 695 696 Pseudo-Isaeos II 450 3
Ischomachos d. Herold, mim. Künstler
236 4
Isidoros v. Alexandreia 759 242
Isidoros v. Charax, Geogr. 662 85
Isidoros Hispalensis 433 17
Isidoros v. Miletos, Mechaniker 729
759 242
Isidoros v. Pergamon, Rhet. II 484 106
499 501
Isidoros, Trag. 283
Isigonos, Bildh. 469
Isigonos v. Nikaea, Paradoxogr. 47250
475 70 478 94 480 490 22 II 466
Ismenias, Mineraloge 867
Isokrates 140 146 149 44756 II 204315
450 453 7 462 480 481 93* 496 148
502 510 588 31 675 676 678 688
696 Pseudo- Isokrates, Reden II
4503 Rhetorik II 451 480 f. 58831
Briefe II 585
Isokrates a. Apollonia, Rhet. II 450 3
Istros v. Kaliatis 512 625
Istros v. Paphos, Hist. 349 367 87b
373 374 513117 580 585 588 599380
602 622—625 671i54.i58 II 51 679
Isyllos v. Epidauros H 519 — 521
698
'i&vyaUoi II 519 522 18
Iuba I , König v. Numidien II 402 f.
Iuba II, König v. Mauretanien 526
536 30 606 415 607 653 654 662 85
66497b 701 II 197264 207333 335472b
372 130 399 313 402—414 693
Iuba, Metriker II 232 35
Judith, Buch II 616 ff.
Jüdisch -hellenistische Litteratur II
601 ff.
Iulia, Tochter d. Augustus H 562 208
Iulianos, Schüler d. Mathem. Theon
II 295
Iulius Africanus 606 415 614 614 412
615 455 617466 836 24 II 370 615 21
616 22b
Iulius Romanus II 700
lu8tinus 539 569 248 582 632 561
II 378 381 I73b. 174
Pseudo-Kadmos v. Miletos II 30 685
Kaekalos v. Argos, Lehrdicht. 309
309 144
Kaiamis, Bildn. 517 14 521 522 36b- c
Pseudo-Kalanos, Brief II 595
Kalliades, Kom. 261 88
Kallias v. Mytilene, Gramm. 346
Kallias v. Syrakus, Hist. 547 592
Kallikles v.Larisa, Akadem. 133 II 279
Kallikrates v. Megalopolis II 83
Kallikrates s. Menekles
Kallimachos 16 121567 145 145737 169
17010 172 172 17 177 17 178 183
184 54 190 93 19194 193 193 113
200 8 205 27 207 29 208 209 36 210
217 218 62 230 89 23193 255 41 276
Alphabetisches Register.
745
282 60 283 285 4. 6 286 8 287 293
294 48 298 73 317 36 321 32157 323
325 334 334 24b 335 337 337 44 338
338 48 339 340 341 34169 342 344
345 96 347—373 374 113 380 n 382
384 384 51 385 56 387 388 388 63
389 389 67 395102 399 141 403 405
406i79b 410 41010 412 425 426 88
428 429 438 35 442 445 56 463 464
465 46815 473 55 474 476 477 492
495 16 497 25 508 86 581 588 605
617 622 624 624 518 625 634 699
722 851 880 880 2H 889 892 893
894 895 f. 897 f. 901 II 6 25 13 68
3941 4049 51 61 149220 186 215384
216 217 230 278 300 324 401 3i6b
464 36 517 522 524 525 34 528 44
533 634 535 83 544 553182 554185
556192 56l205b 58117 632 56 660 f.
666 668 ff. 675 683 697
Kallimachos d. J. 301
Kallimachos, Grossvater des Kalli-
machos 347
Kallimachos, Arzt, Herophileer 778
827 II 682 Kaliimacheer II 9153
682
Kallimachos, Bildn. 517 u 522 36b
Kallinos, Elegiker II 40 49
Kalliphon, Peripatet. od. Epikureer
154
Kallippos , Astronom 733 149 768
IIV(TV.V)
Kallippos, Korn. 268
Kallippos v. Korinth , Stoiker 73 292
Kallisthenes v. Olynthos, Hist. 538 43
54159 571258 576 278 679205 682231
II 106 97b 116 121 117122
Pseudo-Kallistheiies, üb. Jagd 850 84
Kallistratos d. Aristophaneer, Gramm.
449 f. 893 II 15543 163 101 165 115
Kallistratos, Mechaniker 734 150
Kallistratus, Domitius s. Domitius
Kallixenos v. Rhodos, Kunstschriftst.
519 665
Kallon, Bildn. 517 14 520 52236° 52341
Kalondas, Bruder d. Aratos v. Soli
292
Kanachos, Bildn. 517 11 522 36b
Kanon, alexandrinischer 444 56 der
10 Redner II 463 36 484 f. 675 f.
694 ff. der bildenden Künstler (?)
515 14 520 II 675 f.
Karneades v. Kyrene, Akadem. 76
77 326 83 84 85 374 95 431 115 541
126613 127 f. 128636 129 129638.640
130 130 64lb 131 131 635 132 133
133 665b 153 801 164 497 25 886
11 35 23 63 68 69 72 51 75 57 131
132 165. 166 133 168 146 215 260 261
262 262 146 279 281 282 283 241
288 268 291 341 341496 343 f. 3529
458 663 704 706 712 713
Karneades, S. d. Polemarchos, Akad.
129 129 638
Karne'iskos, Epikureer 106
Karphyllides, Epigramm. II 550
Karystios v. Pergamon, pergam. Philo -
löge 247 8 628 66 II 13 587 27. 28
675 684
Kasandros 136 136 677 137 686 138
138 693 275 34 316 545 556 557
Kastor v. Rhodos , Chronogr. II
365—372 376 156 IIV (vii)
Kastorion a. Soli, Lyriker 137 685
II 518
Kebes, Kyniker 23 65
Pseudo-Kebes a. Theben 2365 23—25
II 657 f.
Kephalas s. Konstantinos
Kephalon (Kephalion) v. Gergithes
s. Hegesianax v. Troas
Kephisodotos, Bildh. II 529 50
Kerkidas v. Megalopolis, Meliamben-
dichter II 546 140
Kerkops d. Orphiker u. Pythagoreer
375 624 518
Kinaedendichtung 243 ff.
Kinaethon der Lakone II 400 314
Kineas aus Thessalien, Hist. 559
II 398 304
Kinesias a. Athen, Dithyrambendicht.
II 42 58
Kleanthes v. Assos, Stoiker 8 42 124
48 151 54 184 55 57 195. 196 59—64
66 72 72 283 73 f. 73 296 75 75 314
76 318. 325 77 78 82 350 84 369 86
746
Alphabetisches Register.
89 387b 114 119 517 168 249 10 264
270 9 470 36 500 719 885 II 5 36
43 60 45 65 133 168 242 25 269 187
458 459 17 531
Kleanthes v. Tarent, mim. Künstler
236 4
Klearchos, Glossogr. s. Kleitarchos
Klearchos v. Soli, Peripatet. 172 14
327 520 29 529 66 587 325 II 191 248
518 3 578 9
Kleemporos, Arzt 485 141
Kleidemos, Atthidogr. 624 518
Kleidemos, Landwirth 833 n
Kleinias, Vater d. Aratos v. Sikyon
627
Kleistbenes, Trag. 283
Kleitarchos v. Aegina, Glossogr. II
191 f. 192 254
Kleitarchos v. Kolophon, Hist. 172 13
537 — 539 539 50 540 54162 544 94
572 258 590341 657 67b 659 77 11380
381 173. I73b 676 f.
Kleitomachos v. Karthago, Akadem.
127 625 128 — 131 131653 134 665b
497 25 680 210 II 35 23 79 64 132 165
261140 279228 280 284 288268 3529
701 706 710 714
Kleiton, Bildh. 514 3
Kleitophon, Hist. II 400 314
Kleobulos v. Lindos 141 7io 511 101
II 578 10
Kleochares a. Myrleia, Redn. u. Rhet.
II 462 501
Kleodamas a. Achnae, üb. Reitkunst
848
Kleodemos (eigentl. Malchos), sama-
rit. od. jüd. Hist. II 362 78 363 652
653 87 656
Kleomachos v. Magnesia, Kinaeden-
dicht. 247
Kleombrotos v. Keos, Arzt 799 126
828
Kleomedes, Stoiker II 138 190
Kleomenes, König v. Sparta 74
Kleomenes, Kyniker 43 128
Pseudo- Kleomenes v. Naukratis II
594
Kleon, Elegiendicht. 383
Kleon v. Kurion, Epiker (?) vielleicht
derselbe 382 f. 383 45b
Kleon 6 [itfjLccvlos 236 4
Kleon, Tyrann v. Sikyon 627
Kleon v. Syrakus, Geogr. 654 679205
Kleoneides, Musiktheoretiker 717 59
Kleopatra, Schwester u. Gemahlin
Ptolemaeos VI u. VII 452
Kleopatra, Tochter des Ptolemaeos
Auletes 343 II 382 403 417 444
445 175
Kleopatra Selene II 403 f. 562 209
Kleopatra, Tochter d. Mithridates,
Frau d. Tigranes II 372
Kleophanes neql uycovcov II 391
Kleophantos, Arzt 780 814 II 429 70
439122 Kleophantier 814 ff.
Kleostratos, astronom. Dicht. 307
308 135 II 163 106 164 110
Kochbücher 877 ff.
Kovvr] 2
Kointilianos , Aristeides s. Aristides
Quintilianus
Kokaßqoi II 522 18
Kolotes, Epikureer 9 43 128 89 395b
95 433 96 435 101456 103 886
Komanos, Gramm. 453 II 150
Komarchos, Hist. 624 522
Kommiades, üb. Weinbereitung 840
Komoedie, neue 248 ff. Zwei- und
Dreitheilung d. attischen Komoedie
426 88 II 23 f. Ausserdem s. 365
Lexika zu Komikern II 186 198
202 216
KoafKpSovfjLsvoi, Schriften dieses Titels
442 47b II 27 155
Konon, Feldherr d. Athener 135
Konon, Hist. II 400 314
Konon, Mythogr. 643 701 II (50 s.
Nachtr. II 685) 59—61 679 686 f.
Konon v. Samos, Mathem. 362 68
46815 721 f. 722 88 725 726 112 731
733149 750 753 221
Konstantinos Kephalas II 557 559 200
566 222 700
Konstantinos Porphyrogennetos II
120126 312 382
Korax, Rhet. II 481 931
Alphabetisches Register.
747
Korinna, Lyrikerin 381 30 II 363
Pseudo-Koriskos s. Pseudo - Erastos
Kornutos 48i5i 49725 II 44 250 25296
Kos, Studienort 2 9 197 ff.
Kosmas Indikopleustes 480 112 II
491 134 674
Krantor v. Soli, Akadem. 22 65 32 o«
116 544 117 117 5458 545k 118 545°
118—121 123 124 125 602 134 665°
327 89 380 468 20 470 472 II 67
148 220 294 299 325 430 534 78 659
711
Krateros, Feldherr 19 394 II 519
Krateros, Bist. 96435 599—602 II 678
Krateros, Paradoxogr. 602
Krates v. Athen (Thria), Akadem.
32 96 33 98 116 544 117 119 121 f.
123 134 665° 327 89 380 468 20 470
472 II 371 127 462 659
Krates v. Athen, Hist. II 391
Krates, Korn. 250
Krates, Landwirth 847
Krates v. Mallos, pergam. Gramm.
73 83 294 343 394 94 395 101. 102
398132 415 434 24 457 666113 681
684 763 260 764 765 267 843 49 II 1
37 4-12 13 1683.85 17 88 20 101
25 26 I27b 64 77 58 104 91 144 200
152 15225 157 158 163 164 110 175
183 193 358 51 483 103 484 485 111
494i43c 526 542H0 665 683 685
703 f. 705 1IV (IV f.)
Krates, Peripatet. 16 36
Krates v. Tarsos, Akadem. 129 129 038
Krates v. Theben, Kyniker 1636 2265
29 f. 31 33 35 38 108e 39 42 124 44
46 50 50159 51166 57 60 201 114
138 167 242 249 12 421 67 Pstudo-
Krates, Briefe II 600
Krates v. Tralles, Rhet. II 498
Krateuas d. Rhizotom 818 231 890
II 416 426 f.
Kratinos, Korn. 450 II 18 201
Kratippos, Hist. 646 f. II 468 63
Kratippos v. Pergamon, Akadem.
dann Peripatet. 870 II 291 306 308
Kreon (od. Paeon) v. Amathus, Hist.
II 400 314
Kreophylos, Hist. II 400 314
Kreophylos, Kykliker 350 u
Krinagoras v. Mytilene, Epigramm.
193 356 41 II 513 514 227 561—565
699
Krinis, Stoiker 87
Kritias, Haupt der 30 Tyrannen 320 46
II 103 85
Kqiti*r\ 327 ff. II 663 ff.
Kritios, Bildn. 517 14
Kritobulos, Arzt 828
Kritodemos, Astrolog 718 02, vergl.
auch Plin. N. H. Ind. II. VII
Kritolaos, Hist. II 400 314
Kritolaos v. Phaseiis, Peripatet. 83 363
152 795 153 f. 154 808 155 II 62 63
68 69 42 73 54b 168 134 237 272198
296 301326 322 323 424 324 325 434
334 336 337 479e 457
Kriton, Kochschriftst. 879
Kriton v. Naxos, Astronom 733
II 681 703
Kriton v. Pieria, Hist. II 400 311
Kriton, Freund des Sokrates 155 817
Pseudo- Kriton, Dialoge 2l62b 23 65
Krobylos, Korn. 268
Ktesias v. Knidos, Hist. 171 12 310
367 84 479 615 456 689 695 303 II 316
409 345b 465 677
Ktesibios a. Alexandreia, d. Barbier
527 63 529 72 734152 749 775
Ktesibios aus Chalkis, Hist. 43 128
619 f.
Ktesibios d. Mechaniker a. Askra (?)
527 63 734—736 734 150 737 743 185
745 746 196 747 205 II 533 72
Ktesikles, Hist. 137 685 II 400 314
Ktesiphon v. Athen, Dicht, von xo'/la-
§qol II 522 18
Pseudo-Ktesiphon, Landwirth 844 49
848 74
Ktesippos, Schüler d. Epikuros 102461
104 478
Kunstschriftsteller 513 ff.
Kybeledichtungen 364
Kydias v. Mylasa, Arzt, Herophileer
778 II 442
Kyniker 26 ff.
748
Alphabetisches Register.
Kyrenaiker 12 ff.
Kyros v. Panopolis, byzant. Dicht.
II 559 197
Kyrsilos v. Pharsalos, Hist. 543
Laches, S. d. Demochares 558
Laelius II 64 85
Laertios Diogenes (Quellen) 39 96
41ll7b 109505 115540 116544 117545S
134 140703 141710 325 f. 472 47246
489 21 491 30 492 497 508 87. 88 508
509 89. 98. 94 510 510 95 511 67Ö187
II 331 453 364 96 534 78 658 700
Lakydes v. Kyrene, Akadem. 5 75
125 596 125 f. 126 613 393 II 659
Lamia, Flötenspielerin u. Hetaere
136 669 487 8
Lampadio, Octavius II 10 50
Lampito (Lampeto), Hetaere 137 684
142 712
Lamprias 294 53
Landwirtschaftliche Schriften 829 ff.
Laon, Korn. 268
Laosthenidas, Hist. 18347 II 4049 384
Lasos v.Magnesia, astronom. Schriftst.
308
Latinos 253 28
Lehrgedicht 284 ff. 677 f. 813 II 33 ff.
189
Lenaeus, Freigelassener d. Pompeius
II 415 3 693
Lentalus, Cornelius II 357
Leogoras v. Syrakus, Gramm. 448 f.
Leon, Akadem. 23 65 506 69
Pseudo-Leon a. Byzantion 844 49
Leon v. Pella, Tendenzschriftst. 315
Leonidas v. Alexandreia, Lyriker
II 537 89
Leonidas, Architekt 526 61
Leonidas v. Byzanz, üb. Fische 851
85192
Leonidas von Tarent, Epigramm.
H497i54d 528 44 534 — 537 544 132
549 550169 551 554 555i87c 560202
565 699
Leonides v. Rhodos, Schüler d. Po-
seidonios (?) II 245 48
Leonteus, Akadem. 126 613
Leonteus v. Lampsakos, Epikureer
90 91 4io 103 f. 593
Leontion, Freundin d. Epikuros 91
92 413 96 435 103
Leontion, Geliebte d. Hermesianax
184 f.
Leontios, Mechaniker 293
Leptines, Mathem. 799 126
Lesbokles v. Mytilene, Rhet. II 516
Lesbonax v. Mytilene, Vater d. Po-
tamon, Philosoph II 512 f.
Lesbonax, Rhet. II 513 223
Leschides, Epiker 409 195
Leukippos, der Atomiker 11 93 418
II 260
Lexikographie s. Glossographie
Lexiphanes, Kom. 268
Licinius Calvus, L. II. 503
Likymnios aus Chios, Dithyramben-
dicht II 42 58
Pseudo-Linos 378 II 48 606 10 632
Aifrind, k8qI Xtöcav s. Steinkunde
Litterarges chichte 491 ff.
Livia II 253
Livius (Quellen) 638 615 II 121 142
359 53 375 410 707
Livius Andronicus 331 17
Lobon v. Argos 510 f. II 389 239b
Pseudo-Longinos 580294 II 233 42 467
Lucilius Baibus, Q. II 290
Lucilius, C, Bekannter d. Kleito-
machos 130
Lucilius, Satiriker 40 114 406 I79b
II 66 80
Lucretius 98 99 415 II 138 190
Lucullus 191 99 II 180 283 284
285 253. 255 287 268 288 315 372
374 375 375 155. 156
Lukianos 25 66 45i4i 46 47 146 320 46
363 71 409 II 577 578 9 Pseudo-
Lukianos 22 65 562 224
Lukianos, Ueberarbeiter der Septua-
ginta II 611 16 614 21
Lukillos v. Tarra, Commentator d.
Apoll. Rhod. 389 39075 II 173 149
660
Luscius Lavinius 259
Lutatius Catulus, Q. s. Catulus
Alphabetisches Register.
749
Lykeas v. Näukratis , Hist. 489 15
II 391
Lykon v. Bithynien, Stoiker II 242 26
Lykon, Freigelassener d. Epikuros
104 478
Lykon v. Iasos , Pythagoreer II 691 f.
Lykon, komischer Schauspieler II
523 28
Lykon v. Taras, Pythagoreer II 330
691 f.
Lykon v. Troas, Peripatet. 4 5 20
117545« 143 146— 148 150 151789.792
152 794 153 470 851 888 II 296
301 326 482 501 692
Lykophron a. Chalkis 168 182 44
188 76 194 114 265 269 5 271 11
272 — 279 281 286 6 296 G7 306 126
331 337 341 68 353 362 67 375 395
395 101 425 426 88 546 580 581 889
890 891 II190 243b 199 216 217
662 f. 682 698*)
Lykortas, Vater d. Polybios II 80 ff.
Lykos v. Neapolis, Arzt II 447
Lykos (?) nsql rov NiavoQog 546 118
Lykos v. Rhegion, Hist. 188 74 272
367 84 478 94b 546 572 258 580 296
688 II 660 679 691 f.
Lykurgos d. Redner 553 igg 555 173
II 485 109 501 676 694 f. Pseudo-
Lykurgos, Reden II 450 3 Briefe
II 596
Lynkeus, Epikureer (?) II 267 173
Lynkeus v. Samos, Anekdotensamm-
ler 253 28 264 m 268 487—489
490 586 880 881 881219 882 II 601 98
Lyrik II 617 ff.
Lysanias v. Kyrene, Gramm. 345 410
480 115 628 66 II 668
Lysanias v. Mallos, Hist. II 400 314
Lysias d. Redner 578 287 II 461 466
485 109 501 503 600 97 (?) 675 676
695 696 Pseudo- Lysias, Reden
n 450 3 600 97
Lysimachides, hsqI xmv nctQcc xoiq
'Atzinoig qtjxoqoov 480 115
Lysimachos v. Alexandreia, Para-
doxogr. 464 479 f. II 51 205 325
398 627 674
Lysimachos, Hist. 634
Lysimachos, König v. Thrakien 12
106 484b 186 245 262 265 115 536
557 620 783 847 71 II 442 154
Lysimachos v. Kos, Arzt 847 71 II 418
442 714
Lysimachos v. Kyrene, nsql 7ioir}T<av
480 115
Lysimachos, Landwirth 847
Lysimachos, Uebersetzer d. Buches
Esther II 609 15
Lysiodie od. Magodie 237 ff.
Lysippos v. Sikyon, Bildh. 515 515 it
521 522 36 523 587 325
Lysis, Magodiendicht. 238 f. 244 1
Pseudo-Lysis v. Tarent 50460 II 331453
Brief II 597 «1
Macer, Aemilius s. Aemilius
Machon v. Korinth oder Sikyon,
Korn. 168 3 263 265 f. 282 60 429
II 543 123. 125
Macrobius (Quellen) 872 177 II 43 60
44 251 84 708
Maeandrios v. Miletos, Hist. 532 2
II 43 60
Maecenas 845 53 II 253
Maeson 673 177 II 271 195
Magas v. Kyrene 13 259 361 620
II 669
Magnes, Epikureer 99 445 104 478
Mago, punisch. Landwirth 482 830
8317 832 8 849 79
Magodie s. Lysiodie
Makareus, Hist. II 400 314
Makkabaeer, die III Bücher der
II 619, das sogenannte IV. Buch
II 629 44
Malakos, Hist. II 400 314
Malchos s. Kleodemos
Mammarion, epikur. Hetaere 92 411
Manasse, Gebet des II 616
*) S. jetzt auch Geffcken Zur Kenntniss Lykophrons, Hermes XXVI.
1891. S. 567 — 579.
750
Alphabetisches Register.
Manetho a. Sebennytos od. Diospolis,
Hist. 312 15. 17 313, 22 606 415
608—617 905 II 29 627 678 Pseudo-
Manetho II 601 98
Manlius Vulso, Cn. 636 II 83
Mantias, Arzt, Herophileer 778 779 ig
780 825 826 890 II 420 422
Marcellus, d. Eroberer v. Syrakus 733
Marcellus, Schwiegersohn d. Augustus
II 562 208 563 210
Marcus Aurelius 885
Marianos, Metaphrast 227 370 389
Marinos v.Tyros, Geogr. 712 774305.308
Marias Victorinas II 232 35
Markianos v. Herakleia, Geogr. 413
654 41 662 85 678 696
Marsyas v. Pella, Gramm. II 192 254
Marsyas v. Pella, Hist. 533 II 192254
Marsyas v. Philippi, Hist. 534 16
Mathematik, reiae u. angewandte
701 ff.
Matius, C, Freund Caesars, Koch-
schriftst. 842 45 II 505 202 506
507 207
Matreas s. Matron
Matris v. Theben, Rhet., Asianer
II 50 85 372 135 467 469 f.
Matron, Schüler d. Epikuros 104 478
Matron (Matreas), Parodiendichter
881 214 II 189
Maximus Planudes II 566 222
Maximus v. Tyros II 327 438
Mechanik s. Mathematik
Medicinische Litteratur 777 ff. Il414ff.
Medios, Arzt 782 798 812 193
Medios v. Larisa, Hist. 543
Medios d. J., Hist. 543 88
Megakleides, Peripatet. II 329 445c
350 529
Megakles (Megakleides), Hist. II
400 314
Megalophanes (Demophanes) v. Mega-
lopolis, Akadem. 126 613 628 906
II 81 4
Megariker 15 ff.
Megasthenes, Hist. 310 315 27 418
547 — 552 649 656 62 658 658 70
772 299 904 II 409 345b
Melampus, Architekt 526 61 903 46d
Melampus, Commentator d. Dionysios
Thrax II 172 149
Pseudo-Melampus, Traum- und Zei-
chendeuter 300 80 873
Melanippides , Dithyrambendicht. II
42 58
Melanthios, Hist. 622 623 5i6b
Melanthios a. Rhodos, Akadem. u.
Trag. 132 673 175 II 659 663
Melanthios a. Sikyon, Maler u. Kanst-
schriftst. 470 29 513 2 521 628 534
903
Meleagros v. Gadara, Kyniker, Epi-
grammendichter u. Epigrammen-
sammler 44138 46 f. 189 236 309
366 74 380 398 132 407 408 193 509
11278 523 27 526 41 530 534 78 539
542 646 547 548 549 549 igs
552 178. 180. 181 555—557 558 559200
561 568 222 569 222 668 698 f. 699
Melesagoras s. Amelesagoras
Meletos, Traamdeut. 875 189
Melinno, lyr. Dichterin II 530 56
Pseudo- Melissa, Brief II 597 81
Meli8seus, Hist. II 400 314
Melissos v. Samos, Eleat. 157 158828
Meliton, Hist. II 391
Meliton v. Sardes, Kirchenschriftst.
II 613 18
Memmius, C. II 177 266
Menaechmos, Kunstschriftst. 513 2
524 47 533 533io.il
Menaechmos, Mathem. 703 704 714
Menaechmos v. Naupaktos 513 2
Menaechmos v. Sikyon, Hist. 528 co
531 532 f.
Menandros d. Korn. 6 38 los1 250
25014 251 252 25221. 25. 26 253—259
260 260 80 261 263 264 268 269
427 88 442 445 56 488 488 8 889
II 23 189 201 632 56 661
Menandros, Arzt 847 68
Menandros Jqvfiosj Kyniker 3189
Menandros v. Ephesos, Hist. 413 636
Menandros v. Herakleia, Landwirth
847
Menandros (?), Kunstschriftst. 524 47
Alphabetisches Register.
751
Menandros, nsgl Kvnqov 636
Menandros v. Pergamon, Hist. 636
Menandros v. Priene, Landwirth 847
Menedemos v. Athen, Rhet., Atticist
II 498
Menedemos v. Eretria, Philosoph 3
1739 19 20 29 30 69 263 71 123585
272 290 25 468 470 471 500 503 60
504 61 619 II 600 607io
Menedemos d. Kyniker 43 128 619486
Menedemos v. Pyra, Schüler Piatons
504 61
Menekles v. Alabanda, Rhet. II 488
490 493 675
Menekles v. Barka, Hist, II 391 f.
Menekles od. Kallikrates, Perieget
II 392
Menekrates v. Elaea, Geogr. II 40 49
Menekrates, Epigramm. II 548
Menekrates v. Ephesos, Gramm, u.
Lehrdicht. 284 286 829 l
Menekrates, Hist. üb. Nikaea II 159
Menekrates, Kom. 268
Menekrates v. Methymna, Akadem.
II 291 f.
Menekrates v. Nysa, Aristarcheer
II 13 13 68 159 183 245
Menekrates v. Olynthos, Hist. 649685
Pseudo-Menekrates v. Syrakus, Arzt,
Brief II 593 53 596
Menekrates v. Xanthos, Hist. 649
II 160 80 360 61
Menelaos v. Aegae, Epik. 246 406
Menelaos v. Anaea, Hist. 11400 314
Menelaos, Bildh. 524 55
Menelaos v. Marathos, Rhet. II 488
Menesthenes, Hist. II 400 314
Menestor, Naturforscher 833 n 847 72
Menestratos, Epikureer 94421 100 449
105 478 886
Menestratos, Landwirth 847
Menippos v. Gadara, Kyniker 40
40114 44flf. 47 146 114539 168 242
II 468 576 601 98
Menippos, Hist. II 392
Menippos Kotokas a. Stratonikeia,
Rhet. II 496
Menippos, Freund d. Krinagoras,
Geogr. II 562 208
Menodoros, Arzt, Erasistrateer II 418
419 I4b
Menodotos, Kunstschrittst. 524
Menodotos v. Perinthos, Hist. 640
Menodotos v. Samos, Perieget 640
Menodotos, Skeptiker 115 541 II339483
340 489
Menoekeus, Schüler d. Epikuros 97
104 478
Menon, Arzt 164 849
Mentor a. Bithynien, Akadem. 133
Mesatma, Mutt. d. Kallimachos 347
Metellus Nepos, Schüler d. Philagros
II 492 140
Methodios, Gramm. 370 102
Metrik II 218 ff. System der ZvpizXt-
Kovtsg II 224 f. das ältere u. das
jüngere gangbare metrische System
der Alexandrinerzeit II 226 — 231
und 231 — 236 Spuren anderer
Systeme H 236 f. 689
Metrobios, Kochschriftst, 880
Metrodoros, Architekt 526 61
Metrodoros, Arzt 782 798 800 127
Metrodoros a. Byzanz, 'AXisvtihcc 851
85192
Metrodoros v. Lampsakos, Epikureer
91 92 93 417 95 433 96 435 98—100
101456 102 462 103 105 105 484 886
II 271 194. 195 275 206 658 682
Metrodoros v. Lampsakos, Erklärer
d. Homeros II 664
Metrodoros v. Pitane (?), Akadem. 133
Metrodoros v. Skepsis, Akadem., Rhet.
u. Hist. 127 625 133 835 21 862 864
865 148 II 352—355 458
Metrodoros v. Stratonike, Epikureer,
dann Akadem. 129 132 134 665°
11 260 135 282 352 9
Metrokies v. Maroneia, Kyniker 18
31 38i08e 42124 167 II 242 25 Seine
Schule 43 tf.
Michael Psellos 708 27 860 127
Mikkion, Arzt, Erasistrateer II 446
447 193
Mikkylos, Philosoph 30
752
Alphabetisches Register.
Miltiades, Schüler d. Ariston v. Chios
65 242
Mimiamben 230 ff. II 701 f.
Mimnermos v. Kolophon, Elegiker
170 172 177 185 57 369 94 II 40 49
Mimnermos, Trag. 283
Minthes s. Sminthes
Minucius Felix 318 39 II 686
Mithaekos, Kochschriftst. 850 877
877 194
Mithres d. Syrer, Epikureer 95 433
96 435 104 478
Mithridates VI Eupator, d. Grosse,
König v. Pontos 814 206 867 II 353
365 415 f. 426 427 430 489 496
497 693
Mnasagoras, Stoiker II 242 26
Mnasalkas v. Sikyon, Epigramm II
525 36 540 f. 542 543 699
Mnaseas, Kochschriftst. u. Landwirth
842 45 844 879
Mnaseas v. Patrae od. Patara, Perie-
get 346 108 412 479 679 f. II 43 58
46 66 55 205 325
Mnaseas v. Tyros, Akadem. II 292
Mnemon v. Side, Arzt, Kleophantier
814 f. 814208 823 823 273 II 444 166
681 f.
Mnesarchos v. Athen, Stoiker II 6630
238 f. 240 242 26 243 244 280 230b
286 45815 498 711
Mnesimachos v. Phaseiis, Hist. II 392
Mnesiptolemos, Hist. 4 247 248 266
48918 635 II 23132 679
Mnesistratos v. Thasos, Stifter d.
Mnesistrateer 499
Mnesitheos v. Athen, Arzt 812 193
879 208
Pseudo-Mochos d. Phoenikier 483 132
Moderatus, Neupythagoreer II 33245s
Moereas, Bruder d. Arkesilaos 123
Moero v. Byzantion, Dichterin 168
. 271 329 6 381' II 18 89 550 172
Molon s. Apollonios Molon
Molpis d. Lakone, Hist. II 390 242 392
Monimos, Paradoxogr. 485
Monimos v. Syrakus, Kyniker 31 39
167 242 25012
Moschine, Dithyrambendichterin, M.
d. Hedyle II 532 71
Moschion, Akadem. 126 613 II 659
Moschion, Arzt, 71eqI Xccxdvcov 816 219
845 54
Moschion 6 ^to^corrjg, Arzt II 440 135
Moschion, Koch d. Demetrios v. Pha-
leron 137 684
Moschion, üb. d. Schiff Hierons (II)
562 224 882 f.
Moschopulos 226 79 II 213 372
Moschos v. Pergamon, Rhet. II 486 111
505 202
Moschos v. Syrakus., Idyllendicht.,
und Pseudo-Moschos 196 1 214 215
216 57 224 70b 228 231 ff. 234 113
895
Mosmes(?), Hist. II 393
Mucianus, C. Licinius 520 32 II 138 190
Mucius Scaevola s. Scaevola
Munatios v. Tralles, Gramm. 199 ß
225 226 79
Murena II 180
Musaeos v. Ephesos, Epiker 5 354 so
406
Pseudo-Musaeos, Theogonie 378 II
43 58 360 70
Museion, alexandrinisches 7
Musonius Rufus, C. 884
Myes v. Poseidonia, Pythagoreer
II 29 7
Pseudo-Myia, Brief II 597 81
Myiskos, Geliebter d. Meleagros v.
Gadara II 557 193
Myris, Bruder d. Arato3 v. Soli 292
Myro s. Moero
Myron, Bildn. 515 14 521 522 36. 36c
Myron v. Priene, Hist. 402 i57b 403 158
605 405 II 393 f.
Myron, Rhet., Asianer II 469 501
Myrsilos v. Methymna, Paradoxogr.
464 467 f.
Myrtis a. Anthedon, Dichterin 381 30
Mys, Sklave u. Schüler d. Epikuros
97 435 104 478
Mythographie II 28 ff.
Mythologisches Handbuch, das älteste
s. Anonymi
Alphabetisches Register.
753
Naevius 258 60 II 10 50
Naukrates, Aristarcheer II 14
Naukrates, Schüler d. Isokr'ates IL
468 62 472 83
Naukrates a. Pergamou (?), Mathem.
758 238
Naukydes, Bildh. II 528 43
Nausikydes (?), Demokriteer 89 397b
Nausiphanes v. Teos, Demokriteer
89 92 92 4i5b 101456 107 f.
Neanthes v. Kyzikos u. Neanthes d. J.
. 5 388 65 470 35 492 617-619 671
II 483
Nearchos a. Kreta, Geogr. 418 536 30
649 651—653 653 35 654 655 656 62
660 82 II 409 343
Nearchos, Pythagoreer II 332 457
Pseudo-Nechepso, ksqi Xi&cqv yXvyfjg
866
Neileus, Arzt 780 826 827 310 II 42239
Neleus v. Skepsis. Schüler d. Aristo-
teles u. Theophrastos II 297 298322
598 84
Nemesianus, Jagdschriftst. 850 83
Nemesios, christl. Philosoph II 25189
Neokles, Bruder d. Epikuros 91 406
95 433 106
Neoptolemos, Bienenzüchter 831 6 839
Neoptolemos, Nebenkönig d. Pyrros
v. Epeiros II 535 81
Neoptolemos v. Parion, Epiker und
Gramm. 373 405 447 56 II 671
Neoteles, Gramm. II 168
Neothalides, Gramm. II 156
Nepos, Cornelius II 378 i69b 410
Quellen 583 589 639 615
Neptuanios 902
Nesiotes, Bildn. 517 14
Nestor, Akadem., Lehrer d. Marcellus
II 243 27
Nestor v. Tarsos, Stoiker II 243 243 26
Neupythagoreismus II 134 329 ff'. 628
IIT (Vi f.)
Nexaris , Architekt 626 61
Niger, Sextius s. Sextius Niger
Nigidius Figulus 496 17 II 332
Nikaea, Witwe d. Alexandros, des
Sohnes d. Krateros 394
SugBMIHL, gricch.-alox. Litt.-Gesch. II.
Nikaenetos v. Samos od. Abdera,
Epiker 381 f. a88 392 79
Nikagoras, Vater d. Panaetios II 63
64u
Nikandros v. Alexandreia, Hist. II
400 314
Nikandros a. Bithynien, Stoiker II
242 26
Nikandros a. Chalkedon, Hist. II 394
Nikandros a. Kolophon 10 184 53
234H2 284 2 285 4 301 302—307
395 397 121 407 42165 784 784 45
785 813 818 234 830 6 839 863 141
864 864 145 890 895 II 13 63 20
192 254 195 216 416 425 427 66
445175 683
Nikandros von Thyateira, Gramm.
306 128 II 187 f.
Nikanor, S. d. Areios Didymos II 252
Nikanor, Adoptiv- u. Schwiegersohn
d. Aristoteles 136 677
Nikanor, Epikureer 104 478
Nikanor, Hist. II 395
Nikanor v. Kos, Gramm. 199 6 225
Nikanor v. Kyrene, Gramm. 370 39175
530 76 684 235 II 175 159 200 285
Nikanor, unbekannter Schriftst. II
• 267 173
Nikarchos, d. A., Epigramm. II 52741
551 699
Nikarete, Hetaere 17 40
Nikasikrates, Philosoph II 279
Nikesios a. Maroneia, Landwirth 847
Niketas d. Diakon 296 f.
Nikias, Schüler d. Epikuros 104 478
Nikias, Hist. H 400 314
Nikias v. Kos, Gramm. II 177
Nikias (?) v. Malea(?), Hist. u. Geogr.
506 70 II 400 314
Nikias a. Mallos, Ai&wcc (?) 865
Nikias v. Miletos, Arzt u. Epigramm.
200 f. 202 782 29. 80 800 129 II 526
543 698 699
Nikias v. Nikaea. biograph. Schriftst.
71 272 72 282 498 so 505 f.
Nikidion, epikur. Hetaere 92 411
Pseudo-Nikobule, Hist. II 395
Nikokles, Hist. II 390 242 395
48
754
Alphabetisches Register.
Nikokrates, nsqi zov iv 'EXwiovL äyco-
voq (= dem folgenden?) II 53
Nikokrates , Mythogr. II 53 395 279
Nikokreon, kyprischer Fürst 185 59
Nikolaos v. Damaskos 268 157 481
II 142 309—321 322 326436 516 235
Pseudo-Nikolaos(?) 481 II 31.7
Nikolaos, Korn. 268
Nikolochos von Rhodos, Skeptiker
115 541
Nikomachos, Epigramm. II 550
Nikomachos, Korn. 268 268 157
Nikomachos, Maler 522 36 II 550 174
Nikomachos, Trag. 268 158 II 53 105
309 364
Nikomedes, Hist. II 400 314
Nikomedes II od. III, König v. Bithy-
nien 678 II 415.
Nikomedes, Mathem. 758
Nikon, Korn. 268
Nikophanes, Maler 522 36b
Nikostratos v. Ephesos, Traumdeuter
869 164 873
Nikostratos, Hist. II 363
Nikostratos, Mythogr. II 53
Nikostratos, Stoiker 87
Nikostratos s. auch Hippostratos u.
Nikokrates
Nikoteles, Brud. d. Annikeris 14 25
Nikoteles v. Kyrene, Mathem. 722
750 753 221
Nileus s. Neileus
Nonnos 222 69 223 234 113 369 396 106
397 113 409
Nossis a. Lokri v. Unteritalien, Lyri-
kerin 237 8 239 20 381 30 II 528 43
529 f. 702
Novelle II 574 ff.
Nubische Inschriften 2 II 657
Numenios v. Apameia, pythagorisi-
render Platonik. 116 544 134
Numenios v. Herakleia, ärztl. Dicht.
301 309 144 784 813 879 202 II 189
422
Numenios, Skeptiker 109 503
Nymphis v. Herakleia, Hist. 477 620 f.
H 191 *)
Nymphodoros, Arzt 827 H 422 30
Nymphodoros, mim. Künstler 236 4
Nymphodoros a. Syrakus, Paradoxogr.
463 464 475 f. 481
Nymphodotos s. Nymphodoros
Obstbau, Schriften über 841 f.
Octavia II 562 f.
Octavianus s. Augustus
Oenomaos a. Gadara, Kyniker 36888
Oenopides v. Chios, Mathem. 87 387b
689 262
Oenopides, Stoiker 87 II 43 60
Pseudo-Okellos d. Lukaner II 324 427
326 434 333 f. 336 f. 337 479« 338
583 21
Ölen d. Lykier 683 234b
Pseudo-Olympias, Brief II 594
Olympiodoros, athenischer Führer 121
Olympiodoros, Commentator 25 65 II
690
Olympos, Arzt u. Hist. II 382
Omar d. Chalif 344
Pseudo - Onatas , Neupythagoreer II
327 438
'OvsiQOKQirind s. Traumdeutung
Onesikritos v. Astypalaea od. Aegina,
Hist. 26 534—537 538 539 50 634
652 653 654 656 655 51 660 82
II 400 314 406 408 466
Onomakritos 345 683 234b
Ophelias, Geogr. 418 II 679
Ophion, Arzt 785
Oppianos v. Kilikien, Lehrdichter
307 309 309 144 Pseudo-Oppianos
850 83
Origenes 613 18 615 21 616 22b 624 34
polyglotte Ausgabe d. Alten Testa-
ments II 610 16
Orion, Epikureer II 258 123
Orion a. Theben, Gramm. 294 II 206
Oros v. Miletos, Gramm. 39175
Pseudo-Oros, üb. edle Steine 867
*) Denn Nvpcpios 6 cpiXo60(po? 191 247 ist doch wohl, wie Müller an-
nimmt, derselbe.
Alphabetisches Register.
755
Orpheus 186 191 649 683 234b Pseudo-
Orpheus 181 38 300 345 375 ff. 463
464 7 465 806 901 II 43 co 606 10
631 632 56 634 f.
Orpheus v. Kroton, Epiker II 246 5i
Orthagoras, Geogr. 655
Orthon v. Syrakus II 535 81
Ovidius 170 177 178 21 19195 234
305 351 19 396 407 409 863 hi
II 335 473 556 561 Pseudo- Ovidius
354 34.36 II 699
Pacatus (Eireuaeos), Q. Minucius
390 75 II 226 21
Paeon v. Amathus, Hist. II 400 314
Hctiyvia d. Kyniker 30 31 andere
177 II 533 72
Palaephatos a. Abydos, angehl. Hist.
\h Geliebter d. Aristoteles 477 90
II 54no
Palaephatos a. Aegypten od. Athen
II 54uo
Palaephatos a. Athen, angeblich Epi-
ker 301 80 II 54iio
Palaephatos a. Paros od. Priene 47790
II 54ioo
Palaephatos, Mythogr. 325 II 28 47 69
54—57 60 205 325
Palamedes v. Elea, Gramm. 390 75
Pammenes, Rhet. II 498
Paramenes, nsgl ftriQicov 856
Pamphilos a. Alexandreia, Gramm.
195 118 306 128 373 113 408 190 439 37
829 3 850 87 877 194 880 901 904
907 II 22uo.ni 187 221 188 226 189
190 191 245 192 192 254 199 207 333
425 48
Pamphilos, Epigramm. II 543
Pamphilos, Rhet. II 478 f.
Pamphilos v. Samos, Lehrer d. Epi-
kuros 89 90 397b 92 4i5b -
Pamphilos v. Sikyon, Maler 521 524
903 II 479 93°. 98d
Pamphilos d. Sikuler, mim. Künstler
236 4
Pamphos, sagenhaft. Hymnendicht.
683 234b
Panaetios v. Rhodos, Stoiker 66 248
71267 87:387 120 563 325 507 50777
666 113 667 114 885 887 II 4 34 21
C3— 80 81 81 4 86 83 88 40 89 44
96 97 70 99 75 101 79 103 ff. 110104
127 129 130 131 131163 132 134
135 139 143 145 152 237 238 239
240 241 242 243 244 245 247 286
294 300 324 324427 337 484 484 103
485 111 494 143° 495 I44b 659 687
701 704 ff. 708 709 710 712 713
IIV (V) Seine Schule II 238 ff. Pa-
naetiasten 61 210 H 684
Panaretos, Akadem. 8 20a*b 126 613
Pankrates a. Arkadien, Lehrdicht. 309
Pankrates, Epigramm. 309 II 549
Panodoros 610 431. 432
Pantaleon, Kochschriftst. 877 194 879
Panthoedes, Megariker 20 146
Panyassis a. Halikarnassos, Epiker
445 56 II 42 58 363 94
Panyassis d. J. a. Halikarnassos,
Traumdeuter 868 872 177 873
Pappos, Hist. II 679
Pappos, Mathem. 702 5 707 712 71340
714 44 715 50 717 59 719 742 749 216
752 220 754
Paradoxographie s. Wunderbücher
Paraebates, Kyrenaiker 13 14
Paramonos, Kom. 267
Paranomos v. Tarsos, Stoiker II 24226
Parium , Marmor 579 288b 581 297
Parmenides d. Eleat 157 828 497 25
Pseudo-Parmenion , Brief a. Alexan-
dros II 594
Parmenion (?), Glossogr. II 192 254
Parmeniskos, Schüler d. Aristarchos,
Gramm. 294 308 142 644 733 149
II 30 7b 162—164 396 687
Parmenon v. Byzantion, Iambogr. 235
Parmenon, Lexikogr. II 192 254
Parmenon a. Rhodos, Kochschriftst.
879 II 192 254
Parrasios d. Maler 517 14 520 29 521
522 36° 587 325
Parthax, Hist. II 400 314
Parthenios, S. d. Dionysios, Gramm.
II 192 254
Parthenios v. Nikaea, Elegiker 170
48*
756
Alphabetisches Register.
191—195 306 381 382 392 79 395102
408 581 633 644 888 II 17 85 565218
660
Parthenis, Epigramm. II 549
Paseas, Akadem. 126 613
Pasikles, Bruder d. Kynikers Krates,
Megariker 16 36 20
Pasikles (Pasikrates) v. Rhodos, Peri-
patet. 160 832
Pasiphon v. Eretria, Eretriker 20 f.
43 130 70 267
Pasiteles, Kunstschriftst. 52032 524 f.
Patrokles, Geogr. 418 537 54056 54494
650 551 151. 152 657 — 659 661 84
772 299 II 409 345b
Patroklos, Admiral des Ptolemaeos
Philadelphos 245
Patron, Epikureer II 265 266
Paulos, Akadem. 126 613
Pausanias (Quellen) 187 66 368 88
402 I57b 403 516 u 523 562 224
569.248 583 -604 624 517 626 532c
629 546 630 547b 674 683 683 234b
693 290 696 899 II 49 75 50 61 149
247 51 360 363 94 393 267 394 407 337
535 81 686
Pausanias d. Lakone, Hist. II 390 242
400 314
Pausanias a. Pontos, Stoiker II 242 26
Pauson, Maler 513 3
Paxamos 842—844 850 85 877 194 879
II 574
Peisandros v. Rhodos, Epiker II
317 399
Peisistratos v. Ephesos(?) 500 44
Peisistratos v. Lipara, Hist. II 396
Peisistratos d. Tyrann 335 33 455 107
II 246 Pseudo-Peisistratos, Briefe
II 596
Perdikkas 652
Pergamenische Philologen 626 f. 684
II 1 ff. ; pergamenische Rhetoren s.
Rhetorik
Pergamon 4 626 f. II 1 ff.
Periandros 141 710 511 101 618 Pseudo-
Periandros, Briefe II 596
Periegeten 660 f.
Pseudo-Perikles, Reden II 450 3 675
Peripatetiker 135 ff. II 296 ff.
Persaeos v. Kition, Stoiker 3 17 45
20 20 62 34 48 152 50 160 52 53 184
66 243 68—71 74 74 303 288 11 289
290 19 498 27 505 69 II 103 248 59
361
Persaeos d. Taktiker 70 266
Perses v. Theben od. Makedonien,
Epigramm. II 549
Perseus, Mathem. 762
Persis, Landwirth 847
Petellides v. Knosos, Hist. H 400 314
Petronius II 576
Petrus Alcyonius 256 52 II 661
Pferdearzneikunde, Schriften üb. 848 f.
Pferdezucht, Schriften üb. 848
Phaborinos 41 H7b 506 69 II 344 507
534 78
Phaedimos v. Bisanthe, Epik. u. Epi-
gramm. 382 II 539
Pseudo-Phaedon v. Elis 21 21 62b
24 65 II 76 58
Phaedros, Epikureer II 251 262 146
264 f. 266 267 270 274 202
Phaennos, Epigramm. II 543
Phaestos, üb. Brot- u. Kuchenbacken
880
Phaestos, Epiker 408
Phainias s. Phanias
Phainias , Peripatet. 528 66 II 29 7
Phainias, Stoiker II 245
$cav6[ii:vcc 188 290 ff. 307 f. 495 II
32 f.
Phalaekos, Lyrik, u. Epigramm. II
622 523 524
Phanias, Epigramm. II 549
Phanion, Geliebte d. Meleagros v.
Gadara II 555 189
Phanodikos, Hist. II 395
Phanokles, Elegik. 18557 190f. 38239
388 409 II 205 325
Phanokritos, Hist. II 400 314
Pheidias, Astronom 723 725 97b
Pheidias, Bildh. 514 3 515 14 519 29
521 522 36. 36b. 36c
Pseudo-Phemonoe 299 50149 876 890
II 360 70
Pherekrates, Korn. 250 II 24 119 22928
Alphabetisches Register.
757
Therekydes v. Leros, Genealoge
624522 II 40 49 43 58/60
Pherekydes v. Syros375 II 674 Pseudo-
Pherekydes, Brief II 596
Phila, Gattin d. Antigonos Gonatas
289
Phila, Tochter d. Antipatros 599
Philagrios, rhod. Rhet. II 489 123
492
Philagros, Lehrer d. Metel]us Nepos
II 248 60 492 140
Philemon a. Athen, Glossogr. 300 80
373 f. 625
Philemon, Geogr. 699 906
Philemon a. Soli od. Syrakus, Kom.
256 256 54 259 f. 26188 268 269
280 53 II 632 56
Philemon II, Kom. 266
Philemon III, Kom. 267
Philetas v. Ephesos, Hist. II 400 314
Philetas v. Kos 6 172 174—178 184
184 54 186 186 65 198 198 4 201 286
286 6 329 330 330 11 347 in 363 71
395 101 445 56 453 463 888 899 II
624 665
Philetas v. Samos, Epigramm. II 550
Philikos s. Philiskos v. Kerkyra
Philinna, Mutter des Theokritos 196
Philinos v. Akragas, Hist. 634 II
116 121 117 122
Philinos , Geliebter d. Aratos 287 s
Philinos v. Kos, Arzt, Stifter d. Em-
piriker 779 818 f. 819 820 827 313
II 682
Philippides a. d. Demos Paeania,
. Kom. 248 249 262 268
Philippos v. Chalkis, Hist. II 396 280
400 314
Philippos, S. Herodes d. Grossen II
312 380
Pseudo-Philippos, Briefe II 592 f. 595
701 707
Philippos HI, König v. Makedonien,
Epigramm. 629 II 118 122 545 546
546 142 547
Philippos, Landwirth 833
Philippos v. Megara, Hist. 14 22 17 42
20 61 II 400 314
Philippos v. Opus, Schüler Piatons
733149 II 325 430
Philippos v. Pergamon, Hist. 617 4601'
Philippos v. Theangela, Hist. II 396
Philippos v. Thcssalonike, Epigram-
mensamml. 194 113 408 193 II 277
497 534 79 558 196 559 560 203b 561
568 222 569 222
Philiskos v. Aegina, Kyniker 26—28
534
Philiskos (Philikos) v. Kerkyra, Trag.
179 269 5 279 f.
Philiskos v. Miletos, Rhet. 564 617
Philiskos v. Thasos, Bienenzucht 8316
839
Philistas, Freund d. Karne'iskos 106
Philistides, Hist. II 400 314
Philistides v. Syrakus, &av[iccTOitoi6s
2364
Philistion, Mimendicht. 256 54
Philistion a. Lokri, Arzt 879 208
Philistos a. Naukratis, Hist. II 400314
Philistos a. Syrakus, Hist. 571 258
583 309 584 310 585 3Ub II 400 314
677
Phillis, d. Delier, üb. Musik 528 66
Philochoros v. Athen (Anaphlystos),
Hist. 379 423 78 462 528 66 579 2S8b
594—599 625 53ib 870 871 876 192
H 40 49 601 98 678
Philodemos v. Gadara, Epikureer,
Epigramm. 32 96 41 46 143 48 151
54184 106 116 544 134 155 322 64
366 74 472 506 69 828 II 35 21 42 58
44 239 242 26 244 38 251 262 151
264 264158 265 267 267—278 279
556 190 561 68? 712 713
Philokles, Kom. 267
Philokrates v. Hagnus 490 24
Philokrates, Hist. 11 400 314
Philokrates , Stoiker 82 351
Philolaos v. Kroton od. Tarent, Py-
thagoreer 28 66 494 11 509 88 II 338
692 Pseudo-Philolaos II 337 f.
$iloXoyog 328 6
Philomnestos , Hist. II 400 314
Philon v. Alexandreia II 257 U8b
323 424 332 459 343 344 507 606 10
758
Alphabetisches Register.
628 628 44 63152 658 708 f. Pseudo-
Philon II 146 208 322—325 328 442
334 337 479° 714
Philon Antas, S. d. Antipatros von
Tyros, Epigramm. II 552 178
Philon, Schüler d. Aristoteles 554
Philon v. Athen, Pyrroniker 108 503
47139 886
Philon, Baumeister 140 708
Philon y. Byblos, Gramm. 399 139
47790 648 673 662 85 II 357 42
Philon v. Byzantion, Mechaniker 477
735152 743 185 744—749 775 3ii
Philon d. Dialektiker 18 f. 51
Philon d. A., jüd. Epiker II 362
654 f. 656103
Philon, Geogr. 418 419 655 774
Philon v. Herakleia, Paradoxogr.
477
Philon v. Larisa, Akadem. 130 640.644
131 132 133 II 148 220 255 114 262
279 — 283 284 285 285 253 286
286 256. 261 287 341 341 496 342 498
458 713
Philon v. Theben (= Ph. d. Geogr.?)
655 51
Philonides, Hist. II 400 314
Philonides, Mathem. 758 238
Philonides v. Theben, Stoiker 3 34
52 73 292 289 290 19
Philopator, Stoiker 79 384
Philopo.emen II 82 87
Philoponos, Iohannes II 25184
Philosophie 10 ff. II 237 ff. Philoso-
phengeschichte 491 ff.
Philostephanos , Kom. 268
Philostephanos v. Kyrene, Paradoxogr.
349 463 467 12 476 f. 624 518 635
II 4 8 399 312 466
Philostratos v. Alexandreia, Akadem.
II 292 287 564 213
Philostratos, Flavins 409 653 28 II
414 370
Philotas, Vat. d. Apollonios II 670
Philoxenos v. Alexandreia, Klaudios,
Arzt II 417 445 f.
Philoxenos, Epigramm. II 551
Philoxenos, Söhn d. Eryxis 490 24
Thiloxenos v. Kythera, Dithyramben-
dicht. 881214 II 551 176
Philoxenos v. Leukadia 881 2u(?) II
551 176
Philoxenos, Metriker II 226 226 21
229
Philteas, Hist. II 400 314
Phlegon v. Tralles, Hist. 500 48
Phlyaken 237
Phoebos v. Antiocheia, Traumdeuter
871 871 175 875 189
Phoenikides v. Megara, Kom. 265
Phoenix v. Kolophon, Choliamben-
dicht. 229 230 89
Phokion 136 553
Pseudo-Phokylides II 639—643
Phormion, Peripatet. 150 779 152 f.
Phormis, Kom. 250
Photios 323 71 439 37 590 687 II 42
60 387 678
Phrynichos, Kom. II 24 119 201
Phrynis v. Mytilene, Nomendicht.
512 117
Phylarchos v. Athen, Hist. 172 13 382
479 629 546. 547 630 547b 630 <>3;$
905 II 43 58 116 121 117 122 378
683 692
Phylotimos, Arzt 780 f. 78126 783 41
785 812 193 825 879 208 II 422 39
Phyrson, Schüler d. Epikuros 97 435
104 478
Pinakographie 337 ff. 491 ff. 11666
pinakographische Tabellen s. Ano-
nymi
Pindaros 333 23 334 339 401 433 17
435 27b 437 29 438 443 52 444 450-
459 460 461 462 477 581 624 518
893 II 13 40 49 119125 154 158
159 163 101 167 176 200 203 314
215 217 554185 Scholien zu Pin-
daros II 46 66 201 684
Piso, L. Calpurnius Caesoninus II 267 f.
277 278 222
Piso, M. Pupius Frugi Calpurnianus
II 306 495i44b
Pitholaos a. Rhodos, Epigramm. II
560
Pitholeon s. Pitholaos
Alphabetisches Register.
759
Pittakos 141 710 511 101 Psenclo-
Pittakos, Brief II 596
Planudes, Maximus 297 67 II 570 222
Piaton 8 10 23 38 I08e 67 251 71267
103 117 118 120 121 124 585 144
145 739 146 18136 250 300 80 310
32155 326 86 352 23 419 430 443 52
44556 447 44862 48921 491 4993S.40b
504 61 555 593 618 673 177 769 283
788 69 805148 857117 877 195 901
II 838b 26i27b 27 4360 67 68 7045
73 7353 7456 7658 7860 814 10075.76
105 106 97b 132 168 133 134 135
136 147 220 154 193 220 272198
281 288 268 290 292 292 287 295
322421 325 328 331 336 345 350530
481 931 483 492 137 501 544 127 590
598 629 631 685 705 706 f. 708
als Begründer der wissenschaft-
lichen Rhetorik II 457 Pseudo-
Platon 20 6lb 22 65 120 II 149 220
711 Briefe 26 66 584 310 II 334
580 16 581—585 591 44. 47 598
Piaton, Kom. 427 88
Piaton v. Rhodos, Stoiker II 242 2*5
Piaton v. Sardes, Epikureer II 267 173
Plautus 251 258 260 26i 264
Pleias s. Tragische Pleias
Pleistonikos, Arzt 781 812 193
Plentiphanes, Landwhth 847
Plinius d. A. (Quellen) 306 321 57
481 121.123 51514 51815 520 32 525
552 581 587 325 607 633 563 653 28
66285 695 699 701 71864 784 78445
817 230 829 3 830 6 836 23.25 84144
842 46 845 55.57 846 59.60 848 74
856 116 858 858 122 859 125 860
860 126. 129 861 861 131 866 149. 150
867 160 868 161 II 137 188 138 100
381 407 337 408 341 409S43.345b 414
419 16 426 59 440
Plinius d. J. 369
Plotius Gallus s. Gallus
Plutarchos (grösstentheils Quellen)
41 103 120 I22574a*b 161838 163846
253 28 294 306 313 17 411 13 509 88
542 562 583 589 590 597 374 698
599 380 601 604 623 517 629 632
633 566 636 597 641 628 655 45 674
699 336 763 884 II 23 23 119 52
9047 122 139192 142 148 220 302327
348 350 372130 375 375 151 380170°
381 382 182 411 535 81 583 21 588
594 599 678 689 711 Pseudo-
Plutarchos 120 496 14 511 105 594
844 49 865 II 52 251 348
Polemarchos, Glossogr. II 191 243b
Polemon v. Ilion, Perieget 5 413
427 89 4319 463 469 485 490 24
515 9 516 14 51815. 17 519 29 520
52134 522 36c 523 42 524 52444 580
587 325 619 623 509.517 627 532h,i
634 665 665 — 676 677 II 1 18 96
27 27134 64 199 208 494i43c 60198
657 689
Polemon a. d. Demos Oea, Akadem.
32 96 51 51166.168 65 116 — 118
116 544 119 119 553 120 557 121 122
123 134665° 32686 32789 380 46820
470 470 29 472 II 290
Polemon, König v. Kleinarmenien, S.d.
Zenon.v. Laodikeia 700 II 499 680
Polemon, König v. Pontos II 499 165
680 f,
Polio (Pollio), Asinius II 377
Polio (Pollio), Asinius Trallianus
596 374 831 8 II 377 165
Polio (Pollio), Sabirius(?) 288 n
Poliuchos, Kom. 268
Pollis, Architekt 526 61
Pollux. (Quellen) II 207333 212365 594
Polyaenos v. Lampsakos, Epikureer,
Mathem. 9l4ii 96 435 101 102 462
155818 886 II 269187 271195 275206
Polyaenos a. Makedonien, Rhet. u.
Hist. (Quellen) 582 307 589 II 122
378 169° 381
Polyanthos a. Kyrene, Mythogr. II
30 43 58
Polyarchos s. Polyanthos
Polybios 32157 404168 413 418 55
42479 500 532 565 287 571 255. 256. 257
572259.260 573 265 576278 579 579290
580 629 630 547b 631556 632 557.560
634 582 037 638 615 640 642 642 636
679 695 303 857H9 887 905 906
760
Alphabetisches Register.
II 65 74 79 80 — 128 137 139
141 las 142 142197 144 144 200 337
378 380 noc 621 30 658 683 687
692 707 f. 710 IIV (V)
Polycharmos v. Naukratis, Hist. II
400 314
Polydeukes v. Parion, Gramm. II 663
Polyeides, Arzt 828 320
Polyeidos a. Thessalien, Mechaniker
734 150
Polygnostos, Hist. II 396
Polygnotos, Maler 5133 52136 II 1789
Polykleitos, Bildner 514 3 515 u 521
521 36 522 36b
Polykleitos, Epigramm. II 549
Polykleitos, Geogr.(?) 481 121
Polykleitos v. Larisa, Hist. 544 657 67b
882 225
Polykrates, Hist. II 390 242 396
Polysperchon 275 34
Poly stratos, Epigramm. II 548
Polystratos, Epikureer 106
Polyzelos v. Rhodos, Hist. II 396
Pompeius 524 II 129 f. 140 192 177
183 184 186 365 f. 368 373 f. 374144
375 375 151. 155 377 403 416 3 418
495 501 181 514 226 564 213
Pompeius Macer, Trag. 283 II374148
Porphyrios d. Neuplatoniker 96 435
155820 707 II 162ioob 172 149 302327
329 350 529 377 161 686
Poseidippos v. Alexandrei a , Epi-
gramm. II 525 34. 35. 36 53Q—532
533 558197 698 f.
Poseidippos, Hist. II 400 314 530 59
Poseidippos v. Kasandreia, Kom. 2 5
256 51 264 268 488 8 889 II 3 7
530 59 532 68 661
Poseidippos a. d. Demos Kothokidae
262 96
Poseidonios v. Alexandreia, Stoiker
73 642 H 139192
Poseidonios, Schüler d. Annikeris
(od. Nikoteles?) 14 25
Poseidonios v. Apameia, Stoiker 22 65
131648.649 152 792 481 121 509 93
581 642 642639 66285 681223 682231
696307a-b 776 776 313 84246 857 119
II (50 s. Nachtr. II 685) 50 85 61
61149.157 6526 74 56 78 63 95 63 104
128 128 — 147 159 237 238 240
241 242 243 29 244 245 245 48 249
250 257li8b 264 289268 294 296312
300324 316 324 327 332 378 379i69c
460 475 92 485 m 491 128 493 686
687 692 706 708 ff. 714 Ilv(Vf.)
Poseidonios, Vorleser d. Aristarchos,
Gramm. II 160
Poseidonios, Hist. (vielleicht = P. v.
Olbia) 642
Poseidonios v. Korinth, Lebrdicht.
309 309144
Poseidonios v. Olbia od. Olbiopolis,
Sophist u. Hist. 642 II 139 tn
Possis v. Megara, Hist. II 400 314
Potamon v. Alexandreia, d. Eklektiker
II 295 513 223
Potamon v. Mytilene, Rhet. II 512
—515 515 516 561 208
Potitus, röm. Schriftst. üb. Gartenbau
846 53
Praxagoras v. Kos, Arzt 778 780 781
78124 783 783 41 785 792 793 95
804 812 193
Praxagoras, Vat. d. Theokritos 196
Praxilla a. Sikyon, Dichterin 381 30
Praxion, Hist. II 396
Praxiphanes v. Mytilene od. Rhodos,
Peripatet. 90397b 144—146 150779
287 293 348 366 406 I79b 426 88
II 273199 660 664 673
Praxiteles, Bildner 517 14 521 52136
Praylos v. Troas, Pyrroniker 115 541
Priscianus II 171 148
Probus II 22
Prodikos v. Keos 22 65 30 87 46 146
71 II 149 220
Prokies v. Karthago, Hist. II 400 314
Proklos d. Neuplatoniker 25 65 370
707 70723 709 29b 712 71340 737 160
II 206
Promathidas, Hist. u. Hemiamben-
dichter 231 II 16 85 170 144 356
358 48 363
Promathion (= Promathidas?) II 35639
Propertius 170 363 71 396
Alphabetisches Register.
761
Protagoras von Abdera d. Sophist
114 538 311 10 II 343 346 514 663
Protagoras, Astronom 398 662 85
Protagoras (= Protagorides ?) II
397 291
Protagorides v. Ky zikos, Hist. II 396 f.
Protarchos, Arzt 827 II 422 39
Protarchos v. Bargylion, Epikureer
II 259 128 260 712
Protarchos v. Tralles, Hist. II 400 314
Protogenes, Maler 280 521
Protogenides s. Protagorides
]lQOXQS7ltlHOL 31 II 146
Proxenos, Hist. 559 f.
Prytanis, Peripatet. 150 393 888
II 81 4
Psaon v. Plataeae, Hist. II 352
Ptolemaeer 148 690 740172 777 810 129
II 417 578
Ptolemaeos I Soter 6 12 13 15 17
18 138 174 179 185 59 214 52 239
254 269 311 323 330 330 11 336
348 46612 533 537 539 540 54159
546 557 584 603 609 655 704 718
786 875 188 II 28 519 521 18 530
544125 602 625 39 676 Briefe II 161
596 77
Ptolemaeos II Philadelphos 6 8 3082
60 73 110 514 124 138 143 174 1748
184 188 204 20422 20525 206 20629
207 209 243 245 254 31 269 27,0
279 293 323 330 330 11 336 336 37
33739 344 348 358 35950°. 59 36061
361 36162 362 410 6 466 467
46712.13 475 70 49517 499 519 539
546 546118 595 603 609 609 431
612 435 620 621499 G28 631550 648
659 660 661 83. 83b 663 663 94
665i04b 734 786 799 126 800 127 813
85195 II 33 18 413 867 544125 604
605 606 10 609 669 702
Ptolemaeos III Euergetes I 8 43 126
60 73 205 206 29 293 330 11 349 11
361 362 412 420 465 465 8 467
467 12. 13 475 477 496 17 499 620
621 622 631 663 721 722 734 744
799 126 814 816 213 II 33 18 543 667
669 681 f. 702
Ptolemaeos IV Philopator 9 73 296
103 282 60 283 293 40 431 10 466 12
476 499 519 537 37 744 818 890
905 II 1685 160 547150 6055 62131
648 671
Ptolemaeos V Epiphanes 30290 431 10
666 691 278 II 82 84 667
Ptolemaeos VI Philometor 431 10 451
452 88 501 685 II 463 36 605 8 630 f.
637 639 62 649 77 655 681 f.
Ptolemaeos Eupator 451
Ptolemaeos VII (Physkon od. Euer-
getes II) 9 293 40 451 85 452 466 12
527 529 72 688 734152 749 757 775
85195 II 25 25127 84 17 8843 118 122
154 35 391 417 463 36 605 5 622 31
638 639 62 649 77 655 667 681
Ptolemaeos XI (Auletes) II 292287 374
388 417 444
Ptolemaeos XII II 501 181
Ptolemaeos Caesarion II 253
Ptolemaeos, Neffe u. Feldherr
Antigonos 137
Ptolemaeos, S. d. Aristonikos
Alexandreia, Gramm. II 215
Ptolemaeos v. Askalon, Gramm. II
156—158 166 176 183 204 217 400
486 111
Ptolemaeos Chennos 382 39 511 106
756 237 852 96 853 99 II 54 110 566218
Ptolemaeos 6 'Ent&sxrig, Schul, d.
Chorizonten Hellanikos, Gramm.
II 151
Ptolemaeos, S. Iubas II II 404
406 334. 335
Ptolemaeos, Klaudios 155 819 719 720
721 78 723 93. 96 760 244 765 209
766 274 767 274° 768 280 37>tf89b
774 805. 308 II 299 324 303 331 690
709
Ptolemaeos v. Kyrene, Skeptiker
115 541 116 542 II 339
Ptolemaeos v. Megalopolis, Hist. 890
905 II 118 122
Ptolemaeos, Bruder d. Nikolaos v.
Damaskos II 312 380
Ptolemaeos, Peripatet., Gramm. II
174 166
762
Alphabetisches Register.
Ptolemaeos Pindarion v. Alexandreia,
Gramm. II 155 f.
Ptolemaeos, Rhet. II 463 36
Ptolemaeos d. Schwarze u. d. Weisse
v. Alexandreia, Epikureer II 258123
Pnpiiis s. Piso
Pylades, Bruder d. Arkesilaos 123
124 125
Pylades, Kitharoede II 545 136
Pyres (Pyrros) a. Miletos, Dicht. 201 14
244 1 246 II 521 18
Pyrgion, Hist. II 400 814
Pyrron v. Elis, Skeptiker 6 107 108
.108 500 110 111 113 533 114 115 541
123 585 311 315 27 469 29 470 471
II 341 343 344 507 673 Pyrroneer
107 ff.
Pyrros, König v. Epeirus 265 290
559 561 562 566 239 569 248 570
584 309 590 341 II 535 81
Pyrros v. Erythrae od. Lesbos (= Pyres
v. Miletos?) 201 u
Pyrros d. Makedone, TIoXioqY.rixiY.cc
734 150
Pythaenetos, Hist. II 397
Pythagoras 114 149 773 499 36 536 29
578 287 618 II 134 338 389 239b 631
674 Pseudo- Pythagoras 485 845 54
906 II 331 331 453 333 335 472>>
Briefe II 597 u. s. Neupythago-
reismus
Pythagoras, Geogr. 656 55 663
Pythagoras v. Rhegion, Bildner 515 14
522 36
Pythagoras v. Samos, Bildner 515 14
522 36
Pytheas v. Massalia, Geogr. 309
323 74 418 418 50 571 258 695 303
774 860 129 II 92 55 137 188
Pytheas, Redn. II 501
Pythermos v. Ephesos, Hist. 490 640
Pythias, Tochter d. Aristoteles 782
Pythion v. Rhodos, Landwirth 847
'Pythios, Arzt 847 69
Pythodoris, Gattin d. Könige Polemon
v. Kleinarmenien u. Archelaos v.
Kappadokien 700 II 499 165 680 f.
Pythodoros, Akadem. 126
Pythodoros v. Nysa, Gemahl d. An-
tonia, Vater der Pythodoris II 680
Pythokles, Epikureer 92 4ii. 413 93 418
97 435. 437 99 448 101 453 102 461
104 478
Pythokles v. Samos, " angebl. Land-
wirth 848 74
Quintilianus, Aristides s. Aristides
Quintilianus , Fabius 139 700 141 711
446 56 521 36 761 901 II 23 23 119
171148 233 42.43 35412 381 453 7
475 494i44b 507 207 674 f.
Quintus v. Smyrna 173
Remmius Palaemon II 171 148 232 35
Rhetorik u. Redekunst II 448 ff.
akademische, peripatetische, stoi-
sche II 457 ff.
Apollodoreer u. Theodoreer II 504 ff.
asianische II 463 ff. 488 495 f. 498
697
hermagoreische u. verwandte II
471 ff. 487
pergamenische II 482 ff. 498 499
504 ff.
Reaction d. Atticismus gegen d.
Asianismus II 482 ff. 498 501 f.
rhodische II 489 ff.
Rhianos a. Kreta 169 193 in 227 84
399—403 433 433 19 434 21 455 107
605 405 899 II 192 250 538 90 671
Rhinthon v. Tarent 230 89 236 237
237 8. 9 239 ff. 242 32 II 530 54
Rhodos, Studienort 2 II 489 ff. 493143°
Rhythmik II 218 ff.
Roman II 574 ff. 578 f.
Rufinus II 561 205 700
Rutilius Lupus II (130 160 s. Nachtr.
II 687) 393 465 469 501
Rutilius Rufus II 130 ieo (s. Nachtr.
II 687) 141 192 375 149
Sabbe (Sambethe), jüd. Sibylle s. Si-
bylle
Sabinus Tiro, röm. Landw. 845 53
Sabirius Polio s. Polio
Sallustius 896 II 143 197 375 154
Salomon, Weisheit d. II 621 628 701
Alphabetisches Register.
763
Sainbethe s. Sabbe
Samios (Samo.s), Freund v. Philip-
pos III., Epigramm. II 546 f.
Sandon, Philosoph 376 6
Sandrokottos (Tschandragupta) , in
disch. König 548
Sappho 47150 170 212 261 346 381 30
437 29 II 206 206 330 527 43 530
Sarnakos, Architekt 526 61
Sarpedon, Schüler d. Ptolemaeos v.
Kyrene II 339
Saserna, röm. Landwirth 835 20
Saturninus, Schüler d. Sextus Ernpi-
ricus, Skeptiker 109 505 115 541
II 340 489
Satyrdrama 270 f. 271 11 365
Satyros, Architekt 864 145
Satyros, geogr. Forscher d. Ptole-
maeos Philadelphos 663 94
Satyros, Peripat. 8 151792 326 84
426 88 498 f. 503 504 60 506 685245
II 160 88
Satyros, üb. Steinkunde (== d. Archi-
tekten?) 864
Satyros Zeta, Schüler d. Aristarchos,
Gramm. II 160
Scaevola, Q. Mucius, Freund Ciceros,
Epigramm. II 491 127. b 130 560
Scipio Aemilianus Africanus Minor
II 64 65 73 84 ff. 85 21 87 87 34
88 40 89 45 90 49 704
Seleukiden 4 777
Seleukos I Nikator 547 620 656 657
658 69 659 800 801 129 II 625 39
Seleukos v. Emesa, Hist. II 400 314
Seleukos d. Homeriker 508 87 II 26
27 133 187 221 197 204 226 21 684
692 IIV (V)
Seleukos, Kinaedendicht. 247 II 23132
542
Seleukos v.Seleukeia, Astronom 763 f.
766 272 II 5 22 (33 s. Nachtr. II 685)
709 710
Seleukos v. Tarsos, *AXievuxcc 851
Semos v. Delos, musisch. Schrittst.
u. Perieget 528 66 698 II 400 314
680
Sempronius Asellio II 128
Seneca d. A. II 511
Senecad. J. 96 435 152 792 481 123 510
552 607 II 74 56 138 190 146 216
241 15 245 250 256 H8h 332 459
515 228 671 709
Septuaginta II 604 ff. 609 f.
Serapion a. Alexandreia, Arzt, Em-
piriker 779 817 230 819 819 239 821
II 422 39 682
Serapion v. Antiocheia, niathem.
Geogr. 698
Serapion v. Askalon, Traumdeuter
870 173 876
Serapion, Trag. 283
Serenoa v. Aniissa, Mathem. 750 216
Sextilius Antaeus, Arzt 875 189
Sextion, Commentator d. Lykophron
278 45
Sextius Niger, röm. Arzt 784 812 195
817 230 827 307 11 149 16 42659 440132
Sextus Empiricus 109 505 115 540.541
131 II 22 173 25184 261140 340489
342 499 343 505 344 507 347 519 708
710 714
Sibylle, cumaeische II 360 70
erythraeische 626 532° II 636 61
jüdische 607 424 II 360 70 395 636 f.
64162 644 63
Oracula Sibyllina III B. II 360 70
635 ff.
Sibyrtios, Satrap v. Arachosien 547
Sicinius, C, röm. Rh et. II 474 90
Silanion, Architekt 526 61
Silanion, Erzgiesser 587 325
Silenos v. Chios, Mythogr. 6376U.612
II 187
Silenos, Glossogr. (== S. v. Chios?)
II 186 192 254
Silenos von Kaiakte, Hist. 637 f.
695 803 II 117 122 186
Silentiarius, Paulus II 568 222
Silleus (Illeus), Vat. d. Apollon. Rhod.
(s. aber Philotas) 383
Silos II 244 31
Simaristos, Lexikogr. II 192 254
Simias, Geogr. 663 689 259 691 272
Simias v. Rhodos, Gramm, u. Dicht.
179 — 182 274 28 276 278 46 280
764
Alphabetisches Register.
829 379m 889 II 1889 188230 52220
660 662 698
Pseudo-Simias a. Theben, Schüler
d. Sokrates 24 65 181 36
Simichidas, Beiname d. Theokritos
198 6
Simodie s. Hilarodie
Pseudo- Simon, Dialoge 2l62b 23 65
Simon II, Hohepriester II 622 23 '
Simon, üb. Reitkunst 848
Simonaktides. v. Chios, Kochschriftst.
878
Simonides d. J., Geogr. 664
Simonides v. Keos 203 20 43834 62451S
II 40 49 535 83
Simonides v. Magnesia, Epiker 4 404
Simos, versificirtes Kochbuch 881 214
Simos v. Magnesia, Simodiendicht.
238 244
Simplikios, Neuplatoniker, Comment.
des Aristo t. 62219 II 294300 303329
307 349
Simylos, Dicht. II 559 198
Sirach, Jesus s. Jesus
Siron (Skiron), Epikureer II 267 270 190
Sisenna, röm. Hist. 539 II 700
Skamon v. Mytilene , Hist. II 400 314
Skeptiker 107 ff. II 339 ff.
Skiras v. Tarent, Hilarotragoedien-
dichter (?) 241 f.
Skiron s. Siron
Skopas, Bildhauer 521 36
Skylax, Hist. 310 672 173
Skymnos v. Chios, Geogr. 126 479
677 f. II 683 Pseudo-Skymnos 31527
581 654 41 662 85 678 II 36
Skymnos von Tarent, ftavpatoitoios
236 4
Skythinos, Hist. II 400 314
Sminthes (Minthes), Astronom 308
308 135
Sochares, Kyniker II 537 87
Sogenes, Kom. 267
Sokles, Vater d. Lykophron (?), Dicht.
272 272 19 II 533 72
Sokrates 23 24 65 35i04h 37106 38iose
73 124 585 140 141707 143 149 773
150 777 155 817 165 852 18136 30080
326 86 499 36. 39 509 88 536 29 554
587 325 591 347 II 26 67 33 73 76 58
77 59 79 161 492 587 706 Sokra-
tiker 21 594 II 706
Sokrates v. Argos, Perieget 699
Sokrates, athen. Dichter II 77 59
Sokrates, ngog Eldodsov (= S. v. Arg.
oder v. Kos oder v. Rhod.?) 699
H 59 134
Sokrates von Kos , Mythogr. H 59
382 179
Pseudo -Sokrates, 7isql H%(av 866152
Sokrates (= S. v. Kos?), nsQl oqcov (?)
kocI zoittov kcli Xiftaov 394 99 857119
II 59 134
Sokrates v. Rhodos, Hist. II 382
Sokratides, Akadem. 123
Solinus 552
Solon 14l7io 49414 II 350530 Pseudo-
Solon 511101 Briefe II 596
Sopatros, Excerptensammler 519 22
II 42 44 62 387 398 305b 412 861
Sopratros v. Paphos, Parodiendicht.
243
Sophokles 118 545r 149 773 150 777 270
338 48 371106 390 74 401 432 78 443
445 56 450 459 491 499 36. 39 618
624 518 625 531 II 200 200 291 202
203 314 632 56 Pseudo-Sophokles 73
31216
Sophokles III, Trag. 269 5 282 f.
283 69
Sophokles, Commentator 389 390 75
Sophokles v. Sunion 553
Sophon a. Akarnanien, Kochschriftst.
878
Sophron v. Syrakus, Mimendicht. 212
230 89 246 24 II 41 524 30 702 •
Soranos a. Ephesos , Arzt 801 129 II
59 I3ib 251 84 347 519 439 129
Sosiadas, vttoiHJxcm 141 710
Sosibios d. Lakone, Hist. 7 20 528 6«
603 — 605 676 187 II 29 5 43 58
544 125
Sosibios (= S. d. Lakone?) nsgl
ßaotlELccg 363 605 407
Sosigenes, Astronom 776
Sosigenes, Gramm. 374 iis 455 107
Alphabetisches Register.
765
Sosigenes, Hist.(?) II 352 4
Sosigenes, Stoiker 87
Sosikrates, Hist. (= S. v. Rhodos?)
183 47 506
Sosikrates, Kom. 268
Sosikrates v. Phanagoria, Epiker 382
Sosikrates., Rhet. II 469 72 501
Sosikrates v. Rhodos, Schriftst. üb.
Philosophengesch., möglicherweise
= Sosikrates, Schüler des Karnea-
des bei Philod. Ind. Acad. Col.
(wie Buec heier z. d. St. annimmt)
66 248 506 f. II 40 49
Sosipatros, Kom. 267
Sosiphanes(?), Gramm. 374 ii8
Sosiphanes v. Syrakus, Trag. 269 5
270 280 282 60
Sosippos, Kom. 26188
Sositheos v. Alexandreia, Trag. 2695
270 f. 272 16
Sosos v. Askalon, Stoiker II 244
Sostratos, Arzt 305 122 306 125 484 133
784 784 45.50 850 85 851 852 96 II
417 444 f. 694
Sostratos, angebl. Elegiker 382 40
Sostratos, Hist. II 400 314
Sostratos von Nysa, Gramm. II
183 197a' b
Sostratos (?) v. Phanagoria 382 39
Sostratos, Erbauer d. Pharos II 531 60
Sosylos a. Lakonien od. Ilion, Hist.
636 f. 640 II 117 121. 122 ;.
Sotades, Kyniker 43 128
Sotades v. Maroneia, Kinaedendicht.
114 539 243 f. 244 1 245 f. 491 28
500 II 13
Sotakos, üb. Steinkunde 479 860 f.
862 133 864 147
Sotas v. Paphos, Stoiker II 242 26
Soteridas v. Epidauros 253 28
Sotion v. Alexandreia 8 69 263 109 505
112530 114540 115541 471 489 49130
496—498 499 503 503 60 505 50569
520 32 523 II 76 58 600 673
Sotion d. J , Lehrer Senecas 510 II
332 459 515 228
Pseudo-Sotion = Isigonos v. Nikaea
480 118
Speusippos, Akadem. 112 526 IE 43 eo
325 430 Pseudo-Speusippos, Briefe
II 482 93* 582 20 586 ff. 589 598
Sphaeros v. Bosporos, Stoiker 8 60
73 f. 82 344 499 504 60 II 601 98
Spintharos v. Herakleia 73
Sporos v. Nikaea, Gramm. 2844 294 f.
297 297 67 42165
Staberius Eros, Gramm. II 178
Staphylos v. Naukratis, Hist. II 397
Staseas v. Neapolis, Peripatet. II
306 f.
Statius 625 532
Steinkunde, Schriften über 856 ff.
Stephanos v. Athen, Scholiast 795 101
796 102
Stephanos v. Byzanz (Quellen) 193 in
306 308 143 598 644 648 662 85 684
696 II 29 5b 41 172 149
Stephanos, Kochschriftst. 877 194 879
Stephanos, Kom. 267
Stesichoros 171 172 394 99 II 40 49
42 58
Stesikleides v. Athen, Hist. II 397
Stesikles , Bildner 518 18
Stesimbrotos v. Thasos II 664
Stilo, L. Aelius II 64 22 495 i44b
Stüpori v. Megara, Megariker 6 122
15 16—18 19 20 61 28 67 29 30
38 I08e 41 43 50 161. 164 51 51 168
70 265 97 435 109 249 499 36 537 592
Stobaeos 41 inb 141 710 196 1 232 102
234 111 246 19 II 52 251 254 109
255 m 337 338 559
Stoiker 5 48 ff. II 62 ff. 238 ff. 270
629 685
Stolo , röm. Landwirth 834 18
Strabon 413 415 415 33 446 56 550
675187 681227 695 763 786 63 II 731
40 49 95 63 131163 180 185 247 250
301324 305 340 307 354 321 385 418
441 442 444 446 407 489 123 504 195
Quellen 552 562 224 582 598 653
658 662 85 674 682 686 250 696
774 305 857 119 II 39 f. 137 139 192
142 143 197 144 200 366 103 375
379169°. I69e 381 46542.44 677 679 f.
690
766
Alphabetisches Register,
Stratokies , athenischer Demagoge
248 f. 556 11 501
Stratokies a. Rhodos , Stoiker 48 151
69 263 71 272 152 793 471 506 69 II
239 242 26 247 256
Straton, Arzt, Erasistrateer 7786 816
Straton d. J., Arzt, über Epilepsie
816
Straton v. Berytos, Arzt 816 219
Straton v. Epeiros, Rhet. u. Hist.
II 382
Straton, Korn. 178 26 267 287 8 395 101
Straton v. Lampsakos, Peripatet. 6
8 143 f. 146 146 748 148 152 794 155
174 8 494 n 718 816 216 851 869
888 II 81 300 324 301 326 307
329 445c 601 98
Straton v. Sardes, Epigrammensamm-
ler II 557 568 222 569 222
Straton v. Tarent, mim. Künstler
236 4
Stratonike, Gattin d. Seleukos I n.
Antiochos I 4 9b 289 18 799 f.
Stratonikos, Kitharist II 551 I77d
Strattis v. Olynthos, Hist. 542,78
Sudines, üb. Steinkunde 860 861 f«
864 147
Suetonius 439 37 II 47 67
Suidas (Quellen) II 18 96 570 222
Suidas a. Thessalien, Hist. II 398 693
Sulla II 144 198 182 298 357
Sulpicius Galba II 410
Sulpicius Victor II 511
Syllaeos d. Araber II 311
Syllos s. Silos
Symmachos, Ebjonit, Uebersetzer d.
Alten Testaments II 611 16
Symmachos, Scholiast II 162 101 201 303
202 304
ZvfinXsHovtsg bei Aristides Quinti-
lianus s. Anonymi
Synkellos 42584 606 607416 610431.432
615 452. 455
Syriacus Vallius, röm. Rhet. II 508 215
Syrianos d. Neuplatoniker II 78 60
Tacitus II 91 52
Tarsos, Stndienort 2
Tauriskos, Schüler d. Krates v. Mal-
los 328 5 II 5
Telauges , S. des Pythagoras 497 25
Pseudo-Telauges II 331 453 597
Telekleides , Korn. 529 66
Telekleides, TsX%iviav.r\ lgtoqicc II
388 239
Telekles v. Phokaea, Akadem. 125
Telephanes, Aulet II 551 i77d
Telephanes, Bildner 516 14 522 36
Telephanes, Hist. II 400 314
Teles (a. Megara?), Kyniker 10 18
22 65 37 38 I08e 40 41 ff. II 658
Telesarchos, Hist. II 400 314
Telesarchos" u. Telesias s. Telesis
Telesilla, Lyrikerin 381 30
Telesis (= Telesarchos ?) v. Methy mna,
Epiker 645 658 II 43 58
Telestes a. Selinus, Dithyrambendicht.
II 42 58
Tendenzerdichtungen 309 ff.
Terentia, Frau d. Cicero II 181 186
Terentia, Frau d. Maecenas II 181 186
Terentius 251 19 258 259 66 261 263
Teros (od. Teres?), Vater d. Thrakers
Dionysios II 168 687 f.
Terpandros II 398
Terpsion, yaGxqoXoyia 881 214
Tertullianus 801 129 II 25184
Tetrapia II 611 16
Teukros v. Kyzikos, Hist. (= T. v.
Babylon, Astrolog?) II 376 376 156
Teupalos v. Andros, Hist. II 400 314
Thacomestus, röm. Metriker II 23235
233 43
Thaies v. Miletos 114 141 710 A49773
689 262 II 389 239b Pseudo-Thales
511 101 II 596
Thaies v. Kallatis, Rhet., Asianer
II 498
Thamyras (Thamyris), sagenh. thrak.
Sänger 723 96 Pseudo- Thamyris
378
&av pacta s. Wunderbücher
Theaetetos, Epigramm. II 534
Theaetetos, Gramm. 225
Theaetetos, d. Freund Piatons, Ma-
them. 706 23
Alphabetisches Register.
7G7
Theagenes a. Makedonien, Hist. II 898
Theagenes v. Rhegion, Ausleger d.
Homeros II 664 665
PseudorTheano, Briefe II 597 81
Themison, Hist. II 400 314
Themison v. Laodikeia, Arzt II 418
' 418 13
Themista (Themisto), Freundin des
Epikuros 91 4io 95 433 96 435 104
Themistagoras v. Ephesos, Hist. II
400 314
Themistokles 425 84
Theodas, Skeptiker II 340 489
Theodektes a. Phaseiis d. A., Rhet.
u. Trag. 546 II 329 u& 454 7 456
459 17 482 931 607 10
Theodektes a. Phaseiis d. J., Rhet.
u. Hist. 546
Theodoretos, Kirchenhist. II 25189
Theodoridas v. Syrakus, Epigramm.
u. Kinaedendieht. 246 394 98 397
398 132 407 187 661 84 II 540 102, 103
541 f.
Theodoros, Arzt 508 87
Theodoros ccftsos v. Kyrene, Kyrenai-
ker 6 8 10 12 f. 14 33 98 34 35
39 II 372132 Theodoreer 634
Theodoros, Epiker (u. Namensvettern)
305 123 407 899
Theodoros d. J., Dichter 407
Theodoros, Epitomator d. Teles 42
Theodoros v. Gadara, Rhet. 508 87
II 467 57 47181 507—511 514 515
Theodoros, Glossogr. II 187 221 188
Theodoros v. Hierapolis, Hist. II
398
Theodoros v. Ilion, Hist. II 54 no
398 307
Theodoros, Mythogr. II 398 307
Theodoros, cpcovccGyiinov ßißXi'ov II 516
Theodoros v. Rhodos (=Theodotas?)
II 398 307
Theodoros s. Atgscsig
Theodosios a. Alexandreia, Gramm.
II 9 44 173150
Theodosios a. Tripolis i. Lyclien,
Mathem. 716 48 728 122
Theodosius I, röm. Kaiser 344
Theodotas v. Rhodos, Hist. 617 II
. 398 307
Theodotion, Uebersetzer d. Alten
Testaments II 610 615 22 616 22b
Theodotos, samarit. Epiker II 362
655 656 103
Theodotos v. Samos, Rhet. II 501 181
Theogenes, Hist. II 399
Theogenis, Frau d. Nikias v. Miletos
202
Theognetos, Korn. 267
Theognis, Elegiker 38 iosf. 39 111 401
II 104 91
Theognis, Hist. II 400 314
Theogonische Dichtungen 375 ff.
Theokies, Dicht, v. 'i&vcpaXXoi II
52218
Theokies, Hist. II 401 314
Theokritos 168 5 169 171 173 175
176n 182 183 184 18449 187 I8874
190 90 196-229 230 89 232 102 234
236 246 274 28 276 278 4G 285 4 286
286 6 289 16 306 126 350 14 351 352
356 41 358 56c 360 365 74 380 17
388 63. 66 389 67 403 446 56 782 29
800 129 888 889 895 II 18 186 216
216 392 621 52116.18 526 37 527 41
535 660 f. 669 682 702
Theokydes, Architekt 526 61
Theolytos, Epiker (u. Namensvettern)
383
Theombrotos , Kyniker 43 128
Theomnestos, Akadem. II 291 306344
Theon v. Alexandreia, Mathem. 2844
295 296 297 708 708 29 709 29b
710 31 712 39 716
Theon v. Alexandreia, Stoiker 86 385
II 253 107 256.
Theon, S. d. Artemidoros, Gramm.
224 71 225 277 277 45 278 47 306
369 370102 389 390 75 662 85 682
II 49 51 55 113 157 57 185 206 186
186 207 195 195 262 215—217 663
686 .
Theon, Flötenspieler II 533 72
Theon v. Samos, Maler 521
Theon v. Smyrna, Platoniker (Quel-
len) 189 79 II 708
768
Alphabetisches Register.
Theophanes, Kunstschriftst. 524
Theophanes v. Mytilene, Hist. 283
524 II 140 192 143 197 373 — 375
513 223 514 226
Theophilos d. Apologet II 559 198
Theophilos, Landwirth 847
Theophilos d; Zenodoteer, Gramm.
346 (Namensvettern 346 108 s. auch
II 363)
Theophilus Decimus 847 73
Theophrastos v. Eresos 6 18 47 31
34 36 39109 49 152 97 436 100 449
103 123 130 644 135 143 144 149 773
151792 155 158 828 161 166 855 250
252 254 299 76 326 83.86 327 339
406l79b 442 464 7 478 479 481
483 132 487 494 ll 496 497 23 553
554 555 571 258 586 592 605 407
624518 634 654 779 782 30 798 829 1
832 9. li 834 836 23 837 25 847 72
856117 857119 860129 869166 881 219
906 II 2 6 67 82 t 138 190 247 250
255 111 271 194 297 300 324 301 326
302 303 318 402 321 322 421 324
326 434 328 440 335 473 426 54 445 175
457 459 17 460 20 521 18 598 84 673
674 Pseudo-Theophrastos II 521 18
Theopompos von Chios, Hist. 310
367 84 478 479 507 81 537 36 571258
584 309 591 602 368 646 679 205
II 40 49 116 121 378 455 7 674 675
692 Pseudo-Theopompos ©ccv(iccGta
478 f. II 683
Theopompos von Knidos, Mythogr.
II 52 685 l
Theopompos von Kolophon, Epiker
409 195
Theoridas s. Theodoridas .
Theotimos, Hist. II 399
Theotimos s. Diotimos
Theoxenos, lyrischer Dicht. (?) II 4358
Theron, Geliebter d. Meleagros von
Gadara II 557 194
Theseus, Hist. II 401 314
Pseudo-Thespis, Tragoedien 72
Thessalos, Arzt 783 41
Thierarzneikunde siehe Pferdearznei-
kunde
Thierkunde s. Zoologische Schriften
Thrason, athenischer Parlamentär 54
Thrasybulos, Mythogr. II 30
Pseudo-Thrasybulos v. Miletoß, Briefe
n'596
Thrasydaeos, Mathem. 722
Thrasyllos, Kyniker 43 128
Thrasyllos v. Mende, angebl. Schriftst.
üb. Steinkunde 865 149
Thrasyllos d. Platoniker, Astrol. u.
Gramm. 22 65 484 H 292 583 21 708
Thrasymachos von Chalkedon, d.
Sophist II 235 48
Thrasys, Akadem. 126 613
Thugenides, Korn. 268
Thukydides 146 424 81 494 14 571258
578 287 646 647 666 672 673 175
II 40 49 9152 102 82 105 94" 114 118
127 200 291 203 468 484 103 502 183
503 675 688
Thyillos, Epigramm. II 560
Thymoetes, angebl. Dichter II 48
Tiberius 19299 193 m 403 160 1124327
374148 507 f. 514 515 564 211
Tibullus 170 396 900 II 359 53
Tigranes, Kön. v. Armenien II 353
Timachidas v. Rhodos, Gramm, u.
Lehrdicht. 258 60 301 428 93 813 203
H 163 101 187 221 188—189 688
Pseudo-Timaeos d. Lokrer, Neupytha-
goreer II 335 f.
Timaeos d. J., Rhetor 568 246
Timaeos d. Sophist 568 246
Timaeos v. Tauromenion, Hist. 172 13
274 28 367 84 423 78 424 462 468 15
478 538 555 173 563 — 583 592
592 353 596 374 617 625 629 547
640 670 678 679 205 688 695 303
882 225 889 905 II 50 85 61 114 lis
116118.120. 121 117122 125 378 464
464 40 493 662 677 f. 680 692
Timagenes v. Alexandreia, Hist. 53944
582 632 II 142 374144 376—381
409 345^ 463 36 692 f.
Timagenes (Timogenes) v. Miletos,
Rhet. u. Hist. II 381 f. 601 98
Timagetos, Geogr. 388 65 663
Timagoras, Hist. II 386 223 401 314
Alphabetisches Register.
769
Timanthes, Maler 522 3Gb
Tiniarchos d. Athener, Epikureer (?)
94 421b 100 449 105 478 886
Timarchos (?), Commentator d. Era-
tosthenes 428 93
Timarchos, Kyniker 43 128
Timarchos s. Timachidas
Timaris (od. Pseudo-Timaris?), Dich-
terin üb. d. Edelstein Paneros 864
Timo (Timarion), Geliebte d. Me-
leagros v. Gadara II 555 189
Timochares, Hist. II 362
Timocharidas, Kinaedendicht. 246
246 24
Timocharis, Astronom 420 65 720 770
770 285
Timogenes s. Timagenes
Timokleidas, Sikyonier 627
Timo kies (Chlonthakonthlos oder
Konchlakonchlas), Tendenzerzähler
323 II 663
Timokles v. Knosos oder Knidos,
Stoiker II 242 26
Timokrates sv reo Jlgjvl 50 161
Timokrates v. Lampsakos, abtrünni-
ger Epikureer 94 95433 97435 99448
100 449 105 f. 886 II 271195
Timokrates a. d. Demos Potamos,
Erbe d. Epikuros 105 478
Timolaos v. Larisa, Rhefc. II 329
350 529 462 f.
Timomachos, Hist. 528 66 II 401814
Timon, Kitharode II 673
Timon v. Phlius, Pyrroniker, Sillogr.
3 8 10 39 44 6O201 66 243 108 503
109—116 123585 168 244 244 1 272
283 290 294 48 31113 470 470 29
471 47139 472 498 II 339 467
468 540ioig
Timonax (= Demodamas V) , Geogr.
659
Pseudo-Timonides v. Leukadia, Briefe
II 589
Timosthenes a. Rhodos, Geogr. 419
660—662 664 679205 695303.307a-b
II 409 345b 679
Timostratos, Koni. 267
Timotheos v. Athen, nsQL ßi'cov II 29
Huskmihl, griech.-alex. Litt.-Gesch. II.
Timotheos v. Athen , Exeget II
28-29 43 60 363 685
Timotheos, S. d. Konon 135
Timotheos v. Miletos, Dithyramben-
dichter 189 II 667
Timoxenos, Kom. 267
Tisias d. Rhet. II 481 931
Tisikrates v. Sikyon, Bildner 515
Tobit, Buch II 616 ff.
Torquatus, T. II 491 130
Torrebos, sagenh. Erfinder d. lydischen
Tonart 346 105
Tragoedie 269 ff. 365 tarsische 2 6
kynische 27 f. 30 tragische Pleias
269f. LexikazuTragikernII198 202
Träume u. Traumdeutung, Schriften
über 868 ff.
Triklinios, Demetrios 215 53b 223 7u
226 79
Trogus Pompeius (Quellen) 539 44
582 590 341 632 II 142 378 378i69c
379 380 I70d 381 381 I74b 692
Tryphon v. Alexandreia, Gramm.
373 113 527 64 698 325 775 3u 829 s
833 833 15 II 165 113 195 204
207 333 210—214 689
Tryphon, Eunuch des Mithridates
Eupator II 365
Tryphon, S. d. Harpokration II 210 347
Tschandragupta s. Sandrokottos
Tubero, L. Aelius II 341 ff.
Tubero, Q. Aelius 64 21 79 240
Tullius Laurea, Freigelassener des
Cicero, Epigramm. II 560
Turrinus Clodius s. Clodius
Tymnes, Epigramm. II 544
Tyndarichos a. Sikyon, Kochschriftst.
878
Tyrannion d. A. v. Amisos, Gramm.
II 168 139 169 169 140 179 — 183
298 301 324 302 327 305 340 376 156
410 486H1 688
Tyrannion d. J., Gramm. II 181 186
182 183 191
Tyrtaeos 403 i57b
Tzetzes, Isaak u. Iohannes 277 45
298 75 335 33 340 68 891 II 11 54
246 666
49
770
Alphabetisches Register.
Talerius Flaccus, C, Epiker 389 897
Valerius Soranus, Q., Lehrdichter
376 7 896
Valerius Triarius, Legat d. Lucullus
192 99
Valgius Rufus, C, Dicht, u. Rhet.
306 124 II 505 505 202 507 207 693
Vallius, Syriacus s. Syriacus
Varius Rufus, L. II 268 182
Varro 44 138 45 140 46 151 790 321 57
378 378 9 481 481 123 515 14 520 32
521 36 525 58 581 607 422 626 532°
66285 718 8291.3 8306 8328 83520
84245 84451 84557 846 84660 84766
848 74 II 139 190 148 220 171 148
178 229 28 231ff. 250f. 288268 292
322 334 335 35633 368 111 370 395
399 409 345b 410f. 411 357 467 516
583 21 636 61 677 708 710
Varro Atacinus 296 389
Varus, Quintilius II 311
Varus, Quintilius (Cremonensis) II
267 176 268 182
Vatinius, P. II 332
Velleius II 23
Vergilius 192 101 213 49 220 222 69
224 292 34 306 389 396 582 307
II 25 267 359 53 685
Verginius Flavus, Rhet. II 495 i44b
Vettius Valens, byzantinischer Astro-
log 707 25
Vibullius II 374 145
Victorinus, Marius s. Marius
Vindanius (Vindonius, Vindanionius),
Anatolius a. Berytos, Landwirth
482 901
Vindusara s. Amitrochates
Vipsanius (?) Atticus, röm. Rhet.
II 505 202
Vitruvius 607 857 119 II 53 138 188
Weinbau u. Weinbereitung, Schriften
über 839 f.
Weisheit Salomonis s. Salomon
Wunderbücher 367 463 ff. 531 671
686 248
Xanthos a. Lydien, Hist. 511 II 4049
46 66 48 316 392
Xanthos, Musiktheoretiker 123
Xanthos, S. d. Timon von Phlius
110 512 115 541
Xenagoras, Chronogr. und Geogr.
II 399 680
Xenarchos, Kinaedendicht. 246
Xenarchos v. Seleukeia i. Kilikien,
Peripatet. II 321 322 324 425
Xenion, Hist. II 401 314
Xenokles von Adramyttion, Rhet.,
Asianer II 496
Xenokrates v. Chalkedon, Akadem.
31 33 50 161. 164 51 168. 169 90 399
116 118 119 121 554 II 67 272 198
290 325 430
Xenokrates v. Ephesos-, üb. Stein-
kunde 867 160
Xenokrates, S. d. Ergophilos aus
Athen (?), Kunstschriftst. 514
515—517 51817 519 525 58 588 325
Xenokritos v. Kos, Gramm. 346 527 62
Xenokritos v. Rhodos, Epigramm.
II 551
Xenon d. Chorizont, Gramm. 453
II 149
Xenon, Epikureer II 267 173
Xenon, Kom. 268
Xenophanes v. Kolophon d. Eleat
39 113 f. 140 703 157 158 828 497 25
508 88 578 287 II 320 408 389 239b
Xenophanes, angebl. Vat. d. Nikan-
dros (s. aber Anaxagoras) 302 89
Xenophilos, Hist. 617
Xenophon 38 I08e 50 57 70 230 89
236 4 326 86 535 829 1 832 848
849 81 850 891 II 27 76 58 81 4
10697b 270190 271194 317399 60096
Pseudo-Xenophon 23 65 672
Xenophon, Hist. 639
Xenophon v. Kos, Arzt 781
Xenophon v. Lampsakos, Geogr. 692
II 363
Zachalias d. Babylonier, üb. Edel-
steine 867
Zaratas, angebl. Lehrer d. Pythagoras
II 294 299
Zenis, Hist. II 401 814
Alphabetisches Register.
771
Zenodoros, Gramm. II 15 83 192 f.
193 256d 711
Zenodoros, Mathem. 761
Zenodoros v. Tyros, Akadem. 133
Zenodotos v. Alexandreia, Gramm.
(83 s. Nachtr. 885) 335 27 892 893
II 15 83 193 684 711
Zenodotos v. Ephesos, Gramm. 110
112 526 174 188 76 329 330 — 335
337 341 34168.69 343 344 345 346
349n 368 386 56 392 393 85 399 141
400 412 428 431 10 433 43321 43424
436 29 439 454 105 455 107 456 109
891 ff. II 7 36 1583 150 151 192 254
350 526 383 671
Zenodotos v. Mallos , pergamen.
Gramm. 294 335 27 892 893 II 14
20ioi 165ii5(?) 711
Zenodotos (frilszaigos 892
Zenodotos, Stoiker 83 (s. Nachtr. 885)
II 15 83
Zenodotos, Trag. 283
Zenodotos v. Troezene, Hist. II 399
Zenon v. Alexandreia, Akadem. 126613
Zenon, Arzt, Herophileer 778 779 16
786 63 823 f. II 682
Zenon d. Eleat 499 36 508 88
Zenon v. Kition, Stoiker 3 16 18 19
38 i08e 42 124 48—59 60 61 62 217
63 221 64 64 226 65 66 67 68 68 258
69 203 70 70 266 71 72 283 73 74 77
78 78 330 83 356.361 85 377 89 124
157 828 249 10 287 f. 290 25 410 4
41110.13 470 471 50569 51094 557 f.
642 639 884 885 II 1583 3627 75 57
139 192 241 24117 242 25 246 247
248 59 269 187 273 m 458 499 530
552 178 553 181 701
Zenon v. Laodikeia, Arzt 823 272
Zenon v. Laodikeia a. Lykos, Rhet.
II 499 500
Zenon v. Myndos 508 87
Zenon, S. d. Polemon, Enkel d. Zenon
v. Laodikeia II 499 165 680 f.
Zenon v. Rhodos , Hist. 641 f. 906
II 117 121.122
Zenon v. Sidon, Epikureer II 131
132 165 136 146 215 243 244 244 31
251 260 261 140 261—264 265 267
270 271 276 280 230b 442 151 712
713
Zenon v. Sidon, Stoiker 18 48 73
82 346
Zenon v. Tarsos, Stoiker 80 336 82
83 356
Zenophila, Geliebte d. Meleagros v.
Gadara II 555 189
Zenothemis , über Steinkunde 860
862133 863 864147
Zeuxippos , Freund d. Archimedes
728 122
Zeuxis d. A., Arzt, Empiriker 820
821 257 826 II 424 44 440 138
Zeuxis d. J., Arzt, Herophileer 778
II 418 446
Zeuxis, Maler 513 3 517 14 521 52236°
Zoi'los a. Amphipolis, Rhet. 292
Zoologische Schriften 155 f. 165 ff.
367 442 850 ff.
Zopyrinos, Kochschriftst. 878
Zopyros v. Alexandreia, Arzt II 417
427 440
Zopyros v. Byzanz, Hist. II 469
Zopyros v. Kolophon (== Z. v. Kla-
zomenae?), Rhet. u. Hist. 44 112 526
646 647 II 363 454 457 10 467-469
472 82
Zopyros v. Magnesia, Gramm. (?) II
469 69
Zoroaster 493 10 494 13 Pseudo-
Zoroaster 493 11 865
PA
3081
S3
Bd. 2
Susemihl, Franz
Geschichte der griechischen
litteratur
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