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Full text of "Geschichte der griechischen Litteratur in der Alexandrinerzeit"

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GESCHICHTE 


GRIECHISCHEN  LITTERATÜR 


IN   DER 


ALEXANDRINERZEIT. 


Von 


FRANZ  SÜSEMIHL. 


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ZWEITER  BAND. 


LEIPZIG, 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  B.  G.  TEUBNER. 

1892. 


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Vorwort, 


Es  war  selbstverständlich  nicht  meine  Absicht  diesen  zweiten 
Band  mit  einer  Vorrede  auszustatten.  Aber  ich  entdeckte  erst 
nach  dem  Druck  einige  von  mir  im  ersten  begangene  Unter- 
lassungssünden. C.  2.  S.  157.  A.  827  habe  ich  leider  Rose  Aristo t. 
pseudep.  S.  696 ff.  und  R.  Foerster  De  Aristotelis  quae  feruntur 
Physiognomicorum  indole  ac  condicione,  Philol.  Abhh.  zum 
70.  Geburtst.  v.  M.  Hertz,  Berlin  1888.  S.  282—304  unbenutzt 
gelassen.  Aus  diesen  Untersuchungen  geht  hervor,  dass  die  uns 
gebliebene  angeblich  aristotelische  Physiognomik  in  Wahrheit 
Excerpte  aus  zwei  verschiedenen  Schriften  (C.  1 — 3  und  4—6) 
sind,  die  beide  nicht  von  Aristoteles,  aber  doch  unter  dem  Ein- 
fluss  eigener  Aeusserungen  desselben  (Anal.  pr.  II,  27.  70b  7  ff. 
II.  A.  I,  9.  15.  49lbff.  494a  15)  von  Peripatetikern  geschrieben 
waren,  mindestens  die  erste,  wenn  sich  die  Titel  in  den  Katalogen 
wirklich  auf  diese  Schriften  beziehen,  schon  vor  Hermippos,  und 
dass  beide  mindestens  schon  vor  Polemon  dem  Physiognomen  und 
sogar  vor  Suetonius  verbunden  waren.  Ueber  das  uns  aus  ihnen 
Erhaltene  muss  ich  mich  jetzt  begnügen  auf  Rose  und  Foerster 
zu  verweisen.  Den  Urheber  des  Auszugs  setzt  Foerster  in  die 
Zeit  des  Hadrianus,  indem  er  die  Worte  3.  808 a  16  olog  äv  sl'rj 
Z/iovvöiog  6  öocpiGtrjg  auf  den  damaligen  Sophisten  Dionysios  von 
Miletos  bezieht,  der  etwas  älter  als  der  Physiognom  Polemon  war. 
C.  23.  S.  763  fehlt  Pseudo-Eudoxos,  d.  h.  die  aus  einem  von 
Aegypten  nach  Paris  gekommenen  Papyrus  nach  Letronnes  Vor- 
arbeiten von  Brunet  de  Presle  Notices  et  extraits  des  nianu- 
scrits  etc.  XVIII,  2  herausgegebene  kleine  kalendarisch- astrono- 
mische Schrift,  welche  sich  durch  ein  Akrostichon  als  Evöo^ov 
z£%vk\  (natürlich  ist  der  Knidier  gemeint)  ankündigt,  ausführlich 
von  Böckh  Sonnenkreise  S.  196 — 222  (welcher  sie  für  ein  Schul- 
heft aus  Vorträgen  über  die  Astronomie  des  Eudoxos  hält)  be- 
handelt und,  wie  er  nachweist,  zwischen  193  und  190  entstanden 


IV  Vorwort. 

ist.  Daher  kommt  denn  auch  Hipparchos  in  ihr  noch  nicht  vor, 
und  von  denjenigen  Astronomen,  deren  Lehren  neben  denen  des 
Eudoxos  benutzt  werden,  ist  Kallippos  der  jüngste.  Nicht  minder 
fehlt  vorher  S.  270  der  Astronom  Dionysios,  dessen  Beobach- 
tungen Hipparchos  verwerthete  (Ptolem.  Almag.  IX,  1.  p.  170), 
und  welcher  dem  Philadelphos  zu  Ehren  eine  neue,  mit  dessen 
Regierungsantritt  beginnende  Zeitrechnung  schuf,  über  welche 
wiederum  auf  Böckh  a.  a.  0.  S.  286 — 340  zu  verweisen  ist.  Da 
die  erste  nach  derselben  datirte  Beobachtung  ins  Jahr  272  fällt, 
vermuthlich  doch  wohl  auch  von  ihm  selber  gemacht  war,  jeden- 
falls aber  sonach  diese  neue  Aera  damals  schon  existirte,  so  muss 
er  nach  Böckhs  richtiger  Folgerung  um  diese  Zeit  gelebt  haben. 
Ob  er  derselbe  mit  dem  S.  659  aufgeführten  Dionysios  war,  lässt 
Böckh,  trotzdem  die  Zeit  dazu  stimmen  würde,  wegen  der  Häufig- 
keit des  Namens  auf  sich  beruhen,  und  wie  nöthig  eine  solche 
Vorsicht  ist,  erkennt  man  daraus,  dass  es,  wie  man  doch  wohl 
annehmen  muss,  noch  einen  anderen,  späteren  gleichnamigen 
Mathematiker  und  Astronomen  gab,  den  S.  191.  A.  33.  S.  293. 
295  erwähnten  Kritiker  des  Aratos. 

Und  nun  benutze  ich  diese  letzte  Gelegenheit  auch  noch  zur 
Berichtigung  einiger  anderer  Irrthümer,  die  ich  aber  nicht  ver- 
schuldet habe,  in  diesem  zweiten  Bande.  Die  von  mir  C.  27.  S.  52  f. 
nach  Di  eis  angenommenen  vermeintlichen  ältesten  homerischen 
Allegorien  haben  als  eine  solche  eigne  Schrift  eines  unbekannten 
Verfassers  in  Wahrheit  nie  existirt,  vielmehr  wird  Maass  im 
weiteren  Verfolg  seiner  Aratea  nachweisen,  dass  die  Quelle  für 
die  betreffende  spätere  Litteratur  des  Krates  von  Mallos  (von 
seinem  kritischen  Homercommentar  =  zIloqücouku  oder  tceqI 
dioQ&möscog  verschiedene)  r0^rjQLxcc  gewesen  sind.  Das  von  mir 
S.  703  f.  gegen  die  Annahme,  dass  dieser  Mann  Ilias  und  Odyssee 
in  je  9  Büchern  herausgegeben  habe,  geltend  gemachte  Bedenken 
sieht  Maass  mit  Recht  als  entscheidend  an  und  vermuthet  eben- 
desshalb,  dass  in  dieser  Ausgabe  die  Ilias  4,  die  kürzere  Odyssee 
aber  5  Bücher  umfasst  habe,  wofür  er  sich  auf  die  Analogie 
stützt,  dass  die  dem  ersteren  Gedicht  entsprechende  kleine  Ilias 
in  4,  die  dem  letzteren  entsprechenden  Nosten  aber  in  5  getheilt 
waren.  Er  wird  ferner  zeigen,  dass  die  Meinung,  Krates  habe 
auch  einen  Commentar  zur  hesiodischen  Theogonie  (geschweige 
denn,  wie  er  früher  für  möglich  hielt,  zu  allen  sogenannten  hesiodi- 
schen Gedichten)  geschrieben,  unerweislich,  und  die  Vermuthuug, 


Vorwort.  V 

er  möge  auch  den  Aratos  commentirt  haben,  erst  recht  ohne 
jeden  festen  Anhalt,  dagegen  die  Angabe,  er  habe  Bomotmcc  ver- 
fasst,  ohne  genügende  Gründe  angefochten  ist.  Danach  gestaltet 
sich  also  meine  Darstellung  C.  26.  S.  10  f.  S.  12.  A.  59  sehr  we- 
sentlich um. 

Die  Frage  nach  der  Lebenszeit  des  Krateteers  Herodikos 
scheint  auch  durch  Max  Müller  noch  nicht,  wie  ich  im  Nach- 
trag S.  684  glaubte,  erledigt  zu  sein.  Denn  dessen  Recensent 
Bapp  Woch.f.kl.Ph.VIII.  1891.  Sp.  1217-1221  sucht  darzuthun, 
dass  die  von  Müller  im  Anfang  des  5.  B.  von  Ath.  angenom- 
menen Widersprüche  nicht  vorhanden  seien,  und  Nichts  daran 
hindere  die  Vermuthung  von  Arnim  Quellenstud.  z.  Philo  S.  123 
zu  billigen,  so  dass  Ath.  nur  den  Seleukos  und  dieser  den  Hero- 
dikos benutzt  hätte.  Bapp  fügt  (Sp.  1218.  Anm.)  hinzu,  die  von 
Müller  mitgetheilte  Argumentation  von  Wilamowitz,  nach 
welcher  Herodikos  zwischen  150  und  86  v.  Chr.  geschrieben  habe, 
stütze  sich  nur  auf  die  unbewiesene  Voraussetzung,  dass  die 
Stelle  Ath.  185 b  herodikeisch  sei.  Hiernach  würde  denn  nun 
aber  wiederum  ebenso  gut  die  umgekehrte,  von  C.  Schmidt 
vertretene  Möglichkeit  bleiben,  dass  vielmehr  Herodikos  den  Se- 
leukos ausgeschrieben  habe.  Denn  dass  auch  Buche ler s  Beweis- 
führung, an  die  allein  sonach  Bapp  sich  hält,  nicht  unbedingt 
zwingend  ist,  glaube  ich  dargethan  zu  haben. 

In  C.  29.  S.  122.  A.  130  ist  hinzuzusetzen:  Darüber,  dass 
Diodoros  auch  in  den  ersten  Capiteln  im  8.  B.  Manches  aus  Poly- 
bios  hat,  s.  Bader  De  Diodori  rerum  Romanarum  scriptoribus, 
Leipzig  1890.  8.  S.  59—70. 

Das  von  mir  S.  709  f.  im  Nachtrag  zu  C.  29.  S.  136  f.  über 
das  astronomische  System  des  Poseidonios  Bemerkte  theilt  zwar 
nicht  alle  Fehler  der  Darstellung  von  Schmekel  Philos.  der 
mittleren  Stoa  S.  281 — 284,  die  er  dann  S.  462 — 465  verbessert 
hat,  bedarf  aber  allerdings  der  Berichtigung.  Dies  System  ist 
nicht  das  sogenannte  ägyptische,  sondern  eben  schon  das  ptole- 
maeische,  und  Poseidonios  ist  auch  keineswegs  der  Urheber  des-, 
selben,  sondern  annäherungsweise*),  wie  es  scheint,  schon  Archi- 
medes  (Macrob.  Somn.  Scip.  1, 19, 2),  jedenfalls  findet  es  sich  schon 
bei  Panaetios,  von  dem,  wie  gesagt,  Poseidonios  nur  in  einem  ein- 
zigen Punkte  abwich ;  allerdings  aber  wird  es  wohl  der  grosse  Ein- 


*)  S.  die  Anm.  im  Register  z.  d.  W.  Archimedes. 


VI  Vorwort. 

fluss  des  Letzteren  gewesen  sein,  welcher  diesem  System  zum  Siege 
sowohl  über  das  platonische,  von  Eudoxos,  Kallippos  und  Aristoteles 
durch  die  Theorie  der  bewegenden  Sphären  (was  Schmekel  auch 
jetzt  noch  nicht  hervorhebt)  weiter  ausgebildete  als  auch  über  das 
heliocentrische  verhalf.  Das  sogenannte  ägyptische  System  aber 
ist  nicht  so  sehr,  wie  Schmekel  S.  465 f.  A.  2  sagt,  eine  Ver- 
mittlung zwischen  dem  ptolemaeischen  und  dem  platonisch- 
eudoxischen  als  vielmehr  zwischen  jenem  und  derjenigen  Lehre, 
welche,  von  dem  pythagoreischen  Centralf euersystem  ausgehend, 
nach  Beseitigung  des  Centralfeuers  und  der  Gegenerde  bei  Hi- 
ketas,  Ekphantos  und  Herakleides  dem  Pontiker  zur  Annahme 
der  Achsendrehung  der  Erde  und  von  da  weiter  bei  Aristarchos 
von  Samos  dazu  geführt  hatte  das  heliocentrische  System  als 
Hypothese  und  bei  Seleukos  von  Seleukeia  dasselbe  als  das  allein 
wahre  zu  begründen.  Schmekel  hat  nämlich  auch  jetzt  noch 
nicht  beachtet,  dass  schon  Herakleides  den  Mercur  und  also  wohl 
auch  die  Venus  sich  um  die  Sonne  und  erst  mit  dieser  um  die 
Erde  bewegen  liess  oder  mit  anderen  Worten  zu  Trabanten  der 
Sonne  machte  (Chalcid.  in  Plat.  Tim.  c.  110.  p.  176  f.  Wrob.,  vgl. 
Böckh  Plat.  kosm.  Syst.  S.  138.  142 f.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II4,  1. 
S.  1036  f.  =  II3,  1.  S.  887  f.),  und  ebendies  nahm  das  sogenannte 
ägyptische  System  von  ihm  auf,  das  ptolemaeische  nur  die  Stellung 
von  Mercur  und  Venus  zwischen  Mond  und  Sonne,  so  dass  hier 
vielmehr  auch  für  diese  beiden  Planeten  die  Epicykeln  blieben. 
Meine  Behauptung  aber  (I.  S.  765),  Hipparchos  sei  bei  dem  geo- 
centrischen  Weltsystem  stehen  geblieben,  ist  ungenau:  er  ver- 
theidigte  in  Wahrheit,  wie  Schmekel  S.  464  mit  Recht  hervor- 
hebt, nur  die  Möglichkeit  desselben,  ohne  sich  zwischen  ihm  und 
dem  heliocentrischen  zu  entscheiden,  verhielt  sich  also  nicht 
wesentlich  anders  als  Aristarchos  und  blieb  auch  hier  seiner  ge- 
wöhnlichen zurückhaltenden  und  abwartenden  Weise  treu  (Ptolem. 
Alm.  IX,  1.  p,  114  ff.  Halma). 

In  Bezug  auf  die  Anfänge  des  Neupythagoreismus  C.  32. 
S.  329—338  bedaure  ich  lebhaft,  dass  mir  die  letzten  Bogen  von 
Schmekel s  Buche  auch  bei  der  Abfassung  meiner  letzten  Ergän- 
zungen noch  nicht  vorlagen.  Ich  würde  sonst  noch  nachträglich 
versucht  haben  mich  über  seinen  an  des  Sex.  Math.  X,  281  f. 
Nachricht  anknüpfenden  genaueren  Unterscheidungsversuch  der 
beiden  Richtungen  unter  den  Neupythagoreern  zu  äussern,  bei 
welchem  er  die  eine,  stoisch  gefärbte  aus  Poseidonios,  die  andere, 


Vorwort.  VII 

platonisirende  aus  Antiochos  herleitet.  Dazu  ist  es  nun  jetzt  zu 
spät,  man  wird  aber  aus  gelegentlichen  Andeutungen  von  mir 
bereits  ersehen,  dass  ich  an  eine  solche  Herleitung  überhaupt 
nicht,  sondern  nur  an  eine  Anknüpfung  glaube.  Die  Herleitung 
liegt  tiefer  als  bloss  im  Entwicklungsgange  der  damaligen  Philo- 
sophie, und  ebendesshalb  waren  beide  Richtungen  trotz  ihres 
Gegensatzes  doch  eben  gleichmässig  neupythagoreisch.  Ueber- 
haupt  scheinen  mir  Schmekels  Auseinandersetzungen  überall  da 
die  schwächsten,  wo  er  gegen  historische  Gesammtauffassungen 
Zellers  Front  macht,  womit  ich  übrigens  von  meiner  im  stärk- 
sten Masse  rühmenden  Anerkennung  seines  Buches  nicht  das 
Geringste  zurücknehme. 

Die  von  mir  C.  33.  S.  370  f.  gemachten  litterarischen  Angaben 
über  die  auch  von  Wachsmuth  und  Cichorius  (vgl.  Soltau 
Rom.  Chronol.  S.  415.  419)  und  zuletzt  von  Bader  a.  a.  0.  S.  53-59 
vertretene  Annahme,  dass  die  Liste  der  albanischen  Könige  bei 
Diodoros  im  7.  B.  aus  Kastor  stamme,  sind  nicht  vollständig, 
doch  schadet  dies  weniger,  da  diese  Annahme  schwerlich  haltbar 
ist,  s.  Soltau  Berl.  ph.  Woch.  XL  1891.  Sp.  1323  f. 

Aristokritos  (S.  385)  gehört,  wenn  die  I.  S.  392.  A.  7  (wo 
fälschlich  Agorakritos  steht)  angeführte  Vermuthung  von  Knaack 
richtig  ist,  schon  der  älteren  Alexandrinerzeit  spätestens  als  Zeit- 
genosse des  Rhoders  Apollonios  an. 

Und  so  wird  sicher,  wenn  je  eine  zweite  Auflage  dieses  meines 
Buches  erscheinen  sollte,  noch  Manches  nicht  bloss  aus  der 
Zwischen-,  sondern  auch  noch  aus  der  Vorzeit  nachzutragen  und 
zu  verbessern  sein,  und  nicht  zum  Wenigsten  ist  es  Schade, 
dass  ich  auf  Mahaffy  Greek  life  and  thought  from  the  age  of 
Alexander  to  the  Roman  conquest,  London  1887  erst  aufmerksam 
wurde,  als  es  zu  spät  war.  Ich  selbst  werde  schwerlich  diese 
etwaige  zweite  Auflage  noch  besorgen,  aber  wer  meiner  Bitte 
folgt  mir  Irrthümer  und  Mängel  brieflich  nachzuweisen,  dem 
verspreche  ich,  dass  ich  solcherlei  Beiträge  sorgfältig  prüfen  und 
die  Ergebnisse  für  Denjenigen  sammeln  werde,  welcher  etwaigen- 
falls  einst  diese  Arbeit  in  die  Hand  nehmen  möchte. 

Greifswald  im  December  1891. 


Inhalt. 

Seite 

Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philo- 
logenschule   1—27 

Herakleides  der  Kritiker  S.  1.  683.  —  Krates  von  Mallos 
S.  4.  683.  703.  Vorw.  S.  IV  f.  —  (Tauriskos  S.  5).  —  Ka- 
rystios  von  Pergamon  S.  13.  684.  —  Artemon  von  Perga- 
mon  S.  13.  —  Hermias  S.  14.  —  Zenodotos  von  Mallos  S.  14. 
—  Asklepiades  von  Myrleia  S.  16.  684.  —  Demetrios  Chloros 
S.  20.  —  Herakleon  von  Tilotis  S.  21.  —  Die  Zweitheilung 
der  attischen  Komoedie  scheint  pergamenisch  S.  23.  —  An- 
hang: Herodikos  von  Babylon  S.  24.  684.  Vorw.  S.  V. 
Siebenundzwanzigstes    Capitel.      Apollodoros    von   Athen 

und  die  Mythographie 28—61 

Einleitung  S.  28.  —  Timotheos  von  Athen  S.  28.  685.  **- 
Pseudo-Hippys  S.  29  —  Pseudo-Kadmos  von  Miletos  S.  29. 
685.  —  Polyanthos  von  Kyrene  S.  30.  685.  —  Akeatodoros 
von  Megalopolis  S.  30.  —  Thrasybulos  S.  30.  —  Hegesianax 
von  Alexandreia  in  Troas  S.  31.  —  Apollodoros  von  Athen 
S.  33.  685.  —  Dionysios  Skytobrachion  von  Mytilene 
S.  45.  —  Das  älteste  Handbuch  der  Mythologie  S.  49. 
685.  —  Theopompos  von  Knidos  S.  52.  685.  —  [Homerische 
Allegorien  S.  52.  686,  s.  aber  Vorw.  S.  IV].  —  Demaratos 
S.  53.  —  Nikostratos  S.  53.  —  Nikokrates  S.  53.  —  Deinar- 
chos  S.  54.  —  Palaephatos  S.  54.  —  Dionysios  der  Kyklo- 
graph  von  Rhodos  oder  Samos  S.  57.  —  Dionysios  nsgl 
&swv  S.  59.  —  Sokrates  von  Kos  S.  59.  —  Konon  S.  59.  686. 
Achtundzwanzigstes   Capitel.      Die    Stoiker   Boethos   und 

Panaetios 62-80 

Boethos  von  Sidon  S.  62.  687.  704.   —  Panaetios  von 

Rhodos  S.  63.  687.  704.    Vorw.  S.  V. 

Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios   .       80—147 

Polybios  von  Megalopolis  S.  80.  687.  707.  Vorw.  S.  V.  — 

Poseidonios  von  Apameia  S.  128.  687.  707.    Vorw.  S.  V  f. 

Dreissigstes    Capitel.      Die    späteren    alexandrinischen   und 

sonstigen  Grammatiker 148—218 

Hestiaea  von  Alexandreia  S.  148.  —  Xenon  S.  149.  — 
Hellanikos  S.  149.  —  Komanos  S.  150.  —  Asklepiades  von 
Alexandreia  S.  150.  —  Athenokles  von  Kyzikos  S.  150.  — 


Inhalt.  IX 

Seite 

Ptolemaeos  6  'Enid-Etrjg  S.  151.  —  Asklepiades  vonNikaea(?) 
S.  151.  —  Chares,  Schüler  desRhoders  Apollonios  S.  151.  — 
Attalos  von  Rhodos  S.  152.  —  Ammonios  von  Alexandreia 
S.  153.  687.  —  Ptolemaeos  Pindarion  von  Alexandreia 
S.  155.  —  Ptolemaeos  von  Askalon  S.  156.  —  Aristodemos 
von  Elis  S.  158.  —  Menekrates  von  Nysa  in  Karien 
S.  159.  —  Poseidouios  der  Aristarcheer  S.  160.  —  Satyros 
der  Aristarcheer  S.  160.  —  Dionysodoros  von  Alexandreia 
S.  161.  —  Apollonios,  Schüler  des  Aristarchos  S.  161. 
687.  —  Parmeniskos  S.  162.  —  Demetrios  Ixion  von 
Adramyttion  S.  164.  —  Chaeris  S.  166.  —  Aretades 
S.  168.  —  Neoteles  S.  168.  —  Dionysios  der  Thraker  von 
Alexandreia  S.  168.  687.  —  Dionysios  von  Sidon  S.  176.  — 
Apollonios,  Sohn  oder  Schüler  des  Chaeris  S.  176.  —  Ni- 
kias  S.  177.  —  Apollodoros  von  Tarsos  S.  178.  —  Apollo- 
doros  von  Kyrene  S.  178.  —  Hypsikrates  S.  178.  —  Sta- 
berius  Eros  S.  178.  —  Tyrannion  der  Aeltere  von  Amisos 
S.  179.  688.  —  Aristodemos,  Neffe  des  Menekrates,  von  Nysa 
S.  183.  —  Aristodemos,  Sohn  des  Menekrates,  von  Nysa 
S.  183.  —  Artemidoros  der  Aristophaneer  S.  185.  —  Silenos 
S.  186.  —  Nikandros  von  Thyateira  S.  187.  —  Theodoros 
der  Glossograph  S.  188.  —  Timachidas  von  Rhodos 
S.  188.  —  Amerias  der  Makedonier  S.  190.  —  Herakleon 
von  Ephesos  S.  190.  —  Hermonax  S.  191.  —  Kleitarchos 
von  Aegina  S.  191.  —  Andere  Lexikographen  S.  192.  — 
Zenodoros  S.  192.  711.  —  Zenodotos  von  Alexandreia 
S.  193.  711.  —  Diakon  von  Stratonike  S.  193.  —  Antio- 
chos  von  Alexandreia  S.  194.  —  Antigonos  von  Alexandreia 
S.  194.  —  Didymos  von  Alexandreia  S.  195.  687.  —  Try- 
phon  S.  210.  689.  —  Aristonikos  von  Alexandreia  S.  214.  — 
Theon,  der  Sohn  des  Artemidoros  S.  215. 

Einunddreissigstes  Capitel.  Rhythmik  und  Metrik  .  .  .  218  —  237 
Einleitung  S.  218.  —  Die  nacharistoxenischen  Rhyth- 
miker S.  223.  —  Das  rhythmisch-metrische  System  der 
sogenannten  SvfinXEitovTsg  S.  224.  —  Das  ältere  S.  226 
und  das  jüngere  metrische  Hauptsystem  S.  231.  —  Spuren 
anderer  metrischer  und  rhythmischer  Theorien  S.  236.  689. 

Zweiunddreissigstes  Capitel.  Die  späteren  Philosophen  .  237—351 
1.  Stoiker.  Mneearchos  und  Dardanos  S.  238.  711.  — 
Stratokies  von  Rhodos  S.  239.  —  Apollonios  von  Nysa 
in  Karien  S.  239.  —  Demetrios  der  Bithynier  S.  239.  — 
Hekaton  von  Rhodos  S.  240.  711.  —  Andere  Schüler  des 
Panaetios  S.  242.  —  Nestor  von  Tarsos  S.  243.  —  Dioti- 
mos  (nicht  Theotimos)  S.  243.  689.  —  Apollodoros  von 
Athen  der  Jüngere  S.  243.  —  Sosos  von  Askalon  S.  244.  — 
Dionysios  S.  244.  711.  —  Asklepiodotos  von  Nikaea  S.  244.  — 
Phainias  S.  245.  —  Iason  von  Nysa  in  Karien  S.  245.  — 
Athenodoros  Kordylion  von  Tarsos  S.  246.   —   Antipatros 


Inhalt. 


Seite 


von  Tyros  S.  247.  689.  713.  —  Apollonios  von  Tyros 
S.  247.  —  Diodotos  S.  248.  —  Apollonides  S.  248.  — 
Athenodoros  von  Kana  bei  Tarsos  S.  248.  —  Die  vetusta 
placita  philosophorum  S.  250.  —  Areios  Didymos  von 
Alexandreia  S.  252.  —  Theon  von  Alexandreia  S.  266.  — 
Populäre  Schrift  über  die  Zulässigkeit  des  Rausches  für 
den  Weisen  S.  266. 

2.  Die  Epikureer  S.  257.  —  Diogenes  von  Tarsos  S.  258.  — 
Apollodoros  der  Gartentyrann  von  Athen  S.  259.  712.  — 
Demetrios  der  Lakonier  S.  260.  711.  713.  —  Zenon  von 
Sidon  S.  261.  712.  713.  —  Phaedros  S.  264.  —  Patron  S.  266. 
—  Siron  oder  Skiron  S.  267.  —  Philodemos  von  Gadara 
S.  267.  689.  712.  —  Anhang:  Diotimos  der  Demokriteer 
von  Tyros.     Nikasikrates  S.  279. 

3.  Die  neue  Akademie  S.  279.  —  Philon  von  Larisa 
S.  279.  713.  —  Herakleitos  von  Tyros  S.  284.  —  Antiochos 
von  Askalon  S.  284.  713.  —  Aristos  von  Askalon  S.  291.  — 
Apollas  von  Sardes  u.  A.  S.  291.  —  Derkyllides  S.  292.  — 
Eudoros  von  Alexandreia  S.  293. 

4.  Potamon  von  Alexandreia  und  seine  eklektische 
Schule  S.  295. 

5.  Die  Peripatetiker  S.  296.  —  Apellikon  von  Teos 
S.  296.  —  Andronikos  von  Rhodos  S.  301.  689.  —  Kra- 
tippos  von  Pergamon  S.  306.  —  Staseas  von  Neapolis 
S.  306.  —  Boethos  von  Sidon  S.  307.  —  Ariston  von 
Alexandreia  S.  308.  —  Nikolaos  von  Damaskos  S.  309.  — 
Xenarchos  von  Seleukeia  in  Kilikien  S.  321.  —  Alexandros, 
Lehrer  des  Crassus  S.  322.  —  Athenaeos  von  Seleukeia  in 
Kilikien  S.  322.  —  Demetrios,  Freund  des  Cato  S.  322.  — 
Diodotos  von  Sidon  S.  322.  —  Athenodoros  von  Rhodos 
S.  322.  —  Pseudo-Philon  über  die  Unzerstörbarkeit  der 
Welt  S.  322.  714.  —  Pseudo  -  Aristoteles  von  der  Welt 
S.  326.  —  Pseudo  -  Aristoteles  über  Tugenden  und  Laster 
S.  328.  —  Peripatetische  Sammlung  von  Lösungen  home- 
rischer Probleme  S.  329. 

6.  Die  Anfänge  des  Neupythagoreismus.  Einleitung. 
Lykon  von  Tarent  S.  329.  Vorw.  S.  VI  f.  —  Pythagoreische 
Denkschriften  bei  Alexandros  Polyhistor  S.  333.  —  Pseudo- 
Okellos  S.  333.  —  Pseudo  -  Archytas  S.  334.  —  Pseudo- 
Timaeos  S.  335.  —  Pseudo-Hippodamos  S.  337.  —  Pseudo- 
Philolaos  S.  337.  —  Apollodoros  von  Kyzikos  S.  338.  — 
(Lykon  von  Iasos  und  Lykon  von  Tarent  S.  338.  691). 

7.  Aenesidemos  und  die  Anfänge  des  neuen  Skepticismus 
S.  339.  —  Ptolemaeos  von  Kyrene  S.  339.  —  Aenesidemos 
von  Knosos  oder  Aegae  S.  340. 

8.  Anhang.     Dioskurides  S.  347.  692. 
Dreiunddreissigstes  Capitel.     Die  Historiker  der   alexan- 

drinischen  Periode  aus  späterer  oder  unbestimmbarer  Zeit    352—414 


Inhalt.  XI 

Seite 

Psaon  von  Plataeae  S.  352.  —  Metrodoros  von  Skepsis 
S.  352.  —  Agroetas  S.  355.  —  Aristokrates  von  Sparta 
S.  365.  —  Armenidas  S.  355.  —  Hyperochos  oder  Pseudo- 
Hyperochos  von  Kyme  S.  356.  —  Promathidas  von  Hera- 
kleia  S.  356.  —  Alexandros  der  Polyhistor  von  Miletos 
S.  356.  692.  —  Kastor  von  Rhodos  S.  365.  Vorw.  S.  VII.  — 
Amphikrates  von  Athen  (?)  S.  372.  —  Theophanes  von  Myti- 
lene  S.  373.  —  Teukros  von  Kyzikos  S.  376.  —  Timagenes 
von  Alexandreia  S.  377.  692.  —  Timagenes  oder  Timogenes 
von  Miletos  S.  381.  —  Sokrates  von  Rhodos  S.  382.  —  Arta- 
vasdes  von  Armenien  S.  382.  —  Olympos  S.  382.  —  Empy- 
los  von  Rhodos  S.  382.  —  Straton  aus  Epeiros  S.  382.  — 
Akesandros  S.  383.  —  Aenesidemos  S.  383.  —  Agathokles 
von  Kyzikos  oder  Babylon  S.  383.  —  Aglaosthenes  S.  384.  — 
Laosthenidas  S.  384.  —  Alexarchos  S.  384.  —  Alexis  von 
Samos  S.  384.  —  Andriskos  S.  384.  —  Antileon  S.  384.  — 
Apollodoros  von  Artemita  S.  385.  —  Apollonios  von  Askalon 
S.  385.  —  Apollonios  von  Acbarnae  S.  385.  —  Archemachos 
aus  Euboea  S.  385.  —  Archinos  S.  385.  —  Aristokritos 
S.  385.  Vorw.  S.  VII.  —  Aristoteles  von  Chalkis  S.  385.  — 
Astynomos  S.  386.  —  Athenaeos  S.  386.  —  Athenikon  S.  386. 
—  Domitius  Callistratus  S.  386.  —  Demagoras  von  Samos 
S.  386.  —  Demokritos  von  Ephesos  S.  387.  —  Demoteles 
S.  387.  —  Diogenes  von  Sikyon  S.  387.  —  Aelius  Dios 
S.  387.  —  Pseudo-Epimenides  S.  388.  —  Herakleitos  von 
Lesbos  S.  390.  —  Hieronymos  der  Aegypter  S.  390.  — 
Hippasos  der  Lakone  S.  390.  —  Hippostratos  S.  390.  — 
Kleophanes  S.  391.  —  Krates  von  Athen  S.  391.  —  Lykeas 
von  Naukratis  S.  391.  —  Meliton  S.  391.  —  Andron  von 
Alexandreia  S.  391.  —  Menekles  von  Barka  S.  391.  — 
Menippos  S.  392.  —  Mnesimachos  von  Phaseiis  S.  392.  — 
Molpis  der  Lakone  S.  392.  —  Mosmes  S.  393.  —  Myron 
von  Prione  S.  393.  —  Nikandros  von  Chalkedon  S.  394.  — 
Nikanor  S.  395.  —  Nikobule  S.  395.  —  Nikokles  S.  395.  — 
Phanodikos  S.  395.  —  Philippos  von  Theangela  S.  396.  — 
Peisistratos  von  Lipara  S.  396.  —  Polygnostos  S.  396.  — 
Polykrates  S.  396.  -  Polyzelos  S.  396.  —  Praxion  S.  396.  — 
Protagorides  von  Kyzikos  S.  396.  —  Pythaenetos  S.  397.  — 
Staphylos  von  Naukratis  S.  397.  —  Stesikleides  von  Athen 
S.  397.  —  Suidas  aus  Thessalien  S.  398.  693.  —  Theagenes 
der  Makedone  S.  398.  —  Theodoros  von  Hierapolis  S.  398.  — 
Theogenes  S.  399.  —  Theotimos  S.  399.  —  Xenagoras 
S.  399.  —  Zenodotos  von  Troezene  u.  A.  S.  399.  693.  — 
Pseudo-Demades  S.  400.  —  Iuba  II,  König  von  Maure- 
tanien S.  402.  693. 
Vierunddreissigstes  Capitel.  Die  späteren  Aerzte  ....  414—447 
Einleitung  S.  414.  693.  —  Hikesios  S.  418.  —  Heraklei- 
des,   Schüler  des  Hikesios    S.   418.    —    Herakleides    von 


XII  Inhalt. 


Seite 


Tarent  S.  418.  —  Epaenetos  S.  425.  —  Euthydemos  von 
Athen  S.  425.  —  Krateuas  der  Rhizotom  S.  426.  —  Zopy- 
ros  von  Alexandreia  S.  427.  —  Epikles  aus  Kreta  S.  427.  — 
Asklepiades  von  Prusa  S.  428.  —  Apollonios  von  Kition 
S.  440.  —  Chrysermos  S.  441.  — #  Lysimachos  aus  Kos 
S.  442.  714.  —  Apollonios  Mys  S.  442.  —  Dioskurides 
Phakas  S.  443.  —  Herakleides  von  Erythrae  S.  444.  — 
Sostratos  S.  444.  694.  —  Ammonios  von  Alexandreia 
S.  445.  —  Claudius  Philoxenos  S.  446.  —  Zeuxis  der  Jüngere 
S.  446.  —  Alexandros  Philalethes  S.  446.  —  Demosthenes 
Philalethes  S.  446.  —  Aristoxenos  S.  446.  —  Charidemos 
S.  446.  —  Mikkion  S.  446.  —  Lykos  von  Neapolis  S.  447.  — 
Artemidoros  von  Side  S.  447. 
Fünfunddreissigstes  Capitel.  Beredsamkeit  und  Rhetorik  448-516 
Gefälschte  Reden:  Pseudo- Demosthenes u.  s.w.  S. 448.  — 
Rhetorische  Lehrbücher  aus  der  älteren  Alexandrinerzeit: 
Pseudo-Antiphon  S.  451,  Pseudo-Aristoteles  (Pseudo- Anaxi- 
menes)  Rhetorik  an  Alexandros  S.  451,  Arbeiten  der  Peri- 
patetiker,  Akademiker  und  Stoiker  S.  457.  —  Praktische  Be- 
redsamkeit der  älteren  Alexandrinerzeit:  Charisios  S.  461, 
Kleochares  von  Myrleia  S.  462.  —  Der  Rhetor  Timolaos 
von  Larisa  S.  462.  —  Der  asianische  Stil  S.  463.  —  He- 
gesias  von  Magnesia  am  Sipylos  S.  464.  694.  702.  714.  —  Zo- 
pyros  S.  467.  —  Hermesianax  S.  469.  —  Myron  S.  469.  — 
Matris  S.  469.  —  Zweites  und  erstes  Jahrhundert  S.  471.  — 
Hermagoras  vonTemnos  S.  471.  694.  —  Pamphilos  S.  478.  — 
Pseudo-Isokrates  Lehrbuch  der  Rhetorik  S.  480.  —  Reaction 
des  Atticismus.  Die  Rhetorik  in  Pergamon.  (Der  Kanon 
der  zehn  attischen  Redner  S.  485.  694)  S.  482.  —  Dio- 
phanes  von  Mytilene  S.  487.  —  Athenaeos  S.  487.  696.  — 
Menelabs  von  Marathos  S.  488.  —  Hierokles  und  Menekles 
von  Alabanda  S.  488.  —  Diodoros  von  Adramyttion 
S.  489.  —  Die  rhodische  Rhetorik:  Apollonios  Malakos 
von  Alabanda  S.  489.  697,  Apollonios  Molon  von  Ala- 
banda S.  489.  697,  Artamenes,  Philagrios  u.  A.  S.  492, 
zwei  rhodische  (?)  Hermagoreer  S.  494.  —  Aeschylos  von 
Knidos  S.  495.  —  Aeschines  von  Miletos  S.  496.  —  Me- 
nippos  Kotokas  von  Stratonikeia  S.  496.  —  Xenokles  von 
Adramyttion  S.  496.  —  Diodoros  Zonas  von  Sardes  S.  497.  — 
Dionysios  von  Magnesia  S.  497.  —  Diotrephes  von  An- 
tiocheia  am  Maeandros  S.  497.  —  Dionysokles  von  Tralles 
S.  498.  —  Damasos  Skombros  von  Tralles  S.  498.  —  Krates 
von  Tralles  S.  498.  —  Thaies  von  Kaliatis  S.  498.  —  De- 
mokritos  von  Pergamon  S.  498.  —  Menedemos  von  Athen 
S.  498.  —  Demetrios  der  Syrer  S.  498.  —  Pammenes  von 
Athen  S.  498.  —  Zenon  von  Laodikeia  am  Lykos  S.  499.  — 
Isidoros  von  Pergamon  S.  499.  —  Euthydemos  und  Hy- 
breas  von  Mylasa  S.  499.  —  Gorgias  von  Athen  S.  500.  — 


Inhalt.  XIII 

Seite 

Durchgreifender  Erfolg  des  Atticismus  in  Rom  S.  501.  697. — 
Apollodoros  von  Pergamon  S.  504.  —  Theodoros  von  Ga- 
dara  S.  507.  —  Ein  unbekannter  stoischer  Rhetor  S.  611.  — 
Potamon  von  Mytilene  S.  512.  —  Antipatros  S.  515.  — 
Lesbökles  von  Mytilene  S.  516.  —  Theodoros:  Anweisung 
zur  Uebung  der  Stimme  S.  516. 
Sechsunddreissigstes  Capi'tel.     Lyrik  und  Epigramm     .    .     517—573 

Einleitung  S.  517.  697.  —  Kastorion  von  Soli  S.  518.  — 
Hermokles  von  Kyzikos  S.  518.  —  Isyllos  von  Epidauros 
S.  519.  —  Glauke  von  Chios  S.  521.  —  Archebulos  von 
Thera  S.  522.  —  Das  neue  Epigramm  S.  523.  —  Phalaekos 
S.  523.  —  Bo'iskos  von  Kyzikos  S.  524.  —  Asklepiades 
von  Samos  S.  524.  697.  —  Nikias  von  Miletos  S.  526.  — 
Erinna  von  Tenos  S.  527.  698.  —  Anyte  von  Tegea  S.  527. 
698.  —  Nossis  von  Lokri  in  Unteritalien  S.  527.  —  Posei- 
dippos  der  Epigrammatiker  S.  528.  698.  —  Hedylos  von 
Samos  oder  Athen  und  seine  Mutter  Hedyle  S.  632.  699.  — 
Theaetetos  S.  534.  —  Herakleitos  von  Halikarnassos  S.  534.  — 
Leonidas  von  Tarent  S.  534.  699.  —  Duris  von  Elaea  S.  538.  — 
Diotimos  von  Adramyttion  S.  538.  699.  —  Phaedimos  von 
Bisanthe  S.  539.  —  Archimelos  S.  539.  —  Dionysios  von 
Kyzikos  S.  540.  —  Mnasalkas  von  Sikyon  S.  540.  699.  — 
Theodoridas  von  Syrakus  S.  541.  —  Phaennos  S.  543.  — 
Pamphilos  S.  543.  —  Dioskurides  von  Alexandreia  (?) 
S.  543.  699.  —  Tymnes  S.  544.  —  Alkaeos  von  Messene 
S.  544.  699.  —  Samios  oder  Samos  der  Makedone  S.  546.  — 
Philippos  III  von  Makedonien  S.  547.  —  Damagetos  S.  547.  — 
Polystratos  S.  548.  —  Chaeremon  S.  548.  —  Hegesippos 
S.  548.  —  Hermodoros  S.  548.  —  Menekrates  S.  548.  — 
Pankrates  S.  549.  —  Perses  S.  549.  —  Phanias  S.  549.  — 
Euphemos  S.  549.  —  Parthenis  S.  549.  —  Polykleitos 
S.  549.  —  Agis  S.  549.  —  Andronikos  S.  549.  — r  Aristo- 
dikos  S.  549.  —  Ariston  S.  549.  —  Damostratos  (?)  S.  560.  — 
Hegemon  S.  550.  —  Hermokreon(?)  S.  550.  —  Karpliyllides 
S.  550.  —  Nikomachos  S.  550.  —  Philetas  von  Samos 
S.  550.  -—  Philoxenos  S.  551.  —  Xenokritos  von  Rhodos 
S.  551.  —  Artemon  S.  661.  —  Athenaeos  S.  551.  —  Ni- 
karchos  der  Aeltere  S.  551.  699.  —  Antipatros  von  Sidon 
oder  Tyros  S.  551.  —  Meleagros  von  Gadara  S.  565.  — 
Andere  Florilegien  S.  558.  —  Archias  von  Antiocheia 
S.  559.  699.  —  Tullius  Laurea  S.  560.  —  Q.  Mucius  Scae- 
vola  S.  560.  —  Pitholaos  von  Rhodos  S.  560.  —  Philo- 
demos  von  Gadara  S.  561.  —  Krinagoras  von  Mytilene 
S.  561.  699.  —  Schlussbemerkungen  S.  565.  —  Die  Antho- 
logie S.  566.  700. 
iebenunddreissigstes  Capitel.  Novelle.  Roman.  Brief- 
litteratur 574—601 

Novelle:  Aristeides  von  Miletos  S.  574.  700.  —  Eubios 


XIV  Inhalt. 

Seite 

S.  700.  —  Spuren  eines  wirklichen  Romans  S.  574.  — 
Asopodoros  von  Phlius  und  Antheas  von  Lindos  S.  577.  — 
Die  Keime  des  Alexanderromans  S.  578.  —  Gefälschte 
Briefe:  Pseudo- Aristoteles  S.  579,  Pseudo-Platon  S.  581, 
Pseudo-Isokrates  S.  585,  Pseudo-Speusippos  S.  586,  Pseudo- 
Timonides  S.  589,  Pseudo -Demosthenes  S.  589,  Pseudo- 
Philippos  S.  592,  Pseudo- An tipatros 'S.  593.  701,  Pseudo- 
Antigonos  S.  593 ,  Pseudo  -  Alexandros  S.  594 ,  Pseudo- 
Agesilaos  S.  595,  Pseudo-Menekrates  S.  595,  Pseudo  -Ly- 
kurgos  S.  596,  Pseudo- Antiochos  S.  596,  Pseudo-Eumenes 
S.  696,  Pseudo-Amasis  S.  596,  Pseudo-Pherekydes  S.  596, 
Pseudo-Thales  S.  596  701,  Pseudo-Thrasybulos  (von  Mi- 
letos)  S.  596,  Pseudo-Periandros  S.  596,  Pseudo- Anaximenes 
S.  596,  Pseudo  -  Cheilon  S.  596,  Pseudo -Solon  S.  596, 
Pseudo-Peisistratos  S.  596,  Pseudo-Pittakos  S.  596,  Pseudo- 
Diokles  von  Karystos  S.  596,  Pseudo-Dionysios  d.  Jüngere 
S.  597,  Pseudo-Telauges  S.  597,  Pseudo-Pythagoras  S.  597, 
Pseudo -Archytas  S.  598,  Pseudo  -Erastos  und  Pseudo- 
Koriskos  S.  598,  Pseudo-Aeschines  der  Sokratiker  S.  598. 
701,  Pseudo- Anacharsis  S.  599,  Pseudo -Cicero  S.  599, 
Pseudo  -  Brutus  S.  599,  Pseudo  (?)-Menedemos  8.  600.  — 
Sonstige  Brieflitteratur  S.  600. 

Achtunddreissigstes    Capitel.      Die    jüdisch -hellenistische 

Litteratur 601—666 

Einleitung  S.  601.  —  Die  Sage  von  den  siebenzig  Dol- 
metschern S.  604.  —  Pseudo  -  Aristeas  Brief  an  Philo- 
krates  S.  607.  —  Die  Septuaginta  im  weiteren  Sinne 
S.  609.  —  Die  Apokryphen  des  Alten  Testaments:  drittes 
Buch  Esra  S.  612,  Zusätze  in  Esther  und  Daniel  S.  614, 
Gebet  des  Manasse  S.  615,  Brief  des  Jeremias  S.  615, 
Tobit  S.  615,  Judith  S.  615,  erstes,  zweites  und  drittes 
Buch  der  Makkabaeer  S.  618,  Sirach  S.  620.  701,  Weis- 
heit Salomons  S.  621.  701.  —  Einflüsse  der  hellenischen 
Bildung  und  allmähliche  Entstehung  einer  jüdisch-griechi- 
schen Religionsphilosophie  in  Alexandreia  S.  623.  —  Ari- 
stobulos  von  Alexandreia  S.  629.  —  Pseudo  -  Orpheus 
S.  634.  —  Das  dritte  Buch  der  sibyllinischen  Orakel 
S.  635.  —  Pseudo-Phokylides  S.  639.  —  Psendo-Hekataeos 
S.  644.  —  Artapanos  oder  Pseudo -Artapanos  S.  646.  — 
Demetrios  S.  647.  —  Eupolemos  S.  648.  —  Aristeas 
S.  651.  —  Kleodemos  oder  Malchos  S.  662.  —  Pseudo- 
Eupolemos  S.  652.  —  Ezechiel  S.  663.  —  Philon  der  Aeltere 
S.  654.  —  Theodotos  S.  655.  —  Schlussbemerkungen 
S.  655.  —  Chronik  des  Iohannes  Hyrkanos  S.  656. 

Nachträge  und  Berichtigungen  erste  Folge 657—701 

Zum  ersten  Band:  Cap.  1.  S.  657.  — Cap.2:  Pseudo-Kebes 
S.  657.  —  Bion  S.  658.  —  Teles  S.  658.  —  Meleagros 
S.  658.   —  Dionysios  von  Herakleia   S.  658.    —   Epikuros 


Inhalt.  XV 

Seite 

S.  658.  —  Metrodoros  S.  658.  —  Krantor  S.  659.  —  Krates 
von  Thria  S.  659.  —  Arkesilaos  S.  659.  —  Lakydes 
S.  659.  —  Moschion,  Eubulos,  Melanthios  S.  659.  —  De- 
nietrios  von  Phaleron  S.  659.  —  Praxiphanes  S.  660.  — 
Demetrios  von  Byzantion  S.  660.  —  Cap.  4:  Philetas, 
Simias  von  Rhodos,  Dosiadas,  Herme sianax,  Alexandros 
der  Aetoler,  Parthenios  S.  660.  —  Cap.  5:  Theokritos 
S.  660.  —  Cap.  8:  Menandros ,  Diphilos,  Poseidippos 
S.  661.  —  Cap.  9:  Lykophron  S.  662.  —  Enphronios 
(Eup.hronidas) ,  Polydeukes,  Melanthios  S.  663.  —  Cap.  10: 
Aratos  S.  663.  —  Cap.  11:  Timokles  S.  663.  —  Cap.  12: 
r^a/nftaTtxot  und  ytQitLHOi  S.  663.  —  Antidoros  von  Kyme 
S.  664.  —  Zenodotos  S.  666.  —  TJtVaxas,  alexandrinisehe 
und  pergamenische  Bibliotheken  S.  666.  — *  Glaukos  von 
Samos  und  Hermokrates  von  Iasos  8.  668.  —  Lysanias 
von  Kyrene  S.  668.  —  Cap.  13:  Kalliinachos  S.  668.  — 
Cap.  14:  Apollonios  der  Rhoder  S.  670.  —  Neoptolemos 
von  Parion  S.  671.  —  Archias  S.  671.  —  Gedicht  von  der 
Liebe  des  Seilanion  S.  671.  —  C.  15.  S.  672.  —  Cap.  16: 
Aristophanes  von  Byzantion  S.  672.  —  Agallis  S.  673.  — 
Aristarchos  S.  673.  —  Cap.  17 :  Antigonos  von  Karystos  S.  673. 

—  Apollonios  S.  674.  —  Lysimachos  S.  674.  — Isigonos  S.674. 

—  Bolos  S.  674.  —  Antisthenes  S.  674.  —  Cap.  19:  Hera- 
kleides Lembos  S.  674.  —  Artenion  von  Kasandreia  S.  674.  — 
Pinakographische  Tabellen  S.  674.  —  Cap.  20:  Antigonos 
von  Karystos  S.  675.  —  Gab  es  überhaupt  einen  Kanon 
der  Maler  und  Bildner?  Pinakographische  Tabellen  der- 
selben S.  675.  —  Aristokles  S.  676.  —  Cap.  21:  Kleitar- 
chos,  Ptolemaeos  I,  Aristobulos  von  Kasandreia  S.  676.  — 
Timaeos  S.  677.  —  Duris  S.  678.  —  Philochoros  S.  678.  — 
Krateros  S.  678.  —  Manetho  S.  678.  —  Istros  S.  679.  — 
Pappos  S.  679.  —  Apollodoros  von  Erythrae  S.  679.  — 
Mnesiptolemos  S.  679.  —  Balakros  S.  679.  —  Hegesippos 
von  Mekyberna  S.  679.  —  Cap.  22:  Ophelias  S.  679.  —  Ti- 
mosthenes  S.  679.  —  Basilis  S.  679.  —  Agatharchides 
S.  679.  —  Artemidoros  von  Ephesos  S.  679.  —  Eudoxos 
von  Rhodos  S.  680.  —  Semos  S.  680.  —  Archelaos  von 
Kappadokien  S.  680.  —  Cap.  23:  Autolykos  S.  681.  — 
Kriton  von  Naxos  S.  681.  —  Athenaeos  d.  Mechan.  u.  A. 
S.  681.  —  Hipparchoa  S.  681.  —  Cap.  24:  Mnemon  S.  681.  — 
Kallimachos  der  Arzt  S.  682.  —  Zu  I.  S.  886  ff. :  Metro- 
doros, Theokritos,  Lykophron  S.  682.  —  Nikandros  S.  683.  — 
Antigonos  von  Karystos  S.  683. 

Zum  zweiten  Band  S.  683*). 


*)  Eine  speciellere  Angabe  ist  hier  nicht  erforderlich,  da  die  betreffen- 
den Seitenzahlen  gleich  oben  in  der  Inhaltsangabe  zu  jedem  Capitel  bei- 
gefügt sind. 


XVI  Inhalt. 

Seite 

Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge 701—714 

Zum  ersten  Band:  Cap.  2:  Zenon  von  Kition  S.  701.  — 
Antipatros  von  Tarsos  S.  701.  —  Dionysios  von  Kyrene 
S.  701.  711.  —  Kleitomachos  S.  701.  706.  710.  714.  — 
Cap.  6:  Herodas  oder  Herondas  S.  701.  —  Cap.  10:  Aratos 
S.  702.  —  Nikandros  S.  702.  —  Cap.  22:  Polemon  S.  702.  — 
Cap.  23:  Dositheos  S.  702.  —  Cap.  25:  Hegesias  S.  703. 
Zum  zweiten  Band  S.  703*). 

Noch  ein  paar  Druck-  und  Schreibfehler 714—715 

Alphabetisches  Register 716  —  771 


*)  Eine  speciellere  Angabe  der  betreffenden  Seitenzahlen  ist  auch  hier 
nicht  erforderlich. 


Sechsund  zwanzigstes  Capitel. 
Die  pergamenische  Philologenscliule. 

Als  Stifter  der  pergamenischen  Philologenschule  pflegt  K  rat  es 
von  Mallos  betrachtet  zu  werden,  und  insofern  nicht  mit  Unrecht, 
als  er  ohne  Zweifel  Derjenige  war,  welcher  ihr  vollständig  ihren 
eigenthünilichen  Charakter  aufprägte.  Dass  aber  die  Keime  dieser 
Richtung  bereits  älter  waren,  ergiebt  sich,  ganz  abgesehen  von 
Polemon1),  daraus,  dass  uns  schon  früher  ein  Schriftsteller  be- 
gegnet, dessen  ihn  von  anderen  Männern  gleiches  Namens  unter- 
scheidende Bezeichnung  „der  Kritiker"  sich  schwerlich  anders 
als  im  Sinne  des  pergamenischen  Philologen  verstehen  lässt2), 
obschon  oder  vielmehr  gerade  weil  seine  uns  bekannten  schrift- 
stellerischen Leistungen  dem  eigentlich -philologischen  Gebiete 
nicht  angehören.     Es  ist  dies  derjenige 

Herakleides3),  von  welchem  wir  zunächst  Nichst  weiter 
wissen,  als  dass  er  eine  Schrift  jzsqI  twv  bv  rrj  'EXXddi  nokeav 
verfasst  hat4),  von  welcher  wir  noch  drei  längere  Stücke  besitzen, 
deren  erstes  in  überaus  knapper  Form,  aber  mit  Witz,  Laune 
und  Anschaulichkeit,   mit  einer  „in  der   griechischen  Litteratur 


1)  S.  C.  22.  A.  114. 

2)  S.  C.  12.  A.  4—6.  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  165.  Denn  dass 
gerade  dieser  Beiname  in  dem  weiteren  Sinne  eines  die  höhere  und  die 
ästhetische  Kritik  betreibenden  Gelehrten  einem  Manne  gegeben  sei,  auf 
dessen  wenige  uns  bekannte  Schriften  diese  Charakteristik  nicht  passt,  und 
der  im  Uebrigen  ganz  verschollen  ist,  hat  keine  Wahrscheinlichkeit. 

3)  Vgl.  die  beiden  C.  19.  A.  50  angef.  Abhandlungen  von  G.  F.  Unger 
und  H.  Schrader. 

4)  Apollon.  Hist.  mirab.  19.  'HoanXEtörig  ds  6  xpmxos  (so  Olearius 
unzweifelhaft  richtig  statt  KorjxiHog)  sv  x<a  nsql  xiov  sv  xij  'EXXccSi  noXsayv 
xccxcc  xb  Ui\Xiov  oqoq  (pvso&ccL  cprjGiv  av.av^'av  hccqizoqpoqov ,  r)g  xov  Y.uqnbv 
idv  xiq  xoCipctg  pex*  kXccCov  -aal  vdaxog  XQlGV  T0  «vtov  r]  aXXov  aa^ia  %si- 
{icovog  ovxog  ov%  incciG&r}oexai  xov  ipv%ovg. 

SusMUHii,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.   II.  1 


2      Seclisundzwanzig8tes  Capitcl.     Die  pergamenische  Philologenschule. 

fast  unerreichten  unmittelbaren  Lebensfülle"5)  die  Wanderung 
des  Verfassers  durch  Athen,  Boeotien  und  Chalkis  darstellt, 
während   die  beiden  anderen   von    Thessalien   handeln6).     Diese 


5)  Wilamowitz  a.  a.  0.,  der  dies  von  der  ganzen  Schrift  sagt.  Aber 
mit  Recht  beschränkt  Schrader  S.  260  dies  Urtheil  auf  das  erste  Stück. 
Doch  s.  A.  6. 

6)  Das  erste  und  dritte  Bruchstück  steht  im  Cod.  Paris.  Suppl.  443 
(s.  C.  22.  A.  199)  p.  114,  13—121,  23  und  121,  24  ff.  zwischen  den  beiden 
metrischen  Fragmenten  von  Dionysios,  Sohn  des  Kalliphon,  ohne  Titel, 
das  zweite  auch  ohne  Titel  im  Cod.  Paris.  571  (aus  dem  15.  Jahrh.},  und 
zwar  dergestalt,  dass  das  Ende  desselben  auch  noch  den  Anfang  des  dritten 
mit  umfasst;  zuerst  ward  es  von  Hudson  aus  einem  Cod.  Güdianus,  in 
welchem  es  die  Ueberschrift  'Avayqacpri  tov  IIr}Xiov  ogovg  trug,  heraus- 
gegeben. Mit  Recht  jedoch  nimmt  Müller  G.  G.  M.  I.  S.  LI  f.  an,  dass  der 
Titel  'A&rjvcclov  noXsoov  o-nainiocxcc  jtccfc  odol  nui  TtsQiitXovg  im  Cod.  Paris. 
443.  p.  106  an  eine  falsche  Stelle  gerathen  ist  und  sich  vielmehr  auf  diese 
Fragmente  beziehen  soll,  oder  vielmehr  dass  diese  letzteren  an  einen  un- 
richtigen Platz  gekommen  sind;  aber  da  Müller  selbst  nicht  minder 
richtig  erkennt,  dass  jener  Titel  nur  nach  dem  Inhalt  (und  nicht  besonders 
glücklich)  zurechtgemacht  ist,  so  hätte  er  um  so  weniger  auch  seinerseits 
glauben  sollen,  dass  der  Verfasser  wohl  wirklich  ein  Athener  gewesen  sei, 
da  derselbe  sich  deutlich  genug  vielmehr  als  einen  dort  Fremden  zu  er- 
kennen giebt,  welcher  auf  seiner  Wanderung  durch  Hellas  auch  dorthin 
kommt,  s.  auch  Unger  S.  483.  Glücklicherweise  findet  sich  nun  aber  die 
bei  Apollonios  angeführte  Stelle  (s.  A.  4)  im  zweiten  Fragment  §.  5  wieder, 
und  dadurch  sind  denn,  wie  wiederum  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  198  und 
a.  a.  0.  erkannte,  sowohl  der  Name  des  Verfassers  als  der  Titel  des  Buches 
festgestellt.  Denn  der  Zweifel  von  Schrader  a.  a.  0.,  ob  nicht  der  Ur- 
heber des  ersten  Stückes  ein  anderer  als  der  der  beiden  übrigen  sei,  geht 
doch  wohl  zu  weit:  sind  auch  die  Vorzüge,  die  jenes  auszeichnen,  diesen 
nicht  eigen,  so  ist  doch  der  Abstand  nicht  gross  genug,  um  solchen  Ver- 
dacht zu  rechtfertigen.  Die  Ausgaben  der  Bruchstücke  des  H.  und  jenes 
Dionysios  trugen  früher  den  Namen  des  Dikaearchos,  da  am  Ende  des 
zweiten  Fragments  von  Dionysios  (p.  123,  20  bis  124  z.  E.)  Aivluiö.qiqv 
uvayQCKprj  'EXXdöog  steht,  vermuthlich  weil  man  denjenigen  Theophrastos, 
welchem  Dionysios  sein  Lehrgedicht  widmete  (V.  1—23.  p.  111,  9  ff.),  für 
den  berühmten  Schüler  .des  Aristoteles  hielt,  und  da  die  Herausgeber  sich 
nun  ferner  einbildeten,  die  prosaischen  Stücke  seien  Reste  vom  BCog 
'EXXddog  des  Dikaearchos.  Aber  dieser  Dionys.  hat  seinen  eignen  Namen  und 
den  seines  Vaters  (wie  Lehrs  Rhein.  Mus.  N.  F.  II.  1843.  S.  354  f.  und  im 
Wesentl.  lange  vorher  schon  ein  Basler  Conrector  Kirchner  [s.  H.  Sauppe 
Philol.  XI.  S.  390  f.]  erkannte),  seine  Heimat  Alexandreia  und  seine  Zeit  unter 
Hadrianus  (s.  Leue  Zeit  u.  Heimat  des  Perieg.  Dionys.,  Philol.  XLII.  1884. 
S.  176—178)  selber  durch  Akrosticha  bezeichnet,  u.  ferner  s.  A.  4.  Die  sämmt- 
lichen  Ausgaben  sind  folgende:  H.  Stephanus,  Paris  1589.  8.  (mit  lat. 
Uebers.),  Hoeschel  in  den  Geogr.  min.,  Augsburg  1600.  8.  mit  Hinzufügung 


Herakleides  der  Kritiker.  3 

„hellenischen  Städtebilder"  sind  zwischen  192  u.  191  geschrieben7). 
Demselben  Herakleides  gehört  aber  vermuthlich  auch  eine  andere 
Schrift  tceqi  vr\(5cov  an8). 


des  zweiten  metr.  Bruchstücks,  Gronov  Thes.  antiqu.  Gr.  XI,  1699  fol., 
Hudson  Geogr.  min.  T.  II,  Oxford  1703,  Wiener  Sammlung  Bd.  1,  1807.  8., 
Marx  in  Creuzer  Melet.  III,  Leipzig  1819.  8.  (der  zuerst  die  Urheberschaft 
des  Dikaearchos  verwarf),  Manzi,  Rom  1819.  4.  (mit  Hanno),  Celidonio 
Errante  I  frammenti  di  Dicearco,  Palermo  1822.  8.,  Gail  Geogr.  min.  T.  II, 
Paris  1828.  8.,  A.  Butt  mann  De  Dicaearcho  eiusque  operibus,  quae  in- 
scribuntur  Biog  'EXXccdog  et  'Avctyquopri  'EXXccdog,  Naumburg  1832.  4.  (Progr. 
v.  Pforte).  S.  43  ff.,  Fuhr  Dicaearchi  quae  supersunt,  Darmstadt  1841.  8. 
S.  459  ff.,  Letronne,  Paris  1840.  8.,  Meineke,  Berlin  1846.  12.  (s.  C.  22. 
A.  204),  Müller  G.  G.  M.  1.  S.  LI— LIII.  97—110. 

7)  Nämlich  nach  der  in  Athen  eingetretenen  dovXeia  (Fr.  1.  §.  2),  d.  h. 
dem  Einzug  der  von  Flamininus  im  Sommer  192  in  den  Peiraeeus  gebrachten 
achaeischen  Besatzung  (Liv.  XXXV,  50,  3,  vgl.  auch  XXXVI,  20,  7  f.  42,  7) 
und  vor  dem  Aufhören  der  dovXei'u  in  Chalkis  (Fr.  1.  §.  30.  dovXsvovtsg  . . . 
noXvv  7]dr}  xqovov),  d.  h.  vor  dem  Abzüge  der  syrischen,  von  Antiochos 
dem  Grossen,  nachdem  die  Stadt  früher  lange  von  den  Makedonien!  (Polyb. 
XVII,  11)  und  dann  von  den  Römern,  beziehentlich  Achaeern  besetzt  ge- 
wesen war  (Liv.  XXXIV,  51.  XXXV,  39.  50),  zurückgelassenen  Truppen  im 
Sommer  191  (Liv.  XXXVI,  21,  1  ff.).  Die  rechtlosen  Zustände  in  Theben 
haben  nach  Fr.  1.  §.  16  schon  mindestens  30  Jahre  gedauert:  dies  ist  eine 
Uebertreibung,  denn  nach  Polyb.  XX,  6.  XXIII,  2  (wo  Unger  mit  Recht 
§.  2  ivvsa  für  nsvrs  schreibt)  dauerten  sie  (unter  der  Herrschaft  der  make- 
donischen Partei)  überhaupt  nur  29  Jahre,  216—187,  doch  mag  es  in  den 
letzten  Zeiten  vor  216  auch  wohl  bereits  nicht  viel  besser  zugegangen  sein. 
Das  171  (s.  Liv.  XLII ,  63 ,  3  ff.)  zerstörte  Haliartos  besteht  noch  (Fr.  1. 
§.  25),  ebenso  der  im  Winter  172/1  (Polyb.  XXVII,  2.  Liv.  XLII,  44)  auf- 
gelöste boeotische  Bund  (Fr.  1.  §.  16).  S.  das  Genauere  bei  Unger 
S.  484—488.  Andrerseits  wurde  Demetrias  (Fr.  2)  von  Demetrios  Polior- 
ketes  zwischen  294  und  287  gegründet  und  Fr.  1.  §.  11  wird  der  erst  seit 
289  (s.  C.  8.  A.  106)  thätige  Komiker  Poseidippos  angeführt.  Und  so  setzte 
schon  Müller  die  Schrift  zwischen  250  und  200  und  ähnlich  Wilamo- 
witz  a.  a.  0.  „etwa  gleichzeitig  mit  den  Viten  des  Antigonos",  annähernd 
richtig,  aber  doch  etwas  zu  früh  (vgl.  C.  17.  A.  31—34).  Sollte  gar  der 
Verdacht  von  Sehr  ad  er  (s.  A.  6)  gegründet  und  also  das  erste  Fragment 
nicht  von  Herakleides  dem  Kritiker  sein,  so  wäre  es  möglich,  dass  Letzterer 
noch  später  gelebt  habe  und  erst  etwa  ein  Schüler  des  Krates  von  Mallos 
gewesen  sei.  Wachsmuth  Archaeol.  Z.  XVIII.  1860.  Sp.  110  u.  W.  Gurlitt 
Ueb.  Pausanias  S.  186  f.  verlegen  sogar  jenes  Fragment  selbst  erst  in  eine 
spätere  Zeit,  jener  zwischen  164  vor  und  128  nach  Chr.,  dieser  zwischen 
164  und  86  v.  Chr.,  indem  sie  die  Worte  §.  1.  'OXv^ntiov  ri^itEXsg  per  .  .  . 
yev6{ievov  d'  av  ßeXtiotov,  si'nsQ  ovvstsXs6&r}  nicht  auf  den  alten,  freilich 
sehr  in  den  Anfängen  stecken  gebliebenen  Bau  des  Peisistratos,  sondern 
auf  den  des  Antiochos  IV  Epiphanes  (175 — 164)  beziehen,  vgl.  Strab.  IX.  396. 

1* 


4      Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philologenschule. 

Krates,  Sohn  des  Tiniokrates,  von  Mallos9)  war,  wie  schon 
bemerkt,  ein  Zeitgenosse  des  Aristarchos  und  des  Demetrios  von 
Skepsis10)  und  ein  stoischer  Philosoph11),  vermuthlich  Schüler 
des  Diogenes  von  Seleukeia12)  und  ward  von  Attalos  II  Phila- 
delphos  um  die  Zeit  vom  Tode  des  Ennius  (168),  also  noch  bevor 
Attalos  159  die  Regierung  übernahm,  nach  Rom  gesandt,  wo  er 
ein  Bein  brach,  aber  die  Zeit  seiner  Herstellung  benutzte,  um 
Vorträge  zu  halten,  und  dadurch  den  Römern  philologische 
Anregungen    gab13).      Von    seinen    Schülern    war   Panaetios   der 


xö  'OXvfiniov ,  oiteq  fiiiitsXeg  ytazsXi7ie  xsXsvxmv  b  ccvcc&elg  ßcc6iXevg.  Wie 
sich  dabei  Gurlitt  (der  die  Abh.  Ungers  nicht  zu  kennen  scheint)  mit 
der  dovXsicc  in  Athen  abfindet,  möge  man  bei  ihm  selber  nachlesen  und 
danach  selbst  urtheilen;  über  alle  jene  anderen  Punkte  schweigt  er. 

8)  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  197  f.  G.  G.  M.  I.  S.  LII.  Die  vier  Fragmente 
b.  Steph.  'SlXiccoog,  Harpokr.  Zxqv^tj,  Plin.  N.  H.  IV.  §.  70  (vgl.  Ind.  IV) 
und  Suid.  Ncc£og  hat  Müller  am  ersteren  Ort  S.  197b.  A.  1  (den  Detlefsen 
im  Register  zu  Plin.  u.  d.  W.  Heraclides  Ponticus  seltsam  missverstanden 
hat)  zusammengestellt.  Im  ersten  heisst  der  Verfasser  'HQav.Xsidrjg  6  Uov- 
xmog  (quod  vix  recte  habet  sagt  mit  Recht  Müller  G.  G.  M.  I.  S.  LII.  Anm.), 
sei  es  nun  dass  dies,  wie  Schrader  S.  255  meint,  ein  Versehen  des  Ste- 
phanos  oder  dass  6  TL.  als  eine  in  den  Text  gedrungene  Randbemerkung 
zu  streichen  oder  endlich  dass  es  in  6  HQiTinog  zu  verwandeln  ist.  An  den 
anderen  Stellen  steht  einfach  *HQctHXeidrjg,  an  der  zweiten  jedoch  (vgl. 
C.  17.  A.  89)  mit  dem  Zusatz  77  (Pdootscpocvog ,  was  entweder  bedeutet: 
Philostephanos  in  der  Anführung  bei  H.  oder  umgekehrt  (was  chronologisch 
ebenso  gut  möglich  ist):  H.  in  der  Anführung  bei  Philost.  oder  endlich, 
dass  die  Schrift  7zeqI  vr\6(ov  zwischen  H.  und  Philost.  streitig  war.  Unter 
diesen  drei  Möglichkeiten  lässt  sich  nicht  entscheiden;  dass  Unger  S.  504 
ohne  Weiteres  die  erste  ergreift,  ist  reine  Willkür.  „Vielleicht  ist  die 
dritte  die  wahrscheinlichste,  da  man  sonst  eher  xai  als  77  erwartet" 
(Knaack);  s.  indessen  C.  22.  A.  173  z.  E. 

9)  B.  Thiersch  De  schola  Cratetis  Mallotae  Pergamena,  Dortmund 
1834.  4.  (Steht  mir  nicht  zu  Gebote).  Lübbert  Zur  Charakteristik  des 
Krates  von  Mallos,  Rhein.  Mus.  XL  1857.  S.  428-443.  C.  Wachsmuth 
De  Cratete  Mallota,  Leipzig  1860.  8.  mit  Fragms. 

10)  C.  22.  A.  225. 

11)  Suid.  Koccxrjg  TipoxQCiXovg  MccXXcoxng,  cpiXo6orpog  otcoiHog,  og  syiXrj&r} 
"0\iriQi%6g  v.a.1  Y.QitLY.bg  diu  xr\v  »tat  nsgl  xovg  ygcc[i(iccxiKovg  v.a.1  noir\xi%ovg 
Xoyovg  uvxov  IniGxaGiv ,  avyxQOvog  'Aqlgxccq%ov  xov  ygocfificcxiTiov  snl  FLxoXe- 
[icu'ov  xov  &>iXo{irixoQog.  Vgl.  La.  Di.  IV,  23  im  Homonymenverzeichniss : 
sßSo(iog  (KQCcxrjg)  MaXXcoxrjg  yQ<X[i[iaxw6g  u.  A.  14. 

12)  Vgl.  C.  2.  A.  362. 

13)  Sueton.  de  gramm.  et  rhet.  2.  p.  100  Reiffersch.  Primus  igitur, 
quantum  opinamur,  Studium  grammaticae  in  urbem  intulit  Crates  Mallotes 
Aristarchi  aequalis,  qui  missus  ad  senatum  ab  Attalo  rege  inter  secundum 


Krates  von  Mallos.  5 

berühmteste1'1);  ausserdem  wird  in  zuverlässiger  Weise  ausdrück- 
lich nur  noch  Tauriskos  genannt15),  sicher  aber  gehörten  zu 
ihnen  mehrere  derjenigen  Männer,  welche  als  Krateteer  be- 
zeichnet werden.  Bekannt  ist  sein  schon  oben 16)  erwähnter 
heftiger  Streit  mit  Aristarchos17),  und  so  weit  es  sich  bei  dieser 
Fehde  um  die  Auslegung  des  Homeros  und  Hesiodos  handelte, 
war  Letzterer  vollkommen  im  Recht.  Denn  Krates  machte  nicht 
bloss  im  Uebrigen  jene  durch  die  allegorische  Erklärung  nament- 
lich auch  der  Götter18)  und  Göttermythen  bereits  zu  Stoikern, 
sondern  er  legte  ihnen  auch  schon  die  ganze  mathematische 
Geographie  der  Stoiker  bei19).  Dass  sich  bereits  Homeros  und 
Hesiodos  die  Erde  als  kugelgestaltig  gedacht  haben  sollten20), 
war  dabei  das  Wenigste.  Homeros  sollte  genau  auch  schon 
die  Zonen  und  Alles,  was  damit  zusammenhängt,  gekannt  haben, 
und  die  von  Kleanthes21)  entlehnte  Vorstellung,  dass  der  Ocean 
sein  eigentliches  Bett  in  der  heissen  Zone  habe  und  von  da  im 
äussersten  Westen  und  Osten  nach  beiden  Polen  je  zwei  grosse 
Arme  entsende,  die  also  einen  zweiten  Meeresring  um  die  Erde 
bilden  und  durch  ihre  Gegenströmung  Ebbe  und  Flut  erzeugen 
und  die  beiden  gemässigten  Zonen  in  je  zwei  Hälften  theilen22), 

ac  tertium  Punicum  bellum  sub  ipsam  Enni  mortem,  cum  regione  Palatii 
prolapsus  in  cloacae  foramen  crus  fregisset,  per  omne  legationis  simul  et 
valetudinis  tempus  plurimas  acroasis  subinde  fecit  assidueque  disseruit,  ac 
nostris  exemplo  fuit  ad  imitandum  etc.  (s.  A.  50).  Vgl.  Wachsmuth  S.  5.  6  f. 
J4)  Strab.  XIV.  676.  svtsv&ev  (näml.  aus  Mallos)  r\v  Kqdtr\g  6  yQccfi- 
ficctL-nog ,  ov  cpr\ai  yevsa&cu,  /xa^r^g  6  Uavaixiog. 

15)  S.  C.  12.  A.  5.  Weiter  wissen  wir  von  diesem  Manne  Nichts.  In 
Bezug,  auf  Alexandros  den  Polyhistor  s.  C.  33.  A.  51. 

16)  C.  16.  A.  111 b. 

17)  Suid.  'AQiotUQXog.  nal  KQuxrjxi  tw  ygafifiaxLnm  [Ifcpya/Lujvw]  nXtl6xa 
dirjfiiXXr'ioccto  iv  TIsQyd^(p  (ovxCy  (so  Bernhardy).  Vgl.  Bibacul.  b.  Sueton. 
a.  a.  0.  11.  p.  110.  iecur  Cratetis. 

18)  Apollon  =  Sonne,  Hera  =  Luft,  Zeus  =  Himmel,  Schol.  A  Z,  239. 
Wachsmuth  S.  62. 

19)  Vortrefflich  handelt  hierüber  Lübbert  S.  428—438.  Vgl.  Wachs- 
muth S.  22 — 28.  Ueber  seine  Deutung  des  Tartaros  (f),  478 f.)  s.  Steph. 
TaQTccQog.     Wachsmuth  S.  24  f.  41. 

20)  Schol.  Hes.  Theog.  126.  142. 

21)  Gemin.  El.  astron.  p.  52  a  Pet.  65  Halma.  Macrob.  Sat.  I,  23,  2. 
Wachsmuth  S.  23  f.     Vgl.  C.  2.  A.  226.  294. 

22)  Macrob.  Somn.  Scip.  II,  9,  1.  Kleomed.  p.  15  ff.  19  f.  Bake,  üeber 
die  Polemik  des  Seleukos  von  Seleukeia  gegen  diese  Lehre  s.  C.  23. 
A.  264.  265. 


6     Sechsundzwanzigstes  Capitel.    Die  pergamenische  Philologenschule. 

wurde  in  die  Odyssee  hineingedeutelt23).  Damit  hängt  es  denn 
auch  zusammen,  dass  Krates  die  Irrfahrten  des  Odysseus  in  das 
äussere  Meer  verlegte24),  worin  ihm  übrigens  unter  den  Alexan- 
drinern selbst  mindestens  Eratosthenes  bereits  vorangegangen 
war25).  Aber  Krates  knüpfte  an  diese  Annahme  die  abenteuer- 
lichsten Phantastereien  an.  Das  Laestrygonenland  nämlich  deutete 
er26)  auf  eine  Polargegend,  vermuthlich27)  Thule28),  und  noch 
nördlicher  sollten  die  Kimmerier  wohnen 28b).  Den  Menelaos  liess 
er29)  von  Gadeira  nach  Indien  fahren,  d.  h.29)  die  Erde  von 
Osten  nach  Westen  umsegeln30),  und  zwar  genau  in  sieben 
Jahren31).     Und    zum    Zwecke    solcher   Künste    verschmähte    er 

23)  Nämlich  (i,  1  f.  263  f.  cc,  23  f.  (vgl.  A.  33).  Strab.  I.  p.  4  f.  31. 
II.  103.  Gemin.  53  d  Pet.  66  Halma.  Lübbert  S.  434.  435  f.  Wachs- 
muth  S.  23  f.  46  f.  52. 

24)  Gell.  XIV,  6,  3.  utrum  sv  zrj  sgco  ftaXccoar]  TJlixes  erraverü  xoct3 
'Aqi6xuq%ov  an  iv  tij  l^co  ttarä  KQutrjxcc.  Im  Allgemeinen  s.  Strab.  III.  157. 
Wachsmuth  S.  23. 

25)  Anderer  Meinung  war  Kallimachos  gewesen,  dem  aber  Apollodoros 
diese  Lehre  des  Eratosthenes  mit  scharfem  Tadel  entgegenhielt  (Strab. 
I.  p.  44.  VII.  299,  vgl.  auch  I.  p.  23).  Es  wäre  auffallend,  ja  es  ist 
geradezu  unglaublich,  dass  er  diesen  Tadel  nicht  auch  gegen  Aristarchos 
gerichtet  haben  sollte,  wenn  auch  dieser  wirklich  ein  so  entschiedener 
Gegner  des  Exokeanismos  gewesen  wäre,  wie  man  nach  der  Angabe  des 
Gell,  glauben  müsste.  Letztere  ist  daher  in  dieser  Schroffheit  schwerlich 
richtig,  vielmehr  dürfte  der  Exokeanismos  seit  Eratosthenes  mehr  oder 
weniger  Gemeingut  auch  der  alexandrinischen  Schule  und  also  auch  dem 
Aristarchos  nicht  ganz  fremd  gewesen  sein.  S.  Berger  Die  geogr.  Fragmm. 
des  Erat.  S.  24—28. 

26)  Nach  x,  86. 

27)  Lübbert  S.  435,  vgl.  Ptolem  Almag.  p.  87  Halma. 

28)  Schol.  Arat.  63,  vgl.  Gemin.  p.  30  Halma. 

28 b)  X,  17.  Oder,  wie  er  wegen  einer  vermeintlichen  Anspielung 
Aristoph.  Ran.  187  schrieb,  die  Kerberier,  s.  Gemin.  23  e  P.  31  H.  Eustath. 
in  Od.  X,  19.  p.  1671,  60  f.  Lübbert  S.  435.  Wachsmuth  S.  24.  51  f. 
Vgl.  auch  C.  29.  A.  200. 

29)  S.  Lübbert  S.  436 f.  Doch  vgl.  Lehrs  Arist.3  S.  244  (x255.  2248): 
„Menelaum  voluit  circa  Africam  navigantem,  sive  aliter  ille  quem  statuit 
7i£Qi7ilovg  intelligendus  est  (v.  Luebbert  l.  I.),  ad  Indos  venisse". 

30)  Strab.  I.  p.  38.  So  dass  mithin  „in  der  Phantasie  dieses  Mannes 
bereits  still  ein  Gedanke  aufgekeimt  war,  der  später  von  welthistorischer 
Bedeutung  werden  sollte".  (Lübbert  S.  436).  —  Für  'Egs^ßoL  (d,  84) 
schrieb  er  'Eqe(ivol  und  verstand  die  Inder,  s.  Wachsmuth  S.  48.  Lud- 
wich  Aristarchs  hom.  Textkr.  I.  S.  538  f.  (vgl.  C.  30.  A.  8). 

31)  Lübbert  S.  437  f.:  „Legte  er  für  den  Umfang  der  Erde  die  Erato- 
sthenische  Bestimmung  von  252  000  Stadien  zu  Grunde,  so  fand  sich,  dass, 


Krates  von  Mallos.  7 

neben  anderen  Gewaltsamkeiten  und  Spitzfindeleien32)  gelegent- 
lich auch  willkürliche  Textänderungen  nicht33),  so  conservativ  er 
im  Uebrigen  im  Homeros  wie  im  Aristophanes  und  so  sehr  die 
Auslegung  vor  der  Textkritik  Gegenstand  seines  Interesses  war34). 
Das  sorgsame  Bemühen  des  Aristophanes  von  Byzanz  und  des 
Aristarchos  einen  festen  homerischen  Sprachgebrauch  herzustellen 
sah  er  nämlich  als  Kleinigkeitskrämerei  an,  und  wenn  er  auch 
zuweilen  mit  Recht  einer  übertriebenen  Gleichmacherei  von  Seiten 
des  Aristarchos  entgegentrat35),  so  verfiel  er  doch  in  das  schlimmere, 
entgegengesetzte  Extrem  den  Dichtern  jede  mögliche  Licenz  zu 
gestatten36).  Doch  hängt  dieser  Punkt  mit  einem  anderen  zu- 
sammen, nämlich  mit  dem  Streit  zwischen  Beiden  über  Aualogie 
und  Anomalie,  und  hier  war  Krates  mehr  im  Recht  als  Aristar- 
chos 37).     In   diesem   Streit   handelte   es    sich   nämlich   durchaus 


wenn  Menelaus  in  sieben  Jahren,  jedes  zu  360  Tagen  gerechnet,  diesen 
Weg  zurücklegte,  er  täglich  eine  Fahrt  von  100  Stadien  (=  */7  Grad)  ge- 
macht hatte,  eine  runde  Durchschnittszahl,  welche,  wenn  die  Hindernisse 
und  der  stellenweise  Aufenthalt  eingerechnet  wurden,  dem  Pergamenischen 
Gelehrten  wohl  annehmbar  dünken  konnte.  Die  fünfmal  sieben  Tage, 
welche  übrig  blieben,  wurden  durch  die  nach  Beendigung  der  Fahrt  statt- 
iindenden  Ereignisse  in  Pharos  Odyss.  d,  360  ff.  und  580  ff.  ausgefüllt,  so 
dass  Menelaus  mit  dem  ersten  Tage  des  achten  Jahres  in  Sparta  eintreffen 
konnte;  denn  dass  in  der  Tbat  Krates  des  Dichters  Angabe  so  ganz  streng 
nahm,  darf  man  nach  allen  Proben  seiner  Erklärungsweise  wohl  glauben. 
Auf  die  Frage  .  .  .  wie  unter  diesen  Voraussetzungen  die  Rückkehr  des 
Menelaus  aus  dem  Indischen  ins  innere  Meer  vermittelt  worden  sei,  ertheilt 
Strabo  Bescheid,  indem  er  auch  Krates  den  Grammatikern  beizählt,  welche 
den  Isthmus  zwischen  dem  Arabischen  und  Aegyptischen  Meer  in  Homeri- 
scher Zeit  noch  unbekannt  sein  lassen". 

32)  S.  Wachsmuth  S.  27. 

33)  2,  488  f.  a,  24.  X,  17.  8,  84.  211,  vgl.  Wachsmuth  S.  27.  46  f. 
49.  51  f.     Lübbert  S.  435.     Vgl.  A.  23.  28b.  30. 

34)  S.  Wachsmuth  S.  19—21.  Vgl.  La  Roche  Homer.  Textkrit. 
S.  67,  welcher  von  den  wenigen  homerischen  Lesarten  des  K.  nur  zwei 
(A,  754.  $,  323)  für  der  Berücksichtigung  werth  erklärt.  Eine  Zusammen- 
stellung seiner  Abweichungen  im  Einzelnen  von  Aristarchos  in  der  Er- 
klärung und  Kritik  des  Homeros  giebt  Wachsmuth  S.  28  f. 

35)  S.  Wachsmuth  S.  19  f. 

36)  Wie  sehr  er  auch  hierin  an  Chrysippos  seinen  Vorläufer  hatte, 
zeigt  Wachsmuth  S.  18.  A.  2.  Ueber  seinen  gelegentlichen  Anschluss  an 
Zenodotos  und  Eratosthenes,  mit  denen  er  einen  unterschiedslosen  Gebrauch 
des  Duals  und  Plurals  bei  Homeros  annahm  (vgl.  Friedländer  Ariston. 
S.  15.  A.  2)  s.  Wachsmuth  S.  20  f. 

37)  Dies  haben  Lübbert  S.  440ff.  u.  bes.  Wachsmuth  S.  8— 17  gezeigt. 


8      Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philologeiischule. 

nicht38)  uni  die  allgemeine,  von  den  Philosophen3813)  längst  ver- 
handelte Frage,  ob  die  Sprache  ein  Erzeugniss  der  Natur  (cpvösi) 
oder  blosser  Satzung  (&60EI,)  sei,  also  auch  nicht  darum,  ob  über- 
haupt in  ihr  Regeln  herrschen  oder  Alles  sich  lediglich  nach 
dem  Gebrauche  bestimme.  In  diesem  allgemeineren  Sinne  ent- 
schieden sich  vielmehr  die  Stoiker  ihrer  ganzen  Lehre  gemäss 
vielmehr  für  das  Erstere,  also  für  die  Analogie39),  nur  dass  sie 
mit  Recht  auch  die  Bildung  von  Ausnahmen  und  Abweichungen 
durch  den  Gebranch  anerkannten40).  Der  Streit  drehte  sich  viel- 
mehr bloss  in  zweiter  Linie  um  die  Conjugation  und  in  erster 
um  die  Declination41),  und  hier  hatte  Aristophanes  von  Byzanz 
durch  Aufstellung  fester  Regeln  die  Nomina  in  bestimmte  Classen 
zu    ordnen    gesucht,    indem    er    fünf    Gesichtspunkte42),    denen 

38)  Wie  man  früher  glaubte. 

38 b)  Besonders  lehrreich  ist  hierüber  bekanntlich  Piatons  Kratylos. 

39)  Orig.  c.  Cels.  I,  24.  ni{LOV[isv<ov  zgjv  nqoazcov  cpcovav  zcc  itQaypcczu 
xa#'  (ov  zä  öv6(iazcc.     Vgl.  La.  Di.  VII,  44.  83.     Wachsmuth  S.  8  f.  16  f. 

40)  Augustin.  princ.  dial.  6.  S.  die  weiteren  Belege  bei  Wachsmuth 
S.  13  f.  Ganz  besonders  kommen  hier  die  3  Bücher  des  Chrysippos  nsoi 
zr\g  ccvcouccU'ccg  XQog  zJiavcc  (La.  Di.  VII,  192  giebt  4  Bücher  an)  in  Be- 
tracht: Varr.  L.  L.  IX,  1.  nesciunt  docere  quam  discere  quae  ignorant,  in 
quo  fuit  Grates  nobilis  grammaticus ,  qui  frctus  Chrysippo  homine  acutissimo, 
qui  reliquit  nsgi  uvcoyLccXiccg  tres  libros,  contra  analogian  atque  Aristarchum 
est  nixus,  sed  ita,  ut  scripta  iudicant  eins,  ut  neutrius  videatur  pervidissc 
voluntatem,  quod  et  Chrysippus,  de  inaequabilitate  cum  scribit  sermonis, 
propositum  habet  ostendere  similes  res  dissimilibus  verbis  et  dissimiles  simi- 
libus  esse  vocabulis  notatas,  id  quod  est  verum  etc.  (es  folgen  die  A.  41  mit- 
getheilten  Worte).  Vgl.  Chrysipp.  b.  Simpl.  in  Aristot.  categ.  f.  100:  ort 
iviozs  [isv  ov  OTeQr}ziHcc  6v6[icctcc  czsqtjöiv  ör\Xoi  .  .  .  ivi'oze  de  oxsQiqziY.6 
ovoiiccta  ov  azsorjaiv  drjXoi  .  .  .  noXXrjg  Se  ovorjg  zrjg  ccva>[icd£ccg  .  .  .  ins^rjX- 
&sv  ccvztfv.     Varr.  a.  a.  0.  X,  59. 

41)  Dies  bezeugen  ausdrücklich  Varro,  welcher  a.  a.  0.  IX,  1  fort- 
fährt: et  [cum]  Aristarchus ,  de  aequabilitate  cum  scribit  [et  de]  verborum, 
similitudinem  quandam  in  (deydinatione  (so  L.  Spengel,  (iriydinatione 
A.  Spengel)  sequi  iubet,  quoad  patiatur  consuetudo,  welcher  dann  auch 
X,  74  im  Anschlüsse  hieran  seinerseits  sagt:  andlogia  non  item  ca(dem)> 
deßnienda  quae  derigitur  ad  naturam  verborum  atque  illa  quae  ad  usum 
loquendi.  nam  prior  deßnienda  sie:  analogia  est  verborum  similium  declinatio 
similis,  posterior  sie:  analogia  est  verborum  similium  declinatio  similis  non 
repugnante  consuetudine  communi,  und  Gell.  II,  25,  2  ff .  'AvaXoyia  est  simi- 
lium similis  declinatio,  quam  quidam  Latine  proportionem  vocant.  'AvcofiaXia 
est  inaequalitas  declinationum  consuetudinem  sequens.  duo  autem  Graeci 
grammatici  illustres  Aristarchus  et  Crates  summa  ope,  ille  avuXoyiccv  hie 
avcoficdbccv  defensitavit.    Vgl.  Wachsmuth  S.  15  ff. 

42)  Charis.  p.  93  Putsch,  p.  117,  lff.  Keil:  hie  (näml.  analogiae)  Aristophanes 


Krates  von  Mallos.  9 

Aristarchos  noch  einen  sechsten  hinzufügte43),  angab,  nach  denen 
es  zu  entscheiden  sei,  ob  zwei  Nomina  analog  sind,  d.  h.  in 
dieselbe  Declinationsclasse  gehören,  oder  nicht,  oder  mit  anderen 
Worten  vermöge  derer  die  Regeln  oder  Normen  (xavoveg)  gebildet 
werden  sollten,  „nach  denen  der  Genetiv  vom  Nominativ  entweder 
isosyllabisch  oder  perittosyllabisch  gebildet  werde"44).  Krates  aber 
bestritt  diese  Versuche45)  nicht  bloss  insofern  mit  Recht,  als  jene 
beiden  Gelehrten  von  diesen  Gesichtspunkten  aus  vielfach  allzu 
einschnürende  und  geradezu  verkehrte  Regeln  aufgestellt  haben 
mochten,  sondern  vermuthlich46)  lag  seiner  Polemik  bereits  der 
richtige  Gedanke  zu  Grunde47),  dass  sich  in  der  That  auf  dem 
von  jenen  Männern  verfolgten  Wege  nicht  die  wahren  Normen 
finden  liessen.  Denn  ihr  Versuch  „die  Gesetze  zu  entdecken, 
nach  denen  aus  einer  nach  ihrer  Endung  und  ihren  Accidentien 
gegebenen  Nominativform  der  entsprechende  Genetiv  abgeleitet 
werden  könne,  enthielt  eine  Unmöglichkeit  und  beruhte  auf  einer 
Selbsttäuschung"48).  Freilich  irrte  auch  Krates,  wenn  er  nun 
seinerseits   hier   überhaupt   alle    Analogie   leugnete   und   bei   der 


quinque  rationes  dedit  vel  ut  alii  putant  (diese  rechneten  offenbar  ihm  be- 
reits auch  den  sechsten,  von  Aristarchos  hinzugefügten  an)  sex:  primo  ut 
eiusdem  sint  generis  de  quibus  quaeritur ,  dein  casus,  tum  exitus,  quarto 
numeri  syllabarum ,  item  soni.  Vgl.  Varr.  L.  L.  X,  21.  nominatus  ut  similis 
sit  nominatus,  habere  debet  ut  sit  eodem  genere,  spccie  eadem,  sie  casu,  exitu 
eius:  genere,  ut  si  nomen  est  quod  conferas,  cum  quo  conferas  sit  nomen; 
specie  [simile] ,  ut  [non  solum]  utrumque  sit  virile,  casu  fsimile] ,  ut  si 
alterum  sit  dandi,  item  alterum  sit  dandi;  exitu,  ut  quas  unum  habeat  ex- 
tremas  Utteras,  easdem  alterum  habeat.    Vgl.  Wachsmuth  S.  11  f. 

43)  Nämlich  den  Unterschied  von  Simplex  und  Compositum,  Charis. 
a.  a.  0. 

44)  Lübbert  S.  438.  Daher  denn  die  Analogie  auch  geradezu  als 
navovcov  anüdoüig  (Et.  M.  XCXioi)  oder  anodsi'AxiY.og  (Cramer  Anecd.  Oxon. 
IV.  S.  331,  21)  bezeichnet  wird.  Vgl.  Cramer  a.  a.  0.  S.  328.  Schol. 
Dionys.  Thr.  b.  ßekk.  Anecd.  II.  S.  740,  33  f.  eoxi  Xoyog  v.al  b  hccvcov,  cog 
oxav  si'noofisv  sine  [ioi  xbv  Xoyov  xov  Ai'ccg  Ai'avxog,  xovxegxl  xbv  %avova. 
Wie  gross  die  Zahl  dieser  navoveg  bei  Aristophanes  und  Aristarchos  waren, 
wissen  wir  nicht.  Schliesslich  sind  diese  v.ccvövsg  si6ay(oyiw.ol  7ZeqI  uXiceoag 
ovofidzcov  bei  Theodosios  (ßekk.  Anecd.  III.  S.  975  ff.)  auf  56  gestiegen, 
s.  Lübbert  a.  a.  0. 

45)  Gestützt  auf  die  vorerwähnte  Schrift  des  Chrysippos,  s.  A.  40. 

46)  Lübbert  S.  443. 

47)  Welcher  den  Herodianos  bei  der  Abfassung  seines  Övo(iccxih6v 
leitete,  s.  Lübbert  S.  440  ff. 

48)  Lübbert  S.  443.     Vgl.  Wachsmuth  S.  13.  14  f. 


10    Sechsundzwanzigstes  Capitel.    Die  pergamenische  Philologenschule. 

sonach  hier  durchgreifenden  Anomalie  lediglich  auf  sorgsame 
Beobachtung  des  Sprachgebrauchs  verwies;  trotzdem  war  Letzteres 
für  den  damaligen  Standpunkt  grammatischer  Entwicklung  in 
Wirklichkeit  das  Richtige49).  Wie  die  Streitschriften  betitelt 
waren,  welche  er  und  Aristarchos  in  dieser  Sache  mit  einander 
wechselten,  erfahren  wir  nicht,  wohl  aber,  dass  er  verschiedene 
Commentare  schrieb,  zur  Ilias  und  Odyssee  in  8  oder 
9  Büchern 50)  vermuthlich  mit  einer  Einleitung  über  Homers 
Geschlecht,  Zeitalter,  Heimat  u.  dgl.  mehr51),   zu  den  Werken 


49)  Wachsmuth  S.  15. 

50)  Suid.  Kqä,xrtg  .  .  .  MccXXmrrjs.  avvsta^e  öloq&cogiv  'iXiddog  xai 
'Odv66eiag  iv  ßißXioig  &'  nccl  ccXXoc.  Der  Ausdruck  ist  ungenau,  richtiger 
dLOQ&coTMci  Anecd.  Rom.  p.  5  Osann  oder  nsgi  dioQ^coöscog  Schol.  /«,,  89, 
unbestimmt  'Oyuriqiyicc  Schol.  A  O,  193.  Ein  neues  Bruchstück  aus  dem  Cod. 
Vindob.  133  der  Odyssee  behandelt  A.  Lud  wich  Ein  neues  Fragment  des 
Krates  Ton  Mallos,  Berl.  phil.  Wochenschr.  VIII.  1888.  No.  45.  46.  Sp.  1395  f. 
1426—1428  (vgl.  C.  29.  A.  91).  Man  darf  wohl  annehmen,  dass  K.  hier  im 
Gegensatz  zu  der  alexandrinischen  Eintheilung  der  Ilias  und  der  Odyssee 
in  je  24  Bücher  beide  Gedichte  zusammen  in  ebenso  viele  theilte  wie  seinen 
sich  eben  hieran  wahrscheinlich  anschliessenden  Commentar,  zumal  da 
Sueton.,  worauf  Hillscher  Hominum  litteratorum  Graecorum  ante  Tiberii 
mortem  in  urbe  Roma  commoratorum  historia  critica,  Leipzig  1891  (diese 
Abh.  wird  demnächst  in  d.  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XVIII  und  theilweise 
als  Greifswalder  Doctord.  erscheinen)  aufmerksam  macht,  unmittelbar  nach 
den  A.  13  angef.  Worten  als  ein  Beispiel  des  von  ihm  auf  die  Römer  aus- 
geübten Einflusses  die  von  Octavius  Lampadio  vorgenommene  Gliederung 
vom  Bellum  Punicum  des  Naevius  in  7  Bücher  nennt:  ut  C.  Octavius  Lam- 
padio Naevii  Punicum  bellum,  quod  uno  volumine  et  continenti  scriptura 
expositum  divisit  in  Septem  libros.  Dann  aber  gab  er  doch  wohl  beiden 
Gedichten  die  gleiche  Bücherzahl,  und  &'  wird  daher  hier  im  Sinne  von 
8  zu  verstehen  (oder  in  r\'  zu  verwandeln)  sein.  Unsicher  sind  die  Hülfs- 
hypothesen  von  Wachsmuth  S.  31,  denn  ob  derjenige  K.,  welcher  die 
Zahl  der  Musen  auf  8  ansetzte  (Arnob.  adv.  gent.  III,  37  =  Fr.  ine.  7), 
der  Mallote  war,  ist  immerhin  nicht  gewiss,  und  nur  dann  dürfte  man 
auch  vermuthen,  dass  er  nach  ihnen  auch  diese  seine  Eintheilung  vornahm. 
Uebrigens  vgl.  auch  Suet.  de  gramm.  6.  Aurelius  Opilius  .  .  .  composuitque 
variae  eruditionis  aliquot  Volumina,  ex  quibus  novem  unius  corporis,  quia 
scriptores  ac  poetas  sub  clientela  Musarum  iudicaret,  non  absurde  se  fecisse 
et  inscripsisse  se  ait  ex  numero  divarum  et  appellatione.  Die  weiteren  Ver- 
muthungen  von  Hillscher,  dass  K.,  da  allerdings  die  Zahl  von  je  4  Büchern 
für  Ilias  und  Odyssee  eine  auffallend  geringe  wäre,  vielmehr  jedes  dieser 
beiden  Gedichte  in  8  (oder  9)  getheilt  und  wirklich  eine  von  den  Jioq&co- 
rtxa  zu  unterscheidende  kritische  Ausgabe  (öloqü-cools)  beider  veranstaltet 
habe,  vermag  ich  mir  nicht  anzueignen. 

51)  Tatian.  ad  Gr.  31.  p.  120  Otto.  p.  32,  1  ff.  Schwartz.  Euseb.  P.  E. 


.Krates  von  Mallos.  11 

und  Tagen  und   der  Theogonie   des  Hesiodos52),  zu  Euri- 
pides53),  Aristophanes54),  vielleicht  auch  zu  Aratos55),  ferner 


X,  11,  4.  492  a  (vgl.  C.  16.  A.  24.  119).  ot  p\v  nsgi  Kgccxrjxcc  ngb  xr\g  *Hgcc- 
hXe i8(ov  ncc&odov  cpaolv  ctvzov  (näml.  "Ofirjgov)  ^xficotgWt,  (isxa  xcc  Tgcowcc 
ivdoxegco  xav  6ydor]-novxcc  ixmv.  Die  anderen  Zeugnisse  s.  b.  Wachsmuth 
S.  39  f. 

52)  Schol.  Op.  528.  Et.  M.  MvXiooavxeg  u.  s.  A.  20.  „Vielleicht  zu 
allen  unter  dem  Namen  des  Hesiodos  umlaufenden  Dichtungen".  (Maass). 

53)  Schol.  Or.  1226.  1686.  Phoen.  211.  Rhes.  5.  524  f.  Den  pseudo- 
euripideischen  Rhesos  bezeichnete  er  als  eine  Jugendarbeit  des  Dichters 
(Schol.  524),  d.  h.  ohne  Zweifel:  er  fand  in  den  Didaskalien  unter  den  am 
Frühesten  aufgeführten  Stücken  des  Euripides  wirklich  eine  Tragoedie  dieses 
Titels  (Wilamowitz  Anal.  Eurip.  S.  157). 

54)  Schol.  Equ.  631.  793.  963.  Vesp.  352.  884.  Ran.  294.  Dazu  aus 
der  Einleitung  Anon.  de  com.  No.  VIII  vor  Bergks  Ausg.  des  Aristoph. 
(No.  IX a  vor  Dübners  Ausg.  der  Aristophanesscholien,  Studemund  Philo- 
logus  XLVI.  S.  10 ff.).  §.  29  (Cramer  Anecd.  Paris.  I.  S.  8  =  Tzetz.  Prol. 
in  Aristoph.  b.  Ritschi  Opusc.  I.  S.  204  f.).  nocxa  Aiqvvgiov  v.a.1  Kgccxrjxa 
■neu  EvytXsidr}v  pegr]  xrjg  ■x.cofuodiccg  slal  xsOGccgct,  ngoXoyog,  [isgog  ((isXog 
Wachsmuth)  %ogov ,  £7tEi6odiov  xai  £%odog  %.  r.  X.  Tzetz.  a.  a.  0.  S.  208, 
7  ff.  xo  Aiovvgiov  xs  ■nal  EvnXeidov  v.cu  KQccxr\xog  .  .  .  ygacpsv  stg  xo  nsgl 
[isgäv  yicofiaStag  neu  rtccgaßccOEcog,  de  trag.  poes.  V.  149 ff.  (Cramer  Anecd. 
Ox.  III.  S.  347,  23  ff.  Dübner  Rhein.  Mus.  1835.  S.  407).  6  EvnXstörig  de 
hccI  Xgdxrjg  x.  x.  X.  S.  Wachsmuth  S.  32  f.  59—61  u.  bes.  Consbruch 
in  der  C.  12.  A.  33  angef.  Abh.  Die  Eintheilung  an  der  ersten  Stelle 
schliesst  sich  an  das  unächte,  aber  doch  aus  Aristoteles  (etwa  dessen  Dialog 
über  Dichter)  entnommene  12.  Cap.  der  aristotelischen  Poetik  an  (s.  bes. 
Leop.  Schmidt  De  parodi  in  tragoedia  Graeca  notione,  Bonn  1854.  4. 
Jahrb.  f.  Ph.  LXXV.  1857.  S.  713  ff.  Rhein.  Mus.  XVIII.  1863.  S.  286  ff. 
De  parodi  et  stasimi  nominibus,  Marburg  1889.  4.  Th.  Kock  Ueber  die 
Parodos  der  gr.  Tragödie, .  Berlin  1854  (Posen  1850).  4.  Jahrb.  f.  Ph.  a.  a.  0. 
S.  325  ff.  Ascherson  De  parodo  et  epiparodo  tragoediarum  Graecarum, 
Berlin  1856.  8.  Jahrb.  f.  Ph.  a.  a.  0.  S.  660  ff.  Umrisse  der  Gliederung  des 
gr.  Drama,  Leipzig  1861—7.  8.  (Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  IV.  S.  420-450). 
Westphal  Prolegomena  zu  Aeschylos,  Leipzig  1869.  8.  Susemihl  Rhein. 
Mus.  XXVIII.  1873.  S.  327  ff.  De  Aristot.  Poet.  c.  XII0,  Greifswald  1873.  4. 
Aristot.  üb.  d.  Dichtkunst2  (Leipzig  1874).  S.  210  f.  243  ff.  Wecklein 
Philologus  XXXI.  1872.  S.  459  ff.),  und  Consbruch  kommt  in  seiner  sorg- 
fältigen Untersuchung  (stark  abweichend  wie  von  Wachsmuth  so  von 
Westphal)  zu  dem  Ergebniss,  dass  Eukleides  der  späteste  der  drei  bei 
Tzetzes  genannten  Grammatiker  und  der  von  Letzterem  sei  es  unmittelbar 
sei  es  mittelbar  ausgeschriebne  war,  welcher  seinerseits  den  auch  erst 
nach  Didymos  lebenden,  aber  der  alexandrinischen  Schule  folgenden  Dio- 
nysios  und  den  Krates  überarbeitet  hatte,  und  dass  Alles  bei  Tzetzes, 
was  sich  unmittelbar  übereinstimmend  an  jenes  Capitel  der  aristotelischen 
Poetik  anschliesst,  aber  auch  nur  dies  von  K.  herrührt.  Und  daraus  schliesst 


12     Sechsundzwanzigstes  Capitcl.     Die  pergamenische  Philologenschule. 

eine  Schrift  über  den  attischen  Dialekt  in  mindestens 
5  Büchern56).  Die  Vermuthung,  dass  auch  die  üivaKeg  der 
pergamenischen  Bibliothek  von  ihm  herrührten,  ist,  wie 
schon  früher  bemerkt  wurde,  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit57). 
Auch  liess  er  einen  Erdglobus  anfertigen58)  und  schrieb  wohl 
geradezu  eine  Geographie  als  Commentar  zu  demselben50). 
Endlich  besitzen  wir  von  ihm  noch  ein  Epigramm,  in  welchem 
dem  Antimachos  der  Vorzug  vor  Choerilos  gegeben  und  Eupho- 
rion  angegriffen  wird60). 


er  denn  (S.  231  ff.),  dass  wahrscheinlich  auch  der  völlig  (s.  Bemays  Zwei 
Abhh.  üb.  d.  aristot.  Theorie  des  Dramas,  Berlin  1880.  S.  132  ff.,  vgl. 
Susemihl  Aristot.  üb.  d.  Dichtk.2  S.  17  f.  209  ff.  297  ff.  Vahlen  Aristot. 
Poet.3  S.  78  ff.)  von  diesem  Werke  des  Aristoteles  abhängige  Aufsatz  des 
Anon.  de  com.  b.  Cramer  Anecd.  Par.  T.  S.  403  ff.  No.  Xd  Dübn.  No.  XI 
Bergk  (im  Cod.  Coisl.  120  aus  dem  10.  Jahrh.)  schliesslich  aus  K.  geschöpft 
sei,  nur  dass  (s.  S.  235)  die  mittlere  Komoedie  in  §.  7  erst  in  das  aus  dieser 
Vorlage  Entnommene  hineingeflickt  zu  sein  scheint.  (Beiläufig  sei  gegen 
Consbruch  S.  229  bemerkt,  dass  die  Erkenntnis»,  der  Sinn  verlange  bei 
Aristot.  1252b  23  oXrj,  nicht  oXov ,  was  bei  Tzetz.  de  tr.  p.  V.  38  vollends 
in  aXXov  verderbt  ist,  nicht  erst  von  Westphal,  sondern  schon  von  mir, 
Ar.  üb.  d.  Dichtk.1,  Leipz.  1865,  herrührt).     Uebrigens  vgl.  C.  2.  A.  574. 

55)  Schol.  German.  p.  55  f.  Breys.  Aratea  ed.  Buhle  IL  S.  437  f.  Schol. 
Arat.  62.    Wachsmuth  S.  62  f. 

56)  Ath.  XL  497  e.  ev  7ts(i7tto3  Axxi%r\g  diaXimov.  Dies  ist  der  ge- 
wöhnliche Titel  bei  Ath.,  jedoch  IX.  366  d.  iv  xoig  ns ql  xijg  'Axxiy.r}s  Xt&mg. 
S.  Wachsmuth  S.  63—66.  Es  wird  stets  schlechtweg  Krates  citirt,  aber 
s.  Wachsmuth  S.  33  f. 

57)  C.  12.  A.  85 b.  So  sicher,  wie  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  13  annimmt, 
ist  sie  freilich  nicht,  aber  wahrscheinlich  richtig  erblickt  Wachsmuth 
S.  33.  63  in  der  Notiz  Suid.  AXnficcv  Aunoav  und  Meoaoag,  %axcc  8s  xov 
Kqccxtjxcc  TttccLovta  Avdbg  iy.  EuqSequv  ein  Bruchstück  dieser  JICvav.Bg.  Wohl 
mit  Recht  nimmt  übrigens  Mor.  Schmidt  Philologus  XVIII.  S.  226  f.  hier 
einen  Fehler  an,  so  dass  vielmehr  die  erstere  Ansicht  die  des  K.  war. 

58)  Strab.  IL  116. 

59)  Wie  man  aus  den  geographischen  Angaben  bei  Plin.  N.  H.  IV. 
§.  58.  VII.  §.  13.  28.  31  (vgl.  Ind.  IV.  Crates  grammaticus.  VII)  wohl 
schliessen  darf,  s.  Wachsmuth  S.  34.  66.  —  Ob  er  aber  auch  Bokoxitkx. 
geschrieben  hat  (Schol.  Hes.  Theog.  5),  ist  sehr  unsicher,  s.  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  370.  Wachsmuth  S.  34. 

60)  Antb.  P.  XI,  218.  Vgl.  C.  14.  A.  94.  101.  102.  Wachsmuth  S.  30 
billigt  die  Ansicht  von  Meineke  An.  AI.  S.  31:  „neque  dubito  quin  illud 
Cratetis  epigramma  eo  ipso  tempore  scriptum  sit,  quo  de  scriptoribus  in 
canonem  recipiendis  vel  non  recipiendis  gravissimae  quaestiones  non  sine  ira 
et  studio  in  Museo  Alexandrino  agitarentur:  quo  tempore  cum  alii  Choerilum 
alii   Antimachum    alii    fortasse    etiam   Euphorionem   recipiendum   dicerent, 


Karystios.     Artemon.  13 

Karystios61)  von  Pergamon 62)  war  jünger  als  Krates63)  und 
verfasste  'Tito pvr'uL ata  i6xoQi%a  in  mindestens  3  Büchern  G4); 
ein  Werk  über  Sotades05)  und  ein  drittes  ksqI  dudu- 
öTtakiäv66). 

Artemon  von  Pergamon67)  war  ein  jüngerer  Zeitgenosse 
des  Aristarchos  und  Krates68)  und  vermuthlich  ein  Schüler  des 
Letzteren.  Er  schrieb  einen  Commentar  zu  den  Sieges- 
liedern des  Pindaros  auf  sikelische  Fürsten,  dessen 
Bruchstücke  Polemik  gegen  Aristarchos  zeigen 6S))  und  ihn  voll- 
ständig als  einen  Anhänger  der  krateteischen  Interpretations- 
weise erkennen  lassen,  so  wie  denn  wiederum  Menekrates,  der 
Schüler  des  Aristarchos70),  gegen  ihn  polemisirte71).  Da  er  als 
Historiker  bezeichnet  wird72),  so  verfasste  er  wohl  auch  noch 
ein  oder  mehrere  geschichtliche  Werke.  Ob  er  aber73)  dieselbe 
Person  mit  Artemon  von  Klazomenae  war,  welcher  eine  Chro- 
nik  der  Klazomenier  und  jisgl  (0[iriQov  schrieb74),   so  dass 

Grates  acerrimus  Aristarcln  adver sarius  suam  de  liac  re  sententiam  proposi- 
turus  illud  scripsisse  videtur  epigramma" '.    Aber  s.  C.  16.  A.  56. 

61)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  356-359. 

62)  Ath.  I.  24  b.  VI.  235  e.  XL  506  e.  XII.  542  e.  548  e.  XIV.  620  f. 
Schol.  Aristoph.  Av.  574  =  Fr.  14.  17.  1.  10.  7.  19.  15. 

63)  Denn  er  citirte  bereits  den  Nikandros,  Fr.  6  b.  Ath.  XV.  684  e, 
war  also  frühestens  dessen  Zeitgenosse.     (Müller  S.  356). 

64)  Fr.  10.  11  b.  Ath.  XII.  542  e.  XIII.  577  c.  Die  Bruchstücke  (1—14) 
sind  im  Uebrigen  alle  aus  Ath.,  doch  zieht  Müller  auch  Schol.  Aristoph. 
Av.  574  u.  Schol.  Theoer.  XIII,  22  =  Fr.  15.  16  gewiss  mit  Recht  hieher. 
Vgl.  auch  C.  20.  A.  66. 

65)  Ath.  XIV.  620  f.  iv  reo  7tSQL  avtov  Zicorddov  ovyyQcc[i[iccTi.  Vgl. 
C.  7.    A.  8.  t" 

66)  Ath.  VI.  235  e  =  Fr.  17.  Dazu  Fr.  18  in  V.  Soph.  p.  128,  36  West. 
viTiag  de  elccßsv  (ZocpoHlijg)  eiuociv,  mg  <pr\6i  KccQvatiog. 

67)  Schol.  Pind.  Ol.  II,  16  =  Fr.  5.  —  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  340—342. 
Dazu  die  Ergänzungen  von  Wachsmuth  a.  a.  O.  S.  6.  A.  3. 

68)  Da  er  einerseits  a.  a.  0.  den  Kallimachos  citirt  und  andrerseits  von 
Menekrates  bekämpft  wird. 

69)  Ausser  Fr.  5  auch  Fr.  6  =  Schol.  Pind.  Ol.  V,  2. 

70)  S.  C.  30.  A.  78.  78b. 

71)  Schol.  Pind.  Ol.  II,  16. 

72)  Fr.  3  b.  Schol.  Pind.  Py.  I,  1.  'Aqxb^ovqc  xbv  laxoQinov.  Fr.  2  ebend. 
I,  32.  'Aqxs^cdv  de  ng  iGxoQiKog. 

73)  Wie  G.  F.  Unger  Die  Chronik  des  Apollodoros,  Philologus  XLI. 
1882.  S.  650  f.  vermuthet. 

74)  t£Iqol  KXcc£oii£vl'<ov,  Aelian.  N.  A.  XII,  28,  nsql  '0[lj]qov  Suid.  Aqkxl- 
vog  =  Fr.  1.  2.    Müller  a.  a.  0. 


14     Sechsundzwanzigstes  Capitel.    Die  pergaraenische  Philologenschule. 

er  also  aus  dieser  Stadt  gebürtig  und  in  Perganion  erst  ein- 
gebürgert gewesen  wäre,  ist  nicht  mehr  als  eine  blosse  Mög- 
lichkeit. 

Hermias  der  Krateteer  wird  nur  einmal  erwähnt75). 

Zenodotos  von  Mallos76),  ein  Krateteer77),  aus  ungewisser 
Zeit,  zeigt  sich  in  Allem,  was  wir  von  ihm  wissen,  als  einen 
getreuen  Schildknappen  seines  Meisters,  wie  er  denn,  einen  ver- 
fehlten Einfall  desselben78)  noch  überbietend,  den  Homeros  zu 
einem  Chaldaeer  machte79).  Zum  Beweis  für  die  verkehrte,  der 
richtigen  des  Aristarchos80)  entgegengesetzte  Meinung,  dass  Apol- 
lon  mit  dem  Götterarzt  Paieon  bei  Homeros  einerlei  sei,  ver- 
fasste  er  einen  wahrscheinlich  IIa  tri  ov  Cv\  betitelten  Dialog 
zwischen  Naukrates,  einem  uns  sonst  unbekannten  Aristarcheer, 
und  sich  selbst81).  Ferner  schrieb  er  einen  Commentar  zu 
Aratos82),  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  war  dieser  Zeno- 
dotos auch  der  Verfasser  der  einem  Krateteer  sehr  angemessenen 
Schrift  gegen  die  Athetesen  des  Aristarchos  im  Homeros,  Ttgbg 
t«  V7t    Aqi6xaq%ov  awetoviievcc  tov  Ttoirjtov*0). 


75)  Schol.  A  II.  TT,  207. 

76)  Fr.  4.  2.  3.  1  Pasch  =  Schol.  T  IL  2V,  730.  O,  262.  Eustath.  zu 
denselben  Stellen  p.  957,  10  ff.,  1014,  60  ff.  n.  z.  O,  64.  p.  1006,  3  ff.  Schol. 
Arat.  33,  vgl.  A.  81 — 83.  S.  über  ihnPusch  Quaestiones  Zenodoteae,  Diss. 
Hai.  XI.  1890.  S.  149—160,  vgl.  S.  126—134. 

77)  Schol.  A  II.  W,  79  =  Fr.  5  Pusch. 

78)  BfjXog  mit  dieser  Accentuation  sei  ein  chaldaeisches  Wort,  Schol.  B 
IL  At  591.    Vgl.  C.  30.  A.  254  z.  E. 

79)  Schol.  IL  W  a.  a.  O. 

80)  Ariston.  z.  IL  E,  898. 

81)  Schol.  Veron.  Verg.  Aen.  XI,  738.  Zenodotus  in  eo  quem  inscribit 
JIccicLvCav  (Jluir\ovii\v  Wachsmuth  a.  a.  0.  S.  28)  **  riam  sub  nomine 
Naucratis  facit  disserere  Aristarchios ,  qui  putant  alium  Paeana  esse,  alium 
Apollinem,  ipsum  eundem  nee  diversum  multis  docet.  Schol.  TU.  O,  262. 
Zrjvodoxog  6  MaXXoaxrjg  In  xovxcov  avvdysi,  oxi  Hairjfov  iaxlv  6  'AnoXXav, 
sl'ys  avxbg  £7ilqq(6vvv6l  tov  "Ekxoqcc.  Vgl.  Eustath.  z.  d.  St.  1014,  60  ff. 
Zrjvodoxog  uy.ov6ag,  a>g  'AnoXXcov  .  .  .  qmwvsi  xaxoog  Z%ovxa  x6vr'Ey.xoocc}  slg 
xavxov  avxbv  aysi,  reo  Uuitjovi  %.  x.  X.  S.  Schnei  de  win  Zenodotos  von 
Mallos,  Philologus  II.  1847.  S.  764.  Vgl.  Osann  Quaestion.  Homer.  I. 
Giessen  1851.  4.  S.  19,  Düntzer  Jahrb.  f.  Ph.  LVIIL  1850.  S.  9.  Anm.  u. 
bes.  Pusch  S.  153  f. 

82)  Schol.  Arat.  a.  a.  0.  Vgl.  Pusch  S.  156 ff.,  welcher  mit  Recht 
die  Versuche  auch  zwei  Stellen  in  den  Schol.  German.  Caes.  auf  ihn  zurück- 
zuführen abweist. 

83)  S.  Suid.  Zrjvodoxog  'AXs^a.vSqsvg,   yqu^axi-nog^   6  Iv  uazei  xXrj&Eig. 


Hermias.    Zenodotos  v.  Mall.     Asklepiad.  v.  Myrl.  15 

Asklepiades,    Sohn    des    Diotimos,    von   Myrleia84)   ward 
etwa  zwischen  130  und  80  geboren,  und  wir  wissen  von  seinem 


TtQog  xa  vn  'Aqigxccq%ov  dd'sxovfisvcc  xov  7tovr\xov.  syoccips  Koog  HXuxcova 
nsql  ftsäv,  7tSQL  xrjg  'O/ü^wtJs  GWTj&SLCcg,  XvGsvg  *OpriQi%mv  U7toor}[jidx(ov,  slg 
xr\v  "Hgioöov  Q'BoyovCccv  xal  ccXXoc  6v%vcc.  Dass  hier  ein  Fehler  steckt,  ist 
klar.  Aber  die  Annahme  von  H.  Schrader  Porphyr.  Quaest.  Hom.  ad  IL 
pert.  S.  428 ff.,  dass  die  auf  syowipB  folgenden  Schriften  vielmehr  von  Zeno- 
doros  und  daher  vor  syqaips  eine  Lücke  anzunehmen  sei,  desgleichen  die 
höchst  unwahrscheinliche  Vermuthung  von  Wolf  Proleg.  S.  199,  Z.  von 
Mallos  sei  auch  Alexandriner  genannt  worden,  weil  er  später  in  Alexandreia 
gelebt  haben  möge,  und  die  noch  unwahrscheinlichere  umgekehrte  von 
Schrader,  er  möge,  aus  Alexandreia  gebürtig,  wegen  seines  Anschlusses 
an  Krates,  weil  Letzterer  aus  Mallos  war,  gleichfalls  Mallote  genannt 
worden  sein,  sind  von  Pusch  S.  126  ff.  genügend  widerlegt  worden.  Die 
leichteste,  aber  keineswegs  wahrscheinlichste  Abhülfe  wäre  entweder  syDccips 
mit  Bekker  zu  streichen  oder  mit  Flach  Hesych.  Miles.  S.  81  vor  nqog 
xu  umzustellen,  und  geradezu  unmöglich  wäre  es  ja  freilich  nicht,  dass  ein 
jüngerer  Alexandriner  gegen  Aristarchos  geschrieben  haben  könnte.  Aber 
ungleich  eher  ist  doch  die  Vermuthung  von  Pusch  angebracht,  dass  viel- 
mehr der  Titel  izgbg  xcc  —  noir\xov  in  eckige  Parenthesen  zu  setzen  und 
fälschlich  hieher  gerathen  sei,  während  diese  Schrift  vielmehr  dem  Malloten 
angehörte.  Unter  den  überaus  spärlichen  Bruchstücken  des  Letzteren  findet 
sich  wenigstens  eines,  was  dazu  passt:  Schol.  T  IL  IV,  730.  Z.  ds  6  MaX- 
Xcoxrjg  (so  Heyne  f.  bficcXag  xig)  nQOGxt&rjGiv  „äXX<p  d'  OQxrjGxvv,  sxsqg) 
xtöaQiv  xca  aoidrjv",  vgl.  Eustath.  z.  d.  St.  957,  10  ff.  7tooGyqci(pBi  v.axd  xovg 
itaXcaovg  6  MccXXcox^g  Z.  %al  xovxov  xov  gxl%ov  y,aXXco  d'  x.  x.  X.u  (=  Fr.  4 
Pusch),  vgl.  Pusch  S.  152  f.  Im  Uebrigen  verräth  in  jenem  Artikel  b.  Suid. 
der  Zusatz  6  iv  ocgxsi  ytXrj&slg  allem  Anschein  nach  eine  gute  Urquelle; 
nur  freilich  kann  er  unmöglich  mit  0.  Schneider  Jen.  L.-Z.  1848.  IL 
S.  871  f.  so  gedeutet  werden,  als  ob  durch  diesen  Beinamen  der  Alexan- 
driner von  dem  Malloten  unterschieden  werden  sollte,  sondern  diese  Be- 
zeichnung kann  nur,  wie  Schneider  selbst  zunächst  richtig  sagt,  als  Unter- 
scheidung von  einem  anderen  Alexandriner  Z.  aufgefasst  werden,  der  aber 
nicht  in  der  Stadt  selbst,  sondern  entweder  in  einer  Vorstadt  oder  im 
Königsschloss  lebte,  und  da  nun  Letzteres  auf  den  Ephesier  als  Mitglied 
des  Museions  passt,  so  nimmt  Pusch  S.  127  ff.  mit  Hecht  an,  dass  im 
Gegensatz  zu  diesem  (6  by.  Movgslov)  jener  jüngere  Alexandriner  6  iv  ccgxsl 
genannt  ward.  Ein  vierter  Z.,  wie  Pusch  S.  132  richtig  urtheilt,  und 
nicht,  wie  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3,  1.  S.  47  f.  Anm.  für  möglich  hält,  war 
der  Stoiker,  von  welchem,  wie  schon  C.  2.  A.  361  (s.  die  Nachträge  dazu) 
erwähnt  ist,  ein  Epigramm  auf  Zenon  von  Kition  angeführt  wird,  da  dieser 
als  Schüler  des  Babyloniers  Diogenes  (La.  Di.  VII,  .29  f.)  nicht  bloss  älter 
als  der  Mallote,  sondern  wohl  ohne  Zweifel  auch  als  der  Alexandriner  war. 
Vgl.  zu  diesem  Allen  C.  30.  A.  255— 256 d.  Fehlerhaft  ist  bei  Eustath.  z.  IL 
O,  64.  p.  1006,  3  f.  der  Zusatz  6  MaXXcoxrjg  vor  Zr}v6Soxog,  der  in  den 
Schol.  AT  mit  Recht  fehlt:  es  ist  der  Ephesier  zu  verstehen,  s.  Duentzer 


IG     Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergainenische  Philologenschule. 

Leben  nur  so  viel,  dass  er  in  Rom  zur  Zeit  des  Pompeius85)  und, 
wahrscheinlich  später85b)  unter  den  Turdetaniern,  dem  gebildetsten 

Zenod.  S.  24.  169.  Schrader  S.  438  (der  freilich  dennoch  eine  Combination 
auf  dies  Citat  baut).  Pusch  S.  154  f.  Und  nicht  minder  ist  der  Seh.  A 
(=  Herodian.)  z.  II.  A,  754  (wo  die  richtige  Verbesserung  nicht  die  von 
Wachsmuth  a.  a.  0.  S.  28.  43,  sondern  die  von  Lehrs  Herodian.  S.  270 
ist)  dem  Krates  entgegengestellte  Z.  der  Ephesier,  s.  Pusch  S.  151  f. 

84)  Lehrs  De  Asclepiade  Myrleano,  Analecta  grammatica,  Königsberg 
1846,  wiederabgedruckt  hinter  Herodiani  scripta  tria  minora,  Königsberg 
1848.  Berlin  1857.  S.  428—448.  Vgl.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  298—301 
(der  aber  viel  Unrichtiges  einmischt).     Hill  seh  er  a.  a.  0. 

85)  In  seiner  Schrift  nsgl  xr\g  Nscxogidog  erwähnt  er  bereits  nicht 
bloss  den  Aristarchos  und  den  Krates  (Ath.  XI.  490  e) ,  sondern  auch  den 
Dionys.  Thrax  und  dessen  muthm asslichen  (s.  C.  30.  A.  144.  C.  33.  A.  37  f.) 
Schüler  Promathidas  (Ath.  489  a.  b.  492  a).  Hieraus  ist  nun  freilich  keines- 
wegs, wie  Lehrs  thut,  mit  Notwendigkeit  zu  folgern,  dass  seine  Blüte 
erst  in  das  1.  Jahrh.  v.  Chr.  gefallen  sei;  denn  der  Aeltere  kann  auch  den 
Jüngeren  citiren;  er  könnte  hiernach  mithin  immer  noch  vor  Promath.,  ja 
vor  Dionys.  geboren  sein.  Aber  schlechthin  unverträglich  hiemit  ist  die 
Angabe  bei  Suid.  'A6yiXrj7itädrjg  Jloxl(iov  MvqXsuvog  (noXig  d'  soxl  Biftwiccg, 
f]  vvv  'AndfiEicc  KaXovfisvr}),  xo  d'  avcüftsv  yhog  rjv  Ninasvg,  y^a^arnto?, 
fia&rjx^g  'AnoXXcoviov.  ysyovs  d'  inl  xov'AxxdXov  -aal  Evpivovg  xeov  ev  JIsq- 
yafMp  ßaoiXsmv.  syQoctyE  cpiXoaocpcav  ßißXia  diOQ&ajxwcc.  iitccidsvOE  ds  ncci 
tlg  *Pc6[iriv  inl  no(i7tr]Lov  xov  (isyccXov,  Kai  iv  'AXs^avÖQSLcc  inl  xov  8'  TIxoXs- 
(icciov  vsog  dUxQiipsv.  tyquips  noXXd ,  und  sie  steht  auch  mit  sich  selbst 
in  Widerspruch.  Denn  es  ist  unmöglich,  dass  derselbe  A.,  welcher  zur  Zeit 
des  Pompeius  in  Rom  lehrte  und  den  Dionys.  und  Promath,  citirte,  doch 
schon  als  junger  Mann  unter  Ptolemaeos  IV  (221 — 204)  in  Alexandreia  ge- 
lebt haben  und  ein  Zeitgenosse  von  Attalos  I  (241 — 197,  denn  an  diesen, 
da  Attalos  vorangestellt  ist,  und  nicht  an  Attalos  II,  wie  Lehrs  S.  430 
will,  wird  man  zu  denken  haben)  und  Eumenes  II  (197 — 159)  gewesen  sein 
könnte,  und  man  begreift  nicht,  wie  Wachsmuth  a.  a.  0.  S.  6.  A.  4  dies 
in  Bezug  auf  Eumenes  II  für  möglich  halten  kann.  Der  nächstliegende 
Gedanke,  durch  welchen  sich  auch  das  doppelte  EyQcctps  am  Leichtesten  er- 
klären würde,  ist  nun  allerdings  der  von  Bernhardy,  welcher  vor  inai- 
dsvGs  eine  Lücke  annimmt,  so  dass  denn  also  etwa  'A6y.Xr\nicL<$rig  MvgXsccvog, 
neu  avxbg  yqct^axiv.6g  und  dann  noch  einiges  Andere  ausgefallen  und  mit 
Reinesius  d'  in  &'  zu  verbessern  wäre,  und  so  nimmt  auch  noch  Müller 
S.  298  f.  zwei  Myrleaner  A.,  einen  älteren  und  einen  jüngeren,  an.  Aber 
dies  wird,  wie  schon  Lehrs  S.  433  bemerkt  hat,  dadurch  im  höchsten 
Grade  unwahrscheinlich,  dass  Strab.  XII.  566  und  Steph.  von  Byz.  MvqXeicc 
ausdrücklich  nur  einen  kennen,  dass  ferner  in  den  Anführungen  des  A. 
v.  Myrleia  nie  ein  solcher  Unterschied  gemacht  wird  und  alle  sich  auch 
aus  sachlichen  Gründen  auf  denselben  Mann  zu  beziehen  scheinen.  Es  bleibt 
also  nur  übrig,  dass  in  diesem  Artikel  mindestens  zwei  Männer  dieses 
Namens  mit  einander  vermengt  sind,  von  denen  nur  der  jüngere  aus  Myrleia 
war,  ja  man  wird  jenes  doppelte  tyQuips  wohl  daraus  zu  erklären  haben, 


Asklepiades  von  Myrleia.  17 

Volke  Spaniens86),  lehrte,  wie  er  denn  auch  eine  Periegese  der 
Völkerschaften  in  Turdetanien  schrieb87).  Ob  er  jemals  in 
Pergamon  war,  lässt  sich  nicht  entscheiden88).  Wohl  aber  folgte 
er  ganz  der  krateteischen  Interpretationsweise,  wie  wir  dies  nament- 
lich aus  seiner  im  Uebrigen  ausserordentlich  tüchtigen  und  ge- 
lehrten   archäologischen    Schrift89)    über    den    Becher    des 


I 


dass  noch  eine  Notiz  über  einen  dritten  eingedrungen  ist.  Denn  wie  man 
jene  cpiXoaocpcov  ßißlia  dLOQ&axiKcc  auch  auffassen  will,  für  einen  Schüler 
des  Rhoders  (denn  dieser  ist  doch  wohl  gemeint)  Apollonios  erscheinen 
sie  kaum  passend.  Unter  diesen  Umständen  bedarf  es  aber  auch  der 
Aenderung  von  Reinesius  nicht,  denn  auf  den  älteren  A.  bezogen,  stimmt 
S'  mit  den  übrigen  diesen  betreffenden  Zeitangaben.  Ja  diese  Aenderung 
wird  sogar  dadurch  höchst  bedenklich,  dass  der  Myrleaner  schwerlich  in 
Alexandreia  ausgebildet  ist,  da  er  eben  vielmehr  zu  der  pergamenischen 
Richtung  gehörte.  Wäre  &'  überliefert,  so  würde  es  freilich  eine  andere 
Sache  sein  und  man  es  dennoch  glauben  müssen.  Bedenkt  man  dagegen 
die  Nachricht,  dass  Apollonios  wieder  nach  Alexandreia  zurückberufen  sei 
(s.  C.  14.  A.  66),  so  hat  der  Bericht  über  einen  dortigen  Jugendaufenthalt 
eines  Schülers  von  ihm  nichts  Auffallendes.  Aber  auch  Verwechselung  mit 
A.  von  Alexandreia  (s.  A.  98)  kann  hier  vorliegen.  Wohl  mit  Recht  ver- 
muthet  Roh  de  Philo  v.  Byz.  u.  Hesych.  v.  Mil,  Rh.  Mus.  XXIV.  1879. 
S.  571.  A.  1  in  Anknüpfung  an  die  Worte  xb  8'  avco&sv  yhog  r\v  Ni-nasvg 
und  Stepb.  Nt%aicc.  f£  ccvxrtg  'Iciyovog  nal  'A6HXriniädrigy  dass  dieser  ältere 
A.  aus  Nikaea  war.  Dass  aber  der  Myrleaner  wirklich  zur  Zeit  des  Pom- 
peius  in  Rom  lehrte,  ist  durchaus  unverdächtig,  und  es  stimmt  zu  dieser 
Zeitangabe  auch  das  aufs  Beste,  dass  der  ältste  Schriftsteller,  bei  welchem 
wir  eine  Benutzung  von  ihm  (nämlich  von  seinen  Bi&vviavid)  nachweisen 
können,  Parthenios  35  (wenigstens  laut  der  Beischrift)  ist  (—  Fr.  1  Müll.). 
Vgl.  A.  95.  Nur  aber  zwingt  uns  auch  dies  noch  immer  nicht  dazu  mehr 
als  die  letzte  Zeit  seines  Lebens  in  das  1.  Jahrh.  zu  verlegen,  denn  wir 
wissen  damit  immer  noch  nicht,  wie  alt  Pompeius  (geb.  106)  war,  als  A. 
nach  Rom  kam,  und  die  Geburtszeit  des  Letzteren  lässt  sich  mithin  nicht 
genauer  bestimmen,  als  es  im  Obigen  geschehen  ist. 

85 b)  Von  Rom  aus,  wie  Hill  seh  er  a.  a.  0.  wegen  der  engen  Ver- 
bindung der  Turdetanier  mit  den  Römern  (Strab.  111.  141.  143  ff.  151) 
vermuthet. 

86)  Strab.  III.  139. 

87)  Strab.  III.  157.  'AanXrjTZHxdrig  b  MvglEccvog,  uvr\Q  iv  xrj  Tovqdr\xctvici 
naidevöccg  xa  ygcc^ifiaxL-nu  nai  7tEQif\yri6lv  xivcc  xätv  i&vcov  endsdeoncog  xav 
xavxrj  =  Fr.  5  M.     Dazu  Strab.  III.  166  =  Fr.  6  M.  Lehrs  S.  435. 

88)  Es  ist  reine  Willkür,  dass  Wachsmuth  a.  a.  0.  S.  6.  A.  4  ihn  zum 
Schüler  des  Krates  macht.  Falls  er,  was  ja  ganz  möglich  ist,  erst  um  100 
geboren  war,  so  kann  er  es  sogar  nicht  mehr  gewesen  sein. 

89)  „Wir  haben  nichts  Anderes,  dem  wir  sie  in  dieser  Hinsicht  an  die 
Seite  stellen  könnten  als  die  Beschreibung  der  Lesche  des  Polygnotos 
(s.  C.  20.   A.  44.    C.  22.   A.  187).     Sie   zeigt   eine   Gelehrsamkeit  in   diesen 

Susemtht.,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.    It.  2 


18     Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philologenschnle. 

Nestor80b)  (jtsgl  trjg  Nedtogidog)  ersehen,  aus  welcher  uns 
bei  Athenaeos90)  ein  umfänglicher  Auszug  erhalten  ist.  Trotz 
dieser  seiner  wunderlichen  exegetischen  Kunststücke  war  er  aber 
doch,  und  zwar  sonach  mit  vollem  Recht,  ein  angesehener  Philo- 
log91).  Ausserdem  verfasste  er  übrigens  noch  andere  Commen- 
tare  oder  Erläuterungsschriften  zu  Homeros92)  und  ferner 
zu  Theokritos93),  vielleicht  auch  zu  Apollonios  und  Aratos93b) 
und  schrieb  ttsqI  KQatLvov94-).  Ferner  gab  es  von  ihm  eine 
Geschichte  seiner  Heimat,  Biftwiana,  von  den  Sagenzeiten  an 
in  mindestens  10  Büchern,  wenn  die  Ueberlieferung  richtig  ist95), 
und  eine  Geschichte  der  Grammatiker  (piegl  yQa^atLxeov), 
deren  Bücherzahl  sich  auch  nicht  annähernd  mit  Sicherheit  fest- 
stellen lässt96).  Ob  aber  dieser  Asklepiades  auch  der  Verfasser 
der  Schrift  ttsqI  yQccti{ianxrjg  war,  in  welcher  mit  Polemik 
gegen  die  von  dem  Thraker  Dionysios  in  dessen  grammatischem 
Lehrbuch   gegebne   Definition  über  Begriff  und  Eintheilung  der 


Dingen  und  eine  Belesenheit  in  zum  Theil  sehr  entlegener  Poesie,  nament- 
lich in  der  hellenistischen"  (so  von  Aratos  abgesehen  Simias  und  Moero, 
s.  C.  4.  A.  31 b.    C.  14.  A.  28),    „wie   sie   damals   nur  bei   pergamenischen 
Philologen  zu  finden  war".     (Maass). 
89 b)  II.  A,  632  ff. 

90)  XI.  477  b.  488  a— 493  e.  498  f.  503  e,  vgl.  474  b.  601  b. 

91)  Macrob.  Sat.  V,  21,  6.  vir  inter  Graecos  apprime  doctus  ac  diligens 
(mit  Bezug  auf  dieselbe  Schrift). 

92)  Ath.  493  a.  iv  aUoig  d8i%%-r]6sx(u.     Lehrs  S.  441—443. 

93)  Einmal  (I,  118)  wird  er  in  den  Scholien  ausdrücklich  als  der  Myr- 
leaner  bezeichnet,  fünfmal  freilich  nur  schlechtweg  A.  genannt,  s.  Lehrs 
S.  443  f.     Kaibel  Herrn.  XV.  S.  456. 

93 b)  S.  darüber  A.  98.  101. 

94)  Ath.  XI.  501  e. 

95)  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  789  =  Fr.  2  M.  iv  dsKccta  Bi&vviayicbv.  Die 
Fragmente  s.  b.  Lehrs  S.  434f.  und  Müller,  der  mit  Unrecht  Seh.  Ap. 
Rh.  I,  623  auslässt.     Vgl.  auch  A.  85. 

96)  Wegen  der  Unsicherheit  der  überlieferten  Zahlen:  V.  Arat.  I.  p.  52, 
5  ff.  West.  'A6yiX7]7tLcidr}g  df  6  MvqXsccvog  iv  tat  icc'  (cc'  ?  Knaack)  nsgl  yqcc}i- 
licitMoov  Tccqcia  cprjalv  ctvzov  (näml.  "Aqccxov)  ysyovivcci  (vgl.  C.  10.  A.  4). 
Suid.  'Oqcpsvg  KQOt(ovLcizr}g,  inonoiog'  ov  JJsiGiozQOixcp  6vv£ivcci  zw  zvqccvvg) 
A6Hlr}TUccdr}g  cpr\a\v  iv  reo  g'  ßt,ßXL(p  zmv  yQcc^azL'umv  (man  sollte  eher  er- 
warten, dass  dies  im  1.  B.  gestanden  hätte  oder  auch  in  einem  Anhang: 
ig'  vermuthet  Knaack).  Vgl.  C.  32.  A.  51.  Aus  derselben  Schrift  ist  auch 
die  chronologische  Angabe  über  Polemon,  s.C.  22.  A.  113.  114.  Vgl.  Lehrs 
S.  436.  Ohne  Zweifel  war  sie  mittelbare  Quelle  auch  für  manche  der  be- 
treffenden Artikel  bei  Suidas. 


Asklepiades  von  Myrleia.  19 

Grammatik  gehandelt  ward97),  steht  allerdings  dahin,  aber  un- 
möglich ist  es  nicht,  ja  nicht  einmal  unwahrscheinlich98).  Noch 
zweifelhafter  ist  es  vielleicht,  ob  die  ^E%r\yy\%i'aa  tcov  d^ovcov 
xov  üokcovog"),  wider  die  Didymos  eine  Gegenschrift  ab- 
fasste  10°) ,  von  dem  Myrleaner  oder  einem  andern  Asklepiades 
herrührten101). 

97)  Sex.  Math.  I,  47.  72.  252.  Lehrs  S.  436  f.  Ob  in  Schol.  Dionys. 
Thr.  Bekk.  Anecd.  p.  784,  8  MvgXsccvog,  wie  Müller  S.  299  vermuthet,  für 
Z{ivQvaiog  zu  schreiben  und  dies  Citat  auf  tcsqI  ygcc^axDi^g  zu  beziehen 
sei,  ist  sehr  zweifelhaft,  vgl.  Lehrs  S.  448. 

98)  Lehrs  S.  436  ff.  bestreitet  es  lediglich  von  der  jetzt  allgemein 
(s.  C.  30.  A.  153)  als  unrichtig  erkannten  Annahme  aus,  dass  die  Tk%vr\ 
unter  dem  Namen  des  Dionysios  Thrax  unächt  und  späteren  Ursprungs  sei. 
Was  wir  aber  von  Commentaren  des  Asklepiades  zu  Aristophanes 
wissen,  zeigt  einen  ganz  anderen  Charakter  als  die  Homerauslegungen  des 
Myrleaners  (s.  Lehrs  S.  444—448),  und  in  den  Schoben  wird  überdies  ein- 
mal (Nub.  37)  'A6*Xr\niu8r]g  6  'AXs^avdqsvg  citirt,  sonst  freilich  einfach 
'A6%lr}7tioidr}g,  und  der  betreffende  Commentator  zeigt  sich  als  ein  so  sorg- 
fältiger Mann,  dass  er  die  Handschriften  der  Tragiker  in  Athen  einsah, 
um  den  Tragikerparodien  bei  Aristophanes  nachzuspüren,  Schol.  Ran.  1344 
(1385).  Hier  liegt  nun  der  Gedanke  am  Nächsten,  dass  derselbe  überall  A. 
von  Alexandreia  war,  schwerlich  jener  Schüler  des  Apollonios  (s.  A.  85), 
sondern  noch  ein  anderer  Mann  dieses  Namens,  und  dabei  wird  man  auch 
stehen  bleiben  müssen.  —  Dagegen  kann  die  Angabe  (s.  C.  14.  A.  43.  71) 
Schol.  Apoll.  Rh.  I,  623.  oxi  x.  x.  X.  ioxoqsl  kcu  'A6Y,Xr\nia.dYig  6  MvQXsccvög, 
deiy.vvg  Zxi  tkhqcc  KXsavog  xcc  nävxcc  (isx^vsyyisv  'AnoXXcoviog  richtig  sein, 
dann  aber  bleibt  es  immer  noch  fraglich,  ob  der  Myrleaner  dies  gerade  in 
einer  eignen  Erläuterungsschrift  zu  den  Agyovavxiyicc  dargelegt  hat;  trotz 
der  Güte  der  Quelle  jedoch  ist  es  schwer  sich  der  Vermuthung  zu  er- 
wehren, dass  vielmehr  jener  Schüler  des  Apollonios  eine  solche  geschrieben 
habe  und  auch  hier  wieder  mit  dem  Myrleaner  verwechselt  sei.  Freilich 
„lag  es  andrerseits  gerade  für  einen  Bithyner,  wie  Letzteren,  nahe  über  die 
Argonauten  zu  schreiben,  deren  Heldenthaten  ja  am  Südrand  des  Pontos 
spielen,  und  dazu  kommt  das  gerade  bei  dem  Myrleaner  (s.  A.  89.  101) 
nachweisliche  eifrige  Studium  der  hellenistischen  Poesie".  (Maass).  Ich 
meinerseits  wage  daher  nicht  zu  entscheiden. 

99)  Et.  Gud.  KvQßsig.  'AonXr}niccdr]g  de  iv  xolg  xmv  a\bvv>v  i%r\yi\xi- 
xoig  x.  x.  X. 

100)  Plut.  Sol.  1.  zlidvtiog  6  yQCiiiiiccxiHog  iv  xij  keqI  xöov  d^ovcov  xäv 
SoXcavog  dvxiyQcccpf]  ngog  3Ac%Xr\7tiä8riv.  Vgl.  C.  30.  A.  334.  —  Für  den- 
selben A.  hält  Hillscher  a.  a.  0.  den  Schol.  Pind.  Nem.  II,  19  angeführten, 
„praesertim  cum  mox  adiciatur  Didymi  sententia  diversa":  ot  de  nsQi'AayiXri- 
nidd^v  cpaolv  oxi  sU6g  ioxiv  ccvxov  (näml.  Ti^iodrjaov)  elvai  xäv  xryv  ZctXct- 
[iivcc  HccxccHXrjQovxqaccvxcov  'A&rivaiav  etnbg  ovv  ccvxbv  yevvrjd'ivtci  'A%i\vriGi 
xsxQoicp&ca  iv  2ccIcc[ilvi.  di8v[iog  de  cpr\ai  oxi  i'ocog  &[i,eivov  Xeyeiv  x.  x.  X.t 
dagegen  an  allen  anderen  Stellen  der  Pindarscholien  vermuthet  er  in  einer 

2* 


20     Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenisclie  Philologenschule. 

Ueber  Alexandros  den  Polyhistor  s.  C.  33. 

Demetrios  Chloros  war  einer  der  ältsten,  wo  nicht  der 
ältste  Cominentator  des  Nikandros101b);  gehörte  also  wahrschein- 
lich auch  der  pergamenischen  Schule  an  und  lebte  jedenfalls, 
wo  nicht  noch  im  zweiten  Jahrhundert,  so  doch  spätestens  im 
Anfang  des  ersten. 

Herakleon,  Sohn  des  Glaukos,  aus  dem  Flecken  Tilotis 
bei  Herakleopolis  in  Aegypten,  welcher  später  in  Rom  lehrte 102), 


These  zu  seiner  Doctordiss.  (s.  A.  50)  den  A.  von  Tragilos.  A.  von  Myrleia 
ist  es  wenigstens  an  keiner  von  ihnen,  s.  Lehrs  S.  447  f.,  aber  auch  schwer- 
lich A.  von  Alexandreia  (s.  A.  98). 

101)  Es  wäre  denkbar,  dass  das  Citat  Schol.  Aristoph.  Nub.  37  des  A.  v. 
Alexandreia  (s.  A.  98)  sich  nicht  wie  die  übrigen  Anführungen  des  A. 
schlechtweg  in  den  Aristophanesscholien  auf  Commentare  zu  Aristophanes, 
sondern  auf  diese  Schrift  bezöge,  so  dass  also  dieser  Alexandriner  ihr  Ver- 
fasser und  nicht  bloss  von  dem  Myrleaner,  sondern  auch  von  dem  Commen- 
tator  des  Aristophanes  zu  unterscheiden  wäre,  s.  Lehrs  S.  446.  Aber 
Lehrs  selbst  scheint  diese  Möglichkeit  nicht  hoch  anzuschlagen.  Bleibt 
man  vielmehr  bei  jener  wahrscheinlicheren  Annahme  (s.  A.  98),  dass  die 
Citate  in  den  Aristophanesscholien  alle  auf  die  nämlichen  Commentare  des 
nämlichen  Verfassers  gehen,  welcher,  wie  Lehrs  selbst  zeigt,  Nichts  ent- 
gegensteht, so  hindert  auch  Nichts  daran,  dass  vielmehr  der  Myrleaner  der 
Urheber  der  Schrift  gewesen  sein  kann;  ob  er  es  wirklich  gewesen  ist, 
bleibt  freilich  auch  so  noch  durchaus  ungewiss.  —  Ein  Gleiches  gilt  darüber, 
ob  er  der  Schol.  Arat.  7  citirte  war,  und  wenn  ja,  ob  dies  Citat  aus  einem 
Commentar  zu  Aratos  ist,  s.  Lehrs  S.  444;  doch  spricht  für  eine  bejahende 
Antwort  der  Vorgang  anderer  Pergamener,  des  Zenodotos  von  Mallos  und 
wohl  auch  des  Krates,  s.  A.  65.  82.  C.  10.  A.  50  und  das  A.  89  Hervor- 
gehobne. —  Asklepios  oder  Asklepiades  aber  b.  Marcell.  V.  Thuc.  §.57 
und  Schol.  Thuc.  I,  66  war  sicher  ein  Anderer,  vielleicht  gar  kein  Gramma- 
tiker, sondern  ein  Rhetor,  s.  Lehrs  S.  444. 

101 b)  Denn  gegen  ihn  polemisirte  schon  Antigonos  (s.  C.  30.  A.  260— 262) 
Schol.  Ther.  585.  748,  wie  v.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  189.  A.  138 
hervorhebt.  In  einer  freilich  „schwer  entstellten"  und  „von  Lentz  Hero- 
dian.  II.  S.  188  ganz  verkehrt  behandelten  und  ohne  Grund  Herodian  zu- 
gewiesenen" Angabe  bei  Steph.  KoQonrj  werden,  wie  schon  C.  10.  A.  126 
erwähnt  ward,  oi  v7tonvr}[iccxLaavxsg  &scov  IIXovxccQ%og  drjurjXQiog  erwähnt, 
und  „nur  so  viel  ist  klar",  wie  Wilamowitz  a.  a.  O.  S.  190.  A.  141  be- 
merkt (s.  auch  dessen  theilweisen  Herstellungsversuch),  „sowohl  dass  Schol. 
Ther.  614  benutzt  ist,  in  einem  Zustande,  von  dem  jetzt  die  Scholien  nur 
noch  einen  Schatten  enthalten,  als  auch  dass  der  Scholiast  eine  eigne 
Meinung  im  Gegensatz  zu  diesen  v7to[ivr](iccxL6civxeg  versucht". 

102)  Suid.  Hqccv.Xi(ov  Alyvitxiog  dno  xafirjg  TiXcoxswq  ovürjg  vnb  xij 
*HqocY.l£Ovg  itoXsi,  yQapiuxxMog.  inaidsvos  d'  Iv  'Pco^itj  (vgl.  Schol.  B  II. 
<£,  581.    cpr\G\v  ^HqcckXscov   iv  'Pafiy   xovxo    xs&saG&oci.    Steph.  v.   B.  'Ayvid. 


Demetrios  Chloros.    Herakleon  aus  Tilotis.  21 

wirkte  entweder  erst  zur  Zeit  des  Augustus  oder  noch  etwas 
später  oder  aber  schon  früher,  jedenfalls  jedoch  nicht  vor  dem 
ersten  Jahrhundert  v.  Chr.103)  und  verfasste  unter  Anderem  je 
einen  Commentar  zu  jedem  Buche  der  Ilias  und  der 
Odyssee104),  aus  welchem  uns  Bemerkungen  von  allerlei  Art105), 
unter  ihnen  mehrere  prosodische  und  orthographische 106),  erhalten 
sind.  Ein  scharfer  Gegensatz  gegen  Aristarchos  tritt  aus  ihnen 
nicht  mit  genügender  Deutlichkeit  hervor107),  aber  vermuthlich 108) 
in  demselben  Commentar  standen  auch  die  aller  Wahrscheinlich- 


AQE&ovaa.  KqokvXeiov:  'HqkkXecov  6  rXecvKov).  S.  über  ihn  Spitzner  zu 
II.  21,  228,  Meier  Opusc.  IT.  S.  27.  A.  100,  Beccard  De  scholiis  in 
Homeri  Iliadem  Venetis  A  (Berl.  1850).  S.  76,  M.  Schmidt  Didym.  S.  47  f. 
A.  1,  Schimberg  Analecta  Aristarchea  S.  15  f.  u.  bes.  Diels  Doxogr. 
S.  88—99. 

103)  Dies  erhellt,  wie  Beccard  bemerkt,  aus  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  769 
(vgl.  III,  37).  oi  ds  'Aqi6zocq%eioi  öl*  exeqov  q  t%ovGi  xocg  xoiavzccg  yqacpug 
(s.  Didym.  z.  IT,  228),  mg  HqockAecov  (prjalv  sv  xij  TL  rf/s  'iXiddog.  Auf  der 
anderen  Seite  ist  vielleicht  (s.  C.  30.  A.  343 b)  dieser  H.  zu  verstehen  b. 
Suid.  didv{iog  6  KXavdiog  .  .  .  etiixo^iv  ^HganAsenvog,  aber  auch  des  Claudius 
Didymus  Zeit  steht  freilich  nicht  genau  fest.  Ueber  die  Entstehungsperiode 
der  von  H.  benutzten  homerischen  Allegorien  s.  C.  27.  A.  99. 

104)  Suid.  fährt  fort:  eyQccipsv  V7t6[ivr}[ici  slg  r'O(i7jQ0V  nccxoc  qaxpcodiav, 
v.a.1  sig  xovg  XvQinovg'  tceqi  xav  necq'  '0{irjQa>  nqoaxaY.xiv.av  qr\yidxoiv.  Vgl. 
Seh.  Apoll.  Rh.  I,  769  (s.  A.  103).  Schol.  T  11.  ß,  45.  navxaxov  dl  xmv 
VTCo^vrjfidrcov  ovxcog  evqov,  7tXr\v  'HgccuXEcovog.  Et.  M.  702,  10.  Steph.  'Aqe- 
d-ovau.  didv[iog  vno[ivri[iaxigGJv  xi\v  v  xijg  '0dv66Eiccg  .  .  .  'HQCtxXeav  .  .  . 
xr\v  ctvxr\v  vnoyLvrmctxC^cov  %.  x.  X.  (es  folgt  dieselbe  Erklärung,  die  später, 
wie  Schimberg  hervorhebt,  auch  Epaphroditos  Schol.  Theoer.  1, 117  offen- 
bar nach  H.  giebt).  Et.  M.  421,  53.  'IL  h  v'  'OdvocELag  (so  M.  Schmidt 
f.  'H.  EvodCoig). 

105)  In  den  Scholien  heisst  er  stets  schlechtweg  'HqcchXecov  oder  ot 
nsol  cHqcckX£(ovcc.  Ausser  den  schon  angef.  u.  A.  106  anzuführenden  Stellen 
s.  Schol.  A  IV,  107.  Schol.  B  #,  31.  Schol.  AB  O,  44.  Schol.  BT  2,  546. 
Schol.  T  T,  439.  Eustath.  z.  E,  77  ff.  p.  524,  17.  Vgl.  La  Roche  Homer. 
Textkrit.  S.  110. 

106)  Herodian.  z.  E,  638.  Z,  319.  357.  465.  H,  177.  Schol.  B  u.  Eustath. 
z.  A,  269.  Schol.  Apoll.  Rh.  a.  a.  O.  0.  Steph.  Btjgocc.  "Hqcadicivbg  öl  ivög 
|  yqctcpEi,  'AnoXXodcoQog  ös  y.a.1  'Eitacpoodixog  yia\  'HqccmXscov  diä  ovo. 

107)  Mit  Recht  bemerkt  Schimberg  S.  15.  A.  1:  „si  e  Schol.  Apoll 
Rh.  I,  769.  III,  37  M.  Schmidt  Antiarist  archeum  Heracleonem  fuissc  col- 
legit,  nimis  indulsisse  arbitrio  suo  vidttur. 

108)  S.  Diels  S.  91.  A.  2,  welcher  mit  der  Bemerkung  schliesst:  „ex 
Heracleone  haud  scio  an  fluxerit  scholion  AB  11.  if,  99.  %al  E£voyccvr\g' 
„nüvxsg  yccQ  yuCr\g  xe  y.cu  vdccxog  EY.yEvopEöQ'ct.'  ey.  yr^g  yoeq  nccvxa  yccI  tlg 
y-r\v  xeXevxu". 


22     Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philologenschule. 

keit  nach  auf  ihn  zurückzuführenden,  aus  einem  eignen  stoischen 
Buche  dieser  Art  geschöpften  allegorischen  Auslegungen,  in 
welchen  auch  die  Lehren  der  verschiedensten  Philosophen  heran- 
gezogen, und  welche,  wie  es  scheint,  für  gewisse  Abschnitte  bei 
Probus  und  Sextus  dem  Empiriker,  vielleicht,  ja  wahrscheinlich 
eben  durch  Herakleons  Vermittlung,  die  letzte  gemeinsame  Quelle 
waren109).  Jedenfalls  arbeitete  er  hiernach  im  Sinne  und  Geiste 
der  pergamenischen  Schule,  mag  er  nun  geradezu  ihr  angehört 
haben  oder  nicht.  Ob  er  derselbe  mitHerakleon  von  Ephesos, 
dem  Verfasser  eines  Glo s sen werke s110),  war  oder  nicht,  muss 
wenigstens  bis  auf  Weiteres  wohl  dahingestellt  bleiben111). 


109)  Richtig  bemerkte  schon  Schmidt  S.  48  zu  Prob.  Verg.  Ecl.  V,  31. 
p.  11,  4  ff.  K.  in  quo  animadvertendttm  quod  Homerus  consentiat  Empedocli 
et  Heracleonv  Folgendes:  „inepte  Empedocli  iungitur  Heracleo",  aber  mit 
Unrecht  schloss  er  hieraus,  dass  Heracleoni  verderbt  sei.  Das  Richtige  sah 
Di  eis  S.  91:  „haec  coniunctio  inepta  est,  nisi,  ut  fieri  assolet,  citati  scri- 
ptoris  memoriae  notam  originis  adhaesisse  credis"  und  setzte  dann  S.  91  ff. 
durch  Vergleichung  von  Sex.  Math.  X,  313-318  und  Prob.  p.  21,  14  ff.  3  ff. 
p.  10,  33 ff.  die  ganze  Sache  ins  Klare.     S.  weiter  C.  27.  A.  98-99b. 

110)  Ath.  II.  52  b.  III.  76  a  (vgl.  C.  30.  A.  221.  243b).  VII.  303  b.  308  f. 
XI.  503  a.  XIV.  647  b.  Vgl.  III,  111c.  'HoanXEmv.  Hesych.  rsyvgig.  Tccv- 
Xjjqov.  Ted'rjostai.  Tiyyaßccoi.  TQix&ddsg,  wo  (eben  aus  Pamphilos)  keine 
anderen  Glossen  als  auch  bei  Ath.  erscheinen,  s.  F.  Ranke  De  lex.  Hesych. 
orig.  S.  Ulf.  Die  Notizen  b.  Harpokr.  MccxqvXelov  und  Phot.  Tavxa&iv 
aus  Herakleon  leitet  dagegen  Schmidt  S.  47  mit  gutem  Grunde  aus 
einer  oder  zwei  anderen  Schriften  desselben  Mannes  her.  War  indessen 
Letzterer  von  dem  Aegypter  verschieden,  so  könnte  vielmehr  auch  dieser 
gemeint  sein.     Weiteres  s.  C.  30.  A.  243 b. 

111)  Mit  welchem  Rechte  Meier  und  Schmidt  das  Letztere  als  selbst- 
verständlich bezeichnen,  vermag  ich  nicht  abzusehen.  So  bald  man  es  aber 
annimmt,  lässt  sich  über  die  Zeit  des  Ephesiers  nur  sagen,  dass  er  nicht  nach 
Pamphilos  lebte,  s.  A.  110.  C.  30.  A.  243 b.  -  Recht  fabelhaft  klingt  die  Ge- 
schichte von  einem  Grammatiker,  von  welchem  wir  sonst  Nichts  wissen, 
Daphidas  von  Telmessos  unter  Attalos  (II  oder  III?)  bei  Suid.  (aus  Aelian. 
de  prov.):  zicccpidccg  TsXfirjaasvg,  ygcxfificcxLnog,  ysyocccpag  nsQVOfirjQOv  v.al  xfjg 
avxov  noirjGEcog  oxv  iipEvGuxo.  'A&rjvaioi  yäg  ovv.  egxqocxevguv  in'  "IXiov.  r^v 
8'  ovtog  XoLdoQovfisvog  nccvxl  hccl  [iE%Qig  ccvxäv  ^r\  (psi86[iEvog  xäv  &(<x>v.  ynxl 
"AxxccXov  (iev  xbv  ßaoiXscc  IIsQycc[iov  diu  xovxo  e%eiv  ctvxa  smßovXsvovxoc. 
8 lg  ds  xrtv  Tlvfrlav  eX&ovxdc  noxs  GucanxEiv  elg  xo  [iccvxelov  v.al  iniysXävxcc 
eqeg&cci,  el  xbv  iitTiov  evqtjgel.  xQrjG&TJvcu  d'  avxa>  evqy]geiv  xu%£(og.  six' 
ehelvov  dicc&QvXriaccL  xovxo,  oxl  fi-qx'  rjv  avxa  irntog  [irjx'  cctzcoXexo.  ava%ia- 
QJiaavxa  8s  GvXXccßbfiEvog  "AxxccXog  E7iExa£,s  HaxoaiQrjtivicd'rjvca.  ev  oj  öe 
xönco  xovxo  syivEXO,  e-auXeIxo  "irntog  6  xonog.  ncci  Eyvco  nqbg  reo  ftavccxm 
liri  EtyEvaftcci  xb  Xoyiov.     ovxcog  ovv  ivvßQiGccg  xaxeos  ccncoXExo. 


Herakleou  aus  Til.     Eintheilung  der  att.  Kom.  23 

Von  dem  Einflüsse  der  Pergamener  auf  die  griechische 
Färbung  der  römischen  fabelhaften  Vorgeschichte  war  schon 
früher1115)  die  Rede.  Mit  nicht  geringer  Wahrscheinlichkeit  aber 
ist  endlich  neuestens 112)  auf  diese  pergamenische  Philologen- 
schule auch  die  der  alexandrinischen  Dreitheilung  der  attischen 
Komoedie112b)  entgegengesetzte  Zweitheilung  derselben  so  wie  der 
Tragoedie  zurückgeführt  worden,  welche  sich  bei  Dionysios  von 
Halikarnassos 113),  Velleius114),  Quintilianus 115),  Plutarchos116) 
findet.  Wohl  könnte  es  bei  der  Art  des  Gegensatzes  beider 
Schulen  auffallend  erscheinen,  dass  die  erstere  von  sachlichen, 
die  letztere  von  sprachlichen  Gesichtspunkten  ausgeht,  allein 
erstere  stammt,  wie  wir  sahen117),  schon  aus  der  voraristar- 
cheischen,  ja  aus  der  ältsten  Zeit  alexandrinischer  Gelehrsamkeit, 
und  der  sprachliche  Gesichtspunkt  bei  der  letzteren  ist  genauer 
ein  solcher,  auf  welchen  Aristarchos  und  die  Seinen  nicht  ein- 
zugehen pflegten,  während  er  den  Pergamenern  sehr  geläufig 
war118),  nämlich  ein  stilistisch-rhetorischer,  von  dem  aus  dem 
Menandros    die   Palme   zuerkannt  ward119).     Pergamenische  Be- 


lli^ C.  21.  A.  532h-i. 

112)  Von  Kaibel  Archippos  und  die  Pergamenische  Kritik,  Hermes 
XXIV.  1889.  S.  42-66.  Consbruch  a.  a.  0.  S.  235  erklärt  dessen  Beweis- 
führung nicht  für  überzeugend,  aber  gerade  sein  eignes  Schlussergebniss 
(s.  A.  54  z.  E.)  spricht  für  die  Richtigkeit  derselben. 

112  >')  S.  C.  15.  A.  88. 

113)  In  dem  uns  erhaltnen  dürftigen  Auszug  aus  seiner  Schrift  tceqI 
jtu^?J(>£(ög  steht  freilich  das  Betreffende  nicht,  aber  aus  ihr  ist  geflossen  was 
wir  bei  Quintil.  X,  1,  65  ff.  lesen.     Vgl.  auch  Dion  Chrys.  p.  476  f.  R. 

114)  I,  16,  3.         115)  a.  a.  0. 

116)  Qu.  symp.  VII,  8,  2.    712  A.  B. 

117)  C.  15.  A.  88. 

118)  S.  Kaibel  S.  66:  „Dass  diese  sprachliche  Untersuchungsmethode 
nicht  von  den  Alexandrinern  ausgegangen  ist,  die  wohl  Abweichungen  der 
Syntax,  der  Formenlehre,  der  Accentuation  beobachteten,  für  die  die  ek- 
loyr\  ovo^idtcov  aber  ohne  Werth  und  darum  nicht  von  Interesse  war, 
sondern  von  den  Pergamenern,  deren  Kritik  tö  OTQsyopsvov  7tSQi  xr\v  Xs£iv, 
xb  7t£QL  tag  SiclXe%tov$  %cc\  xccg  SiacpoQug  t(ov  rclaa^octcov  Mai  xciQK)itVQ(OV 
(Taurisk.  b.  Sex.  Math.  I,  249,  s.  C.  12.  A.  5)  umfasste,  das  wird  heute 
wohl  allgemein  zugestanden  werden". 

119)  Freilich  handelt  es  sich  bei  Dionys.,  Dion,  Quintil.  nur  um  den 
Nutzen  für  den  Redner,  und  der  Standpunkt  des  Plut.  ist  ein  verwandter. 
Und  dazu  stimmt  auch  die  merkwürdige  Behauptung  (Quintil.  §.  70),  dass 
die  Reden  des  Charisios  in  Wahrheit  von  Menandros  seien  (vgl.  C.  35. 
A.  30).     Aber  dieser  rhetorische  Gesichtspunkt  war  doch  nur  eine  folge- 


24    Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philologenschule. 

obachter  werden  es  daher  auch  gewesen  sein,  welche  namentlich 
aus  stilistischen  Gründen  vier  Konioedien  unter  dem  Namen  des 
Aristophanes  demselben  nicht  bloss  absprachen,  sondern  auch 
dessen  Nachahmer  Archippos  zuwiesen120). 

Nur  anhangsweise  und  zur  Sicherheit  für  alle  Fälle  ist  des 

Herodikos121)    von    Babylon122)    schon    hier   zu    gedenken. 

Denn  freilich  wenn  das  von  ihm  erhaltene  Epigramm  gegen  die 

Aristarcheer123)  auf  die  Vertreibung  der  Gelehrten  aus  Alexandreia 

richtige  Consequenz  des  stilistischen,  welcher  vorwiegend  dieser  Eintheilung 
zu  Grunde  lag.  Freilich  wird  ferner  an  Menandros  neben  seiner  Sprach- 
gewandtheit und  Anmuth  und  seinem  Sentenzenreichthum  auch  seine  sittliche 
Reinheit,  Lebenswahrheit,  Erfindungsgabe  und  seine  Charakterzeichnung 
gepriesen,  aber  vom  Unterschied  der  Stoffe  und  ihrer  Bearbeitungsweise, 
auf  den  sich  die  alexandrinische  Dreitheilung  gründet,  ist  hier  keine  Rede, 
daher  hier  denn  auch  für  eine  mittlere  Komoedie  kein  Platz  ist.  Und  der 
Hauptunterschied,  durch  den  die  neue  von  der  alten  getrennt  wird,  ist,  wie 
man  besonders  aus  dem  Anon.  de  com.  vor  Bergks  Ausg.  des  Aristoph. 
No.  V  sieht,  das  naxdyXcoGGov  der  letzteren  und  ebendamit  der  Gegensatz 
der  jüngeren  attischen  Schriftsprache,  wie  sie  sich  in  der  kunstgerechten 
Prosa  entwickelt  hatte  und  aus  ihr  auch  ins  Drama  überging,  von  der 
älteren  und  insofern  „weniger  attischen".  In  diesem  Sinne  wird-  Phere- 
krates  bei  Ath.  VI.  268  e  und  Anderen  'Axxi-amxaxog  genannt,  weil  er  am 
Wenigsten  von  den  Komikern  seiner  Zeit  alterthümelte,  und  lediglich  zeit- 
lich ist  es  zu  verstehen,  wenn  Phrynichos  und  Aristomenes  bei  Suid.  zu 
den  BTtidsvxsQoi,  d.  h.  also  zu  den  jüngeren  Dichtern  der  alten  Komoedie 
gezählt  werden.     S.  das  Genauere  bei  Kaibel  S.  59 ff. 

120)  V.  Aristoph.  §.  13  Bergk.  uvxtlsysxca  xegguqu  ag  ovk  ovxa  avxov. 
egxl  ds  xctvxa  IJoirjGig  Nccvccybg  Nr\6oi  Nioßog,  a  xivsg  elvcci  EcpccGccv  'Aq%lti- 
nov.  nofyaig  und  Nccvccyog  scheinen  freilich  auch  schon  von  der  alt- 
alexandrinischen  Kritik  verworfen  zu  sein.  S.  über  die  ganze  Frage 
Kaibel  S.  46  ff.  Die  Kritik  über  die  Reden  des  Charisios  (s.  A.  119)  ist 
wohl  ein  Seitenstück  hiezu,  nur  dass  bei  letzterer,  wie  es  scheint,  die  Per- 
gamener  sich  einmal  wieder  überschlugen. 

121)  C.  Schmidt  De  Herodico  Crateteo.  P.  I.  Elbing  1886.  4.  (gut, 
vgl.  die  Anzz.  v.  Knaack  Deutsche  L.-Z.  1886.  Sp.  1165,  Th.  Reinach 
Rev.  crit.  1886.  IL  S.  321  f.,  Susemihl  Woch.  f.  kl.  Ph.  IV.  1887.  Sp.  655  f.). 
Schoenemann  Herodicea,  Rhein.  Mus.  XLII.  1887.  S.  467—471  (m.  E. 
völlig  verfehlt). 

122)  Ath.  V.  222  a.  xbv  BußvXcovtov  'Hqo8ly.ov,  s.  A.  123. 

123)  Bei  Ath.  a.  a.  0. 

q)8vysx\  'Aqigzccqxeloi,  eti    evqecc  vcöxa.  d,aXdzxr}g 

EXXddcc,  xrjg  i-öv&rig  öelXoxeqol  KE^iddog, 
ycovLoßöfißvnsg,  povoovXXccßoi,  oigi  fis^Xs 

XO   GCplv   y.Ctl   GCpGJLV   ytccl  xb    (ilv   ffis   xb    VIV. 
xovft'  v[iiv  el'rj  dvGTtsficpEXov   Hgodina  ds 

'EXXccg  ue\  (iipvoi  %cu  %Eonaig  BaßvXmv. 


Anhang:  Herodikos  von  Babylon.  25 

durch  Physkon124)  gedeutet  werden  rnüsste125),  oder  wenn  man 
wirklich  annehmen  niuss,  dass  schon  Vergilius  in  dem  seinen 
gegen  Annius  Cimber  es  vor  Augen  gehabt  hat126),  so  wäre  er 
bereits  ein  unmittelbarer  Schüler  des  Krates  gewesen126b);  aber 
jene  Deutung  ist  zweifellos  unrichtig127),  und  diese  Annahme,  so 
sehr  sie  sich  zu  empfehlen  scheint,  ist  doch  vielleicht  nur  be- 
stechend127b),  und  eine  überwiegende  Wahrscheinlichkeit  spricht 

124)  S.  C.  16.  A.  90.  C.  23.  A.  152.  237b.  C.  33.  A.  253. 

125)  Mit  Bergk  Fünf  Abhh.,  herausg.  v.  G.  Hinrichs  (Leipzig  1883). 
S.  169.  A.  1. 

126)  Catal.  2  nach  der  Herstellung  von  Buecheler  Catalepton,  Rhein. 
Mus.  XXXVII.  1882.  S.  507  ff. 

Corinthiorum  amator  iste  verborum, 

iste  iste  rhetor,  iamque  quatenus  totus 

Thucydides ,  tyrannus  Atticae  febris  — 

tau  Gallicmn,  min  et  sphin  et  male  HU  sit: 

ita  omnia  ista  verba  miscuit  fratri. 
Vgl.  Quintil.  VIII,  3,  29.  Trotz  der  Bemerkung  von  Buecheler  S.  509: 
„ridituli  causa  (ßossematis  tribus  tanquam  quartum  hoc  adicitur  male,  nequem 
fugiat  illa  quo  loco  habenda  sint,  omnia  aeque  infanda  et  plena  pestilentiae" 
scheint  mir  Sinn  und  Construction  die  Verwandlung  des  zweiten  et  in  ut 
zu  verlangen,  aber  das  ist  Nebensache.  Wesentlich  dagegen  ist,  was 
Buecheler  selbst  hervorhebt,  dass  (iiv  und  ocpiv  auch  die  sonst  geläufigen 
Beispiele  für  ,,mala  et  molesta  glossemata"  sind  (Anth.  Pal.  XI,  142.  321); 
gerade  die  beiden  anderen  von  H.  gebrauchten  acpcöiv  und  vCv  fehlen  aber 
bei  Vergil.  Die  ganze  Aehnlichkeit  schrumpft  ako  auf  male  sit  und  tfi\ 
dv67ti[i(p£lov  zusammen,  und  das  male  liegt  doch  von  dv67ie[icpsXov  recht 
weit  entfernt,  und  die  ganze  Wendung  bekommt  durch  den  Schlussvers  so 
wesentlich  einen  anderen  Charakter,  dass  man  sagen  muss:  wer  dem  Annius 
Cimber  zugleich  seinen  affectirten  Archaismus  und  die  Vergiftung  seines 
Bruders  vorrücken  wollte,  musste  auf  sie  verfallen,  mochte  er  nun  das 
Epigr.  des  H.  kennen  oder  nicht.  Und  wenn  denn  doch  eins  dieser  beiden 
Epigramme  vom  anderen  abhängig  sein  sollte,  ist  denn  wirklich  das  umge- 
kehrte Verhältniss  so  schlechthin  undenkbar? 

126 b)  Krateteer  wird  er  freilich  oft  genug  genannt  (s.  A.  130.  132.  134), 
Schüler  des  Krates  nie. 

127)  Denn  qpfvyfr'  ist  nicht  Indicativ,  sondern  Imperativ,  wie  der 
Gegensatz  'Hqüöiho)  3s  'EXXag  dsl  txiuvoi  beweist;  cpsvyeiv  'EXXudu  kann  ferner 
doch  nicht  heissen:  „nach",  sondern  nur  „aus  Hellas  fliehen",  Physkon 
aber  hat  die  Gelehrten  nicht  von  dort,  sondern  aus  Aegypten  vertrieben; 
so  ist  denn  auch  im  Schlussverse  'EXXccg  ganz  richtig,  während  Bergk  zu 
den  seltsamen  Conjecturen  TIsQya^'  oder  MaXXbg  zu  greifen  sich  genöthigt 
sieht.  Worauf  H.  zielt,  wenn  er  die  Aristarcheer  als  öeiXözsqol  HEfiddoe 
bezeichnet,  weiss  ich  freilich  nicht  zu  sagen,  aber  müssen  denn  überhaupt 
alle  Schimpfreden  motivirt  sein? 

127 b)  S.  A.  126.     Eine   andere,  in   der  That   schwer  wiegende  Instanz 


26     Sechsundzwanzigstes  Capitel.     Die  pergamenische  Philologenschule. 

dafür,  dass  er  vielmehr  bereits  den  Grammatiker  Seleukos  aus 
der  Zeit  des  Tiberius128)  anführte  und  folglich  frühestens  mit 
diesem  gleichzeitig,  wahrscheinlich  aber  auch  nicht  viel  später 
lebte129).     Er    verfasste    eine    Schrift    wider    die    Sokrates- 


hat  mir  Wilamowitz  brieflich  entgegengehalten:  ein  griechischer  Gramma- 
tiker aus  Babylon  im  1.  Jahrh.  n.  Chr.  unter  parthischer  Herrschaft,  der 
noch  dazu  wünscht,  dass  ausser  Hellas  auch  Babylon  ihm  bleiben  möge, 
ist  eine  sehr  bedenkliche  Hypothese.  S.  indessen  C.  1.  A.  3,  und  auch  ein 
unmittelbarer  Schüler  des  Krates  mit  solchen  Schmähungen  gegen  Piaton 
zur  Zeit  der  so  höchst  platonfreundlichen  Mittelstoa  (s.  C.  28.  29),  mit 
welcher  doch  Krates  und  die  Seinen  so  eng  zusammenhingen,  ist  eine  kaum 
minder  bedenkliche  Annahme,  so  dass  man  wohl  erst  untersuchen  muss,  ob 
nicht  eine  solche  Erscheinung  doch  vielleicht  eher  im  1.  Jahrh.  n.  Chr. 
sich  unterbringen  lässt.     Dass  ich  immerhin  schwanke,  verhehle  ich  nicht. 

128)  S.  Maass  De  biogr.  Gr.  (Berl.  1880).  S.  33  ff.  Bapp  Comm.  in 
hon.  0.  Ribbecki  (Leipz.  1888).  S.  258—265. 

129)  Gegen  dies  Ergebniss  von  Schmidts  Untersuchung  (s.  A.  133  z.  E.) 
hat  freilich  Schoenemann  S.  468  f.  A.  6  eingewandt,  aus  Schol.  Aristoph. 
Ran.  1028.  iv  xoig  cpsoopsvoig  Alo%vXov  TLioGaig  ovzs  Juqsiov  ftuvccxog  inccy- 
yiXXsxai  ovxs  %oobg  xäg  %Btqag  GvyKQOVGeeg  XiytL  luvoi  .  .  .'Hoödixog  de  tpr\ai 
(vgl.  A.  134)  dixxag  ysyovivcci  xccg  xaiHaag  (so  Dobree  f.  ölxxov  ysyovivai 
xov  d'ccvcctov)  %ai  xr\v  xqaycodCccv  xavxrjv  7veqisxsiv  xrjv  iv  IlXccxaiccig  [ictxrjv. 
donovoi  ds  ovroi  ot  IIsqgcu  vno  rov  Ai6%vXov  d£didd%&ca  iv  ^vQWnovGcag 
GnovdccGccvxog  ^igcovog,  cog  cprjciv  'EoctxoG&svrjg  iv  y'  ntgi  yicofiajdiatv  (vgl. 
V.  Aeschyli  Nachtr.  p.  122,  93  f.  West,  qpaalv  vno  'iiocovog  d^KoQ-ivxa  ccvcc- 
diddt-cu  xovg  iHoaccg  iv  ZmeXlu).  äXXmg  Jidvfiog  (s.  M.  Schmidt  Didym. 
S.  250)*  ort  ov  7iSQii%ov6i  &dvccxov  dccoeCov  oi,  JJeqgccl  xb  öga^a.  dto  xivtg 
dixxccg  xocftiGsig,  xovxioxi  didccGKccXiag,  xcov  TIeqgcqv  elvcci  x.  x.  X.  gehe  her- 
vor, dass  Didymos  den  H.  schon  gekannt  habe.  Danach  müssten  denn  die 
Capitel  V,  14  f.  bei  Ath.  188  d— 190  a  aus  einer  anderen  Quelle  in  das  aus 
H.  (s.  A.  133)  Entnommene  eingeschoben  sein.  Aber  vergeblich  sucht  man 
irgend  eine  Spur  einer  derartigen  Naht,  wohl  aber  zeigt  sich  auch  hier 
188  f  so  gut  wie  vorher  180  c.  d.  181c  (vgl.  177  e)  die  für  den  Krateteer 
so  charakteristische  Feindseligkeit  gegen  Aristarchos,  und  mit  Recht  er- 
widert Bapp  a.  a.  O.  S.  258.  A.  2:  „Wenn  Didym.  eine  Ansicht  mit 
xivsg — cpccoL  referirt,  welche  vorher  unter  dem  Namen  des  H.  eingeführt  ist, 
so  braucht  er  d esshalb  nicht  gerade  den  H.  benutzt  zu  haben.  Vielleicht" 
(ich  denke:  so  gut  wie  sicher)  „meint  er  den  Eratosthenes  und  schöpft 
also  aus  gleicher  Quelle  mit  H.,  der  nur  (?)  die  Ansicht  dieses  Gelehrten 
wiedergiebt".  (Dass  diese  Ansicht  übrigens,  wenn  sie  nicht  blosse  Hypo- 
these war,  sondern  Eratosthenes  wirklich  eine  Ueberlieferung  von  einer 
solchen  zweimaligen  Aufführung  der  Perser  kannte,  mindestens  dahin  um- 
zukehren ist,  dass  die  in  Sikelien  die  frühere  war,  und  dass  sie  folglich 
das  Problem  zu  erklären  nicht  geeignet  ist,  hat,  wie  hier  beiläufig  gegen 
die  ferneren  Verkehrtheiten  Schoenemanns  S.  469  ff. ,  welcher  sogar  die 
weitere  Ausmalung  des  H.  für   durchaus  glaubwürdig  und  vielmehr  auch 


Herodikos  von  Babylon.  27 

Verehrer,  7tQog  %ov  QLÄoGaxQdrrjv 130) ,  voll  von  übel  begrün- 
deten Schmähungen  gegen  Piaton  und  andere  Sokratiker,  aus 
welcher  uns  bei  Athenaeos131)  umfängliche  Auszüge  erhalten  sind, 
eine  zweite  Uv^^oxra  v7to[ivtf[iata132),  aus  welcher  wahrschein- 
lich nicht  minder  ausführliche,  eine  Beschreibung  der  homeri- 
schen Symposien  im  Vergleich  mit  denen  des  Piaton,  Xenophon 
und  Epikuros  enthaltende  Stücke  bei  Athenaeos  entnommen 
sind133),  und  eine  dritte,  mindestens  6  Bücher  umfassende  Ka- 
[i(pdov{ievoilu),  in  welcher  das  Werk  des  Eratosthenes  über  die 
attische  Komoedie  und  auch  wohl  Polemon  benutzt  war135). 


scnon  für  herrührend  von  Eratosthenes  selber  hält,  bemerkt  sein  mag, 
Susemihl  De  Aeschyli  vita,  Greifswald  1876.  4.  S.  14 f.  dargelegt.  Ausser- 
dem vgl.  Strecker  De  Lycophrone  etc.  S.  64  f.  Fr.  109). 

130)  Ath.  V.  215  f.  *H.  6  KQcctrjTSLog  sv  xoig  ngog  xbv  ^tloGcoyiQdxr^v, 
vgl.  219  c.  'H.  6  KQatr'jtsLog:  es  folgen  10  von  ihm  auf  den  Namen  der 
Aspasia  fabricirte,  an  Sokrates  gerichtete  Hexameter,  über  die  Bergk 
P.  L.  G.4  II.  S.  287  f.  ganz  verkehrt  urtheilt.    Vgl.  dagegen  Schmidt  S.  III. 

131)  V,  55— 63  und  XI,  112—115.  117.  118  =  215  e  — 220  f.  504  e  — 
507  a.  507  c  —  508  d  mit  Ausnahme  einzelner  anderweitiger  Zusätze,  wie 
217  f.  505  b.  d.  506  c.  e. 

132)  Ath.  VIII.  340  e.    H.  6  KQUxr)xsiog  sv  xoig  <r.  v. 

133)  V,  3  — 18  =  186  d  — 192  b,  wo  am  Schlüsse  (prjolv  6  "Hg68i%og 
steht  (diese  Stelle  fehlt  seltsamerweise  in  Kaibels  Index).  Schmidt 
S.  Xff.  hat  eingehend  die  auffallenden  Aehnlichkeiten  dieser  Partie  mit 
jenen  beiden  anderen  dargelegt,  zu  denen  hier  neben  sonstigen  unverkenn- 
baren Charakterzügen  der  pergamenischen  Schule  (s.  Schmidt  S.  XI  f.) 
noch  die  heftige  Polemik  gegen  Aristarchos  (s.  A.  129)  kommt.  Dass 
wenigstens  aus  einer  Schrift  des  H.  auch  dieser  Abschnitt  entlehnt  ist, 
kann  sonach  nicht  zweifelhaft  sein.  Hier  wird  nun  aber  188  f  Seleukos 
citirt. 

134)  Ath.  XIII.  586  a.  'if.  6  KocczrjXSLog  sv  g'  Ko3(i(p8oviisv(ov.  591  c. 
*H.  8s  sv  sntcp  Kcofiaydovfisvav.  Dazu  kommt  das  A.  129  mitgetheilte  Bruch- 
stück. Das  in  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1239  erhaltne  stammt  dagegen,  wie 
auch  gegen  Schmidt  S.  IV.  A.  2.  5  zu  bemerken  ist,  vielmehr  aus  den 
Kaiicodoviisvoi  des  Ammonios,  s.  C.  30.  A.  41.  170.  Dass  der  Titel  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  Kcofia>8ov^svoi,  wie  Schweig häuser,  und  nicht 
Ktoficodoviisva,  wie  Meineke  wollte  und  Schoenemann  S.  70  wiederholt, 
war,  zeigt  Schmidt  a.  a.  0.  —  Ohne  Buchtitel  erscheint  H.  noch  einmal 
bei  Ath.  VI.  234  d.  insKccXsLxo  8s  (näml.  IIoXs{icov)  neu  axrjXoyi6'7tug ,  cos 
^HgoSinog  b  Koccxrixsiog  si'orjTis  ,  vgl.  C.  22.  A.  124.  185.  Vermuthlich  ist 
aber,  wie  auch  Schmidt  S.  IV.  A.  3  anzunehmen  geneigt  ist,  auch  dies 
Bruchstück  aus  den  Kcoficpdov^svoi,  da  es  in  ein  Fragment  des  Polemon 
(78)  über  Parasiten   {TloXs^cav  —  yqdipag  nsql  naouaCxav)   eingeschoben  ist. 

135)  S.  A.  129.  134.  —  Eines  genaueren  Eingehens  auf  die  Gelehrsam- 
keit in  den  Resten  der  Schriftstellerei  des  H.  enthalte  ich  mich  in  dieser 


28    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

Siebenundzwanzigstes  Capitel. 
Apollodoros  von  Athen  und  die  Myelographie1). 

Die  mythographische  Schriftstellerei  der  Alexandrinerzeit 
sehliesst  sehr  verschiedene  Richtungen  und  Erscheinungen  in 
sich.  Neben  einer  umfassenden,  ihrer  Absicht,  wenn  auch  ver- 
möge der  theilweise  verkehrten  leitenden  Gesichtspunkte  nicht 
durchweg  ihrem  Erfolge  nach  streng  wissenschaftlichen  Unter- 
suchung über  die  Götterlehre  und  die  Göttermythen  der  Griechen, 
wie  sie  Apollodoros  in  seinem  Hauptwerk  lieferte,  laufen 
mythologische  Handbücher,  neben  historisch  geraeinten  Behand- 
lungen bestimmter  Sagenkreise  laufen  Darstellungen  her  theils, 
wie  die  des  Hegesianax  und  des  Dionysios  Skytobrachion, 
längeren  Romanen,  theils,  wie  die  kurzen,  krausen  Geschichten 
des  Palaephatos,  kleinen  Novelletten  vergleichbar,  alle  ledig- 
lich auf  die  Unterhaltung  oder  auch  zugleich  die  platt  rationa- 
listische Aufklärung  der  Leser  berechnet,  Darstellungen,  in  denen 
die  Phantasie  nicht  minder  frei  und  ungebunden  waltete  als  in 
den  ihnen  voraufgegangenen  Tendenzerfindungen  eines  Hekataeos 
von  Abdera,  eines  Euhemeros  und  Anderer2). 

Timotheos  aus  Athen,  ein  Eumolpide  und  sogenannter 
Exeget3),  d.  h.  Ritual ausleger  und  Zeichendeuter,  ward  von 
Ptolemaeos  I    von  Eleusis    nach  Alexandreia    berufen4),    wo    er 


bloss  anhangsweisen  Skizze  absichtlich.  Ebenso  begnüge  ich  mich  die 
Stellen  einfach  anzuführen,  an  denen  Schreibungen,  Accentuationen  und 
Erklärungen  von  ihm  in  Bezug  auf  Homeros  berührt  werden:  Herodian. 
z.  II.  JV,  29.  T,  53.  'HQodmog.  Schol.  T  II.  X,  385.  oi  tcsqI  'Hqoöikov.  Vgl. 
Schmidt  S.  IV.  A.  4.  Sehr  bezeichnend  für  ihn  ist  endlich  die  Angabe 
bei  Herakl.  Alleg.  Hom.  11.  öepodgu  yovv  ni&ccvcog  'HgödLnog  unotpuivsxui 
(irj  di'  oXrjv  xr\v  dsaastiav  iv  'iMcp  (iS[isvr}H8Vou  tovg  "EXXrjvug ,  ccXX'  inl 
tsXel  xov  nu&SLtiaQUEvov  xqovov  xi\g  aXcooemg  ccvaXriXvd'evcu.  v.al  ydq  r\v 
uXoyov  x.  r.  X.,  vgl.  Schmidt  S.  IV.  A.  6.  Ob  er  Homercomme  ntare  schrieb, 
steht  dahin:  es  kann  dies  Alles  auch  aus  den  SvybfiiKtu  v7to[ivri[Lcctct  sein. 

1)  Sammlungen  von  Gale  Histonae  poeticae  scriptores  aatiqui,  Paris 
1675.  Opuscula  mythologica,  physica  et  ethica,  Cambridge  1670.  Amster- 
dam 1688  und  Westermann  Mvd-oygcccpoi.  Scriptores  poeticae  historiae 
Graeci,  Braunschweig  1843.  8. 

2)  S.  C.  11. 

3)  Plut.  de  Is.  et  Os.  28.  361  F,  s.  C.  21.  A.  401.  430. 

4)  Tac.  Hist  IV,  83.  Timotheum  Atheniensem  e  gente  Eumolpidarum, 
quem  ut  antistitem  caerimoniarum  Eleusine  exciverat  etc. 


Timotheos  v.  Athen.     Pseudo-Hippys.  21) 

mit  Manetho  zusammenwirkte5).  Er  wird  als  ein  nacht  unbe- 
deutender Theologe  bezeichnet  und  Manches  aus  ihm  über  die 
phrygischen  Götter  mitgetheilt5b).  Vermuthlich  diesem  Timotheos 
gehören  auch  vier  uns  erhaltene  lyrische  Verse  an  Apollon  und 
zwei  an  Artemis  an5c).  Jedenfalls  wohl  eine  anderer  Timotheos 
von  Athen  aus  ganz  ungewisser  Zeit  war  aber  derjenige,  aus 
dessen  Schrift  tzsqI  ßicov  vier  Angaben  in  Bezug  auf  gewisse 
Aeusserlichkeiten  von  Philosophen  mitgetheilt  werden6). 

Unter  dem  Namen  des  Hippys  von  Rhegion,  eines  an- 
geblichen oder  wirklichen  alten  historischen  Schriftstellers,  existirte 
schon  in  der  ältesten  Alexandrinerzeit  eine  mit  allerlei  Sagen- 
und  Wundergeschichten  angefüllte  Schrift7),  welche  bereits  von 
Antigonos    von   Karystos   benutzt   ist7b).     Wahrscheinlich   etwas 

5)  Plut.  a.  a.  0.  Müller  F.  H.  G.  It.  S.  614  vermuthet,  dass  die  hier 
und  ohne  Nennung  des  Sosibios  und  des  Manetho  von  Tac.  a.  a.  0.  nach 
den  „Aegyptiorum  antistites"  erzählte  Geschichte  aus  der  *Isqu  ßißXog  des 
Manetho  (Fr.  78)  stamme,  vgl.  C.  21.  A.  431. 

5b)  Von  Arnob.  V,  5.  Aus  demselben  Werk  ist  daher  wohl  auch  die 
Notiz  aus  T.  über  den  Namen  der  Anwohner  des  Flusses  Gallos  in  Phrygien 
bei  Steph.  FdXXog.  Ob  es  aber  derselbe  T.  sein  soll,  dem  Pseudo-Plut.  de 
fluv.  18,  3  und  3,  1  zwei  Werke  'A^yolinci  und  tceqX  noxccnäv  beilegt,  ist 
namentlich  in  Betreff  der  ersteren  Schrift  mehr  als  zweifelhaft.  Vgl.  Müller 
a.  a.  0.  und  IV.  S.  522  f. 

5C)  Macrob.  Sat.  I,  17,  20.    VII,  16,  28. 

6)  Piaton,  Speusippos,  Aristoteles,  Zenon  von  Kition,  La.  Di.  III,  5. 
IV,  4.  V,  1.  VII,  1.  Bei  Clem.  Str.  IV.  496  D  wird  Timotheos  von 
Pergamon  citirt  iv  xa  nsol  xrjg  xcov  cpLXo60cpcov  avögpictg. 

7)  S.  die  Bruchstücke  bei  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  12—15.  Den  wahren 
Sachverhalt  hat  erst  v.  Wilamowitz  Hippys  von  Rhegion,  Hermes  XIX. 
1884.  S.  442 — 453  erkannt  und  erwiesen.  In  dem  Art.  b.  Suid.  "innvg  "¥r\- 
yivog,  lOTOQiKÖg,  ysyovag  inl  xäv  II£qcl%gjv,  kul  rtQcoxog  k'yQoaps  xccg  Zixs- 
XiHccg  7tQcct-ei.g,  ag  voxsqov  Mvrjg  £7texE[i£xo.  hxiglv  'ixaXtag^  ZiksXixcov 
ßißXia  s\  %qovLY.ä  iv  ßißXioig  s',  'AQyoXiyiaiv  y' .  ovzog  ito(oxog  EyQcaps  na- 
Qmötav  neu  %(aXCa^ßov  neu  äXla  beziehen  sich  selbstverständlich  die  Schluss- 
worte vielmehr  auf  Hipponax,  und  die  Vielheit  der  Titel  beweist  Nichts, 
obgleich  XqoviY.cc  auch  durch  Zenob.  III,  42  Paris.  (=  Fr.  4).  "liinvg 
(iTMtvg  Codd.)  iv  xat  nsol  %qov(qv  bezeugt  ist.  Den  aus  Fr.  7  entstehenden 
Schein,  als  ob  schon  Aristoteles  das  Buch  gekannt  hätte,  hat  Wilamowitz 
beseitigt,  desgleichen  das  scheinbare  Zeugniss  des  Phainias  bei  Plut.  de 
def.  orac.  23.  422  E,  indem  er  hier  "inncccog  herstellt  und  damit  das  be- 
treffende Fr.  6  tilgt,  „das  führt  aber  weiter  dazu,  zu  bezweifeln,  ob  die 
Epitome  des  Myes  nicht  auch  einen  Pythagoreer,  also  Hippasos,  angeht", 
denn  ein  Pythagoreer  Myes  von  Poseidonia  erscheint  bei  Iamblich.  V.  P.  267, 
und  sonst  begegnet  dieser  Name  nie. 

7b)  Hist.  mir.  121  (133),  wo  freilich  "'inncov   überliefert  ist  (=  Fr.  6). 


30   Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

jüngeren  Datums  war  eine  andere  Fälschung,  die  dem  K  ad  mos 
von  Miletos  beigelegte  KxiGig  Milr'itov  xal  rrjg  oliqg  'IcavCag  in 
4  Büchern70),  wenigstens  tritt  die  Kunde  von  der  vermeintlichen 
Existenz  dieses  alten  Schriftstellers  nicht  vor  dem  Ende  des 
ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.  zu  Tage7d). 

Polyanthes  von  Kyrene  aus  ungewisser  Zeit,  aber  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  noch  vor  Apollodoros,  also  spätestens 
im  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts,  vermuthlich  aber  schon 
im  dritten  schrieb  %egl  rrjg  'A6Kkr\7tiadG)v  ysvaösag8). 

Akestodoros8b)  von  Megalopolis,  wie  es  scheint,  älter  als 
Polybios  oder  doch  spätestens  dessen  Zeitgenosse,  schrieb  ein 
Werk  % sqI  tcoXemv80)  oder  vielmehr  nach  genauerer  Titel- 
angabe tcc  kcczcc  iiolsig  {ivfriKcc8*).  Ein  ähnlicher  Schrift- 
steller war  auch  der  nicht  weiter  bekannte  Thrasybulos8e). 


Ebenso  hat  er,  wie  schon  C.  21.  A.  380 b  bemerkt  ist,  ja  auch  Pseudo- 
Amelesagoras  verwandt.  Das  Citat  Fr.  3  b.  Schol.  Eurip.  Med.  10  stammt 
aus  Parmeniskos  (vgl.  C.  30.  A.  109)  und  beweist  (s.  C.  30.  A.  110),  dass 
dieser  den  H.  als  einen  Mythographen  ansah.  Vgl.  noch  Wilamowitz 
S.  450:  „Sollte  aber  auch  wirklich  ein  älteres  echtes  Buch  von  H.  be- 
standen haben,  so  würde  dasselbe  für  die  spätere  Zeit  ganz  und  gar  durch 
die  Modernisirung  verdrängt  sein,  so  dass  seine  Existenz  für  uns  ohne 
jeden  praktischen  Werth  wäre". 

7C)  Suid.  KaSpog,  IlavSiovog,  MdrjGiog,  s.  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  2—4, 
auf  den  überhaupt  hier  zu  verweisen  ist. 

7d)  Dionys.  v.  Hai.  Ind.  de  Thuc.  23.  Strab.  I.  18.  Diod.  I,  87,  3.  — 
Vollends  die  gefälschten  oder  verfälschten  Genealogien  unter  dem  Namen 
des  alten  Akusilaos  von  Argos,  von  welchem  es  auch  ächte  gab,  stammen 
doch  wohl  frühestens  erst  aus  dem  ersten  Jahrh.  n.  Chr.,  wenn  auch  der 
von  Hercher  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  I.  S.  278  geltend  gemachte  Grund 
nicht  ganz  zutreffend  ist,  s.  Rohde  Gr.  Rom.  S.  272.  A.  2. 

8)  S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  479.  Er  wird  bei  Sex.  Math.  I.  260 
(hier  mit  Angabe  des  Titels  seiner  Schrift)  und  Schol.  Eurip.  Ale.  1,  wo 
er  vielmehr  Polyarchos  genannt  wird,  in  einer  vermuthlich  aus  Apollod. 
7tsgl  &£cov  stammenden  Zusammenstellung  verschiedener  Angaben  über  den 
Tod  des  Asklepios  aufgeführt,  vgl.  A.  58. 

8b)  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  464».  v.  Scala  Die  Studien  des  Polyb.  I. 
S.  57  f. 

8C)  Steph.  v.  Byz.  MsyuXonoXig  .  .  .  eeep'  rjg  %al  'A^satodcoQog  neqi  no- 
Xscov  avyysygaqxog  nccl  IloXvßiog. 

8d)  Wenn  anders  nämlich,  wie  Müller  vermuthet,  der  bei  Tzetz. 
Hist.  VII,  648  neben  Ktesias,  Iambulos,  Isigonos  (vgl.  C.  11.  A.  17.  C.  17) 
als  Erzähler  von  Wundergeschichten  genannte  Akestorides  mit  ihm  die- 
selbe Person  ist,  denn  von  diesem  berichtet  Phot.  Cod.  189.  146*  15  ff. 
Bekk.:  Gvvcxv8yv(ood"ri  h  Xoyoig  d"A*€GTOQidov  rav  natu  noXeig  iiv&woov  x.  t.X. 


Pseudo-Kadmos.     Polyanthes.     Akestodoros.     Hegesianax.  31 

Hegesianax9)  von  Alexandreia  in  Troas10),  Sohn  des  Dio- 
genes, 193  von  den  Delphiern  zum  Proxenos  ernannt11),  lebte 
am  Hofe  von  Antiochos  dem  Grossen  (224—187)  und  stand  bei 
diesem  sehr  in  Gunst12),  so  dass  er  in  dem  gleichen  Jahre  193 
von  demselben  sogar  als  Gesandter  mit  zwei  Anderen  zu  T.  Quinctius 
und  den  zehn  römischen  Abgeordneten  geschickt  ward 13).  Er  wird 
auch  als  Grammatiker  und  Verfasser  zweier  grammatischer  Schriften 
über  die  Sprache  des  Demokritos  und  über  poetische  Aus- 
drücke bezeichnet14),  von  denen  sich  jedoch  keine  Spur  erhalten 
hat.  Ferner  aber  war  er  der  wahre  Urheber  der  troischen 
Geschichten  (Tgcnixa),  allem  Vermuthen  nach,  wie  bemerkt, 
eines  sagengeschichtlichen  Romans,  unter  dem  Namen  des  Ke- 
phalon  oder  Kephalion  von  Gergithes15),  eines  wahrscheinlich 


Indessen  ist  dies  doch  sehr  zweifelhaft.  Immerhin  scheint  sich  Akestodoros 
auf  die  Sagengeschichte  beschränkt  zu  haben:  Deukalion  und  Dodona 
(Schol.  B  II.  IT,  233.  Steph.  Jcodmvr}  [=  Kineas  Fr.  4].  Arsen,  p.  215.  Et.  M. 
dadoovctiog,  wo  es  am  Schlüsse  heisst:  rj  i6xoqicc  nagä  ©qccavßovXat  nctl 
AKsatod(6Q(p)9  Ansiedlung  von  Thrakern  in  Eleusis  im  Kriege  des  Eumolpos 
gegen  Erechtheus  (Schol.  Soph.  0.  C.  1051);  dazu  kommt  allerdings  noch 
eine  Notiz  aus  den  Perserkriegen  bei  Plut.  Them.  13,  die  aber  nicht  be- 
weist, dass  er  auch  diese  erzählt  hatte,  vielmehr  füglich  bei  einer  anderen 
Gelegenheit  vorgetragen  sein  kann. 

8e)  Er  wird  nur  mit  Akestodoros  Et.  M.  a.  a.  0.  (s.  A.  8d)  und  in  Be- 
zug auf  denselben  Gegenstand  vor  diesem  mit  Berufung  auf  Epaphroditos 
bei  Steph.  Jcodcovr}  (s.  wiederum  A.  8d)  erwähnt. 

9)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  68—71. 

10)  Steph.  v.  Byz.  Tgcoug  (s.  A.  14).  Demetr.  v.  Skeps.  Fr.  7  Gaede 
b.  Ath.  IV.  155  b.  Vgl.  dens.  Fr.  9  b.  Ath.  III.  80  d.  xov  'AXefrvdosa.  Ath. 
IX.  393  d  (=  Fr.  3).    6  'AX^uvSgsvg  (s.  A.  15).     Ausserdem  s.  A.  11. 

11)  Wescher  und  Foucart  Inscr.  de  Delphes  No.  18.  p.  18,  41  ff. 
Dittenb erger  Syll.  inscr.  Gr.  No.  198.  aQ%ovxog  IIsid-ccyoQcc  . . .  ^Hyrjaccvat; 
dioysvovg  'AXs^avÖQSvg  sn  tag  Tgcoccdog,  s.  A.  Mommsen  Philologus  XXIV. 
S.  28  ff.  Foucart  Rev.  de  philol.  N.  F.  IL  S.  216  f.  Bergk  Philologus 
XLII.  S.  237.  244,  welcher  meint:  „auf  der  Reise  nach  Rom"  (s.  A.  13) 
„wird  er  auch  Delphi  berührt  und  dort  die  Proxenie  erhalten  haben",  vgl. 
C.  22.  A.  109.  110.  122. 

12)  Demetr.  v.  Sk.  Fr.  7  (s.  A.  10.  17). 

13)  Polyb.  XVIII,  47  (30),  lff.  50  (33),  3.     Appian.  Bell.  Syr.  6. 

14)  Steph.  a.  a.  0.  yQct[i[jLttxiKbg  yocctpag  nsoi  xrjg  dr)[iOHQiTOv  Xi&oog 
ßißXCov  %v  nccl  nsoi  noir\xiY.<av  Xeij,£(ov.  Von  seiner  sonstigen  schriftstelleri- 
schen Thätigkeit  wird  hier  also  ganz  geschwiegen. 

15)  Ath.  IX.  393  d  (=  Fr.  3).  6  de  xd  KscpccXteovog  (an  allen  anderen 
Stellen  lautet  der  Name  vielmehr  KsopciXonv)  iniyQucpofisvcc  Tqcoiy.cc  ovv&elg 
*Hyr}Guxvai-  6  'AXe^civdosvg.     Sonst  werden  diese  Tgcoiy.d  überall  als  Werk 


32    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Atben  u.  d.  Mythographie. 

von  ihm  lediglich  erdichteten,  angeblich  uralten  Schriftstellers16). 
Dazu  stimmt  es  vortrefflich,  dass  er  auch  als  Dichter  bezeichnet 
wird17),  und  so  war  denn  endlich  höchst  wahrscheinlich  kein 
anderer  Hegesianax  auch  der  Verfasser  des  astronomischen  Ge- 
dichts <l>aiv6iisvcc18),  welches  weit  weniger  als  das  des  Aratos 


des  Kephalon  angeführt  (vgl.  auch  Strab.  XIII.  589.  xcav  iv  Kvfica'a  rsQyi- 
ftcov  i\v  yccg  xunsi  noXig  7tXrj&vvTL%cog  nal  &rjXvncog  Xeyofisvrj  cct  regyiötg- 
o&evneQ  b  rsqyl&iog  rjv  KecpdXcov),  so  Fr.  1.  2  in  der  Beischrift  zu  Parthen. 
4.  34,  wo  sie  als  eine  der  Quellen  bezeichnet  werden,  von  Dionys.  v.  Hai. 
A.  R.  I,  49.  72  (=  Fr.  4.  8,  s.  A.  16),  Steph.  (Fr.  5.  6)  u.  Anderen  (Fr.  7.  9), 
und  nur  Strab.  XIII.  594  berichtet  aus  Demetr.  v.  Sk.  (Fr.  21)  nach  H.  vom 
Einfall  der  Gallier  in  llion.  Bedenkt  man  nun  aber,  dass  auch  das,  was 
wir  bei  Strab.  596—602  lesen,  aus  Demetr.  ist,  und  dass  596  das  Citat  r\v 
i6xoqov6i  (Dem.  Fr.  22),  wie  aus  dem  Vergleich  mit  Parthen.  4  erhellt, 
auf  die  Tocoind  des  H.  geht  (s.  Gaede  Demetr.  Sceps.  S.  27  f.),  so  stammt 
ohne  Zweifel  auch  diese  Nachricht  über  ein  Ereigniss  naher  historischer 
Vergangenheit  aus  derselben  Schrift,  sei  es  nun,  wie  ich  glaube,  aus  einer 
von  H.  im  eignen  Namen  voraufgeschickten  Einleitung,  sei  es,  woran 
Müller  denkt,  in  einer  in  eignem  Namen  angereihten  Fortsetzung  bis  in 
die  Gegenwart  hinein.  Und  wenn  Demetr.  in  den  erhaltnen  Bruchstücken 
seines  TqcoiY.bg  diäyioO(iog  auch  nirgends  den  Titel  Tqcoikcx  anführt,  sondern 
an  den  beiden  A.  10  angezognen  Stellen  vielmehr  'HyrjoiocvccHTcc  .  .  .  xbv 
rag  (IaxoQtag  yQct.ipa.vxa,  geschrieben  zu  haben  scheint,  so  kann  doch  kein 
Zweifel  sein,  dass  diese  *l6xooiai  mit  den  T^ronta  einerlei  sind.  Ueber  die 
muthmassliche  Benutzung  der  T^ojtxa  bei  Kon.  23  s.  A.  156.  —  Aißvnu 
des  H.  werden  nur  von  einem  sehr  verdächtigen  Zeugen,  Pseudo-Plui. 
Parall.  min.  23.  311  D  (=  Fr.  11)  genannt. 

16)  So  dass  also,  wie  ich  mir  die  Sache  immer  gedacht  habe,  der 
Titel  lautete:  „Kephalons  des  Gergithiers  troische  Geschichten".  Voll- 
ständig in  das  allem  Anschein  nach  richtige  Licht  hat  dieselbe  erst  jetzt 
Bethe  Quaestiones  Diodoreae  S.  9  f.  (freilich  ohne  Beweisführung)  gesetzt: 
wenn  Dionys.  v.  Hai.  a.  a.  0.  0.  schreibt  KscpdXav  b  rsQyföiog  nal  (Hyrj- 
Ginnog  6  nsol  IlaXXrjvrjg  yoccipag  (s.  C.  21.  A.  643.  645)  avÖQsg  ccQ%aloi  -aal 
Xoyov  a^iOL  und  KscpäXoov  (izv  b  reQyföiog  GvyyQacpsvg  naXaibg  itdvv ,  so 
hat  er  sich  eben  durch  H.  täuschen  lassen. 

17)  Demetr.  Fr.  7  (s.  A.  10.  12.  15)  erzählt  von  improvisirten  (?)  Versen 
zum  Ruhme  des  Antiochos,  durch  welche  er  sich  dessen  Gunst  ersang.  An 
der  anderen  Stelle  (Fr.  9)  bezeichnet  er  ihn  als  einen  geschickten  Declamator 
(und  zwar  offenbar  zunächst  von  Versen)  und  berichtet  etwas  fabelnd,  wie 
er  sich  die  sonore  Stimme,  welche  er  als  solcher  zeigte,  erworben  habe: 
v.ax  aQ%dg  ovxu  xansivrjxov ,  «ort  xQaycodov  qpjjfft  yeveo&at.  v.al  V7Coy.qixi%6v 
Y.a\  svr)%ov ,  6%xcoY.aCd£v.a  ixcov  xav  övxcov  (irj  ytvadfievov. 

18)  Wenn  man  annimmt,  H.  sei  193  (s.  A.  13)  schon  gegen  80  Jahre 
gewesen  und  also  gegen  273  geboren,  so  könnten  unter  der  weiteren 
Voraussetzung,    dass  er  die   ^aiv6(isva  schon  in   seiner  Jugend   gedichtet 


Apollodoros  von  Athen.  33 

sich  auf  das  eigentlich  Astronomische  beschränkte,  sondern,  wenn 
es  natürlich  dies  auch  immer  als  das  Hauptziel  im  Auge  be- 
hielt, doch  vielmehr  stark  in  das  Mythologische,  namentlich 
in  das  Gebiet  der  attischen  Mythen-  und  Sagengeschichte,  und 
zwar  wiederum  mit  grosser  Freiheit  der  eignen  Erfindung  ein- 
ging19). 

Apollodoros20),  Sohn  des  Asklepiades,  von  Athen,  ein 
Grammatiker,  Schüler  des  Stoikers  Seleukos  von  Seleukeia  und 
lange  Zeit  hindurch  des  Aristarchos,  so  dass  er  eine  zwischen 
diesem  und  den  stoischen  Pergamenern  vermittelnde  Richtung 
einschlug,  wirkte  offenbar  später  in  Pergamon,  da  er  „den  dor- 
tigen Königen",  d.  h.  genauer  Attalos  II,  seine  Chronographie 
(Xqgvixcc)  in  komischen  Trimetern  widmete,  welche  von  der  Er- 
oberung von  Troia  ab  1040  Jahre  bis  in  die  Gegenwart  hinein 
umfasste21)  und  folglich  bis  144  hinabreichte22)  und  vermuthlich 


habe,  dieselben  immerhin  noch  ein  paar  Jahre  vor  dem  Tode  des  Phila- 
delphos  erschienen  und  somit  dieser  immerhin  noch  der  Urheber  des  viel- 
besprochenen (s.  C.  10.  A.  40.  C.  17.  A.  13.  C.  19.  A.  17,  auch  C.  5.  A.  29) 
Epigramms  V.  Arat.  I.  p.  65,  93  ff.  sein,  in  welchem  auch  ihrer  gedacht 
wird;  doch  lässt  sich  wiederum  nicht  leugnen,  dass  es  ungleich  zwangloser 
ist  Euergetes  als  Verfasser  desselben  anzusehen,  zumal  da  man  sonst  bei 
Hermippos  nach  demselben  Auskunftsmittel  greifen  und  so  von  dem  letzteren 
einen  bedenklich  ausgiebigen  Gebrauch  machen  muss,  s.  C.  19.  A.  17. 

19)  So  viel  erhellt  deutlich  aus  den  Ueberresten.  Einiges  nämlich 
wird  aus  diesem  Gedicht  bei  Hygin.  Astron.  II,  6.  14.  29  ausdrücklich  an- 
geführt, und  auch  II,  5.  p.  40,  4  —  p.  41  ist  von  dort  entnommen,  so  wie 
auch  (s.  Meineke  An.  AI.  S.  242  f.)  die  Verse  des  „Ageanax"  bei  Plut. 
de  fac.  lun.  2.  3.  920  E.  921  B  aus  demselben  stammen.  Dazu  kommt  die 
Angabe  des  Nigidius  Figulus  Schol.  Germ.  BP  p.  85,13  — 86,3  Breys. 
S.  Robert  Erat.  Cat.  S.  221  f.  Ferner  zeigt  Maass  Analecta  Eratosthenica 
(s.  C.  15.  A.  65.  92).  S.  57—104,  dass  die  Darstellung  bei  Hygin.  Astron. 
I,  4  aus  zwei  Quellen  zusammengesetzt  ist,  von  denen  die  eine  die  (wie 
schon  C.  15.  A.  92  bemerkt  ward)  ihren  Stoff  aetiologisch  behandelnde 
Erigone  des  Eratosthenes  war,  die  andere,  ohne  Zweifel  von  letzterem 
Gedicht  beeinflusste ,  aber  die  Fabel  im  astronomischen  Sinne ,  und  zwar 
genauer  im  Sinne  des  gesammten  astronomischen  Zusammenhangs  erheb- 
lich umbildende ,  im  Wesentlichen  von  Nonn.  Dionys.  XL VII,  1 — 264  wieder- 
gegebene aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  Dichtung  des  H. 

20)  Heyne  Fragms.  verbunden  mit  der  Ausg.  der  Bibliothek,  Göttingen 
1782.  1783.  2.  A.  1803.  8.  Müller  F.  H.  G.  I.  S.  XXXVIII— XLV.  428-469. 
IV.  S.  649  f.     Westermann  Art.  Apollodorus  in  Paulys  Realenc. 

21)  Ich  nehme  nach  wie  vor  keinen  Anstand,   wie  es  nach  dem  Vor-« 
gang  von  Tetti   in  der  von  Aegius   aus  Spoleto   1555   besorgten  ersten 

Susbmihl,  griech.-alox.  Litt. -Gösch.  IC.  3 


34    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

denn  auch  in  diesem  Jahre  erschien.    Nach  119  veranstaltete  er 
sodann   von    derselben    eine  zweite   Ausgabe23)   oder  auch  einen 

Ausgabe    der    Bibliothek    allgemein    geschehen   ist,    die    Verse    16  ff.    bei 
Pseudo-Skymnos 

tOLQ    SV    Il£Qyd{l(p 

19  x&v  'AtTinaiv  xig  yvrjGtcov  xs  (piXoXoyoav 
ysyovag  ccxovGxijg  dioysvovg  xov  SxoaiHOv, 
GWSG%oXcLY.<ag  8s  noXvv  3AqigxÜq%co  %qovov , 
gwsxcc^ccx'  dnb  xr\g  TocaiKrig  ccXcoGscog 
XQOVoyqacpCoLV  gxol%ovgocv  ct%qi  xov  vvv  ßiov. 
hrj  8s  x£xxaQdy.ovxoc  ngog  xoig  %iXioig 
25  a>QiG(i£voog  s^s&sxo  .  .  .  (s.  A.  39). 
38  [lexqcp  8s  xavxrjv  sxxi&svcci  tcqosiXsxo, 
reo  y.mfiL%(p  8s,  xr\g  GacprivsCccg  x^qlv, 
sv(ivrj(iovsvxov  icofisvrjv  ovxoag  oqgjv  k.  x.  X. 
unter  vollständiger    Billigung    der   Ergebnisse   von    Diels    Chronologische 
Untersuchungen  über  Apollodors  Chronika,  Rhein.  Mus.  XXXI.  1876.  S.  1 — 54 
auf  A.  zu  beziehen,   obschon  G.  F.  Unger   Die   Chronik  des    Apollodoros, 
Philologus  XL.  1882.  S.  602 — 651  sich  nachzuweisen  bemüht  hat,  dass  ein 
Anderer,  Unbekannter  (vielleicht  Artemon  von  Pergamon,  s.  C.  26.  A.  67  ff.) 
gemeint  sei,  nach  dessen  Vorbild  A.  vielmehr  erst  um  70   (s.  A.  23)  seine 
Chronographie    geschrieben    habe.      S.    dagegen    Suse  mihi    Anal.    Alex, 
chron.  p.  II.  Greifswald  1888.  S.  XXII  f.    Mir  wenigstens  ist  es  unglaublich, 
dass  es  zwei  Grammatiker  gegeben  haben  sollte,   einen  im   2.  und  einen 
im  1.  Jahrh.,  beide  Athener,  beide    Männer  von  grossem  Ruf,  beide  Ver- 
fasser   einer    Chronographie  in  komischen   Trimetern,    beide    Schüler    von 
Aristarchos  und  einem   Stoiker,   s.    Suid.  'AnoXXodcooog  AG%Xy\ntä8ov   yqcc{i- 
[icixLKÖg,    slg    xeov    Uavaixiov    xov   *Po8iov    cpiXococpov    xat   'AqigxÜqxov   xov 
yqann,a.XL%ov  fiad'rjxmv,   'A&rjvcctog   xö    ysvog.     Dazu  kommt,   dass   auch   der 
Commentar   zum   Schiffskatalog   noch   vor   dem   Tode   des   letzten   Attalos 
133  geschrieben  zu  sein  scheint,  wie  Niese  Rhein.  Mus.  XXXII  (s.  A.  48). 
S.  307,    wenn   auch   mit  Reserve,    aus   Strab.  XII.  573    schliesst.     Freilich 
kann  A.  in  Wahrheit  nicht  mehr,  wie  Suid.  angiebt,  Schüler  des  Panaetios 
gewesen,  sondern  nur  so  viel,   wie  Zell  er  III3,  1.    S.  47.  A.  1   bemerkt, 
richtig  sein,  dass  er  sich  diesem  seinem  Mitschüler  eng  anschloss  und  mit 
demselben  fortwährend  in    regem  wissenschaftlichem  Verkehr  stand,   wie 
Philod.  Ind.  Acad.  Col.  69  die  Sache  richtiger  dargestellt  zu  haben  scheint: 
6  (8ys  IIa(yctiyxiog  nccl   xov   ygafifK^ccxinovy   (AynoXXoScoQov   cc7i(s8s£c(xoy 
(so   Gomperz  Jen.  L.-Z.    1876.    Sp.  607)    oder    än(sdsxsxoy   (so  Zeller). 
Umgekehrt  müsste  A.,  da  Aristarchos  spätestens  143  starb  (s.  C.  16.  A.  85.  89), 
um  noch  dessen  Schüler  gewesen  zu  sein,  mindestens  etwa  98  bis  100  Jahre 
gezählt  haben,   als  er  seine  Chronographie  veröffentlichte,  wenn  dies  erst 
um  70  geschehen  wäre,  und  es  bleibt  daher  Unger  nur  der  Ausweg  an- 
zunehmen, er  sei  nur  ein  mittelbarer  Schüler  des  Aristarchos  gewesen. 
►Vgl.  auch  noch  C.  22.  A.  205.    Die  Bruchstücke  der  Xqovi-acc.  (45—104.  58a. 
81 a.  89 a  M.  u.   s.  C.  20.  A.  47),    und  zwar  gerade   die   sonst  fast  gänzlich 


Apollodoros  von  Athen.  35 

Nachtrag    zu  jener24).      Er    war    der    Erste,    welcher    derartige 
Hand-  und  Schulbücher   sei  es   überhaupt  in  metrischer,  sei   es 


fehlenden  wörtlichen  sind  nicht  unerheblich  durch  die  vortreffliche  Beobachtung 
von  Röper  Philol.  Anz.  II.  1870.  S.  24 ff.  gewachsen,  dass  Philodemos  in 
ebenjenem  Index  eine  Reihe  von  Versen  theils  wörtlich,  theils  mit  ge- 
ringen Aenderungen  aus  ihr  abgeschrieben  hat,  wie  theilweise  schon  C.  2. 
A.  665 b  bemerkt  wurde,  so  (s.  ebendas.)  Col.  XXXI  den  auf  jenen  unbe- 
kannten Akademiker,  der  vorher  Tragiker  und  Grammatiker  gewesen  war, 
bezüglichen  wcivov  x'  'Aqigxccqxco  6vvsG%oXav.ag  %qovov ,  den  dann,  wie 
Röper  S.  26  hervorhebt,  Pseudo-Skymn.  21  mit  einiger  Modifikation  auf 
den  A.  selber  übertrug.     Ausdrücklich  führt  im  Uebrigen  nur  Gell.  XVII, 

4,  5  drei  solche  Verse  aus  diesem  Werke  an  (=  Fr.  96),  und  auch  bei 
La.  Di.  VIII,  52  (=  Fr.  87)  ist  die  ursprüngliche  Form  noch  deutlich  zu 
erkennen. 

22)  Da  er  den  Fall  Troias  auf  1184  berechnete,  Fr.  73  b.  Diod.  I,  5,  1. 

23)  Bahnsen  Quaestionum  de  Diog.  Laert.  fontib.  initia,  Gumbinnen 
1868.  8.  S.  46.  Diels  S.  5.  54.  Er  erwähnte  nämlich  nicht  bloss  den  Tod 
des  Karneades  129/8  (s.  C.  2.  A.  633.  634),  sondern  auch  das  4,  beziehent- 
lich 6  Jahre  später  erfolgte  Eindringen  des  Kleitomachos  in  die  Akademie 
(Philod.  Ind.  Acad.  Col.  XXXI,  vgl.  C.  2.  A.  638  und  Röper  S.  26)  und 
den  Tod  des  Akademikers  Boethos  119/8  (s.  C.  2.  A.  665 b).  Unger  S.  642 ff. 
macht  geltend,  aus  Fr.  100  b.  Synkell.  275  C.  ol  $a.6iXsig  Ilovxicov  dence 
neexu  xovxovg  rjQ^ccv  xovg  xqovovs,  dictQ'x.eocivxsg  sxrj  oir\\  itzqX  a>v  'AnoXXo- 
dcoQog  nai  Jiovvaiog  igxoqovüi  erhelle,  dass  er  auch  noch  die  Flucht  des 
Mithridates  (73)  aufgenommen  habe.  Allein  in  Wahrheit  ist  diese  Schwierig- 
keit genau  ebenso  zu  heben  wie  eine  andere.  Es  werden  nämlich  bei 
christlichen  Schriftstellern  auch  noch  chronologische  Angaben  aus  der  Zeit 
vor  dem  troischen  Kriege  angeführt  (Fr.  67.  70—72),  nicht  bloss  aus  der 
griechischen  Sagengeschichte  (Fr.  72  b.  Clem.  Strom.  I,  21.  p.  322  A  = 
382  Pott),  sondern  auch  über  die  uralten  chaldaeischen  Könige  (Fr.  67  b. 
Euseb.  in  der  armen.  Uebers.  p.  5.  9  Mai.  I.  p.  7.  13  Schoene  und  Synkell. 
p.  28  D.  34  D.  36  D.  38  A,  und  zwar  nach  Berosos  Fr.  5.  6  beim  armen.  Euseb. 
p.  5  Mai.  7  Seh.  Synkell.  39  D)  und  die  thebaisch-ägyptische  Dynastie  (Fr.  70 
b.  Synkell.  91  C  ff.).  Diese  letzteren  Register  erklärt  daher  auch  Müller 
IV.  S.  649   (mit  Aufgebung  seiner  früheren,    übrigens  von  Westermann 

5.  1302  f.  und  Diels  S.  6  f.  widerlegten  Hypothese,  A.  habe  auch  ein  um- 
fänglicheres Prosawerk  dieser  Art  geschrieben,  aus  dem  das  poetische  nur 
ein  Auszug  gewesen  sei)  mit  Recht  gleich  dem  ähnlichen  Machwerk  unter 
dem  Namen  des  Eratosthenes  (s.  C.  15.  A.  84)  für  spätere  Fälschung,  ver- 
muthlich  eines  Christen,  und  Diels  S.  6  ff.  hat  dies  bewiesen  und  gezeigt, 
dass  auch  die  Erzählungen  aus  der  griechischen  Sagengeschichte  so  wie 
die  sikyonischen  Königslisten  aus  demselben  gefälschten  Buch  stammen, 
welches  der  armen.  Euseb.  Apollodorus  de  historia  nennt,  während  Synkell. 
immer  bloss  den  A.  ohne  Buchtitel  citirt;  Clem.  schreibt  allerdings  iv  xoig 
XQovinocg.  S.  Diod.  I,  5,  1  (=  Fr.  73).  xovg  {iev  nqo  xeov  Tqcoltkov  ov 
diOQi^6(ied,a    ßsßai'oog    dia    xo    (irjdsv  itccQÜnr\y pec   7iaqEiXr\(p svai  nsql 

3* 


36    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

wenigstens'  in  dieser  metrischen  Form  schrieb25)  der  leichteren 
Behaltbarkeit  wegen26),  während  ja  freilich  auf  anderen  Gebieten 
das  Lehrgedicht  in  Hexametern,  wie  wir  (C.  10)  sahen,  längst 
eingebürgert  war.  Immerhin  war  es  nicht  zum  Wenigsten  der 
Vorgang  von  älteren  Stoikern,  welcher  ihm  entgegenkam,  wie 
von  Aratos  und  von  Kleanthes,  welcher  Letztere  in  Hexametern 
und  auch  in  Iamben  seine  Gotteslehre  und  Ethik  „durch  solche 
Versprosa  mundgerechter  zu  machen  versucht  hatte"27).  Dem 
Beispiele  des  Apollodoros  folgte  dann  auf  dem  geographischen 
Gebiet  zunächst  Pseudo-Skymnos  und  hierauf  Derjenige,  welcher 
in  der  Zwischenzeit  zwischen  Letzterem  und  Strabon  eine  Länder- 
beschreibung (JHiJs  itEQiodog)  unter  dem  Namen  des  Apollodoros 
fälschte28).    Man  sieht  auch  hieraus,  welchen  grossen  Beifall  die 


rovzcov,  ccnb  8e  x.  t.  X.  (s.  A.  36).  Fr.  68  und  69  aber  sind  zu  streichen, 
s.  Diels  S.  7.  A.  1.  Niese  Rhein.  Mas.  XXXII  (vgl.  A.  48)  S.  292  f.  A.  4. 
Hiernach  kann  denn  kein  Zweifel  sein,  dass  auch  die  pontischen  Königs- 
register, da  eben  auch  sie  nur  von  Synkell.  angeführt  werden,  derselben 
Fälschung  angehörten.  Die  Geburt  des  A.  ist  nach  diesem  Allen  wohl 
etwa  180 — 175  und  die  erste  Ausgabe  der  Chronographie  schon  in  seine 
Dreissigerjahre  zu  setzen. 

24)  Zeller  a.  a.  0.  Ich  ziehe  diese  Annahme  vor  wegen  seiner  grossen 
Breite  in  der  Behandlung  der  jüngsten  Akademiker,  s.  C.  2.  A.  665 b, 
welche  gegen  die  Angabe  von  Pseudo-Skymn.  45.  xfqpa'Äata  Gvvcc&Qoioag 
XQovcov  auffallend  contrastirt. 

25)  Suid.  a.  a.  0.  fährt  fort:  tjq^e  Ss  7tQcorog  rav  kccXov[isv(ov  Tgayiccfi- 
ßcov,  womit  doch,  obgleich  man  vielmehr  Kco^iiccfißcov  erwartet,  wohl  schwer- 
lich etwas  Anderes  gemeint  sein  kann. 

26)  Pseudo-Skymn.  33  ff.  (s.  A.  21). 

27)  Diels  S.  6.  Vgl.  C.  2.  A.  229.  230.  Ob  ein  Gleiches  auch  schon  von 
Zenon  und  von  den  Poesien  des  Dionysios  aus  Herakleia  gilt,  wie  Diels 
annimmt,  darüber  s.  C.  2.  A.  190.  284;  die  letzteren  gehören  freilich  in 
anderer  Weise  vielleicht  hieher.     In  Bezug  auf  Krantor  s.  C.  2.  A.  547. 

28)  Schon  Strab.  XIV.  677  (=  Fr.  122).  o  Ss  xal  (nämlich  ausser 
dem  Werk  über  den  Schiffskatalog)  %(OQoyQa<piciv  st-sdconsv  sv  Kca^ina  ps- 
xqcp  rfis  nsQLodov  sniyQccipag  (vgl.  auch  I.  61  =  Fr.  123)  hielt  sie  für  acht. 
Steph.  v.  Byz.  citirt  nur  das  2.  B.  (über  den  Grund  s.  Diels  S.  10)  unter 
dem  Titel  7C£qI  yrjg,  dies  aber  auch  um  so  häufiger  (s.  Fr.  106—121.  109a) 
und  noch  öfter  dasselbe  Werk  (s.  Fr.  124—145)  bloss  unter  dem  Namen 
des  A.  Dazu  Fr.  147  (b.  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1116)  u.  149.  Denn  Fr.  146. 
148.  150.  180  sind  vielmehr  aus  der  Chronik,  s.  Diels  S.  4.  A.  1.  Fr.  105 
ist  zu  tilgen:  Heyne  hat  hier  ganz  richtig  'jQx^idcogog  hergestellt.  Allein 
mit  Recht  fand  Müller  I.  S.  XLIV  es  auffallend,  dass  Pseudo-Skymnos 
für  seine  eigne  Länderbeschreibung  nicht  dies  Werk,  sondern  das  chrono- 
logische  als  Muster   bezeichnet.     Aber  Müllers   verschiedene  Hypothesen 


Apollodoros  von  Athen.  37 

Chronographie  durch  ihre  populäre  Gestaltung  sofort  erlangte. 
Sie  imponirte29),  wenn  auch  der  Zwang  des  Metrums  der  Klar- 
heit des  Ausdrucks  nicht  gerade  immer  förderlich  war30),  doch 
durch  die  im  Ganzen  geschickte  Ueberwindung  der  unsäglichen 
Schwierigkeiten,  welche  der  spröde  Stoff  diesem  Zwange  ent- 
gegenstellte, und  zwar  um  so  mehr,  da  „Apollodoros  seine  Verse 
mit  Beobachtung  mancher  Feinheiten  gebaut  zu  haben  scheint"31). 
Trotz  ihres  populären  Charakters  war  aber  überdies  ihr  reicher 
Inhalt32)  keineswegs  ausschliesslich  aus  der  Chronographie  des 
Eratosthenes  geschöpft;  selbstverständlich  hatte  Apollodoros  die- 
selbe zwar  eingehend  benutzt,   aber  sie  bot  ihm  doch  nur,  wie 


zur  Hebung  dieses  Anstosses  sind,  wie  Di  eis  S.  9  ff.  zeigt,  verunglückt, 
und  es  bleibt  nach  des  Letzteren  eingehender  Beweisführung  S.  8  ff.  nur 
die  obige  Annahme  übrig.  In  Fr.  119  b.  Steph.  'TXXsig  hat  der  Fälscher 
offenbar  Pseudo-Skymn.  404  ff.  ausgeschrieben.  „A.  hatte  sich",  sagt 
Diels  S.  10,  „durch  die  Anwendung  des  Trimeters  bald  eine  Art  Weltruf 
erworben,  der  noch  in  der  seltsamen  Tragiambenerfindung  bei  Suid. 
(s.  A.  25)  wiederkliügt,  was  Wunder,  dass  ein  Nachahmer  des  A.  und 
Pseudo-Skymn.  den  gefeierten  Namen  vorsetzte!"  Dass  man  dann  später 
auch  mit  Prosawerken  so  verfuhr,  zeigt  das  obige  Beispiel,  und  wenn  auch 
Robert  De  Apollodori  bibliotheca,  Berl.  1873.  8.  (Doctordiss.),  welcher 
nach  theilweisem  Vorgange  von  Is.  Vossius  überzeugend  dargethan  hat, 
dass  die  uns  erhaltene  Bibliothek  von  einem  späteren  Verfasser  ist  (etwa 
aus  der  ersten  Hälfte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.),  lieber  an  Namensgleichheit 
denken  will,  so  scheint  doch  nach  diesen  Analogien  die  Vermuthung  von 
Diels  S.  8  ansprechender:  dieser  „Zusammensteller  der  Mythologie  war 
offenbar  (?)  zu  bescheiden  sein  Schulbuch  unter  eignem  Namen  erscheinen 
zu  lassen;  er  setzte  lieber  den  berühmten  Verfasser  von  negl  ftsäv  auf  das 
Titelblatt". 

29)  Wie  Diels  S.  11  f.  bemerkt. 

30)  S.  darüber  Diels  S.  6. 

31)  Wie  Diels  aus  der  Nachahmung  des  Pseudo-Skymnos  (vgl.  C.  22. 
A.  198)  vermuthet  (Vermeidung  der  Diaeresen  am  Schluss  der  Dipodien, 
der  Caesur  vor  der  vierten  Länge,  des  Ictus  auf  xs  hinter  einem  mehrals- 
einsilbigen  Wort  u.  dgl. ,   s.  Meineke   Scymni  Perieg.   S.  9.  36.  44.  u.  ö\). 

32)  Pseudo-Skymn.  25—32: 

a>QL6n£vcog  s^id'exo  xccxccQi&novtievog 

JCOXSCOV    CClcOOEig,    £KX07tl6(lOVg    6TQCCT071SÖCOV, 

^szavaorccaEig  i&vcov,  oxQccxsiccg  ßocQßdcQcov , 
icpödovg  nEQccicoGeig  xs  vavxL-ncov  oxoXcov, 
&868ig  ccycovcov,  ovn(icc%i'(xg,  anovSccg,  ^>ä%ccgy 
TtQK&ig  ßccodzatv,  imcpavav  dvSgcov  ßiovg, 
cpvyag,  QXQUXSiug,  %uxecXv6tig  xvQCCWidcov, 
ndvxcov  S71lxo(jltiv  xwv  %v8r\v  st(>r}[iEV(ov. 


38    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  n.  d.  Mythographie. 

schon  bemerkt33),  den  Rahmen  dar,  welchen  er  auszufüllen  hatte, 
so  weit  er  mit  demselben  einverstanden  war,  und  er  arbeitete 
daran  mit  ausgebreiteter  Gelehrsamkeit  und  gesundem  Urtheil 
und  einer,  wenn  auch  heute  nicht  mehr  genügenden,  doch  für 
die  damalige  Zeit  anerkennenswerthen  Methode.  Und  so  gerieth 
denn  jenes  ausgezeichnete  Werk  seines  grossen  Vorgängers  all- 
mählich durch  das  seine  mehr  und  mehr  in  Vergessenheit34). 
Genauer  gliederten  sich  diese  seine  Xqoviko,  in  4  Bücher35),  und 
sie  befassten  sich  nach  dem  Vorbilde  des  Eratosthenes  neben 
den  politischen  Ereignissen  auch  mit  der  Culturgeschichte,  mit 
der  Chronologie  von  Philosophen,  Künstlern  und  Dichtern36). 

Apollodoros  war  aber  überhaupt  einer  der  ausgezeichnetsten 
Gelehrten  seiner  Zeit37),  und  seine  schriftstellerische  Thätigkeit 
war  eine  vielseitige.  Wie  das  chronologische  Werk,  so  zeigte 
auch  sein  umfassender  geographischer  Commentarzum  homeri- 
schen Schiffskatalog  in   12  Büchern38)  tcsql  xov  vecov  xccra- 

33)  C.  15.  A.  78.         34)  Diels  S.  4. 

35)  S.  die  Zusammenstellung  der  Citate  aus  dem  1.  bis  4.  B.  mit  aus- 
drücklicher Zahlangabe  bei  Steph.  v.  Byz.  bei  Müller  I.  S.  436  f.  = 
Fr.  45—64  mit  den  Nachträgen  IV.  S.  649  (Zdxuv&a  u.  Msa^ia  =  Fr.  58  a)  aus 
dem  3.  B.  Bei  La.  Di.  sind  die  Bücherzahlen  nur  selten  angegeben.  Das  1.  B. 
reichte  wohl  bis  ans  Ende  der  Perserkriege  (s.  Fr.  47.  50),  das  2.  bis  auf 
Alexandros  (s.  Fr.  52.  53.  Müller  I.  S.  XLIII  u.  Fr.  98.  99  b.  La.  Di.  IV, 
23.  28),  das  3.  ungefähr  bis  zum  Ende  des  2.  pun.  Krieges,  wie  aus  Steph. 
Zttv.uvQ'tt  erhellt,  s.  Diels  S.  4.  A.  1  (welcher  hier  überdies  die  Fragment- 
sammlung vervollständigt). 

36)  Pseudo  -  Skymn.  30.  smtpavcöv  ävdoeov  ßtovg.  Daher  der  häufige 
Gebrauch  bei  Laert.  Diog.  —  Uebrigens  s.  noch  v.  Wilamowitz  Memoriae 
oblitteratae,  Hermes  XL  1876.  S.  291—294.  —  Aber  die  Annahme  von 
Volquardsen  Untersuchungen  über  die  Quellen  der  griech.  und  sicili- 
schen  Geschichten  bei  Diod.  B.  XI— XVI ,  Kiel  1868.  8.  S.  5  ff. ,  der  u.  A. 
auch  Mendelssohn  in  seinen  Quaest.  Erat.  (s.  C.  15.  A.  78)  gefolgt  ist, 
dass  Diodoros  seine  annalistischen  kurzen  Notizen  und  unter  ihnen  auch 
die  litterargeschichtlichen  unmittelbar  aus  A.  entnommen  habe,  ist  von 
Diels  S.  31  f.  widerlegt:  Diod.  hat  sie  vielmehr  aus  einer  synoptischen 
chronologischen  Tabelle,  deren  Verfasser  natürlicherweise  allerdings  auch 
den  A.  stark  benutzt  hatte.  Vgl.  C.  33.  A.  120.  124  ff.  So  erklärt  es  sich, 
dass  Diod.  I,  5,  1  nach  den  A.  23  angef.  Worten  fortfährt:  dni  Ss  xcov 
Tqoolkcov  ccHoXov&cog  3A7toXXo8(6qco  reo  A%i\vai(p  xl&euev  y..  x.  I. 

37)  Pseudo-Herakleit.  Alleg.  Hom.  7.  'AnoXXoScoQcp  Ttsql  näauv  lötoqlczv 
dvdoi  SsLvm  (==  Fr.  7). 

38)  Eustath.  z.  IL  B,  494.  p.  263,  37  f.  Xiysi  ds  nctl  (näml.  TIoQcpvQiog) 
oxi  nqog  ccXXovg  nccl  'AnoXXödoooog  6  'Ad-rjvufog  snqay^cctsvcazo  tu  tcsql  xov 
v.ccxccX6yov  äoioxa  sv  dadsna  ßißXioig.  Das  8.  citirt  Steph.  "SZXsvog  (=  Fr.  166). 


Apollodoros  von  Athen.  39 

X6yov3'])  entschieden  die  alexandrinische  Schule.  Er  schloss  sich 
in  der  Behandlungsweise  der  homerischen  Geographie  durchweg 
dem  Eratosthenes40)  und  dem  Aristarchos41)  an,  nach  dessen 
Muster42)  er  sich  hier  nicht  zum  Wenigsten  auch  mit  der  Unter- 
scheidung gleichnamiger  Oertlichkeiten  beschäftigte43).  Nament- 
lich schöpfte  er  aber  auch,  wie  schon  gesagt44),  aus  dem  Tqcoi- 
xbg  d(,dxoG(iog  des  ihm  auch  nach  dieser  Richtung  hin'5)  bereits 
vorangegangenen  Demetrios  von  Skepsis46),  gegen  den  er  jedoch 
da,  wo  dieser  von  den  Ansichten  des  Aristarchos  abwich,  sich 
der  letzteren  anzunehmen  pflegte47).  Diese  seine  Schrift  aber 
war  wiederum  die  Hauptquelle  für  Strabon  im  neunten,  zehnten 
und  vierzehnten  Buch  und  im  zweiten  Theil  des  achten,  meistens 


30)  Dies  wird  wohl  der  vollständige  Titel  gewesen  sein,  s.  Strab.  I.  31 
(=  Fr.  160).  'AnoXXodcogog,  Ath.  III.  82  b  (=  Fr.  163).  'An.  6  'A&rjvccLog  ..  . 
tceql  veäv  %axuX6yov,  Strab.  VII.  298.  IX.  405.  XIV.  677  (=  Fr.  159.  154. 
178).  keqI  vsmv,  Steph.  "AqyovQCt.  "SIXsvog.  'SlQconog  (=  Fr.  152.  166.  154). 
Nsäv  naxccXoyog  und  UXaxaiai  (=  Fr.  51)  bloss  KaxccXoyog,  Strab.  XII.  552 
(=  Fr.  176).  Tgcoinog  didnoofiog.     Dazu  Fr.  151—180.  164a.  175 a«b. 

40)  Strab.  VII.  298  f.,  wo  es  299  heisst:  xa  nXsicxcc  tisTEvsynccg  naget 
xov  'EQccTOG&svovg,  mg  nctl  nQOxsgov  (298)  i^ivrio&rjfiEv,  ovk  ev  stQrj^iva. 
Vgl.  C.  15.  A.  31.  Berger  Die  geogr.  Fragm.  des  Erat.  S.  26  f.  29  f.  257  f. 
Niese  in  der  A.  48  wiederum  aufzuführenden  Abh.  S.  306  f. 

41)  S.  Lehrs  Aristarch.1  S.  188.  234  f.  239.  250  =  2S.  188.  229.  233. 
244  =  8S.  186.  226.  230.  240.  Niese  a.  a.  0.  S.  270  —  279.  291  f.  296  f. 
Vgl.  A.  63.  Dagegen  polemisirt  er  wiederholt  scharf  gegen  Kallimachos, 
Strab.  I.  44  (=  Fr.  160),  vgl.  IX.  438.  ol  d'  voxeqov  y\XEyiuv.  397  u.  X.  479. 
cpocoCv.    Niese  a.  a.  0.  S.  275. 

42)  S.  C.  16.  A.  102. 

43)  S.  bes.  Strab.  VIII.  338  f.  (vgl.  Fr.  170).  Schimberg  Analecta 
Aristarchea,  Greifswald  (Leipzig)  1878.  8.  S.  3—23  mit  den  sehr  wesent- 
lichen Berichtigungen  von  Gaede  Demetr.  Sceps.  S.  4—7,  vgl.  C.  22.  A.  240. 
Doch  waltete  wohl  der  Unterschied  ob,  dass  Aristarchos  sich  dabei  auf 
die  bei  Homeros  vorkommenden  beschränkte  und  sie  (s.  Aristonik.  z.  11. 
B,  511.  596.  730.  O,  531)  in  seinen  Ausgaben  durch  eine  Diple  andeutete, 
während  Demetrios  von  Skepsis  und  Apollodoros  vermuthlich  auch  alle 
anderen  heranzogen,  vgl.  Schimberg  S.  20  f. 

44)  C.  22.  A.  231. 

45)  S.  C.  22.  A.  240. 

46)  Strab.  VIII.   339   (=  Fr.  170).    xov   2%r}ipiov   JrjfirjXQiov  .  .  .  nag' 

OV    [lEXCCCpEQEl    XU    7lX£l6XCC. 

47)  Wie  aus  Strab.  VIII.  338—340  vgl.  m.  350.  370  hervorgeht,  s. 
Gaede  a.  a.  0.  S.  4 — 10.  Abweichungen  in  Einzelheiten  von  seinem  Lehrer 
Aristarchos  gestattete  er  freilich  natürlicherweise  auch  sich  selbst,  s.  Niese 
S.  271,  vgl.  Gaede  S.  6. 


40    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodorosv.  Athen  u.  d.  Myelographie, 

auch  im  zwölften  und  ist  hie  und  da  auch  noch  sonst  von  diesem 
benutzt48),  desgleichen  war  sie  allem  Anscheine  nach  eine  der 
beiden  Hauptquellen  für  Diodoros  V,  47 — 83,  wenn  auch  viel- 
leicht hier  nur  in  einem  Auszuge 48b),  und  man  gewinnt  einen 
Begriff  von  der  ungewöhnlichen  Belesenheit  des  Apollodoros, 
wenn  man  die  Liste  der  Schriftsteller  in  Poesie  und  Prosa  über- 
blickt, welche  in  diesen  Abschnitten  angeführt  werden49).    Durch 


48)  Zu  weit  ging  Niese  Apollodors  Commentar  zum  Schiffskataloge 
als  Quelle  Strabos,  Rhein.  Mus.  XXXII.  1877.  S.  267— 307,  indem  er  das 
Erstere  auch  noch  auf  das  13.  B.,  das  ganze  8.  und  mit  Ausnahme  der 
beiden  ersten  Capitel  auch  auf  das  ganze  12.  ausdehnte.  Auch  Stücke  des 
7.  und  des  1.  B.  stammen  aus  A.,  wenn  auch  von  letzteren  nicht  in  der 
von  Niese  angenommenen  Ausdehnung,  im  13.  gar  Nichts.  S.  Gaede 
S.  1—15,  vgl.  C.  22.  A.  231.  Ueber  Artemidoros  und  Ephoros  als  ■Neben- 
quellen im  8.  bis  10.  B.  s.  Niese  S.  282—285,  vgl.  C.  22.  A.  307. 

48b)  Nach  dem  Ergebniss  der  vortrefflichen  Abhandlung  von  Bethe 
Untersuchungen  zu  Diodors  Inselbuch,  Hermes  XXIV.  1889.  S.  402—446 
(vgl.  jedoch  C.  19.  A.  53)  stammt  nämlich  ausser  der  aus  Pseudo-Epimenides 
(s.  C.  33.  A.  239 b)  entnommenen  kretischen  Theogonie,  66  —  77,  3,  fast  alles 
Andere  aus  A.,  und  auch  in  jene  Theogonie  ist  noch  Einzelnes  (66,  1. 
70,  1 — 6.  72,  3  f.  74,  1.  75,  5.  76,  3—5)  aus  ihm  eingeschoben.  Die  be- 
treffenden Spuren  sind  allerdings  nur  zum  Theil  sicher  und  vollständig, 
am  Meisten  für  Kreta,  zum  Theil  gewähren  sie  nur  einen  grösseren  oder 
geringeren  Grad  von  Wahrscheinlichkeit.  Vgl.  auch  C.  21.  A.  632.  Ob  die 
Benutzung  eine  unmittelbare  oder  nur  mittelbare  war,  lässt  Bethe  S.  445 
dahingestellt,  ist  aber  geneigt  (ebendas.  A.  1)  sich  für  Letzteres  auszu- 
sprechen, dergestalt  dass  Diod.  nur  einen,  vielleicht  bloss  auf  die  Inseln 
bezüglichen  Auszug  vor  Augen  gehabt  habe. 

49)  Wenn  man  auch  gebührendermassen  abzieht,  was  schon  von  De- 
metrios  theils  stammen  kann,  theils  sicher  stammt  und  was  erst  von 
Strabon  hinzugesetzt  sein  mag.  Ich  begnüge  mich  nach  Letzterem  Kallinos, 
Mimnermos,  Alkman,  Alkaeos,  Hipponax,  Stesichoros,  Simonides,  Pindaros, 
Alexandros  den  Aetoler  und  Euphorion  (XIV.  681.  XII.  566),  Kallimachos 
(s.  A.  41),  Hedylos,  Hekataeos  von  Miletos,  Pherekydes,  Xanthos,  Hero- 
dotoe,  Thukydides,  Hellanikos,  Eudoxos,  Ephoros,  Theopompos,  die  Atthiden- 
schreiber  im  Allgemeinen  (IX.  692)  und  Andron  und  Philochoros  im  Be- 
sonderen und  Menekrates  von  Elaea,  der  aber  gleich  Xanthos  (XII.  572) 
schon  aus  Demetr.  stammt,  zu  nennen.  Bei  Diod.  V,  80,  4  (s.  C.  33.  A.  192) 
aber  sind  Dosiadas,  Sosikrates,  Laosthenidas  nicht,  wie  Robert  Erat.  Cat. 
S.  241  ff.  demselben  geglaubt  hat,  des  Diod.,  sondern  des  A.  Quellen,  welche 
Letzterer  als  solche  nannte  und  Ersterer,  statt  Letzteren  zu  nennen,  danach 
an  dessen  Stelle  setzte,  s.  Bethe  S.  423  f.  (vgl.  auch  C.  19.  A.  7.7),  und 
ausserdem  hat  A.,  wie  Bethe  S.  445  f.  darlegt,  auch  die  in  peripatetischen 
Quellen  enthaltene  Gelehrsamkeit  reichlich  ausgenutzt.  —  Ueber  die  An- 
ordnung des  Werkes  s.  Niese  S.  305  f. 


Apollodoros  von  Athen.  41 

Epaphroditos  ferner  gelangte  eine  Zahl  von  Auszügen  auch  aus 
diesem  Werke  gleichwie  aus  dem  des  Skepsiers  an  Stephanos 
von  Byzantion50);  ob  aber  die  Bekanntschaft  des  Epaphroditos 
selbst  mit  demselben  noch  eine  unmittelbare  oder  wie  sie  ver- 
mittelt war,  schwebt  im  Dunkel51). 

Nicht  minder  bewegte  sich  Apollodoros  in  den  Bahnen  der 
alexandrinischen  Grammatiker  ohne  Zweifel  auch  in  seinen 
sonstigen  philologischen  und  genauer  rein  philologischen  Schriften 
über  die  Mimen  des  Sophron  (tcbqI  Uc6(pQovog)  in  mindestens 
4  Büchern52),  über  Epicharmos  in  1053),  über  die  atheni- 
schen Courtisanen54)  und  itegl  itv^ioXoyccJV  in  mindestens 
2  Büchern55),  wenn  auch  diese  letztgenannten  sicherlich  zugleich 
den  Stempel  seiner  stoischen  Bildung  trugen. 


50)  S.  hierüber  C.  22.  A.  235. 

51)  Ueber  die  Quellen  des  Epaphroditos  handelt  Schimberg  a.  a.  0. 
S.  14—18.  So  glaublich  es  indessen  an  sich  ist,  dass  auch  Didymos  dies 
Werk  des  A.  verwerthet  habe,  so  beruht  doch  der  von  Schimberg  S.  5 ff. 
12  ff.  18  versuchte  Beweis,  dass  dies  wirklich  geschehen  sei  und  Epaphro- 
ditos wieder  aus  Didyrnos  jene  seine  Kunde  geschöpft  habe,  theils  auf 
sehr  fraglichen,  theils,  wie  Gaede  (s.  A.  43)  dargethan  hat,  auf  irrigen 
Voraussetzungen. 

52)  Schol.  Aristoph.  Vesp.  523  (=  Fr.  185).  sv  xrj  S'  nsQt  Zcocpqovog. 
Das  3.  B.  citirt  Ath.  VII.  281  f  (=  Fr.  184).  Dazu  Fr.  181—183.  Die  Ein- 
teilung dieser  Mimen  je  nach  den  in  ihnen  auftretenden  Personen  in  ccv- 
öqsloi  und  yivccwsioi  (Suid.  Zcocpqcov)  pflegt  man  wohl  mit  Recht  auf  ihn 
zurückzuführen.  Was  Förster  Sophron  und  Piaton,  Rhein.  Mus.  XXX. 
1875.  S.  316.  XXXV.  1880.  S.  471—473  dagegen  bemerkt,  um  sie  bereits 
dem  Sophron  selbst  zuzuschreiben,  überzeugt  mich  nicht. 

53)  Porphyr.  V.  Plot.  24.    (ii(irjocc(isvog  de  'AnoXXodaQOv  xbv  A&r)vcciov 

.    .    .    (ÜV    0    (ISV   'JLnC%CLQlLOV    XOV    HCOfL(pdoyQCC(pOV     Sig    ÖSHCC    XOflOVg    Cp8Q(OV    avv- 

rjyaysv.    Das  6.  B.  citiren  Suid.  u.  Phot.   Kaqdicoxxsiv   (=  Fr.  186).     Dazu 
Ath.  XIV.  648  d  =  Fr.  187  u.  viell.  Fr.  188. 

54)  Wie  es  scheint,  in  1  B.,  s.  Harpokr.  $ccvo6XQaxr)  (=  Fr.  240):  sv 
xm  7zsqI  xiov  'A&rivr}öiv  ixaioäv,  abgekürzt  Ndvviov  (=  Fr.  241):  sv  x<o 
tcsql  xcov  sxuiqcov,  Ath.  XIII.  591  c  (=  Fr.  242):  sv  xr\  nsql  sxaiQwv,  dazu 
Ath.  567  a.  586  a  =  Fr.  238  f.     Vgl.  C.  16.  A.  47b.  48.  79. 

55)  Ath.  XI.  483  a.  sv  reo  ns ql  sxv^oXoytav.  XIV.  663  a.  sv  xeo  tiqcoxg) 
xa>v  'Exv(toXoyov[i8vcov.  II.  63  d.  sv  dsvxsgco  'ExvpoXoyicov  =  Fr.  189—191. 
Dazu  Fr.  192—237.  Ob  tzsql  xov  HQaxrjQog  (Ath.  XI.  501  a  =  Fr.  243,  vgl. 
479  a.  482  e.  485  d.  497  f  =  Fr.  244—247)  eine  eigne  Schrift  oder  nach 
Heynes  Vermuthung  ein  Theil  der  'ExviioXoytai  war,  lasse  ich  dahin- 
gestellt. Im  Uebrigen  s.  noch  Varr.  L.  L.  VI.  §.  2.  p.  184  Sp.  huius  rei 
(näml.  der  origines  vocabulorum  quae  sunt  temporum)  auetor  satis  mihi 
Chrysippus  et  Antipater  et  Uli,  in  quibus  si  non  tantum  acuminis,  ab  plus 


42    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythograpkie. 

Wesentlich  beeinflusst  von  den  stoischen  Liebhabereien  für 
Allegorie  und  Etymologie  war  dagegen  sein  umfassendstes  Werk, 
das  theologisch-mythologische  hsqI  fteäv  in  24  Büchern56),  aus 
welchen  Sopatros  einen  noch  von  Photios  gelesenen  Auszug 
machte57).  Aber  zugleich  war  es  wiederum  ein  Erzeugniss  wahr- 
haft staunenswerter  Gelehrsamkeit,  mit  welcher  er  die  von  ein- 
ander abweichenden  Angaben  aller  möglichen  und  zum  Theil 
der  entlegensten  Dichter  und  Prosaiker,  namentlich  der  Ver- 
fasser von  Localgeschichten,  über  die  verschiedensten  Punkte  der 
gesammten  Götter-  und  Heroenmythologie  zusammentrug58)  und 


litterarum:  in  quo  est  Aristophanes  et  Apollodorus:  qui  omnes  veroa  ex  vcrbis 
ita  declinari  scribunt,  ut  verba  liiteras  alia  assumant,  alia  mutant,  alia 
commutent  u.  Didym.  z.  II.  I,  153  (wo  AnoXXcoviog  überliefert  ist),  &,  110. 
Od.  y,  444,  Nikan.  z.  II.  77,  95,  Schol.  A  II.  A,  244,  vgl.  C.  30.  A.  226.  Zu 
Fr.  200  s.  C.  22.  A.  324b. 

56)  Phot.  Cod.  161.  Philod.  de  piet.  p.  64  Gomp.  —  Muenzel  Qaaestiones 
mythographae ,  Berlin  1883.  8.  De  Apollodori  nsgi  d-sav  libris,  Bonn 
1883.  8.    (Doctordiss.). 

57)  Phot.  a.  a.  0.  in  der  Besprechung  der  'E-nXoyai  diaxpoooi  iv  ßi- 
ßXioig  dvoösyicciÖE-na  des  Sopatros:  ovvsiXs-nxcci  8s  avxm  xb  ßtßXiov  in  noX- 
Xav  •neu  SicccpoQCOv  taxoqiööv  v.a\  yqafificcxojv.  xb  (isv  ovv  rtoaixov  izeqI  xav 
nag'  "EXXrjoi  fiv&oXoyovfisvaiv  ftscov  SiccXctfißavsi'  o  avvsiXsntai  s*  xöäv  'AnoX- 
Xoöcoqov  nsgi  &säv  y'  Xoyov.  'Ad-rjvaiog  8  s  'AnoXXoScogog  ncci  yga(i(tccxitibg 
xrjv  xs%vr\v.  ov%  s%  xov  xgixov  8s  fiovov  ry  diccXoyrj  avxm  nsrtoirjxoci ,  öcXXcc 
di]  %cci  s%  8'  %a\  s'  xca  &'  xov  xs  cc'  (1.  iol'  mit  Müller)  ndXiv  hcci  iß' 
yiai  is'  xs  Y.al  ig'  nul  pH®1  x0^  x^'-  *v  V  <>vXXoyij  xa  xs  fiv&mwg  nsgi 
ftswv  diccns7cXa6(isva,  xal  si'  xi  zad''  taxoqiav  si'grjxcci,  nsgisiXrjcps ,  nsgi  xs 
xäv  nag'  avxoig  rjgdxov  xca  dio6-/.ovgcov  %a\  nsgi  xav  sv  Aidov  Y.aX  ooec 
nccganXrjCicc.  Citate  haben  wir  bis  zum  20.  B.,  Porphyr,  b.  Stob.  Ecl.  I. 
p.  1004  H.  418  ff.  W.  (=  Fr.  10). 

58)  So  werden  in  Fr.  10  Melanippides  und  Likymnios  citirt.  Ferner 
aber  hat  Muenzel  Qu.  myth.  S.  3—18  einigermassen  wahrscheinlich  ge- 
macht, dass  die  beiden  aus  verschiedenen  Auszügen  (Schol.  Eurip.  Ale.  1, 
wo  A.  an  der  Spitze  genannt  wird,  Philod.  de  piet.  p.  52  Gomp.,  Schol. 
Pind.  Py.  III,  96,  Pseudo-Apollod.  Bibl.  III,  10,  3,  10,  Sex.  Math.  I,  260  ff. 
und  Schol.  Verg.  Geo.  I,  16  (=  Fr.  44 b),  wo  die  eigne  Ansicht  des  A.  am 
Schlüsse  steht,  Schol.  Lucan.  III,  402  =  Comment.  Bern.  p.  110 f.  Us.,  wo 
ein  Gleiches  der  Fall  ist,  Schol.  Theoer.  I,  3,  Schol.  Pseudo-Eurip.  Rhes.  36) 
herzustellenden  Kataloge  über  den  Grund,  wesshalb  Zeus  den  Asklepios 
mit  dem  Blitz  tödtete,  und  über  die  Genealogie  (und  Heimat)  des  Pan  in 
letzter  Instanz  aus  diesem  Werke  des  A.  stammen.  S.  dagegen  freilich 
v.  Wilamowitz  Herrn.  XVIII.  1883.  S.  251  f.  Homer.  Unters.  S.  344. 
A.  21  (welcher  indessen  entschieden  nur  die  Behauptung  von  Bergk 
P.  L.  G.  I4.  S.  465.  III4.  S.  221,  dass  A.  die  unmittelbare  Quelle  des 
Philod.  sei,  bekämpft).    Hier  werden  nun   aber  die  Angaben  des  Dichters 


Apollodoros  von  Athen.  43 

nicht  zum  Mindesten  auch  Opfereigenthümlichkeiten  und  den 
Ursprung  von  Heiligthümern  und  Festen59)  und  die  Epitheta  der 
Götter  behandelte.  Eingehend  zog  er  auch  die  Ansichten  der 
verschiedenen  Philosophen  in  Betracht60),  aber  der  Grundcharakter 
des  Werks  war  doch  wiederum  vielmehr  ein  philologischer,  und 
wenn  auch,  wie  gesagt,  in  demselben  wohl  manche  stoische 
Etymologien    vorgetragen    waren   und    die    beliebte    allegorische 

der  Naupaktien ,  des  Stesichoros ,  Panyassis ,  Kinesias,  Telestes ,  der  Orphiker, 
des  Amelesagoras ,  Phylarchos,  Telesarchos  (s.  C.  21.  A.  658),  Polyanthos 
(s.  A.  8),  Pherekydes  und  des  Epimenides,  Araethos  und  Aristippos  in 
den  'AQ-xccdmcc  (s.  C.  21.  A.  651.  654),  Mnaseas,  Euphorion,  Heliodoros, 
Theoxenos  (eines  lyrischen  Dichters  ?) ,  Didymarchos  u.  Anderer  angefühlt, 
und  zwar  im  Allgemeinen  so,  dass  von  den  Dichtern  zu  den  Prosaikern 
übergegangen  und  innerhalb  einer  sachlichen  Anordnung  möglichst  die 
chronologische  Folge  festgehalten  wird.  Vielleicht  stecken  gleichfalls  mittel- 
bar auch  in  anderen  Zusammenstellungen  bei  Philod.  nsgl  sv6sßsiccg  Aus- 
züge aus  A.,  aber  von  mehreren  derselben  weist  Muenzel  a.  a.  0.  S.  21  ff. 
nach,  dass  sie  nicht  dieses  Ursprungs  sind.  Von  der  über  diejenige  Person, 
welche  dem  Zeus  zur  Geburt  der  Athene  den  Schädel  öffnete  (mit  den  An- 
gaben des  Musaeos,  Eumolpos,  Sosibios),  ebendort  p.  31  u.  Schol.  Pind. 
Ol.  VII,  66,  glaubt  er  S.  19 — 21,  dass  dieselbe  von  A.  herkomme,  aber 
von  Didymos  überarbeitet  sei.  Vgl.  auch  noch  Wilamowitz  Homer. 
Unters.  S.  214.  A.  13. 

59)  S.  z.  B.  Fr.  9.  13.  14.  16.  18.  20.  28.  32.  36. 

60)  Vgl.  die  neuen  Fragmente  (Müller  IV.  S.  649)  bei  Cr  am  er  Anecd. 
Ox.  II.  p.  446.  ©sog.  Etym.  Gud.  p.  258,  57.  ©sovg.  Bekk.  Anecd.  p.  374. 
'AldßTcoQ  (=  Fr.  211).  Muenzel  Apoll.  S.  17  f.  In  Fr.  2  b.  Stob.  Ecl.  I. 
p.  520  H.  207,  8  ff.  W.  sagt  er,  dass  die  Lehre  von  der  Einerleiheit  des 
Morgen-  und  Abendsterns  von  den  Pythagoreern  stamme.  Ganz  besonders 
aber  ist,  wenn  anders  Muenzel  Ap.  S.  14  ff.  das  Richtige  gesehen  hat, 
Macrob.  Sat.  I,  17  in  dieser  Hinsicht  lehrreich,  wo  §.  19  A.  citirt  wird 
(=  Fr.  7).  Muenzel  stimmt  Wissowa  De  Macr.  Sat.  fontib.,  Breslau 
1880.  8.  S.  35  ff.  darin  bei,  dass  dies  Capitel  nebst  den  folgenden  (18—23) 
durch  das  Mittelglied  eines  unbekannten  römischen  Schriftstellers  aus  Iam- 
blichos  entnommen  sei,  glaubt  aber,  dass  Letzterer  seinerseits,  so  weit 
dies  17.  Cap.  reicht,  im  Wesentlichen  aus  A.  geschöpft  habe.  Hier  wer- 
den nun  §.7  —  9  die  Ansichten  des  Piaton,  Chrysippos,  Speusippos,  Klean- 
thes  über  die  Etymologie  von  'AnoXXmv  dargelegt,  dann  §.  10  ff.  die  des 
Euripides  und  Archilochos,  §.  19  ff. ,  wie  gesagt,  die  eigne  (übrigens 
bei  den  Stoikern  wohl  allgemeine)  des  A.  von  der  Identität  Apollons  mit 
der  Sonne  mit  Citaten  aus  Timotheos,  Maeandrios,  Pherekydes.  Für  den 
Beinamen  Aoi-iccg  erscheinen  §.  31  die  Erklärungen  von  Oenopides  und 
Kleanthes,  für  das  Epitheton  Avmog  §.  36  die  von  Antipatros  .  und  Klean- 
thes,  für  'EXsXsvg  werden  §.  46  Euripides,  Empedokles,  Piaton  heran- 
gezogen, §.  42  ein  Vers  des  Orpheus  citirt,  §.  57  finden  wir  des  Antipatros 
allegorisch-natürliche  Auslegung  des  Mythos  vom  Drachen  Python. 


44    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  n.  d.  Mythographie. 

Auslegung  der  Stoiker  wohl  keine  geringe  Rolle  spielte61),  so 
hatte  es  doch  durchaus  nicht  etwa  die  Tendenz  die  stoische 
Theologie  zu  begründen62).  Trotz  aller  jener  stoischen  Lieb- 
habereien huldigte  vielmehr  Apollodoros  auch  hier  in  wichtigen 
Stücken  den  gesunden,  beziehungsweise  annähernd  gesunden 
methodischen  Gesichtspunkten  des  Aristarchos 63).  Die  Schrift 
ward  natürlich  eine  reiche  Fundgrube  besonders  für  Sammler, 
Commentatoren  und  Lexikographen,  so  dass  nicht  bloss  die  Zahl 
der  namentlichen  Bruchstücke  keine  geringe  ist64),  sondern  auch 
ohne  Nennung  der  Quelle  lange  Abschnitte  aus  diesem  Werke 
bei  dem  Herakleitos  genannten  Verfasser  homerischer  Allegorien, 
bei  Kornutos,  Macrobius,  Eustathios,  auch  wohl  Philodemos 
und  Anderen  und  in  den  Scholiensammlungen  stecken65). 


61)  Z.  B.  Fr.  44 b  u.  s.  w.  (s.  A.  58):  Pan  =  nccv  und  daher  elternlos, 
ferner  s.  A.  60.  65. 

62)  Wie  dies  sehr  richtig  Schwenke  Ciceros  Quellen  in  den  Büchern 
de  nat.  deor.,  Jahrb.  f.  Philo!  CXIX.  1878.  S.  133  ff.  gegen  die  verfehlten 
Verinuthungen  von  Hirzel  Unters,  zu  Cic.  philos.  Schrr.  I.  S.  206—219 
geltend  gemacht  hat.  Da  nämlich  Sopatros  seinen  Auszug  erst  mit  dem 
3.  B.  begann,  so  meinte  Hirzel,  indem  er  ganz  übersah,  dass  derselbe 
auch  von  den  folgenden  Büchern  mehrere  nicht  ausgezogen  hatte  (s.  A.  57), 
A.  habe  in  den  beiden  ersten  die  eigne  Lehre  der  Stoiker  von  den  allein 
wirklichen  und  wahren  Göttern,  nämlich  im  1.  von  Zeus  (s.  Fr.  1  b.  Steph. 
J(od(ovr}),  d.  i.  der  Weltseele,  und  im  2.  von  den  Gestirnen  (s.  Fr.  2,  vgl. 
A.  60),  und  die  von  der  Vorsehung  philosophisch  entwickelt,  in  den  anderen 
22  aber  die  rationalistische  Erklärung  der  Götter  des  Volksglaubens  auf 
historisch- etymologischem  Wege  gegeben;  der  Abschnitt  bei  Cic.  N.  D.  IL 
§.  45—73  ferner  sei  aus  diesem  Werk,  und  zwar  bis  §.  60  aus  den  beiden 
ersten  Büchern  geschöpft;  s.  vielmehr  C.  29.  A.  202.  Gerade  auch  der 
Umstand,  dass  sich  die  etymologischen  Deutungen  im  1.  B.  auf  Zeus  be- 
zogen und  die  letzten  Bücher  vom  Hades  handelten  (s.  Fr.  10  und  Phot. 
a.  a.  0.,  vgl.  A.  57)  weist,  wie  Schwenke  bemerkt,  auf  eine  Anordnung 
nach  mythologischen  und  nicht  nach  philosophischen  Gesichtspunkten  hin. 

63)  So  in  der  aus  dieser  Schrift  sogar  noch  in  die  homerischen  Alle- 
gorien des  Pseudo-Herakleitos  (vgl.  A.  64)  übergegangenen  (s.  Muenzel 
Ap.  S.  9  f.)  Unterscheidungen  homerischer  und  neuerer  Mythengestaltung, 
vgl.  C.  16.  A.  113,  so  dass  hier  überhaupt,  wie  natürlich,  ganz  dieselbe 
aristarchische  Erklärungsweise  des  Homeros  rein  aus  ihm  selbst  und  Ent- 
gegensetzung zwischen  Homeros  und  den  vecotsqoi  wie  im  Commentar  zum 
Schiffskatalog  (s.  Niese  a.  a.  0.  S.  274 f.)  herrschte. 

64)  Fr.  1—44  mit  den  Nachträgen  13*  44a-b.  Doch  sind  auch  von 
ihnen  die  Sammlungen  von  Heyne  und  von  Müller  noch  sehr  unvoll- 
ständig, vgl.  A.  58.  60.     Muenzel  Qu.  m.  S.  17. 

65)  Auf  eine  genauere  Untersuchung  dieses  Gegenstandes  wies  zuerst 


Dionysios  von  Mytilene.  45 

Dionysios    von    Mytilene    mit    dem    Beinamen    Lederarm 
(£7tvroßQccxL(ov)    oder    Lederer  (Uxvrevg) 66)    soll   in   Alexandreia 


Usener  Kallone,  Rhein.  Mus.  XXIII.  1868.  S.  328  f.  durch  die  Bemerkung: 
„Die  uns  vorliegenden  >  Reste  alter  Exegese  hangen  in  diesen  (nämlich  in 
den  das  athenische  Religionswesen  betreffenden)  Dingen  wesentlich  von  dem 
Material  ab,  was  in  dem  reichen  Magazine  des  Apollodoros  nsgi  ftsäv  auf- 
gestapelt war"  und  sodann  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  S.  5  hin.  Dann 
hat  Muenzel  einen  erheblichen  Anfang  gemacht  und  einen  theils  guten 
theils  wenigstens  nicht  üblen  Grund  gelegt.  In  Bezug  auf  Philodemos,  die 
Scholien  und  Macrobius  s.  A.  58.  60.  Dieselbe  Erörterung  des  A.  über  die 
Einerleiheit  von  Helios  und  Apollon  wie  dieser  (Sat.  I,  17,  19)  citirt  aber 
auch  der  sogenannte  Herakleitos  Alleg.  Hom.  7  (=  Fr.  7),  wie  schon 
Heyne  bemerkte,  und  Muenzel  Ap.  S.  6 — 12  zeigt,  dass  überhaupt  dies 
ganze  Capitel  bei  ihm  aus  A.  ksq!  &sä>v  geflossen  ist,  aber  nicht  unmittel- 
bar, sondern  durch  Vermittlung  der  unten  (s.  A.  97 — 100)  zu  besprechenden 
älteren  homerischen  Allegorien.  Gleichen  Ursprung  vermuthet  Muenzel 
a.  a.  0.  S.  13  f.  auch  vom  44.  Cap.  Die  mannigfachen  Berührungen  ferner 
von  Kornutos  mit  Macrobius  hatte  schon  Wissowa  angedeutet,  u.  Muenzel 
a.  a.  0.  S.  25—30  legt  durch  genauere  Vergleichung  von  Korn.  32  mit  Macrob. 
I,  17  die  Abhängigkeit  des  Kornutos  von  A.  dar,  dann  auch  für  das  34.  Cap. 
Sie  geht  aber  ohne  Zweifel  noch  viel  weiter,  während  derselbe  nach 
Muenzel  S.  26—28  den  Kleanthes  und  Chrysippos  gar  nicht  gelesen  hat. 
Und  so  macht  denn  Muenzel  Qu.  m.  S.  17  f.  durch  Vergleichung  mit  Korn, 
p.  49  Lang  wahrscheinlich,  dass  auch  die  allegorische  Erörterung  über  Pan 
in  den  A.  58  angef.  Stellen  der  Scholien  zu  Theokr.  u.  Verg.  dem  A.  an- 
gehört. Endlich  vermuthet  er  Ap.  S.  31—35,  dass  bei  Ath.  VII.  325  a.  b 
(=  Fr.  16)  nicht  bloss  die  Worte,  zu  denen  A.  n.  <9\  ausdrücklich  an- 
geführt wird,  sondern  auch  schon  die  voraufgehenden  (von  325a.  xa!  xocig 
TQiciHctaL  ab)  aus  diesem  sind,  und  gewinnt  so  ein  neues  langes  Bruchstück 
bei  Eustath.  z.  IL  A,  206.  p.  86,  40—87,  44. 

66)  Welcker  Der  epische  Cyclus  I8.  S.  76—82.  Müller  F.  H.  G. 
IL  S.  6—9.  Hachtmann  De  Dionysio  Mytilenaeo  seu  Scytobrachione, 
Bonn  1865.  8.  (Doctordiss.)  Sieroka  Die  mythographischen  Quellen  für 
Diodors  3.  und  4.  Buch  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Dionysios 
Sky tobrachion ,  Lyck  1878.  4.  Ed.  Schwartz  De  Dionysio  Scytobrachione, 
Bonn  1880.  8.  (Doctordiss.).  Bethe  Quaestiones  Diodoreae  mythographae, 
Göttingen  1887.  8.  (Doctordiss.).  —  Suid.  diovvaiog  MvxiXrjvaiog  eitonoiog. 
ovxog  iy.Xrjd'r}  Z%vxoßqa%C(ov  kcll  2xvxevg.  xrjv  diovvaov  xou  'A&rjvccg  6xqa- 
xslccv  (so  Portus  für  6XQaxidv),  'AQyovcLvxmcc.  iv  ßißXioig  s'  (xccvxa  d'  £6x1 
7rs£a),  Mv&ina  7tQog  IIccQfisvovxa  (IIc£Q(18vlcovcc?  Müller).  Wenn  man  sich 
hierauf  verlassen  dürfte,  was  man  aber  schwerlich  darf,  so  müsste  man 
mit  Welcker  a.  a.  0.  S.  77  annehmen,  dass  die  dritte  Schrift  nicht 
prosaisch,  sondern  hexametrisch  gewesen  sei.  Vgl.  auch  Hachtmann 
S.  15  ff.  Die  richtige  Auffassung  dieses  Schriftstellers  hat  erst  Bethe  ge- 
wonnen. Bis  dahin  hielt  man  ihn  nach  dem  Vorgang  von  Heyne  De 
fontibus  historiae  Diodori,  in  L.  Dindorfs  Ausg.  des  Diod.  I.  S.  LXXX1X 


46     Siebenundzwanzigstes  Capitel.   Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

Lehrer    des    Rhetors    M.  Antonius    Gnipho,    welcher    seinerseits 
wieder  Lehrer  des  Cicero  und  50  Jahre  alt  ward,   gewesen  sein 


allgemein  für  einen  hochgelehrten  mythographischen,  freilich  durch  und 
durch  pragmatischen  und  euhemeristischen,  geschichtsfälschenden  und  die 
Sagen  und  Mythen  zum  Ergötzen  der  Leser  umdichtenden  Sammler.  Dazu 
kam  der  Bericht  bei  Ath.  XII.  515  e.  t^dvd'og  6  Avdbg  r\  b  slg  avtbv  rocg 
dvcccpsQOfiivag  iatogCag  ovyysyqacpayg  AiovvGiog  6  ZitvToßQcc%iCQV ,  ag  'Aqts- 
\\.(qv  cprjGiv  6  KccaccvÖQSvg  Iv  xo}  nsgl  ccvctycoyrjg  ßißXicov.  Danach  suchte 
Welcker  Ueber  die  unächten  Lydiaka  des  Xanthus,  Seebodes  Arch.  1830. 
S.  70—80.  Kl.  Schrr.  I.  S.  431—450  nachzuweisen,  dass  D.  S.  die  Lydiaka 
des  Xanthos  zwar  nicht  gefälscht,  aber  doch  mit  zahlreichen  Zusätzen 
verfälscht  habe.  Allein  gegen  ihn  hat  I.  H.  Lipsius  Quaestiones  logo- 
graphicae,  Leipzig  1886.  4.  S.  12  ff.  erfolgreich  die  vollständige  Aechtheit 
vertheidigt,  namentlich  auch  nachgewiesen,  dass  die  von  Welcker  und 
Sieroka  S.  28  angenommene  Benutzung  des  angeblich  von  D.  verfälschten 
Werks  durch  Mnaseas  eine  chronologische  Unmöglichkeit  ist;  freilich  hat 
er  sich  mit  der  einfachen  Verwerfung  der  Nachricht  des  Artemon  die 
Sache  allzuleicht  gemacht,  s.  A.  72  und  vgl.  Müller  I.  S.  XXI.  Bei  den 
von  Suid.  AiovvGiog  MiX^aiog  aufgeführten,  angeblich  von  dem  alten 
Milesier  D.  verfassten  Werken  Tqcoihwv  ßißXicc  y\  ikfoahxa,  KvkXov  lgxoql- 
v.ov  sv  ßißXloig  £'  nehmen  Welcker  Ep.  Cycl.  I2.  S.  70  ff.  75  ff.  und  nach 
ihm  Müller  mit  Recht  eine  Verwechselung  an,  dergestalt  dass  die  T^cotxa 
nach  Diod.  III,  66,  6  (s.  A.  70)  gleich  den  Mv&mcc.  vielmehr  dem  Mytilenaeer, 
der  Kvv.Xog  icxoQinog  aber  einem  dritten  D.  von  Rhodos  oder  Samos,  dem 
ebendavon  so  genannten  Kyklographen  (s.  unten  A.  125—130),  angehörten. 
Denn  der  Gedanke  von  Bernhardy  die  Mv&md  als  eine  besondere  Schrift 
ganz  aus  der  Welt  zu  schaffen  wird  dadurch,  dass  dies  zweimal,  in  dem 
Art.  zf.  MvxiX.  und  J.  MiX.,  geschehen  müsste,  unwahrscheinlich.  Die 
völlig  verfehlte  Vermuthung  aber  von  Hachtmann  S.  22—48,  es  habe  in 
Wirklichkeit  schon  solche  Schriften  von  dem  Milesier  gegeben,  und  diese 
seien  nur  von  dem  Mytilenaeer,  welcher  in  Wahrheit  der  sogenannte 
Kyklograph  sei,  ebenso  wie  die  Avöluhcc  des  Xanthos  verfälschend  über- 
arbeitet und  das  Ganze  derselben  von  diesem  mit  dem  Namen  KvnXog 
i6TOQiY,6g  belegt  worden,  ist  von  Sieroka  S.  25—31  widerlegt.  Ein  Gleiches 
ist  Schwartz  durch  Bethe  widerfahren,  dergestalt  dass  jetzt  dessen  Arbeit 
bereits  nicht  viel  minder  veraltet  ist  als  die  Hachtmanns.  Schwartz 
erklärte  nämlich  unter  dem  Beifall  von  Wilamowitz  (der  daher  Homer. 
Unters.  S.  360  f.  auch  von  einem  „Auszuge",  den  D.  aus  Xanthos  gemacht 
habe,  spricht)  und  vielen  Anderen  die  'Aqyov ccvtiY.cc  dieses  Schriftstellers 
für  die  beinahe  einzige  Quelle  von  Allem,  was  nicht  bloss  Diodoros,  son- 
dern auch  die  Scholien  zu  Apoll.  Rhod.,  Eurip.  Med.,  Pind.  Py.  IV  über 
die  Argonauten  berichten,  und  das  Buch  über  Dionysos  für  die  von  Diod. 
III,  62  —  IV,  5  (überdies  s.  C.  11.  A.  17),  und  indem  er  den  Mytilenaeer 
(S.  57.  59)  fälschlich  (wie  auch  noch  Kai  bei  im  Ind.  z.  Athen.)  mit  dem 
Rhoder  oder  Samier  für  dieselbe  Person  hält,  lässt  er  ihn  als  einen  mit 
umfassender  Belesenheit  aus  allen   möglichen  Schriftstellern  schöpfenden, 


Dionysios  von  Mytilene.  47 

und  lebte  in  der  That  wohl  jedenfalls  in  der  zweiten  Hälfte  des 
zweiten  und  der  ersten  des  ersten  Jahrhunderts67).  Er  schrieb 
eine  Reihe  vollkommen  freier  Erdichtungen  auf  dem  Gebiete  des 
Göttermythos  und  der  Heldensage68)  lediglich  als  Unterhaltungs- 
lectüre,  und  um  so  mehr  durchweg  im  euhemeristischen  Zeit- 
geschmack69), und  zwar  so,  dass  er  nach  dem  Muster  des 
Hegesianax  allerlei  angeblich  uralte  Dichter  und  Prosaschrift- 
steller,   welche    seine    Quellen    gewesen    sein    sollten,    erfand70). 

namentlich  die  Epiker  oft  anrufenden,  daher  selbst  snonoiog  genannten  Dar- 
steller des  gesammten  Mythen-  und  Sagenkreises  vom  Weltanfang  bis  nach 
dem  Ende  des  troischen  Krieges  erscheinen.  Natürlich is,t  auch  Wilamowitz, 
wie  aus  Bethes  Dissertation  erhellt,  jetzt  anderer  Ansicht  geworden. 

67)  Sueton.  de  gramm.  7.  M.  Antonius  Gnipho  ingenuus  .  .  .  institutus- 
que  Alexandriae,  (ety  quidem,  ut  aliqui  tradunt,  in  contubernio  Bionysi 
Scytobrachionis ,  quod  equidem  non  temer e  crediderim,  cum  temporum  ratio 
vix  congruat.  Aus  diesem  vix  geht  hervor,  dass  Suetonius  nur  daran 
zweifelte,  ob  D.  S.  zu  der  Zeit,  da  Gnipho  studirte,  etwa  94—90,  noch 
am  Leben  war,  wie  schon  Nitzsch  Melet.  de  hist.  Hom.  II.  S.  90.  Anm. 
erkannt  hat.  Vgl.  Hachtmann  S.  11  ff.  und  gegen  ihn  die  richtigen 
Bemerkungen  von  Sieroka  S.  27  f.,  dessen  Behauptung  jedoch,  D.  sei 
ungefähr  100  bereits  gestorben,  selbst  dann  noch  zu  weit  geht,  wenn  der 
Zweifel  des  Suetonius  berechtigt  gewesen  sein  sollte.  Letzterer  fährt  fort : 
docuit  primum  in  JDivi  Iulii  domo  pueri  adhuc,  deinde  in  sua  privata. 
docuit  autem  et  rhetoricam  .  .  .  scholam  eius  claros  quoque  viros  frequentasse 
aiunt,  in  his  M.  Ciceronem  etiam  cum  praetura  fungeretur.  scripsit  multa, 
quamvis  annum  aetatis  quinquagesimum  non  excesserit. 

68)  Er  war  also  wirklich  ein  E7to7toiog,  nur  aber  in  Prosa.  S.  die  Be- 
weisführung von  Bethe  S.  7  ff.  15  ff. 

69)  Besonders  die  Geschichte  des  Uranos  und  seiner  Nachkommen, 
Diod.  III ,  56  f.  60  f.  (s.  A.  76.  80)  verräth  deutlich  den  unmittelbaren  Ein- 
fluss  der  entsprechenden  des  Euhemeros,  und  namentlich  in  der  Um- 
wandlung vom  Widder  (nQiog)  des  Phrixos  in  dessen  Paedagogen  dieses 
Namens  Kqiog  und  Allem,  was  damit  zusammenhängt  (Fr.  5),  zeigt  er 
sich,  wie  Welcker  Ep.  Cycl.  I2.  S.  78  f.  bemerkt,  als  „würdigen  Vorgänger 
des  Palaephatos"  (Fab.  32),  wenn  anders  dieser  erst  nach  ihm  schrieb. 

70)  Diod.  III,  52,  3  sagt:  ov  \ir\v  äXX'  reisig  EVQLOKOvxsg  noXXovg  [isv 
x<ov  ctQ%ccl(Qv  noirjxäv  xe  xai  ovyyQacpscov,  ov%  bXCyovg  8s  nai  xa>v  {isra- 
ysvEüXEQcov  [ivrjfiqv  7t87tOLrnievovg  avxmv  (näml.  xcbv  hcctcc  Aißvrjv  'Apagovcov), 
avayqdcpEiv  rag  ngdl-sig  7tEtQao6fied,a  iv  %EcpaXaioig  aHoXov&oog  Aiovv6i(a 
GvvTsrocyiiisvcp  xd  tieqI  xovg  'Aqyovavxag  y.a.1  xbv  Jlowöov  %ccl  exeqcc  noXXd 
xatv  iv  xolg  naXaioxdxoig  %govoig  nqax^Evxcav ,  dann  aber  66,  5  f.  Sie£l[lsv 
ev  KEcpaXaioig  xa  rcaqd  xotg  Aißvoi  Xsyofisva  x«l  Jiovv6iaj  xa  avvxa^a[iEvcp 
xccg  naXaidg  iiv&onouag.  ovxog  yug  xa  xs  nsgl  xbv  Jlovvoov  nah  xag  'Afia- 
£ovag,  sxi  8s  xovg  Agyovavxag  xai  xa  Haxä  xbv  'iXiaxbv  tc6Xe[iov  nqaxQ'Evxa 
xai  noXX'  sxsqa  Gvvxsxa-Axai,  TtagaxiftsXg  xa  noirifiaxa  xcov  do%aC(ov 
xcov  xe  [iv&oXoy cov  nal  xä>v  noir\xiöv. 


48    Siebenundzwauzigstes  Oapitel.   Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mytbographie. 

So  berief  er  sich  für  seine  vorgeblich  libyschen  Bakchoserzählungen 
auf  Dichtungen  von  Linos  und  besonders  von  Thymoetes71),  so 
für  andere,  vielleicht  auf  Troia  bezügliche  Fabeleien  allem  An- 
scheine nach  auf  gewisse  lydische  oder  sonstige  Geschichten, 
welche  er  dem  alten  Lyder  Xanthos  zu  den  wirklich  von  diesem 
geschriebnen  Jvöiazd  andichtete72).  Im  Uebrigen  wissen  wir 
von  den  3  Büchern  Tgcjind13)  nur  wenig74),  desto  mehr  aber 
von  dem  Roman  über  den  Feldzug  des  Dionysos  und  der 
Athene    in    mindestens   2  Büchern 74b),   in   welchem   episodisch 


71)  Diod.  III,  67,  1  unmittelbar  nach  den  eben  A.  70  angef.  Worten: 
qjrjai  xoivvv  izccq'  "EXXrjoi  kqooxov  evqext)v  ysvEü&cci  Aivov  QV&ficüv  xat  [ie- 
Xovg,  exi  ös  Kdd\iov  Koniaavxog  eh  ^oivinrjg  xa.  KaXovfiEva  yqä{i{iaxa  nqcb- 
xov  slg  xtjv  'EXXijviKr)v  {LExadEivai  diccXexxov  .  .  .  noivr]  (iev  ovv  xa  ygafi^taxa 
<Poivi%Eia  y.Xrj&r)vai  dia  xo  naqa  xovg  "EXXrjvag  ey,  <&oivU(qv  iisxsvE%Q'r)vai, 
Idia  8e  xtov  nsXdayoov  Tcqcoxmv  %Qr}Ca[iEV(ov  xoig  (lex axE& elgl  %aoaY.xr]Q6i 
TIsXaayiHa  7tQ06ayoQEvd"fjvai.  Das  Nächstfolgende  ist,  wie  Bethe  S.  25  f. 
(zum  Theil  nach  Wilamowitz)  zeigt,  nicht  aus  D.  §.  4.  xbv  ovv  Aivov 
cpaßl  xoig  JJsXaoy  inoig  ygafifiaöi  6vvxa^d(iEV0V  xccg  xov  nqmxov 
Jiovv  6  0V  nqd^Eig  Hccl  xag  aXXag  [iv&oXoyiag  dnoXiitEiv  sv  xoig  vnofivr]- 
{iccßLV.  bfiOLoog  öe  xovxoig  %qr]6UGftai  xolg  TlEXa6yiiioig  yqd(i(iaoi  xov  'OocpEa 
nett  IJqovanidrjv  xov  'Oiirjoov  8i8a6Y.aXov  -aal  ©vfioixrjv  xov  Gvpoixov  xov 
Aocofisdovxog  %axa  xtjv  rjXiniav  ysyovoxa  xrjv  'Oacpscog  itXavrj%r\v  ai  v.axd  noX- 
Xovg  xonovg  xrjg  olnovybEvrjg,  v.a.1  naqaßaXsiv  xrjg  Aißvrjg  slg  xrjv  nqog  e6ize- 
qav  %mqav  sag  'Qyisavov'  ftsdaaGd-ai  ds  nai  xrjv  Nvoav,  ev  rj  (iv&oXoyovoiv 
ol  sy%obqioi  dq%aioi  xqaqprjvai  xov  diovvöov,  nctl  xccg  kccxcc  (liqog  xov  &eov 
xovxov  Ttocc^Eig  [lccQ'ovzcc  naqa  xav  NvßaEoov  avvxd£,aod,ai  xrjv  <&qvyiav 
6vo[ia£o[iEvr]v  noirjaiv,  dq%a'iY.oig  xrj  xe  8iuXemx(ö  uai  xoig  yqd^^aGi  %qrjGa- 
fisvov.  68,  1  ff.  cpr}6i  d'  ovv  (näml.  6  Gvfioixrjg)  "Afificova  x.  x.  X.  Das 
Richtige  sah  hier  schon  Müller  S.  6.   A.  ****. 

72)  Diese  Vermuthung  von  Bethe  S.  10  f.,  welche  voraussetzt,  dass 
sich  Athenaeos  in  der  A.  66  angef.  Stelle  nicht  genau  über  ;das  wirklich 
von  Artemon  Gesagte  unterrichtet  hatte,  ergiebt  m.  E.  den  wahrschein- 
lichsten Sachverhalt. 

73)  S.  A.  66,  vgl.  A.  70. 

74)  Vermuthlich  hier  machte  er  den  Dardanos  zum  Sohn  des  Paris 
und  der  Helena  und  schob  zu  diesem  Zwecke  hinter  II.  r,  40  mindestens 
zwei  Verse  ein,  von  denen  uns  der  erste  und  der  Anfang  des  zweiten 
erhalten  sind: 

firjös  xi  yovvaaiv  olaiv  icpEG6aGd,ai  cpiXov  vibv  (vgl.  II.  I,  455) 

ddqSavov  .  .  . 
S.  Fr.  11  b.  Schol.  A  und  vollständiger  Eustath.  z.  d.  St.   diovvatog  cprtaiv 
6  Z-nvxoßqaxicov  v..  x.  X.     Wolf  Prolegg.   S.  194.     Welcker  a.  a.  0.   S.  81. 
Bethe  S.  10.     Die  weiteren  Spuren,  welche   Schwartz   S.  56 f.   gefunden 
zu  haben  glaubt,  fallen  mit  seinen  sonstigen  Annahmen. 

74 b)  S.  A  66.  79.  Ueber  die  Rolle  der  Athene  in  demselben  s.  Diod.  III,  70. 


Dionysios  von  Mytilene.  49 

auch  von  den  libyschen  Amazonen75)  und  über  die  Atlantier  von 
Uranos  ab76)  gehandelt  ward,  und  von  den  6  Büchern77)  *A$yovav- 
Tind,  von  beiden  durch  die  Auszüge  des  Diodoros78),  von  letzteren 
auch  durch  die  zahlreichen  Citate  in  den  Scholien  zum  Argonauten- 
gedicht des  Apollonios79),  die  wahrscheinlich  aus  Theon  stammen80), 
und  mit  deren  Hülfe  allein  wir  auch  erkennen81),  dass  Diodoros 
auch  hier  vorzugsweise  ihm  gefolgt  ist82).  Zum  Anführer  der 
Argonauten  machte  er  den  Herakles88). 

71,  4.  Bethe  S.  28 f.  Mit  Unrecht  hält  daher  Welcker  a.  a.  0.  S.  77. 
Aiovvgov  xcci  'A&rjväg  Gxqaxsta  oder  Gxqaxta.  für  zwei  Schriften. 

75)  Diod.  III,  66,  5  (s.  A.  70),  vgl.  III,  53.  68,  5.  71,  3.  Sieroka 
S.  2  ff.  Bethe  S.  27.  (Dass  auch  Paus.  II,  21,  5  [6]  ein  Stückchen  hieraus 
entlehnt  hat,  zeigt  Bethe  Skytobrachion  b.  Paus.,  Herrn.  XXV.  1890. 
S.  311  f.). 

76)  Diod.  III,  56  ff.  vgl.  54,  1.     Sieroka  a.  a.  0.     Bethe  S.  27  f. 

77)  S.  A.  66. 

78)  Diod.  III,  52,  4—57,  8  (mit  Ausnahme  von  55,  8  und  56,  2  Ende). 
60  f.  (mit  Ausnahme  von  61,  3).  66,  4  —  74  z.  E.  (mit  Ausnahme  von  67, 
2—4.  73,  2),  s.  A.  70.  75.  76.  Bethe  S.  27—32,  und  IV,  40—55,  4  Iugug&cci 
mit  Ausnahme  einer  Reihe  von  Einschaltungen ,  welche  Diod.  theils  (s.  A.  85) 
aus  dem  weiter  unten  (A.  84  ff.)  zu  besprechenden  Handbuch  der  Mytho- 
logie (41,  3.  44,  4.  ovk  dyvom  —  44,  6  z.  E.  47,  1 — 2.  ccnevsyiicoGi.  48,  3. 
49,  7.  54,  6.  55,  1  von  xovg  ds  KoQiv&tovg  ab  —  2.  TtQOGxax&sv),  theils  aus 
eignen  Mitteln  (45 ,  4  f .  47 ,  3.  4.  63,1  und  55 ,  2  Einfügung  des  Akastos. 
55,  3  und  55,  4  zweite  Hälfte)  macht.  Die  Zusätze  der  ersteren  Art,  zu 
denen  endlich  auch  der  Schluss  55,  5—56  z.  E.  gehört,  pflegt  er,  wie 
Bethe  S.  23.  A.  27  hervorhebt,  durch  xivsg  xmv  iiv&oyqdcpcQv  (41,33.  44,4), 
pvQ'oXoyovGi  (47,1,  vgl.  48,  3),  svioi  ds  xä>v  aq%al(ov  noirjxaiv  (49,  7)  zu 
bezeichnen,  das  aus  D.  Entnommene  durch  lgxoqovgl  (46,  1.  48,  1,  vgl. 
40,  1.  Uyovaiv.  44,  6.  49,  3.  Xsysxca.  44,  3.  45,  1.  yucQ.  Nur  einmal  (49,  6) 
sagt  er  hier  (jiv&oXoyovGi,,  dort  54,  6.  xivsg  xmv  Gvyyqacpsoov.  In  Cap.  47 
(vgl.  auch  A.  84)  contaminirt  er.     S.  Bethe  S.  11 — 32. 

79)  Fr.  1—8,  wo  allerdings  nur  zweimal  (I,  1289.  IV,  177  =  Fr.  1.  5) 
die  Bezeichnung  MvxiXrjvctiog ,  dagegen  sechsmal  (I,  1116.  III,  200.  242. 
IV,  223.  228.  1153  =  Fr.  8.  4.  6.  7)  die  unrichtige  oder  doch  irre  leitende 
MilrjGLog  und  siebenmal  gar  keine  beigefügt  ist.  Von  den  letztgenannten 
sieben  Stellen  beziehen  sich  zwei  vielmehr  auf  den  Dionysosroman  (II,  965. 
sv  devxsQG).  904  =  Fr.  9.  10).  Sieroka  S.  32  meint,  dass  vielleicht  der 
Mytilenaeer  wirklich  auch  Milesier  (wegen  Aufenthalts  an  beiden  Orten) 
genannt  werden  konnte  und  wurde  wie  der  Kyklograph  Rhoder  und  Samier. 

80)  S.  C.  14.  A.  75.    C.  30.  A.  392.     Bethe  S.  91—93. 

81)  Da  Diod.  hier  nicht,  wie  bei  dem  Bakchosromane  (s.  A.  70),  seine 
Quelle  nennt 

82)  Wie  nach  theilweisem  Vorgange  von  Heyne  (der  freilich  den 
Milesier  für   den   Gewährsmann  hielt)   und  Anderen  (wie   schon   Vossius 

Süsemihl,,  grioch.  -  alex.  Litt.-Gesch.    IL  4 


50    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythograpbie. 

In  der  Zeit  zwischen  Dionysios  Skytobrachion84)  oder,  wie 
man  vielleicht  sagen  darf,  Poseidonios 84b)  und  Diodoros  und 
Konon,  also  ungefähr  zwischen  100  oder  80  und  50  v.  Chr.  ent- 
stand allem  Anscheine  nach,  das,  so  viel  wir  urtheilen  können, 
älteste  Handbuch  der  Mythologie,  über  dessen  Urheber  wir 
freilich  völlig  im  Dunklen  sind,  welches  aber  eine  Hauptquelle 
namentlich  für  Diodoros85)  und  Konon 85b),  für  die  Fabulae  des 
Hyginus,  für  die  Bibliothek  des  Pseudo- Apollodoros  und  noch 
für  Pausanias  wenigstens  in  den  Anfängen  von  dessen  Werke86) 
gewesen  zu  sein  scheint,  so  dass  sich  durch  diese  gemeinsame 
Quelle  die  auffallenden  Uebereinstimmungen  dieser   Schriftsteller 


und  lonsius),  Welcker  a.  a.  O.  S.  77  ff.,  dann  besonders  Sieroka  S.  6  ff. 
und  Bethe  S.  11  f.  eingebender  nachwiesen.  Dass  es,  wie  Schwartz 
und  freilich  auch  Sieroka  meinten  (s.  A.  66),  ausschliesslich  geschehen 
sei,  hat  Welcker  nicht  behauptet,  und  Heyne  a.  a.  O.  S.  XC1V  giebt 
ausdrücklich  das  Gegentheil  zu. 

83)  Fr.  1.  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1289.  Pseudo- Apollod.  Bibl.  I,  9, 19,  7. 
p.  29,  28  Hercher.  Hygin.  Fab.  14.  p.  49,  5  ff.  Schmidt.  Diod.  IV,  41,  3. 
53,  4  ff.  54,  6.     Bethe  S.  11  ff.     Vgl.  A.  103. 

84)  Dessen  Benutzung  in  diesem  Handbuch  aus  A.  83  erhellt.  Dass 
dagegen  bei  Diod.  IV,  47,  5  Dionysios,  obwohl  die  Hauptquelle,  dennoch 
durch  k'vioL  bezeichnet  wird  (s.  dessen  Fr.  5),  kann  sich  zwar  möglicher- 
weise daraus  erklären,  dass  Diod.,  wie  Bethe  S.  94  annimmt,  hier  vielmehr 
das  Handbuch  ausgeschrieben  hätte,  doch  ist  dies  eine  ganz  unsichere 
Vermuthung. 

84 b)  "Wenn  anders  Hoefer  Konon  S.  107  f.  richtig  geurtheilt  hat, 
s.  A.  149.  157. 

85)  Sowohl  in  den  Zusätzen  zu  dem  aus  Dionysios  Skytobrachion  über 
die  Argonautenfabel  Ausgezognen  (s.  A.  78.  Bethe  S.  17 — 24.  86—90)  als 
auch  namentlich  in  langen  zusammenhängenden  Stücken  des  4.  Buchs,  wie 
67 — 85,  wo  Sieroka  S.  12  ff.  schon  verhältnissmässig  das  Richtige  (näml. 
die  genealogische  Anordnung)  erkannte,  auch  57  —  66  (über  64  —  66  s. 
Ed.  Schwartz  De  scholiis  Homericis  ad  historiam  fabularem  pertinentibus, 
Jahrb.  f.  Philo!.  Suppl.  N.  F.  XII,  Leipzig  1881.  S.  453)  und  überhaupt  bei- 
nahe in  Allem,  was  nicht  aus  Timaeos  (s.  C.  21.  A.  309),  Matris  (s.  C.  35. 
A.  78  f.),  Poseidonios  (s.  C.  29.  A.  188)  und  Dionysios  Skytobrachion  stammt. 
Das  Genauere  s.  bei  Bethe  S.  45—79. 

85b)  S.  A.  146.  149  ff. 

86)  II,  3,  wo  er  freilich,  wie  Bethe  S.  20.  A.  28  bemerkt,  zu  conta- 
miniren  scheint,  auch  wohl  III,  19,  11  ff.  (vgl.  Kon.  18)  und  s.  A.  149. 
C.  21.  A.  617.  Ob  und  wie  weit  er  dies  Buch  auch  noch  in  den  späteren 
Partien  benutzt  hat,  ist  viel  zweifelhafter,  s.  die  Bemerkungen  von  Maass 
Deutsche  L.-Z.  1887.  Sp.  55  f.  (vgl.  C.  22.  A.  234 b.  C.  33.  A.  94)  gegen 
Kalk  mann  Paus.  S.  200  ff.,  vgl.  A.  149.  157. 


Das  älteste  Handbuch  der  Mythologie.  51 

erklären87).  Freilich  ward  von  den  späteren  unter  ihnen  dies 
Compendium  nicht  mehr  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt  benutzt, 
sondern  erlitt  eben  als  solches  ohne  Zweifel  vielfach  neue  Ueber- 
arbeitungen88).  Ob  aber  auch  schon  Theon,  der,  wie  gesagt,  niuth- 
massliche  Urheber  der  mythologischen  Scholien  zum  Argonauten- 
gedicht des  Apollonios89),  aus  diesem  Compendium  geschöpft  hat, 
oder  ob  jener  und  der  Verfasser  des  letzteren  beide  ein  Special- 
werk über  die  Argonautensagen,  ähnlich  den  Noötoi  und  ®y\- 
ßal'xa  Ttagado^a  des  Lysimachos 90)  oder  der  Atthidensammlung 
des  Istros91),  vor  Augen  hatten,  ist  allerdings  noch  eine  offene 
Frage92),  die  jedoch  wohl  im  ersteren  Sinne  entschieden  werden 
muss93).  Die  Anordnung  des  Werkes  war  genealogisch,  ähnlich 
schon  wie  bei  Pseudo-Apollodoros94).  Es  ging  von  der  be- 
kanntesten Form  des  Mythos  oder  der  Sage  aus  und  fügte  ver- 
muthlich  stets  die  Abweichungen  bei  verschiednen  Dichtern  und 
Prosaikern  an95),  wobei  der  Verfasser  überall  unmittelbar  aus 
den  Quellen  schöpfte90).  Er  blieb  auch  nicht  etwa  bei  den 
älteren  Schriftstellern  stehen,  sondern  hat  auch  die  Alna  des 
Kallimachos96b)  und  die  Argonautendichtung  des  Apollonios  aus- 
gezogen.   Und  so  war  denn  seine  Arbeit  ein  erhebliches  Erzeugniss 


87.)  S.  Bethe  S.  45—99.  Ueber  das  farnesianische  Täfelchen  s.  den- 
selben S.  70.  A.  84. 

88)  Bethe  S.  98  f. 

89)  S.  A.  80,  vgl:  C.  14.  A.  76. 

90)  S.  C.  17.  A.  111.  113. 

91)  S.  C.  21.  A.  514  ff. 

92)  Bethe  S.  98. 

93)  Denn  bei  der  letzteren  Annahme  erscheint  es  chronologisch  beinahe 
unmöglich,  dass  der  Verfasser  jenes  hypothetischen  Specialwerks  auch 
schon  den  Skytobrachion  benutzt  haben  könnte;  wenn  aber  erst  der  des 
Compendiums  Nachträge  aus  diesem  machte,  so  erwartet  man  naturgemäss, 
dass  es  dann  ähnlich  wie  bei  Theon  auch  häufiger  geschehen  wäre,  während 
wir  nur  eine  einzige  sichere  Spur  haben,  s.  A.  83.  84.  Brachte  dagegen  der 
Verfasser  des  Handbuchs  die  Argonautenfabeln  erst  selber  zusammen,  so 
ist  es  nicht  auffallend,  weder  wenn  er  dabei  den  Skytobrachion  nur  spär- 
lich heranzog,  noch  wenn  Theon  um  so  mehr  aus  diesem  nachtrug. 

94)  Bethe  S.  95  f. 

95)  Die  Diodoros  freilich  meistens  wegliess,  s.  Bethe  S.  95. 

96)  S.  Bethe  S.  96  f.  gegen  Robert  Bild  und  Lied  S.  242  f.  Vgl. 
Bethe  S.  83  ff.  gegen  Schwartz  a.  a.  0.  S.  450  ff. 

96 b)  S.  Knaack  Callimachea,  Stettin  1887.  4.  Vgl.  Bethe  S.  97  und 
C.  13.  A.  36. 

4* 


52    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

achter  spätalexandrinischer  Gelehrsamkeit.  Es  ist  übrigens  wohl 
möglich,  dass  dies  Buch96c)  die  von 

Theopomp os  aus  Knidos,  dem  bekannten  Vertrauten  des 
Caesar,  welcher  nach  dessen  Ermordung  aus  Rom  nach  Alexan- 
dreia  floh97),  verfasste  und,  wie  es  scheint,  noch  zur  Zeit  des 
Plutarchos97b)  allgemein  bekannte  Evvaycayri  [iv&G)v  war. 

Ein  anderes  von  einem  unbekannten  Verfasser,  wahrschein- 
lich einem  Stoiker,  herrührendes  Werk  der  späten  Alexandriner- 
zeit waren  diejenigen  homerischen  Allegorien,  welche  für 
die  uns  unter  dem  Namen  des  Herakleitos  erhaltenen  das  Vor- 
bild gaben,  aus  denen  ferner  Manches  auch  in  des  Pseudo- 
Plutarchos  Leben  des  Homeros  und  in  die  Auszüge  des  Stobaeos 
übergegangen  ist98),  die  aber,  wie  gesagt 98b),  auch  schon  von 
dem  Grammatiker  Herakleon  aus  Tilotis   benutzt  wurden99),  ja 

96c)  Wie  Hillscher  a.  a.  0.  S.  380  f.  A.  2  vermuthet.  Mehr  lässt  sich 
freilich  auch  nicht  behaupten. 

97)  Strab.  XIV.  656  (unter  den  berühmten  Knidiern):  xa-O-'  r^iäg  8b 
®807tO(ji7tog  6  KaiGaoog  xov  ftsov  cpiXog  xcöv  (isya  8vva(iBvcov  v.a.1  vtbg  'Jqxs- 
[iidcoQog.  Auch  dieser  sein  Sohn  Artemidoros  war  zur  Zeit  von  Caesars 
Ermordung  in  ßom,  s.  Plut.  Caes.  65.  'Agtsfiidcogog  8s  KviSiog  xb  ysvog, 
'EXXrivindov  Xoycov  GocpiGxr)g  nul  8iu  xovxo  ysyovag  evioig  avvrjd'rjg  xcöv  nsgi 
Bqovxov,  cogxe  %at  yvcövai  tu  nXsicxa  xcov  nqaxxo^ivcov  ^  ^xs  fisv  iv  ßißXi- 
dicp  ytofiL^cov  artEQ  e'fisXXs  (ir}vv£iv,  oqcöv  8s  xov  Ka.i6a.oa  xcöv  ßißXidicov 
shuöxov  8s%6(ievov  xai  naqadidovxa  xoig  nsql  avxbv  v7ir}osxaigy  syyvg  ocpo- 
8qu  ngoGsX&cbv  „xovxo",  t'cprj,  „Katcaq,  dvdyviod't  fiovog  nal  xa%s(og  n.  x.  X." 
.  .  .  t'vioi  de  cpuGiv  äXXov  sntSovvai  xo  ßißXiov  xovxo,  xov  8'  'Aqts[ii8coqov 
ov8s  oXmg  TtqoGsXQslv ,  dXX'  ix&Xißrjvai,  naqd  naouv  xr)v  bSöv.  Appian. 
B.  C.  II,  116.  6  8b  hv  KviScp  ysyovcög  avxtp  £svog  'AoxsuföeoQog  stg  xb  ßov- 
Xsvxrjgiov  soSgaficov  svqsv  ccqxl  svaioovftsvov  (näml.  KaiGaoa).  —  Cic.  ad 
Att.  XIII,  7,  1  (i.  J.  45).  Sextius  apud  me  fuit  et  Theopompus  pridie:  venisse 
a  Caesar -e  narrdbat  litteras:  hoc  scribere  sibi  certum  esse  Romae  manere 
(näml.  me)  etc.  Philipp.  XIII,  16,  33.  „Theopompum  .  .  .  confugere  Alexan- 
dream  neglexistis" .  magnum  crimen  senatus!  de  Theopompo,  summo  liomine, 
negleximus ,  qui  ubi  terrarum  sit,  quid  agat,  vivat  denique  an  mortuus  sit, 
quis  aut  seit  aut  curat?  Da  sein  Sohn  Artemidoros  damals  schon  die  an- 
gegebne Thätigkeit  übte,  ja  nach  Appian.  schon  in  Knidos  gleichfalls  Caesars 
Freund  geworden  war,  muss  er  selbst  damals  bereits  in  höherm  Alter  ge- 
standen haben  und  etwa  130  geboren  sein.  S.  Hillscher  a.  a.O.  S.  379—381. 

97 b)  Plut.  Caes.  48.  Kaicaq  .  .  .  aipapsvog  8h  xfjg  'Aciag  KviSfovg  xs 
©sonopncp  xeo  Gvvayayovxi  xovg  (iv&ovg  tJXsv&eqcogs  x.  x.  X.  S.  übrigens  die 
Nachträge. 

98)  Ich  begnüge  mich  für  dies  Alles  auf  Di  eis  Doxogr.  S.  88— 99  zu 
verweisen.     Vgl.  C.  32.  A.  93.         98b)  C.  26.  A.  108.  109. 

99)  Prob,  ad  Verg.  Buc.  VI,  31.  p.  11,  4  ff.  Keil.     Den  Herakleon  be- 


Theopoinp.  v.  Knid.     Hom.  Alleg.     Demarat.     Nikostrat.     Nikokrat.     53 

allem  Anschein  nach  schon  dem  Vitruvius  bekannt  waren 99b). 
Zu  den  vom  Verfasser  seinerseits  herangezogenen  Quellen  gehörte 
auch  Apollodoros  tcsql  &ecovwo). 

Deinaratos101),  dessen  TQay(pdov[ieva  zweimal  citirt 
werden 102),  war  jedenfalls  älter,  da  die  sonstigen  zuverlässigen 
Anführungen  von  ihm  aus  ebenjenem  mythologischen  Handbuch 
stammen 103). 

Nikostratos,  ein  von  Alexaudros  dem  Polyhistor104)  an- 
geführter Sagengeschichtschreiber  und  mithin  wohl  gleichfalls 
älter,  wird  sonst  nur  noch  einmal  erwähnt105). 

Nikokrates  erscheint  als  Verfasser  eines  offenbar  höchst 
abgeschmackt-allegorischen,  auf  die  Mythologie  der  musi- 
schen Kunst  bezüglichen  Buches,  dessen  Titel  sich  nicht  mit 
Sicherheit  bestimmen  lässt106).  Ob  er  derselbe  mit  demjenigen 
Nikokrates  war,  welcher  7CsqI  rov  iv  ^EXlkcjvl  aycovog 
schrieb107)  und  wohl  jedenfalls  auch  noch  der  Alexandrinerzeit 
angehörte108),  ist  immerhin  fraglich. 

trachtet  daher  Diels  a.  a.  0.  S.  91  ff.  als  die  gemeinsame  unmittelbare 
Quelle  für  die  Auszüge  bei  Sex.  Math.  X,  313—318  und  Prob.  a.  a.  0. 
p.  21,  14  ff.  K. 

99 b)  Wie  Diels  S.  94  f.  aus  Vitruv.  VIII.  Praef.  §.  1  schliesst. 
100)  S.  A.  65.  101)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  378—380. 

102)  Fr.  4  b.  Clem.  Protr.  27  C  und  Stob.  Flor.  XXXIX,  33.  Dor 
steht  in  unseren  Ausgaben  das  1.,  hier  das  3.  Buch. 

103)  Fr.  6  =  Dionys.  v.  Mytil.  Fr.  1,  s.  A.  83.  84  (Zusammenstellung 
der  Angaben  über  Betheiligung  oder  Nichtbetheiligung  des  Herakles  am 
Argonautenzuge)  und  Fr.  5  =  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  45.  Die  von  Pseudo- 
Plut.  Parall.  min.  16.  de  fluv.  9,  3.  4  erwähnten  Schriften  'AQuccÖMoi ,  <&qv- 
yiaxa  und  nsgl  nora^mv  hat  dieser  ihm  ohne  Zweifel  bloss  angelogen. 
Vgl.  Robert  Erat.  Cat.  S.  61  f. 

104)  Fr.  42  b.  Steph.  Tdyyqcc. 

105)  Ueber  die  Sphinx  Schol.  Eurip.  Phoen.  1010,  „nisi  forte  corruptum 
est  nomen  Nicostrati  neque  reponendus  Nicomachus  tragicus,  qui  Oedipum 
scripsiV1,  meint  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  466. 

106)  Fragm.  10  hinter  Censor.  Bhythmus  creditur  dictus  a  Bhythmonio 
Orphei  ßlio  et  Idomenae  nymphae  Ismaricae,  ut  tradit  Nicoer ates  (nicht 
Nicostratus,  wie  bei  Müller  a.  a.  O.  steht)  libro  quem  composuit  de 
musice  (so  Jahn  zweifelnd,  der  auch  an  Musaeo  gedacht  hat;  die  Hand- 
schriften haben  musio  oder  musico  und  dann  fratre).  fratrem  Bhythmonii 
tradit  Hymenaeum,  Bhythmonii  autem  et  Chloridis  Tiresiae  filiae  Periclyme- 
num  et  Perimedem  qui  primus  cecinerit  res  gestas  heroum   musicis  cantibus. 

107)  Fr.  1  b.  Schol.  T  II.  N,  21.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  465  f. 

108)  Denn  Fr.  2 ,  doch  wohl  wie  Fr.  3  b.  Steph.  Botcotia  aus  derselben 
Schrift,  findet  sich  in  den  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  831. 


54    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

Deinarchos  spätestens  aus  dem  Anfang  des  ersten  Jahr- 
hunderts v.  Chr.  schrieb  Mv&oXoyCai  %bq\  Kq^ttjv109). 

Palaephatos  oder  wie  immer  Derjenige  heissen  mochte, 
welcher  unter  diesem  vermuthlich  angenommenen  Namen  schrieb110), 


109)  Demetr.  v.  Magn.  b.  Dionys.  v.  Hai.  de  Dinarcho  1,  der  auch 
die  ohne  Zweifel  erst  in  alexandrinischer  Zeit  entstandene  prosaische  Be- 
arbeitung eines  voralexandrinischen  Epos  Delias  erwähnt  von  einem  älteren 
Deinarchos,  welche  er  drjXiccnog  (sc.  Xoyog)  nennt  und  fälschlich  bereits 
ebendiesem  alten  Dichter  selbst  zuschreibt.  Vgl.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  391. 

110)  Suid.  nennt  vier  angebliche  Männer  dieses  Namens,  zuerst,  wie 
schon  C.  10.  A.  80  erwähnt  wurde,  einen  uralten  athenischen  Epiker:  77a- 
Xccicpaxog  A%i\vr\Giv  snonoiog,  vlbg  'Anxctlov  Hai  Botovg'  ot  8  s  'io-nXsovg  cpccal 
xai  Msxctvsiqag'  ol  8'  ^Eopov.  ysyovs  8s  xara  (isv  xivag  \isxa  $rj[iov6r)v} 
kccxcc  8s  aXXovg  xai  nob  avxrjg.  t'yocctys  8s  Koofionoiiav  stg  snrj  tS'  'AnoX- 
Xcovog  neu  'AQxsfiiSog  yovdg,  snrj  ty  'AcpQoSixrjg  ncci  "Eocoxog  epcovag  Kai  Xo- 
yovg,  snr]  *'  'A&rjväg  sqiv  xal  Iloasidmvog,  snrj  cc  Arjtovg  nXo-nafiov.  Auf 
welchem  Schwindel  dies  beruht,  ist  unbekannt,  doch  s.  C.  14.  A.  11.  Nur 
ein  Schwindel  anderer  Art,  aber  gleich  jenem  ganz  in  der  Manier  des 
Ptolemaeos  Chennos  (s.  Hercher  Ueb.  d.  Glaubw.  d.  Pt.  Ch.,  Jahrb.  f. 
Ph.  Suppl.  I.  S.  281.  S.  286.  A.  22,  vgl.  S.  277  f.  A.  4)  steckt  hinter  dem 
dritten  P.  TLocXaicpazog ,  'Aßv8rjv6gy  iGzooinog.  KvnQiccKct,  JrjXiaY.ee,  Azzi-na, 
'jQCißwcc.  ysyovs  Ss  sn\  AXs^ävSoov  zov  MccxsSovog'  ncciStyia  8s  'Aqigzozs- 
Xovg  zov  epiXoGÖcpov ,  dg  <&lX(ov  sv  reo  si  gxoi%s£(o  (gxC%(ö  Hercher)  tov  nsgi 
naoaSo^ov  totooiag  ßißXiov  (ßißXiov  Kuester)  neu  SsoScogog  6  'iXisvg  sv 
Ssvxsqco  Tgaiinmv.  Vgl.  C.  17.  A.  90.  Zwischen  dem  zweiten  und  entweder 
dem  vierten  oder  auch  dem  ersten  sollen  nun  die  6  Bücher  tcsqI  anlcxcav 
und  die  Tqcoihü  streitig  gewesen  sein,  dabei  wird  der  zweite  aber  schon 
als  Zeitgenosse  des  Artaxerxes  bezeichnet:  FlaXatgiccxog ,  TLaoiog  rj  IlQirjvsvg, 
ysyovcog  %axä  'AQxec^SQ^rjv.  'AniGxcov  ßißXia  s'.  xivsg  Ss  xccvxcc  stg  xov  'A&rj- 
veciov  ävaepsQOvaf  nXrjv  v.a.1  ovxog  syoccips  (hier  ist  eine  wohl  durch  "Amoxcc 
auszufüllende  Lücke;  eine  andere  Ergänzungs weise  schlägt  Bernhardy 
vor,  s.  C.  17.  A.  90)  und  IluXaCtpuxog,  Alyvnxiog  rj  'A&rjvctiog ,  ygccfificcxinög. 
AlyvnxiccHrjv  frsoXoylccv  Mv&itkov  ßißXiov  et'.  Avasig  xööv  [iv&iyiebg  storj- 
lisvav  lTno&sGsig  slg  ZifMoviSrjv  Tpoonia,  a  xivsg  stg  xov  'Ad-rjvcciov,  xivsg 
8s  slg  xov  ndoiov  ccvrjvsyHccv.  ^ygaips  %ec\  igxoqiccv  tSi'ccv.  Ob  die  übrigen 
Titel  dieses  vierten  P.  zuverlässiger  sind  als  die  des  ersten  und  dritten, 
lasse  ich  dahingestellt,  von  den  To(oi%a  aber  haben  wir  noch  ein  paar 
Fragmente,  eins  von  ihnen  schon  bei  Strab. ,  s.  A.  118,  so  dass  also  auch 
diese  Schrift  jedenfalls  vorchristlichen  Ursprungs  war.  Dass  freilich  Müller 
F.  H.  G.  II.  S.  338  sie  dem  fabelhaften  Geliebten  des  Aristoteles  bloss  dess- 
halb,  weil  Theodoros  von  Ilion  in  seinen  Tqcomo.  (s.  C.  33.  A.  307,  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  513  f.)  desselben  gedacht  hatte  und  also  möglicherweise 
berichtet  haben  könnte,  die  des  P.  seien  von  diesem,  dass,  sage  ich, 
Müller  bloss  desshalb  sie  wirklich  diesem  beilegen  und  somit  schon  in 
die  Zeiten  des  Alexandros  versetzen  will,  ist  schwerlich  zu  billigen,   ohne 


Deinarchos.    Palaephatos.  55 

verfasste  spätestens  im  letzten  Jahrhundert  v.  Chr.111)  unter  dem 
Titel  iteQl  ccTtiötov112)  eine  Sammlung  seltsamer  Geschichten 
aus  Mythos,  Sage  und  Legende,  in  denen  er  mit  einer  den  Dio- 
nysios  Skytobrachion,  den  Mnaseas  und  Euhemeros,  wo  möglich, 
noch  überbietenden  Flachheit,  Willkür  und  Abenteuerlichkeit 
Alles  natürlich  zurechtzulegen  suchte,  in  mindestens  2  Büchern113). 
Von  den  heidnischen  Schriftstellern  der  folgenden  Zeiten  sehr 
selten,  dann  aber  auch  mit  Anklang  und  Beifall  erwähnt114), 
scheint  sie  namentlich  bei  den  Christen,  welche  gerade  durch 
eine  derartige  sogenannte  natürliche  Erklärungsweise  den  heid- 
nischen Aberglauben  am  Sichersten  ausrotten  zu  können  ver- 
meinten115), zu  einem  beliebten  Schulbuche  geworden  zu  sein116). 
Gerade  in  Folge  davon  ist  aber  auf  uns  nur  ein  Büchlein  in 
einem  durch  solche  fleissige  Schullectüre  furchtbar  zugerichteten 
Zustande  gekommen,  je  nach  den  verschiednen  Handschriften 
bald  so  und  bald  so  verstümmelt  und  interpolirt.  Im  Ganzen 
lässt  sich    eine   kürzere  und   eine   ausführlichere  Fassung   unter- 


Zweifel aber  war  das  aus  jenen  Angaben  des  Suid.,  wie  es  scheint,  zu  er- 
schliessende  Schwanken  der  Alten  darüber,  ob  der  Verfasser  dieser  ge- 
lehrten Schrift  und  der  der  "AniGza  dieselbe  Person  sei,  ein  berechtigtes. 
Will  man  sie  scheiden,  so  müsste  man  annehmen,  dass  der  der  Tq(oiy.o. 
vor  dem  der  "Ammei  geschrieben  und  wirklich  P.  geheissen  habe.  Wester- 
mann Art.  Palaephatus  in  Paulys  Realencykl.  glaubt  auch  an  die  wirk- 
liche Existenz  von  jenem  Geliebten  des  Aristoteles  und  lässt  daher  sogar 
unentschieden,  ob  der  Verfasser  der  "Amazu,  da  er  als  Peripatetiker  be- 
zeichnet wird  (s.  A.  112.  121),  nicht  ebendieser  oder  ob  er  vielmehr  wegen 
der  ähnlichen  Titel  der  vierte  P.  gewesen  sei. 

111)  Die  ältste  Erwähnung  ist  die  bei  Vergil.  Cir.  87.  docta  Palae- 
phatia  testatur  voce  papyrus. 

112)  Unter  diesem  erscheint  es  schon  in  der  nächsten  Anführung  bei 
Theon   Progymn.   6.    Rhet.   Gr.   II.   p.  96,  4  ff.   Speng.    y.o.1  TlaXcticpuzG}  tw 

nSQL7ZC(Tr}ZlHG)     S6ZLV     0X0V    ßlßXlOV     7t£QL    Z(OV    CCltL6X(OV     E7lLyQCCCf6fl£VOV,     £V     (p 

zu  zoiavza  (nämlich  die  vorher  besprochnen  nv&oXoyov[i£va)  smXvsTcu. 

113)  Denn  das  erste  wird  citirt  bei  Euseb.  Chron.  II.  p.  48  =  49  Seh. 
und  Oros.  I,  13.  Es  kann  also  mit  den  5  bei  Suid.  (s.  A.  110)  wohl  seine 
Richtigkeit  haben;  um  so  bemerkenswerther  ist  es,  dass  schon  Theon 
(s.  A.  112)  nur  ein  ßißXiov  kennt. 

114)  Die  beiden  A.  111.  112  angef.  Stellen  sind  die  einzigen. 

115)  Ein  Theil  der  Kirchenväter  war  freilich,  wie  C.  11.  A.  56  bemerkt 
ward,  anderer  Ansicht. 

116)  Westermann  Mythogr.  S.  XL  —  Euseb.  Chron.  II.  p.  38  =  39. 
40.  42  —  43.  44  =  45.  46  =  47  Seh.  führt  31.  29.  6.  22.  7  an,  ausserdem 
s.  A.  113. 


56    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

scheiden117).  Die  spärlichen  Bruchstücke  einer  anderen,  um- 
fänglichen mythographischen  Schrift  TQcoixd118)  legen  eine  ent- 
schiedene mythologisch-geographische  Gelehrsamkeit  an  den  Tag 
und  erinnern  an  den  TQcoiKog  diaKoGpog  des  Demetrios  von 
Skepsis119),  aber  sie  sind  doch  immerhin  nicht  zahlreich  und 
charakteristisch  genug,  um  uns  zu  dem  Urtheil  zu  berechtigen, 
die  jedenfalls  nächstliegende  und  natürlichste  Annahme120),  der 
Verfasser  beider  Schriften  sei  derselbe  gewesen,  könne  unmög- 
lich die  richtige  sein.  Sicher  indessen  lässt  sich  hier  nicht  ent- 
scheiden. Uebrigens  wird  der  Verfasser  der  "Amöru  bald  als 
Peripatetiker121)  und  bald  als  Stoiker122)  bezeichnet,  sei  es  nun 


117)  Die  kürzere  Form  ist  aus  der  ersten  Ausgabe,  einer  Aldina, 
Venedig  1505  (mit  aesopischen  Fabeln  und  Anderem),  in  alle  folgenden, 
Basileensis  (mit  latein.  Uebers.  von  Phasianinus)  1645,  ferner  die  von 
Toll,  Amsterdam  1649,  Mart.  Brunner,  Upsala  1663,  Gale  Opusc.  myth. 
(s.  A.  1),  Paul  Patris,  Frankf.  1685.  1687,  Dresig,  Leipz.  1735.  1751, 
J.  F.  Fischer  1.  bis  6.  Aufl.,  Leipz.  1761—1789,  übergegangen,  bis  end- 
lich Westermann  über  sie  hinausschritt,  der  für  jene  eine  Breslauer 
Handschrift  (nebst  Mittheilungen  aus  einer  Madrider)  und  die  Compilationen 
von  Apostolios  und  Arsenios  benutzt  bat.  Eine  mittlere  Stellung  nimmt 
der  zuerst  von  Brunn  er  herangezogene  Codex  Ravianus  in  Upsala  ein. 
Die  ausführlicheren  Handschriften  sind  aber  selbst  wieder  sehr  von  ein- 
ander verschieden,  indessen  haben  sie  trotz  mancher  Interpolationen  doch 
der  verkürzten  Form  gegenüber  auch  vieles  Ursprüngliche  bewahrt.  Von 
dieser  Classe  hat  Wes  termann  10  verwerthet,  jedoch  nur  eine  einzige 
Dresdner  (angeblich  aus  dem  13  Jahrh.)  nach  neuer  Vergleichung,  die 
übrigen  nur  nach  den  Mittheilungen  von  Toll,  Gale,  Meibom  und 
Fischer.  Die  Handschriften  variiren  auch  im  Titel:  tceqI  cctclgtcov,  7isqI 
aniarcov  lgtoqicov  ,  Ttsgl  latogicov,  nsgi  iotoqkov  uq%clC(ov ,  zum  Theil  be- 
zeichnen sie  selbst  durch  die  Aufschrift  ex  zav  IlaXccicpccTov  das  Ganze  aus- 
drücklich als  blosse  Auszüge.  Und  so  begreift  es  sich  denn  sehr  einfach, 
dass  manche  Citate,  wie  z.  B.  gleich  das  in  der  Ciris  und  das  bei  Eustath. 
z.  Od.  a,  3.  p.  1382,  49  f.  (vgl.  ferner  A.  113),  sich  jetzt  nicht  mehr  nach- 
weisen lassen. 

118)  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  338  f.  Es  sind  zwei  aus  dem  7.  und  eins 
aus  dem  9.  B.  b.  Steph.  XocQi(iäTai  u.  Harpokr.  MccxQOKscpccXot..  JvaavXrjg 
(Fr.  1—3)  u.  eins  b.  Strab.  XII.  550  (Fr.  4)    ohne  Nennung  des  Buchtitels. 

119)  Müller  a.  a.  0.  S.  339  z.  E. 

120)  Zwei  Mythographen  dieses  wirklichen  oder  angenommenen  Namens 
aus  der  Alexandrinerzeit  sind  gewiss  nicht  sehr  wahrscheinlich;  höchstens 
könnte  man  sich  also  die  Sache  in  der  A.  110  angedeuteten  Weise  zurecht- 
legen. 

121)  Theon  a.  a.  0.  (s.  A.  112),  ebenso  Tzetz.  Chil.  X,  20. 

122)  So  wiederum  Tzetz.  Chil.  IX,  273. 


Palaephatos.     Dionysios  von  Rhodos  oder  Samos.  57 

dass  er  wirklich  einer  von  jenen  eklektischen  Peripatetikern  war, 
wie  sie  sich  in  der  That  im  ersten  vorchristlichen  Jahrhundert 
zu  bilden  begannen123),  sei  es  dass  hier  irgendwie  die  Fabel 
von  Palaephatos  aus  Abydos,  einem  vorgeblichen  Geschicht- 
schreiber und  Geliebten  des  Aristoteles,  hineinspielte124)  oder 
wie  immer  die  Sache  zusammengehangen  haben  mag. 

Dionysios  von  Rhodos  oder  Samos125)  aus  ungewisser  und 
möglicherweise126)  schon  der  älteren  nachalexandrinischen  Zeit 
schrieb  ein  umfassendes  Werk  in  7  Büchern127)  unter  dem  Titel 
Kvnlos  LöroQixog128),  von  welchem  er  den  Beinamen  „der 
Kyklograph"  erhielt129),  und  welches,  wie  es  scheint,  eine  Zu- 
sammenstellung des  gesammten  Mythen-  und  Sagenkreises  und 
also    ein   Handbuch    der    Mythologie    war130).      Ausserdem    wird 

123)  S.  C.  32.  Abschn.  5.   A.  423—445. 

124)  S.  A.  110. 

125)  Welcker  Ep.  Cycl.  I2.  S.  70-75.  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  9—11. 
S.  übrigens  A.  131. 

126)  Denn  der  Versuch  von  Müller  a.  a.  0.  S.  10  f.  (s.  A.  130)  das 
Gegentheil  zu  beweisen  beruht  theils  auf  unsicheren  oder  geradezu  unwahr- 
scheinlichen Annahmen,  theils  bedarf  er  jetzt  keiner  Widerlegung  mehr, 
vgl.  Hachtmann  a.  a.  O.  S.  27  f.  Sieroka  S.  32.  Wenn  Welcker  S.  71 
es  eher  wahrscheinlich  findet,  dass  er  im  zweiten  Jahrhundert  (v.  Chr.?) 
als  viel  früher  gelebt  habe,  so  fragt  sich  eben,  warum  er  nicht  auch  einer 
viel  späteren  Zeit  angehört  haben  könnte. 

127)  S.  A.  66.  128.  Ath.  XI.  481  e.  Jiovvoiog  8'  6  Zäpiog  iv  ?ww 
7csql  xov  hvkXov  (=  Fr.  7),  vgl.  477  e.  diovvaiog  S'  6  Zd^aog  iv  xoig  nsgl 
hvkXov.  Diese  ungenaue  Titelbezeichnung  begreift  sich,  wenn  ytvnXog  in 
ihr  etwa  so  viel  als  „Sagenkreis"  bedeuten  soll;  denn  so  hatte  das  KvnXog 
betitelte  Werk  allerdings  auch  den  xv-aXog  zum  Inhalt. 

128)  Dieser  volle  Titel  findet  sich  allerdings  nur  bei  Suid.  und  noch 
dazu  an  falscher  Stelle,  s.  A.  66.  131,  kurzweg  KvxXog  Schol.  Eurip.  Phoen. 
1116  (=  Fr.  1).  diovv6t,og  ds  iv  reo  nQcoxa>  xov  KvnXov  und  Gem.  Protr. 
4.  30  D.  Jlovvgiov  iv  reo  nipmm  (isqsl  xov  KvyiXov  (=  Fr.  5),  ferner 
KvkXol  Schol.  Pind.  Nem.  III,  164  (=  Fr.  4).  AiovvGiog  iv  ngoora  KvnXcov 
(KvnXov  Salmasius),  endlich  nsql  hv'hXov  bei  Athenaeos  (s.  A.  127),  dem 
ältsten  Zeugen,  doch  s.  A.  131 b. 

129)  Schol.  Eurip.  Or.  988  (=  Fr.  3).  diovvaiog  b  xvnXoyQ<x<pog.  Tzetz. 
Chil.  XII,  179  tf.  u.  z.  Hes.  p.  15  Gaisf.  nach  Prokl.  p.  5  Gaisf.  (=  Fr.  10). 

130)  Sämmtliche  Bruchstücke  sind  aus  diesem  Gebiete.  Unsicher  sind 
einzelne  von  denen,  welche  bloss  mit  der  Bezeichnung  zJiovvöiog  angeführt 
werden.  Ob  Sokrates  Hist.  eccl.  III,  23,  48  f.  mv  (näml.  von  den  griechischen 
Göttern)  xovg  aoQSVLHOvg  -acu  d,r}Xvaovg  eocoxccg  st  ccQi&nriGccLfirjv ,  fiatigog 
rjpbiv  eoxcu  6  xi\g  7iccQEHßcc6£cog  Xöyog'  ccqheosi  de  xoig  xuvxu  yvmvcci  i&iXov- 
giv  6  'AgioxoxsXovg  TLinXog  xai  Aiovvaiov  Exicpctvog  xat  'Prjytvov  6  IIo~ 
Xv(ivr)fioov    xce!  xmv  xoiovxcov  xö  nXij&og  dies  Buch  meint,    wie  Welcker 


58    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

ihm  noch  eine  Sammlung  von  Ortssagen  ^Iötogiat  tojz inaC) 
und    eine   'IßxoQia   Ttaidsvtixri    beigelegt131),    und    ausserdem 

S.  75  will,  lasse  ich  unentschieden.  Mit  Unrecht  (s.  A.  78.  82)  hielt 
Boeckh  Expl.  Pind.  S.  233  den  Samier  D.  (wie  halb  und  halb  auch  Müller 
S.  10  f.)  für  Quelle  des  Diod. ,  und  ebenso  unberechtigt  ist  der  Zweifel  von 
Müller,  ob  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  904  (=  Dionys.  v.  Mytil.  Fr.  10)  nicht 
vielleicht  dieser  und  nicht  der  Mytilenaeer  gemeint  sei. 

131)  Suid.  dbovvGiog  Mov6odvlov,  'Podiog  rj  2a[iLog,  tcTOQMog'  r\v  Ss 
■xccl  tsqsvg  tov  instos  lsqov  xov  'HXl'ov.  *l6TOQiocg  zoniHccg  iv  ßißXioig  s!-'  Ofoov- 
[isvrjg  7tEQi^yr]oiv'  'ioxoqiccg  ituLdevTLxfjg  $l$XCcc  i' .  Hier  ist  zunächst  wie 
bei  dem  Milesier  und  dem  Korinther  D.  die  Periegese  (es  ist  die  uns  er- 
haltene, zuletzt  von  Bernhardy  herausgegebene  gemeint)  zu  streichen. 
Dann  fehlt  gerade  der  KvnXog  i6TOQin6g,  der  vielmehr  unter  die  Werke 
des  Milesiers  gerathen  ist.  Denn  ihn  etwa  in  der  'Ictoqicc  ncuösvtmri  zu 
suchen  geht  schon  wegen  der  abweichenden  Bücherzahl  nicht  an,  und 
überdies  ist  es  willkürlich,  wenn  Welcker  S.  70 f.  letzteren  Titel  so  deutet: 
„die  Sagen  für  den  allgemeinen  Unterricht";  mit  Recht  vielmehr  sagt  von 
demselben  Ha  cht  mann  S.  25:  „ne  titulo  quidem  commovemur ,  ut  hoc  opus 
solummodo  narrationes  mythologicas  exhibuisse  credamus ,  quippe  qui  respiciat 
ad  opus  ex  multifarüs  scientiae  partibus  contextum,  ita  ut,  etiamsi  verum 
quoque  myihölogicarum  mentio  fieri  posset-  hisce  libris  etc.,  ja  es  fragt  sich, 
ob  man  auch  nur  die  Bezeichnung  naiSsvziyirjg  so  eng  fassen  muss,  um 
nothwendig,  wie  auch  H achtmann  thut  („cum  Über  scriptus  esset  in  usiim 
iuventutis  erudiendae") ,  an  ein  eigentliches  Schulbuch  zu  denken.  Ein 
Verdacht,  ob  diese  beiden  Bücher  nicht  vielleicht  auch  von  einem  anderen 
D.  seien,  ist  kaum  gerechtfertigt.  Dagegen  habe  ich  es  nicht  gewagt 
weder  für  den  Namen  des  Vaters  noch  für  die  Lebensumstände  des  Samiers 
von  diesem  Artikel  des  Suid.  Gebrauch  zu  machen;  vielleicht  that  ich 
schon  zu  viel,  indem  ich  ,,D.  von  Rhodos  oder  Samos"  schrieb.  Das 
sHsi6£  ist  höchst  unklar:  ob  es  auf  Rhodos  oder  auf  Samos  gehen  soll, 
vermag  ich  nicht  zu  sehen,  obgleich  Welcker  S.  70  unbedenklich  schreibt: 
„Der  Samier  D.,  welcher  ...  die  Ehrenstelle  eines  Priesters  des  Sonnen- 
tempels in  Rhodos  bekleidete,  wesshalb  er  zugleich  Rhodier  heisst".  Zu 
dem  Verdacht  indessen  von  Bernhardy  z.  Dionys.  Perieg.  495,  dass  der 
Sonnenpriester  dieses  Namens  ein  anderer,  nämlich  der  Heliopolit  (s.  C.  25. 
A.  175),  gewesen  sei,  ist,  da  auch  der  Rhoder  ein  Traumbuch  schrieb 
(s.  A.  131 b.  C.  25.  A.  173),  kein  genügender  Grund  vorhanden,  es  müsste 
denn  auch  bei  Tertull.  de  an.  46,  was  kaum  wahrscheinlich  ist,  Ersterer 
mit  Letzterem  verwechselt  sein.  Bernhardys  Vermuthung,  dass  bei 
La.  Di.  I,  38.  diovvaiog  sv  KgiTinotg  nicht  mit  Reinesius  KqrixL'x.oig ,  son- 
dern 'OvsLQ0v.qtTiY.0Lg  herzustellen  sei,  kann  freilich  sonach  immerhin  richtig 
sein,  doch  ist  dies  völlig  ungewiss,  und  wenn  es  wirklich  von  beiden  D. 
Traumbücher  gab,  würde  sogar  das  Citat  von  Jiovvoiog  schlechtweg  sehr 
auffällig  sein.  Jedenfalls  nicht  der  Samier,  wie  Eustath.  z.  Dionys.  p.  492.  515 
vermuthet,  sondern  ein  viel  jüngerer  D.  war  der  Verfasser  der  Bckggcc- 
qlkcc  in  mindestens  18  (s.  Steph.  BmXiyya)  Büchern,  s.  Müller  G.  G.  M. 
II.  S.  XXVI f.,  vgl.  Bernhardy  a.  a.  0.  S.  492.  516. 


Dionysios  der  Kyklograph.     Dionysios.     Sokrates.     Konon.  59 

schrieb  er,  wie  schon  bemerkt  ist131b),  ein  fast  gänzlich  ver- 
schollenes Traumbuch. 

Ferner  wird  noch  ein  Werk  von  irgend  einem  Dionysios 
jtsgl  ftecov  in  33  Büchern  einmal132)  in  einer  Weise  erwähnt, 
aus  welcher  man  sieht,  dass  es  sich  gleich  dem  des  Apollodoros 
auf  dem  behandelten  Felde  viel  mit  Etymologie  abgab. 

Ueber  Hippostratos  s.  C.  33. 

Sokrates  von  Kos  schrieb  'EjtixhrJGeig  &scovm)  in  min- 
destens 12  Büchern134). 

Anhangsweise  mag  schon  hier135)  auch 

Konon136)  abgehandelt  werden,  obwohl  er  eigentlich  erst 
der  augusteischen  Zeit  angehört,  da  der  König  Archelaos  Philo- 
pator, dem  er  seine  vermuthlich  rein  zur  Unterhaltung137)  be- 
stimmte Sammlung  von  Erzähluugen  {Air\yv\6si(£)  widmete138), 


131 b)  C.  25.  A.  173.  174.  „Die",  wenn  nicht  die  eben  (A.  131)  an- 
geführte Conjectur  Bernhardys  bei  La.  Di.  I,  38  richtig  ist,  „einzige 
Erwähnung  bei  Tertull.  a.  a.  0.  (s.  C.  25.  A.  173)  ist  auch  die  einzige  feste 
Handhabe  für  die  annähernde  Zeitbestimmung  dieses  D.  Denn  er  war 
sonach  wenigstens  älter  als  die  Quelle  des  Tertull.,  d.  h.  (s.  Diels 
Doxogr.  S.  206  ff.)  als  Soranos  von  Ephesos  aus  der  Zeit  des  Traianus  und 
Hadrianus.  Etwas  höher  hinauf  gelangt  man  indessen  wohl  noch  dadurch, 
dass  er  seinerseits  für  Ath.  (s.  A.  127.  128)  jedenfalls  nur  mittelbare  Quelle 
war".    (Oder). 

132)  Fr.  11  b.  Suid.  NvfKpaL. 

133)  La.  Di.  II,  47  im  Homonymenverzeichniss:  neu  6  Kcoog  'E7tLHXr}6£tg 
ftecov  y8yQcccp(6g.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  499. 

134)  Suid.  Kvvrjstog  (=  Fr.  16).  2coyiQdrrjg  iv  iß'.  Das  6.  citirt  Ath. 
III.  111  b  (=  Fr.  15).  2a>HQctTrig  iv  fitrco  'E7n%Xr}6Ecov.  (Vgl.  Kaibel  z.  111c). 
Ausserdem  haben  wir  noch  ein  drittes  Bruchstück  (15 a)  b.  Schol.  Apoll.  Rh. 
I,  966.  2.  iv  'EninlrjöECi.  Ob  von  diesem  S.  oder  von  dem  Argiver  oder  dem 
Rhoder  die  Schrift  ngog  Etdo&eov  (Seh.  Apoll.  Rh.  I,  1207  =  Fr.  9.  Suid. 
%Lct&iv  =  Fr.  14,  dazu  Fr.  10—13)  war,  lässt  sich  nicht  entscheiden,  das 
Einfachste  ist  aber  doch  anzunehmen,  dass  in  den  Scholien  zu  Apollonios 
überall  derselbe  S.  gemeint  sei,  und  dann  würde  der  Koer  auch  der  Ver- 
fasser der  Schrift  n8Qi  oqoov  (mgcov  oder  diQcov?  Casaubonus,  oqcöv 
Müller)  necl  xoncov  nal  nvQog  (notufuov?  Müller)  y,a\  h'&cov  (Ath.  IX. 
388  a  =  Fr.  17)  gewesen  sein,  da  offenbar  diese  Seh.  Ap.  Rh.  IV,  973 
(=  Fr.  18)  gemeint  ist.  In  Fr.  10  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  40  wird  Sco- 
KQaxr\g  dl  ncci  EvcpoQi'cov  (Fr.  CXLIV)  wohl  bedeuten:  „Sokrates  und  der 
von  ihm  citirte  Euphorion"  und  nicht  das  Umgekehrte,   vgl.  C.  14.  A.  99. 

135)  Wofür  es  wohl  keiner  Begründung  bedarf. 

136)  U.  Hoefer  Konon,  Greifs wald  1890.  8. 

137)  S.  Hoefer  S.  2  f. 

138)  Phot.  Cod.  186.  p.  130b  26  f.  Bekk.,  s.  C.  22.  A.  350. 


60    Siebenundzwanzigstes  Capitel.    Apollodoros  v.  Athen  u.  d.  Mythographie. 

schwerlich,  wie  schon  bemerkt  wurde139),  ein  anderer  Mann  dieses 
Namens  war  als  der  von  Antonius  zum  König  von  Kappadokien 
eingesetzte  Archelaos  Philopatris 140).  Aus  dieser  Sammlung  ist 
uns  durch  Photios141)  ein  Auszug  von  50  Nummern  erhalten142), 
während  kein  anderer  Schriftsteller,  wahrscheinlich  in  Folge 
ihrer  Planlosigkeit,  seiner  gedenkt.  Dennoch  ist  sie  für  uns 
von  grossem  Werthe,  indem  sie  sich,  womit  gerade  ihre  Plan- 
losigkeit zusammenhängt,  auf  das  Vortheilhafteste  von  der  des 
Palaephatos  unterscheidet,  da  der  Sammler,  frei  von  jeder  Tendenz, 
seine  Erzählungen  aus  seinen  Quellen  annähernd  wörtlich  aus- 
gezogen hat.  Vorwiegend  gehören  sie  der  Sage,  wenige  von 
ihnen  der  minder  oder  mehr  geschichtlichen  Zeit  an143),  und 
bald  ist  unter  diesen  Umständen,  indem  „der  Verfasser  die  Stoffe 
ganz  hinnahm,  wie  er  sie  vorfand,  die  Sage  gegeben  rein  ohne 
alles  Beiwerk,  bald  wieder  ist  die  Erzählung  deutlich  aetiologisch 
gewandt;  ein  paar  Male144)  tritt  Euhemerismus  hervor"145).  Die 
Peststellung  der  Originale  wird  sich  wohl  mit  der  Zeit  noch 
weiter  erreichen  lassen,  als  es  bisher  gelungen  ist146);  doch  sind 


139)  C.  22.  A.  350. 

140)  Wie  zuerst  J.  G.  Vossius  De  histor.  Gr.  S.  206  Westerm.  er- 
kannte. 

141)  a.  a.  O. 

142)  Zuerst  herausg.  v.  Gale  Hist.  poeticae  scriptores  ant.,  Paris  1675. 
S.  241  ff.  (mit  Anmm.  v.  Schott  u.  Hoeschel),  dann  v.  Teucher  (mit 
Ptolem.  u.  Parthen.),  Leipzig  1794.  2.  A.  1802.  8.  (ohne  Fortschritt),  dann  mit 
trefflichen  Erläuterungen  von  Kanne  u.  Heyne,  Göttingen  1798.  8.  Eine 
neue  Textrecension  veranstaltete  Bekker  in  seiner  Ausg.  des  Phot.,  Berlin 
1824.  4.  nach  dem  Cod.  Ven.  Marcian.  450  (A),  an  den  sich  Westermann 
Mythogr.,  Braunschweig  1843.  8.  S.  124  —  151  anschliesst,  und  eine  Re- 
cognition  derselben  nach  erneuter  Vergleichung  der  Handschrift  Hoefer 
a.  a.  O. 

143)  Wie  18,  36,  38,  42,  50,  aber  auch  diese  tragen  doch  fast  aus- 
nahmslos einen  mehr  oder  minder  märchenhaften  Charakter  an  sich. 

144)  37,  40,  s.  Hoefer  S.  112:  die  Vorlage  erscheint  bis  jetzt  un- 
bestimmbar. 

145)  Hoefer  S.  2  f. ,  an  den  sich  überhaupt  das  Obige  anschliesst. 

146)  Für  6,  15  hat  Hoefer  S.  88  f.  91  keinerlei  Vermuthung  aus- 
zusprechen vermocht,  für  1,  3,  9  (s.  S.  84—88.  90 f.)  nimmt  er  S.  109  ff. 
zweifelnd,  für  8,  18,  24,  28,  31,  34,  35,  45  (s.  S.  89  f.  30—38.  94—101. 
103—105)  S.  107  ff.  mit  Bestimmtheit  das  mythologische  Handbuch  (s.  A.  149) 
in  Anspruch,  vgl.  A.  86.  157,  für  16,  22,  38,  42,  50  (s.  S.  91  f.  101  f.  102  f. 
104  f.)  endlich  S.  112  f.  „ein  Buch  mit  allerhand  Erzählungen". 


Konon.  61 

schon  jetzt  als  seine  unmittelbaren  Quellen  namentlich  Ephoros147), 
Hegesippos  von  Mekyberna 148)  und  das  oben  bezeichnete  mytho- 
logische Handbuch149)  nachgewiesen  und  als  mittelbare  mit  theils 
grösserer,  theils  geringerer  Sicherheit  oder  Wahrscheinlichkeit 
Hellanikos150),  Andron151),  Kallimachos152),  Apollonios  der  Rho- 
der153),  Tiniaeos154),  Poseidonios155),  vielleicht  auchHegesianax156), 
doch  ist  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  er  den  einen 
oder  anderen  von  ihnen  sogar  unmittelbar  benutzt  hat157). 

147)  14,  25,  26,  29,  30(?),  33,  36,  41,  44,  47,  s.  Hoefer  S.  68—82. 
Ueber  41  s.  Knaack  De  fabulis  nonnullis  Cyzicenis,  Comm.  in  hon.  sodal. 
phil.  Gryph.  S.  33  ff.  und  gegen  ihn  Bethe  W.  f.  kl.  Ph.  1888.  Sp.  299  f., 
vgl.  Hoefer  S.  114. 

148)  S.  C.  21.  A.  646. 

149)  Dies  erschliesst  Hoefer  S.  30  — 41,  83.  106  ff.  allem  Anschein 
nach  mit  Recht  aus  der  Uebereinstimmnng  von  19,  18,  28  mit  Paus.  I,  43,  7  ff. 
III,  19,  11  ff.  X,  14,  1  ff.,  auch  43  mit  Paus.  X,  28,  2,  4 ff.  Doch  fragt  sich 
(s.  A.  86),  ob  dieselbe  nicht  an  den  beiden  letzteren  Stellen  so  zu  er- 
klären ist,  dass  Paus,  die  von  K.  nur  mittelbar  (s.  A.  157)  benutzte  Ur- 
quelle unmittelbar  oder  durch  eine  andere  Vermittlung  ausgebeutet  oder 
ob  nicht  umgekehrt  an  der  letzten  Stelle  K.  den  Poseidonios  noch  selbst 
ausgeschrieben  hat  (s.  wiederum  A.  157),  Paus,  aber  einen  Mittelsmann, 
wenn  nicht  gleichfalls  jenen  berühmten  Stoiker.     Ausserdem  s.  A.  146. 

150)  12,  21,  s.  Hoefer  S.  42  ff.  109  ff. 

151)  27,  s.  Hoefer  S.  48 f.  106  f. 

152)  19,  49,  s.  Hoefer  S.  38  ff.  49  f.  108  f.  nach  Knaack,  vgl.  C.  13. 
A.  35.  36. 

153)  2,  11,  s.  Hoefer  S.  50  ff.  108  f.  113  nach  Knaack,  vgl.  C.  14. 
A.  79.  82. 

154)  5,  s.  Hoefer  S.  41  f.  106  f.  112. 

155)  43,  s.  Hoefer  S.  82  ff.  106,  vgl.  aber  A.  149.  157. 

156)  23(?),  wenn  anders  dieser  (vgl.  A.  15)  hier  überhaupt,  wie  schon 
Gaede  Demetr.  Sceps.  These  6  vermuthete,  und  dann  nicht  vielmehr  un- 
mittelbar die  Quelle  war,  s.  Hoefer  S.  45  ff.  109. 

157)  Hoefer  S.  106  ff.  nimmt  für  sie  alle  so  wie  für  die  39  (s.  Maass 
Gott.  gel.  Anz.  1889.  S.  803  ff.,  vgl.  Hoefer  S.  101  f.  109.  114)  verwendete 
Atthis  und  die  mit  Paus.  (s.  A.  149)  parallelen  Stücke  als  unmittelbare 
Vorlage  jenes  mythologische  Handbuch  an,  indem  er  im  Ganzen,  wie  mir 
scheint,  mit  vollem  Recht  geltend  macht,  dass  die  beiden  ohne  Zweifel 
unmittelbar  von  K.  verwertheten  Schriftsteller  Ephoros  und  Hegesippos 
für  über  ein  Drittel  der  erhaltnen  Erzählungen  ausgebeutet  sind,  die  sonst 
nachweislichen  Urquellen  aber  stets  nur  ein-  bis  zweimal.  Da  wir  indessen 
nur  einen  Auszug  aus  der  ursprünglichen  Sammlung  besitzen,  kann  dabei 
hie  und  da  sehr  wohl  der  Zufall  sein  Spiel  getrieben  haben,  und  es  lässt 
sich  namentlich  durchaus  nicht  verbürgen,  ob  nicht  K.  dennoch  den  Posei- 
donios, der  ja  zu  seiner  Zeit  noch  fort  und  fort  ein  richtiger  „Modeschrift- 
steller" war,  selbst  in  Händen  gehabt  hat.     Ausserdem  vgl.  A.  156. 


62     Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

Achtundzwanzigstes  Capitel. 

Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

Boethos  von  Sidon1),  ein  Schüler  des  Babyloniers  Dio- 
genes2) und  folglich  etwa  der  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts 
angehörig,  war  der  erste  ausgeprägte  Vertreter  des  Eklekticismus 
in  der  stoischen  Schule,  indem  er  den  stoischen  Pantheismus  bis 
zu  einer  entschiedenen  Annäherung  an  den  aristotelischen  Deismus 
milderte,  in  ähnlicher  Weise  wie  kurz  vorher  umgekehrt  Krito- 
laos  die  peripatetische  Lehre  der  stoischen  näher  rückte3).  Er 
verwarf  ferner  die  von  Chrysippos  eingeführte  jrpo'Ai^tg  als  Er- 
kenntnissquelle und  setzte  an  deren  Stelle,  und  zwar  allem  An- 
schein nach  gleichfalls  unter  peripatetischem  Einfluss,  vovg  und 
iitiöxrHLYi ,  indem  er  neben  beiden  und  der  Wahrnehmung  über- 
dies als   vierte  Quelle   noch  das   Begehren  (pQeJzig)  hinzufügte4). 

1)  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  LI.  V.  Arati  IL  p.  57,  25  f.  West.  Pseudo- 
Philon  de  incorr.  m.  15.  p.  947  C.  Hoesch.  487  Mang.  248,  10  Bern,  (wo 
ßernays  handschriftlich  6  Hidconog  für  kcci  üoGsidcoviog  hergestellt  hat, 
vgl.  A.  63). 

2)  Philod.  a.  a.  0.  Demgemäss  wird  er  in  dem  Inhaltsauszug  zu  Laert. 
Diog.  zwischen  Diogenes  und  Antipatros  aufgeführt.  Dagegen  kann  die 
schlechte  und  verwirrte  Darstellung  bei  La.  Di.  VII,  64  nicht  aufkommen, 
wo  überdies  ccvrov  für  ccvzbv  zu  schreiben  ist,  s.  Suse  mihi  Zu  La.  Di. 
VII,  54,  Rh.  Mus.  XL  VI.  1891.  S.  326  f. 

3)  S.  C.  2.  A.  804.     Vgl.  A.  9b. 

4)  La.  Di.  a.  a.  0.  unmittelbar  nach  der  C.  2.  A.  330  berücksichtigten 
Angabe  über  Chrysippos:  6  (isv  yuQ  Borj&bg  nqix^qia  nlsiovcc  ccizoXfinsij 
vovv  xal  ccl'o&rjöiv  nctl  oqsI-iv  ncti  S7iiCTrjiir}v.  Dass  auch  hier  hqlz^qicc  im 
Sinne  von  di'  ov  hqivo[isv,  also  von  den  Mitteln,  aus  welchen  unsere  Er- 
kenntniss  fliesst,  gebraucht  ist,  zeigt  sehr  richtig  Luthe  Erkenntnisslehre 
der  Stoiker  S.  22  fF.,  aber  seine  weitere  Auseinandersetzung  ist  völlig  ver- 
fehlt, da  er  seltsamerweise  auf  Grund  dieser  Stelle  noch  immer  in  dem 
Wahne  befangen  ist,  B.  sei  spätestens  Zeitgenosse  des  Chrysippos  gewesen, 
und  Letzterer  habe  seine  Kriterienlehre  umgekehrt  im  Gegensatz  zu  der 
des  Ersteren  aufgestellt.  Die  Unterscheidung  von  vovg  und  iiuatrjiiri  liesse 
freilich  an  sich  auch  die  Auffassung  von  Luthe  zu,  nach  welcher  B.  unter 
jenem  den  Verstand  im  Allgemeinen,  unter  dieser  die  specielle  Erkenntniss- 
kraft des  Weisen  sich  gedacht  hätte,  allein  zu  dem  Eklekticismus  der 
Mittelstoa  gehört  es  sehr  wesentlich  mit,  dass  sie  den  Weisen  in  den 
Hintergrund  treten  lässt,  s.  A.  48.  Und  so  wird  diese  Unterscheidung  im 
aristotelischen  Sinne  zu  fassen  sein:  vovg  als  das  Vermögen  zum  unmittel- 
baren, imarrifirj  (=  Xoyog)  zum  vermittelten  Erkennen.  Bei  6qs£i£  dachte 
B.  wohl  an  das  Gefühl  der  Lust  und  Unlust  als  Neigung  und  Abneigung 
oder  Verabscheuung:  glücklich  gewählt  war  freilich  der  Ausdruck  nicht. 


Boethos.     Panaetios.  63 

Obgleich  nun  aber  auch  er  Gott  für  eine  ätherische  Substanz 
erklärte5),  so  bestritt  er  doch,  dass  derselbe  die  Welt  als  ihre 
Seele  durchdringe,  und  Hess  folglich,  vermuthlich  unter  dem  Ein- 
flüsse der  Einwürfe  des  Karneades  gegen  diese  Auffassung6),  die 
Welt  nicht  als  ein  beseeltes  Wesen  (£c5oi/)  gelten7),  versetzte 
vielmehr  die  Gottheit  ausschliesslich  in  den  reinsten  Aether,  also 
in  die  Fixsternsphäre8),  von  wo  aus  sie  allerdings  auf  die  übrige 
Welt  wirkt,  aber  doch  lediglich  ihren  Wirkungen  nach  in  die- 
selbe eingeht,  so  dass  denn,  wie  gesagt,  der  stoische  Pantheismus 
hiemit  nahezu  in  eine  Art  von  Theismus  verwandelt  wird.  Von 
hier  aus  bestritt  denn  natürlich  auch  er  die  altstoische  Lehre 
vom  periodischen  Weltbrand  und  eignete  sich  die  peripatetische 
von  der  Weltewigkeit  an9).  Neben  Karneades  ist  er  denn  wahr- 
scheinlich von  Kritolaos,  und  zwar  von  diesem  in  allen  Stücken 
auch  ausdrücklich  beeinflusst  worden 9b).  Ausser  seinem  C onl- 
ine ntar  zum  Aratos10)  hören  wir  noch  von  zwei  anderen 
Schriften,  7CsqI  cpvösag  und  hsq!  si^aQ^isvrjg11). 

Panaetios12),   Sohn  des  Nikagoras13),  von  Rhodos14)  mag 

5)  Stob.  Ekl.  I.  p.  60  H.   35,  12  W.  =  Aet.  p.  303  Diels. 

6)  Cic.  N.  D.  III,  13  f.,  32  ff.     Sex.  Math.  IX,  139  ff.     Vgl.  A.  35. 

7)  La.  Di.  VII,  143.         8)  La.  Di.  VII,  148,  vgl,  A.  11. 
9)  Pseudo-Phil.  C.  16  f.  Bern. 

9b)  S.  v.  Arnim  Quellenstud.  z.  Philo  S.  50  f.,  v.  Scala  Stndien  des 
Polyb.  I.  S.  240—244  und  unten  A.  42.    C.  32.  A.  479°.     Vgl.  A.  3. 

10)  S.  C.  10.  A.  4.  48. 

11)  La.  Di.  VII,  148.  149.  —  S.  über  B.  noch  Hirzel  Unters.  II. 
S.  221—230.     Zeller  Ph.  d.  Gr.  IIP,  1.  S.  554—557. 

12)  van  Lyndon  De  Panaetio  Rhodio  philosopho  stoico,  Leiden  1802.  8. 
(mit  Fragms.).  Hirzel  Untersuchungen  I.  S.  191—243.  U.  S.  257  ff.  Zeller 
Beiträge  zur  Kenntniss  des  Stoikers  Panaetius,  Coram.  in  hon.  Th.  Mommseni 
(Berl.  1877).  S.  402—410.  Phil.  d.  Gr.  IIP,  1.  S.  557—568.  Chiapelli 
s.  A.  60.  Fowler  Panaetii  et  Hecatonis  librorum  fragmenta,  Bonn  1885.  8. 
(Doctordiss.),  ziemlich  werthlos.  Eine  umfängliche,  dem  heutigen  Stand- 
punkt der  Wissenschaft  entsprechende  Monographie  von  Sc  hm  ekel  über 
die  Mittelstoa  kommt  hoffentlich  bald  unter  die  Presse. 

13)  Philod.  I.  St.  Col.  LI.  Ebend.  LV  werden  ihm  zwei  jüngere  Brü- 
der zugeschrieben,  s.  A.  14.  Suid.  macht  fälschlich  aus  ihm  zwei  Personen: 
Iluvccixiog  *Podiog}  6  TZQSüßvxsQog,  cpiXococpog ,  ov  noXvg  sv  (piXoaötpoig  Xoyog. 
cpSQSxeci  ccvxov  ßißXia  cpiXoaocpa  TcXstaxa.  —  TlavaLziog,  6  vsoaxsgog,  Nihcc- 
yoQov  *P6diog,  cpiXoaocpog  gtghxÖs,  dioysvovg  yvoogifiog,  og  yta^rjyijaaxo  yial 
Zninicovog  xov  snmXri&svxog  'AcpQi-navov  [isxcc  HoXvßiov  MsyaXonoXCxriv. 
sxsXsvxr}68  d'  sv  'A&r'ivccig. 

14)  Aus  angesehener  Familie,  Strab.  XIV.  655.  ccvögsg  8'  iysvovxo  [ivrj- 
(irig  u^ioi   noXXoi   GXQaxr\Xa.xcti    ts    xai   u&Xrjxcci.     <av    slai  vial   oi   FLavoaxCov 


64     Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

etwa  zwischen  190  und  185  geboren  sein15).  Auch  er  hörte 
noch  den  Babylonier  Diogenes16),  dann  aber  den  Antipatros  von 
Tarsos17),  und  auch  Schüler  des  Polemon  von  Ilion  mag  er  ge- 
wesen sein18);  Krates  von  Mallos  endlich  war  nach  seiner  eignen 
Aussage  sein  Lehrer19).  Später  ging  er  nach  Rom,  wo  er  von 
Scipio  Africanus  dem  Jüngeren  in  dessen  Haus  aufgenommen 
und  nicht  minder  auch  mit  Laelius  nahe  befreundet  ward20).  Er 
verstand  es  vortrefflich  seine  Lehre  und  deren  Vortrag  den  römi- 
schen Verhältnissen  anzupassen,  so  dass  eine  Reihe  ausgezeichneter 
Staatsmänner  und  Rechtskundiger21)  seine  Schüler  wurden.  Der- 
gestalt hat  er  das  Meiste  zur  Verbreitung  der  stoischen  und 
überhaupt  der  griechischen  Philosophie  in  Rom  beigetragen22) 
und  hat  für  die  Stoa  gewirkt  wie  kein  Zweiter  seit  Chrysippos, 
was  ihm  durch  seine  mildere  und  aufgeklärtere  eklektische,  aber 


xov  cpiXooocpov  rtQoyovoi.  Philod.  Col.  LV.  xca(v  Evysvysöxdxoov  i\v  .  .  . 
xqlöov  ds  äd(EX<pa>v  nQyEoßvxaxos  syi^vsxoy.  Schmekel  hat  mir  seine 
Vermuthung  mitgetheilt,  dass  der  von  Polyb.  XXVIII,  2,  1.  16,  5  erwähnte 
rhodische  Gesandte  Nikagoras  (worauf  inzwischen  auch  v.  Scala  a.  a.  0. 
S.  252.  A.  3  verfallen  ist)  der  Vater  des  P.  und  diese  Gesandtschaft  viel- 
leicht für  die  nachmalige  Stellung  und  Thätigkeit  des  Sohnes  in  Rom 
nicht  ohne  Einfluss  gewesen  sei.- 

15)  S.  A.  30. 

16)  Philod.  Col.  LI.     Suid.,  s.  A.  13. 

17)  Cic.  Divin.  I,  3,  6.  discipulus  Antipatri  .  .  .  Panaetius.  Vgl.  Philod. 
Col.  LX,  wo  seine  grosse  Verehrung  des  Antipatros  dargestellt  wird.  Auch 
Col.  L1I1  z.  A.  ist  offenbar  von  P.  die  Rede,  und  zwar  wohl  als  Schüler 
des  Antipatros:  dt^x^xofi  yt^aiy  di.cido%og  sy^svysto  (xrjyg  'Avxi^itydx^Qyov 
6%oXr\g.  Vgl.  auch  Col.  LX.  xca  diu  ([iysyäXr}v  s£lv  tdionQCcyEiv  dwafisvog, 
ovx  ehqivev  äXXa  rj  ^ygos^dysiv  'Avxmd^x^yco  %a\  xovxo  noiäv  <^fiEy%QL 
xsXo(v$y  dfiiX^SLy.     Vgl.  A.  51. 

18)  Und  zwar  dann  jedenfalls  entweder  (s.  A.  19)  in  Pergamon  oder 
aber  gleichwie  des  Diogenes  und  des  Antipatros  in  Athen.  S.  C.  22.  A.  113 
andrerseits  aber  auch  ebendort  A.  114. 

19)  Strab.  XIV.  676,  s.  C.  26.  A.  15.    Also  studirte  er  auch  in  Pergamon. 

20)  Philod.  CoL  LVI.  Cic.  p.  Mur.  31,  66.  Fin.  II,  8,  24.  IV,  9,  23. 
Off.  I,  26,  90.  II,  22,  76.  Tusc.  I,  33,  81.  Rep.  I,  21,  34  ad  Att.  IX,  12,  2. 
Vellei.  I,  13,  3.     Gell.  XVII,  21,  1.     Suid.  TJavaCxiog  (s.  A.  13)  u.  üoXvßiog. 

21)  So  Q.  Aelius  Tubero,  s.  A.  68.  Ausserdem  s.  Cic.  Brut.  26,  101. 
30,  115  vgl.  m.  Off.  III,  2,  10.  de  or.  I,  11,  45.  17,  75.  III,  21,  78.  Zeller 
Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.   S.  535  f. ,  bes.  S.  535.  A.  3. 

22)  S.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3,  1.  S.  535  f.  „Dass  auch  L.  Aelius  Stilo, 
der  ältste  römische  Rhetor  und  Philolog,  sein  Schüler  war,  wird  zwar 
nicht  ausdrücklich  berichtet,  kann  aber  doch  kaum  zweifelhaft  sein,  vgl. 
Cic.  Brut.  56,  206.  sed  idem  Aelius  stoicus  esse  voluit".  (Schmekel). 


Panaetios  von  Rhodos.  65 

doch  dabei  systematisch  wohldurcligearbeitete  Denkweise  sehr 
erleichtert  wurde.  Vermuthlich  war  er  schon  einige  Zeit  in 
Rom  gewesen23),  als  Scipio  ihn  auf  der  allem  Anscheine  nach23b) 
von  141  bis  139  dauernden  Gesandtschaftsreise  in  den  Orient 
und  zunächst  nach  Alexandreia  mitnahm24);  indessen  befand  er 
sich ,  als  die  Einladung  hiezu  an  ihn  erging ,  gerade  nicht 
in  Rom25),  muss  also  diese  Stadt  inzwischen  bereits  wieder, 
wenigstens  auf  einige  Frist,  verlassen  haben,  jedenfalls  aber 
nur  auf  kurze,  da  sein  dortiger  persönlicher  Verkehr  mit  Po- 
lybios  frühestens  144  begann 25b).  In  seine  Heimat  aber  kehrte 
er  nie  wieder  zurück26),  wohl  aber  nach  Athen,  wo  er  nach 
dem  Tode  des  Antipatros  die  Leitung  der  Mutterschule  über- 
nahm27), das  ihm  angebotene  Bürgerrecht  jedoch  ausschlug28) 
und  endlich  auch  starb29),  hochbetagt,  frühestens,  wie  es  scheint, 
Ende  110  und  spätestens  Anfang  108 30).     Abweichend  von  fast 


23)  Vgl.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  558.  A.  1  und  s.  C.  29.  A.  26. 
23 b)  S.  darüber  F.  Marx  Animadversiones  crit.  in  Scipionis  Aemiliani 

historiam,  Rhein.  Mus.  XXXIX.  1884.  S.  68—72. 

24)  Poseidon.  Fr.  13  b.  Plut.  Philos.  c.  princ.  1.  777  A.  Kleitom.  (?) 
b.  (Plut.)  Apophth.  reg.  et  imp.  Scip.  min.  13  f.  200  E  ff.  Ath.  XII.  549  d 
(=  Poseid.  Fr.  11).  XIV.  657  f  (wo  beide  Male  fälschlich  Poseidonios  steht). 
Philod.  Ind.  St.  Col.  LIX  u.  dazu  Comparetti.  Vgl.  Lucil.  XIV.  Fr.  1.3.  4. 
(und  dazu  Marx  Studia  Luciliana,  Bonn  1882.  S.  81  ff.).  Cic.  Acad.  II,  2,  5 
und  andrerseits  Rep.  VI,  11.  III,  35,  48.  Polyb.  (Fr.  166  Hu.)  und  Poseid. 
(Fr.  12)  b.  Ath.  VI.  273  a.  Diod.  XXX11I,  28a.  lustin.  XXXVIII,  8.  Strab. 
XIV.  669.  Val.  Max.  IV,  3,  13.  Aurel.  Vict.  58,  auch  Philod.  Col.  LVI  u. 
dazu  Comparetti  (s.  auch  v.  Scala  a.  a.  0.  S.  325.  A.  1),  endlich  C.  29. 
A.  40. 

25)  Wenigstens  wenn  man  Plut.  Philos.  c.  p.  a.  a.  0.  fistsnef^pato 
TIotvciLtiov  hierin  glauben  darf. 

25 b)  S.  C.  29.  A.  44  und  unten  A.  55. 

26)  Cic.  Tusc.  V,  37,  107.  Wenn  Suid.  Iloosidaviog  nach  der  Notiz, 
dass  Poseidonios  in  Rhodos  lehrte,  denselben  nicht  bloss  als  Schüler,  sondern 
auch  als  Nachfolger  (ötddoxog)  des  P.  bezeichnet,  so  ist  das  nur  ein  un- 
genauer Ausdruck,  gerade  so  wie  er  (=  Vit.  Aristot.  III.  p.  401,  21  ff. 
West.),  unter  den  diddoxoi  des  Aristoteles  auch  diejenigen  Peripatetiker 
mit  aufzählt,  welche  in  und  ausser  Athen  eigne  Schulen  gründeten,  s.  C.  2. 
A.  779. 

27)  Philod.  Col.  L1II,  s.  A.  17.     Vgl.  Ath.  V.  161a. 

28)  Prokl.  in  Hes.  Op.  770. 

29)  Suid.  Ilu.vttl%.,  s.  A.  13. 

30)  Viel  früher  kann  er  schon  desshalb  nicht  gestorben  sein,  weil  er 
nach  Abfassung  seines  berühmtesten  Werkes  negi  xov  Ha-ö'iJxovTos,  welches 
er  schwerlich   schon  als  besonders  junger  Mann  geschrieben  haben  wird, 

SusiMiHii,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  5 


66     Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

allen   bisherigen    Stoikern   wandte   er   auch  auf  die  Form  seiner 
Schriften  grosse  Sorgfalt  und  strebte  nach  einer  geschmackvollen 

noch  30  Jahre  lebte,  Cic.  Off.  III,  2,  7  f.  Panaetius  .  .  .  tribus  generibus 
propositis,  in  quibus  deliberare  homines  et  consultare  de  officio  solerent,  uno 
cum  dubitarent,  honestumne  id  esset,  de  quo  ageretur,  an  turpe,  dltero  uti- 
lene  esset  an  inutile,  tertio,  si  id,  quod  speciem  haberet  honesti,  pugnaret 
cum  eo,  quod  utile  videretur,  quomodo  ea  discerni  oporteret,  de  duobus 
generibus  primis  tribus  libris  explicavit,  de  tertio  autem  gener e  deinceps  se 
scripsit  dicturum,  nee  exsolvit  id,  quod  promiser  at\  quod  eo  magis  miror, 
quia  scriptum  a  discipulo  eius  Posidonio  est  triginta  annis  Panaetium  vixisse 
postea  quam  Mos  libros  edidisset.  quem  locum  miror  a  Posidonio  breviter 
esse  tactum  in  quibusdam  commentariis ,  praesertim  cum  scribat  nullum  esse 
locum  in  philosophia  tarn  necessarium.  Vgl.  A.  51 b.  Gewöhnlich  (und  es 
kann  immerhin  noch  sein,  dass  dies  richtig  ist)  wird  der  Tod  des  P. 
schon  um  112  oder  111  angesetzt,  weil  Cic.  de  or.  I,  11,  45  den  Crassus 
bei  der  Aufzählung  derjenigen  Philosophen,  welche  in  Athen,  da  er  als 
Quaestor  dorthin  kam,  blühten,  und  mit  denen  er  damals  dort  verkehrte, 
nicht  den  P.,  sondern  dessen  Nachfolger  (s.  C.  32.  A.  5)  Mnesarchos  nennen 
lässt,  Crassus  aber,  140  geboren  (Cic.  Brut.  43,  161),  110  Quaestor  war, 
wenn  anders  er  es  sofort  ward,  als  er  es  gesetzlich  werden  durfte.  Allein 
ob  dies  der  Fall  war,  steht  durchaus  nicht  fest,  und  nur  so  viel  wird  man 
annehmen  dürfen,  dass  es  wenigstens  nicht  viel  später  und  kaum  nach 
109  geschah,  „zumal  da  er  107  Tribun  war"  (Seh m ekel),  und  wohl  mit 
Recht  (anderer  Ansicht  ist  freilich  mein  College  Marx)  billigt  Kiessling 
Coniectaneorum  spicilegium  I.  (Greifswald  1883).  S.  8  in  Lucil.  XI.  Fr.  XI 
Müll,  die  Conjectur  (von  Bentinus)  Panaeti  (statt  paneci,  paceni  oder 
pacem  et),  so  dass  also,  wenn  sie  wirklich  richtig  ist,  das  110  geschriebne 
11.  Buch  des  Lucilius  dem  P.  gewidmet  war  und  folglich  Letzterer  min- 
destens noch  einen  geraumen  Theil  dieses  Jahres  durchlebt  hat.  Auf  der 
anderen  Seite  aber  ist  das  Schweigen  Ciceros  keineswegs  so  bedeutungslos, 
wie  Kiessling  meint.  Nicht  alle  argumenta  e  silentio  sind  zu  verwerfen, 
und  wenn  das  vorliegende  auch  nicht  gerade  nothwendig  beweist,  dass 
Crassus  den  P.  nicht  mehr  lebend  vorfand,  so  darf  man  doch  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  folgern,  dass  Letzterer  wenigstens,  falls  er  damals 
noch  lebte,  doch  schon  ausser  Thätigkeit  war.  Denn  wie  würde  Crassus 
sonst  unterlassen  haben  mit  diesem  berühmten  Manne  zu  verkehren  oder 
Cicero  ihn  dies  erwähnen  zu  lassen,  vollends  da  er  ihm  den  Ausdruck 
unterlegt:  vigebatque  auditor  Panaetii  tui  Mnesarchus!  Zeitverstösse  ge- 
hören bekanntlich  zur  dialogischen  Freiheit,  aber  nicht  zweckwidrige  Zeit- 
verstösse. Dass  P.  in  der  That  schon  einige  Zeit  vor  seinem  Tode  ausser 
Thätigkeit  trat,  scheint  ausdrücklich  aus  der  leider  arg  verstümmelten 
Angabe  bei  Philod.  Col.  LX  (unmittelbar  nach  den  A.  17  angef.  Worten): 
(ovyzog  iyivsto  %q6v(oq,  o&'y  6  p\v  d(icc  r^o  y^Qoe^y  •  •  .  Gy%olcc£  .  .  . 
eezo.  %  .  .  hervorzugehen,  s.  Comparetti  z.  d.  St.:  „parrebbe  doversi  sup- 
plire  (xov  oyxoXoc£(siv  Inava^utOy  ma  le  due  lacune  non  offrono  posto  per 
tante  lettereu.  Richtig  hat  nun  aber  überdies  Schmekel  gesehen,  dass 
Crassus  nach  seiner  Aussage  bei  Cic.  a.  a.  O.  ja  erst  auf  der  Rückreise  von 


Panaetios  von  Rhodos.  67 

and  gemeinverständlichen  Darstellung31).  Ausser  den  stoischen 
Philosophen  schätzte  er  auch  Aristoteles,  Xenokrates,  Krantor, 
Theophrastos,  Dikaearchos  sehr  hoch,  studirte  eifrig  die  Schriften 
des  Phalereers  Demetrios31b),  und  war  von  Piaton  geradezu  ein 
Bewunderer32),  und  man  darf  wohl  glauben,  dass  er  diesen  auch 
stilistisch  zum  Muster  nahm33)  und  ausdrücklich  als  ein  Atticist 


Asien  nach  Athen  kam,  also  frühestens  nicht  schon  110,  sondern  erst  109 
und  spätestens  wohl  108,  so  dass  also  auch  bei  der  immerhin  natürlichsten 
Deutung  der  betreffenden  Stelle,  d.  h.  wenn  P.  damals  nicht  mehr  lebte, 
nicht  der  mindeste  Widerspruch  mit  Lucilius  nach  der  obigen  Conjectur 
entsteht.  Auf  jeden  Fall  unrichtig  ist  aber  hiernach  die  Berechnung  von 
G.  F.  Unger  Philologus  XLI.  1883.  S.  625,  nach  welcher  das  Leben  des  P. 
frühestens  zwischen  170  und  100  fallen  soll,  und  welche  Scala  S.  322  f. 
zu  stützen  sucht.  Die  allen  anderen  Nachrichten  (s.  A.  26 — 29.  C.  32.  A.  5) 
widerstreitende  und  lediglich  auf  die  ungenaue  Angabe  von  Suid.  Iloasid. 
(s.  A.  26)  sich  gründende  Vermuthung  von  Scheppig  De  Posidonio  (Halle 
1869).  S.  3  f.  aber,  dass  P.  überhaupt  nicht  in  Athen,  sondern  in  Rhodos 
gelehrt  habe,  ist  kaum  der  Erwähnung  werth. 

31)  Cic.  Off.  II,  10,  35.  popularibus  .  .  .  verbis  est  agendum  et  usitatis, 
cum  loquimur  de  opinione  populär i,  idque  eodem  modo  fecit  Panaetius.  Fin. 
IV,  28,  79,  wo  es  im  Gegensatz  zu  den  älteren  Stoikern  sowohl  in  Bezug 
auf  die  Schroffheiten  und  inneren  Widersprüche  ihrer  Moraltheorie  als  auch 
die  Spitzfindigkeit  ihrer  Darstellung  und  die  Trockenheit  ihrer  Schulsprache 
von  ihm  heisst:  Panaetius  nee  acerbitatem  sententiarum  nee  disserendi  spinas 
probavit,  fuitque  in  alter o  genere  mitior ,  in  altero  ülustrior. 

31b)  S.  A.  38b.  58.  67.  70. 

32)  Cic.  Fin.  a.  a.  O.  fährt  fort:  semperque  in  ore  habuit  Platonem, 
Aristotelem ,  Xenocratem,  Theophrastum ,  Dicaearchum,  ut  ipsius  scripta 
declarant.  Tusc.  I,  32,  79.  credamus  .  .  .  Panaetio  a  Piatone  suo  dissen- 
tienti?  quem  enim  omnibus  locis  divinum,  quem  sapientissimum ,  quem 
sanetissimum,  quem  Homerum  philosophorum  appellat,  huius  hanc  unam 
sententiam  de  immortalitate  animorum  non  probat.  Philod.  Col.  LXI.  17V 
yaQ  t6xvQ<x>g  (piXo7tXdtcov  v.a\  cpilccQiOTOtEXrjg,  «(Ua)  xal  7ra()£<V£<r>eö<^H^>£ 
rar  Zrjvcov^ei&yv  (xi  diä  ttj^v  'Anadrj^iav  <(%<u  xbv  TlEQtynaxov.  Hin- 
sichtlich des  Krantor  s.  Acad.  II,  44,  135  (C.  2.  A.  563).  Dass  er  aber  auch 
einen  Commentar  zu  Piatons  Timaeos  geschrieben  habe,  wie  van  Lynden 
S.  73  und  Zeller  Ph.-d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  560  f.  A.  4  aus  Prokl.  in  Tim.  50B 
schliessen,  ist  mindestens  sehr  zweifelhaft,  s.  Hirzel  II.  S.  893  f.  A.  1. 

33)  Hierin  und  in  der  Vermuthung,  dass  ebenhiemit  auch  wohl  sein 
Interesse  an  der  Aechtheit  oder  Unächtheit  der  Dialoge  unter  den  Namen 
von  Schülern  des  Sokrates  (s.  A.  58)  theilweise  zusammenhing,  kann  ich 
so  im  Allgemeinen  Hirzel  II.  S.  354 — 377  nur  beistimmen.  Was  aber 
das  Einzelne  von  dessen  Combinationen  und  Hypothesengeweben  anlangt, 
so  ist  hier  nicht  der  Ort  die  Spinnenfäden  und  die  dauerhaften  Bestand- 
teile in  denselben  von  einander  zu  sondern.    Jedenfalls  hat  Hirzel  nicht 


68     Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

zu  bezeichnen  ist34).  Und  so  erlitt  denn  das  stoische  Lehr- 
gebäude unter  seinen  Händen  namentlich  auch  durch  Aufnahme 
platonischer  und  aristotelischer  Lehren  in  Folge  wohldurchdachter 
Berücksichtigung  der  Einwürfe  des  Karneades35)  und  des  Krito- 
laos35b)  erhebliche  Veränderungen.  Zwar  blieb  er  im  Unterschiede 
von  Boethos  Pantheist,  aber  im  Uebrigen  ging  er  noch  weiter  als 
jener,  wenn  er  auch  in  seiner  vorsichtigen  und  zurückhaltenden 
Weise  seine  Abweichungen  vielfach  nur  als  das  Wahrscheinlichere 
bezeichnete.  In  dieser  Form  sprach  er  sich  für  die  Un Vergänglich- 
keit der  Welt  aus36).  Während  ihm  aber  hienach  die  Wahl  blieb 
ebendiese  Unvergänglichkeit  auch  auf  die  menschliche  Seele  aus- 
zudehnen oder  aber  deren  sofortigen  Untergang  durch  den  Tod 
als  das  Wahrscheinlichste  hinzustellen,  begnügte  er  sich  nicht 
einmal  mit  dem  Letzteren,  sondern  bestritt  sogar  jedes  Fort- 
leben von  ihr  ausdrücklich,  hierin  ganz  allein  stehend  unter  den 
Stoikern37).  Um  so  mehr  aber  hielt  er  daran  fest,  dass  inner- 
halb der  unveränderlichen  Weltordnung  und  eben  durch  sie  jeder 
besonderen  Sphaere  auch  ihr  besonderes  Gesetz  zufällt,  welchem 
allein  sie  gehorcht,  so  dass  schliesslich  dasselbe  bei  jedem  ein- 
zelnen Menschen  vor  allen  Dingen  in  seiner  vernünftigen  In- 
dividualität liegt38).     Ja    er   neigte   im   Zusammenhange    hiemit 

bedacht,  dass  auf  andere,  gleichartige  Bemerkungen  des  P.  innerhalb  des 
Gebietes  der  höheren  Kritik  (s.  A.  68)  dieser  Gesichtspunkt  auch  nicht 
einmal  theilweise  anwendbar  ist. 

34)  S.  A.  58  und  Hirzel  II.  S.  378  ff. 

35)  „Hier  mag  nur  hervorgehoben  werden,  dass  einer  von  den  Be- 
weisen des  Karneades  gegen  die  stoische  Lehre  von  Gott,  Cic.  N.  D.  III, 
14,  36,  von  P.  seinem  Kerne  nach  wider  die  Fortdauer  der  Menschenseele 
nach  dem  Tode  wiederholt  wird,  Cic.  Tusc.  I,  32,  79".  (Schmekel). 

35b)  S.  A.  42. 

36)  Cic.  N.  D.  II,  46,  118,  vgl.  33,  85.  Stob.  Ekl.  I.  p.  414—416  H. 
171,  5  ff.  W.  =  Areios  Did.  Fr.  36.  p.  419  Diels.  Vgl.  La.  Di.  VII,  142. 
Ps.-Phil.  incorr.  m.  C.  15.  p.  248  Bern.  947  C  Hösch.  Zell  er  a.  a.  0. 
S.  563.  A.  1. 

37)  Cic.  Tusc.  I,  32,  78  f.,  vgl.  18,  42.  S.  A,  35.  Zell  er  a.  a.  0. 
S.  536.  A.  1. 

38)  S.  über  dies  Alles  besonders  den  wahrscheinlich  (vgl.  A.  63)  aus 
seiner  Schrift  nsqi  nqovoCocg  geflossenen  Abschnitt  bei  Cic.  N.  D.  II,  30,  75  ff. 
Aber  auch  wenn  diese  Annahme  nicht  richtig  sein  sollte,  lässt  sich  diese 
seine  Abweichung  vom  alten  Stoicismus  dennoch  aus  dem  ganzen  Zu- 
sammenhange seiner  Lehre  in  Verbindung  mit  einzelnen  ausdrücklichen 
Nachrichten  und  sicher  aus  ihm  entnommenen  Stellen  erweisen,  wie  es 
Schmekel  darthun  wird. 


Panaetios  von  Rhodos.  59 

sogar  allem  Anschein  nach  zu  einer  Ermässigung  des  Determi- 
nismus hin  und  räumte  innerhalb  der  Weltordnung  selbst  in 
peripatetischer  Weise,  angeregt  namentlich  auch  durch  Demetrios 
von  Phaleron,  auch  dem  Zufall  seinen  Spielraum  ein,  so  sehr 
er  auf  der  anderen  Seite  nur  mit  grosser  Einschränkung  die  Be- 
schreibung gelten  Hess,  welche  jener  von  dem  Walten  dieser 
Tyche  gegeben  hatte 38b).  Folgerichtig  bestritt  er  daher,  hierin 
wiederum  von  allen  anderen  Stoikern  abweichend,  die  astro- 
logische Mantik  gänzlich39)  und  zweifelte  auch  alle  andere  an40). 
Folgerichtig  erklärte  er  mit  grösserer  Bestimmtheit  als  irgend 
ein  sonstiger  Anhänger  der  Stoa  für  wirkliche  Götter  nur  das 
Weltall  und  die  Gestirne,  gab  jedoch  zu,  dass  diese  philosophische 
Theologie  für  die  Menge  nicht  ausreiche,  sondern  letztere  viel- 
mehr der  Volks-  und  Staatsreligion  bedürfe.  Die  Theologie  der 
Dichter  jedoch  mit  allen  ihren  Fabeln  Hess  er  meistens  auf  sich 
beruhen  und  verschmähte  allem  Anscheine  nach  die  allegorische 
Auslegung  zwar  nicht  ganz,  aber  doch  ein  Eingehen  derselben 
in  die  Einzelheiten  der  Dichter-  und  Volksmythen41).  Es  lässt 
sich  kaum  bezweifeln,  dass,  wie  gesagt,  die  Kritik  des  Karneades 
eine  mächtige  Einwirkung  auf  ihn  ausgeübt  hatte,  und  dass  er 
ohne  sie  schwerlich  zu  dieser  für  einen  Stoiker  ganz  auffallend 
vorurteilslosen  Richtung  gelangt  wäre42).  Indem  er  im  Unter- 
schiede von  der  altstoischen  oder  chrysippeischen  Lehre  die 
Zeugungskraft  nicht  zur  eigentlichen  Seele  zählte,  sondern  nur 
für  eine  yvöig  erklärte,  so  dass  er  also  im  Menschen  neben  der 
vernünftigen   Seele  dualistisch  noch   eine  vegetative    annahm43), 


38 b)  S.  hierüber  die  geistvoll  eindringenden  Bemerkungen  von  Scala 
a.  a.  0.  S.  184-188,  der  sich  besonders  auf  Cic.  Off.  I,  26,  90  (=  Fr.  6 
Fowl.).  II,  6,  19  (vgl.  I,  33,  120)  stützt.  Vgl.  ferner  C.  29.  A.  79,  aber  auch 
C.  2.  A.  698  mit  den  Nachtrr.  u.  C.  21.  A.  353. 

39)  Cic.  Divin.  I,  42,  88.  47,  79. 

40)  Cic.  Divin.  I,  3,  6.  7,  12.  Acad.  II,  33,  107.  Vgl.  La.  Di.  VII,  149. 
Epiphan.  adv.  haer.  1090  D. 

41)  S.  über  dies  Alles  Zeller  a.  a.  0.  S.  566—568. 

42)  S.  bes.  Cic.  Divin.  I,  7,  12.  Hirzel  I.  S.  240  ff.  Möglich  ist  es, 
dass  er,  wie  schon  van  Lynden  S.  25  bemerkt,  auch  den  Peripatetiker 
Kritolaos  gehört  hatte,  und  wohl  so  gut  wie  sicher,  dass  er  (wie  noch  mehr 
[s.  A.  9b]  Boethos)  auch  von  diesem  beeinflusst  war,  s.  C.  32.  A.  479 e. 
Scala  a.  a.  0.  S.  240—244.  249. 

43)  Denn  als  cpvotg  bezeichneten  die  Stoiker  die  Seele  der  Pflanzen  im 
Gegensatz  zur  animalischen,  s.  Zeller  a.  a.  0.  S.  192  f.  A.  3. 


70    Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

näherte  er  sich  damit  stark  der  aristotelischen  Seeleneinth eilung44). 
Die  Sprache  rechnete  er  ferner  mit  zur  Vernunftthätigkeit  und 
Hess  so  von  den  altstoischen  acht  Theilen  der  Menschenseele 
nur  sechs  übrig,  die  Vernunft  und  die  fünf  Sinne,  eignete  sich 
also  in  Wahrheit,  wenn  auch  mit  gewissen  Modifikationen,  die 
aristotelische  Dreitheilung  einer  vernünftigen,  einer  empfindend- 
begehrenden  und  einer  vegetativen  Seele  im  Menschen  an45). 
Seine  Lehre  von  der  Glückseligkeit  oder  dem  höchsten  Gut  war 
nicht  minder  allem  Anschein  nach  mehr  aristotelisch  als  alt- 
stoisch, und  wenn  er  wohl  auch  dem  Namen  nach  die  Apathie 
beibehielt,  nicht  bloss  für  den  Weisen  im  absoluten  Sinne,  sondern 


44)  Denn  diese  <pvaig  entspricht  dem  niedrigsten  (dritten)  Seelentheile 
des  Menschen,  welchen  derselbe  mit  den  Thieren  und  den  Pflanzen  gemein 
hat,  und  dessen  Eigenthümlichkeit  die  Kraft  der  Ernährung  und  Fort- 
pflanzung ist,  der  tyv%v\  0-QEnxLY.ri  nach  aristotelischer  Lehre. 

45)  Tertullian.  de  an.  14  (vgl.  Diels  Doxogr.  S.  205,  den  Stein 
Psychol.  der  Stoa  S.  181  f.  mit  A.  370  in  sehr  verunglückter  Weise  bestreitet). 
Nemes.  de  nat.  hom.  15.  p.  96.  xb  (ilv  cpiovr\xiY.6v  xr\g  xafl1'  6qut}v  HivrJGscog 
(dass  unter  diesem  Ausdruck  nicht,  wie  ich  früher  mit  Zell  er  a.  a.  0.  S.  564 
[vgl.  auch  Stein  a.  a.  0.  S.  183]  geglaubt  habe,  die  willkürliche  Bewegung, 
sondern  —  allerdings  seltsam  genug  —  die  Vernunftthätigkeit  zu  verstehen 
ist,  wird  Schmekel  nachweisen)  (iSQog  zlvui  ßovXExcci  .  .  .  xb  dh  ansQpcc- 
xva.ov  ov  xr\g  ipvxijg  fiSQog  aXXcc  rrjg  cpvas(og.  Dazu  stimmt  es  vollständig, 
dass  in  dem  bei  Cic.  N.  D.  II  wahrscheinlich  (s.  A.  38.  63)  aus  P.  ge- 
flossenen Abschnitt  C.  54  ff.  zuerst  §.  134  —  138  vom  Ernährungs-  und 
Athmungsprocess,  dann  nach  einigen  kurzen  Bemerkungen  über  Knochen, 
Sehnen,  aufrechte  Stellung  (§.  138—140)  über  die  fünf  Sinne  (§.  140—146) 
und  zuletzt  über  Vernunft  und  Sprache  (§.  147  ff.)  gehandelt  wird.  Die 
Annäherung  an  Aristoteles  wird,  was  auch  Zell  er  S.  563  f.  noch  nicht 
erkannt  hat,  hiedurch  noch  grösser,  denn  der  mittlere  Seelentheil  ist  ja 
nach  jenem  die  ^>v%r\  aloQ'rixi-Ari ,  und  nicht  auf  die  platonische  Dreitheilung 
also,  wie  Stein  a.  a.  0.  S.  182  ff.  und  Scala  a.  a.  0.  S.  226  f.  meinen, 
sondern  auf  die  aristotelische  kommt  P.  zurück.  Und  wie  bei  Aristoteles 
die  ipv%r\  cclG&rjxiHrj  zugleich  das  6qsy.xiy.6v  ist  und  damit  auch  die  Quelle 
der  willkürlichen  Bewegung,  genau  so  muss  auch  P.  die  Sache  angesehen 
haben,  wenn  er  doch  nach  Tertull.  eben  nur  jene  sechs  Theile  der  eigent- 
lichen Seele  und  nicht  sieben  annahm  und,  worauf  sich  im  Uebrigen  Stein 
S.  183.  A.  371  mit  Recht  gegen  Zeller  beruft,  andrerseits  auch  wieder  bei 
Cic.  Off.  I,  28,  101  (s.  Hirzel  S.  508.  A.  1)  folgende  Zweitheilung  giebt: 
duplex  est  enim  vis  animorum  atque  natura:  una  pars  in  adpetitu  posita 
est,  quae  est  oQfirj  Graece,  quae  hominem  huc  et  illuc  rapit,  altera  in  ratione, 
quae  docet  et  explanat,  quid  faciendum  fugiendwmque  sit:  jeder  der  fünf 
Sinne  kann  eben  Vermittler  des  Sinnenreizes  und  damit  der  ogfirj  und  also 
auch  des  ndd-og  sein. 


Panaetios  von  Rhodos.  71 

als  höchstes  Ziel  des  Strebens  auch  für  die  übrigen  Menschen, 
so  scheint  er  dabei  doch  derselben  eine  Begriffsbestimmung  ge- 
geben zu  haben,  dass  sie  der  Sache  nach  vielmehr  mit  der 
Metriopathie  zusammenfiel46).  Er  adelte  und  hob  die  sogenannten 
mittleren  Pflichten,  indem  er  auch  sie  zu  diesem  höchsten  Gut 
in  engere  Beziehung  setzte  und  so  dem  schlechthin  vernunft- 
gemässen  Handeln  (xccTOQ&aiicc)  des  vollkommenen  Weisen  näher 
rückte,  ja  sie  auch  für  diesen  als  ein  wesentliches  Stück  von 
dessen  Weisheit  mit  verbindlich  machte47),  so  dass  nun  neben 
ihnen  oder  den  xa^xopra  in  engerer  Bedeutung  auch  das  naxoQ- 
&(D[icc  von  dem  weiteren  Sinne  des  Pflichtgemässen  mit  umfasst 
ward.  Um  so  mehr  aber  konnte  er  bei  der  Behandlung  jener 
mittleren  Pflichten  in  seinem  berühmtesten  Werke,  den  drei 
Büchern  über  das  Pflichtgemässe  (tisqI  roi)  xa^Kowog)  von 
dieser  absoluten  Weisheitsbethätigung  absehen48)  und  so  über- 
haupt in  der  Anwendung  die  Schroffheiten  der  altstoischen  Moral- 
principien  unter  steter  Berücksichtigung  der  verschiedenen  In- 
dividualitäten und  individuellen  Fälle49)  mildern,  die  strenge 
Gerechtigkeit  in  acht   aristotelischem   Sinne  durch  die  Billigkeit 


46)  Dass  er  die  Apathie  geradezu  verworfen  hätte  (Gell.  XII,  15,  10), 
halte  ich  mit  Zell  er  a.  a.  0.  S.  565  für  unglaublich.  Freilich  spricht  auch 
Cicero  Off.  II,  5,  18  in  Bezug  auf  die  Affecte  nur  von  einem  cohibere;  falls 
aber  seine  Definition  derselben  als  turbati  animi  motus  genau  die  des  P. 
wiedergiebt,  falls  also  erst  die  verkehrten  und  übermässigen  Gemüths- 
bewegUDgen  Affecte  sein  sollen,  so  dass  z.  B.  sittliche  Entrüstung  an  sich 
noch  kein  Affect  wäre,  dann  kann  nur  von  einem  extirpare  die  Rede  sein, 
aber  dies  ist  auch  nur  noch  dem  Namen  nach  Apathie. 

47)  „Cic.  Off.  I,  3,  7.  II,  3,  13  ff.,  wo  4,  15  jene  quasi  secunda  quaedam 
honesta  allen  Menschen  mit  Einschluss  der  Weisen  zugeschrieben 
werden.  Im  Gegensatz  zu  diesen  Stellen  s.  bes.  Fin.  III,  5,  16  ff.  IV,  17,  46". 
(Schmekel). 

48)  Dasselbe  war  also  ausdrücklich  nur  für  Fortschreitende  oder  Weise 
zweiten  Ranges  (Cic.  Off.  11,3,  13  f.)  geschrieben.  Der  Sache  nach  läuft 
dies  in  der  That  darauf  hinaus  an  die  Stelle  des  unausführbaren  Ideals 
eines  absoluten  Weisen  das  ausführbare  eines  Weisen  zweiter  Classe  zu 
setzen.  Ob  aber  P.  wirklich  diese  Consequenz  zog,  wie  Hirzel  S.  307.  327 ff. 
334.  A.  1  (vgl.  S.  271—306)  behauptet,  darüber  sind  wir  ohne  Nachricht, 
und  die  wirklich  überlieferten  Aeusserungen  desselben  darüber,  ob  es  je 
einen  vollkommenen  Weisen  gegeben  habe  oder  geben  werde  (a.  a.  0.  §.  16. 
Sen.  Ep.  116,  5),  lauten  so  zurückhaltend,  dass  wir  alle  Ursache  zu  einer 
gleichen  Zurückhaltung  haben. 

49)  „Vgl.  bes.  Cic.  Off.  I,  14,  42.  45.    30,  106.  111  f."  (Schmekel). 


72      Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

ergänzen  und  seiner  Rechts-  und  Sittlichkeitslehre  ein  von  der 
des  Chrysippos  sehr  verschiedenes,  ebenso  praktisches  als  gross- 
herziges, mildes  und  menschenfreundliches  Gepräge  aufdrücken50), 
ohne  doch  ihrer  Sittenstrenge  irgend  Etwas  zu  vergeben,  in 
welcher  er  vielmehr  in  Wahrheit  hoch  über  Chrysippos  stand, 
oder  gar  durch  diese  Tendenz  in  ähnliche  laxe  und  unsittliche 
Grundsätze  zu  gerathen  wie  sein  Lehrer  Diogenes  und  theilweise 
sein  Schüler  Hekaton51).  Nur  das  Sittliche  (xaXov)  galt  ihm 
im  Ganzen  und  Grossen  auch  für  nützlich,  wenn  schon  im  ein- 
zelnen Falle  das  Nützliche  mit  den  allgemein  sittlichen  Normen 
in  einen  scheinbaren  Conflict  gerathen  kann,  der  je  nach  der 
Art  dieses  Falles  zu  entscheiden  ist.  Freilich  aber  diesen  dritten 
casuistischen  Abschnitt  seiner  Darstellung  hatte  er  später  aus- 
zuführen versprochen,  und  er  erfüllte  dies  Versprechen  nicht51b). 
Von  demselben  Sinne  für  das  praktisch  Durchführbare  und  der 
grossen  menschlichen  Gesellschaft  Frommende  geleitet,  warf  er 
endlich  aber  auch  in  der  Politik  den  alten  kynisch-stoischen  an- 
geblich idealen  Staat,  der  ja  nach  altstoischer  Auffassung  nur 
aus  lauter  eigentlichen  Weisen  bestehen  sollte,  über  den  Haufen52) 


50)  „S.  bes.  Cic.  Off.  I,  9,  30  und  im  Gegensatz  dazu  Chrys.  b.  Gell. 
XIV,  4,  4.  Cic.  Tusc.  III,  9,  20.  La.  Di.  VII,  123.  Stob.  Ekl.  II.  p.  95. 115W." 
(Schmekel). 

51)  S.  C.  2.  A.  366.  366b.  C.  32.  A.  16.  Hirzel  II.  S.  601  ff.  Nicht 
bloss  dem  Diogenes,  sondern  auch  den  älteren  (auch  nur  halbgriechischen) 
Stoikern,  wie  Chrysippos  (s.  C.  2.  A.  366 b),  obwohl  er  dessen  Rechts-  und 
Gerechtigkeitslehre  gegen  die  Einwürfe  des  Karneades  (s.  A.  57)  ver- 
theidigte,  trat  er  im  Gegentheil  in  dem  Adel  der  Gesinnung  gegenüber 
wie  den  Krämern  ein  „Gentleman",  übrigens  (s.  C.  2.  A.  374)  in  wesent- 
licher Uebereinstimmung  mit  seinem  Lehrer  Antipatros.  S.  hierüber  die 
vortrefflichen  Auseinandersetzungen  von  Hirzel  II.  S.  253.  A.  1  und  bes. 
S.  598  ff.  A.  1,  auch  S.  262.  A.  1. 

51b)  Cic.  Off.  III,  2,  7  f.,  s.  A.  30.  ad  Att.  XVI,  11,  4.  tcc  nsgl  xov 
■xcc&rj'HovTog ,  quatenus  Panaetius,  absolvi  duobus:  illius  tres  sunt,  sed  cum 
initio  divisisset  ita,  tria  gener 'a  cxquirendi  offici  esse,  unum  cum  delibere- 
mus,  Jwnestum  an  turpe  Sit,  alterum  utile  an  inutile,  tertium  cum  haec  inter 
se  pugnare  videantur  .  .  .  de  duobus  primis  praeclare  disseruit,  de  tertio 
pollicetur  se  deinceps,  sed  nihil  scripsit:  eum  locum  Posidonius  persecutus 
(esty:  ego  autem  et  eius  librum  arcessivi  etc.  (s.  C.  32.  A.  68). 

52)  „So  weit  war  sicher  Diogenes  der  Babylonier  noch  nicht  gegangen, 
darin  freilich  ein  Vorläufer  des  P.,  dass  er  vor  diesem  allein  unter  den 
Stoikern  (in  seiner  Schrift  nsQL  voficov,  s.  C.  2.  A.  367)  staatsrechtliche 
Untersuchungen  aus  der  Wirklichkeit  und  für  die  Wirklichkeit  angestellt 
hatte,    s.   Cic.    de   leg.   III,  5  f.,  13  f.    (nachdem   er   die    Gesetze   für   die 


Panaetios  von  Rhodos.  73 

«i 
und  stellte,  auch  hier  wesentlich  beeinflusst  durch  das  römische 
Staatsleben 52b),  eine  neue  Staatsphilosophie  auf.  Er  schloss  sich 
in  derselben  theils  vielleicht  an  Dikaearchos53),  theils  ohne  Zweifel 
an  die  zuerst  von  Piaton  in  dessen  Politikos  aus  den  bereits 
von  Sokrates54)  gelegten  Keimen  entwickelte ,  dann  aber  von 
Aristoteles  in  dessen  Politik  durchgeführte  Eintheiluug  der  Ver- 
fassungen in  richtige  uud  in  diesen  entsprechende  Abarten 
(7taQsxßd0sig)  an,  jedoch  mit  manchen  selbständigen  Eigenthüm- 
lichkeiten.  Und  diese  eingehende  Benutzung  der  Politik  des 
Aristoteles  durch  einen  Stoiker  ist  nicht  bloss  um  so  merk- 
würdiger in  einer  Zeit,  in  welcher  dessen  eigne  Schule  dies 
hochinteressante  Werk  vollständig  vernachlässigte541'),  sondern 
die  neue  Staatslehre  des  Panaetios  hat  auch  sofort  auf  einen 
der  bedeutendsten  Männer  jener  Periode,  mit  welchem  er,  wie 
gesagt,   in   der  Umgebung   Scipios   persönlich   verkehrte55),    auf 


Magistratur  entworfen  hat):  locum  istum  totum,ut  adottissimis  Graeciae  quae- 
situm  et  disputatum  est,  explicabo  .  .  .  atqui  pleraque  sunt  dieta  in  Ulis  libris, 
cum  de  optima  republica  quaereretur ,  sed  liuius  loci  sunt  proprio,  quaedam 
a  Theophrasto  primum ,  deinde  a  DioK^geyne  (so  Tourneboeuf)  Stoico  quae- 
sita  siibtilius.  Att.  Arn  tandem?  etiam  a  Stoicis  ista  tractata  sunt?  M.  Non 
sane  nisi  ab  eo,  quem  modo  nominavi  et  postea  a  magno  homine  et  imprimis 
erudito  Panaetio:  nam  veteres  verbo  tenas  acuti  Uli  quidem,  sed  non  ad  hunc 
usum  populärem  atque  civilem  de  re  publica  disserebant.  Sicher  hat  hier- 
nach Cicero  in  dieser  Schrift  jene  propria  quaedam  mit  Benutzung  des  Dio- 
genes ausgearbeitet".    (Sc  hm  ekel). 

52b)  S.  Cic.  de  rep.  I,  21,  34  und  dazu  Hirzel  IIb.  S.  888.  A.  2. 

53)  Die  von  Dikaearchos  im  Tripolitikos  (s.  Osann  Beitrr.  z.  gr.  u. 
röm.  L.-G.  II.  S.  8 — 29)  entwickelte  Ansicht,  dass  die  beste  Staatsform  die 
aus  Königthum,  Aristokratie  (oder  Oligarchie)  und  Demokratie  gemischte 
sei,  wird  zwar  auch  als  die  stoische  bezeichnet  (D.  L.  VII,  131),  aber  sie 
war  bei  den  Stoikern  schwerlich  älter  als  P.  Nach  Aristot.  Pol.  II,  6. 
1265 b  32  ff.  war  freilich  der  ursprüngliche  Urheber  dieser  Idee  auch  nicht 
Dikaearchos,  sondern  ein  Früherer,  und  wenn  auch  die  ganze  Stelle 
1265b29-1266a6.  1266a22— 25  wohl  nicht  mit  Unrecht  von  Mor.  Schmidt 
Jahrb.  f.  Phil.  CXXV.  1882.  S.  823  f.  als  ein  späteres  Einschiebsel  ver- 
dächtigt ist,  so  ist  ja  doch  der  wesentliche  Keim  zu  diesem  Gedanken 
schon  bei  Piaton  in  den  Gesetzen  zu  finden,  und  der  der  Vorzüglichkeit 
einer  Mischverfassung  überhaupt  rührt  nach  dessen  dortigem  ausdrücklichen 
Zeugniss  XII.  972  E  nicht  erst  von  ihm  her. 

54)  Xen.  Mem.  IV,  6, 12.  Vgl.  Susemihl  Aristoteles  Politik  II.  S.  135  ff. 
A.  533. 

54b)  Wenigstens  lässt  sich  nicht  einmal  von  Kritolaos  das  Gegentheil 
nachweisen. 

55)  Cic.  de  rep.  a.  a.  0.  memineram  persaepe  te  (näml.  Scipionem)  cum 


74    Achtundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

seinen    älteren    Zeitgenossen    Polybios 56),    und    sodann    auf  die 
Folgezeit   eine   massgebende   Wirkung    ausgeübt57).      Bei    einem 


Vanaetio  disserere  sölitum  cor  am  Polybio,  duobus  Graeciae  vel  peritissimis 
verum  civilium  etc. 

56)  Es  handelt  sich  hier  um  dessen  Darstellung  VI,  3—10  vom  Kreis- 
lauf (ccvccHvyiAcoGig  9,  10)  des  Uebergangs  der  Verfassungen  in  einander. 
Polybios  5,  1—3  will  diesen  Gegenstand  nur  summarisch  (xscpcdaieodäg, 
s.  C.  29.  A.  92)  behandeln  und  verweist  für  das  Ausführlichere  auf  Piaton 
und  gewisse  andere  Philosophen,  %ai  xigiv  BXBQOtg  xcav  cpiXoGocpav  (s.  wiederum 
C.  29.  A.  92).  Dass  er  seinerseits  dabei  diese  selbst  benutzt  hat,  wird  wohl 
Niemand  bezweifeln,  und  da  seine  Darstellung  von  der  Piatons  trotz  man- 
cher Berührungspunkte  stark  abweicht  (s.  Hirzel  IIb.  S.  871  f.  Anm.),  so 
kommt  Alles  darauf  an,  wer  jene  „anderen  Philosophen"  sind.  Osann 
a.  a.  0.  S.  22  ff.  und  Zeller  Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  893.  A.  1  hielten  wegen 
des  Zusammentreffens  mit  Dikaearchos  in  der  A.  53  berührten  Ansicht 
diesen  für  seine  Vorlage,  und  was  Hirzel  II b.  S.  856  dagegen  vorbringt, 
ist  nicht  entscheidend.  Denn  wenn  Polybios  XXXIV,  5,  1.  6,  1  ff.  (vgl. 
Strab.  II.  104  ff.)  dem  Dikaearchos  in  geographischen  Dingen  starke  Irr- 
thümer  nachzuweisen  suchte,  so  ist  das  doch  kein  Grund,  dass  er  sich 
nicht  in  politischen  dessen  Theorie  unmittelbar  angeschlossen  haben  könnte, 
wie  er  es  mittelbar  (vgl.  A.  53)  gethan  hat.  Aber  schon  der  unbestimmte 
Ausdruck  ohne  Namensnennung  deutet  eher  auf  einen  Zeitgenossen  hin, 
und,  worauf  mich  mein  Schüler  P.  Voigt  aufmerksam  machte,  und  was 
jetzt  auch  v.  Scala  a.  a.  0.  S.  108  f.  Anm.  richtig  hervorhebt,  ganz  anders 
als  Polybios  dachte  sich  Dikaearchos  (Fr.  1.  4  b.  Porph.  de  abst.  IV,  2. 
Varr.  R.  R.  II ,  1 ,  4)  den  Urzustand  der  Menschen  als  einen  glücklichen. 
Ganz  vortrefflich  ferner  hat  Hirzel  IIb  (Leipz.  1882).  S.  841—907  be- 
wiesen, dass  Polybios  annähernd  ein  Stoiker  von  der  Richtung  des  P.  war, 
hat  auch  (S.  853.  870  f.)  die  stoische  Färbung  dieser  seiner  Auseinander- 
setzung dargelegt  und  sich  (S.  856)  mit  Recht  auf  die  A.  63  angef.  Stelle 
bei  La.  Di.  VII,  131  berufen,  merkwürdig  genug  aber  daraus  noch  nicht 
ausdrücklich  den  Schluss  gezogen,  dass  unter  jenen  txsQoi  (pi%Ö6ocpoi  kein 
Anderer  als  P.,  der  eben  selbst  den  Piaton  benutzte,  zu  verstehen,  dass 
dessen  betreffende  Schrift  und  mündlicher  Verkehr  mit  Polybios  hier  im 
Wesentlichen  des  Letzteren  Quelle  ist.  Wohl  aber  erkannte  dies  gleichzeitig 
der  eben  genannte  Voigt  Sorani  Ephesii  liber  de  etymologiis  corporis  humani, 
Greifswald  1882.  8.  S.  51.  These  3,  und  zwar  nach  seiner  mir  gemachten 
Mittheilung  auf  Grund  der  gewiss  nicht  zufälligen  ganz  ausserordentlichen 
Aehnlichkeit  von  6,  4  mit  Cic.  Off.  I,  4,  11,  und  diese  Beobachtung  lässt 
in  der  That  in  Verbindung  mit  jenen  anderen  Thatsachen  nur  diese 
Folgerung  zu,  zumal  da  die  ganze  von  Polybios  entwickelte  Theorie  nur 
auf  einen  derjenigen  Stoiker  passt,  welche  den  Weltuntergang  leugneten,  und 
da  auch  die  Darstellung  der  Ansicht  von  des  Panaetios  Schüler  Poseidonios 
über  die  Entwicklung  der  Staatsverfassungen  bei  Sen.  Ep.  90,  4  ff.  viel  Ge- 
meinsames darbietet  und  die  Abweichungen  gewiss  zum  Theil  auf  Senecas 
Rechnung  kommen,   s.  Hirzel  S.  871.  A.  1.     Unabhängig  von  Voigt  ist 


Panaetios  von  Rhodos.  75 

Manne  dieser  Art  kann  auch  ein  ausgeprägtes  und  ausgebreitetes 
historisch-philologisches  und  litterarisches  Interesse  und  Wissen 

auch  Schm ekel,  (zum  Theil  auf  anderem  Wege)  zu  demselben  Ergebniss 
gelangt,  und  ein  Gleiches  gilt  von  Scala  a.  a.  0.  S.  222—255  (vgl.  S.  102— 
123),  auf  dessen  eingehende  Begründung  jetzt  im  Uebrigen  zu  verweisen 
ist,  obwohl  schwerlich  ein  so  nahes  Verwandtschaftsverhältniss  zwischen 
Pseudo-Hippodamos  ksql  tzoXiteluq  (Stob.  Flor.  XLIII,  92  —  94)  und  Polyb.  VI 
besteht,  wie  er  annimmt,  dass  Erste rer  unmittelbar  aus  derselben  Quelle 
wie  Letzterer  und  nur  aus  dieser  geschöpft  hätte.  Die  Einwendungen  von 
Niese  Gott.  gel.  Anz.  1890.  S.  892  wiegen  nicht  schwer,  und  wenn  Klohe 
De  Cic.  libr.  de  off.  fontib.  (s.  C.  2.  A.  365  b)  gerade  jene  Stelle  bei  Cic. 
de  off.  I,  4,  11  mit  zu  Demjenigen  rechnet,  was  Cicero  nicht  aus  P. 
entnommen  habe  (vgl.  A.  61),  weil  sich  auch  Fin.  II,  14,  45  Aehnliches 
wiederfindet,  so  zeigt  sich  sonach  hierin  nur,  wie  unsicher  diese  Basis 
seiner  Beweisführung  ist,  indem  in  Wahrheit  in  diesem  Falle  hieraus  um- 
gekehrt zu  schliessen  ist,  dass  Cicero  auch  am  letzteren  Ort  Reminiscenzen 
aus  P.  einmischte. 

57)  Längst  hat  Zeller  a.  a.  0.  II2,  2.  S.  526.  Anm.  richtig  angedeutet, 
dass  Cicero  schwerlich  die  aristotelische  Politik  selbst  gelesen,  und  dass 
er  folglich  das  Wenige,  was  namentlich  im  ersten  Buch  von  de  rep.  an  sie 
anklingt,  vielmehr  von  seinem  Quellenschriftsteller  hat.  Denn  eine  andere, 
von  mir  (Aristot.  Polit.  libri  VIII,  Leipz.  1872.  S.  XLV)  geltend  gemachte  Mög- 
lichkeit muss  ich  jetzt  (vgl.  auch  C.  30.  A.  184)  als  unzutreffend  bezeichnen. 
Wenn  nun  ferner  Fowler  S.  14  selber  zugiebt:  „simüitudinem  quae  est  inter 
Cic.  de  rep.  I, 25, 39—29, 45  et  Polybium  VI,  5—9  nemo  est  quin  sentiat"  und 
namentlich  auch  darauf  hinweist,  dass  diese  Aehnlichkeit  §.  45  und  Polyb. 
9, 10  eine  fast  wörtliche  ist,  so  folgt  nach  A.  56  schon  hieraus  mit  zwingender 
Notwendigkeit,  dass  P.,  welcher  zweimal  10,  15  und  21,  34  (s.  A.  55)  ge- 
nannt und  de  leg.  III,  6, 14  unter  Denen,  welche  de  magistratibus  geschrieben 
haben,  mit  aufgeführt  wird  (s.  A.  52.  66),  wenigstens  für  diese  Partie  dieser 
Quellenschriftsteller  war.  Lange  bevor  ich  dies  schrieb,  hatte  mir  aber 
mein  Schüler  Schmekel  seine  Entdeckung,  dass  überhaupt  für  dies  Werk 
die  politische  Schrift  des  P.  die  Vorlage  bildete,  und  seine  triftige  Be- 
gründung dieses  Ergebnisses  mitgetheilt.  Davon  hier,  da  sie  noch  nicht 
im  Druck  erschienen  ist,  wenigstens  Folgendes.  Dass  diese  Vorlage- stoisch 
war,  sagt  in  gewisser  Weise  schon  Lactant.  Epit.  4  =  de  rep.  I,  36,  57 
und  bewiesen  hat  es  bereits  Tourneboeuf  (Turnebus),  jedoch  aus  dem 
3.  B.  (von  welchem  das  1.  de  legibus  im  Wesentlichen  eine  Recapitulation 
ist)  erhellt  schon,  dass  der  betreffende  Schriftsteller  die  Lehre  des  (Zenon 
und)  Chrysippos  vom  Naturrecht  gegen  die  Einwürfe  des  Karneades  ver- 
theidigte,  dass  er  ferner  (im  Gegensatz  zu  Diogenes)  zu  den  Vertretern 
der  streng  sittlichen  Richtung  unter  den  damaligen  Stoikern  (s.  A.  51)  ge- 
hörte, allem  Anschein  nach  an  die  Unvergänglichkeit  der  Welt  glaubte 
(23,  34  =  Augustin.  C.  D.  XX,  6)  und  die  stoischen  Kunstausdrücke  durch 
gemeinverständliche  Bezeichnungen  zu  ersetzen  bestrebt  war,  und  dies 
Alles  passt  in  seiner  Vereinigung  nur  auf  P.     Hinzusetzen  kann  ich  selbst 


76     Achtundzwanzig8tcs  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Patiaetios. 

nicht  überraschen,  und  auch  iu  solchen  Fragen  legte  er  eine 
scharfe,  meistens  methodische,  weitblickende  und  mit  sorgfältiger 
gelehrter  Forschung  verbundene  Kritik  an  den  Tag,  wie  sie  im 
ganzen  Alterthum  selten  war58).    Dass  er  dabei  nicht  von  allen 


noch:  dass  P.  auch  in  nsgl  xov  vtaibfx.  gelegentlich  an  die  Polit.  des  Aristot. 
anknüpfte,  erhellt  aus  Cic.  Off.  I,  17,  54  vgl.  m.  Arist.  Pol.  I,  2.  1252a  26  ff. 
Vgl.  auch  Scala  S.  233  ff. ,  der  bereits  auch  hier  auf  dem  richtigen  Wege 
war,  ihn  aber  S.  295  ff.  wieder  verlässt.  —  Auch  die  polit.  Reden  des  Dion 
Chrys.  führt  Schmekel  auf  Benutzung  des  P.  zurück. 

58)  Selbst  Hirzel  II.  S.  360  muss  zugeben,  dass  „was  wir  über  die- 
selbe erfahren,  zum  Theil  (?)  der  Art  ist,  dass  es  ihn  werth  macht  mit 
Aristarch  in  eine  Reihe  zu  treten"  (als  ob  überhaupt  die  historische 
Kritik  des  Aristarchos  so  bedeutend  gewesen  wäre!).  P.  behauptete,  dass 
es  unter  allen  Schülern  des  Sokrates  nur  von  Piaton,  Xenophon,  Antisthenes, 
Aeschines  und  vielleicht  Eukleides  und  Phaedon  ächte  Dialoge  gebe, 
La.  Di.  II,  64.  Ich  bestreite  natürlich  nicht,  dass  bei  diesem  Urtheil  ihn 
auch  innere  Gründe  leiteten,  aber  um  Hirzel  II.  S.  366  ff.  zuzugestehen, 
dass  nur  dies  der  Fall  gewesen  sei,  müsste  man  ihm  ein  geradezu  un- 
glaublich feines  Stilgefühl  zutrauen.  Denn  so  weit  wir  überhaupt  noch 
nachprüfen  können,  hat  er  im  Wesentlichen  Recht,  wenn  er  auch  die 
Aechtheit  von  zwei  Dialogen  des  Phaedon  (Zopyros  und  Simon)  allerdings 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  Entschiedenheit  hätte  behaupten  sollen. 
S.  über  dies  Alles  C.  2.  A.  62 b.  63.  65.  Ich  musB  daher  dabei  bleiben, 
dass  er  die  Schultradition  zu  Rathe  zog.  S.  Suse  mihi  an  den  C.  19.  A.  29 
angef.  Orten,  vgl.  auch  v.  Wilamowitz  Herrn.  XIV.  S.  187.  A.  1.  2.  Mit 
dieser  Nachricht  würde  nun  aber  die  andere,  dass  er  dieselben  Schriften 
des  Aristippos  wie  Sotion  für  acht  hielt  (La.  Di.  II,  86)  nur  dann  in 
Widerspruch  stehen,  wenn  sich  nachweisen  Hesse,  dass  unter  diesen 
Schriften  Dialoge  waren.  So  lange  dies  nicht  geschehen  ist,  haben  wir 
kein  Recht  den  Text  durch  Conjectur  zu  ändern  und  dem  P.  vielmehr  die 
Ansicht  unterzuschieben,  dass  keines  der  dem  Aristippos  zugeschriebenen 
Bücher  acht  sei,  s.  darüber  C.  19.  A.  72  und  jetzt  auch  Zell  er  Ph.  d.  Gr. 
II4,  1.  S.  344  f.  Anm.  Ich  habe  also  früher  (Rhein.  Mus.  XXVI.  1871. 
S.  338  ff.)  Nietzsche  noch  viel  zu  viel  zugestanden.  Wenn  ferner  P.  die 
Schriften  unter  dem  Namen  des  Stoikers  Ariston  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme dem  Peripatetiker  beilegte  (La.  Di.  VII,  163,  vgl.  C.  19.  A.  78),  so 
war  die  Entscheidung  nach  inneren  Gründen,  auf  die  er  in  diesem  Falle 
vorzugsweise  angewiesen  sein  mochte,  hier  freilich  leichter,  aber  ebenhier 
zeigt  sich  auch  entschieden,  dass  er  in  viel  höherem  Grade  zu  weit  ging, 
obgleich  er  im  Ganzen  wohl  auch  bei  dieser  Gelegenheit  das  Richtige 
traf,  s.  C.  2.  A.  247.  248  mit  den  Nachträgen.  791.  792.  Ferner  bekämpfte 
er  (iv  rois  7T£qI  Sco-nQcctovg)  die  von  Aristoxenos,  Demetrios  von  Phaleron 
in  dessen  Sokrates  (s.  C.  2.  A.  702),  Hieronymos  von  Rhodos  und  Pseudo- 
Aristoteles 7csqI  svysvsLccg  (s.  C.  2.  A.  717.  773.  852)  in  Umlauf  gebrachte 
Behauptung,  dass  Sokrates  zwei  Frauen  zugleich  gehabt  habe  (Plut.  Arist.  27. 
Ath.  XIII.  556  b),  wies  dem  Phalereer  noch  einen   anderen  Irrthum  nach, 


Panaetios  von  Rhodos.  77 

Irrthümern  frei  blieb,  kann  ihm  natürlich  nicht  zum  Vorwurf 
gereichen59),  aber  wenn  wir,  was  allerdings  sehr  zweifelhaft  ist, 
recht  unterrichtet  sind,  so  Hess  sogar  er  dabei  wenigstens  in 
einem  Falle  sich   stark  von  Vorurtheilen  leiten60).     Von  seinen 


indem  er  aus  den  Didaskalien  darthat,  dass  Aristeides  nie  Choreg  gewesen 
sei  (Plut.  a.  a.  0.  1),  und  sprach  die  Elegien  an  Kimon  zum  Trost  beim 
Tode  von  dessen  Gattin  Isodike  dem  Physiker  Archelaos  zu  (Plut.  Kim.  4). 
Seine  Mittheilung  über  den  Anfang  von  Piatons  Politeia  (La.  Di.  III,  37) 
scheint  er  aus  Euphorion  entnommen  zu  haben,  s.  C.  14.  A.  136.  Genaue 
Bekanntschaft  mit  den  attischen  Rednern  erhellt  aus  seinem  Urtheil  über 
Deniosthenes  (Plut.  Demosth.  31).  Auf  Grund  der  Handschriften  Piatons 
machte  er  sogar  Bemerkungen  über  den  attischen  Sprachgebrauch  (Eustath. 
Od.  i/>,  220.  p.  1946,  22),  „was  an  die  Schrift  seines  Lehrers  Krates  über 
den  attischen  Dialekt  erinnert"  (Hirzel  II.  S.  257.  A.  1).  Dass  er  nicht 
Aristarcheer ,  sondern  Krateteer  war,  konnte  ihm  bei  seinen  historisch- 
philologischen Untersuchungen  nur  zum  Vortheil  gereichen,  aber  man  darf 
wohl  von  vorn  herein  annehmen,  dass  er  in  derselben  weitherzigen  Art  wie 
Stoiker  so  auch  Krateteer  gewesen  sein  wird,  und  wenn  daher  (s.  Hirzel 
a.  a.  0.)  wirklich  mit  dem  Lobe  der  Seherweisheit  des  Aristarehos  in  der 
Dichterauslegung  (Ath.  XIV.  634  c)  bei  ihm  als  einem  Gegner  der  Mantik 
auch  ein  gewisser  Tadel  vermischt  gewesen  sein  sollte,  so  wird  man  doch 
schwerlich  so  weit  gehen  dürfen,  nur  Spott  und  Tadel  in  dieser  Be- 
zeichnung desselben  als  [iccvtig  finden  zu  wollen.  Erkannte  doch  P.  auch 
vom  Redner  an,  dass  derselbe  sich  neben  dem  Wahren  auch  manchmal  an 
das  bloss  Wahrscheinliche  halten  müsse  (Cic.  Off.  II,  14,  51).  Ueber  seinen 
Sinn  für  Ironie  s.  Cic.  Off.  I,  30,  108  f.  Hirzel  II.  S.  365  ff.,  über  seine 
Komikerstudien  A.  59;  über  seine  Auffassung  der  Komoedie  vgl.  die  ge- 
wagten Combinationen  von  Hirzel  II.  S.  369  ff. 

69)  Abgesehen  von  den  eben  besprochenen  Uebertreibungen  im  Ganzen 
richtiger  Ergebnisse  kommt  hier  seine  Ansicht  in  Betracht,  dass  Aristoph. 
Ran.  1493  ein  anderer  Sokrates  als  der  Philosoph  zu  verstehen  sei  (Schob 
z.  d.  St.).  Allein  hier  schlägt  der  Irrthum  nahezu  in  eine  Tugend  um,  wie 
man  gerade  aus  der  Bemerkung  Hirzels  I.  S.  235.  A.  1  aufs  Beste  ersehen 
kann.  Allem  Anschein  nach  war  P.  der  Erste,  welcher  richtig  erkannte, 
dass  zwischen  Euripides  und  Sokrates  in  Wahrheit  gar  keine  nähere  Ver- 
bindung bestand,  und  wenn  er  nun  die  Schwierigkeit,  welche  dieser  Vers 
jener  Annahme  entgegenzusetzen  scheint,  „xct&'  b^covv^iiav11  zu  lösen  ver- 
suchte, so  war  dies  zwar  falsch,  aber  immerhin  „wird  er  wohl  gewusst 
haben,  dass  es  wirklich  einen  Dichter  Sokrates  gegeben  habe"  (Wilamo- 
witz  a.  a.  0.).  Wie  sie  in  Wahrheit  zu  lösen  ist,  lasse  ich  dahingestellt, 
gehört  auch  nicht  hieher,  s.  darüber  Wilamowitz  a.  a.  0.  Uebrigens 
vgl.  A.  70. 

60)  Dies  einzige  nachweisliche  Beispiel,  wenn  anders  nicht  sogar  auch 
diese  Nachricht,  wie  Zeller  Beitrr.  S.  405  f.  407  ff.  (vgl.  Ph.  d.  Gr.  II3,  1. 
S.  384.  A.  1.  II4,  1.  S.  441  f.  Anm.  IIP,  1.  S.  561.  A.  1)  mit  erheblichen 
und  bisher  keineswegs  hinlänglich  widerlegten  Gründen   darzuthun  sucht, 


78    Aclitundzwanzigstes  Capitel.     Die  Stoiker  Boethos  und  Panaetios. 

Schriften  waren  die  schon  [erwähnten  3  Bücher  7t£Qi  xov  na- 
d"t]7covtog  das  Original  für  die  beiden  ersten  von  Cicero  de 
officiis61),  das  Werk  7CsqI  TtQOvoCag62)  höchst  wahrscheinlich 
für  den  Abschnitt  im  zweiten  de  deorum  natura  30,  75 — 34,  87. 
44,  115  —  61,  153 63)    und    sicher   für  die   Bestreitung   der  astro- 


auf  einem  Missverständniss  beruht,  besteht  darin,  dass  er  Piaton  den 
Phaedon  absprach,  David  n.  Asklep.  Schol.  in  Aristot.  30 b  8  ff.  576 a  39  ff. 
(p.  90,  23  ff.  Hayd.)  und  Epigr.  b.  Dav.  a.  a.  0.  (der  es  dem  Syrianos  bei- 
legt) u.  Anth.  Pal.  IX,  358.  Ist  die  Thatsache  richtig,  so  kann  sie  freilich 
nur  mit  den  Berichtgebern  und  mit  Hirzel  I.  S.  230  ff.  II.  S.  886.  Anm. 
Chiapelli  Panezio  di  Rodi  e  il  suo  giudizio  sullä  autenticita  del  Fedone, 
Rom  1882.  8.  (=  Filosofia  delle  scuole  Italiane  1882.  S.  223  ff.).  Ancora 
sopra  Panezio  di  Rodi  e  il  suo  dubbio  dellä  autenticita  del  Fedone  Pla- 
tonico,  ebendas.  XXX.  1884  (vgl.  Heinze  Jahresber.  L.  S.  55  f.)  aus  dem 
Streben  des  P.  erklärt  werden  auf  diese  Weise  in  Bezug  auf  die  von  ihm 
geleugnete  Fortdauer  der  Menschenseele  nach  dem  Tode  mit  Piaton  in 
Einklang  zu  bleiben. 

61)  Cic.  Off.  III,  2,  7  f.  ad  Att.  XVI,  11 ,  4  (s.  A.  30.  51 b).  Gell.  XIII, 
28,  1.  Auf  welche  Weise  Cicero  diese  Zusammenziehung  in  zwei  Bücher 
zu  Stande  gebracht  hat,  das  hat  wiederum  erst  Schmekel  erkannt:  Cicero 
hat  den  ersten,  allgemeinen  und  grundlegenden  Theil  fast  gänzlich  weg- 
gelassen. Ueber  seine  Zusätze  zu  den  Auszügen  aus  P.  aber  s.  die  jeden- 
falls verdienstliche  Untersuchung  von  Klohe  a.  a.  0.  (s.  A.  56),  doch  reichen 
dieselben  lange  nicht  so  weit,  wie  dieser  in  Folge  vorschneller  Schlüsse 
und  einzelner  Missverständnisse  glaubt,  vgl.  A.  56.  Genaueres  hierüber 
wird  man  bei  Schmekel  finden. 

62)  Cic.  ad  Att.  XIII,  8. 

63)  Mit  Ausnahme  von  §.  133,  wie  L.  Reinhardt  Die  Quellen  von 
Cicero's  Schrift  de  deorum  natura,  Breslau  1888.  8.  S.  48  f.  darlegt.  Im 
Uebrigen  s.  Hirzel  I.  S.  194  ff.,  dem  auch  Zeller  Beitrr.  S.  403  f.  Ph.  d. 
Gr.  III3,  1.  S.  661  f.  A.  2  beizupflichten  geneigt  und  Reinhardt  a.  a.  0. 
S.  42 — 48  wirklich  beigetreten  ist.  Doch  darf  dies  schwerlich  mit  ihnen 
auch  auf  34,  87  Mitte  bis  40,  104  ausgedehnt  werden:  Cicero  hat  hier 
wahrscheinlich  contaminirt.  Streng  beweisen  lässt  sich  freilich  nur,  das« 
kein  älterer  Stoiker,  und  dass  auch  Poseidonios  hier  nicht  wie  sonst  in 
diesem  2.  B.  (s.  C.  29.  A.  202)  die  Quelle  ist,  aber  es  spricht  wenigstens 
Nichts  gegen  P.,  vielmehr  stimmt  Alles  aufs  Beste  zu  ihm  (s.  auch  A.  45), 
nur  lassen  sich  gerade  die  ihm  eigenthümlichen  Lehren  hier  nicht  mit 
voller  Sicherheit  nachweisen.  Die  Einwürfe  von  Fowler  S.  11  ff.,  welcher 
wenigstens  einräumt,  dass  dieser  Abschnitt  aus  einer  anderen  Quelle  ist 
als  der  voraufgehende  und  nachfolgende  Theil  dieses  Buches,  während 
Schwenke  Jahrb.  f.  Ph.  CXIX.  1879.  S.  135—139  sogar  dies  bestritt, 
wiegen  nicht  schwer:  sein  Anstoss  an  46,  118  war  schon  im  Voraus  durch 
Zeller  a.  a.  0.  0.  erledigt,  und  wenn  Hirzel  und  Schwenke  noch  nicht 
wissen  konnten,  dass  bei  Pseudo-Philon  947  C  Hösch.  (s.  A.  1)  TloüsiScä- 
viog   nur    falsche    Lesart    war,    und    daher    auch    den  Poseidonios    zu   den 


Panaetios  von  Rhodos.  79 

logischen  Mantik  im  zweiten  de  divinatione  42,  87  —  47,  97 64). 
Wie  die  politische  Schrift,  welche  Cicero  in  de  reptiblica  und 
vor  ihm  Polybios  benutzte65),  betitelt  war,  wissen  wir  nicht66). 
Nur  wenig  ist  uns  aus  der  tcbqI  svd-v^iiag61)  bekannt,  mit 
welcher  der  Brief  an  Q.  Aelius  Tubero  ähnlichen  Inhalts  war68), 
noch  weniger  von  der  über  die  Philosophenschulen  (jtfot 
aiQBöscQv)69).      Ob    endlich    tcsqI    UcoTCQatovg10)    Titel    einer 

Zweiflern  an  der  Weltverbrennung  rechneten,  zu  denen  nach  33,  85.  46,118 
der  betreffende  Quellenschriftsteller  gehörte,  so  hätten  Fowler  u.  Wend- 
land (s.  C.  29.  A.  202)  wissen,  beziehungsweise  beachten  müssen,  dass 
jene  Rechnung  verkehrt  war.  Alles  Uebrige  mag  vielleicht  auch  auf 
Poseidonios  passen,  aber  hier  kommen  nun  die  triftigen,  von  Schwenke 
keineswegs  entkräfteten  formalen  Gründe  in  Betracht,  welche  auf  die  An- 
nahme eines  Quellenwechsels  m.  E.  in  Verbindung  mit  jener  Thatsache  mit 
geradezu  zwingender  Notwendigkeit  hinweisen,  und  welche  Hirzel  S.  198  ff. 
entwickelt  hat. 

64)  Wachsmuth  Die  Ansichten  der  Stoiker  über  Mantik  und  Daemonen, 
Berlin  1860.  8.  S.  15  f.  A.  12.  Schiene  De  fontib.  libror.  Cic.  de  divin. 
S.  13.  32.  Hartfelder  Die  Quellen  von  Cic.  ...  de  divin.  S.  20ff.  „Dass 
Cicero  hier  seine  sonstige  Quelle,  den  Kleitomachos,  verlässt,  erklärt  sich 
sehr  einfach  daraus,  dass  er  sie  in  diesem  Stück  vielmehr  für  de  fato  ver- 
brauchte ,  s.  C.  2.  A.  651 ,  doch  hat  er  die  Zusätze ,  die  er  nach  seiner 
eignen  Aussage  (§.  97)  dann  noch  zu  dem  aus  P.  Entnommenen  macht, 
wiederum  aus  ihr  entlehnt".    (Schmekel). 

65)  S.  A.  56.  57. 

66)  Vielleicht  nsgl  noXixiKrjg,  s.  Philod.  Col.  LX1I.  nsgl  d(h  noXi}xiY.rig 
stg  xovvavxiov  sggsn^svy.  Neben  dieser  Politik  noch  eine  Schrift  nsgl 
voficov  anzunehmen  ist  wegen  Cic.  de  leg.  III,  6,  14  (s.  A.  52.  57)  kein 
Grund,  da  P.  ja  in  jener  selbstverständlich  auch  über  die  Organisation  der 
Behörden  handeln  musste. 

67)  La.  Di.  IX,  20  =  Fr.  17  Fowl.  cprjcl  dh  drjfiTixgiog  b  ^aXrjgsvg  iv 
x<x>  nsgl  yrigcog  Y.al  TLuvuixiog  6  Exauubg  sv  xa  it.  ev.  n.  x.  X.  Danach  scheint 
er  also,  wie  Scala  a.  a.  0.  S.  185.  A.  2  bemerkt,  hier  die  Schrift  des 
Phalereers  nsgl  yr'igag  citirt  zu  haben,  „trotzdem  der  letzte  Theil  der 
Demetrios8telle  . . .  auch  La.  Di.  II,  13  angeführt  wird"  (vgl.  C.  2.  A.  703).  — 
Ganz  wie  ein  Citat  des  Demetrios  durch  P.  sieht  auch  Fr.  10  =  Cic.  Off. 
II,  17,  60  .  .  .  ut  et  .  .  .  Panaetius  .  .  .  et  Phälereus  JDemetrius,  qui  Pe- 
riclem  .  .  .  vituperat,  quod  tantam  peeuniam  in  praeclara  illa  propylaea 
coniecerit  aus.  Scala  S.  185  vermuthet,  dass  dies  in  dessen  Memoiren 
nsgl  dsyiasxiag  gestanden  habe. 

68)  Cic.  Tusc.  IV,  2,  4.  Fin.  IV,  9,  23.  de  dolore  patiendo.  Acad. 
11,44,  135,  vgl.  A.  21.  Hiernach  ist  Fowler  S.  34f.  45  (Fr.  13.  15.  45) 
zu  berichtigen. 

69)  La.  Di.  II,  87. 

70)  Plut.  Arist.  27  (s.  A.  58).  Hieher  gehörte  offenbar  auch  das  A.  59 
Angeführte. 


80  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

besonderen  Schrift  oder  nur  eines  Theils  von  einem  umfassenderen 
Werke  war,  können  wir  ebenso  wenig  entscheiden,  als  wo  er 
seine  kritischen  Urtheile  in  litterarischen  Fragen  und  was  damit 
verwandt  ist71),  ausgesprochen  hat. 


Neunundzwanzigstes  Capitel. 

Polybios  und  Poseidonios. 

Polybios1)  von  Megalopolis  aus  einem  reichen2)  und  vor- 
nehmen Geschlecht,  Sohn  des  achaeischen  Bundesstrategen  Ly- 
kortas2b),    ward    wahrscheinlich   211   oder  210    geboren20)    und 

71)  S.  A.  58.  60. 

1)  Heyd  Vita  Polybii  Megalopolitani ,  Tübingen  1812.  8.  (Mir  un- 
bekannt). Henzen  Quaestionum  Polybianarum  specimen  continens  vitam, 
Berlin  1840.  8.  (Doctordiss.).  K.  W.  Nitzsch  Polybius,  Kiel  1842.  8.  (ent- 
hält im  Einzelnen  viel  Schönes  und  Wahres,  aber  im  Ganzen  ist  die 
Zeichnung  von  der  Entwicklung  und  dem  Wesen  der,  um  es  kurz  aus- 
zudrücken, Scipionenpartei  in  Rom  und  selbst  der  griechischen  Partei- 
verhältnisse schwerlich  in  dieser  Gestalt  richtig,  s.  Campe  Jahresber.  üb. 
Polybiana,  Philologus  II.  1847.  S.  348—350).  Fuchs  Art.  Polybius  in 
Paulys  Realenc.  Bozikes  Ilegi  IJoXvßiov  y,ccl  xfjg  xar'  avtov  ovyyQcccprig, 
Athen  1855.  (Mir  unbekannt).  Markhauser  Der  Geschichtschreiber  Poly- 
bius, München  1858.  8.  Fustel  des  Coulanges  Polybe  ou  la  Grece 
conquise  par  les  Romains,  Paris  1858.  (Mir  unzugänglich).  Pich ler 
Polybius'  Leben,  Philosophie,  Staatslehre,  Landshut  1860.  8.  (Mir  nur 
aus  dem  Bericht  von  Jacoby  Philologus  XLV.  S.  356 f.  bekannt).  Lübbert 
Polybius  von  Megalopolis,  Kiel  1876.  4.  (Rede).  Werner  De  Polybii  vita 
et  itineribus  quaestiones  chronologicae ,  Leipzig  1877.  8.  (Doctordiss.). 
Valeton  De  Polybii  fontibus  et  auctoritate,  Utrecht  1879.  8.  (Steht  mir 
nicht  zu  Gebote,  vgl.  Holm  Jahresber.  XXIII.  S.  372—376.  Schenkl 
ebend.  XXXVIII.  S.  230  f.).  Strachan-Davidson  Polybius,  in  Abbott 
Hellenica,  Oxford  u.  Cambridge  1880.  8.  S.  387—424.  v.  Scala  Die  Studien 
des  Polybios  I.  Stuttgart  1890.  8.  erschien  erst,  nachdem  meine  Dar- 
stellung längst  niedergeschrieben  und  ein  grosser  Theil  vom  1.  Bde.  meines 
vorliegenden  Werks  bereits  gedruckt  war.  (Vgl.  die  zum  Theil,  aber  auch 
nur  zum  Theil  treffende  Rec.  v.  Niese  Gott.  gel.  Anz.  1890.  S.  890—896; 
die  ausschliesslich  günstige  von  Wen  dl  and  Berl.  ph.  Woch.  X.  1890. 
Sp.  431 — 434  ist  werthlos).  S.  ferner  A.  50  und  vgl.  auch  Gravenhorst 
De  saeculi  Polybiani  ingenio  Graecorumque  eius  temporis  placitis,  Göttingen 
1844.  4. 

2)  S.  darüber  Scala  S.  14 f.  A.  6. 

2b)    Wenn,   wie  wahrscheinlich,  in  der  Inschr.  'Ecprjfi.   ccqxccloX.  1885. 
S.  7.  No.  81    (=    Baunack    Stud.  I,  1,  81).    a   noXig   xcov   AccKsdcciiiovicov 


Polybios  von  Megalopolis.  81 

erhielt  eine  diesen  Verhältnissen  entsprechende  ausgezeichnete 
Erziehung 2d).  Wem  er  seine  stoisch  gefärbte  Weltanschauung 
verdankt,  ist  zwar  nicht  völlig  gewiss,  vernmthlich  jedoch  ge- 
langte er  zu  ihr  in  dieser  ausgeprägten  Form  erst  im  stark 
beginnenden  Greisenalter  in  Rom  durch  den  persönlichen  Ver- 
kehr mit  seinem  jüngeren  Zeitgenossen  Panaetios8),  nachdem  er 
bis  dahin  vielmehr  unter  platonischen  und  namentlich  peripateti- 
schen  Einflüssen  gestanden  und  besonders  Schriften  des  Demetrios 
von  Phaleron  und  wohl   auch  des  Straton  eifrig   studirt  hatte4). 


Avkoqtccv  GsccQLÖa  MsyccXonoXixciv  ccQStäg  evensv  xcä  zvvoCaq  aq  %%(ov  dioc- 
tsXsl  stg  ccvzocv  dieser  Lykortas  zu  verstehen  ist,  so  war  der  Grossvater 
des  P.  der  aus  Plut.  Kleom.  24  bekannte  Thearidas,  der  von  ihm  XXXII,  17. 
XXXVIII,  8  erwähnte  vielleicht  sein  Bruder.  Vgl.  Wilamowitz  Isyll.  v. 
Epid.  S.  3 f.  A.  1.     Scala  S.  15 f.  A.  1. 

2C)  S.  A.  5.  7. 

2d)  S»  Scala  S.  18  ff.,  gegen  dessen  phantasiereichen  Versuch  die 
Einflüsse  seiner  heimatlichen  Verhältnisse  auf  ihn  nach  allen  Seiten  genau 
zu  bestimmen  indessen  auf  die  sehr  richtigen  Gegenbemerkungen  von 
Niese  S.  890  f.  894  f.  zu  verweisen  ist. 

3)  S.  A.  26.  43b.  44.  75. 

4)  S.  hierüber  Scala  S.  153—201.  Vgl.  oben  C.  2.  A.  698.  732  mit 
den  Nachträgen  und  unten  A.  74.  75.  78.  Mit  Recht  erinnert  Scala 
S.  51—54  an  die  politische  Thätigkeit,  welche,  abgesehen  von  Hieronymos, 
einem  wirklichen  oder  angeblichen  Schüler  Piatons,  der  Peripatetiker 
Prytanis  (s.  C.  2.  A.  779  mit  d.  Nachtrr.)  und  die  beiden  in  Megalopolis 
heimischen  Schüler  des  Arkesilaos  Ekdemos  und  Megalophanes  (s.  C.  2. 
A.  613  u.  bes.  C.  21.  A.  535  mit  den  Nachtrr.)  dort  ausgeübt  hatten.  Wie 
weit  die  an  sich  (s.  A.  52.  93 b)  nicht  zu  bezweifelnde  eigne  Leetüre  des 
Piaton  seitens  des  Polybios  (vgl.  Scala  S.  97—123)  reichte,  wird  sich 
schwerlich  genau  feststellen  lassen.  In  Bezug  auf  die  des  Aristoteles  zeigt 
Scala  S.  126 — 128.  148,  dass  es  nicht  einmal  sicher  ist,  ob  er  die  Politien 
selber  angesehen,  und  dass  er  die  Meteorologie  nicht  benutzt  hat.  Um  so 
weniger  Vertrauen  erweckt  der  Versuch  von  Scala  S.  128—151  darzuthun, 
dass  er  dagegen  so  selten  gelesene  Werke  wie  die  Poetik,  Politik  und 
nikom.  Ethik  aus  eigner  und  noch  dazu  ziemlich  genauer  Anschauung 
kenne,  und  gleich  Niese  S.  892  scheint  auch  mir  dieser  Versuch  voll- 
ständig misslungen  (vgl.  darüber  auch  A.  97 b.  147).  Denn  die  Anklänge 
an  die  beiden  letzteren  Werke,  so  weit  sie  nicht  auf  gemeinsame  Be- 
nutzung des  Ephoros  zurückgehen,  sind  ausreichend  erklärlich  durch  Ver- 
mittlung der  politischen  Schrift  des  Panaetios,  die  (was  Niese  mit  Un- 
recht bestreitet)  den  P.  so  stark  beeinflusst  hat,  s.  C.  28.  A.  56  und  unten 
A.  66  ff. ,  und  in  Ansehung  der  Poetik  geht  aus  den  Erörterungen  von 
Scala  nur  eine  allgemeine  Kenntniss  der  betreffenden  peripatetischen 
Theorien  hervor,  die  keineswegs  aus  der  Urquelle  geschöpft  zu  sein  braucht. 
Dass  VI,  45,  1  nicht,  wie  Scala  S.  132  meint,  Eevocpäv  ein  blosser  Schreib- 

SusEMiHL,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.   II.  6 


82  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 


Seine  staatsmännische  und  militärische  Bildung  erwarb  er  sich 
unter  den  Augen  von  Philopoemen4b)  und  von  dessen  Freund, 
Gesinnungsgenossen  und  Nachfolger,  seinem  eignen  Vater,  den 
er  selbst  freilich  an  Bedeutung  weit  überragte40).  Schon  190 
und  189  machte  er  unter  den  dem  Eumenes  II  gesandten  Hülfs- 
truppen  den  römischen  Feldzug  gegen  die  kleinasiatischen  Galater 
mit5),  und  als  dann  183  der  mit  Recht  von  ihm  hochverehrte 
Philopoemen  von  den  Messeniern  hingerichtet  war,  ward  ihm 
der  ehrenvolle  Auftrag  an  der  Spitze  der  vornehmsten  Achaeer 
dessen  Aschenkrug  heimzubringen6).  Schon  181  sollte  er  mit 
seinem  Vater  vor  dem  gesetzlichen  Alter  als  Gesandter  zu 
Ptolemaeos  V  Epiphanes  nach  Aegypten  gehen,  um  wegen  Er- 
neuerung des  Bündnisses  zu  verhandeln,  was  aber  auf  die  Nach- 
richt von   dessen  Tode  unterblieb7).     Mit  unzweifelhafter,    aber 


fehler  des  P.  statt  'AQiatotsXrjg  ist,  zeigt  Niese  S.  892  f. ,  s.  unten  A.  97 b. 
Eigne  Lesung  des  Theophrastos  behauptet  auch  Scala  nicht:  die  Be- 
rührung zwischen  XII,  2,  2  und  Theophr.  H.  P.  IV,  3,  1  erklärt  er  S.  151-- 
153  aus  Benutzung  einer  gemeinsamen  Quelle.  Dass  P.  den  Arkesilaos 
schätzte,  darf  man  aus  X,  22,  2  schliessen,  dass  er  aber  als  praktischer 
Mann  von  dem  übertriebenen  Skepticismus  der  mittleren  Akademie  nicht 
erbaut  war,  erhellt  aus  XII,  26  c,  Weiteres  s.  b.  Scala  S.  123 — 126.  Da- 
gegen von  dem  starken  Einfluss  der  älteren  Peripatetiker  und  namentlich 
des  Phalereers  Demetrios  in  Bezug  auf  die  Auffassung  der  Tv%r}  (s.  A.  75) 
hat  er  sich  schwerlich  früher  als  unter  dem  des  Panaetios  völlig  befreit: 
auf  verschiedene  Entwicklungsstufen  des  P.  in  dieser  Hinsicht  hat  meines 
Wissens  zuerst  Wunderer  Coniecturae  Polybianae,  Erlangen  1885.  8. 
(Doctordiss.,  s.  A.  126  z.  E.)  S.  27  hingedeutet,  genauer  ist  dann  Scala 
S.  174—188  hierauf  eingegangen,  dem  hierin  mit  Unrecht  Niese  S.  892 
üebertreibung  vorwirft.  S.  unten  A.  73  ff.  —  Im  Uebrigen  vgl.  Hirzel 
Unters,  z.  Cic.  phil.  Schrr.  II b.  S.  845—849. 

4b)  Vgl.  Plut.  an  seni  12.  791  A.        4C)  S.  hierüber  Scala  S.  16  f. 

5)  Dies  hat  zuerst  Mommsen  Rom.  Gesch.  II7.  S.  449  bemerkt  und 
sodann  Werner  S.  4—8  nachgewiesen.  Ueber  jene  Hülfssendung  s.  Polyb. 
XXI ,  9,  1  ff.  Die  ausserordentliche  Genauigkeit  in  der  Beschreibung  des 
Feldzugs  gegen  sie  und  gegen  Antiochos  (Polyb.  XXI,  1—49.  Liv.  XXXVII  f.) 
verräth  den  Augenzeugen  und  Theilnehmer;  die  Begegnung  des  P.  mit  der 
Königin  Chiomara  in  Sardes  XXI,  38  (XXII,  21)  kann  kaum  bei  einer 
anderen  Gelegenheit  Statt  gefunden  haben;  auch  seine  Freundschaft  mit 
Menyllos  aus  Alabanda  in  Karien  (XXXI,  20,  8,  s.  A.  19 b.  20)  dürfte  schon 
von  ihr  herstammen.  Hiernach  kann  er  nicht  füglich  nach  210  geboren 
sein,  jedenfalls  nicht  nach  208,  in  welches  Jahr  Mommsen  weit  weniger 
glaublich  seine  Geburt  verlegt. 

6)  Plut.  Philop.  21. 

7)  Polyb.  XXV,  7,  wo  es  §.  5  heisst:  IIolvßLOV  vscotsqov  qvxcl  rrjg  kcctu 


Polybios  von  Megalopolis.  83 

doch  vielleicht  sehr  verzeihlicher  Kurzsichtigkeit8)  riethen  Ly- 
kortas  und  sein  Gesinnungsgenosse  Archon  nebst  Polybios  beim 
Ausbruche  des  Kriegs  der  Römer  mit  Perseus  171  zur  Neutralität, 
als  dann  aber  169  auf  einer  achaeischen  Tagsatzung  die  römi- 
schen Gesandten  gegen  sie  auftraten,  lenkte  Archon  und  vielleicht 
auch  Polybios9)  ein,  und  Ersterer  bekämpfte  nunmehr  den  Lykortas 
mit  Erfolg:  er  ward  zum  Strategen,  Polybios  zum  Hipparchen 
ernannt,  und  Letzterer  fand  bald  darauf  Gelegenheit  dieser  ver- 
änderten Politik  zu  dienen,  indem  er  einen  Vermittlungsvorschlag 
in  Bezug  auf  die  Herstellung  der  früher  dem  Eumenes  verliehnen, 
inzwischen  aber  unter  der  Herrschaft  der  dem  Lykortas  feind- 
lichen Faction  unter  Kallikrates  (180 — 172)  wieder  entzogenen 
Ehren  durchsetzte 10).  Dann  wurde  er  mit  anderen  Gesandten 
zu  dem  damals  gerade  stark  bedrängten  Consul  Manlius  ab- 
geordnet, um  demselben  nunmehr  ein  Hülfscorps  der  Achaeer 
anzubieten,  der  dasselbe  aber  jetzt  ablehnte  und  unter  Entlassung 
der  übrigen  Gesandten  den  Polybios  bei  sich  behielt,  bis  er  ihn 
heimkehren  Hess,  um  auch  das  Hülfsgesuch  des  Befehlshabers 
der  Westarmee  Appius  Cento,  auf  den  er  eifersüchtig  war,  bei 
den  Achaeern  zu  hintertreiben11).    Und  nicht  minder  verhinderte 


xovg  vofiovg  rjXiHiug.  Vgl.  XXIX,  9,  6.  6vy*,Xy\xov  .  .  .  6vva%%'StGrig  .  .  . 
tv  i]  6vv8§ouve  (irj  [lövov  6V[i7tOQSVE6d'cu  xr\v  §ovli\v ,  ccXXcc  ndvxag  tovg 
und  xoLuyLovta  ixdv.  Die  Vermuthung  von  Nitzsch  S.  118,  welcher 
Werner  S.  11 — 13  folgt,  für  Staatsämter  und  Theilnahme  an  Gesandt- 
schaften werde  wohl  noch  ein  höheres  Alter  als  das  von  30  Jahren  er- 
forderlich gewesen  sein,  so  dass  danach  P.  schon  213  oder  212  oder 
spätestens  211  geboren  wäre  und  die  Geschichte  des  numantinischen  Krieges 
(s.  A.  49),  was  doch  wenig  wahrscheinlich  ist,  erst  im  80.  od.  gar  81.  Jahre 
zu  schreiben  begonnen  hätte,  ist  mindestens  im  höchsten  Grade  unsicher, 
und  was  Markhaus  er  S.  1.  A.  1  dagegen  bemerkt,  ist  m.  E.  von  Werner 
nicht  widerlegt,  und  warum  P.  die  Aeusserung  des  Philopoemen,  welche 
ihm  schon  damals  missfiel  (XXII,  14,  ehemals  XXIII,  10  a),  sei  es  186 
oder  185  als  24-  bis  26jähriger  Mann  nicht  schon  mit  angehört  haben 
könnte,  wird  durch  solche  ungewisse  Combinationen  wie  die  Werners 
nicht  erwiesen. 

8)  Denn  dass  ein  beträchtlicher  Theil  der  römischen  Optimaten  weiteren 
Eroberungen  abgeneigt  war  und  man  dies  in  Achaia  recht  wohl  wusste, 
darin,  denke  ich,  hat  Nitzsch  S.  51  f.  vollständig  Recht. 

9)  Wenn  nämlich  Werner  S.  16  f.  bei  Polyb.  XXVIII,  6,  8  richtig 
IJoXvßiog  für  IloXvaivog  vermuthet. 

10)  Polyb.  XXVIII,  3.  6  f.  vgl.  XXVII,  7. 

11)  Polyb.  XXVIII,  10  f.    Ich  wage  nicht  zu  entscheiden,  ob  P.  an  der 
langen  Verzögerung  seines  Zusammentreffens  mit  Manlius  ganz  unschuldig 

6* 


84  Neunundzwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

dann  ein  mit  der  Gegenpartei  verabredeter  Brief  des  Consuls  ini 
Frühling  168  die  von  der  Tagsatzung  bereits  beschlossene  Ab- 
sendung der  achaeischen  Hülfstruppen,  deren  Reitergeschwader 
Polybios  befehligen  sollte,  für  die  Söhne  von  Ptolemaeos  V  gegen 
Antiochos  IV12).  Als  nun  vollends  nach  der  Niederlage  des 
Perseus13)  die  Gewalt  ganz  an  die  Gegenpartei  kam  und  auf 
deren  Verleumdungen  hin  tausend  der  edelsten  Achaeer  in  der 
treulosesten  Weise  als  Geissein  nach  Rom  gelockt  wurden,  be- 
fand sich  unter  ihnen  auch  Polybios,  welcher  dort  166  anlangte14). 
Indessen  ging  ebenhiemit  für  ihn  eine  neue  Welt  auf:  er  lernte 
das  römische  Volks-  und  Staatsleben  jetzt  aus  eigner  Anschauung 
kennen  und  bewundern.  Er  kam  in  das  Haus  des  griechen- 
freundlichen Aemilius  Paullus,  mit  welchem  er  vermuthlich  schon 
bei  dessen  Reise  durch  Griechenland15)  bekannt  geworden  war16), 
und  dessen  Söhne  Fabius  und  Scipio  Aemilianus  nunmehr  seinen 
belehrenden  Umgang  genossen17)    und    ihm   auch,    während   die 

war,  und  aus  welchem  Grund  Letzterer  ihn  dann  so  lange  zurückhielt. 
S.  Lucas  in  der  A.  104  anzuführenden  Schrift  S.  38  ff.  Vermuthlich  ge- 
schah aber  Letzteres  doch,  weil  sich  Manlius  seines  Beistandes  bediente, 
und  nicht  übel  vermuthet  Strachan -Davidson  S.  391,  dass  die  Ein- 
führung der  theoretisch  freilich  schon  erfundenen,  aber  bisher  noch  nicht 
ein  gerichteten  Feldtelegraphie  durch  P.  (X,  43  -47)  bei  dieser  Gelegenheit 
geschehen  sei.  Vielleicht  indessen  datirt  sie  erst  von  den  Zügen  des 
jüngeren  Scipio.  Scala  (S.  10.  A.  2)  verweist  für  dieselbe  auf  Poppe 
Die  Bedeutung  und  das  Wesen  der  antiken  Telegraphie,  Frankfurt  1867 
uud  Sadreczki  Nacht-  und  Feuertelegraphie  der  alten  Griechen,  Globus 
XXIV.     Ausserdem  vgl.  Str'achan-Davidson  a.  a.  0. 

12)  Polyb.  XXIX,  23  (8)  ff. 

13)  Völlig  unrichtig  ist  die  Behauptung  von  Werner  S.  18  (vgl.  S.  19): 
„ipse  Polybius  dicit  se  .  .  .  testem  fuisse  oculatum  pugnae  ad  Pydnam  .  .  . 
commissae  (cf.  Pol.  XXIX,  21.  XXIX,  8,  10)". 

14)  Wie  Nissen  Die  Oekonomie  der  Geschichte  des  Polybios,  Rhein. 
Mus.  XXVI.  1871.  S.  241—282  gezeigt  hat  (S.  272),  und  nicht  schon  167. 
S.  Polyb.  XXX,  13  (10).     Liv.  XLV,  31.    Paus.  VII,  10. 

15)  Bei  welcher  derselbe  auch  nach  Megalopolis  kam,  Liv.  XLV,  28,  4. 

16)  Fuchs  S.  1809. 

17)  Bei  Appian.  Pun.  132  wird  er  didccöncdog  des  Scipio  genannt. 
Diod.  XXXI,  26,  5  sagt  von  Letzterem:  Xaßcov  sniozcczrjv  üoXvßiov  zov 
MtyctXonoXCzriv  x.  z.  X.  Suid.  IloXvßiog  Avkoqzov  (so  Hemsterhuys  und 
Reinesius  st.  Av-aov)  viog  dnb  MsydXrjg  noXeoog  zrjg  'AQUccdCag,  -Ka&riyrjöd- 
[iBvog  ZyiMLeovog  zov  'AcpQinccvov,  ozs  (dies  ist  falsch)  xal  TJa.vaizi.og  6  cptXo- 
oocpog,  ysyovag  ncctct  IJtoXsfiaLOv  zov  hmyCXyföhza  EvsQyizrjv  (es  ist 
Euergetes  II  oder  Physkon  gemeint,  unter  dessen  Regierung  P.  ja  aller- 
dings nicht  bloss  lebte,   sondern   auch   sein   grosses  Geschichtswerk  voll- 


Polybios  von  Megalopolis.  85 

meisten  anderen  Achaeer  durch  Italien  verstreut  wurden,  die 
Erlaubniss  erwirkten,  dass  er  unter  Aufsicht  des  Praetors  in 
Rom  bleiben  durfte18).  Namentlich  schloss  sich  der  jüngere  von 
beiden  Brüdern,  der  damals  18jährige  Scipio,  und  mit  diesem 
dessen  Freund  Laelius  für  alle  Folgezeit  eng  an  ihn  an18b);  und 
im  Vertrauen  auf  die  mächtige  Freundschaft  dieses  Hauses  und 
im  geheimen  Einverständniss  mit  dessen  Partei  im  Senat19)  durfte 
er  es  162  wagen  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Freunde19b)  Menyllos, 
dem  damaligen  ägyptischen  Gesandten,  dem  in  Rom  festgehaltenen 
syrischen  Prinzen  Demetrios  Soter,  Sohne  von  Seleukos  IV  Philo- 
pator, zur  Flucht  zu  verhelfen20).  Demnächst  ward  ihm  deun 
auch  gestattet  Rom  zum  Zweck  seiner  Forscherreisen  wiederholt 
zu  verlassen21).  Er  unternahm  deren  mehrere  nach  Grossgriechen- 
land und  Sikelien  zwischen  161  und  158  und  vielleicht  auch 
noch    später22),    er    durchreiste    ferner    mit    Scipio23)    entweder 


endete,  wie  Werner  S.  3  richtig  gegen  Schweighäuser  V.   S.  3 — 6  be- 
merkt ,  vgl.  A.  42  ff.). 

18)  Polyb.  XXXII,  9,  5.  10,  3,  auch  XVIII,  35  (18),  6. 

18 b)  S.  über  dies  Alles  Polyb.  XXXII,  9  f.  Vgl.  Vellei.  I,  13.  Scipio 
tum  elegans  .  .  .  fuit,  ut  Potybium  Panaetiumque  .  .  .  domi  militiaeque 
secum  habet  et.    Ammian.  Marc.  XXIII,  2. 

19)  S.  Nitzsch  S.  16  f. 
19 b)  Vgl.  A.  5. 

20)  Polyb.  XXXI,  12.  19—22,  vgl.  XXXIII,  18  (16). 

21)  Warum  dies  vor  161  schwerlich  geschehen  sein  wird,  zeigt  Werner 
S.  21  f.  Ausflüge  in  die  nähere  Umgebung  Roms  mit  Scipio  zum  Zwecke 
der  Jagd,  welche  Beide  sehr  liebten  (Polyb.  XXXI,  22.  XXXII,  15),  werden 
allerdings  auch  wohl  schon  früher  gemacht  sein,  vgl.  Werner  S.  20. 

22)  Dass  er  wiederholt  bei  den  epizephyrischen  Lokrern  war  und  den- 
selben durch  seinen  Einfluss  beim  Senat  Befreiung  von  der  Theilnahme 
am  dalmatischen  und  spanischen  Kriege  (157  und  153)  verschaffte,  erzählt 
er  XII,  5,  1  ff.  Sfiol  drj  övfißccivsi  nal  TCccQccßeßXrjxsvcu  nXeovctKig  e£g  xr\v  xcov 
sIokqcov  noXiv  xal  7zaQ£6xr}6d'ca  xqelcis  ccvioig  ccvay-AaCag'  neu  yug  trjg  s£g 
'ißrjQiav  6TQateiag  ccvxovg  nccQciXvd'rjvat.  övvsßr}  di'  ifis  nccl  tfjg  slg  Actlpa- 
TScg,  /}v  acpsiXov  xata  ftaXctttav  iyntsfinsLv  natu  rag  avvQ"^yiccg.  Mit  dieser 
Stelle  verträgt  sich  schlechterdings  nicht  die  Annahme  von  M.C.P.  Schmidt 
De  Polybii  geographia,  Berlin  1875.  8.  (Doctordiss.).  S.  34,  dass  er  diese 
Besuche  von  Griechenland  aus  gemacht  habe.  Richtig  vielmehr  schliesst 
hieraus  Werner  S.  20  f.  23,  dass  er  168  und  153  in  Rom  war.  Vom  Cap 
Lakinion  brachte  er  die  Inschrift  Hannibals  mit  (III,  33,  18),  vgl.  A.  56. 
Ueber  die  weiteren  Spuren  seiner  Kenntniss  dieser  Gegenden  durch  den 
Augenschein,  wie  namentlich  Entfernungsangaben  s.  Schmidt  S.  12—15.34. 
Werner  S.  22  t. 

23)  Polyb.   XXXIV,   10,  6  f.    =   Strab.  IV.  190.     6    de    A£yr\q   (istcc^v 


86  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

zwischen  161  und  158  oder  zwischen  156  und  154  Oberitalien, 
die  Alpen  und  Gallien24),  er  begleitete  endlich  denselben  151 
auch  in  den  Feldzug  nach  Spanien 24b),  von  wo  aus  Beide  auf  kurze 
Zeit  auch  Afrika  besuchten,  um  Elephanten  zu  holen25).  Ob 
Panaetios  schon  vor  diesem  Jahre  in  Rom  war  und  also  Polybios 
denselben  schon  damals  kennen  lernte,  ist  mehr  als  zweifelhaft, 
wenn  auch  nicht  geradezu  unmöglich26).    Im  folgenden  Jahre  150 


ÜLKtovcav  ts  Kai  Nafivitcav  SKßdXXsi.  itqotsqov  8s  KoqßiXwv  vnrJQxsv  i{i- 
nÖQLOv  inl  tovtco  reo  Ttota^im,  nsgl  rjg  slqtjks  üoXvßiog  .  .  .  ort  Ma6GaXi(o- 
xiöv  iiiv  TG>v  av[iiii£dvTcov  Ekmlcqvi  ovSslg  sl%s  Xsysiv  ovdsv  fiv^firjg  ä^iov, 
sqazri&slg  vno  xov  Synnicovog ,  nsql  tr\g  BQsrravLK7]g ,  ovSs  tdöv  ix  NaQßmvog, 
ov8s  zä>v  sk  KogßiXcovog  x.  t.  X. 

24)  Früher  setzte  man  diese  Reise  des  P.  erst  nach  144.  Das  Richtige 
sah  annähernd  Henzen  S.  31  ff.  Was  Nitzsch  S.  137  gegen  ihn  vorbringt, 
hat  Werner  S.  23  ff.  widerlegt  und  nicht  minder  die  Annahme  von  Nissen 
S.  271,  dass  Scipio  und  P.  vielmehr  erst  151  auf  diesem  Landwege  nach 
Spanien  gegangen  seien,  indem  er  zeigt,  dass  sie  ohne  Zweifel  den  kürzeren 
Seeweg  eingeschlagen  haben.  Auch  Henzen  S.  34  setzt  nun  freilich  jene 
gallische  Reise  erst  mit  dem  spanischen  Feldzug  in  Verbindung  durch  die 
Vermuthung,  dass  P.  aus  letzterem  zu  Lande  und  nicht  mit  Scipio  zur  See 
zurückgekehrt  sei;  in  diesem  Punkte  sind  aber  die  Gegenbemerkungen  von 
Nitzsch  begründet,  und  es  bleibt  somit  nur  Werners  obige  Annahme 
übrig.  Ueber  die  Orte,  welche  Scipio  und  P.  auf  der  in  Rede  stehenden 
Reise  besuchten,  s.  Schmidt  S.  8.  34.    Werner  S.  26. 

24  b)  Arrian.  Tact.  1.  Appian,  Ib.  53  ff.  Vgl.  Polyb.  X,  11,  4  selbst 
(s.  A.  104).  Weiteres  bei  Nissen  S.  271  f.  Schmidt  S.  9—12.  Werner 
S.  27.  „Nur  durch  ein  Missverständniss  hat  Thommen  Hermes  XX.  S.  215ff. 
aus  III,  59,  3  geschlossen,  dass  P.  auch  schon  vor  151  in  Spanien  gewesen 
sei  und  schon  vor  jenem  Jahr  diese  Stelle  geschrieben  habe.  Der  Sinn  der 
Worte  dnoXsXviiEvoov  8s  Kai  tcov  Tt^aKxiK&v  ävdqcov  rrjg  ksqI  t«?  noXs^iKag 
Kai  noXiTiKctg  ngd^etg  cpiXoxipiag  ist  vielmehr  der,  dass  die  zu  politischer 
Thätigkeit  berufenen  Männer  griechischer  Zunge,  die  er  sich  als  Leser 
wünscht  (§.  6.-  rovg  ts  cpLXonsvatovvrag  oXog%sqsgxsqov  ßovXrjOOfis&a  cvv- 
S7tiazr}6at  x.  t.  X.),  von  ihrem  eigentlichen  Arbeitsfelde  abgeschnitten  sind, 
und  so  konnte  wenigstens  P.  auch  nach  146  schreiben,  als  die  Achaeer  der 
Römerherrschaft  vollständig  unterworfen  waren".  (Rud.  Müller).  S.  A.  104. 

25)  Appian.  Lib.  70  ff.  Hier  trafen  sie  mit  dem  greisen  Masinissa,  an 
den  Scipio  abgeschickt  war,  zusammen,  bei  welchem  P.  (IX,  25,  4)  sich 
nach  Hannibal  erkundigte.  Masinissa  starb  aber  149/8  (Appian.  Lib.  105), 
und  Scipio  und  folglich  auch  P.  sahen  ihn  damals  zum  ersten  und  letzten 
Male  (Appian.  Lib.  72).     S.  Nissen  a.  a.  O. 

26)  Panaetios  war  150  höchstens  40  Jahre  alt  (s.  C.  28.  A.  15.  30), 
nach  der  freilich  (s.  C.  28.  A.  30)  irrthümlichen  Meinung  von  Scala  S.  323  f. 
(vgl.  S.  325.  A.  1)  sogar  erst  30,  und  es  ist  daher  schon  desshalb  nicht 
sehr  wahrscheinlich,  dass  er  bereits  vor  151,  wie  Scala  meint,  nach  Rom 


Polybios  von  Megalopolis.  87 

ward  ihm  nebst  den  anderen  noch  lebenden  achaeischen  Geissein 
in  Folge  einer  Vereinbarung  des  Seipio  mit  Cato27)  auf  den 
Antrag  des  Letzteren  die  Rückkehr  in  die  Heimat  gestattet28). 
Von  da  aus  wurde  er  schon  149  durch  den  Consul  Manilius 
nach  Lilybaeon  berufen,  ohne  Zweifel  um  mit  diesem  und  dem 
damals  als  Kriegstribunen  dienenden29)  Seipio  in  den  dritten 
punischen  Krieg  zu  gehen30),  kehrte  jedoch  auf  einen  zweiten 
Brief  desselben,  der  die  Sache  beigelegt  glaubte,  in  Kerkyra 
um31),  folgte  dann  aber  148  oder  147  dem  Seipio  in  diesen 
Feldzug  und  fand  jetzt  die  erwünschte  Gelegenheit  seine  Be- 
kanntschaft mit  diesen  Gegenden  zu  erweitern,  indem  Seipio  ihn 
mit  einer  Flotte  aussandte,  um  die  Nord-  und  Westküste  von 
Afrika  zu  untersuchen32).  Er  traf  von  diesem  Zuge  noch  vor 
der  Eroberung  Karthagos  wieder  ein38),  welcher  er  beiwohnte34), 
und  kehrte  dann  in  sein  Vaterland  zurück,  wo  er  kurz  nach  der 
Einnahme  von  Korinthos  ankam35),  bei  Mummius  die  Rückgabe 
der  Statuen  des  Aratos  und  Philopoemen  durchsetzte36)  und  auch 
sonst  nach  Kräften  für  das  Wohl  seiner  Landsleute  wirkte37), 
zumal  nachdem  ihm  145  von  den  Römern  selbst  der  ehrenvolle 
Auftrag  geworden  war  als  ihr  Bevollmächtigter  in  den  griechi- 
schen Städten  die  neuen  Ordnungen  zu  vermitteln  und  regeln 
und  für  die  allgemeine   Befriedung  zu   wirken.     Er    löste   diese 

gekommen  sein  sollte,  wo  er  doch  wohl  nnr  als  ein  schon  hoch  angesehener 
und  berühmter  Mann  sich  Erfolg  versprechen  konnte,  wenn  er  auch  andrer- 
seits schwerlich  (s.  C.  28.  A.  23  ff.)  viel  später  als  150  sich  dorthin  begab. 
Ausserdem  s.  A.  75.  104.  Warum  sein  Einfluss  auf  P.  nicht  ein  so  „tief 
gehender"  gewesen  sein  könnte,  wenn  derselbe  erst  zwischen  144  und  141 
eintrat,  ist  nicht  abzusehen. 

27)  S.  darüber  Nissen  S.  271  f. 

28)  Plut.  Cat.  mai.  9. 

29)  Cic.  Rep.  VI,  9,  9.     Plut.  Cat.  mai.  27. 

30)  So  Werner  S.  28.  Polyb.  XXXVII,  3  (2  a),  1  sagt  nur  unbestimmt 
cog  XQ£l0c$  ovarjg  avtov  drjfiooLag  bvsxev  n Qccy^icctcov.    Vgl.  XXXVI,  3,  9.  4,  6. 

31)  Polyb.  XXXVII,  3. 

32)  Plin.  N.  H.  V.  §.  9,  vgl.  VI.  §.  199.     Werner  S.  28  f. 

33)  Polyb.  XXXIX,  3  ff. 

34)  Vor  ihm  sprach  Seipio  die  homerischen  Verse  toasten,  tjfictQ  x.  t.  X. 
(II.  d ,  164  f.)  und  dann  seine  Rechte  ergreifend  zu  ihm  die  sich  anknüpfen- 
den Worte,  Polyb.  XXXIX,  5  f.     Appian.  Pun.  132. 

35)  Polyb.  XXXIX,  13  (XL,  7). 

36)  Polyb.  XXXIX,  14  (XL,  8).     Plut.  Philop.  20. 

37)  Bei  der  VersteigeruDg  der  Güter  des  Diaeos  bewirkte  er  bei  ihnen, 
dass  Niemand  auf  dieselben  bot,  Polyb.  XXXIX,  15  (XL,  9). 


88  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Aufgabe  nach  allen  Richtungen  hin  glücklich  im  Sinne  der 
Römer  wie  der  Griechen,  so  dass  ihm  reiche  Ehrenbezeigungen 
zu  Theil  wurden38)  und  verschiedene  peloponnesische  Städte  ihm 
Bildsäulen  errichteten39).  Wie  lange  diese  seine  Thätigkeit  dauerte, 
und  ob  auch  sein  jedenfalls  in  diese  Zeiten  zu  versetzender40) 
Aufenthalt  in  Alexandreia41)  mit  derselben  zusammenhing 42), 
wissen  wir  nicht43);  indessen  kann  seine  Rückkehr  nach  Rom,  wo 
er  höchst  wahrscheinlich  nun  erst  den  Panaetios  kennen  lernte43  b), 


38)  Polyb.  XXXIX,  16  (XL,  10),  2  ff.,  eine  Stelle,  die  freilich  in  dieser 
Gestalt,  wie  schon  Valois  sah,  nicht  von  P.  herrührt,  sondern  Einschiebsel 
eines  Freundes  ist. 

39)  S.  die  Zusammenstellung  bei  Scala  S.  7.  A.  4.  S.  8.  A.  2:  Statue 
auf  dem  Markt  in  Megalopolis  (Paus.  VIII,  30,  3  f. ,  8  mit  dem  Bemerken: 
yiyqanxai  8s  %al  iXeysLcc  in'  avrm  Xiyovzcc  mg  in\  yr^v  nccl  Q'ccXaaaav  nccaav 
TtXctvrj&siri,  %cu  ort,  Gv^a%og  ysvoiro  'Pcoju-caW  -neu  nccvasisv  avrovg  oqyfis 
ig  xo  EXXjjvihov,  in  feinsinnigem  Anklang,  wie  Scala  hervorhebt,  an  die 
eignen  Worte  des  P.  III,  59,  7  und  XXXVIII,  6,  7);  „Standbild  errichtet 
von  der  Stadtgemeinde  Elis  zu  Olympia  (Archaeol.  Zeit.  XXXVI.  1878. 
S.  37  =  Dittenberger  Syll.  243.  Hicks  Historical  Inscriptions  201); 
Reliefstelen  zu  Mantineia  im  Tempel  des  Asklepios,  der  Leto  und  ihrer 
Kinder  (Paus.  VIII,  9,1),  Tegea  (Paus.  VIII,  48,  6,  8),  Kleitor  (?),  s.  u., 
im  heiligen  Peribolos  der  Despoina  bei  Akakesion  (Paus.  VIII,  37,  1,2); 
Standbild  in  Pallantion  (Paus.  VIII,  44,  5).  Von  seinem  von  der  Bundes- 
versammlung aufgestellten  Standbilde  spricht  P.  selbst  XXXIX,  14,  11)". 
Das  von  Milchhöfe r  und  L.  Gurlitt  auf  dem  Boden  des  alten  Kleitor 
gefundene,  von  Letzterem  Mitth.  des  archaeol.  Instit.  z.  Ath.  VI.  Taf.  5 
veröffentlichte,  von  Ersterem  Archaeol.  Z.  XXXIX.  1881.  Sp.  153—158  be- 
sprochene Relief  kann  indessen  aus  den  von  Scala  S.  36.  A.  3  entwickelten 
Gründen  schwerlich  den  P.  darstellen,  so  sehr  dafür  auch  der  Umstand  zu 
sprechen  scheint,  dass  die  einzigen  lesbaren  Worte  der  Ueberschrift  (An- 
fang des  Pentameters)  avxl  (?)  v.aXmv  sgycov  mit  einer  in  Olympia  ge- 
fundenen Inschrift  (Arch.  Z.  XXXV.  1877.  S.  193.  No.  101,  Widmung  der 
Messenier)  übereinstimmen: 

Tovto  Avkoqtcc  naiSl  noXig  7C£QiH0cXXsg  uyaXficc 
ccvrl  nccXcov  tiQyoov  etaaro  IloXvßia. 

40)  „Denn  der  an  sich  nahe  liegende  Gedanke,  dass  er  vielmehr  erst 
141  (s.  C.  28.  A.  23 b)  den  Scipio  dorthin  begleitet  hätte,  wird  durch  die 
Angaben  bei  Plut.  und  lustin.  (s.  C.  28.  A.  24)  ausgeschlossen ,  nach  denen 
Scipio  auf  diese  Gesandtschaftreise  nur  fünf  Sklaven  and  von  seinen  Freunden 
nur  den  Panaetios  mitnahm".    (Schmekel). 

41)  Polyb.  XXXIV,  14,  wo  die  verschiednen  Bevölkerungsschichten  der 
Stadt  geschildert  werden.     Vgl.  C.  38.  A.  3. 

42)  Wie  Werner  S.  30  meint. 

43)  Aus  seiner  eignen  Angabe  (A.  41)  folgt  nur,  dass  er  unter  Physkon, 
also  nicht  vor  145  dorthin  kam.        43 b)  S.  C.  28.  A.  55. 


Polybios  von  Megalopolis.  89 

kaum  später  als  143  erfolgt  sein44),  und  spätestens  141,  wie  es 
scheint,  begab  er  sich  wieder  in  seine  Heimat  und  vollendete  wahr- 
scheinlich hier  sein  grosses  Geschichtswerk45),  wo  er  denn  auch  in 
Folge  eines  Sturzes  vom  Pferde,  82  Jahre  alt46),  starb,  nach  der 
muthmasslich  richtigsten  Berechnung  zwischen  129  und  127. 
Ausser  jenem  Werk  hatte  er  eine  Geschichte  des  Philopoemen 
in  3  Büchern47)  und  eine  Taktik  verfasst48)  und  schrieb  in  seinen 


44)  Dies  erhellt  aus  C.  28.  A.  23 b— 25 b,  da  sonst  der  Verkehr  mit  Pa- 
naetios  unglaublich  kurze  Zeit  gedauert  haben  müsste.  Andrerseits  kann 
aber  P.  seine  Aufgabe  in  Griechenland  schwerlich  so  rasch  erfüllt  haben, 
zumal  da  noch  die  Reise  nach  Alexandreia  dazwischen  kam,  dass  er  sich 
früher  als  144  hätte  wieder  nach  Rom  begeben  können. 

45)  So  viel  geht  nämlich  doch  wohl  aus  den  Worten  XXXIX,  19  (XL,  12),  1 
(mit  denen  offenbar  die  Herstellung  des  achaeischen  Bundes  gemeint  ist, 
s.  Nissen  S.  273  f.)  xctvxct  llev  ovv  riesig  v.axctnQct\civxsg  in  xrjg  Pco'^g 
iTtcivfjA&oiisv,  (baccvsi  necpccXciicc  xiva  xwv  7tQ07iS7ZoXixEV[i£V(ov  HaxsLQyctG(iEvoiy 
%ccqiv  ct&ctv  xrjg  nqbg  'Pa^iaiovg  svvoCctg  und  den  unmittelbar  folgenden, 
A.  86  anzuführenden  hervor,  obgleich  z.  B.  Fuchs  S.  1811  sie  umgekehrt 
dahin  deutet,  dass  P.  erst  nach  Vollendung  seines  Geschichtswerkes  nach 
Griechenland  heimgekehrt  sei.  Die  obige  Zeitbestimmung  aber  folgt  aus 
A.  44  und  daraus,  dass  P.  mindestens  schwerlich  noch  in  Rom  geblieben 
sein  wird,  als  Scipio  es  auf  mehrere  Jahre  verliess.  Der  nächstliegende 
Gedanke  ist,  dass  andrerseits  seine  eigne  Abreise  ungefähr  gleichzeitig 
geschah;  jedenfalls  war  sie  nicht  viel  früher  wiederum  aus  dem  A.  44  an- 
gegebenen Grunde.  Völlig  verkehrt  sind  nach  dem  Obigen  die  Behauptungen 
von  Thommen  a.  a.  0.  S.  229,  nach  denen  P.  erst  133  nach  Griechenland 
zurückgekehrt  sein  und  hier  in  der  kurzen  Zeit  von  132  bis  etwa  129  die 
letzten  10  Bücher  seines  grossen  Geschichtswerks  geschrieben,  das  Ganze 
überarbeitet  und  auch  noch  die  Geschichte  des  numantinischen  Krieges 
verfasst  haben  soll,  vgl.  A.  104. 

46)  Pseudo-Lukian.  Macrob.  22. 

47)  Wie  es  scheint,  vor  dem  Beginne  des  Hauptwerks,  also  wohl,  wie 
Werner  S.  13  f.  vermuthet,  in  der  unfreiwilligen  Mussezeit  von  politischer 
Thätigkeit  180—172.  Denn  Polybios  sagt  X,  21  (24),  5  ff.:  sl  psv  ovv  pr} 
nax'  idictv  snS7toi^fied-a  xr)v  nsql  ctvxov  (näml.  <&iXonoi'iievog)  gvvxccI-lv,  iv 
r]  diEGcccpovfisv   nctl   xlvcov   y.uX   xlgiv   clycoyatg   i%qriGctxo   vsog   cor,  uvctynctiov 

7}V    V7CEQ     EXttGXOV     XMV     7tQ0SlQr)[lSV0i)V     (fSQElV    UTtoloy IG (10V     SUSI    ÖE    7tQOXEQOV 

iv  xQioi  ßißXioig  E-nxog  xctvxrjg  xrjg  Gvvxot^scog  xbv  vueq  ctvxov  nE7ioir\pEftcc 
Xoyov,  xr\v  xe  naidiytrjv  8icty<oyr)v  dictGctcpovvxsg  neti  xäg  imcpctvEGtctxctg  noa- 
i;Eig,  8r)Xov  cog  iv  xf(  vvv  i^rjyrJGEL  itqsitov  av  sirj  xr\g  (isv  vEoaxEQiHrjg  ccycoyfjg 
nett  xtöv  vecoxeqwcov  £rjX(ov  ■nctxot  {isoog  dcpsXEiv,  xoig  Se  ueexet  xr)v  axcir;v 
ctvxov  KEtpctlctuodwg  stiel  dEÖrjXwLiEVOLg  sqyoig  71qog&slvcci  aal  %ctxa  fiEQog, 
ivct  xo  7ZQE7ZOV  sxctxEQu  xcov  Gvvxct^Ecov  xTjocofiEv.  Auch  der  Umstand,  dass 
P.  sonach  dort  nur  die  Jugend  des  Philopoemen  ausführlicher  behandelt 
hatte,  spricht  dafür,  dass  wir  an  eine  Arbeit  seiner  eignen  jüngeren  Jahre 


90  Neunuudz  wanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

letzten  Lebensjahren  noch  eine  Geschichte  des  numantinischen 
Krieges49).  Jenes  gesainmtgeschichtliche  Werk  (^IöroQuai) 
in  40  Büchern  aber  ist,  was  man  auch  immer  mit  Recht  an 
demselben  aussetzen  möge,  dennoch  eine  der  grossartigsten  histo- 
rischen Arbeiten  aller  Zeiten50).    Allerdings  betrachtet  Polybios 

zu  denken  haben  (vgl.  Nitzsch  S.  137),  und  nicht  minder  das  unmittelbar 
folgende  Eingeständniss,  dass  es  mehr  eine  historische  Lobschrift  als  ein 
streng  unparteiisches  Geschichtswerk  war:  §.  8.  aansQ  yocq  insivog  6  xonog, 
v71(xqxcov  syyimiiiccGZLTiog ,  ccnrjxsi.  xbv  usycdcucodr}  %cu  fisx'  (xv^6sajg  xcöv 
nQcc&cov  ccnoXoyiGiiov,  ovxoag  6  xrjg  texoQiag}  ytoivbg  <ov  snaivov  «at  ipoyov, 
£/jrtr  xbv  ccXrj&i]  neu  xbv  fisxcc  anodst&cog  nccl  xeov  SHccaxoig  nagsno^sveov 
6vXloyia{i<»v.  Sie  war  eine  Hauptquelle  für  Plutarchos  im  Leben  des  Philo- 
poemen  (1,  3 — 12.  2  zum  Theil,  14  f.  17—21),  s.  hierüber  das  Genauere  be- 
sonders bei  Nissen  Krit.  Untersuchungen  über  die  Quellen  der  4.  u.  5.  De- 
kade des  Livius,  Berlin  1863.  8.   S.  280  —287. 

48)  Polyb.  IX,  20,  4.  vusq  a>v  rjfiiv  kv  xoig  nsgl  rag  xcii-sig  vno^vrj- 
ueiciv  a-AQißecxsQov  dsdrjXcozai.  Vgl.  Arrian.  Tact.  1.  Aelian.  Tact.  1.  3.  19. 
Vermuthlich  verfasste  er  diese  Schrift  erst,  nachdem  er  Hipparch  gewesen 
war,  also  wohl  in  Rom,  aber  doch  vermuthlich  schon  in  den  ersten  Zeiten 
seines  dortigen  Aufenthalts  166— 162,  s.  Werner  S.  15.    Vgl.  Nitzsch  S.  83. 

49)  Cic.  Epist.  V,  12,  2.  Dass  übrigens  P.  selbst  den  Scipio  auch  noch 
in  diesen  Krieg  133  begleitet  hätte,  ist  nicht  anzunehmen:  sicher  hatte  er 
damals  an  der  Vollendung  seines  Hauptwerks  noch  genug  zu  thun.  Geo- 
graphische oder  gar  astronomische  Schriften  hat  er  nicht  verfasst:  das 
ßißXiov,  o  sniyQcccprjv  £%ei  tisqI  xrjg  ksqI  xbv  lorjpusQivbv  oUrj6ecog  (Gemin.  13. 
p.  54  D)  war,  wie  schon  Schweighäuser  V.  S.  25  vermuthete,  nur  ein 
Abschnitt  des  34.  Buchs,  s.  Max  C.  P.  Schmidt  Ueber  die  geographischen 
Werke  des  Polybios,  Jahrb.  f.  Philol.  CXXV.  1882.  S.  113—122. 

50)  S.  zum  Folgenden  ausser  den  A.  1  angef.  Schriften  besonders  von 
Nitzsch,  Markhauser,  Strachan-Davidson  und  v.  Scala  und  den 
beiden  mir  unbekannten  von  C.  F.  Wurm  Der  politische  Standpunkt  des 
Polybius,  Hamburg  1841.  4.  und  de  Vries  De  historia  Polybii  pragmatica, 
Leiden  (1843.  8.  Doctordiss.)  1846.  8.  noch  J.  H.  Lindemann  Ueber  Poly- 
bius, den  pragmatischen  Geschichtschreiber,  Conitz  1850.  4.,  wieder  abgedr. 
in :  Vier  Abhandlungen  über  die  religiös-sittliche  Weltanschauung  des  Herodot, 
Thucydides  und  Xenophon  und  den  Pragmatismus  des  Polybius,  Berlin  1852.  8. 
S.  70— 94  (nicht  erheblich),  P.  La  Roche  Charakteristik  des  Polybius, 
Leipzig  1857.  8.,  Spangenberg  Untersuchungen  über  das  Geschichtswerk 
des  Polybius,  Hersfeld  1858.  4.  (mir  unbekannt),  Mor.  Ritter  Studien  üb. 
d.  Entwickelung  der  Geschichtswissensch.,  Hist.  Ztschr.  LIV.  1885.  S.  22  —  30. 
und  die  ausgezeichnete,  aber  doch  in  wesentlichen  Stücken  von  Nissen 
(s.  A.  121.  123.  125.  140)  und  Strachan-Davidson  S.  416  f.  zu  Gunsten 
des  P.  berichtigte  Schilderung  von  Mommsen  R.  G.  II7.  S.  449 — 453.  Ein 
erheblicher  Mangel  aller  dieser  Darstellungen  ist,  dass  ihre  Urheber  ausser 
Lübbert  (s.  A.  66)  und  Scala  den  grossen  Einfluss  des  zeitgenössischen 
eklektischen  und  aufgeklärten  Stoicismus  auf  P.  nicht  erkannt  haben. 


Polybios  von  Megalopolis.  91 

die  Geschichte  ausschliesslich  mit  dem  Auge  des  Staats-  und 
Kriegsmannes.  Alles,  was  ausserhalb  dieses  Gebietes  liegt, 
schliesst  er  von  der  eigentlichen  Geschichtschreibung  aus51).  Nur 
ein  solcher  „pragmatischer"  Mann  vermag  nach  seiner  Ueber- 
zeugung  eine  wahrhaft  so  zu  nennende  Geschichte  zu  schreiben52), 
die  sich  nicht  durch  die  allerdings  unentbehrliche  Buchgelehr- 
samkeit53)  allein  gewinnen   lässt,   sondern   namentlich   auch   auf 


51)  IX,  1,3  (vgl.  A.  124).  ot  jitfv  ydg  dXXoi  Gvyygacpslg  .  .  .  naGi  xoig 
xrjg  icxogiag  [isgsGL  xgcbpsvoi  noXXovg  scpsXtiovxai  ngbg  svxsv^iv  xcov  vnoiivrj- 
pdxcov.  xbv  \i\v  ydg  cpiXr]Y.oov  6  yBVEccloyiY.bg  xgonog  sniGndxai,  xbv  8s 
7toXv7igdy(iova  vlccl  izsgixxbv  6  nsgl  xdg  dnoixiag  nal  nxiGsig  nal  Gvyysvsiag, 
■na&d  nov  Hai  nag'  'Ecpogco  Xsysxai,  xov  8s  noXixiv.bv  6  nsgl  xag  ngdl-sig 
xcov  e&vcov  xca  noXscov  -aal  8vvaGxcov.  scp'  ov  reisig  ipiXcog  ttaxrjvxrjyioxsg, 
%al  nsgl  xovxov  nsnoir\\isvoi  xr\v  oXrjv,  ngbg  *sv  \lsv  xi  ysvog  .  .  .  olxstcog 
jjQfiociisd'cc  x.  x.  X.  2,  1  ff.  noXXcov  ydg  xal  noXXa%cog  s^rjgid-fiirjfisvcov  xd  xs 
nsgl  xag  ysvsaXoyiag  xai  pvftovg  xca  nsgl  xdg  anoMiag,  sxi  8s  cvyysvsiag 
ml  xxt'osig  x.  x.  X.  X,  21  (24),  3  f.  27,  7  f. 

62)  XII,  28,  2  ff.  6  psv  ovv  JJXdxcov  cprjGl  xoxs  xdv%gconsia  Y.aXcog  si;siv, 
oxav  r]  ot  cpLXoaoqpoL  ßaGiXsvocöOiv  r)  ot  ßuoiXsLg  tpiXoGocpcoGiv  xdycb  8'  av 
si7toi[iL  8i6xl  xd  xrjg  LGtogiag  s^sl  xoxs  naXcog,  oxav  rj  ot  ngayfiaxinol  xcov 
dv8gcov  ygdcpsiv  sm%sigr\GcoGi  xag  iGxogiag,  [ir)  Ka&dnsg  vvv  nagsgycog  .  .  . 
rj  ot  ygdcpsiv  inißaXX6[iEvoi  xr)v  ig  avxcov  xcov  ngaypdxcov  s£iv  dvayv.aCav 
r\yr\Gcovtai  ngbg  xr)v  iGxogiav.  ngbxsgov  8'  ovy.  SGxai  navXa  xrjg  xcov  tcxogio- 
ygdqpcov  dyvolag.  25  g,  1.  ovxs  itsol  xmv  naxd  noXsfiov  ovfißatvovxcov  8v- 
vaxov  saxi  ygdtpat,  naXcog  xbv  [irjds[iiav  sfinEigtav  s%ovxa  xcov  noXsfiicov 
sgycov,  ovxs  nsgl  xcov  iv  xalg  noXitsiaig  xbv  (irj  nsnsiga^isvov  xcov  xoiovxcov 
ngd^scov  %al  nsoioxacscov.  25h,  5  f.  27,  7  ff.  Vgl.  Markhauser  S.  100: 
„Für  seine  Zeit  hatte  P.  Recht.  Auch  Thucydides  und  Tacitus  waren  ja 
nicht  gelehrte  Historiker  in  unserem  Sinne;  den  klassischen  Ruf  ihrer 
Werke  aber  hat  Dieses  sicher  nur  gefördert". 

53)  P.  vergleicht  XII,  25  d  f.  (s.  üb.  d.  Lückenhaftigkeit  u.  Zerrüttung 
dieses  Abschn.  Markhauser  S.  34 f.  A.  1)  die  Geschichtschreibung  mit  der 
Medicin:  wie  die  letztere  drei  Theile  habe,  xb  Xoyixov  (8  8r)  nXsiaxov  dnb  xftg 
'AXs^avdgsiag  dg%sxai  nagd  xcov  'HgocpvXsicov  xai  KaXXi^axsCcov  (vgl.  d.  Nachtr. 
z.  C.  24.  A.  312  f.  hinter  diesem  2.  Bde.)  inst  ngoaayogsvofisvcov),  xb  8iaixr\xiY.6v 
und  xb  %sigovgyiY.bv  xai  cpugpansvxMÖv,  von  denen  er  den  dritten  als  xb  xr\v 
dXr}&ivr)v  s%iv  ngoocpsgdfisvov  und  als  Gitdviov  bezeichnet,  so  auch  die  erstere: 
25 e.  xbv  avxbv  8r]  xgonov  nai  xrjg  Ttgay^axiy.r\g  iGxogi'ag  vitag%ovGr}g  xginsgovg, 
xcov  8t  (isgcov  avxrjg  svbg  (isv  bvxog  xov  itsgl  xrjv  sv  xotg  vno\Lvf\yLaGi  noXv- 
ngayfioGvvriv  v.al  xrjv  nagddsGiv  xrjg  sv.  xovtcov  vXrjg,  sxsgov  8s  xov  nsgl  xr\v 
&suv  xcov  noXscov  nal  xcov  xotccov  nsgt  xs  noxaficov  x<u  Xipsvcov  xai  %a%6Xov 
xcov  %axd  yrjv  xat  %axd  ddXuxxav  I8ico\idxcov  xai  8LaGxrj(idxcov,  xgixov  8s  xov 
nsgl  xdg  ngd&ig  xdg  noXixiv.dg  x.  x.  X.  Dann  wird  der  Vergleich  der  buch- 
gelehrten Historiker  mit  den  „Logikern"  unter  den  Aerzten  ausgeführt  und 
ihrem  Verfahren  das  sv%gr]Gxov  zugestanden,  aber  wenn  sie  glauben  dadurch 


02  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

eignen  Erfahrungen  und  Erlebnissen,  auf  Dem,  was  man  selbst 
gesehen  und  gehört  oder,  wo  dies  nicht  ausreicht,  mit  sach- 
verständiger Kritik  von  Anderen  erkundet  hat53b),  beruhen54), 
also  auf  jeden  Fall  Zeitgeschichte  und  was  dieser  noch  nahe 
liegt  sein  muss.  Aber  natürlich  gehört  dazu  die  ausgedehnteste 
historische  und  geographische  Nachforschung,  wie  Polybios  selbst 
sie  übte,  der  ebendadurch  auch  als  Geograph  von  einer  gewissen, 
wenn  auch  immerhin  beschränkten  Bedeutung  ward55),  die  mög- 


wahrhafte  Geschichtschreiber  zu  werden,  so  ist  dies  beinahe  so,  mg  ccv  si' 
xig  xcc  xmv  uo%uimv  £myodcpmv  t'aycc  ftsaadfisvog  izccvog  oi'oizo  £myodcpog 
elvcci  kccl  rtQOOTcctrjg  xr\g  xt%v7\g.  Sie  sind  nur  Historiker  dritten  Ranges: 
25  i,  2.  et;  mv  nag  ctv  sUoxmg  6vyAuxu&oixo  xoixov  sIvccl  (isgog  xrjg  tozooiccg 
v.al  xoixt\v  s'xsiv  xd^iv  xr)v  in  xmv  vnofivrjfiuxmv  noXv7cqcty^oavv7]v.  üeber 
die  litterarischen  Quellen  des  P.  s.  A.  121.  122. 

53 b)  Ueber  die  Personen,  bei  denen  P.  selbst  derartige  Erkundigungen 
einzog,  s.  Scala  S.  268—278  mit  der  Gegenbemerkung  von  Niese  Gott. 
gel.  Anz.  1890.  S.  893.  Vgl.  oben  A.  25  und  unten  A.  104  und  Str  ach  an- 
Davidson S.  400  f. 

54)  XII,  25  h,  6.  ndvzmv  [isv  ovv  olov  ccvxovqybv  ysviaftcci  xai  doccüzriv 
SvaxsQsg  i'6cog,  xmv  [isvzot,  (isyiGzmv  -aal  Koivozdzmv  uvay*ctiov.  27,  1.  dvsCv 
yccQ  bvzmv  kcczcc  cpvoiv  möuvsC  xlvcov  oqyccvmv  r)[iLV,  olg  nävza  Ttvv&avofis&cc 
■hccI  noXv7tQay(iovov(isv,  d%orjg  xca  boccosmg,  uXrjd-ivmzsQccg  d'  ovürjg  ov  [iixqgj 
xrjg  bgaoemg  %axd  xov  'HqcckXsixov  (ocp&ccXfiol  ycco  xmv  mxmv  dy.QtßtaztQOL 
uccQzvQsg)  x.  t.  X.  XX,  12  (XXI,  15),  8.  ov%  ofioiov  iaziv  Ig  ccnorjg  nsoi 
7iQccytLccz<ov  diccXctfißccvsiv  xai  ysvopevov  ccvxonxrjv,  ccXXa.  xca  [ityccXa  dicccpEQSi, 
noXv  de  xi  avfißdXXeaftai  nstpv'K.sv  i-uccozoig  r)  nctzu  xrjv  avdoyeiav  nicxig, 
IV,  39,  11.  sk  xrjg  xara  cpv6iv  ftemoiug,  r;g  ccv.QißeöxsQccv  svosiv  ov  qccSiov. 
XII,  4c,  3ff.  xo  7tEQi  xdg  dvccKQiaeig  (itoog,  otzeq  iazl  kvqioozuzov  xrjg  tozoQiag. 
EitEidr)  ydo  ai  (iev  nadf-eig  uficc  noXXa%fi  owxeXovvxcu,  nccosivai  de  xov 
ccvxov  iv  nXeloüi  xonoig  kccxu  xov  avxbv  hcciqov  ddvvaxov,  opoimg  ys  ^irtv 
ovS'  ccvxoTCxrjv  yeveaftcci  7tdvx<ov  xmv  hccxu  xr)v  oWov\ievr\v  xonmv  %ccl  xmv 
iv  zoig  zonoig  Idimybdzmv  xov  evcc  övvazov,  %axuXeiTtezai  nvv&dv saften  (iev 
mg  netqd  nXeiGxmv ,  maxsvsiv  de  zoig  d^ioig  ntozemg,  HQixr)v  ö'  etvcci  xmv 
7iQ067intx6vxmv  ov  %a%di>.     Vgl.  III,  32,  10  (s.  A.  99). 

55)  Seine  Schwächen  auf  diesem  Gebiet  hat  schon  Müllenhoff  Deutsche 
Alterthumsk.  I.  S.  351  ff.  beleuchtet.  Die  fleissige  Abh.  von  Magdeburg 
De  Polybii  re  geographica,  Halle  1873.  8.  ist  von  keinem  eigentlich  wissen- 
schaftlichen Wertb,  desto  erheblicher  ist  die  schon  A.  22  bezeichnete  von 
M.  C.  P.  Schmidt.  Derselbe  weist  nach,  dass  P.,  wie  schon  aus  seinen 
eignen  Bemerkungen  III,  36,  6  f.  IX,  14  f.  deutlich  hervorgeht,  in  der  Astro- 
nomie und  daher  auch  in  der  mathematischen  Geographie  nur  oberfläch- 
liche Kenntnisse  besass,  die  ihn  durchaus  nicht  befähigten  so  sachkundige 
Männer  wie  Pytheas  und  Eratosthenes  in  der  Weise,  wie  er  es  sich  erlaubt 
(XXXIV,  5,  lff.  10,  6  f.  5,  1  ff.  7,1  ff.  13),  zu  meistern,  ja  ihren  Standpunkt 
auch  nur  zu  verstehen,   dass  er  vielmehr  IX,  15,  8   einen  starken  Irrthum 


Polybios  von  Megalopolis.  93 

liehst  genaue  Einsicht  in  die  Archive56)  und  eigne  Bekanntschaft 
mit  Land  und  Leuten.  Ein  Studium  der  Geschichte  in  rein 
wissenschaftlichem  Interesse  liegt  völlig  ausser  dem  Gesichts- 
kreise des  Polybios:  er  erblickt  vielmehr  ihren  Zweck  lediglich 
in  den  praktischen  Lehren,  welche  sie  giebt,  in  ihrem  Nutzen57) 


begeht  und  sich  zum  Theil  recht  wunderliche  Vorstellungen  macht  (so 
III,  37,  vgl.  Strab.  II.  107),  s.  auch  Schmidt  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  115.  P.  hat 
sich  mit  diesen  Dingen  eben  nur  so  weit  beschäftigt,  als  er  es  für  den 
Staatsmann,  Feldherrn  und  Geschichtschreiber  für  erforderlich  hielt:  „ihm 
ist  der  stolze  Sternhimmel  eben  nur  ein  Zifferblatt,  auf  dem  ein  Haupt- 
mann lesen  kann,  wann  wohl  der  Tag  anbricht,  damit  das  Sonnenlicht 
die  Soldaten  nicht  dabei  überrasche,  wenn  sie  die  Leitern  an  die  Mauern 
der  feindlichen  Stadt  legen".  Vgl.  A.  57.  62.  Weiter  zeigt  dann  Schmidt, 
dass  P.  die  Massaugaben  nach  Länge  und  Breite  über  Europa  auf  seinen 
eignen  Reisen  gesammelt  hatte  und  danach  den  Eratosthenes  berichtigte, 
im  Uebrigen  sich  aber  fast  durchweg  an  die  von  diesem  gemachten  an- 
schloss.  Dagegen  ist  P.  im  Ganzen  musterhaft  als  beschreibender  Geo- 
graph: die  Darstellungen  II,  14—17.  IV,  38 — 42  sind  wahre  Kabinetstücke, 
s.  Markhauser  S.  81.  A.  2.  Weiteres  bei  La  Roche  S.  56 f.  Doch  ist 
er  von  Flüchtigkeiten  und  Irrthümern  sogar  in  Bezug  auf  das  Selbstgesehene 
schwerlich  ganz  frei  zu  sprechen,  s.  (über  X,  9.  10)  H.  Droysen  Zu  Po- 
lybius,  Rhein.  Mus.  XXX.  1875.  S.  62—67.  Eine  Uebersicht  der  von  ihm 
in  geographischen  Punkten  citirten  Schriftsteller  giebt  Schmidt  S.  39  f. 

56)  XII,  10  (11),  4  (s.  C.  21.  A.  237).  Von  seinem  eignen  Einblick  in 
eine  im  Prytaneion  von  Rhodos  aufbewahrte  Urkunde  spricht  P.  XVI,  15,  8 
(vgl.  A.  121).  Vermuthlich  war  er  nach  143  von  Griechenland  aus  eben 
zum  Zweck  eigner  Erkundung  desselben  dorthin  gereist.  Ein  Register 
solcher  Urkunden  bei  P.  giebt  Scala  S.  268:  „I,  62,  8  f.  (scheint  aus  littera- 
rischer Quelle  geflossen  zu  sein).  II,  12,  3  (aus  dem  achaeischen  Archiv). 
III,  26—28  (aus  der  Schatzkammer  der  Aedilen).  IV,  52  (aus  dem  rhodischen 
Archiv).  VII,  9  (vermuthlich  aus  dem  makedon.  Arch.).  XVIII,  44  (Senats- 
beschl. ,  zweifelhaft,  ob  aus  litterarischer  Quelle).  XXI,  32,  2 — 14.  45  (aus 
d.  röm.  Arch.,  vgl.  Appian.  Syr.  39).  XXI,  48  (aus  litterarischer  Quelle,  die 
aus  dem  rhod.  Arch.  schöpfte,  s.  Valeton  S.  222.  262).  Spuren  von  Senats- 
beschlüssen in  einzelnen  Wendungen:  XXII,  16,  10.  XXIV,  5,  8.  XXVIII, 
1,9.  XXXII,  26,1  (vgl.  Viereck  Senn.  Graec,  Göttingen  1888.  S.  90). 
Dazu  (vgl.  A.  22)  die  Säuleninschrift  zu  Lakinion  III,  33,  56".  Ausserdem 
s.  aber  noch  A.  96.     Vgl.  auch  Strachan-Davidson  S.  400  f. 

57)  XII,  25  g,  2.  iccv  yccQ  xig  Ix  xfjg  iGxoQiag  i^sXrj  xo  dvvd^svov 
cocpsXsiv  rjfiüg,  xo  Xoinbv  avxijg  a£r)Xov  xai  dvcocpsXsg  yivexcci  nccvxeXcög. 
Vgl.  XII.  25b.  III,  4,  8.  7,  4  ff.  31,  12  f.  (s.  A.  71).  Und  so  denkt  er  über- 
haupt von  jeder  wissenschaftlichen  Thätigkeit:  IX,  20,  6.  sy<b  ds  xcc  (isv 
«h  7CEQLZtov  TtageX-ao^isva  xoig  inLxtjösvficcGt  %doiv  xrjg  iv  8-ndoxoig  imcpdasoag 
xal  OTcofivXiag  noXv  xi  (iccXXov  dnodo-iafid^cov,  nccQccnXriaicog  ds  -aal  xo  izoqqüj- 
xsqco  xov  7to6g  xrjv  %q£iclv  ttV7\%Qvxog  STtixuxxsiv ,  tcsqX  xuvciy%aitt  cpiXoxifio- 
xctxog  Bifit-  hccl  Gizovdd£cov.     Vgl.  A.  55. 


94  Neunund zwanzigstes  Gapitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

also  für  das  praktisch-sittliche  Leben  und  für  die  Staatsgeschäfte58). 
Für  praktische  Staatsmänner  und  Feldherrn  schreibt  er  mithin 
in  erster  Linie  seine  „pragmatischen"  Geschichten59),  und  es  ist 
im  Grunde  nur  eine  liebenswürdige  Inconsequenz,  wenn  er59b) 
in  zweiter  auch  einen  Leserkreis  im  Auge  hat,  welcher  Interesse 
und  Freude  an  solchen  grossen  Dingen  und  ihrer  Entwicklung 
findet60),  wie  er  selbst  seine  lebhafte  Freude  an  ihrer  Darstellung 
gefunden  hat61),  einer  der  vielen  Widersprüche,   in  welche  sich 


58)  TlQccy^ata.  P.  gebraucht  diesen  Ausdruck  abwechselnd  im  Sinne 
von  politischen  Begebenheiten  und  von  politischen  Thätigkeiten  und  Ge- 
schäften. 

69)  La  Roche  und  Andere  haben  sich  von  pragmatischer  Geschicht- 
schreibung offenbar  einen  etwas  unklaren  Begriff  gemacht,  der  dann  überall 
zu  Ungunsten  des  P.  angewandt  wird.  Ihm  selbst  sind  TtQccyuaxixog  und 
noXtxiYog  wesentlich  gleichbedeutend,  und  pragmatische  Geschichte  heisst 
daher  in  seinem  eignen  Sinne  nichts  Anderes  als  politische  Geschichte 
(s.  bes.  die  A.  51  mitgetheilte  Stelle  IX,  1,  3),  demnächst  aber  allerdings 
politisch- lehrhafte  Geschichte,  und  damit  sie  dies  sein  könne,  gehören 
zu  ihr  Wahrheit,  Klarheit  und  ursachlicher  Zusammenhang.  Ob  es  mit 
diesem  pragmatischen  Charakter  seines  Werkes  in  Verbindung  steht,  dass 
P.  dasselbe  in  der  Hegel  tj  nQccyfiuxeioc  nennt,  lasse  ich  dahingestellt;  weit 
seltner  ist  bei  ihm  die  Bezeichnung  rj  lgxoqicc. 

59 b)  Was  Hirzel  S.  898  übersieht. 

60)  Es  genügt  die  wichtigste  Stelle  anzuführen:  III,  21,  9  ff.,  wo  Die- 
jenigen, olg  xa^jcEi  y.ol\  dicccpsQSL  xb  aaqpäg  slShca  xr\v  iv  xovxoig  uy-ql- 
ßsiccv  und  ot  (pi\o[ici&ovvrsg  einander  entgegengesetzt  werden.  Beide  Leser- 
classen  erscheinen  noch  oft,  die  erstere  kürzer  noXixsvöfievoi,  nQaY.tiY.oCy 
7iQayßciTL%oi  genannt,  oft  genug  jedoch  gerade  die  letztere,  die  cpiXopa- 
ftovvxsg,  allein.  Damit  tritt  denn  aber  auch  doch  wieder  neben  den  Nutzen 
der  Genuss  (xo  xbqtivov),  z.  B.  VI,  1,  8  (s.  A.  71).  XXXII,  16,  1.  rjdsiav  (iw 
vnoXcctißdvav  elvai  xoig  7iQ£6ßvx£QOig,  mcpeXifiov  de  xoig  veoig  xrjv  xoiccvxrjv 
16X0QLUV.  XXXIX,  1  (1  a),  3.  ydu  .  .  .  xrjv  i\)v%ay(oyiciv  yu\  xtjv  (oqpiXsiav, 
wenn  auch  erst  sehr  in  zweiter  Linie,  s.  IX,  2,  6,  während  andere  Stellen  gar 
Nichts  von  letzterem  wissen  wollen,  XXXVIII,  6  (1  d),  8,  vgl.  III,  31,  12  f. 
(s.  A.  71)  und  die  cpiXoyLa&ovvzeg  noch  ausdrücklich  von  den  blossen  qpilrj- 
Yooi  unterschieden  werden,  VII,  7,  8.  neu  yao  xoig  (pdrinooig  riSicov  ovxog 
(6  Xoyog  —  die  Geschichte  des  Hieron  und  die  des  Gelon)  xai  xoig  cpiXo- 
lici&ovai  xat  navzi  %Qr\cin,(üxiqog.  Gleich  der  Anfang  vollends  I,  1  fasst  zu- 
nächst nichts  Anderes  ins  Auge  als  die  Befriedigung  des  natürlichen  Wissens- 
triebes in  Bezug  darauf,  wie  die  Römer  in  so  kurzer  Zeit  zu  so  gewaltigen 
Erfolgen  gelangten.  Vgl.  Markhauser  S.  79  f.  101  f.  Für  die  zeitge- 
nössischen griechischen  Leser  verbindet  sich  damit  auch  die  Absicht  sie 
mit  der  römischen  Herrschaft  auszusöhnen,  s.  bes.  III,  4,  3.  7. 

61)  Wie  sehr  er  von  seinem  Stoffe  begeistert  ist,  beweist  namentlich 
die  Aeusserung  III,  5,  8.  7t£7tsiO[ica  (iev  yccQ,   yuv  xi  ßv^ßy   nsol  rjficcg  ccv- 


Polybios  von  Megalopolis.  95 

nothwendig  ein  Jeder  verwickeln  muss,  welcher  über  dem  Werth 
der  Wissenschaft  für  das  praktische  Leben  ihren  Selbstzweck 
verkennt.  Uebrigens  dachte  er  sich  seine  Leser  unter  den  Römern 
so  gut  wie  unter  den  Griechen 61b).  Auf  der  anderen  Seite  nun 
aber  gehören  zum  wahren  Staatsmann  und  Feldherrn,  wie  er  ihn 
sich  denkt,  auch  mannigfache  theoretische  Kenntnisse  nicht  bloss 
in  Geographie  und  Geschichte,  sondern  auch  in  Mathematik  und 
Astronomie 62),  ja  sogar  ein  gewisses  Mass  philosophischer  Bildung 63). 


&Q(onivov ,  ovh  ccQyr]6Eiv  xrjv  v7t6&S6Lv  ovd'  anoqriOELV  ccvÖQÖäv  d£io%Q£(ov 
diu  xb  nccXXovg  noXXovg  ,xcizsyyvr}d'r}0£oftcci  xa!  gtcovöccgelv  Eni  xsXog  dyccysiv 
ccvxov.  Und  seine  lebhafte  Bewunderung  grosser  Männer  und  sein  geschichts- 
philosophischer  Sinn  zeigen  deutlich,  dass  er  in  Wahrheit  doch  auch  ab- 
gesehen vom  Nutzen  Geschichte  schreibt,  um  das  Andenken  von  jenen  auf 
die  Nachwelt  und  den  Gang  des  Weltlaufs  zur  Anschauung  zu  bringen, 
s.  Markhauser  S.  101  f.  Vgl.  besonders  auch  noch  VIII,  4,  10.  ovzag  uv 
£ir\  (lövcog  acetprj  tu  yeyovoxa  xa!  d,av[iciGxcc. 

61b)  Zunächst  wendet  er  sich  allerdings  an  griechische  Leser  III,  3,  8, 
dann  aber  s.  VI,  11,  3  ff.   XXXII,  8,  8  ff. 

62)  IX,  12  ff.,  bes.  14,  1.  rar  dh  7iQ08iQrj(isva)v  xa  pzv  ix  xQLßrjg,  xcc  d' 
si-  [axoQiccg,  xcc  de  xar'  itineiQiav  fis&odLyirjv  fi'EcoQELxai.  5.  xa  8'  ix  xfjg 
8(i7tEiQiccg  KQOGdsLxcu  fiad'i^GEcos  xa!  ^EcoQrjficcxcüv,  xa!  (idXiGxa  xoov  i£  ccöxqo- 
Xoyi'ccg  xa!  yscofiEXQLOcg.  20,  5.  noXXcc  xiva  7CQ06<xqtg)[isv  xfj  GZQaxrjyioc,  x«- 
Xsvovxsg  daxQoXoyELv  xa!  yscofiExgEtv  xovg  OQEyofisvovg  avz^g.  21,1  ff.  Freilich 
hätte  Hirzel  a.  a.  0.  S.  844  f.  nicht  unbeachtet  lassen  sollen,  wie  gering 
doch  in  der  That  das  hier  von  P.  für  ausreichend  angesehene  Mass  ist 
(s.  A.  55  und  die  unmittelbar  auf  20,  5  folgende  A.  57  mitgetheilte  und 
von  Hirzel  selbst  S.  852  angeführte  Aensserung),  und  wie  gering  P.  gerade 
von  den  „Logikern"  unter  den  Aerzten  denkt  (s.  A.  53),  obwohl  sie  doch 
zu  ihrer  Xoyiv.r\  wahrlich  nicht  ohne  eine  bewundernswerthe  eimelql'cc  ge- 
langt waren.  Vgl.  übrigens  auch  I,  84,  6.  xoxe  yccq  r\v  .  .  .  gvviSelv  .  .  . 
nrjXiTtrjv  e%el  ÖLacpOQccv  ifinEiQLCc  {lEftodLKrj  xa!  6XQaxr\yL%ii  dvvcc[iig  dnEiqCug 
xa!  XQißrjg  dXöyov  GXQCcxLcoxLKrjg. 

63)  Wenn  P.  XXXVII,  7,  5  von  Prusias  schreibt:  naideCag  8e  xa!  cpiXo- 
Gotpiug  xa!  xeov  iv  xovxoig  ftscoQrjuccxcov  anEigog  stg  xsXog  i\v  und  XII,  25,  G 
den  Timaeos  als  cccpiXocoepog  xa!  GvXX^ßSrjv  ccvdycoyog  GvyyQoccpEvg  bezeichnet 
(vgl.  Scala  S.  86  f.),  so  ist  allerdings  der  Ausdruck  nicht  zu  pressen,  aber 
bei  einem  Schriftsteller,  welcher  selbst  philosophische  Bildung  besitzt  und 
die  Bezeichnung  (piXococpog  VI,  5,  1  ganz  bestimmt  im  technischen  Sinne 
gebraucht,  auch  nicht  allzusehr  abzuschwächen.  Ebenso  ist  darauf,  dass 
der  Stoiker  Strabon  I.  1  f.  zum  Beweise  dafür,  dass  die  Geographie  mit  zur 
Philosophie  gehöre,  sich  darauf  beruft,  dass  sie  vorwiegend  von  Philo- 
sophen, unter  denen  er  zuletzt  Eratosthenes,  Polybios  und  Poseidonios 
nennt,  betrieben  sei,  nicht  allzu  viel,  da  er  auch  Homeros  und  Hekataeos 
zu  ihnen  zählt,  aber  doch  immerhin  etwas  zu  geben.  —  Dass  aber  P.  unter 
den   Erfordernissen    zum    Historiker    wie    zum   Feldherrn    des    natürlichen 


96  Neunund zwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

Und  wie  sich  Polybios  in  allen  diesen  Ueberzeugungen  bereits 
mit  den  stoischen  Anschauungen  berührt64),  so  ist  er  dabei  nicht 
stehen  geblieben,  sondern,  freilich  mit  einer  gewissen  kühlen 
Zurückhaltung65),  ein  Anhänger  jenes  liberalen  Stoicismus  ge- 
worden, wie  ihn  sein  jüngerer  Zeitgenosse  Panaetios  vertrat66), 
mit  dem  Gegensatz  gegen  den  Weissagungsglauben67),  mit  der 
Bestreitung  oder  doch  Anzweiflung  der  persönlichen  Fortdauer 
nach  dem  Tode68),  mit  der  Beseitigung  der  mechanisch-fatalistischen 
Lehre  vom  steten  periodischen  Wechsel  des  Weltunterganges 
und  der  Entstehung  einer  neuen  Welt,  in  welcher  sich  bis  ins 
Kleinste  hinein  überall  Dasselbe  wie  in  den  früheren  wiederholt69), 

Talents  nicht  besonders  gedenkt,  ist  nicht  von  Bedeutung,  da  er  es  an 
Hannibal  IX,  22,  6  hervorhebt.     Weiteres  s.  bei  Scala  S.  4  f.  A.  1. 

64)  Dass  P.  sogar  die  Geometrie  IX,  14,  6  und  nicht  minder  die  sitt- 
lichen Begriffe  VI,  6,  1  ff.  aus  der  sintstQicc  herleitet,  entspricht  vollständig 
dem  stoischen  Sensualismus.  Und  was  den  ausschliesslich  praktischen 
Zweck  aller  Wissenschaft  anlangt,  so  sei  hier  nur  an  den  Ausspruch  des 
Chrysippos  erinnert,  „wenn  der  Philosoph  nur  der  Forschung  leben  solle, 
so  heisse  das  mit  anderen  Worten,  er  solle  seinem  Vergnügen  leben"  (Plut. 
Sto.  rep.  2.  1033  C.  D).     S.  Zeller  IIP,  1.    S.  51  ff. 

65)  S.  A.  73  ff.  79  f.  92. 

66)  Den  Zusammenhang  seiner  Weltanschauung  mit  der  stoischen  hat, 
so  viel  ich  weiss,  wenn  auch  nicht  in  ganz  richtiger  Weise,  zuerst  Creuzer 
Münchener  gel.  Anz.  XX.  1845.  Sp.  387  ff.  Histor.  Kunst  der  Griechen2 
(Darmst.  1845).  S.  414 ff.  erkannt  (vgl.  auch  Fuchs  S.  1818),  dann  Lübbert 
ausgesprochen  und  endlich,  wie  schon  C.  28.  A.  56  bemerkt  wurde,  Hirzel 
a.  a.  0.  S.  841—907  nachgewiesen,  nur  leider  dabei  nicht  beachtet,  dass 
doch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  (s.  A.  26.  43 b.  44.  73.  74.  79.  104)  der 
Einfluss  des  Panaetios  auf  P.  erst  in  dessen  späten  Jahren  Statt  gefunden 
haben  kann ,  und  so  hat  er  denn  den  Letzteren ,  wenn  auch  mit  einigem 
Vorbehalt,  doch  allzusehr  zu  einem  eigentlichen  Stoiker  gemacht. 

67)  Hinsichtlich  des  Panaetios  s.  C.  28.  A.  39.  40,  P.  aber  kann  sich 
gar  nicht  vorstellen,  dass  ein  Mann  wie  Lykurgos  so  abergläubisch  gewesen 
sei,  um  für  seine  Person  auf  die  Sprüche  der  Pythia  irgend  etwas  zu 
geben,  meint  vielmehr,  dass  er  nur  aus  kluger  Politik  sich  so  angestellt 
habe,  ähnlich  wie  der  ältere  Scipio  verfahren  sei,  X,  2,  9  ff.  Ausserdem 
s.  IX,  19,  1  ff. 

68)  Ersteres  gilt,  wie  wir  sahen  (C.  28.  A.  37),  von  Panaetios,  Letzteres 
von  P.  VIII,  14,  8.  SL718Q  Hat  itsgl  xovg  dnovxo^vovg  soxl  xig  ca'öahjais,  vgl. 
VI,  56,  10  ff.  (s.  A.  85).  XXXII,  19  (20  a),  3.  xb  x&v  uycc&av  uvSqÖov  a&Xov 
xi\v  sv&ccvaoiav.  Sehr  gut  giebt  Markhauser  S.  130  seine  Denkweise  so 
wieder:  „Arbeite  und  forsche  dein  Leben  lang  nach  Kräften  —  dazu  bist 
du  auf  Erden  .  .  .  Des  Menschen  höchstes  Ziel  ist  ein  rühmlicher  Tod. 
Was  diesem  Erdenleben  folgen  wird,  ist  ungewiss". 

69)  S.  Zeller  IIP,  1.  S.  154 ff. 


Polybios  von  Megalopolis.  97 

aber  mit  Beibehaltung  einer  freier  sich  gestaltenden  Annahme 
eines  periodisch  sich  wiederholenden  Kreislaufs  der  Entwicklungen 
des  Menschengeschlechts70).  Dass  die  Aufgabe  des  Geschicht- 
schreibers nicht  die  Darstellung  der  blossen  Thatsachen,  sondern 
die  Entwicklung  der  Thatsachen  aus  den  Ursachen  sei71),  und 
dass  auch  der  dauerhafteste  Staat  endlich  einmal  den  Höhepunkt 
seiner  Grösse  erreichen  und  dann  dem  allmählichen  Schicksal 
alles  Endlichen  verfallen  muss72),  würde  Polybios  sicher  auch 
ohne  stoische  Einflüsse  erkannt  haben.  Aber  durchaus  stoisch 
ist  die  bestimmte  Form,  in  welcher  er  alle  Wirkungen  mensch- 
licher Klugheit  und  Thorheit,  Tüchtigkeit  und  Untüchtigkeit, 
Berechnung  und  Leidenschaft  und  alle  Spiele  des  Zufalls  schliess- 
lich als  blosse  Factoren  in  der  Hand  einer  einzigen  obersten 
weltbeherrschenden,    und    zwar    nicht    blind    nach   mechanischen 


70)  Polyb.  VI,  3 — 10,  wahrscheinlich  nach  Panaetios,  s.  C.  28.  A.  56 
und  vgl.  unten  A.  73.  75.  104. 

71)  III,  7,  4  ff.  31,  12  f.  laxogiav  ydq  idv  dcpsXrj  xig  xy  8iä  xi  Hai  ntog 
nccl  xivog  %äqiv  S7tQci%d'r}  xo  nQa%Q'EV  xai  noxsgov  svXoyov  8G%8  xo  xsXog,  xö 
ycaxaXeinofisvov  avxrtg  dyaviGfia  (ihv  (icc&r](icc  d'  ov  ytvsxai,  %al  TzaoavxiKa 
(isv  X8Q7Z8L,  7toog  dh  xo  psXXov  ovdsv  (ocpsXsi  xo  Tiaoänav  (wohl  mit  offen- 
barer Reminiscenz  an  Thuk.  I,  22,  3,  vgl.  A.  122).  32,  6.  a-*\x,i\v  ydq  cpaper 
avaynaioxaxa  (isqrj  xrjg  iGxoqCag  elvai  xa  x'  Imyivd^va  xoig  zoyoig  -aoX  xa 
na,QEiz6[i8V(x  kccI  {idXiGxa  xa  hsqI  xdg  alxiag.  VI,  1,  8.  xö  ipv%ay(oyovv  d(ia 
nccl  xr\v  cocpsXsiav  imcpsqov  xoig  cpiXopaftsGL  [xovx3]  sGzlv  i)  xoov  alxiaiv 
&8(OQia,  Y.ocl  xov  ßsXxLOvog  8V  SKttGxoig  ocl'osöig.  XII,  25b,  1  ff.  xfjg  iGxoqiag 
iSimfia  xovx'  86x1  xo  nqaxov  filv  avxovg  xovg  uax'  dXrföziav  slqj]\i8vovg  .  .  . 
yvoövai  Xoyovg,  dsvxsqov  xr)v  alxiav  nvvd'dvsG&aL  .  .  .  insl  ipiXatg  Xsyopsvov 
ctvxb  xo  ysyovög  tpvyaycoysi:  (isv  cocpsXsl  ö'  ovdev,  7tqoGxt&8iG7]g  de  xrjg  alxiag 
tynccoTtog  r)  xrjg  iGxoqCag  yCvexai  xqrJGig.  f>t  ydq  xeöv  Ofioicov  sni  xovg  oiY.8iovg 
(i8xa(p8QO[i8VG)v  -naiqovg  dcpoqpal  yivovxai  Kai  7iqoXr]ipSLg  stg  xo  nqo't'dsGd'at 
xo  (isXXov,  nal  noxs  (isv  svXaßrj&rjvai.  noxs  Ss  (iifiovfisvov  xa  Ttqoysyovoxa 
&aQQuX8c6x8Qov  syxsiqsiv  xoig  intcpsqo(isvoig  x.  x.  X.  Vgl.  II,  56, 11  ff.  Nament- 
lich in  diesem  Sinne  verlangt  P.  von  einem  ausführlichen  Geschichtswerk 
eine  genaue  Begründung  (dnodsi^ig),  s.  A.  101,  vgl.  auch  IV,  40,  1.  Er 
unterscheidet  sorgfältig  zwischen  alxia,  noocpaaig,  dqxn,  so  besonders  in 
der  vortrefflichen  Auseinandersetzung  III,  6  ff.,  aber  auch  XXII,  8  (22  a)  und 
die  Behauptung  von  W.  Röscher  Thukyd.  S.  187,  dass  er  zu  diesem 
Zweck  die  aQ%r]  „an  den  Haaren  herbeigezogen"  habe,  ist  ungerecht, 
s.  Markhauser  S.  98.  A.  5.  Dass  er  jedoch  manche  Gesichtspunkte  ursach- 
licher Verknüpfung,  welche  der  Historiker  beachten  muss,  noch  nicht 
beachtet  hat,  zeigt  La  Roche  S.  24,  nur  hat  dies  mit  seinem  Pragmatis- 
mus Nichts  zu  thun,  mit  welchem  sich  dieselben  vielmehr  sehr  wohl  ver- 
tragen hätten. 

72)  VI,  57,  1.    S.  A.  73. 

Suskmihl,  Kriech.-alox.  Litt.-Üesch,    IT.  7 


98  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Gesetzen,  sondern  nach  ewigen,  ihr  immanenten,  freilich  auch 
noch  sehr  mechanisch  aufgefassten  Zwecken  wirkenden  Macht 
zusammenlaufen  lässt.  Freilich  den  stoischen  Namen  der  Vor- 
sehung (tcqovqiu)  wendet  er  zu  ihrer  Bezeichnung  nicht  an73), 
ja  er  nennt  sie  sogar  bei  dem  allerentscheidendsten  Punkte  zwei- 
mal74) mit  demselben  Ausdrucke  Tv%r],  welchen  er  soust  für  die 
bald  gerechte,  bald  ungerechte,  bald  zweckgemässe,  bald  zweck- 
widrige Laune   des   Zufalls   gebraucht75).     So   ist  denn  Polybios 


73)  Und  gelbst  die  VI,  57,  1  gewählte  Bezeichnung  cpvGEoag  dvdynrj 
würde  in  ihrer  hier  gemachten  Anwendung  den  Gedanken  an  eine  blind 
mechanische  Nothwendigkeit  vollkommen  offen  lassen:  oxi  [isv  ovv  nuGi 
xoig  ovgw  V7t6x8izcu  (p&OQcc  neu  [lExccßoXr],  g%eSov  ov  7iQoadsi  Xöyoov  iv.avr\ 
ydq  r\  xrjg  cpvcscog  dvdynr}  nccocccxriGcci  xr)v  xoiccvxr\v  jii'gxiv.  dvsiv  ds  tqotmdv 
ovxoiv ,  hcü-ö-'  ovg  cp&siQSü&ca  dst  nccv  ysvog  noXixEiccg  x.  x.  X.  (vgl.  A.  75). 
Anders  aber  steht  es  mit  dem  Ausdruck  VI,  9,  10.  cpvGEoag  oUovoyLicc,  die 
hier  speciell  auf  den  im  Grossen  und  Ganzen  geordneten  regelmässig 
wiederkehrenden  Kreislauf  der  Verfassungen  angewendet  wird:  ccvxrj  noXi- 
xEiäv  dvwnv-nXcoGig ,  ccvxr\  epvGEcog  OLKOvofiicc,  xa-91'  r]v  [isxccßdXXEt,  xca  xaah'- 
Gxccxai  yiccl  ndXiv  Eig  ccvxd  nccxccvxä  xcc  kccxcc  xccg  noXixzCag,  und  damit  ver- 
gleiche man  auch  IX,  21,  14.  -aal  egxiv  ccXrj&eg  xö  noXXdnig  vcp'  rjfiäv  Eiorr 
(isvov,  äg  ov%  olov  xs  nsQiXccßsCv  ovds  Gvvd'EaGaGd'cci  xij  tyvxfi  xb  %uXXigxov 
&ecc\lcc  xäv  ytyovoxcov,  Xsyoo  de  xr\v  xäv  oXcov  olxovofii'ccv,  ex  xäv  xccg  %cctd 
{iSQog  7ZQ(i£,sig  ygcccpovxcov.  Schlechtweg  rj  qpvGig  sagt  P.  XIII,  5,  4  (s.  A.  111), 
wo  aber  auch,  keine  bloss  mechanische  Auffassung  möglich  ist. 

74)  I,  4,  1  ff.  xb  yccQ  xrjg  rjuEXEgccg  ngayfiaxEtag  l'diov  xat  xb  fta.viict.Giov 
xäv  xa'fr'  rjficcg  nectgäv  xovx'  egxiv  ort,  y.uQ'utieq  rj  xv%r\  g%e8ov  unavxa.  xcc 
xrjg  otnovfiivrig  nodyftccTcc  ngbg  'tv  ekXive  fiigog  xca  ndvxcc  vevelv  r)vdyxccGe 
7tQog  evoc  xca  xbv  ccvxbv  gkotzov  ,  ovxcog  xai  ösl  dicc  xrjg  iGxoqiag  vnb  {il'ccv 
cvvoipiv  ayccystv  xoig  Evxvy%dvovGi  xbv  %eiqlg^ov  xrjg  xv%r\g,  a>  HS%Qr}xca 
ngbg  xr)v  xäv  oXoav  nqccyfidxcov  gvvxeXeiccv  .  .  .  vnsXccßov  dvccyxccLOv  shcci 
xb  (irj  nccqccXinEiv  [irjd'  eccgccl  tcccqeXQ'Slv  dvsniGxdxcog  xb  kccXXlgzov  ccficc  nccl 
oocpsXi[i(6xccxov  inLxr]ÖEVficc  xrjg  xv%r\g.  VIII,  4,  1  ff.  öl'  cov  vnoXafißdvoo  xb 
TtoXXociAig  ev  dq%ccig  r)(itv  xrjg  ngayficcxsiag  EigrjfiEvov  vvv  di'  ccvxäv  xäv 
EQycov  dXrid'ivrjv  XccfißccvEiv  niGxiv.  xovxo  d'  r\v  (hg  ov%  olov  xe  ötec  xäv 
xccg  kccxcc  fiEQog  iGxoqCccg  ygayovxcov  Gvv&sccGccGd'cu  xr)v  xäv  oXcov  ot-novofitav. 
nag  yccQ  evSe%excci,  tyiXcbg  ccvxccg  ticc&'  ccvxccg  dvccyvovxcc  xccg  UiHEXiHug  r)  xdg 
'ißrjQinag  nqd^ELg  yvävcci  xcci  (iccfteiv  r]  xb  {liyE&og  xäv  ysyovoxujv  r\  xb 
gvve%ov,  xivi  XQOTtcQ  xcd  xivi  yivEi  noXixsiccg  xb  nccQCcdo^öxccxov  xo^'  r)(iccg 
EQyov  r;  xv%r\  gvvexeXegev,  xovxo  d'  egxl  xb  Tidvtcc  xd  yva)Qi£6[iEvcc  {ieqt}  xrjg 
ofaovfiEvrjg  vnb  piccv  dQ%rtv  Y.ccl  dvvccGXEiccv  dyuysCv,  o  nooxEQOv  ov%  evqi- 
ffHsroft  ysyovog  x.  r.  X. 

75)  Diese  von  Lindemann  Vier  Abhh.  S.  89  und  F.  F.  Baur  De  Tyche 
in  pragmatica  Polybii  historia,  Tübingen  1861.  4.  richtig  angegebene,  von 
La  Roche  S.  12  f.  und  Markhauser  S.  114  ff.  unbeachtet  gelassene,  von 
Hirzel  S.  867  ff'.,  wie  dies  jetzt  Scala  S.  182  f.  A.  1  gut  nachweist,  schwer- 


Polybios  von  Megalopolis.  99 

der  erste  Historiker,  welchem  die  Erkenntniss ,  die  noch  einem 
Aristoteles70)  versagt  war  und  erst  von  der  Stoa  gewonnen  ward, 

lieh  befriedigend  aufgeklärte  Thatsache  vermag  ich  mir  nur  durch  die 
Annahme  zu  deuten,  dass  P.  die  beiden  ersten  Bücher  schon  vor  151  ge- 
sondert herausgegeben  hatte  (s.  A.  104),  und  dass  sein  Blick  auf  diese 
letzte  Ursache  der  Geschichte  noch  vor  seiner  näheren  Berührung  mit  dem 
Stoicismus  vielmehr,  wie  auch  Rosiger  Die  Bedeutung  der  Tycbe  bei  den 
späteren  griech.  Historikern  (Constanz  1880).  S.  24  und  Scala  S.  200  (vgl. 
S.  159  ff.)  meinen,  durch  peripatetische  Geschichtschreiber  (s.  C.  21.  A.  352.  353), 
welche  ebendiesen  Ausdruck  Tv%r\  gebrauchten,  und  besonders  Demetrios 
von  Phaleron  (s.  C.  2.  A.  698)  gelenkt  worden  war.  Und  seine  eigne  Be- 
rufung XXIX,  «6  c  auf  die  wunderbar  erfüllte  Prophezeiung  desselben  über 
den  verhältnissmässig  baldigen  Untergang  des  Makedonenreichs  (s.  bes. 
§  3  ff.  aXX'  oficag  rj  ngbg  xov  ßiov  rjfiwv  ccGvvQ'sxog  xv%r\  -aal  ndvxa  neega 
xov  XoyiO(iov  xov  rjfiaxsgov  kcuvotcoiovocc  ytcci  xr\v  avxr\g  övvafiLV  ev  xoig 
7ZccQccd6E,oig  EvdeiKVVfisvr]  nal  vvv,  a>g  i[ioi  donei,  öslkvvgl  nüöiv  av&gconoig, 
MccHsdovag  sig  x/jv  Ilsgcmv  svöaifioviciv  ztooiKiGetocc,  dioxi  xca  xovxoig  xavxcc 
xdyad'ä  -AE%gr\Y.EV,  sag  äv  ccXXo  xi  ßovXsvoExai  nsgl  ccvxrinv ,  worauf  P.  zu 
diesen  letztangeführten  Worten  des  Demetrios  hinzufügt:  o  vvv  ysyovs 
nsgl  Tlsgascc,  xavxoc  ^ilv  %ai  Jrj^iqtQLog  <bg  ccv  el  &si(p  xivl  6xoyjccxi  nsgl 
xov  fieXXovxog  cc7to7iscpoLßcc%sv  .  .  .  öoksl  ydg  hol  ftsioxigav  rj  kccx*  av&gomov 
xr\v  ccnocpaoiv  noirjGaod'ccL'  6%eöqv  yccg  inctxov  kccl  7tEvxrjHovxcc  ngoxsgov 
exeül  xaXrj&sg  ccTtsqprjvato  nsgl  xmv  ekeixcc  GvpßriooiiEvmv)  erhebt  die  letztere 
Vermuthung  beinahe  zur  Gewissheit.  Wie  es  aber  zu  erklären  ist,  dass 
P. ,  der  inzwischen  im  6.  B.*  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  Lehre  vom 
Kreislauf  der  Verfassungen  und  von  der  auf  Mischung  von  Monarchie, 
Aristokratie  und  Demokratie  beruhenden  besten  Verfassung  aus  der  Politik 
des  Panaetios  (s.  C.  28.  A.  53.  56,  vgl.  A.  70)  sich  angeeignet  hatte,  dann 
in  der  zweiten  Stelle,  die  als  eine  Recapitulation  der  ersten  zu  bezeichnen 
ist,  doch  wieder  die  weltregierende  Macht  als  Tv%r}  bezeichnet,  darüber 
s.  A.  104.  Freilich  ist  aber  bezeichnend,  dass  diese  beiden  Stellen  und 
die  beiden  A.  73  angeführten  aus  dem  6.  B.  überhaupt  in  allem  uns  Er- 
haltenen die  einzigen  sind,  in  welchen  er  ausdrücklich  auf  diese  oberste 
und  allein  unbedingte  Ursache  zu  sprechen  kommt.  Wie  sehr  trotzdem 
jene  Lehre  des  Panaetios,  so  viel  sich  auch  in  Wirklichkeit  gegen  dieselbe 
einwenden  lässt  (s.  La  Roche  S.  25—33.  S.  21.  A.  1,  vgl.  A.  76.  104),  ihn 
überzeugt  hat,  sieht  man  aus  der  zuversichtlichen  Behauptung,  welche  er 
VI,  9,  11  unmittelbar  nach  den  A.  73  angeführten  Worten  an  sie  anknüpft: 
xavxcc  xtg  ouqpcög  EnsyvcoTiag  xgovoig  ß\v  ißag  ÖLCcfJi.ccgxi]OExaL  Xeyav  vnsg 
xov  ßtXXovxog  nsgl  nolixeiccg,  xo  de  nov  xrjg  av^rjascog  ekccöxov  eoxiv  77  xr\g 
cp&oqccg,  r]  nov  (iExaGtrjOEXccL,  anccvicog  ccv  dLccGqpccXXoixo,  %(oglg  6gyr\g  f]  tp&ovov 
noiovpevog  xi]v  ccnocpaoiv  und  VI,  57,  3  ff.  wiederholt.  Freilich  ferner 
kommen  der  Philosoph  und  der  praktisch-politische  Beobachter  bei  ihm  in 
Widerspruch,  wenn  er  einerseits  weit  mehr  noch  als  die  lykurgische  Ver- 
fassung (VI,  10)  die  römische  als  das  verwirklichte  Ideal  der  genannten 
Mischung  darstellt  (VI,  11  ff.)  und  doch  andrerseits  hervorhebt,  dass  die 
eigentlich  herrschende  Macht  in  Rom  der  Senat  ist,  s.  bes.  VI,  51,  6.    Allein 


100  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

aufgegangen  ist,  dass  auch  das  geschichtliche  Leben  unter  festen, 
und  zwar  teleologischen  Gesetzen  steht,  und  welcher  in  diesem 
Sinne  Geschichte  schreibt77),  nur  dass  allerdings  auch  er  zu- 
nächst noch  im  Anschluss  an  Demetrios  von  Phaleron  mit  einem 
Fusse  in  dem  Anschauungskreise  älterer  Peripatetiker  stand, 
welche  in  dem  Walten  des  Schicksals  vorwiegend  nur  dessen 
alle  Pläne  und  Berechnungen  menschlicher  Klugheit  durchkreuzende 
Macht  ins  Auge  fassten78).  Und  auch  als  bei  ihm  die  stoische 
Auffassung  mehr  in  den  Vordergrund  rückt,  bleibt  er  sich  doch 
immer  Dessen  voll  bewusst,  dass  sich  das  Wirken  dieses  Welten- 
geistes, welcher  bei  ihm  an  die  Stelle  der  Staats-  und  Volks- 
götter tritt,    nur  im   Ganzen  und   Grossen   erkennen    lässt,   und 

La  Roche  übersieht  bei  seiner  Kritik  gänzlich,  dass  der  Gedanke  einer 
die  Einseitigkeiten  ausgleichenden  Mischverfassung  ja  nicht  von  P.  (oder 
Panaetios)  herrührt,  sondern,  wie  C.  28.  A.  53  bemerkt  ist,  längst  schon 
aus  der  platonischen  Zeit  her  Gemeingut  der  klügsten  griechischen  Theo- 
retiker, Piaton,  Aristoteles,  Dikaearchos,  war. 

76)  Poet.  9.  1451a  36— bll  (s.  Suse  mihi  z.  d.  St.  Anm.  87),  vgl.  23. 
1459a  21  ff.  und  Scala  S.  128—130.  Dieser  Standpunkt  führt  andrerseits 
zu  einer  empirischen  Kritik  der  Theorie  Piatons  vom  Kreislauf  der  Ver- 
fassungen sei  es  aus  der  Feder  des  Aristoteles  selbst,  sei  es  (s.  Susemihl 
Aristot.  Pol.  II.  A.  1767.  1777)  aus  der  eines  seiner  unmittelbaren  Schüler 
Pol.  VIII  (V),  12.  1316a  lff. ,  welche  man  mit  ungleich  mehr  Recht  gegen 
die  entsprechende  Theorie  des  Panaetios  und  Polybios  wenden  kann.  Vgl. 
Hirzel  S.  872.  Anm.:  „Man  möchte  sagen:  beide  vertauschen  ihre  Rollen: 
Aristoteles  erscheint  als  der  der  Erfahrung  folgende  Historiker,  Polybios 
als  der  construierende  Philosoph". 

77)  Ist  doch  der  leitende  Gedanke  seiner  Geschichtschreibung,  den  er 
zuerst  seinen  Zeitgenossen  klar  macht,  kein  anderer  als  der  Zusammenlauf 
aller  von  ihm  geschilderten  Begebenheiten  in  den  Endzweck  der  römischen 
Weltherrschaft  (s.  A.  99),  und  bezeichnet  er  doch  die  oUovofiicc  xmv  oXcov 
als  das  HcclXiotov  d-eccficc  (s.  A.  73).  Vgl.  Hirzel  S.  898  ff.,  welcher  schliess- 
lich S.  906 f.  schreibt:  „während  in  der  peripatetischen  Philosophie  und  Ge- 
schichte (s.  die  beiden  eben  angeführten  Aeusserungen  des  Aristot.  selbst 
in  der  Poet.),  Forschung  und  Darstellung  sich  ins  Einzelne  zerstreut,  spiegelt 
sich  in  dem  Werke  des  Polybius  die  Richtung  der  Stoiker  auf  das  Ganze, 
in  dem  das  Einzelne  .  .  .  nur  als  dienendes  Glied  zur  Geltung  kommt, 
dieser  wahrhaft  grossartige  Zug,  den  die  Stoiker  als  bestes  Erbtheil  von 
Heraklit  überkommen  haben". 

78)  S.  A.  74.  75.  Dass  er,  wie  Mommsen  richtig  sagt,  die  historisch- 
sittlichen Probleme  fort  und  fort  doch  nur  wie  mechanische  behandelt 
und  überall,  wo  eine  genetische  Erklärung  erforderlich  ist,  eine  mechanische 
und  oft  platt  mechanische  (s.  A.  83  ff.)  an  die  Stelle  setzt ,  steht  indessen 
wohl  kaum  hiemit  in  Zusammenhang,  denn  denselben  Vorwurf  kann  man 
auch  der  stoischen  Teleologie  machen. 


Polybios  von  Megalopolis.  101 

dass  der  Geschichtschreiber  für  das  Besondere  und  Einzelne  bei 
den  Mittelursachen  stehen  bleiben  und,  wo  auch  diese  versagen, 
iin  Eingeständniss  der  Lückenhaftigkeit  menschlichen  Wissens 
in  möglichst  beschränkter  Weise  auch  dem  Zufall  (tv%ri)  seine 
Rolle  belassen  niuss79),  für  welchen  bei  Polybios  das  Ein- 
greifen Gottes  oder  der  Götter  oder  eines  Gottes  nur  ein  anderer, 


79)  Am  Deutlichsten  tritt  dies  hervor  XXXII,  16,  1—3.  eyco  de  nXeica 
7t87iOL7](icci  Xoyov  vnsQ  xrjg  Ewiticovog  cciQE6ecog  ev.  xqg  7tQ(6rr}g  7}Xi%iccg  .  .  . 
iiäXicxoc  .  .  .  ßovXdfievog  nUxiv  nccQCCG'H.svccgeLV  xoig  (ieXXov6L  Xsyead'ai  ev 
xoig  st-ijg  ßvßXoig  neoi  ccvxov,  nqbg  xb  \ir\xe  öicctzoqelv  xovg  ccyiovovxccg  dicc 
xo  nccQotdo^cc  xivcc  cpccvr\6 soften,  xeov  ovfißaivovxcov  (iexcc  xocvxcc  nsgi  ccvxov, 
[irjx'  ucpcciQOvpevovg  xccvdobg  xcc  xccxcc  Xoyov  yeyovoxcc  Hocxood'co'fjiccxcc  xr\  xv%r\ 
nqococnxeiv ,  ccyvoovvxccg  xccg  cclxtccg,  g|  cov  excccxoc  avvsßrj  yevea&oci,  nXr)v 
xsXecog  oXiycov,  a  dei  [lövoc  nooGocnxsiv  xfj  xv%7]  ncci  xccvxoficcxcp,  aus  welcher 
Stelle  man  auch  (wie  aus  I,  63,  9,  s.  A.  104  z.  E.)  ersieht,  dass  xv%y\  und 
xccvxopaxov  im  Allgemeinen  für  P.  wie  für  Aristoteles  (Phys.  II,  4 — 6)  Syno- 
nyma sind,  und  XXXVII,  9,  1  f .  sycb  de  .  .  .  enixiyicov  xoig  xrjv  xvxriv  Ha* 
zr)v  8ifiaQii8vrjv  87tiygcccpov6iv  eni  xs  xccg  noivocg  nod^eig  ncci  xccg  neex'  idiccv 
7Z8QL7t8X8lCCg,  VVV  ßovXofAOU  718QI  xovxov  xov  {LSQOVg  diocaxeiXcccid'cci,  tta-fr'  060V 
6  xr}g  7tQ0tyiiCcxiY.r)g  iaxoqiccg  evdexexcci  xqonog.  cov  (iev  vi]  Ai  ccdvvccxov  rj 
dvoxEQsg  xccg  cctxiccg  HcczocXccßeiv  ccvd'Qconov  ovxcc,  neol  xovxcov  l'acog  ccv  xig 
änogcov  eni  xov  ftebv  xi\v  avexpOQcev  noioixo  Y.CCL  xr)v  XV%rjV ,  olov  bußoeov 
■accI  vsxcov  8%cci6Lcov  enicpoQcc  6vv8%r)g  rj  xccvctvxicc  nccXiv  avxficov  nocl  necycov 
Hai  dicc  xocvxcc  ep&oocc  xccgncov ,  ufioicog  XoifiiHoci  dicc&ecisig  6vve%8tg,  ccXXcc 
7tecQo:7tXr}CL'cc  xovxoig,  cov  ovv.  evpccQsg  xr\v  cclxiccv  svgeiv.  Vgl.  Fr.  184  Hultsch. 
et  %or)  xv%r\v  Xeyeiv  eni  xeov  xoiovxcov  (irj  noxe  yeco  ccvxrj  (iev  -aeveog  hXtjqo- 
vofiei  xolccvxtjv  cp/j[irjv,  ccixioi  d'  eialv  ot  %eiQi£ovxeg  xccg  nocct-eig,  xeo  xccig 
ccvxccig  enixQe%eiv  aefivoxrjxa  neci  peye&og,  noxe  de  xovvavxiov.  X,  5,  8 
(s.  A.  80).  XX11I,  12,  5.  xig  yeco  dvccyurj  tpevdsi  Xoyco  xgcofiEVOig  [iccxccicog 
ngoönweiv  xt)v  xv%i\v\  XXVII,  16,  4  xv%t\  xig  und  dagegen  XXIX,  22,  2. 
weevr)  yccq  r)  xvxrj  xoig  nccocc  Xöyov  xä  hocxcc  Xoyov  i raxotipcct ,  v.av  xivi 
awegyriar]  nccl  7tQoaftr)xcct  xr\v  avxr\g  Qonrjv.  Freilich  dachte  indessen,  wie 
s  scheint,  auch  hierüber  Panaetios  ähnlich,  s.  C.  28.  A.  38 b.  Im  Uebrigen 
wird  man  sonach  Hirzel  S.  863 f.  (der  allerdings  sonst  zu  viel  behauptet) 
beistimmen  müssen,  dass  nicht  bloss  XXIII,  10,  lff.,  sondern  selbst  an 
Stellen,  die  sich  den  beiden  A.  74.  75  besprochenen  annähern,  wie  XV,  20,  8. 
XX,  7,  2,  die  xvx7!  doch  nur  eine  Accommodation  an  die  Anschauungs-  und 
usdrucksweise  des  Volkes  ist.  Noch  vgl.  die  Anwendung,  welche  P.  von 
r  auf  sich  selbst  macht  (ob  sie  ihn  lange  genug  leben  lassen  werde,  um 
sein  Geschichtswerk  zu  vollenden),  III,  6,  7  (unmittelbar  vor  den  A.  61 
angef.  Worten).  Eine  reiche  Sammlung  der  von  ihr  handelnden  Stellen 
findet  man  ausser  bei  Baur  a.  a.  0.  besonders,  nur  leider  nicht  vom 
richtigen  Gesichtspunkte  au«  angelegt,  bei  Markhaus  er  S.  114  ff.  (s.  gegen 
ihn  Hirzel  S.  864.  A.  1).  Weit  seltener  erscheint  xccvxoficcxov  allein:  XV, 
16,  6.  XXI,  26,  16. 


6 

: 

b 

S 

5 


102  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

populärer  Ausdruck  ist80).  Mit  so  hellem  Auge  er  aber  seine  eigne 
Zeit  durchschaut,  so  sehr  ist  er  andrerseits  ein  achtes  Kind  der- 
selben, welchem  der  richtige  Blick  in  die  Vorstellungen  und  den 
Standpunkt  der  entlegenen  Vorzeit  verschlossen  ist81).  Statt  die 
Verfassung  eines  Staats  als  ein  Erzeugniss  seiner  Volksseele  zu 
begreifen,  kehrt  er,  übrigens  sich  hierin  mit  Aristoteles82)  be- 
rührend, die  Sache  dahin  um,  dass  er  die  Grösse  eines  Volks 
von  der  Tüchtigkeit  der  Staatsverfassung  desselben  herleitet83). 
Und  über  den  Ursprung  der  Religion  denkt  er  nicht  anders  als 


80)  Dies  tritt  wiederum  besonders  deutlich  an  zwei  Stellen  hervor,  an 
der  eben  angeführten  XXXVII,  9,  1  f.  und  X,  5,  8.  oi  yccg  [ir)  dvvdfievoi 
xovg  ncciQOvg  (itjds  xdg  cclxiug  %al  dia&sasig  £x<x6xa)v  d'HQißmg  gvv&£<oquv, 
rj  Slcc  cpctvXozrjTcc  <pv68cog  7}  di'  unsiQiccv  v.ai  Qcc&vtiiocv,  elg  &sovg  Kai  xv%ccg 
dvct(psQ0V6i  xccg  atxtccg  xäv  öV  dy%ivouxv  Jx  Xoyiüfiov  neu  ngovoiag  eitixs- 
lovfisvcav.  Vgl.  das  im  weiteren  Verlauf  der  ersteren  Stelle  über  daifiovo- 
ßXdßsicc  %ccl  [irivig  in  ftseöv  Gesagte.  Danach  sind  andere  Aeusserungen  zu 
verstehen,  wie  wenn  es  im  weiteren  Verlauf  von  XXIII,  10  heisst  (§.  14): 
rt'g  ovy.  ccv  etnoxeog  vnoXdßoi  vrtb  &ewv  xlvcov  avxäj  (näml.  3>iXi7i7t(p)  [tfjviv 
slg  xo  yiJQccg  HccxcconriipaL  diu  rccg  sv  tat  nqoysyovoxi  ßi'co  Traporvo/uag ;  oder 
wenn  Menschen,  denen  Alles  glückt,  Götterlieblinge  genannt  werden  und 
was  sonst  hieher  gehört,  so  z.  B.  VI,  48,  2.  X,  2,  7.  XI,  24,  8.  XXIX,  21,  9. 
Vgl.  auch  to  dai(i6viov  I,  84,  10.    XII,  12  b  (12  c),  8.  23,  3. 

81)  Ganz  besonders  unhistorisch  ist  seine  Auffassung  des  Lykurgos  und 
der  spartanischen  Verfassung  VI,  10  f.  48  ff. ,  weit  mehr  als  die  des  Aristo- 
teles (Pol.  II,  9),  vgl.  auch  A.  67.  Sie  macht  es  ihm  auch  unmöglich  des 
so  wichtigen  Factors  der  Ephoren  bei  dieser  Gelegenheit  auch  nur  zu  ge- 
denken.    Vgl.  La  Roche  S.  26  ff. 

82)  Pol.  III,  3,  wonach  denn  doch  das  harte  Urtheil  Mommsens  S.  462 
zu  ermässigen  sein  dürfte.  Freilich  zeigt  Aristoteles  an  anderen  Stellen 
dieser  Schrift  gleich  Thukydides  ein  richtigeres  Urtheil. 

83)  Denn  so  erklärt  er  eben  die  Weltherrschaft  der  Römer,  so  gleich 
I,  1,  5.  nmg  nai  xivi  ysvsi  xfjg  noXixtiag  und  dann  im  6.  B.  Freilich  hat 
ja  diese  Anschauungsweise  auch  ihre  berechtigte  Seite:  es  ist  eine  Wechsel- 
wirkung; und  P.  bildet  sich  wenigstens  nicht  wie  bei  der  spartanischen 
Verfassung  ein,  dass  auch  die  römische  das  Werk  voraussehender  Be- 
rechnung (Xöyog)  eines  Einzelnen  gewesen  sei,  sondern  im  Gegensatz  dazu, 
sagt  er  von  den  Römern  richtig  VI,  11,  3.  ov  [irjv  dtec  Xoyov,  diu  de  noX- 
Xav  ccycovcov  %a\  itQccyiidxoov,  si-  ccvxrjg  dsl  xrjg  Iv  xaig  TZSQinsxeieag  imyvco- 
ci-cog  ccLQovfisvoi  to  ßeXxiov,  wenn  man  auch  das  folgende  ovxeog  fjX&ov  snl 
xctvxb  (isv  AvnovQycp  xsXog  natürlich  nicht  unterschreiben  kann.  Ueberdies 
gilt  aber  jener  obige  Satz  für  P.  auch  nur  bedingt,  nur  innerhalb  der 
durch  jenes  Weltgesetz  (s.  A.  72.  73)  gezogenen  Schranke,  denn  die 
karthagische  Verfassung  war  nach  ihm  (VI,  51)  nicht  viel  weniger  gut  als 
die  römische,  aber  Karthago  hatte  zu  Hannibals  Zeit  den  Höhepunkt  seiner 
Entwicklung  bereits  überschritten. 


Polybios  von  Megalopolis.  103 

Euhemeros  und  theilweise  PersaeosS4),  und  zwar  so,  dass  zugleich 
die  Leiter  des  Staates,  den  Zug  der  Dankbarkeit  der  Völker 
gegen  ihre  ebendesshalb  vergötterten  Wohlthäter  benutzend,  den 
Götterdienst  nebst  den  Vorstellungen  vom  Jenseits  als  deu 
unentbehrlichen  Hebel  der  Gesetzlichkeit  und  Sittlichkeit  für  die 
Menge  zur  Staatseinrichtung  erhoben  haben85),  an  welcher  um 
ebendieses  Zweckes  willen  auch  der  Gebildete  nicht  rütteln, 
sondern  welcher  er  selbst  vielmehr,  so  weit  es  irgend  mit  seinem 
Gewissen  verträglich,  sich  anschliessen  soll86).    Die  allegorische 


84)  XXXIV,  2 ,  4  fi.  b.  Strab.  I.  23  f.  UoXvßiog  .  .  .  vnovosi  nsol  x?jg 
nXccvrjg.  xov  ycco  Ai'oXov  xov  nQOGruiaivovxa  xovg  s'yntXovg  iv  xolg  -naxcc  xov 
TtQQ%\iov   xoTtoig   ä[icpidQ6iioig   ovgl   ncci  dv6SK7iXoig  diu   xocg  naXiQQOiug,   xcc- 

\X,toLV    XS    sIqJjG&CCI    XCOV    UVS[lCOV    Y.CU     ßüGlXsci     VBVOfilüd'ai    CpTjGL,     Y.Ct&dlZSQ     Act- 

vabv  fisv  xu  vdosicc  xcc  iv  "Aoyst  7ZocQccdsii-ocvxcc ,  'Axqscc  ds  xov  fjXiov  xov 
vnsvccvxiov  xco  ovqccvco  ÖQOfiov,  iiccvxsig  xs  Kai  tSQOGnonovfisvovg  änodst- 
hvvg&cu  ßccGiXsag'  xovg  &'  lsqsccq  xcov  Alyvnxtcov  ncci  XccXdccCovg  nccl  Mciyovg, 
Gocplct  xivl  dicccpSQOVxccg  xcov  ctXXcov,  rjysfiovLccg  -nccl  xifirjg  xvy%ctvsiv  nctoct 
xoig  izqo  rjficov.  ovxco  8s  nccl  xcov  ftscov  svcc  sttccGxov  xcov  %Q7]Gt[icov  xivbg 
SVQSX7]V  ySVO[LSVOV  xificcod'aL  x.  x.  X.      X,  10,  11. 

85)  VI,  56,  10 ff.  sl  ybhv  ycxq  r\v  Goqpcov  avdocov  noXfasvpct  Gvvctyccysiv, 
i'acog  ovdsv  i\v  ccvccyncciog  6  xoiovxog  xqonog'  snsl  8s  nccv  nXr\ftbg  saviv 
sXacpQOv  %ccl  nXfjosg  ini&vpicov  nccQccvoficov ,  6oyi]g  ocXoyov,  &vfiov  ßicu'ov, 
Xsinsxcci  xoig  ccdrjXotg  cpoßoig  *ccl  xrj  xoiccvxr)  xoccycpSioc  xcc  nX^&rj  aws%Eiv. 
Sionsq  oi  nccXccioi  öokovgl  poi  xdg  nsai  frscov  svvoCctg  xcu  tccg  vnsq  xov 
aSov  SiaXrjipsig  ov%  sUij  neu  cog  sxv%sv  slg  xcc  nXri^ri  nccosiGccyctysiv,  noXv 
ds  [iccXXov  ol  vvv  eIy.7]  kccI  ecXoycog  ixßccXXsiv  ccvxcc.  Es  ist  dies  dieselbe 
Theorie,  welche  einst  Kritias  seinen  Sisyphos  entwickeln  Hess.  Vielleicht 
kannte  P.  dies  Drama.     Uebrigens  vgl.  Hirzel  S.  865  f. 

86)  Ausser  der  eben  angef.  Stelle  und  den  ihr  vorangehenden  Be- 
merkungen §.  6  ff.,  in  denen  er  die  SsiGiScupovicc  als  einen  grossen  prakti- 
schen Vorzug  der  Römer  bezeichnet,  s.  bes.  XXXVII,  9,  3  unmittelbar 
nach  den  A.  79  angef.  Worten:  dionso  sUoxcog  tcsql  xcov  xoiovxcov  u-aoXo- 
ftovvxsg  xalg  xcov  noXXcov  do^eug  dicc  xijv  ccnoQiccv,  lyistsvovxsg  nccl  ftvovxsg 
säiXccciKOfisvoi.  xo  ftsiov,  nsfino^isv  sqtjgoiisvjl  xovg  ftsovg  xi  nox'  av  r)  Xs- 
yovoiv  rj  nquxxovGiv  r\\iiv  ccfisivov  si'iq  neu  ysvoixo  nocvXa.  xcov  ivsGxcoxcov 
kcckcov.     Und    so    überschreitet    der    sonst    so  wahrheitsliebende  Mann   die 

I  Grenze,  innerhalb  welcher  eine  solche  Anbequemung  ja  in  der  That  Pflicht 
ist,  ausserhalb  derer  sie  aber  zur  Heuchelei  wird,  bei  Weitem,  s.  seine 
Aeusserungen  über  Lykurgos  und  den  älteren  Scipio  X,  2,  vgl.  A.  67.  Er 
erlaubt  dem  Historiker  auch  gelegentlich  einmal  eine  Wundergeschichte  ya\ 
erzählen,  XVI,  12,  9,  und  gestattet  es  sich  am  Schlüsse  seines  Werkes 
XXXIX,  19,  2  unmittelbar  nach  den  A.  45  angef.  Worten  zu  schreiben: 
dio  Hcci  nccGi  xoig  ftsoig  sv%ccg  noiovfis&cc  xb  Xoiitbv  (iSQog  xrjg  frofjg  iv  xov- 
xoig  -neu  inl  xovxcov  dicc{isivcci,  d'scoqovvxsg  xr\v  xv%r\v  cog  s"<sxiv  uyccftt)  cp&o- 
vr\Gcti  xoig  ccvd-qconoig  %ai  [iccXiöxa  woexu  xovxo  xo  psoog  Ig%vsiv,  xa^'  o  xig 


104  Neunundzwanzigates  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Auslegung  der  Mythen,  welche,  wie  wir  sahen87),  auch  bei 
Panaetios  stark  zurücktrat,  sagte  offenbar  seinem  nüchtern  ver- 
ständigen Sinne  nicht  zu88),  desto  mehr  aber  gefiel  er  sich  in 
der  sogenannten  natürlichen  Erklärung89),  die  ja  auch  den  Stoikern 
nicht  fremd  war,  und  in  seiner  Auffassung  der  Weisheit  und 
durchaus  lehrhaften  Absicht  des  Homeros  stellte  er  sich  in  aus- 
gesprochenem Gegensatz  zu  Eratosthenes 90)  ganz  auf  die  Seite 
der  stoischen  Pergamener91).'  Ein  stoischer  Philosoph  wie  Panaetios 
und  später  Poseidonios  war  er  freilich  trotz  dieses  starken  stoischen 


(xv  Sony  (iccli6tu  [icaiaQLfaGd'cu  y.cu  kcctoq&ovv  sv  reo  ßico.  Auch  hiemit 
aber  bleibt  er  lediglich  dem  Standpunkte  des  zeitgenössischen  aufgeklärten 
Stoicismus,  ja  gewissermassen  des  Stoicismus  überhaupt  getreu,  s.  Hirzel 
S.  879  f. 

87)  S.  C.  28.  A.  41. 

88)  Hirzel  S.  874  f. 

89)  Ausser  der  Stelle  XXXIV,  2,  von  der  ein  Stück  A.  84  abgedruckt 
ist,  s.  das  von  Hirzel  S.  873  f.  Beigebrachte. 

90)  XXXIV,  4,4  =  Strab.  I.  24.  t6  ds  ndvxcc  nXäztsiv  ob  itiQ'avbv 
ovd'  'OprjQWOV  xi\v  ycco  sneCvov  noli\Giv  qpdooioqpijua  nccvrccg  vo{ii£siv,  ov% 
wg  'EQazo6&svr}g  *.  r.  X.,  2,  11,  s.  C.  15.  A.  30—32.  Was  Alles  er  dem 
Homeros  zutraut,  zeigt  sich  recht  auffallend  XH,  25  i,  1. 

91)  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  witterte  er  sogar  Textfehler  (XXXIV, 
3,  12:  Ludwich  Berl.  ph.  Woch.  VIII.  Sp.  1427  [vgl.  C.  27.  A.  50]  ver- 
muthet  hier  Od.  ju,,  105  freilich  dieselbe  Conjectur  bei  Krates  von  Mallos). 
Stoisch  ist  (s.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3,  1.  S.  269.  A.  4.  S.  334.  A.  1)  auch 
seine  Meinung  (IX,  16,  1.  XII,  27,  10),  Homeros  habe  den  Odysseus  als 
Musterbild  des  ävrjo  rjysfiovL-KcotaTos  und  nQctyfiuTiHog  darstellen  wollen. 
Vgl.  Hirzel  S.  875  ff.  K.  J.  Neumann  Strabons  Gesammturtheil  über  d. 
Homer.  Geographie,  Herrn.  XXI.  1886.  S.  134  ff.  Scala  S.  63—72  (der  hier 
die  ihm  von  Niese  Gott.  g.  A.  1890.  S.  891  f.  Schuld  gegebne  Unter- 
lassungssünde nicht  im  Mindesten  begangen  hat).  —  Dass  im  Uebrigen 
auch  noch  seine  Ansicht  über  den  Selbstmord  (XI,  2,  9  f.)  mit  der  stoischen 
übereinstimmt,  und  nicht  minder  die  (IX,  22,  9 f.  23,  4 f.),  dass  der  natür- 
liche Charakter  eines  Menschen  sich  „im  Strom  der  Welt"  eher  verbildet 
als  ausbildet,  zeigt  Hirzel  S.  867—860.  —  Ueber  die  sonstige  Dichter- 
lectüre  des  P.  s.  Scala  S.  73—86  (vgl.  282—288)  mit  den  Gegenbemerkungen 
von  Niese  a.  a.  O.  Der  von  ihm  XV,  16,  6  angeführte  Vers  (=  Suid.  ini- 
ßoXri)  stammt  nicht,  wie  Bergk  P.  L.  G.  III4.  S.  690  (=  Fr.  adesp.  8  A) 
vermuthete,  aus  Theognis,  sondern  aus  einem  hellenistischen  Epigramm, 
s.  Crusius  Ein  Epigramm  auf  Hyllos  den  Herakleiden,  Philologus  XL VIII 
(N.  F.  U).  1890.  S.  178—180,  vgl.  Scala  S.  76.  A.  1.  Seine  Aeusserungei 
über  bildende  Kunst  und  deren  Werke  stellt  Scala  S.  278 — 282  zusammen: 
man  sieht  aus  ihnen,  dass  es  dem  P.  bei  all  seiner  verständigen  Nüchtern- 
heit an  lebhaftem  Sinn  für  diese  nicht  gebrach.     Vgl.  A.  125. 


Polybios  von  Megalopolis.  105 

Anhauchs  durchaus  nicht92),  und  sehr  zweifelhaft  ist  es,  ob  zu 
diesem  Anhauch  auch  die  beifällige  Art  gehört,  mit  welcher  er 
Aussprüche  des  Herakleitos,  welcher  ja  die  Hauptauctorität  der 
Stoiker  war,  anführt93),  und  ob  etwa  auch  seine  Belesenheit  in 
Piaton 98b)  zum  Theil  erst  durch  Panaetios  angeregt  ist.  Fasst 
man  nun  aber  noch  seine  Leetüre  des  Demosthenes94)  und  zahl- 
reicher älterer  und  jüngerer  Historiker 94b),  Geographen  und 
Taktiker,  seine  weiten  Forschungsreisen,  seine  Studien  in  den 
Archiven95),  seinen  langjährigen  vertrauten  Verkehr  mit  den  am 
Meisten  Ton  angebenden  Kreisen  in  Rom96)  und  seine  eigene 
Thätigkeit  auf  der  Weltbühne97)  ins  Auge,  so  wird  man,  trotzdem 

92)  S.  A.  73  ff.  79  f.  Selbst  da,  wo  er  die  Lehre  des  Panaetios  vom 
Kreislauf  der  Verfassungen  aus  dessen  politischer  Schrift  (s.  A.  75)  aus- 
zieht, hält  er  doch  ausdrücklich  die  Scheidegrenze  zwischen  Philosophen 
und  Historiker  inne:  VI,  5,  1  f.  aHQißEöxsQOv  [isv  ovv  iacag  6  nsgl  xrjg  naxet 
cpvoiv  [isxaßoXrjg  x<av  noXixsieov  slg  aXXrjXag  dLSvxQLveixcu  Xoyog  naget  TLXä- 
xoovi  v.al  ti6iv  EtbQOig  xmv  qpdoaoqpcov  •  nomCXog  Ss  cov  v.al  dia  nXeiovoav 
Xsyo^isvog  oXCyoig  icpwxog  iaxiv.  dionsQ  oaov  ävrJHSiv  vnoXa^ßdvo^Bv  avtov 
7tQog  xrjv  7iQay(iazixr}v  ioxogiav  aal  xr\v  hoivtjv  Inivoiav ,  xovxo  nsiQaaofisd'a 
HsepaXauodeog  diEX&eiv. 

93)  IV,  40,  3.  XII,  27,  1  (s.  A.  54).  Vgl.  Scala  S.  88—97.  Man  müsstc 
dann  annehmen,  dass  auch  diese  Citate  erst  in  der  zweiten  ßedaction 
(s.  A.  104)  eingefügt  seien. 

93b)  VI,  46,  1.  VII,  13,  7.  XII,  28,  2  (s.  A.  52).  Wie  hoch  er  Piaton 
schätzt,  geht  daraus  hervor,  dass  er  das  doch  in  der  That  Selbstverständ- 
liche noch  erst  zu  begründen  für  nöthig  erachtet,  wesshalb.  er  bei  der  ver- 
gleichenden Betrachtung  der  besten  Verfassungen  nicht  auch  die  platonische 
mit  heranzieht,  VI,  45,  1.  Von  Aristoteles  aber  hat  er  höchstens  die  Po- 
litieu  vor  Augen  gehabt,  nicht  die  Politik,  s.  darüber  A.  4  und  gegen 
Chodniceck  Die  politischen  Ansichten  des  Polybius  im  Zusammenhange 
mit  Plato  und  Aristoteles,  Wien  1877.  8.  Susemihl  Jahresber.  IX.  S.355f., 
der  aber  jetzt  auch  nach  C.  28.  A.  56  zu  berichtigen  ist.  Uebrigens  vgl. 
Hirzel  S.  845—849. 

94)  XII,  12  b,  3.  13,  4  ff.  18  (17),  4. 

94 b)  wie  weit  er  den  Thukydides  kannte,  lässt  sich  aus  VIII,  13,  3 
nicht  ermessen,  s.  jedoch  A.  71.  Auf  Herodotos  kommt  er  nicht  zu  sprechen. 
S.  überdies  A.  97 b. 

95)  S.  La  Roche  S.  70.  Anm.  Ihm  verdanken  wir  die  Handelsverträge 
zwischen  Eom  und  Karthago,  III,  22.  24.  Das  Gründungsjahr  Roms  gab 
er  nach  den  Annalen  der  Pontifices  an  (inl  xov  naget  xoig  ctQxi8Q£v6i  xti- 
psvov  nlvanog),  VI,  2,  1  =  Dionys.  A.  II.  I,  74.     Ausserdem  s.  A.  56. 

96)  Allerdings  war  davon  auch  die  Folge,  dass  er  einseitig  nach  den 
in  ihnen  herrschenden  Anschauungen  die  römischen  Verhältnisse  auffasste, 
s.  Nitzsch  S.  86-105  (doch  vgl.  S.  106  ff.). 

97)  Von  dem  Inhalt  der  5  vorletzten  Bücher  sagt  er  III,  4,  13:  ÖLa  xo 


106  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

dass  seine  Leetüre  älterer  Auetoren  allerdings  vielfach  nur  eine 
oberflächliche,  und  dass  er  „ gründlich  unterrichtet  uud  belesen 
nur  in  der  Zeitgeschichte  war"97b),  dennoch  gestehen  müssen, 
dass  kein  zweiter  Geschichtschreiber  besser  vorbereitet  an  seine 
Aufgabe  ging98).  Diese  Aufgabe  des  Polybios  war  nun  die  Dar- 
stellung des  Ueber-  und  Untergangs  der  Specialgeschichten  der 
einzelnen  Staaten  und  Völker  während  der  53  Jahre  von  221 
bis  167  in  die  Weltherrschaft  Roms  und  ebendamit  in  eine  ein- 
heitliche Universalgeschichte99),  auf  welche  er  dann  im  grösseren 


zmv  nXei6t(ov  \ir)  (iovov  ocvzonzrjg  dXX'  wv  [isv  avvsQyog  <av  de  nul  %siQtozr)g 
ysyovivai.     Vgl.  A.  140. 

97 b)  S.  Niese  Gott.  gel.  Anz.  1890.  S.  893:  „Wie  er  in  diesen  Dingen 
verfährt,  zeigt  .  .  .  VI,  45 ;  wo  er  sagt,  dass  die  gelehrtesten  Schriftsteller, 
Ephoros,  Xenophou,  Kallisthenes  und  Plato  die  Aehnlichkeit  der  kretischen 
mit  der  lakonischen  Verfassung  erwiesen  hätten.  Aber  nirgendwo  vergleicht 
Xenophon  die  beiden  Gemeinwesen  mit  einander,  sondern  stellt  nur  die 
spartanische  Verfassung  dar.  P.  nimmt  es  also  nicht  so  genau.  Er  be- 
kämpft weiter  die  Meinung  jener  Autoren  und  führt  dazu  u.  A.  die  in  der 
Verfassung  bestimmte  Gleichheit  des  Besitzes  in  Sparta  an,  die  sich  in 
Kreta  nicht  finde.  Aber  diese  Gleichheit  kennen  jene  älteren  Autoren  gar 
nicht"  (auch  Plat.  Leg.  kann  dagegen  nicht  angeführt  werden),  „es  ist 
eine  Ueberlieferung,  die  erst  durch  die  Reformen  des  Agis  und  Kleomenes 
hervorgerufen  ist.  Wenn  P.  dies  trotzdem  gegen  die  Aelteren  vorbringt, 
so  ist  deutlich,  dass  er  sie  entweder  gar  nicht  oder  nur  sehr  oberflächlich 
gelesen  hat.  Er  urtheilt  vom  Hörensagen  und  übt  hier  Kritik  aus  dem 
Stegreif".  Hätte  er  die  Politik  des  Aristoteles  selbst  auch  nur  durchflogen, 
so  hätte  er  sicher  nicht  unterlassen  bei  jener  Gelegenheit  auch  diesen  zu 
nennen  (vgl.  auch  A.  147).  Ueber  die  Fülle  jüngerer  Schriftsteller  aber, 
auf  die  P.  als  von  ihm  gelesen  ohne  Namensnennung  hinweist,  s.  d.  Samml. 
der  betreffenden  Stellen  b.  Scala  S.  267. 

98)  Wie  Markhauser  S.  75  sehr  richtig  bemerkt. 

99)  I,  1,  5.  tig  yccQ  ovzmg  vndqxsi  cpccvXog  r]  gdd-vfiog  dv&Qconcov ,  6g 
ovx  dv  ßovXoizo  yvaJvcu,  nag  xca  Zivi  ysvsi  noXizeictg  siiihqcc&svtcc  oxeöov 
dnavzu  zd  netzd  zr)v  olnovfisvrjv  sv  ov%  oXoig  7tBvzr\v.ovzcc  y.cu  zqlglv  tzsaiv 
V7c6  (ilccv  dq%r)v  sns6S  zr)v  *Pa>iicci(ov ;  o  uqÖze qov  ov%  tVQi6%sza.i  yeyovog. 
I,  3,  3  f.  iv  [i£v  ovv  xoig  nqb  zovzoov  %Qovoig  d>6ccvel  anogadag  slvat  ovvt- 
ßaivs  zdg  zrjg  oixovpsvrjg  nQd&ig  .  .  .  dnb  ds  zovtcov  zcöv  hcuqcov  olovsl 
öcofiazosidrj  ov^ißaLVSL  yivso&cu  zr)v  Cozoqiccv,  6V[i7iXsyie6&ai  zs  zdg  'izaXtyidg 
xeri  Aißvndg  ngdgf-Lg  zaig  zs  kcczu  zr\v  'Aoiuv  xal  zatg  ^EXlrpmais.  I,  4 
(vgl.  A.  74).  III,  1,  4.  ovzog  ydg  evog  s'qyov  xal  d'sdficczog  svbg  zov  ovp- 
neevzog,  V7tEQ  ov  yqdcpsLv  ini-x,sx£iQr)'xoc[i,ev ,  nov  ntag  %al  nozs  neu  did  zi 
it&vzcL  za.  yvcoQi^ofisvcc  (iSQrj  zrjg  oi-novfisvrjg  vno  zr\v  'Poo/acucüv  8vvcc6zsiav 
tyevszo.  VIII,  4,  1  ff.  Ueber  die  Notwendigkeit  universalhistorischer  Be- 
handlung von  dem  gedachten  Zeitpunkt  ab  und  die  Vorzüge  seiner  Universal- 
geschichte vor  den  gewöhnlichen  Specialgeschichten  s.  noch  III,  32  (vgl. 


Polybios  von  Megalopolis.  107 

zweiten  Theile  des  30.  Buchs  und  in  den  9  vorletzten  Büchern 
noch  eine  Fortsetzung  bis  zum  Jahre  144  folgen  Hess  und  im 
40.  ein  Register  hinzufügte100);  und  welcher  er  zur  Einleitung 
in  den  beiden  ersten  eine  kürzere  Uebersicht  über  die  Begeben- 
heiten vom  ersten  punischen  Kriege  (264)  ab,  als  dem  ersten 
gewaffneten  Auszug  der  Römer  aus  Italien,  voraufschickte 101). 
Jene  Fortsetzung  sollte  in  seinem  Sinne  nicht  sowohl  die  noch 
weitere  Vollendung  des  Werkes  der  römischen  Weltherrschaft102) 
als  vielmehr  den  Gebrauch  schildern,  welchen  die  Römer  in 
dieser  ferneren  Zeit  von  der  im  Grunde  schon  errungenen  Welt- 
herrschaft machten,  und  in  so  fern  bezeichnet  Polybios  diese 
Fortsetzung  gerade  als  den  lehrreichsten  Theil  des  Ganzen103). 
Dass  er  trotzdem  den  Plan  zu  seinem  Werke  schon  vor  146, 
ja  schon  vor  151  entworfen  hatte  und  es  folglich  ursprünglich 
nur  bis  167  zu  bringen  gedachte,  kann  freilich  kaum  zweifelhaft 
sein;  ob  aber  auch  die  wirkliche  Ausführung  und,  sei  es  ganz, 
sei  es  theilweise,   auch  Herausgabe  sei  es  der  ersten  zwei  oder 


m.  I,  4,  7  ff.),  wo  es  schliesslich  §.  10   heisst:    boa  diacpeosi  xb  ficc&siv  xov 

[IOVOV    (XV,0V6CU,     Z060VTÜJ    X(Vt    XTjV    ri[l8X8QCCV    IGXOQICCV     V7toXcCflßcCVCli     ÖLCCCpEQSlV 

xcöv  snl  psQog  6vvxdi-8(ov. 

100)  S.  Nissen  S.  277  ff.  und  unten  A.  127. 

101)  Als  nQOHctxttGHSvri  I,  3,  10.  13,  7  f.  II,  14,  1.  37,  3.  71,  7.  Dies 
wird  I,  4,  7—11  begründet,  vgl.  II,  37.  42.  71,  1.  Markhauser  S.  82-84. 
P.  will  hier  nur  summarisch  (uscpccXuLcodcog)  verfahren,  I,  5,  4.  13,  7.  II,  1,4, 
hernach  aber  „apodeiktisch"  (II,  37,  3.  dnodsi-AXLXT}  iöxoqlcc,  III,  1,  3.  [isx' 
änodsL&cag,  vgl.  A  71),  Aegypten  und  Asien  lässt  er  ganz  aus  (II,  37,  6),  im 
Uebrigen  erzählt  er  aber  doch  ziemlich  ausführlich,  nur  die  Eroberung  Spaniens 
durch  die  Karthager  thut  er  II,  1.  13.  36  ganz  auffallend  kurz  ab,  s.  Mark- 
hauser S.  84  f.,  vermuthlich  weil  seine  Quelle  hier  ein  Gleiches  gethan 
hatte,  vgl.  v.  Breska  in  der  A.  122  angef.  Diss.  S.  91. 

102)  Wie  auffallend  erweise  Hartstein  Ueber  die  Abfassungszeit  der 
Geschichten  des  Polybius,  Philologus  XLV.  1886.  S.  715—718  anzunehmen 
scheint.  P.  sagt  ja  vielmehr  ausdrücklich  III,  4,  1—3:  st  fisv  ovv  il-  ccvxööv 
x<ov  ■natOQ&cofidtmv  rj  xca  xccv  sXccxxcofidxcav  tnctvrjv  EV8d8%sxo  7toir\6ct6&ea 
xr\v  didXrjtpLv  vnlq  xmv  ipSTttäv  r)  xovvavxiov  inaivexmv  ccvSoav  y.ui  noXt- 
xsvfidxnv,  iv&dds  nov  (näml.  168/7)  Xiqytiv  av  rjficcg  t'Ö8t  xoci  xuxccoxQsysiv 
aficc  xfjv  dtrjyrjaiv  nccl  xrjv  ngayficcxsLav  inl  rag  xsXsvxcciccg  Qrj&efcccg  itQcc&ig 
Hccrcc  xrjv  ig  cco%rjg  71q6&solv.  o  xs  yocg  %o6vog  b  nevxrj'x.ovxccKccixQisxrig  zig 
xavx'  tXrjysv ,  rj  x'  av^rjaig  Mal  ngo-no-rti]  xr\g  *Pcö[lcc  tav  dvvaoxsiccg 
sxsxsXs icoxo,  nqog  dl  xovxoig  b[ioXoyov[i8vov  idonsi  xovx'  slvcci  -nccl  %axr\- 
vayuaGfievov  anaoiv ,  bxi  Xoiitöv  8öxl  *Pco[iai<ov  dnovsiv  nccl  xovxoig  TtBi&ay- 
%81V  V718Q  xeov  7tccQ<xyysXXo[i8V(ov. 

103)  III,  4,  4  ff. 


108  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

fünf  oder  sechs  oder  etwa  fünfzehn1031*),  oder  gar  der  ganzen 
ersten  neunundzwanzig  Bücher  etwa  noch  mit  dem  Anfange  des 
folgenden  schon  vor  151  oder  doch  148  gefallen  und  nach  146 
oder  genauer  143  mit  dem  erweiterten  Plane  auch  eine  Um- 
arbeitung des  schon  Vorhandenen  wenigstens  an  einzelnen  Stellen 
eingetreten  sei,  das  ist  eine  andere  Frage,  die  zu  einer  end- 
gültigen Entscheidung  bisher  noch  nicht  gediehen  ist,  wenn  sie 
auch  wenigstens  theilweise  zweifellos  bejahend  beantwortet  wer- 
den inuss104).    Trotzdem  ist  das  Ganze  schliesslich,  von  einzelnen 


103b)  S.  Rud.  Mueller  De  Lesbonacte  grammatico,  Greifswald  1890. 
These  1:  „Polybii  historiarum  libros  amplius  sex  ante  annum  CL  compositos 
esse  contra  Hartsteinium  (Philol.  45.  p.  715)  contendo,  quanquam  triginta 
libros  termino  Mo  vetustiores  esse  Thommen  (Hermes  20.  p.  196  sqq.)  incau- 
tius  collegit".     S.  A.  104. 

104)  Lucas  Ueber  Polybius  Darstellung  des  aetolischen  Bundes,  Königs- 
berg und  Berlin  1827.  4.  S.  11—23  (dem  Henzen  S.  30  ff.  64,  wenn  auch 
viel  weiter  gehend,  folgte)  und  Werner  S.  31— 41  haben  nachgewiesen, 
dass  die  in  den  beiden  ersten  Büchern  enthaltne  Vorgeschichte  schon  vor 
151  besonders  herausgegeben  ist.  Vgl.  auch  Strachan-Davidson  S.  405  f. 
Die  Vorrede  I,  1  —  5  kann  ungezwungen  kaum  anders  aufgefasst  werden, 
als  dass  sie  für  ein  nur  jene  53  Jahre  bis  167  umfassendes  Werk  bestimmt 
ist,  s.  die  A.  99  angef.  Stelle  I,  1,  5,  vgl.  I,  2,  7  f.  3,  9  f.  4,  1  (s.  A.  74), 
dann  auch  12,  7—9,  und  die  zweite  Vorrede  an  der  Spitze  des  3.  Buchs 
motivirt  dann  mit  ausdrücklichem  Rückblick  auf  die  erste  (III,  1,  1)  den 
erweiterten  Plan  (III,  4),  indem  sie  denselben,  wie  die  Worte  sich  wohl 
kaum  anders  deuten  lassen,  ausgesprochenerraassen  als  eine  Aenderuug 
des  ursprünglichen  (II [,  4,  1.  naxä  xr\v  &;  uQ%rjg  ngodsoiv,  s.  A.  102.  §.  13. 
olov  UQ%rjv  noL7}od(ievog  aXXrjv,  vgl.  I,  65,  5.  II,  1,  4.  71,  2.  nccxa  ztjv  ££ 
dgxng  nQo&i-oiv)  bezeichnet.  Als  II,  65,  9  geschrieben  wurde,  war  auf 
römischer  und  karthagischer  Seite  noch  ein  gut  Theil  Menschen  am  Leben, 
welche  den  zweiten  punischen  Krieg  durchgemacht  hatten:  dict  to  .  .  .  ncci 
71CCQU  xotg  nsizoXsfLrjxooiv  sxi  vvv  a(icpi6ßrjt8L6d-ca  xccg  alxiag.  Der  Abschnitt 
II,  37,  8  —  40,  6  setzt  nicht  die  wohl  schon  144  erfolgte  Wiederherstellung 
des  achaeischen  Bundes,  wie  Nissen  S.  273  f.  meint,  sondern  dessen  noch 
ungestörten  Fortbestand  voraus,  wie  Werner  S.  34  ff.  (vgl.  Strachan- 
Davidson  a.  a.  O)  zeigt,  und  auch  was  wir  II,  62,  3  f.  lesen,  passt  nicht 
auf  die  Zeiten  nach  146.  Während  P.  in  Bezug  auf  Gallien  II,  14.  3  den 
Grundsatz  ausspricht  und  sofort  befolgt:  ngöatov  ds  71sql  xrtg  %<ßQcig  Q7}x£ov, 

7COLCC     tCq     S6XLV     %Cil    TTCOg     %£lXai    71QOS    X1\V     CcXXrjV    'ixCcXlCCV      OVXCOg    yCCQ    86XCU 

neu  xu  ksqI  xäs  nQiZj-eig  dicccpsQOvzec  ytaxavosiv  ßsXxtov,  vnoyQocopivxcov  xäv 
tisql  xs  xovg  xoitovg  -neu  xr\v  %(oqclv  Idicofiuzenv ,  fehlt  in  den  beiden  ersten 
Büchern  noch  jede  Spur  einer  Bekanntschaft  mit  Spanien  und  Afrika. 
Dazu  kommt  das  A.  75  Dargelegte.  Wenn  P.  endlich  in  diesen  Büchern 
auch  nur  summarisch  erzählen  will  (s.  A.  101),  so  bleibt  es  doch  im  Ver- 
gleich mit  der  Lehre  vom  Kreislauf  der  Verfassungen  im  6.  Buch  auffallend, 


Polybios  von  Megalopolis.  109 

Unebenheiten   abgesehen105),   jedenfalls   zu    einem   durchaus   ein- 
heitlichen   und    ganz    anders    als    nach   den    drei    angegebenen 


wie  wenig  die  II,  41  kurz  angegebene  Verfassungsgeschichte  Griechenlands 
dieser  Lehre  entspricht,  s.  La  Roche  S.  21.  A.  1.  Markhauser  S.  146. 
Inzwischen  hat  nun  aber  Thommen  Ueber  die  Abfassungszeit  der  Ge- 
schichten des  Polybius,  Hermes  XX.  1885.  S.  196—236  (nach  einem  schon 
von  Schweighäuser  V.  S.  433  z.  II,  38,  4  [vgl.  Werner  S.  31.  32]  hin- 
geworfenen Gedanken)  zu  beweisen  gesucht,  dass  P.  sogar  die  ganze  Ge- 
schichte bis  167  nach  seinem  ursprünglichen  Plane  vor  151  ausgeführt, 
dann  sie  aber  nach  144  dem  erweiterten  gemäss  überarbeitet  und  die  Fort- 
setzung hinzugefügt  habe,  wobei  aber  einzelne  Spuren  der  ersten  Redaction 
stehen  geblieben  seien.  Dass  Thommen  indessen  beim  Aufsuchen  solcher 
Spuren  in  mehreren  Fällen  nicht  glücklich  gewesen  ist,  hat  Hartstein 
a.  a.  0.  (s.  A.  102)  mit  solchem  Erfolge  dargethan,  dass  Thommen  Philo- 
logus  XLVI.  1887.  S.  753—755  dies  selber  fast  durchweg  hat  zugeben 
müssen.  Nur  von  VI,  52,  1—3.  5.  56,  1—3  räumte  Hartstein  mit  Recht 
ein,  dass  diese  Stellen  den  Bestand  von  Karthago  noch  voraussetzen.  Er 
nahm  daher  an,  dass  nach  Herausgabe  der  beiden  ersten  Bücher  auch  die 
4  folgenden  bereits  vor  151  geschrieben,  aber  noch  nicht  herausgegeben 
waren,  und  dass  P.  ebendesshalb  sie  nach  144  überarbeiten  konnte  und 
überarbeitet  habe,  während  ihm  dies  bei  jenen  beiden,  weil  sie  schon 
herausgegeben  waren,  nicht  mehr  möglich  gewesen  sei.  Allein  vergebens 
bestreitet  er,  dass  ein  Gleiches  wie  von  jenen  Stellen  des  6.  Buchs  auch 
von  XIV,  10,  5  gilt,  wo  es  heisst,  dass  man  Tunes  fast  von  allen  Ecken 
und  Enden  Karthagos  sehen  könne:  tcxi  de  avvonxog  6%sSbv  &•  oXr\g  xrjg 
noXscog,  „Und  noch  eine  spätere  gleichartige  Stelle  XV,  30,  10.  ov  yaq 
eXccxxco  iioisi  xcc  7cai8<xQia  tmv  ctvdqäv  tcsql  tag  xa.qu%ag  sv  ts  xfj  Kccqxtj- 
Sovlcov  noXsi  v.a.1  naxoc  xi\v  'AXs^avdqsiccv ,  welche  gar  nicht  anders  denn  als 
ein  den  Karthagern  versetzter  boshafter  Seitenhieb  verstanden  werden  kann, 
ist  sowohl  von  Thommen  wie  von  Hartstein  übersehen".  (Rud.  Müller). 
Dazu  kommt,  wie  schon  A.  74  sich  zeigte,  dass  VIII,  4,  1  ff.  die  Tyche  noch 
einmal  wieder  in  derselben  Form  wie  I,  4,  1  ff.  auftritt.  Man  wird  hiernach 
die  Annahme  von  Hartstein  zum  Mindesten  auch  noch  dahin  erweitern  müssen, 
dass  die  folgenden  Bücher  bis  zum  15.  einschliesslich  noch  vor  148  ge  schrieben 
sind;  noch  weiter  zu  gehen  ist  aber  auch  kein  zwingender  Grund  vor- 
handen. Denn  die  auf  III,  32,  1  f .  gestützte  Einwendung  von  Thommen 
Herrn,  a.  a.  0.  S.  212  f.  Philol.  a.  a.  0.  S.  755  ist  unschwer  zu  beseitigen, 
weil  Nichts  daran  hindert  diese  allerdings  erst  nach  144  abgefasste  Stelle 
vielmehr  so  zu  deuten,  dass  P.  die  Schwierigkeiten  voraussah  und  von 
manchen  Seiten  auch  mündlich  auf  dieselben  aufmerksam  gemacht  war 
für  ein  so  umfängliches  Werk  von  40  Büchern  ein  ausreichendes  Publicum 
zu  gewinnen,  und  dass  er  ebendesshalb  sich  gemässigt  sieht  hier  noch 
ziemlich  im  Anfange  des  abgesehen  von  der  Vorgeschichte  noch  nicht 
veröffentlichten  Ganzen  dieser  Gefahr  entgegenzuarbeiten.  Wenn  die  Capitel 
III,  22—32  „eine  fest  zusammengefügte  Gedankenkette1'  bilden,  so  beweist 
dies  ja  auch  von  Thommens  Standpunkt  aus  nur,   wie  gut  ihm  hier  die 


110  Nennundz wanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Zeitabschnitten,  sondern  viel  kunstvoller  gegliederten  Werke 
gediehen.     Der  Gesammtstandpunkt  des   Polybios   ist  allerdings 

Ueberarbeitung  gelungen  ist.  Ja  man  wird  umgekehrt  wohl  sogar  im  Gegen- 
satz nicht  bloss  zu  Strachan- Davidson  S.  406,  sondern  auch  zu  Hart- 
stein annehmen  müssen,  dass  bei  der  endlichen  Herausgabe  des  Ganzen 
auch  die  beiden  ersten  Bücher  in  einer  zweiten,  immerhin  hie  und  da  um- 
gestalteten, wenn  auch  nur  wenig  umgestalteten  Auflage  neu  erschienen. 
Scala  S.  327  verspricht  zu  zeigen,  dass  sogar  die  5  ersten  in  der  frühesten 
Zeit  der  Internirung  des  P.  in  Rom  geschrieben  seien,  und  für  das  1. 
und  2.  mag  nach  dieser  Richtung  hin  schon  Scalas  Berufung  auf  I,  36,  6 
genügen,  so  dass  er  S.  325  ff.  wohl  mit  Recht  in  I,  56,  4—8  einen  späteren 
Zusatz  findet.  Dieser  ist  indessen  so  beschaffen,  dass  er  auch  noch  vor 
151  oder  149  gemacht  sein  kann.  Sehr  gut  ist. ferner  die  von  Rud.  Müller 
a.  a.  0.  These  2 :  „Polybium  ante  annum  CL  in  Hispania  versatum  esse  Thommen 
(Herrn.  20.  p.  215)  non  demonstravü"  (vgl.  dazu  A.  24b):  „demonstrari 
potest  loco  hist.  X,  11,  4  coli.  II,  13,  2"  ausgesprochne  Beobachtung,  dass 
in  II,  13,  2.  xr\v  EVHcciQiccv  xov  xoitov  (Neu-Karthago)  .  .  .  nsoi  ijg  rjfisig 
fvcpvsGtSQOv  hcciqov  Xocßovxsg  vnoSsi^ofisv  xr\v  ftsoiv  ccvxijg  x.  x.  X.  bereits 
im  Voraus  auf  X,  9  ff.  (11,4.  avxonxca  ysyovoxsg)  verwiesen  wird.  Aber 
der  von  Müller  hieraus  gezogne  Schluss  ist  vorschnell,  denn  diese  Voraus- 
deutung kann  wiederum  ebenso  gut  erst  ein  Einschiebsel  der  zweiten  Re- 
daction  sein,  ja  wenn  auch  noch  das  10.  Buch  ursprünglich  bereits  vor 
151  geschrieben  war,  so  bleibt  nichts  Anderes  übrig,  da  P.  wohl  vor  150, 
aber  doch  nicht  vor  151  in  Spanien  war  (s.  A.  24 b).  Ganz  sicher  aber 
halte  ich  für  ein  solches  Einschiebsel  mit  Scala  S.  181  ff.  die  Aeusserungen 
I,  63,  9.  l£  cov  drtXov  xb  ngoxEd'sv  r\\iiv  i£  ccQxrjg  (?)  cog  ov  xv%V  'Pcoftatbt, 
Y.a&dnBq  svlol  donovai  xcov  'EXXtjvcov  ,  ovd'  ccviO{ictxcog,  aXXcc  neu  XCav  ftxo- 
xcog  iv  xoiovxoig  ncci  xnXiHovxoig  nqüy\ictGiv  ivccoy.rjoccvxeg  ov  fiovov  ineßd- 
Xovxo  xq  xcov  oXcov  r)ye(iovict  xal  dvvccoxsi'a  xoX[ir]Qcög,  aXXcc  xca  xa-ihxovro 
xrjg  Ttqod'sascog  und  II,  38,  5.  dfjXov  cog  xv%r\v  [isv  Xiysiv  ovdaticog  av  si'r} 
7tQsnov  (cpavXov  yap),  alxiav  8h  [iccXXov  £r}xeiv '  %cooig  yuQ  xccvxrjg  ovxs  xcov  xara 
Xoyov  ovxs  xcov  nagu  Xoyov  slvai  do-novvxcov  ovSsv  olov  xs  ovvTsXsa&rjvcu,  mit 
denen  P.  den  früheren  I,  3  ff.  (s.  A.  74)  geradezu  ins  Gesicht  schlägt.  Viel- 
leicht ist  ebenso  unter  stoischem  Einfluss  erst  später  auch  I,  58,  7  ff.  eingefügt, 
s.  Scala  S.  327.  Als  stoisch  gefärbte  Einlagen  innerhalb  des  2.  bis  5.  Buchs 
bezeichnet  Scala  S.  325  — 333  mit  Wahrscheinlichkeit  III,  7,  7.  31,  12  f. 
IV,  21,  lff.  30,  4  f.  V,  106,  8.  Ausserdem  vgl.  A.  93.  Schwerlich  war  ferner 
die  Politik  des  Panaetios  schon  vor  151,  ja  auch  nur  vor  148  erschienen, 
schwerlich  hat  P.  sie  vor  seiner  persönlichen  Bekanntschaft  mit  demselben 
benutzt;  stammt  also  (s.  A.  75)  jene  Erörterung  über  den  Kreislauf  der 
Verfassungen  (VI,  5  ff.)  aus  ihr,  so  hat  sicher  P.  die  letztere  erst  nach  143 
in  einer  Umarbeitung  der  Bücher  III— XV  seinem  Werke  einverleibt.  Ueber 
die  richtige  Ordnung  der  Abschnitte  im  6.  B.  s.  übrigens  Nissen  S.  252 — 254. 
Auf  diese  Weise  begreift  es  sich  denn  auch  erst,  dass  das  ganze,  so  aus- 
gedehnte und  umfassende  Werk  (worin  freilich  Nitzsch  S.  138  auffallend 
genug  keine  Schwierigkeit  fand)  so,  wie  es  der  Nachwelt  überliefert  ward, 


Polybios  von  Megalopolis.  111 

der  des  gesunden  Menschenverstandes  mit  allen  seinen  Vorzügen 
und  allen  seinen  Schwächen,  zu  welchen  letzteren  auch  eine 
unsägliche  Breite  gehört106),  so  aber,  dass  dieser  Standpunkt 
bei  ihm  veredelt  ist  nicht  bloss  durch  eine  reiche  staatsmännische 
und  militärische  Erfahrung107),  sondern  auch  durch  eine  un ver- 
ächtliche philosophische  Bildung  und  ebendamit  durch  einen 
starken  Strahl  jener  höchsten  wissenschaftlichen  Weihe,  welche 
nur  durch  eine  solche  errungen  wird.  Allerdings  bringt  dieser 
Standpunkt  es  mit  sich,  dass  Tiefe108)  und  Oberflächlichkeit,  ja 
Flachheit109)  bei  ihm  abwechseln,  und  es  ist  ja  nicht  der  höchste 
in  der  Geschichtschreibung,  aber"  innerhalb  desselben  hat  Polybios 
das  Höchste  dermassen  erreicht,  dass  er,  wie  gesagt,  den  grössten 
Geschichtschreibern  aller  Zeiten  schliesslich  dennoch  ebenbürtig 
an  die  Seite  tritt110).  Sein  oberster  Leitstern  ist  die  Wahrheit, 
schon  weil  sie  allein  belehrend  ist.    Er  nennt  sie  das  Auge  der 


wenigstens  vom  3.  B.  ab  endgültig  in  der  kurzen  Zeit  von  etwa  142  bis 
130  ausgearbeitet  werden  konnte  (wenn  auch  nicht  nach  Thommens  un- 
richtiger Annahme,  s.  A.  45,  sogar  erst  zwischen  132  und  129).  „Nach 
einem  wie  genau  bis  ins  Einzelne  entworfnen  Plane  P.  aber  von  Anfang 
an  schrieb,  erhellt  (abgesehen  von  dem  A.  115  Beigebrachten)  aus  den 
sonstigen  Vorausdeutungen  II,  87,  9  auf  IV,  40,  V,  12,  7  f.  auf  VII,  13,  2  ff., 

»V,  98,  11  auf  IX,  19,  5  ff.,  III,  19,  10.  87,  9,  bei  denen  Nichts  dafür  spricht, 
dass  sie  etwa  erst  in  der  Ueberarbeitung  nachträglich  eingefügt  wären. 
Zugleich  sieht  man  hieraus  wie  überhaupt  aus  den  Selbstcitaten ,  dass  P. 
seine  Bücher  der  Reihe  nach  abfasste".    (R.  Müller).    S.  auch  A.  111. 

105)  S.  d.  vorige  A.  104  und  die  folgende  106. 

106)  Abgesehen  von  solchen  Wiederholungen,  die  von  seinem  Stand- 
punkte aus  gerechtfertigt  erscheinen,  ist  doch  die  XXXI,  19,  5  und  20,  1 
sich  findende  besonders  auffällig. 

107)  Wie  La  Roche  S.  11  meint. 

108)  Mit  ausserordentlich  scharfem  Blick  erkennt  P.  die  Anzeichen, 
dass  auch  bei  den  Römern  nach  Erreichung  ihres  Höhepunkts  der  Verfall 
bereits  beginnt  oder  doch  zu  beginnen  droht,  II,  21,  8.  VI,  51.  XIII,  3,  7. 
XVIII,  35  (18)  vgl.  m.  VI,  66,  1  ff .  und  XXXII,  8.  XXXII,  10,  7.  11,  3  ff . 
XXXV,  4.  XXXIX,  12  (XL,  6),  vgl.  auch  IX,  10.  XXXI,  18,  7.  24,  1  und 
1,37,10.  Frühere  Handlungen  der  Römer  tadelt  er  111,26,6.  28,  2  ff., 
vgl.  I,  83,  11.  88,  8  ff.    La  Roche  S.  99—102.    Markhauser  S.  153  —  155. 

109)  Richtig  sagt  La  Roche  S.  54  von  seinen  nützlichen  Lehren,  dass 
sie  „sich  im  Bereiche  des  praktischen  sensus  communis  halten,  ja  hie  und 
da  ans  Triviale  streifen  (wie  z.  B.  III,  110,  3.  117,  5.  V,  81),  so  wie  andrer- 
seits wieder  reich  an  guten  Bemerkungen  sind".  Im  Uebrigen  vgl.  A.  55. 
67.  81.  84.  85.  89  ff. 

110)  S.  die  guten  Erörterungen  von  Markhauser  S.  93— 102.  131-133. 


112  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Geschichte111),  und  was  überhaupt  einem  Menschen,  welcher  eine 
Zeitgeschichte,    in   der  er  selbst  eine   erhebliche   Rolle   gespielt 


111)  So  in  der  Hauptstelle  I,  14,  4  ff.,  wo  es  §.  6  f.  heisst:  Saneg  ydg 
£<6ov  xäv  btpecov  dcpaige&eiGwv  d%geiovxai  xb  oXov ,  ovxoog  i£  toxogiag  dvaige- 
fteicqg   xrjg   dXr}&eiag   xb   v.axaXent6(ievov   avxrjg   dvcocpeXeg   yivexai  dirjyrjfia. 

dlOTieg     OVTE     X(OV     CpiXtOV     Y.axr\yOQELV     OVXE     XOVg     EX&QOVg     E7ICUVELV    OHVrjXEOV, 

ovxe  de  xovg  avxovg  ipeyeiv  noxe  d'  eynco(iid£eiv  x.  x.  X.  und  XII,  12  (7),  3 
mit  zum  Theil  wörtlichem  Rückweis:  eyd>  de,  dioxi  (iev  rjyeiad'ai  Sei  xcov 
xoiovxcov  avyygafifidxcov  xi\v  aXrj&eiav,  bfioXoyd),  neu  yiccxcc  xr\v  ngay(iaxeiav 
avxog  nov  KexQTjfiai  Xeycov,  oxi  Kaftaneg  euipv%ov  6(6(iaxog  xav  oTpecov  ef;- 
aiged~ei6cov  d%geiovxai  xb  oXov ,  ovxw§  e£  i6xogiag  edv  dgrjg  xrjv  dXrj&etav, 
xb  naxaXe  inofievov  avxrjg  dvcocpeXeg  yivexai  dirjyr](ia.  Ausserdem  vgl.  VIII, 
10,  3—7.  X,  21,  8  (s.  A.  47).  XII,  15,  9.  XIII,  5,4-6.  vat  (ioi  doxei  (ie- 
yl6xr\v  ftebv  xoig  dvQ'gcoTtoig  r)  cpvoig  dnodel^ai  xr)v  dXrj&eiav  -/tat  (leyiaxrjv 
avxij  ngoa&eivai  dvvafiiv  %.  x.  X.  und  (s.  darüber  Strachan-Davidson 
S.  410  ff.  422  f.)  die  Anwendung,  welche  P.  selbst  IV,  8  in  der  Mischung 
von  Lob  und  Tadel  auf  Aratos  macht,  ja  sogar  auf  Philopoemen  XXII,  17 
(s.  A.  7)  nebst  Lykortas  (vgl.  Markhaus  er  S.  25.  A.  3)  XXII,  12  (XXIII,  9), 
endlich  VI,  9,  11  (s.  A.  75).  %(oglg  ogyrjg  r]  cp&ovov  noiov(ievog  xrjv  dnocpaßiv. 
Wie  schwer  diese  Forderung  aber  streng  zu  erfüllen  ist,  weiss  P.  sehr 
wohl:  VIII,  10,  8  f.  aXX'  l'acog  xovx'  elneiv  (iev  ev(iageg,  ngd^ai  de  xal  Xiav 
dvo%egeg  did  xb  noXXdg  nal  noittiXag  elvai  dia&eüeig  nccl  7iegiGxa6eig,  alg 
el'xovxeg  dv^gconoi  v.axd  xbv  ßiov  ovxe  Xeyeiv  ovxe  ygdyeiv  dvvavxai  xb 
cpaiv6(ievov.  mV  %dgiv  xigl  (iev  avxmv  cvyyvä(irjv  doxeov,  evioig  ye  (irjv 
ov  doxeov.  XII,  12,  4  f.  ovo  fievxoi  xgonovg  eq>a(iev  elvai  tyevdovg,  eva 
(iev  xbv  nax'  dyvoiav ,  exegov  de  xbv  naxd  ngoaigeaiv ,  v.a.1  xovxcov  deiv  xoig 
(iev  kccx'  dyvoiav  naganaiovoi  xrjg  dXrj&eiag  didovai  Gvyyv(6(irjv ,  xoig  81 
yiaxd  ngoaigeaiv  aY.axaXXdnx(og  e%eiv ,  ebenso  XII,  7,  6,  vgl.  25a,  2.  XVI, 
14,  6  ff.  eya>  de,  dioxi  (iev  dei  goneeg  didovai  xaig  avxmv  naxgiGi  xovg  avy- 
ygacpeag,  avyxcogrjaaifi'  dv ,  ov  (irjv  xccg  evavxlag  xoig  Gvfißeßrjtioaiv  dno- 
cpdaeig  noieioQ'ai  negi  avxmv.  inavd  ydg  xd  neex'  dyvoiav  yivb(ieva  xoig 
ygdcpovGLV ,  d  dictyvyetv  dv&gconov  bvxcc  dvG%egeg'  edv  de  kccxcc  ngocclgeciv 
ipevdoygacp<b(iev  77  naxgCdog  evenev  t}  cpiXcov  r}  %dgixog,  xi  dioiao(iev  xeäv 
dnb  xovxov  xbv  ßiov  nogt^ofievcov;  x.  r.  X.  Dass  P.  diese  Entschuldigung, 
derer  er  freilich  selbst  bedarf  (s.  A.  112),  gelten  lässt,  ja  bis  zur  Recht- 
fertigung verkehrt,  wirft  ihm  noch  La  Roche  S.  43  f.  82  in  sehr  unbilliger 
Weise  vor,  denn  erstens  spricht  er  hiemit  nur  offen  aus,  was  alle  anderen 
Historiker  auch  thun,  aber  nicht  einmal  sich  selber  eingestehen  mögen, 
und  zweitens  zeigt  die  Parallelstelle  XXXVIII,  5  (1  c),  12  —  6  (1  d),  8  noch 
deutlicher,  in  wie  beschränktem  Sinne  die  Sache  gemeint  ist.  Weit  be- 
denklicher ist  allerdings  die  Regel  VI,  11,  7  f.  de?  de  xbv  dyccftov  ytgLxrjv 
ov%  £K  xav  7tagocXei7tO(iev(ov  dov.i(id£eiv  xovg  ygdtpovxag,  dXX3  in  xöäv  Xeyo- 
(levmv,  kuv  (iev  ev  xovxoiq  xi  Xcc(ißdvjj  ipevdog,  eldevcti  diöxi  ndneLvcc  itccga- 
Xeiitexai  di'  äyvotav  (warum  nicht  auch  %uxd  ngoaigeaivT) ,  edv  de  ndv  xb 
Xeybfievov  dXij&eg  #,  6vy%<ogeVv  dioxi  ndnelvcc  7tctgccoicoitäxca  ueexd  ngt'aiv, 
ovy.  dyvoiav.     Ueberhaupt  aber  mahnt  er  zur  Milde   im  Urtheil  und  zieht 


Polybios  von  Megalopolis.  113 

hat,  schreibt,   möglich   ist   an  unparteiischer  Wahrhaftigkeit   zu 
erreichen,  das  hat  er  erreicht112).     Auch   in  den  eingeflochtenen 


das  Lob,  so  viel  es  angeht,  dem  Tadel  vor  (II,  61,  vgl.  VII,  7)  und  eifert 
gegen  das  Breittreten  schmutziger  Dinge  (XII,  8  [9],  2  ff.  13,  1  —  15,  12, 
vgl.  VIII,  12).  Ueber  den  wesentlichen  Unterschied  des  Wahren  und  des 
bloss  Wahrscheinlichen  spricht  er  XII,  7,  4,  aber  er  verkennt  nicht,  dass 
der  Historiker  auch  das  Letztere,  die  Schlüsse  i|  stxormv  -aal  oritisicov, 
nicht  entbehren  kann,  XXIX,  5  (1  b).     Vgl.  Markhauser  S.  38—41. 

112)  Darin  hat  ja  ohne  Zweifel  schon  Lucas  richtig  gesehen,  dass  die 
Darstellung  des  P.,  wie  er  wohl  selbst  fühlen  mochte  (s.  A.  111),  einen 
starken  arkadischen  Localpatriqtismus  zeigt,  und  dass  er  trotz  aller  Wahr- 
heitsliebe doch  den  Aratos  und  die  Achaeer  zu  günstig  und  die  Aetoler  zu 
ungünstig  beurtheilt,  aber  Schilderungen  und  Kritiken,  wie  sie  Brand- 
stäter Ueber  das  Geschichtswerk  des  Polybius,  Danzig  1843.  4.  Die  Ge- 
schichten des  aetolischen  Landes,  Volkes  und  Bundes,  Berlin  1844.  8. 
(S.  199—297)  und  La  Roche  S.  81—89  Dem  gegenübergestellt  haben,  ent- 
halten zwar  im  Einzelnen  Richtiges,  entfernen  sich  aber  im  Ganzen  doch 
sicherlich  noch  weit  mehr  von  der  historischen  Wahrheit  (vgl.  übrigens 
Campe  a.  a.  0.  S.  352  und  die  Gegenbemerkungen  von  Brandstäter 
Ueb.  P.,  Philologus  IV.  1849.  S.  761  —  764),  und  Lucas  hat  seine  Be- 
hauptung, dass  P.  nicht  bloss  und  nicht  immer  die  Wahrheit  sagen  wollte, 
trotz  alles  Scharfsinns  schwerlich  genügend  bewiesen.  Wollte  man  z.  B. 
Treitschke  mit  gleichem  Masse  messen,  so  würde  man  diesem  den 
gleichen  Vorwurf  gewiss  in  noch  höherem  Grade  machen  müssen,  und  doch 
wie  sehr  würde  man  ihm  damit  Unrecht  thun!  Im  Grossen  genommen  ist 
das  Bild,  welches  P.  von  den  Aetolern  gezeichnet  hat,  dennoch  das  richtige, 
und  die  wahre  Nachblüte  griechischen  Lebens  gehörte  in  der  That  dem 
achaeischen  Bunde  an.  Es  genügt,  dass  wir  heute  noch,  trotzdem  dass  P. 
hier  nicht  ganz  ccvev  097775  xai  cpftovov  zu  schreiben  verstanden  hat, 
dennoch  aus  ihm  ohne  grosse  Mühe  den  wirklichen  Gang  der  Dinge  zu 
erkennen  vermögen.  S.  Markhauser  S.  90  —  93  und  La  Roche  S.  5 
selbst;  weniger  erheblich  ist  die  Verteidigung  von  Merleker  Ueber 
Polybius'  Darstellung  des  achaeischen  Bundes,  Arch.  f.  Philol.  I.  1831. 
S.  253  —  283,  vgl.  dessen  Geschichte  des  aetolisch  -  achaeischen  Bundes- 
genossenkrieges, Königsberg  1831.  8.  (mir  unbekannt).  Vgl.  auch  C.  21. 
A.  647.  547 b.  556.  557.  560  mit  den  Nachtrr.  566.  Im  üebrigen  können 
die  Worte  nicht  oft  genug  wiederholt  werden,  mit  denen  Mommsen 
S.  453  die  durchaus  nicht  schmeichelhafte  Charakteristik  des  P.  schliesst: 
„Polybios  ist  kein  liebenswürdiger  Schriftsteller;  aber  wie  die  Wahrheit 
und  Wahrhaftigkeit  mehr  ist  als  alle  Zier  und  Zierlichkeit,  so  ist  viel- 
leicht kein  Schriftsteller  des  Alterthums  zu  nennen,  dem  wir  so  viele 
ernstliche  Belehrung  verdanken  wie  ihm.  Seine  Bücher  sind  wie  die 
Sonne  auf  diesem  Gebiet:  wo  sie  anfangen,  da  heben  sich  die  Nebel- 
schleier, die  noch  die  samnitischen  und  den  pyrrhischen  Krieg  bedecken, 
und  wo  sie  endigen,  beginnt  eine  neue,  wo  möglich,  noch  lästigere 
Dämmerung". 

SushmihIj,  griech.  alex.  Litt.-Gesch.   II.  8 


114  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Reden,  auf  die  er  ein  grosses  Gewicht  legt112b),  hat  er  sich, 
wenn  auch  durchaus  nicht  ausnahmslos113),  ungleich  mehr  an 
den  wirklichen  Inhalt  angeschlossen  als  Thukydides114),  und  so 
viel  die  Kunst  dabei  verliert,  ebenso  sehr  muss  die  strenge 
Wissenschaft  dies  billigen.  Ein  zweiter  Vorzug  ist  die  ganz 
ausserordentliche  Klarheit  und  Uebersichtlichkeit  seiner  Dar- 
stellung116), die  unter  den  vielen  von  ihm  eingewobenen  Excursen 


112b)  XII,  25  a,  3.  a  g%e86v  g>ge\  nscpciXaicc  xmv  tiqu^ecov  egxi  v.al 
gvve%el  xr\v  oXrjv  lgxoqlocv.  Nur  um  so  mehr  aber  verlangt  er  auch  das 
richtige  Mass  in  ihrer  Beigabe  und  den  richtigen  praktischen  Tact  in  ihrer 
Ausführung,  XII,  25  i.  XXXVI,  1  (1  a),  vgl.  II,  56,  10.  Sehr  gut  handelt 
im  Ganzen  genommen  über  diese  Seite  der  Geschichtschreibung  des  P. 
La  Roche  S.  44.  63 ff. 

113)  Eine  solche  Ausnahme  ist  wohl  entschieden  III,  108,  4  —  109,  12, 
theilweise  auch  wohl  XV,  1,  5 ff.,  s.  La  Roche  S.  65  f.,  und  XV,  10  f., 
s.  La  Roche  S.  67.     Vgl.  Schenkl  Jahresber.  XXXVIII.  S.  233. 

114)  Vgl.  H.  Welzhofer  Die  Reden  bei  Polybios,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXI. 
1880.  S.  539— 544.  S.  seine  eigne  Aeusserung  XII,  25  a,  4  ff .  Sioxl  yccg 
xavxa  nag  aXrj&siccv  .  .  .  Y.axuxExci%E  TYficaos,  neu  xovxo  7i£itoir}HE  hccxoc 
nqo&EGiv ,  xig  ov  naQCCHoXov&Ei  xcav  ccvEyvcoxoxeav;  ov  yccg  xä  Qrj&EVxec  ye- 
yqacpEV,  ov8'  eog  EQQrj&r}  nax*  ccXqd'Eictv ,  dXXcc  ngod'EiiEvog  d>g  Sei  §rj$rr}vai, 
rtdvxccg  E^ccQLd'iiEixtti  xovg  Qrj&EVxecg  Xöyovg  xcu  xa  naoEnofiEvcc  xoig  ngei- 
ypaGiv  ovxcog  mg  uv  eI  xig  ev  diccxQißij  noog  vtioQ'eglv  etcixeiqoCi]  ,  coGnEQ 
dnoÖEi^iV  xrjg  eccvxov  dvvdfiscog  7toiov[iEvog,  ccXX'  ovx  i^rjyrjGiv  xtov  xux' 
ccX^&eiccv  eIq7]^ev(ov.  XII,  25b  (s.  A.  71).  Aber,  wie  Schenkl  a.  a.  0.  be- 
merkt, „die  Form  ist  sein  Eigenthum,  und  wenn  er  auch  nicht  einen  be- 
sonderen Stil  in  den  Reden  anwendet,  so  tragen  sie  doch  das  Gepräge 
der  Rhetorik  jener  Zeit".  Ueber  den  höchst  originalen  Eindruck  von 
XV,  6  f.  XXI,  19  (XXII,  2) ff.  22  (XXII,  5)  ff.  XXXI,  7  s.  La  Roche  S.  66 f., 
und  dass  derselbe  auch  IX,  28—40  und  sogar  XI,  4—7  (5—8)  nicht  ganz 
fehlt,  giebt  auch  La  Roche  S.  67 f.  zu,  wenn  er  auch  im  letzteren  Falle 
mit  Recht  subjeetive,  dem  P.  durch  seinen  Aetolerhass  eingegebne,  sachlich 
unangemessene  und  des  P.  unwürdige  Zuthaten  annimmt. 

115)  Wie  grosse  Wichtigkeit  er  dem  Evnaqav.oXovQ'ov  ncci  oeeepig  bei- 
legt, sagt  er  selbst  V,  31,  4  ff.  (s.  A.  139),  wo  es  schliesslich  heisst:  §.  7. 
diov  av  si'r)  \LEyiGxy\v  r\\ia.g  noiEiG%ui  noovoiav  xal  xov  %EiQiGyiOv  xai  xr\g 
oUovofiicxg^  ivcc  vcci  %axcc  fiEQog  -aal  y.u&6Xov  GatpEg  xb  Gvvxay^ia  yivr\xai  xrjg 
ngayfiaxELocg.  Diesem  Zwecke  nun  dienen  die  beiden  ersten  einleitenden 
Bücher  (s.  A.  101),  und  die  nooEx&EGEig  (s.  A.  141 — 143),  das  General- 
register im  40.  Buche,  die  genaue  Angabe  des  Anfangs  der  Vorgeschichte 
und  der  eigentlichen  Darstellung  mit  Anschluss  an  das  Ende  des  Timaeos 
und  des  Aratos  (I,  5,  1.  3,  2),  die  vielen  Recapitulationen ,  Voraus-  und 
Rückdeutungen,  die  Erinnerungen  an  gleichzeitige  Ereignisse  an  anderen 
Orten,  die  genaueren  Wiederanknüpfungen  des  Themas  nach  den  Prooemien 
und  Excursen,  die  Zerlegung  der  Motivirungen  in  ihre  verschiednen  Momente 


Polybios  von  Megalopolis.  115 

nicht  im  Mindesten  leidet.  Unter  diesen  Excursen  nimmt  einen 
breiten  Platz  seine  Kritik  früherer  und  zeitgenössischer  Historiker 
von  der  demosthenischen  Zeit  ab  ein116),  unter  denen  abgesehen 
von  Aratos  vorwiegend  nur  Ephoros  als  der  einzige,  welcher 
vor  ihm,  wenn  auch  in  wesentlich  anderer  Weise,  Universal- 
geschichte schrieb,  Gnade  vor  seinen  Augen  fand117).  Polybios 
hatte  ein  wohlberechtigtes,  wenn  auch  etwas  starkes  und  ge- 
legentlich in  Selbstgefälligkeit  ausartendes  Bewusstsein  von  seiner 
Ueberlegenheit  über  sie  alle  und  von  der  völligen  Neuheit  seiner 
eignen  historischen  Anschauungen,  und  er  wahrte  und  erneuerte 


und  die  geschickte  Einfügung  derselbeD  an  der  passendsten  Stelle  (I,  26. 
62.  71,  4  ff.  72.  111,9,6  —  10,  7.  III,  44,  6  ff.  vgl.  17,  5  ff.  La  Roche 
S.  58),  die  genauen  chronologischen  Angaben  (s.  A.  136  ff.),  endlich  die 
Vermeidung  jeder  Zweideutigkeit  des  Ausdrucks,  s.  Markhauser  S.  80  f. 
Dies  Alles  trug  freilich  nicht  wenig  zu  seiner  Weitschweifigkeit  bei.  Wie 
sehr  P.  nach  einem  vorher  bis  ins  Einzelne  entworfenen  Plane  arbeitete,  ist 
schon  A.  104  z.  E.  dargelegt,  und  man  sieht  es  namentlich  ferner  daraus,  dass 
er  schon  bei  Abfassung  des  1.  u.  3.  B.  (I,  64,  2.  III,  2,  6  u.  ö.  57,  5)  die  Absicht 
hat  die  römische  Verfassung  und  die  Hauptmasse  des  Geographischen  in  zwei 
eignen  langen  Excursen  (B.  6.  34)  zu  behandeln,  wenn  auch  die  Ausführung  des 
ersteren  durch  die  inzwischen  aufgenommene  Lehre  vom  Kreislauf  der  Ver- 
fassungen eine  andere  Gestalt  als  die  anfänglich  beabsichtigte  erhalten  hat. 
Weiteres  s.  b.  Nissen  S.  243.  Ueber  die  Anschaulichkeit  seiner  geographi- 
schen Schilderungen  s.  A.  56,  und  seine  naturwahre  Erzählung  von  Hannibals 
Alpenübergang  (III,  50 ff.)  lernt  man,  wie  La  Roche  S.  57  hervorhebt,  erst 
recht  schätzen,  wenn  man  sie  mit  der  Uebersetzung  und  Verhunzung  des 
Livius  vergleicht.  Anders  freilich  urtheilt  Strachan-Davidson  S.  402: 
„Unfortunately ,  Polybius's  power  of  graphic  delineation  of  localities  is  not 
equal  to  Ms  industry ,  and  Ms  account  of  HannibaVs  route  falls  far  short 
of  the  clear  and  exact  description  wMch  he  is  careful  to  promise  his  readers". 

(Die  zahlreiche  Litteratur  über  den  letzteren  Gegenstand  von  Zander  Der 
Heerzug  Hannibals  über  die  Alpen,  Göttingen  1829.  8.  ab  hier  aufzuführen 
halte  ich  mich  nicht  für  verpflichtet. 

116)  B.  12.  Ausser  diesem  Excurs  und  den  beiden  anderen  langen 
B.  6  und  34  (s.  A.  115)  mögen  hier  noch  besonders  die  militärischen  über 
Strategie  IX,  12—16  und  Signale  X,  43—47,  12  (s.  A.  11)  hervorgehoben 
werden.  Ueber  die  Beschreibung  des  römischen  Lagers  VI,  27 — 39  handeln 
H.  Droysen  Die  polybianische  Lagerbeschreibung,  Comm.  in  hon. 
Th.  Mommseni,  Berl.  1877.  S.  35  —  40.  Hankel  Das  römische  Normal- 
lager zur  Zeit  des  Polybios,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXI.  1880.  S.  737—763.  Nissen 
Das  altrömische  Lager  nach  Polybios,  ebendas.  CXXIII.  1881.  S.  129  —  138 
(gegen  Hankel)  und  Hankel  ebendort  S.  857—867. 

117)  V,  33,  1  f.  XII,  27,  7.  28,  10  f.  XXXIV,  2,  1  ff.  Andrerseits  s.  IV, 
20,  5.  IX,  1,  4.  XII,  25  f.  Vgl.  Hirzel  S.  889—898.  In  Bezug  auf  Zenon 
und  Antisthenes  von  Rhodos  s.  A.  121. 

8* 


116  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

die  Würde  der  Geschichte  einem  Publicum  gegenüber,  welches 
mehr  und  mehr  daran  gewöhnt  worden  war  in  derselben  eine 
blosse  Unterhaltungslitteratur  zu  suchen  und  überdies  von  einer 
zahllosen  Unmasse  von  Specialgeschichten  fast  erdrückt  war118). 
Es  war  nicht  seine  Schuld,  dass  ihm  durch  den  unumgänglichen 
Zwang  hiegegen  ankämpfen  zu  müssen  jene  kritischen  Excurse 
geradezu  abgenöthigt  wurden119),  und  seine  Kritik  war,  wenn 
auch  bisweilen  übertrieben120),  so  doch  in  ihrem  Kerne  gerecht121). 


118)  Schon  Ephoros  und  Timaeos  sahen  sich  genöthigt,  wie  bereits 
C.  21.  A.  291  gesagt  ist,  die  Meinung  zu  bekämpfen,  als  ob  zu  einer 
epideiktischen  Rede  mehr  Talent  und  Fleiss  gehöre  als  zu  einem  Geschichts- 
werk, Polyb.  XII,  28,  8  f.  So  begreift  sich  denn  auch  nicht  bloss  der 
Kampf  des  P.  gegen  die  Rhetorik  in  der  Geschichtschreibung,  sondern 
auch  die  Zurückstellung  des  xsqnvov  in  seiner  eignen  weit  über  seine  eigne 
eigentliche  Meinung  hinaus  (s.  A.  60). 

119)  Chodnicek  Ueber  die  Gründe  der  theoret.  Excurse  und  Be- 
merkungen des  P.,  Wien  1889.  8.  steht  mir  nicht  zu  Gebote.  Treffend 
aber  bemerken  Markhauser  S.  49  und  Strachan-Davidson  S.  415, 
dass  es  damals  weder  kritische  noch  sonstige  wissenschaftliche  Zeitschriften 
noch  auch  die  Sitte  gab  den  Text  mit  Anmerkungen  zu  versehen,  und  dass 
daher  dem  P.  nur  diese  Möglichkeit  für  seine  Erörterungen  blieb.  Um  so 
mehr  ist  es  unbillig,  wenn  Scala  S.  290  ff.  hier  von  Reclame  redet,  und 
mit  Recht  hebt  Niese  Gott.  gel.  Anz.  1890.  S.  895  den  Widerspruch  hervor, 
dass  P.  bei  ihm  bald  als  „ein  bedeutender  philosophisch  geschulter  Kopf" 
erscheint,  „der  seine  Zeitgenossen  überragt",  bald  als  „ein  Schriftsteller, 
der  durch  Anpreisung  seiner  Waare  Käufer  anlocken  will". 

120)  S.  C.  21.  A.  256.  259—261.  270.  So  sehr  P.  die  Schimpfreden  des 
Timaeos  tadelt,  so  hat  doch  Scala  S.  38  f.  A.  1  ein  hübsches  Verzeichniss 
der  eignen  Kraftausdrücke  desselben  in  seiner  wissenschaftlichen  Polemik 
zusammengestellt.  Scala  hebt  ferner  mit  Recht  (S.  39)  den  Mangel  des 
P.  an  allem  leichten  Humor  hervor  und  giebt  S.  39  f.  A.  3  ein  anderes  Ver- 
zeichniss, aus  dem  man  sieht,  wie  herb  und  bitter  stets  die  Scherze,  Witze 
und  Sarkasmen  desselben  sind. 

121)  So  in  der  Hauptsache  gegen  Timaeos  (vgl.  übrigens  Sintenis 
P.  u.  T.,  Philol.  H.  1847.  S.  291  f.),  am  Wenigsten  wohl  gegen  Theopompos 
VIII,  11  —  13,  2  (s.  indessen  Markhauser  S.  89  f.  A.  5).  XII,  25  f.  6  f.  XVI, 
12,  7  (andrerseits  vgl.  XII,  27,  8),  gegen  den  er  zwar  auch  manches  Zutreffende 
bemerkt,  dessen  Gesammtbedeutung  er  jedoch  schwerlich  richtig  gewürdigt 
hat,  der  aber  freilich  durch  sein  eignes  bitteres  Urtheil  über  Andere  eine 
scharfe  Zurechtweisung  seiner  selbst  förmlich  herausforderte.  An  der  vollen 
Gerechtigkeit  der  massvollen  Kritik  des  Fabius  u.  Philinos  I,  14  f.  15,  12. 
58,  5.  III,  8  f.  26,  2  ff.  (vgl.  C.  21.  A.  582)  im  Ganzen  und  Grossen  und  des 
Kallisthenes  XII,  17—22  zweifelt  heute  wohl  Niemand  mehr,  die  des  Phylar- 
chos  II,  56,  1—63,  6  ist  freilich  einseitig  und  getrübt  durch  den  entgegen- 
gesetzten Parteistandpunkt  (s.  C.  21.  A.  557),  zeichnet  aber  doch  die  Fehler 


Polybios  von  Megalopolis.  117 

Uebrigens  nimmt  er  es  sich  auch  durchaus  nicht  übel  scharf  von 
ihm  getadelte  Historiker  dennoch,  und  zum  Theil  in  ausgedehntem 
Masse,    selbst    zu    benutzen122).      Grossentheils    mit    dem    eben 

dieses  Geschichtschreibers  richtig.  Und  so  werden  wir  dem  P.  denn  in 
Bezug  auf  Sosylos  und  Chaereas  (s.  C.  21.  A.  607)  unbedingt  zu  glauben 
haben.  Die  Erörterung  endlich  XVI,  14—20  (s.  C.  19.  A.  46.  C.  21.  A.  630) 
gegen  seine  Zeitgenossen,  die  Rhoder  Zenon  und  Antisthenes,  kann  (trotz 
Scala  S.  38  f.  A.  1)  lediglich  als  ein  Muster  einer  anständigen  und  mit 
Achtung  verbundenen,  wenn  auch  scharfen,  wissenschaftlichen  Polemik 
bezeichnet  werden,  und  gerade  der  Schluss  20,  5  ff.,  in  welchem  er  erzählt, 
dass  er  an  Zenon  selbst  bereits  einen  auf  dessen  Irrthümer  bezüglichen 
und  von  demselben  freundlich  und  mit  Billigung  aufgenommenen  Brief  ge- 
richtet habe,  und  dann  hinzufügt  (§.  8  f.):  dio  di]  nccv  sym  naQccnaXsaaifiL 
71EqI  avxov  xovg  ■xccd''  rjficcg  xal  xovg  £7iiyivo[iEvovg,  iccv  [ilv  mocxcc  nq6^E6iv 
svQiö'iKo^ed'd  nov  nctxcc  xr\v  ngccy^iaxeiav  diatpsvSo^isvoL  xat  itccooQcovxsg  xr\v 
äXrj&siav,  ccTtaQaniqxcog  snixi^ccv,  suv  dl  xat'  äyvoLav,  Gvyyv(6(irjv  £%eiv, 
nal  [iccXioxa  nctvzcov  fj[Liv  dux  xb  [isys&og  xr\g  avvxcc&cog  neu  8lcc  xr\v  %a&6- 
Xov  7isQißo%r}v  xeov  nQccyficcxmv ,  muss,  denke  ich,  auf  jeden  Unbefangenen 
einen  ebenso  wohlthuenden  wie  die  geradezu  schnöde  Krittelei  von  Brand- 
stäter Gesch.  des  aetol.  Landes  S.  240  (=  Polyb.  S.  26)  einen  widrigen 
Eindruck  machen,  und  auch  die  Ironie  von  La  Roche  S.  80,  auf  dessen 
genauere  Ausführungen  S.  69  —  81  im  Uebrigen  zu  verweisen  ist,  erscheint 
hier  übel  angebracht.  Vgl.  auch  Markhaus  er  S.  48 — 64.  Uebrigens  sind, 
wie  Nissen  Rh.  M.  XXVI.  S.  281  f.  gegen  Mommsen  bemerkt,  die  po- 
lemischen Excurse  „mit  grosser  Berechnung  dahin  gestellt,  wo  über  die 
benutzte  Hauptquelle  Rechenschaft  gegeben  wird.  So  ist  der  Brauch  bei 
gewissenhaften  Historikern  dieser  Zeit". 

122)  So  Phylarchos  (vgl.  C.  21.  A.  560  mit  den  Nachtrr.)  u.  Kallisthenes 
(IV,  33,  2.  VI,  45,  1),  wahrscheinlich  sogar  Timaeos  (vgl.  VIII,  8,  12  und 
Scala  S.  126—128,  s.  oben  A.  4),  um  von  Philinos,  Fabius  Pictor,  Zenon 
(s.  die  Nachtrr.  z.  C.  2.  A.  630.  635)  und  Antisthenes  (s.  A.  121)  gar  nicht 
zu  reden.  S.  Scala  S.  259—268  (vgl.  Niese  Gott.  g.  A.  1890.  S.  893). 
Vgl.  auch  A.  121  z.  E.  Und  so  ist  selbst,  wie  Scala  S.  260.  A.  1  bemerkt, 
aus  der  starken  Abfertigung  des  Sosylos  und  Chaereas  (s.  A.  121)  nicht 
ohne  Weiteres  mit  Böttcher  (s.  C.  21.  A.  615)  und  v.  Breska  Unter- 
suchungen über  die  Quellen  des  Polybios  im  dritten  Buche,  Berlin  1880.  8. 
(Leipziger  Doctord.).  S.  7.  98  zu  schliessen,  dass  er  sie  gar  nicht  benutzt 
haben  könne,  sondern  seine  karthagische  Quelle  für  den  zweiten  punischen 
Krieg  wahrscheinlich  ausschliesslich  Silenos  (s.  C.  21.  A.  615)  gewesen  sei. 
Ob  dies  dennoch  annähernd  richtig  und  die  anderen  Gründe  Breskas 
zwingend  sind ,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Von  römischer  Seite  nimmt 
derselbe  ausser  Fabius  noch  eine  zweite  Hauptquelle  an,  einen  jüngeren, 
zur  Scipionenpartei  gehörigen  Geschichtschreiber,  vielleicht  mit  Recht, 
doch  lässt  sich  schwerlich  (s.  d.  Rec.  v.  H.  Haupt  Phil.  Anz.  XIII.  1883. 
831—834)  der  Stoff  so  genau  Stück  für  Stück,  wie  er  es  versucht,  unter 
diese  drei  Quellen  und  im  Wesentlichen  nur  unter  sie  vertheilen.  Aus 
Fabius  Pictor  ist  auch  die  Gesch.  der  Keltenkriege  im  2.  B.  (s.  K.W.Nitzsch 


118  Neunundzwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

Bemerkten  hängt  aber  auch  noch  eine  andere,  unerfreuliche  Eigen- 
tümlichkeit des  Polybios  zusammen.  Zu  dem  gleichen  lehrhaften 
Zwecke  wie  er  schrieb  nämlich  einst  schon  Thukydides  Ge- 
schichte, aber  Thukydides  Hess  die  Ereignisse  selbst  lehren, 
Polybios  hält  es  für  nöthig  seinen  Lesern  im  Tone  überzeugter 
Unfehlbarkeit  die  betreffenden  Lehren  massenweise  in  Excursen 
und  kürzeren  Zwischenbemerkungen  ausdrücklich  vorzutragen 122b), 
und  überdies  ist  er  nicht  eben  sparsam  in  der  Mittheilung  seiner 
eignen  Erlebnisse.  Indessen  zieht  sich  dies  keineswegs  in  gleichem 
Masse  durch  sein  ganzes  Werk  hin123).  Die  Rücksicht  auf  Schönheit 


Rom.  Annalistik  S.  273 — 278).  Ferner  gehört  zu  den  Quellenschriftstellern 
des  P.  Ptolemaeos  von  Megalopolis  (s.  C.  21.  Nachtrr.  A.  582*),  ferner 
Ptolemaeos  Physkon  (Charakteristik  des  Antiochos  Epiphanes,  Fr.  1  b. 
Ath.  X.  438  d  =  Polyb.  XXVI,  1,  daher  denn,  wie  Scala  S.  262  bemerkt, 
Ath.  für  dieselbe  Sache  hier  jenen,  V.  194  b  den  P.  citirt),  und  wohl  mit 
Recht  bezieht  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  349  die  Aeusserung  VII,  7,  1  auch 
auf  Baton  (vgl.  C.  21.  A.  593  mit  d.  Nachtrr.).  Noch  s.  A.  97 b  z.  E.  und 
Scala  S.  267  f.:  „Weitere  litterarische  Quellen  sind  die  veröffentlichten 
Reden,  so  die  des  Astydamas  XXX,  4,  11  ...  (dass  Liv.  XLV,  22—24  diese 
Veröffentlichung  selbst  benutzt  habe,  wie  Nitzsch  Polyb.  S.  131.  A.  13 
meint,  ist  sehr  unwahrscheinlich);  ferner  Berichte  über  Senatssitzungen 
XXI,  18—23.  XXIV,  11;  endlich  aus  Archiven  (vgl.  Nissen  S.  106)  schrift- 
liche Berichte  der  Zeitgenossen  XVI,  5,  8  und  Briefe,  so  des  Scipio  X,  9,  3. 
Wahrscheinlich  hat  P.  auch  das  ßvßMdiov  ov  iisycc  zur  Verfügung  ge- 
standen, das  die  'T7ioiivrj[iazct  des  Philippos  (XXIII,  2,  5)  enthielt  (s.  d. 
später  folgenden  wörtlichen  Anführungen  §.  7),  und  das  Commentarium 
des  Königs  Eumenes  (Liv.  XLII,  6),  das  naturgemäss  im  röm.  Archiv  ge- 
blieben war". 

122b)  Die  Deutung,  welche  Röscher  Thukyd.  S.  180  ff.  der  einschlagen- 
den Stelle  des  Thuk.  I,  22,  3  giebt,  ist,  wie  man  auch  immer  über  dieselbe 
urtheilen  mag  (s.  Krüger  zu  ihr),  jedenfalls  nicht  die  richtige  und  das 
Missverständniss  also  nicht  auf  der  Seite  des  P. ,  sondern  auf  der  seinen, 
wie  dies  auch  Markhauser  S.  102,  nur  allzu  schüchtern,  ausspricht.  Im 
Uebrigen  vgl.  Markhauser  S.  131  —  133  und  die  Zusammenstellungen  bei 
La  Roche  S.  53  f.  Dass  aber  diese  Grundverschiedenheit  des  Thukydides 
und  des  P.  aus  dem  Unterschiede  der  Zeiten  hervorgeht,  und  dass  dem  P. 
auch  diese  seine  Eigenthümlichkeit  durch  sein  Publicum  abgenöthigt  war, 
führt  sehr  richtig  La  Roche  S.  7  f.  aus.     Vgl.  auch  A.  71. 

123)  Nissen  S.  282:  „Es  ist  denn  doch  zu  beachten,  dass  der  Schrift- 
steller seiner  eignen  Person  in  den  beiden  letzten  Theilen  des  Werkes 
(B.  31—34  und  B.  35—39,  s.  A.  140)  in  ganz  anderer  Weise  gedenkt  als 
in  der  früheren.  Diesen  stand  er  als  Geschichtschreiber,  jenen  als  Augen- 
zeuge und  Mithandelnder  gegenüber;  wo  aber  drängt  sich  P.  selber  im 
4.  und.  5.  Theile  (B.  19-24  und  25—30)  vor?  obwohl  die  Erwähnungen 
zeigen,  dass  dazu  nicht  Veranlassung  und  Gelegenheit  fehlte". 


Polybios  von  Megalopolis.  119 

der  Darstellung  nimmt  in  seinen  Augen  erst  den  untersten,  wenn 
auch  immer  noch  nicht  unwichtigen  Platz  ein124).  Aber  es  war 
nichtsdestoweniger  ein  grosser  Irrthum,  wenn  man  bis  in  die 
neuesten  Zeiten  geglaubt  hat,  als  hätte  er  desshalb  darauf  ver- 
zichtet auch  seinerseits  ein  historisches  Kunstwerk  zu  schaffen. 
Vielmehr  ist  das  Ganze  nach  einem  grossartigen  und  wahrhaft 
bewundernswerthen  Plane  organisch  einheitlich  angelegt  und  ge- 
gliedert125). Wie  weit  die  Ausführung  entsprechend  gelungen 
ist,  können  wir  freilich  nur  theilweise  beurtheilen,  da  ja  leider 
nur  die  5  ersten  Bücher  uns  vollständig  erhalten,  im  Uebrigen 
aber  nur  noch  Bruchstücke  und  Auszüge  und  vom  17.,  19.,  37. 
und   40.   nicht   einmal    Auszüge    mehr    geblieben    sind126).     Die 

124)  XVI,  17,  9  ff .  x£g  ovv  elnoxcog  «^  Z^vodvl  [isptpcuTo,  8ioxi  xo  nXelov 

OV    7tSQL    XY\V    XCOV    1tQttyybdx(OV  £}]Trj6lV  OVÖE   7CEQL  XOV  XSLQlöflOV  tjjg  V7lO&S6SCög, 

dXXcc  neol  xr\v  xrjg  Xe^eag  ncixucnevriv  ionovöaxe,  xal  8r\Xog  iöxi  noXXdnig 
inl  xovxcp  os[ivvv6{ievog,  naftunsq  xal  nXeiovg  exeooi  xmv  emcpavmv  avy- 
ygacpecov;  eyob  de  cpr}(il  [iev  deiv  Ttoövoiav  noiecad'ca  nul  67Zovdd£eiv  vneo 
tov  deovxag  e^ccyyeXXeiv  xdg  nod&ig  (drjXov  yocq  dög  ov  {iinad.  [leydXcc  de 
cvfißdXXexca  xovxo  7iobg  xr\v  ioxoqlccv),  ov  ju^v  fjyefioviKCQxaxov  ye  xal  naco- 
xov  avxo  naoä  xolg  fiexQiotg  avSodai  xföecd'ai.  noXXov  ye  Sei'  ccXXcc  yag 
ccv  ei'r}  kuXXico  fieorj  xr;g  iaxoQiotg,  Jqp'  olg  ccv  (läXXov  oeyivvvQ'eiri  noXixmog 
dvrjo.  20,  2.  dib  Sei  (idXiöxa  [iev  neiQa.6&cii  ndvxcov  noccxetv  xmv  xrjg 
taxogiccg  fiegcov  ■accXbv  ydo'  et  de  (ir)  xovxo  dvvctxov,  xav  dvcty%aioxdx(av 
%cd  xmv  peyioxcov  ev  avxfj  nXeioxrjv  noielcQ'ca  nqovoiav.  Von  einem  etwas 
anderen  Gesichtspunkte  aus  bemerkt  er  IX,  1,  dass  seine  ausschliesslich 
politische  und  namentlich  alles  Mythologische  und  Genealogische  ab- 
schliessende Geschichtschreibung  etwas  Eintöniges  und  Herbes  (ctvoxrjQov  xi) 
und  Unergötzliches  (diffvyayayrjxov)  habe,  vgl.  A.  51. 

125)  Dies  hat  Nissen  gezeigt,  welcher  S.  282  sehr  richtig  gegen 
Mommsen  bemerkt:  Von  einer  „bewussten  Opposition  gegen  die  übliche 
künstlerisch  stilisirte  griechische  Historiographie"  finde  ich  in  der  polybi- 
anischen  Darstellung  keine  Spur,  wohl  aber  gegen  die  Akrisie,  Rhetorik 
und  Verlogenheit  derselben.  P.  hat  gerade  so  gut  ein  historisches  Kunst- 
werk liefern  wollen  wie  einer  seiner  Vorgänger.  In  wie  weit  er  dies  er- 
reicht, bleibt  eine  andere  Frage  .  .  .  Einem  Hellenen,  der  jederzeit  seine 
Dichter  (Homeros,  Hesiodos,  Euripides,  Pindaros)  im  Sinne  hat  und  mit 
Dichtersprüchen  seine  Rede  schmückt,  der  in  wahres  Entsetzen  geräth  über 
die  Profanirung  der  Kunstwerke  seiner  Nation  durch  die  plumpen  Römer, 
fehlte  die  künstlerische  Begabung  nicht.  Vgl.  A.  61.  91.  114.  121.  139. 
140.  145.  —  Hieher  gehört  zum  Theil  doch  auch  der  Reichthum  des  P.  an 
oft  recht  gelungenen  Vergleichen,  s.  die  Zusammenstellungen  von  La 
Roche  S.  59  ff. 

126)  Die  älteste  und  fast  allein  mustergültige  Handschrift  der  fünf 
ersten  Bücher  ist  A  (Vatic.  124)  aus  dem  11.  Jahrh.,  unter  den  jüngeren 
ist  die  1417  geschriebene  Florentiner  B  die  erheblichste.    Wie  treu  in  A 


120  Neunundzwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

Abgrenzung  der  Bücher  ist  annähernd  vollständig  nur  bis  zum 
18.  überliefert127);   von  da  ab   müssen  die  Citate  namentlich  des 


verhältnissmässig  die  ursprünglichen  Formen  bewahrt  sind,  zeigt  aus  der 
Uebereinstimmung  mit  den  Inschriften  Jerusalem  Die  Inschrift  von  Sestos 
und  Polybios,  Wiener  Studien  I.  1879.  S.  32—58.  Neben  A  kommt  zu- 
nächst aber  dennoch  auch  für  diese  Bücher  die  von  kundiger  Hand  ent- 
worfene fortlaufende  Excerptensammlung  aus  den  16  ersten  und  dem  18. 
in  Betracht,  deren  ältester  und  weitaus  wichtigster  Codex  F  (Urbin.  102) 
gleichfalls  aus  dem  11.  oder  12.  Jahrh.  ist,  und  die  man  kurz  die  Epitome 
oder  die  Excerpta  antiqua  zu  nennen  pflegt.  Die  erste  Ausgabe  von  Vinc. 
Opsopoeus,  Hagenau  1530,  umfasste  nur  jene  bis  dahin  allein  bekannten 
ersten  5  Bücher  mit  der  lat.  Uebers.  von  Nicolaus  Perottus  (1449),  in 
der  zweiten  bei  Hervagen,  Basel  1549,  ist  die  eben  erwähnte  Epitome 
vom  6.  Buche  ab  nach  einem  von  Pithoeus  besessenen  Codex  mit  der 
lat.  Ueber8etzung  von  Wolfg.  Musculus  hinzugefügt.  Is.  Casaubonus, 
Paris  1609,  zog  bereits  auch  F  herbei  und  gab  auch  die  ersten  Bücher 
des  Auszugs  mit,  desgleichen  schon  die  ihm  zu  Gebote  stehenden  Fragmente 
der  grossen  Excerptensammlung ,  welche  Kaiser  Konstantinos  Porphyro- 
gennetos  aus  alten  Classikern  unter  53  Titeln  hatte  zusammenstellen 
lassen ,  und  von  denen  für  Polybios  erhebliche  Stücke  aus  den  Titeln 
itSQi  7ZQE6ßeimv ,  tibqX  ccgszrjg  Kai  xaxmg,  n^gi  yvcofiav ,  nEQi  irtißovlwv, 
tisqI  noXioqyuiöv  in  verschiedenen  Handschriften  sich  erhalten  haben.  Die 
ne qI  TtQSößsHov  hatte  mit  Bruchstücken,  die  aus  P.  angeführt  werden,  schon 
Fulvius  Ursinus,  Antwerpen  1582  herausgegeben.  Dann  folgte  die  Be- 
kanntmachung von  denen  nsgl  ocQ8trjg  nul  HctMiag  aus  dem  im  10.  Jahrh. 
geschriebenen  Codex  Peirescianus  (jetzt  Turonensis,  s.  C.  32.  A.  382)  P, 
welchen  zuletzt  Wollenberg  neu  verglichen  hat,  durch  H.  Valois 
(Valesius),  Paris  1634.  Es  erschienen  sodann  die  Gesammtausgaben  von 
Iac.  Gronov,  Amsterdam  1670,  von  I.  A.  Ernesti,   Leipzig  1763.  1764. 

III.  8.  und  die  äusserst  tüchtige  von  Schweighäuser,  Leipzig  1789 — 1795. 
YIII.  8.  Hierauf  machte  Angelo  Mai  die  höchst  wichtige  Entdeckung  der 
Auszüge  nsQi  yveo[ia>v  in  einem  vatikanischen  Palimpsest  (M  =  Vatic.  73 
aus  dem  10.  Jahrh.)  und  veröffentlichte  seinen  Fund  in  der  Script,  vet.  nova 
coli.  Vatic.  IL,  Rom  1827,  der  dann  von  Geel,  Leiden  1829.  8.,  Lucht, 
Altona  1830.  8.  und  nach  neuer  Vergleichung  von  Th.  Heyse,  Berlin 
1846.  4.  bearbeitet  ward.  Inzwischen  erschien  die  fernere  (nicht  besonders 
werthvolle)  Gesammtausgabe  von  Dübner(?),  Paris  bei  Didot,  1839  und 
1865.  Lex.  8.  und  die  erste  Textrecension  von  Bekker,  Berlin  1844.  II.  8., 
denen  dann  noch  die  ferneren  Ausgaben  von  L.  Dindorf,  Leipzig  1866 — 1868. 

IV.  8.  (2.  wesentlich  verbesserte  Aufl.  von  Büttner-Wobst  Bd.  1.  2.  1882. 
1889.)  und  die  ganz  vortreffliche  von  Hultsch,  Berlin  1867  —  1872.  IV.  8. 
(2.  Aufl.  Bd.  1.  1888)  gefolgt  sind,  nachdem  unterdessen  neue  Auszüge  aus 
einer  sehr  jungen  Eskorialhandschrift  (Q),  zum  Titel  -jibqI  snißovXmv  ge- 
hörig, durch  C.  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  IV.  XXVII-XXX  und  Feder  Ex- 
cerpta e  Polybio  etc.  Bd.  1,  Darmst.  1848  (1849).  8.  und  aus  dem  Miscellan- 
codex  T  =  Paris,  suppl.  607,   in   welchem    der   betreffende  Abschnitt   im 


Polybios  von  Megalopolis.  121 

Athenaeos128)  und  die  aus  Polybios  theils  unmittelbar ,  theils 
mittelbar   geflossenen   Darstellungen   zumal   des   Livius129),   aber 

10.  Jahrb.  geschrieben  ist,  andere,  dem  Titel  nsgl  izoXioqy.iwv  entnommene 
durch  C.  Müller  in  W.  Dindorfs  Ausg.  des  Ioseph.  (Paris  1847)  und 
We scher  Poliorce'tique  des  Grecs,  Paris  1867.  Fragments  inedits  de  Polybe, 
Rev.  arche'ol.  N.  F.  XIX.  1869.  S.  50-60.  124—130  veröffentlicht  waren. 
Strachan-Davidson  Selections  from  Polybius,  Oxford  1888.  8.  ist  mir 
nur  aus  der  tadelnden  Rec.  v.  Hui t seh  Berl.  ph.  Woch.  IX.  1889.  Sp.  1549 
bis  1553  bekannt.  —  S.  über  die  Handschriften  und  die  Methode  der  Text- 
gestaltung noch  Hultsch  Quaestiones  Polybianae  I.  II.  Zwickau  1859. 
Dresden  1869.  4.  und  Jahrb.  f.  Ph.  XCV.  1867.  S.  289—307.  Campe  a.  a.  0. 
S.  337ff.   v.  L eut seh  Gott.  gel.  A.  1855.  St.  26 f.   Naber  Polybiana,  Mnemos. 

VI.  1857.  S.  113  ff.  225  ff.  341  ff.;  in  Bezug  auf  die  kritisch- erklärenden  Bei- 
träge genügt  es  im  Ganzen  auf  die  Ausg.  v.  Hultsch  zu  verweisen,  doch  ist 
manches  Neue  hinzugekommen:  Seeck  Zu  P.,  Herrn.  XII.  1877.  S.  509  f.  u. 
s.  A.  138b.  Lammert  Zu  P.,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXVII.  1888.  S.  617—632. 
Büttner -Wobst  ebendas.  CXXIX.  1884.  S.  111  —  122.  CXXXIX.  1889. 
S.  671-692.  CXLI.  1890.  S.  833  — 848.  Hultsch  ebend.  CXXXV.  1887. 
S.  763—766.  CXXXIX.  1889.  S.  741  —  744.  Comm.  Fleckeisen.,  Leipzig  1890. 
S.  81—92.  Stich  Philologus  XLVIII.  1889.  S.  365—367.  Wunderer  Con- 
iecturae  Polybianae,  Erlangen  1885  =  Act.  sem.  Erlang.  IV.  1886.  S.  223—259. 
Aus  demselben  bereits  arg  verstümmelten  Exemplar  wie  unsere  Handschriften 
der  fünf  ersten  Bücher  sind  auch  die  Excerpte  entnommen,  so  dass  also 
das  in  demselben  fehlende  17.,  19.,  37.  (und  vielleicht  auch  40.)  Buch  schon 
im  10.  Jahrh.  nicht  mehr  vorhanden  war,  s.  Nissen  Krit.  Untersuchungen 
(s.  A.  47)  S.  318  u.  a.  a.  0.  S.  266  f.  —  Deutsche  Uebersetzungen  von  Seybold, 
Lemgo  1779  — 1783.  IV.  8.  Storch,  Prenzlau  1828—1831.  12.  (unvoll.). 
Haakh  und  Kraz,  Stuttgart  1858—1875.  III.  16.  Campe,  Stuttgart 
1861—1863.  XIV.  16.  —  Polybius  Geschichte  mit  den  Auslegungen  und  An- 
merkungen des  Herrn  von  Folard  u.  s.  w.  aus  dem  Französ. ,  Wien  1759  f. 

VII.  8.  —  Litteraturübersichten  von  Campe  a.  a.  0.  S.  333—354.  Jacoby 
Philologus  XL V.  1886.  S.  321— 368.  Schenkl  Jahresb.  XXXVIII.  S.  227— 250. 

»127)  Durch  die  Excerpta  antiqua.  Für  die  folgenden  Bücher  sind  die 
Notizen  in  den  anderen  Auszügen  spärlich.  So  finden  sie  sich  für  den 
Anfang    des   27.,   33.,   36.    und   38.  (vgl.   Nissen  a.  a.  0.  S.  275),    ferner 

XXXVIII,  3  (1  a),  1.  oxi  r\  Xrf  ßvßXog  tibqis%bl  xr\v  avvxsXeiav  xr\g  xöav  *EXXrjvcov 
axv%Cug    (vgl.    Hultsch  z.  d.  St.).    Die   letzten    erhaltnen   Worte    des  P. 

XXXIX,  19,  8  lauten:  xovxcov  df]  ndvxcov  rj(itv  ittixexsXsciiEVoov  Xslnstca 
ÖLccaaq)iJ6ccL  xovg  %qcvovg  xovg  7iSQL£LXrj(ifisvovg  vnb  xrjg  tczoQiag  neu  xb 
nXr]%og  xmv  ßvßXcov  neu  xbv  aQt&(i6v  xrjg  oXr\g  ngayficcxsiag,  und  die  Unter- 
schrift in  M:  Iv  reo  nsql  tov  xCg  vi  s^svqs:  tsXog  Trjg  noXvßiov  Xoyov  X&  ./' 
xbv  jS  Xoyov  beweist  wenigstens ,  dass  mit  ihnen  das  39.  Buch  endete  und  der 
in  ihnen  versprochene  Generalindex  folglich  das  40.  bildete,  s.  hierüber 
und  im  Uebrigen  über  dieselbe  Nissen  a.  a.  0.  S.  277  ff.  Die  Zahl  von 
40  Büchern  giebt  P.  selbst  an:  III,  32,  2. 

128)  Sie  reichen  bis  zum  34.  B.  Dazu  kommen  noch  ein  paar  bei  Steph. 
v.  Byz. 


122  Neunundzwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

auch  des  Diodoros180)  und  Appianos131),  Plutarchos132)  und  Po- 
lyaenos133)  und  verschiedene  sachliche  Erwägungen  vorwiegend 
aushelfen184).     Alle  bei  anderen  Schriftstellern  erhaltnen  Bruch- 


129)  Ich  halte  in  Bezug  auf  Livius  das  C.  21.  A.  615  bezeichnete  Er- 
gebniss  von  Wölfflin,  dass  schon  vom  21.  B.  ab  Coelius  Antipater  und 
P.  dessen  Quellen  sind,  nach  wie  vor  allen  Bemängelungen  (z.  B.  von  Breska, 
s.  A.  122)  gegenüber  für  das  einzig  richtige,  zumal  wenn  man  mit  Niese 
annehmen  darf,  dass  Coelius  seinerseits  auch  schon  den  P.  mitbenutzt 
hatte,  wie  ich  es  unten  gethan  habe  (e.  A.  148 b).  Allerdings  aber  mag  es 
wohl  sein,  dass  Livius  nur  einen  Auszug  aus  P.  in  Händen  hatte,  wie 
0.  Hirsch  fei  d  Hat  Livius  im  21.  und  22.  B.  den  P.  benutzt?  Zeitschr.  f. 
d.  öst.  G.  XX  VIII.  1877.  S.  801—811  wahrscheinlich  zu  machen  sucht.  Vgl. 
auch  C.  Peter  Ueb.  d.  Quellen  des  21.  u.  22.  B.  des  Liv.  (Progr.  v.  Pforte), 
Naumburg  (Halle)  1863.  4.  und  H.  Peter  Vet.  historic.  Roman,  rel.,  Leipzig 

1870.  8.  S.  XC  ff.  CCXXVff.  In  Bezug  auf  die  4.  und  5.  Dekade  aber 
s.  Nissen  Krit.  Unters,  u.  s.  w.  (vgl.  A.  47.  126).  Ueber  die  älteren  Abhh. 
v.  Th.  Lucas  De  ratione,  qua  Livius  in  libris  historiarum  conscribendis 
usus  sit  opere  Polybiano,  Gross-Glogau  1854.  4.  Michael  In  wie  weit  hat 
Livius  den  Polybius  als  Hauptquelle  benutzt?  Torgau  1859.  4.  De  ratione, 
qua  Livius  in  tertia  decade  opere  Polybiano  usus  sit,  Bonn  1867.  8. 
(Doctordiss.).  Tillmanns  Qua  ratione  Livius  Polybi  historiis  usus  sit, 
Bonn  1860.  8.  (Doctordiss.).  Quo  libro  Livius  Polybii  historiis  uti  coeperit, 
Jahrb.  f.  Pb.  CXXXIII.  1861.  S.  844—854,  von  deren  Verfassern  die  beiden 
letzteren  einen  anderen  Standpunkt  vertreten,  findet  man  (so  wie  über  C.  Peters 
Schrift)  genügende  Auskunft  mit  richtiger  Beurtheilung  in  dem  Litteratur- 
bericht  von  Jacoby  (s.  A.  126).  S.  359 — 366.  Jetzt  s.  auch  Hesselbarth 
Hist.-krit.  Untersuchungen  zur  dritten  Dekade  des  Livius,  Halle  1889.  8. 
Auf  Jacobys  Bericht  und  auf  die  Bibliographien  muss  ich  mich  hier  auch 
begnügen  für  die  Specialuntersuchungen  über  einzelne  Schlachten  u.  dgl. 
mehr  bei  P.  zu  verweisen,  so  Egelhaaf  Vergleichung  der  Berichte  des 
P.  u.  Liv.  über  d.  ital.  Krieg  der  Jahre  218 — 217  bis  zur  Schlacht  am  trasi- 
men.  See,  Leipzig  1879.  8.  (Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  X.  S.  471—524). 
Ziel iiiski  Die  letzten  Jahre  des  zweiten  pun.  Krieges,  Leipzig  1880.  8.] 

130)  B.  28  ff.     Vgl.  A.  148 e. 

131)  Auf  die  genaueren  Untersuchungen  über  dessen  Verhältniss  zu 
Polybios  gehe  ich  absichtlich  nicht  ein. 

132)  Plutarchos  hat  das  Hauptwerk  stark  verwerthet  im  Flamininus 
(3—13.  15—17.  20 f.)  und  Aemilius  Paullus  (4—6.  10—15.  19.  23.  28f.  35f.), 
weniger  im  Cat.  mai.  (22.  26.  27,  auch  10.  12,  s.  Nissen  Krit.  Untere. 
S.  290—305),  nur  gelegentlich  auch  im  Arat.  und  Kleom. 

133)  VIII,  17. 

134)  Die  grundlegende  Arbeit  Schweighäusers  ist  erst  durch  Nissen 
weniger  in  dem  im  angef.  Buche  S.  324 — 339  mit  den  Büchern  vom  16.  bis  30. 
angestellten  Versuche  als  in  der  späteren  Abh.  und  durch  Metzung  De 
Polybii    librorum  XXX  —  XXXIII   fragmentis    ordine  collocandis,    Marburg 

1871.  8.   (Doctordiss)   wesentlich    weitergefördert  und  berichtigt  worden. 


Polybios  von  Megalopolis.  123 

stücke  in  bestimmte  Bücher  einzureihen  ist  indessen  ein  Ding 
der  Uumöglichkeit135).  Polybios  rechnet  bekanntlich  nach  Olym- 
piaden136),   fügt    aber    zur   genaueren    Bestimmung    der    Zeiten 


Das  in  summarischer  Uebersicht  hinter  der  Ausg.  von  Hultsch  zusammen- 
gestellte Ergebniss  ist,  noch  viel  summarischer  wiedergegeben,  folgendes. 
Das  7.  Buch  umfasste  Ol.  141,  1.  2.  (215.  214),  das  8.  Ol.  141,  3.  4  (213.  212), 
das  9.  Ol.  142,  1.  2  (211.  210),  das  10.  Ol.  142,  3.  4  (209.  208),  das  11.  Ol.  143, 
1.  2  (207.  206),  das  13.  Ol.  143,  3.  4  (205.  204),  das  14.  Ol.  144,  1  (203),  das 
15.  Ol.  144,  2  (202),  das  16.  Ol.  144,  3.  4  (201.  200),  das  17.  Ol.  145,  1.  2 
(199.  198),  das  18.  Ol.  145,  3.  4  (197.  196),  das  19.  Ol.  146  (195—192),  das 
20.  Ol.  147,  1  (191),  das  21.  Ol.  147,  2  —  4  (190  —  188),  das  22.  Ol.  148 
(187—184),  das  23.  Ol.  149,  1  (183),  das  24.  Ol.  149,  2—4(182—180),  das 
25.  Ol.  150  (179—176),  das  26.  Ol.  151  (175  —  172),  das  27.  Ol.  152,  1.  2 
(171.  170),  das  28.  Ol.  152,  3  (169),  das  29.  Ol.  152,  4  (168),  das  30.  Ol.  153 
(167-164),  das  31.  Ol.  154  (163—160),  das  32.  Ol.  155  (159—156),  das  33.  Ol. 
156  (155—152),  das  35.  Ol.  157,  1.  2  (151.  150),  das  36.  Ol.  157,  3.  4  (149. 
148),  das  37.  Ol.  158,  1  (147),  das  38.  Ol.  158,  2  (146),  das  39.  Ol.  158,  3.  4 
(145.  144).  In  der  Regel  enthält  also,  wie  P.  selbst  bemerkt  (IX,  1,  1. 
XIV,  1,5),  jedes  Buch  eine  halbe  Olympiade,  einzelne  Bücher  aber  auch 
eine  ganze,  andere  nur  ein  Olympiadenjahr,  und  zwar  so,  dass  dann  das 
folgende  B.  entweder  wiederum  nur  ein  solches,  nämlich  das  zweite  oder 
vierte  Jahr  oder  aber  die  drei  übrigen  Jahre  der  nämlichen  Olympiade  bringt. 

135)  Bei  Hultsch  finden  sich  200,  beziehungsweise  208  solcher  Beli- 
quiae  ex  incertis  libris. 

136)  S.  A.  134.  Die  früheren  Untersuchungen  darüber,  wann  bei  ihm 
die  Olympiadenjahre  beginnen,  so  auch  die  von  Nissen  (s.  Rhein.  Mus. 
a.  a.  0.  S.  245  ff.)  und  von  Steigemann  De  Polybii  olympiadum  ratione 
et  oeconomia,  Breslau  1885.  8.  (Doctordiss.)  sind  misslungen,  s.  die  kritische 
Uebersicht  über  dieselben  von  Seipt  De  Polybii  olympiadum  ratione  et  de 
hello  Punico  primo  quaestiones  chronologicae,  Leipzig  1887.  8.  (Doctordiss.) 
S.  5—7  (vgl.  die  Recc.  dieser  Abh.  von  Soltau  Woch.  f.  kl.  Ph.  VI.  1889. 
Sp.  211—213  und  Hultsch  Berl.  ph.  Woch.  IX.  1889.  Sp.  525—531).  Seipt 
selbst  (S.  5 — 27)  schliesst  sich  an  die  spätere  Ansicht  von  Nissen  Rhein. 
Mus.  XL.  1885.  S.  349 — 357  an,  dass  P.  jede  neue  Olympiade  mit  derjenigen 
Kalenderzeit  begonnen  habe,  in  welcher  die  betreffenden  Olympien  wirklich 

gefeiert  waren,  und  sucht  für  die  späteren  Bücher  die  Richtigkeit  von 
Nissen s  Ergebniss  zu  erhärten,  dass  die  freilich  um  1  bis  2  Monate 
schwankenden  Jahresanfänge  bei  P.  im  Durchschnitt  ungefähr  auf  den  1.  October 
treffen,  gelangt  aber  zu  der  Annahme,  dass  für  die  einzelnen  Jahre  von 
Ol.  140  der  frühere  mögliche  Termin  anzusetzen  sei.  Allein  der  Schluss 
aus  IV,  14 f.,  dass  P.  Ol.  140,  1  mit  Anfang  August  begonnen  habe,  ist 
schwerlich  stichhaltig,  und  mit  Recht  bemerkt  Soltau  Sp.  212,  dass  der 
scheinbar  frühere  Anfang  der  141.  Ol.  sich  ausgleichen  dürfte,  wenn  anders  die 
Schlacht  bei  Cannae  doch  wohl  erst  Ende  Juli  Statt  gefunden  hat,  und  wenn 
man  ferner  erwägt,  „dass  P.  doch  nicht  bei  jedem  nebensächlichen  Ereigniss 
mit  dem   Kalender  in  der  Hand  die  Datirung  gegeben  habe".    M.  E.  geht 


124  Neunundzwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

auch  die  Datirung  nach  römischen  Consuln,  nach  Strategen  des 
achaeischen,  aetolischen,  boeotischen137)  Bundes,  auch  nach  halb- 
jährigen Prytauen  von  Rhodos138)  und  die  regelmässige  Angabe 
der  natürlichen  Jahreszeiten  bei138b).  Die  Begebenheiten  der 
ersten  Olympiade  seiner  Darstellung,  der  140.  (221—216)  er- 
zählt er  im  dritten  bis  fünften  Buche  noch  fortlaufend,  erst  von 
da  tritt  mit  dem  siebenten  die  synchronistische  Behandlung  nach 
einzelnen  Jahren  ein139).     Wie  es  scheint,  zerfällt  das  Ganze  in 


Hultsch  (a.  a.  0.  Sp.  528  f.)  mit  Recht  noch  einen  Schritt  weiter,  indem 
er  schreibt:  „Die  Frage,  ob  als  Anfang  der  Olympiade  die  thatsächliche 
Festfeier  oder  ein  bestimmtes  Datum  des  achaeischen  Kalenders  zu  setzen 
sei,  hat  sich  P.  vermuthlich  niemals  vorgelegt.  Als  Anfang  der  Olympiade 
galt  ihm  der  Hochsommer  oder  im  Zweifel  der  Spätsommer  (denn  seine 
Neigung  den  Jahresanfang  nach  dem  Herbste  hin  zu  verlegen  ist  allerdings 
unverkennbar),  und  nun  machte  er  es  sich  zur  Aufgabe  innerhalb  der 
Grenzen,  welche  die  von  vorn  herein  schwankende  Norm  frei  Hess,  die  Er- 
eignisse passend  einzuordnen.  Die  Chronologie  war  für  ihn  wie  für  so 
viele  andere  griechische  Geschichtschreiber  die  Kunst  die  Ereignisse  über- 
sichtlich zu  gruppiren,  und  das  konnte,  ohne  von  der  wahren  Zeitfolge  ab- 
zuweichen, um  so  leichter  geschehen,  je  mehr,  so  zu  sagen,  offener  Raum 
für  Anfang  und  Ende  sowohl  der  ganzen  Olympiade  als  der  einzelnen  Jahre 
gelassen  war.  Den  Ausschlag  gaben  in  jedem  Falle  die  Hauptereignisse: 
fiel  ein  solches  gegen  Ende  einer  Olympiade  oder  eines  Olympiadenjahrs, 
so  konnten  unbedenklich  die  nächstfolgenden  damit  zusammenhängenden 
Ereignisse  noch  diesem  Zeitraum  zugerechnet  werden;  gehörte  jedoch  das 
Hauptereigniss  zweifellos  dem  nächsten  Jahre  an,  so  konnten  auch  unmittel- 
bar vorhergehende,  vorbereitende  Ereignisse  dem  neuen  Zeiträume  zu- 
geordnet werden,  selbst  wenn  sie  näher  dem  Schluss  des  vorhergehenden 
Jahres  lagen".  (Ueber  den  zweiten  Theil  der  Dissertation  von  Seipt  s.  die 
Gegenbemerkungen  beider  Recensenten). 

137)  XX,  4.  XXXIII,  2.  Für  die  achaeischen  und  aetolischen  Strategen 
s.  die  Liste  bei  Nissen  Rh.  M.  XVI.  S.  248  ff,  und  eben  an  dies  bürger- 
liche Jahr  namentlich  der  Achaeer  lehnt  sich  P.  mit  seinen  eignen  Jahres- 
anfängen an,  s.  darüber  Nissen  a.  a.  0.  S.  247  f.  (vgl.  Hultsch  a.  a.  0. 
Sp.  528). 

138)  XXVII,  6  und  öfter. 

138 b)  Einen  besondern  Punkt  der  Chronologie  bei  P.  behandelt  Niese 
Die  Chronologie  der  gallischen  Kriege  bei  Polybius,  Hermes  XHI.  1871. 
S.  401 — 413  und  im  Gegensatz  zu  ihm  Mommsen  Die  gallische  Kata- 
strophe, ebendas.  S.  546—555,  welcher  zeigt,  dass  P.  bei  der  Angabe,  um 
wie  viel  Jahre  ein  Ereigniss  später  als  ein  anderes  gefallen  ist,  die  beiden 
Jahre  des  Anfangs  und  Endtermins  mitzählt.  Die  dadurch  II,  19,  1  ent- 
stehende Schwierigkeit  hat  glücklicher  als  Mommsen  wohl  Seeck  Herrn. 
XIV.  1872.  S.  153  —  155  beseitigt  durch  Annahme  einer  Textverderbniss. 

139)  IV,  28.    V,  31,  4  f.  xo  d'  EvnaQccHoXovd-rjtov  xca  occtpi]  yivso&cci  xi\v 


Polybios  von  Megalopolis.  125 

sieben  Theile,  deren  jeder  mit  Ausnahme  des  vom  31.  Buche 
beginnenden  und  mit  dem  34.  endenden  sechs  Bücher  umfasst 
und  immer  mit  einer  neuen  Olympiade  anfängt  mit  alleiniger 
Ausnahme  des  dritten,  dessen  Beginn  mit  dem  13.  Buche  die 
Mitte  der  143.  Olympiade  (205)  ist.  Die  längeren,  je  ein  ganzes 
Buch  füllenden  Excurse,  nämlich  der  über  die  Verfassungen  und 
insbesondere  die  römische,  der  über  Geschichtschreibung  in  Form 
einer  Kritik  der  anderen  Geschichtschreiber,  besonders  des  Timaeos 
und  Ephoros,  und  der  geographische  oder  mit  anderen  Worten 
das  6.,  12.  und  34.  Buch,  bilden  überall  den  Schluss  je  eines 
jener  sieben  Theile,  und  ebenso  wurde  die  Sechszahl  der  Bücher 
des  siebenten  durch  das  im  40.  Buche  enthaltne  Generalregister 
zur  Vollständigkeit  gebracht 140).   Jedenfalls  viele  Bücher  erhielten 


8nfiyr\aiv  ovdhv  ccvuyytccioTSQOv  inl  tccvrrjg  tfjg  6Xv[i7Ziccdog  ^vo-u/nf-ö1'  uvai 
xov  (ir)  ovfjbnXeHStv  aXXrjXaig  tag  ngaf-sig,  ccXXd  %(qqI&iv  neu  dicuqsiv  cevrag 
-aeed-'  ooov  sotl  dvvuxbv ,  p£%Qig  ccv  snl  xccg  i^rjg  oXvfnciddag  iX&ovxsg  kccx' 
trog  UQ^obiiE&cc  yqdcpEiv  xccg  ■naxdXXrjXa  ysvo{i8vag  nod^Big.  Vgl.  V,  105,  9  f. 
XIV,  la.  XV,  24  a.  XXVIII,  16  (14),  10  f.  XXXII,  25  (XXXIII,  12  a),  3  ff. 
XXXIX,  1  f.  (1  a.  b).  Ganz  unbedingt  führt  er  dieselbe  nicht  durch,  sondern 
holte  im  14.  Buch  bei  Ol.  144,  1  die  ägyptische  Geschichte  von  Ol.  141  ab 
nach,  was  er  XIV,  12  dann  auch  begründet,  wie  er  überhaupt  jede  wirk- 
liche oder  scheinbare  Abweichung  von  seinem  Plane  auf  das  Aengstlichste 
►  rechtfertigt. 
140)  Streng  bewiesen  ist  diese  Annahme  von  Nissen  freilich  nicht. 
Wenn  P.  im  Prooemion  zum  11.  B.  (la)  auseinandersetzt,  warum  er  sich 
nicht  damit  begnügt  habe  jeder  neuen  Olympiade  bloss  eine  TCQoyqacpr'i 
voranzustellen,  sondern  vielmehr  eine  tcqosv.Q'e oig  voraufgeschickt  habe  nXi\v 
f|  xcöv  itQcbtcov  ßvßXimv  iv  susivoig  ds  nooyQctcpcLg  bnoir\Gcc^Q'a  diu  tö  (lij 
Xiccv  ivccQfio^SLV  iv  avroig  xb  rav  TtQOBK&sazoiv  yevog,  so  lässt  sich  freilich 
hierin  eine  Andeutung  einer  solchen  Eintheilung  finden,  aber  doch  nur  im 
Zusammenhang  mit  dem  obigen  Umstände,  der  allerdings  stark  ins  Gewicht 
fällt.  Und  so  mag  denn  Nissen  a.  a.  0.  S.  281  auch  wohl  darin  Recht 
haben,  dass  „jede  Hexas  auch  in  der  That  eine  bestimmte  Stufe  in  der 
Entwicklung  der  römischen  Weltherrschaft  bezeichnet:  die  erste  die  Ein- 
leitung, die  zweite  die  Höhe  des  Kampfes  zwischen  Rom  und  Karthago, 
die  dritte  beginnt  mit  der  Eröffnung  des  Krieges  in  Afrika  und  schliesst 
mit  der  Vernichtung  der  makedonischen  Hegemonie,  die  vierte  stellt  die 
Geschichte  der  römischen  Hegemonie,  die  fünfte  ihre  Wandlung  in  Clientel- 
herrschaft  dar,  die  sechste  bildet  den  Uebergang  zur  letzten  Auflehnung 
der  Mittelmeerstaaten  gegen  Rom,  welche  die  siebente  Hexas  erfüllt  .  .  . 
Ferner  finden  sich  im  3  ,  4.,  5.,  7.  Theil  je  2  Bücher,  die  nur  ein  einzelnes 
Jahr  behandeln:  die  entscheidenden  Wendepunkte  der  Geschichte  werden 
dergestalt  ausgezeichnet".  —  Ob  man  aber  wirklich  die  A.  97  angef.  Worte 
des  P.  III,  4,  13  dermassen  mit  Nissen  S.  277   „getrost  auf  die  Goldwage 


126  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

ihre  besonderen  Prooeniien,  und  wie  theils  in  der  Vorrede  an 
der  Spitze  des  ersten,  theils  im  weiteren  Verlauf  desselben141) 
eine  Inhaltsübersicht  über  die  Vorgeschichte  und  in  der  Ein- 
leitung zum  dritten  eine  solche  über  das  Ganze  seines  eigent- 
lichen Themas142)  enthalten  ist,  so  ward  überdies  jeder  neuen 
Olympiade  eine  specielle  derartige  Ankündigung  (itQoexd'e6i,g) 
voraufgeschickt143).  So  entschieden  ferner  Polybios  sich  mit 
Recht  gegen  Schauergemälde  und  tragische  Rührscenen  in  der 
Geschichte  ausspricht144),  so  zeigen  doch  die  Ueberreste  seines 
Werkes  hinlänglich,  dass  er  nicht  bloss  anschaulich,  sondern 
auch  lebendig  und  ergreifend  trotz  mancher  Trockenheiten  und 
Weitschweifigkeiten  zu  schildern  nicht  bloss  beabsichtigt,  sondern 
auch  versteht 144b).  Und  welche  Sorgfalt  er,  freilich  in  seiner 
Weise,  auf  den  Stil  verwandte145),  geht145b)  schon  daraus  hervor, 


legen  darf",  um  aus  ihnen  ohne  Weiteres  zu  schliessen:  „als  avxoTtxriq 
schrieb  er  die  beiden  ersten,  als  ovvsQyog  die  beiden  folgenden,  als  %siQi6tfig 
das  letzte  Buch  des  Schlusstheils",  ist  mir  doch  sehr  zweifelhaft. 

141)  I,  5,  1  ff.  13,  1—5. 

142)  III,  2  f.   5,  lff. 

143)  XI,  1  a,  s.  A.  140. 

144)  II,  56  (vgl.  A.  121).  VII,  7,  lff.  XV,  36.  Gleichwie  gegen  alle 
sonstige  tsqcczsicc,  naqccdo^oloyCa.,  ipsvdoXoyicc,  cpXvctQia ,  II,  16,  13  ff.  17,  6. 
III,  47,  6  ff.   91,  7  ff.    XII,  24,  fc    XVI,  12,  3  ff. 

144 b)  La  Roche  S.  54 f.  hebt  als  besondere  Glanzpunkte  hervor:  „die 
Erzählung  der  Seeschlacht  bei  Drepanum  (I,  51),  die  des  afrikanischen 
Krieges  der  Karthager  (T,  66—88),  wo  die  wilde,  glühende  Leidenschaftlich- 
keit der  Söldner  mit  meisterhaften  Zügen  geschildert  ist,  ferner  (s.  A.  115) 
die  des  Hannibalischen  Alpenzugs  (III,  47  —  56),  die  der  Schlacht  bei  Cannae 
(III,  113  ff.)  und  endlich  die  mit  höchst  lebendigen  Farben  gegebene  des 
Aufstandes  in  Alexandria  gegen  die  Vormünder  und  Minister  des  jungen 
Ptolemäus  (XV,  25ff.)u.  Und  Nissen  S.  277  bemerkt  in  Bezug  auf  die 
letzten  Partien:  „Ueberhaupt  wird  man  finden,  dass  seine  Erzählung  nicht 
trotz,  sondern  wegen  ihrer  simplen  Naturwahrheit  sich  zu  einer  Höhe 
hinaufschwingt,  die  nur  der  künstlerisch  begabte  Mensch  erreicht.  Nach 
den  Resten  zu  schliessen,  muss  B.  38  eins  der  ergreifendsten  aus  der  ganzen 
Pragmatie  gewesen  sein".  Eine  Reihe  emphatischer  Wendungen  stellt 
La  Roche  S.  56  zusammen.  Dass  P.  auch  Bewunderung  erregen  will,  sagt 
er  ja  selbst  in  der  A.  61  angef.  Stelle  VIII,  4,  10.  Die  Behauptung  des 
Dionys.  v.  H.  in  der  C.  21.  A.  225  mitgetheilten  Aeusserung  C.  V.  4  be- 
weist in  Bezug  auf  P.,  wie  Markhauser  S.  95  richtig  bemerkt,  nur,  dass 
Dionys.  diesen  zu  beurtheilen  nicht  im  Stande  war. 

145)  Sehr  mit  Unrecht  hat  noch  Nitzsch  S.  138  die  Behauptung  von 
Folard  wiederholt,  P.  schreibe  den  Stil  eines  Soldaten. 

145 b)  Wie  Nissen  S.  242  gegen  Folard  bemerkt. 


I 


Polybios  von  Megalopolis.  127 

dass  er  den  Hiatus  nahezu  unbedingt  vermeidet1450).  Freilich 
jedoch  erkennt  man  aus  seinem  Werke  auch,  welche  Barbarismen 
das  Gemeiugriechische  der  hellenistischen  Zeit,  dessen  Hauptver- 
treter er  für  uns  ist,  in  sich  aufgenommen  hatte146).  Den  eigent- 
lichen Grundmangel  aber  in  der  Geschichtsdarstellung  des  Thuky- 
dides  hat  auch  er  noch  nicht  wesentlich«  überwunden,  und 
ebendamit  ist  die  griechische  Geschichtschreibung  überhaupt 
innerhalb  dieser  Schranke  stehen  geblieben:  auch  Polybios  fasst 
die  Politik  ganz  vorwiegend  noch  nach  ihrer  Aussenseite,  also 
die  auswärtigen  Staatsverhältnisse  ins  Auge,  und  der  tiefe  Ge- 
danke, den  Aristoteles  in  seiner  Politik,  freilich  auch  nur  erst, 
so  zu  sagen,  stammelnd  und  ohne  systematische  Eingliederung 
in  das  Ganze  seiner  Lehren,  ausgesprochen  hatte,  vom  Einflüsse 
nicht  bloss  des  sittlichen,  sondern  auch  des  socialen  Lebens  auf 
das  politische,  ist  an  ihm  wie  vermuthlich  auch  an  Panaetios 
spurlos  vorübergegangen147),   so   sehr  Letzterer  unmittelbar  und 

145 c)  S.  Benseier  De  hiatu  in  oratoribus  Atticis  et  historicis  Graecis, 
Freiberg  1841.  8.  S.  204—314.  Hultsch  Ueber  den  Hiatus  bei  Polybius, 
Philologus  XIV.  1859.    S.  288—319. 

146)  So  hebt  R.  Wagner  Berl.  ph.  Woch.  1889.  Sp.  335.  A.  **  die 
aoristischen  Missbildungen  nqoECXavxo  II,  61,  10,  avtenEGciv  III,  19,  5,  irtavsi- 
Xccro  VIII,  14,  2,  nccqEaocvzo  XXVII,  1,  2,  ellccvzo  XXXIV,  4,  4  hervor.  — 
Die  Untersuchungen  über  die  Sprache  des  P.  haben,  nachdem  sie  zuerst 
durch  Brandstäter  S.  241—248  (Polyb.  S.  27—30)  einen  guten  Anstoss 
erhalten  hatten,  in  neuerer  Zeit  einen  erfreulichen  Fortgang  genommen: 
Eberhard  Observationum  Polybianarum  part.  I.,  Berlin  1862.  8.  (Doctord.). 
Luettge  De  Polybii  elocutione,  Nordhausen  1863.  4.  (ziemlich  veraltet). 
Kaelker  Quaestiones  de  elocutione  Polybiana,  Leipzig  1871.  8.  Doctord. 
=  Leipz.  Stud.  III.  S.  217—302  (vgl.  d.  Rec.  v.  Stich  Ph.  Rdsch.  I.  Sp.  729  ff.). 
Stich  De  Polybii  dicendi  genere,  Erlangen  1880.  8.  Doctord.  =  Act.  sem. 
ph.  Erlang.  II.  1881.  S.  141—211.  Goetzeler  De  Polybii  elocutione,  Würz- 
burg 1887.  8.  Doctord.  Quaestiones  in  Appiani  et  Polybii  dicendi  genus, 
Würzburg  1890.  8.  (vgl.  d.  Rec.  v.  Hultsch  Berl.ph.  W.  X.  1890.  Sp.  755—769). 
Mollenhauer  De  verbis  cum  praepositionibus  compositis  Polybianis,  Halle. 
1881.  8.  Doctord.  Krebs  Die  Praepositionen  bei  Polybius  (in  Schanz  Beitrr. 
zur  hist.  Synt.  der  gr.  Spr.),  Würzburg  1882.  8.  Die  Praepositionsadverbien 
bei  Polybius,  Regensburg  1883.  8.  Thiemann  Quaestiones  Polybianae,  Halle 
1883.  8.  Doctord.  Fassbaender  Quaestiones  grammaticae  ad  Polybium 
pertinentes,  Crefeld  1889.  4.  Lindauer  De  Polybii  vocabulis  militaribus, 
Erlangen  1889.  8.  Doctord.  W.  Jerusalem,  s.  A.  126.  Vgl.  Schenkl 
Jahresber.  XXXVIII.  S.  233—241. 

147)  S.  über  dies  Alles  die  genauere  Darlegung  von  M.  Ritter  a.  a.  O. 
S.  4 — 30.  Vgl.  Susemihl  Aristot.  Pol.  griech.  u.  deutsch  (Leipzig  1879). 
I.  S.  62  ff. 


128  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Polybios  durch  seine  Vermittlung  unter  der  Einwirkung  jener 
grossartigen  litterarischen  Schöpfung  standen.  Sein  eigner  Erfolg 
aber  war  ein  gewaltiger.  Sein  Werk  fand  ohne  Zweifel  sofort 
eine  so  ausgedehnte  Verbreitung,  wie  sie  überhaupt  bei  einem 
solchen  denkbar  ist.  „Polybios  ist  der  Geschichtschreiber  seiner 
Zeit  geworden;  seine  Benutzung  und  Nachahmung  beginnt  gleich 
nach  der  Herausgabe  des  Werkes  und  ist  die  denkbar  allgemeinste, 
so  dass  er  zum  Kanon  wird.  Uns  ist  aus  der  Litteratur  jener 
Zeit  wenig  erhalten,  aber  unter  dem  zufällig  Bekannten  weisen 
gleich  zwei  Römer,  Sempronius  Asellio148)  und  Coelius  Anti- 
pater148b);  die  bald  nach  ihm  schrieben,  die  deutlichsten  Spuren 
seiner  Wirksamkeit  auf;  für  die  spätere  Zeit  legt  Cicero 148c)  ein 
beredtes  Zeugniss  ab"U8d).  Es  ist  ferner  bezeichnend  genug, 
dass  ein  Mann  wie  Poseidonios  sogleich  als  sein  Fortsetzer  auf- 
trat, und  gewiss  trug  überhaupt  der  Einfluss  der  Stoiker  viel 
zur  Verbreitung  des  Werkes  bei148e).  Und  so  gab  es  denn  auch 
wohl  keinen  Schriftsteller  der  folgenden  Zeiten,  welcher  aufs 
Neue  an  denselben  Stoffen  ohne  unmittelbare  Abhängigkeit  von 
ihm,  wenn  auch  nicht  von  ihm  allein  gearbeitet  hätte 14y). 

Poseidonios150)    aus    Apameia    in   Syrien151),    Schüler  des 


148)  B.  Gell.  VIII,  18,  8. 

148b)  Trotz  des  C.  21.  A.  615  Bemerkten.  Dass  er  später  als  P.  schrieb, 
steht  ja  fest,  und  was  wir  über  ihn  erfahren,  spricht  in  der  That  für  diese 
Ansicht  von  Niese,  dass  er  den  P.  nicht  wird  unbenutzt  gelassen  haben, 
vgl.  Teuffel-Schwabe  Rom.  L.-G.  §.  137,  5.  6. 

148 c)  Rep.  I,  34.   II,  27.  IV,  3,  vgl.  Off.  III,  32,  113. 

148d)  So  mit  Recht  Niese  Gott.  g.  A.  1890.  S.  694'  gegen  Scala 
S.  288—299. 

148 e)  Freilich  aber  nicht  dieser  allein  und  nicht  so  viel,  wie  Scala 
S.  294 ff.  meint.  Die  Abhängigkeit  des  Diodoros  von  P.  (s.  A.  130)  würde 
auch  wohl  ohne  die  stoischen  Sympathien  des  Ersteren  (s.  Busolt  Diodors 
Verhältniss  zum  Stoicismns,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXIX.  1889.  S.  297—315)  ein- 
getreten sein. 

149)  S.  A.  129—133. 

150)  Bake  Posidonii  Rhodii  reliquiae  doctrinae,  Leiden  1810.  8.  Müller 
F.  H.  G.  III.  S.  295—296.  IV.  S.  661.  Toepelmann  De  Posidonio  Rhodio 
rerura  scriptore,  Bonn  1867.  8.  (Doctordiss.).  Scheppig  De  Posidonio 
Apamensi  rerum,  gentium,  terrarum  scriptore,  Halle  1869.  8.  (Doctordiss.). 
Hirzel  Unters.  I.  S.  191— 243.  II.  S.  257ff.  756ff.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3,  1. 
S.  572 — 584.  P.  Corssen  De  Posidonio  Rhodio  Ciceronis  in  libro  primo 
Tusculanorum  et  in  Somnio  Scipionis  auctore,  Bonn  1878.  8.  (Doctordiss.). 
Ciceros  Quelle  für  das  erste  Buch  der  Tusculanen,  Rhein.  Mus.  XXXVI. 
1881.  S.  506—523.    C.  Franklin  Arnold  Untersuchungen  über  Theophanes 


Poseidonios  aus  Apameia.  129 

Panaetios152),  scheint  etwa  um  135  geboren  zu  sein153).  Im 
Interesse  seiner  geographisch-naturwissenschaftlichen  Forschungen 
unternahm  er  vermuthlich  zwischen  100  und  90 154)  eine  grosse 
Reise  nach  dem  Westen155)  und  kam  wohl  ohne  Zweifel  bei 
dieser  Gelegenheit  auch  nach  Rom.  Erst  später,  wie  es  scheint156), 
lehrte  er  in  Rhodos,  wo  er  das  Bürgerrecht  erhielt  und  zu  der 
höchsten  Staatswürde  des  Prytanen  aufstieg,  daher  er  denn  viel- 
fach auch  Rhoder  genannt  ward157).  Viele  Fremde  und  nament- 
lich auch  Römer  kamen  dorthin,  um  ihn  zu  hören,  so  78  Cicero158), 
so    ferner   Pompeius,   welcher    gleich   Cicero   mit  ihm  nahe  be- 

von  Mytilene  und  Posidonius  von  Apamea,  Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  N.  F.  XI, 
Leipzig  1884.  8.  S.  75 — 150.  Schuehlein  Studien  zu  Posidonius  Rhodius, 
Freising  1886.  8.  Ad.  Bauer,  Poseidonios  und  Plutarch  über  die  römischen 
Eigennamen,  Philologus  XLV1I  (N.  F.  I).  1888.   S.  242—273. 

151)  Strab.  XIV.  665.  XVI.  753.  Ath.  VI.  252  e.  II.  b  'Ana^isvg,  vars- 
qov  ds  'Podiog  %Qrj(iatLaccg.  Pseudo-Lukian.  Macrob.  20.  JT.  6  'Jnapsvg,  v6[iq> 
ds  *P6diog.  Suid.  Iloasidcoviog  'Anafisvg  im  UvQtag,  cpiXoöocpog  Zrootxo's,  og 
snEKXr'ftri  'A%lr\xi\g  (vgl.  Toepelmann  S.  20  f.). 

152)  Cic.  Off.  II f,  2,  8.  Divin.  I,  3,  6.  Suid.  fährt  fort:  6%oXr\v  8'  $g%si> 
iv  'Pöda,  diddoxog  (dies  ist  falsch,  da  Panaetios  nicht  in  Rhodos  lehrte; 
vergeblich  müht  Scheppig  S.  3  ff.  sich  ab  das  Gegentheil  darzuthun)  ys- 
yovag  v.al  [iu&r)Trig  IJccvccitiov.  Wenn  er  bei  Pseudo-Galen.  Hist.  phil.  3. 
p.  600,  11  Diels  vielmehr  als  Zuhörer  des  Antipatros  bezeichnet  wird,  so  ist 
dies  wohl  eine  Verwechselung  mit  Panaetios,  s.  C.  28.  A.  17. 

153)  S.  A.  162.  163. 

154)  Wohl  bald  nach  dem  Cimbernkriege ,  Strab.  VII.  293.  Gleich 
Zeller  S.  573.  A.  2  folge  ich  in  so  weit  Scheppig  S.  3  ff.,  während  Bake 
(S.  11  f.)  112—104,  Schuehlein  (S.  23  ff.)  100—95  ansetzt. 

1 55)  Er  besuchte  Spanien,  wo  er  sich  in  Gades  30  Tage  aufhielt  (Strab.  III. 
138.  172.  174  =  Fr.  97.  95  Müll.,  vgl.  XIII.  614  f.),  von  da  aus  auf  einer  Fahrt 
längs  der  afrikanischen  Küste  Italien  (Strab.  III.  144.  XVII.  827  =  Fr.  100.  66), 
war  ferner  auch  in  Gallien  (Strab.  IV.  197  =  Fr.  26),  Sikelien  (Strab.  VI.  266. 
273  =  Fr.  82.  83),  auf  den  liparischen  Inseln  (Strab.  VI.  277  =  Fr.  78),  an  der 
Ostküste  des  adnatischen  Meeres  (Strab.  VII.  316  =Fr.  64);  ob  auch  in  Li- 
gurien,  geht  aus  Strab.  III.  165  (Fr.  53)  nicht  hervor.     S.  jedoch  d.  Nachtr. 

156)  Da  die  Reise  nach  dem  Westen  mehrere  Jahre  in  Anspruch  ge- 
nommen haben  muss,  wie  Zeller  S.  573  f.  A.  3  bemerkt.  Etwas  Anderes, 
was  wirklich  haltbar  wäre,  lässt  sich  in  der  That  hiefür  nicht  beibringen. 

157)  Strab.  XIV.  655.  inoXiTEvaato  [isv  iv  *Podco  %cd  iaocpLOTEV6Sv. 
VII.  316.  7tQvzav8vovTog  ccvxov.     Ausserdem  s.  A.  151.  152. 

158)  Plut.  Cic.  4.  Vgl.  Cic.  N.  D.  I,  3,  6.  Tusc.  II,  25,  61.  Fat.  3,  5. 
Brut.  91,  316.  Cicero  blieb  auch  ferner  noch  mit  P.  fortwährend  in  ver- 
trautem brieflichem  Verkehr  (Fin.  I,  2,  6)  und  sandte  demselben  59  die  Denk- 
schrift über  sein  Consulat  zu  einer  Ueber arbeitung,  welche  P.  mit  einer 
höflichen  Wendung  ablehnte  (ad  Att.  II,  1,  2,  vgl.  A.  219). 

Suskmihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.   II.  9 


130  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

freundet  blieb  und  ihn  zweimal  besuchte159).  Jedenfalls  trug  auf 
diese  Weise  auch  er  gleich  Panaetios  viel  zur  Verbreitung  der 
stoischen  Lehre  in  Rom  bei:  Cicero  schildert  ihn  als  einen 
allen  gebildeten  Römern  wohlbekannten  und  vertrauten  Mann160). 
Ende  87  oder  Anfang  86  kam  er  selbst  zum  zweiten  Male  nach 
Rom,  und  zwar  jetzt  als  Gesandter161).  Er  starb  84  Jahre  alt, 
wie    es    heisst162),  jedenfalls    hoch    betagt,    wahrscheinlich   etwa 

159)  Das  erste  Mal  bei  Gelegenheit  des  Seeräuberkrieges,  d.  h.  wohl 
nicht,  wie  es  nach  dem  ungenauen  Ausdruck  von  Strab.  XI.  492  (vgl.  P. 
Fr.  89)  rjvinu  S7tl  xbv  XrjotQLyiov  noXs^iov  i^Xdsv  scheinen  könnte,  beim 
Beginn,  sondern  nach  Beendigung  desselben  66,  das  zweite  Mal  nach  der 
Rückkehr  aus  dem  mithri datischen  Kriege  63  oder  62  (Plut.  Pomp.  42.  Cic. 
Tusc.  a,  a.  0.  decedens  e  Syria.  Plin.  VII.  §.  112).  S.  Scheppig  S.  8  ff. 
(vgl.  Toepelmann  S.  14.  A.  1).  Dieser  zweite  Besuch  gab  (wie  Cicero 
erzählt)  dem  P.  Gelegenheit  die  stoische  Lehre,  dass  der  Schmerz  kein 
Uebel  sei,  zu  bewähren,  indem  er,  durch  eine  schmerzliche  Krankheit  ans 
Bett  gefesselt,  dennoch  von  da  aus  dem  Pompeius  einen  Vortrag  darüber 
hielt,  nihil  esse  bonum  nisi  quod  esset  honestum:  cumque  quasi  faces  ei 
doloris  admoverentur ,  saepe  dixisse:  nihil  agis,  dolor!  quamvis  sis  molestus, 
nunquam  te  esse  confitebor  rnalum.  Plut.  a.  a.  0.  dagegen  berichtet,  P.  habe 
den  bei  dieser  Gelegenheit  vor  Pompeius  gehaltenen  Vortrag  gegen  die 
Lehre  des  Rhetors  Hermagoras,  nach  welcher  alle  möglichen  allgemein 
gehaltenen  Untersuchungen,  so  weit  sie  nur  für  ein  grosses  Publicum  von 
Interesse  sind  (noXixiHa  grjxrifiaxcc,  s.  C.  35.  A.  148),  Sache  der  Redekunst 
so  gut  wie  der  Philosophie  sein  sollten  (s.  C.  35.  A.  92),  schriftlich  auf- 
gezeichnet: X7[v  Dcv.qoaGLv  ccvtyQccipev ,  rjv  t6%tv  tn  ccvxov  ngog  'Egfiayögccv 
xbv  QTqxoQa  7i8Qi  xrjg  xcc&öXov  £rixr]ce(og  ccvxixu^d(iEvog.  Wohl  mit  Recht 
nimmt  daher  Scheppig  S.  10  an,  dass  dieser  Vortrag  vielmehr  beim  ersten 
Besuche  des  Pompeius  gehalten  war.  Uebrigens  vgl.  auch  Hillscher  a.  a.  0. 
S.  399. 

160)  N.  D.  I,  44,  123.  familiaris  omnium  nostrum  Posidonius,  s.  A.  202, 
vgl.  A.  184.  Auch  mit  Rutilius  Lupus,  einem  älteren  Schüler  des  Panaetios 
(Cic.  Off.  III,  2,  10,  vgl.  A.  219),  war  er  persönlich  bekannt,  vgl.  A.  192  z.  E. 

161)  Unter  dem  siebenten  und  letzten  Consulat  des  Marius  (Fr.  40 
b.  Plut.  Mar.  45).  Suid.  sagt  vielmehr:  unter  dem  Consulat  des  Marcellus  (51): 
riXOs  81  nul  etg  *P(6[ir}V  snl  Mccqkov  MccqksXXov.  Dies  durch  die  Annahme 
eines  dritten  Besuchs  unter  Letzterem  mit  Bake  S.  20,  Toepelmann  S.  6.  19, 
Scheppig  S.  10ff.,  Arnold  S.  111.  A.  66,  Schuehlein  S.  60ff.  ausgleichen 
zu  wollen  scheint  mir  eine  unmethodische  Harmonistik,  und  wesshalb,  auch 
ganz  hievon  abgesehen,  eine  Verwechselung  des  Marius  mit  Marcellus  un- 
gleich wahrscheinlicher  ist,  zeigt  Zeller  S.  572 f.  A.  3.  P.  hat  vielleicht  das 
Jahr  51  gar  nicht  mehr  erlebt  oder  doch  durchlebt,  s.  A.  163.  Bei  Polyb. 
XVII,  3,  3  erscheint  ein  gewesener  Prytan  als  rhodischer  Gesandter  in  Rom, 
und  so  mag  denn,  wie  Arnold  S.  110  annimmt,  auch  bei  P.  seine  Prytanie 
vor  seine  Gesandtschaft  gefallen  sein. 

162)  Pseudo-Lukian  a.  a.  0. 


Poseid onios  aus  Apameia.  131 

um  511(i3).  An  Gelehrsamkeit  überbot  er  seinen  Meister  Panae- 
tios164), aber  hinter  dessen  grossartiger  Geistesfreiheit,  Helle  des 
Sinnes  und  Schärfe  der  Kritik  stand  er  weit  zurück.  Wie  viel- 
mehr jener  der  Vertreter  eines  weitsichtigen  Rationalismus,  so 
war  er  der  der  Mystik  in  der  mittleren  Stoa.  Aber  freilich  ist 
er  auch  nicht  allein  aus  Panaetios  hervorgewachsen,  sondern  er 
hat  sich  gleich  jenem  unter  dem  Einfluss  des  Karneades  und 
nicht  minder  gegenüber  der  vielfach  dessen  Kritik  wieder  auf- 
nehmenden Polemik  des  Epikureers  Zenon  seine  eigne  Meinung 
gebildet 164b),  wie  er  denn  überhaupt  der  letzte  selbständige 
Forschergeist  des  classischen  Alterthums  war.  Nicht  bloss  der 
Lehre  vom  periodischen  Weltbrand  wandte  er  sich  wieder  zu165), 

163)  Warum  es  gerathener  erscheint  an  dieser  Berechnung  von  Bake 
S.  6 — 9  festzuhalten  als  sein  Leben  mit  Toepelmann  S.  6  —  10,  Scheppig 
S.  12  ff.  und  Sc  hu  eh  lein  S.  10.  60  ff.  zwischen  130  und  46  oder  gar  mit  Müller 
S.  245  zwischen  125  und  111  zu  setzen,  thut  Zell  er  a.  a.  0.  dar.  Allem  An- 
schein nach  wird  er  von  Cic.  Tusc.  V,  37,  107  als  ein  46  schon  Gestorbener 
behandelt,  und  da  Panaetios  um  110  starb  (s.  C.  28.  A.  30),  so  könnte  P., 
falls  nicht  vor  130  geboren,  kaum  noch  dessen  Schüler  gewesen  sein, 
wenn  man  es  auch  geradezu  als  unmöglich  nicht  bezeichnen  kann.  Die 
Angabe  von  Ath.  XIV.  657  f,  dass  Strabon  (64  oder  63  geboren)  im  7.  B. 
behauptet  habe  ihn  noch  persönlich  gekannt  zu  haben,  kann  daher  nicht 
genau  sein.  —  Ueber  die  erhaltene  Büste  des  P.(?)  (mit  der  Unterschrift 
TJOSIJSINIOZ)  und  eine  ähnliche  Gemme  s.  Visconti  Icon.  gr.  1.  S.  284 f. 
u.  Tf.  XXIV;  vgl.  indessen  Scheppig  S.  15. 

164)  Strab.  XVI.  753.  ccvtiq  xcov  Kud''  fj[iccg  cpiXoßöcptov  noXv^iccQ'eoxaxog. 
Vgl.  A.  182.  Ueber  seine  grosse  und  vielseitige  Belesenheit  s.  Scheppig 
S.  40  f. 

164b)  Indem  er  den  Einwürfen  Beider  in  anderer  Art  als  Panaetios 
denen  des  Karneades  theils  Rechnung  trug,  theils  auszuweichen  suchte, 
dergestalt  dass  er  auch  von  Panaetios  überall  da  abwich,  wo  dieser  jenem 
zugestimmt  hatte.  Den  Beweis  wird  Schmekel  (s.  C.  28.  A.  12)  liefern. 
Vgl.  auch  Schmekel  De  Ovidiana  Pythagoreae  doctrinae  adumbratione 
(Greifs wald  1885).  S.  55 — 73.  Ich  muss  mich  aus  dem  mir  von  ihm  Mit- 
getheilten  auf  einige  kurze  Andeutungen  im  Folgenden  beschränken,  da 
das  Genauere  in  die  Geschichte  der  Philosophie  und  nicht  der  Litteratur 
gehört;  s.  A.  165.  166.  Von  der  richtigen  Auffassung  der  Affecte,  sagt  P. 
b.  Galen.  V.  291  =  p.  223  f.  Bake,  (also  ebendamit  von  einer  richtigen 
Psychologie)  hängt  auch  die  richtige  Auffassung  des  Lebenszwecks  ab, 
ccXXcc  v.cu  xovxov  diccXrjcpd-svxog  og&cog ,  e^sazi  [isv  avxm  %Qrjo&ca  iiQog  xo 
diccKonrsiv  tag  aTCOQCag,  ag  ot  oocpLGzccl  (d.  i.  also  Karneades  und  etwa  auch 
Zenon)  ngoxstrovoi  %.  x.  X.,  u.  dazu  vgl.  nun  A.  168.  Weiter  s.  A.  183  und 
(zugleich  über  das  Verhältniss  des  Zenon  zu  Karneades)  C.  32.  A.  147.  151. 163. 

165)  Aet.  Plac.  p.  338  Diels  (=  Psendo-Plut.  Plac.  II,  9,  3.  Stob.  Ekl.  I. 
p.  390  H.  160,  13  f.  W.).     Euseb.  P.  E.  XV,  40,  3.  844  d.     Er  handelte  über 


132  Neunundzwanzigstes  Capitel.    Polybios  und  Poseidonios. 

sondern  auch  dem  Glauben  an  jegliche  Art  von  Wahrsagung, 
welchen  er  noch  durch  allerlei  neue  Gründe  und  Beweise  zu 
stützen  suchte166)  Immerhin  jedoch  huldigte  er  einer  ähnlichen 
eklektischen  Richtung167),  indem  er  noch  enger  als  Panaetios  an 
die  aristotelische  Dreitheilung  der  Menschenseele,  jedoch  mit 
einer  sehr  charakteristischen  Modification,  sich  anschloss168)  und 


denselben  im  1.  B.  nsol  %6<jftov,  La.  Di.  VII,  142,  vgl.  A.  208.  Wie  er 
dabei  mit  Bezugnahme  auf  die  Kritik  des  Karneades  und  des  Zenon  zu 
Werke  ging,  erkennt  man  durch  Vergleichung  der  aus  ihm  im  2.  B.  von 
Cic.  N.  D.  (s.  A.  202)  geflossenen  Partien  mit  den  im  1.  B.  aus  Zenon 
stammenden  (s.  C.  32.  A.  158)  und  dem  aus  Kleitomachos  (s.  C.  2.  A.  646) 
entnommenen  3.  B.  (s.  bes.  12,  29  ff.),  so  wie  aus  einer  Vergleichung  der 
letzteren  mit  einander  (I,  9,  23  =  III,  32,  79,  wie  schon  Schümann  be- 
merkt; entfernter  berührt  sich  I,  8,  20  mit  III,  13,32  i.  A.)  hervorgeht, 
dass  Zenon  auch  nach  dieser  Richtung  den  Karneades  benutzt  hatte.  Die 
Polemik  des  P.  in  theologischer  Hinsicht  gegen  Epikuros  (I,  44,  123  [vgl. 
A.  202].  III,  18,  47  ff.)  war  ohne  Zweifel  recht  eigentlich  eine  Antwort  auf 
die  des  Zenon  gegen  die  Stoa  (I,  10,  24).  Mit  Recht  aber  zieht  in  diesen 
Zusammenhang  Schmekel  auch  das  Excerpt  des  Areios  Didym.  b.  Stob.  I. 
p.  432-438  H.  177,  20  ff.  (Fr.  phys.  27.  p.  462  Diels)  aus  P.  hinein. 

166)  In  einer  eignen  Schrift  tcsqi  ybccvrim^g  in  5  Büchern  und  im  2.  B. 
seines  ®vGiv.bg  Xöyog,  La.  Di.  VII,  142,  vgl.  A.  204.  207.  Deutlich  zeigt 
sich  hiebei  seine  Rücksichtnahme  auf  die  Einwendungen  des  Karneades, 
vgl.  Cic.  Divin.  II,  7,  19  mit  I,  5,  9  und  II,  6  f.,  17  ff.  mit  I,  49,  109  ff.  52,  118. 

167)  Zeller  S.  679.  A.  2  vermuthet  sogar  nach  La.  Di.  VII,  129.  doxsi 
d'  avxotg  (irjxs  dicc  xr\v  diaqxoviav  a  qpitfr  atfthu  qpiXoGoqpiccg,  snsl  xa>  Xoyco 
xovxcp  KQoXsfysLV  oXov  xov  ßiov ,  ag  xai  IloGsiStoviog  cprjaiv  iv  xotg  TLqo- 
xgsnxiKOLg  (vgl.  A.  216),  dass  er  die  Lehre  seines  Zeitgenossen  Antiochos 
aus  Askalon  von  der  Uebereinstimmung  aller  Philosophen  in  den  Haupt- 
punkten so  ziemlich  gebilligt  habe. 

168)  Und  nicht  an  die  platonische,  wie  Zell  er  S.  579  ff.  behauptet. 
Sehr  fehlerhaft  handelt  vollends  über  diesen  Gegenstand  Stein  Psychol. 
der  Stoa  S.  186  ff.  Wenn  P.  zunächst  den  Gegensatz  des  Vernünftigen  und 
des  Unvernünftigen  in  der  Menschenseele  betonte  (Tertull.  de  an.  14.  Galen. 
V.  649  f.),  so  thaten  das  Piaton  und  Aristoteles  auch,  und  für  ihn  war 
dies  die  Hauptsache,  indem  sich  gerade  darin  seine  Abweichung  von  der 
älteren  Stoa  ausspricht,  dass  er  letzteres  nicht  (wie  es  möglicher-,  aber 
freilich  nicht  wahrscheinlicherweise  zum  Theil  noch  Panaetios  gethan 
haben  kann)  aus  ersterem  herleitete.  Dies  schliesst  aber  nicht  im  Mindesten 
aus,  dass  er  letzteres  gleich  Piaton  und  Aristoteles  wieder  eintheilte,  und 
es  ist  nicht  der  mindeste  Grund  die  Angabe  von  Galen.  V.  476  f.  oacc  p\v 
ovv  xcov  £cocov  dvaytivrjxci  xe  scxl  %a\  TtQOGizGcpvnoxu  8iv.r\v  qpvxäv  nsxqaig  ij 
xigiv  ixiooig  xoiovxoig,  i7Zi&v[iicc  fiovrj  dtotxgrtfohM  Xsysi  ccvxcc,  xa  ds  aXXct 
ccXoycc  6v[i7tccvxa  xcclg  övvoc(is6iv  äficpoxsQcug  XQrjöd-cu,  xfi  xs  £7tL&v^rjXfny 
%ccl  xft  &V[ioEid8L,  xov  ccvQ'qcotiov  8s  fiovov  xccig  xqigl,  7tQ06eiXr](p8vcu  yccq 
Hai  xr\v  XoyiGxiv.y\v  ccQxiqv  und  653.  dsixvvGiv  iv  xij  nsql  ncc&cov  yocc[i[iccxsia 


Poseidonios  aus  Apameia.  133 

ein   nicht   geringerer   Verehrer   Piatons y    zu   dessen  Timaeos  er 
auch  einen  Commentar  schrieb169),  als  jener  war170),  auch  den 


: 


(vgl.  A.  214)  diOLTiovfiivovs  rjficcg  vnb  xqi<ov  dvvcc{iea)v,  i7U&v(jirixiitrjg  v.a\ 
&v{iosidovg  ytccl  Xoyiax iuris  mit  Stein  desshalb  zu  verwerfen,  weil  Galen, 
an  der  letzteren  Stelle  hinzusetzt,  P.  habe  diese  Lehre  auch  in  den  Kle- 
anthes  hineinerklärt:  xrjg  Ss  avxrjg  do^rjg  6  Iloa.  sdsil-Ev  slvcci  xca  xov 
KXsdvd-rjv.  Nur  aber  fragt  sich,  wie  man  jene  Stellen  aufzufassen  hat,  ob 
in  ihnen  von  einer  auch  im  Menschen  und  in  den  Thieren  vorhandenen 
Pflanzenseele,  welche  von  den  Stoikern  ja,  wie  schon  bemerkt  (C.  28.  A.  43), 
auch  nicht  ipv%r),  sondern  nur  cpv6ig  genannt  wurde,  bloss  abgesehen  wird 
oder  ob  P.  in  Menschen  und  Thieren  eine  solche  nicht  anerkannte.  Nur 
im  letztern  Falle  wäre  seine  Eintheilung  die  platonische  mit  einer  geringen 
Modification.  Allein  dann  hätte  P.  auch  die  Seele  in  den  Pflanzen  gleich 
Piaton  als  kni%v\ir\xi%Qv  aufgefasst,  und  damit  hätte  er  in  Folge  jener 
seiner  Modification  keinen  Unterschied  mehr  zwischen  diesen  und  den 
niederen,  besonders  angewachsenen  Thieren  übrig  behalten.  Folglich  ist 
diese  Auslegung  Zellers  S.  581  verkehrt  und  vielmehr  jene  erstere  Hirzels 
I.  S.  212  f.  die  richtige.  Die  Seelenlehre  des  P.  ist  also  vielmehr  die  des 
Aristoteles,  welcher  die  beiden  niederen  Seelentheile  nach  Piatons  Con- 
struction  zu  Unterabtheilungen  des  von  ihm  angenommenen  zweiten  (oqsxxi- 
ytov  =  i}>v%ri  afa&rixixri)  herabsetzte  und  als  dritten  Theil  im  Menschen  die 
diesem  mit  den  Pflanzen  und  Thieren  gemeinsame  ipv%7]  %,Qznxiiir)  hinzu- 
fügte. Dass  damit  auch  Cic.  N.  D.  II,  11,29.  12,  33  f.  nicht,  wie  noch 
Hirzel  glaubte,  im  Widerspruch,  sondern  im  besten  Einklang  steht,  zeigt 
Schwenke  Jahrb.  f.  Ph.  CXIX.  1879.  S.  136  f.  Nur  sah  P.  abgesehen  von 
jener  kleinen  Modification,  welche  den  niederen  Thieren  neben  der  Pflanzen- 
seele nur  noch  den  niedrigeren  Theil  der  Thierseele  beliess,  alle  diese  von 
Aristoteles  und  Piaton  unterschiedenen  Theile  nicht  eigentlich  als  solche, 
sondern  nur  als  Kräfte  an  und  versetzte  sie  alle  in  das  Herz:  Galen.  Y.  515. 
6  d'  'AQi6xoxslrts  xe  »tat  6  IJoaEiSrnviog  sl'drj  fisv  r]  {isgr}  ipvxijg  ovn  6vo[id- 
£ovolv,  dvvapsig  d'  zlvai  cpaoi  [iicig  ovoiccg  Ix  xfjg  KaQÖLag  OQfKOfisvrjg. 
Gerade  diese  Abweichung  aber  ist,  wie  Schmekel  richtig  erkannt  hat, 
im  höchsten  Grade  bezeichnend:  indem  er  den  Einwürfen  von  Karneades 
nicht  wie  Panaetios  dahin  nachgab,  die  Fortdauer  der  Menschenseele  nach 
dem  Tode  zu  leugnen,  sondern  auch  (was  Zell  er  IIP,  1.  S.  582  mit  Unrecht 
anzweifelt)  die  Praeexistenz  derselben,  natürlich  beide  nur  vom  Ende  des 
einen  Weltbrandes  bis  zum  Anfang  des  nächsten,  festhielt,  so  sah  er  doch 
ein,  dass  die  blosse  Praeexistenz  und  Postexistenz  der  Vernunft  des  mensch- 
lichen Individuums  keine  persönliche  und  somit  eigentliche  sein  würde,  und 
hielt  daher  neben  der  ihm  gleich  Panaetios  eben  durch  jenen  Widerspruch 
des  Karneades  (vgl.  A.  168)  aufgedrungenen  Gliederung  der  Menschenseele 
doch  zugleich  an  ihrer  Einheitlichkeit  fest,  so  dass  er  hierin  schärfer  blickte 
als  Piaton  und  die  älteren  Stoiker  und  vielleicht  auch  als  Aristoteles.  (Von 
dem  ganzen  Hypothesengewebe,  welches  Hirzel  II.  S.  772 — 789  gegen  die 
vorstehenden  Annahmen  zusammenwirkt,  scheint  mir  kein  einziger  Faden 
haltbar).    Dass  er  die  Affecte  im  Gegensatz  zu  Piaton  ausschliesslich  dem 


134  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Pythagoras  schätzte  und  sogar  den  Demokritos  als  einen  wirk- 
lichen Philosophen  anerkannte171).  Ja,  man  wird  wohl  kaum 
fehlgreifen,  wenn  man  annimmt,  dass  die  in  diesen  Zeiten  er- 
folgende, von  der  alten  Form  sich  weit  entfernende  Erneuerung 
des  Pythagoreismus  zwar  nicht  aus  ihm  hervorging,  aber  doch  unter 
seinem  grossen  Einflüsse  zu  wirklicher  Bedeutung  gelangte1711*). 
Und  so  erklärte  er  sich  denn  mit  Piaton  und  Aristoteles,  worin 
ihm  vermuthlich172)  jedoch  bereits  auch  Panaetios  vorangegangen 
war,  auf  das  Entschiedenste  gegen  jede  Ableitung  der  sinnlichen 


sni&viirjTiKOv  zugetheilt  habe,  ist  blosse  Phantasie  Steins  S.  190,  der  sich 
auf  Hirzel  IL  S.  463  ff.  beruft,  wo  Nichts  davon  steht.  S.  vielmehr 
Galen.  V.  429  f.  6  Tloasidwviog  .  .  .  snccivsi  xs  afia  -aal  itqoGUxai  xb  UXd- 
xcovog  öoyficc  nccl  avxiXsysi  xolg  negl  xbv  Xqvßimiov  ovxs  kqigsiq  blvcli  tu 
nccftr}  dsiwvoDV  ovxs  iitiyiyvopsva  kqlgsgiv  ,  aXXcc  %ivr\6tig  xivccg  ixsqcov 
dwafiEcöv  dXöycov,  dg  6  IlXdxtov  covofiaüsv  h7ii%v\i'r\xi%r\v  xs  xal  &v(iosLdrj. 
(Geradezu  seltsam  künstelt  Stein  S.  187  f.  A.  383  an  diesen  Worten  herum). 
Sollte  die  bei  La.  Di.  VII,  138  angeführte  stoische  Lehre  dem  P.  angehören, 
so  nahm  er  als  Viertes  im  Menschen,  als  Drittes  in  den  Thieren,  als 
Zweites  in  den  Pflanzen  auch  noch  eine  s£ig  an,  wie  sie  im  Unorganischen 
ist,  im  Menschen  also  vovg,  ipv%^  (=  d-vfiog  und  sniftvyiict),  cpvaig,  t£ig. 
Uebrigens  s.  A.  209.  Wie  sehr  P.  auch  in  der  Meteorologie  auf  den 
Schultern  des  Aristoteles  steht,  darüber  s.  Diels  Zu  Cicero  Tusc.  I,  19,43, 
Rhein.  Mus.  XXXIV.  1879.  S.  487—491. 

169)  Was  Müller  S.  249 b.  A.  6  mit  Unrecht  bestreitet.  S.  Sex.  Math. 
VII,  93.  Plut.  proer.  an.  22.  1023  B.  Theon  von  Smyrna  p.  103,  18  Hill. 
Bake  S.  238  —  241.  Vielleicht  auch  zum  Phaedros  (Herrn,  in  Plat.  Phaedr. 
p.  114  Ast,  vgl.  Hirzel  I.  S.  237  ff.,  wenn  hier  nicht  gleichfalls  der  zum 
Timaeos  gemeint  ist)  und  zum  Parmenides,  wenn  anders  unter  dem 
„rhodischen  Philosophen"  bei  Prokl.  in  Plat.  Parm.  VI.  T.  VI,  25  P.  zu 
verstehen  sein  sollte. 

170)  Galen.  V.  421.    P.  b.  Galen.  V.  472.   menso  6  TlXdxcov  7](iag  idiSa&. 

171)  Sen.  Ep.  9,  32.  Dass  er  jedoch  in  seinen  JlQoxQS7ixiyi.oC  sogar 
auch  den  Epikuros  gewissermassen  als  Zeugen  der  Wahrheit  zugelassen 
hätte,  schliesst  zwar  Usener  Epicurea  S.  LVII  f.  aus  Cic.  Tose.  V,  26,  73 
und  mit  Corssen  aus  Stellen  des  ersten  Buchs  dieser  Schrift  Ciceros, 
aber  dieser  Schluss  hat  für  Denjenigen  keine  Bedeutung,  welcher  Useners 
Behauptung,  V,  24,  68  —  28,  82  sei  von  dort  entnommen,  für  zweifellos 
falsch  und  Corssens  Zurückführung  des  ersten  Buchs  auf  P.  für  überaus 
zweifelhaft  oder,  besser  gesagt,  nur  für  sehr  bedingungsweise  richtig  hält, 
s.  A.  216.  217.  220.    In  Bezug  auf  Pythagoras  s.  zunächst  Diod.  V,  28,  6. 

171b)  Ich  entlehne  diese  Vermuthung  den  Mittheilungen  von  Schmekel 
(s.  A.  164b).     Vgl.  Schmekel  De  Ovid.  Pyth.  doctr.  adumbr.  S.  55  ff. 

172)  Dass  dies  allerdings  nicht  ganz  sicher  sein  mag,  ist  A.  168  zu- 
gegeben. 


Poseidonios  aus  Apameia.  135 

Empfindungen,  der  Affecte  und  Begierden  aus  der  Vernunft173). 
Und  war  schon  Panaetios  zu  der  Unterscheidung  einer  doppelten 
Moral,  einer  idealen  für  den  vollkommenen  Weisen  und  einer 
realen  für  alle  Menschen ,  getrieben  worden,  so  folgte  Poseidonios 
ihm  völlig  auf  derselben  Bahn,  so  dass  der  Glaube  an  die  Mög- 
lichkeit eines  vollkommenen  Weisen  selber,  welcher  schon  bei 
jenem  auf  schwachen  Füssen  gestanden  haben  mag174),  bei  diesem 
vollends  erschüttert  erscheint175).  Noch  entschiedner  vielleicht 
als  Panaetios  warnte  er  vor  dem  Uebermass  allegorischer  und 
etymologischer  Auslegung  der  Volksmythen176),  auch  hier  dem 
Vorbilde  Piatons  sich  anschliessend177).  Auch  er  ferner  legte 
das  grösste  Gewicht  auf  Klarheit  und  Schönheit  der  Darstellung, 
und  zwar  auf  letztere  in  einem  Grade,  welcher  ihn  bisweilen  in 
seinen  wissenschaftlichen  Beschreibungen  zu  rhetorischen  Ueber- 
triebenheiten  verleitete178).  Alle  erhaltnen  Bruchstücke  entfernen 
sich  weit  von  der  trocknen  und  ungeniessbaren  Schulsprache 
der  meisten  älteren  Stoiker  und  verrathen  einen  guten  Stilisten, 
zum  Theil  eine  schmuckvolle  und  blütenreiche  Redeweise.  Da 
sein  Interesse  ihn  vielleicht  noch  mehr  zur  gelehrten  Forschung 
als  zur  Philosophie  hinzog,  so  rechnete  er  die  Mathematik  und 
die  Einzelwissenschaften  überhaupt  geradeswegs  der  letzteren  zu179). 

173)  Galen.  V.  429  f.,  s.  A.  168. 

174)  S.  C.  28.  A.  48. 

175)  S.  Hirzel  II.  S.  285  ff.  Ueber  seine  politischen  Gedanken  s.  C.  28. 
A.  56,  über  seine  Tugendlehre  Hirzel  II.  S.  498  ff.,  über  seine  Ethik  und 
ethischen  Bruchstücke  überhaupt  Bake  S.  185—230. 

176)  S.  Hirzel  I.  S.  220ff.,  aus  dessen  Erörterung  jedoch,  wie  Schwenke 
a.  n.  0.  S.  135  richtig  bemerkt,  nur  so  viel  hervorgeht,  dass  „P.  die  Etymo- 
logie und  Allegorie  nicht  an  Stelle  wissenschaftlicher  Gründe  gebrauchte, 
wie  es  Chrysippos  gethan  hatte".  Hätte  er  auch  da,  „wo  es  sich  nicht 
mehr  darum  handelte,  die  stoische  Lehre  zu  beweisen,  sondern  die  Volks- 
religion einigermassen  mit  ihr  in  Einklang  zu  bringen,  jene  Mittel  gänzlich 
verschmäht,  so  hätte  er  so  ziemlich  alle  Beziehungen  zu  den  allgemeinen 
Vorstellungen  des  Volkes  und  dem  hergebrachten  Cultus  aufgeben  müssen, 
was  er  als  Stoiker  gewiss  nicht  wollte".     Im  Uebrigen  vgl.  A.  182. 

177)  S.  bes.  Phaedr.  229  D  f.,  vgl.  Hirzel  a.  a.  0. 

178)  Strab.  III.  147  (=  Fr.  48  Müll.).  üoosMviog  Ss  xo  nXrj&og  xav 
[izxdcXXcov  snaLVtov  xal  xr\v  ccQ£xr\v  ovx  cc7tE%Exai.  xfg  avvrj&ovg  QrjzoQSiccg, 
ccXXcc  övvev&ovüiu  xaig  vneQßoXatg.  Uebrigens  s.  bes.  Hirzel  II.  S.  269  ff. 
338  f.  382  ff.  466'.  Anm. 

179)  Sen.  Ep.  88,  24.  „quemadmodum,  inquit  (Posidonius) ,  est  aliqua 
pars  philosophiae  naturalis,  est  aliqua  mordlis,  est  aliqua  rationalis,  sie  et 
haec  quoque  liberalium  artium  turba  locum  sibi  in  philosophia  vindicat.    cum 


136  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Und  so  beschäftigte  er  sich  namentlich  viel  eingehender  mit 
naturwissenschaftlichen  Untersuchungen,  als  die  Stoiker  sonst 
zu  thun  pflegten,  und  traf  daher  mit  Aristoteles,  dessen  Werke 
auf  diesem  Gebiete  er  wenigstens  zum  Theil  eifrig  studirte  18°), 
auf  demselben  vielfach  zusammen181).  Sein  geometrisches  Wissen 
wird  besonders  gerühmt182),  und  so  verfasste  er  denn  auf  diesem 
Gebiete  abgesehen  von  dem  Commentar  zum  platonischen 
Timaeos  eine  Streitschrift  wider  den  Epikureer  Zenon 
und  vielleicht  auch  noch  ein  oder  mehrere  andere  eigentlich 
geometrische  Werke183).  Aber  auch  in  der  Astronomie  be- 
sass  er  grosse  Kenntnisse,  wie  sich  aus  dem  von  ihm  nach  dem 
Vorbilde  des  Archimedes  verfertigten  kunstreichen  Planetarium 
ergiebt184).  Auch  verfasste  er,  wie  es  scheint,  eine  eigne  Schrift 
über  die  Grösse  der  Sonne184b).    Die  Ergebnisse  seiner  grossen 


ventum  est  ad  naturales  quaestiones,  geometriae  testimonio  statur:  ergo  quia 
adiuvat,  pars  est".  Vgl.  90,  7  ff. ,  wo  ohne  Zweifel,  wie  schon  Bake  S.  36 
vermuthete,  die  TIqoxqE7ixiY.oC  benutzt  sind  (vgl.  A.  216.  Corssen  Diss. 
S.  9  f.  Hirzel  III.  S.  347  ff.).  Ein  Gleiches  behauptet,  wie  schon  A.  63 
bemerkt  ward,  Strabon  wenigstens  von  der  Geographie. 

180)  Nachweislich  ist  es  von  der  Physik  u.  Meteorologie,  s.  C.  32.  A.  324. 

181)  Strab.  IT.  104  bemerkt,  dass  er  Vieles  aus  ihm  entnommen  habe 
(s.  A.  187.  188),  jedoch  mit  dem  beschränkenden  Zusatz:  oaa  yecoy  gamma' 
ooa  de  wvoiyicaxsga,  iniG%zitxhov  Iv  dXXoig  r]  ovde  cpQovxiOxsov  noXv  ydg 
süxi  xo  aixLoXoyinbv  nag'  avxm  v.a\  xo  'AoLOxoxsXigov ,  okeq  ImXivovgiv  ol 
rifiExsQOL  (d.  i.  die  Stoiker,  von  deren  Art  also  nach  Strabons  Meinung  der 
sonst  zu  ihnen  gehörige  P.  in  dieser  Hinsicht  abwich)  did  xrjv  EitUgvtyiv 
x<ov  alximv.     Weiteres  s.  b.  Zeller  S.  578.  A.  1. 

182)  Galen.  V.  p.  653  vor  den  A.  168  angef.  Worten:  FloaEidmviog 
6  ETtL6X7]\ioviY.(oxccxoq  ndvxcav  xwv  Hxmi%mv  did  xo  yEyv^väü&at  %ctxu  ysa- 
[isxQiccv  x.  r.  X.  p.  390.  6  [isv  ovv  IIoöELdmviog,  mg  av ,  olfiai,  xsd-gafifievog 
ev  yscouexQia  »tat  [iccXXov  x&v  aXXcov  Uxcoi-nmv  ditodsC^EOiv  tnsod-cci  ovvel- 
ftiopivog  y..  x.  X. 

183)  Bruchstücke  giebt  Prokl.  in  Eucl.  und  nennt  p.  200,  1  ff.  Friedl. 
ausdrücklich  die  Streitschrift  gegen  Zenon  (s.  C.  32.  A.  151.  163),  aus  wel- 
cher er  dann  p.  216—218  Auszüge  mittheilt.     S.  Bake  S.  178—184.  243  f. 

184)  Cic.  N.  D.  II,  34,  88.  sphaeram  .  .  .  quam  nuper  familiaris  noster 
effecit  Posidonius,  cuius  singulae  conversiones  idem  efficiunt  in  sole  et  in 
luna  et  in  quinque  stellis  errantibus,  quod  in  caelo  efßcitur  singulis  diehus 
et  noctibus. 

184 b)  La.  Di.  VII,  114  citirt  freilich  für  diesen  Gegenstand  vielmehr 
das  16.  B.  des  $vaiv,bg  Xoyog,  aber  s.  Kleomed.  I,  11.  p.  65  Balf.  80  Bake. 
7CQ0SiQTjyi6xsg  .  .  .  a>g  y.axd  noXv  fiEi^mv  6  rjXiog  cov  avxrjg  (näml.  xr/g  yrjg), 
o6ov  nodicclov  r^lv  wavxaaiav  dnoiti^nu ,  E%r\g  avxb  xovxo  Emdsifc.ai  owsi- 
Xopsv   ooa    iv   xoiavxj]    sloayayy   avxdqyirj   ioxl   nQOcpEQOfiSvoi,   l'did  xivmv 


Poseidonios  aus  Apameia.  137 

Forschungsreise  und  seiner  sonstigen  geographischen  Studien 
legte  er  in  seinem  Werke  7CsqI  coxsavov180)  mit  vielfacher 
Polemik  gegen  seine  Vorgänger  und  nicht  zum  Wenigsten  gegen 
Polybios  nieder,  in  welchem  er  namentlich  die  mathematische 
und  physikalische  Geographie  der  von  ihm  bereisten  Gegenden 
berücksichtigte186).  Dasselbe  ist  namentlich  von  Strabon  stark 
ausgebeutet,  weit  öfter,  als  dieser  es  ausdrücklich  sagt187),  und 
namentlich  auch  die  ganze  von  diesem  empfohlene  Umgestaltung 
der    Erdkarte    stammt    von    Poseidonios    her 188).      Von    seiner 


.nsgl  llovov  xovxov  ovvxuyiiaxu  7t87COir]Y,6x(ov,  cav  iaxL  y,cci  IIoc s i- 
dcovLog.  Vgl.  Bake  S.  64—76.  242  f.  Müllenhoff  Deutsche  Alterthsk. 
II.  S.  175,  auch  unten  A.  190. 

185)  Fr.  68—101.  Strab.  II.  94  (=  Fr.  68).   iv  xolq  tcsql  amsavov,  vgl.  102. 

aito88LY.XLY.at    HCCL  CpiX060(p(p,    G%e8bv  ÖS    XL  Y.CCL    71SQL    7CQ(OX8Lö)V    dy(OVL^O(l8VCp. 

186)  Ueber  die  geographischen  und  ethnographischen  Ansichten  des  P. 
s.  Bake  S.  87—133.     Scheppig  S.  45—56. 

187)  S.  Scheppig  S.22.  Müllenhoff  a.  a.O.  II.  S.  303— 321.  Wilkens 
De  Strabonis  etc.  fontib.,  Marburg  1886.  S.  22 ff.  (vgl.  C.  33.  A.  169 c).  Kaerst 
Jahresber.  LVIII.  S.  346  f.  350.  —  Rieh.  Zimmermann  Posidonius  und 
Strabo,  Hermes  XXIII.  1888.  S.  103—106  macht  darauf  aufmerksam,  welches 
Gewicht  für  diese  Frage  die  beiden  A.  178.  181  angeführten  Aeusserungen 
Strabons  haben,  zumal  da  dessen  „schlichte,  zuweilen  auch  hölzerne  Sprache 
oft  durch  Bruchstücke  von  Schilderungen  unterbrochen  wird,  die  gegen 
ihre  Umgebung  merkwürdig  abstechen  und  mit  ihrer  pathetisch -rhetori- 
schen Färbung  fast  an  Kothurn  und  Maske  erinnern"  und  so  nach  den  ersten 
jener  Aeusserungen  sofort  den  Gedanken  an  poseidonisches  Eigenthum  nahe 
legen.  Zimmermann  zeigt  dann,  dass  dergestalt  Fr.  99  nicht  die  wenigen 
Worte  allein  bei  Strab.  I.  54  umfasst,  sondern  das  Ganze  von  53.  §.  18  an 
mit  seiner  rhythmischen  Sprache  und  seinen  poetischen  Vergleichen  ein 
ziemlich  gut  erhaltenes  Bruchstück  des  P.  ist.  Auch  s.  C.  22.  A.  231  und 
Rusch  De  Posidonio  Lucreti  Cari  auetore  in  carmine  de  rerum  natura  VI. 
Greifswald  1882.  8.  (Doctordiss.).  S.  43  ff.,  bes.  A.  36. 

188)  S.  darüber  Zimmermann  S.  106—130.  Danach  schenkte  auch  P. 
dem  Pytheas  in  Bezug  auf  die  von  diesem  entdeckte  Insel  Thule  (Island?) 
keinen  Glauben,  s.  Zimmermann  S.  129  f.  Uebrigens  gehörte  er  zu 
Denen,  welche  die  bewohnte  Erde  für  eine  Insel  im  Ocean  hielten.  Scheppig 
S.  19  ff.  sucht  zu  zeigen,  dass  Strabon  in  der  Geographie  von  P.  nur  diese 
Schrift  7C8ql  (OY8CCVOV  benutzt  habe;  ob  mit  Erfolg,  kann  ich  hier  nicht 
untersuchen,  s.  jedoch  Müllenhoff  a.  a.  O.  II.  S.  164.  Bei  Plinius  er- 
scheint sie  unter  den  Quellen  des  5.  Buchs  mit  der  Bezeichnung  Posidonius 
qui  nsQLnXovv  aut  n8Qir\yri6iv  scripsit,  ausserdem  Posidonius  stoieus  Ind.  XI 
und  Posidonius  schlechtweg  Ind.  II.  IV.  VI;  citirt  wird  Posidonius  II.  §.  85 
(s.  A.  190).  VI.  §.  57  (Fr.  87).  Aus  dieser  Schrift  oder  wahrscheinlicher 
aus  dem  Geschichtswerk  (s.  A.  197)  stammt  ferner  Diod.  IV,  20,  wie  schon 
Heyne  De  fontibus  Diodori  vor  L.  Dindorfs  Ausg.  des  Diod.  I.  S.  XLIII 


138  Neunundz wanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

Meteorologie  in  mindestens  17  Büchern189)  besitzen  wir  ausser 
manchen  anderen  Ueberresten   und  Bruchstücken190)   noch   einen 


erkannte,  s.  Müllenhoff  a.  a.  0.  I.  S.  441,  vgl.  auch  Sieroka  Die 
mythogr.  Quellen  f.  Diodoros  3.  u.  4.  B.  S.~24,  G.  J.  Schneider  De  Diod. 
fontib.  (1.  I— IV),  Berlin  1880.  S.  72,  Bethe  Quaest.  Diod.  S.  36  f.,  ferner 
Diod.  V,  25—40  (s.  bes.  Müllenhoff  a.  a.  0.  I.  S.  474.  II.  S.  177  ff.  303-321, 
vgl.  Scheppig  S.  23  f.),  ob  aber  auch  IV,  19,  wie  Sieroka  meint,  ist  min- 
destens sehr  fraglich,  s.  Bethe  a.  a.  0.  S.  37.  Dass  Vitruv.  VIII,  4  den 
P.  als  eine  seiner  Quellen  bezeichnet,  bezieht  Scheppig  S.  24  wohl  mit 
Recht  auf  diese  Schrift.  Caesar  kannte  und  nutzte  beide  Werke,  s.  Wilkens 
a.  a.  0.  (vgl.  wieder  C.  33.  A.  169 c).     Ausserdem  vgl.  C.  21.  A.  638.  640. 

189)  La.  Di.  VII,  144.  sv  tg5  t£'  nsql  fiszsoaQmv,  vgl.  135.  sv  y'  nsgi 
fierscoQcov.  138.  sv  rfj  iiSTEcoQoXoyiy.ij  6xoi%si(6asi.  152.  sv  xr\  (isxscoQoXoyL'ui] 
(ebenso  154  nach  der  Herstellung  von  Bake  S.  82  f.).  Warum  Bake 
S.  241  f.  und  Müller  S.  248  zwei  Schriften  annehmen,  sehe  ich  nicht  ab. 
Uebrigens  vgl.  Bake  S.  76—87. 

190)  Ueber  ihre  reichhaltige  Benutzung  durch  Aieio3  Didymos  und 
Pseudo-Aristoteles  tibqI  hoO[iov  s.  A.  202  u.  bes.  C.  32.  A.  112.  437.  Ueber 
Asklepiodotos  als  wahrscheinliche  Mittelquelle  der  in  Senecas  Quaestiones 
naturales  erhaltnen  Reste  s.  C.  32.  A.  43 — 45.  In  der  scharfsinnigen  und 
methodischen  Untersuchung  von  Rusch  in  der  angef.  Abh.  ist  der  Beweis, 
dass  Lucretius  im  zweiten  Theile  des  6.  B.  (unmittelbar  oder  mittelbar) 
auch  aus  P.  geschöpft  habe ,  nur  für  die  Verse  585  ff.  wirklich  gelungen, 
bloss  annäherungsweise  ausserdem  nur  noch  für  874—905,  s.  B rieger 
Jahresber.  XXXIX.  S.  198  f.;  wenigstens  hat  Rusch  wahrscheinlich  ge- 
macht, dass  die  mit  890  ff.  übereinstimmenden  Angaben  des  Strab.  XVI. 
753  f.  und  Plin.  IL  §.  227  aus  P.  seien.  Ausserdem  erörtert  er  bei  dieser 
Gelegenheit  (S.  24  ff.)  die  auffallenden  Berührungen  zwischen  Plin.  IL 
§.  207.  209.  220.  225.  226.  230.  231  und  Sen.  III,  20.  21.  25.  26,  widerlegt 
die  Vermuthung  von  Diels  Dox.  S.  229,  dass  die  Erwähnungen  von 
Theophrastos  bei  Sen.  III  aus  P.  herrühren  (s.  vielmehr  C.  17.  A.  121.  123), 
führt  aber  den  Nachweis  von  Diels  S.  19  (vgl.  S.  225),  dass  auch  in 
diesem  3.  B.  des  Seneca  poseidonisches  Gut  (wahrscheinlich,  wie  gesagt, 
durch  Vermittlung  des  Asklepiodotos)  enthalten  sei,  weiter  aus  (S.  41), 
thut  ein  Gleiches  von  Plinius  II  dar  (S.  41  ff),  wo,  wie  bemerkt  (A.  188) 
P.  im  Quellenregister  erscheint  und  §.  85  citirt  wird,  und  vermuthet 
(S.  48)  hier  (nach  §.  231  und  §.  227  verglichen  m.  V.  §.  128)  die  Mittel- 
quelle in  Mucianus.  Wie  weit  freilich  diese  Ueberreste  aus  der  Meteoro- 
logie oder  aus  tzsqX  coyisavoi)  sind,  ist  zweifelhaft.  Auf  letztere  Schrift 
weisen  andere  Stellen  zurück,  §.  80  (vgl.  Fr.  68).  §.  100  (vgl.  Fr.  95). 
XXXV.  §.  49.  51,  vgl.  Scheppig  S.  22  f.  Kleomedes,  den  Müllenhoff 
a.  a.  0.  (s.  A.  184b)  mit  Recht  als  den  Epitomator  der  poseidonisehen 
Astronomie  bezeichnet,  da  er  im  Wesentlichen  nur  den  P.  auszog  (s.  I,  6. 10. 
p.  32  f.  49  ff.  Balf.  p.  41  ff.  62  ff.  Bake),  hat  dabei  nach  den  A.  184b  angef. 
Schlussworten  des  1.  B.  in  II,  1.  2  die  Schrift  desselben  über  die  Grösse 
der  Sonne  benutzt,  im  Uebrigen  aber  auch  wohl  die  Meteorologie  (s.  Diels 


Poseidonios  aus  Apameia.  139 

Abschnitt  aus  dem  Auszuge  des  Geminos 191).  Nicht  minder 
schrieb  er  ein  grosses  zeitgeschichtliches  Werk  'ititoQCai,  eine 
Fortsetzung  von  dem  seines  oder  vielmehr  seines  Lehrers  Panaetios 
philosophischen  Gesinnungsverwandten  Polybios 192).    Aus  diesem 


a.  a.  0.  S.  21)  und  nsql  coxsccvov.  Ob  und  wie  weit  P.  Quelle  Ciceros  im 
Somn.  Scip.  ist,  lasse  ich  dahingestellt,  s.  hierüber  ausser  Corssen  auch 
Diels  Doxogr.  S.  229  ff.  und  in  dem  A.  168  z.  E.  angef.  Aufs,  üeber  P. 
auch  als  Nebenquelle  V«arros  s.  C.  17.  A.  121,  über  seine  Benutzung  durch 
den  Mathematiker  Diodoros  C.  23.  A.  315  ff. 

191)  Alex.  v.  Aphrod.  b.  Simpl.  in  Aristot.  Phys.  f.  64  v.  p.  291,  24  ff. 
Diels. 

192)  Fr.  1—67  M.,  von  denen  aber  die  aus  Strab.  vielleicht  nicht  oder 
doch  nicht  alle  hieher  gehören,  s.  A.  188.  Fast  alle  anderen  Bruchstücke 
sind  aus  Athenaeos,  der  den  Verf.  wiederholt  als  Rhoder  oder  Stoiker  be- 
zeichnet, und  dessen  Anführungen  bis  zum  49.  B.  (IV.  168  d  =  Fr.  38) 
reichen,  einige  aus  Plutarchos  (Mar.,  Marcell.,  Fab.).  Als  cpiXoGocpog  xs 
a(i<x  nccl  iGxoqlag  Gvyyqacpsvg  erscheint  P.  von  Apameia  bei  Pseudo-Lukian. 
a.  a.  0.,  und  mit  Unrecht  glaubt  Bake  S.  249  (nach  dem  Vorgang  von 
Casaubonus  Comm.  in  Polyb.  I.  S.  41),  ein  anderes  Geschichtswerk  als 
das  von  diesem  geschriebene  sei  das  bei  Suid.  TIoGBiScoviog  UXs^avdgsvg 
chronologisch  unmöglich  dem  P.  von  Alexandreia,  Schüler  des  Zenon  von 
Kition  (s.  C.  2.  A.  292-294),  unter  dem  Titel  'Igxoqlcc  fj  [isxcc  IJoXvßtov  in 
52  Büchern  nebst  anderen  Schriften  mit  dem  Bemerken  beigelegte,  dass 
der  wahre  Verf.  von  ihnen  P.  aus  Olbiopolis  zu  sein  scheine,  s.  C.  21. 
A.  639.  640  (vgl.  auch  den  dort  bereits  mitgetheilten  Zusatz  zu  Suid. 
IJoXvßvog:  igxbov  oxi  diadsxBxai  xj\v  HoXvßCov  icxoqiccv  TIoGeidtöviog  'OXßio- 
noXi'xrjQ  GocpiGxqg'  tyQccips  ds  nccl  Zxqctßcov  '4{iccG8vg  xcc  (tsxa  üoXvßiov  iv 
ßtßXCoig  fiy').  Denn  alle  Anführungen  stimmen  aufs  Beste  dazu,  dass  das 
Werk  des  Apameiers  wirklich  da  (143)  begann,  wo  Polybios  aufhörte. 
Nur  5  Fragmente,  von  denen  4  über  den  älteren  Marcellus  aus  dem  zweiten 
punischen  Kriege  handeln  (43—46  b.  Plut.  Marcell.  1.  19  f.  30.  Fab.  10) 
und  das  5.  (22  b.  Ath.  XIII.  594  e)  über  das  Grabmal  der  Pythionike,  Ge- 
liebten des  Harpalos,  gehören  einer  älteren  Zeit  an,  diese  Dinge  waren 
aber  zweifelsohne,  wie  schon  Heeren  De  fontib.  Plutarchi,  Comm.  Gott.  V. 
1820.  S.  99  sah,  episodisch  eingewoben  und  berechtigen  nicht  zu  der  ver- 
fehlten Vermuthung  von  Bake  a.  a.  0.,  dass  das  Werk  vielmehr  von 
Alexandros  dem  Grossen  oder  doch  der  Diadochenzeit  angefangen  habe. 
Sinnlos  steht  nun  aber  bei  Suid.  a.  a.  0.  noch  tcog  xov  noXipov  xov  Kvgrj- 
vcühov  y.al  IlxoXefiaiov.  Ueber  die  von  diesen  Worten  hervorgerufnen 
Deutungsversuche  und  Hypothesen  genügt  es  jetzt  auf  die  kritische  Zu- 
sammenstellung von  Scheppig  S.  25  ff.  zu  verweisen,  welcher  sie  selbst 
um  drei  neue  bereichert  hat,  von  denen  die  dritte  Vermuthung,  dass  diese 
Worte  sich  ursprünglich  auf  die  Aißvxd  des  Olbiopoliten  (Eroberung  von 
Kyrene  321)  bezogen  hätten,  von  Arnold  S.  149  mit  grosser  Zuversicht 
gebilligt  wird.  Ohne  Zweifel  lässt  man  am  Besten  diese  Sache  auf  sich 
beruhen.     Im   Uebrigen  ist  so  viel  gewiss,  dass  P.  in  diesem  Werk  auch 


140  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

ist,    wenn    nicht    ausschliesslich,    so    doch    grösstenteils    alles 
Brauchbare   geflossen,   was   wir   überhaupt   über  die   Geschichte 


noch  von  seiner  eignen  Gesandtschaft  nach  Rom  (87/6,  s.  A.  161)  und  wohl 
jedenfalls  auch  noch  von  der  Eroberung  Athens  durch  Sulla  86  (s.  Fr.  41 
b.  Ath.  V.  211  d  ff.,  vgl.  C.  32.  A.  317)  handelte.  Arnold  gelangt  ferner 
zu  dem  Ergebniss,  dass  alle  aus  P.  geflossenen  Nachrichten  bei  späteren 
Schriftstellern  bis  82  gehen,  und  es  ist  auch  an  sich  höchst  wahrscheinlich, 
dass  mit  diesem  Jahre,  d.  h.  der  Dictatnr  Sullas,  das  "Werk  durchaus 
passend  abschloss.  P.  war  keineswegs,  wie  Scheppig  S.  58  meint,  ein 
Verehrer  des  Marius  und  der  Demokratie,  sondern  im  Geist  und  Sinne 
seiner  Schule  ein  gemässigter  Oligarch  und  des  Marius  entschiedener 
Gegner,  s.  Arnold  S.  111  f.  So  war  denn  zumal  bei  seiner  persönlichen 
Freundschaft  mit  Pompeius  dies  Werk  auch  parteiisch  für  Letzteren  ge- 
schrieben, wenn  auch  nicht  in  so  grober  Weise  wie  das  des  Theo- 
phanes,  s.  Arnold  S.  110—114,  vgl.  C.  33.  A.  149.  Und  so  wird  sich,  wie 
schon  Toepelmann  S.  32 — 34  vermuthete,  auf  ebendies  grosse  Werk 
auch  der  ungenaue  Ausdruck  bei  Strab.  XL  492  (vgl.  A.  159)  beziehen: 
71Q06TL&SI  de  Tovxoig,  ort,  (näml.  6  IIo6Si8(6viog)  %a\  rrjv  l6toqiccv  avviyqarps 
xijv  7V8qI  avtov  (näml.  xbv  IIo[i7trjtov)  und  nicht  auf  eine  besondere  Ge- 
schichte des  Pompeius,  von  welcher  sonst  nirgends  eine  Spur  ist.  Müllen- 
hoff  a.  a.  0.  IL  S.  126.  153  geht  von  völlig  veralteten  Voraussetzungen 
aus,  s.  Bauer  S.  266,  aber  auch  davon,  dass  P.,  wie  Bauer  angiebt,  von 
dieser  angeblichen  -eignen  Geschichte  des  Pompeius  dem  Letzteren  gegen- 
über 67  oder  66  gesprochen  habe  (s.  A.  159),  sagt  in  Wahrheit  Strabon 
mit  diesen  Worten  Nichts.  Wenn  aber  Bauer  S.  250  f.  265  f.  mit  Recht 
Plut.  Cic.  1  (s.  A.  197  z.  E.)  auf  P.  zurückführt,  so  kann  Letzterer  das 
1.  B.  des  grossen  Geschichtswerks  frühestens  74  geschrieben  haben.  Ver- 
muthlich  hatte  dies  ganze  Buch  einen  einleitenden  Charakter  (s.  wiederum 
A.  197),  wenn  auch  die  Behauptung  von  Scheppig  S.  27,  Fr.  1  b.  Ath. 
IV.  153  c,  erst  aus  dem  2.  B. ,  handle  von  Mummius,  nicht  richtig  ist, 
s.  Bauer  S.  259.  A.  23.  Da  Polybios  nicht  mit  146,  sondern  erst  mit  144 
schloss,  145  aber  ein  natürlicherer  Ausgangspunkt  für  P.  sein  musste  als 
143,  so  liegt  vielmehr  der  Gedanke  nahe,  dass  Letzterer  im  1.  B.  einleitend 
und  zugleich  mit  Ergänzungen  seines  Vorgängers  auch  noch  die  Ereignisse 
der  Jahre  146 — 144  summirte.  Die  früher  allgemein  übliche  Annahme  aber 
(s.  Müller  S.  251.  Toepelmann  S.  42  ff.  Scheppig  S.  31  ff.  Müllen- 
hof f  IL  S.  126),  dass  P.  annalistisch  in  jedem  Buche  ungefähr  ein  Jahr  dar- 
stellte, wird  unhaltbar,  wenn  die  Historien  bis  82  hinabgingen  und  über- 
dies das  30.  B.  erst  bis  zum  Kimbernkriege  113  gelangt  war  (Fr.  32  b. 
Ath.  IV.  153  e),  man  müsste  denn  annehmen,  dass  die  richtige  Bücherzahl 
62  und  nicht  52  war.  Das  erscheint  nun  freilich  ohnehin  rathsam,  aber 
Bauer  S.  262  ff.  hat  jene  Ansicht,  wie  es  scheint,  auch  mit  anderen 
Gründen  erfolgreich  widerlegt,  und  Manches  spricht  für  seine  eigne,  dass 
das  Werk  vielmehr  geographisch-ethnographisch  angelegt  war,  dergestalt 
dass  zunächst  die  Geschichte  des  Ostens  dargestellt  ward,  dann  die  des 
Westens  folgte,  dann  etwa  mit  dem  14.  B.  wieder  zu  der  ersteren  zurück- 


Poseidonios  aus  Apameia.  141 

der  von  ihm  behandelten  Zeiten  erfahren,  und  es  ist  daher  keine 
Frage,  dass  er  mit  diesem  verhältnissmässig  sehr  bedeutenden 
Werke  die  anderen  Darsteller  derselben  um  mehr  als  eines 
Hauptes  Länge  überragte.  Aber  damit  ist  doch  zunächst  nur 
die  Kleinheit  dieser  anderen  und  keineswegs193)  seine  eigne 
Grösse  und  Yorzüglichkeit  auf  diesem  Gebiete  bewiesen.    Freilich 


gekehrt  wurde  u.  s.  w.  Gerade  die  ausgezeichneten  Erörterungen  von  Müllen- 
hoff  II.  S.  121—189  über  das  30.  B.,  so  sehr  dieser  jener  alten  Annahme 
huldigt,  führen  hierauf  hin.  Denn  derselbe  erklärt  sich  S.  153  dahin,  „dass 
P.  im  23.  B.  (Fr.  23—25)  seine  grosse  Beschreibung  der  Gallier  desswegen 
gab,  weil  er  von  den  Kriegen  der  Römer  mit  den  Allobrogern  und  Arveinern 
124—121  oder  123—120  zu  handeln  hatte,  und  ebenso  dass  er  im  27. 
(Fr.  29)  auf  Dalmatien  kam,  weil  L.  Metellus  119 — 117  die  Dalmater  über- 
wand, und  dass  so  das  30.  B.  auf  113  führt,  wo  die  Kimbern  zuerst  mit 
den  Römern  zusammenstiessen,  und  offenbar  ist  das  Fragment  einer  ethno- 
graphischen Einleitung  über  das  neu  auftretende  Volk  entnommen".  Und 
weiter  zeigt  er  dann  S.  162  ff.,  dass  diesem  beschreibenden,  ethnographi- 
schen Theil  der  Einleitung  noch  eine  Erörterung  über  die  Herkunft  der 
Kimbern  von  den  Kimmeriern  (Strab.  II.  102;  vgl.  A.  200)  und  den  Ur- 
sachen ihrer  Auswanderung  voraufging.  Mindestens  verfuhr  also  P.  stets 
in  ähnlicher  Weise,  so  bald  ein  neues  Volk  in  den  Rahmen  seiner  Er- 
zählung eintrat,  vgl.  Ath.  IV.  152  f.  iv  de  rij  ni^ntTj  tzsqI  IJccg^cov  8ir\yov- 
(isvog  (prjaLv  x.  r.  X.  (Fr.  8).  Freilich  muss  Bauer  S.  263  f.  selbst  zugeben, 
wie  weit  P.  sich  von  dem  Synchronismus  seines  Vorgängers  frei  gemacht 
und  dadurch  die  ethnographische  Anordnung  schärfer  durchzuführen  ver- 
mocht habe,  lasse  sich  im  Einzelnen  nicht  mehr  genau  erkennen,  und 
wenn  Bauers  höchst  zweifelhafte  Annahme  (S.  260 ff.),  Appianos  sei  in 
seiner  Anordnung  der  des  P.  gefolgt,  auch  wirklich  richtig  sein  sollte,  so 
gesteht  derselbe  doch  ferner  wieder  zu  (S.  263),  dass  die  letztere  schwerlich 
schon  die  gleiche  wie  die  erstere  war.  Bei  dieser  Unklarheit  der  Dinge 
kann  in  Wahrheit  davon,  dass  „die  Thatsache  selbst  zweifellos"  sei  (S.  264), 
nicht  die  Rede  sein.  Einige  Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  Müllers 
Behandlung  der  Fragmente  giebt  auch  Scheppig  S.  32-34.  Als  eine 
Quelle  des  P.  sucht  M.  Hoff  mann  De  Viriathi  Numantinorumque  bello, 
Greifswald  u.  Berlin  1865.  8.  S.  9  die  griechisch  geschriebne  römische  Ge- 
schichte des  P.  Rutilius  Rufus  (s.  A.  160.  C.  33.  A.  149)  zu  erweisen,  aber 
wie  mangelhaft  seine  Begründung  ist,  zeigt  Toepelmann  a.  a.  0.  S.  40  f. 
Im  Uebrigen  vgl.  auch  Bake  S.  133—178.  248—252. 

193)  Was  seine  Vertheidiger  und  Lobredner,  wie  Scheppig  S.  40 — 44, 
Arnold  S.  149  f.,  und  auch  wohl  Müllenhoff  II.  S.  321  zu  glauben 
scheinen.  Scheppig  hat  bereits  von  Zeller  S.  575.  A.  1  (vgl.  S.  576. 
A.  1.  S.  579.  A.  1)  die  richtige  Antwort  erhalten;  Arnold  scheint  es  schon 
als  ein  besonderes  Zugeständniss  zu  betrachten,  wenn  er  S.  150  schreibt: 
„es  mag  sein,  dass  P.  an  kritischer  Schärfe  dem  Polybios  nicht  gleichkam". 
Für  völlig  ausgemacht  hält  Arnold  also  nicht  einmal  so  viel! 


142  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

konnte  er  sich  jenes  hohe  Verdienst  nur  dadurch  erwerben,  dass 
er,  als  der  letzte  griechische  Geschichtschreiber,  dem  sich  dies 
nachrühmen  lässt,  seine  Aufgabe  wirklich  im  grossen  Stile  auf- 
fasste  und  einen  nicht  geringen  Theil  der  Eigenschaften  eines 
bedeutenden  Historikers  in  der  That  besass193b),  aber  ebenso 
sicher  ist  es,  dass  er  sich  mit  einem  Polybios  auch  nicht 
entfernt  vergleichen  lässt.  Denn  ebenso  fest  steht  die  That- 
sache  der  vielfachen  Unklarheit  unseres  Wissens  über  die  von 
ihm  in  Vergleich  zu  den  von  Polybios  beschriebnen  Zeiten194), 
und  diese  Thatsache  fällt  entschieden  nur  zum  Theil  dem  Um- 
stände, dass  uns  von  diesem  seinem  Werke  nur  verhältnissmässig 
wenige  sichere  Bruchstücke  erhalten  sind195),  und  Denen  zur 
Last,  welche,  wie  Trogus  Pompeius196)  oder  vielmehr  dessen 
Original  Timagenes,  Livius,  Nikolaos  von  Damaskos,  Diodoros, 
Strabon  in  seinem  Geschichtswerk,  Iosephos,  Plutarchos,  Appianos 
und  Andere,  unmittelbar  oder  mittelbar  aus  demselben  geschöpft 
und  das  so  Geschöpfte  mit  schlechteren  Nachrichten  aus  anderen 
Quellen  verquickt  haben197),   sondern  zu  nicht  geringem   Theile 


193b)  Ueber  seine  Benutzung  der  Archive  s.  Arnold  S.  116  f. 

194)  Es  genügt,  hierüber  auf  das  Urtheil  des  sachverständigsten 
Mannes,  nämlich  auf  die  A.  112  angeführte  Aeusserung  Mommsens  zu 
verweisen. 

195)  Ist  uns  doch  auch  Polybios  nur  so  überaus  trümmerhaft  erhalten, 
wenn  auch  lange  nicht  in  gleichem  Masse  wie  P. 

196)  Im  38.  und  39.  B.,  s.  Iustin.  XXXVIII,  8.  9.  13  =  P.  Fr.  11. 
Diod.  XXXIV,  14.  —  lustin.  XXXIX,  10  =  P.  Fr.  17.  Diod.  XXXIV,  15.  - 
lustin.  XXX VIII,  3,  6  =  Appian.  B.  Mithr.  15  (vgl.  A.  197).  Heeren  De 
Trogi  Pompei  .  .  .  fontib.,  Comm.  Gott.  XV.  1804.  S.  233  ff.  (in  der  Ausg. 
des  lustin.  v.  Frotscher  I.  S.  LXXXVII  f.).  Arnold  S.  144.  Mendels- 
sohn Quaestionum  Posidonearum  specimen,  Commentat.  phil.  sem.  Lips., 
Leipzig  1874.  8.  S.  23—40  weist  nach,  dass  P.  den  Auszug  des  Antiochos  VII 
Sidetes  gegen  die  Parther  Aüfang  129,  die  Entlassung  von  Demetrios  II 
aus  der  Gefangenschaft  der  Parther  und  den  bald  darauf  erfolgten  Fall 
des  Antiochos  im  Kampf  gegen  dieselben  Frühling  128  und  in  dasselbe 
Jahr  auch  das  Auftreten  des  Usurpators  Alexandros  Zabina  gegen  Demetrios 
setzte  und  mit  Recht  setzte. 

197)  Einige  Bemerkungen  über  diesen  Gegenstand  finden  sich  bei 
Scheppig  S.  34—37  und  Mendelssohn  a.  a.  0.,  die  gründlichsten  Unter- 
suchungen bei  Müllen  hoff  und  besonders  über  Appianos  bei  Arnold. 
Dass  Livius  von  143  (oder  145)  ab  für  die  ausseritalischen  Angelegenheiten 
den  P.  ebenso  zu  Grunde  gelegt  hatte  wie  zuvor  den  Polybios,  ist  zweifellos, 
ein  Gleiches  gilt  allem  Anschein  nach  vom  sikelischen  Sklavenkriege 
(s.  Müller    S.  251.      Müllenhoff  II.    S.  129,    vgl.    I.    S.  462.  467),    im 


Poseidonios  aus  Apameia.  143 

bereits   ihm   selber.      Ohne   Zweifel   war  er   wahrheitsliebend198), 
aber,   wie   es   bei    einem   Vertheidiger    der  Mantik   ja   gar  nicht 

Uebrigen  folgt  er  ihm  grossentheils  nicht  (s.  C.  33.  A.  155),  doch  hat  Müllen- 
hoff  in  der  angef.  Erörterung  gezeigt,  dass  P.  auch  für  den  Kimbernkrieg  eine 
seiner  Quellen  war.  Ueber  Nikolaos  s.  C.  32.  A.  395,  über  Timagenes  C.  32. 
A.  169 c.  Dass  Diod.  XXXIII— XXXVI  den  P.  ausgezogen  hat,  ist  längst  er- 
kannt (vgl.  A.  196),  und  auch  in  den  folgenden  Büchern,  wie  Arnold  S.  149 
bemerkt,  weist  Manches  auf  diesen  hin  (vgl.  XXXVII,  26.  XXXVIH,  7  m. 
Fr.  41.  27);  erst  XXXIX,  20  stösst  man  auf  einen  Quellenwechsel  (Theo- 
phanes?  s.  Arnold  S.  83.  149).  Dass  durch  Müllenhoff  die  Zurück- 
führung  der  ethnographischen  Abschnitte  bei  Diod.  V,  25—40  (nebst  IV,  20) 
so  wie  von  Plut.  Mar.  11  auf  P.  endgültig  erwiesen  ist,  ward  schon  A.  188 
angedeutet,  und  wenn  dort  die  Frage  noch  offen  gelassen  ist,  ob  erstare 
aus  iteqi  (oyisavov  oder  aus  den  Historien  sind,  so  wird  doch  wohl  mit 
Müllenhoff  das  Letztere  anzunehmen  sein.  Ob  Iosephos,  wie  Mendels- 
sohn S.  30  f.  annimmt,  den  P.  selbst  gelesen  oder  nur  durch  Vermittlung 
des  Nikolaos  aus  ihm  geschöpft  hat,  ist  streitig.  Bei  Appianos  geht,  wie 
Arnold  zeigt,  B.  C.  I,  1  —  83.  91  —  96  und  zum  Theil  97  und  B.  Mithr. 
1—27.  28  zweite  Hälfte.  29.  32.  33.  35  zweite  Hälfte.  38  (?).  39  (?).  41.  46—48. 
54 — 66  auf  ihn  zurück,  und  zwar  wenigstens  grösstentheils  unmittelbar. 
Plutarchos  ist  zwar  im  Luculi.  und  Pomp,  dem  Sallustius  und  Theophanes 
(s.  C.  33.  A.  153.  154)  gefolgt,  aber  auf  die  Uebereinstimmung  von  Mar. 
41  —  45  mit  Appian.  hat  schon  H.  Peter  Die  Quellen  Plutarchs  in  den 
Biogr.  der  Rom.  (Halle  1865).  S.  103  hingewiesen  (ausserdem  s.  Arnold 
S.  107),  und  wie  stark  diese  Biographie  auch  sonst  von  P.  beeinflusst  ist, 
hat  Müllenhoff  dargelegt,  wenn  auch  gegen  die  Benutzung  desselben  in 
ihr  in  so  ausgedehnter  und  so  sklavischer  Weise,  wie  Letzterer  es  sich 
denkt,  Bauer  mit  Recht  Einsprache  erhoben  hat.  In  Bezug  auf  die 
Biographie  des  Sulla  aber  würde  Arnold  S.  124  ff.  die  Behauptung,  Plu- 
tarchos könne  die  Nachricht  über  die  Schicksale  der  aristotelischen  Schriften 
(C.  26)  nicht  aus  Strab.  XIII.  608  f.  (s.  C.  32.  A.  322)  haben,  ohne  Zweifel 
nicht  so  zuversichtlich  aufgestellt  haben,  wenn  er  die  Bemerkung  von 
Di  eis  Doxogr.  S.  216  (s.  C.  32.  A.  327)  beachtet  hätte,  und  er  hat  sich 
durch  den  Schein  täuschen  lassen,  indem  er  meint,  Strabon  selbst  habe 
diese  Nachricht  nicht  etwa  von  Hörensagen,  sondern  aus  dem  Geschichts- 
werk des  P.  Denn  Panaetios  und  P.  benutzten  die  streng  wissenschaft- 
lichen Lehrschriften  des  Aristoteles  (s.  A.  180.  C.  28.  A.  63—57.  C.  32. 
A.  324),  und  Letzterer  wusste  daher  recht  gut,  dass  dieselben  nicht  erst 
aus  dem  Keller  in  Skepsis  ihrer  grossen  Mehrzahl  nach  ans  Licht  getreten 
waren.  Allein  der  Beweis  von  Arnold  S.  122—134,  dass  Plutarchos  in 
dieser  Biographie  das  Geschichtswerk  Stiabofts  und  dadurch  mittelbar  (vgl. 
Arnold  S.  119.  121)  auch  das  des  P.  in  erheblicher  Ausdehnung  als  Neben- 
quelle gebraucht  habe,  ist  auch  wohl  ohne  diese  Stütze  noch  haltbar;  ob 
aber  Arnold  S.  140  mit  Recht  überdies  auch  an  eine  unmittelbare  Be- 
nutzung desselben  denkt,  lasse  ich  dahin  stehen.  Endlich  hat  Bauer 
nachgewiesen,  dass  die  Gesammteinleitung  der  Historien  auch  eine  aus- 
führliche   Erörterung    über    die    römischen    Namen    enthielt,    aus    welcher 


144  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

anders  möglich  warlltü),  viel  zu  kritiklos  und  leichtgläubig  gegen 
fabelhafte  Angaben  aller  Art200).  Gleichfalls  nach  dem  Vorbilde 
des  Polybios  verfasste  er  auch  eine  Taktik201).  Von  seinen  eigent- 
lich philosophischen  Schriften  war  die  7t s qI  ftsaiv  vermuthlich  in 
5  Büchern  die  Quelle  für  den  Anfang  und  das  Ende  von  Ciceros 
Darstellung  der  stoischen  Theologie  im  zweiten  Buche  de  deorum 
natura202),  und  vielleicht,  ja  wahrscheinlich  auch  für  die  Widerlegung 


nicht  bloss  Plut.  Mar.  1  abgeleitet,  sondern  welche  noch  vielfach  von  Plut.  in 
den  Römerbiographien  verwerthet  ist  (Marcell.  9.  Fab.  19  =  Fr.  44.  Pomp.  13. 
Süll.  2.  Cat.  mai.  1.  Fab.  1.  Poplic.  1.  Camill.  1.  31.  Ti.  Gracch.  8.  Cic.  1. 
Coriolan.  11),  vgl.  auch  Arnold  S.  80.  128. 

198)  Arnold  S.  112  (vgl.  S.  121):  „ein  günstiges  Zeugniss  für  .  .  . 
Posidonius  .  .  .  liegt  darin,  dass  er  die  Memoiren  Sullas,  die  auf  jeder 
Seite  tendenziöse  Entstellungen  zeigten,  nicht  benutzt  hat". 

199)  Es  ist  sehr  begreiflich,  aber  nicht  sehr  löblich,  dass  die  Verehrer 
des  P.  diese  unwiderleglich  richtige  Bemerkung  Zellers  S.  576.  A.  1  ein- 
fach todtschweigen. 

200)  Wir  sehen  dies  hinlänglich  aus  den  von  Strabon  (s.  Zeller 
S.  575.  A.  1)  gegebenen  Proben,  und  die  Beispiele,  welche  in  den  aus 
seinen  Büchern  nsgi  (iccvriytrig  geflossenen  Darstellungen  erhalten  sind 
(s.  Zell  er  S.  337.  A.  1),  geben  ein  reichliches  Zeugniss  davon,  wie  weit 
sein  Glaube  an  erfüllte  Weissagungen  und  Träume  reichte.  —  In  der  Art,  wie 
er  seine  Ansicht  über  die  Kimmerier  (vgl.  auch  A.  192),  welche  freilich 
eine  beträchtliche  Ermässigung  von  der  des  Krates  von  Mallos  (s.  C.  26. 
A.  28 b)  war,  doch  auch  seinerseits  in  den  Homeros  hineinerklärte  (Plut. 
Mar.  11),  zeigte  er  sich  als  einen  ächten  Stoiker  (s.  Müllenhof f  II.  S.  171 — 
176),  indessen  litt,  wie  wir  sahen  (A.  90 f.),  in  solchen  Fragen  auch  Po- 
lybios an  der  gleichen  Befangenheit. 

201)  Aelian.  u.  Arrian  Tact.  1. 

202)  II,  1,  3  —  2,  5.  (2,  6  —  4,  12  vielleicht  dem  Grundgedanken  nach). 
5,  13-28,  72.  61,  154—66,  167:  vgl.  I,  44,  123.  Posidonius  disseruit  in 
libro  quinto  de  natura  deorum  nullos  esse  deos  Epicuro  videri,  quaeque  is 
de  deis  immortalibus ,  invidiae  detestandae  gratia  dixisse.  Dieser  Sachverhalt 
ist  durch  die  Untersuchungen  von  Schwenke  Jahrb.  f.  Ph.  CXIX.  1879. 
S.  129—137  und  Wendland  Posidonius  Werk  tcbqi  #£o5v,  Arch.  f.  Gesch. 
der  Philos.  I.  1888.  S.  200—210  zu  einem  so  hohen  Grade  von  Sicherheit 
erhoben,  wie  er  überhaupt  in  Fragen  dieser  Art  erreicht  werden  kann; 
nur  aber  ist  es  schwer  begreiflich,  wie  Wendland  auch  jetzt  noch  glauben 
kann,  dass  auch  die  Mitte  §.  75 — 104.  115—153  desselben  Ursprungs  sei 
(s.  dagegen  C.  28.  A.  63).  Der  Versuch  von  L.  Reinhardt  Quellen  von 
Cic.  de  deor.  n.  (Breslau  1888).  S.  33  ff.  das  Eigenthum  des  P.  auf  §.  154—167 
zu  beschränken  wäre  besser  ungedruckt  geblieben  (s.  gegen  ihn  die  Recc. 
von  Schwenke  Berl.  ph.  Woch.  VIII.  1888.  Sp.  1304—1309,  Wendland 
Deutsche  L.-Z.  IX.  1888.  Sp.  1490—1492,  Göthe  Woch.  f.  kl.  Ph.  VI.  1889. 
Sp.  9 — 12,    vgl.    auch   die   Auseinandersetzung   zwischen   Reinhardt  und 


Poseidonios  aus  Apameia.  145 

der  epikureischen  im  zweiten  Theile  des  ersten203).  Aus  tcsql 
{iccvTixijg  ferner  in  5  Büchern  ist  dessen  erstes  Buch  de  divi- 
natione  ausgezogen204),  jtSQi  Kad"rjxovTog  aber,  in  welcher 
Schrift  er,  jedoch  freilich  nur  kurz,  auch  auf  den  von  Panaetios 
unausgeführt  gelassenen  Punkt  des  Conflicts  zwischen  dem  Sitt- 
lichen und  dem  Nützlichen  oder  die  eigentliche  Casuistik  einging, 

Schwenke  Berl.  ph.  W.  1889.  Sp.  202—204.  235  f.),  vgl.  A.  168  und  die 
Zusammenstellung  bei  Usener  Epicurea  S.  LXV1I.  A.  1.  Aber  auch 
Useners  sehr  entschiedene  Behauptung  (S.  LXVIff.),  Cicero  habe  ausser- 
dem §.  13  —  17.  21.  22.  33 — 39.  57.  58  aus  einem  akademischen  Handbuch 
der  stoischen  Philosophie  geschöpft,  steht  in  Wahrheit  auf  schwachen 
Füssen.  Denn  von  der  Existenz  derartiger  akademischer  Handbücher  ist 
sonst  nirgends  eine  Spur,  dieselbe  ist  vielmehr  nur  aus  aligemeinen  Er- 
wägungen von  Usener  construirt,  und  der  häufige  Mangel  an  Zusammen- 
hang, auf  den  allein  Usener  diese  seine  Behauptung  gründet,  beweist 
doch,  wie  Wen  dl  and  Arch.  f.  G.  d.  Ph.  a.  a.  0.  S.  210  richtig  bemerkt, 
nicht,  dass  Cicero  die  Auszüge  aus  P.  mit  denen  aus  einem  anderen  Buche 
vermischt,  sondern  nur  dass  er  jene  Auszüge  sehr  ungeschickt  gemacht 
hat,  oder  findet  wenigstens  in  letzterer  Annahme  vollständig  seine  Er- 
klärung. Wendland  zeigt,  dass  aus  derselben  Quelle  wie  §.  49 ff.  auch 
die  Darstellungen  bei  Clem.  Protr.  16  A  ff.  und  Aet.  Plac.  I,  6.  p.  295  ff. 
Diels  geflossen  sind  und  letzteres  Capitel  durch  den  Vergleich  seines  An- 
fangs mit  302  b  22  ff.  (Stob.  Ekl.  I.  p.  58  H.  34,  26  ff.  W.)  sich  sofort  als 
Excerpt  aus  P.  erweist.  Eine  der  Wiederholungen  bei  Cic.  findet  sich  aber 
schon  hier,  rührt  also  sogar  schon  von  P.  her  und  erklärt  sich  auf  die 
bereits  von  Schömann  Ausg.4  S.  109  f.  angegebne  Weise,  s.  Wendland 
S.  205.  Auf  eine  fernere  Parallele  Sex.  Math.  IX,  85 ff.  hat  schon  Schwenke 
hingewiesen,  und  auch  die  Benutzung  des  P.  bei  Pseudo-Aristoteles  nsgl 
Ho'dftov  und  Areios  Didymos  (s.  C.  32.  A.  437)  mag  neben  der  Meteorologie 
auch  auf  diese  Schrift  zu  beziehen  sein,  s.  Wendland  S.  207.  208.  In 
der  That  war  die  letztere  in  ihrer  Art  Epoche  machend.  Denn,  wie 
Schwenke  S.  130  f.  hervorhebt,  „P.  ist  der  einzige  Stoiker,  von  dem 
wir  wissen,  dass  er  unter  dem  Titel  nsgl  ftemv  zugleich  über  das  Wesen 
der  Götter  und  über  die  Vorsehung  handelte",  und  zwar  von  Gott  als  dem 
ätherischen  Weltgeist  im  1.  und  von  der  Vorsehung  im  3.  (La.  Di.  VII. 
138.  148),  also  allem  Vermuthen  von  je  einem  der  4  von  Cic.  II,  1,  3  an- 
gegebnen Theile  in  je  einem  Buch;  das  5.  mag,  nach  der  in  ihm  enthaltnen 
Polemik  gegen  Epikuros  zu  schliessen  (s.  o.),  überhaupt  polemisch  gewesen 
sein.     Noch  vgl.  Müller  S.  249 a.  A.  1. 

203)  S.  C.  2.  A.  647.  648.  Zu  diesem  Ergebniss  ist  jetzt  auch  Schmekel 
gelangt. 

204)  Wie  nach  dem  Vorgang  von  Wachsmuth  Ansichten  der  Stoiker 
üb.  Mantik  S.  18.  A.  16  Schiche  und  Hartfelder  (s.  C.  2.  A.  651.  C.  28. 
A.  64)  gezeigt  haben.  Vgl.  Cic.  Divin.  I,  3,  6.  quinque  Posidonius  noster 
(näml.  de  divinatione  libros  edidii)  und  oben  A.  166.  Noch  vgl.  Müller 
S.  249 a.  A.  4. 

Süsbmihl,  griech. - alex.  Litt. -Gesch.    IL  10 


146  Neunundzwanzigstes  Capitel.     Polybios  und  Poseidonios. 

in  mindestens  2  Büchern205)  war  eine  sehr  spärlich  gebrauchte 
Nebenquelle  in  de  officiis206).  Ausserdem  mögen  noch  der  Q>v6i- 
xog  koyog  in  mindestens  16207),  7tegl  x66[iov  in  mindestens 
2  Büchern208),  tieqI  4>  v  %ij  g20'J) ,  7CsqI  tjqcocov  xal  datfiovcov210), 
tcbqI  e£[iaQ[iEvr}g  in  mindestens  2  Büchern211),  'H&ixbg  Xoyog 
mindestens  von  demselben  Umfang212),  tcsqI  ccqstcjv215),  %eqI 
Tta&av  auch  in  wenigstens  2  Büchern2 14c),7t£QlxQirriQLOv215),  seine 
ermahnenden  Einleitungsreden  in  das  Studium  der  Philosophie 
(IlQotQSTtrLKOi)216),  seine  Trostschrift,  deren  Titel  wir  nicht 


205)  La.  Di.  VII,  124.  129  citirt  das  1.  Buch. 

206)  S.  zum  Obigen  die  beiden  C.  28.  A.  30.  51 b  mitgetheilten  Stellen 
Cic.  Off.  III,  2,  8.  ad  Att.  XVI,  11,  4,  ausserdem  Off.  I,  45,  159.  Viel- 
leicht geht  eben  nur  das  hier  Bemerkte  auf  ihn  zurück,  s.  Klo  he  De 
Ciceronis  librorum  de  officiis  fontibus  (Greifswald  1889).     S.  38  f. 

207)  Das  16.  citirt  (s.  A.  184b)  La.  Di.  VII,  144.  Vgl.  A.  166.  Weiteres 
bei  Bake  S.  237.     Müller  S.  248b.  A.  1. 

208)  Das  1.  citirt  La.  Di.  VII,  142.  Wenn  Pseudo-Philon  wirklich 
durch  P.  den  Anstoss  zu  seiner  Schrift  von  der  Unzerstörbarkeit  der  Welt 
erhielt  (s.  C.  32.  A.  426),  so  geschah  es,  wie  aus  A.  165  erhellt,  durch 
diese  Schrift.     Vgl.  Müller  S.  248 b.  A.  2. 

209)  Nur  von  Eustath.  z.  II.  M,  386.  p.  910,  40  ff.  ausdrücklich  ge- 
nannt.    Vgl.  Müller  S.  248b.  A.  6,  doch  s.  A.  168. 

210)  Macrob.  Sat.  I,  23,  7. 

211)  Das  2.  citirt  La.  Di.  VII,  149.  Weiteres  bei  B  a  k  e  S.  47  ff. 
Müller  S.  249a.  A.  3. 

212)  Das  1.  B.  citirt  La.  Di.  VII,  91.  Weiteres  bei  Bake  S.  189  ff. 
Müller  S.  249a.  A.  5. 

213)  Galen,  de  plac.  Hipp,  et  Plat.  VIII  (T.  V.  p.  653)  unmittelbar 
nach  den  A.  168  angef.  Worten:  xai  [isvxoi  %ai  xbv  nsql  xcov  ccqsxcöv  Xoyov 
£7ti  xavxotig  xccig  aQ%aig  OQ&iog  cpr\Gi  7t£Qaiv£6d-(u7  xai  8bUvv6lv  ctvxb  dioc 
[isydXris  nqay^axsCag  Idiu  y£yQcc(i{i£vr}g  avxä  (wenn  hiemit  nicht  etwa  der 
'H&wbg  Xöyog  gemeint  ist). 

214)  Das  1.  citirt  Galen.  V.  469  ff,  welcher  hier  und  an  anderen  Stellen 
reichhaltige  Mittheilungen  aus  diesem  Werke  macht,  vgl.  A.  168.  213. 
S.  Bake  S.  194  ff.  146  f.     Müller  S.  249a.  A.  8. 

215)  La.  Di.  VII,  54,  vgl.  Sex.  Math.  VII,  93.  Bake  S.  231.  Corssen 
Diss.  S.  17  ff.  „Ohne  Zweifel  mit  Polemik  gegen  Karneades  und  auch  wohl 
den  Epikureer  Zenon".    (Schmekel). 

216)  Nicht  IlQoxQSTtxiHu ,  wie  Bake  S.  36.  245  und  Müller  S.  250 
glaubten,  s.  Hirzel  III.  S.  349.  A.  1.  Vgl.  La.  Di.  VII,  91.  129  (s.  A.  167). 
Bake  S.  37—39.  Dieselben  waren,  wie  schon  gesagt  (A.  179),  die  Quelle 
von  Sen.  Ep.  90  und  ohne  Zweifel  von  Cicero  mit  benutzt  für  seinen 
Hortensius,  s.  Bake  S.  36,  Hirzel  S.  347  ff.  u.  bes.  Hartlich  De  exhor- 
tationum  a  Graecis  Romanisque  scriptarum  historia  et  indole,  Leipz.  Stud. 
XI.  1889.    S.  282—300.     Hartlich    verwirft  aber  (S.  290.    A.  1:    „haec  et 


Poseidonios  aus  Apameia.  147 

kennen217),  seine  Etöccyayri  nsgl  Is^scjs218)  und  seine  Briefe219) 
hervorgehoben  werden.  Die  Zahl  der  mit  Sicherheit  von  ihm 
nachweislichen  Schriften  beträgt  über  zwanzig220). 


similia  qui  statuunt,  quas  res  et  quomodo  veter  es  traetaverint  in  protrepticis, 
se  ignorare  confitentur")  mit  Recht  die  Behauptung  von  Usener  Epicurea 
S.  LVII  f.  (vgl.  C.  32.  A.  268  z.  E.),  dass  auch  Cic.  Tusc.  V,  24,  68  —  28,  82 
aus  denselben  geschöpft  sei,  nimmt  dagegen  besonders  auf  Grund  von 
Sen.  a.  a.  0.  im  Gegensatz  zu  Hirzel  III.  S.  346  f.  mit  grösster  Wahrschein*- 
lichkeit,  ja  mit  Gewissheit  an,  dass  solche  Stellen  in  den  Tusculanen,  in 
welchen  schwungvoll  das  Lob  der  Philosophie  verkündet  wird,  wie  1,25,  61  f. 
(Corssen  Diss.  S.  14.  Anm.  dehnte  dies  mit  Recht  auf  25,  60  —  27,  66  aus) 
und  V,  2  f.  (s.  schon  Bake  S.  36)  wirklich  aus  dieser  Quelle  stammen,  und 
zeigt,  dass  P.  hier  den  Protreptikos  des  Aristoteles  benutzt  hat,  bezieht 
aber  (S.  286)  recht  verkehrt  hierauf  das  von  Strab.  III.  104  (s.  A.  181) 
klar  genug  in  einem  ganz  anderen  Sinn  und  Zusammenhang  dem  P.  vor- 
geworfene 'AqlötotsXi&lv. 

217)  Wenn  anders  es  eine  solche  überhaupt  gab  und  man  sich  wenigstens 
so  weit  auf  Hieronymos  im  Trostschreiben  an  Heliodorus  (Epitaph.  Nepo- 
tiani)  verlassen  darf  (s.  Hirzel  III.  S.  350  ff.),  wo  es  (Ep.  LX,  5)  heisst: 
legimus  Crantorem,  cuius  volumen  ad  confovendum  dolorem  suum  secutus 
est  Cicero :  Piatonis  Diogenis  (!)  Clitomachi  Garneadis  (!)  Posidonii  ad 
sedandos  luctus  opuscula  percurrimus,  qui  diversis  aetatibus  diversorum 
luctum  vel  libris  vel  epistulis  minuere  sunt  conati.  Jedenfalls  versteht  der- 
selbe, wie  zuerst  P.  Corssen  Rh.  M.  XXXVI.  S.  520—523  richtig  erkannt 
hat,  ein  eignes  Trostschreiben  und  nicht,  wie  Bake  S.  247  (dem  Müller 
S.  249 a.  A.  8  folgt)  vermuthete,  die  Schrift  hsqi  ncc&wv.  Wenn  es  existirte, 
so  kann  es  ferner  unmöglich,  wie  dies  die  Consequenz  der  Ansicht  Corssens 
(s.  A.  220)  sein  würde  (s.  Hirzel  III.  S.  342—354),  mit  zu  den  TlQotQE7CTLKOL 
gehört  haben,  vgl.  Hartlich  S.  290.  A.  1.     Hirzel  S.  349.  A.  1. 

218)  La.  Di.  VII,  60,  vgl.  62.  Qnintil.  III,  6,  37.  Bake  S.  232  ff.  Vgl. 
C.  35.  A.  21. 

219)  Cic.  Off.  III,  2,  10  (vgl.  A.  160),  vgl.  ad  Att.  II,  1,  2   (s.  A.  158). 

220)  Vgl.  die  Uebersichten  bei  Bake  S.  231—255  und  Müller  S.  248  f., 
die  jedoch  nach  dem  Obigen  etwas  zu  modificiren  und  ferner  dahin  zu 
berichtigen  sind,  dass  P.  nicht  nsgl  nsvov  schrieb,  s.  Diels  Doxogr.  S.  9. 
Die  Zahl  der  oben  nächst  den  Historien  angeführten  Schriften  beträgt  17, 
dazu  kommen  die  Historien  selbst,  nsQl  coxeuvov,  die  Meteorologie,  der 
Commentar  zu  Piatons  Timaeos,  die  geometrischen  Arbeiten,  die  Schrift 
über  die  Grösse  der  Sonne  und  der  Vortrag  gegen  Hermagoras  (s.  A.  159. 
169.  183.  184 b.  185  ff.).  —  Noch  ist  hier  anhangsweise  eine  den  P.  be- 
treffende Frage  der  Quellenuntersuchung  zu  besprechen.  Corssen  hat 
unter  Beistimmung  von  Diels  (in  dem  A.  168  z.  E.  angef.  Aufsatz)  sehr 
scharfsinnig  zu  erhärten  gesucht,  dass  dem  ersten  Buche  der  Tusculanen 
so  wie  auch  der  Consolatio  des  Cicero  die  Trostschrift  des  P.  zu  Grunde 
liege,  und  Poppelreuter  Quae  ratio  intercedat  inter  Posidonii  ksqI  nccd'äv 
TtQccyiiccTsiccg  et  Tusculanas  disputationes  Ciceronis,  Bonn  1883.  8.  (Doctord.) 

10* 


148      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Dreissigstes  Capitel. 

Die  späteren  alexandrinisclien  und  sonstigen  Grammatiker1). 

Hestiaea    von    Alexandreia,    eine    Grammatikerin,    welche 
bereits    vor    Demetrios    von    Skepsis    thätig    war,    schrieb    eine 

hat  danach  ohne  rechten  Beweis  den  P. ,  nämlich  dessen  Schrift  tcsql  -irad'öav, 
auch  für  die  Quelle  des  dritten  und  vierten  Buchs  erklärt.  Beide  An- 
nahmen hat  dann  Hirzel  III.  S.  342  ff.  bekämpft,  und  die  Poppelreuters 
ist  in  der  That  völlig  bodenlos.  Auch  was  Hirzel  gegen  Corssen  geltend 
macht,  ist  zum  Theil  richtig  (vgl.  auch  Schwenke  Jahresber.  XXXV. 
S.  80  f.),  aber  freilich  auch  nur  zum  Theil,  und  wenn  er  seinerseits  für  alle 
fünf  Bücher  den  Philon  von  Larisa  an  die  Stelle  setzt  (s.  C.  32.  A.  247), 
so  hat  wenigstens  mich  (gleich  Schwenke)  dies  mindestens  ebenso  wenig 
überzeugt  als  Corssens  Annahme.  Vielmehr  scheint  mir  (gleich  Bure  seh 
Consolationum  .  .  .  hist.,  Leipz.  Stud.  IX.  S.  95),  worüber  ich  mich  hier 
freilich  nicht  auslassen  kann,  die  Ansicht  früherer  Forscher,  nach  welcher 
es  mit  den  Tusculanen  ähnlich  steht  wie  mit  dem  dritten  Buch  de  offieiis, 
so  dass  jeder  Versuch  bestimmte  durchlaufende  Quellen  aufzusuchen, 
von  vorn  herein  ein  vergeblicher  ist,  fort  und  fort  die  richtige.  Man  lese 
nur  die  eigne  zweifelnde  Aeusserung  Corssens  Diss.  S.  8:  „si  modo  Giceroni 
haec  conscribenti  aliquod  continuum  scriptum  ad  manus  erat  etc.".  So  viel 
freilich  wird  Corssen  gegen  Hirzel  zuzugeben  sein,  dass  in  der  That  P. 
am  Stärksten  benutzt  ist,  denn  mit  Recht  beruft  sich  hiefür  Schmekel 
darauf,  dass  eine  ähnliche  Mischung  stoischer,  platonischer  und  pytha- 
goreischer Anschauungen  wie  bei  Cic.  in  den  Tusc.  sich  auch  bei  Varro 
(vgl.  auch  Schmekel  De  Ovid.  Pyth.  doctr.  adumbr.  S.  55  ff.)  findet,  deren 
gemeinsame  Quelle  kaum  ein  Anderer  als  P.  gewesen  sein  kann,  sicher 
nicht  Philon.  Eine  Grundlage  jedoch  von  Corssens  Beweis  sind  die 
Uebereinstimmungen  mit  Sen.  Ep.  90,  danach  müssten  aber,  wie  Hirzel 
S.  343  ff.  richtig  bemerkt,  die  Quelle  wie  dort  so  auch  in  Tusc.  I  vielmehr 
die  IlQorQS7tTiKOL  sein  (vgl.  Corssen  Diss.  S.  9.  23  f.  und  oben  A.  179.  216), 
was  aber  schlechthin  unmöglich  ist  (s.  A.  217,  vgl.  Hartlich  S.  290.  A.  1). 
Mit  Recht  macht  Hirzel  S.  350  ff.  ferner  gegen  Corssen  Rh.  M.  a.  a.  0. 
S.  522  f.  geltend,  dass  nach  jenem  ausdrücklichen  Zengniss  des  Hieronymus, 
auf  welches  Corssen  sich  stützt  (s.  A.  217),  gerade  so  gut  wie  nach  dem 
des  Plin.  N.  H.  Praef.  §.  22,  der  noch  dazu  Ciceros  eigne  Worte  anführt 
(s.  C.  2.  A.  565),  Cicero  in  der  Consolatio  vielmehr  Krantors  Trostschrift 
unmittelbar  benutzt  hat,  daher  denn  auch  hieran  gar  nicht  zu  zweifeln 
ist.  Ebendesshalb  vermag  ich  aber  auch  nicht  abzusehen,  warum  nicht  im 
1.  und  3.  B.  der  Tusc.  ein  Gleiches  geschehen  sein  oder  auch  (s.  C.  2. 
A.  566)  Cicero  seine  eigne  Consolatio  ausgeschrieben  haben  und  die  vielen 
Uebereinstimmungen  mit  dem  Trostschreiben  des  Plutarchos  an  Apollonios 
(s.  Corssen  Rh.  Mus.  a.  a.  0.  S.  510—513)  einfach  hierin  ihre  Erklärung 
finden  sollten,  während  die  Parallelen  mit  Sex.  Pyrr.  III,  226—231  sich 
doch  füglich  auch  anders,  als  Corssen  will,  z.  B.  durch  mittelbaren  Ein- 
fluss  des  Cic.  auf  Sex.  erklären  lassen.    Denn  wenn  Corssen  (S.  519)  meint, 


Hestiaea.     Xenon.     Hellanikos.  149 

Untersuchung  darüber,  ob  das  homerische  Ilion  an  derselben 
Stelle  gelegen  habe  wie  die  spätere  gleichnamige  Stadt2). 

Xenon  stellte  zuerst  die  hernach,  wie  vorhin  bemerkt3), 
von  Aristarchos  in  einer  eignen,  gegen  ihn  gerichteten  Ab- 
handlung bestrittene  Behauptung  auf,  dass  die  Odyssee  nicht 
von  Homeros  sei4).     Dieser  Behauptung  schloss  sich  dann 

Hellanikos  an,  welcher,  wie  auch  schon  früher5)  bemerkt 

der  übereinstimmende  Satz  bei  Cic.  §.  93,  wo  für  denselben  Kallimachos 
(Fr.  363)  citirt  wird,  und  Plut.  113  E.  F  beweise,  dass  Beide  den  Krantor 
nur  durch  Vermittlung  desselben  Zwischengliedes  benutzt  hätten,  so  steht 
einmal  für  Cicero  das  die  Consolatio  betreffende  Zeugniss  entgegen,  und 
im  Uebrigen  ist  auf  C.  2.  A.  567  zu  verweisen.  Endlich  sieht  sich  Corssen 
(S.  519  f.)  folgerichtig  durch  den  ähnlichen,  aber  freilich  grundverschieden 
ausgedrückten  Gedanken  bei  Cic.  §.  90  und  im  pseudo-platonischen  Axiochos 
365  D  zu  der  mehr  als  unwahrscheinlichen  Annahme  (s.  C.  2.  A.  65)  ge- 
drängt, dass  auch  der  Verfasser  des  letzteren  den  P.  benutzt  habe  und 
also  frühestens  erst  dessen  Zeitgenosse  gewesen  wäre.  Als  ob,  weil  Cicero 
und  dieser  Pseudo- Piaton  beide  (sei  es  nun  unmittelbar  oder  mittelbar) 
aus  Krantor  geschöpft  haben,  nicht  dieser  (wie  Corssen  S.  506.  518  f. 
zeigt)  epikureische  Gedanke  auf  verschiednen  Wegen  zu  Beiden  gelangt  sein 
könnte  (wenn  er  nicht  etwa  gar,  wie  Bure  seh  a.  a.  0.  S.  53.  A.  4  meint, 
von  Prodikos  auf  Pseudo-Platon  und  Epikuros  übergegangen  ist),  oder  als 
ob  die  sonstigen  etwaigen  Anklänge  des  Axiochos  an  epikureische  und  allen 
Stoikern  gemeinsame  Anschauungen  (s.  C.  2.  a.  a.  0.)  irgend  Etwas  für 
eine  so  späte  Entstehungszeit  dieses  Dialogs  zu  beweisen  vermöchten.  Der 
einzige  Umstand,  welcher  mir  wirklich  imponirt,  und  welcher  auch  Usener 
a.  a.  0.  am  Meisten  imponirt  hat,  liegt  in  der  von  Corssen  S.  513  f.  ge- 
machten Ausführung,  und  so  gebe  ich  denn  allerdings  gerne  zu,  dass  hier 
das  letzte  Wort  noch  nicht  gesprochen  ist. 

1)  Blau  De  Aristarchi  diseipulis,  Jena  1883.  8.  Vgl.  Beccard  De 
scholiis  in  Homeri  Iliadem  Venetis  (A),  Berlin  1850.  S.  58—76.  J.  La  Roche 
D.  homer.  Textkrit.  S.  68—78. 

2)  Strab.  XIII.  599.  nuQaxlQ'riai  d'  6  Jrj^xQiog  (Fr.  26)  *ccl  xr\v  'AXs&v- 
ÖQivrjv  'Eoxlcllccv  (iccQxvQd  xi]v  avyyqäipaGav  nsql  xfjg  'OfirjQOv  'iXiadog, 
7tv% Q'ccvofisvrjv  st  nsql  xr\v  vvv  noXiv  b  noXetiog  övvsoxr].  Schol.  B  II.  F,  64. 
'Eaxiccia  cprjciv  r\  yquiib[iccxiY.Yi  oxl  nsSiov  soxl  %qvoovv  nccXovfievov,  iv  a> 
XQVGrjv  'AcpQodixrjy  Tt/LiaG'ö'at ,  xcu  elvai  ovxoag  %Qvar\g  'AcpQodixrjg  lsqov. 
Eustath.  z.  d.  St.  p.  384,  20 f.  f]  ds  yQafificcxLyir]  ^IöxiocCa  ksölov  elvcci  cpr^ol 
XQvaovv  xccXovfisvov,  iv  co  %Qvar\g  Acpgodixrjg  vsqov  xat  xi\lt\  ,  vgl.  z.  B,  538. 
p.  280,  19.  i\v  de  -aal  yvvrj  aoepf]  'AXs^ccvdQLvrj  neexä  xbv  •  yecoyQcccpov  xr\v 
nXrJGLv  'Iöxlccicc  77  *E6xicclu  GvvsiG£vsynovad  xi  %c£i  avxrj  stg  xtjv  'iXiuda 
*0(ir'iQov. 

3)  C.  16.  A.  101. 

4)  Prokl.  V.  Hom.  p.  27,  66  f.  W.  'Odvöceiccv,  rjv  Sivcov  ncci  *EXXccvinog 

OCCpOUQOVVXCCl   ccvxov. 

5)  C.  12.  A.  97. 


150     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

wurde,  ein  Schüler  des  Agathokles,  eines  Schülers  von  Zeno- 
dotos, und  also  ein  Enkelschüler  des  Letzteren  gleich  Aristarchos 
und  mithin  dessen  und  zwar  vermuthlich6)  älterer  Zeitgenosse 
war7).  Diese  beiden  Männer  sind  die  ebenhievon  so  genannten 
Chorizonten8). 

Romanos,  spätestens  ein  Zeitgenosse  des  Aristarchos,  von 
welchem  auch  er,  wie  wir  gleichfalls  bereits  sahen9),  in  einer 
eignen  Abhandlung  bekämpft  wurde,  scheint  sich  hauptsächlich 
mit  homerischer  Worterklärung  beschäftigt  zu  haben10). 

Ueber  Asklepiades  von  Alexandreia  s.  C.  26n). 

Athenokles  von  Kyzikos12),  vermuthlich  ein  Zenodoteer 
oder  Aristophaneer,  schrieb  Jtegl  fO[irjQov13)  und  war  spätestens 
ein  Zeitgenosse  der  unmittelbaren  Schüler  des  Aristarchos14). 


6)  Da  Aristophanes  von  Byzantion  Schüler  des  Zenodotos  erst  in  dessen 
letzten  Lebensjahren  und  Aristarchos  wiederum  Schüler  des  Aristophanes 
erst  in  dessen  vorgerücktem  Lebensalter  ward,  s.  C.  12.  A.  32.  69.  C.  16. 
A.  10.  85.  Nimmt  man  an,  woran  Nichts  hindert,  dass  H.  gegen  20,  ja 
30  Jahre  älter  als  Aristarchos  war,  so  fällt  damit  der  von  Busch  Biblio- 
thecar.  Alex.  S.  10.  A.  18  auch  aus  diesen  Verhältnissen  gezogne  Schluss, 
Zenodotos  könne  nicht  schon  um  245,  sondern  erst  um  235  gestorben  sein. 

7)  S.  A.  17. 

8)  Grauert  Ueber  die  homerischen  Chorizonten,  Rhein.  Mus.  1827. 
S.  199—211  (veraltet).  Sengebusch  Diss.  Hom.  prior  S.  57  f.  Gegen 
diese  %(OQL^ovteg  setzte  Aristarchos  überdies  an  zahlreichen  Stellen  die 
Diple  (s.  Aristonik.  z.  B,  356.  649.  X,  476.  A,  147.  692.  Itf,  96.  JV,  365. 
17,  747.  4>,  416.  550,  Weiteres  b.  Sengebusch,  vgl.  Anecd.  Ven.  bei 
Reifferscheid  Sueton.  p.  143.  r\  pev  ovv  dinlr}  hcc&ccqcc  ■nccQcc'Asixat.  .  .  . 
nQog  rovg  Xsyovzag  (irj  slvcct  xov  ccvtov  noirjtov  'iXiada  -aal  Ödvaosiccv), 
gegen  H.  allein  gleichfalls  hie  und  da  (s.  Ariston.  z.  E,  269  =  Cramer 
Anecd.  Paris.  III.  284,  1  f .  ol  naql  ''EXXccvlxov,  vgl.  dens.  z.  O,  651,  Weiteres 
b.  Sengebusch).  Noch  s.  über  H.  Et.  M.  p.  370,  41  f.  'EQspßovg  (Od.  d,  84, 
vgl.  C.  26.  A.  30)  dl  [isv  rovg  'Aqccßccg  cpccciv ,  cos  'EXXavixog. 

9)  C.  16.  A.  100. 

10)  S.  die  Sammlung  der  von  ihm  handelnden  Stellen  bei  Senge- 
busch a.  a.  O.  S.  59,  wo  aber  Didym.  z.  N,  374  fehlt.  Der  Name  ist  bald 
Kouiiccvog,  bald  Kopccvog  geschrieben. 

11)  Und  zwar  dort  besonders  A.  98. 

12)  Didym.  z.   25,  409.    'A&rjvoiiXriQ  d'  6   Kvgiyirivog  pccXXov  'Aqloxccqxov 

■HCitCCKOVOOV    XCÖV  '0[17}QIHC0V    £7tC0V .  X.  1.  X. 

13)  Didym.  z.  Z,  71. 

14)  Da  von  diesen  Ammonios  gegen  ihn  schrieb,  s.  A.  35.  38,  und 
Chaeris  bei  Didym.  a.  a.  O.  (vgl.  A.  129)  gegen  ihn  zu  polemisiren  scheint, 
s.  Blau  S.  11.  A.  2  u.  S.  59.  Wenn  der  Ausdruck  des  Didym.  z.  g,  503. 
nai  6  'A%"i]voY.Xrig    TtqojfttTSi  (vgl.  zu  £,  144.    xal  34&7]vov.Xf^g  8\   vncomsvas 


Konian.     Athenoki.     Ptolem.     6  'Enift.     Asklep.  v.  Nik.     Chares.     151 

Ptoleniaeos15),  ein  Schüler  des  Hellanikos,  erhielt  wegen 
seiner  heftigen  Polemik  wider  Aristarchos,  gegen  welchen  er 
sich  möglichst  des  Zenodotos  annahm16),  den  Beinamen  6  'Eiti- 
d'etrjg  und  schrieb  rtegl  rav  jrap'  eO{irJQ<p  Tt^rjycov  (?)  und 
einen  Commentar  zur  Odyssee17),  aber  auch  tcsql  'Iliudog 
in  mindestens  2  Büchern18). 

Vor  Aristarchos  wirkten  die  Schüler  des  Rhoders  Apollonios. 
Einer  derselben, 

Asklepiades  vermuthlich  aus  Nikaea,  scheint  auffallender- 
weise zuerst  gegen  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  in  Alexandreia 
gelehrt,  dann  aber  sich  nach  Pergamon  gewandt  zu  haben19). 
Auch  wird  man,  wie  schon  gesagt,  vielleicht  annehmen  dürfen, 
dass  er  unter  Anderem  eine  Erläuterungsschrift  zu  dem 
Argonauten  gedieht  seines  Lehrers  verfasste,  in  welchem  er 
über  die  von  Apollonios  benutzten  Quellen  handelte20).  Sicher 
ist  es,  dass  ein  anderer  Schüler  jenes  Dichters, 

Chares,  wie  ebenfalls  bereits  bemerkt  wurde21),  tcsqI 
lötoQicov  tov 7A7toXX(ovCov  schrieb22),  und  zwar  in  mindestens 
4  Büchern23). 

tov  6tl%ov)  genau  wiedergegeben  ist,  so  wirkte  er  sogar  schon  vor  Aristar- 
chos, war  also  spätestens  dessen  älterer  Zeitgenosse.  Vgl.  Ludwich  z 
d.  St.:  „Daraus  machte  Eust.  1769,  10.  cpsostai  ds  naga  zoig  nccXcuoig  neu 
ort  'A&rjvoyiXfig  cc&stsl  sv  xotg  qji&sigi  xä  k'nrj :  aber  in  nQorjd'stsi  liegt,  dass 
Aristarch  der  Athetese  beitrat",  andrerseits  aber  La  Roche  S.  70. 

15)  Beccard  S.  62—64.  Sengebusch  a.  a.  0.  S.  68f.  La  Boche 
S.  76  f. 

16)  Didym.  z.  B,  111.  6  'Emd'strig  ds  TltoXsficcLog  xccg  Zrjvodotov  yoatpccg 
BKti&eiisvog.   H,  37.  249.    Vgl.  Lud  wich  Aristarchs  hom.  Textkr.  I.  S.  48. 

17)  Suid.  IltoXs[icciog ,  yqcc^iiatiY.6g1  6  'Enid'strjg  xXrj&sig,  diöti  snsftsto 
(so  Villoison  f.  si'nsto)  x<p  'AQiatÜQ%(p.  dirj-urj-KOSL  d'  <EXXctvC%ov  xov  yo<x(i- 
Ha.tiv.ov ,  o  d'  'Aya&o-nXsovg ,  o  ds  Zrjvodotov  tov  'Ecpsciov.  syaaips  nsql 
tmv  tcccq'  'Ohj'jqo)  nXrjyav  (?  s.  Bernhardy  z.  d.  St.),  V7t6(ivrjfia  stg  xi\v 
'OdvGGsiav. 

18)  Didym.  z.  B,  196.  nccl  IltoXspctLog  ds  6  'Em&strig  sv  tu  nowtm  nsgl 
'iXiddog  'AoLOtdoxsLov  bfioXoysi  tr\v  ygcccpriv.  Noch  wird  er  angeführt  Schol. 
Find.  Ol.  V,  44.  TltoXs^cLiog  6  'Eni&strig  xovg  sv  Avdla  avXovg  qp^ert  äoco- 
tsvsiv  sv  xfj  tsxvrj. 

19)  S.  C.  26.  A.  85. 

20)  C.  14.  A.  43.  71.    C.  26.  A.  98.         21)  C.  14.  A.  70. 

22)  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  1052.  Zxv[iq)7)Xi'deg  ds  Xsyovxat  nsoi  avzr\v 
(näml.  2Jtvnqpr]Xidcc  Xifivrjv)  ogviftsg,  dg  nXcoidag  slnsv  'AnoXXcaviog.  ovtco 
ds  avtocg  ovoyba&G&ui  ZsXsvxog  sv  2v[i[iL7itoig  hcu  Xdorig  avtov  tov  'AnoX- 
Xcaviov  yvaoiiiog  sv  ta  tcsqI  tatOQimv  tov  AnoXXtoviov.    Gerade  die  Analogie 


152     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Sonstige  Schüler  des  Apollonios  werden  nicht  erwähnt;  dass 
indessen  seine  Wirksamkeit  in  Rhodos  dort  dauernde  Spuren 
hinterliess,  dafür  scheint24)  die  Thätigkeit  des  Attalos  und  die 
philologische  Richtung  zu  sprechen ,  welche  später  noch  ein 
anderer  Rhoder,  der  stoische  Philosoph  Panaetios,  von  Jugend 
an  einschlug25),  dessen  jüngerer  Zeitgenosse,  der  Aristarcheer 
Dionysios  der  Thraker,  sodann  gerade  dort  seinen  Wirkungs- 
kreis fand. 

Attalos  von  Rhodos26)  nämlich,  ein  philologisch  gebildeter 
Mathematiker  und  Astronom27),  älterer28)  Zeitgenosse  des  Hippar- 
chos  und  also  mit  Aristarchos  und  Krates  von  Mallos  ungefähr 
derselben    Zeit    angehörig,   besorgte,    wie    wir  bereits   sahen29), 


dieser  Schrift  mit  der  muthmasslichen  des  Asklepiades  bestärkt  aber  die 
Vermuthung,  dass  Letzterer  nicht  erst,  wie  uns  berichtet  wird,  der  Myr- 
leaner,  sondern  bereits  der  Schüler  des  Apollonios  gewesen  sei. 

23)  Pseado-Apulei.  de  orthogr.  §.  2 ,  wo  über  Busiris  und  Herakles  ge- 
handelt wird  auctore  Argone  in  quarto  Apollonii  commentario  et  Pherecyde 
(Fr.  33  f.).  Für  Argone  ist  mit  Recht  Charone  verbessert,  und  da  sonach, 
wenn  anders  auf  dies  Citat  überhaupt  Etwas  zu  geben  ist,  der  Name 
zwischen  Chares  und  Charon  schwankt,  überdies  Apollonios  von  Naukratis 
gebürtig  war  (s.  C.  14.  A.  48),  so  ist  es  möglich,  dass  dieser  Charon  (wie 
Joensen  De  Script,  h.  ph.  II,  7,  4  vermuthete)  der  Naukratit  war,  von 
dem  es  bei  Suid.  heisst:  Xdgcov  Nccvngatirrjg ,  i6zogix6g.  'Isgsig  rovg  iv 
Als^avögsLcc  %<xl  rovg  iv  Alyvnxw  nai  td  inl  skccotov  7tgcc%d'evztt,  Ba6iXsig 
rovg  in  TtaXatov  yeyovozag  iv  8-Kccotm  i'&vei,  xat  negi  Navugdzsajg^  nca 
äUa  Tivd  negi  Alyvnzov.  Vgl.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  360.  Schol.  Apoll. 
Rh.  IV,  1470  ist  das  verderbte  ccvzb  %dgig  (worans  bei  Müller  a.  a.  0. 
S.  346  seltsamerweise  Autocharis  geworden  ist)  nicht  mit  Heringa  , 
wie  Keil  gethan  hat,  in  ccvzo  Xccgcct;  zu  verbessern,  wenn  anders  Müller 
III.  S.  636  den  Charax  richtig  erst  in  die  Zeiten  von  Hadrianos  und  dessen 
Nachfolgern^setzt,  auch  nicht  mit  Spitzner  in  avxb  Xdqmv^  sondern  ein- 
fach in  ccvxo  Xdgrjg,  wenn  wir  auch  nicht  wissen,  welcher  Chares  diese 
mindestens  2  Bücher  XgovLyid,  deren  erstes  hier  citirt  wird,  geschrieben  hatte. 

24)  Wie  Maas s  in  der  A.  26  anzuführenden  Schrift  S.  III  bemerkt. 
26)  S.  C.  28.  A.  19.  34.  58.  59.  71.     Vielleicht  war  durch  Asklepiades 

eine  Verbindung  zwischen  den  rhodischen  und  den  pergamenischen  Philologen 
vermittelt  worden,  so  dass  in  Folge  von  ihr  Panaetios  sich  gerade  zu  Krates 
nach  Pergamon  in  die  Schule  gegeben  haben  mag. 

26)  Maass  De  Attali  Rhodii  fragmentis  Arateis,  Greifswald  1888.  4. 

27)  Hipparch.  I.  p.  1004  A  Vict.  (p.  172  Pet.).  =  Fr.  2  unmittelbar 
nach  den  A.  30  angef.  Worten:   6  %a&'  rjfidg  (la&rjfiatLnog. 

28)  Da  Hipparchos,  dem  allein  wir  unsere  Kenntniss  der  Arbeiten  des 
A.  verdanken,  seinen  Commentar  eben  erst  nach  diesen  schrieb. 

29)  C.  10.  A.  49. 


Attalos  von  Rhodos.     Ammonios.  153 

eine  kritische  Ausgabe  der  <D(xiv6{i£vcc  des  Aratos  und 
schrieb  einen  Commentar  zu  denselben,  in  welchem  er  eifrig 
bemüht  war  die  Richtigkeit  der  astronomischen  Angaben  dieses 
Dichters  zu  vertheidigen30),  und  man  darf  wohl  vermuthen,  dass 
er  seine  grammatischen  Studien  bei  einem  Zögling  des  Apollonios 
gemacht  hatte.  Sein  Vorhaben  gelang  ihm  denn  auch  zum 
Theil31),  weit  öfter  aber  verfehlte  er  sein  Ziel,  indem  er  bald, 
obgleich  Fachmann,  selber  die  nöthige  Sachkunde  vermissen 
Hess,  bald  zu  gezwungenen  Erklärungen  oder  verfehlten  Con- 
jecturen  griff32).  Viel  seltner  suchte  er  umgekehrt  dem  Aratos 
Irrthümer  nachzuweisen,  war  aber  auch  dabei  wiederum  keines- 
wegs durchweg  im  Recht33). 

Ueber  Drakon  s.  u.  (A.  291  ff.). 

Ammonios  von  Alexandreia34),  Sohn  des  Ammonios,  Schüler 
und  Lehrnachfolger  des  Aristarchos35),  verfasste  ausser  der  Schrift 
tisqI  tov  [IT}  yeyovevai  itlsCovg  ixdoöeig  trjg  jAqi6x<xq%ov 


30)  Hipparch.  I.  c.  4.  p.  1013  A  (178  P.)  =  Fr.  1.  "AxxccXog  tcugl  6%e8ov 
xoig  vnb  xov  'Aquxov  X^yopsvoig  ntol  xcov  ovqccvlcov  GvvsniyqucpExoa  atg  av[i- 
cpcovtog  xolg  cpcavoybsvoig  vti  ccvxov  Xsyo^isvoig,  itXr]v  scp'  avog  %cci  öevxsqov 
(vgl.  A.  31)  x.  x.  X.  Dann  folgen  zwei  Anführungen  aus  dem  einleitenden 
Schreiben,  mit  welchem  A.  diese  Arbeiten  einem  seiner  Freunde  oder 
Schüler  widmete  (vgl.  auch  Fr.  1  b.  Hipp.  I.  c.  4.  p.  1013  A.  p.  178  P.): 
Xtysi  yovv  sv  xw  ngooifiLm  xov  xqonov  xovxov  „ölo  drj  xo  xs  xov  Aqclxov 
ßißXiov  s^ccnsoxdXyicciisv  60i  dicogd'cofisvov  vcp'  r}(iav  %aX  xr\v  hh;r\yi\Giv  ccvxov, 
xolg  xs  cpcavofisvoig  %%uoxa  avuqpcovcc  noir]Gctvxsg  xca  xoig  vnb  xov  noirjxov 
yeyQ<x[i[ievoLg  av.oXovfta".  viai  tcccXiv  s^rjg  qprjüiv'  „xu%ct  8s  xivsg  S7ti£r}xov6t. 
xivi  Xoyco  7tsi6\Tsvxsg  qpafisv  ccnoXov&cog  xij  xov  noir\xov  7tQ0cuQB6SL  xrjv  8l6q- 
&(06iv  xov  ßißXCov  n£7ioir\6ft'ca.  r)[isig  8'  avctyncaoxdxrjv  alxCav  a7to8i8o[iEV 
xi]v  xov  noirjxov  nqog  xcc  cpccivousvct  6V[iapcoviciv".  S.  ferner  bes.  I.  1004  A 
(vgl.  A.  27).  h£,i\yr\6iv  \isv  ovv  xcöv  'Aqccxov  ^aivofisvcov  kclI  aXXoi  nXsovsg 
6vvxsxa%u6iv ,  S7ti[ieXs()Xccxcc  8s  öotisl  ndvxcov  "AxxaXog  %.  x.  X.  und  ausserdem 
die  anderen  Fragmente. 

31)  Maass  S.  XXV  f.:  „erunt  fortasse  qui  Hipparchi  refutatione  com- 
moti  dignum  Atlalum  opinentur  qui  in  tenebras  reiciatur.  Ego  sentio  dliter 
et  cum  Iohanne  Henrico  Vossio  facto,  qui  passim  per  commentarium  ut  Arato 
ipsi  ita  Audio  Hipparchi  crisin  nimis  acerbam  et  iniquam  fuisse  annotavit: 
quae  compilare  nolo". 

32)  Es  genügt  hier  im  Allgemeinen  auf  die  Fragmente  zu  verweisen. 

33)  Fr.  5.  14.  16.  17.  22. 

34)  Blau  S.  5—13.     Vgl.  Beccard  S.  60f.     La  Roche  S.  68—70. 

35)  Didym.  z.  K,  397.  si'  xi  %Qrj  ni6xsvsiv  'ApiMovico  xat  SiccSstzaiisvat  xi\v 
a%oXr\v.  Aus  Suid.  'Afi^icoviog  'Afifiwviov  'AXs^avÖQSvg,  'AXs£ccv8qov  yvcögipog, 
og  neu  8is8s^axo  xi]v  6%oXr\v  'Aqioxuqxov  noo  xov  (iovoco%ri6cu  xov  AvyovGxov 


154      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

dLOQ&coöeag36)  noch  zwei  andere  auf  Homeros  bezügliche  Werke, 
eines  7Ceq\  zcov  vtco  ÜXcctcovog  ^srsv^vsy^ivcov  s%'0[t,rJQOv 
zur  Bestimmung  der  homerischen  Lesarten  Piatons37)  und  eine 
Streitschrift  gegen  Athenokles,  aus  welcher  uns  wiederum 
über  Lesarten  ein  paar  Notizen  erhalten  sind38),  und  so  scheint 
er  sich  denn  überhaupt  auf  diesem  Gebiete  vorwiegend  mit  der 
Textkritik,  und  zwar  als  ein  treuer  Anhänger  seines  Lehrers, 
beschäftigt  zu  haben  und  war  natürlich  eine  Hauptquelle  für 
Didymos  bei  dessen  Unternehmen  den  Text  des  Aristarchos  fest- 
zustellen39).    Aus   seinem   Commentar  zu  Pindaros   sind   da- 


schloss  Ähren s  Bncol.  II.  S.  XXXVII,  er  könne  unmöglich  der  unmittelbare 
Nachfolger  des  Aristarchos  und  dessen  Schüler  gewesen  sein,  sondern  sei 
ausschliesslich  erst  in  das  erste  Jahrh.  v.  Chr.  zu  setzen,  gleich  viel  ob 
man  unter  seinem  Lehrer  Alexandros,  wie  Einige  wollten  (s.  Blau  S.  6. 
A.  2),  den  Polyhistor  oder  einen  anderen  zu  verstehen  habe.  Allein  Rohde 
riyovs  b.  Suid.,  Rhein.  Mus.  XXXIII.  S.  168  f.  A.  1  hebt  mit  Recht  hervor, 
dass  Physkon  der  letzte  Ptolemaeer  ist,  nach  welchem  bei  Suid.  datirt 
wird,  und  dass  die  Zeitbestimmungen  bei  Letzterem  zwischen  dessen 
Regierung  und  Augustus  sämmtlich  ebenso  dürftig  oder  ungenau  sind  wie 
diese:  ngo  xov  %.  x.  X.  bedeutet  also  nur  diese  Zwischenzeit  145—30,  und 
die  zweifelnd  geäusserte  Vermuthung  von  Blau  (a.  a.  0.),  dass  'AXei-civdQov 
aus  'Aqioxccq%ov  verderbt  sei,  wozu  das  vor  ÖLsdei-ccxo  hinzugefügte  neu  gut 
stimmen  würde,  ist  daher  ansprechend,  obgleich  dann  das  wiederholte 
'Aqicxö.q%ov  etwas  Anstössiges  hat.  Freilich  ist  es  auffällig,  dass  schon  der 
unmittelbare  Nachfolger  des  Aristarchos  nöthig  gehabt  habe  zu  beweisen,  es 
gebe  von  Letzterem  nur  zwei  Homerausgaben  (s.  A.  36  u.  C.  16.  A.  108), 
allein  der  Zusatz  reo  diad.  xr\v  o%.  bei  Didym.  soll,  wie  schon  Lehrs 
Arist.3  S.  24  (1S.  27)  andeutete,  offenbar  das  Gewicht  bezeichnen,  welches 
gerade  auf  ihn  als  solchen  unmittelbaren  Nachfolger  zu  legen  sei.  S.  auch 
Didym.  z.  B,  111.  xovg  an'  ccvxov  (näml.  'Aqiüxccqxov)  .  .  .  Jiovvooöcoqov 
xbv  'AXsi-civdQEcc  -neu  'Afificoviov.     Vgl.  A.  91. 

36)  S.  C.  16.  A.  108.  Auch  der  Titel  tcsql  xr\g  eneHdod'si6r)g  diOQ&co- 
ösag  (näml.  'Aqioxccq%ov,  Didym.  z.  T,  365)  bezieht  sich,  wie  schon  Wolf 
Proleg.  S.  237.  A.  19  erkannte,  auf  dieselbe  Schrift  oder  vielmehr,  wie 
Beccard  S.  61  bemerkt,  auf  ihren  von  der  zweiten  Ausgabe  handeln- 
den Theil. 

37)  Didym  z.  I,  540.  Vgl.  Lehrs  Arist.3  S.  27.  A.  10  (XS.  31.  A.  1). 
Sengebusch  Jahrb.  f.  Philol.  LXVII.  S.  249  u.  a.  a.  0.  S.  123. 

38)  ÜQog  'Aftr\vo%Xia.  ovyyQccfifia,  Didym.  (?)  z.  T,  368.  H,  7. 

39)  Vgl.  Blau  S.  11.  Ausser  den  schon  angef.  Stellen  s.  Didym.  z. 
Z,  76.  O,  162.  Ueber  die  Nachricht  des  Nemesion  (nicht,  wie  Blau  a.  a.  0. 
seltsamerweise  meint,  des  Aristonikos)  in  Schol.  A  K,  398  'Afifimviog  de  6 
'AQLOxccQxeiog  x.  r.  X.  s.  Ludwich  a.  a.  0.  I.  S.  78  ff.  319.  II.  S.  138  ff.,  vgl. 
Friedlaender  Ariston.  S.  180. 


Ammonios.     Ptolemaeos  Pindarion.  155 

gegen  vorzugsweise  erklärende  Bemerkungen  auf  uns  gekommen40), 
und  sein  Werk  Kanadoviievoi*1),  wohl  das  erste  dieser  Art, 
beschränkte  sich  schwerlich  bloss  auf  die  von  Aristophanes  ver- 
spotteten Personen42).  Gleichfalls  ins  Gebiet  der  Komoedie  schlägt 
die  Schrift  itsQi  xg)v  'A&rjvriöiv  itacQidcov  ein43).  Endlich 
darf  man  wohl  noch  eine  andere  negl  7tQOCcodiag  oder  rtsgl 
'^tTLxrjg  7tQo6<pdCag  vermuthen44). 

Ptolemaeos    von   Alexandreia45)   mit  dem  Beinamen  Pin- 
darion46), Sohn  des  Oroandes,  schrieb  unter  Anderem47)  'O^irjQtTca 


40)  Schol.  Py.  IV,  44.  89.  313.  Nem.  III,  16.  IV,  53,  eine  Conjectur 
Ol.  I,  121,  ein  Urtheil  über  das  ganze  Gedicht  Py.  II,  1,  vgl.  Blau  S.  12. 

41)  Dieser  Titel  erhellt  aus  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1239,  s.  A.  170  und 
Susemihl  Ueber  eine  Schrift  des  Aristarcheers  Ammonios,  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXXIX.  1889.  S.  751  f.  Ohne  Zweifel  beziehen  sich  auf  dasselbe  Werk 
auch  die  übrigen  Anführungen  Schol.  Av.  1297.  Pac.  363.  Vesp.  947,  und 
schon  0.  Schneider  De  vet.  in  Aristoph.  schol.  fontib.  S.  92 f.  kam  dem 
Richtigen  nahe,  s.  A.  42. 

42)  Wie  0.  Schneider  a.  a.  0.  noch  glaubte.  Vielmehr  waren,  wie 
der  Titel  lehrt,  sicher  auch  die  betreffenden  Personen  bei  den  anderen 
Komikern  behandelt.  Die  Schrift  enthielt,  wie  aus  Schol.  Vesp.  1239 
(s.  A.  170)  erhellt,  ein  Verzeichniss  (dvayoacpr])  dieser  Personen  mit  den 
Nachweisen  über  dieselben. 

43)  Ath.  XIII.  567  a.  xoiavxl  ßißXCa  'Aaicxocpdvovg  nai  'AnoXlodcogov  xai 
'AfifimvLOV  Kai  'Avxicpdvovg  exl  ds  roqyCov  xov  'A&qvaiov ,  ndvxmv  xovxcov 
ovyyEyoacpoxcov  7teol  xcöv  'Aftf^vrioiv  szcciqiScov.  Die  Analogie  der  ent- 
sprechenden Schriften  des  Aristophanes  (s.  C.  16.  A.  48),  Apollodoros 
(s.  C.  27.  A.  54)  und  Kallistratos  (s.  C.  16.  A.  79)  und  dazu  die  der  Kco(i(p- 
dovpsvoi  genügt,  um  den  Zweifel  von  Westermann  Art.  Ammonius  in 
Paulys  Realenc.  und  Blau  S.  13  niederzuschlagen,  ob  nicht  Harles  den 
Verfasser  richtiger  in  dem  Peripatetiker  des  1.  Jahrh.  n.  Chr.  (wahrschein- 
lich mit  dem  Beinamen  6  AayuixoEvg)  gesucht  habe. 

44)  So  Blau  S.  12  f.  auf  Grund  verschiedener  prosodischer  Bemerkungen 
aus  A.:  Bekk.  Anecd.  p.  470,  8.  1006,  28  ff.  Herodian.  II.  p.  580,28.  Lentz.  Et.  M. 
Zlqol.   Cramer  Anecd.  Ox.  I.  168, 15  ff.   S.  aber  auch  Herodian.  II.  p.  309,  7  ff. 

45)  Blau  S.  17  f.     Vgl.  Beccard  S.  64.    La  Roche  S.  72. 

46)  Mit  diesem  allein  nennt  ihn  Sex.  Math.  I,  202,  s.  A.  52. 

47)  Suid.  IIxolsficiLog  'AXe^avÖQEvg,  yQa(i[iaxi7i6g,  og  insyiaXecxo  TLivda- 
Qtav ,  vlog  de  r\v  'Ogodvdov ,  [lad-rjxrig  'AoiaxdQ%ov.  Eyqaipsv  tO(irjQi'nd)v  vito- 
d£Ly(iäx(ov  ßißXia  y',  keqI  xov  '0(17}qlkov  %aoaw.xriQog ,  noog  Neo&aXtdrjv  nsol 
Xs^soog  (wenn  nicht  vor  tieql  Komma  zu  setzen  ist),  nsgl  xov  nag'  'On^om 
Ovxidog,  nsoi  AaxsQonctiov  xov  tzccq'  '0[iriQcp  [ivr}[iovsvo[iEvov  nal  sxEoa. 
Bei  Didym.  z.  E,  136.  695.  ®,  23.  389,  vgl.  (3,  222,  Herodian.  z.  K,  292 
und  Schol.  B  A,  120  (d-avfidaEiE  d'  av  xig  TIxoXEfiaLov  xov  'Ooodvdov  xrjv 
aitEiqiav  x.x.X.)  heisst  er  6  xov  'Ooodvdov,  Schol.  Paris.  £>,  163  u.  Schol.  T 
$,  356  6  Uiv8aoC(ov. 


15G     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  n.  a.  Grammatiker. 

vitode  Cynara  in  mindestens  3  Büchern48),  ferner  über  den 
homerischen  Stil49),  gegen  (oder  an?)  Neothalides,  %eq\ 
xqv  %aQ  eO[i7JQ<p  Ovtidog,  71sql  'dötSQOTtaiov  tot)  nag' 
'O^irJQco  nvr}[iovevo{ievovb0)  und  einen  Commentar  zum 
achtzehnten  Gesänge  der  Ilias51)  und  huldigte  in  der  Sprach- 
lehre gleich  seinem  Lehrer  Aristarchos  der  Analogie52),  wogegen 
er  in  den  aus  ihm  angeführten  Schreibweisen53)  fast  überall  von 
diesem  abwich54). 

Ptolemaeos  von  Askalon55),  welcher  später  in  Rom 
lehrte56),  gehörte,  wenn  er  wirklich  noch  ein  unmittelbarer 
Schüler  des  Aristarchos  war57),    doch    wenigstens  nicht  zu   den 


48)  Das  3.  wird  citirt  Schol  B  A,  120.     Ausserdem  s.  A.  47. 

49)  Citirt  von  Didym.  z.  &,  389.     Ausserdem  s.  A.  47. 

50)  P,  351.  Vgl.  Schol.  T  z.  d.  St.  Blau  S.  17.  A.  4:  „hinc  fortasse 
schol  Paris.  $,  163". 

51)  Didym.  z.  E,  136. 

52)  Sex.  a.  a.  0.  srixbg  sl  \ir\  xi  cprjGovGi  [irj  xryv  a.vxr\v  cvvrid,siccv  s%- 
ßaXXsiv  ccfia  hccI  nQüOLSoftcu,  dXX'  aXXrjv  [isv  s-xßccXXsiv  ccXXrjv  8s  itQoalsG&cci. 
onsQ  nai  Xsyovßiv  ol  anb  TltvSaQLcovog.  dvccXoyioc,  cpaütv ,  bfioXoyovfisvcog 
s%  xr\g  6vvr)Q'eiccg  oQ^iäxoci'  sgxl  yccQ  o(iolov  xs  xccl  dvofioiov  dscogicc,  xo  8  s 
ofioiov  nal  ävopoiov  eh  xr\g  8s8oY.iyiCLG^sv7]g  XafißccvExai  Gvvrj&Eiccg,  dedoni- 
IxaGfisvrj  8s  ncci  dq%OLioxdxi\  iöxlv  r  'Ofitfqov  noirfiig-  noirjua  yctQ  ov8sv 
7tQ8oßvx8QOv  tj-kev  slg  fjficcg  xijg  ekeivov  notr\GE(og  n.  x.  X.  Hiernach  dürfte 
eben  dieser  P.  derjenige  sein,  welcher  b.  Apoll.  Dysk.  de  coniunct.  Bekk. 
Anecd.  II.  508,  6  f .  o  ävocXoyrjxixog  genannt  wird. 

53)  S.  A.  47. 

54)  Beccard  a.  a.  0.:  „libris  (eins)  ita  usus  esse  videtur  Didymus,  ut 
rebus  quae  in  iis  exposita  erant  neglectis  lectioncs  tantum  novas  a  Ptoltmaeo 
propositas  reciperet  in  commentarios". 

55)  Blau  S.  25  —  37.  Vgl.  Beccard  S.  68.  71  f.  La  Roche  S.  72. 
Baege  De  Ptolemaeo  Ascalonita,  Halle  1884.  8.  (Doctordiss.) 

66)  Suid.  IIxoXsfiaLog  b  'AGyiaXcovLxrjg,  ygafifiaxiTiog,  dg  S7Ccci8svgsv  lv 
P(6(i7j.      eyQaips    IlQoacpdCuv   'OfirjQinrjv ,    nsoi    sXXr\viGpov    r\xoi    OQ&osnsCocg 

ßlßXCa   18',    718QL    [ISXQCOV,    71EQL    XTjg    SV    'OSvGGSLU   'AqIGXCCQ%OV   dlOQ&OOöS OJff,    7C8QL 

dtoccpogag  Xs^scov  hccI  sxsqcc  ygafifiaxiHcc. 

57)  Es  ist  schwer,  ja  vielleicht  unmöglich  hierüber  sicher  zu  urtheilen. 
Denn  zwar  nennt  Steph.  v.  Byz.  'AgkccXcov  ihn  ausdrücklich  3Aqlgxccq%ov  yvto- 
Qifiog,  aber  Herodian.  z.  A,  396  setzt  ihn  dem  Aristarchos  und  dessen 
Schülern  entgegen:  xogccvxcc  6  'AQLGxccQ%og  -accI  ol  an  ccvxov.  üxoXsfiaiog 
8s  %.  x.  X.  und  bezeichnet  Aristarchos  als  viel  früher  z.  I,  6.  6  8s  'Agxcc- 
Xcovixrjg  v.ui  ot  nsql  'AXsf-imva  xptXovGiv ,  noXv  8s  nqoxsQov  %ccl  ol  nsql 
AQioxaQxov,  z.  A ,  636.  6  'AcnaXcovixrjg  ipiXoi  .  .  .  noXv  nqoxsQov  8s  ovxcog 
y.a.1  'Aoi6TccQxog.  Es  fragt  sich  nur,  ob  diese  Ausdrücke  ganz  genau  zu  nehmen 
sind  und  nicht  auch  auf  einen  der  jüngsten  Schüler  des  Aristarchos  und 


Ptolemaeos  von  Askalon.  157 

orthodoxen  Aristarcheern.  So  schrieb  er  denn  auch  über  die 
krateteische  Schule58),  und  wohl  ohne  Zweifel  selbst  in  seinem 
Werke  über  des  Aristarchos  Recension  der  Odyssee59) 
bekümmerte  er  sich  nicht  so  sehr  um  die  eigentliche  Textkritik, 
daher  denn  Abweichungen  von  der  gewöhnlichen  Lesart  nur 
selten  von  ihm  angeführt  werden60),  als  vielmehr  um  die  Ortho- 
graphie, die  richtige  Trennung  oder  Verbindung  der  Wörter  und 
die  Accente61);  ausserdem  aber  verfasste  er  eine  homerische 
Prosodie62),  die  in  zwei  Theile  von  mindestens  je  2  Büchern 
zerfiel,  'Odvööeiccxal  TtQOöcpdCai*2')  und  'IÄtccxccl  7tQoö<p- 
dY«£64),  und  schrieb  ferner  %sq\  rrjg  övvaÄoicpijg^),  mgl 
[i£TQO)v6G)7  tcsq\  sXXrjvta^iov  r\%oi  oQ&osTtsiccg  in  15  Büchern, 
7C£qI    diacpoQag   Xs^scov61).      Auf   diesem    seinem    eigentlichen 


einen  Aristarcheer  von  nicht  strenger  Observanz  passen.  Dazu  kommt  aber, 
dass  Didymos  und  Aristonikos  ihn  nicht  benutzt  zu  haben  scheinen,  wo- 
durch der  Verdacht  entsteht,  dass  er  in  Wirklichkeit  nicht  älter  als  sie 
gewesen  sei,  zumal  da  er  doch  sonst  einige  Male  (Herodian.  z.  B,  662. 
iV,  246)  als  Zeuge  für  Lesarten  des  Aristarchos  (und  einmal,  Herodian.  z. 
A,  396,  für  eine  Bemerkung  desselben)  angeführt  wird.  Doch  s.  A.  61. 
Und  wenn  vollends  Theon,  gegen  dessen  Sohn  Apollonios  er  polemisirte 
(Schol.  A  T,  234),  der  Sohn  des  Aitemidoros  sein  sollte,  so  könnte  er 
sogar  erst  in  nachaugusteischer  Zeit  gelebt  haben,  s.  jedoch  A.  400. 

58)  Nikan.  z.  r,  155:  IIzoXsfKxtog  b  'AghccXcov Czr\g  iv  zw  negl  zr^g  Kgcc- 
zrjzsiov  aiQ86scog  x.  z.  X.  (s.  z.  d.  St.  Baege  S.  21.  Lud  wich  I.  S.  235). 
Ob  freilich  in  freundlichem  oder  feindlichem  Sinne,  steht  nicht  fest. 

59)  S.  A.  56.     Vgl.  Lehrs3  S.  26  (XS.  29).  A.  8. 

60)  Z.  B.  Schol.  A  B,  258  (IlzoXeficiiog).  Schol.  T  E,  499  (IlzoXsucciog). 
Vgl.  Herodian.  z.  T,  384. 

61)  Daher  konnten  denn  Didymos  und  Aristonikos,  auch  wenn  er  älter 
als  sie  war,  doch  in  der  That  wenig  Gebrauch  von  ihm  machen. 

62)  S.  A.  56. 

63)  Herodian.  z.  $,38.  6  'A6v.ciX(ovCtr\g  .  .  .  iv  .  .  .  zatg  'Odvaasioaiafg 
7iQ06caSi(ug  (vgl.  z.  E,  39).  Ammon.  de  diff.  u.  d.  W.  ozcccpvXriv  p.  124 
Valcken.    iv  devzegcc  nsgl  zcov  iv  'Odvaozioc  Ttgoccodiuiv. 

64)  Ammon.  a.  a.  0.   iv  dtvzsga  zäv  iv  'iXiccdi  7cqogg)§l(ov. 

65)  Schol.  BT  Bf  461.  'Hgtodiavdg  iv  zij  y.oc&oXov  xat  UzoXB^alog  (d.  h. 
Herodianos  und  der  von  ihm  citirte  P.)  iv  zij  nsgl  6vvccXoKprjg. 

66)  Nur  b.  Suid.,  doch  vgl.  Schol.  T  E,  499  (s.  A.  60). 

67)  Beide  nur  b.  Suid.,  s.  A.  56.  Der  uns  unter  seinem  Namen  er- 
haltne  Aufsatz  dieses  Titels  (s.  jetzt  Heylbut  Ptolemaeus  nsgl  öiucpogäg 
Xe&cov,  Herrn.  XXII.  1887.  S.  388-411)  aber  wird,  sei  es  nun,  dass  dieser 
bei  Suid.  gemeint  ist  oder  dass  es  wirklich  eine  ächte  so  betitelte  Schrift 
gab,  mit  B,echt  von  Valckenaer  Praef.  ad  Ammon.  S.  XXXI  als  ein 
späteres  Fabrikat  bezeichnet. 


158      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Studien  gebiet  erwarb  er  sich  erhebliche  Verdienste,  so  dass  er 
auf  demselben  wohl  als  der  bedeutendste  Vorläufer  des  Herodianos 
anzusehen  ist68).  Letzterer  führt  ihn  denn  auch  so  häufig  an 
wie  keinen  Anderen69)  und  schliesst  sich  mehrmals  sogar  im 
Gegensatz  zu  Aristarchos  an  ihn  an70).  Allerdings  zeigte  er 
aber  auch  das  entsehiedne,  freilich  sehr  begreifliche  Bestreben 
die  Analogie  noch  viel  weiter  zu  treiben  als  Aristarchos,  so  dass 
er  also  wenigstens  in  dieser  Hinsicht  weit  davon  entfernt  war 
sich  dem  Krates  anzunähern,  vielmehr  umgekehrt  die  Declinations- 
regeln  fehlerhafterweise  über  die  von  Aristarchos  richtig  fest- 
gehaltenen Schranken  und  Ausnahmen  hinweg  ausdehnte71). 

Aristo  de  in  os72)  vonElis,  Schüler  des  Aristarchos73),  schrieb 
einen  vorzugsweise  auf  allseitige  Erklärung  gerichteten  Commen- 
tarzuPindarosin  mindestens  3  Büchern74)  und  war  vermuthlich 


68)  Das  Nähere  hierüber  s.  bei  Blan  S.  27—37. 

69)  La  Roche  S.  72.  A.  127:  „Beccard  S.  72.  A.  110  macht  140  Stellen 
aus  der  Ilias  namhaft,  wo  er  von  Herodian  citirt  wird;  dazu  kommen  noch 
10  aus  der  Odyssee".     Es  sind  vielmehr  11,  s.  Dindorfs  Ind. 

70)  La  Roche  a.  a.  0.  S.  72:  „wie  z.  B.  B,  592.  ^,212.  E,  656. 
2,  100". 

71)  Lübbert  Rhein.  Mus.  XI  (vgl.  C.  26.  A.  9)  S.  439 f.,  welcher  auf 
Herodian.  z.  A,  677  vgl.  m.  #,  387  verweist.  Andere  Beispiele  giebt  Blau 
S.  35:  z.  A,  396.  E,  592.  E,  39.  76.  299.  Z,  239.  K,  373.  A,  352.  JV,  391. 
#,  340.  351.  O,  302.  JI,  697.   W,  266.     Vgl.  A.  196. 

72)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  308—311.     Blau  B.  37—39. 

73)  Schol.  Pind.  Nem.  VII,  1.  'Agiotodruiog  ds  b  'Aqlgxccqzov  {ia&r}zrtg. 
Als  Eleer  wird  er  bezeichnet  b.  Suid.  u.  Harpokr.  'EIXavodfaca,  Euseb.  Chron.  I. 
p.  193  f.  Seh.  (Cramer  Anecd.  Par.  II.  S.  141),  vgl.  Synkell.  196  C.  p.  369f. 

74)  Ath.  XI.  495  f.  AoLGzodrjfiog  d'  sv  xquco  nsol  IlivduQov.  Blau 
S.  39  hält  dies  freilich  für  noch  eine  andere  Schrift  als  den  Commentar. 
Ungenau  wird  dieser  Commentator  Schol.  Isthm.  I,  11  6  'AXsj-ccvdosvg  ge- 
nannt; dass  es  kein  Anderer  als  der  Eleer  ist,  erhellt,  wie  Boeckh  Praef. 
S.  XIV  sah,  aus  der  Uebereinstimmung  von  Schol.  Ol.  XI,  65,  wo  er  frei- 
lich wie  überall  sonst  in  den  Scholien  (Ol.  III,  22.  VI,  23.  XI,  83.  Py. 
III,  137.  Nem.  VII,  1.  56.  70.  150.  Isthm.  I,  79.  85)  auch  nur  schlechtweg 
A.  genannt  wird,  mit  Harpokr.  und  Suid.  a.  a.  0.  Ob  aus  diesem  Com- 
mentar auch  die  Angabe  bei  Euseb.  und  Synkell.  a.  a.  0.  i6zoQovai  ds  ol 
nsol  AQi6Todr}{LOv  xov  'HXsiov  mg  anb  sUo6xrig  neu  sßS6(ir}g  'OXv^middog 
TQ^avto  ot  a&XrjTccl  ccvayoücpsad'tti,,  ogol  driXccdij  viHrjcpCQOi'  nqo  xov  yccq 
ovdeig  aveyodcpri,  ccfisXrjodvTcav  tmv  tzqotsqoov.  rij  ds  sUo6tfj  oydorj  xo 
arädiov  vixäv  Koqoißog  'RXstog  ävsyocccpr]  nomzog,  xat  fj  'OXv^intag  uvxr\ 
7tQ(6zT}  ixux&ri,  äcp'  rjg  r'EXXr}v8g  ctQi&yiovcL  xovg  %o6vovg  stammt  oder  ob 
er  auch  ein  Verzeichniss  der  olympischen  Sieger  schrieb,  lässt  Müller 
S.  308  unentschieden. 


Aristodemos.    Menekrates  v.  Nysa.  159 

auch  der  Verfasser  der  @r\ßa'Cxci  und  @r}ßa'C7ca  ijtLyQa^^ata, 
wenn  anders  nicht  Beides  dieselbe  Schrift  war,  in  mindestens  je 
2  Büchern 74b),  ob  aber  auch  der  Anekdotensammlung  unter  dem 
Titel  FsloZa  a7to^vrj^ovsv^<xta  in  wenigstens  2  Büchern 
und  der  Schrift  negl  evQTjficctov,  ist  mindestens  sehr  fraglich75). 
Menekrates  von  Nysa  in  Karien76),  Schüler  des  Aristar- 
chos76b)  und  Vater  des  Stoikers  Iason,  welcher  Letztere  seinem 
mütterlichen  Grossvater  Poseidonios  in  der  Leitung  von  dessen 
Schule  in  Rhodos  folgte77),  polemisirte,  wie  schon  bemerkt  ist78), 
gegen  den  Commentar  des  Pergameners  Artemon  zu  Pindaros78b), 
vermuthlich  in  einem  ebensolchen  Commentar79).  Ob  er 
wirklich  derselbe  mit  demjenigen  Menekrates  war,  welcher  eine 
Geschichte  von  Nikaea  schrieb,  steht  sehr  dahin80). 


74  b)  Die  Bruchstücke  der  ®r\ßuUd  (2—6)  finden  sich  besonders  in  den 
Scholien  zu  Eurip.  u.  bei  Phot.  im  Lex.  Die  Identität  des  Verf.  mit  dem 
Eleer  vermuthet  Boeckh  a.  a.  0.  auf  Grund  von  Vergleichung  mit  Schol. 
Ol.  VI,  23,  vgl.  Barthold  De  schol.  Eurip.  fontib.  S.  23—25.  Blau 
S.  39.  Freilich  wird  Schol.  Theoer.  VII,  103  (=  Fr.  2)  vielmehr  Uqi6tö- 
drjpos  b  ©rjßcciog  citirt,  aber  dies  kann  leicht  ein  aus  dem  Titel  ©rjßcüKtt 
entstandener  Irrthum  sein,  zumal  da  hier,  wie  Blau  S.  39.  A.  3  mit  Be- 
rufung auf  Ranke  Hesych.  S.  101  zweifelnd  annimmt,  -aal  'AQtarodrjiiog 
.  .  .  %<u  IJivdccQog  (Fr.  113  Bergk)  iv  rolg  'T7tOQ%r\^a6iv  doch  wohl  nichts 
Anderes  bedeuten  wird  als  „  A.  und  der  von  ihm  angeführte  Pindaros". 
S.  Phot.  und  Suid.  TsvfirjCi'cc  (=  Fr.  5).  ol  xa  ©rjßaCna  ysyqacpoxsg  .  .  . 
coünsQ  'jQLGtodrj^iog ,  Suid.  u.  Phot.  '0{ioXcöiog  Zsvg  (=  Fr.  1).  'Agiöxodrifiog 
(so  Reinesius  u.  A.  f.  'AQiOTOcpccvrjg)  iv  devrigm  ©rißaCnaiv ,  vgl.  Schol. 
II.  tf,  1  cod.  Paris.  2679  in  Cr  am  er  Anecd.  Paris.  III.  S.  18  (=  Porph.  z. 
N,  1).     Schol.  Apoll.   Rh.   II,  904    (=  Fr.  1).    'Agtarodruiog  iv  ngattm   ®q- 

ßcc'CHCOV    87tiyQCC[l[LCiTCÖV. 

75)  Die  Bruchstücke  der  ersteren  Schrift  (7—11)  sind  bei  Ath.  erhalten, 
welcher  dieselbe  fünfmal  citirt,  und  zwar  dreimal  (VI.  244 f.  VIII.  338  a. 
XIII.  585  a)  das  2.  B.  Unter  den  Verfassern  von  Schriften  nsql  svQrifiarav 
aber  nennt  Clem.  Strom.  I.  308  A  den  A. 

76)  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  344  f.    Blau  S.  39  f. 

76 b)  Strab.  XIV.  650.  cevögeg  de  yeyovaaiv  evdoi-oi  Nv6cceig  AnoXXaviog 
te  6  ZJtcoiTibg  cpiloGOcpog,  rcov  Uavaixlov  yvcoQinoov  aqictog  (vgl.  C.  32.  A.  8), 
neu  MevzxQccTrjg  'Aqictcxqxov  (tia-fr^rr/?. 

77)  Suid.  'idocov  MevsKQcctovg ,  Nvcasvg  in  ncttQog,  unb  de  [trjTQbg 
'Podiog,  [Lcc&rjtrig  Hai  ftvyccrQidovg  xai  dicido%og  trjg  iv  'Podat  dicctQißrjg 
noosidcoviov  tov  (ptXocöyov.    Vgl.  C.  29.  A.  161.  152.   157.    C.  32.  A.  47.  48. 

78)  C.  26.  A.  69—71.         78b)  Schol.  Ol.  II,  16. 

79)  Zumal  da  er  auch  noch  Schol.  Istbm.  IV,  104  angeführt  wird. 
Doch  s.  A.  80. 

80)  Dasselbe  was  Schol.  Isthm.  a.  a.  0.  wird  von  Tzetz.  ad  Lycoph.  662 


160      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Poseidonios81),  der  Vorleser  des  Aristarchos82),  war  viel- 
leicht der  Verfasser  des  Buchs  tieqI  6vvde6[icQVSB). 

Satyros84),  Schüler  des  Aristarchos,  mit  dem  Beinamen 
Zeta85),  war  vielleicht  derjenige  Mann  dieses  Namens,  der  ein 
Werk,  in  welchem  die  Demen  von  Alexandreia  von  Ptole- 
maeos  IV  Philopator  an  aufgezählt  waren86),  als  auch  derjenige, 
welcher  eine  Sammlung  alter  Sagen87)  geschrieben  hatte88). 
Ob  er  auch  Erläuterungen  zu  Homeros  verfasste,  ist,  wenn 
man  dies  annimmt,  ungewiss89). 


so  angeführt:  MevsHQCcxrig  b  nsgl  Nwcticcg  ysyqcccpcog  k.  x.  X.,  vgl.  Plut. 
Thes.  26.  MsvsxQaxrjg  de  xig  i6xoqCa.v  nsql  NwaCctg  xfjg  sv  Biftvvia  yeyqcc- 
cpcag  X.  x.  X.,  aber  wohl  mit  Recht  zweifelt  Müller  S.  345  an  der  Zu- 
verlässigkeit des  Tzetzes  und  vermuthet,  dass  er  diese  seine  Weisheit  eben 
aus  Plut.  genommen  habe.  Möglicherweise  kann  der  Verfasser  jener 
Menekrates  aus  Xanthos,  der  Avynav.cc  schrieb  (s.  C.  21.  A.  681  ff.),  sein, 
wie  Vos8ius  De  hist.  Gr.  S.  468  West,  und  Westermann  in  Paulys 
Realenc.  Art.  Men.  (No.  7)  annehmen ,  aber  gewiss  mit  Unrecht  schreiben 
sie  diesem  und  nicht  dem  Aristarcheer  die  Bruchstücke  in  den  Pindar- 
scholien  zu. 

81)  Blau  S.  40  f. 

82)  6  ävctyvcoaxrjg  'Aql6xccq%ov ,  Ariston.  z.  Z,  511.  Nikan.  z.  P,  75  (vgl. 
Eustath.  1096,  14).  Ausserdem  s.  Ariston.  z.  Z,  514.  O,  405.  P,  700.  2,  148 
(vgl.  Friedlaender  Ariston.  S.  126.     Duentzer  Zenod.  S.  93). 

83)  Apollon.  de  coni.  p.  480  Bk.  Auch  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  106  ist 
wohl  auf  diesen  A.  zu  beziehen,  während  Et.  M.  'Oipig  und  Schol.  B  X,  325 
ebenso  gut  der  Philosoph  gemeint  sein  kann,  s.  Blau  S.  41. 

84)  Blau  S.  41-43,  vgl.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  159.  164—166. 

85)  Phot.  Cod.  CXC.  p.  151b  21  f.  Hdxvqog  b  Aqicxuq%ov  yvcoqifiog  Zyxcc 
ixaXsczo  dicc  xo  ^ttjtixov  avzov,  vgl.  über  diese  Erklärung  Lehrs  Qu.  ep. 
S.  19:  „quid  dici  potest  absurdius? " 

86)  Fr.  21  b.  Theophil,  ad  Autol.  II.  p.  94. 

87)  2jdxvQog  b  xovg  oiq%oi.Covg  [iv&ovg  6vvayuycov ,  Dion.  Hai.  A.  R. 
I,  68  =  Fr.  22. 

88)  Jedenfalls  ist  es  chronologisch  unmöglich,  dass  der  Aristarcheer  S. 
mit  dem  Peripatetiker  (s.  C.  19.  A.  31  ff.)  der  Nämliche  war.  Vielleicht 
könnte  aber  auch  der  Letztere  jene  beiden  Schriften  \erfasst  haben,  mög- 
licherweise aber  auch  keiner  von  Beiden  und  nicht  einmal  beide  derselbe 
Mann.  Ueber  einen  dritten  S. ,  den  Verf.  des  Gedichts  über  die  Edelsteine 
(Fr.  23—25)  s.  C.  25.  A.  145  ff.  (Unrichtig  ist  die  Angabe  von  Detlefsen 
im  Index,  dass  Müller  zweifle,  ob  bei  Plin.  XXX VII.  §.91.  94  Derselbe 
wie  §.31  gemeint  sei). 

89)  Denn,  wie  Müller  S.  165  bemerkt,  das  Citat  Schol.  B  3,  216  — 
Schol.  #,  288  kann  dann  aus  der  Sagensammlung,  es  kann  aber  auch  aus 
einem  Homercommentar  sein. 


Poseidon.     Satyros.     Dionysod.     Apollonios  d.  Aristarcheer.        161 

Dionysodoros90)  von  Alexandreia,  allein  Anschein  nach 
auch  ein  unmittelbarer  Schüler  des  Aristarchos 91),  war  viel- 
leicht92) derselbe  mit  Dionysodoros  von  Troezene,  welcher  wahr- 
scheinlich über  Sprichwörter93)  und  über  die  Redetheile94) 
schrieb,  dann  also  genauer  in  Troezene  geboren  und  in  Alexan- 
dreia  eingebürgert.  Auch  der  Verfasser  der  Schrift  hsqu  xo- 
rcc^icjv95)  und  der  tzbqI  rcov  itaga  tolg  tQaycidolg  r\^ag- 
tt}[16vcov06)  war  wohl  der  nämliche  Mann,  wahrscheinlich  auch 
derjenige,  welcher  eine  Sammlung  der  Briefe  von  Ptole- 
maeos  1  herausgab97),  vielleicht  auch  der,  welcher  den  Paean 
unter  dem  Namen  des  Sokrates  für  unächt  erklärte98),  jedenfalls 
also  ein  Gelehrter  von  sehr  vielseitiger  Thätigkeit. 

Dass  es  auch99)  einen  unmittelbaren  Schüler  des  Aristarchos 
Namens 

Apollonios100)  gab,  der  einst  ein  namhafter  Grammatiker 
war100b),  lässt  sich  schwerlich  mit  Erfolg  bestreiten,  aber  wir 
wissen  jetzt  überaus  wenig  Sicheres  mehr  von  ihm  10i). 


90)  Blau  S.  43  f. 

91)  Didym.  z.  £,  111 ,  s.  A.  35. 

92)  Wie  Schneidewin  Paroemiogr.  Gr.  Praef.  S.  VII  vermuthet. 

93)  Plat.  Arat.  1.  diowoododoog  ds  6  Tgoi^viog  tXsyxcov  ccvxbv  (näml. 
XqvöLTtnov)  ccvvsutL&rjOi  xr\v  uXyftivr\v  (näml.  itaooi\iiav)  ovxag  s%ov6uv  x.  x.  X. 
Hesych.  rXavnov  x£%vr\ '  diovvoodcoqog  xt[v  nsoi  xbv  6l8t]qov  hoXXtjgiv. 
rXavxos  yccQ  Xlog  Oidr]qov  %6XXi\giv  svqs. 

94)  Wie  Blau  S.  44  nach  Apollon.  de  pron.  p.  262.  aXXa  firfv  ovds 
-natu  xbv  xov  Tqol^vcov  zJiovvoodcooov  Xbyov  7tocoovo[iccaiccg  nXrjxeov,  insl 
kccI  ocXXcc  ev  xigl  7tccQovo[Kx£exai  %.  x.  X.  vermuthet. 

95)  Schol.  Eurip.  Hippol.  123. 

96)  Schol.  Pseudo-Eurip.  Rhes.  508.     Vgl.  A.  110. 

97)  Lukian.  de  lapa.  10.  xccl  TLroXs^aiog  dh  o  Aäyov,  HeXsvxo)  iniatiX- 
Xcov,  öacpcög  ccvsöxQSips  xr\v  xcc^iv  .  .  .  tog  diovvaodcoQog  6  xccg  imoxoXccg  xov 
ccvxov  Gvvccyayoov  cpr\CLv. 

98)  La.  Di.  II,  42;  vielleicht  auch  der,  welcher  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  917 
in  Bezug  auf  die  Kabeiren  angeführt  wird:  6  de  ngoaxiO-sfisvog  xhocoxog 
KcccfiiXog  *EQnfjg  iöxiv,  a>g  loxoqsi  jdiovvoodcooog. 

99)  Wie  zuerst  M.  Schmidt  Didym.  S.  285  f.  behauptete,  dessen  An- 
deutungen Blau  S.  50 — 56  weiter  ausführt. 

100)  H.  Schrader  Der  Aristarcheer  Apollonios,  Jahrb.  f.  Ph.  XCIII. 
1866.  S.  227—241,  dessen  Abh.  Blau  nicht  benutzt  hat. 

100 b)  Schrader  a.  a.  O.  S.  237  —  239  beruft  sich  hiefür  mit  Recht 
darauf,  dass  in  einem  Beispiel  von  Tryphon  Fr.  47  b.  Apollon.  Dysk.  de 
coni.  p.  496,  32  ff.  Bekk.  neben  Dionysios  (dem  Thraker)  auch  A.,  und 
zwar  mit  der  Bezeichnung  Beider  als  Zeitgenossen,   gebraucht  wird:   v<p' 

SusEMiHL,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  11 


162      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Parrneniskos102)  war  auch  vielleicht  noch  ein  unmittelbarer 
Schüler  des  Aristarchos,  jedenfalls  mindestens  ein  Enkelschüler 


%vcc  yag  %aiQOV  yqacpovxcov  xivav  cpafisv  „*ca  AiovvGiog  syqccips  xai  'AnoX- 
Xcoviog".  Ferner  sucht  aber  Schrader  S.  232  —  237  auch  wahrscheinlich 
zn  machen,  die  Worte  des  Porphyr,  z.  T,  79  (s.  auch  Schrader  z.  d.  St.) 
seien  nach  Apollon.  Soph.  Lex.  Hom.  vßßctXXsiv  so  zu  ergänzen,  dass 
Porph.  hier  ausdrücklich  mit  Nennung  des  Dionysios  von  Sidon  eine  von 
diesem  herrührende,  der  des  Aristarchos  entgegengesetzte  Erklärung  an- 
geführt hatte  und  AnoXXaviog  fisv  ovv  6  ÖLÖccGKccXog  fjpiwv  auch  noch  mit 
zu  des  Dionysios  eignen  Worten  gehöre,  so  dass  dieser  A.  also  dessen 
Lehrer  und  jedenfalls  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  der  des  Porphyrios 
gewesen  sei. 

101)  Es  ist  ohne  Zweifel  das  Natürlichste  anzunehmen,  dass  mit  Aus- 
schluss der  vier  sprachgrammatischen  Bemerkungen  (Equ.  22.  Pac.  363. 
Ran.  826.  Plut.  103),  welche  dem  A.  Dyskolos  angehören  mögen,  alle 
übrigen  Anführungen  des  A.  ohne  weiteren  Beisatz  in  den  Scholien  zu 
Aristophanes  sich  auf  denselben  Mann  beziehen,  und  zwar  auf  den  Schol. 
Vesp.  1239  (s.  A.  170)  ausdrücklich  bezeichneten  jüngeren  A.,  den  Sohn 
oder  Schüler  des  Chaeris,  und  dafür  entschied  sich  denn  auch  bereits 
0.  Schneider  a.  a.  0.  S.  89.  Allein  dem  widerspricht  der  entscheidende 
Umstand,  über  den  v.  Wilamowitz  Aus  Kydathen  S.  164  f.  A.  72.  Eur. 
Her.  S.  J79.  A.  111  viel  zu  leicht  hinweggeht,  dass  „Symmachos  dort  den 
Commentar  des  letzteren  A.  nicht  selbst  gehabt  hat  (vgl.  ag  'AQxzniScogog 
qprjort)",  wohl  aber  in  den  Vögeln  die  Niederschrift  der  Vorträge  des 
Aristarchos  durch  den  älteren  A.,  welche  hier  den  von  anderen  Schülern 
des  Aristarchos  angefertigten  „Collegienheften"  entgegengesetzt  wird,  denn 
eine  andere  Deutung  lässt  (obwohl  Wilamowitz  nicht  dieser  Ansicht  zu 
sein  scheint)  der  Gedanken-  und  Satzzusammenhang  der  Worte  Schol. 
Av.  1242.  sv  de  Evioig  xtov  6%oXiY.iav  vjiofivrjiiccxoav  xccvxl  ysygctnxai  „l'coag 
6  AiHvpviog  evsnvQiöE  xiväv  ohiccg"'  iv  ds  xoig  STaysygaiifiavoig  AitoXXoi- 
vCov  xuvxcc  ysyQccivxcu  kaum  zu,  wie  dies  m.  E.  schon  Schmidt  voll- 
kommen richtig  gesehen  hat  (vgl.  Blau  S.  50).  Aber  gerade  damit  fehlt 
ja  jedes  Zeugniss  dafür,  dass  auch  der  ältere  A.  ausserdem  noch  eigne 
Commentare  zu  Aristoph.  geschrieben  hätte,  während  wir  für  den  jüngeren 
in  der  obigen  Stelle  ein  solches  besitzen,  und  es  hindert  folglich  nicht 
nur  Nichts  daran,  sondern  es  ist  sogar  viel  methodischer,  wenn  wir  im 
Gegensatz  zu  Schmidt,  Schrader  und  Blau  mit  Schneider  und 
Wilamowitz  alle  übrigen  Anführungen  (Seh.  Pac.  1126.  Ran.  357.  420. 
501.  791.  849.  963.  1124.  1270.  1294.  1338.  1437,  vgl.  Plut.  550  und  dazu 
Schmidt  a.  a.  0.  S.  291)  dem  Letzteren,  dessen  Commentar  zu  den  Fröschen 
ohne  Zweifel  sonach  Symmachos  noch  unmittelbar  benutzte ,  zuweisen. 
Denn  da  dieser  doch  wohl  ohne  Zweifel  auch  Aristarcheer  war,  so  passt 
es  auf  ihn  ebenso  gut  wie  auf  einen  unmittelbaren  Schüler  des  Aristarchos, 
dass  er  bald  der  Ansicht  des  Letzteren  beipflichtet,  Schol.  Ran.  1124  (s.  C.  16. 
A.  133).  1270,  oder  dieselbe  genauer  ausführt,  Schol.  Ran.  1437,  oder 
zwischen  ihr  und   anderen  Erklärungen  vermittelt,   Seh.  Ran.  357,    selten 


Parmeniskos.  163 

desselben103).  In  seiner  Schrift  gegen  Krates  in  wenigstens 
2  Büchern104)  standen  vielleicht  auch  die  von  ihm  angeführten 
prosodischen,  kritischen  und  erklärenden  Bemerkungen  zu  Ho- 
lneros105), in  denen  sich  eine  grosse  Selbständigkeit  dem  Aristar- 
chos  gegenüber  und  ein  einsichtiges  Urtheil  zeigt.  Ferner  aber 
schrieb  er  ein  höchst  gelehrtes  astronomisch-mythologisches 
Werk  in  Anknüpfung  an  alle  möglichen  astronomischen  Dichter 
und  Dichterverse106).  Das  gleiche  astronomische  und  geographische 
Interesse,  durch  welches  er  unter  den  Aristarcheern  hervorragt, 
zeigt  sich  auch  in  seinen  Bemerkungen  zu  Euripides  und  darin, 


von  ihr  abweicht,  Seh.  Ran.  420,  und  dass  andrerseits  seine  Ansicht  mehr- 
fach (Ran.  791.  849.  1270.  1294.  Pac.  1126)  zu  der  des  Arietophaneers 
Kallistratos  oder  des  Timachidas  (vgl.  A.  236)  in  Gegensatz  gestellt  wird. 
Lässt  doch  selbst  Blau  S.  54  in  Bezug  auf  Ran.  601  und  sogar  Pac.  363 
die  Möglichkeit  zu,  dass  hier  dieser  Sohn  oder  Schüler  des  Chaeris  ge- 
meint sein  könne.  Unter  diesen  Umständen  ist  es  aber  auch  mindestens 
ebenso  berechtigt  bei  dem  Commentar  zu  Apollonios  dem  Rhoder 
in  mindestens  2  Büchern  (Schol.  Apoll.  Rh.  I,  430.  'AnoXlmviog  .  .  .  iv  to5 
ä  t<ov  'Tnofivrjfiätfov)  an  diesen  als  an  jenen  älteren  zu  denken ,  und  es  ist 
willkürlich,  wenn  Schrader  S.  240  Letzteres  für  das  Wahrscheinlichere 
hält;  dass  der  ältere  der  Verfasser  des  Commentars  zu  Pindaros 
(Schol.  Py.  I,  3.  VII,  4)  sei,  erklärt  auch  Schrader  nur  für  möglich. 
Für  den  des  Commentars  zu  Aeschines  hält  gewiss  mit  grösserem  Recht 
M.  H.  E.  Meier  Praef.  Demosth.  Mid.  S.  XVII  f.  den  Rhetor,  welchen 
Kaiser  Verus  hörte  (Capitolin.  Ver.  2).     Ausserdem  s.  A.  400. 

102)  Blau  S.  48  f. 

103)  Denn  seine  Schrift  gegen  Krates  wird  von  Didym.  zu  &,  513  als 
Zeugniss  für  eine  Lesart  des  Aristarchos  angeführt. 

104)  Didym.  a.  a.  O.    iv  rw  a    ngog  KQatrjta. 

105)  Didym.  z.  J,  197.  Herodian.  z.  8,  249.  Nikan.  z.  E,  638.  Z,  514. 
Schol.  A  A,  424.  Z,  100  (vgl.  Et.  M.  "Aqeco).    Schol.  <?,  242. 

106)  Plin.  N.  H.  XVIII.  §.  312.  Jedenfalls  mit  Unrecht  glaubte  Hiller 
Erat.  Carm.  S.  75,  die  beiden  Erwähnungen  bei  Hygin.  Astron.  II.  2.  13. 
p.  32,  7  ff.  48,  13  ff.  seien  aus  einem  Homercommentar.  Auch  sonst  ist  dies 
Werk  von  Hyginus  neben  den  pseudo-eratosthenischen  Katasterismen  viel 
benutzt,  und  allem  Anscheine  nach  sind  bei  ihm  aus  demselben  alle  Er- 
wähnungen von  Kleostratos  (dessen  altes  astronomisches  Gedicht  P.  noch 
gelesen  hatte,  s.  A.  110),  Hermippos,  Hegesianax,  Araethos  und  auch  wohl 
Anakreon  und  Alexandros  (s.  C.  10.  A.  135  ff.  C.  19.  A.  17.  C.  21.  A.  650. 
C.  27.  A.  18  f.)  geflossen.  S.  Robert  Erat.  Cat.  rel.  S.  222—228.  Der  Name 
des  P.  steht  daher  auch  in  dem  C.  10.  A.  47  erwähnten  Verzeichniss  an- 
geblicher Commentatoren  des  Aratos  und  in  einem  zweiten  Verzeichniss 
(Cod.  Vat.  381  fol.  163 b)  mit  der  Ueberschrift  oi  hsqi  zov  nolov  avvTct^avrsg, 
s.  Maass  in  der  dort  angef.  Abh. 

11* 


164     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

dass  er  im  Anschluss  an  Aristarchos107)  sich  viel  mit  der  Unter- 
scheidung geographischer  Homonymen  befasst  zu  haben  scheint108). 
Commentare  zu  Euripides  schrieb  er  nicht,  sondern  die  betreffen- 
den Anführungen109)  sind  aus  anderen  Werken,  und  zwar  zum 
Theil  wohl  aus  dem  letztgenannten110).  Doch  arbeitete  er  auch 
auf  dem  speciell-sprachlichen  Gebiete,  indem  er,  und  zwar  ver- 
muthlich  in  einer  besonderen  Schrift  über  diesen  Gegen- 
stand110^, in  Bezug  auf  die  Declination  ein  neues  System  aufzu- 
stellen unternahm,  in  welchem  die  Nomina  nicht  nach  den  End- 
silben, sondern  nach  den  Endbuchstaben  in  acht  Classen  getheilt 
wurden111). 

Demetrios  aus  Adramyttion  mit  dem  Beinamen  Ixion112) 
war  ein  Schüler  des  Aristarchos,  lebte  dann  aber  in  Pergamon 
und  ging  offenbar  zur  pergamenischen  Schule  über,  so  dass  er 
nunmehr   seinen  Lehrer   auf  das  Lebhafteste  bekämpfte113).     So 


107)  S.  C.  16.  A.  102. 

108)  Steph.  v.  Byz.  "AXog.  'Ecpvgcc.  4>*h'a.  So  auch  bei  Eurip.,  Schol. 
Tro.  228,  vgl.  221,  wo  es  sich  gleichfalls  um  Geographisches  handelt.  Vgl. 
Schimberg  Anal.  Aristarchea  S.  8.  9.  22. 

109)  Ausser  den  beiden  eben  genannten:  Schol.  Med.  10.  273.  Rhes. 
521.  529. 

110)  v.  Wilamowitz  b.  Robert  a.  a.  0.  S.  227.  A.  13.  Die  Bemerkung 
Schol.  Rhes.  529  enthält  eine  Polemik  gegen  Krates  in  astronomischen 
Dingen;  daher  glauben  Osann  Anecd.  Rom.  S.  98  und  Wachsmuth  De 
Crat.  S.  7,  dass  sie  aus  der  Schrift  gegen  diesen  sei;  da  aber  P.  hier  zwei 
Hexameter  aus  Kleostratos  anführt,  ist  es  weit  eher  wahrscheinlich,  dass 
sie  aus  dem  astronomischen  Werke  stammt.  Im  Uebrigen  scheint  er  gleich 
Krates  und  Dionysodoros  (s.  A.  96.  C.  26.  A.  53),  aber  auch  wohl  Aristo- 
phanes  von  Byzantion  und  Aristarchos  den  erhaltnen  Rhesos  als  den  (in 
Wahrheit  verloren  gegangnen)  ächten  euripideischen  angesehen  zu  haben. 
Die  Notizen  zur  Med.  beziehen  sich  auf  die  Fabel  und  enthalten  ungerechte, 
später  von  Didymos  (s.  dens.  z.  273  p.  244  Schmidt)  widerlegte  Angriffe 
gegen  Euripides.     Linguistisch  ist  nur  die   eine   Bemerkung  zu  Rhes.  521. 

110b)  Also  nsql  ävaXoyiag? 

111)  Varr.  L.  L.  X,  10.  Itaque  in  eo  dissensio  neque  ea  unius  modi 
apparet:  nam  alii  de  omnibus  universis  discriminibus  posuerunt  numerum, 
ut  Dionysius  Sidonius,  qui  scripsit  ea  esse  septuaginta  unum,  alii  partis  eins 
quae  habet  casus,  cuius  eidem  hie  cum  dicat  esse  discrimina  quadraginta 
Septem,  Aristocles  rettulit  in  litter as  XIV,  Parmeniscus  VIII,  sie  alii  pau- 
ciora  aut  plura. 

112)  Beccard  S.  65— 67.  La  Roche  S.  77 f.  Blau  S.  19 f.  Staesche 
De  Demetrio  Ixione  grammatico,  Halle  1883.  8.  (Doctordiss.). 

113)  Suid.  drjfi^TQLog  6  ininXriv  'i^lcov,  ygccfificcziTiog,  'ASqayiVzzrivog^ 
ysyovag  neeza  zovg  Avyovozov  zov  KaCaaqog  %$6vovg,  dg  dUzqiipsv  iv  IIbq- 


Demetrios  Ixion  aus  Adramyttion.  165 

verfasste  er  eine  Schrift  gegen  die  Homerauslegungen114) 
und  eine  zweite  gegen  die  Verstilgungen115),  eine  dritte  ver- 

yd[i<p.  £7isKlrjd"r}  8s  xovxo  cog  (isv  xivEg  Sioxi  Xsnidccg  xQva&S  tiXanxcav  xov 
iv  'AXe£ccv8qelcc  xi\g  r'Hqag  äydX{iocxog  icpcoQcifi'r}  (vgl.  La.  Di.  V,  84  im  Homo- 
nymenverz.  Evaxog  [näml.  dr}[irjXQiog~\  A8Q(X[ivxxr}v6g,  yQcc^ificcxL'aog,  inculrj^sig 
'lE,icav  8loc  xo  ddiyifjaai  xi  öonsiv  ueqI  xr\v  "Hqccv),  dtg  8'  aXXoi  bxi  ccnsav- 
Xtjgsv  EvqmCSsiov  (jedenfalls  mit  Staesche  S.  4  hinter  xb  umzustellen) 
<&lXoxi(iov  {cpCXov  xiva.  Staesche)  xb  dgcc^ia  e%ov  xbv  'l^Cova  (vgl.  Bernhardy 
z.  d.  St.:  „haec  apertis  erroribus  permixta  dubites  quo  pacto  sint  expedienda" , 
und  Staesches  Verbesserungsversuch  genügt  nicht),  exeqol  8'  bxi  xa>  8iSa~ 
o-accXw  'Aqioxccq%g)  <xvxr'jQLG£v,  coanEQ  6  'i^tcov  EVEoyExri6cc6iv  ccvxbv  xotg  fteotg 
<x%cxQicx£iv  E7csxstQ7)6sv.  Richtig  bemerkt  Beccard  S.  66.  A.  83:  „contra- 
riae  illae  cognominis  explicationes  demomtrant ,  ut  plerumque  fit  in  cogno- 
minibus  illustrandis  (s.  Lehrs  Qu.  ep.  S.  19  ff.,  vgl.  A.  85),  ignorasse  lexico- 
graphos,  unde  Demetrius  illud  cognomen  acceperü".  Dass  aber  ein  unmittel- 
barer Schüler  des  Aristarchos  nicht  erst  unter  Augustus  gelebt  haben  kann, 
hoben  Gräfenhan  Gesch.  der  klass.  Philol.  I.  S.  422  und  Beccard  a.  a.  0. 
hervor.  Maass  De  biogr.  Gr.  S.  32  f.  sucht  die  Ungenauigkeit  in  dem  Aus- 
druck SiSccgkuXco  und  hält  die  Zeitbestimmung  für  richtig.  Aber  schon 
Rohde  an  der  A.  35  angef.  St.  hatte  bemerkt,  dass  nach  Apollon.  Dysk. 
de  pron.  p.  114b.  avynaxcc&EfiEvog  (s.  über  diesen  Ausdruck  Staesche  S.  7  f. 
gegen  Egenolff  Jahresber.  XVII.  S.  122)  xa>  'i^Ccovi  (näml.  Tqvcpcov)  D. 
mindestens  schon  von  Tryphon  bekämpft  ward,  von  dem  es  doch  bei  Said. 
TovqxQv  heisst:  ysyovcbg  kuxcc  xovg  Avyovaxov  %govovg  xai  hqoxeqov. 
Ueberdies  s.  A.  118.  Dies  will  nun  freilich  an  sich  nicht  viel  sagen,  da 
Bapp  De  fontibus,  quibus  Athenaeus  in  rebus  musicis  lyricisque  euarrandis 
secutus  sit,  Leipz.  Stud.  VIII  (1886).  S.  107  ff.  gezeigt  hat,  dass  wiederum 
Tryphon  seinerseits  schon  den  Didymos  berücksichtigte;  aber  es  beweist 
doch,  dass  der  Widerspruch,  den  Bapp  auffallenderweise  ganz  unbeachtet 
lässt,  vielmehr  umgekehrt  von  der  Annahme  aus  zu  erklären  oder  zu  heben 
ist,  dass  der  Fehler  in  der  Zeitangabe  steckt.  Ueber  die  Versuche  hiezu 
s.  Blau  S.  19.  Das  Wahrscheinlichste  ist  wohl  die  Vermuthung  von  Rohde, 
dass  hier  nachlässigerweise  ein  solcher  beschränkender  Zusatz  wie  yial  noö- 
xeqov  weggelassen  sei.  Freilich  wäre  auch  durch  ihn  die  Uebereinstimmung 
noch  lange  nicht  hergestellt,  aber  s.  A.  35.  Ueber  die  Stellung  aber  des 
D.  zu  Aristarchos  und  Krates  s.  Staesche  S.  34 — 40. 

114)  Didym.  z.  A,  423.  6  'l&'cov  sv  xco  s'  nqbg  xccg  it-qyrjasig  (näml. 
Aqigxuq%ov),  z.  r,  18.  Z,  171.  6  1.  hv  reo  nQcoxco  it.  x.  i.  =  Fr.  27—29  Staesche 
(S.  47—51).  Ungenau  wohl  nennt  Suid.  a.  a.  0.  t'yQaipe  8h  noXXa  tceql  xtov 
Eig  ut,  Xr\y6vxmv  Qrj^idxcov  %ccl  aXXcc  nsgl  dvxcovv^ioav  Elg  "OfirjQOV  si;rjyr}6iv, 
Elg^Rai'oSov  bfioitog  sie  Elgr'0(jLriQov  i^riyriaiv,  wie  Beccard  S.  66  bemerkt. 
Anderer  Meinung  freilich  ist  Staesche  S.  21  ff.,  welcher  vielmehr  einen  be- 
sonderen, von  dieser  Schrift  verschiedenen  Homercommentar  (Fr.  1 — 26) 
annimmt,  und  unmöglich  ist  dies  allerdings  nicht. 

115)  Tlgog  xovg  tfd'ExrjfiEvovg  (näml.  oxlxovg),  Didym.  z.  Z,  437  =  Fr. 
52  St.  Ueber  die  ähnlichen  Bücher  des  Kallistratos  und  Zenodotos  von 
Mallos  (?)  s.  C.  16.  A.  71.    C.  26.  A.  83. 


166     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

muthlich  gegen  die  Hesiodosauslegungen  desselben116), 
und  auch  in  Bezug  auf  Aristophanes  finden  wir  ihn  vielfach  in 
Widerspruch  mit  Aristarchos117).  Didjmos  benutzte  ihn  wieder- 
holt118), zum  Theil  auch  als  Gewährsmann  für  die  Lesarten  des 
Letzteren119).  Er  schrieb  aber  auch  verschiedne  sprachphilo- 
logische Werke:  über  die  Verba  auf  fu119b),  über  die  Prae- 
positionen120),  'Etv^oXoyov^isva  in  mindestens  2  Büchern121), 
über  den  al  ex  andr  ini  s  che  n  Dialekt122)  und  attische 
Wörter123). 

Chaeris124),    vermuthlich    auch    noch    ein    unmittelbarer 
Schüler  des  Aristarchos125),  gehörte  im  Gegensatz  zu  Ptolemaeos 


116)  ßeccard  fährt  nach  der  A.  114  angef.  Bemerkung  fort:  „quae  si 
recte  coniecerim,  Demetrium  similem  adversus  interpretationes  carminum 
Hesiodeorum  Ubrum,  ab  Suida  slg  'Hüiodov  i^yr}GLV  parum  accurate  nomina- 
tum,  scripsisse  putaverim".  Staesche  S.  20 f.  denkt  dagegen  an  einen  Hesiod- 
commentar,  vgl.  A.  114. 

117)  Denn  sicher  kein  Anderer  ist  der  Schol.  Ran.  970.  990  genannte 
D.,  308.  6  3I%i<av,  vgl.  Schol.  Av.  1569  (s.  A.  123).  6  'l&cov. 

118)  Ausser  den  A.  114.  115  angef.  Stellen:  z.  B,  127.  192.  ff,  280. 
<9,  103.  K,  41.  124.  548.  552.  #,  316.  <?,  244.  f,  312.  431.  490.  So  lernen 
wir  denn  ziemlich  zahlreiche  Schreibweisen  von  ihm  selbst  und  solche,  die 
er  billigte,  von  Anderen  kennen,  s.  La  Roche  S.  78.  Vgl.  noch  Schol. 
AD  O,  194.  Auch  Herodian.  zu  A,  513.  E,  31  (vgl.  Schol.  A  T,  35)  citirt 
ihn,  vielleicht  auch  Nikan.,  Schol.  ß,  96. 

119)  A,  424,  s.  Lud  wich  z.  d.  St. 
119b)  Vgl.  Staesche  S.  13f. 

120)  Beide  b.  Suid.  (s.  A.  114),  letztere  berücksichtigt  Apollon.  Dysk. 
(s.  A.  113)  =  Fr.  46—48  St.  (S.  58 f.).     Vgl.  Staesche  S.  14—16. 

121)  Ath.  III.  74b.  drjfitfTQiog  b  'i&cov  sv  tiqcqtt]  'Etv  fioXoyovfisvcov. 
II,  50a.  sv  'Etv(ioXoyLa.  51  f.  Weiteres  bei  Staesche  S.  57  (=  Fr.  41—45), 
vgl.  S.  17  f. 

122)  Ath.  IX.  393b.  6  'i^tcav  .  .  .  Jrj^TQiog  sv  tut  nsgl  trjg  'AXs£av- 
Sqscov  dicdsMov  =  Fr.  40  St.  (S.  56). 

123)  As£s ig  'AzTincti,  Schol.  Aristoph.  Av.  1569  —  Fr.  39  St.  Vgl. 
Suid.  XccionodCccg.  Staesche  S.  19f.  Beccard  S.  67.  A.  90:  „neque  scio  an 
plurimi  de  Demetrio  loci,  qui  in  scholiis  Aristophanis  leguntur,  ex  Mo  libro 
petiti  sird".  S.  ausser  den  A.  117  angef.  Stellen  Schol.  Ran.  78.  184.  1196. 
Vesp.  240.  Allein  hier  möchte  ich  doch  liebet-  Staesche  S.  25  ff.  glauben, 
dass  D.  auch  einen  Commentar  zu  Aristophanes  (Fr.  31  —  38)  ge- 
schrieben hatte. 

124)  Blau  S.  56—67. 

125)  Blau  S.  57  macht  dafür  geltend,  dass  Herodian.  z.  7,  605  die 
Gründe,  welche  Aristarchos  für  seine  Auffassung  von  ti(ifjg  als  Genetiv 
gehabt  habe,   aus   ihm   entnimmt.     Weniger   entscheidend  ist,   dass  er  bei 


Demetrios  Ixion.     Chaeris.  167 

von  Askalon  und  Dionysios  von  Sidon  zu  denjenigen  Aristarcheern, 
welche  in  der  Analogie  nicht  so  weit  gingen  und  der  Anomalie 
grössere  Zugeständnisse  machten  als  ihr 'Meister126).  Er  ver- 
fasste  kritische  Beiträge  zu  Homeros127),  die  aber  wohl 
geradezu  eine  Art  von  kritisch-exegetischem  Commentar  bildeten128), 
denn  ohne  Zweifel  aus  ihnen  stammt  eine  Reihe  uns  überlieferter 
kritischer,  exegetischer  und  grammatischer  Bemerkungen129),  in 
denen  er  sich  als  einen  ächten  Aristarcheer,  wenn  auch  nicht 
ohne  Abweichungen  von  Aristarchos,  und  als  guten  Kenner  des 
homerischen  Sprachgebrauchs,  jedoch  gleich  Aristarchos130)  noch 
allzu  sehr  an  dem  attisch  gestalteten  Homeros  festhaltend  be- 
kundet131). Einen  ähnlichen  Commentar  schrieb  er  zu  Pin- 
daros  und  zeigt  sich  in  den  Ueberbleibseln  desselben132)  gleich- 
falls als  ein  sehr  tüchtiger  Kritiker,  weniger  als  guter  Ausleger. 
Nicht  besonders  glücklich  scheint  er  dagegen  in  seiner  Be- 
schäftigung mit  Aristophanes  gewesen  zu  sein133).  Ausserdem 
kennen  wir  von  ihm  noch  ein  Werk  tcbq\  yQamiccTixrjg  in 
mindestens  2  Büchern134). 


Didym.   z.  77,  80    als  Zeuge    dafür    erscheint,    dass  dem  Aristarchos  dieser 
Vers  verdächtig  war. 

126)  Schol.  A  (Herodian.)  IV,  103.  ovx  slvai  iv  diavXXdßoLg  (Lobeck 
Paralip.   S.  121   (lovoGvlldßoig)   ccvaXoyCccv.     Vgl.  A.  134.  350.     Blau  S.  58. 

127)  Didym.  a.  a.  0.  Xctiqig  (so  Boeckh  f.  %dqig  oder  %ÜQr\<$)  . . .  iv  xoig 

ZJlOQ&COTLKOVg. 

128)  La  Roche  S.  81  f. 

129)  Didym.  z.  B,  865.  01  .  .  .  nsql  Xaiqiv.  Z,  4  (wo  La  Roche  Xaiqig 
f.  Xdqr]g  hergestellt  hat).  71  (vgl.  A.  14)  u.  a.  a.  0.  Herodian.  a.  a.  0.  und 
z.  B,  311  vgl.  m.  de  solit.  dict.  42,  Uff.  p.  947,  29f.  (=  Cath.  prox.  144,  17f.) 
Lentz  (Schol.  Aristoph.  Av.  877,  vgl.  A.  133).  Schol.  Arat.  254  (wo  Spitzner 
XccQrig  m  Xcciqiq  verbesserte)  vgl.  m.  Schol.  q,  252.  6,  74. 

130)  S.  C.  16.  A.  107.   119.  120. 

131)  S.  Blau  S.  58—61. 

132)  Schol.  Py.  IV,  18.  61.  156.  188.  195.  259.  313.  446.  459.  Nem.  1,  49. 
Blau  S.  63  f. 

133)  In  den  Scholien  erscheint  er  nur  dreimal,  Av.  877  (vgl.  A.  129). 
Vesp.  672.  Ran.  1028,  und  nur  die  dritte  Stelle  ist  von  Erheblichkeit,  aber 
was  hier  von  ihm  berichtet  wird,  gereicht  seinem  Urtheil  nicht  zur  Ehre. 
S.  Blau  S.  61—63. 

134)  Sex.  Math.  I,  76.  Xdgrjg  8s  iv  tg5  itqäxca  nsql  yganfiaxiKrig  x.  x.  I. 
Denn  hier  ist  wiederum,  wie  Blau  S.  65 f.  bemerkt,  XccQrjg  nach  Bekk. 
Anecd.  663,  10  ff.  in  XaiQig  zu  ändern.  Blau  S.  66  meint,  Schol.  N,  103 
(s.  A.  126)  beziehe  sich  vielleicht  auf  diese  Schrift.  Ein  Gleiches  gilt  von 
Phot.  u.  Et.  M.  (416,  31)  r;  8'  og,  wo   Blau   S.  66  f.   gewiss  abermals  mit 


168     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Aretades,  ein  wenig  bekannter  Mann135),  wird  auch  wohl 
zu  den  unmittelbaren  Schülern  des  Aristarchos  gerechnet  werden 
müssen.     Ein  Gleiches*  gilt  von 

Neoteles136),  welcher  tcsqI  xr\g  xaxa  zovg  ygaag  xo- 
isiag  schrieb137). 

Dionysios  von  Alexandreia13y)7  Sohn  des  Teros(?),  nach 
welchem  er  selber  vielleicht  auch  Teros(?)  genannt  ward,  und 
sonach  vermuthlich  wegen  thrakischer  Herkunft  der  Thraker 
genannt139),   ward   wohl   etwa   166  geboren140).     Noch  sehr  jung 


Recht  XaLQig  an  die  Stelle  von  Xdgrjg  setzt,  aber  noch  andere  Auffällig- 
keiten, wie  das  Auftreten  des  Kritolaos(?)  neben  Chaeris  nach  Eratosthenes 
und  Aristarchos  in  ihren  Ansichten  über  diesen  Ausdruck,  hervorhebt. 

135)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.316.  Blau  S.  77f.  Abgesehen  von  Didym. 
z.  ß,  110  erscheint  er  noch  Schol.  y,  341.  Asavdgog  %aX  (so  Nauck  f.  tj) 
'jQTjtccdrjg  (so  Meineke,  Cobet,  Nauck,  Müller  f.  ^exrta'drjff),  Alkiphr. 
Epist.  III,  66.  'Jorjxccörig  (so  Meineke  f.  'AQnudrjg  oder  ^Agntadrig)  6  ygafi- 
(ictTinog  und  ist  auch  wohl  der  Verfasser  der  Schrift  nsql  avvs  (inxcoascog 
(über  das  zufällige  Zusammentreffen  verschiedener  Schriftsteller  in  ihren 
Berichten),  die  Euseb.  P.  E.  X,  3,  23.  467  d  anführt. 

136)  Denn,  wie  Blau  S.  77  bemerkt,  Didym.  z.  Sl,  110  nennt  Beide, 
zwischen  zwei  Schülern  des  Aristarchos:  'AnoXXödcogog  xca  'Aorjxddqg  xai 
NsoxsXr\g  xat  diovvciog  6  ®Q(i£. 

137)  Porphyr,  z.  &.  328.  Sonst  wird  er  noch  erwähnt  von  Nikan.  z.  (9, 325 
und  Eustath.  z.  d.  St.  715,  25.  34.  Die  Angabe  des  Porphyr,  und  Eustath. 
weicht  aber  von  der  des  Nikan.  ab,  s.  Friedlaender  Nican.  S.  196.  Vgl. 
Wolf  Proleg.  S.  193.  A.  63.    Blau  S.  78. 

138)  Mor.  Schmidt  Dionys  der  Thraker,  Philologus  VII.  1852. 
S.  360-382.   VIII.  1853.  S.  231—253.  510—520.     Vgl.  Beccard  S.  58-60. 

139)  Dergestalt  dass  wohl  noch  sein  Vater  ein  Thraker  war.  Dies  soll 
auch  wohl  die  verderbt  überlieferte  Erklärung  bei  Suid.  diovvßiog  'AXe^ccv- 
dqsvg,  ©qccI-  de  ccnb  xov  naxobg  Tfjoov  TFjQog  xovvopa  nXrjd'stg,  'Aqi6xÜq%ov 
Ha&rjTrjg,  y^a/iju-aTixog,  dg  sooqpiaxsvGsv  sv  Pcofitj  snl  IIo[L7zr}iov  xov  (isydXov 
■xcci  s^rjyr}Gaxo  TvoavvCwvi  reo  7cqoxsq(o  (Reinesius  ändert  'P(6(ir]  in'Podm, 
aber  dies  genügt  nicht,  denn  snl  üo^ti.  kann  schwerlich  „zur  Zeit  der 
Geburt  des  Pompeius"  [107 J  bezeichnen;  Clinton  vermuthet:  ygafi^iaxiviog, 
og  s^rjyqöaxo  Tvqccvvicdvi  xä  7tQOZSQ<p,  og  saoq>t6xsvasv  sv  ^Poofij]  inl  Tlofi- 
nr\Cov  xov  [isydXov,  Hillscher  a.a.O.  S.  360f.  yQccfifiaxfaog,  og  saocpiöxsvosv 
sv  Poöoj  (eni  xov  sßdopov  IIxoX8[iciiovy  v,al  si-rjyrjcccxo  Tvqccvvicovi  reo  tiqo- 
xsq(o,  6g  86ocpLGxsv68v  sv  'PcoftTy  snl  TIo(i7triLov  xov  [isyuXov,  vielleicht  be- 
ruht aber  das  verkehrte  og  —  (isydXov  bloss  auf  Verwechselung  mit  Tyran- 
nion; G.  F.  ünger  Philologus  XLVII.  S.  181  [vgl.  C.  33.  A.  40]  erzählt 
freilich  von  Neuem  ohne  Weiteres,  dass  auch  D.  in  Rom  gelehrt  habe,  und 
zieht  Schlüsse  daraus,  gerade  als  ob  sich  nie  ein  Zweifel  hiegegen  erhoben 
hätte).  6vvsxcc!-8  8s  nXsiGxa.  yqoLppcixiY.d  xs  yiotl  cvvxoLypccxiY.cc  y,ccl  vnopvr\- 
ficcxcc  bedeuten.    Jedenfalls  hat  er  diesen  Beinamen  schwerlich  weder  von 


Aretades.     Neoteles.     Dionysios  der  Thraker.  169 

also  hörte  er  den  Aristarchos,  und  in  seiner  Bewunderung,  dass  der 
Lehrer  fast  alle  Tragoedien  auswendig  wusste,  malte  er  ihn  mit 
einem  Brustschilde,  welches  die  Figur  der  Tragoedie  trug141). 
Dann  lehrte  er  in  Rhodos,  wo  sich  ihm  Tyrannion  der  Aeltere 
anschloss142),  und  hier  modellirte  er  den  Pokal  des  Nestor  nach 
der  homerischen  Beschreibung143),   wozu  seine  Schüler  das  Geld 


einem  längeren  Aufenthalt  in  Thrakien,  von  welchem  Nichts  berichtet  wird, 
noch  auch  desshalb  erhalten,  weil  er  etwa  selbst  dort  geboren  wäre. 
Wenigstens  bezeugt  auch  Strab.  XVI.  655.  diovvGiog  8s  6  ®qcc^  zal  'AnoX- 
XcovLog  6  xovg  'Agyovavxag  noir\6cig  'AXs^avSgsig  [isv,  skccXovvxo  8s  1P68iol 
ausdrücklich  seine  Geburt  nach  Alexandreia.  S.  auch  [Sergius]  in  Donat. 
IV,  529  (nach  Varr.  p.  187  Wilmanns).  Dionysim  autem  Aristarchi  discipu- 
Jus  cognomento  Thrax,  domo  Alexandria,  is  qui  Bhodi  docuit  etc.  Die  Ver- 
muthung  von  M.  Schmidt  VIII.  S.  361,  bei  Suid.  sei  anb  trjg  naxqCSog 
Tqt\qov  \Tqt\q~\  herzustellen,  ist  daher  unrichtig.  Weit  eher  könnte  man 
daran  denken,  dass  TfjQog  mit  Hemsterhuys  zu  streichen  und  dann  Trjgovg 
zu  schreiben  sei,  da  der  Name  sonst  stets  Triqiqg  (oder  Trjosvg)  lautet,  nie 
Trjgogj  aber  s.  Schol.  Dion.  Thr.  p.  672,  17  ff.  aXXog  r\v  sxsivog,  diovvoiog 
6  ©(ml,  *al  aXXog  6  noir]aag  xb  nagbv  üvyyQa^i^ai  snsivog  (isv  pLad"rjx^g 
'Aqi6xccq%ov,  ovxog  8s  ö  xov  Trjoov  (so  Gaisford  f.  IlrjQov).  Z.  25  ff.  insivog 
(isv  yag  (la&rjxrjg  r\v  'Aqi6xccq%ov  .  .  .  ovxog  ds  saxiv  b  Xsybfisvog  b  xov 
TrjQov  (so  Gaisford  f.  IIr}aov).  sXsysxo  8s  xal  ovxog  ®QaI-,  rj  diu  xb 
xoa%v  l'6(og  xrjg  cpcovrjg  r)  Sloxi  nal  xij  äXrj&sia  ©oat;  rjv'  sUbg  8s  val  huxcc 
nXdvrjv  nXrjd'rjvcti  avxbv  ©qockcc,  vgl.  A.  153.  Und  so  empfiehlt  sich  die 
leichte  Aenderung  anb  <jf]>  oder  <xori>  anb  von  Marx  Berl.  ph.  Woch.  X. 
1890.  Sp.  1007.  Anm.  u.  b.  Hillscher  S.  360.  A.  2.  Ganz  befriedigt  auch 
sie  mich  nicht;  ich  vermuthe  in  demselben  Sinne  geradezu  etwa:  @ga£  8s 
<(xaTa  xb  ysvog  naiy  anb  xov  oder  ®ga£  8s  anb  (xov  ysvovg  x«t  ccnby  xov 
k.  t.  X.  Beispiele  von  sonstigen  Männern,  die  „more  Romanorum"  mit  dem 
Namen  des  Vaters  als  Beinamen  oder  sogar  Namen  bezeichnet  wurden, 
geben  nach  Vorgang  Anderer  Lehrs  Qu.  ep.  S.  23.  A.  **  u.  Diels  Dox. 
S.  86,  vgl.  C.  32.  A.  94.    C.  35.  A.  124.    Doch  s.  d.  Nachtr. 

140)  Wenn  man  höher  hinaufgehen  wollte,  so  hätte  der  wohl  etwa  115 
(s.  A.  177.  186)  geborne  Tyrannion  nicht  füglich  mehr  sein,  wenn  tiefer 
hinab,  so  er  selbst  nicht  füglich  mehr  des  Aristarchos  Schüler  gewesen 
sein  können.  S.  indessen  das  am  Schluss  von  A.  186  Ausgeführte.  Bei 
dem  Ansatz  von  Schmidt  VIII.  S.  366—368  auf  162/1  wäre  er  erat  17  Jahre 
gewesen,  als  Aristarchos  146  oder  spätestens  144  Alexandreia  verliess. 

141)  Et.  M.  diovvGiog  6  ©ga£.  277,  63  ff.  Schol.  Dionys.  a.  a.  0.  un- 
mittelbar hinter  den  A.  139  ausgezogenen  Worten:  snsivog  —  'Agicxäg%ov: 
og  -hccI  xov  sccvxov  8i8d.ov.aXov  ^coygacp^aag  sv  xai  gxti&si  avxov  xr\v  xgayco8iav 
s£coyQacp7]OE  8id  xb  dno6xr)&i£siv  avxbv  näaav  xr\v  xgaycoSCav.  Dasselbe, 
ohne  den  Namen  des  D.  zu  nennen,  berührt  Eustath.  z.  #,  156.  p.  974,  7  ff. 
Vermuthlich  war  es  ein  Brustbild,  s.  Marx  Interpretationum  heptas,  Rostock 
1888.  4.   S.  10. 

142)  Suid.  Tvgavvliov,  s.  A    176.  143)  II.  A,  632  ff. 


170     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

zusammenbrachten144).  Zu  dieser  gewiss  höchst  seltnen  Verbindung 
des  Philologen  und  vermuthlich144b)  auch  Rhetors  in  einer  Person 
mit  dem  Dilettanten  in  den  bildenden  Künsten  gesellte  sich  endlich 
bei  ihm  noch  die  Beschäftigung  mit  der  Specialgeschichte  seiner 
zweiten  Heimat  in  dem  Werk  über  Rhodos145).  Erhalten  ist  uns 
seine  kurzgefasste  Elementargrammatik  (Te%vri  yQa^i^iatixri), 
wie  schon  früher  gesagt  143);  der  erste  Versuch  dieser  Art,  aber  ein  so 
erfolgreicher,  dass  sie  gerade  desshalb  allerdings  nicht  in  ihrer  ur- 
sprünglichen Gestalt  auf  uns  gekommen  ist147)   Denn  sie  blieb  Jahr- 


144)  Promathidas,  wahrscheinlich  also  einer  von  diesen,  schrieb  dann 
einen  Commentar  zu  diesem  Kunstwerk.  S.  Asklep.  v.  Myrl.  nsgl  xrjg  Ns- 
oxogidog  (s.  C.  26.  A.  85.  89  ff.)  b.  Ath.  XI,  489  a.  b.  diovvaiog  de  6  ©qoc£  iv 
*P6dcp  Xeyexai  xr\v  NeaxoQida  %axaoY.evd.Qa.i  xav  {icc&rjxdöv  avxco  ovveveyxccv- 
xiov  xccQyvQiov.  oneg  Tlgoficcd'iSag  o  'HgaxXeoaxrjg  e^fjyovfievog  xrjv  xara 
Jiovvaiov  didxcc^Cv  <pr\6i  (Fr.  7)  6nvcpov  elvai  %.  x.  X.  Vgl.  C.  33.  A.  37  f. 
Um  so  weniger  ist  wohl  ein  genügender  Grund  zu  dem  gegen  die  Nachricht 
(A.  141)  von  der  Abbildung  des  Aristarchos  geäusserten  Verdacht  von 
ürlichs  Dionysius  Thrax  ein  Maler,  Rhein.  Mus.  XII.  1858.  S.  444:  „sollte 
aber  nicht  eine  Verwechselung  unterlaufen  und  an  den  Anthropographos  zu 
denken  sein,  den  Varro  (s.  Plin.  XXXV.  §.  113.  147)  in  seiner  Jugend  kannte?" 

144b)  S.  A.  159°. 

145)  Steph.  v.  Byz.  Tagoog.  Aiovvoiog  de  6  ®goc£  iv  xm  negl  'Podov 
(=  Fr.  3  Schmidt).     Müller  F.  H.  G.  III.  S.  189. 

146)  C.  12.  A.  9. 

147)  Zuerst  gab  sie  Fabricius  Bibl.  Gr.  VII.  S.  26—34  i.  J.  1715 
heraus  augeblich  nach  einer  Hamburger  Handschr.  (H),  welche  L.  Holstein 
im  17.  Jahrh.  nach  mehreren  Vatikan.  Codices  von  ihr  nebst  Scholien  und 
Supplementen  hatte  anfertigen  lassen,  weit  mehr  aber  noch  nach  einer 
erst  im  17.  oder  18.  geschriebenen  Pariser  2290  (A),  dann  theilte  Villoison 
Anecd.  IL  S.  99  ff.  aus  einer  venetianischen  (M  bei  Bekker,  V  bei  Uhlig) 
652  aus  dem  15.  Jahrh.  die  abweichenden  Lesarten,  welche  Harles  in 
seiner  Ausg.  von  Fabricius  B.  G.  VI.  S.  311—319  wieder  abdrucken  Hess, 
und  aus  zwei  anderen  einige  Scholien  mit.  Hierauf  folgte  1815  die  zweite 
Ausgabe  von  Bekker  Anecd.  II.  S.  627 — 643  nach  den  genannten  und 
einigen  anderen  Handschriften,  aber  leider  nicht  den  ältesten  und  besten, 
und  mit  einer  zahlreichen  Scholiensammlung  aus  H  und  Vatic.  14.  Erst 
die  neuste  Bearbeitung  von  Uhlig,  Leipzig  1884.  8.,  in  welcher  die  25  Para- 
graphen bei  Bekker  auf  20  reducirt  sind,  eine  grossartige  Leistung,  liefert 
eine  wirkliche  Textrecension,  der  vor  Allem  die  ältste,  früher  im  Besitz 
von  Vettori  befindliche,  leider  verstümmelte  Münchener  Handschrift  310  (M) 
aus  dem  9.  oder  10.  und  deren  vor  der  Verstümmelung  gemachte  Copie  in 
Leiden,  Vossian.  quadr.  76  (L)  aus  dem  11.  Jahrh.,  demnächst  ein  Codex 
des  Klosters  Grotta  Ferrata  bei  Frascati  (G)  aus  dem  11.  oder  12.,  nicht 
aus  M,  sondern  einer  anderen  Abschrift  des  Archetypos  stammend,  dessen 
Seiten  verwandte    VAH    sind,    zu    Grunde    gelegt   ist.     Dabei    sind    aber 


Dionysios  der  Thraker  von  Alexandreia.  171 

hunderte  lang  das  gangbare  Handbuch  zumal  für  den  Unterricht148), 
und  es  sind  uns  daher  auch  zahlreiche  Commentirungen  zu  ihr149), 


natürlich  ferner  auch  die  Scholien,  theils  die  bekannten  aus  besseren  Quellen, 
theils  bisher  unbekannte,  die  späteren  griechischen  und  lateinischen  Schrift- 
steller (s.  A.  148)  und  byzantinischen  Katechismen  (s.  A.  148.  150.  151)  und 
mit  Hülfe  von  Merx  die  orientalischen  Uebersetzungen  (s.  A.  148.  152)  sorg- 
fältig benutzt.  Dennoch  soll  die  Ausgabe  zunächst  nur  den  bestüberlieferten 
Text  geben;  die  möglichste  Herstellung  des  ursprünglichen  mit  Heran- 
ziehung der  Conjectur  hat  Uhlig  wegen  Augenleiden  einem  künftigen 
zweiten  Bande  überlassen  müssen.  Vorarbeiten  und  Supplemente  von  ihm 
sind:  Zwei  alte  Handschriften  griechischer  Grammatiker,  Verh.  der  34. 
(Trierer)  Philologenvers.,  Leipz.  1880.  S.  163  —  168  (vgl.  auch  Classen  und 
ühlig  in  den  Verh.  der  32.  Vers,  in  Wiesbaden,  Leipz.  1878.  S.  138—140). 
Appendix  artis  Dionysii  Thracis  ab  G.  Uhligio  recensitae,  Heidelberg  (Leipz.) 
1881.  8.  Die  Wiederherstellung  des  ältesten  occidentalischen  Compendiums 
der  Grammatik  (Heidelb.  Festschr.  zur  Begrüssung  der  36.  Philologenvers.), 
Freiburg  und  Tübingen  1882.  8.  Vgl.  über  sie  die  guten  Referate  von 
Egenolff  Jahresber.  XXXVIII.  S.  92  f.  94—96.  Philol.  Rundschau  1882. 
Sp.  647—652  und  G.  Schömann  Ph.  Anz.  XII.  1882.  S.  92—95.  XIV.  1884. 
S.  103—105.  Dazu  kommen  Nachträge  zu  der  Ausg.  in  den  ausführlichen 
Recensionen  der  letzteren  von  Studemund  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXI.  1885. 
S.  745-772  und  Egenolff  Jahresber.  XLVI.  S.  109—141  (vgl.  Woch.  f.  kl. 
Ph.  V.  1888.  Sp.  198—203.  G.  Schömann  Ph.  Anz.  XV.  1885.  S.  412-416). 
148)  In  den  griechischen  Schulen  herrschte  sie  von  ihrem  Ursprung 
an  bis  etwa  ins  12.  Jahrh.  n.  Chr.  (s.  Tzetz.  z.  Hesiod.  Op.  258,  vgl.  A.  150). 
Dann  ward  sie  durch  Katechismen  (EQcoxri[i<xxa)  wohl  meist  unter  dem 
Namen  byzantinischer  Auetoren  (wie  Moschopulos)  verdrängt,  die  aber  auch 
lediglich  aus  ihr  ausgezogen  waren  (s.  A.  151),  und  von  diesen  hingen  die 
Byzantiner  ab,  welche  die  griechische  Bildung  in  Italien  erneuerten, 
Eman.  Chrysoloras,  Theod.  Gaza,  Const.  Laskaris,  Demetr.  Chalkondylas. 
Aber  noch  ein  anderer  Strom  führte  von  ihr  nach  dem  Abendlande.  Varro 
scheint  seine  Definition  der  Personen  des  Verburns  (L.  L.  VIII.  §.  20)  so 
wie  die  der  Grammatik  (bei  Mar.  Victorin.  VI,  4.  p.  99.  208  Wilmauns) 
aus  ihr  entnommen,  auch  Sueton.  Fr.  205  Reiffersch.  aus  ihr  geschöpft  zu 
haben,  desgleichen  Remmius  Palaemon,  der  Lehrer  des  Quintilianus,  und 
vielleicht  war  dieser  der  Urheber  einer  jedenfalls  anzunehmenden  und,  wie 
es  scheint,  im  ersten  Jahrh.  n.  Chr.  entstandenen  römischen  Bearbeitung, 
von  welcher  die  späteren  römischen  Grammatiker,  wie  Dositheus,  Diomedes, 
Charisius,  Donatus,  nicht  minder  abhängig  waren  als  die  späteren  griechischen 
vom  Original.  Priscianus  las  das  letztere  selbst.  S.  Uhlig  Append.  S.  XIV. 
18—36.  Ausg.  S.  VI.  23.  52.  53.  71  und  die  im  lat.  Ind.  von  ihm  nachgewiesenen 
Stellen.  Eine  ungefähr  im  6.  Jahrh.  entstandne,  auf  uns  nur  in  drei  sehr 
jungen  Handschriften  gekommene,  zuerst  von  Jacob  Schaban  Cirbied 
in  den  Memoires  et  dissertations  sur  les  antiquites  nationales  et  etrangeres, 
publiees  par  la  societe  des  antiquaires  de  France  Bd.  6.  S.  1—39  (vgl. 
S.  I — XXVI)  nachlässig  veröffentlichte  armenische  Uebersetzung  (a.  A.  152) 


172     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

ferner  Zusatzcapitel160),  Auszüge151)  und  orientalische  Ueber- 
setzungen152)  überliefert,  und  die  noch  heute  übliche  grammatische 

übte  einen  nicht  geringeren  Einfluss  auf  die  Landsleute  ihres  Urhebers  vom 
5.  bis  14.  Jahrh.  aus,  wie  die  Masse  erhaltner  armenischer  Interpretationen 
aus  dieser  Zeit  zeigt.  Hinsichtlich  der  Semiten  wusste  man,  dass  Jacob 
von  Edessa  am  Ende  des  7.  u.  Anf.  des  8.  Jahrh.  den  ü.  benutzte;  aber 
Merx  (s.  A.  152)  fand  im  britischen  Museum  in  zwei  sehr  alten  Hand- 
schriften eine  schon  im  5.  oder  6.  angefertigte  syrische  Uebertragung  von 
§.  11—20.    S.  Uhlig  Proleg.  S.  VII. 

149)  Die  von  Bekker  Anecd.  IL  S.  645  —  972  herausgegebenen  Scholien 
sind  allmählich  bald  einer  genaueren  Betrachtung  und  Revision  unterzogen, 
bald  aus  besseren  Quellen  theils  berichtigt,  theils  ergänzt  worden:  Cr  am  er 
Anecd.  Ox.  IV.  S.  308-330  (aus  einem  vortrefflichen  Cod.  des  brit.  Mus.  5118), 
C.  Wachsmnth  Handschriftliche  Mittheilungen  zu  den  Scholien  des  Dio- 
nysius  Thrax,  Rhein.  Mus/ XX.  1865.  S.  375—389  (aus  einem  Neapolitaner 
Cod.  Borbonicus),  Usener  Lectiones  Graecae,  Rhein.  Mus.  XXV.  1870. 
S.  592—594  (anknüpfend  an  Cramer  a.  a.  0.).  A.  Hart  Zu  den  Scholien 
des  Dionysios  Thrax,  Jahrb.  f.  Ph.  CV.  1872.  S.  265—277.  R.  Schneider 
Zu  den  Scholien  des  D.  Th.,  Rhein.  Mus.  XXIX.  1874.  S.  183—186.  Egenolff 
Jahrb.  f.  Ph.  CXIX.  1879.  S.  526.  Auch  was  Göttling  fälschlich  unter  dem 
Namen  Theodosii  grammatica,  Leipz.  1822.  8.  herausgab  (aus  zwei  Pariser 
Codices  2553.  2555)  sind  nichts  Anderes  als  solche  Scholien.  Den  ersten 
Versuch  zu  einer  Vertheilung  unter  die  verschiedenen  Urheber  machte 
Preller  Quaestiones  de  historia  grammaticae  Byzantinae,  Dorpat  1840.  4. 
Ausgew.  Aufs.  S.  69—93,  den  zweiten,  sehr  gelungenen  mit  Hülfe  des  von 
Wachsmuth  neu  zugeführten  Materials  für  die  ersten  13  Paragraphen 
Hoerschelmann  De  Dionysii  Thracis  interpretibus  veteribus  I.  Leipz. 
1874.  8.  (vgl.  die  Recc.  v.  M.  Schmidt  Jen.  N.  L.-Z.  1874.  Sp.  707 f., 
Hill  er  Jahrb.  f.  Ph.  CXIII.  1876.  S.  49—53,  G.  Schoemann  Ph.  Anz. 
VIII.  1877.  S.  85  — 89,  Carnuth  Jahresber.  V.  S.  116  —  120)  mit  den 
Nachträgen  über  Lukillos  von  Tarra  und  Porphyrios,  Act.  soc.  ph.  Lips.  IV. 
S.  333—343.  V.  S.  297-302  (vgl.  Carnuth  a.  a.  0.  S.  120  f.).  Endlich  hat 
Hilgard  De  artis  grammaticae  ab  Dionysio  Thrace  compositae  interpreta- 
tionibus  veteribus  in  singulos  commtntarios  distribuendis  (Heidelberger 
Gymnasialprogramm),  Leipz.  1880.  4.  mit  Hülfe  neuer  und  ursprünglicherer 
Quellen  (wie  ausser  dem  Neap.  besonders  Marcian.  489  und  dem  nur  bis 
§.  14  reichenden  Barocc.  116)  theils  die  Ergebnisse  von  Hoerschelmann 
mit  einzelnen  Abweichungen  befestigt,  theils  die  Untersuchung  erfolgreich 
über  das  Ganze  ausgedehnt.  Wir  besitzen  noch  den  fortlaufenden  Commentar 
des  Diomedes  oder  Melampus  (nach  Langes  Vermuthung  gab  entweder 
Letzterer  die  Vorträge  des  Ersteren  wieder  oder  umgekehrt)  theils  für  sich 
in  K  (Havniensis  459:  Msldfinodog  ygccfifiaTi-nov  SQfirjvstcc  zrjg  ts%vr]g  dio- 
vvaiov  xov  OgccKog),  theils  in  der  ursprünglich  aus  dem  Barocc.  stammen- 
den Sammlung  zu  §.  1 — 6  mit  Beimischungen  aus  Porphyrios  und  Stephanos 
und  bruchstückweise  in  anderen,  namentlich  aus  ihm  und  Stephanos  (Cod. 
des  brit.  M.,  Pseudo-Theodos.,  zu  §.  1  f .  Darmstad.  2773)  oder  ausserdem 
noch  Heliodoros  (Neapol.,  Marc.  489)  oder  Porphyrios  und  Georgios  Choero- 


Dionysios  der  Thraker  von  Alexandreia.  173 

Terminologie  stammt  aus  ihr153).    Und  so  geht  denn  schon  Sextus 
der  Empiriker  bei  seiner  Bekämpfung  der  Grammatiker  zunächst 


boskos  (Vatic.  14  und  aus  ihm  H)  und  in  verkürzter  Gestalt  den  des  Helio- 
doros  zu  §.  12 — 20  (im  Barocc.,  so  weit  er  erhalten  ist,  und  dessen  Abschrift 
Vat.  240,  die  wieder  Quelle  für  H  war).  Choeroboskos  lebte  am  Ende 
des  6.,  Stephanos  am  Anf.  des  7.  Jahrh.,  Heliodoros,  welcher  durchweg, 
und  Melampus,  welcher  theilweise  den  Choeroboskos  benutzte,  auch  wohl 
nicht  viel  später.  Ob  Porphyrios  der  Neuplatoniker  oder,  wie  Hoerschel- 
mann,  Hilgard,  Uhlig  annehmen,  ein  Späterer  war,  ist  noch  streitig. 
Einzelnes  ist  auch  schon  aus  Lukillos  von  Tarra  und  Anderen  entnommen. 
Dazu  kommen  noch  Paraphrasen,  wie  die  von  Hilgard  S.  24—46  heraus- 
gegebne aus  dem  8.  oder  9.  Jahrh.,  die  aber  alle  unbedeutend  sind.  S.  über 
dies  Alles  Uhlig  Proleg.  S.  XXIV— XLI. 

150)  Das  ältste  Supplement  aus  dem  Ende  des  4.  oder  Anfang  des 
5.  Jahrh.  sind  des  Theodosios  navovzg  gfcaycoytxoi  tcsqI  hMöeooq  ovo^iäzcav 
v.al  QrjuuT(ov  (bei  Bekker  Anecd.  III.  S.  975  —  1061),  vgl.  Tzetz.  in  Hes. 
Op.  258.  tfj  Jiovvgov  ßL'ßlaj  7tQ06s%cov  nett  totg  (dsodooiov  nctvoai,  die  sogar 
noch  in  die  Katechismen  übergingen.  Dazu  kamen  das  Capitel  nsQi  ngo- 
Gcpdicov  (commentirt  von  Choeroboskos  IL  S.  675  —  703  Bekk.  und  einem 
Anon.  II.  709-720  Bekk.)  p.  105-111  ühl.  674  f.  Bk.  und  eine  stoische 
Definition  der  xs%vri  p.  115 — 117  U. ,  beide  früh  dem  Text  voraufgeschickt, 
ferner  nsgl  nodmv,  (ietqoov,  to^cöv  p.  117 — 124.  XI  f.  U.  (vgl.  Ho  ersehe  1- 
mann  Ein  griech.  Handb.  der  Metr.,  Dorpat  1888.  8.)  und  die  Paradigmen 
von  xvrtTco  und  rt-ih^t,  welche  man  vielmehr  nachfolgen  Hess.  Diese  Er- 
gänzungen finden  sich  zum  Theil  schon  in  den  oriental.  Uebersetzungen,  dann 
den  ältsten  Hdschrn.,  und  das  erste  ist  wiederum  auch  in  den  'EQmtr'i(iccrcc 
benutzt. 

151)  A.  Hart  De  Dionysii  Thracis  grammaticae  epitoma  partim  inedita, 
quae  est  in  codice  Veneto  Marciano  DXXXI,  Berlin  1871.  4.  Unter  diesem 
nicht  ganz  passenden  Titel  ist  hier  ein  byzantinisches  Lehrbuch  heraus- 
gegeben und  behandelt,  welches  das  des  D.  zur  Grandlage,  daneben  aber 
beträchtliche  Zusätze  aus  anderen  Quellen  hat.  Namentlich  aber  kommen 
hier  die  schon  A.  147.  148.  150  erwähnten  byzantinischen  Katechismen  in 
Betracht,  deren  vier  Egenolff  Erotemata  grammatica  ex  arte  Dionysiaua 
oriunda,  Mannheim  1880.  4.  (vgl.  Jahresber.  XXXVIII.  S.  93  f.  G.  Schoe- 
mann  Ph.  Anz.  XL  1882.  S.  23 — 26)  herausgegeben  hat,  und  von  denen 
einer  den  Namen  des  Neilos,  Erzbischofs  von  Rhodos  (um  1370),  ein  anderer 
den  des  Moschopulos  trägt.  Die  historische  Aufeinandei  folge  untersuchte 
dann  Uhlig  Append.  S.  VI  — XII:  die  älteste  Form  ist  die  in  einem  dritten 
(Erotemata  Gudiana  in  einem  Wolfenbüttler  Cod.  des  12.  oder  13.  Jahrh.) 
enthaltene,  die  dann  Moschopulos  (aus  welchem  der  vierte,  die  Tubingensia, 
ein  Auszug  ist),  nach  Hephaestion  und  Choeroboskos  mit  peripatetischer 
Schulweisheit  überarbeitete,  wie  ihn  wiederum  Neilos. 

152)  S.  A.  147.  148.  Von  ihnen  ist  auch  die  armenische  erst  durch 
Merx  brauchbar  gemacht,  s.  dessen  Abh.  in  Uhligs  Ausg.  S.  LVII— LXXUI, 
die  Varianten  der  syrischen  s.  ebendas.  S.  LXXV — C. 


174     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

von  ihr  aus154),  ja  es  ist  bereits  oben155)  als  nicht  unwahrschein- 
lich bezeichnet  worden,  dass  derjenige  Asklepiades,  welcher  die 
in  ihr  enthaltene  Definition  und  Eintheilung  der  Grammatik 
modificirte,  schon  der  Myrleaner  war.  Uebrigens  ist  das  Büch- 
lein nicht  ohne  einigen  Einfluss  der  stoischen  Sprachlehre  ver- 
fasst156),  wie   es   bei  der  grossen  damaligen  Blüte  der  stoischen 

153)  Von  Unächtheit  des  Büchleins  seinem  Grundstocke  nach  (wie  sie 
z.  B.  Goettling  a.  a.  0.  S.  Vf.  behauptete,  vgl.  auch  Lehrs  Herodian. 
S.  389.  437—439,  s.  C.  26.  A.  98)  kann  nach  diesem  Allen  keine  Rede  mehr 
sein,  s.  auch  schon  Schoemann  De  Dionysii  Thracis  grammatica,  Greifsw. 
1833.  1841.  4.  =  Opusc.  III.  S.  244—261.  M.  Schmidt  Philol.  VIII.  a.  a.  0. 
Hart  a.  a.  0.  S.  7  ff.,  gleich  viel  ob  man  glauben  mag,  dass  die  schon  in 
alter  Zeit  geäusserten  Bedenken  Schol.  p.  672,  10  ff.,  Bk.  ftilovaiv  ovv  xivsg 
(irj  slvcti  yvi\Giov  xov  ©Qav.bg  xb  hccqov  cuyygafifia,  imxeiQOvvxsg  ovxoog,  oxi 
oi  xs%viY.ol  iisfivrjvxai  Atowciov  xov  0Qav.bg  xcci  Xsyovöiv  oxi  diexcoQi£s  xr\v 
ngoariyoglccv  cmb  xov  övöfiaxog  xcci  ovvrjiixs  xb  ccq&qov  nal  xrjv  dvxmvvfiiav. 
ccqcc  ovv  ovv.  s6xl  Aiovvölov  xov  ©QDCKog  xb  nccgbv  6vyyoaiL[icc.  taxiv  ovv 
stneiv  oxi  y..  x.  X.  (es  folgen  die  A.  139  angef.  Worte.).  Z.  30  ff.  (unmittel- 
bar nach  den  ebendas.  gleichfalls  angef.  Worten),  ort  ds  aXXog  s6xlv 
tusivog  Y.a.1  aXXog  ovxog,  SrjXoi  ncci  b  nag'  ccficpoxigcav  bgi6u6g  xov  $rj(iaxog. 
ovxog  [i£v  yag  xb  Qrj(icc  oqi&xoci  „Qrificc  toxi  Xe£ig  anxenxog,  £izids%xiY.ri 
Xqovcov  xs  "acu  itooccancov  nccl  ccoiftficov,  ivsgysLav  r)  nct&og  naQiGxäioa" .  6  08 
Aiovvaiog,  mg  qprjGiv  'AnoXXcovLog  iv  xeo  "Pr^fiaxiva  ovxoog  cogifcxo'  „grtficc  £6xi 
Xs^ig  ■x.cLxriyÖQriiLcc  6r}(icctvovaau  theils  auf  Missverständniss  beruhen,  theils 
durch  die  Aenderungen,  welche  dieser  Leitfaden  im  Laufe  der  Zeiten  er- 
fuhr, theils  vielleicht  auch  dadurch,  dass  Apollon.  Dysk.  möglicherweise 
aus  einem  umfassenderen  Werke  des  D.  geschöpft  haben  könnte,  sich  er- 
ledigen, oder  wie  immer  man  sich  die  Sache  zurechtlegen  will.  S.  hierüber 
nächst  Schoemann  die  weiteren  Ausführungen  von  M.  Schmidt  VIII. 
S.  510—516.  Uhlig  hat  in  den  Anmerkungen  wiederholt,  wie  Stude- 
mund  S.  746  es  ausdrückt,  „auch  ganz  differirende  Lehren  von  nach- 
dionysianischen  Technikern,  insbesondere  von  Apollonios  und  Herodianos, 
angeführt,  um  durch  die  Vergleichung  dieser  mit  der  T&%vi\  vollkommen 
einleuchtend  zu  machen,  dass  .  .  .  wir  hier  die  noch  unausgebildete,  fast 
überall  der  Verbesserung  dringend  bedürftige  Lehre  vor  uns  haben,  gleich- 
sam eine  Incunabel  der  Grammatik". 

154)  Schoemann  S.  245.  Der  Titel  lautet  bei  Sex.  (Math.  I,  57) 
IJaQayysXfiaxa.     Ueber  andere  Titel  s.  Uhlig  Ausg.  S.  3. 

155)  C.  26  mit  A.  97.   98. 

156)  S.  darüber  Schmidt  VIII.  S.  253.  512  f.  (vgl.  auch  S.  510).  Ob 
aber  gerade  dies  den  Peripatetiker  Ptolemaeos  aus  unbekannter  Zeit,  aber 
vor  Sex.  Emp.,  welcher,  wenn  anders  Schmidt  VIII.  S.  218  f.  richtig  ge- 
sehen hat,  einen  fortlaufenden  Commentar  zu  demselben  schrieb,  in  welchem 
er  dieselbe  Einwendung  wie  Asklepiades  gegen  die  Definition  der  Gram- 
matik erhob  (Sex.  Math.  1,60.72.  Schol.  Dionys.  730,  20  ff.),  zu  dieser 
polemischen   Haltung  bewog,  bezweifle  ich  sehr,  und  ob  er  überhaupt  die 


Dionysios  der  Thraker  von  Alexandreia.  175 

Philosophie  in  Rhodos  auch  kaum  anders  sein  konnte,  zumal  da 
Dionysios  auch  sonst  kein  blinder  Anhänger  des  Aristarchos 
war,  sondern  gelegentlich  den  Letzteren  sogar  ziemlich  scharf 
zu  tadeln  sich  erlaubte157).  Wahrscheinlich  schrieb  er  auch 
Commentare  zur  Odyssee158)  und  zur  Ilias159)  so  wie  einen 
solchen  zu  den  Werken  und  Tagen  des  Hesiodos159b)  und 
auch  wohl  eine  Rhetorik1590).  Ausdrücklich  bezeugt  sind  endlich 
noch  seine  Schriften  gegen  Krates160),  7CsqI  Ttotiotqzav161) 
und  seine  Ms Xetcu162). 

Techne  gerade  „in  der  Absicht  sie  zu  bemängeln  commentirte",  wie  Schmidt 
S.  353  meint,  ist  vollkommen  unerweislich. 

157)  Herodian.  z.  B,  262.  cprjGL  xcoteoc  ccvsyvcoHtvaL  'AqCgxuqxov  h.  t.  X. 
(=  Fr.  14).  Herodian. (?)  z.  IV,  103.  dioKXrjg  xat  6  ®qcc£  AiovvGiog  mg  ßccov- 
vovzcc  xr\v  Xs!-iv  xov  'Aqigxccq%ov  diccßccXXovGiv  (=  Fr.  18).  Vgl.  Schol.  A 
A,  424.  Herodian.  z.  M,  158.  Aristonik.  z.  M,  301.  Nikan.  z.  O,  741  (=  Fr.  15. 
16.  36.  20)  u.  A.  159.  Indessen  hielt  er  (Fr.  9  b.  Pseudo-Plut.  V.  Hom.  B,  2. 
V.  Hom.  5.  p.  29,  6  Westerm.)  den  Homeros  für  einen  Athener  (vgl.  Fr.  17 
b.  Herod.  z.  IV,  41  u.  dazu  Schmidt  VII.  S.  373.  375). 

158)  Nikan.  z.  0,  96  =  Fr.  10.  An  anderen  Stellen  (Fr.  11  f.)  steht  nur 
zJiovvciog,  s.  Schmidt  VII.  S.  273  f. 

159)  S.  Fr.  14 — 42.  Wenigstens  ist  es  kaum  wahrscheinlich,  dass  alle 
betreffenden  Citate  vielmehr  aus  den  Schriften  neoi  noGoxrjxcov  und  ngbg 
KQaxriTct  seien,  s.  Schmidt  VII.  S.  380.  Sehr  häufig  wird  er  dabei  nur 
schlechtweg  JtovvGiog  genannt.  Wiederholt  benutzt  Aristonikos  seine  Er- 
klärung der  kritischen  Zeichen  des  Aristarchos,  häufig  erwähnt  ihn  Herodian., 
Nikan.  nur  a.  a.  0.,  Didym.  nicht  besonders  oft,  s.  bes.  z.  2,  207  (ot  nsol 
Jiovvolov),  wo  er  als  Zeuge  für  die  frühere  und  die  spätere  Lesart  des 
Aristarchos  erscheint  (-=  Fr.  23).  Ganz  besonders  berücksichtigte  er,  wie 
schon  hieraus  erhellt,  die  Accentuation,  weniger  (O,  741.  ß,  96),  aber  mit 
Glück  die  Interpunction ,  und  „namentlich  in  der  ersteren  wich  er  häufig 
von  Aristarchos  ab  (so  ß,  262.  269.  504.  647.  M,  185.  N,  103),  weil  er  der 
Analogie  noch  mehr  als  dieser  einräumte  und  die  landesübliche  Accentuation 
der  Ethnika  durchaus  berücksichtigt  wissen  wollte"  (Schmidt  S.  380  f.). 
In  seinen  Auslegungen,  deren  6  angeführt  werden,  tritt  er  gleichfalls  oft 
seinem  Lehrer  entgegen  {A,  424,  vgl.  Eustath.  p.  854,  19.  O,  741.  J7,  106. 
X,  68.   W,  270).    Ueb.  seine  Athetesen  u.  eine  Conjectur  s.  Schmidt  S.  381. 

159b)  Procl.  in  Op.  569  =  Fr.  7,  dazu  Schol.  Dorvill.  10,  wo  er  sich 
an  der  Abgeschmacktheit  des  Polyzelos  betheiligt  zu  haben  scheint:  TLoXv- 
£r}Xog  ds  Iv  Podicciioig  (Fr.  4)  Tvvrjv  clq%ovtcc  XaX%idsa  yrjölv  vcp'  ov  KQLveo&cci 
xov  'Hoiodov  fiexa  xov  dösXcpov,  AiovvGiog  ös  cpais  dQLGxoi,  denn  so  weit 
hat  wohl  van  Lennep  Recht,  dass  in  diesem  verderbten  cpais  öqigxoi 
wahrscheinlich  ein  von  irgend  einem  Länder-  oder  Städtenamen  gebildetes 
Adjectiv  im  Accusativ  steckt. 

159c)  S.  hierüber  Schmidt  VII.  S.  369  f.  u.  d.  Nachtr.  u.  vgl.  A.  199 \ 

160)  Didym.  z.  I,  464  =  Fr.  5.         161)  Didym.  z.  B,  111  =  Fr.  6. 
162)  Schol.  Vindob.  5.  X,  9—12  =  Fr.  4. 


176     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Dionysios  von  Sidon163),  wahrscheinlich  Schüler  des  älteren 
Aristarcheers  Apollonios164),  schrieb  Commentare  zu  Home- 
ros165)  und  zu  Pindaros166)  und  ging  gleich  Ptolemaeos  von 
Askalon  in  der  Anwendung  der  Analogie  weit  über  Aristarchos 
hinaus,  den  er  als  nicht  consequent  genug  tadelte167),  und  so 
brachte  er168)  die  Zahl  der  Kanones  oder  Unterschiede  in  der 
Declination  auf  nicht  weniger  als  47 1C9). 

Apollonios,   Sohn   oder   Schüler  des   Chaeris170),  verfasste 


163)  Beccard   S.  61  f.    Blau  S.  45—48.     Vgl.  La  Roche  S.  71.  108. 

164)  Wenn  anders  Schrader  Jahrb.  f.  Ph.  XCIII.  S.  232—237.  239—241. 
(vgl.  A.  100.  100b)  das  Richtige  gesehen  hat.  Und  nicht  schon  des  Ari- 
starchos, wie  Sengebusch  S.  30,  La  Roche  und  Blau  glauben:  s.  A.  100. 
Freilich  giebt  Didym.  z.  T,  365  (s.  C.  16.  A.  104)  aus  ihm  die  Nachricht, 
Aristarchos  habe  hier  4  Verse  (365—368)  athetirt,  später  aber  sein  Urtheil 
geändert  (vgl.  auch  Didym.  z.  %,  329.  6  Sidcovtog  cprjaiv  ä&sxeiad'cu  xbv 
6ti%ov),  aber  mit  Recht  bemerkt  Schrader  a.  a.  O.  S.  239  f.,  dass  er  dies 
auch  von  seinem  Lehrer  Apollonios  erfahren  haben  kann,  wenn  nur  eben- 
dieser  ein  unmittelbarer  Schüler  des  Aristarchos  war. 

165)  Mit  Unrecht  schliesst  La  Roche  S.  108  aus  den  beiden  angef. 
Scholien  auf  eine  besondere  Schrift  über  die  Athetesen  des  Aristarchos, 
mit  Recht  Beccard  aus  den  zahlreichen  Lesarten  und  Erklärungen  (mit 
häufiger  Abweichung  von  Aristarchos),  die  von  ihm  angegeben  werden 
(Didym.  z.  A,  424.  554.  ß,  192.  E,  746.  H,  5.  #,  40.  T,  80.  Ariston.  z.  M,  36. 
Herodian.  z.  A,  364.  ß,  262.  T,  128,  Z,  465.  ©,  177.  £1,  557.  Schol.  BT  A,  8. 
Schol.  BT  F,  35,  wobei  er  gewöhnlich  kurz  6  Hidcoviog  genannt  wird,  oi, 
liegt  xbv  Zi8(ovlov  A,  8.  T,  80,  Jiovvatog  6  S18.  ß,  262.  Z,  465.  M,  36, 
ferner  Apollon.  Soph.  Lex.  Hom.  p.  77,  1.  2.  156,  28.  33.  157,  6  Bekk.,  vgl. 
Eustath.  966,  16.  1017,  32.  1410,  59),  auf  einen  Homercommentar,  in  welchem 
auch  jene  Bemerkungen  über  die  Athetesen  standen.  Noch  vgl.  Beccard 
S.  62.  A.  70:  „fortasse  idem  .  .  .  intelhgendus  est  his  locis  ubi  Dionysium 
non  addito  cognomine  .  .  .  laudatum  legimus:  O,  571.  656.  TT,  170".  Die- 
selbe Citations weise  findet  sich  bekanntlich  häufig  auch  in  den  auf  Didymos, 
Aristonikos,  Herodianos  zurückgehenden  Scholien. 

166)  Schol.  Py.  I,  172,  vgl.  109.    Boeckh  Praef.  S.  XVI. 

167)  Herodian.  z.  T,  128,  vgl.  z.  ß,  162. 

168)  S.  A.  111. 

169)  Noch  findet  sich  über  ihn  eine  verwirrte  Glosse  Et.  M.  'TnoitttQcov 
ovslqcüv.  783,  20  ff. 

170)  Schol.  A  r,  448.  Apollon.  Soph.  Lex.  Hom.  ^rjvrj.  *£lnog.  6  tov 
Xaloidog  (so  Villoison  f.  Xüoidog).  Vgl.  v.  Wilamowitz  Aus  Kydathen 
S.  153 ff.  bes.  A.  72.  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1239.  'Afificoviog  (so  statt  'Agpodiog 
Susemihl,  s.  A.  41)  de  iv  xoig  Kio^cpdovybivoig  neu  (xbv  Klstxccyöqav  nou) 
(so  Blau  S.  55  ff.  A.  2)  xbv  *Ad(ir}xov  avayi-yQacpe  Ttccoccdeig  xa  xov  KouxCvov 
h%  XeiQiovav  (Fr.  236  K.)  „KlBixctyöqug  aösiv  (udsi  V),  oxccv  'Adfirjxov  [isXog 


Dionysios  v.  Sidon.     Apollonios  d.  Jüngere.     Nikias.  177 

vielleicht  einen  Commentar  zur  Ilias171)  und  zu  Apollonios 
dem  Rhoder  und  jedenfalls  werthvolle  Commentare  zu  Aristo- 
phanes172). 

Nikias,  welcher  mehrfach  aus  Herodianos  in  den  Homeros- 
scholien  erscheint173),  war  vielleicht174)  derselbe  mit  Nikias  von 
Kos,  welcher  vor  55  nach  Rom  kam  und  hier  zunächst  an  Pom- 
peius  und  C.  Memmius  vornehme  Gönner  fand  und  dann,  bei 
dem  Ersteren  in  Ungnade  gefallen,  als  litterarischer  Handlanger 
und  Hausgenosse  eng  an  Cicero  und  Dolabella  sich  anschloss175). 


ccvXfju.  'AnoXXcovLog  de  6  Xocioidog,  ag  'jQxs^iißcoqog  cprjai,  tzsql  psv  xr\g 
KXEixayuQag  xr\g  7toir\xq(ag,  (hg  ccvdQcovvfiov  avaysyocccps  KXsixayoQav  'Jfificoviog, 
cc7i£Xeyx,ei  ctvxov,  neoi  de  xov  'AS^ltjxov  7tccQ8i%£v  {s7tsi%Ev  Wilamowitz). 
Dass  'JfificovLog  für  *AQ[iodiog  zu  schreiben  ist,  folgt  zweifellos  aus  dem 
zweiten  Theile  dieses  Scholions.  Blau  erkannte  wenigstens,  dass  durch  die 
Conjectur  von  Dobree  *Ho6duiog  der  Zusammenhang  noch  nicht  hergestellt 
ist,  seltsamerweise  hält  er  trotzdem  an  derselben  fest  und  streicht  daher 
überdies  das  völlig  gesunde  KXsixccyogav  'A^iicoviog.  Obendrein  lebte  aber 
Herodikos,  wie  sich  C.  26.  A.  129  gezeigt  hat,  doch  wahrscheinlich  erst  im 
1.  Jahrh.  n.  Chr.  —  Schrader  a.  a.  0.  S.  229.  A.  5.  S.  230  f.  meint,  dass 
o  (xov)  XaiQidog,  was  ja  an  sich  möglich  wäre,  vielmehr  „der  Vater  des 
Chaeris"  bedeute,  aber  da  Artemidoros  in  Wahrheit  erst  dem  1.  Jahrh. 
v.  Chr.  angehört  (s.  A.  207)  und  also  füglich  diesen  A.  angeführt  haben 
kann,  auch  wenn  derselbe  ein  Sohn  oder  Schüler  des  Chaeris  war,  so  ist 
bei  dieser  gewöhnlichen  Bedeutung  des  Ausdrucks  stehen  zu  bleiben. 

171)  So  Blau  a.  a.  0.  —  Schrader  a.  a.  0.  S.  230f.  will  ihm  zwar 
eine  ausschliesslich  glossographische  Thätigkeit  beilegen,  in  wie  fern  dies 
aber  namentlich  auf  die  obige  Stelle  (s.  A.  170)  in  den  Aristophanesscholien 
anwendbar  sein  soll,  ist  mir  schlechterdings  unverständlich.     S.  A.  101. 

172)  S.  wiederum  A.  101  und  A.  170. 

173)  Schol.  A  B,  717.  839.  T,  240.  J}  212.  423.  454.  E,  164.  203.  638. 
i,  6.  K,  38.  95.  M,  137.  77,  95.  483.  ß,  253,  vgl.  T,  62.  Schol.  AB  IV,  137. 
Schol.  BT  JV,  390.  Schol.  K,  134.  Schol.  a,  109,  mehrfach  zusammen  mit 
Ptolemaeos  von  Askalon  (vgl.  A.  69). 

174)  Wie  Hillscher  a.  a.  0.  S.  373  f.  vermuthet,  dem  ich  überhaupt 
den  Inhalt  dieses  Artikels  verdanke. 

175)  Cic.  ad  Att.  VII,  13,  10  (im  Jahr  50).  Nicias  Cous  non  rebatur 
oppidum  esse  Piraeea.  Sueton.  de  gramm.  14.  Curtius  Nicia  adhaesit  Cn. 
Pompeio  et  G.  Memmio:  sed  cum  codicillos  Memmi  ad  Pompei  uxorem  de 
stupro  pertulisset,  proditus  ab  ea  Pompeium  offendit,  domoque  ei  interdictum 
est.  fuit  et  M.  Ciceronis  famüiaris:  in  cuius  epistola  ad  Dolabellam  (=  Epist. 
IX,  10,  1  aus  d.  J.  45)  haee  de  eo  legimus:  „nihil  Bomae  geritur,  quod  te 
putem  scire  curare,  nisi  forte  scire  vis  me  inter  Niciam  nostrum  et  Vidium 
iudicem  esse,  profert  alter,  opinor,  duobus  versiculis  expensum  Niciae  (?),  alter, 
Aristarchus,  hos  oßeXi&i:  ego  tamquam  criticus  antiquus  iudicaturus  sum, 
utrum  sint  xov  nonr\xov  an  naotußB  ßXrjiisvoi".    idetn  ad  Atticum  (XII,  26,  2): 

SxrsEMiHii,  griech.-alex.  Litt.- Gesch.  II.  12 


178     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Apollodoros  von  Tarsos  wirkte  vor  Didymos  als  Erklärer 
des  Euripides  und  Aristophanes175b).  Aus  ungewisser,  viel- 
leicht erst  der  frühsten  nachalexandrinischen  Zeit  aber  ist  sein 
Namensvetter 

Apollodoros  von  Kyrene,  welcher  ein  glossographisches 
Werk  schrieb  und  gleichfalls  den  Euripides  commentirte175c). 

Hypsikrates  verfasste  eine  schon  von  Varro,  dann  von 
Cloatius  Yerus  in  dessen  libri  verborum  a  Graecis  tractorum  be- 
nutzte, wie  es  scheint,  mit  recht  abenteuerlichen  Etymologien 
angefüllte  Arbeit  über  die  griechischen  Lehnwörter  im 
Lateinischen 175d). 

Staberius  Eros  aus  Antiocbeia,  welcher  in  Rom,  wohin 
er  wahrscheinlich  83  kam,  jedenfalls  schon  81/0  als  Freigelassener 
mit  vielem  Beifall  lehrte,  so  dass  unter  Anderen  auch  Brutus 
und  Cassius  seine  Schüler  wurden,  schrieb  tcsqI  ävakoyCagy 
wenn  anders  diese  Schrift  nicht  vielmehr,  was  sogar  wahrschein- 
licher ist,  lateinisch  abgefasst  und  de  proportione  betitelt  war175e). 

„de  Nicia  quod  scribis,  si  ita  me  haberem,  ut  eius  humanitate  frui  possem, 
in  primis  vellem  illum  mecum  habere,  sed  mihi  solitudo  et  recessus  provincia 
est  .  .  .  praeterea  nosti  Niciae  nostri  imbecülitatim  mollitiam  consuetudinem 
victus:  cur  ergo  Uli  molestus  esse  velim,  cum  mihi  Me  iucundus  esse  non 
possit?  voluntas  tarnen  eius  mihi  grata  est",  huius  de  Lucilio  libros  etiam 
Santra  probat  (über  diese  letzteren  Worte  s.  Hillscher  S.  374;  dies  Werk 
war  natürlich  lateinisch  geschrieben).  In  dem  ersteren  dieser  Briefe  nennt 
Cic.  ihn  noch  suavissimum  ov[ißicoxr}v  nostrum  (§.  2),  nach  dem  zweiten 
(s.  auch  ad  Att.  XII,  51,  1.  53,  1.  XIII,  1.  9,  2)  gab  er  ihn  an  seinen 
Schwiegersohn  Dolabella  ab  (ebend.  XIII,  28,  3),  bei  welchem  er  blieb,  so 
lange  wir  von  ihm  hören,  was  aber  nur  für  44  gilt  (ebend.  XIII,  12,  2. 
XIV,  9.  XV,  20).  C.  Memmius  aber  ward  54  de  ambitu  angeklagt  und 
ging  dann,  verurtheilt,  nach  Athen  in  die  Verbannung,  s.  Cic.  ad  Qu.  fr. 
III,  2,  3.  8,  3.     Epist.  XIV,  1.    ad  Att.  V,  11,  6.    VI,  1,  23.     Suet.  Caes.  73. 

175 b)  Schol.  Aristoph.  Ran.  320  (wo  er  öl'  dyoQug  f.  diayoqccs  schreiben 
wollte).  Schol.  Eurip.  Med.  148.  171  (wo  Didymos  ihn  citirt,  s.  M.  Schmidt 
Didym.  S.  243  f.). 

175 c)  Pamphi).  b.  Ath.  XI.  487  b.  Schol.  Plat.  Reip.  X.  606  D.  p.  421 
Bekk.  Et.  M.  218,  9.     Suid.  ßdslvTtsa&cci.     Schol.  Eurip.  Orest.  1385. 

-175d)  Varr.  L.  L.  V,  88.  tametsi  cohoitem  in  villa  Hypsicrates  dicit 
esse  Graece  %6qxov  apud  poetas  dictam.  Gell.  XVI,  12,  6.  in  libro  quarto 
„faenerator1' ',  inquit  (näml.  Cloatius  Verus  librorum,  quos  inscripsit  verbo- 
rum a  Graecis  tractorum),  appellatus  est  quasi  „tpcavsQciTcoQ"  a.nb  xov  rpal- 
vso&ccL  snl  xo  xQTqGxüxsQov ,  quoniam  id  genus  hominum  speciem  ostentent 
humanitatis  et  commodi  esse  videantur  inopibus  nummos  desiderantibus,  id- 
que  dixisse  ait  Hypsicratem  quempiam  grammaticum ,  cuius  libri  sane  no- 
biles  sunt  super  his,  quae  a  Graecis  aeeepta  sunt. 


Apollod.  v.  Tars.  Apollod.  v.  Kyr.  Hypsikrat.  Staberius  Eros.  Tyrannion.  179 

Tyrannion    der    Aeltere,    Solin    des    Epikratides    und    der 
Alexandrinerin    Lindia,    aus    Ainisos    in    Pontos176)    ward    ver- 


175 e)  Suet.  de  granini.  et  rhet.  13.  Staberius  Eros  f  nameira  emptus 
de  catasta  et  propter  litterarum  Studium  manumissus  docuit  inter  ceteros 
Brutum  et  Cassium.  sunt  qui  tradunt  tanta  eum  honestate  praeditum,  ut 
temporibus  Sullanis  proscriptorum  liberos  gratis  et  sine  mercede  ulla  in 
disciplinam  receperit.  Plin.  XXXV.  §.  199.  alia  creta  argentaria  appella- 
tur  ...  est  et  vilissima,  qua  circum  praeducere  ad  victoriae  notam  pedes- 
que  venalium  Irans  maria  advectorum  denotare  instituerunt  maiores,  talemque 
Publilium  Antiochium  mimicae  scaenae  conditorem  et  astrologiae  conso- 
brinum  eius  Manilium  Antiochum ,  item  grammaticae  Staberium  Erotcm 
eadem  nave  advectos  videre  proavi.  S.  über  diese  Stelle  Hillscher  a.  a.  0. 
S.  366.  Front.  Epist.  VII.  p.  20  Naber.  contigisse  quid  tale  M.  Porcio  aut 
Q.  Ennio  aut  C.  Graccho  aut  Titio  poetae?  quid  Scipioni  aut  Numidico? 
quid  M.  Tullio  tale  usuvenit?  quorum  libri  pretiosiores  habentur  et  summam 
gloriam  retineni ,  si  sunt  <«]>  Lampadione  aut  Staberio  aut  **  vi  **  aut 
Aelio  **  aut  Attico  aut  Nepote.  Priscian.  I.  p.  385  Hertz.  Staberius  de 
proportione:  non  esse  proportiones  regulae ,  a  quibus  inter  dum  analogia  ca- 
lumniatur ,  cvnocpccvxeitai.     Vgl.  Hillscher  a.  a.  0.  S.  365  f. 

176)  Suid.  TvQccvvioav  'Eninoccxidov  uoci  Aivdiecg  'AXei-ccvdqivrjg,  'AfitGrjvog. 
iXQrj^dxi^e  de  Koovpßov  (Kogvfjißog  Toup,  s.  Bernhardy  z.  d.  St.),  ysyo- 
vcbg  S7cl  TLo\ntr\iov  xov  {leydXov  v.al  nQOxeqov,  ^iccd'rjxrjg  äXXcav  xe  hoci  'Egxicciov 
xov  'J[iior}vov ,  vqp'  ov  nal  Tvqccvvicov  covoiiaG&r]  cog  %axaxQe%cov  xcov  b{io- 
g%6Xcqv  ,  tcqozsqov  %aXov[iE vog  Geocpocccxog.  EIXCC  diy]v.ovGe  XCU  AlOVVGlOV  xov 
Ogooibg  iv  'Podco.  dvxeoocpiGxevGe  de  /Jr](ir)XQi(p  xw  'Eqv&quig).  yx&rj  d3  stg 
'Pdfiriv  Xrjcp&elg  at%iLccXcoxog  vnb  AevuovXXov ,  oxs  -naxsnoXefirjae  Mi&Qidttxrjv 
xov  Tlovxov  ßccGiXevGavxa.  dianoenrjg  de  ysvbfievog  iv  'Päfirj  *cca  nXovciog 
SHxrjGuxo  hccI  ßißXicov  vneq  xdg  XQSig  fiVQiädag.  ixeXevxrjce  de  y^gaibg  vnb 
noddygag  TtctQccXv&slg  oXv[imcidi  girj'  (s.  A.  186)  iv  reo  y'  exei  xfjg  oXvp- 
niddog.  Vgl.  Tvqavvicov  b  veäxeqog ,  <Poivi£,,  naxobg  'Aotefiidcogov ,  [iccd'rj- 
xr)g  TvQCtwioavog  xov  ngeGßvxeoov ,  di'  o  %ui  (ovoilolg^t]  Tvqccvvicöv,  nooxegov 
KccXov[i£vog  dioxXrjg.  ulx^dXcoxog  de  yev6[ievog  xca  ctvxbg  ini  xov  noXifiov 
'Avxaviov  Hat  KaiGccgog  vnb  xivog  dv[Lccvzog  eovrj&r],  xov  KuiGccQog  bvxog 
ccneXev&eQOv ,  elx'  idoaQrj&r]  Teqevxia  xij  xov  Kinegcovog  yvvcuni.  eXev&eoco- 
&eig  ö'  Vit  ccvxrjg  icocpiGxevGev  iv  Pcourj  nui  k'ygatpe  ßißXicc  ß'  ß'  nqbg  T\ 
%<xi  £'  (ßißXicc  j]'  TtQog  xoig  £'  Vulg.,  ßißXict  enaxbv  xai  £'  vermuthet  Bern- 
hardy), (ov  nui  xccvxcc'  neol  xr)g(0^r]Qi)ir]g  ngoocodiccg  (vgl.  A.  184  z.  E.),  nsoi 
xeov  [legcav  xov  Xoyov  . . .  negl  xT^PcoiiaCnrig  diaXenxov  oxi  iotlv  iv,  xr\g  ^EXXrjviKrjg 
in  xov  dvxiyevovg  oxi  avxiyevi\g  (EXXriVLY.r\g,  bxi  aQxiyevrjg?  Gaisford,  besser 
'EXXr\vLY.r]g  kovy.  oUoyevrjg  Westermann,  noch  besser  Planer  'EXXrjviHrjg, 
ov%  [doch  wohl  vielmehr  ho-üx?]  avQ,Lyevrig)  r\  'Pcofict'iKrj  diuXe'HXog  (dieser 
Zusatz  ist  bei  Westermanns  oder  PI  an  er  s  Herstellung  keineswegs  über- 
flüssig, da  sonst  der  Schein  entstehen  würde,  als  ob  oxi  x.  x.  X.  noch  mit 
zum  Titel  gehörte,  daher  ich  mir  denn  die  abweichende  Vermuthung  von 
Hillscher  a.  a.  0.  S.  375.  A.  1  nicht  aneignen  kann),  bxi  diaqxovovGiv 
oi  vemxeqoi   noiiqxcti  nqbg    'Ofirjqov,   'E^r]yT]Giv  xov    TvQccvvicovog    MeqiGfiov, 

12* 


180     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

muthlich  etwa  115  geboren177)  und  hatte  unter  Anderen  auch  den 
Hestiaeos  von  Amisos178)  zum  Lehrer179),  hörte  dann  in  Rhodos 
Dionysios  den  Thraker  etwa  um  90,  also  in  dessen  schon  weit 
vorgerückten  Jahren180),  kehrte  hierauf  in  seine  Vaterstadt  zurück 
und  errichtete  dort  eine  Schule  in  Rivalität  mit  Demetrios 
von  Erythrae181),  ward  70  bei  der  Eroberung  von  Amisos  im 
mithridatischen  Kriege  zum  Kriegsgefangenen  gemacht,  aber  von 
Murena,  welcher  ihn  sich  von  Lucullus  als  Beutetheil  erbeten 
hatte,  freigelassen182),  kam  schwerlich  vor  der  Rückkehr  des 
Lucullus  66,  aber  auch  schwerlich  später  nach  Rom183)  und 
lehrte  und  wirkte  von  nun  an  dort,  wo  er  zu  Ansehen  und 
Reichthum  gelangte  und  sich  eine  grosse  Bibliothek  anlegte, 
namentlich  aber  auch  mit  Cicero  eine  Zeit  lang  in  Verbindung 
trat184).    Offenbar  hier  hörte  ihn  auch  noch  der  junge  Strabon185). 


4i6q&(06iv  'OprjQinrjv,  'OQ&oyocccpi'ccv.  Serv.  de  acc.  §.  20.  Tyrannio  vero 
Amisenus,  quem  Lucullus  Mithridatico  hello  captum  L.  Murenae  concessit,  a 
quo  ille  libertate  simul  et  civitate  donatus  fuit,  quattuor  scribit  esse  prosodias 
ßccQSiccv,  (i86T}v,  o^siccv  et  7tsQi67t(0[iEV7]v:  atque  mcmoriae  proditum  est  hunc 
ante  aliosfuisse  pronuntiatione  potiorem,  quod  nequaquam  assequi  potuisset 
nisi  tenore  singularum  vocum  diligentissime  perquisito.  —  Planer  De  Ty- 
rannione  grammatico,  Berlin  1852.  4.     Vgl.  d.  Nachtr. 

177)  S.  A.  186. 

178)  S.  über  diesen  Nikias  v.  Nikaea  b.  Ath.  VI.  273  d.  6  ds  IJovttYog 
*Ectictioq   naXcog   £YCCv%a.xo   [itfxs    ccvatxsXXovxu    (iT]ts    YccxadvofiEvov   tcoxs    xbv 

7\Xl0V    EC0QCCY8VCCL    ÖlU    XO    7iaidElU    7CCCVXL    Y,CtlQ(0    7CQ0GE%ELV. 

179)  Sehr  wahrscheinlich  ist  die  VeramthuDg  von  Gräfenhan  a.  a.  0. 
I.  S.  404,  dass  es  mit  der  Umnennung  des  Tyrannion  gerade  umgekehrt 
zugegangen  sei,  als  wie  Suid.  berichtet,  nämlich  so,  dass  sein  wirklicher 
Name  Tyrannion  war  und  er  wegen  seiner  Liebhaberei  für  Aristoteles 
(<piX<xQiaxoxsXr]g  cov  Strab.  XIII.  609)  Theophrastos  genannt  ward. 

180)  S.  A.  186. 

181)  Schwerlich,  wie  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  381  meint,  derjenige, 
von  welchem  es  bei  La.  Di.  V,  85  im  Homonymenverzeichniss  heisst:  sxxog 
EqvQ'Qaiog,  7ioLYiXoyqci(pog  av&Qconog'  Y.ai  l6xoqiy.cc  xal  qtjxoqlycc  Tt£Ttotv\Y£ 
ßißXicL,  sondern  eher  der  §.  84  genannte:  dcodsYccxog  yoaiipccxLKog,  'EQV&Qcttog 
noXLxoyQcccprjQ-Elg  ev  Tr^vco ,  obwohl  auch  diese  Annahme  bedenklich  ist. 

182)  Plnt.  Luculi.  19.  xöxs  ycci  Tvqccvvlcov  6  yqcciiiLOixiY.bg  sdXco.  Mov- 
grjvag  d'  ctvxlv  s^rjx^acixo,  ycu  Xccßwv  ct7tr}X£v&£QCü6SV ,  ccvsXEvd'SQmg  xrj  dco- 
qecc  %Qrj6cc[i£vog.  ov  yccg  rfeiov  AovYOvXXog  avÖQCt  diu  ncadeiav  £67rovdcc6(i£vov 
dovXov  yeveo&cu  ngoxsQov,  eIxcc  cuieXev&eqov.  cccpctLQSöig  yccg  rp  xr\g  V7iaq- 
%ovor]g  rj  xrjg  doYovarjg  sXsv&EQLccg  du6ig.     Serv.  a.  a.  0. 

183)  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II3,  2.  S.  139.  A.  1. 

184)  S.  Planer  S.  4  ff.  Cicero  gedenkt  seiner  zuerst  ad  Att.  II,  6,  1 
im   Jahre  59    bei    Gelegenheit    der    Absicht   ein  geographisches  "Werk    zu 


Tyrannion  der  Aeltere.  181 

Denn   er   starb,    vom   Podagra   gelähmt,    allem  Anscheine   nach 
erst   25   in    einem    Alter    von    etwa    90  Jahren186).     Auch    den 


schreiben  (s.  C.  22.  A.  322),  und  zwar  etwa  mit  seiner  Hülfe:  quid  censes, 
si  Tyrannio  accesserit?  Dann  nach  der  Rückkehr  aus  der  Verbannung 
Hess  er  seine  eigne  Bibliothek  durch  denselben  ordnen,  und  T.  versah  dies 
Geschäft  zur  grossen  Zufriedenheit  des  Auftraggebers:  ad  Att.  IV,  4b,  1. 
8a,  2,  vgl.  ad  Qu.  fr.  III,  4,  5.  5,  6.  Er  übernahm  während  dieser  Zeit 
auch  den  Unterricht  der  Söhne  Ciceros  und  dessen  Bruders  Quintus  und 
leitete  ihn  nicht  minder  zu  Ciceros  grossem  Wohlgefallen:  ad  Qu.  fr.  II,  4,  2. 
Quintus  tuus,  puer  optimus,  cruditur  bene ,  quod  Tyrannio  docet  apui  me. 
Zwei  Jahre  später  schreibt  Letzterer  an  Quintus,  der  seine  Bibliothek  ver- 
mehren wollte,  er  werde  darüber  mit  T.  sprechen,  ad  Qu.  fr.  III.  a.  a.  0.  0. 
Endlich  46  erbittet  er  sich  von  Atticus  eine  prosodische  Schrift  des  T., 
welche  dieser  jenem  vorgelesen  hatte,  also  wohl  (s.  A.  176.  195)  die  IIqo- 
ccodCa  'OurjQMj] ,  aber  mit  dem  Bemerken,  dass  er  nicht  viel  von  ihr  er- 
warte, ad  Att.  XII,  6,  2.  venio  ad  Tyrannionem  .  .  .  istam  tarn  tenuem 
frscoQiccv  .  .  .  sed,  quaeso,  quid  ex  ista  acuta  et  gravi  refertur  ad  zslog? 
Offenbar  hatte  der  vornehme  Philolog  sich  ihm  inzwischen  nicht  gefügig 
und  gefällig  genug  gezeigt,  und  damit  war  die  Freundschaft  aus,  wonach 
denn  die  Behauptung  von  Planer  S.  10:  „intercessisse  Tyrannioni  cum 
Cicerone  necessitudinem  quandam  et  studiorum  et  sententiarum"  zu  berichtigen 
ist,  s.  Hillscher  a.  a.  0.  S.  374 f. 

185)  Strab.  XII.  548.  p>e%qi-  [isv  dr)  ösvqo  'Jfiianv^'  ävögsg  ds  ysyovaavv 
a^LOi  iivr)iLris  Kcctct  naidsCav  svrcxv&a  .  .  .  y^a^fwmxos  de  Tvqocvvlcov  ov 
rj(i£ig  rjXQoccacc[iEQ'a. 

186)  Es  fragt  sich,  wie  das  verderbte  Olympiadenjahr  qltj'  bei  Suid. 
zu  verbessern  ist.  Jedenfalls  ist  nur  entweder  Qny\  wie  M.  Schmidt 
Philol.  VII.  S.  364 — 366  (dessen  genauere  Berechnungen  übrigens  auf  sehr 
unsicheren  Grundlagen  sich  bewegen)  wollte,  oder  Qnrj*  möglich,  woran 
schon  Bernhardy  neben  anderen  (und  zwar  verfehlten)  Vermuthungen 
(fachte.  Also  starb  T.  entweder  Ol.  183,  3  =  45  oder  188,  3  =  25  v.  Chr. 
Dass  das  Letztere  weitaus  das  Wahrscheinlichere  ist,  zeigt  Planer  S.  5  ff. 
Nach  der  Angabe  des  Suid.  nämlich  (s.  A.  176),  wenn  sie,  wie  kaum  zu 
bezweifeln  steht,  so  richtig  ist,  kam  der  jüngere  T.  erst  etwa  30  nach 
Rom;  folglich  muss  der  ältere,  wenn  er  erst  dort  dessen  Lehrer  ward, 
hochbetagt  nach  30  noch  gelebt  haben.  Sollte  aber  auch  wirklich  Bern- 
hardy mit  der  Bemerkung  „in  Antonii  nomine  falsus  fuit  scriptor"  Recht 
haben,  so  erscheint  doch  mindestens  Terentia  in  dem  betreffenden  Bericht 
in  einer  Selbständigkeit,  wie  sie  vor  ihrer  Scheidung  von  Cicero  im  J.  46 
kaum  möglich  war,  und  auch  so  kann  unter  der  angenommenen  Voraus- 
setzung der  ältere  T.  nicht  schon  45  gestorben  sein.  S.  aber  gegen  Bern- 
hardy jetzt  auch  Hillscher  a.  a.  0.  S.  375,  welcher  im  Gegentheil  den 
Verdacht  äussert,  dass  vielmehr  in  tf]  xov  KineQGovog  ywaini  ein  Irrthum 
stecke,  indem  die  betreffende  Terentia  eine  andere,  jüngere  gewesen  sei, 
etwa  die  Gemahlin  des  Maecenas.  Nun  konnte  ja  aber  freilich  der  jüngere  T., 
um   den   älteren   zu   hören,   vielmehr  entweder  vor   71   nach  Amisos  oder 


182      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

aristotelischen  Studien  sehr  zugethan187),  scheint  er  die  Auf- 
merksamkeit der  römischen  Gelehrtenwelt  auf  den  Fuud  neuer 
aristotelischer  Schriften  in  der  durch  Sulla  87  nach  Rom  ge- 
kommenen einstigen  Bibliothek  des  Apellikon  gelenkt  und  sich 
auch  Abschriften  derselben  für  seinen  eignen  Gebrauch  gemacht, 
Ausgaben  von  ihnen  aber  nicht  veröffentlicht  zu  haben188).  Einem 
Schüler  des  Thrakers  Dionysios  sehr  angemessen  war  es,  dass 
er  eine  Schrift  über  die  Redetheile  verfasste189),  zu  welcher 
dann  sein  eigner  Schüler,  der  jüngere  Tyrannion,  wiederum  einen 
Commentar  schrieb190).  Von  einer  zweiten  tisqI  rrjg^Pcj^a'LK^g 
diaXsxtov  wissen  wir  nur,  dass  er  in  ihr  die  römische  Sprache 


etwa  zwischen  66  und  50  nach  Rom  gekommen  sein;  allein  im  ersteren 
Falle  müsste  dessen  Geburt  schon  um  95  angesetzt  werden,  so  dass  der- 
selbe um  30  bei  seiner  Ueberführung  nach  Eom  schon  mindestens  etwa 
65  Jahre  gezählt  haben  müsste,  was  sehr  unwahrscheinlich  ist,  bei  der 
zweiten  Annahme  aber  regt  sich  das  Bedenken,  ob  denn  um  jene  Zeit 
(66—50)  Rom  schon  eiu  Studienort  für  Phönikier  war.  Andrerseits  ist 
nicht  zu  leugnen,  dass  auch  die  obige,  der  ältere  Tyrannion  sei  erst  mit 
etwa  85  Jahren  Lehrer  des  jüngeren  geworden,  etwas  Gezwungenes  hat, 
und  die  Möglichkeit,  dass  dies  schon  früher  in  Rom  etwa,  wie  gesagt, 
zwischen  66  und  50  geschah,  T.  der  Aeltere  also  bereits  etwa  125,  Dio- 
nysios der  Thraker,  den  er  dann  schon  um  100  hörte,  bereits  etwa  170 
oder  gar  176  geboren  und  Ersterer  wirklich  schon  45,  etwa  achtzigjährig, 
gestorben  sei,  ist  mithin  doch  nicht  so  ganz  abzuweisen. 

187)  S.  A.  179.  Der  Versuch  von  Planer  S.  9.  28 f.  aristotelische  Ein- 
flüsse bei  ihm  nachzuweisen  hat  indessen  zu  einem  greifbaren  Ergebniss 
nur  hinsichtlich  seiner  Definition  der  Grammatik  geführt:  Schol.  Dionys. 
Thr.  p.  668,  9  f.  TvQavvieov  .  .  .  sincav  „veaftfiarm^  iozi  ftsoogLcc  (iipriasoog", 
vgl.  Aristot.  Rhet.  III,  1.  1404a  21  ff.    xa  yaq  ovofiaxa  fiifir'jfiaxä  eaxiv  n.  x.  1. 

188)  Denn  hieraufpassen  die  Bezeichnungen  bei  beiden  Berichterstattern, 
Strab.  XIII.  609.  die%£iQi6azo  und  Plut.  Süll.  26.  fi/oxsvaoaaih«,  nicht. 
S.  Stahr  Aristotelia  II.  S.  128.  Planer  S.  4.  A.  3.  Zeller  a.  a.  0.  IIP,  1. 
S.  921  f.  A.  2.  3.  Auch  in  der  Wahl  dieser  unbestimmten  Ausdrücke  ver- 
räth  sich  aber  wiederum  die  den  wahren  Sachverhalt  trübende  Halbwisserei, 
die  überhaupt  diese  ihre  Berichte  kennzeichnet.     S.  C.  33.  A.  324. 

189)  Suid.  TvQocvvicov  b  vecoxsQoq.  TIsql  xg>v  (tsgäv  xov  Xoyov,  iv  q> 
Xbysi  äxoficc  ybhv  slvai  xa  kvqicc  ovofiaxa,  Q's^axiv.a  ds  xa  Ttgoariyogind, 
ä&siiaxa  ds  xa  iiexoxikcc,  s.  Lehrs  Herodian.  S.  416.  Anm.  Lersch  Gesch. 
der  Sprachphilos.  III.  S.  83.  Planer  S.  29.  Ausser  diesem  Bruchstück 
schreibt  Pia u er  S.  28  mit  Recht  die  Definition  der  Grammatik  (A.  187) 
diesem  Werke  zu. 

190)  Suid.  a.  a.  0.  'E^yrjoLv  xov  Tvgavvi'covog  Msgiopov,  s.  A.  191. 
Daraus  folgt,  dass  das  Werk  über  die  Redetheile  selber  nicht  dem  jüngeren, 
sondern  dem  älteren  T.  angehörte.     S.  A.  191. 


Tyrannion  der  Aeltere.     Die  beiden  Aristodemos  v.  Nysa.         183 

aus  der  griechischen  herleitete 190b),  wie  es  in  den  damaligen 
Gelehrtenkreisen  üblich  war190c).  Ausserdem  kennen  wir  noch 
die  Titel  von  fünf  anderen  Werken191),  IlQoGcpdCu  rO{i7]QLKrj, 
'ÖQ&oyQCKpCa ,  "Otv  diacpcovovöiv  ol  vscotsqol  itoiY\xa\ 
Ttgog  r'0[ir}QOV192),  zfiOQd'coöig  'O^itiqlkt]193)  und  itsgl  rot» 
ökoXiov  ^axQOv1^).  Die  ziemlich  zahlreichen  Bruchstücke, 
weiche  wir  namentlich  dem  Herodianos  verdanken,  sind  meistens 
aus  der  homerischen  Prosodie195),  und  es  zeigt  sich  in  denselben 
ähnlich  wie  bei  seinem  Lehrer  Dionysios  und  bei  Ptolemaeos 
von  Askalon  häufige  Abweichung  vom  Texte  des  Aristarchos 
und  übermässiges  Streben  nach  regelrechter  Accentuation  der 
Nomina196). 

Aristodemos  von  Nysa,  Neffe  des  Menekrates,  war  Lehrer 
des  Pompeius197a). 

Aristodemos    von    Nysa,    Sohn    des  Menekrates 197b),    zu- 


190b)  S.  A.  176.         190°)  S.  C.  33.  A.  353b.  354. 

191)  Die  sämmtlichen  bei  Suid.  dem  jüngeren  T.  beigelegten  Schriften 
hat  Planer  S.  7  f.  mit  Ausnahme  jenes  Commentars  zu  der  seines  Lehrers 
über  die  Redetheile  und  etwa  noch  des  Werkes  über  die  Herleitung  des 
Römischen  aus  dem  Griechischen,  welches  aber  in  Wahrheit  auch  schwer- 
lich auszunehmen  ist  (vgl.  A.  190 c),  theils  mit  Sicherheit  (s.  A.  190),  theils 
mit  mehr  oder  weniger  Wahrscheinlichkeit  auf  den  älteren  übertragen. 

192)  Auf  diese  Schrift  bezieht  Planer  S.  28  mit  Recht  Schol.  Nie.  Ther.  52. 

193)  Der  Titel  ist  wohl  wie  bei  Krates  (s.  C.  26.  A.  50)  ungenau  und 
bezeichnet  wohl  wie  dort  einen  kritischen  Homercommentar. 

194)  Suid.  HkoXlov.  vno^vrjfia  syQcape  TvQcevvioav  nsgl  xov  6-x.oliov  [is- 
tgov,  o  7tQ0£xaftr\  ctvzGi  vnb  rectov  KaioccQog.  Also  auch  mit  Caesar  stand 
er  in  Verbindung. 

195)  Es  sind  51  oder  52  b.  Planer  S.  10  —  27,  fast  alle  aus  den 
Homer-  u.  bes.  den  Iliasscholien,  vgl.  auch  Lehrs  u.  Lentz  Herodian. 
Ind.  Doch  s.  Planer  S.  28:  „qui  vero  grammaticos  veteres  reputaverit 
diversissimis  locis  de  iisdem  rebus  occasione  öblata  soler e  disputare,  neque 
minus  in  orthographia  quam  in  prosodia  didlectis,  etymologiae ,  andlogiae 
locum  dari,  facile  adducetur,  ut  de  nonnullis  ex  his,  quae  attulimus,  in 
Orthographia  Tyrannionem  diseeptasse  existimet.  ex  libris  vero  de  prosodia 
et  de  orthographia  natam  esse  zr\v  diogfrcoaLv  'OfiriQinrjv  perspieuum  est". 

196)  Lehrs  Arist.3  S.  249  (XS.  259):  „cum  alios  .  .  .  tum  Tyrannionem 
et  Ascalonitam  Ptolemaeutn,  qui  Gottschedii  simili  studio  nihil  non  certa 
quadam  regula  adstringi  volebant  .  .  .  qui  inauditos  nee  a  paradosi  vel  ab 
Herodiano  modestisque  grammaticis  reeeptos  accentus  exeudebant".  Günstiger 
urtheilt  Planer  S.  9  f.  (vgl.  auch  W.  Schulze,  Kuhns  Ztschr.  XXIX. 
S.  251.  Anm.)  dahin,  dass  T.  dennoch  vielmehr  zwischen  Analogie  und 
Anomalie  zu  vermitteln  gesucht  habe.     Vgl.  auch  A.  71. 

197 a-b)   Strab.   XIV.  650  unmittelbar  nach  den  A.  76b   angef.  Worten: 


184     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

gleich  Grammatiker  und  Rhetor198),  wich  stark  von  der  ari- 
starchei sehen  Richtung  seines  Vaters  namentlich  darin  ab,  dass 
er  den  Homeros  für  einen  Römer  erklärte199).  Er  lehrte  in 
Rhodos,  wo  diese  Verbindung  des  Grammatikers  und  Rhetors  in 
einer  Person  damals  üblich  war199b),  und  in  seiner  Vaterstadt 
Morgens  Rhetorik  und  Abends  Grammatik;  in  Rom  aber,  wohin 
Pompeius  bei  dessen  zweitem  Aufenthalt  in  Rhodos  62  ihn  be- 
rufen haben  mag,  und  wo  er  denn  wahrscheinlich  bis  zum  Beginn 


yial  'AgiöTodriiLog  hnslvov  vlog,  ov  dirj-novaa^isv  reisig  s6%axoyfiQ(o  vsov  nav- 
xsXäg  sv  xrj  Nvörj  nai  Eaaxgaxog  ds  6  adsXcpbg  xov  'AgLaxodrjfiov ,  -neu  äXXog 
'AQiatodrifiog  avsipibg  avxov ,  6  naidsvöag  Mayvov  xov  Tloyuitr\iov ,  al-ioXoyoi 
ysyovaai  ygafifiaxiHOL'  b  ds  rjfisxsQog  %al  sqqtjxoqsvs  nal  sv  xrj  *Pöd(p  %ccl 
sv  xrj  naxqidi  dvo  a%oXag  gvvsi%s  ,  nocoi  (isv  xrjv  QTjxoQixrjV  dsiXrjg  ds  xrtv 
ygafificcxiyirjv  6%oXr]v  sv  ds  xrj  *P(6(ir]  xäv  Mayvov  naidcov  smoxaxcöv  r)ow.SLXO 
xfi  yga^axuirj  6%oXfi.  Vgl.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  307  f.  Hillscher 
a.  a.  0.  S.  377 — 379.    Sostratos  ist  meines  Wissens  nicht  weiter  bekannt. 

198)  Schol.  A  II.  I,  453.  'AQi6xodr}fiog  b  Nvoccsvg  qj]xcoq  xs  %al  apa 
(so  Clinton  f.  dXXä)  %al  yga[i[iaxw6g  .  .  .  snsvorjos  yqacpr]v  xrjv  „xrj  ov 
izL&ofirjv  ovds  eqsE,ccu  .  .  .  nob  ds  avxov  2w6i<pdvr}g  (vgl.  C.  13.  A.  118)  xr\v 
xoiavxr\v  svos  yqacprjv  .  .  .  xavxcc  igxoqsi  ^AonoY.qaxiwv.  Eustath.  z.  d.  St. 
p.  763,  9  ff.  'Anlwv  8s  qo/jet,  oxl  A.  b  Nvaasvg  q/jxcoq  xs  xai  ygafifiaxi-nbg  %.  x.  X. 
(es  folgt  fast  mit  denselben  Worten  dieselbe  Nachricht).  Ueber  Doxop. 
Rh.  Gr.  VI,  25  Walz  aber  s.  C.  21.  A.  58  mit  d.  Nachtr.  Hillscher  a.  a.  0. 
S.  378 f.  A.  8. 

199)  Vit.  Hom.  6  p.  31,  8  ff.  West.  'A.  d'  b  Nvoasvg  'Poofiaiov  avxov 
dnodsUvvci  sk  xivav  rj&äv  cPoofuu'xcoi>.  Vollständiger  Vit.  Hom.  ed.  Pic- 
colomini  Herrn.  XXV.  1890.  S.  451.  'AQL6x6dr)pLog  d'  b  Nvoasvg  "PcoficcLov 
avxov  unodsLKvvöiv  sn  xtvcuv  s&mv  naqcc  'Pafiaioig  fiovov  yivopsvcov,  xovxo 
[isv  s%  xrjg  xeov  nsaamv  naidiäg,  xovxo  ds  sv.  xov  snavCozaaQ'av  xav  ftdncov 
xovg  r]060vag  xäv  ßsXxiovcov  snovxag,  6  -Kai  vvv  sxi  cpvXäaasxai  nagd  \Poo- 
(laioig.  Die  Spuren  dieser  Art  von  Homerauslegung  bei  Eustath.  (ohne 
Nennung  des  Urhebers)  hat  Hillscher  a.  a.  0.  S.  435  —  439  zusammen- 
gestellt.   Nicht  besser  ist  die  A.  198  angef.  Conjectur  dieses  A. 

199  b)  S.  Marx  Berl.  ph.  Woch.  X.  1890.  Sp.  1007:  „Die  Vereinigung 
von  Grammatik  und  Rhetorik  in  einer  Person  war  nicht  pergamenisch, 
wie  man  leichtweg  behauptet  hat,  sondern  gerade  rhodisch.  Dionysius 
Thrax  war  Rhetor  wie  Grammatiker"  (s.  oben  A.  159c),  „der  berühmte 
Apollonius  Molo  interpretirte  den  Homer"  (s.  C.  35.  A.  139 b),  „Aristokles 
der  Rhetor  ist  gewiss  identisch  mit  dem  Grammatiker"  (was  ich  in  der 
That  C.  20.  A.  75  kaum  anzuzweifeln  brauchte,  s.  jetzt  die  Berichtigung 
jener  Anm.  hinter  diesem  2.  Bde.),  „und  Aristodemos  von  Nysa,  der  seinem 
Auditorium  wohl  zu  Liebe  den  Homer  zum  Römer  machte,  lehrte  auf  Rhodos 
des  Vormittags  Rhetorik,  des  Nachmittags  Grammatik".  Um  so  bemerkens- 
werther  ist  es,  wie  ferner  Marx  hervorhebt,  dass  ebendort,  so  weit  wir 
sehen,  auch  die  erste  Grammatik  durch  Dionysios  den  Thraker  entstand. 


Aristodemos  von  Nysa.     Artemidoros  der  Aristophaneer.  185 

des  Bürgerkrieges  blieb,  also  etwa  von  62  bis  50  wirkte1"0)  und 
die  Söhne  des  Porapeius  erzog,  begnügte  er  sich  mit  Grammatik. 
Dann  war  er  in  seiner  Heimat  Nysa  thätig200),  wo  ihn,  als  er 
sich  schon  im  höchsten  Alter  befand,  Strabon  noch  sehr  jung 
hörte 200b).  Ob  er  oder  sein  gleichnamiger  Vetter  der  Verfasser 
der  'IötoQiaL  in  mindestens  2  Büchern  war201),  steht  dahin202). 
Artemidoros  der  Aristophaneer203)  oder  Pseudo- Aristo- 
phaneer204), vermuthlich  aus  Tarsos205),  wo  die  Schule  des 
Aristophanes  offenbar  noch  fortblühte206),  lebte  gleichfalls  im 
ersten    Jahrhundert207).      Er    besorgte,    wie    sich    schon    gezeigt 


199c)  Wie  Hillscher  S.  378  bemerkt.     S.  C.  29.  A.  159. 

200)  Nach  der  Ausdrucks  weise  von  Strabon  (s.  A.  197)  muss  man  wohl 
annehmen,  dass  er  früher  dort  nicht  gelehrt  habe,  sondern  nur  erst  nach 
seiner  Thätigkeit  in  Rhodos  und  in  Rom.        200 b)  S.  A.  197. 

201)  Beischr.  z.  Parthen  8.  ioxoqbi  'jQioxodrj^iog  6  Nvöccevg  sv  a' 
'iaxogiäv  nsgl  xovxcov,  7tlr}v  oxl  zcc  ovo^iaxa  vnalXdxxEi  -a.  x.  X.  Vgl.  Müller 
F.  H.  G.  V.  S.  XXII  ff. 

202)  S.  noch  Varr.  L.  L.  X,  74,  nachdem  er  die  Analogie  definirt  hat: 
Mec  diligentius  quam  apertius  dicta  esse  arbitror,  sed  non  obscurius  quam 
de  re  simili  deßnitiones  grammaticorum  sunt,  ut  Aristeae,  Aristodemi,  Ari- 
stocli  etc.     Vgl.  C.  20.  A.  75. 

203)  Ath.  IV.  182  d.    IX.  387  d.    XIV.  662  d.    Vgl.  A.  209.  210.       , 

204)  Ath.  I.  5  b  und  nach  ihm  Suid.  'jQxsfiidoagog  6  WevdccQioxocpdvsiog 
6  oipciQxvxwccg  U&ig  ovvayaycov.  Dieselben  Worte  stehen  auch  im  Art. 
Tinct%lSug. 

205)  Strab.  XIV.  675.  yQcc(i^axi'nol  de  av  xat  6vyyQa(i[iccTcc  üaxiv,  'Aqte- 
(iidcoqog  xai  diodmgog.  Ist  dies  richtig,  so  kann  der  bei  Ath.  III.  111  d 
angeführte  Artemidoros  von  Ephesos  iv  'icovwoig  vnopv r\\ia6i  nicht,  wie 
F.  Ranke  De  lex.  Hesych.  orig.  S.  103  f.  will,  der 'Pseudo -Aristophaneer 
sein,  unbeschadet  des  von  Ranke  geführten  Nachweises,  dass  sowohl  dies 
Citat  als  auch  das  des  Aristophaneers  tcs§\  dcoqldog  (s.  A.  210)  aus  Pam- 
philos  stammt. 

206)  Denn  der  von  Strab.  a.  a.  O.  neben  Artemidoros  genannte  tarsische 
Grammatiker  Diodoros  war  wiederum  ohne  Zweifel  derselbe  mit  dem  Aristo- 
phaneer dieses  Namens,  den  man  früher  sonach  fälschlich  gleich  A.  für 
einen  unmittelbaren  Schüler  des  ßyzantiers  hielt,  während  er  in  Wahrheit 
erst  etwa  mit  Theon,  dem  Sohn  des  A.,  gleichzeitig  war.  Wenigstens 
wäre  es  doch  ein  gar  seltsamer  Zufall ,  wenn  es  einerseits  zwei  Grammatiker 
A.  und  Diodoros,  beide  aus  Tarsos,  und  wiederum  zwei  andere  gleich- 
namige, beide  Aristophaneer,  gegeben  haben  sollte,  wie  Giese  De  Theone, 
Münster  1867.   S.  31  ff.  (vgl.  A.  387)  meint. 

207)  Früher  hielt  man  ihn,  wie  gesagt,  für  einen  unmittelbaren  Schüler 
des  Aristophanes  von  Byzanz.  Erst  Ahrens  Bucol.  Gr.  II.  S.  XXXV  ff.  hat 
die  richtige  Chronologie  festgestellt:  A.  citirt,  wie  schon  A.  170  erwähnt 
wurde,   Schol.   Aristoph.   Vesp.   1239   bereits    den  Ammonios   (über  dessen 


186      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

hat208),  verniuthlich  eine  Ausgabe  des  Theokritos  und  schrieb 
jedenfalls  das  noch  erhaltne  Epigramm  zu  einer  solchen,  ferner 
ricoddai  oder  Ae^eiq  oifraQzvtixccL200),  ein  Werk  über  den 
dorischen  Dialekt210),  ein  Lexikon  zu  den  Komikern211) 
und  wie  auch  schon212)  bemerkt  ist,  einen  Commentar  zu  den 
Alz ia  des  Kallimachos.  Ebensolche  Schriften  wie  die  beiden 
letztgenannten  werden  aber  auch  von  seinem  Sohne  Theon  an- 
geführt213), und  so  liegt  die  Vermuthung 2U)  nahe,  dass  diese 
von  jenen  nicht  verschieden,  sondern  dieselben  Arbeiten  gewesen 
seien;  welche  der  Vater  begonnen  und  der  Sohn  vollendet  hatte. 
Silenos  aus  unbekannter  Zeit,  frühestens215)  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts,  möglicherweise  aber  auch  viel 
später,  wahrscheinlich  also  nicht216)  derselbe  mit  dem  Kalaktiner217), 


Zeit  freilich  Ahrens  im  Irrthum  ist,  s.  A.  35);  ohne  Zweifel  war  dieser  A. 
der  Vater  des  Theon  (Schol.  Theoer.  IV,  51  =  Et.  M.  144,  60.  *Aq[i6q. 
Geoov  6  'AQtsfiidaQov),  und  dieser  Theon  gehört  der  Zeit  des  Augustus  an, 
s.  Suid.  'Anl(ov.  srtcu'dsvöe  d'  inl  Tißsgiov  KaiGccqog  -nccl  KXavdlov  ev  'Pca^rj. 
tjv  ds  diado%oQ  ©smvog  xov  yqa\x,^axi%ov.  Allerdings  jedoch  macht  wiederum 
Ahrens  den  A.  zu  jung,  indem  er  ihn  erst  in  die  zweite  Hälfte  des 
1.  Jahrh.  verlegt:  derselbe  kann  vielmehr  füglich  etwa  um  90  geboren  sein, 
wie  Schoenemann  De  lexicographis  etc.  (Hannover  1886).  S.  107 f.  A.  3 
(der  im  Uebrigen  nach  A.  170  zu  berichtigen  ist)  durchaus  zutreffend  be- 
merkt. Dagegen  vermag  ich  die  Worte  des  Suid.  nur  so  zu  verstehen, 
dass  Theon  der  Vorgänger  des  Apion  in  Rom  und  nicht,  wie  M.  Schmidt 
Did.  S.  6,  Schoenemann  S.  48  f.  A.  4.  S.  72  u.  A.  wollen,  in  Alexandreia 
war,  und  damit  fällt  Schoenemanns  hierauf  gebaute  Hypothese,  dass 
schon  A.  nach  letzterer  Stadt  ausgewandert  sei.  Vgl.  Hill  scher  a.  a.  0. 
S.  368. 

208)  C.  5.  A.  69.  71.  72.  73. 

209)  Ath.  I.  5  b.  IX.  387  d.  XIV.  662  d.  f.  663  c.  d  u.  s.  A.  243  u.  bes. 
C.  34.  A.  49. 

210)  IIeqI  JaQidog,  Ath.  IV.  182  d. 

211)  Asi-sig  bei  Erotian.  Lex.  Hippocr.  p.  93,  4  f.,  Zvvaycoyrj  Schol. 
Aristoph.  Vesp.  1169  genannt,  also  entweder  Ast-sig  xco(ilhoci  oder  Zvvctycoyr) 
XbIecov  TKofiiKÖav  betitelt.     Vgl.  Schol.  Vesp.  1144.  1239.    Pac.  344. 

212)  C.  13.  A.  97b. 

213)  S.  Ahrens  a.  a.  0.  S.  XXVIII.  XXIX  und  unten  A.  391.  394. 

214)  Von  Ahrens  a.  a,  0.  S.  XXXVII  f. 

215)  S.  A.  217. 

216)  Wie  Meier  Opusc.  II.  S.  32.  A.  118  und  Andere  meinen. 

217)  S.  C.  21.  A.  608  ff.  Denn  richtig  bemerkt  Müller  F.  H.  G.  III. 
S.  100:  „iuniorem  dliquem  grammaticum  intellegendum  esse  suadet  Athenaeus 
XI.  483a,  ubi  haec:  ZiXqvog  ds  cpr]6i'  KvnsXXcc,  lv.näpuxcc  axvqpotff  opoicc, 
fog  Kai  NLxccv§Qog  b  KoXocpmviog  %.  x.  X.u. 


Silenos.     Nikandros  von  Thyateira.  187 

schrieb  rX&ööat,218)  und  ist  vielleicht  der  nämliche  mit  Silenos 
von  Chios,  welcher  2  Bücher  Mv&ixal  lötOQlai  verfasste219). 
Nikandros  von  Thyateira  in  Lydien2*0)  aus  ungewisser 
Zeit,  aber  doch  wohl  noch  der  alexandrinischen  Periode  an- 
gehörend221), verfasste  ausser  seinem  den  attischen  Dialekt  an- 
gehenden   Werke    'E^Yjyr^tLKcc    'AtriKrjg    d  luXbkxov222)    oder 

218)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1299.  Ath.  XI.  468  a.  SiXr]vbg  tccl  KXsizaqxog 
sv  yXcoaoaig.  475  d.  2J.  ncä  KXsuccQ%og.  478  e.  S.  y.cci  KX.  tri  de  Zrjv68ozog. 
482  f  (s.  A.  217).  XIV.  644  f.  £.  sv  zotig  rXcöaaatg.  XV.  677  c  ebenso.  699  e. 
UiXrjvbv  .  .  .  xbv  yXmoGoyQcccpov  (es  folgen  Timachidas,  Amerias,  Seleukos, 
s.  A.  229.  240),  vgl.  XL  783  b  (s.  A.  254).  Eustath.  z.  Od.  rj,  102.  p.  1571,5. 
S.  xbv  yXoa6öoyQ.  =  Ath.  699  e. 

219)  Tzetz.  ad  Lycoph.  786.  SiXr]vbg  8s  b  Xtog  sv  Ssvxsqco  tcov  Mv&i- 
tmov  LGTOQicov  (Svo  8s  ysyoacps  ßißXi'cc)  (pr]G\v  %.  x.  X.  =  Schol.  Od.  et,  75. 
sv  dsvxsQco  Mv&mcöv  lOxoQicov  (ß6xi  8s  8vo)  x.  x.  X  Eustath.  z.  Od.  r,  407. 
p.  1871,  21  ff.  2.  b  Xiog  .  .  .  sv  Ssvxsqoi  ßißXim  xav  avxov  (so  Meier  f. 
ccvxcov)  Mv&LHoäv  x.  x.  X.  Zweifelhaft  bleibt  es,  wie  Müller  bemerkt,  ob 
bei  La.  Di.  II,  11.  2.  sv  xa  noaxa  xav  *l6zoQicbv  dies  Buch  gemeint  ist 
oder  die  Ei-asXiy.cl  des  Kalaktiners  (Fr.  6). 

220)  Steph.  v.  Byz.  QvazsiQct  noXig  AvSiccg  .  .  .  xb  s&vixdv  ©vaxsiQT)- 
vog  .  .  .  dep'  ov  NlyicLvSQog  yqa^fiazLyibg  ©vaxsigrjvog  [rj  KoXocpoovLog].  Meier 
a.  a.  0.  S.  38  f.  107.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  462  f.  Der  folgende  Artikel 
gehört  dem  Inhalt  nach  meinem  Schüler  G.  Kirchner  an. 

221)  Dies  folgt  aus  Harpokr.  SrjQaXoLcpsiv  .  .  .  xb  %(oolg  Xovzqcov  ccXsl- 
q)e6&cci,  cog  dtöv^iog  sv  v.r\'  TqayiY.j\g  Xs^scog  xca  NtHCtvSQog  sv  ir}'  'AzzLKrjg 
8ia.Xsv.xov  TtQocxi&slg  ort  „iir\nozs  x.  z.  X.u,  dann  mit  fast  vollständiger  Sicher- 
heit, wenn  das  Citat  aus  Didymos  (wie  doch  wohl  anzunehmen  ist),  und  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  auch  dann  noch,  wenn  es  aus  eigner  Leetüre  Des- 
jenigen stammt,  welcher  den  Grundstock  dieses  Lexikons  allem  Anscheine 
nach  in  der  Zeit  des  Augustus  verfasst  hat  (s.  Meier  a.  a.  0.  S.  151—170). 
Ath.  citirt  die  'Azzwcc  ovöfiaxcc  des  N.  sehr  häufig  (s.  A.  223),  aber  stets  ohne 
Buchzahl,  und  wahrscheinlich  nie  aus  eigner  Leetüre,  einmal  zusammen 
mit  Herakleon  von  Ephesos  III.  76  a.  'HqccxXscov  6  'Ecpsoiog  -aal  NixavSoog 
6  ©vccxstQTjvog  (vgl.  A.  243 b)  einmal  III.  114  c  hinter  Seleukos,  Amerias, 
und  Timachidas,  also  wohl  gleich  diesen  allen  (s.  A.  235.  242.  243 b.  C.  26. 
A.  110)  aus  Pamphilos,' einmal  XV.  691  c  mit  Gegenüberstellung  des  Theo- 
doros,  so  dass  also  (s.  A.  226)  vermutblich  auch  hier  das  Gleiche  gilt. 
Jedenfalls  kennt  N.  schon  die  Phylen  Attalis  und  Ptolema'is,  Fr.  2  bei 
Harpokr.  f)vqyovt8ca.  iisxsd'rjoav ,  scpqy  s|  AluvzC8og  'AcptSvcciot  IIsQQiSai 
TtzaitLScci  IIvQyavidat,,  citirt  ferner  gleich  Herakleon  (s.  A.  243 b)  b.  Ath. 
III.  76  a  den  Apollodoros  von  Karystos,  und  Thyateira  erhielt  nach  Steph. 
a.  a.  0.  erst  von  Seleukos  Nikator  diesen  Namen  oder  vielmehr  den  Namen 
@vycczsiQcc. 

222)  Harpokr.  Msöifivog.  NixavSQog  b  Ovazsigrjvbg  sv  zoig  'Ei;riyr}zi'xoig 
zrjg  'Azzinrjg  SiccXshzov.  Vgl.  BoXsavsg.  N.  sv  y'  'Azziytfjg  ShxXskzov.  T^t- 
nzriQct  u.  SrjQctXoicpsiv.    N.  sv  is'  und  ir\'  'AzzL-nijg  SiccXshzov. 


188      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

'Axt i na  ovopaxa223)  in  wenigstens  18  Büchern224)  mindestens 
noch  ein  zweites  über  die  attischen  Demen225). 

Theodoros  erst  recht  aus  unsicherer,  vielleicht  sogar  erst 
nachalexandrinischer  Zeit  schrieb  gleichfalls  'Axt mal  yAcDöGac 
oder  cpmvaC  mit  Benutzung  des  Atheners  Apollodoros226)  und 
war  vielleicht  auch  der  Verfasser  der  Schrift  tceqI  xov  Kr\Qv- 
xcov  yevovg  in  mindestens  2  Büchern227). 

Timachidas228)  von  Rhodos229)  gleichfalls  aus  ungewisser 
Zeit,  aber  doch  schwerlich  nach  und  auch  wohl  nicht  vor  dem 
zweiten    Jahrhundert230)    verfasste    rxäiööai231),  die   schon  bei 


223)  Ath.  XV.  678  f.  6  ®.  N.  iv  totg  'Axxiv.otg  6v6[icc6i.  Die  sonstigen 
Stellen  besonders  b.  Ath.  s.  b.  Müller,  wo  aber  481  E.  485  F  f.  503  A 
zu  schreiben,  ferner  Schol.  Aristoph.  Eqn.  406  zu  streichen  und  vermuth- 
lich  Hesych.  Aycovo&exrjg  hinzuzufügen  ist  (s.  Meier  a.  a.  0.  S.  30.  A.  114. 
S.  38.  A.  137),  die  bei  Ath.  auch  in  Kaibels  Ind.  —  Schol.  Plat.  Charm. 
161  E.   6  de  &.  %.  x.  X.  —  üebrigens  vgl.  auch  C.  10.  A.  128. 

224)  S.  A.  222. 

225)  Harpokr.  Tixccyiidui  (=  Fr.  1).  N.  b  ©.  iv  x<x>  negl  xgöv  drm<ov. 
Dazu  Fr.  2,  s.  A.  221. 

226)  Ath.  benutzt  sie  nach  Pamphilos:  XV.  677  b.  GeodooQog  iv  xcclg 
'Axxwciig  cpavoctg,  cog  (pr\ai  ndpcpiXog.  XIV.  646  c.  XV.  678  d  citirt  er  Ax- 
xi-avX  yXmaaui,  XI.  496  e.  XV.  691  c  (s.  A.  221)  ohne  Buchtitel.  S.  Meier 
a.  a.  0.  S.  39  f.  Wenn  man  übrigens  XIV.  646  c.  'AnoXXodcoQog  d'  b  Afti]- 
vcciog  (Fr.  202)  %ai  ®.  d'  iv  Axxi-Aaig  ylcocaaig  mit  XI.  483  a.  ^iXrjficov  iv 
rat?  'AxxixccLg  tpwvatg  .  .  .  'AnoXXödcoQog  (Fr.  189)  ds  iv  reo  negl  ixvpo- 
Xoyicov  x.  x.  X.  vergleicht,  so  wird  es  wahrscheinlich,  dass  sich  an  der 
ersteren  Stelle  (vgl.  Meier  S.  31.  A.  115)  der  Titel  iv  AxxixccLg  yXcoüacag 
nur  auf  Th.  bezieht  und  bei  Apollodoros  auch  dort  dessen  Schrift  nsgi 
ixv(ioXoyi<ov  mit  Heyne  und  Müller  F.  H.  G.  I.  S.  462  f.  464  und  auch  in 
dem  sonach  ungenauen  Citat  Schol.  A  II.  A,  244.  iv  yXäaacag  (in  welchem 
von  'AxxiylccX  yXäoaca  doch  überdies  keine  Rede  sein  kann)  zu  verstehen 
ist  (vgl.  Didym.  und  Herodian.  in  den  C.  27.  A.  55  angef.  Parallelstellen, 
welche  neben  anderen  Gründen  gegen  eine  andere  Vermuthung,  dass  hier 
nach  Schol.  A  [Didym.?]  II.  A,  567.  iv  Ös  xaig  'Agicxocpcivovg  [Fr.  59]  yXdx- 
xccig  vielleicht  'AQiaxocpcivrjg  zu  schreiben  sei,  sprechen). 

227)  Phot.  *H[i£QOxccXXeg.  &.  6  nccvccyr^g  HctXovpEVog  iv  tco  et'  nsgl  xov 
KrjQvxcav  yivovg. 

228)  Ranke  De  lex.  Hesych.  orig.  S.  113—117.    Meier  a.  a.  0.  A.  117. 

229)  Ath.  I.  31  e.  XV.  677  c.  Tiiicc%iSccg  xcci  Zipiccg  ot'PodiOL.  699  e.  Zi- 
lr\vov  \i\v  ...  T.  de  b  'Podiog  .  .  .  'AfieoLccg  de  .  .  .  2sXevv.og  de  tt  x.  X. 
(s.  A,  218.  240).     Ausserdem  s.  A.  234.  237. 

230)  Aus  der  Zusammenstellung  mit  Simias  b.  Ath.  677  c  (s.  A.  229) 
durfte  Meier  S.  31.  A.  116  nicht  auf  ungefähre  Gleichzeitigkeit  des  T. 
(und  Amerias)  mit  diesem  schliessen.  S.  Meier  selbst  S.  23.  A.  83.  S.  32. 
A.  217.     Aber  Robert  Bild  und  Lied  S.  231.  A.  5  hat  gezeigt,  dass  Ovid. 


Theodoros.     Timachidas.  189 

Harpokration  berücksichtigt  werden232)  und  in  Anlehnung  an  die 
parodischen  Epen  dieser  Art  von  Hegemon  dem  Thasier  und 
Matreas  aus  dem  Ende  der  attischen  Zeit  so  wie  an  den  Vor- 
gang des  Numenios  von  Herakleia233)  in  Form  der  Beschreibung 
eines  oder  mehrerer  Gastmähler  ein  Lehrgedicht  in  Hexametern 
unter  dem  Titel  dslnvov  oder  deiitva  in  mindestens  11  Büchern 
zu  grammatischen  Zwecken234).  Beide  Werke  wurden  von  Pam- 
philos  und  aus  ihm  sowohl  von  Athenaeos  als  von  Diogenianos 
in  umfassender  Weise  benutzt235).  Ausserdem  commentirte  er 
zum  Mindesten  die  Frösche  des  Aristophanes236),  die  Me- 
deia  des  Euripides237)  und  den  Kolax  des  Menandros238), 
vielleicht  auch  den  Hermes  des  Eratosthenes239). 


Met.  VII,  159—296  bereits  in  seinem  Exemplar  des  Euripides  die  erste 
Hypothesis  zur  Medeia,  in  welcher  T.  citirt  wird  (s.  A.  237),  wesentlich  so 
wie  wir  las.     Vgl.  v.  Wilamowitz  Eurip.  Herakles  I.  S.  147. 

231)  Ath.  IL  53  b.  c.  'Egiiävccg  xcu  Tifiaxtdag  iv  rXcoGöcug.  III.  114c. 
'jfiSQLccg  . .  .  bfiOLcog  da  x«i  Ti^axCdccg.  114  e.  'Apsgiag  xca  Tifiaxidag.  IX.  369  a. 
'AfiSQLccg  6s  ■Kai  T.    XV.  678  a.  T.   iv  xccig  rXooooccig.     Ausserdem  s.  A.  229. 

232)  'EmßXrjxcig.  (hg  (isv  Tt^a%idag  yy\6i  .  .  .  <bg  di  (pr}6i  KXelxccqxoi2 
6  yX(o6Goyqa.cpog.     Ferner  Zixog  u.  s.  A.  237. 

233)  S.  C.  24.  A.  203. 

234)  Ath.  I.  5  a  (und  danach  Suid.  Tt^iccxidag).  Seinvcov  ccvciygacpccg 
nsnoLrjVTcci  aXXoi  xs  xal  Tifiaxidag  6  'Podiog  <5t'  incov  iv  bvöenu  ßißXLOig  r] 
xal  nXtLoav  (?)  x.  n.  fehlt  b.  Suid.)  xat  Nov[ii^vLog  <6)>  'HQoc-aXscotrjg  b  disv- 
Xovg  xov  latQov  [lu&rixrjg  (statt  6  'Hq.  —  fia^rr)?  hat  Suid.  oipccQxvxiMov) 
■aal  MccxQSccg  b  Tlixavaiog  b  naQadbg  xca  *Hyrj[i(ov  b  ©doiog  x.  x.  X.  Ath. 
citirt  dann  das  4.  B.  III.  82  c.   XV.  684  f.,  das  9.  VII.  283  c. 

235)  Wie  Ranke  nachgewiesen  bat.  Bei  Diogenianos  oder  wenigstens 
in  der  uns  erhaltnen  Bearbeitung  desselben  durch  Hesychios  sind  die  Aus- 
züge aus  Pamphilos  meistens  so  verkürzt,  dass  die  Namen  der  von  Letzterem 
benutzten  Schriftsteller  weggelassen  sind,  die  Benutzung  des  Pamphilos  also 
nur  aus  der  sachlichen  Uebereinstimmung  mit  Ath.  erhellt.  Dass  aber  Ath. 
in  diesem  Falle  trotz  der  zum  Theil  von  ihm  hinzugefügten  Bücherzahlen 
(s.  A.  234)  auch  das  Lehrgedicht  nicht  selbst  vor  sich  gehabt,  sondern  jene 
Zahlen  aus  Pamphilos  abgeschrieben  hat,  erkennt  man,  wie  Ranke  S.  113 
bemerkt,  an  seiner  Unsicherheit  5  a  über  die  Gesammtzahl  der  Bücher 
(s.  A.  234)  und  über  die  Titel ,  da  er  bald  zfecnva  III.  82  c.  XV.  682  c, 
bald  Aslnvov  VII.  283  c.    XV.  684  f  citirt. 

236)  Schol.  Ran.  55.  223.  611.  849. 1211.  1270. 1282.  1294.  0.  Schneider 
a.  a.  0.  S.  91.     Vgl.  A.  101. 

237)  Argum.  I.  Med.  Schol.  Med.  167  und  auch  1,  wo  fälschlich  TC- 
[iccQxog  überliefert  ist  (überall  mit  scharfer  Zurechtweisung,  Schmidt 
S.  358  und  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  155.  A.  71  meinen,  nach  Didymos, 
das  ist  aber  nach  A.  230  wohl  kaum  möglich).     Derselbe   Fehler  erscheint 


190      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Amerias  der  Makedonier  schrieb  ebenfalls  rA<5atf<u240)\md 
dazu  einen  rP(,&zo[iL7t6gMl) ,  und  Auszüge  aus  den  ersteren  sind 
durch  dasselbe  Mittelglied  in  den  Athenaeos  und  den  Diogenianos 
und  aus  Letzterem  in  den  Hesychios  gekommen242).  Ein  Gleiches 
gilt243)  von  des 

Herakleon  aus  Ephesos  schon  erwähntem  Glossenwerke 243b) 
und  von  des 


b.  Harpokr.  'Aoyocg'  Tniotoüxrig  (Tifictxidecg  M aussäe)  6  'Podiog  und  Lex. 
Seguer.  Bekk.  Anecd.  I.  p.  442,  32  (ebenso),  s.  Meier  a.  a.  0.,  vielleicht 
auch  b.  Ath.  XI.  501  e.  Ti(iaQ%üg  d*  iv  xexaoxcp  neol  xov  EQCCxood'evovg 
'Eq[iov  u.  Hesych.  "Afivcxig,  wo  wiederum  Tdfiagxog  steht,  vgl  C.  15.  A.  93. 
238)  Cramer  Anecd.  Par.  IV.  25,  17.  Ti(iccx£dr)g  <6  'Podiogy  iv  xm 
noXeiKog  (KoXccnog  Meineke)  vno(ivr'i(iaxL  =  Et.  M.  Sorb.  nccoccdoxa). 

239)  Nach  dem  eben  A.  237  Dargelegten,  indessen  s.  C.  15  a.  a.  0. 

240)  Ath.  IV.  176  c.  e.  'jfiSQiccg  b  Mccv.edmv  iv  xaig  rXoooccug.  Vgl. 
II.  52  c.  ZeXevuog  iv  TXcoGGcag  .  .  .  'Aybeoiotg  de  x.  x.  X.  III.  76  e.  114  c.  e 
(s.  A.  231).  VI.  267  c.  KXsixa,Q%og  iv  TXmGGaig  .  .  .  'AftegLag  de  ...  "Eqimov 
de  .  .  .  Ze'Xevvog  d'  x.  x.  X.  IX.  369  a  (s.  A.  231).  X.  425  c.  XI.  485  d. 
XV.  699  e  (s.  A.  218.  229).  701  a.  KXeUciQxog  8'  iv  xaig  TXmGGuig  .  .  .  'Afie- 
QLccg  cprjGi.  Ael.  Dionys.  b.  Eustath.  in  Od.  ca,  208.  p.  1958,  1  ff.  Herodian. 
z.  A,  754.  Eustath.  in  II.  I,  377.  p.  757,  19.  mg  'Afieoiag  xai  NsonxoXe^iog 
(vgl.  C.  14.  A.  174)  ol  yXcoGGoyoccwoi.     Meier  a.  a.  0.  S.  32.  A.  117. 

241)  Ath.  XV.  681  f. 

242)  S.  Ranke  S.  117  f. 

243)  Auch  für  das  'OtPciqxvxmov  des  Epaenetos  ist  Pamphilos  wohl 
durchweg  die  unmittelbare  Quelle  des  Athenaeos  gewesen,  hat  es  aber 
selbst  schon  nicht  mehr  in  Händen  gehabt,  sondern  nur  theils  aus  den 
rXwoGcu  otyccQxvxiHai  des  Artemidoros  (s.  A.  209) ,  theils  aus  Dorion  ge- 
kannt, s.  darüber  C.  25.  A.  194.  C.  34.  A.  48.  49  u.  Schoenemann  a.  a.  0. 
S.  106  ff.,  während  Ranke  S.  106 — 108  den  wahren  Sachverhalt  umkehrt. 
Auch  bei  Ath.  II.  58  b.  III.  88  c  wird  man  ihn  als  den  Mittelsmann  an- 
zusehen haben,  vgl.  C.  25.  A.  197  mit  d.  Nachtr.  C.  34.  A.  48.  Schoene- 
mann S.  78—116. 

243b)  S.  C.  26.  A.  110.  111.  Ausdrücklich  bezeugt  würde  dies  sein, 
wenn  es  sicher  wäre,  dass  bei  Ath.  XI.  479  a.  Aiödmoog  iv  'ixuXwccig 
yXcaGGcctg  xai  'HoccuXeixog,  mg  cprjGi  TIctyLCpiXog  das  verderbte  ^HoanXeixog  mit 
Valckenaer  in  'HoanXecov  zu  verbessern  sei,  allein  es  ist  eben  nur  wahr- 
scheinlich, und  Wilamowitz  bei  Kai  bei  z.  d.  St.  vermuthet  vielmehr 
'HgaxXeidrjg  (er  meint  den  Tarentiner).  Wenn  bei  Phot.  Tevxu£eiv.  Aidv- 
[iog  .  .  .  'HoanXecov  de  y.axa(ie[iipcc^.evog  AvnöcpQovcc  u.  Harpokr.  MctxovXeiov. 
^HganXecov  yial  Aidvpog  (s.  M.  Schmidt  Didym.  S.  46  f.  320)  derselbe  H. 
gemeint  ist,  so  folgt  daraus  nur,  dass  er  jünger  als  Lykophron  war,  aber 
aus  der  Reihenfolge  iässt  sich  (wie  auch  Meier  S.  27.  A.  101  anerkennt), 
ebenso  wenig  wie  bei  Ath.  III.  76  a.  'H.  6  'Ecpeciog  xai  NUavdgog  (vgl. 
A.  221)  schliessen,  welcher  von  Beiden  der  Aeltere  war  und   den  Anderen 


Amerias.     Herakleon  v.  Eph.    Hermonax.     Kleitarchos.  191 

Hermonax  KQrjtLTcal  ylco66uim)y  ferner  auch  wohl245) 
von  des 

Kleitarchos246)  von  Aegina247)  Lexikon,  welches  bald 
unter  dem  Titel  JT/ltötftfafc248)  bald  unter  dem  Titel  f\  tcsqI  ykcoö- 
<5c5v  TtQayiLareia2^)  angeführt  wird.  Ueber  sein  Zeitalter  lässt 
sich  so  viel  feststellen,  dass  er  nicht  vor  Nymphis,  wohl  aber 
vor    Epaphroditos 25ü)    und    wahrscheinlich    auch    vor    oder    doch 


angeführt  hat,  so  dass  H.  füglich  erst  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Didymos 
gewesen  sein  kann.  Bei  Ath.  III.  111  c  wird  H.  (ohne  Beisatz)  dem  auch 
von  Erotian.  Lex.  Hippocr.  p.  93,  10 ff.  K.  angeführten  Polemarchos  und 
dem  Artemidoros  gegenübergestellt.  Wenn  bei  Snid.  Jidv^iog  6  KXavdiog. 
87tiTO(ii]v  xcov  ^HqwhXscovos  (s.  A.  264.  C.  26.  A.  103)  überhaupt,  was  ich 
sehr  bezweifle,  eine  Verbesserung  nöthig  ist,  so  verdient  der  Vorschlag 
von  Rohde  De  Poll.  fönt.  S.  13.  A.  3  KHqa%Xi(ovog  (Övo[Lccxcovy,  so  dass 
also  der  Auszug  des  Claudius  Didymus  aus  diesem  Glossenwerk  gemacht 
wäre,  bei  Weitem  den  Vorzug  vor  dem  von  M.  Schmidt  Did.  S.  3  *Hqci- 
kXsiöov  As6%wv.     Im  Uebrigen  s.  Ranke  S.  110—112. 

244)  S.  Ranke  S.  109  f.  Ath.  III.  76  e.  81  f.  VI.  267  c  ('Eqiuov,  vgl. 
A.  240);  vgl.  XI.  502  b.  II.  53  b.  c  (s.  A.  231).  Ein  zweites  Werk  Zvvco- 
vvficc  wird  XI.  480  f  angeführt,  wo  der  Name  freilich  nur  auf  einer  Con- 
jectur  von  Dobree  für  'inncova^  beruht,  die  wohl  nicht  ganz  sicher  ist, 
da  Hipponax  auch  bei  Erotian.  a.  a.  0.  p.  19,  8  erscheint. 

245)  Einmal  citirt  Ath.  mit  Angabe  der  Buchzahl,  s.  A.  248,  aber  auch 
wohl  nur  aus  Pamphilos,  vgl.  A.  235. 

246)  M.  Schmidt  Clitarchi  reliquiae,  Berlin  1842.  Müller  Scr.  AI.  M. 
S.  74.  Anm. 

247)  Et.  M.  rccQyagos  (=  Nymph.  Fr.  10).  Ol  ÜQvyeg  x.  x.  X.,  d>g  8rj. 
Xol  Nv[i(piog  (Nv{LCpLg  Müller)  6  cptXococpog.  ovtcog  'EncccpQodLxog  iv  *Tno- 
[ivriiiatt  -O1'  'iXuxdog  TtccQccxi&ifisvog  KXblxccqxov  Alyivi\xr\v  XsizinoyQCcyov. 

248)  Ath.  VI.  267  c.  VII.  284  d.  iv  tßdofiT]  rXcoaomv.  300  f.  XI.  468  a 
(s.  A.  232).  473b.  495  e.  XV.  701  a  (s.  A.  240),  und  mit  Recht  hat  Kaibel 
seinen  Namen  auch  XI.  486  a  für  KXiccQ%og  nach  Verraert  u.  Schweig- 
häuser hergestellt,  und  ebenso  ist  er  bei  Didym.  z.  ¥*",  81  herzustellen 
trotz  Ludwich  z.  d.  St.  und  den  seltsamen  Behauptungen  von  Mayhoff 
Rhian.  S.  26.  A.  20.  Was  das  Citat  Ath.  VIII.  345  d.  KXeccQ%og  .  .  .  h  xdo 
tibqX  &lvcov  hiegegen  beweisen  soll,  ist  unverständlich,  s.  Müller  F.  H.  G. 
II.  S.  302.  325  (Fr.  74),  und  wenn  es  wirklich  auch  einen  Glossographen 
Klearchos  gegeben  haben  sollte,  so  ist  es  doch  völlig  unerweislich,  dass 
dieser  ebenso  wie  der  gleichnamige  Peripatetiker  aus  Soli  auf  Kypros  ge- 
wesen sei,  vgl.  A.  253.  Weiter  s.  noch  Harpokr.  'EmßXrjxag  (vgl.  A.  232) 
und  '0(i7]Qsvovxsg:  KXsixccQ%og  iv  zfj  e'  (und  darüber  Müller  gegen  Meier 
a.  a.  0.).     Das  Werk  enthielt  also  mindestens  7  Bücher. 

249)  Ath.  XV.  666  c.  Schlechtweg  KXeCxctQxog  schreibt  Ath.  II.  69  d. 
XI.  475  d  (s.  A.  218).  477  a.  478  e  (s.  A.  218).  482  f.  495  c. 

250)  S.  A.  247.     Wenn  bei  Didym.  a.  a.  0.  KXtCxuQ%og  herzustellen  ist, 


192     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

nicht  nach  Didymos251),  also  doch  wohl  noch  in  der  alexandrini- 
schen  Periode  lebte,  womit  ja  auch  seine  Benutzung  bei  Harpo- 
kration252)  und,  wie  gesagt,  so  gut  als  zweifellos  auch  bei  Pam- 
philos  nicht  im  Widerspruch  steht253). 

Nur  die  Namen  oder  doch  nicht  viel  mehr  wissen  wir  von 
einigen  anderen  Lexikographen,  von  denen  es  ungewiss  ist,  ob 
sie  noch  der  alexandrinischen  oder  erst  der  römischen  Zeit  oder 
der  Grenze  zwischen  beiden  angehörten254). 

Aus  ungewisser  Zeit  sind  auch 

Zenodoros,   von    dessen    Werk    7C€ql   rijg  'Oiirfgov   oder 


auch  nach  Rhianos  und  Aristophanes  von  Byzanz,  denn  Didym.  führt  den 
betreffenden  Glossographen  für  eine  Lesart  von  diesen  als  Zeugen  an. 
251)  und  252)  S.  A.  248. 

253)  Denn  Pamphilos  blühte  zwischen  25  u.  100  n.  Chr.,  s.  Schoene- 
mann  a.  a.  0.  S.  72  (doch  vgl.  gegen  diesen  A.  207).  S.  über  K.  noch 
Et.  M.  'Avooxsog.  BQOv%og.  Schol.  Hesiod.  Op.  522.  Schol.  Theoer.  II,  59. 
Phot.  u.  Suid.  Zuqöcovloq  ysXcag  (wenn  hier  nicht  vielmehr  der  Historiker 
gemeint  ist).  Hesych.  Mrjxgcc  .  .  .  v.al  6  nXfJQog  vtio  ZoXicov,  eog  KXslxccqx0? 
(wo  sicherlich  nicht  KXsctQxog  zu  schreiben  ist). 

254)  Dorotheos  von  Askalon  dürfte  erst  nachalexandrinisch  sein. 
Aniketos  wird  bei  Ath.  XI.  783  c  hinter  Silenos  und  Parthenios  (vgl. 
A  218)  angeführt,  Eumolpos  XI.  477a  hinter  Kleitarchos  und  Marsyas 
(vgl.  A.  249),  483  c  hinter  Kleitarchos  und  Nikandros  von  Kolophon  (vgl. 
A.  249),  Glaukon  XI.  480  f  (sv  xalg  rXa>06ccig),  Epitherses  bei  Erotian. 
Lex.  Hipp.  p.  53,  9  ff.  (iv  ß  xwv  Xii-ecov)  und  Steph.  Nihuiu  (nsgl  Xe^scov 
'Axxinöav  neti  xQayi-xwv  xat  ■nconLuäv).  Ueber  Polemarchos  s.  A.  243b. 
Von  den  Zvvoovvna  des  Simaristos  wird  das  3.  B.  IX.  395  f.  399  a,  das  4. 
XI.  496  c,  die  2vveövv(ict  schlechtweg  III.  99  c  citirt,  ausserdem  Simaristos 
XI.  478  e  hinter  Silenos,  Kleitarchos,  Zenodotos  (s.  A.  218.  249).  481  d. 
483  a,  überall  wohl  nach  Pamphilos  gleichwie  auch  der  eben  genannte 
Parthenios,  Sohn  des  Dionysios,  der  wiederholt  bei  Ath.  erscheint,  aber 
auch  wohl  erst  nachalexandrinisch  ist,  und  der  gleichfalls  eben  genannte 
Marsyas  XI.  477  a.  479  c  (s.  Kaibel  zu  letzterer  St.),  wahrscheinlich 
derselbe,  welcher  nach  Suid.  u.  d.  W.  gleich  dem  Historiker  aus  Pella 
war  und  "Axunxu  (so  Geier  f.  'Axxiko.)  in  12  B.  schrieb.  Bei  Galen.  Exp. 
voc.  Hipp,  'ivöinci  erscheint  nach  Scheidung  des  Dioskurides  von  Alexan- 
dreia  und  von  Anazarba  dioGKovQidrjg  b  vsaxsQog  6  yXoa60oyQÜ(pog  entweder 
als  derselbe  mit  dem  Letzteren  oder  als  ein  Dritter.  Parmenon  (oder 
Pannen ion?),  jedenfalls  verschieden  von  dem  Küchenschriftsteller  Par- 
menon aus  Rhodos  (s.  C.  25.  A.  206),  Verfasser  der  Schrift  nsgi  8iaXi%xov 
(Ath>  XI.  500  b:  diccXsKxtov  Meineke,  „nisi  potius  fuit  nsgi  (aloXCSoq) 
8iolX£kxov")  ist  vielleicht  derselbe  IIclqiisvicov,  welcher  Schol.  B  II.  A,  591. 
6  yXcoaaoyQucpog  genannt  wird,  s.  Meier  a.  a.  0.  S.  34  f.  A.  125.  Es  folgt 
hier  dann  die  C.  26.  A.  78  erwähnte  Notiz  über  Krates. 


Zenodoros.    Zenodotos.    Drakon.  193 

O^irjQtxrjg  övvri&eLCcg  in  10  Büchern  uns  noch  mehrere  Reste 
geblieben  sind255),  und 

Zenodotos  von  Alexandreia256),  welcher  es  sich  angelegen 
sein  liess  in  seinen  Schriften  Avösvg  eO[irjQi,XG)v  aitoQti(icc- 
tG)v2b6h)  und  Tcgog  üXcctcjva  itegl  fteav  den  Homeros  gegen 
allerlei,  und  zwar  namentlich  auch  religiös-sittliche  Vorwürfe  zu 
rechtfertigen2560)  und,  nach  dieser  Analogie  zu  schliessen,  in 
einer  dritten  s lg  %v\v  'Höloöov  QeoyovCav  vermuthlich  in  Be- 
zug auf  Hesiodos  ein  Gleiches  that256d). 

Drakon  von  Stratonike  oder  Stratonikeia  gehörte  wohl  auch 
der  alexandrinischen  Zeit  an257).  Von  seinen  Schriften 257b)  ist 
aber  Nichts  übrig  geblieben2570). 


255)  Schol.  BT  II.  27,  356.  Zr\voS<oQ(ö  x<p  avyyQcctpavxi  neoi  xrjg  'O[iriQ0v 
6vvrj&£Lag  xcc  dsncc  ßißXicc  cvyyeyQci7txcu  %al  nsoi  xovxov  xov  xonov  iv  <p 
6vyyQU(i[iazL  nbiqätai  anodsmvvEiv  dL8CKevac[iEVOv  xonov  xovxov  inmv 
iy'  %.  x.  X.  Schol.  A  II.  2,  22.  Schol.  B  II.  P,  263.  Schol.  H  Od.  x,  124. 
Apollon.  Soph.  goboTQa  u.  s.  w.  S.  die  Zusammenstellung  bei  Pusch 
Quaestiones  Zenodoteae,  Diss.  Hai.  XI.  1890.  S.  135  ff.  Versehentlich  ist 
dasselbe,  wie  nach  Wolf  Proleg.  S.  197  zuerst  Duentzer  Zenod.  S.  25 
genauer  darlegte,  bei  Suid.  Zr}v6doxog  AXE^avSgevg  unter  den  Schriften 
des  Zenodotos  von  Alexandreia  mit  aufgeführt,  s.  C.  26.  A.  83.  Dass  der 
kleine  Aufsatz  Zrjvodcooov  xwv  nsql  öwri^siccg  imxo^j\  bei  Miller  Melanges 
(Paris  1868).  S.  407—412  in  Wahrheit  mit  Z.  Nichts  zu  schaffen  hat,  zeigen 
Schrader    Porphyr.   Qu.   Hom.  ad  II.  pert.  S.  433  ff.   und  Pusch  S.  139  f. 

256)  Nach  Suid.  a.  a.  0.  mit  dem  Beinamen  6  iv  ccöxel,  s.  C.  26.  A.  83. 
S.  über  ihn  Pusch  a.  a.  0.  S.  138—148,  vgl.  S.  126—134. 

256 b)  Aus  dieser  Schrift  sind  allem  Anscheine  nach  die  beiden  Bruch- 
stücke Schol.  B  II.  A,  1.  B,  12,  wo  freilich  nur  Zr\v68oxog  schlechtweg  citirt 
wird.     Vgl.  A.  256 c-d  und  Pusch  S.  143—145. 

256°)  Von  der  letzteren  Schrift  hat  sich  Nichts  erhalten;  ihr  Zweck 
kann  aber  kaum  ein  anderer  gewesen  sein,  zumal  da  auch  das  zweite  Stück 
aus  den  Avcsig  dahin  geht  den  Homeros  davon  zu  befreien,  dass  er  den 
Zeus  zum  Lügner  und  Betrüger  gemacht  habe.  Natürlich  ist  dieser  Ver- 
such sehr  spitzfindig. 

256 d)  Auch  von  ihr  kennen  wir  nur  den  Titel  aus  Suid.  a.  a.  0.  Vgl. 
Pusch  S.  146  f.  —  Schrader  a.a.O.  S.  428  ff.  wollte  auch  diese  drei 
Schriften  vielmehr  dem  Zenodoros  zuweisen,  L.  Cohn  Quaestiones  Eusta- 
thianae,  Breslau  1878.  S.  8.  Anm.  glaubt  sogar,  dass  dieser  angebliche 
Zenodotos  kein  Anderer  als  Zenodoros  gewesen  sei,  s.  dagegen  aber  Pusch 
S.  138  f.  140  ff. 

257)  Ausdrücklich  erwähnt  wird  er  nur  von  Apollon.  Dysk.  de  pron. 
p.  19  Bekk.  dinoo6(6novg  xccg  ■xxrjxiKccg  6  Jqcckcov  iyiaXsi  x.  x.  X.  Nun  sagt 
aber  Dionys.  Thr.  §.  17.  p.  68,  4  Uhl.  (§.22.  p.  641,  3  f.  Bekk.):  nccocci  cct 
■nxrixi-nal  cct  %ca  dinooocanoi  xaXovvzca,   und  daraus   schliesst  denn  Lehrs 

SusBMiHii,  griech.-alex.  Litt.-Goscb.    IL  13 


194     Dreissigstes  Capitel.    Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Antiochos  von  Alexandreia,  welcher  7Ceq\  tojv  iv  rfi 
^isör]  7ca^(pdCa  xco^icydov^svcov  TtoirjTCJv  schrieb258),  gehört 
vielleicht  erst  der  nachalexandrinischen  Zeit,  aber  doch  schwer- 
lich erst  der  des  Hadrianos  an259). 

Antigonos  von  Alexandreia,  spätestens  ein  Zeitgenosse 
des  Didymos260)  und  höchstens  ein  wenig  früher 260b),  schrieb 
unter  Anderem261)   ein   hippokrateisches   Lexikon261b)    und, 

Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1840.  Sp.  935.  Aum.  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit, 
dass  D.  sogar  spätestens  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Aristarchos  gewesen 
sei.     „Gewiss"  indessen,  wie  er  behauptet,  ist  die  Sache  doch  nicht. 

257 b)  Suid.  Jqcchcov  2xQocxovi"/.svg ,  ygafificcxi-Kog.  Tf^vtxa,  'Og&oyQcc- 
cpi'av,  tceql  xcov  %axa  üv^oyiav  ovofidixcov ,  negl  dvxcovvuicov  (aus  welcher 
Schrift    sich  jenes    einzige    Bruchstück  bei  Apollon.    Djsk.    erhalten   hat), 

71EQI  [18XQCOV,  TtSQL  GCCXVQCOV,  718QL  XCOV  IlivdttQOV  [IEXcOV  ,  7CSQI  XCOV  ZdCnCpOVg 
flZXQCOV,    7CSQL    XCOV  'AXhcCIOV    {ISXcÖV. 

257c)  Denn  der  von  G.  Hermann,  Leipzig  1812.  8.  herausgegebne 
Tractat  nsgl  fiixgcov  tcoltjxlkcov  ist  eine  weit  spätere  Fälschung,  wie  Lehrs 
Einige  Bemerkungen  zu  den  griechischen  Grammatikern,  a.  a.  0.  Sp.  934 — 
947  und  Rossbach  De  metricis  Graecis,  Breslau  1858.  4.  nachwiesen,  vgl. 
Westphal  Metrik  der  Griechen  I2.  S.  137.  196  ff.  Der  Fälscher  lebte  erst 
im  16.  Jahrh.  und  war  Jakob  Diassorinos,  s.  L.  Cohn  Ueber  die  beiden 
Handschriftenschreiber  des  16.  Jahrh.  Konstantinos  Palaiokappa  und  Jacob 
Diassorinos,  in  Philol.  Abhh.  M.  Hertz  dargebracht,  Berlin  1888.  8. 
S.  123-143. 

258)  Ath.  XI.  482  c. 

259)  Wie  Kaibel  Herrn.  XXIV.  1889.  S.  57  gegen  Fielitz  bemerkt, 
vgl.  C.  15.  A.  88. 

260)  Erotian.  Praef.  lex.  Hippocr.  p.  32,  11  Klein,  s.  C.  20.  A.  62. 

260 b)  Nach  dem  (isxcc  nctvxag  'Avxiyovog  v.ct\  di8v\iog  oi  'AXz^avSqstg 
(vgl.  A.  275)  bei  Erotian.  a.  a.  0.     Ausserdem  s.  A.  261.  262. 

261)  S.  Nikanor  z.  II.  W,  319.  Schol.  M  Eurip.  Phoen.  150  (159  Dind.). 
'Avxiyovog  (bei  Dindorf  mit  den  anderen  Codices  weggelassen)-  'Aqigxo- 
drjfiog  ovdaiiov  yv\Giv  iv  xctig  ©rjßcug  tcov  NioßiScov  slvcci  xdcpov,  onsg  iczlv 
ccXrj&ig'  cog  avzoG%sdiu&iv  ovv  soinsv  EvQLnidrjg.  Vgl.  Barthold  De 
scholiorum  in  Eurip.  veterum  fontib.  (Bonn  1864).  S.  23—25:  „quae  aliter 
explicari  nequeunt  quam  Aristodemum  citari  ex  Antigoni  auctoritate  .  .  . 
porro  id  concedetur . .  .perquam  verisimile  esse  etlam  ceteris  Jocis  (vgl.  A.  74 b) 
eum  ab  eodem  citari,  ut  Antigoni  in  explieandis  Phoen.  non  exiguae  videan- 
tur  partes  fuisse ,  modo  eins  nomen  l.  I.  rede  se  habeat".  Aber  der  Ge- 
danke von  M.  Schmidt  Didym.  S.  27.  364  vgl.  m.  78.  252  diesen  A.  mit 
dem  Karystier  zusammenzuwerfen,  weil  Letzterer  in  der  (wie  M.  Well- 
mann zeigen  wird,  durch  Vermittlung  des  Alexandros  von  Myndos  [s.  C.  25] 
hieher  gelangten  Notiz)  Schol.  Aristoph.  299  =  Hesych.  KeiQvXog.  cprjoi  Se 
di'Svnog  .  .  .  'AvxCyovog  ds  cpriGi  %.  x.  X.  gemeint  ist  (Hist.  mir.  3  West.), 
scheitert  sofort  schon  an  der  Chronologie,  wie  bereits  Barthold  a.  a.  0. 
S.  24  bemerkt  hat.         261b)  S.  A.  260.  260b. 


Antiochos.     Antigonos.     Didymos.  195 

wenn  anders  dies  derselbe  und  nicht  vielmehr  der  gleichnamige 
Arzt  aus  Nikaea  war,  einen  Commentar  zu  Nikandros262). 

Die  übrigen  Zeitgenossen  des  Didymos  bleiben  besser  einer 
Darstellung  der  späteren  Literaturgeschichte  von  der  augusteischen 
Zeit  ab  vorbehalten;  nur  mit  ihm  selbst  so  wie  mit  Tryphon, 
Theon  und  Aristonikos  eine  Ausnahme  zu  machen  erscheint  aus 
Gründen,  die  auf  der  Hand  liegen,  zweckmässig. 

Didymos263),  Sohn  des  Didymos,  aus  Alexandreia  war  von 
niederer  Herkunft,  lebte  zur  Zeit  des  Cicero  und  Antonius  und 
noch  zu  der  des  Augustus  und  lehrte  in  seiner  Heimat  und  viel- 
leicht auch  in  Rom264).    Er  war  ein  Aristarcheer,  aber  ein  Mann 


262)  Bei  Erotian.  erscheint  er  ausser  a.  a.  0.  auch  noch  p.  111,  3  ff. 
RrjQLva,  am  Häufigsten  aber,  wenn  hier  mit  M.  Schmidt  a.  a.  0.  0., 
Barthold,  Klein  Erotian.  S.  XXXIX,  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  S.  177. 
Eurip.  Her.  I.  S.  189.  A.  138  derselbe  Mann  zu  verstehen  ist,  in  den  Schol. 
Nie.  Ther.  94.  215.  377.  675.  585.  748.  781.  948,  und  sein  Commentar  war, 
wie  schon  C.  26.  A.  101 b  bemerkt  ist,  später  geschrieben  als  der  des 
Demetrios  Chloros,  aber  wohl  früher  als  der  des  Theon  (s.  A.  393.  C.  10. 
A.  126),  welcher  wahrscheinlich  beide  benutzte.  Dagegen  vertritt  Roh  de 
Aelius  Promotus,  Rhein.  Mus.  XXVIII.  1873.  S.  270.  A.  4.  S.  282  f.  A.  2  die 
Ansicht,  da«s  der  letztere  Commentator  ein  Anderer  und  vielleicht  der 
Arzt  aus  Nikaea  sei,  von  welchem  in  dem  von  Rohde  in  ebendiesem  Auf- 
satz aus  Cod.  Vatic.  299  und  Ambros.  S.  3  (vgl.  C.  17.  A.  133)  bekannt 
gemachten  Tractat  nsgl  i'oßoXcov  ein  Recept  (s.  Rohde  S.  282  f.)  mitgetheilt 
wird,  und  dessen  Zeit  sich  ebenhiernach  bestimmen  würde,  und  M.  Well- 
mann  theilt  mir  mit,  dass  auch  er  dies  für  das  Richtige  hält. 

263)  Mor.  Schmidt  Didymi  Chalcenteri  grammatici  Alexandrini 
fragmenta,  Leipzig  1854.  8.  Vgl.  auch  Bapp  De  Didymo,  in  De  fontibus, 
quibus  Athenaeus  in  rebus  musicis  lyricisque  enarrandis  secutus  sit,  Leipz. 
Stud.  VIII.  1885.  S.  126—134,  Hill  scher  a.  a.  0.  S.  367—370  und  die  Vor- 
arbeiten von  M.  Schmidt  Comment.  de  Did.  Chalc.  I— IV.  Oels  1851  —  1853. 
Schweidnitz  1853.  4.  und  andere,  s.  A.  270.  272.  Bei  Weitem  die  beste 
Charakteristik  giebt  Wilamowitz  Eurip.  Her.  I.  S.  157—168. 

264)  Man  kann  dies  Letztere  jedoch  nur  nach  dem  Gesammteindruck 
seiner  Schriftstellerthätigkeit  vermuthen,  und  Wilamowitz  hätte  nicht 
verschweigen  sollen,  dass  es  unbezeugt  ist.  Denn  das  angebliche  Zeugniss 
beruht  nur  auf  einer  verfehlten  Conjectur  von  Schmidt  S.  2  ff.,  welcher 
die  in  den  Artikeln  über  die  Ai8v\ioi  bei  Suid.  AiSvyiog,  'Axr\iog  7)  'AtTinog 
XQrjuctTLOccg,  cpiXoaocpog  'AxccdrjfiaLKog.  ni&ccvcov  nccl  oocpi6[iccTcov  Xvcsig  iv 
ßißXt'oig  ß'  Y.KL  aXXcc  noXXcc.  —  didvpog  /JLdvpov  tccqi%07Z(6Xov ,  y^a^ftartHos 
'Aqiotccqx£l°Sj  'AXe^avSgsvg,  ysyovag  in*  "AvtatvCov  xccl  KiKtQcovog  -nccl  soog 
AvyovGtov,  XaX'üSvrSQog  nXrj&elg  diu  trjv  nsql  tec  ßißXia  §itt,(iovrjV  cpccc\ 
yccg  ccvtov  avyysyQacpsvcci  vnsQ  ret  tycp'  ßißlict.  —  J.  vsog,  'AXe^avÖQSvg, 
yQu.ym,a.riY.6g,  og  icocpiGt£V6sv  sv'Pcofij].    syQuipE  IJi&ccvd,  itEQi  oqQ-oyqacp tag 

13* 


196      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

von   grosser  Vielseitigkeit,   dabei  von   einem  wahrhaft  staunens- 
werten  Fleisse,    welcher    ihm    den   Beinamen  XakxdvxEQog   ein- 


xai  aXXa  7iXsiaT.cc  nai  clqigxcc.  —  d.  6  KXctvdiog  %Q7][icixi6ccg,  yocciificcxLnog. 
tcsqI  xcov  ri(iaQTr)[i8V(ov  nccoä  xr}v  avocXoyCav  Govx.vdC§r} ,  7tsgl  xrjg  naqu  'Pco- 
(iccLotg  ävaXoyiccg ,  eTaxofiijV  'HgcciiXECovog  (vgl.  A.  243 b.  C.  26.  A.  103)  x<xl 
aXXcc  xlvcc.  —  J.  6  xov  *H.QctY.Xsl§ov ,  y^afifiamcdg,  og  disxoiips  nccqcc  Nsqcovl 
nai  £%Qr){iaxioccxo'  fiovoLKog  x'  qv  XCav  %cu  7tobg  (isXrj  snixrjdsiog.  —  J.  'AXe- 
^avSosvg.  re<DQyi7i<x  Iv  ßißXLoig  le'  herrschende  Verwirrung  dadurch  theil- 
weise  zu  heben  sucht,  dass  er  die  Worte  zj.  vsog  'AXE^avdoEvg,  ygau^iaxL-nog 
mit  dem  sechsten  D.,  der  so  zum  fünften  wird,  verbindet  und  den  Rest 
der  dritten  Glosse  demnach  so  mit  der  zweiten  vereint:  hni\iov7\v  (cpocal  — 
ßißXlct)-  og  —  ccQL6xcc.  Dafür  könnte  Etym.  Gad.  'AoxriQicc.  A.  6  vsoorsoog 
cpr\6i'  IccxQcov  Ttaidsg  cpXißcc  ca'/xatog,  ccqxtjqiccv  de  7tvEV[iccxog  ccyyeiov  zu 
sprechen  scheinen,  sofern  es  sich  allerdings  bei  dem  sechsten  Artikel  um 
den  bekannten  zugleich  landwirtschaftlichen  und  medicinischen  Schrift- 
steller aus  dem  4.  oder  5.  Jahrh.  n.  Chr.,  über  welchen  jetzt  auf  Oder 
Rhein.  Mus.  XLV.  1890.  S.  218  ff.  zu  verweisen  ist,  handeln  dürfte,  und 
man  würde  mindestens  diesem  das  Bruchstück  im  Etym.  Gud.  zuweisen 
müssen,  wenn  nur,  wie  Oder  S.  222.  Anm.  hervorhebt,  „die  Angabe  besser 
verbürgt  wäre,  vgl.  Et.  M.  u.  d.  W.,  wo  nur  eine  Handschr.  den  Namen 
des  D.  hinzufügt,  und  zwar  ohne  viog:  D.  steht  dort  neben  Soranos"  (vgl. 
A.  275).  Wie  Dem  aber  auch  sei,  die  Vermuthung  von  Schmidt  ist  nicht 
bloss  willkürlich,  da  man  nicht  absieht,  warum  sie  nicht  mit  gleichem 
Recht  oder  vielmehr  Unrecht  auch  auf  die  nächsten  Worte  og  eöocploxsvcev 
iv  *Pc6[ir],  ja  auf  die  ganze  dritte  Glosse  ausgedehnt  werden  könnte,  sondern 
auch  verkehrt,  da  der  an  sechster  Stelle  stehende  D.  eben  nicht  Grammatiker, 
sondern  landwirtschaftlicher  und,  wie  gesagt,  zugleich  ärztlicher  Schrift- 
steller war.  Woher  die  Behauptung  bei  Schmidt  S.  3  über  den  vsog 
oder  vEcöxsoog  dcdvpog:  „scripsisse  dicitur  tieqI  yscoyocccpiag,  pro  quo  facilis 
erit  restitutio  yscooyiccg"  stammt,  weiss  ich  nicht;  jedenfalls  ist  die  An- 
nahme von  Hillscher  a.  a.  0.  S.  370  f.,  dass  der  vsog  J.  bei  Suid.  viel- 
mehr mit  Claudius  D.  einerlei  und  die  ganze  dritte  Glosse  vielmehr  auf 
diesen  zu  übertragen  sei,  also  auch  das  Lehren  in  Rom  und  die  Schriften 
IIi&ccvu  und  nsol  oa&oyQcccpiag,  ungleich  wahrscheinlicher  als  die  von 
Schmidt,  zumal  da  Schmidt  selbst  (S.  3.  346)  vermuthet,  dass  wiederum 
Claudius  und  der  Sohn  des  Herakleides  dieselbe  Person  sei,  so  dass  also 
dann  überhaupt  nur  noch  zwei  Grammatiker  D.  übrig  bleiben  würden: 
„der  ältere  und  der  jüngere".  Ob  freilich  die  so  hergestellte  Ueberlieferung, 
auf  welche  Suid.  zurückführt,  ganz  richtig  war,  ist  eine  andere  Frage:  die 
Schrift  TCSQi  OQ&oyocccpLccg  scheint  in  Wahrheit  von  dem  XaXKe'vxsaog  ver- 
fasst  zu  sein  (s.  A.  324),  und  die  Tli&avcc  wird  man  durch  diese  Analogie 
einerseits  gleichfalls  diesem  beizulegen  geneigt,  andrerseits  klingt  der  Titel 
verdächtig  an  die  Schrift  des  Ateius  D.  an.  —  Dagegen  lässt  sich  die 
Lehrthätigkeit  des  XaX%ivxEoog  in  Alexandreia  aus  den  vorhandenen  Nach- 
richten ausdrücklich  beweisen.  Man  vgl.  nämlich  Suid.  'Anicov  .  .  .  Ai- 
dvfiov   ds    xov    (lEydXov   &Q£7tx6g,    ferner   "Hoa^XeCdrig  TLovxiv.bg   .    .    .    oaxig 


Didymos  aus  Alexandreia.  197 

trug265).  Seine  Werke  sollen  3500266)  oder  noch  mehr267),  ja 
4000  Bücher268)  umfasst  haben.  Freilich  konnte  es  wohl  kaum 
anders  sein,  als  dass  bei  all  seiner  Gelehrsamkeit  unter  dieser 
Schreibseligkeit  doch  hie  und  da  die  Gründlichkeit  litt269),  und 


didvfup  to5  Ttdvv  -accxa  trjv  'Jlsf-ccvögecov  (s.  u.)  icpoiTrjGS  und  'Ioßccg  (un- 
mittelbar nach  den  C.  33.  A.  324  angef.  Worten):  6vv7J'X[icc£8  d'  avrm  z/.  6 
XcdnevTSQog  6  %cd  nolXoc  yqdipag  v.ax'  ccvxov  (s.  darüber  A.  332  und  C.  33. 
A.  3G5.  366).  Hiernach  berechnet  Schmidt  S.  5 ff.  seine  Geburt  auf  41 
(das  Todesjahr  des  Cicero),  wozu  aber,  wie  Roh  de  Tiyovs  in  den  Biogr. 
des  Suid.,  Rh.  Mus.  XXXVIII.  1878.  S.  218  nachweist,  yeyovag  —  Avyovatov 
nicht  stimmt,  daher  dieser  denn  (s.  A.  3)  seinerseits  ungleich  richtiger  das 
Leben  des  D.  zwischen  80  und  1  v.  Chr.  ansetzt.  Auch  wenn  Iuba  ein 
jüngerer  Zeitgenosse  des  D.  war,  konnte  dieser  vielfach  gegen  jenen 
Polemik  treiben.  Aber  Rohde  geht  doch  nach  der  anderen  Seite  zu  weit, 
da  Herakleides  noch  unter  Nero  lebte.  Setzen  wir  also  den  Tod  des  D. 
etwa  10  n.  Chr.  oder  noch  ein  wenig  später,  seine  Geburt  aber  um  65  v.  Chr. 
und  die  des  Herakleides  etwa  20  v.  Chr.,  so  war  der  Letztere  beim  Regierungs- 
antritt Neros  ungefähr  73  Jahre  alt  und  war  des  D.  Schüler  etwa  um  die 
Mitte  von  dessen  Sechziger  jähren  geworden.  Apion  aber,  in  Aegypten 
geboren,  lebte  nach  der  allerdings  (s.  Susemihl  b.  Hill  seh  er  a.  a.  O. 
S.  368.  A.  1)  wunderlichen  Stelle  b.  Plin.  XXVII.  §.  75  jedenfalls  noch  60, 
wahrscheinlich  noch  70  n.  Chr.,  andrerseits  ward  er  schon  von  Tiberius 
cymbdlum  mundi  genannt  (Plin.  Praef.  §.  26).  Seine  Geburt  fiel  also  etwa 
zwischen  10  und  1  v.  Chr.,  und  wenn  er  von  D.  auferzogen  wurde,  muss 
dieser  sich  damals  nicht  in  Rom,  sondern  in  Alexandreia  aufgehalten  haben, 
wo  denn  eben  auch  Herakleides  dessen  Schüler  ward  (das  sollen  doch  wohl 
auch  die  freilich  [s.  Hillscher  S.  369.  A.  3]  anstössigen  Worte  oatig  Ai- 
dviMp  —  icpoiTrjGE,  für  die  man  etwa  octig  itgog  didvfiov  xov  neevv  iv 
'JXs^avdQSta  icp.  erwartet,  besagen).  Hatte  D.  folglich  überhaupt  in  Rom 
gelehrt,  so  war  er  doch  in  seinen  späteren  Jahren  wieder  in  seine  Heimat 
zurückgekehrt.  Jedenfalls  mit  Unrecht  aber  drückt  Max  Mueller  De  Se- 
leuco  Homerico,  Göttingen  1891.  (Doctord.).  S.  28,  indem  er  jenen  Nach- 
weis Rohdes  unbeachtet  lässt,  die  Lebenszeit  des  D.  so  weit  hinab,  dass 
derselbe  seiner  Meinung  nach  noch  den  Seleukos  benutzt  haben  soll,  was 
chronologisch ,  wenn  nicht  unmöglich ,  so  doch  im  höchsten  Grade  unwahr- 
scheinlich ist. 

265)  Wir  würden  „Sitzfleisch"  sagen.  S.  A.  264  und  vgl.  Ammian. 
Marcell.  XXII,  16,  16.  Chalcenterus  .  .  .  Didymus  multiplicis  scientiae  copia 
memorabilis.  Macrob.  Sat.  V,  18,  9.  grammaticorum  facile  eruditissimus 
(vgl.  A.  277.  282).  22,  10.  grammaticorum  omnium  .  .  .  instruetissimus. 
Weiteres  b.  Schmidt  S.  8. 

266)  Ath.  IV.  139  c,  vgl.  A.  270. 

267)  Suid.,  s.  A.  264.         268)  Sen.  Ep.  88,  s.  A.  326. 

269)  S.  Römer  Zu  Aristarch  und  den  Aristonicusscholien  der  Odyssee, 
München  1885.  8.  (Bl.  f.  d.  bayr.  Gymnw.  XXI.  S.  273-294.  369—399), 
doch  vgl.  A.  338  ff. 


198      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

die  Erzählung,  er  habe  gelegentlich  vergessen,  was  er  selbst  ge- 
äussert hatte,  und  ebendies  an  Anderen  getadelt,  wird  wohl  der 
Wahrheit  nicht  ermangeln,  wenn  sie  auch  vielleicht  in  der  auf 
uns  gekommenen  anekdotenhaften  Gestalt  nur  eine  gute  Er- 
findung ist270).  Von  seinen  lexikographischen  Arbeiten  sind 
uns  noch  seine  Jtecpd-OQvla  Af£tg271),  d.  h.  Verzeichniss  der 
durch  Buchstahenänderungeu,  Verkürzungen  u.  dgl.  mehr  aus 
ihrer  ursprünglichen  Gestalt  umgewandelten  Wörter272),  seine 
'ATCOQOv^iivYi  Af'lfcg,  d.  h.  Wörter  von  streitiger  Bedeutung,  in 
7  Büchern278),  seine  TgoTtmi]  Ae^s274),  sein  hippokrateische  s 
Lexikon275),  das  zu  den  Komikern276)  und  das  zu  den 
Tragikern277)  bekannt.    Aus  den  beiden  letzteren  stammen  alle 

270)  Quintil.  I,  8,  19  f.  qui  omnis  etiam  indignas  lectione  scidas  excudit, 
anilibus  quoque  fabulis  accommodare  operam  potest:  atqui  pleni  sunt  huius- 
modi  impedimentis  grammaticorum  commentarii  vix  ipsis,  qui  composuerunt, 
satis  noti:  nam  Didymo,  quo  nemo  plura  scripsit,  accidisse  compertum  est, 
ut,  cum  historiae  cuidam  tamquam  vanae  repugnaret,  ipsius  proferretur 
über,  qui  eam  continebat.  Ath.  a.  a.  0.  -auXei  ds  xovxov  dr}[ir]xqLog  6  Tqoi- 
fy'iviog  ßißXLoXa&ccv  d«i  xo  nXr}d~og  (bv  eyiöedcayiE  ovyyqafi(icixcov'  ioxl  yccq 
zqio%CXiu  nqog  xoCg  nEvxccHooiois.  Dieser  Spitzname  BißXtoXäd'ccg  sollte 
offenbar  nicht  bedeuten,  dass  D.  vergessen  habe,  welche  Bücher,  sondern 
vielfach  was  er  in  denselben  geschrieben  hatte.  Vgl.  Schmidt  a.  a.  0. 
S.  8  und  Comm.  IV,  1  (Oels  1852).  S.  8. 

271)  Schol.  Aristoph.  Av.  768.  J.  iv  xa  nsql  öiEcp&oqviag  Xi^Ecog.  Ath. 
IX.  368  b.   iv  xa  7xeqI  nccqEcpQ'oqvCag  Xi^Ecog. 

272)  Schmidt  Zu  Didymus,  Philologus  III.  1848.  S.  342—344  u.  bes. 
a.  a.  0.  S.  15 — 20.  Oder  vielmehr  nach  J.  Wackernagel  De  pathologiae 
veterum  initiis  (Basel  1876).  S.  34  ff.  bloss  Eigennamen. 

273)  Nur  bei  Harpokr.  dEqprfixrig.  iv  £'  xrjg  ciTtoqov^ivrjg  Xs^Ewg, 
Schmidt  S.  20—23. 

274)  Nur  bei  Bekk.  Anecd.  I.  334.     Schmidt  S.  23. 

275)  Schmidt  S.  24—27.  S.  C.  20.  A.  62:  da  D.  schlechtweg  als  Ver- 
fasser genannt  wird,  ist  wahrscheinlich  an  den  XaX-nsvxEqog  und  nicht  an 
einen  jüngeren  D.  zu  denken.  Dass  jedenfalls  das  Bruchstück  im  Et.  Gud. 
'AqxnQicc,  mag  es  nun  aus  diesem  hippokr.  Lex.  sein  oder  nicht,  Nichts 
gegen  die  Herkunft  des  letzteren  von  jenem  beweist,  darüber  s.  A.  264. 
Ueber  die  Benutzung  dieses  Lexikons  bei  Erotian.  aber  s.  Klein  Erotian. 
S.  XXXIX  ff.,  dessen  Erörterungen  jedoch  manchem  Bedenken  Kaum  lassen. 

276)  Von  Oros  (s.  Schmidt  S.  28)  ausdrücklich  unter  dem  Titel 
Kanini}  Xi£ig  angeführt,  ebenso  Et.  M.  Kaqvv.yi.ri  (vgl.  Et.  Gud.  p.  301,  40  f. 
iv  xa  xw/xottü,  näml.  Xs^ina).     Schmidt  S.  27—82. 

277)  Harpokr.  BriquXoicpEiv.  dld.  iv  eUogxtj  oydorj  xqayi%r)g  Xi&ag. 
Macrob.  Sat.  V,  18,  11.  Didymus  grammaticus  in  his  libris,  quos  xqaymdov- 
liEvng  XeIews  scripsit.  Schol.  Soph.  Trach.  1161.  nqocyavxov  .  ,  .  ovxoa  äh 
diä  xo  6  iv  xij  xqaytM]  Xe£ei.     Schmidt  S.  82—111. 


Didymos  aus  Alexandreia.  199 

auf  die  Tragiker  und  der  grössere  Theil  der  auf  die  Komiker 
bezüglichen,  besonders  in  den  Lexika,  den  Scholien278)  und  bei 
Athenaeos  auf  uns  gekommenen  Reste  der  lexikalischen  Gelehr- 
samkeit279). Aus  Pamphilos  sind  sie  in  den  Athenaeos280),  aus 
Diogenianos,  wenn  auch  in  sehr  verstümmelter  Gestalt,  in  den 
Hesychios  gelangt 2Sl).  Von  der  ursprünglichen  ausführlichen 
Form  dieser  Glossen  ist  uns  wenigstens  noch  ein  Beispiel  er- 
halten282), und  wir  können  bei  dem  Komikerlexikon  sogar  noch 
verfolgen,  wie  eingehend  Didymos  nicht  bloss  die  Commentare, 
sondern  auch  die  Arbeiten  des  Lykophron,  Eratosthenes,  Polemon, 
Artemidoros  zu  Rathe  zog  und  die  verschiedenen  Ansichten  dieser 
früheren  Gelehrten  zusammenstellte283).  Als  Herausgeber, 
Textkritiker  und  Ausleger  tritt  er  uns  zunächst  in  seinem 
schon  früher284)  erwähnten  mühsamen  Versuch  die  Recension  des 
Aristarchos  von  Ilias  und  Odyssee  herzustellen,  tcsqv  trjg  'Aql- 
(5xa.Qiov  diOQ&cQösag,  entgegen,  von  welchem  uns  bekanntlich 
erhebliche    Bruchstücke    geblieben    sind285),    während    auf   seine 

278)  Für  das  Komikerlexikon  kommen  auch  die  zu  Apollon.  Rhod.  in 
Betracht,  s.  Schmidt  S.  66  ff.,  vgl.  schon  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  14.  Zu 
Fr.  32  (Seh.  I,  972)  vgl.  noch  Bapp  in  der  A.  331  aufs  Neue  angef.  Abhh. 
S.  120  f.  und  C.  22.  A.  326. 

279)  Die  ersten  Andeutungen  in  diesem  Sinne  gab  Meineke  a.  a.  0.: 
„nec  clubito  quin  multa,  quae  apud  Hesychium  Fhotium  aliosque  grammaticos 
tacito  auctoris  nomine  leguntur,  ex  eodem  fönte  fluxtrint".  Den  Beweis 
führte  Schmidt  S.  27 ff.  41  ff. 

280)  S.  Ath.  XI.  487  c.  itUQsftezo  zu,  tupßeiu  ncci  Jcdv^iog  nui  Iläfi- 
ydog,  vgl.  Schmidt  S.  75  f. 

281)  Hesych.  Praef.  noXXol  {iev  ncci  uXXoi  zoav  nuXaimv  zag  v.axa  gzol- 
%eiov  Gvvze^eUaGL  Xe^eig  .  .  .  ccXX'  oV  [iev  tag  'OfirjQt'nag  povag  .  .  .  ol  de 
zag  xw^ixag  Idlcc  ual  zag  zQuyLnug,  <hg  ©ecov  %al  didvpog  xat  ezeqoi  totov- 
zoi,  ofiov  de  ndaug  tovtcov  ovde  elg.  Jioyeviavög  de  tig  .  .  .  tu  te  7iQoetQrj- 
[lsvu  ßußXiu  v.al  naoug  tag  anoQuörjv  .  .  .  neiiievag  Xef-sig  Gvvayuycov  k.  t.  X. 

282)  Bei  Macrob.  a.  a.  0.  §.  6  ff.,  vgl.  Schmidt  S.  84 ff. 

283)  Solche  aus  D.  stammende  Zusammenstellungen  finden  sich  bei 
Ath.,  aber  nicht  bei  ihm  allein.     S.  Schmidt  S.  42  ff. 

284)  C.  16.  A.  110. 

285)  Gesammelt  von  Schmidt  S.  112—179.  186—211  und  vollständiger 
von  Ludwich  in  dem  C.  16.  A.  93  angef.  Werke.  Indessen  beweist  die 
Unterschrift  eines  jeden  Buches  der  llias  im  Cod.  Ven.  A  naqü%eizui  ta 
'AqiGtovC-Aov  orjiitiu  y.ul  zu  didvpov  neql  tfjg  'A^LGtuq^eiov  dioQ&mGScog,  tivu 
de  xcu  e-A  tr\g  'IXiunrig  nQOGadiag  'HQoadiuvov  xca  fx  tooj;  NtnuvoQog  negi 
Gziyprig  zwar,  dass  die  ursprüngliche,  vollständigere  Scholiensammlung  nur 
aus  diesen  vier  Büchern  ausgezogen  war,  da  aber  die  jetzige  (wie  Lud- 
wich selbst  zeigt)  anderweitige  Zusätze  enthält,  so   geht  der  nach  Abzug 


200      Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Commentare  zu  beiden  Gedichten  mit  Ausnahme  der  wenigen 
ausdrücklichen  Erwähnungen  keiner  oder  doch  fast  keiner  der 
Ueberreste  seiner  Arbeiten  bisher  mit  Sicherheit  zurückgeführt 
ist286);  ohne  Zweifel  war  auch  der  aristarchische  Text  selber, 
wie  er  ihn  hergestellt  zu  haben  glaubte,  beigegeben287).  Ausser- 
dem aber  schrieb  er  Commentare  zu  Hesiodos288),  zu  Pin- 
daros289),  zu  den  Epinikien  des  Bakchylides290),  ferner  zu 
Aeschylos,  wo  uns  freilich  als  einzige  deutliche  Spur  lediglich 
die  Einleitung,  die  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  in  ihrer 
ursprünglichen  Gestalt  ihm  angehörige  Biographie  dieses  Dichters, 
geblieben    ist291),    zu    Sophokles292),    zu    Euripides 292b),    zu 


der  Antheile  von  Aristonikos,  Herodianos  und  Nikanor  verbleibende  Rest 
weitaus  nicht  in  D.  auf,  und  nicht  Weniges  bleibt  hier  zweifelhaft.  Genannt 
wird  D.  ausdrücklich  mehrere  Male,  meist  ohne  Zusatz,  aber  auch  sv  xolg 
diOQd-eoTiKOig  (P,  607),  sv  zy  diOQ&coGsi  (Nikan.  z.  3>,  110),  sv  7CQ(6tco  (cov  ?) 
rmv  diog&coTLyimv  (Herod.  z.  ß,  647).  Vgl.  noch  J.  La  Roche  Didymus 
über  die  Aristarchische  Recension  der  Homerischen  Gedichte,  Triest  1859.  8. 
Römer  Die  Werke  der  Aristarcheer  im  Cod.  Ven.  A,  Münchner  Sitzungs- 
ber.  1875.  IL  S.  241—324  u.  s.  A.  269. 

286)  Wilamowitz  S.  157.  Etwas  anders  allerdings  Schmidt  S.  179— 
186.  350  f.  (vgl.  A.  337).  S.  Ammon.  de  diff.  verb.  p.  89.  147  Valck.  sv 
v7tofivri(iaTL  ß  'iliadog.  Steph.  v.  Byz.  'Aqs&ovgcc.  d.  ös  v7to(ivrjfiatL^cov 
tjjv  v  (Codd.  [i)  tfjg  'Odvößstag.  Et.  M.  TLsqi6%sntoi.  sv  vnofivrjiiaTi  £  'Odv6- 
asiag.     Et.   Gud.  'Avsyvcc^av.     sv   vno\Lvi\\ict%i  'Odvcösiag   und  'AqsttJ.    sv 

V7tO[lVri[lCCTl,. 

287)  Wenigstens  vermag  ich  gleich  Wilamowitz  S.  166  mir  die 
Sache  kaum  anders  vorzustellen. 

288)  Genannt  wird  er  in  den  Scholien  freilich  nur  zweimal,  Tb.  126 
(vgl.  A.  Nauck  Ueber  eine  Stelle  des  Didymus  zu  Hesiodus,  Philologns 
VII.  1850.  S.  301  —  306).  Procl.  in  Op.  300  (s.  Schmidt  S.  299 f.),  oder, 
wenn  Flach  in  Schol.  Th.  142  richtig  Jidvfiog  f.  ^Hoiodog  schreibt,  dreimal, 
aber  es  stecken  in  denselben  erheblichere  Reste  von  ihm,  wenn  auch  nicht 
Alles,  was  Flach  Jahrb.  f.  Ph.  CIX.  S.  826—828  (vgl.  C.  16.  A.  121)  in 
denen  zur  Theogonie  (in  dem  Wahne  befangen,  dass  Seleukos  älter  als  er 
gewesen  sei)  ihm  zuschreibt,  wirklich  ihm  angehört.  Vgl.  auch  das  A.  264 
gegen  Max  Müller  Gesagte. 

289)  Schmidt  S.  214—240.  Einl.  z.  OL  V.  sv  ds  xotg  AiSvpov  vno^vi\- 
[ia6tv,  vgl.  z.  d.  St.  v.  Leutsch  Ist  die  fünfte  Olympische  Ode  von  Pindar? 
Philologus  I.  1846.  S.  116—119. 

290)  Ammon.  de  diff.  p.  97  Valck.  sv  vnofivrifiari  Ba%%v%idov  smviY.i(av, 
s.  Schmidt  S.  300  f. 

291)  Dafür  spricht  auf  das  Entschiedenste  die  ungemeine  Aehnlichkeit 
in  der  Anlage  mit  den  beiden  doch  wohl  auf  D.  zurückgehenden  (s.  A.  292. 
314)  Biographien  des  Sophokles  und  des  Thukydides,  zu  der   auch  das  in 


Didymos  aus  Alexandre ia.  201 

lon293);  vielleicht  aucli  zu  Aehaeos294),  ferner  wohl  zu  Kra- 
tinos295)  und  Eupolis296),  sodann  zu  Aristophanes297),  zum 
Kronos  des  Phrynichos298),  zu  Menandros299).  Alle  diese 
Commentare  waren  höchst  wahrscheinlich  auch  mit  Ausgaben 
verbunden,  oder  vielmehr  es  waren  commentirte  Ausgaben,  wie 
sie  das  neue  Bedürfniss  der  römischen  Leserwelt  verlangte,  mit 
dem  Text  in  der  Mitte  und  der  Erklärung  von  dessen  kritischen 
Zeichen800)  und  mit  anderen  Erläuterungen  rings  herum301).  Diese 
Arbeiten  sind  die  Hauptgrundlage  unserer  Scholien  zu  Pindaros  3Ü2); 
zu  verschiedenen  Stücken  des  Aristophanes303),  ferner  neben  dem 


alle  drei  eingewöhne  Kunsturtheil  (vgl.  A.  307)  gehört,  trotz  mancher  Ab- 
weichungen aller  drei  in  dieser  Hinsicht  von  einander,  vgl.  Susemihl  De 
vita  Aescbyli,  Greifswald  1876.  4.  S.  14.  Stark  benutzt  ist  die  Schrift  des 
Peripatetikers  Chamaeleon  nsgi  Al6%vXov,  vgl.  F.  Schoell  De  locis  nonnullis 
ad  Aeschyli  vitam  .  .  .  pertinentibus,  Jena  1876.  8. 

292)  S.  Schmidt  S.  241  f.  vgl.  S.  261—274  und  unten  A.  304.  Darüber 
aber,  dass  die  erhaltne  Biographie  des  Sophokles  wahrscheinlich  wiederum 
seine  Einleitung  ist,  s.  A.  314. 

292b)  S.  A.  305. 

293)  Ath.  XI.  468  d.  J.  sv  reo  xov  ÖQüc^atog  (näml.  'AyaybS^vovog)  sJ-rjyr]- 
Ttxw,  s.  Schmidt  S.  301  f. 

294)  Ath.  XV.  689  b.  c,  s.  Schmidt  S.  305f. 

295)  Schol.  Aristoph.  Vesp.  151.  sv  ds  rotg  tzsqI  Kqcctivov  diwQiöTai, 
wo  freilich  D.  nicht  ausdrücklich  als  Verfasser  genannt  ist,  s.  Schmidt 
S.  307  f. 

296)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1134.  tivsg  8s  Qvpßov  avxov  -aaXovoiv,  mg  nal 
EvnoXvg  sv  Bdntcag  xctl  didviiog,  vgl.  IV.  143.  nal  naq3  EvnoXidi  „oo  Qvpßs, 
Licc6ri!z<xg  sps".     S.  Schmidt  S.  307—309. 

297)  Ath.  II.  67  d.  dtövfiog  d'  ifryovtisvog  xb  ictfißsiov  (Plut.  720)  x.  t.  X. 
S.  Schmidt  S.  246—261. 

298)  Ath.  IX.  371  f.  3>Qvvi%og  sv  Kqovco*  onsq  st-r}yov[isvog  dgäficc  dt- 
dvpog  x.  r.  X.     S.  Schmidt  S.  306 f. 

299)  Et.  Gud.  KoQvßccvtsg.  d.  sv  v7to[ivr}[iccTi  MevccvSqov.  S.  Schmidt 
S.  307. 

300)  D.  h.  aber,  wie  Wilamowitz  S.  166  mit  Recht  hinzufügt,  wohl 
nur  des  Obelos  und  des  %,  s.  C.  16.  A.  27 b. 

301)  Denn  dass  diese  Einrichtung  mindestens  schon  auf  D.  zurückgeht, 
hat  Wilamowitz  S.  166  ff.  höchst  wahrscheinlich  gemacht,  sie  war  aber 
sogar  wohl  noch  älter,  s.  A.  314. 

302)  Boeckh  Praef.  schol.  Pind.  S. IX— XVIII.  Vgl.  Lehrs  Die  Pindar- 
scholien,  Leipzig  1873.  8. 

303)  Indem  Symmachos  ihn  in  ausgedehntem  Masse  benutzte,  aus  dem 
uns  noch  manche  so  genaue  Angaben  in  den  Scholien  erhalten  sind,  dass 
wir  z.  B.  an  den  Vögeln  deutlich  sehen  können,  wie  D.  die  Komiker  erklärte. 
Genannt  wird  er  ausserdem  zum  Plutos,  zu  den  Fröschen  (ziemlich  oft), 


202      Dreissigstes  Capitel.     Die  päteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Tragikerlexikon303b)  zu  Sophokles304)  und  zum  Theil  zu  Euri- 
pides305)  geworden,  und  man  ersieht  noch  deutlich,  wie  sehr 
Didymos  den  Sophokles  vor  dem  Euripides  bevorzugte306)  und 
in  seinen  Kunsturtheilen  die  aesthetische  Richtung  des  Aristo- 
phanes  von  Byzantion  weiter  verfolgte307).  Zugleich  waren  es 
diese  Arbeiten,  welche  ihm  „die  Bausteine"  zu  seinem  Komiker- 
und  seinem   Tragikerlexikon  lieferten308).     Ebenjene  neuen  Ver- 


zu  den  Rittern,  zum  Frieden,  zur  Lysistrate,  zu  den  Acharnern  und  den 
Wespen  (öfter).  Vgl.  bes.  Schol.  Av.  58.  £v[i[iot%og  kuI  Jidvfiog  und  die 
Gegenüberstellungen  von  beiden  994.  1001.  1283.  1294.  1297.  1363.  1379. 
1681.  1705.    Plut.  1011. 

303b)  S.  Schmidt  S.  90  ff.  auf  Grund  von  Seliol.  Track.  1161,  vgl. 
A.  277. 

304)  Mit  Ausnahme  von  denen  zum  Oedipus  in  Kolonos ,  s.  Wilamo- 
witz  S.  156  f.  Im  Uebrigen  s.  bes.  G.  Wolff  De  Sophoclis  ßcholiornm 
Laurentianorum  variis  lectionibus,  Leipzig  1843.  8.  u.  Schmidt  S.  261 — 274, 
deren  Erörterungen  freilich  nachgerade  nicht  bloss  in  diesem  Punkt  einer 
Revision  bedürfen.  Sehr  richtig  bemerkt  Wilamowitz  S.  158,  dass  „man 
feste  Umrisse  für  den  Antheil  des  D.  an  dem  Erhaltenen  allerdings  nicht 
ziehen  kann  und  so  viel  bestimmte  Einzelheiten,  wie  sie  durch  Symmachos 
erhalten,  hier  nicht  zu  constatiren  sind.  Das  Allgemeine,  was  man  erfasst, 
ist  erstens,  dass  D.  wesentlich  das  kritische  Material  der  früheren  Generationen 
sammelt  und  verwerthet:  das  entspricht  der  Thätigkeit,  die  er  an  Homer 
oder  vielmehr  an  Aristarch  wendet.  Zweitens  besorgt  er  das  eigentlich 
grammatische  Geschäft  der  Exegese,  und  hier  bedauert  man  am  Meisten, 
dass  sich  so  wenig  Anhaltspunkte  für  die  Ausdehnung  seiner  Arbeit  finden. 
Dass  dabei  die  glossographische  Erklärung  besorgt  ward,  steht  anderweitig 
fest.  Ob  ihm  aber  die  mythographische  Gelehrsamkeit  gehört,  scheint  sich 
bisher  weder  bejahen  noch  verneinen  zu  lassen".     Vgl.  A.  237. 

305)  Andromache,  Troerinnen,  Hekabe,  ferner  für  das  Textkritische 
Medeia  (vgl.  die  Unterschrift  im  Paris,  a:  ngog  dicccpoQcc  avxCyQcccpa.  dio- 
vvüCov  b%o6%£QS$  KctLtiva,  rav  didvpov).  In  den  Phoenissen  ist  eine  aesthetische 
und  eine  exegetische  Bemerkung  (751.  1747)  von  ihm  erhalten,  von  seinem 
Commentar  zum  Orestes  nur  eine  einzige  sichere  Spur  im  Et.  M.  'Jq^ütelov 
(islog.  S.  hierüber  und  über  das  Sonstige  Schmidt  S.  242—246  und  bes. 
die  eindringenden  Erörterungen  von  Wilamowitz  S.  158 — 160.  Noch 
etwas  weiter  geht  Trendelenburg  Grammat.  Gr.  de  arte  trag,  iudic.  rel. 
S.  54  ff. 

306)  Dies  tritt  sowohl  in  den  Scholien  zu  Sophokles  als  in  seiner  viel- 
fachen Polemik  gegen  Euripides  in  denen  zu  Androm.  Tro.  Hek.  hervor, 
s.  Trendelenburg  a.  a.  O.     Wilamowitz  a.  a.  O. 

307)  S.  Trendelenburg  a.  a.  0.     Vgl.  A.  291. 

308)  D.  h.  natürlich  neben  den  älteren  von  ihm  benutzten.  S.  Schmidt 
S.  93  ff.  Vgl.  Wilamowitz  S.  165:  „Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass  auch 
im  Lexikon  zu  den  Tragikern,  wie  wir  es  für  die  Komoedie  beweisen  können, 


Didymos  aus  Alexandreia.  203 

hältnisse,  unter  welchen  die  Philologie  in  Rom  zu  wirken  hatte, 
trieben  ihn  aber  dazu,  über  die  bei  den  bisherigen  Philologen 
meistens  übliche  Beschränkung  der  Herausgeber-  und  Ausleger- 
thätigkeit  auf  die  Dichter  weit  hinauszugehen.  Es  gab  vielmehr 
solche  Leistungen  von  ihm  auch  für  Antiphon309),  Isaeos810), 
Demosthenes311),  Hypereides312),  Aeschines313)  und,  wie  die 
erhaltne  Einleitung,  wenn  wir  sie  als  solche  anzusehen  haben, 
beweist314),  zu  Thukydides315),  und  ausserdem  bezogen  sich  auf 


im  Wesentlichen  Auszüge  aus  den  vorhandenen  Commentaren  die  Bausteine 
waren,  mit  denen  D.  ein  in  seiner  Art  grossartiges  und  abschliessendes 
Werk  errichtet  hatte". 

309)  Denn  dass  die  von  ihm  versuchte  Unterscheidung  der  Werke  des 
.Redners  und  des  Sophisten  Antiphon  (Hermog.  Rh.  Gr.  III.  p.  385.  W.  II. 
p.  414  Sp.)  aus  der  Einleitung  eines  Commentars  zu  Ersterem  stammt,  hat 
Schmidt  S.  310  mit  Recht  und  nur  viel  zu  zaghaft  vermuthet. 

310)  Harpokr.  TuynfiXiu.  J.  b  yQccpiLaTLy.bg  sv  (isv  totg  'laaiov  vnofiv^- 
^aoi,  s.  Schmidt  S.  315.  320. 

311)  Und  Pseudo-Demosthenes,  im  Besonderen  nachweislich  nämlich 
zu  den  philippischen  Reden,  zu  der  für  Ktesiphon  (Harpokr.  "Ev&Qvntcc, 
d.  6  yQcc(ji[icttLKbg  sv  zq>  vno\x,vr\\Laxi  xov  Xoyov,  näml.  vnsQ  KTrfCiqxovtog), 
gegen  Aeschines,  Meidias,  Aristokrates ,  Aristogeiton ,  Timotheos,  Niko- 
stratos,  Eubulides  (Harpokr.  ruLir\Xia,  s.  A.  310:  sv  ds  toCg  slg  dr\\kOG%svr\v 
b  ccvvbg  .  .  .  cprjaiv  x.  r.  X.),  Neaera,  Onetor  und  über  die  Erbschaft  des 
Hagnias,  s.  Schmidt  S.  310—317. 

312)  Zu  den  Reden  gegen  Demades  und  Apellaeos,  s.  Schmidt  S.  319. 

313)  Zu  der  Rede  gegen  Ktesiphon,  s.  Schmidt  S.  317—319. 

314)  Eine  Bemerkung  zu  I,  44  hat  Ammon.  de  diff.  p.  131  aufbewahrt 
(s.  Schmidt  S.  334).  Dass  ferner  Marceil.  Vit.  Thuc.  §.  1—46,  wenn  nicht 
ganz,  so  doch  theilweise  aus  D.  stammt,  ist  allseitig  anerkannt.  Aber 
freilich  nimmt  11.  Scholl  Zur  Thukydides-Biographie ,  Hermes  XIII.  1878. 
S.  442  ff.  nach  dem  Vorgang  von  Sauppe  Act.  soc.  Gr.  Lips.  II.  (Leipzig 
1810).  S.  432  an,  dass  dies  auf  Dasjenige,  wofür  D.  ausdrücklich  citirt 
wird,  zu  beschränken  und  bei  der  Abfassung  dieser  Biographie  eben  nur 
der  Commentar  des  D.  zu  Pindaros  mit  benutzt  sei,  und  ein  strenger  Beweis 
dafür,  dass  vielmehr  dieser  ganze  Hauptabschnitt  im  Wesentlichen  die  von 
D.  verfasste  Biographie  wiedergebe,  ist  in  der  That  weder  von  F.  Ritter 
Das  Leben  des  Thukydides,  Rhein.  Mus.  N.  F.  III.  1845.  S.  321-359  und 
in  seiner  Ausg.  (s.  u),  S.  1  ff.  noch  von  Schmidt  S.  321—334  noch  von 
Wilamowitz  Die  Thukydideslegende,  Herrn.  XII.  1877.  S.  341  ff.  noch  von 
Usener  Dionys.  Hai.  librorum  de  imitatione  rel.  (Bonn  1889).  S.  72.  A.  3 
noch  von  einem  Anderen  geführt  worden.  Für  mich  indessen  ist  die  schon 
A.  291  hervorgehobne  grosse  Aehnlichkeit  in  der  Anlage  der  drei  Bio- 
graphien des  Aeschylos,  Sophokles  und  Thukydides  wenigstens  dafür  ent- 
scheidend genug,  um  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  allen  dreien  Werke 

Idesseiben  Commentators  zu  erblicken,  welcher  also  alle  diese  drei  Schritt- 


204     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

die  Exegese  der  Redner  auch  noch  die  'Ptjtoqlkü  v7io^vY\^,a%a 
in  mindestens  10  Büchern316)  und  die  kleine  Schrift  xsqI  tov 
dsxccTsvtiai311).  Eine  dritte  Classe  seiner  Werke  waren  die 
sprachgraminatischen,  gleich  denen  des  Ptoleniaeos  von 
Askalon318)  und  des  Tryphon  wohl  wiederum  wenigstens  zum 
Theil  durch  die  neuen  Verhältnisse  erzeugt,  nämlich  durch  das 
Bedürfniss  den  Römern  vor  allen  Dingen  erst  die  griechische 
Sprache  selbst  zu  lehren319),  von  denen  jedoch  nur  tcsqI  Ttu&ibv 
(über   Abwandlungen)320)    sicher    steht,    während    die    über   die 


steller  auslegte,  dabei  eine  so  grosse  Auctorität  hatte,  dass  alle  drei  Ein- 
leitungen ausschliessend  oder  doch  fast  ausschliessend  in  der  Folge  bewahrt 
wurden,  der  ferner  eine  so  grosse  Gelehrsamkeit  besass,  wie  sie  in  der- 
selben sich  zeigt,  und  dabei  sich  auf  lauter  Schriftsteller  bezieht,  die  ent- 
weder sicher  vor  D.  lebten  oder  von  denen  sich  wenigstens,  etwa  mit 
verschwindenden  Ausnahmen,  die  sich  ungezwungen  durch  spätere  Ein- 
tragung erklären  lassen,  das  Gegentheil  nicht  nachweisen  lässt.  Und  ich 
weiss  keinen  anderen  nns  bekannten  Philologen,  auf  den  dies  Alles  passte, 
als  eben  D.  Besonders  herausgegeben  sind  alle  drei  Biographien  von 
F.  Ritter  Didymi  Chalcenteri  opuscula,  Köln  1845.  8.  Dass  es  übrigens 
schon  vor  D.  in  der  Jugendzeit  Ciceros  eine  oder  mehrere  commentirte 
Ausgaben  des  Thukydides  gab,  folgt  zwar  nicht  aus  Dionys.  De  Thuc.  51.  55. 
p.  940.  951,  vielmehr  konnte  Dionys.  genau  so  sprechen,  wie  er  hier  thut, 
auch  wenn  er  erst  von  zeitgenössischen  Grammatikern  solche  Arbeiten 
kannte,  aber  es  wird  durch  das  übrige  von  Usener  a.  a.  0.  S.  72  ff.  Bei- 
gebrachte recht  glaublich,  immerhin  indessen  fragt  sich,  ob  durch  dasselbe 
mehr  als  das  ohnehin  ja  (s.  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  332.  A.  12)  wahr- 
scheinliche Vorhandensein  von  yXcaztui  @ovxväideioi  bewiesen  wird.  Vgl. 
d.  Nachtr. 

315)  Ob  auch  zu  Isokrates  und  DeinarchosJ,  ist  fraglich,  s.  Schmidt 
S.  320. 

316)  Ammon.  p.  98.  Eustath.  zu  II.  ff,  341.  p.  684,  29.  iv  dsxarcp  qtjxoql- 
tmov  v7io(iv7]ficcTcov  (bei  Eustath.  ist  iv  taxoQin<p  überliefert,  was  Düker 
richtig  in  iv  i    QrjzoQwäv  verbessert  hat).     S.  Schmidt  S.  321. 

317)  Harpokr.  dsxazsvGcci.  J.  6  yga^ifiaziiiog  tcbqI  zovzov  ßißXiov  yqüipag 
cprjoi'v,  ozi  xb  dsnaxEvccii  Avoiag  x.  x.  X.    S.  Schmidt  S.  315  f. 

318)  Ob  dieser  erst  ein  Zeitgenosse  des  D.  war  oder  schon  zu  Ende 
des  2.  und  Anfang  des  1.  Jahrh.  v.  Chr.  in  Rom  lehrte  (s.  A.  57),  darauf 
kommt  ja  in  dieser  Hinsicht  Nichts  an. 

319)  Wilamowitz  Eurip.  Herakl.  I.  S.  162.  Freilich  ist  dieser  Ge- 
sichtspunkt gerade  da  nicht  anwendbar,  wo  man  es  am  Meisten  erwarten 
sollte,  bei  der  Entstehung  des  frühsten  Lehrbuchs  der  Elementargrammatik 
selbst  durch  Dionysios  den  Thraker.  Daraus  folgt,  dass  ohnehin  schon  der 
Entwicklungsgang  der  Sache  selber  auf  diese  Wege  führte. 

320)  Zu  dieser  Schrift  verfasste  Herodianos  einen  Commentar,  s.  Schmidt 
S.  343—345.     Uebrigens  vgl.  A.  369. 


Didymos  aus  Alexandreia.  205 

lateinische  Sprache  (iteQl  'rfjg  Ttugä  'Pco^aCoig  ävakoyiag)321) 
erst  von  Claudius  Didymus  verfasst  war322)  und  vielleicht  ein 
Gleiches  auch  von  jtsQi  oQ&oyQuyiag  und  den  Hiftavu,  von 
welchen  letzteren  es  überdies  ganz  zweifelhaft  ist,  ob  sie  in 
diese  Classe  gehörten323),  anzunehmen  ist;  indessen  kann  diese 
Annahme  wenigstens  für  die  Schrift  iteQi  ÖQ&oyQcccpiccg  doch 
kaum  aufrecht  erhalten  werden324).  Dazu  kam  endlich  noch  eine 
stattliche  Reihe  grösserer  und  kleinerer  realphilologischer 
Werke  aus  dem  Gebiete  der  Mythographie,  der  Alterthumskunde, 
der  Litteratur-  und  Musikgeschichte.  Die  Mythen-  und  Sagen- 
kunde behandelte  er  in  seiner  Ssvrj  ftfto^ua325).  Ob  es  eigene 
Abhandlungen  waren,  in  welchen  er  die  Fragen  nach  der  wahren 

321)  Diesen  Titel  bezeugt  auch  Priscian.  de  fig.  numer.  III,  16. 

322)  Wenigstens  nach  Suid.  S.  A.  264.  Vgl.  Schmidt  S.  345—349, 
der  die  Sache  zweifelhaft  lässt. 

323)  Denn  wir  kennen  nur  den  Titel  aus  Suid.,  s.  A.  264.  Vgl.  Schmidt 
S.  349. 

324)  Nach  A.  264  würde  freilich  sogar  die  grössere  Wahrscheinlich- 
keit für  Claudius  sprechen;  andrerseits  jedoch  passen  die  Citate,  s.  Schmidt 
S.  335—342,  die  sich  schwerlich  auf  einen  Andern  als  XccIksvteqos  be- 
ziehen, so  vortrefflich  auf  eine  Schrift  icsqI  OQ&oyQacpiag,  dass  es  schwer 
zu  glauben  ist,  diese  Angaben  sollten  aus  anderen  Arbeiten  desselben  ent- 
nommen sein,  und  wenn  daher  auch  daran  festzuhalten  sein  wird,  dass 
die  den  Glossen  des  Suid.  zu  Grunde  liegende  Ueb  erlief  er  ung  dies  Buch 
vielmehr  dem  „vsos"  D.  zuschrieb,  so  kann  dieselbe  doch  schwerlich 
richtig  sein.  Hinsichtlich  der  IIi&ccvcc  ist  A.  264  noch  ein  anderer  Ver- 
dacht geäussert. 

325)  Diesen  Titel  giebt  Synkell.  p.  162  A.  S.  Schmidt  S.  356—363, 
welcher  Zweck  und  Inhalt  folgendermassen  S.  357  bezeichnet:  „collegit 
Didymus  Graecorum  fabulas  obscuras  abstrusas  reconditasve ,  qudles  quidem 
et  poetae  et  grammatici  Alexandrini  venandi  erant  cupidissimi ,  ut  operosa 
isla  doctrina  non  modo  ipsi  sese  iactarent,  sed  aequalibus  etiam  posterisque 
interpretibus  quasi  aenigmata  solvenda  proponerent" .  Ob  D.  aber  dabei  im 
Sinne  und  Geiste  eines  Lysimachos  und  Mnaseas  (s.  C.  17.  A.  106  ff.  C.  22. 
A.  206  ff.)  verfuhr,  hat  Schmidt  S.  357  f.  363.  366  ff.  (der  ihn  S.  367  sogar 
mit  Palaephatos  zusammenstellt)  nicht  bewiesen;  die  dürftigen  Fragmente 
berechtigen  zu  solchem  ürtheil  nicht,  und  vor  Allem  müssten  wir  erst 
wissen,  wie  weit  die  mythologische  Gelehrsamkeit  in  den  Tragikerscholien 
auf  ihn  zurückgeht,  s.  A.  304.  Ferner  hat  Schmidt  S.  364  sehr  mit  Un- 
recht vermuthet,  dass  in  der  Beischrift  zu  Antonin.  Lib.  23  di$v(iaQxog 
(Mszcc[iOQ(p<66ecov  y')  in  Jidvfiog  6  'AQiaxÜQxsiog  zu  verwandeln  und  also 
noch  ein  zweites  mythographisches  Werk  des  D.  MsTccfLogcpcoGsig  anzu- 
nehmen sei,  s.  Schmidt  S.  363 — 366,  vgl.  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar. 
S.  172.  A.  5.  Interessant  ist  die  Benutzung  des  Phanokles,  Synkell.  161  D. 
A.  xat  <&ccvoKXrjg,  s.  Schmidt  S.  359  f. 


206     Dreissigstes  Gapitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Todesart  des  Aeneias  und  dem  Vaterlande  des  Homeros, 
und  ob  Anakreon  und  Sappho  wirklich  einen  unsitt- 
lichen Lebenswandel  geführt  hätten,  untersuchte326),  oder 
Abschnitte  grösserer  Werke,  ist  ungewiss327).  „Die  Schrift"  7t e ql 
7toirjT(ov  oder  „tieqI  Xvqlkcjv  jtOLrjtcbv^28)  wird  sich  vielleicht 
inhaltlich  einigerrnassen  herstellen  lassen"329),  da  Orion  und 
Proklos  in  der  X()r}6T0[iad'ia  yQa^anxT]  sie  stark  ausgenutzt  zu 
haben  scheinen330)  und  vielleicht  ein  zusammenhängender,  wenn 
auch  erheblich  verkürzter  Auszug  aus  ihren  Erörterungen  über 
Skolion  und  Paeane  bei  Athenaeos  erhalten  ist331).  Eine  Be- 
rührung mit  derselben  enthielt  ein  langer,  über  den  Gebrauch 
der  musikalischen  Instrumente  bei  den  Lyrikern  handelnder  Ab- 

326)  Sen.  Ep.  88,  37.  quattuor  niilia  librorum  Bidymus  grammaticus 
scripsit  ...  in  his  libris  de  patria  Homeri  quaeritur,  in  his  de  Aeneae 
matre  (morte  Schmidt)  vera,  in  his  libidinosior  Anacreon  an  ebriosib\ 
vixerit,  in  his  an  Sappho  publica  fuerit.     S.  Schmidt  S.  334—386. 

327)  Bei  de  patria  Homeri  könnte  man  an  die  Einleitung  zu  seinen 
Hoinercommentaren  denken,  es  kann  aber  auch  Schmidt  S.  385  Recht 
haben:  „librum  de  patria  Homeri  fortasse  eo  consilio  scripsit,  ut  eorum 
conatus  reprimereb,  qui  Homerum  Thebaica  vel  Romana  civitate  donarent". 
Ferner  s.  A.  330. 

328)  Orion  p.  58,  15.  z/.  iv  tg5  ksq!  noirjzcov.  Et.  M.  r/T[ivog.  n^odatdCai. 
d.  £v  reo  tceqI  Xvqihwv  7toir)Tcijv.  Wenn  der  erstere  Titel  genau  ist,  so  war 
der  letztere,  wie  Schmidt  S.  386  bemerkt,  ein  Specialtitel.  S.  Schmidt 
S.  386—396. 

329)  v.  Wilamowitz  Eur.  Her.  I.  S.  158. 

330)  S.  Bernhardy  Gr.  L.-G.  II3,  1.  S.  634  u.  bes.  Schmidt  S.  390 ff., 
welcher  dies  Buch  auch  als  die  letzte  Quelle  oder  Hauptquelle  für  die 
Artikel  über  lyrische,  iambische  und  elegische  Dichter  bei  Suid.  betrachtet, 
wie  weit  mit  Recht,  lasse  ich  dahingestellt.  Die  von  Seneca  (s.  A.  326) 
angedeuteten  Abhandlungen  über  Sappho  und  Anakreon  waren  offenbar 
Parerga,  wo  nicht  Theile  desselben. 

331)  XV.  C.  49—52.  62  f.  693  f— 697  b.  701b-702c.  Für  C.  62  f.  ver- 
muthete  es  Rose  Aristot.  pseudep.  S.  598 f.,  und  Bapp  De  fontibus,  quibus 
Athenaeus  in  rebus  mu3icis  lyricisque  enarrandis  usus  sit,  Leipz.  Stud.  VIII. 
1885.  S.  142  —  148  kommt  zu  dem  Ergebniss,  dass  dies  richtig  und  C.  49—52 
aus  den  ZviinoGicc-acc  seien.  Dies  ist  nun  freilich  nicht  unmöglich,  aber 
schwer  glaublich  für  alle  Diejenigen,  welche  mit  mir  an  der  Annahme  von 
Schmidt  S.  379  ff.  festhalten,  dass  der  Verfasser  der  Zv[iiio6iuy.u  vielmehr 
erst  Didymos,  der  Sohn  des  Herakleides  (s.  A.  264)  gewesen  sei  (s.  C.  2. 
A.  710),  und  dass  in  dem  Werk  über  die  lyrischen  Dichter  auch  über  die 
Skolien  gehandelt  war,  kann  doch  keinem  Zweifel  unterliegen.  Ein  eigent- 
licher Beweis  ist  übrigens  weder  von  Rose  noch  von  Bapp  erbracht 
und  lässt  sich  auch  nicht  erbringen.  Ausserdem  s.  übrigens  noch  Bapp 
S.  134  ff.  138  f. 


Didymos  aus  Alexandreia.  207 

schnitt  einer  polemischen  exegetischen  Arbeit,  von  deren  Titel 
nur  ein  Theil  ävt£^rj'yi]ö£Lg  sicher  steht332),  und  auch  aus 
diesem  ist  uns  wieder  allem  Anschein  nach  ein  ebensolcher  Aus- 
zug bei  Athenaeos  geblieben333).  So  gut  wie  Nichts  wissen  wir 
von    der    Streitschrift    gegen    Asklepiades    über    Solons 


332)  Ath.  XIV.  634  e.  z/.  6  yQctmLccxi-x.bg  sv  xcctg  ngog  "icovoc  dvxs£,r]yr}Oiv. 
Die  Conjector  von  Schmidt  S.  302—305  Icoßav  hat  Bapp  a.  a.  0.  S.  129  f. 
widerlegt,  und  da  die  Auseinandersetzung  hier  an  einen  Vers  der  Omphale 
des  Ion  (643  c)  anknüpft,  so  hat  die  Vermuthung  dieses  Gelehrten,  dass  die 
Streitschrift  wider  einen  Commentator  des  Letztern,  etwa  Epigenes  (s.  C.  12. 
A.  94)  gerichtet  gewesen  und  etwa  ngog  <^'E7nysvr}  sigy  "icovoc  cc.  zu  lesen 
sei,  viel  für  sich.     Alle  andern  Versuche  verdienen  keine  Erwähnung. 

333)  Gewiss  hat  Bapp  S.  116.  126—134  richtiger  als  Rohde  De  Poll. 
fönt.,  Leipz.  1870.  S.  32—49  den  Antheil  des  D.  an  den  in  Betracht  kommen- 
den Partien  bei  Ath.  dahin  bestimmt,  dass  XIV.  C.  34— 41.  633  f— 637  f 
und  vielleicht  IV.  C.  83  f.  184  b  —  185  a  aus  ebenjenen  'Avxst-rjyriosig  sind. 
Ueber  die  Quelle  von  I.  C.  24  —  36.  p.  14  a  — 20  d  und  XIV.  C.  2  —  6. 
p.  613  d — 616e  enthält  er  sich  (S.  139 — 142)  einer  Vermuthung,  wenn  schon 
er  auch  hier  vereinzelte  Spuren  von  D.  zu  entdecken  glaubt,  s.  aber  C.  32. 
A.  524.  Dass  übrigens  Ath.  weder  den  D.  noch  den  Aristokles  n.  Tryphon  (mit 
Iuba  steht  es  vielleicht  etwas  anders,  s.  C.  33.  A.  371)  selbst  in  Händen 
gehabt,  unterliegt  wohl  kaum  einem  Zweifel.  Er  schöpfte  vielmehr  in 
allen  betreffenden  Partien  aus  einer  oder  auch  zwei  späteren  Sammel- 
quellen, wahrscheinlich  (wenn  es  sich  auch  nicht  streng  beweisen  lässt) 
der  Movglht}  Igxoqlcc  des  jüngeren  Dionysios  von  Halikarnassos  und  etwa 
dem  Asificov  des  Pamphilos  (vgl.  M.  Schmidt  Quaest.  Hesych.  S.  LXXIff.) 
oder  (s.  Bapp  S.  150  f.)  einem  anderen  Bache.  Aber  die  Art,  wie  Bapp 
(s.  S.  148  ff.)  sich  den  Gang  der  Ueberlieferung  denkt,  ist  viel  zu  künstlich. 
Er  widerlegt  S.  107  ff.  zwar  (vgl.  A.  346.  365)  die  meisten,  sogar  noch  von 
H.  Peter  Ueb.  d.  Werth  der  hist.  Schriftstellerei  v.  K.  Iuba  II  (Meissen 
1870).  S.  8  gebilligten  Irrthümer  von  Rohde  S.  50—80,  welcher,  das  Gut- 
haben des  Iuba  bei  Athenaeos  (und  Pollux)  viel  zu  weit  ausdehnend,  an- 
nahm, dass  Iuba  den  Tryphon  ausgeschrieben  habe,  treffend,  aber  seine 
zum  Theil  umgekehrte  Hypothese  (S.  110  ff.  134  ff.),  dass  vielmehr  von  den 
drei  Zeitgenossen  D.,  Iaba  und  Tryphon  der  erstgenannte  (wie  er  schwerlich 
richtig  mit  Rohde  glaubt)  die  QscczQinrj  i6toqia  des  zweiten  (s.  dagegen 
Suid.  'loßag,  A.  264)  und  der  dritte  wieder  einen  von  ihnen  oder  auch 
beide  geplündert  haben  soll  (s.  d.  Tafel  S.  155)  ist  kaum  ein  Haarbreit 
besser,  s.  Cohn  Philol.  Anz.  XVII.  1887.  S.  465  f.  (vgl.  auch  Schoene- 
mann  a.  a.  0.  S.  79.  A.  1),  und  einzig  wahrscheinlich  ist  vielmehr  die  An- 
nahme von  Cohn,  dass  Derjenige,  welcher  dem  Ath.  das  aus  Tryphon 
Stammende  zuführte,  mag  es  nun,  wie  gesagt,  Pamphilos  oder  ein  Anderer 
gewesen  sein,  neben  Tryphon  für  seine  Zusammenstellung  auch  Aristokles, 
Iuba  und  D.  verwerthet  hatte.  Und  ähnlich  wird  auch  in  XIV.  C.  34 — 41 
doch  wohl  nicht  Alles  mit  Haut  und  Haaren  aus  D.  sein.  Uebrigens  vgl. 
A.  365  und  C.  20.  A.  64. 


208     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Axones334)  und  den  6  Büchern  wider  Cicero  de  republica355), 
etwas  mehr  von  dem  Werk  tieqI  Ttagoipicbv^36).  Ob  er  aber 
wirklich  ein  eignes  Buch  über  die  Stadt  Kabassos  abfasste,  er- 
scheint sehr  zweifelhaft337).  Ungewiss  ist  auch,  in  welcher  Schrift 
das  erhaltene  längere  Bruchstück  über  spartanische  Bräuche  mit 
Polemik  gegen  Polemon  stand  337b).  Nachdem  Didymos  lange  Zeit 
übermässig  bewundert  worden  war,  ist  er  neuerdings338)  für  einen 
„dummen  und  urtheilslosen  Vielschreiber,  welcher  über  Dinge 
redete,  von  denen  er  Nichts  verstand",  erklärt  worden.  Diese 
Behauptung  ist  aber  entschieden  ungerecht.  Allerdings  hielten 
seine  geistigen  Fähigkeiten  nicht  gleichen  Schritt  mit  seinem 
kolossalen  Sammelfleisse,  er  ist  nicht  eben  reich  an  eignen 
Gedanken,  er  zeigt  weder  als  Kritiker  noch  als  Erklärer  be- 
sonderen Scharfsinn,  und  wenn  ihn  auch  ein  gewisser  gesunder 
Menschenverstand  vor  vielen  seiner  Vorgänger  auszeichnet,  so 
hat  ihn   derselbe   doch  vor  manchen  Wunderlichkeiten  und  Ab- 


334)  Plut.  Sol.  1,  s.  Schmidt  S.  399  und  C.  26.  A.  100.  101. 

335)  Ammian.  Marceil.  XXII,  16,  16  unmittelbar  nach  den  A.  265  angef. 
Worten:  qui  in  Ulis  VI  libris,  in  quibus  nonnunquam  imperfecte  Tullium 
reprehendit  sillographos  imitatus  scriptores  mdledicos,  iudicio  doctarum  aurium 
incusatur,  ut  immania  frementem  leonem  putridulis  vocibus  (canusy  catulus 
longius  circuwlatrans.  Suid.  Tqdyv.vXXog  .  .  .  neoi  trjg  Kinegcovog  noXiteiag, 
dvtiXeyev  de  tg5  Aidv\Mp.  Sonst  wird  diese  Schrift  nirgends  erwähnt. 
S.  Schmidt  S.  399  f. 

336)  Hellad.  b.  Phot.  Cod.  279.  p.  530a,  10 ff.,  Bekk.  A.  neol  ticcqoi- 
pmv.    S.  Schmidt  S.  396—398. 

337)  Steph.  v.  Byz.  Uycc&vQaoi.  dnb  de  tov  Kocßwurjaog  oi'etai  didvftog 
%axu  avyao7trjv  tov  (ro?  Meineke)  Kctßaooog.  noXig  de  ccvzrj  tov  'O&ovoveag, 
7teQi  rig  ßißXiov  oXov  cweyQocipe.  Schmidt  S.  350  f.  meint,  es  sei  dies  ein 
Theil  seines  Commentars  zum  13.  Gesänge  der  Ilias  (s.  V.  363)  von  ab- 
sonderlicher Länge  gewesen.  Derselbe  giebt  S.  351  f.  noch  andere  An- 
führungen des  D.  bei  Steph.  wieder.  —  Der  in  mehreren  Handschriften 
enthaltene  und  aus  einer  derselben  von  Mai  Iliadis  fragmenta  et  picturae  etc., 
Mailand  1819  (s.  Hultsch  S.  VI.  VIII f.  X),  jetzt  aus  dreien  von  Hultsch 
Heronis  .  .  .  reliquiae  (s.  C.  23.  A.  170)  S.  238—244  herausgegebne  kleine 
Aufsatz  Jidv(iov  'AXe^uvdoecog  uetga  fidQficcQcov  v.al  navtoicav  £vXcov  hat  in 
Wahrheit  mit  D.  Nichts  zu  schaffen,  sondern  ist  einer  der  vielen  Auszüge 
aus  Heron.  —  Die  Bemerkungen  des  D.  endlich  über  attische  Demen 
(s.  Schmidt  S.  352  —  354)  standen  trotz  Steph.  ToiveyLeig.  diodcogog  de  nai 
Aidvpog  Tgive^elg  ccva.yqdcpov6i  tov  drmov  sicherlich  nicht  in  einer  be- 
sonderen Schrift  (Avayqctyri  difricoy),  sondern  in  seinen  Arbeiten  theils  zu 
den  Rednern,  theils  zu  den  Komikern. 

337b)  Ath.  IV.  139  d  — 140  b;  es  fehlt  bei  Schmidt.  S.  d.  Nachtr.  u. 
A.  533.         338)  Von  Römer  in  der  A.  269  angef.  Abh. 


Didymos  aus  Alexandreia.  209 

geschmacktheiten  nicht  bewahrt,  seine  Polemik  gegen  Euripides 
ist  zum  Theil  kleinlich339),  und  trotz  seiner  Reconstruction  der 
aristarchischen  Homerrecension  ist  er  wohl  kaum  je  zu  einem 
genügenden  Begriff  von  den  Anforderungen  einer  methodischen 
Textkritik  gelangt.  Aristonikos  verstand  denn  in  der  That  auch 
den  Aristarchos  viel  besser  und  ist  da,  wo  seine  Angaben  von 
denen  des  Didymos  abweichen,  in  der  Regel  der  zuverlässigere 
Zeuge340).  Aber  auch  da,  wo  wir  die  des  Letzteren  nicht  durch 
die  des  Ersteren  mehr  controliren  können,  jene  überall  dann  zu 
verwerfen,  wenn  sie  den  Aristarchos  in  einem  ungünstigen  Lichte 
erscheinen  lassen341),  ist  selbst  ein  verwerfliches  Beginnen342). 
Und  die  geschichtliche  Bedeutung  des  Didymos  war  bei  alledem 
eine  ausserordentliche.  Die  Zeit  der  Neuschöpfungen  war  nun 
einmal  überhaupt  vorbei;  es  galt  vielmehr  das  wirklich  Ge- 
wonnene mit  Ausscheidung  der  Spreu  zu  erhalten,  und  dazu  war 
er  vor  allen  Anderen  der  rechte  Mann,  wie  es  sein  ungeheurer 
und  nachhaltiger  Erfolg  gezeigt  hat.  In  Wahrheit  Hessen  sich 
aber  überdem  solche  wirklich  in  ihrer  Weise  „grossartigen  und 
abschliessenden"  Werke,  wie  namentlich  das  Lexikon  zu  den 
Tragikern343)  und  das  zu  den  Komikern,  doch  auch  nicht  mit 
dem  „Sitzfleisch"  allein  ohne  Hülfe  des  Kopfes  zu  Stande 
bringen344).  Und  war  er  auch  für  die  Dichter  in  der  Haupt- 
sache nicht  viel  mehr  als  ein  mit  dem  nöthigen  Redactionstalent 

339)  Römer  a.  a.  0.  S.  2  (274).  Wilamowitz  S.  158  f.  A.  79  u.  bes. 
Trendelenburg  S.  56  ff.,  doch  vgl.  Trendelenburg  S.  62  ff. 

340)  Wie  Römer  gegen  Lud  wich  gezeigt  hat. 

341)  Wie  Römer  thut. 

342)  Wilamowitz  S.  157:  „das  lehrt  in  Wahrheit,  dass  man  im 
Banne  der  Aristarcholatrie  zu  keinem  gerechten  Urtheil  kommen  kann". 

343)  S.  über  dieses  Wilamowitz  S.  165:  „Nicht  bloss  den  drei 
Tragikern,  und  zwar  allen  ihren  Dramen,  galt  das  Lexikon,  es  umfasste 
auch  die  anderen  namhafteren  des  fünften  Jahrhunderts;  jüngere  aller- 
dings nicht  mehr.  Es  erläuterte  ihren  Vocabelschatz  so,  dass  keineswegs 
bloss  die  glossematischen  Worte  vorkamen,  sondern  auch  leicht  verständ- 
liche Compositionen  und  Ableitungen,  die  nur  eben  der  gewöhnlichen 
Sprache  fremd  waren.  Es  gab  für  sehr  viele  einzelne  Verse  die  Erklärung, 
so  dass  also  der  individuell  gefärbten  Bedeutung  eines  sonst  geläufigen 
Wortes  gedacht  ward.  Es  zog  Gelehrsamkeit  aller  Art  heran:  natürlich 
aber  all  dies  ohne  Consequenz,  wie  denn  eine  Erschöpfung  des  Materials 
über  die  Kräfte  nicht  nur  eines  Menschen  gegangen  wäre.  .  .  Wir  aber 
besitzen  nur  den  Schatten,  der  uns  lehrt,  was  wir  verloren  haben". 

344)  Ich  konnte  nichts  Besseres  thun  als  in  dieser  schliesslichen 
Würdigung  des  D.  Stück  für  Stück  Wilamowitz   S.  160—163  zu  folgen. 

SusEMTHii,  griecli.-alex.  Litt.-Gosch.    IT.  14 


210     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

ausgerüsteter  Sammler,  so  musste  er  doch  bei  den  Prosaikern 
erst  leisten,  was  die  Rhetoren  der  atheistischen  Richtung  noch 
nicht  vermocht  hatten,  nämlich  das  Material  zur  Kritik  und  Er- 
klärung, wenn  auch  wiederum  vorzugsweise  sammelnd,  doch 
selber  erst  herbeizuschaffen. 

Tryphon345),  Sohn  des  Ammonios346),  von  Alexandreia347) 
war  ein  recht  eigentlich  linguistischer  Philolog.  Uns  sind  noch 
Bruchstücke    aus    seinen    Werken    über    Spiritus    (tcsqI   tcvev- 


345)  Arth.  v.  Velsen  Tryphonis  grammatici  Alexandrini  fragmenta, 
Berlin  1853.  8.  Durch  diese  Arbeit  sind  die  früheren  von  Mor.  Schmidt 
De  Tryphone  Alexandrino,  Oels  1861.  8.  Stiehle  Der  Grammatiker  Tryphon 
von  Alexandria,  Philologus  VI.  1851.  S.446 — 479.  Graefenhan  De  Tryphone 
Alexandrino,  Eisleben  1862.  4.  Arch.  f.  Philol.  XVIII.  1852.  S.  273—307. 
604  —  623  ziemlich  entbehrlich  geworden.  Vgl.  auch  Beccard  S.  73  f.  und 
Bapp  De  Tryphone,  Leipz.  Stud.  VIII.  S.  107—125.  134—138,  s.  A.  331.  333. 

346)  Dass  dies  nicht  jener  unmittelbare  Schüler  und  Lehrnachfolger 
des  Aristarchos  gewesen  sein  kann,  wie  noch  Velsen  glaubte,  und  viel- 
mehr die  Angabe  bei  Suid.  (s.  A.  347)  richtig  ist,  dass  T.  vor  und  unter 
Augustus  lebte,  steht  jetzt  nach  dem  Beweise  von  Bapp  a.  a.  0.  S.  107  ff. 
dafür,  dass  T.  vielfach  Didymos  anführte  und  bekämpfte,  fest.  Im  Wesent- 
lichen waren  also  Beide  Zeitgenossen,  und  T.  mag  etwas  jünger  gewesen 
sein,  zumal  da  sich  wenigstens  bisher  noch  nicht  herausgestellt  hat,  ob 
etwa  umgekehrt  in  andern  Schriften  Didymos  auch  wiederum  ihn  berück- 
sichtigte. Dass  er  Schüler  von  jenem  gewesen  sei,  wie  Lehrs  Aristarch.1 
S.  341.  3S.  322.  A.  234  und  M.  Schmidt  Didym.  S.  6  behaupten,  wird 
nirgends  berichtet. 

347)  Suid.  Tqvqxov  'A^ficoviov  'AXsi-ccvdosvg,  yoctmLcct wog  v.cc\  noirjxrjgi?), 
ysyovmg  nctict  xovg  Avyovoxov  %qovovg  xai  tiqoxeqov.  nsol  nXsovaCfiov  xov 
iv  xfj  AioXiSi  SiccXi-axa  ßißXCa  £'.  itsol  xcov  neco'  'OprJQO)  dtaXe-nxcov  xal 
2i(icovl3t]  kccI  IIivdccQcp  xocl  'AXnpccvi  xat  xotg  aXXoig  XvqiKOig.  nsql  xr\g 
*EXXr\v(ov  dictXinxov  kclI  'Aqyetcov  noä  'ifisqccicov  ncti'Prjyivcov  v.al  d(oqiscov(?) 
■nal  UvQCinovOL(ov.  Ttsol  xf\g  iv  hXiösglv  dvctXoyiccg  cc'.  nsql  xrjg  iv  svOslcc 
dvccXoyiag.  nsql  ovofidxoav  %ccqccxxriq(ßv  cc'.  nsql  qrjfidxmv  dvccXoyiag  ßctqv- 
xovcav  et',  nsql  qrjfidxcav  iyvlixiY.(QV  nccl  dnccqspcpdxcov  nccl  nqo6xay.xLy.cov 
yal  svytiycov  yal  ccnXöog  ndvxcov.  nsql  oq&oyqacpiag  yal  xcov  iv  avxij  £r)vov- 
lieveov.  nsql  nvsvfidxcov  yal  xqoncov.  yal  ccXXcc.  Die  in  die  Augen  springende 
Verworrenheit  dieses  Bücherverzeichnisses  zuvörderst  im  zweiten  und  dritten 
Artikel  ist  schon  von  Bernhardy  hervorgehoben.  Ausserdem  s.  A.  351. 
359.  363.  Vgl.  noch  Et.  Gud.  Bdvccvaog.  Tqvcpcov  6  tov  *A[i[icovog  (1.  'AfiLicoviov 
mit  Schmidt  S.  10  und  Stiehle  S.  446.  A.  5).  Mit  Recht  unterscheiden 
Stiehle  S.  448  und  Velsen  S.  3  von  diesem  T.  den  Sohn  des  Harpokration 
(Et.  M.  ddvsiov.  247,  54,  wo  6  'Anuqyxlcovog,  Et.  Gud.  Advsiov.  134,  28,  wo 
6  'Aqnoyqaxtov  überliefert  ist),  während  Graefenhan  Gesch.  der  cl.  Ph.  I. 
S.  402.  A.  86.  Arch.  f.  Ph.  a.  a.  0.  S.  617  f.  und  Schmidt  S.  10  f.  ihn  für 
denselben  halten. 


Tryphon  von  Alexandreia.  211 

[icctcov) 348);  über  attische  Prosodie  (7ieQVJm%ijg  7tQO<j<pdiccgy[9), 
über  die  Analogie  in  den  einsilbigen  Wörtern  (xegl  tfjg 
iv  tiovoövXXdßoig  avaXoyCag)^%  über  die  Analogie  in  den  Decli- 
nationen  (tcsqI  rrjg  iv  kMösölv  uvcdoyLag)551),  über  die  Artikel 
(tcsqI  ccq&qcov)352),  über  die  Pronomina  (xbqI  ävtG)vv{ii,G)vy5B), 
über  die  Personen  (tcsqI  TtgoGÄTtcovy6*),  über  das  Participium 
(xegl  iiero%rjgy65),  über  die  Praepositionen(jt£p£:rooO'£<?£(3y)356), 
über  die  Conjunctionen  (asyl  öwdiö^cov)8'1),  über  die  Ad- 
verbia  (tcsqI  ^oo^arcav)358),  über  die  Verbalmodi(?)  (tcsqI 
Qrj^idrov  iyxXiTLxcbv)859),  über  die.Analogie  der  Yerba  bary- 
tona  (tcsqI  Qrj^idtcov  ävaXoylag  ßccQVTÖvcw)3*0),  über  die  Probleme 
der  Orthographie   (tisqu  ÖQ&oyQacpCag  xal  t&v  iv  avxy  tfttov- 


348)  Fr.  1 — 6  Vels.  (Fr.  6  aus  einem  kleinen  Aufsatz  nsql  xov  q,  nov 
dccovvstai  xori  nov  tyiXovxca  in  einem  Wiener  Codex). 

349)  Fr.  7—19.    Das  3.  B.  citirt  Ammon.  de  diff.  voc.  p.  22  =  Fr.  12. 

350)  Fr.  20.  T.  bekämpfte  hier  diejenigen  Grammatiker,  welche  in 
diesen  Wörtern  jede  Analogie  bestritten.     Vgl.  A.  126. 

351)  Fr.  21.  Jedenfalls  wohl  nur  ein  Theil  dieser  Schrift  war  die  bei 
Suid.  neben  ihr  aufgeführte  Abh.  icbqI  xrjg  iv  svQ'sla  ccvuXoyiccg.  Ausserdem 
bemerkt  Velsen  S.  3:  „procul  dubio  libri  nsqlxrig  iv  kXioe6iv  avciXoyiag,  nsql 
xfjg  iv  ev&sloc  ccvKXoylag,  fortasse  etiam  ille  7tsqi  xrjg  iv  [lovoavXXaßoig  dvoc- 
XoyCccg  maioris  cuiusdam  operis  de  casuum  analogia  conscripti  membra  dis- 
iecta  existimandi  sunt". 

352)  Fr.  22—27.  Vgl.  Velsen  S.  24:  „si  quid  e  fragmentis  colligere 
licet,  Tryphoni  solum  praepositivus  et  postpositivus  articuli  cogniti  fuerunt. 
adde  quod  in  Tryphonis  tceql  naftcöv  Xsl-scov  libello  §.  32"  (s.  A.  370)  „arti- 
culo  pronomen  opponitur  etc.". 

353)  Fr.  28—37.  Dieser  Titel  ist  nicht  ausdrücklich  überliefert,  aber 
s.  A.  352. 

354)  D.  h.  ohne  Zweifel  des  Pronomens  und  Verbums,  s.  Velsen 
S.  31.    Fr.  38. 

355)  Dieser  Titel  ist  von  Velsen  S.  33  erschlossen  aus  Fr.  39  bei 
Priscian.  XI,  1. 

356)  Fr.  40. 

357)  Fr.  41—61.  Der  Titel  erscheint  nur  bei  Apollon.  de  coni.  p.  496,  20 
=  Fr.  47. 

358)  Fr.  62—77. 

359)  Fr.  78—80.  In  Bezug  auf  den  viel  umfänglicheren  Titel  bei  Suid. 
(A.  347)  bemerkt  Velsen  S.  54  mit  Recht:  „libri  a  Suida  tradita  inscriptio 
num  ab  ipso  Tryphone  profecta  sit,  dubitandi  suppetit  caussa.  nam  aut  separa- 
torum  voluminum  nomina  aut  quae  eiusdem  fuerint  partes  lexicographus  ille 
unum  in  titulum  conglutinasse  videtur".  Ausdrücklich  überliefert  ist  nämlich 
der  obige  kurze  Titel  allerdings  nicht,  u.  vgl.  d.  Nachtr. 

360)  Fr.  81(?). 

14* 


212     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

HEvnv)m),  über  die  abgeleiteten  Nomina  (itegl  tcccqcj- 
vv[i(Qvy62),  über  die  alte  Schreibweise  (jzfol  aQ%aiag  äva- 
l>VG)<3EG)g)5G5) ,  über  die  Sprachreinheit  (tceqI  (EXkrjviö^ovyPA), 
über  musische  Bezeichnungen  (xegl  dvo^aöL&v)565) ,  über 
Pfanzennamen  {Ovx&v  lötoqlo) 366) ,  über  Thiernamen  (itegl 
£6(dv)361),  tibqI  6%r}ncctG)vm)  bei  Apollonios  Dyskolos,  Hero- 
dianos,  Athenaeos,  Ammonios  und  Anderen  geblieben.    Erhalten 

361)  Fr.  82 

362)  Fr.  83—93.  Aus  denselben  geht  hervor,  dass  T.  hier  vorzugs- 
weise von  Eigennamen  handelte. 

363)  Fr.  94—104.  Herodian.  z.  T,  122  (=  Fr.  94)  citirt  das  1.  B.  Uebrigens 
s.  V eisen  S.  102:  „addamus  nunc  libros  tzsql  xfjg  *EXXr\vav  dictXsKxov  et 
nsql  eEXXr]via(iov  (vgl.  A.  364),  tum  nsgl  xcov  ikxq'  'Ofirjoa)  diccXsnxcov  et  ksqI 
ä.Q%aiccq  ccvcayvcoGscog,  qui  procul  dubio  etiam  in  Cram.  An.  Par.  I.  p.  7,  1 
significantur,  fortasse  eosdem  esse". 

364)  Fr.  105—108,  sämmtlich  aus  Ammon.  de  diff.  voc,  welcher  p.  40. 
156  sv  itk\iTtT(p  nsql  KEXXr\vi6\xov  citirt.  Es  ist,  wie  eben  bemerkt,  wohl 
dasselbe  Werk,  welches  Suid.  nsql  xr\g  'EXXrjvcov  diccXinxov  nennt  (s.  auch 
V eisen  S.  71).  Vgl.  Et.  M.  p.  331,  37,  wo  'EXXr}viG[i6g  so  definirt  wird: 
xb  %&&'  "EXXiyvag  diccXzysG&cci,  xovxsgxl  xb  ccGoXomiGtcog  neu  aßccqßccqiGxoog 
diccXsy  saften. 

365)  Fr.  109—115,  fast  alle  aus  Ath.,  s.  IV.  174e.  sv  xqixco  nsql  ovo- 
{iccciäv  (sgxI  ds  xb  Gvyyqafifia  nsql  ccvXeöv  xca  oqyccvcov)  x.  x.  X.  (s.  C.  20. 
A.  63).  Vgl.  V eisen  S.  76:  „verba  toxi  —  oqy.  non  solum  ad  tertium 
librum  . .  .  referenda  esse  satis  quae  idem  XIV.  634  d  (=  Fr.  110)  e  seeundo  . . . 
servavit  demonstrant" .  Das  2.  B.  wird  auch  XIV.  618  c  (=  Fr.  109)  an- 
geführt und  ohne  Zweifel  dasselbe  Werk  XI.  503  d  (Fr.  115)  'OvopaxiKcc 
genannt.  Bapp  S.  107  ff.  führt  im  Gegensatz  zu  Roh  de  (s.  A.  333)  den 
ganzen  Abschnitt  IV.  C.  76 — 81.  175b — 183 e  (wo  unter  Anderen  Aristokles 
und  Iuba  citirt  werden)  nebst  den  Parallelen  bei  Poll.  IV,  58  ff.  und  des- 
gleichen XIV.  618  c— 620  a.  629  c.  xfjv  8'  änömvov  —630a  (mit  Ausnahme 
von  629  d.  y  xqrjGdfisvoi  —  MunsdoviKcav)  nebst  Poll.  IV.  53  ff.  99  ff.  auf  das- 
selbe zurück,  grossentheils  nicht  mit  Unrecht,  doch  s.  hiegegen  und  darüber, 
wie  die  Auszüge  aus  demselben  an  Ath.  und  Pollux  gelangten,  A.  333,  und 
jedenfalls  ist  es  Bapp  schwerlich,  wie  er  S.  124  meint,  gelungen  die  Be- 
hauptung von  Westphal  Gesch.  der  alten  Musik  S.  96.  167  zu  recht- 
fertigen, dass  ausnahmslos  Alles,  was  sich  über  Musik  und  Musikinstrumente 
bei  Poll.  findet,  aus  T.  stamme. 

366)  Fr.  116—120,  wiederum  fast  alle  aus  Ath.,  welcher  III.  78a  (==  Fr.  119) 
sv  dsvxsQco  Q>vx6iv  taxoQiag,  dagegen  III.  109b  (=  Fr.  117)  sv  xoig  <$vxLY.oig 
und  114b   (=  Fr.  116)   sv  nqäxco    $vtlkcov   citirt.     Vgl.  auch  C.  25.  A.  15. 

367)  Fr.  121  b.  Ath.  VIII.  324  f.  sv  xoig  nsql  £(p<ov. 

368)  Fr.  123  —  129.  S.  Velsen  S.  90:  „Tryphoni  quid  axrjficc  valuerit, 
protulisse  arbitror  Dionysium  Thracem  p.  635,  21  sqq.  (§.  12.  p.  29,  5  sqq. 
Uhl.):  a%7\ybaxa  dt  6vo[iccx(ov  scxl  xqtcc'  ccnXovv,  ovv&sxov,  naqaavvQ'sxov  ... 
xwv  ds  GvvQ'sxmv  diucpoqcci  sIgl  xsGGuqsg  %.  x.  X.u. 


Tryphon  von  Alexandreia.  213 

ist  uns  ferner  ein  Büchlein  über  Abwandlungen369),  tzsqX 
Ttcc&av  ÄE^eav  oder  tieqI  xcbv  Tta&cbv  rf\g  Ie%sg)§  betitelt,  ein 
dürrer  byzantinischer  Auszug  aus  einem  umfänglicheren  Werke 
von  ihm370),  ein  anderes  tcsqI  [18tqg)v,  von  dem  ein  Gleiches 
gelten  mag371),  endlich  zwei  nicht  wenig  von  einander  ver- 
schiedene 7t sql  tQOTtcoV)  die  aber  vielleicht  auch  nicht  einmal 
in  dieser  mittelbaren  Weise  von  ihm  herrühren,  jedenfalls 
wenigstens  nicht  beide372).  Spurlos  verloren  gegangen  sind  da- 
gegen seine  Werke  über  Dialekte373),  über  die  Comparativ- 
bildungen  (tcsqI  övo^idrcov  övyxQitiKiibv)  und  Ttegl  övo^dtcov 
%aQccKTtfQcovdU).  Er  gehörte,  wie  schon  die  Titel  lehren,  zu 
den  strictesten  Anhängern  der  Analogie.  Unter  seinen  Schülern 
war  Habron  der  bekannteste375);   gleichfalls   als  grammatischer 


369)  Ich  weiss  keinen  besseren  deutschen  Ausdruck  für  diese  nd&rj, 
wie  tlXsLipig,  ccTtoxonri,  7tccQE[MTG36ig  u.  s.  w.  von  Buchstaben  zu  finden. 

370)  Verschieden  in  verschiedenen  Handschriften.  Ueber  die  Ausgaben 
s.  Velsen  S.  97:  „primus edidit Const. Lascaris, post  cum  Valesianus Bolzanius 
et  Alexander  Scotus;  nostro  saeculo  e  codice  quodam  Galeano  repetitum  vide- 
mus  in  Mus.  Gantabr.  a.  1S14.  e  Tryphone  proeul  dubio  fluxerunt  et  illa, 
quae  nunc  in  Moscliopuli  Opusc.  p.  27 — 31  tvsqI  nadäv  Xs&cov  inscripta 
leguntur".    Velsen  hat  aus  diesem  Büchlein  Fr.  130 — 134  gezogen. 

371)  Noch  ungedruckt  bis  auf  Fr.  135. 

372)  Das  eine,  zuerst  von  Blomfield  aus  einem  Cod.  Galeanus  im 
Mus.  crit.  Cantabr.  I.  1814,  dann  in  einer  anderen,  nicht  wenig  abweichen- 
den, ohne  Namen  des  Urhebers  auftretenden  Recension  aus  einem  Breslauer 
Cod.  (Rehdigeranus)  von  Passow  und  Schneider  im  Bresl.  krit.  Mus.  1820, 
aus  einer  anderen  Handschrift  von  Titze,  der  es  verkehrt  dem  Moschopulos 
beilegte,  in  Moschop.  Opusc.  gramm.  1822  herausgegeben,  ist  von  Walz 
Rhet.  Gr.  VIII.  S.  726  —  760,  welcher  für  die  letztere  Redaction  noch  einen 
dritten  Codex  (Ambros.  A,  115)  benutzte,  und  Spengel  Rhet.  Gr.  IH. 
S.  189  —  214  vielleicht  mit  annäherndem  Recht  dem  T.  belassen,  das  andere, 
von  Boissonade  Anecd.  Gr.  III.  1831  aus  zwei  Pariser  Handschriften 
(2551.  2929)  veröffentlichte,  ähnlich  auch  noch  in  anderen  Codices  enthaltene 
(S.  761  —  778  Walz,  215 — 226  Speng.)  dem  Gregorios  von  Korinth  beigelegt. 
Finckh  Zu  Tryphon  tisql  tQoneov,  Philologus  XXIV.  1866.  S.  337  —  443. 
732-734.  R.  Volkmann  Observationes  miscellae,  Jauer  1872.  4.  S.  14  f. 
Noch  vgl.  Walz  a.  a.  0.  S.  727:  „quantum  grammatici  in  Tryphonis  nomine 
luscrint,  urgumento  est  cod.  Faris.  2087,  in  quo  commentatio  de  tropis 
Tryphonis  nomen  prae  se  ferens  initium  habet  sensu  non  verbis  cum  recen- 
sione  Boissonadiana  consentiens,  troporum  vero  expositionem  e  Georgio  Choero- 
bosco  expilatamu. 

373)  S.  A.  347. 

374)  S.  A.  347  und  Velsen  S.  102  f. 

375)  S.  die  Stellen  bei  Velsen  S.  2.    Da  Suid.  r'AßQa>v  $qv£  rj  *Poäiog, 


214     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin*  u.  a.  Grammatiker. 

Schriftsteller   wird   auch  sein  Sohn  oder  Schüler  oder  Sohn  und 
Schüler  Dionysios  erwähnt376). 

Aristonikos377)  von  Alexandreia378),  vielleicht  noch  etwas 
jünger  als  Didyinos379),  schrieb  'A  övvtccxtav  ovo^dxcov  ßifikCaz, 
d.  h.  über  Nomina,  in  denen  unzulässige  Zusammenstellungen 
von  Buchstaben  vorkommen380),  ferner,  wie  gesagt381),  über  die 
Gründe,  wesshalb  Aristarchos  zur  Ilias  und  zur  Odyssee  dies 
oder  jenes  seiner  kritisch -exegetischen  Zeichen  gesetzt  hatte, 
Tteql    6rj[iELG)v   'IXiudog   xal   'OdvöGstag382),    ferner   darüber, 


ygafificctiKog,  [icc&rjzrig  TQvepavog,  eoocpiözBVösv  sv'Pebpr]  schreibt,  so  gründet  es 
sich  wohl  hierauf,  dass  Christ  Gr.  L.-G.2  S.  524  ohne  Weiteres  behauptet, 
auch  T.  selbst  habe  in  Rom  gelehrt;  ob  dies  wirklich  der  Fall  war  oder  nicht, 
können  wir  nicht  wissen,  wie  Hillscher  a.  a.  0.  S.  386 f.  (A.  8)  mit  Recht 
urtheilt.  Aber  auch  Hillschers  eigne  Combination:  „Duplex  signißcatio 
$9t>|  rj  'Podiog  inde  explicatur,  ut  (Habro)  natione  Phryx  Ehodi  studiis 
vacaverit  ibique  innotuerit,  atque  cum  de  loco,  ubi  Trypho  artem  professus 
sit,  nihil  tradatur,  hinc  Ehodi  eum  docuisse  cölligo,  quo  fortasse  secutus  est 
JDionysium  Thracem  Alexandria  emigrantem"  ist,  wenn  auch  ganz  an- 
sprechend, doch  immerhin  sehr  unsicher. 

376)  'O  zov  Tqvcpoovog,  s.  wiederum  die  Stellen  bei  V eisen  S.  2. 

377)  Friedlaender  Aristonicus  aus  Alexandria  in  Paulys  Realenc. 

378)  Suid.  'AQioxovinog  'AXs^ccvÖQEvg ,  yQccfx^azinog.  ^yqccips  tceql  z<ov 
6r\{iBL(ov  tcov  sv  tij  ©EoyovCa  *Hciodov  ncci  zav  ttjs  'iXiccdog  nai  'Odvoaeiag, 
ccGvvzd%t(ov  övofidzav  ßißXicc  $'. 

379)  Daraus,  dass  Strab.  I.  38  sagt  'Agiotovinog  (iev  ovv  o  xaxrJ  r^icig 
yQücnfiaxiiiog  x.  z.  X. ,  folgt  dies  freilich  noch  nicht.  Aber  davon,  dass 
Didymos  in  seinem  Herstellungsversuch  der  aristarchischen  Recension  von 
llias  und  Odyssee  irgendwie  auf  die  analoge,  aber  sich  in  engeren  Grenzen 
haltende  Schrift  des  A.  Rücksicht  genommen  hätte,  findet  sich  keine  Spur, 
und  das  würde  doch  wohl  geschehen  sein,  wenn  sie  damals  schon  existirt 
hätte.  A.  brauchte  umgekehrt  eben  wegen  jener  engeren  Grenzen  auf 
jenen  Versuch  des  D.  keine  Rücksicht  zu  nehmen;  ob  die  Versuche  zu 
zeigen,  dass  er  es  dennoch  gethan  habe,  gelungen  sind,  lasse  ich  dahin- 
gestellt, da  ich  mit  der  Hineinziehung  des  A.  in  diese  meine  Darstellung 
ohnehin  die  Grenzen  derselben  schon  überschritten  habe. 

380)  Lob  eck  Paralip.  S.  30. 

381)  C.  16.  A.  110. 

382)  S.  A.  285.  378.  Orion  p.  94, 16  ff.  iv  tat  tceql  arifisLcav  rov  V^qov  . . . 
iv  zm  Jtsgl  6r}(iEL<ov  'Odv66£iccg.  119,  27.  iv  zotg  örjfiEioig  rov  noirjzov.  Der 
eigentliche  Titel  war  wohl  tceqI  'Aqiozccq%ov  6t)[iel(ov  OpriQov,  s.  Lehrs 
Arist.1  S.  7 ff.  3S.  6 ff.  Die  auf  die  Ilias  bezüglichen  üeberreste  hat  Fried- 
laender Aristonici  jceqI  ötj^elcov  'iXiädog  reliquiae  emendatiores,  Göttingen 
1853.  8.  (vgl.  W.  C.  Kayser  Philologus  XXI.  1866.  S.  332-337),  die  zur 
Odyssee  gehörigen  Carnuth  A.  n.  a.  '08.  reliquiae  emendatiores,  Leipzig 
1869.  8.  (vgl.  d.  Rec.  v.  G.  Schümann  Phil.   Anz.  VI.  1874.  S.  137  —  146) 


Aristonikos  von  Alexandreia.     Theon.  215 

wesshalb  er  in  der  pseudo-hesiodeischen  Theogonie  ein  Gleiches 
gethau,  7CsqI  t&v  öiq^eicov  xav  ev  rfj  SeoyovCa  fifötddov383a), 
und  nicht  minder  in  den  Werken  und  Tagen383b)  aber  auch 
Commentare  zur  Ilias  und  Odyssee384)  und  zu  Pindaros385). 
Sein  Sohn  Ptolemaeos  war  gleichfalls  Grammatiker  und  lehrte 
gleich  ihm  in  Rom386). 

Theon387),  der  Sohn  des  Artemidoros388),  ergänzte  die  com- 
mentirende  Th'atigkeit  des  Didymos,  indem  er,  wie  wir  bereits 
wiederholt  gesehen  haben,  die  seine  den  älteren  alexandrinischen 


gesammelt.  Eine  Probe  von  einer  Reconstruction  der  letzteren  gab  vorher 
Sengebusch  Aristonicea,  Berlin  1855.  4.,  s.  Friedlaender  Jahrb.  f.  Ph. 
LXXVII.  1816-21  und  W.  C.  Kayser  a.  a.  0.  S.  337  —  342.  —  Römer 
Zu  den  Scholien  des  Aristonicus,  Bl.  f.  bayr.  Gymnw.  XII.  1876.  S.  13—18 
u.  bes.  in  der  A.  269  u.  ö.  angef.  Abh.  W.  C.  Kayser  Aristonikos  zu  Hom. 
IL  XH,  15.   X,  40,  Philologus  XV.  1860.  S.  544—546. 

383 Rb)  S.  A.  378.  Orion  p.  96,  27  ff.  ev  toig  arnietoig  'Hgioöov,  vgl. 
C.  16.  A.  121.  Die  Ueberreste  hat  Flach  in  den  beiden  dort  angef.  Abhh. 
Jahrb.  f.  Ph.  CIX.  S.  818—822  (zur  Theog.)  und  CXV.  S.  437—440  (zu  den 
Op.)  gesammelt. 

384)  Et.  Gud.  348,  29.  Koonog.  ev  v7to{ivri[iciTL  'iXiddog  'AoigtovChov. 
Strab.  a.  a.  0.  ev  xoig  neol  tov  MeveXäov  nXdvrjg  =  Comm.  z.  Od.  8.  In 
diesen  Commentaren  zeigte  er  unter  Anderem  eine  reine  mythologische  und 
geographische  Gelehrsamkeit,  wie  aus  den  vorhandenen  Spuren  ihrer  Be- 
nutzung bei  Herodianos,  Hesychios,  Servius,  Eustathios  und  Anderen  (s.  Lehrs  l 
S.  5—7.  3S.  6 — 8)  ersichtlich  ist.  Auch  die  verderbte  Stelle  bei  Ammon. 
p.  103  (=  Kallim.  Fr.  524)  ist  jedenfalls  nicht  mit  Valckenaer  S.  181 
und  Lehrs  S.  6  (5)  so  zu  verbessern,  als  hätte  A.  auch  einen  Commentar 
zur  Hekale  des  Kallimachos  geschrieben,  sondern,  mag  nun  der  Herstellungs- 
versuch von  0.  Schneider  Callimachea  II.  S.  672  vollständig  das  Richtige 
getroffen  haben  oder  nicht,  sicher  bezieht  sich  auch  dies  Citat  auf  den 
zur  Odyssee,  und  zwar  vielleicht  zu  e  (ev  vno[ivr pari  e-  KccXXifiaxog  für  ev 
vnoyivriiLctTi  eytdXea'?  s.  Schneider  a.  a.  0.).  Dass  kein  Grund  ist  auch 
Commentare  zu  Hesiodos  anzunehmen,  zeigt  Lehrs  S.  7  (6). 

385)  Schol.  Pind.  Ol.  I,  33.  III,  31.  VII,  153. 

386)  Ath.  XI.  481  d  und  Schol.  A  II.  z/,  423.  IltoXepctiog  6  tov  'Aoi- 
ozovlhqv.  Bei  Suid.  FltoXe^icciog  6  'AgiotovCnov  tov  yocciiticctiHov  jrar^,  xai 
ccvrog  yoccniLcczinog.  ccficpat  de  enedeUvvvro  ev  'Pco^y  ist  aus  demselben  sein 
Vater  geworden.  Denn  zwar  kann  ja  Letzterer  auch  Ptolemaeos  geheissen 
haben  und  auch  schon  Grammatiker  gewesen  sein;  dass  er  aber  auch  schon 
in  Rom  lehrte,  ist  ungleich  weniger  wahrscheinlich,  wenn  man  bedenkt, 
dass  es  nach  dem  Vorgang  des  A.  ohne  Zweifel  auch  dessen  Sohn  that: 
das  äficpco  zeigt  also  wohl  deutlich  die  Verwechselung. 

387)  Ahrens  Bucol.  Gr.  II.  S.  XXVII— XXXI.  C.  Giese.De  Theone 
grammatico  eiusque  reliquiis,  Münster  1867.  8.  Doctord. 

S.  A.  207. 


216     Dreissigstes  Capitel.     Die  späteren  alexandrin.  u.  a.  Grammatiker. 

Dichtern  Lykophron389),  Theokritos390),  Kallirnachos  für 
dessen  Al'ricc301),  Apollonios  dem  Rhoder392)  und  auch  noch 
dem  Nikandros393)  zuwandte.  Daneben  beschäftigte  er  sich 
aber  auch  mit  den  classischen  Dichtern,  schrieb  gleich  Didymos 
ein  Lexikon  zu  den  Komikern394),  vielleicht,  wie  schon  be- 
merkt wurde395),  gleich  dem  Commentar  zu  den  Alna  des 
Kallimachos  nur  eine  Vollendung  des  von  seinem  Vater  begonnenen 


389)  S.  C.  9.  A.  43.  44.    Weiteres  bei  Giese  S.  50  f. 

390)  S.  C.  5.  A.  75.  Etym.  Angel,  p.  VIII  Ritschi,  iv  vitoiivriputi  tg>  slg 
®s6xqitov  (vgl.  Schol.  Theoer.  I,  39).  Weiteres  b.  Giese  S.  42—46,  der 
auch  das  A.  207  angef.  Bruchstück  Et.  M.  *Aq{i6s  hieher  zieht. 

391)  S.  C.  13.  A.  99.    Giese  S.  49  f. 

392)  S.  C.  14.  A.  72.  74.  75.  C.  27.  A.  80.  89.  Vgl.  Giese  S.  47—49. 
Daraus  erklärt  sich  denn  auch  die  gelegentliche  auffallende  Uebereinstimmung 
in  den  Scholien  zu  diesem  und  zu  Theokritos,  s.  Ahrens  a.  a.  0.  S.  LX1V, 
vgl.  C.  14.  A.  17.    C.  22.  A.  85.  234. 

393)  S.  C.  10.  A.  126.    Giese  S.  46  f.    Vgl.  A.  262. 

394)  Hesych.  Praef.,  s.  A.  281.  Die  natürlichste  Auslegung  dieser  Worte 
ist  allerdings  die,  dass  er  auch  eines  zu  den  Tragikern  verfasst  habe,  aber 
nothwendig  ist  sie  nicht,  und  von  einem  solchen  ist  sonst  keine  Spur,  da 
die  heillos  verderbte  Stelle  Hesych.  'Jyvatss,  auf  welche  Ruhnken  bei 
M.  Schmidt  Quaest.  Hesych.  S.  XXII  und  nach  ihm  Welcker  Rhein. 
Mus.  1834.  S.  287  sich  stützten,  als  solche  nicht  gelten  kann,  s.  Ahrens 
S.  XXIX f.  Giese  S.  52—54.  Freilich  giebt  es  auch  nur  zwei  ausdrück- 
liche Citate  des  Th.,  welche  sich  auf  das  Komikerlexikon  beziehen:  Hesych. 
ZnhaXoi.  Phryn.  p.  377  Lob.,  s.  Giese  S.  54  f.  Gegen  die  Vermuthung  von 
Naber  Proleg.  ad  Phot.  lex.  S.  9,  in  Wahrheit  habe  ein  solches  von 
Didymos  selber  gar  nicht  existirt,  sondern  das  sogenannte  Komikerlexikon 
desselben  sei  in  Wirklichkeit  das  des  Th.  gewesen,  welches  dieser  aus 
den  Commentaren  des  D.  ausgezogen  und  etwa  Gicovog  lii-ig  xeo/nx?)  xara 
didvfiov  betitelt  habe,  s.  Giese  S.  62 f.  Aber  die  eigne  Vermuthung  von 
Giese  S.  63  f.  und  schon  von  M.  Schmidt  Didym.  S.  6,  nach  welcher  die 
betreffende  Arbeit  des  Didymos  und  des  Th.  gleichfalls  zusammenfallen 
würde,  indem  Ersterer  sich  der  Beihülfe  des  Letzteren  bedient  hätte,  ist 
um  Nichts  besser  begründet.  Naber  und  Giese  stützen  sich  dabei  gleich- 
massig  auf  die  höchst  auffällige  und  vielleicht  (s.  Schmidt  Didym.  S.  71) 
verdorbene  Stelle  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  973  iv  xri  KcafiL-ni}  Xi£ei  xfj  6v(x- 
pinxeo,  welche  auch  von  Hugo  Weber  De  Hesychii  ad  Eulogium  epistula, 
Weimar  und  Halle  1865.  4.  zu  der  nicht  minder  gewagten  Vermuthung  von 
zwei  verschiedenen  Ausgaben  vom  Tragiker-  und  vom  Komikerlexikon  des 
Didymos,  von  denen  die  lediglich  alphabetisch  geordnete  r  GvpfiiKxug  ge- 
nannt worden  sei,  ausgenutzt  ist  (vgl.  d.  Rec.  v.  M.  Schmidt  Jahrb.  f.  Ph. 
XCL.  1865.  S.  749—764).  Einstweilen  wenigstens  wird  die  Ausübung  der 
ars  nesciendi  hier  das  allein  Richtige  sein. 

395)  S.  A.  214. 


Theon.  217 

Werkes,  ferner  einen  Commentar  zur  Odyssee396)  und  vielleicht 
auch  zu  Pin  dar  os397).  In  seiner  Auslegung  des  Apollonios 
fasste  er  allem  Anschein  nach  ausschliesslich  die  mythologische 
und  mythographische  Seite  ins  Auge,  und  zwar  dergestalt,  dass 
„das  Object  unter  der  Fülle  des  herbeigeholten  Stoffs  fast  ver- 
schwindet und  nur  die  Frage  nach  den  Quellen  des  Apollonios 
die  Erklärung  des  Dichters  wirklich  angeht"  398);  und  nicht  anders 
oder  doch  nicht  viel  anders  wird  er  auch  bei  Lykophron  und 
Kallimachos  zu  Werke  gegangen  sein.  Dass  er  im  Uebrigen 
aber  doch  auch  die  eigentliche  Grammatikerthätigkeit  nicht  ganz 
vernachlässigte,  zeigt  sein  Komikerlexikon,  und  auch  sonst  sind 
einzelne  Spuren  seiner  Beschäftigung  mit  der  Worterklärung  und 
Accentuirung  aus  seinen  homerischen  und  sonstigen  Commentaren 
geblieben399).  Wenn  es  übrigens  wirklich  von  Didymos  gilt, 
dass  er  den  seinen  den  Text  beigab,  so  wird  es  auch  von  ihm 
anzunehmen  sein.     Seine  Schule  in  Rom  übernahm  Apion400). 

396)  Et.  M.  IlvsXog.  0.  iv  vnoiivjinaxi  'OSvaasLug.  Et.  Angel,  p.  XII 
Ritschi  Joqv.  iv  vnoyLvr]^a.xi  Qecovog  slq  xqv  'Oövöasiav.  Vgl.  Crainer  Anecd. 
Par.  IV.  S.  61.  iv  v7ZO(ivrjcei  .  . .  ©icovog.  Et.  M.  "A-x[ir}vog.  Steph.  'TitSQrjOia. 
Ahrens  S.  XXVIII.    Giese  S.  38— 41. 

397)  Schol.  Ol.  V,  42,  vgl.  C.  22.  A.  234.  Ob  dies  jedoch  aus  diesem 
Scholion  geschlossen  werden  darf,  ist  sehr  fraglich,  s.  Giese  S.  41  f. 

398)  v.  Wilamowitz  Eurip.  Herakles  I.  S.  156.  Vgl.  auch  Giese 
S.  66  f.  und  C.  14.  A.  75. 

399)  Giese  S.  67.    Ahrens  S.  XXVIII  ff. 

400)  Suid.  'Anioov,  s.  A.  207.  Th.  dürfte  hiernach  zur  Zeit  des  Tiberius 
gestorben  sein,  s.  264  u.  Suid.  a.  a.  0.  inaidsvas  de  ('Anicov)  inl  KaC6ccqog 
aal  KXavdtov  iv  'Papy'  rjv  ds  dicido%og  ©scavog  xov  yqu^ati'Aov  nah  ovy- 
XQovoj  diovvGiov  xov  \iXi*ccQva.e6s<og.  Nicht  übel  vermuthet  Hillscher 
a.  a.  0.  S.  368,  die  letztere  verkehrte  Angabe  sei  darauf  zurückzuführen, 
dass  vielmehr  Th.  als  Zeitgenosse  des  Dionysios  von  Halikarnassos  bezeichnet 
war;  indessen  war  er  doch  offenbar  nur  dessen  jüngerer  Zeitgenosse. 
Als  Schüler  des  Apion  (aber  wohl  in  Alexandreia)  erscheint  bei  Suid. 
Avxiqwg  6  y.a.1  'AnoXXcaviog,  'AXs^avdQSvg,  yqa^yiaxmog  Apollonios  mit  dem 
Beinamen  Anteros,  und  Schol.  A  II.  T,  243  begegnet  uns  Apollonios,  der 
Sohn  des  Theon,  und  eine  Zurechtweisung  desselben  durch  Ptolemaeos  von 
Askalon  (nQog  ds  xctvxcc  vytwg  änscpr'ivccvxo  xwsg,  xcci  b  'Aa-naXcovLxrjg).  Bei 
der  völligen  Ungewissheit  über  die  Zeit  des  Letzteren  (s.  A.  67)  steht  der 
Vermutbung  von  Graefenhan  a.  a.  0.  III.  S.  61,  welche  Giese  S.  28f.  zu 
billigen  geneigt  ist,  dass  der  von  diesem  Ptolemaeos  bekämpfte  Apollonios 
eben  Anteros  sei,  nichts  Zwingendes  im  Wege  (selbst  so  würde  es  übrigens 
immer  noch  fraglich  sein,  ob  T.  selber  gleichfalls  auch  in  Alexandreia 
lehrte);  auf  der  anderen  Seite  aber  ist  es  ebenso  gut  möglich,  dass  der 
betreffende  Theon  ein  anderer  und  früher  lebender  Mann  als  der  Sohn  des 


218  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

Endlich  muss  hier  schliesslich  noch  eines,  wie  es  scheint, 
im  ersten  Jahrhundert  v.  Chr.  entstandenen  Commentars  zum 
pseudo-euripideischen  Rhesos  von  ganz  eigentümlicher  Art 
gedacht  werden,  indem  derselbe,  wie  unsere  Scholien  zu  diesem 
Stücke  lehren,  eigens  zu  dem  Zwecke  geschrieben  war  die  Un- 
ächtheit  desselben  nachzuweisen.  Ob  er  mit  einer  Ausgabe  ver- 
bunden war,  lässt  sich  nicht  ganz  mit  Sicherheit  ausmachen401). 


Einunddreissigstes  Capitel. 
Rhythmik  nnd  Metrik. 

Die  Grundlage  der  rhythmisch-metrischen  Theorie  war  bei 
den  Griechen  stets  die  praktische  Frage  nach  dem  Masse  (jjlbxqov) 
oder  der  Masseinheit,  welche  allen  rhythmisch-metrischen  Com- 
positionen  zu  Grunde  liegt1),  und  man  fand  diese  zuerst  ganz 
roh  empirisch  in  Dem,  was  wir  mit  einer  sehr  schlechten,  aber 
leider  nun  einmal  eingebürgerten  Uebersetzung  den  Versfuss 
nennen.  Man  tactirte  nämlich  ursprünglich  und  vielfach  auch 
noch  später  durch  Auftreten  des  Fusses:  durch  jeden  Niedertritt 
ward  der  starke  Tacttheil  oder  die  Hebung  bezeichnet,  und  daher 
ward  die  Silbengruppe  von  einem  solchen  Fusstritt  bis  zum 
anderen  selbst  ein  „Fusstritt"  (ßdtiig  oder  jtovg)  genannt2).     Von 

Artemidoros  und  sein  Sohn  Apollonios  vielleicht  vielmehr  der  oben  A.  99—101 
besprochene  Schüler  des  Aristarchos  gewesen  sei. 

401)  Denn  „jetzt  zwar  erscheinen  die  kritischen  Bemerkungen  verzettelt 
als  Erklärungen  zu  kritischen  Zeichen"  (vgl.  C.  16.  A.  27 b),  aber  es  ist 
nicht  zu  sagen,  ob  sie  als  solche  niedergeschrieben  wurden",  denn  das 
Ganze  ist  .  .  .  nur  durch  einen  anderen,  doch  wohl  höchstens  100  Jahre 
jüngeren  Commentar,  welcher  sich  die  Widerlegung  dieser  Behauptung  zur 
Aufgabe  stellte,  oder  vielmehr  durch  die  verstümmelten  Auszüge  aus 
letzterem,  die  den  Grundstock  unserer  Scholien  zu  diesem  Stück  bilden, 
erhalten.  Kein  Citat  in  dem  älteren,  übermässig  tadelnden  Commentar  geht 
unter  das  erste  Jahrh.  v.  Chr.  hinab.  S.  das  Genauere  bei  v.  Wilamo- 
witz  De  Rhesi  scholiis,  Greifswald  1877.  4.  und  a.  a.  0.  S.  155  f. 

1)  S.  zum  Folgenden  Brambach  Metrische  Studien  zu  Sophokles, 
Leipzig  1869.  8.  S.  IXff.  Rhythmische  und  metrische  Untersuchungen,  Leipz. 
1870.  8.  S.  3  ff. ,  an  den  ich  mich  anfänglich  eng  anschliesse.  Vg].  jedoch 
die  Rec.  v.  Susemi  hl  Zur  griechischen  Rhythmik  und  Metrik,  Jahrb.  f. 
Philol.  CVII.  1873.  S.  289—304,  in  welcher  freilich  jetzt  auch  schon  Mehreres 
veraltet  ist. 

2)  Dass  novg  in  metrischer  Bedeutung  zunächst  diesen  Sinn  hatte,  zeigt 
Brambach  M.  St.  S.  15. 


Einleitung.  219 

dieser  ältsten,  rohen  Theorie,  nach  welcher  der  Vers  so  viel 
Masseinheiten  QietQa)  als  Fusstritte  in  diesem  Sinne  hat,  ist 
die  Bezeichnung  der  gangbarsten  Verse  als  sechs-,  drei-  und 
viermässig,  s%d{i6TQOV)  tQc^stQov^  xetQa^etQOV^  die  sich  schon  bei 
Herodotos3)  findet,  geblieben4).  Sodann  aber  erkannte  man,  dass 
ein  gemeinsames  Mass  doch  selber  stets  die  nämliche,  unver- 
änderliche Grösse  haben  muss,  während  die  Versfüsse  vielfach 
von  verschiedener  Länge  sind,  die  sich  nach  der  verschiedenen 
Zahl  der  zu  einem  jeden  gehörigen  langen  und  kurzen  Silben 
richtet,  und  der  nächste  Fortschritt  war  daher,  dass  man  nun- 
mehr die  Silbe  als  Mass  ansah5).  Man  blieb  also  auch  jetzt 
noch  bei  der  metrischen  Erscheinung  stehen  und  gelangte  noch 
nicht  zu  dem  Gedanken  einer  abstracten  Tactlehre,  welche  ebenso 
gut  auf  die  Ton-  und  Tanzkunst  wie  auf  die  metrisch  gebundene 
Rede  anwendbar  war6).  Man  übersah  aber  auch  noch,  dass 
keineswegs  die  Zeitdauer  aller  kurzen  Silben  unter  einander, und 
ebenso  wenig  die  der  langen  unter  sich  von  Natur  die  gleiche 
ist;  man  hielt  sich  vielmehr  einfach  daran,  dass  in  der  metrischen 
Rede  oder  im  Verse  die  kurze  meistens  die  Hälfte  der  langen 
war6).  Und  so  war  es  denn  freilich  auch  schon  von  diesem 
Standpunkte  aus  möglich  die  Versfüsse  in  einfache  und  zusammen- 
gesetzte,   Monopodien    und    Dipodien,   ja   vielleicht    auch    schon 

3)  I,  12  (doch  s.  Stein  z.  d.  St.).  47.  62.  174.   V,  60.  61.   VII,  220. 

4)  Gleichwie  bei  uns  mit  „Mass"  auch  das  Gemessene  selbst  be- 
zeichnet wird,  so  ging  es  auch  mit  dem  griechischen  (iexqov:  zunächst  be- 
zeichnet es  freilich  das  Versmass,  dann  aber  auch  das  durch  dasselbe  ab- 
gemessene Ganze,  den  Vers,  so  erscheint  es  bei  Aristoteles  in  der  Poetik 
neben  einander  bald  in  der  ersteren  bald,  und  zwar  gewöhnlich  iu  der 
letzteren  Bedeutung,  und  so  blieb  der  Gebrauch  stets. 

5)  Mar.  Vict.  I,  12,  24  f.  p.  51,  29  ff.  Keil,  quidam  autem  non  pedem 
metrum  esse  volunt,  sed  syllabam,  quod  hac  ipsum  quoque  pedem  metiamur, 
et  quod  finita  mensura  esse  debeat,  pedes  autem  in  versu  variantur.  alii 
(d.  i.  Aristoxenus)  rursum  nee  pedem  nee  syllabam  metrum  putant  esse 
dicendum,  sed  tempus  etc.  Aristol.  Met.  XIV,  1.  1087 b  36.  [lexqov  .  .  .  iv 
qv&iiols  ßccoig  rj  ovXXctßr)  (wo  ßäoig  falsch  verstanden  ist  von  Westphal 
Metr.  I2.  S.  522.  Anm.,  s.  vielmehr  Bonitz  Ind.  Aristot.  135b  6  ff.,  bei 
Aristoxenos  freilich  bezeichnet  ßccoig  bekanntlich  =  „Niedertritt  des  Fusses" 
nur  den  schweren  Tacttheil).  Aristox.  bei  Psell.  §.  1  (p.  621  Caesar)  =  West- 
phal a.  a.  Ü.  I2.  Anh.  p.  18,  5  ff.  r\  ovXXaßq  ovxcog  av  t'xoi  nqbg  xbv  qv&^iov 
<bg  xb  [istQOV  7tgog  xb  [isxQOVfisvov,  sltisq  xoiovxov  egxlv  olov  (istqelv  xbv 
QV&fiov.  dXXa  xovvov  \i\v  xbv  Xoyov  oi  7taXcuol  k'cpccoav  qv&{ilkol,  6  de  ys 
'Aqioxö^ivog  ovk  toxi,  q>r)(>i\  [isxqov  fj  övXXaßjj.    näv  yccq  [isxqov  h.  x.  X. 

6)  S.  die  Polemik  des  Aristoxenos  im  weiteren  Verlauf  der  angef.  Stelle. 


220  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

Tripodien,  Tetrapodien,  Pentapodien  und  Hexapodien  zu  theilen 
und  diesse  Füsse  und  Reihen  in  die  drei  Tactarten  (y£vv\  7toÖLxa)y 
welche  uns  bereits  bei  Piaton  und  Aristoteles  begegnen7),  die 
daktylische,  ianibische  und  paeonische8),  einzugliedern,  und  von 
da  war  es  denn  freilich  nur  ein  einziger,  aber  ein  sehr  bedeut- 
samer weiterer  Schritt,  dass  Aristoxenos  an  die  Stelle  der  kurzen 
Silbe  als  Masseinheit  das  rhythmische  Zeitatom  (%Qovog  7tgcotog) 
setzte  und  so  von  der  Silbenmessung  zu  der  allein  richtigen 
Zeitmessung  überging,  die  Rhythmik  als  abstracte  Tact-  und 
Tempolehre  von  der  Metrik  ablöste  und  ihr  eine  concrete  rhyth- 
mische Compositionslehre  (Qvd-{iojtoucc)  an  die  Seite  setzte,  von 
welcher  die  Metrik  oder  metrische  Compositionslehre  wiederum 
nur  eine  besondere  Anwendung  war8b). 


7)  Plat.  Rep.  III.  400  Äff.     Aristot.  Rhet.  III,  8. 

8)  Hernach  von  Aristoxenos  bekanntlich  yevog  i'aov,  dinXccöiov,  tj^lio- 
Xiov  genannt  wegen  des  Verhältnisses  2:2,  2:1  und  1  x/2  :  1  der  Hebung 
zur  Senkung. 

8b)  In  der  Abhandlung  von  Spiro  Der  kyklische  Dactylus  und  die 
lesbische  Lyrik,  Hermes  XXIII.  1888.  S.  234—258  findet  sich  freilich  neben 
vielen  anderen  übereilten  Behauptungen  (z.  B.  dass  es  keine  anapaestischen 
Tripodien  gegeben  habe),  S.  241  f.  auch  die,  dass  Aristoxenos  nach  seiner 
eignen  ausdrücklichen  Aussage  Rhythm.  p.  409  Marqu.  (266—268  Mor.)  vvv 
de  i](iiv  neql  ccvxov  Xenxeov  xov  ev  (iov6wij  xaxxopevov  qv&fiov  nur  vom 
musikalischen  Rhythmos  handeln  wolle.  Spiro  scheint  also  nicht  zu  wissen, 
dass  \i>ov6i%r\  im  Griechischen  sehr  oft  eine  weit  umfassendere  Bedeutung 
als  die  von  Tonkunst  hat,  dergestalt  dass  sogar  unter  Umständen  die  Dicht- 
kunst allein  so  bezeichnet  werden  kann  (Plat.  Phaed.  60  E  ff.).  Hätte  er  ein 
klein  wenig  weiter  gelesen,  so  würde  er  gefunden  haben,  dass  Aristoxenos 
im  ersten  Buch  vom  Rhythmos  im  Allgemeinen,  der  z.  B.  auch  in  der 
Prosa,  im  Pulsschlag,  im  Ein-  und  Ausathmen  vorhanden  ist,  und  dessen 
Arten  gesprochen  hatte  und  nun  im  zweiten  von  dem  Kunstrhythmos  sprechen 
will,  welcher  der  Dicht-,  Ton-  und  Tanzkunst  gemein  ist:  p.  411,  7  ff. 
Marqu.  (278  Mor.).  dioaqelxai  de  6  %qovog  vnb  xäv  QV&[ii£o[iei>cov  xoig  endorov 
avxwv  [legeoiv.  eaxi  de  xa  QV&^o^evcc  xqicc'  Xe£ig,  peXog ,  v.ivr\Gig  oco^taxiyi^. 
Und  wenn  er  dann  noch  etwas  weiter  gelesen  hätte,  würde  er  eingesehen 
haben,  dass  Aristoxenos  nicht  bloss  die  Rhythmik,  sondern  auch  sogar 
noch  die  Rhythmopoeie  als  Grundlage  der  Metrik  ansah:  p.  412,  7  ff.  Marqu. 
(284  Mor.).  aavvQ-exov  drj  (hccI  cvv&exovy  %qovov  nqbg  xr\v  xr\g  qvd-fionouag 
XQTjGiv  ßXenovxeg  eqov^ev  olov  rode  xi'  (iccv  xiy  %qovov  [liye&og  vnb  [iictg 
avXXaßrjg  rj  vnb  cp&oyyov  evbg  rj  6ri(ieiov  (=  Tanzpas)  nocxccXricpd'fj, 
cc6vvd"exov  xovxov  eqovpev  xbv  %qovov  eocv  de  avxb  xovxo  [leye&og  vnb 
nXeiovcov  cpQ'oyymv  r]  f-vXXccßcov  rj  Grjfielcov  %axaXrlrpQ'f} ,  evv&exog  b 
XQovog  ovxog  qr\&r\aexai^  und  dass  die  dann  p.  288  Mor.  folgende  genauere 
Unterscheidung   ocnXcog   per   dövv&exog   (nämlich   nqbg  xr\v  xr\g   qv&fionoiLag 


Einleitung.  221 

Es  war  sehr  natürlich,  dass,  nachdem  dieser  allein  richtige9) 
Standpunkt  der  Betrachtung  dergestalt  kaum  erreicht  war,  doch 


XQrjGiv)  Xsysc&co  b  vnb  (irjSsvbg  xcov  qv&hl£o{ievcov  8ir}Qr){LEvog'  cooavxcog  8s 
■aal  Gvv&ETog  b  dnb  ndvxcov  xcov  Qv&fiifcoiisvcov  SirjoriiiEVog'  nr\  8s  övv&sxog 
-aaC  nr\  dovvdsxog  6  vnb  [isv  xivog  8irjQr}^iEVog ,  vnb  8s  xivog  d8iaiqsxog  cov. 
b  [isv  ovv  dnXcog  davv&sxog  xoiovxog  av  xig  «fy,  olog  ft^O"'  vnb  ^vXXaßcov 
nXsiovcov  {trift'  vnb  cp&oyycov  ju.rj'fr  vnb  gyhieicov  aatE%E6&ai'  o  8  anXcog 
cvv&sxog  b  vnb  ndvxcov ,  xal  nXsiovcov  r)  svbg  Kaxs%oLiEvog'  o  8s  iLvaxog  co 
6Vfißsßr}7iEV  vnb  cpftoyyov  [isv  svog,  vnb  avXXccßcöv  8s  nXsiovcov  ■aaxaXricpQ'riv  ai 
(wenn  also  z.  B.  da,  wo  im  Gedicht  [und  der  Melodieführung]  ein  Daktylos 
steht,  die  Begleitung  nur  zwei  Töne  von  je  zwei  %qovoi  nocoxoi,  also  einen 
Spondeios  hat)  r)  dvdnaXiv  vnb  ovXXaßrjg  (isv  piäg,  vnb  cp&byycov  8s  nXsiovcov 
(also  z.  B.  Text  Spondeios ,  Musik  Daktylos)  kaum  anders  vollkommen  ver- 
ständlich ist,  als  wenn  Aristoxenos  obendrein  annahm,  dass  in  der  griechi- 
schen Vocalmusik  die  Tactart  der  musikalischen  Composition  ganz  dieselbe 
war  wie  die  des  Gedichts,  ganz  anders  als  in  der  unseren.  Wenn  also 
Spiro  dies  besser  weiss,  so  geschieht  es  wenigstens  auf  seine  eigne  Gefahr, 
und  er  hätte  doch  mindestens  erst  versuchen  sollen  die  eindringende  Be- 
weisführung Westphals  Die  Fragmente  und  die  Lehrsätze  der  griechischen 
Rhythmiker  (Leipzig  1861).  S.  3—6  zu  widerlegen.  Und  dabei  haben  längst 
Caesar  und  Westphal,  auf  den  er  glaubt  von  oben  herabsehen  zu  dürfen, 
die  richtige  Erklärung  dieser  überdies  gar  nicht  dunklen  Stellen  gegeben! 
9)  Wie  ein  Irrthum  des  Aristoxenos  in  der  eben  zuletzt  angegebnen  Hin- 
sicht möglich  gewesen  wäre,  ist  in  der  That  nicht  abzusehen.  Auch  würde 
sonst  der  einzigartige  Formenreichthum  der  antiken  Metrik  unerklärlich. 
Damit  fällt  aber,  wie  mir  scheint,  auch  bereits  die  ganze  neue  metrische 
Theorie,  welche  Spiro  vorbringt,  über  den  Haufen,  wenn  auch  v.  Wila- 
mowitz,  von  welchem  sie  stammt,  sie  sicher  besser  zu  begründen  ver- 
mag, als  es  von  Spiro  geschehen  ist.  Allerdings  erklärt  sich  Spiro 
S.  242  f.  mit  Recht  gegen  den  Missbrauch,  welcher  mit  Dionys.  v.  H.  C.V.  17. 
p.  108  f.  R.  xca  xo  ys  rjgcoiabv  [iexqov  . .  .  naoaSsiy^a  8'  avxov  x68s  (Od.  t,  39)* 
'LXloQ'sv  {is  cpsQcov  avEfiog  Kwovsaoi  nsXacosv. 

oi  (isvxoi  (jvd'iiLTioi  xovxov  xov  no8bg  (näml.  xov  SwaxvXov)  xr)v  (ictHociv 
ßqa%vxsQav  slval  cpuGi  xrjg  xsXsiag'  ovv.  s"%ovxsg  8'  slnsiv  noöco,  -aaXovoiv 
ccvxrjv  aXoyov  sxeqov  8'  dvxiöxQOcpov  xiva  xovxco  qv&liov,  og  uno  xcov 
ßoa%sicov  dq^dyt,svog  sni  xr)v  aXoyov  xavxr\v  xsXsvxa,  %coqiGavxsg  dnb  xcov 
dvanaioxcov  -avaXiov  (so  trotz  Spiro  wahrscheinlich  richtig  G.  Hermann 
für  %vaXov)  naXovai  ,  naqdSsiy^a  avxov  rpsqovxsg  xoiovSs* 
%s%vxai  noXig  vtyCnvXog  aaxd  yäv 

von  Anderen  und  auch  von  mir  fort  und  fort  getrieben  ist:  es  ist  hier  also 
von  anapaestischen  Versen  beschleunigten  Tempos  die  Rede,  und  solche 
Verse  sollen  xvaXioi  genannt  worden  sein.  Diesen  Namen  auch  auf  die 
analogen  Daktylen  zu  übertragen  widerspricht  geradezu  den  übrigens  ver- 
wirrten oder  lückenhaften  Worten  des  Dionysios:  man  erwartet  vielmehr 
nach   dem  Zusammenhang  etwa:    of  {isvxoi   QV&[iiaoi  (sv  xovxco  xco  naqa- 


222  Eirmnddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

nunmehr  eine  Scheidung  der  Theoretiker  auf  diesem  Gebiete  in 
Rhythmiker  und  Metriker  oder  Musiker  und  Grammatiker  ein- 
trat, von  denen  nur  die  ersteren  dem  Vorgange  des  Aristoxenos 
folgten,  die  letzteren  aber  an  der  Silbenzählung  festhielten, 
freilich  nicht  ohne  dabei  der  neuen  rhythmischen  Theorie  einen 
mehr  oder  minder  starken  Einfluss  zu  gestatten,  was  denn  zu 
einem  sehr  unorganischen  Gemenge  führen  musste.  Denn  die 
eigentliche  Blüte  der  für  den  Gesang  geschaffenen  Dichtung  war 
ja  vorüber,  und  für  die  neu  erstehende  philologische  Wissen- 
schaft waltete,  so  weit  sie  überhaupt  auf  diese  Fragen  genauer 
einging,  zunächst  nur  das  Interesse  ob  die  metrische  Gliederung 
der  alten  classischen  Erzeugnisse  dieser  Poesie  zu  verstehen;  die 
musikalische  Composition  derselben  in  Betracht  zu  ziehen  blieb 
den  gelehrten  Musikern  von  Fach  überlassen.  Es  ist  möglich, 
dass  ein  so  vielseitig  gebildeter  Mann  wie  Aristophanes  von 
Byzanz  bei  seiner  Thätigkeit  auf  diesem  Gebiete  auch  die  er- 
forderlichen musikalischen  Kenntnisse  besass,  aber  ob  es  wirk- 
lich der  Fall  war  oder  nicht,  das  können  wir,  wie  schon  früher 
bemerkt  wurde 9b),  nicht  beurtheilen,  und  wenn  er,  was  sich  aber 
auch  durchaus  nicht  entscheiden  lässt10),  der  Urheber  des  älteren 


dsLyputi)  x.  t.  X.,  und  ganz  dazu  stimmen  auch  die  Aeusserungen  20.  p.  143  f. 
über  den  Vers  Od.  X,  598,  von  dessen  fünf  Daktylen  es  heisst:  nai  ovxoi 
ys  7tccQttd£di<oyiiEvccg  e'xovtsq  rag  aXoyovg,  cogts  ju.17  noXv  dtacpigsiv  tvtovg 
xmv  TQO%al(ov.  Von  Verbindungen  von  Trochaeen  und  Daktylen,  Iamben 
und  Anapaesten  zu  den  sogenannten  Logaoeden  ist  hier  gar  keine  Rede, 
und  für  die  rhythmische  Messung  der  Daktylen  und  Anapaeste  in  solchen 
Verbindungen  (in  Bezug  auf  welche  ich  übrigens  Caesars  Ansicht,  dass 
die  Länge  6/4  und  jede  der  beiden  Kürzen  %  Moren  hatte,  für  die  einzig 
richtige  halte) ,  ist  aus  diesen  Stellen  schlechterdings  Nichts  zu  erschliessen. 
Genau  ebenso  grundlos  ist  aber  auch  die  Behauptung  von  Spiro  (vgl.  auch 
Kiessling  Ausg.  des  Horatius  I2.  S.  3  und  gegen  ihn  unten  A.  51),  dass 
man  solche  Verse  auch  gar  nicht  als  derartige  Verbindungen  ansehen, 
sondern  sie  nur  in  Kola  zerlegen  dürfe.  Warum  hätten  sich  denn  eigent- 
lich die  griechischen  Lyriker  die  Mühe  gemacht  gerade  in  diesen  be- 
stimmten Kolen  zu  dichten?  Für  die  musikalische  Composition  sollen  die 
letzteren  ja  nach  Spiro  keine  Bedeutung  gehabt  haben,  folglich  hätten 
hier  alle  beliebigen  anderen  Silbenschemen  genau  denselben  Dienst  gethan; 
für  blosse  Declamation  oder  gar  blosse  Leetüre  arbeiteten  ja  aber  diese 
Dichter  nicht,  sondern  für  den  Gesang.  Weiter  auf  eine  Widerlegung 
Spiros,  die  nicht  schwer  sein  würde,  einzugehen  gehört  hier  nicht  zur 
Sache.     Vgl.  auch  A.  2. 

9b)  C.  16.  S.  438  mit  A.  34b. 
10)  S.  unten  A.  32.  34.  34b. 


Die  ancharistoxenischen  Rhythmiker.  223 

von  denjenigen  beiden,  bald  zu  besprechenden  metrischen  Systemen 
sein  sollte,  welche,  in  der  Alexandrinerzeit  entstanden,  mass- 
gebend für  die  folgenden  Jahrhunderte  wurden,  so  würde  man 
dies  entschieden  verneinen  müssen. 

Aber  auch  den  Rhythmikern  ist  es  allem  Anscheine  nach 
nicht  gelungen  das  rhythmische  System  des  Aristoxenos  in  irgend 
einem  Stücke  noch  zu  verbessern.  Wir  wissen  im  Uebrigen  sehr 
wenig  von  ihnen11);  nur  von  einer  einzigen  Schrift,  von  der  sich 
freilich  auch  weder  der  Titel  noch  der  Verfasser  noch  die  Ent- 
stehungszeit angeben  lässt12),  deren  Inhalt  aber  von  Aristeides 
Kointilianos13)  als  die  Theorie  Derjenigen  bezeichnet  wird,  welche 
die  Rhythmik  von  der  Metrik  trennen  (ot  %a)QL£ovTsg),  haben 
wir  genauere  Keuntniss,  und  da  ersehen  wir  denn  aus  seinem 
Auszuge,  dass  alle  Abweichungen,  welche  diese  Schrift  von 
Aristoxenos  enthielt,  ausnahmslos  als  Verkehrtheiten  anzusehen 
sind14). 

11)  Dionys.  v.  Hai.  a.  a.  0.  (s.  A.  9).  Bei  Porphyr,  in  Ptolem.  p.  219, 
wo  Dionys.  v.  Hai.  d.  J.  citirt  wird,  hat  Westphal  Metr.  I2.  Anh.  S.  25 
statt  wavoviKol  Z.  15  (jlovol-hol  in  den  Text  gesetzt,  aber  s.  Caesar  Grund- 
züge der  griech.  Rhythmik  (Marburg  1861).  S.  286  f. 

12)  Der  Titel  war  vielleicht  \Pvofyuxa  6xoL%£ia.  Jedenfalls  war  das 
Ganze  nur  ein  überarbeiteter  Auszug  aus  dem  zweiten  oder  auch  zweiten 
und  dritten  Buche  der  so  betitelten  Schrift  des  Aristoxenos,  wie  die  Wieder- 
gabe bei  Arist.  Quintil.  de  mus.  I,  13 f.  (bis  p.  23,  21  Jahn.  32,  10  Westph. 
51,  1  Caes.)  18  f.  p.  31—35.  40—43  Meib.  lehrt.  Es  steht  aber  nicht  einmal 
so  viel  fest,  ob  derselbe  in  vorchristlicher  Zeit  entstanden  ist.  Denn  was 
das  Zeitalter  des  Aristeides  anlangt,  so  hat  Caesar  a.  a.  0.  S.  1 — 36  in 
hohem  Grade  wahrscheinlich  gemacht,  dass  derselbe  erst  gegen  Ende  des 
3.  Jahrb.  n.  Chr.  gelebt  habe.  Ihn  hat  dann  freilich  Alb.  Jahn  Arist. 
Quint.  de  mus.  libri  III,  Berlin  1882.  S.  XXI.  XXXI  zu  widerlegen  und 
diesen  Schriftsteller  spätestens  der  ersten  Hälfte  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  zu- 
zuweisen versucht,  und  Westphal  Metr.  I3.  S.  20 f.  weiss  sogar  schon 
ganz  sicher,  dass  derselbe  ein  Freigelassener  des  Rhetors  Quintilianus  war; 
aber  wenn  die  Sache  auch  nicht  völlig  zweifellos  ist,  so  hat  doch  allem 
Anscheine  nach  Caesar  Disput,  de  Aristidis  Quintiliani  aetate,  Mar- 
burg 1883.  4.  Supplementum  disputationis  de  A.  Qu.,  Marburg  1884.  4. 
seine  Ansicht  mit  dem  besten  Erfolg  vertheidigt. 

13)  I,  18  z.  A.  p.  40  Meib.  of  [jlsv  ovv  av^inXs-Kovxsg  rfj  iisxQwij  ü'scoqloc 
xrjv    nsQi    QV&iiav   xoiavxrjv   xivu   Ttsnoiqvtai  xr\v  x£%voXoytctv'    oi  Ss  %(oql- 

£0VX£Q    EXSQCOg    TC010V6L    X.  X.  X. 

14)  So  erkannte  sie  in  Uebereinstimmung  mit  den  Metrik ern ,  aber  im 
Widerspruch  mit  Aristoxenos  (Rhythm.  p.  302  Mor.  p.  415,  13  ff.  Marqu.) 
den  Pyrrichios  bereits  als  Tact  an,  wovon  denn  die  nothwendige  Folge 
der  Widersinn    war,    dass   demgemäss    der    unaufgelöste   Paeon  _  u  _   für 


224  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  undjMetrik. 

Aus  demselben  Aristeides  Kointilianos,  und  zwar  gleichfalls 
aus  dem  rhythmischen  Abschnitt  von  dessen  Encyklopaedie  der 
musischen  Künste,  und  aus  den  aus  derselben  Quelle  geflossenen 
Bruchstücken  einer  Pariser  Handschrift  lernen  wir  auch  ein 
metrisches  System  kennen,  von  welchem  sonst  nur  wenig  Spuren 
geblieben  sind15),  und  welches  dieser16)  Denjenigen  zuschreibt, 
die  die  Rhythmik  mit  der  Metrik  verflechten  (ot  öv^i7t?Jxovr8g 
rfj  [leTQiKfj  ftecoQla  xv\v  7CsqI  (Jv&hcdv).  Vielleicht  darf  man  gerade 
daraus,  dass  dies  System  bei  den  späteren  Metrikern  so  wenig 
Anklang  fand,  und  daraus,  dass  der  Urheber  desselben  ungleich 


einen  einfachen ,  der  aufgelöste  _  u  u  u  oder  v  \j  w  _  für  einen  aus  Trochaeos 
und  Pyrrichios  oder  Pyrrichios  und  Iambos  zusammengesetzten  Tact  an- 
gesehen  werden    musste    und    aus    der    aufgelösten   paeonischen    Dipodie 

wuu wwu    sogar    das    Monstrum    einer   vermeintlich    aus    Pyrrichios, 

Iambos ,  Trochaeos  und  Pyrrichios  zusammengesetzten  Reihe  entstand 
(s.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  291).  Höchstens  kann  man  darüber  zweifelhaft 
sein,  ob  es  ein  Fortschritt  oder  ein  Rückschritt  war,  wenn  der  Urheber 
dieser  Schrift  (p.  35  Meib.)  zweimal  neben  den  drei  regelmässigen  Tactarten 
nur  noch  von  epitritischen  Tacten  sprach,  während  Aristoxenos  (p.  14,  6  ff. 
Westph.)  auch  noch  triplasische  anerkannte.  Indessen  ist  auch  hier  das 
Letztere  viel  wahrscheinlicher,  s.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  291  —  293.  Im 
üebrigen  s.  das  Genauere  bei  Westphal  a.  a.  0.  I2.  S.  89  f.  581—590, 
auch  Caesar  Grundzüge  S.  225—236.     Susemihl  a.  a.  0.  S.  289  ff. 

15)  Schol.  metr.  Pind.  Ol.  2.  4.  in.  r\'  fr '.  Ol.  13.  arg.  e'.  Bakch.  Isag. 
p.  24  f.  Meib.  (bei  Westphal  Metr.  I2.  Anh.  S.  47  f.).  Mar.  Victor.  II,  2,  36  ff. 
Gaisf.  p.  73,  23  ff.  Keil.  Die  Bruchstücke  aus  der  Pariser  Hdschr.  3027 
(zuerst  veröffentlicht  von  Vincent  Notices  et  extraits  des  Manuscrits 
T.  XVI,  Paris  1847)  stehen  bei  Westphal  a.  a.  0.  S.  44 f.  Der  Verfasser 
des  Aufsatzes,  aus  welchem  sie  stammen,  und  Aristeides  haben  offenbar 
dieselbe  Quelle  gehabt,  ein  Buch,  welches  schon  ebenso  wie  die  Rhythmik 
des  Aristeides  aus  der  Schrift  der  XaQigovzss  und  der  der  Zv(i7zl8yiovrsg 
zusammengebraut  war.  Dagegen  war  allem  Anschein  nach  in  der  Vorlage 
des  Bakcheios  die  Lehre  der  Letzteren  allein  in  etwas  abweichender  Fassung 
und  wohl  beträchtlich  kürzer  vorgetragen;  diese  Vorlage  war  jünger  als 
Nikomachos  (s.  p.  23  Meib.  46,  15  Westph.).  Vgl.  hierüber  Susemihl  De 
fontibus  rhythmicae  Aristidis  Quintiliani  doctrinae,  Greifswald  1866.  4.  mit 
den  Nachträgen  und  Berichtigungen  Jahrb.  f.  Ph.  CI.  1870.  S.  510—513. 

16)  S.  die  A.  13  angef.  Worte.  Mit  diesen  ist  das  Ende  des  aus  den 
Zv[i7vX8Y.ovTeg  geflossenen  Abschnitts  und  die  Rückkehr  zu  den  Xcogifavtsg 
ausdrücklich  bezeichnet.  Der  Anfang  jenes  Abschnitts  andrerseits  ist  m.  E. 
die  A.  12  angedeutete  Stelle  (an  welcher  freilich  Caesar  und  Jahn  nicht 
einmal  einen  Absatz  gemacht  haben).  Ausserdem  stammt  aber  auch  noch 
II,  15.  p.  97  —  100  Meib.  (p.  59,  14  —  61,  3  Jahn.  68,  19-61,  11  Caes.)  aus 
derselben  Quelle. 


Die  2v[i7t\eHovx£g  des  Aristides  Quintilianns.  225 

mehr  rhythmische  Einzelkenntnisse  besass16b),  als  wir  sie  sonst 
bei  den  Metrikern  gewahren,  freilich  ohne  innerliches  Verständniss, 
den  Schluss  ziehen,  dass  es  das  ältste  von  allen  gewesen  sei17). 
Die  Haupteigenthümlichkeit  dieser  zum  Theil  recht  seltsamen 17b) 
Theorie  besteht  in  der  Zelegung  fast  aller  Verse  und  metrischen 
Kola  in  lauter  zweisilbige  Füsse18). 

16 b)  Wir  verdanken  ihm  allein  die  hochinteressanten  Nachrichten  über 
den  nccLcov  snißatog,  gtcovSeioq  [iel£cov,  oQ&iog  und  tQO%alog  6rjiKxvz6g. 

17)  Vgl.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  294 ff. 
17 b)  Doch  s.  A.  28. 

18)  Wie  aus  der  offenbar  gegen  den  Erfinder  oder  doch  einen  Anhänger 
derselben  gerichteten  Polemik  bei  Mar.  Vict.  a.  a.  0.  erhellt,  zerhackte 
jener  sogar  den  Hexameter  in  dieser  wunderlichen  Manier: 

_u|u_|uu|_u|u_|uu|_w|u_|^ 

Der    einzelne  Daktylos    (hier  auch  avänaiaxog  anb   [isifavog  genannt)   und 

Anapaest,   der  og&iog  und  tQO%cttog  Grj^iavtog  l II II l,  inconsequent  auch 

der  7tQOY.8XsvCfiatiY.bg  dutXovg.,   endlich  auch  der  naicov  dtäyviog  _  w  _  und 

snißccTog werden  (zum  Theil  unrichtig)  als  Monopodien  anerkannt, 

also  allerdings  auch  drei-,  vier-  und  fünfsilbige,  ausser  den  Monopodien 
aber  auch  die  Reihen  aus  lauter  gleichen  Monopodien  als  nodsg  oder  ge- 
wöhnlicher qv&[loI  cctzXoZ  oder  dövvd'stoL  bezeichnet  und  der  Tactart  ihrer 
Monopodien  beigezählt,  was  auch  dann  noch  geschieht,  wenn  diese  Mono- 
podien an  Länge  verschieden  sind,  aber  derselben  Tactart  angehören,  wie 
z.  B.  nach  diesem  System  die  Ioniker  in  7tQ0Y.fXev6pLativ.bg  ccnXovg  (Pyrrichios) 
und  Spondeios  oder  umgekehrt  zerfallen  und  daher  zur  daktylischen  Tact- 
art (oder  dem  yivog  L'gov)  gerechnet  werden.  Alle  aus  verschiedenen  Mono- 
podien bestehenden  Kolaheissen  Qv&fiol  avv&szot,;  es  wird  hier  aber  zunächst 
nur  die  Dipodie,  welche  ov£vyLce,  und  die  Tetrapodie,  welche  wie  über- 
haupt jede  über  die  Länge  der  Dipodie  hinausgehende  Reihe  nsoioSog 
genannt  wird  (dieselben  Bezeichnungsweisen  finden  sich  auch  bei  Hephaestion, 
Heliodoros,  Schol.  Heph.,  s.  Hofmann  Heidelb.  Jahrb.  1871.  S.  426),  an- 
erkannt. Wo  aber  eine  Theilung  der  Reihe  in  lauter  zweisilbige  Füsse  gar 
nicht  möglich  ist,  oder  wo  diese  Füsse  nicht  zu  derselben  Tactart  gehören, 
da  wird  eine  Mischung  der  Tactarten  angenommen,  wie  beim  Dochmios, 
der  in  Iambos  und  Paeon,  und  einem  (angeblichen  oder  wirklichen)  zweiten 
Dochmios  (jedenfalls  nicht,  wie  Caesar  meint,  dem  vorher  bereits  zwei- 
silbig abgetheilten  Glykoneion),  welcher  in  Iambos,  Daktylos  und  Paeon 
zerlegt  wird,  und  den  Prosodiakern  (nach  Rossbachs  oder  Westphals 
richtigen  Conjecturen:  u_|uu|_u,  ferner  u_|  u_|  uw|  _u  oder  vielmehr 
wohl  u_|uu|  _  u|u_  und  endlich  mit  Zurückgehen  nicht  auf  die  Mono- 

podie,  sondern  die  Syzygie uu|  _  ^  u  _),  nach  dem  Obigen  sogar  auch 

beim  Hexameter.  Endlich  werden  neben  die  qv&ilol  ugvv&etoi  und  avv- 
&EtoL  noch  die  [ilyxol  in  einem  anderen  Sinne  gestellt,  d.  h.  alle  vier- 
silbigen Füsse,  welche  als  solche,  aber  auch  als  Syzygien  zweisilbiger  an- 
gesehen werden  können,  wie  der  seltsamerweise  hier  YQTjtiYog  genannte 
Ditrochaeos,  der  Diiambos,  Choriambos  und  Antispast,  von  denen  die  beiden 

Sttsemihl,  griech.-alex.  Litt.  Gesch.  n.  15 


226  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

Dagegen  haben,  wie  schon  bemerkt,  zwei  andere  metrische 
Systeme  die  ganze  Folgezeit  beherrscht19).  Das  eine,  ältere, 
welches  früher  fälschlich  für  das  jüngere  gehalten  ward20),  ent- 
stand wohl  ohne  Zweifel  in  Alexandreia21)  und  blieb  bei  den 
späteren  griechischen  Metrikern  von  Philoxenos  und  Heliodoros 
ab21b)  das  alleinherrschende;  zusammenhängend,  aber  in  äusserster 
summarischer  Kürze  und  ebendesshalb  dennoch  unvollständig  liegt 
es  uns  in  dem  kleinen  Handbuch  des  Hephaestion  vor;  die  ursprüng- 
liche Gestalt  scharf  von  allen  späteren  Modifikationen  zu  sondern 
sind  wir  schwerlich  noch  im  Stande.  Es  schliesst  sich  mehr  als 
das  andere  an  die  Rhythmik  an.  Aus  ihr  hat  es  die  Gruppirung 
der  Monopodien  nach  den  freilich,  wie  gesagt,  schon  früher  unter- 


letzteren hier  den  Namen  ßccx.%siog,  alle  drei  auch  den  Namen  dccnzvlog 
mit  einem  unterscheidenden  Beisatz  (xazu  i'ccfißov ,  kuxu  ßanxeiov  zbv  dnb 
zQo%atov  und  tdußov)  führen.  Und  so  hat  dies  System  noch  vielfältig  seine 
eigne  Terminologie.  Xogsiog  bezeichnet  hier  wie  auch  sonst  (s.  A.  42)  den 
Tribrachys.  S.  Caesar  Grundzüge  S.  146 — 225,  wogegen  die  Darstellung 
von  Westphal  I2.  S.  590 — 599  voller  Fehler  und  Lücken  ist.  Vgl.  auch 
Weil  Jahrb.  f.  Ph.  LXXXV.  1862.  S.  346—348. 

19)  Wir  danken  die  Erkenntniss  hievon  und  die  klare,  freilich  noch 
nicht  durchweg  richtige  Unterscheidung  beider  den  Untersuchungen  von 
Westphal  II1,  2.  S.  20.  174  (s.  bes.  S.  167  ff.).  P.  S.  105—232. 

20)  Das  Richtige  hat  erst  Leo  Die  beiden  metrischen  Systeme  des 
Alterthums,  Hermes  XXIV.  1889.  S.  280—301  erkannt. 

21)  Leo  S.  284:  ^HcpaiGtLcov  'Als^ccvdQsvg  (Suid.) :  als  Alexandriner 
würde  ihn  allein  das  Capitel  nsgl  6r}(i£i'(ov  charakterisiren.  Heliodoros  ist 
der  Lehrer  des  ygafi^aziytog  'AXsi-avdQ8vg  Minucius  Pacatus  (Suid.  Elqr]vatog 
u.  Uaxarog);  seine  aristophanische  Kolometrie  gehört  ihrem  Wesen  nach 
in  den  Kreis  alexandrinischer  Arbeit;  er  citirt  den  Seleukos  (woran  nicht 
gezweifelt  werden  darf;  wahrscheinlich  einen  Commentar;  Prise.  II,  428,  1). 
Der  dritte  und  älteste  uns  erreichbare  Vertreter  des  Systems  (s.  A.  27)  ist 
der  alexandrinische  Grammatiker  Philoxenos.  .  .  Ihm,  einem  hervorragen- 
den Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Formenlehre,  der  nebenbei  auch  tkqX 
fiszqcov  schrieb,  wird  Niemand  die  Erfindung  des  Systems  zuschreiben, 
welches  wir  somit,  da  wir  es  nach  seinem  Urheber  nicht  nennen  können, 
das  alexandrinische  nennen  mögen". 

21 b)  Obgleich  ich  die  Darstellung  des  Philoxenos  der  nachalexandrini- 
schen  Literaturgeschichte  überlassen  habe,  muss  ich  doch  Hillscher 
a.  a.  0.  S.  371  zugeben ,  dass  dessen  Zeitalter  völlig  unsicher  und  nicht 
einmal  der  Versuch  von  Kleist  De  Philoxeni  studiis  etymol.  (Greifs- 
wald 1865).  S.  8  nachzuweisen,  er  könne  erst  nach  dem  Erscheinen  von 
Varros  Schrift  de  lingua  Latina  gewirkt  haben,  geglückt  ist,  s.  C.  30. 
A.  175d.  Ueber  die  Zeit  des  Heliodoros  vgl.  Susemihl  Jahrb.  f.  Ph. 
CVII.  S.  296.  A.  9. 


Das  ältere  metrische  System.  227 

schiednen  Tactarten  und  der  Zahl  der  Moren  (%qovol  itQwtoi) 
unter  dem  neu  ausgeprägten  Namen  i%i7cXo%,r\  und  innerhalb 
einer  jeden  derartigen  Gruppe  wiederum  möglichst  nach  dem 
Gegensatz  des  Anfaugs  mit  der  Hebung  oder  der  Senkung,  welchem 
hier  die  Bezeichnung  der  Antipathie  (avxnta&Eia)  beigelegt  wurde. 
Die  derartig  zu  derselben  Gruppe  oder  ejtLTtXoxrj  gehörigen  anti- 
pathischen  oder  doch  sonst  verschiednen  Versfüsse  wurden  wechsel- 
seitig aus  einander  hergeleitet  durch  Voranstellung  (jtQoö&eGig) 
und  Wegnahme  (aqxxiQEöig)  von  Silben22).  Auf  einen  Einfluss 
der    Rhythmik    wird    überdies    auch    wohl    die    Unterscheidung 


22)  Die  beiden  dreizeitigen  Monopodien  Trochaeos  und  Iambos  bilden 
die  ethtiXoy.i\  dvccdwrj  xQL6r}[iog,  durch  Voranstellung  einer  kurzen  Silbe 
wird  eine  trochaische  Reihe  iambisch,  durch  Wegnahme  einer  solchen  am 
Anfang  eine  iambische  trochaisch.  Bei  den  beiden  vierzeitigen  Monopodien 
Daktylos  und  Anapaest  steht  die  Sache  gerade  so,  nur  müssen  hier  zwei 
kurze  Silben  oder  eine  lange  vorn  angesetzt  oder  weggeschnitten  werden, 
auch  die  EitmXoY.i\  tstQccarjfiog  ist  also  eine  dvccdiKrj.  Genau  dasselbe  Ver- 
hältniss  zu  einander  haben  unter  den  sechszeitigen  Verstacten  die  beiden 
Ioniker,  aber  hiebei  hört  nun  auch  die  Verbindung  der  ininXoK^  mit  der 
Antipathie  auf,  denn  die  beiden  anderen  sechszeitigen,  Choriambos  und 
Antispast,  stehen  unter  einander  erst  in  der  „zweiten"  (s.  A.  25),  mit  den 
Ionikern  aber  in  gar  keiner  Antipathie ,  dennoch  ist  bei  allen  vier  dieselbe 
Spielerei  der  Herleitung  aus  einander  durch  TCQOö&Eaig  oder  a(pcciQ86ig  immer 
wieder  von  einer  Silbe  möglich,  durch  welche  denn  diese  ethtiXoy.j\  e^cc- 
or}(Aog  TETQccdiHj]  vermittelt  wird.  Bei  den  fünfzeitigen  Füssen  fällt  die 
Herleitung  aus  der  Antipathie  vollends  ganz  weg,  denn  die  letztere  würde 
ja  am  metrischen  Schema  Nichts  ändern:  ±  \j  \  _  und  _|ui,  allerdings 
aber  lassen  sich  die  beiden  Bakcheien  wieder  genau  ebenso  durch  Weg- 
lassung der  ersten  und  wiederum  der  nächsten  Silbe  aus  dem  Paeon  oder 
Kretikos  herausbilden.  Dies  ist  der  von  Westphal  P.  S.  603  —  625. 
II2.  S.  114—120  (vgl.  I3.  S.  214  ff.,  s.  dagegen  Christ  Jahrb.  f.  Ph.  XCIX. 
1869.  S.  374  f.)  völlig  verkannte  Sinn  der  Bemerkung  Schol.  A  Heph.  p.  125 
Westph. ,  dass  es  in  der  paeonischen  Tactart  nicht  in  derselben  Weise  eine 
bTtmlov.!]  gebe  wie  in  der  iambischen  und  daktylischen:  xo  ds  nccimviyiöv 
tTtiTcXoHrjv  ovh  e%ev  mg  xä   nQOSiQrjfisva ,   vgl.  Schol.  A  Heph.   p.  199  W.    xo 

■KQYlXfilbv     SlCCCpEQEl     7lQOg    XCC     CtXXci     [ISXQCi.       XCC    [IEV    yCCQ     ClXXcC    "ACtx'    CCCpCClQ£6LV 

xä  ävxLTtccfi-ovvxa  avxoig  [iexqcc  xlktei  .  .  .  xo  (isvxol  HQrjXLHov  nax'  utpcct- 
qsolv  xy\g  iv  xrj  ccqxovotj  iicntoag  noiEi.xo  ßctK%ELa%bv  [iexqov,  o  {LOvoEidsg 
avxcp.  Von  hier  aus  ersieht  man  nun  aber  auch,  dass  die  (auch  von  Suse- 
mihl  Jahrb.  f.  Ph.  CI.  1870.  S.  498—601  mit  Unrecht  gebilligte)  Annahme 
von  Westphal,  der  Antispast  sei  erst  später  in  diese  Lehre  von  der  etil- 
nXo-Aifj  hineingetragen,  und  der  Urheber  der  letzteren  habe  diesen  Versfuss 
noch  nicht  gekannt  oder  anerkannt,  bodenlos  und  vielmehr  das  Gegentheil 
richtig  ist.  S.  auch  Schol.  A  Heph.  p.  125  f.  154  f.  173.  189  ff.  u.  besonders 
Schol.  B  Heph.  p.  136  ff.  W. 

15* 


228  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

akatalektischer  und  katalektischer,  brachykatalektischer  und  hyper- 
katalektischer  Verse  (fif'roa)  zurückzuführen  sein23).  Alle  mög- 
lichen Combinationen  kurzer  und  langer  Silben  zu  zwei-,  drei- 
und  viersilbigen  Füssen  wurden  vorgenommen  und  so  auch  der 
sogenannte  Antispastos  ^  _  _  ^  construirt,  eine  der  grössten  Ver- 
irrungen  dieses  Systems  so  wie  desjenigen  der  Uv[i7tXexovTeg. 
Je  nach  der  Zusammensetzung  aus  diesen  Füssen  wurden  die 
zum  Theil  nionopodisch,  zum  Theil  dipodisch  gemessenen  Verse 
in  gleichartige  ([lovoeidrj),  d.  h.  aus  lauter  gleichen,  gemischte 
(iilktcc),  d.  h.  aus  verschiednen  Füssen  bestehende,  und  episyn- 
thetische (ßiti<5vv&£%a)  eingetheilt,  d.  h.  Verse,  die  aus  mehreren 
derartig  gestalteten  Reihen  (xcoXa)  bestehen,  dass  jede  dieser 
Reihen  unter  sich  gleiche,  aber  von  denen  der  anderen  Reihe 
oder  Reihen  verschiedene  Füsse  hat24).  Nun  nahmen  die  Ver- 
treter dieser  Theorie  aber  überdies  noch  eine  nähere  Verwandt- 
schaft (pvyL7tu&Eia)  zwischen  den  Diiamben  und  Choriamben  auf 
der  einen  und  den  Antispasten  auf  der  anderen  Seite  und  ebenso 
zwischen  den  Ditrochaeen  und  den  Ionikern  an  und  fanden  daher 
eine  „zweite  Antipathie"  zwischen  Ditrochaeen  oder  Antispasten 
und  Choriamben  und  zwischen  Diiamben  und  Ionikern25).  Und 
so  wurden  denn  die  gemischten  Versarten  noch  wieder  in  anti- 
pathisch    und    in    sympathisch    gemischte26)    oder    ähulichartige 

23)  Denn  dies  hängt  doch  wohl  mit  den  Pausen  und  Dehnungen  der 
rhythmischen  Compositionslehre  zusammen.  Auch  die  Theorie  des  Poly- 
schematismus  in  diesem  metrischen  System  mag  in  der  Lehre  des  Aristo- 
xenos  vom  Unterschied  der  Tacte  nach  dem  Schema  (s.  Susemihl  a.a.O. 
S.  505 — 510)  ihren  Anhalt  gehabt  haben.  Im  Uebrigen  ist  gegen  die  Ver- 
suche Westphals  die  Abweichungen  der  Metriker  von  Aristoxenos  mög- 
lichst zu  verkleinern  mit  riecht  von  verschiednen  Seiten  Einsprache  er- 
hoben, so  von  Gerh.  Schultz  Quibus  auctoribus  Aelius  Festus  Aphthonius 
de  re  metrica  usus  sit,  Breslau  1885.  8.  (Doctordiss.).  S.  2. 

24)  Also  z.  B.  Verse  aus  einem  daktylischen  und  einem  trochaischen 
Kolon. 

25)  Schol.  Heph.  p.  208  W.  egxl  ds  devxeqa  avxniü&siu  fj  iv  xotg  avv- 
fthoig  ivuvxiooGig,  Xsyco  iv  xotg  xeTQccGvXXdßoig,  olöv  egxl  xb  ccvanaiGxoig 
(6  ccvTianaöTog  Gaisford,  xb  ccvxlgtcccgxl'xov  Caesar  De  versibus  asynartetis, 
Marburg  1864.  4.  S.  XIII,  xov  avxiG-ituGxov  <nai  xov  xoQtdfißovy  West- 
phal).  Schol.  Saib.  ebendas.  ösvxsquv  8e  avxnttäuuv  xr\v  hv  xotg  gvv- 
#£toi?,  Xsyco  de  xr\v  sv  xotg  xsxgccGvXXccßoig.  Schol.  A  Heph.  p.  189  ff.  W. 
xb  %0Qicc[ißiyibv  xb  avxt7ia%'\g  ctvxov  avxiGitUGxi-Aov  nccoaXocßcov  .  .  .  oxctv  .  .  . 
xb  %OQiciyi$iHbv  Xccßr]  xccg  XQo%ot'£yt.o\g  r\  xb  Icovinbv  xccg  IccpßiKag,  v.ccXovvxcci 
%ccx'  ocvxinccQ'siocv. 

26)  Die  antipathischen  von  der  zweiten  Antipathie  zerfallen  wieder  in 


Das  ältere  metrische  System.  229 

(xat  avxnta$£iav  piKta  oder  avxi7ta%r\  und*  Kcttcc  GvyLitud'Siav 
piKta  oder  6[ioi,oei,drj)  unterschieden  und  die  letzteren  wieder 
mit  den  gleichartigen  als  die  ursprünglichen  {itgoxorvita)  gegen- 
über den  anderen  als  den  abgeleiteten  (Ttagaycnya)  zusammen- 
gefasst.  Es  sind  bei  Hephaestion  das  iarabische,  trochaische, 
daktylische,  anapaestische,  choriambische,  antispastische  Metron, 
die  beiden  ionischen  und  das  paeonische,  bei  Philoxenos,  der 
vermuthlich  die  ältste  für  uns  verfolgbare  Gestalt  dieser  Lehre 
darstellt,  war  die  Ordnung  eine  etwas  andere  und  noch  das 
prokeleusmatische  hinzugefügt27).  Verse  aus  Daktylen  und  Tro- 
chaeen  oder  Anapaesten  und  Iamben  hiessen  daktylisch-  oder 
iambisch-logaoedische;  wenn  sie  aber  nur  einen  Daktylos  oder 
Anapaesten  hatten,  wurden  sie  vielmehr  in  viersilbige  Füsse  oder 
Dipodien  zerlegt28).    Nach  einem  anderen  Gesichtspunkt  wurden 


epichoriambische,  in  denen  auf  einen  Ditrochaeos  oder  Antispastos  ein 
Choriambos,  und  in  epionische  (und  peigovos  und  iXaaaovog) ,  in  denen  auf 
einen  Diiambos  ein  Ioniker  folgt,  Heph.  p.  82 — 87.  Schol.  A  Heph.  p.  190  W., 
die  von  der  ersten  Antipathie,  welche  bei  Hephaestion  gleich  den  im- 
ovv&ercc  unter  den  Asynarteten  (s.  A.  30)  behandelt  werden ,  sind  die  iambo- 
trochaischen  und  anapaesto-daktylischen. 

27)  Mar.  Vict.  II,  11,  2  G.  p.  98,  22  K.  vgl.  I,  12,  31  G.  p.  52,  20  ff.  K. 
Plot.  2,  5  G.  p.  500,  20  ff.  K.  Hense  De  Iuba  artigrapho,  Act.  soc.  phil. 
Lips.  IV  (Leipzig  1875).  S.  31  ff.  292  f.  Schon  Heliodoros  strich  mit  Recht 
das  prokeleusmatische  Metron  als  blosse  Modifikation  des  anapaestischen; 
er  beseitigte  aber  auch  das  paeonische ,  indem  er  nach  dem  Vorgange  eines 
älteren  Metrikers  dasselbe  mehr  für  einen  Rhythmos  als  für  ein  Metron 
erklärte,  so  dass  er  nur  acht  Prototyp metra,  das  daktylische,  anapaestische, 
iambische,  trochaische,  choriambische,  antispastische  und  die  beiden  ioni- 
schen genau  in  dieser  Ordnung  übrig  behielt,  s.  Christ  a.  a.  O.  S.  375  f. 
u.  bes.  Hense  Heliodoreische  Untersuchungen  (Leipzig  1870).  S.  119  ff.  De 
Iuba  S.  37—47.  Dass  diese  Ordnung  aber  auch  die  ursprüngliche  und  die 
des  Hephaestion  eine  Neuerung  war,  scheint  aus  Schol.  A  Heph.  p.  145  W. 
zu  erhellen. 

28)  Nur  eine  Modification  dieser  Messung,  wie  sie  namentlich  durch 
die  Beseitigung  des  Antispasten  geboten  ward,  waren  die  bei  den  Ver- 
tretern des  varronischen  Systems  üblichen  Zergliederungen.  Freilich  sind 
bekanntlich  weitaus  nicht  alle  Verse  logaoedisch,  die  nach  ihrem  metri- 
schen Schema  vielleicht  so  aussehen.  Das  wirkliche  logaoedische  Phere- 
krateion  hat  z.  B.  seinen  Namen  sehr  mit  Unrecht  von  Pherekrates  erhalten, 
denn  die  so  aussehenden  Verse,  deren  er  sich  in  denselben  als  seiner  neuen 
Erfindung  rühmt  (Korianno  Fr.  79  Kock  b.  Heph.  p.  106),  sind  vielmehr, 
wie  er  selber  in  ihnen  sagt,  „zusammengefaltete  anapaestische  Tetrameter" 
(6v(i7tTVH,Toi  avdnaioxoCjy   sei  es  nun  in  der  Weise,   wie  Weil  Rev.   crit. 


230  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

endlich  die  säinmtlichen  Verse  noch  in  synartetische,  oder  wie 
sonst  der  Kunstausdruck:  gelautet  haben  mag29),  und  in  asynarte- 
tische  eingetheilt30).  Auch  bezeichnete  der  Urheber  dieses  Systems 
die  gangbarsten  künstlicheren  Yerse  nach  ihrer  Silbenzahl  und 
den  Dichtern,  die  sie  zuerst  oder  mit  Vorliebe  gebraucht  hatten, 
von  Archilochos  ab  bis  auf  Kallimachos  mit  Namen,  welche  sie 
seitdem  behielten31).     Er  lebte  also  nach  Kallimachos;   ob   aber 


sei  es  in  der,  wie  Crusius  Ev^ntv-Kxoi  avänoLioxoi^  Rhein.  Mus.  XLIII. 
1888.  S.  197—202  vermuthet: 

_  iL  _  \5  kj  _  u.  A     A^_j.uuüL!J 

(Uober  Spiro  Zv^Tttvatoi  dvanaiGvoi,  Herrn.  XXIII.  1888.  S.  607—612, 
welcher  nicht  einmal  daran  gedacht  hat,  dass  es  bei  den  Griechen  auch 
einen  melodramatischen  Vortrag  gab,  ist  es  besser  zu  schweigen).  In 
anderen  Fällen  sind  die  vermeintlichen  Logaoeden  wirklich  Ioniker,  schwer- 
lich jedoch,  wie  v.  Wilamowitz  Isyllos  von  Epidauros  S.  133  f.  behauptet, 
in  dem  Spottgedicht  des  Anakreon  (Fr.  21)  auf  Artemon,  sondern  hier 
dürfte  Weil  Rev.  crit.  1872.  I.  S.  52  f.  1875.  I.  S.  149  (dessen  Folgerungen 
ich  freilich  durchaus  nicht  beitreten  kann)  das  Richtige  gesehen  haben: 
die  Strophe  besteht  aus  zwei  iambischen  Tetrametern,  in  welchen  an  erster, 
dritter  und  fünfter  Stelle  der  Iambos  meistens  mit  dem  Trochaeos  ver- 
tauscht wird,  und  einem  iambischen  Dimeter.  Dies  ist  also  einer  von  den 
Fällen,  in  welchen  die  von  Weil  Jahrb.  f.  Ph.  LXXXV.  1862.  S.  346  f. 
XCI.  1865.  S.  650  f.  und  a.  a.  0.  0.  auch  sonst  beziehungsweise  in  Schutz 
genommenen  ZvfinXsHovteg  des  Aristeides  und  das  varronische  System,  so 
weit  es  zweisilbig  theilte,  im  guten  Rechte  waren.  Vgl.  Susemihl  Jahrb. 
CV1T.  S.  294  ff. 

29)  Denn  derselbe  ist  griechisch  nicht  überliefert. 

30)  Metqcc  ccavvccQtrjta  sind  solche  Verse,  deren  Kola  oder  Kommata 
(s.  A.  48)  nach  der  Auffassung  dieser  Metriker  etwas  einander  Wider- 
strebendes haben.  Zu  ihnen  gehören  daher  die  episynthetischen  und  anti- 
pathischen  sämmtlich  (vgl.  A.  26),  die  gleichartigen  und  ähnlichartigen 
aber  nur  dann,  wenn  das  erste  Glied  (wie  z.  B.  im  Pentameter)  katalektisch 
ist.  Gegenüber  den  früheren  Erklärern  hat  Westphal  Die  Tradition  der 
alten  Metriker,  Philologus  XX.  1863.  S.  76—108.  238—274  (s.  S.  89 ff.  249  ff.). 
Metr.  II2.  S.  136  ff.  eine  richtigere  Auffassung  angebahnt,  aber  auch  noch 
erhebliche  Irrthümer  begangen,  welche  von  Caesar  in  der  A.  25  angef. 
Abh.  aufgedeckt  und  widerlegt  sind.  Lediglich  auf  diese  Abh.  ist  daher 
hier  zu  verweisen,  da  Rossbach  Metr.  III3,  2.  S.  371  ff.,  ohne  sie  irgendwie 
zu  beachten,  das  in  ihr  Widerlegte  einfach  von  Neuem  vorbringt. 

31)  Eine  bequeme  Uebersicht  findet  man  in  der  nützlichen  Doctor- 
dissertation  von  Leichsenring  De  metris  Graecis  quaestiones  onomato- 
logae,  Greifswald  1888.  8.  S.  3—16.  Der  nahe  liegende  Gedanke  von 
Brambach  M.  St.  z.  Soph.  S.  XII  (wenn  anders  ich  ihn  richtig  verstehe), 
dass  ein  Theil  dieser  Benennungen  schon  aus  der  Zeit  der  Silbenmessung 
vor  Aristoxenos  stammen  möge,  erhält  durch  die  (nach  A.  28  zu  berichtigende) 


Das  ältere  und  jüngere  metrische  System.  231 

bald  nach  ihm,  darf  man  hieraus  noch  nicht  schliessen32);  es 
wird  aber  dennoch  aus  einem  anderen  Grunde  wohl  anzunehmen 
sein.  Denn  ein  Mann  von  solchem  gesetzgebenden  Ansehen  hat 
schwerlich  nach  der  höchsten  Blütezeit  der  alexandrinischen  Philo- 
logie gewirkt.  Ja  die  Vermuthung  liegt  nahe,  dass  es  einer  ihrer 
beiden  Koryphaeen  Aristophanes  und  Aristarchos  gewesen  sei. 
Aristarchos  jedoch  besass,  so  weit  wir  urtheilen  können38),  zu 
geringe  metrische  Kenntnisse,  als  dass  #wir  trotz  aller  Fehler 
dieses  Systems  ein  solches  Verdienst  ihm  zutrauen  könnten; 
weit  eher  weisen  uns  auf  Aristophanes  seine  kolometrischen 
Studien34)  hin.  Allein  alle  solche  Schlüsse  aus  allgemeinen  Ge- 
sichtspunkten trügen  allzu  leicht,  und  was  in  diesem  Falle  für 
Aristarchos  eine  unverdiente  Erhöhung  sein  würde,  könnte  mög- 
licherweise für  Aristophanes  als  eine  unverdiente  Herabsetzung 
zu  gelten  haben:  um  ihm  z.  B.  eine  solche  Verkehrtheit  wie  die 
antispastische  Messung  beizulegen,  müssten  doch  erst  bestimmtere 
Anhaltspunkte  vorhanden  sein.  Und  so  bleibt  denn  wenigstens 
bis  auf  Weiteres  nichts  Anderes  übrig  als  wieder  einmal  eine 
empfindliche  Lücke  unseres  Wissens  zu  bekennen 34b). 

Das    andere,   jüngere    metrische    System,    welches    durch 
Varro35)  in  die  römische  Welt  eingeführt  ward  und  danach  das 

Sammlung  aller  nachweislich  voraristoxenischen  metrischen  Bezeichnungen 
bei  Leichsenring  S.  28—33  keine  Bestätigung  und  muss  daher  aufgegeben 
werden. 

32)  Aus  dem  C.  5.  A.  9.  C.  9.  A.  60  angegebnen  Grunde,  weil  mit 
Kallimachos  oder  vielmehr  bald  nach  ihm  mit  Euphronios  die  Dichtung 
von  fiiXrj  in  der  Alexandrinerzeit  im  Wesentlichen  aufhörte,  eine  Be- 
nennung irgend  eines  Verses  nach  einem  späteren  Dichter  also  auf  alle 
Fälle  so  gut  wie  ein  Ding  der  Unmöglichkeit  war.  Die  etwas  späteren 
frivolen  Bänkelsängereien  von  Seleukos,  dem  Sohn  des  Mnesiptolemos 
(s.  C.  7.  A.  29),  können  doch  natürlich  hieran  Nichts  ändern. 

33)  S.  C.  16.  A.  135. 

34)  S.  C.  16.  A.  30— 34b. 

34  b)  Wie  schon  oben  (s.  A.  10)  bemerkt  ward. 

35)  In  der  Schrift  de  lingua  Laiina  ad  Marcellum  und  im  Cynodida- 
scalus ,  s.  Ritschi  Opusc.  III.  S.  382  fF.  0.  Jahn  Ber.  der  sächs.  Ges. 
d.  W.  II.  1850.  S.  114.  Wilmanns  De  M.  Terentii  Varronis  libris  gram- 
maticis  (Berlin  1864).  S.  47—97.  170—208.  Westphal  Metr.  I2.  S.  116f.  173. 
Vgl.  auch  Weil  Jahrb.  f.  Ph.  LXXXV.  S.  335—338.  Ganz  aus  Varro  scheint 
auch  das  metrische  Capitel  (XIII  f.)  hinter  Censorinus  D.  N.  (VI.  p.  610fF.  K.) 
zu  stammen,  s.  G.  Schultz  Ueber  das  Capitel  de  versuum  generibus  bei 
Diomedes,  Herrn.  XXII.  1887.  S.  265.  Leo  S.  282.  A.  1.  Nach  einem 
griechischen,    demselben    System    folgenden,    jedoch    theilweise    (s.    Leo 


232  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

varronische  genannt  werden  mag,  und  nach  welchem  Horatius 
seine  Oden  und  Epoden  gedichtet  hat36),  blieb  denn  auch  in  der 
Folge  unter  den  Römern  das  vorherrschende,  so  jedoch,  dass  es 
verhältnissmässig  frühzeitig  mit  dem  älteren  vermischt  wurde37). 
Es  war  eine  erhebliche  Modifikation  des  letzteren,  als  deren 
einziges  Verdienst  die  Beseitigung  des  Antispasten  zu  bezeichnen 
ist,  und  welche  sich  von  einer  fruchtbringenden  Benutzung  der 
Rhythmik  noch  viel  weiter  entfernte38).  Ihr  Urheber  ist  uns, 
wo  möglich,  noch  weniger  bekannt.  Sie  scheint  indessen,  ob- 
wohl diese  Annahme  keineswegs  unbedenklich  ist,  in  Pergamon 
entstanden  zu  sein  unter  dem  Einflüsse  der  dortigen  Rhetorik, 
als  diese  vom  asianischen  Stile  sich  loszureissen  und  die  grossen 
Vorbilder  attischer  Beredsamkeit  wieder  in  ihre  Rechte  einzusetzen 
begann39).     Denn    ebendamit    hing  ja    ohne    Zweifel    auch    eine 


S.  297 — 299)  auch  von  dem  alexandrinischen  beeinflussten  Lehrbuch  unter 
Mitbenutzung  von  Varro  und,  wie  Schultz  a.  a.  0.  S.  271  zeigte,  einem 
römischen  Metriker,  welcher  nicht  viel  später  als  Varro  wiederum  nach 
dem  varronischen  System  die  Versmasse  des  Horatius  vermuthlich  ganz  in 
dessen  Sinne  behandelte,  und  in  welchem  Leo  S.  293.  A.  1  den  ßemmius 
Palaemon  veimuthet,  hat  Caesius  Bassus  gearbeitet,  s.  Leo  S.  281  f.  A.  1. 
Dem  varronischen  Systeme  folgte  auch  Thacomestus  (bald  nach  150  n.  Chr.), 
den  Schultz  als  eine  Hauptquelle  des  von  Marius  Victorinus  ausgeschiiebnen 
Aelius  Festus  Aphthonius  nachgewiesen  hat.  Durch  den  Metriker  Iubaward 
aber  auch  das  ältere  System  in  die  römische  Welt  verpflanzt  und  bei  den 
späteren  lateinischen  Metrikern  dann  beide  Systeme  vielfach  ineinander- 
gemengt.     Das  Nähere  gehört  nicht  hieher. 

36)  S.  Christ  Ueber  die  Verskunst  des  Horaz  im  Lichte  der  alten 
Ueberlieferung,  Münchner  Sitzungsber.  1868.  I.  S.  1  —  44.  Kiessling 
Horatius,  philol.  Unters.  II,  Berlin  1881.  S.  50  ff.  63  ff. 

37)  S.  A.  35. 

38)  Dass  beide  Systeme  die  nahe  Verwandtschaft  von  Daktylos  und 
Anapaest  mit  Aristoxenos  anzuerkennen  fortfuhren,  ist  m.  E.  nicht,  wie 
Leo  S.  300  behauptet,  eine  „Verkehrtheit  ',  sondern  gereicht  ihnen  zum 
Lobe.     Vgl.  A.  9. 

39)  S.  darüber  C.  35.  A.  95—112.  Die  Beweisführung  von  Leo  S.  284—295 
muss  man  bei  ihm  selber  nachlesen,  doch  vgl.  A.  42.  43.  44.  52.  Was 
Kiessling  Ausg.  des  Horatius  I2.  S.  4  gegen  diese  Annahme  einwendet, 
wiegt  nicht  schwer:  wer  dieselbe  billigt,  wird  eben  einfach  dabei  stehen 
bleiben,  dass  die  Namen  „  archebuleische ,  asklepiadeische  u.  s.  w.  Verse" 
aus  dem  älteren  System  in  dies  jüngere  übernommen  sind,  ja  man  wird  dies 
festhalten  müssen,  auch  wenn  letzteres  vielmehr  gleichfalls  in  Alexandreia 
oder  auch  (s.  C.  30.  A.  199 b.  C.  35.  A.  143°)  in  Rhodos  entstanden  sein 
sollte,  s.  A.  50.  Aber  Bedenken  erregt  es,  dass  Varro  vielmehr  Asianer 
war  (s.  C.  35.  A.  49.  55),  und  dass  auch  unter  den  pergamenischen  ßhetoren 


Das  jüngere  metrische  System.  233 

erneuerte  Theorie  des  Rhythmos  der  prosaischen  Rede  zusammen, 
welche  sich  an  den  der  poetischen  anlehnen  musste40),  und  die- 
jenige Metrik,  welcher  der  aus  dieser  pergamenischen  Rhetoren- 
schule  hervorgegangene  Dionysios  von  Halikarnassos  sich  anschloss, 
war  allem  Anscheine  nach41)  keine  andere  als  die  durch  Yarro 
in  Rom  eingebürgerte.  Neben  einzelnen  sonstigen  Umständen42) 
spricht  dafür  auch  der,  dass  dies  System  als  einfache  Versfüsse 
nur  die  zwei-  und  dreisilbigen  anerkannte43).  An  die  Stelle  der 
Katalexis  traten  in  demselben  die  „Halbfüsse"  oder  mit  anderen 
Worten  die  Hinzufügung  oder  der  Abzug  einzelner  Silben44) ,  an 


bereits  vor  seiner  Zeit,  wie  sich  inzwischen  ergeben  hat,  ein  wirklicher 
Sieg  der  attischen  Richtung  in  Wahrheit  noch  gar  nicht  Statt  gefunden 
hatte,  s.  C.  35.  A.  108—111. 

40)  S.  Leo   S.  284  —  286.     Vgl.  C.  35.  A.  52.  53.     Dionys.   C.  V.   17. 

p.  111  R.    Hftrat   Qv&fioig  vnb    rav  hszqihcov,    $ctK%Etog  ( <J)  reo  nQOTSQca, 

ftuzsQcp  8s  (y )  v7ioßoiK%8ioq.  Mit  voig  {leiQiKotg  bezeichnet  Dionys.  selbst- 
verständlich nichts  Anderes  als  das  von  ihm  gebrauchte  metrische  Handbuch. 

41)  Leo  S.  286  schreibt  sogar:  „wie  bekannt"  (!). 

42)  Der    Verstact ^   heisst   bei    den  Vertretern    des  Tarronischen 

Systems  ßa.y,%tlog,  \j v7ioß(XH%8iog ,  arrtßax^ftos,  7ialL^cc-A%B  10g,   ebenso 

in  dem  Verzeichniss  der  Versfüsse  bei  Dionys.  C.  V.  17  (s.  A.  40),  um- 
gekehrt bei  denen  des  alexandrinischen  (so  unter  den  Römern  auch  schon 
Quintil.  IX,  4,  82).  Ferner  %OQ£iog  bezeichnet  bei  jenen  wie  bei  Aristoxenos 
den  Trochaeos,  Dionys.  kennt  jene  Benennung  vielmehr  für  den  Tribrachys, 
eignet  sie  sich  aber  nicht  an.  Auch  Cicero  Or.  63,  212  ff.  gebraucht  clioreus 
für  Trochaeos,  Quintil.  IX,  4,  80.  82.  140  thut  ein  Gleiches,  verwirft  aber 
die  ihm  ebenfalls  bekannte  Verwendung  von  Trochaeos  in  demselben  Sinne 
und  schliesst  sich  vielmehr  wiederum  gleich  Cicero  Or.  57,  191  dem  Ge- 
brauch dieses  Namens  für  den  Tribrachys  an,  und  mit  diesem  Sprach- 
gebrauch stimmt  auch  Pseudo  -  Longin.  de  subl.  41,  1.  p.  64,  15  ff.  Jahn, 
p.  62,  21  ff.  Vahlen.  S.  auch  A.  18.  Vgl.  Leo  S.  286.  A.  4  (der  aber  hier- 
nach etwas  zu  berichtigen  ist).    Weiter  s.  A.  47. 

43)  So  Pseudo-Censorin.  p.  92  f.  Jahn.  p.  610,  22  K.  Ein  Gleiches  weist 
Schultz  Diss.  S.  42  für  Thacomestus  nach.  Von  den  Rhetoren  verfährt 
ausser  Dionys.  a.  a.  O.  so  auch  Quintil.  a.  a.  0.  §.  78.  Vgl.  Schultz  Herrn, 
a.  a.  0.  S.  265  f.  Leo  S.  286.  Allzu  viel  Gewicht  darf  man  indessen  hierauf 
nicht  legen.  Denn  für  den  Aufbau  de3  alexandrinischen  Systems  ist  es  im 
Grunde  ziemlich  gleichgültig,  nicht  bloss  ob  Diiambos  und  Ditrochaeos, 
von  denen  denn  auch  bei  der  Lehre  von  der  hTtinKo^y\  nicht  die  Rede  ist 
und  sein  kann  (s.  A.  22),  jemals  als  ein  einfacher  Tact  angesehen  werden 
können  oder  nie,  sondern  auch  ob  Ioniker,  Choriamben  und  Antispasten 
einfach  oder  zusammengesetzt  sind,  ja  sie  werden  bei  Gelegenheit  vom 
Standpunkte  dieses  Systems  sogar  ausdrücklich  als  zusammengesetzt  be- 
zeichnet, s.  A.  25. 

44)  S.  Schultz  Diss.  S.  H.A.  1.    Leo  S.  283  f.  Anm.  S.  286  f.:  „Dionys. 


234  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

die  der  Prototypmetra45)  die  Herleitung  aller  anderen  Verse  aus 
dem  Hexameter  und  Trimeter46)  durch  derartige  Hinzusetzung 
oder  Wegnahme  oder  auch  durch  Umstellung  (itQoö&söig,  atpai- 
QEöcg,  äXXoicoöig)  von  Versgliedern47),  an  die  der  Caesur  und 
Diaerese  die  Eintheilung  der  Verse  in  solche  Glieder  (xcayla, 
x6(i(ictTa),  die  selbst  wieder  Elemente  neuer  Verse  werden  können48), 

wendet  zwar  das  Wort  7iaTccXrj£ig  an  C.  18.  25  (vgl.  n.  vip.  41,  2.  p.  64,  23 
Jahn.  63,  6  Vahl.),  aber  nur  in  der  Bedeutung  Schlusssilbe,  nachdem  er  es 
zum  ersten  Mal  mit  den  Worten  6vXXccßrj  vtp'  rjg  tsXeLovtai  xb  xeöXov  um- 
schrieben hat".  Hängt  es  hiemit  zusammen,  dass  hier  am  Schlüsse  des 
Hexameters  der  Spondeios  als  die  Grundform  angesehen  wird  (Terent. 
Maur.  1630—1641,  vgl.  Anon.  de  vers.  heroico  p.  42  Furia)  wie  vielleicht 
von  Aristoxenos  (Mar.  Vict.  I,  17,  24,  s.  jedoch  d.  Ausg.  v.  Keil  p.  63,  7  f.), 
in  dem  alexandrinischen  System  dagegen  der  Trochaeos,  so  dass  in  letzterem 
der  Vers  als  ein  katalektischer  gilt  (Mar.  Vict.  II,  2,  10  f.  p.  71,  13  ff.  K. 
Atil.  8,  1.  p.  283,  22  ff.  K.)? 

45)  Mit  Unrecht  schiebt  West phal  Metr.  I2.  S.  113  f.  167  ff.  dieselben 
auch  dem  varronischen  System  unter,  s.  dagegen  Schultz  Diss.  S.  27.  A.  1. 
Leo  S.  280.  A.  2. 

46)  Kiessling  Ph.  Unters,  a.  a.  0.  S.  65:  ,,Jaan  der  Spitze  dieses  Systems 
stand  der  Satz  (Pseudo-Censorin.  p.  616,  8.  Caes.  Bass.  b.  Rufin.  p.  555,  22  f. 
Ter.  Maur.  1586  f.  Mar.  Vict.  p.  50,  21.  Diomed.  p.  495,  1),  dass  selbst 
diese  beiden  Grundformen  in  dem  Munde  des  göttlichen  Schöpfers  aller 
Poesie  und  Metrik  in  Eins  zusammengeflossen  seien:  das  dreimal  wieder- 
holte £17  naiav  des  pythischen  Gottes  ist  der  erste  Trimeter  und  der  erste 
Hexameter.  Das  ist  natürlich  nicht  grammatische  Doctrin,  sondern  philo- 
sophische Speculation"  (diese  hat  doch  wohl  mit  solchen  thörichten  Ein- 
fällen Nichts  gemein),  „um  der  Theorie  willen  ausgeklügelt,  und  ihr  ältester 
Gewährsmann  sicher  auch  ihr  Schöpfer,  Heraklides  Pontikus  (b.  Ath.  XV. 
701  e.f)". 

47)  Caes.  Bass.  (d.  i.  hier,  wie  Kiessling  Ausg.  d.  Hör.  I1.  S.  IX 
[I2.  S.  3]  mit  Recht  bemerkt,  s.  Leo  S.  289.  A.  2,  Varro)  p.  271,  6  ff. 
omnia  metra  variantur  aut  adiectione  aut  detractione  aut  concinnatione  aut 
permutatione.  Die  concinnatio  hat  vielleicht  erst  Varro  hinzugethan;  die 
drei  anderen  Kategorien  finden  sich  auch  in  der  Rhetorik,  und  zwar  gerade 
in  der  Lehre  von  der  6vvtcc£iq,  Dionys.  C.  V.  6  z.  A.  25.  Quintil.  IX,  4,  147, 
s.  Leo  S.  289—291. 

48)  S.  Leo  S.  299  f.  A.  1,  wo  es  S.  300  richtig  heisst:  „Horaz  hat 
nicht  sowohl  Caesuren  in  die  logaoedischen  Verse  (die  mit  Caesur  über- 
haupt nichts  zu  schaffen  haben)  einführen,  als  die  tto^ara,  aus  denen  der 
Theorie  nach  der  Vers  bestand,  vereinzeln  und  kenntlich  machen  wollen". 
So  begreift  es  sich  denn  auch,  dass  das  varronische  System  die  Ausdrücke 
■xcoXov  und  nofificc  durch  einander  gebraucht,  während  im  alexandrinischen 
ein  %a>Xov  kürzer  als  der  Trimeter  sein  muss  und  -no^fia  ein  katalektisches 
■xmXov  ist.  Aristophanes  von  Byzanz  nahm  den  Ausdruck  ytwXov  aus  der 
aristoxenischen  Rhythmik,  ebenso  die  Metriker  des  alexandrinischen  Systems, 


Das  jüngere  metrische  System.  235 

so  sehr  auch  in  dieser  Herleitungstheorie  der  Einfluss  der  Lehre 
jenes  älteren,  alexandrinischen  Systems  von  der  i7tL7tXo%ri  zu 
Tage  tritt49),  aus  welchem  auch  die  Namen  der  Verse  beibehalten 
wurden50).  Trotz  dieser  theilweisen  Anlehnung  steht  nun  aber 
dies  jüngere  System  zu  jenem  in  dem  entschiedensten  Gegensatz. 
Jenes  ist  aus  dem  Geiste  empirischer  Forschung,  wie  sie  der 
alexandrinischen  Philologie  eignet,  geboren  und  lediglich  auf 
die  sachliche  Erkenntniss  gerichtet,  dieses  auf  die  aesthetisch- 
rhetorische  Betrachtung  und  die  Erzeugung  eigner  neuer  metrisch- 
poetischer Kunstwerke.  Jenes  sucht  analytisch  von  den  wirklichen 
einfachsten  Urformen  aus,  wobei  es  freilich  aus  falscher  Analogie 
auch  mancherlei  starke  Irrthümer  begeht,  zum  Verständniss  der 
künstlicheren  zu  gelangen,  dieses  construirt  willkürlich  eine 
oder  zwei  Urformen,  die  allerdings  zu  den  ältsten  Versen  ge- 
hörten, als  die  ursprünglichsten,  bloss  weil  sie  ausserhalb  der 
Lyrik    die    gangbarsten    waren51),    und    leitet    aus    diesen   dann 

die  Rhetoren  seit  Thrasymachos  (s.  Sind.  SQcc6v^a%o?)  aus  der  voraristoxeni- 
schen,  rhythmisch  angehauchten  Metrik,  der  Schöpfer  des  varronischen 
Systems  vornehmlich  aus  der  Rhetorik.     S.  Leo  S.  292.  A.  1. 

49)  Wie  Leo  S.  300  vollkommen  richtig  bemerkt.     S.  A.  22. 

50)  Leo  S.  297.  Dadurch  widerlegt  sich  die  Schlussfolgerung  von 
Leichsenring  S.  32  f. 

51)  S.  A.  46.  An  sich  hätte  man  ja  mit  anderen  Versen  genau  das- 
selbe Experiment  machen  können.  Freilich  hat  diese  Willkür  an  Kie ss- 
lin g  Ausg.  des  Hör.  I2.  S.  3  einen  Vertheidiger  gefunden:  „Ein  richtiges  (?) 
Gefühl  sagte,  dass  es  verkehrt  sei  hier"  (näml.  bei  den  künstlicheren 
Versen)  „von  den  einzelnen  etwa  erkennbaren  Takten  auszugehen  und  z.  B. 
den  sapphischen  Eilfsilbler  als  ein  Konglomerat  von  zwei  Trochäen, 
Daktylus  und  wieder  zwei  Trochäen  zu  zergliedern.  Es  war  daher  ein 
durchaus  berechtigter  (!)  Gedanke,  zu  fragen,  ob  nicht  derartige  Verse  sich 
als  Variationen  und  Kombinationen  grösserer  Silbengruppen  auffassen  Hessen, 
die  in  den  primären  Formen  der  ältesten  Poesie  bereits  enthalten,  als 
Elemente  den  Neubildungen  der  späteren  Lyrik  zu  Grunde  lägen.  Diese 
Erwägung  (V)  führte  zu  dem  Versuche  die  Vielgestaltigkeit  der  künstlichen 
Versbildungen  im  Wesentlichen  aus  den  beiden  Grundformen  des  daktyli- 
schen und  iam bischen  Sechsfüsslers  herzuleiten".  Wie  denkt  denn  eigent- 
lich Kiessling  über  die  logaoedischen  Reihen,  die  mehr  als  einen 
Daktylos  (beziehentlich  Anapaesten)  enthalten  ?  Wenn  wirklich  ein  „richtiges 
Gefühl"  verbietet  Verbindungen  von  Trochaeen  und  Daktylen  oder  lamben 
und  Anapaesten  als  solche  anzuerkennen,  so  sollte  man  doch  meinen,  dass 
die  Zahl  der  Daktylen  (beziehentlich  Anapaeste)  dabei  keinen  Unterschied 
machen  kann;  nun  haben  aber  doch  die  alten  Metriker,  so  viel  wir  sehen 
können,  sämmtlich  diesen  Unterschied  gemacht  (s.  A.  28),  und  folglich 
kann  dieser  Vertheidigungs-  und  Verherrlichungsversuch  von  ihnen  seitens 


23G  Einunddreissigstes  Capitel.     Rhythmik  und  Metrik. 

synthetisch  mit  gleicher  Willkür  und  mit  dem  einfachsten  Apparate 
alle  anderen  her,  „indem  es  ohne  Scrupel  den  Zauberstab  der 
variatio  schwingt:  wie  man  in  der  Rede  Silben,  Worte  und  Satz- 
glieder zufügt,  abzieht,  versetzt,  so  im  Verse"52). 

Dass  indessen  diese  metrischen  und  rhythmisch -metrischen 
Theorien  nicht  die  einzigen  waren,  erhellt  aus  zwei  Umständen. 
Einmal  nämlich  sind  uns  zwar  nur  wenige,  aber  unzweifelhafte 
Spuren  davon  geblieben,  dass  es  auch  Metriker  gab,  welche, 
gleichwie  wir  heutzutage  pflegen,  auch  solche  logaoedische 
Reihen,  welche  nur  einen  Daktylos  oder  Anapaesten  enthalten, 
in  Trochaeen  und  Daktylen,  beziehungsweise  Iamben  und  Ana- 
paeste  zerlegten52 b).  Zweitens  aber  ist  an  zwei  verschiednen, 
jedoch  aus  derselben  Quelle  geflossenen  Stellen53)  die  Nachricht 


Kiesslings  als  gelungen  nicht  anerkannt  werden,  vielmehr  steht  zu  be- 
fürchten, dass  jenes  Gefühl  denn  doch  kein  „richtiges"  ist.  Aber  auf  solche 
Irrwege,  wie  hier  Kiessling,  auf  denen  man  feine  Hypothesen  macht  und 
dabei  das  Nächstliegende  übersieht,  muss  nothwendig  ein  Jeder  gerathen, 
der  es  verschmäht  den  Spuren  des  einzigen  richtigen  und  sicheren  Führers 
Aristoxenos  zu  folgen,  von  dem  wenigstens  so  viel  feststeht,  dass  er  von 
dieser  modernen  „Kolentheorie"  eines  Wilamowitz,  Kiessling  u.  Spiro 
(s.  A.  9)  Nichts  gewusst  hat.  Neben  dem  Hexameter  und  dem  Trimeter 
hätten  doch  überdies  die  Tetrameter  mindestens  die  gleiche  Berechtigung 
gehabt  als  Urformen  zu  gelten. 

52)  Leo  S.  295.  Vgl.  Dionys.  C.  V.  17.  p.  108  R.  daxtvlixog  .  .  .  nccvv 
d'  S6tl  6E[ivcg  %ccl  stg  nccXXog  ccgpoviag  oc^ioXoyioxccxog.  Pseudo-Longin.  39,  3. 
p.  63,  2  ff.  Jahn.  61,  4  ff.  Vahl.  InX  xmv  8av.xvXiY.mv  .  ..  Qv&ficov '  svyevsoxccxoi 
d  ovxoi  Tiocl  (isysd,07Zoioi,  dib  nccl  xb  tjqcoov  mv  i'ausv  Y.dXXiaxov  [iexqov 
GW10XCC61  (vgl.  Aristoph.  Nub.  641  f.  o  xi  %dXXi6xov  fiixgov  rjysL-  noxsqov  xb 
XQLfisxQov  7}  xb  xsxQcc[i8XQov,  und  dazu  Brambach  Metr.  Stud.  z.  Soph. 
S.  XI)  und  Anderes  bei  ihm.  Leo  S.  296:  „Der  um  die  Ausbildung  und 
Befestigung  der  Lehre  verdienteste  Metriker,  Caesius  Bassus,  ist  nicht 
Grammatiker,  sondern  Dichter".  S.  denselben  p.  271  und  dazu  Leo 
S.  292  f.     Ausserdem  s.  A.  35. 

52 b)  Die  Hauptstelle  ist  Mall.  Theod.  4,  17  ff.  p.  541  G.  592,  1  ff.  K., 
wo  unter  anderen  der  pherekrateische  und  der  glykoneische  Vers  so  ab- 
getheilt  werden.  Dazu  kommt  aber  die  gleiche  Abtheilungsweise  des  eilf- 
silbigen  phalaekeischen,  deren  Terentian.  Maur.  2545  ff.  und  Mar.  Victorin. 
IV,  1,  53.  p.  203  G.  148,  15  ff.  K.  gedenken.  Recht  seltsam  ist  die  des 
asklepiadeischen  in  Spondeios,  Daktylos,  Halbfuss  und  zwei  Daktylen: 
__|_^j_||_wu|_uo,  Ter.  M.  2650  ff. 

53)  Choerobosk.  Exeg.  Heph.  p.  76,  23  ff.  Studem.  (früher  fälschlich 
als  Schol.  A  Heph.  p.  185  Westph.  bezeichnet)  und  Etym.  M.  p.  285,  27  ff. 
u.  d.  W.  Aowiu-Aog.  S.  Westphal  Metr.  I2.  S.  600  ff.  I3.  S.  178  ff.,  doch 
vgl.  A.  55. 


Spuren  anderer  Systeme. 


237 


erhalten,  dass  gewisse  Theoretiker ,  und  zwar  schwerlich  Metriker, 
vielmehr  höchst  wahrscheinlich  Rhythmiker,  zu  den  fünf  ge- 
wöhnlich angenommenen  Tactarten,  der  isorrhythmischen,  diplasi- 
schen,  hemiolischen,  epitritischen  und  triplasischen  oder  auch 
unter  Nichtanerkennung  der  letztgenannten  zu  den  vier  ersteren54) 
noch  eine  neue,  die  dochmische,  hinzufügten  und  so  zwischen 
„regelrechten"  Tacten  (qv&{iol  opOm),  in  denen  die  Zeitdauer 
der  Hebung  und  die  der  Senkung  entweder  gleich  oder  doch 
bei  den  kürzesten  Tacten  jeder  Art  die  erstere  nur  um  1  Mora 
grösser  als  die  letztere  ist  (2:1,  3:2,  5:4),  und  „schiefen" 
(gvd'tiol  doxpioi)  unterschieden,  in  denen  dieser  Unterschied  auf 
2  Moren  steigt  (5:3  im  Dochmios  und  vielleicht  3 : 1  im  triplasi- 
schen Tact)55). 


Zweiunddreissigstes  Capitel. 

Die  späteren  Philosophen. 

Der  Hauptcharakterzug,  welchen  die  Philosophie  der  späteren 
alexandrinischen  Zeiten  an  sich  trägt,  ist  theils  in  Folge  des  inneren 
Entwicklungsganges  theils  unter  dem  äusseren  Einfluss,  welchen 
die  römischen  Verhältnisse  ausübten*),  der  des  Eklekticismus. 
Wie  weit  nach  dieser  Richtung  unter  den  Stoikern  Männer  wie 
Boethos,  Panaetios,  Poseidonios,  unter  den  Peripatetikern 
Kritolaos  und  der  Tyrier  Diodoros  gingen,  haben  wir  bereits 
gesehen,  und  vollends  der  Stoiker  Areios  Didymos  gegen  Ende 
der  Periode  hätte  sich  mit  gleichem  Rechte  zu  den  Akademikern 
halten  können.  Bei  den  letzteren  macht  zuerst  der  schärfere 
Skepticismus  einem  gemilderten  Platz,  und  in  noch  grösserer 
Milderung    schreibt    sodann   Antiochos   das   eigentliche  Losungs- 


54)  S.  Susemihl  Jahrb.  f.  Ph.  CVII.  S.  297f.  gegen  Westphal.  Vom 
triplasischen  Tact  ist  nämlich  wenigstens  in  den  beiden  auf  uns  gekomme- 
nen Berichten  (s.  A.  53)  überhaupt  keine  Rede:  es  ist  möglich,  dass  sie  in 
dieser  Hinsicht  unvollständig  sind,  aber  auch  mindestens  ebenso  gut 
möglich,  dass  der  Urheber  der  betreffenden  Theorie  diese  Art  von  Tact 
nicht  anerkannte  gleich  den  sogenannten  XcoQi£ovteg  des  Aristeides,  s.  A.  14. 

55)  Jedenfalls  ist  diese  Theorie  also  eine  andere  als  die  des  Ari- 
stoxenos  und  die  der  XcoQi£ovt8g  so  wie  der  ZvfinXsyiovTsg.  Wie  Aristoxenos 
selber  den  Dochmios  mass,  wissen  wir  nicht,  keinesfalls  aber  so. 

*)  S.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  IIP,  1.  S.  528—545. 


238       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

wort  des  Eklekticismus,  die  angebliche  Uebereinstimmung  aller 
philosophischen  Richtungen  in  den  wesentlichsten  Punkten,  auf 
die  Fahne  der  Akademie.  Ja  es  bildet  sich  sogar  eine  eigne 
Schule,  welche  ausdrücklich  den  Namen  der  Eklektiker  annimmt; 
freilich  gelangt  sie  nicht  zu  irgend  einer  Bedeutung.  Selbst  die 
Epikureer  können  sich  dem  Einflüsse  dieser  allgemeinen  Zeit- 
strömung wenigstens  nicht  gänzlich  verschliessen.  Dennoch  aber 
erhebt  hiegegen  bald  der  Skepticismus  mit  Aenesidenios,  wenn 
anders  Letzterer  wirklich  schon  diesen  Zeiten  angehört,  von  Neuem 
sein  Haupt,  und  schon  früher  nimmt  mit  den  neuen  Pythago- 
reern,  vorbereitet  durch  Poseidonios,  eine  religiös  gefärbte, 
aber  dabei  freilich  von  dem  gleichen  Eklekticismus  durchzogne 
Richtung  ihren  Anfang,  die  sich  in  den  folgenden  Jahrhunderten 
weiter  entwickelt  und  endlich  im  Neuplatonismus  ihren  Abschluss 
findet.  Wissenschaftlich  am  Fruchtbarsten  und  Folgenreichsten 
endlich  ist  die  Wiedererweckung  der  aristotelischen  Studien  zu- 
nächst unter  den  Peripatetikern  durch  den  Rhoder  Andronikos, 
welcher  durch  dieselbe  der  Schöpfer  jener  von  philosophischem 
Interesse  getragenen  philologischen  Beschäftigung  mit  den  syste- 
matischen Lehrschriften  des  Aristoteles  ward,  wie  sie  von  ihm 
aus  durch  die  Jahrhunderte  fortgetragen  ist  in  die  Gegenwart 
hinein. 

1.   Stoiker. 

Mnesarchos,    Sohn    des    Onesimos,    von  Athen  war    noch 

Schüler  des   Diogenes   von  Seleukeia1)   und   des   Antipatros  von 

Tarsos2)  gewesen,  sodann  des  Panaetios3),  an  dessen  Lehre  von 

den  Seelen theilen  er  sich  annäherungsweise  anschloss4),  und  ward 


1)  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  LI. 

2)  Dies  wird  freilich  nicht  ausdrücklich  berichtet,  ist  aber  nicht  anders 
denkbar,  obgleich  in  der  Epit.  Diog.  die  Reihenfolge  diese  ist:  Borj&og, 
MvrjaocQX^VSt  Mva6ocyoQccg,  Nsgxcoq,  BccoiXeidrjg,  dccQÖccvog,  'AvxCnaxqog, 
^HQanXeLdrjg,  ZcoGLysvrjg,  TLccvaCxiog,  vgl.  A.  5. 

3)  Cic.  de  or.  I,  11,  45.  auditor  Panaetii.    Vgl.  18,  83. 

4)  Pseudo-Galen.  Hist.  phil.  T.  XIX.  p.  257  K.  (615,  6  ff .  Diels).  Mvr]- 
6aQ%og  (so  Diels  f.  Msvi^u%og  oder  Msvsnci%og)  8s  trjv  2xauY.a>v  vnölr^iv 
BitLY.Qivccv  xo  (pcovr}xi%6v  (%aiy  xb  onsq^uTL-AOV  nsQLSclev  olrj&sig  xr\g  atG&rjxi- 
v.r\g  dvvccfiEcog  xccvxa  \n$xh%£iv ,  fiBQrj  öh  xfjg  ipvxfjg  corför)  [tovov  xo  loyinov 
nai  cct6&r}xin6v:  er  folgte  also  dem  Panaetios  in  Bezug  auf  den  Dualismus 
von  Denk-  und  Empfindungsseele,  nahm  aber  nicht  mit  jenem  neben  dieser 
eigentlichen  Seele  auch  noch  eine  <pvaig  im  Menschen  an,  s.  C.  28.  A.  45. 
Denn    der    Einfügung   von    (irj    vor  \izxkinv   (Diels  Doxogr.  S.  206),  nach 


Mnesarchos.    Stratokies  von  Rhodos.    Apollonios  von  Nysa.    Deinetrios.   239 

hierauf  dessen  Nachfolger  in  Gemeinschaft  mit  einem  anderen 
Athener  Dardanos,  Sohn  des  Andromachos,  welcher  gleich  ihm 
Diogenes,  Antipatros  und  Panaetios  zu  Lehrern  gehabt  hatte5). 
Zu  den  Zuhörern  des  Mnesarchos  aber  zählte  auch  der  Akademiker 
Antiochos 6),  und  M.  Antonius  verkehrte,  da  er  als  Proconsul  nach 
Kilikien  ging,  in  Athen  unter  Anderen  auch  mit  ihm  und  Char- 
madas6b). 

Stratokies  von  Rhodos,  Schüler  des  Panaetios,  war  der 
Verfasser  einer  Geschichte  der  Stoiker,  welche  uns  noch  in  dem 
wahrscheinlich  von  Philodemos  herrührenden  Auszuge  erhalten  ist7). 

Apollonios  von  Nysa  in  Karien  wird  unter  den  Schülern 
des  Panaetios  mit  besonderer  Auszeichnung  genannt8),  aber  wir 
wissen  Nichts  weiter  von  ihm. 

Demetrios  der  Bithvnier,  Sohn  des  Stoikers  Diphilos, 
ebenfalls  Schüler  des  Panaetios9),  ist  wahrscheinlich  der  Verfasser 
des  Epigramms  auf  Myrons  Kuh10). 

welcher  er  umgekehrt  noch  einen  Schritt  weiter  als  sein  Lehrer  gegangen 
wäre  und  auch  das  Sprachvermögen  vollständig  zur  cpvaig  gerechnet 
hätte,  bedarf  es  schwerlich.  Ueber  seine  Unterscheidung  des  tdicog  und  des 
Karo:  xrjv  ovaiuv  noiov  s.  Ar.  Did.  Fr.  27.  p.  463,  5  ff.  Diels  b.  Stob.  Ecl.  I. 
p.  436  H.  179,  6ff.  W.,  über  seine  Definition  der  Gottheit  Stob.  Ecl.  I.  p.  60  H. 
35,  10  f.  W.  =  Aet.  p.  303 b  13  f.  D.,  über  seine  Ansicht  von  der  wahren 
Redekunst  Anton,  b.  Cic.  de  or.  I,  18,  83,  vgl.  C.  35.  A.  15. 

5)  Ind.  Sto.  C.  LI,  wo  er  unter  den  Schülern  des  Diogenes  erscheint, 
LUE,  wo  wahrscheinlich  unter  denen  des  Antipatros  mit  dem  Zusatz  (nal 
ovx(og  xr\v  IlavyuL^xiovy  c%o(Xi}v  diccds^ayfiev^ogy,  LXXVIII,  wo  Apollonios 
von  Ptolemais  sein  und  des  Mnesarchos  Zuhörer  genannt  wird.  Cic.  Acad. 
II,  22,  69  sagt  von  ihm  und  Mnesarchos:  qui  erant  Athenis  tum  principes 
Stoicorum.  Ueber  die  auffallende  Anordnung  in  der  Epit.  Diog.  (s.  A.  2) 
vgl.  die  Vermuthung  von  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3,  1.  S.  48.  Anm.  Dass 
Mnesarchos  ihm  vielmehr  erst  gefolgt  sei  in  der  Leitung  der  Schule,  ist 
wegen  Cic.  de  or.  a.  a.  0.  nicht  wahrscheinlich.  Vgl.  Zell  er  a.  a.  0. 
S.  569.  A.  1. 

6)  Cic.  Acad.  a.  a.  0.  Numen.  b.  Euseb.  P.  E.  XIV,  9,  3.  739  c.  d  (aus 
Cic.  Augustin.  c.  Acad.  III,  18,  41).  —  S.  über  M.  noch  Cic.  Fin.  I,  2,  6  u. 
Acad.  post.  I.  Fr.  1  b.  Non.  p.  65  Merc. 

6b)  Cic.  de  or.  I,  18,  82  ff. 

7)  Wie  schon  C.  2.  A.  161  bemerkt  ist:  Col.  XVII.  (idXiöxa  ÖLagyiei: 
87iidQ<x[iELV  xovg  vscoöxl  vno  UtqcctoxXsovs  xov  'Poölov,  8iccY.r]Ko6xog  8b  Tlu- 
vaixCov  ysyQaii{i8vovg  cp  .  .  .     Vgl.  A.  26.  62.  115.  117.     Strab.  XIV.  655. 

8)  Strab.  XIV.  650.  xä>v  IJavuixCov  yvooQifiav  ccgiaxog,  vgl.  C.  30.  A.  76 b. 

9)  La.  Di.  V,  84  im  Homonymen?  erz.  I.  St.  Col.  LXXV. 

10)  Anth.  P.  IX,  730;   ob  auch  des    folgenden  über    denselben  Gegen- 
stand, ist  mehr  als  zweifelhaft. 


240       Zweianddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

Hekaton11)  aus  Rhodos  ist  uns  nächst  Poseidonios  unter 
den  Schülern  des  Panaetios12)  am  Meisten  bekannt.  In  psycho- 
logischer Hinsicht  übernahm  er  von  diesem  seinem  Lehrer  ohne 
Zweifel  zum  Mindesten  gleich  Mnesarchos  den  Dualismus  eines 
vernünftigen  und  eines  vernunftlosen  Seelentheils.  Denn  nur  so 
wird  seine  in  den  mindestens  3  Büchern  tisqI  uqsxcov  in  einer 
ihm  ausschliesslich  eigenthümlichen  Form  entwickelte  Unter- 
scheidung von  vernünftigen  und  vernunftlosen,  auch  den  Nicht- 
weisen ((pavloi)  zugänglichen  Tugenden  oder  vielmehr  Tüchtig- 
keiten verständlich,  bei  welcher  er  zugleich  in  altstoischer  Weise 
streng  an  der  Einheit  der  ersteren  festhielt,  zu  den  letzteren  aber 
auch  bloss  leibliche  Vollkommenheiten  rechnete13).  In  einem 
zweiten,  dem  Q.  Tubero  gewidmeten  Werk  über  die  Pflichten 
(7tEQL  xad"ijKovtog)  in  wenigstens  6  Büchern u)  stellte  er  sehr 
abweichend  von  Panaetios  ähnliche  unsittliche  Grundsätze  wie 
Diogenes  der  Babylonier  auf15),  jedoch  in  einem  viel  beschränkteren 

11)  Vgl.  die  C.  28.  A.  12  angeführte  Fragmentsammlung  von  Fowler. 

12)  Cic.  Off.  III,  15,  63.  Hecatonem  .  .  .  Rhodium  discipulum  Panaeti. 
Epit.  Diog.,  wo  Rose  richtig  'Ekccxgov  f.  Kccxcov  hergestellt  hat. 

13)  In  Bezug  auf  letzteren  Punkt  s.  Fr.  3  b.  La.  Di.  VII,  125.  sv  xa 
xqixco,  auch  Fr.  2  ebend.  91.  iv  xa>  xoixm,  Hirzel  Unters.  II1.  S.  491  f.,  in 
Bezug  auf  ersteren  Fr.  1    ebend.  90.    iv  xm   itgioxco  .  .  .  iniGxrmov  iv.o\g  psv 

8LV0U    Hai   &SCOQ7J {ICCX WCCQ   XCCg    8%OVOCCS   X7]V    GV6XCC61V    £H    d,8(OQT]flCtT(OV7    cog    <pqo- 

vrjGiv  Hcci  diKccioovvY}V  cc&sooQt'ixovg  de  xccg  xara  7taQSHXctaiv  &scoQov[isvag 
xaig    in    xeov    &scoqr}[jiocx(ov   6vvE6xr}HViccig,    nct&ansQ   vyisiccv   ytcci   lc%vv.    xfj 

CC0q)Q06VVrj     d-eCOQrjflCCXL'ilfj     V710CQXOV67]     6V(lßttlVSl     tt'XOXovQ'SlV     Hai    71CCQ8KXELVS- 

c&cci  xr\v  vyisiccv  .  .  .  %ulovvxai  d'  ä&ecQQrjxoi  oxi  firj  e'xov6i  avyyiccxoc&iosig, 
äXX'  imyiyvovxai  Hai  nsql  cpccvXovg  yiyvovxai'  mg  vytsia,  ccvöqsicc,  „d.  h. 
Gesundheit  des  Leibes  (und  nicht  der  Seele,  denn  wie  sollte  diese  den 
cpocvXoi  zukommen!)  und  bloss  physische  Tapferkeit,  denn  dass  auch  H.  die 
höhere  Tapferkeit  vielmehr  zu  den  vernünftigen  Tugenden  rechnete,  er- 
hellt aus  §.  102.  ozya&a  fisv  ovv  xccg  xs  ccgexccg,  cpqovrjüiv,  div.aio6vvr}v ,  ccv- 
öqsiccv,  gcocpqo6vvy}v  x.  t.  X.  deutlich  genug.  Aber  Hirzel  S.  472 — 514  hat 
dies  Alles  verkannt  und  die  ganze  Tugendlehre  des  H.  merkwürdig  miss- 
verstanden und  in  Folge  davon  völlig  verkehrt  den  Auszug  bei  Stob.  Ekl.  II. 
p.  410  H.  62,  15 — 63,  10  auf  diesen  zurückzuführen  versucht,  worin  ihm 
nicht  bloss  Fowler,  sondern  auffallenderweise  (wie  es  scheint)  auch 
Wachsmuth  gefolgt  ist.  Das  Eigenthümliche  besteht  bei  H.  in  der  An- 
nahme, die  Unweisen  könnten  nur  im  Besitz  der  vernunftlosen  Voll- 
kommenheiten sein,  die  Weisen  müssten  es  eben  in  Folge  ihrer  Weisheit 
und  ihres  Innehabens  der  vernünftigen  Tugenden"  (Schmekel). 

14)  Cic.  Off.  a.  a.  O.  in  eis  libris,  quos  de  officio  scripsit  Q.  Tuberoni. 
83,  89  ff.  sextus  Über  de  offieiis  Hecatonis. 

16)  Vgl.  C.  2.  A.  366.    Z.  B.  dass  der  Weise  bei  einer  Theuerung  seine 


Hekaton  aus  Rhodos.  241 

Umfange16),  während  er  andrerseits  im  Gegensatz  zu  des  Panaetios 
und  Poseidonios  Milderung  der  Schroffheit  des  stoischen  Moralprincips 
in  einer  dritten,  mindestens  19  Bücher  umfassenden  Schrift  tcsqI 
aya&Gyv  die  unbedingte  Richtigkeit  des  letzteren  oder  mit  anderen 
Worten  die  völlige  Selbstgenügsamkeit  der  Tugend  auf  das  Leb- 
hafteste vertheidigte17).  Ebenso  schloss  er  sich  in  einer  vierten 
tcsqI  Tfilöv,  deren  Umfang  wenigstens  7  Bücher  betrug,  an 
Zenons  Definition  des  höchsten  Gutes  an18)  und  in  einer  fünften  tcsqI 
Ttaftcbv,   von    welcher    ein    zweites   Buch    angeführt   wird19),    an 


Sklaven  lieber  verhungern  lassen  werde  als  sie  mit  grossen  Opfern  er- 
nähren, Cic.  a.  a.  0.  0.  =  Fr.  9.  10.  Sen.  de  benef.  II,  21,  4.  ineptum  et  fri- 
volum  Hecaton  ponit  exemplum  (=  Fr.  13).  Wahrscheinlich  aus  diesem 
Werk  sind  nämlich  die  Auszüge  in  dieser  Schrift  Senecas  I,  3,  9.  II,  18,  2  f. 
21,  4.  III,  18,  1.  VI,  37,  1  =  Fr.  11—15,  wie  Zeller  a.  a.  0.  bemerkt,  es 
müsste  denn,  wie  derselbe  hinzufügt,  H.  ein  eignes  Werk  über  die  Wohl- 
thätigkeit  geschrieben  haben,  hiegegen  aber  s.  Hirzel  II2.  S.  608.  A.  1. 
Dagegen  stammen  die  Anführungen  bei  demselben  Sen.  Epist.  5,  6.  6,  7. 
9,  6  =  Fr.  25—27  wohl  aus  einer  oder  mehreren  anderen  Schriften,  vgl. 
A.  20.  Gegen  Hirzel  S.  726  ff.  ferner,  der  aus  H.,  und  zwar  aus  dieser 
Schrift  desselben  grössere  Stücke  im  3.  B.  von  Cic.  de  off.  herleitet  (nicht 
bloss  den  Bericht  über  den  Streit  zwischen  Diogenes  und  Antipatros  §.  49—55 
=  Fr.  9,  vgl.  §.  89  ff.  =  Fr.  10,  sondern  u.  A.  auch  §.  21  —  32.  42.  93), 
s.  Klohe  De  Cic.  libror.  de  off.  fontib.  (Greifswald  1889.  8.).  S.  36  f.,  vgl. 
C.  2.  A.  366.  374. 

16)  Allerdings  nämlich  soll  im  Fall  einer  Collision  der  Pflichten  der 
grössere  Vortheil,  aber  doch  nicht  bloss  der  eigne,  sondern  mehr  noch  der  der 
Angehörigen,  des  Staats  und  überhaupt  der  Gemeinschaft  entscheiden,  der 
also  auch  völlige  Selbstaufopferung  verlangen  kann,  s.  Sen.  a.  a.  0.  0.  Und 
so  hängt  es  denn  wohl  nur  mit  der  schroffen  Ansicht  des  H.  über  die 
Sklaverei  (vgl.  A.  23.  24),  nach  welcher  der  Sklave  ein  Besitzstück  wie 
jedes  andere  ist,  zusammen,  wenn  er  es  für  Pflicht  erklärte  lieber  einen 
nichtsnutzigen  Sklaven  zu  opfern  als  ein  werthvolles  Pferd  u.  dgl.  mehr, 
Cic.  Off.  III,  15,  63.  23,  89  (vgl.  A.  16). 

17)  Im  Anschluss  an  Zenon  und  Chrysippos.  Fr.  5  b.  La.  Di.  VII,  127  f. 
iv  dsvTEQco.  Fr.  6.  ebend.  101.  povov  xo  nciXbv  ccyccd'öv  slvcci,  xafra  cpriaiv 
SE.  iv  xm  xqlxco  it.  ocy.  xai  XqvGLnnog  h.  x.  X.  Fr.  7  ebend.  103.  ctXX'  ov8e 
xr\v  i\8qvt\v  dya&ov  cpuöiv  *E.  iv  tat  iwsccnccideHcczcp  n.  uy.  yicii  Xqv- 
amnog  x.  r.  X. 

18)  Fr.  17.  b.  La.  Di.  VII,  87.  iv  xolq  nsgl  xeXäv,  vgl.  Fr.  16  ebend.  102. 
iv  ißdofico  nzqi  xeXovg.  Der  scharfsinnigen  Erörterung  Hirzels  S.  567 — 619, 
dass  dieses  Werk  des  H.  die  Quelle  von  Ciceros  3.  B.  de  finibus  sei,  stehen 
erhebliche  Bedenken  gegenüber,  s.  Schwenke  Philol.  Rundsch.  III.  1883. 
Sp.  48  f.    Vgl.  auch  A.  268  z.  E. 

19)  Fr.  18  b.  La.  Di.  VII,  110. 

SusKMiHL,  grieoh.  -  alex.  Litt.-Gesoh.   II.  16 


242      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

dessen  Eintheilung  der  Affecte20).  In  einer  sechsten  mgl  jtccQcc- 
dö^av,  welche  aus  wenigstens  13  Büchern  bestand,  erklärte  er 
sich  dagegen  gleich  Poseidonios  für  die  Anwendung  des  Gebets 
auch  seitens  des  Weisen21),  und  seine  von  denen  des  Chrysippos22) 
abweichenden  Ansichten  über  die  Sklaverei23)  lassen,  wie  es 
scheint,  einen  Einfluss  der  aristotelischen  erkennen24).  Seine 
Darstellung  muss  übrigens  nach  diesem  Allen  eine  sehr  breite 
gewesen  sein.  Seine  Chreien  endlich  enthielten  wahrscheinlich 
in  2  Büchern  Anekdoten  und  Apophthegmen  von  Kynikern  und 
Stoikern,  von  den  ersteren,  wie  es  scheint,  im  ersten,  von  den 
letzteren  im  zweiten  Buche25),  und  natürlich  war  der  geschicht- 
liche Werth  dieser  Erzählungen  vielfach  ein  sehr  geringer. 

Blosse  Namen  sind  für  uns  eine  Reihe  anderer  Schüler  des 
Panaetios26). 


20)  Vielleicht  ist  aus  dieser  Schrift  auch  Fr.  25  b.  Sen.  Ep.  5,  6. 

21)  Fr.  19  b.  La.  Di.  VII,  124.  iv  rgionaidexccTG).  Hieraus  erhellt,  dass 
dieses  Werk  ganz  etwas  Anderes  enthielt  als,  wie  Westermann  (C.  17. 
A.  5)  behauptet,  „paradoxa  philosophorum". 

22)  Sen.  de  benef.  III,  22,  vgl.  20  f. 

23)  Sen.  a.  a.  0. 18, 1  =  Fr.  14.  quaeritur  a  quibusdam,  sicut  ab  Hecatone, 
an  beneßcium  dare  servus  omnino  possit  etc. 

24)  Wenigstens  passt  Das,  was  H.  über  den  Sklaven  überhaupt  lehrt, 
genau  auf  den  Sklaven  von  Natur,  wie  ihn  Aristoteles  Pol.  I,  4.  5.  13  Bekk. 
construirt,  oder  richtiger,  H.  überbietet  noch  weitaus  diese  Construction, 
dergestalt,  dass  der  Sklave  vollständig  alle  Menschenrechte  verliert.   S.  A.  16. 

25)  Antisthenes  (La.  Di.  VI,  4.  iv  zotig  Xqefaig),  Diogenes  (ebend.  32. 
iv  ngoora),  Metrokies  (ebend.  95.  iv  ngcorm,  s.  C.  2.  A.  92),  Zenon  (VII,  2 
ohne  Nennung  des  Werks  u.  26.  iv  tm  Sevtegm,  vgl.  C.  2.  A.  151),  Kleanthes 
(VII,  172.  iv  xocig  Xysiaig),  Chrysippos  (VII,  181  ohne  Nennung  des  Werks) 
=  Fr.  23.  20.  21.  28.  22.  24.  29. 

26)  S.  die  Zusammenstellung  bei  Zell  er  a.  a.  0.,  aus  der  aber  Dionysios 
von  Kyrene  zu  streichen  ist  (s.  C.  2.  A.  387):  Damokles  von  Messene 
(I.  St.  col.  LXXVI),  Gorgos  von  Lakedaemon  (ebend.),  Lykon  aus  Bi- 
thynien  (ebend.),  Mnasagoras  (Epit.  Diog.),  Nikandros  aus  Bithynien 
(I.  St.  LXXV),  Paranomos  von  Tarsos  (ebend.  LXXIV.  LXXVIII),  Pau- 
sanias  aus  Pontos  (ebend.  LXXVI),  Piaton  von  Rhodos  (La.  Di.  III,  109 
im  Homonymenverz.),  Sotas  von  Paphos  (I.  St.  LXXV),  Timokles  von 
Knosos  oder  Knidos  (ebend.  LXXVI),  endlich  auch  wohl  Apollonios  von 
Ptolemais,  welcher  auch  noch  den  Mnesarchos  und  Dardanos  hörte  (s.  A.  5), 
denn  so  wird  I.  St.  Col.  LXXVIII  ö iu<%riy nomg  xal  Jagdävo^v  aaiy 
Mvt}6ccq%ov  zu  verstehen  sein:  wenn  also  derselbe  hier  cpCXog  rjfiav  heisst, 
so  hatte  dies,  wie  gegen  Comparetti  S.  470 f.  zu  bemerken  ist,  Stratokies 
geschrieben,  und  Philodemos  hat  es  gedankenlos  stehen  lassen  (vgl.  A.  7).  — 
Auch  Antidotos,  der  Lehrer  des  Antipatros  von  Tyros  (s.  A.  52),  war  als 


Nestor  v.  Tarsos.     Diotimos.     Apollodoros  v.  Athen  der  Jüngere.     243 

Nestor  von  Tarsos  war  entweder  bereits  ein  Mitschüler 
oder  aber  ein  Schüler  des  Panaetios27). 

Diotimos  oder  Theotimos,  welcher  dem  Epikuros  sitten- 
lose Briefe  unterschob28),  gehört,  wenn  er  nicht  geradezu  auch 
ein  Schüler  des  Panaetios  war,  doch  wenigstens  mit  den  Schülern 
desselben  ungefähr  der  gleichen  Zeit  an,  da  erzählt  wird,  dass 
er  auf  Betrieb  des  Epikureers  Zenon  aus  Rache  dafür  hin- 
gerichtet worden  sei29). 

Apollodoros  von  Athen  der  Jüngere,  ein  Schüler  ent- 
weder des  Diogenes  oder  wahrscheinlicher  des  Antipatros  und 
jedenfalls  wohl  auch  des  Panaetios30),  mag  der  Nachfolger  des 
Mnesarchos  und  Dardanos  geworden  sein81),  doch  ist  dies  sehr 
ungewiss. 


solcher  entweder  noch  des  Panaetios  oder  seiner  nächsten  Nachfolger  oder 
beider  Theile  Schüler,  ßasileides  steht  in  der  Epit.  Diog.  zwischen 
Nestor  und  Dardanos. 

27)  Strab.  XIV.  674  (s.  A.  50)  nennt  ihn  zwischen  Antipatros  und  Arche- 
demos auf  der  einen  und  den  beiden  Athenodoros  auf  der  anderen  Seite, 
die  Epit.  Diog.  sogar  neben  Dardanos  und  anderen  Schülern  des  Baby- 
loniers  Diogenes  vor  dem  Tarsier  Antipatros.  Wenn  also  Pseudo-Lukian. 
Macrob.  21  ihn  vielmehr  zum  Lehrer  des  Kaisers  Tiberius  macht,  so  ver- 
muthet  Zell  er  a.  a.  0.  gewiss  mit  Recht  eine  Verwechselung,  etwa  mit 
dem  gleichnamigen  Akademiker,  dem  Lehrer  des  Marcellus.  Aus  Rhet. 
Gr.  VII,  226  W.  erhellt,  dass  er  im  Gegensatz  zu  Hermagoras  und  den 
meisten  Mitgliedern  seiner  eignen  Schule  der  ä[iQpißoXia  jede  rhetorische 
und  rednerische  Bedeutung  absprach,  vgl.  Volkmann  Rhet.  d.  Gr.  u. 
Römer2  S.  43.    Striller  De  Stoic.  stud.  rhet.  S.  40 f.,  vgl.  C.  35.  A.  92. 

28)  La.  Di.  X,  3.  InictoXccg  cpsQcov  nsvti\%ovta.  äoeXysig  <bg  'Etuhovqov, 
aus  welchen  sich  ein  Bruchstück  (Fr.  105)  erhalten  hat  (Weiteres  s.  b. 
Usener  Epicürea  S.  135). 

29)  Demetr.  v.  Magn.  b.  Ath.  XIII.  611  b.  Aibxipog  ö'  6  yguipag  rä  netz' 
EninovQov  ßißXia  vnb  Zr\v(ovog  xov  'EniHovQEi'ov  i^caTrj&sig  avyqi&ri.  Zeller 
a.  a.  0.  S.  373  f.  A.  2  verniuthet,  dass  dies  vielleicht  unter  der  Gewalt- 
herrschaft des  Aristion  (Plut.  Süll.  12.  14.  23,  vgl.  Num.  9.  Lncull.  19. 
Appian.  Mithr.  28)  oder  Athenion  (Poseidon.  Fr.  41b.  Ath.  V.  211  e  ff.,  vgl. 
A.  317)  zur  Zeit  des  ersten  mithridatischen  Krieges  geschehen  sei.  Denn 
wenn  dieser  Mensch  in  der  Darstellung  des  Poseidonios  auch  als  Peri- 
patetiker  erscheint,  so  mag  doch  auch  in  der  des  Appian.  {aocpCctv  xi\v 
'EnLHovQSLov  Tjffx/jxeog)  etwas  Richtiges  liegen,  so  weit  wenigstens,  dass  die 
Epikureer  bei  ihm  in  Gunst  standen. 

30)  Aus  I.  St.  Col.  LIII  geht  nur  das  Erstere  hervor  (vgl.  A.  5),  nicht, 
wie  Zell  er  a.  a.  0.  angiebt,  das  Letztere. 

31)  Wie  Zeller  a.  a.  0.  nach  Zumpt  Bestand  der  philos.  Seh.  S.81  (105) 

16* 


244       Zweinnddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen,     1.  Stoiker. 

So sos  von  Askalon,  auch  ein  Schüler  des  Panaetios32),  war 
jedenfalls  derselbe,  nach  welchem  sein  Landsmann  Antiochos, 
wie  wir  sehen  werden,  die  Schrift  dieses  Namens  betitelte. 
„Vielleicht  also  hatte  er  der  Schule  des  Mnesarchos  und  Dardanos, 
die,  wie  gesagt33),  auch  Antiochos  besuchte,  noch  als  älteres  Mit- 
glied augehört"34). 

Ueber  Antipatros  von  Sidon  s.  C.  36. 

Dionysios,  welchen  nach  der  Darstellung  Ciceros35)  Atticus 
um  50  in  Athen  hörte36),  war  vielleicht  sonach  der  Nachfolger 
des  Apollodoros37)  und  wahrscheinlich  derselbe,  welchen  der 
Epikureer  Zenon  bestritt38).  Entweder  er  oder  Dionysios  von 
Kyrene  war  ferner  wohl  derjenige  Stoiker  dieses  Namens,  welcher 
eine  Auslegung  des  Herakleitos  schrieb39),  und  ebenso  der- 
jenige Dionysios,  aus  welchem  eine  Anekdote  vom  Kyniker 
Diogenes  mitgetheilt  wird40),  so  dass  er  also  vielleicht  auch 
Chreien  verfasste. 

Asklepiodotos,  Sohn  des  Asklepiodotos ,  von  Nikaea, 
Schüler  des  Panaetios41)  und  sodann42)  des  Poseidonios43),  be- 
schäftigte sich  im  Anschluss  an  Letzteren  mit  Untersuchungen 
auf    dem    Gebiete    der    unorganischen     Naturwissenschaft    über 

annimmt.  Nachdem  Ersterer  indessen  die  von  Letzterem  begangene  Ver- 
wechselung mit  dem  älteren  Apollodoros  von  Seleukeia  (s.  C.  2.  A.  384  ff.) 
beseitigt  hat,  bleibt  als  schwache  Stütze  dieser  Vermuthung  nur  Cic.  N.  D.  I, 
34,  93.  Zeno  quidem  non  eos  solum,  qui  tum  erant,  Apollodorum  Silum 
ceteros,  figebai  mäledictis,  und  allerdings  wird  dieser  Zeitgenosse  des  Epi- 
kureers Zenon  kein  anderer  A.  gewesen  sein.  Silos  oder  Syllos  ist  un- 
bekannt. 

32)  I.  St.  Col.  75.    Als  Askaloniten  nennt  ihn  auch  Steph.  'AandXoov. 

33)  A.  6. 

34)  Zeller  a.  a.  0. 

35)  Tusc.  II,  11,  26. 

36)  Jedenfalls  also,  wenn  diese  Darstellung  historisch  ist,  verschieden 
von  Dionysios  aus  Kyrene,  s.  A.  26.   C.  2.  A.  387. 

37)  Zeller  S.  585.  A.  1. 

38)  Und    welchen    Philodemos    ueqI    arjfisi'cov   Col.  7  ff.  nach    Zenon  (s. 
Col.  19,  vgl.  A.  216)  bestreitet. 

39)  La.  Di.  IX,  15. 

40)  La.  Di.  VI,  43. 

41)  I.  St.  Col.  73. 

42)  Dass  Zeller  a.  a.  0.  0.  den  Schüler  des  Panaetios  und  den  des  Po- 
seidonios als  zwei  verschiedene  Personen  behandelt,  ist  schwerlich  richtig. 

43)  Sen.   Qu.  nat.  II,  26,  6.    Asclepiodotus  auditor   Posidonii,   ebenso 
VI,  17,  3. 


Dionysios.    Asklepiodotos.    Phainias.    Iason.  245 

meteorische  Erscheinungen,  Erdbeben  u.  dgl.  und  ist  wahrschein- 
lich44) die  Quelle  Senecas  nicht  bloss  für  alles  Derartige,  was 
dieser  aus  ihm45),  sondern  auch  was  derselbe  aus  Poseidonios 
anführt. 

Phainias,  gleichfalls  ein  Schüler  des  Poseidonios,  schrieb 
ein  Werk  von  mindestens  2  Büchern  tcbqI  tcbv  üoöeidcovsicov 
6%oXg>v,  in  welchem  er  gleich  seinem  Lehrer  und  Panaetios  das 
Studium  der  Philosophie  mit  der  Physik  zu  beginnen  empfahl46). 

Iason,  Sohn  des  Aristarcheers  Menekrates  von  Nysa, 
Tochtersohn  und  Schüler  des  Poseidonios,  folgte  dem  Letzteren, 
wie  schon  früher  bemerkt  ward,  in  der  Leitung  von  dessen 
Schule  in  Rhodos47)  und  schrieb  BCoi  ivdö^covs  OihoGocpcov 
öiado%aC  und  TtSQi  'Pödov,  wahrscheinlich  auch  den  BCog 
'EXXddog  in  4  Büchern,  von  welchem  allein  noch  Bruchstücke 
übrig  sind48). 

44)  Diels  Doxogr.  S.  19.    Rusch  De  Posidonio  S.  18 ff. 

45)  Ausser  den  A.  43  angegebenen  Stellen  noch  Qu.  nat.  II,  30,  1.  V, 
15,  1.  VI,  22,  2. 

46)  La.  Di.  VIII,  41.  3>.  6  IJoasidcoviov  yvcogifiog  iv  tcqcoxco  n.  t.  X. 

47)  Suid.  'idocov,  s.  C.  30.  A.  77,  vgl.  auch  ebendas.  A.  76 b.  197  u.  C.  2. 
A.  387. 

48)  Müller  Scr.  AI.  M.  S.  159—161.  —  Suid.  a.  a.  0.  fährt  nach  den 
C.  30.  A.  77  angef.  Worten  fort:  syauipE  Biovg  ivdot-cov  xcci  $iXoo6cpcov 
dicc8o%dg  kccl  Blov  'EXXctSog  iv  ßißXioig  8'  naxd  zweig,  ovxog  syQuips  %al 
nsQL  *P68ov.  Vgl.  aber  'idocov  'AQyeiog,  vecoxSQog  nXovxdqxov  xov  XcuQcovscog, 
yQap\LCLXiY.6g.  eyooiipE  tcbql  xr\g  'EXXdSog  ßißXla  8''  z%zi  8s  d.Q%aioXoyCav 
'EXXdSog  xcti  xct  dito  xeov  Mr\8iy.cov  xd  xs  nax'  'AXs^czvSqov  scog  xsXsvx^g  ccvxov 
■neu  xct  p£%Qi  'A&rjvcticov  uXcooscog  xr\g  ysvo^sv7\g  vn  'Avxindxqov  xov  naxQog 
Kaoodv8oov.  Hieraus  folgt,  dass  der  Bi'og  *EXXd8og  zwischen  I.  von  Nysa 
und  dem  viel  späteren  I.  von  Argos  streitig  war,  und  Müller  ist  geneigt, 
sich  für  den  Letzteren  zu  entscheiden.  Allein  es  ist  hiemit  auch  der  Inhalt 
von  jedem  der  4  Bücher  deutlich  bezeichnet,  und  dazu  stimmt  auch  das 
Citat  (Fr.  3)  bei  Ath.  XIV.  620  d.  'idocov  iv  xolxcp  nsol  xcov  'AXs^dvSqov 
Ieqcov  iv  'AXe^uvSoelu  cprjolv  v..  x.  X.}  und  dies  scheint  aus  Aristokles,  dem 
ungefähren  Zeitgenossen  des  Nysaeers,  zu  stammen,  s.  C.  20.  A.  66.  Sonst 
wird  dies  Werk  nur  noch  angeführt  von  Steph.  v.  Byz.  TrjXog  (Fr.  1  wohl 
aus  dem  1.  B.).  cbg  'idocov  und  'AXa^civdoEicu  (Fr.  2,  nach  dem  Vorstehen- 
den auch  aus  dem  3.  B.).  'iäocov  8s  6  xov  BCov  xfjg  *EXXd8og  yqdipag  iv  8' 
ßißXico,  wo  sonach  doch  wohl  entweder  8'  in  y'  zu  verwandeln  oder,  wie 
Müller  will,  mit  der  Aldina  ßißXioig  zu  schreiben  ist.  Vgl.  auch  Fuhr 
Dicaearch.  S.  95.  A.  4.  S.  115.  A.  5.  Nur  Schol.  Theoer.  XVII,  69  wird 
'Idocov  iv  xotg  tcsqi  Kvl8ov  genannt,  Müller  S.  160  meint:  doch  wohl  der- 
selbe, welcher  tceqI  'P68ov  schrieb.  —  Auch  Leonides  von  Rhodos  (Strab. 
XIV.  655)  war  vielleicht  ein  Schüler  des  Poseidonios. 


246       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

Athenodoros  mit  dem  Beinamen  Kordylion  aus  Tarsos 
war  Vorsteher  der  pergamenischen  Bibliothek  und  missbrauchte 
diese  seine  Stellung  dazu,  um  aus  den  Schriften  des  Zenon  von 
Kition  und  anderer  älterer  Stoiker  solche  Stellen,  welche  wegen 
ihres  kynischen  Gepräges  den  späteren  Schulgenossen  anstössig 
waren,  zu  entfernen,  ward  aber  dabei  ertappt49).  Schon  in 
hohem  Alter  folgte  er  dann  der  Einladung  des  Cato,  als  dieser 
70  von  Makedonien  nach  Pergamon  gekommen  war,  denselben 
nach  Rom  zu  begleiten  und  lebte  in  dessen  Hause  bis  an  seinen 
Tod50).  Aus  ihm  stammt  theilweise  die  Nachricht  bei  Tzetzes 
über  die  sei  es  wirklichen  sei  es  angeblichen  Redactoren  der 
homerischen  Gedichte  unter  Peisistratos51). 

49)  La.  Di.  VII,  34  nach  den  C.  2.  A.  194b  angef.  Worten:  dXXcc  v.a\ 
'iöLÖagcp  zip  üegycc^riva  gr]zogi'  og  nccl  EKZ[ir}Q'fivaL  oprjGLV  in  zav  ßißlicov 
zcc  y.av.mg  XeyofiEVcc  nccgcc  zoig  UzcoiHOcg  vn  'A&rjvodcogov  zov  Ezcoikov  m- 
azEv&Evzog  zrjv  iv  IJEgyöc^icp  ßißXio&qHrjv,  elft'  avzizE%i\vcti  ccvza  cpcogccd'Evzog 
zov  'A&rjvodcogov  v.a.1  xLvdvvEvoccvzog.     Vgl.  C.  35.  A.  168. 

50)  Strab.  XIV.  674.  ävdgEg  d'  £!■  avz^g  (näml.  Tagaov)  yeyovcca  zcov 
{iev  2z(oly.o>v  'Avztncczgog  ze  y.a.1  'AgxEÖrjfiog  nccl  Ns6zooq,  I'ti  d'  'A^^vödtogoi 
dvo,  av  b  [iev  KogdvXicov  naXovfiEvog  ovvEßl<o6E  Magna)  Kcczavi  y.al  ezeXevzcl 
nag'  ehelvco  %.  z.  X.  Ausführlicher  Plut.  Cat.  min.  10.  16,  vgl.  Philos.  c. 
princ.  1.  777  A. 

51)  Bei  dem  sogen.  Anon.  de  com.  No.  VIII  vor  Bergks  Ausg.  des 
Aristoph.  §.  22  (Ritschi  Opusc.  I.  S.  125b,  60ff.)  steht  nämlich  am  Rande 
'A&iqvodoägG)  Ent%Xr\v  KogdvXtcovi,  und  jedenfalls  ist  dies  eine  Quellenangabe, 
mag  man  nun  im  Uebrigen  mit  Cr  am  er  Anecd.  Par.  I.  S.  6,  Ritschi 
S.  162—164  und  Roth  Rhein.  Mus.  N.  F.  VII.  S.  135  ff.  annehmen,  dass 
hinter  der  verderbten  Bezeichnung  des  vierten  Redactors  %aX  nay  Eni  noy- 
hvXco  (Tzetz.  b.  Ritschi  S.  205,  11.  207,  5.  ETtiy.6yy.vXog  u.  Eni  v.oyv.vXov) 
in  Wahrheit  gar  nicht  ein  solcher,  sondern  der  EmY.bg  wvy.Xog  stecke,  oder 
mit  Comparetti  La  commissione  omerica  di  Pisistrato  e  il  ciclo  epico, 
Turin  1881.  8.,  dass  jene  Randbemerkungen  eine  Ergänzung  und  danach 
■neu  %ax'  'A&rjvodcogov  zov  KogdvXCa>vcc  EnUXr\v  'OynvXm  (wobei  er  an  den 
Lukaner  Okellos  oder  Okkelos,  s.  A.  470,  erinnert)  zu  schreiben  sei.  Jeden- 
falls wird  die  Glaubwürdigkeit  der  ganzen  Nachricht  durch  diese  Quelle 
und,  wenn  Comparetti  Recht  haben  sollte,  durch  diesen  ganz  fabel- 
haften vierten  Redactor  Onkylos  nicht  erhöht.  Dass  indessen  A.  das  Ganze 
erfunden  hätte,  ist  nicht  anzunehmen:  gleichzeitig  oder  etwas  früher  findet 
sie  sich,  so  weit  sie  den  Orpheus  aus  Kroton  anlangt,  auch  bei  dem  von 
der  pergamenischen  Philologenschule  beeinflussten  Asklepiades  von  Myrleia, 
s.  C.  26.  A.  96;  aber  ebenhieraus  erhellt,  dass  v.  Wilamowitz  Homer. 
Unters.  S.  261.  A.  25  (trotz  Düntzer  Dieuchidas  und  Dikaiarchos,  Jahrb. 
f.  Ph.  CXLI.  1890.  S.  553—562)  wenigstens  in  so  weit  Recht  hat:  wir 
können  mindestens  bis  jetzt  dieselbe  in  dieser  bestimmten  Gestalt  nicht 
weiter   zurückverfolgen    als    bis  in    die    damaligen  stoisch-pergamenischen 


Athenodoros  Kordylion.     Antipatros  v.  Tyros.     Apollonios  v.  Tyros.   247 

Antipatros  von  Tyros,  zuerst  Schüler  des  Antidotos,  dann 
des  Stratokies 52),  gleichfalls  ein  Freund  Catos53),  starb  nach 
Ciceros  Angabe  kurz  vor  44  in  Athen  und  schrieb,  wie  es 
scheint,  ein  Werk  über  die  Pflichten  mit  Polemik  gegen 
Panaetios  oder  wenigstens  zu  dessen  Ergänzung54).  Ausserdem 
kennen  wir  von  ihm  ein  zweites  7csgl  xöö{iov  in  mindestens 
10  Büchern55)  und  vielleicht  noch  mehrere  andere56). 

Apollonios  von  Tyros  kurz  vor  Strabons  Zeit  schrieb 
einen  Tliva%  tcbv  äitb  Ztfvcovog  <pilo<56<p(ov  Kai  t&v  ßi- 
ßki(ovbl),  offenbar58)  ein  ähnliches  Werk  wie  das  in  der  peri- 
patetischen  Schule  wohl  etwas  früher  von  Andronikos  dem  Rhoder 
über  Aristoteles  und  Theophrastos  verfasste,  von  welchem  weiter 
unten  genauer  die  Rede  sein  wird59). 

Kreise,  aus  denen  auch  wohl  die  bekannte  Aeusserung  von  Cicero  über 
Peisistratos  (de  or.  III,  34,  137):  qui  primus  Homeri  libros  confusos  antea 
sie  disposuisse  dicitur ,  ut  nunc  legimus  stammen  wird,  vielleicht  auch 
Paus.  VII,  26,  6,  13  (etwa  aus  Alex.  Polyh.,  der  diese  Notiz  dann  doch  schon 
von  Demetrios  von  Skepsis  gehabt  haben  möchte?  s.  C.  33.  A.  70). 

52)  I.  St.  C.  79.  Vgl.  Strab.  XIV.  757,  s.  A.  57.  La.  Di.  hatte  ihn  laut 
der  Epit.  unmittelbar  hinter  den  beiden  Athenodoros  behandelt. 

53)  Plut.  Cat.  min.  4  'Avxltcocxqov  de  Tvqiov  xeov  dnb  xr\g  Sxoug  cpiXo- 
Gotpoiv  7ZQoaeTaiQi6Ünevos  (näml.  6  Käxcov)  xoig  ri&iKOig  ^dXi6ta  xca  nolixi- 
xoig  ivscpvsxo  doypiccdi. 

54)  Cic.  Off.  II,  24,  86.  Antipater  Tyrius  Stoicus,  qui  Athenis  nuper 
est  mortuus,  duo  praeter ita  esse  censet  a  Panaetio,  valetudinis  curationem 
et  peeuniae. 

55)  La.  Di.  VII,  139.  'AvzCnatQoq  6  TvQtog  iv  xa>  oydöco  nsgl  ho'ö/xov. 
Der  Beisatz  6  TvQiog  steht  nur  hier,  im  Uebrigen  s.  140.  iv  totg  n.  x. 
142.  iv  Ta  dsneeta  n.  u.    148.  iv  tßdüfico  n.  x. 

56)  Abgesehen  von  dem  Epigramm  des  Antipatros  von  Sidon  VIII,  29 
wird  als  Schriftsteller  ausdrücklich  nur  der  Tyrer  bei  La.  Di.  einmal  an- 
geführt (s.  A.  55),  sonst  immer  schlechtweg  Antipatros,  aber  so  weit  diese 
Anführungen  dort  von  Diokles  (s.  C.  19.  A.  93)  gemacht  sind,  dürften  sie 
sich  auf  den  Tarsier,  und  zwar  einmal  (60)  auf  dessen  Schrift  tibqI  oqcov, 
sonst  überall  auf  die  tzsqI  \it-scog  xai  rtov  Xsyoßivcov  beziehen,  s.  C.  2. 
A.  377.  Auch  84.  92  ferner  ist  wohl  nicht  der  Tyrer  zu  verstehen.  Und 
so  bleiben  als  sehr  zweifelhaft  150.  'A.  iv  %<o  itqtoxm  nsgl  ovo  vag  und 
157.  iv  xoig  ns qI  tpvxfjg,  wo  jedoch  die  Analogie  der  A.  55  angeführten 
Citate  für  den  Letzteren  spricht. 

57)  S.  C.  2.  A.  151.  Strab.  XVI.  757.  1%  Tvqov  ds  'AvtCnaxQog  Mal 
[iihqov  tcqo  rjficov  'AnoXktoviog  6  xbv  Ttivo.'AU  i-n&slg  xmv  dno  Zr]vcovog  cptXo- 
Gocpoiv  Y.cn  xcov  ßißlitov.  Der  Abschnitt  über  Zenon  allein  enthielt  mindestens 
2  Bücher,  La.  Di.  VII,  2.  iv  TtQcoxcp  7csqI  Ztjvcovoq.    6.  iv  xoig  n.  Z. 

58)  Heitz  Verl.  Schriften  des  Aristot.  S.  35. 

59)  S.  A.  330  ff.    In  Bezug  auf  den  historischen  Werth  der  Darstellung 


248      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

Diodotos,  Lehrer  des  Cicero  um  85,  der  sich  bei  ihm 
auch  im  Declamiren  übte,  und  ein  vielseitig,  auch  mathematisch 
gebildeter  Mann,  lebte  später  in  dessen  Hause  und  starb  in 
demselben,  nachdem  er  im  Alter  erblindet  war,  49/8  und  hinter- 
liess  dem  Cicero  sein  Vermögen60).  Er  hatte  einen  Schüler 
Apollonios,  einen  Freigelassenen  des  Crassus  und  gleichfalls 
einen  Vertrauten  des  Cicero.  Von  einer  etwaigen  schriftstelle- 
rischen Thätigkeit  Beider  ist  jedoch  Nichts  überliefert61). 

Apollonides,  ein  Freund  des  Cato,  hatte  mit  diesem  kurz 
vor  dessen  Tode  eine  Unterredung  über  die  Zulässigkeit  des 
Selbstmords62).  Ob  er  indessen  als  Schriftsteller  auftrat,  wissen 
wir  wiederum  nicht. 

Athenodoros,  Sohn  des  Sandon,  aus  Kana  bei  Tarsos63), 


des  A.  können  wir  nur  bei  Zenon  genauer  urtheilen,  s.  C.  2.  A.  152  und 
v.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  105  ff.,  von  dessen  verhältniss massig 
günstiger  Meinung  aber  noch  Einiges  abzuziehen  ist,  seitdem  sich  gezeigt 
hat,  dass  nicht  alles  Dasjenige,  was  er  bei  La.  Di.  VII,  1  ff.  auf  A.  zurück- 
führt, aus  diesem  stammt,  z.  B.  nicht  die  Anführungen  des  Persaeos, 
s.  C.  2.  A.  160.  161.  164.  169.  263.  266.    C.  17.  A.  39. 

60)  Cic.  Brut.  90,  309.  Acad.  II,  63,  115.  Tusc.  V,  39,  113.  Epist. 
XIII,  16,  4.  ad  Att.  II,  20,  6,  vgl.  Epist.  IX,  4.  N.  D.  I,  3,  6.  —  Bei  Pseudo- 
Plut.  Apophth.  Cic.  7.  205  A  ist  er,  wie  schon  Wyttenbach  bemerkt, 
irrthümlich  statt  des  Philagros  (s.  C.  35.  A.  140)  genannt,  vgl.  Hillscher 
a.  a.  O.  S.  391. 

61)  Cic.  Epist.  XIII,  16.  Wider  die  Chronologie  hält  Comparetti  ihn 
für  denselben  mit  Apollonios  von  Ptolemais,  s.  A.  26.     Zeller  a.  a.  0. 

62)  Plut.  Cat.  min.  65  f.  69. 

63)  Müller  F.  H.  G.  EI.  S.  485—488.  Strab.  XIV.  674  f.  unmittelbar 
nach  den  A.  50  angef.  Worten:  o  8s  xov  Zdv8oavog,  ov  xal  Kavavixi\v 
qpccaiv  dnb  n<6[ir}g  xivog,  KaiGuoog  ■na&rjy^Gaxo  xal  xifiijg  sxv%s  nsydXrjg, 
hcctioov  xs  slg  xr\v  naxalSct  jjSrj  yrjQotiog  ■hcixsXvgs  xr\v  kcc&sgxcooccv  noXixsiuv 
xaxeos  (psQO[L8vr}v  vno  xs  ocXXcov  xal  BoTqQ'ov  %a%ov  (isv  noi7\xov  xaxov  8s 
noXixov,  drnx,oY,onlctig  la%v6avxog  xb  nXsov.  Es  folgen  die  C.  14.  A.  194 
abgedruckten  Worte  und  dann:  xoiavxr\v  8s  xrjv  noXtv  ytaxaXaßwv  b  'A&tjvo- 
dcoQog  xscog  [isv  sns%sCqsi  Xoyco  [isxdysiv  "ndnscvov  xal  xovg  GVGxuGicbxag, 
tag  8'  o-ux  dnsi%ovxo  vßoscog  ovdspiccg,  e%qri6axo  xjj  So&slgt]  vnb  xov  Kai'occ- 
Qog  e^ovglu  xal  i^sßaXsv  ccvxovg  xaxayvovg  cpvyrjv.  ol  8h  ngcäxov  {isv  %axs- 
xoLxoygdcpriaccv  avxov  xoiavxa  „EQycc  vscov,  ßovXcci  8s  [isgoov,  7toQ8al  8s 
ysQOvxoov" '  snsl  8'  snsivog  sv  nuiSi&g  {isoel  8s^d^isvog  skeXevgs  nccos- 
niyQdipai  „ßqovxcu  8s  ysQÖvxmv",  nuxoccpQOv^cag  xig  xov  sniswovg  svXvxov 
xb  y.oiXi8iov  s'xoov  TtQOGEQQavs  TtoXv  xij  Q"6qcc  xal  tc5  xoi%(o  vvHXCQQ  nagicbv 
xt]v  otmav.  b  8s  xrjg  üxdascog  KccxrjyoQüüv  sv  xfj  syi%Xr}GL(x  „xrjv  vogov  xr\g 
7coXscogli  scpri  „ncci  xr\v  iicc%sh,iav  noXXa%6%'sv  anonsiv  s^sgxl,  xal  8rj  xal  sv. 
xmv  SiccxcoQrjfidxcov^. 


Diodotos.    Apollonides.    Athenodoros  aus  Kana.  249 

daher  auch  geradezu  Tarsier  genannt64),  vielleicht  ein  Schüler 
des  Poseidonios65),  ward  als  Lehrer  des  Augustus  nach  Rom  be- 
rufen und  galt  auch  später  bei  diesem  noch  viel66).  Schon  be- 
tagt, kehrte  er  in  seine  Heimat  zurück  und  übte  dort  einen 
bedeutenden  politischen  Einfluss  aus,  bis  er,  82  Jahre  alt,  starb67). 
Er  war  vermuthlich  auch  derselbe  mit  dem  Athenodorus  Calvus, 
welcher  den  Cicero  bei  der  Ausarbeitung  von  dessen  Werk  de 
officiis  unterstützte68).  In  Bezug  auf  die  Schriften  und  die  er- 
haltenen Bruchstücke  derselben  lässt  sich  vielfach  nicht  ent- 
scheiden, ob  er  oder  Kordylion  der  Urheber  war69).   Sicher  von 


64)  Pseudo-Lukian.  Macrob.  21.  A&rjvoÖcoQog  Zdvdavog  TaQ6svg  Zxcol- 
nog,  og  nal  di8a.av.aXog  iyivsxo  Kaiaaqog  ZJEßaöxov  ftsov,  vcp'  ov  r\  Taooicov 
nöXig  v.al  (poQcav  8HOvq)ic&7]j  dvo  nal  oydorjnovxa  Bxr\  ßiovg  sxsXsvxriaev  sv 
tfj  natQiSi  nal  xiftäg  b  Tagoecov  drmog  avxa  nax'  t'xog  snacxov  anovspEi 
wg  %q(oi.  Vgl.  23  (s.  C.  35.  A.  201).  Euseb.  (Arm.)  Chron.  II.  p.  146  Seh. 
(z.  Ol.  197,  1  =  9  n.  Chr.).  Athenadorus  Tarsensis  philosophus  physimis 
(Stoicus  ?)  cognoscebatur  (vgl.  Hieron.  ebend.  p.  147.  Athenodorus  Tarsensis 
Stoicus  pliilosophus  et  M.  Verrius  Flaceus  insignes  habentur).  Syncell. 
p.  602,  8  ff.  snl  KaioaQog  Avyovaxov  cpiXooocpoi  ^Kfiaffav  inLonfiOL  ovxov 
BiyiXiog  ZaXovoxiog  Aißiog  'OQxevaiog  TsQBvxiog  'Oqäxiog  'A&rjvodooqog  Taq- 
osvg  nai  Zixlav  'AXs^avdgsvg. 

65)  In  der  Epit.  Diog.  stehen  'A&rjvodcoQog  %a\  3Aftr\v68(OQog  äXXog 
zwischen  Poseidonios  und  Antipatros  (von  Tyros). 

66)  Ausser  Strab.  und  Pseudo-Lukian.  a.  a.  0.  0.  s.  Dion  Chrys.  Or. 
XXXIII.  p.  24  R.  Plut.  Poplic.  17  z.  E.  (s.  A.  70).  Apophth.  reg.  Caes. 
Aug.  7.  207  C.  Aelian.  V.  H.  XII,  25.  Dio  Cass.  LH,  36  (s.  A.  103). 
LVI,  43.  Zosim.  Hist.  I,  6  (aus  diesem  Suid.  'Aftrjvod.).  Vgl.  übrigens 
A.  100. 

67)  Pseudo-Lukian.  a.  a.  0.  21  (s.  A.  64).  23  (s.  C.  35.  A.  201).  Im 
Uebrigen  s.  A.  63.    Noch  vgl.  über  ihn  Plut.  Qu.  symp.  II,  1,  13.  634  E.  F. 

68)  So  Zell  er  a.  a.  0.  S.  586.  Anm.  S.  Cic.  ad  Att.  XVI,  11,  4  über 
das  3.  Buch  (s.  C.  28.  A.  51 b):  eum  locum  Posidonius  persecutus  est:  ego 
autem  et  eius  librum  arcessivi  et  ad  Athenodorum  Calvum  scripsi,  ut  ad  me 
xa  HsydXaia  mitteret,  quae  expecto:  quem  velim  cohortere  et  roges,  ut  quam 
primum.  14,  4.  Athenodorum  nihil  est  quod  hortcre:  misit  enim  satis  bellum 
vnoyivrnLa.  Die  Vermuthung  jedoch  von  Hirzel  Unters.  II2.  S.  725—736, 
dass  Cicero  im  Wesentlichen  jenes  dritte  Buch  nur  nach  diesen  HstpdXaia 
oder  v7io(ivr}^axa  ausgearbeitet  habe,  ist  mindestens  unsicher,  s.  Klohe 
a.  a.  0.  S.  36. 

69)  So  gilt  dies  von  nsQi  cnovdrjg  xal  itaidiag  (Ath.  XII.  519  b) 
und  von  der  Schrift  über  Tarsos  (nsgl  xrjg  avxov  naxgtöog ,  Steph. 
'AyxiäXrj  =  Fr.  1),  wie  Müller  S.  486  bemerkt.  Die  nsqCnaxoi  gehören 
wahrscheinlich  keinem  von  Beiden,  sondern  dem  Peripatetiker  aus  Rhodos 
an,  s.  A.  421. 


250      Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

ihm  war  die  Schrift  an  Octavia70),  wahrscheinlich  auch  die 
gegen  die  Kategorien  des  Aristoteles,  welcher  schon  Kor- 
nutos  hie  und  da  widersprach71),  und  auch  die  Anführungen  bei 
Seneca72)  dürften  sich  auf  ihn  beziehen73).  Strabon,  welcher 
persönlich  mit  ihm  befreundet  war74),  erwähnt  mehrere  Be- 
merkungen von  ihm  auf  dem  Gebiete  der  physischen  Geographie75) 
und  stellt  ihn  dabei  zweimal76)  mit  Poseidonios  zusammen,  so 
dass  er  auch  eine  dem  Werke  des  Letzteren  tisqI  (oxsavov 
ähnliche  Schrift  verfasst  zu  haben  scheint77). 

Etwa  zwischen  80  und  60  verfasste  ferner  ein  eklektischer 
Stoiker78)  aus  der  Schule  des  Poseidonios79)  eine  nach  dem  Vor- 
bilde und  der  Anordnung  des  Theophrastos  in  dessen  grossem 
Werke  (Dvöixal  do%cu80)  angelegte  „doxographische"  Sammlung, 
welche  gleichwie  dort  nach  den  verschiednen  Materien  eingetheilt 
war.  Doch  enthielt  sich  dieser  Sammler  der  bei  Theophrastos 
beigemischten  Kritik  und  beschränkte  sich  andrerseits  nicht  bloss 
auf  die  naturwissenschaftlichen  Lehrmeinungen  der  Philosophen, 
sondern  zog  auch  die  der  Aerzte,  Mathematiker  und  Anderer 
mit   heran81).     Aus    diesen    „vetasta  placita"82)    schöpfte   bereits 


70)  Plut.  Poplic.  17  (=  Fr.  2).  'A.  6  Zdvöavog  iv  reo  ngog  '0%tccovC(xv 
X7]v  Kaiaagog  aöslq>r\v. 

71)  Simplik.  u.  Porphyr.  Schol.  in  Aristot.  47 b  20 ff.  61 a  25  ff  (s.  A.  358). 
48b  12  ff.  'A.  ev  reo  HQog  zag  'AQiGTorsXovg  [isv  xavrjyoQiccg  ETciysyQCiUfievcp 
ßißXioj.  Brandis  Von  den  griech.  Auslegern  des  Orgauons,  Abhh.  der 
Berl.  Ak.  1833.  S.  275.  Prantl  Gesch.  der  Log.  I.  S.  638.  A.  19.  Zeller 
a.  a.  0.  Wahrscheinlich  ferner  (s.  A.  68)  auch  die  Ethik,  La.  Di.  VII, 
68.  121. 

72)  De  tranquill.  3,  1—8.  7,  2.     Epist.  10,  5. 

73)  Zell  er  a.  a.  0.:  „da  er  in  jener  Zeit  doch  wohl  der  in  Rom  be- 
kannteste Mann  dieses  Namens  war". 

74)  Strab.  XVI.  779  =  Fr.  3.    dvijQ  cpLXoaocpog  nal  rjfiiv  itaiqog. 

75)  I.  p.  6.  55.   III.  173  (=  Fr.  5)  und  a.  a.  0. 

76)  I.  6.  55. 

77)  Müller  S.  486.     Dazu  Fr.  4  und  4a. 

78)  S.  das  Genauere  und  die  Belege  bei  Diels  Doxogr.  S.  181  ff.  Die 
stoische  Färbung  dieser  vetusta  placita  erkannte  richtig  schon  Krische 
Forschungen  S.  40.  79  f.     Vgl.  auch  Diels  S.  128. 

79)  Diels  S.  185:  „in  vetustis  Placitis  Ultimi  summa  constantia  Posi- 
donius  et  Asclepiades  nominantur " '. 

80)  Vgl.  C.  2.  A.  644.    C.  19.  A.  22.  23. 

81)  Ueber  die  ausser  jenem  Werke  des  Theophrastos  von  diesem 
Sammler  benutzten  Quellen  begnüge  ich  mich  auf  Diels  S.  215 — 233  zu 
verweisen.         82)  Wie  Diels  sie  nennt. 


Die  vetusta  placita  philosophorum.  251 

Varro  in  seinen  Loghistorici83) ,  der  Skeptiker  Aenesidemos84), 
der  Quellenschriftsteller  Ciceros  im  ersten  Buche  der  Tusculanen 
§.  18 — 21 85)  und  sogar  derjenige  Epikureer,  welcher  für  die 
theologischen  Lehrer  der  griechischen  Denker  dem  Cicero  im 
ersten  Buche  de  natura  deorum  (§.  25 — 41)  und  dem  Philodemos 
iu  seiner  Schrift  Ttegl  evösßsCag  die  gemeinsame  Quelle  war,  sei 
es  nun  Phaedros  oder  Zenon86),  und  genau  an  sie  schloss  sich 
wahrscheinlich  Cornelius  Celsus  in  seinen  6  Büchern  de  philo- 
sopliorum  opinionibus,  einem  Theile  seiner  Encyklopaedie87).  Eine 
neue  Bearbeitung  mit  Einflechtung  von  allerlei  Zusätzen  aus 
anderen  Quellen  machte  dann  Aetios  jedenfalls  nach  Augustus, 
wahrscheinlich  gegen  Ende  des  ersten  oder  Anfang  des  zweiten 
christlichen  Jahrhunderts88)  unter  dem  Titel  7Csq\  x&v  ccqeöxov- 
x&v  awaycjyri89) ,  und  aus  ihr  besitzen  wir  noch  zwei  Auszüge90), 
nämlich  die  dem  Plutarchos  etwa  150  untergeschobnen91)  5  Bücher 
placita  philosophorum  (itsgl  tcov  ctQeöxovrcov  (piloGoyoig  cpv<5i- 
xcov  doy{iccTG)v)  und  die  'ExÄoyal  cpvGixcct  des  Iohannes  Stobaeos 
im  fünften  Jahrhundert,  welcher  bei  denselben  freilich  auch  noch 
die  Epitome  des  Areios  Didymos92)  und,  wie  schon  früher93) 
bemerkt  wurde,  auch  noch  eine  dritte  Vorlage  benutzt  hat. 


83)  S.  Diels  S.  186—202. 

84)  Aus  diesem  später  Soranos ,  die  Quelle  von  Tertullian.  de  an.,  und 
Sex.  Emp.  Math.  VII,  129  rT.  (vgl.  349),  s.  Diels  S.  203—212.  Ueber  andere 
spätere  Spuren  der  vetusta  placita  (bei  Macrobius  und  Philoponos)  s.  Diels 
S.  213  f. 

85)  Diels  S.  202  f. 

86)  Ersteres  sucht  Diels  S.  121  ff.,  Letzteres  Schwenke  Jahrb.  f.  Ph. 
CXIX.  1879.  S.  49  ff.  und  Mayor  Cic.  de  nat.  deorum,  Cambridge  1880. 
I.  S.  XLII— LII  zu  beweisen,  und  wenn  es  auch  vielleicht  nicht  geradezu 
unmöglich  ist,  dass  vielmehr  die  frühere  Annahme,  nach  welcher  Philo- 
demos selbst  die  Quelle  Ciceros  sein  soll,  die  richtige  sei,  so  ist  doch  der 
erneute  Versuch  von  Reinhardt  Quellen  Ciceros  de  deor.  nat.  S.  9 — 19 
dies  wahrscheinlich  zu  machen  durchaus  misslungen,  s.  Schwenke  Berl. 
ph.  Woch.  VIII.  1888.  Sp.  1307  f.     Vgl.  unten  A.  158.  170. 

87)  S.  Diels  S.  183  f. 

88)  S.  Diels  S.  99—102.  178  ff. 

89)  Theodoret.  Graec.  äff.  cur.  IV,  31  Gaisf.  Theodoretos  (im  Anf.  des 
5.  Jahrh.)  und  vor  ihm  Nemesios  (am  Ende  des  4.)  haben  diese  Svvayoayri 
ausgiebig  benutzt,  und  aus  ihnen  hat  Diels  S.  45  ff.  das  Andenken  der- 
selben erneuert.     S.  im  Uebrigen  dessen  Index. 

90)  Wie  Diels  S.  50  ff.  nachgewiesen  hat. 

91)  S.  Diels  S.  64  ff. 

92)  S.  A.  109.         93)  C.  27.  A.  98. 


252       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

Areios  Didymos94)  aus  Alexandreia95),  ein  Stoiker96),  aber 
ein  durch  und  durch  eklektischer,  welcher  vermuthlich  von  seinem 
Landsmann  und  Zeitgenossen,  dem  nicht  minder  eklektischen 
Platoniker  Eudoros97),  den  er  ja  ohne  Zweifel  auch  persönlich 
kannte,  manche  Anregungen  erhalten  hatte98),  ward  spätestens  70, 
wahrscheinlich  aber  schon  etwas  früher  geboren99).  Nachdem 
Augustus  den  Unterricht  des  Rhetors  Apollodoros  in  Rom  und 
dann  in  Apollonia  genossen  hatte,  bediente  derselbe  sich  des 
seinen,  sei  es  auch  noch  in  Apollonia  oder  wahrscheinlicher  erst 
hernach  in  Rom  und  behielt  ihn  nebst  seinen  beiden  Söhnen 
Dionysios  und  Nikanor,  so  zu  sagen,  als  seinen  geistlichen  Rath 
in  seiner  nächsten  Umgebung100)  und  hielt  so  grosse  Stücke  auf 
ihn,  dass  er  30  nach  der  Eroberung  von  Alexandreia  den  Be- 
wohnern die  Schonung  ihrer  Stadt  verkündete  neben  zwei  anderen 


94)  Diels  S.  69—88.  Zeller  a.  a.  0.  S.  614—617.  Ueber  den  Doppel- 
namen s.  Diels  S.  86  f.:  er  ist  entweder  aus  „Areios,  Sohn  des  Didymos" 
entstanden  oder  der  eigentliche  Name  war  Didymos  und  Areios  ein  Bei- 
name, vgl.  C.  30.  A.  139.    C.  35.  A.  124. 

95)  S.  A.  101. 

96)  Epit.  Diog.,  wo  sein  Name  ("Agsiog)  zwischen  Antipatros  (von  Tyros) 
und  Kornutos  steht. 

97)  S.  A.  291  ff. 

98)  Diels  S.  81  f.  Vgl.  A.  114.  Wie  vollständig  seine  Behandlungs- 
weise  der  peripateti sehen  Ethik  mit  dem  Standpunkte  des  Antiochos  zu- 
sammenfällt, zeigt  Zeller  S.  616  f.  A.  1. 

99)  S.  A.  100.  101. 

100)  Suet.  Aug.  89.  magistro  usus  Apolloäoro  Pergameno,  quem  iam 
grandem  natu  Apolloniam  quoque  secum  ab  urbe  iuvenis  adhuc  eduxerat, 
deinde  eruditione  etiam  varia  repletus  per  Arei  philosophi  filiorumque  Dionysi 
et  Nicanoris  contubemium.  Vgl.  A.  106  und  C.  35.  A.  199.  Dass  Areios, 
der  Vertraute  des  Augustus  derselbe  sei  mit  dem  Areios  Didymos  oder 
auch  bloss  Didymos  genannten  Schriftsteller,  erkannte  Meineke  Stob. 
Ecl.  IL  Adnot.  crit.  S.  CLV,  und  vergeblich  (vgl.  A.  94)  bestritt  es  0.  Heine 
Jahrb.  f.  Ph.  XCIX.  1869.  S.  613  f.  S.  übrigens  die  Bemerkung  von  Diels 
S.  82  über  die  Stellung  solcher  Hofphilosophen,  welche  „etiam  consiharii 
internuntii  ducis  vices  explebant,  denique  cum  in  intimam  famüiaritatem  se 
insinuare  soler ent  animorum  moderatores  extiterunt  gravissimi:  simili  munere 
christiani  sacerdotes  fungebantur ,  quibus  cum  aurium  secreta  confiderent, 
haud  raro  Imperium  quoque  concedebant  prineipes"  und  vgl.  C.  1.  A.  8. 
Bemerkens werth  ist  aber,  dass  A.  mit  einem  anderen  Stoiker,  dem  Atheno- 
doros,  diese  Rolle  theilte  (s.  A.  66.  103):  Beide  waren  die  einzigen  uns 
bekannten  Männer  ihrer  Secte  aus  diesen  Zeiten,  welche  gleich  den  ältesten 
der  Monarchie  und  nicht  der  Oligarchie  huldigten. 


Areios  Didymos  aus  Alexandreia.  253 

Gründen  um  seines  Freundes  Areios  willen101),  dass  er  ihm,  wie 
es  heisst,  sogar  auch  die  Praefectur  von  Aegypten  übertragen 
wollte,  die  Areios  aber  nicht  annahm 101b),  und  dass  er  auch  den 
Ptolemaeos  Caesarion  nicht  ohne  dessen  vorher  eingeholtes  zu- 
stimmendes Gutachten  tödten  Hess102).  Und  da  Areios  auch  mit 
Maecenas  nahe  befreundet  war103),  übte  er  einen  um  so  grösseren 
Einfluss  auf  den  Kaiser  aus104).  Als  Drusus  9  v.  Chr.  gestorben 
war,  spendete  er  der  Livia  mit  Erfolg  seinen  geistlichen  Trost105) 
und  richtete  ein  eignes  Tröstungsschreiben  an  sie106).  Den  Tod 
des    Augustus    hat    er    schwerlich    mehr    erlebt107).      Erhebliche 


101)  Plut.  Praec.  reip.  ger.  18.  814  D.  "Aqslov  xs  Kui6uq  oxs  xr\v  'AXs- 
^dvdgstav  slXs  dici  x8LQ°g  B%cav  M0^  ftovco  TtQOöOfitXav  xav  avviqd'cov  6vvsiar- 
Xccasv,  sItcc  xolg  AXs^avdqsvöi  xä  SG%axa  naoödoKmoi  xca  dsofisvoig  6  Avyovaxog 
scprj  diciXXccxxs6&cu  dicc  xe  xo  [isys&og  xfjg  noXscog  xcd  diu  xov  ol%i6xr\v  'AXs^av- 
öqov  xca  xqixov,  Bcpi],  xca  cpCXco  (iov  xovxcp  %aQi£6{jL,£vog  (vgl.  Apophth.  reg. 
Caes.  Aug.  3.  207  A.  B).  Anton.  80.  avxbg  ds  Kaiocco  sla^Xavvsv  stg  xr\v 
TtoXiv  'Aqslco  xco  yiXoööcpo)  iZQ06dLaXsyuiiEvog  ncci  xr\v  ds^iccv  svdsdcoHcog,  iva 
sv&vg  xoig  noXixuig  nsQLßXsnxog  stn  xca  d,av[i<x£oixo  xi{ic6[iEVog  vn'  ccvxov 
diwjtQsitmg.  stg  de  xo  yv[ivccOLOv  slasXQ'cov  xal  dvccßdg  snl  ßijfici  xi  nsitOLn- 
(isvov  s-KTCsnXvyfisvcov  vnö  dsovg  xcöv  äv&Qconcov  KcuTtQ06nntx6vx(ov,  dvuaxr]vcxL 
neXevGccg  scpr\  ndür\g  oclxCccg  xov  drjfiov  dcpievccL  tiqcoxov  [isv  diä  xov  -kxlgxt]v 
AXs^avdQOv,  dsvxsQOv  ds  xrjg  noXscog  &ccv[id£cov  xo  udXXog  xca  xo  (isyedog, 
xql'xov  ds  Aqslco  xco  exulqcq  %ccQL£6(isvog  x.  x.  X.  (s.  Diels  S.  80  f.).  Aehnlich 
aus  derselben  Quelle  Dio  Cass.  LI,  16,  3  ("Aqsiov  xov  noXCxnv).  Vgl.  Themist. 
Or.  VIII.  p.  129,  14  ff.  Dind.  u.  ö.    Iulian.  Epist.  51.  433  D  f.    Caes.  21.  326  B. 

101 b)  Iulian.  ad  Themist.  265  C.  "Aosiog,  cog  cpuoi,  xca  dido^svriv  ccvxco 
xr\v  Ai'yvnxov  STtLXQonsvöai  tkxqjjx r]aaxo. 

102)  Plut.  Anton.  81.  ßovXsvofisvov  ds  KcxLGcxQog  "Aqslov  elnelv  Xsyovaiv 
„ovx  dyci&bv  noXvY.OLQccvL7\a. 

103)  Dio  Cass.  LH,  36,  4  in  der  Rede  des  Maecenas  an  Augustus: 
'Aqslov  xccl  Ad"r}vodcÖQOv  xcdoov  xca  dyad'cov  ävöocöv  nsitsloccaai  x.  x.  X. 
Aelian.  V.  H.  XII,  25,     Marc.  Aurel.  VIII,  31.     Vgl.  Diels  S.  83.  A.  1. 

104)  S.  über  ihn  noch  Themist.  Or.  V.  p.  75,  23.  X.  p.  155,  19.  XI.  173,3. 
XIII.  212,  21.  XXXV.  451,  5  Dind.,  auch  Strab.  XIV.  670  (vgl.  A.  416). 

105)  Sen.  Consol.  ad  Marc.  4,  3.  illa  (näml.  Iulia  Augusta)  in  primo  fer. 
vore,  cum  maxime  impatientes  ferocesque  sunt  miseriae,  consol^atori  sey  Areo 
philosopho  viri  sui  praebuit  et  muUum  eam  rem  profuisse  sibi  confessa  est. 

106)  Seneca  a.  a.  O.  4,  3  —  5,  6  giebt  den  Anfang  wieder,  dessen  erste 
Worte  „usque  in  hunc  diem,  Julia,  quantum  quidem  ego  sciam,  adsiduus 
viri  tui  comes ,  cui  non  tantum  quae  in  publicum  emittuntur  nota,  sed  omnes 
sunt  secretiores  animorum  vestrorum  motus"  sehr  bezeichnend  sind. 

107)  Wenigstens  müsste  er  sonst  ein  ungewöhnlich  hohes  Alter  erreicht 
haben.  Dagegen  spricht  aber  auch  Suid.  ©scov  AXs^ccvdQsvg,  cpiXococpog 
ZxcoiKog,  ysyovcog  snl  Avyovaxov  [iexcc  "Aqslov,  wenn  auch  diese  Worte  zu- 
nächst nur  bedeuten:   „Theon  lebte   unter  Augustus  (noch)  nach  Areios". 


254      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

Ueberreste  sind  uns  von  ihm  aus  einem  zunächst  allerdings  in 
das  Gebiet  der  Geschichte  der  Philosophie  einschlagenden,  genauer 
„doxographischen",  unter  dem  schwerlich108)  vollständigen  Titel 
*Eiti%o\ji'Yi  angeführten  Werke  geblieben109),  welches  aber  doch 
dabei  durchaus  im  Dienste  seiner  eklektischen  Doginatik  stehend, 
die  Unterschiede  der  philosophischen  Richtungen  möglichst  zu 
verwischen  suchte110),  vermuthlich  zum  Theil  auch  geradezu  eine 


Dass  Theon  nach  dem  Tode  des  Areios  dessen  Nachfolger  bei  Augustus 
ward,  wie  Di  eis  S.  84.  85  berichtet,  ist  sonach  sehr  möglich,  ja  ganz 
wahrscheinlich,  aber  doch  nicht  ausdrücklich  bezeugt. 

108)  S.  C.  19.  A.  69. 

109)  Vgl.  die  Sammlung  der  physischen  bei  Di  eis  S.  445—472.  Es 
sind  nach  der  übersichtlichen  Zusammenstellung  von  Zell  er  S.  616  f.  A.  3 
folgende:  1)  eine  Darstellung  der  stoischen  Ansichten  von  Gott  und  der 
Welt  =  Fr.  29  b.  Euseb.  P.  E.  XV,  15,  1—9.  817b  — 818b:  dno  t%  'Etci- 
ro(ii]g  xr\g  'Aqslov  ^IlSv^iov,  2)  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  die 
stoischen  Lehren  über  Weltverbrennung  und  Welterneuerung  ebendaselbst 
18—19,  3.  820b  -821b  =  Fr.  36  f.,  3)  die  stoische  Psychologie  ebendas. 
20,  1  —  8.  821c  —  822c.  ccno  rmv  'Enizofitov  'Jqblov  Jiövfiov  =  Fr.  39,  4)  der 
Bericht  über  die  platonische  Ideenlehre  ebendas.  XI,  23,  3  —  6.  545b  — d. 
ix  tiov  zlidvficp  7CBQL  xcov  ccqsghovtcov  ÜXccxcovi  6vvxsxay[isvcov  (Stob.  Ecl. 
1.  p.  330  H.  135,  20  ff.  W.  Albin.  Epit.  Plat.  dogm.  12)  =  Fr.  1,  5)  die 
Auszüge  bei  Stobaeos.  Dieser  giebt  Flor.  CHI,  28  eine  Stelle  über  die 
peripatetische  Lehre  von  der  Eudaemonie  Ix  xijg  didv[iov  'EniTOfifjg,  die- 
selbe steht  aber  auch  in  der  Darstellung  der  peripatetischen  Ethik  Ecl.  II. 
274  H.  129,  19 ff.  W.,  und  daraus  hat  nach  theilweisem  Vorgange  von 
Heeren  und  Carus  (s.  Diels  S.  69)  Meineke  Zu  Stobaeus,  Zeitschr.  f. 
Gymnasialw.  XIII.  1859.  S.  563  ff.  Adn.  a.  a.  O.  S.  CLV  f.  mit  Recht  ge- 
schlossen, dass  der  ganze  Abriss  der  stoischen  und  der  peripatetischen 
Ethik  Ecl.  II.  90-  334  H.  57  —  152  W.  nebst  der  Einleitung  32  —  88  H. 
37,  15  —  57,  12  W.  aus  diesem  Werke  entnommen  ist.  Meineke  hat  aber 
überdies  nachgewiesen,  dass  auch  in  den  physischen  Eklogen  Manches  aus 
denselben  stammt  (s.  darüber  die  Fragmentsammlung  von  Diels,  vgl.  auch 
A.  437),  ist  darin  aber  viel  zu  weit  gegangen,  s.  R.  Volk  mann  Ueber  das 
Verhältniss  der  philosophischen  Referate  in  den  Eclogae  physicae  des 
Stobaeos  zu  Plutarchs  Placita  philosophorum ,  Jahrb.  f.  Ph.  CHI.  1871. 
S.  683  ff.  Diels  S.  69  ff. ,  und  so  hätte  denn  Zell  er  in  jene  seine  Ueber- 
sicht  die  beiden  Stellen  bei  Clem.  Str.  I.  300  B  (aus  Didymos)  und  309  C 
(didv[iog  sv  tc5  itsql  Hv&uyoQL%rig  tpiXococpCccg)  nicht  mit  aufnehmen  sollen, 
da  ihre  von  Meineke  vorgenommene  Zuweisung  an  diesen  D.  mehr  als 
zweifelhaft  ist,  s.  Diels  S.  79  f.     Uebrigens  vgl.  auch  A.  437. 

110)  S.  A.  98.  Zeller  S.  617.  A.  2:  „Und  er  scheint  auch  wirklich 
bisweilen  zu  vergessen,  dass  er  bloss  über  fremde  Ansichten  berichtet, 
indem  er  aus  der  indirecten  Rede  in  die  directe  übergeht,  vgl.  p.  256.  270. 
276.  322  H.".     Freilich   sind  Darstellung  und    Stil    überhaupt   etwas    nach- 


Areios  Didymos  aus  Alexandreia.  255 

Darstellung  des  Antiochos  zur  Vorlage  hatte111),  jedenfalls 
kritiklos  ein  Gemisch  aus  allen  möglichen  Quellen,  alten  und 
jungen,  guten  und  schlechten,  zur  Erscheinung  bringt112).  Neu 
war  jedoch  die  Anordnung,  indem  er  nach  einander  eine  Ge- 
sammtübersicht  über  die  Lehren  der  Hauptschulen,  nämlich  der 
Akademiker,  Peripatetiker  und  Stoiker,  vielleicht  auch  der  Epi- 
kureer, und  zwar  jedesmal  nach  den  drei  Theilen  der  Philosophie 
zunächst  von  ihrer  Logik113),  dann  von  ihrer  Physik  und  zuletzt 
von  ihrer  Ethik  (und  Politik)  gab,  nachdem  er  eine  allgemeine, 
gleichfalls  nach  ebendiesen  drei  Theilen  gegliederte  Einleitung 
voraufgeschickt  hatte 1U).  Sehr  wenig  wissen  wir  von  einer 
anderen  Schrift,  einem  Lehrbuch  der  Rhetorik114b). 


lässig,  vgl.  Diels  S.  83:  „nee  vehementer  reluctabor,  si  quis  Epitomen  in 
Augusti  usum  confeetam  suspicabitur :  hinc  explicatum  quendam  haberet, 
quod  eclogae  sunt  minore  labore  faetae  nee  ad  publicum  saporem  limatae: 
neque  subitarii  commentarii  morem  dedecet  definitionum  incomposita  enume- 
ratio  (ecl.  eth.  p.  34.  84  H.)". 

111)  So  viel,  aber  auch  nicht  mehr  wird  man  Madvig  Cic.  de  fin.2'  3 
S.  413.  452.  466  (zu  III.  §.  41.  62.  V.  §.  34).  846  f.  zugeben  müssen,  da  die 
zum  Theil  wörtlichen  Uebereinstimmungen  bei  Stob.  Ecl.  eth.  p.  256—260  H. 
122  f.  W.  in  der  Darstellung  der  peripatetischen  Ethik  mit  Cicero  Fin. 
V,  12,  34.  13,  36—38  auf  Gleichheit  der  Quelle  (s.  A.  268)  hinweisen.  (Mit 
den  Aehnlichkeiten  zwischen  p.  266 ff.  H.  und  III.  §.  62 ff.,  die  Madvig 
findet,  ist  es  m.  E.  nicht  weit  her).  Im  Uebrigen  hat  Areios  in  den 
physischen  Partien  die  durch  Andronikos  (s.  A.  327  ff.)  weiteren  Kreisen 
zugänglicher  gemachten  akroatischen  Schriften  des  Aristoteles  (so  besonders 
die  Meteorologie  Fr.  11—14)  mehrfach  ausgebeutet  und  in  der  peripateti- 
schen Politik  (322—334  H.  148—152  W.)  lediglich  die  aristotelische  selbst 
ausgezogen  (s.  darüber  jetzt  besonders  Henkel  Zur  Polit.  des  Arist., 
Stendal  1875.  4.),  aber  von  der  nikom.  Ethik  keinen  Gebranch  gemacht 
(ebenso  wenig  übrigens  von  der  eudem.  und  der  gr.  Moral),  und  ver- 
muthlich  hat  Meurer  Peripat.  philos.  mor.  sec.  Stob.,  Weimar  1859.  4. 
S.  10  Recht,  dass  der  erste  Theil  des  Abrisses  der  peripatetischen  Ethik 
aus  Antiochos,  das  Uebrige  aus  verschiedenen  früheren  Quellen  zusammen- 
geschrieben ist;  292—306  H.  137,  14—142,  13  W.  scheint  aus  Theophrastos 
zu  stammen.  So  viel  ist  gewiss,  dass  wir  schrittweise  .die  zunehmende 
Verfälschung  der  ächten  aristotelischen  Ethik  durch  die  eudemische,  die  grosse 
Moral  und  den  Auszug  bei  Stob,  verfolgen  können.     S.  Diels  S.  71  f. 

112)  S.  A.  111.  114.  437.  C.  29.  A.  190  und  in  Bezug  auf  die  stoische 
Ethik  Diels  S.  70 f. 

113)  Dass  sich  keine  logischen  Fragmente  erhalten  haben,  beweist 
Nichts  hiegegen. 

114)  Diels  S.  70  ff.  Von  dieser  Einleitung  ist  nur  der  ethische  Theil 
37,  15  —  57,  12  W.  (s.  A.  109)  erhalten,  in  welchem  Philon  von  Larisa  und 


256       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     1.  Stoiker. 

Theon  von  Alexandreia  muss,  wenn  anders  er  ein  Schüler 
des  Stratokies  war115)  und  doch  den  Areios  noch  überlebte116), 
bei  dessen  Tode  schon  sehr  betagt  gewesen  sein117).  Er  ver- 
fasste  eine  Rhetorik  und  einen  Comnientar  zu  der  Physik 
des  Apollodoros  von  Seleukeia118). 

Endlich  ist  uns  noch  ein  Auszug  aus  einer  populären 
Schrift  geblieben,  in  der  ein  eklektischer  Stoiker  wahrschein- 
lich aus  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.  eine 
alte  stoische  Streitfrage  mit  einer  Liberalität  behandelte,  welche 
weit  über  Das  hinausging,  was  auch  diejenigen  früheren  Stoiker, 
welche  am  Wenigsten  schroff  über  diesen  Punkt  dachten,  ge- 
urtheilt  hatten.  Denn  seine  Beantwortung  lief  im  Grunde  darauf 
hinaus,  dass  nicht  bloss  auch  dem  Weisen  gelegentlich  ein 
Räuschchen  erlaubt  sei,  sondern  sogar  die  vielleicht  nicht  sehr 
weisen  Reden,  welche  er  in  diesem  Zustande  führt,  doch  seiner 
Gesammtweisheit  keinen  Abbruch  thun118b). 


Eudoros  ausdrücklich  als  Quellen  angeführt  werden  38.  46  H.  39,  20.  41,  26. 
42,  7  W.  (s.  A.  242.  292.  296),  aber  freilich  sind  es  nicht  die  einzigen. 
S.  Diels  S.  70.  72. 

114b)  Denn  vermuthlich  ist  es  doch  derselbe  Areios,  dessen  Definition 
der  Rhetorik  Quintil.  II,  15,  36  anführt,  und  den  er  III,  1,  16  unter  den 
bedeutendsten  Theoretikern  derselben  nennt,  vgl.  C.  35.  A.  36. 

115)  Diese  Vermuthung  von  Zeller  S.  586  f.,  dass  im  Ind.  Sto. 
Col.  LXX1X  (®ey(ov  'AXs^avdgsvg  zu  ergänzen  sei,  ist  nun  aber  ebenso 
wahrscheinlich,  wie  die  Ergänzung  Comparettis  (AC)(av  (s.  C.  33.  A.  236— 
238 c)  wohl  zweifellos  verkehrt. 

116)  S.  A.  107. 

117)  Auch  Stratokies  selbst  muss  dann  überdies  noch,  wie  Zeller  be- 
merkt, ein  hohes  Alter  erreicht  haben. 

118)  Suid.  nach  den  A.  107  angef.  Worten:  syQcctyE  xrjg  'AnoXXodaQov 
<DvoioXoyL7ifjg  staayooyrjg  (s.  C.  2.  A.  385)  vnofivrificc  {vgl.  Diels  S.  84),  negl 
rs%vd)V  QrjtoQMcäv  ßißXta  y'. 

118b)  Bei  Philon  de  plantat.  Noe  p.  350—356, 11  Mangey.  S.  v.  Arnim 
Quellenstudien  zu  Philo  von  Alexandreia,  Berlin  1888.  8.  (Kiessling  und 
v.  "Wilamowitz  Philol.  Unterss.  XI).  S.  101—140,  dessen  Endergebniss  gewiss 
zutreffend  ist,  und  dem  man  wohl  auch  darin  beistimmen  muss  (s.  S.  135  ff.), 
dass  Seneca  bei  der  Abfassung  von  Epist.  83  eine  ähnliche  und  vielleicht 
sogar  dieselbe  Schrift  in  Händen  gehabt  hat,  der  aber  im  Uebrigen  starke 
Irrthümer  begangen  hat,  nach  deren  Beseitigung  sich  Manches  ganz  anders 
gestaltet.  Gegenüber  denselben  hat  sein  Recensent  Hilgenfeld  Wochenschr. 
f.  kl.  Ph.  VI.  1889.  Sp.  118  im  Wesentlichen  bereits  das  Richtige  bemerkt. 
Die  Ausführung  kennt,  wie  Arnim  S.  115.  116  selbst  zugeben  muss,  nur 
zwei  Ansichten:  351,  40  —  45.  xa  [isv  ovv  aoavel  ngooifiicc  xr\g  6yt8ipE(og 
xoiavxd  ioxi'   xov  Ss  tceql  ccvxrjg  Xoyov  r}dr}  7tEQCc£vai[i8v  dmXovv ,    eog  slnogi 


Theon.     Populäre  Schrift.     Epikureer.  257 

2.    Die  Epikureer119). 

Ein  entschiedener  Vertreter  des  Eklekticismus  fand  sich  unter 
den  Epikureern  nicht,  wenn  man  von  dem  später120)  zu  be- 
sprechenden Arzte  Asklepiades  absieht ;  der  doch  ein  eigent- 
licher Genosse  der  epikureischen  Gemeinde  nicht  war,  wenn  er 
sich  auch  am  Meisten  an  ihre  Dogmen  anschloss.  Immerhin 
jedoch  blieben,  wie  schon  gesagt121),  auch  diese  zurückgezognen 
„Gartenphilosophen"  von  dem   eklektischen   Zeitgeist  nicht  ganz 


bvxcc,  xbv  [isv  ort  6  aocpbg  [isd'vö&^osxaL  y.ax<x6KEvd£ovxcc ,  xbv  ds  xovvocv- 
xlov  oxi  ov  [is&vG&rjasxccL  ßsßocLov[iEvov  und  geht  sofort  zunächst  auf  die 
erstere,  welche  der  Verfasser  schliesslich  in  seiner  Weise  zu  der  seinen 
macht,  ein:  Z.  45 ff.  xov  ds  tzqoxsqov  Xoyov  xug  nioxEig  ccq[ioxxov  XsysLv  x.x.X. 
Auf  sie  bezieht  sich  daher  auch  355,  28.  6  xmv  TtaoxsQav  Xoyog,  und  nicht 
sind  hiemit,  wie  Arnim  S.  115  f.  132  glaubt,  die  früher  als  der  Verf. 
lebenden  Stoiker  bezeichnet,  zu  denen  freilich  die  Vertreter  jenes  nqöxsqog 
Xoyog  auch  gehörten,  aber  erst  recht  auch  ihre  Gegner.  Hienach  kann 
denn  auch  in  der  Einleitung  nur  an  diese  zwei  Ansichten  gedacht  sein. 
Scheinbar  freilich  treten  hier  vier  auf,  zunächst  jene  beiden  in  umgekehrter 
Folge  350,  37  ff.  dl  (isv  scpccoccv  (ir'ixs  anodtm  nXsiovi  XQ*!6^1  xov  aoybv 
[ii)xs  XrjQi]6£L  x.  x.  X.  ol  ds  xb  [isv  olvovö&a.i  ncci  anovdaCcp  TtQOorj-nov  dns- 
cprivccvxo,  xb  ds  Xrjosiv  uvoUsiov,  dann  361,  9  ff.  ol  ds  %.  x.  X.  und  13  ff.  ot 
d'  bomvxsg  ccgsxfjg  stg  vtpog  x.  r.  X.  Arnim  S.  109  ff.  verwandelt  das  dritte 
dl  d'  in  ol  ovd'  oder  vielmehr  mit  Wilamowitz  in  (rjy  ovd'  und  zieht 
so  die  beiden  letzten  Glieder  zu  einer  dritten  Ansicht  zusammen,  welche 
er  auf  Poseidonios  zurückführt.  Wenn  Etwas  zu  ändern  ist,  so  müsste 
vielmehr  das  zweite  ol  ds  in  ovxol  ds  umgesetzt  werden,  denn  in  Wahr- 
heit sind  hier  noch  die  durch  das  erste  Bezeichneten  gemeint,  während 
mit  dem  dritten  zu  Denen,  welche  zuerst  genannt  waren,  den  o£  [isv  x.  x.  X. 
(350,  37)  zurückgekehrt  und  so  die  veränderte  Reihenfolge  in  der  dann  sich 
anschliessenden  Ausführung  351,  42  ff.  vorbereitet  wird.  Aber  vielleicht 
kommt  auch  die  Unschicklichkeit  trotzdem  das  zweite  ol  ds  geschrieben 
zu  haben  auf  Philons  Rechnung,  dessen  schlechtes  Excerpiren  die  ganze 
Verwirrung  verschuldet  hat:  in  der  ausgezognen  Schrift  selber  war  Alles, 
was  wir  351,  9—40  lesen,  eine  Aeusserung  der  dl  [isv,  der  Gegner  des 
Rausches,  zunächst  ein  spöttischer  Angriff  gegen  die  Vertheidiger  desselben, 
welche  behaupteten,  dass  der  Weise  sich  auch  im  Rausch  noch  beherrschen 
könne,  451,9 — 13.  dl  ds  —  äyccycoöLv,  und  dann  eine  Vertheidigung  ihrer 
eignen  Ansicht,  dass  die  Höhe  der  Tugend  den  Rausch  verbiete,  451,  13  ff. 
dl  d'  bqcovxsg  x.  x.  X.  .       . 

119)  Hirzel  Untersuchungen  I.  S.  168—190,  dessen  Darstellung  aber 
nach  Zeller  III3,  1.  S.  373-376.  S.  435  f.  A.  1.  S.  645—548  in  manchen 
Stücken  zu  ermässigen  und  berichtigen  ist.     S.  z.  B.  A.  123. 

120)  C.  34. 

121)  S.  238. 

Susemthl,  griech.-alex.  Litt.-Gosch.    II  17 


258       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

unberührt,  indem  wenigstens  auch  sie  begannen  von  den  Meinungen 
anderer  Schulen  ernsthafter  als  in  der  bisherigen  oberflächlich 
absprechenden  Weise  Notiz  zu  nehmen,  ja  sogar  für  die  Geschichte 
der  Philosophie  und  der  Philosophen  und  auch  wohl  für  philo- 
sophische Nebenfragen  deren  Lehr-  und  Handbücher  auch  ihrer- 
seits zu  benutzen122),  überhaupt  milder  ihnen  gegenüber  auf- 
zutreten, ja  sogar  von  einzelnen,  allerdings  nur  mehr  oder  weniger 
nebensächlichen  Meinungen  und  Behauptungen  des  bisher  als 
unfehlbar  vergötterten  Meisters  abzuweichen  und  seine  Logik 
sogar  ausdrücklich  zu  berichtigen  und  verbessern.  Freilich  gilt 
dies  Alles  zusammen  durchaus  nicht  von  ihnen  allen,  aber  gerade 
das  ist  bezeichnend,  dass  sich  neben  den  Epikureern  von  der 
strengen  Observanz  eine  dies  Alles  in  sich  vereinende  und  zugleich 
dem  Weltleben  und  Weltverkehr  zugewandte  freiere  Richtung 
zu  bilden  begann,  deren  Vertreter  freilich  in  der  Minderzahl 
blieben  und  von  den  „ächten"  Epikureern  als  Sophisten  bezeichnet 
wurden123),  aber  nicht  ohne  dass  diese  „ächten"  selbst,  die  einen 
so  und  die  anderen  so  von  dem  Geiste  ihrer  Zeit  theilweise  be- 
rührt wurden.     Zu  jenen  „Sophisten"  mag 

Diogenes  von  Tarsos  gehört  haben,  dessen  Zeit  sich  nicht 
genauer  bestimmen  lässt123b),  und  es  ist  gar  nicht  unwahrschein- 
lich124), dass  dies  derselbe  Diogenes  von  Tarsos  war,  welcher 
ganz  nach  Sophistenart  in  den  Städten  umherzog,  um  Vorträge 


122)  S.  C.  2.  A.  151.  644  und  oben  A.  86. 

123)  La.  Di.  X,  25.  xai  'AnoXXodcooog  d'  b  %rinotvqavvog  ysyovev  sXXo- 
yipog ,  og  vitso  xcc  TStQaxöoia  övviyoaips  ßißXia'  dvo  ts  IItoXs[iaioi  AXs^av- 
dosig,  o  ts  fisXag  Mal  b  Xsvnog*  Zr\v(ov  &'  6  Eidcoviog  ängoutiig  'AnoXXo- 
dcoQOv  ,  noXvyoäcpog  avr\Q'  neu  dri^iytoiog  b  S7tiy.Xrj&slg  Aä-ncav'  dioysvr}g  &' 
b  Tccqesvg  b  xras  sniXsv.tovg  6%oXäg  Gvyyoätpag,  nal  'SIqioov  ,  Kai  aXXoi,  ovg 
ot  yvi\<sioi  'EniKovosioi,  aocpiatäg  ano%aXovoiv.  Der  Relativsatz  ovg  —  dno- 
naXovaiv  bezieht  sich,  wie  Zeller  S.  548  f.  A.  6  schlagend  gegen  Hirzel 
S.  180  ff.  darlegt,  entweder  nur  auf  %al  aXXoi  oder  doch  (und  dies  ist  wohl 
wahrscheinlicher)  überdies  nur  noch  auf  die  letzten  Namen  von  Jwysvrjg 
an.  —  Von  den  beiden  Ptolemaeos  und  von  Orion  wissen  wir  übrigens 
weiter  Nichts. 

123  b)  Denn  nach  dem  eben  Bemerkten  lässt  sich  aus  der  Reihenfolge 
bei  La.  Di.  a.  a.  0.  nicht  schliessen,  dass  er  jünger  als  Apollodoros  ge- 
wesen sei,  was  freilich  sehr  möglich  ist. 

124)  Aber  doch  nicht  sicher,  wie  Hirzel  S.  182  es  darstellt,  s.  Zeller 
a.  a.  0.,  der  mit  Recht  hervorhebt,  dass  Strabon  (s.  A.  126)  den  von  ihm 
besprochenen  Tarsier  D.  nicht  als  Epikureer  bezeichnet;  immerhin  indessen 
nennt  er  ihn  einen  Philosophen. 


Diogenes.     Apollodoros.  259 

zu  halten,  und,  mit  tarsischem  Improvisationstalente125)  begabt, 
ganze  Gedichte,  besonders  Tragoedien,  über  einen  ihm  auf- 
gegebnen Stoff  aus  dem  Stegreif  zu  schaffen  verstand126).  Für 
die  Identität  spricht  entschieden  auch  dies,  dass  der  Epikureer 
unter  Anderem  ausgewählte  Vorträge  ('ETtiXextoi,  <5%oÄcc£)  in 
mindestens  20  Büchern  veröffentlicht  hatte127). 

Apollodoros  von  Athen  127b);  der  sogenannte  „Gartentyrann" 
(6  xr}7toTVQccvvog),  der  fünfte  oder  sechste  Nachfolger  des  Epi- 
kuros128),  dessen,  wie  man  aus  jenem  seinem  Beinamen  wohl 
schliessen  darf,  kräftiges  Regiment  in  die  letzten  Zeiten  des 
zweiten  Jahrhunderts  fiel 129) ,  gehörte  dagegen  ohne  Zweifel 
der  strengeren  Richtung  an130).  Aber  unter  seinen  mehr  als 
400  Büchern131)  befand  sich  doch  auch  eine  Schrift  7Ceql  rmv 
(pilo6o(p(x)v  uiQeGsav,  durch  welche  er  sich  unseres  Wissens 
als  der  frühste  Epikureer  bekundete,  welcher  auf  dem  Gebiete 
der  Philosophie  auch  ein  geschichtliches  Interesse,  ein  nennens- 


125)  S.  C.  1.  A.  6.    C.  14.  A.  194. 

126)  Strab.  XIV.  675.  xcöv  d'  ccXXav  cpiXoaocpmv  (aus  Tarsos)  .  .  .  IlXov- 
ticcdris  xs  iyivsxo  nal  dioyivrjg  xcöv  itSQinoXi^ovxtov  neu  o%oXug  dictxid'e- 
[isvcov  svcpvmg'  6  ds  Aioyivt\g  xori  7toir](iaxoc  monsq  inscpoißa^s  xs&siöTig 
vKoftsaecog,  xqayiY.cc  mg  inl  xb  noXv.  Ausserdem  s.  La.  Di.  VI,  81  im 
Homonymenverzeichniss:  ns^nxog  (Jioyiviqg)  TctQasvg,  yeyQcccpcbg  nsQt  noir\- 
xi%cäv  ^r}xrj(iccxoav  a  Xveiv  im%uQ£t:  auch  hier  fehlt  die  Bezeichnung  als 
Epikureer. 

127)  S.  A.  123.  La.  Di.  X,  97.  z/.  6  'EiuyiovQSiog  iv  reo  a'  xdav  'Em- 
Xsyixav  (Schol.).  119.  4.  iv  xr\  s'  xä>v  'E.  136.  d.  iv  xy  if  xäv  'E.  138.  d. 
iv  xij  %'  tcov  'E.  Dazu  118.  J.  iv  xy  'Enixoprj  xoov  'EniY,ovqov  riQ'i- 
%cöv  doytiuxoov  und  iv  x<p  *  *  (Usener  Epicurea  S.  331,  15  mit  der 
Note:  „intereidit  titulus  monöbibli"). 

127 b)  La.  Di.  VII,  181  (s.  A.  132). 

128)  S.  A.  123.  Da  der  vierte  Basileides  (s.  C.  2.  A.  489)  kaum  länger 
als  bis  etwa  160  gelebt  haben  kann,  so  ist  Zeller  S.  371.  A.  5  geneigt 
zwischen  ihm  und  A.  noch  einen  fünften  Scholar chen,  etwa  den  Pro- 
tarchos  (s.  A.  137)  anzunehmen. 

129)  S.  darüber  Zeller  S.  373.  A.  2  und  unten  A.  146. 

130)  Denn,  wie  Hirzel  S.  170  im  Widerspruch  mit  sich  selbst  (s.  A.  123) 
richtig  bemerkt,  zu  Schulvorstehern  nahm  man  sicher  nur  „Epikureer  vom 
reinsten  Wasser". 

131)  S.  A.  123.  Dass  er  auch  eine  Biographie  des  Epikuros  verfasste, 
ward  schon  C.  2.  A.  388  angegeben:  La.  Di.  X,  2.  *A.  d'  b  'EiiiY.ovQ£iog  iv 
xcp  7CQ(6xco  nsql  'Emy,ovQOv  ßiov,  vgl.  10.  nafree  tpr\ai  xat  'AnoXXodcoQog.  Ver- 
mutlich ist  er  auch  der  von  Philod.  de  vit.  deor.  Col.  9,  36.  de  sens. 
20,  6  Scott  citirte  A. 

17* 


260       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

werthes  Eingehen  auf  die  Lehren  anderer  Secten  an  den  Tag 
legte132).  Ja  er  scheute  sich  nicht  im  Gegensatz  zu  Epikuros 
und  Hermarchos,  welche  dem  Leukippos  das  Dasein  absprachen, 
den  Letzteren,  vermuthlich  in  demselben  Werke133),  für  den  Lehrer 
des  Demokritos  zu  erklären134). 

Wie  sehr  diese  neue  Wendung  innerhalb  der  epikureischen 
Schule  nicht  minder  wie  in  der  stoischen  unter  dem  Eindrucke 
der  scharfen  Polemik  des  Karneades  stand,  erkennt  man  deutlich  an 
zwei  anderen  Epikureern  dieser  Zeit,  Demetrios  und  Zenon135).  Von 

Demetrios  dem  Lakonier136),  Schüler  des  Protarchos  von 
Bargylion137),   ist   uns   nämlich   eine   Erwiderung  auf  einen   die 

132)  Allerdings  bemerkt  Diels  S.  79.  A.  1  sehr  richtig  gegen  Volk- 
mann a.  a.  0.  S.  685  (s.  A.  109),  dass  wir,  wie  es  wenigstens  bis  jetzt 
scheint,  aus  Mangel  genügender  Nachrichten  nicht  beurtheilen  können,  ob 
die  Schriften  nsgl  cpiXoöocpcov  atgsascov  mehr  historisch  oder  mehr  kritisch- 
apologetisch-polemisch, also  mehr  dogmatisch  waren;  darauf  kommt  aber 
für  die  obige  Schlussfolgerung  Nichts  an.  Und  auch  darauf  nicht,  ob  der 
Verfasser  dieser  Schrift  (La.  Di.  I,  60  sagt  bloss  'AnoXXodcogog)  wirklich  der 
Epikureer  war.  Denn  wer  dies  glaubt,  wird  sie  mit  Diels  für  dieselbe 
erklären,  welche  bei  La.  Di.  VII,  181  Uvvccycoyr  xav  doypccxcov  heisst 
und  offenbar  von  ebendiesem  Epikureer  herrührt:  nccl  'JnoXXoScaQog  d'  6 
'A&rjvcciog  sv  xij  S.  x.  8.  ßovXofisvog  nagicxavEiv  oxi  xa  'Etiiy.ovqov  otxsicc 
Svvccfisi  ysyQttfifisva  neu  ccitccQcc&Exa  ovxu  ^ivqico  nXetco  saxl  xwv  Xgv6imtov 
ßtßXicov,  cpiq6lv  ovxcog  avxij  Xe^el'  „s?  yccg  xiq  acpiXoi  xäv  Xgvoiniiov  ßißXtcav 
oa'  uXXoxqicc  nccQccxE&sixcci,  HEvog  ccvxöj  6  %<xQXT)g  Y.axaXsXfl\\}EX<xiu1  und  wer 
es  bestreitet  oder  bezweifelt,  muBs  doch  aus  dem  letztgenannten  Schrift- 
titel den  nämlichen  Schluss  ziehen.  Uebrigens  s.  auch  C.  2.  A.  710.  Ob 
ein  anderes  Werk  nsgl  vofiod'Exmv  (La.  Di.  I,  58.  'AnolXodcoQog  .  .  .  iv 
dEvxEQm)  von  demselben  A.  herrührte,  muss  wohl  dahingestellt  bleiben. 

133)  Schwerlich  im  Leben  des  Epikuros,  s.  Hirzel  S.  184. 

134)  La.  Di.  X,  13.  Hirzel  a.  a.  0.  vermuthet  wohl  mit  Recht,  dass 
,,Epikur  u.  Hermarchos  sich  allein  auf  Demokrit  stützten,  der  den  Leukipp 
in  seinen  Schriften  nicht  erwähnte  und  die  atomistische  Lehre  als  seine 
eigene  vortrug,  A.  dagegen  auch  dem  Zeugniss  eines  Aristoteles  u.  Anderer 
Gewicht  beilegte",  und  weist  (ebendas.  A.  1)  auch  auf  Cic.  N.  D.  I,  24,  66. 
ista  enim  flagitia  Democrüi  sive  etiam  ante  Leucippi  hin.  Im  Uebrigen 
vgl.  C.  2.  A.  418. 

135)  Davon  gar  nicht  zu  reden,  dass  der  Epikureer  Metrodoros  von 
Stratonike  geradeswegs  von  Apollodoros  zu  Karneades  überging,  s.  C.  2. 
A.  657  ff.,  fast  das  einzige  uns  bekannte  Beispiel  eines  solchen  Abfalls 
unter  den  Epikureern. 

136)  S.  A.  123.  137.  142. 

137)  Strab.  XIV.  658.  ek  Se  x<av  BagyvXicov  ccvtjq  ElXoyipog  i\v  b  'Em- 
novQELog  ÜQcoxccQxog  6  drjfirjxQiov  %ccd,r}yT]acc[iEvog  xov  Aa-acovog  ngoaa- 
yoQEv&Evxog. 


Demetrios  d.  Lakonier.     Zenon  v.  Sidon.  261 

Beweisführung  betreffenden  Einwurf  des  Karneades  bekannt 138), 
„ welche  uns  vermuthen  lässt,  dass  dieser  Epikureer  gerade  durch 
die  Dialektik  des  Akademikers  an  logischer  Schulung  gewonnen 
hatte"139).  Allem  Anscheine  nach  war  er  ein  Zeitgenosse140),  viel- 
leicht sogar  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des  Zenon141)  und  jedenfalls 
einer  der  hervorragendsten  und  angesehensten  unter  den  damaligen 
Epikureern  und  beschäftigte  sich  auch  mit  lexikalischer  Er- 
läuterung der  sogenannten  hippokrateischen  Schriften142). 

Zenon  von  Sidon143)  aber,  ein  Schüler144)  und  wahrscheinlich 


138)  Sex.  Math.  VIII,  348  ff.  Zeller  S.  371.  A.  4.  S.  504.  S.  548.  A.  5. 
Natorp  Forschungen  S.  258  ff. 

139)  Zell  er  S.  548.     Vgl.  auch  A.  216. 

140)  Dass  er  in  der  A.  123  angef.  Aufzählung  bei  La.  Di.  X,  25  hinter 
Zenon  steht,  beweist  freilich  nicht  allzu  viel;  dass  aber  die  Begründung 
Zell  er  s  S.  371.  A.  4.  5.  S.  373.  A.  2.  S.  504.  A.  4  für  die  Annahme,  er  sei 
älter  als  Zenon  und  vielleicht  eine  kurze  Zeit  lang  gegen  Ende  des  zweiten 
und  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  unmittelbar  nach  Apollodoros  Vor- 
steher de.r  Schule  gewesen,  nicht  gelungen  ist,  zeigt  Natorp  S.  263. 
Zell  er  hält  Kleitomachos  für  die  Quelle  von  Sex.  a.  a.  0.,  dass  es  aber  viel- 
mehr Aenesidemos  ist,  hat  Natorp  (s.  bes.  S.  258.  A.  2)  zur  Wahrscheinlich- 
keit erhoben.  Die  Polemik  an  dieser  Stelle  macht,  wie  Zell  er  bemerkt,  den 
Eindruck  der  Widerlegung  eines  Zeitgenossen ,  indessen  ist  sie  auch  durch- 
aus noch  begreiflich,  wenn  der  Urheber  derselben  einer  nur  wenig  jüngeren 
Zeit,  aber  doch  erst,  wie  es  bei  Aenesidemos  der  Fall  war,  der  nächsten 
oder  vielmehr  zweitnächsten  Generation  angehörte;  weiter  aber  darf  man 
allerdings  schwerlich  gehen.    S.  unten  A.  498  ff. 

141)  Wenn  die  Combinationen  von  Natorp  S.  261  ff.  richtig  sind,  der 
indessen  den  Aenesidemos  zu  früh  ansetzt  (s.  A.  498).  Jedenfalls  wohl  mit 
Recht  bezieht  derselbe  auf  diesen  Demetrios  das  iv  fiev  x<p  dr\prix  Qianä 
a^cpyödQ'  imtoiMog  &i<^?<^)>rca  bei  Philod.  u.  oripsi<ov  Col.  28.  p.  35,  13  ff. 
Gomp.,  wie  immer  man  dies  auch  auffassen  mag  (vgl.  Natorp  S.  238). 
S.  hierüber  A.  216. 

142)  Sex.  Math.  a.  a.  0.  d.  de  6  Aanotv  xcov  kuxu  xrv  'EnLKOvQsiov 
al'qsüLV  smcpavcov.  X,  219.  'EnittovQog  äs ,  cos  ccvxbv  J.  b  A.  ifyysLxcci. 
Pyrr.  EI,  137.  'EnUovQog  öe\  Hcc&obg  J.  b  A.  cprjGL  (=  Epik.  Fr.  294.  79). 
Erotian.  Lex.  Hippocr.  KXayycodrj  p.  81,  3  ff.,  d.  (ilv  b  'Eni%ovQEiog  x.  x.  L, 
vgl.  p.  32,  4 ff.,  s.  C.  34.  A.  151.  Auch  bei  Aet.  p.  316a  4  Diels  (Pseudo- 
Plat.  Plac.  I,  18,  3)  scheint  er  gemeint  zu  sein.  In  Herculaneum  .  haben 
sich  Reste  gefunden  von  dr}{ir}XQtov  tzeqi  xivcov  av^rjxrj^Evxcov  <57atra(?) 
V.  H.2  VI,  121—126,  vgl.  Scott  Fragm.  Hercul.  S.  27,  und  ganz  unleser- 
liche von  Jr}fir}XQiov  tceqX  yea>[isxQLCcg  (Pap.  1061,  vgl.  V.  H.  *  IV.  Introd. 
in  Polystr.  III,  2.  Scott  a.  a.  0.  S.  36  f.).  Dass  letztere  von  einem  anderen  D. 
wären,  ist  zwar  möglich  (s.  Zeller  S.  371.  A.  3),  aber  nicht  wahrscheinlich. 

143)  La.  Di.  VII,  35  im  Homonymenverzeichniss:  oySoog  (Z/jvmv)  Zv- 
dcoviog  xo  ysvog,  cpiXöaocpog  'EniY.ovQEiog  x.  x.  X.  (s.  A.  152).    X,  25  (s.  A.  123). 


262       Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

auch  der  sei  es  unmittelbare  sei  es145)  zweite  Nachfolger  des 
Apollodoros146),  war  auch  Schüler  und  Bewunderer  des  Kar- 
neades147),  hiernach  übrigens  schwerlich  später  als  etwa  150 
geboren148),  und  andrerseits  schätzte  wiederum  der  Akademiker 
Philon  ihn  sehr  hoch,  bezeichnete  ihn  als  den  Koryphaeen  der 
Epikureer  und  empfahl  den  eignen  Schülern  diesen  Mann  zu 
hören149).  In  der  That  suchte  dieser  scharfsinnigste  Epikureer150) 
mit  der  von  Karneades  erlernten  Dialektik  die  akademischen 
Dialektiker  selbst  zu  schlagen  und  berichtigte  die  Kanonik  des 
Epikuros  sehr  wesentlich,  indem  er  auf  eine  haltbarere  Beweis- 
führung drang  und  zu  diesem  Zwecke  namentlich  eine  neue 
Theorie  des  Analogieschlusses,  die  viel  Richtiges  enthält,  ent- 
wickelte151).    In    materieller    Hinsicht  jedoch    wich   er   von    der 


Prokl.  in  Eucl.  p.  199  Friedl.  Zr\v(av  6  Zidcoviog  (iivy  r?Js  dg  'ErtwovQov 
[isrct0%obv  ccLQ£6swg.  —  Ueber  zwei  erhaltne  Abbildungen,  wahrscheinlich 
von  ihm,  eine  im  Vatican  und  eine  herculaneische  s.  Visconti  Mus.  Pio- 
Clem.  VI.  Tf.  33  und  Comparetti  u.  de  Petra  Villa  Ercol.  T.  XII,  9. 

144)  S.  A.  123. 

145)  Denn  immerhin  bleibt  es  ja  möglich,  dass  zwischen  Beiden  kurze 
Zeit  noch  ein  Dritter  regierte,  wenn  dies  auch  (s.  A.  140)  nicht  De- 
metrios  war. 

146)  S.  darüber  Zeller  S.  373.  A.  2:  da  Z.  Schüler  des  129  gestorbenen 
Karneades  und  des  Apollodoros  war,  wird  Letzterer  schwerlich  bis  nach 
100  gelebt  haben,  und  da  Phaedros  um  90  in  Rom  lehrte  (s.  A.  165),  kann 
er  um  diese  Zeit  nicht  wohl  die  athenische  Schule  geleitet  haben ,  Phaedros 
und  Z.  aber  nehmen  unter  den  damaligen  Epikureern  eine  so  hervor- 
ragende Stellung  ein,  dass  bei  der  Frage,  wer  zu  jener  Zeit  deren  Vor- 
stand war,  fast  nur  zwischen  Beiden  die  Wahl  bleibt. 

147)  Gic.  Acad.  I,  12,  46.  Cameades  .  .  .  ut  cognovi  ex  eis,  qui  illum 
audier  ant,  maximeque  ex  Epicureo  Zenone,  qui  cum  ab  eo  plurimum  dissen- 
tiret,  unum  tarnen  praeter  ceteros  mirabatur  etc. 

148)  Zeller  a.  a.  O.     üeberdies  s.  A.  155. 

149)  Freilich  wohl  nur  mit  dem  Gedanken,  dass  sie  sich  dadurch  über- 
zeugen sollten ,  wie  haltlos  die  epikureische  Lehre  selbst  bei  der  ge- 
schicktesten Vortrags-  und  Vertheidigungs weise  sei:  Cic.  N.  D.  I,  21,  59 
lässt  den  Cotta  sagen:  Zenonem,  quem  Philo  noster  coryphaeum  appellare 
Epicureorum  solebat,  cum  Athenis  essem,  audiebam  frequenter  et  quidem  ipso 
auctore  Philone,  credo,  ut  f acutus  iudicarem,  quam  illa  bene  refellerentur, 
cum  a  principe  Epicureorum  accepissem,  quem  ad  modum  dicerentur. 

150)  Cic.  Tusc.  III,  17,  38.  istorum  acutissimus,  vgl.  A.  153. 

151)  Aristoteles  hat  den  Analogieschluss  noch  nicht  vom  blossen  Beispiel 
unterschieden.  Wie  wenig  jedoch  dieser  von  Philodemos  in  der  Schrift 
7t£Ql  G7)iist(ov  v.al  Grjfisioooscov  nach  den  Vorträgen  Zenons  (s.  A.  215.  216) 
bekannt   gemachte    Versuch    einer    rein    inductiven   Logik  bei   aller   An- 


Zenon  von  Sidon.  263 

Lehre  seines  Meisters  in  keiner  Hinsicht  ab.  Dagegen  zeichnete 
sich  auch  sein  Stil  und  seine  Sprache  im  mündlichen  wie  im 
schriftlichen  Vortrag,  obschon  auch  er  ein  Vielschreiber  war151b), 
abweichend  von  Epikuros  und  den  älteren  Epikureern  durch 
grosse  Durchsichtigkeit  und  sogar  durch  Würde  und  Schmuck 
bei  grossem  Gedankenreichthum  aus 152).  Ebenjene  seine  Lust 
an  scharfer  Polemik  machte  aber  die  letztere  andererseits  bei 
ihm  ganz  besonders  derb,  absprechend,  heftig  und  leidenschaft- 
lich, so  dass  er  selbst  unter  den  schmäh  süchtigen  Epikureern 
an  Bitterkeit  und  Schmähsucht  hervorragte153)  und  auch  im 
Leben  abstossend  war154).  Cicero  hörte  ihn,  der  damals  schon 
ein  Greis  war155),  bei  seinem  ersten  Besuche  in  Athen  79/8  in 
Gemeinschaft  mit  Atticus156),  kannte  und  las  auch  Schriften  von 
ihm 157)    und    hat    aller    Wahrscheinlichkeit    nach    in    dem    dar- 


erkennung,  die  er  verdient,  genügend  ist,  zeigt  Zeller  S.  392  ff.,  vgl. 
S.  387.  A.  1.  „Sehr  bezeichnend  aber  ist  es,  dass  Z.  sonach  Induction  und 
Analogieschluss  festhielt  und  vertheidigte ,  dagegen  wider  den  eigentlichen 
Syllogismos  speciell  in  der  Geometrie  genau  Dasselbe  geltend  machte,'  was 
Karneades  gegen  denselben  überhaupt  eingewandt  hatte,  s.  Prokl.  a.  a.  0. 
unmittelbar  vor  den  A.  143  angef.  Worten:  ol  ds  tfdr}  ■nccl  xaig  ccQ%ctig  hm- 
TQEipctvtsg  ov  cpaal  xa.  [isxcc  tag  ccQ%ccg  anodsiKwafrcu,  firj  6vy%(OQ7iQ,Bvxog 
ctvtoig  nai  ccXXov  xivog,  o  ^r\  nqo£iXr\nxai  iv  xcclg  ccQ%alg.  xovxov  yäq  xbv 
xQ07tov  xrjg  dvxiQQrioscog  {lexrjX&sv  Zr^vcov  %.  x.  X.  (s.  A.  163)".  (Schmekel).  — 
Ueber  den  Anschluss  des  Z.  an  Karneades  auch  in  der  Polemik  gegen  die 
Stoa  s.  C.  29.  A.  165  und  auch  164b. 
151b)  S.  A.  123. 

152)  La.  Di.  VII,  34  unmittelbar  nach  den  A.  143  angef.  Worten:  nai 
voriaai  xca  £Q(ir)vsv6cci  craqp/fc.  Cic.  N.  D.  unmittelbar  nach  den  A.  149 
angef.  Worten:  non  igüur  ille,  ut  plerique,  sed  isto  modo,  ut  tu,  distincte, 
yraviter,  ornate. 

153)  Cic.  Tusc.  a.  a.  0.  hoc  dicit  (näml.  Epicurus)  et  hoc  ille  acriculus 
me  andiente  Athenis  senex  Zeno  ...  (es  folgen  die  A.  150  angef.  Worte) 
contendere  et  magna  voce  dicere  solebat  etc.  N.  D.  I,  34,  93.  Zeno  quidem 
non  eos  solum,  qui  tum  erant  ...  (s.  A.  31)  figebat  maledictis,  sed  So- 
cratem  ipsum,  par entern  philosophiae ,  Latino  verbo  utens  scurram  Atticum 
fuisse  dicebat,  Chrysippum  nunquam  nisi  Chrysippam  vocabat  und  vorher 
33,  93.    Zeno  etiam  litigabat. 

154)  Cic.  Fin.  I,  6,  16  (s.  A.  166),  und  der  acriculus  senex  Tusc.  a.  a.  0. 
(s.  A.  153)  bezieht  sich  sicher  auch  hierauf. 

155)  S.  A.  153. 

156)  Cic.  Fin.  a.  a.  0.  u.  s.  A.  147.  153.    In  Bezug  auf  Cotta  s.  A.  149. 

157)  Cic.  Tusc.  a.  a.  0.  habes  formam  Epicuri  vitae  beatae  verbis  Ze- 
nonis  expressam,  nihil  ut  possit  negari.    Denn,  wie  Hirzel  S.  30  bemerkt, 


264       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

stellenden  Theile  der  epikureischen  Götterlehre  de  deorum  natura 
§.  18 — 25.  42—57  eine  solche  ausgezogen158).  Aus  Vorträgen 
Zenons  aber  sind  die  Abhandlungen  des  Philodemos  jcbqI  ticcq- 
Qrjöfas159),  nsQi  örjiiefov160)  und  noch  eine  dritte161)  hervor- 
gegangen. Sonst  ist  uns  nur  noch  ein  Werk  gegen  die  Gültig- 
keit der  mathematischen  Beweise  bekannt,  wider  welches, 
wie  schon  früher  bemerkt  ward162),  Poseidonios  eine  eigne  Gegen- 
schrift richtete163). 

Phaedros,  über  dessen  Leitung  der  Schule  wir  ein  aus- 
drückliches Zeugniss  besitzen164),  kann  dieselbe  nur  sehr  kurze 
Zeit  in  Händen  gehabt  haben,  wenn  anders  wirklich  Zenon  sein 
Vorgänger  war,  da  dieser  nicht  viel  früher  als  er  geboren  sein 
kann.  Um  90  lehrte  nämlich  Phaedros  in  Rom,-  wo  Cicero  als 
angehender  Jüngling  ihn  hörte165),  und  als  dann  derselbe  Cicero 
zusammen  mit  Atticus  79/8  in  Athen  von  Neuem  sein  und  zu- 
gleich, wie  bemerkt,  des  Zenon  Zuhörer  ward,  war  auch  Phaedros 

„das  verbis  zeigt,  dass  die  diesen  Worten  voraufgehende  Definition  der 
Glückseligkeit  einer  Schrift  Zenons  und  nicht  der  Erinnerung  an  dessen 
vor  vielen  Jahren  gehaltene  Vorträge  entnommen  war". 

158)  Diese  Vermuthung  rührt  von  Chr.  Petersen  in  seiner  Ausg.  des 
vermeintlichen  Phaedros  nsql  &emv  (s.  A.  170.  202)  S.  45  her;  die  über- 
zeugende Beweisführung  verdanken  wir  Hirzel  S.  9 — 32.  Weit  weniger 
wahrscheinlich  dehnt  Schwenke,  dem  hierin  Mayor  folgte  (s.  A.  86),  die 
nämliche  Muthmassung  auch  auf  den  historischen  Theil  §.  25—41  aus, 
s.  vielmehr  A.  170.  Hinsichtlich  des  1.  Buchs  de  finibus  kommt  ferner 
Hirzel  II.  S.  669—690  zu  dem  Ergebniss,  dass  vielleicht  Z.  selbst,  noch 
wahrscheinlicher  aber  einer  seiner  Anhänger ,  etwa  Philodemos ,  die  Quelle 
gewesen  sein  dürfte. 

159)  S.  A.  195. 

160)  S.  A.  151.  215.  216. 

161)  S.  A.  217. 

162)  C.  29.  A.  183. 

163)  Prokl.  a.  a.  0.  unmittelbar  nach  den  A.  151  u.  143  angef.  Worten: 
itobg  ov  %a\  b  IIoGeidcovLOs  bXov  k'yQcctys  ßtßXfov  dsinvvg  öccfroccv  ccvxov  ncc- 
gccv  %7\v  snivoiav.  —  Noch  s.  über  Z.  Soran.  de  morb.  mul.  p.  211  Dietz. 
qpvGSb  xs  xo  frrjXv  xov  ccqqsvo?  dicccpegzi  [is%Qi  xov  xal  'AqlgxoxsXt]v  ncci  Zr]- 
vcovcc  (diese  beiden  Worte  sind  fälschlich  vor  xal  'Aqigx.  überliefert)  xov 
3Eniv.ovQSiov  slnsiv  ccxsXeg  (isv  slvcci  xb  &7]Xv,  xsXsiov  ds  xb  ccqqev. 

164)  Phlegon  Fr.  12  b.  Phot.  Cod.  97.  84 a  17.  x<u  $cttöQov  xov  'Em- 
kovqelov  disdel-ccxo  IJccxqcov.  Vgl.  A.  167.  —  Olleris  De  Phaedro  Epicureo, 
Paris  1841.  8.  kenne  ich  nicht. 

165)  Cic.  Epist.  XIII,  1,  2.  Phaedro,  qui  nobis,  cum  pueri  essemus,  ante- 
quam  Philonem  cognovimus,  valde  ut  philosophus ,  postea  tarnen  ut  vir  bonus 
et  8uavis  et  officiosus  probabatur. 


Phaedros.  265 

schon  alt166),  so  dass  er  denn  auch  bereits  70/69  (Ol.  177,3)  in 
Patron  seinen  Nachfolger  fand167).  Er  war  eine  von  Zenon 
grundverschiedene  Natur,  ein  Mann  nicht  bloss  von  vortrefflichem 
Charakter168),  sondern  auch  von  ausserordentlicher  persönlicher 
Liebenswürdigkeit  und  grosser,  ihn  vor  allen  seinen  Gesinnungs- 
genossen auszeichnender  Milde  gegen  Andersdenkende169),  was 
ihn  aber  doch  nicht  abhielt  seinerseits  gleichfalls  in  allen  Stücken 
dem  Epikuros  getreu  zu  bleiben.  Wir  kennen  von  seinen  Schriften 
nur  die  einzige  tieqI  fteaiv,  wahrscheinlich  das  gemeinsame 
Original  für  den  historisch-kritischen  Theil  der  epikureischen 
Theologie  im  ersten  Buche  von  Cicero  de  deorum  natura  (§.  25—41) 
und  Philodem os  Tteqii  svöeßEiccg110). 

166)  Cic.  N.  D.  I,  33,  93  lässt  den  Cotta  (s.  A.  149.  156)  im  Gegensatz 
zu  Zenon  und  auch  zu  Epikuros  und  anderen  Epikureern  von  Ph.  sagen: 
nam  Phaedro  nihil  elegantius,  nihil  humanius,  sed  stomachabatur  senex, 
si  quid  asperius  dixeram.  Vgl.  A.  153.  Fin.  I,  5,  16.  nisi  mihi  Phaedrum, 
inquam,  mentitum  aut  Zenonem  putas,  quorum  utrumque  audivi,  cum  mihi 
nihil  sane  praeter  sedulitatem  pröbarent,  omnes  mihi  Epicuri  sententiae  satis 
notae  sunt,  atque  eos,  quos  nominavi,  cum  Attico  nostro  frequenter  audivi, 
cum  miraretur  ille  quidem  utrumque,  Phaedrum  autem  etiam  amaret,  coti- 
dieque  inter  nos  ea,  quae  audiebamus,  conferebamus  etc.  V,  1,  3.  tum  Atti- 
cus:  at  ego  .  .  .  sum  multum  equidem  cum  Phaedro,  quem  unice  diligo,  ut 
scitis,  in  Epicuri  hortis  etc.  Leg.  I,  20,  53.  Att.  Quoniam  Athenis  audire 
ex  Phaedro  nostro  memini  etc. 

167)  S.  A.  164. 

168)  Vgl.  noch  Cic.  Philipp.  V,  5,  13.   Phaedri  philosophi  nobilis. 

169)  S.  A.  165.  166:  daher  denn  auch  der  Epikureer  Atticus  zwar 
Beide  bewunderte,  aber  den  Ph.  zugleich  liebte,  vgl.  auch  Cic.  Epist. 
XIII,  1,  5  (s.  A.  171). 

170)  Cic.  ad  Att.  XIII,  39  erbittet  sich  diese  Schrift  von  Atticus:  libros 

(mihi,  de  quibus  ad  te  antea  scripsi,  velim  mittas,  et  maxime  $><xidQov  nsgl 
ftsav  et  IIccMddoeC?),  0üne  Zweifel  um  sie  für  seine  Compilation  de  deorum 
natura  zu  benutzen,  s.  Hirzel  S.  25 f.  Als  nun  die  Trümmer  von  der 
des  Philodemos  nsgi  evaeßeiccg  in  Herculaneum  gefunden  wurden,  lag  bei 
der  auffallenden  Uebereinstimmung  von  dem  betreffenden  Abschnitt  der- 
selben mit  dem  oben  genannten  bei  Cicero  trotz  mancher  Abweichungen 
(s.  die  Parallelausgabe  beider  bei  Di  eis  S.  531—550)  der  Gedanke  der 
ersten  Bearbeiter  sehr  nahe,  dass  man  hier  jenes  Werk  des  Ph.  entdeckt 
habe,  und  als  dieser  Irrthum  als  solcher  erkannt  und  das  Richtige  nach- 
gewiesen war  (s.  über  dies  Alles  A.  202),  war  es  wiederum  ebenso  natür- 
lich, dass  man  nunmehr  diese  Schrift  des  Philodemos  doch  für  die  Vorlage 
Ciceros  zu  halten  fortfuhr  (s.  Hirzel  S.  4—9),  bis  denn  Di  eis  S.  121  ff. 
dies  mit  Erfolg  widerlegte  und  die  grossen,  oft  wörtlichen  Aehnlichkeiten 
beider  Abhandlungen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  richtig  aus  der  Be- 
nutzung einer  gemeinsamen  Quelle  erklärte.     Nicht   ebenso   sicher  ist  sein 


266       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

Patron,  der  Nachfolger  des  Phaedros,  war  mit  einem 
Empfehlungsbriefe  des  Letzteren  an  den  Cicero  nach  Rom  ge- 
kommen, hatte  hier  ausser  mit  diesem  namentlich  auch  mit 
C.  Memmius  verkehrt,  und  Cicero  und  Atticus  hatten  dann  in 
Athen  ihre  Freundschaft  mit  ihm  erneuert,  und  Patron  nahm 
wiederholt,  zuletzt  mit  einem  gewissen  Erfolg  bei  Ciceros  er- 
neutem Aufenthalt  in  Athen  dessen  Vermittlung  bei  Memmius 
in  Anspruch,  um  diesen  zu  dem  Ablassen  von  dem  übrigens 
auch  wohl  ohne  Zweifel  unausgeführt  gebliebnen  Plane,  den  er 
in  seinem  eignen  Interesse  mit  dem  ehemaligen  Garten  des  Epi- 
kuros  hatte,  zu  bewegen171).  Von  etwaigen  Schriften  dieses 
Mannes  erfahren  wir  Nichts,  von  seiner  Lehre  nur,  dass  er  im 
Gegensatz  zu  anderen  dermaligen  Epikureern,  welche  den  Satz 
des  Epikuros,  dass  der  Eigennutz  die  Triebfeder  aller  Gefühle 
und  Handlungen  sei,  zu  mildern  suchten172),  denselben  in  der 
allerschroffsten  Weise  festhielt173). 

Ergebniss,  dass  dieselbe  jenes  Buch  des  Ph.  sei;  aber  doch  hat  m.  E.  diese 
Annahme  am  Meisten  für  sich.     S.  A.  86.  158. 

171)  Cic.  Epist.  XIII,  1  (an  Memmius),  s.  bes.  §.  2  f.  cum  Patrone 
Epicureo  mihi  omnia  (communiay  sunt,  nisi  quod  in  philosophia  vehementer 
ab  eo-dissentio:  sed  et  initio  Bomae,  cum  te  quoque  et  tuos  omnis  observabat, 
me  coluit  inprimis  et  nuper  .  .  .  me  habuit  .  .  .  amicorum  fere  principem : 
et  iam  a  Phaedro  ...  (es  folgen  die  A.  165  abgedruckten  Worte)  traditus 
mihi  commendatusque  est:  is  igitur  Patro,  cum  ad  me  Bomam  litter as 
misisset,  uti  te  sibi  placarem  peteremque,  ut  nescio  quid  illud  Epicuri  pa- 
rietinarum  sibi  concederes,  nihil  scripsi  ad  te  ob  eam  rem,  quod  aedißcationis 
tuae  consilium  commendatione  mea  nolebam  impediri:  idem,  ut  veni  Athenas, 
cum  idem  ad  te  scriberem  rogasset,  ob  eam  causam  impetravit,  quod  te 
abiecisse  illam  aedißcationem  constabat  inter  omnis  amicos  tuos  etc.  §.  4. 
honorem,  officium,  testamentorum  ius,  Epicuri  auctoritatem ,  Phaedri  ob- 
testationem,  sedem,  domicilium,  vestigia  summorum  hominum  sibi  tuenda 
esse  dicit  (näml.  Patro).  Dann  heisst  es  §.  5  von  Atticus:  valde  diligit 
Patronem,  valde  Phaedrum  amavit.  Endlich  §.  5  f.  peto  a  te,  ut  scribas  ad 
tuos  posse  tua  voluntate  decretum  illud  Areopagitarum ,  quem  v7co(ivrj(iazi6(i6v 
Uli  vocant,  tolli.  Vgl.  ad  Att.  V,  11,  6.  Was  es  mit  diesem  gegen  die 
Epikureer  gerichteten  Beschluss  des  Areopags  auf  sich  hat,  weiss  ich 
nicht;  genug  Memmius  (bekanntlich  derselbe,  welchem  Lucretius  sein  Ge- 
dicht gewidmet  hat)  war  in  Folge  desselben  in  den  Besitz  von  der  alten 
Villa  des  Epikuros  gelangt  und  wollte  auf  dem  Grundstück  sich  selbst 
eine  neue  bauen  lassen;  Patron  wünscht  dagegen  natürlich  die  Rückgabe 
dieses  ihres  alten  Sitzes  an  die  epikureische  Gemeinde. 

172)  Cic.  Fin.  I,  20,  69.  II,  26,  82.  Vgl.  Zell  er  S.  546  gegen  Hirzel 
S.  168  ff. 

173)  Cic.  ad  Att.  VII,  2,  4.    Vgl.  über  P.  noch  ad  Qu.  fr.  I,  12,  14,  wo 


Patron.     Siron.     Philodemos.  267 

Siron  oder  Skiron  wirkte  etwas  später  als  Phaedros  in 
Rom174),  schlug  dabei  wenigstens  theilweise  ähnliche  Wege  wie 
Philodemos  ein175)  und  war  Lehrer  des  Yergilius 176). 

Philodemos177)  von  Gadara178),  ein  Schüler  des  Zenon179), 
lebte  gleichfalls  und  zur  nämlichen  Zeit  in  Rom180);  wo  er  an 
L.  Calpurnius  Piso  Caesoninus  einen  hohen  Gönner  fand181),  aber 
auch  auf  andere  vornehme  Römer  einen  erheblichen  Einfluss  zu 


neben  ihm  noch  ein  anderer  damaliger  Epikureer  Pia  ton  aus  Sardes  ge- 
nannt wird,  ebenso  wie  ad  Att.  V,  11,  16,  und  zwar  mit  Auszeichnung 
und  Freundschaft  Xenon,  von  dem  Cicero  auch  ebendas.  V,  10,  5.  XVI, 
3,  2  (51  u.  43  v.  Chr.)  als  einem  noch  Lebenden  spricht,  s.  Zeller  S.  373. 
A.  2  (gegen  Krische  S.  26).  —  Noch  verschiedene  andere  Schriftsteller 
nennt  Philod.,  so  Aristobulos  de  sens.  Col.  16,  3,  wohl  jedenfalls  den 
Bruder  des  Epikuros  (s.  C.  2.  A.  406),  Apollophanes  ebendas.  15,  4, 
Lynkeus  de  educ.  2,11,  Nikanor  ebendas.  13,  15  Scott;  aber  ob  es 
lauter  Epikureer  waren,  ist  ganz  ungewiss. 

174)  Cic.  Acad.  II,  33,  106.     Fin.  II,  35,  119.     Epist.  VI,  11,  2. 

175)  Cic.  a.  a.  0.  Sironem  .  .  .  et  Philodemum  cum  optimos  viros  tum 
homines  doctissimos. 

176)  Vergil.  Catal.  7,9.  10,  1.  Serv.  ad  Aen.  VI,  26,  4;  und  zwar  in 
Gemeinschaft  mit  Varus,  d.  h.  (s.  Köite  Rhein.  Mus.  XLV.  S.  175  ff.) 
seinem  älteren  Freund  Quintilius  Varus  Cremonensis:  Donat.  V.  Verg.  79. 
audivit  a  Sirone  praecepta  Epicuri,  cuius  doctrinae  socium  habuit  Varum. 
Serv.  ad  Ecl.  VI,  13.  vult  exsequi  sectam  Epicuream,  quam  didicerant  tarn 
Vergilius  quam   Varus  docente  Sirone.     Schol.  Veron.  Ecl.  VI,  9. 

177)  Preller  Art.  Philodemus  in  der  Encykl.  v.  Ersch  und  Gruber. 
Scott  Fragmenta  Herculanensia ,  Oxford  1885.  8.  Vgl.  V.  H.1  I.  S.  1—21. 
Gros  in  der  A.  197  angef.  Ausg.  S.  XII ff. 

178)  Strab.  XVI.  769,  der  diese  Stadt  freilich  fälschlich  (wie  Casau- 
bonus  zeigte)  nach  Philistaea  (durch  Verwechselung  mit  Gazara)  statt 
nach  Koelesyrien  verlegt,  vgl.  Vol.  Herc.  a.  a.  0. 

179)  S.  A.  195.  216.  217.  Einen  anderen  Schüler  desselben,  Bromios, 
nennt  er  nsgl  arjfisi'cov  Col.  XIX,  9,  vgl.  A.  216. 

180)  Cic.  Fin.  a.  a.  0.  u.  s.  A.  181. 

181)  Daher  seine  ausführliche  Behandlung  ohne  Nennung  seines  Namens 
(s.  aber  Ascon.  z.  d.  St.  Philodemum  significat,  qui  fuit  Epicureus  illa  aetate 
nobilissimus  etc.,  s.  A.  223)  bei  Cic.  in  Pis.  C.  28 ff.  §.  68.  ingeniosum  ho- 
minem  atque  eruditum  .  .  .  est  quidam  Graecus,  qui  cum  isto  vivit,  homo 
.  .  .  humanus  .  .  .  dedit  se  in  consuetudinem  sie,  ut  prorsus  una  viveret  nee 
fere  unquam  ab  eo  discederet  .  .  .  audistis  profecto  dici  philosophos  Epi- 
cureos  etc.  §.  69.  Epicurum  desertum  dicere.  §.  70.  Graecus  facilis  et  valde 
venustus  .  .  .  est  autem  hie  non  philosophia  solum,  sed  etiam  ceteris  studiis, 
quae  fere  [ceteros]  Epicureos  neglegere  dieunt,  perpolitus  (es  folgen  die 
A.  218  und  223  angef.  Worte).     Vgl.  Fin.  a.  a.  0. 


268       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

Gunsten  der  epikureischen  Philosophie  ausübte182).  Cicero  schildert 
ihn  in  der  gegen  jenen  Piso  55  gehaltenen  Rede,  freilich  nicht 
ohne  Ironie,  als  einen  liebenswürdigen,  artigen  und  gelehrten 
Mann  von  feinerer  Bildung,  als  sie  sonst  meistens  bei  den  Epi- 
kureern zu  Hause  war182b),  und  dies  Urtheil  wird  reichlich  be- 
stätigt durch  die  Reste  seiner  Werke,  nur  dass  freilich  diese 
sogenannte  Gelehrsamkeit  ähnlich  wie  bei  Cicero  selbst,  von 
welchem  es  freilich  in  ungleich  grösserem  Masse  gilt,  mehr  die 
des  mit  mancherlei  Kenntnissen  ausgerüsteten  Litteraten  und 
gelegentlich  sogar  flüchtigen183)  Excerptors  und  Compilators  als 
die  eines  wirklichen  Mannes  der  Wissenschaft 183b),  und  dass  sein 
Urtheil  über  die  Gegenstände  der  allgemeinen  Bildung  zwar  ein 
viel  günstigeres  als  das  des  Epikuros  und  der  älteren  Epi- 
kureer184) war,  aber  doch  auch  noch  in  sehr  erheblichen  Schranken 
sich  bewegte185).  Bekanntlich  waren  seine  Werke  mit  Ausnahme 
weniger  Spuren  verloren,  bis  erhebliche  Stücke  derselben,  die 
aber  noch  nicht  alle  veröffentlicht  sind,  in  Herculaneum  entdeckt 
wurden186),  und  da  zeigt  sich    denn  Ersteres   sehr   deutlich  zu- 


182)  S.  hierüber  Körte  Augusteer  bei  Philodem,  Rhein.  Mus.  XLV. 
1890.  S.  172—177.  Bei  Philod.  de  adul.  V.  H.2  I,  92.  Col.  XI,  3  f.  werden 
vier  Römer,  von  deren  Namen  zwei  Ovccqie  und  Ko'CvxCXlb  lesbar  sind,  und 
diese  beiden  auch  tibql  cpiXaqy.  V.  H. 2  VII,  196.  Fr.  12,  4  f.  angeredet,  und 
Körte  sucht,  wie  es  scheint,  mit  Erfolg  zu  zeigen,  dass  Varius  der  auch 
bei  Quintil.  VI,  3,  78  erscheinende  Epikureer  und  Freund  des  Augustus,  in- 
dem hier  L.  Vario  (und  nicht  Varo)  Epicureo,  Caesaris  amico  die  richtige 
Lesart,  d.  h.  der  berühmte  Tragiker  und  Epiker  L.  Varius  Rufus,  Quintilius 
aber  der  schon  A.  176  erwähnte  Freund  des  Vergilius  sei.  Nahe  liege  es. 
meint  er,  V.  H.2  I,  92,  3  zu  ergänzen  Ov^sgyilisy  und  VII,  196,  4  ('O^a^m, 
aber  die  Spuren  seien  zu  unsicher. 

182b)  S.  A.  181. 

183)  S.  A.  26. 

183  b)  Vgl.  Di  eis  Doxogr.  S.  127. 

184)  S.  C.  2.  A.  394. 

185)  Wie  er,  selbst  ein  nicht  unbegabter  Dichter,  in  seiner  Schrift 
n8QL  noiriybdx(ov  einerseits  eine  ganz  andere  Anschauung  von  der  Poesie  als 
Epikuros  an  den  Tag  legt  und  andrerseits  doch  auch  wieder  in  dessen 
Bahnen  einlenkt,  und  wie  die  moralische  Auslegung  des  Homeros  bei 
anderen  Epikureern  und  auch  bei  ihm  sich  mit  der  stoischen  Interpretations- 
weise  berührt,  entwickelt  sehr  gut  Duening  De  Metrodori  Epicurei  vita 
et  scr.  S.  64-67. 

186)  In  Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  III.  Introd.  in  Polyst.  S.  III  .wird  von 
den  libri  hactenus  (1832)  evoluti  gesagt:  sunt  XXXVI  Thilodemi.  S.  die 
Register  bei  Scott  S.  19—50  u.  53  ff. 


Philodemos  von  Gadara.  269 

nächst  an  den  Ueberbleibseln,  die  theils  mit  Sicherheit,  theils 
mit  Wahrscheinlichkeit  derjenigen  seiner  Prosaschriften  ange- 
hören, welche  früher  allein  nachweislich  war,  nämlich  den  offenbar 
der  Anregung  des  Gartentyrannen  Apollodoros  folgenden  10  oder 
doch  nicht  weniger  als  10  Büchern  Geschichte  der  philosophischen 
Secten,   Uvvrcc^ig  t&v  cpckoööcp&v181).     Und   wie  er  hier  die 

187)  La.  Di.  X,  3  (vgl.  C.  2.  A.  406).  ovvscpiXoaocpovv  <T  ccvxm  (näml. 
'Etil%ovqcp)  nQOTQSipcc[i£V(p  Y.ccl  oi  adeXcpoi  xosig  ovTBg  NsoyiXfjg  XccLQedr)[iog, 
'AoiGxdßovXog,  Kcc&a  cpriav  (PiXodrjfiog  6  'EniKOVQSiog  iv  xm  dsnccxo)  xfig  xeöv 
cpiXoüocpiov  6vvxü£,S(og.  Vgl.  24.  r^v  nccl  üoXvcavog  'A&r}vodc6oov  Aa(iipw)ir}v6g 
smeinrig  xcd  cpiXinog,  mg  oi  nsoi  <PiXodr)[i6v  cpaci.  Der  Abschnitt  über  die 
Epikureer  dürfte  wohl  den  Schluss  des  Werkes  gebildet  haben.  Gomperz 
Zeitschr.  f.  d.  österr.  G.  XVII.  1866.  S.  694  hält  für  Reste  vom  1.  und  2.  B. 
dieses  Abschnitts  die  $>iXo8ruiov  negi  'Emyiovqov  und  3>iXodtj(LOv  nsql  'Em- 
%ovqov  ß'  überschriebenen  Pap.  Herc.  1232  (Vol.  Herc.  Coli.  II.  T.  VI, 
106—111).  1289  und  für  das  3.  B.  (also  das  10.  des  ganzen  Werks)  den 
titellosen  Pap.  Herc.  176,  über  welchen  er  bemerkt:  „nachdem  der  Ver- 
fasser über  Epicur  selbst  ausreichend  gehandelt  hat,  verbreitet  er  sich  über 
dessen  namhafteste  Jünger  Hermarchos,  Polyaenos  und  vielleicht  noch 
andere".  S.  das  zum  Beleg  von  diesem  Gelehrten  mitgetheilte  Bruchstück 
(Charakterbild  des  Polyaenos)  C.  2.  A.  453.  Etwas  anders  (s.  A.  208)  äussert 
sich  Gomperz  Herrn.  V.  1871.  S.  386  ff.,  wo  er  einen  Brief  des  Epikuros 
aus  diesem  Pap.  mittheilt  (s.  C.  2.  A.  435).  Dass  vermuthlich  von  Ph.  und 
fernere  Theile  ebendieses  Werkes  das  Register  der  Akademiker  (Pap.  1021. 
Vol.  Herc.  Coli.  II.  T.  I.  Tafel  162  — 197),  bearbeitet  von  Spengel  Die 
herculanensischen  Rollen,  Philologus  Suppl.  II.  1863.  S.  535  —  548  u.  bes. 
v.  Buecheler  Academicorum  philosophorum  index  Herculanensis,  Greifs- 
wald 1869.  4.  (nebst  der  C.  2.  A.  644  angef.  Vervollständigung  von  Gomperz) 
und  das  der  Stoiker  (Pap.  Herc.  1018,  herausgegeben  und  bearbeitet  von 
Comparetti  Riv.  di  Fil.  IV.  1875.  S.  449—555)  sind,  wurde  schon  C.  2. 
A.  151.  544  erwähnt.  Ein  weiteres  Stück  ist,  wie  mir  scheint,  Pap.  339. 
$LXodrj[iov  tcsqi  toov  cpiXooocpav ,  Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  VIII,  in  welchem 
vornehmlich  die  Staatsideale  des  Kynikers  Diogenes  und  der  Stoiker  Zenon, 
Kleanthes,  Chrysippos  (s.  die  C.  2.  A.  69  angef.  Abh.  von  Gomperz)  einer 
Kritik  unterzogen  werden,  dabei  aber  auch  vorher  (Col.  III— V)  über  das  Zeit- 
alter des  Zenon  (s.  C.  2.  A.  183  f.)  gehandelt,  auch  Col.  XI  eine  geschichtliche 
Bemerkung  über  die  Kyniker  und  Stoiker  eingestreut  wird:  <j]  8\  'Avxi- 
G&ysvovg  nccl  dioyivovg  avveaxr},  dio  -aal  Uconoaxi-noi  kccXsig&cci  Q'iXovaiv. 
ccXXcc  xcc  ys  nXsicxcc  xrjg  Exoag  d^ioXoymg  xr\v  ccvyrjv  k'Xaßsv  diu  Zrjvcovog, 
oi  xs  2xcomol  izavxtg  ag  slnsiv  xoc  nocoxeicc  xrjg  ccycoyrjg  anovefiov^aiv  av^>rc5 
ncci  [isxcc  xovxcov  <^6  xovg  xy6rto(vgy  tial  x(ovg  %oovovg  u(vcc\yQc<.<tpag 
'AnoXXodcoqog.  Das  Werk  scheint  sonach  einen  ersten,  allgemeinen  TheiJ, 
aus  welchem  dies  Stück  ist,  gehabt  zu  haben,  welchem  dann  die  Listen 
oder  Geschichten  der  einzelnen  Schulen  folgten.  Auch  der  noch  nicht  ver- 
öffentlichte titellose  Pap.  1044  war  vielleicht  ein  Theil  desselben  Werkes, 
s.  A.  208.    Scott  S.  35. 


270       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

Geschichte  der  Stoiker  und  die  der  Akademiker  einfach  aus  je  einer 
älteren  Schrift  ausgezogen  hat188),  so  war  er  in  anderen  seiner 
Werke,  wie  schon  bemerkt189),  durchaus  von  Zenon,  Phaedros 
oder  Anderen  abhängig,  und  so  entsteht  denn  der  dringende 
Verdacht,  dass  er  in  noch  anderen  seiner  Schriften,  von  denen 
wir  ein  Gleiches  nicht  mehr  nachweisen  können,  ja  von  denen 
es  zum  Theil  nicht  einmal  wahrscheinlich  ist,  doch  manche  seiner 
zahlreichen  Citate  aus  zweiter  Hand  und  nicht  aus  seiner  eignen, 
übrigens  ohne  Zweifel  umfänglichen  Leetüre  entnommen  habe190). 
Aber  auch  jene  letztere  Thatsache  ward  bereits  an  den  zuerst 
ans  Licht  tretenden  Trümmern  des  4.  Buches  Ttsgl  iiovöixrig191) 
klar,  indem  hier  in  Form  einer  Polemik  gegen  Dionysios  den 
Babylonier192)  ganz  im  Sinne  des  Epikuros193)  der  Musik  jede 
tiefere  Wirkung  als  die  bloss  sinnliche  abgesprochen  wird.  Dem- 
nächst  erschienen  erhebliche  Theile   der  Schriften  tcsqI  kccxi&v 


188)  S.  C.  2.  A.  161.  544.  Letztere  mit  Hinzufügung  des  Schlusses  aus 
den  Xqovi-Aa  des  Apollodoros,  s.  C.  2.  A.  665 b.  c. 

189)  S.  A.  159—161.  170. 

190)  Die  Berücksichtigung  von  des  Antisthenes  ^vainog,  Xenophons 
Memorabilien,  Aristoteles  nsgl  cpilooocpiag,  Chrysippos  nsgl  ftecov,  Diogenes 
von  Seleukeia  nsgl  rrjg  'A&rjvccg  in  neql  svasßsiag,  aufweiche  Hirzel  S.  6  f. 
sich  beruft,  kommt  sicher,  falls  Phaedros  (oder  Zenon)  hier  die  Quelle  des 
Ph.  ist  (s.  A.  86.  158.  170),  dem  Ersteren  und  nicht  dem  Letzteren  zu  Gute. 
Und  was  Hirzel  S.  6.  A.  1  geltend  macht,  beruht  lediglich  auf  Cobets 
verfehlter  Conjectur  bei  La.  Di.  X,  24  (s.  A.  187)  tpiX-^-noog  statt  cpiXi-xog. 
Sehr  möglich  dagegen  ist  es,  dass,  wie  derselbe  Hirzel  S.  170 f.  vermuthet, 
diejenigen  „jüngeren"  Epikureer,  welche  mit  einer  gewissen  Abweichung 
von  Epikuros  (doch  s.  Zeller  S.  546)  eine  Art  von  uneigennütziger  Freund- 
schaft zugaben  (s.  A.  172)  und  so  die  epikureische  Moral  den  römischen 
Verhältnissen  einigermassen  anbequemten,  Siron  und  der  gefügige  (facilis, 
s.  A.  182)  Ph.  waren,  indessen  beweisen  lässt  auch  dies  sich  nicht. 

191)  Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  I  (Neapel  1793).  Ph.  v.  d.  Mus.  übers,  v. 
Ch.  G.  v.  Murr,  Berlin  1806.  4.  Ausg.  v.  Kemke,  Leipz.  1884.  8.  (vgl.  die 
Recc.  von  Blass  L.  Centrlb.  1885.  Sp.  1071  f.,  Landwehr  Gott.  gel.  Anz. 
1885.  S.  976  — 984,  Reimann,  Deutsche  L.-Z.  1885.  Sp.  1602,  ausserdem 
Kemke  Philodemea  in  der  Doctordiss.  Tirocinium  philologicum ,  Berl. 
1883.  8.  S.  78—90).  Gomperz  Zu  Philodems  Büchern  v.  d.  Musik,  Wien 
1885.  8.  (vgl.  die  Recc.  v.  Blass  L.  Centrlb  1885.  Sp.  1762  und  Hilberg 
Z.  f.  d.  Ost.  G.  XXXVI.  1885.  S.  827  f.).    Scott  S.  46  f. 

192)  Preller  S.  346  mit  A.  4  denkt  an  dessen  Schrift  ueqI  epeavt^g 
(s.  C.  2.  A.  367),  denn  bei  den  Stoikern  „pflegte  in  dem  locus  itsqi  cpcovfig 
auch  über  Musik  gehandelt  zu  werden,  s.  La.  Di.  VII,  14".    Vgl.  C.  35.  A.  15. 

193)  S.  Plut.  non  posse  suav.  13.  1095  C. 


Philodemos  von  Gadara,  271 

%uX  tcbv  ävtiKSL^iEvcov  agetav124')  und  tcsqI  §r}TOQL%rlg.  Ob 
mit  ersterer  die  nach  den  Vorträgen  des  Zenon  von  Sidon  ge- 
arbeitete tieqI  yi&cjv  xccl  ßl&V)  aus  welcher  Reste  einer  Ab- 
handlung über  den  Freimuth  veröffentlicht  sind195),  einerlei196) 
oder  jene  nur  ein  Theil  von  dieser  oder  ob  es  zwei  verschiedene, 


194)  Zuerst  Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  III  (1827)  und  zuvor  schon  in  der 
Oxforder  Sammlung  I.  (1824)  das  9.  B.  (Pap.  1424),  welches  im  Anschluss 
an  Metrodoros  (nsQL  nXovtov,  s.  C.  2.  A.  449)  vom  Hauswesen  handelt 
und  sich  dabei  auch  mit  dem  Oiv.ovoyLiY.6g  des  Xenophon  und  dem  ersten 
(hier  dem  Theophrastos  zugeschriebenen)  Buche  der  pseudo-aristotelischen 
Oekonomik  beschäftigt,  bearbeitet  von  Göttling  'AQLGtorsXovg  OUovoybiyios 
. . .  <&iXodrniov  neql  hooucoi>  x.  t.  X.  Jena  1830.  8.  Vgl.  Schoemann  Specimen 
observationum  in  Theophrasti  Oeconomicum  et  Philodemi  librum  IX.  de 
virt.  et  vit.,  Greifsw.  1839.  4.  Opusc.  III.  S.  206—243,  auch  Spengel 
Münchner  gel.  Anz.  1838.  No.  255.  S.  1001—1023  u.  Aristot.  Studien  III. 
Münch.  1868.  S.  65  ff.  (Abhh.  der  Münchner  Akad.  philol.  Cl.  XL  S.  117  ff.). 
Die  hiebei  in  Betracht  kommende  Untugend  ist  offenbar  die  cpiXccQyvQicc, 
und  so  werden  hieher  auch  wohl  die  von  dieser  handelnden  Fragmente 
Coli.  II.  T.  VII,  124—135.  191—196.  IX,  187—200.  X,  155— 175  (P.  1613.  253. 
465.  1090)  gehören,  s.  Scott  S.  72  f.  In  jenem  nämlichen  3.  Bde.  von 
Coli.  I.  findet  sich  aber  auch  bereits  das  10.  B.  vom  Hochmuth  (Pap. 
1008),  in  welchem  die  Schrift  des  Peripatetikers  Ariston  von  Keos  nsql 
KEvodof-iag  benutzt  ist  (s.  C.  2.  A.  792).  Es  ward  bearbeitet  von  H.  Sauppe 
Philodemi  de  vitiis  über  X.  Leipz.  1853.  4.  und  Ussing  Theophrasti  Cha- 
racteres  et  Philodemi  de  vitiis  liber  X.  Kopenhagen  1868.  8.  Härtung 
Philodemos  Abhandlungen  üb.  d.  Haushaltung  und  üb.  d.  Hochmuth  u.  s.  w. 
griech.  u.  deutsch,  Leipz.  1857.  12.  C  ob  et  Ad  Philodemi  librum  X.  nsgl 
kvhiüv  et  Theophr.  Xao.  *J#.  Mnemos.  N.  F.  II.  18.74.  S.  28—72.  In  Coli.  II. 
T.  I  (1862).  Taf.  1—15.  74—92.  VIII,  1-6  sind  dann  noch  einige  arg  zer- 
rüttete Fetzen  hinzugekommen,  und  zwar  nicht,  wie  die  Herausgeber 
meinten,  aus  dem  4.  und  7.  Buch,  sondern,  wie  Spengel  Philol.  Suppl.  II. 
S.  497  f.  (vgl.  S.  525  f.)  wohl  richtig  bemerkte,  nur  aus  dem  7.,  welches 
von  der  Schmeichelei  und  dem  Freimuth  (7zccQQr}Gicc)  handelte.  Noch 
nicht  veröffentlicht  ist  P.  1457.  Vgl.  auch  Spengel  Volumina  Hercula- 
nensia,  Philologus  XIX.  1863.  S.  139 — 144.  Gomperz  Anaxarch  und  Calli- 
sthenes,  Comm.  in  hon.  Momms.  S.  471—480.    Scott  S.  69—71.  73  f. 

195)  $>LXodr\pov  tcov  xar*  hiiixo\iy\v  8^siQycca(isva)v  nsQi  fi&oov  y.al  ßi'cov 
in  tcov  Zrjvav^og  a%oyXaiv  .  .  .  o  iatL  nsql  naQQ7]aiccg,  Pap.  1471,  Vol.  Herc. 
Coli.  I.  T.  V  (1843).  Denn  diese  Ergänzung  Prellers  o%oX<ov  und  nicht 
die  der  Herausgeber  ßißXicov  ist  die  richtige.  Die  Notizen  über  Polyaenos 
(s.  C.  2.  A.  454)  und  die  Anführungen  von  Maeson  (Col.  12),  Timokrates 
(Col,  20,  s.  C.  2.  A.  483 b),  Metrodoros  (ebendas.)  und  die  in  dieser  Abh. 
entwickelte  Lebensklugheit  (s.  Preller  S.  350)  stammen  also  wohl  schon 
von  Zenon. 

196)  Wie  Scott  S.  70  f.  annimmt.  Dann  gehören  (nach  A.  194)  auch 
diese  Reste  zum  7.  Buch. 


272       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

grossentheils  dieselben  Gegenstände  behandelnde  Schriften  waren, 
erscheint  fraglich;  ebenso  ist  es  wenigstens  bis  jetzt  noch  nicht 
sicher  ausgemacht,  ob  die  Stücke  über  und  gegen  die  Rhe- 
torik197) aus  einem  oder  mehreren  Werken  stammen.  Ihre 
Tendenz  ist  wiederum  die  zu  zeigen,  dass  die  Rhetorik  wenig 
zur  wahren  Bildung  beitrage,  obgleich  Philodemos  auf  der 
anderen  Seite  hier,  wie  es  scheint198),  diese  gewöhnliche,  unphilo- 

197)  Namentlich  gut  erhalten  ist  im  Ganzen  das  grosse  Stück  aus 
dem  4.  Buch,  der  zweite  Theil  desselben,  welcher  zuerst  im  2.  Bde.  der 
Oxforder  Sammlung  (1825)  S.  1—45  mit  Resten  des  2.  (Pap.  1674.  S.  46—116) 
erschien;  dazu  kamen  zunächst  zwei  andere  Stücke  ohne  Buchbezeichnung 
(Pap.  1426.  1669)  im  4.  und  5.  der  älteren  neapolitanischen  (1832.  1835). 
Danach  ward  dann  jenes  grosse  (Pap.  1007)  bearbeitet  von  Spengel  Philo- 
demi  de  rhet.  lib.  IV.  etc.,  Abhh.  der  Münchner  Akad.,  phil.  Cl.  III  (1837). 
S.  207 — 303  und  von  Gros,  Paris  1840.  8.,  welcher  auch  die  beiden  letzt- 
genannten Fragmente  beigab,  aber  ohne  Herstellungs versuch  (vgl.  d.  Rec. 
v.  Spengel  Münchn.  gel.  Anz.  1841.  No.  180—184,  auch  Duebner  Revue 
de  philol.  I.  1846.  S.  311—323).  Der  Gegner  ist  hier  Demetrios  (Col.  XLII,  7), 
schwerlich  ein  Stoiker,  wie  Spengel,  sondern  der  Peripatetiker  von  By- 
zantion  (s.  A.  199),  wie  Preller  S.  348.  A.  10.  S.  349.  A.  17  vermuthet 
(s.  C.  2.  A.  815  ff.).  Dann  ward  auch  der  erste  Theil  dieses  4.  Buches 
(Pap.  1423.  <£iXo8ri{Lov  nsgl  QrjxoQiHfjs  <T  xav  slg  ovo  xb  ngoxsgov)  nebst 
ebendiesem  zweiten  (<?'  xcov  ttg  dvo  xb  dsvxsgov  in  den  Vol.  Herc.  Coli.  I. 
T.  XI  (1855)  veröffentlicht,  hernach  in  der  Coli.  II.  weitere  Reste  aus  dem 
1.  B.  (Pap.  1427)  V,  26  —  35  (vgl.  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  XXIII.  1872. 
S.  29  f.),  ferner  aus  dem  2.  das  obige  Stück  (P.  1674)  IV,  42  — 108  und 
andere  (P.  1672.  1117.  408.  409.  425.  1580)  V,  36  —  76.  VIII,  53  —  57.  IX, 
33—52.  53—62.  91—112.  XI,  93—109  und  noch  eine  Reihe  sonstiger  (P.  1506. 
1015.  240)  III,  1—72.  V,  77—152.  VIII,  82—100,  dazu  eine  beträchtliche 
Zahl  titelloser  in  VI — XI,  welche  auch  wohl  grossentheils  hieher  zu  ziehen 
sind.  Namentlich  rechnen  die  Herausgeber  wohl  mit  Recht  zu  ebendieser 
Schrift  des  Ph.  das  titellose  III,  110—209  (P.  1004),  und  nicht  minder  gehört 
P.  832  (Coli.  II.  T.  VII,  44—67)  hieher.  Doch  finden  sich  manche  vollständige 
oder  teilweise  Duplicate  (so  1672.  1674,  so  1015.  832,  so  1506.  1426.  240, 
ferner  enthalten  409  und  425  die  früheren  Theile  von  1506  in  anderer 
Fassung).  S.  Gomperz  Die  herculanischen  Rollen,  Zeitschr.  f.  d.  österr. 
G.  XVI.  1865.  S.  815  —  828.  XVII.  1866.  S.  691.  695—705.  Herculanensia, 
ebendas.  XXIII.  1872.  S.  24—32.  Scott  S.  79—92.  Interessant  ist  in  Pap. 
1015.  832  u.  A.  die  Polemik  gegen  Aristoteles,  und  zwar  wohl  dessen 
Dialog  „der  Staatsmann",  s.  Gomperz  a.  a.  0.  XXIII.  1872.  S.  30  ff.  Noch 
vgl.  Gomperz  Rhein.  Mus.  XXXII.  1877.   S.  476-477. 

198)  D.  h.  namentlich:  wenn  Pap.  1004  hieher  gehört.  S.  dort  (Col.  64) 
die  Polemik  gegen  den  Babylonier  Diogenes  (vgl.  C.  47.  49.  60.  68),  ferner 
die  gegen  die  Peripatetiker  Kritolaos  u.  Ariston  (vgl.  C.  2.  A.  795.  804).  Piatons 
Gorg.  wird  C.  60  berührt,  Xenokrates  C.  55,  Demetrios  v.  Phaleron  nsgl  xr\q 
QTjtOQLyiiig  C.  48  angeführt.    S.    Gomperz  a.  a.  0.  XVII.  1866.   S.  698—704. 


Philodemos  von  Gadara.  273 

sophische  Rhetorik  auch  wieder  gegen  gewisse  Angriffe  von 
sonstiger  philosophischer,  besonders  akademischer,  peripatetischer 
und  stoischer  Seite  vertheidigte.  Von  nicht  geringerem  Interesse 
sind  die  zahlreichen  Reste  seiner  Poetik  (xsqI  TCOirj^idrojv)199). 
Eine  fünfte  Schrift  über  den  Zorn  (jteQl  ögyHg),  zu  den  besser 
erhaltenen  gehörig,  war  auch  wohl  nur  Theil  eines  umfassen- 
deren, etwa  TtSQL  jia&cbv  betitelten  Werkes200),  zwei  andere  tieqI 

199)  Das  im  2.  Bde.  der  Oxf.  Sammlung  S.  117  —  155  veröffentlichte 
Stück  aus  dem  5.  B.  (Pap.  1425)  ward  von  Du  ebner  Fragmenta  Philodemi 
nzgl  noiriiiäxcßv,  Paris  1840.  Lex.  8.  bearbeitet.  Es  findet  sich  dann  in  der 
neapolit.  Coli.  II.  T.  II  wieder,  und  zwar  in  zwei  verschiedenen  Exemplaren 
(159—197  und  198  -  208  =  Pap.  1538),  aus  deren  zweitem  ($Llodr}(iov  ueqI 
noirjficcroov  xov  s'  xav  slg  dvo  xo  ß')  erhellt,  dass  es  aus  dem  zweiten  (und 
nicht  ersten)  Theile  dieses  Buches  ist.  Hier  ist  die  Polemik  gegen  Zenon 
von  Kition  gerichtet:  Col.  27.  acte  zag  naga  Ztjvcovl  d6£ag  uvTinoipccvTsg 
r\öri  [iS(ir}yiv6fiEvov  zo  6vyyocc[i[icc  ■Kccxcc7iav60[i£v ,  und  zwar,  meint  Prell  er 
S.  349,  gegen  dessen  Schrift  keqI  Xoyov  (s.  C.  2.  A.  190),  denn  dass  bei  den 
Stoikern  (so  bemerkt  er  A.  14)  „der  locus  nsq!  Ttoir^dxaiv  in  der  Lehre  nsol  Xoyov 
vorkam,  sieht  man  aus  La.  Di.  VIT,  60".  Vgl.  C.  36.  A.  15.  Andrerseits  bezieht 
sich  Ph.  Col.  24  auf  die  Polemik  des  Zenon  wider  Epikuros.  Col.  11  werden 
Praxiphanes  (s.  C.  2.  A.  739.  740 b)  und  Demetrios  von  Byzantion  (vgl. 
A.  197)  unter  den  Schriftstellern  über  denselben  Gegenstand  genannt  (s.  C.  2. 
A.  815).  Interessant  ist  in  ebendiesem  ersten  Stück  Col.  10  die  Erwähnung 
des  selten  genannten  Tragikers  Dikaeogenes.  In  demselben  Bande  (148—158) 
stehen  auch  zerrüttete  Trümmer  des  4.  Buchs  (Pap.  207).  S.  Gomperz 
a.  a.  0.  1865.  S.  718—726.  Dann  ist  noch  eine  nicht  geringe  Zahl  titel- 
loser, aber  wahrscheinlich  hieher  gehöriger  Ueberbleibsel  erschienen:  Pap. 
444.  460.  463.  1073.  1074  in  IV,  109  —  208,  P.  994  in  VI,  127  —  187,  von 
welchem  Bücheier  Sophokles  bei  Philodemos,  Rhein.  Mus.  XXV.  1870. 
S.  623f.  darlegt,  dass  er  aus  dieser  Schrift  ist,  P.  1081.  1581  in  VII,  81—321. 
157-160,  P.  1087  in  VIII,  119  f.,  P.  403.  407  in  IX,  25—32,  P.  466  in  X, 
1—13,  P.  1676.  1877  in  XI,  147—166.  S.  Scott  S.  74-79,  welcher  S.  79 
vermuthet,  dass  vielleicht  auch  der  unveröffentlichte  P.  188  (*  *  neoi  nqay^a- 
xeiag,  s.  Scott  S.  22)  hieher  zu  ziehen  sei.  In  1676  und  1081  wird  gleich- 
wie in  1425.  Col.  23  Herakleödoros  angeführt.  Jetzt  sind  diese  Reste, 
so  weit  sie  zum  2.  B.  zu  gehören  scheinen,  gesammelt,  geordnet  und  be- 
arbeitet von  A.  Hausrath  Ph.  n.  n.  libri  II  quae  videntur  fragmenta, 
Leipz.  1889.  8.  (Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XVII.  S.  213-276). 

200)  Welches  vor  dem  7csqI  ri&äv  erschien,  da  Col.  LXIX,  18  tieqi 
itotQorjGiccg  citirt  wird,  s.  Spengel  Piniol.  Suppl.  IL  S.  498.  Diese  Abh. 
(P.  182)  ist  im  1.  Bde.  der  Oxf.  Samml.  (S.  27—82)  und  dann  aufs  Neue  in 
der  Neapler  Coli.  II.  T.  I,  16  —  73  veröffentlicht  und  gehört  ohne  Zweifel 
dem  Ph.  an,  wenn  auch  dessen  Name  im  Titel  bis  auf  den  einen  Buch- 
staben t?  zerstört  ist.  S.  Scott  S.  21  f.  Sie  ist  bearbeitet  von  Spengel 
a.  a.  0.  S.  498—525  und  Gomperz,  Leipz.  1864.  8.,  vgl.  die  wichtige  Rec. 
v.  Bücheier   Ztschr.  f.  d.  öst.  G.  XV.    1864.    S.  373  —  386.     Zilch   Obser- 

Süsbmihl,  griech.  -  alex.  Litt.  -  Gesch.    II.  18 


274     Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

&£cbv20i)  und  TtSQL  *  *  dcaya}yijg201h)  führen  uns  in  das  Gebiet 
der  epikureischen  Theologie,  an  welche  sich  auch  die  viel  be- 
arbeiteten Ueberreste  der  Schrift  über  Frömmigkeit  an- 
schliessend2).   Eine  neunte  war  jtSQl  tov  nad-'  r'O^r\Q0v  uyu&ov 


Tationum  de  Philodemi  nsgl  0Qyrtg  libri  specimen,  Marburg  1866.  4.  Cobet 
Qdodrinov  nsgl  ogyfjg,  Mnemos.  N.  F.  VI.  1878.  S.  373  —  386.  üeber  die 
Zusammensetzung  bemerkt  Bücheier  Rhein.  Mus.  XLIII.  S.  153  (s.  A.  226c): 
„Die  philodemische  Schrift  zerlegt  sich  in  zwei  auch  stilistisch  sehr  ver- 
schiedene Theile,  die  unterhaltsame  und  gewandte  Schilderung  von  Er- 
scheinungen und  Folgen  des  Zornes  nach  dem  Leben  und  die  schulm'ässig 
trockne  Theorie  vom  Affect  mit  praktischer  Anwendung  auf  den  Weisen, 
Theile,  deren  Urheberschaft  im  Wesentlichen  durch  die  Col.  I.  genannten 
Quellen,  Bion  7teqi  ogyr^g  und  Chrysippos  tceqI  nafttov,  bezeichnet  scheint". 
Vgl.  C.  2.  A.  117.  336. 

201)  Pap.  26.  QiXodr'uiov  mql  &säv  a',  Vol.  Herc.  Coli.  II.  T.  V,  153—175, 
bearbeitet  von  Scott  S.  205—252. 

201b)  Pap.  157  und  152,  herausgegeben  und  bearbeitet  von  Scotti, 
Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  VI,  1—183  und  von  Scott  S.  93—204  (welcher  S.  17 
auch  die  hier  citirten  Schriftsteller  Antiphanes,  wahrscheinlich  den  Arzt, 
s.  C.  24.  A.  323,  Chrysippos  hsqI  fiavtiTiiig  u.  a.  aufzählt).  Zwar  wird  hier 
in  der  That  vom  Leben  der  Götter  gehandelt,  aber  der  Titel  tvsqI  rrjg  z<x>v 
ftsav  svOTO%ov(i£vr}g  diaycoyrtg  %ctxa  Ztjvcovcc  ist  ein  reines  und  dabei  zweifel- 
los verfehltes  Phantasiegebilde  Scottis.  Nur  das  Obige  ist  einigermassen 
sicher,  und  nicht  einmal  &e<ov  kann  nach  den  gebliebenen  Spuren  des  Aus- 
gefallenen füglich  einen  Theil  desselben  gebildet  haben. 

202)  Pap.  1428  und  eine  Reihe  anderer  (s.  Scott  S.  41  ff.).  Denn  dass 
wir  hier  etwa  einen  Theil  des  Werkes  über  die  Tugenden  und  Laster  zu 
erkennen  hätten,  ist  nicht  wahrscheinlich.  Sie  wurden  zuerst  (theilweise, 
d.  h.  P.  1428)  bekannt  gemacht  von  Drummond  Herculanensia,  Lond. 
1810.  4.,  dann  bearbeitet  und  herausgegeben  von  Chr.  Petersen  Phaedri 
Epicurei  vulgo  anonymi  Herculanensis  de  natura  cleorum  fragmentum, 
Hamburg  1833.  4.  und  vielfach  erläutert  von  K  r  i  s  c  h  e  Forschungen, 
Göttingen  1840.  8.  Der  von  Murr  (s.  A.  191)  übernommene  Irrthum  Beider, 
als  ob  man  hier  das  Werk  des  Phaedros  nsgl  &e<ov  vor  sich  hätte  (s.  A.  170), 
ward  sodann  nach  der  vollständigen  Veröffentlichung  in  den  Vol.  Herc. 
Coli.  IT.  T.  II,  1 — 147  unter  dem  richtigen  Titel  von  den  neuen  Bearbeitern 
Spengel  Aus  den  herkulanensischen  Rollen.  Philodemus  nsgl  evoeßsiccg, 
München  1863.  4.  (Abhh.  der  Münchner  Akad.  phil.  Cl.  X.  S.  127  —  167) 
und  H.  Sauppe  De  Philodemi  libro,  qui  fuit  de  pietate,  Göttingen  1864.  4. 
widerlegt  (s.  die  Hauptpunkte  bei  Di  eis  Dox.  S.  529  f.);  dass  aber  doch 
jenes  Buch  wahrscheinlich  mit  Diels  als  Vorlage  von  dieser  Schrift  des 
Ph.  anzusehen  ist,  ward  schon  wiederholt  (s.  A.  86.  158.  170)  bemerkt. 
Dann  haben  noch  A.  Nauck  Ueb.  Philodemos  ittql  svatßstccg  (nebst  Nach- 
trag) in  den  Melanges  greco-romains  IL,  Petersburg  1864.  S.  585 — 683, 
Bücheier  Philodemos  tieql  svoeßstccg,  Jahrb.  f.  Ph.  XCI.  1865.  S.  513-541 
und   am  Vollständigsten   Gomperz  Herculanische  Studien.  2.  Heft,  Leipz. 


Philodemos  von  Gadara.  275 

ßctGiXecjg203),  eine  zehnte  xs-q\  ftccvurov,  von  der  uns  ein  gut 
erhaltenes  Stück  geblieben  ist'204),  eine  eilfte  tcbqI  %aQLTog20~o\ 
eine  zwölfte  itegl  jrAovrov206),  eine  dreizehnte  tcsqI  o^t/U'ag207), 
eine  vierzehnte,  wie  es  scheint,  die  n^ccy^iarslaL208)'^  von  einer 


1866.  8.  neue  Bearbeitungen  geliefert;  überdies  s.  Diels  Dox.  S.  531—550 
(vgl.  A.  170).  Vgl.  noch  Gomperz  Zu  Ph.  n.  sv.  Z.  f.  d.  ö.  G.  XV.  1864. 
S.  627—648.  731—736.  XVI.  1865.  S.  704  f.  H.  Sauppe  Aus  Ph.  Buch  n. 
ev.  Philologus  XXI.  1864.  S.  139-141.  Meutzner  Jahrb.  f.  Ph.  LXXXIX. 
1864.  S.  672.  Diels  Herrn.  XIII.  1878.  S.  1—3.  Scott  Journ.  of  Philol. 
Xll.  1883.  S.  232—237.  G.  Schmid  Philodemea,  St.  Petersburg.  1885.  8. 
(Steht  mir  nicht  zu  Gebote).  Lengnick  Ad  eniendandos  explicandosqne 
Ciceronis  libros  de  nat.  deor.  quid  ex  Philodemi  scriptione  it.  ev.  redundet, 
Halle  1871.  8.  (Doctordiss.). 

203)  Dass  dies  der  wahre  Titel  ist,  zeigt  Diels  Herrn,  a.  a.  0.  S.  3. 
Siehe  Vol.  Herc.  Coli.  I.  T.  VIII.  Bücheier  Philodem  über  das  homerische 
Fürstenideal,  Rhein.  Mus.  XLII.  1887.  S.  198—208. 

204)  Gegen  die  Todesfurcht  B.  4.  Pap.  1050.  Coli.  I.  T.  IX  (1848),  und 
bei  Scott  im  Anhang,  bearbeitet  von  Mekler,  Wien  1886.  8.  (Wiener 
Sitzungsberichte  CX.  1885.  S.  305—364),  s.  auch  die  Recc.  von  Diels  Deutsch«» 
L.-Z.  1886.  Sp.  515  f.,  Blass  L.  Centrlb.  1886.  Sp.  1595,  Landwehr,  Berl. 
ph.  Wochenschr.  VI.  1886.  Sp.  1081  f.  Vgl.  Scott  S.  35  f.  Buecheler 
Coniectanea  critica,  Rhein.  Mus.  XV.  1860.  S.  289  —  296.  Gomperz  Zu 
Ph.,  Herrn.  XII.  1877.  S.  223—225  (Restitution  des  Schlusses).  Robert 
ebendas.  S.  508.  Buresch  Consolationuin  hist.  S.  142 — 164.  v.  Arnim 
Philodemea,  Rhein.  Mus.  XLIII.  1888.  S.  360—375.  Von  dem  unveröffent- 
lichten P.  57  vermuthet  Scott  S.  19,  dass  er  entweder  zu  7cfql  ftscov  oder 
zu  7iFQi  ftavccTov  gehören  möge. 

205)  Pap.  1414.  Coli.  I.  T.  X  (1850),  s.  die  Berichtigung  des  dort  ver- 
kehrt gelesenen  gagr/pata  statt  y.oXXr\yiccxa  von  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G. 
XVIII.  1867.  S.  210.    Scott  S.  41. 

206)  P.  163  aus  dem  1.  B.  Coli.  II.  T.  III,  72-109,  schwer  beschädigt. 
Hier  werden  u.  A.  Briefe  des  Epikuros  (Col.  3.  4.  107,  vgl.  C.  2.  A.  435), 
ferner  Polyaenos  (Col.  9),  Metrodoros  nsQi  nXovxov  (Col.  9  vgl.  10.  16)  und 
am  Schlüsse  Idomeneus  (Fr.  7.  8)  citirt.  S.  Gomperz  a.  a.  O.  XVII.  1866. 
S.  691—694.  Scott  S.  20f.  Vielleicht  gehört  auch  P.  200  hieher,  s.  Scott 
S.  22  f. 

207)  V.  H.  Coli.  II.  T.  V,  176—181. 

208)  Pap.  1418.  Coli.  II.  T.  I,  107—131.  Der  vollständige  Titel,  so  weit 
er  erhalten  ist,  lautet:  (biXodrjiiov  ns^oiy  xcov  .  o  .  . . .  xcu  xivcov  (ä)X(Xcovy 
TZQctyncczstcci.  Die  kläglichen  Trümmer  beziehen  sich  anf  Lebensverhält- 
nisse des  Epikuros  und  seiner  Schüler,  s.  Spengel  Philol.  Suppl.  II. 
S.  528  —  532,  der  schwerlich  mit  Recht  (obgleich  auch  Scott  S.  66  f.  ihm 
sich  anschliesst)  möglicherweise  hier  wiederum  einen  Theil  von  der  %vv- 
tcc^is  xcov  cpiXoGocpcov  finden  zu  dürfen  glaubt,  und  Gomperz  Herrn.  V. 
S.  386,  welcher  dem  Sinne  somit  sehr  angemessen,  aber  den  Spuren  nach 
kaum  möglich  xcov  <^EniY.yo(vqovy   vermuthet.     Er  spricht  hier  seinerseits 

18* 


276     Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     2.  Epikureer. 

fünfzehnten  lässt  sich  nur  sagen,  dass  sie  wider  die  Gegner  des 
Epikuros  gerichtet  war209);  von  drei  anderen  lassen  sich  die 
verlorenen  Titel210)  nur  dem  Sinne  nach  etwa  als  tceqI  aiöd-fj- 
<5£cog211),  %sqI  <paivopivG)v2i2)  und  7teQL  [ia&rJ6£(og21B)  her- 
stellen. Logisch  ist  eine  neunzehnte  jtsql  67]{islcov2u)  xal 
6r] [isicoö £ov21h)  wiederum  grossentheils  nach  Zenons  Vor- 
trägen 216);  nach  denen  auch  noch  ein  drittes  Buch  des  Philodemos 

die  unleugbare  Möglichkeit  und  zwar  eben  nur  als  Möglichkeit  aus,  dass 
auch  die  beiden  Pap.  1232  und  1289  tcbqi  'Etiiy.ovqov  (s.  A.  187)  zu  den 
IlQuy (tat sicci  gehört  haben  könnten,  aber  nicht  P.  1005  (s.  A.  209),  wie  er 
mit  Recht  urtheilt,  und  auch  nicht  P.  1044,  welcher  „zwar  gelegentlich 
der  Scbulhäupter  erwähnt,  aber  vorzugsweise  von  späteren  Zeiten  und 
Personen  handelt".     Hiernach  ist  Scott  S.  35  zu  berichtigen. 

209)  P.  1005  ®ilodr\iiov  ngbg  rovg  *  *,  Coli.  II.  T.  I,  132  —  161.  Spengel 
a.  a.  O.  S.  532-535.     Vgl.  C.  2.  A.  411. 

210)  Auch  der  Verfassername  ist  nicht  erhalten. 

211)  Pap.  19.  698,  zuerst  veröffentlicht  und  bearbeitet  von  Scott 
S.  253-305. 

212)  Pap.  1013,  desgleichen  von  Scott  S.  307-312. 

213)  Pap.  831.  Coli.  II.  T.  X,  71  —  80  und  Pap.  862,  zuerst  veröffentlicht 
und  bearbeitet  von  Scott  S.  313—325  (vgl.  S.  26:  „the  subiect  appears  to 
be  education"). 

214)  Scott  S.  37  f.  vertheidigt  die  Oxforder  Lesung  (paivo[i£vcov. 

215)  Pap.  1065.  Vol.  Herc.  Coli.  II.  T.  IV,  1—41,  nach  dieser  Veröffent- 
lichung und  der  ungedruckten  Oxforder  Copie  bearbeitet  von  Gomperz 
Herculan.  Stud.  1.  H.  Ph.  üb.  Inductionsschlüsse,  Leipz.  1865.  8.  Ausser- 
dem s.  Bücheier  Antediluvianisches  aus  Philodemos,  Rhein.  Mus.  XX. 
1865.  S.  311—314.  Gomperz  Z.  f.  d.  öst.  G.  1866.  S.  705—708.  Jahrb.  f. 
Ph.  XCV.  1867.  S.  593—596.  Bahnsen  Des  Epikureers  Ph.  Schrift  n.  a. 
x.  <r.,  Lyck  1865.  8.  (vgl.  L.  Centrlb.  1881.  Sp.  626).  R.  Philippson  De 
Philodemi  libro  qui  est  n.  a.  x.  <>.,  Berl.  1881.  8.  (Doctord.),  vgl.  d.  Rec. 
v.  Bullinger  Philol.  Rdsch.  III.  1883.  Sp.  613—617,  welcher  Sp.  616  f. 
sehr  richtig  bemerkt,  dass  (istdßaaig  hcc&'  bfioLÖzrjtcc  hier  den  Analogie- 
schluss  bezeichnet. 

216)  Auf  diese  beruft  sich  Ph.  ausdrücklich  Col.  XIX,  4 ff.  rjpü>  (ilv 
ovv  SiaXsyöfisvog  b  Zrjvcov  x.  r.  X,  XX,  30  und  nennt  XIX,  9  Bromios  (s.  oben 
A.  179)  als  Denjenigen,  „nach  dessen  Aufzeichnungen  aus  Zenons  Lehrcurs 
er  seine  Mittheilungen  ergänzt  hat",  vgl.  de  rhet.  Pap.  1674.  Coli.  II.  T.  IV, 
84.  xbv  cptlxccTov  .  .  .  <J5>9o/*iov,  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  1866.  S.  706  f. 
Philippson  führt  den  ersten,  zweiten  und  vierten  Abschnitt  auf  Zenon, 
den  dritten  auf  Demetrios  zurück.  Aber  der  vierte  weicht  in  einem  wesent- 
lichen Punkte  vom  ersten  ab  (vgl.  Col.  XXXI,  8  ff .  m.  VIII,  22  ff.  auch 
XXVIII  =  Demetr.),  s.  Natorp  Forsch.  S.  238  f.  „Folglich  schliesst  sich 
Ph.  hier  an  einen  dritten  Vorgänger,  der,  da  er  von  Zenon  unabhängig, 
wahrscheinlich  schon  älter  als  dieser,  vielleicht  Apollodoros,  also  Zenon 
nicht  bloss   der  einzige,   sondern  auch  nicht  der  erste  Urheber  derartiger 


Philodemos  von  Gadara.  277 

gearbeitet  war217).  Ausserdem  besass  er  aber  auch  eine  poetische 
Ader218).  Er  hatte  offenbar  eine  vermuthlich  dem  Piso  ge- 
widmete Sammlung  von  Epigrammen  erotischer  und  syinpo- 
tischer  Art  herausgegeben,  in  welchen  seine  eignen  und  des  Piso 
Erfahrungen  auf  diesen  Gebieten  besungen  wurden219),  und  auf 
welche  ausser  Cicero220)  in  sehr  bezeichnender  Weise  auch 
Horatius221)  anspielt.  Uns  sind  von  ihnen  noch  24  in  der  Antho- 
logia  Palatina  erhalten,  in  welche  sie  aus  der  Sammlung  des 
Philippos  gekommen  sind222).    Sie  sind  „zum  Theil  in  ihrer  Art 


erkenntnisstheoretischer  Reformen  unter  den  Epikureern  war".  (Sc  hm  ekel). 
Uebrigens  vgl.  A.  139.  141.  —  In  Bezug  auf  den  titellosen,  aber  sicher  von 
Ph.  herrührenden  Pap.  1012.  Coli.  II.  T.  VII,  1—29,  in  welchem  Col.  16.  17. 
19  über  verschiedene  Lesarten  bei  Epikuros  verhandelt  wird  (s.  Gomperz 
a.  a.  0.  S.  708)  und  Zenon  Col.  21  o  tpiXrazos  Zr\v(ov  heisst,  und  welcher 
jedenfalls  in  der  Hauptsache  logischen  Inhalts  ist,  stellt  Scott  S.  28 — 30 
die  Vermuthung  auf,  dass  es  vielleicht  ein  Stück  der  nämlichen  Schrift 
sei.     S.  über  dieses  Fragment  Gomperz  Wiener  Stud.  II.  1880.  S.  139  f. 

217)  Nämlich  Pap.  1389  (noch  nicht  veröffentlicht) :  $dodruiov  .  .  .  ent 
Kratvy  Zrjv^ajvog  o%}o(X(avy  x.  x.  X.  S.  Scott  S.  40  f.. —  Aus  Schriften 
des  Ph.  sind  u.  A.  noch  P.  89  (Coli.  II.  T.  121—126).  155.  168.  300  (Coli.  II. 
T.  I,  93—106),  vgl.  Scott  S.  19.  20.  21.  23f.  Spengel  Philologus  Suppl.  II. 
S.  527. 

218)  Cic.  in  Pis.  29,  70.  poema  porro  facit  ita  festivum,  ita  continuum, 
ita  elegans,  nihil  ut  fieri  possit  argutius. 

219)  Prell  er  S.  345.  S.  Cic.  a.  a.  0.  rogatus,  invitatus,  coactus  ita 
multa  ad  istum  de  ipso  quoque  scripsit,  ut  omnis  hominis  libidines,  omnia 
stupra,  omnia  cenarum  conviviorumque  gencra,  adulteria  denique  eins  deli- 
catissimis  versibus  expresserit:  in  quibus,  si  quis  velit,  possit  istius  tamquam 
in  speculo  vitam  intueri. 

220)  Welcher  unmittelbar  nach  den  A.  219  angef.  Worten  hinzufügt: 
ex  quibus  multa  a  multis  lecta  etc. 

221)  Sat.  I,  2,  120  ff.,  allem  Anscheine  nach  eine  Uebertragung  eines 
solchen  Epigramms  oder  eines  Theiles  desselben  ins  Lateinische: 

illam  „post  paullo:  sed  pluris :  si  exierit  vir" 
Gallis,  hanc  Philodemus  ait  sibi,  quae  neque  magno 
stet  pretio  neque  cunctetur,  cum  est  iussa  venire. 
Ganz  hiezu  passt  Anth.  P.  V,  132   (No.  XV  Kaibel),  „wo  er  es  mit  einer 
gewöhnlichen  römischen  Dirne  zu  thun  hat"  (Preller  S.  346). 

222)  D.  h.  so  viele  sind  wirklich  von  ihm,  s.  darüber  die  Ausg.  von 
Kaibel  Philodemi  Gadarensis  epigrammata,  Greifsw.  1885.  4.  (vgl.  d. 
Rec.  v.  Knaack  Wochenschr.  f.  klass.  Ph.  III.  1886.  Sp.  806  —  808):  V,  4 
(No.  IX  Kaib.).  13  (XVI).  25  (V).  46  (I).  107  (VII).  112  (XIX).  115  (III).  120 
(XVII).  121  (XIV).  123  (IV).  124  (VI).  131  (X).  132  (XV).  306  (XVIII).  VI, 
349  (XXIV).  VII,  222  (XXI).  IX,  412  (XXIII).   570  (XII).  X,  21  (VIII).   XI,  30 


278  Zweiunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Philosophen. 

wirklich  sehr  aninuthig,  immer  witzig  und  elegant,  aber  zum 
Theil  auch  recht  lüstern"223).  Auch  zeigen  sie  in  Bezug  auf 
Caesuren  und  Diaeresen  eine  grosse  Künstlichkeit,  in  Bezug  auf 
die  Vermeidung  schwerer  Hiate  eine  grosse  Feinheit  des  Vers- 
baues, indem  Philodemos  nach  dem  Vorgange,  wie  es  scheint, 
des  Meleagros  und  wohl  auch  schon  des  Antipatros  von  Sidon224) 
sich  dem  Vorbilde  des  Kallimachos  annähernd  anschloss225).  Um 
so  salopper  ist  bei  seiner  Vielschreiberei  ganz  nach  Art  der 
Epikureer  seine  Prosa  und  lässt  im  Gegensatz  zu  seinen  zier- 
lichen Versen  vielleicht  sogar  noch  den  Halbgriechen  erkennen226). 
Anhangsweise  möge  an  dieser  Stelle  noch 


(XX).  34  (XIII).  41  (XI).  44  (XXII).  XII,  173  (II).  Vgl.  C.  2.  A.  143.  Von 
einem  Holländer  ist  Dach  Horat.  a.  a.  0.  ein  Epigramm  fabricirt,  welches 
früher  für  acht  gehalten  wurde,  bis  F.  Jacobs  Ueb.  ein  dem  Ph.  bisher 
beigelegtes  Epigramm,  F.  A.  Wolfs  litt.  Anal.  I.  Berlin  1816.  S.  357—373. 
Verm.  Schrr.  V.  Berl.  1834.  S.  264  ff.  den  wahren  Ursprung  nachwies.  — 
Seidler  Ueber  ein  Epigramm  des  Philodemus,  Ber.  der  sächs.  Gesellsch. 
der  Wiss.  1848.  S.  128  —  130.  Knaack  Analecta,  Hermes  XVIII.  1883. 
S.  31.  —  An  Piso  gerichtet  ist  A.  P.  XI,  44.  Ob  sich  unter  diesen  Epi- 
grammen auch  Jugendgedichte  befinden,  und  ob  sie  verschiedenen  Lebens- 
altern angehören,  ist  sehr  fraglich:  XI,  41  nennt  Ph.  sich  37jährig,  aber 
XI,  40  klagt  er  nicht,  wie  Preller  meint,  über  sein  Alter,  sondern  spricht, 
wie  Hill  scher  a.  a.  0.  S.  404  richtig  bemerkt,  seine  Furcht  vor  dem  Alter 
aus.     Vgl.  V,  112. 

223)  Z.  B.  V,  121  auf  Philaenion,  s.  Preller  S.  346,  vgl.  auch  A.  221 
und  Cic.  a.  a.  0.  §.  70  unmittelbar  nach  den  A.  218  angef.  Worten:  in  quo 
reprehendai,  si  qui  volet,  modo  leviter,  non  ut  impurum ,  non  ut  improbum, 
non  ut  audacem,  sed  ut  Gracculum,  ut  adsentatorem ,  ut  poetam.  Ascon. 
unmittelbar  nach  den  A.  181  angef.  Worten:  cuius  et  poemata  sunt  lasciva. 

224)  S.  C.  36. 

225)  S.  C.  13.  A.  74  mit  d.  Nachtr.,  auch  C.  2.  A.  150c.  Von  79  Hexa- 
metern haben  58  bukolische  Diaerese,  von  ihnen  26  zugleich  Caesur  yiccxa 
TQi'tov  tQo%cciov  und  32  vielmehr  Penthemimeres ,  von  den  21  übrigen  18 
die  letztere,  3  die  erstere  Caesur,  10  mit  Versschluss  auf  ein  dreisilbiges, 
10  auf  ein  viersilbiges  Wort  oder  zwei  zweisilbige;  nur  ein  Vers  No.  XVI,  1 
Kaib.  ist  gezwungnerweise  kunstloser  gebaut,  und  nur  in  einem  No.  XVI,  7 
geht  der  bukolischen  Diaerese  ein  Spondeios  voran.  Hiate  erscheinen  nur 
einmal  No.  XIX,  3,  und  zwar  in  der  bukolischen  Diaerese  und  dreimal  im 
Pentameter  No.  II,  6.  VI,  4.  XI,  4,  und  stets  so,  dass  die  beiden  zusammen- 
stossenden  Vocale  den  Schluss  des  Daktylos  und  den  Anfang  des  folgen- 
den Wortes  bilden. 

226)  Preller  S.  347.  Vgl.  Gomperz  Z.  f.  d.  ö.  G.  XVI.  1865.  S.  722, 
welcher  freilich  meint,  dass  „er  Alles  in  Allem  doch  um  kein  Haar  schlechter 
als  Polybios"  sei. 


Diotimos.     Nikasikrates.     3.  Neue  Akademie.     Philon.  279 

Diotimos  von  Tyros,  ein  Demokriteer  aus  völlig  ungewisser 
Zeit,  erwähnt  werden 226b),  desgleichen 

Nikasikrates,  gleichfalls  aus  unbekannter  Zeit,  mehrmals 
von  Philodemos226c)  berücksichtigt.  Welcher  Schule  er  angehörte, 
ist  zweifelhaft;  jedenfalls  war  er  kein  Epikureer 226d). 

3.    Die  neue  Akademie. 

Philon227)    von    Larisa227b)    ward    ungefähr    zwischen    147 

und  140  geboren228)  und  zunächst  in  seiner  Vaterstadt  eine  Reihe 

von  Jahren  hindurch 228b)  von  Kallikles,  einem  Schüler  des  Karneades, 

unterrichtet,    begab    sich   dann,   ungefähr   24jährig,  nach  Athen, 


226b)  S.  Hirzel  Der  Demokriteer  Diotimos,  Hermes  XVII.  1882. 
S.  326 — 328.  Sex.  Math.  VII,  140  berichtet  über  die  Angabe,  welche  Diotimos 
über  die  Kriterienlehre  des  Demokritos  gemacht  habe.  Man  hielt  diesen 
D.  für  den  Stoiker  (s.  A.  28.  29),  bis  Di  eis  Doxogr.  S.  346  bei  Stob.  Ekl.  I. 
p.  518  H.  206,  9  f.  W.  JiotL^iog  Tvgiog,  6  JruioKQiteiog  (so  Diels  f.  dio- 
■HQitiog)  den  Demokriteer  nachwies,  der  scheinbar,  aber,  wie  Hirzel  zeigt, 
auch  nur  scheinbar  bei  Clem.  Strom.  II.  417  B  als  Abderit  erscheint.  Hier- 
nach ist  denn  auch  Zell  er  III3,  1.  S.  570.  Anm.  zu  berichtigen. 

226 c)  De  ir.  Col.  73,  5.  74,  28  (37,  5.  38,  34  Gomp.)  u.  de  vit.  deor. 
Fr.  65,  7  Scott. 

226 d)  Wie  Bücheier  Der  Philosoph  Nikasikrates,  Rhein.  Mus.  XLIII. 
1888.  S.  151  —  153  gegen  Zeller  S.  374.  Anm.  nachweist. 

227)  Grysar  Die  Akademiker  Philo  und  Antiochus,  Köln  1849.  4.  C.  P. 
Hermann  De  Philone  Larissaeo,  Göttingen  1851.  1855.  II.  4.  Zeller  III3, 1. 
S.  588—596.  Hirzel  III.  S.  195—250  u.  ö.  Krische  Ueber  Cicero's  Aca- 
demica,  Göttinger  Studien  II.  1845.  S.  126—200. 

227 b)  Areios  Didym.  b.  Stob.  Ekl.  II.  p.  38  H.  39,  20  f.  W.  Moov  iyivezo 
Aagioaiog,  cpiko60cpog  A%ct8rnLicty.6g,  äyiovaTrjg  KXsiTO[icc%ov. 

228)  Philod.  Ind.  Acad.  Col.  XXXIII.  $C\tov  dl  diaös^d^Eyvog  ÄZa<rd>- 
fxccxov  iyevv^rjy&r}  [isv  iit  'Aqiotcclxiio^v  ,  7tyccQsysvs<^toy  d'  etg  ('A&rjvyccg 
(nsyQi  TS<^ryta<^Qa  %ya\  s(iY.yoGCv  (novy  £%cov  t^trfy  %atcc  Niy.6(iax<^ovy, 
£G%olaii(ag  (ivy  tij  tcuxqiSi  KaXl^y-nXeL  ra  KocQ^vyeddov  (yvcoyoiftq)  nagi 
6k  *  *  Btr\'  (s.  A.  228 b)  Kl<^siytona<^x(py  ds  dencc  <(*)>ca  T<^8tyrccQ<^ay.  Das 
Amtsjahr  des  Aristaechmos  so  wie  das  des  Nikomachos  sind  unbekannt, 
obendrein  aber  ist,  wie  Bücheier  z.  d.  St.  bemerkt,  xara  Nix6n<xxov  auch 
nur  eine  ungefähre  Bestimmung  („nam  inl  Ntw.o[iäxov  unus  dicitur  annus, 
nata  NLHOfiaxov  plures  qui  circa  sunt"),  da  aber  Kleitomachos  etwa  zwischen 
109  und  102  starb  (s.  C.  2.  A.  639),  so  ergiebt  sich  daraus  die  obige  Be- 
rechnung. 

228 b)  Wahrscheinlich  ungefähr  8  Jahre.  Denn  Büchelers  Ergänzung 
der  obigen  Stelle  des  Philod.  nsgl  Öh(zco  xcu  $£V)>  errj  ist,  wie  Zeller 
S.  589.  A.  1  zeigt,  unrichtig,  und  wahrscheinlich  richtig  vermuthet  Letzterer 
vielmehr  etwa  neoi  6%(xa)  o%EÖbvy  hrj. 


280     Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    3.  Neue  Akademie 

wo  er  14  Jahre  lang  der  Schule  des  Kleitomachos  angehörte229) 
und  hierauf  dessen  Nachfolger  ward229b).  Daneben  hatte  er,  wie 
es  scheint,  auch  den  Stoiker  Apollodoros230),  d.  h.  verniuthlich 
Apollodoros  von  Seleukeia230b),  gehört.  Endlich  aber  floh  er 
gleich  nach  Ausbruch  des  mithridatischen  Krieges  88  mit  anderen 
Röinischgesinnten  nach  Rom231),  wo  er  durch  seinen  Charakter 
und  seine  Lehrthätigkeit  sich  grosses  Ansehen  und  zahlreiche 
Anhänger  erwarb 231b),  unter  denen  sich  auch  Cicero  befand232). 
Ob  er  in  Rom  blieb  oder  etwa  nach  Athen  zurückkehrte,  wissen 
wir  nicht:  wenn  Letzteres  der  Fall  war,  so  lebte  er  wahrschein- 
lich 79  nicht  mehr232b),   wenn  Ersteres,  so  ist  es  sehr  möglich, 


229)  S.  A.  228.  Vgl.  Cic.  Acad.  II,  6,  17.  Clitomacho  Philo  vester  operam 
multos  annos  dedit.     Plut.  Cic.  3  (s.  A.  231 b).    Stob.  a.  a.  0. 

229b)  Wie  ausser  Pbilod.  auch  Numen.  b.  Euseb.  P.  E.  XIV,  8,  15.  739a 
berichtet.  Philod.  hatte  auch  das  Jahr  angegeben:  (ji^y^azo  8'  riyslod-ca 
zrj(g  oxoyxfjs  in  A**.  Cic.  de  or.  III,  28,  110  lässt  den  Crassus  (starb  91) 
sagen:  Philonem,  quem  in  Academia  vigere  audio. 

230)  Philod.  a.  a.  0.  *  *  An^oXXodäyQco  de  <tg>>  Zzcomw. 

230 b)  S.  C.  2.  A.  384  ff.  Ueber  die  von  Zumpt  begangene  Vermengung 
desselben  mit  Apollodoros  von  Athen  dem  Jüngeren  (s.  A.  31)  ist  auch 
Bücheier  noch  nicht  hinausgekommen,  dessen  Bemerkungen  ebendesshalb 
auf  alle  Fälle  das  Richtige  verfehlen.  Allem  Anschein  nach  waren  Ph. 
und  dieser  jüngere  Apollodoros  ungefähr  gleich  alt.  Selbst  wenn  aber 
Letzterer  vielmehr  wirklich  noch,  was  kaum  möglich  ist,  Schüler  des  Baby- 
loniers  Diogenes  in  dessen  allerletzten  Lebenszeiten  gewesen  sein  sollte, 
so  fiel  doch  seine  Lehrwirksamkeit  in  Athen  erst  mit  der  des  Epikureers 
Zenon  zusammen  und  war,  wenn  nicht  später,  so  doch  jedenfalls  nicht 
früher  als  die  des  Mnesarchos,  dessen  Schülers  Philon  Lehrjünger  Antiochos 
war  (s.  A.  6),  und  es  ist  daher  wohl  nahezu  undenkbar,  dass  trotzdem 
Philon  selber  noch  diesen  Apollodoros  gehört  haben  könnte.   S.  Zeller  a.  a.  0. 

231)  Cic.  Brut.  89,  306.  atque  huic  anno  proximus  Sulla  consule  et  Pom- 
peio  fuit  (=  88)  ...  eodemque  tempore,  cum  princeps  Academiae  Philo  cum 
Atheniensium  optimatibus  Mithridatico  hello  domo  profugisset  Romamque  ve- 
nisset,  totum  ei  me  tradidi. 

231 b)  Plut.  a.  a.  0.   <&iXcovog  dirj-novas  (Kixeqcav)  zov  e|  'Axadrjiiiag,    ov 

[ICcXlOZCC  *P(O(lC(L0l    ZCOV    Kl8LTO[lCC%OV     GVVT\ft(QV     V.CU     8lOL    ZOV    XoyOV    i&CCV(lCC6CCV 

■aal  dicc  zov  zqouov  r^a.Tir\6a.v.     Cic.   Acad.  I,  4,  13.     Philo  magnus  vir  (s. 
A.  235b). 

232)  Plut.  a.  a.  0.  Cic.  Brut.  a.  a.  0.  Tusc.  II,  3,  9.  11,  26. 

232 b)  Denn,  wie  Zeller  S.  589.  A.  5  bemerkt,  „als  Cicero  79  nach 
Athen  kam,  kann  er  nicht  dort  gewesen  sein,  da  er  sonst  bei  Plut.  Cic.  4. 
Cic.  Brut.  91,  315.  Fin.  V,  1,  1  erwähnt  sein  würde".  Dass  er  aber,  wenu 
er  überhaupt  seine  Thätigkeit  in  Athen  wieder  aufnehmen  wollte,  dies  erst 
nach  79  gethan  hätte,  liegt  ausserhalb  aller  Wahrscheinlichkeit. 


Philon  von  Larisa.  281 

dass  er  erst  etwas  später  gestorben  ist233).  Neben  der  Philo- 
sophie lehrte  er  auch,  und  zwar  mit  grossem  Eifer,  Rhetorik 233b). 
Nachdem  er  lange  Zeit  hindurch,  wie  es  heisst234),  ein  unbe- 
dingter Anhänger  des  Karneades  gewesen  war,  wurde  er  au 
dieser  vollständigen  Skepsis  irre  und  stellte,  obgleich  er  zugab, 
dass  sich  ein  sicheres  Merkmal  zur  Unterscheidung  wahrer  und 
falscher  Ansichten  nicht  finden  lasse 234b),  dennoch  die  Lehre  von 
einer  der  menschlichen  Vernunft  eingeprägten  Wahrheit235)  oder 
mit  anderen  Worten  von  jenem  unmittelbaren  Wissen  auf, 
welches  bei  seinem  Jünger  Cicero  eine  so  grosse  Rolle  spielt. 
Damit  bildete  er  sich  denn  ein  nur  die  ächte  und  ursprüngliche 
Lehre  Piatons  auszusprechen 235  b).  Trotz  dieses  entschiedenen  Ueber- 
ganges  zum  Eklekticismus  trat  er  nichtsdestoweniger  seinem 
Schüler  Antiochos,  als  dieser  ausdrücklich  die  Principien  desselben 
verkündete    und   damit  seinerseits   die    seit   Arkesilaos   von   dem 


233)  Die  Ergänzung  Büchelersbei  Philod.  a.  a.  0.  ßitoa^ccsy  d'  <l|^-> 
y.ovx'  sx(r)  nccl  TQiccy  hat  Manches  für  sich,  ist  aber  doch  zu  unsicher,  als 
dass  man  sich  auf  sie  stützen  könnte.  Ist  sie  richtig,  wurde  also  Ph. 
63  Jahre  alt,  so  fiel  nach  A.  228  sein  Tod  zwischen  84  und  77,  und  richtig 
wird  dies  wohl  in  Wirklichkeit  sein. 

233 b)  Wie  in  Athen,  s.  Cic.  de  or.  a.  a.  0.  (A.  229 b),  so  auch  in  Rom, 
Cic.  Tusc.  a.  a.  0.  0.  (A.  232). 

234)  Numen.  b.  Euseb.  a.  a.  0.  IX,  9,  1  f .  739  b.  c.  Dass  wenigstens 
Philons  spätere  Ansichten  nicht  mit  seinen  früheren  im  Einklang  waren, 
erhellt  auch  aus  Cic.  Acad.  II,  4,  11  f. 

234b)  Cic.  Acad.  II,  29,  69,  wo  gegen  Antiochos  gesagt  wird:  quis  enim 
iste  dies  inluxerit ,  quaero,  qui  Uli  ostenderit  eam,  quam  multos  annos  esse 
negilavisset,  veri  et  falsi  notam?  Vgl.  6,  18  (und  dazu  Zeller  S.  592.  A.  1). 
25,  79.  Acad.  post.  Fr.  3.  6-10.  19.  32  —  36.  Krische  S.  154  f.  182  f. 
Hermann  II.  S.  10. 

235)  Mit  anderen  Worten  er  bestritt  zwar  die  Begreiflichkeit  der 
Dinge  (die  KcczdXrjrpig) ,  behauptete  aber  eine  gewisse  Augenscheinlichkeit 
(svccgysia).  Mit  Recht  nämlich  bezieht  Zeller  S.  595.  A.  1  auf  ihn  die 
Aeusserungen  bei  Cic.  Acad.  II,  10,  32.  11,  34,  vgl.  11,4,  12.  6,  18.  Zeller 
S.  593.  A.  3.  Ungenau,  aber  nicht  unrichtig  Sex.  Pyrr.  I,  235.  ol  de  tceql 
<DlI(ovcc  qpaaiv,  oaov  [ilv  inl  xa  Uxcaiyop  kqlx^quo  ,  xovxs axi  xfj  ■naxccXrjnxi-H.fj 
opavtecaLcc,  av.a.xaki\ma  sivai  xa  7tQÜy[iccxec,  oaov  ds  snl  xfj  cpvGsi  xcäv  nqoe- 
yfiuxcov  avxcov  KaxaXrjnxü.  Zu  einer  Polemik  gegen  die  abweichenden  Auf- 
fassungen Hirzels,  die  mich  in  keiner  Weise  überzeugt  haben,  ist  hier 
nicht  der  Ort. 

235 b)  Cic.  a.  a.  0.  I,  4,  13.  Philo  .  .  .  negat  in  libris,  quod  coram  etiam 
ex  ipso  audiebamus,  duas  Academias  esse  erroremque  eorum,  qui  ita  putarunt, 
coarguit.  Ohne  Zweifel  sind  diese  libri  die  zwei  gegen  Antiochos,  s.  A.  237. 
Zeller  S.  592.    Krische  S.  146  f. 


282     Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    3.  Neue  Akademie. 

ursprünglichen  Piatonismus  abgefallene  Akademie  wieder  zu  dem- 
selben zurückzuführen  vermeinte,  auf  das  Entschiedenste  gegen- 
über, indem  er  sei  es  87  sei  es  84236)  eine  Schrift  in  2  Büchern 
gegen  Antiochos  richtete237),  in  welcher  er  dieselbe  unwahre 
Behauptung  wie  Metrodoros  von  Stratonike238)  aufstellte,  die 
Skepsis  des  Arkesilaos  und  Karneades  sei  nur  gegen  die  stoischen 
Wahrheitskriterien  gerichtet  gewesen239)  und  habe,  so  zu  sagen, 
nur  als  Vorschule  für  die  ächte  platonische  Lehre  dienen  sollen240), 
so  dass  in  Wahrheit  die  spätere  Akademie  von  der  alten  ab- 
gewichen sei.  Und  als  dann  Antiochos,  der  anfänglich  gar  nicht 
glauben   wollte,   dass   Philon   dies  geschrieben   haben    könne241), 

236)  Ersteres  ist  die  Ansicht  von  Zurnpt  S.  67  und  Krische  S.  161 
(vgl.  Mommsen  Rom.  Gesch.  II7.  S.  291),  Letzteres  die  von  Hermann  I. 
S.  4  und  Anderen.  Cic.  a.  a.  0.  II,  4,  11  lässt  nämlich  den  Lucullus  sagen: 
cum  Alexandriae  pro  quaestore  essem  etc. 

237)  Cic.  a.  a.  0.  et  quidem  isti  duo  libri  Philonis  .  .  .  tum  erant  ad- 
lati  Alexandriam  tumque  primum  in  Antiochi  manus  venerant  .  .  .  Mos  duos 
libros.     Vgl.  6,  18  (s.  A.  234b).     Vgl.  A.  235 b. 

238)  S.  C.  2.  A.  640.  658.  659.  Mit  Recht  wirft  Hirzel  S.  195.  A.  2  die 
Frage  auf,  wie  denn  Antiochos  und  Herakleitos  von  Tyros  (s.  A.  241)  diese 
Behauptung  des  Philon  so  unerhört  finden  konnten,  wenn  doch  schon  vor 
ihm  Metrodoros  ein  Gleiches  behauptet  hatte,  und  stellt  zu  ihrer  Be- 
antwortung die  ansprechende  Vermuthung  auf,  dass  sich  vielleicht  Ph. 
auf  Metrodoros  berief  und  dadurch  erst  dessen  Ansicht  veröffentlichte, 
welche  Letzterer  selbst  nicht  schriftlich  bekannt  gemacht  hatte. 

239)  Cic.  a.  a.  0.  §.  12.  ista  quae  sunt  heri  defensa  (d.  i.  die  skeptische 
Theorie  des  Karneades)  negat  Academicos  omnino  dicere.  Aogustin.  c.  Acad. 
II,  6,  14  (ohne  Zweifel  nach  Cicero). 

240)  Cic.  Acad.  post.  Fr.  45  b.  Augustin.  a.  a.  0.  III,  20,  43.  Ulis  morem 
fuisse  occultandi  sententiam  suam  nee  eam  cuiquam,  nisi  qui  secum  ad 
senectutem  usque  vixissent,  aperire  consuesse.  Ohne  Zweifel  gleichfalls  aus 
Cicero  stammen  die  analogen  Aeusserungen  des  Letzteren  III,  17,  38.  18, 
40.  41,  und  so  kann  es  denn  wohl  kaum  einen  Zweifel  leiden,  dass  die 
anderen  Berichte  in  diesem  Sinne  über  Arkesilaos  (Sex.  Pyrr.  1 ,  234  f. 
Dikaeokl.  v.  Knid.  b.  Euseb.  P.  E.  XIV,  6,  6.  731  b.  c,  s.  C.  2.  A.  108)  gleich- 
falls mittelbar  auf  Philon  zurückgehen. 

241)  Cic.  Acad.  II,  4,  11  zwischen  den  A.  236  und  den  A.  237  angef. 
Worten:  fuit  Antiochus  mecum,  et  erat  iam  antea  Alexandriae  familiaris 
Antiochi  Heraclitus  Tyrius,  qui  et  Clitomaclium  multos  annos  et  Philonem 
audier at ,  homo  sane  in  ista  philosophia ,  quae  nunc  prope  dimissa  revocatur 
(d.  h.  der  Skepsis  der  mittleren  Akademie,  vgl.  A.  243.  261.  264.  266.  267. 
277),  probat us  et  nobilis,  cum  quo  Antiochum  saepe  disputantem  audiebam, 
sed  utrumque  leniter  und  dann  weiter  unmittelbar  hinter  den  A.  237  bis 
venerant  angef.  Worten:  et  homo  natura  lenissumus  (nihil  cnim  poterat  fieri 
illo  mitius)  stomachari  tarnen  coepit.  mirabar:  nee  enim  unquam  ante  vidtram. 


Philon  von  Larisa.  283 

in  seiner  Gegenschrift  Sosos  die  Unrichtigkeit  dieser  Behauptung 
aufdeckte242),  scheint  Philon  noch  mit  einer  neuen  Streitschrift 
geantwortet  zu  haben243).  Jedenfalls  nicht  diese  letztere244),  aber 
möglicherweise  auch  nicht  jene  ersteren  zwei  Bücher245),  sondern 
vielleicht  eine  dritte,  frühere  Schrift  des  Philon  war  die- 
jenige, welche  Cicero  in  seiner  Widerlegungsrede  des  Lucullus 
sei  es  fast  ausschliesslich,  sei  es  wenigstens  theil weise246)  benutzt 
hat.  Ob  ferner  Philon  wirklich,  wie  vielfach  angenommen  wird, 
ein  grosses  Werk  über  Ethik  und  Politik  in  sechs  Theilen  schrieb, 
ist  im  höchsten  Grade  zweifelhaft247). 


at  ille  Heracliti  memoriam  implorans  quaerere  ex  eo,  viderentume  illa  PhiJonis 
aut  ea  num  vel  e  Philone  vel  ex  ullo  Academico  audivisset  aliquando.  nega- 
bat:  Philonis  tarnen  scriptum  agnoscebat:  nee  id  quidem  dubitari  poterat  etc. 
Der  wunderliche  Versuch  von  Hirzel  S.  172  ff.  195 f.  (s.  andrerseits  A. 238) 
darzuthun,  dass  Antiochos  selbst  die  Skepsis  des  Karneades  ganz  im  Sinne 
des  Ph.  aufgefasst  und  vielmehr  nur  an  einer  Anwendung  von  nccrccXrjntöv 
in  einer  erweiterten  Bedeutung  seitens  des  Letzteren  Anstoss  genommen 
habe  (das  sollte  den  ruhigen  Mann  so  in  Harnisch  gebracht  haben?!),  be- 
weist höchstens,  dass  Cicero  sich  in  der  Rede  des  Lucullus  nicht  von  Un- 
geschicklichkeiten und  Widersprüchen  frei  gehalten  hat.  Hirzel  hat  nicht 
beachtet,  dass  es  §.  12  unmittelbar  nach  den  A.  239  angef.  Worten  aus- 
drücklich heisst:  etsi  enim  mentitur ,  wonach  also  auch  die  Wiederholung 
dieses  Vorwurfs  6,  18  zu  deuten  ist. 

242)  Cic.  a.  a.  0.  §  12.  nee  se  tenuit  quin  contra  suum  doctorem  librum 
etiam  ederet,  qui  Sosus  inscribitur.     Vgl.  I,  4,  13  f. 

243)  Wenigstens  liest  man  bei  Augustin.  a.  a.  0.  III,  18,  41:  huic 
(Antiocho)  arreptis  Herum  armis  et  Philo  restitit,  donec  moreretur.  Vgl.  dazu 
die  richtigen  Bemerkungen  von  Hermann  II.  S.  7.  Was  Krische  S.  193f. 
(vgl.  S.  194)  und  besonders  Hirzel  S.  319 ff.  340 f.  dagegen  geltend  machen, 
steht  und  fällt  fast  durchweg  mit  ihrer  von  Schwenke  (s.  A.  255)  wider- 
legten Annahme,  dass  Cicero  in  dem  Vortrag  des  Lucullus  den  Hauptinhalt 
des  Sosos  wiedergegeben  habe.  Eher  könnte  es  bloss  auf  mündliche  Vor- 
träge gehen,  wenn  hier  6,  17  Lucullus  sagt:  Philone  autem  vivo  patrocinium 
Academiae  (d.  h.  der  mittleren)  non  defuit. 

244)  Denn  die  Gegenrede  des  Cicero  enthält  so  wenig  den  Vortrag  des 
Lucullus  wirklich  Widerlegendes,  dass  sie  vielmehr  meistens  nur  mit  stumpfen 
Waffen  kämpft,  ja  mehrfach  Einwände  wiederholt,  welche  Lucullus  schon 
vorweggenommen  und   abgeschnitten  hat,    wie  Hirzel  S.  321 — 337  zeigt. 

245)  Wie  Hirzel  S.  337—341  will.  Denn  auch  dies  wird  völlig  zweifel- 
haft, wenn  dem  Vortrage  des  Lucullus  eben  nicht  der  Sosos  des  Antiochos 
zu  Grunde  liegt,  s.  Schwenke  Jahresber.  XXXV.  S.  79. 

246)  S.  C.  2.  A.  644. 

247)  Denn,  wie  Schwenke  a.  a.  0.  S.  81  sehr  richtig  bemerkt,  Areios 
Didym.  b.  Stob.  a.  a.  0.  p.  40  ff.  H.  39,  22—41,  25  W.  sagt  nur  (vgl.  Diels 
Doxogr.  S.  70) ,  dass  Ph.  (welcher  also  dabei  auch  seinerseits  stehen  blieb, 


284       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     3.  Neue  Akademie 

Herakleitos  von  Tyros  war  ein  langjähriger  Schüler  des 
Kleitomachos  und  des  Philon  und  Freund  des  Antiochos,  mit 
welchem  er  in  Alexandreia,  wo  er  seinerseits  lebte  und  wohin 
Antiochos  in  Begleitung  des  Lucullus  als  Proquästors  kam,  leb- 
haft verkehrte,  blieb  der  Richtung  des  Kleitomachos  treu248). 

Antiochos249)  von  Askalon250)  war  ungewöhnlich  lange 
Zeit251)  Schüler  des  Philon  gewesen252)  und  hatte  wahrscheinlich 
auch  denselben  88  nach  Rom  begleitet  und  dort  die  Bekannt- 
schaft des  Lucullus  gemacht  und  dessen  Gunst  erworben,  welcher 
ihn,  wie  gesagt,  in  den  nächsten  Jahren  des  mithridatischen 
Krieges  mit  sich  nach  Alexandreia  nahm253).    Nachdem  er  selbst 

als  wirkliche,  positive  Philosophie  bloss  die  praktische  anzuerkennen)  folgende 
Eintheilung  des  philosophischen  Vortrags  (Slcclqsolv  xov  kcctcc  cpilooocpictv 
Xoyov)  in  6  Special  vortrage  (\6yoi)  aufstellte:  7iQOTQS7ttL-n6g ,  nsgl  ayotfriav 
■aal  Y.uy.(üv,  nsQL  zaXcov,  71bqI  ßioav,  noliziKog  und  hnoftttiKÖg  (d.  i.  specielle 
Moral).  Sollte  aber  jene  Hypothese  auch  wirklich  richtig  sein,  so  würde 
doch  der  Versuch  von  Hirzel  III.  S.  342 — 492  jenes  Gesanimtwerk  des  Ph. 
als  die  Quelle  aller  5  Bücher  von  Ciceros  Tusculanen  zu  erhärten  immer- 
noch als  schwerlich  gelungen  bezeichnet  werden  müssen,  s.  29.  A.  220. 
Dass  aber  Cicero  auf  Grund  ebendieser  Eintheilung  seinen  anderen  philo- 
sophischen Werken  den  Hortensius  als  UqoxQE7txiY.6g  vorauf  schickte,  wird 
man  Krische  S.  191  und  Hermann  I.  S.  6.  H.  S.  7  unbedenklich  zugeben 
dürfen;  im  Uebrigen  jedoch  hat  (wie  gegen  Hermann  zu  bemerken  ist) 
die  ausdrückliche  Angabe  Script,  bist.  Aug.  v.  S.  Gallieni  2,  dass  die  Vor- 
lage für  jene  Schrift  der  IJqozqs7ctl-k6s  des  Aristoteles  gewesen  sei,  nicht 
weniger  als  Alles  für  sich  (s.  d.  Litt.  b.  Zell  er  II8,  2.  S.  63.  A.  1).  Endlich 
die   Annahme    von    Hermann  II.  S.  7,    dass    der    Aoyog   ksqI   xeXcöv  dem 

4.  Buche  von  Cic.  de  finibus  zu  Grunde  liege,  erscheint  auf  alle  Fälle  un- 
glaublich, s.  Zeller  III3,  1.  S.  590  f.  A.  4  und  unten  A.  268. 

248)  S.  A.  241,  auch  A.  282.  Vielleicht,  wie  Buche ler  andeutet,  ist 
er  derjenige  Akademiker,  welcher  nach  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XXXIII,  4  f. 
v.  u.  entweder  70  oder  90  Jahre  alt  ward:  ßi<öo(acy  8'  (eßdyofirjKovt'  oder 

<^SVyBV7\Y,0VT'    STTj. 

249)  Krische  a.  a.  0.  S.  160—170.  Grysar  s.  A.  218.  Chappuis 
De  Antiochi  Ascalonitae   vita  et  doctrina,  Paris  1854.  8.    Zeller  a.  a.  0. 

5.  597 — 608.  Hoyer  De  Antiocho  Ascalonita,  Bonn  1884.  8.  (Doctordiss.), 
vgl.  die  Recc.  v.  E.  Wellmann  Deutsche  L.-Z.  1884.  Sp.  1299  f.  und  bes. 
v.  Schwenke  Philol.  Rdsch.  V.  1885.  Sp.  412-415. 

250)  Strab.  XVI.  759.  Plut.  Luculi.  42.  Cic.  4.  Brut.  2.  Aelian.  V.  H. 
XII,  25.    Steph.  'Acncdcov. 

251)  Cic.  Acad.  II,  22,  69.  didicit  apud  Philonem  tum  diu,  ut  constaret 
diutius  didicisse  neminem. 

252)  Cic.  a.  a.  0.  I,  4,  13.  Antiochi  magister  Philo.  II,  2,  4  und  Augustin. 
a.  a.  0.  III,  18,  41.  Antiochus  Philonis  auditor  (s.  A.  277). 

253)  Lucullus  bei  Cic.  a.  a.  0.  II,  4,  11  sagt  zwar  nur:  fuit  Antiochus 


Herakleitos  von  Tyros.     Antiochos  von  Askalon.  285 

früher  die  akademische  Skepsis  entschieden,  und  zwar  auch 
schriftstellerisch,  vertheidigt  hatte254),  war  er  doch  damals  be- 
reits von  derselben  abgefallen  und  hatte  wiederum,  wie  es  scheint, 
schriftlich,  über  die  unklare  Mittelstellung  Philons  zwischen 
Skepticismus  und  Eklekticismus  hinausgehend,  das  eigentliche 
Princip  des  letzteren,  die  Behauptung,  dass  alle  philosophischen 
Schulen  in  allen  wirklich  wesentlichen  Stücken  übereinstimmten, 
bereits  aufgestellt  und  dadurch  den  Philon  zu  jener  Gegenschrift 
veranlasst,  welche  er  in  Alexandreia  erhielt,  und,  wie  gesagt, 
mit  seinem  Sosos255)   beantwortete.     So  unvermuthet  nun    aber 

mecum,  aber  er  fügt  sofort  hinzu:  et  erat  iam  antea  Alexandriae  familiaris 
Antiochi  Heraclitus  Tyrius,  s.  A.  241.  Und  Philod.  spricht  von  der  nach- 
herigen Rückkehr  des  Antiochos  nach  Athen  aus  Alexandreia  so,  dass  er 
dabei  die  Mehrzahl  gebraucht  Col.  XXXIV:  'A&rjvri^&yev  7t(aQctyßaX6vTcov 
i£  'J^xys^ccvÖQLa^g  x)>a<^  diayi.cc(xysi%Ev.  Hält  man  Beides  zusammen,  so 
sieht  man,  dass  beim  Ausbruch  des  mithridatischen  Krieges  ein  Theil  der 
römischgesinnten  Athener  und  Akademiker  nicht  mit  Philon  nach  Rom, 
sondern  nach  Alexandreia  sich  gewandt  hatte,  unter  ihm  wohl  jedenfalls 
Herakleitos  von  Tyros.  Dass  A.  erst  später  hieher  nachkam,  dies  hervor- 
zuheben konnte  nun  aber  doch  dann  nicht  von  Interesse  sein ,  wenn  er 
trotzdem  den  Lucullus  erst  dort  kennen  gelernt  hätte,  sondern  nur  dann, 
wenn  dieser  ihn  zuvor  schon  von  Rom  her  kannte  und  wirklich  erst  nach 
Alexandreia  mitbrachte.  Dass  bei  Cic.  a.  a.  0.  §.  12  (s.  A.  282)  die  Alexan- 
driner Dion  und  Ariston  trotzdem  schon  als  Vertraute  des  A.  erscheinen, 
ist  damit  nicht  unverträglich. 

254)  Cic.  Acad.  II,  22,  69  unmittelbar  nach  den  A.  251  angeF.  Worten: 
et  scripsit  de  his  rebus  acutissime,  vgl.  A.  263  und  die  hernach  folgenden 
A.  263  ausgezogenen  Worte,  auch  A.  255 b. 

255)  S.  A.  237.  241.  242.  Eble  Ueber  den  Sosus  des  Antiochos  von 
Askalon,  OfFenburg  1847.  8.  steht  mir  nicht  zu  Gebote.  Die  schon  A.  243 
erwähnte  Vermuthung,  zu  der  auch  Zeller  S.  597  f.  A.  7  am  Meisten  hin- 
neigt (s.  jedoch  A.  268),  von  Krische  S.  168  —  170.  192  ff.  und  Hirzel 
S.  251—279,  dass  Cicero  aus  dieser  Schrift  den  Vortrag  des  Lucullus  (Acad. 
II,  5,  13—19,  62)  gezogen  habe,  ist,  wie  dort  gleichfalls  schon  bemerkt 
ward,  von  Schwenke  Ph.  Rdsch.  IV.  1884.  Sp.  878.  Jahresber.  XXXV. 
S.  79  genügend  widerlegt,  wie  denn  Hirzel  S.  270  selber  wenigstens  die 
Möglichkeit  zugiebt,  es  könne  auch  eine  andere  Schrift  des  A.  gewesen 
sein.  Gerade  wenn  Hirzel  darin  Recht  haben  sollte,  dass  die  Quelle  ein 
sich  über  mehrere  Tage  erstreckender  Dialog  war,  welcher  dem  gemäss 
auch  in  mehrere  Bücher  zerfiel,  kann  der  Sosos,  der  allem  Anscheine  nach 
(s.  A.  242)  nur  ein  Buch  umfasste,  diese  Quelle  nicht  gewesen  sein,  und 
überdies  „findet  eine  Polemik  speciell  gegen  Philon  in  dem  ganzen  Vor- 
trage kaum  Statt".  Und  damit  wird  auch,  wie  Schwenke  am  ersteren  Orte 
Sp.  878  f.  bemerkt,  „der  ohnehin  sehr  gewagten  Vermuthung  der  Boden  ent- 
zogen, mit  welcher  Hirzel  S.  270—273  den  Titel  Sosos  zu  erklären  sucht". 


286       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     3.  Neue  Akademie. 

sonach  auch  diese  seine  Sinnesänderung  eintrat 255b),  war  sie 
doch  ohne  Zweifel  schon  lange  in  ihm  vorbereitet256),  indem 
nicht  bloss  der  natürliche  Verlauf  der  Entwicklung,  welche  die 
skeptische  Lehre  der  Akademie  genommen  hatte,  zunächst  auf 
jene  schwankende  Stellung  Philons  und  ebenso  naturgemäss 
weiter  hinaus  über  ein  solches  Schwanken  drängte257),  sondern 
auch  seine  eigne  überaus  friedfertige  Gemüthsstimmung258)  nicht 
wenig  dabei  in  Betracht  kam.  Auch  wird  es  wohl  nicht  ohne 
Einfluss  auf  ihn  geblieben  sein258b),  dass  er  neben  Philon,  wie 
wir  sahen259),  auch  den  Stoiker  Mnesarchos,  einen  Vertreter  des 
von  dessen  Lehrer  Panaetios  eingeführten  eklektischen  Stoicis- 
nius260),  gehört  hatte,  daher  denn  Antiochos  in  der  Folge  auch 
gerade  eine  Menge  stoischer  Lehren  mit  besonderer  Vorliebe 
aufnahm201)  und  seinen  Sosos  gerade  nach  einem  Stoiker,  seinem 
Landsmanne,  betitelte262).  Jedenfalls  machte  er  sich  nunmehr  die 
Bekämpfung  des  Skepticismus  zu  seiner  eigentlichen  Lebens- 
aufgabe263), und  zwar  mit  einem  solchen  Erfolg,  dass  die  Anhänger 


255 b)  Vgl.  auch  Catulus  b.  Cic.  a.  a.  0.  II,  19,  63.  memini  enim  Anti- 
ochum  ipsum,  cum  annos  multos  alia  sensisset,  simulac  visum  est,  sententia 
destüisse. 

256)  Immerhin  hatte  er  im  Geiste  derselben  auch  schon  mündlich  mit 
Philon  disputirt,  Cic.  a.  a.  0.  II,  34,  111.  illam  .  .  .  reprehensionem  Antiochi 
.  .  .  qua  solebat  dicere  [Antiochus]  Philonem  maxime  perturbatum.  Der 
eigentliche  Bruch  trat  freilich  bei  A.  erst  mit  dem  Empfange  von  Philons 
Streitschrift  in  Alexandreia  zu  Tage. 

257)  S.  darüber  Zeller  S.  530  f.  595  h0. 

258)  S.  A.  241. 

258b)  Vgl.  Krische  S.  166  f. 

259)  A.  6.  Chappuis  S.  4.  A.  4  ist  freilich  geneigt  dies  zu  bezweifeln, 
and  in  der  That  nicht  ohne  allen  Grund. 

260)  S.  A.  4. 

261)  Cic.  Acad.  II,  43,  132.  appellabatur  Academicus,  erat  quidem,  si 
perpauca  mutavisset,  germanissimus  Stoicus.  22,  69.  eadem  dicit  quae  Stoici. 
45,  137.  Aenesidem.  b.  Phot.  Cod.  212  (s.  A.  496).  Plut.  Cic.  4.  Sex.  Pyrr. 
I,  135.  Genaueres  s.  b.  Zeller  S.  603  ff.  (vgl.  S.  602.  A.  6).  Wenn  daher 
Einige  mit  ihm  sogar  schon  die  fünfte  Akademie  beginnen  Hessen  (s.  C.  2. 
A.  653),  Andere,  wie  Cicero  (s.  A.  264.  267.  269.  277),  die  Akademie  seit 
dem  Eindringen  des  Skepticismus  durch  Arkesilaos  als  die  neue  und  wahre 
betrachteten  und  den  A.  folglich  wieder  zur  alten  rechneten,  wird  es  das 
Richtigste  sein  diese  Periode  die  mittlere  und  die  eklektische  von  Philon 
und  besonders  A.  an  die  neue  zu  nennen. 

262)  S.  A.  32—34. 

263)  Cic.  a.  a.  0.  22,  69   unmittelbar  nach  den  A.  254  angef.  Worten: 


Antiochos  von  Askalon.  287 

der  Akademie  fast  durchweg  auch  die  seinigen  wurden264),  und 
dass  auch  in  der  Folge  die  Schule  als  Ganzes  nie  wieder  zur 
Skepsis  zurückgekehrt  ist.  So  kam  denn  auch  die  Leitung  von 
ihr  nicht  lange  später,  vermuthlich  aber  doch  erst  nach  Philons 
Tode,  in  seine  Hände265),  so  dass  Cicero,  der  übrigens  der  Richtung 
Philons  getreu  blieb266),  aber  doch  von  Antiochos  mit  grosser 
Hochachtung  uud  Verehrung  spricht267)  und  seine  Schriften  viel- 
fach ausgebeutet  hat268),   schon  79/8  ihn  in  Athen  ein  Halbjahr 


et  idem  haec  non  acrius  accusavit  in  senectute  quam  antea  defensitaverat. 
Augustin.  c.  Acad.  II,  6,  J5.  nihil  .  .  .  magis  defendebat  quam  verum  perci- 
pere  posse  sapientem. 

264)  S.  das  ausdrückliche  Zeugniss  von  Cic.  a.  a.  0.  4,  11  (s.  A.  241): 
ista  phüosophia ,  quae  nunc  prope  dimissa  revocatur  (nämlich  durch  Cicero, 
vgl.  N.  D.  I,  5,  11  f.  Zeller  S.  610.  A.  1).  Vgl.  auch  Aenesid.  a.  a.  0. 
(s.  A.  496).  Der  Versuch  von  Hirzel  III.  S.  237—250  (vgl.  II.  S.  818.  819) 
zu  zeigen,  dass  Eudoros  und  Areios  Didymos  nicht  von  Antiochos,  sondern 
von  Philon  ausgegangen  seien,  welcher  auch  schon  massenhaft  stoische 
Lehren  sich  angeeignet  habe,  ist  misslungen,  s.  Natorp  Forschungen 
S.  302  ff.    Schwenke  Ph.  Rdsch.  a.  a.  0.  Sp.  876  f.  und  unten  A.  496.  499. 

265)  Lehrvorträge  hatte  er  freilich  schon  früher,  aber  doch  wohl  nur 
in  Rom  und  Alexaudreia,  gehalten,  Cic.  Acad.  II,  22,  69.  numquam  a 
Philone  discessit,  nisi  posteaquam  ipse  coepit  qui  se  audirent  habere. 

266)  S.  bes.  N.  D.  a.  a.  0.  Acad.  I,  4,  13.  12,  43.  46.  II,  20,  64  ff. 
22,  69.  Off.  III,  4,  20.  Ja  er  schlägt  sogar  gern  eine  noch  schärfere 
skeptische  Tonart  an  (Acad.  II,  24,  78.  34, 108.  35,  113,  vgl.  Hirzel  S.  289  f.), 
freilich  nur  um  auf  diesen  im  geraden  Gegensatz  za  A.  namentlich  aus  den 
Widersprüchen  der  verschiedenen  Philosophen  unter  einander  hergeholten 
Skepticismus  ganz  den  gleichen  Eklekticisinus  mit  dem  des  A.  zu  begründen, 
s.  Zeller  S.  651  ff. 

267)  Cic.  Acad.  I,  4,  13.  quid?  ergo,  inquam,  Antiocho  id  magis  licu- 
erit,  nostro  familiari,  remigrare  in  domum  veter em  e  nova  quam  nobis  in 
novam  e  vetere.  II,  35,  113.  vos  negatis,  Antiochus  inprimis,  qui  me  valde 
movet,  vel  quod  amavi  hominem  sicut  ille  me,  vel  quod  ita  iudico,  politissimum 
(esse)  et  acutissimum  omnium  nostrae  memoriae  philosophorum.  Leg.  I,  21,  54. 
prudens  et  acutus  et  in  suo  genere  perfectus  mihique  .  .  .  famüiaris.  N.  D. 
I,  7,  16.  hominem  inprimis  acutum.     Vgl.  A.  269. 

268)  Wenn  auch  die  bei  dem  Vortrag  des  Lucullus  benutzte  Quelle 
schwerlich  der  Sosos  war  (s.  bes.  A.  255),  so  hat  doch  Hirzel  III.  S.  255  —  272, 
wie  es  scheint,  wirklich  gezeigt,  dass  diesem  Vortrag  ein  Dialog  des  A. 
von  der  oben  A.  255  bezeichneten  Beschaffenheit  zu  Grunde  lag,  und  mög- 
lich wäre  es,  worauf  Zell  er  S.  597  f.  A.  7  verfiel,  dass  die  Kavoviy.ä 
(s.  A.  274)  diese  Schrift  gewesen  seien.  Die  einleitende  Erzählung  4,  11  f. 
dagegen  sieht  in  der  That  so  aus,  als  sei  diese  allerdings  aus  dem  Sosos, 
doch  erhebt  Schwenke  Jahresber.  XXXV.  S.  79  ein  sehr  beachtenswertes 
Bedenken  dagegen,   ob  Cicero   überhaupt   das   Ganze  derselben  aus   einer 


288       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     3.  Neue  Akademie. 

hörte269)  und  zugleich  auch  Atticus  mit  ihm  in  Verkehr  trat270). 
Hierauf  begleitete  er  den  Lucullus  von  Neuem  in  den  mithridatischen 

Schrift  des  A.  entlehnt  hat,  vgl.  auch  schon  Krische  S.  139  ff.  192  f.  Ent- 
sprechend verfuhr  Letzterer  in  der  zweiten  Bearbeitung  der  Academica,  wo 
Varro  an  die  Stelle  des  Lucullus  trat:  dies  sagt  er  selbst  ad  Att.  XIII,  19,  3. 
quae  erant  contra  anocxalrjipiav  praeclare  collecta  ab  Antiocho,  Varroni  dedi. 
Vgl.  Krische  S.  196—200.  Auch  in  den  Topica  C.  2—20  folgt  derselbe 
ihm,  wie  Wal  lies  De  fontibus  Topicorum  Ciceronis,  Halle  1878.  8.  wahr- 
scheinlich gemacht  hat;  ob  aber  einer  Schrift  oder  nur  einer  Vorlesung 
von  ihm,  ist  zweifelhaft,  s.  Zell  er  a.  a.  0.  Dass  im  4.  und  5.  Buch  de 
finibus  ein  Werk  des  A.  benutzt  ist,  hat  M advig  klar  gestellt;  vom  5. 
sagt  es  Cicero  deutlich  genug  selbst  3,  8.  5,  14.  6,  16.  25,  75.  27,  81;  und 
Hirzel  II,  2.  S.  620  —  668  hat  wohl  richtig  gesehen,  dass  es  auch  vom 
Anfange  dieses  Buchs,  aber  nicht  vom  Schlüsse  des  4.  (27  ff.,  74 — 80)  gilt, 
und  dass  ferner  auch  das  2.  nebst  I.  §.  17—26  aus  dem  nämlichen,  ver- 
muthlich  nsgl  tslcov  betitelten  Werke  geflossen  sei.  Freilich  müsste  dann 
dasselbe  beiher  auch  die  Logik  und  Physik  behandelt  haben.  Was  für  die 
Zurückführung  von  de  fato  auf  A.  ihm  am  Meisten  zu  sprechen  scheint, 
hat  Gercke  Chrysippea  S.  693  kurz  und  gut  hervorgehoben:  es  sind  die 
§§.  31  (s.  A.  280)  und  44;  indessen  passt  der  erstere  ebenso  gut  auf  Den- 
jenigen, der  vielmehr  ohne  Zweifel  (s.  C.  2.  A.  651)  die  wahre  Quelle  war, 
nämlich  auf  Kleitomachos,  und  der  letztere  auch;  denn  wenigstens  in 
Bezug  auf  die  Güterlehre  hatte  ja  schon  Karneades  (s.  Cic.  Fin.  III,  12,41. 
Tusc.  V,  41,  120,  vgl.  Hirzel,  II,  2.  S.  643)  von  den  Stoikern  und  den 
Peripatetikern  zu  beweisen  gesucht,  wenn  auch  nicht  „verbis  eos  non  re 
dissidere",  so  doch  „minus  re  quam  verbis".  Auch  hinsichtlich  der  Tuscu- 
lanen  endlich  kann  man  vielleicht  darüber  zweifelhaft  sein,  ob  die  sich 
auf  III,  25,  59  gründenden  Ansprüche  des  A.  auf  das  3.  und  4.  Buch  durch 
die  gewichtigen  Gegenbemerkungen  von  Hirzel  III.  S.  438  —  445  schon 
endgültig  beseitigt  sind.  Indessen  sind  hier  wohl  überhaupt,  wie  schon 
C.  29.  A.  220  bemerkt  ward,  nicht  durchlaufende  Quellen  anzunehmen. 
Jedenfalls  aber  können  die  Untersuchungen  von  Hoyer  über  den  Einfluss 
des  A.  auf  Cicero  und  die  ganze  Folgezeit  zwar  wohl  als  ein  sehr  schätz- 
bares ,  wenn  auch  sehr  mit  Vorsicht  zu  gebrauchendes  Material  für  künftige 
Forschungen  dieser  Art  gelten,  jedoch  ihr  unmittelbares  Ergebniss  in  Bezug 
auf  Cicero,  wonach  dieser  in  allen  seinen  moralischen  Schriften  (mit  Aus- 
nahme von  Off.  I.  II.)  und  in  den  Legg.  mehr  oder  weniger  von  jenem  ab- 
hängig sein  soll,  auch  im  3.  B.  der  Officien,  ja  sogar  auch  in  den  skepti- 
schen Partien  der  Academica  (denn  in  der  Gegenrede  des  Cicero  wider 
Lucullus  soll  nur  einiges  Wenige,  wie  §.  123.  137  aus  Kleitomachos  ein- 
gemischt sein,  s.  S.  8  f.  A.  1),  sind  lediglich  geeignet  das  tiefste  Misstrauen 
gegen  die  Methode  des  Verf.  oder  wenigstens  seine  Anwendungsart  der- 
selben einzuflössen.  Und  auch  dessen  weitere  Ansicht,  „A.  habe  in  einem 
grossen  dogmatischen  Werk  die  Meinungen  sämmtlicher  früherer  Philo- 
sophen über  alle  Theile  der  Philosophie  zusammengefasst,  um  sie  mit 
denen  Piatons  zu  vergleichen  und  als  wesentlich  übereinstimmend  zu 
erweisen,  und  dieses  Werk  sei  in  der  Folge  theils  unmittelbar,  theils  mittelbar 


Antiochos  von  Askalon.  289 

Krieg271)  und  schilderte  später  in  seiner  Schrift  tisqI  ftecov  die 
Schlacht  bei  Tigranocerta  (69)  allem  Anschein  nach  als  Augen- 
zeuge272). Nicht  lange  nach  dieser  Schlacht  aber,  frühestens  68, 
aber  auch  wohl  nicht  später  als  67,  starb  er  in  Folge  der  aus- 
gehaltenen  Strapazen273).     Ausser    den    genannten  Schriften  von 

durch  die  Auszüge  des  Areios  Didymos  und  Anderer  sehr  viel  benutzt 
worden  (um  mit  Schwenke  Ph.  Rdsch.  V.  Sp.  413  zu  reden),  ist  in  der 
übrigens  unvollendeten  Arbeit  des  Verf.  nicht  entfernt  bewiesen  und  in 
dieser  Gestalt  (im  Uebrigen  vgl.  allerdings  z.  B.  Zeller  S.  309  f.  A.  4) 
auch  schwerlich  beweisbar  und  richtig.  Damit  soll  nicht  geleugnet  werden, 
dass  der  Versuch  Hoyers  S.  9 — 11  (vgl.  S.  26)  auch  das  3.  Buch  de  finibus 
auf  A.  zurückzuführen  Beachtung  verdient.  Jedenfalls  ist  die  Frage  nach 
dessen  Ursprung  noch  nicht  spruchreif.  Dass  ich  die  Behauptung  von 
Usener  Epicurea  S.  LVIIf.,  A.  habe  gleich  Poseidonios  einen  IlQ0XQE7txiY.6g 
geschrieben,  in  welchem  der  von  jenem  ihm  als  Vorbild  diente,  und  aus 
diesem  habe  Cic.  Tusc.  V,  29,  83—41,  120  wie  aus  dem  des  Poseidonios 
V,  24,  68—28,  82  entnommen,  nicht  für  richtig  halte,  erhellt  aus  C.  29. 
A.  216.  217.  220. 

269)  Cic.  Brut.  91,  315.  cum  venissem  Athenas,  sex  mensis  cum  An- 
tiocho  veteris  academiae  nobilissimo  et  prudentissimo  philosopho  fui  etc. 
Fin.  V,  1,  1.  cum  audissem  Antiochum  .  .  .  cum  M.  Pisone  in  eo  gymnasio, 
quod  Ptolemaeum  vocatur  (A.  lehrte  also  nicht  mehr  in  der  alten  Villa  der 
Platoniker,  offenbar  weil  diese  von  Sulla  zerstört  war)  unaque  nobiscum 
Q.  frater  et  T.  Pomponins  Luciusque  Cicero  frater  noster  cognatione  pa- 
truelis  etc.     Plut.  Cic.  4. 

270)  Cic.  Fin.  a.  a.  0.  Leg.  a.  a.  0.,  wo  Atticus  sagt:  Antiocho  fami- 
liari  meo  (magistro  enim  non  audeo  dicere) ,  quocum  vixi  et  qui  me  ex  nostris 
paene  convellit  hortulis  deduxitque  in  Academiam  perpauculis  passibus.  Auch 
Varro  hörte  ihn,  Cic.  Acad.  1,3,12.  Augustin.  Civ.  D.  XIX,  3,  2,  und 
nicht  das  allein,  sondern  er  bekannte  sich  auch  zu  ihm,  Cic.  ad  Att. 
XIII,  12.  19.  25.  Augustin.  ebendas.  XIX,  1  —  3,  vgl.  Cic.  Epist.  IX,  8. 
Zeller  S.  669  ff.  Erst  in  diese  spätere  Zeit  vom  Leben  des  A.  fielen  ohne 
Zweifel  auch  seine  Sendungen  oder  seine  Sendung  nach  Rom  und  an  die 
Feldherrn  in  den  Provinzen,  Philod.  a.  a.  0.  Col.  XIV,  8  v.  u.  nqsaß^vycov 
*  *  (efey  xs  'Pcourj^v  yiyul  7t<^6<s)  xo(vg  J>v  xaig  £<nyaQ%(ictiyg  gzqcc- 
xr\(yovy<s. 

271)  Cic.  Acad.  II,  2,  4.  eum  secum  et  quaestor  habuit  et  post  aliquot 
annos  imperator.  19,  61,  wo  Lucullus  sagt:  hacc  Antiochus  fere  et  Alexan- 
dreae  tum  et  multis  annis  post  multo  etiam  adseverantius ,  in  Syria  cum  esset 
mecum,  paulo  ante  quam  mortuus  est.     Ausserdem  s.  A.  273. 

272)  Plut.  Luculi.  28.  xavxr^g  xrjg  (itt%r}g  'Avxio%og  b  cpiXococpog  iv  ry 
nsql  ftscov  yQcccpij  (ivrjG&elg  ov  cpr\6iv  ccXXr\v  sq>e(OQccY,svai  TOiccvtrjv  xov  rjfoov. 

273)  Philod.  a.  a.  0.  iv  xfj  (Msyco7toz(auiy<x  Asvhlo)  Aovy.(6xy\cp 
(■nQyoOKaQ^xysQGJv  (exsyisvxrjGEv  <(x9^>a<^T)>^<(slg]>  vno  (nyollcov  hcc^ucc- 
xmvy.  Vgl.  A.  271.  Seine  Geburt  ist  daher  schwerlich  nach  130,  ver- 
muthlich  etwas  früher  zu  setzen. 

Süsbmihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  19 


290       Zweiunddreiseigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     3.  Neue  Akademie. 

ihm  werden  noch  zwei  ausdrücklich  bezeichnet,  nämlich  die 
Kccvovixct2U)  und  eine  andere,  welche  er  zum  Allermindesten 
6  Jahre  nach  der  Abfassung  des  Sosos275)  dem  Q.  Lucilius  Baibus 
zusandte ,  und  in  welcher  er  seine  Hauptbeweise  für  jene  angeb- 
liche Uebereinstimmung  der  Stoiker  und  Peripatetiker  mit  den 
wesentlichsten  Punkten  der  platonischen  Lehre  übersichtlich  zu- 
sammengestellt hatte276).  Der  ganze  Standpunkt  des  Antiochos 
war  übrigens  nur  dadurch  möglich,  dass  er  bei  seinem  Bestreben 
den  ursprünglichen  Piatonismus  herzustellen277)  sich  dennoch 
nicht  an  Piatons  eigne  Schriften  hielt,  sondern  an  Xenokrates 
und  Polemon  und  die  Dialoge  des  Aristoteles278).  Auch  in  seinem 
Eklekticismus  blieb  ferner  noch  immer  eine  starke  Dosis  von 
Skepsis  zurück,  namentlich  gegenüber  der  Naturphilosophie279), 
und  derselbe  ist  auf  dem  Gebiet  der  Ethik  nur  eine  Erweiterung 
und  Modification  derselben  Behauptung,  welche  in  Bezug  auf  die 


274)  S.  die  beiden  Fragmente  b.  Sex.  Math.  VII,  201.  'Avxio%os  6  ccno 
xfjg  'AnccdriiiLCcg  iv  dEvxEgcp  xcov  Kccvovincov  x.  x.  X.  und  162.  An  ersterer 
Stelle  berücksichtigte  er  sogar  den  Arzt  und  eklektischen  Epikureer  Askle- 
piades,  an  letzterer  scbliesst  er  sich  an  Chrysippos  an,  s.  Krische  S.  167. 

275)  Mit  welchem  Krische  S.  168  f.  und  Zeller  S.  597.  A.  7  schon 
desshalb  sie  nicht  für  einerlei  halten  durften,  überdies  s.  dagegen  Hirzel 
III.  S.  273  f. 

276)  Cic.  N.  D.  I,  7,  16.  tum  Cotta  „si"  inquit  „Über  Antiochi  nostri, 
qui  ab  eo  nuper  ad  hunc  Balbum  missus  est,  vera  loquitur ,  nihil  est  quod 
Pisonem,  familiärem  tuum ,  desideres :  Antiocho  enim  Stoici  cum  Peripate- 
ticis  re  concinere  videntur ,  verbis  discrepare:  quo  de  libro,  Balbe,  velim 
scire  quid  sentias"  etc.  Ich  denke  mit  Schoemann  z.  d.  St.,  dass  dies 
Buch  dem  Baibus  auch  gewidmet,  und  schliesse  daraus,  dass  es  eine 
compendiöse  Darstellung  war,  wie  sie  sich  für  einen  römischen  Leser 
eignete. 

277)  Cic.  Acad.  I,  4,  13  (s.  A.  267).  12,  43.  II,  22,  69  f.  Fin.  V,  3,  7. 
Sex.  Pyrr.  I,  235.  S7Z£deiHVV8v  oxl  nccQcc  TIXccxcovi  nsiTca  xcc  zcäv  J£tcoixcoj> 
dcypaxcc.  Augustin.  (ohne  Zweifel  nach  Cic.)  c.  Acad.  II,  6,  15.  III,  18,  41. 
Antiochus  Philonis  auditor  .  .  .  qui  iam  veluti  aperire  cedentibus  hostibus 
portas  coeperat  et  ad  Piatonis  auctoritatem  Academiam  legesque  revocare 
(vgl.  Zeller  S.  594.  A.  2).    Plut.  Luculi.  42.    Brut.  2  (s.  Zeller  ebend.  A.  3). 

278)  Cic.  Acad.  I,  4,  16  ff.  II,  45,  137.  Aristoteles  aut  Xenocrates,  quos 
Antiochus  sequi  vohbat.  46,  143.  num  quid  horum  probat  noster  Antiochus? 
ille  vero  ne  maiorum  quidem  suorum:  ubi  enim  aut  Xenocraten  sequitur  . .  . 
aut  ipsum  Aristotelem  .  .  .?  42,  136.  scripta  Polemonis,  quem  Antiochus 
probat  maxime  (vgl.  Fin.  V,  5,  14).  S.  auch  5,  15.  44,  136.  Plut.  Comp. 
Cim.  et  Luc.  1.  Hirzel  III.  S.  242  f.  A.  1.  S.  479 ff.,  vgl.  auch  Krische 
S.  168. 

279)  S.  Hirzel  III.  S.  275—279. 


Aristos.  291 

Moralprincipien  der  Peripatetiker  und  der  Stoiker  bereits  Karneades 
aufgestellt  und  zu  erhärten  gesucht  hatte280). 

Aristos,  der  Bruder  und  Schüler  des  Antioehos,  neben 
welchem  er  allerdings  auch  noch  mehrere  andere  Philosophen 
gehört  hatte281),  befand  sich  mit  diesem  zur  Zeit  der  Abfassung 
von  dessen  Sosos  in  Alexandreia282)  uud  ward  dann  später  auch 
dessen  Nachfolger  in  Athen283).  Hier  hörte  ihn  einige  Jahre 
nach  68  Brutus284),  ferner  Cicero  51  als  Proconsul  und  50  als 
Imperator285).  Nicht  viel  später  scheint  er  gestorben  zu  sein, 
denn  44  nach  Caesars  Ermordung  hörte  Brutus  nicht  etwa  aufs 
Neue  ihn,  sondern  den  Theomnestos286),  der  also  wohl  sein 
Nachfolger  war. 

Ueber  Dion  von  Alexandreia  s.  C.  33.  A.  235—238,  über 
Ariston  und  Kratippos  unten  A.  341  ff.  355 ff.  Andere  Schüler 
des    Antiochos,    wie    Apollas    aus    Sardes,    Menekrates    von 

280)  S.  A.  268  und  die  Ausführungen  von  Hirzel  (welcher  daher  mit 
Recht  die  besondere  Art  des  Dogmatismus  von  A.  in  der  Ethik,  der  auch 
für  ihn  wichtigsten  Disciplin,  nur  als  die  Kehrseite  von  der  Skepsis  des 
Karneades  bezeichnet)  II,  2,  S.  643  f.  839.  Daher  schloss  er  sich  denn  auch 
in  der  Methode  der  Classificirung  der  verschiedenen  Ansichten  über  das 
höchste  Gut  völlig  an  Karneades  an,  Cic.  Fin.  V,  6  ff. ,  16  ff.  Carneadea 
nobis  adhibenda  divisio  est,  qua  noster  Antiochus  libenter  uti  solet  etc. 
Vgl.  Hoyer  S.  1  ff.  Dazu  würde  auch  de  fat.  14,  31.  19,  44  stimmen,  wenn 
wirklich  er  der  Führer  des  Cicero  in  dieser  Schrift  gewesen  sein  sollte, 
was  aber  schwerlich  der  Fall  ist,  s.  A.  268. 

281)  Philod.  I.  A.  Col.  XXXV.  ccnov^öyag  ds  nccmso  oL6%oXov^sv<^oyg 
ft<(t^>  nXsiovg. 

282)  Cic.  Acad  II,  4,  12,  wo  Lucullus  sagt:  itaque  compluris  dies  ad- 
hibito  Heraclüo  doctisque  compluribus  et  in  eis  Antiochi  fratre  Aristo  et 
2>raeterea  Aristone  et  Dione,  quibus  ille  secundum  fratrem  plurumum  tri- 
buebat ,  multum  temporis  in  hac  una  disputatione  consumpsimus.  Vgl. 
A.  253. 

283)  Philod.  a.  a.  0.  unmittelbar  vor  den  A.  281  angef.  Worten:  %r\v 
de  diazQißr^vy  avzov  diedet-ccxo  ccdeXcpo^gy  cov  x<at>  fia^-fr^t^s  "Aoiaxog. 

284)  Cic.  Brut.  97,  332.  Acad.  I,  3,  12,  vgl.  Tusc.  V,  8,21.  Plut. 
Brut.  2.  xai  xr\v  veccv  xal  fisarjv  Xeyoy,svqv  'Axadritxeiccv  ov  ndvv  ngocus- 
lievog  i^r'iQTTito  xrjg  naXcuug,  xat  diexeXei  &ccv(id£(ov  (ihv  'Avxio%ov  xbv  'Agxcc- 
Xovlx^v,  cpiXov  de  xal  avfißicoxr]v  xbv  ddeXcpbv  avxov  ns7Voir}[isvos  "Aqioxov, 
ävÖQa  xfj  pev  ev  Xoyoig  t£si  noXXwv  cpiXooocpcav  Xembpevov ,  evxa^Ccc  de  nccl 
TCQu6xr\xi  xolg  notoxotg  evdynXXov.     Ueber  die  Zeit  s.  Krische  S.  163. 

285)  Cic.  ad  Att.  V,  10,  5.  sed  multum  ea  philosophia  sursum  deorsum, 
si  quidem  est  in  Aristo,  apud  quem  eram.     Tusc.  a.  a.  0.  22. 

286)  Plut.   Brut.  24   (vgl.  A.  344).     Auch   Philostr.  V.   S.  I,  6   erwähnt 

I     denselben. 
19* 


292      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     3.  Neue  Akademie. 

Methymna,  Mnaseas  aus  Tyros287),  sind  für  uns  blosse  Namen. 
Anders  steht  es  allerdings  mit 

Derkyllides,  von  dem  wir  aber  nicht  wisseu,  ob  er  gleich- 
falls von  Antiochos  ausgebildet  war,  ja  nicht  einmal  genauer, 
welcher  Zeit  er  angehörte,  nur  dass  er  vermuthlich  älter  als  der 
besonders  unter  Tiberius  wirksame  Thrasyllos  und  spätestens 
ein  Zeitgenosse  Varros  war288).  Wohl  jedoch  kennen  wir  von 
ihm  eine  sehr  umfassende,  mindestens  11  Bücher  enthaltende 
erläuternde  Einleitungsschrift  in  das  Studium  Piatons289), 
aus  welcher  wohl  auch  zwei  uns  erhaltne  astronomische  Bruch- 
stücke stammen290). 

287)  Philod.  I.  A.  Col.  XXXIV.  v\6av  <T  avxov  \j.tä<jfrxa\  %ano\l<aq) 
Zagdiavo^gy  nccl  Ms(vyh%Qccxr)g  (Mrj&yvfivccLog  u  <^x^>ai  nccta  2i(y.yhXlav 
*  *  diccTQißmv  Kai  Mv^ccösyocg  TvQi(ogy  xß(l)  *  *  'A%Qa(yyuv(xyLv(ogy. 
Vielleicht  gehörten  zu  denselben  auch  Demetrios,  welcher  am  Hofe  von 
Ptolemaeos  XI  Auletes  lebte  (Lukian.  de  calumn.  16)  und  der  unwürdige 
Philostratos  gleichfalls  aus  Alexandreia  (Plut.  Anton.  80). 

288)  Albin.  Isag.  in  Plat.  4  kommt  in  dem  Bericht  von  den  verschie- 
denen Ansichten  darüber,  mit  welcher  Schrift  oder  welchen  Schriften  man 
die  Leetüre  Piatons  beginnen  solle,  auch  auf  Diejenigen  zu  sprechen,  welche 
dessen  Werke  in  Tetralogien  theilten  und  die  erste  dieser  Tetralogien  aus 
Eutbyphron,  Apologie,  Kriton  und  Phaedon  zusammensetzten:  xctvxi]g  xrtg 
do^rjg  siel  d£QY.vXXC8rig  xat  @QuovXXog.  Schon  die  Voranstellung  des  Der- 
kyllides  spricht  dafür,  dass  er  der  Aeltere  war.  Obendrein  aber  citirt 
Varr.  L.  L.  VII,  37  den  Phaedon  mit  Plato  in  quarto  (d.  i.  libro),  hatte 
also,  wie  schon  Vettori  Var.  lect.  XVIII,  2  und  neuerdings  Martin 
Theonis  Smyrnaei  über  de  astronomia,  Paris  1849.  8.  S.  72—74  und  Christ 
Piaton.  Studien,  München  1886.  4.  S.  5  f.  (Abhh.  der  Münchner  Akad., 
phil.  Cl.  XVII.  S.  455  f.)  erkannten,  bereits  eine  Ausgabe  Piatons  vor  sich, 
in  welcher  dieser  Dialog  die  vierte  Stelle  einnahm.  Hiernach  kann  es 
kaum  einen  Zweifel  leiden,  dass  diese  Ausgabe  von  Derkyllides  war  und 
Thrasyllos  dessen  Tetralogieneintheilung  dergestalt  übernahm,  dass  er 
wenigstens  die  erste  Tetralogie  genau  so  beibehielt,  wenn  er  auch  die 
folgenden  zum  Theil  anders  zusammengesetzt  haben  mag. 

289)  Die  nach  dem  eben  Bemerkten  in  ähnlicher  (aber  freilich  auch 
nur  ähnlicher)  Weise  eine  Ergänzung  zu  seiner  Ausgabe  war  wie  bei 
Andronikos  (s.  A.  330  ff.).  Prokl.  in  Plat.  Tim.  7  B  berichtet,  er  habe  den 
ungenannten  Vierten  bei  Plat.  Tim.  17  A  auf  Piaton  selbst  gedeutet,  und 
Porphyr,  b.  Simplik.  in  Aristot.  Phys.  I,  9.  f.  54  v  (p.  247,  31  ff.  Diels,  vgl. 
f.  56v.  p.  256,  31  ff.)  theilt  aus  dem  11.  B.  (sv  xa  tä  xy\g  ÜXccxcovog  cpdo- 
aocpiag)  einen  sehr  wichtigen  Auszug  mit,  welchen  er  dort  aus  der  Schrift 
von  Piatons  Schüler  Hermodoros  in  Bezug  auf  Piatons  Auffassung  der 
Materie  gegeben  hatte.  Vgl.  Susemihl  Plat.  Phil.  II.  S.  498.  S.  512. 
A.  1647.    S.  522  f.  A.  1671. 

2S0)   Ein  längeres   bei  Theon  v.  Smyrna  p.  198,  9  —  202,  7  Hiller:    sv 


Derkyllides.     Eudoros  von  Alexandreia.  293 

Eudoros291)  von  Alexandreia292)  reicht  bereits  in  die  Zeiten 
des  Augustus  hinein293),  schrieb  aber  doch  andererseits  schon 
vor  der  Epitome  des  Areios  Didymos294)  sein  in  dieser  stark 
benutztes295)  encyklopaedisches  Werk,  „in  welchem  er  die 
gesammte  Wissenschaft  problematisch  behandelt  hatte,  d.  h.  über 
die  Fragen,  mit  denen  es  die  verschiedenen  Theile  der  Philo- 
sophie zu  thun  haben,  eine  Uebersicht  gab  und  die  Antworten 
der  bedeutendsten  Philosophen  auf  dieselben  zusammenstellte"296). 
Obgleich  aber  Eudoros  stets  als  Akademiker  bezeichnet  wird297), 
so  zeigt  doch  der  uns  aus  diesem  Werke  erhaltene,  die  Ethik 
betreffende  Auszug  mehr  stoische  als  platonische  Färbung298), 
so  dass  Eudoros  unter  den  Piatonikern  mit  seinem  Eklekticismus 
ungefähr  ebenso  dasteht,  wie  ebenjener  sein  von  ihm  beeinflusster 
Landsmaun  und  Zeitgenosse  Areios  unter  den  Stoikern.  Dazu 
stimmt   es,   dass    er   ferner    zwar   den   Pia  ton    commentirte 299), 

xco  7CsqI  xov  cctqücktov  -aclI  xcov  öcpovdvXoov  xwv  iv  xij  TloXixeicc  (X.  616  B  ff.) 
nccQcc  TiXaxcovi  Xsyo[ievcov  und  ein  kürzeres  bei  Prokl.  in  Plat.  Remp. 
p.  70,  10  ff.  Schoell.  Schon  Martin  a.  a.  0.  S.  73  vermuthet,  dass  jener 
Titel  nur  einen  Abschnitt  jenes  grossen  Werkes  bezeichnet. 

291)  S.  über  ihn  Röper  Fhilologus  VII.  1852.  S.  534  f.  Diels  Doxogr. 
S.  22.  70.  81  f.     Zell  er  S.  611—614. 

292)  Areios  Did.  b.  Stob.  Ekl.  II.  p.  46  H.  42 ,  7  f.  W.  Evdaaov  xov 
'AX££ocvdQ£cog,  'AnadrHiiccKov  cpiXoaocpov  diccioecig  x.  x.  X.,  s.  A   296. 

293)  Strab.  XVII.  790.  xovg  Ttoii\Ga.vtag  Ha-ö''  rjfiäg  xo  neoi  xov  NsiXov 
ßtßXiov,  EvScoqov  xs  yiccl  'AoiGxcova  xov  i%  xcov  nsontccxcov.  Aus  Simplik. 
in  Categ.  Seh.  in  Aristot.  73b  18  ff.  scheint  hervorzugehen,  dass  er  in  seinem 
Comraentar  zu  den  aristot.  Kategorien  schon  den  des  Andronikos  (s.  A.  329) 
berücksichtigte. 

294)  S.  A.  97.  98.  109.  114. 

295)  Bei  Stob.  Ekl.  II.  p.  46—54  H.  42,  7  —  45,  10  W.  und  wohl  auch 
noch  p.  54-88  H.  45,11  —  57,  12  W.,  vgl.  Zell  er  S.  612  f.  A.  4.  S.  613.  A.  2. 

296)  Z  eil  er  S.  612.  S.  Stob.  a.  a.  0.  p.  42,  7  ff.  W.  EvScoqov  .  .  . 
dicu'oeoig  xov  Hccxct  cpiXoGocpiav  Xoyov ,  ßißXiov  a^i6%x7\xov ,  iv  q>  näcctv 
ETts&XrjXv&e  nQO$XrnictxiY.ä>g  xrjv  £7UGxri[ir}v.  45,  8.  aquixiov  de  xeov  nqoßltj- 
päxcov.     Zell  er  S.  612  f.  A.  2. 

297)  Ausser  bei  Stob.  a.  a.  0.  (s.  A.  292)  auch  von  Simplik.  Seh.  in 
Ar.  63a  43.  Achill.  Isag.  II,  6.  p.  169  C  (s.  A.  305).  6  'A*ccdrniaC*6g,  vgl. 
p.  153  C. 

298)  S.  darüber  Zeller  S.  313.  A.  2.  3,  welcher  auch  Stob.  p.  47, 19  f.  W. 
yiuxai  8'  (vitoxsXlg)  fV  xivi  xmv  xqlcöv  rj  yccg  sv  r\8ovfj  r\  h  a.oxXr\Gia  r)  iv 
xoig  TtQioxoig  nccxcc  cpvaiv  mit  Antioch.  b.  Cic.  Fin.  V,  6,  16  ff.  vergleicht 
(s.  A.  280). 

Aus  Plut.  de  an.  proer.  3.  16.  1013  B.  1019  E  ff.   darf  man  wohl 


294      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     3.  Neue  Akademie. 

aber  auch  die  Kategorien  des  Aristoteles300),  und  dass  er 
in  einem  uns  erhaltnen  Bruchstück301),  wir  wissen  nicht  aus 
welcher  Schrift301b),  in  die  altpythago  reis  che  Lehre  einerseits  die 
platonische  und  andrerseits  die  neupythagoreische  hineinträgt302). 
Einen  lebhaften  Streit  führte  er  mit  einem  anderen  Landsmann, 
dem  eben  bereits  genannten  Ariston,  einem  hernach  zu  den 
Peripatetikern,  unter  welchen  er  unten303)  näher  zu  besprechen 
ist,  übergegangenen  Vertrauten  des  Antiochos,  darüber,  wer  von 
Beiden  der  wahre  Urheber  einer  Schrift  über  den  Nil  sei304). 
Ohne  Zweifel  aus  einem  anderen  Werk,  in  welchem  er  sich 
vielleicht  auch  mit  Aratos  beschäftigte,  sind  die  Bruchstücke, 
in  denen  namentlich  der  stoische  Mathematiker  Diodoros,  der 
Schüler  des  Poseidonios,  wie  dies  schon  oben304b)  bemerkt  ist, 
so  wie  Panaetios  mit  Beifall  angeführt  werden,  und  die  also 
wiederum  sein  Interesse  für  die  Stoa  einerseits  und  andrerseits 
für  mathematische,  astronomische  und  geographische  Fragen  ver- 
rathen305). 


auf  einen  Commentar  zum  Timaeos  schliessen,  in  welchem  der  des  Krantor 
(s.  C.  2.  A.  560  f.)  benutzt  war.  Röper  S.  534  vermuthet,  dass  aus  diesem 
auch  die  Notiz  über  Zaratas,  den  Lehrer  des  Pythagoras,  ebendas.  2.  1012  E. 
Tcxvtrjv  {xr\v  dvadcc)  (isv  analst  tov  ccqiö'pLOv  iirjtEQa,  xb  8  s  Vv  nccxsQa 
stamme,  s.  A.  301 b. 

300)  Simplikios  führt  diesen  Commentar  mehrfach  in  dem  seinen  an, 
s.  die  Stellen  b.  Zeller  S.  612.  A.  2  und  Diels  S.  81  f.  A.  5,  vgl.  auch 
A.  293.  297.  358).  Auch  Alex,  in  Metaph.  I,  6.  988 a  10.  p.  44,  32  Bon. 
(Seh.  in  Ar.  552 b  29)  nennt  den  E.,  doch  folgt  daraus  nicht  sicher,  dass 
er  auch  die  Metaphysik  commentirt  habe. 

301)  Bei  Simpl.  in  Phys.  f.  39r.  p.  181,  10 ff.  Diels. 

301 b)  Wenn  die  auf  ebendies  Bruchstück  gegründete  obige  Vermuthung 
ßöpers  (s.  A.  299)  richtig  ist,  aus   dem  Commentar  zu  Piatons   Timaeos. 

302)  S.  darüber  Zell  er  S.  612.  A.  3.  In  gleichem  Sinne  verfälschte 
er  auch  die  obige  Stelle  in  der  aristot.  Metaph.,  s    Zeller  a.  a.  O. 

303)  S.  A.  253.  282.  341. 

304)  Strab.  XVII.  790  (s.  A.  293),  welcher,  ohne  zu  entscheiden,  doch 
den  Stil  für  dem  des  Ariston  ähnlicher  hält. 

304  b)  S.  C.  23.  A.  319  f. 

305)  Bei  Achill.  Isag.  124  C,  wo  er  den  Diodoros  citirt.  169  C.  xivsg 
8s  cov  sau  Tluvcclxiog  6  Zxeoinog  neu  EvdcoQog  6  'dTtadrjficiLKog  oUeio&ccl 
cpaGi  xr\v  diocyiE-KciVfisvrjv.  133  D  (entschieden  an  Poseidonios  anklingend, 
s.  Diels  S.  22).  Ueber  das  Verhältniss  der  betreffenden  Schrift  des  Dio- 
doros aber  zu  Aratos  s.  C.  23.  A.  318. 


Eudoros.     4.  Potamon.  295 

4.    Potamon  und  seine  eklektische  Schule. 

So  kurz  auch  allem  Anscheine  nach  die  Wirksamkeit  des 
Antiochos  in  Alexandreia  war,  so  hatte  er  dennoch  sich  rasch 
dort  in  Dion  und  Ariston  Anhänger  erworben306)  und  hinterliess 
daselbst  eine  blühende  Schule,  aus  welcher  namentlich  auch 
Eudoros,  mag  er  nun  den  Antiochos  noch  selbst  gehört  haben 
oder  nicht,  und  weiterhin  Areios  Didymos,  trotzdem  er  sich  als 
Stoiker  bekannte,  hervorging307).  In  der  That  konnte  der  Boden 
nirgends  günstiger  für  den  von  jenem  Akademiker  gepredigten 
philosophischen  Eklekticismus  sein  als  in  dieser  Stadt,  in  welcher 
die  reine  Philosophie  niemals  auf  die  Dauer  gediehen  war,  sondern 
sich  stets  in  eine  philologische  Gelehrsamkeit  umgesetzt  hatte, 
welche  naturgemäss  die  Verschiedenheit  der  philosophischen 
Richtungen  mehr  oder  weniger  verwischte308).  Und  so  trat  denn 
endlich  der  Alexandriner 

Potamon,  ein  Zeitgenosse  des  Areios309),  als  Stifter  einer 
eignen  Schule  auf,  welche  sich  geradezu  die  eklektische  nannte 310), 
aus  welcher  wir  aber  freilich  keinen  anderen  Namen  als  den 
seinen  kennen,  und  welche  daher  ohne  Zweifel  weder  von  grossem 
Einfluss   noch   von   längerer   Dauer   war.      Was    wir   von    seineu 

»Lehren  wissen,  enthält  kaum  einen  eignen  Gedanken  und  zeigt  uns, 
dass  er  in  der  That  seiner  neuen  Secte  den  richtigen  Namen  gab311). 
Die  einzige  von  ihm  ausser  seinem  Hauptwerk  Z}xoi%6LGi6i$  er- 
wähnte Schrift  war  ein  Commentar  zu  Piatons  Politeia312). 


306)  S.  A.  253.  282.  341. 

307)  S.  A.  98.  114.  295.         308)  S.  Diels  S.  81. 

309)  Suid.  notdfioov  'AXs^avdQSvg,  (piXoGocpog,  yeyovatg  tvqo  AvyovGxov 
■kccl  (lex'  (die  einzig  richtige  von  den  vielen  vorgeschlagenen  Verbesserungen 
scheint  die  von  Diels  S.  81.  A.  4.  xax'  zu  sein)  ccvxov. 

310)  La.  Di.  Pro.  21.  Suid.  cctgsGig.  exi  ds  ngo  oXiyov  (itqo  oXiyov 
fehlt  natürlich  bei  Suid.)  nai  Iy.Xby.xi%i\  xi$  aiQSGig  stGrjx&r)  vno  IJoxcc(i(ovog 
xov  'JXst-avdQZcog  iAXs^a/xevov  xd  dqeGyiovxa  si-  E%äoxr\g  xatv  cctgiosrnv.  Wie 
Nietzsche  Rhein.  Mus.  XXIV.  S.  205  f.  Beitr.  z.  Quellenk.  des  Diog.  L. 
S.  9  richtig  erkannt  hat,  ist  bei  La.  Di.  das  ngo  oXt'yov  gedankenlos  aus 
dem  hier  zu  Grunde  liegenden,  der  augusteischen  oder  tiberischen  Zeit  an- 
gehörigen  Quellenschriftsteller  (der  aber  nicht,  wie  Nietzsche  meinte, 
Diokles  war)  mit  abgeschrieben. 

311)  Die  eigentliche  Grundlage  war,  wie  es  scheint,  stoisch,  s.  La.  Di. 
a.  a.  O.  ccQSGKSi  ö'  ccvxa>,  K«ih*  cprjGiv  iv  2xoi%£i(ÖG£i  %.  x.  X.  Diels  a.  a.  0. 
Zeller  S.  617-619. 

312)  Suid.  IIoxccncov.   elg  xr\v  nxdxoovog  IloXixsiccv  V7t6(ivr}(ia.    Der  Titel 


296      Zweiunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker, 

5.    Die  Peripatetiker. 

Wir  haben  bereits  gesehen313),  dass  in  keiner  anderen  Philo- 
sophenschule ein  solcher  Verfall  einriss  wie  seit  dem  Regiment 
des  Lykon  in  der  peripatetischen,  und  dass  auch  einzelne  hervor- 
ragendere Männer  derselben,  wie  Kritolaos  und  der  Tyrier  Diodoros, 
denselben  Dicht  aufzuhalten  vermochten,  um  so  weniger  da  auch 
sie  selbst  über  blosse  „Erläuterung,  Vertheidigung  und  Populari- 
sirung  der  aristotelisch-theophrastischen  Lehren"  nicht  wesentlich 
hinausgingen,  nur  dass  Diodoros  überdem  noch  den  Epikureern 
sehr  bedenkliche  Zugeständnisse  machte314).  Seitdem  scheint  der 
Schule  sogar  „die  genauere  Kenntniss  der  aristotelischen  Lehr- 
bestimmungen und  Schriften  immer  mehr  abhanden  gekommen 
zu  sein",  und  so  ist  denn  auch  „von  keinem  der  Nachfolger 
des  Kritolaos  und  Diodoros  während  eines  Zeitraums  von  fast 
hundert  Jahren  ein  wissenschaftlicher  Satz  überliefert"315).  Aus 
der  gesammten  grossartigen  von  Aristoteles  ausgegangenen  An- 
regung behielt  man,  wie  es  scheint,  Nichts,  was  irgendwie  an 
wissenschaftliche  Thätigkeit  streifte,  bei  als  Redeübungen  und 
Disputiren  über  Thesen316),  und  auch  nur  in  der  Theorie  der 
Rhetorik  ward  allem  Anschein  nach  nicht  das  mindeste  Neue 
von  diesen  Leuten  geleistet 316b).  Hierin  ward  auch  dadurch  Nichts 
geändert,  dass  der  reiche  Bücherliebhaber 

Apellikon  von  Teos,  welcher  später  in  Athen  eingebürgert 
wurde  und  als  Freund  des  dortigen  Peripatetikers  und  Tyrannen 
Athenion  im  mithridatischen  Kriege  von  diesem  mit  einer  atheni- 
schen Truppe  zur  Plünderung  des  Tempels  in  Delos  abgeschickt, 

2toi%£C<q6i<s  (s.  A.  311)  ist  offenbar  nur  ein  abgekürzter.  Ob  den  P. ,  wie 
Diels  meint,  bei  der  Wahl  desselben  die  MeTscoQoXoyiKri  6toi%£icoGig  des 
Poseidonios  (s.  C.  29.  A.  189)  leitete,  ist  mir  doch  recht  zweifelhaft. 

313)  C.  2.  S.  146  f.  153  f. 

314)  S.  C.  2.  S.  164  mit  A.  809. 

315)  Zeller  III3,  1.  S.  620. 

316)  Strab.  XIII.  609  (der  freilich  einen  verkehrten  Grand  angiebt, 
8.  A.  323.  324):  firjösv  s%eiv  cpiXoaocpELV  TtQccy^axiyimg,  äXXa  &s68ig  XTTKv&ifciv, 
s.  A.  322.  Sehr  mit  Recht  bezieht  Zeller  a.  a.  0.  A.  2  auch  die  Aeusserung, 
welche  Cicero  Top.  1,  3  darüber  thut,  dass  ein  angesehener  Rhetor  seine 
Unbekanntschaft  mit  der  Topik  des  Aristoteles  ihm  eingestanden  hatte :  quod 
quidem  minime  sum  admiratus,  eum  philosophum  rhetori  non  esse  cognitum, 
qui  ab  ipsis  phüosophis  praeter  admodum  paucos  ignoraretur  in  erster 
Linie  gerade  auf  die  peripatetischen  Philosophen. 

316b)  Vgl.  C.  35.  A.  12. 


Apellikon  von  Teos.  297 

dabei  aber  von  dem  römischen  Feldherrn  Orbius  überfallen 
und  vernichtet  ward,  so  dass  er  nur  durch  Flucht  sein  eignes 
Leben  rettete317),  eine  höchst  interessante  Entdeckung  etwa 
zwischen  100  und  90  gemacht  hatte.  Die  ßüchersammlung  des 
Aristoteles  war  nämlich  nach  desseu  Tode  auf  Theophrastos  und 
von  diesem  wieder  mit  seinen  eignen  Bücherschätzen  auf  seinen 
Schüler  Neleus  von  Skepsis  übergegangen,  dessen  Nachkommen 
sie,  so  weit  sie  nicht  vielmehr  bereits  von  ihm  selber  an  die 
alexandrinische  Bibliothek  verkauft  worden  war318),  um  sie  vor 
den  Büchernachforschungen  ihrer  Landesherren,  der  pergameni- 
schen  Könige,  zu  retten,  in  einem  Keller  verborgen  hatten,  wo 
sie  von  Moder  und  Motten  übel  zugerichtet  wurde.  Apellikon 
fand  sie,  kaufte  sie  an,  brachte  sie  mit  sich  nach  Athen,  ent- 
deckte 'in  ihr  eigne  schriftliche  Aufzeichnungen  des  Aristoteles, 
die  bisher  noch  unbekannt  waren,  gab  diese  heraus  und  ver- 
fasste  auch  eine  Schrift,  in  der  er  über  den  Verkehr  dieses 
Philosophen  mit  seinem  Freunde  Hermias  von  Atarneus 
handelte319).    Die  von  ihm  gesammelten  Bücherschätze320)  wurden 

317)  Poseidon.  Fr.  41  bei  Ath.  V.  214  d  ff.  s-Aitspipag  (näml.  'A&rjvtav, 
vgl.  A.  29)  .  .  .  stg  xr\v  vr\Gov  'Anslliv.oivxa  xbv  Tjjiov,  iiolixr\v  8s  'A&rjvai'cov 
ysvöfisvov,  no lhlIcox axöv  xlvcc  hcu  dxpUoQOv  £r}6ccvxa  ßtov  bxs  [isv  ydq  scpilo- 
aöcpsi  [xca]  xa  risQL7taxrjxi%d,  xca  xr\v  'AoiGxoTslovg  ßiß\io&r]-Ar]v  neu  alias 
ovvriyÖQa^E  6v%vdg  (rjv  ydo  7tolvxQrifiaxog)  xa  x'  sv.  xov  Myxocpov  xmv  na- 
laLwv  avxoyoacpa  ipr)cpi6(idxa)V  vqpaLQOvpsvog  sytxäxo  xca  sv.  xeov  dllcov  no- 
Iscov  sl'  xl  nalaiov  si'r]  %al  dnod'szov.  Iqp'  olg  cpmqaQ'slg  sv  xalg  'Ad'^vaig 
sy.iv8vvsvgsv  av,  st  pr}  syvysv.  x«l  fisx'  ov  nolv  ndliv  xat^^a ,  frsoa- 
nsvoag  nollovg-  xca  avvsnsyqäcpsxo  xa  'A&rjvicovi  d>g  8rj  dnb  xrjg  avzrjg 
aiQsasmg  bvxi  .  .  .  'Aitslliumv  8s  (isxd  Svvdfiscog  s£oQ[i/taag  stg  Jrlov  xai 
nuvrjyvQLHcög  [idllov  r)  cfrpcmcoTixcog  dvaaxQSCpo^isvog ,  xca  nQOcpvlanrjv  dps- 
Isoxsqav  7tobg  xi\v  dfjlov  fiSQi'oag,  [idliaxa  8s  xa  s^omod's  xrjg  vrjaov  sdßag 
dcpvlav.xa  xca  ov8s  ^a^axa  ßalöfisvog  s-noifidxo.  xovxo  8s  smyvovg  6  'Oqo- 
ßtog  axQaxrjyog  'Pcojuca'coi/  [xca  qpvldaaav  xi\v  dr\lov\  cpvld^ag  daslr\vov  vvv.xa 
xca  spßißdoag  xovg  savxov  oxQaxiaxag  xoiiiafisvoig  v.al  ^is&vov6iv  snutsawv 
■AaxsY.oips  xovg  'Ad'rjvatovg  .  .  .  xca  6  nalög  cxqaxriybg  'AnslliHcov  s'la&s  cpvywv 
sv,  Jrjlov. 

318)  Ath.  I.  3  a.  'AqiöxoxsItjv  xs  xbv  cpilococpov  <^tial  GsocpQaaxovy  (mit 
Recht  von  Wilamowitz  hinzugesetzt,  vgl.  A.  322)  %ca  xbv  xd  xovzcov 
8iaxrmr]Gavxa  Nr\lsa'  nag'  ov  rcdvxai;}),  (prjai,  Ttoidiisvog  b  fjLisSajcbg  ßaai- 
Xsvg  IIxol£[iaLOS,  <PildSslcpos  8s  Inivliyv  x.  x.  I.     Vgl.  d.  Nachtr. 

319)  Aristokl.  b.  Euseb.  P.  E.  XV,  2,  13.  793  b.  tisqI  usv  ovv  'Eqiislov 
CEqlu'ov?)  xca  xr)g  'jQi6xoxslovg  nötig  avxbv  cpiliag  dlloi  xs  nollol  cvyysyoa- 
opaGi  xai  8r\  xca  'AjtsllLyimv,  ov  xoig  ßißlioig  b  svxv%(üv  TtsnavGsxai  ßlaocpr}[ia)v 
avxovg.    Vermuthlich  war  dies  jedoch  nicht  der  einzige  Inhalt  dieser  Schrift. 

320)  Unter  ihnen  befand  sich  auch  ein   merkwürdiges  altes  Exemplar 


298      Zweiunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

sodann  von  Sulla,  als  dieser  86  Athen  erobert  hatte,  nach  Rom 
gebracht,  wo  sich,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  mit  den  unter 
ihnen  befindlichen  Schriften  des  Aristoteles,  wir  erfahren  nicht 
genauer,  in  welcher  Weise,  der  Grammatiker  Tyrannion  be- 
schäftigte321), und  wo  dieselben  dann  in  vielfach  fehlerhaften 
Abschriften  in  den  Buchhandel  gebracht  sein  sollen322). 

der  Ilias,  s.  Anecd.  Rom.  p.  5.  rj  de  donovacc  dgicctcc  'iXidg,  Xeyofievr}  de 
dit  ^Ehxcövog,  itQOOifXiov  e%ei  xovxo'  „Mov6ccg  deidm  %ccl  'AnoXXavcc  nXvzo- 
to|ov",  cog  Kai  NiKUVcaq  yjey^vr\xcci  ncci  Kodxi\g  ev  xoig  zJiog&coxixoig.  Der 
Herausgeber  Osann  S.  257.  A.  1  wollte  dcp'  'EXwcovog  herstellen.  Dass 
vielmehr  'AneXXiHävog  das  Richtige  sei,  erkannte  A.  Nauck  Ueber  die 
Helikonische  Ilias,  Philologus  VI.  1851.  S.  560—563,  vgl.  W.  Ribbeck 
Jahrb.  f.  Ph.  LXVI.  1852.  S.  4  ff. 

321)  S.  C.  30.  A.  188. 

322)  Strab.  XIII.  608  f.  in  de  xr)g  Znrjrpewg  oi'  xe  Zcoy.qccxiy.oI  yeyovccGiv 
"EQoeaxog  yccl  Kooionog  yccI  6  xov  KoqIgyov  vtbg  NrjXevg,  dvr)o  y.o.1  'Aqigxo- 
xeXovg  7jYQOCc(ievog  y.cci  &eo(pqdaxov ,  diccdedeyfievog  de  xv\v  ßißXio&^YTjv  xov 
©eocpqdöxov  (vgl.  A.  318  und  das  Testam.  des  Theophr.  b.  La.  Di.  V,  52. 
xb  de  %(oqCov  .  .  .  didcopi  KccXXtvcp,  xcc  de  ßißXicc  ndvxcc  NrjXei),  ev  rj  r\v  xca 
rj  xov  'AgLaxoxeXovg'  6  yovv  AQLGxoxeXris  xryv  eccvzov  ©eoqpqdGTcp  naqedcüYev, 
eine q  y.cc\  xr\v  G%oXi]v  aneXine ,  nqcoxog  (?)  cov  i'Gfiev  Gvvccyccycbv  ßißXicc  yccI 
didd^ag  xovg  ev  Alyvnxta  ßccGiXeccg  ßißXiod'r^Y.rjg  Gvvxa^iv.  (deoyoccGxog  de 
NrjXei  nccqedooYev  o  d'  elg  ZY.rjtpiv  YOfiLGccg  xoig  fiex'  ccvxbv  nccqedcoYev, 
Idicozcctg  dvd'qcanoig ,  ol  Yccxd%XeiGxcc  el%ov  xcc  ßißXCa  ovd'  em^eXag  neifievcc' 
eneedr)  de  tJg&ovxo  xr\v  Gitovdr)v  xav  AxzccXlycov  ßccGiXöajv  vcp'  olg  i\v  r)  noXig, 
grjxovvxcov  ßißXicc  elg  xr\v  y.axaG*evr)v  xr]g  ev  IleqydfKp  ßißXio&rjYriQ  xara  yrjg 
e-KQVipav  ev  dicaqvyi  xivi'  vnb  de  voxiag  xca  gy\xiov  Y.ccYco&evzcc  oipe  noze 
dnedovxo  oi  dnb  xov  yevovg  AneXXiYtovxi  xcp  Tr}l(p  noXXmv  dqyvqliov  xcc  xe 
'AqiGxoxeXovg  yccl  xd  xov  ©eocpQccGtov  ßißXicc'  r\v  de  b  'AneXXiYcbv  (piXoßißXog 
(iccXXov  r]  cpiXoGocpog'  dtb  yccl  £r)zd)v  eitccvoq&coGiv  xeov  diccßqcofidxcov  ccvxc- 
yqccqicc  Yccivd  iiexrjveyxe  xr\v  yqcccprjv  dvccnXrjqcov  ovy  ev,  yccI  e£edco%ev  dpaq- 
xccdcov  nXrjQT}  xa  ßißXicc.  Gvveßrj  de  xoig  Jx  xeov  neqmdxcov  xoig  fiev  ndXcci 
xoig  fiexcc  GeocpqdGxov  ovy  e%ovgiv  oXcog  xcc  ßißXicc  nXr\v  oXCycov  tccl  [idXiGxcc 
x&v  el-aixeQiHcbv  iirjdev  £'%eiv  cpiXoGocpeiv  7tQccy[uxxi>i<bg,  ccXXcc  fteoeig  Xyjhv- 
ftifaiV  xoig  d'  vGxeQOV,  dep3  ov  xcc  ßißXicc  xccvxcc  noorjXd'ev,  dfieivov  pev 
eneivoav  cpiXoGoyeiv  %ccl  dqiGtoxeXige i v ,  dvayud^ecd'ca  fievxot  xd  noXXd  eUoxcc 
Xeyeiv  did  xb  nXrjd'og  xwv  dficcQtiäv.  noXv  de  elg  xovxo  neu  r)  'Poofirj  itQ06e- 
Xdßexo'  ev&vg  yccq  pexd  xr)v  'AneXXiKmvxog  xeXevxrjv  ZvXXccg  i^e  xtjv  'AneXXi- 
v.ävxog  ßißXioQ'r]Y.r\v  6  xdg  'Ad^vctg  eXeov,  devQO  de  H0(ii6d-ti6ccv  Tvqccvvlcov 
xe  6  yQdfifiaxiyibg  die%eiQi6ccxo  cpiXccQi6ioxeXrjg  mv,  &eQcc7tevoccg  xov  en\  xr\g 
ßißXioQ,r\Y.r\g ,  kcci  ßißXionüiXccl  xiveg  ygcccpev6L  (pccvXoig  %q(oiievoi  yiccl  ovx  dvxi- 
ßdXXovxeg,  oneg  xai  enl  xcöv  aXXav  avfißalvet  xcöv  elg  ngdaiv  y(>cccpo[ievcov 
ßißXiatv  Hcci  ev&dde  hccl  ev  'AXe^avdqelcc.  Vermuthlich  nur  aus  Strab.  (s.  Zeller 
II3,  2.  S.  139.  A.2  u.  vgl.  d.  Nachtr.,)  erzählt  Dasselbe  Plut.  Sulla  26.  e&iXev 
eccvxG)  xi]v  'A%eXXi%äiVog  xov  Trjlov  ßißXco&Tj-urjv ,  ev  rj  xd  nXeiaxcc  xeov  Aqigxo- 
reXovg  liccl  ©eocpqdaxov  ßißXlcov  rjv  ovtcco  xbxe  eceyaig  yvooQi£b[ievcc  xoig  noXXoig. 


Apellikon  von  Teos.  299 

In  der  That  konnte  nun  aber  diese  Entdeckung  auch  gar 
Nichts  zur  Hebung  jener  kläglichen  Zustände  in  der  damaligen 
peripatetischen  Schule  beitragen.  Denn  der  Grund  zu  denselben 
lag  in  Wahrheit  nicht  darin  323);  als  ob  jenen  Peripatetikern  die 
systematischen  Lehrschriften  des  Aristoteles  fast  alle  nicht  zu- 
gänglich gewesen  wären ;  sondern  nur  darin,  dass  ihnen  der  Sinn 
dafür  fehlte  dieselben  zu  benutzen,  wovon  denn  freilich  die 
natürliche  Folge  war,  dass  Exemplare  dieser  von  Aristoteles 
nicht  für  das  Publicum,  sondern  als  Lehrbücher  für  seine  Schule 
bestimmten  Schriften  ohne  Zweifel  immer  seltner  wurden.  Was 
der  Fund  des  Apellikon  Neues  brachte,  das  kann  in  Wirklichkeit 
nur  ein  Theil  derjenigen  Aufzeichnungen,  welche  sich  Aristoteles 
lediglich  für  seinen  eignen  Gebrauch  gemacht  hatte,  also  der 
sogenannten  hypomnematischen  Schriften  gewesen  sein324). 


Xeyexai  de  nofiia&eia^g  avxijg  elg  *Poo[L7}v  Tvqavvl(ova  xbv  ygccnficcxinov 
sv6Y.Bvuacca%'ai  xcc  noXXa  x.  x.  X.  (s.  A.  327).  oi  de  nqeößvxeqov  IleQMaxrjxi- 
xot  cpccivovxai  [iev  KCC&'  eavxovg  yevopevoi  %ccqlevxeg  %a\  cpiXoXoyoi(l),  xav 
de  'AqiaxoxeXovg  neu  ©eocpqacxov  yqu^iiäxav  ovxe  noXXoig  ovxe  ayiQißöäg 
(yeyQcciinevoigy  (so  Susemihlin  Bursians  Jahresber.  XVIII.  S.  253.  A.  5, 
(yeyQtt[i[ievoig  ßißXloigy  nicht  richtig  Robbe  Vit.  Aristot.  S.  XIV)  evxexvyr\- 
noxeg  dia  xö  xbv  Nrfiecog  xov  Z-aritpCov  kXtjqov,  q>  xä  ßißXia  HaxeXine  ©eo- 
cpQccoxog,  elg  äcpiXoxipovg  xat  Iduoxag  ccv&Qconovg  neQiysvead'cti.  Vgl.  A.  318 
und  andrerseits  A.  324. 

323)  Wie  Strab.  a.  a.  0.  behauptet. 

324)  Dass  sich  neben  der  verkehrten  Angabe  Strabons  auch  die  richtige 
Ueberlieferung  erhielt,  geht  aus  des  Ptolemaeos  (uns  bekanntlich  nur  durch 
arabische  Schriftsteller  überkommenem)  Verzeichniss  der  aristotelischen 
Schriften  hervor,  welches  unter  seinen  92  (s.  aber  d.  Nachtr.)  Nummern  an 
86.  Stelle  enthält:  Libri,  qui  inveniebantur  in  bibliotheca  Apellicontis  (oder 
wörtlich  viri  qui  nominatur  Ablikun),  s.  Rose  Aristot.  fragm.,  Leipz.  1886. 
S.  2.  22.  Dass  von  fast  allen  akroatischen  Werken  des  Aristoteles  bis  auf 
Apellikon  nur  das  einzige  eigne  Exemplar  des  Verfassers  existirt  haben 
sollte,  ist  von  vorn  herein  undenkbar,  da  dies  ihrem  Zwecke  als  Lehrbücher 
der  Schule  zu  dienen  widerspricht  und  ihren  Unterschied  von  den  hypomne- 
matischen aufheben  würde.  Es  ist  aber  auch  der  Gegenbeweis  hinlänglich 
geführt.  Die  hierauf  gerichteten  Untersuchungen  von  einem  französischen 
Gelehrten  im  Journ.  des  Scavans  1717.  S.  655  ff.,  Brandis  Ueb.  d.  Schicksale 
der  aristot.  Bücher,  Rhein.  Mus.  1827.  S.  236—286,  Kopp  Nachtrag,  ebend. 
1829.  S.  93—106,  Brandis  Gr.-röm.  Ph.  II,  2.  S.  66—76,  Stahr  Aristotelia 
IL  S.  1  —  166.  294  f.,  Zeller  a.  a.  0.  II3,  2.  S.  138—154  leiden  freilich  an 
einem  doppelten  Fehler.  Fürs  Erste  nämlich  ziehen  sie  auch  die  populären 
(exoterischen)  Werke  und  die  historischen  Sammelschriften,  wie  Politien 
und  Didaskalien,  mit  in  die  Frage  hinein,  von  denen  die  zu  widerlegende 
Behauptung  ja  gar  nicht  aufgestellt  ist  und  selbstverständlich  nicht  auf- 


300       Zweiunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Pbilos.     5.  Peripatetiker. 

Eine  wirkliche  Abhülfe  konnte  sqnach  vielmehr  nur  dadurch 
geschaffen   werden ,    dass   in   dem   peripatetischen   Kreise   endlich 

gestellt  werden  konnte.  Nicht  einmal  die,  wie  wir  C.  13.  A.  86.  C.  16. 
A.  50.  C.  17.  A.  65  ff.  93b.  94  sahen,  von  Kallimachos ,  Aristophanes  von 
Byzanz  und  Anderen  benutzte  Tbiergeschichte  kommt,  streng  genommen, 
hiebei  in  Betracht,  vgl.  A.  333.  Zweitens  aber  wäre  die  nachweisliche 
Benutzung  der  akroatischen  Schriften  bei  den  ältsten  Peripatetikern  Theo- 
phrastos,  Eudemos,  Straton  und  anderen,  die  höchst  wahrscheinliche  der 
Politik  auch  b.  Hieronymos  (La.  Di.  I,  26,  s.  Prinz  De  Solonis  Plutarchei 
fontibus,  Bonn  1867.  S.  24 f.)  allerdings  bei  dem  Vorhandensein  bloss  jenes 
einzigen  Exemplars  unmöglich  gewesen,  aber  es  bliebe  ja  noch  die  Aus- 
flucht, dass  etwa  während  der  Zeit  zwischen  Stratons  Tode  bis  zu  Apellikons 
Fund  (ungefähr  270—90)  fast  alle  Abschriften  verloren  gegangen  seien,  um 
auch  sie  zu  widerlegen,  muss  die  Untersuchung  zunächst  auf  diese  Zwischen- 
zeit beschränkt  werden.  Während  derselben  benutzte  nun  aber  sogar 
ausserhalb  der  peripatetischen  Schule,  wie  wir  C.  16.  A.  55.  C.  28.  A.  54b.  57. 
C.  29.  A.  180)  gesehen  haben,  höchst  wahrscheinlich  Aristophanes  die 
Poetik,  Panaetios  die  Politik,  sicher  Poseidonios,  wenn  anders  man  diesen 
noch  mit  heranziehen  darf,  die  Physik  (b.  Simplik.  in  Phys.  I.  p.  291,  34  ff. 
Diels)  und  die  Meteorologie,  die  Rhetorik  Archedemos  (s.  C.  2.  A.  383 b; 
ausserdem  vgl.  C.  35.  A.  144 b),  innerhalb  der  peripatetischen  Kreise  der 
Verfasser  der  grossen  Moral  die  nikom.  Ethik  und  (II,  14,  1212  b  37  ff., 
s.  Susemihl  z.  d.  St.)  das  12.  B.  der  Metaphysik,  der  des  sogenannten 
zweiten  Buchs  der  Oekonomik  die  Politik  (s.  Susemihls  Ausg.  jener 
Schrift  S.  Xff.),  der  der  pseudo- aristotelischen  Abh.  von  der  Bewegung 
der  lebenden  Wesen  die  Metaphysik,  Physik,  Psychologie,  die  anthropo- 
logischen und  die  systematisch- zoologischen  Schriften  (s.  Zeller  II3,  2. 
S.  938  f.  A.  11).  „Die  Kategorien  fand  schon  Andronikos  um  die  unächten 
Postprädicamente  vermehrt  und  kannte  von  ihnen  verschiedene  Abschriften 
mit  abweichenden  Titeln  und  Lesarten  (s.  A.  329  und  Zell  er  S.  67—69), 
sie  müssen  also  schon  längere  Zeit  vor  ihm  in  den  Händen  der  Abschreiber 
gewesen  sein"  (Zeller  S.  148),  und  er  würde  schwerlich  unterlassen  haben 
bei  jenem  Streit  über  eine  Lesart  den  Fund  des  Apellikon  zur  Entscheidung 
heranzuziehen  noch  auch  gewagt  haben  die  Aechtheit  der  Hermenie  an- 
zuzweifeln (s.  A.  336),  wenn  wirklich  des  Aristoteles  eigne  Niederschriften 
jener  beiden  Werkchen  aus  dem  Keller  in  Skepsis  zu  Tage  getreten  wären 
(Zell er  S.  142).  Wenn  endlich  doch  höchst  wahrscheinlich  (s.  A.  328  und 
C.  19.  A.  11)  die  beiden  anderen  Verzeichnisse  aristotelischer  Schriften  auf 
Hermippos  zurückgehen,  so  befanden  sich  in  der  grösseren  alexandrinischen 
Bibliothek  die  logischen  Schriften  (s.  Zeller  S.  67.  A.  1.  S.  69  f.  A.  1. 
S.  70  f.  A.  1,  die  Topik  sogar,  wie  es  scheint,  in  mehreren,  theils  voll- 
ständigen und  theils  unvollständigen  Exemplaren,  s.  Zeller  S.  72.  Anm. 
S.  74  f.  A.  7),  die  Rhetorik  und  (nach  dem  zuverlässigeren  Index  des  La.  Di.) 
noch  in  richtiger  Trennung  von  ihr  das  jetzige  3.  Buch  tisqI  Xe^scos  (in 
2  Büchern,  s.  Zeller  S.  76  f.  A.  2),  das  ursprünglich  eine  selbständige 
Schrift  bildende  5.  Buch  (J)  der  Metaphysik  nsgl  xmv  no6cc%(og  Xsyofisvoav 
(8.  Zeller  S.  86),    auch   wohl    die   Schrift   vom   Entstehen  und  Vergehen 


Apellikon.     Andronikos.  301 

einmal  wieder  ein  Mann  von  höherer  Begabung  und  acht  wissen- 
schaftlichem Sinne  erstand ,  welcher  die  Schule  wieder  zum  ein- 
gehenden Studium  jener  Encyklopaedie  der  Wissenschaften  zurück- 
führte, welche  ihr  der  Meister  in  seinen  systematischen  Werken 
hinterlassen  hatte ,  und  dieser  Mann,  welcher  sich  ein  solches 
unsterbliches  Verdienst  erwarb,  und  welchem  wir  ohne  Frage 
die  Erhaltung  fast  aller  dieser  Schriften  verdanken,  war 

Andronikos    von    Rhodos325),    welcher   in    Athen    als    der 
neunte    oder    zehnte    Nachfolger    des    Aristoteles 326)   lehrte.     Er 


unter  dem  Titel  neol  gxol%blcov  und  noch  besonders  das  1.  Buch  derselben 
unter  der  Bezeichnung  itsoi  xov  7t<xG%siv  xat  ■nsnovQ'hai  (s.  Zeller  S.  88f. 
A.  1),  ferner  die  Thiergeschichte  in  9  Büchern  nebst  dem  unächten  10. 
(unter  dem  Titel  viibq  xov  pr]  ysvvciv,  vgl.  C.  2.  A.  826),  die  Ethik  (unvoll- 
ständig, s.  Susemihl  Ausg.  der  eudem.  Eth.  S.  161),  die  Politik  und  die 
Poetik  (letztere  noch  vollständig  in  2  Büchern)  nebst  einigen  der  erhaltnen 
unächten  Schriften  und  einzelnen  der  verlornen  ganz  oder  annähernd  in 
diese  Classe  gehörigen,  wie  (s.  Zeller  S.  93.  A.  1)  der  Anatomie  und 
(s.  Zeller  S.  98.  A.  1)  Pflanzengeschichte.  S.  Zeller  S.  52.  A.  2,  wo  aber 
für  119  (Diog):  7COi7]XiY.mv  u  vielmehr  83:  7tQccy(iaxsiag  xe%vrjg  Tioir\xi%r\q 
äß  (vgl.  Hesych.  75  xs%vr\g  noirjxixiig  ß)  zu  setzen  ist  und  die  (lexccyvGiiiu 
(näml.  TtQoßXruLaxa)  bei  Hesych.  111  aus  dem  Spiele  bleiben  mussten.  Auf- 
fällig ist  nur,  dass  in  diesem  Verzeichniss  des  Hermippos  die  systemati- 
schen zoologischen  Schriften  fehlen,  während  doch  auch  diese  wohl  zweifellos 
seinem  Zeitgenossen  Aristophanes  von  Byzanz  bekannt  waren,  s.  C.  16.  S.  442 
mit  A.  50.  Man  mag  staunen  über  die  Halb  wisserei  Strabons,  der  doch 
ein  Schüler  des  Tyrannion  (s.  C.  30.  A.  185)  und  (s.  A.  340.  354)  des  Boethos 
war;  aber  an  der  Sache  selbst  wird  dadurch  Nichts  geändert. 

325)  Unter  den  berühmten  von  dort  gebürtigen  Philosophen  nennt  ihn 
Strab.  XIV.  655.  —  Littig  Andronikos  von  Rhodos  I.  München  1890.  8. 

326)  Anonym,  z.  Aristot.  de  interpr.  Schol.  in  Aristot.  94 a  21  f.  neol  xov 
yvtjGLOV  'Avögovinog  b  'Podiog  ä[icpißciXXEL  {.tovog  6  Xsybfizvog  Evöenccxog  diadoxog 
xrjg  'AoL6zoxsXovg  ÖLaxQißrjg.  Ammon.  97a  13  ff.  7iobg  dz  xb  yvrjciov  slvai .  .. 
xb  ßLßXiov  ovdslg  tj^icooe  .  .  .  cc^cpißaXhLV  .  .  .  nXrjv  'Avdoovi'xov  xov  *Po8iov, 
og  EvdsHccxog  [i\v  r\v  dnb  xov  'AoiGxoxtXovg.  Elias  Schol.  in  Aristot.  24a  20. 
AvdooviHog  ...  6  xovxov  avdsHCixog  ytvopsvog  diccdo%og.  25 b  42  f.  Avdoovi- 
xog  dl  b  PoSiog  b  nEQncaxj]XLv.6g,  b  evSenaxog  diudoxog  xrjg  'AqiGxoxsXovg 
GioX^g.  Dagegen  Ammon.  (?)  in  Aristot.  Anal.  pr.  24 b  19  b.  Waitz  Aristot. 
Org.  I.  S.  45.  6  ds  Bor}&og  evSsnaxog  unb  'AoioxoxsXovg  yEVOfitvog.  *~Bei 
beiden  Zählungen  ist  wohl  Aristoteles  mitgerechnet,  denn  dessen  nächste 
Nachfolger  waren  Theophrastos ,  Straton,  Lykon,  Ariston,  Kritolaos,  Dio- 
doros  u.  (s.  Zeller  II8,  2.  S.  934.  A.  3)  wahrscheinlich  Erymneus,  zwischen 
Erymneus  aber  und  Andronikos  ist  kaum  für  mehr  als  noch  zwei,  höchstens 
drei  Schulvorsteher,  auch  wenn  sie  nur  verhältnissmässig  kurze  Zeit  regiert 
haben,  Platz.  S.  Zeller  IIP,  1.  S.  620  f.  A.  5.  Freilich  ist  die  letztere 
Zählung,  obschon  sonach  im  Uebrigen  wohl  die  richtigere,   doch  insofern 


302      Zweinnddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

veranstaltete  eine  neue  Ausgabe  sei  es  von  allen  sei  es,  wie 
wahrscheinlicher  ist,  nur  von  ebendiesen  Schriften  desselben 
und  des  Theophrastos  nebst  den  verwandten  beschreibenden 
zoologischen  und  botanischen  Werken  Beider,  in  welcher  er  die- 
selben nach  den  verschiedenen  wissenschaftlichen  Disciplinen  oder 
Pragmatien  zusammenordnete327)  und  ihnen  im  Wesentliche^  so 
weit  es  nicht  schon  geschehen  war  oder  umgekehrt  seine  Nach- 
folger doch  noch  mehrere  Aenderungen  trafen,  überhaupt  bereits 
ihre  jetzige  Gestalt  gab328).    Mit  ihm  begann  aber  auch  die  lange 


falsch,  als  Boethos,  der  bei  ihr  offenbar  als  sein  Nachfolger  erscheint,  wahr- 
scheinlich gar  nicht  der  athenischen  Schule  vorgestanden  hat,  s.  A.  343.  354. 

327)  Porphyr.  V.  Plotin.  24  sagt  von  „Andronikos  dem  Peripatetiker", 
nach  dessen  Vorbilde  er  selbst  die  Schriften  des  Plotinos  geordnet  habe: 
xcc  'Agioxoxslovg  Kai  @80cpQU6xov  slg  itQuypaxslug  dietle,  xocg  oUstag  vno- 
fteatig  slg  xccvxbv  ovvccyaymv.  Und  Plut.  a.  a.  0.  fügt  unmittelbar  hinter 
zä  noXXd  (s.  A.  322)  noch  Folgendes  ein:  v.al  nag'  uvxov  (näml.  TvQavvicovog) 
xbv  *P6diov  'AvSqÖvlkov  stmoQ^aavxa  t(ov  avxiyQccrpoav  slg  (isaov  fthivcci  xca 
ccvayqdipoa  xovg  vvv  cpeQOfievovg  nCvccnctg.  Ueber  diesen  Zusatz,  welchem 
allein  wenigstens  in  Strabons  jetzigem  Text  Nichts  entspricht,  kann  man 
sich  nun  allerdings  verschiedne  Gedanken  machen  (s.  Zell  er  II3,  2.  S.  139. 
A.  2.  Susemihl  Jahresber.  XVII.  S.  253.  A.  5),  aber  das  Wahrscheinlichste 
ist  doch  wohl,  was  Di  eis  Doxogr.  S.  216  mit  den  Worten  „Slrabonis  .  .  . 
narratio,  quam  Plutarchus  secutus  eis  quae  de  Andronico  fando  audiverat 
haud  scite  amplificavit"  anzudeuten  scheint,  dass  Plutarchos  bei  der  Ein- 
fügung desselben  aus  eignen  Mitteln  mit  noch  viel  ärgerer  Halb  wisserei  als 
Strabon  zu  Werke  gegangen  ist.  Ob  A.  jemals  in  Rom  war,  wissen  wir 
nicht,  und  Plut.  sagt  das  ja  auch  nicht,  aber  ich  möchte  dem  Zeugniss 
desselben  hier  auch  nicht  einmal  so  viel  vertrauen,  wie  Zeller  III3,  1. 
S.  621  f.  thut,  um  als  zweifellos  anzunehmen,  dass  A.  wirklich  Abschriften 
aus  ApellikoDS  Bibliothek  durch  Tyrannion  sei  es  in  Rom  empfangen  sei 
es  nach  Athen  zugeschickt  erhalten  habe.  Denn  nicht  bloss  standen  ihm 
ja  jedenfalls  die  Ausgaben  des  Apellikon,  sondern  wahrscheinlich  während 
seines  doch  wohl  (s.  A.  340)  anzunehmenden  Zusammenlebens  mit  demselben 
in  Athen  auch  die  Originale  selbst  zur  Verfügung.  So  viel  aber  wird  man 
Plut.  glauben  dürfen,  dass  er  wirklich  von  einer  neuen  Ausgabe  durch  A. 
(slg  psaov  ftsivoti)  gehört  hatte,  und  auch  das  muss  ich  Zeller  III3,  1.  S.  621. 
A.  1  zugeben,  dass  auch  die  Aeusserung  des  Porphyr,  auf  eine  solche  hinweist. 

328)  Dies  wäre  freilich  undenkbar,  wenn  die  Verzeichnisse  der  aristoteli- 
schen Schriften  bei  La.  Di.  V,  21  ff.  und  Hesych.  v.  Mil.  vielmehr  auf  ihn 
(von  dem  doch  im  ganzen  La.  Di.  sonst  keine  Spur  ist)  zurückgingen,  wie 
Bernays  D.  Dialoge  des  Aristot.  S.  133  f.  und  Rose  Aristot.  pseudep. 
S.  8  ff.  (vgl.  S.  4  ff.)  u.  ö.  behauptet  haben  und  zu  meiner  Verwunderung 
Diel s  Arcb.  f.  Gesch.  der  Philos.  I.  1888.  S.  484  von  Neuem  vermuthet 
(s.  C.  12.  A.  59).  Allein  wenn  auch  nicht  alles  von  Heitz  (s.  C.  19.  A.  11) 
hiegegen    Bemerkte   stichhaltig  ist,    so   fällt  doch    m.  E.   diese   Annahme 


Andronikos  von  Rhodos.  303 

Reihe  der  Commentatoren  des  Aristoteles.  Denn  als  Ergänzung 
zu  dieser  Ausgabe  verfasste  er  ferner  auch  Paraphrasen  und 
Erläuterungen  zu  mehreren  jener  Werke329)  und  eine  Ein- 
leitungsschrift in  das  Studium  des  Aristoteles  und  des 
Theophrastos  in  mindestens  5  Büchern330),  in  welchem  er  ver- 
muthlicheine  Biographie  Beider  gab  331);  jedenfalls  ihre  Testamente 
mittheilte 332),  Verzeichnisse  ihrer  Schriften  nach  seiner  neuen 
Anordnung   derselben    entwarf333),    namentlich    auch   seine    neue 

schon  gerade  dadurch,  dass  jene  beiden  Verzeichnisse  im  schroffsten  Gegen- 
satz gegen  irgend  eine  Pragmatieneintheilung  stehen  und  ihnen  eine  wesent- 
lich andere,  zwar  sachliche,  aber  noch  recht  rohe  und  lockere  Anordnung 
zu  Grunde  liegt  (s.  Heitz  Verl.  Schriften  des  Aristot.  S.  21—23),  so  dass 
dadurch  Rose  selbst  sich  zu  dem  geradezu  halsbrechenden  Auswege  ge- 
zwungen sah  zu  behaupten,  dass  in  diesen  beiden  Katalogen  nur  diejenigen 
Schriften  zusammengefasst  seien ,  auf  welche  die  Pragmatieneintheilung  des 
A.  sich  nicht  erstreckte. 

329)  Am  Meisten  wissen  wir  von  seiner  Paraphrase  (Simpl.  in  Cat. 
Schol.  in  Aristot.  41 b  25.  42 a  10.  'Avdoovwog  rtccQcccpQccgcov  xo  xav  Kaxr\yo- 
Qiav  ßißXlov)  und  seinem  Commentar  (vgl.  A.  358)  zu  den  Kategorien, 
die  besonders  von  Simplikios  in  dem  seinen  sehr  häufig  herangezogen 
werden,  und  so  erfahren  wir  denn,  dass  er  hier  auch  über  die  Unächtheit 
des  Anhangs  (der  sogenannten  Postpraedicamente)  und  den  richtigen  Titel 
so  wie  über  verschiedne  Lesarten  sich  ausliess,  s.  bes.  Simplik.  Seh.  in 
Ar.  81a27ff.  xivtg  [iev  yccQ,  (ov  nal  Av8q6vi%6g  eaxi,  naooe  xr\v  tcoo^böiv 
xov  ßißXCct  7Zqo6k£i6&ccl  cpocöiv  vno  xivog  xavxa  (näml.  jener  Anhang)  xov 
xb  xmv  KaxrjyoQicöv  ßißXcov  Iloo  xcov  xontov  BniyQCtipctvxog.  Dexipp.  p.  25,  25ff. 
Speng.  Seh.  in  Ar.  42 a  30  ff.  ovk  Iv  anccai  xoig  avxiyqacpoig  xb  „6  ds  Xoyog 
xü\g  ovolotg"  (1  a  2)  7tqo6v.sixcii,  cog  ncä  Borföog  iivrjfiovevsi,  %cu  'AvÖQOViHog. 
Simpl.  Seh.  40b  23  ff.  61a  25  ff.  Auf  Commentare  zur  Physik,  Psycho- 
logie und  Ethik  scheinen  ferner  die  Bemerkungen  von  Simpl.  Phys.  100v. 
p.  440,  11  f.  Diels.  Themist.  de  an.  II.  p.  56,  11.  59,  6  Speng.  und  Aspasios 
bei  Rose  Aristot.  pseudep.  S.  109  hinzuweisen.  S.  Zeller  IIP,  1.  S.  622 f.  A.3. 

330)  S.  A.  337.  Den  Titel  kennen  wir  nicht:  ex  Andronici  philosophi 
libro  sagt  unbestimmt  Gell.  XX,  5,  10,  traetatu  quinto  libri  Andronici  de 
indice  librorum  Aristotelis  Ptolem.  No.  90,  vgl.  d.  Nachtr. 

331)  Gleichwie  später  auch  Ptolemaeos  in  seinem  offenbar  ganz  nach 
dem  Muster  von  dem  dos  A.  eingerichteten  Werke,  Elias  in  Categ.  Seh. 
in  Ar.  22 a  13.    nccl  xlv  ßiov  ccvxov  neu  xi(v  §iuftr\-*.r\v  (so  Rose  f.  dioc&eaiv). 

332)  Vit.  Aristot,  Marc.  p.  435,  16  ff.  Rose  (Aristot.  fragm.,  Leipz.  1886). 
dicc&rjHriv  Syyqcicpov  hccxccXmcov ,  »J  qpSQStcci  ticlqcl  xs  'AvdQOviv.(p  •accl  JJxoXb- 
jLtatco  fisxa  xov  nivuv.og  xcov  avxov  cvyyoccnndxcov.  Vet.  transl.  p.  450,  lff. 
Rose,  dimittens  testamentum  scriptum,  quod  fertur  ab  Andronico  et  Ptolo- 
maeo  cum  voluminibus  suorum  trattatuum. 

333)  S.  A.  327.  Hierauf  beziehen  sich  ohne  Zweifel  die  Worte  des 
Plut.  a.  a.  O.  (s.  A.  327)  xca  ttvayqdipai  xovg  vvv  qpsqofiivovg  nlvanctg. 
Elias  a.  a.  0.  24a  19  f.    x(ov  'AoiaxoxsXLxäv   övyyoa[i[idx(ov  %iXC(ov  ovxav  xov 


304      Zweiunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

Pragniatieneintheilung  der  streng  systematischen  entwickelte  und 
rechtfertigte,  über  die  Abfolge  der  Pragmatien 334)  und  der  ein- 
zelnen Schriften  innerhalb  jeder  Pragmatie335)  und  die  Aechtheit 
oder  Unächtheit   dieser    und   jener  Schrift336)    handelte,    endlich 


ctQi&fiov,  Jag  'AtögoviKog  7taQ<xdi'S(oaiv  b  u.  x.  X.  (s.  A.  326):  dies  ist  nicht 
unmöglich,  wenn  A.  die  einzelnen  Bücher  zählte  und  die  von  ihm  für 
unächt  erklärten  Schriften  mit  rechnete,  vgl.  Elias  22 a  11  ff.  unmittelbar 
vor  den  A.  326  angef.  Worten:  xmv  'AQLGXoxeXinaiv  6vyyQa^i(idxcov  TtoXXcov 
ovxcov ,  %iXi(av  xbv  ccQifi'[Lcv,  cog  cpr}6i  IIxoXeficcLog  6  <piXo60cpog  (so  Rose  f. 
cpiXccdeXcpog)  ccvayQacp^v  ccvxmv  noL7}Gccfievog.  Schol.  hinter  Theophr.  Metaph. 
p.  323  Brandis:  xovto  xb  ßißXiov  'AvdQOVLnog  per  v.a.1  "Egpinnog  äyvoovoiv 
ovde  yccq  (ivsLccv  ccvxov  oXcog  7ie7ioCr\vxai  (ob  trotz  dieser  Ausdrucksweise 
nul  "'EQuinnog  hier  nur,  wie  Rose  Aristot.  fr.  1886.  S.  2  will,  bedeutet: 
hie  sc.  ab  Andronico  testis  allatus,  darauf  kommt  nicht  viel  an:  dass  A. 
den  Hermippos  benutzte,  ist  auch  ohnehin  wohl  kaum  zu  bezweifeln)  ev 
xfj  ävayQcccpij  x<ov  ©eocpqäoxov  ßißXCtov.  Schol.  Urb.  hinter  Theophr.  Hist. 
pl.  VII.  GtocpQccöxov  tcsqI  cpvxäv  icxoQiag  xb  f\.  r'EQ[ii7inog  de  neql  cpqvyavi- 
näiv  v.a\  noieoöwv,  'Avögovinog  de  nsql  cpvxaiv  löxogiccg  (vgl.  Usener  Anal. 
Theophr.  S.  23).  Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  führt  Heitz  a.  a.  0. 
S.  23—29  schon  auf  A.  die  (von  der  bei  La.  Di.  u.  Hesych.  befolgten  An- 
ordnung sehr  abweichende  und  sich  sehr  vortheilhaft  vor  ihr  auszeichnende) 
Eintheilung  der  sämmtlichen  Schriften  des  Aristoteles  bei  David  (oder  vielmehr 
Elias)  Seh.  in  Ar.  24a  21  ff.  (unmittelbar  nach  den  eben  u.  A.  326  angef. 
Worten;  vgl.  Ammon.  u.  Simpl.  in  Cat.  f.  7b  u.  lbff.  Philop.  ebend.  Seh. 
35 b  12  ff.)  in  {isQLytd,  d.h.  an  Einzelne  gerichtete  (Briefe),  kcc&oXov  und 
[i£xcc£v,  der  [lexai-v  in  geschichtliche  (wie  Politien)  und  naturgeschichtliche 
(Thier-  und  Pflanzengeschichte),  der  xa&olov  in  syntagmatische  und  hypo- 
mnematische ,  der  syntagmatischen  in  akroamatische  (oder  ccvxoitQvo(ona) 
und  esoterische  (oder  dialogische)  schon  auf  A.  zurück.     Vgl.  d.  Nachtr. 

334)  David  (Elias)  a.  a.  0.  25b  42  ff.  'Avdq.  k.  t.  X.  (s.  A.  326)  dnb  xfjg 
Xoyi%i\g  eXeye  (näml.  ort  äQ^ccaftai  dei). 

335)  Simplik.  Seh.  in  Ar.  81 a  27  ff.  (s.  A.  329)  u.  in  Phys  Seh.  404b  33  ff. 
oxc  de  xcc  xqlcc  (Phys.  VI — VIII)  e6xl  xcc  neql  Kiviljoecog  %cti  xcc  nevxe  (Phys. 
I — V)  <f>vGiKct,  [iccQxvQei  neel  ddpccGog  h.  x.  X.  (s.  dagegen  Zell  er  II3,  2. 
S.  86.  Anm.).  oxi  de  xb  vvv  nQO-Aeifievov  ßißXiov  (näml.  das  6.  B.)  xij  xcdE,ei 
[lezä  xb  nepnxov  eaxC,  drjXoi  pev  nccl  b  Evdrjfiog  .  .  .  ytoci  'Avögovinog  de 
xccvxrjv  xt]v  xcc^lv  xovxoig  xoig  ßißXloig  dnodidcaai. 

336)  Dass  er  die  Aechtheit  der  Hermenie  anzweifelte  (Anon.  u.  Ammon. 
z.  de  interpr.  Seh.  in  Ar.  94 a  21  f.  97 a  13  ff.,  s.  A.  326,  Boeth.  II.  p.  11,  13 ff. 
Meiser.  Seh.  in  Ar.  97 a  28  ff.  Alex,  in  Anal.  pr.  p.  160,  31  ff.  Wallies. 
Seh.  in  Ar.  161 b  40  ff.  Philop.  z.  de  an.  A,  13  z.  A.  B,  4  z.  E.),  ward  schon 
A.  324  erwähnt.  Das  könnte  nun  freilich  auch  in  einem  Commentar  zu 
diesem  Werk  geschehen  sein,  gleichwie  er  sein  Urtheil  über  den  Schluss 
der  Kategorien  wahrscheinlich,  wie  (A.  329)  gesagt,  in  einem  Commentar 
zu  denselben  ausführte,  aber  von  einem  solchen  zu  der  Hermenie  fehlen 
sonst  alle  Spuren. 


Andronikos  von  Rhodos.  305 

auch  eine  ganze  Reihe  von  ihm  neu  aufgefundener  angeblich 
und  möglicherweise  zum  Theil  wirklich  von  und  an  Aristoteles 
geschriebener  Briefe  wörtlich  wiedergab337).  Indem  nun  aber  so 
ein  erneutes  Studium  der  systematischen  Schriften  des  Meisters 
als  der  allein  völlig  zuverlässigen  Quelle  der  philosophischen 
Lehre  desselben  zum  freien  und  auch  wohl  mit  einer  gewissen 
eklektischen  Annäherung  an  andere  Richtungen  gepaarten  An- 
schluss  an  ebendiese  Lehre338)  unter  den  Peripatetikern  auflebte, 
geschah  es  ebendadurch,  dass  von  nun  ab  diese  bisher  mehr 
oder  weniger  vernachlässigten  Schriften  in  den  Vordergrund 
traten  und  umgekehrt  die  bisher  viel  gelesenen  populären  und 
historischen  allmählich  mehr  und  mehr  vernachlässigt  wurden 
und  so  schliesslich  verloren  gingen339).  Die  Blütezeit  des  An- 
dronikos wird  man  übrigens  wohl  schon  vor  die  Mitte  des 
ersten  Jahrhunderts  zu  setzen  haben340). 


337)  Zwei  entschieden  gefälschte,  einen  von  Alexandros  an  Aristoteles 
und  die  Antwort  des  Letzteren  theilt  aus  ebendieser  Schrift  des  A.  (s.  A.  330) 
Gell.  a.  a.  0.  §.  10  —  12  mit  (vgl.  Fr.  662  Rose,  Leipz.  1886).  Ptolem. 
No.  90.  (ety  epistulae  (aliaey:  invenit  eas  AndruniJcs  (Andronicus)  XXsectioni- 
bus;  die  folgenden  verderbten  und  früher  von  Rose  Arist.  fr.,  Berl.  1870. 
S.  1473  missverstandnen  Worte  scheinen  etwa  zu  besagen:  et  dlia  scripta 
hypomnematica,  quorum  numerum  et  initia  (oder  nomina)  invenies  in  tractatu 
V°  libri  Andruniks  (Andronici)  de  indice  librorum  Aribtotelis,  s.  Rose 
Arist.  fr.  1886.  S.  2.     Doch  vgl.  d.  Nachtr.  z.  A.  330. 

338)  Freilich  beruhten  die  Abweichungen  des  A.  (s.  über  dieselben 
Zeller  III3,  1.  S.  623  f.)  und  der  folgenden  Peripatetiker  von  Aristoteles 
wohl  zum  Theil  auch  darauf,  dass  sie  denselben  missverstanden.  Vgl.  auch 
d.  Nachtr. 

339)  Vgl.  Heitz  a.  a.  0.  S.  27  f.  Dass  sich  von  den  letzteren  aller- 
dings die  Politie  der  Athener  noch  recht  lange  erhielt  und  uns  durch  die 
neuesten  Funde  grösstenteils  wiedergegeben  ist,  kann  bis  auf  Weiteres 
nur  als  Ausnahme  gelten. 

340)  Dass  er  ein  Zeitgenosse  des  Tyrannion  war,  wusste  Plutarchos 
ohne  Zweifel  ganz  richtig,  und  wir  würden  es  auch  ohne  ihn  annehmen 
müssen;  ob  Plut.  aber  auch  darüber  gut  unterrichtet  war,  dass  das  eben 
beschriebne  Werk  des  A.  erst  nach  der  Ueberführung  von  Apellikons 
Bibliothek  nach  Rom  und  Tyrannions  Beschäftigung  mit  derselben  ab- 
gefasst  sei,  ist,  wie  wir  A.  327  sahen,  durchaus  nicht  ebenso  sicher. 
Strabon,  der  Schüler  des  Tyrannion  (s.  C.  30.  A.  185),  bezeichnet  sich  zu- 
gleich allem  Anschein  nach,  wie  Zell  er  III3,  1.  S.  587.  Anm.  S.  624.  A.  2 
selber  ausführt,  nicht  sowohl  als  einen  Mitschüler,  sondern  als  einen 
Schüler  von  Boethos,  dem  Schüler  des  A.  (XVI.  757.  v-uO"'  r^iccg  de  ix 
Uidävog  {isv  evdo^OL  cpilooocpoi  ysyovccGi  Borföog  xs\  a>  ovvEcpilooöcprjaa- 
fiev  reisig   xcc  'AqioxoxHs  icc,   xcJ    Jiodoxog   adeXcpog   ccvxov),    s.  A.  354, 

Sdskmihl,  griech.-alex.  Litt-Gesch.    II.  20 


306       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

Kratippos  von  Pergamon,  ursprünglich  ein  Schüler  des 
Antiochos,  der  dann  aber  zu  Andronikos  überging341),  wirkte 
um  50  bis  46  in  Mytilene,  ward  dann  aber  nicht  lange  hernach 
der  Nachfolger  des  Andronikos342)  in  Athen343).  Von  seinen 
Lehren  wissen  wir  sehr  wenig,  von  seinen  Schriften  so  gut  wie 
gar  Nichts344). 

Staseas  von  Neapolis  war  der  Lehrer  und  Hausgenosse 
des   M.  Pupius   Piso   Frugi    Calpurnianus345),    der   ihn   vielleicht 

und  so  wird  es  wenigstens  wahrscheinlicher,  dass  A.  älter,  als  dass  er 
jünger  denn  Tyrannion  war,  zumal  da  er  allem  Anscheine  nach  um  45 
bereits  gestorben  war,  s.  A.  343.    Vgl.  auch  d.  Nachtr. 

341)  Philod.  Ind.  Acad.  Col.  XXXV,  wo  es  von  Antiochos  heisst,  dass 
er  zu  Schülern  hatte  'Aqiotcqvcc  xs  -hcli  dimvcc  'AXe^avdqstg  xat  Kgurmnov 
nsQya{ir]v6v,  (covy  'Aqlgxcov  <^£«0>  nccl  Kquzmtios  *  *  sysvovxo  IIsQi^itazrixi-y 
■hol  ä(no6Tccyxr]6a.(vzEg  xr\g  'Ay>ia(dr]y{iELCc(gy. 

342)  Cic.  Tim.  1.  qui  (näml.  Nigidius  Figulus)  cum  me  in  Cüiciam 
proficiscentem  Ephesi  expectavisset  .  .  .  venissetque  eodem  Mytilenis  mei  salu- 
tandi  et  visendi  causa  Cratippus  Peripateticorum  omnium,  quos  quidem  ego 
audierim,  meo  iudicio  facile  princeps,  perlibenter  et  Nigidium  vidi  et  cognovi 
Cratippum.  Brut.  71,  250,  wo  Brut,  zu  Cic.  sagt:  vidi  enim  Mytilenis  nuper 
virum  (näml.  Marcellum)  .  .  .  nunc  a  doctissimo  viro  tibique,  ut  intellexi,  ami- 
cissimo  Cratippo  instructum  omni  copia  .  .  .  videbam  etc.  Plut.  Pomp.  75.  xäv 
ds  MvxiXqvcu'tov  xbv  Ho^ni\iov  acnaau^isvcov  aal  7Zccqccx.ciXovvzcov  eigeX&elv  etg 
xy\v  noXiv,  ovx  rj&eXrjGev  .  .  .  avxbg  ds  nobg  Kqccxmtzov  xoccnofiEvog  xbv  cpiXo- 
cocpov   (Kaxsßrj   yäo    en   xi\g  noXscog   otyofiEvog  avxöv)   EfXEfitpaxo  ncci  öwSirj- 

7tOQ7lG8     $QCC%£Ct     TlEol     XT\g    7ZQOVOLCCg,     V1tOY.CtXtt%XlVOp,£VOV     XOV     KoUxlmtOV    Y.CU 

naQayovxog  ccvxbv  ini  xccg  a(isivovag  iXntdag. 

343)  Als  solcher  wird  er  freilich  nirgends  ausdrücklich  bezeichnet,  und 
nach  dem  A.  326  angef.  Scholion  b.  Waitz  a.  a.  0.  müsste  man  glauben, 
dass  vielmehr  Boethos  dieser  Nachfolger  gewesen  sei;  dass  aber  höchst 
wahrscheinlich  dennoch  die  erstere"  Annahme  die  richtige  ist,  zeigt  Zell  er 
III3,  1.  S.  624.  A.  2:  Cic.  Off.  I,  1,  1  und  Trebon.  b.  Cic.  Epist.  XII,  16  feiern 
wenigstens  vielmehr  den  K.  45  und  44  als  Lehrer  der  peripatetischen  Philo- 
sophie in  Athen,  wo  damals  auch  Ciceros  Sohn  dieselbe  bei  ihm  hörte  (vgl. 
auch  Off.  III,  2,  5.  Epist.  XVI,  24),  und  sicherlich  lebte  Boethos  damals  noch. 

344)  Cicero  veranlasste  den  Caesar  ihm  das  römische  Bürgerrecht  zu 
ertheilen,  zugleich  aber  den  Areopag  ihn  um  sein  Bleiben  in  Athen  zu 
bitten,  Plut.  Cic.  24.  Brutus  besuchte  ihn  hier  nach  Caesars  Ermordung 
und  hörte  ihn  und  den  Akademiker  Theomnestos,  Plut.  Brut.  24  (vgl. 
A.  286).  Von  seinen  commentarii  im  Allgemeinen  spricht  Cic.  Off.  III,  33,  121, 
von  seiner  mit  der  des  Dikaearchos  übereinstimmenden  Ansicht,  nach  welcher 
er  unter  Verwerfung  aller  anderen  Mantik  die  prophetische  Kraft  der  Träume 
gelten  Hess,  Divin.  I,  3,  5.  32,  70  f.  50,  113.  II,  48,  100.  107.  Jedenfalls 
schrieb  er  also  über  diesen  Gegenstand,  vielleicht  ein  eignes  Werk  nsgi 
tvvnv  Ccov. 

345)  Cic.  Divin.  I,  3,  5.  32,  70  f.    Tertull.  de  an.  46.    Vgl.  Zeller  III3,  1. 


Kratippos.     Staseas.     Boethos.  307 

schon  um  92  hörte346).    Wenn  dies  richtig  ist,  kann  er  mindestens 
nicht  jünger  als  Andronikos  gewesen  sein. 

Boethos  von  Sidon347)  war  ein  Schüler348)  und  wohl  jeden- 
falls der  ausgezeichnetste  Schüler  des  Andronikos,  welcher  am 
Meisten  als  der  eigentliche  Fortsetzer  von  dessen  Thätigkeit  be- 
zeichnet werden  darf  und  sich  durch  seine -Commentare  zu 
verschiedenen  Schriften  des  Aristoteles349)  ein  bedeuten- 
des Ansehen  erwarb350).  Dabei  huldigte  er  jedoch  gleich  Androni- 
kos3ÖOb)  einer  ähnlichen  naturalistischen  Auffassung,  wie  sie 
bereits,  was  schon  bemerkt  wurde351),  bei  Dikaearchos,  Aristo- 
;cenos  und  Straton  zu  Tage  trat352).  Uebrigens  scheint  er  nicht 
in  Athen  gelehrt  zu  haben353),  sondern  vermuthlich  in  Rom, 
denn  ebenhier  dürfte  Strabon  sein  Zuhörer  gewesen  sein354). 


S.  328  f.  A.  3.    Auf   die    hoben  Lobsprüche,    die  Cicero    ihm    ertheilt,    ist 
wohl  nicht  viel  zu  geben. 

346)  Wenn  anders  Cic.  de  or.  I,  22,  104  die  Absicht  hat  historisch 
treu  zu  verfahren.  Sonst  s.  noch  Fin.  V,  3,  8.  25,  75,  auch  Censorin.  D.  N. 
14,  5.  10. 

347)  Strab.  XVI.  757,  s.  A.  340. 

348)  Ammon.  in  Categ.  p.  5  (bei  Zumpt  S.  94). 

349)  Am  Bekanntesten  ist  der  von  Simplikios  und  Dexippos  vielfach 
angeführte  zu  den  Kategorien,  dem  Ersterer  einerseits  1,  a  das  ßad-vx sgaig 
ivvoiccig  %Qr\G&cti  nachrühmt,  andrerseits  Seh.  in  Ar.  42 a  8  f.  aber  auch 
wieder  sagt:  s^t}yov(isvog  de  6  Borj&og  xa^'  succatrjv  Xe&v.  S.  auch  A.  358. 
Dazu  kam  noch  eine  besondere  Schrift  (oXov  ßißXi'ov)  nsgl  xov  ngog  xv  nal 
7tQÖg  xi  7tmg  fyovxog,  Simpl.  Seh.  61 b  9  f.  Ausserdem  sind  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  Commentare  zur  ersten  Analytik  und  zur  Physik,  weniger 
sicher  auch  wohl  zur  Psychologie  und  zur  Ethik  nachweislich,  s.  die  Be- 
lege bei  Zeller  III3,  1.  S.  625.  A.  2. 

350)  Simpl.  Schol.  40a  21.  61 a  24  nennt  ihn  &ccvficcaiog  und  eXXoyipog 
und  rühmt  mit  Porphyrios  seinen  Scharfsinn  {oty%lvoici)  Seh.  29 a  47.  92 a  42 f. 

350b)  S.  d.  Nachtr.  z.  A.  338.  351)  C.  2.  S.  143  f. 

352)  Dies  zeigt  sich  auch  darin,  dass  er  das  Studium  der  Philosophie 
nicht,  wie  Andronikos  (s.  A.  334)  mit  der  Logik,  sondern  mit  der  Physik 
zu  beginnen  rieth,  David  (Elias)  Seh.  25b  41  f.  Weiteres  b.  Zeller  S.  625 
bis  627.     Vgl.  auch  A.  416. 

353)  S.  A.  340. 

354)  Zell  er  S.  624.  A.  2.  Der  von  Strabon  (s.  A.  340)  gebrauchte  Aus- 
druck 6vvscpdooo<pri6a{isv  könnte  allerdings  ebenso  gut  bedeuten,  dass  B. 
dessen  Mitschüler,  Strabon  also  Schüler  des  Andronikos  gewesen  sei;  das 
würde  er  aber  da,  wo  er  ausdrücklich  auf  Letzteren  zu  sprechen  kommt 
(s.  A.  322.  325),  zu  sagen  nicht  unterlassen  haben,  und  ferner  lehrte 
Andronikos  wahrscheinlich  nur  in  Athen  (s.  A.  327),  dort  aber  hat  Strabon 
nicht  studirt. 

20* 


308       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

Ariston  von  Alexandreia355)  oder,  was  aber  auch  wohl 
nur  auf  einer  Verwechselung  beruht,  von  Chios,  fälschlich  auch 
Aristias  genannt 355b),  gleich  Kratippos  ursprünglich  ein  Schüler 
des  Antiochos356),  der  aber  ebenfalls  zur  peripatetischen  Schule 
überging357),  verfasste  desgleichen  Commentare  zu  aristo- 
telischen Schriften358),  die  aber  nicht  bedeutend  gewesen  zu 
sein  scheinen3581*),  aber  auch,  wenn  anders  nicht,  wie  schon  ge- 
sagt, Eudoros  gerechtere  Ansprüche  auf  dieselbe  hatte,  eine 
Schrift  über  den  Nil359)  und  ein  ins  Gebiet  der  Sagenhistorie 
und  Geschichte  einschlagendes  Werk  Ktiö£ig3b9h). 


355)  Apul.  de  hab.  doctr.  Plat.  III.  p.  277  Hildebr.  (vgl.  A.  358).  La. 
Di.  VII,  164  im  Homonymenverzeichniss:  i'xrog  (AgCöxmv)  'Alel-ccvdgsvg  llsgi- 
7iarr)TL%6s.  Ausserdem  s.  A.  341.  Zeller  S.  627  f.  Müller  F.  H.  G.  III. 
S.  327  f. 

355 b)  Da  Strab.  XVII.  790  (s.  A.  293)  =  Fr.  1  als  (wirklichen  oder 
angeblichen)  Urheber  der  Schrift  über  den  Nil  ausdrücklich  den  bis  in 
seine  Zeiten  reichenden  Peripatetiker  nennt,  so  ist  schwerlich  zu  glauben, 
dass  der  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  269  (=  Fr.  2)  über  denselben  Gegenstand 
angeführte  'Agioxiag  6  Xiog,  der  wiederum  IV,  264  als  Verfasser  von  KtiGeig 
(nach  der  unzweifelhaft  richtigen  Verbesserung  von  Rutgers  hziüeci  f. 
&egs6i)  erscheint  (==  Fr.  4),  ein  Anderer  sei,  zumal  da  andrerseits  wieder  von 
Plut.  de  Is.  et  Osir.  37.  365  E.  'Aqioxcqv  6  ye ygcccpag  'A&rjvaicov  anoiv.iav 
(=  Fr.  3)  angeführt  wird,  ein  Titel,  der  doch  stark  danach  schmeckt  nur  den 
eines  Theils  der  Kxioeig  oder  einer  Ergänzung  zu  diesen  wiederzugeben. 
In  der  Ueberlieferung  der  Schol.  Apoll,  scheint  sonach  eine  doppelte  Ver- 
derbniss  eingetreten  zu  sein,  'AgiGziccg  statt  'AgiGxcov  und  dann  XCog  statt 
'AXs^avdgsvg ,  und  zwar  letztere  durch  Verwechselung  mit  dem  Stoiker  A. 
früher  als  erstere.  Der  von  Isigon.  (Pseudo-Sotion)  25.  p.  187  Westerm. 
(s.  C.  17.  A.  126)  angeführte  'Agioxcav  b  IIsQntaxriTiY.bg  cptXoGocpog  ist  natürlich 
ja  der  ältere  Peripatetiker,  der  Keer,  dies  Bruchstück  (5)  also  zu  tilgen, 
Fr.  6  b.  Schol.  Pind.  Nem.  I,  1  endlich  kann  aus  derselben  Schrift  von 
diesem,  kann  aber  auch  aus  den  KxiGsig  sein,  und  Letzteres  ist  wahr- 
scheinlicher. 

356)  S.  A.  253.  282.  306.  341. 

357)  S.  A.  341,  vgl.  A.  355. 

358)  Mindestens  zu  den  Kategorien,  Simpl.  in  Categ.  Schol.  in  Ar.  61 a 
25  ff.  tovg  nccXcciovg  xmv  Kctxrjyogicöv  e^yrjtccg  alxiavxai  Borj&ov  xat 
'AgiGxava  %ccl  Evöcogov  %at  'Avögovinov  %al  'A&rjvodcogov  u.  ö.  (s.  Zeller 
S.  627.  A.  2).  Der  richtige  Tadel  des  Apuleius  a.  a.  0.  (wo  Prantl  Gesch. 
der  Log.  I.  S.  590.  A.  23  auch  im  Folgenden  mit  Recht  das  handschrift- 
liche Aristo  statt  Aristoteles  wiederherstellt)  scheint  aber  auch  auf  einen 
Commentar  zur  ersten  Analytik  zu  führen. 

358 b)  S.  A.  358. 

359)  S.  A.  293.  304. 
359 b)  S.  A.  365 b. 


Ariston  von  Alexandreia.     Nikolaos  von  Damaskos.  309 

Nikolaos360)  von  Damaskos361),  Sohn  des  Antipatros,  eines 
sehr  hochgebildeten,  reichen  und  angesehenen  Mannes,  und  der 
Stratonike362),  gehört  eigentlich  nicht  mehr  in  unsere  Darstellung 
hinein,  da  höchstens  nur  noch  die  Anfänge  seiner  Wirksamkeit 
in  die  hellenistische  Zeit  fallen.  Denn  er  ward  erst  ungefähr  64 
geboren363).  Den  Mitteln  und  Neigungen  seines  Vaters  und  seinen 
eignen  Talenten  entsprechend  erhielt  er  eine  überaus  vielseitige 
Ausbildung.  Zunächst  ergab  er  sich  den  philologischen  und 
poetischen  Studien  und  verfasste  sogar  selbst  einige  Tragoedien 
und  Komoedien;  doch  scheint  von  diesen  seinen  dichterischen 
Jugendsünden  Nichts  auf  die  Nachwelt  gekommen  zu  sein364). 
Dann    wandte    er    sich    der  Rhetorik,    den    mathematischen  und 

360)  Sevin  Recherches  sur  Phistoire  de  la  vie  et  des  ouvrages  de 
Nicolas  de  Damas,  Mem.  de  l'Acad.  VI.  S.  486 ff.  und  in  der  Ausg.  v.  Orelli 
(s.  A.  382)  S.  276—291.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  343  —  461.  L.  Dindorf 
Nikolaos  von  Damaskos,  Jahrb.  f.  Ph.  XCIX.  1869.  S.  107—119.  Vgl.  auch 
Zeller  S.  629  f.  A.  1.  Asbach  Zu  Nikolaos  von  Damascus,  Rhein.  Mus. 
XXXVI.  1882.  S.  295—298. 

361)  Suid.  Nmolccog  Ja^aaurjvog,  yvcooifiog  'Hgcodov  xov  xöav  'iovdcci'cov 
ßcc6i\ecog  %ocl  Avyovoxov  Kcu'accQog,  cpdoGoqpog  nsQMCixrjxiHog  rj  (xca  Koraes) 
TJXat(oviY.6g  (vgl.  A.  412).  tyQdipsv  ^Gtoqlccv  %ccQ,oXiyiriv  sv  ßißXCoig  oydorj-HOvrcc 
(diese  Zahl  ist  falsch,  s.  A.  386.  389  ff.),  xat  xov  [ßCov]  (ZJeßccGxov?  Daub 
Rhein.  Mus.  XXXV.  1880.  S.  63  f.)  Kccioagog  ccymyrjv.  ovtcog  d'  rJGTtaGccxo 
avxov  KaiGuo,  tag  xovg  vn  ineivov  nsfino^svovg  nXccHovvxag  NiY.oXa.ovg 
avxov  hccXeiv  neu  dicc(ievsi  xovxo  u%ql  xov  6rj(isoov  (dies  beruht  auf  einer 
Verwechselung  mit  dem  mittelalterlichen  panis  Nicolaus,  vgl.  dazu  auch 
Phot.  Cod.  189  und  anderes  bei  Müller  S.  343.  A.  3  und  Dindorf  S.  109. 
Ausg.  S.  V  Angeführte,  so  Eustath.  zu  Od.  6,  5.  p.  1834,  30  f.,  der  sich  mit 
Unrecht  auf  Athenaeos  beruft,  da  dieser  XIV.  662  a  vielmehr  richtig  von 
Palmenfrüchten,  einer  Art  von  Datteln,  spricht,  s.  A.  376).  syoaips  Kai  neoi 
xov  idCov  ßiov  y.cu  xijg  savxov  diaycoyrig.  Als  Damaskener  wird  er  auch 
sonst  häufig  bezeichnet. 

362)  S.  hierüber  und  zum  Folgenden  Fr.  2  b.  Suid.  a.  a.  O.  und  Fr.  1 
b.  Suid.  'AvxCnctxQog  (vgl.  C.  35.  A.  235),  wo  auch  sein  Bruder  Ptolemaeos 
genannt  wird,  s.  über  diesen  auch  A.  380. 

363)  Denn  nach  Fr.  5  war  er  4  v.  Chr.  etwa  60  Jahre  (nsol  |'  hr\) 
alt,  s.  Müller  S.  343.  355,  vgl.  A.  380. 

364)  Obgleich  er  selbst  Fr.  2  sie  svdom'fiovg  nennt.  Bei  Eustath.  z. 
Dionys.  Perieg.  976  ist  unter  6  Jafiaaurjvog  Iohannes,  nicht  Nikolaos  zu 
verstehen,  und  die  44  Verse  bei  Stob.  Flor.  XIV,  7  sind  jedenfalls  nicht 
von  ihm,  wie  schon  Valckenaer  sah,  gleich  viel  im  Uebrigun,  ob  wenigstens 
der  Name  des  Dichters  richtig  überliefert  ist  oder  ob  dies,  wie  doch  wohl 
anzunehmen  sein  wird,  vielmehr  Nikomachos  (s.  C.  8.  A.  158)  war. 
S.  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  495  f.  Dindorf  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  108.  Anm.  und 
C.  8.  A.  157.    Vgl.  auch  Müller  S.  344. 


310       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

musischen  Disciplinen  und  der  Philosophie  in  ihrem  ganzen  Um- 
fange zu  und  ward  ein  entschiedener  Anhänger  des  Aristoteles, 
so  dass  er  denn  auch  ausdrücklich  als  Peripatetiker  bezeichnet 
wird365).  Wann  er  die  Bekanntschaft  des  Herodes  machte,  wissen 
wir  nicht,  vielleicht366)  schon  da  dieser,  als  Statthalter  von  Gali- 
laea,  von  den  Juden  bei  Hyrkanos  verklagt,  auf  dessen  Rath 
nach  Damaskos  geflohen  war367).  Genug  er  gewann  durch  seine 
Kenntnisse,  seine  Beredsamkeit  und  seine  persönliche  Liebens- 
würdigkeit368) die  Gunst  desselben  im  höchsten  Grade  und  be- 
hielt sie  bis  an  dessen  Tod.  Er  wurde  an  den  Hof  dieses  Königs 
gezogen  und  einer  der  vertrautesten  Rathgeber  desselben369). 
Herodes  trieb  zuerst  mit  ihm  Philosophie,  dann,  bald  dessen 
überdrüssig,  rhetorische  Künste,  dann  wandte  sich  seine  Neigung 
der  Geschichte  zu,  und  Nikolaos,  der  dies  höchlich  billigte,  er- 
hielt dadurch  den  Anstoss  zu  seinem  eignen  grossen  Geschichts- 
werk370). Bei  welcher  Gelegenheit  er  sich  20  v.  Chr.  in  Antiocheia 
aufhielt,  wo  er  die  durchkommenden  indischen  Gesandten  an 
Augustus  sah371),  erfahren  wir  nicht.  Dann  begleitete  er  16, 
als  er  schon  Söhne  hatte,  die  in  Rhodos  lebten  und,  wie  es 
scheint,  studirten,  den  Herodes  zu  M.  Agrippa  in  den  Pontos, 
fand  hier  auf  Bitten  der  ilischen  Gesandten  Gelegenheit  zu  einer 
erfolgreichen  Fürbitte  für  die  von  Agrippa  mit  einer  hohen 
Geldstrafe  unschuldig  belegten  Hier,  reiste  hierauf  nach  Chios  und 
nach  Rhodos  zum  Besuch  jener  seiner  Söhne372),  traf  in  Ionien 
mit  Herodes  und  Agrippa  wieder  zusammen  und  vertheidigte  im 
Auftrage  des  Ersteren  vor  Letzterem  die  Sache  der  Juden  wider 


365)  Ath.  VI.  252  f.  266  e.  X.  415  e.  XII.  543  a  (Fr.  78.  79.  77.  83).  6 
IIsQLncctYjri'iiog.  IV.  153  f.  (=  Fr.  84).  N.  b  zfa^acyx^vog,  zig  xmv  ctnb  xov 
IJsQindxov  cpiloGocpmv.  VI.  249  a  (=  Fr.  89).  N.  ü  da(i.  (slg  d'  i\v  xmv  fx 
xov  TLsqmdxov).     Vgl.  A.  361.  376. 

366)  Wie  Müller  S.  343  sehr  ansprechend  vermuthet. 

367)  Ioseph.  A.  I.  XIV,  9,  5. 

368)  Plut.   Qu.  symp.  VIII,  4.  723  D.   yXv%vv  ovxa  x<p  rj&si,   s.  A.  376. 

369)  Ioseph.  a.  a.  0.  XVI,  7,  1.  £oov  ycco  iv  xfi  ßctciXtCu  neu  avvcav 
avxa  (xa  'Hgoodr]).  XVII,  5,  4.  cpiXog  (bv  xov  ßoc6iX£cog  xca  xä  neevra  avv- 
diccixcöiiEvog  ccvz<p.  Konstant.  Porphyr,  de  them.  I,  3  (=  Fr.  71).  N.  6 
z1cciicc67ir)vdg  ...  6  ysvöfisvog  vrtoyQacpsvg  *HQ(6dov  xov  ßaoiXicog. 

370)  Fr.  4.  p.  140,  7  ff.  Dind. 

371)  Fr.  91  (p.  80,  19  ff.  Dind.)  b.  Strab.  XV.  719. 

372)  Fr.  3  (wo  es  p.  139,  31  ff.  Dind.  heisst:  NinoXam  nXiovxi  inl  XCov 
■acu  *P6dov,  ev&cc  %6av  ccvxca  ol  vtsig).     Vgl.  Müller  S.  343. 


Nikolaos  von  Damaskos.  311 

die  ihnen  feindseligen  lonier373).  Kurz  nachdem  er  den  Plan  zu 
jenem  Geschichtswerk  entworfen  hatte,  reiste  er  mit  Herodes 
nach  Roni374),  und  nun375)  erwarb  er  sich  in  nicht  geringerem 
Grade  auch  die  Gunst  und  Freundschaft  des  Augustus376),  so 
dass  denn  Herodes,  als  er  8  von  dem  Araber  Syllaeos  bei  diesem 
verklagt  war  und  seine  Sache  sehr  bedenklich  stand,  keinen 
besseren  Vertreter  derselben  beim  Kaiser  finden  konnte.  So  kam 
Nikolaos  zum  zweiten  Male  nach  Rom  und  entledigte  sich  hier 
auf  das  Glücklichste  seines  Auftrags377).  Vergeblich  bemühte  er 
sich  sodann  nach  der  Rückkehr  den  König  von  der  Hinrichtung 
von  dessen  durch  ihren  älteren  Bruder  Antipatros  bei  dem- 
selben verleumdeten  Söhnen  Alexandros  und  Aristobulos  zurück- 
zuhalten378). Als  hernach  aber  die  auch  gegen  den  eignen 
Vater  und  sogar  den  Augustus  gerichteten  Pläne  des  Antipatros 
entdeckt  wurden,  Hess  Herodes  denselben  vor  ein  aus  dem  Statt- 
halter von  Syrien  Quintilius  Varus  und  anderen  vornehmen 
römischen  Beamten  gebildetes  Gericht,  vor  welchem  Nikolaos 
die  Anklagerede  hielt,  stellen  und  nach  erfolgter  Verurtheilung 
hinrichten379).  Nach  dem  nicht  lange  darauf  erfolgten  Tode  des 
Herodes  4  v.  Chr.  und    dem   blutig  gedämpften  Aufstand  gegen 

373)  Fr.  92  b.  Ioseph.  a.  a.  0.  XII,  3,  2.  XVI,  2,  3  (p.  81,  30  ff.  Dind.). 
Sevin  b.  Orelli  S.  278  verlegt  dies  erst  ins  Jahr  14. 

374)  Fr.  4  (p.  140,  22  ff.),  ix  xovxov  izXecov  elg  'Pco/x^v  ag  Kcu'occqcc 
'Hq(o8t}s  in^ysxo  xov  NixoXaov  bfiov  inl  xr\g  uvxi\g  vr\bg  xal  noivij  sopiXo- 
öocpovv. 

375)  Denn  schwerlich  hatte  er  schon  früher  Gelegenheit  gehabt  den 
Kaiser  kennen  zu  lernen,  wie  Sevin  b.  Orelli  S.  279  zu  glauben  scheint. 

376)  Ath.  XIV.  652  a.  nsQL  ds  xäv  Ni%oXd(ov  Kcdov{isva>v  cpoivLnwv 
xoaovxov  vfitv  slnslv  £%(a  xäv  änb  xr\g  Uvoiag  y.axa.yopzvav,  oxi  xavxrjg  xrjg 
iZQoarjyoQiag  fjizMod'rjoav  vnb  xov  2Jsßccavov  ccvxoitQccxoQog  ccpodocc  xaigovxog 
xm  ßqüiiccxi,  Nly.oXu.ov  xov  zJa^ccoyirjVOv  excllqov  ovxog  ccvxcp  yictl  nifinovxog 
cpoivwag  GWE%a>g,  xäv  änb  IlEQtnäxov  d'  cov  b  NixöXccog  neu  L6xooCav  av- 
vsyQcttys  noXXr'jv.  Plut.  a.  a.  0.  b  yovv  ßaGiXsvg ,  cog  qpccoiv,  äyan^accg  dia- 
(fSQovtag  xov  IJsQinaxrjxiyibv  qpiXooocpov  NinoXciov  yXvnvv  bvxct  xm  fidei, 
Qccdivov  ds  x(o  [ir'jKSi,  diänXscov  ds  xb  nooaconov  snicpoivicöovxog  EQV&rj[iccxog 
xccg  fisycazag  xat  yiaXXiöxocg  xäv  (poivinoßccXävcov  NiKoXdovg  mvoficcos'  nctl 
fisxQt  vvv  ovxmg  ovofid^ovxat  (vgl.  Plia.  XIII.  §.  45.  sicciores  ex  hoc  genere 
Nicolai,  sed  amplitudinis  praeeipuae).    Ausserdem  s.  A.  361. 

377)  Fr.  94  b.  Ioseph.  a.  a.  0.  XVI,  9,  4.  10,  8f.  (p.  83,  24ff.  Dind.).  Fr.  6. 

378)  Fr.  5. 

379)  Auch  bei  dieser  Gelegenheit  gab  N.  wieder  einen  sehr  klugen 
und  vorsichtigen  Rath.  S.  Fr.  6  und  Fr.  96  b.  Ioseph.  a.  a.  0.  XVII,  5,  4  ff. 
(p.  86,  21  ff.  Dind.). 


312      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

dessen  Kinder  wollte  Nikolaos  zu  den  Seinen  zurückkehren,  Hess 
sich  aber  durch  die  Bitten  des  Archelaos,  welchen  der  Herrscher 
schliesslich  von  seinen  noch  übrigen  Söhnen  zum  Erben  des 
Reichs  bestimmt  hatte,  bewegen  mit  diesem  zum  dritten  Male 
nach  Rom  zu  gehen,  um  hier  beim  Kaiser  für  diesen  zu  wirken, 
und  er  benahm  sich  dabei  wiederum  in  einer  so  klug  vermitteln- 
den Weise,  dass  er  ein  Abkommen  zu  Stande  brachte,  welches 
diesem  Prinzen,  der  auf  seine  Vorstellungen  selber  auf  ein 
Mehreres  verzichtete,  den  grössten  Theil  der  Herrschaft  erhielt380). 
Wo  er  den  Rest  seiner  Tage  zubrachte,  ist  unbekannt881).  Unter 
seinen  historischen  Werken  sind  uns  verhältnissmässig  die  voll- 
ständigsten, freilich381b)  nur  den  ersten  Theil  umfassenden  Aus- 
züge aus  seiner  Geschichte  des  Augustus  erhalten382),  welche 


380)  Fr.  5.  p.  259  f.  M.  143  f.  Dind.  Fr.  95 a.  96  b.  Ioseph.  a.  a.  0.  XVII, 
9,  6  f.  11,  3  (p.  90—92  Dind.).  Derselbe  ward  Ethnarch  von  Iudaea  mit 
Aussicht  auf  den  Königstitel,  seine  Brüder  Philippos  und  Antipas  Tetrarchen. 
Zu  den  Freunden  und  Aufstachlern  des  Antipas  gehörte  auch  Ptolemaeos, 
der  eigne  Bruder  des  Nikolaos,  Ioseph.  9,  4. 

381)  Müller  S.  344  vermuthet,  entweder  in  Rom  oder  in  Apollonia; 
wenn  die  Gründe  dieses  Gelehrten  stichhaltig  wären,  würde  man  wohl  viel- 
mehr sagen  müssen:  zum  Theil  dort  und  zum  Theil  hier.  Ersteres  nämlich 
begründet  Müller  auf  Fr.  6.  p.  144b,  19ff.  Dind.  rjxicevxo  xivsg  xov  Ninolaov 
.  .  .  Y.ccl  oxl  xag  itXslovg  diaxQißag  inoiEixo  (iexcc  xäv  drjfioxiiiäiv,  stmXivgjv 
xovg  fisycclovg  ■aal  vrtSQnXovxovg  xmv  sv  'Pcöfir]  x.  x.  X.,  aber  desshalb  braucht 
N.  nicht  gerade  zum  vierten  Male  sich  nach  Rom  begeben  zu  haben.  Da- 
gegen würde  auch  aus  Fr.  101  (V.  Aug.  16.  p.  103,  1  f.)  oxt  6  viog  Kaiüaq 
xqlxov  aycov  hv  xrj  'Poofirj  (irjva  svxav&a  Xombv  7taQS7tEdrj[iei  allerdings 
folgen,  dass  N.  die  Geschichte  des  Augustus  in  Rom  geschrieben  habe, 
wenn  man  das  svxavfru  bei  einem  damaligen  Schriftsteller  so  auffassen 
müsste,  aber,  wie  Hillscher  a.  a.  0.  S.  383  f.  richtig  bemerkt,  dass  dies 
nicht  der  Fall  ist,  lehren  die  Ausführungen  von  Häbler  Hat  Strabo 
seine  Geographie  in  Rom  verfasst?  Hermes  XIX.  1884.  S.  235—241  (gegen 
Niese  Beiträge  zur  Biographie  Strabos,  ebendas.  XIII.  1878.  S.  36  f.).  — 
Noch  mag  hier  beiläufig  der  sehr  späten  und  schon  desshalb  überaus 
zweifelhaften,  wenn  auch  von  Buche ler  (s.  A.  436)  und  Asbach  S.  296 
vertheidigten  Angabe  des  Sophronios  Mirac.  SS.  Cyri  et  Cyrilli,  Spicil. 
Rom.  T.  IH.  S.  548  (bei  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  II  f.)  gedacht  werden,  dass 
N.  der  Lehrer  des  Herodes(!)  und  der  Söhne  des  Antonius  und  der  Kleopatra 
gewesen  sei.     Vgl.  Susemihl  Jahresber.  XXX.  S.  33  f. 

381 b)  Wie  gegen  Dindorf  Ausg.  S.  VII  aus  C.  2  z.  A.  und  C.  19. 
p.  109,  18  ff.  Dind.  (438 a  M.)  deutlich  erhellt,  s.  Asbach  S.  297  f. 

382)  In  den  für  Kaiser  Konstantinos  Porphyrogenetes  gesammelten 
Excerpten.  Bis  1840  war  nur  das  Bruchstück  (Fr.  99.  100  =  Cap.  1—15; 
hinter  Cap.  12  sind  2  Blätter  ausgefallen)  in  dem  jetzt  in  Tours  befindlichen, 


Nikolaos  von  Damaskos.  313 

durchaus  nicht  ohne  Werth  sind,  wenn  sie  auch  freilich  zeigen, 
dass  das  Ganze  sehr  begreiflicherweise  nur  eine  historische  Lob- 
rede war383).  Weit  spärlicher  sind  die  Reste  seiner  ruhmredigen 
Selbstbiographie384).  Das  schon  erwähnte  grosse  universal- 
historische   Werk385)     sodann     umfasste     nicht     weniger     als 

für  diesen  Kaiser  selbst  bestimmten,  aber  nachlässig  geschriebenen  Pracht- 
codex (s.  C.  29.  A.  126)  aus  dem  Titel  nsql  ccqsxcov  nui  xaxeeov  bekannt, 
welches  von  I.  Conr.  Orelli,  Leipzig  1804.  8.  (dazu  Supplementum  editi- 
onis  Lipsiensis  Nicolai  Damasceni,  Leipzig  1811.  8.)  und  Koraes,  Paris 
1805.  8.  (hinter  Aelian.  V.  H.)  mit  den  Resten  der  übrigen  historischen 
Werke  herausgegeben  war.  Dann  aber  ward  (wie  gleichfalls  C.  29.  A.  126 
schon  bemerkt  ist)  eine  allerdings  junge  Papierhandschrift  im  Escorial  ent- 
deckt, in  welcher  sich  an  der  Spitze  der  Auszüge  nsgl  snißovXcov  ein  neues, 
noch  beträchtlich  längeres  Stück  (Fr.  101  =  Cap.  16—31)  fand.  Dasselbe 
konnte  noch  in  demselben  Jahre  1849  (nach  E.  Millers  Abschrift)  von 
Müller  seiner  Sammlung  der  gesammten  historischen  Fragmente  mit  ein- 
verleibt werden,  dann  ward  es  neu  herausgegeben  von  Piccolos,  Paris 
1850.  Lex.  8  und  nach  eigner  Vergleichung  von  Feder  Excerpta  e  Polybio, 
Diodoro,  Dionysio  Halicarnassensi  atque  Nicoiao  Damasceno,  Bd.  2.  Darm- 
stadt 1850.  8.  Eine  C.  29.  A.  126  auch  bereits  erwähnte  neue  Collation 
des  Turonensis  oder  Peirescianus  von  Wollenberg  ist  benutzt  in  der 
Gesammtausgabe  der  geschichtlichen  Bruchstücke  von  L.  Dindorf  Historici 
Graeci  minores.  Vol.  I.  Leipzig  1870.  8.  S.  I— XXVIJ.  1—153.  Dass  C.  13 
hinter  C.  15  umzustellen  sei,  bemerkt  Asbach  S.  298. 

383)  Buerger  De  Nicolai  Damasceni  fragmento  Escorialensi,  quod  in- 
scribitur  ßCog  Kui'oaQog,  Bonn  1869.  8.  (Doctordiss.).  —  Der  Titel  war 
schwerlich  der  bei  Suid.  (s.  A.  361)  angegebene,  sondern  etwa  wohl  BCog 
xov  Zeßaaxov  Kai'accQog,  vgl.  die  Unterschrift  im  Cod.  Escor.  xeXog 
xov  ßiov  Kcciacioog  neu  xyg  NixoXccov  zJafiaGxrjvov  avyyoctcprjg. 

384)  Der  Titel  war  wohl  nur  nsQi  xov  idiov  ßiov  ohne  den  Zusatz 
bei  Suid.  (A.  361),  s.  Müller  S.  343.  A.  2.  S.  348  (welcher  diesen  Zusatz 
für  Specialtitel  des  ersten  Abschnitts  hält).  Die  Bruchstücke  stammen 
wieder  aus  den  nämlichen  beiden  Quellen  (Fr.  3—6);  ausserdem  hat  schon 
Valois  (Valesius)  nach  sicher  richtiger  Vermuthung  aus  Suid.  'AviCnctxQog 
und  NinoXaog  Fr.  1.  2  vorangesetzt.  Orelli,  Koraes,  Feder  und  Asbach 
S.  296  vermochten  es  sich  nicht  zu  denken,  dass  irgend  Jemand  in  einem 
solchen  Grade  der  Lobhudelei  von  den  Seinen  und  sich  selbst  gesprochen 
haben  könnte,  wie  es  Fr.  1.  2  und  besonders  6  (wo  N.  als  ein  Musterbild 
aller  Tugenden  und  Vorzüge  gezeichnet  wird)  geschieht,  und  wollten  daher 
lieber  einem  Freund  oder  Schüler  des  N.  die  Urheberschaft  wenigstens  der 
auf  uns  gekommenen  Gestalt  zuschreiben.  Aber  s.  Iulian.  ad  Themist.  265  D. 
NinoXccog  de  ngcc^scov  (tsv  ovv  (izyaluiv  avxovoyog  fjv,  yvwqifiog  d'  iaxi 
liäXXov  öicc  xovg  vtcsq  avxdov  Xöyovg.  Auch  weichen  zum  Mindesten  Stil 
und  Sprache  in  Nichts  von  den  sonstigen  Ueberresten  ab,  s.  L.  Dindorf 
Jahrb.  a.  a.  0.  S.  116. 

385)  Es  ist  sehr  ungewiss,  wie   der   Titel  desselben  lautete.     Richtig 


314      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

144  Bücher386),  von  denen  die  7  ersten  bis  zur  Begründung  der 
Perserherrschaft  reichten387).    Aus  ihnen  besitzen  wir  erhebliche 

bemerkt  Müller  S.  345:  „opus  hoc  Suidas  taxogiav  ncc&oXLHrjv  appellat 
argumenti  magis  ratione  quam  inscriptionis  habita",  und  da  dieselbe  Be- 
zeichnung auch  im  Prooemion  der  Constantinischen  Auszüge  erscheint 
(NlxoXccov  Jaficcaurjvov  ■Hccd-oXLxrjg  toxogiag),  so  liegt  die  Vermuthung  von 
Dindorf  a.  a.  0.  S.  110  nahe,  dass  Suid.  den  N.  nur  von  diesen  Auszügen 
her  kennt  und  anführt.  Am  Schlüsse  der  Auszüge  de  virtutibus  steht 
(hinter  Fr.  70  M.  Fr.  69  Dind.):  xsXog  xov  sßdofiov  Xoyov  xfjg  NwoXdov 
^Ioxogtccg.  gritet,  xa  Xzinovxu  nsgl  'EXXrjviKrjg  LßxoQictg,  aber  daraus  lässt  sich 
für  diese  Frage  auch  Nichts  entnehmen.  Aus  einem  Scholion  zu  Strab. 
VII.  277.  oxi  (letccysvEOtEQog  'Ofirjgov  'Hai'odog,  o  fif}  ßovXsxai  NixöXccog 
dcc(icc6Kr]vbg  sv  rrj  dqxavoXoyCu  avxov  hat  Dindorf  a.  a.  0.  S.  110  f.  118  f. 
auf  den  Titel  'AgiaioXoyCoc.  geschlossen,  allein  diese  Bezeichnung  passt  doch 
eigentlich  nur  auf  die  früheren  Theile  und  nicht  auf  das  Ganze  eines  Werkes, 
welches  bis  in  die  jüngste  Gegenwart  hinabreichte  (indessen  s.  C.  33.  A.  346). 
Und  so  wird  man  denn  trotz  Dindorfs  begründeter  Einwürfe  immerhin 
wohl  noch  am  Ehesten  mit  Müller  an  'l6X0Qica  zu  denken  haben. 

386)  Ath.  VI.  249  a  (=  Fr.  89)  unmittelbar  nach  den  A.  365  angef. 
Worten:  sv  tij  noXvßißXcp  taxoQLcc  (snaxöv  yccq  neu  xs6aaQccnovtä  slol  nqog 
xaig  TS66CiQGi). 

387)  Das  1.  und  2.  handelten  von  den  Assyrern  und  Medern  (Fr.  7  — 13  M. 
1—7  Dind.),  vgl.  Phot.  Cod.  189  nach  den  A.  398  angef.  Worten:  ovxog  xai 
'Aa6VQia/nr}V  laxoqiccv  sv  tioXvqxC%(o  ßißXito,  ooov  nccXaiav  \kvi\\lk\v  avayveo- 
fidxcov  s'xofiev,  Y.ccxuXsXomev ,  das  3.  von  der  griechischen  Sagengeschichte 
bis  zum  troischen  Kriege  (Fr.  14 — 21 a  M.  8—16  Di.),  das  4.  von  der  ältesten 
Geschichte  Lydiens  bis  zu  den  Herakleidenkönigen  (Fr.  22—29  M.  17—23  Di.) 
mit  Einflechtung  der  von  Damaskos  (Fr.  30  f.  M.  24  f.  Di.)  und  sodann  vom 
Peloponnes  (mit  Ausnahme  Arkadiens)  und  von  den  dort  durch  den  Hera- 
kleidenzug  eingetretenen  Umgestaltungen  (Fr.  32—41  M.  26—35  Di.),  das  5. 
von  Arkadien  (Fr.  42—44  M.  38—40  Di.)  und  von  der  Neubesiedlung  von 
Inseln  im  ägäischen  Meer  und  Städten  in  Pontos  in  Folge  der  Hera- 
kleiden Wanderung  (Fr.  45  — 48  M.  41  — 47  Di.);  im  6.  ward  zunächst  die 
Geschichte  der  Lyder  fortgesetzt  durch  die  Heräkleidenkönige  bis  Kandaules 
(Fr.  49  M.  48  Di.),  dann  folgte  die  von  Athen  bis  zur  Einsetzung  der  jähr- 
lichen Archonten  (Fr.  50  f.  M.  49  f.  Di.),  dann  wohl  die  Gründung  von  Thera 
und  Kyrene,  jedenfalls  die  weitere  Geschichte  der  letzteren  Stadt  (Fr.  52  M. 
51  Di.),  dann  die  ionische  Wanderung,  bei  welcher  auch  ein  Stück  der 
Geschichte  von  Kyme  zur  Sprache  kam  (Fr.  53  M.  52  Di.),  und  an  welche 
sich  namentlich  die  von  Miletos  anreihte  (Fr.  54  M.  53  Di.),  dann  die  von 
Thessalien  (Fr.  55  f.  M.  53 b.  54  Di.),  endlich  ward  die  Geschichte  des  Pelo- 
ponnes oder  wenigstens  die  Spartas  weitergeführt  (Lykurgos  Fr.  57  M.  55  Di.); 
daran  schloss  sich  im  7.  die  der  Kypseliden  (Fr.  58—60  M.  56—58  Di.) 
und  der  Tyrannen  von  Sikyon  (Fr.  61  M.  59  Di.),  es  folgte  dann  die  der 
lydischen  Mermnaden  (Fr.  62—65  M.  60—63  Di.)  und  das  Ende  der  Meder- 
und  der  Anfang  der  Perserherrschaft  (Fr.  66—68  M.  64—67  Di.).  S.  Müller 
S.  345  f. 


Nikolaos  von  Damaskos.  315 

Ueberbleibsel388),  während  uns  vom  8.  bis  95.  mit  Sicherheit,  nur 
vier  kurze  Bruchstücke  geblieben  sind389).  Die  Anführungen  aus 
dem  96.  bis  110.  betreffen  fast  alle  die  mithridatischen  Kriege390): 
der  Triumph  des  Lucullus  (63)  war  im  110.  erzählt390b);  und  im 
123.  und  124.  wurden  jene  Angelegenheiten'  des  Herodes  aus  der 
Zeit  um  16  v.  Chr.  abgehandelt391).  Die  Darstellung  ward  also, 
wie  es  ja  auch  natürlich  war,  immer  ausführlicher,  je  tiefer  sie 
in  die  neuesten  Zeiten  hinabging,  namentlich,  wie  es  nicht  minder 
begreiflich  ist,  in  der  Geschichte  des  Herodes;  wo  sie  endete, 
ist  ungewiss:  jedenfalls  schloss  sie  noch  nicht  mit  dessen  Tode, 
sondern  behandelte  zum  Mindesten  auch  noch  die  Einsetzung 
von  dessen  Söhnen  durch  Augustus  in  ihre  Herrschaften392). 
Und  so  erzählte  denn  Nikolaos  denjenigen  Abschnitt  der  Zeit- 
geschichte, in  welchem  er  selbst  eine  hervorragende  Rolle,  ge- 
spielt hatte,  zweimal,  hier  und  in  seiner  eignen  Lebens- 
beschreibung, ja  zum  Theil  wohl  ohne  Zweifel  noch  ein  drittes 
Mal  in  der  des  Augustus.    Seine  Glaubwürdigkeit  für  die  früheren 


388)  Vorwiegend  wiederum  aus  den  beiden  genannten  Quellen.  Die 
Unterschrift  unter  den  Auszügen  de  virtutibus  (s.  A.  385)  zeigt,  dass  den 
Excerptoren  bereits  nicht  mehr  als  diese  sieben  ersten  Bücher  zu  Gebote 
standen,  und  ohne  Zweifel  richtig  urtheilt  Dindorf  a.  a.  0.  S.  111  —  114, 
dass  bereits  die  beiden  folgenden  Auszüge  über  die  Vorgeschichte  und  die 
Anfänge  Roms  (Fr.  69  f.  M.  68  f.  Di.)  von  ihnen  aus  Dionys.  V.  Hai.  A.  R. 
I,  82  ff.  und  II,  32  f.  ergänzt  und  nicht  etwa  schon  von  N.  selbst  aus  diesem 
seinem  Zeitgenossen  wörtlich  abgeschrieben  sind,  was  schon  Orelli  und 
Koraes  mit  Recht  für  unglaublich  erklärten;  vgl.   auch  Asbach  S.  295  f. 

389)  Fr.  72  —  75  M.  71  —  74  Di.  (aus  Ath.  u.  loseph.).  Dazu  kommt 
allerdings  noch  Fr.  71  M.  70.  Di.  b.  Const.  Porphyr,  de  them.  1,3,  wenn 
hier  für  das  verderbte  ir\\  wie  allerdings  sehr  wahrscheinlich,  rj'  zu  lesen 
ist.  Warum  aber  auch  dann  daraus  nicht  zu  folgern  ist,  dass  man  das 
8.  Buch  damals  noch  besass,  legt  Müller  S.  344  dar. 

390)  Fr.  76  bis  mindestens  92  M.  Sie  beziehen  sich  auf  das  96.  (Fr.  76 
b.  loseph.  I,  3,  6),  103.  (Fr.  77  b.  Ath.  X.  415  e),  104.  (Fr.  80  b.  Ath.  VIII. 
332  f.),  107.  (Fr.  81  ebend.  V.  261c),  108.  (Fr.  82  ebend.  XV.  682  a),  HO. 
(Fr.  83.  84  ebend.  XII.  543  a.  IV.  153  f),  die  dann  noch  folgenden  auf  das 
114.  und  116.  (Fr.  88.  89  ebend.  VI.  252  d.  249  a)  und  das  123.  und  124. 
(s.  A.  391).  —  Strabon  (XV.  719)  und  Plutarchos  (Brut.  53)  geben  nur  je 
ein  Fragment  (91.  90  M.  88.  87  Di.). 

390 b)  Fr.  83  (80b  Di.). 

391)  loseph.  XII,  3,  2  (=  Fr.  92,  vgl.  A.  373).  xo  Ö'  aHQLßsg  ei  xig  ßov- 
Xsxcu   HaTaiLcc&eiv,   dvayvaxco    xätv    NmoXdov   ^Iaxoqvcäv    xt\v    sxccxoaxrjv    Mal 

£L7tOatr}V    XQLX7JV    Mal    XSXCCQXrjV. 

392)  Fr.  95a.  96,  s.  A.  380. 


316      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

Zeiten  ist  verschieden  je  nach  seinen  Quellen.  Für  die  lydische 
Geschichte  ist  er  dem  Xanthos  gefolgt;  ob  er  in  der  assyrischen, 
medischen  und  persischen  den  Ktesias  mit  eigner  freier  Aus- 
schmückung oder  vielmehr  einen  Ueberarbeiter  desselben,  und 
zwar  vermuthlich  den  Deinon  benutzte,  steht  allerdings  noch 
nicht  vollständig  fest,  doch  ist  das  Letztere  viel  wahrschein- 
licher393). Für  die  ältesten  griechischen  Sagenzeiten  mag  wohl 
Hellanikos  seine  Quelle  gewesen  sein,  dann  von  der  Dorer- 
wanderung  ab  war  es  Ephoros 394),  in  den  mithridatischen  Kriegen 
vermuthlich  namentlich  Poseidonios395);  Caesars  Bellum  Gallicum 
kannte  er  ohne  Zweifel396).  Die  Geschichte  des  Herodes  war, 
wie  selbst  Iosephos397),  welcher  weitaus  das  Meiste  über  sie  aus 
ihm  entnommen  hat,  hervorhebt,  wiederum  im  höchsten  Grade 
parteiisch  für  diesen  seinen  Gönner,  ja  geradezu  geschichts- 
fälschend  geschrieben.  Ein  viertes,  uns  in  zahlreichen  Aus- 
zügen 398)     erhaltenes ,     ins     historische     Gebiet     einschlagendes 


393)  S.  hierüber  Jacoby  Zur  Beurtheilung  der  Fragmente  des  Nikolaus 
von  Damaskus,  Commentationes  philologae  sem.  philol.  Lips.  sodal.,  Leipz. 
1874.  8.  S.  191—212. 

394)  Müller  S.  346.  Nicht  zu  Gebote  steht  mir  Steinmetz  Herodot 
und  Nicolaus  Damascenus,  Lüneburg  1861.  4.  (über  die  Kypseliden). 

395)  Vgl.  Fr.  79  M.  77  Di.  b.  Ath.  VI.  266  e.  IV.  (s.  A.  365)  .  .  .  xai 
IIoüeMviog  6  Sxcoiy.bg  iv  xaig  *l6xogtaig  (=  Poseid.  bei  Nikolaos?). 

396)  S.  Müller  S.  346  und  S.  418  zu  Fr.  89  (86  Dind.). 

397)  A.  a.  0.  XVI,  7,  1  (=  Fr.  93  M.  u.  Di.),  wo  es  schliesslich  heisst: 
%ccxaipevdexai\,  ncci  diaxexeXene  xij  ygoctpij  xd  (iev  nengayfievcc  ÖLKcticog  xm 
ßccciXet  negixxoxegov  iyxco(iid£<Dv,  vneg  de  xcov  Tictgavofirj&evxcov  ianovdcc- 
öfisvcog  a7ioXoyov(i8vog.  ineivco  (iev  ovv  noXXriv  av  rtg  .  .  .  e%oi  xrjv  avy- 
yvcofiiqv'  ov  ydg  laxogiav  xoig  aXXoig,  dXX'  vnovgyCccv  xcp  ßccOiXei  xavxrjv 
snoisLxo  (dies  Letzte  ist  in  mehr  als  einer  Hinsicht  schief). 

398)  Im  Florilegium  desStobaeos:  Fr.  102-146  M.  (1-45  Di.).  Wester- 
mann Paradox.  S.  XXXII  f.  167—177.  Vgl.  Phot.  Cod.  189  iv  avxä  de 
üvvccveyvcoaQ-ri  neu  NikoXuov  Xoyog  'Hgcodrj  xcp  'lovdccicov  ßaoiXei  ngoonecpcovr}- 
(livog,  iv  cp  nagudo^cov  i&cov  iaxi  ovvaycoyr\.  avfißaivei  (iev  eig  xctvxbv 
eviotg  xcov  vnb  'AXet-ccvdoov  nagado^cov  avveiXeyfievcov  y.ct\  negl  d>v  de  Kovcov 
ovvexec^ev  ovv.  oXCyct  nooGeyaoape '  nXrjv  ev  xi6i  nccgccXXdöoei  xccig  iötogCccig, 
exegoxgoncog  ctvxd  die&cov.  xr\v  de  cpgdacv  ioxl  (iev  %cA  avxbg  necpaXaicodrjg, 
ov  (irjv  ovde  xov  aeeepovg  dvccKex(ogr)KcoSi  [iexe%cov  de  ncog  nai  xcov  ngoeigrj- 
(levcov  (idXXov  avoxgocprjg  xivog  neu  deivöxrjxog.  Xeyei  d'  t'vicc  (iev  noXXolg, 
et  neu  £,evi£ovxcc  eirj,  dfioag  b(ioXoyov(ievcc,  xivoc  d'  dyvoovfisvcc  (iev,  ov  (irjv 
«h  xov  eficpccvovg  ngbg  ^d%r\v  *g>  iziftccva)  ■ncc&L6xd(ievcc'  eftr}  ydg  i&vöiv 
IdioxgoTtct  xu  noXXd  negiayyeXXei '  evgetv  d'  eaxiv  iv  ccvxoig  xat  xb  dnföccvov 
ngoCa%6(ievci. 


Nikolaos  von  Damaskos.  317 

Werk  I7aQad6%G)v  e&äv  öwaycoyt]  rührt,  wenn  sich  dies 
auch  nicht  mit  Sicherheit  behaupten  lässt,  doch  in  Wahrheit 
wohl  nicht  von  ihm,  sondern  von  einem  späteren  Sammler  her, 
welcher  aber  in  der  That  jene  Universalgeschichte  des  Nikolaos 
besonders  stark  ausgezogen  haben  mag,  so  dass  in  Folge  dessen 
jene  vermuthlich  falsche  Bezeichnung  entstanden  sein  kann399).  Von 
seinen  philosophischen  und  naturwissenschaftlichen  Schriften400) 
ist  uns  eine,  nämlich  die  fälschlich  dem  Aristoteles  beigelegte 
Pflanzengeschichte  in  2  Büchern,  noch  erhalten,  wenn  auch 
weitaus    nicht    in    ihrer    ursprünglichen    Gestalt401);    wenigstens 


399)  S.  hierüber  Trieb  er  Quaestiones  Laconicae.  P.  I.  De  Nicolai 
Damasceni  Laconicis,  Berl.  1867.  8.  (der  sich  freilich  nicht  S.  72  auf  die 
vermeintliche  Unächtheit  der  Selbstbiographie  hätte  berufen  sollen).  Dass 
die  Acixcovind  (Fr.  114)  aus  Xenophons  Schrift  von  der  Staatsverfassung 
der  Lakedaemonier  excerpirt  sind,  wie  Trieb  er  zeigt,  würde  an  sich  noch 
nicht  gerade  gegen  N.  sprechen,  wohl  aber  die  Plumpheit  und  Verworren- 
heit, mit  der  es  geschehen  ist.  Anders  freilich  urtheilt  Asbach  a.  a.  0. 
S.  295,  s.  aber  gegen  ihn  auch  A.  436.  Als  eine  Hauptquelle  bezeichnet 
Dum  ml  er  Zu  den  historischen  Arbeiten  der  ältesten  Peripatetiker,  Rhein. 
Mus.  XL1I.  1887.  S.  179 — 197  die  N6(ii(icc  ßaQßccQLncc  des  Aristoteles;  Kaerst 
Jahresber.  LVIII.  S.  329  ff.  351  f.  lässt  dies  als  „an  sich  nicht  unwahrschein- 
lich" gelten,  legt  aber  in  seinen  meist  richtigen  Gegenbemerkungen  dar, 
dass  Einiges  vielmehr  auf  Ephoros  (der  ja  aber  freilich  auch  dort  von 
Aristoteles  benutzt  sein  wird)  zurückreicht.  Ob  das  Epigramm  des  Rhoders 
Peisandros  Anth.  Pal.  VII,  304  von  N.  (Fr.  147)  in  der  Universalgeschichte 
oder  einer  anderen  Schrift  angeführt  war,  steht  dahin. 

400)  S.  die  Sammlung  der  Fragmente  bei  Roeper  Nicolai  Damasceni 
de  Aristotelis  philosophia  librorum  reliquiae,  Lectiones  ABulpharagianae, 
Danzig  1844.  4.   S.  35—43,   welche  Zeller  leider  unbekannt  geblieben  ist. 

401)  Wie  nämlich  aus  der  dem  jetzigen,  schwerlich  vor  dem  14.  Jahrb. 
entstandenen  griechischen  Text  voraufgeschickten  Vorrede  selbst  und  aus 
anderen  Quellen  erhellt,  ist  derselbe  nur  eine  Rückübersetzung  einer 
lateinischen  Uebertragung,  und  die  letztere,  von  einem  gewissen  Alfred us 
herrührende  ist  auch  erst  nach  einer  gleich  dem  Original  verloren  gegangenen 
arabischen  Uebersetzung  von  Isaak  Ben  Honain  (s.  A.  402.  403)  ange- 
fertigt, welcher  gleichfalls  sicherlich  noch  nicht  unmittelbar  die  griechische 
Urschrift  zu  Grunde  lag.  Roeper  S.  3.  A.  6  vermuthet  zwischen  der 
arabischen  und  der  lateinischen  Uebertragung,  weil  in  der  letzteren  Abru- 
calis  für  Empedokles  steht,  noch  ein  hebräisches  Mittelglied,  da  diese  Ver- 
derbniss  nicht  füglich  habe  entstehen  können  „nisi  confusis  elementis  ddletli 
et  resch  in  Hebraeorum  Ulteratura  simillimis".  Diese,  von  E.  H.  F.  Meyer 
Nicolai  Damasceni  de  plantis  libri  duo,  Leipzig  1841.  8.  kritisch  heraus- 
gegebene und  commentirte  lat.  Uebers.  ward  schon  von  Albertus  Magnus 
in  seinem  Pflanzenwerke  zu  Grunde  gelegt  und  von  Vincentius  von  Beauvais 
im  ersten  Buche  seines  Speculum  naturale  benutzt;  der  -Uebersetzer  könnte 


318       Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

war  er  höchst  wahrscheinlich  der  wirkliche  Verfasser  derselben402). 
Ausserdem  wissen  wir,  dass  er  eine  Einleitungsschrift  in  das 
Studium  der  aristotelischen  Philosophie  unter  dem  Titel  tieqI 
^AQLötotikovg  (piXo0o(pCag  in  mehreren  Büchern  mit  reich- 
lichen Auszügen  aus  den  aristotelischen  Werken  verfasste403)  und 


also  spätestens  im  Anfang  des  13.  Jahrh.  gearbeitet  haben;  wahrscheinlich 
gehörte  er  dem  Ende  des  12.  an.  Sicheres  über  seine  Person  hat  sich 
bisher  nicht  feststellen  lassen.  Der  griechische  Rückübersetzer  (welcher 
nach  Hermol.  Barb.  in  Dioscor.  coroll.  I.  c.  28  Maximus  geheissen  haben 
soll)  bezeichnet  ihn  als  einen  „Kelten".  Alfredus  nennen  ihn  ausdrücklich 
mehrere  Handschriften,  Peter  von  Auvergne  und  Roger  Bacon,  aus  dessen 
Aeusserung  Jourdain  Gesch.  der  aristot.  Schriften  im  Mittelalter  übers, 
v.  Stahr  S.  110  ff.  (vgl.  S.  347  f.)  mit  Recht  schliesst,  dass  derselbe  damals 
in  Spanien  lebte.  Ob  er  aber,  wie  Jourdain  meint,  derselbe  mit  Alfredus 
Anglicus  und  Roger,  dem  er  diese  Uebersetzung  gewidmet  haben  soll, 
Roger  von  Herford  war,  ist  durch  Nichts  bewiesen.     S.  Meyer  S.  III  ff. 

402)  Wie  Meyer  S.  X— XXIII  bewiesen  hat.  Die  Scholastiker  hielten 
noch  sämmtlich  Aristoteles  für  den  Urheber  (s.  Meyer  S.  X),  nur  Thomas 
von  Aquino  (wie  dies,  aber  auch  nur  dies  Jourdain  S.  362  bewiesen  hat) 
den  Theophrastos ;  erstere  Meinung  scheint  auch  im  Ganzen  die  der  Araber 
gewesen  zu  sein,  aber  sie  waren  doch  zum  Theil  auch  über  Nikolaos 
einigermassen  unterrichtet,  so  dass  eben  ihre  Angaben  uns  auf  die  richtige 
Spur  führen.  Ausser  denen  bei  Dschemaluddin  und  nach  ihm  Barhebraeus 
(s.  A.  403),  Razes  (s.  A.  403),  Averroes  (s.  A.  407)  s.  Hadschi  Khalfa  b. 
Meyer  S.  XII:  Liber  plantarum:  ab  Aristotele  tractatus  sunt  duo:  in  qutm 
Nicolaus  commentatus  est,  quemque  Isaac  Ben  Honain  (starb  910  oder  911) 
vertit,  cum  correctione  Thabeti  Ben  Qorra  (starb  901).  Endlich  Abd  Allatif 
führt  zweimal  ausdrücklich  den  Nikolaos  (einmal  mit  dem  Zusatz  libro 
plantarum)  für  Dinge  an,  die  wirklich  in  dieser  Schrift  stehen,  s.  Meyer 
S.  XII  ff.  Die  Behauptung  von  Ibn  Batlan ,  einem  1052  gestorbnen  christ- 
lichen Arzt,  bei  Dschemaluddin  (und  Barhebraeus),  Nikolaos  habe  in  seiner 
Heimat  Laodikeia  gelebt,  wird  (wie  Meyer  S.  XX  richtig  bemerkt)  über- 
reichlich dadurch  aufgewogen,  dass  Averroes  (s.  A.  407)  ihn  als  Damaskener 
kennt. 

403)  Den  Titel  giebt  Simpl.  de  coel.  178 b  41  f.  Karsten.  Schol.  in  Arist. 
493?  23  f.  (—  Fr.  IV):  NinoXccog  b  IJsQi7iccrr}tL'ii6g  nccQacpQccgcov  (s.  Roeper 
S.  38  z.  d.  St.)  zcc  ivrav&cc  (II,  3.  286 a  12  ff.)  Xsyo^isva  sv  rotg  nsgl  'Aql6to- 
rsXovg  (pilo6ocpCag.  Ausserdem  s.  Dschemaluddin  b.  Meyer  S.  XVIII: 
explicuit  libros  quosdam  Aristotelis.  ex  ipsius  operibus  praeterea  sunt  liber 
de  summa  philosophiae  Aristotelicae ,  selectis  eins  sententiis;  liber  responsionis 
ad  Mos,  qui  intellectum  et  intelligibilia  rem  unam  esse  statuunt;  liber  com- 
pendii  philosophiae  Aristotelicae  und  nach  ihm  Georg.  Abulphar.  Barhebraeus 
p.  88  Pococke  (b.  Roeper  S.  27,  b.  Meyer  S.  XIX):  e  libris  ab  ipso  com- 
positis  est  liber  de  summa  philosophiae  Aristotelicae,  cuius  apud  nos  est 
exemplar  Syriacum  ex  versione  Honain  Ebn  Isaac;  nee  non  liber  de  plantis, 
et  liber  responsion'is  ad  illos,   qui   rem   unam   esse  statuunt  intellectum  et 


Nikolaos  von  Damaskus.  319 

an  diese  Schrift  Behandlungen  jener  Werke  oder,  wenn  nicht  aller, 
so  doch  der  meisten  von  ihnen  in  theils  mehr  eommentirender404), 
theils  mehr  paraphrastischer,  theils  endlich  abhandelnder  Form 
anschloss.  Zu  diesen  gehörte  ohne  Zweifel  auch  jene  seine 
Pflanzengeschichte,  in  welcher  er  selbst  auf  seine  Be- 
arbeitung der  Meteorologie  zurückweist405),  und  sein  Com- 
pendium  der  Thiergeschichte406)  so  wie  seine  Schrift  über 


intelligibilia.  Bei  Beiden  folgt  dann  die  A.  402  berührte  Angabe  von 
Ibn  Batlan  oder  Bothlan.  Der  liber  compendii  philosophiae  Aristotdicae  ist 
natürlich  nur  ein  Duplicat  von  dem  liber  de  summa  philosophiae  Aristotelicae, 
und  ohne  Zweifel  ist  jenes  von  Simplikios  angeführte  Werk  gemeint.  Ob 
aber  an  dieser  Stelle  bei  Dschemaluddin  der  Über  de  planus  und  das  Com- 
pendium  der  Thiergeschichte  nur  in  Folge  schlechter  Ueberlieferung  fehlen, 
wie  Roeper  S.  35  f.  theils  nach  dem  Vorstehenden,  theils  nach  der  Notiz 
bei  Hadschi  Khalfa  (s.  A.  402),  theils  desshalb  glaubt,  weil  es  in  dem 
arabischen  Verzeichniss  der  aristotelischen  Schriften,  wie  es  bei  Dschema- 
luddin lautet,  bei  Casiri  I.  S.  306  (bei  Wenrich  De  auctorum  Gr.  versio- 
nibus  et  commentariis  Syr.  etc.  S.  148  f.  wird  dies  nicht  angegeben)  zur 
Thiergeschichte  heisst:  horum  librorum  antiaux  compendia  superesse  me- 
morat  Iahia  Ben  Adi  (starb  974).  compendium  Nicolai  e  Graeco  in  Arabicum 
sermonem  transtulit  Ali  Ben  Zaara  (starb  1008)  et  emendavit:  cuius  exemplar 
penes  me  est",  lasse  ich  dahingestellt.  Aus  jenem  „liber  de  philosophia 
Aristotelis"  führt  Razes  de  contin.  IX,  4  ein  paar  Worte  an,  welche  sich 
bei  Aristot.  de  long,  et  brev.  vit.  5.  466  b  7  ff.  ähnlich  wiederfinden  (=  Fr.  VIII), 
und  Ali  Ben  Zaraa  soll  die  5  Bücher  dieses  Werkes  aus  dem  Syrischen  ins 
Arabische  übersetzt  haben,  s.  Fluegel  De  Arab.  scr.  Gr.  interpr.  S.  27. 
Wäre,  was  ja  an  sich  sehr  möglich  sein  würde,  die  Vorstellung,  welche 
sich  (nach  wenigstens  theilweisem  Vorgang  von  Meyer  S.  XX  f.)  Roeper 
S.  36  und  Usener  zu  Bernays  Ges.  Abhh.  II.  S.  281  f.  (denen  ich  selbst 
Jahresber.  XLII.  S.  237.  A.  13  beigetreten  war)  von  demselben  machen, 
indem  sie  glauben,  dass  alle  Specialschriften  des  N.  auf  diesem  Gebiet 
nur  Theile  von  ihm  gewesen  seien,  die  richtige,  so  müsste  es  ungleich 
mehr  Bücher  umfasst  haben,  da  schon  die  Pflanzengeschichte  deren  2  ent- 
hält; aber  ich  sehe  Nichts,  was  uns  nöthigen  könnte  die  Sache  so  auf- 
zufassen und  nicht  vielmehr  so,  wie  ich  es  jetzt  thue.  Jedenfalls  aber  ist 
die  zweifelnde  Vermuthung  Zellers  unhaltbar,  nach  welcher  gerade  nur 
die  Schrift  über  die  Metaphysik  mit  jenem  einleitenden  Werk  zusammen- 
fallen soll. 

404)  Wenn  auf  jenes  „explicuit  libros  quosdam  Aristotelis"  des  Arabers 
(s.  403)  Zuverlass  ist. 

405)  II,  2  (822 b  33  ff.  Bekk.)  =  Fr.  V.  praemisimus  autem  gener ationes 
{gener ationem  Guelpherb.  II)  fontium  et  fluviorum  in  libro  (nostro  fügt  Guel- 
pherb.  II  hinzu)  meteororum  =  inxEtreiTicitLsv  Ss  aitiag  nsgl  r%  ysvsGscog 
xav  nriycov  xai  xatv  noxcciiav  sv  xa>  rj(i£X8Qm  ßißXicp  xm  nsql  (isxfcoqoov. 

406)  S.  A.  403. 


320      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

die  Metaphysik407)  und  diejenigen  Arbeiten,  welche  unter  den 
Titeln  tisql  -frfcav408),  tcsqI  xov  7cavx6g409)  und  nsol  xcov  iv  xolg 
TtQaxtLKolg  xccAcov*10)  angeführt  werden;  auf  die  Psychologie 
endlich  bezog  sich  die  Abhandlung  gegen  Diejenigen,  welche 
den  Novg  und  die  Notjxcc  für  einerlei  erklären411).  Aber 
über  die  eigne  philosophische  Denkart  des  Nikolaos  lernen  wir 
aus  den  spärlichen  Bruchstücken  so  gut  wie  Nichts412),  und  auch 

407)  Dieselbe  wird  unter  einem  anderen  Titel  als  dem  ihr  von  N. 
gegebnen  in  der  Unterschrift  unter  dem  Bruchstück  der  Metaph.  des 
Tbeophrastos  unmittelbar  hinter  den  A.  333  angef.  Worten  citirt:  NinöXccog 
ds  iv  xr\  &£coQia  xcov  'AgiaxoxiXovg  [isxa  xoc  cpv6iv,u  (ivrjiiovsvei.  uvxov  Xsyav 
slvai  GsocpQccatov  (=  Fr.  XV).  Ausserdem  erwähnt  Averroes  in  seiner 
eignen  Betrachtung  jenes  aristotelischen  Werks  sie  mehrfach  (Fr.  IX— XIII), 
und  man  sieht  aus  seinen  Angaben,  dass  N.  an  der  demselben  (nach  dem 
Tode  des  Aristoteles)  gegebnen  Anordnung,  die  er  freilich  wohl  für  die 
acht  aristotelische  gehalten  haben  wird,  zum  Theil  (so  in  Bezug  auf  die 
Bücher  J  und  Ä)  einen  sehr  gerechtfertigten  Anstoss  nahm.  In  Fr.  XIII 
zu  A,  8  b.  Averr.  ad  A.  M.  XII,  2,  4,  44.  t.  VIII.  p.  344  b  (VIII,  154b)  er- 
scheint der  ächte  Titel:  Nicolaus  Peripateticus  in  sua  prima  philosophia ; 
ein  anderes  Mal,  z.  XII.  prooem.  t.  VIII.  p.  314b  (VIII,  135  d)  =  Fr.  XII 
sagt  Ibn  Roschd:  Nicolaum  Damascenum  .  .  .  in  libro  suo,  ein  drittes  Mal, 
z.  VII,  2,  6,  23.  t.  VIII.  p.  211  a  (VIII,  81  d)  =  Fr.  XI:  et  in  libro  Nicolai 
et  in  eins  abbreviatione  ex  hoc  libro:  es  lag  ihm  also  auch  noch  ein  späterer 
Auszug  aus  dieser  Schrift  des  N.  vor,  wenn  ich  es  richtig  deute. 

408)  Simpl.  ad  Aristot.  Phys.  f.  6r  p.  23,  Uff.  Diels.  f.  32  v.  p.  151,  20 ff. 
NrnoXccog  de  6  /lcc[ia6Hr)v6g  .  .  .  iv  xfj  nsql  &8a>v  und  NixöXccog  de  iv  xy 
7Z8Qi  fttäv  TtQCiyiicixsicc,  vgl.  f.  6V.  p.  25,  8  f.  f.  32r.  p.  149,  11  —  18  (=  Fr.  I.  II) 
mit  nicht  eben  correcten  Angaben  über  Xenophanes  und  Diogenes  von 
Apollonia. 

409)  Fr.  IV  b.  Simpl.  de  coel.  4b  9  ff.  Karst.  Seh.  in  Arist.  469 a  6  ff. 
(=  Fr.  III).  dfiilsi  ncci  NinoXccog  6  IIb Qinaxrjx wog  .  .  .  neql  xov  nccvxbg 
iinyQÜTpccgi  nsgl  ncivxaiv  xeov  iv  xä  xoGfia)  xcüt'  (so  Roeper  f.  xul)  siörj 
noislxocL  xov  Xoyov.  S.  über  diese  Stelle  Usener  a.  a.  O.,  jedoch  nach 
Massgabe  von  A.  403. 

410)  D.  h.  über  die  Pflichten.  Simplik.  ad  Epict.  Encheir.  37.  194c 
(=  Fr.  XV),  wo  dies  Werk  als  eine  noXvatixog  7igccy(iax£Lcc  bezeichnet  wird. 
Vielleicht  (wie  Zell  er  bemerkt)  standen  hier  auch  die  Verunglimpfungen 
des  Epikuros,  von  denen  bei  La.  Di.  X,  3  (=  Fr.  XVI)  die  Rede  ist. 

411)  S.  A.  403.  Vgl.  Aristot.  de  an.  III,  4.  430a  2  ff .  Fr.  VI  b.  Averr. 
ad  Aristot.  de  an.  III,  summ.  1,  c.  2,  §.14,  t.  VII  f.  110b  (VI,  169  a). 
Trendelenburg  Arist.  de  an.1  S.  487.  497.  2S.  400.  408  f.  Roeper 
S.  36.  39  f.  Ob  in  dieser  Schrift  auch  die  (richtige)  Auffassung  der  Seelen- 
theile  nach  Aristoteles  (Porphyr,  b.  Stob.  Ecl.  I.  p.  842  f.  H.  353,  12  ff.  W. 
—  Fr.  VII)  stand  oder  ob  N.  die  gesammte  Psychologie  noch  in  einer 
anderen  behandelte,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

412)  Ob    man    auf  die   Notiz   bei   Suid.    (s.  A.  361).    Tis  oi7tuxr\xi'/.bg  rj 


Nikolaos  von  Damaskos.     Xenarchos  aus  Seleukeia.  321 

zu  einem  noch  so  beschränkten  Urtheil  über  seinen  Werth  als 
Ausleger  des  Aristoteles  reichen  dieselben  nicht  im  Mindesten 
aus413).  Einzig  und  allein  seine  Leistungen  als  Botaniker  können 
wir  wirklich  beurtheilen.  Diese  aber  sind  allerdings  gleich  Null: 
über  irgend  welche  eignen  Beobachtungen  ist  er  weit  erhaben, 
und  seine  Schrift  auf  diesem  Gebiete  ist  Nichts  als  eine  nicht 
gerade  ungeschickte  Compilation  aus  verschiednen  aristotelischen 
Aeusserungen  und  aus  den  Pflanzenwerken  des  Theophrastos, 
„aufgestutzt  mit  allerlei  Stellen  älterer  Philosophen u7  wenn  auch 
immerhin  bemerkenswerth  als  die  einzige  Arbeit  über  Pflanzen- 
physiologie in  den  ganzen  tausend  Jahren  von  Theophrastos  bis 
auf  Albertus  Magnus414). 

Xenarchos  aus  Seleukeia  in  Kilikien  lehrte  in  Alexandreia, 
in  Athen  und  zuletzt  in  Rom,  war  mit  Areios  Didymos  und 
hernach  mit  dem  Kaiser  Augustus  befreundet  und  starb,  kurz 
vor  seinem  Tode  erblindet,  in  hohem  Alter.  Unter  seinen  Zu- 
hörern, vermuthlich  in  Rom414b),  war  auch  Strabon415).  Mit  einer 
tief  greifenden  Abweichung  von  Aristoteles  bestritt  er  in  einer 
eignen  Schrift  die  Existenz  des  Aethers416). 


(oder  xai?)  nXcLtcavinog  so  viel  geben  darf,  um  aus  ihr  zu  schliessen,  dass 
auch  er  das  Peripatetische  mit  einigem  Platonischen  vermischte,  so  glaub- 
lich dies  im  Allgemeinen  ist,  steht  sehr  dahin. 

413)  S.  einerseits  A.  407.  411,  andrerseits  A.  408.  410. 

414)  S.  darüber  (nach  dem  Vorgang  von  Iul.  Caes*.  Scaliger)  Meyer 
a.  a.  0.  S.  XXIV f.  Gesch.  der  ßotan.  I.  S.  329  f.  Die  Frage,  ob  er  die  uns 
verlorne  Pflanzengeschichte  des  Aristoteles  seinerseits  in  Händen  hatte, 
beantwortet  Meyer  a.  a.  0.  S.  XXIV  verneinend:  „sin  secus,  totius 
opusculi  compositio  haud  dubio,  meliore  ordine  se  commendaret ,  a  proposito 
aliena,  ni  plane  evitata,  certe  brevius  absoluta  forent,  gravioris  momenti 
res  accuratius  tractatae,  neque  tot  opiniones  ab  Aristotelicis  secedentes  offen- 
derentu.     Für  das  Genauere  ist  auf  Meyers  Commentar  zu  verweisen. 

414 b)  Wenn  nicht  schon  in  Alexandreia,  wie  Zell  er  S.  631.  A.  1 
annimmt. 

415)  Strab.  XIV.  670.  SivaQxog  de,  ov  rjxQoaöcc tieft«  ijfiEig,  iv  ol'uco 
(isv  ov  noXv  dtETQiipsv,  iv  'AXE^avdqEta  ds  naX  'A&rivrjGi  nccl  xb  xeXevtcciov 
iv  'Pcoiirj,  xbv  ncctdsvxi'ndv  ßlov  El6(iEvog'  %Qr\6apEvog  öe  %olI  xij  'Aqeiov 
yiXia  nai  [lexcc  xavxa  xij  KctlcccQog  xov  Zsßaaxov  ölexeXece  [iE%qi  yr\Q(og  iv 
Ti(iij  dyo^Evog'  (iiTtQOV  Ss  kqo  xrjg  zsXEVzrjg  izrjQad'Elg  xr\v  oipiv  -naxEGxQEtpe 
vo6(p  xbv  ßi'ov.     Vgl.  A.  418. 

416)  Diese  Schrift  wird  ziemlich  häufig  angeführt,  besonders  von  Simplik. 
de  coel.  p.  9a  11  ff.  llb  39  ff.  21b  32  ff.  25b  3  ff.  27b  20 ff.  34»  18  ff.  Karsten. 
Seh.  in  Aristot.  470 b  20  — 472 a  22.  472 b  38  ff.  473 a  9.  43.  b24  unter  den 
Bezeichnungen  at  nqbg  xr\v  nE\xiixr\v  ovoi'av  ccTtOQica,   zec  7tobg  xr\v  TtE\x,nxr\v 

SusKMiHii,  griech.-alex.  Litt.- Gesch.  II.  21 


322      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

Mehr  oder  weniger  älter  als  Nikolaos  und  Xenarchos  waren 
mehrere  andere  Peripatetiker,  von  denen  wir  aber  sehr  wenig 
wissen,  so: 

Alexandros,  Lehrer  und  Freund  des  Crassus417), 

Athenaeos  aus  Seleukeia  in  Kilikien  aus  Caesars  und 
Augustus'  Zeit418), 

Demetrios,  ein  Freund  des  Cato,  welcher  noch  in  dessen 
letzten  Lebenstagen  um  ihn  war419), 

Diodotos,  der  Bruder  des  Boethos420). 

Athenodoros  von  Rhodos  gehörte  jedenfalls  auch  der 
peripatetischen  Schule  an  und  war  vielleicht  der  Verfasser  der 
mehrfach421)  erwähnten  ÜEQuitatoi.  Sein  Zeitalter  ist  indessen 
unbekannt,  doch  scheint  er  jünger  als  Kritolaos  gewesen  zu 
sein422)  und  war  spätestens  Zeitgenosse  des  Varro422b). 

Auch  die  pseudo-philonische,  übrigens  nur  ihrem  ersten 
Buche  nach  erhaltene  Schrift  von  der  Unzerstörbarkeit  der 
Welt423)    ist    in    ihrer    ursprünglichen    Gestalt424)    aller   Wahr- 

ovcCav  7\Tioqy\\iiva  oder  yEyqa^Eva^  ausserdem  von  Damask.  de  coel.  Seh. 
in  Ar.  456a  6.  460b  16  und  Iulian.  Or.  V.  162  A  f.  In  ihr  können  auch  die 
Bemerkungen  gegen  des  Chrysippos  Lehre  vom  leeren  Raum  (Simpl.  a.  a.  0. 
129 a  18  ff.  Karst.)  gestanden  haben.  In  der  Ethik  huldigte  er  derselben 
stark  egoistischen  Ansicht  wie  Boethos,  Alex,  de  an.  154 a  47  (vgl.  Zell  er 
S.  626.  A.  3).  Seine  Definition  der  Seele  (Aet.  p.  388 b  16  ff.  Diels  -n  Stob. 
Ekl.  I.  p.  798  H.  320,  5  ff .  W.)  weicht  dagegen  in  der  Sache  nicht  von  der 
aristotelischen  ab.     Vgl.  Diels  Dox.  S.  100.     Zeller  S.  631. 

417)  Plut.  Crass.  3. 

418)  Strab.  XIV.  670  unmittelbar  vor  den  A.  415  mitgetheilten  Worten: 
ivtccvd'cc  Eyivovxo  xa-fr'  rjficcg  ccvSqsq  <x£,iöXoyoi  xcov  eh  xov  UEQntuxov  cpiXo- 
aocpoav  A%r\va.iog  xe  hccl  Esv(XQ%og,  cov  u  [ilv  'A&rjvuiog  xca  EnoXixEvGaxo  ncci 
^drjficcyooyrjGS  %qovov  xivcc  ev  xrj  TtaxQidi,  eIx'  i^ineGcov  elg  xr\v  Movqt^vcc 
cpiXCav  STiEiva  gvveccXco  cpsvymv  cpwgccd'EiGrjg  xijg  hccxcc  KociGccgog  xov  Z!e~ 
ßaGxov  GVGxa&siGrig  E7ii$ovXr\g'  uvcclxiog  ds  (pctvEig  acpsför]  vnb  KcciGagog .  .  . 
oXCyov  8'  Eizißiovg  %q6vov  ev  GVfinxmGEi  xrjg  ofaiccg  iv  co  cokei  diEcp&ccorj 
vvkxcoq  yEvoiiEvr}. 

419)  Plut.  Cat.  min.  65.  67  ff. 

420)  Strab.  XVI.  757. 

421)  La.  Di.  III,  3.  V,  36.  VI,  81.  IX,  42:  es  sind  meist  werthlose  Ge- 
schichten über  Piaton,  Theophrastos,  Diogenes  von  Sinope,  Demokritos, 
alle  aus  dem  8.  Buch;  der  Verf.  wird  schlechtweg  Athenodoros  genannt. 

422)  Indessen  beruht  auch  dies  nur  darauf,  dass  er  als  Gegner  der 
Rhetorik  mit  diesem  und  zwar  hinter  demselben  genannt  wird  bei  Quintil. 
II,  13,  15.  multa  Critolaus  contra,  multa  Rhodius  Athenodorus.  Vgl.  C.  2.  A.  804. 

422 '*)  Serg.  de  acc.  §.  21.  p.  530  K.,  s.  u.  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  345. 

423)  üeqI  ucp&ccQGiccg  h6o[iov   Xoyog  nocozog   lautet    der    ohne    Zweifel 


Alexandros.    Athenaeos.    Demetrios.    Diodotos.    Athenodoros.       323 

scheinlichkeit  nach   das  Werk  oder,   wenn  man  lieber  will,  die 
Conipilation,  aber  inimerhin  in  des  Wortes  besserer  Bedeutung, 


richtige  Titel  iin  Cod.  Vatic.  381,  unrichtig  ist  die  Ueberschrift  im  Laur. 
X,  20  (aus  dem  12.  Jahrh.)  kbqI  rr\g  xov  h6g[iov  ysvsoscog.  Nach  einer 
erneuten  Collation  der  letzteren  Handschrift  ist  das  Ganze  vortrefflich  her- 
gestellt von  Bernays  Die  unter  Philon's  Werken  stehende  Schrift  über 
die  Unzerstörbarkeit  des  Weltalls,  Berlin  1876.  4.  (Abhh.  der  Berl.  Akad. 
1876.  S.  209—278).  Von  weit  geringerem  Werth  ist  dessen  spätere,  un- 
vollendet gebliebne  Erläuterung:  Ueber  die  unter  Philon's  Werken  u.  s.  w., 
Berlin  1883.  4.  (Abhh.  der  Berl.  Akad.  1882).  Vgl.  auch  Bernays  Ueber 
die  Herstellung  des  Zusammenhanges  in  der  unter  Philon's  Namen  gehenden 
Schrift  7t sqI  cicpd-ccQGiag  noofiov  durch  Blätterversetzung,  Monatsber.  der 
Berl.  Akad.  1863.  S.  34—40.    Ges.  Abhh.  I.  S.  283—290. 

424)  Denn,  wie  Zell  er  Der  pseudophilonische  Bericht  über  Theophrast, 
Hermes  XV.  1880.  S.  137—146  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich  gemacht 
hat  (vgl.  C.  2.  A.  152),  sie  liegt  uns  jetzt  in  der  Ueberarbeitung  eines  alexan- 
drinischen  Juden  aus  dem  1.  oder  2.  Jahrh.  n.  Chr.  vor,  welcher  unter 
Anderem  das  erste  Capitel  und  das  Citat  des  Moses  (C.  5.  S.  225,  10  — 
226,  2  Bern.)  angehört,  ausserdem  eine  Reihe  kleinerer  Zusätze,  was  aber 
Alles  so  äusserlich  angeklebt  ist,  dass  man  es  fast  ausnahmslos  nur  ein- 
fach zu  entfernen  braucht,  um  den  gestörten  Zusammenhang  wiederher- 
zustellen. Es  ist  sehr  denkbar,  dass  die  ursprüngliche  Schrift  mit  dem 
2.  Cap.  (natürlich  ohne  ovv)  begann,  es  ist  aber  auch  möglich,  dass  der 
Interpolator  den  ursprünglichen  Eingang  durch  den  seinen  ersetzt  hat. 
Diese  Abhandlung  Zellers  ist  nicht  nur  von  Bernays  nicht  mehr  benutzt, 
sondern  auch  von  v.  Arnim  Quellenstudien  zu  Philo  von  Alexandreia. 
1.  Ueber  die  pseudophilonische  Schrift  7Zsqi  acpfrctQoiag  h6ü[iov.  Berl.  1888.  8. 
(Kiessling  und  v.  Wilamowitz  Philol.  Unters.  XI)  S.  1—52  völlig  unberück- 
sichtigt gelassen.  In  Folge  dessen  halten  Beide  diesen  Ueberarbeiter  für 
den  ursprünglichen  Urheber  und  setzen  diesen  erst  in  die  älteren  christ- 
lichen Zeiten,  Arnim  (S.  30)  wegen  gewisser  von  Di  eis  Dox.  S.  107.  A.  1 
hervorgehobener  stilistischer  Aehnlichkeiten  mit  dem  ächten  Philon  noch 
ins  erste  Jahrh.  n.  Chr.  Aber  in  keine  der  uns  bekannten  Richtungen  dieser 
Zeiten  will  er  hineinpassen.  Bernays  (Erläuterung  S.  4 — 6.  23  ff.  u.  ö.) 
weiss  darüber  nur  zu  sagen,  dass  er  „zu  der  Schule  der  peripatetischen 
Neupythagoreer  (?)  hinneigte",  aber  doch  nicht  zu  ihr  gehörte,  Arnim 
schweigt  darüber  ganz.  Dass  ferner  ein  Mann  aus  diesen  Zeiten  noch  die 
(s.  A.  434)  verschollenen  Schriften  des  Kritolaos  und  des   Stoikers  Boethos 

I  selbst  zur  Hand  genommen  hätte,  ist  nicht  eben  sehr  wahrscheinlich,  aber 

die  Sache  wird  auch  nicht  viel  dadurch  gebessert,  dass  Arnim  in  seiner 
überscharfsinnigen  Untersuchung  zwei  anonyme  Mittelquellen,  nämlich  einen 
Peripatetiker  von  strengerer  Observanz  und  einen  mehr  eklektischen,  die 
beide  den  Kritolaos  benutzt  haben  sollen,  beide  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.,  in  höchst  künstlicher  Weise  ansetzt.  Mehr 
oder  weniger  eklektisch  waren  die  damaligen  Peripatetiker,  so  weit  uns 
Lehren  von  ihnen  bekannt  sind,  alle,  und  wie  das  Buch  jenes  angeblichen 

21* 


324      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

eines  eklektischen  Peripatetikers425),  welcher,  angeregt  vermuth- 
lich  durch  die  Erneuerung  der  stoischen  Lehre  von  der  periodi- 
schen Weltverbrennung  von  Seiten  des  Poseidonios426),  etwa  um 
50  v.  Chr.  oder  doch  wenig  später427),  die  gegen  dieselbe  von 
Theophrastos,  Kritolaos  und  dem  Stoiker  Boethos428)  entwickelten 
Gründe  zusammenstellte  und,  was  er  sonst  an  Argumenten  noch 
finden  konnte,  hinzufügte,  nicht  gerade  alle  in  der  besten  Ordnung 
und  nicht  ohne  Wiederholungen  und  andere  Ungeschicklichkeiten429). 

strengeren  eigentlich  ausgesehen  haben  soll,  darüber  wird  man  vergebens 
suchen  aus  Arnims  Darstellung  zu  einer  irgendwie  denkbaren  Auffassung 
zu  gelangen. 

425)  Der  Verfasser,  welcher  den  Aristoteles  mehrfach  (222, 12 ff.  224,  9 ff. 
225,  6  ff.)  in  etwas  übers chwänglicher  Weise  preist,  erkennt  trotzdem  gleich 
Xenarchos  (s.  A.  416)  offenbar  nur  die  vier  empedokleischen  Elemente  an, 
nicht  auch  den  Aether.     Ausserdem  s.  A.  433.  442. 

426)  S.  Arnim  S.  51.  Bedenken  dagegen  erregt  jedoch,  dass  die 
Schrift  sich  nicht  nur  nicht  gegen  Poseidonios  wendet,  sondern  dieser 
nicht  einmal  in  ihr  genannt  wird.    S.  indessen  auch  Di  eis  Doxogr.  S.  107. 

427)  Er  citirt  bereits  C.  4.  S.  223,  5—8  (II.  p.  489  z.  E.  Mangey)  den 
Pseudo-Okellos,  s.  unten  A.  475.  Denn  dass  dies  Citat  wirklich  schon  von 
ihm  und  nicht  etwa  erst  von  dem  Interpolator  herrührt,  ist  weitaus  das 
Wahrscheinlichere,  s.  Zell  er  a.  a.  0.  S.  139.  142.  Andrerseits  verbietet, 
wie  Zeller  S.  142  bemerkt,  der  Umstand,  dass  im  Uebrigen  Kritolaos, 
Boethos  und  Panaetios  die  jüngsten  angeführten  Schriftsteller  sind,  die 
Schrift  allzu  tief  unter  50  v.  Chr.  hinabzurücken,  „und  so  mag  denn  der 
Verfasser  ein  Peripatetiker  aus  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  vorchrist- 
lichen Jahrhunderts,  ein  Zeitgenosse  des  Stoikers  Arius  Didymus  und  des 
Peripatetikers  Boethus  gewesen  sein.  Als  Entstehungsort  seines  Buches 
scheint  sich  Alexandria  dadurch  zu  empfehlen,  dass  uns  dasselbe  in  der 
Ueberarbeitung  eines  alexandrinischen  Juden  vorliegt,  während  er  seiner- 
seits der  älteste  Zeuge  oder  einer  der  zwei  (oder  drei)  ältesten  Zeugen  für 
die  wahrscheinlich  in  Alexandria  entstandene  Schrift  des  Ocellus  ist", 
s.  A.  459.  466—469. 

428)  S.  C.  2.  A.  152.  804.  C.  28.  A.  1.  9.  Vgl.  A.  434.  Je  mehr  hier 
der  Verfasser  der  guten  Sitte  folgt  seine  Quellen  zu  nennen  und  gründlich 
zu  behandeln,  desto  mehr  hat  man  anzunehmen,  dass  er  überall  da,  wo 
es  nicht  geschieht,  auch  wirklich  in  weit  höherem  Masse  selbständig  ist, 
als  es  Arnim  mit  allen  seinen  Spitzfindigkeiten  uns  glauben  machen  will 
(vgl.  A.  429). 

429)  So  lässt  die  Eintheilung  der  Ansichten  C.  3—5  eine  andere  Aus- 
führung erwarten,  als  wie  sie  hernach  gegeben  wird,  s.  Bernays  Er- 
läuterung S.  17  ff.  Arnim  S.  3  ff.,  das  ist  aber  m.  E.  eben  einfach  eine 
Ungeschicklichkeit  der  Composition,  aus  welcher  Nichts  weiter  zu  schliessen 
und  keine  so  kühnen  Folgerungen  für  die  Quellenbehandlung  des  Schrift- 
stellers zu  ziehen  sind,  wie  sie  Arnim  aus  ihr  herleitet.  Bei  dem  tcqo- 
Teqovg   (226,  4  Bern.)   vollends   liegt  nicht   eine   „Unklarheit"   von   dessen 


Pseudo-Philon  üb.  d.  Unvergänglichk.  d.  Welt.  325 

Obgleich  er  acht  peripatetisch  auch  an  der  Anfangslosigkeit  der 
Welt  festhält  und  irrthümlieh  mit  Aristoteles  glaubt,  dass  Piaton 
dieselbe  im  Ernst  geleugnet  habe430),  so  legt  er  doch  auf  diesen 
vermeintlichen  Gegensatz  zwischen  Beiden  kein  sonderliches  Ge- 
wicht431), da  sein  eignes  Hauptinteresse  auf  ihre  Endlosigkeit 
gerichtet  ist432)  und  er  seinem  eklektischen  Standpunkt  gemäss 
„gern  auch  Piatons  Auctorität  für  sich  in  Anspruch  nimmt,  wo  sie 
nicht  allzu  sehr  mit  der  des  Aristoteles  in  Collision  kommt"433). 
Besonders  zu  loben  ist  die  unzweifelhafte  Zuverlässigkeit,  Klar- 
heit, Genauigkeit  und  Ausführlichkeit  seiner  Angaben  über  Chry- 
sippos  und  jene  seine  drei  genannten  Vorgänger,  wenigstens  im 
Ganzen  genommen434). 

Seite,  sondern  nur  ein  Missverstand  von  der  Arnims  S.  6  f.  vor:  itQotsQovg 
ist  ganz  richtig:  der  Verf.  will  erst  die  Beweise  geben  und  dann  im 
zweiten  Buche  die  Einwürfe  (ivavricoasig)  widerlegen  (276,  3  f.).  Ausserdem 
aber  s.  A.  432.  434  z.  E.  und  Arnim  S.  19  f.  26. 

430)  C.  4  (p.  490  Mang.).  Er  nennt  es  sogar  eine  Klügelei,  wenn 
„gewisse  Leute"  den  Piaton  anders  auslegten  (S.  224,  1  ff.  tiveg  Ss  oi'ovzcci 
aoyi£6[L£voi  %.  t.  X.) ,  indessen  waren  diese  „gewissen  Leute"  keine  geringeren 
als  Speusippos,  Xenokrates  und  Krantor,  denen  sich  später  auch  Eudoros 
anschloss  (Simpl.  de  coel.  136b  33  ff.  Karsten  =  Schol.  in  Aristot.  488b  15  ff. 
Schol.  cod.  Coisl.  166.  cod.  Reg.  1853.  p.  489 a  4  ff.  9  ff .  Plut.  de  proer. 
an.  2ff.  1012F  — 1013F.  Weiteres  b.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II3,  1.  S.  666  f. 
A.  2.  II4,  1.  S.  792.  A.  1).  Auch  Philinpos  von  Opus,  der  in  der  Epinomis 
keinen  anderen  Gott  als  die  Welt  kennt,  muss  sie  doch  wohl  für  ewig 
gehalten  haben.  Hieraus  erhellt,  wie  vereinzelt  Aristoteles  mit  seiner 
buchstäblichen  Auffassung  von  Piatons  mythischer  Sprache  im  Timaeos 
unter  den  Piatonikern  stand  (nQog  &svoxQutrjv  [iccXiora  nal  rovg  IHccx<o- 
viKovg  sagt  Simpl.)  und  wie  verfehlt  grossentheils  die  Bemerkungen  von 
Bernays  in  der  Erläuterung  S.  24 ff.  und  vollständig  die  von  v.  Arnim 
S.  49  f.  sind. 

431)  S.  Arnim  S.  4,  doch  vgl.  gegen  denselben  A.  429. 

432)  Dies  erhellt  schon  aus  dem  Titel  und  folgt  ferner  aus  den  Be- 
merkungen von  Arnim  S.  4 ff.,  aus  denen  dieser  freilich  zum  Theil  andere 
Schlüsse  zieht.  Allerdings  führt  der  beherrschende  polemische  Gesichtspunkt 
gegen  den  stoischen  Weltbrand  sehr  natürlich  dazu  in  erster  Linie  diese 
Seite  ins  Auge  zu  fassen.  Dass  aus  der  Unzerstörbarkeit  auch  die  Un- 
gewordenheit  folge,  thut  der  Verfasser  C.  6.  S.  229,  4  ff .  (p.  497  z.  E.)  sehr 
kurz  und  an  wenig  passender  Stelle  (s.  Arnim  S.  5  f.)  ab. 

433)  Zeller  Herrn,  a.  a.  0.  S.  141.  Vgl.  223,  8  ff .  228,  7  ff .  232,  14  ff. 
238,  2  ff.  272,  13  ff.  Bern,  und  unten  A.  443. 

434)  Er  hat  ohne  Zweifel  (trotz  Arnim  S.  11.  17  ff.  23  ff.)  ihre  be- 
treffenden Schriften  selber  genau  gelesen:  über  die  von  Kritolaos  und 
Boethos  in  denselben  eingenommene  Stellung  werden  wir  allein  durch  ihn 
unterrichtet,  gewinnen  aber  auch  daraus  ein  durchaus  deutliches  Bild,  und 


326      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Thilos.     5.  Peripatetiker. 

Wie  stark  aber  der  Eklekticismus  auch  in  die  peripatetische 
Schule  eindrang,  zeigt  sich  namentlich435)  in  der  pseudo- 
aristotelischen Schrift  von  der  Welt  (negl  xoGpov),  deren 
Urheber  sie  absichtlich  dem  Aristoteles  untergeschoben  und  zu 
diesem  Zwecke  als  eine  dem  grossen  Alexandros  gewidmete  dar- 
gestellt hat436).    Freilich  lässt  sich  die  Lebenszeit  dieses  Fälschers 

dafür,  dass  auch  da,  wo  man  für  das  aus  Kritolaos  Geflossene  an  die  Ver- 
mittlung des  Pseudo-Okellos  denken  könnte  (s.  A.  427.  471b),  die  Benutzung 
vielmehr  eine  unmittelbare  ist,  s.  die  Beweisführung  von  Scala  Stud.  des 
Polyb.  I.  S.  120  f.  232.  240  ff.  In  Bezog  auf  Chrysippos  s.  236,  6  ff.  254,  8  ff. 
(hier  auch  Kleanthes).  255,  8  ff.  Ebenso  verdanken  wir  ihm  248,  14  ff.  die 
C.  2.  A.  363  angegebene  Nachricht  über  Diogenes  von  Seleukeia,  die  er 
freilich  nur  mit  einem  liystca  giebt,  ob  nach  Kritolaos,  wie  Arnim  S.  18 
meint,  lasse  ich  dahingestellt.  Vgl.  Zeller  a.  a.  0.  S.  142,  welcher  mit 
Recht  hervorhebt,  wie  sehr  sich  seine  Mittheilungen  „durch  ihre  Ueberein- 
stimmung  mit  Allem,  was  wir  von  jenen  Männern  sonst  wissen,  und  durch 
die  Wahrnehmung  bestätigen,  dass  jeder  von  den  Philosophen,  über  die 
er  Eingehenderes  mittheilt,  gewisse  charakteristische  Eigenthümlichkeiten 
zeigt,  die  sich  in  einer  weniger  treuen  Darstellung  wohl  verwischt  haben 
würden".  Unter  diesen  Umständen  ist  aber  auch  jeder  Zweifel  an  der 
ausdrücklichen  Angabe,  dass  die  Capitel  23  f.  aus  Theophrastos  entnommen 
seien,  unzulässig,  und  was  Arnim  S.  41  ff.  gegen  dieselbe  geltend  macht, 
beweist  nur,  dass  der  Schlussabschnitt  268,  13  —  269,  7  allerdings  ein  nicht 
geschickter  und  viel  zu  unvollständiger  Auszug  ist.  Und  von  einem  „elenden 
Stoppler"  (Arnim  S.  24)  kann  nach  diesem  Alien  keine  Rede  sein  trotz 
der  logischen  Schnitzer  in  C.  19  (s.  Arnim  S.  23  ff.),  sei  es  nun,  dass  der 
Compilator  hier,  wie  Arnim  will,  seine  Quelle  ungenau  wiedergegeben, 
sei  es,  was  ich  lieber  glauben  möchte,  hier  seinem  eignen  Vermögen  zu 
viel  zugemuthet  hat. 

435)  S.  hierüber  Zeller  Ph.  d.  Gr.  IIP,  1.  S.  637-642,  vgl.  A.  441—443. 

436)  Die  frühere,  jetzt  beinahe  vollständig  überflüssige  Litteratur  s.  bei 
Z  e  1 1  e  r  a.  a.  0.  S.  631..  A.  3  nebst  ihrer  erschöpfenden  Beurtheilung 
S.  631 — 642.  Der  Einzige,  welcher  schon  vor  Zell  er  das  Richtige  sah, 
ist  Petersen  Zeitschr.  f.  wiss.  Krit.  1836.  I.  S.  557  ff.  Seitdem  sind  dann 
noch  zwei  neue  Versuche  hervorgetreten  zu  zeigen,  dass  derjenige  Alexandros, 
an  welchen  diese  Schrift  sich  richtet,  nicht  der  grosse  Makedonier  sein 
solle,  und  dieselbe  mithin  keine  Fälschung  sei,  und  die  Urheber  dieser 
Versuche  sind  beide  auf  einen  Juden  verfallen,  Bergk  Der  Verfasser  der 
Schrift  tisql  noofiov,  Rhein.  Mus.  XXXVII.  1882.  S.  50-53  (nach  dem  Vor- 
gang von  Vettori  Var.  lect.  XXV,  13.  S.  305)  auf  den  ältsten  Sohn  des 
Herodes  und  der  Marianme,  so  dass  Nikolaos  von  Damaskos  der  Verfasser 
sei,  Bernays  Ueber  die  fälschlich  dem  Aristoteles  beigelegte  Schrift  nsgl 
■xoonov  (Fragment),  Ges.  Abhh.  I.  (1885).  S.  278—282  auf  Tiberius  Alexander, 
den  Neffen  Philons,  Procurator  von  Iudaea  und  dann  Praefecten  von  Aegypten. 
Die  erstere  Hypothese  haben  dann  noch  Bücheier  Der  Verfasser  d.  Schrift 
71eqI  ttJcrfiot',  Rhein.   Mus.   ebendas.   S.  294  f.  und  Asbach  S.  296  f.  dahin 


Pseudo-Aristoteles  von  der  Welt.  327 

nur  annähernd  durch  seine  massenhaften  Entlehnungen  aus  der 
Meteorologie  des  Poseidonios437)  einerseits  und  andrerseits  da- 
durch bestimmen,  dass  seine  Schrift  um  die  Mitte  des  zweiten 
christlichen  Jahrhunderts  bereits  längere  Zeit  unter  dem  Namen 
des  Aristoteles  im  Umlauf  war438),  so  dass  sie  nicht  früher  als 
etwa  50  vor  und  nicht  später  als  etwa  100  nach  Christus  entstanden 
sein  kann439).  Die  lateinische  Uebersetzung  derselben  unter  dem 
Namen  des  Apuleius  stammt  freilich  von  einem  späteren,  erst 
im  dritten  Jahrhundert  lebenden  Urheber410).     In  dieser  Schrift 


modificirt,  dass  der  Adressat  vielmehr  der  Sohn  des  Antonius  und  der 
Kleopatra  und  die  Schrift  also  um  20  v.  Chr.  und  allerdings  wohl  von 
Nikolaos  sei  (s.  A.  381),  vgl.  dagegen  auch  Susemihl  Jahresber.  XXX. 
S.  33  f.  Allein  die  ganze  Annahme  ist  von  H.  Becker  Eine  neue  Ansicht 
über  den  Verfasser  der  Schrift  nsql  xötffiov,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn. 
XXXIII.  1882.  S.  583—587  (vgl.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  34  f.)  und  Usener 
bei  Bernays  a.  a.  0.  S.  281  f.  (woran  durch  den  Gegensatz,  in  welchen 
ich  A.  403  zu  Usener  gerathen  bin,  Nichts  geändert  wird)  erschöpfend 
beseitigt  (vgl.  Susemihl  a.  a.  0.  XL1I.  S.  237.  A.  1),  und  die  von  Bernays 
hat  zwar  nicht  bloss  die  Beistimmung  von  Usener,  sondern  auch  von 
Mommsen  Rom.  Gesch.  V.  S.  494  gefanden,  ist  aber  von  Zell  er  Ueber 
den  Ursprung  der  Schrift  von  der  Welt,  Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1885. 
S.  399 — 415  so  gründlich  widerlegt  worden,  dass  damit  hoffentlich  nunmehr 
überhaupt  das  letzte  Wort  in  dieser  Sache  gesprochen  ist. 

437)  S.  darüber  Zeller  Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  644 ff.  A.  1.  Berl. 
Monatsber.  a.  a.  0.  S.  399  f.  A.  1  (nach  theilweisem  Vorgang  Anderer). 
Daraus  erklärt  sich  die  schon  von  Osann  Ueb.  die  dem  Aristot.  beigelegte 
Schrift  v.  d.  Welt,  Beitrr.  z.  gr.  u.  röm.  L.-G.  I.  S.  141 — 284  nachgewiesene 
Uebereinstimmung  (s.  Osann  S.  211  ff.)  von  C.  2.  391b  9  — C.  3.  392b  34 
mit  dem  aus  Areios  Didymos  (s.  A.  109)  geflossenen  Abschnitt  bei  Stob. 
Ekl.  I.  444  ff.  H.  184,  8-185,  24  W.(=  Ar.  Did.  Fr.  31.  p.  465  Diels): 
Areios  und  dieser  Fälscher  haben,  wie  Zell  er  darlegt,  eben  beide  den 
Poseidonios  ausgeschrieben,  der  seinerseits  den  Chrysippos  citirt  hatte, 
welches  Citat  Areios  stehen  Hess.     Vgl.  auch  Diels  Doxogr.  S.  21.  77. 

438)  Zeller  Monatsb.  a.  a.  0.  S.  400  ff.  zeigt  dies  aus  Maximus  von 
Tyros  und  dem  vielleicht  noch  früheren  Neupythagoreer  Pseudo-Onatas 
(b.  Stob.  Ekl.  I.  p.  92  ff.  H.  48,  4  ff.  W.).  Die  Schrift  stand  also  bei  den 
Piatonikern  und  Pythagoreern  jener  Zeit  in  Ansehen,  was  sich  nur  dann 
begreift,  wenn  sie  dieselbe  für  ein  Werk  eines  Mannes  von  besonderer 
Auctorität,  also  in  diesem  Falle  doch  wohl  des  Aristoteles  hielten. 

439)  Antiochos  und  Cicero  kannten  sie  wohl  jedenfalls  noch  nicht,  wie 
Zeller  Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  642  hervorhebt,  und  man  wird  sonach  und 
nach  dem  Obigen  wohl  noch  genauer  ihren  Ursprung  entweder  ans  Ende 
des  letzten  vorchristlichen  oder  in  den  Anfang  des  ersten  christlichen  Jahr- 
hunderts verlegen  dürfen. 

440)  Wie  H.  Becker  Studia  Apuleiana,   Berlin  1879.  8.  S.  64  ff.  unter 


328      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     5.  Peripatetiker. 

von  der  Welt  nun  wird  zwar  die  Ausserweltlichkeit  Gottes  mit 
Entschiedenheit  beibehalten,  aber  demselben  doch  mit  ebenso 
entschiedener  Annäherung  an  den  Stoicismus  eine  Einwirkung 
auf  die  Welt  bis  ins  Einzelnste  und  Kleinste  zugeschrieben  und 
so  der  aristotelische  Deismus,  so  unzweifelhaft  der  Verfasser 
auch  zur  peripatetischen  Schule  gehört441),  in  einen  dynamischen 
Pantheismus  umgewandelt,  und  auch  den  Piaton  zu  feiern  wird 
nicht  unterlassen442).  Dazu  kommt  dann  noch  ein  stark  religiöser, 
fast  mystischer  Zug,  durch  den  sich  der  Verfasser  mit  den  Neu- 
pythagoreern  berührt443). 

In  ähnlicher  Weise  ist  eine  andere,  übrigens  sehr  unbedeutende 
kleine  pseudo-aristotelische  Schrift,  die  Abhandlung  über 
Tugenden  und  Laster444),  die  auch  wohl  ungefähr  aus  der- 
selben Zeit  stammen  mag,  ein  Versuch  die  aristotelische  Tugend- 
lehre mit  der  platonischen  zu  verschmelzen445). 

Beistimmung  von  Jordan  D.  L.-Z.  1880.  Sp.  366  f.  und  Zell  er  Monatsb. 
a.  a.  0.  S.  399  f.  dargethan  hat.  Dafür  aber  sagt  dieser  Pseudo-Apuleius 
C.  1  z.  E.,  indem  er  zwar  diese  Arbeit  für  sein  eignes  Werk  ausgiebt,  doch 
ausdrücklich,  dass  er  sie  nach  dem  Vorgang  des  Aristoteles  und  Theo- 
phrastos  abgefasst  habe.  Vgl.  auch  Goldbacher  Zur  Kritik  von  Apuleius 
de  mundo  u.  üb.  d.  Verhältniss  dieser  Schrift  zur  pseudoaristotelischen 
tieqI  yioopov,  Z.  f.  d.  österr.  G.  XXIV.  1873.  S. -670— 716. 
441)  Er  hält  auch  an  der  Lehre  vom  Aether  fest. 

,442)  In  ziemlich  abrupter  Weise  am  Schlüsse  7.  401b24ff.  Zeller 
Herrn.  XV.  S.  142  hebt  mit  Recht  die  ähnliche  Art  hervor,  in  welcher 
Pseudo-Philon  des  Piaton  gedenkt. 

443)  Daher  denn  auch  der  Gefallen ,  den  diese  und  die  Platoniker  der 
Folgezeit  an  ihm  fanden,  s.  A.  438.  Das  Genauere  zu  allem  Vorstehenden 
s.  b.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  637— 642.  —  Die  einzige  Specialausg. 
v.  J.  Ch.  Kapp,  Altenburg  (Neisse)  1792.  8.  ist  natürlich  jetzt  völlig  ver- 
altet, eine  gründliche  neue  Textrecension  auch  nach  der  Bekkers,  aus 
welcher  sich  der  Gang  der  Ueberlieferung  nicht  erkennen  lässt,  durchaus 
nothwendig.  Uebers.  v.  Weisse  Aristot.  v.  d.  Seele  und  v.  d.  Welt, 
Leipzig  1829.  8. 

444)  IJeQi  ccqezcov  nccl  kcckicöv.  Sie  findet  sich  theils  in  mehreren  Hand- 
schriften vom  13.  Jahrh.  ab  besonders,  theils  bei  Stob.  Flor.  I,  18,  theils 
ist  sie  endlich  von  Pseudo  -  Andronikos  in  seine  Compilation  ksq!  nccd-av 
(s.  Schuchhardt  Andronici  Rhodii  qui  fertur  libelli  nsQl  noc&cov  pars 
altera  de  virtutibus  et  vitiis,  Darmstadt  1883.  8.,  Heidelb.  Doctordiss.), 
wenn  auch  mit  veränderter  Anordnung,  wörtlich  aufgenommen,  so  dass 
dessen  Cod.  Coisl.  120  aus  dem  10.  Jahrh.  auch  für  sie  die  ältste  und 
beste  Handschrift  ist.  S.  darüber  die  Ausg.  v.  Susemihl  (hinter  der 
eudem.  Eth.),  Leipzig  1884.  8.  S.  XXXI  ff. 

445)  Indem   der  Verf.   sich   bemüht   die   von  Aristoteles   aufgezählten 


Schriften  üb.  Tugenden  u.  Laster  u.  üb.  homer.  Probl.  329 

Jedenfalls  ungleich  älteren  Datums,  spätestens  wohl  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts 445b)  war  eine  Samm- 
lung der  Lösungen  homerischer  Probleme  von  Aristoteles 
und  den  ältsten  Peripatetikern445c),  hie  und  da  auch  von  Anderen, 
wie  Herakleides  dem  Pontiker  und  Timolaos445d),  welche  von 
Dioskurides,  dem  Verfasser  der  Schrift  über  die  Sitten  bei 
Homeros4450),  und  später  von  Porphyrios  in  seinen  homerischen 
Untersuchungen  reichlich  ausgebeutet  ist445f),  mag  nun  diese 
Sammlung  nur  eine  neue  Auflage  der  aristotelischen  ^AitoQr\^axa 
rO{ir}QixdU6e)  oder,  was  doch  wohl  wahrscheinlicher  ist,  eine 
Ergänzung  derselben  mit  manchen  Wiederholungen  aus  ihnen 
gewesen  sein. 

6.   Die  Anfänge  des  Neupythagoreismus446). 
Die  altpythagoreische  Philosophie  war  bereits   zur  Zeit  des 
Aristoxenos,  eines  Schülers  von  ihren  letzten  Vertretern  und  dann 

Charaktertugenden  auf  die  vier  platonischen  Cardinaltugenden  zurück- 
zuführen.    S.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  a.  a.  0.  S.  647  f. 

445  b)  S.  A.  534  vgl.  m.  A.  445 e  u.  529. 

445 c)  Wie  Megakleides  (s.  Porphyr,  z.  IL  K,  274.  II,  140.  X,  205,  vgl. 
unten  A.  529),  Chamaeleon  (Schol.  HPQ  Od.  e,  334),  Demetrios  von  Phaleron 
(s.  A.  529).  Vgl.  Schrader  Porphyr,  qu.  Hom.  ad  IL  pert.  S.  414.  421  f., 
welcher  meint,  dass  auch  Diokles  (s.  Porphyr,  z.  IL  X,  208)  vielleicht  ein 
Peripatetiker,  nämlich  der  im  Testament  des  Straton  bei  La.  Di.  V,  62 
genannte  war. 

445 d)  In  Bezug  auf  Ersteren  s.  Porphyr,  z.  IL  ß,  649.  T,  236.  Od.  v,  119. 
Schrader  a.  a.  0.  S.  114  f.  (der  ihn  fälschlich  zu  den  Peripatetikern  rechnet), 
in  Bezug  auf  Letzteren  A.  529.' C.  35.  A.  35°. 

44  5 e)  S.  darüber  A.  529. 

446*)  S.  Schrader  a.  a.  0.  S.  370-376  mit  den  Berichtigungen  von 
Rob.  Weber  Leipz.  Stud.  XXII.  S.  146  ff.,  vgl.  unten  A.  520.  624.  529. 

445^)  So  etwa  denkt  sich  die  Sache  Schrader  a.  a.  0.  S.  413—427 
(s.  bes.  S.  421  f.),  indem  er  meint,  dass  auch  die  letzteren  in  ihrer  ursprüng- 
lichen Gestalt  schon  nicht  von  Aristoteles  geschrieben,  sondern,  was  auch 
von  mir  C.  2.  A.  847  als  eine  Möglichkeit  neben  einer  anderen  bezeichnet 
is^  aus  Nachschriften  seiner  Vorträge  entstanden  seien.  Dass  Aristoteles 
in  seiner  früheren  Periode,  als  er  noch  keine  eigne  Schule  gegründet  hatte 
und  noch  nicht  Philosophie,  sondern  Rhetorik  lehrte,  auch  über  Homeros 
vortrug,  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  er  es  aber  noch  während  seines 
letzten  athenischen  Aufenthalts  als  Schulhaupt  gethan  hätte,  ist  schwer  zu 
glauben;  jene  Nachschriften  müssten  also  noch  aus  der  früheren  Zeit  her- 
gerührt haben,  wie  denn  ja  in  der  That  seine  ältere  Rhetorik,  die  eben- 
desshalb  so  genannte  theodekteische,  aus  jenen  seinen  älteren  Vorträgen 
durch  seinen  Freund  Theodektes  redigirt  war. 

446)  Zeller  Ph.  d.  Gr.  IIP,  2.  S.  79-146. 


330    Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    6.  Neupythagoreismus. 

von  Aristoteles,  wenigstens  in  Grossgriechenland  erloschen447). 
Aber  die  pythagoreischen  Mysterien,  die,  verschmolzen  mit  den 
orphischen  auch  in  Athen  zahlreiche  Anhänger  gefunden  hatten, 
wie  der  reichliche  Spott  der  gleichzeitigen  Dichter  der  mittleren 
Komoedie  über  deren  asketische,  von  Fleisch  und  Wein  sich 
enthaltende  Lebensweise448)  zeigt,  dauerten,  wie  schon  hieraus 
sich  ergiebt,  mindestens  noch  länger  fort449),  und  es  kann  wohl 
sein,  dass 

Lykon  vermuthlich  aus  Taras450),  welcher  eine  Schmäh- 
schrift gegen  Aristoteles  verfasste  und  zu  denjenigen  von 
dessen  Widersachern  gerechnet  wird,  welche  gleichzeitig  mit 
demselben  oder  wenig  später  lebten451),  erst  in  die  Grenzscheide 
des  vierten  und  dritten  Jahrhunderts  zu  setzen  ist.  Bisher 
wenigstens  hat  sich  ferner  nur  von  einer  einzigen  der  unter  dem 


447)  La.  Di.  VIII,  45.  zeXevzuioi  yccg  iysvovzo  zcov  Ilv&ccyoQEiaiv,  ovg 
Y.a.1  'AgiGzo^Evog  (=  Fr.  12)  slds,  iHJEVocpdog  &'  6  XaXyndEvg  ccno  @Q(iv.rjg 
xai.  <&ccvzcov  6  <f>Xiäoiog  xca  'ExEHQazrjg  v.a.1  diov.Xr\g  xat  IloXv{ivccGzog,  <&Xidoioi 
Y.ccl  avzoi'  7\guv  d'  dv.qoazal  nal  $>iXoXdov  Hai  Evqvzov  ztiv  TaqavzCv(ov. 
Iamblich.  V.  P.  §.  251.  ot  ds  XontoX  z<Sv  TIvd-ayoQEiiov  a.nsGzy\Gctv  zr\g  'izaXlccg 
nXi]v  'Aqxvzov  zov  TocqccvzCvov.  cc&ooiG&Evzsg  ds  slg  zö  Pr'yiov  stiel  diszoißov 
fiEz'  ccXXrjXcov  .  .  .  r\Guv  ds  ot  Gitovdcuozazoi  (Pcivzcov  zs  kccI  'ExsuQcczrjg  xat 
IIoXv^ivaGzog  y,cu  AioyCXr\g  $Xiccgiol,  EsvocpiXog  ds  XccXnidsvg  zoöv  dno  OQaKrjg 
XccXkiöscov.  sqpvXoc^uv  (isv  ovv  zu,  e£  ttQXVS  V^V  K{X^  T<*  ^a^^axu ,  xcutot 
SY.XsinovGr\g  zr\g  atgsGEcog,  smg  ivzsXcog  ^cpaviGd'rjGav.  zctvza  [isv  ovv  'Aqigzo- 
t,svog  (Fr.  11)  diriystzai  x.  x.  X.  Diod.  XV,  76,  4.  vnrjg^av  ds  huzcc  zovzovg 
zovg  XQOVovg  (366)  .  .  .  zcov  UvQ'ayoqLY.mv  qpiXoGOcpoov  ot  zsXsvzccioi. 

448)  S.  die  Zusammenstellung  bei  Zell  er  S.  79  f. 

449)  Diodoros  von  Aspendos  in  Pamphylien,  jedenfalls  einer  von 
dieser  Sorte,  lebte  nicht  erst  um  300,  wie  Zeller  l4.  S.  311.  A.  3  an- 
nimmt, aber  allerdings  auch  nicht  viel  früher,  da  Archestratos  von  Gela 
b.  Ath.  IV.  163  c.  d  ihn  als  Zeitgenossen  behandelt.  S.  Schoenemann 
De  lexicogr.  S.  58  ff.  A.  1.  Wenn  von  ihm  berichtet  wird  (Timaeos,  Hermippos, 
Sosikrates  b.  Ath.  163  e  ff.  La.  Di.  VI,  13),  dass  er  zuerst  unter  den  Pytha- 
goreern  die  kynische  Tracht  und  Lebensweise  aufgebracht  habe,  so  ist 
Ersteres  ohne  Zweifel  richtig,  in  letzterer  Hinsicht  aber  hatte  er  nach  dem 
Obigen  wohl  nicht  viel  mehr  zu  thun.  Wegen  Iamblich.  §.  266  s.  Z  eil  er  a.  a.  0. 

450)  Iamblich.  V.  P.  267.  Tugavzlvoi  QiXoXccog  .  .  .  Avncov,  wenn  anders 
hier  derselbe  gemeint  ist.     S.  d.  Nachtr. 

451)  Aristokl.  b.  Euseb.  P.  E.  XV,  2,  8.  792  a.  b.  ndvza  d'  vusoncüsi 
[icoqiu  zd  vno  AvKoovog  stgrjfisva,  zov  Xsyovzog  slvca  IIvQ'ayoQilibv  savzov. 
cprjGL  ydo  x.  t.  X.  §.  9.  %cxl  cxsdbv  ot  (isv  noüäzoi  diaßccXovzsg  'AqlgzozeXyjv 
zo6ovzol  ysyovccGiV  eov  oi  (isv  nctzu  zovg  avzovg  rjcav  XQOVovg,  dl  ds  fii- 
kqov  vgzsqov  sysvovzo.  Vgl.  das  Homonymenverz.  b.  La.  Di.  V,  69.  ysyo- 
vclgi  ds  neu  uXXoi  AvneovEg'   itocozog  TIvQ'ayoqiY.og. 


Einleitung.     Lykon  aus  Taras.  331 

Namen  des  Pythagoras  gefälschten  Schriften,  nämlich  der 
Hades  fahrt,  mit  Wahrscheinlichkeit  nachweisen  lassen,  dass 
sie  bereits  zur  Zeit  des  Aristoteles  vorhanden  war452),  während 
es  von  mehreren  anderen  feststeht,  dass  sie  vor  dem  zweiten 
Jahrhundert  entstanden  sind453).  Man  hat  also,  wie  es  scheint, 
nur  die  Wahl  den  Ursprung  von  ihnen  allen  schon  etwa  mit 
dem  Ende  des  vierten  abzuschliessen  oder  ihn  wenigstens  zum 
Theil  in  die  älteren  Alexandrinerzeiten  zu  verlegen,  und  freilich 
ist  es  streitig,  ob  in  den  letzteren  die  Pythagorassage  abgesehen 
von  Hermippos,  der  ja  freilich  sehr  reich  an  eignen  Erfindungen 
war,  aber  doch  schwerlich  alles  hier  in  Betracht  Kommende 
selbst  erdichtete454),  erhebliche  Zusätze  erfahren  hat  oder  nicht455). 
Da  jedoch  Tarent  unter  Archytas  ein  Hauptsitz  des  in  Unter- 
italien wiedererstandenen  Pythagoreismus  zu  Piatons  Zeit  ge- 
wesen und  wiederum  ein  Hauptsitz  der  nach  Rom  verbreiteten 
und  die  Römer  zu  ernster  Verfolgung  nöthigenden  orphisch- 
dionysischen  Mysterien  im  Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts 
war456),  so  wird  der  Antheil  des  pythagoreischen  Elements  an 
ihnen  und  damit  die  Fortdauer  desselben  in  diesen  Zeiten  zur 
grössten  Wahrscheinlichkeit457).    Dass  indessen  die  pythagoreische 


452)  Die,  wie  es  scheint,  schon  von  Herakleides  dem  Pontiker  benutzt 
wurde,  s.  Rohde  Die  Quellen  des  lauiblichus  in  seiner  Biographie  des 
Pythagoras,  Rhein.  Mus.  XXXVI.  1871.  S.  557  mit  A.  1. 

453)  Herakleides  Lembos  Fr.  8  b.  La.  Di.  VIII,  7  kennt  bereits,  wie 
schon  C.  17.  A.  141  sich  ergab,  mehr  als  6:  tisql  zov  oXov  tv  snsai  .  .  . 
zov  isqov  Xoyov,  ov  7]  aQxri  (es  folgt  ein  Hexameter),  nsoi  ipv%r\$,  tisqI 
svcsßsiag,  *HXo&cdrj  zov  'E7iixocQ[iov  zov  Kcoov  naztqa,  Kqozgovcc  (diese  beiden 
letzteren  wohl  Dialoge)  nctl  äXXovg.  Vgl.  C.  17.  A.  141.  Dieser  poetische  tsgög 
Xoyog  und  nicht  der  wohl  jedenfalls  jüngere,  auch  dem  Telauges  zugeschriebene 

■  prosaische  (s.  Zell  er  I4.  S.  259)  ist  wahrscheinlich  auch  bei  La.  Di.  I,  98  ge- 
meint. Jedenfalls  spätestens  der  älteren  Alexandrinerzeit  gehören  aber  wohl 
auch  an  die  unmittelbar  vorher  (§.  6  f.)  von  La.  Di.  erwähnten,  zwischen 
Pythagoras  und  Lysis  streitigen  drei  Schriften,  s.  C.  19.  A.  60,  wie  denn 
überhaupt  die  Pythagorasbiographie  bei  La.  Di.  noch  frei  ist  von  nachalexan- 
drinischen  Zusätzen,  ja  mit  alleiniger  Ausnahme  des  Abschnitts  aus  Alex. 
Polyh.  (s.  A.  462  f.)  auch  sogar  noch  von  den  ältsten  neupythagoreischen. 
Im  Uebrigen  s.  über  die  Schriften  unter  dem  Namen  des  Pythagoras  Zeller 
I4.  S.  258  ff.  A.  3,  daneben  vielleicht  schon  für  die  spätalexandrinische  Zeit 
auch  oben  C.  17.  A.  141.  142.  454)  Vgl.  C.  19.  A.  15. 

455)  Ersteres  ist  die  Ansicht  von  Zell  er  I4.  S.  274  ff.  vgl.  III3,  2.  S.  81 
mit  Anm.  1,  Letzteres  die  von  Rohde  a.  a.  0.  S.  562,  vgl.  C.  19.  A.  15. 

456)  Es  genügt  hier  auf  Zeller  IIP,  2.  S.  81  f.  zu  verweisen. 

457)  Dass   freilich  weder  der  angeblich  von  Cato  in  Tarent  gehörte 


332    Zweiimddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    6.  Neupythagoreismus. 

Philosophie  eine  längere  Frist  hindurch  unterbrochen  war,  gaben 
sogar  ihre  Erneuerer  zu458).  Wer  aber  diese  frühesten,  schwerlich 
über  den  Anfang  des  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderts  zurück- 
reichenden Neupythagoreer  waren,  und  aus  welchen  Voraus- 
setzungen ihr  Bestreben  erwuchs,  lässt  sich  nicht  sagen;  als 
örtlichen  Ausgangspunkt  darf  man  wahrscheinlich  Alexandreia 
bezeichnen459),  von  wo  aus  sich  dann  die  neue  Schule  auch  nach 
Rom  verbreitete,  aber  doch  dort  nur  geringen  Anklang  fand460). 
Dass  die  erneute  Heranziehung  pythagoreischer  Lehren  durch 
einen  Mann  von  dem  Einfluss  des  Poseidonios  ohne  Zweifel  ihr 
Vorschub  leistete,  ist  schon  früher 460b)  bemerkt  worden.  Immerhin 
indessen  sind  die  Römer  Nigidius  Figulus,  ein  wenige  Jahre 
vor  Ciceros  Tode  gestorbener  Freund  des  Letzteren,  und  P.  Vati- 
nius  die  einzigen  Vertreter  derselben  aus  der  vorchristlichen  Zeit, 
welche  wir  überhaupt  namhaft  zu  machen  im  Stande  sind461). 
Die  griechischen  Begründer  und  Förderer  sind  im  Dunkel  ge- 
blieben, weil  sie  es  vorzogen  ihre  eignen  litterarischen  Machwerke 


Vortrag  des  Nearchos  noch  das  Pythagoreische  im  Epicharmus  des  Ennius 
noch  die  dem  Numa  untergeschobnen  Schriften  irgend  Etwas  beweisen, 
zeigt  Zeller  S.  82-88. 

458)  Porphyr.  V.  P.  63  sagt  wahrscheinlich  noch  nach  dem  Neupytha- 
goreer Moderatus  (s.  §.  48):  xat  diu  xccvxr\v  nQaxiaxTjv  ulxiav  (s.  Zell  er  f. 
ovaccv)  xrjv  cpikocoyiuv  xctvxrjv  avveßr]  cßeo&rjvcci  x.  x.  X.    Vgl.  auch  A.  460. 

459)  Denn  ausser  Alexandreia  könnte  man  nur  noch  an  Rom  denken, 
dagegen  spricht  aber  entschieden  das  A.  460  Geltendgemachte,  hingegen 
für  Alexandreia  der  Einfluss,  welchen  der  Neupythagoreismus  auf  den 
Alexandriner  Philon  ausgeübt  hat,  ferner  der  Umstand,  dass  schon  der 
Alexandriner  Eudoros  den  alten  Pythagoreismus  in  dieser  neupythagoreischen 
Verfälschung  auffasst  (s.  A.  302),  und  der,  dass  Senecas  Lehrer,  der  jüngere 
Sotion,  welcher  die  Enthaltung  von  Fleisch  (freilich  nicht  zuerst,  wie  Zell  er 
III3,  1.  S.  681  mit  A.  1.  IIP,  2.  S.  97  glaubt,  s.  dagegen  A.  473)  mit  der 
Seelen  Wanderung  offenbar  unter  neupythagoreischem  Einfluss  in  Verbindung 
setzte,  gleichfalls  aus  Alexandreia  war.  Auf  Areios  Didymos  hätte  sich 
Zeller  III3,  2.  S.  98,  dem  ich  im  Uebrigen  folge,  allerdings  nicht  berufen 
sollen,  s.  A.  109.     Uebrigens  vgl.  auch  A.  463. 

460)  Wie  aus  Cicero  deutlich  erhellt,  s.  Zeller  S.  92  ff.  Von  Nigidius 
Fignlus  sagt  Cic.  Tim.  1  ausdrücklich:  denique  sie  iuclico ,  post  illos  nobües 
Pythagoreos ,  quorum  diseiplina  extineta  est  quodammodo,  cum  aliquot  saecula 
in  Itdlia  Siciliaque  viguisset,  hunc  extitisse,  qui  illam  revocaret.  Andrerseits 
s.  indessen  A,  466. 

460b)  C.  29.  A.  171*>. 

461)  Es  genügt  hier  für  diese  Männer  auf  Zeller  III3,  1.  S.  93  ff.  zu 
verweisen. 


Pythagoreische  Denkschriften  b.  Alex.  Polyh.     Okellos.  333 

unter  dein  Namen  des  Pythagoras  und  wirklicher  oder  angeb- 
licher Altpythagoreer  in  Umlauf  zu  setzen,  um  dadurch  die  neue 
Lehre  als  die  alte  einzu schwärzen  und  zu  empfehlen. 

Als  das  älteste,  uns  bekannte  Erzeugniss  dieser  Art  werden 
wir  ohne  Zweifel  die  von  Alexandros  dem  Polyhistor462)  benutzten 
„pythagoreischen  Denkschriften"463)  anzusehen  haben,  deren 
Ursprung  wohl  bis  an  den  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr. 
hinaufreichen  dürfte,  und  in  welchen  die  neupythagoreische  Lehre 
nur  erst  in  ihren  Keimen,  noch  stark  gefärbt  vom  stoischen 
Materialismus  auftritt,  Dämonen  und  Seelenwanderung  aus  den 
orphisch-pythagoreischen  Mysterien  her  freilich  schon  eine  be- 
deutende Rolle  spielen,  aber  die  Askese  weit  milder  als  die  dort 
geübte  und  bald  auch  von  den  Neupythagoreern  verlangte  ist464). 

Nicht  viel  jüngeren  Datums  waren  aber  auch  die  Schriften 
unter  dem  Namen  des  angeblichen  Lukaners  Okellos,  von  denen 
die  bedeutendste,  uns  noch  erhaltne  über  die  Natur  des  Alls465) 


462)  Fr.  140  b.  La.  Di.  VIII,  24  ff. 

463)  La.  Di.  a.  a.  0.  cprjcl  d'  6  'AXs^uvdQog  Iv  xctig  rcov  cpiXoeocpcav  dia- 
doxaig  Kai  tavxa  svQrjHevcci  iv  IJvd'ayoQitiOLg  vno^v^fiaaLv.  Vgl.  Zell  er 
S.  96:  „von  Alexander  Polyhistor  erhellt  schon  aus  seiner  umfassenden  Be- 
kanntschaft mit  jüdisch- alexandrinischen  Schriften  (s.  C.  33.  A.  79  ff.),  dass 
er  seinen  Bericht  aus  alexandrinischen  Quellen  geschöpft  haben  kann".  Vgl. 
C.  33.  A.  96. 

464)  S.  das  Nähere  bei  Zell  er  S.  88—93. 

466)  Ilsql  tijg  tov  nccvtog  cpvaecog  (vgl.  Plat.  Tim.  47  A),  ursprünglich 
in  einem  kümmerlichen  Dorisch  geschrieben,  welches  sich  aber  nur  in  den 
Auszügen  bei  Stobaeos  Ekl.  I.  p.  422 ff.  H.  173,  20—176,  2  W.  (vgl.  218, 18  W.) 
erhalten  hat,  in  den  Handschriften  aber  in  Gemeingriechisch  umgesetzt  ist. 
Es  giebt  deren  mehrere  in  Paris  (1928.  2018.  2518  —  ABC),  Venedig, 
Florenz  (Laur.  86,  32),  Rom.  Früher  fand  das  Büchlein  vielfache  Theil- 
nahme  „hauptsächlich  wohl  dadurch,  dass  es  praktisch  moralische  Nutz- 
anwendung mit  den  wissenschaftlichen  Darlegungen  verbindet,  und  noch 
im  18.  Jahrh.  suchte  es  der  Marquis  d'Argens  (s.  u.)  durch  eine  französische, 
freilich  mit  lustigen  Bemerkungen  versehene  Bearbeitung  in  der  vornehmen 
Lese  weit  einheimisch  zu  machen"  (Bernays  Ueb.  Pseudo-Philon  S.  23). 
Allgemein  bekannt  ist  seine  Verwerthung  im  Vicar  of  Wakefield.  Die  erste 
Ausg.  erschien  Paris  1539,  die  ältste  lateinische  Uebersetzung,  der  dann 
viele  andere  folgten,  in  einer  Sylloge,  Par.  1541,  die  zweite  Ausg.  Löwen 
1554,  es  folgten  die  vom  Grafen  Nogarola,  Ven.  1559,  von  Commelinus, 
Heidelb.  1596,  von  Vizzani,  Bologna  1646.  Amsterd.  1661.  4.,  GaleOpusc. 
mythol.  etc.,  Cambridge  1671.  Amsterd.  1688,  Batleux  in  den  Memoires 
de  litte'rature  etc.  Par.  1760  und  gesondert  Par.  1768  (mit  franz.  Uebers.), 
d'Argens,  Berl.  1762  (desgl.,  s.  o.),  Rotermund,  Leipz.  1794,  Rudolph, 


334    Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    6.  Neupythagoreismus. 

bereits  dem  Varro466),  dem  Pseudo-Philon467)  und  dem  jeden- 
falls468) noch  vor  Christus  lebenden  Verfasser  des  zwölften  pseudo- 
platonischen Briefes  und  des  dem  Archytas  untergeschobnen,  auf 
welchen  dieser  die  Antwort  sein  soll,  bekannt,  und  in  letzterem 
Briefchen  werden  noch  drei  weitere  Schriften  von  Okellos  an- 
geführt469). Auf  der  anderen  Seite  ist  es  aber  auch  nicht  eben 
wahrscheinlich,  dass  dieser  Fälscher  früher  sein  Wesen  trieb,  als 
bevor  die  systematischen  Lehrschriften  des  Aristoteles,  deren  min- 
destens eine  er  benutzt  hat,  durch  die  neue  Ausgabe  des  Andronikos 
weiteren  Kreisen  zugänglicher  denn  zuvor  gemacht  und  die  Peri- 
patetiker  selbst  zum  erneuten  Studium  derselben  angeregt  waren470). 
Eine  Hauptquelle  des  Pseudo-Okellos  war  übrigens  die  entsprechende 
Schrift  des  Kritolaos470b). 

Welche  von  den  zahlreichen,  dem  Archytas  untergeschobenen 


Leipz.  1801  und  Mullach  Aristotelis  de  Melisso,  Xenophane,  Gorgia  dispu- 
tationes  et  Ocelli  Luc.  etc.  libellus,  Berl.  1845.  8.  (nach  den  [drei  Pariser 
Hdschrn. ,  bes.  der  ältsten  A),  wiederholt  Fragm.  philos.  Gr.  I.  S.  383—406. 
Die  Unächtheit  erkannte  zuerst  M einer s  Gesch.  der  Wiss.  in  Griechenl. 
u.  Rom.  I.  S.  584. 

466)  R.  R.  II,  1,  3.  Aus  ihm  hat  auch  Censorin.  D.  N.  4,  3  (so  wie 
C.  9—11.  C.  12,  4.  C.  13)  geschöpft:  illa  sententia,  qua  semper  humanuni 
genus  fuisse  creditur,  auctores  habet  JPythagoram  Samium  et  Ocellum  Lu- 
canum  et  Ärchytam  Tarentinum  omnesque  adeo  Pythagoricos.  S.  Diels 
Dox.  S.  187  f.     Zeller  III3,  2.  S.  95  f.  A.  3.  4. 

467)  S.  A.  427. 

468)  S.  Zeller  S.  96  f.  A.  1.     Vgl.  C.  37.  A.  21. 

469)  Bei  La.  Di.  VIII,  80.  xat  dvril&o^sg  mg  Asvyiccvwg  xca  ivstvxofisg 
xotg  'OksXXco  tnyovoig.  tä  (isv  av  nsql  vöfxco  %a\  §aüilr\iag  y.a.1  boiozcctog 
xca  rag  reo  navxbg  ysvsGLog  uvxoC  r'  s'xofisg  nccl  zlv  a7Z£oraly.ttii8g.  Ein 
Bruchstück  aus  nsgl  vopov  hat  Stob.  Ekl.  I.  p.  338  f.  H.  139,  15  ff.  W. 
erhalten.     Vgl.  wiederm  C.  37.  A.  21. 

470)  Wie  Diels  S.  187  bemerkt,  indem  er  auf  die  Benutzung  der 
Schrift  vom  Entstehen  und  Vergehen  durch  den  Fälscher  hinweist,  sei  es 
nun  dass  diese  Benutzung  eine  unmittelbare  war,  sei  es,  was  Diels  S.  188 
für  wahrscheinlicher  hält:  „Aristotelis  non  ipsum  de  generatione  librum  illum 
adhibuisse,  sed  excerptum  et  explanatum  a  iuniore  quodam  Peripatetico, 
quos  constat  Stoicis  coloribus  parum  pepercisse".  —  Der  Name  schwankt 
zwischen  "Onsllog  und "Onnslog,  s.  Mullach  Specialausg.  S.  157  f.  F.  Ph.  G. 
I.  S.  288.  Anm.,  dessen  Angaben  freilich  nach  den  neuern  Collationen  zum 
Theil  zu  modificiren  sind.     Vgl.  A.  51. 

470  b)  Wie  Bernays  Ueb.  d.  unt.  Philon's  Werken  stehende  Sehr.  u.  s.  w. 
S.  24.  71  und  v.  Scala  a.  a.  0.  S.  242  f.  durch  Vergleichung  von  Pseudo- 
Phil, de  incorr.  m.  p.  239,  7ff.  240,  12.  244,  14.  245,  13  ff.  247,  3  ff.  mit 
Ok.  I,  lff.  u.  bes.  I,  4.  9.  11.    IV,  4  nachgewiesen  haben. 


Pseudo-Okellos.    Pseudo-Archytas.  335 

Schriften  noch  ausser  dem  eben  erwähnten  Briefchen  gleichfalls 
bereits  im  letzten  vorchristlichen  Jahrhundert,  welche  dagegen  erst 
später  entstanden,  lässt  sich  entweder  überhaupt  oder  wenigstens 
für  jetzt  nicht  entscheiden,  und  ein  näheres  Eingehen  auf  diese 
uns  noch  durch  manche  Citate  und  Bruchstücke  bekannten 
Werke471)  so  wie  aus  dem  gleichen  Grunde  auf  die  nicht  minder 
zahlreichen  Schriften,  welche  auf  den  Namen  einer  Reihe  von 
anderen  theils  wirklichen,  theils  erdichteten  Altpythagoreern  ge- 
fälscht wurden472),  bleibt  sonach  besser  einer  Darstellung  der 
griechischen  Litteratur  in  den  Folgezeiten  überlassen472 b).  Min- 
destens eine  solche  pseudo-archyteische  Schrift  kannte  wiederum 
bereits  Varro473). 

Ein   ganz  besonders    plumpes  Erzeugniss    dieser   neupytha- 
goreischen Bücherfabrik,  sei  es  aus  der  Zeit  vor  oder  nach  Christus, 


471)  Ich  verweise  hier  lediglich  auf  die  Zusammenstellung  von  Zell  er 
S.  103  ff.  A.  1.    Ueber  die  Harmonik  s.  Westphal  Metr.  II2.  S.  71  f. 

472)  Auch  hier  verweise  ich  auf  die  Zusammenstellung,  welche  Zell  er 
S.  100 ff.  A.  1  nach  Beckmann  DePythagoreorum  reliquiis,  Berl.  1844.  8.  giebt. 

47  2  b)  Uebrigens  war  schon  unter  Augustus  Iuba  II  ein  eifriger  Sammler 
angeblicher  Schriften  des  Pythagoras,  und  es  heisst,  dass  er  dabei  von 
Betrügern  vielfach  getäuscht  worden  sei,  Elias  (David)  in  Categ.  Seh.  in 
Aristot.  28 a  13  ff.,  s.  C.  33.  A.  367,  vgl.  Zell  er  S.  97  f. 

473)  S.  A.  466.  Dass  Varro  auch  die  „pythagoreischen  Denkschriften" 
des  Alex.  Polyh.  sei  es  unmittelbar  sei  es  aus  Letzterem  gekannt  zu  haben 
scheint,  zeigt  Zeller  S.  95  f.  A.  4.  Aber  während  in  diesen  die  Empfehlung 
der  Enthaltung  von  Fleischkost  nur  eine  sehr  beschränkte  war,  lag  dem 
Varro  allem  Anscheine  nach  bereits  auch  eine  neupythagoreische  Schrift 
vor,  in  welchem  dies  Verbot  Thiere  zu  tödten  und  zu  essen  nicht  bloss 
ein  unbedingtes,  sondern  auch  schon  mit  der  Seelen  Wanderung  und  mit 
einer  Schilderung  des  goldnen  Zeitalters  und  einer  späteren  allmählichen 
Verschlechterung  der  Menschen,  aus  welcher  die  Fleischnahrung  und  die 
Thieropfer  hergeleitet  wurden,  in  Verbindung  gebracht  war.  Denn,  wie 
Schmekel  De  Ovidiana  Pythagoreae  doctrinae  adumbratione ,  Greifswald 
1885.  8.  (Doctordiss.)  gezeigt  hat,  ist  die  Darstellung  bei  Ovid.  Met.  XV, 
70—417  (vgl.  Fast.  I,  339  ff.)  mit  Ausnahme  aller  oder  doch  fast  aller 
Mirabilia',  freilich  in  seiner  freien  und  zum  Theil  umbildenden  Weise,  aus 
Varro  geschöpft,  und  Letzterer  hat  wenigstens  jene  Geschichte  des  Menschen- 
geschlechts erweislich  nicht  erst  selbst  erfunden,  auch  die  in  ihr  enthaltne 
Umbildung  der  Darstellung  in  Theophrastos'  Schrift  über  Frömmigkeit 
nicht  erst  seinerseits  vorgenommen  (vgl.  auch  Susemihl  Jahresber.  XLII. 
S.  266 f.);  ob  dies  in  seiner  Vorlage  zuerst  oder  schon  früher  geschehen  sei, 
lässt  Schmekel  S.  73 f.  dahingestellt.  Eine  sehr  werthvolle  Beigabe  seiner 
Abh.  ist  die  Sammlung  der  auf  die  pythagoreische  Lehre  bezüglichen 
Fragmente  Varros  S.  76  ff. 


336    Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    6.  Neupythagoreismus. 

ist  das  uns  auch  noch  erhaltne  Schriftchen  unter  dem  Namen 
des  Lokrers  Timaeos,  jenes  Freundes  von  Piaton,  welchem  dieser 
in  dem  nach  demselben  benannten  Dialog  seine  eigne  Natur- 
philosophie in  den  Mund  gelegt  hat.  Es  ist  in  Wahrheit  nichts 
Anderes  als  ein  im  Ganzen  treuer,  nur  hie  und  da  ein  wenig 
gefärbter473 b)  oder  auch  durch  Missverständniss  getrübter  Aus- 
zug aus  ebendiesem  Dialog,  mit  der  Tendenz  verfasst  glauben 
zu  machen,  dass  Piaton  umgekehrt  diesen  nach  jenem  gearbeitet 
habe474). 

Schon  bei  Pseudo-Okellos,  welcher  unter  Anderem  die 
Anfangs-  und  Endlosigkeit  der  Welt  von  Aristoteles  und  Kritolaos 
entlehnt475),  hat  der  Neupythagoreismus  vollständig  diejenige 
Gestalt  angenommen,  welche  er  auch  später  behielt476)  Nur 
freilich  konnte  es  nicht  anders  sein,  als  dass  dieser  Mischmasch 
platonischer,  peripatetischer,  pythagoreischer  und  in  geringerem 
Masse  auch  stoischer  Gedanken  bei  allen  diesen  Fabrikanten 
apokryphischer  Bücher  und  später  auch  den  unter  ihrem  eignen 
Namen  schreibenden  Neupythagoreern  keineswegs  durchweg  der- 
selbe war.  Im  Gegentheil,  sie  polemisiren  zum  Theil  gegen 
einander477),  und  es  sind  noch  heute  starke  Lehrabweichungen  von 
einander  sogar  aus  solchen  Büchern  nachweislich,  welche  den 
Namen  desselben  Altpythagoreers,  wie  namentlich  des  Archytas, 
an  der  Stirne  trugen478).     Nicht   wenig   gefördert   wurden  aber 

473 b)  Bezeichnend  ist  z.  B.  in  dieser  Hinsicht  der  Zusatz  Xoyco  in 
den  Worten  94  B.  nglv  <ov  aqavbv  ysvsG^cci,  \6ya>  tjgtyjv  lösu  kuI  via  xai 
6  &sog,  vgl.  A.  475. 

474)  TIeqI  Tpv%us  kog^lco  xori  cpvciog ,  in  mühseligem  dorischen  Dialekt, 
gleichfalls  früher  mehrfach  bearbeitet  und  herausgegeben,  so  wiederum  von 
d'Argens,  Berl.  1763.  8.  und  Batteux,  Par.  1768.  8.  mit  franz.  Ueber- 
setzungen,  zuletzt  von  de  Gelder,  Leyden  1836.  8.  nach  Pariser  Hdschrn. 
Deutsche  Uebersetzungen  von  Schultess,  Zürich  1779.  8.  K.  Ch.  G.  Schmidt, 
Leipz.  1836.  8.  Susemihl  Piatons  Werke  IV.  Stuttg.  1857.  16.  (Samml.  v. 
Osiander  u.  Schwab).  S.  926 ff.  (mit  ausführl,  Einl.). —  W.  Anton  De  origine 
libelli  tcsqI  ipvxäg  x.  t.  X.  inscripti,  Berl.  1851.  8.  (Doctord.),  fortges.  Essen  1869. 4., 
jetzt  zu  einem  657  Seiten  (!)  umfassenden  Buche  verarbeitet,  Naumb.  1891.  8. 

475)  Vgl.  Pseudo-Philon  in  der  A.  427  angef.  Stelle  und  s.  A.  471 b. 
Dieselbe  blieb  die  bei  den  meisten  Neupythagoreern  übliche  Lehre,  s.  Zell  er 
S.  132.  A.  1  und  hinsichtlich  des  Pseudo-Timaeos  A.  473 b. 

476)  S.  darüber  das  Nähere  bei  Zeller  S.  110  ff. 

477)  S.  Zeller  S.  117. 

478)  So  bei  Pseudo-Archytas  über  die  Principien  (nsgl  ccqxoov)  und 
andrerseits  über  die  Kategorien,  mit  welcher  letzteren  Darstellung  Pseudo- 
Okellos  übereinstimmt,  s.  Zeller  S.  114  f. 


Pseudo-Timaeos.    Pseudo-Hippodainos.    Pseudo-Philolaos.         337 

ohne  Zweifel  diese  Bestrebungen,  zumal  wenn  sie  von  Alexandreia 
ausgingen,  durch  jene  seit  den  Zeiten  des  Antiochos  von  Askalon 
unter  den  dortigen  Philosophen  allgemein  verbreiteten,  den  Gegen- 
satz der  Schulen  bis  zur  Unkenntlichkeit  verwischenden  Eklekti- 
cismus.  Denn  wir  wissen  ja,  dass  sie  nach  dieser  Richtung  hin 
von  Vertretern  desselben,  wie  Eudoros,  mit  vollem  Beifall  auf- 
genommen wurden479),  wenn  dieselben  sich  auch  gegen  die  hier- 
auf erbaute  Mystik  und  Askese  noch  so  gleichgültig  oder  ablehnend 
verhielten. 

Wenn  von  den  beiden  Schriften  unter  dem  Namen  des 
Hippodamos,  von  denen  uns  Stobaeos  Auszüge  erhalten  hat, 
TtsQL  TiolirsCag  und  tvsql  evdcu{iovLccgir'9h))  die  erstere  wirk- 
lich, wie  neuerdings  behauptet  worden  ist479c),  unmittelbar  aus 
derselben  Quelle  wie  der  Abschnitt  im  sechsten  Buche  des  Polybios 
über  den  Kreislauf  der  Verfassungen,  also  aus  der  politischen 
Schrift  des  Panaetios 479d),  geschöpft  ist,  so  wird  man  geneigt 
sein  auch  diese  beiden  Fälschungen  noch  der  vorchristlichen 
Zeit  zuzuweisen.  Indessen  ist  der  für  diese  Behauptung  versuchte 
Beweis  schwerlich  zwingend  gerathen479e). 

Auch  die  ächte  Schrift  des  Philolaos  ward  entweder  verfälscht 
oder  ihm  zu  derselben  ein  neupythagoreisches  Fabricat  tisqI  ipv%üg 
untergeschoben 479f),  jedenfalls  bereits  mit  Benutzung  des  Pseudo- 

479)  S.  A.  302.  459. 

479 b)  Stob.  Flor.  XLIII,  92—94.  XCVIII,  71.  ^Innoddfiov  nv&ayoQSiov 
Ix  rar  nsql  TColitsCag.  CHI,  26.  'innoScciiov  Govqlov  £x  tmv  nzq\  svdai- 
fioviag.  Dass  der  berühmte  Baumeister  und  Staatstheoretiker,  der  Erbauer 
von  Thurii,  gemeint  ist,  kann  keinen  Zweifel  leiden.  Die  Unächtheit  er- 
hellt aus  der  Vergleichung  mit  Aristot.  Pol.  II,  8  Bekk.  Vgl.  bes.  Hilden- 
brand Gesch.  u.  Syst.  der  Rechts-  und  Staatsphilos.  I.  (Leipzig  1860). 
S.  58 ff.,  auch  M.  Erdmann  Hippodamos  von  Milet,  Philologus  XLII.  1883. 
S.  202  ff. 

479°)  Von  Scala  a.  a.  0.  S.  223  ff. 

479d)  S.  C.  28.  A.  56.  C.  29.  A.  70.  73.  75.  104. 

479 e)  Wie  schon  C.  28.  A.  56  bemerkt  ist.  Wenn  aber  der  Einfluss 
des  Panaetios  auf  diesen  Fälscher  auch  nur  ein  mittelbarer  war,  so  lassen 
sich  doch  die  Berührungen  zwischen  dem  Letzteren  und  Polybios  auf  der 
einen  Seite  mit  Pseudo-Okellos  und  Pseudo-Philon  auf  der  anderen  kaum 
anders  erklären  als  durch  die  Annahme,  dass  schon  die  Stoiker  Boethos 
und  Panaetios  ihrerseits  gleich  den  beiden  Letztgenannten  (s.  A.  434.  470 b), 
wie  schon  oben  C.  28.  A.  9b.  42  gesagt,  von  Kritolaos  beeinflusst  waren, 
s.  Scala  a.  a.  0.  S.  240—244,  vgl.  S.  120  f.  232.  Ueber  die  stoischen  An- 
klänge in  dem  Bruchstück  itsql  £vdui[ioviccg  s.  Scala  S.  224.  A.  4. 

479 *)  Die  erstere,  von  Suse  mihi  Jahresber.  II.  S.  280  ausgesprochene 
SusBMiHii,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  22 


338    Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.    6.  Neupythagoreismus. 

Okellos47dg),  also  doch  vielleicht  erst  recht  nicht  mehr  in  vor- 
christlicher Zeit.  Wiederum  bei  Stobaeos  ist  uns  ein  längeres 
Stück  erhalten4791').  Nicht  minder  unsicher  ist  es  wenigstens 
bis  jetzt,  wann 

Apollodoros  von  Kyzikos479i),  der  Arithmetiker479k),  von 
dem  uns  ein  paar  werthlose  Angaben  über  Pythagoras,  Deino- 
kritos  und  Philolaos  überliefert  sind,  lebte,  und  ob  etwa  auch  er 
ein  Neupythagoreer  oder  wirklich  ein  eigentlicher  Mathematiker 
von  Fach  oder  Beides  war. 

Ueber  Lykon  von  Iasos  s.  d.  Nachtr.  zu  A.  450. 


Annahme  gründet  sich  darauf,  dass  der  der  Schrift  des  Philolaos  beigelegte 
mystische  Titel  Bav,%cu  Stob.  Ecl.  I.  p.  360.  540  H.  148,  4.  214,  21  W. 
(s.  Böckh  Philolaos  S.  34 ff.)  schwerlich  als  der  ursprüngliche,  sondern 
weit  eher  als  der  einer  solchen  späteren  Verfälschung  des  Ganzen  bei- 
gelegte angesehen  werden  kann,  die  letztere,  von  Zeller  herrührende  und 
im  Uebrigen  wahrscheinlichere  auf  das  Citat  bei  Stobaeos,  s.  A.  479 h. 

479*)  S.  Zeller  S.  132.  A.  1.    Scala  a.  a.  0.  S.  241. 

479 h)  Ecl.  I.  p.  418  ff.  H.  172,  9—173,  18  W.  (=  Philol.  Fr.  22  Böckh. 
21  Mull.).  (PiXoXccov  IIv&ayoQSLOV  sx  xov  nsql  ipv%üg.  $iXoXaog  ccy&ccoxov 
xov  noapov  slvca.  XsysL  yovv  ovxoa  sv  reo  nsol  ipv%ag  h.  t.  X.  Die  Aechtheit 
dieses  Bruchstücks  hat  (gegen  Zeller  Ph.  d.  Gr.  I.4  S.  317  ff.  369ff.)  Rohr 
De  Philolai  Pythagorei  fragmento  nsql  rpv%r^  Leipzig  1840.  8.  (Doctordiss.) 
nicht  ohne  einzelne  Erfolge  zu  vertheidigen  gesucht,  ist  aber  in  der  Haupt- 
sache von  Zeller  Aristoteles  und  Philolaos,  Hermes  X.  1875.  S.  178—192 
auf  das  Gründlichste  widerlegt,  vgl.  Susemihl  a.  a.  0.  S.  279  f.  Wenn 
die  Vermuthung  von  Susemihl  (s.  A.  479  f)  richtig  sein  sollte,  würde  nsql 
ipv%ag  nur  ein  Theiltitel  sein,  dazu  stimmt  aber  nicht  sehr  der  Inhalt  dieses 
Bruchstücks. 

479*)  La.  Di.  IX,  38.  cprjal  ds  nal  'AnoXXodcoqog  b  Kv£ixr)vbg  $iXoXct(p 
ccvtov  (näml.  zlrjfio'aqixov)  avyysyovsvca,. 

479k)  La.  Di.  VIII,  12  =  Ath.  X.  418  f.  <prioi  ds  'AnoXXodcoqog  (A.  ds 
Ath.)  o  Xoyusxmbg  (uqi% [irjTLxbg  Ath.)  sHccxonßrjv  ftvocu  ccvtov  (näml.  Ilvfrcc- 
yoqccv)  svqovxa  oxi  xov  oq&oytoviov  xqiycovov  rj  vnoxsCvovßa  nXsvqu  i'aov 
dvvaxav  xccig  nsqis%ovQCiig  (xat  ftvcal  cprj6iv  ccvxbv  SHax6[ißr)v  snl  xcp  svqrj- 
%svtti  oxi  xqiycovov  oq&oycoviov  <J7^>  xrjv  oqftriv  ycovCctv  vnoxsivovcja  ioov 
dvvccxcu  xccig  nsqis%ovccug  Ath.).  xcu  soxiv  snLyqcciifia  ovxcog  s%ov  (diese 
Worte  fehlen  bei  Ath.) 

i\vi-AU  Hvftuy6qi\g  T0  ^sqtxXssg  svqsxo  yqu(i^ia, 
xXsivbg  sep'  cp  hXslvtjv  tfyctys  ßov&vairjv. 
Dies  Epigramm  ist  also  vielleicht  von  A.  verfasst.  Vgl.  auch  noch  La.  Di. 
I,  25.  dl  ds  UvQ'ccyoqav  epetaiv  (näml.  nqcoxov  Y.axayqdipca  snl  rniiv.vY.XCov 
xb  xqiycovov  oq&oycoviov),  cov  sßxiv  'AnoXXodcoqog  6  XoyiGxiv.6g.  Dass  dieser 
XoyLOxfKog  derselbe  ist  mit  dem  Kv£inrjv6g  (A.  479  *),  leidet  kaum  einen 
Zweifel. 


Apollod.  v.  Kyz.    7.  Anfange  des  neuen  Skepticismus.   Ptolemaeos.     339 

7.    Aenesidemos  und  die  Anfänge  des   neuen  Skepticismus480). 

Wenn  es  auch  immerhin  wahrscheinlich  oder  doch  mindestens 
nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  Timon  von  Phlius  sich  auf 
seinen  Wanderungen  auch  in  Alexandreia  eine  verhältnissmässig 
kurze  Zeit  aufgehalten  hat480b);  so  steht  doch  der  neuerdings481) 
ausgesprochenen  Vermuthung,  als  hätte  er  dort  eine  dauernde 
Schule  hinterlassen,  nicht  das  Geringste  zur  Seite,  wohl  aber 
der  schon482)  erwähnte  Umstand  auf  das  Entschiedenste  entgegen, 
dass  er  nicht  einmal  in  Athen,  der  nachmaligen  eigentlichen 
Stätte  seiner  Wirksamkeit,  eine  solche  ins  Leben  gerufen  hat. 
Und  nicht  einmal  so  viel  ist  sicher,  ob 

Ptolemaeos  von  Kyrene,  welcher  nach  durchaus  glaub- 
würdiger Ueberlieferung  den  pyrronischen  Skepticismus  er- 
neuerte483), in  dem  benachbarten  Alexandreia  gewirkt  hat  und 
in  der  That  Schüler  des  von  dort  gebürtigen  Eubulos  gewesen 
ist484);  man  mag  es  aber  immerhin  annehmen,  man  mag  ferner 
glauben,  dass  er  und  seine  Schüler  Sarpedon  und  Herakleides, 
von  denen  wir  ebenso  wenig  wie  von  ihm  selber  wissen485), 
bereits  wie  die  späteren  Skeptiker  empirische  Aerzte  waren.  Ja, 
es  empfiehlt  sich  dies  dadurch,  dass  doch  andrerseits  in  der 
That  erst  Aenesidemos  als  der  eigentliche  und  wirkliche  Ur- 
heber der    neupyrronischen   Schule    angesehen    werden    kann486) 


480)  Ausser  den  C.  2.  A.  490  angef.  Abhh.  u.  Büchern  von  Maccoli, 
Waddington  und  Brochards.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III8,  2.  S.  1-37. 
Hirzel  Untersuchungen  III.  S.  64—111.  128  ff.  141  ff.  230  ff.  u.  ö.  Natorp 
Forschungen  S.  63—126.  256—285.  293-301  (vgl.  auch  oben  A.  140). 

480 b)  S.  C.  2.  A.  514. 

481)  Von  Pappenheim  Der  Sitz  der  Schule  der  pyrrhoneischen  Skep- 
tiker, Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  I.  1888.  S.  37—53. 

482)  C.  2.  S.  115  mit  A.  541.    Vgl.  auch  unten  A.  486. 

483)  Nämlich  nach  dem  Zeugniss  eines  späteren  Mitglieds  der  Schule, 
des  Menodotos  (s.  C.  2.  A.  541)  b.  La.  Di.  IX,  115.  xovtov  (näml.  Ttpcovog) 
diado%og  .  .  .  ysyovsv  ovdsi'g,  aXXä  diiXinsv  r\  dycny^  (s.  über  diesen  Aus- 
druck Zell  er  S.  28.  A.  4.  Natorp  S.  64  f.),  sag  ctvxr\v  IItoXs[iatog  b 
KvQYjvccLog  ävsKzri6ccxo. 

484)  S.  darüber  wiederum  C.  2.  A.  541.  542. 

485)  Denn  dass  dieser  Herakleides  nicht  etwa  der  gleichnamige  be- 
rühmte Arzt  aus  Tarent  (s.  C.  34.  A.  21  ff.)  gewesen  sein  kann,  zeigt 
Zeller  S.  3  f.  A.  1.  Und  so  ist  die  einzige  Quelle  die  überdies  (s.  C.  2. 
A.  541)  nur  theilweise  glaubwürdige  Diadochenliste  bei  La.  Di.  IX,  116. 

486)  Abgesehen  davon,  dass  sonst  schwerlich  jene  seine  Vorläufer  so 
völlig  verschollene  Grössen  sein  würden,  s.  auch  Aristokl.  bei  Euseb.  P.  E, 

22* 


340      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     7.  Skepticismus. 

und  daher  die  ausgleichende  Vermuthuug487)  sehr  erwünscht  ist, 
es  möge  von  jenen  seinen  Vorläufern  die  Möglichkeit  einer 
sicheren  Erkenntniss  zunächst  nur  in  Bezug  auf  diejenigen  Fragen 
geleugnet  worden  sein,  für  die  sie  von  den  sogenannten  empi- 
rischen Aerzten  stets  bestritten  ward488).  Und  so  viel  ist  ja 
gewiss,  dass  ganz  vorwiegend  in  den  Kreisen  dieser  Classe  von 
Medicinern  seit  dem  Auftreten  des  Aenesidemos  die  erneuerte 
Skepsis  gehegt  und  gepflegt  wurde489). 

Aenesidemos490)  von  Knosos491)  oder  Aegae492),  welcher 
später  als  Lehrer  in  Alexandreia  wirkte493),  mag  wohl  ehendort 
auch  seine  Ausbildung  empfangen  haben,  zumal  da  ja,  wie  wir 
wiederholt49315)  gesehen  haben,  die  neuakademische  Schule,  welcher 
er  ursprünglich  angehörte494),  dort  ganz  besonders  in  Flor  war. 
Indessen  war  er  auch  Schüler  des  eben  genannten  Herakleides495), 
und  so  zählte  er  ohne  Zweifel  von  vorn  herein  zu  den  wenigen 
Akademikern  seiner  Zeit,  welche  gleich  Cicero  mit  dem  völligen 
Aufgehenlassen  der  Skepsis  im  Eklekticismus  nach  der  Weise 
von  Antiöchos  und  dessen  Nachfolgern  unzufrieden  waren.  Dann 
aber  ging  er  weiter,  indem  er  zu  der  Ueberzeugung  gelangte, 
dass   dieser   Abfall   der  neuen   Akademie  von  der  mittleren  und 


XIV,  18,  29.  763  d.  [irjdsvbg  d'  tmotQayfatoq  avxcov,  wg  st  (it}8e  iyivovxo 
xb  TcaqccTtccv,  £%&£g  xai  7tQ(6r}v  Iv  'AlE^avdQEicc  xij  xccx'  AL'yvmov  Atvr\cC- 
dr]{i6g  rig  dva^canvQstv  r^^axo  xbv  v&Xov  xovxov. 

487)  Von  Zeller  S.  4. 

488)  „TJeber  das  Wesen  der  Krankheiten,  die  eigentlichen  Ursachen  der 
Krankheitserscheinungen,  die  specifische  Wirkung  der  einfachen  Heil- 
mittel u.  s.  w.",  s.  Zell  er  S.  4.  A.  1. 

489)  Fünf  der  späteren  Schulhäupter,  Menodotos,  Theodas,  Herodotos, 
Sextus,  Saturninus,  gehörten  nachweislich  zu  ihnen,  s.  Zell  er  S.  5  f.  A.  2.  3. 
S.  6.  A.  1-3. 

490)  Saisset  Le  scepticisme.  Aene^ideme,  Pascal,  Kant.  Paris  1865.  8. 
(ist  mir  nicht  zugänglich).  Natorp  Aenesidem,  Rhein.  Mus.  XXXV1IT. 
1883.  S.  28 — 91,  umgearbeitet  a.  a.  0.  v.  Arnim  Philo  und  Aenesidem, 
Quellenstudien  zu  Philo  von  Alexandria,  Berl.  1888.  8.  S.  53—100.  Pappen- 
heim Der  angebliche  Heraklitismus  des  Skeptikers  Aenesidemos,  Berlin 
1889.  8.  Vgl.  Natorp  Neue  Schriften  zur  Skepsis  des  Alterthums,  Philos. 
Monatsh.  XXVI.  1890.  S.  68—75. 

491)  La.  Di.  IX,  116,  s.  A.  496  z.  E. 

492)  Phot.  Cod.  212.  170 a  41  Bekk. 

493)  S.  A.  486. 
493b)  S.  A.  98.  114.  253.  282.  298.  306—308.  341. 

494)  Phot.  a.  a.  O.  169a  31  ff.  (s.  A.  496). 

495)  La.  Di.  a.  a.  0.,  s.  A.  496  z.  E. 


Aenesidernos  von  Knosos.  341 

ihre  Annäherung  an  die  Stoa  bereits  durch  die  mittlere  selbst 
verschuldet  sei,  indem  schon  deren  Vertreter,  Arkesilaos,  Karneades 
und  andere,  und  vollends  Philon  von  Larisa  auf  halbem  Wege 
stehen  geblieben  und  keine  vollständigen  und  wirklich  gründ- 
lichen und  radicalen  Skeptiker  gewesen  seien  wie  Pyrron,  zu 
welchem  Letzteren  man  daher  zurückkehren  müsse.  Ebendies 
legte  er  nun  dar  und  entwickelte  die  Grundzüge  seiner  eignen 
skeptischen  Theorie  ebenhiernach  in  seinen  pyrronischen 
Untersuchungen,  welche  8  Bücher  umfassten,  und  welche  er 
einem  seiner  akademischen  Sectengenossen,  dem  L.  Aelius  Tubero, 
einem  hervorragenden  römischen  Staatsmann,  widmete,  um  auch 
diesen496)    zu    bekehren.     Wenn    dies    der   bekannte,    mit  Cicero 


496)  Phot.  a.  a.  0.  169 b  18  f.  dvsyvcood'rjaav  Alvr}Oidrmov  Tlvogeoviav 
Xoycav  r\' .  31  ff.  ygcccpsi  ds  xovg  Xoyovg  Alvrjcidrjfiog  7tQ06cpcovcov  ccvxovg  xav 
st;  'Anadrj^iag  xivl  ovvcciQSOimxr]  AevuCm  Toßsqcovi,  ysvog  [isv  'Pto^caco  do^y 
de  lcc{MQa}  Jh  nooyovcov  ncci  noXuinug  KQ%ag  ov  xocg  xv%ov6ag  [isxiovxt. 
Phot.  giebt  vom  ersten  Buch  einen  etwas  ausführlicheren,  von  allem  Uebrigen 
nur  einen  sehr  kurzen  Auszug.  Ae.  begann  sofort  mit  einer  Unterscheidung 
der  pyrronischen  und  der  akademischen  Richtung:  Phot.  169 b  36  ff.  sv  (isv 
ovv  reo  7tQ(6xm  Xoyco  diatpoqav  xeov  xs  TIvqqcovicov  mcci  xäv  Ancid  rniot'Cy.ä)v 
6i6(xycov  %,  x.  X.  170a  14  ff.  ot  d'  anb  xrjg  'Aytadrj^icag,  cprjGi,  {idXioxa  xrjg  vvv, 
neu  Exannaig  6V{icpSQ0vxai  svloxs  do^ccig,  neu  si  #977  xuXrftsg  sinsiv,  Exoainol 
cpaivovxcu  [ia%6[i8voi,  Uxcoinoig.  Dass  dies  gegen  Antiochos  und  dessen 
Nachfolger  gerichtet  ist,  erhellt  nicht  bloss  aus  der  Natur  der  Sache, 
sondern  auch  schon  aus  dem  gleichen  Vorwurf  gegen  diesen  bei  Cicero 
und  Anderen  (s.  A.  261);  auch  das  (ia%6(isvoL  Uxcoinotg,  welches  Arnim 
S.  74  dagegen  geltend  macht,  steht  nicht  im  Wege:  Antiochos  wollte,  so 
viel  er  auch  von  den  Stoikern  entlehnte  (s.  A.  261),  doch  immerhin  Plato- 
niker  und  nicht  Stoiker  sein.  Auch  wo  die  Akademiker  so  weit  nicht 
gehen,  meint  nun  aber  Ae.  ferner,  trifft  sie  doch,  d.  h.  schon  den  Philon 
von  Larisa,  ja  sogar  schon  (denn  es  hiess  ja  nur  pdXiaxcc  xrjg  vvv)  den 
Arkesilaos  und  Karneades,  zweitens  der  Vorwurf,  dass  sie  vielfach  dogmati- 
siren:  Ssvvsqov  nsql  noXXätv  doy(iccxi£ovai,v.  ccQSxrjv  xs  yccQ  nccl  acpQ06vvr\v 
ei6ccyov6i,  ncci  a.yocQ'bv  neu  nctnbv  vnoxCftsvxai  neu  äXrjfi'siuv  neu  ipsvdog  neu 
drj  neu  nid-cevov  nal  aniftuvov  nu\  ov  nal  (iij  ov ,  aXXec,  xs  noXXcc  ßsßotLcog 
6qi£ovoi,  ä[i(pi.6ßrjxsiv  ds  yaoi  nsgi  (lovrjg  xrjg  ncixct.Xir\Ttxinr\g  cpavxaatag.  So 
sehen  die  Sache  richtig  nicht  bloss  Natorp  S.  67  f.,  sondern  auch  Zeller 
S.  18  f.  (vgl.  S.  16  f.)  an.  Ebenhiernach  kann  ich  aber  auch  nicht  mit 
Zeller  S.  13  ff.  glauben,  dass  Ae.  zu  seiner  Skepsis  neben  den  Schriften 
von  Pyrrons  Schülern  und  dem  im  Stillen  fortwirkenden  Pyrronismus  und 
den  Lehren  der  empirischen  Aerzte  doch  auch  durch  die  Skepsis  der 
mittleren  Akademie  angeregt  sei,  so  Vieles  er  ohne  Zweifel  aus  dem 
Beweismaterial  der  letzteren  sich  angeeignet  hat,  und  wenn  auch  der  von 
ihm  angenommene  Unterschied  beider  Richtungen  mehr  ein  eingebildeter  als 


342      Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.     7.  Skepticismus. 

gleichalterige,  zusammen  erzogene,  verschwägerte  und  befreundete 
Mann497)  war,  so  kann  die  Schrift  mindestens  vor  65  kaum  ent- 
standen sein498),  wahrscheinlich  aber  war  sie  sogar  beträchtlich 
später  verfasst499).     Dass   es    aber    wirklich    dieser  Tubero   war 

ein  wirklicher  war.  Noch  s.  La.  Di.  IX,  116.  'HgcixXsidov  de  (dirjHovosv) 
Aivr\oC8r\yLoq  Kvdoiog,  og  neu  JJvqqcovelojv  Xoyav  oxreo  Gvviyqaips  ßißXict 
(vgl.  106.  iv  T<p  izqcotg)  tuv  IIvqqcovsicov  Xoyoav ,  s.  A.  504).  Sex.  Math. 
VIII,  215.     iv  Tai  tbtuqtco  t&v  TIvqqcovelcov  Xoycov. 

497)  S.  über  diesen  das  bei  Zell  er  S.  10.  A.  3  Zusammengestellte. 

498)  Es  ist  sonderbar  genng,  dass  weder  Haas  De  philosophorum 
seepticorum  successionibus,  Würzburg  1875.  8.  S.  13  ff.,  welcher  dies  erste 
Auftreten  des  Ae.  ungefähr  zwischen  80  und  60  verlegt,  noch  Diels  Doxogr. 
S.  2 10 f.,  welcher  ihm  beistimmt,  noch  Hirzel  S.  230 ff.,  welcher  aus  der 
richtigen  Thatsache,  dass  der  zweite  von  Ae.  b.  Phot.  gegen  die  Akademiker 
erhobene  Vorwurf  allerdings  den  Philon  trifft  (s.  A.  496),  den  sehr  über- 
eilten Schluss  zieht,  dass  die  Entstehung  dieser  Schrift  noch  vor  die  Los- 
sagung des  Antiochos  von  Philon  gefallen  sei  (S.  237.  A.  2),  noch  Natorp 
Forsch.  S.  66  ff.  dies  gesehen  haben.  Noch  sonderbarer  ist  es  aber,  dass 
nach  der  richtigen  Gegenbemerkung  von  Schwenke  Ph.  Rdsch.  IV.  1884. 
Sp.  876  f.,  in  der  von  Hirzel  angenommenen  Zeit  sei  Tubero  ja  erst 
20  Jahre  alt  gewesen,  Arnim  S.  74 ff.  sich  dennoch  nicht  hat  abhalten 
lassen  den  Ae.  noch  zum  Schüler  des  Philon  zu  machen  und  diese  seine 
Schrift  zwar  etwas  später  als  Hirzel,  aber  immerhin  in  eine  Zeit  zu 
setzen,  in  welcher  der  Streit  zwischen  Philon  und  Antiochos  noch  eine 
brennende  Frage  war.  Treffend  hat  bereits  Schwenke  ferner  hervor- 
gehoben, dass  nach  den  ausdrücklichen  Widmungsworten  des  Ae.  itoXiTi%a$ 
ccQxocg  ov  tccs  tv%ov6us  fiETiovTL  (s.  A.  496)  Tubero  damals  vielmehr  bereits 
bedeutende  Staatsämter  bekleidet  hatte,  als  die  Schrift  erschien,  was  also 
sicher  erst  nach  dem  Tode  des  Philon  und  wohl  auch  des  Antiochos 
geschah.  Jene  Bezeichnung  passt  kaum  auf  einen  jüngeren  Mann  als 
frühestens  einen  angehenden  Vierziger.  58  war  Tubero  Legat  des  Qu.  Cicero 
in  Kleinasien  und  wird  nun  allerdings  auch  von  M.  Cicero  (ad  Qu.  fr.  1,  1, 
3,  10)  als  praestans  Jwnore  dignitate  et  aetate  gerühmt. 

499)  Das  Bedenken  Zellers  S.  11,  dass  Cicero  den  Pyrronismus  wieder- 
holt (s.  C.  2.  A.  541)  für  längst  erloschen  erklärt  und  also  vom  Auftreten 
des  Ae.  noch  Nichts  zu  wissen  scheint,  erledigt  sich  wenigstens  am  Ein- 
fachsten, wenn  man  annimmt,  dass  Ae.  kurz  vor  oder  nach  Ciceros  Tode 
etwa  zwischen  44  und  40,  ungefähr  30  Jahre  alt,  dem  (vielleicht  mit  Cicero 
philosophisch  ziemlich  gleich  denkenden)  Sechziger  Tubero  seine  Streit- 
schrift überreichte.  Und  nimmt  man  dann  ferner  an,  dass  eine  eigentliche 
Sectengründung  dem  Ae.  erst  um  30  gelang,  so  schwindet  damit  so  ziem- 
lich auch  das  zweite  Bedenken,  welches  Zeller  S.  7  f.  11  f.  bewegt  das 
Auftreten  desselben  lieber  erst  gleich  nach  Christi  Geburt  zu  setzen:  für 
die  etwa  200  bis  210  Jahre  von  30  v.  Chr.  bis  auf  den  Empiriker  Sextus 
sind  Ae.  und  6  Nachfolger,  auch  wenn  2  derselben  einen  gemeinsamen 
Lehrer  hatten  (La.  Di.  IX,  116),  wohl  nicht  unbedingt  zu  wenig. 


Aenesidemos  von  Knosos.  343 

und  nicht  etwa  ein  jüngerer  gleichnamiger  Mann500),  dafür  spricht 
entschieden,  wenn  auch  nicht  unbedingt  zwingend,  der  Umstand, 
dass  zum  Mindesten  schon  Philon  von  Alexandreia  den  Aenesi- 
demos gekannt  und  "benutzt  hat501).  Jenes  Hauptwerk  dieses 
Letzteren  war  nun  aber  so  angelegt,  dass  er  im  ersten  Buche 
die  Grundzüge  der  pyrronischen  Skepsis  im  Unterschiede  von 
der  akademischen  im  Allgemeinen  entwarf  und  diese  im  Be- 
sonderen sodann  im  zweiten  bis  fünften  an  einer  Kritik  des  ge- 
sammten  logischen  Verfahrens  der  Dogmatiker  und  der  physischen 
und  metaphysischen,  im  sechsten  bis  achten  aber  der  ethischen 
Grundbegriffe  genauer  ausführte,  wobei  die  Polemik  vorwiegend 
gegen  die  Stoiker  gerichtet  war502).  Ausser  diesem  Hauptwerk, 
dem  Summarium  seiner  ganzen  skeptischen  Theorie503),  verfasste 
er  ferner  zwei  andere  Schriften  xcctcc  öocptag  und  7Ceql  ir\tri- 
öseog,  von  denen  wir  aber  nichts  Näheres  wissen504),  und  eine 
vierte  'TitotvTtatiLg  stg  rä  IIvQQGiVEia^  deren  Inhalt  uns  noch 
zum  Theil  bekannt  ist505).  Aenesidemos  war506)  der  letzte  antike 
Skeptiker,  welcher  gleich  Protagoras  und  Gorgias,  Pyrron,  Arkesi- 
laos  und  Karneades  ein  wirklich  persönliches  und  eigenthüm- 
liches  Gepräge  an  sich  trägt.  Karneades  war  ein  ungewöhnlich 
begabter  Kritiker  gewesen  von   einer  universalen  Methode,    die 

500)  Etwa  ein  Enkel  jenes  älteren,  wie  Zeller  S.  11.  A.  1  lieber  will. 

501)  De  ebriet.  p.  383—388  Mang.  264  D  —  270  B  Hösch.  Dies  hat 
Arnim  S.  56  ff.  erkannt  und  gut  nachgewiesen. 

502)  S.  das  Nähere  b.  Zell  er  S.  19-23  (wo  S.  20.  A.  2  „ersteren" 
statt  „letzteren"  zu  schreiben  ist).  Hier  mag  nur  noch  wiederholt  werden, 
dass  er  im  5.  Buch  acht  Fehler  aufzählte,  die  bei  der  Anwendung  des 
Causalitätsbegriffs  begangen  zu  werden  pflegen  (Sex.  Pyrr.  I,  180  ff.  Zeller 
S.  22  f.  A.  2).    Vgl.  über  diese  A.  507  z.  E. 

503)  Phot.  170 b  1  ff.  xr\v  oXr\v  aycoyqv  cbg  xvitco  nul  HECpccXcticodaig  xcov 
IIvQQcovicov  nccQccSidcoöL  Xoycov. 

504)  Es  müsste  denn,  was  ich  hier  nicht  entscheiden  kann,  in  Bezug 
auf  ksqI  £r}trics(DQ  die  A.  518  anzuführende  Muthmassung  von  Natorp 
richtig  sein.  S.  La.  Di.  IX,  106.  Alvr\aldrniog  iv  tw  7iqc6xco  xcov  IIvqqcoveicov 
Xoycov  ovdsv  cprjaiv  boifciv  xov  TLvoocova  doyiiaxiKcag  diu  xr\v  ävxiXoyiccv, 
xolg  3s  cpaivofisvoig  dytoXovd'Eiv.  xavxcc  ds  XiyEi  xäv  xco  hcctcc  aotplag  v.dv 
xco  tzeqI  ^7]xri6E(og.  Nicht  übel  vermuthet  Natorp  Forsch.  S.  91.  A.  3,  dass 
die  Schrift  nccxcc  aocpCag  wiederum  besonders  gegen  den  stoischen  Weisen 
gerichtet  war. 

505)  S.  A.  507.  Vermuthlich  war  sie  das  Vorbild  für  die  IIvqqooveloi, 
Xoyoi  des  Sextos  Empeirikos. 

506)  Das  Nächstfolgende  schliesst  sich  an  Arnim  S.  54  ff.  71  an, 
grossentheils  auch  im  Wortlaut. 


344      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philos.     7.  Skepticismus. 

sich,  so  wenig  er  es  verschmähte  das  schon  überkommene 
skeptische  Beweismaterial  mit  zu  verwerthen,  doch  stets  dem 
jedesmaligen  Gegner  anpasste  und  nicht  in  bestimmte  Formen 
gebannt  war.  Um  so  weniger  aber  hatte  seine  Schule  ihm  auf 
die  Dauer  zu  folgen  vermocht,  und  so  war  es  denn  Aenesidemos, 
welcher  zuerst  unternahm,  und  zwar  in  der  letztgenannten  Schrift 
(Titoxv7tcü6ig,  dies  gesammte  Material  in  den  sogenannten  skep- 
tischen „Wendungen"  (rgÖTtoi)  zu  einem  übersichtlichen,  auch 
für  untergeordnete  Geister  brauchbaren  Schema  zusammenzu- 
ordnen507).   Auf  diesem  Wege  sind  ihm  denn  auch  alle  späteren 


507)  Damit  soll  nicht  gesagt  sein,  dass  nicht  die  älteren  Pyrroneer  nnd 
vielleicht  bereits  Pyrron  selbst  auch  schon  Tropen  aufgestellt  und  möglicher- 
weise auch  schon  den  Ausdruck  „Tropen"  gebraucht  haben  können,  sondern 
nur  dass  sie  es  jedenfalls  noch  nicht  unter  diesem  Gesichtspunkt  Alles 
zusammenfassender  Schematisirung  thaten.  S.  Zeller  S.  24  A.  2.  Hirzel 
S.  112  f.  mit  Anm.  1  und  über  diese  Tropen  überhaupt  K.  Göbel  Die  Be- 
gründung der  Skepsis  des  Aenesidemus  durch  die  zehn  Tropen,  Bielefeld 
1880.  4.  Zeller  S.  23  —  27.  Ausdrücklich  dem  Ae.  beigelegt  werden  sie 
bei  Sex.  Math.  VIII,  345.  La.  Di.  IX,  78.  87.  Aristokl.  b.  Euseb.  P.  E. 
XIV,  18,  11.  760 b.  In  den  genaueren  Berichten  über  sie  fanden  und  finden 
sich  manche  Abweichungen  in  der  Reihenfolge,  aber  dieselbe  Zehnzahl  er- 
scheint sowohl  bei  Sex.  Pyrr.  I,  36  ff.  (der  freilich  Eignes  einmischt)  als  bei 
La.  Di.  78  ff.  und  Phaborinos,  der  sie  in  seinen  10  Büchern  IIvqqooveioi 
tqotiol  behandelt  hatte  (La.  Di.  87.  Gell.  XI,  5,  5.  vgl.  Philostr.  V.  S.  I,  8. 
p.  491  =  p.  i3}  8  ff.  Kays.).  Aristokles  spricht  freilich,  wenn  der  Text  bei 
Euseb.  richtig  ist,  von  9,  und  da  bei  Philon  von  Alexandreia  (s.  A.  501) 
der  dritte  und  neunte  des  Sex.  fehlen  (was  um  so  bemerkenswerther  erscheint, 
weil  im  Grunde  ja  der  letztere  im  ersteren  schon  mit  enthalten  ist),  der 
zehnte  aber,  wenn  Arnim  S.  65  f.  richtig  gesehen  hat,  in  zwei  Theile  zer- 
legt ist,  so  findet  Arnim  in  jener  Neunzahl  ein  Zeichen  für  Philons  grössere 
Correctheit.  Ich  lasse  letztere  dahingestellt,  aber  schon  Hirzel  S.  113 f.  Anm. 
(vgl.  auch  Natorp  Forsch.  S.  300  f.)  hat  wenigstens  für  mich  im  höchsten 
Grade  wahrscheinlich  gemacht,  dass  jene  Neunzahl  auf  blosser  fehlerhafter 
Ueberlieferung  beruht  und  §mu  für  ivvia  zu  schreiben  ist.  S.  überdies 
gegen  Arnim  die  Kec.  v.  Natorp  Philos.  Monatsh.  a.  a.  O.  S.  68—72. 
Die  Schrift,  in  welcher  diese  Tropen  standen,  bezeichnen  La.  Di.  78  und 
Aristokl.  a.  a.  0.  übereinstimmend  mit  dem  obigen  Titel,  und  dass  unter 
demselben  nicht  etwa  das  1.  Buch  der  IJvqqcovslol  Xoyoi  zu  verstehen  ist, 
wie  Ritter  Gesch.  der  Philos.  IV2.  S.  292  und  Natorp  Forsch.  S.  76  f. 
A.  3  meinen,  zeigt  Zell  er  S.  18.  A.  1.  Ob  Aristokl.  a.  a.  0.  §.  16.  761 b 
unter  at  [icchqccl  oxot,%£i(o6eis  Alvr}6idr)[iov  die  Tropen  oder  jenes  Haupt- 
werk versteht,  ist  unsicher.  In  einem  gewissen  Gegensatz  zu  dem  durch- 
aus sensualistisch-empirischen  Charakter  dieser  allgemeinen  Tropen  steht, 
wie  Hirzel  S.  128 ff.  144 ff.  bemerkt,  der  mehr  dialektische  jener  acht  A.  502 
erwähnten,  nur  auf  Uisache  und  Wirkung  speciell  bezüglichen. 


Aenesidemos  von  Knosos.  345 

Skeptiker  nachgegangen,  und  diese  jungskeptische  Schule  hat 
dadurch  eine  so  streng  systematische  Gestalt  bekommen  wie 
keine  andere  des  Alterthums,  aber  auch  trotz  dieser,  formal  be- 
trachtet, „Achtung  gebietenden  Wissens chaftlichkeit"  oder  viel- 
mehr gerade  in  Folge  derselben  eine  so  leblose  Eintönigkeit 
wie  gleichfalls  keine  andere.  Schon  sehr  früh  bildete  sich  nun 
aber  in  Folge  eines  Missverständnisses508)  die  sinnwidrige  Be- 
hauptung508b),  Aenesidemos  habe  diesen  seinen  radicalen  Skepti- 
cismus  nur  als  den  Weg  zur  herakleitischen  Lehre  angesehen509), 
also  mit  auderen  Worten510)  nur  als  eine  Vorbereitung  zu  dieser. 
Die  uns  noch  überlieferte  Begründung511)  lässt  den  wahren  Sach- 
verhalt deutlich  erkennen.  Aenesidemos  suchte  zu  zeigen,  dass 
diese  Lehre,  wie  er  sie  auffasste,  noch  viel  weiter  in  der  Ne- 
gation gehe  als  die  skeptische,  denn  während  der  Skeptiker 
meine,  dass  die  Widersprüche  in  der  Erscheinung  das  etwaige 
Wesen  der  Dinge  unerkennbar  machen,  trage  Herakleitos  den 
Widerspruch  in  dies  Wesen  selber  hinein.  Es  war  dies  also  zu- 
nächst ein  dialektischer  Schachzug,  dessen  Bedeutung  sofort  klar 
wird,  so  bald  man  sich  erinnert,  dass  nicht  bloss  die  Stoiker 
auf  die  herakleitische  Lehre  zurückgingen,  sondern  auch  Piaton 
für  die  Erscheinungswelt  und  Aristoteles  für  die  Erdenwelt,  das 
einzige  von  ihm  anerkannte  Gebiet  des  Entstehens  und  Ver- 
gehens, mit  ihrem  Grundgedanken  einverstanden  war512),  und 
dass    endlich    sogar    die    von    den     Epikureern     aufgenommene 

508)  Ein  solches,  und  zwar  auch  an  der  Grund  legenden  Stelle  (s.  A.  509. 
511),  mit  Diels  a.  a.  0.  und  Zeller  S.  35  ff.  anzunehmen,  wenn  auch  gegen 
die  Art,  wie  sie  es  thun,  die  Polemik  von  Hirzel  S.  64  ff.,  Natorp  Forsch. 
S.  78  ff.  und  Arnim  S.  79  ff.  zum  Theil  berechtigt  ist,  kann  man  um  so 
weniger  umhin,  da  selbst  Arnim,  der  es  S.  97  f.  (mit  Natorp  Forsch. 
S.  81  ff.)  lebhaft  bestreitet,  es  doch  hinterher  S.  93  wieder  zugeben  muss. 
Vgl.  auch  A.  516. 

508 b)  An  die  freilich  Haas  a.  a.  0.  S.  44  ff.  buchstäblich  glaubt. 

509)  Sex.  Pyrr.  I,  210.  insl  ds  ol  nsgl  Alvr\Gib*r\iiov  tXeyov  odbv  zlvca 
xr\v  gystcxlytjv  äycoyriv  inl  xr\v  ^HoanXeixeiov  cpiXoGoyCctv. 

510)  Denn  trotz  alles  Drehens  und  Deuteins  lässt  die  eben  (A.  509) 
mitgetheilte  Aeusserung  des  Sex.  doch  wirklich  keine  andere  Auffassung  zu. 

511)  Sex.  a.  a.  0.  fährt  fort:  Öioxt  7tQorjystxca  xov  xuvctvxia,  7Csql  xb 
ccvxb  vnot.Q%£iv  xb  xccvavxia  negl  xb  ocvxb  cpcdveo&cti,  neu  ol  plv  Ey.etcxiy.ol 
cpcu'vsö&cct,  XiyovGt   xavctvxicc   iisqI   xb    avxo ,    ol  öh  *Hq(x>iX£lxeioi  cenb  xovxov 

Y.CCI     ETIL    XO    VTtCCQXSlV    CLVXCC    (ItXSQXOVXCCl    Y..  X.  X. 

512)  S.  Zell  er  II4,  2.  S.  807  u.  ö.  II3,  2.  S.  445  f.  und  in  Bezug  auf 
Piaton  noch  besonders  Aristot.  Met.  I,  6.  987 a  29  ff. 


346      Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philos.     7.  Skepticismus. 

Atomistik  einst  aus  einer  Modifikation  dieser  Lehre  ihren  Ursprung 
genommen  hatte513)  und  sich  daher  immerhin  mit  ihr  fort  und 
fort  verwandtschaftlich  berührte.  Freilich  aber,  dass  Aenesi- 
demos  diesen  Schachzug  mit  ihr  glaubte  unternehmen  zu  können, 
setzt  voraus,  dass  er,  und  in  gewisser  Weise  nicht  ganz  mit 
Unrecht514),  der  Meinung  war,  dass  keine  andere  dogmatische 
Lehre  dem  Skepticismus  so  nahe  stehe,  und  was  uns  aus  seinen 
betreffenden  Auseinandersetzungen  noch  überliefert  ist,  kann  dieser 
Annahme  nur  zur  Bestätigung  dienen515).  Nur  aber  erhellt  gerade 
hieraus,  dass  seine  wahre  Meinung  gerade  die  umgekehrte  war, 
die  herakleitische  Lehre  sei  der  nächste  Weg  zum  Skepticis- 
mus516). Natürlich  musste  er  aber,  um  dies  zu  begründen,  zu 
einer  eingehenden  Auslegung  und  Umdeutung  dieser  Lehre 
schreiten,  von  der  uns  noch  hinlängliche  Spuren  erhalten  sind517), 
und  es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dass  dies  in  einer  eignen 
Schrift  geschah,  die  wohl  von  allen  bisher  genannten  verschieden 

513)  S.  Zeller  I4.  S.  855  ff. 

514)  Sehr  richtig  erinnert  Natorp  Forsch.  S.  86  an  das  Verhältniss 
der  Skepsis  des  Protagoras  zur  herakleitischen  Lehre.  Ward  ja  doch  die 
letztere  auch  von  Anderen  lange  vor  Ae.  so  aufgefasst,  als  ob  sie  den  Satz 
des  Widerspruchs  aufhebe,  und  war  doch  schon  Aristoteles  nahe  daran 
einer  solchen  Auffassung  beizustimmen  (s.  Aristot.  Met.  IV,  3.  7.  8.  1005 b 
23  ff.  1012 a  24 ff.  33  ff.),  wie  denn  Herakleitos  in  der  That  hart  an  dieser 
Grenze  steht. 

515)  Man  findet  Alles  zusammen  am  Bequemsten  bei  Zeller  III3,  2. 
S.  29  ff.  Hiernach  liegt  denn  meine  eigne  Auffassung  gar  nicht  so  fern 
von  denen  Hirzels,  Natorps  und  Arnims,  als  es  zunächst  scheinen 
könnte.  Auf  die  Verschiedenheiten  der  Letzteren  unter  einander  und  auf 
meine  genauere  Stellung  zu  ihnen  kann  ich  hier  nicht  eingehen,  da  ich  ja 
keine  Geschichte  der  Philosophie,  sondern  der  Litteratur  dieser  Zeiten 
schreibe;  ich  glaube  auch  nicht,  dass  sich  hier  über  alles  Einzelne  zu 
voller  Klarheit  und  Sicherheit  gelangen  lässt,  will  aber  doch  kurz  be- 
merken, dass  m.  E.  Arnim  (s.  indessen  Natorp  Philos.  Monatsh.  a.  a.  0. 
S.  70 — 72)  am  Meisten  annähernd  das  Richtige  trifft.  Die  Annahme  von 
Brochard  Les  sceptiques  grecs  (s.  C.  2.  A.  490),  dass  Ae.  später  vom 
Skepticismus  zum  Herakleitismus  übergegangen  sei,  ist  von  Natorp  Philos. 
Monatsh.  a.  a.  O.  S.  66  f.  mit  Recht  zurückgewiesen. 

516)  Und  so  hat  schon  Di  eis  S.  209  ff.  die  Sache  angesehen,  vgl. 
Natorp  Forsch.  S.  81  f.,  und  so  sehr  Natorp  (gleich  Hirzel  S.  67)  hie- 
gegen  ankämpft,  so  läuft  doch  schliesslich  seine  eigne  Auffassung  und 
Darstellung  ganz  auf  Dasselbe  hinaus,  indem  ja  auch  nach  ihr  Ae.  die 
herakleitische  Lehre  auch  so,  wie  er  sie  auslegte,  nur  mit  Vorbehalt  und 
relativ  gebilligt  hat. 

517)  S.  wiederum  Zeller  a.  a.  0. 


Aenesidemos  von  Knosos.    8.  Anhang.  347 

war518),  und  es  wird  wohl  frühzeitig  auch  an  dem  weiteren 
Missverständniss  nicht  gefehlt  haben,  dass  man  Annahmen,  die 
er  nur  als  freilich  tendenziöser  Ausleger  des  Herakleitos  machte, 
als  ohne  Weiteres  von  ihm  selber  gebilligt  und  in  seine  eigne 
Denkart  aufgenommen  betrachtete519). 

8.  Anhang. 

Dioskurides  oder  Dioskorides,  sei  es  ein  Philolog,  sei 
es  ein  philologisch  gebildeter  Philosoph  und  dann  ohne  Zweifel 
entweder  ein  eklektischer  Stoiker  oder  ein  eklektischer  Peri- 
patetiker,   sei   es   endlich   ein  philosophisch  und  philologisch  ge- 


518)  S.  Natorp  Forsch.  S.  123  f.  Arnim  S.  99.  Vgl.  Sex.  Math.  X,  216 
(b.  Zeller  S.  31.  A.  2).  Alvriatdrjiiog  %axcc  xov  ^HganXeitov  .  .  .  o&sv  xai 
dia  trjg  7tQ(6trjg  sioaycoyrjg  .  .  .  Xsyoav  n.  r.  X.  und  dazu  Zeller  S.  18.  A.  1: 
„wo  diese  7tQ(6tr)  sUaycoyt]  stand,  wird  nicht  angegeben;  eine  Schrift 
oder  ein  Theil  einer  solchen  scheint  aber  damit  gemeint  zu  sein".  Natorp 
Forsch,  a.  a.  0.  und  S.  110.  A.  1  sucht  dagegen  zu  zeigen,  däss  diese 
Eiaaymyri  vielmehr  ein  logisches  Compendium  gewesen  und  die  betreffende 
Schrift  entweder  izeql  ^t^ascog  oder  auch  eine  eigne  sei,  deren  Titel  wir 
nicht  mehr  kennen.     Vgl.  A.  504. 

519)  Und  so  stimme  ich  denn  theilweise  auch  mit  Zeller  überein, 
indem  ich  glaube,  dass  es  in  einem  Theil  der  Stellen,  an  denen  es  bei 
Sex.  heisst  Aforjoidrmog  xa-ö-'  'HqockXeitov  (wie  Math.  VII,  349.  IX,  337), 
richtiger  'HQccnXeizog  nur'  Alvi\Gi§i\\Lov  geheissen  haben  würde.  Ueber 
alles  Einzelne  lässt  sich  freilich,  wie  gesagt,  m.  E.  nicht  entscheiden,  und 
es  kommt  auch  darauf  nicht  viel  an.  Bei  Soranos,  dem  Gewährsmann  von 
Tertull.  de  an.  9.  14.  25  (s.  darüber  Di  eis  a.  a.  0.  S.  203—209),  nimmt 
ohnehin  auch  Arnim  S.  93  dies  gröbere  Missverständniss  an.  Gleich  viel 
aber,  ob  Sex.  und  Soranos  auch  dies  gröbere  oder  nur  jenes  feinere  mit 
einander  theilen,  immer  folgt  hieraus  mit  Notwendigkeit,  dass  Ersterer 
nicht,  wie  Natorp  Forsch.  S.  96.  A.  1.  S.  101.  A.  1.  S.  257.  299  behauptet, 
unmittelbar  die  betreffende  Schrift  des  Ae.  benutzt  haben  kann,  während 
er  die  IJvqq(6vslol  Xoyoi  und  die  'TnoTVrtmGig  ja  wohl  ohne  Zweifel  selbst 
zur  Hand  hatte.  —  Hoffentlich  wird  sich  meine  ganze  vermittelnde  Annahme, 
die  den  Aenesidemos  in  Einklang  mit  sich  selbst  setzt  und  doch  keinerlei 
Un Wahrscheinlichkeiten  vermuthet,  wohl  aber  alle  Schwierigkeiten  hebt, 
schon  durch  ihre  Einfachheit,  die  zugleich  allen  Möglichkeiten  gerecht  wird, 
am  Meisten  vor  allen  anderen  empfehlen.  Den  neuerdings  von  Pappen- 
heim eingeschlagenen  Ausweg,  welcher  dahin  geht,  dass  Sex.  überall  da, 
wo  er  von  ol  nsgl  Alvrjoidrjfiov  ■na&'  ^HqcckXsitov  spricht,  nicht  den  Ae. 
selbst  meine ,  sondern  eine  skeptische  Secte  seiner  eignen  Zeit,  welche  sich 
diesen  Namen  gegeben  habe,  weil  sie  wirklich  den  Herakleitismus  als 
Consequenz  des  aenesidemischen  Standpunkts  ansah,  vermag  ich  ebenso 
wenig  zu  billigen  wie  die  Recensenten  Natorp  Philos.  Monatsh.  a.  a.  0. 
S.  72—75  und  v.  Arnim  Deutsche  L.-Z.  1889.  Sp.  1675. 


348      Zweiunddreissigstes  Cap.    Die  späteren  Philosophen.     8.  Anhang. 

bildeter  Rhetor,  schrieb  eine  Abhandlung  über  die  Sitten  bei 
Honieros  (itEQl  tav  jiccq  'OfirJQip  v6^(Dv)b20)7  von  welcher  uns 
abgesehen  von  verschiedenen  Spuren  bei  Plutarchos521),  Dion 
Chrysostoinos522)  und  in  der  pseudo-plutarchischen  Biographie 
des  Honieros523)  umfängliche  Auszüge  bei  Athenaeos524)  erhalten 


520)  Mueller  F.  H.  G.  II.  S.  192—196.  A.  Brunk  De  excerptis  neoi 
xov  xav  fjQcocov  Hctd'  "Ofirjqov  §lov  ab  Athenaeo  servatis,  Greifswald.  1887.  8. 
(Doctordiss.).  Hob.  Weber  De  Dioscuridis  nsol  xcov  tcocq3  ^OfirjQO)  vo^icav 
libello,  Leipz.  Stud.  XI.  1888.  S.  87—196.  Vgl.  A.  524. 
j  521)  Qu.  symp.  II,  10,  1.  2.  642  F.  643  A.  B.  644  A.  B.  IV,  4,  3.  668  F. 
VII,  8,  4.  712  F  (=  Fr.  40  Weber).  9,  6.  714  C.  VIII,  8.  3.  730  C.  D.  Is.  et 
Os.  7.  353  D.  E.  Sept.  sap.  conv.  (wenn  diese  Schrift  acht  ist).  13.  156  E. 
Aud.  poet.  10.  29  D.  E  (=  Fr.  43).  S.  Schrader  Porphyr,  qu.  Hom.  ad 
II.  pert.  S.  373— 378.  Brunk  S.  2—6.  12  ff.  21.  Weber  S.  91.  96  ff.  108. 
112  —  115.  118—120.  168-174. 

522)  IL  82.  85.  87—90.  93  R.  =  Fr.  10.  38.  43.  44  u.  Parallelen  z.  Fr.  1. 
2.  11.  17  und  LV.  288  f.  =  Parall.   z.   Fr.  21.  25,   s.  Weber   S.  157  —  168. 

523)  C.  205—207.  209.  210.  213,  s.  Brunk  S.  10  ff.  17  ff.  21.  Weber 
S.  174—176  u.  z.  Fr.  1.  5.  7.  22.  23.  37,  vgl.  S.  147—149. 

524)  Besonders  in  den  Capiteln  I,  15—24  (nebst  den  Anfangs  worten 
von  25).  27—31.  33.  43  -  46,  welche  theils,  wie  namentlich  die  ersten  (wo- 
nach in  Bezug  auf  das  24.  Bapp  Leipz.  Stud.  VIII.  S.  139  —  142  [s.  C.  30. 
A.  333],  wie  denn  in  Bezug  auf  das  25.  und  27.  neben  ihm  auch  Brunk 
S.  31  ff.  [vgl.  Weber  S.  176  f.]  zu  berichtigen  ist),  ganz  oder  beinahe  ganz, 
theils  stückweise  von  dort  stammen,  aber  nicht  in  der  Ordnung  des  Originals 
(zum  Theil  wohl  erst  durch  Schuld  des  Epitomators,  s.  Weber  S.  149, 
vgl.  Kaibel  Herrn.  XXII.  S.  328  f.  Anm.).  Weitaus  meistens,  ja  fast  durch- 
weg fand  das  Wahre  schon  Brunk  (welcher  übrigens  a.  a.  0.  die  Er- 
örterung von  Bapp  a.  a.  0.  übersehen  hat);  die  ursprüngliche  Abfolge  und 
Disposition  des  Ganzen  hat  Weber  S.  187—189  u.  in  d.  Fragmentsamml. 
(S.  89  —  120)  herzustellen  gesucht.  Aus  derselben  Quelle  sind  ferner  V. 
192  d— 193c  und,  wie  Weber  S.  180  —  187  nachweist,  vielleicht  X,  42 
(433  b— d)  und  ein  Stück  von  XL  498  c.  d  und  jedenfalls  XII.  511  a— c  und 
513  a — e,  so  weit  hier  Homeros  in  Betracht  kommt,  vielleicht  endlich  auch 
XIII.  556  d.  e  geflossen.  Vor  I,  15  (8  e)  steht:  nsgl  xov  xcov  tjq(6cov  nud' 
"OfiriQov  ßiov,  und  im  Anf.  v.  I,  44  (24 e)  ist  im  Codex  C  (s.  hierüber  in- 
dessen Kaibel  z.  d.  St.)  wiederholt:  exi  Tteql  xov  xcov  tjqcocov  ßiov.  Sehr 
natürlich  glaubte  daher  noch  Brunk  S.  13  f.,  dass  damit  nicht  bloss  der 
Inhalt,  sondern  der  wirkliche  Titel  angegeben  sei,  aber  es  ist  vielmehr  nur 
Ersteres  der  Fall.  Denn  das  15.  Cap.  erscheint  auch  bei  Suid.  "OyariQog, 
und  zwar  in  erweiterter  Gestalt,  so  dass  Suid.  es  nicht  aus  unserer  Epitome, 
sondern  aus  einem  vollständigeren  Exemplare  des  Ath.  entnommen  hat, 
s.  darüber  besonders  auch  Kaibel  Zu  Athenaeus,  Hermes  XXII.  1887. 
S.  323—335,  und  hier  lautet  der  Anfang  vielmehr:  ort  zltoOKOotdrig  iv  xolg 
nccq'  'OprjQcp  vöfioig  cpr\aCvy  oxl  b  itonqxr  s  «.  x.  X.  Demgemäss  hielt  man 
seit  Casaubonus  und  Schweighaeuser  den  Isokrateer  Dioskorides  oder 


Dioskurides.  349 

sind,  und  welches  den  Zweck  hatte  den  Homeros  als  Apostel  der 
Enthaltsamkeit,  Einfachheit  und  Massigkeit  zu  verherrlichen525). 
Der  Verfasser   kannte   die  Leistungen  des  Aristarchos  genau 526); 

vielmehr  (denn  dies  ist  nach  dem  Zeugniss  der  Inschriften  und  Münzen 
die  richtige  Form  dieses  Namens,  s.  Roehl  Ind.  z.  Boeckh  C.  I.  G.  S.  84. 
Mionnet  Suppl.  IX,  2.  Ind.  S.  25.  138)  Dioskurides  für  den  Verfasser,  so 
auch  noch  Müller,  Blass  Att.  Bereds.  II.  S.  56  und  Schrader.  Hiller 
Ueber  eine  angebliche  Schrift  des  Isokrateers  Dioskurides,  Rhein.  Mus.  XL. 
1885.  S.  204 — 209  bestritt  dies  mit  Recht,  da  es  chronologisch  unmöglich 
ist  (s.  A.  526  ff.),  aber  mit  verkehrter  Begründung,  indem  er  fälschlich 
glaubte,  Alles,  was  Suid.  mehr  hat,  rühre  von  einem  Interpolator  her; 
s.  dagegen  Brunk  S.  1.  25 — 29  und  Kaibel  a.  a.  0.  Demgemäss  meinte 
denn  Brunk  S.  1.  31,  indem  er  Hill  er  s  Hypothese  von  diesem  angeblichen 
Interpolator  auf  Suid.  selbst  übertrug,  Letzterer  habe  den  Namen  des 
Urhebers  nach  IIa,  wo  JioGKOVQidrjg  b  'ißOHQaxovg  (la&rjxrjg  citirt  wird, 
und  den  Titel  sich  selbst  zurecht  gemacht.  Dagegen  erhob  Kaibel  S.  333 
sehr  gerechte  Bedenken,  hielt  aber  doch  daran  fest  in  Folge  der  seltsamen 
Behauptung,  die  Annahme  eines  doppelten  D.  sei  ebenso  unwahrscheinlich 
wie  die  eines  doppelten  Homer  oder  einer  doppelten  Sappho,  während  wir 
doch  ohnehin  thatsächlich  mehrere  Schriftsteller  dieses  Namens  kennen. 
Vollkommen  richtig  urtheilen  daher  Wachsmuth  bei  Weber  S.  122  f. 
und  Weber  selbst,  es  sei  kein  Grund  jenes  Citat  IIa  mit  Müller  S.  192 
als  Zusatz  des  Ath.  anzusehen  (was  übrigens  auch  Brunk  S.  29  bemerkt), 
es  habe  vielmehr  nicht  die  geringste  Unwahrscheinlichkeit ,  dass  der  Ver- 
fasser selbst,  auch  wenn  er  D.  hiess,  den  gleichnamigen  Isokrateer  citiren 
konnte,  und  somit  sei  nicht  der  mindeste  Anlass  hier  dem  Suid.  zu  miss- 
trauen. Und  gesetzt  auch,  das  Citat  sei  erst  von  Ath.  hinzugefügt,  warum 
hatte  er  es  desshalb  nicht  einfügen  dürfen,  weil  er  den  gleichen  Namen 
auch  von  dem  Urheber  der  ausgezogenen  Schrift  angegeben  hatte?  Er 
setzt  ja  6  'icoHQccTovg  ^ad'rjxi^g  hinzu,  und  damit  war  jedes  Missverständniss 
ausgeschlossen. 

525)  Wie  dies  im  Anfang  des  Buches  (b.  Ath.  u.  Suid.  a.  a.  0.  0.)  aus- 
drücklich ausgesprochen  ist:  "O^riQog  oqcov  xrjv  ccocpQoövvrjv  oUsioxdxrjv 
KQ8trjv  sivat  xoig  vsoig  hccI  rtQcoTrjv,  %zi  de  aQfioxxovaav  Kai  ndvxcov  xcov 
naXtov  %OQr\ybv  ovoav,  ßovX6[isvog  Sficpvöai  naXiv  avxrjv  an'  aQ%i\g  nal 
icps^rjg,  l'vcc  xr\v  6%oXr\v  nul  xhv  %r\Xov  Iv  xoig  naXotg  £(>yoig  dvaXicncoßi  nal 
coaiv  svsqysxmol  tiocl  holvcovlkoI  nqog  dXXrjXovg,  svxsXrj  HaxsoHSvaas  naai 
xhv  ßiov  hccI  ccvxaQyiT},  Xoyi£6psvog  xdg  ini^vfiiag  v.al  xdg  rjdovdg  Ic%vqo- 
xuxccg  yivsaftai  <^xai  nqcoxag  k'xi  xs  xal  ipcpvxovg  xccgy  nsql  sScodrjv  -nal 
nociv,  xovg  ds  dLafis^svri'noxag  iv  svxsXsict  svxdnxovg  nccl  negl  xhv  aXXov 
ßiov  yivsoftai.  iyyiQaxsig.  ccnXfjv  ovv  an  od  £  Scans  xr\v  diaixav  ndai  xai  xrjv 
uvxrjv  b{ioicog  ßaGiXsvoiv  tduoxaig,  vsoig  'Jtqsoßvtsqoig  x.  r.  X. 

526)  Weber  S.  124—139.  Und  zwar  ist  dies  in  einem  solchen  Masse 
der  Fall,  dass  Brunk  S.  7.  21  f.  irrthümlich  glauben  konnte,  Aristonikos 
(z.  II.  J}  262.  II,  747)  habe  aus  ihm  geschöpft.  Eher  wäre  das  Gegentheil 
denkbar,  wenn  D.  nur  nicht  (s.  A.  534)  wahrscheinlich  vor  Aristonikos  ge- 
lebt hätte.    Und   so  ist  denn  die  Annahme  von  Weber,  er  habe  die  Ab- 


350      Zweiunddreissigstes  Cap.     Die  späteren  Philosophen.     8.  Anhang. 

war  aber  auch  von  stoischer  Litteratur  beeinflusst'"'27)  und  be- 
nutzte, wie  schon  gesagt,  in  ausgedehntem  Unifange528)  das  oben 
(S.  329)  besprochene  peripatetische  Sammelwerk529).  Jedenfalls 
lebte  er  nun  sonach  zwischen  Aristarchos  auf  der  einen  und 
Plutarchos  und  Dion  Chrysostomos  auf  der  anderen  Seite-,  wahr- 
scheinlich jedoch  war  ebendieser  Dioskurides  auch  der  Verfasser 
der  ^jto^vrj^ovsv^ata,  wie  es  scheint,  einer  Sammlung  be- 
merkenswerther  Aussprüche  von  berühmten  Männern530),  und  der 

handlungen  und  Commentare  des  Aristarchos  noch  unmittelbar  benutzt, 
wohl  die  wahrscheinlichste.  Jedenfalls  sind  die  Parallelen  zwischen  ihm 
und  den  Homerscholien  nicht  durch  Verwerthung  seiner  Schrift  (mit 
Brunk),  sondern  durch  Quellengemeinschaft  zu  erklären.  In  Fr.  34  (Ath. 
12  c — f)  wird  Zenodotos  und  dessen  Ausgabe  berücksichtigt,  in  Fr.  18  (16  d) 
wird,  wie  Kaibel  S.  333.  A.  1  hervorhebt,  „zu  Odyssee  i,  5  ff.  der  sonderbare 
Text  des  Eratosthenes  citirt".  Ob  auch  die  Beispiele  11  c.  d  (Fr.  29)  aus 
D.  und  von  ihm  aus  Aristarchos  entnommen  sind,  ist  streitig,  s.  einerseits 
Schrader  S.  374 f.  und  Brunk  S.  14,  andrerseits  Weber  De  Philemone 
glossographo,  Comm.  Ribbeck.  S.  446  ff.  und  a.  a.  0.  S.  126  f. 

527)  Trotz  verhältnissmässig  weniger  ausdrücklicher  Berück- 
sichtigungen in  starkem  Grade.  S.  Weber  S.  139—146.  180—183.  Dass 
die  Anführung  des  Chrysippos  Fr.  9  (Ath.  18  b)  in  diesem  Falle  nicht,  wie 
Brunk  S.  2.  9  meinte,  aus  eigner  Leetüre  desselben  seitens  des  Ath., 
sondern  aus  D.  herzuleiten  ist,  zeigt  Weber  S.  140 f.  Daraus  folgt  aber 
freilich  noch  nicht,  was  Letzterer  will,  dass  D.  seinerseits  dieselbe  unmittel- 
bar aus  Chrysippos  entnommen  habe,  und  dass  die  Berührungen  der  C.  27. 
S.  52  f.  (m.  A.  98—100  u.  d.  Nachtr.  z.  A.  98)  besprochenen  stoischen  home- 
rischen Allegorien  mit  ihm  (Fr.  25.  45.  18  b.  Ath.  10  e.  f.  16  b.  c.  513  äff.) 
aus  gemeinsamer  älterer  Vorlage,  und  zwar  wohl  wiederum  Chrysippos,  zu 
begreifen  seien,  sondern  ebenso  gut  kann  schon  er  diese  Allegorien,  die 
recht  wohl  zu  seiner  Zeit  bereits  existirt  haben  können,  benutzt  und  aus 
ihnen  auch  jenes  ausdrückliche  Citat  des  Chrysippos  entnommen  haben. 

528)  Gegen  den,  äusserlich  betrachtet,  die  stoischen  Entlehnuugen 
nicht  im  Entferntesten  aufkommen. 

529)  S.  Weber  S.  146  —  156.  180  —  182.  In  Fr.  18  b.  Ath.  XII.  513  b 
wird  ausdrücklich  Megakleides  citirt,  und  Fr.  18  b.  Ath.  14  äff.  führt  auf 
Demetrios  von  Phaleron  und  Timolaos  (Schol.  Od.  y,  267)  zurück  (s.  C.  35. 
A.  35°),  zu  Fr.  38  b.  Dion  II.  93  vgl.  Aristox.  b.  Ath.  XIV.  631c.  d.  630  b, 
mit  Fr.  40  wiederum  (Aristox.  b.)  Ath.  627  e,  mit  Fr.  41  b.  Dion  II.  82 
Chamael.  ebend.  624  a,  u.  dazu  s.  A.  445°.  445 d.  Stammt  vielleicht  auch 
jenes  Citat  des  Isokrateers  Dioskurides  (s.  A.  524)  von  dort?  Dass  aber 
Porphyr,  nicht,  wie  Schrader  S.  374 ff.  glaubte,  auch  den  D.  verwerthet 
hat,  sondern  dass  seine  Berührungen  mit  demselben  aus  Benutzung  dieses 
nämlichen  Sammelwerks  und  jener  stoischen  Allegorien  von  Seiten  des 
Ersteren  entstanden  sind,  zeigt  Weber  S.  151  f. 

530)  In  den  beiden  uns  erhaltenen  Bruchstücken  (Fr.  6.  7  Müll.  b.  La. 
Di.  I,  63.  Ath.  XI.  507  d)  Solon  und  Piaton.     Was  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  761 


Dioskurides.  351 

AancoviKfi  TtoXixsia  in  mindestens  2  Büchern,  welche  sich, 
so  weit  wir  urtheilen  können,  eng  an  das  entsprechende  Werk 
des  Persaeos531)  anschloss532)  und  wahrscheinlich  von  Didymos 
benutzt  ward533).  Ist  dies  Alles  richtig,  so  muss  die  Zeit  dieses 
Mannes  genauer  ans  Ende  des  zweiten  oder  in  den  Anfang  des 
ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.  gefallen  sein534).  Noch  wird  eine 
Schrift  von  Dioskurides  %sqi  vo^il^icov  angeführt535),  und  sehr 
nahe  liegt  die  Vermuthung536),  dass  die  Abhandlung  ä£oI  t(üv 
TtccQ    Viiijqg)  vö^icov  nur  ein  Theil  von  ihr  gewesen  sei537). 


(=  Fr.  8  M.)    aus  D.   angeführt   wird,    kann    dann    schwerlich    aus    dieser 
Schrift  sein.     S.  Weber  S.  189  f. 

531)  S.  C.  2.  A.  267. 

532)  Fr.  1—3  M.,  zu  denen  noch  ein  viertes,  von  Müller  ausgelassenes 
b.  Ath.  IV.  140  f  kommt.  Hier  heisst  es  nämlich  nach  Anführung  einer 
Stelle  aus  jenem  Werk  des  Persaeos  (Fr.  2  Müll.):  ta  o/xota  vgtoqel  xul 
dio6HOVQidwg  und  in  Fr.  2  ebend.  (vgl.  A.  533)  kurz  vorher  140  b:  ag 
Tl£Q6ciiog  iotoqel  ev  Ty  ActHooviTifi  noXitsCa  xai  4io6novQiSr\g  sv  §'  TloXitsiocg 
xai  Nixonlrig  (so  Schweighaeuser  f.  'AQiaroyilrig,  s.  C.  33.  A.  278)  iv  tw 
7iQOT8Qcp  %ccl  ovxog  xr\g  Aochcovcov  noXixEiccg.  Die  beiden  anderen  Bruchstücke 
sind  aus  Plut.  Lyk.  11.  Ages.  35.    S.  Weber  S.  190  f. 

533)  Weber  S.  191:  „ex  Bidymi  diligentia  conrasasunt,  quae in  libri  IV 
his  capitibus  (certe  inde  a  p.  138e—141e)  auctoribus  raris  et  tantum  non 
unicis  laudatis  de  Lacedaemoniorum  rebus  enarrantur.  Quod  autem  ipsius 
Bioscuridis  mentio  ab  Bidymo  fuit  iniecta,  his  comprobatur.  Contra  Pole- 
monem  inducit<(  (vgl.  C.  30.  A.  337 b  mit  d.  Nachtr.)  „disputantem  Athcnaeus 
Bidymum  p.  139 c:  xccvxcc  [ihv  6  IIoXs[i(ov.  sr^og  ov  avxvXiymv  dldvpog  6 
yQU(i(icitLyibg  .  .  .  qpijal  xuSs  x.  x.  X.  Be  Bioscuride  autem  infra  sunt  p.  140h: 
äXlcc  (irjv  ovd'  oQ&ccyoQiGKOi  Xsyovxai,  cog  cpr\aiv  b  IJoXe(i<ov  (cf.  supra  p.  139h)t 
ol  yaXccd-rjvol  %oiqoi,  ccXX'  OQ&ccyooiO'iioi,  iieel  nqog  xov  oq&qov  nmQCLOY.ovxai, 
ug  IIsQOocLog  x.  x.  X.u  (s.  A.  532).  „Modem  modo  in  inatxXcov  interpretatione 
(p.  140  d—f)  pro  ferenda  contra  Polemonem  ab  Persaei  et  Bioscuridis  parte 
stare  videtur  Bidymus". 

534)  Oder  wenigstens  er  war  dann  spätestens  ein  Zeitgenosse  des 
Didymos.  Weber  S.  192  geht  jedenfalls  nach  rückwärts  zu  weit  mit  dem 
Ansatz  von  etwa  160 — 60,  und  ein  Argument  wie  das  von  ihm  vorgebrachte: 
„aliquantulo  autem  propius  eum  accessisse  ad  Aristarchi  tempora  fortasse(!) 
inde  concludas,  quod  p.  140h  inter  Bioscuridem  et  Bidymum  intercedit  Nico- 
cles"  hätte  er  besser  für  sich  behalten.  Dass  andrerseits  freilich  Fr.  37 
b.  Ath.  14  a  nicht  so  mit  Brunk  S.  30  f.  zu  verstehen  ist,  als  hätte  D. 
bereits  den  Aristarchos  gegen  einen  Angreifer  vertheidigt,  legt  Weber 
S.  137  f.  dar.  535)  Phot.  Lex.  ZhvxccXt}  =  Fr.  4  M. 

536)  Von  Müller  S.  192,  welcher  schon  vor  Weber  S.  189—192  alle 
diese  Schriften  dem  nämlichen  D.,  mit  Unrecht  freilich  dem  Isokrateer 
(s.  A.  524),  zuwies,  ebenso  wie  nach  ihm  Blase  a.  a.  0. 

537)  Ebenso  urtheilt  Weber  S.  192. 


352    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Dreiunddreissigstes  Capitel. 

Die  Historiker  der  alexandrinischen  Periode  aus  späterer 
oder  unbestimmbarer  Zeit. 

Psaon1)  von  Plataeae  lieferte  eine  Fortsetzung  des  Diyllos2), 
also  von  297  ab3),  wir  wissen  nicht,  bis  wie  weit4). 

Metrodoros5)  von  Skepsis6)  mag  ungefähr  145  geboren 
sein,  so  dass  seine  Jugend  mit  dem  Alter  seines  Landsmannes 
Demetrios  zusammenfiel7).  Er  dankte  dem  Letzteren  einen  Theil 
seiner  Bildung8),   war  ausserdem   Schüler  der  Akademie9),  ging 

1)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  198. 

2)  Diod.  XXI,  6.  Wdcov  ds  6  TLXuxaisvg  xccg  ccnb  tovtov  (näml.  divXXov) 
diad8i-cc[i£Vog  nod^eig  tyQccipe  ßißXia  tqiukovtu. 

3)  S.  C.  21.  A.  109—111. 

4)  Daraus,  dass  Dionys.  v.  Hai.  in  der  mehrfach  angef.  St.  C.  V.  4. 
p.  30  R.  ihn  unmittelbar  hinter  Polybios  unter  den  Geschichtschreibern  von 
tadelhafter  Satzfügung  nennt,  ist  über  sein  Zeitalter  Nichts  zu  schliessen. 
Noch  s.  dens.  de  Din.  8.  ot  ds  'iao-nQoctrjv  xai  rcc  'l6oy.Qccrovg  vnoTvncbaaod'ai 
&sXrjaavt8g  vitzioi  ncci  ipvxQoi  v.a.1  aGvOTQoepoi.  hccI  ccvotX&sig'  ovtoi  de  elßiv 
oi  71eqI  Tipciiov  v.al  Wdmva  (s.  Ruhnken  f.  IJXdtcova)  nul  2(06iyivr]v. 
Ueber  diesen  Sosigenes,  doch  wohl  auch  einen  Geschichtschreiber,  ist 
weiter  Nichts  bekannt. 

5)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  202—205,  zu  vervollständigen  nach  C.  25. 
A.  137. 

6)  S.  A.  8.  11.  12.  15.  16.  17. 

7)  S.  A.  8.  Dem  widerspricht  es  nicht,  wenn  er  von  Cicero  (in  einem 
Dialog,  s.  A.  12)  als  ein  ungefährer  Altersgenosse  des  Crassus  be- 
zeichnet wird. 

8)  La.  Di.  V,  84  unmittelbar  nach  den  C.  22.  A.  227  angef.  Worten: 
ovTog  (näml.  J^pn]tQiog  Z-aritpiog)   y.ccl  MrjtQodcoQOv  nQOsßißccGs  xbv  7toXiTrjv. 

9)  Cic.  de  or.  III,  20,  75,  s.  A.  12.  Welcher  Akademiker  sein  Lehrer 
war,  wird  nicht  berichtet.  Chronologisch  unmöglich  ist  es  noch  an  Kar- 
neades  selbst  zu  denken.  Die  Behauptung  von  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3, 1. 
S.  525.  A.  1.  S.  527.  A.  1  jedoch,  dass  er  nach  Cic.  a.  a.  O.  I,  11,  45  Schüler 
des  Charmadas,  Kleitomachos  und  Aeschines  gewesen  sei,  beruht  auf  zwei 
Irrthümern,  deren  zweiten  auch  Blass  Griech.  Beredsamk.  S.  67.  A.  1 
theilt.  Denn  erstens  wird  derjenige  M.,  von  welchem  hier  die  Rede  ist, 
vielmehr  als  Mitschüler  dieser  drei  Männer  bezeichnet,  und  zweitens  ist, 
wie  aus  II,  90,  365.  III,  20,  75  erhellt  (s.  A.  12),  jedenfalls  nicht  M.  von 
Skepsis  gemeint,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  M.  von  Stratonike  (s.  C.  2. 
A.  659 b):  audivi  (sagt  Crassus)  summos  homines,  cum  quaestor  ex  Mace- 
donia  venissem  Athenas,  florente  Academia,  ut  temporibus  Ulis  ferebatur, 
cum  eam  Charmadas  et  Clitomachus  et  Aeschines  öbtinebant:  erat  etiam  Me- 
trodorus,  qui  cum  Ulis  una  ipsum  illum  Cameadem  diligentius  audierat. 


Psaon  von  Plataeae.    Metrodoros  von  Skepsis.  353 

hierauf  aber  aus  dem  philosophischen  Leben  in  das  politische 
über  und  rhetorisirte  meistens  stark  in  seinen  Schriften.  Seine 
angeblich  ganz  neue  Art  von  Stil,  über  die  wir  aber  nichts 
Näheres  erfahren,  und  die  in  Wahrheit  wohl  ohne  Zweifel  nur 
eine  neue  Art  des  verderbten  asianischen  war10),  bezauberte 
Viele,  und  in  Folge  seines  dergestalt  erlangten  Ruhmes  machte 
er,  der  ein  armer  Mann  war,  in  Chalkedon  eine  reiche  Partie 
und  bürgerte  sich  dort  ein.  Hierauf  aber  ging  er  mit  seiner 
Frau  nach  Pontos  zu  Mithridates  Eupator,  der  ihn  hoch  ehrte 
und  zum  Vorsitzenden  des  obersten  Gerichtshofes  machte.  Endlich 
jedoch  von  diesem  an  Tigranes  als  Gesandter  geschickt,  Hess  er 
sich  mit  Letzterem  in  einer  Weise  ein,  welche  ihm  durch  dessen 
Verrath  den  Untergang  brachte,  70  v.  Chr.  Die  näheren  Um- 
stände werden  jedoch    verschieden  erzählt u).     Seine    Stärke  in 


10)  Blass  a.  a.  0.  S.  68,  welcher  A.  1  hinzufügt:  „Dass  der  M.  bei 
Sen.  Conti*.  V,  34  derselbe  sei,  wird  durch  nichts  bewiesen  und  ist  auch 
an  sich  höchst  unwahrscheinlich". 

11)  Strab.  XIII.  609  f.  Ix  öe  xr\g  Zy.rji()Ecog  xai  6  JrjfnqxQiog  egxiv  .  .  . 
(s.  C.  22.  A.  225)  Kai  (iexd  xovxov  Mrjxoodcooog ,  dvr\q  Ix  xov  cpiXoGocpov 
liexußeßXriKag  inl  rbv  noXixiyibv  ßi'ov  xal  qt\xoqev(ov  xo  nXiov  iv  xoig  Gvy- 
yQcc{iliccoiv'  ixQr'jGaxo  ^  cpQccGscog  xivi  xuqcchttjql  naiva,  xca  HccxsnXrii-ctxo  noX- 
Xovg'  diu  de  xr\v  do^av  iv  XccXxrjdovi  ydpov  Xcc[mqov  nEvr\g  atv  zxv%s ,  x«l 
8%QrHLOLXi&  XaXy.r\86viog'  Mi&QLduxriv  ds  Q'EqunEvGag  xov  Evndxoocc  gv- 
vanr\q£v  elg  xov  TLovxov  iv.Eitcp  [iexcc  xf^g  ywuinog,  xca  exi^d-r}  diacpEoovxcog 
xttxftelg  inl  xr\g  dwcciodoGiccg,  dcp'  f}g  ovx  i\v  xco  hqi&evxi.  dvaßoXr\  xrjg  äi'xqg 
inl  xov  ßaciXict.  ov  {itvxoi  SirivxvxriGEv ,  dXX'  i[i7tEG(ov  slg  Eiftouv  a<5ixco- 
xeqcov  dv&Qanoov  aitEGxi\  xov  ßaciXimg  xara  xr\v  nqog  Tiyqdvr\v  xov  'Aqybiviov 

llQEGßElCCV     O     8'    CtHOVXCC    CCVE7CEfltyEV    CCVXOV    TCO    EvndxOQl    cpEvyovxi   Tjdrj    XljV 

nqoyoviY.r\v ,  xara  8e  xr^v  bdbv  naxEGXQEips  xov  ßi'ov  el&'  vnb  xov  ßacuXicog 
eift'  vnb  vogov  XiyExca  yäo  dficpoxEQa.  Plut.  Luculi.  22.  xccg  nobg  dXXr'j- 
Xovg  E&EQun£vov  (näml.  Tiyqdvrig  xca  Mi&Qiddxrig)  vnoipiccg  Eni  huxco  zcov 
cpiXcov,  stg  EiiEivovg  xäg  alxiag  xqinovxEg.  a>v  r]v  xca  Mr}To6d<ßQog  6  Znrjtpiog, 
ccvrjQ  EinEiv  ovx  ur\8i\g  xca  noXv^ccftrig,  axfuj  8e  cpiXiug  xoGccvxrj  xQTi6dpsvog, 
cogxe  nccxrjQ  nQOGa.yoQEVEG&ai  xov  ßccGiXicog.  xovxov,  cag  eomev,  b  Tiyodvrjg 
nEficpd-Evxu  noEGßEvzrjv  vnb  xov  ML&Qiddxov  nobg  avxbv  ÖEOfiivov  ßori&Eiv 
Eni  'P(oy.a.lovg  tJqexo'  „gv  d*  uvxog,  <o  Mr\xo6d(OQE ,  xi  hol  n£ql  xovxcov 
nccgcuvEig;"  xccKSivog  e'l'xe  nobg  xb  Tiyquvov  GVficpEQOV  sl'xs  Mi&Qiddxriv 
G(6£eo%)(u  {irj  ßovXbfiEvog,  cog  [iev  noEGßEvxr\g  i'cpr}  keXevelv,  tag  8s  Gv^ißovXog 
dnccyooEVEiv.  xccvx'  E^r\VEyy.Ev  6  Tiyodvrjg  xw  Mi&qiddxr]  v.ccl  Y.axEinEv  ag 
ovdlv  EQyccGO[isvcö  xov  Mr\xq68(DQOV  dvr'jKEGxov.  o  d'  Ev&vg  dvflQrjxo  •  xcct 
[lExdvoicc  xov  TiygdvrjV  ei%sv ,  ov  nccvxeXcag  ovxa  xa  Mr)XQod(6o(p  xrjg  Gvp- 
cpoQug  ai'xiov,  aXXcc  Qonrjv  xivcc  xm  nobg  ccvxbv  e'x&ei  xov  Mi&Qiddxov  nooG- 
&£vxcc.  ndXaL  yaQ  vnovXcog  eIxe  nqbg  xov  avdou'  %<xl  xovx'  Ecpcoqddr]  xmv 
unoQor'ixav  uvxov  yQa^ifidxav  dXovxcov,  iv  olg  i\v  xai  Mr\xqb8(£>qov  dnoXiG&ui 
Susemihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  23 


354   Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

der  Mnemonik  wird  öfter  gerühmt  und  seiner  theoretischen  Aus- 
bildung dieses  Zweiges  der  Rhetorik  so  wie  seiner  in  Asien  über 
denselben  gehaltnen  Vorträge  gedacht12).  Er  verfasste  eine 
Geschichte  des  Tigranes  in  mindestens  2  Büchern13),  ein 
anderes,  unter  dem  verderbten  Titel  tieql  ititOQLccg  angeführtes 
Werk,  vermuthlich  eine  Periegese,  auch  mindestens  in  2  oder 
4  Büchern14),   ein  drittes  7CsqI   övvrjd'SLag  mit  märchenhaften 


dicczszccyfisvov.      k'&arpsv    ovv    Tiyodvrjg   XafiitQcög  zb    oeö[ia    ^irjdsfiiccg    noXv- 
tsXsfag  <p£i6(i[isvoQ  slg  vskqov,  ov  £a>vza  7tQ0vd<oH£v. 

12)  Cic.  a.  a.  0.  II,  88,  360  lässt  den  Antonius  sagen:  vidi  enim  ego 
summos  homines  et  divina  prope  memoria,  Athenis  Charmadam,  in  Asia, 
quem  vivere  hodie  (==  91)  aiunt,  Scepsium  Metrodorum,  quorum  uterque 
tamquam  litteris  in  cera,  sie  se  aiebat  imaginibus  in  eis  locis,  quos  haberet, 
quae  meminisse  vellet,  perscribere,  dann  90,  365  den  Crassus:  audivi,  ut  heri 
dicebam  (I,  11,  45,  s.  A.  9),  et  Athenis  cum  essem,  doctissimos  viros  (unter 
denen  a.  a.  0.  der  andere  M.  genannt  ist)  et  in  Asia  istum  ipsum  Scepsium 
Metrodorum,  cum  de  his  ipsis  rebus  disputaret  und  III,  20,  75:  quaestor  in 
Asia  cum  essem,  aequalem  fere  meum  ex  Academia  rhetorem  nactus,  Metro- 
dorum illum,  de  cuius  memoria  commemoravit  Antonius  (II,  88,  360).  Tusc. 
I,  24,  59.  non  quaero,  quanta  memoria  Simonides  fuisse  dicatur  .  .  .  quanta 
nuper  Charmadas,  quanta,  qui  modo  fuit,  Scepsius  Metrodorus,  quanta 
noster  Hortensius.  Quintil.  X,  6,  4  (=  Cic.  Fr.  ine.  2  Baiter).  Cicero  Grae- 
corum  Metrodorum  Scepsium  et  Empylum  Rhodium  (s.  A.  182)  nostrorumque 
Hortensium  tradidit  quae  cogitaverant  ad  verbum  in  agendo  rettulisse. 
XI,  2,  22.  miror  quomodo  Metrodorus  in  XII  signis,  per  quae  sol  meat, 
trecenos  et  sexagenos  invenerit  locos.  vanitas  nimirum  fuit  atque  iaetatio 
circa  memoriam  suam  potius  arte  quam  natura  gloriantis.  Plin.  N.  H.  VII. 
§.  89.  ars  (näml.  mnemonica)  inventa  est  a  Simonide  melico,  consummata  a 
Metrodoro  Scepsio.  Vgl.  auch  Cic.  Tusc.  I,  22,  59.  quanta  (näml.  memoria 
fuisse  dicitur),  qui  nuper  fuit,  Scepsius  Metrodorus.  Ob  Quintilianus ,  wie 
Striller  De  Stoic.  stud.  rhet.  S.  61  meint,  in  dem  betreffenden  Abschnitt 
ihm  vorwiegend  gefolgt  ist>  lasse  ich  dahingestellt :  dieser  selbst  sagt 
vielmehr  XI,  2,  26:  quare  et  Charmadas  et  Scepsius,  de  quo  modo  dixi, 
Metrodorus,  quos  Cicero  dicit  usos  hac  exercitatione ,  sibi  habeant  sua:  nos 
simpliciora  tradamus. 

13)  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  131  (=  Fr.  1).  MrjzQodcoQog  iv  tiqcozg)  zoav 
nsQi   Tvyqavriv. 

14)  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  834.  MrjzQodaiQog  iv  itQoaza)  tcsqI  iazoqiag 
=  Fr.  2.  Mit  Recht  aber  bemerkt  Müller:  „titulus  vereor  ne  maneus  vel 
corruptus  sit",  und  Keil:  „fortasse  JTf^^y^ascög".  In  der  That  werden 
aus  M.  noch  mehrere  geographische  Notizen  (bes.  bei  Plin.,  vgl.  auch 
Ind.  I.  III.  VII.  XXVIII.  XXXIV  u.  s.  C.  25.  A.  137.  148,  auch  über  seine 
Quellen)  angeführt  (Fr.  3  b.  Steph.  "Tnavig.  MrjZQoScoQog  d'  iv  zszccqzcö. 
4—11),  die  freilich  theilweise  auch  aus  der  Geschichte  des  Tigranes  sein 
können. 


Metrodoros.    Agroetas.    Aristokrates.    Armenidas.  355 

Geschichten  aus  der  Thierwelt15)  und  ein  viertes  über  die  Ring- 
lehrerkunst (tcsqI  uÄ€L7tu,xrjg)  auch  wenigstens  in  2  Büchern16). 
Wegen  seiner  feindseligen  Gesinnung  gegen  die  Römer  soll  er 
den  Beinamen  Mt,öOQC3^ialog  erhalten  haben17). 

Agroetas18),  welcher  Atßvxd  in  mindestens  3  Büchern  ver- 
fasste19),  scheint,  wo  nicht  schon  früher,  so  doch  spätestens  auch 
ungefähr  um  diese  Zeit  gelebt  zu  haben20). 

Aristokrates21),  Sohn  des  Hipparchos,  von  Sparta22)  schrieb 
JaxcovLxd  in  mindestens  4  Büchern23),  in  denen  er,  wenn  nicht 
weiter,  so  doch  wenigstens  bis  in  die  Zeiten  des  Philopoemen 
hinabging21),  gehörte  also  frühestens  dem  zweiten  Jahrhundert, 
möglicherweise  aber  auch  einer  späteren  Zeit  an. 

Armenidas25)  verfasste  ©  q  ß  a  C  %  d  26)  in  mindestens 
2  Büchern27),  welche  von  Alexandros  dem  Polyhistor  benutzt 
zu  sein  scheinen28). 

15)  Fr.  12  b.  Strab.  XVI.  775.  a  d'  6  S^iog  Xiysi  MqxQodcoQog  iv 
xa  TiSQi  6vvrj&£iciQ  [iv&oiq  toiHE  %.  x.  X.     Fr.  13  b.  Ath.  XIII.  391  d. 

16)  Fr.  14  b.  Ath.  XII.  552  c.  MrjXQod.  6  Z-nritpiog  iv  ß'  ueqi  uXeinxnirig 
mit  einer  Schilderung  der  Körperbeschaffenheit  des  Dichters  Hipponax. 

17)  Plin.  N.  H.  XXXIV.  §.  34  (=  Fr.  9).  Metrodoms  Scepsius,  cui 
cognomen  a  Romani  nominis  odio  inditum  est. 

18)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  294  f. 

19)  Nicht  auch  UnvO-t-ad,  wie  Müller  angiebt.  Die  Bruchstücke  sind 
theils  mythologisch,  theils  auf  Städte  oder  Völkerschaften  bezüglich;  viel- 
leicht gehört  daher  dieser  Schriftsteller  gar  nicht  unter  die  Geschicht- 
schreiber. Die  meisten  Fragmente  sind  aus  Schol.  Apoll.  Rh.  (Theon), 
s.  z.  II,  1248.  iv  iy'  (y'  vermuthet  wohl  mit  Recht  Müller  und  nach  ihm 
Keil)  AißvHuv  (=  Fr.  6),  IV.  1396.   iv  y'  Aißvyiäv  (=  Fr.  3). 

20)  Wenn  anders  Bethe  Quaest.  Diod.  S.  23.  A.  28.  S.  26.  A.  33.  S.  76 f. 
richtig  gesehen  hat,  dass  Diod.  I,  19,  2—4.  IV,  26,  2— 4  (vgl.  Fr.  6.  3. 
Pseudo-Apollod.  Bibl.  II,  5,  11,  12.  p.  66,  5  ff.  Herch.)  durch  Vermittlung 
des  C.  27.  S.  50ff.  besprochenen  mythologischen  Handbuchs  aus 
ihm  geschöpft  hat. 

21)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  332  f. 

22)  Plut.  Lyc.  4  =  Fr.  2.  'Aqi<STO%qcitr\  xhv  'litnäQ%ov  ZnccQXiaxiiv. 
31.  'AQioxQY.QÜxris  8'  b  rIn7tccQXOv  =  Fr.  3. 

23)  Ath.  III.  82  e.  'AQioxoHQccxrig  .  .  .  iv  d'  Acchcovi'xwv  =  Fr.  1.  Vgl. 
auch  A.  278. 

24)  Plut.  Philop.  16  —  Fr.  4. 

25)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  339  f. 

26)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  551.  'AQ[isvidccg  de  iv  xoig  ©rjßa'C-noig  =  Fr.  1. 

27)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  740.  'Agnevidag  iv  itQcoxcp  —  Fr.  2. 

28)  Wie  Maass  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifswald  1879.  S.  22.  A.  54 
bemerkt.    In  Fr.  1  (s.  A.  26)  folgt  nämlich  auf  die  Notiz  aus  A.  Kai  'AXi^av- 

23* 


356    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit 

Hyperoch os29)  von  Kyine30)  oder  ein  Anderer,  welcher 
unter  diesem  Namen  schrieb31),  veröffentlichte  die  gleichfalls 
von  dem  nämlichen  Alexandros32)  benutzten  Kv^atKcc35). 

Promathidas34)  von  Herakleia35),  Dichter  von  Hemiam- 
ben36)  und,  wie  schon  bemerkt37),  Urheber  einer  Erklärung 
zu  dem  -von  Dionysios  dem  Thraker,  vermuthlich  seinem 
Lehrer,  modellirten  Pokal  des  Nestor,  blühte  etwa  um  8038) 
und  war  wohl  ohne  Zweifel  derselbe  mit  dem  Geschichtschreiber 
von  Herakleia39). 

Alexandros40)    von    Miletos41)    oder    aus    Chersonesos    in 


dgog  iv  xa>  ä  xav  KoQivvrjg  v7to[tvr}[iccxcov ,  s.  A.  94.    Ath.  citirt  ihn  einmal 
I.  31  a  =  Fr.  6. 

29)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  434 f. 

30)  Paus.  X,  12,  4  (8)  =  Fr.  2.  'Tksqozoq  dvfjQ  KvficcLog. 

31)  Ath.  XII.  528  d  =  Fr.  1.  'Tnsgoxog  r\  6  noi^Gag  xcc  eis  ocvzbv  ava- 

CpEQOfLEVCC    KvflCC'CHU. 

32)  S.  A.  70. 

33)  S.  A.  31.  Ausser  den  beiden  augef.  Stellen  bei  Paus.  u.  Ath.  wird 
noch  bei  Fest.  p.  266  (==  Fr.  3)  jedenfalls  wohl  nach  Varro  dieser  com- 
positor  historiae  Cumanae  ohne  Nennung  seines  Namens  vermuthlich  wegen 
des  Zweifels  an  der  Richtigkeit  desselben  angeführt. 

34)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  201—203. 

35)  S.  A.  36.    C.  30.  A.  144. 

36)  Ath.  VII.  296  b  =  Fr.  6,  vgl.  C.  5.  A.  91.  94. 

37)  C.  30.  A.  144. 

38)  Da  die  Nachricht  über  diesen  letzteren  Punkt  aus  Asklepiades  von 
Myrleia  stammt,  s.  C.  30.  A.  144. 

39)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1126  (ev  zoig  nsgl  'HQUxXsiag).  II,  815  (ebenso). 
845.  911  =  Fr.  1—4.  Au  der  letzten  Stelle  scheint  er  freilich  als  Quelle 
des  Rhoders  Apollonios  bezeichnet  zu  werden,  aber  mit  Recht  nimmt 
Lehrs  Herodian.  S.  432  hier  eine  Lücke  an.  Schon  Alexandros  der  Poly- 
histor führte  dies  Werk  an,  Steph.  TülXog  (=  Fr.  47).  Müller  S.  201 
meint,  es  habe  ihm  wohl  die  Zerstörung  dieser  seiner  Vaterstadt  durch 
die  Römer  (69)  den  Anstoss  zu  diesem  Werk  -jzeql  'Hgcculeiag  gegeben.  Ob 
der  von  Plut.  Romul.  2  z.  E.  erwähnte  Schriftsteller  Promathion  (IIqo- 
lux&ioav  rig  i6zoqlccv  'izulmriv  ovvzEzay[isvog)  derselbe  ist,  wie  Müller 
S.  203  zweifelnd  vermuthet,  muss  wohl  dahingestellt  bleiben. 

40)  Rauch  De  Alexandri  Polyhistoris  vita  atque  scriptis,  Heidelberg 
1843.  8.  Hulleman  De  Cornelio  Alexandro  Polyhistore,  Miscellan. 
philol.  I.,  Utrecht  1849.  8.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  206—244.  Freuden- 
thal Hellenistische  Studien  I.  II.  Alexander  Polyhistor  und  die  von  ihm 
erhaltenen  Reste  judäischer  und  samaritanischer  Geschichtswerke,  Breslau 
1875.  8.  G.  F.  Unger  Wann  schrieb  Alexander  Polyhistor?  Philologus 
XLI1I.  1884.  S.  528—531.  Die  Blütezeit  des  A.  P.,  ebend.  XL VII  (N.  F.  I.). 
1889.    S.  177 — 183.     Unter   seinen   Namensgenossen  hat   zuerst   Wegen  er 


Hyperochos.     Promathidas.     Alexanclros  Polyh.  357 

Karien42),  also  vielleicht  in  letzterem  Orte  geboren,  in  ersterem 
auferzogen43),  wegen  seiner  Vielwisserei  Polyhistor  genannt44), 
mag  etwa  um  105  das  Licht  der  Welt  erblickt  haben45).  Er  kam  als 
Kriegsgefangener  nach  Rom  und  ward  hier  von  Cornelius  Lentulus 
gekauft  und  zum  Paedagogen,  d.  h.  in  diesem  Falle  zum  Lehrer,  von 
dessen  Kindern  gemacht.  Dann  aber  erhielt  er  durch  Sulla  während 
dessen  Dictatur  82  —  79  Freiheit  und  Bürgerrecht,  woher  er  denn 
von  nun  ab  L.  Cornelius  Alexander  hiess4G).    Später  nach  47  ward 

De  aula  Att.  S.  199  den  Kotyaeer,  Rauch  S.  6  f.  den  Ephesier  und  auch, 
wie  dann  nach  ihm  stillschweigend  Müller  und  in  genauerer  Auseinander- 
setzung Freudenthal  S.  18.  204  thaten,  den  Myndier  (welchen  noch 
wieder  Hulleman  S.  95  f.  und  Westermann  Art.  Alexander  in  Paulys 
Realenc.  I2.  S.  734  mit  ihm  vermengten),  endlich  seinen  älteren  Zeit- 
genossen, den  Lehrer  und  Begleiter  des  Crassus,  einen  Peripatetiker  (Plut. 
Crass.  3),  ünger  XL VII.  S.  182  f.  von  ihm  gesondert. 

41)  So  Suid.,  s.  A.  46. 

42)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  925  (vermuthlich  nach  Philon  von  Byblos). 
s'üTi  nctl  .  .  .  XsQGovrjaog  KccQiag,  ev&sv  rjv  'AXsf-ccvdqog  6  tcsqi  KaqCag 
yQccipag.  Vgl.  Freudenthal  S.  18,  Geffcken  De  Steph.  Byz.  (Göttingen  1886). 
S.  66  f.  und  A.  60. 

43)  So  nach  Rauch  Freudenthal  a.  a.  0.,  ähnlich  Geffcken  a.a.O. 

44)  S.  A.  46  und  Sueton.  de  gramm.  20.  G.  Iulius  Hyginus  Augusti 
Ubertus  (nonnulli  Alexandrinum  putant  et  a  Cacsare  puerum  Bomam  ad- 
ductum  Alexandria  capta)  studiose  et  audiit  et  imitatus  est  Cornelium 
Alexandrum  grammaticum  Graecum,  quem  propter  antiquitatis  notitiam 
Polyhistor em  multi,  guidam  Historiam  vocabant. 

45)  S.  A.  46  und  48. 

46)  Suid.  'AXs^avdgog  6  MiXr\Giog,  og  TIoXvCörrnQ  STCS-nX/föTi,  nal  Koqvt]- 
Xiog ,  dioTt,  KoqvtjXlo)  AsvtovXm  ai%^aXaixiG&E\g  ingäd-rj  xori  avzm  nuidocycoyog 
iyEvsTO'  Sita  riXsvd'SQco&rj'  r\v  8s  iv  'P(6[ir]  enl  ttov  EvXXa  xqovouv  Kid  inl 
xceds.  Da  mit  dem  Freilassungsact  auch  die  Ertheilung  des  Bürgerrechts 
unmittelbar  gegeben  war  (s.  die  bei  Unger  Ph.  XL VII.  S.  182  angef. 
Stellen),  Serv.  z.  Verg.  Aen.  X,  388  (=  Fr.  28)  aber  sagt:  Alexander 
Polyhistor  .  .  .  quem  Lucius  Sulla  civitate  donavit,  so  wollte  Hulleman 
S.  6  hier  Lentulus  Sura  herstellen;  mir  scheint  es  unzweifelhaft,  dass 
Unger  a.  a.  O.  mit  Recht  vielmehr  eine  Ungenauigkeit  bei  Suid.  annimmt: 
„wenn  Sulla  dem  A.  das  Bürgerrecht  ertheilt  hat,  so  war  er  nicht  schon 
von  Lentulus  freigelassen.  Den  Sklaven  eines  anderen  Römers  konnte  aber 
Sulla  nur  zu  der  Zeit  freilassen  und  mit  dem  Bürgerrecht  ausstatten,  da 
er  unumschränkter  Herr  des  römischen  Staates  war.  .  .  Damals  (s.  Appian. 
B.  C.  I,  100)  wählte  er  aus  den  Sklaven,  welche  den  Proscribirten  gehört 
hatten  und  nun  verkauft  werden  sollten,  die  jüngsten  und  kräftigsten, 
mehr  als  10  000,  und  gewährte  ihnen  Freiheit  und  Bürgerrecht,  sie  führten 
von  da  an  nach  ihm  den  Namen  (L.)  Cornelius  und  wurden  ohne  Zweifel 
auch  mit  einem  Besitz  von  ihm  ausgestattet;  ...  er  hatte  damit  ebenso 
viele  geschworene   Parteigänger  sich   geschaffen.   ...    Zu  diesen  hat  also 


358    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

er  Lehrer  von  C.  Iulius  Hyginus,  dem  Freigelassenen  des  Augustus47), 
und  war  um  40  noch  in  voller  schriftstellerischer  Thätigkeit48). 
Endlich  kam  er  beim  Brande  seines  Hauses  in  Laurentum  zu 
Tode,  was  seine  Gattin  Helena  dergestalt  zur  Verzweiflung 
brachte,  dass  sie  sich  erhängte49).  So  armselig  auch  die  Trümmer 
seiner  fast  zahllosen  Werke50)  sind,  so  klar  ist  doch  sein  schrift- 
stellerischer Charakter.  Er  war  von  einem  Mitgliede  der  krateteischen 
Schule  ausgebildet  worden51)  und  ist,  womit  wohl  auch  sein  allem 
Anschein  nach  mehrfach  in  seinen  Schriften  zu  Tage  tretender 
Anschluss  an  den  ihr  mehr  oder  weniger  nahe  stehenden  Demetrios 
von  Skepsis  zusammenhängen  mag51b),  durchaus  als  ein  Vertreter 
derselben,  aber  freilich  nicht  als  einer  der  ausgezeichnetsten  an- 
zusehen. Denn  zwar  war  er  allerdings  ein  grosser  Vielwisser 
und  Vielschreiber  auf  allen  möglichen  Gebieten,  „Geograph  und 
Historiker,  Grammatiker  und  Naturforscher,  Rhetor  und  Philo- 
soph"52), aber  auch  ebenso  unkritisch  als  fleissig  und  verhältniss- 

auch  A.  und  zu  den  Proscribirten  oder  im  Kampf  gegen  Sulla  Gefallenen 
sein  Herr,  jener  nicht  näher  bekannte  Lentulus,  gehört". 

47)  S.  A.  44.  Die  Richtigkeit  dieser  Nachricht  hat  Rauch  S.  8  mit 
Unrecht  bestritten. 

48)  So  wenig  ich  alles  von  Unger  Beigebrachte  billigen  kann  (vgl. 
u.  A.  C.  30.  A.  139),  so  scheint  mir  doch  sein  Nachweis  gelungen,  dass 
das  von  Agathias  II,  25  (=  Fr.  2)  citirte  Werk  des  A.,  die  XaXSccHd  oder 
yA66VQiayi<x.  (s.  A.  77),  40/39  geschrieben  seien.  Weit  bestreitbarer  ist  sein 
Versuch  (s.  C.  38.  A.  73)  aus  den  Worten  des  Eupolemos  Fr.  5  Freudenth. 
b.  Clem.  Strom.  I.  338  A  ein  Gleiches  für  das  Buch  tcsqI  'lovdccitov  zu  er- 
härten, wenn  er  auch  mit  Recht  annimmt,  dass  jenes  Bruchstück  des  Eupol. 
aus  ebendieser  Schrift  zu  Clemens  gelangt  ist  (s.  A.  78).  Aus  der  Anführung 
des  Promathidas  in  dem  Werk  izsqI  ^qvyCag  (s.  A.  39)  lässt  sich  mit 
Sicherheit  nur  schliessen,  dass  letzteres  nicht  vor  80  geschrieben  war,  was 
ohnehin  keinen  Zweifel  leidet. 

49)  Suid.  fährt  fort:  ccvrjQe&r]  de    ev  AavQEVtaig   vno   nvqog  rrjg  oUtccg 

Cpd-CiQSLGTjg.       Kdi    7j    yW7\    CLVtOV   *EXeV7]    fld&OVGa    XO    6V[lß0lV    CC7lT\y£,CLTO. 

50)  Suid.  unmittelb.  nach  den  A.  51  angef.  Worten:    ovtog  6vveyQccxps 

ßlßlLCC    CCQL&llOV    HQSIZTOO. 

51)  Vielleicht  sollen  die  Worte  bei  Suid.  unmittelbar  hinter  den  A.  49 
angeführten:  fp  de  ygccp ficcTLy.bg  xa>v  KQatrjrog  {toid'ritwv  nur  dies  bedeuten. 
Sollen  sie  aber  heissen,  dass  er  ein  unmittelbarer  Schüler  des  Krates 
gewesen  sei,  so  ist  dies  freilich  chronologisch  unmöglich. 

51b)  Wie  Maass  Tibullische  Sagen,  Hermes  XVIII.  1883.  S.  330  ff. 
annimmt.     Vgl.  A.  53.  70.    C.  21.  A.  532c-11-i-    C.  22.  A.  232.  234b. 

52)  Freudenthal  S.  21,  welcher  sich  S.  19 f.  mit  Recht  gegen  eine 
Unterscheidung  geographischer  und  historischer  Schriften,  wie  Müller  sie 
macht,  ausspricht. 


Alexandros  der  Polyhistor.  359 

massig  ehrlich,  überdies  freilich  in  chronologischer  Hinsicht  auch 
nicht  ganz  frei  von  eignen  ungesalzenen  Erfindungen 52b),  ein 
blosser  Compilator,  Excerpten-  und  Notizensammler  ohne  Ge- 
schmack und  Urtheil,  ohne  jedes  Streben  nach  künstlerischer 
Ausgestaltung  seiner  Schriften  und  ohne  Selbständigkeit,  ja  fast 
ohne  jeden  eignen  Gedanken.  Noch  jetzt  lässt  sich  eine  grosse 
Zahl  seiner  Werke  nachweisen.  Er  schrieb  5  Bücher  über 
Rom53),  ferner  eine  Schrift,  welche  unter  dem  Titel  de  Illyrico 
tractu  angeführt  wird54),  Kgritind  in  mindestens  2  Büchern55), 
Ttegl  Ev^sCvov  Ttovtov 56),  tcsqI  Biftwcag51),  tvsqI  IlacpXa- 
yoviccg58),  rtsgl    t&Qvyiug  in   mindestens  359),   jcsqI  Kagtag 

52b)  S.  Maass  De  Sibyllarum  indicibus,  Greifswald  1879.  S.  18  f.  Vgl. 
Freudenthal  S.  23.  In  anderer  Beziehung  s.  A.  53  (falls  er  nicht  auch 
hier  bloss  einer  fremden  Erfindung  gefolgt  ist). 

53)  Suid.  unmittelbar  nach  den  A.  50  angef.  Worten:  kocl  nsqi  ^mfirjg 
ßißXiu  nevxs.  iv  xovxoig  Xeysi  mg  yvvrj  yiyovsv  'EßQccicc  Mcoaca,  rjg  iaxi 
cvyyQafi^a  6  nccQ3  'Eßgcctoig  vopog  =  Fr.  25,  s.  Freudenthal  S.  29  f. 
Ohne  Zweifel  aus  diesem  Werk  sind  auch  Fr.  27 — 29  (vgl.  Mommsen 
Rom.  Chronol.2  S.  156),  wogegen  die  'ixccXwd  b.  Pseudo-Plut.  Parall.  min.  40 
(=  Fr.  26)  wegen  der  Nichtsnutzigkeit  dieses  Zeugen  ausser  Ansatz  zu 
lassen  sind.  Maass  Tibull.  Sagen  a.  a.  0.  S.  321—339  hat  wahrscheinlich 
gemacht,  dass  diese  Schrift  auch  Quelle  für  Dionys.  v.  Halik.  (A.  R.  I,  55, 
vgl.  56)  und  Livius  (I,  1,  4  vgl.  m.  I,  7)  und  indirect  (durch  Vermittlung 
eines  mythographischen  Handbuchs)  für  Tibull.  II,  5  war,  und  dass  A.  auch 
hier  (vgl.  A.  70)  aus  Demetrios  von  Skepsis  geschöpft  hatte.  „Dass  auch 
die  Darstellung  bei  Vergil.  Aen.  II,  111  ff.  auf  die  nämliche  Schrift  des  A. 
zurückgeht,  vermuthet  Robert  Archaeol.  Nachlese,  Herrn.  XXII.  1887. 
S.  454 — 459,  und  es  lässt  sich  beweisen".  (Maass).  Uebrigens  vgl.  noch 
C.  21.  A.  628. 

54)  Bei  Val.  Max.  VIII,  13,  ext.  7  =  Fr.  30  (ein  Histörchen  von  einem 
über  500  Jahre  alt  gewordenen  Mann). 

55)  Schol.  Apoll.  Rhod.  IV,  1492  (==  Fr.  32).  'AXefrvdQOs  iv  nqmxcp 
Kqtitiküv  x.  r.  X.  (eine  mythische  Genealogie). 

56)  Mehrfach  bei  Steph.  angeführt,  Fr.  33—38.  Dass  dieser  die  be- 
treffenden Schriften  des  Polyhistors  selbst  ausgezogen  hat,  bezeugt  er 
wenigstens  in  Bezug  auf  die  'ivdwä'  ausdrücklich  u.  d.  W.  redqmala  (=  Fr.  97) 
iv  ds  xoig  xov  IIoXvLöxoQog  diu  xov  n  svQS&rj  7]  7tq(6trj  ovXXccßi],  aXX9  r^v 
(xdiÖQ&cotov  xo  ßißXCov. 

57)  Bei  Steph.  u.  Et.  M.,  Fr.  39-41. 

58)  Mehrfach  b.  Steph.,  Fr.  42—44. 

59)  Steph.  'A-A^ovia.  AX.  6  TLoXviataiQ  iv  xqixco  7tsql  <Pqvyi(xg.  $ccQvanicc. 
'AX.  7CsqI  <&q.  xqlxco.  FdXXog.  6  noXviatcoQ  iv  xco  n.  $.  xqlxco  =■  Fr.  45 — 47. 
Pseudo-Plut.  de  fluv.  10.  "AX.  KoQvr'jXiog  iv  y'  <J?QvyuxHcov  =  Fr.  48.  Dazu 
Fr.  49—51  b.  Steph.  u.  Fr.  52  b.  Plut.  de  mus.  5.  1132  f.  'AX.  iv  xy\  avvcc- 
ycoyyj  xcov  it.  <I>. 


360    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

in  mindestens  2C0),  tisqI  Avulag  gleichfalls  in  mindestens 
2  Büchern61),  tcsqi  KiXtxtag62),  negl  KvTtQov™),  'IvdiTtd^), 
TteQL  2JvQLCcge'')}  A lyvitx iccxd  in  mindestens  3  Büchern66),  doch 
sind  uns  aus  diesen  Arbeiten  meist  nur  kurze  geographische 
Notizen  erhalten67).  Günstiger  steht  es  hinsichtlich  der  Schrift 
über  das  delphische  Orakel  (ptsgl  tov  bv  4eX<poZg  %Qr\6t7\- 
qlov)  in  mindestens  2  Büchern68),  denn  diese,  in  welcher  Alexandros 
unter  Anderen,  wie  es  scheint,  den  Demetrios  von  Skepsis  und, 
wie  gesagt69),  jedenfalls  den  Hyperochos  oder  Pseudo-Hyperochos 
ausgebeutet  hatte,  ist  erheblich  von  Pausanias  benutzt  worden70). 

60)  Fr.  54—64  M.  1—8  b.  Geffcken  a.  a.  0.  S.  56  ff.,  alle  bei  Steph., 
welcher  KctQonoXig.  Movpciatoq  (Fr.  54.  62,  s.  aber  Geffcken  S.  59)  viel- 
mehr Kccqihgjv  7tQc6rm  und  iv  dsvreQcp  KaQL-nav  citirt.  Geffcken  S.  58 — 66 
fügt  noch  43  weitere  Bruchstücke  hinzu,  die  meistens,  wo  nicht  alle,  dem 
A.  zuzuweisen  sind,  üeber  eine  muthmassliche  Quelle  desselben  s.  C.  21. 
A.  675. 

61)  Fr.  65—88,  fast  alle  bei  Steph.,  welcher  öfter  das  Werk  auch 
Avv.iccv.ci  oder  (Fr.  86—88)  TLsQLiiXovg  Av-xiag  nennt.  Eine  seiner  Vorlagen 
waren  hier  allem  Anscheine  nach,  wie  C.  21.  A.  685  gezeigt  ist,  die  Av- 
niccnd  des  Menekrates  von  Xanthos. 

62)  Fr.  89-93,  alle  bei  Steph. 

63)  Fr.  94  b.  Steph.  Xvtqoi. 

64)  Fr.  95-97  b.  Clem.  u.  Steph. 

65)  Fr.  98—102,  alle  bei  Steph. 

66)  Fr.  104—116  b.  Steph.  Vgl.  A.  76.  Bei  Plin.  wird  A.  unter  den 
Schriftstellern  über  die  Pyramiden  aufgezählt  (s.  C.  17.  A.  145)  und  im 
Ind.  III-VII.  IX.  XII.  XIII.  XVI.  XXXVI.  XXXVII  aufgeführt.    Vgl.  A.  98. 

67)  Die  Bruchstücke  sind  ja  mit  wenigen  Ausnahmen  aus  Steph., 
s.  A.  53-66. 

68)  Steph.  Tlccqvacüog.  'AXs^ccvdgog  .  .  .  i v  wpooteo,  wo  man  verkehrter- 
weise 'AI.  in  'AXs^avÖQiörig  oder  'Ava^avÖQidrjg  geändert  hat,  s.  C.  22.  A.  108. 

69)  S.  A.  32. 

70)  Dies  Alles  hat,  wie  schon  C.  21.  A.  532 c  (vgl.  C.  22.  A.  232)  ge- 
sagt ist,  Maass  Sibyll.  ind.  S.  4—32  bewiesen:  Pausanias  hat  aus  ihr 
X,  5  (von  §.  3  =  §.  5  ab).  6.  12  (bis  §.  11)  abgeschrieben,  und  von  A. 
rühren  daher  die  Citate  der  Eumolpia  des  Musaeos  (5,  3,  6)  so  wie  der 
Phemonoe  und  der  Boeo  (s.  C.  10.  A.  80.  C.  14.  A.  12)  her,  und  in  den 
Worten  über  die  jüdische  Sibylle  12,  5,  9  (s.  C  21.  A.  411.  C.  38.  A.  61  b) 
zeigt  sich  (vgl.  auch  Maass  Herrn,  a.  a.  0.  S.  332  f.)  seine  Kenntniss  der 
angeblich  von  ihr  stammenden,  in  Wahrheit  um  124  von  einem  ägyptischen 
Juden  fabricirten  Sprüche  im  jetzigen  3.  B.  der  sogenannten  sibyllinischen 
Orakel  (s.  C.  38.  A.  62);  den  ganzen  Abschnitt  über  die  troische  Sibylle 
aber  (12,  1—3  ==  2-7)  hatte  er  trotz  der  Zweifel  Kalkmanns  (s.  C.  21. 
A.  532°)  höchst  wahrscheinlich  aus  Demetrios  entnommen  (vgl.  A.  53)  wie 
den  über  die   cumaeische   (12,  4,  8)   aus  Pseudo-Hyperochos  (s.  A.  30).  — 


Alexandros  der  Polyhistor.  361 

Noch  eine  andere  handelte  wiederum  in  mindestens  2  Büchern 
über  Lykoreia,  eine  Korne  von  Delphi71).  Von  einer  uns 
erhaltnen  chronologischen  Bemerkung72)  ist  es  unsicher,  ob  sie 
aus  einem  Werke  über  Griechenland  überhaupt  oder  aber 
über  einen  griechischen  Staat  ist73).  Dazu  werden  auch 
noch  Notizen  über  Iberien  und  Arabien  aus  ihm  augeführt74). 
Dagegen  war  derjenige  Alexandros,  welcher  einen  Periplus  des 
rothen  Meeres  schrieb75),  schwerlich  er,  sondern  der  Myndier76). 
Ob  er  über  Assyrien  und  über  Babylon  in  einem  Werke 
oder  in  zweien  handelte,   und   ob   im   ersteren  Falle   der  Titel 


Nahe  liegt  unter  diesen  und  den  A.  94  angegebnen  Umständen,  wie  schon 
C.  32.  A.  51  angedeutet  ward,  aus  den  dort  entwickelten  Gründen  der 
Gedanke,  dass  aus  einer  anderen  Schrift  des  A.  die  Notiz  bei  Paus. 
VII,  26,  6,  13  stammen  möge,  der  sie  dann  wieder  von  Demetrios  gehabt 
haben  könnte,  aber  es  ist  das  nur  eine  höchst  unsichere  Vermuthang. 

71)  Steph.  Avkooqsicc  yicofirj  iv  deXcpoig  n.  x.  X.  und  AvXr\  nach  der  Be- 
richtigung von  Maass  Sibyll.  ind.  S.  62  f.  'AXs^avSgog  öevxsqg)  tieql  Av- 
K(OQ8iag}  wo  man  wiederum  fälschlich  'Ava^avdQidrjg  herstellen  wollte, 
s.  C.  22.  A.  108. 

72)  Ueber  den  Zeitraum  von  Gyges  bis  zur  ersten  Olympiade,  Afric. 
b.  Euseb.  P.  E.  X,  10,  7.  489  a  (vgl.  Pseudo-Iustin.  Cohort.  ad  Gr.  p.  10  a). 
Müller  zieht  dieselbe  mit  Unrecht  zu  dem  Buch  über  die  Juden  (Fr.  24 a). 

73)  Freudenthal  S.  19.  Anm.  Vielleicht  war  Fr.  31a  aus  demselben 
Werke. 

74)  Fr.  31  bei  Steph.  rdÖELQu.     Fr.  103  b.  Steph.  Täfiva. 

75)  Fr.  135a  b.  Ael.  N.  A.  XVII,  1.  'AI.  iv  xtp  nsginla  xr\g  'Egvögäg 
d-aXaoarjg.  „Wie  schon  Hulleman  S.  128  bemerkte,  hat  Ael.  von  hier 
auch  gleich  darauf  XVII,  6  die  offenbar  erst  nachträglich  eingeschobne 
Notiz  iv  öl  xjj  'Eqv&qk  ftctXdxxri  TtQog  xolg  rjdr}  7tQoeiQ7}[isvoig  yivovxui 
Kai  CY.oQ7tCoi  %.  x.  X.  entnommen"  (Oder).  „Ein  drittes  Bruchstück  steht 
Schol.  AT  II.  z/,  109.  Vgl.  Sehr  ad  er  Porph.  Qu.  Hom.  IL  S.  379" 
(M.  Wellmann)  und  Lebrs  Qu.  ep.  S.  112. 

76)  Wie  schon  Jacobs  zu  Aelian.  a.  a.  0.  und  Lehrs  a.  a.  0.  erkannten, 
während  nach  dem  Vorgange  von  Hauch  S.  15  noch  Freudenthal 
S.  19.  23.  102  es  verkennt.  Der  Umstand  freilich,  dass  der  Verfasser,  wie 
aus  jener  Stelle  erhellt,  selbst  das  rothe  Meer  durchfahren  hatte,  würde 
noch  nicht  gegen  den  Polyhistor  sprechen,  denn  aus  Fr.  108  b.  Steph. 
XrjvoßoayiLu  scheint,  wie  Freudenthal  bemerkt,  hervorzugehen,  dass 
auch  dieser  Aegypten  bereist  hatte.  Aber  hier  ist  entscheidend,  dass  eben 
von  A.  von  Myndos  jenes  andere  Werk  negl  £w<ov  eine  Hauptquelle  des 
Aelianos,  der  dagegen  den  Polyhistor  sonst  wenigstens  nicht  benutzt,  war 
und  die  drei  Bruchstücke  denselben  Charakter  an  sich  tragen,  ja  füglich 
aus  itfql  gepcov  sein  könnten.  ,,Auch  die  Iliasscholien  kennen  wir  auch 
sonst  als  Vermittler  des  Myndiers"  (Oder).  Mit  Unrecht  denkt  daher 
Müller  zu  Fr.  135 a  an  einen  älteren  Geographen,  s.  darüber  C.  22.  A.  57. 


362    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

desselben  XaXdcüxu  oder  ^öövQiaxd  war,  ist  ungewiss77). 
Am  Genauesten  unterrichtet  sind  wir  von  seiner  Schrift  über 
die  Juden  (tcsqI  'Iovdcci'cov)  durch  eine  Reihe  ausführlicher 
Bruchstücke78).  Aus  denselben  ersieht  man,  dass  Alexandros 
hier  lediglich  „Auszüge  aus  verschiedenartigen  Werken  jüdischer, 
samaritanischer  und  heidnischer  Auetoren  über  die  ältere  Ge- 
schichte der  Juden  auf  den  Faden  ungefährer  chronologischer 
Abfolge  an  einander  reihte"  79).  Gerade  dadurch  aber  sind  uns 
noch  zahlreiche  Stücke  aus  Schriften  erhalten,  die  sonst  spurlos 
verschwunden  sein  würden.  Den  grösseren  Theil  dieser  Auetoren 
kennen  wir  nur  durch  ihn.  Es  sind  der  jüdische  Epiker  Philon, 
der  samaritanische  Theodotos,  der  jüdische  Tragiker  Ezechiel, 
der  palaestinisch- jüdische  Geschichtschreiber  Eupolemos,  der 
aegyptisch-jüdische  Chronograph  Demetrios,  die  aegyptisch-jüdische 
Fälschung  unter  dem  Namen  des  Artapanos,  ein  samaritischer 
Anonymos,  dessen  eines  Fragment  ihm  versehentlich  zu  Eupolemos 
gerathen  ist80),  der  jüdische  Geschichtschreiber  Aristeas81),  von 
Griechen  der  sonst  auch  nirgends   genannte  Timochares  keqI 


77)  Fr.  1.  2  b.  Synkell.  359  C.  Agath.  II,  25.  p.  119  Bonn.  Natürlich 
benutzte  er  den  Berosos,  s.  C.  21.  A.  411.  412.  415.  416. 

78)  Bei  Euseb.  P.  E.  IX,  17  ff.  u.  Clem.  Strom.  I.  332  C  u.  ö.  =  Fr.  3—24. 
Clem.  nennt  ausser  a.  a.  0.  nicht  den  A.,  sondern  die  von  diesem  aus- 
gezogenen Schriftsteller  selbst,  obwohl  er  sie  lediglich  aus  ihm  kennt,  wie 
Freudenthal  S.  12  zeigt.  Ein  Bruchstück  aus  Kleodemos  oder  Malchos 
über  die  Kinder  der  Chetura  (vgl.  C.  38.  A.  85.  86)  bei  Euseb.  IX,  20,  3.  422  b 
(Fr.  7)  stimmt  wörtlich,  wie  auch  Euseb.  sagt,  mit  Ioseph.  A.  I.  I,  15 
überein,  Ioseph.  hat  es  also  aus  A.  und  Euseb.  aus  Ioseph.,  dies  führt  aber 
nicht  darauf,  dass  auch  Letzterer  die  Schrift  über  die  Juden  excerpirt 
habe,  wie  Freudenthal  S.  14.  15.  33  f.  meint,  vielmehr  ist  dies  Bruch- 
stück wohl  aus  den  Aißvxcc,  wie  Freudenthals  Recensent  v.  Gutschmid 
Litt.  Centralbl.  1875.  Sp.  1043  vermuthet:  Ioseph.  hat  das  Buch  nsol  'iov- 
dcci'cov bei  Abfassung  der  A.  I.  noch  nicht  gekannt,  bei  der  seiner  Schrift 
gegen  Apion  hat  er  es  auch  nur  flüchtig  angesehen,  nicht  wirklich  benutzt. 
Wenigstens  daraus  also,  dass  er  hier  (I,  23)  den  A.  nicht  einmal  unter 
den  Schriftstellern  über  die  Juden  nennt,  kann  nicht  mit  Freudenthal 
S.  33 ff.  geschlossen  werden,  dass  dessen  Schrift  „schwerlich  einen  viel 
grösseren  Umfang  gehabt  habe,  als  die  Fragmente  derselben  bei  Eusebios 
heute  einnehmen",  und  vielleicht  nur  ein  Theil  von  der  neol  Zvoiag  ge- 
wesen sei. 

79)  Freudenthal  S.  1. 

80)  Fr.  3  M.  b.  Euseb.  418  c  — 419  d  (b.  Freudenthal  S.  225  f.). 
S.  C.  38.  A.  87. 

81)  Genaueres  über  sie  Alle  s.  C.  38  (A.  66—103). 


Alexandros  der  Polyhistor.  363 

'Avtlo%ov82),  Theophilos83),  ferner  der  Verfasser  einer  Ver- 
messung von  Syrien84),  welcher  wahrscheinlich  derselbe  mit  dem 
in  dem  Werke  über  dies  Land  von  ihm  benutzten  Xenophon  von 
Lampsakos  war85),  und  die  Schrift  seines  Zeitgenossen,  des 
Rhetors  Molon86),  wider  die  Juden87).  Auch  der  Samariter 
Kleodemos  oder  Malchos  ist  uns  nur  aus  ihm  bekannt88),  ja 
dass  es  überhaupt  samaritisch- hellenistische  Schriftsteller  gab 
aus  den  hellenisirten  Städten  von  Syrien  oder  Palaestina,  ersehen 
wir  erst  aus  diesen  Auszügen89).  Verschollen  oder  fast  ver- 
schollen ist  aber  auch  Nikostratos,  auf  den  er  sich  in  dem 
Werk  über  Paphlagonien90)  berief  wie  in  dem  über  Phrygien 
auf  Timotheos  und  Promathidas91),  in  dem  über  den  Pontos 
Euxeinos  auf  Diophantos92),  in  dem  über  Kilikien  auf  Zopyros92b). 
Ferner  gehörte  dem  Polyhistor  eine  Schrift  über  die  Orts- 
namen bei  Alkman  (iceqI  rcov  nag'  'AXxtiävi  t07tLKc5g  sIqyi- 
fisVcö^)93),  ein  Commentar  zur  Korinna,  in  welchem  er,  wie 
gesagt,  den  Armenidas  citirt  zu  haben  scheint,  in  mindestens 
2  Büchern94),   vielleicht   auch  eine   Sammlung  von  Wunder- 


82)  Fr.  21b.  Euseb.  35.  452  b.  c. 

83)  S.  C.  12.  A.  110. 

84)  Fr.  22  b.  Euseb.  36.  452  d.  6  ds  xr\g  ZvQiccg  6%oivoiistQr)6iv  yquipccg. 

85)  Wie  schon  C.  22.  A.  285  gesagt  ist. 

86)  S.  C.  35.  A.  124.  135.  136. 

87)  Fr.  5  b.  Euseb.  19,  1—3.  420  d.  421  a  (vgl.  C.  38.  A.  79). 

88)  In  dem  A.  78  besprochenen  Fr.  7. 

89)  Ob  aber  der  Umfang  des  Werks  beträchtlich  grösser  als  diese  war 
oder  nicht,  lässt  sich,  wie  aus  A.  78  erhellt,  schwerlich  entscheiden. 

90)  Fr.  42  b.  Steph.  rdyyQa. 

91)  Fr.  47  b.  Steph.  r<xXXog:  natu  (isv  Tipo&sov  .  .  .  -aclxcc  ds  IIqo- 
[la&Ldav  .  .  .  ovg  itccQccTid'stcd  6  IIoXviczcoq  iv  t»  tceqI  $Qvyiccg,  s.  A.  39 
und  C.  27.  A.  5b  (mit  d.  Nachtr.). 

92)  Fr.  33  b.  Steph.  "Aßioi,  s.  C.  21.  A.  670. 

92  b)  Fr.  89  b.  Steph.  'AcpqodiGiag,  vgl.  C.  35.  A.  66. 

93)  Fr.  136  f.  b.  Steph.  "Agaren.  "Accog. 

94)  Fr.  53  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  551.  'AXe£civ8qos  iv  zto  ä  tmv  Ko~ 
Qivvrjg  vTto^vrmcitcov  (von  Müller  in  Folge  der  verkehrten  Lesart  Kccqmgjv 
statt  KoQLwrig  fälschlich  zu  der  Schrift  über  Karien  gezogen).  A.'s  um- 
fassende Belesenheit  in  der  poetischen  Litteratur  (vgl.  A.  70  und  Maass 
Sib.  ind.  S.  21)  tritt  auch  darin  hervor,  dass  er,  wie  Maass  a.  a.  0.  S.  22 
hervorhebt,  auch  den  Panyassis  citirt  zu  haben  scheint,  Steph.  K^äyog 
vgl.  m.  TqsybCXri  (Fr.  75.  84).  Dass  dieser  Commentar  von  Paus.  IX,  1,  1 
(Boiootol  ...  Xiyovav)  benutzt  ist,  zeigt  Maass  in  der  Rec.  v.  Kalkmanns 
Pausanias,  Deutsche  L.-Z.  1887.  Sp.  55  aus  Fr.  53   vgl.  m.  Steph.  Boioorog 


364    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

geschichten  {ßav^aöCcov  övvaycoyrj)  an96),  wenn  anders  diese, 
wie  schon  oben  bemerkt  ist,  nicht  vielmehr  entweder  von  dem 
Mjndier  verfasst,  oder  ein  späteres  Machwerk  eines  anderen 
gleichnamigen  Mannes  waren  95b);  schwerlich  war  endlich  ein 
anderer  Alexandros  der  Verfasser  der  4iado%a\  (piloöocpav^), 
zumal  da  diesem  Polyhistor  ausdrücklich  auch  eine  Schrift  Ttegl 
nv&ccyoQLXcjv  övpßokav  beigelegt  wird97),  die  vielleicht  nur 
ein  Theil  ebendieser  AiaftoyaC  war97b).  Endlich  haben  wir  noch 
eine  kurze  Notiz  aus  einer  rhetorischen  Schrift98). 


(wo  er  danach  das  verderbte  nax'  avxov  in  uax'  'jXi^avdgov  verbessert). 
Und  so  mag  denn  ausser  dem  sonst  von  Maass  (s.  C.  22.  A.  234 b)  bereits 
Nachgewiesenen  auch  Eoch  manches  Andere  von  der  auserlesenen  Gelehr- 
samkeit in  diesem  9.  B.  des  Paus,  aus  A.  stammen  (wie  vielleicht  das 
5.  Cap.,  s.  Wilamowitz  Homer.  Unters.  S.  343),  der  sie  aber  seinerseits 
zum  Theil  wohl  wiederum  aus  Demetrios  von  Skepsis  entnommen  hatte 
(s.  auch  darüber  C.  22.  A.  234b). 

95)  Phot.  Cod.  188.  dvs yvcoadr}  'AXs^ävSqov  ©avfiaöicov  6vvay(üyr\.  Xeysi 
[lev  Iv  T(p  ßißXuo  noXXd  zSQCttcodr}  nai  dnioxa,  nXr\v  aXXovg  xav  ovn  äcpavcöv 
tiadysi  xavxa  7tqo'iGxoqrioavTag.  Xeysi  de  nsql  xe  £<p(ov  nai  cpvxav  nal  %<o- 
qgjv  Tivcov  nal  noxaficov  v.a\  XQT}va)v  nal  ßoxavav  v.al  xcäv  xoiovxcov.  Gucpr\q 
de  xrjv  cpqäoiv  Kai  K£cpuXaio)d7]s  iaxi  xai  ovös  xov  r\8iog  dnsaxr}Q7}usvog. 
Vgl.  Cod.  189.  146a.  Westermann  Paradoxogr.  S.  XVII  f.  Tzetz.  Hist. 
VII,  647  nennt  den  A.  neben  Ktesias,  Tambulos,  Isigonos  und  Anderen. 
Vgl.  A.  98. 

95b)  S.  C.  25.  A.  113b.  Hercher  Ptolem.  Chennus,  Jahrb.  f.  Ph. 
Suppl.  N.  F.  I.  S.  279.  A.  6  entscheidet  sich  für  die  dritte  Annahme,  Rauch 
S.  8  und  Freudenthal  S.  21  für  den  Polyhistor.  „Nach  der  ganzen  Art 
der  Schriftstellerei  Beider  kann  es  aber  genau  ebenso  gut  der  Myndier 
sein,  und  das  lobende  Urtheil  des  Phot.  über  den  Stil  des  Buches  fällt 
vielleicht  zu  dessen  Gunsten  in  die  Wagschale,  s.  C.  25.  A.  102".   (Oder). 

96)  Aus  ihnen  finden  sich  bei  Laert.  Diog.  eine  Reihe  kurzer  An- 
führungen (Fr.  139.  141—146)  und  VIII,  24  ff.,  vgl.  22  ff.  (=  Fr.  140)  ein 
längerer  Bericht  über  die  in  einer  pythagoreischen  Schrift  (sv  IJv&ayoQL- 
noig  vnoiivrjiia6t,v)  enthaltenen  Lehren;  diese  Lehren  widersprechen  aber 
den  altpythagoreischen,  und  die  betreffende  Schrift  kann  also,  wie  schon 
C.  32.  S.  463  bemerkt  ist,  nur  von  einem  Vertreter  des  sonach  damals 
schon  aufgetauchten  Neupythagoreismus  verfasst  worden  sein,  s.  Zell  er 
Ph.  d.  Gr.  I4.  S.  330  f.  337  f.  Anm.  III3,  1.  S.  74  ff.    Vgl.  C.  32.  A.  462—464. 

97)  Cyrill.  adv.  Iulian.  IX.  p.  133.  'JXs^avdgog  6  sninXrjv  IIoXvi6xcoq  iv 
xm  nsQL  TLvQ'ayoQiY.Giv  6vnßoXoov.  Clem.  Strom.  I.  304  B.  'AX.  sv  xa  n. 
77.  6  =  Fr.  138. 

97 b)  Wie  Müller  S.  240  vermuthet. 

98)  Fr.  152  b.  Schol.  Hermog.  VII.  p.  254  Walz.  Nicht  bestimmen  lässt 
sich,  aus  was  für  Schriften  Fr.  150  f.  bei  Plut.  Qu.  Rom.  104.  289  A  und 
Macrob.  Sat.  I,  18   sind.     Die  drei  Bruchstücke  bei  Plin.  N.  H.  IX.  §.  115. 


Kastor  von  Rhodos.  365 

Kastor")  von  Rhodos  oder  nach  Anderen  ein  Galater  oder 
gar,  was  aber  wohl  nur  auf  einer  Verwechselung  von  Galatien 
mit  Gallien  beruht100),  ein  Massaliot,  Dach  noch  Anderen  aus 
Phanagoreia,  ward  in  Wirklichkeit  wahrscheinlich  entweder  in 
Galatien  oder  aber  in  Rhodos  geboren,  jedenfalls  aber  in  Rhodos 
ausgebildet  und  wirkte  sodann  als  Rhetor  ohne  Zweifel  in  Ga- 
latien, vielleicht  vorher  im  pontischen  Reiche101).  Von  geringer 
Herkunft,  gelangte  er  in  Galatien  durch  seine  spätestens  um  70 
geschlossene  Heirath  mit  einer  Tochter  des  dortigen  Fürsten 
Deiotaros  zu  Ansehen.  Hierauf  lebte  er  in  Phanagoreia102),  und 
daselbst  hatte  er  Gelegenheit  für  die  Römer  in  hervorragender 
Weise  zu  wirken.  Als  nämlich  Mithridates  65/4  sich  nach  Europa 
geworfen  hatte  und  Phanagoreia  besetzen  Hess,  machte  Kastor 
den  Tryphon,  von  welchem  er  einst  beschimpft  worden  war, 
einen  Eunuchen  des  Mithridates,  bei  dessen  Eintritt  in  die  Stadt 
nieder  und  rief  die  Bürger  zur  Freiheit  auf,  welche  denn  auch 
seiner  Führung  folgten,  Feuer  an  die  Burg  legten  und  vier  Söhne 
des  Mithridates,  welche  dieselbe  besetzt  hatten,  gefangen  nahmen. 
Dafür  erhielt  er  von  Pompeius  den  Ehrentitel  „Freund  des  römi- 
schen Volkes".  Er  erlangte  aber  auch,  wir  wissen  nicht  wie, 
ein  Fürstenthum  in  Phrygien,  wo  er  in  Gorbeius  residirte,  liess 
seinen  gleichnamigen  Sohn  51  unter  Cicero  in  Kilikien  dienen, 
ergriff   im    Bürgerkriege   49    gleich    seinem    Schwiegervater    die 


XIII.  §.  119.  XVI.  §  16  (Fr.  149.  147.  148)  mögen  vielleicht,  wie  Rauch 
S.  36  vermuthet,  aus  den  ©avficioia,  können  aber  auch,  wie  Müller  S.  241 
annimmt,  aus  einem  anderen  naturgeschichtlichen  Sammelwerk  stammen. 
Vgl.  auch  A.  66. 

99)  C.  Müller  Castoris  reliquiae  hinter  W.  Dindorfs  Ausg.  d.  Herod., 
Paris  1877.  S.  153—181.  —  Heyne  Super  Castoris  epochis,  Nov.  comm. 
Gotting.  I,  2.  S.  66  ff.  II,  2.  S.  40  ff.  Geiz  er  Kastors  attische  Königs-  und 
Archontenliste,  in:  Virum  illustriss.  E.  Curtium  valere  iub.  soc.  philol. 
Gott.,  Göttingen  1868.  8.  S.  11—20.  L.  Bornemann  De  Castoris  Chronicis 
Diodori  Siculi  fönte  ac  norma,  Lübeck  1878.  4.  Stiller  De  Castoris  libris 
chronicis,  Berlin  1880.  8.  (Tübinger  Doctordiss.).  Völlig  verfehlt  ist  Wester- 
mann s  Art.  Castor  in  Paulys  Realenc. 

100)  So  Müller  S.  153. 

101)  Da  er  von  einem  Eunuchen  des  Mithridates  eine  Beschimpfung 
erlitt,  s.  A.  103. 

102)  Woher  Mommsen  Rom.  Gesch.  III7.  S.  136  und  Bornemann 
S.  27  („ Phanagoriae  praetorem")  entnehmen,  dass  er  dort  Festungs- 
commandant gewesen  sei,  und  für  wessen  Befehlshaber  sie  ihn  in  dieser 
Eigenschaft  halten,  weiss  ich  nicht. 


366    Dreiunddreissigstes  Cap.   Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Partei  des  Pompeius  und  sandte  unter  Führung  jenes  seines 
Sohnes  diesem  ein  Reitergeschwader  zur  Hülfe.  Hernach  aber7 
offenbar  um  durch  den  Sturz  seines  Schwähers  noch  höher  zu 
steigen,  Hess  er  42  durch  den  nämlichen,  nach  Rom  geschickten 
Sohn  den  Deiotaros  bei  Caesar  anklagen,  dass  jener  diesem  nach 
dem  Leben  getrachtet  habe.  Aber  Cicero  hielt  in  Caesars  Hause 
vor  diesem  die  erhaltene  Verteidigungsrede  für  den  Galater- 
könig,  und  Deiotaros  rächte  sich  an  dem  Eidam,  indem  er  den- 
selben nebst  dessen  Frau  aus  dem  Wege  räumen  Hess103).    Von 

103)  Suid.  Kugxcoq  'Podiog  r\,  ag  xivsg,  TaXdzr\g,  wg  ds  dXXoi  snXavr\- 
&rj6av,  MaGGaXi6zr\g,  QrjZcoQ,  og  iuXr^rj  (piloQCopaiog.  yrjfiug  ds  ovzog  Ar\io- 
xdqov  xov  cvyKXrjTi'aov  (!)  Q-vyaxsoa  dvflQS&ri  vn  avxov  dpa  xfj  yafisxi], 
diozL  avzov  Kcclgccql  disßaXsv.  Dass  Suid.  sinnloserweise  den  Deiotaros  als 
Senator  bezeichnet,  thut  der  Richtigkeit  seiner  sonstigen  Angaben  keinen 
Abbruch.  Appian.  Bell.  Mithr.  108.  snsoa  xov  czqaxov  psoog  slg  $ava- 
yoQEiccv    .  .  .    Kccöxao    ds    <£avayoQSvg  7]Y.LG(isvog   noxs   vnb   xov    Tqvtpcovog 

EVVOV%OV    ßocGLXlHOV ,     XOV    TQVCp(OVa    SGlOVZa    Y.ZSIVSI    71QOG7Z8G00V ,     %Ct\    XO    TlXl\- 

&og  ig  eXEv&SQLoev  Gvvs%dXsi.  ot  ds,  nalitSQ  rjdn  xr\g  dv.qon6Xs(og  ix°ll^vr}S 
vnb  'AozaqpsQVOV  xs  nal  sxsqüov  vlsoiv  xov  Mi&Qiddxov ,  'gvXa  nsQi&svzsg  xv\v 
dvoav  svsnipnqaGav ,  scog  6  [isv  'JoxacpSQvrjg  xal  jdaqsiog  nai  ASQ^rjg  >cal 
'O^d&Qrjg  uai  Evndzqu  naidsg  xov  Miftqiddzov  dsCGavzsg  snl  xa  nvoi  na- 
gsdocav  savxovg  dysGQ'ai.  114.  dvicpr\vs  (näml.  IJofin^iog)  ds  %al  xr\g  sv 
Kopavoig  %sdg  'Aq%sXaov  Isqsa  .  .  .  "aal  xov  (PavayoQEa  KaGxcoQu  ^Pcauatcov 
cplXov.  Caes.  B.  C.  III,  4,  5.  CCC  (näml.  equites)  Tarcondarius  Castor  et 
Donilaus  ex  Gallograecia  dederant  (näml.  Pompeio):  horum  alter  una  ve- 
nerat, alter  (näml.  Castor)  filium  miserat.  Cic.  p.  reg.  Deiot.  10,  28.  hie  vero 
adulescens  (näml.  der  jüngere  K.) ,  qui  meus  in  Cilicia  miles,  in  Graecia 
commilito  fuit,  cum  in  illo  nostro  exercitu  equitaret  cum  suis  delectis  equiti- 
bus,  quos  una  cum  eo  ad  Pompeium  pater  miserat.  1,  2.  Castorem  .  .  .  qui 
nepos  avum  in  capitis  crimen  adduxerit.  6,  16  ff.  (Inhalt  dieser  Anklage). 
11,  30.  rex  enim  Deiotarus  vestram  familiam  abieetam  et  obscuram  e  tenebris 
in  lucem  revoeavit:  quis  tuum  patrem  antea,  quis  esset,  quam  cuius  gener 
esset,  audivit?  Strab.  XII.  568.  etil  ds  xovxco  (näml.  ZayyaQia  noxapa) 
xd  naXaid  xmv  <£>Qvycöv  oUr}zr}Qia  Midov  nal  szi  noözsoov  Toodiov  v.al 
aXXcav  zivgjv  ovd'  i'xvn  Gcö^ovza  noXsoav,  dXXd  HG>{iai  [llhogi  psC^ovg  zatv 
dXXcov  olov  egzi  xb  Töqdiov  v,al  rooßsLOvg  xb  xov  KaGzoqog  ßaciXsiov  xov 
2awAOvdaqiov ,  sv  co  yafißobv  ovza  xovxov  ansoepa^s  AiqiöxaQog  "aal  xrjv 
ftvyaxsqa  xr\v  savxov'  xb  ds  (poovoiov  v.axsGnaGS  nai  dtsXvfirjVaxo  xb  nXsZ- 
Gtov  xrjg  naxomiag.  Der  jüngere  K.  entging  der  Rache  seines  Grossvaters 
und  wurde  später  dessen  Nachfolger,  Dio  Cass.  XLVIII,  33.  Dass  nun 
aber  Saokondarios  bei  Strab.  und  Tarcondarius  bei  Caes.  derselbe 
Name  und  folglich  nicht  der  vom  Vater  des  älteren  K.,  sondern  ein  Neben- 
name des  Letzteren  selber  ist,  liegt  (wie  Halm  in  seiner  Ausg.  der  ciceron. 
Rede  Praef.  A.  22  bemerkt)  zu  Tage;  auch  versteht  es  sich  von  selbst, 
dass  Caesars  Auctorität  in  dieser  Frage  grösser  als  die  Strabons  ist,  voraus- 


Kastor  von  Rhodos.  367 

der  Rhetorik  (Ts%vri  qtjtoqdct])  'und  den  sonstigen  rhetori- 
schen Schriften  des  Kastor  so  wie  von  der  über  den  Stil 
hat  sich  wohl  Nichts  erhalten104),  desto  mehr  aber  von  seinen 
chronologischen105),  namentlich,  wo  nicht  ausschliesslich,  von  den 

gesetzt  dass  die  Ueberlieferung  uns  die  Schreibung  Beider  richtig  erhalten 
hat;  andrerseits  jedoch  ist  nicht  minder  klar,  dass  die  griechische  Be- 
zeichnung, welche  Caesar  vor  Augen  hatte,  TaQ-Hovöccgiog  und  nicht  Tuq- 
novdccQSvg  und  K.  folglich  nicht,  wie  Stiller  S.  8  glaubt,  in  Wahrheit 
ein  Karer  aus  der  Phyle  der  Tarkondareer  in  Mylasa  (C.  I.  G.  II.  No.  2694 a. 
2697)  war.  Ohnehin  hat  wenigstens  Strabon  von  einer  solchen  Herkunft 
Nichts  gewusst,  sonst  würde  er  (trotz  der  verfehlten  Ausflucht  von  Stiller 
S.  9.  A.  8)  XIV.  669  f.  sicher  nicht  unterlassen  haben  den  K.  unter  den 
berühmten  Mylaseern  zu  nennen.  Mithin  hat  Haackh  Art.  Deiotarus  in 
Paulys  Realenc.  II.  S.  893  darin  Recht,  dass  der  Letztere  diesem  seinem 
griechischen  Namen  später  jenen  galatischen  (oder  phrygischen  ?)  hinzu- 
fügte, wie  es  auch  um  die  weiteren,  dort  vorgetragnen  Hypothesen  des 
genannten  Gelehrten  stehen  mag.  Einen  irgendwie  wahrscheinlichen  Grund 
endlich  mit  Halm  und  Anderen  das  im  Obigen  einem  und  demselben  K. 
Zugewiesene  unter  mehrere  Personen  zu  vertheilen  kann  ich  nicht  absehen, 
und  auch  Stillers  Bedenken  scheinen  mir  in  keiner  Weise  stichhaltig. 
Ausserdem  s.  A.  105. 

104)  Indessen  lässt  sich  nicht  ausmachen,  aus  was  für  Schriften  die 
Fragmeute  18.  24—26  sind.     Vgl.  A.  130. 

105)  Snid.  fährt  fort:  syQciips  dz  'AvayQutp7]v  BaßvXavog  nul  (Bernhardy 
setzt  die  beiden  letzten  Worte  in  eckige  Parenthesen,  v.  Gutschmid  bei 
Stiller  S.  11  f.  vermuthet  wahrscheinlich  richtig  ßaGiXicav  g'  y.cu}  so  dass 
in  diesem  Titel  die  sonst  auffälligerweise  in  dem  Verzeichniss  fehlenden 
6  Bücher  Xqoviku  unter  einer  anderen  Benennung  stecken,  vgl.  A.  107) 
tmv  d'cdciGGoyiQciTrjoccvTayv  tv  ßißXCoig  ß\  Xqovlkoc  (Xqovikcov  ohne  Noth 
Bornemann  S.  22.  27  f.)  ayvorjfiara,  y.a.1  7ZbqI  enixsiQruiux(ov  tv  ßißXCoig 
-fr',  7C8qi  Ttst&ovg  ß\  tteq!  tov  NtiXov,  Texvrjv  qn]toqiY.riv  %al  bxeqcc.  Dass 
die  in  einem  Pariser  Codex  (2929)  erhaltne  Abhandlung  Kdoxoqog  'Podiov 
QrjzoQog  xov  %al  $iXoQco[ica'ov  neql  (istqov  fazogiTtäv  (Walz  Rhet.  Gr.  III. 
S.  712  ff.)  nicht  etwa,  wie  Müller  S.  154  meint,  ein  aus  seiner  Tk%vr\ 
QrjTOQiytfi  ausgezogenes  Stück,  sondern  ein  viel  späteres  Machwerk  ist,  zeigt 
Stiller  S.  6  f.,  schliesst  aber  daraus  sehr  mit  Unrecht,  dass  die  ihm  bei 
Suid.  von  nccl  BTUxsiQrHidzcov  ab  beigelegten  rhetorischen  Schriften  nebst 
7zsql  NeiXov  von  einem  anderen  Verfasser  als  dem  Chronographen  seien. 
Im  Gegentheil  folgt  aus  dem  Titel  jener  Abh.  wenigstens  so  viel,  dass  der 
Urheber  desselben  gleich  Suid.  einer  Ueberlieferung  nachging,  nach  welcher 
der  Römerfreund  und  der  Rhetor  K.  dieselbe  Person  war.  Mit  Recht  aber 
weist  Stiller  S.  7.  A.  4  solche  willkürlichen  Vermuthungen  zurück,  wie 
sie  Müller  a.  a.  O.  und  Bornemann  S.  12  in  Betreff  des  Titels  negl 
NsiXov  aufgestellt  haben.  Warum  sollte  denn  nicht  K.  auch  ein  eignes 
Buch  über  den  Nil  geschrieben  haben  können?  Dass  es  mitten  unter  den 
rhetorischen  Werken  steht,  ist  nur  eine  der  vielen  Unordnungen  bei  Suid. 


368    Dreiunddreissigstes  Cap.   Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

6  Büchern106)  Xqovlkcc107),  in  welchen  er  einen  chronologischen 
Ueberblick  der  Regenten  und  der  Begebenheiten  griechischer  und 
ungriechischer  Völker  von  Belos  und  mit  bestimmten  Zahlangaben 
von  dessen  unmittelbarem  Nachfolger108)  Ninos  an109)  und  zwar 
höchst  bezeichnend  für  seine  eigne  Lebensstellung110)  bis  zum 
Triumphjahr  des  Pompeius  61 in)  entwarf.  Mit  Sicherheit  lässt 
sich  nur  so  viel  nachweisen,  dass  dies  Werk  Listen  der  assyri- 
schen Könige ,  und  zwar  diese  an  erster  Stelle112),  ferner  der 
sikyonischen  und  argivischen  Könige  und  der  athenischen  Könige 
und  Archonten  so   wie   der  römischen  Könige  und  Consuln  mit 


106)  Euseb.  Chron.  I.  p.  265,  4  f.  Schöne  (p.  195  Mai)  in  dem  Quellen- 
verzeichniss  für  die  römische  Chronologie  (s.  über  dasselbe  Stiller  S.  20  f.) 
e  Kastoris  VI  libris,  in  quibus  a  Nino  ac  deorsum  olympiades  CLXXXI 
(CLXXIX  mit  Recht  Stiller  S.  14)  collegü. 

107)  Pseudo-Apollod.  Bibl.  II,  1,  3  =  Fr.  23.  Kügxodq  8s  6  Gvyy  qäipag 
xd  Xqovikcc  (mit  Unrecht  setzte  Aegius  aus  Suid.  dyvo^fiaxa  hinzu)  %.  x.  X. 
Dass  dies  Citat  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  eingeschoben  ist,  zeigt 
Robert  De  Apoll,  bibl.  S.  26  f.  Euseb.  a.  a.  0.  I.  p..53,  30  f.  (s.  A.  113), 
vgl.  173,  10  ff.  (in)  chronicis  codicibus,  African.  b.  Euseb.  Pr.  ev.  X,  10,  4. 
488  c  (=  Fr.  5b).  i%  tcov  . . .  KccozoQog  i6xoqlg>v,  Euseb.  Chron.  I.  p.  181,28  f. 
(s.  A.  113). 

108)  Fr.  1  b.  Euseb.  Chron.  I.  p.  55,  3  ff.  (p.  36  Mai). 

109)  Fr.  1.  2  b.  Euseb.  Chron.  I.  p.  55,  15  ff.  primo  Assyriorum  reges 
digessimus  initium  a  JBelo  facientes:  cum  vero  ipsius  regni  annos  certo  non 
tradiderint,  nomen  (solummodo)  commemoravimus ,  sed  tarnen  chronographiae 
principium  a  Nino  fecimus  et  in  dlterum  Ninum,  qui  regnum  a  Sardana- 
pallo  accepit,  desivimus  =  Synkell.  206  A.  p.  387,  7—13  Dind.  (Euseb.  I. 
56,  15  ff.)  nQcoxovg  (iav  ovv  tovg  'Jcgvqicov  ßaoiXtlg  Karat  et ccxafisv  (so  Gut- 
schmid  f.  iiaz£tcc%a(xsv)  xi\v  \i\v  aQ%r}v  anb  Br\kov  nsnoLTjfjLBVoi  (so  Gut- 
schmid  f.  izs7ioin(i£vovg),  zai  dk  vfjg  ßaadeiag  avxov  I'ti?  ^r\  naqads- 
doöftat,  oacpäg  tov  (isv  ovo^iarog  (ivrjtiovevo{LEv,  ttjv  de  dgxijv  xr\g  %qovo- 
yqacpCag  anb  NCvov  7tS7toir)(i£d,a,  nai  naxaXr'iyo[i8v  ini  NCvov  xbv  diaös^d- 
[lsvov  xy\v  ßaaileiav  nagd  2aqdavanccXXov. 

110)  Bornemann  S.  6. 

111)  Euseb.  I.  p.  183,  7  ff.  (=  Fr.  12).  annui  (näml.  archontes)  .  .  . 
desinunt  sub  Theophemo,  cuius  aetate  omnino  quidem  nostrae  regionis  res 
praeclaraque  gesta  cessarunt.  p.  295,  22  ff.  (=  Fr.  19).  Romanorum  reges 
singillatim  exposuimus  .  .  .  post  quos  seorsum  consules  disponemits  .  .  .  in 
Markum  Valerium  Messallam  et  in  Markum  Pisonem  desinentes,  qui  tempore 
Theophemi  Atheniensium  archontis  (Ol.  179,  4  =  693  U.  C.)  consules  fuerunt. 
Das  Werk  ist  also,  wie  Stiller  S.  6  bemerkt,  zwischen  60  und  (s.  A.  121) 
dem  Erscheinen  von  Varros  Büchern  de  gente  populi  Romani  44  geschrieben. 
Im  Uebrigen  s.  die  richtigen  Bemerkungen  von  Borne  mann  S.  5  f.  gegen 
Gutschmid  Euseb.  I,  2.  p.  241b  Seh.    Vgl.  auch  A.  114. 

112)  S.  A.  109  (Fr.  1-4). 


Kastor  von  Rhodos.  369 

den  Hauptereignissen  ihrer  Regierung  und  vorauf-  oder  nach- 
geschickten kurzen  Summarien113)  enthielt114);  doch  werden  die 
Register  desselben  sich  schwerlich  hierauf  beschränkt  haben115). 
Die  Composition  war  also  allem  Anschein  nach  eine  ähnliche 
wie  später  in  dem  Chronikon  des  Eusebios,  und  zwar  auch  darin, 
dass  auf  diese  „Epitonie",  d.  h.  also  die  in  den  ersten  Büchern 
gegebnen  Einzeltabellen  in  den  oder  dem  letzten  ein  „Kanon" 
oder  mit  anderen  Worten  eine  synchronistische,  nach  der  Ab- 
folge der  Jahre  geordnete  Gesammttabelle  mit  kurzer  Beigabe 
der  Ereignisse  eines  jeden  Jahres116)  folgte117).    Wie  es  scheint, 


113)  Euseb.  I.  p.  53,  30  ff.  Kastor  in  primo  Chronicorum  brevi  volumine 
(Epitonie)  ad  huius  exempli  formam  usque  ad  singulas  syllabas  de  Assyrio- 
rum  regno  enarrat.  Belus,  inquit,  erat  rex  Assyriorum,  et  sub  eo  etc.  (=  Fr.  1). 
55,  13  ff.  siquidem  et  üle  in  Canonibus  suis  huiusmodi  verbis  de  eis  scribit: 
„primo  etc.  (es  folgen  die  A.  109  angef.  Worte)  =  Synkell.  206  A.  p.  387,  7 
Dind.  cog  nov  xal  Kccöxcoq  iv  reo  %avovi  avxov  cpnoiv  ads'  „Ttgcoxovg  n.z.X." 
=  Fr.  2  (s.  wiederum  A.  109).  Gegen  Müller  S.  156,  welcher  die  Worte 
ad  huius  exempli  formam,  die  nichts  Anderes  als  „ folgend ermassen"  be- 
deuten, falsch  erklärt  und  (üaeh  Mai)  die  Epitome  und  den  Kanon  für 
einerlei  hält,  s.  Stiller  S.  15 — 17.  Dass  der  armenische  Uebersetzer  schwer- 
lich ein  anderes  Wort  als  'Enixo^n]  bei  Euseb.  gelesen  haben  kann,  ver- 
sichert Au  eher  Euseb.  I.  S.  81.  Anm.  Vgl.  181,  28  f.  Seh.  Kastor  in 
historiae  epitome.  In  Betreff  der  Summarien  s.  bes.  Euseb.  I.  p.  295,  18  ff. 
Kastor  chronographus ,  ubi  brevitcr  de  temporibus  traetat  ...  scribens: 
„Bomanorum  reges  singillatim  exposuimus  initium  facientes  ab  Aenea  .  .  . 
post  quos  seorsum  consules  disponemus  etc.  (s.  Ä.  111),  wogegen  es  bei  den 
Sikyoniern  p.  177,  12  addemus ,  bei  den  Athenern  p.  182,  21  expenemus,  bei 
den  Argivern  p.  174,  14  nuQaxi&spEv  (in  der  lat.  Uebei tragung  des  Armeni- 
schen p.  173,  17  freilich  adposuimus  oder  iuxta  posuimus)  heisst.  Dass  die 
Epitome  auch  eine  Liste  der  Consuln  enthielt,  welche  Stiller  S.  18  viel- 
mehr im  Kanon  sucht,  erhellt  aus  dem  eben  angef.  Summarium  295,  18  ff., 
und  diese  Analogie  lässt  doch  wohl  (trotz  Euseb.  I.  p.  189,  7  ff.  190,  7  ff.) 
auch  auf  ein  vollständiges  Archontenverzeichniss  innerhalb  dieses  ersten 
Theiles  schliessen. 

114)  Euseb.  I.  p.  173f.,  10  ff.  177,  llff.  181,28ff.  295,  22ff.  =  Fr.  6— 13.  19. 

115)  Auson.  Carm.  XXII,  7.  quod  Ca&tor  eunetis  de  regibus  ambiguis. 

116)  Ioseph.  c.  Ap.  I,  22  =  Fr.  21.  a>g  Kuoxcoq  l6zoqsZ'  ngoadslg  yccQ 
xa.vxi\v  xi\v  'OXv^inididcc  (117)  cpwolv  „i*l  raurrjs  IIxoXs^aLog  6  Auyov  ivixcc 
hccxcc  rd^av  liccxV  drjfirjxQiov  xbv  'Avziyövov  xbv  £7tiY.\r\&&vxcc  JIoAto^HrjT^v". 
S.  ferner  Fr.  14  (vgl.  A.  121). 

117)  Wenigstens  kann  man  sich  von  der  Einrichtung  dieses  Kanons 
kaum  eine  andere  Vorstellung  machen  als  die  obige,  wie  Euseb.  II.  p.  1,  26  ff. 
von  seinem  eignen  sie  in  der  Einleitung  zu  demselben  darlegt:  iv  de  toj 
nuQOvti  (näml.  Xöyco)  inl  xo  avxb  xovg  %qövovg  Gvvccyaycbv  y.cd  uvimuqo.- 
ftsig   iv.   naqccXXriXov    xbv    naq'   endoxeo   £&v£i    xdov    ixäv   ixql&{i6v    %qovlhoü 

Susemihl,  griech.  -  alex.  Litt.-Gesch.  IL  24 


370    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

legte  er  derselben  die  Olympiadenrechnung  zu  Grunde118),  und 
vermuthlich  ging  sowohl  der  Epitonie  wie  dem  Kanon  je  eine 
längere  Einleitung  voran119).  Hinsichtlich  der  Quellen  lässt  sich 
nicht  viel  mehr  sagen,  als  dass  zu  ihnen  ohne  Zweifel  Apollo- 
doros  in  ausgedehntem  Masse  gehörte120).  Das  Werk  ward  jeden- 
falls in  der  Folge  vielfach  benutzt,  gleich  nach  dem  Erscheinen 
von  Varro121),  später  besonders  eingehend  von  Iulius  Africanus 
und,  vielleicht  nur  durch  dessen  Vermittlung122),  von  Eusebios 123). 
Dass  aber  auch  derjenige  Chronograph,  aus  welchem  Diodoros 
seine  kurzen  annalistischen  Angaben,  unter  ihnen  auch  die  litteratur- 
geschichtlichen,  entnommen  hat,  und  welcher  freilich  gleichfalls 
den  Apollodoros  ausgebeutet  hatte124),  gerade  Kastor  gewesen 
sei125),    ist  allerdings   nicht   unmöglich126),    und    die    allgemeine 

nuvovog  avvta^iv  i7toir}6cc(ir}v.  S.  Stiller  S.  17  f.  Hat  also  wirklich 
(s.  A.  105)  Suid.  die  Xqoviy.a  des  K.  'Avayqatpccl  ßa6iUcov  betitelt,  so  war 
dies  eine  ungenaue,  nur  auf  den  ersten  Theil  und  nicht  einmal  ganz  auf 
diesen  passende  Bezeichnung. 

118)  Ioseph.  a.  a.  0.  Aber  auch  African.  a.  a.  0.  rechnet  den  K. 
wenigstens  zu  Denen,  olg  ifiilrjasv  'OXvfimccdcov.  Danach  kann  ich  nur 
Stiller  S.  18  beistimmen,  wenn  er  meint:  „filum  a  .  .  .  prima  Olympiade 
deductum  esse  iure  aliquo  condudamus  eis,  quae  praecurrerant ,  temporibus 
ad  ipsum  ölympiadum  initium  relatis". 

119)  In  Anknüpfung  an  die  A.  117  angef.  Stelle  des  Euseb.  sagt 
Stiller  S.  18  mit  Recht:  „si  ab  Eusebio  normam  petas,  nusquam  nisi  in 
praefatione  Canonis  exposita  fuerunt".  Ausser  ihr  und  Fr.  21  (s.  A.  116) 
mag  auch  Fr.  23  (s.  A.  107)  aus  dem  Kanon  sein,  wie  Stiller  S.  18  an- 
nimmt; jedenfalls  wohl  ein  Gleiches  gilt  von  Fr.  14  (s.  A.  121.  Stiller 
S.  18  f.).  Fr.  5a-b.  15.  16.  17.  20.  22  passen  so  gut  zur  Epitome  wie  zum 
Kanon  (s.  Stiller  S.  19). 

120)  Wie  Vieles  er  jedoch  nicht  aus  diesem  entnehmen  konnte,  erhellt 
aus  der  Bemerkung  von  Di  eis  Ueb.  Apoll.  Chr.,  Rh.  Mus.  XXXI.  S.  31 
(vgl.  C.  27.  A.  36).  Welchem  römischen  Annalisten  er  gefolgt  ist,  lässt 
sich  nicht  ausmachen,  In  Fr.  14  (s.  A.  121)  beruft  er  sich  auf  die  Astro- 
nomen oder  Astrologen  Dion  von  Kyzikos  und  Adrastos  von  Neapolis; 
ob  aus  eigner  Leetüre,  steht  dahin.     S.  Stiller  S.  45—47. 

121)  Fr.  14  b.  Augustin.  C.  D.  XXI,  8,  2.  est  in  M.  Varronis  libris, 
quorum  inscriptio  de  gente  populi  Romani:  „Castor  scribit  in  Stella  Veneris 
.  .  .  tantum  portentum  extitisse,  ut  mutaret  colorem  magnitudinem  figuram 
cursum:  quod  factum  ita  neque  antea  neque  postea  sit.  hoc  factum  Ogyge 
rege  dicebant  Adrastus  Cyzicenus  et  Dion  Neapolites  mathematici  nobilesa. 

122)  S.  Stiller  S.  20—22. 

123)  Wie  weit  dies  der  Fall  ist,  hat  Stiller  S.  20—44  gründlich 
untersucht. 

124)  S.  C.  27.  A.  36. 

125)  Wenn  auch  Müller  S.  177  Unrecht  hat,  so  kann  ich  doch  Stiller 


Kastor  von  Rhodos.  371 

Erwägung,  dass  wir  einen  anderen  bestimmten  Chronographen, 
der  es  sonst  gewesen  sein  könnte,  nicht  aufzuzeigen  vermögen, 
spricht  einigermassen  dafür127);  aber  die  besonderen  Argumente, 
durch  welche  man  es  nachzuweisen  versucht  hat,  stehen  auf  sehr 
schwachen  Füssen128).  Jedenfalls  Ergänzungen  zu  diesem  Haupt- 
werk waren  die  Xqovvkcc  ayvori{iaxay  in  welchen  Kastor  wahr- 
scheinlich chronologische  Irrthümer,  die  von  Früheren  begangen 
waren,  zu  berichtigen  unternahm129),  und  die  2  Bücher  yAva- 
YQcccpul  tcov  d,ccAa66oxQcct7iouvzG)V]  es   scheint    aber  kaum, 


S.  31  f.  nur  beistimmen,  wenn  er  (mit  Benutzung  des  ohne  zureichenden 
Grund  angefochtenen  Fr.  20  b.  Io.  Lyd.  de  magistr.  1,1)  zu  dem  Ergebniss 
gelangt,  dass  K.  die  Ankunft  des  Aeneias  in  Italien  1183/2  gesetzt  habe, 
und  damit  ist  es  ja  wohl  nicht  unverträglich,  wenn  er  wie  Apollodoros 
und  Diodoros  die  Zerstörung  Troias  in  1184  verlegt  haben  sollte. 

126)  Mit  Unrecht  schreibt  Bornemann  S.  1  (nach  dem  Vorgang  von 
Collmann  S.  33  f.)  bereits  Mommsen  Rom.  Chronol.2  S.  156  einen  Theil 
dieser  Annahme  zu:  Mommsen  sagt  nur  (und  mit  Recht),  dass  zu  Denen, 
bei  welchen  wir  die  frühsten  Spuren  einer  latinisch-albanischen  Königsliste 
finden,  wahrscheinlich  auch  K.  gehörte.  Erst  Collmann  De  Diodori  Sic. 
fontib.,  Marburg  1869.  S.  26  —  56  versuchte  mittels  einer,  wie  Stiller 
S.  32 — 36  (vgl.  sogar  auch  Bornemann  S.  8  f.)  zeigt,  verunglückten  Be- 
weisführung darzuthun,  dass  bei  Diod.  VII,  3  ff .  (s.  Euseb.  I.  283  ff.)  die 
betreffende  Liste  und  einiges  Andere  aus  K.  stamme,  und  Geizer  in 
Bursians  Jahresber.  II  (1873).  S.  1064  reihte  hieran  die  obige,  weiter- 
gehende Vermuthung,  die  dann  Bornemann  zu  beweisen  unternahm. 

127)  Wie  unsicher  aber  ein  derartiger  Schluss  ist,  liegt  auf  der  Hand. 
So  kennen  wir  z.  B.  auch  den  jedenfalls  erheblichen  Historiker  nicht,  aus 
welchem  Plut.  Demetr.  46  seine  Nachricht  über  die  Gesandtschaft  des 
Akademikers  Krates  geschöpft  hat.     S.  C.  2.  A.  573.  574. 

128)  Bornemanns  Gründe  beweisen  nämlich,  so  weit  sie  richtig  sind, 
theils  die  blosse  Möglichkeit,  theils  nicht  mehr,  als  was  ohnehin  fest  stand 
(s.  C.  27.  A.  36),  nämlich  dass  der  betreffende  Gewährsmann  später  war 
als  Apollodoros.  Man  sehe  zunächst  die  Gegenbemerkungen  von  Borne- 
manns  Recensenten  G.  F.  U(nger)  Philol.  Anz.  X.  1880.  S.  373  ff.,  die  um 
so  gewichtiger  sind,  da  Unger  trotz  derselben  Bornemanns  Ansicht 
theilt;  in  Bezug  auf  Dasjenige,  was  dieser  übrig  lässt,  aber  s.  Stiller 
S.  36.  47f.  Für  besonders  durchschlagend  halten  Geizer  und  Bornemann 
S.  5  f.  28  den  Umstand,  dass  Diod.  ungefähr  ebenda  schloss,  wo  K.  Diese 
Uebereinstimmung  würde  aber  doch  höchstens  dann  Etwas  beweisen,  wenn 
sie  eine  genaue  wäre  und  nicht  eine  bloss  annähernde;  nun  aber  endete 
Diod.  (wie  er  I,  4,  7  angiebt)  erst  ein  Jahr  später  als  K.  (s.  A.  141) 
Ol.  180,  1  =  60/59  mit  dem  Archon  Herodes,  dem  unmittelbaren  Nach- 
folger (C.  I.  A.  III.  No.  1015)  des  Theophemos. 

129)  Bornemann  S.  22.  27  f.     Stiller  S.  12. 

24* 


372    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 


dass    uns    irgend    eine  Notiz    aus    diesen    beiden    Schriften    ge- 
blieben ist130). 

Amphikrates131),  der  Verfasser  eines  Werks  tceqI  ivdo^av 
ttvögav132),  war  vermuthlicn133)  derselbe  mit  dem  Rhetor  aus 
Athen  zur  Zeit  des  Lucullus,  welcher  von  dort  zunächst  nach 
Seleukeia  entfloh,  hier  jedoch  als  Lehrer  aufzutreten  hochmüthig 
verschmähte,  dann  aber  am  Hofe  der  Kleopatra,  Tochter  des 
Mithridates  und  Gemahlin  des  Tigranes,  Aufnahme  fand,  in- 
dessen bald  durch  Verleumdung  in  Verdacht  gerieth  und,  von 
allem  Verkehr  mit  Griechen  ausgeschlossen,  eines  freiwilligen 
Hungertodes  starb,  darauf  aber  von  Kleopatra  ehrenvoll  bestattet 
ward134).  Er  war  ein  fader  und  schwülstiger  Phrasenmacher  im 
asianischen  Stile135). 


130)  Wider  die  Vermuthung  von  Bornemann  S.  9,  dass  aus  letzterer 
Schrift  der  Katalog  der  seeherrschenden  Mächte  bei  Diod.  VII,  13  (Euseb. 
1.  226)  entnommen  sei,  s.  die  richtigen  Gegenbemerkungen  von  Stiller 
S.  36  u.  S.  12.  A.  11.  Und  die  auf  Fr.  24  gestützte  Annahme  Borne - 
manns  S.  27  f.,  dass  bei  Diod.  X,  3  die  erstere  Schrift  zu  Grunde  liege, 
ist  wenigstens  weder  erwiesen  noch  erweislich.  Es  muss  also  dabei  bleiben 
(s.  A.  104),  dass  sich  nicht  sagen  läast,  aus  welcher  oder  welchen  Schriften 
des  K.  die  drei  Bruchstücke  desselben  (24 — 26)  bei  Plutarchos  sind.  Ob 
Letzterer  sie  aus  Iuba  hat,  wie  Barth  De  Iubae  'O^loloxtjgiv ,  Gott.  1876. 
S.  30  ff.  vermuthet,  muss  wohl  gleichfalls  dahingestellt  bleiben. 

131)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  300. 

132)  Dasselbe  wird  zweimal  erwähnt,  einmal  (Ath.  XIII.  576  c)  in  Bezug 
auf  die  Herkunft  des  Themistokles  unter  Beifügung  eines  Distichons  und 
einmal  (La.  Di.  II,  101)  in  Bezug  auf  die  Todesart  von  Theodoros  dem 
Atheisten,  s.  C.  2.  A.  7. 

133)  So  Müller  a.  a.  O. 

134)  Plut.  Luculi.  22.  exeXsvxrjas  de  tcccqcc  Tiyoccvr]  %oti  'AficpL'KQCixrjg  6 
Qr}T<üQ'  st  de?  xccl  xovxov  \x,vr\\ir\v  xivcc  yeveoftai  diu  xccg  'A&rjvccg.  Xeyexcci 
yccQ  cpvyeiv  pev  ccvxov  elg  UeXevneiav  xr\v  snl  Tlyoidi'  deopevcov  d'  avxo&i 
6oqpicxeveiv  vneoideiv  Y.a.xaXu£ovevGctyLevov,  mg  ovde  Xexccvr}  deXcpivcc  %mooiri' 
Uezccoxdvxcc  de  itQog  KXeonäxqav  xi\v  Miftqiduxov  &vyccxeoa,  Tiyqüvri  de 
GvvoiHOvoccv,  ev  duxßoXij  yeveG&ai  xcc%v  nccl  xr\g  nobg  xovg  EXXqvug  e7tL[ii!j,Lccg 
etQy6(ievov  äno'x.ccQxeQriGcu'  xatpr\vai  de  v.a\  xovxov  evxi(icog  vnb  xr^g  KXeo- 
7tüxQccg  %ccl  %ei6&ui  neql  2acpav  enei  xi  %(oqiov   ovxm  y.aXov[ievov. 

135)  Pseudo-Longin.  de  subl.  3,  2  sagt  von  ihm,  Hegesias  und  Matris: 
7toXXa%ov  ev&ovoiäv  eccvxoig  do%ovvxeg  ov  §uy.%svovgiv ,  ccXXu  nccC&voiv, 
vgl.  4,  4.  'AfiqiLHQocxeL  nccl  ov  Esvocpmvxi  snaene  xccg  ev  xoig  6cp&aX[ioig  rjpcöv 
Kooug  Xeysiv  itccoQ'Evovg  aldrjuovccg.  Ob  bei  Lukian.  Rhet.  praec.  9  in  den 
Worten  'HyrjOiov  %ccl  xmv  ä[icpi  Kqlxlccv  oder  Kqaxr\v  %cA  NrjGimxi^v  mit 
Weiske  xmv  a/ag>l  ^'J^cpL-y-nQcixrjv  zu  lesen  ist,  stelle  ich  dahin. 


Amphikrates.     Theophanes  von  Mytilene.  373 

Theophanes136)  von  Mytilene,  Sohn  des  Hieroetas136b)? 
erwarb  sich  namentlich  durch  seine  Geschicklichkeit  in  den  Staats- 
geschäften dergestalt  das  Vertrauen  des  Poinpeius,  dass  dieser 
fast  Nichts  ohne  seinen  Rath  unternahm137).  Ihm  zu  Liehe 
wurde  seine  Vaterstadt  Mytilene  62  von  demselben  bei  dessen 
Rückkehr  aus  Asien  frei  gegeben138);  auch  half  dieser  Macht- 
haber ihm  dieselbe  verschönern139);  so  dass  nach  seinem  Tode 
die  Mytilenaeer  ihm  göttliche  Ehre  erwiesen140).  Dann  be- 
schenkte   Pompeius    ihn   61    auch    mit    dem    römischen   Bürger- 


136)  Sevin  Recherches  sur  la  vie  et  les  ouvrages  de  Theophane,  Mem. 
de  l'Acad.  XIV.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  312—316.  C.  Franklin  Arnold 
Untersuchungen  üb.  Theophanes  von  Mytilene  und  Poseidonius  von  Apamea 
(s.  C.  29.  A.  150).  S.  81—100.  Vgl.  auch  Cichorius  Rom  und  Mytilene, 
Leipzig  1888.  8.  S.  6  f. 

136b)  Inschr.  b.  E.  Fabricius  Mitth.  des  deutschen  archäol.  Inst,  in 
Athen  IX.  1884.  S.  87.  Tvutcp  Uopnritcp  'Isqolxu  vlea  ©socpccvr}  ccoxf}qL  nal 
Eveoyexu.     Vgl.  A.  140.  141 b. 

137)  Strab.  XIII.  617,  nachdem  unter  den  berühmten  Mytilenaeern  hier 
zuletzt  6  övyyQccopEvg  ®eo<puvr\g  genannt  ist  (vgl.  C.  35.  A.  236):  ovtog  de 
neu  7CoXttiY.bg  ccvrjQ  vnrJQ^s,  v.a.1  TLo^n7\C(p  x<p  Muyvcp  ytuxeaxr}  cpiXog  [tuXioxu 
diu  xr\v  uqexr\v  uvxi\v ,  %u\  nuGug  ovynuxoQ&coGev  uvxm  xug  nou^eig.  Cic. 
ad  Att.  V,  11,  3.  vdlet  .  .  .  eius  auetoritas  apud  illum  (näml.  Pompeium) 
plurimum  (vgl.  A.  144). 

138)  Plut.  Pomp.  42.  elg  MvxiXi\vr\v  acpinopsvog  (IIo(i7n]iog)  xr\v  nbXiv 
rjXEV&EQ(OGE  diu  ©soepeevrj  Y.cu  xbv  uyeovu  top  itüxqiov  iXdoato  xeov  Tcoirjxav 
vTCod'Eöiv  iiiav  e%ovxu  xug  ehsl'vov  Ttgu^sig.  Vellei.  II,  18.  quibus  (näml. 
Mytilenaeis)  libertas  in  unius  Theophanis  gratiam  postea  a  Pompeio  re~ 
stituta  est. 

139)  Strab.  a.  a.  0.  fährt  fort:  ccqp'  oav  xrjv  ts  nuxoidu  SKOGpriGS ,  xu 
[isv  di'  i-neivov,  xu  de  di'  euvxov. 

140)  Tac.  Ann.  VI.  18.  Auch  erhaltne  Münzen  bestätigen  dies  und 
lehren,  dass  es  auch  auf  seine  Gemahlin  ausgedehnt  ward,  denn  nur  diese 
kann  die  Göttin  Archedamis  auf  der  Rückseite  sein.  S.  Mionnet  III.  S.  47. 
No.  108.  117.  Visconti  Icon.  gr.  I.  S.  236.  PI  e  h  n  Lesbiaca  S.  211  f. 
Müller  S.  312.  Sallet  Numism.  Zeitschr.  IX.  1881.  S.  119  ff.  —  Zahl- 
reiche Ehreninschriften  auf  ihn  und  Pompeius,  in  denen  jenem  oder  diesem 
die  Bezeichnung  ocoxrjo  nul  eveoyexug  v.ul  v.xiaxug  xccg  nbXiog  oder  ein  Theil 
derselben  beigelegt  wird,  sind  neuerdings  gefunden,  s.  E.  Fabricius  In- 
schriften aus  Lesbos,  Mitth.  des  athen.  arch.  Inst.  IX.  1884.  S.  86 — 88. 
Cichorius  Inschriften  aus  Lesbos,  ebend.  XIII.  1888.  S.  67—69.  Vgl. 
Cichorius  Rom  u.  Mytilene  S.  7:  „Und  zwar  geschah  dies  zu  einer  Zeit, 
als  Th.,  dessen  Macht  mit  dem  Tode  des  Pompeius  zu  Ende  ging,  schon 
lange  keinen  Einfluss  mehr  besessen  hatte;  von  einer  adulatio,  wie  Tacitus 
sagt,  kann  also  keine  Rede  sein". 


374    Dreiunddreissigstes  Cap.   Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

recht141),  und  er  hiess  von  nun  ab  Cn.  Pompeius  Theophanes141b). 
Kurz,  er  spielte  unter  diesen  Umständen  von  allen  Griechen  in 
dieser  Zeit  die  glänzendste  Rolle142).  Cicero  suchte  59  durch 
seine  Vermittlung  Gesandter  an  Ptolemaeos  Auletes  zu  werden143), 
aber  Theophanes  zog  es  vor  selbst  diese  Gesandtschaft  zu  über- 
nehmen144). Im  Bürgerkriege145)  49/8  war  er  Befehlshaber  der 
Ingenieure146)  und  gab  dem  Pompeius  nach  der  Niederlage  bei 
Pharsalos  den  unglücklichen  Rath  zur  Flucht  nach  Aegypten147). 
Seine  weiteren  Schicksale  sind  unbekannt148).  Er  verfasste  ohne 
Zweifel  auf  Antrieb  des  Pompeius  und  noch  zu  dessen  Lebzeiten 
zur  Verherrlichung  dieses  seines  Gönners  eine  Geschichte  des 
dritten  mithridatischen  Krieges,  in  welcher  er,  um  jenen 
zu  heben,  den  Lucullus  möglichst  zu  verkleinern  suchte  und,  wo 

141)  Cic.  p.  Arch.  10,  24,  vgl.  Valer.  Max.  VIII,  14,  3. 
141 b)  S.  A.  136b.  Fabricius  a.  a.  0. 

142)  Strab.  a.  a.  0.  fahrt  fort:  xai  suvxbv  ndvxcov  'EXXrjvcov  emcpccvt- 
cxccxov  ävsdsi&v.  143)  Cic.  ad  Att.  II,  5,  1. 

144)  Der  allerdings  schmähsüchtige  Timagenes  (Fr.  6)  schuldigt  ihn 
wohl  nicht  mit  Unrecht  an,  dass  er  dabei  nicht  sowohl  für  das  Interesse 
des  römischen  Staats  als  für  das  des  Pompeius  zu  sorgen  suchte:  Plut. 
Pomp.  49.  Ti[iciyevr}s  8i  -accl  äXXcog  xbv  IJxoXeficctov  ovn  ovarjg  ävdynr}g 
ccTCEX&etv  (prjüL  nal  KctxctXintiv  Jl'yvnxov  vnb  ©socpdvovg  7tEiG&£vxcc  tvqccx- 
xovxog  Uoybny\lco  %§r\\)LaxiG\LOvg  xca  GXQaxrjyictg  v.aivr\g  vno&SGLv.  äXXu  xovxo 
[isv  ov%  ovxcog  r\  ©Eocpdvovg  [iox&r}QL<x  7tZTL0ir\%z  cpuvsqbv  cog  cltiigxov  i\ 
Ho\iTiif\iov  cpvüig  ovh  t%ovatx  Hocxorfösg  ovd'  ccveXsv&SQOV  ovxco  xb  cpdoxifiov. 
Vgl.  A.  151.  In  dieselbe  Zeit  ungefähr  fallen  die  Aeusserungen  des  Cic.  ad 
Att.  II,  12,  2.  17,  3.  Im  J.  51  suchte  er  durch  Th.  den  Pompeius  zu  be- 
wegen, dass  er  in  Rom  bleibe  und  nicht  nach  Spanien  gehe  (ad  Att.  V, 
11,  3).  Im  nächsten  Jahr,  wie  es  scheint,  adoptirte  Th.  den  gaditanischen 
Ritter  Cornelius  Baibus  (Cic.  ad  Att.  VII,  7,  6.  p.  Balb.  25,  57). 

145)  Beim  Ausbruch  desselben  49  schreibt  Cic.  ad  Att.  IX,  1,  3,  dass 
nunmehr  den  Rathschlägen  des  Th.  zu  folgen  sei.  Dann  Anfang  48  machte 
Vibullius  durch  Vermittlung  des  Th.  und  anderer  Vertrauten  des  Pompeius 
bei  Letzterem  noch  einmal  einen  vergeblichen  Versuch  zur  Aussöhnung  des 
Letzteren  mit  Caesar  (Caes.  B.  C.  III,  18). 

146)  X8%xovcov  t7tccQxog,  was  dem  Cic.  wenig  gefiel,  Plut.  Cic.  38. 

147)  Plut.  Pomp.  76. 

148)  Zuletzt  gedenkt  Cicero  44  des  Th.  mit  Rücksicht  auf  eine  von 
diesem  mit  ihm  gewünschte  Zusammenkunft,  ad  Att.  XV,  9,  1  (vgl.  noch 
VIII,  12,  5.  IX,  11,  3).  Th.  hinterliess  einen  Sohn,  welcher  M.  Pompeius 
Macer  zu  Ehren  des  Pompeius  hiess  und  bei  Augustus,  welcher  ihn  zum 
Bibliothekvorsteher  und  zum  Procurator  von  Asien  machte,  anfänglich  auch 
bei  Tiberius  viel  galt  (Strab.  a.  a.  0.  Sueton.  Caes.  56.  Ovid.  Amor.  II,  18), 
dann  aber,  als  seine  Tochter  33  n.  Chr.  verbannt  ward,  mit  seinem  Sohne 
sich  selbst  das  Leben  nahm  (Tac.  a.  a.  0.). 


Theophanes  von  Mytilene.  375 

es  seinen  Zwecken  diente,  auch  vor  Verleumdungen  sich,  nicht 
scheute141').  Dass  das  Buch  einen  Griechen  der  damaligen  Zeit 
in  der  Lust  an  philologisch-antiquarischen  Untersuchungen,  an 
Stamm-  und  Gründungssagen,  an  Etymologien  und  an  Traum- 
geschichten und  Wunderdingen  aller  Art  in  reichem  Masse  ver- 
rieth150),  war  unter  diesen  Umständen  noch  der  geringste  Fehler 
desselben.  Das  Geographische  war  allem  Anscheine  nach  die 
beste  Seite  an  ihm,  denn  offenbar  zeichnete  dies  Werk  durch 
grosse  und  genaue  Localkenntniss  sich  aus,  und  so  ist  es  denn 
nach  dieser  Richtung  von  Strabon  in  ausgedehnter  Weise  be- 
nutzt worden151).  Ausserdem  wird  es  nur  noch  ein  einziges 
Mal  von  Plutarchos  angeführt152).  Trotzdem  war  es153)  für 
diesen  die  Hauptquelle  in  den  betreffenden  Partien  vom  Leben 
des  Pompeius,  eine  Nebenquelle  auch  in  dem  des  Lucullus154), 
und    nicht    minder   ist   ihm    Appianos    gefolgt155),    grossentheils 

auch  früher  schon  Livius156). 



149)  So  gegen  Rutilius  Rufus,  weil  dieser  in  seinen  'Ioxoqicu  (vgl.  C.  29. 
A.  192  z.  E.)  den  Pompeius  Strabo  ungünstig  geschildert  hatte,  Plut. 
Pomp.  37  (=  Fr.  1),  vgl.  Arnold  a.  a.  0.  S.  113.  Daher  Plut.  49  (s;  A.  144): 
7]  ®£ocpdvovg  [lox&rjQicc. 

150)  Arnold  S.  81  f.  82  f.  90  f.  93  f. 

151)  Im  11.  und  12.  Buch,  wo  er  den  Th.  fünfmal  (Fr.  2  —  6)  aus- 
drücklich nennt,  ihm  aber  auch  sonst  vielfach  gefolgt  ist,  s.  Arnold  S.  84 f. 
Im  11.  hat  er  sich,  wie  K.  J.  Neumann  Strabons  Quellen  im  eilften  Buche, 
Leipzig  1881.  8.  zeigt,  anfänglich  an  Artemidoros,  sodann  aber  an  Th.  an- 
geschlossen. Und  so  urtheilt  er  denn  auch  (s.  A.  137.  139.  142)  über  diesen 
ebenso  günstig  wie  Plutarchos  (s.  A.  144.  149)  ungünstig.  W.  Fabricius 
Theophanes  von  Mytilene  und  Quintus  Dellius  als  Quellen  der  Geographie 
des  Strabon,  Strassburg  1888.  8.  will  sogar  nachweisen,  dass  Strabon  im 
7.  12.  und  14.  B.  Alles,  was  auf  die  Feldzüge  des  Pompeius  im  Orient  sich 
bezieht  und  die  Beschreibung  der  betreffenden  Gegenden  aus  Th.  ge- 
nommen habe,  s.  aber  die  Rec.  v.  Niese  Woch.  f.  kl.  Ph.  VI.  1889. 
Sp.  33  ff.  —  Immerhin  „standen  übrigens  dem  Günstling  des  Pompeius  doch 
auch  sonst  manche  gute  Informationen  von  seinem  Helden  zu  Gebote", 
s.  Arnold  S.  92  f.  152)  S.  A.  144.  149. 

153)  Wie  Arnold  nach  theil weisem  Vorgange  von  H.  Peter  Die 
Quellen  Plutarchs  in  den  Biographien  der  Römer,  Halle  1865.  8.  S.  106—109 
dargethan  hat. 

154)  In  welchem  die  Historien  des  Sallustius  die  Hauptquelle,  aber 
nicht,  wie  Peter  S.  108  meint,  die  einzige  Quelle  waren,  s.  Arnold  S.  88  ff., 
welcher  die  Spuren  des  Th.  C.  10.  15.  19.  23  nachweist. 

155)  Und  zwar  nicht  bloss  für  die  Feldzüge  des  Pompeius,  sondern 
auch  schon  für  die  des  Lucullus,  C.  67 — 121,  s.  Arnold  S.  82—92. 

156)  Beides  hat  zuerst  Arnold  gezeigt,  dessen  Untersuchung  über  die 


376    Dreiunddreissigstes  C;ip.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Teukros  von  Kyzikos157)  verfasste  allerlei  scheinbar  weit  aus 
einander  liegende  historische  Schriften158),  in  die  aber  sofort 
ein  gemeinsamer  leitender  Gesichtspunkt  kommt,  sobald  man159)  an- 
nimmt, dass  er  etwa  um  die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr. 
wirkte,  und  eine  alchymistische  über  goldhaltige  Erde.  Von 
letzterer  aus  liegt  der  Gedanke160)  nicht  fern,  dass  er  auch  mit 
dem  Astrologen  Teukros  von  Babylon,  von  welchem  wir  noch 
einzelne  Stücke  haben101),  dieselbe  Person  gewesen  sei162),  aber 
immerhin  ist  dies  sehr  unsicher. 


Quellen  des  Th.  selbst  S.  92  fF.  es  natürlich  nur  zu  Vermuthungen,  wie 
z.  B.  dass  er  den  Teukros  (von  dem  sich  nicht  einmal  sagen  lässt,  ob  seine 
Mi&QidccTiY.cc  vor  oder  nach  denen  des  Th.  geschrieben  waren)  benutzt,  seine 
Nachrichten  über  das  Ende  des  Mithridates  wahrscheinlich  von  Kastor 
erhalten,  sich  über  das  Amisos  Angehende  bei  Tyrannion  erkundigt,  und 
allgemeinere  Gesichtspunkte  bringen  konnte,  wie  dass  er  für  die  Feldzüge 
des  Lucullus  besonders  zu  Aufzeichnungen  im  Localinteresse  griechischer 
Städte  und  geradezu  im  Sinne  des  Mithridates  abgefassten  Schriften  ge- 
griffen habe. 

157)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  508  f.  v.  Gutschmid  üeber  Teukros  den 
Babylonier,  Zeitschr.  der  deutschen  morgenländischen  Gesellsch.  XV.  1861. 
S.  104—106. 

158)  Suid.  Tsvhqoq  6  Kv&Krjvbg  b  yQcctyag  nsgl  XQVGOtpoQOv  yijg,  keqI 
tov  Bv£ccvriov,  ML&QidccTiKcov  7cqcc^(ov  ßißli'a.  s\  71EqI  Tvqov  «',  'AqußlKCOV  f', 
3Iov8a'C%r\v  iotoqlccv  iv  ßißXi'oig  £',  'Ecprjßmv  tcov  Iv  Kvgixa)  aG%y\Giv  y'  nal 
Iowa.  Wir  haben  noch  2  Bruchstücke  aus  einem  etymologischen 
Werk,  und  vielleicht  ist  es  derselbe  Teukros,  aus  dessen  'Oqlo^ol  Ath.  X. 
455  e  ein  hexametrisches  Räthsel  (=  Fr.  3)  anführt. 

159)  Mit  Gutschmid  S.  106:  „Dass  T.  sich  eingehend  mit  vater- 
ländischer Geschichte  beschäftigt  hatte,  lehrt  seine  Schrift  über  Gymnastik. 
Für  Kyzikos  hatte  der  dritte  mithridatische  Krieg  durch  die  lange  Be- 
lagerung, welche  es  seitens  des  Mithridates  aushielt,  eine  ganz  besondere 
Bedeutung  erhalten ;  ihn  zu  beschreiben  lag  also  einem  kyzikenischen  Histo- 
riker vor  Allen  nahe.  An  den  dritten  mithridatischen  Krieg  reihte  sich  die 
Unterwerfung  der  Juden,  an  diese  der  Zug  gegen  das  arabische  Volk  der 
Nabataeer;  mit  diesen  merkwürdigen  Völkern  wurden  die  Römer  damals 
zuerst  näher  bekannt,  ihre  Geschichte  dem  griechisch-römischen  Publicum 
zu  erschliessen  hatte  gerade  damals  besonderes  Interesse.  Das  Werk  über 
Byzanz  lässt  sich  als  ein  Beiwerk  der  Untersuchungen  über  Kyzikos  auf- 
fassen (beide  Städte  standen  zu  einander  im  Verhältniss  der  bfiovota,  die 
hier  einen  wirklich  politischen  Charakter  hatte,  vgl.  Marquardt  Cyzicus 
S.  141),  das  über  Tyros  als  nothwendige  Ergänzung  der  jüdischen  Ge- 
schichte". 

160)  Den  Müller  S.  508  anregt. 

161)  Theils  handschriftlich,  s.  Gutschmid  S.  105,  theils,  freilich  nur 
eines,  bei  Psellos  in  Westermanns  Paradoxogr.  S.  147  f.     Jedenfalls  war 


Teukros  von  Kyzikos.    Timagenes  aus  Alexandreia.  377 

Ti  ma  gen  es163)  aus  Alexandreia164),  Sohn  eines  königlichen 
reld Wechslers ,  etwa  zwischen  80  und  75  gehören,  ward  55164b) 
Folge  der  mit  Hülfe  des  Pompeius  von  Gabinius,  dem  Pro- 
consul  von  Syrien,  ins  Werk  gesetzten  Eroberung  seiner  Vater- 
stadt gefangen  nach  Rom  gebracht,  wo  er  später  Rhetorik  lehrte 
und  sogar  bei  Augustus  als  gern  gesehener  Gast  aus  und  ein 
ging.  Da  er  aber  mit  seiner  bissigen  Zunge1640)  selbst  den 
Kaiser  und  dessen  Familie  nicht  schonte,  so  verbot  dieser  ihm 
endlich  das  Haus,  ohne  ihn  übrigens  sonst  weiter  zu  verfolgen165), 
aber   er   fand    Aufnahme    bei  Asinius   Polio166)   und  lebte  allem 


er  spätestens  Zeitgenosse  des  Porphyrios,  der  seines  Buchs  Introd.  in  Ptolemaei 
librum  de  effectibus  astrorum  p.  200  Bas.  gedenkt. 

162)  Auch  Agathokles  heisst  bald  Babylonier  bald  Kyzikener,  s.  A.  187. 
Zwischen  Babylon  und  Kyzikos  muss  also  eine  engere  Verbindung  be- 
standen haben.     Vgl.  Gutschmid  S.  105. 

163)  Bonamy  Recherches  sur  la  vie  et  les  ouvrages  de  Timagene, 
Me'm.  de  l'Acad.  XIII.  S.  1  ff.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  317-323.  — 
G.  Schwab  De  Livio  et  Timagene,  historiarum  scriptoribus  aemulis, 
Stuttgart  1834. 

164)  Suid.  Tifiuysvrjg  ßuciXinov  UQyvQUfioißov  viog  'AXs£uvdosvg,  QqxcöQ, 
<ag  8s  xivsg  Alyvnxiog,  dg  snl  IIo^7tr}LOV  xov  [isyuXov  ul%iLuX<oxog  u%&sig  sv 
'Pco^iT]  vno  xov  Taßiviov  il-ayvqd'r]  vnb  (fruvaxov,  xov  viov  UvXXov,  %ul 
s6ocpiatsvGsv  sv  'Pcofirj  snt  x'  uvxov  IJo^m^iov  nul  (ist'  uvxov  snt  xs 
Katouoog  xov  Avyovöxov  nccl  [isxsnsixu  {snt  xs  Kutcuoog  rutov  'iovXtov 
%cu  psxsnsixu  Avyov6xov  Reinesius)  u(iu  KumiXtco.  snnscav  8s  xrjg  ff^oÄrjs 
diu  xo  nuQQr\Giu6xr\g  slvui,  iv  uyato  8ir\ys  Tovc*Xuv<p  Xsyo(isva>.  hui  sxsXs- 
xsvas  8'  sv  'AXßävm  (Codd.  Jußuva))  spsaui  ßovXrjd'slg  (isxu  Ssinvov  kui 
acprjvcod-s tg,  ßißXiu  8'  syouips  noXXcc. 

164b)  Dio  Cass.  XXXIX,  55. 

164 c)  Hör.  Epist.  I,  19,  15  f.  mit  Schol.  Plut.  de  adul.  et  am.  27.  68  B. 
Vgl.  Sen.  Epist.  91.  Plut.  Qu.  symp.  I,  13,  3.  634  F. 

165)  Sen.  Rhet.  Controv.  V,  33.  Sen.  de  ir.  III,  23.  Wenn  er  aber 
wirklich  wegen  seiner  boshaften  Reden  seine  Schule  aufgeben  musste  (s. 
A.  164),  so  kann  dies  doch  nur  auf  Befehl  des  Kaisers  geschehen  sein. 
Sein  Nachfolger  in  der  Leitung  derselben  ward  (nach  Suid.  TloXtcav)  Asi- 
nius Polio  Trallianus,  ohne  Zweifel  ein  Freigelassener  des  Asinius 
Polio.  Vielleicht  jedoch  vermuthet  Thorbecke  De  Asin.  Pol.  S.  102  richtig, 
dass  er  vielmehr  freiwillig  wegen  hohen  Alters  seine  Schule  aufgegeben 
habe,  als  er  bei  Polio  ein  Asyl  fand,  und  dass  gerade  dadurch  sich  sein 
Ersatz  durch  dessen  Freigelassenen  erklärt. 

166)  Welcher  sich  früher  (nach  Sen.  de  ir.  a.  a.  O.)  beim  Kaiser  oft 
mit  ihm  gestritten  und  sich  mit  ihm  verfeindet  hatte  und  erst  durch 
Augustus  selbst  mit  ihm  ausgesöhnt  worden  war.  Letzterer  hatte  denn 
auch  Nichts  dagegen,  dass  Polio  ihn  aufnahm.  Sen.  a.  a.  0.  in  contubernio 
Polionis  Asinii  consenuit. 


378    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Anschein  nach  nunmehr  auf  dessen  Villa  bei  Tusculum166b),  bis 
er  hochbetagt  in  Albanum  nach  einem  Gastmahl  in  Folge  von 
Ueberladung  des  Magens  starb1660).  Unter  seinen  Werken  war 
auch  eine  Geschichte  der  Thaten  des  Augustus,  die  er 
aber  aus  Rache  für  seine  Verweisung  aus  dessen  Umgebung  ver- 
brannte167). Sonst  ist  nur  noch  ein  anderes  von  ihm  bekannt, 
von  welchem  ein  erstes  Buch  unter  dem  Titel  BaöiXscov  an- 
geführt wird168),  welches  wir  aber  höchst  wahrscheinlich  noch 
annäherungsweise  in  dem  Auszuge  des  Iustinus  aus  Trogus 
Pompeius  besitzen.  Denn  wenn  nicht  Alles  trügt,  waren  die 
Historiae  Philippicae  des  Letzteren  nichts  Anderes  als  eine  freie 
Uebertragung  desselben169),  bei  welcher  vermuthlich  sogar  die 
Bücherzahl  (44)  festgehalten  wurde,  so  dass  jene  Titelanführung 
nur  eine  abgekürzte  ist  und  die  vollständige  Ueberschrift  etwa 
BcctiUeav  rav  in  Maxsöovcov  ysyovorcov  iGxoqCcli  lautete 169b). 
Es  war  also  ein  nach  einer  zeitgemässen  Erweiterung  und  Er- 
neuerung des  Planes  der  GPiliTtTtwa  des  Theopompos  sauber  aus- 
gearbeitetes, aus  den  verschiedenartigsten  Darstellungen  eines 
Theopompos,  Ephoros,  Deinon,  Timaeos,  Phylarchos,  Polybios, 
Poseidonios,  Caesar  und  Anderer1690)  mit  vielem  Fleisse  zusammen- 


166 b)  In  welcher  dieser  selbst  1  n.  Chr.  verschied. 

166 c)  Sein  Leben  beschrieb  Euagoras  von  Lindos,  Suid.  EvayÖQccs. 

167)  Wie  Sen.  de  ir.  a.  a.  0.  erzählt.     Vgl.  A.  170. 

168)  Steph.  MiXvcci  (=  Fr.  2).    iv  nqcätcp  Bccodscov. 

169)  S.  darüber  v.  Gutschmid  Trogus  und  Timagenes,  Rhein.  Mus. 
XXXVII.  1882.  S.  548  —  555  (vgl.  L.  Centralbl.  1872.  Sp.  659),  an  dessen 
Darstellung  sich  das  Folgende  wörtlich  anschliesst. 

169b)  Wie  Gutschmid  S.  554  meint:  „Sein  Werk  war,  wie  Bonamy 
und  St.  Croix  richtig  gesehen  haben,  eine  Geschichte  der  Alexander- 
monarchie und  der  aus  ihr  hervorgegangenen  Reiche;  wenn  Müller  S.  320 
das  einzige  genauere  Citat  Fr.  2  auf  ein  dem  des  Nepos  ähnliches  bio- 
graphisches Werk  bezieht  und  die  Mehrzahl  der  Fragmente,  die  in  ein 
solches  nicht  passt,  aus  einer  Geschichte  seiner  Zeit  herleitet,  so  sehen  sie 
vielmehr  durchweg  als  Reste  eines  solchen  universalgeschichtlichen  Werkes 
aus  u.  s.  w.". 

169 c)  Die  grösstentheils  bei  Trogus,  Curtius,  Polyaenos  (als  die  mittel- 
baren Quellen)  erscheinen.  Vgl.  C.  21.  A.  561.  Ueber  die  Gewährsmänner 
des  T.  in  den  gallischen  Dingen,  auf  den  auch  die  Beschreibung  von  Gallien 
bei  Ammian.  Marceil.  XV,  9  ff .  zurückgeht  (s.  A.  171),  handelt  ausführlich 
Wilkens  Quaestiones  de  Strabonis  aliorumque  rerum  Gallicarum  auctorum 
fontibus,  Marburg  1886.  8  (Doctordiss.).  S.  29  ff.  (mit  sorgfältiger  Benutzung 
der  früheren  Arbeiten  von  A.  Miller  Strabos  Quellen  über  Gallien  und 
Britannien,   Regensburg  1868.  4.,    Gardthausen    Die    geograph.    Quellen 


Timagenes  aus  Alexandreia.  379 

gestelltes  universalgeschichtliches  Mosaik,  und  zwar  nicht  bloss 
im  Ganzen,  sondern  auch  jeder  einzelne  Abschnitt  war  mehr 
oder  weniger  ein  solches  Mosaik 1G9d).  „Die  ersten  sechs  Bücher 
bei  Trogus"  (und  es  wird  nicht  zu  kühn  sein,  dies  ohne  Weiteres 
auf  Timagenes  zurückzuführen),  „welche  die  älteste  orientalische 
Geschichte  bis  zu  ihrer  Verschlingung  mit  der  griechischen  und 
die  griechische  Geschichte  bis  zu  ihrem  Aufgehen  in  die  make- 
donische enthalten,  geben  nur  die  Einleitung.  Den  Kern  bildet 
die  Geschichte  der  makedonischen  Monarchie  und  der  aus  ihr 
entstandenen  Reiche  bis  zur  Verwandlung  des  letzten  derselben 
in  eine  römische  Provinz.  Dann  geht  der  Verfasser  in  den 
letzten  vier  Büchern  auf  Parther  und  Römer  über,  die  beiden 
noch  rivalisirenden  Mächte,  die  sich  in  die  Weltherrschaft  theilen, 
führt  die  Geschichte  der  Ersteren  bis  auf  die  Rückgabe  der  er- 
beuteten Feldzeichen  durch  Phraates  an  Augustus  und  wendet 
sich  dann  zu  dem  Volke,  welchem  der  Sieger  angehört,  behandelt 
jedoch  nur  die  Ursprünge  Roms  bis  auf  Tarquinius  Priscus,  weil 
er  sie  bis  dahin  als  eine  Art  von  Ausfluss  der  griechischen 
Geschichte  betrachtet.  Zum  Schluss  giebt  er  die  Historie  der 
westlichen  Länder,  Galliens  und  Spaniens,  die  ganz  in  die  römische 
Machtsphäre  fallen1690),  und  führt  die  hispanische  Geschichte 
herab  bis  zur  Pacificirung  der  Cantabrer  durch  Augustus.  So 
schliesst  er  mit  dem  Principate  des  Augustus  als  dem  neuen 
Weltreiche,  in  das  die  gesammte  hellenistische,  orientalische  und 
abendländische  Entwicklung    eingemündet    sei,    wie  vormals  die 

Ammians,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  VI.  1873.  S.  507—556  und  Mommsen 
Ammians  Geographica,  Hermes  XVI.  1881.  S.  602-636).  Er  zeigt  (S.  22  ff.), 
dass  zuerst  Caesar  den  Poseidonios,  dann  T.  Beide  und  Strabon  im  4.  B. 
ausser  verschiedenen  Nebenquellen  alle  Drei  verwerthet  hat.  Ein  paar 
Berichtigungen  giebt  Kaerst  Jahresber.  LVIII.  S.  350 f.  (vgl.  A.  169 e).  S.  auch 
A.  174b. 

169d)  Gutschmid  S.  549  f.  legt  dies  genauer  dar  an  der  Zusammen- 
kittung  der  Amazonengeschichte  bei  lustin.  II,  4  und  Iordan.  Get.  7  f.  aus 
6  bis  6  verschiedenen  Berichten. 

169  °)  Ein  besonderes  geographisches  Werk  des  T.  über  Gallien  anzunehmen, 
welches  dann  also  für  Strabon  und  Ammian.  Marc.  Quelle  gewesen  wäre,  wie 
St.  Croix,  Bonamy,  Schwab  S.  12,  Wilamowitz  bei  Mommsen  a.  a.  0. 
S.  622.  A.  4  und  Wilkens  S.  30ff.  und  im  Grunde  auch  Gardthausen 
S.  547  und  Mommsen  S.  621  f.  selbst  gethan  haben,  dazu  ist  nach  dem 
Obigen,  seitdem  Gutschmid  den  Charakter  des  grossen  historischen  Werkes 
ins  Klare  gestellt  hat,  auch  nicht  der  geringste  Grund  mehr  vorhanden, 
wie  auch  Kaerst  S.  351  urtheilt.     S.  auch  A.  174 b. 


380    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

makedonische  Monarchie  die  gesammte  vorauf  gegangene  Ent- 
wicklung in  sich  aufgenommen  hatte.  Auf  diese  Weise  verbindet 
er  eine  grossartige  universalhistorische  Grundanschauung,  welche 
Griechen  und  Makedonier  als  Träger  der  Geschichte  erst  durch 
die  neue  römische  Monarchie  abgelöst  werden  lässt,  mit  einem 
Compliment  für  Augustus170),  den  Philippos  seiner  Zeit"170b). 
Dabei  ist  er  aber  von  einer  entschieden  „abgünstigen"  Stimmung 
gegen  die  Römer  beseelt,  die  ihre  Erfolge  nicht  sowohl  ihrem 
Verdienst  als  ihrem  Glück  verdanken1700)  und  die  Weltherrschaft 
denn  auch  mit  den  Parthern  theilen  müssen 170d).  So  belesen 
aber  Timagenes  nach  diesem  Allen171)  und  so  umfassend  seine 
Gesichtspunkte  waren,  so  fehlte  es  ihm  doch  nicht  bloss  an  der 
rechten  Kritik,  sondern,  wie  schon  die  namentlich  überlieferten 
Bruchstücke  lehren,  an  jeder  wirklichen  Sorge  um  die  Wahr- 
heit171b).    Er  schrieb  „mit  pikanter  Rhetorik":  Kleitarchos,  seine 


170)  Daraus  folgt  denn,  dass  dies  grosse  Werk  vor  dem  Zerwürfniss 
mit  diesem  und  vor  der  anderen,  nachmals  (s.  A.  167)  vernichteten  Schrift 
verfasst  war. 

170b)  Gutschmid  S.  553  (doch  habe  ich  mir  ein  paar  Kürzungen 
erlaubt). 

170°)  lustin.  XXX,  4,  16.  sed  Macedonas  Romana  fortuna  vicü.  Ebenso 
im  Gegensatz  zu  Polybios  auch  Plutarchos.  Vgl.  lustin.  XXIX,  3,  8.  XXX, 
3,  2,  wo  „die  Makedonier  den  Römern  gegenüber  herausgestrichen  werden", 
ferner  auch  XXVIII,  2.  XXXVIII,  4-7  und  zu  diesem  Allen  Gutschmid 
S.  552.  Die  Römerfeindlichkeit  des  T.  ist  auch  ausdrücklich  bezeugt  von 
Sen.  Ep.  91,  13.    T.  felicitati  urbis  inimicus  etc. 

170 d)  lustin.  XLI,  1,  1.  Parthi,  penes  quos  velut  divisione  orbis  cum 
Bomanis  facta  nunc  orientis  Imperium  est.  Und  §.  7  werden  die  „Parther 
sogar  als  Sieger  über  die  Römer  verherrlicht".  Schon  G.  Schwab  a.  a.  0. 
hat  mit  Recht  die  Worte  des  Liv.  IX,  18,  6.  quod  levissimi  ex  Graecis,  qui 
Parthorum  quoque  contra  nomen  Bomanum  gloriae  favent  etc.  und  damit  die 
ganze  Polemik  IX,  17 — 19  auf  T.  bezogen,  und  diese  Polemik  ergiebt  über- 
dies eine  Reihe  von  Parallelen  für  die  Darstellung  der  Geschichte  des 
Alexandros  bei  Trogus  und  Curtius,  wie  sie  für  den  Letzteren  Kaerst 
Beiträge  zur  Quellenkritik  des  Curtius  (Gotha  1878).  S.  42  ff.  nachgewiesen 
und  dadurch  den  Indicienbeweis  von  Schwab  vervollständigt  hat.  Von 
den  12  namentlichen  Fragmenten  des  T.  findet  sich  wenigstens  eines  (Fr.  9  b. 
Strab.  IV.  188)  auch  bei  lustin.  XXXII,  3,  9—11  wieder.  Ausserdem  s. 
A.  172.  173b. 

171)  Ammian.  Marc.  XV,  9  (=  Fr.  7).  T.  et  diligentia  Graecus  et  sermone 
liaec,  quae  diu  sunt  ignorata,  collegit  ex  multiplicibus  libris. 

171 b)  So  dass  es  in  so  weit  mit  jenem  levissimi  ex  Graecis  (s.  A.  170 c) 
seine  Richtigkeit  hat. 


Timagenes  aus  Alexandreia.    Timagenes  von  Miletos.  381 

Hauptquelle  für  die  Geschichte  des  Alexandros172),  war  auch  in 
der  Darstellungsweise  sein  Vorbild  mb).  In  freierer  Art173)  als 
Trogus  hat  sich  auch  Curtius  an  ihn  angeschlossen17315);  nicht 
minder  war  er  Quelle  des  Polyaenos174),  und  Strabon  hat  ihn 
in  ausgedehntem  Masse  benutzt 174b);  weiterhin  endlich  begegnen 
wir  seinen  Spuren,  wenn  auch  nicht  gerade  reichlich,  bei  Quinti- 
lianus175),  Iosephos,  Plinius,  Plutarchos,  Ammianus  Marcellmus 
und  Anderen176). 

Timagenes  oder  Timogenes  von  Miletos,  Rhetor  und 
Historiker  aus  ungewisser,  möglicherweise  erst  nachalexandrinischer 
Zeit,  schrieb  Briefe  und  ein  Werk  in  3  Büchern  über  Herakleia 


172)  Curt.  IX,  5,  21  (=  Fr.  1).  auctor  est  Clitarchus  et  Timagenes. 

172  b)  Quintil.  X,  1,  75  preist  ihn  als  Erneuerer  von  dessen  Darstellungs- 
kunst, indem  er  nach  den  C.  21.  A.  42  angef.  Worten  fortfährt:  longo  post 
intervdllo  temporis  natus  T.  vel  hoc  est  ipso  probabilis,  quod  intermissam 
historiae  scribendae  industriam  nova  laude  reparavit.     Vgl.  Müller  S.  23. 

173)  Schon  Droysen  Hellenism.  I2,  2.  S.  406  bemerkt,  Curtius  möge 
es  nicht  anders  mit  seiner  Vorlage  gemacht  haben  als  deren  Urheber  mit 
Kleitarchos,  indem  er  diesem  gegenüber  vielfach  „sein  Genie  frei  walten 
liess".  Und  Gutschmid  S.  553  weist  mit  Recht  auf  die  Thatsache  hin, 
„dass  Trogus  das  gleiche  Thema  in  2,  Curtius  in  10  Büchern  behandelt  hat". 

173b)  S.  Gutschmid  a.  a.  0.:  „Trogus  und  Curtius  stimmen  nicht 
bloss  in  den  Partien  überein,  die  aus  Kleitarchos  stammen,  sondern  auch 
in  denen,  wo  sie  von  ihm  abweichen,  seine  Berichte  aus  guten  Quellen 
ergänzen  oder  durch  Zuthaten  von  oft  sehr  fragwürdigem  Aussehen  weiter- 
spinnen; regelmässig  stehen  dann  Beide  zusammen  gegen  Diodor,  den 
treuen  Epitomator  des  Kleitarchos,  vgl.  H.  Crohn  De  Trogi  Pompei  apud 
antiquos  auctoritate  (Strassburg  1882).  S.  24".  S.  auch  Droysen  a.  a.  0. 
S.  405  ff.  Weiteres  b.  Teuffei  Rom.  L.-G.  §.  292,  3.  Kaer st  Forschungen 
zur  Gesch.  Alexanders  des  Gr.,  Stuttgart  1887.  S.  92  ff.  (vgl.  S.  136)  führt 
aber  doch  vielleicht  mit  Recht  auf  T.  die  ungünstige  Beurtheilung  des 
Alexandros  bei  Curtius  und  Iustinus  zurück,  s.  freilich  dagegen  Niese 
Deutsche  L.-Z.  1888.  Sp.  1749,  aber  dazu  auch  die  Gegenbemerkungen  von 
Kaer  st  Jahresber.  LV1II.  S.  351. 

174)  S.  darüber  Gutschmid  S.  552  f.  und  die  dort  von  ihm  ange- 
führten Parallelen  zwischen  Polyaenos  und  Iustinus. 

174  b)  S.  A.  169c  und  Gutschmid  S.  555:  „Die  geographischen  Schilde- 
rungen nahmen  bei  T.  einen  breiten  Raum  ein:  von  12  Fragmenten  sind 
5  aus  solchen  entnommen  .  .  .  und  es  ist  bemerkenswerth,  dass  auch 
zwischen  Strabon  und  Trogus  in  Nachrichten,  die  nicht  an  der  Heerstrasse 
liegen  und  oft  ein  ganz  individuelles  Gepräge  tragen,  auffällige  und  häufige 
Berührungen  Statt  finden". 

175)  S.  A.  172b  und  I,  10,  10  m  Fr.  12. 

176)  S.  Müllers  Fragms.  nebst  Plin.  Ind.  III  (vgl.  III.  §.  132.  XXXIII. 
§.  118  =  Fr.  10.  11). 


382    Dreiunddreissigstes  Cap.   Historiker:  Sokr.  Artav.  Olymp.  Emp.  Strat. 

und  die  berühmten,  und  zwar  besonders  wohl  litterarisch  be- 
rühmten Männer  aus  dieser  Stadt177). 

Sokrates  von  Rhodos178)  schrieb  vermuthlich  als  Zeit- 
genosse über  den  Bürgerkrieg  in  mindestens   3  Büchern179). 

Ueber  Ariston  den  Jüngeren  von  Chios  s.  C.  32. 

Artavasdes,  König  von  Armenien,  34  von  Antonius  ge- 
fangen, starb  30  und  hinterliess 180)  griechische  Tragoedien,  Reden 
und  Geschichtswerke. 

Olymp os,  Arzt  der  Kleopatra,  schrieb  deren  Geschichte181). 

Empylos  von  Rhodos,  ein  Rhetor  und  Freund  des  M.  Brutus, 
schrieb  unter  dem  Titel  Brutus  über  die  Ermordung  Caesars182). 

Straton  aus  Epeiros182b),  ein  anderer  zu  den  engsten  Ver- 
trauten des  M.  Brutus  gehörender  Rhetor,  scheint  gleichfalls, 
aber  freilich  erst  in  der  augusteischen  Zeit,  über  das  Leben 
oder  vielleicht  auch  nur  über  den  Tod  desselben  geschrieben 


177)  Suid.  Ti(iccysvrjg  r)  TLfioysvrjg  MdrJGLog  iGxoqiY.bg  ncci  QrjxooQ.  xsqI 
^HqwhXslccq  xrjg  iv  xa  IIovxcp  xori  xav  ££  avxrjg  Xoyicov  ävögäv  ßißXict  y' 
nccl  iniGxoXdg.  Dazu  unmittelbar  vorher:  Tificcysvrjg,  i6xoQiv.6g.  nsQLnXovv 
ua.6r\g  Q-ulacarig  iv  ßißXioig  y'  (oder  s').  Vielleicht  war  dies,  wie  Bonamy 
und  Müller  vermuthen,  derselbe  mit  dem  Milesier,  jedenfalls  nicht  mit 
dem  Alexandriner. 

178)  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  326. 

179)  Ath.  IV.  147  e.  ZooxQccxrjg  ds  b  'Podiog  iv  xqlxoj  ipcpvXiov  noXifiov. 
Das  Bruchstück  b.  Ath.  XI.  784  d.  ßo^ßvXiög'  &tjql%Xsiov  'Podiccitov,  ov  ksqI 
xijg  Idsccg  ZcoHQÜxrjg  cprjoiv  n.  x.  X.  ist  doch  wahrscheinlich  von  einem  Rhoder 
und  also  von  diesem  S.,  wenn  auch  aus  einer  anderen  Schrift  desselben, 
schwerlich,  wie  Kaibel  im  Ind.  angiebt,  von  dem  Koer,  dem  Verf.  der 
'EninXrfisig ,  s.  C.  27.  A.  133.  134.  In  Bezug  auf  die  Schrift  tcsql  oqcov(?) 
v.cil  xoncov  nccl  Tcvqog  nccl  Xfömv  aber,  welche  Müller  gleichfalls  dem  Rhoder 
zuzuweisen  geneigt  ist,  s.  wiederum  C.  27.  A.  134. 

180)  Wie  schon  C.  1.  A.  3  bemerkt  ist. 

181)  Plut.  Anton.  82.  r\v  ds  locxgug  avxrj  (näml.  KXsotkxxqu)  avvrj&rjg 
OXvfmog,  <x>  cpQdacc6cc  xäXr}&sg  s'xqtjxo  Gv[ißovXa>  nccl  GvvsQym  xr\g  nci&cciQSGswg, 
cbg  avxbg  6  "OXvpitog  sl'Qrjytsv  toxoQLav  xivcc  xav  itguynaxav  xovxcov  inds- 
daxag.    Müller  F.  H.  G.  III.  S.  326  f. 

182)  Plut.  Brut.  2  (der  es  ohne  Zweifel,  wie  Heeren  De  fönt.  Plut. 
S.  124  richtig  urtheilt,  selbst  gelesen  hat,  vgl.  Hillscher  a.  a.  0.  S.  391  f.). 
6  ds  "EimvXog,  ov  ytcci  avxbg  (näml.  6  Bqovxog)  iv  xctlg  imoxoXatg  v.cu  ov 
tplXoi  iL8[ivr}vx(u  noXXccyiig  ag  Gvpßiovvxog  avx<p,  qtjxcoq  fisv  r\v ,  ncci  ytaxa- 
XsXoms  [ii-ngov  [isv  ov  rpccvXov  ds  6vyyQCCfi[ict  tcsql  xrjg  KaiGOLQog  ävcaosGscog, 
o  Bqovtog  smysyQanxai.  Vermuthlich  lebte  er  zur  Zeit  dieses  Ereignisses, 
wie  Hillscher  a.  a.  0.  bemerkt,  bereits  selbst  in  Rom.  Ausserdem  s.  über 
ihn  A.  12.    Müller  F.  H.  G.  III.  S.  127. 

182 b)  Appian.  B.  C.  IV,  131. 


Akesandros.    Aenesidemos.    Agathokles.  383 

zu  haben1820)  und  kann  wenigstens  derselbe  gewesen  sein-  mit 
dem  Verfasser  eines  Werks  über  die  Kriege  des  Philippos 
und  des  Perseus  gegen  die  Römer182d). 

Akesandros  schrieb  überKyrenein mindestens 2 Büchern183). 

Aenesidemos  verfasste  Tr}vi,ccKccm). 

Agathokles185)  von  Kyzikos  oder  Babylon,  vielleicht  schon, 
wie  bereits  bemerkt,  was  aber  doch  nicht  allzu  wahrscheinlich 
ist,  der  mehrfach  genannte  Schüler  des  Zenodotos186),  schrieb 
über  Kyzikos  in  mindestens  3  Büchern187)  und  mag  wohl 
derselbe  gewesen  sein  mit  dem  Verfasser  von  fT7to^vri^ara  in 
mindestens  7  Büchern188)  und  dies  letztere  Werk  dasjenige,  welches 
Cicero189)  Historia  nennt. 

182 c)  Aus  Plut.  Brut.  52  f.  uv£%o!>Qri6sv  (6  Bqovzog)  unooziqco  [lezu  Svsfv 
rj  zqlcov,  iv  olg  i\v  ttai  Ezquzoov  6  unb  Xoycov  qrizoQiytmv  yeyovcog  uvzop 
avvrj&rjg.  nul  zovzov  k'yyiözu  7tuQuozr}6U[isvog  iuvzop  nul  zo  £tcpog  yvpvbv 
inl  zrjg  Xußrjg  zuig  %£Q6lv  u[iopoz£QULg  iqsicug  nui  7t£Qi7tsooov  £Z£Xevztj6sv. 
ol  ds  yuoiv  ov%  uvzbv  uXXu  zov  Ezquzcovu,  nolXa  nuvv  zov  Bqovzov  ds- 
rj&svzog,    unoGzqiipuvzu    zr\v    oipiv,    vnoQzii\6ui  zb   £t(pog'    inscvov   ds    qv(ir] 

TtQQößuXoVZU    ZO    GZSQVOV     Y.CCI    dlOJöUVZU    üVVZOfKOg    dnod'CCVSLV.     ZOVZOV    Ö£    zov 

Uzquzcovu  MsoauXug  szuiqog  cov  Bqovzco  Kuiauqi  duxXXccysig  inl  G%oXrig 
nozs  nqoa^yuys  xul  dwx.qvoug  slnsv  „ovzog  iazLv ,  co  Kufcaq,  b  uvr\q  6  zco 
iy^co  Bqovzco  zr\v  zsXsvzuluv  vnovqy^oug  %üqivil.  unoÖE^upsvog  ovv  6  Kuiöuq 
£6%sv  uvzbv  sv  zs  zolg  novoig  %ul  iv  zoig  nsqi  "Akziov  dycoöiv  tvu  zcov  neql 
uvzbv  ctya&äv  ysvo^ievcov  'EXXfivwv  schliesst  wohl  mit  Recht  Hillscher 
a.  a.  0.  S.  392  f.  dies,  und  dass  die  letzten  Worte  von  ot  de  ab  (unmittel- 
bar oder  mittelbar)  aus  diesem"  Buche  geflossen  seien:  der  gute  Grieche 
vergass  in  seiner  Darstellung  nicht  seine  eigne  Person  hervorzuheben. 

182d)  La.  Di.  V,  61  im  Homonymenverz. :  zizuqzog  (Ezquzcov)  tozoQMog, 
GtiXimtöv  xca  FIsoaEcog  zcov  ^PcopuCoov  %oXi\nr\Guvzcov  yeyqucpeog  itqu&ig 
(Müller  F.  H.  G.  III.  S.  173),  vgl.  Hillscher  a.  a.  0.  S.  393. 

183)  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  1561.  1750  (Fr.  4.  6).  iv  nqootcp  nsql  Kvqr\vr\g. 
II,  498  (Fr.  5).  iv  zolg  nsql  Kvqr]vrig.  Plut.  Qu.  symp.  V,  2.  675  B.  iv  zo} 
nsql  süßvr}g  (=  Fr.  1).     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  285  f. 

184)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1300.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  286  f. 

185)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  288-290. 

186)  C.  12.  A.  98,  vgl.  C.  30.  A.  5.  17. 

187)  Ath.  XIV.  649  f.  'Ayu&onXrig  b  Kv£iY.r\vbg  iv  zqizco  zcov  ntql  zfjg 
nutoidog  (=  Fr.  6),  dagegen  IX.  375  f.-  'A.  6  BußvXcoviog  iv  itqoozcp  Ttzql 
Kvfaov  (=  Fr.  2)  und  Schol.  Hes.  Theog.  485.  'A.  6  BußvXcoviog  (=  Fr.  7), 
vgl.  A.  162.  Ath.  XII.  515  a.  'A.  iv  zqCzcp  *.  K.  (=  Fr.  5).  —  In  Fr.  8  b. 
Fest.  p.  269  Muell.  handelt  er  von  der  Wanderung  des  Aeneias  mit  dessen 
Enkelin  Rhoma  nach  Italien,  vgl.  C.  21.  A.  532  h>  * 

188)  Fr.  9  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  761. 

189)  De  divin.  I,  24,  50  (ein  Histörchen  über  einen  karthagischen  Feld- 
herrn Hamilkar  aus  dem  Jahre  305)  =  Fr.  10. 


384       Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker:   Aglaosth.   Alexarch.    Alexis. 

Aglaosthenes190)  verfasste  Ncc%l<xxu  vielleicht  erst  in 
nachalexandrinischer  Zeit191).  Ob  Laosthenidas,  welcher  einmal 
als  Urheber  von  KQrjTLnd  angeführt  wird,  die  jedenfalls  schon 
vor  der  Zeit  des  Apollodoros  von  Athen  geschrieben  waren192), 
in  Wahrheit  mit  ihm  die  nämliche  Person  war,  erscheint  min- 
destens als  sehr  zweifelhaft193). 

Alexarchos,  Verfasser  von  TraAtKa194),  und 

Alexis  von  Samos,  Verfasser  einer  Chronik  von  Samos 
('&qoi  ücc[ilg)v)  lebten  vielleicht  auch  erst  in  nachalexandrinischer 
Zeit195). 

Andriskos  verfasste  Na%iccKci  in  mindestens  2  Büchern196). 

Antileon  schrieb  7CeqI  iqovov  in  mindestens  2  Büchern197) 
vielleicht  erst  in  christlicher  Zeit. 


190)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  292—294. 

191)  Dies  Werk  ist  unter  Anderem  in  den  pseudo-eratosthenischen 
Katasterismen  (II.  III.  XXX.  XXXI.  XXXIX)  viel  benutzt,  vgl.  Robert, 
Erat.  Cat.  S.  8.  26.  243. 

192)  Diod.  V,  80,  4  in  einer,  wie  es  scheint,  von  Dosiadas  ab  chrono- 
logischen Reihenfolge:  a  fiev  'Eni^isvidr]  tg5  &8oXoy a>  nQOGxovrsg,  cc  de 
Jcoaiddrj  %ocl\Eco6iy,QaTr]  xal  AaoG&evidcc,  s.  C.  4.  A.  47.  C.  27.  A.  48b.  49, 
vgl.  C.  19.  A.  77  und  unten  A.  239 b. 

193)  In  den  Nat-iccKcc  war  nach  Pseudo-Eratosth.  II.  XXX  sehr  aus- 
führlich über  die  Kindheit  des  Zeus  gehandelt.  Aus  diesem,  wie  mir 
scheint,  ungenügenden  Grunde  vermuthet  Robert  a.  a.  0.  S.  241.  A.  11, 
dass  bei  Diod.  a.  a.  0.  der  Name  Laosthenidas  in  Aglaosthenidas  zu  ver- 
wandeln und  unter  diesem  Aglaosthenidas  jener  Aglaosthenes  zu  verstehen 
sei.  Auch  Bethe  Herrn.  XXIV.  1889.  S.  402.  S.  408.  A.  1  (s.  C.  27.  A.  48 b.  49) 
erklärt  diese  Conjectur  für  durchaus  zweifelhaft.  Viel  wahrscheinlicher  ist 
es,  dass  der  Name  Aglaosthenes  für  den  bei  Tzetz.  z.  Lykoph.  704.  1023 
(=  Fr.  7.  6)  genannten  Paradoxographen  hergestellt  werden  müsse,  s. 
Müller  S.  294. 

194)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  298  f.  Dieser  Titel  erscheint  freilich  nur 
bei  Pseudo-Plut.  Parall.  min.  7.  304  D  (=  Fr.  1),  wird  aber  indirect  durch 
Serv.  z.  Verg.  Aen.  III,  334  (=  Fr.  2)  bestätigt. 

195)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  299.  Der  einzige  Gewährsmann  ist  Athenaeos, 
welcher  XIII.  572  f  das  2.  und  540  d  das  3.  B.  citirt  (=  Fr.  1.  2).  Ueber 
die  X.  418  e  von  ihm  angeführte  Schrift  ksqI  avtaq-Asiaq  (=  Fr.  3)  von 
dem  nämlichen  oder  einem  anderen  A.  s.  C.  2.  A.  59.  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  299. 

196)  Beischr.  z.  Parthen.  9.  i%  xrig  a  'Avöqighov  Na&ccxcov  (=  Fr.  1)  19. 
U.  iv  NabccKÜv  ß'  (Fr.  2),  dazu  Fr.  3  b.  Ath.  III.  78c.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  302—304. 

197)  La.  D.  III,  3.   iv  devteQGi  tu  #.    Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  306. 


Antileon.    Apollod.  v.  Art.    Archemachos.    Aristot.  v.  Chalk.  u.  A.      385 

Apollodoros  aus  Artemita198)  verfasste  naQ&ixcc  in  min- 
destens 4  Büchern199),  in  denen  er  auch  die  Geschichte  des  baktrisch- 
indischen  Reichs  bis  in  die  Zeiten  des  Königs  Eukratides  hinein 
(nach  180)  erzählte200).  Andrerseits  war  er  spätestens  ein  Zeit- 
genosse des  Strabon.  Wohl  ein  anderer  Mann  dieses  Namens 
war  es,   welcher  JJovri%d  in   mindestens  2  Büchern  schrieb201). 

Apollonios  von  Askalon,  vielleicht  erst  aus  christlicher 
Zeit,  wird  nur  einmal  erwähnt202). 

Apollonios  von  Acharnae  hinterliess  eine  Schrift  7Csql 
TG)V  soqtcov20S). 

Archemachos204)  aus  Euboea205)  ist  uns  als  Verfasser  von 
zwei  Werken,  Evßo'Cxd  in  mindestens  4  Büchern206)  und  Meto- 
vo^iaöCai201)  bekannt. 

Archinos  verfasste  ®£66ccXlkcc208). 

Aristokritos209)  schrieb  TteQl  McXrjtov210)  und  mindestens 
2  Bücher  gegen  Herakleodoros  (tcc  7tQog  'HQaxheodcoQov  avxi- 
do£,ov{isva)211). 

Aristoteles  von  Chalkis  schrieb  tcsqI  Evßoiag 212)  spätestens 
im  Anfang  des  letzten  vorchristlichen  Jahrhunderts,  wahrschein- 
lich aber  schon  früher  und  möglicherweise  schon  in  voralexan- 
drinischer  Zeit213). 

198)  Strab.  II.  118.  XI.  516.  525  —  Fr.  1.  5.  4.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  308  f. 

199)  Ath.  XV.  682  c.  9A.  8'  iv  tstccqto)  Ua^iyiav  =  Fr.  7.  Strab. 
XI.  509.    XV.  686.  'A.  6  tu  IIccQ&iyicc  yQaipag  (noiriaag)  =  Fr.  2.  6. 

200)  Fr.  6. 

201)  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  159.    h  tm  nQmrat. 

202)  Bei  Steph.  'AohccXcov. 

203)  S.  die  Fragmente  aus  Harpokr.,  Ath.  u.  A.  b.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  312  f.  204)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  314—316. 

205)  Strab.  X.  465.    Plut.  de  Is.  et  Os.  27.  361  F  —  Fr.  8.  7. 

206)  Harpokr.  'AX6vvr}6og  (=  Fr.  4).  iv  8'  EvßoCiiäv.  Die  anderen 
Bruchstücke  (1 — 3)  sind  aus  dem  3. 

207)  Fr.  6  (b.  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  262)  —9. 

208)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  317. 

209)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  434—436. 

210)  Beischr.  z.  Parthen.  11.  26.  =  Fr.  2.  2a.     Dazu  Fr.  1.  3. 

211)  Clem.  Strom.  V.  561  B  =  Fr.  4.  'A.  h  ty  icgaty  rmv  kqoq  *Hqcc- 
kXsoSooqov  ccvtido^ovpsviöv.  212)  Harpokr.  "AQyovQcc. 

213)  Denn  schon  Lysimachos  citirt  ihn,  s.  A.  305.  Dass  Wilamowitz 
Herrn.  XIX.  S.  442  (vgl.  C.  27.  A.  7)  ihn  mit  zu  den  Schriftstellern  aus 
der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrh.  rechne,  wie  Rühl  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXVII. 
S.  119  (vgl.   S.  121)    behauptet   und  Kaerst  Jahresber.  LVIII.  S.  325  ihm 

Sübbmihl,  griech.-alex.  Litt.-Oosch.    II.  25 


380    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker:  Astynom.    Athenik.    Domit.  Call. 

Ueber  Artemon  von  Klazomenae  s.  C.  26.  A.  74. 

Astynomos  schrieb  über  Kypros,  vielleicht  jedoch  erst 
in  nachalexandrinischer  Zeit214). 

Athenaeos  erscheint  einmal  (wenn  der  Name  richtig  über- 
liefert ist)  mit  einer  Angabe  über  Semiramis215). 

Athenikon  oder  Athenion  oder  Athenakon  verfasste 
ZJccpod'QaxLKd216). 

Domitius  Callistratus217)  schrieb  über  Herakleia  in 
mindestens  7  Büchern218). 

Ueber  Charon  von  Naukratis  und  Chares,  den  Verfasser 
von  mindestens  2  Büchern  Xqovlxu,  s.  C.  30.  A.  23 219). 

Demagoras220)  von  Samos221),  jedenfalls  älter  als  Dionysios 
von  Halikarnassos222),  scheint  Tqcoixcc  geschrieben  zu  haben223). 

nachschreibt,  vermag  ich  aus  den  von  Wilamowitz  gebrauchten  Worten 
nicht  herauszulesen. 

214)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  343.  216)  Diod.  II,  20,  3. 

216)  Herodian.  de  solit.  dict.  p.  10,  2.  I,  30,  2.  II,  915,  11.  Lentz.  'A&ri- 
vuY.<ov  (A&tivihwv  W.  Dindorf)  6  xcc  2a(io&Qct7iicc  yquipccg.  Schol.  Apoll. 
Rh.  I,  917,  wo  'A&rjvi'mv  überliefert  ist.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  345,  wo 
aber  Fr.  2  =  Schol.  T  II.  TT,  718  (A&rjvccicov).  Eustath.  z.  d.  St.  p.  1083,  1 
(EvQinlSriq  .  .  .  %uX  'A&rjvi'cov  xai  TrjXsytXsidrjg  zu  tilgen  sein  wird.  Ueber 
den  Namen  s.  Jacobi  in  Meineke  F.  C.  G.  V.  S.  XXI.  Kock  C.  A.  F. 
III.  S.  369. 

217)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  353-356. 

218)  Das  7.  führt  Steph.  'OXvfirtrj  (=  Fr.  9)  an,  der  fast  in  allen  seinen 
Citaten  Aopixiog  voranschickt,  während  in  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1126.  II,  780 
(=  Fr.  2.  1)  und  einmal  auch  bei  Steph.  TacpQcu  (=  Fr.  3)  schlechtweg 
KccXXi'aTQatos  steht.  Seh.  Ap.  Rh.  II,  815  scheint  sein  Name  ausgefallen 
zu  sein,  s.  Keil  z.  d.  St.  Ob  die  Geschichte  von  Samothrake  (Dionys. 
A.  R.  I,  68  =  Fr.  11)  von  demselben  K.  war,  steht  dahin. 

219)  Dazu  kommt  aus  ganz  ungewisser  Zeit  Charon  von  Karthago, 
s.  Suid.  Xaqcov  KccQ%7]d6vios  i6xoqiY,6g.  Bygaips  tvqccvvovg  060L  iv  rrj  EvQmnrj 
yiocl  'Agio,  ysyovccßi,  Btovg  svdo^oov  avdqmv  sv  ßißXioig  8\  BCovg  bfioimg 
ywaiY-cov  h  d'.  Vgl.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  360:  „fortasse  Garthaginiensi 
vel  Naucratitae  tribuenda  sunt  Alftioiu-Au  sive  Aißv*d,  Kgriri-Kci  (de  legibus 
Minois)  nee  non  TLsQinXovg  xmv  snrog  rmv  'HgaxXeovg  6trjXmv  (nisi  hie 
fortasse  est  "Avvmviq  neQinXovg),  quae  omnia  vindicat  Suidas  Charoni 
Lampsaceno". 

220)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  378. 

221)  Suid.  'AXnvovidsg  fjfieQca  =  Fr.  3. 

222)  A.  R.  I,  72  =  Fr.  2. 

223)  Nach  Fr.  2  zu  urtheilen.  In  Fr.  1  b.  Schol.  Eurip.  Phoen.  7  ist 
wohl,  wie  Müller  vermuthet,  Timagoras,  der  Verfasser  von  ®r)ßaiytd, 
herzustellen. 


Demag.    Demokr.  v.  Eph.    Demot.    Diog.    Ael.  Dios.  387 

Ueber  Demetrios  von  Erythrae,  den  Rlietor  und  Geschicht- 
schreiber, s.  C.  30.  A.  181,  über  Demetrios,  den  Verfasser  von 
TtsQt  tg)v  xccr    Alyvitrov,  C.  17.  A.  145 224). 

Demokritos  von  Ephesos  schrieb  über  das  Heiligthum 
in  Ephesos  in  2  Büchern225)  und  über  die  Stadt  Saino- 
thrake226),  ist  also  vielleicht  vielmehr  den  Periegeten  zu- 
zurechnen227). 

Demoteles,  wie  es  scheint,  zwischen  Alexandros  Polyhistor 
und  Apion  verfasste  offenbar  ACyvTttiaxd  oder  ein  ähnlich  be- 
titeltes Werk228). 

Diogenes  von  Sikyon  schrieb  ta  tcsq!  TIsXoTCovvriöov229). 

Aelius  Dios,  aus  dessen  Buche  tcsqI  'Ake^avdQeCaq  So- 
patros  einen  von  Photios230),  welcher  absonderliche  Fabeleien  in 
demselben  fand,  gelesenen  Auszug  machte281)   und  wir  noch  ein 


224)  Aus  völlig  ungewisser  Zeit  sind  Demetrios  von  Odessos,  der 
eine  Localgeschichte  seiner  Heimat  schrieb,  und  Demetrios  von  Salamis 
auf  Kypros,  beide  nur  von  Steph.  v.  Byz.  je  einmal  genannt,  ferner  die 
von  Tzetzes  und  Clemens  je  einmal  angeführten  Verfasser  von  TLDc11cpvX1c3cY.cc 
nnd  'AoyoXiYcc,  endlich  Demetrios  von  Troezene,  welcher  kccxcc  aoqpL6xav 
schrieb  (La.  Di.  VIII,  74)  und  vielleicht  derselbe  mit  dem  Tadler  Piatons 
(Dionys.  v.  Hai.  Epist.  ad  Cn.  Pomp.  1.  p.  757  R.),  aber  schwerlich,  zumal 
wenn  Letzteres  zutrifft,  mit  dem  bei  Ath.  I.  29  a.  IV.  139  c  erwähnten 
Grammatiker  D.  von  Troezene  war,  welcher,  wie  schon  C.  30.  A.  270  bemerkt 
ist,  den  Didymos  BißXioXcc&ccg  nannte.    S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  381—383. 

225)  Ath.  XII.  525  c.  drifioyionog  'Ecpsaiog  sv  x<p  nooxEQcp  nzol  xov  £v 
'E<p86tp  vccov. 

226)  La.  Di.  IX,  49  im  Homonymenverzeichniss:  xsxccoxog  (drjiioKQLxog) 
nsol  xov  lsqov  xov  sv  'Ecps6co  ysyocccpcog  nccl  xi\g  noXsoag  2ct[ioQ'QCCY,r}g. 
S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  383  f. 

227)  Aus  ganz  ungewisser  Zeit  ist  Damokritos,  s.  Suid.  JafioY.QLXogy 
i6X0Qiv.6g.  TaY.xiv.oc  Iv  ßißXtoig  ß' .  neol  'iovdccicov  sv  co  cpri<siv  oxi  %ovoriv 
ovov  HsyaXriv  tcqogsyvvovv  y.  x.  X.     S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  377. 

228)  Er  'wird  nur  von  Plin.  N.  H.  Ind.  XXXVI  und  XXXVI.  §.  84  und 
unter  den  Schriftstellern  über  die  Pyramiden  §.  79  erwähnt,  s.  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  386.     Ueber  seine  Zeit  s.  C.  17.  A.  145. 

229)  La.  Di.  VI,  85  im  Homonymenverzeichniss:  dsvxeoog  SiYvmviog  6 
youipccg  xo\  nsol  TlsXonovvrjOov ,  s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  392.  Ueber  den 
vielleicht  erst  der  christlichen  Zeit  angehörigen  Diogenes  von  Kyzikos 
s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  391.         230)  Cod.  161.  p.  104a  12  ff. 

231)  Oder  vielmehr  Auszüge,  die  dem  6.  B.  seiner  Excerptensammlung 
einverleibt  waren:  sh  xcöv  AlXlov  diov  nzq\  'AXs^ccvdQslag  yocI  sy  xoov 
AtyvnxiaYcöv  *EXXocvUov,  8i  cov  [iv&inä  xca  nXccayiccxLYcc  noXXcc  avXXs^ccg  yccI 
dicccpoqcc  sxsqcc  slg  xo  xiXog  xov  bhxov  Xoyov  ytaxavxj'jCccg  sagt  Phot.  a.  a.  0. 
S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  397—399. 

25* 


388    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Bruchstück  besitzen232),  ist  vielleicht  derselbe  mit  dem  Verfasser 
der  phoenikischen  Geschichte  233).  Für  die  Bestimmung  seiner 
Zeit  gewinnen  wir  aber  dadurch  nur  einen  unvollkommenen  An- 
halt, und  sehr  fraglich  ist  die  Vermuthung234),  er  möge  auch 
derselbe  mit  dem  Akademiker  Dion  von  Alexandreia  gewesen 
sein,  welchen  die  Alexandriner  56  gegen  Ptolemaeos  Auletes 
nach  Rom  schickten,  wobei  er  umkam235),  und  von  dem  uns 
eine  Nachricht  über  die  Trunkliebe  der  Aegypter  erhalten  ist236), 
ohne  Zweifel  demselben,^ welchen  wir  als  Freund  und  Schüler 
des  Antiochos  von  Askalon  kennen237),  und  vermuthlich  auch 
demselben,  welcher  Tisch-  und  Trinkgespräche  schrieb238). 

Epimenides  oder  vielmehr  Pseudo-Epiruenides  schrieb 
in  dorischem  Dialekt  tzsqI  'Podov.  Eine  zweite  Fälschung  aus 
der  Alexandrinerzeit  unter  dem  Namen  dieses  alten  Theologen 
war  ein  Brief  an  Solon  über  die  Verfassung  des  Minos239). 
Dazu  kam  eine  kretische  Theogonie,  ein  Erzeugniss  ganz 
besonderer  Plattheit  und  Abgeschmacktheit  in  durch  und  durch 
euhemeristischem  und  dabei  moralisirendem  Sinne,  wie  denn  z.  B. 
die  gewaltsame  Entthronung  des  Kronos  beseitigt  ward,  so  eng 
sich  auch  im  Uebrigen  dies  Machwerk  an  die  hesiodische  Theo- 
gonie anschloss.    Von  der  ächten  Theogonie  des  Epimenides  ent- 

232)  Fr.  1  b.  Anon.  de  peripl.  Scyl.  Caryand. 

233)  Fr.  2  b.  Ioseph.  c.  Ap.  1,  17,  vgl.  A.  I.  VIII,  5,  3. 

234)  Von  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  391. 

235)  Strab.  XVII.  796.  Cic.  p.  Coel.  10,  23.  21,  51.  Zeller  Ph.  d.  Gr. 
III 3, 1.  S.  609.  A.  1. 

236)  B.  Ath.  I.  34  b. 

237)  S.  C.  32.  A.  282. 

238)  Plut.  Qu.  symp.  Pro.  612  D.  E.  xat  dioavcc  xbv  i£  'Jyiadrjfiiag  .  .  . 
Xöyovg  itccQct.  noxov  ysvopsvovg  (vgl.  C.  2.  A.  773.  778). 

239)  Dessen  Unächtheit  Demetrios  von  Magnesia  an  dem  attischen 
Dialekt  (xal  xavxrj  via  La.  Di.  I,  112)  erkannte,  vgl.  Hill  er  Die  litter. 
Thätigk.  der  sieben  Weisen,  Rhein.  Mus.  XXXIII.  1878.  S.  527  f.  (vgl. 
C.  19.  A.  98.  100.  104).  Ohne  Zweifel  mittelbar  auf  denselben  Demetr. 
geht  die  Nachrieht  bei  La.  Di.  I,  115  im  Homonymenverz.  zurück:  ysyovaai 
Ss  neu  'E7U[i8vidcu  aXXoi  dvo,  o  rs  ysvsccXoyog  xai  xqixog  6  dcaqiaxi  yeygci- 
cpmg  nsQi  'Podov.  Vgl.  Hiller  S.  528:  „Ath.  VII.  282  e  erwähnt  eine 
TsX%ivicc7ir)  i6xqqC(x.,  welche  nach  Einigen  von  dem  Kreter  Epimenides, 
nach  Anderen  von  Telekleides  verfasst  war  {$fot  'EnifiBvidrjg  saxlv  6 
Kqrjg  rj  TrjXs'x.XEiSrjg  rj  aXXog  xig).  Da  die  Teichinen  vorzugsweise  als  die 
ältsten  Bewohner  von  Rhodos  galten,  so  dürfen  wir  wohl  trotz  Demetrios 
die  beiden  Schriften  identificiren",  so  dass  also  in  Wahrheit  auch  dies  ein 
dem  alten  Theologen  untergeschobnes  Product  war. 


Pseudo-Epimenides.  389 

fernte  sich  dasselbe  so  vollständig,  dass  man  glauben  möchte, 
dieselbe  sei  bei  seiner  Abfassung  nicht  mehr  vorhanden  gewesen 239b), 
wenn  nur  nicht  eine  Reihe  zum  Theil  poetischer  und  mit  dieser 


239 b)  Dafür  könnte  auch  zu  sprechen  scheinen,  dass  Demetr.  v.  Magn. 
(s.  A.  239)  dem  Anschein  nach  nur  diesen  einzigen  ysvsaXqyog  kannte,  von 
dem  er  doch  wohl  irrthümlich  (da  dieser  ja  überdies  sicher  gleichfalls  ein 
Kreter  war)  annahm,  derselbe  habe  wirklich  auch  Ephnenides  geheissen 
und  also  sein  Machwerk  gar  nicht  dem  alten  E.  unterschieben  wollen. 
Aber  dieser  Anschein  trügt.  Der  Ausdruck  ysvsaXbyog  ist  wohl  gebraucht, 
um  den  genealogischen  Prosaschriftsteller  zu  bezeichnen.  Den  Eindruck 
eines  solchen  aber  macht  die  uns  bei  Diod.  V,  66 — 77,  3  aufbewahrte  Ge- 
sammtsumme  seiner  Erzählung  auf  das  Entschiedenste.  Denn  dass  dies 
im  Ganzen  genommen  (s.  C.  27.  A.  48 b)  der  Ursprung  dieses  Abschnittes 
ist,  hat  in  Anknüpfung  an  die  oben  A.  192  angef.  Angabe  des  Diod.  80,  4 
Bethe  Untersuchungen  zu  Diodors  Inselbuch,  Hermes  XXIV.  1889.  S.  402  —410 
(vgl.  C.  27.  A.  48 b)  gegen  die  Annahmen  von  Robert  Erat.  Cat.  S.  241  f., 
durch  welchen  auch  0.  Kern  De  Orphei  etc.  theogoniis  (s.  C.  14.  A.  2). 
S.  78  f.  sich  hat  irre  führen  lassen ,  überzeugend  nachgewiesen.  Dass  es 
aber  auch  eine  ächte  Theogonie  des  E.  gab,  hätte  Hiller  a.  a.  0.  S.  526 ff., 
dem  Kern  S.  62  ff.  und  Die ls  bei  Kern  S.  79  mit  Recht  entgegengetreten 
sind,  nicht  bestreiten  sollen.  Denn  nicht  bloss  kannte  (wie  Hill  er  selbst 
zugiebt)  schon  Eudemos  von  Rhodos  (Fr.  CXVH  Spengel  b.  Damask.  de 
princ.  p.  383  Kopp)  dieselbe  (vgl.  Kern  S.  68),  sondern  auch  schon  Xeno- 
phanes.  Die  Angabe  nämlich,  dieser  habe  (in  seinen  polemischen  Gedichten) 
nicht  bloss  den  Homeros  und  Hesiodos,  sondern  auch  den  Thaies,  Pytha- 
goras  und  E.  angegriffen  (La.  Di.  IX,  18.  ysyqatps  8s  xc«  iv  sns6i  xat  (iv) 
sXsysictig  [oder  xai  sXsysloig  oder  ncci  (di'y  sXsysCag,  wie  Wachsmuth 
Sillogr.2  S.  56  ff.  will,  vgl.  Susemihl  Philol.  Anz.  VII.  1876.  S.  300  f. 
A.  9]  xai  tdpßovg  nccd-'  'Höioöov  xai  *O(LrjQ0v,  sniattconxcov  ctvxätv  zu  nsql 
ftswv  stgriptvcc  .  .  .  ccvxiöot-docci  xs  Xsysxai  ©aXjj  -mal  TIv&ayoQcc,  Ha&dipuad'cu 
ös  xai  'EmiisvCdov  kann  trotz  des  Widerspruchs  von  Hill  er  Deutsche  L.-Z. 
1885.  Sp.  473  f.  kaum  auf  etwas  Anderes  bezogen  werden  als  mit  Wachs- 
muth a.  a.  0.  S.  60,  der  sich  freilich  nicht  ohne  Weiteres  auf  La.  Di. 
I,  110  berufen  durfte,  auf  ebendiese  Theogonie.  Denn  was  sollte  sonst 
gemeint  sein?  Aber  auch  in  Bezug  auf  La.  Di.  a.  a.  0.  bemerkt  Di  eis 
a.  a.  0.  mit  vollem  Recht:  „ego  quidem  haec  iaoirjas  (näml.  'Em^isviSrig) 
KovQrjxmv  xai  KoQvßdvx(ov  ysvsotv  xai  ftsoyoviccv  snr}  nsvxaY.iG%LXia  'Agyovg 
vavni\yioi.v  xs  xat  'idocovos  slg  KoX%ovg  unönXovv ,  %ni\  s^uv.iG%iXia  nsvxu- 
y.06ia  x.  r.  X.  sie  profeeta  esse  a  Lobone"  (s.  C.  19.  A.  104)  „haud  facile 
credam.  Dicendum  erat  ftsoyovlccv  xa!  Kovqtixüdv  nal  KoQvßdvxmv  ysvsotv, 
uamquam  vel  sie  non  intellegüur ,  cur  eiusdem  generis  argumentum  in  duos 
libros  disiectum  sit,  et  si  duo  revera  finxit  carmina  Lobon,  cur  stichorum 
numerum  ut  in  proximis  non  separavit?  Accedit  numerus  D  versuum  duobus 
carminibus  vix  sufficiens.  Ergo  quod  in  Solonis  catalogo  (Laert.  I,  61) 
factum  esse  vidit  llillerus  (l.  I.  p.  523),  idem  in  Epimenidis  usu  venire  mihi 
credibüe:  figmentis  Lobonianis  inserta  sunt  ä  Laertio  Alexandrinae  erudi- 


390    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Fälschung  unverträglicher  Bruchstücke  das  Gegentheil  bewiese240). 
Diese  tragen  aber  in  wesentlichem  Unterschiede  von  ihr  auch 
durchaus  keinen  so  speciell  kretischen  Charakter  an  sich,  dass 
es  wahrscheinlich  wäre,  als  könnten  die  uns  anderweitig  be- 
kannten kretischen  Geschichten  (üT^rtxa)  zu  demselben 
ächten  Gedicht  gehört  haben24015);  vielmehr  wird  in  ihnen  noch 
eine  andere,  vielleicht  erst  der  älteren  christlichen  Zeit  angehörige 
Fälschung  zu  erkennen  sein. 

Herakleitos  von  Lesbos  schrieb  eine  makedonische  Ge- 
schichte241). 

Ueber  Hieronymos  den  Aegypter  s.  C.  14.  S.  376. 

Hippasos  der  Lakone  verfasste  eine  Politie  der  Lakonen 
in  5  Büchern242). 

Hippostratos 243)  verfasste   jedenfalls   ein    Genealogien- 


tionis  vera  specimina.     Ut  igitur  Curetum  et  Corybanttm  generatio  et  Ar- 
gonautica  Loboni  libenter  reädimus,  ita  theogoniam  mordicus  tenemus". 

240)  Man  findet  dieselben  jetzt  am  Besten  bei  Kern  S.  62  ff.  Aus  der 
Uebereinstimmung  einer  dieser  Anführungen  Fr.  I.  bei  Philod.  de  piet. 
p.  19  Gomp.  iv  8s  xoig  (elg  'Em,y(LSvidrjv  (ii-  cciqogy  ncci  vvxxog  (rcc  nuvxcc 
ö^vcxrivai  (in  welcher  Schrift  sich  deren  noch  zwei  p.  43.  46  G.  =  Fr.  VII.  IV 
finden)  mit  der  Angabe  des  Eudem.  a.  a.  0.  geht  der  Ursprung  dieser 
Fragmente  aus  der  ächten  Theogonie  oder  wenigstens,  wenn  man  mit 
Hill  er  S.  627  auf  den  etwas  zweifelnden  Ausdruck  iv  xoig  elg  'En.  (näml. 
dvacpeQOfievoig)  so  viel  Gewicht  legen  will,  aus  einer  jüugeren  poetischen 
Ueberarbeitung  derselben  hervor.  Bei  Diod.  a.  a.  0.  wird  dagegen  nur  bis 
Uranos  und  Ge  zurückgegangen.  S.  auch  Paus.  VIII,  18,  1  (2)  =  Fr.  III. 
Enifisvidrjg  di  6  Kqrig. 

240 b)  Was  Kern  S.  78  f.  hiegegen  geltend  macht,  halte  freilich  auch 
ich  mit  Bethe  S.  410.  A.  1  für  ungenügend.  Dass  aber  diese  Kqr\xi%ä 
(s.  Pseudo-Erat.  Cat.  XXVII.  p.  148  Bob.  vgl.  V.  p.  66  ff.  Schol.  Germ, 
p.  77. 1B5  Br.)  auch  nicht  mit  der  von  Diod.  benutzten  kretischen  Theogonie 
einerlei  waren,  wie  Robert  a.  a.  0.  glaubte,  zeigt  Bethe  S.  410  (vgl. 
S.  402  ff.). 

241)  La.  Di.  IX,  17  im  Homonymenverz.  xixaqxog  (Hgccxlsixog)  Äsaßiog 
taxoQiccv  ysyQcccpmg  MayttöoviKjp.  Ist  dieser  H.  oder  der  alte  Ephesier  der 
Urheber  der  Nachricht  über  Pittakos  La.  Di.  I,  76?  S.  Susemihl  Rhein. 
Mus.  XLI.  1886.  S.  144.  A.  1. 

242)  La.  Di.  VIII,  84  im  Homonymenverz.  sxsQog  ('innccoog)  yEyQccqxag 
iv  s'  ßißlioig  Accnoövcov  nolixsictv  fjv  dh  nccl  ccvxog  Accthov.  Ein  Bruch- 
stück ist  bei  Ath.  I.  14  d.  e  erhalten.  S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  430. 
Andere  Schriftsteller  dieser  Art  waren  Molpis  (s.  A.  262),  Nikokles 
(s.  A.  278),  Polykrates  (s.  A.  282b),  dazu  Pausanias,  s.  Suid.  TLavau- 
vCag  Aanoav. 

243)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  432  f. 


Herakl.  Hippas.   Hippostr.   Kleoph.  Krat.   Lyk.  Melit.  Andr.   Menekl.     391 

werk244);  ob  dasselbe  aber  nur  sikelische  Genealogien  enthielt 
oder  ob  die  sikelischen  Genealogien  nur  einen  Theil  desselben 
bildeten,  und  ob  der  Titel  tcsqI  M£va>2ib)  nur  einen  Abschnitt 
dieses  Werkes  oder  eine  besondere  Schrift  bezeichnete,  ist  un- 
gewiss246). 

Kleophanes  schrieb  jcsqI  äy&vav2*1). 

Krates  von  Athen  schrieb  7ts$l  tc5v  'Ad"rjvrj0t,  ftvöicHv24,8). 

Lykeas  von  Naukratis,  welcher  AiyvnxiaKa  verfasste, 
lebte  vielleicht  erst  in  nachalexandrinischer  Zeit248b). 

Meliton  schrieb  tisqI  täv  'A$Y\vi\f5i  ysvcjv  in  mindestens 
2  Büchern249). 

Andron  aus  Alexandreia,  welcher  Xqovlxcc  verfasste 25°),  und 

Menekl  es251)  von  Barka252),  werden  einmal  in  einer  Weise 
verbunden  mit  einander  genannt,  dass  allem  Anscheine  nach  der 
eine  von  ihnen  sich  auf  den  anderen  berufen  hatte,  und  bereits 
derjenige,  auf  welchen  diese  Berufung  Statt  fand,  frühestens  unter 
Ptolemaeos  Physkon  (146 — 118)  gelebt  haben  kann,  möglicher- 
weise,  ja   wahrscheinlich   aber   auch   erst  später253).     Jedenfalls 


244)  Fr.  5  b.  Schol.  Pind.  Py.  VI,  4.   6  nsqi  ZmeXiag  ysveccXoyäv. 

245)  Phlegon  Mirab.  Fr.  59  =  Fr.  1. 

246)  Wie  Müller  richtig  bemerkt.  Denn  auch  Fr.  1—3  könnten  in 
sikelischen  Genealogien  gestanden  haben,  andrerseits  ist  es  aber  auch  eben- 
so gut  denkbar,  dass  die  sikelischen  Genealogien  und  die  Abhandlung 
über  Minos  blosse  Theile  eines  umfassenderen  Genealogienwerkes  gewesen 
seien.  Auf  sikelische  Dinge  beziehen  sich  Fr.  4 — 7,  sämmtlich  iu  den 
Pindarscholien ,  von  denen  Fr.  4  b.  Seh.  Nem.  II,  1  (über  Kynaethos  von 
Chios)  das  wichtigste  ist.  Seh.  Ol.  II,  8  wird  H.  „im  7.  B."  citirt  (=  Fr.  6). 
Bei  Harpokr.  "Aßccqig  (=  Fr.  3)  schwanken  die  Handschriften  zwischen 
Hippostratos  u.  Nikostratos,  und  Bekker  hat  Letzteres  aufgenommen. 

247)  Schol.  Pind.  Ol.  IX,  143.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  386. 

248)  Suid.  EtQSGKovr}  =  Fr.  1.  Vgl.  Suid.  Kvvr\siog.  Phot.  Kvvhiog 
=  Fr.  2.  Schol.  Soph.  0.  C.  100  =  Fr.  5.  —  Einen  anderen  Titel,  aber 
wohl  von  demselben  Buch  giebt  Harpokr.  'OfirjQLSat  (=  Fr.  4).  2eXtvnog 
tv  ß'  tieqI  ßi(ov  ä(iccQTciv8LV  qpr/ffi  xuv  Kqaxj\xa  vo(ii^ovxa  tv  xaig  Itqo- 
noiiaig  *0\Li\qi8ct.g  slvcu  anoyovovg  xov  noiiytov.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  369  f. 

248 b)  Ath.  XIII.   560  f  (=  Fr.  2).   iv  xqCxm.    XIV.  660  d.  e  (=  Fr.  3). 
liß.  N.  H.  XXXVI.  §.  84  (=  Fr.  1).  Ind.  XXXVI.    Ausserdem  s.  C.  18.  A.  15. 

249)  Harpokr.   Ka&sxog  citirt  das  erste.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  446. 

250)  Müller  F.  H.  G.  U.  S.  352. 

251)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  448—451. 

252)  Ath.  IV.  184  b  =  Andr.  Fr.  1.    Men.  Fr.  9. 

253)  Ath.  a.  a.  0.  schreibt  nämlich:  ov  yuq  olSug  taxoQOvvxa  MsvehXsci 


392    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

war  dieser  Men ekles  der  Verfasser  der  zweimal254)  erwähnten 
Aißvxa.  Ob  aber  auch  die  Uwaycoy^255)  und  rXaöaoxo- 
{iov2b6)  betitelten  Schriften  von  demselben  Menekles  herrührten, 
ist  sehr  zweifelhaft,  und  ein  Gleiches  gilt  von  der  Periegese 
von  Athen,  von  welcher  es  obendrein  streitig  war,  ob  Menekles 
oder  Kallikrates  sie  geschrieben  habe257). 

Menippos  verfasste  eine  Schrift  über  die  Lyder,  die  aber, 
wie  es  scheint,  vorwiegend  nur  ein  Auszug  aus  den  Avdiccxd 
des  Xanthos  war258). 

Mnesimachos  von  Phaseiis259)  schrieb  %sq\  Uxv&cov  in 
mindestens  2  Büchern260)  und  ein  anderes,  wahrscheinlich  mytho- 
graphisches  Werk  ^taxoe^ioL261). 

Molpis  der  Lakone  schrieb  eine  von  Didymos262)  benutzte 
Aaxmvcjv  TtokurEua. 


xov  Bccqkkiov  6vyyQcctp£a  fai  de  "Avdocova  iv  xoig  Xqovihois  xov  'AXs^avdgicc, 
oxi  'AXs^ccvdgeLS  eIglv  ot  nccidsvoccvrsg  nccvxag  xovg  'EXXrjvag  xca  xovg  ßcco- 
ßuQOvg,  snXsLrtovarjg  rjSrj  xfjg  iy%vy.XCov  nccidsiag  dicc  rag  ysvofisvag  ovvs- 
%Etg  HivrJGSig  iv  xoig  nctzd  xovg  AXe^ccvöqov  dia86%ovg  XQbvovg.  iyivsxo 
ovv  avavicooig  ndXiv  nctideiag  andarjg  xaxd  xov  sßSofiov  ßaaiXsv6ocvxu 
Alyvnxov  üxüXb^ocIov  ,  xov  nvalcag  vnb  xtov  'AXs^avÖQsoov  %ctXov[iEvov  Kccheq- 
yixrjv.  ovxog  ydq  x.  x.  X.  s.  C.  16.  A.  90.  Da  bei  Andron  das  Werk  ge- 
nannt wird,  mag  dieser  wohl  der  Citirende,  Menekles  der  Citirte  ge- 
wesen sein. 

264)  Schol.  Pind.  Py.  IV,  10.  Anon.  de  mulier.  bello  claris  10  (West er- 
mann Paradoxogr.  S.  216)  =  Fr.  1.  2. 

255)  Ath.  IX.  390  b.  M.  iv  xij  tiocoxtj  xfjg  Zvvayooyrjg  =  Fr.  7. 

256)  Suid,  diccxoviov  =  Fr.  7b.  —  Bei  Ath.  XIII.  594  c  wird  Menetor 
tceql  dvaQ'rificcxcov  citirt,  s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  452,  dessen  Vermuthnng 
S.  484.  A.  *  * ,  dass  auch  hier  Menekles  gemeint  und  dieser  Name  herzu- 
stellen sei,  sehr  überflüssig  ist. 

257)  Denn  das  wird  doch  wohl  hier  KaXXixodxrig  rj  MsvsnXjjg  (Schol. 
Aristoph.  Pac.  145  =  Fr.  4)  und  MevenXrjg  r\  KaXXmQccx^g  (Harpokr.  'EgfiaC 
=  Fr.  5.  Schol.  Aristoph.  Av.  395,  wo  Müller  r\  f.  xccl  herstellt  =  Fr.  3) 
iv  x<p  7i8Qi  'A&tjvcov  bedeuten. 

258)  La.  Di.  VI,  101  im  Homonymenverz.  noioxog  {Mivinnog)  b  yqdtyag 
xa,  nsol  Avdcöv  neu  Edv&ov  imxe[i6fi8vog. 

259)  Schol.  Apoll.  Rh,  IV,  1412.  6  ^aGi\Xixrig.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  453. 

260)  Iren.  b.  Seh.  Ap.  Rh.  II,  1015.    iv  u    nsoi  E%v%(av. 

261)  Seh.  Apoll.  Rh.  II,  477.    IV,  1412  (über  die  Nymphen). 

262)  Bei  Ath.  IV.  140  a  (=  Fr.  1).  S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  453. 
Darüber,  dass  auch  Fr.  2.  3  (140  d.  141  d  ff.)  aus  Didymos  stammen,  s.  d. 
Nachtr.  z.  C.  30.  A.  337  b  und  C.  32.  A.  533.  Dazu  kommt  XIV.  644  d 
(=  Fr.  3).     MoXnig  b  Adnoov. 


Menippos.     Mnesimaehos.     Molpis.     Mosmes.     Myron.  393 

Mo  sin  es,  wenn  anders  dieser  Name  richtig  überliefert  ist, 
verfasste  AiyvitxiaKa  in  mindestens  2  Büchern 262b). 

Myron  von  Priene263),  vermuthlich264)  derselbe  mit  dem 
Rhetor  dieses  Namens,  von  welchem  wir  noch  ein  paar  ent- 
schieden die  asianische  Schule  verrathende 265)  Bruchstücke  bei 
Rutilius  Lupus266)  haben,  schrieb  als  rhetorisches  Schaustück 
eine  Art  von  historischem  Roman  Me66r}vi,ccKci2Q1)  in  mindestens 


262b)  Das  1.  wird  citirt  Seh.  Apoll.  Rh.  IV,  262,  wo  Müller  F.  H.  G. 
IV.  S.  369  durch  die  schlechtere  Lesart  Koöiirig  (f.  Mma^q)  irre  geführt  ist. 

263)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  460  f. 

264)  So  Boeckh  De  Pausaniae  stilo  Asiano,  Berlin  1824.  S.  5.  Anm. 
=  Kl.  Schrr.  IV.  S.  211.  A.  4. 

266)  Ruhnken  Hist.  crit.  orat.  S.  93  der  Leidner  Ausg.  (b.  Reiske 
Or.  Att.  VIII.  S.  167).    Boeckh  a.  a.  0.    Blass  Griech.  Beredskt.  S.  34  f. 

266)  I,  20.  II,  1  (vgl.  Müller  S.  461).  Blass  a.  a.  0.  bemerkt,  dass 
er  nach  demselben  „offenbar  ein  Sachwalter"  gewesen  sei. 

267)  Paus.  IV,  6,  2,  4.  Mvqouvcc  da  int  xs  ccXXoig  ncczcciici&siv  egxiv  ov 
7tQOOQ(6(i£vov  st  ipevdrj  xe  neu  ov  nifrccvu  do&i  Xiysw,  neu  ov%  r\niGxct  iv 
xrjds  xij  M£66r}viccKr}  Gvyyqctcpfi  x.  t.  X.  Dass  dies  richtig  ist,  lehrt  noch 
weit  mehr  als  der  sofort  von  Paus,  hinzugefügte  Beleg  nsnoirj-ns  yccq  x.  x.  X. 
dessen  eigne,  aus  M.  gezogne  Darstellung,  in  welcher  doch  die  Vorlage 
noch  mit  Kritik  behandelt  ist,  s.  Kohlmann  Quaestiones  Messeniacae 
(Bonn  1866).  S.  4 — 11.  Denn  nicht  bloss  hat  dieselbe  von  jener  ihrer 
Quelle  her  eine  dem  Paus,  sonst  fremde  rhetorische  Färbung  (s.  bes.  die 
antithetische   Schilderung  8,  1  f.,  2—7  und  die  Sentenzen  4,  4,  7.   9,  4,  7. 

11,  2,  6.  13,  2,  4,  vgl.  13,  1  und  die  Reden  der  Könige  und  Heerführer 
6,  2,  6.  7,  4,  9  ff.  8,  3,  8,  auch  5,  2,  6,  vgl.  auch  8,  1,  2  u.  12,  1,  2),  sondern 
auch  allerlei  historische  Schnitzer,  welche  alle  darauf  hinauslaufend  die 
Erzählung  pikant  zu  machen  (4,  4,  8.  5,  1,  2.  8,  1,  1,  vgl.  12,  1,  2,  dazu  die 
Taktik  der  Leichtbewaffneten  11,  2,  6  ff.  und  die  Charakteristik  der  alten 
Spartaner  ganz  nach  den  späteren,    7,  4,  9.   8,  3,  11,    vgl.  8,  1,  3  und  6. 

12,  1,  2)  und  ein  reichliches  Mass  von  UnWahrscheinlichkeiten  und  von 
romantischen  Geschichten,  Orakeln  und  Mirakeln  (C.  9.  12.  13)  finden  sich 
in  ihr.  Dass  M.  den  Aristomenes  schon  im  ersten  messenischen  Kriege 
auftreten  Hess  [Paus.  6,  2,  3  unmittelbar  vor  den  eben  angef.  Worten: 
ccvÖQCi  o6ov  ov  Me66t]vlov  (xovxov  yccq  dri  tvsHoc  xbv  nccvxa  iitoti\Ga\iy\v 
Xoyov)  'AQiaxo(i£vr)V ,  dg  xcu  noüxog  nccl  [iccXigx<x  xo  MsGGrjvrjg  bvopa.  ig  d^iia^a 

»noor\yayE ,  xovxov  xbv  avdoa  tnEior'iyccys  [isv  b  IIoL7]V£vg  ig  xr\v  Gvyyocctpfjv, 
*Piava)  ds  iv  xotg  snsoiv  ovdsv  'AoiGXOftivrjg  icxlv  uyccviaxsoog  ?}  'A%iXXevg 
iv  'iXiddi  O^iriQcp.  didcpoocc  ovv  inl  xoaovxov  storjyioxav ,  naoosoftai  plv  xbv 
sxsqov  (ioi  xmv  Xoyav  neu  ov%  d^ia  ccficpoxEoovg  vtieXeltiexo  ,  'Ptavbg  di  [ioi 
noiriGCLL  ficcXXov  icpccLvtxo  siKoxcc  ig  xr\v  'AoiGxo^ivovg  fjXLXiav],  ist  auch  in 
andere  Schriftsteller  (Plut.  Ag.  26.  Clem.  Protr.  27  A  =  Euseb.  P.  E. 
IV,  16,  12.  167  b)  übergegangen,  wahrscheinlich  doch  wohl  (mittelbar)  aus 
ihm,   und  wenn  daher  Diod.  XV,  66,  4   dies   als   die   Angabe  von  Einigen 


394    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

2  Büchern268)  in  einem  sehr  spartanerfreundlichen  Sinne 268b),  die 
Grundlage  der  Darstellung  des  ersten  messenischen  Kriegs  bei 
Pausanias 269)  wie  wahrscheinlich  zuvor  schon  bei  Diodoros270). 
Auch  Athenaeos  scheint  diese  Schrift  selbst  in  Händen  gehabt 
zu  haben271). 

Nikandros  von  Chalkedon272);  wenn  überhaupt  noch  aus 
alexandrinischer  Zeit,  so  doch  nicht  früher  als  im  letzten  vor- 
christlichen Jahrhundert,  schrieb  ein  IIsQLTtsrsiai  betiteltes 
Werk  in  mindestens  6  Büchern273),  aus  welchem  wir  noch  zwei  die 
bithynischen  Könige  Prusias  und  Nikomedes  betreffende  historisch 
ganz  werthlose  Bruchstücke  besitzen274).    . 

(evioi)  bezeichnet  und  VIII,  6,  2  dasselbe  Orakel  in  Prosa  anführt,  welches 
bei  Paus.  9,  2,  4  in  5  Trimetern  und  bei  Euseb.  V,  27,  3.  221  d  in  2  Hexa- 
metern steht,  so  ist  wahrscheinlich,  dass  auch  er  den  M.  benutzt  hat,  und 
dass  folglich  das  allerdings  ohne  Zweifel  aus  Letzterem  stammende  Excerpt 
über  Kleonnis  und  Aristomenes  Diod.  VIII,  10  ff.  nicht  mit  Jacobs  Verm. 
Schrr.  VIII.  S.  87  f.  und  Kohlmann  S.  9  dem  Diod.  abzusprechen  ist, 
sondern  gerade  von  diesem  aus  M.  entlehnt  sein  dürfte.  Ob  übrigens,  wie 
Fielitz  b.  Kohlmann  S.  11.  A.  1  vermuthet,  von  jenem  Orakel  die  hexa- 
metrische Form  die  ältere  und  die  iambische  von  M.  aus  einer  Tragoedie 
entnommen  ist,  stelle  ich  dahin;  mit  Recht  aber  schliesst  Niebuhr  Voiles, 
üb.  alte  Gesch.  1.  S.  317  (trotz  Herod.  I,  174)  aus  letzterer,  dass  M.  ein 
verhältnissmässig  junger  Schriftsteller  war,  s.  Kohlmann  S.  5.  A.  1.  vgl. 
A.  269. 

268)  Fr.  1.  2   b.   Ath.  XIV.   657  c.    VI.    271  f.    Mvqcov   6   nQirjvEvg   iv 

ÖEVXEQCO    Me667jVLWKC0V. 

268 b)  Wie  Immerwahr  Die  Lakonika  des  Paus.  (Berl.  1889).  S.  140 
aus  den  beiden  eben  (A.  268)  angef.  Fragmenten  schliesst. 

269)  IV,  5,  2,  6  —  13,  2,  5,  aber  auch  wohl  zum  Theil  schon  von  C.  4 
ab,  s.  A.  267,  zumal  da,  wie  Immer  wahr  a.  a.  0.  bemerkt,  die  Geschichte 
von  Polychares  und  Euaephnos  4,  4,  5  ff.  gleichfalls  mit  geringen  Ab- 
weichungen bei  Diod.  VIII,  5  wiederkehrt  und  auch  die  Erwähnung  des 
Tyrannen  Apollodoros  von  Kasandreia  5,  1,  4  eine  späte  Quelle  verräth; 
jedenfalls  aber  nur  bis  zum  Tode  des  Aristodemos,  da  mit  diesem  Ereigniss 
M.  schloss,  s.  Paus.  6,  1,  1  f .  xov  yao  noXsfiov  xovxov  .  .  .  *Piccvog  xe  ev 
xolg  etieglv  inoiriOEv  6  Brjvaiog  nal  6  IJQLrjvsvg  Mvqcov  Xoyoi  ds  ne£oi  Mv- 
ocovög  egxlv  r\  övyyQacprj.  6WE%tog  (ilv  örj  xcc  nävxct  i£  ctQ%i}g  ig  xov  noXi- 
[iov  xj\v  xeXevxt\v  ovöexeqo)  di^vvaxai,  {lEQog  äh  cp  txctxEQog  jiqeoy.exo,  o  (ilv 
xijg  xe  'AficpEiccg  xr\v  aXcootv  xai  xa,  s^i]g  gvve^t^ev ,  ov  ngoaco  xfjg  'Aqvoxo- 
Srjfiov  xsXsvxrjg  (es  folgen  die  C.  14.  A.  156  und  dann  die  A.  267  zuletzt 
angef.  Worte). 

270)  S.  A.  267.  269.         271)  S.  A.  268.  268b. 

272)  Ath.  XI.  496  d.  e  (=  Fr.  1).     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  462. 

273)  Ath.  XIII.  606  b  (=  Fr.  2). 

274)  In  Fr.  1  (s.  A.  272)  citirt  Ath.  iv  xexccqxco  UqovöCov  avfinxcoficixcov. 


Nikandros,     Nikanor.     Nikobule.     Nikokles.     Phanodikos.         395 

Nikanor275),  ein  zum  Wenigsten  schon  von  Varro  benutzter 
Geschichtschreiber  von  Alexandros  dem  Grossen,  wird  lediglich 
wegen  seiner  Erwähnung  der  persischen  oder  chaldaeischen  Sibylle 
Namens  Sambethe  angeführt276). 

Nikobule,  vielleicht  erst  aus  nachalexandrinischer  Zeit, 
wird  zweimal  mit  Nachrichten  über  den  grossen  Alexandros  citirt, 
aber  das  eine  Mal  mit  der  Andeutung,  dass  ein  Mann  hinter 
diesem  angenommeneu  Weibernamen  stecke277). 

Nikokles  verfasste  eine  wiederum  wahrscheinlich  von  Di- 
dymos  benutzte  Aaxdvcov  Tiokitsua  in  2  Büchern278). 

üeber  Nikokrates  s.  C.  27 279). 

Phanodikos 279b)  schrieb  delische  Geschichten  (z/??- 
Ataxa)2790)  und  vielleicht  auch  ein  besonderes  Werk  über  die 
sieben  Weisen279d). 


Mit  Recht  nimmt  Müller  an,  dass  hiermit  nur  ein  Theil  jenes  Werkes 
gemeint  ist,  sei  es  nun  dass  der  Titel  des  letzteren  wirklich  IIsQnthtLon, 
oder  etwa  TleQuistEica  ta>v  tfjg  Bi&vvCcig  ßccoiXecov  war:  genauer  hätte  Ath. 
itEQL  IIq.  g.  schreiben  sollen.  Mit  Müller  sind  wohl  Prusias  II  (180—149) 
und  Nikomedes  II  (148—91)  zu  verstehen. 

275)  Müller  Scr.  AI.  M.  S.  152 f. 

276)  Varr.  b.  Lactant.  Instit.  I,  6  ff.  und  in  den  anderen,  aus  ihm  her- 
stammenden C.  38.  A.  61 b  angegebnen  Stellen.  S.  Maass  De  Sibyll.  indic. 
S.  32—56.     Vgl.  C.  21.  A.  532 c. 

277)  Ath.  X.  434  c.  Niv.oßovXr]  dl  /}  6  dvcc&slg  zccvtt]  xcl  6vyyQcc(i(icctcc. 
537  d.     Müller  Scr.  AI.  M.  S.  157. 

278)  Ath.  IV.  140  b  (=  Fr.  1).  iv  iiqoxeqw  .  .  .  zrjg  Aanonvcov  noXi- 
tsiag.  Hier  ist  freilich  Aristokles  überliefert,  aber  nach  dem  Folgenden 
140  d.  141a  (=  Fr.  2)  wird  mit  Schweighäuser  Nikokles  und  nicht  mit 
Wilamowitz  Aristokrates  (vgl.  A.  21 — 23)  herzustellen  sein.  Ueber  Di- 
dynios  als  Quelle  aller  dieser  Anführungen  s.  wiederum  (vgl.  A.  262.  282 b) 
C.  30.  A.  337 b  mit  d.  Nachtr.  u.  C.  32.  A.  532.  533.  Ob  die  von  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  464  f.  unter  Fr.  3  zusammengestellten  Angaben  von  dem- 
selben N.  (tzsqI  &scoQiug  Schol.  Plat.  Phaed.  108  D.  p.  381  Bekk.,  wo 
aber  der  Bodl.  TinonXrjg  giebt)  sind,  lässt  sich  nicht  entscheiden. 

279)  Hinzuzusetzen  zu  dem  dort  A.  108  Angeführten  ist,  dass  bei  Steph. 
BoicatLcc  die  Handschriften  zwischen  NwoytQccvrig  und  NiH06ZQ<xzog  (vgl. 
ebendas.  A.  104)  schwanken.         279 b)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  473  f. 

279°)  Fr.  1—3  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  211  (iv  a  JriXiaxobv).  419.  Serv. 
zu  Verg.  Aen.  VI,  14. 

279 d)  Fr.  4.  5  b.  La.  Di.  I,  31.  82.  Es  ist  dies  nicht,  wie  Boeckh 
C.  I.  G.  I.  S.  19  glaubte,  indem  er  in  Folge  dessen  meinte,  Ph.  habe  viel- 
leicht nicht  lange  nach  Aristoteles  geschrieben,  der  Prokonnesier  in  der 
Inschrift  bei  Roehl  I.  A.  G.  492,  sondern  diese  ist  viel  älteren  Datums, 
s.    auch  v.  Wilamowitz  Lectiones  epigraphicae ,  Göttingen  1885.  S.  3  ff. 


396    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker:  Philipp.  v.Ph.    Peisistr.    Polygn. 

Philippos  von  Theangela  in  Karien  schrieb  Kagtud280). 

Peisistratos  von  Lipara  wird  nur  einmal  genannt281). 

Polygnostos  schrieb  über  Kyzikos282). 

Polykrates  verfasste  Accnavixd,  von  denen  uns  Athenaeos 
ein  längeres  Bruchstück  aus  Didymos  erhalten  hat282b). 

Polyzelos288)  von  Rhodos284)  schrieb  seine  fPodtaxa285) 
wahrscheinlich  schon  vor  Parmeniskos286). 

Praxion  verfasste  MeyuQind  in  mindestens  2  Büchern287). 

Protagorides287b)  von  Kyzikos288)  schrieb,  wenn  anders 
er,  wie  dies  wohl  kaum  zu  bezweifeln  ist,  derselbe  mit  dem 
Verfasser  der  xcofiixal  iGtoQLai,289),  von  welchem  ohne  Zweifel 
wohl  auch  die  'AxQodösig  iQatixai200)  herrührten,  in  min- 
destens 2  Büchern  war,  frühestens  unter  Antiochos  IV  Epi- 
phanes  (176 — 164) 291)  gleichfalls  in  mindestens  2  Büchern  tcsqI 


280)  Strab.  XIV.  662  (=  Fr.  2);  usqI  Kuqüv  Schol.  Pseudo-Eurip. 
Rhes.  505  (=  Fr.  3),  ksqI  KccqiZv  xai  AsXiytov  Ath.  VI.  271  b  (=  Fr.  1). 
Ausserdem  erscheinen  er  und  der  sonst  unbekannte  Philippos  von  Chalkis 
bei  Plut.  Alex.  46  (=  Fr.  4)  unter  Denen,  welche  den  Besuch  der  Amazone 
bei  Alexandros  für  ein  nXccßficc  erklärten.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  474  f. 

281)  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  786.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  478. 

282)  Ebendas.  I,  996.  sv  xoig  nsgl  Kv&%ov.  Müller  F.  H.  G.  IV. 
S.  481. 

282*)  IV.  139  d  ff.  (vgl.  C.  30.  A.  337b).    Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  480  f. 

283)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  481  f. 

284)  Ath.  VIII.  361  c  =  Fr.  2.  Hygin.  Astron.  II,  14  =  Fr.  1  Plut. 
Sol.  16  =  Fr.  3. 

285)  Ath.  a.  a.  0. 

286)  Wenn  anders  Robert  Erat.  Cat.  S.  228.  231  mit  Recht  annimmt, 
dass  Hygin.  a.  a.  0.  seine  Erwähnung  aus  diesem  genommen  habe. 

287)  Harpokr.  Zklqov.  sv  ß'  MsyaQLnäv.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  483. 
287 b)  Nicht  Protogenides,  wie  bei  Christ  Gr.  L.-G.   auch  noch  in  d. 

2.  Aufl.  S.  472.  A.  3  u.  im  Ind.  steht. 

288)  Ath.  IV.  176  a  =  Fr.  2  Müller  F.  H.  G.  IV.  S  484 f. 

289)  Die  irrthümliche  Auffassung  dieses  Titels  bei  Meineke  F.  C.  G. 
I.  S.  12  berichtigte  0.  Schneider  Nicandrea  S.  15  f.:  er  bedeutet  „Spass- 
geschichten".  Sollte  aber,  wie  Meineke  Anal.  crit.  in  Athen.  S.  58  glaubt, 
diese  Erklärung  nicht  angehen,  so  würde  wenigstens  nicht,  wie  er  ver- 
muthet,  'ivdwdbv,  sondern  AlyvitxiocHwv  für  xoojLtwtSv  bei  Ath.  III.  124  c  zu 
schreiben  sein,  wie  M.  Haupt  Opusc.  III.  S.  610 f.  darthut. 

290)  Ath.  IV.  162  b.  Q 

291)  Ath.  III.  124  c.  d  =  Fr.  4.  IlQcoxccyoQidrjg  d'  sv  ß'  tmv  xcofiweöv 
tatOQiwv  xov  'Avtio%ov  xov  ßaaiXimg  xara  xbv  noxafiov  (näml.  Ntilov)  öltj- 
yovpsvos  nXovv  Xeyti  x.  r.  X.     Dass    hier  Antiochos  Epiphanes  gemeint  ist, 


/ 


Polykr.    Polyz.    Prax.    Protagorides.    Pythaen.    Staphyl.    Stesikleid.     397 

tcov  S7tl  duyvri  TtavrjyvQSov292)  oder  tisqI  <dacpvixwv 
dy(6vcjv293). 

Pythaenet  os294)  verfasste  Aiyivv\%iK<x.  in  mindestens 
3  Büchern295). 

Staphyl  os 296)  von  Naukratis297)  schrieb  (dsöGccXixd  in 
wenigstens  3  Büchern298),  tcsqI  'A&qvcov  in  wenigstens  2 2"), 
7CsqI  Alolicov*m)   und  asyl  'Aqxccöcjv301). 

Stesikleides  von  Athen  verfasste  ein  Archonten-  und 
Olympionikenverzeichniss302). 

zeigen  0.  Schneider  a.  a.  0.  und  M.  Haupt  a.  a.  0.,  vgl.  Polyb.  XXVIII, 
17,  10.  Dass  dieser  P.  aber  dieselbe  Person  gewesen  sei  mit  dem  Prota- 
goras  bei  Nikandros  Alex.  3,  wie  J.  G.  Schneider  Alexiph.  S.  33  unter 
dem  Beifall  von  Meineke  a.  a.  0.  und  Haupt  a.  a.  0.  S.  611  vermuthet, 
ist,  wie  0.  Schneider  richtig  urtheilt,  mindestens  im  höchsten  Grade 
ungewiss.  Wenn  aber  Müller  S.  484  meint:  „Protagorides  (Gyzicenus) 
fortasse  vixit  temporibus  Antiochi  Grypi  (qui  primum  solus,  deinde  cum  An- 
tiocho  Cyziceno  regnavit  inde  ab  an.  125  a.  Ch.).  Is  enim  cum  prae  ceteris 
immani  luxu  ludos  Daphnicos  celebraverit  (v.  Posid.  fr.  31),  facile  auctor 
existere  dlicui  potuü,  ut  ludorum  istorum  magnificentiam  voluminibus  con- 
signaret",  so  kann  dies  zwar  richtig  sein,  aber  s.  0.  Schneider  a.  a.  0. 
S.  16:  „quos  ludos  tametsi  tarn  Antiochus  tertius  sive  magnus  celebrare 
solebat  (cf.  Liv.  XXXIII,  49),  tarnen  Antiochus  Epiphanes  tarn  insana 
paene  munificentia  instituit  convocatis  undique,  etiam  e  Graecia,  hominibus 
(cf.  Polyb.  XXXI,  3  sq.),  ut  non  dubitem,  quin  hos  ab  Epiphane  celebratos 
ludos  Protagorides  sibi  elegerit  haud  ingratam  plerisque  legentium  scribendi 
materiamfe. 

292)  Ath.  IV.  176  a.  183  f.  =  Fr.  2.  3.   iv  ösvtsqoj. 

293)  Ath.  IV.  150  c  =  Fr.  1.    sv  reo  TtqmTcp. 

294)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  487. 

295)  Ath.  XIII.  589  f.  =  Fr.  6.  h  xqlt(o  tcsqI  Atyivrjg.  Schol.  Apoll. 
Rh.  IV,  1712  =  Fr.  3.  sv  nQooTw  nsql  Alyivrjg.  Tzetz.  ad  Lyc.  175.  Seh. 
Pind.  Nem.  VI,  33.  iv  (reo)  7tQ(6tco  (rcöv)  Atyivrjtixcov  =  Fr.  1.  2. 

296)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.' 505-507. 

297)  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  580  =  Fr.  1.  Zenob.  V,  76.  Tzetz.  Hist. 
IX,  833  ff.  =  Fr.  13. 

298)  Schol.  ADT  U.  n,  175.  sv  tij  ä  (s'?  y'  D)  SsooccXmcov  =  Fr.  3. 
Seh.  Apoll.  Rh.  IV,  816.  sv  xqCx(o  rtov  nsql  ©saaccXiccv  =  Fr.  2.  Harpokr. 
TTsvsorcci.    sv  ttj  y'  (oder  8')  nsql  f>stxaXa>v  =  Fr.  4. 

299)  Harpokr.  'Enißoiov  =  Fr.  6  iv  a'  ra>v  nsql  'A&rjvmv. 

300)  Harpokr.  Uqovuia  =  Fr.  7. 

301)  Sex.  Math.  I,  261  =  Fr.  8. 

302)  Dasselbe  wird  nur  einmal  erwähnt,  bei  La.  Di.  II,  55  {sv  tfj  ccq- 
Xovrav  ncci  fOXv^niovi%aiv  avayqacpfj)  in  dem  Artikel  über  Xenophon,  wohl 
ohne  Zweifel  aus  Demetrios  von  Magnesia,  s.  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar. 
S.  330 ff.     Vgl.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  507. 


398    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

Suidas303)  schrieb  &s66aki%d  in  mindestens  2  Büchern304) 
und  ward  bereits  von  Lysimachos  angeführt305),  lebte  also 
spätestens  wohl  zu  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts,  wahrschein- 
lich aber  früher. 

Theagenes  der  Makedone  schrieb  Maxedovixd,  Kccqixcc 
und  %bq\  AlyCv>ris™h). 

Theodoros  von  Hierapolis, welcher TiEQluyavGiv schrieb306), 
war  vielleicht  entweder  derselbe  mit  demjenigen  Manne  dieses 
Namens,  welcher  ein  Werk  über  die  Nomendichter  von  Ter- 
pandros  an,  oder  mit  demjenigen,  welcher  ein  Werk  über 
Dichter  oder  endlich  mit  dem,  welcher  ein  solches  über  die 
Römer  verfasste 307). 


303)  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  464  f. 

304)  Fr.  1  b.  Schol.  Apoll.  Rh.  II,  1231.  EovlSag  ds  iv  ä  GscaaUnrnv. 
Fr.  2  ebend.  1015.  iv  ß.  Steph.  "Apvoog  (=  Fr.  7)  citirt  iv  xaig  revscdo- 
yiaig  ,  vgl.  Müller  S.  465:  „«ist  .  .  .  corrupta  sunt  ex  iv  xoig  Gtxxcdwoig, 
putandum  est  Thessalica  in  genealogiis  potissimum  urbium  conditarum  versata 
esse".  Zweimal  wird  S.  (=  Fr.  4)  neben  Kineas  (Fr.  3.  4,  s.  C.  21.  A.  197) 
genannt,  Strab.  VII.  329.    Steph.  /Jcadoavrj. 

305)  Lysim.  Fr.  11  (vgl.  C.  17.  A.  113)  bei  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  558: 
Zovtdccg  ycco  (=  Fr.  6)  ncti  yAqioxoxiXr\g  6  mol  Evßoiccg  7tS7iQCcy(iaxsv- 
(isvog  x.  t.  A.,  s.  Keil  z.  d.  St.:  „Suidae  ®£G6ccXi%u  intelleguntur ,  Aristo- 
telis  autem  Chalcidensis  nsoi  Evßoiccg  Über". 

305 b)  Die  MccY.sdoviY.ee  zog  Sopatros  aus  (Phot.  Cod.  161.  in  xcov  Osa- 
yivovg  .  .  .  Mccv.s8oviY.mv  nccxaicav) ,  ziemlich  zahlreiche  Bruchstücke  aus 
ihnen  giebt  besonders  Steph.  (ausserdem  s.  Beischr.  z.  Parthen.  6  =  Fr.  11), 
aus  den  Kccoiyu  nur  das  einzige  überhaupt  erhaltne  Fr.  16  (Kcc6xalicc),  aus 
Ttiql  AlyCvr\g  haben  wir  zwei  (17  f.)  b.  Schol.  Pind.  Nem.  111,21.  Schol. 
Plat.  Apol.  19  C.  S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  508-511.  Geffcken  De 
Steph.  Byz.  S.  35  f. 

306)  Fr.  1.  2  b.  Ath.  X.  412  e.  413  b.    S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  512—514. 

307)  La.  Di.  II,  103  im  Homonymenverzeichniss :  nsfintog  (Osodmoog) 
6  7i8oi  xmv  vofiOTtoimv  itsiiQccy(icctEV[ievog ,  ccoi-ocfisvog  ccnb  Ttanccvdoov  .  .  . 
sßöopog  6  xcc  nsol  'Pcafiaicov  7t£7iQccy[iccxsv{ievog  .  .  .  8KV,cadsKccrog  6  ysyocc- 
qpcog  nsoi  noirjxmv.  Aus  ganz  ungewisser  Zeit  sind  die  schon  C.  27.  A.  110 
berührten  Tqooiy.cc  des  Theodoros  von  Ilion,  die  auch  bei  Serv.  z.  Verg. 
Aen.  I,  28  (wo  Müller  richtig  Theodorus  f.  Theodatus  herstellt,  gemeint 
sind).  Ein  Mythograph  Theodoros  erscheint  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  264 
(iv  x|3),  vielleicht,  meint  Müller  S.  513,  der  bei  Ptolem.  Heph.  VII  ge- 
nannte Samothraker,  der  aber  in  Wahrheit  wohl  nur  eine  erschwindelte 
Person  ist.  Endlich  werden  bei  Suid.  üccvlyoj  dsificcxi  noch  die  'Tito(ivrj- 
[iccxcc  von  Theodoros  von  Rhodos  (xov  *Podicov  6xoccxnyov)  angeführt,  wo 
aber  Müller  S.  315  mit  gutem  Grunde  vielmehr  Theodotas  vermuthet, 
s.  C.  21.  A.  466d.  466e. 


Suidas.  Theagen.  Theodor.  Theogen.  Theotim.  Xenagor.  Zenodot.       399 

Theogenes  schrieb  itsgl  AlyivtjgS08). 

üeber  Theophilos  s.  C.  12.  A.  108. 

Theotimos  schrieb  ite  gl  KvQr(v  rjs  in  mindestens 
2  Büchern309). 

Xenagoras310)  schrieb  Xqovlkcc  in  mindestens 4 Büchern311) 
lind  jcsqI  vrjö&v312). 

Zenodotos  von  Troezene  schrieb  vermuthlich  vor  Varro 
über  römische  Geschichte313). 

Von  einer  Reihe  anderer  Geschichtschreiber314)  ist  es  wenigstens 


308)  Schol.  Pind.  Nem.  III,  21.  Schol.  Plat.  Apol.  19  C  (p.  331  Bekk.) 
=  Fr.  17  f.     Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  511. 

309)  Das  1.  wird  Schol.  Pind.  Py.  V,  33  =  Fr.  1  angeführt.  Die  beiden 
anderen  Anführungen  (Fr.  2.  3)  stehen  gleichfalls  in  den  Pindarscholien. 
Auf  die  'IxccXiku  bei  dem  Schwindler  Pseudo-Plnt.  Par.  min.  8  ist  natürlich 
Nichts  zu  geben.     S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  517. 

310)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  526—528. 

311)  Das  4.  citirt  Harpokr.  KqccvuXXlSul  (=  Fr.  4).    S.  Fr.  1—7. 

312)  Fr.  8—13.  Wenn  die  C.  21.  A.  582 b  angeführte  Vermuthung  von 
Knaack  richtig  ist,  dass  im  Et.  M.  27qpijxeta  Androkles  aus  Philosteph. 
citirt  werde,  so  muss  ein  Gleiches  von  X.  gelten,  und  er  rückt  damit  in 
die  ältere  Alexandrinerzeit  hinauf.  Jedenfalls  citirt  ihn  schon  Dionys.  v. 
Hai.  A.  R.  I,  72  (=  Fr.  6).  Uebrigens  vgl.  noch  d.  Nachtr.  z.  C.  22.  A.  326 
hinter  diesem  2.  Bd. 

313)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  531.  Der  Titel  wird  nicht  angegeben. 
Die  ältste  Erwähnung  ist  freilich  erst  bei  Dionys.  v.  Hai.  A.  R.  II,  49 
(=  Fr.  1),  und  das  Citat  bei  Plut.  Romul.  14  (==  Fr.  2)  stammt  wohl  ohne 
Zweifel  aus  Iuba  (s.  A.  357),  Dionys.  und  Iuba  haben  aber  wahrscheinlich 
ihre  Angaben  nicht  aus  eigner  Leetüre,  sondern  aus  Varro,  s.  Samt  er 
Quaestiones  Varronianae,  Berlin  1891.  8.  (Doctordiss.).  S.  57. 

314)  Aethlios  von  Samos  (vQqol  Zcifiicov  in  ionischem  Dialekt,  st 
yvr'jcioc  Ath.  XIV.  650  d  =  Fr.  4),  Agaklytos  (nsql  'OXv[nztccg),  Amphi- 
1  och os  (s.  C.  21.  A.  380b.  Schol.  Eurip.  Phoen.  670,  wenn  jedoch  die 
C.  21.  A.  225  ausgesprochne  Vermuthung  richtig  ist,  vor  Dionys.  v.  Hai.), 
Antenor  (JT^rixa),  Antipatros  (nsgl  *P6dov),  Antigenes  (Plut.  Alex.  46. 
Müller  Scr.  A.  M.  S.  157),  Aristokles  (Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  300  f.), 
Apollothemis,  Architimos  (^xafoxa),  Aristaenetos  (nsgl  (PaariXi- 
#og),  Aristonikos,  Aristophanes  aus  Boeotien  ("Oqol  Orißatcov  und 
ßotamxa),  Astynomos,  Athanadas  {'jpßQawKa) ,  Autokrates  ^A%oXy.ol\ 
Bai a gros  (od.  Balakros?  McmedovL'Kd),  Charikles  (nsql  tov  ccozinov  ccyoovog), 
Claudius  Iolaus  ($oii/txtxa),  Dämon  (negl  Bv^avtlov),  Demognetos 
(itFQl  Kv(dov),  Demoteles  (AlyvntuxKcc),  Echemenes  (T^rnta),  Empedos 
(Anofivrifiovsv(iccta)1  Eparchides,  Erxias  (KoXocpcovicata  und  vielleicht, 
s.  Ath.  VIII.  360  d,  ksq!  'Podov,  wenn  der  Verf.  nicht  vielmehr  Hermias 
hieas,  s.  Kaibel  z.  d.  St.),  Eualkes  ('Ecpsoiatid),  Enagoridas  von  Elia 
(OXv(imovtytai)y  Eukrates  (Podiccncc),  Gorgon  (ittQi  zeov  iv  'Podat  ftvoiaiv) 


400    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

zur  Zeit  nicht  einmal  mit  irgend  einer  Wahrscheinlichkeit  bestimm- 
bar, ob  sie  noch  der  alexaudrinischen  oder  schon  der  christlichen 
Zeit  angehörten. 


Harmodios  von  Leprea  (tcsqi  xtov  nccQcc  <&iyuXsvGi  oder  xara  $iyu- 
Xslccv  vofitficov),  Hegesidemos  von  Kythnos ,  Hekataeos  von  Eretria 
(Plut.  Alex.  46,  wo  auch  er  unter  den  Bekämpfern  der  C.  21.  A.  24  u.  ö. 
erwähnten  Erdichtung  des  Onesikritos  in  Bezug  auf  die  Amazone,  ge- 
nannt wird,  vgl.  auch  A.  280;  in  der  verderbten  Stelle  bei  Skymn. 
V.  869  Müll,  schrieb  man  früher  fälschlich  ovQsxgisvg,  s.  jetzt  vielmehr 
C.  11.  A.  10),  Heropythos  CSIqol  KoXocpcovicav),  Hierokles  (<PiXi6xoQsg), 
Hippagoras  (hsqI  xrjg  Kccqx^ovlcov  oder,  wie  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  430 
vermuthet,  Mccnsdovoov  TtoXiTELciq),  Hippias  von  Erythrae  (nsql  'EgvO-gäv), 
Histiaeos  (4>oM^xixa)  ,  Kleitophon  (rciXccxinu) ,  Kreon  oder  Paeon 
von  Amathus  (KviZQiccHci) ,  Konon  (IxccXl-hcc,  wogegen  Seh.  Apoll.  Rh.  I,  1165 
[=  Fr.  3]  wohl  mit  Keil  Kwaiftiav  herzustellen  und  vor  iv  xoj  xqixo?  xrjg 
Nr\6iä8og  [JrjXiocdog ?]  mit  Reinesius  Zrj^iog  einzufügen  ist,  vgl.  d.  Nachtr. 
hinter  diesem  2.  Bd.  z.  C.  22.  A.  326.  —  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  367  f.), 
Kreophylos  (Ecpsaioav  <x>qol),  Kritolaos,  Kriton  von  Pieria  (s.  Suid. 
u.  d.  W.),  Ktesikles  (Xqovikcc),  Lysanias  von  Mallos  (tii-qI  'Egetgiag), 
Makareus  (Kmccna.) ,  Malakos  CQqol  ZicpvCoiv),  Megakles  oder  Mega- 
kleides  (nsgl  ivdo^cov  ävögäv),  Melisseus  (dzXcpind),  Menelaos  der 
Peripatetiker  von  Anaea,  Menesthenes  (Jloitrtxa),  Nikandros  von 
Alexandreia  (nsgl  xcov  'AQioxoxiXovg  fia&rjxav),  Nikias  (V^xatftxa,  dazu 
s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  463  f.  auch  über  Nikias  von  Malea,  vgl.  C.  19. 
A.  70),  Nikomedes  (Monis dovind,  Accnsdouiiovixci,  tzsqI  'Ogcpiiog),  Parthax 
('JraZtxa),  Pausanias  der  Lakone  (s.  A.  242),  Petellides  von  Knosos, 
Phanokritos,  PhiletasvonEphesos,  Philippos  von  Chalkis  (Plut.  Alex.  46, 
g.  A.  280),  Philippos  von  Megara  (La.  Di.  II,  113  f.  über  Stilpon,  vgl.  C.  2. 
A.  22.  42.  61),  Philistides  (SvyyeviY,d.\  Philistos  von  Naukratis  (in  dem 
Art.  b.  Suid.  vermengt  mit  dem  Syrakuser,  so  dass  dem  Naukratiten  nur 
Alyv7txiay.cc ,  nsql  xrjg  Alyvnxicov  ftsoXoylag,  tisqi  Aißvrjg  v.aX  Zvqiag  ver- 
bleiben, dazu  tvsqI  NccvtiQccTovg ,  falls  dies  in  ksqI  Navagutstog  zu  ändern  ist, 
während  Toups  Aenderung  der  unmittelbar  vorangehenden  Worte  ngog  xbv 
Tqlkccqccvov  Xoyov  in  it.  x.  Xdgcovog  X.,  wo  denn  kein  Komma  hinter  diesen 
Worten  zu  setzen,  sondern  die  Schrift  über  Naukratis  gegen  Charon  von 
Naukratis,  s.  A.  219.  C.  30.  A.  23,  gerichtet  gewesen  wäre,  sehr  zweifelhaft 
erscheint),  Philokrates  (©frtcdtxa),  Philomnestos  (tcsqI  xtov  iv  'Poda) 
UfiLV&si'mv,  s.  C.  37.  A.  9),  Philonides,  Philteas  (Nu£,iayid),  Polychar- 
mos  von  Naukratis  (nsQi  'AcpQodixrjg,  vielleicht  derselbe  P.  Avmay.cc),  Po  sei  - 
dippos  (nagi  Kvidov,  vgl.  C.  36.  A.  59),  Possis  von  Megara  (Msyccgiud), 
Prokies  von  Karthago,  Protarchos  von  Tralles,  Pyrgion  (Kq^xihu 
vofiLfia),  Skamon  von  Mytilene  (EvQrjfiaxa,  negl  Aiaßov),  Seleukos  von 
Emesa  (s.  Suid.  u.  d.  W.),  Skythinos  ('IoxoQLtj),  Sostrat os  (TvQQrjviiid, 
©QocMHcc),  Telephanes  (ksqI  xov  ciaxsog),  Telesarchos  (AQyoXwd), 
Tenpalos  von  Andros  fifAstaxa),  Themison  (izeql  JlaXXr]vC8og) ,  The- 
mistagoras    von    Ephesos    (Xqvgst}    ßißXog),    Theognis    (ttsqI    xwv    iv 


Pseudo-Demades.  401 

Unter  dem  Namen  des  Dem  ad  es  war  nicht  bloss  eine 
Schrift  Ttegl  rrjg  eccvtov  dadsxccstoag*15)  gefälscht,  von  der 
uns  noch  ein  längeres  Bruchstück  erhalten  ist316),  und  dazu 
noch  verschiedene  andere  Reden 316b),  sondern  es  soll  sogar  eine 
vorgeblich  von  ihm  geschriebene  Geschichte  von  Delos  und 
den    Sagen    dieser    Insel    existirt    haben317),    was    aber   doch    so 


Pü8(p  &v6uov),  Theokies,  Theseus  (KoQiv&iaita) ,  Timagoras  {ßr\- 
ßaCncc,  s.  A.  223),  Timomachos  (Kynoianci) ,  Xenion  (äq^zi-hcc),  Zenis 
(nsa)  X(ov)  und  andere. 

315)  338—326. 

316)  In  verschiednen  Handschriften  der  attischen  Redner,  daher  auch 
in  den  Ausgaben  derselben,  zuletzt  besonders  herausgegeben  von  Blass 
hinter  Deinarchos,  Leipzig  1871.  8.  Dass  D.  nichts  Schriftliches  hinterliess, 
bezeugen  Cic.  Brut.  9,  36  und  Quintil.  II,  17,  13.    XII,  10,  49. 

316 b)  Ein  Verzeichniss  von  14  solchen  Reden  mit  neql  xfjg  Scodsnasticig 
an  der  Spitze,  die  fast  alle  entsprechenden  Reden  des  Demosthenes  oder 
unter  dessen  Namen  entgegengesetzt  waren,  findet  sich  in  dem  schönen 
Cod.  Laurent.  LVI,  1  aus  dem  13.  Jahrh.,  s.  R.  Scholl  Zu  Demosthenes 
und  Demades,  Hermes  III.  1869.  S.  274—281.  Dasselbe  bestätigt  die  Ver- 
muthung  von  Sauppe  0.  A.  II.  S.  316.  Anm.,  „dass  in  der  That  noch  dem 
Tzetv.es  oder  seinen  Gewährsmännern  solche  Declamationen  gegen  De- 
mosthenes unter  D.  Namen  vorgelegen  haben,  aus  denen  recht  sonderbare 
Stilproben  wie  Chil.  VI,  16  ff.  112  ff.  entnommen  sind.  Die  beiden  Reden, 
welche  er  hier  ausdrücklich  namhaft  macht,  finden  sich  in  diesem  Ver- 
zeichniss wieder:  nqog  xov  naxcc  xf\g  slqr\VYig  und  Ivctvxlog  ^AXovtysixaig" '. 
Die  erstere  war  aber  sicherlich  nicht  der  demosthenischen  Rede  neql 
stqrjvrjg  entgegengestellt,  sondern  wahrscheinlich  der  nichtdemosthenischen 
7t8Ql  t(ov  nqog  'AXtt-avdqov  övv^xalv,  s.  Scholl  S.  281.  A.  1.  Noch  be- 
zeichnender ist  es,  dass  sogar  auch  die  11.  Rede  unter  dem  Namen  des 
Demosthenes,  die  sicher  selbst  bereits  gefälscht  war  (s.  C.  35.  A.  3),  hier 
ihr  Gegenbild  fand:  vneq  rrjg  teiXinnov  eniGxoXrig  y  ebenso  die  13.,  mit  der 
es  mindestens  ähnlich  steht:  nqbg  xov  vnsq  %y\g  6vvxciI-seog.  Diese  Mach- 
werke hatten  also,  wie  Scholl  S.  282  bemerkt,  den  bereits  festgestellten 
Kanon  der  demosthenischen  Reden  zur  Voraussetzung.  Sie  entstanden  also 
erst  nach  Kallimachos.  Dass  im  Uebrigen  weder  die  Stoffe  noch  die 
Trivialität  der  Proben  einen  Anhalt  für  eine  späte  Entstehungszeit  giebt, 
hat  derselbe  kurz  und  gut  gezeigt,  und  ich  möchte  nicht  einmal  mit  ihm 
ganz  unbedenklich  behaupten,  dass  „die  bestimmten  Zeugnisse  Ciceros 
und  Quintilians  (s.  A.  316)  wie  Dionysios'  Stillschweigen  das  Vorhandensein 
von  ihnen  allen  vor  der  Mitte  des  1.  Jahrhunderts  n.  Chr.  nothwendig  aus- 
schliessen".  Der  10.  Titel  ivavxiog  xotg  iv  Msaarjvrj  entspricht  der  in  die 
zweite  philippische  Rede  eingeflochtenen  Episode  über  die  messenischen 
Vorgänge,  der  13.  naxa  6V[i[id%(ov  der  rhodischen  Rede,  wie  Scholl 
S.  281.  A.  1  bemerkt. 

317)  Suid.  4rj(icc8r}g.   k'yociipev  'AitoXoyiapbv  nqbg  'OXvintiada  xrjg  savxov 

Susbmthl,  griech.-alcx.  Litt.-Gesch,    II.  26 


402    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

sonderbar  ist,  dass  es  vielleicht  auf  irgend  einer  Verwechselung 
beruht318). 

Von  den  historischen  Schriftstellern  endlich,  welche  vor- 
wiegend bereits  der  ältsten  Kaiserzeit  angehören,  mag  schon  hier 

Iuball319),  König  von  Mauretanien,  Sohn  König  Iubas  I 
von  Numidien  und  Abkomme  von  Masinissa320),  behandelt  werden. 


dadsnccsTLctg ,  'IgtoqCccv   7t£qi   dr\kov   xca   xi\g  ysv86Scog   xmv   Arjrovg  naidav. 
Ein  Bruchstück  Schol.  Hesiod.  Theog.  913  hat  sich  erhalten. 

318)  Viel  zu  zuversichtlich  schreibt  Müller  S.  377:  „dubium  vix  est 
alium  quendam  eiusdem  vel  similis  nominis  virum  cum  oratore  apud  Suidam 
confundi".  Scholl  S.  279  dagegen  meint,  wir  hätten  „auch  für  dies  Werk 
den  Platz  in  den  Rhetorenschulen  zu  suchen,  wo  dergleichen  Variationen 
mythologischer  Themen  beliebt  waren".  Allein  damit  ist  die  Seltsamkeit 
nicht  erklärt  es  gerade  dem  D.  unterzulegen:  für  Keinen  passte  es  doch 
weniger.  Die  Entstehungszeit  ist  auch  hier  völlig  dunkel:  sollte  wirklich 
der  Redner  D.  als  Verfasser  gleich  ursprünglich  hingestellt  sein,  so  wird 
man  wiederum  wohl  eher  an  eine  nachalexandrinische  zu  denken  haben. 

319)  Sevin  Recherches  sur  la  vie  et  les  ouvrages  de  Juba  le  jeune, 
Mem.  de  l'Acad.  des  inscr.  T.  IV.  S.  457  ff.  Hulleman  De  vita  et  scriptis 
Iubae,  Utrecht  1845.  8.  (Steht  mir  nicht  zu  Gebote).  Spiro  Art.  Iuba  in 
d.  Encykl.  v.  Ersch  u.  Gruber.  Goerlitz  Iubae  II  regis  Mauritaniae  vita 
et  fragmentorum  pars  I.,  Breslau  1848.  8.  (Doctordiss.).  De  Iubae  II  regis 
Mauritaniae  fragmentis,  pars  altera,  Breslau  1862.  4.  (Gymnasialprogr.). 
Plagge  De  Iuba  II  rege  Mauretaniae,  Münster  1849.  8.  (Doctordiss.). 
C.  Müller  F.  H.  G.  III.  S.  465  —  484.  L.  Müller  Numismatique  de  Tan- 
cienne  Afrique  III.  Kopenhagen  1862.  S.  103  —  125.  H.  Peter  Ueber  den 
Werth  der  historischen  Schriftstellerei  von  König  Iuba  II  von  Mauretanien, 
Meissen  1879.  4.  hat  zuerst  den  schriftstellerischen  Charakter  des  I.  völlig 
klar  gestellt  (s.  jedoch  C.  30.  A.  333,  365).  De  la  Blanchere  De  rege 
Iuba  regis  Iubae  filio,  Paris  1883.  8.  ist  mir  nur  durch  die  Rec.  v.  H.  Peter 
Philol.  Anz.  XV.  1885.  S.  117—121  bekannt.  —  Bei  den  Griechen  wird  er 
bald  'ioßccg,  bald  'iovßccg  genannt,  einmal  (s.  A.  367)  'ioßdtrjg. 

320)  Sein  Grossvater  war  Hiempsal  (Suet.  Caes.  71),  welcher  nach 
Iugurthas  Sturz  König  von  Numidien  ward  (Pseudo-Caes.  Bell.  Afr.  56), 
Sohn  des  Gauda  (vgl.  Sali.  lug.  65).  Der  Vater  von  Gauda  und  dem 
Bastard  lugurtha  aber  war  Mastanabai,  ein  Sohn  von  Masinissa  (Sali. 
a.  a.  0.).     S.  C.  1.  L.  IL  No.  3417: 

REGI.  IVBAE.  RE<GIS> 
IVBAE.  FILIO.  REGI<S> 
HIEMPSALIS.  N.  REGIS  GAV<DAE> 
PRONEPOTI.  REGIS.  MASINISS<AE> 
PRONEPOTIS.  NEPOTI 
IIVIR.  QVINQ.  PATRONO 
COLONI 
und  über  diese  Inschrift  A.  335.  Vgl.  Goerlitz  I.  S.  3  f.,  auch  Plagge  S.  1  ff. 


Iuba  II,  König  von  Mauretanien.  40 B 

Er  wird  etwa  um  51  oder  50  geboren  sein 321).  Sein  Vater 
hielt  zur  Partei  des  Pompeius  und  gab  sich  daher  nach  der 
Schlacht  bei  Thapsos  46  selbst  den  Tod,  um  nicht  in  die  Hände 
des  Siegers  zu  fallen322).  Der  junge  Iuba,  damals  noch  ein  un- 
mündiges Kind,  zierte  den  Triumph  des  Caesar323),  ward  dann 
aber  in  Rom  offenbar  gut  erzogen,  trat  dem  Octavianus  nahe, 
begleitete  diesen  in  den  Krieg  gegen  Antonius  und  erhielt  dann 
25  entweder  statt  des  väterlichen  Reiches  oder  aber  noch  zu 
demselben  oder  vielmehr  einem  Theil  desselben  einen  Theil  von 
Gaetulien  und  das  ehemalige  Besitzthum  der  Könige  Bokchos  und 
Bogos  oder  Boguas  (Bogud)  Mauretanien324)  mit  der  Residenz  in 
Iol.  Diese  Stadt  erweiterte  und  verschönerte  er  bedeutend  und 
nannte  sie  seinem  kaiserlichen  Gönner  zu  Ehren  in  Caesarea 
um 325).  Ferner  wurde  er  fünf  Jahre  später  20  mit  Kleopatra  Selene, 
der  Tochter  des  Antonius  und  der  Kleopatra,  vermählt326).    Ein 


321)  S.  A.  323.  333. 

322)  Pseudo-Caes.  Bell.  Afr.  94.  Dio  Cass.  XLIII,  8.  Appian.  B.  C. 
II,  300.     Weiteres  b.  Spiro  S.  319. 

323)  Appian.  B.  C.  II,  101.  sv&cc  %a\  'ioßcc  nötig,  'ioßccg  b  Gvyyocccpsvg, 
ßqscpog  av  £xi,  nccQrjysxo.  Plnt.  Caes.  55.  xoxs  nctl  vibg  mv  sksivov, 
xofiidrj  vrjniog,  sv  reo  d'Qidfißco  naQrjx&r] ,  liccKctQicöxdtrjv  aXovg  ccXcogiv, 
sv.  ßciQßuQOv  Y.cu  vopocSog  'EXXr'ivcov  xoig  noXvfia&sGxctxoig  svciQi&iiog  yivscd-eci 
GvyyocccpsvGi.  Vgl.  Aelian.  N.  A.  VII,  23  u.  Suid.  'loßag,  Aißviqg  ncci  Mccv- 
Qovßiccg  ßaGiXsvg,  ov  Xaßovxsg  kcci  (iccGxiymGotvxsg  (!)  oi  *Pco[mxloi,  ov  {irjv 
ccvsiXov  dicc  xrjv  nctidsvGiv  (naidsiav  Spiro  S.  320.  A.  3  wohl  mit  Recht): 
über  den  Ursprung  dieser  Verkehrtheit  s.  C.  Müller  S.  465.  A.  2. 

324)  Mauretania  Tingitana  und  Caesariensis.  Dio  Cass.  LI II,  26.  nctv- 
guiisvov  ds  xov  noXs^iov  xovxov  (es  ist  der  cantabrische  Krieg  gemeint)  .  .  . 
xco  (jisv  'Toßcc  xrjg  xs  rccixovXiccg  xivcc  kvxi  xrjg  natgepag  ccQ%rjg,  snslitso  ig  xov 
xmv  'Pcoficcicov  noofiov  ol  nXsiovg  avxoov  SGsysyooccpaxo ,  nai  xa  xov  Bon%ov  ytai 
Boyovov  sScons.  Strab.  XVII.  828.  (iihqov  (isv  ovv  tcqo  r^imv  ot  nsoi  Boyov 
ßccciXsig  nccl  Bo%%ov  ytaxsi%ov  a.vxr\v  (näml.  Mauretanien)  rpiXoi  'Pmticcttov 
ovxsg'  sxXinovxcov  8s  xovxcov  'iovßctg  nctqsXotßs  xr\v  d.q%r\v ,  Sovxog  xov  2s- 
ßciGxov  Kccioagog  %aX  xuvxr\v  uvxco  xr\v  ccq%r}v  nqbg  xfj  naxgepee  v..  x.  X.,  vgl. 
A.  328.  334.  VI.  288.  vvvl  8'  stg  Iovßccv  TZsqisGxnitsv  r\  xs  MavoovGi'a  nai 
noXXcc  (isorj  xrjg  aXXr\g  Aißvr\g  8iä  xr\v  nqbg  'Poa^a^ovg  svvoidv  xs  v.a.1  cpiXiccv. 
Vgl.  Dio  Cass.  LI,  15  (s.  A.  326)  u.  d.  Nachtr.    Ueber  die  Zeit  s.  A.  333.  334. 

325)  Strab.  XVII.  831.  i\v  8s  sv  xfj  naqccXia  xavxrj  noXig  'imX  ovo[ux} 
i}v  STiiY-xtGccg  'lovßccg  b  xov  IlxoXsfiaiov  ncixrjq  [isxotvofiaGS  KaiGuqsiciv,  s%ov- 
Gccv  ncci  Xi[i8va  xat  nqb  xov  Xifisvog  vtjgiov  h.  x.  X.  Plin.  V.  §.  20.  Promon- 
torium Apollinis  oppidumque  ibi  celeberrimmn  Caesarea,  ante  vocitatum  Iol, 
lubae  regia.     Er  legte  hier  auch  eine  königliche  Bibliothek  an,   s.  A.  367. 

326)  Dio  Cass.  LI,  15.  r\  8s  KXsondxqcc  'loßcc  xov  'ioßov  nctiSl  gvvw%i^gs. 
xovxcp  yaq  6  KctiGUQ  xqcccpsvxi  sv  xfj  'ixccXicc  %ctl  GVGxqaxsvGOifisva)  ot  xotvxnv 

26* 


404    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

6  n.  Chr.  ausgebrochner  Aufstand  der  Gaetuler  gegen  ihn  ward 
durch  Cornelius  Cossus  gedämpft327).  Inzwischen  hatte  er  nach 
dem  Tode  seiner  Gattin,  die  ihm  einen  Sohn  Ptolemaeos  hinter- 
liess328),  eine  zweite  Ehe  mit  der  Glaphyra,  Tochter  des  Königs 
Archelaos  von  Kappadokien329),  geschlossen,  wenn  anders  dieser 
Angabe330),   was  aber  doch  wohl   anzunehmen   steht,  überhaupt 


XS    HCci    XTjV    ßcCCiXSlCCV    X7]V    7CUXQCOCCV    sd(OY.S.      Plut.   AütOü.   87.    Kai  KXs07tCCXQC£V 

(isv  xr\v  ii;  KXsondxQag  'ioßcc,  x<p  %ccQtsaxdx(p  ßaaiXscov,  6vvcp-*i6sv  (näml. 
'Ov-xocßCct).  Suid.  fährt  fort:  r\v  ds  siti  Avyovoxov  Kaiaccoog,  nccl  xr\v  KXso- 
ndxqag  &vyaxsQcc  SsXrjvrjv,  rjv  sn  xov  Kai6aoog  Tatov  (!)  ysvofisvrjv  etzs- 
itoirjxo,  yvvctLKct  sl'Xricps.  Vgl.  auch  Strab.  XVII.  828  (s.  A.  325).  Ueber 
die  Zeit  s.  Mommsen  Observv.  epigr.  XIV.  Corollaria  de  Cleopatra  Iubae 
domoque  Archelai  regis  Cappadociae,  Ephem.  epigr.  I.  1872.  S.  276  f.,  der 
freilich  nur  sagt:  „non  post  a.  U.  G.  743,  quo  ea  annum  agebat  quintum 
decimum".  Auf  Münzen  aus  dem  6.  Regierungsjahr  des  I.  (vgl.  A.  333) 
erscheint  nämlich  Kleopatra  neben  ihrem  Gatten,  auf  anderen  Münzen  in 
fast  beispielloser  Weise  allein,  was  Mommsen  durch  die  Hypothese  er- 
klärt, dass  entweder  Mauretanien  eigentlich  ihr  oder  das  ganze  Reich 
beiden  Gatten  gemeinsam  übertragen  sei.  In  beiden  Fällen  müsste  die 
Verlobung  schon  5  Jahre  früher  geschehen  sein,  wenn  auch  die  eigentliche 
Ehe  bis  zur  Mannbarkeit  der  Kleopatra  verschoben  werden  musste,  also 
kaum  vor  20  v.  Chr.  Statt  fand. 

327)  Dio  Cass.  LV,  28.     Vgl.  Flor.  IV,  21,  40.     Vellei.  II,  116. 

328)  S.  A.  324.  331.  334.  335.  337.  Dio  Cass.  LIX,  25.  Suet.  Calig.  26. 
Sen.  Tranqu.  an.  11.  Dazu  eine  Tochter  Drusilla,  die  nachherige  Gemahlin 
des  Antonius  Felix,  Praefecten  von  Iudaea,  Tac.  Hist.  V,  9.  Cleopatrae  et 
Antonii  nepte.  Nächst  den  Münzen  aus  dem  6.  Regierungsjahr  des  I.  folgen 
(vgl.  A.  333)  die  aus  dem  31.,  und  auf  ihnen  steht  er  allein  und  war  also 
6  n.  Chr.  wahrscheinlich  unbeweibt.  Der  Tod  der  Kleopatra  trat,  wenn  es 
mit  der  Angabe  über  die  zweite  Ehe  ihres  Gemahls  (s.  A.  330.  331)  seine 
Richtigkeit  hat,  spätestens  2  n.  Chr.  ein. 

329)  S.  über  ihn  C.  22  z.  E. 

330)  Ioseph.  A.  I.  XVII,  13,  4.  7iccQCC7zXr}6icc  ds  xai  TXcccpvqa,  xjj  yvvuivX 
ccvxov  (näml.  'Aq%sXdov)  xvy%dvsif  ßaailscog  'Ao%sXdov  %vyuxq\  ovar],  y 
6vvcQ%Ei  nctQ&svov  Xccßoav  'AXs^avdqog  *Hoc6dov  fisv  vtög  'AqxbXolov  ds  ddsX- 
qpog*  S7tsl  ds  avfißatvsL  xov  'AXs^avdqov  vnb  nuxqbg  xsXsvxr]6cci,  'ioßu  xm 
Aißvcov  ßccoiXsi  yafistxaf  (isxccoxdvxog  (!)  ds  xov  Aißvog  %r\qsvov6av  sv  Kamta- 
doniu  TzocQcc  xa>  naxql  'Aq%sXctog  ayszcci  xv\v  6vvoikovoccv  uvxtö  Mccqlcc(1(it]v 
snßaXtov.  Dass  (isxaßxdvxog  (oder,  wie  es  in  der  anderen,  gleich  anzu- 
führenden Stelle  heisst,  xeXsvxrj6ccvxog)  thatsächlich  unrichtig  ist,  erhellt 
daraus,  dass  Glaphyra  7  n.  Chr.  starb  nach  der  eignen  Angabe  des  Ioseph. 
B.  I.  II,  7,  4.  cch,iov  ds  [ivrmrjg  rjy^6cc(i7jv  ncti  xo  xrjg  yvvuiY.bg  avxov  (näml. 
'Aq%sXccov)  rXcccpvqccg  ovccq,  rjnsQ  7\v  ^vydxrjq  (isv  ,Aq%sXdov  xov  Kocnnu- 
doncav  ßccüiXstog,  yvvrj  d'  'AXs^dvdqov  ysyovvta,  xb  nqmxov,  6g  i\v  adsXybg 
(isv  'Aq%sldov  nsql  ov  disi-iiLSv,  vtbg  d'  'Hqtadov  xov  ßccoiXscog  .  .  .  psxu  ds 


Iuba  II,  König  von  Mauretanien.  405 

zu  trauen  ist331),  und  dann  wahrscheinlich  diese  seine  zweite 
Gemahlin  auch  schon  wieder  Verstössen332).  Er  regierte  min- 
destens 48  Jahre333)  und  starb  also  frühestens  23  und  spätestens 
Anfang  24  n.  Chr.334).     Die   spanischen   Städte  Gades   und  Neu- 


ron sy.sCvov  duvccxov  avvaurjGEv  'Ioßu  x<p  ßaoiXEvovxi  Aißvr\g,  ov  xeXevxi\- 
öavxog  (!)  inccvsXd'ovaav  ccvxjjv  xcu  %r\QEvovcuv  naqa  xa>  naxol  Q'EccöccnEvog 
6  E&vccQxiqg'AqxEXaog  snl  xogovxov  EQoaxog  rjX&EV,  cogxe  nciQaxQrj^a  xr\v  gvvoi- 
M0V6CCV  ctvxqi  MaQicc^firjv  cc7i07istiipcc[i6vog  e-kelvtjv  ccyccyioQ'ai.  naQaysvoiisvr} 
xoivvv  slg  'Iovöcclocv,  [isx'  bXCyov  xrjg  acpi^Ecog  %qovov  eöo^ev  ETtiGxdvxu  xov 
'AXeJ-ccv8qov  avxjj  Xsysiv  „<x7tEXQrj  ^ev  o  naxcc  Aißvr\v  gol  yccfiog,  gv  de  ovy. 
aQKsod'SLaa  xovxco  ndXiv  sni  xrjv  i[irjv  egxlccv  dvay.d(i7txEig ,  xoixov  ctvdQcc, 
nccl  xavxcc  xov  ccdsXcpov,  oo  xoXprjod ,  xov  Efibv  rjQ7](ievr}.  itXi\v  ov  7tSQi6ipO{icu 
xr\v  vßoiv ,  äitoXrjipoiiai,  de  GS  ■aal  pri  ftEXovGccv".  xovxo  dir}yrjauiLEvri  xb 
ovuq  Svo  [löXig  r}[iEQcig  sßC(o. 

331)  Mornmsen  S.  277  f.  hat  auf  Grund  von  ihr  das  Bruchstück  einer 
attischen  Inschrift  C.  I.  A.  III.  549  folgendermassen  ergänzt:  rj  (ßyovXfj  nal 
(b  drjuog ß^ccaCXiaoav  (rXcccpvQCCvy'A^Qyx^yXdov  ftvy^axsQu'loßccy  yvvahi(cc 
(XQsxrig  eveko)  (vgl.  A.  335 b).  Goerlitzl.  S.  7  ff.  und  Plagge  S.  18  ff. 
begnügen  sich  damit  sie  einfach  zu  verwerfen.  Höchstens  hält  Letzterer 
es  für  möglich,  dass  I.  die  Glaphyra  neben  der  Kleopatra  Selene  zur  Frau 
genommen  habe.  Er  übersieht  aber,  dass  derselbe  mit  Letzterer  4  v.  Chr. 
schon  16  Jahre  verheirathet  war  und  folglich  Ptolemaeos  schwerlich  später 
geboren  sein  kann,  wobei  auch  die  rhetorische  Floskel  von  Tac.  Ann. 
IV,  23.  adhuc  raptabat  Africam  Tacfarinas  auctus  Maurorum  auxiliis,  qui 
Ptolemaeo  Iubae  filio  iuventa  incurioso  libertos  regios  et  servilia  mini- 
steria  bello  mutaverant  in  Bezug  auf  diesen  im  J.  24  n.  Chr.  noch  sehr 
wohl  verständlich  ist. 

332)  So  nach  theilweisem  Vorgange  von  Norisius  Cenotaphia  Pisana 
S.  238  Spiro  S.  321  und  C.  Müller  S.  466.  Sonst  bliebe  nur  übrig  den 
zweiten  Theil  der  Nachricht  des  Ioseph.  ganz  zu  verwerfen. 

333)  Nach  dem  Zeugniss  der  Münzen,  die  ausser  dem  6.  und  31. 
(s.  A.  326.  328)  aus  diesem  Jahre  sind,  bei  Mionnet  VI.  S.  599—604. 
No.  11—52.  Suppl.  IX.  S.  215—218.  No.  3— 15  und  in  den  anderen  bei 
Spiro  S.  321.  A.  37  verzeichneten  Werken,  und  zwar  von  25  ab  gerechnet, 
daher  denn  die  frühere  Annahme,  er  habe  schon  30  oder  29  sein  väter- 
liches Reich  und  dann  25  statt  dessen  Mauretanien  erhalten,  schwerlich 
statthaft  ist,  s.  dagegen  auch  Strab.  XVII.  828  (vgl.  A.  324).  Vgl.  A.  334 
und  Goerlitz  I.  S.  7  f. 

334)  Dies  von  L.  Müller  a.  a.  0.  S.  114  f.  gefundene  Ergebniss  ist  gegen 
die  Anfechtungen  von  Niese  Beiträge  zur  Biographie  Strabos,  Hermes  XIII. 
1878.  S.  35  f.  A.  1  siegreich  von  Rühl  Das  Todesjahr  Iubas  II,  Jahrb.  f. 
Ph.  CXVII.  1878.  S.  542  —  544  vertheidigt  worden.  Aus  Strab.  VI.  288 
(s.  A.  324)  erhellt,  dass  I.  etwa  .18  n.  Chr.  noch  lebte,  dagegen  wird  er 
XVII.  828  (bald  nach  den  A.  324  mitgetheilten  Worten),  'ioßag  [ihv  ovv 
vEcoati  exeXevxcc  xov  ßtov ,  diadsdEHZcu  ds  xr\v  a$%r\v  vlbg  IlxoXs[ictiog  ys- 
yovmg   eI-  'Avxcoviov   &vy<xxQos   nai   KXeondxQccg   (vgl.  840.    Aißvr\v   ogt\   vnb 


4<  H)    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

karthago  ehrten  ihn  durch  Ernennung  zu  ihrem  Duumvirn335). 
Die  Athener  Hessen  ihm  eine  Statue  auf  dem  Ptolemaeon  er- 
richten335  b).  Er  war  ein  überaus  fruchtbarer  Schriftsteller336); 
aber  diese  Fruchtbarkeit  ward  dadurch  ermöglicht,  dass  er  seine 
eignen  Werke  einfach  aus  denen  Anderer,  und  zwar  meist  sogar 
von  Zeitgenossen  oder  wenig  Aelteren  und,  wo  dies  nicht  der 
Fall  war,  doch  nur  aus  allbekannten  Quellen,  wie  Berosos  und 
Onesikritos,  zusammenschrieb,  wobei  er  sich  denn  obendrein  noch 
kritiklos  über  die' Unzuverlässigkeit  des  Letzteren  täuschte 336b). 
Von  seltneren  Vorlagen  hat  sich  zum  Mindesten  bisher  nur 
Hannos  Periplus  bei  ihm  nachweisen  lassen,  den  er  allem  An- 
schein nach  in  seinen  Jißvxd  wiedergab,  und  zwar  wohl  laut 
seinem  eignen  Vermerke337),  wie  er  denn  wenigstens  so  ehrlich 

'P<o(iaLOig,  el-(o  %r\q  vnb  'fovßcc  (isv  tzqotsqov,  vvv  ds  ritoXs(iaicp  reo  susivov 
ncctöi)  als  ein  jüngst  Verstorbener  bezeichnet,  woraus  denn  sonach  einfach 
folgt,  dass  das  17.  ß.  des  Strab.  frühstens  23,  also  5  Jahre  nach  dem  6., 
vermuthlich  aber  auch  kaum  später  geschrieben  ist.  Aus  Tac.  a.  a.  0. 
aber  geht  hervor,  dass  24  schon  Ptolemaeos  regierte. 

335)  Das  Erstere  bezeugt  Avien.  Or.  marit.  275  ff.,  das  Letztere  eine 
Münze  (Mionnet  VI.  p.  662,  14),  auf  deren  Vorderseite  1VBA  REX  IVBAE 
F.  II.  V.  Q.  (=  duumvir  quinquennalis) ,  und  auf  deren  Rückseite  CN. 
ATELLIVS  P0NT1.  II.  V.  Q.  steht  (so  dass  also  der  Pontifex  Cn.  Atellius 
sein  College  in  dieser  Eigenschaft  wie  nach  einer  zweiten,  entsprechenden 
Münze  später  der  seines  Sohnes  Ptolemaeos  war),  und  ein  bei  Neukarthago 
gefundner  Stein  mit  der  A.  320  mitgetheilten  Inschrift,  die  leider  bei 
Wernsdorf  Poet.  Lat.  min.  T.  V.  P.  III.  S.  1419  (S.  502  Lemaire)  in 
seiner  sonst  vortrefflichen,  bei  C.  Müller  S.  466  f.  wiederabgedruckten  Er- 
läuterung derselben  in  der  sehr  fehlerhaften  Gestalt,  in  welcher  sie  ursprüng- 
lich veröffentlicht  ward,  benutzt  ist,  während  inzwischen  nach  Ximenes 
Diario  durch  Shaw  Voyage  II,  156  und  ungenau  nach  ihm  durch  Eckhel 
Doctr.  numm.  IV.  S.  158 b  (Wien  1794)  wesentlich  bereits  die  richtige  be- 
kannt wurde,  die  noch  bei  C.  Müller  nicht  einmal  erwähnt  wird.  Vgl. 
Goerlitz  I.  S.  3  f. 

335b)  Neben  der  des  Chrysippos,  Paus.  I,  17,  2.  Vgl.  La.  Di.  VII,  182. 
Cic.  Fin.  I,  11,  39.     Vgl.  auch  A.  331. 

336)  Suid.  Bygai^E  noXXcc  neevv. 

336 b)  Hiernach  ist  das  von  den  Späteren  seiner  Gelehrsamkeit  ertheilte 
hohe  Lob  (s.  A.  323.  326.  337.  Plut.  Sertor.  9  =  Fr.  19  [vgl.  A.  347]. 
navttov  i6toQiY.(otocxov  ßcc6iXscc.  Plin.  V.  §.  16  [nach  den  A.  337  angef. 
Worten].  Iuba  —  imperitavit :  studiorum  claritate  memorabilior  etiam  quam 
regno)  auf  ihr  richtiges  Mass  zurückzuführen.  Eine  Zusammenstellung  von 
verschiednen  Fabeleien,  die  er  sich  in  seiner  Leichtgläubigkeit  hat  auf- 
binden lassen,  giebt  Spiro  S.  322. 

337)  Vgl.  Plagge  S.  89  f.  Peter  S.  5  ff.  S.  Ammian  Marceil.  XXII, 
15,  8  =  Fr.  29.  rex  autem  Iuba  Punicorum  confisus  textu  librorum  a  monte 


Iuba  II,  König  von  Mauretanien.  407 

gewesen    zu    sein    scheint   überall    seine    Quellen    zu    nennen338). 
So    bezeichnete    er,    wie   schon   oben338b)  gesagt    ist,    in   seineu 


quodam  oriri  eum  (näml.  Nilum)  exponit,  qui  situs  in  Mauretania  despectat 
oceanum  und  Solin.  32,  2.  p.  155  Momins.  originem  habet  (Nilus)  a  monte 
inferioris  Mauretaniae,  qui  Oceano  propinquat.  hoc  adfirmant  Punici  libri: 
hoc  Tubam  regem  accipimus  tradidisse  (beide  aus  derselben  Quelle),  ferner 
Solin.  24,  15.  p.  124.  hacc  de  Atlante,  quem  Mauri  Addirim  nominant,  et 
Hannonis  Punici  libri  et  nostri  annales  prodiderunt,  Iuba  etiam  Ptolemaei 
filius  (!),  qui  utriusque  Mauretaniae  regno  potitus  est  nach  Plin.  V.  §.  16 
(=  Fr.  26).  Iuba  Ptolemaei  pater,  qui  primus  utrique  Mauretaniae  im- 
peritavit  .  .  .  similia  prodidit  de  Atlante,  vgl.  §.  8.  fuere  et  Hannonis  Car- 
thaginiensiiim  ducis  commentarii  Punicis  rebus  flortntissimis  explorare  am- 
bitum  Africae  missi,  quem  secuti  plerique  a  Graecis  nostrisque  etc.  Ath. 
III.  83  b  (=  Fr.  24).  AlpiXiavog  de  eXsyEV  'ioßuv  xbv  MavQOVoicov  ßuaiXEcc, 
ävöqa  noXv  [*,<*&  eüxccxov,  ev  xoig  tzeqI  Aißvr\g  6vyyQci(i(iaOL  {ivrjfiovEvovra  xov 
nixQLOv  %a\si6fttti  cpa6K£iv  ccvto  nciQa  xolg  Aißvoi  iir\Xov  eotzeqlkov,  worauf 
Demokritos  erwidert:  si  [isv  xi  xovxav  'loßccg  lgxoqei,  %cciqex(o  Aißvna.tGi 
ßißXoig  exi  xe  xaig  "Avvcovog  nXccvaig:  von  den  beiden  Erklärungen,  welche 
Peter  S.  6.  Anm.  *  für  möglich  erklärt,  lässt  der  Zusammenhang  nur  die 
letztere  zu:  die  Aißvnal  ßCßXoi  sind  die  unmittelbar  vorher  genannten 
eignen  ovyyQCifificixct  nsgl  Aißvrjg  des  I.  und  die  "Avvcovog  nXd.vca  der  von 
ihm  ausgeschriebne  Periplus  des  Hanno.  Also  kannte  Ath.,  wenn  er  auch 
das  Werk  des  I.  nicht  selbst  gelesen  hatte,  doch  anderweitig  diesen  Sach- 
verhalt, und  entschieden  falsch  ist  die  Auffassung  von  Müller  S.  468  und 
Plagge.  Dazu  weist  Peter  S.  6.  A.  *  *  *  mehrere  Anklänge  bei  Plin.  im 
5.  B.  an  die  erhaltne  Uebersetzung  dieses  Periplus  nach,  die  sich  eben  aus 
der  Benutzung  der  Atßvnci  des  I.  in  diesem  B.  erklären.  Die  Bücherzahl 
dieser  Aißvaci  selbst  lässt  sich  aber  auch  nicht  annähernd  bestimmen,  da  die 
Anführung  bei  Pseudo-Plut.  Parall.  min.  23  ja  wahrscheinlich  ein  Schwindel- 
citat  ist.  Von  den  übrigen  erhaltnen  Bruchstücken  (24—26.  28—38)  sind 
bei  Weitem  die  meisten  aus  Plinius,  ein  paar  aus  Plut.  de  soll.  an.  17.  25 
=  Fr.  32  f.),  ausserdem  s.  A.  370.  „Die  Fragmente  lehren  übrigens,  dass  I. 
in  dieser  Schrift  eingehend  über  die  Elephanten  handelte,  und  es  lässt 
sich  mit  ihrer  Benutzung  dieselbe  als  Hauptquelle  für  Plin.  VIII.  §.  1—35 
erweisen.  Da  nun  aber  ferner  Plin.  hier  vielfältig  mit  Aelian.  N.  A.  überein- 
stimmt (vgl.  §.  1  m.  V,  49.  §.  2  m.  IV,  10.  VII,  44  =  Plut.  a.  a.  0.  17. 
§.  4  m.  VI,  56  u.  IX,  56.  §.  4  f.  m.  II,  11.  §.  12  m.  VI,  21.  §.  13  f.  m.  I,  38. 
§.  23  und  A.  m.  VII,  36.  §.  24  m.  VI,  61.  VIII,  15),  so  ist  sie  auch  als 
Quelle  für  die  Elephantengeschichten  bei  Letzterem  anzusetzen,  doch  hat 
derselbe  sie  nicht  unmittelbar  benutzt,  sondern  seine  Auszüge  sind  ihm 
durch  Alexandros  von  Myndos  übermittelt  worden".  (M.  Wellmann).  Vgl. 
d.  Nachtr.  z.  C.  25.  S.  851  ff.  Benutzung  bei  Paus.  V,  12,  3  (vgl.  I.  Fr.  35  b. 
Plin.  VIII.  §.  7)  venuuthet  W.  Gurlitt  Ueb.  Paus.  S.  262.  S.  316.  A.  10. 

338)  Wie  Peter  S.  13  mit  Recht  ihm  nachrühmt.    S.  A.  340.  343.  345. 
348.  351.  352. 

838b)  S.  C.  21.  A.  417. 


408    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

^öövQiaxd339),  die  mindestens  2  Bücher  enthielten,  als  solche 
eben  den  Berosos340).  Eine  dritte  geographisch-historische  Schrift 
über  Arabien  und  überhaupt  den  ganzen  Orient  bis  nach 
Indien  hin,  auch  Aegypten  und  Aethiopien,  mit  denen  sie 
begann S41)7  stellte  er  zur  Belehrung  für  den  Enkel  des  Augustus, 
den  C.  Caesar,  zusammen,  bevor  dieser  1  n.  Chr.  zur  Ordnung  der 
dortigen  Verhältnisse  abging342),  und  hier  war  theils  Onesikritos  sein 

339)  Nicht  glücklich  handelt  über  sie  Plagge  S.  52—54.  Goerlitz 
II.  S.  2  f.  zieht  zu  ihnen  ausser  Fr.  21  f.  Müll,  auch  noch  Fr.  88.  89. 

340)  Fr.  21  b.  Tatian.  ad  Gr.  36.  p.  142  Otto.  38,  12  ff.  Schwartz.  Br\- 
gcoaog  8e  söxlv  ccvtjq  luavcoxaxog,  nal  xovxov  xeniirJQiov  'ioßag,  dg  nsgl 
'Ag6vqC<ov  yqcicpoov  tzccqcc  Br}Q(OGov  cprjGi  [isiia&rj'iiEvai  xr\v  igxoqiccv.  sial  dt 
ccvxm  ßlßXot  iteql  'Ag6vqicov  8vo.  Clem.  Strom.  I.  329  A.  B.  mg  rprjüi  B?J- 
Q(oa6og  iv  xaig  XccXöccCnaig  iGxoQictig.  'ioßag  ds  tcsqI  'AggvqCcov  yoacp(av 
bpoXoysi  xrjv  laxoQiuv  naqa,  Byjqcoggov  slXrjcpsvai  fiaoxvoäv  dXrj&eiav  xavdqi. 
S.  Beros.  Fr.  14  a.     Vgl.  Müller  II.  S.  495.  496. 

341)  Denn  dass  I.  hier  überhaupt  alle  Länder  behandelte,  die  C.  Caesar 
zu  berühren  gedachte,  erhellt,  wie  Peter  S.  7  bemerkt,  besonders  aus 
Plin.  VI.  §.  170  (=  Fr.  41).  Iuba  qui  videtur  diligentissime  persecutus  haec, 
„d.  h.  die  Westküste  des  rothen  Meers,  Troglodytice".  Ohne  Zweifel  ge- 
hört demnach  auch  Fr.  39  a  über  Indien  bei  Solin.  (s.  A.  346)  hieher,  über 
welches  Müller  mit  Unrecht  bemerkt:  „vereor  ne  temer e  h.  I.  Iuba  citetur". 
Ausserdem  s.  J.  G.  Sprengel  Die  Quellen  des  älteren  Plinius  im  12.  und 
13.  Buch  der  Naturgeschichte,  Rhein.  Mus.  XLVI.  1891.  S.  62—66.  67  f. 
Unsere  Kenntniss  von  diesem  Buch  verdanken  wir  im  Wesentlichen  näm- 
lich dem  Plinius,  der  dasselbe  gleich  den  Aißv%cL  (s.  A.  337,  ausserdem 
vgl.  A.  359)  in  ausgedehntem  Masse  abgeschrieben  hat  (vgl.  Ind.  V.  VI. 
VIII.  X.  XII— XV.  XXV.  XXVI.  XXVIII.  XXXI-  XXXIII.  XXXVI.  XXXVII 
bald  mit  bald  ohne  rex).  Fast  alle  Bruchstücke  bei  Müller  (39—67)  sind 
aus  ihm.  Fast  fortlaufend  ist  unter  Anderem,  wie  es  scheint,  (s.  A.  342.  343) 
VI.  §.  96—205  und  wohl  auch  schon  §.  56—95  (vgl.  A.  345 b)  aus  diesem 
Werke  übersetzt,  und  die  Untersuchung  von  Sprengel  gelangt  zu  dem 
Ergebniss,  dass  in  XII,  17-136.  XIII,  26  —  113.  136—142  dieses  neben  den 
Aißvnd  in  dem  Masse  die  Hauptquelle  war,  dass  hier  auch  die  ganze 
Anordnung  des  Stoffs  beibehalten  ist.  Und  so  erhellt  denn,  „dass  der 
Verfasser  den  Begriff  Geographie  im  weitesten  Sinne  fasste,  sich  keines- 
wegs auf  die  Beschreibung  der  Oertlichkeit  beschränkte,  sondern  aus  der 
Geschichte  und  Mythologie  der  Länder,  namentlich  aber  über  deren  Thier- 
und  Pflanzenwelt  Alles  beibrachte,  dessen  er  irgendwo  habhaft  werden 
konnte:  das  meiste  uns  Gebliebne  ist  zoologischen  oder  botanischen  Inhalts". 
(Sprengel  S.  63). 

342)  Plin.  VI.  §.  141  (=  Fr.  44).  hoc  in  löco  (näml.  Charace)  genitum 
esse  Dionysium  .  .  .  quem  ad  commentanda  omnia  in  orientem  praemisit  divos 
Augustus  ituro  in  Armeniam  ad  Pärthicas  Arabicasque  res  maiore  filio,  non 
me  praeterit  .  .  .  in  hac  tarnen  parte  arma  Romana  sequi  placet  nobis  Iubam- 
que  regem  ad  eundem  C.  Caesarem  scriptis  voluminibus  de  eadem  expeditione 


Iuba  II,  König  von  Mauretanien.  409 

Führer343),  theils,  wie  bereits  bemerkt  ist344),  jener  wiederholt 
genannte  König  Archelaos  vonKappadokien345);  die  sonstige  reiche 
Belesenheit  war  also  hier  sicher  zum  Theil,  vielleicht,  ja  ver- 
muthlich  zum  grössten  Theil  diesem  Letzteren  abgeborgt 345b). 
In  einem  vierten  Werke,  einer  römischen  Geschichte  oder 
„Archaeologie"346),   und   einem  fünften,   den  'Opoi6Tr\r£§  in 


Ardbica.  XII.  §.  56  (=  Fr.  51)  Iuba  rex  iis  voluminibus,  quae  scripsit  ad 
C.  Caesarem  Augusti  filium  ardentem  fama  Aräbiae.  XXXII.  §.  10  (=  Fr.  46). 
Iuba  Ms  voluminibus,  quae  scripsit  ad  C.  Caesarem  Augusti  fdium  de  Arabia. 

343)  Plin.  VI.  §.  92  (=  Fr.  39).  quae  prodit  Onesicritus  .  .  .  narrata 
proxime  a  Iuba.  Vgl.  §.  124  und  C.  21.  A.  30.  Ueber  die  Benutzung  des 
Androsthenes  s.  C.  22.  A.  39;  vielleicht  war  aber  auch  diese  durch  Onesi- 
kritos  vermittelt  gleichwie  die  des  Nearchos,  s.  C.  21.  A.  30.    C.  22.  A.  28. 

344)  C.  22.  A.  355. 

345)  Solin.  52,  19.  p.  266  Momms.  (=  Fr.  39  a).  ut  Iubae  et  Archelai 
regum  libris  editum  est.     Vgl.  Peter  S.  7  f. 

345 b)  Was  Sprengel  ganz  übersehen  hat,  welcher  in  Folge  seiner 
Unbekanntschaft  mit  Peters  Abh.  sich  von  I.  in  der  früheren  Weise 
ein  viel  zu  vortheilhaftes  Bild  macht.  Aus  I.  stammen  bei  Plin.  XII. 
§.  17  f.  80.  85  (s.  Sprengel  S.  67  f.)  die  Citate  des  Herodotos,  XII.  §.53 
das  des  Eratosthenes ,  iiöchst  wahrscheinlich  VI.  §.  81  die  des  Megasthenes 
und  Eratosthenes  (s.  Sprengel  S.  63  f.),  VI.  §.  58  die  Erwähnung  des  Pa- 
trokles,  Megasthenes,  Dionysios  (vgl.  C.  22.  A.  67.  76),  VII,  22  f.  die  An- 
führungen des  Ktesias  und  Megasthenes  (s.  dazu  Solin.  a.  a.  O.  vgl.  m. 
207,  20  Momms.  und  Sprengel  S.  63),  überhaupt  alle  Citate  des  Letzteren. 
Für  andere  Proben  von  Gelehrsamkeit  in  den  vermuthlich  auf  I.  zurück- 
gehenden Partien  bei  Plinius  und  auch  für  einen  Theil  von  diesen  war 
wohl  Timosthenes  der  Vermittler  (s.  C.  22.  A.  79.  82.  85.  97b.  E.  A.  Wagner 
Erdbeschr.  des  Timosth.  S.  34  ff.  55  ff),  sei  es  nun,  dass  dieser  eine  dritte 
unmittelbare  Quelle  des  I.  war,  oder  dass  dieser  ihn  eben  nur  durch  Ver- 
mittlung des  Archelaos  oder  auch  des  Varro  benutzt  hatte.  Dass  er  aber 
auch  den  neQinXovg  des  Timagenes  ausgebeutet  hätte,  erklärt  Goerlitz 
I.  S.  13  (den  Sprengel  S.  63  seltsam  missv ersteht)  mit  Recht  für  eine 
zwar  mögliche,  aber  schlechthin  unerweisliche  Vermuthung. 

346)  Sie  wird  bald 'Ptoficux^  tatOQia  (Steph.  'Aßmqiyiveg.  'Qazi'cc  =  Fr.  1.  3. 
sv  nQmtr]  und  iv  7ZQont(p,  vgl.  Steph.  Actßiviov  =  Fr.  2.  'loßocg  iv  nqmxm), 
bald  'Pco/*ai'xr;  aQ%ctioXoyia,  (Steph.  Nofiavtia  =  Fr.  15)  genannt,  aber  gerade 
Fr.  15,  wo  dann  freilich  die  Buchzahl  iv  dsvzsqa)  nicht  richtig  überliefert 
sein  kann,  scheint  dafür  zu  sprechen,  dass  das  Werk  bis  in  die  letzten 
Zeiten  hinabging.  Sollte  der  Titel  wirklich  aQ%aio%oyict  gelautet  haben, 
so  würde  auch  dies  noch  Nichts  hiegegen  beweisen,  wie  Peter  S.  3  durch 
die  Analogie  der  'IovScuy.ii  ocq%aioXoyia  des  Iosephos  darthut.  Gegen  die 
Annahme  von  0.  Gilbert  Gott.  gel.  Anz.  1875.  S.  330  ff.  (vgl.  A.  369),  es 
sei  wahrscheinlich  gar  kein  eigentliches  Geschichtswerk,  sondern  auch  eine 
antiquarische    Arbeit   mit    eingewobenen    Geschichtserzählungen    gewesen, 


410    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

wenigstens  15  Büchern347),  einer  Sammlung  von  Aehnlichkeiten 
namentlich  in  griechischen  und  römischen  Sitten,  Einrichtungen 
und  Wörtern,  schrieb  er  den  Varro348)  und  zwar  diesen  natürlich 
ohne  Zweifel  nicht  zum  Wenigsten  auch  nach  der  sprachlichen 
Seite349),  Dionysios  von  Halikarnassos350),  Sulpicius  Galba351), 
des  Augustus  Gedächtnissrede  auf  dessen  23  v.  Chr.  gestorbnen 
Enkel  Marcellus,  den  Nepos352),  den  Livius353)  aus.  Zwar  scheint 
er  in  den 'Onoiorrjteg,  der  damals  verbreiteten,  von  Tyrannion,  wie 
schon   bemerkt  ist353b),   von  Varro   und  Dionysios  getheilten354) 


s.  A.  352.  353.  357.  Da  die  Zahl  der  sicheren  Bruchstücke  nur  9  beträgt 
(s.  A.  347),  so  ist  es  für  diese  Frage  durchaus  nicht  entscheidend,  dass 
nur  3  von  ihnen,  15,  17  (vgl.  A.  352),  18  (b.  Plut.  Sali.  16)  eigentlich 
historisch  sind. 

347)  Fr.  85  b.  Hesych.  Kccqttj:  sv  rtevTSHaiSsHccxo)  zcov  nsol  bfiotozjjzcov. 
Mit  Unrecht  haben  Spiro  und  Müller  ausserdem  nur  noch  Fr.  84  b.  Ath. 
IV.  170  e.  'loßag  6  ßa6iXevg  iv  zoig  'OfjioiorrjGL  %.  t.  X.  dieser  Schrift  zu- 
gewiesen. Peter  S.  11  f.  zeigt,  dass  der  römischen  Geschichte  von  den 
Bruchstücken  bei  Müller  (1—20)  nur  1—4.  6.  11(?).  12.  15.  16(?).  17.  18 
zugetheilt  werden  können,  unter  denen  nur  für  15.  16.  18.  sich  nicht  be- 
stimmen lässt,  aus  wem  I.  geschöpft  hat  (s.  A.  348—353),  während  Fr.  19 
(vgl.  A.  336 b)  überhaupt  nicht  unter  seine  Bruchstücke  gehört  (s.  H.  Peter 
Quellen  Plutarchs  in  den  Biogrr.  der  Römer  S.  63  f.)  und  Fr.  20  aus  einer 
andern  Schrift  ist  (s.  A.  358),  7  —  10.  13.  14  aber  aus  den  'O^ioiözrizsg. 

348)  Fr.  12  b.  Plut.  Qu.  Rom.  4.  264  D.  zavza  v.al  6  'loßag  lozoorjns 
y.al  Bccqqoov  (vgl.  A.  356).  Fr.  11  b.  Plut.  ebend.  89.  225  D  vgl.  m.  Varr. 
L.  L.  VI,  13.  Fr.  5  b.  Plut.  Rom.  15  =  Qu.  R.  31  (vgl.  A.  357).  Fr.  7  b.  Plut. 
Num.  7  vgl.  m.  Varr.  L.  L.  VII,  34  (Macrob.  Sat.  III,  8,  6.  Serv.  ad  Verg. 
Aen.  XI,  542).  Fr.  9  b.  Ath.  III.  98  b  vgl.  m.  Varr.  L.  L.  VI,  13.  34.  Vgl. 
Peter  Iub.  S.  11.        349)  S.  Peter  a.  a.  0    S.  11  f. 

350)  Dies  hat  zuerst  Kiessling  Iuba  u.  Dionys.  v.  Hai.,  Rhein.  Mus. 
XXIII.  1868.  S.  672  f.  aus  der  fast  wörtlichen  Uebereinstimmung  von  Fr.  1—3 
(s.  A.  346)  mit  Dionys.  A.  R.  I,  9.  59  und  der  sachlichen  von  Fr.  4.  14  b. 
Plut.  Rom.  14.  Qu.  R.  78.  282  E  mit  D.  A.  R.  II,  30.  5  erschlossen,  so  dass 
in  Folge  dessen  H.  Peter  S.  3  seine  frühere  Ansicht  (Quellen  Plut.  S.  76 f.) 
aufgegeben  hat.  Vgl.  auch  Fr.  10  b.  Plut.  Qu.  R.  24  mit  Varr.  L.  L.  V,  27. 
Peter  S.  10  f.  Diese  beiden  Werke  des  I.  erschienen  folglich,  wie  Peter 
S.  10.  A.  **  erinnert,  später  als  8  v.  Chr. 

351)  Fr.  6  b.  Plut.  Rom.  17.  saXat  de  v.al  TuQ7trjiog  .  .  .  a>g  'loßag  <pjjoi 
räXßav  ZovXnUiov  lozooeiv,  vgl.  Teuf  fei  R.  L.-G.  §.  208,  2. 

362)  Fr.  17  b.  Plut.  Comp.  Marc,  et  Pelop.  1.  reisig  ds  Aißico,  Kaicaqi 
nai  Nsncozi  xat  zcov  ^EXXrjvi'M.cov  zco  ßadXzi  'ioßa  7tiozsvo[i8v. 

353)  S.  A.  352  und  die  scharfsinnige,  auf  Vergleich  von  Plut.  Marc.  11 
und  der  eben  angef.  St.  der  Comp,  mit  der  Schilderung  des  Marcellus  bei 
Liv.  gegründete,  für  mich  überzeugende  Auseinandersetzung  von  Peter 
S.  9  f.         353b)  S.  C.  30.  A.  190b-  c. 


Iuba  II,  König  von  Mauretanien.  411 

Ansicht,  „dass  das  Lateinische  eine  Tochtersprache  des  Griechischen 
oder  doch  eine  Mischsprache  aus  demselben  und  dem  Barbarischen 
sei"  huldigend355),  auch  eigne  Etymologien  versucht  zu  haben, 
aber  lauter  verkehrte356).  In  der  Folge  hat  übrigens  Plutarchos 
diese  beiden  letztgenannten  Schriften  in  ausgedehntem  Masse 
benutzt357).  Ganz  in  das  sprachliche  Gebiet  schlug  eine  sechste 
% sqI  (p&oQccg  Xs^ecjg  in  mindestens  2  Büchern358)  ein,  in  das 

354)  Wilmanns  De  Varronis  libris  gramin.  S.  128  f. 

355)  Fr.  8  b.  Plut.  Num.  13  6  'ioßag  .  .  .  yXi6%6iisvog  i&XXrjviöaL  xov- 
vofia.  Vgl.  Rom.  15  (=  Fr.  5).  ovjko  xöxs  xoig  *EXXr}vinolg  ovofiaoi  xc&v 
'IxccXlhwv  £7iiHS%v[i8va)v.  Num.  7  (==  Fr.  7).  xav  'EXX^VLyiäv  6vo[idx(ov  xoxs 
(iäXXov  rj  vvv  xoig  Aaxivoig  ävciHEXQetfisvcov. 

356)  Fr.  7.  8.  9  u.  Fr.  10  b.  Plut.  Qu.  R.  24.    S.  Peter  S.  11  f. 

357)  In  den  Qu.  Rom.,  im  Romulus  u.  Numa,  und  (s.  u.)  auch  im  Marcellus, 
einzeln  auch  anderswo  (s.  A.  352.  353  u.  Fr.  18,  vgl.  A.  346).  Ueber  die  schätz- 
baren Untersuchungen  von  Soltau  De  fontibus  Plutarchi  in  secundo  bello 
Punico  enarrando,  Bonn  1870.  8.  (Doctord.)  uud  Barth  De  Iubae  *Oyioi6~ 
xrjaiv  a  Plutarcho  expressis  in  quaestionibus  Romanis  et  in  Romulo  Numaque, 
Göttingen  1876.  8.  (Doctord.)  urtheilt  H.  Peter  S.  3  mit  Recht,  es  seien  in 
ihnen  die  sicheren  Resultate  von  kühnen,  wenngleich  oft  scharfsinnigen 
Hypothesen  so  wenig  geschieden,  dass  auch  die  ersteren  nicht  nach  Ver- 
dienst anerkannt  worden  sind.  Dass  freilich  das  Ergebniss  von  Soltau, 
im  Marc.  9—13.  24—29  sei  I.  Quelle,  durchaus  nicht  so  verfehlt  ist,  wie 
man  nach  dem  sehr  bestechenden  Widerlegungsversuch  von  0.  Gilbert 
a.  a.  0.  S.  338  glauben  sollte,  erhellt  aus  der  A.  353  angeführten  Erörterung 
von  H.  Peter.  Noch  weiter  geht  Reuss  De  Iubae  regis  historia  Romana 
a  Plutarcho  expressa,  Wetzlar  1880.  4.,  indem  er  hier  nachzuweisen  sucht 
(was  er  auch  noch  von  anderen  plutarchischen  Römerbiographien  annimmt), 
dass  Plut.  den  Romulus  und  Numa  fast  vollständig  aus  I.  abgeschrieben 
habe.  S.  dagegen  die  vortreffliche  Recension  von  L.  Cohn  Phil.  Anz. 
XIII.  1883.  S.  448—452,  der  auch  darin  wohl  Recht  hat,  dass  Plut.  weder, 
wie  Barth  meint,  die  'Onoioxrjxeg  noch,  wie  Reuss  will,  die  römische 
Geschichte  allein  verwerthet  hat,  sondern  für  die  Antiquitäten  vorwiegend 
jene  (s.  A.  347),  für  das  Historische  vorwiegend  diese,  dass  sich  aber  im 
Einzelnen  vielfach  nicht  entscheiden  lässt.  Dass  ganze  Capitel  in  den  Qu. 
Rom.  (wie  4  —  Fr.  12,  s.  A.  348)  aus  I.  stammen,  giebt  indessen  auch 
H.  Peter  S.  11  zu  und  stützt  sich  für  die  Abhängigkeit  des  Letzteren  in 
Fr.  5  (s.  A.  348)  von  Varro  auf  den  von  Thilo  De  Varrone  Plutarchi  quae- 
stionum  Romacarum  auctore  praecipuo,  Bonn  1853.  8.  (Doctord.).  S.  24.  32 
geführten  Beweis,  dass  gerade  die  Schilderung  der  Hochzeitsgebräuche  in 
den  Qu.  R.  varronisch  ist.  Dass  aber  Varro  hier  von  Plut.  überhaupt  nur 
durch  Vermittlung  des  I.  benutzt  ist,  will  er  (S.  9)  Barth  S.  12  f.  zwar 
nicht  einräumen,  allein  auch  die  erneute  Untersuchung  von  Glaesser  De 
Varronianae  doctrinae  apud  Plutarchum  vestigiis,  Leipzig  1881.  8.  (Doctord.) 
führt  zu  demselben  Ergebniss. 

358)  Fr.  86  b.  Suid.   u.   Phot.    2no(ißQi'aaiy   itocqu  'ioßa    sv   ß'    $&0Qccg 


412    Dreiunddreissigstes  Cap.    Historiker  aus  spät.  od.  unbestimmbarer  Zeit. 

der  botanischen  Merkwürdigkeiten  die  Abhandlung  über  die 
Euphorbia359)  oder  7CsqI  o^ot»360),  die  aber  vielleicht  nur  ein 
Theil  der  Jcßvxcc  gewesen  sein  mag,  endlich  in  das  der  Kunst- 
geschichte die  beiden  umfassenden  Compilationen  über  Malerei 
in  wenigstens  8  Büchern361)  und  ©eatQixri  lötoQia  in  min- 
destens 17 362).  Welche  Quellen  er  jedoch  hier  hatte/ und  auf 
welchem  Wege  die  besonders  bei  Athenaeos  erhaltenen  Reste 
des  letztgenannten   Werkes   an   diesen   gelangt   sind,    lässt  sich, 


Xil-soog.  Hieher  zieht  Müller  mit  sehr  zweifelhaftem  Recht  (s.  A.  339) 
noch  Fr.  87  f.,  dagegen  Goerlitz  II.  S.  11  noch  Fr.  20  (s.  A.  347)  b.  Ath. 
VI.  229  c  u.  Fr.  81  b.  Ath.  I.  15  a  (vgl.  A.  362). 

359)  Fr.  27  b.  Plin.  XXV.  §.  77  f.  invenit  .  .  .  rex  Iuba  (näml.  hcrbam) 
quam  appellavit  Euphorbeam  medici  sui  nomine  .  .  .  sed  Iubae  volumen 
quoque  extat  de  ea  herba  et  darum  praeconium.  invenit  eam  in  monte 
Atlante.  Vgl.  V.  §.  16  unmittelbar  nach  den  A.  337  angef.  Worten:  praeterque 
gigni  herbam  ibi  euphorbeam  nomine  ab  inventore  medico  suo  appellatam. 

360)  D.  h.  über  den  Saft  dieser  Pflanze.  Die  Einerleiheit  kann  nicht 
bezweifelt  werden.  Zu  entfernen  ist  das  auch  auf  Müller  S.  473  über- 
gegangene falsche  Citat  Gal.  II.  297.  Wohl  aber  e.  Galen.  XIII.  271.  oitog 
8i  soxl  cpvxov  xivog  av.ccv^codovg  iv  xfj  xmv  Mccvqovoioov  yij  cpvofievov, 
d'SQfiöxaxog  xrj  dvvcc[isi,  uccl  yiyganxaL  nsql  avxov  ßißXtSiov  xi  (Ilxqov  'loßa 
xa>  ßaGiXsvaavxi  xmv  Mccvqov6lcov  und  das  fernere  Bruchstück  bei  Dioskur. 
Mat.  med.  III,  86.  T.  I.  p.  435  Sprengel:  stxpogßiov  divdgov  iaxl  vagd-rjyio- 
siSlg  Aißvnov,  ysvvcofisvov  iv  xm  yiaxa  MavQOvatada  "AxXavxi ,  onov  (isaxov 
ÖQifivxctxov  x.  t.  X.  rj  [Lsvxoi  svgscig  avxov  naxa  'lößav  xbv  ßaciXia  xr\g 
Aißvrjg  insyvooG&ri.  Goerlitz  I.  S.  34—37.  Plagge  S.  61  —  66.  —  Dass  da- 
gegen I.  nicht  Physiologica  (Fr.  68  ff.  b.  Müller)  geschrieben  hat,  suchte 
schon  Goerlitz  I.  S.  49  zu  erweisen,  jetzt  s.  H.  Peter  S.  1.  A.***:  „dieser 
Titel  stützt  sich  nur  auf  die  Auctorität  des  Citatenfälschers  Fulgentius  II,  4. 
Iuba  in  Physiologie,  s.  M.  Zink  Der  Mytholog  Fulgentius  S.  71".  Die 
beiden  anderen  Bruchstücke,  welche  Müller  dieser  angeblichen  Schrift  zu- 
getheilt  hat  (68  a  bei  Plin.  X.  §.  126  u.  69.  Geopon.  XV,  2.  p.  1069  Nicl. 
'loßag  d'  6  ßaoiXevg  Aißvmv  iv  Xaqvav.1  £vXivm  (prjol  dsiv  7tot,sl6%'ai  fisXiaaag) 
mögen  aus  den  Aißvxu  sein,  s.  Goerlitz  I.  S.  30.  33;  sicher  ist  es  nament- 
lich von  dem  letztern  nicht,  zu  welchem  Müller  bemerkt:  „fortasse  Iuba 
etiam  de  re  rustica  scripsit". 

361)  Fr.  72  b.  Harpokr.  TlaQQdcöLog.  iv  r\  nsgl  ^myQcccpcov.  Fr.  71  b. 
Harpokr.  üoXvyvcoxog.  iv  xolg  7Csql  yQayinrjg.  Phot.  Cod.  161.  p.  303  a,  30 
(=  Fr.  70)  berichtet,  dass  Sopatros  im  ersten  B.  seiner  'EnXoyai  auch  den 
dsvxsgog  Xoyog  xav  itsgl  yQccquHrjg  'ioßcc  ausgezogen  habe.  Der  Titel  war 
also  wohl,  wie  Müller  annimmt,  nsql  ygacpinrig  nai  ^(oyQaqxov. 

362)  Das  17.  excerpirte  Sopatros  im  11.  seiner  'E-nXoycci  nach  Phot. 
Cod.  161.  p.  104b,  35  (=  Fr.  75),  das  4.  citiren  Ath.  IV.  175  d.  u.  Hesych. 
KXmnsia  (Fr.  73  f.).  Dazu  Fr.  76—82  oder  vielmehr  (s.  A.  364)  83,  doch 
8.  in  Bezug  auf  81  A.  358. 


Iuba  II,  König  von  Mauretanien.  413 

wie  es  scheint,  theils  gar  nicht,  theils  nur  sehr  annähernd  be- 
stimmen363). Endlich  besitzen  wir  von  ihm  noch  ein  Epigramm 
auf  einen  Schauspieler  in  seiner  Umgebung364).  Gegen  welche 
seiner  Schriften  sich  speciell  die  Polemik  seines  Zeitgenossen 
Didymos  richtete,  wissen  wir  nicht365);  natürlich  kann  man  in- 
dessen neben  den  grammatischen  Arbeiten  nur  noch  an  die 
musischen  denken366).  Bezeichnend  für  seine  Leichtgläubigkeit 
ist  auch  eine  Anekdote,  wie  er  in  seinem  Eifer  im  Sammeln 
alter  Bücher  von  den  Händlern  betrogen  worden  sei367);  eine 
andere  bezieht  sich  auf  einen  leidlich  guten  Witz,  den  er  gemacht 
haben  soll368).  Dio  Cassius  und  Appianos  haben  ihn  schwerlich 
benutzt369);  desto  unzweifelhafter  ist,  dass  Alexandros  von  Myndos 


S.  C.  30.  A.  333.  Vgl.  A.  371.  üeber  Ath.  X.  414 f— 415  b  s.  Bapp 
De  fontib.  Ath.  in  reb.  mus.,  Leipz.  St.  VIII.  1885.  S.  156  f.  Ausserdem 
vgl.  A.  371. 

364)  Fr.  83  b.  Ath.  VIII.  343  f.  aus  Amarantos  nsoi  Gnr\vr\q.  Dasselbe 
stand  aber  wohl  ohne  Zweifel,  wie  Spiro  S.  323  urtheilt,  in  der  ®eccxqim) 

IGXOQLCC. 

365)  S.  C.  30.  A.  264.  332. 

366)  Zur  Polemik  gegen  die  ©sctxQiyir}  igxoqlü  war  in  den  Commentaren 
desselben  zu  den  Dramatikern  wohl  Gelegenheit  genug. 

367)  David,  oder  vielmehr  Elias  in  Aristot.  Categ.  Seh.  in  Aristot.  28 a 
13  ff.  vo&svovxcu  yccq  xcc  ßißXlcc  7tsvxcc%a>g  ...  7]  diu  cpiXoxi^Cccv  ßaoiXi- 
v.v\v.  'ioßccxovg  yccq  xov  Aißvcav  ßccGiXseog  Gvvdyovxog  (oder  Gvvccyayovxog) 
xcc  llv&uyoQov  xca  IIxoX8{iaLov  (s.  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  II3,  2.  S.  145. 
A.  4)  xcc  (nicht  kccI,  wie  seltsamerweise  Spiro  vermuthet)  'JoiGxoxsXovg 
xivsg  KocnrjXsLccg  %äqiv  xcc  xv%6vxcc  GvyyQolfmccxa  Xa^ißccvovxsg  inEdoovv  (vgl. 
Horat.  A.  P.  332)  xal  SGrjnov  dtd  nccQcc&EGEoog  vscov  nvoocäv  (oder  nvocov, 
vgl.  Dion.  Chrys.  Or.  XXI.  p.  505,  20  R.),  l'vcc  g%olsv  (oder  g%oi  8r\&sv)  xi\v 
in  xov  xqovov  d^ioniGxLuv.  Vgl.  C.  32.  A.  472 b.  Allerdings  wäre  es  hier- 
nach dem  Ptolemaeos  Philadelphos  nicht  besser  ergangen.  (Bernays  ver- 
steht freilich  vielmehr  Iubas  Sohn  Ptolemaeos,  aber  schwerlich  mit  Hecht). 
Vgl.  übrigens  Prell  er  Hall.  L.-Z.  1840.  Ergänzungsbl.  No.  12.  S.  94.  Alb. 
Jahn  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1842.  Sp.  517  f.  1136.  Bernays  Die  hera- 
klitischen  Briefe  (Berlin  1869),  S.  115  f. 

368)  Quintil.  VI,  3,  90. 

369)  L.  Keller  De  Iuba  Appiani  Cassiique  Dionis  auetore,  Marburg 
1872.  8.  (Doctordiss.).  Zu  den  Quellen  des  Hannibalischen  Krieges,  Rhein. 
Mus.  XXIX.  1874.  S.  88 — 96.  Der  zweite  punische  Krieg  und  seine  Quellen, 
Marburg  1875.  8.  (vgl.  die  Recc.  von  C.  Peter  Jen.  L.-Z.  1876.  S.  169  ff.  u. 
bes.  O.  Gilbert  Gott.  gel.  Anz.  1875.  S.  321—350)  hat  trotz  des  günstigen 
Urtheils  von  A.  v.  G(utschmid)  L.  Centralbl.  1873.  Sp.  771  f.  nicht  ein- 
mal so  viel  festgestellt,  dass  I.  für  Appian.  B.  L.  1—66  die  einzige  Quelle 
gewesen  sei;  höchstens  könnte  man  bei  ihm  eine  vollständigere  Begründung 
für  die  Annahme  von  C.  Peter  Quellen  des  Liv.  im  21.  u.  22.  B.  S.  77  und 


414  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte.   • 

ihn  ausgeschrieben  und  wie  stark  Plinius  ein  Gleiches  gethan  hat370); 
Athenaeos  dagegen  hat  höchstens  vielleicht  die  ®saTQixr}  iGxoqCcc 
stellenweise  unmittelbar  verwerthet,  von  den  anderen  Werken,  aus 
denen  er  Auszüge  giebt,  aber  wohl  keines  selbst  gelesen371). 


Vierunddreissigstes  Capitel*). 

Die  späteren  Aerzte1). 

Die  Medicin  trägt  gegen  Ende  des  alexandrinischen  Zeit- 
alters alle  Zeichen  des  Verfalls  an  sich.  Die  exacte  wissen- 
schaftliche Forschung ,  welche  anfangs  in  Männern  wie  Hero- 
philos,  Erasistratos,  Eudemos  u.  A.  Vertreter  gefunden  hatte, 
hörte  auf;  die  Aerzte  dieser  Zeit  mit  Ausnahme  des  Herakleides 
von  Taren t  begnügten  sich  damit  an  den  überlieferten  Theorien 
festzuhalten  oder  die  Arzneikunde  zum  Gegenstand  eigener  Specu- 
lation  zu  machen.  Es  ist  daher  erklärlich,  dass  Anatomie  und 
Physiologie  ganz  vernachlässigt  wurden,  während  die  praktische 
Heilkunde,  vor  Allem  die  Arzneimittellehre,  in  den  Vordergrund 
trat.  Vortheilhaft  für  die  Ausbildung  dieses  Zweiges  der  niedi- 
cinischen  Wissenschaft  war  das  Interesse,  das  einzelne  Fürsten 
der  damaligen   Zeit,    von    denen    zum   Theil    schon    nach   dieser 

Nissen  De  pace  a.  201  a  Ch.  Carthaginiensibus  data  (Marburg  1870.  4.). 
S.  18  finden  wollen,  dass  er  wirklich  hier  eine  der  Quellen  gewesen  sei. 
Allein,  dass  auch  diese  Annahme  nicht  richtig  und  vielmehr  das  obige 
Urtheil  zu  fällen  ist,  hat  m.  E.  Gilbert  a.  a.  0.  S.  329  ff.,  auch  wenn  man 
seine  A.  346.  357  besprochene  Ansicht  fallen  lässt,  doch  voll  überzeugend 
erhärtet.  Vgl  auch  Zieliriski  Die  letzten  Jahre  des  2.  pun.  Kr.,  Leipzig 
1880.  8.  Kellers  Untersuchung  ist  auch  schon  desshalb  misslungen,  weil 
sie  von  grundfalschen  Voraussetzungen  über  den  schriftstellerischen  Werth 
des  I.  ausgeht,  wie  dies  H.  Peter  a.  a.  0.  S.  2 f.  kurz,  aber  schlagend  zeigt, 

370)  S.  A.  337.  341.  345 b.  359.  Auch  Philostratos  V.  Apoll.  II,  13.  15 f. 
(=  Fr.  34)  hat  die  Aißvncc  wohl  unmittelbar  benutzt,  s.  C.  22.  A.  28. 

371)  Gerade  das  einzige  Citat  mit  Buchzahl  (s.  A.  362)  ist  sicher  nicht 
aus  eigner  Leetüre  hervorgegangen,  s.  C.  30.  A.  264.  333.  Unmittelbare 
Benutzung  der  @sarqi%r}  lgtoqlcc  an  gewissen  Stellen  behauptet  Schoene- 
mann  De  lexicogr.  S.  79.  A.  1  und  sucht  sie  S.  101  für  XIV.  660  e  ff.  (m.  E. 
mit  zweifelhaftem  Erfolg)  zu  beweisen,  lässt  sogar  dahingestellt,  ob  sie 
nicht  im  Wesentlichen   auf  XIV.  C.  77—81.  658  e— 662  d   auszudehnen  ist. 

*)  Verfasst  von  M.  Wellmann. 

1)  Sprengel  Gesch.  d.  Medicin  I*.  S.  547—558.  562—568.  585 ff.  Pusch- 
mann  Gesch.  des  medicin.  Unterrichts  S.  68—70.  75  ff. 


Einleitung.  415 

Richtung  hin  die  Rede  warlb),  insbesondere  der  letzte  König 
von  Pergamon,  Attalos  III  Philometor2),  Mithridates  VI 
von    Pontos3)    und    Nikomedes4)    von    Bithynien    der    Arznei- 

lb)  S.  C.  1.  S.  5  f.  C.  25.  A.  55.  56.  159. 

2)  lustin.  XXXVI,  4,  3  f.  omissa  deinde  regni  administratione  hortos 
fodiebat,  gramina  serebat  et  noxia  innoxiis  permiscebat,  eaque  omnia  veneni 
suco  infecta  velut  peculiare  munus  amicis  mittebat.  ab  hoc  studio  aerariae 
artis  fabrieae  se  tradit  cerisque  fingendis  et  aere  fundendo  procudendoque 
oblectatur.  Vgl.  Plut.  Demetr.  20.  "AxxccXog  ds  6  <&iXo[irix(DQ  inrjnsvs  xccg 
(pagficcuaös  ig  ßoxdvag,  ov  povov  vo6Kva[iov  xcc\  sXXsßogov,  aXXcc  %ccl  ucovsiov 
y.a.1  ccxovixov  Hcci  dogvnviov,  ccvxog  sv  xoig  ßaoiXsioig  671£iqcov  xai  cpvtsvoav, 
oitovg  xs  kccI  nagnov  avxmv  k'gyov  nsnoinßsvog  stSsvcci  neu  HOfitgEßfrai  k«^' 
coqccv.  Diese  wunderbare  Liebhaberei,  die  weiter  Nichts  als  ein  Ausfluss 
des  Wahnsinns  und  feiger  Furcht  war,  führte  ihn  zur  Zubereitung  mehrerer 
Arzneimittel,  die  in  der  Folgezeit  seinen  Namen  führten:  Gal.  XIII,  414. 
Asvxrj  tj  diä  xov  Xsvkov  7ZE7tsgscog,  ag  "AxxccXog  Kcä^Hgcig,  vgl.  446.  Cels. 
V,  19,  11.  VI,  6,  5.  Trotz  seines  Eifers  in  der  Erforschung  der  Kräfte  der 
Pflanzen  ist  er  weniger  auf  diesem  Gebiet  schriftstellerisch  thätig  gewesen. 
Gal.  XII.  251.  6  yovv  rifisxsgog  noxs  ßaadsvg  "AxxaXog  sXäxxovct  cpuivExui 
ygcxcpcov,  kcclxol  cpiXoxiiidxaxa  o%<av  nsgl  xrjv  xeov  xoiovxoov  neigccv.  Möglicher- 
weise hat  er  auch  wie  Mithridates  Versuche  mit  Giften  und  Gegengiften 
an  Verbrechern  vornehmen  lassen,  wenngleich  Galenos,  dessen  Urtheil  über 
ihn  parteiisch  gefärbt  ist,  es  nicht  ausdrücklich  sagt.  Vgl.  Gal.  XIV.  2. 
XIII.  416.  Bei  Plinius  erscheint  er  Ind.  XXVIII.  XXXI  und  XXVIII.  §.  24. 
XXXII.  §.  87  (Attalus)  und  Ind.  XXXIII  (Attalus  medieus). 

3)  Die  Hauptstelle  über  ihn  findet  sich  bei  Plin.  XXV.  ff.  §.  5 ff.:  namque 
Mithridates,  maximus  sua  aetate  regum,  quem  debellavit  Pompeius,  omnium 
ante  se  genitorum  diligentissimus  vitae  fuisse  argumentis  praeterquam  fama 
intellegitur.  uni  ei  exeogitatum  cotidie  venenum  bibere  praesumptis  remediis 
ut  consuetudine  ipsa  innoxium  fieret,  primo  inventa  genera  antidoti,  ex 
quibus  unum  etiam  nomen  eius  retinet,  illius  inventum  sanguinem  anatum 
Ponticarum  miscere  antidotis,  quoniam  veneno  viverent,  ad  illum  Asclepiadis 
medendi  arte  clari  volumina  composita  extant,  cum  sollicitatus  ex  wbe  Koma 
praeeepta  pro  se  mitteret  .  .  .  is  ergo  in  reliqua  ingeni  magnitudine  medicinae 
peculiariter  curiosus  et  ab  omnibus  subiectis,  qui  fuere  magna  pars  terrarum, 
singula  exquirens  scrinium  commentationum  harum  et  exemplaria  effectusque 
in  arcanis  suis  reliquit,  Pompeius  autem  omni  praeda  regia  potitus  trans- 
ferre  ea  sermone  nostro  libertum  suum  Lenaeum  grammaticae  artis  iussit 
vitaeque  ita  profuit  non  minus  quam  reipublicae  victoria  illa.  Nach  diesem 
Zougniss  hinterliess  er  also  einen  Schrank  voll  von  Untersuchungen  über 
die  Arzneikräfte  der  Pflanzen,  über  welche  er  bei  seinen  Unterthanen  Er- 
kundigungen einzog,  Proben  und  Mittheilungen  über  deren  Wirkungen. 
Vgl.  Gell.  XVII,  16.  Plut.  Pomp.  37  u.  d.  Nachtr.  Am  Bekanntesten  ist 
das  nach  ihm  benannte  Gegengift  Mithridatium  (Mithridatios  b.  Gell, 
a.  a.  0.  §.  6),  das  sich  aus  54  Bestandtheilen  zusammensetzte.  Vgl.  Plin. 
XXIX.  §.  24.  Gal.  XIV,  2.  .  .  .  nccQiooafisvrj  de  xr\v  Mi&giddxsiov  ovo- 
^a^ofisvnv,  y.a.1  ccvxtjv  dnb  xov  cvvQ'svxog  ovxco  Y.XnQ'SiGa.v.    b  ydg  xoi  Mitral- 


416  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

mittellehre  und  Naturwissenschaft  entgegenbrachten.  Unter  ihrem 
Einfluss  wurde  besonders  die  Lehre  von  den  Giften  und  Gegen- 
giften ausgebildet.  Mithridates  und  Attalos  haben  sich  vielfach 
mit  der  Bereitung  von  beiden  beschäftigt,  ja  Mithridates  hat 
sogar  ein  Recept  zu  einem  wirksamen  Gegengift  erfunden5).  So 
erklärt  es  sich,  dass  Nikandros,  der,  wie  wir  gesehen  haben6), 
zur  Zeit  des  letzten  Attalos  in  Pergamon  lebte,  ohne  von  Medicin 
eine  Ahnung  zu  haben,  ®r}Qiaxci  und  'Ak^KpccQiiaxa  dichtete,  in 
denen  er  in  möglichst  unverständlicher  Weise  die  Gifte,  Gegen- 
gifte und  ärztlichen  Recepte  in  Verse  brachte 6b).  Ein  Gegen- 
stück zu  seinen  Poesien  ist  das  mit  Abbildungen  versehene 
' ' Pi&toyLiKov  des  Krateuas7),  das  unter  dem  Einfluss,  vielleicht 
auf  Anregung  des  Mithridates  entstanden  ist.  Die  wunderbare 
Liebhaberei   des   Letzteren   war   so  bekannt,    dass  ein  alexandri- 


ddxrjg  ovxog,  ooaiteo  v.cd  6  y.a&'  rjpccg  "AxxccXog,  sGnsvasv  e[i7teiQiocv  e%siv 
dndvxmv  6%sdbv  xcov  ccnXmv  cpccqiidv.cov^  oou  xolg  oXe&Qioig  dvxixkxaYxai, 
nsiqd^(ov  ctvzäv  zag  dvvdfisig  inl  novrjqäv  dv&qoonoov ,  <av  ftdvocxog  vaxi- 
yvcoGxo.  xivd  (isv  ovv  ccvxcav  dvsvqsv  inl  cpaXayyiav  Idioog  uq(i6£ovxoc,  xivcc 
8s  inl  GKOQnioov ,  äansq  inl  tmv  i%i8v(öv  dXXa  .  .  .  ndvxcc  d'  ovv  ccvxä 
fii£,ccg  6  Mi&Qiduxrig  £f  inotrjös  cpdqiiotYOV ,  iXniactg  a^siv  dytoyov  inl  na6i 
xoig  oXe&QLOig.  Die  Composition  steht  b.  Gal.  XIV.  106  ff.  164,  Cels.  V, 
23,  3,  Scrib.  Larg.  p.  69  Helmreich,  eine  Mi&qiddxov  &r\qiuY.ii  Gal.  XIV. 
155  ff.,  ein  Gegengift  ddavaüCcc  genannt  Gal.  XIV.  148 ,  ein  anderes  r\  8icc 
6Y.Cyv.ov  Xeyotisvr)  XIV.  152,  ein  Gegengift  aus  Steinen  XIII.  329,  eine  dqxrjqLccYrj 
Mid-Qiddxsiog  XIII.  23,  eine  dqco}iaxiy,rj  und  noLvdY.ua.  XIII.  52.  54.  Die  Com- 
position eines  Gegengiftes  fand  Pompeius  in  seinem  Geheimsecretär,  Plin. 
XXIII.  §.  149.  in  sanctuaris  Mithridatis  maximi  regis  devicti  Cn.  Pompeius 
invenit  in  peculiari  commentario  ipsius  manu  compositionem  antidoti  e  duabus 
nucibus  siccis,  item  ficis  totidem  et  rutae  foliis  XX  simul  tritis,  addito  salis 
grano;  ei,  qui  hoc  ieiunus  sumat,  nullum  venenum  nociturum  Mo  die.  Mehrere 
Pflanzen  sind  von  ihm  benannt  und  höchst  wahrscheinlich  beschrieben 
worden,  so  das  scordion  oder  scordotis,  vgl.  Plin.  XXV.  §.  63,  und  die  eupatoria, 
vgl.  Plin.  XXV.  §.  65.  In  Bezug  auf  seine  Anführung  über  Mineralogisches 
bei  Plin.  XXXVII.  §.  39,  s.  C.  25.  A.  159. 

4)  Ob  Nikomedes  II  oder  III,  muss  dahingestellt  bleiben.  Vgl.  Gal. 
XIV.  147.  dvxiSoxog  nqotpvXocY.xiY.ri  8i8o[i£vrj  .  .  .  xavxrj  Ni.Y,0{irj8r]g  6  ßccGi- 
Xsvg  i%qrjxo,  sl'noxs  vnonxovg  £i%£  xovg  Y,E%XriY,6xccg.  Man  ersieht  hieraus, 
dass  dieser  Nikomedes  in  gleicher  Weise  wie  Mithridates  aus  Furcht  ver- 
giftet zu  werden  mit  Gegengiften  operirte.    Vgl.  Gal.  XIII.  929.  XII.  556. 579. 

5)  Gal.  XIV.  2.    S.  A.  3. 

6)  C.  10.  A.  95.  96. 

6b)  Dass  Suid.  ihn  als  locxqbg  bezeichnet  (C.  10.  A.  88),  ist  natürlich 
bedeutungslos. 

7)  S.  A.  58.  59. 


Einleitung.  417 

nischer  Arzt  Zopyros  es  wagen  konnte  ihm  sein  berühmtes 
Gegengift  brieflich  mitzutheilen8).  Den  hervorragendsten  Arzt 
der  damaligen  Zeit,  den  Bithynier  Asklepiades,  versuchte  er  durch 
glänzende  Versprechungen,  aber  freilich  vergebens,  an  seinen 
Hof  zu  ziehen9).  Hervorragende  Vertreter  auf  dem  Gebiet  der 
Arzneimittellehre  sind  ausserdem  Herakleides  von  Tarent, 
Zopyros,  Apollonios  Mys.  Charakteristisch  für  diese  Periode 
ist  das  in  der  Putzsucht  der  damaligen  Zeit  begründete,  seit 
Herakleides  von  Tarent  immer  mehr  zunehmende  Interesse  der 
Aerzte  für  die  Zubereitung  kosmetischer  Mittel.  Die  fürstliche 
Protection  fehlte  selbst  dieser  einseitigen  Ausbildung  der  Arznei- 
mittellehre nicht,  war  doch  die  Königin  Kleopatra  als  Meisterin 
der  Toilettenkunst  so  bekannt,  dass  auf  ihren  Namen  ein  Hand- 
buch dieser  Kunst  gefälscht  werden  konnte 9b).  Ausser  in  Per- 
gamon,  wo  noch  zu  Galenos  Zeiten  eine  bedeutende  medicinische 
Schule  bestand,  wurde  die  medicinische  Wissenschaft  nach  wie 
vor  in  Alexandreia  von  den  Ptolemaeern  gefördert,  allerdings 
mit  Ausnahme  von  Ptolemaeos  VII  Physkon,  welcher  auch  die 
Aerzte  aus  Alexandreia  vertrieb  und  sie  zwang  sich  auf  den 
Inseln  und  in  Kleinasien  niederzulassen10).  Das  bekannte  Gegen- 
gift des  Zopyros  war  für  einen  Ptolemaeos,  vermuthlich  Ptolemaeos 
Auletes  verfasst10b),  Apollonios  von  Kition  widmete  seinen  Com- 
mentar  zu  der  hippokrateischen  Schrift  tisqX  äg&gcav  einem  Ptole- 
maeos ßaöifovg100),  Dioskurides  Phakas  endlich  stand  bei  dem 
Vater  der  Kleopatra  in  hohem  Ansehen 10d).  Aerzte  wie  Zopyros, 
Apollonios  von  Kition,  Apollonios  Mys,  Dioskurides 
Phakas,  Ammonios,  Gorgias,  Sostratos,  Philoxenos  haben 
in  Alexandreia  gewirkt11).  Das  Verdienst  derselben  ist  die  hohe 
Ausbildung  der  Chirurgie,  die  zur  Entdeckung  der  Theorie  des 
Steinschnitts  führte.  Daneben  ging  die  von  den  Hauptmeistern 
der  Alexandrinerzeit  überkommene  rein  philologische  Thätigkeit. 
Die   meisten  dieser  Aerzte   haben    den  Hippokrates    commentirt 


8)  Gal.  XIV.  160. 

9)  S.  A.  74. 

9b)  S.  Usener  Vergessenes,  Rhein.  Mus.  XXVIII.  1873.  S.  412  f. 

10)  S.  C.  16.  A.  90. 
10b)  S.  A.  61. 

10°)  S.  A.  142 b. 
10*)  S.  A.  164. 

11)  Cels.  VII  praef. 

Süsemihl    griech.  alex.  Litt.-Gesch.  II.  27 


418  Vierunddreissigstes  Capitel.    Die  späteren  Aerzte. 

und  durch  Glossensammlungen  sein  Verständniss  zu  erschliessen 
versucht,  so  Herakleides  von  Tarent,  Epikles,  Apollonios 
von  Kition,  Asklepiades,  Lysimachos  von  Kos,  Herakleides 
von  Erythrae,  Dioskurides  Phakas.  Ihre  Polemik  galt  vor- 
nehmlich den  A&yUq  des  Bakcheios:  Herakleides  von  Tarent, 
Apollonios  von  Kition,  Epikles  haben  gegen  ihn  geschrieben. 
Ausserdem  entstanden  in  Kleinasien  neue  medicinische  Schulen. 
In  Smyrna  wurde  ungefähr  um  die  Wende  des  ersten  Jahr- 
hunderts eine  Schule  der  Erasistrateer  von  Hikesios12)  be- 
gründet, zu  der  Menodoros,  Charidemos,  Hermogenes  ge- 
hörten. Eine  Schule  der  Herophileer  entstand  zu  Strabons 
Zeiten  im  Heiligthum  des  Men-Kar  zwischen  Karura  und  Lao- 
dikeia13),  als  deren  Vorsteher  der  jüngere  Zeuxis,  Alexandros 
und  Demosthenes  Philalethes  genannt  werden. 

Eine  gänzliche  Umgestaltung  erfuhr  die  Medicin  zu  Pompeius 
Zeiten  durch  den  schon  genannten  bithynischen  Arzt  Asklepiades, 
die  interessanteste  ärztliche  Persönlichkeit  dieser  Zeit,  der  ein 
neues  philosophisch  begründetes  System  der  Medicin  schuf.  Seine 
Lehren  erregten  in  Rom,  wohin  er  gegangen  war,  gewaltiges 
Aufsehen;  er  gründete  eine  eigne  Schule  der  Asklepiadeer,  die 
eine  grosse  Zahl  von  Anhängern  aufzuweisen  hatte.  Der  be- 
deutendste unter  ihnen,  Themison  aus  Laodikeia,  wurde  der 
Urheber  der  methodischen  Schule,  die  sich  im  Wesentlichen  auf 
die  Lehren  des  bithynischen  Arztes  gründete,  und  die  trotz  der 
Anfeindungen  der  pneumatischen  und  eklektischen  Secte  lange 
Zeit  bestand.  Ungefähr  um  die  Wende  des  zweiten  Jahrhunderts 
und  im  Anfang  des  ersten  lebte 

Hikesios14),    ein    Erasistrateer1415),    der,    wie    gesagt,    eine 


12)  S.  A.  14. 

13)  S.  wiederum  A.  14.  Es  ist  sicher  kein  Zufall,  dass  gerade  in  Syrien, 
wo  durch  die  Seleukiden  medicinisches  Interesse  geweckt  war,  die  Medicin 
eine  Heimstätte  fand.  Zweibedeutende  Aerzte,  Asklepiades  und  Themison, 
stammen  aus  dieser  Gegend. 

14)  Strab.  XII.  580.  (isxa^v  Ss  xfjg  Accodinsiug  v,ai  Kccqovqoov  lsqov  sgxl 
Mtjvog  Kccqov  xccXovfisvov  xi[ico[isvov  cc^ioXoycog.  övveöxtj  da  Ha-fr'  rj[iccg  didcc- 
onaXsiov  *HoocpiXsi(ov  tccxocov  (isycc  vno  Zsv^idog,  %al  fisxcc  xccvxcc  'AXs^avdqov 
xov  $iXaXrj&ovg,  hcc&octisq  inl  xcov  na.x8Q(ov  xmv  fjfisxsocov  iv  Z{ivQvrj  xb 
xmv  'Eoccaicxoccxeicöv  vno  'Ihs6iov.  Die  Angabe  des  Strabon,  dass  H.  inl 
xdov  nccxsocov  gelebt  habe,  ist  wohl  nicht  ganz  genau.  Er  scheint  älter  zu 
sein,  da  er  von  Herakleides  von  Tarent,  dessen  jüngerer  Zeitgenosse  er 
freilich  danach  noch  immer  sein  konnte,  benutzt  ist  (Gal.  XIII.  811.   ag  b 


Hikesios  der  Erasistrateer.     Herakleides  von  Tarent.  419 

Schule  der  Erasistrateer  in  Smyrna  gründete15),  deren  Anhänger 
sich  nach  ihrem  Stifter  ol  änb  'Ixstiiov  nannten 15b).  Er  ist 
Verfasser  einer  Schrift  %sqI  vXtjg16)  (über  die  inateria  medica) 
in  mindestens  2  Büchern,  in  der  er  ausser  anderen  Aerzten  vor- 
nehmlich den  Diphilos  von  Siphnos  benutzte17)  und,  wie  schon 
früher  bemerkt  wurde,  einer  zweiten  de  conditura  vini18)  und  war 
bekannt  als  Erfinder  mehrerer  zusammengesetzter  Mittel19).  Einer 
seiner  Schüler  war  Herakleides20),  von  dem  wir  weiter  Nichts 
wissen.     In  der  ersten  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  lebte 

Herakleides    von    Tarent21).     Er  war,    wie   wir  bereits 


TaQctvTivoQ  *HQttvi%£idris  syQaips  zi\v  'Iksüiov  ^BXaivav)  und  Herakleides  wieder 
sicher  vor  Apollonios  von  Kition,  welcher  gegen  ihn  polemisii  te  (Erot.  32,  1), 
d.  h.  vor  50  v.  Chr.,  gelebt  hat,  s.  A.  21.  „Nur  wenn  man  annimmt,  dass 
er  erst  im  Alter  die  Schule  in  Smyrna  stiftete,  kann  Strabon  doch  ziemlich 
Recht  haben".    (Susemihl). 

14b)  Ath.  III.  87  b.  'insciog  ds  6  'EQocüLGZQcczsiog  n.  z.  X.  Er  war  ein 
Freund  des  Erasistrateers  Menodoros  (von  dem  wohl  der  menodorische 
Trank,  Gal.  XIII.  64,  stammt),  s.  Ath.  II.  59  a.  Nach  Plin.  XXVII.  §.  31 
war  er  non  parvae  auctoritatis  medieus. 

15)  Vermuthlich  bald  nach  jener  Vertreibung  der  Aerzte  durch  Physkon 
aus  Alexandreia.     S.  A.  14. 

15 b)  La.  Di.  V,  6  (im  Homonymenverz.).  oydoog  (näml.  'HqcckXs  tätig) 
lcctqos  zoöv  dno  *Ihs6iov  k'vcczog  tazQog  TaQocvzivog,  Sfi7tsiQLy.6s. 

16)  Ath.  III.  118  a.  'Ixe'tfiog  d'  iv  ß'  nsql  vXrjg  nriXufivdccg  %v$iu  eXvclI 
cprjGL  (isyccXoc.  Die  Citate  aus  dieser  Schrift  im  7.  Buche  des  Ath.  stammen 
wahrscheinlich  aus  Dorion,  vgl.  M.  Wellmann  Dorion,  Herrn.  XXIII.  1888. 
S.  192.  A.  2.  Citirt  wird  er  von  Ath.  an  folgenden  Stellen:  IL  58  f.  59  a. 
III.  87b-f.  116e.  118a.  VII.  278a.  282a.  288c.  294c.  298a.  b.  304c.  306 d.  e. 
308  d.  309  b.  311  f.  312  c.  313  a.  d.  314  b.  315  d.  320  cd.  321a.  323  a.  327  d. 
328  b.  c.  XV.  681  c.  689  c.  Die  Citate  bei  Plinius  XX.  §.  35.  XXII.  §.  40. 
XXVII.  §.  31  rühren  von  Sextius  Niger  her,  s.  M.  Wellmann  Sextius 
Niger,  Herrn.  XXIV.  1889.  S.  568.  Diphilos  und  Hikesios,  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXXVII.  1888.  S.  364.  Plin.  nennt  ihn  als  Quelle  für  die  B.  14.  15.  20—27. 
Dazu  kommt  Tertull.  de  an.  25.    Vgl.  auch  C.  26.  A.  85. 

17)  S.  Jahrb.  a.  a.  0. 

18)  S.  C.  25.  A.  37.    Plin.  I.  §.  14.  15.   XIV.  §.  120. 

19)  *H  'Ineoiog  (isXccivcc  oder  r\  'Iksglov  wird  von  Galen,  nach  des  Heras 
vdQ&rjf;  XIII.  780,  nach  Kritons  Schrift  7CsqI  zrjg  zdtv  cpaQiictHCöv  ow^söscog 
XIII.  787,  nach  Herakleides  von  Tarent  XIII.  811  beschrieben.  Ein  anderes 
Mittel,  Xizri  7h£<hos,  steht  bei  Gal.  XIII.  814.  nach  Herakleides.  Vgl.  Gal. 
XIII.  809.    Sor.  tzsqI  ncc&.  yvv.  p.  145.  245.    Paul.  Aegin.  III,  64.  VII,  17. 

20)  Vgl.  A.  15 b. 

21)  Kuehn  De  Heraclide  Tarentino,  Leipzig  1823  =  Opusc.  acad.  med. 
et  phil.  IL  S.  15(Tff.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  IIP,  2.  S.  3.  A.  1.  M.  Wellmann 
Zur  Gesch.  der  Med.  im  Alterth.,  Herrn.  XXIII.  1888.  S.  566  ff.    Ueber  sein 

27* 


420  Vierunddreissigstes  Capitel.    Die  späteren  Aerzte. 

sahen,  Schüler  des  Herophileers  Mantias22)  und  als  solcher 
anfangs  selbst  Herophileer,  später  ging  er  aber  zur  empirischen 
Secte  über23)  und  ward  eines  ihrer  berühmtesten  Mitglieder24). 
Galenos  rühmt  wiederholt  seine  Zuverlässigkeit,  Selbständigkeit 
und  unbestechliche  Wahrheitsliebe25),  und  er  war  in  der  That 
kein  einseitiger  Vertreter  der  empirischen  Schule,  die  mit  Ver- 
nachlässigung der  rationell-exacten  Forschung  die  Erfahrung  in 
den  Vordergrund  stellte;  stand  ihm  auch  die  letztere  am  Höchsten, 
so  benutzte  er  sie  doch  dazu,  um  mit  ihrer  Hülfe  zur  Kenntniss 
der  verborgenen  Ursachen  zu  gelangen26).  Er  scheint  nach  dem 
Vorbilde  der  grossen  alexandrinisehen  Aerzte  menschliche  Leichen 
secirt  zu  haben27);  ist  dies  der  Fall,  dann  hat  er  vermuthlich  in 
Alexandreia  gewirkt.  In  dem  System  seiner  Schule  lag  es  be- 
gründet, dass  er  die  wissenschaftlichen  Resultate  seiner  Vor- 
gänger in  umfänglicher  Weise  berücksichtigte28),  ohne  jedoch 
die  selbständige  Forschung  dabei  ausser  Acht  zu  lassen.  Sein 
Hauptverdienst    liegt    auf    dem    Gebiet    der    Arzneimittellehre. 

Zeitalter  s.  A.  14.  „Zeller  a.  a.  0.  hat  seinen  Schluss  aus  Cels.  I.  Pro.  p.  3 
(s.  A.  70),  dass  H.  noch  vor  Asklepiades  gelebt  habe,  gegen  Haas  De  phil. 
scept.  succ.  S.  64  ff.  siegreich  aufrecht  erhalten.  Die  Blüte  des  H.  fiel  also 
sogar  schon  in  den  Anfang  des  1.  Jahrh.    Vgl.  C.  32.  A.  485".  (Susemihl.) 

22)  C.  24.  A.  294;  Gal.  XIII.  462.  cpuQ(iu%a>v  ovv&tGsig  nufinoXXmv 
cc^Cwv  Inaivov  noäzog  <av  olda  Muvziug  b  'Hgocpfaetog  tyquipsv,  ov  [tu&rjzrig 
ysvofievog  'HouyiXsidrjg  6  Tuquvzivog  ov  povov  Iv  zf/  z£v  cpuQ(iu*(ov  %or]GEi 
rpulvBzui  (iL(iov[isvog  exeivov,  uXXu  v.ul  nuzu  zb  diaixrjxiHOv  psgog  zrjg  xt%vr\g. 
Vgl.  XIII.  502.  XII.  989. 

23)  Gal.  XII.  989.  uXXu  Muvziug  ftgV,  a>g  s£  uo%rjg  rjv  ^HqocpiXsiog,  ovxco 
hui  dis(isivsv  u%qi  nuvzog'  6  d'  'HocatXEidrjg  inl  zi\v  xcäv  S(i7i£iQL%cäv  Ictxomv 
uyayrjv  ertSKoivf-v  tuzqbg  uqiGzog  zu  zs  uXXu  zrjg  zk%vr\g  yeyovwg  xul  nXeiGzcov 
cpccQficiiMov  tfinsiQog.     Vgl.  Cels.  I.  praef.  p.  2. 

24)  Cael.  Aurel.  A.  M.  I,  17.  p.  64.  Empiricorum  sufficit  soli  Heraclidi 
Tarentino  respondere.  etenim  eorum  posterior  atque  omnium  probabilior  apud 
suos  invenitur. 

25)  Gal.  XVIIIa.  735.  uvtjq  ovO"'  evsy.cc  86y(iazog  KuzuGy,svr)g  ipsvcu- 
fisvog,  cog  uv  ov  noXXol  zeov  Soy(iuzvy.av  hiioly\Guv,  ovz*  uyv\ivuGzog  tcsqI  zr)v 
z£%vr]v,  uXX'  EiTiso  tvg  xca  uXXog  huvmg  zoi'ßaiv  zu  sayu  zrjg  luzqi%fig.  Vgl. 
XII.  989. 

26)  Gal.  IX.  775.  zoig  nsoi  Tuguvzivov  'HquhXbv'Stjv  in  zfjg  nstqug 
u&qoi'gugi  ztjv  Qstoqluv. 

27)  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  17.  p.  236.  äliquando  etiam,  ut  Heraclides 
Tarentinus  memorat  quarto  libro  de  intemis  passionibus ,  intestinorum  verti- 
cula  distentis  cutibus  apparent,  cum  peritonaeo  disiecto  sola  fuerü  ac  super  - 
posita  cutis. 

28)  M.  Wellmann  Herrn,  a.  a.  0. 


Herakleides  von  Tarent.  421 

Er  hat  nach  dem  Zeugniss  des  tjalenos29)  vortrefflich  über  die 
Zubereitung  und  Würdigung  der  Medicamente  geschrieben,  doch 
dabei  nur  die  selbsterprobten  behandelt30)  und  gilt  dem  Galenos 
für  massgebend  auf  diesem  Gebiet31).  Drei  Schriften  über  Arznei- 
mittellehre werden  uns  genannt:  Ttgbg  ^Av%io%C8a^  Jtoog  'Aöxv- 
ddfiavta32)    und    UtQaTccjtrjg'63),    wohl    eine    Militärpharma- 


29)  Gal.  XI.  794.  xctvxd  xs  ovv  ävccyiyveböKSiv  %qt}  xov  ^'finsigov  ysvsöd'at, 
vXr\g  ßovXofisvov ,  sxi  8s  ngbg  xovxoig  xd  &'  ^HgccxlsiSov  xov  Tctgccvxlvov 
■kccI  Kgaxsva  hccl  MavxCov.  ysygctnxai  8s  ov%  bfioicog  ovxcog  sv-sivoig  ovS' 
sig  i»  r\&QOiGxai  ndvxa,  v.a&dnsg  reo  dio6%ovgLdr]  .  .  .  dXX'  I8i<x  [isv,  sl 
ovxcog  sxv%s ,  nsgl  6Y.svocGiccg  xs  xca  dontficcöiag  cpag^idyicov  sygaipctv,  cb<snsg 
' HganXsLSrjg  6  TctgctvxZvog  %.  x.  X.     Vgl.  A.  59. 

30)  Gal.  XIII.  717.  niGxbg  ydg  dvr\g  si'nsg  xig  äXXog  scxl,  xcc  Sid  xrjg 
nsCgag  avxm  yisv-gipsva  fiovcc  ygdcpoov.     Vgl.  XI.  796. 

31)  Gal.  XIII.  812.  xccvxa  (näml.  Beschreibung  der  [isXcctva  'I-asglov) 
ygdipocvxog  xov  *Hga%Xsi8ov  iv  xoig  ngbg  'Avxio%ida  &avfid^co  nag  svioi  xav 
(isx'  avxbv  OVK  scpvXa^ccv  avxov  xi\v  ygucpr\v  .  .  .  xovxo  8'  avxb  ndXiv  fiSL- 
£ovcog  svavxiovxca  xij  x'  dXrjd'sioc  v.a.1  xij  xov  Tagavxivov  xs  %ul  *Hgä 
ygcccpij. 

32)  Beide  Schriften  enthielten  Arzneiformeln  und  Vorschriften  über 
deren  Bereitung.  Nicht  selten  fanden  sich  in  beiden  dieselben,  Gal. 
XIII.  726.  Nach  Diosk.  praef.  p.  2  hat  er  in  diesen  Werken  die  Be- 
schreibung der  Pflanzen  gänzlich  unterlassen,  auch  die  Metalle  und  Spece- 
reien nicht  alle  erwähnt:  'löXXctg  (isv  yccg  6  Bi&vvbg  notl  ''Hgcc-KXsidrjg  6 
TccgccvxLvog  in'  oXiyov  rjtpavxo  xr\g  ccvxrjg  ngccyiiaxsiccg  (wie  Dioskurides), 
xfjv  ßozctviTtijv  nccvxsXmg  sdciccvxsg  nccgddooiv,  ov  [iriv  ov8s  xmv  (isxccXXiyimv 
r/  dgafidxcov  ndvxcov  iftv^a^rjaocv.  Er  polemisirte  gegen  Diejenigen,  welche 
über  Pflanzen  und  deren  Wirkung  geschrieben  hatten,  ohne  sie  je  zu 
Gesicht  bekommen  zu  haben,  und  verglich  sie  mit  Herolden,  welche  die 
Erkennungszeichen  eines  entlaufenen  Sklaven  ausriefen,  ohne  ihn  gesehen 
zu  haben,  Gal.  XI.  796.  Diese  Polemik  ist  vermuthlich  gegen  Andreas  ge- 
richtet, dem,  wie  schon  C.  24.  A.  231  bemerkt  ist,  auch  Galen.  Schwinde 
leien  vorwirft,  und  den  H.  sicher  benutzt  hat,  s.  Cels.  VIII,  20.  p.  359 
Hermes  XXIII.  S.  559.  Der  Titel  ngbg  xi\v  'AvxioXt8cc  steht  bei  Gal.  XIII 
726.  811.  XII.  691.  847.  957.  983  (vgl.  C.  24.  A.  319),  ngbg  'AöxvSdftavxa  Gal 
XIII.  717  (mit  einem  grösseren  Fragmente).  XIV.  181.  Galenos  hatte  mehrere 
Ausgaben  der  letzteren  Schrift,  in  denen  die  Gewichte  variirten,  s.  XHI.  721 
XsnCdog  axoficöfiaxog  (8'.  lov  £vazov  ^ß\  sv  svCoig  8s  xav  dvxiygdcpcov  ys- 
ygccnxcci  <(a'.  %gv60-*öXXrig  <(*f'.  rj  is'.  HTjgov  (xs'.  sv  xigi  8'  dvxiygdcpcov  ovxs 
xbv  xrigbv  ovxs  xov  lov  svgofisv.  Vgl.  XII.  638.  In  den  von  H.  empfohlenen 
Mitteln  spielen  Silberglätte,  Erdharz,  Alaunschiefer,  Terpentinharz,  Atrament- 
stein,  Gallapfel,  Kupferschlag,  geschabter  Grünspan,  Meerzwiebel,  Krokos, 
Bleiweiss,  Galbanum,  Opium,  Pfeffer,  Zimmet,  Opobalsam,  Karpobalsam 
eine  Rolle.  Ueber  die  Bereitung  vieler  berühmter  Arzneimittel  scheint  er 
nach  dem  Urtheil  des  Galenos  desshalb  geschrieben  zu  haben,  um  der 
Putzsucht  zu   genügen,  vgl.   Gal.  XII.   445.   cpccivsxai  8s   nccl  b  Totgctvxlvog 


422  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

kopoee84).  In  der  Bearbeitung  dieses  ganzen  Gebiets  scliloss  er 
sich  an  seinen  Lehrer  Mantias85)  an;  ebendemselben  folgte  er 
in  der  Behandlung  der  Diaetetik.  Eine  besondere  diaetetische 
Schrift  wird  von  ihm  unter  dem  Titel  liber  regularis  sive  diaeteticon 
(dicutriTixov)  erwähnt36).  Ueber  Nahrungsmittel  und  Diaetetik 
handelte  er  auch  in  seinem  vermuthlich  nach  dem  Vorbilde  des 
Numenios,  aber  in  Prosa  verfassten  Hv\k%q6iov,  das  von  Athenaeos 
mehrmals  citirt  wird87)  und  eine  nicht  unwichtige  Quelle  für 
die  beiden  ersten  Bücher  desselben  gewesen  zu  sein  scheint88). 
Therapeutische    Arbeiten89)    sind    drei    von   ihm    bezeugt:    tmv 


'HQccyilsLdrjg  noXXcc  uccl  d6yti(ia  (pccQ(iccncc  xrjg  xo/Li/aooTwiys  d-ecoQLCcg  (ßvEiiu) 
yeyqcccpcog,  -Actixoi  [irj7ico  xooavxrjg  XQVCpi]g  Y.ccxs%ov6rig  xccg  yvvaiKctg  oar\  vvv 
ioxiv.  aXXcc  xai  xcc  xov  'Hgccxlstdov  nccl  KXsonccxqccg  (vgl.  A.  9b)  ocoi  x' 
aXXoi  psx'  ccvxovg  iv  reo  fiexcc^v  ysyovccotv  taxgol  cpccgfiancc  nccvxcc  avvri&QOiasv 
b  Kquoov  h.  x.  X.  Derartige  Mittel  stehen  z.  B.  b.  Gal.  XII.  436.  835.  847, 
welcher  diese  Arzneimittellehren  überhaupt  häufig  benutzt:  VI.  529.  XII. 
402.  435.  454.  583.  638.  730.  741.  743.  785.  867.  992.  XIII.  33.  328.  507. 
826.  857.  Bei  Cels.  V,  26,  11  findet  sich  ein  Catapotium  gegen  den  Husten 
aus  Safran,  Myrre,  langem  Pfeffer,  Costus,  Galbanum,  Zimmet,  Bibergeil 
und  Mohnsaft  bestehend.  H.  v.  Tarent  wird  von  Plinius  im  Schriftsteller- 
verzeichniss  zu  B.  12.  u.  13  genannt  und  ist  identisch  mit  dem  Heraclides 
medicus  Ind.  XII.  XIII.  XX— XXVII,  der  XX.  §.  35.  193.  XII,  18  citirt  wird. 

33)  Gal.  XIII.  725:  vvvl  de  inl  xcc  naganX^Gta  xoig  TtQoysyQccpphoig 
lisxaßrjoofiai  xooovxov  sxi  7ZQ06&£ig  vnsg  avxtov,  oxv  nccl  ■hccQ'  txsgov  ßißXiov 
6  'HQccnXsidrjg  imysyQCC(i(i8vov  ZxqccxmÖxtjv  £yQCiil>8  xcc  ccvxcc  cpaQuaxcc  -kccxcc 
xo  xqlxov  iv  ccvxoig  xfj  xcc^si  fiovov  sccvxä)  8icccp(ovr\aag. 

34)  Kuehn  a.  a.  0. 

35)  S.  A.  22.  Ausserdem  hat  er  den  Apollodoros  (Gal.  XIV.  181),  De- 
metrios  von  Apameia  (Gal.  XIII.  722),  Andron  (XII.  984,  s.  C.  24.  A.  319), 
Hikesios  (XIII.  811),  vermuthlich  auch  den  Andreas  (vgl.  A.  32.  C.  24. 
A.  230)  und  sicher  noch  andere  Aerzte  in  diesen  Schriften  benutzt. 

36)  Cael.  Aur.  Ac.  M.  III,  22.  p.  264.  item  (von  H.  ist  die  Rede)  primo 
libro  regulari  sive,  ut  Gracci  dieunt,  diaetetico,  nutriens  cliölericos  prima  die, 
ceteris  utens  congrue. 

37)  Ath.  II.  64  a.  'HQCtxXsidrjg  6  Tccqccvxlvog  iv  EvpnoaCat  h.  t.  X.  64  e. 
67  e.    III.  74  b.  79  c.  120  b.    Vgl.  IL  53  c. 

38)  S.  M.  Wellmann  Zur  Gesch.  der  Med.  im  Alterth.,  Herrn.  XXIII. 
1888.  S.  561.  A.  3.  —  „Ob  H.  aber  auch  'OrpccQxvxwcc  schrieb  (s.  C.  25. 
A.  196),  ist  mindestens  äusserst  zweifelhaft".    (Susemihl). 

39)  Auch  in  ihnen  hat  er  Rücksicht  auf  seine  Vorgänger  genommen. 
So  hat  er  in  der  Schrift  xmv  inxog  &sqcui8vxw.cc  den  Hippokrates,  Diokles, 
Phylotimos,  Euenor,  Neileus,  Nymphodoros,  Andreas,  Protarchos,  in  der 
xmv  inxbg  Q'eQcntEvxiv.ä  den  Serapion  benutzt.  Vgl.  Herrn.  XXIII.  a.  a.  0. 
Die  meisten  Fragmente  aus  diesen  Schriften  stehen  bei  Cael.  Aur.  A.  M. 
I,  17.  p.  64.    II,  9.  p.  94.    II,  29.  p.  145.    II,  38.  p.  174.   III,  4.  p.  195.   III,  8. 


Herakleides  von  Tarent.  423 

ixtog  Q'SQaTCsvxtxd  in  mindestens  4  Büchern 39b),  t&v  ivrbg 
ftsQaTtevtLKd,  die  ebenfalls  bis  zum  4.  Buche  citirt  werden40), 
und  eine  NixoAaog  betitelte  Schrift41).  Was  wir  über  seine  Be- 
handlung verschiedener  Krankheiten  erfahren42),  findet  auch  noch 
heute  bei  Sachkennern  Beifall.  Auch  über  Gifte  und  Gegengifte 
gab  es  von  ihm  ein  Buch  ®y\qiand  oder  tcsql  ftrjQiav*3),  und 
hier  war  er  vermuthlich  von  dem  Iologen  Apollodoros  abhängig. 
Wie  die  meisten  Empiriker  schrieb  er  ferner  über  Hippokrates, 
nämlich  Commentare  zu  allen  sogenannten  hippokra- 
teischen    Werken44)    und    eine    Schrift   gegen    die  Ai%ug   des 


p.  214.   III,  17.  p.  236.  p.  246.   III,  21.  p.  263.    M.  Chr.  I,  4.  p.  323.   III,  8. 
p.  468.   V,  2.  p.  566. 

39 b)  Gal.  XVIII a.  735.  uyiovacofisv  d*  avxov  (näml.  'HgauXeidov)  xr\g  Qri68<og, 
r)v  eyQätf)8v  sv  xä  xBxdqxcp  xdov  inxog  &SQcc7isvzL'ncav  ccvxoZg  ovoficcaiv  ovzcog 
£%ovGr\g  x.  t.  X. 

40)  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  17.  p.  236.    Vgl.  A.  27. 

41)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  17.  p.  65.  item  iubet  (näml.  Herakleides  bei  der 
Behandlung  der  Phrenesie)  post  haec  medicaminibus  ungi  Caput  et  nares 
hoc  gener e  confectis:  peucedani,  castorei,  opii,  ut  in  libro,  quem  Nicolaum 
vocat  etc. 

42)  Die  Lethargie  erklärte  er  z.  B.  aus  der  Ueberfüllung  des  Magens 
mit  Nahrungssäften  und  aus  der  Dicke  der  Körpersäfte.  Darum  wendet 
er  Klystiere  an,  die  aus  Wasser  mit  einer  Abkochung  von  Centaurium  oder 
Absinth  bestanden.  Er  gab  auch  Bibergeil,  Salzwasser  und  Thymianblüte 
zu  trinken.  Dem  Kranken  Hess  er  den  Kopf  bähen,  das  Haupt  Hess  er 
scheeren  und  mit  Bibergeil,  Sphondylium,  Essig,  altem  Oel  salben.  Er 
verwandte  auch  Umschläge  und  gebrauchte  Bäder  u.  s.  w.  Vgl.  Cael.  Aur. 
A.  M.  II,  9.  p.  94.  Ausserdem  finden  sich  bei  ihm  Mittel  gegen  Magenweh, 
Peripneumonie ,  Phrenesie,  Bräune,  Darmzwang,  Epilepsie,  Podagra,  Hals- 
starre. Nach  Cels.  III,  6.  p.  85.  15.  p.  96  hat  er  ferner  über  das  Fieber 
gehandelt.  Danach  empfahl  er  solchen  Fieberkranken,  die  an  der  Galle 
oder  an  einer  Verdauungsstörung  litten,  massiges  Trinken,  damit  auf  diese 
Weise  neuer  Stoff  mit  dem  verdorbenen  vermischt  werde.  Seine  Be- 
handlung der  viertägigen  Fieber  verwirft  freilich  Celsus.  Und  auch  mit 
Augenoperationen  hat  er  sich  abgegeben.  Denn  Celsus  VII,  7,  6  beschreibt 
sein  Verfahren  beim  Verwachsen  des  Lides  mit  dem  Weissen  des  Auges, 
fügt  aber  freilich  hinzu,  er  seinerseits  könne  sich  nicht  entsinnen,  dass  je 
ein  Kranker  nach  dieser  Methode  geheilt  sei.  Die  Chirurgie  endlich  be- 
rücksichtigte er  ebenfalls  in  seinen  therapeutischen  Schriften,  s.  Gal. 
XVIII a.  735  ff. 

43)  Gal.  XIV.  7.  s£  dvayvatascag  ßißXi'ov  xivog  (näml.  xi\v  diccyvatoiv  <paQ- 
Hccxaiv  svHoXcog  xig  (icc&riGFTCci),  bnola.  <9"'  'HQatiXeidov  xov  TaquvxCvov 
OriQiMa  k.  x.  X.    Vgl.  Gal.  XIV.  186. 

44)  Gal.  XVI.  196.  6  (iev  ydq  rXavniag  xat  'Hoci'H.Xeid'rig  6  TctQctvxivog 
Kai    Zsvgtg    ot   7tQÖäxoi    ndvxa.    xct   xov   naXaiov    cvyyqcififiaxa   £^rjyirj6ccii£V0i 


424  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

Bakcheios  in  3  Büchern  rtgbg  Bax%elov  %eq\  rcov  'Iitito- 
xQurovg  XeZscov4*5).  Endlich  verfasste  er  ein  Werk  über  seine 
eigne  Schule  Ttegl  rrjg  £[i7tei,Qcxrjg  aCgeäecDg*6)  und  als  früherer 
Herophileer  7tQog  xb  tceqI  äcpvyiicov  'Hgoyolov*1). 


fjyovvxai  xr\v  SQQitpLV  slvai  xaqa%i\v  xiva,  oxav  6  xdfivcav  (irj  dvvrjxcci  iv  svl 
xoncp  6vvsatavai,  dXXu  aXXoxs  aXXcog  mveixcci.  Der  Commentar  zum  4.  B 
der  Epidemien  wird  von  Erot.  115,  4,  welcher  hier  das  2.  B.  desselben  an 
führt,  i%r\yr\xi%bv  xr\g  8  inidrjfiiccg  genannt,  der  zum  6.  B.  wird  von  Gal 
XII*.  793  citirt:  slg  xb  bhxov  xcöv  inidrj(iLmv  v<p'  *InnoY.qdxovg  6vyysyqafi- 
[livmv  iXv(i^vavxo  noXXol  xöbv  i^rjyrjxmv  .  .  .  oZaxs  ^vccyndöd-^v  iym  diu 
xovxo  xi\v  xs  nccXai6xr\xu  rcov  dvxiyqdcpoov  ini£r\xr\Gui  xd  xs  vnofivrjpccxcc 
x(6v  nqmxoov  i^rjyrjGaiisvav  xb  ßißXtov,  iv  olg  nai  Zsv^ig  iaxi  (ucciy  b  Taqav- 
xivog  Y.cii  6  'Eqv&quiog  ^HquyLXsidrig,  der  zum  3.  Buch  XVII a.  608,  der  zu 
den  Aphorismen  XVIIIa.  187,  der  zu  der  Schrift  xar'  lr\xqsiov  XVI[lb.  715. 
H.  erklärte  mit  Zeuxis  die  hippokrateische  Schrift  nsql  %v[icov  für  unächt, 
s.  Gal.  XVI.  1. 

45)  Erot.  32,  2.  xd  xov  TaqctvxCvov  ['ifpcodaidov]  xqicc  nqbg  Bav.%£tov 
öiayqdipavxog  ...  Fr.  LXXIII.  p.  22,  18.  6  81  Taqccvxivog  'Hqa-nXsidrjg  iv 
x<p  ß'  nqbg  Buy,%eiov  nsq\  xmv  ' lnnonqdxovg  Xsf-eoov  cprjaiv  x.  x.  X.  Derselben 
Schrift  gehören  noch  folgende  Stellen  an:  Er.  7,  19.  14,  3.  76,  14.  95,  6. 
128,  14.  Seine  Worterklärungen  und  Etymologien  sind  nicht  selten  thöricht, 
vgl.  22,  19.  76,  14.  95,  6.  Vermuthlich  waren  die  Glossen  nicht  alphabetisch, 
sondern  wie  bei  Bakcheios  nach  den  Schriften  des  Hippokrates  geordnet. 
In  der  Einleitung  scheint  er  eine  Aufzählung  der  Schriftsteller  gegeben  zu 
haben,  die  auf  dem  Gebiet  der  hippokrateischen  Glossenerklärung  thätig 
gewesen  waren,  vgl.  Erot.  31,  7.  Klein  S.  XXVIII  f.  Apollonios  von  Kition 
verfasste  eine  Gegenschrift  gegen  ihn  in  18  Büchern,  vgl.  Erot.  32,  1. 

46)  Gal.  XIX.  38,  wo  dieser  als  sein  Werk  bezeichnet:  6vvoil>ig  xäv 
'HqcmXeiSstcov  nsql  xrjg  ifinatq^g  aiqeascog  £'.     Vgl.  Haas  a.  a.  0.  S.  64  f. 

47)  Gal.  VIII.  726.  nui  Xiyei  de  xivag  Xoyi6[iovg  in'  ctvxoig  (näml.  bqiöfioig 
'AXe£ccv8qog  6  G>cXccXrj&rig)<,  mg  oi'sxca,  ni&avovg  iv  x<5  s'  xav  dqeonovxcov, 
coönsq  yictl  6  Tccqccvxivog  ^HqcoiXeidrjg  iv  olg  dvxiXiysi  nqbg  xb  nsql  ocpvyiicöv 
'HqotpCXov.  Vgl.  C.  24.  A.  95.  Seine  Definition  des  Pulses  steht  VIII.  720. 
6  {isv  Taqccvxivog  ^HqccHXsidrig  ifinsiqitKp  nqinovcuv  vnoyqaqprjv  noiovfievog 
xov  6(pvy(ibv  slvai  cprjGL  nivrjOiv  dqxrjqicöv  %al  7taq8iag.  Einige  Empiriker 
nahmen  dieselbe  an,  während  sie  bei  den  Dogmatikern  auf  Widerspruch 
stiess.  —  „Noch  berichtet  Osann  Pharmaceutisehe  Aufschriften,  Philo- 
logus  IX.  1854.  S.  762  (nach  Simpson  Notes  on  some  ancient  greek 
medical  vases  for  containing  Lykion  etc.,  Edinburgh  1853)  über  ein  Ton- 
gefäss  für  Lykionsalbe  mit  der  Aufschrift  HPAKAEIOT  ATKON,  welche 
er  wohl  mit  Recht  auf  *Hqay,Xsidov  Avniov  zurückführt.  Derselbe  Osann 
Heraklides  von  Tarent,  Jahrb.  f.  Ph.  LXXIII.  1856.  S.  710  f.  meint  schwer- 
lich mit  Recht,  dass  bei  Serv.  z.  Verg.  Geo.  II,  197,  wo  Tarent  als  Vater- 
stadt des  Hercules  bezeichnet  wird,  dies  auf  eine  Verschreibung  aus  Hera- 
kleides zurückgehe,  und  weist  auf  das  Bild  auch  des  H.  in  ganzer  Figur 
in    der    Wiener   Handschrift   des    Dioskurides    hin,    vgl.    Montfaucon 


Herakleides.     Epaenetos.     Euthydemos.  425 

Epaenetos  schrieb  ein  'OtjJccQTvtiKov  (oder  vielleicht 
'OifjccQtvriKdy8),  welches  der  Aristophaneer  Artemidoros  in  seinen 
schon  erwähnten  r^cjööac  otyaQtvtMal  ausschrieb49),  und  eine 
Schrift  tcbqI  kcc%dvcov50),  in  der  er  seinerseits,  wie  es  scheint, 
den  'Tanivfrog  des  Nikandros  benutzte;  er  muss  also  in  der  ersten 
Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  gelebt  haben51).  Er  ist  identisch 
mit  dem  Rhizotomen52).     Höchst  wahrscheinlich  gehört  auch 

Euthydemos  aus  Athen,  der  gleichfalls  'OtpccQtvTixd03) 
und   7CsqI   la%dvG)v^)   geschrieben   hat,   zu   den  medicinischen 


Palaeogr.   ant.   S.  199.     Visconti  Icon.  gr.  I.  S.  403  ff.  411  f.   Tf.  XXXIV. 
Nr.  3  u.  d.  Nachtrr.  z.  C.  10.  A.  86".    (Susemihl). 

48)  S.  die  beiden  C.  25.  A.  194  besprochenen  Verzeichnisse  der  Ver- 
fasser von  'OipuqtvtiY.ä  bei  Aih.  XII.  516  c  und  Poll.  VI,  70  ff.  Diese  Schrift 
wird  von  Ath.  häufig,  aber  schwerlich  irgendwo  (s.  C.  30.  A.  243)  aus 
eigner  Benutzung  angeführt,  stets  ausser  VII.  503  e  mit  Titel,  nur  VII.  340  d 
(wonach  Kaibels  Index  zu  berichtigen  ist)  iv  'Orpccgtvz  wo  ig,  sonst  immer 
iv  (oder  iv  xm)  'OxpagtvtiYm.  Die  Citate  im  7.  B.  (294  d.  297  c.  304  d.  305  e. 
J(oqI(ov  nccl  'E.  312  b.  313  b.  328  f)  stammen  aus  Dorion  nsgi  l%ftv(QV, 
dessen  Werk  Ath.  aus  Pamphilos  kennt,  s.  M.  Wellmann  Dorion,  Herrn. 
XXIII.  S.  189.  üeber  II.  58  b  s.  C.  25.  A.  197  mit  d.  Nachtr.  C.  30.  A.  243. 
Dazu  kommen  III.  88  c,  „womit  es  wohl  nicht  oder  doch  annähernd  nicht 
anders  stehen  wird,  s.  89  d  und  C.  17.  A.  66  mit  d.  Nachtr."  (Susemihl), 
und  die  A.  49  angegebenen  Stellen.  Der  Titel  nsgi  l%&v<ov  VII.  328  f  be- 
ruht auf  einem  Versehen :  er  gehört  zu  dem  unmittelbar  vorhergehenden 
Dorioncitat,  s.  M.  Wellmann  a.  a.  0.  S.  189.  A.  3. 

49)  S.  C.  30.  A.  209.  243.  Ath.  IX.  387  d.  e.  'Agtepidcogog  dh  6  'Agiaxo- 
qxxvsiog  iv  tocig  iniygccyofiivcug  oipagtvtiYaig  yXaaaocig  -aal  IJd^icpiXog  o 
'AXe^ccvdgevg  iv  xoig  nsgi  ovoficctoav  yccX  yXmoamv  'Enccivstov  nagatid'stai 
Xsyovtcc  iv  t<a  'OtpocgtvtiYtp  oti  b  cpaoiavog  ogvig  Tarvpas  naXeizai.  S.  dazu 
Schoenemann  De  lex.  antiq.  (Hannov.  1886).  S.  107  u.  vgl.  Ath.  XIV. 
662  d— 663  d  u.  C.  84  =  663  d— 664  b  und  dazu  Schoenemann  a.  a.  0. 
S.  107.  A.  2.     Ausserdem  s.  IX.  371  e.  396  f. 

50)  Schol.  Nie.  Ther.  585.  drjfirjtgiog  6  XXagog  tr\v  ßovnXsvgov  dsvSgov 
elveti  cprjaiv.  ovn  icxi  de,  ccXXoc  Xcc%ccvov,  ov  (ivrjfiovevsi  Ninccvdgog  iv  reo 
iitiygucpoybevco  'TcouWoo  neel  'Enccivexog  iv  xtp  negl  Xoc%ocva>v.  Vgl.  C.  10. 
A.  98.  122.  125b. 

51)  S.  Herrn.  XXIII.  S.  192  ff.  üeber  die  Blütezeit  des  Artemidoros 
etwa  um  50  v.  Chr.  s.  C.  30.  A.  207. 

52)  Dessen  Name  neunmal  in  dem  von  Roh  de  Rhein.  Mus.  XXVIIi. 
S.  264  ff.  veröffentlichten  vierten  Tractat  ne gl  toßöXcov  vorkommt. 

63)  Ath.  XII.  616  c.  ngcotoi  de  Avdoi  nal  %y\v  YocgvYi\v  ii-evgov  negl 
rjg  trjg  onsvciGiocg  oi  tec  'OrpocQtvtiY.ee  Gvv&ivteg  etgr'}Ycc6i  .  .  .  yccI  Ev&v- 
drinog  x.  t.  X. 

64)  Vgl.  Schoenemann  a.  a.  0.  S.  106.  Citate  aus  dieser  Schrift 
stehen  nur  bei  Ath.  II.  58f.  Ev^vdr^iog  <6>  (so  Kaibel)  'A&rjvaiog  iv  tep  negl 


426  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

Schriftstellern.  Er  ist  älter  als  Epaenetos;  verniuthlich  hat  er 
also  schon  im  zweiten  Jahrhundert  gelebt55).  Ausserdem  hat  er 
noch  eine  Schrift  tceqI  taQi%G)v  verfasst56). 

Krateuas  der  Rhizotom  lebte,  wie  gesagt,  zur  Zeit  Mithri- 
dates  des  Grossen,  dem  zu  Ehren  er  eine  Pflanze  benannt  hat57). 
Sein  Hauptwerk,  das  den  Titel  'Pi^oto^iixöv  führte58),  war  mit 
Abbildungen  der  beschriebenen  Pflanzen  versehen59).  Dioskurides 
rühmt  seine  Genauigkeit  in  der  Arzneimittellehre  mit  dem  Zu- 
sätze, dass  er  viele  sehr  heilsame  Wurzeln  und  einige  Pflanzen 
unbezeichnet    (a7tctQcc6r}[i£twTovg),    d.  h.    unbeschrieben    gelassen 


Xcc%ccvoov  ömvccv  'Ivdwrjv  yuxXsi  xr\v  y.oXov.vvxt\v  dicc  xb  xsMOfttffO'at  xb  önsQficc 
in  xr\g  'Ivdiytrig.  III.  74  b.  IX.  369  e.  371a.  Theophrastos  ist  von  ihm  be- 
nutzt, vgl.  Ath.  IX.  369  e  =  Theoph.  h.  pl.  VII,  4,  4.  0.  Schneider 
Nicandrea  S.  116. 

65)  S.  Herrn.  XXIII.  S.  192  f.  mit  A.  3. 

66)  Ath.  III,  116  a— c.  III.  118  b.  VII.  307  b.  308  e.  315  f.  328  d.  Diese 
Citate  stammen  aus  Dorion,  s.  Herrn.  XXIII.  S.  188. 

57)  Plin.  XXV.  §.  62. 

58)  Es  handelte  also  von  den  medicinischen  Kräften  der  Pflanzen. 
Der  Titel  steht  Schol.  Nie.  Th.  680.  Kqaxsvug  sv  xm  \Pi£otojuxo5  nQ06tiftsxai 
ort  nqoßccxcc  ccqvoc  sl  (irj  axsqyoi,  seev  xig  KOzvXrjdova  xgitpag  nefr'  vSccxog 
dm,  cxsQyoi,  Citate  Schol.  Nie.  Th.  520.  617.  656.  683.  856.  858.  860.  Schol. 
Theoer.  II,  48.  V,  92.  XI,  46.  Dioskur.  II,  153.  185.  199.  208.  III,  4.  130. 
IV,  35.  75.  118.  Gal.  XIX.  69.  Plin.  XIX.  §.  165.  XX.  §.  63.  XXII.  §.  75. 
XXIV.  §.  24.  187.  XXV.  §  62,  vgl.  Ind.  XX-XXVII. 

59)  Plin.  XXV.  §.  8.  praeter  hos  Graeci  auetores  prodidere,  quos  suis 
locis  diximus,  ex  his  Crateuas,  Dionysius,  Metrodorus  ratione  blandissima 
sed  qua  nihil  paene  aliud  quam  difficultas  rei  intellegatur.  pinxere  namque 
effigies  herbarum  atque  ita  subscripsere  effectus  etc.  Nach  diesen  Worten 
könnte  es  scheinen,  als  habe  er  die  Beschreibungen  der  Pflanzen  unter- 
lassen und  nur  deren  Wirkungen  verzeichnet.  Dagegen  spricht  aber  der 
Umstand,  dass  Pflanzenbeschreibungen  von  ihm  bezeugt  sind;  vgl.  Diosk. 
II.  150.  Plin.  XXII.  §.  75.  Schol.  Nie.  Th.  856  u.  ö.  Demnach  halte  ich  den 
Schluss  von  Koebert  De  Pseudo-Apulei  herb,  med.,  Bayreuth  1888  für 
gerechtfertigt,  dass  Plinius  den  K.  nicht  selbst  eingesehen  hat,  sondern 
seinen  Bericht  über  ihn  und  seine  Citate  einer  oder  richtiger  mehreren 
Mittelquellen  verdankt.  Eine  derselben  ist  Sextius  Niger,  aus  dem  die- 
jenigen Krateuascitate  stammen,  welche  bei  Dioskurides  wiederkehren,  s. 
Plin.  XXIV.  §.  167  (vgl.  C.  17.  A.  129.  C.  24.  A.  29)  =  Diosk.  IV.  116.  Diosk. 
II.  165  =  Plin.  XX.  §.  63,  vgl.  M.  Wellmann  Sextius  Niger,  Herrn.  XXIV. 
S.  567  ff.  Für  Dioskurides  gilt  Dasselbe  wie  für  Plinius ,  auch  für  sein 
Urtheil  über  K.  in  der  Praefatio  p.  2,  s.  A.  60.  Galen,  stellt  den  K.  hoch, 
s.  XI.  795  (s.  A.  29).  xuvxu  xs  ovv  (nämlich  des  Dioskurides  Werk)  uvctyiyva- 
ckslv  xqtj  xbv  e'finsiQOV  ysvso&cci  vlr\g  ßovXbfisvov,  sxi  8s  nqbg  xovxoig  xd  •&•' 
*HqccxXslöov   xov   Tccqccvxlvov  Kai  Kqccxsvcc  mcci  Mccvxiov,  vgl.  797.    XV.  134. 


Krateuas.     Zopyros.     Epikles.  427 

habe60).  Zur  Zeit  Mithridates  des  Grossen,  also  um  dieselbe 
Zeit  lebte 

Zopyros  in  Alexandreia61),  der  sein  im  Alterthum  hoch- 
berühmtes Gegengift  Ambrosia,  wie  schon  bemerkt,  dem  Mi- 
thridates brieflich  mittheilte62).  Er  ist  uns  durch  allerlei  Medica- 
mente63) und  besonders  Gegengifte64)  bekannt  und  war  Lehrer 
des  Apollonios  von  Kition  in  der  Chirurgie65).  Vielleicht  gehört 
in  diese  Zeit  auch 

Epikles  aus  Kreta66),  der  aus  dem  Lexikon  des  Bakcheios 
einen  Auszug  gemacht  hat66b),  in  welchem  er  aber  wiederholt 
abweichende    Ansichten    verfocht660).      Dieser    Auszug    ist    von 

60)  Diosk.  Praef.  p.  2.  Kqaxsvag  Ss  6  Qi£ox6[iog  v.a.1  'Avögeccg  6  taxqog 
(ovtol  yaQ  donovaiv  dnqißsGXEQOV  xmv  Xommv  nsgl  xovxo  xb  (isgog  dvEGxgd- 
cpftcci)  noXXug  Qi£ccg  svxQrjGxoxdxag  xca  xivccg  ßoxdvug  u7taQ<xGr)iisic6xovg  si'aoccv. 

61)  Wenigstens  verfasste  er,  wie  schon  oben  (s.  A.  10b)  bemerkt  ist, 
für  einen  Ptolemaeos  rex  (vielleicht  Auletes)  sein  bekanntes  Gegengift  Am- 
brosia, s.  Cels.  V,  23,  2.  alterum,  quod  Zopyrus  regi  Ptolemaeo  dicitur 
composuisse  atque  ambrosiam  nominasse,  ex  his  constat  etc. 

62)  Als  Probe  schlug  er  demselben  vor  einem  Verbrecher  erst  Gift 
und  dann  dies  dvxldoxov  oder  umgekehrt  zu  geben,  Gal.  XIV.  150.  Scrib. 
Larg.  169  u.  ö.     Herrn.  XXIII.  S.  556. 

63)  Verdienstvoll  ist  seine  Eintheilung  der  Arzneimittel  nach  ihren 
Wirkungen.  So  werden  von  Orib.  XIV,  45  Mittel  angeführt,  welche  den 
Schleimabgang  durch  Mund,  Nase  und  Augen  befördern:  ubqI  x&v  vyQcc- 
giccv  slyiovxav  dtcc  ciöfiaxog  ncti  qlvqHv  Kai  oopftaXpäiV.  zn  xcüv  ZconvQOv. 
Vgl.  Orib.  XIV,  50.  52.  56.  58.  61.  64. 

64)  Die  Zusammensetzung  des  Bekanntesten  berichten  Gal.  XIV.  115 
(nach  Andromachos).  150  (s.  A.  62,  nach  Apollonios  Mys).  205  (nach  Heras) 
und  Cels.  a.  a.  0. 

65)  Wie  dieser  selbst  im  Comm.  zu  Hipp,  neql  aQ&Q(ov  I.  p.  2  Dietz 
bezeugt.  Plut.  Quaest.  symp.  III,  6  scheint  nach  ihm  den  einen  Unter- 
redner benannt  zu  haben. 

66)  Sicher  lebte  er  nach  Bakcheios,  vermuthlich  auch  nach  Nikandros. 
S.  Erot.  48,  17  f.  d&zXyjjxcu'  BanxEiog  cprjGt  &riXd£r]zcci,  ?}  iitiGndixcu'  'Em- 
%Xfig  öh  itmii^xcci  xal  ind-Xißrjxccij  ag  na!  Ni'yiccvdQog  s£r}y£ixca.  E.  pole- 
misirt  auch  hier  gegen  Bakcheios;  stammt  nun  diese  ganze  Polemik  aus 
ihm,  so  hat  er  den  Nikandros  benutzt.  Andrerseits  schrieb  er  vor  Diosku- 
rides  3>axas,  d.  h.  (s.  A.  162)  vor  30  v.  Chr.,  der  nach  Erot.  31,  16  wiederum 
gegen  ihn  polemisirte. 

66 b)  Erot.  31,  13.  a>  (näml.  Ba.K%bia))  dij  xbv  Sfi7tsiQL^6v  GvyxQOvrjGavxa 
$ilivov  diu  e^aßcßXov  nQccypaxeiccg  dvxsntEiv,  kcüiisq  'Entv.X&ovg  xov  Kgr}- 
xog  inixsfiofisvov  xccg  Bayi%siov  Xi£eig  dtcc  .  .  .  Gvvxcci-ecov  h.  x.  X.  Vgl. 
Klein  Erot.  S.-XXVI.  A.  30. 

66c)  Erot.  14,  14.  37,  16.  47,  15  u.  ö. 


428  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

Erotianos  häufig  (21  mal)  benutzt;  die  Bücherzahl  ist  leider  bei 
demselben ö6d)  ausgefallen. 

Zur  Zeit  des  Pompeius  lebte  als  Arzt  in  Rom 
Asklepiades67)  aus  Prusa  oder  Kios  in  Bithynien 68) ,  ein 
Mann  von  niederer  Herkunft  und  ohne  Vermögen.  Ursprünglich 
als  Lehrer  der  Beredsamkeit  thätig,  wandte  er  sich  plötzlich, 
da  ihm  diese  Beschäftigung  nicht  genug  abwarf,  der  Heilkunst 
zu  und  verstand  es  mit  seiner  seltnen  Begabung  alles  Bestehende 
in  den  Staub  zu  ziehen69).    An  die  Stelle  des  alten  Heilverfahrens 

66 d)  Erot.  a.  a.  0.  Eine  Charakteristik  dieser  Epitome  steht  bei  Erot. 
34,  21  ff.  xcov  ds  aXXcov  'EnixXrig  psv  6  nccxd  6xol%elov  7toir)6cc(iEVog  xrjv 
avccyQacpr\v  (laxai'ov  avvrofiiag  iyivsxo  grjXcoxrjg'  itQog  xm  yccg  [irj  ndaccg 
sl-rjyrJGaod'cci,  exl  xat  xa  cvvxdy[iccxoc,  iv  olg  uvxmv  snccoxr]  KccTsyeyQttTixo, 
oiamriGctg  [iO[i(prjg  txccvfjg  ctlxiog  syivsxo  xolg  dvuyivwGyiovöi.  ndXiv  yccQ 
iSärjös  naO''  £~y,d6xr\v  ygcccprjv  s^rjyeiad'ai  (iv  xr)v  ccvdyvcoatv  st  vor\xy]  xig  soxiv, 
dXXd  nai  xrjv  Xi&v,  f]  %axaxixa.%xai.  Eine  eindringende  Sprachkenntniss 
giog  ihm  vollständig  ab;  das  zeigte  sich  besonders,  wenn  er  auf  eigene 
Faust  Wortbedeutungen  ableitete.     Vgl.  Erot.  84,  6.  100,  12.  128,  10. 

67)  Plin.  XXVI.  §.  12,  s.  A.  69.  Damit  stimmt,  dass  Sex.  Math.  VII.  202 
ihn  als  Zeitgenossen  des  Antiochos  von  Askalon  bezeichnet:  tows  yccg  dia 
xovxcov  6  'Avxio%og  xr\v  ngosLQ7}{isv7}v  xi&evcci.  üxdoiv  %al  'Aa%Xri7ttd8r]v  xbv 
iccxgdv  alvixxB6%,ai1  dvcciqovvxa  (ilv  xb  r)ys[iovix6v,  nccxä  de  xbv  avxov 
XQovov  avxm  ysvopsvov.  —  Chr.  G.  Gumpert  Asclepiadis  Bithyni  fra- 
gmenta.  Weimar  1794.  8.  G.  M.  Raynaud  De  A.  Bithyno  medico  ac  philo- 
sopho,  Paris  1862.  8.  Bruns  Quaestiones  Asclepiadeae  de  vinorum  di- 
versis  generibus,  Parchira  1884.  4.  —  „Ob  die  im  Anfang  des  18.  Jahrh. 
in  einem  Grabe  unweit  der  appischen  Strasse  gefundene  Büste  (s.  Visconti 
Icon.  gr.  I.  S.  390  ff.  u.  Tf.  32)  wirklich  die  seine  ist,  steht  dahin,  da  sie 
nur  die  Unterschrift  'AZKAHTIIAdHZ  hat".    (Susemihl). 

68)  Strab.  XII.  566.  ävdqsg  d'  dgioXoyoi  xccxcc  7toeidsi'ccv  ysyovaöiv  sv 
xrj  Bi&vvtcc  .  .  .  o  (xey  MvgXsavbg  'AayiXrj7tidcdrjg  ^yga^axiyibgy  IccxQog  <[r«)> 
6  Tlqovanvg.  Gal.  XIV.  683.  7tQo£axr]6ccv  Ss  xrjg  (isv  Xoyiurjg  aigsaecog  'inno- 
HQdxrjg  Kmog  .  .  .  [isxd  de  xovxov  dioxXrjg  6  Kaqvoxiog  .  .  .  'AoxXr}7tiddr}g 
Bi&vvbg  Kiavög,  og  Kai  IlQOVGiccg  sxccXslxo. 

69)  Plin.  XXVI.  §.  12  f.  durabat  tarnen  antiquitas  firma  magnasque  con- 
fessae  rei  vindicabat  reliquias,  donec  Asclepiades  aetate  Magni  Pompei  orandi 
magister  nee  satis  in  arte  ea  quaestuosus,  ut  ad  alia  quam  forum  sagacis 
ingenii,  huc  se  repente  convertit  atque,  ut  necesse  erat  homini,  qui  nee  id 
egisset  nee  remedia  nosset  oculis  usuque  pereipienda,  torrenti  ac  meditata 
cotidie  oratione  blandiens  omnia  abdieavit  totamque  medicinam  ad  causas  re- 
vocando  coniecturae  fecit,  quinque  res  maxume  communium  auxiliorum  pro- 
fessus,  abstinentiam  eibi,  alias  vini,  fricationem  corporis,  ambulationem, 
gestationis,  quae  cum  unusquisque  semet  ipsum  sibi  praestare  passe  intelle- 
ger et,  faventibus  eunetis  ut  essent  vera  quae  facillima  erant,  Universum  prope 
humanum  genus  circumegit  in  se  non  alio  modo,  quam  si  caelo  demissus  ad- 
venisstt.     trahebat  praeterea  mentis  artificio  animos  ■  iam   vina  promittendo 


Asklepiades  von  Prusa.  429 

setzte  er  ein  neues70),  indem  er  seinem  Mangel  an  gründlichen 
ärztlichen  Kenntnissen  entsprechend,  aber  zugleich  mit  Menschen- 

aegris  dandoque  tempestive,  iam  frigidam  aquam,  et  quoniam  causas  mor- 
borum  scrutari  prius  Herophüus  instituerat,  vini  rationem  inlustraverat 
Cleophantus  apud  priscos,  ipse  cognominari  se  frigida  danda  praeferens, 
ut  auctor  est  M.  Varro,  alia  quoque  blandimenta  excogitdbat ,  iam  suspen- 
dendo  lectulos,  quorum  iactatu  aut  morbos  extenuaret  mit  somnos  adliceret, 
iam  balneas  avidissima  hominum  cupidine  instituendo  et  alia  multa  dictu 
grata  atque  iucunda,  magna  auctoritate  nee  minore  fama,  cum  oecurrisset 
ignoto  funeri,  relato  homine  ab  rogo  atque  servato,  ne  quis  levibus  momentis 
tantam  couversionem  faetam  existimet.  id  solum  possumus  indignari,  unum 
hominem  e  levissima  gente  sine  opibus  ullis  orsum  vectigalis  sui  causa  repente 
leges  sdlutis  humano  generi  dedisse ,  quas  tarnen  postea  abrogavere  multi. 
Asclepiadem  adiuvere  multa  in  antiquorum  cura  nimis  anxia  et  rudia,  ut 
obruendi  aegros  veste  sudoresque  omni  modo  ciendi,  nunc  corpora  ad  ignes 
torrendi  solesve  adsiduo  quaerendi,  in  urbe  nimbosa,  immo  vero  tota  Italia 
imitatrice,  tum  primum  pensili  balinearum  usu  ad  infinitum  blandiente. 
praeter 'ea  in  quibusdam  morbis  medendi  cruciatus  detraxit,  ut  in  anginis, 
quas  curabant  in  fauces  organo  demisso.  Vgl.  VII.  §.  124  (s.  A.  83).  „Aber, 
wie  Hill  scher  a.  a.  0.  S.  389  f.  sehr  richtig  dargethan  hat,  der  beredte 
Arzt  und  Freund  des  Crassus,  über  welchen  Cic.  de  or.  I,  14,  62  den 
Letzteren  im  Jahr  91  sich  folgendermaasen  äussern  lässt:  neque  vero  Ascle- 
piades  is,  quo  nos  medico  amicoque  usi  sumus,  cum  eloquentia  vincebat  ceteros 
medicos,  in  eo  ipso,  quod  ornate  dicebat,  medicinae  facultate  utebatur,  non 
eloquentiae,  war  nicht,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird,  der  Bithynier, 
sondern  ein  älterer,  gleichnamiger  Mann,  der,  wie  die  Praeterita  zu  be- 
weisen scheinen,  91  sogar  schon  gestorben  war.  Dies  Letztere  hat  Piderit 
z.  d.  St  bereits  bemerkt,  trotzdem  bezeichnet  er  ihn  im  Index  als  den 
Bithyner.  Der  Letztere  begann  dagegen  sicherlich  seine  ärztliche  Thätig- 
keit  erst  beträchtlich  nach  91,  und  Cic.  will  wohl,  wie  Hillscher  bemerkt, 
gerade  durch  den  Zusatz  is,  quo  —  usi  sumus  verhüten,  dass  man  nicht  an 
diesen  viel  berühmteren  jüngeren  und  gleichfalls  beredten  Arzt  denken 
soll".  (Susemihl). 

70)  Cels.  I.  praef.  p.  3.  nullo  vero  quidquam  post  eos  qui  supra  comprehensi 
sunt  (näml.  Apollonius  et  Glaucias  et  aliquanto  post  Heraclides  Tarentinus 
et  aliqui  non  medioeres  viri,  s.  A.  21  u.  C.  24.  A.  285)  agitante,  nisi  quod 
aeeeperat,  donec  Asclepiades  medendi  rationem  ex  magna  parte  mutavit.  Plin. 
a.  a.  0.  Indessen  scheinen  seine  therapeutischen  Grundsätze  in  Wahrheit 
doch  nicht  so  neu  zu  sein.  Schon  Kleophantos  hatte  ähnliche  aufgestellt 
(s.  C.  24.  A.  209  ff.),  und  der  enge  Anschluss  des  A.  an  ihn  ist  uns  von 
Cels.  III,  14  selbst  ausdrücklich  bezeugt.  Ausserdem  scheint  Erasistratos 
vornehmlich  seine  Lehren  beeinflusst  zu  haben,  s.  C.  24.  A.  161.  166.  Be- 
zeugt ist  allerdings  von  Gal.  III.  468,  dass  er  an  keine  Auctorität  glauben 
wollte:  av  (näml.  Asklepiades)  d'  avtu ,  si'x'  iativ ,  ü't  ovx  satt,  pr)  noXv- 
n qayfiovr'iaas^  vn^Q  atv  ovdsv  ola&oc  oeeepäg,  ocnocpccivsGd'cii  xoX^ug  ovx  stdobg, 
o  xag  HqotpiXov  diamvaiv  avaro/xag,  6  xccteyvcontos  'EQCcöiGtQciTOv,   ual  (ii- 

KQÖV    CpQOVZL£(OV  * InTCOHQciTOVg. 


430  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

kenntniss  und  scharfem  Verstände  begabt,  dabei  keine  Handhabe 
der  Charlatanerie  verschmähend71),  Alles  durch  möglichst  leichte 
und  einfache  Mittel,  Diaet,  Wein,  Reibungen,  Spaziergänge,  Ver- 
besserung des  Lagers,  Bäder  u.  dergl.  zu  heilen  suchte72)  und 
dadurch  sich  in  der  That  wirkliche  Verdienste  um  den  Fort- 
schritt der  Medicin  erwarb  und  es  glücklich  erreichte,  dass  er 
für  einen  der  berühmtesten  Aerzte  galt73),  so  dass  ihn  Mithri- 
dates,  wie  gesagt,  zu  sich  einlud.  Aber  er  machte  in  Rom  so 
viel  Glück,  dass  er  dessen  Anerbietungen  ausschlug  und  dem- 
selben an  seiner  Stelle  seine  Schriften  übersandte74).  Grossen 
Ruhm  erwarb  er  sich  dadurch,  dass  er  einen  Menschen,  dessen 
Leichenbegängniss  gefeiert  wurde,  ins  Leben  zurückrief75 a).  Durch 
seine  Erfolge  wurde  er  so  vermessen,  dass  er  sich  zu  der 
Aeusserung  hinreissen  liess,  man  solle  ihn  nicht  mehr  für  einen 
Arzt  halten,  wenn  er  jemals  krank  würde.  Und  in  der  That 
ist  ihm  das  Schicksal  hold  gewesen:  er  starb  im  höchsten  Alter 
in  Folge  eines  Falles  von  einer  Leiter 75b).  Bei  einem  Manne 
dieser  Art  war  es  natürlich,  dass  er  sein  medicinisches  System 
auf  allgemeine  philosophische  Grundlagen  erbaute,  und  zwar 
schloss  er  sich  dabei  namentlich  an  die  epikureischen  Lehren 
an,  jedoch  mit  grosser  eklektischer  Freiheit,  indem  er  z.  B.  den 
epikureischen  Sensualismus70)  dergestalt  auf  die  Spitze  trieb,  dass 

71)  Apul.  Flor.  IV,  19,  s.  A.  85. 

72)  Vgl.  Plin.  a.  a.  0. 

73)  Vgl.  Plin.  a.  a.  0.  und  VII.  §.  124.  summa  autem  (näml.  fama  est) 
Asclepiadi  Prusiensi  condita  nova  secta  spretis  legatis  et  poüicitationibus 
Mithridatis  regis  etc.  (s.  A.  75).  Vgl.  XXVI.  §.  13,  wo  er  mit  einem  Ab- 
gesandten des  Himmels  verglichen  wird.  Scrib.  Larg.  p.  4  Helmreich. 
at  Asclepiades,  maximus  auctor  medicinae,  negavit  aegris  danda  medicamenta. 
Das  Urtheil  des  Galen,  über  ihn  ist  angünstig,  s.  XI.  324.  ovnm  yuq  ovx' 
'A6%Xrimudri<5  rv  hccx'  ocvtov ,  6  ngocpccvoäg  ccvcci6%vvxri0ocg  xs  v.a\  cooneQ 
enad'Xov  xiva  netto,  xr\g  ccXrj&stag  anoävadfisvog  ovx'  'Eqa6L6XQccxog  x.  x.  X. 
Vgl.  II.  165  u.  öfter. 

74)  Plin.  XXV.  §.  6.  ad  illum  (näml.  Mithridatem)  Asclepiadis  medendi 
arte  clari  vdlumina  composita  extant,  cum  sollicitatus  ex  urbe  Roma  prae- 
cepta  pro  se  mitteret  ....  Vgl.  §.  124  (s.  A.  73). 

75a-b)  Plin.  VII.  §.  124.  summa  autem  Asclepiadi  Piusiensi  (näml.  fama 
est)  .  .  .  relato  e  funer e  liomine  et  conservatOj  sed  maxime  sponsione  facta 
cum  fortuna,  ne  medicus  crederetur,  si  umquam  invalidus  ullo  modo  fuisset 
ipse.  et  vicit  suprema  in  seneeta  lapsu  scalarum  exanimatus.  Vgl.  Plin. 
XXVI.  §.  15.  Cels.  II,  6.  p.  38  Dar.  Diese  Erweckungsgeschichte  wird 
ausführlich  von  Apul.  Flor.  IV,  19  mit  allem  rhetorischen  Schmuck  erzählt. 

76)   Antioch.  v.  Ask.  b.  Sex.  Math.  VII,  201.    aXXog  de   xig  iv   taxQwr} 


Asklepiades  von  Prosa.  431 

er  in  der  Seele  gar  keinen  besonderen  vernünftigen  Theil  gelten 
Hess77),  sondern  dieselbe  für  das  aus  allen  Sinnen  zusammen- 
gesetzte pneumatische7715)  Ganze  erklärte78),  und  indem  er  sich  in 
seiner  Corpusculartheorie  enger  an  die  Atomenlehre  des  Pontikers 
Herakleides79)  als  an  die  leukippisch-demokritisch-epikureische, 
ja,  wie  es  scheint,  ohne  wesentliche  Abweichung  anschloss.  Nach 
seiner  Ansicht  bestehen  nämlich  alle  Dinge  und  so  auch  Leib 
und  Seele80)  aus  kleinen  Körperchen  (oyTtoi),  welche  aber  nicht 
untheilbar  sind,  sondern  vielmehr,  von  Ewigkeit  her  in  be- 
ständiger Bewegung  begriffen,  vielfach  mit  einander  zusammen- 
stossen   und   sich   dadurch   in  unzählige  Theile  zersplittern,  der- 


(isv  ovdsvbg  dsvxsgog,  anxofisvog  8s  yial  cpiXoGoy  tag,  sitsCQ'Sxo  xccg  (isv 
Giö&rjGsig  bvxcog  Mal  dXr}&(ag  avxiXi\tysig  slvcu,  Xoycp  8s  firjdsv  oXcag  ij^ccg 
HazaXaiißcxvsiv  (was  Sex.  mit  Recht  auf  A.  bezieht).  Ueber  den  Sinn  dieser 
Worte  und  die  völlige  Uebereinstimmung  dieser  Erkenntnisslehre  mit  der 
des  Epikuros  s.  Zell  er  Ph.  d.  Gr.  IIP,  1.  S.  550.  A.  2:  dass  man  zu  den 
Principien,  also  den  Urkörpern  und  dem  Leeren,  erst  durch  Schlüsse  aus 
den  sinnlichen  Wahrnehmungen,  also  durch  Verstandeserkenntniss  (Xoyog) 
gelange,  nahm  auch  er  an,  Sex.  Math.  III,  5.  VIII.  220,  vgl.  Cael.  Aur.  M.  A. 
I,  14,  s.  A.  78.  81.  84.  Die  Angabe  bei  Aet.  Plac.  320  b,  14  f.  (=  Stob.  Ekl.  I. 
p.  396  H.  162,  18  W.)  'A.  naGccv  %ivr\Giv  a.l6%,i\xr[v  ccnscp^vaxo  kann  daher 
unmöglich  genau  sein. 

77)  Sex.  Math.  VII.  202.  ccvcciqovvxcl  [isv  xb  riysiiovinov.  380.  ov8s 
oXcog  vnccQ%siv  xi  rjysfiovi'nov. 

77b)  S.  A.  80. 

78)  Tertull.  de  an.  15.  Messenius  aliquis  JDicaearchus ,  ex  medicis  autem 
Andreas  et  Asclepiades  ita  dbstulerunt  principale,  dum  in  animo  ipso  volunt 
esse  sensus,  quorum  vindicatur  principale.  Cael.  Aur.  M.  A.  I,  14.  p.  45. 
Ascl.  rcgnum  animae  aliqua  parte  constitutum  negat.  etenim  nihil  aliud 
esse  dicit  animam  quam  sensuum  omnium  coetum:  intellectum  autem  occul- 
tarum  vel  latentium  verum  pev  volubilem  ßevi  motum  sensuum,  qui  ab  acci- 
dentibus  sensibüibus  atque  antecedenti  pevspectione  pevficituv.  memoviam  vevo 
alterno  eorum  exercitio  dicit.  Aet.  Plac.  p.  387,  7  f.  Diels  (=  Pseudo-Plut. 
IV,  2.  Stob.  Ekl.  I.  p.  796  H.  319,  4  f.  W.).  'AayiXjiniudrig  b  laxobg  {cats- 
cpr\vuxo  xr\v  tpv%riv)  avyyv^vccaiav  xööv  cclo&rjascov.  Vgl.  Zeller  a.  a.  O. 
A.  4.    S.  551.  A.  2. 

79)  S.  über  diese  Zeller  a.  a.  0.  II4,  1.   S.  1035  f. 

80)  Und  zwar  sind  die  Molecülen  der  letzteren  klein,  glatt  und  rund, 
wie  auch  Demokritos  und  Epikuros  lehrten,  s.  Chalcid.  in  Plat.  Tim.  CCXV. 
p.  213  Meurs.  252  Wrob.  aut  enim  moles  (=  bynoi)  quaedam  sunt  leves  et 
globosae,  eademque  admodum  delicatae,  ex  quibus  anima  subsistit,  quod 
totum  spiritus  est,  ut  Asclepiades  putat  etc.  Pseudo-Galen.  Hist.  ph.  24. 
p.  613,  7  ff.  ipvxrjv  xoivvv  dt  (isv  nvsv[icc  ituvxl  xeo  6c6[ictti  7ZSQix8i[isvov 
onov  (isv  fiäXXov,  otcov  ds  fjxxov  vo(il£ovolv  elvcci,  ovtol  8s  ol  nsql  'AöhXi^- 
ma.8r\v  slaiv. 


432  Viernnddreissigstes  Capitel,     Die  späteren  Aerzte. 

gestalt,  dass  genauer  erst  aus  diesen  die  Sinnendinge  sich 
zusammensetzen 81).  Auf  diese  Voraussetzungen  erbaute  nun 
Asklepiades  seine  Solidarpathologie:  Gesundheit  und  Krankheit 
sind  nach  ihm  abhängig  von  dem  Verhältniss  dieser  Grundtheile 
des  Organismus,  welche  wegen  ihres  steten  Abflusses82)  auch 
einer  steten  Erneuerung  bedürfen  und  so  theils  durch  die  Speisen, 
die  nicht  verdaut,  sondern  durch  den  ganzen  Körper  vertheilt 
werden83),  theils  aus  der  Atmosphäre  durch  das  Einathmen  ihre 

81)  Cael.  Aurel.  a.  a.  0.  p.  45.  primordia  corporis  primo  constituerat  atomos 
(dies  ist  eine  unrichtige  Bezeichnung),  corpuscula  intellectu  sensa,  sine  ulla  quali- 
tate solita  atque  exinitio  comitata  (sicher  verderbt:  commutabüia?  Wellmann, 
,,aber  schwerlich  mit  Recht"  Susemihl),  aeternum  se  moventia,  quae  suo 
in  cur su  offensa  mutuis  ictibus  in  infinita  partium  fragmenta  (&QccvG[i<xza 
nannte  sie  nach  Stob.  Ekl.  I.  p.  350  H.  143,  22  W.  Herakleides  und  nach 
diesem  Bericht  also  wohl  auch  A.)  solvantur  magnitudine  atque  schemate 
differentia,  quae  rursum  eundo  sibi  adieeta  vel  coniuneta  omnia  faciunt 
sensibilia,  vim  in  semet  mutationis  habentia  aut  per  magnitudinem  aut  per 
multitudinem  aut  per  Schema  aut  per  ordinem.  nee,  inquit,  ratione  carere 
videtur,  quod  nullius  faciant  qualitatis  corpora  etc.  Sex.  Pyrr.  III,  32.  'Hoa- 
yiXsiSrjs  dl  6  TIorttKog  v.a.1  'Aa-KXr}7iiccdr)g  6  Bi&vvbg  uvdqiLovg  (d.  h.  wahr- 
scheinlich „nicht  mit  einander  verbundene")  byxovg.  Pseudo  -  Galen.  Hist. 
phil.  18.  p.  610,  21  ff.  Diels.  'H.  6  TL.  xai  'A.  6  B.  dvuofiovg  bynovg  rag 
ccQxocg  vnotL&svzai  z&v  oXcov.  Sex.  Math.  X,  318.  of  dl  nsol  zov  TL.  'H. 
%ccl  'A.  ££  dvoiioimv  ilIv  nccd,r}ZG>v  dz,  y.ccQ'utieq  zmv  ccvdcqllodv  byxcav  (näml. 
idbt-ciGccv  xrjv  zmv  noety  \x,uz<av  ysvsGiv).  Pseudo-Clem.  Recogn.  III,  15.  Ascl. 
öyyiovg,  quod  nos  tumores  vel  elationes  possumus  dicere  (näml.  elementa  esse 
dicit).  Dionys.  v.  Alex.  b.  Euseb.  P.  E.  XIV,  23,  4.  773  b.  bvopcc  dl  .  .  . 
uvzolg  aXXo  *Hq.  ftspsvog  shccXegsv  oyytovg,  nao'  ov  v.a\  'A.  b  teezobg  shXtjqo- 
v6(i7]6s  zo  ovofia.  Pseudo-Galen.  Introd.  XIV.  698.  xara  dl  zov  'A.  gzol%elu 
avQ'Qanov  byvioi  d'gavozol  xal  uoqol.  Gal.  XIV.  250.  si  (ilv  yeco  .  .  .  gvv- 
elgzt\%el  zu  navzct  ...  1%  zlvouv  byteoav  xal  noqcov  y,azcc  zov  Iuxqov  'A.  x.  t.  X. 
Vgl.  Sex.  Math.  III,  5.  zbv  'AG%Xv\itiu8r\v  .  .  .  lllu  (ilv  ozl  votjzol  zivig  sIglv 
Iv  tjlllv  oyyioi  [isys&ei,  diaqpeoovzsg  äXXrjXcov ,  dsvziocc  dl  ozl  ndvzod'sv  vyqov 
llbqt]  xal  nvsvficczog  iv  Xoya  ftsmorizcov  oyncov  cvvr)ouvi6zca  dt'  alcövog  uvr\- 
lisorjzcov.  VIII.  220.  vor\z(bv  oyucov  iv  voiqzoig  äocciobiiccGLV  (s.  A.  111). 
Zell  er  III8,  1.  S.  551  f.  A.  5.  Diels  Doxogr.  S.  250  ff.  —  Interessant  ist 
es  übrigens,  dass  der  deutsche  Erneuerer  der  Atomentheorie  Dan.  Sennert 
(gest.  1637)  zunächst  von  A.  ausging,  s.  Lasswitz  Vierteljahrsschr.  f. 
wissensch.  Philos.  III.  S.  408  ff. 

82)  Sex.  Math.  III,  5  unmittelbar  nach  den  eben  angef.  Worten:  zql'zw 
dl  ozl  udLccXsL7tzoL  ZLVsg  stg  zb  inzbg  it-  rjfimv  ccnocpoocci  ylvovzuL,  nozl  filv 
nXsiovg,  nozl  dl  iXdzzovg  nqbg  zr\v  gvvegzt]y.vlccv  izeqlozcc6iv.  Vgl.  6.  «o- 
za(iov  dt%r\v  QEOVGr\g  zrjg  ovai'ag,  aazs  zctvzb  llt]  dvo  zovg  sXoc%iGzovg  %q6~ 
vovg  vnofievsLV  iirjdl  £nLde%E6d,ccL,  nctfrunEQ  üXsys  xai  AG-aXrjnLadrjg ,  dvo 
snLdsL&Lg  did  zrjv  o^vzrjza  xr\g  Qorjg. 

83)  Cels.  I.  Praef.  p.  4.   acceduntque  Asclepiadis  aemuli,  qui  omnia  ista 


Asklepiades  von  Prusa.  433 

Ergänzung  finden83b),  zu  den  zwischen  ihnen  gelagerten  Hohl- 
räumen (tfo^ofc)84).  Aus  den  Lungen  werden,  so  lehrte  er  weiter, 
jene  eingeathineten  Grundbestandtheile  durch  die  Lungenarterie 
ins  Herz  geführt  und  aus  dem  Herzen  in  die  Arterien85).  So 
erklärte  er  denn  auch  den  Athmungsprocess  und  den  Puls  aus 
dieser  Corpusculartheorie85b).  In  therapeutischer  Hinsicht  aber 
stellte  er  für  jeden  Arzt  den  allgemeinen  Satz  auf,  den  Kranken 
sicher,  schnell  und  angenehm  zu  heilen86).  Darin  wich  er  ganz 
entschieden  von  den  Grundsätzen  der  empirischen  Schule  ab, 
dass  er  den  Gebrauch  von  Arzneimitteln  sehr  beschränkte,  ja 
wenigstens  beim  Fieber  und  bei  den  acuten  Krankheiten  gänz- 
lich verwarf,  weil  sie  fast  alle  den  Magen  angriffen  und  dem 
Körper  schlechten   Nahrungsstoff  zuführten87).     Dagegen   stellte 

vana  et  supervacua  esse  proponunt:  nihil  enim  concoqui,  sed  crudam  ma- 
teriam,  sicut  assumpta  est,  in  corpus  omne  diduci.     Vgl.  Cael.   Aur.  A.  M. 
I,  14.  p.  44.     Gal.  XV.  247.    XIX.  373.  379. 
83 b)  S.  A.  85.  85b. 

84)  Cael.  Aurel.  a.  a.  0.  p.  42.  fieri  etiam  vias  ex  complexione  corpuscu- 
lorum  intellectu  sensas,  magnitudine  et  schemate  differentes,  per  quas  succo- 
rum  ductus  solito  meatu  percurrens  si  nullo  fuerit '  impedimento  retentus, 
sanitas  maneat,  impeditus  vero  statione  corpusculorum  morbos  efficiat. 

85)  Gal.  VIII.  748.  tovvccvtiov  'AGv.Xrptioc.dov  do^avtog'  oi'etai  yccg  b 
ccvrjQ  ovtog  aal  trjv  nocQdiccv  xai  tccg  dqvriQCug  Staat sXXsaftai  nXrjQOVfisvag 
TCVBvnatog,  slaqiovtog  avtaig  dia  Xsittoy,8Q8iav ,  r\v  ivtbg  sccvrcov  k'%ov6iv, 
otav  ds  nlrjQcod'siGav  stg  tb  i'fiTtQOG&sv  ovnsti  qst],  tiataXs  in  siv  avQ'ig  slg 
tr\v  f-[i7tQ06d,sv  vnttQ%ov6av  savtatg  xatccataaiv  cpvGsi  tbv  %it(ovu.  Vgl. 
III.  466  ff.  und  A.  85 b. 

85 b)  Aet.  p.  412  f.  Diels  (=  Pseudo-Plut.  Plac.  IV,  22,  2).  'AG*Xr}7ti(xdr}g 
tbv  fisv  nvsv\iova  %iovr\g  di%r\v  6 vviGty\Giv ,  altlav  ds  tr\g  d.vanvor\g  trjv  iv 
tco  fttoQaya  Xs7tto[is()snxv  vTZOti&stat,  TtQog  r}v  tbv  ^ca&sv  dsqcc  qelv  ts  %a\ 
cpsosafrcci  iru%V(i8Qrj  bvtu,  näXiv  ds  cc7to&8LGd,ai  [iriytsti  tov  froogaHog  ol'ov  ts 
bvtog  [ir'jt'  insiGds%SG&cLi  [irjfr'  vnoGtsysiv  vnoXsLno^isvov  ds  tivog  iv  tat 
ftiÖQaiLi  XsntofiSQovg  dsl  ßau%Eog  (ov  ydg  unav  iwiQivstai),  ngbg  tovto  ndXiv 
tb  sicco  v7io[ievov  (tr\vy  ßaQvxr\ta  tov  intbg  avtsitsi6cpEQE6ftai'  tavta  ds 
tccig  GLiivaig  ansixccfei,  tr\v  ds  xara  nooctiosaiv  dvanvorjv  yivsG&ai  cpr\ci 
Gvvayo[isv(ov  tav  iv  tco  itvsvpovi  Xsntotätcov  noocov  xai  t&v  ßQCiy%l<ov 
6T8vov[iiv(av'  tfj  yccQ  7i[ist8Qa  tavd-'  vnayiovsi  7iQouiQ8G8i.  Ueber  seine 
Pulstheorie  s.  Gal.  III.  646.  713  f.  755.  767. 

86)  Cels.  II,  4.  p.  78.  Asclepiades  officium  esse  medici  dicit,  ut  tuto,  ut 
celeriter ,  ut  iucunde  cur  et. 

87)  Scrib.  Larg.  p.  3  Helmreich,  at  Asclepiades,  maximus  auctor  me- 
dicinae,  negavit  aegris  danda  medicamenta :  quidam  enim  hoc  mendacio  etiam 
pro  argumento  utuntur.  poteram  tarnen,  si  verum  id  esset,  dicere:  viderit 
Asclepiades  quid  senser it;  forsan  non  omnino  in  hanc  partem  animum  in- 
tendit  .  .  .  ille   enim   febricitantibus  vitiisque  praecipitibus  correptis,   quae 

SußKMiHii,  griecli.  -  alex.  Litt.  -  Gesch.   IL  28 


434  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

er  aber  auch  wieder  die  Behauptung  auf,  dass  es  mit  dem  Arzte 
schlecht  bestellt  sei,  der  nicht  gegen  jedes  einzelne  Leiden  zwei 
oder  drei  erprobte  Mittel  in  Bereitschaft  habe88).  An  die  Stelle 
der  Medicamente  setzte  er  diaetetische  Mittel,  und  er  hat  die  hohe 
Bedeutung  der  Diaetetik  in  einer  Weise  anerkannt  wie  Niemand 
von  seinen  Vorgängern.  Massigkeit  im  Essen89),  Wassercuren, 
besonders  Kaltwassercuren90),  Reibungen,  über  die  er  zuerst 
ziemlich  weitläufig  gehandelt  hat91),  Weingenuss,  beziehungs- 
weise Enthaltung  vom  Weine92),  passive  Bewegung93),  Bäder94), 


o^ia  ncc&T]  Graeci  dicunt,  negavit  medicamenta  danda,  quia  cibo  vinoque 
apte  interdum  dato  remediari  tutius  eos  existimavit.  Vgl.  Cels.  III,  4.  p.  78. 
Asclepiades  medicamenta  sustulit  etc.  V.  praef.  p.  160.  horum  (näml.  medica- 
mentorum)  autem  usum  ex  magna  parte  Asclepiades  non  sine  causa  sustulit; 
et  cum  omnia  fere  medicamenta  stomachum  laedant  malique  succi  sint,  ad 
ipsius  victus  rationem  potius  omnem  curam  suam  transtulit.  Plin.  XXVI. 
§.  17.     Gal.  XII.  410. 

88)  Scrib.  Larg.  p.  3  fährt  fort:  ceterum  in  libro  qui  nccQaayisvav ,  id 
est  praeparationum,  inscribitur,  contendit  ultimae  sortis  esse  medicum,  qui  non 
ad  singula  quaeque  vitia  binas  ternasve  compositiones  expertas  et  protinus 
paratas  habeat. 

89)  Plin.  XXVI.  §.  13.  So  verbot  er  bei  der  dlcons-nit  Ueberfüllung 
des  Magens,  Gal.  XII.  410. 

90)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  14.  p.  44.  laudat  etiam  in  salutaribus  praeceptis 
vitae  varietatem  atque  vehementer  utile  dicit  aquam  bibere  et  frigida  lavari, 
quam  ipv%Qo\ov6iav  appellant  et  frigidam  bibere. 

91)  Cels.  II,  14.  p.  58.  de  frictiorie  vero  adeo  multa  Asclepiades,  tam- 
quam  inventor  eius,  posuit  in  eo  volumine,  quod  communium  auxiliorum  in- 
scripsit,  uty  cum  trium  tantum  faceret  mentionem,  huius  et  aquae  et  gesta- 
tionis, tarnen  maximam  partem  in  hac  consumserit.  A.  hat  nach  dem 
Zeugniss  des  Celsus  sich  ziemlich  ausführlich  darüber  verbreitet,  wann  und 
wo  man  sich  solcher  Reibungen  bedienen  solle;  doch  hat  er  Nichts  er- 
funden, was  nicht  schon  Hippokrates  angedeutet  hätte.  Er  empfiehlt  sie 
besonders  bei  chronischen  Krankheiten.  Vgl.  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  17. 
p.  245.  defricatio  autem  adiutorium  est  chronicaepassionis,  non  acutae  vel 
celeris  etc. 

92)  Plin.  VII.  §.  124.  summa  autem  (näml.  fama  est)  Asclepiadi  Pru- 
siensi  .  .  .  reperta  ratione  qua  vinum  aegris  medetur  etc.  Vgl.  Scrib.  Larg. 
a.  a.  0.    Plin.  XXVI.  §.  13. 

93)  Cels.  II,  15.  p.  60.  Dieser  ganze  Abschnitt  über  die  passiven  Be- 
wegungen stammt  aus  A.  Sie  sind  nach  seiner  Meinung  bei  chronischen, 
schon  in  der  Abnahme  begriffenen  Krankheiten  zu  empfehlen.  Er  räth  die 
gestationes  aber  auch  bei  neu  entstandenen  heftigen  Fiebern  an,  besonders 
beim  Brennfieber.  Er  kennt  verschiedene  Arten  der  gestatio:  1)  die  sanfteste 
Art  ist  das  Fahren  zu  Schiff,  entweder  im  Hafen  oder  auf  einem  Fluss; 
2)  heftiger  wirkt  die  Fahrt  auf  hoher  See  und  das  Tragen  in  einer  Sänfte; 


Asklepiades  von  Prusa.  435 

das  waren  seine  Mittel,  um  Krankheiten  zu  verhüten  oder  zu 
beseitigen.  Er  erklärte  sich  ganz  entschieden  gegen  den  Miss- 
brauch der  Brechmittel  aus  Aerger  über  die  Gewohnheit  Derer, 
welche  durch  tägliches  Erbrechen  die  Fähigkeit  viel  zu  essen  zu 
erwerben  suchten95),  ebenso  im  Anschluss  an  Erasistratos  gegen 
die  von  seinen  Vorgängern  häufig  angewandten  Purganzen96), 
weil  durch  diese  Mittel  die  Körpersäfte  eine  widernatürliche  Be- 
schaffenheit annähmen.  Den  Gebrauch  von  Kly  stieren  hat  er 
eingeschränkt97),  den  Aderlass  dagegen  ziemlich  häufig  ange- 
wandt98), im  Gebrauch  von  Schröpf  köpfen  ist  er  vorsichtig99). 
Die  ärztliche  Wissenschaft  verdankt  ihm  die  Unterscheidung  der 
acuten  und  der  chronischen  Krankheiten.  Die  acuten  sind  nach 
ihm    mit   Fieber   verbunden ,    die    chronischen   fieberlos  10°).     In 

3)  noch  heftiger  das  Fahren  auf  einem  Wagen.  Ist  keine  von  diesen  Arten 
in  Anwendung  zu  bringen,  so  empfiehlt  er  die  Bewegung  in  schwebenden 
Betten.     Vgl.  darüber  Plin.  XXVI.  §.  14. 

94)  Plin.  XXVI.  §.  16.     Cels.  II,  17.  p.  62. 

95)  Cels.  I,  3.  p.  18.  eiectwn  esse  ab  Asclepiade  vomitum  in  eo  volumine, 
quod  de  tuenda  sanitate  composuit,  video:  neque  reprehendo,  si  offensus 
eorum  est  consuetudine ,  qui  quotidie  eiciendo  vorandi  facultatem  moliuntur. 
Vgl.  Plin.  XXVI.  §.  17. 

96)  Cels.  a.  a.  0.  fährt  fort:  paulo  etiam  longius  processit:  idem  pur- 
gationes  quoque  eodem  volumine  expulit.  et  sunt  eae  pernieiosae,  si  nimis 
valentibus  medicamentis  fiunt;  sed  haec  tarnen  submovenda  esse  non  est  per- 
petuum  etc.  Gal.  XI.  245.  324.  XIV.  223.  A.  stimmt  auch  in  der  Be- 
gründung mit  Erasistratos,  vgl.  Gal.  XI.  328. 

97)  Cels.  II,  12.  p.  56.  Klystiere  waren  nach  seiner  Ansicht  bei  allen 
Krankheiten  ohne  Fieber  schädlich:  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  39.  p.  174.  So 
verwirft  er  sie  bei  Pleuritis,  A.  M.  II,  22.  p.  131,  und  Peripneumonie, 
II,  29.  p.  144. 

98)  Jedoch  nur  bei  solchen  Krankheiten,  die  mit  Schmerzen  verbunden 
waren,  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  14.  p.  43.  Demnach  verwarf  er  ihn  bei  der 
Phrenitis.  Bei  der  Pleuritis  wandte  er  ihn  an;  doch  rieth  er  auf  den 
Unterschied  der  Klimate  zu  achten:  er  habe  in  Athen  und  in  Rom  Leute 
gesehen,  denen  bei  Pleuritis  der  Aderlass  geschadet  habe,  während  er 
am   Hellespont   den   Kranken    zu    empfehlen    sei.     Vgl.   Cael.   Aur.  A.  M. 

II,  22.  p.  131. 

.  99)  Er  vermeidet  die  Schröpfköpfe  beim  Fieber  und  bei  Vollsaftigkeit. 
Cael.  Aur.  A.  M.  III,  8.  p.  216.  item  ait  cucurbitam  utüem  magis  quam 
phlebotomiam  huic  probari  passioni  (näml.  dem  Krampf),  nisi  febres  pro- 
hibuerint  materiae  detractionem  vel  in  venis  plurima  fuerit  plenitudo.    Vgl. 

III,  4.  p.  193.' 

100)  Cael.  Aur.  M.  Chr.  III,  8.  p.  469.  Asclepiades  autem  alium  celerem 
dixit  (hydropem)  ut  eum,  qui  repente  constituitur,  alium  tardum  ut  eum,  qui 
tarda  passionc  vexat;  et  alium  cum  febribus,  alium  sine  febribus. 

28* 


436  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

seiner  speciellen  Pathologie  spielte  die  Verstopfung  der  Hohl- 
räume eine  wichtige  Rolle.  Bestimmte  Krankheiten  wie  Phre- 
nitis,  Lethargie,  Pleuritis  und  die  heftigen  Fieber  leitete  er  aus 
ihr  ab101).  Naturgemäss  musste  er  mit  der  Säftetheorie  der 
Hippokratiker  brechen:  in  den  Säften  waren  für  ihn  nicht  die 
wirkenden,  sondern  nur  die  vorbereitenden  Ursachen  der  Krank- 
heit begründet102).  Ebenso  gab  er  die  hippokrateische  Ansicht 
von  den  kritischen  Tagen  als  irrig  auf;  er  behauptete,  dass  der 
Kranke  an  keinem  Tage,  weder  an  einem  gleichen  noch  an  einem 
ungleichen,  in  grösserer  Gefahr  schwebe 103).  Die  Verschiedenheit  der 
Fieber,  des  eintägigen,  drei-  und  viertägigen,  machte  er  abhängig 
von  der  Grösse  der  durch  ihre  Stockung  krankheitserregend 
wirkenden  Grundkörper;  beim  eintägigen  Fieber  erfolgt  dieselbe 
durch  grössere  als  bei  den  drei-  und  viertägigen104).  Die  äusseren 
Zeichen  der  Fieber  sind  unnatürliche  Hitze  und  Beschleunigung 
des  Pulses 105).  In  seiner  speciellen  Therapie  treten  seine  diaeteti- 
schen  Grundsätze  deutlich  zu  Tage.  Bei  den  Wechselfiebern 
wandte  er  drei  Mittel  an:  Abführen,  Erbrechen  und  Wein- 
genuss106).     Speise  verabreichte   er  erst  dann,  wenn   das  Fieber 


101)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  14.  p.  42.  varias,  inquit,  fieri  passiones  loco- 
rum  aut  viarum  differentia  et  non  omnes  statione  corpusculorum ,  sed  certas, 
hoc  est  phrenitim,  lethargiam,  pleuritim  et  febres  vehementes  etc.  Sex.  Math. 
VIII,  220.  'j6KXrjiuccdrj  8s  cpaivsxccv  tag  sv6xoc6Scog  voy\x<äv  oyvioov  sv  vorjxoig 
ccQccimfiaotv. 

102)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  14.  p.  44.  et  non  esse  activas  neque  operantes 
causas  aegritudinum  in  liquidis  constitutas,  quas  synecticas  vocant,  sed  esse 
antecedentes ,  quas  Graeci  procatarcticas  appellant.    Vgl.  Gal.  XVIII8.  277. 

103)  Cael.  Aur.  a.  a.  0.  p.  42.  et  neque,  inquit,  esse  in  passionibus  statos 
dies,  quos  crisimos  appellant.  etenim  non  certo  aut  legitimo  tempore  aegri- 
tudines  solvuntur.  Vgl.  Cels.  III,  4.  p.  80.  Die  ganze  Polemik  gegen  des 
Hippokrates  Lehre  von  den  kritischen  Tagen  an  dieser  Stelle  stammt  aus 
A.:  Polemik  gegen  Hippokrates  ist  bei  ihm  nichts  Seltenes,  vgl.  Gal.  II.  47. 
III.  468. 

104)  Cael.  Aur.  a.  a.  0.  p.  42.  item  typum  quotidianum  maiorum  cor- 
pusculorum statione  fieri  asseverat;  cito  enim,  inquit,  ea  exantlari  atque 
impleri.  tertianum  vero  minorum  statione  corpusculorum,  item  quartanum 
minutissimorum.  S.  auch  Gal.  VII.  615.  'AöxXrjTuddng  yovv  ov  \ibvov  xo  &sq- 
jttdv,  ccXX'  ovd'  aXXrjv  tiva.  xi&slg  s'fi(pvxov  dvvccfiiv ,  anctvxu  tcvqexov  ini 
xigiv  ifMpQdc&aiv  oyyimv  sv  itogoig  cceI  gwCcxccgüui  Xsyoov,  sv  psyiftsGi  %ö- 
qcov  xfjv  dicccpoQccv  zi&sfisvog  avxov  %.  x.  X.     Vgl.  XIV.  698. 

105)  Cael.  Aur.  a.  a.  0.  febrium  ponunt  Signum  fervorem  plurimum  atque 
immutationem pulsus  in  vehementia,  nisi  exaliqua  haec  manifesta  fuerint  causa. 

106)  Cael.  Aur.  I,  14.  p.  43.   typicis  vero  clysterem  et  vomitum  et  vinum 


Asklepiades  von  Prusa.  437 

in  Abnahme  begriffen  war107).  Er  bediente  sich  auch  des  Fiebers 
als  Heilmittel,  weil  er  es  für  nothwendig  hielt  den  Kranken  in 
den  ersten  Tagen  der  Krankheit  zu  schwächen108).  So  trieb  er 
es  drei  Tage  lang,  am  vierten  reichte  er  Nahrung109).  Bei 
heftigen  Fiebern  empfiehlt  er  auch  passive  Bewegung;  da  dies 
aber  ein  Mittel  sei,  welches  unter  Umständen  verhängnissvoll 
werden  könne,  so  räth  er  es  nur  dann  anzuwenden,  wenn  keine 
Rauhigkeit  der  Zunge,  keine  Geschwulst,  keine  Härte,  kein 
Schmerz  in  den  Eingeweiden,  im  Kopf  oder  in  den  Praecordien 
vorhanden  ist110).  Die  täglichen  Fieber  erklärte  er  desshalb 
für  so  gefährlich,  weil  sie  andere  Krankheiten  im  Gefolge  haben, 
wie  Schwindsucht  oder  Wassersucht111).  Bei  dreitägigen  Fiebern 
Hess  er  am  dritten  Tage  nach  dem  Anfall  abführen,  am  fünften 
erbrechen,  am  sechsten  den  Kranken  sich  im  Bette  halten112). 
Seine  Behandlung  der  Phrenitis113),   Lethargie114),    Pleuritis115), 


Samothracium  atque  salsum  bibendum,  inquit,  primo  usque  ad  tres  quartas 
sextarii  et  superbibendam  partem  sextarii.  item  tempus  dandi  cibi  ...  ac- 
cessionis  declinatione  dicit. 

107)  Cael.  Aur.  a.  a.  0.  Cels.  III,  4.  antiqui  enim  quam  integerrimis 
corporibus  alimentum  offerebant;  Asclepiades  inclinata  quidem  febre,  sed 
adhuc  tarnen  inhaerente. 

108)  Cels.  III,  4.  p.  78.  febre  vero  ipsa  praecipue  se  ad  remedium  eins 
uti  professus  est.  convelhndas  enim  vires  aegri  putavit  luce,  vigilia,  siti 
ingenti,  sie  ut  ne  os  quidem  primis  diebus  elui  sineret;  quo  magis  falluntur 
qui  per  omnia  iueundam  eins  diseiplinam  esse  coneipiunt.  is  enim  ulteriori- 
bus  quidem  diebus  cubantis  etiam  luxuriae  subscripsit;  primis  vero  tortoris 
vicem  exhibuit. 

109)  Cels.  a.  a.  0.  p.  79.  Asclepiades,  ubi  aegrum  triduo  per  omnia  fati- 
gaverat,  quarto  die  eibo  destinabat. 

110)  Cels.  II,  15.  p.  60. 

111)  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  10.  p.  98.  item  Asclepiades  ait  quotidianum 
perseverantem  non  sine  periculo  esse  atque  multos  ex  eo  in  alium  morbum 
induci,  hoc  est  corporis  defluxionem  aut  hydropem  venire  etc.  Er  wusste 
von  Einem  zu  berichten,  der  in  Folge  eines  viertägigen  Fiebers  in  Wasser- 
sucht verfiel,  vgl.  Cels.  III,  21.  p.  107.  Asclepiades  in  eo,  qui  ex  quartana 
in  hydropa  deeiderat,  se  abstinentia  bidui  et  frictione  usum,  tertio  die,  iam 
et  febre  et  aqua  liberato,  eibum  et  vinum  dedisse  memoriae  prodidit. 

112)  Cels.  III,  14.  p.  95. 

113)  Seine  Definition  steht  bei  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  1.  p.  2.  Asclepiades 
primo  libro  de  celeribus  scribens  passionibus  phrenitis,  inquit,  est  corpuscu- 
lorum  statio  sive  obtrusio  in  cerebri  membranis  frequenter  sine  consensu 
cum  alienatione  et  febribus.  Er  verwarf  bei  dieser  Krankheit  Verdunklung 
der  Zimmer,  Aderlass,  Klystiere,  Abführungsmittel  aus  der  Jriswurzel, 
Essig   mit  Honig,   ein    Schleimabführungsmittel   aus   Senf  und   das   Haar- 


438  Vierunddreissigstes  Capitel.    Die  späteren  Aerzte. 

Wassersucht116),  Halsbräune117)  und  verschiedener  anderer  Krank- 
heiten verdient  allen  Beifall.  Die  Zahl  der  Arzneimittel,  die 
uus  von  ihm  erhalten  sind,  ist  gering118)-,  Mittel  wie  Zimmt, 
Bibergeil,  weisser  und  langer  Pfeffer,  Weihrauch,  Myrre,  Soda- 
schaum, Galbanum  u.  s.  w.  spielen  in  ihnen  eine  Rolle.  Auf 
dem  Gebiet  der  Anatomie  liegt  seine  Schwäche119);  Chirurgie120) 
und  Gynaekologie  m)  hat  er  ebenfalls  gepflegt1215).    Seine  schrift- 


seheeren.  Ist  das  Fieber  heftig,  so  verabfolgt  er  sehr  wenig  Speise,  sucht 
aber  durch  Abwechslung  den  Appetit  zu  reizen  (vgl.  Cels.  III,  6.  p.  87) 
Hält  das  Fieber  am  andern  Tage  an,  so  sucht  er  Verstopfung  zu  ver- 
hindern und  dem  Körper  Ruhe  zu  gewähren,  und  giebt  Wasser  zu  trinken, 
nicht  mehr  als  zweimal  am  Tage  bis  zu  einer  oder  zwei  Heminen;  das- 
selbe Nachts.  Am  siebenten  Tage  verabfolgt  er  schon  feste  Speisen.  Vgl. 
Cael.  Aur.  A.  M.  I,  15.  p.  45  ff. 

114)  Vgl.  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  9.  p.  87.  Cels.  III,  21.  G.  sucht  den 
Kranken  durch  Niesemittel  und  durch  übelriechende  Mittel,  wie  Bibergeil, 
Raute  mit  Essig,  Flohkraut,  Lorber,  Wolle,  Haare,  Hirschhorn,  Galba- 
num ,  aus  dem  Schlaf  zu  erwecken.  Das  wirksamste  Mittel  ist  Senf  mit 
Essig,  den  man  dem  Leidenden  als  Pflaster  auf  den  Kopf  legt  oder  in  die 
Hände  giebt. 

115)  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  22.  p.  131. 

116)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  IH,  8.  p.  489. 

117)  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  4.  p.  193.  Cels.  IV,  7.  Er  empfiehlt  Ader- 
lass,  Abführen,  Umschläge,  Gurgeln,  Bestreichen  mit  Hysop,  Origanum, 
Wermuth,  Ochsengalle  u.  s.  w.,  auch  Schröpfköpfe.  Ferner  nahm  er  Ader- 
lass  vor  an  der  Stirn  oder  an  den  Augenwinkeln  oder  an  den  Gefässen 
unter  der  Zunge  oder  am  Arm.  Hat  sich  die  Krankheit  verschlimmert, 
so  kann  man  in  den  Gaumen  oberhalb  des  Zäpfchens  Einschnitte  machen. 
Die  schon  von  Hippokrates  herrührende  Xagvyyoxofiia  billigte  er  ebenfalls. 

118)  Vgl.  Cels.  VI,  7,  3.  p.  241,  wo  ein  zusammengesetztes  Mittel  gegen 
alle  Fälle  von  Ohrenleiden  von  ihm  angeführt  wird.  Scrib.  Larg.  75.  p.  32 
hat  uns  eine  ccQtrjQLccnrj  von  ihm  erhalten.  Gegen  Entzündungen  der  Gebär- 
mutter steht  ein  qpa^axov  'jGnXrjTtLccdsiov  bei  Gal.  XII.  973.  Die  sonstigen 
von  Galen,  aufgeführten  Arzneimittel  aber  sind  von  dem  jüngeren  A.  mit 
dem  Beinamen  ^a^axtW.  Möglich  dagegen  erscheint  es,  dass  der  XIII. 
102.   179  citirte  'AöyiXrjniccSrjg  6  cpiXocpvöinög  mit  dem  Bithyner  identisch  ist. 

119)  Gal.  III.  467.  cell'  co  oocpmxaxs  nccvxcov  ccvdgäv  'JaHXrjnLccdri,  xcc 
pev  aXXcc  gov  xtöv  Xöycav  ccfiaqxrj^axoc  (layigoxegag  ovxcog  s^EXeyxsa&ca  eqyov 
6%oXr\q'  .  .  .  yivecig  d'  ccvxtov  tnaxigcp,  xm  [tzv  ix  Qa&viiLccg  xrjg  nsql  xccg 
ävccxofidg,  xm  S\  g£  äyvoiccg  Xoyixrjg  ftscogiag.  dvaxo^fjg  filv  yccQ  k'fntsigog 
sI'tcsq  fioftcc,  xux'  ccv  rjfiÜv  syivcoansg  tag  ov  ncc%si  (idvov,  ccXXa  xal  nXrj&ei 
xal  noLoxTixi  %ix<qvwv  uQxriqCa  cpXsßbg  ÖLoccptQSL.    Vgl.  III.  473. 

120)  Tertull.  de  an.  25,  s.  C.  24.  A.  111. 

121)  Soran.  de  morb.  mul.  p.  210.  241.  32.  169.  257  Dietz. 

121b)  „Seine  Definition  des  männlichen  Samens  (Anecd.  Ven.  b.  Diels 


Asklepiades  von  Prusa.  439 

stellerische  Thätigkeit  war  eine  überaus  fruchtbare.  Nicht  weniger 
als  17  Schriften  werden  von  ihm  citirt:  tcsqI  -o.^ecov  Tta&äi-v 
(celeresvel  acutae  passiones)  in  mindestens  3  Büchern122),  de  tuenda 
sanitate123) ,  de  communibus  auxüiis12i),  IIccQcctixevai125),  mehrere 
Bücher  sdlutaria  ad  Geminium12*) ,  de  clysteribus121),  de  periodicis 
febribus126) ,  hsqI  aXwjtsxiccg129),  de  lue130),  de  hydrope131),  negl 


Doxogr.  S.  233)  enthält  nichts  Bemerkenswerthes.  Seine  Ansichten  über 
den  Ursprung  männlicher  oder  weiblicher  Sprösslinge,  die  Zeit  der  Aus- 
bildung des  Embryo  und  die  Ursache  der  Zwillings-  und  Drillingsgeburten 
lernen  wir  aus  Pseudo-Galen.  Hist.  phil.  111.  p.  641  Diels  und  Aet.  Plac. 
433  a,  12  ff.  421a,  28  ff.  Diels  (=  Pseudo-Plut.  V,  21,  2.  10,  2)  kennen,  die 
über  den  Einfluss  des  heissen  Klimas  auf  das  frühe  und  des  kühlen  auf 
das  spätere  Altern  aus  Aet.  ebend.  443  a,  16  ff.  (=  Pseudo-Plut.  V,  30,  6)", 
(Susemihl). 

122)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  15.  p.  45.  phreniticos  (Äsclepiades)  curans 
primo  libro  celerum  vel  acutarum  passionum  expugnat  eos,  qui  contraria 
posuerunt  adhibenda.  secundo  quomodo  declinanda  vel  avertenda  sit  phrenitis 
docet.  tertio  quomodo  curanda,  cum  facta  fuerit.  Er  hat  also  im  1.  B.  die 
abweichenden  Ansichten  seiner  Vorgänger  widerlegt,  im  2.  die  prophy- 
laktischen Mittel  zur  Verhütung  einer  Krankheit  angegeben,  im  3.  seine 
eigene  Behandlungsweise  dargelegt.  Aus  dieser  Schrift  stammen  die  meisten 
Citate  bei  Cael.  Aur.  Diejenigen  Aerzte,  die  seiner  Polemik  in  dieser  Schrift 
aasgesetzt  waren,  sind  Hippokrates,  Erasistratos ,  Herophilos,  die  Ansichten 
anderer  billigte  er,  so  die  des  Kleophantos,  Euenor,  Herodikos.  Vgl.  Cael. 
Aur.  M.  Ch.  III,  8.  p.  485. 

123)  Cels.  I,  3,  18.  In  dieser  Schrift  hat  er  seine  diaetetischen  Grund- 
sätze auseinandergesetzt. 

124)  Cels.  II,  14,  s.  A.  91.  Er  handelte  danach  hier  über  die  Heilung 
der  Kranken  durch  Wasser  (Bäder),  Abreibungen  und  passive  Bewegung. 
Celsus,  der  den  A.  umfänglich  benutzt  hat  (vgl.  IV,  9.  p.  132),  scheint  in 
den  Capiteln  14,  16,  17  von  ihm  abhängig  zu  sein.  Vgl.  Cael.  Aur.  A.  M. 
I,  15.  p.  68.    M.  Ch.  II,  13.  p.  417. 

126)  Scrib.  Larg.  p.  3,  s.  A.  88.  Diese  Schrift  war  gegen  Erasistratos 
gerichtet,  s.  Cael.  Aur.  M.  Chr.  II,  13.  p.  416. 

126)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  II,  7.  p.  386.  etenim  recentem  atque  novam 
(aquam)  curans  libris,  quos  ad  Geminium  scripsit,  salutarium,  vinum  pro- 
hibendum  tradidit  (beim  Katarrh). 

127)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  II,  13.  p.  415.  item  Äsclepiades  (war  der  Meinung, 
dass  bei  Blatfluss  Aderlass  anzuwenden  sei)  libro,  quo  de  clysteribus  scripsit. 

128)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  II,  10.  p.  96. 

129)  Gal.  XIV.  410  ff.  nagi  xa>v  vn  'AGY.Xr]nicc8ov  ysyQafifjLSvcov  sv  zq> 
nsgl  älco7CE7iias  ßißlicp  x.  t.  X.  Dies  längere  Citat  stammt  aus  Soran,, 
vgl.  414  ff. 

130)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  II,  39.  p.  176. 

131)  Cael.  Aur.  M.  Chr.  III,  8.  p.  478,  vgl.  p.  489. 


440  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

ol'vov  doßscog  in  mindestens  2  Büchern132),  negl  6toi  %SLG)vn3), 
mehrere  Bücher  definüioneslu),  %eqI  trjg  ävcc7tvorjg  nal  tcov 
6<pvyiiG)vm)y  Ttegi  eXxgov1*6)  ,  endlich  Commentare  zu 
den  Aphorismen137)  und  zu  der  Schrift  %a%>  I^x^eiov  des 
Hippokrates138). 

Apollonios  von  Kition,  wie  schon  bemerkt,  Schüler  des 
Zopyros,  den  er  in  Alexandreia  hörte139),  lebte  um  50  v.  Chr. 
Er  ist  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  weiter  unten  zu  besprechenden 
Apollonios  Mys140).     Erhalten  ist  uns  von  ihm  eine  Art  Com- 


132)  Sex.  Math.  VII,  91.  xovxm  de  reo  Xoytp  dvvdfisi  xcm  6  'AauXrjnidörjg 
£VQi6xstca  v,axa%B%Q7i^>ivog  sv  reo  7t(ji6t(p  xcöv  nsQL  otvov  doascog,  £v%ev  inl 
a>xQocg  ttccl  [isXavog  LGxaxai'  „iiiyevxoov  yccQ  xovxcovil  cprjalv  „ddvvaxei  dict- 
yivco6yisiv  r\  al'o&rjGig  sl'xs  ev  laxi  xai  LitXovv  XQcopoc  xo  v7coKSi(i£vov  sixs 
xai  p?".  Vgl.  Cael.  Aur.  M.  Ch.  II,  39.  p.  144.  Die  beiden  Asklepiades- 
citate  bei  Plin.,  der  ihn  im  Schriftstellerverzeichniss  zu  B.  7, 11,  14, 15,  20 — 27 
nennt,  in  B.  23.  §.  38  und  61  stammen  aus  dieser  Schrift.  Sie  muss  ihrer 
Zeit  berühmt  gewesen  sein;  denn  Plin.  XXIII.  §.  32  sagt,  dass  sich  un- 
zählige Andere  späterhin  über  dies  Werk  verbreitet  haben.  Vgl.  Bruns 
a.  a.  0.  (s.  A.  67).  M.  Well  mann  Sextius  Niger,  Herrn.  XXIV.  S.  534.  568. 
Die  über  Weine  handelnden  Abschnitte  bei  Plin.  (XXIII.  §.  3  ff.)  und 
Dioskurides  (V,  1  ff.)  stammen  aus  Sextius  Niger,  der  als  Schüler  des  A. 
dessen  massgebende  Schrift  reichlich  benutzt  hat. 

133)  Gal.  I.  487.  XVHb.  162. 

134)  Cael.  Aur.  A.  M.  I,  1.  p.  8.  II,  13.  p.  111  u.  öfter. 

135)  Gal.  VIII.  758.  In  dieser  Schrift  stand  seine  Definition  vom 
Puls:  uvxbg  fiev  ytxQ  6  'AöHXrjiziddrig  xbv  [isv  6q>vyfibv  slvai  avaxoXrjv  xat 
dLaoxolrjv  uaQdiag  xs  xca  ccQxrjQiäv.  Gal.  VIII.  757.  Seine  Schüler  fügten 
zu  dieser  Definition  noch  hinzu:  ov%  dncc£,  dXXcc  noXXd'Kig  yiyvo\iivr\v  xara 
\Liuv  slonvorjv.  Weitere  Zusätze  machte  Moschio*n  mit  dem  Beinamen 
6  dioqQ'oixris  (weil  er  die  Lehren  seines  Meisters  verbesserte),  Gal.  a.  a.  0. 

136)  Cass.  problem.  XXX. 

137)  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  1.  p.  181. 

138)  Erot.  116,  11.  Gal.  XVIII*.  660.  666.  715.  805.  Nach  Gal.  XVIIIb.  631 
hat  er  nicht  wie  Zeuxis  und  Herakleides  zu  allen  Schriften  des  Hippo- 
krates Commentare  geschrieben,  sondern  nur  zu  den  schwerverständlichen: 
xizxccQsg  öe  sioiv  avxäv,  ovo  [ilv  stg  ccnavxa  ßißXia  *l7inoY.Qdxovg  ygdcpovxzg 
vnofivriiiccza,  ovx  stg  ndvxa  ds  BaY,%tiog  xal  'AatXr}7iiddrig  («U'  slg^  dv6- 
XoyLGxcc. 

139)  S.  A.  65. 

140)  Vgl.  Rosenbaum  zu  Sprengel  Gesch.  d.  M.  I4.  S.  547.  A.  15. 
Drei  Gründe  sprechen,  wie  dieser  ausführt,  gegen  die  Identität:  1)  geht 
aus  seinem  Commentar  hervor,  dass  er  kein  Herophileer  war,  da  er  diese 
Schule  wiederholt  bekämpft,  z.  B.  den  Bakcheios  p.  4,  10,  den  Hegetor 
p.  4,  34;  2)  war  A.  von  Kition  nach  seiner  eignen  Aussage  (s.  A.  65.  139) 
Schüler   des   Zopyros,    A.  Mys   dagegen   nach   der  des    Strabon  XIV.   645 


Apollonios  von  Kition.     Chrysermos.  441 

mentar  zu  Hippokrates  ksqI  ccQfi-Qav1*1),  der  zuerst  von 
Erotianos  angeführt  wird142)  und,  wie  schon  bemerkt 142b),  einem 
Ptolemaeos  ßaöiXsvg  gewidmet  ist,  vielleicht  dem  Bruder  des 
Ptolemaeos  Auletes.  Ferner  schrieb  er  18  Bücher  ngog  %a  zov 
TccQavttvov,  also  eine  Gegenschrift  gegen  des  Herakleides 
Auslegungen  der  hippokrateischen  Schriften  und  3  Bücher  XQog 
Bccx%slovU3).  Ueber  seine  Thätigkeit  als  Arzt  erfahren  wir 
wenig;  er  verwarf  den  Aderlass  bei  Milzsüchtigen144),  handelte 
in  seinen  curationes  über  Epilepsie145)  und  hat  sich  um  die 
Chirurgie  Verdienste  erworben U5b). 

Chrysermos  war  Herophileer146)  und  Lehrer  des  Hera- 
kleides von  Erythrae 147),  vermuthlich  auch  des  Apollonios  Mys, 
gehört  also,  da  Herakleides  zur  Zeit  des  Strabon  lebte148),  der 
Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  an.  Wir  wissen,  dass  er  den 
Puls  mit  fast  gänzlichem  Ausschluss  des  Herzens  als  eine  durch 
die  animalische  Lebenskraft  hervorgebrachte  Erweiterung  und 
Verengerung  der  Arterien  ansah149).  Sonst  erfahren  wir  wenig 
von  ihm150).     Ungefähr  in  dieselbe  Zeit  gehört  ferner 

(s.  A.  148)  Mitschüler  des  Herakleides  von  Erythrae,  also  doch  wohl  Schüler 
des  Chrysermos;  3)  während  Strab.  a.  a.  0.  dem  Herophileer  den  Bei- 
namen Mys  giebt,  nennt  er  in  demselben  Buche  (683)  den  A.  von  Kition 
ohne  jeden  Zusatz  und  Hinweis  auf  die  Identität. 

141)  Herausgegeben  von  Dietz  Schol.  in  Hippocr.  Vol.  I,  Königs- 
berg 1834.  8.     Kuhn,  Leipzig  1838.  8. 

142)  Erot.  53,  1.  6  ds  Kixisvg  'AnoXlcoviog  iv  xä  izeql  aqd'Qcov  aiyficcxo- 
sidrj  h%v.oitr\v  <^näml.  afißqv). 

142b)  S.  A.  10°. 

143)  Erot.  32,  1  ff.  'JnoXXtoviov  xe  xov  KixiEoog  o-KxcoHccids'x.cc  ngog  xa  xov 
TaqavxCvov  (HqwkXeiöov)  ,  xqia  nqbg  BciY.%£iov  diayqäipavxog  .  .  .  vgl.  81,  9. 
Klein  Erot.  XXIX. 

144)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  III,  4.  p.  451.  apud  veteres  autem  medicos  plura 
atque  dissonans  et  turbulenta  curationis  ordinatio  invenitur.  alii  enim 
phlebotomiam  recusarunt  in  lienosis  ut  Apollonius  Oitiensis,  alii  probaverunt. 

145)  Cael.  Aur.  M.  Ch.  1,4.  p.  323.  ex  conscriptione  curationum  Apol- 
lonii  Oitiensis  secundo  libro  de  epiltpticis  etc.  Alex.  v.  Tralles  I.  559.  561 
Puschmann. 

145 b)  Er  ist  einer  der  Apollonii  duo,  die  Cels.  VII  praef.  (s.  C.  24. 
A.  283)  unter  den  hervorragenden  alexandrini sehen  Chirurgen  nennt. 

146)  Sep.  Pyrr.  I,  84.  XQVGEQ^iog  dh  b  'HQoepiXsLog  el  uoxe  tce71eqi  ngoor}- 
VEynaxo,  nccgdianeog  e%ivövvevev. 

147)  Gal.  VIII.  743. 

148)  Strab.  XIV.  645.  xat  xatF  rjficcg  'ilQccKXELdrjg,  'HgocpiXsiog  iaxqög, 
av6%oXctoxr)g  'JnoXXcoviov  xov  Mvog  (e^  'Eqv&qöjv  tjv). 

149)  Gal.   VIII.    741.    ocpvy(iog    scxl   didoxccoig    xcel    avaxoXrj    ccQxrjQiäv, 


442  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

Lysimachos  aus  Kos151)  mit  dem  unterscheidenden  Bei- 
namen 6  Tl7t7toxQccTei,oglb2).  Er  verfasste  eine  Schrift,  in  der 
er  die  hippokrateischen  Ausdrücke  erklärte,  und  schrieb 
3  Bücher  gegen  den  Herophileer  Kydias  aus  Mylasa153)  und 
3  gegen  den  Epikureer  Demetrios,  die  sich  Beide,  wie  hin- 
sichtlich des  Letzteren  schon  oben153b)  bemerkt  ist,  ebenfalls  mit 
der  Erklärung  des  hippokrateischen  Wortschatzes  abgegeben 
hatten154). 

Apollonios  Mys  war  Herophileer  und  allem  Anscheine 
nach  Schüler  des  Chrysermos155)  und  wirkte  zur  Zeit  Strabons156) 
lange   in   Alexandreia157).      Gemäss   seiner   Schulstellung   schrieb 

71CCVXO&SV     XOV     %IT(OVOQ     ETtCtV IGT aflSV OV     Y.O.I     TCCCliV     ttg     SCCVZOV     OVVXQ8%OVXOg 

vno  ipv%infig  *°^  £eoTm%  dvvafisoog,  naqsno^svr]  di.cc  navxbg  iv  xcp  vyiaivsiv 
Kai  voüblv  ,  nobg  ccl'od"r}6iv  \r\nxr\. 

150)  Plin.  XXII.  §.  71,  der  ihn  auch  im  Quellenverz.  z.  diesem  B. 
nennt,  erwähnt  von  ihm,  dass  er  die  im  Wein  abgekochte  Wurzel  des 
Asphodill  gegen  Anschwellung  der  Ohrdrüsen  und  gegen  Kröpfe  gegeben 
habe.     Einen  pastillus  Chrysermi  führt  Gal.  XIII.  243  an. 

151)  Erot. .  32 ,  4  ff.  nqög  xs  xovxoig  Avai(idxov  xov  Kmov  Kai  ßißXiov 
svog  SKTtovrjoavxog  ngayfiaxslav  (isxa  xov  xa  xqCa  (tev  yqatpai  nobg  Kvdiav 
xov  'Hoocpileiov,  xqCa  8s  nqbg  4rnirjXQiov.  Dieser  Demetrios  war  nämlich 
der  Epikureer,  s.  C.  32.  A.  136—142,  bes.  A.  142,  der,  wie  ebendort  A.  140 f. 
gezeigt  wurde,  etwa  ein  Zeitgenosse  des  Epikureers  Zenon  war. 

152)  Schol.  Nie.  AI.  376.  Av6i[ia%og  8'  b  'irtnoKQdxsiog  k.  x.  X.  Auch 
bei  Cael.  Aurel.  A.  M.  III,  17.  M.  Ch.  I,  3  wird  demnach  Lysimachus  für 
Sälimachus ,  Süimachus,  der  dort  ebenfalls  Hippocratis  seetator  heisst,  her- 
zustellen sein. 

153)  Diesen  Herophileer  kennen  wir  nur  aus  Erotian.,  der  ihn  noch 
an  einer  zweiten  Stelle  79,  15  citirt.  Er  war  hiernach  älter  als  Lysimachos 
und  schrieb  Commentare  zu  Hippokrates. 

153 b)  C.  32.  S.  261  mit  A.  142. 

164)  S.  A.  161.  In  der  Erklärung  von  nU%m8sg  schloss  er  sich  an 
Bakcheios  an,  Erot.  58,  8.  Das  Umgekehrte  ist  zeitlich  unmöglich,  s.  Erot. 
125,  2.  Aus  dieser  Schrift  stammt  auch  die  th Oriente  Etymologie  von 
doQvnviov ,  s.  Schol.  Nie.  a.  a.  0.  Die  Polemik  gegen  Demetrios  Erot.  81,  4 
rührt  wahrscheinlich  von.  ihm  her,  s.  Klein  Erot.  S.  XXX.  Derjenige  L. 
aber,  welcher  das  Kraut  Lysimachia  nach  Plin.  XXY.  §.  72  entdeckte,  war 
der  Feldherr  des  Alexandros,  der  spätere  König  von  Thrakien.  Plinius 
nennt  jedoch  Lysimachos  unter  den  Quellenschriftstellern  des  28.  Buches, 
woraus  folgt,  dass  L.  von  Kos  auch  über  Arzneimittel  von  Pflanzen  ge- 
handelt hat. 

155)  S.  A.  140.  148  und  Cels.  V.  praef.  p.  160.  M.  Wellmann  Zur 
Gesch.  der  Med.  im  Alterth.,  Herrn.  XXIII.  S.  565. 

156)  S.  A.  148. 

157)  Gal.  XII.  510.    iyco  (isv  ovv  ov  icdvv  xi  nvittioapai  xf\g  xov  KiHEoog 


Lysimachos.     Apollonios  Mys.     Dioskurides  Phakas.  443 

er  tcsqI  tijg  'HgoyClov  augsöecog  in  mindestens  29  Büchern158), 
ferner  handelte  er  vornehmlich  über  Arzneimittellehre  unter  dem 
Titel  itegl  evTtOQLGxcov  cpccQiLccxcov,  d.  h.  über  die  aus  dem 
Stegreif  zu  bereitenden  Arzneien159),  und  verfasste  eine  Schrift 
über  Salben  (jrsol  [ivqcov)160).  Seine  Verdienste  auf  chirurgi- 
schem GetÄet  rühmt  Celsus160b). 

Dioskurides  mit  dem  Beinamen  Oaxäg  „der  Warzige" 
aus  Alexandreia 161)  lebte  zur  Zeit  des  Antonius  und  hinterliess 
im  ganzen  24  Bücher  ärztlicher  Schriften162).  Ausdrücklich  bezeugt 
von  ihm  ist  ein  Glossar  zu  den  hippokrateischen  WerKen 
in  7  Büchern,  in  denen  er  des  Bakcheios  so  wie  anderer  Vor- 
gänger Auslegungen  hippokrateischer  Wörter  bekämpfte 163).  Ver- 


dvväfismg,  efobg  dt  xov  'AnoXXmviov  iv  'AXet-ccvSosfa  diaxoiipavxcc  %q6v(q 
noXXco  xfxptxfVat  dia  (locuQocg  i[i7tsiQiccg  xr)v  8vva\Liv  ccvxov  k.  x.  X.  Aus  dem 
Vorhergehenden  folgt  nämlich,  dass  von  dem  Apollonios,  der  nsql  svno- 
Qicxoov  cpctQfiixHcov  geschrieben  hat,   die  Rede  ist.     Vgl.  auch   C.  25.  A.  62. 

158)  Gal.  VIII.  746.  dXXä  yocQ  ei'  xig  ßovXoixo  -aal  nsql  xovxtov  r]  ccvxbg 
yvavoLi  xcc  XsXsyfteva  xoig  avdoctaiv  r]  (isxccaxgscpsiv  slg  vito^vr^axa^  xov 
[iev  'Eqv&qcu'ov  xo  sßdofiov  dvayvcoxco  neol  xrjg  *HoocpCXov  aigtoscog,  xov 
'AnoXXcoviov  de  xb  sUoaxbv  svvaxov  k.  x.  X.  C.  Aur.  A.  M.  II,  13.  p.  110. 
item  Apollonius  qui  appellatus  est  Mys  volumine  vicesimo  octavo,  quod  de 
secta  Herophili  conscripsit  etc.  Sor.  de  morb.  mul.  p.  211.  A.  6  Mvg  iv 
xco  7tQ(6xcp  yiocl  xqCxcq  xrig  aioeoscog. 

159)  Gal.  XI.  795.  I8iu  ös  (nsgiy  sv7Coq£gx<qv  ßorj&rjtidxcov ,  d>g  'AnoX- 
Xatvtog,  r]  xcäv  kccxcc  xörcovg,  a>g  Mavxtccg.  Vgl.  Cels.  V.  praef.  Pallad.  Comm. 
in  VI.  epid.  Hipp.  Vol.  II.  p.  98  Dietz.  Gal.  XIV.  143.  146.  XII.  475. 
509.  510.  514.  620.  523.  626.  528.  612.  614.  633.  646.  651.  658.  686.  814. 
821.  1000  u.  öfter.  Dies  Werk  ist  besonders  von  Archigenes  benutzt. 
Einige  Bruchstücke  stehen  auch  in  Cr  am  er  An.  Par.  I.  305.  Von  seiner 
ärztlichen  Thätigkeit  wissen  wir  sonst  wenig;  in  der  Definition  des  Pulses 
schloss  er  sich  den  Herophileern  an,  vgl.  Gal.  VIII.  744. 

160)  Ath.  XV.  688  e  ff. 

160 b)  Cels.  VII.  praef.  „Ein  abergläubisches  Mittel  von  ihm  gegen 
Zahnschmerz  giebt  Plin.  XXVIII.  §.  7  an:  vi  interempti  dente  gingivas  in 
dolore  scariphari  Apollonius  efficacissimum  scripsit,  vgl.  Ind.  XXVIII.  Apol- 
lonio  qui  et  My ,  auch  C.  25.  A.  189".    (Susemihl). 

161)  Gal.  XIX.  105. 

162)  Suid.  dio6HOQLdrjg  'Ava&oßEvg  (dies  beruht  auf  einer  Verwechse- 
lung mit  dem  jüngeren,  berühmten  D.)  Iccxyog,  6  iniY.XriQ'slg  <Panccg  ölcc 
xovg  ini  xfjg  oipscog  qpccxovg.  avvfjv  de  KXtonäxQU  siti  'Avxcoviov  neu  ys- 
younxca  ccvxco  ßtßXCa  v.8'  xä.  nüvxa.  iaxqiY.ee  nsQLßorjxcc.  (Ein  dritter,  gleich- 
falls jüngerer  D.  war  der  zu  Anfang  des  2.  Jahrh.  n.  Chr.  lebende  Heraus- 
geber und  Glossator  des  Hippokrates). 

163)  Erot.  31,  16:  xcu  JtOGY.ovqC8ov  xov  $axa  tcccoi  xovxoig  dvTSinovxog 


444  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

rnuthlich  ist  er  der  von  Caesar  erwähnte  Dioskurides,  welcher 
beim  Vater  der  Kleopatra  viel  gegolten  hatte  und  als  Gesandter 
in  Rom  gewesen  war164). 

Herakleides  von  Erythrae  war  als  Schüler  des  Chryser- 
mos165)  Herophileer  und  lebte  zur  Zeit  Strabons165b).  Er  verfasste 
Commentare  mindestens  zu  dem  3.  und  6.  Buche  der  hippo- 
krateischen  Epidemien*166)  und  schrieb  wie  Apollonios  Mys 
tvsqI  trjs  'HgoyClov  ccigeöeag  in  mindestens  7  Büchern167). 
In  diese  Zeit  gehört  auch 

Sostratos  168),  ein  bedeutender  alexandrinischer  Wund- 
arzt169), und  Geburtshelfer170).  Wir  wissen  von  ihm,  dass  er 
die  unter  den  Bauchdecken  vorkommenden  Fisteln  für  unheilbar 
erklärt171),  ferner  drei  verschiedene  Ursachen  für  den  Nabelbruch 
angegeben172)  und  sich  um  die  Verbesserung  von  verschiedenen 
Verbandarten  verdient  gemacht  hat173).  Ausserdem  gab  er  sich 
mit  naturwissenschaftlichen  Studien  ab.     Zwei  Schriften  werden 


di'  STtzci  ßißXtcov.     Vgl.  132,  3.     An  der  letzteren  Stelle  scheint  er  gegen 
Bakcheios  zu  polemisiren.     Gal.  XIX.  105.     Klein  Erot.  S.  XXVII. 

164)  Caes.  B.  C.  III,  109. 

165)  Gal.  VIII.  743  ff.:  o  ys  firv  'Eov&QocLog  'HocciiXsidrjg  ivdo£6xaxog 
xwv  fia&riTav  avxov  (näml.  xov  Xqvgsq[jlov)  ysvopevog,  ov  nccvv  cpaivsxai 
7iQOOiE[isvog  xov  didccaKccXov  xov  oqov  (näml.  xov  6cpvy(iov). 

165 b)  S.  A.  148. 

166)  Gal.  XVII a.  608.  Er  und  Herakleides  von  Tarent  hatten  den 
Nachweis  erbracht,  dass  die  Charaktere  zu  dem  3.  Buch  der  Epidemien 
von  Mnemon  (s.  C.  24.  A.  213)  beigefügt  seien.  Gal.  XVII a.  793.  tlg  xb 
ekxov  xäv  inidrjiiicov  vcp'  l Lmto%oüxovg  avyysyguiifiivmv  iXviirjvccvxo  noXXol 
xcov  i^rjyrjxcöv  aXXoi  äXXiog  .  .  .  iv  olg  hccl  Zsvl-ig  iaxiv  <(%ca^  6  Tccoavxivog 
Y.CLI  6  'Eov&Qcxiog  'HoaHXsLdng  *.  r.  X.  Vgl.  C.  24.  A.  300.  Gal.  XVII b.  288, 
wo  'HoanXELdov  für  ^Hgcc-aXiog  zu  lesen  ist. 

167)  Gal.  VIII.  746,  s.  A.  158.  In  dieser  Schrift  hat  er  sich  eingehend 
mit  der  Definition  des  Pulses  beschäftigt.     Vgl.  Gal.  VIII.  746. 

168)  Cels.  VII.  praef.  p.  262:  deinde,  posteaquam  diducta  (näml.  chirurgia) 
ab  dliis  habere  professores  suos  coepit,  in  Aegypto  quoque  increvit,  Philoxeno 
maxime  auctore,  qui  pluribus  voluminibus  hanc  partem  diligentissime  com- 
prehendü.  Gorgias  quoque  et  Sostratus  et  Heron  et  Apollonii  duo  et  Am- 
monius  Alexandrinus  multique  dlii  celebres  viri  singuli  quaedam  repererunt. 

169)  Cels.  a.  a.  0. 

170)  Sor.  de  morb.  mul.  p.  95  (wo  Zcoaxgccxog  für  Zaaxgog  zu  lesen 
ist).  118  Dietz.  Aus  der  letzteren  Stelle  folgt,  dass  er  den  Steinschnitt 
kannte. 

171)  Cels.  VII,  4,  3. 

172)  Cels.  VII,  14. 

173)  Gal.  XVIII».  823.  824. 


Herakleides  v.  Eryth.     Sostratos.     Ammonios.     Philoxenos.        445 

von  ihm  auf  diesem  Gebiete  citirt:  tcsqI  5©oi/174)  und  tcsqi 
ßArjtcjv  rj  daxsTcov115).     Ueber  die  Zeit  des 

Ammonios  von  Alexandreia176)  ist  nichts  Genaueres  über- 
liefert. Celsus177)  kennt  ihn  als  hervorragenden  Chirurgen  und 
nennt  ihn  zusammen  mit  Aerzten  der  letzten  Hälfte  des  ersten 
vorchristlichen  Jahrhunderts.  Demnach  lebte  er  spätestens  unter 
Augustus.  Er  führte  den  Beinamen  At,&ot6[iog,  weil  er  ein 
Instrument  erfunden  hatte,  mit  dem  der  in  der  Blase  befindliche 
Stein,  wenn  er  grösser  als  der  Blasenhals  war,  zerbrochen 
werden   konnte178).     Ein   jüngerer  Zeitgenosse   von  ihm   scheint 

Philoxenos  zu  sein.  Er  war  in  Alexandreia179)  als  Arzt 
thätig  und  machte  sich  besonders  um  die  Chirurgie  verdient, 
über  die  er  in  mehreren  Büchern  in  sorgfältiger  Weise  ge- 
schrieben hat180),  wirkte  aber  auch  als  Geburtshelfer181),  und 
Galenos  erwähnt  von  diesem  Claudios  Philoxenos182)  neben 
einer  Reihe   anderer  Medicamente183)  auch  zwei  Augenmittel184). 

174)  Schol.  Apoll.  Rhod.  I,  1265.  Iv  xij  xsxccqxtj,  dagegen  Ath.  VII.  303  b. 
sv  8svxsq(o  und  312 e.  sczl  8s  8vo  zccvxcc  ßißXicc.  Schol.  Nie.  Ther.  665  ksqI 
cpvGsoog  £(6a>v.    Titel  eines  Theils  ist  tcsqI  ccqtixcov  Schol.  Theoer.  I,  115. 

175)  Schol.  Nie.  Ther.  760.  764.  Der  Titel  scheint  nach  dem  Vorbild 
des  Theophrastos  gewählt  zu  sein,  vgl.  Ath.  VII.  314  b.  Hier  war,  wie 
schon  C.  24.  A.  45  gesagt  ist,  der  Iologe  Apollodoros  die  massgebende 
Quelle,  s.  Gal.  XIV.  184.  Auch  den  Nikandros  aber  hat  S.  in  dieser  Schrift, 
wie  bereits  C.  10.  A.  125  bemerkt  wurde,  benutzt,  war  also  jünger  als 
Nikandros,  ja  erheblich  jünger,  etwa  ein  Zeitgenosse  der  Kleopatra,  deren 
Tod  er  in  dieser  Schrift  erwähnte,  Ael.  N.  A.  IX,  11.  61.  Warum  er  andrer- 
seits auch  nicht  füglich  später  angesetzt  werden  kann,  erhellt  aus  C.  25. 
A.  96  (doch  s.  Bd.  I.  S.  907).  Wie  ferner  ebendort  und  C.  24.  A.  45.  50 
schon  dargelegt  ist,  haben  ans  dieser  seiner  Schrift  Aelian.,  theils  unmittel- 
bar und  theils  (s.  C.  25.  A.  96)  durch  Vermittlung  des  Alexandros  von  Myndos, 
und  der  betreffende  Commentator  des  Nikandros  geschöpft.  Vgl.  C.  17.  A.  133. 

176)  Cels.  VII.  praef.,  s.  A.  168.         177)  Cels.  a.  a.  O. 

178)  Cels.  VII,  26.  p.  311.  Ein  Blutstillungsmittel  von  diesem  Ammonius 
Chirurgus  führt  Ael.  N.  A.  IV,  2.  51  an.     Vgl.  auch  Paul.  Aeg.  VII,  16. 

179)  Cels.  VII.  praef.,  s.  A.  168.  180)  Cels.  a.  a.  0. 

181)  Sor.  a.  a.  0.  p.  136:  xcc  (isv  ovv  ccvsXhcoxcc  KKQKivmpaxa  v.Qvnxa 
covoficcaccv  ot  nXsiGxoi  xmv  aq%oiioiv'  b  8s  <PiXo£svog  CSi'cog  KQvnxbv  covopecos 
■HCCQXLVCOflCC  xb   sv  (i^xqoc  7}  xoig  svxsqoig  yivofisvov. 

182)  So  pflegt  er  ihn  zu  nennen,  denn  dass  er  keinen  Anderen  meint, 
folgt  aus  der  Bezeichnung  XII.  683.  <&iXo£>tvov  %siQovqyov.  Ph.  war  also 
ein  Freigelassener  der  gens  Claudia. 

183)  XII.  683  (gegen  Ungeziefer).  XIII.  539.  645.  738.  742.  819.  Vgl. 
Paul.  Aeg.  VII,  11  u.  oft. 

184)  XII.  731.  735. 


446  Vierunddreissigstes  Capitel.     Die  späteren  Aerzte. 

An  der  Spitze  der  zu  Strabons  Zeiten  zwischen  Laodikeia 
und  Karura  gestifteten  Schule  der  Herophileer  stand 

Zeuxis  der  Jüngere185),  von  dem  wir  imr  so  viel  wissen, 
dass  er  der  Vorgänger  des 

Alexandros  Philalethes  gewesen  ist,  der  in  mindestens 
5  Büchern  die  Meinungen  (ra  ccqsökovtcc)  der  Aerzte  zusammen- 
stellte186) und  7Csql  rwv  yvvaixavcav  in  mindestens  2  Büchern187) 
schrieb.  Mit  ihm  gelangen  wir  sicher  schon  in  die  römische 
Kaiserzeit.    Seine  Zöglinge,  um  diese  hier  noch  zu  nennen,  waren 

Demosthenes  Philalethes188),  der  Verfasser  einer  Special- 
schrift %£q\  öq)vy^iC3V  in  3  Büchern189),  und 

Aristoxenos190),  von  dem  uns  der  Titel  einer  Schrift  tceqI 
'HgoopClov  aiQsöe&g  in  mindestens  7  Büchern  überliefert  ist191). 

Von  der  Schule  der  Erasistrateer  in  Smyrna  erfahren  wir 
wenig;  vielleicht  gehören  ihr  in  dieser  Zeit  zwei  Aerzte  an: 
Charidemos192)  und  Mikkion193). 


185)  Strab.  XII.  580,  s.  A.  14. 

186)  Gal.  XII.  726.  val  Xiyei  (näml.  'AXi^avdqog)  tivag  XoyiC[iovg  in' 
ecvzoig,  mg  ol'sxcci,  nt&avovg  sv  xm  s'  xmv  aosG'xovxmv  x.  x.  X.  In  dieser 
Schrift  behandelte  er  die  Pulslehre  eingehend,  indem  er  die  Ansichten 
älterer  Aerzte  und  Philosophen,  des  Diokles,  Herophilos,  Erasistratos, 
Aristoteles,  Diogenes,  der  Stoiker,  anführte  und  widerlegte,  und  gab  selbst 
zwei  Definitionen.  Vgl.  VIII.  725.  Diels  Doxogr.  S.  185  f.  Ausdrücklich 
bezeugt  ist  von  ihm,  dass  er  dem  Herophilos  nicht  in  allen  Stücken  bei- 
stimmte, 758.  Seine  Definition  der  Lethargie  steht  bei  Cael.  Aur.  A.  M. 
II,  1.  p.  74. 

187)  Sor.  a.  a.  0.  240.  6  xccXovfisvog  yvvaiv.uog  qovg  ticcxoc  fisv  xovg 
uQ%ct.iovg,  mg  'AXs^ccvdoog  b  <&iXctXrid"r}s  iv  xm  itqmxm  Xsysi  xmv  yvvamslmv, 
saxl  7cXsLOvog  cci'ficixog  yoqcc  dta  (irjXQag  fiexä  naqs-nxccosrng  %qovov.    Vgl.  212. 

188)  Gal.  VIII.  726  f.  diu  xsopccXccimv  ds  xayoo  nsql  ccvxmv  i'ocog  bXiyov 
v6T8qov  oXmg  £qcOj  tcqoxsquv  ys  naQayQccipag  xovg  xov  Jrjfioöd'ivovg  ooovg, 
mGccvxmg  xm  didccOKccXm  <PiXccXr]d-ovg  S7tLY.Xr}&svxog,  ov  -aal  xa  xola  nsql 
6(pvy[icov  toxi  Gvyyoci[i[LCixcc,  nccoa  itoXXoig  svdoHi{iovvxcc.  In  seiner  Pals- 
definition  schloss  er  sich  an  seinen  Lehrer  an,  Gal.  a.  a.  0. 

189)  Gal.  a.  a.  0. 

190)  Gal.  VIII.  746.  ticcXXlov  dl  i'acog  (irjdl  xovxo  naqaXnnlv ,  mg  ccvxog 
6  AqLato^ivog,  'AXs^uvdqov  xov  $>iXaXr\Q,ovg  yeyovmg  [icc&rjxrjg,  i^sXsy^ag  xs 
xovg  xmv  7tQS6ßvxsqmv  iccvxov  Ttccvxocg  oqovg,  mg  oi'sxca,  xdXXioxoc  d'  t'xsiv 
ünmv  xovds  x.  x.  X.     Seine  Definition  des  Pulses  steht  p.  734. 

191)  Gal.  VIII.  746,  s.  A.  158. 

192)  Ein  Arzt  Charidemos  wird  einmal  von  Cael.  Aur.  A.  M.  III,  5. 
p.  227  citirt  und  dabei  als  sectator  Erasistrati  bezeichnet.  Danach  be- 
schränkte er  die  Behauptung  des  Artemidoros  aus  Side,  dass  die  Wasser- 


Zeuxis  d.  J.     Alex.  u.  Demosth.  Philal.     Aristox.     Charidemos.         447 

Unsicher  ist  auch  die  Zeit  zweier  anderer  Aerzte,  des  Lykos 
von  Neapolis  und  des  Artemidoros  aus  Side.  Der  erstere 
gehört  zu  den  Commentatoren  des  Hippokrates194)  und  verfasste 
ein  'E^rjyrjtiTcbv  rov  tcsqI  totccov  tcov  nar  äv&Q(D7tovld5). 
Artemidoros  war  Erasistrateer196)  und  schrieb  über  die  Wasser- 
scheu197). 

scheu  keine  Krankheit  sei,  auf  einzelne  Fälle.  Diese  Meinungsverschieden- 
heit der  beiden  Aerzte  kann  nur  dann  verstanden  werden,  wenn  die 
Wasserscheu  nach  längerer  Unterbrechung  plötzlich  wieder  häufig  auf- 
getreten ist.  Das  trifft  für  diese  Krankheit  allerdings  zu.  Wir  erfahren 
von  Plut.  Quaest.  symp.  VIII,  9,  1.  731  A.  B  (nach  Athenodoros),  dass  sie 
zur  Zeit  des  Asklepiades,  wenn  auch  nicht  zuerst  aufgetreten,  so  doch 
wieder  allgemein  verbreitet  gewesen  ist.  Mithin  lebten  Artemidoros  und 
Charidemos  entweder  zu  dieser  Zeit  oder  später.  Vgl.  A.  197.  Dass  der 
Letztere  nach  Smyrna  gehört,  folgt  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  aus 
einer  smyrnaeischen  Inschrift  (Kaibel  Ep.  Gr.  ex  lapid.  conlecta,  Berlin 
1878.  No.  305),  in  der  die  umfangreiche  litterarische  Thätigkeit  eines 
'EQfLoysvrjg  XccQtdrjfiov  verherrlicht  wird.  Denn  dieser  Hermogenes  wird 
von  Gal.  XI.  432  als  eifriger  Anhänger  des  Erasistratos  gelobt,  und  sein 
Vater  Charidemos  wird  also  wohl  der  von  Cael.  Aur.  genannte  sein. 

193)  Ueber  Mikkion  vgl.  M.  Well  mann  Herrn.  XXIII.  S.  562.  A.  3.  Er 
ist  der  Verfasser  einer  Schrift  nsqi  qi£ozo(likgov.  Vgl.  Plin.  XX.  §.  258. 
Schol.  Nie.  Ther.  617.  Mixtcov  ös  Iv  tg>  nsql  qi£oto[uk<6v  xat  Kqatevccg 
xqlo,  elvai  cpaaiv  sl'drj  (näml.  der  Wolfsmilch).  Das  häufige  Vorkommen 
seines  Namens  auf  einer  smyrnaeischen  Inschrift  spricht  für  seine  Herkunft 
aus  Smyrna,  s.  Boeckh  C.  I.  Gr.  II.  No.  3140.  Plinius  nennt  ihn  auch 
Ind.  XX— XXVII. 

194)  Erot.  47,  15  ff.  'Enwlijs  ds  hccI  Avnog  6  NsaTtoXLtrjg  tcc  sv  t<j5 
nvsvfiovL  nai  zfj  xQa%siu  aQtrjQLa  $q6y%ia  cpccalv  ovtco  ncdeLß&ai.  ßsltiov 
de  sativ  ccQrrjQLag  ccaovelv ,  mg  BctK%sZog  slnsv.  Möglich,  dass  Lykos  älter 
als  Epikles  ist. 

196)  Erot.  86,  8.  Vgl.  Littre  Oeuvres  d'Hippocrate  I.  S.  96.  Plinius 
nennt  ihn  im  Schriftstellerverzeichniss  zu  den  Büchern  XX— XXVH;  citirt 
wird  er  von  ihm  nur  einmal  XX.  §.  220,  wo  er  die  Melde  gegen  Kantha- 
riden  empfiehlt,  ebenso  gegen  Furunkeln,  Haut  Verhärtungen,  Rose  und 
Podagra.  Vgl.  Schol.  B  11.  Z,  265.  Schol.  Apoll.  Rh.  IV,  1455.  v.  Wila- 
mowitz  Index  schol.  Gott.  Sommer  1884. 

196)  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  31.  p.  146  (s.  A.  192).  III,  4.  p.  224.  6.  p.  227. 
Gal.  XIX.  83.  XII.  828.  Ebenfalls  aus  Pamphylien,  nämlich  aus  Perge, 
stammte  ein  anderer  Arzt  dieses  Namens,  der  zu  den  Genossen  des  Verres 
gehörte,  s.  Cic.  in  Verr.  III,  11,  28.  21,  54.  28,  69  f.  49,  117.  60,  138. 

197)  Cael.  Aur.  A.  M.  II,  31.  p.  146.  cognitio  igitur  sive  intellegentia 
eius  passionis  ab  Artemidoro  Sidensi  Erasistrati  seetatore  tradita  est  hoc 
modo:  cardiaca,  inquit,  passio  est  tumor  seeundum  cor.  Diese  Definition 
hatten  die  Asklepiadeer  aufgenommen.  Die  Wasserscheu  hat  nach  ihm 
ihren  Sitz  im  Magen,  Cael.  Aur.  a.  a.  0.  III.  p.  224. 


448         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Fünfunddreissigstes   Capitel. 

Beredsamkeit  und  Rhetorik1). 

Aus  den  Stilübungen  der  athenischen  Rhetorenschulen  vom 
Ende  des  vierten  bis  in  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  ist 
ohne  Zweifel  nicht  bloss  eine  später2)  zu  besprechende  Reihe 
von  Briefen  unter  dem  Namen  berühmter  Männer,  sondern  nicht 
minder  auch  von  Reden,  welche  dem  Demosthenes  und 
Anderen  untergeschoben  wurden3),  hervorgegangen.    Zum  Theil 


1)  Blass  Die  griechische  Beredsamkeit  in  dem  Zeitraum  von  Alexander 
bis  auf  Augustus,  Berlin  1865.  8. 

2)  C.  37. 

3)  Von  den  unter  dem  Namen  des  Demosthenes  erhaltenen  Reden 
zählt  Schäfer  Demosth.  III1.  Beil.  S.  82 — 129,  gestützt  auf  die  Vorarbeiten 
Anderer  und  auf  eigne  Untersuchung',  folgende  hieher:  1)  die  29.  gegen 
Aphobos  für  Phanos  (s.  Westermann  Qu.  Dem.  III,  Leipzig  1834.  S.  11  ff. 
und  die  weitere  bei  Schäfer  S.  82  angef.  Litt.);  2)  die  13.  kbqI  gvvtu&(os, 
die  zuerst  F.  A.  Wolf  Pioleg.  in  D.  or.  Lept.  S.  LXXIV.  A.  51  in  dieser 
Weise  dem  D.  absprach,  worauf  Boeckh  Staatsh.  I.2  S.  93  (I.3  S.  83)  A.  a 
und  mit  näherer  Begründung  Westermann  a.  a.  0.  S.  165.  A.  370  und 
Andere  (s.  Schäfer  S.  89)  diesem  Urtheil  beitraten;  3)  die  10.  (=  4.  philipp.) 
welche  schon  von  Valckenaer,  F.  A.  Wolf  a.  a.  0.  S.  LX,  Boeckh  (s. 
Schäfer  S.  101)  ebenso  beurtheilt  wurde;  4)  die  11.  (Gegenrede  auf  das 
Schreiben  des  Philippos;  vgl.  C.  37.  A.  50.  61)  nach  dem  Vorgang  von 
Taylor  u.  A.  (s.  Schäfer  S.  104  f.);  6)  und  6)  die  25.  und  26.,  d.  h.  die 
beiden,  von  zwei  verschiedenen  Verfassern  ohne  Beziehung  auf  einander 
verfertigten  Reden  gegen  Aristogeiton ,  von  denen  die  erstere  weitaus  die 
bessere  ist,  und  welche  schon  von  Dionys.  v.  Hai.  (Dem.  57)  für  unächt 
erklärt  wurden,  vgl.  Westermann  a.  a.  0.  S.  94  ff.  u.  A.  (s.  Schäfer 
S.  114.  A.  1).  Die  Aechtheit  der  29.  ist  indessen  besonders  von  Blass 
Att.  Bereds.  IIP.  S.  205  ff.  sehr  nachdrücklich  vertheidigt;  die  10.  und  13. 
ist  dieser  a.  a.  0.  S.  354  gleich  Schäfer  S.  94  geneigt  demselben  Ver- 
fasser oder  vielmehr  Compilator  zuzuschreiben,  den  er  aber  S.  337—346. 
352 — 356  nicht  für  einen  eigentlichen  Fälscher  ansieht,  sondern  für  einen 
der  Zeit  des  Demosthenes  noch  sehr  nahe  stehenden  Nachahmer  desselben, 
der  wahrscheinlich  sogar  noch  ächte  Stücke  aus  dessen  Papieren  in  der 
ursprünglichen  Fassung  in  seine  Redaction  der  10.  Rede  mit  aufgenommen 
und  so  mit  eignen  Zuthaten  hier  ein  Nachbild  einer  philippischen  Rede 
zusammengesetzt  habe.  Dass  dagegen  Nitsche  ebendiesem  Rhetor  auch 
den  2.  u.  3.  Brief  zuzuschreiben  geneigt  ist,  darüber  s.  C.  37.  A.  48  z.  E. 
Wie  es  nun  aber  auch  mit  diesem  Allen  stehen  mag,  jedenfalls  ist  Schäfers 
Urtheil  in  Bezug  auf  die  drei  anderen  Reden  richtig;  über  den  verhältniss- 
mässig  späten  Ursprung  der  11.  s.  Blass  a.  a.  0.  S.  346—348;  vergeblich 
hat  R.  Braun  De  duabus  adversus  Aristogitonem  orationibus,  quas  Demo- 


Aeltere  Zeit.     Gefälschte  Reden:  Pseudo-Demosthenes.  449 

waltete  dabei  wohl  auch  die  betrügliche  Absicht  sie  vortheilhaft 
an  die  alexandrinische   oder  eine   andere  grosse  Staatsbibliothek 


sthenes  scripsisse  fertur,  Greifs wald  1873.  8.  (Doctordiss.)  von  den  beiden 
Reden  gegen  Aristogeiton  zum  Wenigsten  die  erste  als  eine  wirkliche 
Gerichtsrede  aus  der  Zeit  des  Demosthenes  zu  retten  gesucht,  noch  ver- 
geblicher trotz  alles  aufgewandten  Scharfsinns  Weil  Etudes  sur  De'mo- 
sthene  II.  De  l'authenticite  du  premier  discours  contre  Aristogiton,  Rev.  de 
philol.  VI.  1882.  S.  1 — 21.  Les  plaidoyers  politiques  de  Demosthene,  II.  Serie, 
Paris  1886  sich  bemüht  sogar  ihre  Aechtheit  aufrecht  zu  erhalten:  ihn 
haben  I.  H.  Lipsius  Ueber  die  Unächtheit  der  ersten  Rede  gegen  Aristo- 
geiton, Leipz.  Stud.  VI.  1883.  S.  317—331  und  Rieh.  Wagner  De  priore 
quae  Demosthenis  fertur  adversns  Aristogitonem  oratione,  Hirschberg  1883.  8. 
(Rostocker  Doctordiss.),  der  sie  für  ein  Erzeugniss  asianischer  Beredsamkeit 
aus  der  Zeit  zwischen  320  und  250  hält,  gründlich  widerlegt;  unbedeutend 
ist  dagegen  H.  Stier  De  scriptore  prioris  adversus  Aristogitonem  orationis, 
quae  Demosthenis  esse  fertur,  Halle  1884.  8.  (Doctordiss.):  Stier  eignet 
sich  den  von  Wagner  wohl  mit  Recht  verworfenen  Gedanken  von  Blass 
a.  a.  0.  S.  360—364  an,  dass  doch  auch  hier  ein  alter,  vielleicht  demo- 
sthenischer  Kern  anzunehmen  sein  möge.  Unter  den  verlornen  Reden  kann 
die  gegen  Kritias  wegen  Privatforderungen  an  ein  confiscirtes  Vermögen 
eine  solche  Rhetorenfälschung,  kann  aber  auch  eine  wirklich  gehaltene 
Rede  von  einem  anderen  Verfasser  aus  derselben  oder  aus  wenig  späterer 
Zeit  sein,  s.  Harpokr.  'EvS7tiGyirj(ificc.  bgxi  ds  ncci  Xoyog  xtg  tm.yQctcp6(i8vog 
„Jrjfxoad'svovg  ngog  Kqixiav  nsol  xov  BVBniGHiqfifiaxog ,  ov  KaXXifiaxog 
(Fr.  100 d,  23)  (18V  {xvayocccpBi  ag  yvrjGiov,  diovvGiog  ds  6  *AXiKCCQvccGGBvg 
ag  ip£vÖB7tLyQcc(pov.  „Da  ferner  Demosthenes  ja  wirklich  die  Leichenrede  auf 
die  bei  Chaeroneia  Gefallenen  gehalten  hatte,  liegt  insofern  auch  bei  dem 
'Emrdcpiog  (LX),  dessen  Unächtheit  schon  im  Alterthum  erkannt  war,  eine 
Fälschung  vor",  wie  Blass  a.  a.  0.  S.  356—358  bemerkt,  „wenn  auch  des 
Demosthenes  Person  niemals  hervortritt".  Vgl.  bes.  Westermann  Qu. 
Dem.  II  (Leipzig  1831).  S.  49—70.  Eine  Uebersetzung  mit  Einleitung  und 
Commentar  giebt  H.  Lentz  Der  Epitaphios  pseudepigraphus  des  Demosth., 
Wolfenbüttel  1880.  1881.  II.  4.,  welcher  diese  Rede  günstiger  beurtheilt, 
als  sonst  zu  geschehen  pflegt.  Dem  Aeschines  war  eine  delische  Rede 
untergeschoben,  von  der  Photios  Cod.  61.  20 a  9  ff.,  dem  sie  offenbar  nicht 
mehr  vorlag,  berichtet,  Caecilius  habe  sie  (was  denn  freilich  ein  arger 
Missgriff  gewesen  wäre)  einem  anderen  gleichnamigen  und  gleichzeitigen 
Athener  (etwa,  meint  Blass  a.  a.  0.  III,  2.  S.  159  f.  A.  4,  dem  Aeschines 
von  Eleusis,  dem  man  eine  Techne  beilegte?  s.  Apollon.  V.  Aeschin.  p.  266, 
34  ff.  West.  La.  Di.  II,  64)  zugeschrieben:  <psQ8xca  ccvxov  ytal  aXXog  Xoyog, 
b  Jr\Xiav.6g  v6[iog(?)'  ov%  ly%oivBi  8\  ccvxov  b  KaiTtiXiog,  uXX'  Al6%lvr]v 
aXlov  avyxQOvov  tovds  'A&qvcciov  xov  nuzBocc  slvui  xov  Xoyov  cpriaCv.  Pseudo- 
Plut.  X.  or.  840  E.  6  yeco  iniyocccp6{ievog  Jr)Xiccn6g  ov%  t'axiv  Ai6%Cvov. 
dniSeix^rj  {ilv  yao  ini  xr\v  v.ot6iv  xi\v  nsoi  xov  lsqov  xov  iv  drjXa)  övgxcc- 
ftsiGotv  Gwr'iyooog,  ov  [ir}v  sine  xov  Xoyov.  £%BiQoxovrftri  yeco  ^TizBQBidrjg  ccvx' 
ccvxov,  ag  cpr\Gi  drjiioG&£vr)g,  s.  Sauppe  0.  A.  II.  S.  285 f.  Schäfer  a.  a.  0.  II8. 

Suskmihl,  grieeb.  alox.  Litt.-Gesch.  n.  29 


450         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

zu  verkaufen3b).  Rhetorische  Lehrbücher  in  der  alten,  vor- 
aristotelischen Weise,  aber  natürlich  mit  Berücksichtigung  der 
Fortschritte,  welche  diese  ältere  Theorie  durch  Isokrates  gemacht 
hatte,  wurden  zur  Zeit  des  Alexandros  und  zum  Theil  vielleicht 
noch  ein  wenig  später  namentlich,  wie  es  scheint,  von  Isokrateern 
geschrieben  und  sind  passender  noch  in  der  Litteraturgeschichte 
der    attischen  Periode    mit   zu  behandeln.     Sicher    erst  aus  der 


S.  370  f.  (II1.  S.  346  ff.).  Vgl.  Apoll,  a.  a.  0.  p.  268,  64.  6  yccg  JrjXLcc%6g 
vo&og  iittL  Philostr.  V.  S.  I,  18,  4  (der  die  Rede  wegen  ihrer  Mangel- 
haftigkeit, <pav\(OQ  ovrcoff,  dem  Aeschines  abspricht).  Max.  Planud.  Rh.  Gr. 
V.  482  f.  W.  Sauppe  a.  a.  0.  S.  309.  Blass  a.  a.  0.  Zahlreich  waren  die 
auf  den  Namen  des  Isokrates  verfertigten  Reden,  wenn  auch  ein  Theil 
der  ihm  mit  Unrecht  beigelegten  seinem  gleichnamigen  Schüler  aus  Apollonia 
angehört  haben  und  so  bei  dieser  Beilegung  eine  blosse  Verwechselung 
gewaltet  haben  mag,  s.  Zosim.  V.  Isoer.  p.  258,  128  ff.  u.  dazu  Blass 
a.  a.  0.  II.  S.  95 f.,  vgl.  Sauppe  a.  a.  0.  S.  226  f.  B.  Keil  Analecta  Isoer. 
S.  101  ff.  In  Bezug  auf  Demades  s.  C.  33.  A.  316b.  Unter  dem  Namen 
des  Deinarchos  lief  eine  Rede  vnsQ  xov  (iij  indovrai  "Aquctlov  'Alti-ccvdQcp 
um,  die  von  Dionys.  de  Din.  11  p.  660  mit  den  Praedicaten  rjM&iov  ncci 
Gocpi6tiY.6v  gekennzeichnet  wird;  vielleicht  war  sie  identisch  mit  der,  welche 
von  Dionys.  Dem.  57  unter  dem  des  Demos thenes  erwähnt  ist,  vgl. 
Blass  a.  a.  0.  III,  1.  S.  53  f.  III,  2.  S.  270.  Für  das  älteste  Machwerk  aus 
dieser  Zeit  auf  dem  Gebiet  der  Gerichtsrede  ist  Scholl  Herrn.  III.  S.  281 
(vgl.  C.  33.  A.  316b)  geneigt  die  Anklagerede  gegen  einen  attischen 
Strategen,  der  nach  dem  Seesieg  die  Todten  zu  bestatten  unterlassen 
hatte,  anzusehen,  von  der  ein  Bruchstück  auf  einem  ägyptischen,  jetzt  in 
Paris  befindlichen  Papyros  sich  erhalten  hat,  s.  Egg  er  Observations  sur 
un  fragment  oratoire  en  langue  grecque  conserve  sur  un  papyrus  pro- 
venant  d'Egypte,  Rev.  archeol.  N.  F.  VI.  1862  (II).  S.  139—152.  Dass  es 
auch  angebliche  Reden  des  Perikles  gab,  sieht  man  aus  der  Notiz,  die 
Cic.  Brut.  7,  27  (s.  Ellendt  z.  d.  St.)  nach  dem  von  ihm  benutzten  Redner- 
katalog (8.  d.  Nachtr.  z.  C.  19  Ende  hinter  diesem  2.  Bde.)  giebt,  Fericlem, 
cuius  scripta  quaedam  feruntur.  Qnintil.  III,  1,  12  widerspricht  diesem 
Zweifel,  schwankt  dagegen  XII,  2,  22,  vgl.  XII,  10,  49.  Ob  sich  aber  unter 
den  Reden,  die  fälschlich  für  Werke  des  Isaeos,  Hypereides,  Lykurgos 
galten,  auch  solche  Rhetorenfabricate  befanden,  steht  dahin;  sicher  ist  es 
von  den  uns  unter  dem  Namen  des  Lysias  noch  erhaltenen  und  ehemals 
umlaufenden  verloren  gegangenen,  aber  hier  wie  bei  Antiphon  und  Ando- 
kides  ist  es  mindestens  streitig,  ob  nicht  schon  ein  voralexandrinischer 
Ursprung  anzunehmen  ist,  und  das  Nähere  bleibt  daher  besser  der  Litteratur- 
geschichte der  attischen  Zeiten  vorbehalten. 

3b)  Schäfer  a.  a.  0.  III1.  Beil.  S.  113:  „Damals"  (näml.  zur  Zeit  des 
Philadelphos  und  Euergetes  I)  „wurden  von  Athen  aus  theils  ältere  Privat- 
reden, von  verschiedener  Hand  verfasst,  theils  neu  verfertigte  Werke  auf 
den  Büchermarkt  geliefert.  Zu  der  letzteren  Gattung  gehören  die  Reden 
29,  13,  10,  11  (25,  26)". 


Rhetorik.    Pseudo-Antiphon.    Pseudo-Aristoteles.  451 

Alexandrinerzeit  und  nicht  aus  der  frühsten  aber  stammte  die 
unten  zu  besprechende  Rhetorik,  welche  sich  für  ein  Werk  des 
Isokrates,  wahrscheinlich  auch  die,  welche  sich  für  ein  Werk  des 

Antiphon  von  Rhamnus  ausgab  und  mindestens  3  Bücher 
umfasste4").  Vermuthlich  im  dritten  Jahrhundert  aber  ist  die- 
jenige entstanden,  welche  uns  unter  dem  Namen  des 

Aristoteles  und  unter  dem  Titel  Rhetorik  an  Alexandros 
vermöge  eines  voraufgeschickten,  noch  später  gefälschten  Wid- 
mungsbriefes  an   den  grossen   Makedonenkönig  überliefert  ist5), 


4)  Fr.  76  (74)  Blass  b.  Bekk.  Anecd.  79,  1.  xqixco  qjixoqiktis  x£%vr\g. 
Fr.  77  (75)  ebendas.  110,  33.  xqixco.  Fr.  75  (73)  ebend.  78,  6.  sv  devxeqcp 
7zbqI  xrjg  xi%vr\g  §i\xoQi-Aiig.  Poll.  VI.  §.  143  (=  Fr.  76  [78]).  änccQccoyisvcccxov 
ds  iv  xaig  QrjxoQinciig  xiyyaig'  dov.ov6v  d'  ov  yvr\6iai.  Vgl.  Spengel  Art. 
script.  S.  115—118,  dessen  Gegenbemerkungen  aber  nicht  genügen.  Freilich 
ist  es  schwer  bei  der  Dürftigkeit  der  Bruchstücke  (aus  Galen.,  Longin., 
Poll.,  Amnion,  u.  dem  Antiatticisten  bei  Bekk.  a.  a.  0.  0.)  sich  ein  Urtheil 
zu  bilden,  indessen  bemerkt  Blass  Att.  Bereds.  I2.  S.  115.  A.  2,  dass  die 
Art,  wie  Fr.  74  (72)  b.  Ammon.  p.  127  Valck.  (iv  xij  x£%vr})  ür](ieia  und 
xs Hfir] gut  unterschieden  werden,  mit  dem  Sprachgebrauch  des  Rhamnusiers 
in  den  praktischen  Reden  (z.  B.  V,  61)  und  den  Tetralogien  (z.  B.  III,  z/,  2) 
nicht  im  Einklang  steht.  Aus  Fr.  73  (71)  bei  Longin.  Rh.  Gr.  I.  p.  318,  9  ff . 
Sp.  (iv  xatg  Q7]xoQLKaig  xe%vccig)  lässt  sich  allerdings  nur  vermuthen,  nicht 
aber  streng  beweisen,  dass  hier,  was  für  einen  verhältnissmässig  späten 
Ursprung  entscheidend  sein  würde  (s.  A.  20),  die  (ivr](irj  als  ein  besonderes 
Capitel  abgehandelt  war.  Nach  Fr.  78  (76)  b.  Galen.  XIX.  66  gab  der  Ver- 
fasser auch  Regeln  für  die  Neubildung  von  Wörtern.  Der  grosse  Umfang 
dieser  Schrift  steht  in  Widerspruch  mit  der  Dürftigkeit  der  rhetorischen 
Theorie,  wie  sie  sich  bis  zur  Zeit  des  Antiphon  entwickelt  hatte;  das 
könnte  freilich  durch  Aufnahme  von  Uebungsbeispielen  ausgeglichen  sein, 
aber  selbst  unter  Voraussetzung  der  Aechtheit  ist  doch  Spengels  Hypo- 
these, es  möchten  die  Tetralogien  in  dem  Lehrbuch  gestanden  haben,  nur 
eine  solche,  wie  Blass  a.  a.  0.  S.  615  bemerkt,  die  sich  zwar  nicht  wider- 
legen, aber  auch  nicht  begründen  lässt. 

5)  Und  zwar  in  einem  sehr  verderbten  Zustande.  Die  drei  besten  (von 
Bekk  er  noch  nicht  benutzten  Handschriften  CFM  (Paris.  2039.  Laur.  LX,  18. 
Monac.  75),  alle  erst  aus  dem  15.  Jahrh.,  bilden  die  Hauptgrundlage  der 
von  Spengel  in  seiner  Ausg.  Anaximenis  ars  rhetorica,  Leipzig  1847.  8. 
hergestellten  Textrecension  und  der  Revision  in  den  Rhet.  Gr.  I.  (Leipzig 
1853).  S.  XI— XIII.  169—242.  Nächst  den  hier  benutzten  kritischen  Bei- 
trägen von  Sauppe  Epist.  crit.  ad  G.  Herrn.  S.  149—154,  Finckh  De 
auctore  rhetoricae  quae  dicitur  ad  Alexandrum,  Heilbronn  1849.  4.  und 
Halm  Ad  Anaximenis  artem  rhetoricam,  Philologus  I.  1846.  S.  576—581 
sind  seitdem  noch  mehrere  neue  veröffentlicht:  Usener  Quaestiones  Anaxi- 
meneae,  Göttingen  1856.  8.  FunkhänelZu  Anaxim.  ars  rhet.,  Philologus 
XV.  1860.  S.  620—625.    Sauppe   Zu  Anaxim.  Rhet.,  ebendas.  S.  626—637. 

29* 


452         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

ursprünglich  aber  vielmehr  dem  Anaximenes  von  Lampsakos 
untergeschoben  war,  als  dessen  ächte  Arbeit  sie  auch  heute  noch 

C.  L.  Kayser  Beiträge  zur  Kritik  des  Antiphon,  Andokides  und  Anaximenes, 
Rhein.  Mus.  XVI.  1861.  S.  62—81.  —  Nicht  zu  billigen  ist  die  Annahme 
von  Rose  De  Aristo!  libr.  ord.  (Berlin  1854).  S.  100.  Aristot.  pseudep. 
S.  136  und  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II3,  2.  S.  78.  A.  2,  dass  der  Verfasser  des 
Widmungsschreibens  trotz  der  grossen  Stilverschiedenheit  und  des  durch- 
aus von  der  Darstellung  dieses  Briefes  abweichenden  Zweckes  der  Schrift 
(s.  Spengel  Ausg.  S.  93,  vgl.  Stahr  Aristotelia  IL  S.  227—234)  kein 
anderer  als  der  der  letzteren  selber  sei.  S.  dagegen  Ipfelkofer  Die 
Rhetorik  des  Anaximenes  unter  den  Werken  des  Aristoteles,  Würzburg 
1889.  8.  S.  19—27.  Darin  freilich  kann  Zeller  a.  a.  0.  S.  76.  A.  2  mög- 
licherweise Recht  haben,  wenn  er  es  für  wahrscheinlich  erklärt,  dass  in 
den  beiden,  älteren,  auf  Hermippos  zurückgehenden  Verzeichnissen  aristo- 
telischer Schriften  (vgl.  C.  19.  A.  11.  C.  32.  A.  328)  unter  dem  Titel  79  b. 
La.  Di.,  73  b.  An.  (Hesych.)  x(%vri  oder  texvrjg  ä  ebendiese  Schrift  zu  ver- 
stehen sei,  die  dann  freilich  schon  vor  Ende  des  3.  Jahrh.  (s.  C.  19.  A.  16) 
dem  Aristoteles  (wenn  auch  von  Anderen  dem  Anaximenes)  beigelegt  sein 
müsste.  Indessen  ist  doch  auch  dies  höchst  unsicher,  und  die  frühste  Er- 
wähnung sei  es  des  Briefes  sei  es  der  Schrift  unter  dem  Namen  des 
Aristoteles  ist  die  bei  Ath.  XL  508a,  vgl.  Heitz  in  der  Forts,  v.  Otfr. 
Müllers  Gesch.  d.  gr.  Litt.  II,  2.  (Stuttgart  1884).  S.  286.  A.  1,  welcher 
meint,  es  sei  schwer  zu  entscheiden,  ob  hier  für  die  Definition  des  vöfiog 
auf  jenen  (1420a  25  ff.)  oder  auf  diese  (2.  3.  1422a  2  ff.  1424a  9  ff.)  ver- 
wiesen wird;  da  indessen  diese  doch  wohl  erst  durch  jenen  unter  die 
Werke  des  Aristoteles  kam,  wenn  dies  auch  nicht  gerade  gewiss  ist,  so  ist 
es  auch  gleichgültig,  was  von  Beidem  man  annehmen  will,  oder  vielmehr 
das  Citat  geht  in  Wahrheit  vermuthlich  aaf  alle  drei  Stellen;  die  Haupt- 
sache ist,  dass  sonach  der  Brief  damals  doch  wohl  schon  voraufgeschickt  war. 
Sonst  wird  diese  Rhetorik  unter  dem  Namen  des  Aristoteles  (s.  A.  6)  nur 
noch  erwähnt  von  Syrian.  in  Hermog.  Rh.  Gr.  IV.  p.  60 ff.  Walz  (ohne  den- 
selben b.  David  oder  vielmehr  Elias  in  Categ.  Seh.  in  Aristot.  25 b  18  u.  Simpl. 
ebendas.  25a42,  behauptet  Heitz  a.  a.  0.,  aber  cet  Qr\xoQiyuu  xixvui  be- 
zeichnet trotz  des  Plurals  doch  vielleicht  nur  die  ächte  Rhetorik).  Die 
Begründung  dafür,  dass  dieser  nicht  der  Verfasser  sei,  ist  Spengel  Art. 
scr.  S.  181 — 191.  Die  'PtjtoQi'Krj  ngog  'AXs^avÖQov,  ein  Werk  des  Anaximenes, 
Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1840.  No.  144.  145.  Sp.  1258  —  1267.  Anaximenes, 
ebendas.  1847.  No.  2.  Sp.  9 — 14  so  vollständig  gelungen,  dass  er  schliesslich 
auch  den  hartnäckigsten  Gegner  Lersch  Sprach philos.  IL  S.  280  ff.  Die 
rPr]roQLY.rj  ngog  'Me^ccvöqov,  ein  Werk  des  Aristoteles,  Rhein.  Mus.  N.  F.  I. 
1842.  S.  176—192  bei  dessen  Rec.  seiner  Ausg.  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1846. 
No.  115 — 118.  Sp.  919 — 940  in  so  weit  überzeugte.  Und  wenn  auf  der  anderen 
Seite  Rose  a.  a.  0.  S.  100 ff.  und  Campe  Ueber  die  vermeinte  Rhetorik 
des  Anaximenes,  Philologus  IX.  1854.  S.  106—128.  279—310  einen  sehr 
späten,  nachalexandrinischen  Ursprung  behaupteten,  so  hat  dies  Spengel 
Die  Rhetorica  (des  Anaximenes)  ad  Alexandrum  kein  Machwerk  der 
spätesten  Zeit,  Philologus  XVIII.  1862.  S.  604—646  glänzend  widerlegt. 


Rhetorik.     Pseudo- Aristoteles  (Pseudo- Anaximenes).  453 

fast  allgemein6),  aber  mit  Unrecht,  angesehen  wird7).  Ohne 
Zweifel   ist  sie   vor  Hermagoras    entstanden,  ja  vielleicht  schon 

6)  Nach  dem  Vorgang  von  Vettori  in  der  Praef.  seiner  Bearbeitung 
der  aristot.  Rhet.  und  von  Spengel  a.  a.  0.  0.,  den  zunächst  Finckh 
a.  a.  0.  unterstützte,  ßlass  Att.  Bereds.  II.  S.  354,  ohne  den  Widerspruch 
eines  Mannes  wie  Zeller  a.  a.  0.  S.  78.  A.  2  auch  nur  zu  erwähnen,  be- 
handelt die  Frage  einfach  als  eine  erledigte,  ebenso  Volkmann2  S.  2. 
S.  19  mit  A.  1  (doch  s.  A.  9).  Erst  Heitz  a.  a.  0.  S.  286 f.  hat,  wie  Maass 
Deutsche  L.-Z.  1884.  Sp.  1336  mit  Recht  sagt,  aufs  Neue  den  Muth  gehabt 
„diesem  verjährten  Vorurtheil"  seine  Bedenken  entgegenzustellen  (vgl. 
Susemihl  .Tahresber.  XLII.  S.  lf.),  leider  aber  dabei  einen  Punkt  ange- 
griffen, in  welchem  Spengel  allem  Anschein  nach  vollkommen  im  Rechte 
ist.  Die^Schrift  beginnt  nämlich  in  den  Codices  so  (2.  1421b7ff.  =  1. 
p.  5,  4  ff.,  Speng.):  xqicc  yevi\  xäv  tcoXixiy.(qv  (s.  über  diesen  Ausdruck  A.  148) 
etat  Xoycov,  xb  fiev  drjiirjyoQLKov,  xb  d'  snidsiKTinov,  tb  de  dinaviKOv.     ei'dr] 

ÖS      XOVXOJV      £7tXCC,     7lQOXQS1ZXl%6v,      CC7tOXQ£7tXln6v  ,       iyKOOflLaaXl'KOV ,      ifJEKXlKOV, 

%ccxr]yoQi,K6v,  ccnoXoyrixiiibv  neu  e^exaoxiytov,  r}  ccvxö  y,cc&'  ccvxb  rj  Koog  clXXo. 
xu  fiev  ovv  ei'drj  xav  Xiyoov  xooccvxoc  ccqi&[ioj  eaxw,  %Qrjo6ii£&cc  de  aixoig  ev 
xs  xaig  noivatg  dr\priyoQicag  xai  xaig  neol  xa  avpßoXaia  diytaioXoyiaig  yictl 
ev  xaig  Idiaig  bpiXicug,  Syrian.  a.  a.  0.  dagegen  berichtet:  UgioxoxeXrjg  de 
dvo  yevv  qprjciv  eivcu  xav  tiqXixi%(qv  Xoycov,  dinavinov  xe  xai  drjfirjyoQi-Kov; 
ei'dr}  de  eitxd,  nQoxQenxiTiov  .  .  .  e£exaaxiy.6v  xa  (iev  ovv  V|  x.  x.  X.,  und  es 
ist  in  der  That  unmöglich,  dass  die  letztere  Gestaltung  aus  der  ersteren 
entstanden  wäre,  sondern  umgekehrt  erstere  ist  aus  der  letzteren  nach  der 
aristotelischen  Rhetorik,  freilich  sonach  nicht  schon  von  dem  Fälscher  des 
Briefes,  sondern  erst  nach  Syrianos,  zurechtgemacht;  nun  aber  gehören 
(was  noch  Spengel  und  Ipfelkofer  S.  36  nicht  erkannt  haben)  zu  der 
nämlichen  Interpolation  auch  noch  die  letzten  der  obigen  Worte:  xcc  (iev 
ovv  —  bfiiXictig.  Andrerseits  setzt  auch  Heitz  die  Entstehung  dieses  Lehr- 
buchs noch  zu  früh  an,  nämlich  noch  zur  Zeit  des  Aristoteles.  In  Bezug 
auf  andere  Ansichten  über  Zeit  und  Verfasser  s.  Ipfelkofer   S.  4  ff.  8  f. 

7)  Die  Sache  beruht  darauf,  dass  der  Verfasser  ausser  den  gewöhnlich 
unterschiedenen  sechs  Atten  des  Redens,  wie  schon  die  eben  angef.  Stelle 
lehrt,  noch  eine  siebente,  das  eldog  e^,exa6xiHov,  annimmt,  und  dass  von 
Anaximenes  in  dessen  Te%vr\  ein  Gleiches  berichtet  wird  von  Quintil.  III, 
4,  9.  Anaximenes  iudicialem  et  contionalem  generalis  partes  (=  yevr\)  esse 
voluit,  septem  autem  species:  hortandi,  dehortandi,  laudandi,  vituperandi,  ac- 
cusandi,  defendendi,  exquirendi,  quod  e^exaaiv  dicit  (freilich  mit  dem  nicht 
dazu  passenden  Zusatz:  quarum  duae  primae  deliberativi,  duae  sequentes 
demonstrative,  tres  ultimae  iudicidlis  generis  sunt  pwtes).  Nach  Herstellung 
der  Anfangsworte  auf  Grund  der  Angabe  des  Syrian.  kann  kein  Zweifel 
bleiben,  dass  hier  die  uns  erhaltne  sogenannte  Rhetorik  an  Alexandros 
gemeint  ist.  „Daraus  folgt  aber  in  Wahrheit  zunächst  Nichts  weiter,  als 
dass  dieselbe  zur  Zeit  des  Quintilianus  und  schon  des  Dionysios  von  Hali- 
karnassos,  der  Ep.  ad  Amm.  I,  2.  p.  722  R.  (s.  A.  93«)  auch  Antiphon, 
Isokrates  und  Anaximenes  als  Verfasser  rhetorischer  Lehrbücher  zu  be- 
zeichnen scheint,   und  de  Isaeo  19.  p.  626  R.  ausdrücklich  von  dem  Letzt- 


454         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

vor  Zopyros7b),  denn  sie  folgt  in  so  fern  noch  ganz  der  alten 
Weise,  als  sich  noch  nicht  die  geringste  Spur  von  den  soge- 
genannten sagt:  nal  xi%vccg  i^svrjvoxsv ,  für  ein  Werk  des  Anaximenes  galt; 
ob  aber  mit  Recht,  das  ist  eben  erst  nach  Inhalt  und  Form  zu  prüfen,  um 
so  mehr,  da  es,  wie  gesagt,  auch  unter  dem  Namen  des  Isokrates  (um  von 
Antiphon  hier  zu  schweigen)  damals  eine  Ts%vr]  gab,  die  sich  als  eine 
sogar  erst  nach  Hermagoras  entstandene  Fälschung  erweisen  lässt,  s.  A.  93  h". 
(Thiele).  Zunächst  nun  beweist  es  Nichts,  dass  hier  in  der  voraristotelischen 
Weise  nur  zwei  yevr}  mit  Ausschluss  der  dritten,  von  Aristoteles  hinzu- 
gefügten „epideiktischen"  Gattung  anerkannt  werden,  und  dass  das  jüngste 
erwähnte  Datum  (9.  1429b  18  ff.  =  8.  32,  4  ff.  Sp.)  die  ßesiegung  der 
Karthager  durch  Timoleon  i.  J.  341  ist.  Denn  wenn  der  Verfasser  sein 
Werk  dem  Anaximenes  unterschieben  wollte,  konnte  er  ja  natürlich  nicht 
anders  verfahren;  natürlich  setzt  dies  voraus,  dass  er  selbst  zu  Denen  ge- 
hörte, welche  auch  später  noch  die  stclöel-ktl-koI  Xoyoi  nicht  mit  zu  den 
noXixwoC  rechneten;  dieser  Voraussetzung  steht  aber  auch  nicht  das  Mindeste 
im  Wege,  vielmehr  der  ganze  Inhalt  der  Schrift  stimmt  zu  ihr.  Anaximenes 
selbst  war  nun  aber,  wie  es  scheint,  vorwiegend  oder  ausschliesslich  auf 
dem  Gebiet  der  Beredsamkeit  epideiktischer  Redner,  und  es  wäre  daher 
auffallend,  wenn  er  in  der  Theorie  diese  Gattung  ganz  übergangen  und  für 
sie  keine  Regeln  gehabt  haben  sollte.  Bei  der  bekannten  lebhaften  Feind- 
schaft sodann  zwischen  ihm  und  den  Isokrateern  ist  es  nicht  übermässig 
wahrscheinlich,  dass  er  sich  so  sehr  an  den  Archidamos  des  Isokrates  und 
den  pseudo  isokrateischen ,  aber  doch  von  einem  Schüler  des  Isokrates  ge- 
schriebenen Demonikos  angelehnt  haben  könnte,  wie  der  Verfasser  es  mehr- 
fach thut  (s.  Blass  a.  a.  0.  S.  365.  A.  3),  wenn  auch  ein  Aristoteles  trotz 
seiner  Gegnerschaft  gegen  jenen  Rhetor  doch  bekanntlich  unparteiisch 
genug  war,  um  ihn  stark  auszunutzen.  Wenn  auch  nicht  mit  Sicherheit 
ferner,  so  doch  mit  Wahrscheinlichkeit  (s.  Spengel  Praef.  S.  XII)  ist  38. 
1445b  16  f.  =  37.  85,  lOf.  ein  Anklang  an  Demosth.  de  cor.  265  anzunehmen, 
also  die  Entstehung  des  Buchs  schon  hiernach  mindestens  später  als  330 
zu  setzen,  Anaximenes  scheint  aber  schon  um  400  oder  noch  ein  wenig 
früher  geboren  zu  sein,  so  dass  e*»dasselbe  also  höchstens  in  seinen  letzten 
Lebensjahren  verfasst  haben  könnte.  Ferner  fragt  es  sich  sehr,  ob  nicht 
au  der  Behauptung  von  Dionys.  v.  Hai.  C.  V.  2.  p.  8  R.  de  vi  Demosth.  48. 
p.  1101  R.  (und  nach  ihm  Quintil.  I,  4,  18),  Theodektes  und  Aristoteles 
hätten  nur  drei  grammatische  Redetheile,  ovofia,  gr^ict  und  6vvdsG[iog,  ge- 
kannt und  erst  die  ältesten  Stoiker  (ot  rrjg  Zzminfjs  ccLQEOscog  riysfiovsg)  das 
ccq&qov  hinzugefügt,  zum  Allerwenigsten  so  viel  richtig  ist,  dass  der  Aus- 
druck ccq&qov  im  Sinne  von  Artikel,  wie  er  hier  26.  1435 a  34  ff.  bllff. 
=  25.  51,  6  ff.  23  ff.,  und  noch  dazu  als  ein  schon  ganz  geläufiger,  erscheint 
(s.  Vahlen  Beitrr.  z.  Aristot.  Poet.  III.  S.  234.  309  f.),  erst  aus  nach- 
aristotelischer Zeit  stammt.  Dies  Bedenken  ist  von  Usener  a.  a.  O.  S.  39  f. 
nicht  beseitigt.  Denn  mag  nun  Aristoteles  selbst  im  20.  Cap.  der  Poet,  zu 
jenen  drei  Redetheilen  auch  das  ccq&qov  gesellt  haben  oder  dies  (s.  hiezu 
jetzt  auch  Margaliouth  Analecta  orientalia  ad  Poeticam  Aristoteleam, 
London  1887.   S.  66  —  68.     Döring  Arch.  f.  Gesch.   der  Philos.  III.  1890. 


Rhetorik.     Pseudo-Aristoteles  (Pseudo-Anaximenes).  455 

Bannten  ötdöscg  in  ihr  findet,  aber  sie  zeigt  doch  auf  der  anderen 
Seite    schon    gewisse    Einflüsse    der    aristotelischen    Philosophie 

S.  363 — 369)  erst  eine  spätere  Interpolation  sein,  so  viel  ist  gewiss,  dass 
uq&qov  hier  nicht  „Artikel"  bedeutet,  sondern  Aristoteles  Artikel  und  Pro- 
nomen mit  zum  Nomen  rechnete  (s.  Vahlen  a.  a.  0.  S.  234f.  307 ff.).  Ueber 
die  Disposition  und  den  Stil  der  Schrift  handelt  eingehend  Blass  a.  a.  0. 
S.  355— 368  (vgl.  Ipfelkofer  S.  7  f.).  Hier  sei  nun  in  ersterer  Hinsicht 
bloss  kurz  hervorgehoben,  dass  sie  nächst  dem  allgemeinen  Theile  (dvvdiisLg 
zav  ttdäv)  nach  EvQsag  (6.  1427 b  29  -  C.  21  z.  E.  Bekk.  5.  25,  22—20  z.  E. 
Speng.),  ti&g  (C.  23—29  Li  22—28  Sp.)  und  xd&g  (30—38  =  29-37  Sp.) 
gegliedert  ist,  so  jedoch,  dass  die  beiden  ersteren  Theile  eigentlich  noch 
zusammenlaufen  (=  nag  xoig  si'ds6i  Set  xQ/jöftai,  wozu  dann  die  xd^ig  als 
<bg  enl  xoig  sfäeöi  dei  xdzxsiv  xovg  Xoyovg  unlogisch  genug  den  Gegensatz 
bildet)  und  die  Ausdrücke  EVQSüLg  und  Xet-tg  nicht  gebraucht  sind  und  alles 
zur  letzteren  Gehörige  mehr  nur  umrissen  wird.  Unter  diesen  Umständen 
muss  es  freilich  dahingestellt  bleiben,  ob  wir  hier  nicht  die  Eintheilung 
der  voraristotelischen  Lehrbücher  vor  uns  haben  und  dieselbe  mit  der  an 
sich  auffallenden  Voranstellung  der  Ati-ig  vor  der  xd^ig  doch  nicht  erst  von 
Aristoteles  neu  aufgebracht,  sondern  nur  beibehalten  ist.  „Der  in  dieser 
Te%vr]  herrschende  nüchterne,  kraftlose  und  hölzerne  Stil  aber  hat  nicht 
die  geringste  Aehnlichkeit  mit  der  feinen  Schreibweise  in  den  wenigen 
wörtlich  erhaltnen  Bruchstücken  des  Anaximenes,  von  denen  namentlich 
das  längere  Fr.  26  b.  Stob.  Flor.  CXVII,  5  in  dieser  Hinsicht  ein  Urtheil 
zulässt,  und  hieran  kann  auch  dadurch  Nichts  geändert  werden,  dass  aller- 
dings Dionys.  de  Is.  a.  a.  0.,  worauf  Blass  sich  beruft,  den  Anaximenes  auf 
allen  Gebieten  von  dessen  Schriftstellerthätigkeit  als  da&evrj  kccI  dnid-ccvov 
bezeichnet.  Ueberdies  aber  stimmt  zu  dieser  Bezeichnung  schwerlich  das 
stilistische  Geschick,  welches  dieser  Mann  entwickelte,  als  er,  um  die 
eignen  Worte  von  Blass  S.  351  zu  gebrauchen,  unter  dem  Namen  des 
Theopompos  und  mit  genauer  Nachbildung  von  dessen  Manier  eine 
Schmähschrift  auf  Athen,  Sparta  und  Theben  (den  Trikaranos)  verfasste". 
(Thiele).  Fast  scheint  es  also,  dass  Diönys.  sich  sein  Urtheil  lediglich  nach 
dieser  Ts%vr]  gebildet  hat  und  sich  eine  Belesenheit  in  sämmtlichen  Schriften 
des  Anaximenes  andichtete,  die  er  weitaus  nicht  oder  wenigstens  als  er  dies 
schrieb,  noch  nicht  (vgl.  im  Allgemeinen  P.  Hartmann  De  canone  decem 
oratorum,  Göttingen  1891.  S.  21—32)  besass  (vgl.  auch  C.  21.  A.  225,  um 
von  den  Bedenken  zu  schweigen,  welche  durch  die  angef.  Stelle  Ep.  ad 
Amm.  I,  2  angeregt  werden).  „Die  ganz  bestimmten,  peinlich  genauen 
ps&odot,  welche  im  ersten  Specialtheil  für  die  einzelnen  si'drj  gegeben 
werden,  lagen  entschieden  der  vorisokrateischen  und  voraristotelischen  so 
wie  der  isokrateischen  und  aristotelischen  Rhetorik  noch  fern,  und  diese 
mit  xat  —  %aC  —  inzixa.  fortgeführten  Argumentreihen  erinnern  vielmehr 
bereits  an  die  ganz  ähnlichen,  wenn  auch  mehr  entwickelten  in  den  beiden 
römischen  Bearbeitungen  von  der  des  Hermagoras  (Auct.  ad  Herenn.  II. 
Cic.  de  invent.  II).  Das  ist  hellenistische  Schulrhetorik,  und  auch  die  Bei- 
spiele sind  ohne  Zweifel  Schulbeispiele.  Ganz  entscheidend  sind  endlich 
die  Spuren  hellenistischer  Sprachweise,  Formen  wie  etd^oofiev  36.  1441 b  29 


456         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

und  ihrer  rhetorischen  Sätze8),  und  wenn  auch  schwerlich  die 
uns  erhaltne  Rhetorik  des  Aristoteles,  so  mag  doch  dessen  älteres, 
von  Theodektes  herausgegebnes,  ohne  Zweifel  weniger  streng 
wissenschaftlich  abgefasstes  und  mehr  der  hergebrachten  Manier 
sich  annäherndes  Lehrbuch  eine  Hauptvorlage  des  Fälschers  ge- 
wesen sein9);  ferner  erscheint  diese  Schrift  in  ihrem  ersten 
Specialtheil  doch  immerhin  bereits  entschieden  als  eine  Vor- 
lauferin  jener  peinlichen  Casuistik,  wie  sie  in  der  späteren 
Rhetorik  von  Hermagoras  ab  ausgebildet  ward9b),  und  darf  dem- 


(35.  p.  72,  18  Speng.),  bpoloyovvxEg  wglv  37.  1443 a  10  (36.  p.  76,  20),  vov- 
v£%m$  (sonst  erst  bei  Polybios)  30.  1436 b  33  (29.  p.  55,  22),  dazu  der  über- 
triebene Gebrauch  von  bnoioxQonog".  (Thiele).  Ueber  die  auffallende 
Satzconstruction  1437a2fi.  (56,  5  ff.)  s.  Bonitz  Ind.  Ar.  168a54ff.  (vgl. 
Usener  S.  54). 

7b)  Wenn  anders  die  A.  62  angegebne  Nachricht  auf  Wahrheit  beruht, 
vgl.  A.  83.  Selbst  wenn  dies  aber  der  Fall  sein  sollte,  brauchte  doch  die 
in  ihren  ersten  Anfängen  auftretende  Statuslehre  noch  nicht  sofort  von 
einem  Jeden  aufgenommen  zu  werden,  namentlich  nicht  von  einem  Rhetor, 
der  sein  eignes  Machwerk  dem  Anaximenes  unterschieben  wollte.  Erst 
nach  Hermagoras  war  eine  solche  Verleugnung  dieser  Lehre  nicht  mehr 
möglich. 

8)  S.  die  Nachweise  bei  Zeller  a.  a.  0.  und  Blass  a.  a.  0.  S.  361, 
der  dann  freilich  sehr  leichten  Fusses  hierüber  hinweggeht. 

9)  Der  Verf.  des  Widmungsbriefes  hat  hierin  wohl  aus  guter  Quelle 
geschöpft,  wenn  er  1421a  40  ff.  schreibt:  neQLxev^rj  de  ÖV6L  xovxoig  ßtßlioig, 
a>v  xb  (isv  sgxlv  £(i6v,  sv  xoctg  vn  ifiov  %£%vuig  Gsods-nx^  ygacpsioaig,  xb 
ds  zzsqov  KoQttnog,  so  absurd  auch  die  vier  letzten  Worte  sind;  ohne 
Zweifel  freilich  war  dies  nicht  das  einzige  von  dem  Urheber  dieser  Schrift 
benutzte  ältere  Lebrbuch.  Meiner  früheren  Vermuthung  (Jahresber.  a.  a.  0), 
dass  er  namentlich  auch  die  ächte  Rhetorik  des  Anaximenes  verwertbet 
habe,  gegenüber  glaube  ich  jetzt,  dass  es  eine  solche  überhaupt  niemals 
gegeben  hat;  wenigstens  lässt  sich  das  Gegentheil  nicht  nachweisen.  Die 
sehr  zuversichtliche  Behauptung  von  Striller  De  stoie.  stud.  rhet.  S.  42, 
dass  vielmehr  die  Polemik  von  Aristoteles  Rhet.  III,  13.  1414a  36  ff.  gegen 
die  Rhetorik  an  Alexandros  gerichtet  sei,  hat  keinen  Grund  und  Boden 
mehr,  nachdem  sich  der  nacharistotelische  Ursprung  der  letzteren  gezeigt 
hat.  Selbst  Volk  mann  (vgl.  A.  6)  macht  in  seiner  neuesten  Bearbeitung 
in  Iw.  Müllers  Handb.  der  kl.  Alterthumsw.  II.  S.  456  jetzt  folgendes 
Zugeständniss:  „Doch  muss  die  Frage  nach  dem  Verfasser  dieser  Schrift 
zur  Zeit  als  eine  noch  offene  betrachtet  werden,  und  wenn  derselbe  auch 
zweifellos  im  Ganzen  und  Grossen  auf  dem  Standpunkt  der  sophistisch- 
isokrateischen  Rhetorik  steht,  so  ist  doch  auch  bei  ihm  eine  Beeinflussung 
durch  die  fortgeschrittneren  Ansichten  des  Aristoteles  keineswegs  aus- 
geschlossen". 

9b)  S.  Thiele  in  A.  7. 


Rhetorik.    Pseudo-Aristoteles.    Peripatetiker.  457 

gemäss  wohl  als  ein  Uebergangsglied  von  der  isokrateischen  zur 
hermagoreischen  bezeichnet  und  nicht  früher  als  ins  dritte  Jahr- 
hundert, aber  auch  schwerlich  später,  sondern  eher  in  dessen 
Anfang  oder  Mitte  als  in  dessen  Ende  gesetzt  werden10). 

Die  wirklich  wissenschaftliche  Theorie  der  Redekunst,  zu 
welcher  Piaton  im  Phaedros  die  Grundstriche  gezeichnet,  und 
welche  dann  Aristoteles  mit  richtiger  Ermässigung  ausgeführt 
und  Theophrastos  ergänzt  hatte,  blieb  auch  hernach  in  der 
peripatetischen  Schule  mit  lebhaftem  Kampf  gegen  die  ge- 
wöhnliche Rhetorik  in  Ehren,  aber  was  wir  über  rhetorische 
Schriften  des  Ariston  von  Keos  und  von  Kos,  des  Krito- 
laos  und  des  Diodoros  von  Tyros  und  aus  denselben  erfahren11), 
ist  zu  dürftig,  um  uns  irgendwie  ein  Bild  zu  geben,  und  von 
den  späteren  Peripatetikern  bis  auf  Andronikos  hin  lässt  sich, 
wie  schon  früher  bemerkt  wurde12),  nicht  im  Mindesten  glauben, 


10)  In  die  Zeit  zwischen  Aristoteles  und  Hermagoras  verlegte  diese 
Schrift  (wie  ich  aus  lpfelkofer  S.  9  entnehme)  ganz  richtig  schon  E.  Havet 
Etüde  sur  la  rhetorique  d'Aristote,  Paris  1846.  Für  eine  genauere  Be- 
stimmung kommt  es  darauf  an,  ob  die  Nachricht  über  Zopyros  (s.  A.  7b.  62) 
und  die  A.  5  besprochne  Vermuthung  Zell  er  s  richtig  ist;  sind  sie  es  nicht 
beide  (s.  A.  7b),  so  gelangt  man  über  die  von  Havet  gezogne  Grenze 
nicht  hinaus;  höchstens  würde  man  bei  einer  Entstehung  erst  am  Ende 
des  3.  oder  Anfang  des  2.  Jahrh.  reichlichere  Spuren  der  koivt}  (s.  A.  7  z.  E.) 
erwarten.  Ob  die  Schrift  noch  weitere  Interpolationen  ausser  der  A.  6 
bezeichneten  von  späterer  Hand  erfahren  hat,  nämlich  C.  22  (21).  1434 a 
17_29  (47,  3—16).  C.  36  (35).  1440b  15  —  23  (68,  11  —  19).  1441b  11  —  13 
(71,  20—72,  1).  C.  37  (36).  1444b  7—20  (81,  16-82,  6),  wie  lpfelkofer 
S.  36 — 54  scharfsinnig  darzuthun  sucht,  oder  ob  diese  Anstössigkeiten  dem 
Verfasser  selbst,  dessen  starke  Seite  die  Logik  eben  nicht  ist,  vielleicht 
in  Folge  schlechter  Contamination  zur  Last  zu  legen  sind,  wird  sich, 
so  bald  man  anerkennt,  dass  derselbe  nicht  Anaximenes,  sondern  ein  Rhetor 
aus  der  bezeichneten  Zeit  und  unter  den  bezeichneten  Einflüssen  war, 
schwer  entscheiden  lassen.  Dass  dagegen  der  letzte  Theil  des  Scbluss- 
capitels  39  (38)  von  1446 a  36  (88,  3)  ab  ein  späterer  und  fremder  Zusatz 
ist,  bezweifelt  ausser  Blass  S.  360  wohl  Niemand  mehr,  und  auch  der 
erste,  von  Spengel  (bes.  Philol.  XVIII.  S.  643)  und  Usener  a.  a.  0.  S.  42 
vertheidigte,  von  Havet  a.  a.  0.  S.  124  f.,  Campe  a.  a.  0.  S.  309  u.  A. 
angezweifelte  1445b  25—1446*  35  (85,  18  —  88,  2)  ist  in  der  That  sehr  ver- 
dächtig und  mag  vielleicht,  da  er  mit  dem  Einleitungsbriefe  manche  Aehn- 
lichkeiten  hat,  von  dessen  Urheber  herrühren,  s.  lpfelkofer  S.  27—35. 
(Dass  Zeller  a.  a.  0.  S.  78.  A.  2  über  Spengels  Ansicht  nicht  genau  be- 
richtet, darüber  s.  lpfelkofer  S.  27.  A.  3). 

11)  S.  C.  2.  A.  795.  804.  810.  811. 

12)  C.  32.  A.  316 b. 


458         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

dass  sie  auch  nur  auf  diesem  Gebiete  irgend  etwas  Neues  ge- 
leistet haben.  Bei  den  Akademikern  vollends  begann,  wie 
wir  gleichfalls  bereits  sahen13),  eine  eingehende  Beschäftigung 
mit  der  Rhetorik  erst  unter  dem  Einfluss  des  Karneades,  und 
so  gingen  denn  Metrodoros  von  Skepsis  und  Diodoros  von 
Adramyttion  aus  dieser  Schule  hervor,  und  von  Philon  aus 
Larisa  wurde  schon  oben  berichtet 13b),  dass  er  neben  der  Philo- 
sophie ausdrücklich  auch  Rhetorik  lehrte.  Weit  eifriger  nahmen 
sich  von  den  Zeiten  ihres  ersten  Entstehens  ab  die  Stoiker  der 
Sache  anuj,  welche  meistens  (nach  unseren  Begriffen  seltsam 
genug)  die  gesammte  Logik  zunächst  in  Rhetorik  und  Dialektik, 
d.  h.  die  Theorie  der  fortlaufenden  Rede  und  der  Gespräch- 
führung, theilten15).  Was  wir  im  Besonderen  von  den  Leistungen 
der  ältsten  Stoiker  Zenon  und  Klean thes  auf  diesem  Felde 
wissen,  ist  zwar  wiederum  nur  sehr  wenig16);   etwas  mehr  sind 

13)  C.  2.  A.  624.  625. 
13h)  C.  32.  A.  233b. 

14)  S.  Striller  De  Stoicoruni  studiis  rhetoricis,  Breslau  1886.  8. 
(Doctordiss.  u.  Bresl.  philol.  Abhh.  I,  2). 

15)  Die  Dialektik  ward  wieder  eingetheilt  in  die  Lehre  vom  Be- 
zeichneten (6T}{icciv6(isvov)  und  vom  Bezeichnenden  (örjficccvov),  d.  h.  Ge- 
danken und  Worten,  also  formale  Logik  einerseits  und  Sprachlehre  und 
Theorie  der  Dichtkunst  und  des  Gesanges  (ja  überhaupt  der  Musik!) 
andrerseits.  Einige  Stoiker  fügten  zu  der  Dialektik  und  Rhetorik  noch  die 
Theorie  der  Begriffsbestimmungen  und  die  Lehre  von  den  Kriterien  (ro 
oqlkov  sldog  (nocV)  zo  nsgi  kccvovcov  neu  %QixriQi<ov)  oder  auch  nur  die  erstere 
hinzu,  wohl  die  meisten  aber  verbanden  diese  gesammte  Erkenntnisslehre, 
wie  es  scheint,  vielmehr  mit  der  formalen  Logik.  S.  La.  Di.  VII,  41  f.  Zeller 
Ph.  d.  Gr.  III3,  1.  S.  63 — 70.  Sehr  charakteristisch  für  den  Standpunkt  der 
Stoiker  ist  die  Angabe  über  Mnesarchos  (s.  C.  32.  A.  4)  b.  Cic.  de  or.  1, 18,  83: 
horum  dlii,  sicuti  iste  ipse  Mnesarchus,  hos,  quos  nos  oratores  vocaremus, 
nihil  esse  dicebat  nisi  quosdam  operarios  lingua  celeri  et  exercitata,  oratorem 
autem,  nisi  qui  sapiens  esset,  esse  neminem,  atque  ipsam  eloquentiam ,  quod 
ex  bene  dicendi  scientia  constaret,  unam  quandam  esse  virtutem,  et  qui 
unam  virtutem  haberet,  omnis  habere,  easque  esse  inter  se  aequalis  et  paris: 
ita  qui  esset  eloquens,  eum  virtutes  omnis  habere  atque  esse  sapientem. 

16)  Das  einzig  Sichere  in  Bezug  auf  Zenon  ist,  dass  er  die  Rhetorik 
mit  der  geöffneten  Hand,  die  Dialektik  mit  der  Faust  verglich  (Cic.  Fin. 
II,  6,  17.  Quintil.  II,  20,  7.  Sex.  Math.  II,  7),  und  eine  auf  die  dirjyr;fftg 
bezügliche  Regel  (Quintil.  IV,  2,  117).  Ob  er  derjenige  Zenon  ist,  von 
dem  zwei  Definitionen,  eine  von  der  dnjyrjais,  und  eine  vom  TtccQÜdsiypa, 
überliefert  sind,  steht  namentlich  hinsichtlich  der  letzteren  nicht  fest, 
s.  Striller  S.  5—7.  Eine  eigne  Rhetorik  scheint  er  nicht  geschrieben  zu 
haben,     üeber  Kleanthes  s.  C.  2.  A.  221b.     Striller  S.  7  f.  9.  10. 


Rhetorik.    Akademiker.    Stoiker.  459 

wir  über  Chrysippos  unterrichtet17)  und  sodann  über  Arche- 
demos18);  aber  im  Ganzen  genommen  lassen  sich  manche  Eigen- 
tümlichkeiten dieser  stoischen  Rhetorik  noch  feststellen19)  und 
lässt  sich  erkennen,  wie  weit  sich  Hermagoras,  der  Begründer 
einer  neuen   Richtung,    an  sie   angeschlossen  hat  oder   nicht20). 


17)  S.  S  tri  Her  S.  7  —  14.  Ueber  seine  und  des  Kleanthes  Ts%vy\  qr\- 
xooiv.r\  s.  das  (einem  Aelteren  nachgeschriebene)  ungünstige  Urtheil  von 
Cic.  Fin.  IV,  3,  7.  Dieselbe  umfasste  mehr  als  ein  Buch  (Plut.  Sto.  rep. 
28.  1047  A.  sv  xm  noaxa).  Nach  Quintil.  II,  15,  35  sollen  Beide  die  Rhe- 
torik als  iniat^fir}  xov  oo&oäg  Xsyeiv  definirt  haben,  nach  Plut.  a.  a.  0. 
Chrysippos  als  %i%vy\  neol  H06[iov  xat  storjtiEvov  (wofür  trotz  Striller  S.  8. 
A.  7  mit  Hirzel  Unters.  II.  S.  798  f.  A.  1  ho6[iov  (nal  svQtawy  yictl  evQrj- 
[isvov  zu  lesen  sein  wird)  Xoyov  xcc£lv.  Aus  den  weiteren  Mittheilungen 
von  Plut.  a.  a.  0.  A.  B  lernen  wir  dann  seine  Vertheidigung  aller  mög- 
licher Sprachhärten  in  dieser  Schrift  (vgl.  C.  2.  A.  337)  kennen,  erfahren 
aber  auch,  dass  er  nicht  bloss  auch  die  Lehre  vom  Vortrag  (vn6*QiGig)  als 
Abschnitt  der  Rhetorik  behandelte,  sondern  überdies  (nach  dem  Vorgang 
des  Theophrastos  b.  Anon.  Rh.  Gr.  VI.  35  f.  W.)  im  Vortrage  das  Wort 
und  die  Gesten  und  Geberden  unterschied,  aus  Anon.  Seguer.  Rh.  Gr. 
I.  454  Sp.,  dass  er  im  Gegensatz  zu  Theodektes,  Aristoteles  und  Pseudo- 
Aristoteles (oder  Pseudo-Anaximenes)  mit  den  älteren  Rhetoren  den  Epilog 
auf  die  blosse  Recapitulation  beschränkte,  endlich  aus  Fronto  de  eloqu. 
p.  146  Naber,  dass  er  sehr  genau  auf  alle  möglichen  Figuren  einging,  viel- 
leicht hier,  vielleicht  in  seinen  Schriften  itsql  Xel-scov  und  nsoi  rag  Xs^sig 
xca  xov  nax'ccvxag  Xoyov  (La.  Di.  VII,  192),  vielleicht  an  allen  diesen  Orten. 

18)  S.  A.  83  und  C.  2.  A.  383 b. 

19)  S.  darüber  Striller  S.  17 — 61,  von  dessen  Ergebnissen  aber  doch 
Manches  recht  unsicher  bleibt,  vgl.  A.  20. 

20)  Dass  die  Stoiker  schon  vor  Hermagoras  die  Rhetorik  auf  das  £t\- 
xtjucc  noXixiY.öv  beschränkt  hätten,  folgt  daraus  noch  nicht,  dass  Letzterer 
diesen  Ausdruck  nach  stoischen  Gesichtspunkten  definirte  (s.  A.  148),  wird 
aber  dadurch  einigermassen  wahrscheinlich,  dass  der  Sache  nach  schon 
Aristoteles  Rhet.  I,  1,  wie  Striller  S.  19  hervorhebt,  dieselbe  Beschränkung 
aufgestellt  hatte.  Wenn  ferner  die  Bezeichnung  ftzosig  für  allgemeine 
Sätze  als  Themen  für  Disputationen  oder  fortlaufende  Reden  und  Gegen- 
reden schon  zur  Zeit  dieses  Philosophen  (Top.  I,  11.  104 b  34  ff.)  üblich 
war,  so  bleibt  es  darum  doch  sehr  möglich,  dass  vno&eoeig  als  Gegensatz 
zu  ihnen  erst  ein  von  Hermagoras  (s.  A.  92)  geschaffener  Kunstausdruck 
ist.  Den  Begriff  der  nsgioxctaig  und  wahrscheinlich  auch  die  Eintheilung 
derselben  hat  dieser  aus  der  stoischen  (beziehungsweise  auch  schon,  s.  C.  2. 
A.  123,  kynischen)  Ethik  entnommen,  in  welcher  die  besonderen  Umstände 
so  bezeichnet  weiden,  durch  welche  etwas  an  sich  nicht  Pflichtgemässes 
zur  Pflicht  wird;  ob  bereits  die  Stoiker  von  ihm  diesen  Gesichtspunkt  auch 
auf  die  Rhetorik  anwandten,  wissen  wir  nicht.  S.  Striller  S.  27 — 31. 
Jedenfalls  behielten  sie  die  drei  aristotelischen  Redegattungen  bei,  nur 
dass   sie   eynoofAiuoxixov    für   snideiKxiyiov   setzten  (La.  Di.  VII,  42,  wo  mir 


460        Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Von    ihm    wurden    dann  wieder    die   späteren  Stoiker,    zunächst 
Poseidonios21),  beeinflusst. 


der  Ausdruck  xqi(isq7]  einfach  auf  einer  Ungenauigkeit  zu  beruhen  scheint; 
den  Combinationen  von  Striller  S.  31—33.  38  vermag  ich  nicht  zu  folgen, 
s.  vielmehr  A.  221),  und  ebenso  (s.  La.  Di.  VII,  43)  die  vier  schon  her- 
gebrachten Theile  der  Rhetorik,  nur  wiederum  mit  einer  bei  ihnen,  wo 
Xtf-ig  eine  andere  Bedeutung  hatte  (s.  C.  2.  A.  189),  unumgänglichen  Aenderung 
des  Terminus:  svQS6ig,  (pgccöig,  xd^ig,  vnoyiQicig  (lat.  inventio,  enuntiatio, 
dispositio,  actio  oder  pronuntiatio ;  wer  zuerst  durch  Einschiebung  der 
(ivrifir)  oder  memoria  zwischen  die  beiden  letzteren  die  schon  beim  Auct. 
ad  Herenn.  I,  2,  2  und  bei  Cic.  de  inv.  I,  7,  9  erscheinende  Fünftheilung 
herstellte,  wissen  wir  nicht;  ob  Hermagoras,  wie  Striller  S.  38  f.  glaubt, 
in  seinem  Lehrbuch  auch  die  vn6y.Qi6ig  und  auch  die  (ivrjfir]  als  Theile  der 
Rhetorik  abgehandelt  hatte  und  so  der  Erste  gewesen  wäre,  welcher  auch 
die  letztere  in  dieselbe  hineinzog,  ist  zum  Mindesten  im  höchsten  Grade 
zweifelhaft,  s.  A.  92).  Die  Bezeichnungen  xäi-ig  und  vnöyioiGig  sind  aristo- 
telisch-theophrastisch,  für  Teerig  wird  von  anderen  Rhetoren  öioc&saig  gesagt 
nach  Plat.  Phaedr.  236  A,  von  wo  auch  der  Terminus  svqsois  stammt. 
Ueber  die  von  den  Stoikern  verlangten  Theile  einer  Rede  berichtet  La.  Di. 
VII,  43:  xbv  ös  qtjxoql-kov  Xoyov  si'g  ts  xb  ngooipiov  xcu  eIq  xi\v  Öir\yr\Giv 
nal  xa,  ngbg  xovg  ävxiöi'x.ovg  nctl  xbv  iniXoyov,  hier  ist  aber,  wie  Striller 
S.  42  richtig  urtheilt,  die  Confirmatio  ausgefallen,  also  etwa  neu  xt\v  ano- 
ösi&v  oder  nori  xäg  nioxsig  oder  etwas  Aehnliches  hinter  öiriyr\Giv ,  obwohl 
gerade  in  Bezug  auf  diese  die  stoische  Rhetorik  sehr  dürftig  war  (Cic.  Fin. 
IV,  4,  10.  de  or.  II,  38,  157—159.  Top.  2,  6).  In  der  Lehre  vom  Ausdruck 
schlössen  sie  sich  an  Theophrastos  an,  welcher  nach  Cic.  Or.  23,  79  Viererlei 
verlangte:  xb  sXXrjvi&iv,  xb  Gcccpsg,  xb  tiqbtcov  ,  xb  rjöv  oder  yXaqpvgov, 
indem  sie  an  Stelle  des  Vierten  die  -auxccgksv f\  setzten  und  die  avvxofiicc 
hinzufügten,  La.  Di.  VII,  59  (wohl  nach  Diogenes  dem  Babyl.).  aQSxal  öl 
Xoyov  dal  nsvxs,  KEXXnvi6\i6g,  Gccyrjvsicc,  cvvxofiicc,  noinov,  %axa6H8vri  vl.  x.  X., 
s.  Striller  S.  50  ff.  Mit  Recht  führt  Striller  S.  53  auf  sie  die  einige 
Male  erwähnte  Eintheilung  der  Figuren  in  Gi^axa  Xst-smg,  Xoyov,  öiavoiag 
zurück.  Im  Uebrigen  sei  auf  dessen  Abh.  verwiesen  und  s.  u.  A.  220.  221. 
21)  Quintil.  III,  6,  37  (in  seinem  Bericht  über  die  verschiedenen  Ein- 
teilungen der  öxdoaig):  in  duo  et  Panaetius  dividit,  vocem  et  res.  in  voce 
quaeri  putat  „an  significet,  quid,  quam  multa":  rebus  coniecturam ,  quod 
kccx'  cdo&r]6iv  vocat,  et  qualitatem  et  finitionem,  cui  nomen  dat  %ccx'  ivvoiav, 
et  ad  aliquid,  unde  et  illa  divisio  est,  alia  esse  scripta  alia  inscripta.  Vgl. 
Striller  S.  15  f.:  ex  verbis,  quae  ap.  Quint.  seeuntur  „unde  —  inscripta<( 
concludendum  est  Mas  vocis  (qpeovijs)  partes  pertinere  ad  constitutiones  vei 
quaestiones  legales,  rerum  (itoayuccxcov)  ad  rationales,  i.  e.  ad  yivog 
voiimov  et  ad  Xoyi%ov  (s.  A.  92,  vgl.  auch  A.  83).  Sed  prorsus  nova  pro- 
tulit  Posidonius  in  legalis  generis  partibus.  Illud  „quid"  de  finitionem  videtur 
denototre,  quam  etiam  Cic.  de  inv.  I,  17  inter  legales  controversias  reeepit 
contra  Hermagorae  auetoritatem.  Verbis  „quam  multa"  ccfiyißoXicc  (vgl.  A.  92), 
ni  fallor,   redditur.   .  .  .    Verba  „an  significaV  ita  fortasse  interpretanda 


Prakt.  Beredsamk.  in  Athen.     Charisios.  461 

Die  praktische  Beredsamkeit  sank  natürlich  mit  dem 
Sinken  Athens  selbst  dort  jäh  und  plötzlich,  wie  es  uns  die 
Reden  des  Deinarchos  deutlich  vor  Augen  legen.  Von  dem 
selber  peripatetisch  gebildeten  Demetrios  von  Phaleron  und 
von  Demochares  war  auch  in  dieser  Hinsicht  bereits  die  Rede22). 
Neben  ihnen  erscheint 

Charisios,  welcher  zugleich  mit  Demochares  thätig  war23), 
und  dessen  für  Andere  geschriebene,  also  gerichtliche  Reden 
noch  zu  Ciceros  Zeit  viel  gelesen  zu  sein  scheinen24).  Er  wird 
als  Nachahmer  des  Lysias  dem  Demochares  als  Nachahmer  des 
Demosthenes  gegenübergestellt25),  wobei  aber,  da  sich  in  den 
Bruchstücken26)  zum  Theil  eine  der  Weise  des  Lysias  fremde 
Neigung  zu  kühnen  und  hochpathetischen  Figuren  zeigt27),  wohl 
nur  an  die  Einfachheit  des  Satzbaus,  also  an  die  Auflösung  der 
Periode,  zu  denken  ist28),  zumal  da  er  andrerseits  schon  als 
Vorbild  des  Hegesias  galt29);  doch  wird  er  darin  wohl  ohne 
Zweifel  noch  Mass  gehalten  haben30). 

sunt:  an  omnino  vocabulum  arjuccvtmdv  sit:  sunt  enim  secundum  Stoicos 
etiam  Xzi-sig  Körjfioi  (La.  DL  VII,  57).  Ein  eignes  Lehrbuch  der  Rhetorik, 
von  dem  sich  sonst  keine  Spur  findet,  mit  Striller  hiernach  dem  Posei- 
donios  zuzuschreiben,  ist  kein  genügender  Grund:  er  kann  dies  Alles  füg- 
lich in  seiner  Etöaycoyri  kfqI  Xsi-eag  gesagt  haben,  s.  C.  29.  A.  218,  zum 
Theil  vielleicht  auch  in  seiner  Abh.  gegen  Hermagoras,  s.  C.  29.  A.  159 
und  unten  A.  81.  92. 

22)  C.  2.  A.  700—702.  705.  711—715.    C.  21.  A.  170—172. 

23)  Cic.  Brut.  83,  286.  et  quidem  duo  fuerunt  per  idem  tempus  dissi- 
miles  inier  se,  sed  Attici  tarnen:  quorum  Charisius  multarum  orationum, 
quas  scribebat  dliis,  cum  cupere  videretur  imitari  Lysiam,  Demochares 
autem  etc.,  s.  C.  21.  A.  170. 

24)  Wie  man  doch  wohl  aus  der  eben  angef.  Bemerkung  Ciceros 
schliessen  darf.     Vgl.  auch  A.  30. 

25)  Letzteres  sagt  Cicero  zwar  nicht  ausdrücklich,  aber  es  liegt  nach 
dem  dissimiles  inter  se  im  Zusammenhang. 

26)  Bei  Rutil.  Lup.  I,  10.    II,  6.  16. 

27)  Vgl.  Blass  G.  B.  S.  21.  A.  4. 

28)  Wie  aus  der  Vergleichung  von  Cic.  Or.  67,  226  mit  Brut.  a.  a.  O. 
erhellt,  s.  A.  29,  vgl.  Blass  G.  B.  S.  21. 

29)  Cic.  Brut.  a.  a.  0.  at  Charisii  volt  Hegesias  esse  similis.  Or.  a.  a.  0. 
numerosa  comprehensio ,  quam  perverse  fugiens  Hegesias,  dum  ille  quoque 
imitari  lysiam  volt  .  .  .  saltat  incidens  particulas. 

30)  Die  auffällige  Angabe  (vgl.  C.  26.  A.  119)  bei  Quintil.  X,  1,  70.  nee 
nihil  profecto  viderunt,  qui  orationes,  quae  Charisii  nomine  eduntur,  a 
Menandro  scriptas  putant,  beweist  doch  wohl,  dass  seine  Reden  einen 
guten  Geschmack  zeigten. 


462        Fünfunddreissigstes  Gapitel.    Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Kleocbares  von  Myrleia  scheint  etwa  300  geboren  zu  sein31), 
wirkte  in  Athen32)  und  gehörte33)  zu  Denen;  welche  einer  richtigeren 
Würdigung  des  bisher  überschätzten  Isokrates  die  Wege  bahnten. 
Denn  er  war  ein  Verehrer  des  Demosthenes,  dessen  Vorzug  vor 
Isokrates  er  in  einer  eignen  Abhandlung  über  diesen  Gegen- 
stand mit  einem  treffenden  Vergleich  aussprach34).  Die  Reste 
seiner  eignen  Beredsamkeit  aber35)  sind  zu  winzig,  um  ein 
Urtheil  zu  gestatten. 

Ueber  die  Volks-  und  Gesandtschaftsreden  des  Akademikers 
Krates  ist  bereits  oben35b)  gehandelt. 

Der  ältsten  Alexandrinerzeit  gehört  ferner  der  Rhetor 

Timolaos  von  Larisa,  aber  wenigstens  seiner  Herkunft 
nach  aus  Makedonien,  an,  von  welchem  wir  jedoch  nur  ein  paar 
Fabeleien,  die  er  in  den  Homeros  hineintrug350),  und  sein  inüh- 


31)  Wenn  anders  den,  wie  C.  11.  A.  83  gesagt  ist,  aus  Aristippos  nsol 
naXcaccg  xqvcprjg  geflossenen  lügenhaften  Schmutzgeschichten,  bei  La.  Di. 
IV,  40  f.,  die  ihn  zum  Geliebten  des  Demochares  und  des  Arkesilaos  machen, 
wenigstens  in  Bezug  auf  Zeit  und  Ort  zu  trauen  ist. 

32)  S.  A.  31. 

33)  Neben  Hieronymos,  s.  C.  2.  A.  774.  775. 

34)  Phot.  Cod.  176.  121 b  9  ff.  KXeo%ccqt}q  6  ZfivoXecivog  vtisq  xäv  'lao- 
HQoctiyiäiv  ccncivxmv,  olpcci,  Xsycov  (xovxo  yuq  iaxv  xö  iv  xfj  7io6g  xov  Jr}- 
(loa&svrjv  cvyxQiGei  pi]  [[ir}de ?  ßlass]  xcc  tcoqqco  avxoig  ncioaGxeiv)  tpr\ai  xovg 
(isv  dr)[io6&£vovg  Xoyovg  xoig  xööv  6xqccxlcoxg)v  ioixsvou  [läXiaxcc  gcouccgiv, 
xovg  de  'l60Y.qdxovg  xoig  xä>v  cc&Xrixcöv.  Ob  aus  dieser  Abhandlung  auch 
das  Bruchstück  bei  dem  sogen.  Herodian.  Rh.  Gr.  III.  97  Speng.  (d.  h. 
Alexand.  Numenios,  s.  v.  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  52.  A.  12)  ist,  in 
welchem  er  hochrhetorisch  den  Demosthenes  feiert,  lasse  ich  dahingestellt. 

35)  Abgesehen  von  dem  eben  angef.  Bruchstücke  bei  Rutil.  Lup. 
I,  5,  10.     Vgl.  Blass  G.  B.  S.  34.  A.  4. 

36 b)  C.  2.  A.  574. 

35c)  So  wusste  er,  dass  der  Sänger,  in  dessen  Hut  Klytaemnestra  ge- 
stellt war,  Chariadas  hiess,  und  dass  Phemios  dessen  Bruder  und  von  Lake- 
daemon  aus  der  Penelope  mitgegeben  war.  Nachdem  nämlich  in  Schol. 
EHMQR  Od.  v,  267  eine  andere  Fabelei  des  Phalereers  Demetrios,  nach 
welcher  jener  Sänger  vielmehr  ein  Lakone  Demodokos  war,  mitgetheilt 
ist,  wird  hinzugefügt:  TifioXaog  de  ädeXcpov  avxov  cpr\aiv  sivccl  ^rjfiiov,  ov 
diioXov&iJ6ai  xy  Hr\vsX6nri  elg  'ifi-dnrjv  ngog  nciQcccpvXa.Y.riv  ccvxfjg'  öio  neu 
ßta  xoig  (ivr}6xriQ6iv  ad«t,  in  einem  anderen  Schol.  EM  z.  d.  St.  aber  heisst 
es:  xovxov  xivsg  Xccoidcdrjv,  61  8s  dripodoKov  xccXovolv,  61  8s  rXavxov, 
Schol.  EH  a,  325  aber:  ovxog  b  doidbg  <x8sXqp6g  i\v  XuqiäSov  xov  KXvxcci- 
ixvr'ioxgag  doidov,  ovvccqccg  vno  (?)  Aa%s8ai(iovog  nr)vsXc7tr]  (vgl.  Buttmann 
z.  d.  St.  u.  Eustath.  p.  1466,  54).  S.  Rob.  Weber  Dioscur.,  Leipz.  Stud. 
XI.  S.  153 ff.,  welcher  auch  nach  Schweighaeusers  Vorgang  mit  den  Schol. 


Kleochares  v.  Myrleia.     Timolaos  v.  Larisa.  463 

seliges  und  abenteuerliches  Unternehmen  kennen  zwischen  je 
zwei  Verse  der  Ilias  immer  einen  dritten  einzuschieben,  nach 
dessen  Vollendung  er  das  so  entstandene  Ganze  Tqolkov  (oder 
Tqcoikcc)  betitelte350). 

Die  Beredsamkeit  ging  nunmehr  vorwiegend  nach  anderen 
Orten  über,  und  zwar,  da  ihr  in  den  grossen  Monarchien  selbst- 
verständlich nur  ein  engerer  Spielraum  verstattet  war  und  zumal 
„die  despotischen  Höfe  von  Alexandreia  und  Antiocheia  ihr  kaum 
einen  Platz  gewährten"36),  namentlich  nach  Rhodos  und  den  blühen- 


z.    v,  267    richtig    Dioskur.    Fr.    38    bei    Ath.    14  a  ff.    vergleicht   (s.  C.  32. 
A.  445 d.  529),  wo  wir  (b)  lesen:   zoiovzog  sgzi  v.cu  6  naget  zoig  (ivrjGzrjQGiv 
äsidcov   ccvuyx'fl,    og  xovg   sqpsdosvovzccg   zf]    Il^veXonTj    sßdsXvxxsxo.     Ferner 
s.  Enstath.    z.    Od.  X,  521.    1697,  57  ff.    xca  x<p   IlaxQoyiXcp  de   vn    'A%iXXs(og 
((ivrj(i-cov  ido&rj)  Evdoooog   fistä  xr\v   fiyviv  sv  xfj  vav^axCa,  cogxs  firj  ngößco 
X<oqslv.    ctvcaQsd'fivai   d'  avxbv   sv&vg   hv  xy  ov[ißoXij   vnb    TlvoeiCx^ov ,   dib 
neti  avxbv  7iQG)xov  ävaios&rjvui  vnb  TlatQoyiXov  igzoqel  TtfioXaog  b  Mansdcov. 
35d)    Suid.    Ti(i6Xaog  AagiGGaiog    s%   Mansdoviag,    QyzcoQ,   'Ava^Lfisvovg 
zov    Aocfiipa-iirjvov    (tad'rjzyg'   og    xal   nonqzLy.(ög   s%(ov   naqsvsßaXs    zy   'iXiädi 
gzl%ov  nqbg  gxi%ov  ,  %oa  sntyQaips  zb  cvvxayy,a  Tqcoihov' 
Myviv  asids,  <9"?a,  IlriXyidSsoa  'A%iXr\og , 
rjv  s'&sxo  Xqvgov  yLE%oXwpsvog  stvsy.ee  novQrjg, 
ovXo(isvyv,  f]  [ivqi'  'A%ccioig  aXys    s&rjytsv 
liccQvct[ievoig,  Zxs   Tq<ügIv  ärsq  noXs^ii^ov  ccvccy,zog. 
noXXetg  8'  tcp&i'iiovg  ipv%ag  aidi  nootccipsv 
"EnzoQog  sv  naXdpyGL  8a'C^ofisv(ov  vnb  öovql. 
tyQaipe  -aal  ccXXct  zivd.     Eustath.  Od.  Prooem.  1379,  48  ff.   st  %cti  zig  Tipo- 
Xocog,    slzs   AaoiGGaiog   si'zs  Mansdtov  si'zs    "Aal  ccpcpco,   Xsiipvdoiav   olov   sust 
nazayvovg  zov  noiyzinov  'SIhsccvov,   Gi%sz7\yr\GS   [uoyayKS tag  zivbg  dl-Ayv  gis- 
Xovg  ci)67iSQ  xivdg  rj  fit^ag  xd  nag'   savxov.    Xsyszoct  ydg  ort  nagsvsßaXs  xy 
IXictdi  snsivog  6zi%ov  nqbg  gzi%ov  ,    smyadipag   zb    GvyyQapiiu  Tqcomcl,    olov 
Mrjviv  x.  x.  X.    liocl  ovxoa  (isv  6  7cqosiQT}fisvog  TifioXccog  xr\v  'O/Ltr/Dtx^v  'iXidda 
ohg  olov  xs  ov&vXsvGccg  sXinavs. 

36)  Blass  G.  B.  S.  23.  Bernhardy  Gr.  L.-G.  I3.  S.  541.  -  Brzoska 
De  canone  decem  oratorum  Atticorum  quaestiones,  Breslau  1883.  8.  (Doctor- 
diss.)  S.  14  hebt  mit  Recht  hervor,  dass  in  der  C.  16.  A.  90  mitgeth eilten 
Stelle  des  Andron  oder  Menekles  b.  Ath.  IV.  184  c  unter  den  von  Ptole- 
maeos  Physkon  aus  Alexandreia  vertriebnen  Gelehrten,  Litteraten  und 
Künstlern  keine  Rhetoren  genannt  werden,  und  dass  uns  erst  am  Ende 
der  Periode  zwei  Alexandriner  begegnen,  welche  neben  Anderen  auch 
Rhetorik  betreiben,  Areios  (s.  A.  138.  C.  32.  A.  114b)  und  Timagenes 
(s.  C.  33.  A.  164),  wogegen  es,  wie  er  S.  13  bemerkt,  wenig  bedeuten  will, 
dass  169  der  uns  sonst  unbekannte  Redner  oder  Rhetor  Ptolemaeos  von 
Philometor  als  Gesandter  an  Antiochos  Epiphanes  geschickt  wird  (Polyb. 
XXVIII,  16,  6).  Dass  er  freilich  ebendas.  A.  2  den  Knidier  Agatharchides 
nicht  als  Alexandriner  gelten  lassen  will,  ist  nur  in  so  fern  berechtigt,  als 


464         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

den  kleinasiatischen  Städten.  Sie  nahm  in  diesen  Gegenden 
denn  auch  einen  neuen  Aufschwung,  aber  freilich  zunächst  in 
einer  schauderhaft  verkünstelten  Weise,  die  Alles  an  Geschmack- 
losigkeit überbot,  was  allerdings  auch  sonst  von  rhetorisch 
schreibenden  Auetoren,  wie  Timaeos,  die  aber  doch  nicht  gerade 
zu  dieser  Schule  gehörten,  nach  dieser  Richtung  hin  geleistet 
ward:  es  bildete  sich  der  sogenannte  asianische  Stil37).  Der 
erste  Haupturheber  desselben  war37b) 

Hegesias38)    aus    Magnesia    am    Sipylos39),    welcher  allem 
Anschein   nach   spätestens  um  250  lebte40).     Er  war  ein  Viel- 


dieser  seine  rhetorische  Bildung  sonach  sicher  nicht  in  Alexandreia  er- 
halten hat.  Nicht  einmal  Aristophanes  von  Byzantion  hat  sich,  so  viel 
wir  wissen,  mit  den  Rednern  beschäftigt,  auf  die  sich,  wie  schon  C.  16. 
A.  56  dargelegt  ward,  sein  Classikerkanon  schwerlich  ausdehnte  (s.  darüber 
jetzt  gegen  Usener  auch  P.  Hartmann  De  canone  decem  oratorum, 
Göttingen  1891.  S.  10—14,  vgl.  unten  A.  110),  freilich  aber  auch  mit  den 
Historikern  nicht.  Ob  er  wenigstens  in  seiner  Schrift  izgog  xovg  KccXXi- 
(icc%ov  nivccytag  (s.  C.  12.  A.  76.  C.  16.  A.  61  f.)  auf  die  Werke  der  ersteren 
einging,  lässt  sich  freilich  nicht  sagen,  immerhin  bezieht  sich  aber  Dio- 
nysios  v.  Hai.  in  dieser  Hinsicht  stets  nur  auf  Kallimachos  und  die  perga- 
menischen  Pinakographen,  s.  Blass  S.  203.  A.  1.  Brzoska  S.  10.  A.  2, 
vgl.  C.  12.  A.  85.  C.  19.  A.  86.  Der  erste  uns  bekannte  alexandrinische 
Philolog  und  überhaupt  Philolog,  welcher  die  Redner  commentirte,  war, 
wie  C.  30.  A.  309  ff.  bemerkt  wurde,  Didymos. 

37)  Cic.  Brut.  13,  51.  at  vero  extra  Graeciam  magna  dicendi  studia 
fuerunt  maximique  liuic  laudi  habiti  honores  inlustre  oratorum  nomen  reddi- 
derunt:  nam  ut  semel  e  Piraeeo  eloquentia  eveeta  est,  omnis  peragravit  in- 
sulas  atque  ita  peregrinata  tota  Asia  est,  ut  se  extemis  oblineret  moribus 
omnemque  illam  salubritatem  Atticae  dictionis  et  quasi  sanitatem  perderet  ac 
loqui  paene  dedisceret:  hinc  Asiatici  oratores  etc.  (s.  A.  123). 

37 b)  Nach  dem  Zeugniss  von  Strab.  XIV.  648.  ävdgsg  d'  syevovxo 
yv(ÖQi[iOL  Mdyvr\x£g  'Hyrjaiccg  xs  6  QrjxooQ,  og  yiqI-s  [iccXioxa  xov  'Aaiavov  Xeyo- 
pivov  £r\Xov  dicccp&EiQctg  xb  ytadsaxag  e&og  xo  'Axxiy.6v  x.  x.  X. 

38)  Müller  Scr.  AI.  M.  S.  138—144. 

39)  Wie  er  selbst  bei  Dionys.  v.  H.  C.  V.  4.  p.  28  R.  anb  Mayvrjaiag 
stfii  xT\g  (isyccXrjg  ZinvXBvg,  und  also  nicht  am  Maeandros,  wie  Strab. 
a.  a.  0.  sagt.  , 

40)  Seine  frühste  Erwähnung  finden  wir  allerdings  erst  bei  Agathar- 
chides  M.  R.  V.  Praef.  b.  Phot.  Cod.  250  p.  446  Bekk.  (=  Heg.  Fr.  2), 
vgl.  A.  42.  46.  53.  Da  er  aber  Nachahmer  des  Charisios  sein  wollte 
(s.  A.  29)  und  Letzterer  doch  nicht  von  so  nachhaltiger  Bedeutung  gewesen 
zu  sein  scheint,  dass  sich  noch  längere  Zeit  nach  seinem  Tode  Nachahmer 
von  ihm  gefunden  hätten,  so  ist  es  das  Wahrscheinlichste,  dass  H.  noch 
ein  jüngerer  Zeitgenosse  von  ihm  war.  Die  sonstigen  Gründe  von  Blass 
S.  25  f.   scheinen    mir  weniger    überzeugend,   und   wenn  Timaeos    und   H. 


Der  asianische  Stil.     Hegesias  v.  Magnesia.  4G5 

Schreiber41),  und  da  er  einen  so  verhängnissvollen  stilistischen 
Einfluss  ausgeübt  hat,  so  haben  uns  seine  Gegner42)  reichliche 
Proben  von  seiner  Schreibweise  gegeben;  dazu  kommen  die 
lateinischen  Beispiele  bei  Rutilius  Lupus43).  Aus  letzteren  geht 
hervor,  dass  er  gerichtliche  und  vielleicht  auch  politische, 
aus  ersteren,  dass  er  auch  epideik tische  Reden  hinterliess44). 
Er  verfasste  aber  auch  eine  Geschichte  von  Alexandros 
dem  Grossen45)  und  vielleicht  noch  andere  historische 
Werke46),  und  zu  seinem  abenteuerlichen  Stil  passte  vortrefflich 
die  Sucht  nach  Abenteuerlichkeiten  und  Fabeln  aller  Art,  welcher 
er  sich  hingab,  und  um  derer  willen  er  mit  Ktesias,  Onesikritos, 

(Fr.  1)  einmal  die  nämliche  abgeschmackte  Wendung  gebraucht  haben,  so 
lässt  sich,  wie  schon  C.  21.  A.  287  angedeutet  wurde  und  auch  Blass 
S.  26.  A.  3  anerkennt,  an  sich  nicht  ausmachen,  welcher  von  Beiden  sie 
dem  Anderen  nachgeschrieben  hat,  und  nicht  einmal  dies,  dass  Derjenige, 
welcher  es  that,  nicht  viel  jünger  als  jener  Andere  gewesen  sein  dürfte, 
lässt  sich  hieraus  mit  Vossius  (s.  Müller  S.  138)  schliessen.  Allerdings 
war  aber  H.  als  Nachahmer  des  Charisios  ohne  Zweifel  jünger  als  Timaeos, 
Letzterer  also  wohl  jedenfalls  hier  das  Original. 

41)  Dionys.  v.  H.  C.  V.  18.  p.  122  R.  sv  yovv  xaig  toouvtcuq  yqucpaig, 
ceg  ticctaXsXoncsv  o  avriq.     S.  A.  52. 

42)  Agatharchides  (s.  A.  40),  Dionys.  C.  V.  4.  p.  27  f.  18.  p.  120  ff. 
(=  Fr.  3).     Dazu  kommt  Strab.  IX.  396  (=  Fr.  7),  vgl.  A.  57. 

43)  I,  7.  II,  2.  10  =  Fr.  9—11. 

44)  Mit  Recht  erklärt  es  Blass  S.  26.  A.  4  für  wahrscheinlich,  dass 
die  Beispiele  bei  Agatharchides  zum  Theil  und  auch  wohl  das  bei  Strabon 
und  das  dritte  bei  Dionys.  p.  28  aus  solchen  Schriften  sind.  „Aus  gericht- 
lichen Reden  rührt  her  Rutil.  Lup.  I,  7.  II,  2,  an  eine  öffentliche  Rede 
könnte  man  bei  I,  11  denken".  Uebrigens  hielt  er  sich  selbst  gerade  für 
einen  verbesserten  Attiker,  wenn  man  Cic.  Brut.  83,  286  (unmittelbar  nach 
den  A.  29  angef.  Worten)  isque  sc  ita  putat  Atticum,  ut  vcros  Mos  prae  se 
paene  agrestis putet  glauben  darf.  Vgl.  Brzoska  S.  31  f.:  „cuius  ad  exemplum 
et  auctoritatcm  cum  plurimi  Asiani  se  applicuissent ,  Atticos,  quos  imitando 
assequi  non  poterant,  aut  fastidiebant  aut  cor  um  tlccttafiaza  in  peius  verte- 
bant  .  .  .  itaque  oratores  Asianos  unum  genus  dicendi  amplexos  esse  procul 
dubio  f casum  est,  nee  sine  ratione  Cicero  Brut.  §.  285  sq.  Demetrium  Chari- 
sium  Democharem  videtur  coniunxisse  quasi  triadem,  ex  cuius  dicendi  genere 
diverso,  sed  eodem  minus  Attico  cetera  iam  corrupta  Asiana  emanarent:  nam 
tenue  dicendi  genus  Charisius,  grave  Demochares,  Demetrius  medium  ex- 
colebat". 

45)  Fr.  1  b.  Plut.  Alex.  3.  Fr.  3  und  Agatharch.  a.  a.  0.  zum  Theil 
(Fr.  2). 

46)  Dies  ist  indessen  sehr  ungewiss.  „Dass  aber  er  der  bei  Vitruv. 
VIII,  1  unter  den  Schriftstellern  -jisqI  vScctcov  genannte  H.  ist,  zeigen  die 
dort  neben  ihm  genannten  Historiker".  (Oder). 

SusKiwiHii,  griech.-alex.  Litt.- Gesch.   II.  30 


4GG         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Isigonos  und  Philostephanos  zusammengestellt  wird47).  Er  wollte, 
wie  gesagt,  Nachahmer  des  Charisios  sein48),  aber  diese  seine 
Nachahmung  des  Charisios  und  des  Lysias  bestand  lediglich 
darin,  dass  er,  ihren  einfacheren  Periodenbau  weit  überbietend, 
in  wahrhaft  unerträglicher  Weise  Alles  in  kurze  Sätze  zerhackte49), 
zwar  nicht  überall,  aber  doch  gerade  in  den  Glanzstellen 49b). 
Einen  weiteren  Glanz  suchte  er  im  Hyperbaton,  d.  h.  mit  anderen 
Worten  in  einer  möglichst  ungewöhnlichen,  verrenkten  und 
unnatürlichen  Wortstellung50).  Dabei  liebte  er  obendrein  in 
seinen  kurzen,  versartigen  Sätzchen51)  gerade  die  weichlicheren 
Verstacte52)  und  namentlich  den  Schluss  auf  den  Ditrochaeos53). 

47)  Gell.  IX,  4,  3. 

48)  S.  A.  29.  40. 

49)  Cic.  Or.  67,  226,  der  dann  nach  den  A.  29  angef.  Worten  fortfährt: 
et  is  quidem  non  minus  sententiis  peccat  quam  verbis,  ut  non  quaerat,  quem 
appellet  ineptum,  qui  illum  cognoverit.  69,  230.  sunt  etiam  qui  illo  vitio, 
quod  ab  Hegesia  maxime  fluxit ,  infringendis  coincidendisque  numeris  in 
quoddam  genus  dbiectum  incidant  Siculorum  simülimum.  ad  Att.  XII,  6,  2. 
habes  Hegesiae  genus,  quod  Varro  laudat. 

49 b)  Wo  er  nachlässiger  schrieb,  wie  in  der  Geschichtserzählung,  be- 
merkt Blass  S.  28,  kommen  auch  Perioden  vor,  freilich  nicht  lange  (Fr.  3 
b.  Dionys.  p.  124  ff.). 

50)  Dionys.  p.  27  f. 

51)  Theon  Prog.  Rh.  Gr.  II,  71,  7  ff.  Speng.  BmpsXrixiov  de  xai  t% 
Gvv&sGscag  xmv  ovofidxmv ,  Ttdvxcc  8iduG%ovxa.  i|  av  dtcccpsvi-ovTOu  xb  nandig 
Gvvxi&evcci,  %a\  ndXiOToc  ds  xr\v  s'fLpexQOV  xal  tvgv&fiov  Xe&v ,  ag  xa  noXXd 
xmv  *Hy7]6iov  xov  qtjxoqos  itai  iä>v  'Aciavmv  ■x.ctXovfievmv  qtjxoqcov  %ai  xivcc 
XmV  'E7UKOVQOV   x.  t.  X. 

52)  Dionys.  p.  122.  ov%  oW  o  xi  %qr\  Xeyeiv,  noxsgov  xooavxr}  izsql 
avxbv  r\v  ccvaiaQ'rjaia  -aal  na%vxr\g,  cooxs  [ni]  gvvoqccv  oixivsq;  sIgiv  svyeveig  r] 
ocysveig  (=  Pyrrichios,  Trochaeos,  Tribrachys,  Amphibrachys,  s.  17.  p.  105  ff.) 
qv&hol,  rj  xogccvxtj  fteoßXccßeicc  ncil  dicccpQ'OQa  xmv  cpQBvtov ,  coox'  eidoxcc  xovg 
nqstxxovg  enstxu  ociqelg&cu  xovg  %SLQOvccg.  ccyvoiag  (iev  yctQ  bgxi  nctl  xb 
kccxoq&ovv  TtoXXa%ov ,  itQOVOtag  ds  xi  fir]8e7ioxs.  iv  yovv  xatg  xoGctvxuig 
yqacpalg  .  .  .  (s.  A.  41)  (iiccv  ovn  av  evqoi  xig  asXida  6vyyiei[ievrjv  evxv%mg' 

£01718     ÖS     XCiVXCC    V7Z0Xccß8LV     8%8lV(OV    Y.Q8LXX03    %CU    [18XCC    07t0VÖr]g    CCVXCC    710181V, 

elg  cc  8i'  dvccyurjv  xig  ifinsaav  iv  Xoym  G%sdlm  di'  ulG%vvr\g  edsxo  cpQovrjfioc 
8%(ov  dvrjQ. 

53)  In  einem  gewissen  Anschluss  an  die  Isokrateer  und  Gegensatz 
gegen  die  Peripatetiker,  vgl.  Leo  Hermes  XXIV.  1889.  S.  285.  S.  Cic. 
Or.  63,  112.  insistit  autem  ambitus  modis  pluribus,  e  quibus  unum  est  secuta 
Asia  maxime,  qui  dichoreus  vocatur.  So  erscheint  derselbe,  wie  Blass 
S.  30  hervorhebt,  in  einem  der  Fragmente  bei  Agatharch.  (446b  9  ff.) 
viermal  hinter  einander.  Uebrigens  s.  d.  Nachtr.  —  Wenn  Dionys.  in  der 
viel  erwähnten  Stelle  4.  p.  30  ihn  mit  unter  den  Schriftstellern  von  nach- 


Hegesias  von  Magnesia.     Zopyros.  467 

Gesuchte  Wendungen  und  Metaphern  und  eine  Jagd  nach  geist- 
reich sein  sollenden  Pointen,  die  oft  zu  den  schalsten  Witzeleien 
führten,  vollenden  das  Bild,  so  dass  er  gleich  Ampbikrates  und 
Matris  häufig,  wo  er  recht  begeistert  und  emphatisch  reden 
wollte,  in  Wahrheit  in  blosse  Spielerei  verfiel54).  Dass  er  kein 
allzu  reines  Attisch  mehr  schrieb,  war  ihm  freilich  mit  den 
meisten  seiner  Zeitgenossen  gemein.  Dennoch  übte  er  nicht 
bloss,  wie  gesagt,  einen  sehr  bedeutenden,  sondern  auch  einen 
äusserst  nachhaltigen  Einfluss  aus.  Noch  der  jüngere  Gorgias 
nahm  auch  aus  ihm  seine  Beispiele5415).  Noch  Varro  fand  an 
seinem  Stil  Geschmack55).  Noch  Cicero  hat  sich  von  asianischen 
Einflüssen  nie  gänzlich  frei  gemacht  und  beurtheilt  daher  auch 
noch  in  seinen  späteren  Zeiten  die  ganze  Richtung  mit  einer 
gewissen  Milde56).  Noch  Strabon  endlich  las  ihn  zur  Zeit  des 
verhältnissmässig  siegreichen  Atticismus57),  noch  später,  freilich 
mit  grossem  Missfallen,  Pseudo-Longinos,  der  geistvolle  Verfasser 
der  Schrift  tisqI  v^ovg51h)7  und  erst  von  da  ab  schwindet  diese 
Nachwirkung  allmählich  so  völlig,  dass  die  Werke  des  Hegesias 
und  der  übrigen  Asianer  untergegangen  sind,  fast  ohne  jede 
weitere  Spur. 

Zopyros,  der  mit  Timon  von  Phlius  befreundete  Rhetor, 
welcher  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  gleichzeitig  mit  Letzterem 
in  Athen  wirkte58),  also  vielleicht  noch  etwas  älter  als  Hegesias 

lässigem  Satzbau  aufzählt,  so  ist  nach  dem  Obigen  diese  Nachlässigkeit  bei 
ihm  anders  als  bei  den  meisten  anderen  eine  gesuchte,  s.  Blase  S.  29. 

54)  Wie  Pseudo-Longin.  de  sublim  3,  2  treffend  bemerkt,  s.  C.  33. 
A.  135.  Vgl.  die  Schilderung  des  asianischen  Stils  von  Roh  de  Die  asianische 
Rhetorik  und  die  zweite  Sophistik,  Rhein.  Mus.  XLT.  1886.  S.  174  f. 

54 b)  S.  A.  177.         55)  S.  A.  49. 

56)  S.  A.  121.  123.  145.     Trotz  gelegentlicher  Ausfälle,  s.  A.  37.  49. 

57)  S.  A.  42.  44.  Vgl.  Roh  de  a.  a.  0.  S.  181:  „Strabo  darf  in  dieser 
Sache  als  Vertreter  der  gebildeten,  aber  nicht  einer  einzelnen  rhetorischen 
Secte  angehörigen  Griechen  seiner  Zeit  gelten.  Er  ist  keineswegs  ein  ein- 
seitiger Bewunderer  der  Asianer,  rechnet  vielmehr  zu  den  avÖQsg  nvr'jfirjg 
ä^ioi  auch  die  Hauptvertreter  der  rhodischen  Weise,  Apollonius  u.  Molo" 
(s.  A.  126),  „auch  die  Attiker  Apollodor  von  Pergamum,  Dionys  den  Attiker, 
Theodorus,  Dionys  von  Halicarnass"  (s.  A.  195.  203.  208).  „Er  ist  so  weit, 
vielleicht"  (ich  glaube:  gewiss,  s.  A.  143 b)  „durch  die  Atticisten,  aufgeklärt, 
dass  er  die  Schreibweise  des  Hegesias  im  Allgemeinen  vernrtheilt"  (s.  A.  37  b), 
„aber  er  citirt  doch  auch  wieder  mit  Wohlgefallen  eine  Phrase  des  Hegesias" 
(vgl.  A.  42).         57  b)  S.  A.  54. 

58)  La.  Di.  IX,  113  f.    (nach  Antig.  v.  Kar.).    sUq   x'  ccvtcp   (näml.    TC- 

flCOVl)     SKEITO    TU    TCOirilLCiZtt ,     hlOTS    T}[llßQCOTCC'       C06ZE     %CCl     Z<07ZVQ(p     XCp    Qr'jTOQl 

30* 


468         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

war,  mag,  da  wenigstens  die  Chronologie  aufs  Beste  dazu  stimmt, 
wie  schon  bemerkt  wurde59),  der  Kolophonier  gewesen  sein60), 
welcher  von  gewissen  Seiten  neben  seinem  Landsmann  Dio- 
nysios  als  der  wahre  Verfasser  der  Satiren  des  Menippos  be- 
zeichnet ward61).  Und  da  wir  von  einem  Rhetor  dieses  Namens 
aus  Klazomenae  hören,  welcher  nach  gewissen  Angaben  schon 
vor  Hermagoras  den  Namen  und  Begriff  der  ötccölq  in  die 
Rhetorik  eingeführt  haben  soll62),  dürfen  wir  in  ihm  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit  jenen  Freund  des  Timon  wiederfinden  und 
brauchen  im  Angesicht  so  vieler  ähnlicher  Beispiele  auch  wegen 
der  Doppelangabe  über  die  Heimat  die  Vermuthung  nicht  auf- 
zugeben, dass  sonach  der  Klazomenier  und  der  Kolophonier 
gleichfalls  dieselbe  Person  sei.  Endlich  aber  gehört,  wie  wir 
auch  bereits  gefunden  haben63),  dem  nämlichen  dritten  Jahr- 
hundert mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  ein  Historiker  Zopyros 
an64),  welcher  unter  Anderem  über  Thukydides  handelte65), 
und    auch    dieser   wird    sonach   vermuthlich   der  nämliche  Mann 


CCVOCyiVcÖCXOVTCC     XI     STtl'AvXiXXBlV    KCcl    XCCXOC    XO    Snsld'OV    Sl?£,l£vctl,     tX&OVTCt    r' 

icp'  TjfiLGSLccg  ovxoog  f.vqsiv  xo  ccnoßTtaGficc  xscog  dyvoovvxa.    S.  v.  Wilamo- 
witz  Ant.  v.  K.  S.  43.  Anm.     Wachsmuth  Sillogr.2  S.  15. 

59)  C.  2.  S.  44  mit  A.  138. 

60)  Doch  wirft  Wilamowitz  a.  a.  0.  diese  Vermuthung  mit  Recht 
nur  in  Frageform  auf. 

61)  La.  Di.  VI,  100.  k'vioi  d&  xcc  ßißXia  avxov  (näml.  Msvtnnov)  ovk 
avxov  slvcci,  dXXcc  diovvolov  xat  Zconvgov  xwv  KoXocpoovtcov ,  dt  xov  nccifeiv 
tvsy.cc  Gvyyqucpovxsg  idLÖocczv  avxco  a>g  sv  dwctpivco  dia&so&cu. 

62)  Quintil.  III,  6,  3.  statum  Graeci  gxccgiv  vocant,  quod  nomen  non 
primum  ab  Hermagora  traditum  putant ,  sed  dlii  ab  Naucrate  Isocratis  disci- 
pulo,  dlii  a  Zopyro  Clazomenio.  S.  A.  83.  Vgl.  Anon.  ÜQoXsy.  ttsqI  cxd- 
6Scov,  Rhet.  Gr.  VII,  1.  p.  6,  13  ff.  Walz,  xmv  ds  MccxsdovLyicav  nqayyiccxaiv 
Ig%vgclvx(qv  'AvxlitocxQog  svvsvrj-novxoc  oxrco  ccnb  xqg  'Axxi%r\g  dvstXs  Qrjxogag 
%ai  %iXiovg  6v.xay.oGlovg  dnb  xv\g  aXXrjg  'EXXddog'  xoxs  ovv  snovslSiGxog  rj 
xz%vr\  ivo(ii6d"r},  neu  nccvxsg  ccvxrjv  mg  acpaXsgdv  dncod'ovvxo ,  ZcoizvQog 
(so  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  633  f.  IIvQQog)  ds  6  KXcc£o[i£viog  xai  AoXXiocvbg 
b   'Ecpsciog    (vgl.    5,  2.    AoXXiavbg    xcel     ©EocpoccGxog)     imysvofisvoi    itdXiv 

ttVSGCOGCCV. 

63)  C.  21.  S.  646  f.  mit  A.  666.  Dort  nämlich  ist  gezeigt,  dass  Kra- 
tippos,  der  für  die  Todeszeit  und  den  Sterbeort  des  Thukydides  sich  auf 
Z.  berief,  schon  der  älteren  Alexandrinerzeit,  spätestens  dem  zweiten  Jahr- 
hundert angehört  haben  dürfte. 

64)  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  531—533. 

65)  Fr.  6  b.  Markellin.  V.  Thuc.  §.  32  f.  p.  192,  158—172  Westerm., 
s.  C.  21.  A.  666. 


Zopyros.     Hermesianax.     Myrou.     Matris.  469 

gewesen  sein.  Ebendieser  war  aber  auch  wohl  der  von  Alexandros 
dem  Polyhistor66)  benutzte  geographische  Schriftsteller,  von 
dem  uns  ja  ausdrücklich  berichtet  wird,  dass  er  zugleich  Historiker 
gewesen  sei67).  Für  keinen  Anderen  als  diesen  Geographen  end- 
lich wird  man  denjenigen  Zopyros  ansehen  wollen,  welcher  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  in  alexandrinischer  Zeit68)  %agl  twv 
7tora{iG)v  schrieb.  Zweifelhafter  mag  man  in  Bezug  auf  den 
Verfasser  der  Ktiöcg  Milr\xov  sein69),  da  es  allerdings  auch 
einen  Geschichtschreiber  Zopyros  von  Byzantion  aus  völlig 
ungewisser  Zeit  gegeben  zu  haben  scheint70).  Welcher  rhetori- 
schen Richtung  übrigens  jener  Freund  des  Timon  angehörte, 
wissen  wir  nicht. 

Hermesianax,  Verfasser  einer  Lobrede  auf  Athene, 
jedenfalls  ein  ächter  Asianer,  wenn  auch  vielleicht  in  Athen 
wirksam,  lebte  mindestens  wohl  vor  Agatharchides 71). 

Myron,  offenbar  ein  gerichtlicher  Redenschreiber  mit 
stark  asianischer  Färbung,  aber  aus  ganz  ungewisser  Zeit,  ist 
uns  nur  durch  die  Proben  bei  Rutilius  Lupus  bekannt72). 

Matris73)    von   Theben74),    jedenfalls    wohl    wiederum    ein 


66)  Fr.  5  b.  Steph.  v.  Byz.  'AyQodioictg  =  Alex.  Polyh.  Fr.  89,  vgl. 
C.  33.  A.  92b. 

67)  yqdcpcüv  %ccl  (öxogiccg  sagt  von  ihm  Alex.  Polyh.  a.  a.  0. 

68)  Denn  Harpokr.  rEQ{iog  (=  Fr.  4)  citirt  diese  Schrift. 

69)  Porphyr,  z.  II.  Ä,  274.  p.  156,  7  Schrad.  Zanvgog  sv  tsrccgta)  Mi- 
Xr'jtov  KTi'öscog.  Die  Sache  wird  noch  verwickelter  dadurch,  dass  in  den 
Scholien  T  zu  ebendiesem  Vers  eine  Conjectur  von  Zopyros  angeführt  wird 
und  Schol.  BMT  ß,  139  eine  grammatische  Erklärung.  Der  an  beiden 
Stellen  genannte  Z.  schrieb  also  einen  Homercommentar  und  war  daher 
sicher  ein  Anderer,  Osann  Beitr.  z.  gr.  u.  röm.  L.-G.  IL  S.  119  vermuthet: 
Zopyros  von  Magnesia. 

70)  Wenn  anders  man  dem  Schwindler  Pseudo-Plut.  Parall.  min.  36 
(=  Fr.  1)  wenigstens  so  viel  glauben  darf.  Endlich  wird  noch  für  die 
Geschichte  des  Romulus  und  Remus  bei  Io.  Lyd.  de  mens.  p.  270  Hase 
(=  Fr.  2)  Z.  citirt,    aber  der  Heimatsname  ist  leider  zerstört:   ravtov  xai 

TZEQl    7,(07lVQ(p    TW    **. 

71)  Welcher  a.  a.  O.  p.  446 b  34  ff.  auch  aus  dieser  Rede  eine  Probe  giebt. 

72)  I,  20.   II,  1.    Ebenso  Daphnis  u.  Sosikrates:  I,  15  u.  I,  8.  II,  13. 

73)  Holzer  Matris,  ein  Beitrag  zur  Quellenkunde  Diodors,  Tübingen 
1881.  4.     Vgl.  Bethe  Quaestiones  Diodoreae  (Gott.  1887).  S.  41—44. 

74)  Ath.  III.  44  c.  d.  Märgig  d'  b  (drßatog  (so  richtig  Toup  nach  der 
Quelle  Ptolem.  Heph.  b.  Phot.  Cod.  CXC.  148b  1  =  Westermann  Mythogr. 
187,  2  i.  statt  'A&rjvcciog)  ov  ißia  %qovov  ovdhv  solxslxo  r}  fiVQQivrig  üXtyovy 
oi'vov  ös   Hai   Twv  äXXcov  navtcov  anzi%txo  nXi\v  vdcctog,  was  wohl  nur  Er- 


470         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

achter  Asianer75),  aber  auch  aus  ungewisser  Zeit76),  verfasste 
eine  Lobrede  auf  Herakles77),  welche78)  die  Hauptquelle  für  die 
Darstellung  von  dessen  Geschichte  bei  Diodoros  ist79),  dergestalt 
dass  wir  aus  ebendieser  Darstellung  auch  noch  auf  das  Deutlichste 
entnehmen,  wie  Matris  hier  die  Mythen  und  Sagen  auffasste  und 
behandelte,  nämlich  weder  rationalistisch  und  euhemeristisch 
noch  auch  gläubig,  sondern  einfach  rhetorisch80). 

findung  des  Ptol.  (MdxQig  b  ©rjßaiog  vfivoygdcpog  [ivoctvccg  nccq3  oXov  xbv 
ßi'ov  eölxeixo,  vgl.  A.  80)  ist. 

75)  Dies  würde  Holz  er  S.  25  wohl  nicht  als  eine  bloss  zweifelnde 
Vermuthung  ausgesprochen  haben,  wenn  er  nicht  auffallenderweise  die  A.  54. 
C.  33.  A.  135  angef.  Stelle  des  Pseudo-Longin.  unbeachtet  gelassen  hätte. 

76)  Wenn  die  Stelle  bei  Diod.  IV,  18,  1.  nbXiv  ekxige  .  .  .  'Ettatd/x- 
nvXov    .  .  .    dia[iEiisvr}HE    de    i\    xavxr\g    xfjg   noXECog    svdcu(iovLcc    [iexql    xcöv 

VECOXEQCOV    KCCIQCOV,     EV    Oig    KcCQXrjSoVIOL    .    .    .    GXQCCXEVGCCVXEg     EU      OCVXJ\V    HVQIOL 

KccTEorrjoav  (242,  vgl.  Diod.  XXIV,  10,  2)  aus  M.  stammt,  so  wäre  damit 
ein  terminus  post  quem  gegeben,  an  welchem  jedoch  ohnehin  Niemand 
zweifeln  kann,  vielleicht  Hesse  sich  aber  auch  vermuthen,  dass  M.  so  nicht 
allzu  lange  nachher  geschrieben  hätte.  Allein  nicht  bloss  ist  der  Ursprung 
dieses  ganzen  18.  Capitels  unsicher  (s.  Holzer  S.  17  f.),  sondern  es  bleibt 
auch  denkbar,  ja  es  ist  sogar  viel  wahrscheinlicher,  dass  die  historische 
Notiz  von  dicciiEfiEvrjKS  ab  erst  von  Diodoros  selbst  hinzugesetzt  sei,  s.  Holze  r 
S.  25.     Bethe  S.  39.     Vgl.  19,  2. 

77)  Ath.  X.  412  b.  Mccxqig  8'  iv  xca  xov  Hqa%XEOvg  Eyyim^üp  ucci  Elg 
noXvnoGiav  cprial  xov  'HqcckXecc  TtQOKXrj&rjvcci  vno  xov  AsnoEcog  ncci  nccXiv 
vi'urjd'rjvaL. 

78)  Wie  Holz  er  nach  einer  hingeworfenen  Vermuthung  von  Heyne 
zu  Apollod.  II,  5,  1  (welche  derselbe  De  fönt.  Diod.  b.  Dindorf  I.  S.  XCIII 
so  gut  wie  wieder  zurücknahm),  und  nachdem  Sieroka  Quellen  Diodors 
S.  19  ff.  22  in  anderer  Weise  der  Wahrheit  nahe  gekommen  war,  auf  Grund 
von  Diod.  I,  24,  4.  xbv  ds  e£  'AX-n^vrjg  ysv6[LSvov  .  .  .  'AXnafov  ek  ysvsxrjg 
%uXovpEvov ,  voxeqov  ''H.qaY.XEa  ftfTovo^aff'9'^vat,  ov%  oxi  8i  "Hqccv  eg%e  xAf'og, 
Sg  cpr\Giv  6  MccxQig  x.  r.  X.  und  IV,  10,  1.  'AqyEioi  .  .  .  'Hpcodf'a  7tQOGrjy6- 
qevgccv,  oxv  8i  "Hquv  eg%8  xÄf'og,  'AXw.ttiov  iiqoxEqov  -KctXovuEVOv  vortrefflich 
dargethan  hat. 

79)  Nämlich  IV,  8  — 16  und  wohl  auch  Theile  von  17  —  18,1  (oder 
2  Anf.,  s.  A.  76),  ferner  25.  26  und  für  Einzelnes  (wie  besonders  39,  2  ff.) 
auch  31—40:  entweder  hat  Diod.  in  diesen  letzten  Capiteln  den  M.  meistens 
bis  zur  Unkenntlichkeit  überarbeitet,  und  dafür  spricht,  dass  sich  bei 
Ersterem  das  Bruchstück  bei  Ath.  (s.  A.  77)  nicht  findet,  oder  M.  hat,  was 
Holzer  S.  22  f.  für  wahrscheinlicher  hält,  überhaupt  nur  Geburt,  Jugend, 
Arbeiten  und  Ende  des  Herakles  ausführlicher  dargestellt.  Zu  Anfang  von 
16  und  in  32  hat  Diod.  einige  eigne  Einschiebsel  gemacht  mit  Rücksicht 
auf  die  'AQyovccvxind  40  ff.,  s.  C.  27.  A.  78.  Bethe  S.  44.  A.  58.  Im  Uebrigen 
vgl.  C.  21.  A.  309.    C.  27.  A.  78.  85.    C.  29.  A.  188. 

80)  S.  bes.   die   Einleitung  8,  lff.,  wo  es  unter  Anderem  heisst:  §.  2. 


2.  u.  1.  Jahrh.    Hermagoras  von  Temnos.  471 

Eine  etwas   hellere  Zeit  tritt  erst  wieder  um  die  Mitte  des 
zweiten  Jahrhunderts  ein,  in  welcher  allem  Anscheine  nach 

Hermagoras81)  aus  Temnos82)  auf  der  Mittagshöhe  seines 

dia  ös    xr\v   naXa.ioxi\xct   xat   xb   nagudo^ov  xeov   i6xoqov[isv(ov  nagd  noXXoig 

(X7tL6XOV[l£VG)V     XWV     [tvd'COV    X.    X.    X.       §.    3.    SVLOl    yCCQ    .   .   .    OV    dlKuCu    XQ(6(l£VOL 

■HQiGsi  xdngißlg  iitL^rjxovOLV  iv  xocug  ug%ccic£ig  (iv&oXoyLcag  in  i'ar]g  xoig 
ngccxiopivoig  iv  xoig  Hccd"'  rj[iäg  %govoig  .  .  .  xr\v  "Hgaydiovg  dvvccpiv  Ix 
xr\g  oioQ'svsiccg  xtov  vvv  uv&ga>7zcov  Q'scogovoiv  x.  x.  X.  §.  4.  na&oXov  (ilv  ydg 
iv  xcclg  iöxoQovfievaig  [iv&oXoyiccig  ovu  sy.  nccvxog  xgonov  ninQcog  xrtv  ccXrj- 
dsiav  s^sxocgxsov.  Hai  ydg  iv  xoug  fttäxQOig,  it£7tsi6{isvoi  [irjxs  Ksvxavgovg 
dicpvsig  .  .  .  vndgi;<xi  [irjxe  T^gvovriv  xgiac6[iaxov,  opcog  ngoadsxo^isd'u  xdg 
xoiuvxag  (ivfroXoyiag  x.  x.  X.  Wie  sehr  er  nun  freilich  von  hier  aus  fort 
und  fort  modernisirt,  legt  Holz  er  S.  5  f.  7  f.  8  f.  dar.  Der  rhetorische  Stil 
namentlich  mit  seinen  „klingelnden  Antithesen"  scheint  auch  im  Auszuge 
noch  mehrfach  hindurch  (z.  B.  9,  7.  10,  1.  11,  1),  vgl.  Holzer  S.  4  f.  6. 
Dass  sich  über  die  Quelle  des  M.  Nichts  ausmachen  lässt,  zeigt  Bethe 
S.  42 — 44.  Wahrscheinlich  ward  die  Lobrede  in  seiner  Heimat  Theben  bei 
einem  Feste  zu  Ehren  des  Herakles  gehalten,  wie  v.  Wilamowitz  bei 
Bethe  S.  42  vermuthet:  Wettkämpfe  auch  mit  prosaischen  Lobreden 
(iyncofiiov  yiaxaXoydörjv)  zu  Ehren  des  Amphiaraos  in  Oropos  begegnen  uns 
wenigstens  im  Anfang  des  1.  Jahrh.  in  neueren  Funden  'Ecprjfi.  dg%ccioX. 
1884.  S.  124  ff.  No.  2.  3.  4.  Hierauf  mag  auch  das  lügenhafte  6  vpvog  b 
ud6[i£vog  iv  &rjßaioig  tig  'HgauXicc,  iv  q>  Xiy&t,  zivbg  %aX"Hgag  viog.  i'vftcc 
negl  xäv  nccxd  noXeig  xovg  vfivovg  rtoir}6avxcov,  xai  mg  <$>iXo6xscpavog  .  .  . 
hccl  mg  Mdxgig  b  Qrißcciog  vfivoygdcpog  x.  x.  X.  des  Ptoleni.  Heph.  b.  Phot. 
p.  148a  38  ff.  (s.  A.  74)  zurückzuführen  sein,  wie  Bethe  a.  a.  0.  meint. 

81)  Pider it  De  Hermagora  rhetore,  Hersfeld  1839.  4.  (zugleich  Mar- 
burger Doctordiss.),  hie  und  da  berichtigt  von  Striller  S.  21  ff.  38  f. 
N  e  t  z  k  e  r  Hermagoras  Cicero  Cornificius  quae  docuerint  de  statibus, 
Kiel  1879.  4.  (nicht  sehr  erheblich).  Harnecker  Die  Träger  des  Namens 
Hermagoras,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXI.  1885.  S.  69—76.  Ausserdem  s.  R.  Volk- 
mann Die  Rhetorik  der  Griechen  und  Römer,  Beil.  1872.  Leipz.  1874. 
2.  Auü.  1885.  8.  Observationes  miscellae,  Jauer  1872.  4.  S.  lf.  —  Die 
Untersuchung  über  ihn  wird  auch  dadurch  erschwert,  dass  es  abgesehen 
von  dem  C.  2.  S.  74  mit  A.  303  f.  abgehandelten  Stoiker  aus  Amphipolis, 
mit  welchem  ihn  Harnecker  nicht  richtig  (s.  A.  82)  für  dieselbe  Person 
erklärt,  mindestens  noch  einen  jüngeren  Rhetor  gleiches  Namens  gab, 
den  besonders  vom  Rhetor  Seneca  mehrfach  erwähnten  Schüler  des 
Theodoros  von  Gadara  (Quintil.  111,  1,  18),  mit  dem  ihn  Suid.  mit  einem 
bei  diesem  Lexikographen  so  häufigen  Fehler  vermengt,  was  Pider  it 
und  Harnecker  verkannt  haben  (s.  A.  82),  während  Blass  S.  160  es 
richtig  bemerkt:  "Egpayogag  Tr^ivov  xrjg  AloXCdog  6  iTuyiXrftslg  Kccgicov, 
grjxug.  Ti%vag  gtjxogwdg  iv  ßißXloig  <=>' :  während  nämlich  diese  Worte 
vielleicht  mit  Ausnahme  von  6  inixX.  Kug.  wirklich  auf  ihn  gehen,  sind 
dagegen  alle  folgenden  auf  den  Theodoreer  zu  beziehen.  Ueber  Plut. 
Pomp.  42   s.  A.  92.    C.  29.  A.  159   und  Hillscher   a.   a.  0.   S.  399  gegen 


472         Füntunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Lebens  stand s3).    Da  die  Asianer  sich  um  die  theoretische  Rhetorik 
nicht   bekümmert    zu   haben    scheinen84),    so    war    es    immerhin 


Blass  S.  84  f.  und  Harnecker  S.  71  f.  Vielleicht  ist  aber  noch  ein  dritter 
Rhetor  H.  etwa  aus  der  Zeit  des  Traianus  anzunehmen,  s.  Piderit 
S.  15-17. 

82)  Strab.  XIII.  621.  xaig  ds  vvv  AioliY.ct.ig  nbliGiv  Sri  v,ou  ras  Alyag 
7iQoaXr}7tT£Ov  hccI  xryv  Trjfivov,  o&sv  i\v  ^Egfiayogag  b  rccg  QTjTOQinocg  ts%vccg 
GvyyQutyaq.  Schon  das  Praeteritum  i\v  hätte  billigerweise,  wie  Hillscher 
a.  a.  0.  S.  398  f.  richtig  bemerkt,  Piderit  S.  9  und  Harnecker  S.  70 
abhalten  sollen  zu  glauben,  als  könnte  Strabon  hier  seinen  (eher  jüngeren 
als  älteren)  Zeitgenossen,  den  Theodoreer,  meinen;  überdies  aber  heisst 
6  —  GvyyQccipccg  doch  nichts  Anderes  als  „jener  berühmte  Theoretiker  der 
Rhetorik".  Wenn  dieser  aber  aus  Temnos  war,  so  spricht  dies  (wenn  auch 
nicht  unbedingt)  dagegen,  dass  er  derselbe  mit  dem  Stoiker  aus  Aniphipolis 
gewesen  sei,  und  Stellen  wie  Cic.  de  invent.  II,  3,  8  (s.  A.  85),  wo  unter 
den  posterioribus  doch  zunächst  an  ihn  zu  denken  ist,  und  auch  I,  9,  12 
entschieden  dafür,  dass  er  kein  Philosoph  war.  Vgl.  Volkmann2  S.  H.A.  1. 

83)  Da  er  älter  als  Molon  war  (Quintil.  III,  1,  16,  s.  A.  138),  so  ist 
dies  oder  mindestens  das  dritte  Viertel  dieses  Jahrhunderts  der  spätest- 
mögliche  Ansatz.  Im  Uebrigen  fragt  sich,  ob  er  der  erste  Begründer  der 
Stasislehre  war.  Dann  müsste  er  auch  älter  als  Archedemos  gewesen  sein 
(s.  u.).  In  der  That  nun  spricht  dafür  der  enge  Zusammenhang,  in  welchem 
diese  Lehre  bei  ihm  mit  den  am  Meisten  charakteristischen  Eigentümlich- 
keiten seines  neuen  Systems  steht,  und  die  A.  62  angef.  abweichende  Nach- 
richt bei  Quintil.  III,  6,  3  verliert  durch  das  schwankende  putant,  durch 
das  fernere  Schwanken  zwischen  Naukrates  und  Zopyros  und  namentlich 
durch  den  Zusatz  qiiamquam  videtur  Aeschines  quogue  in  oratione  contra 
Ctesiphontem  (§.  206,  s.  Volk  mann2  S.  46)  uti  hoc  veroo,  cum  a  iudicibus 
petit,  ne  Demostheni  permittant  evagari,  sed  eum  dicere  de  ipso  causae  statu 
cogant  sehr  an  Glaubwürdigkeit.  Auf  der  anderen  Seite  jedoch  bringt  die 
Art,  wie  H.  diese  Lehre  ausgeführt  und  in  sein  System  eingereiht  hat, 
einen  starken,  von  Volkmann2  S.  43  ff.  richtig  dargelegten  Fehler  in  das- 
selbe hinein,  und  sie  passt  in  Wirklichkeit  vielmehr  nur  speciell  in  die 
Theorie  der  gerichtlichen  Beredsamkeit  (vgl.  auch  den  Tadel  bei  Cic. 
de  inv.  I,  9,  12  und  dazu  A.  92.  93  z.  E.)  und  so  scheint  mir  die  Ver- 
muthung  von  Volkmann2  S.  45 — 47  (wenn  auch  nicht  in  der  besonderen 
Art  ihrer  Ausführung,  da  diese  theils  m.  E.  Nichts  beweist  und  theils  bei 
einem  Isokrateer  wie  Naukrates  eine  Beschränkung  der  Theorie  auf  diesen 
Zweig  der  Redekunst  nicht  glaublich  ist)  billigenswerth ,  dass  in  der  That 
bei  dem  Begründer  dieser  Lehre  ihr  auch  nur  dieser  beschränkte  Platz 
angewiesen  war.  Nun  wird  ferner  behauptet,  H.  habe  die  vierte  Stasis 
((jLsrccXr}ipig)  erfunden  (Cic.  a.  a.  0.  I,  11,  16.  huius  constitutione s  Herma- 
goras  inventor  esse  existimatur ,  non  quo  non  usi  sint  ea  veteres  oratores 
saepe  multi,  sed  quia  non  animadverterunt  artis  scriptores  eam  superiores 
nee  rettulernnt  in  numerum  constitutionum.  post  autem  ab  hoc  inventum 
multi  reprehenderunt  etc.;  vgl.  ad  Herenn.  1, 11, 18.  constitutiones  alii  qiiattuor 


Herinagoras  von  Teninos.  473 

bereits  eine  Art  von  Keaction  gegen  dieselben,  dass  dieser  Manu 
von  Neuem  das  Interesse  für  die  letztere  auch  in  den  nicht- 
philosophischen Kreisen  wach  rief,  indem  er  den  beiden  bis- 
herigen Richtungen  von  ihr,  der  älteren  und  der  philosophischen, 
eine  dritte  gegenüberstellte85),  welche  man  wegen  ihrer  über- 
grossen Subtilitäten80)  nicht  unpassend  die  scholastische  genannt 
hat8üb),  und  welche  seitdem  allmählich  die  herrschende  ward. 
Natürlich  benutzte  er  dabei,  wie  zum  Theil  schon  angedeutet 
ist,  in  seinem  eignen  Lehrbuch  der  Rhetorik87)  auch  die  aus 
jenen    beiden    hervorgegangenen    Darstellungen    fleissig88).      Ein 


fecerunt,  noster  doctor  tris  putavit  esse  etc.),  so  dass  er  also  die  drei  anderen 
(6tox<x6(i6s,  oQog,  noiozrjs)  schon  vorgefunden  hätte.  Und  dazu  stimmt 
nicht  bloss  die  allgemeine  Erwägung,  dass  es  sehr  natürlich  war,  wenn 
man  zunächst  auf  diese  verfiel  (Quintil.  III,  6,  80.  credendum  est  igitur  eis, 
quorum  auctoritatem  secutus  est  Cicero,  tria  esse,  quae  in  omni  disputatione 
quaerantur:  an  sit,  quid  sit,  quäle  sit:  quod  ipsa  ncbis  etiam  natura  prae- 
scribit) .  sondern  auch  die  weitere  Nachricht  (s.  C.  2.  A.  383 b),  Archedemos 
habe  diese  drei  auf  zwei  eingeschränkt,  indem  er  die  noioxns  auf  den  oqo$ 
zurückführte.  Diese  Einschränkung  und  umgekehrt  die  Erweiterung  durch 
H.  müssen  ziemlich  gleichzeitig  geschehen  sein,  da  auch  Archedemos  als 
Schüler  des  Babyloniers  Diogenes  etwa  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts blühte. 

84)  Wenigstens  bezeichnet  Dionys.  de  orat.  antiqu.  1  ihre  Beredsamkeit 
im  Gegensatz  gegen  die  von  ihm  rj  cpiXoaoq)og  genannte  ältere,  attische  als 
cpoQTiHJ]  tig  itävv  xai  6%Xr\Qä. 

85)  Quintil.  III,  t,  16  (nach  dem  historischen  Ueberblick  über  die  beiden 
eisteren  §.  8  —  15):  fecit  deinde  velut  proprium  Hermagoras  viam,  quam 
plurimi  sunt  secuti.  Cic.  a.  a.  0.  II,  3,  8  (nachdem  er  2,  G — 8  kürzer  ebenso 
zu  Werke  gegangen  ist):  ex  his  duabus  diver sis  sicuti  famüiis,  quarum 
altera  cum  versaretur  in  philosophia ,  nonnuUam  rhetoricae  quoque  urtis  sibi 
cur  am  adsumebat,  altera  vero  omnis  in  dicendi  erat  studio  et  praeceptione 
occupata,  unum  quoddam  est  conflatum  genus  a  posterioribus ,  qui  ab  utrisquc 
eu,  quae  commode  dici  videbantur,  in  suas  artes  contulerunt. 

86)  Quintil.  III,  11,  21  f.  verum,  haec  adfectata  suptilitas  circa  nomina 
rerum  ambitiöse  laborat  .  .  .  simplicius  autem  constitutnti  non  est  necesse 
per  tarn  minutas  rerum  particulas  ratipnem  docendi  concidere.  quo  vitio 
multi  quidem  laborarunt,  praecipue  tarnen  Hermagoras,  vir  alioqui  siibtilis 
et  in  plurimis  admirandus ,  tantum  diligentiae  nimium  sollicitae,  ut  ipsa 
eins  reprehcnsio  laude  aliqua  non  indigna  sit. 

86b)  So  Spengel,  s.  d.  Nachtr. 

87)  Ts%vui  qtjzoqihccl,  s.  Strab.  a.  a.  0.,  in  7  Büchern,  s.  Suid.  a.  a.  0. 
(A.  81.  82).     Cic.  de  inv.  I,  6,  8.  in  arte,  quam  edidit. 

88)  Cic.  a.  a.  0.  satis  in  ea  (näml.  arte)  videtur  ex  antiquis  artibus  in- 
geniöse et  diligenter  electaa  res  conlocasse  et  non  nihil  ipse  quoque  noci  pro- 
tulüse  (s.  A.  20.  83    92). 


474         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

eigentlicher  Atticist  war  er  freilieh  allem  Anscheine  nach  keines- 
wegs, und  sein  praktisches  Vermögen  in  seinen  eignen  Reden 
soll  gering  gewesen  sein89).  Dazu  kam,  dass  er  nur  den  von 
der  Erfindung  und  den  von  der  „Oekonomie"  der  Gedanken 
handelnden  Theil  der  Rhetorik  genauer  ausgearbeitet  zu  haben 
scheint90).  Immerhin  indessen  musste  doch  wenigstens  von  seinen 
Nachfolgern  auch  die  Lehre  vom  Ausdruck  und  Stil  eingehender 
in  das  neue  System  mit  hineingezogen  werden,  und  so  war 
damit  der  Weg  gebahnt,  welcher  über  kurz  oder  lang  von  dem 
barocken  asianischen  Stil  zu  den  alten  attischen  und  wahrhaft 
classischen  Mustern  zurückführen  musste91).  Noch  heute  aber 
lässt  sich  dieses  sein  System,  freilich  nur  in  den  wesentlichsten 
Grundzügen,  wiederherstellen92),  wozu,  wenn  schon  mit  grosser 


89)  Cic.  a.  a.  0.  fährt  fort:  verum  oratori  minimum  est  de  arte  loqui, 
quod  hie  fecit;  multo  maximum  ex  arte  dicere,  quod  eum  minime  potuisse 
omnes  videmus. 

90)  Cic.  Brut.  76,  263.  78,  271  gedenkt  zweier  römischer  Redner 
C.  Sicinius  und  T.  Accius  Pisaurensis,  welche  sich  an  der  Rhetorik  des  H. 
gebildet  hatten  und  schildert  dabei  die  letztere  so:  ex  hac  inopi  ad  ornan- 
dum,  sed  ad  inveniendum  expedita  Hcrmagorae  diseiplina  und  Hermagorae 
praeeeptis,  quibus  etsi  ornamenta  non  satis  opima  dicendi,  tarnen,  ut  hastae 
velitibus  amentatae,  sie  apta  quaedam  et  parata  singulis  causarum  gener  ibus 
argumenta  traduntur.  Vgl.  Tac.  dial.  19.  et  quidquid  aliud  aridhsimis 
Hermagorae  et  Apollodori  libris  praeeipitar,  inhonore  erat  (was  Kiessling 
im  Ind.  zum  Rhet.  Seneca  und  Buschmann  Charakteristik  der  griech. 
Rhetoren  beim  Rhet.  Seneca,  Parchim  1878.  4.  S.  12  mit  Unrecht  auf  den 
Theodoreer  beziehen,  s.  Piderit  S.  45.  A.  4). 

91)  Wie  Biass  S.  87  f.  richtig  bemerkt. 

92)  S.  darüber  jetzt  auch  Thiele  Quaestiones  de  Cornifici  et  Ciceronis 
artibus  rhetoricis,  Greifswald  1889.  8.  (Doctordiss.).  S.  102  ff.  Vgl.  ferner 
zu*  dieser  Abh.  die  lehr-  und  inhaltieiche  Rec.  von  Marx  Berl.  ph.  Woch. 
X.  1890.  Sp.  999—1009.  Hier  ist  höchstens  für  das  Allerallgemeinste  Platz. 
Die  Stelle  bei  Quintil.  III,  3,  9.  Hermagoras  iudicium,  partitionem,  ordinem 
quaeque  sunt  elocutionis  subicit  oeconomiae  etc.  vermag  ich  in  ihrem  Zu- 
sammenhange (im  Gegensatz  zu  Spengel  Die  Definition  und  Eintheilung 
der  Rhetorik  bei  den  Alten,  Rhein.  Mus.  XVIII.  1863.  S.  502.  506  und  Volk- 
mann2  S.  29  f.  und  zum  Theil  auch  zu  Piderit  S.  26)  nur  so  mit  Striller 
S.  38  f.  und  Thiele  a.  a.  O.  zu  deuten,  dass  H.  entweder,  wie  Letzterer 
annimmt,  zwei  Haupttheile  der  Rhetorik  svQeoig  (oder  wie  immer  er  diese 
rhetorische  Topik  [vgl.  Cic.  Top.  2,  6.  inveniendi  artem,  quae  xoiti%r]  dicitur 
u.  dazu  Thiele  S.  98]  nannte)  und  oinovofiia  unterschied  oder,  wie  Ersterer 
ungleich  weniger  wahrscheinlich  meint,  auch  noch  (ivr^in  und  v7t6xQi6tg 
hinzufügte,  und  dass  er  die  oi%ovo[iicc  wieder  in  partitio  (d.  h.  schwerlich 
dicu'Qsois,   eher,  wie  Striller   S.  39   nach  Dionys.  de  Isoer.  4.  p.  542   ver- 


Hermagoras  von  Temnos.  475 

Vorsicht,  neben  den  ausdrücklichen  Angaben  über  dasselbe  und 
neben  der   Rhetorik   des   Augustinus   und   Quintilianus   auch  die 


muthet,  (i8QiGfioi  oder  noch  besser  rj  nccxcc  [isQog  £t-8Qyaci<x,  wie  Thiele 
S.  103  vorschlägt),  xgt'atff,  xd^ig  und  Xsi-ig  gliederte.  Er  bezeichnete  die 
Rhetorik  mit  den  Stoikern  (s.  A.  15)  als  einen  Theil  gier  Xoyinri  S7tiot/jfirj 
(Rh.  Gr.  IV.  63  W.)  und  stellte  dem  Redner  die  Aufgabe  (sQyov):  xb  tefrlv 
noXixiiibv   £r\xr\ßcc   8iuxiQ'£6Q'cci  uaxcc   xo   svSs%6fisvov  rtsicxiKGJg  (Sex.  Math. 

II,  60,  vgl.  Sopat.  Rhet.  Gr.  V.  15  W.  Planud.  ebend.  113.  Augustin. 
Rhet.  p.  138  Halm.  Quintil.  II,  15,  14)  mit  Anschluss  an  Aristot.  Rhet. 
I,  2.  1355b  26  f.  Damit  war  Alles,  was  über  das  noUxmov,  d.  h.  (s.  A.  148) 
über  das  Gebiet  des  blossen  gesunden  Menschenverstandes,  hinausgeht,  also 
jede  streng  wissenschaftliche  oder  speciell  fachmässige  Untersuchung  {cpiXo- 
oocpov,  ncc&rjfiaxniov ,  luxqi%bv  u.  s.  w.  ^xrjfia)  ausgeschlossen.  Die  £/jt/f- 
[iaxa  noXixinu  theilte  er  dann  weiter  ein  iu  fteasig  oder  Fragen  allgemeiner 
Art  und  vnü&ia£igi  d.  h.  solche,  die  sich  auf  bestimmte  Personen,  Begeben- 
heiten, Verhältnisse,  Zeiten  u.  8.  w.  beziehen,  Cic.  de  invent.  I,  6,  8. 
Quintil.  II,  21,  21.  Augustin.  p.  140  Halm  (Ersteres  übersetzen  die  Lateiner 
durch  quaestiones,  s.  bes.  Cic.  Or.  14,  46,  quaestiones  infinitae,  s.  besonders 
Quintil.  III,  5,  5,  oder  universales,  proposita,  Cic.  Top.  21,  79,  consulta- 
tiones,  Cic.  de  or.  111,  28,  109,  Letzteres  durch  causae ,  quaestiones  finitae, 
controversiae).  Dass  H.  auch  die  Q-sosig,  so  weit  sie  nolixiHui  sind,  von 
der  Rhetorik  und  Beredsamkeit  nicht  ausschloss,  sondern  im  Gegentheil 
mit  Verwischung  der  Grenze  auch  noch  solche  ihr  zuwies,  welche  er  folge- 
richtig der  Philosophie  hätte  überlassen  müssen,  zeigt  gegen  Harnecker 
S.  69  ff.  und  Volkmann2  S.  35  aus  Cic.  a.  a.  0.  (wo  ebendieser  Uebergriff 
getadelt  wird)  und  Augustin.  a.  a.  0.  (wo  ein  solcher  sich  allerdings  nicht 
findet),  auch  Quintil.  III,  5,  14  und  Plut.  Pomp.  42  Striller  S.  19—26. 
(Quintil.  II,  21,  21  f.  ist  sich  wohl  nur  desshalb  hierüber  unsicher,  weil  er 
Schriften  unter  dem  Namen  des  H.  mit  abweichenden  Lehren  kannte,  denen 
gegenüber   er   sich   nicht   auf  H.   selbst,   sondern   auf  Cic.  de  inv.   beruft, 

III,  5,  14,  s.  A.  93 b,  während  er  doch  6,  56  ff.  recht  gut  weiss,  dass  dieser 
mit  jenem  keineswegs  immer  übereinstimmt,  s.  A.  93  z.  E.).  Die  von  Plut. 
a.  a.  0.  erwähnte  Polemik  des  Poseidonios  gegen  ihn  bezieht  Striller, 
worin  ich  ihm  C.  29.  A.  159  gefolgt  bin,  auf  ebenjene  Beschränkung  der 
Philosophie  zu  Gunsten  der  trotz  jener  Anknüpfung  an  die  Stoiker  im 
Gegensatz  zu  ihnen  bei  H.  von  derselben  unterschiednen  Rhetorik,  doch 
vgl.  auch  A.  21.  Die  &£aig  wird  nun  sonach  zur  vnofrscig,  wenn  die 
7t£Qi6x<x6tg  (circumstantia)  hinzukommt,  und  von  der  7CEQiaxcc6Lg  unterschied 
H.  sieben  Arten  (Augustin.  p.  141:  quis,  quid,  quando,  ubi,  cur,  quemad- 
modum ,  quibus  adminkulis,  quas  Graeci  acpogfiag  vocant).  Eine  andere 
Eintheilung  der  £nxt'i(iccxec  noXixwa.  war  die  in  Xoyinoc.  (quaestiones  rationales) 
und  voya.Y.ä  (quaestiones  legales) ,  Quintil.  III,  5,  4,  vgl.  Cic.  de  invent. 
I,  12,  17.  Or.  34,  121.  Hermog.  p.  139  Speng.  Zu  letzterer  gehören  alle 
Gesetzesfragen,  zur  ersteren  alle  anderen  vno&tasig  und  alle  rednerischen 
ftiösig.  Hat  nun  der  Redner  den  ihm  aufgegebenen  Gegenstand  unter  eine 
dieser  Rubriken  gebracht,   so  muss  er  beurtheilen,   ob  die  Sache,  die  er 


476         Fünfünddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

des  Auetor   ad   Herenniuin92b)   und   Ciceros   Jugendschrift  de  in- 
ventione  zu  verwenden  sind93).     Uebrigens   gab   es   auch  Bücher 


bejahend  oder  verneinend  vertreten  will,  sich  überhaupt  überzeugend  ver- 
treten lässt  oder  nicht,  ob  sie  Bestand  (axcc6ig,  lat.  Status,  constitutio) 
hat  oder  ob  sie  ihn  nicht  hat,  vielmehr  ein  cc6vaxccxov ,  also  für  ihn 
unbrauchbar  ist,  und  die  Gesichtspunkte,  die  dabei  zur  Anwendung  kommen, 
sind  die  besonderen  axdöEig,  für  die  ^rjxr](iaxa  XoyLY.cc  die  vier  schon  A.  83 
genannten  oxoxccüfiog^  ogog,  noioxrig  (oder  vielmehr,  wie  er  sie  nannte,  vccxd 
ovfißeßrjvog),  psxciXriipig  (lat.  coniectura,  finis,  qualitas,  translatio  oder 
reprehensio) ,  d.  h.  die  Frage  nach  dem  Vorhandensein  der  Thatsache  oder, 
wenn  diese  unzweifelhaft  ist,  nach  dem  wahren  Wesen  derselben  oder  den 
genaueren  Umständen  oder  endlich  nach  der  Richtigkeit  des  eingeleiteten 
Verfahrens,  für  die  %r\xj\\iuxa  voynv.ee.  vier  andere  (unter  ihnen  die  schon 
A.  21  u.  C.  32.  A.  27  berührte  d(icpLßoXia)}  Quintil.  III,  6,  56  ff.  Fortunatian. 
p.  89.  Augustin.  p.  142  f.  Max.  Planud.  V.  29  Walz  (nach  der  Herstellung 
von  Piderit  S.  29  f.).  Die  seit  Aristoteles  hergebrachten  drei  Gattungen 
der  Beredsamkeit  wurden  (was  bei  Cic.  de  inv.  I,  9,  12  an  sich  nicht  eben 
mit  Unrecht,  aber  doch  von  einem  diesem  Theoretiker  fremden  Standpunkt 
aus  getadelt  wird,  s.  A.  93)  für  H.  erst  bei  der  weiteren  Eintheilung  der 
noioxrjg,  der  einzigen  Stasis,  welche  eine  solche  erfuhr,  praktisch,  indem 
diese  oxccGig,  die  er  daher  auch  v.oivr\  nannte  (Rh.  Gr.  IV.  223  W.),  von 
ihm  in  vier  Arten,  neql  utQExtbv  v.cci  cpsvntcöv ,  nsoi  ngoacoTtov,  ngccy^iaxiv/j 
und  8iv.uviY.ri,  zerlegt  ward,  von  denen  die  erste  auch  füglich  6vfißovXsv- 
ziv,j] ,  die  zweite  eth8eiv,xivj\  hätte  genannt  werden  können,  die  vierte,  wie 
eben  ihr  Name  besagt,  es  mit  gerichtlichen  Reden,  die  dritte  aber  aus- 
schliesslich mit  den  &sösig  zu  thun  hat;  die  §iv.uviY,r\  zerfiel  dann  noch 
weiter  in  Unterabtheilungen.  S.  QuintjJ.  a.  a.  0.  Cic.  de  inv.  I,  9,  12. 
Piderit  S.  27—41.  Volkmann2  S.  38—43.  Thiele  a.  a.  0.  mit  der 
Berichtigung  von  Marx  a.  a.  0.  Sp.  1000,  vgl.  A.  93.  Von  diesem  Allen 
kann  nun  aber  wenig  oder  gar  Nichts  in  dem  Abschnitt  über  die  svQsaig 
gestanden  haben.  Offenbar  ging  vielmehr  eine  allgemeine  Einleitung, 
vorauf,  welche  die  Definition  der  Aufgabe  des  Redners  und  die  Sonderung 
von  &eoig  und  vTcoftsaig,  vermuthlich  auch  noch  die  Zerlegung  der  tceql- 
axuoig  in  ihre  Arten  enthielt;  höchstens  kann  die  letztere  schon  mit  zur 
Topik  gezogen  sein.  Und  so  haben  wir  denn  aus  der  svQsaig  abgesehen 
von  einigen  mittelbar  vielleicht  auf  H.  zurückgehenden  Anweisungen  bei 
Cic.  de  inv.  I,  24—30.  §.  34—49  (vgl.  Thiele  S.  99)  im  Uebrigen  nur  noch 
die  topische  Bemerkung  bei  Quintil.  V,  9,  12.  Denn  alle  jene  anderen 
Gliederungen  gehörten,  wie  Thiele  S.  102  ff.  überzeugend  nachweist,  unter 
die  „partitio",  und  die  besonderen  Regeln  für  ihre  praktische  Anwendung 
bildeten  die  %qi6ig.  Was  endlich  die  xdl-ig  betrifft,  so  scheint  H.  sechs 
oder  sieben  Theile  einer  Rede  angenommen  zu  haben:  ngooifiiov  und 
tepodog  (Auct.  ad  Her.  I,  4,  6.  Cic.  de  inv.  I,  15,  20.  Quintil.  IV,  1,  2), 
dirjyrjoig,  dictiQsaig,  dnödsi^ig  (oder  nioxig),  avxiXoyCct,  nccQivßccGig  (Cic.  de 
inv.  I,  5,  97),  iniXoyog  (s.  Piderit  S.  41  f.);  bei  der  Behandlung  des 
Prooemions  besprach  er  die  vier  figurae  controversiarum  oder   materiarum 


Hermagoras  von  Temnos.  477 

unter  dem  Namen  des  Hermagoras,  welche  ihm  nicht  angehörten, 
vermuthlich  jedoch  aus  seiner  Schule  stammten 93b). 


(fjenera  causarum  Cic,  inv.  I,  15,  20),  das  GXVf106  ^'vdo^ov ,  dficpido^ov ,  nagd- 
do^ov,  aSo&v  (Augustin.  p.  147.  Piderit  S.  43),  denen  dann  Andere 
noch  eine  fünfte,  das  dv67caQocyioXovd'7]TOv  hinzufügten  (Cic.  a.  a.  0.  Fortnnat. 
p.  109).     Hinsichtlich  seiner  Vorschriften  über  die  le^ig  wissen  wir  Nichts. 

92 b)  Dass  derselbe  schwerlich,  was  man  neuerdings  allgemein  für 
sicher  hielt,  der  von  Quintilian.  citirte  Cornificius  ist,  legt  Marx  Sp.  1008  dar. 

93)  Dass  die  grosse  Aehnlichkeit  beider  Schriften  nicht  durch  Be- 
nutzung der  einen  seitens  der  anderen  (nämlich  des  Auct.  ad  Her.  durch 
Cic),  wie  namentlich  Kays  er  behauptete,  sondern  durch  Quelleogemein- 
schaft  zu  erklären  ist,  haben  Thiele  S.  3— 95  nnd  Marx  gezeigt.  Aber 
die  Sache  liegt  weitaus  nicht  so  einfach,  wie  Thiele  meinte,  indem  er 
(nach  Anleitung  von  Kiessling)  annahm,  dass  beide  nur  verschiedne 
Redaktionen  der  Vorträge  desselben  römischen  Lehrers  der  Rhetorik  seien, 
dessen  Unterricht  beide  Verfasser  genossen  hätten,  nur  aber  so,  dass  Cic. 
daneben  auch  noch  andere  Quellen  benutzt  habe.  Allerdings  sind  beide 
Bücher  ja  nur  Niederschriften  solcher  Vorträge,  a,ber  Marx  erweist,  dass 
nicht  bloss  Diejenigen,  welche  sie  hielten,  und  zwar  der  Lehrer  des  Cic. 
vor  91,  der  des  Auct.  ad  Her.,  welcher,  wie  es  wenigstens  Marx  für  mehr 
als  wahrscheinlich  erklärt,  was  ich  aber  dahingestellt  lasse,  vielleicht 
L.  Plotius  Gallüs  war,  zwischen  85  und  83,  zwei  verschiedene  Personen 
waren,  sondern  dass  sie  auch  einem  Theile  ihrer  Vorträge  (besonders  über 
prooemium  u  narratio ,  aber  nicht  hier  allein)  zwei  verschiedne  griechische, 
wahrscheinlich  von  zwei  rhodischen  Rhetoren  (s.  A.  144 b)  verfasste  Lehr- 
bücher zu  Grunde  legten,  unter  denen  das  von  dem  Lehrer  Ciceros  be- 
nutzte das  jüngere  war,  dessen  Urheber  selbst  schon  jenes  andere,  ältere 
ausgebeutet  hatte,  s.  u.  In  anderen  Partien  aber,  nämlich  in  der  Lehre 
von  der  constitutio  iuridicidlis  und  legitima  und  besonders  in  dem  Abschnitt 
de  vitiis  argumentationum  (vgl.  Thiele  S.  78—86),  hatten  jene  beiden 
Römer  in  der  That  eine  gemeinsame  ältere,  und  zwar  römische  Quelle, 
für  die  Marx  (Sp.  1005  f.)  das  Fragment  der  Rhetorik  des  M.  Antonius 
(Cic.  Brut.  44,  163.  de  or.  1,21,  94.  47,  206.  III,  49,  189.  Or.  38,  132. 
Quintil.  III,  6,  45)  zu  halten  geneigt  ist,  welches,  wie  es  scheint,  sich  an 
Athenaeos  anschloss  (s.  A.  118),  wobei  er  aber  (Sp.  1007)  zugleich  auch 
dieses  Mannes  Bezüge  zur  rhodischen  Rhetorik  hervorhebt,  in  so  fern  auch 
dieser  vermuthlich  in  Rhodos  den  Apollonios  Molon  gehört  hatte  (s.  A.  130). 
Die  Verfasser  jener  griechischen  Handbücher  hatten  nun  aber  den  H. 
unmittelbar  oder  mittelbar  benutzt,  aber  nicht  ihn  allein,  und  wie  stark 
die  Disposition  bei  Cic.  wie  beim  Auct.  ad  Her.  von  der  nach  A.  92  von 
H.  befolgten  abweicht,  hat  Thiele  S.  96—109  vortrefflich  klar  gestellt. 
Die  beiden  Bücher  des  Ersteren  und  die  beiden  ersten  des  Letzteren  ent- 
halten vielmehr  unter  dem  völlig  unpassenden  Titel  inventio  die  Lehre 
von  den  sechs  Theilen  der  Rede  exordium,  narratio,  divisio,  confirmatio, 
confutatio,  conclusio,  und  in  die  Vorschriften  für  den  vierten  und  fünften 
ist  hineingezwängt,   was   bei   H.  vielmehr   den  Inhalt  der   „partitio"  und 


478        Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Von   einem   anderen,   aber  jedenfalls   recht  obscuren  Rhetor 
Pamphilos93c)  lässt  sieb  nur  so  viel  chronologisch  feststellen, 


der  HQi6ig  bildete,  die  Statuslehre  (um  der  Kürze  halber  diesen  ungenügen- 
den Ausdruck  zu  gebrauchen),  nur  dass  Cic.  in  grösserer  Annäherung  an 
die  Anordnung  des  H.,  aber  nur  um  so  schlimmer  für  seine  eigne  Dis- 
position statt  der  kurzen  Einleitung  beim  Auct.  ad  Her.  eine  längere 
voraufschickt  und  in  dieser  schliesslich  (I,  8 — 10.  §.  10  —  19)  auch  schon 
das  allgemeine  Stück  der  Statuslehre  abhandelt  und  sich  II,  3,  11  nicht 
so  voll  bestimmt  dahin  äussert  wie  jener,  dass  die  besonderen  Vorschriften 
derselben  zur  confirmatio  und  confutatio  gehören,  daher  er  sie  denn  auch 
abgesondert  von  den  übrigen  in  diesen  Theil  einschlagenden  im  2.  B.  be- 
spricht. Immerhin  ist  aber  auch  beim  Auct.  ad  Her.  der  allgemeine  Theil 
der  Statuslehre  (im  1.  B.)  von  der  speciellen  Ausführung  mit  einzelnen 
Argumenten  (im  2.)  wie  absichtlich  getrennt,  völlig  zweckwidrig,  wenn 
doch  wenigstens  bei  ihm  entschieden  Beides  zur  confirmatio  und  confutatio 
zu  rechnen  sein  soll,  aber  sofort  begreiflich,  wenn  eben  bei  H.  das  Erstere 
den  Inhalt  der  „partitio",  das  Letztere  den  der  v.qigh;  ausmachte.  Jene 
beiden  griechischen  Rhetoren,  deren  Darstellungen  die  mittelbare  Quelle 
beider  Schriften  waren,  hatten  also  in  Wahrheit,  weil  sie  eben  nur  Hülfs- 
bücher  für  den  unmittelbaren  praktischen  Gebrauch  schreiben  wollten,  die 
wirkliche  inventio,  die  rhetorische  Topik,  einfach  weggelassen,  der  Vor- 
läufer Ciceros  wenigstens  (s.  A.  92)  weitaus  zum  grössten  Theile.  Und  so 
sind  denn  auch  die  Vorschriften  für  die  dispositio  beim  Auct.  ad  Her.  im 
3.  B.  nach  dem  Vorangegangenen  völlig  werthlos.  Während  ferner 
bei  H.  nur  wenig  aristotelische  und  stoische  Elemente  geblieben  sind,  so 
werden  hier  die  drei  aristotelischen  Redegattungen  und  auch  einige  stoische 
Gesichtspunkte  mit  der  Statuslehre  contaminirt,  und  die  dadurch  ent- 
stehenden Widersprüche  lassen  deutlich  die  Unmöglichkeit  der  Vereinigung 
aristotelischer  und  hermagoreischer  Grundanschauungen  erkennen.  S.  darüber 
das  Nähere  bei  Thiele  a.  a.  0.,  der  aber  S.  105  mit  Unrecht  schon  dem 
H.  den  Widersinn  zuschreibt,  als  hätte  er  die  ozuoig  doiccvi-Krj  oder  di- 
%aioXoyi%r\  nur  auf  öffentliche,  die  itQuy fiazLHrj  auf  private  Rechtssachen 
bezogen,  was  vielmehr  lediglich  eine  Neuerung  des  dem  Cic.  (I,  11,  14  f.) 
zu  Grunde  liegenden  griechischen  Rhetors  eben  in  Folge  jener  Contaminirung 
ist,  s.  Quintil.  III,  6,  56  ff.  hanc  (näml.  qualitatem  =  %uxa  avfißsßrjtiog) 
ita  dividit:  de  appetendis  et  fugiendis,  quae  est  pars  deliberativa:  de 
persona,  ea  ostenditur  laudativa:  negotialem,  quam  7iQccy(icczi7ir}v 
vocat,  in  qua  de  rebus  ipsis  quaeritur ,  remoto  personarum  complexu,  ut 
„sitne  liber  qui  est  in  adsertione,  an  divitiae  superbiam  pariant,  an  iustum 
quid,  an  bonum  sit" :  iuridicialem,  in  qua  fere  eadem,  sed  certis  destina- 
tisque  personis  quaeruntur:  „an  ille  iuste  hoc  fecerit  vel  beneu.  nee  me  fallit 
in  primo  Ciceronis  rhetorico  aliam  esse  loci  negotialis  interpretationem ,  cum 
ita  scriptum  sit:  negotialis  est,  in  qua,  quid  iuris  ex  civili  more  et  aequi- 
tate  sit,  consideratur :  cui  diligentiae  praeesse  apud  nos  iure  consulti  existi- 
mantur.  sed  quod  ipsius  de  his  libris  iudicium  fuerit,  supra  dixi.  sunt 
enim  velut  regestae  in  hos  commentarios,  quos  adulesccns  deduxerat,  scholae: 


Pamphilos.  479 

dass  er  jünger  als  Hermagoras,  aber  älter  als  Crassus  war.  Er 
schrieb  ein  Lehrbuch  der  Rhetorik  für  den  Elementarunterricht, 
„in  welchem  er  zwei  Status  unterschied  und  die  Qualitas  in 
mehrere  Abtheilungen  trennte" 93d). 


et  si  qua  est  in  iis  culpa,  tradentis  est  etc.  Die  Abhängigkeit  der  griechi- 
schen Texvr],  auf  welche  Ciceros  Darstellung,  von  der,  aufweiche  die  des 
Auct.  ad  Herenn.  zurückgeht,  folgt  aber  besonders  aus  Anct.  ad  Her. 
I,  9,  16  vgl.  m.  Cic.  I,  17,  23:  es  zeigt  sich  bei  Letzterem  eine  Weiter- 
bildung und  geringe  Aenderung  derselben  Lehre,  s.  Marx  a.  a.  0.  Sp.  1003  f. 
(gegen  Thiele  S.  18 ff.)  u.  schon  Studia  Cornificiana,  Rhein.  Mus.  XL1II. 
1888.  S.  397  mit  A.  3.  Auf  diese  griechischen  Grundquellen  sind  nun  aber 
natürlich  nicht  bloss  alle  wesentlichen  Abweichungen  von  H.  zurückzuführen, 
sondern  erst  recht  alle  ausdrückliche  Polemik  gegen  denselben  (Cic.  I,  6,  8  f. 
9,  12.  51,  97,  auch  die  des  „noster  doctor"  ad  Her.  I,  11,  18;  s.  A.  83.  88. 
89.  92.  144 b),  desgleichen  auch  die  historische  Notiz  über  ihn  I,  11,  16,  vgl. 
ad  Her.  a.  a.  0.  und  wiederum  A.  83.  144 b),  s.  Marx  a.  a.  0.  Sp.  1007: 
„eine  solche  Kritik  der  Constitutionslehre  des  H.  zu  geben  war  ein  Römer 
damaliger  Zeit  überhaupt  nicht  fähig  u.  s.  w.".     Vgl.  ferner  A.  144. 

93 b)  Quintil.  III,  6,  14.  sunt  tarnen  inscripti  nomine  Hermagorae  libri, 
qui  confirmant  illam  opinionem  (nämlich  inutiles  oratori  esse  universales 
quaestiones,  s.  Striller  S.  19  f.),  sive  falsus  est  titulus  sive  alius  fuit  Herma- 
goras.  Die  erstere  von  diesen  beiden  Annahmen  dürfte  die  richtige  sein. 
Denn,  wie  wir  A.  81  gesehen  haben,  es  gab  bis  auf  Quintilianus  ausser 
dem  Temnier  nur  noch  einen  zweiten  Rhetor  H.,  den  Theodoreer,  von  dem 
Quintil.  III,  1,  18  sagt,  dass  noch  Leute  lebten,  die  ihn  gekannt  (sunt  qui 
viderint);  hätte  er  also  irgend  geglaubt  den  Verdacht  hegen  zu  dürfen, 
dieser  könnte  der  Verfasser  gewesen  sein,  so  würde  er  wohl  nicht  so  unbe- 
stimmt alius  gesagt  haben,  vgl.  Piderit  S.  26.  Quintil.  setzt  mit  Recht 
hinzu:  nam  eiusdem  esse  quo  modo  possunt  .  .  .  cum,  sicut  ex  Ciceronis  quoque 
rhetorico  primo  manifestum  est  (s.  A.  92),  materiam  rhetorices  in  thesis  et 
causas  diviserit? 

93°)  (Crass.  b.)  Cic.  de  or.  III,  21,  81.  quare  Coracem  istum  veterem 
patiamur  nos  quidem  pullos  suos  excludere  in  nido,  qui  evolent  declamatores 
odiosi  (oder  otiosi?)  ac  molesti,  Pamphilumque  nescio  quem  sinamus  in  in- 
fulis  tantam  rem  tamquam  puerilis  delicias  aliquas  depingere.  Quintil.  III, 
6,  33  f.  sed  quemadmodum  ab  Archedemo  qualitas  exclusa  est,  sie  ab  his  re- 
pudiata  finitio.  nam  subiciunt  eam  iuridicidli  quaerendumque  arbitrantur, 
iustumne  sit  sacrilegium  appellari  quod  obiciatur  vel  furtum  vel  amentiam: 
qua  in  opinione  Pamphilus  fuit,  sed  qualitatem  in  plura  partitus  est.  Urlichs 
Pamphilos,  Rhein.  Mus.  XVI.  1861.  S.  249  f.  Fälschlich  hielten  ihn  zuerst 
Turnebus  zu  Cic.  de  lege  agrar.  1,2,  dann  viele  Andere  für  denselben 
mit  dem  Maler,  s.  dagegen  A.  93 d.  Es  ist  dies  auch  chronologisch  unmög- 
lich, da  der  Letztere  viel  früher  lebte,  s.  C.  20.  A.  46c  (Bd.  I.  S.  903). 

93 d)  Urlichs  S.  250,  welcher  fortfährt:  „Zur  Verdeutlichung  dieser 
Classification  bediente  er  sich  offenbar  einer  Art  von  Stammbaumzeichnung, 
indem    er  etwa  die  beiden   Status  in  wagerechten  Linien  neben   einander 


480  Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Immerhin  darf  es  wolil  auch  als  ein  Zeichen  des  allmählich 
wieder  auflebenden  Atticismus  angesehen  werden,  dass  ein  unbe- 
kannter Rhetor,  geschützt  durch  den  inzwischen  eingetretenen 
Untergang  der  ächten  Ti%vq  §v)%OQi%y\  des  Isokrates93e),  es  unter- 
nahm nach  Hermagoras,  aber  vor  Cicero 03f)  und  Dionysios  von 
Halikarnassos,  der  sich  bereits  durch  dies  Machwerk  täuschen 
liess93g),  ein  neues  Lehrbuch   der  Rhetorik  unter  dessen  Namen 


stellte  und  die  Unterabtheilungen  derselben  in  senkrechten  Linien  davon 
ausgehen  liess.  Um  aber  die  Bezeichnung  einer  jeden  Species  vor  Miss- 
verständnissen  zu  bewahren,  setzte  er  Flächen  an  die  Stelle  der  Linien,  in 
welche  er  die  Namen  schrieb.  Diese  hingen  also  von  den  Status  herab  wie 
die  Infulae  vom  Haupt,  und  daher  die  Vergleichung  .  .  .  Wenn  Cicero  dc- 
pingere  sagt,  so  braucht  man  nicht  mehr  an  Farben  zu  denken  wie  p.  Rose. 
Am.  27,  74  und  de  fin.  II,  21,  69.  Indessen  ist  es  sehr  wohl  möglich,  dass 
P.  die  beiden  Status  mit  ihren  Arten  auch  durch  Farben  unterschied,  und 
dann  war  sein  Werk  für  die  liebe  Jugend  vollends  ergötzlich.  Dass  zu 
einer  solchen  Leistung  die  Zeichenkunst  des  Meisters  von  Sikyon  gehört 
hätte,  ist  ein  ungeheuerlicher  Gedanke.  Wie  sollen  wir  es  ferner  erklären, 
dass  Quintil.  später  XII,  10,  6  (s.  C.  20.  Nachtr.  A.  46 e)  nicht  des  merk- 
würdigen Umstanda  gedacht  hätte,  dass  der  Maler  mit  dem  Rhetor  dieselbe 
Person  war?" 

93 e)  Dass  es  eine  solche  gab,  steht  durch  das  Zeugniss  des  Aristoteles 
Fr.  141  (135)  R.  fest,  aber  ebenso  zuverlässig  ist  auch  die  Nachricht,  dass 
dieselbe  früh  verloren  ging,  was  nach  dem  C.  16.  A.  56  z.  E.  und  unten 
A.  183  Dargelegten  uns  nicht  Wunder  nehmen  kann:  Zosim.  V.  Isoer. 
p.  258,  37  ff.  Xsysxcci  8'  mg  ort  v.a.1  Tzyvr\v  §r\xoqi-Ar\v  f'yoatyB,  xm  ös  %qov(o 
hv%sv  avxrjv  anoXsod-ca  .  .  .  'jQicxoxsXrjg  b  cpiX66ocpog  cvvctyccymv  xi%vccg 
QrjTOQiyiccg  ifiv^a&rj  yial  xa.vxr\g.  Vgl.  Sopat.  Schol.  in  Hermog.  Rh.  Gr.  V 
p.  7  Walz.  Weit  weniger  gewiss  ist  es,  ob  der  verwirrte  Bericht  des  Cic. 
Brut  12,  48  aus  derselben  Schrift  (Zvvccycoyrj  xs%vcöv)  des  Aristoteles  (Fr.  137 
=  131)  totumque  se  ad  artes  componendas  transtulisse  in  demselben  Sinne 
zu  verwenden  ist.  —  Uebrigens  verdanke  ich  in  Bezug  auf  alles  Folgende 
die  richtige  Einsicht  den  Mittheilungen  von  G.  Thiele. 

93 f)  Cic.  de  invent.  I,  2,  7.  Isocrates,  cuius  ipsius  quam  constat  esse 
artem,  non  invenimus,  diseipulorum  autem  atque  eorum,  qui  protinus  ab  hac 
sunt  disciplina  profecti,  multa  de  arte  praeeepta  reperimus.  Wenigstens 
scheint  der  Zusatz  quam  constat  esse  anzudeuten,  dass  es  eine,  freilich 
sofort  angezweifelte  Ars  unter  dem  Namen  des  Isokrates  damals  schon 
wieder  gab. 

93 8)  Blass  Att.  Bereds.  II.  S.  97.  A.  1  meint  zwar,  die  Stellen  bei 
Dionysios,  wo  isokrateische  Theorie  angezogen  oder  erwähnt  wird,  Ep.  ad 
Amm.  1,  2.  p.  277  und  de  Lys.  16.  p.  489,  seien  unbestimmt  gefasst,  allein 
aus  der  ersteren  Iva.  firj  xovQ-'  vTtoXdßooGiv,  oxi  navxa  7rsQisiXr]cp£v  ry  IIsqi- 
nccxr\xiY.i}  rpiXocotpiu  xa  qtixoqiku  nccQuyyäXfictxcc,  xccl  ovxs  oi  tibqI   Osodcogov 

KCU   @QCC6V[ICC%0V    KCCL   'AvXICpCOVXCi    CTtOvdfjg    a^LOV    OVÖEV    8VQOV,    OVx'    'iGOXQCCXTjg 


Pseudo-Isokrates.  481 

zu  schreiben0311).  Es  muss  dies  hiernach  frühestens  etwa  gegen  Ende 
des  zweiten,  spätestens  am  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts  ge- 
schehen sein.  Von  dieser  Rhetorik  des  Pseudo-Isokrates 
sind  noch  ziemlich  zahlreiche  Spuren  erhalten,  welche  uns  zu 
diesem  Urtheil   die   ausreichenden   Mittel  an  die  Hand  geben931). 


■aal  'Avcc£i[iEvr}g  kou  'AXHidapccg,  ovxs  ol  xovxotg  Gvußicoaocvxsg  xolg  avdqaGi 
nccQccyyeXndTcav  xs%viKmv  Gvyyoacpsig  xa!  ccymviGxal  Xoycov  qjjxoql'X.(üv,  ol  tieqI 
&so8s-Axr\v  neu  &iXi6%ov  %a\  'Igcliov  y.u\  KrjcpiaodcoQov,  fTnsqsv8r\v  te  y.cu 
AvKovoyov  aal  AiGiivr\v  folgt  doch  wohl,  dass  er  ebenso  wie  die  gefälschten 
Lehrbücher  unter  dem  Namen  des  Antiphon  und  des  Anaximenes  (s.  A.  7) 
auch  eins  unter  dem  des  Isokrates  kannte  und  für  acht  hielt,  welches  doch 
nach  A.  93 e  das  ursprüngliche  sicher  nicht  mehr  war.  Ferner  s.  A.  93  *. 
93 h)  „Dass  es  nach  Hermagoras  entstand,  folgt  aus  Quintil.  III,  5,  18. 
Isoer ates  autem  causam  esse  ait  quaestionem  finitam  civüem  aut  rem  contro- 
versam  in  personarum  finitarum  complexu,  d.  h.  griechisch:  V7t6&s6^g 

SGXl    £rjT7l(lCC    7toXlXLY.OV    (DQLGflEVOV    7}    UfJLCpiGß^XrjGig    SV     a)QLC[l£VCOV    itqo6(6ncov 

7i£QL6xc(6£i:  wir  haben  also  hier  vollständig  die  Grundlage  der  Theorie  des 
Hermagoras,  das  ^xr^ia  noXixiaov  und  dessen  Eintheilung  in  frsGtg  und 
vnöftsGig  (s.  A.  92),  während  doch  Isokrates  von  Allem,  was  ins  Gebiet  der 
fttGstg  einschlägt,  ausdrücklich  Nichts  wissen  witt  (II,  50  f.  XV,  258  u.  ö.)". 
Thiele. 

93 *)  S.  A.  93 h.  „Fr.  1  b.  Quintil.  II,  15,  13  lautet:  dicens  esse  rhetoricen 
persuadendi  opifiotm,  i.  e.  nsid-ovg  SruLiovqyov.  Dieselbe  Definition  steht  bei 
Sex.  Math.  If,  61,  aber  vielmehr  nach  der  Ueberlieferung  so:  of  nsql  &svo- 
ytQaxrjv  nsi&ovg  drjtiiovgyov  und  dann  §.  62.  'iconoaxTig  (prjcl  {irjdsv  uXXo  stcl- 
xr\8svsiv  xovg  q/jxoqcxs  t)  STtiGxr\^r\v  nsid'ovg.  Mit  Unrecht  hält  Sauppe 
0.  A.  II.  S.  224  dies  für  das  Richtige  und  Genauere;  vielmehr  sind  die 
Namen  umzukehren  und  also  'iGOHoccxrjv  —  Bsvonoccxrig  zu  schreiben,  vgl. 
§.  6.  EEvoHQccxrig  .  .  .  xiu  ol  ano  xr^g  Sxoäg  (piXoGoqpot,  s'Xsyov  Qr\xoqiyi.r\v 
vn:ccQXELv  ETtiGxr\\Lr\v  xov  sv  Xsysiv  (wo  sv  Xsysiv  für  nsi'&siv  nur  eine  Ver- 
mischung mit  der  in  der  That  stoischen  Definition  sniGxrmr}  xov  sv  Xsysiv 
ist),  Aber  es  ist  weder  mit  Spengel  Art.  scr.  S.  34  und  Sauppe  a.  a.  0. 
der  Angabe  zu  glauben,  dass  schon  Korax  und  Tisias  die  Definition  nsid'ovg 
dr}(iiovQy6g  gegeben  hätten,  noch  auch  rührt  sie  von  Isokrates  her,  sondern 
vielmehr  von  Piaton  Gorg.  452  E.  Gorgias  selbst  (Hei.  8)  hat  vielmehr  das 
Bild  vom  dvvaoxrjg^  und  dem  Isokrates  sind  solche  Metaphern  wie  8r}fiiovqy6g 
überhaupt  fremd.  Mit  gutem  Grund  führt  also  Quintil.  in  Bezug  auf  jene 
Tsxvrj,  in  welcher  sie  stand,  den  Zweifel  bei:  si  tarnen  re  vera  ars,  quae 
circumfertur,  eins  (näml.  Isocratis)  est.  Als  ein  solches  stark  angezweifeltes 
Werk  existirte  sie  noch  zur  Zeit  des  Photios:  Cod.  260.  286 b  7  ff.  ysyou- 
cpsvai  8s  ccvxbv  xs%vt]v  QrjxoQixriv  Xsyovciv ,  rjv  xal  fjiisig  i'Gpsv  xov  uvSoag 
smyqcccpoiisvriv  xm  ovöpaxi.  Vgl.  auch  Pseudo-Plut.  X  or.  838  E.  slal  8* 
61  Kai  xs%vag  avxbv  XsyovGi  ysyqacfsvcci,  di  8'  ov  [is&68g),  clXX*  uGxriosL 
XQ^oaüd-ocL.  Auf  die  übrigen  Bruchstücke  kann  hier  nur  flüchtig  eingegangen 
werden.  In  Fr.  7  =  Schol.  in  Aphthon.  Rh.  Gr.  II.  p.  632,  25  f.  W.  ist  der 
Ausdruck   8iuiqsGsig   in    einer    erst    später  üblichen   Bedeutung  gebraucht. 

Susjsmiul,  griech.  -  alex.  Litt.-Gesch.    IL  31 


482         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Der  eigentlich  ernsthafte  Kampf  gegen  die  Asianer  ging 
einerseits  in  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts,  wie 
wir  bereits  gesehen  haben94),  von  einem  der  gelehrten  alexan- 
drinischen  Peripatetiker,  dem  Agatharchides,  namentlich  aber 
andrerseits,  wie  es  scheint,  theils  von  Athen94b)  und  theils  ganz 
besonders  von  Pergamon  aus.  Schon  die  Kritik,  welche  Anti- 
gonos  von  Karystos  gegen  Ende  des  dritten  Jahrhunderts95)  an 
dem  Stil  des  Peripatetikers  Lykon  übte96),  ist  nichts  Anderes  als 

Wenn  das  längste  Bruchstück  Fr.  12  Sauppe  =  3  Blass  b.  Io.  Sicel.  Rh. 
Gr.  VI.  156,  19  ff.  W.  (unvollst.  Maxim.  Planud.  V.  469,  6  ff.)  eine  Zusammen- 
stellung von  Sätzen  ist,  die  an  verschiedenen  Stellen  in  der  betreffenden 
Ts%vr\  standen,  so  lässt  sich  wenigstens  der  Stil  als  unisokrateisch  erweisen; 
fand  es  sich  aber  bereits  in  ihr  dergestalt  zusammenhängend,  so  handelte 
es  die  v.aQ'aQSLÖxrig  nach  verschiedenen  Gesichtspunkten  ab,  was  sonst  erst 
den  Schriftstellern  tisql  töscov  eigenthümlich  ist.  Fr.  12  b.  Menand.  nsgl 
enid.  Rh.  Gr.  IX.  146,  18  W.  kennt  schon  die  cxwara.  Auf  Fr.  5  (vgl.  6  ff.) 
Sauppe  b.  Dionys.  de  Lys.  a.  a.  0.  lässt  sich  in  so  fern  nicht  allzu  viel  geben, 
als  Dionys.  hinsichtlich  der  sogenannten  Ideai  hier  nur  sagt:  diaiQrj60!icci 
de  avtccQ,  (hg  'iGOY.QaxBi  %s  %ccl  xoig  xax'  ixsivov  xbv  avdga  noGfiov- 
aivoig  tjqegsv  und  es  also  möglich  bleibt,  dass  er  sich  in  der  Ausführung 
nicht  ausschliesslich  und  streng  an  die  betreffende  Te%vrj  gehalten  habe ; 
sicher  ist  wenigstens  das  folgende  System  nicht  rein  isokrateisch :  die  Aus- 
drücke niGxsLs  svt£%voi  und  axs%voi  rühren  von  Aristot.  Rhet.  I,  1.  2. 
1354b  21.  1355b  35  ff.  her,  und  die  vier  Vorschriften  für  die  Si^yrjGig 
p.  492,  15  ff.  (=  Fr.  9  Sauppe):  Gvvxo[iog,  6cccprig,  ydsia,  mft<tvr\  stimmen 
nicht  sowohl  mit  der  Theorie  der  Jsokrateer  als  vielmehr  der  des  Theo- 
dektes  (wie  schon  Sauppe  zugeben  musste),  s.  Quintil.  IV,  2,  31.  63.  Un- 
möglich kann  endlich  schon  Isokrates  selbst  (wie  in  Fr.  9  b.  Pletho  Kh. 
Gr.  VI.  587,  9  ff.  behauptet  wird)  zu  den  Cardinaltugenden  der  Xe£ig  auch 
die  GWTo^Ca  gezählt  haben.  Andere  Fragmente  könnten  an  sich  nach 
Inhalt  und  Form  sehr  wohl  von  Isokrates  stammen,  und  wenn  der  angebliche 
Brief  des  Speusippos  Epist.  Socrat.  XXX  acht  wäre,  ja,  wenn  er  auch  nur, 
wie  es  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich  ist  (s.  C.  37.  A.  28 — 31),  in  der 
ältsten  Alexandrinerzeit  bereits  existirte,  so  müssen  auch  die  beiden  Citate 
von  dessen  Ts%vri  §.  4.  10.  p.  630.  631  Herch.  —  Fr.  3.  5  Blass  als  wirk- 
liche Reste  der  ursprünglichen  gelten".  (Thiele).  S.  aber  C.  37.  A.  31.  Im 
Uebrigen  jedoch  können  nach  A.  93 e  sich  solche  nicht  erhalten  haben,  und 
die  wirklichen  etwaigen  Anklänge  an  Isokrates  sind  sehr  einfach  daraus 
zu  erklären,  dass  der  Fälscher,  um  an  die  Stelle  von  dessen  verlorner 
Rhetorik  sein  eignes  Machwerk  zu  setzen,  natürlich  ohne  Zweifel  bei  dem- 
selben Lehrbücher  von  Isokrateern  benutzte. 

94)  C.  22.  A.  277.  279.  280. 

94b)  S.  A.  161.  163.    Vgl.  auch  A.  111. 

95)  S.  C.  17.  A.  31  ff.  u.  d.  Nachtr.  z.  C.  17.  A.  19  hint.  diesem  2.  Bd. 

96)  Denn  die  Stilproben  bei  La.  Di.  V,  65  f.  stammen  ohne  Zweifel  aus 
Antigonos,  s.  v.  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  79. 


Reaction  des  Atticismus.     Die  Rhetorik  in  Pergamon.  483 

eine  Fehde  gegen  asianische  Floskeln97).  Weit  zweifelhafter  ist 
es,  ob  die  Schrift  des  Neanthes  tcsql  Kano^ktag  QrjTOQixrjg  gegen 
die  Asianer  gerichtet  war  und  folglich  nicht  von  dem  älteren 
Neanthes,  sondern  von  dem  jüngeren,  dem  Biographen  von  Attalos  I, 
herrührte 9S).  Ist  es  aber  der  Fall,  so  würden  wir  sie  frühestens 
ganz  an  das  Ende  des  dritten  oder  in  den  Anfang  des  zweiten 
Jahrhunderts  zu  verlegen  haben99).  Freilich  war  ohne  Zweifel 
ursprünglich  auch  in  Pergamon  der  asianische  Einfluss  vor- 
wiegend100), aber  ein  Gegengewicht  gegen  denselben  lag  hier 
doch  schon  in  der  engen  Verbindung  der  ältsten  pergamenischen 
Könige  mit  der  athenischen  Akademie101),  und  wenn  diese  auch 
bereits  mit  dem  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  aufhörte102),  so 
trat  dafür  die  mit  den  athenischen  Stoikern,  die  seitdem  sich 
mehr  und  mehr  mit  Piaton  zu  befreunden  begannen,  an  die 
Stelle,  und  man  darf  wohl  immer  noch  annehmen,  dass  dies  zu 
einer  stärkeren  und  schnelleren  Gegenwirkung  des  Atticismus  im 
pergamenischen  Reich  als  anderswo  führte.  Bei  allen  ihren  Ver- 
kehrtheiten zeichnete  sich  ferner  die  pergamenische  Philologen- 
schule vor  der  alexandrinischen,  wie  letztere  sich  seit  dem  mass- 
gebenden Einfluss  des  Aristarchos  gestaltete,  durch  eine  viel 
grössere  Weite  des  Studienkreises  auch  in  sprachlicher  Hinsicht 
aus:  man  beschränkte  denselben  hier  doch  wohl  nicht  gänzlich 
so  eng  auf  die  Dichter  und  sah  sich  um  so  mehr  auf  die  Be- 
trachtung nicht  bloss  des  attischen  Dialekts  an  sich,  sondern 
auch  der  classischen  attischen  Prosa  und  ihrer  Entwicklung  hin- 
gewiesen 103).  Die  ästhetische  und  die  höhere  Kritik  galt  in  Pergamon 

97)  Wie  Wilamowitz  a.  a.  0.  mit  Recht  bemerkt.     S.  C.  2.  A.  761. 

98)  S.  darüber  C.  21.  A.  469.  480 '». 

99)  Da  Attalos  I  241  —  197  regierte,  so  kommen  wir  damit  für  die 
früheste  Lebenszeit  seines  Biographen  etwa  zwischen  250  und  180. 

100)  Brzoska  S.  66:  „nam  ut  in  Curia  Phrygia  Lydia,  sie  veter  um 
testimoniis  in  Mysia,  ubi  Pergamus  sita  erat,  Asiana  eloquentia  est  domi- 
nata.  evanuit,  si  Diony&iam  (de  orat.  antiqu.  1)  audire  volumus,  eloquentia 
Attica  £v  tcccöv  nolsi  xal  ovösfiLccg  r\xxov  sv  xccig  a7caidsvxoig,  Asiana  xca 
rag  xtfiag  yictl  rag  7CQ06xcc08ig  xmv  nölsoav  .  .  .  slg  tctvxrjv  ccvrjQXi]GaxoH. 

101)  S.  C.  1.  S.  5.   C.  2.  A.  588.  589.  590.  602.  607. 

102)  Was  Brzoska  a.  a.  0.  S.  66  nicht  bedacht  hat. 

103)  Freilich  kommen  wir  bei  unserer  geringen  Kenntniss  der  perga- 
menischen Philologenschule  über  blosse  Vermuthungen  nicht  hinaus.  Wir 
können  uns  in  letzterer  Beziehung  nur  auf  das  Werk  des  Krates  über  den 
attischen  Dialekt,  von  welchem  wir  doch  zu  wenig  Genaueres  wissen,  und 
im    Uebrigen    auf   die    eignen    historischen    und    geographischen    Arbeiten 

31* 


484        Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

ganz  besonders  als  eine  Hauptaufgabe  des  Philologen104).  Ungleich 
mehr  als  in  Alexandreia  berührte  sich  daher  hier  die  Thätigkeit 
des  Grammatikers  mit  den  Gesichtspunkten  des  Rhetorslc5);  wenn 
es  auch  unerweislich  und  mindestens  unwahrscheinlich  ist,  dass 
auch  hier  wie  in  Rhodos  Grammatik  und  Rhetorik  von  den- 
selben Personen  gelehrt  worden  wäre106).  Und  so  erscheint  denn 
Panaetios,  der  Schüler  des  Krates,  wie  wir  sahen107),  bereits 
als  ein  richtiger  Atticist.  Der  Versuch  allerdings  nachzuweisen, 
dass  der  Kanon  der  zehn  attischen  Musterredner  in  Pergamon 
bereits  um  125  entstanden  sei108),  der  vielen  Beifall  gefunden 
hatte  und  leider  auch  von  uns  oben108b)  gebilligt  worden  ist, 
muss  jetzt  als  misslungen  bezeichnet  werden:  noch  Cicero  und 
Dionysios  von  Halikarnassos  in  seinen  früheren  Schriften  kennen 


dieser  Philologen  berufen,  Erläuterungsschriften  zu  alten  Prosaikern  (ab- 
gesehen von  Polemon)  doch  nicht  ausdrücklich  von  ihnen  nachweisen,  denn 
Asklepiades,  der  sich  mit  Thukydides  beschäftigte,  war  nicht,  wie  Brzoska 
S.  58  angiebt,  der  Myrleaner,  s.  C.  26.  A.  101.  Allerdings  aber  fällt  hiebei 
auch  des  Panaetios  litterarische  Thätigkeit  stark  ins  Gewicht. 

104)  S.  C.  12.  A.  5.  6.  S.  jedoch  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  327—329  hint. 
diesem  2.  Bd. 

105)  Vgl.  C.  26.  A.  112—118. 

106)  S.  hierüber  gegen  Reifferscheid  und  Brzoska  die  treffende, 
C.  30.  A.  199 b  mitgetheilte  Bemerkung  von  Marx  Berl.  ph.  W.  X.  1890. 
Sp.  1007.  Auf  Alexandros  den  Polyhistor  kann  man  sich  bei  dessen  viel- 
seitiger litterarischer  Thätigkeit  hiefür  nicht  berufen.  Ohne  Zweifel  ward 
auch  in  Pergamon  eifrig  Rhetorik  getrieben,  s.  A.  111,  aber  die  einzigen 
wahrscheinlich  schon  vor  Apollodoros  dort  wirkenden  Rhetoren,  deren 
Namen  wir  kennen,  sind  Demokritos,  s.  A.  160,  und  etwa  noch  Isidoros,  der 
aber  doch  vielleicht  nicht  jünger  als  er  war,  s.  A.  166  ff. 

107)  C.  28.  S.  67  f.  m.  A.  33.  34  u.  A.  58. 

108)  Zunächst  behauptete  Reifferscheid  in  einer  Breslauer  akad. 
Rede  (Bresl.  Winterkat.  1881/2,  vgl.  C.  1.  A.  12)  S.  5:  „Es  lässt  sich  fast 
bis  zur  Evidenz  nachweisen,  dass  von  Pergamon  jene  ästhetischen  Urtheile 
über  die  athenischen  Meister  der  Beredsamkeit  ausgegangen  sind,  die  in 
der  alten  Welt  fast  kanonisches  Ansehen  genossen".  Dann  folgte  diese 
angeblich  „fast  evidente",  in  Wahrheit  trotz  alles  Scharfsinns  völlig  ver- 
fehlte, freilich  gleich  mir  auch  viele  Andere  täuschende  Beweisführung 
seines  Schülers  Brzoska.  Immerhin  hatte  ich  meine  Bedenken  gegen  die 
meisten  derselben  schon  vor  Jahren  an  dieser  Stelle  niedergeschrieben;  sie 
sind  jetzt  aber  nach  der  Diss.  von  R.  Weise  (s.  A.  109)  bereits  überflüssig, 
und  wenn  ich  die  letztere  nicht  früher  übersehen  hätte,  würde  ich  mich  in 
0.20.  S.  520  ff.  anders  geäussert  haben,  als  es  nun  leider  geschehen  ist. 
S.  jetzt  vielmehr  die  Nachtr.  dazu  hinter  diesem  2.  Bde. 

108b)  C.  20.  S.  521.  A.  35. 


I 

Reaction  des  Atticismus.     Die  Rhetorik  in  Pergamon.  485 

diesen  Kanon  nicht109),  und  es  muss  daher  dabei  bleiben,  dass 
entweder  Didymos109b)  oder  wahrscheinlicher  erst  Caecilius  von 
Kaiakte,  bei  welchem  er  für  uns  zuerst  auftritt,  und  welcher 
somit  nicht  ein  älterer,  sondern  erst  ein  jüngerer  Zeitgenosse 
des  Dionysioslü9c)  war,  auch  als  sein  Urheber  anzusehen  ist110). 
Nicht  in  Pergamon  ferner  ward  der  Kampf  entschieden,  sondern 
in  Rom.  Aber  ein  Pergamener  war  es  doch,  wie  sich  zeigen  wird, 
nämlich  Apollodoros,  welcher  ihn  dem  Vermuthen  nach m) 
vornehmlich    dort    beziehungsweise    zum    Siege    des    Atticismus 


109)  Dies  hat  R.  Weise  Quaestiones  Caecilianae,  Berlin  1888.  8. 
(Doctordiss.).  S.  21  —  31  zwingend  erhärtet.  Nur  die  Beschränkung  bei 
Dionysios  auf  dessen  frühere  Schriften  musste  nach  Hartmann  in  der 
A.  110  anzuführenden  Diss.  S.  21 — 32  hinzugefügt  werden.  Vgl.  auch  schon 
Steffen  De  canone  .  .  .  Aristophanis  et  Aristarchi  (Leipzig  1876).  S.  47—49. 

109 b)  Biefür  erklären  sich  Hampe  Ueb.  d.  sogen.  Kanon  (s.  C.  16. 
A.  56)  S.  15f.,  Ballheimer  De  Photi  Titis  decem  oratorum,  Bonn  1877.  8. 
(Doctordiss.).  S.  32  f.  A.  1  und  Usener  Jahrb.  des  deutschen  archaeol.  Inst. 
VI.  1891.  S.  93.  Ob  Didymos  diesen  Kanon  wenigstens  bereits  kannte  und 
anerkannte,  darüber  wagt  Brzoska  S.  11  keine  Entscheidung;  M.  H.  E. 
Meier  Opusc.  I.  S.  136.  Demosth.  Mid.  Praef.  S.  XV  spricht  sich  dafür  aus, 
und  in  der  That  ist  es  bemerkenswerth ,  dass  er  keinen  ausserhalb  dieser 
Gruppe  stehenden  Redner  commentirt  zu  haben  scheint,  freilich  auch  Ando- 
kides,  Lykurgos  und  Lysias  nicht;  allein  s.  d.  Nachtr. 

109 c)  Wie  dies  Weise  auch  im  Uebrigen  gegen  Wilamowitz  Die 
Thukydideslegende,  Hermes  XII.  1877.  S.  332  f.  A.  12  und  I.  Mueller  De 
fignris,  Greifswald  1880.  8.  (Doctord.).  S.  6.  A.  1  erhärtet  hat. 

110)  Siehe  P.  Hartmann  De  canone  decem  oratorum,  Göttingen  1891.  8. 
(Doctord.).  S.  14 — 33.  Vgl.  auch  Fränkel  Gemäldesammlungen  u.  Gemälde- 
forschung in  Pergamon,  Jahrb.  des  archäol.  Inst.  VI.  1891.  S.  55 — 59.  Ist 
dies  Letztere  richtig,  so  wäre  damit,,  wie  Fränkel  S.  55  (vgl.  Hartmann 
S.  1)  bemerkt,  die  vor  Ruhnken  (s.  C.  16.  A.  56)  herrschende  und  von 
M.  H.  E.  Meier  De  Andoc.  quae  vulgo  fertur  or.  contra  Alcib.  P.  IV,  Halle 
1838  =  Opusc.  I.  S.  120ff.  vertretene  Ansicht  wieder  in  ihr  Recht  eingesetzt, 
und  ich  zweifle  um  so  mehr  au  der  Richtigkeit  des  Gedankens  (s.  wiederum 
C.  16.  A.  56),  dass  schon  Aristophanes  von  Byzantion  irgendwelchen  Redner 
kanon  aufgestellt  haben  könnte,  vgl.  oben  A.  36. 

111)  So  Wilamowitz  a.  a.  O.  Auch  die  grammatische  Bildung  war 
ja  in  Rom  von  Pergamon  aus  eingeführt,  nämlich,  wie  wir  C.  26.  A.  13.  50 
gesehen  haben,  durch  Krates  von  Mallos.  Dann  folgte  der  gewaltige  Ein- 
fluss  von  dessen  Schüler  Panaetios  (s.  C.  28.  A.  21.  22),  und  ward  hierauf 
durch  dessen  Schüler  Poseidonios,  durch  Molon  und  Andere  auch  der  von 
Pergamon  durch  den  von  Rhodos  dort  vielleicht  noch  überboten  (s.  A.  143 c), 
so  lehrten  und  wirkten  doch  in  der  Folgezeit  daselbst  ausser  Apollodoros 
und    seinen    Schülern  (s.  A.  198  ff.  202)    Athenodoros    Kordylion  (s.   C.  32. 


486         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

führen  half,    und    man   darf  unter  den   angegebenen  Umständen 
wohl   nicht  zweifeln,    dass  dieser  Mann  die  Anregungen  dazu  in 

A.  50),  Alexaudros  der  Polyhistor  (s.  C.  33.  A.  46.  47),  Asklepiades  von 
Myrleia  (s.  C.  2G.  A.  85),  Ptolemaeos  von  Äskalon,  der  ja  wenigstens  kein 
orthodoxer  Aristarcheer  war  (C.  30.  A.  56),  neben  ihnen  freilich  auch  die 
Alexandriner  oder  Alexandrinerzöglinge  Tyrannion  der  Aeltere  (s.  C.  30. 
A.  176.  182  ff.  190b)  und  Aristodemos  von  Nysa  (s.  C.  30.  A.  197 ff.),  viel- 
leicht (s.  C.  30.  A.  264)  sogar  Didymos.  Vgl.  Brzoska  S.  75  ff.  (Gegen  das 
von  diesem  S.  62  f.  Vorgebrachte  s.  jedoch  C.  19.  A.  111).  Rohde  a.  a.  0. 
S.  175 f.  meint  freilich  vielmehr,  der  Atticismus  sei  gegen  Ende  der  Sechziger- 
jahre v.  Chr.,  wie  es  scheine,  in  Athen  zuerst  aufgetaucht,  bald  nach  Rom 
hinübergelenkt  und  dort  befestigt,  aber  Gründe  für  diese  Meinung  giebt  er 
nicht  an,  und  was  ihn  ohne  Zweifel  zu  dieser  Behauptung  bestimmt  hat 
(s.  A.  161.  163),  spricht  in  Wahrheit  nur  in  dem  sehr  ermässigten  Grade, 
in  welchem  es  oben  zugestanden  ist  (s.  A.  94 b),  für  dieselbe.  Daraus  allein, 
dass  Apollodoros  aus  Pergamon  stammte,  folgt  allerdings,  wie  er  richtig 
bemerkt,  noch  nicht,  ,,dass  Pergamon  an  den  Verdiensten  dieses  einzelnen 
Pergameners  irgend  welchen  Antheil  gehabt  habe",  aber  darauf  allein  ist 
die  obige  Vermuthung  ja  auch  keineswegs  gestützt.  Dass  Apollodoros  schon 
in  seiner  Vaterstadt  mit  Beifall  gewirkt  hatte,  erhellt  daraus,  dass  gerade 
seine  beiden  uns  bekannten  griechischen  Schüler  Dionysios  „der  Attiker", 
und  Moschos  von  dort  waren,  s.  A.  202.  203;  ist  dies  nun  wohl  irgendwie 
wahrscheinlich,  wenn  er  nicht  den  Boden  gerade  dort  schon  vorbereitet 
fand?  Den  Apollodoros  feiner  nach  einem  von  Wilamowitz  a.  a.  0.  ge- 
brauchten unvorsichtigen  Ausdruck  zum  „Begründer"  der  atticistischen 
Lehre  zu  machen,  dazu  fehlt  in  der  That  alle  Berechtigung,  aber  damit 
ist  auch  noch  nicht  im  Entferntesten  der  Gedanke  dieses  Gelehrten  zurück- 
gewiesen, dass  mit  „dessen  Bestellung  als  Erzieher  des  präsumptiven  Thron- 
folgers" (8.  A.  198.  199)  „der  Classicismus  die  allerhöchste  Sanction  erhielt", 
indem  „Caesar  auch  hier  die  Strömung  erkannt  hatte,  welcher  die  Zukunft 
gehörte  und  ihr  freie  Bahn  schaffte".  Noch  weiter  als  Rohde,  der  den 
Apollodoros  doch  wenigstens  als  Atticisten  anerkennt,  geht  Weise  S.  16. 
A.  1,  welcher  sogar  hievon  Nichts  wissen  will  und  geltend  macht,  dass 
Augustus  den  Unterricht  desselben  in  Apollonia  nur  sechs  Monate  genossen 
habe.  Dabei  ist  nur  leider  die  Hauptsache  übersehen,  nämlich  die  Frage, 
ob  wohl  Caesar,  der  Freund  des  Atticismus,  bei  der  Wahl  eines  Lehrers 
der  Rhetorik  für  den  Octavianus,  nicht  zweifellos  sich  an  den  bedeutendsten 
und  entschiedensten  Vertreter  dieser  Richtung  in  der  damaligen  Zeit  ge- 
halten haben  wird.  Ueberdies  war  Apollodoros  auch  schon  vorher  in  Rom 
Lehrer  des  Octavianus,  s.  A.  199,  und  gehörte  auch  in  der  Folge  zu  dessen 
Vertrauten,  s.  A.  200.  Es  ist  m.  E.  Weise  gelungen  zu  zeigen,  dass 
Caecilius  in  der  ersten  Periode  seines  Lebens  wahrscheinlich  unter  dem 
Einfluss  des  Apollodoros  nur  auf  dessen  dürrer  Rhetorik  weiterbaute  und 
dann  erst  vermnthlich  unter  dem  des  Dionysios  von  Halikarnassos  in  dessen 
Weise  in  wahrhaft  fruchtbarer  Art  als  Anhänger  des  Atticismus  kritisch, 
aesthetisch,  litterarhistorisch  arbeiten  lernte.  Damit  ist  aber  doch  nur  be- 
wiesen, dass  die  Einwirkung  des  Apollodoros  eine  ungleich  stärkere  nach 


Diopbanes  von  Mytilene.     Athenaeos.  487 

seiner  Heimat  empfing  und  also  hier  schon  seit  geraumer  Frist 
seine  Vorläufer  hatte.  Auf  der  anderen  Seite  jedoch  bezeugt 
Dionysios  von  Halikarnassos112)  ausdrücklich,  dass  die  ächte  alte 
Beredsamkeit,  welkend  schon  seit  dem  Tode  des  Alexandros,  kurz 
vor  seiner  Zeit  bereits  dem  völligen  Untergange  nahe  gewesen 
sei.    Wie  sich  zu  ihr  im  Anfange  des  zweiten  Jahrhunderts 

Diophanes  von  Mytilene113)  gestellt  hatte,  erfahren  wir 
nicht,  wenn  er  auch  schwerlich  ein  ächter  Asianer  war114). 
Flüchtig  aus  seiner  Vaterstadt,  kam  er  nach  Rom,  wo  sich  Ti. 
Gracchus  eng  an  ihn  anschloss115),  mit  welchem  er  dann  auch 
umkam116). 

Athenaeos  angeblich  aus  Naukratis,  was  aber  wohl  nur 
auf  einer  Verwechselung  mit  dem  uns  erhaltnen  Schriftsteller 
dieses  Namens  beruht,  wird  als  der  bedeutendste  Nebenbuhler 
des  Hermagoras  bezeichnet117)  und  wich  in  manchen  Stücken 
von  ihm  ab118). 

der  ersteren,  die  des  Dionysios  nach  der  letzteren  Richtung  war.  Weise 
scheint  ganz  übersehen  zu  haben,  was  Roh  de  mit  Recht  hervorhebt,  dass 
gerade  der  ausgezeichnetste  Schüler  des  Apollodoros,  jener  eben  genannte 
Dionysios  von  Pergamon,  ausdrücklich  den  Beinamen  6  'Aztinog  hatte,  s. 
A.  203. 

112)  De  orat.  antiq.  1.  aQ^a(i£vrj  [isv  uno  rrjg  'AXe^uvöqov  tov  Mccns- 
SCvog  tEXsvzrjg  ixnveiv  hccI  titxQccivsa&oci  xar'  oXiyov,  int  de  tijg  xa^'  rjficcg 
rjliKiccg  yLiKQOv  Ss^oaöa  slg  tsXog  r\cpccvi6&ca. 

113)  Strab.  XIII.  617,  wo  unter  den  berühmten  Mytileuaeern  Aioy>a.vr\g 
6  QrircoQ  genannt  wird. 

114)  Völlig  willkürlich  zählt  ihn  Brzoska  S.  53.  67  ohne  Weiteres  zu 
den  Atticisten  unter  pergamenischem  Einfluss,  und  auch  das  ist  ganz 
unsicher,  ob  er  schon  unter  dem  der  Rhetorik  des  Hermagoras  stand,  wie 
Blass  Gr.  B.  S.  70  anzunehmen  geneigt  ist. 

115)  Cic.  Brut.  27,  104.  semper  hdbuit  (Ti.  Gracchus)  exquisite*  e  Graecia 
magistros,  in  eis  iam  adulescens  Diophanem  Mytilenaeum  Graeciae  tempori- 
bus  Ulis  disertissimum.  Plut.  Ti.  Gracch.  8  diocpccvovg  tov  QrjtoQog  y.ai 
BXooaiov  tov  cpiXoaoepov  7tagoq}irioccvtoav  ccvtov  (näml.  TißsQiov),  6iv  b  plr 
Jiocpdvrig  cpvyag  i\v  MvxiXi\vaiog. 

116)  Plut.  a.  a.  0.  Die  Phantastereien  von  Reineris  IIsqI  BXogölov 
%<xi  diocpuvovg,  Leipzig  1873.  8.  über  ihn  bedürfen  keiner  Widerlegung 
(vgl.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  HP,  1.  S.  534.  A.  3.  u.  bes.  Heinze  Jahresber.  I. 
S.  192—195). 

117)  Quintil.  III,  1,  16.  Hermagorae  maxime  par  atque  aemulus  videtur 
Athenaeus  fuisse. 

118)  Unerheblich  ist  es,  dass  er  die  Theile  der  Rhetorik  vielmehr  als 
deren  Elemente  {6T0i%sia)  bezeichnete  (Quintil.  III,  3,  13),  sehr  wesentlich 
aber,  dass  er  die  %&6ig  nur  als  einen  Theil  der  vno&eoLg  (s.  A.  92)  ansah 


488         Fünf und dreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  nnd  Rhetorik. 

Menelaos  der  Marathener  ist  uns  nur  als  Vertrauter  des 
C.  Gracchus  bekannt119). 

Hierokles  und  Menekles,  zwei  Brüder  aus  Alabanda  in 
Karien,  wirkten  etwa  seit  140 12°)  und  waren  die  bedeutendsten 
Vertreter  der  asianischen  Redekunst  in  ihrer  Zeit121). 


(Quintil.  III,  5, 5),  und  seine  abweichende  Stasislehre,  s.  Quintil.  III,  6, 47 :  quattuor 
fecit  Athenaeus,  7cgoxQS7txLn.r}v  gxocgiv  vel  7iccQOQ(irjxi>triv7  id  est  eocliortativum , 
qui  suasoriae  est  proprius,  gvvxsXlti^v  ,  qua  coniecturam  significari  magis  ex 
his,  quae  secuntur,  quam  ex  ipso  nomine  apparet,  vnalXaY.xiY.r]v}  ea  finitio 
est,  mutatione  enim  nominis  constat,  iuridicialem  eadem  appellatione  Graecä 
qua  ceteri  usus  (==  8iyLavi%r\v).  Es  ist  auch  dies  ein  verfehlter  Versuch 
(vgl.  A.  93)  die  aristotelische,  auf  den  drei  Redegattungen  beruhende  Rhetorik 
mit  der  hermagoreischen  auszugleichen,  vgl.  Thiele  a.  a.  0.  S.  106.  Mit 
Weglassung  der  vita.XXcf*.xi%r\,  also  im  Uebrigen,  wie  schon  A.  93  gesagt  ist, 
wohl  im  Anschluss  an  ihn  stellte  unter  den  Römern  M.  Antonius  die  anderen 
drei  constitutiones  auf:  factum  non  factum  =  gvvxsXl-htj,  ius  iniuria  =  div.aio- 
Xoywr],  bonum  malum  =  ■jtQoxQSTtxiv.y]  (Quintil.  a.  a.  0.  §.  45),  vgl.  Marx 
Berl.  ph.  W.  X.  Sp.  1005.  Die  Redekunst  definirte  er  nach  Sex.  Math.  II,  62 
als  Xuycov  dvvccfiig  Gxo%cc£o[iEvrj  xr\g  xmv  unovovxoov  nsL&ovg  und  bezeichnete 
sie  nach  Quintil.  II,  15,  23  als  fallendi  artem.  Phoebammon  Rh.  Gr.  III. 
44,  11  ff.  Speng.  führt  eine  Definition  des  G%y\aa  von  'A&r)vaio$  b  Nccvkqccxi- 
xrjg(?)  an.     S.  auch  d.  Nachtr. 

119)  Cic.  Brut.  26, 100.  nee  de  Persio  retieuisset  Gracchus,  cum  ei  Fannius 
de  MeneJao  Marathenio  et  de  ceteris  obiecisset,  nämlich  dass  er  sich  von  M. 
seine  Reden  machen  lasse.  Was  für  ein  Marathos  gemeint  sei,  halte  auch 
ich  für  unsicher,  aber  aus  dem  gerade  entgegengesetzten  Grunde  wie  Blass 
G.  B.  S.  88.  A.  2,  nämlich  weil  der  Umstand,  dass  zur  Zeit  Strabons 
(XVI.  753)  das  phöaikische  zerstört  war,  nicht  gegen  jenes,  noch  weniger 
aber  der,  dass  das  phokische  „ganz  unbedeutend  war",  gegen  dieses  beweist, 
s.  Hillscher  a.  a.  0.  S.  362.  A.  2. 

120)  Denn  des  Menekles  Schüler  Apollonios  (Molon)  lehrte  bereits  um 
120  in  Rhodos  und  ein  zweiter  Schüler  desselben  Apollonios  6  (xaXayiog 
schon  mehrere  Jahre  früher  (s.  A.  126  ff.),  und  andrerseits  setzt  Cicero  Brut. 
95,  325  die  Thätigkeit  des  Menekles  und  des  Hierokles  noch  in  seine 
Knabenjahre  (s.  A.  121)  und  lässt  de  or.  II,  23,  95  den  Redner  M.  Antonius, 
welcher  98  in  Asien  war,  im  Jahre  91   sagen,  dass   er  Beide  gehört  habe. 

121)  Cic.  Brut.  a.  a.  0.  genera  autem  Asiaticae  dictionis  duo  sunt:  unum 
sententiosum  et  argutum,  sententiis  non  tarn  gravibus  et  severis  quam  con- 
cinnis  et  venustis,  qualis  in  historia  Timaeus,  in  dicendo  autein  pueris  nobis 
Hierocles  Alabandeus,  magis  etiam  Menccles  frater  eius  fuit  quorum  utriusque 
orationes  sunt  inprimis  ut  Asiatico  in  genere  laudabües  etc.  (s.  A.  145).  Or. 
69,  231.  tertium  (genus)  est,  in  quo  fuerunt  fratres  Uli  Asiaticorum  rhetorum 
prineipes  Hierocles  et  Menecles  minime  mea  sententia  contemnendi:  etsi  enim 
a  forma  veritatis  et  ab  Atticorum  regula  absunt,  tarnen  hoc  Vitium  compen- 
sant  vel  facultate  vel  copia:  sed  apud  eos  varietas  non  erat,  quod  omnia  fere 


Menel.  v.  Marath.    Hieroki.  u.  Menekl.  v.  Alabanda.    Diod.  v.  Adram.      489 

Ueber  Metrodoros  von  Skepsis,  Amphikrates  und 
Alexandros  den  Polyhistor  s.  C.  33,  über  Alexandros  von 
Ephesos  C.  10,  über  Aristodemos  von  Nysa  C.  30. 

Diodoros  aus  Adrainyttion  in  Mysien,  gleich  dem  Metro- 
doros, wie  schon  gesagt,  ein  akademischer  Philosoph  und  zu- 
gleich Lehrer  der  Rhetorik,  aber  auch  gerichtlicher  Redner, 
Hess  im  ersten  mithridatischen  Kriege  als  Strateg  dem  Mithri- 
dates  zu  Gefallen  den  ganzen  Rath  seiner  Vaterstadt  abschlachten, 
begab  sich  dann  mit  dem  König  nach  Pontos  und  starb  zuletzt 
in  Amaseia  eines  freiwilligen  Hungertodes122). 

Seit  den  späteren  Zeiten  des  zweiten  Jahrhunderts  ging  nun 
aber  mitten  aus  dem  Lager  der  Asianer  selbst  eine  vermittelnde 
Richtung  hervor,  welche  in  Rhodos  ihren  Sitz  fand123). 

Apollonios  aus  Alabanda  mit  dem  Beinamen  6  {icclaxog  und 

Apollonios,  Sohn  des  Molon,  daher  auch  zum  Unterschiede 
von  jenem  seinem  Landsmann  und  Namensgenossen  Apollonios 
Molon  oder  schlechtweg  Molon  genannt124),  gleichfalls  von  dort, 


concludcbantur  uno  modo.    Vgl.  Brut.  95,  326.    Menecleum  illud  Studium  cre- 
brarutn  venustarumque  sententiarum.     S.  noch  Strab.  655.  661  (A.  126). 

122)  Strab.  X11I.  614.  r/rv^ijffs  ds  xb  AdgafivxxLOV  iv  xco  Mi&QLdctxixcp 
noXi^ico'  trjv  yccQ  ßovXrjV  cc7i£6cpcti-e  xä>v  noXixcov  diodeogog  oxouxrjybg  %agi^6- 
psvog  tw  ßctGiXsi,  7iQOü7toiov(isvog  d'  ctuu  xcov  xe  J|  'Axadr](ii<xg  epiXoGocpmv 
sIvocl  hui  ÖLxccg  Xiysiv  neu  GocpiaxEvsiv  xa  §r\xoQni& '  hccI  8rj  %ccl  ovvanrJQEV 
sig  xbv  JJovxov  xco  ßaaiXsi'  v.ttxaXv&£vzog  ös  xov  ßaüiXicog  exioe  dixag  xoig 
aSLY.r\&£iOiV    £yxXr}[iccxcov    yag    etieve%%evxcov    cc^ct    noXXcov,    ccnEY.cc  qxEqr\GEv 

CCL6%QCQg    OV    CpSQCOV    XTjV    ÖVOCpr)(llCCV    iv    XJj    7][LEX£Q(X    TtoXsi. 

123)  Wenn  auch  Dionys.  de  Din.  8.  p.  645.  'Podianol  grixogsg  oi,  jceqI 
Aqxct^EV7\v  yiccl  'AqlgxohXeoc  nal  $>iXctygiov  neu  MoXcovcc  die  rhodischen  Redner 
nur  als  eine  Nebenrichtung  von  bescheidenem  Werthe  behandelt  und  er 
so  wie  Caecilius  (s.  Suid.  KuiY.LXiog,  wo  dessen  Schrift  xivi  diacpsoEi  b 
'AxxiY.bg  £r}Xog  xov  'Aglccvov  aufgeführt  wird)  und  Strabon  nicht  gerade  von 
einer  besonderen  rhodischen  Schule  neben  der  attischen  und  der  asianischen 
sprechen,  so  braucht  desshalb  noch  nicht,  wie  Blass  S.  4.  89  ff.  und 
Brzoska  S.  30.  A.  1.  S.  46.  A.  2  wollen,  Cicero  (dem  Quintil.  XII,  10,  16  ff. 
folgt)  im  Unrecht  zu  sein,  wenn  er  diese  vermittelnde  Richtung  als  eine 
dritte  neben  jene  beiden  anderen  stellt:  Or.  8,  25.  Brut.  23,  51  unmittelbar 
nach  den  A.  37  angef.  Worten:  hinc  Asiatici  oratores  non  contemnendi 
quidem  nee  celeritate  nee  copia,  sed  iiarum  pressi  et  nimis  redundantes: 
Bhodii  saniores  et  Atticorum  similiores.  S.  vielmehr  A.  143 c.  144 b.  —  Von 
Athenodoros  von  Rhodos  wissen  wir  nur,  dass  er  gegen  die  Rhetorik 
schrieb,  Quintil.  II,  17,  15. 

124)  Plut.  Caes.  3.  'AnoXXcoviov  xbv  xov  MoXcovog  (vgl.  A.  131).  Cic.  4. 
'AnoXXcovico  xco   MoXcovog  (vgl.  A.  129).    Porphyr,   in  II.  I,  1  ff.  p.  126,  18  ff. 


490         Füntunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

beide  Schüler  des  Meuekles,  siedelten  nämlich  aus  ihrer  Heimat, 
und  zwar  der  Erstere  beträchtlich  früher125),  nach  Rhodos  über126). 
Jedenfalls  war  Molon  bei  Weitem  der  Bedeutendere127).  Er  kam 
81   als  Gesandter,  offenbar  schon  hochbetagt 127b),  nach  Rom,  wo 


Schrad.  (vgl.  A.  139b).  'AnoXXcoviog  b  xov  MöXcovog.  Suet.  Caes.  4  Apollonio 
Moloni  (vgl.  A.  131).  Quintil.  III,  1,  16.  Äpollonius  Molon  (s.  A.  138).  XII, 
6,  7.  Apollonio  Moloni  (vgl.  A.  129).  Ioseph.  c.  Ap.  II,  14,  36  (vgl.  A.  136) 
u.  Schol.  Aristoph.  Nub.  144  (s.  A.  137).  'AnoXXcoviog  6  MoXcov.  Phoebammon 
in  der  A.  118  angef.  St.  'AnoXXcoviog  b  EninXri&Eig  MoXcov.  Schlechtweg 
Molon  nennen  ihn  Alex.  Polyh.  (s.  A.  136),  Cicero  (s.  A.  128—130),  Strabon 
(s.  A.  126.  132)  und  wiederum  Ioseph.  II,  2,  34.  41  u.  ö.  (s.  A.  136),  schlechtweg 
Apollonios  Ioseph.  II,  14,  37,  Aelian.  V.  H.  XII,  25  und  auch  schon  Cicero  (s. 
A.  125),  ausserdem  s.  A.  139.  Vgl.  Diels  Dox.  S.  86,  Marx  Berl.  ph.  Woch.  X. 
Sp.  1007  und  Hillscher  a.  a.  0.  S.  388  f.  (der  freilich  nur  eine  der  bei 
Diels  nicht  angegebenen  Stellen  nachgetragen  hat,  allerdings  die  wichtigste, 
s.  A.  139  b),  ferner  oben  C.  30.  A.  139.  C.  32.  A.  94.  Völlig  verkehrt  ist  also 
die  Behauptung  von  Blass  S.  90,  der  ich  leider  C.-17.  A.  110  gefolgt 
bin  (8.  jetzt  d.  Nachtr.  z.  dieser  St.  hinter  diesem  2.  Bde.),  erst  „spätere 
Unkenntniss  habe  Äpollonius  und  Molon  in  einen  Äpollonius  Molon  zu- 
sammengeschmolzen".   Vgl.  auch  d.  Nachtr. 

125)  In  Folge  des  eben  besprochenen  Irrthums  schliesst  Blass  S.  91 
aus  den  Worten  von  Scaevola  b.  Cic.  de  or.  I,  17,  75:  cum  ego  praetor 
Bhodum  venissem  et  cum  summo  illo  doctore  Apollonio  ea,  quae  a  Panaetio 
acceperam,  contulissem  etc.,  dass  er  es  war,  mit  dem  Scaevola  um  120  in 
Rhodos  verkehrte.  S.  auch  A.  127 b.  Vgl.  M.  Anton,  ebd.  28,  126.  maxime 
probavi  summum  illum  doctorem,  Alabandcnsem  Apollonium,  qui  cum  mercede 
doceret,  tarnen  non  patiebatur  eos,  quos  iudicabat  non  posse  oratores  evadere, 
operam  apud  sese  perdere,  dimittebatque  et  ad  quam  quemque  artem  putabat 
esse  aptum,  ad  eam  impellere  atque  hortari  solebat  (worauf  Crassus  §.  130.  ut 
Äpollonius  iubebat  sich  zurückbezieht)  und  das  Citat  de  inv.  I,  56,  109  des 
rhetor  Äpollonius.  Allein  auch  hier  gilt  die  Regel,  dass,  wo  ein  Name 
ohne  zu  unterscheidenden  Beisatz  genannt  wird,  die  berühmteste  Person 
desselben  gemeint  zu  sein  pflegt,  und  das  summum  illum  doctorem  spricht 
entscheidend  für  Molon. 

126)  Strab.  XIV.  655.  nccö-anso  ncti  'AnoXXcoviog  6  (iccXccy.bg  -aal  MoXcov, 
rjöccv  de  'AXccßccvdsig,  MevsnXsovg  (icc&rjxccl  xov  grjZOQog.  EnEÖrffinGE  8s  ngo- 
zeqov  'AnoXXcoviog,  oips  d'  j\%ev  6  MoXcov,  -acc\  i-cprj  ngog  ccvxbv  ixsivog  „oipl 
poXcov"  ccvxi  xov  iX&av.  661.  avdosg  d'  sysvovxo  Xoyov  cc'%101  ovo  grjxoosg 
ctdsXcpol  'AXaßccvSsig  MbVEY.Xr\g  xs,  ov  itiv/jG&riiisv  lUTtabv  indvoo,  xai  'isgo- 
*d%,  %cu  01  (isxoLY,ri6ccvxEg  sig  xi\v  'Podov  o  xs  'AnoXXcoviog  %al  b  MoXcov. 
Es  ist  freilich  sonderbar,  dass  Strab.  nicht  sagt,  Molon  habe  eigentlich 
auch  Apollonios  geheissen. 

127)  Es  scheint,  dass  Apollonios  6  (iccXccnog  nirgends  ausser  bei  Strabon 
a.  a.  0.  u.  660.  661  erwähnt  wird. 

127b)  S.  A.  125.  Es  steht,  wie  gegen  Wetzel  und  Ellendt  zu  Cic. 
Brut.  89,  307  zu  bemerken  ist,  der  Annahme  Nichts  im  Wege,  dass  er  erst 


Rhod.  Bhetoren.     Apollonios  Malakos  und  Apollonios  Molon.  491 

Cicero  ihn  hörte128),  der  ihn  dann  78  wiederum  in  Rhodos  auf- 
suchte und  den  mässigenden  Einfluss  rühmt,  welchen  derselbe  zu 
beiderlei  Zeiten  auf  seine  eigne  Beredsamkeit  ausgeübt  habe,  und 
ihn  überhaupt  als  Schriftsteller,  als  praktischen  Gerichtsredner 
und  namentlich  als  Lehrer  im  höchsten  Grade  preist129).  Auch 
andere  römische  Staatsmänner  hörten  ihn130),  unter  ihnen  Caesar, 
welcher  eigens  zu  diesem  Zwecke  nach  Rhodos  reiste131).  Von 
seinen  Reden  kennen  wir  aber  mit  Sicherheit  nur  eine  einzige, 
die  gegen  die  Kaunier,  welche  von  den  Rhodern  abgefallen  waren, 
aber  nach  dem  Schiedspruche  der  Römer  denselben  sich  wieder 
unterwerfen  mussten132);  doch  lässt  sich  mit  Wahrscheinlichkeit 
noch  eine  zweite  erschliessen133).  Ausserdem  verfasste  er  aber 
auch  ein  Geschichtswerk  vielleicht  über  Aegypten131),  jedenfalls 

zwischen  30  und  40  Jahren  stand,  als  Scaevola  ihn  in  Rhodos  hörte,  und 
folglich  auch  der  nicht,  dass  wirklich  Molon  dieser  Lehrer  des  Letzteren  war. 

128)  Brut.  89,  312.  codem  tempore  Moloni  dedimus  operam:  dictatore  enim 
Sulla  legatus  ad  senatum  de  Ilhodiorum  praemiis  venerat.  Nach  89,  307. 
eodem  anno  (Sulla  et  Vompeio  Cos.)  etiam  Moloni  Rhodio  Rcmae  dedimus 
operam  et  actori  summo  causarum  et  magistro  müsste  er  auch  vorher  88/7 
schon  einmal  dort  gewesen  sein,  aber  wohl  mit  Recht  hat  Bake  diese 
Worte  gestrichen.  Marx  bei  Hillscher  a.  a.  0.  S.  389.  A.  1  denkt  ihn 
sich  damals  als  Theilnehmer  an  der  Gesandtschaft  des  Poseidonios,  allein 
diese  fand  ja  erst  im  nächsten  Jahre  87/6  Statt  (s.  C.  29.  A.  161),  und  über- 
dies ist  es  kaum  wahrscheinlich,  dass  Cic.  dann  an  der  zweiten  Stelle  den 
betreffenden  Zusatz  gemacht,  an  der  ersten  dagegen  ihn  weggelassen  oder 
wenn  ja,  doch  nicht  wenigstens  dort  ein  Herum  oder  etwas  Aehnliches  hin- 
zugefügt haben  sollte. 

129)  Brut.  91,  316.  Rhodum  veni  meque  ad  eundem,  quem  Romae  audi- 
veram,  Molonem  applieavi  cum  actorem  in  veris  causis  scHytorernque  prae- 
stantem  tum  in  notandis  animadvertendisque  vitiis  et  instituendo  docendoque 
2)rudentissimum.  is  dedit  operam,  si  modo  id  consequi  potuit,  ut  nimis  re- 
dundantis  nos  et  super fluentis  iuvenili  quadam  dicendi  impunitate  et  licentia 
reprimeret  et  quasi  extra  ripas  dif fluentis  coerceret:  ita  me  reeepi  biennio 
post  non  modo  exercitatior ,  sed  probe  mutalus  etc.  Vgl.  Quintil.  XII,  6,  7. 
Plut,  Cic.  4. 

130)  So  Scaevola  (s.  A.  125),  M.  Favoniua  und  T.  Torquatos  (Cic.  ad 
Att.  II,  1,  9.  Brut.  70,  245),  auch  wohl  M.  Antonius  (s.  Cic.  de  or.  I,  28,  126 
[vgl.  A.  125].  II,  1,  3;  vgl.  A.  120). 

131)  Plut.  Caes.  3.  Sueton.  Caes.  4. 

132)  Strab.  XIV.  652.  a.ni6xr\Ga.v  ds  tiote  Kavvtoi  tmv  'Podtcov  hql- 
O-fVTfg  d'  ikl  tcov  'PoDficcicov  äneXrj(pö'T]6ccv  ndXiv  neu  sozl  Xoyog  Molcovog 
ytettec  Kccvvicov. 

133)  Nämlich  de  Wiodiorum  praemiis,  s.  A.  128.    Blass  S.  91  f.  A.  6. 

134)  Cosm.  Topogr.  Christ.  XII.  p.  341.  S.  aber  d.  Nachtr.  z.  C.  17. 
A.  112  hint.  dies.  2.  Bd. 


402         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

dasselbe  mit  der,  wie  schon  gesagt135),  von  Alexandros  dem 
Polyhistor  in  dessen  Buch  über  die  Juden  benutzten  und  diesem 
Volke  feindlichen  Schrift136).  Aus  einer  anderen  Arbeit  von  ihm 
%axa  (piloö6(p(x)v  kennen  wir  noch  seine  kritische  Bemerkung 
über  die  Unächtheit  eines  angeblichen  Orakels,  in  welchem  der 
bekannte  Spruch  der  Pythia  zu  Gunsten  des  Sokrates  in  Tri- 
meter  gefasst  ist137).  Ferner  schrieb  er  auch  ein  rhetorisches 
Lehrbuch138),  in  welchem  er  ganz  besonders  die  Leetüre  zur 
Ausbildung  des  Stils  empfahl139).  Wie  weit  er  freilich  dabei  die 
der  wirklich  classischen  Muster  und  nicht  auch  die  von  Asianern 
im  Auge  hatte,  wissen  wir  nicht.  Endlich  war  er  nach  rhodischem 
Brauch  zugleich  auch  Grammatiker13915).  Jedenfalls  besass  er 
nebst  dem  Aristokles,  welcher  vermuthlich  derselbe  mit  dem 
Philologen  dieses  Namens  und  also  nicht  minder  zugleich  Gram- 
matiker war,  und  zwei  anderen,  ganz  verschollenen  Rhodern 
Artamenes  und  Philagrios140)  eine  einseitige  Vorliebe  für  den 

135)  C.  33.  A.  86.  87. 

136)  In  dem  Auszuge  aus  Alex.  (Fr.  5)  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  19,  1—3. 
420  d — 421  a  heisst  es  freilich  6  dl  xr\v  gvoksvtjv  xtjv  naxcc  'Iovdccioov  yQaipccg 
MoXoov,  aber  es  hindert  Nichts  unter  dieser  Bezeichnung  nur  einen  Theil 
eines  umfassenderen  Werkes  zu  verstehen.  Mehrere  andere  judenfeind- 
liche Aeusserungen  führt  aus  ihm  Ioseph.  c.  A.  II,  2.  7.  14  an,  s.  Müller 
F.  H.  G.  III.  S.  208  f.  A.     Vgl.  auch  C.  38.  A.  71. 

137)  Socpog  ZocponXris,  aocpcoxSQog  d'   EvoLnidtjc, 
ccvdoeov  dl  nccvxtov  ScoyiQcctrjs  aocpcoxccxog 

(s.  Suid.  aoepog).  Schol.  Aristopb.  Nub.  144.  xovxov  (xov  %Qr\6p,bv)  'AnoX- 
Xaviog  6  MoXcov  iv  xm  -naxcc  cpiXoaocpcov  iipsvod'ai  eprjoi'  xovg  yctg  TLv^iv.ovg 
XQr}6(iovg  ^ccfihgovg  shai.  Stand  auch  seine  feindliche  Bemerkung  gegen 
Piaton  (La.  Di.  III,  35)  hier? 

138)  Quintil.  III,  1,  16.  multa  post  (nämlich  nach  Hermagoras)  Apol- 
Jonius  Molon,  multa  Areus,  multa  Caecilius  et  Halicarnasseus  Dionysius. 
Wir  wissen  aber  ausser  dem  gleich  Anzuführenden  von  demselben  weiter 
Nichts,  als  dass  er  sich  der  von  Athenaeos  gegebenen  Definition  der  Figur 
anschloss,  s.  Phoebammon  a.  a.  0.  (A.  118). 

139)  Theon  Prog.  Rhet.  Gr.  II.  61,  28  ff.  Sp.  rj  de  ccvccyvco6ig,  ag  xmv 
7tQsaßvxsQcov  xig  syr},  'AnoXXäviog  Sonst  [ioi  6  *P6diog,  xqocpi]  Xt&cög  £6xi, 
wenn  anders  doch  wohl  auch  hier  M.  und  nicht  jener  andere  Apollonios 
zu  verstehen  ist. 

139 b)  Wie  Marx  Berl.  ph.  Woch.  X.  1890.  Sp.  1007  und  bei  Hill  seh  er 
a.  a.  O.  S.  388.  A.  10  mit  Recht  aus  Porphyr,  a.  a.  0.  (s.  A.  124).  Xvtt,  dl 
xr\v  anoqiav  ccvxog  (näml.  "Ofiqqog),  <bg  'AnoXXcoviog  6  MoXcovog  71ccqi6tt}6l 
%.  x.  X.    Vgl.  C.  30.  A.  199 b. 

140)  Es  müsste  denn  Philagrios  derselbe  mit  Philagros,  dem  Lehrer 
des  Metellus  Nepos  (Plut.  Cic.  26)  sein,  wie  Hillscher  a.  a.  0.  S.  391  ver- 


Rhodische  Ehetoren.     Molon.     Aristokles.     Philagrios  u.  A.  493 

Hypereides,  denn  sie  alle  werden  als  verfehlte  Nachahmer  dieses 
attischen  Redners  bezeichnet,  welche  sich  lediglich  dessen  wenig 
gewählte  Sprache,  aber  nicht  dessen  Anmuth  und  sonstige  Vor- 
züge anzueignen  verstanden 140b).  Ueberladen  also  war  ihr  Stil 
jedenfalls  nicht,  vielmehr  haschten  sie  wahrscheinlich141)  nach 
Wortspielen,  Witzen  und  zugespitzten  Aussprüchen  und  Wen- 
dungen, gleichwie  es  mit  Massen  auch  jenes  ihr  Vorbild  gethan 
hatte142),  während  sie  bei  Demosthenes  hierin  ihre  Rechnung 
nicht  gefunden  hätten143).  Gerade  darin  aber  waren  sie  dem 
Timaeos  und  den  älteren  Asianern  ähnlich  und  verleugneten  die 
Schule  des  Menekles  nicht,  welcher  gleichfalls  weniger  auf  Glanz 
und  Fülle  als  nach  dem  Muster  des  Hegesias  auf  solche  pikante 
Wendungen  sah143b).  Immerhin  jedoch  war  auch  jener  beschränkte 
Grad  von  Atticismus  ein  wesentliches  Mittel-  und  Uebergangs- 
glied  zu  dem  endlichen  Siege  des  letzteren  in  Rom  und  ebendamit 
nach  und  nach  in  der  ganzen  hellenistischen  Welt,  welcher  vou  Athen 
und  Pergamon  aus  allein  schwerlich  errungen  wäre.  Denn  der 
Stern  der  letzteren  Stadt  sank  allmählich,  während  Rhodos  zumal 
durch  Poseidonios  und  Molon  der  besuchteste  Studienort  der 
Römer  wurde.  Und  von  grosser  Erheblichkeit  für  diesen  Lauf 
der  Dinge  war  es  auch,  dass  ebendort,  wie  gesagt,  Rhetoren 
auch  Grammatik  und  Grammatiker  auch  Rhetorik  zu  lehren 
pflegten1430). 


muthet,  was  aber  wohl  kaum  sehr  wahrscheinlich  ist.  Ueber  Aristokles 
aber  s.  C.  20.  A.  75  mit  den  Berichtigungen  hinter  diesem  2.  Bd.,  auch 
C.  30.  A.  199 b. 

140b)  Dionys.  de  Din.  8.  ol  (iev  *T7tEQSidr}v  fitfiovfjisvoL  duxftciQTovTsg 
trjg  %ccQixog  i-necvrig  (wslvovl  Sylburg)  nul  xi\g  aXlr}g  dwccfiscog  avxfi^QOL 
(=  QvnccQoi,  s.  Blass  S.  93.  A.  1)  Tivsg  iyevovzo,  oloi  ysyovaci  ^Podiocuol 
§r}TOQeg  x.  t.  X.  (s.  A.  123). 

141)  Wie  Blass  S.  93  bemerkt. 

142)  Ygl.  Schäfer  Demosth.  II2.  S.  328.  Blass  Att.  Bereds.  IU,  2. 
S.  25  ff. 

143)  Dem  ja  gerade  der  eigentliche  Witz  abging,  wie  schon  Dionys. 
de  vi  Demosth.  54  bemerkt. 

143 b)  S.  A.  121.  Dass  also  die  Rhoder  vermuthlich  in  der  Bekämpfung 
der  Manier  des  Hegesias  nicht  schüchterner  als  Agatharchides  gewesen 
seien,  und  dass  es  scheine,  ,,als  ob  bei  ihrem  gewaltigen  Anstürme  gegen 
diesen  die  Atticisten  nur  offene  Thüren  eingerannt  haben",  ist  sonach  eine 
schwerlich  berechtigte  Behauptung  von  Roh  de  a.  a.  0.  S.  181.  A.  1. 

143 c)  Vgl.  die  Aeusserungen  von  Marx  Berl.  ph.  W.  X.  Sp.  1007  über 
„Rhodos"  als  „das  vielbesuchteste  Bildungscentrum  der  damaligen  Zeit,  neben 


494         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  and  Rhetorik. 

In  Rhodos  wirkten  wohl  auch  die  beiden  Verfasser  der  zwei 
rhetorischen  Lehrbücher,  von  denen  uns  der  Niederschlag  von 
dem  einen,  älteren  in  der  Rhetorik  ad  Herennium,  von  dem  anderen, 
in  welchem  jenes  bereits  benutzt  war,  in  Ciceros  unvollendeter 
Jugendarbeit  de  inventione  geblieben  ist144").  Von  dem  älteren 
dieser  beiden  Rhetoren,  welche  das  Unmögliche  einer  Verschmel- 
zung des  hermagoreischen  rhetorischen  Systems  mit  dem  aristo- 
telischen und  zum  Theil  auch  dem  stoischen  zu  leisten  versuchten, 
ist  es  wahrscheinlich,  von  dem  jüngeren  beinahe  so  gut  wie 
gewiss 144b). 


dem  selbst  der  Glanz  Athens  erbleichte,  Pergamon  überhaupt  kaum  genannt 
wird,  bis  auf  heutzutage,  wo  man  seinen  Einfluss  auf  Rom  unter  dem  Ein- 
druck der  Gesandtschaft  des  Krates  und  der  Berliner  Giganten  mächtig 
überschätzt  hat".  Ich  trage  kein  Bedenken  dem  Gewicht  dieser  Bemerkungen 
so  weit  nachzugeben,  als  es  im  Obigen  geschehen  ist.  Weiter  jedoch  ver- 
mag ich  auch  trotz  des  A.  144 b  z.  E.  Hervorgehobenen  nicht  zu  gehen, 
fürchte  vielmehr,  dass  Marx,  so  sehr  er  in  Bezug  auf  diese  Ueberschätzung 
Recht  hat  (s.  A.  108  ff.),  doch  nun  seinerseits  wieder  den  Einfluss  von 
Rhodos  stark  überschätzt,  dem  doch  die  eigentlichen  Vertreter  des  Atticis- 
mus  in  der  Folgezeit,  Dionysios  und  Caecilius,  wie  gesagt  (s.  A.  123),  so 
kühl  gegenüberstehen.  Auch  ist  nicht  zu  übersehen,  welche  feste  geistige 
Brücke  der  in  Pergamon  wie  in  Rhodos  vorherrschende  Stoicismus  und  das 
Schülerverhältniss  des  Panaetios  zu  Krates  und  vielleicht  auch  zu  Polemon 
(s.  C.  28.  A.  17  ff.)  zwischen  beiden  Orten  schlug.  Dazu  kommt  endlich 
die  schon  erwähnte  und  weiter  unten  näher  zu  besprechende  Thatsache, 
dass  Cicero  unter  dem  Einflüsse  des  Apollonios  Molon  noch  immer  ein 
halber  Asianer  blieb  und  erst  da  diese  Halbheit  aufgab,  wo  es  galt  dem 
Caesar  zu  gefallen.  Und  wenn  die  Römer  nicht  in  Pergamon  zu  studiren 
pflegten  (s.  indessen  A.  197),  so  kamen  dafür,  wie  A.  111  dargelegt  ist, 
die  pergamenischen  oder  pergamenisch  gebildeten  Lehrer  desto  zahlreicher 
nach  Rom. 

144)  S.  A.  93.  Was  wir  beim  Auct.  ad  Herenn.  I,  9, 16  lesen:  adhuc  quae 
dicta  sunt,  arbitror  mihi  conslare  cum  ceteris  artis  scriptoribus,  nisi  quae  de 
insinuationibus  nova  excogitavimus,  quod  eas  soll  praeter  ceteros  in  tria  tempora 
divisimus  etc.  ist,  wie  Marx  a.  a.  0.  Sp.  1003  f.  richtig  bemerkt,  wiederum 
(vgl.  A.  93  z.  E.)  nur  lateinische  Uebersetzung  aus  der  ersteren  griechischen 
T8%vr),  und  ebenso  ist  es  der  Urheber  der  letzteren,  welcher  sich  bei  Cic. 
I,  17,  23  weiterbildend,  wie  auch  A.  93  schon  gesagt  ist,  an  diese  neue  Ein- 
theilung  anschliesst. 

144 b)  S.  Marx  a.  a.  0.  Sp.  1006  ff.  Vgl.  Arist.  Rhet.  H,  23.  1397a  25  ff. 
mit  Cic.  I,  30,  46,  vgl.  ferner  Cic.  II,  29,  87.  32,  98  und  das  Citat  des  Apol- 
lonios I,  56.  Für  den  rhodischen  Ursprung  der  älteren  Ti%vi\  vergleicht 
Marx  Sp.  1007  ad  Her.  I,  11,  18  mit  Cic.  I,  11,  16  (s.  A.  83.  A.  93.  z.  E.) 
und  macht  ferner  geltend,  dass  „mit  der  Rhet.  ad  Her.  wie  mit  der  des 
Quintil.    eine   ars   grammatica   verbunden    war",    dass  hier  „ein  Ausspruch 


Zwei  rhodische  (?)  Hermagoreer.     Aeschylos.     Aeschines.  495 


Seit  der  Zeit  des  zweiten  inithridati  sehen  Krieges  aber 
machte  sich  unter  den  Asianern  eine  neue  Richtung  geltend, 
welche  namentlich  auf  Schwulst  und  Bombast  des  Ausdrucks 
ausging145).     Die  Haupt  Vertreter  derselben  waren 

Aeschylos  von  Knidos,  den  Cicero  in  Asien,  also  78 
hörte146),  und 

Aeschines  von  Miletos,  Ciceros  Altersgenosse147),  welcher 
praktische  Reden  herausgab148)  und  später  wegen  masslos 
frecher  Zunge  gegen  Pompeius  flüchten  musste149). 


des  Aristarch  citirt  wird,  namenlos  natürlich",  dass  „Chares  der  Rhodier 
in  der  Einl.  zum  4.  B.  (6,  9)  als  Beispiel  dienen  muss".  Ist  die  Sache 
richtig,  so  ist  sie  allerdings  ein  starkes  Zeugniss  für  den  rhodischen  Ein- 
fluss  auf  Rom,  da  nicht  bloss  auch  der  wirkliche  Cornificius  (vgl.  A.  92 b) 
auf  dieselbe  Quelle  zurückging,  sondern  „dem  Gewährsmann  des  Auct.  ad. 
Her.  noch  in  der  Zeit  Neros  der  Rbetor  Verginius  Flavus  (s.  Quintil.  III, 
6,  45)  bezüglich  der  Statuslehre  folgte:  er  war  also  eine  Auctorität,  kein 
Rhetor,  dessen  Buch  bald  wieder  vergessen  wurde",  mag  er  nun  Plotius 
gewesen  sein  oder  nicht  (s.  A.  93).  In  Bezug  auf  den  lateinischen  Lehrer 
Ciceros  in' der  Rhetorik  räth  Marx  auf  M.  Pupius  Piso  oder  auf  L.  Aelius 
Stilo,  ,,den  Cicero  zur  Zeit  des  marsischen  Krieges  hörte  und  der  auf 
Rhodos  100  gelernt  hat"  und  nach  Varr.  L.  L.  VI,  59  wohl  als  ein  Vor- 
läufer des  Kampfes  gegen  die  Asianer  angesehen  werden  kann.  S.  Marx 
Sp.  1008.  Es  ist  sehr  möglich,  dass  er  die  Lehre  und  die  kritischen  Zeichen 
des  Aristarchos,  deren  Kenntniss  er  in  Rom  verbreitete,  seinerseits  in 
Rhodos  bei  Dionysios  dem  Thraker  kennen  lernte  (s.  Marx  Interpretationum 
hexas,  Rostock  1888.  S.  10),  es  ist  aber  auch  möglich,  dass  er  sich  diese 
Kenntniss  schon  in  Rom  selbst  bei  Panaetios  (s.  C.  28.  A.  22)  erwarb. 

145)  Cic.  Brut.  95,  325  unmittelbar  nach  den  A.  121  angef.  Worten: 
aliud  autem  genus  est  non  tarn  sententiis  frequentatum  quam  verbis  volucre 
atque  incitatum,  quali  est  nunc  Asia  tota,  nee  jlumine  solum  orationis,  sed 
ctiam  exornato  et  facto  gener e  verborum,  in  quo  fuit  Aeschylus  Cnidius  et 
meus  aequalis  Milesius  Aeschines.  in  his  erat  admirabilis  orationis  cursus, 
ornata  sententiarum  concinnitas  non  erat.  Beide  Richtungen  vereinigte  dann 
in  Rom  Hortensius  in  sich,  wie  Cicero  im  Folgenden  (§.  326)  sagt:  Hor- 
tensius  utroque  genere  florens  etc. 

146)  Cic.  a.  a.  O.  91,  316.  unmittelbar  vor  den  A.  129  angef.  Worten: 
adsiduissime  autem  rnecum  erat  Dionysius  Magnes,  erat  etiarn  Aeschylus 
Cnidius,  Adramyltenus  Xenocles :  hi  tum  in  Asia  rhetorum  prineipes  numera- 
bantur:  quibus  non  contentus  etc. 

147)  S.  A.  145. 

148)  La.  Di.  II,  64  im  Homonymen verzeichniss:  tßdofiog  (Ai6%ivr\g)  Mi- 
X^aog  7toliTi-x.dg  6vyyQacp£vg,  d.  h.  doch  wohl  Verfasser  von  Xoyoi  noliTinoi, 
was  ich  annähernd  durch  „praktische  Reden",  aber  auch  nur  annähernd 
wiedergebe:  ■nolixiv.og  bedeutet  hier  „gemeinbürgerlich  und  gemeinverständ- 
lich";  es  sind  also   solche  Reden,  zu  deren  Abfassung  und  Verständniss 


496         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Me nipp os  aus  Stratonikeia  in  Karien  mit  dem  Beinamen 
Kotokas150)  war  dagegen  wohl  kein  eigentlicher  Asianer,  denn 
er  soll  sich  von  den  Fehlern  beider  Richtungen  frei  gehalten 
haben,  übrigens  auch  zur  Zeit  jenes  Aufenthalts  von  Cicero  in 
Asien   der   bedeutendste   aller   dortigen   Redner  gewesen  sein151). 

Xenokles  von  Adrarnyttion,  gleichfalls  von  Cicero152)  unter 
den  zu  jener  Zeit  von  ihm  gehörten  Rednern  besonders  aus- 
gezeichnet, war  ein  Asianer,  aber  von  ausserordentlicher  Macht 
der  Rede,  wie  er  sie  namentlich  vor  dem  römischen  Senate  in 
der  Vertheidigung  der  Provinz  Asien  gegen  die  Anschuldigung 
ihrer  Hinneigung  zu  Mithridates  bewies153). 

es  keiner  speciellen  Fachkenntniss ,  sondern  nur  der  allgemeinen  Bildung 
bedarf,  also  vor  Allem  gerichtliche  Reden,  aber  auch  Volksreden,  und  je 
nachdem  der  Nebenbegriff  des  Gemeinnützlichen  dabei  mit  hervorgehoben 
wird  oder  nicht,  werden  auch  die  epideiktischen  Reden  im  letzteren  Falle 
mitgerechnet,  im  ersteren  nicht,  und  so  bezeichnet  denn  bei  Isokrates  (am 
Deutlichsten  in  der  Schrift  gegen  die  Sophisten)  der  Gegensatz  von  Iqioziy.oi 
und  noXizmoi  Xöyoi  den  von  Philosophie  und  Redekunst  überhaupt.  Ganz 
so  erscheint  der  letztere  Ausdruck  auch  bei  Pseudo-Anaximenes  (s.  A.  6). 
Daher  giebt  denn  ferner  auch  Hermagoras  bei  Augustin.  Rhet.  4.  p.  138  H. 
vom  nolixmbv  £r}zrjiict  folgende  Definition:  sunt  autem  civües  quaestiones, 
quarum  perceptio  in  communem  animi  conceptionem  potest  cadere,  quod 
Graeci  (d.  i.  Stoici)  %oivy\v  tvvoiav  vocant  etc.  —  Völlig  unbekannt  ist 
Aeschines  von  Mytilene,  welcher  gegen  die  Rhetorik  schrieb:  La.  Di. 
ebendas.  nifinzog  MvziXrjvcciog ,  ov  hccl  QrjzoQOficcGziya  EY.dt.Xovv.  Sehr  schief 
und  ungenau  ist  die  Erörterung  bei  Brzoska  S.  43  f.,  s.  vielmehr  Striller 
S.  18 ff.  Blass  A.  B.  II.  S.  99.  354.  C.  Reinhardt  De  Isocratis  aemulis 
(Bonn  1873).  S.  6  f. 

149)  Strab.  XIV.  635.  xa^5  r)[iccg  ds  Ai<s%Cvr\g  b  qyjzcqq,  6g  iv  cpvyy 
ölezeXeos,  naQQrjaLaoa(isvog  7vsqcc  rov  [iszoiov  nqog  Uo\\,m\iov  Mdyvov.  Nach 
der  Art,  wie  Cicero  sich  in  der  A.  146  angef.  Stelle  äussert,  waren  Aeschylos 
und  Aeschines,  als  er  den  Brutus  schrieb,  wohl  beide  nicht  mehr  am 
Leben. 

150)  Strab.  XIV.  660.  y.dvzccvd'cc  d'  clvrjo  d^ioXoyog  yEyEvi\zui  qtJzojq 
Mivinnog  nazcc  zovg  naziqag  rjfiav  Kozonug  v.aXov(isvog,  6v  paliGza.  etzcuvei 
z(ov  Hctza  zr)v  'Aalccv  Qrjzoqcov ,  cov  fjxQoccGazo  Klxeqcöv  ,  ag  tprjöiv  ev  Zivi 
yQcccpij    (s.    A.  146.  151)    avzog   avyaqlvcov   BevohXel   %a\   zoig    yiccz'    ekelvov 

CCKfltt£0V6lV. 

151)  Cic.  Brut.  91,  315.  unmittelbar  vor  den  A.  146  angef.  Worten: 
post  a  me  tota  Asia  peragrata  est,  (Juiquey  cum  summis  quidem  oratoribus, 
quibuscum  excrcebar  ipsis  libentibus:  quorum  erat  princeps  Menippus  Stra- 
tonicensis  meo  iudicio  tota  Asia  Ulis  temporibus  disertissimus:  et,  si  nihil 
habere  molestiarum  nee  ineptiarum  Atticum  est,  hie  orator  in  Ulis  numerari 
recte  potest.         152)  S.  A.  146. 

153)  Strab.  XIII.  614.   ccvtjq  ds  'AdQctfivzzrivog  qtjx(oq  inicpavrjg  ysysvrjzca 


Menippos.     Xeaokles.     Diodoros.     Dionysios.     Diotrephes.         497 

Diodoros  mit  dem  Beinamen  Zonas  aus  Sardes  verwandte 
oft  seine  Beredsamkeit  im  Dienst  der  Provinz  Asien;  sie  kam 
ihm  aber  auch  in  eigner  Sache  sehr  zu  Statten,  als  Mithridates, 
da  dieser  die  Gewalt  in  Händen  hatte,  ihm  vorwarf,  dass  er  die 
Städte  zum  Abfall  zu  verleiten  suche154).  Wir  besitzen  von 
ihm  noch  eine  Reihe  von  Epigrammen154*5)  aus  dem  Kranze  des 
Philippos,  und  er  ist  entweder  der  älteste  oder  gehört  wenigstens 
zu  den  ältesten  in  denselben  aufgenommenen  Dichtern1540).  Diese 
Ueberreste  liefern  aber  ein  wenig  erfreuliches  Bild  von  seinem 
poetischen  Vermögen:  in  Sprache  und  Stil  geschmacklos,  albern 
und  überladen,  sind  sie  fast  nur  armselige  Variationen  älterer 
Themen 154d). 

Dionysios  von  Magnesia  war  gleichfalls  um  78  einer  der 
bedeutendsten  Redner  in  Asien,  mit  denen  Cicero  damals  am 
Meisten  verkehrte155). 

Diotrephes  aus  Antiocheia  am  Maeandros  war  in  der  ersten 
Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  ein  berühmter  Lehrer  der  Rede- 
kunst156). ) 


Esvo-xXijg,  xov  [ilv  'Aoiccvov  x^QocutrjQog,  ay(aviaxr\g  Ss  sl'  xig  aXXog  ncci  storj- 
nong  vnlo  xrjg  'AaCag  enl  tr^g  cvyY.Xr\xov  ■xaö''  6v  yiaiQbv  ulxCccv  sl%E  Mi&qiöcc- 
xicpov. 

154)  Strab.  XIII.  627  f.  avdosg  S'  al-ioXoyoi  ysyovcca,  xov  avxov  yevovg 
diodcoQOi  ovo  ot  Q^tOQsg,  cbv  6  nosaßvxsQog  shccXeIxo  Zcavccg,  uvt\q  noXXovg 
ccycavccg  ^ycavLa^iivog  v7t£Q  xrjg  'A6iccg,  xccxcc  ds  xr)v  Mi&qidccxov  xov  ßocai- 
Xscog  t'cpodov  alxiccv  l6%i\Y.(Qg  eng  cccpiaxccg  neto'  avxov  xccg  noXsig  ccnsXvaccxo 
xccg  diccßoXccg  cc7toXoyr}6cc[isvog. 

154»»)  Anth.  Pal.  VI,  98.  106.  VII,  365.  404.  IX,  226.  312.  556.  XI,  43. 
„Fast  alle  tragen  das  Lemma  Ztovä  Eccqdiccvov,  eines  (VII,  365)  sogar 
Zavcc  Zccodiavov  xov  nccl  diodcoQov.  VI,  22  ist  bei  Kephalas  a8r\Xov  be- 
zeichnet, bei  Plan.  Zcovcc.  Vgl.  Iacobs  Catal.  poet.  Anth.  Gr.  XIII. 
S.  883".  (Knaack). 

154 c)  „Philipp.  Prooem.  (=  Anth.  Pal.  IV,  2)  11.  Zcavccg  x^tW,  wo- 
gegen der  jüngere  D.  (Strabons  Freund)  12  (diodmoog)  als  L'cav  erscheint". 
(Knaack). 

154 d)  „Meist  nach  Leonidas  von  Tarent.  Ein  zierliches  Epigramm  des 
Glaukos  Anth.  Pal.  IX,  341  hat  er  IX,  556  gründlich  verballhornt.  Der 
Schluss  in  IX,  312  mit  der  gelehrten  Glosse  ist  Entlehnung  aus  älterer 
Vorlage,  vgl.  Bergk  Hermes  XVIII.  1883.  S.  518  f.  Zu  den  erhaltenen  9 
(s.  A.  154'*),  von  denen  XI,  43  das  verhältnissmässig  beste  ist,  kommt  viel- 
leicht (nach  C.  14.  A.  187)  noch  VI,  282".    (Knaack). 

155)  S.  A.  146. 

156)  Strab.  XIII.  630.  oocpicxrjg  dl  tcccqcc  xovxoig  svdof-og  ysysvrjxcci  dio- 
XQtcprig,  ov  Sirj-novcsv  'Tßosccg  6  xa-fr'  rjficcg  ysvopsvog  (i£yi6xog  Qr)xcao. 

Susemihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesoh.    II.  32 


498         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Aus  ungewisser  Zeit  sind  drei  Redner  aus  Tralles: 

Dionysokles  und  der  spätere  Damasos  mit  dem  Bei- 
namen Skombros157),  endlich  der  als  Isokrateer  bezeichnete 
und  also  jedenfalls  mindestens  annähernd  zur  atticistischen 
Reaction  gehörige  und  schwerlich  vor  dem  ersten  Jahrhundert 
lebende  K  rat  es15?),  ferner  auch 

Thaies  von  Kallatis,  ohne  Zweifel  ein  richtiger  Asianer1*9), 
endlich 

Demokritos  von  Pergamon160). 

Interessant  ist  es  zu  hören,  dass  auf  der  anderen  Seite  in 
Athen  schon  98  der  Rhetor 

Menedemos,  welcher  hernach  zwischen  97  und  92  als  der 
erste  Rhetor,  von  dem  wir  es  wissen,  auch  in  Rom  auftrat,  mit 
dem  akademischen  Philosophen  Charmadas  und  dem  stoischen 
Mnesarchos  eine  Disputation  hielt,  welcher  auch  der  Redner 
M.  Antonius  beiwohnte,  und  in  welcher  Menedemos  längere 
Stellen  aus  Demosthenes  anführte  und  die  Vorzüglichkeit  des 
Letzteren  auch  von  den  beiden  Gegnern  zugegeben  ward161). 

Demetrios  der  Syrer,  bei  welchem  Cicero  78  in  Athen 
sich  übte,  welcher  aber  zu  jener  Zeit  schon  alt  war,  soll  ein 
damals  nicht  unberühmter  Lehrer  gewesen  sein102);  von  seiner 
Richtung  aber  wissen  wir  Nichts. 

Pammenes  war  in  Athen  Lehrer  des  M.  Brutus  und  gleich 
Menedemos  ein  eifriger  Verehrer  des  Demosthenes163). 

157)  Strab.  XIV.  649.  sysvovxo  8s  xal  grjrogsg  smcpavstg  diovvGo-*lr\g 
xs  xal  (isrcc  xavxa  Jdpccoog  b  oxoußgog.  Damasos  oder  Damas  wird  aucli 
vom  Rhetor  Seneca  mehrfach  angeführt,  s.  d.  Ind.  v.  Kiessling  und 
Buschmann  a.  a.  0.  S.  14. 

158)  La.  Di.  IV,  23  im  Homonymenverzeichniss :  8svxsgog  (Kgdxrjg)  grj- 
tcag  TgaXXiccvog  'iooHgdzsiog.     Vgl.  Blass  G.  B.  S.  35  f.  72.  101. 

159)  La.  Di.  I,  38.  ysybvccGi  8s  v.cä  dXXoi  OccXul,  xa^ß  yr\Gi  dr\\irixgiog 
b  Mdyvrjg  sv  xolg  'OiiavvfiOLQ,  nsvts.  <ov  itgmxog  gr\T(og  KaXXciTiccvbg  %uv.6- 
tnXog  (vgl.  A.  98:  tfXog  =  xagcoixrig  „Stil"). 

160)  La.  Di.  IX,  49  im  Homonymenverzeichniss:  sxtog  (JrjfioyigLtog) 
nsgya[ir]v6g  dcno  grjTogiHwv  Xoycov. 

161)  Cic.  de  or.  I,  18  ff.,  82  ff.  lässt  wenigstens  den  Antonius  91  die 
Sache  so  darstellen  und  von  M.  sagen -19,  85:  is,  qui  nuper  Bomae  fuit, 
Menedemus,  hospes  meus. 

162)  Cic.  Brut.  91,  315  unmittelbar  vor  den  A.  151  und  unmittelbar 
nach  den  C.  32.  A.  269  angef.  Worten:  eodem  tarnen  tempore  Athenis  apud 
Demetrium  Syrum  veter em  et  non  ignooilem  dicendi  magist rum  studiose 
exerceri  sölebam. 

163)  Cic.  Brut.  97,  332.  te  exercuit  Pammenes  vir  longe  eloquentissimus 


Dionysokl.  Thal.  Demokr.  Mened.  Demetr.  Pammen.  Zen.  Isid.  Euthyd.    499 

In  Asien  kommen  wir,  um  von  Apollodoros  zunächst  noch 
abzusehen,  bereits  in  die  späteren  Zeiten  des  ersten  Jahrhunderts 
hinab  mit 

Zenon  von  Laodikeia  am  Lykos  in  Phrygien,  welcher  in 
dieser  Stadt  ein  politisch  angesehener  Mann  war,  zu  deren  Ge- 
deihen er  wie  nach  ihm  sein  Sohn  Polemon  viel  beitrug164), 
und  40  v.  Chr.  durch  seinen  Einfluss  und  seine  Beredsamkeit 
bewirkte,  dass  dieselbe  dem  T.  Labienus  und  den  Parthern  wider- 
stand165). 

Isidoros  von  Pergamon  ist  wohl  der  jüngste  der  von  dem 
jüngeren  Gorgias166)  benutzten  Redner167),  da  er  bereits  die  von 
dem  Stoiker  Athenodoros  Kordylion  an  den  Schriften  des  Zenon 
von  Kition  begangene  Verstümmelung  erwähnte168). 

Euthydemos  und  Hybreas  von  Mylasa  in  Karien  waren 
Nebenbuhler  in  der  Verwaltung  ihrer  Vaterstadt,  und  der  Letztere 
reicht  bereits  bis  in  die  Zeiten  des  Antonius  und  Octavianus 
hinab.     Hybreas    war    arm    und   von    geringerer   Abkunft,   hörte 


Graeciae.  Or.  30,  105.  hunc  tu  oratorem  (Demosthenem)  cum  eius  studio- 
sissimo  Pammene,  cum  esses  Athenis,  diligentissime  cognovisti.  Vielleicht 
ist  er  auch  derselbe,  welchen  Sen.  Controv.  I,  4,  7  als  guten  Declamator 
erwähnt,  s.  Buschmann  a.  a.  0.  S.  18.  Bursian  Jahresber.  XXII. 
S.  142. 

164)  Strab.  XII.  578.  rav  noXixcov  xivsg  .  .  .  ^isydcXrjv  hnoir\Goiv  ccvxriv, 
'Isq(ov  [ihr  7iq6tbqov  .  .  .  Zrjvav  de  6  q^tcoq  vgtsqov  xul  vibg  ccvzov  TloXe- 
jLtCOV   x.  t.  X. 

165)  Strab.  XIV.  660.  Zrjvmv  u  ActoSmevs  xul  *Tßqeag  ov%  el^ccv  a^cpo- 
tsqoL  QrjtoQsg,  ccXXcc  dns6zr]6ccv  ras  sccvtav  noXsig  %.  t.  X.  Dafür  erhielt 
denn  im  nächsten  Jahre  jener  sein  Sohn  Polemon  einen  Theil  von  Kilikien, 
nämlich  Lykaonien,  mit  dem  Königstitel,  ward  hernach  auch  König  von 
Pontos  und  bekam  noch  etwas  später  auch  Kleinarmenien  und  wurde  end- 
lich als  Gatte  der  Dynamis,  Tochter  des  Pharnakes,  überdies  König  von 
Bo8poros.  In  zweiter  Ehe  heirathete  derselbe  Pythodoris,  eine  Enkelin  des 
Triumvir8  Antonius  und  nach  seinem  Ableben  die  Gemahlin  des  Königs 
Archelaos  von  Kappadokien.  Ein  Sohn  Beider  Zenon  ward  18  n.  Chr. 
König  von  Grossarmenien  und  starb  35  (Tac.  Ann.  II,  66.  VI,  31),  ein  Enkel 
Polemon  war  der  letzte  König  von  Pontos.  S.  über  dies  Alles  und  über 
noch  andere  Nachkommen  Mommsen  Ephem.  epigr.  I.  1872.  S.  270—276, 
vgl.  C.  22.  A.  345  u.  bes.  d.  Nachtr.  dazu  hinter  diesem  2.  Bd.,  auch  C.  33. 
A.  329  ff. 

166)  S.  A.  177. 

167)  S.  Rutil.  Lup.  II,  16. 

168)  S.  C.  32.  A.  49.  Doch  kann  er  dies  ja  möglicherweise  erst  in 
hohem  Alter  gethan  haben. 

32* 


500         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

aber  nach  dem  Tode  seines  Vaters,  welcher  seihst  eine  Redner- 
schnle  gehalten  hatte,  den  Diötrephes  in  Antiocheia169),  kehrte 
dann  in  seine  Heimat  zurück  und  gelangte  hier  im  Wettstreit 
mit  dem  reich  und  vornehm  gebornen  Euthydemos  zu  den  höchsten 
Staatsämtern,  bis  ihn  noch  vor  dem  Partherkriege  dessen  Tod 
allein  am  Ruder  Hess.  Dann  nahm  er  im  Bunde  mit  dem  eben 
genannten  Zenon  dieselbe  Stellung  wie  dieser  in  Laodikeia  gegen 
Labienus  und  die  Parther  ein170),  musste  in  Folge  davon  schliess- 
lich fliehen,  kehrte  aber  später  zurück171)  und  leistete  dann  dem 
Antonius  bei  dessen  unmässigen  Auflagen  muthigen  Wider- 
stand172). Er  galt  als  ein  vorzüglicher  Lehrer  der  Redekunst173), 
wird  aber,  wie  es  scheint,  ausdrücklich  als  Asianer  bezeichnet1731"). 
Gorgias  war  in  Athen  Lehrer  des  jüngeren  M.  Cicero, 
leitete  denselben  aber  auch  zu  Trinkgelagen  und  ähnlichen 
Freuden  an,  so  dass  der  Jüngling  auf  Befehl  des  Vaters  sich 
von   ihm   trennen   musste174).      Er   schrieb   4  Bücher  über  die 

169)  S.  A.  156  und  171. 

170)  S.  A.  165. 

171)  Strab.  XIV.  659  f.  cc^ioXoyovg  8'  sa%sv  ccvdQctg  v.ct&'  rjficcg  xcc  Mv- 
Xccgcc,  QrjTOQCcg  xs  ccfioc  xai  drjfiaymyovg  xr)g  noXstog,  Evfrvdrjfiov  xs  nccl 
*TßQsav.  b  (isv  ovv  Ev&vSrjfiog  in  nqoyovcov  nccQCtXocßobv  ovgiccv  xs  [isyccXrjv 
nccl  So^ccv,  nQOüd'slg  neu  xr\v  dsLvoxr}xat  oux  iv  xr\  naxQidi  povov  [isyccg  r\v 
aXXa  ticcl  iv  xrj  'Acta  xrjg  nqmxrig  r)£iovxo  xt[ir]g-  'Tßgioc  d'  b  nccxrjg,  a>g 
ccvxbg  Sirjysixo  iv  xrj  G%oXrj  nccl  nccqa  xmv  itoXixmv  mfioXoyrjxOj  rjfiiovov 
yiaxiXiits  ^vXocpoQovvxa  kccI  r)fjLLOvrjy6v  diow,ov{isvog  S'  vno  xovxcov  oXtyov 
Xqovov  JioxQscpovg  xov  'Avxio%B(og  r)tiQOccaoc(i8vog  inccvfjX&s  n.  x.  X.  Vgl. 
A.  156. 

172)  Plut.  Anton.  24. 

173)  Hieronymus  führt  ihn  zu  30  v.  Chr.  als  noMlissimus  artis  rhetoricae 
praeeeptor  auf.  Sen.  Suas.  7,  14  nennt  ihn  disertissimus  vir  und  erzählt  zwei 
Anekdoten  von  seinem  gleichnamigen  Sohne  und  dem  des  Cicero  als  der- 
maligem  Proconsul  von  Asien,  vgl.  Buschmann  a.  a.  0.  S.  10 ff.,  und 
führt  ihn  öfter  an  (s.  Kiesslings  oder  H.  J.  Müllers  Ind.,  vgl.  A.  173b). 

173b)  Sen.  Controv.  I,  2,  22  f.  hoc  autem  Vitium  aiebat  Scaurus  a  Graecis 
declamatoribus  tu 'actum,  qui  nihil  non  et  permiserint  sibi  et  inpetr averint. 
Hybreas,  inquit,  cum  diceret  controversiam  de  illo,  qui  tribadas  deprehendit 
et  oeeidit,  describere  coepit  viri  adfectum,  in  quo  non  deberet  exigi  inhonesta . 
disquisitio:  iym  d'  iGKomqG'  ccv  TtQoxeQOv  xov  ccvöqcc  (siy  ysysvvrjxai  xig  r) 
7iQOGSQQcnixcu.  Grandaus  (?) ,  Asianus  aeque  declamator  etc.  (wo  doch  wohl 
nicht  bloss  die  asiatische  Herkunft  bezeichnet  werden  soll).  Dies  hindert 
freilich  Strabon  (s.  A.  156)  nicht  ihn  als  6  yiccft'  r)^iäg  ysvofievog  fiiyicxog 
qtixcoq  zu  bezeichnen. 

174)  Cic.  Sohn  Epist.  XVI,  21,  6  (an  Tiro):  de  Gorgia  autem  quod  mihi 
scribis,  erat  quidem  ille  in  cotidiana  declamatione  utilis,  sed  omnia  post- 


Hybreas.     Gorgias.     Sieg  des  Atticismus  in  Rom.  501 

rednerischen  Figuren,  aus  welchen  Rutilius  Lupus  in  lateini- 
scher Uebertragung  einen  Auszug  in  einem  Buche  machte175), 
aus  dem  wir  selbst  wiederum  noch  einen  in  2  Bücher  getheilten 
besitzen176).  Die  Beispiele  sind  meistens  aus  den  alten  classi- 
schen  Rednern  entnommen,  nämlich  aus  Lysias,  Demosthenes, 
Hypereides,  Lykurgos  nebst  Deinarchos,  Stratokies,  Pytheas, 
demnächst  aus  Demetrios  von  Phaleron,  Demochares,  Charisios, 
Kleochares,  aber  auch  aus  Hegesias,  Sosikrates,  Myron,  Lykon, 
Daphnis,  Isidoros177).  Gorgias  war  also  zwar  ein  Atticist,  aber 
mit  asianischer  Verbrämung178).  Jedenfalls  wohl  ein  anderer 
Gorgias  aus  unbestimmter  Zeit  war  der  Verfasser  einer  Schrift 
über  die  galanten  Damen  Athens  (nsQl  xwv  'A%i\vyi6iv  kxai- 
qlöcov)119),  da  diese  Art  von  Schriften,  deren  Bedeutung  für  die 
Komikerstudien  wir  bereits  kennen  gelernt  haben180),  eine  solche 
ist,  welche  durchaus  in  das  Gebiet  der  Grammatiker  und  nicht 
im  Mindesten  in  das  der  Rhetoren  einschlägt181). 

Jedenfalls  wäre  nun  aber  doch  der  Atticismus  in  Griechen- 


pcsui,  dummodo  praeceptis  patris  parerem:  dictQQrjdriv  enim  scripserat,  ut 
eum  dimitterem  statim:  tergiversari  nölui,  ne  mea  nimia  anovörj  suspicionem 
ei  aliquam  inportaret  etc.  Plut.  Cic.  24.  roqyCav  ds  xov  QrjtoQci  ccMiapsvog 
elg  rjöovag  ncci  notovg  n^odysiv  xo  iieiqccxiov  äitsXccvvsi  trjg  awovoiocg 
avTOv. 

175)  Quintil.  IX,  2,  102.  Rutilius  Gorgian  secutus  .  .  .  cuius  quattuor 
libros  in  unum  suum  transtulit. 

176)  S.  Blass  G.  B.  S.  97  f.  A.  5.    Teuffei  R.  L.-G.  §.  270. 

177)  S.  das  Genauere  bei  Blass  S.  98.  A.  1.  In  Bezug  auf  Lykon  vgl. 
A.  96  f.  und  C.  2.  A.  763. 

178)  Dabei  ist  indessen  zu  bedenken,  was  schon  Ruhnken  Hist.  crit. 
or.  Gr.  S.  49  und  Brzoska  S.  19  richtig  bemerkt  haben,  v.  Wilamowitz 
Heim.  XII.  1877.  S.  332  f.  A.  12  aber  nicht  bedacht  hat,  dass  es  für  ihn 
doch  nur  darauf  ankam  für  jede  Figur  die  angemessensten  und  deutlichsten 
Beispiele  zu  wählen  und  nicht  darauf,  ob  dieselben  aus  mehr  oder  weniger 
classischen  Auetoren  waren,  und  dass  die  Figuren  des  Gedankens  (a^^ata 
wjg  duxvoiag)  überhaupt  erst  von  Isaeos  ab  aufzutreten  beginnen. 

179)  Ath.  XIII.  567  a.  583  d.  596  f. 

180)  C.  16.  A.  47b.  48.     Vgl.  C.  27.  A.  54.    0.  30.  A.  43. 

181)  Ob  ferner  der  in  Rede  stehende  G.  der  „Sophist"  war,  welchem  Poll. 
IX,  1  (vgl.  15)  ein  6vo(icc6Tixbv  ßißliov  zuschreibt,  und  was  für  eine 
Bewandniss  es  mit  dieser  Schrift  hat,  ist  ungewiss.  —  Nur  beiläufig  sind 
hier  noch  zwei  andere  Rhetoren  zu  nennen,  der  aus  Cic.  p.  Flacc.  18,  42  u.  ö. 
bekannte  Herakleides  von  Temnos  und  Theodotos  von  Samos,  der 
Lehrer  von  Ptolemaeos  XII  und  Mörder  des  Pompeius  (Appian.  B.  C. 
II,  84,  90,  vgl.  Sen.  Controv.  II,  4,  8.     Quintil.  III,  8,  55  f.). 


502         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

land  und  in  der  hellenistischen  Welt  erlegen182),  und  mit  ihm 
würden  wahrscheinlich  die  Meisterwerke  der  attischen  Beredsam- 
keit und  auch  wohl  der  attischen  Geschichtschreibung  allmählich 
ebenso  untergegangen  sein  wie  zum  Glücke  jetzt  vielmehr  die 
Afterproducte  der  Asianer.  Gab  es  doch  nachweislich  schon 
eine  Zeit,  und  zwar  etwa  die  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts,  in  welcher  von  Isokrates  nur  noch  ein  einziges,  an 
manchen  Stellen  bereits  schadhaft  gewordenes  Exemplar  existirte183). 
Aber  Rom  verhalf  dem  Atticismus  zu  einem  wenigstens  ^bedingten 184) 
Siege  und  in  Rom  selbst  der  Einfluss  des  Caesar  und  des  Augustus185). 
Noch  Hortensius  war  dort  reiner  Asianer186).  Cicero,  wie  schon 
bemerkt,  schwankte  und  stand  noch,  als  er  seine  Bücher  de 
oratore  schrieb,  auf  einem  ähnlichen  Standpunkt  wie  etwa  der 
jüngere  Gorgias,  wenn  er  auch  auf  der  anderen  Seite  schon  da- 
mals den  Demosthenes  für  den  grössten  Redner  erklärte  und  sich 
das  nicht  abzuleugnende  Verdienst  erworben  hat,  dass  er  stets 
für  diese  Ueberzeugung  sein  ganzes  Gewicht  in  die  Wagschale 
legte.    Der  ältste  eigentliche  Atticist  unter  den  römischen  Rednern 


182)  S.  A.  112. 

183)  Wie  schon  C.  16.  A.  56  hervorgehoben  wurde.  Denn  dass  aus 
einem  solchen  Exemplar  nicht  bloss  unsere  Handschriften,  sondern  auch 
schon  die  des  Dionysios  von  Halik.  geflossen  sind,  hat  ß.  Keil  Analecta 
Isocratea,  Prag  u.  Leipzig  1885.  S.  73—88  einleuchtend  nachgewiesen.  In 
Bezug  auf  Thukydides  s.  v.  Wilamowitz  Herrn.  XII.  1877.  S.  333  f.  A.  13, 
dessen  allerdings  über  das  richtige  Mass  hinausgehende  Erörterung  durch 
die  Gegenbemerkungen  von  Rühl  Herodotisches,  Philologus  XLI.  1886. 
S.  74  f.  doch  nur  theilweise  (s.  C.  22.  A.  229)  berichtigt  oder  entkräftet  ist. 
Dass  „die  Philologen  sich  um  ihn  nicht  kümmerten",  ist,  so  weit  man, 
wie  billig  (was  auch  gegen  Hart  mann  a.  a.  0.  S.  2 — 10.  17  bemerkt  sei), 
von  den  bloss  pinakographischen  Arbeiten  absieht,  freilich  nur  ein  Schicksal, 
welches  er  Jahrhunderte  lang  mit  fast  allen  Prosaikern  theilte ,  und  gerade 
von  ihm  gab  es,  wie  wir  C.  30.  A.  314  sahen,  doch  eine  oder  mehrere 
commentirte  Ausgaben  schon  zu  Ciceros  Jugendzeit  oder  wenigstens  ein 
Glossar,  wie  Wilamowitz  selbst  anerkennt  (vgl.  freilich  d.  Nachtr.  z. 
jener  Anm.). 

184)  Ich  gebrauche  diesen  vorsichtigen  Ausdruck,  weil  ich  den  Aus- 
führungen von  Roh  de  in  der  angef.  Abh.  gegen  Kaibel  Dionysios  von 
Halikarnass  und  die  Sophistik,  Hermes  XX.  1885.  S.  497—513  eine  gewisse 
Berechtigung  nicht  absprechen  kann.  Ganz  hat  mich  eben  weder  Kaibel 
noch  Rohde  überzeugt;  das  Nähere  jedoch  gehört  nicht  hieher. 

185)  Dionys.  de  antiqu.  or.  1.  ccixia  xj\g  [isrccßoXfjg  iysvsxo  'Pdfir}  x<u 
xctvxr\q  avxr\g  oi  dvvaoxsvovxsg. 

186)  S.  A.  145. 


Sieg  des  Atticismus  in  Rom.  503 

scheint  M.  Calidius  gewesen  zu  sein,  aber  er  erlag  64  im  Process 
gegen  Q.  Gallius  dem  Cicero187).  M.  Brutus  war  ein  eifriger 
Verehrer  des  Demosthenes188),  aber  schwerlich  bedeutend  weder 
als  Redner  noch  als  Philosoph 189).  Neben  ihnen  standen  ab- 
gesehen von  Caesar  noch  Q.  Cornificius  und  Andere;  ganz  be- 
sonders aber  ragte  unter  den  ächten  Atticisten  der  Dichter  und 
Redner  L.  Licinius  Calvus  hervor,  der  glückliche  Nachahmer  des 
Lysias,  Hypereides  und  Demosthenes  und  der  nicht  minder  glück- 
liche Nebenbuhler  des  Cicero  in  der  gerichtlichen  Beredsamkeit, 
und  nach  dessen  glänzenden  Erfolgen  in  den  Anklagereden  gegen 
Vatinius  (56  und  54)  und  in  der  Vertheidigung  des  P.  Sestius  (56) 
sah  sich  denn  auch  Cicero  genöthigt  zu  der  neuen  Theorie  mit 
einigem  Vorbehalt  überzugehen  und  ihr  auch  in  der  Praxis 
Rechnung  zu  tragen,  im  Allgemeinen  nur  bedingt,  vollständig 
aber  in  seinen  vor  Caesar  gehaltenen  Reden190),  und  auch  die 
älteren  Classiker  Thukydides  und  Lysias  eifrig  zu  studiren 191). 
Man  wird  nun  aber  unter  diesen  Umständen  schwerlich  fehl- 
greifen mit  der  Annahme192),  dass,  wie  schon  gesagt,  unter  den 
gleichzeitigen  griechischen  Rhetoren  zum  Mindesten  kein  anderer 
so  erfolgreich  diese  ganze  Bewegung  beeinflusst  hat  als  der- 
jenige Mann,  welcher  von  Caesar  zum  Leiter  des  Octavianus 
bestimmt  ward,  und  von  dem  wir  wissen,  dass  er  Lehrer  des 
Calidius  war,  und  vermuthen  dürfen,  dass  er  auch  der  des  Cae- 
cilius  gewesen  ist193).     Es  war  dies 


187)  Cic.  Brut.  80,  277  f.     S.  A.  197. 

188)  Cic.  Or.  30,  105,  vgl.  13,  40  und  A.  163. 

189)  Quiutil.  X,  1,  23.     Tac.  dial.  21. 

190)  Besonders  pro  Ligario  und  pro  rege  Deiotaro.  S.  C.  Guttmann 
De  earum  quae  vocantur  Caesarianae  orationum  Tullianarum  dicendi  genere, 
Greifswald  1883.  8.  (Doctordiss.). 

191)  Das  Genauere  über  den  Entwicklungsgang  dieser  Dinge  und  be- 
sonders des  Cicero  gehört  nicht  hieher,  sondern  in  die  römische  Litteratur- 
geschichte.  Hier  sei  nur  noch  nächst  den  bahnbrechenden  Bemerkungen 
von  Wilamowitz  a.  a.  O.  S.  332  f.  A.  12  auf  die  Untersuchungen  von 
Harn  eck  er  Cicero  u.  die  Attiker,  Jahrb.  f.  Philol.  CXXV.  1882.  S.  601—611 
und  in  der  Rec.  von  Brzoskas  Diss.  ebendas.  CXXIX.  1884.  S.  41—48 
verwiesen. 

192)  Von  Wilamowitz  a.  a.  0.     S.  A.  111. 

193)  Quintil.  IX,  1,  12.  Apollodorus,  si  tradenti  Caecilio  credimus, 
incomprehensibilia  huius  partis  (näml.  de  figuris)  praecepta  existimavit. 
S.  Wilamowitz  a.  a.  0.  und  vgl.  A.  207.     Weise  a.  a.  0.  S.  6  fi'. 


504         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Apollodoros194)  von  Pergamon195),  welcher  etwa  zwischen 
104  und  100  geboren  zu  sein  scheint196).  Zunächst  lehrte  er 
ohne  Zweifel  in  seiner  Vaterstadt197),  dann  siedelte  er  nach  Rom 
über,  wo,  wie  gesagt,  der  junge  Octavianus  sein  Zögling  wurde198) 
und  er  sich  den  Beifall  Caesars  dergestalt  erwarb,  dass  derselbe 
diesem  seinem  Neffen  45  ihn,  der  damals  ungefähr  sechzig  bis 
vierundsechzig  Jahre  zählen  mochte,  auch  nach  Apollonia  mit- 
gab199).    Sicher  kehrte  er  dann  gleich  nach  Caesars  Ermordung 


194)  Piderit  De  Apoll odoro  Pergameno  et  Theodoro  Gadarensi  rhtto- 
ribus,  Marburg  1842.  4.  Schanz  Die  Apollodoreer  und  die  Theodoreer, 
Hermes  XXV.  1890.  S.  36—54.  G.  Ammon  Apollodoreer  und  Theodoreer, 
Bl.  f.  d.  bayer.  Gymnw.  XXVII.  1891.  S.  231—237  (ging  mir  erst  unmittelbar 
vor  dem  Drucke  zu). 

195)  S.  A.  199.  201  und  Strab.  XIII.  625,  wo  auch  er  unter  den  be- 
rühmten Pergamenern  erscheint:  'AnoXXodcoQog  6  q^xwq  b  xocg  xexvccg  avy- 
YQaipag  %cci  xr\v  'AnoXXodcoQBLOv  cclqsgiv  nccqayaywv ,  rjxig  nox'  eaxi'  noXXcc 
yccq  S71SHQCCT8L)  (isi'£ova  8e  rj  xa^'  fjfiäg  s'xovta  xr\v  xqiaiv ,  u>v  Igxi  xal  r\ 
'A7toXXoda>QSLog  aiQsaig  nal  f)  ©soöeoQSiog.  Mit  Recht  findet  Roh  de  a.  a.  0. 
S.  181  in  dieser  Aeusserung  eine  „fühlbare  Ironie":  „Strabon  hält  die  ganze 
Streitsache  für  eine  Angelegenheit  der  Schulpedanten,  die  ihn  wenig 
interessirt". 

196)  S.  A.  199. 

197)  S.  über  seine  von  dort  gebürtigen  Schüler  A.  202.  203.  Da  Cali- 
dius,  wie  aus  Cic.  Brut.  79  f.,  274—278  erhellt,  wo  offenbar  von  ihm  als 
einem  Verstorbenen  die  Rede  ist,  47  schon  todt  war,  ist  es  unwahrschein- 
lich, dass  dieser  erst  in  Rom  sein  Schüler  (s.  A.  199)  geworden  sein  sollte, 
s.  Piderit  S.  6  f.  (doch  vermag  ich  nicht  mit  Piderit  und  Harnecker 
Jahrb.  CXXV.  S.  607  f.  irgend  welches  Gewicht  darauf  zu  legen,  dass 
Cicero  hier  diesen  weder  als  Atticisten  noch  als  Schüler  des  A.,  dagegen 
vorher  78,  271  den  Accius  Pisaurensis  als  Hermagoreer  bezeichnet,  s.  A.  90). 
Worauf  die  Behauptung  von  Rohde  a.  a.  0.  S.  175  f.  A.  1  beruht,  der 
Atticismus  des  Calidius  könne  „jedenfalls  kein  ganz  unverfälschter  nnd 
ungemischter  gewesen  sein",  weiss  ich  nicht. 

198)  Sei  es  nun,  dass  er  schon  vorher  dort  lehrte  oder  dass  Caesar 
ihn  zu  ebendiesem  Zwecke  dorthin  zog. 

199)  Von  Octavianus  heisst  es  in  der  schon  C.  32.  A.  100  angef.  Stelle 
Sueton.  Octav.  89:  magistro  dicendi  usus  Apollodoro  Fergameno,  quem  iam 
gr andern  natu  Apolloniam  quoque  (also  hatte,  wie  Piderit  S.  7  richtig 
bemerkt,  derselbe  ihn  schon  vorher  in  Rom  gehört)  secum  ab  urbe  iuvenis 
adhuc  eduxerat.  60  Jahre  sind  das  Mindeste,  um  die  Bezeichnung  iam 
grandem  natu  zu  rechtfertigen,  viel  darüber  wird  man  aber  auch  nicht 
hinausgehen  dürfen,  da  sie  andrerseits  dem  Gegensatz  zu  Liebe  gemacht 
ist  und  so  auch  der  Ansatz  des  Hieron.  zu  63  v.  Chr.  Apollodorus  Perga- 
menus,  Graecus  rhetor,  praeceptor  Cdlidii  et  Augusii,  clarus  habetur  am 
Besten  passt.     So  beruht  denn  hierauf  die  obige,  von  Piderit  S.  6   ge- 


Apollodoros  von  Pergamon.  505 

mit  dem  Octavianus  nach  Rom  zurück  und  blieb  bei  diesem  in 
hoher  Gunst200),  bis  er,  82  Jahre  alt201),  ungefähr  zwischen  22 
und  18  starb.  Er  hinterliess  eine  zahlreiche  Schule  unter  Griechen 
und  Römern202),  und  von  diesen  seinen  Schülern  stellten  seine 
Lehren  ausführlicher  als  er  selbst  C.  Valgius  Rufus  lateinisch 
und  Dionysios  mit  dem  Beinameu  „der  Attiker"203)  griechisch 
dar203b).     Er   selbst   scheint   nur   wenig    geschrieben    zu    habeu: 


\ 


billigte  Berechnung  Frandsens  M.  Vipsanius  Agrippa,  Altona  1836.  S.  228 
von  der  Geburtszeit  des  A.  Ungenau  sagt  Quintil.  III,  1,  17  (s.  A.  209): 
Apollodorus  Pergamenus  rhetor,  qui praeceptor  Apolloniae  Gaesaris  Augusti 
fuit.     Vgl.  auch  A.  200.  201. 

200)  Strab.  a.  a.  0.  fährt  fort:  [iccXioxa  Ss  s^rjos  xov  AnoXXodoooov  q  xov 
Kcci6ctQog  cpiXCa  xov  2eßa6xov,  dida.ow.aXov  xa>v  Xoyoav  ysvopevov. 

201)  Pseudo-Lukian.  Macrob.  23.  'AnoXXodcoQog  ds  6  IlsQya^rjvog  qiJxcoq 
fteov  Kaiaaqog  Zeßaoxov  diddonaXog  ysvopevog  xai  avv  'Aftrivodcogcp  xco 
Taqaev  cpiXo6oq)(p  naidevcag  avxov  s'^rjas  xavxd  x<o  'A&rivodcoQG),  lxr\  bydor\- 
xovxa  ovo.     Vgl.  C.  32.  A.  64. 

202)  Die  Apollodoreer,  s.  Strab.  a.  a.  0.  (A.  195).  Quintil.  III,  1,  18 
(A.  209),  vgl.  II,  11,  2.  IV,  1,  60.  Von  Römern  gehörten  ausser  Calidius, 
Matius,  Valgias  Rufus,  Domitius  (s.  A.  199.  206.  207)  zu  seinen 
Schülern  angeblich  Vipsanius  Atticus  (Sen.  Contr.  II,  5,  11,  wo  aber 
wohl  mit  Weich ert  De  Caesaris  Augusti  pueritia,  Grimma  1841.  S.  83 
Dionysio  für  Vipsanio  zu  lesen  sein  wird,  jedenfalls  war  er  nicht,  wie 
noch  Kiessling  frageweise  annimmt,  ein  Tochtersohn  des  T.  Pomponius 
Atticus,  s.  Piderit  S.  16  f.),  jedenfalls  Turrinus  Clodius  der  Aeltere, 
der  Freund  des  Rhetors  Seneca  (Contr.  X.  Pro.  14—16.  Piderit  S.  17  f.), 
Bruttedius  Niger  der  Aeltere  (Sen.  ebend.  II,  9,  36,  vgl.  A.  215.  Suas. 
6,  20  f.,  von  welchem  Piderit  S.  19  f.  mit  Recht  den  Jüngeren,  den  Freund 
des  Seianus,  der  22  n.  Chr.  Prätor  war  und  dann  mit  Seianus  getödtet 
ward,  Tac.  Ann.  III,  66.  luven.  10,  83,  unterschieden  hat;  Kiessling 
wirft  wieder  beide  zusammen,  ebenso  Teuffel-Schwabe  R.  L.-G.  IIÖ. 
§.  276,  4),  von  Griechen  ausser  Dionysios  dem  Attiker. von  Pergamon 
(s.  A.  203)  noch  Moschos  von  Pergamon,  welcher  wegen  Giftmischerei 
aus  Rom  verbannt  wurde  und  dann  in  Massilia  lehrte,  s.  Hör.  Ep.  I,  5,  9 
und  dazu  Porphyr.  Sen.  Contr.  II,  5,  13.  Moschum  (so  schon  Piderit  S.  13. 
A.  2)  Apollodoreum  (so  Teuf  fei),  qui  reus  venefici  et  a  Pollione  Asinio 
defensus,  damnatus  Massiliae  docuit  (was  man  früher  in  Folge  der  ver- 
derbten Ueberlieferuug  auf  A.  selbst  bezog).  Vgl.  auch  Bursian  Jahresb. 
XXII.  S.  142,  Brzoska  S.  64  f.,  Hillscher  S.  393.  In  Bezug  auf  Caecilius 
s.  A.  193. 

203)  Welcher,  wie  es  scheint,  für  seinen  ausgezeichnetsten  Schüler 
galt:  Strab.  a.  a.  0.  fährt  weiter  fort:  ^aQ'rixriv  d'  t6%sv  a^ioXoyov  Jiovv- 
Giov  xov  t7Ciy,Xrftbvxa  'Arxinov,  itoXixriV  avxov'  xai  yccq  oocpioxrjg  i\v  ixavog 
ual  6vyyoacptvg  nai  Xoyoyodyog.     Vgl.  Brzoska  S.  64. 

203b)  S.  A.  207. 


506         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

uns  ist  von  ihm  nur  sein  rhetorisches,  dem  C.  Matius  zu- 
geeignetes Lehrbuch,  welches  gleich  dem  des  Hermagoras,  an 
dessen  System  er  sich  mit  manchen  erheblichen  Abweichungen 
anschloss204),  von  sehr  trockener  Darstellung  war205),  und  ein 
litterarisches  Sendschreiben  an  Domitius206)  bekannt,  in 
welchem  er  ausdrücklich  die  Urheberschaft  an  verschiedenen 
anderen    Compendien    ablehnte,    die   schon   bei   seinen  Lebzeiten 

204)  Seine  Theorie  beschränkte  sich  ausdrücklich  auf  die  gerichtliche 
Beredsamkeit,  Quintil.  III,  1,  1,  vgl.  II,  15,  12.  non  multum  ab  hoc  fine 
(näml.  Ziel  der  Redekunst  sei  ducere  homines  dicendo  in  id,  quod  actor  velit) 
abest  Apollodorus  dicens  iudicialis  primum  et  super  omnia  esse  persuadere 
iudici  et  sententiam  eins  ducere  in  id,  quod  velit.  nam  et  ipse  oratorem 
fortunae  subicit,  ut,  si  non  persuaserit ,  nomen  suum  retinere  non  2)0SSit, 
s.  A.  219 e.  Seine  Definitionen  von  vnoQ'EGig  (causa)  und  nsQi6zaGig  (nego- 
tium) giebt  Quintil.  III,  5,  17  nach  Valgius  (s.  A.  207)  an.  Er  bestritt  die 
Unterscheidung  von  &£6ig  und  vno&soLg  (Augustin.  Rhet.  p.  140.  negat 
quicquam  aliud  esse  hypothesin  quam  thesin,  neque  ullius  momenti  esse  discri- 
men  personarum).  Ferner  Hess  er  nur  die  drei  älteren  özccasig  (vgl.  A.  83) 
stehen,  und  zwar  so,  dass  er  sie  unter  zwei  Rubriken  vertheilte,  die  That- 
frage  (Ttgayfiazwov),  mit  welcher  der  Gzoxaa^og  zusammenfällt,  und  unsere 
Beurtheilung  derselben  (zo  tcbqi  ivvoiccg),  unter  welche  die  noiozrjg  und  der 
ogog,  von  ihm  neql  zov  ovopcczog  genannt,  fallen,  s.  Quintil.  III,  6,  35. 
idem  dicit  Apollodorus,  cum  quaestionem  (=  £?JT^a)  aut  in  rebus  extra 
positis,  quibus  coniectura  explicatur,  aui  in  nostris  opinionibus  existimat 
positam,  quorum  illud  izQccyiiuziyiov,  hoc  nsql  evvoCctg  dicit.  §.  36.  rdiqua 
Apollodorus  duo  vult  esse,  qualitatem  et  de  nomine,  id  est  fmitivam  (s.  A.  217), 
vgl.  Piderit  S.  30—32.  Ueber  seine  Auffassung  der  dvzinazrjyoQia  s.  Quintil. 
VII,  2,  20.  Sehr  eingehend  und  subtil  behandelte  er  auch  die  rhetorische 
Topik  (Quintil.  V,  13,  59.  miror  inter  duos  diversarum  seetarum  velut  duces 
non  medioeri  contentione  quaesitum ,  singulisne  quaestionibus  subickndi  cssent 
loci,  ut  Theodoro  placet,  an  prius  docendus  iudex  quam  movendus,  ut  prae- 
cipit  Apollodorus,  tamquam  perierit  haec  ratio  media  etc.,  vgl.  A.  219),  die 
zahlreichen  beim  Prooemion  in  Betracht  kommenden  Gesichtspunkte  (Quintil. 
IV,  1,  50  f.  negant  Apollodorum  secuti  tris  esse,  de  quibus  supra  diximus, 
praeparandi  iudicis  partes,  sed  multas  species  enumerant  etc.)  und  die  Arten 
der  Sir\yr\aiq  (Tac.  dial.  19  unmittelbar  vor  den  A.  90  angef.  Worten:  longa 
prineipiorum  praeparatio  et  narrationis  alte  repetita  series  et  multarum  divi- 
sionum  ostentatio  et  mille  argumentorum  gradus.  Ueber  seine  Definitionen 
des  7tQooL(iiov  und  der  dtriyriaig,  die  er  beide  gleich  den  übrigen  Theilen 
einer  Rede  für  unentbehrlich  erklärte  (vgl.  A.  215.  219)  s.  Anon.  Segu. 
I.  434  Speng.  Rh.  Gr.  VII a.  53  W.  Quintil.  IV,  2,  31  (vgl.  A.  217).  Vgl. 
Piderit  S.  34—37.  Schanz  S.  37—39.  In  Bezug  auf  die  X&g  kennen 
wir  seine  A.  193  mitgetheilte  Aeusserung  über  die  Figuren. 

205)  Tac.  a,  a.  0.,  s.  A.  90. 

206)  Vielleicht  Domitius  Marsus,  wie  Spalding  zu  Quintil.  III,  1,  18 
vermuthet.     S.  Piderit  S.  25  f. 


Apollodoros  von  Pergamon.     Theodoros  von  Gadara.  507 

unter   seinem   Namen  in  Umlauf   gesetzt  waren207),  vermutlilich 
von  Schülern. 

Theodor os  von  Gadara208),  der  Nebenbuhler  des  Apollo- 
doros und  gleichfalls  Stifter  einer  eignen  rhetorischen  Secte209), 
war  jedenfalls  nicht  unbeträchtlich  jünger,  da  seine  Blüte  ins 
Jahr  33  gesetzt  wird210)  und  er  Lehrer  des  Tiberius,  zunächst 
ohne  Zweifel  bereits  in  Rom  war211).    Später  lehrte  er  in  Rhodos, 


207)  Quintil.  III,  1,  18.  sed  Apollodori  praecepta  magis  ex  discipulis 
cognoscas ,  quorum  düigtntissimus  in  tradendo  fuit  Latine  G.  Valgius, 
Graece  Atticus.  nam  ipsius  sola  videtur  ars  edita  ad  Matium,  quia  ceteras 
missa  ad  Domitium  epistula  non  agnoscit.  Quintil.  hat  also  diese  Ars 
(Strab.  a.  a.  0.  tag  xi%vccg}  s.  A.  195),  wie  Piderit  S.  27.  A.  1  richtig  be- 
merkt, nicht  selbst  benutzt,  sondern  neben  dem  Brief  an  Domitius  nur 
die  Aufzeichnungen  des  Valgius  Rufus  (s.  über  diesen  Teuf  fei  R.  L.-G. 
§.  241)  und  des  Attikers  Dionysios  (s.  Piderit  S.  16  und  A.  202.  203),  vgl. 

III,  5,  17  (s.  A.  204).  V,  10,  4,  so  wie  des  Caecilius,  s.  A.  193.  Matius  ist 
C.  Matius  der  Aeltere,  der  Freund  Caesars,  aber  nicht  seiner  Politik, 
s.  Piderit  S.  22  ff. 

208)  Strab.  XVI.  759.  ix  de  xöäv  rccdccQoov  .  .  .  ©eööcoQog  6  xatf'  i)(iccg 
QrjtaQ.  Suid.  (nach  Hermippos  dem  Berytier).  (dsodcoQog  rccdccQsvg  go- 
cpiGtr\g  dnb  dovXcov  diddöHccXog  ysyovag  TißsQiov  Kai6(XQog,  snsl  de  (eneidri? 
Blass  S.  158  f.  A.  6,  wohl  ohne  Zweifel  richtig,  s.  A.  228)  övvsKQLd'r]  nsQL 
GocpLGTiHfjg  ayo)VL6d(iSvog  Hoxu\i<avi  %a\  'Avxindxqq)  sv  avxfj  xij  *P(o(iy  (dann 
folgt  der  auf  irgend  einer  Verwechselung  [nach  der  ansprechenden  Muth- 
massung  von  Hillscher  S.  398  mit  dem  C.  14.  A.  183  erwähnten  Lob- 
sänger der  Kleopatra]  beruhende  Zusatz:  in'  'AdQiavov  Kaicagog  b  vibg 
[viiovbg?  Hill  seh  er]  avxov  'Avxcoviog  Gvy%Xr\xiY.bg  iysvsxo).  S.  ferner  A.  209. 
210.  211.  217.  Piderit  s.  A.  194.  Vgl.  auch  Cichorius  Rom  u.  Mytilene 
S.  62  f.,  welcher  an  das  dnb  dovXayv  die  Vermuthung  knüpft,  Th.  oder  seine 
Eitern  seien  im  mithridatischen  Kriege  nach  der  Zerstörung  von  Gadara 
als  Kriegsgefangne  nach  Rom  gekommen,  Hillscher  a.  a.  0.  S.  396  f. 

209)  Der  Theodoreer,  s.  Strab.  a.  a.  0.  (A.  195).  Quintil.  III,  1,  17  f. 
praeeipue  tarnen  in  se  converterunt  studia  Apollodorus  .  .  .  (s.  A.  199)  et 
Theodorus  Gadareus,  qui  se  dici  maluit  Bhodium,  quem  studiose  audisse, 
cum  in  eam  insulam  seccsslsset,  dicitur  Tiberius  Caesar,  hi  diversas  opiniones 
tradiderunt,  appellatique  inde  Apollodorei  ac  Theodorei  ad  morem  certas  in 
2)hilosophia  seetas  sequendi    II,  11,  2.   III,  3,  8  (s.  A.  217).  11,  27  (s.  A.  217). 

IV,  2,  32  (s.  A.  219). 

210)  Von  Hieron.  z.  Euseb.  Chron.  II.  p.  141  Seh. 

211)  In  der  That  eben  um  33  bis  30.  Suet.  Tib.  57.  saeva  ac  Jenta 
natura  ne  in  puero  quidem  latuit,  quam  Theodorus  Gadareus,  rhetoricae 
praeeeptor,  et  perspexisse  primus  sagaciter  et  assimilasse  aptissime  visus  est, 
subinde  in  obiurgando  appellans  eum  nrjXbv  ai'iiuxi  nscpvgfisvov.  Vgl.  auch 
Suid.  (A.  208)  und  Cichorius  S.  63:  „er  wird  schon  einige  Jahre  vor 
723   (31)    den    rhetorischen   Unterricht    desselben    geleitet   haben,    da   der 


508         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

wohin  er  schon  vor  6  n.  Chr.  übersiedelte212),  und  wo  auch 
Tiberius  von  Neuem  ihn  hörte213)  und  er  vermuthlich  bis  zu 
seinem  Tode  blieb.  Und  so  wollte  er  denn  auch  lieber  Khoder 
als  Gadarener  genannt  sein214).  Von  seinen  sonstigen  Schülern 
ist  der  jüngere  Hermagoras  der  bekannteste215).  Von  seinen 
rhetorischen  und  sonstigen  Schriften  sind  uns  mehrere  Titel 
überliefert216).  Sein  rhetorisches  ■  System  war  gleich  dem  des 
Apollodoros  auf  das  des  Hermagoras  gebaut;  in  seinen  Ab- 
weichungen von  dem  Letzteren  trat  er  keineswegs  überall  denen 
des  Apollodoros  feindlich  gegenüber;  vielleicht  war  er  in  dem 
einen  oder  anderen  Stücke  weniger  pedantisch  als  dieser,  während 
er  nach  anderen  Richtungen  denselben  an  Subtilitäten  und  Spitz- 
findigkeiten, wo  möglich,  noch  überbot217).    Aber  die  Unterschiede 

Knabe  bereits  721  (33)  seinem  Vater  Tib.  Nero  die  Leichenrede  halten 
konnte"  (Sueton.  Tib.  6:  neun  Jahre  alt). 

212)  Denn  in  diesem  Jahr  ging  ja  Tiberius  dorthin  in  die  Verbannung. 
Cichorius  a.  a.  0.  vermuthet,  dass  die  Uebersiedlung  schon  bald  nach 
27  v.  Chr.  Statt  gefunden  habe,  als  Tiberius  in  den  cantabrischen  Krieg 
(vgl.  A.  226)  gegangen  war,  das  ist  aber  doch  sehr  ungewiss. 

213)  und  214)  Quintil.  a.  a.  0.,  s.  A.  209. 

215)  S.  A.  81.  Ausserdem  kennen  wir  nur  noch  den  Römer  Syriacus 
Vallius  (s.  Kiesslings  Ind.  zum  Rhet.  Sen.),  von  dem  es  bei  Sen.  Contr. 
II,  1,  36  heisst:  Niger  Bruttedius  cum  ageret  obiecit  Syriaco  (vgl.  §.  34  f.), 
quod  causam  non  posuisset,  et  fnonj  institit  adsidue,  quare  non  adpareret  etc. 
cum  responderet  Cyriacus,  ait:  primum  non  apud  eundem  praeceptorem 
studuimus:  tu  Apollodorum  habuisti,  cui  semper  narrari  placet,  ego  Tlieo- 
doruniy  cui  non  semper.    deinde  etc. 

216)  Suid.  fährt  fort:  ßißfo'cc  d'  eyqatps  tibqI  zmv  sv  cpoovcctg  grjtovptvcov 
y  ,  nsql  iotoqiccq  cc\  nsql  ftsotcog  cc\  nsql  diaXänrcov  bfiOLOTrjtog  Kai  ano- 
ÖBi&eog  ß\  nsQi  noXitsiocg  ß\  nsql  Koilrjg  Zvgiag  cc\  nsql  Qrjtogog  dvvd- 
fiecog  a  v.cu  uXXa.  Vgl.  Quintil.  III,  1,  18  unmittelbar  nach  den  A.  207 
angef.  Worten:  plura  scripsit  Theodorus. 

217)  Ueber  seine  Definition  der  Rhetorik  berichtet  Quintil.  II,  15,  20  f.: 
illud  de  omnibus,  qui  circa  civiles  demum  quaestionts  oratorem  iudicant  ver- 
sari,  dictum  sit,  excludi  ab  iis  plurima  oratm'is  officia,  illam  certe  lauda- 
tivam  totam?  quae  est  rhetorices  pars  tertia.  cautius  Theodorus  Gadareus, 
ut  tarn  ad  eos  veniamus,  qui  artem  quidem  esse  eam,  sed  non  virtutem  (wie 
die  Stoiker)  putaverunt.  ita  enim  dicit,  ut  ipsis  eorum  verbis  utar,  qui 
liaec  ex  Graeco  transtulerunt:  ars  inventrix  et  iudicatrix  et  enuntiatrix  de- 
cente  ornatu  secundum  mensionem  eius,  quod  in  quoque  potest  sumi  persuasi- 
bile,  in  causa  civili,  vgl.  16.  omnia  subiecisse  oratori  videtur  Aristoteles, 
cum  dixit  vim  esse  videndi,  quid  in  quaque  re  possit  esse  pcrsuasibile  .  .  . 
qui  fines  .  .  .  solam  complectuntur  inventionem.  quod  Vitium  fugiens  Theo- 
dorus vim  putat  inveniendi  et  eloquendi  cum  ornatu  credibilia  in  omni  ora- 
tione  etc.     S.  A.  219e.     Danach  kann   (was    Schanz    a.  a.  0.    [s.   A.  194J 


Theodoros  von  Gadara.  509 

Beider  in  der  Theorie  als  solcher  waren  doch  verhältnissmässig 
nur  von  untergeordneter  Art;  der  Gegensatz  zwischen  ihnen  und 
ihren  Schulen  lag  vielmehr  in  den  Grundsätzen  über  die  An- 
wendung derselben,  und  hier  nahmen  Theodoros  und  die  Theo- 
doreer  die  ungleich  freiere  und  cter  Empirie  ihren  gehörigen 
Raum  gebende  Stellung  ein218).    Während  Apollodoros  und  seine 

S.  37  f.  übersieht)  nicht  von  ihm,  sondern  erst  aus  seiner  Schule  stammen, 
was  Quintil.  III,  3,  8  angiebt:  Theodor  ei  fere  inventionem  duplicem  verum 
atque  elocutionis,  deinde  tris  ceteras  partes.  Die  Unterscheidung  von  &eotg 
and  v7t6&E6is  verwarf  auch  er,  traf  aber  eine  andere  Bestimmung,  s.  Theon 
Progymn.  I.  p.  109  W.  II.  p.  120,  19  Sp.:  ©eoSoaQog  da  6  rccduQSvg  (&86iv 
nQoariyoQSVHs)  ■nsopdXcciov  iv  vno&süsi,  genauer  nscpdXcciov  ysvLxov  (nicht 
ysvixcoxaxov,  wie  Schanz  S.  38  in  verwirrter  Darstellung  angiebt):  Quintil. 
[II,  10,  3.  has  Hermagoras  et  Apollodorus  et  alii  plurimi  scriptores  proprie 
juaestiones  vocant,  Theodorus  .  .  .  capita  gener älia,  sicut  Mas  minores  aut 
zx  Ulis  pendentes  specialia.  Die  oxocaig  nannte  er  nscpccXaiov  ysvi-ücoxaxov, 
Quintil.  III,  6,  2,  vgl.  III,  11,  26  f.  und  Hermog.  de  stat.  1  (II.  133  Sp.). 
Qeber  ihr  Wesen  hatte  er  nach  Fortun.  I,  27.  p.  101  H.  im  Gegensatz  zu 
Hermagoras  (Quintil.  III,  6,  21)  und  Apollodoros  diejenige  Ansicht,  welche 
Quintil.  (ebendas.  §.  13)  dem  Cornelius  Celsus  zuschreibt,  dass  man  sie  von 
der  Partei  aus  zu  bestimmen  habe,  welcher  der  Beweis  obliegt,  non  in  eo, 
iix  quo,  sondern  in  eo,  quod  probamus,  s.  Pider it  S.  30  f.  Im  Uebrigen 
nachte  er  hier  dieselbe  zweigliedrige  Haupttheilung  wie  Apollodoros,  nur 
dass  er  vielmehr  die  Bezeichnungen  nsgl  ovciccg  und  itEql  cvfißEßrj'noxmv 
gebrauchte,  gliederte  dann  aber  die  zweite  Gattung  vierfach,  in  xi,  nolov, 
rtoaov ,  nqog  xi ,  so  dass  er  also  fünf  besondere  GxoKsig  erhielt  oder,  wie  er 
irie  nannte,  nsyalaia,  (Quintil.  III,  6,  36  unmittelbar  nach  den  A.  204 
angef.  Worten:  idem  Theodorus,  qui  de  eo  an  sit  et  de  accidentibus  ei,  quod 
esse  constat,  id  est  nsQi  ovaiocg  yiocl  cvfjbßsßrjyiöxcov  existimat  quaeri.  nam 
in  Ms  omnibus  prius  genus  conietturam  habet,  sequens  reliqua.  sed  haec 
reliqua  Apollodorus  duo  vult  esse  etc.  [s.  A.  204],  Theodorus  (quattuory, 
quid,  quäle,  quantum,  ad  aliquid,  vgl.  §.  51.  Theodorus  quoque,  ut  dixi, 
isdem  gener alibus  capitibus  utitur:  an  sit?  quid  sit?  quäle  sit?  quantum  sit? 
ad  aliquid,  auch  11,  3.  27).  Im  Gegensatz  zu  Hermagoras  bezeichnete  er 
die  {ioqicc  itEQiaxccöfcog  vielmehr  als  axoi%£ia.  xov  ngccy^iaxog  (Augustin.  7. 
p.  141  H.).  Auch  in  der  Definition  der  dirjyrjGig  wich  er  von  Apollodoros 
ab  (Anon.  Seguer.  Rh.  Gr.  I.  p.  434  Speng.,  ungenau  Quintil.  IV,  2,  31; 
vgl.  auch  Anon.  Segu.  p.  439,  32  ff.  6  de  radaqsvg  OsodcoQog  xfjv  ni&ccvo- 
X7]xa  povrjv  uqbxiiv  vorigst  xi]g  dirjyrjCEayg  x.  x.  X.).  Vielleicht  gehörte  er  zu 
den  quidam,  welche  nach  Quintil.  III,  5,  17  die  vno&scig  ähnlich  definirten 
wie  Apollodoros  die  izegfoxccoig.  Ueber  einen  anderen,  ungleich  wichtigeren 
von  Quintil.  V,  13,  59  bezeichneten  Gegensatz  zwischen  Beiden  s.  A.  204 
und  bes.  A.  219.  Vom  Prooemion  lehrte  er,  dass  ausser  dem  eigentlichen 
auch  noch  innerhalb  der  Rede  bei  schwierigen  Punkten  specielle  Prooemien 
in  Anwendung  zu  bringen  seien,  Quintil.  IV,  1,  23  f. 

218)  Wie  Schanz  besonders  aus  dem  Anon.  Seguer.  gezeigt  hat. 


510         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Anhänger  die  unbedingte  und  ausnahmslose  Befolgung  der  theo- 
retischen Vorschriften  verlangten,  machten  sie  die  Anwendung 
derselben  von  den  jedesmaligen  Umständen  abhängig  und  stellten 
sie  also  als  blosse  Regeln  hin,  die  je  nach  diesen  gegebenen 
Verhältnissen  auch  Ausnahmen  und  Abweichungen  nicht  bloss  ge- 
statten, sondern  sogar  erfordern219).  Es  war  also  derselbe  Streit 
wie  zuvor  der  in  der  Grammatik  über  Analogie  und  Anomalie 
und  bald  hernach  der  auf  dem  Gebiete  der  Rechtspflege  unter 
den  römischen  Juristen21915).  Mit  Recht  aber  hat  man  neuestens2,9c) 
den  Ursprung  desselben  auf  den  Gegensatz  des  Piaton  und  Aristo- 
teles gegen  die  ältere  und  auch  noch  die  isokrateische  Rhetorik 
zurückgeführt:  die  Anschauungsweise  des  Apollodoros  und  seiner 
Anhänger  wurzelt  in  der  letzteren,  die  des  Theodoros  und  seiner 
Nachfolger  ist  eine  Nachwirkung  aristotelischer  Lehren219*3).  Dies 


219)  Die  Rede  braucht  nicht  immer  alle  ihre  möglichen  Theile  zu 
haben,  unter  Umständen  sind  vielmehr  (vgl.  dem  gegenüber  A.  204)  Prooe- 
mion  (Anon.  Segu.  p.  430  ff.,  vgl.  Quintil.  IV,  1,  72)  oder  di^yrjGig  (Sen. 
Contr.  II,  1,  36  [s.  A.  215].  Anon.  Segu.  p.  441,  vgl.  Quintil.  IV,  2,  4) 
wegzulassen;  die  uitodsi^ig  allein  darf  natürlich  nie  fehlen  (Anon.  Segu. 
p.  453).  Auch  die  Reihenfolge  dieser  Theile  ist  nicht  immer  unverrückbar 
dieselbe  (An.  p.  442,  vgl.  Rh.  Gr.  VII.  53  Walz),  kein  Theil  ist  ein  schlechthin 
unzertrennbares  Ganzes  (Anon.  p.  443.  457;  hieher  gehört  auch  jener  von 
Quintil.  V,  13,  59  berührte  Gegensatz,  s.  Schanz  S.  47  f.).  Nicht  jede 
zweckmässig  eingerichtete  Rede  ist  daher  ein  einheitlich  in  sich  abge- 
schlossenes Kunstwerk  (An.  p.  443 ,  vgl.  Rh.  Gr.  a.  a.  0.  p.  53,  16).  Selbst 
die  Regel,  dass  die  Erzählung  deutlich,  kurz  und  wahrscheinlich  sein 
müsse,  ist  nicht  immer  anwendbar  (An.  p.  439,  27  ff.  Quintil.  IV,  2,  32), 
und  wenn  auch  von  Natur  verschiednen  Arten  von  Reden  auch  verschiedne 
Figuren  zukommen,  so  kann  doch  durch  [Lifirjoig  auch  dieser  Satz  umge- 
stossen  werden  (Quintil.  IX,  1,  10  ff.  vgl.  m.  Alex.  Rh.  Gr.  III.  p.  11  Speng.). 

219b)  Schanz  S.  63f.         219c)  So  Ammon  a.  a.  0. 

219d)  Mit  Recht  hebt  Ammon  S.  233  f.  (in  einer  freilich  nicht  durch- 
weg correcten  Darstellung)  hervor,  wie  „Aristoteles  immer  wieder  betont, 
dass  ausser  der  Beweisführung  in  der  Rede  alles  Andere  nebensächlich  sei", 
und  wie  er  auch  im  3.  B.  nur  zwei  noth wendige  Theile  einer  Rede  anerkennt : 
13.  1414a  31  ff.  xo  xs  iZQuyiia  slnsiv  nsql  ov  xca  xovx'  <x7tod£i£cci  v..  x.  X. 
(wozu  dann  allerdings  gewöhnlich  noch  Prooemion  und  Epilog  kommen). 
Wenn  er  dann  aber  1414 a  36  ff.  fortfährt:  vvv  8s  ölcclqovgl  ysXotcog4  diri- 
yr\Gig  yccQ  nov  xov  diHccvMOv  fiovov  Xoyov  sgxlv  x.  x.  X.,  so  ist  damit  (wie 
gegen  Ammon  bemerkt  sei)  freilich  darüber  noch  gar  Nichts  entschieden, 
ob  Aristoteles  gleichwie  Theodoros  in  der  gerichtlichen  Rede  die  di^yrjGig 
unter  Umständen  für  entbehrlich  oder  gar  unzulässig  ansah;  eher  ist  das 
Gegentheil  anzunehmen,  denn  hier  ist  diese  doch  wohl  eben  das  xo  nqäy^a 

£  (TIS  IV   7ZSQL    ov. 


Theodoros  von  Gadara.     Unbekannter  stoischer  Rhetor.  511 

zeigt  sich  auch  in  der  entgegengesetzten  Auffassung  der  Aufgabe, 
welche  beide  Theile  dem  Redner  stellten:  Apollodoros  erwartet 
und  verlangt  von  ihm  unbedingte  Ueberzeugungs-  oder  Ueber- 
redungskraft,  Theodoros  hält  sich  mit  Aristoteles  auch  hier  an 
das  Praktische,  an  das  unter  den  gegebenen  Umständen  Mög- 
liche2106). „Und  so  mochten  die  beiden  hervorragenden  Rhetoren 
der  augusteischen  Zeit  oder  richtiger  ihre  Anhänger,  welche  den 
zwar  nie  ganz  erloschenen,  aber  doch  zurückgetretenen  Gegen- 
satz von  Neuem  anfachten,  in  den  Augen  der  Mit-  und  Nachwelt 
leicht  als  Schöpfer  neuer  Systeme  gelten"219*),  und  in  der  That 
liegt  zwischen  Aristoteles  und  Theodoros  nicht  minder  als  zwischen 
Aristoteles  und  Apollodoros  die  tiefe  Kluft,  welche  die  herma- 
goreische  Rhetorik  von  der  peripatetischen  trennt 219g). 

Noch  vor  dem  älteren  Seneca,  ja  auch  noch  vor  Cicero  und 
dem  Auetor  ad  Herennium  scheint  auch  derjenige  vermuthlich 
stoische  Rhetor  gelebt  zu  haben,  aufweichen  in  letzter  Instanz 
grossentheils  die  Darstellung  bei  Sulpicius  Victor  zurückgeht220). 

219 e)  Vgl.  Ammon  S.  235  f.  Es  tritt  dies  sofort  deutlich  zu  Tage, 
wenn  man  die  Definition  des  Apollodoros  (Quintil.  II,  15,  12,  s.  A.  204) 
mit  der  des  Theodoros  (Quintil.  II,  15,  21,  s.  A.  217)  vergleicht.  Die  letztere 
mag  griechisch  ungefähr  so  gelautet  haben:  qriroQiyiri  egxi  ti%vri  svqbxiy.7] 
hccl    yiQitiY.7\    (hierüber    s.   A.  92)    ■aal    SQtirivsvtiKri    [tstä    nqbnovzog    noöfiov 

Xßta    TO     7tSQL     8HCC6TOV     SVÖ  8%6(lSVOV     7CL&CCVOV     SV     ItQUyyiCLXl    TZOllTMO) 

(vgl.  Spengel  Rhein.  Mus.  XVIII.  S.  235.  AmmonS.  235),  und  sie  ist 
in  der  That  aus  der  des  Aristoteles  von  der  Theorie  der  Rhetorik  Rhet. 
1,2.  1355b25f.  sota*  8rj  $ritOQixri  dvv<x(iig  tcsql  %%a6tov  tov  d,£(0Qjj6cci 
to  lvdB%6^svov  m&otvuv  hervorgewachsen,  jedoch  mit  dem  wesentlichen 
Unterschiede,  dass  Aristoteles  mit  dieser  seiner  Definition  in  folgerichtiger 
Durchführung  seines  A.  219 d  bezeichneten  Standpunkts  diese  Theorie  auf 
die  nicrsig,  also  die  svgsGig  beschränkt,  so  dass  die  in  dem  ursprünglich 
eine  besondere  Schrift  bildenden  3.  B.  behandelte  Lehre  von  der  Xs£ig  und 
Tct&g  nur  eine  Hülfs Wissenschaft  zu  ihr  bildet,  während  Theodoros  durch 
die  Zusätze  %ai  HQuinr}  xai  sQiirjvsvTiKri  diese  Beschränkung  (wie  auch  bei 
Quintil.  a.  a.  0.  §.  16  bemerkt  ist,  s.  A.  217)  ausdrücklich  aufhebt.  Immer- 
hin aber  missbilligt  er  die  andere  Beschränkung  seitens  des  Apollodoros 
auf  die  gerichtliche  Rede  (s.  A.  207),  und  ob  er  durch  das  iv  nQayfiatL 
itoXiti-HG)  die  epideiktische  ausschliessen  wollte,  steht  durchaus  nicht  so 
fest,  wie  Ammon  S.  236  meint:  cautius  Theodorus  Gadareus  sagt  Quintil. 
(s.  A.  217),  und  ausserdem  vgl.  A.  148.  Jedenfalls  stand  er  auch  hierin 
dem  Aristoteles  ungleich  näher.         219^  Ammon  S.  237. 

219ß)  Es  ist  ein  grosser  Fehler  bei  Ammon,  dass  er  dies,  um  nicht 
zu  viel  zu  behaupten,  mindestens  ungesagt  lässt. 

220)  Striller  S.  28  f.  schliesst  dies  Erstere  daraus,  dass  hier  (p.  314. 
316  II.)   im   Gegensatz   zu  Hermagoras   auch   ftsasig  mit  persönlicher   Be- 


512         Fünfnnddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Auch  hier  bildet  das  System  des  Hermagoras  die  Grundlage,  aber 
die  Umgestaltungen  sind  sehr  beträchtlich221). 

Endlich  muss  schon  hier  auch 

P  o  t  a  m  o  n   von    Mytilene 222) ,    Sohn    des    hochangesehenen 


ziehung  angenommen  und  der  Unterschied  zwischen  ftscig  und  vnoftsaig 
vielmehr  in  den  theoretischen  oder  praktischen  Zweck  gesetzt  wird,  ebenso 
bej  einem  auch  sonst  vielfach  den  Stoiker  folgenden  Anon.  VII.  2  -W.,  dass 
ferner  auch  schon  Quintil.  III,  5,  17  f.  diese  Theorie  kennt,  und  dass  der 
Unterschied  der  Suasorien  und  Controversien  bei  Sen.  nahe  mit  ihr  ver- 
wandt ist.     Im  Uebrigen  s.  A.  221. 

221)  Nächst  dem  eben  angegebenen  Punkt  kommt  die  Eintheilung  der 
ftsaig  in  iync6[ii,ov  und  ipoyog,  der  vnoftsoig  in  Xoyog  GvfißovXsvtiYog  und 
diY,ctvi*6g  in  Betracht  (s.  auch  Anon.  VII.  2  f.  W.  nach  der  Berichtigung 
von  Spengel  Rhein.  Mus.  XVIII.  S.  500),  vgl.  Striller  S.  32.  Vielleicht 
rührt  von  diesem  Schriftsteller  auch  die  Bezeichnung  der  Theile  der  Rhe- 
torik vielmehr  als  Aufgaben  (sgycc)  derselben  (opera  rhetorices,  Quintil.  III, 
3,  13)  oder  des  Redners  her,  dann  muss  es  aber  (was  Striller  S.  31  ff. 
verkennt)  wieder  ein  anderer  gewesen  sein,  welcher,  hierin  sich  an  ihn 
anschliessend,  die  drei  alten  (aristotelischen)  genera  dicendi  als  Theile  der 
Rhetorik  bezeichnete  und  nicht  als  Arten  der  Thesis  und  Hypothesis 
(Quintil.  ebend.  §.  14);  jedenfalls  tritt  an  die  Stelle  der  v.QiGig  bei  Herma- 
goras hier  die  vor\aig  (lat.  intellectio,  s.  Sulp.  Vict.  p.  315.  intellegendum 
primo  loco  thesis  sit  an  hypothesis.  cum  hypothesin  esse  intellexerimus ,  id 
est  controversiam ,  intellegendum  erit  an  consistat,  tum  ex  qua  specie  sit, 
deinde  ex  quo  modo,  deinde  cuius  Status,  postremo  cuius  figurae)  und  t(x£ig 
und  ohovoiLict  werden  Theile  der  dux&saig  [=  naturalis  und  artificiosus 
ordo]}  vgl.  schon  Auct.  ad  Herenn.  III,  9,  16  f.  Cic.  de  or.  II,  76,  307,  ferner 
Fortunat.  p.  120  H.  Anon.  VI.  35.  VII.  17  W.),  so  dass  denn  also  vor\Gig, 
zvQsoig  und  did&86ig  diese  drei  tQya  sind  (Sulp.  a.  a.  0.,  vgl.  Rh.  Gr. 
V.  3.  217.  VII.  13  W.  und  Weiteres  b.  Spengel  a.  a.  0.  S.  503  ff.),  sei  es 
nun  dass  Xi&g  oder  iQ^vsta  und  vnoYQiaig  auch  noch  mit  zur  diafttaig 
gerechnet  wurden  (Sulp.  p.  320),  sei  es  dass  etwa  erstere  gleichwie  bei 
den  Theodoreern  (s.  A.  217)  mit  zur  svqsGig  gezogen  ward  (wenn  anders 
bei  dem  Anon.  VII.  15  die  Sache  so  steht:  8sl  ov  povov  evquv  aXXa  xat 
8Q(ir}vsvaaL)  und  die  v7coY.qicig  gleich  der  \ivr\yn\  der  Natur  verbleiben  sollte 
(vgl.  Sulp.  p.  321,  17.  pronuntiatio  .  .  .  artis  quidem  quodam  modo  non  est), 
s.  Striller  S.  35  ff.  Vgl.  Volkmann2  S.  29:  „Rh.  Gr.  VI.  35  dagegen 
kommt  vnoYQiaig  als  viertes  tgyov  zu  vorjGig,  avQsaig,  diuftsaig  hinzu,  von 
Xs£ig  aber  ist  weiter  keine  Rede".  Endlich  ist  Striller  S.  43  f.  geneigt 
demselben  stoischen  Rhetor  auch  die  Unterscheidung  der  diaiqsüig  in 
TCQoriyovpsvri  und  o\vayv.aia.  (Fortunat.  p.  115  =  nostrarum  et  adversarii 
propositionum  enumeratio  Quintil.  IV,  5,  1)  und  die  entsprechende  der 
Argumente  (Sulp.  p.  324.  Apsin.  I.  9.  10.  21  Speng.  Gregor.  Cor.  VII. 
1225,  17  W.)  zuzuschreiben. 

222)  Cichorius  Rom  und  Mytilene,  Leipzig  1888.  8.  S.  8—47.  62—64. 
Römische  Staatsurkunden  aus  dem  Archive  des  Asklepiostempels  zu  Mytilene, 


Potatnon  von  Mytilene.  513 

Philosophen  Lesbonax  223);  behandelt  werden,  da  er  schon  45  ein 
berühmter  Rhetor,  Redner  und  Staatsmann  war  und  an  der  Spitze 
einer  Gesandtschaft,  zu  welcher  auch  Krinagoras  gehörte 223b),  an 
den  römischen  Senat  geschickt  wurde,  um  bei  demselben  die 
Erneuerung  des  Bündnisses  mit  seiner  Vaterstadt  zu  erwirken224). 


Sitzungsber.  der  Berl.  Akad.  1889.  S.  953—973.    Vgl.  C.  Mueller  F.  H.  G. 
III.  S.  505.    Hillscher  a.  a.  0.  S.  395—397. 

223)  Ausser  den  von  Cichorius  veröffentlichten  Inschriften  s.  Suid. 
FIozcc^cov  MvTiXrjvctLog,  vibg  Asoßcova-Atog,  qtjtcoq.  soocpiGTSV68v  iv  'Pcofirj  Eni 
KcciöciQog  TißsQiov  *..  x.  X.  (s.  A.  229.  232).  Suid.  AsößcovccZ,  MvTLXqvatog,  cpiXo- 
ßocpog,  ysyovag  ln\  Avyovarov,  natrjQ  IJordfiojvog  tov  cpiXoöocpov.  tyQocips 
nXsiaTct  cpiXoGocpa:  hier  ist  cpiXoGocpov  statt  Q^roQog  entweder  durch  eine  Ab- 
irrung in  Folge  des  voraufgehenden  cpiXoöocpog  und  des  nachstehenden  cpiXo- 
öoycc,  wie  Wachsmath  bei  Cichorius  R.  u.  M.  S.  65  meint,  oder  durch  eine 
Verwechselung  mit  dem  gleichzeitigen  P.  aus  Alexandreia  (s.  C.  32.  A.  309  ff.) 
entstanden,  wie  Rohde  Gr.  Rom.  S.  341  ff.  A.  3  annimmt,  der  übrigens 
ohne  Grund  auch  diesen  Lesbonax  ans  einem  Philosophen  zum  Rhetor 
macht  (s.  Rud.  Mueller  De  Lesbonacte  grammatico,  Greifswald  1890.  8. 
Doctord.  S.  101  f.  A.  2).  An  der  Herstellung  der  richtigen  Chronologie 
haben  Rohde  a.  a.  0.  und  besonders  Cichorius  mit  Erfolg  gearbeitet, 
doch  sind  auch  bei  Letzterem  noch  Unrichtigkeiten  beigemischt,  s.  A.  224. 
228.  235.  Lesbonax  erscheint  als  Philosoph  auch  in  der  Inschrift  Eph. 
epigr.  II.  S.  11.  TLoxc^Kovog  tov  vofio&itov  xal  AsößcovciKTog  reo  cpiXoaocpco 
neben  seinem  Sohne  und  auf  einer  Münze  bei  Mionnet  Descr.  116.  Suppl.  84 
unter  dem  Strategen  Heroetas,  ohne  Zweifel  dem  Vater  des  Theophanes 
(s.  C.  33.  A.  136b),  also  wohl  noch  aus  seiner  Lebzeit,  während  er  auf  einer 
anderen  (85),  somit  nach  seinem  Tode  geprägten  und  noch  einer  dritten 
(Mionnet  III.  S.  48.  Nr.  116)  riQcag  veog  genannt  wird,  s.  Cichorius  R. 
u.  M.  S.  65  f.  Mit  Recht  haben  daher  schon  Plehn  Lesb.  S.  217,  Boeckh 
C.  I.  G.  II.  S.  194  und  C.  Mueller  a.  a.  0.  ihn  von  dem  Rhetor  unter- 
schieden, von  welchem  wir  noch  zwei  Declamationen  besitzen,  und  welchen 
man  in  die  augusteische  Zeit  lediglich  auf  Grund  der  verkehrten  entgegen- 
gesetzten Annahme  und  der  falschen  Chronologie  bei  Suid.  verlegte.  In 
Wahrheit  kann  der  Philosoph  Lesbonax  (spätestens  etwa  100,  wahrscheinlich 
aber  früher  geboren,  s.  A.  224.  230.  231)  höchstens  bis  in  die  Zeit  des 
Augustus  hinein  gelebt  haben.  Wann  der  gleichnamige  Rhetor  schrieb, 
gehört  nicht  hieher,  und  ebenso  ungewiss  ist  es,  wann  und  von  was  für 
einem  Lesbonax  die  gleichfalls  erhaltene,  mindestens  von  dem  Vater  des 
P.  sicher  nicht  herrührende  kleine  Schrift  tzeqi  c%7}ilccx(öv  verfasst  ist,  s. 
R.  Mueller  a.  a.  0.  S.  101—105. 

223 b)  Vgl.  C.  36.  A.  208. 

224)  Das  Zeugniss  hiefür  ist  eine  von  Cichorius  in  Mytilene  auf- 
gefundene Steininschrift,  von  welcher  der  in  dieser  Angelegenheit,  aber 
nicht,  wie  Cichorius  meint,  29/8  auf  den  Vortrag  des  Augustus  als 
Consul,  sondern,  wie  Mommsen  Zusatz  zu  Cichorius  11.  Staatsurk.  a.  a.  0. 
S.  973  —  981   zeigt,   45  unter  Leitung  von  Caesar   als  Dictator   erlassene 

Susemihi,,  griech.-alex.  Litt.-Gescb.   II.  33 


514         Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Dies  gelang  denn  auch  seinem  diplomatischen  Geschick  in  einer 
so  erwünschten  Weise225),  dass  er  in  Mytilene  mit  den  höchsten 
Ehren  gefeiert  ward226).  Wohl  blieb  dann  diese  seine  Heimat 
auch  seitdem  sein  Hauptaufenthaltsort  und  die  Hauptstätte  seiner 
Wirksamkeit227),  aber  nicht  minder  angesehen  machte  er  sich 
durch  die  in  Rom,  wo  er  als  Nebenbuhler  des  Theodoros  und 
Antipatros  galt  und  die  Ernennung  des  Theodoros  zum  Lehrer 
des  Tiberius  etwa  33  auf  Grund  eines  zwischen  allen  dreien  an- 
stellten Redewettkampfs  Statt  fand228).    Wenn  aber  Potamon  bei 


Senatsbeschluss  in  dieser  Angelegenheit  vollständig  erhalten  ist.  S.  die- 
selbe b.  Cichorius  R.  u.  M.  S.  9  ff.,  daraus  b.  Viereck  Senn.  Graec. 
S.  62  ff.,  jetzt  aber  vervollständigt  bei  Cichorius  R.  St.  S.  955 f.  962. 

225)  S.  darüber  dieselbe  Urkunde  und  die  Reste  der  vorangehenden  b. 
Cichorius  R.  St.  S.  955.  960  ff. 

226)  Zahlreiche  Inschriften,  die  von  Cichorius  Inschriften  von  Lesbos, 
Athen.  Mitth.  XIII.  1888.  S.  66—68  noch  um  einige  neue  vermehrt  sind, 
geben  hievon  Kunde  (TCQoedQi'u  C.  I.  G.  2182.  vofio&söicc  Eph.  epigr.  II.  Sil, 
s.  A.  223):  das  Erheblichste  ist,  dass  er  mehrfach  in  ihnen  den  Ehren- 
namen eines  %xiGxj\g  xrjg  noXscog  erhält,  „den  ausser  ihm  nur  noch  Pom- 
peius,  der  Mytilene  die  Freiheit  zurückgab,  dann  Theophanes,  dessen  Ver- 
mittlung die  Stadt  dies  verdankte,  endlich  Hadrian  führen".  (Cichorius 
R.  u.  M.  S.  64). 

227)  Dies  erhellt  aus  A.  231  und  seiner  Bezeichnung  als  vofio&sxrjg 
(s.  A.  223.  226),  wenn  auch  immerhin  Hillscher  S.  397 f.  A.  7,  nach  dessen 
Ansicht  er  vielmehr  nach  45  vorwiegend  in  Rom  wirkte,  darin  Recht  hat, 
dass  man  dergleichen  Praedicate  im  Curialstil  nicht  allzu  sehr  beim  Worte 
nehmen  darf.  Dass  er  auch  die  zweite,  durch  andere  Inschriftenstücke 
(Cichorius  R.  u.  M.  S.  43  u.  b.  Viereck  a.  a.  0.  S.  63,  vollständiger  R. 
St.  S.  656  f.)  bezeugte  Gesandtschaft,  deren  Mitglied  abermals  Krinagoras 
war  (vgl.  C.  36.  A.  208),  geführt  habe,  beruht  nur  auf  einer  wahrscheinlichen 
und  von  Mommsen  S.  980  unbedenklich  gebilligten,  aber  doch  immerhin 
unsicheren  Ergänzung  von  Cichorius,  und  ob  die  kleinen  von  Cichorius 
R.  u.  M.  S.  29.  30.  mitgetheilten  Inschriftenbruchstücke  hiemit  so,  wie 
Mommsen  S.  979  f.  thut,  in  Verbindung  zu  bringen  sind,  bezeichnet 
Letzterer  selbst  nur  als  Hypothese. 

228)  Wie  aus  den  von  Cichorius  R.  u.  M.  S.  62  miss verstandenen, 
A.  208  mitgetheilten  Worten  des  Suid.  hervorgeht.  Dieselben  können  gar 
nicht  anders  als  mit  Hillscher  a.  a.  0.  S.  369 f.  so  gedeutet  werden: 
Theodoros  ward  zum  Lehrer  des  Tiberius  ernannt,  nachdem  (snsiSrj)  zu 
diesem  Zweck  in  Rom  selbst  eine  Vergleichung  von  ihm  mit  P.  und  Anti- 
patros durch  einen  Wettkampf  zwischen  allen  Dreien,  der  zu  seinen  Gunsten 
ausfiel,  vorgenommen  war.  Dass  nicht  P.,  sondern  Theodoros  des  Tiberius 
Lehrer  war,  weiss  natürlich  Cichorius  sehr  gut  (s.  A.  211  f.),  scheint  es 
aber  R.  u.  M.  S.  40  vergessen  zu  haben,  wo  er  schreibt:  „P.  ist  der  Lehrer 


Potamon.     Antipatros.  515 

dieser  Gelegenheit  auch  den  Kürzeren  zog,  so  ward  er  doch  hoch 
geschätzt  von  der  kaiserlichen  Familie  und  kehrte  gänzlich  nach 
Mytilene  erst  unter  Tiberius  in  weit  vorgerücktem  Greisen  alter 
zurück.229)  Nach  einer  in  diesem  Falle  ohne  Zweifel  glaub- 
würdigen Nachricht  ward  er  90  Jahre  alt230),  und  man  wird 
hiernach  seine  Geburt  etwa  75  vor  und  seinen  Tod  etwa  15  n.  Chr. 
zu  setzen  haben231).  Er  verfasste  Reden,  rhetorische  und 
historische  Schriften232),  von  denen  die  Lobrede  auf  Brutus 
vermuthlich  ein  Jugend  werk  war233);  von  der  etwaigen  auf  Ale- 
xandros  den  Grossen  ist  uns  noch  eine  Art  von  litterarischer 
Spur  geblieben234). 

Antipatros,  der  genannte,  einst  hochberühmte  Nebenbuhler 
des  Potamon  und  Theodoros,  ist  eine  nahezu235)  und 


und  vertraute  Freund  des  Tiberius,  schon  als  Knaben"  und  daran  weit- 
gehende politische  Combinationen  anknüpft.  In  Rom,  wo  er  ohne  Zweifel 
Rhetorik  lehrte,  hörte  doch  wohl  Sotion  (jedenfalls  der  Lehrer  Senecas), 
was  Plut.  AI.  61  (zovro  de  Umzlcov  (prjal  Ilozcificovog  ccnovacu  tov  AeaßCov) 
berichtet.  Doch  ist  vielleicht  hiernach  eine  von  ihm  verfasste  Lobrede  auf 
Alexandros  den  Grossen  anzunehmen,  s.  A.  232.  234. 

229)  Suid.  Jlor.  Mvz.  »tat  noze  ccvzov  elg  xi\v  nuzQidct  enccviovzog  6 
ßccaiXsvg  icpodtccgei,  xotaÖs  yqci^oc6L-  „TIozuikovcc  Ae6ßava%zog  sl'  zig  ccdweLV 
zol[irjGoi,  OKSTpuöd'a)  et'  fiot  dvvqGezui  nolsfisiv11.  Eine  bloss  vorübergehende 
Rückkehr  kann  hier  trotz  des  noze  nicht  verstanden  werden,  s.  A.  231. 

230)  Pseudo-Lukian.  Macrob.  23.  Tl.  de  ovv.  ado^og  qtjzcoq  ezrj  sve~ 
vr\w.ovzu. 

231)  S.  Cichorius  R.  u.  M.  S.  62:  „unter  T.  kann  P.  nicht  mehr  lange 
gelebt  haben;  dass  er  aber  dessen  Regierung  noch  erlebte,  zeigt  auch  die 
Inschrift  Bull.  IV,  426".  Um  38  behandelt  ihn  Sen.  Rhet.  Suas.  2,  15:  Pota- 
mon magnus  declamator  fuit  Mytilenis,  qui  eodem  tempore  vixit  quo  Lesbocles 
magni  nominis  et  nomini  respondentis  ingenii  als  einen  geraume  Zeit  Ver- 
storbenen. 

232)  Suid.  a.  a.  0.  fährt  fort:  eyqarpe  nsai  'AXe^ocvdgov  zov  Mcatedovog, 
"Slgovg  (so  Bernhardy  f.  "Oqovg)  ZafjLiav ,   Bqovzov  eynco (aiov ,   nsql  zeXelov 

QTjZOQOg. 

233)  Cichorius  R.  u.  M.  S.  64.  A.  1:  „Wie  konnte  P.  bei  seinen  nahen 
Beziehungen  zur  kaiserlichen  Familie  dazu  kommen  eine  Lobschrift  auf  den 
Mörder  von  Octavians  Vater  Caesar  zu  verfassen?  Nun  war  Brutus  48  in 
Mytilene  bei  Marcellus  gewesen,  der  dort  philosophische  Studien  trieb.  Da 
mag  der  junge  P.  ihn  kennen  gelernt  haben  und  den  persönlichen  Be- 
ziehungen zu  Brutus  das  eyncofiiov  seine  Entstehung  verdanken". 

234)  S.  A.  228.  232. 

235)  S.  noch  Dion  Chrys.  XVI.  p.  480  R.  evzccv&cc  dj  qpr?ju  delv  .  .  . 
firjös  zav  vscozeocov   ncci  oXiyov  itqb  rtficöv  ccneiocog  £'%etv'    Xeyon  de  zcov  neol 

33* 


516  Fünfunddreissigstes  Capitel.     Beredsamkeit  und  Rhetorik. 

Lesbokles  von  Mytilene,  ein  anderer  Nebenbuhler  des 
Potainon,  einst  nicht  minder  gefeiert 236),  ist  jetzt  eine  vollständig 
verschollene  Grösse. 

Es  ist  hier  wohl  der  schicklichste  Platz  anhangsweise  eines 
gewissen 

Theodoros  zu  gedenken,  welcher  eine  Anweisung  zur 
Uebung  der  Stimme  schrieb237),  und  wahrscheinlich  war  es 
doch  wohl  derselbe  Mann,  welcher,  und  zwar  in  diesem  Falle 
ohne  Zweifel  in  ebendiesem  Buche  auch  über  Accentuation 
handelte238).    Dann  war  er  spätestens  ein  Zeitgenosse  Varros239). 


'AvxiitccxQOV  neu  Gsoöcoqov  hccl  IlXovxicava.  %al  Kovcova  aal  xrp  xoiccvxrjv 
vXrjv.  Warum  dies  gerade  A.  von  Damaskus,  der  Vater  des  Nikolaos 
(s.  C.  32.  A.  362),  sein  müsste,  wie  Cichorius  S.  63  behauptet,  ist  nicht 
abzusehen.  Cichorius  selbst  muss  zugeben,  dass  von  einem  Aufenthalt 
desselben  in  Rom  sonst  nirgends  die  Rede  ist,  und  wenn  er  vermuthet, 
dieser  Mann  sei  als  Gesandter  dorthin  gekommen  (s.  Nikol.  Fr.  1  b.  Suid. 
'AvxlitaxQoq.  nXei'cxag  ds  smoxevd'r)  ngsaßsiccg  xat  snixQOTtdtg),  so  haben  wir 
uns  nach  A.  224  den  Potamon  und  Theodoros  bei  der  Bewerbung  um  die 
Ausbildung  des  Tiberius  nicht  als  Gesandte  zu  denken,  also  auch  schwerlich 
den  A.  Und  nicht  die  leiseste  Spur  führt  darauf,  dass  Nikolaos  schon  von 
seinem  Vater  her  eine  gewisse  Beziehung  zu  Augustus  gehabt  hätte,  was 
er  doch  ohne  Zweifel  mitgetheilt  haben  würde. 

236)  S.  A.  231  und  vgl.  Strab.  XIII.  617,  wo  es  in  der  Aufzählung  der 
berühmten  Männer  aus  Mytilene  heisst:  xa#'  rjpag  de  JIora/Licov  •aal  As- 
cßottXrig  xcel  Kqivayoqag  -aal  6  ovyygcccpsvg  ®socpccvr}g  k.  x.  X.  (s.  C.  33.  A.  137). 
Dazu  kommt,  was  Sen.  Rhet.  a.  a.  0.  weiter  von  Potamon  und  L.  erzählt: 
utrique  filius  eisdem  diebus  decessit.  Lesbocles  seölam  solvit,  nemo  umquam 
amplius  (declamantem  audivit:  aequöy  animo  recessit  Potamon  a  funere  filii, 
contulit  se  in  scolam  et  declamavit. 

237)  La.  Di.  II,  103  im  Hornonymenverzeichniss :  xsxaqxog  (OsodcoQog) 
ov  xb  cp(üva.c%iKbv  (psqsxai  ßißXiov. 

238)  Serg.  de  acc.  §.  22  =  explan,  in  Donat.  I.,  G.  L.  IV.  p.  530,  24 f. 
K.,  wo  ihm  in  Bezug  auf  den  Circumnex  die  Behauptung  zugeschrieben 
wird:  dliquando  etiam  ex  gravi  in  acutiorem  escendere,  s.  d.  Nachtr.  z.  C.  12. 
S.  345  hinter  diesem  2.  Bde. 

239)  Denn  Varro  ist,  wie  schon  C.  30.  A.  139  bemerkt  ward,  die  Quelle 
des  Sergius. 


Sechsunddrei ssigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm.  517 

Sechsunddreissigstes  Capitel1). 

Lyrik  und  Epigramm. 

Unsere  Kenntniss  von  der  Nachblüte  der  griechischen  Lyrik 
in  den  ältesten  Alexandriüerzeiten  bis  zum  Tode  des  Kallimachos 
und  noch  ein  Weniges  später  ist  eine  überaus  geringe.  Wir 
besitzen  noch  ein  Bruchstück  aus  einem  Processionsliede,  welches 


1)  Von  Asklepiades  ab  mit  Ausnahme  von  A.  222  von  G.  Knaack  ver- 
fasst.  —  Die  Hauptarbeit  über  die  griechischen  Epigrammendichter  ist 
aoch  immer  Iacobs  Catalogus  poetarum  epigrammaticorum,  Anthol.  Gr. 
XIII.  S.  829 — 964.  Meineke  Delectus  poetarum  anthologiae  Graecae,  Berl. 
L842.  8.  (Rec.  v.  G.  Hermann  Wiener  Jahrb.  Bd.  104).  Sehr  mit  Vor- 
sicht zu  gebrauchen  ist  Härtung  Die  griech.  Elegiker,  griech.  u.  deutsch, 
2.  Bd.  Leipzig  1859.  12.  —  Huschke  Analecta  crit.  in  Anthol.  Gr.,  Jena  u. 
Leipzig  1800.  8.  G.  Hermann  De  epigrammatis  quibusdam  Graecis,  Leipzig 
1833.  4.  Opusc.  V.  S.  S.  164—181.  A.  Hecker  Commentat.  crit.  de  Anth.  Gr.  I. 
Leiden  1843,  umgearbeitet  1852.  8.  Haenel  De  epigrammatis  Graeci  historia, 
Breslau  1852.  8.  Schneidewin  Progymnasmata  in  Anth.  Gr.,  Göttingen 
1855.  4.  Benndorf  De  anthologiae  Graecae  epigrammatis,  quae  ad  artes 
spectant,  Bonn  1862.  8.  (Doctordiss.).  Dilthey  Krit.  Bemerkungen  zur  griech. 
Anthologie,  Rhein.  Mus.  XXVII.  1872.  S.  290—317.  Epigrammatum  Grae- 
corum  Pompeis  lepertorum  trias,  Zürich  1876.  8.  Observ.  crit.  in  Antho- 
logiam  Graecam,  Göttingen  1878.  4.  Epigrammata  Graeca  in  muris  picta, 
Göttingen  1878.  4.  De  epigrammatis  nonnullis  Graecis,  Göttingen  1882.  4. 
De  epigrammatum  Graecorum  syllogis  quibusdam  minoribus,  Göttingen 
1887.  4.  Symbolae  crit.  ad  Anth.  Gr.  ex  libris  manu  scriptis  petitae, 
Göttingen  1891.  4.  Finsler  Krit.  Untersuchungen  zur  Gesch.  der  griech. 
Anthologie,  Zürich  1876.  8.  Kai  bei  Observationes  crit.  in  Anthol.  Graecam, 
Comm.  in  hon.  Th.  Mommseni  (1877).  S.  326—336.  K  e  h  r  s.  C.  5.  A.  84. 
Wolters  De  epigrammatum  Graecorum  anthologiis,  Halle  1883.  8.  (Bonner 
Doctordiss.).  De  Constantini  Cephalae  anthologia,  Rhein.  Mus.  XXXVIII. 
1883.  S.  97—119.  Zu  griech.  Epigrammen,  ebendas.  XLI.  1886.  S.  342—348. 
Sternbach  Meletemata  Graeca  I.  Wien  1886.  8.  Anthologiae  Planudeae 
appendix  Barberino-Vaticana,  Leipzig  1890.  8.  (vgl.  bes.  d.  Rec.  v.  Stadt- 
müller Berl.  ph.  Woch.  X.  1890.  Sp.  1389—1397).  Weisshäupl  Die 
Grabgedichte  der  griech.  Anthol.,  Abhh.  des  archäol. - epigr.  Seminars  in 
Wien  1889.  8.  VII.  Preger  De  epigrammatis  Graecis  quaestiones  selectae, 
München  1889.  8.  Doctordiss.  (vgl.  d.  Rec.  v.  Stadtmüller,  Berl.  ph. 
Woch  X.  1890.  Sp.  301—307).  Stadtmüller  Zur  Anthologia  Palatina, 
Jahrb.  f.  Ph.  CXXXVI.  1887.  S.  537  —  544.  CXXXVII.  1888.  S.  353  —  361. 
CXXXIX.  1889.  S.  755-774.  CXLIII.  1891.  S.  322  —  335.  van  Herwerden 
In  Anthol.  Pal.,  Mnemos.  N.  F.  II.  1874.  S.  302-346.  XIV.  1886.  S.  366-414. 
Studia  crit.  in  epigrammata  Graeca,  Leiden  1891.  8.  Weiteres  s.  unten  A.  222 
und  bei  Hiller  Jahresber.  XXVI.  S.  135  —  138.  XXXIV.  S.  292  f.  XLVI. 
S.  84.   LIV.  S.  203. 


518  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Kastorion  von  Soli  für  den  von  Demetrios  von  Phaleron  als 
Archon  309/8 lb)  angeordneten  Festaufzug  zu  Ehren  des  Bakchos 
und  zugleich  des  Demetrios  gedichtet  und  coniponirt  hatte2), 
und  von  demselben  Verfasser  den  Anfang  eines  Hymnos  auf  den 
arkadischen  Pan  in  iambischen  Trimetern,  aber  mit  Wortende  am 
Schlüsse  jeder  Dipodie3).  Wir  erfahren  ferner,  dass  die  Athener 
nicht  viel  später  eine  Concurrenz  für  Paeane  zu  Ehren  des  Anti- 
gonos  und  des  Demetrios  Poliorketes  vermuthlich4)  gleich  nach 
der  sogenannten  Befreiung  Athens  durch  den  Letzteren  307/6  aus- 
schrieben, dass  sich  viele  Dichter  an  derselben  betheiligten,  und 
dass  die  Paeane  des 

Hermokles  von  Kyzikos  für  die  besten  erklärt  und  zur 
Feier  jener  beiden  Machthaber  gesungen  wurden5),  dass  man  so- 
dann aber  in  der  hündischen  Schmeichelei  so  weit  ging  auch  die 
Schmarotzer  und  Spassmacher   des  Demetrios   in  gleicher  Weise 

1*>)  S.  C.  2.  A.  685. 

2)  Duris  Fr.  27  b.  Ath.  XII.  542  e.  sv  ds  zfj  noy^iri  zmv  diovvcimv ,  rjv 
snsinpev  (näml.  Ar\\n,i\ZQiog  6  ^aXrjQsvg)  aQ%cov  ysvofisvog,  nds  %OQog  eis 
ccvzov  noirjficctu  KaazoQicovog  (so  Leopardi  f.  2Jieiq(d[lsvo$)  xov  ZoXscog, 
sv  olg  ijXioiioQcpog  7tQoarjyoQsvsxo:  es  folgen  die  betreffenden  beiden  Verse 
oder  Kola,  die  Bergk  P.  L.  G.  III4.  S.  635  mit  Recht  als  Ionici  a  minore  misst. 
Vgl.  v.  Wilamowitz  Isyllos  von  Epidauros  S.  19 — 22.  125—161.  Ausser- 
dem bemerkt  Bergk  S.  634  richtig:  „quod  Athenaeus  scripsit  stg  ccvxbv, 
negligenter  locutus  est:  nam  ut  rede  animadvertit  Meineice  Carmen  hoc,  in 
quo  etiam  Demetrii  Phalerei  mentio  facta  est,  in  Bacchi  honorem  conditum. 

3)  Ath.  X.  454  f.  xo  8s  Kcc6xoQicavog  xov  ZoXsoag,  ag  6  KXsccQ%6g  (Fr.  68) 
cprjoiv,  slg  xov  IJävcc  noifjficc  xoiovxbv  sgzi'  xcov  no8cov  s-xccüzog  oXoig  ovopaoi 
nsQLSiXrjfifisvog  ndvzccg  bpoioog  rjysfiovwovg  s%si  xovg  nodccg,  olov  x.  x.  X. 
Die  Vermuthung  von  Bergk  S.  636,  welcher  Usener  Ein  Epigramm  von 
Chios,  Rhein.  Mus.  XXXIX.  1874.  S.  46  beistimmt,  dass  dies  Gedicht  gleich 
dem  Hymnos  des  Aratos  (s.  C.  10.  A.  16  ff.)  zu  Ehren  des  Antigonos  Gonatas 
276  verfasst  sei,  kann  richtig  sein;  mehr  lässt  sich  aber  auch  nicht  be- 
haupten, ja  es  ist  doch  recht  fraglich,  ob  Klearchos  so  lange  gelebt  hat, 
um  dann  dasselbe  (in  seiner  Schrift  its gl  yoCcptav)  noch  erwähnen  zu  können. 

4)  Wie  Bergk  a.  a.  0.  S.  638  annimmt. 

5)  Ath.  XV.  697  a.  in*  'Avxiybvm  8s  %a\  drjiirjXQico  cprjd  <biXo%oQog 
(Fr.  145)  'A&rjvcciovg  uSsw  itcaccvccg  xovg  nsnoirjiisvovg  vnb  'EQfioyiXsovg 
(so  Schweighaeuser  f.  'Eq^innov)  xov  Kv£iy.r}vov,  scpccyLlXX<ov  ysvo[isvcov 
xcav  ncaccvccg  noii^ödvxoov  noXXmv,  xai  xov  'EqfioxXsovg  nqoY.Qi&svxog.  Ein 
anderer  gleichzeitiger  Dichter  war  wohl  Hermodotos,  s.  Plut.  de  Is.  et 
Os.  24.  360  C.  D.  o&sv  'AvzCyovog  6  ysgcov  'EqiioSoxov  xivbg  iv  noirjficcaiv 
ccvzov  *HXlov  naidct  neu  ftshv  ccvccyoQSvovzog,  ov  zoiccvzcc  fioi,  sinsv,  6  Xccgccvo- 
cpoqog  ovvoidev.    Vgl.  Bergk  a.  a.  0.  S.  637  f. 


Kastorion  v.  Soli.     Hermokles  v.  Kyzikos.     Isyllos  v.  Epidauros.       519 

zu  verherrlichen6),  und  dass  endlich  mehrere  Jahre  darauf,  als 
der  Letztere  von  Kerkyra  und  Leukadia  nach  Athen  zurück- 
gekehrt war,  d.  h.  wahrscheinlich  290/89,  als  er  dort  die  Pythien 
feierte7),  ihm  zum  Preise  prosodische  und  ithyphallische  Chöre 
sangen  und  tanzten8),  ja  das  betreffende  ithyphallische  Lied  ist 
uns  noch  erhalten9).  Wir  hören  auch  von  anderen  Paeanen  auf 
sonstige  Machthaber  dieser  Zeiten,  die  an  anderen  Orten  verfasst 
und  gesungen  wurden,  wie  von  dem  schon10)  erwähnten  des 
Alexinos  auf  Krateros,  den  man  in  Delphi,  und  einem  auf  Ptole- 
maeos  I,  den  man  in  Rhodos  vortrug11).  Endlich  hat  ein  Fund 
der  neuesten  Zeit12)  fünf  kleine,  unter  einander  zusammenhängende 
Weihgedichte  des 

Isyllos  von  Epidauros  für  Apollon  und  Asklepios  gebracht 
md  uns  dadurch  einen  merkwürdigen  Einblick  in  das  weit  hinter 


l 


6)  Demochar.  Fr.  3  b.  Ath.  VI.  253  a.  sXvnsi  [isv  ncci  tovtcov  svia  uvtov 
äml.  tov  noXioQTirjT^v  Jrjfi^zQt.ov),  d>g  soixsv,  ov  (i^v  dXXd  nccl  dXXa  ys 
avTsXoog  alo%qd  xal  Tansivd,  Asaivqg  yisv  v.a.1  Aa^iiag  'Acpoodfarig  tsqd  nal 
ovq£%ov  v.a.1  'AdsL^idvTOv  v.al  'Ot-v&Efit.dog  täv  noXdxcov  avtov  neu  ßcopol 
cd  rjoopa  xal  67C0vdcd.  tovtcov  inccOTcp  nal  naidvsg  jjdoVTO  h.  t.  X.  (vgl. 
.  22.  A.  128.  C.  2.  A.  669). 

7)  Plut.    Demetr.  40.    Andere   nehmen  302/1  an.     S.  B  e  r  g  k  a.  a.  0. 
674. 

8)  Democh.  Fr.  4  b.  Ath.  253  b.  c.  inavsX&ov ra  ds  tov  Jr}(ir'iTQiov  dnb 
jg  Asvnddog  nal  ÄEQ-Hvoag  stg  Tag  'A&r'ivag  ot  'A&rjvaioi  ids%ovxo  ov  (idvov 
vfiicovTEg  v.a.1  GTScpavovvTsg  nai  otvo%oovvTsg,  aXXd  nal  nqoGodiayiol  %oqol 
al  l&vcpaXXoL  [ist'  0Q%ri6scog  y.a\  codrjg  dm^vTcov  avToo  Hai  icpiGta^svoL  nata 

Tovg  6%Xovg  ydov  6q%ov^svol  x.  r.  X. 

9)  Von  Duris  Fr.  30  b.  Ath.  253  d— f. 

10)  C.  2.  A.  59. 

11)  Ath.  XV.  696  e  — 697  a  unmittelbar  vor  den  A.  5  angef.  Worten: 
v%   s%si  d'  (näml.   to    vn    'AqtGTOTsXovg   slg  "EopCav  t6v  'ATaqvsa)  ovds  to 

7iaiaviY.bv  tTtLQQrjiia ,  Ha&dneQ  6  stg  AvGavdqov  tov  ZJizaQTiaTrjv  yqacpslg 
övTcog  Tiaidv ,  ov  qprjoi  dovoig  (Fr.  65,  vgl.  Plut.  Lys.  18)  iv  Tolg  Zafiicov 
87ityQacpo{i8voig  coooig  adso&ai  iv  Zd[i(p.  naidv  d'  iarl  nal  b  stg  KoaTSobv 
tov  MaKEÖova  yoaqpstg,  ov  iTS-HTifjvaTO  'AXs&vog  b  diaXsHTiHog,  a>g  qprjciv 
"Eopinnog  6  KaXXifidxsiog  (Fr.  42)  iv  reo  nqcoTcp  nsql  'AqiGTOtsXovg.  adsTai 
ds  v.a.1  ovzog  iv  dsXcpoig,  Xvoi£ovTog  ys  Tivog  nuidbg.  val  6  stg  'Ayr\\iova  ds 
tov  Koqivftiov ,  'AXnvovrjg  naTsqa,  ov  adovoi  KoQLV&iot,  s%si  xb  naiavivbv 
inicpQ-sy^a.  naos&ETO  ds  avTov  TloXs^cav  b  nsQirjyrjTrjg  (Fr.  76)  sv  tjj  itobg 
'Aqdvfriov  smOToXij.  val  6  stg  ÜToXs^atov  ds  xbv  noeoTov  AiyvnTov  ßaoiXsv- 
aavTa  naidv  sgtlv,  ov  adovoi  *Podioi'  s%si  ydq  to  ir\  TLaidv  inicpftsyna,  cog 
Qpr}6i  röqycov  sv  top  itsql  tcov  iv  'Podco  ftvGicov. 

12)  Einer  überaus  wohl  erhaltenen  Marmortafel  im  Asklepiosthal  bei 
Ligurio,  veröffentlicht  von  Kabbadias  'Eqprifi.  dq%aioX.  1885.  S.  66  ff. 


520  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

den  Jahrhunderten  zurückgebliebene  poetische,  religiöse  und  poli- 
tische Treiben  eines  abgelegenen  dorischen  Cantons  in  jenen 
Zeiten  eröffnet13).  Das  erste  dieser  Gedichte  ist  in  trochaischen 
Tetrametern  abgefasst14),  das  vierte  ist  ein  Processionslied  in 
Ionikern  a  minore14*),  in  welchem  Isyllos,  „ohne  dass  er  es  wollte 
oder  wusste",  von  dem  jüngeren  attischen  Dithyrambus  abhängig 
war15),  die  anderen  sind  in  Hexametern  gedichtet,  nur  dass  im 
dritten  unter  vier  solche  Verse  an  zweiter  Stelle  ein  Pentameter 
eingemischt  ist.  Der  Versbau  ist  durchaus  naturalistisch  ohne 
alle  einschnürenden  Regeln16).    Das  fünfte  Gedicht  nimmt  Bezug 

13)  S.  darüber  v.  Wilamowitz  Isyllos  von  Epidanros,  Berlin  1886.  8. 
(Philol.  Unters.  IX).  Ludwich  Zur  Isyllosinschrift,  Berl.  ph.  Woch.  X.  1890. 
Sp.  419  f.  449—452. 

14)  Voran  geht  noch  die  Ueberschrift: 

"lavXXog  2coKQcizevg  'EmdccvQiog  ccve&tjks 
'AnoXXcovi  McdsciTCCi,  xca  'AayiXrj7timi. 
14b)  S.  über  dasselbe  auch  Blass  Der  Paian  des  Isyllos,  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXXI.  1885.  S.  822—826. 

15)  Wilamowitz 'S.  22.  S.  dessen  ausgezeichneten  Excurs  3.  Ioniker 
bei  den  Lyrikern,  S.  125  —  161  (dem  ich  freilich  nicht  in  allen  Stücken  bei- 
stimmen kann,  vgl.  C.  31.  A.  28).  Dies  Gedicht  hat  seine  besondere  Ueber- 
schrift, s.  Wilamowitz  S.  13.  Vgl.  auch  dessen  richtige  Bemerkung  S.  11  f.: 
„Das  Poem  ist  wie  Prosa  geschrieben  ...  es  ist  mir  für  die  Vorstellung, 
die  ich  von  der  Gestalt  lyrischer  Texte  vor  Aristophanes  von  Byzanz  habe, 
eine  willkommene  Bestätigung  gewesen,  dass  dies  einzige  lyrische  Gedicht, 
das  wir  in  einem  Texte  lesen,  der  älter  als  die  wissenschaftlichen  Text- 
ausgaben der  Philologen  ist,  keine  metrischen  Abtheilungen  kennt.  Denn 
ich  kenne  keine  Instanz  dagegen,  dass  die  Einführung  einer  Schreibung, 
welche  die  metrische  Gliederung  lyrischer  Gedichte  annähernd  zum  Aus- 
druck bringen  will,  erst  eine  Erfindung  der  Philologie  ist,  mit  anderen 
Worten  dass  eine  Ueberlieferung  in  diesen  Dingen  von  den  Zeiten  der 
Dichter  her  nicht  existirt  hat  .  .  .  Der  Erfinder  der  Accente,  der  erste 
Herausgeber  wissenschaftlich  festgestellter  lyrischer  und  dramatischer  Texte, 
der  Begründer  der  wissenschaftlichen  Lexikographie  hat  eben  auch  in  diesem 
viel  minder  wichtigen,  aber  doch  unerlässlichen  Stücke  der  Philologie  für 
alle  Zeiten  die  Wege  gewiesen,  und  wer  von  diesen  Leistungen  etwas  weiss 
und  ihre  Bedeutung  zu  schätzen  fähig  ist,  kann  nicht  anstehen  in  Aristo- 
phanes den  grössten  Grammatiker  des  Alterthums  anzuerkennen".  Vgl. 
C.  16.  S.  435  ff. 

16)  "Wilamowitz  S.  7  ff.  25.  In  den  Ionikern  freilich  sind  die  Frei- 
heiten keine  anderen,  als  wie  sie  auch  sonst  vorkommen,  wie  Wilamo- 
witz S.  19—22.  125 — 161  gezeigt  hat.  Ueber  die  Sprache  bes.  der  hexa- 
metrischen Gedichte  s.  denselben  S.  25  ff. :  dieselbe  „ist  ein  seltsames  Ge- 
misch aus  der  Conventionellen  des  Epos  und  der  epidaurischen  Muttersprache 
des  I.".     Wenn    er    aber   hinzufügt,    wir  lernten  hieraus,    dass  die  „bunt- 


II 


Isyllos  von  Epidauros.  521 

auf  Ereignisse  des  Jahres  338  und  zwar  als  auf  solche,  die  schon 
ziemlich  in  der  Vergangenheit  liegen,  und  ferner  setzen  diese  Poeme 
für  ihre  Entstehung  eine  Zeit  voraus,  in  welcher  Epidauros  frei 
und  selbständig  seinen  spartanischen  Neigungen  nachgehen  kann, 
was  am  Besten  etwa  auf  280  passt17).  Der  dichterische  Werth 
dieser  kleinen  Machwerke  ist  freilich  ein  sehr   geringer. 

Dass  nun  ausser  der  Glauke  von  Chios  auch  die  Sängerin 
in  den  Adoniazusen  des  Theokritos  ohne  Zweifel  eine  damals  in 
Alexandreia  bekannte  und  berühmte  Dichterin  lyrischer  Gesänge  war, 
mit  jenem  Poeten  befreundet,  wenn  wir  auch  ihren  Namen  nicht 
kennen,   ist   längst   bemerkt  worden18),  und   auch  die  MsXrj  des 

scheckige  Sprache",  die  ganz  ähnliche  Dialektmischung  in  gewissen  Ge- 
dichten des  Theokritos,  nämlich  Hieron,  Ptolemaeos,  Hylas,  wahrscheinlich 
auch  A'itas  und  Dioskuren,  nicht  eine  Neuerung  dieses  Dichters  sei,  sondern 
dass  er  mit  ihr  nur  „die  Praxis  der  epischen  Poesie,  die  unter  seinen 
dorischen  Landsleuten  gäng  und  gebe  war,  in  die  Litteratur  der  gebildeten 
Welt  hinübergeführt  habe",  so  sind,  wie  zum  Theil  schon  C.  5.  A.  61  nach 
Hiller  Beitrr.  zur  Textgesch.  der  gr.  Bukol.  S.  77  f.  bemerkt  wurde,  die 
Dioskuren  in  der  besseren  Ueberlieferung  frei  von  dorischer  Beimischung, 
und  ich  wenigstens  vermag  nicht  abzusehen,  wie  auf  diese  Weise  die 
dialektischen  Unterschiede  zwischen  dem  Hylas  auf  der  einen  und  den 
anderen  jener  Dichtungen  auf  der  anderen  Seite  erklärlich  sein  sollten. 

17)  S.  Wilamowitz  S.  30—36. 

18)  Meineke  3.  Ausg.  desTheokr.  S.  314.  Anm.  Vgl.  C.  5.  A.  43.  Ueber 
Glauke  s.  Bergk  Glauce  citharistria,  Rh.  M.  N.  F.  I.  1842.  S.  357-360. 
Aus  der  Bezeichnung  ihrer  Dichtungen  als  (lefie&vo^ieva  ncciyvia  Movoecov 
in  dem  Epigr.  des  Hedylos  b.  Ath.  IV.  176  d.  V.  7  (vgl.  unten  A.  72)  lernt 
man  den  Charakter  derselben  kennen,  zu  dem  auch  ihre  Zusammenstellung 
mit  Pyrros  von  Miletos  (9.  C.  5.  A.  14)  bei  Theokrit.  IV,  31  vollständig 
passt,  wo  Korydon  sagt:  hsv  fiev  xä  rXccviiccg  dynQOvofiai,  ev  de  xa  IIvqq(o. 
Wie  nun  Pyrros  ein  zeitgenössischer  Dichter  war,  so  wird  wohl  sicher  ein 
Gleiches  sonach  auch  von  ihr  gelten,  und  schwerlich  hat  Bergk  Recht, 
wenn  er  sie  in  die  Zeiten  von  Alexandros  und  Ptolemaeos  I  hinaufrückt 
wegen  der  Scholien  z.  d.  St.  rXccvucc,  Xicc  xb  yevog,  KQOvnuxonoiog,  yeyove 
de  naxomv  ^iXo^evov  xov  dtd-vQcc[ißonoiov  (was  doch  eine  viel  zu  vage 
Zeitbestimmung  ist)  und  i\  rXccvxu,  XCa  xb  ysvog,  KQov[iccxo7ioi6g'  yeyove 
de  eni  TlxoXefiaiov  xov  $iX<xdeXq?ov,  i\v  (rjg  Bergk)  cpr\Giv  Se6cpqcc6xog  kqiov 
{■aqiqv  Bergk,  vgl.  Aelian.  V.  H.  IX,  89.  rXavY.r\g  de  xrjg  ytL&aQmdov  ot 
(iev  cpccoiv  eQcco&jjVcci  nvvoc,  ot  de  kqiov  ,  dl  de  %r\va),  und  wenn  der  Ur- 
heber des  letzteren  Scholions  das  inl  TIxoX.  x.  $iX.  wirklich,  wie  Bergk 
meint,  nur  aus  jenem  Verse  des  Theokritos  erschlossen  haben  sollte,  so 
hat  er  daran  eben  gar  nicht  Unrecht  gethan,  und  weit  näher  liegt  eine 
andere  Lösueg:  die  betreffende  Geschichte  schmeckt  doch  wahrlich  mehr 
nach  einer  pseudo-theophrasteischen  als  nach  einer  theophrasteischen  Schrift. 
Vgl.  überdies  Aelian  N.  A.  VIII,  11.   et  de   rXccvytrjg  xrjg  M&ccQ(pdov  nQibg 


522  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Kallimachos19)  waren  sicherlich,  wenn  auch  schwerlich  alle,  so 
doch  zum  grossen  Theil  nicht  bloss  für  die  Leetüre,  sondern 
für  wirklichen  Gesangvortrag  bestimmt.  Und  wenn  die  älteren 
Epigrammendichter  der  alexandriuischen  Zeiten,  wie  eben  er  selbst, 
in  ihren  Epigrammen  zum  Theil  auch  künstlichere  lyrische  Vers- 
masse anwandten,  so  wird  man  gerade  hiernach,  wie  es  von  ihm 
gilt,  so  gleichfalls  von  den  anderen  wohl  anzunehmen  haben,  dass 
auch  sie  ihren  Ruhm  nicht  bloss  ihrer  Epigrammendichtung, 
sondern  namentlich  und  noch  mehr  ihren  Schöpfungen  lyrischer 
Gesänge  verdankten.  Es  gilt  dies  namentlich  von  solchen  Dichtern, 
nach  denen  in  der  Folge  gewisse  derartige  Verse  benannt  wurden, 
theils  weil  sie  dieselben  zuerst,  theils  weil  sie  dieselben  besonders 
häufig  gebraucht  hatten,  wie  Phalaekos,  Asklepiades,  Archebulos, 
Boiskos20).     Von 

Archebulos  aus  Thera21)  wissen  wir  überdies  gar  nicht 
einmal,  ob  er  überhaupt  Epigramme  gedichtet  hat,  sondern  nur 
dass  der  archebuleische  Vers22)  nach  ihm  seinen  Namen  erhielt23), 

r\xxr\xo  ncci  nxoXs(iai(p  ye  x&  Tilade Xcpip  ccvxriqcc  %ul  Iv  "iaoa  dsXcplg  sxsqov  x.  x.  X. 
Das  Bild  ihrer  Lyrik  wird  vervollständigt  durch  Plut.  de  Pyth.  orac.  6.  397  A. 
xa%cc  8rj  (iE[iip6{i£d'cc  xr\v  TLvftiuv,  ort  rXccvyirjg  ov  qp&eyysxai  xr\g  xi&ocQaidov 
XiyvQcotBQOv  (ob  Plut.  aber  bei  dem  folgenden  ov%  boag  .  .  .  06i\v  %üqiv 
%%£i  xa  Zancpina.  fisXr]  auch  noch,  wie  Bergk  vermuthet,  an  sie  denkt,  ist 
mehr  als  zweifelhaft).  Werthlos  ist  Pseudo-Theokr.  Epigr.  24  =  Anth. 
Pal.  VII,  262.  —  Ueber  die  tXaoä  äöfiaxa  des  Seleukos  s.  C.  7.  A.  28.  29. 
Ob  die  laseiven  y.6XußQoi,  wie  sie  Ktesiphon  von  Athen  zur  Zeit  von 
Attalos  I  verfasste  (Demetr.  v.  Skeps.  Fr.  6  Gaede  b.  Ath.  XV.  697  c.  noLrjxrjg 
xtov  kccXov[1£V(ov  noXcißamv,  ov  xcu  b  nocöxog  [lExu  <PiXsxcciqov  UQ^ag  IJsQycifiov 
"AxxaXog  ömacxriv  xa-^ffftaxst  ßccaiXt,>td)v  xav  tieqX  xr\v  AloXlda)  auch  für  den 
Gesang  oder  bloss  für  die  Leetüre  (Ath.  IV.  164  e.  vnb  xi\g  ificpvxov  yctoxai- 
(uxQyiccg  v.a.1  rjdvXoytag  ■KoXccßgovg  uvccyiyvacxei  xal  fiEXrj  nccQCtvXct  x.  x.  X.) 
bestimmt  waren,  steht  dahin.  Aus  völlig  ungewisser  Zeit  sind  die  'i&v- 
yccXXoi  des  Theokies,  Ath.  XI.  497  c.  Ueber  die  priapeischen  Dichtungen 
des  Euphronios  (und  Anderer)  s.  C.  9.  A.  60.  Nach  diesem  Allen  bewegt 
sich  das  „Melos"  oder  die  Sanglyrik,  so  weit  sie  überhaupt  auch  nur  in 
der  älteren  Alexandrinerzeit  noch  gepflegt  wurde,  meistens  in  einer  nicht 
gerade  besonders  edlen  Sphäre,  und  das  ist  sehr  bezeichnend. 

19)  S.  C.  13.  A.  71.  71b. 

20)  Dass  dieser  Schluss  freilich  nicht  überall  zwingend  ist,  dürfte  sich 
wohl  an  Simias  von  Rhodos  zeigen  (s.  C.  4.  A.  42.  43),  der  unsers  Wissens 
nicht  für  den  Gesaog  gedichtet  zu  haben  scheint. 

21)  Suid.  EvcpoQicov,  s.  C.  14.  A.  97.  Bei  Hephaest.  p.  53  f.  und  nach 
ihm  Tricha  p.  25  steht  freilich  Grjßcctov,  aber  Meineke  Anal.  AI.  S.  7  ver- 
muthet wohl  mit  Recht,  dass  auch  hier  ©tjocclov  herzustellen  ist. 

22)  UÜ   _    UU    _    \JU   _    W   _   KJ   _    ^. 


Archebulos  aus  Thera.     Phalaekos.  523 

und  dass  er,  wie  schon  bemerkt  ist24),  Lehrer  des  Euphorion 
war25). 

Das  Epigramm  gewann  nun  aber  in  diesen  Zeiten  eine  ganz 
eigenthümliche  Bedeutung.  Es  ward  eigentlich  erst  jetzt,  während 
daneben  sein  ursprünglicher  praktischer  Zweck  fortbestand,  zu 
einer  besonderen  litterarischen  Spielart,  in  welcher  man  alle 
möglichen  Gedanken  und  Empfindungen,  so  weit  es  in  einem 
kurzen  Gedicht  geschehen  konnte,  zum  poetischen  Ausdruck  brachte, 
zum  Theil  auch  mit  satirischer  Spitze. 

Aelter  noch  als  Archebulos  waren  die  drei  anderen  eben  ge- 
nannten Dichter  oder  doch  wenigstens  Asklepiades.     Zunächst 

Phalaekos26),  nach  welchem  der  phalaekeische  Vers2ßb) 
benannt  ist,  und  von  welchem  wir  nur  noch  vier  oder  fünf  Epi- 
gramme besitzen27),  lebte  vielleicht  schon  zur  Zeit  des  Alexandros 
d  in  der  nächstfolgenden28).     Auch 

23)  Weil  er  zuerst  ganze  Gedichte  in  demselben  schrieb,  Atil.  Fortun. 
[,  2,  1.  p.  313  Gaisf.  (==  Caes.  Bass.  Gramm.  Lat.  VI.  p.  256,  8ff.  Keil).    Mar. 

rict.  III,  15,  20.  p.  183  G.  (p.  126,  6  ff.  K.).  Hephaest,  a.  a.  0.  Vgl.  u.  A. 
Luch  Diogenian.  Prov.  prooem.  p.  179,  11  f.  (wie  bei  Meineke  a.  a.  0.  für 
)iog.  Laert.  IV,  8  zu  schreiben  ist). 

24)  C.  14.  A.  94.  97. 

25)  Noch  s.  über  ihn  Caes.  Bass.  p.  264,  2  K.  (bei  Gaisford  Atil.  Fort. 
[,  5,  2.  p.  322). 

26)  Iacobs  a.  a.  0.  S.  933.  Meineke  Del.  S.  69— 71.  Härtung  a.  a.  0. 
[.  S.  44—49  (unkritisch),  wo  es  von  dem  philikischen  Verse  (s.  C.  9.  A.  50) 
leisst:  quo  usus  est  etiam  Archebulus. 

26 b)     _U_WU_W_VJ_U_U. 

27)  Anth.  P.  VII,  650.  XIII,  5.  6.  27  u.  b.  Ath.  X.  440  d.  Künstlich 
gebaut  ist  das  vierte,  zweistrophige,  in  welchem  auf  einen  sogenannten 
irchilochischen  Vers  zuu_^w_wu_wu^.w_u_^   ein  von  zwei  Tri- 

tetern  umgebener  Hexameter  folgt.     „Ein   sechstes  A.  P.  VI,  165  ist  aus 
stilistischen   Gründen  wohl   dem  (Statyllius)  Flaccus   zuzuweisen,    denn  es 

|8teht  in  verdächtiger  Umgebung,  und  Cod.  Palat.  trägt  das  Lemma  <ßa- 
Xcchhov,  d.  i.  $Xuy.v.ov.  Dagegen  ist  VII,  650.  $«Xaxxou  rj  3>ccXai%ov  acht, 
wohl  aus  der  Sammlung  des  Meleagros".  (Knaack). 

28)  S.  Leichsenring  De  metris  Graecis  quaestiones  onomatologae 
(Greifsw.  1888).  S.  21  f.  Das  dritte,  in  phalaekeischen  Versen  abgefasste 
Epigramm  XIII,  6  ist  nämlich  ein  Epitaphion  auf  den  komischen  Schau- 
spieler Lykon  aus  der  Zeit  des  Alexandros  (Char.  v.  Mytil.  Fr.  16  b.  Ath. 
XII.  639  a.  Tlut.  Alex.  29.  de  fort.  Alex.  II.  2.  335  E.  F.).  „Allein  die  Aecht- 
heit,  an  der  schon  Meineke  Del.  S.  156  zweifelte,  ist,  da  die  Ueberschrift 
aXXo  wenig  beweist,  höchst  unsicher  und  ebendamit  also  auch  diese  Zeit- 
bestimmung.    Wenn,  was  aber  nicht  minder  zweifelhaft  erscheint,   die  bei 


524  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Bo'iskos  von  Kyzikos  aber  muss  wohl  schon  der  ältsten 
Alexandrinerzeit  zugerechnet  werden29). 

Asklepiades  von  Samos30)  endlich  war  etwa  ein  Alters- 
genosse des  Philetas31).  Nach  ihm  hat  bekanntlich  der  zwölf- 
silbige 32)  und  der  längere  sechzehnsilbige 32b)  asklepiadeische 
Vers  seinen  Namen  erhalten,  und  er  ist  ohne  Zweifel,  zumal 
wenn  doch  vielleicht  Phalaekos  nicht  älter  als  er  war,  als  der 
Neubegründer  des  Epigramms  anzusehen,  worauf  denn  namentlich 
Kallimachos    dieses    sein  Werk    fortbildete.     Denn   wie    tief   die 


Ath.  X.  440  d  genannte  Trinkerin  Kleo  dieselbe  Person  mit  der  von  Hedyl. 
b.  Ath.  VIII.  345  b  verspotteten  Fresserin  Kleio  ist,  würde  der  Dichter 
einer  weit  späteren  Zeit  angehören1'-.    (Knaack). 

29)  Wie  Leichsenring  a.  a.  0.  S.  27  bemerkt,  nach  der  Künstelei 
zu  urtheilen,  dass  ebendieser  Bo'iskos  einen  akatalektischen  iambischen 
Tetrameter  mit  einem  katalektischen  zu  einem  einzigen  Langvers  (Octa- 
metron  catalecticum  iambicum  Boiscium)  verband,  wie  dies  in  dem  Epi- 
gramm Botonog  6  ano  Kv£i%ov  navxbg  ygucpsvg  noLrmccxog  xov  bttxanovv 
8VQ(bv  gxC%ov  ®otßa>  xifty\Gi  dmoov  ausgesprochen  ist,  Mar.  Vict.  II,  4,  30. 
p.  111  G.  (p.  82,  25  ff.  K.).     Rufin.  1,  28.  p.  387  G.  (p.  564,  1  ff.  K.). 

30)  „Theokr.  Id.  VII,  40.  EiY.sXiduv  xov  1%  2d(i(o.  Schol.  Ambros. 
z.  d.  St.  'AoKXr}7Ziccdr}v  cpr)6i  xov  i7tiyoci[inuxoyQ(xcpov.  ovxog  yaq  Zdfiiog 
Kji^y  xb  ysvog  (es  folgt  die  falsche  Erklärung:  Zinslidag  d'  inodzizo  ita- 
xQcavviiiHcag'  Zwilov  yaq  vtbg  [©eoHQLxog]  ovtco  KccXovfihov ,  die  richtige 
giebt  Hiller  z.  d.  St.:  Zwelidccg  ist  durch  Buchstabenversetzung  mit  Weg- 
lassung des  n  unter  den  Consonanten  aus  'AayiXrjTtidSrjg  gemacht;  Haeberlin 
Epilegomena  ad  Figurata  carmina  Graeca,  Philologus  XLIX  [N.  F.  III]. 
1891.  S.  652  f.  sucht  hinter  dieser  Bezeichnung  irgend  eine  engere  Be- 
ziehung der  Poesie  des  A.  zur  sikelischen  des  Epicharmos  und  Sophron 
und  zur  bukolischen:  m.  E.  ist  eine  solche  Vermuthung  müssig,  so  lange 
man  auch  mit  der  kühnsten  Phantasie  nicht  einmal  darauf  zu  rathen  ver- 
mag, welcher  Art  denn  diese  Beziehung  gewesen  sein  sollte  und  könnte). 
Weiter  s.  C.  5.  A.  10".  (Susemihl).  —  Iacobs  a.  a.  0.  S.  864  f.  (unzu- 
reichend). Meineke  a.  a.  0.  S.  16—24.  Härtung  a.  a.  0.  II.  S.  63—71 
(unkritisch).  Zerstreute  Beiträge  zur  Kritik  namentlich  v.  Wilamowitz 
Herrn.  XIV.  1879.  S.  166 f.  u.  Kaibel  ebend.  XXII.  1887.  S.  510 f. 

31)  S.  C.  4.  A.  11. 

32)  zü_^w_  ^.w^_u_.  „S.  Hephaest.  p.  63.  Atil.  Fortun.  II, 
28,  10.  p.  353  G.  (p.  295,  18  ff.  K.).  Anstatt  der  gewöhnlichen  unrichtigen 
Eintheilung  in  Spondeios,  zwei  Choriamben,  Iambos  giebt  eine  andere, 
theilweise  bessere,  aber,  wie  schon  C.  31.  A.  52 b  (wo  versehentlich  Mall. 
Theod.  nicht  genannt  ist)  gesagt  wurde,  doch  recht  seltsame,  auch  dem 
Terent.  Maur.  2650  ff.  bekannte  Mall.  Theod.  4,  5.  p.  538  G.  (p.  590, 10  ff.  K.): 
metrum  dactylicum  Asclepiadium  habet  primum  spondium,  secundo  (loco} 
dactylum  et  catalecton,  deinceps  duos  dactylos".  (Susemihl). 

32 b)  S.  C.  7.  A.  29. 


Boi'skos.    Asklepiades.  525 

metrische  Kunst  gesunken  war,  zeigt  das  erhaltene  Epigramm  des 
Antimachos 33).  Wundern  muss  man  sich  unter  diesen  Umständen, 
dass  der  „geniale  Samier"  diesen  letzteren  Dichter  ungemein 
hoch  stellt34),  um  so  mehr  da  in  seinen  eignen  uns  erhaltenen, 
meist  erotischen  Epigrammen35)  doch  andrerseits  keine  Spur  auf 
Nachahmung  von  dessen  dunkler  und  gesuchter  Sprache  hin- 
weist. Aber  man  darf  wohl  die  Vermuthung  wagen,  dass  die 
in  dessen  Lyde  eingeführte  lose  Verknüpfung  der  verschiedensten 
Sagen  dem  Asklepiades  das  Vorbild  für  einen  Cyclus  von  Epi- 
grammen gegeben  hat,  von  welchem  noch  Trümmer  geblieben 
sind36).  Jene  kleinen  erotischen  Gedichte  aber,  von  gesunder 
Sinnlichkeit   erfüllt,   sind   un verächtliche   Zeugnisse   der  dichteri- 


33)  Hierüber  s.  Spiro  De  Eurip.  Phoen.  (Berl.  1884).  S.  26.  Anm.,  der 
mit  durchaus  zutreffenden  Gründen  dies  dem  Kolophonier  abgesprochne 
Epigramm  (Anth.  P.  IX,  321)  demselben  wieder  zuweist. 

34)  Anth.  P.  IX,  63  =  Epig.  35  Mein.  Dies  der  Lyde  des  Antimachos 
gespendete  Lob  gab  Veranlassung  zu  einem  Streit  mit  Kallimachos,  welcher 
in  dem  mehrfach  (C.  3.  A.  16.  C.  4.  A.  54.  C.  13.  A.  23.  52)  angezogenen 
Fr.  74 b.  Avdrj  nccl  na%v  yqu^u  *ai  ov  xoqov  dies  Epigramm  ersichtlich 
parodirt,  s.  v.  Wilamowitz  Thukydideslegende,  Herrn.  XII.  S.  352.  A.  42, 
während  vielleicht  A.  seinestheils  wiederum  Anth.  P.  V,  202  (wofern  nämlich 
dies  Gedicht  von  ihm  und  nicht  vielmehr  von  Poseidippos  ist)  den  Kalli- 
machos ,  da  hier  offenbar  in  boshafter  Weise  auf  das  Bad  der  Pallas  (2)  an- 
gespielt wird.  Andererseits  scheint  Kallim.  Ep.  43  Bezug  zu  nehmen  auf  A. 
Anth.  Pal.  XII,  135,  wie  Kaibel  Herrn.  XXII.  1887.    S.  511  vermuthet. 

35)  Die  Ueberlieferung  der  18  unter  seinem  Namen  auf  uns  gekommenen 
t  nicht  überall  sicher;   mehrere  gehen  auch  unter  dem   des  Poseidippos 

vgl.  A.  64);  Scheidung  ist  unmöglich,  doch  scheint  XII,  77  (A.  r}  TL.),  eine 
reitere  Ausführung  von  XII,  75,  von  Letzterem  herzustammen.  IX,  152 
'A.  rj  'AvxmaxQov  ©£66.)  ist  wohl  unächt.  Ueb.  IX,  64  s.  A.  201,  über  die 
auf  Kunstwerke  bezügl.  Epigrr.  Benndorf  a.  a.  0.  S.  41.  —  V,  7  ist  jetzt 
wohl  richtig  von  Stadtmüller  a.  a.  0.  CXLI1I.  S.  333  dem  M.  Argentarius 
zugesprochen. 

36)  Anth.  Pal.  VII,  145  (A6*Xriniu8ov):  die  'Aqtxqi  am  Grabe  des  Aias 
trauernd  (nachgebildet  von  Mnasalkas,  s.  A.  107),  ferner  Et.  M.  3A67iXy\§äv 
(157,  33).  'AnoXXodcoqog  dt  tp7]6iv  A6y1i\thö.§'t\v  ovxmg  Xsyeiv  „27iXr)d6va  x' 
äyccd-iriv",  wahrscheinlich  auch  Schol.  A  Eurip.  Hec.  1271  Schw.  %al  'A6xXr}- 
mädrig  <py(>w  oxi  „^  _  %vvbg  Y.aXov6i  dv6{i0Q0v  6fjftau  (von  Hekabe).  Diese 
Vermuthung  gründet  sich  auf  das  analoge  Werk  Zmgog  (s.  A.  66)  seines 
jüngeren  Zeitgenossen  Poseidippos,  der  (s.  A.  65)  ebenfalls  (A.  P.  XII,  168) 
den  6(6(pQ(ov  AvxC^ccxog  preist,  und  dessen  Anschluss  an  die  Lyde  Schol. 
Apoll.  Rh.  I,  1289  (wo  zu  schreiben  ist:  'AvxL^iccxog  ds  sv  xrj  Avdrj  yrj6iv  sV 
ßißcc6&8vxa  xbv  'HQccnXea  diu  xb  ■naxccße<QEi6d'c(i  xr\v  'Aqya  vnb  xov  qQcoog, 
\<py  -Kai  IIo6£Cdntnog  b  £7tiyQcc[i(uxxoyQd(pog  r]xoÄo  uob^Gt)  hervorgehoben  wird. 


526  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

sehen  Begabung  des  Verfassers,  der  auch  auf  Volksthümliches 
zurückgreift37).  Auch  ein  Choliambos  hat  sich  von  ihm  er- 
halten38). 

lieber  Philikos  oder  Philiskos  s.  C.  9.  S.  279  f.  Auch 
über  die  Epigramme  des  Phileta s,  des  Aetolers  Alexandros, 
des  Theokritos,  Aratos,  Nikandros,  Zenodotos  (?),  Kalli- 
niachos,  der  Moero,  des  Nikaenetos,  Apollonios,  Eupho- 
rion,  Rhianos,  Pseudo-Eratosthenes,  Addaeos,  Euklei- 
des,  Krates  von  Mallos,  Herodikos  von  Babylon  ist  schon 
oben  das  Nöthige  berichtet  worden39).  Nicht  minder  ist  in  Be- 
zug auf 

Nikias,  den  milesischen  Arzt  und  Freund  des  Theokritos, 
auf  das  früher40)  Bemerkte  zu  verweisen  und  hier  nur  noch 
hinzuzufügen,  dass  vermuthlich  ebendieser  Nikias  derjenige  ist, 
welchem  acht  Epigramme  der  Anthologie  zugewiesen  werden41). 


37)  v.  Wilamowitz  Hom.  Unters.  S.  78.  A.  22:  „fast  möchte  man 
sagen:  nach  der  Priamel".  Das  Urtheil  des  Theokritos  VII,  39—41  (vgl. 
A.  40.  C.  4.  A.  11.  C.  5.  A.  10)  ist  also  keine  Schmeichelei.  Andrerseits 
ist  A.  P.  XIII,  23  offenbare  Nachahmung  von  Theokr.  V,  66,  s.  Kaibel 
Philod.  Gad.  epigr.  S.  XVII.  Die  Lebensmüdigkeit  (A.  P.  XII,  46)  ist  nur 
scherzhaft  fingirt.  Vielfach  scheint  A.  den  Alkaeos  zum  Vorbilde  ge- 
nommen zu  haben:  XII,  50  giebt  eine  deutlich  erkennbare  Nachahmung 
von  Fr.  41,  und  die  liebliche  Klage  des  Mädchens  XII,  153  (hierher  nur 
aus  Versehen  des  Sammlers  gesetzt)  erinnert  an  das  bekannte  fys  dsiXav, 
s'iis  necauv  hcchotccxcov  nsd£%oi6uv  (Fr.  59).  Bezeichnend  für  seine  poetische 
Anschauung  ist  auch  sein  lebhafter  Preis  der  Erinna,  auf  welchen  wir  bald 
noch  einmal  zurückkommen,  und  des  Hesiodos  VII,  11  (s.  A.  44).  IX,  64 
(wo  der  Zusatz  ol  d\  'Aq%Cov  keinen  Glauben  verdient).  Einen  Blick  in  das 
lustige,  freilich  auch  lockere  Leben  der  damaligen  Gesellschaft  lässt  V,  181 
thun  (leider  lückenhaft  und  verderbt). 

38)  Schol.  Eurip.  a.  a.  0.,  s.  A.  36.  Vgl.  M  e  i  n  e  k  e  Del.  S.  110  und 
hinter  Lachmanns  Ausg.  des  Babrios  S.  152f.,  auch  C.  5.  A.  89.  —  A.  hat 
übrigens  einen  Namensvetter  ans  Adramyttion,  von  dem  noch  ein  paede- 
rastisches,  pointeloses  Epigramm  erhalten  ist  (Anth.  P.  XII,  36). 

39)  C.  4.  S.  177  mit  A.  17.  S.  189  mit  A.  84.  85.  C.  5.  S.  219  mit  A.  64. 
C.  10.  S.  291  f.  mit  A.  35.  S.  304  mit  A.  116.  C.  12.  S.  333  mit  A.  21 b. 
C.  13.  S.  356  f.  mit  A.  50—54.  C.  14.  S.  381  f.  mit  A.  29.  37,  S.  392  mit  A.  84 
(nebst  C.  13.  A.  18).  S.  394.  A.  94.  S.  395.  A.  101.  102.  S.  398  mit  A.  131.  132. 
S.  403  mit  A.  162.  C.  15.  S.  420  mit  A.  64.  65.  C.  20.  S.  518  mit  A.  20. 
C.  23.  S.  718  mit  A.  60.  C.  26.  S.  12.  24 ff.  Ueber  Theodoros  s.  C.  14. 
S.  407  mit  A.  187. 

40)  C.  5.  S.  200  f.  A.  11.  12.  S.  202  f. 

41)  Meleagros,  der  ihn  mit  dem  %Xo£qbv  OL6V(ißqov  vergleicht,  hatte 
ihn    in    seinen    Kranz   aufgenommen,    aus    welchem   noch   geblieben   sind: 


Nikias.     Erinna.  527 

Zunächst  möge  hier  nunmehr  eine  Reihe  von  Dichterinnen 
abgehandelt  werden,  deren  älteste  freilich  schon  der  voralexan- 
drinischen  Zeit  angehört,  aber  doch  am  Passendsten  erst  hier 
und  in  diesem  Zusammenhange   zu  besprechen  ist.     Es  ist  dies 

Erinna  aus  Tenos42),  deren  Blüte  Ol.  106/107,  also  356— 
352   fällt43).     Nächst   Antimachos   von   Kolophon   wird   sie   von 

A.  P.  VI,  122.  127.  270.  VII,  200  (vgl.  A.  118).  IX,  315.  564,  ferner  wohl 
XVI,  188.  189.  Ein  neuntes  XI,  398  ist  sicher  nicht  von  ihm.  Iacobs  hat 
es  dem  Nikarchos  zugewiesen.  Vgl.  A.  177 d.  Beziehungen  zu  Theokritos 
fehlen.  —  Gercke  Alex.  Stud.,  Rhein.  Mas.  XLII.  1887.  S.  602.  A.  8  ist 
nach  C.  5.  A.  11  zu  berichtigen.  —  Im  Uebrigen  s.  Iacobs  a.  a.  0.  S.  923. 
Meineke  a.  a.  0.  S.  52  —  54.  Härtung  a.  a.  0.  II.  S.  147  —  151.  — 
„Ueber  seine  metrische  Kunst  wirft  Kaibel  Philod.  ep.  S.  Xf.,  welcher 
bei  Gelegenheit  des  Nachweises,  dass  eins  der  sehr  seltnen  Beispiele 
des  Gebrauchs  von  rjdi  bei  den  älteren  Epigrammatikern  sich  bei  ihm 
XVI,  188,  3  findet,  leider  ohne  jede  Begründung  die  Bemerkung  hin: 
qui  omnino  dum  cum  Theocrito  apud  Coos  (?  s.  dagegen  C.  5.  A.  11.  12) 
moratur  medicis  magis  quam  poeticis  studiis  operam  videtur  dedisse".  (Suse- 
mihl). 

42)  Steph.  v.  Byz.  Tr\vog'  vfjcog  nvnXug  .  .  .  ucp'  ov  Kai  "Hqivvcc  (über 
diese  Form  vgl.  Meineke  a.  a.  0.  S.  132)  Ttjvlcc  7C0irixqiu.  Welcker  De 
Erinna  et  Corinna  poetriis,  kl.  Schrr.  II.  S.  145 — 168  zieht  Tr\Xia  vor,  ge- 
stützt auf  Suid.  "Hqwvcc,  der  eine  andere  Lesart  in  A.  P.  VII,  710  gehabt 
hat.  Der  Suidasartikel  "Hqivvci  Tstcc  (T^ia?  Beruh ardy)  r}  Asßßicc,  cbg 
8'  ccXXoi  Tr\Xia  (TrjXog  d'  86x1  vr\Gi$iov  iyyvg  Kvidov)'  xivlg  ds  xca  'Poölccv 
avtr\v  sdo&accv  x.  x.  I.  (s.  A.  45.  43)  =  Eustath.  z.  II.  E,  711.  p.  326,  47  ff. 
Asoßia  (i8v  i]v  rj  'Podta  r}  Tsta  rj  TrjXict  sn  TrjXov  vrjöidiov  syyi^ovzog  trj 
Kvldco  h.  t.  X.  ist  meist  aus  den  Angaben  der  Epigrammatiker  (s.  A.  43.  45) 
zusammengeschweisst  und  enthält  viel  Falsches.  —  Bergk  P.  L.  G.  III4. 
S.  141—146.    Anth.  lyr.  4.  Aufl.  v.  Hiller  S.  295 f.    Ausserdem  s.  d.  Nachtr. 

43)  An  diesem  Ansatz  des  Eusebios  ist  nicht  zu  rütteln.  Der  thörichte 
Schlusssatz  bei  Suid.  j\v  d'  iraiga  Zancpovg  uccl  bp,6%QOvog  (Eustath.  lässt 
die  beiden  letzten  Worte  weg,  s.  A.  45)  ist  offenbar  aus  Anth.  Pal.  IX,  190 
(adriXov,  der  Verf.  hat  Asklep.  VII,  11  nachgeahmt)  erwachsen  (vgl.  A.  46), 
wo  sie  in  den  Schlussversen  der  Sappho  gleichgestellt  wird.  Nichts  desto 
weniger  hat  die  Angabe  des  Suid.  bis  auf  Bergk  P.  L.  G.  III4.  S.  141  hin, 
der  die  Dichterin  falsch  einreiht  und  willkürlich,  wie  auch  Iacobs  a.  a.  0. 
S.  890,  Malzow  De  Erinnae  Lesbiae(!)  vita  et  reliquiis,  Petersburg 
1836.  8.  (mir  unzugänglich,  vgl.  d.  Nachtr.),  zwei  gleichen  Namens  annimmt, 
Glauben  gefunden.  Die  richtige  Datirung  vertraten  F.  W.  Richter  Sappho 
u.  Erinna,  Quedlinburg  u.  Leipzig  1833.  8.  (dies  Buch  ist  sonst  werthlos)  und 
vor  Allen  Benndorf,  dessen  Gründe  für  die  überlieferte  Zeit  (nicht  ganz 
genau  sagt  er:  „Alexandra  Magni  temporibus  supparem")  allerdings  nicht 
alle  gleich  schwer  wiegen.  Sehr  richtig  bemerkt  er,  dass  VI,  352  mit 
seiner  Pointe  eine  ganz  ausgebildete  Malerkunst  voraussetze  und  bereits 
an   die    Poesie    der    Nossis    erinnere.     Ganz    nutzlos    ist    die    Bestreitung 


528  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Asklepiades,  wie  gesagt,  dem  Stirn niführ er  der  neuen  Richtung 
auf  dem  Gebiet  des  Epigramms,  ungemein  gepriesen,  gewisser- 
massen  als  Vorläuferin  der  alexandrinischen  Kleinkunst44).  Sie 
verfasste  ein  kleines  Epyllion  'AXanuta  in  300  Versen45),  dessen 
Inhalt  nicht  mehr  zu  bestimmen  ist46).  Erhalten  haben  sich 
noch  drei  zierliche  Epigramme,  die  schon  ganz  im  Geist  der 
Alexandriner  gedichtet  sind47).  Erinna  starb  sehr  jung,  im  Alter 
von  19  Jahren48). 


Benndorfs  durch  Menke  De  Anth.  Pal.  epigrammatis  sepulcralibus,  Mar- 
burg 1884  (Doctordiss.).  S.  23—30.  Die  Angabe  b.  Tatian.  Or.  ad  Gr.  33. 
p.  34,  10  Schwartz,  dass  der  um  Ol.  95  (400—397  v.  Chr.)  blühende  Bild- 
hauer Naukydes  eine  Statue  der  E.  ("Hqlvvccv  xr\v  AsGßiav)  geschaffen  habe, 
verdient  keinen  Glauben,  s.  Kalkmann  Tatians  Nachrichten  über  Kunst- 
werke, Rh.  Mus.  XL1I.  1887.  S.  489-524. 

44)  VII,  11  (als  Aufschrift  auf  die  'HXandxr]  gedacht),  vgl.  A.  37.  Auch 
Leonidas  v.  Tarent  (dieser  ist  wohl  der  Verf.  von  VII,  13,  nicht  Meleagros) 
feiert  sie  (s.  A.  47.  83);  vgl.  noch  VII,  12  und  713  (Antipatro3  v.  Sidon). 
Noch  in  später  Zeit  beriefen  sich  Grammatiker  auf  E.  mit  Kallimachos 
zusammen  (diese  Verbindung  ist  bezeichnend)  und  werden  dafür  von  Anti- 
phanes  A.  P.  XI,  322  (vgl.  C.  13.  A.  92.  Dilthey  De  Callim.  Cyd.  S.  13) 
scharf  mitgenommen.     Ferner  s.  A.  45. 

45)  Dies  erfahren  wir  von  dem  Verf.  des  Epigramms  A.  P.  IX,  190 
Asoßiov  'Hqivvris  x68s  urjoiov  x.  x.  X.f  der  ferner  andeutet,  dass  die  zaghafte 
Jungfrau  dasselbe  heimlich  aus  Furcht  vor  der  Mutter  an  der  Spindel 
sitzend  oder  am  Webstuhl  stehend  gedichtet  habe  (?).  Suid.  fährt  nach 
den  A.  42  angef.  Worten  fort:  y\v  8'  snonoiog.  syQccipsv  'HXayidxrjv'  nolruia 
8'  scxlv  AtoXi-nfj  xorl  (!)  dcooiSi  8iaXsv,xa)  snmv  x' .  snoir\GS  8s  xal  snLyqd^- 
paxa.  xsXsvxa  8s  7taQ&svog  svvsav,ai8s%sxig.  oi  8s  gxi%ol  avtrjg  sngtörjGav 
I'goi  xoig  'Ofi^qov  ganz  nach  jenem  Epigr.  V.  3  f.  ot  8s  xqit}y,6glol  xavxrjg 
6xi%oi  laoi  'Ofir'iQco  xrjg  v.al  7taQ&sviY,rjg  svvsuY.aiSsy,sxsvg.  Vgl.  A.  43.  Fast 
ganz  ebenso  Eustath.  a.  a.  0.,  der  sich  schliesslich  ausdrücklich  auf  jenes 
Epigr.  beruft:  noi'qxQia  8s  r\v ,  nctl  syqaips  noir\\ia  'HXayidxTjv  AtoXiSi  yXcoGGt] 
xal  JcoqlSl  sv  susgi  xoia%oGioig.  r\v  8s  sxaCqa  Zancpovg  xca  sxsXsvxtjgs 
7taoQ'svog.  ot  8s  gxi%oi  ccvxrjg  snQi&r]Gav  svd[iiXXoi  xoig  '0{irjQOV.  cc7t^Xds  8s 
svvsaY.ai8sY.ixtg  x.  x.  X.  (es  folgt  die  Anführung  des  Epigr.  u.  das  letztere 
selbst). 

46)  Erhalten  sind,  wie  es  scheint,  nur  zwei  kurze  Fragmente  bei  Stob. 
Flor.  CXV,  13  und  CXVIII,  4  (das  Lemma  Etorjvrtg  hat  Meineke  ver- 
bessert), von  denen  das  erste  durch  die  deutliche  Bezugnahme  des  Anti- 
patros  (VII,  713)  sicher  gestellt  wird,  s.  Knaack  Hermes  XXV.  1890.  S.  86. 
Das  dritte  (vom  Fische  IJofiniXog  handelnde)  leitet  Ath.  VII.  283  d  selbst 
mit  den  Worten  ein:  "Roivva  rj  6  nS7Z0ir}K<hg  xb  sig  avxrjv  dvacpsQOfisvov 
7ioir}[idxLov,  es  durfte  also  keinenfalls  von  Bergk  und  Hill  er  ohne  Weiteres 
in  die  'HXav.dxr)  gesetzt  werden. 

47)  VI,  352,  s.  A.  43.    VII,  710  u.  712  (aus  Meleagros,  der  sie  im  Ein- 


Erinna.     Anyte.     Nossis.  529 

Anyte  von  Tegea49),  aus  ungewisser  Zeit50),  aber  wegen 
der  Reinheit  und  Einfachheit  ihrer  Sprache  wohl  der  älteren 
Periode  zuzuweisen,  verfasste  meist  kurze  Epigramme,  die  noch 
den  ursprünglichen  Charakter  dieser  Dichtungsart  bewahren. 
Männlicher  Muth  und  eigenthümliche  Liebe  zu  Thieren  zeichnen 
die  Dichterin  vorth eilhaft  aus51).  Recht  im  Gegensatz  zu  dieser 
männlichen  Frau  aber  steht 

Nossis52),  Tochter  der  Theophilis,  aus  dem  unteritalischen 

leitungsgedichte  12  mit  dem  jungfräulichen  Krokos  vergleicht).  In  beiden 
letzteren  Epigrammen  setzt  sie  ihrer  Freundin  und  Gespielin  Baukis  aus 
Tenos  ein  Denkmal.  Die  Aechtheit  des  zweiten  von  ihnen  bezeugt  (vgl. 
A.  44.  83)  Leonidas  v.  Tarent  VII,  13.  tJ  qci  xod'  s'{iq)Qcov  sin  sxvfioyg  ä 
naig  „Bdöuccvog  sao'  'Aida"  (=  712,  3),  um  so  unbegreiflicher  erscheint 
die  Verdächtigung  Diltheys  Annali  dell'  Inst.  1869.  S.  28  f.,  dem  Weiss- 
haeupl  a.  a.  0.  S.  83  folgt,  üeber  ein  scheinbar  von  Plin.  XXXIV.  §.  67  be- 
zeugtes Epig.  der  E.  s.  A.  50.     Noch  vgl.  üb.  sie  Christod.  A.  P.  II,  108  ff. 

48)  S.  A.  45,  ferner  Asklep.  VII,  11,  2. 

49)  Iacobs  S.  852  f.  Meineke  S.  9—13.  Härtung  II.  S.  91  —  100 
(wie  überall,  unkritisch).  Benndorf  a.  a.  0.  S.  37 — 40.  Reitzenstein 
Ined.  poetar.  Gr.  fragmm.  II.  Rostock  1891.  4.  S.  8.  Die  Heimat  der  A.  giebt 
Steph.  v.  Byz.  Teysw  i\v  ds  xal  fieXonoibg  'Avvxrj  Tsysctxig,  vgl.  Poll.  V,  48. 

50)  Die  Angabe  von  Tatian.  a.  a.  0.,  dass  die  Bildhauer  Euthykrates 
und  Kephisodotos  (Ol.  121  =  296/2)  eine  Bildsäule  der  Dichterin  geliefert 
hätten,  was  man  früher  zur  Zeitbestimmung  verwandt  hat,  erweist  sich 
nach  den  Untersuchungen  Kalkmanns  a.  a.  0.  als  Schwindelnotiz.  Einen 
gewissen  Anhalt  bietet  VII,  492,  wo  der  Heldenmuth  dreier  milesischer 
Jungfrauen  bei  der  Eroberung  der  Stadt  durch  die  Kelten  verherrlicht 
wird  (vgl.  Hieron.  adv.  Iovian.  I.  p.  180,  der  in  der  Zahl  abweicht):  etwa 
280/78.  Das  Gedicht  steht  innerhalb  einer  meleagrischen  Reihe,  trägt  aber 
das  Lemma  Avvxr\g  MixvXv\vair\g,  doch  kennt  Meleagros  im  Einleitungsgedicht 
(5.  noXXa  psv  e[i7ztii-ccg  Avvxyjg  yiqvvu  noXXcc  de  Moigovg)  nur  eine  A.,  so 
dass  wir  es  wohl,  wie  auch  Benndorf  urtheilt,  mit  einem  willkürlichen 
Zusatz  des  Lemmatisten  (der  auch  IX,  332  Noc6idog  Asoßiccg  schrieb)  zu  thun 
haben.  Die  Verbindung  mit  Moero  beweist  natürlich  Nichts,  ähnlich  sagt 
Antip.  v.  Thessal.  IX,  26,  3.  Moiqoo,  'Avvxrjg  ax6fiay  &rjXvvr'O[ir}Q0v,  was  auf  die 
mannhafte  Poesie  der  Dichterin  geht;  Härtung  hat  mit  gewohnter  üeber- 
eilung  auf  epische  Gedichte  geschlossen.  Immerhin  bleibt  merkwürdig  die 
Erwähnung  einer  Myro  in  einem  Epigramm  VII,  190  (Avvxiqg,  dl  ds  Asco- 
vidov),  das  Plinius  N.  H.  XXXIV.  §.  57  der  Erinna  zuschreibt,  indem  er 
Myro  zum  Bildhauer  Myron  macht.  Eine  merkwürdige  Wundergeschichte 
aus  Epidauros  (Paus.  IX,  38,  13),  in  der  A.  eine  Rolle  spielt  (Avvxr\v  xrjv 
noiri6ttGav  xu  %nr}),  ergiebt  leider  auch  keine  chronologische  Bestimmung. 

51)  Ausgesprochene  Thierliebe  findet  sich  z.  B.  VI,  312.  VII,  202.  215. 
IX,  745.  Poll.  V,  48.  v.cu  yaq  17  'Avvxrj  Tsysäxig  Ao%qC8a  (einen  Hund)  So^g 
i[i7ie7tXrix£V',  es  folgt  das  Epigramm. 

52)  Iacobs  S.  925 f.     Meineke  S.  7—9.     Härtung  II.  S.  103—108. 

Susemihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.   II.  34 


530  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Lokri53),  zur  Zeit  des  ersten  Ptolemaeos54),  die  sich  mit  an- 
niuthigern  Stolze  der  Sappho  an  die  Seite  zu  stellen  wagt55)  und, 
wie  diese,  ihre  Freundinnen  in  zierlichen,  kurzzeiligen  Epi- 
grammen feiert56).  Von  ihren  erotischen  Gedichten,  die  Meleagros 
rühmend  hervorhebt,  hat  sich  nur  eins  erhalten57).    Ueber 

Hedyle,  die  Mutter  des  Dichters  Hedylos,  wird  unten  in 
Verbindung  mit  dem  Letzteren  gehandelt  werden. 

Poseidippos58)  der  Epigrammatiker59),  wahrscheinlich  aus 
Alexandreia    gebürtig60),    studirte    in    Athen    unter    Zenon    und 


53)  Vgl.  A.  P.  VI,  265.    VII,  718. 

64)  Sie  ist  jüngere  Zeitgenossin  des  Rhinthon,  den  sie  in  einer  Grab- 
schrift (VII,  414)  sehr  anmuthig  feiert,  vgl,  C.  6.  A.  8.  20. 

55)  VII,  718. 

56)  Vgl.  IX,  604.  VI,  354  u.  a.  Aus  VI,  353.  AvzofisXivvcc  tetvhtcu 
hat  man  geschlossen,  dass  die  Melinno,  von  der  Stob.  Flor.  VII,  13  (Ms- 
Xivvovg  Asüßiag  stg  'Pcbprjv:  so  Cod.  A.  MsXlvvoo  r\  tiäXXov  'HQivvrj  Asoßia 
Big  'Pcofirjv  Schow)  eine  sapphische  Ode  auf  Rom,  die  Tochter  des  Ares 
(durch  den  Stumpfsinn  des  Sammlers  ist  sie  in  das  Capitel  wql  ccvSqs  tag 
[=  Q<6[ir}\]  gerathen)  aufbewahrt  hat,  dieselbe  mit  der  Freundin  der  Nossis 
sei.  Diese  soll  den  für  Rom  glücklichen  Ausgang  des  Krieges  mit  Pyrros 
verherrlicht  haben  (so  zuletzt  R.  v.  Scala  Der  pyrrh.  Krieg.  Exe.  III. 
Melinnos  Ode  an  Rom.  S.  180 — 183;  zu  der  dort  verzeichneten  Litteratur 
füge  hinzu:  Bergk  Anthol.  lyr.2  S.  XCl).  Aber  die  sowohl  überschwäng- 
liche  als  nichtssagende  Sprache  der  Ode  beweist,  dass  sie  in  viel  späterer 
Zeit  gedichtet  ist,  zumal  da  wir  von  dichterischen  Versuchen  der  Melinno 
ja  Nichts  wissen.  (Nicht  lange  vor  Augustus  wird  die  Ode  der  Melinno 
angesetzt  von  Birt  De  urbis  Romae  nomine,  Marburg  1888.  4.  S.  XII). 

57)  Ungemein  galant  klingt  der  Vergleich  des  Meleagros  Prooem.  9  f. 
(ivQonvovv  svccv&sfiov  iQiv  NocoiSog,  rjg  dsXxotg  y.7}q6v  sttj^sv  "Egcog.  Erotisch 
ist  V,  170.  Im  Ganzen  sind  es  12  Epigramme,  von  denen  eins  (VI,  273) 
nicht  sicher  ist  (cbg  No6Gidog).  VI,  132  wird  die  Heldenthat  ihrer  Landsleute 
gegen  die  Bruttier  gefeiert. 

58)  Iacobs  S.  942  f.     Härtung  II.  S.  72-87. 

59)  'O  sTtiyQafifiKtoyQcccpog  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  1289  (s.  A.  36).  Zu 
scheiden  ist  er  von  dem  gleichnamigen  Komiker  (s.  A.  68)  und  (vgl.  C.  33. 
A.  314)  dem  Schriftsteller  über  Knidos.  (Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  482  wirft 
ihn  freilich  mit  Letzterem  zusammen). 

60)  Darauf  weisen  hin  1)  sprachliche  Eigentümlichkeiten:  el'xocccv 
Anth.  Pal.  V,  209,  6,  wenn  anders  dies  Epigramm  von  P.  ist  (Lemma  TLo- 
asidinnov  t]  'AanXrjTtiäSov),  vgl.  Nauck  Aristoph.  Byz.  S.  204,  Buttmann 
Gr.  Gr.  I.  S.  353.  §.  87,  6  (welcher  diese  Form  mit  &6%ü£ogccv  b.  Lykoph.  21 
zusammenstellt),  Wilamowitz  Lection.  epigr.,  Göttingen  1885.  4.  S.  16; 
ßciQig,  Steph.  v.  Byz.  u.  d.  W.;  2)  directe  Beziehungen:  Arsinoe  Zephyritis 
Avird  in  einem  Epigramm  b.  Ath.  VII.  318  d  von  ihm  verherrlicht,  ebenso 


Poseidippos.  531 

Kleanthes61)  ungefähr  275,  wonach  sich  sein  Geburtsjahr  wohl 
auf  etwa  zwischen  303  und  300  berechnen  lässt62).  Seiner 
philosophischen  Bildung  rühmt  er  sich  wiederholentlich63),  trotz- 
dem vertritt  er  ganz  dieselbe  poetische  Richtung  wie  der  mit 
ihm  allem  Anschein  nach  befreundete  Asklepiades64),  dessen  Epi- 
grammen die  seinen  an  poetischem  Werth  nicht  nachstehen. 
Schilderungen  lustiger  Gelage  und  Liebeshändel  mit  Hetaeren 
nehmen  bei  ihm  den  meisten  Raum  ein.  Auch  in  der  Hoch- 
schätzung des  Antimachos  schliesst  er  sich  jenem  an65).  Er 
schrieb  aber  auch  Epigramme  .auf  die  Helden  vor  Troia,  die  in 
einer  besonderen,  zuerst  ZJagog  genannten  Sammlung  vereinigt 
waren 66) ,     ferner     skoptische     auf    Fresser     und     Schlemmer 67). 


in  einem  von  H.  Weil  Un  papyrus  inedit  de  la  bibliotheqne  de  M.  Am- 
)roise  Firmin -Didot.  Nouveaux  fragments  d'Euripide  et  d'autres  poetes 
jrecs,  Paris  1879  zuerst  veröffentlichten  Papyros  (vgl.  Blass  Rhein.  Mus. 
:V.  1880.  S.  90  ff.  Bergk  a.  a.  O.  S.  258  f.).  „S.  jedoch  d.  Nachtr." 
usemihl).  Ebenda  steht  ferner  ein  Epigr.  auf  Sostratos,  den  Erbauer 
les  Pharos,  das  kurz  nach  der  Vollendung  des  Leuchtthurms  geschrieben 
sein  muss.  S.  über  diese  Epigramme  auch  Vahlen  Ueber  Arsinoe  Zephyritis, 
Ützungsber.  der  Berl.  Akad.  1889.  S.  47—49. 

61)  Nur  so  empfängt  das  Epigramm  A.  P.  V,  134  Pointe. 

62)  Da  Zenon  in  dem  A.  61  angeführten  Gedicht  6  oocpög  y.vv.vog  ge- 
lannt  wird,  so  muss  es  etwa  zwischen  275  und  273,  als  derselbe  60  bis 
>2  Jahre  alt  war,  entstanden  sein.     Hat  a  xs  KXsccv&ovg  ^tovoa  noch  be- 

mdere  Beziehung?  Da  andererseits  der  Pharos  284/3  vollendet  wurde  und 
las   neu   gefundene  Epigramm  (s.  A.  60)   in  frischer  Erinnerung  an  diesen 

runderbau  entstanden  ist,  so  wird  man  nicht  wohl  unter  etwa  300  als 
Geburtsjahr  des  P.  hinabgehen  dürfen,  „es  sei  denn  dass  er  den  Zenon 
erst  kurz  vor  dessen  Tode  und  dann  Kleanthes  hörte"  (S usemihl). 

63)  XII,  98.  120. 

64)  S.  XII,  45,  ein  Gegenstück  zu  Asklep.  XII,  166,  wie  der  gleiche 
Versanfang  (vat,  va\  ßuXXsx'  "EQcoxsg)  zeigt.  Daraus  erklärt  sich  auch  das 
Schwanken  der  Ueberlieferung  (vgl.  A.  35):  V,  194.  TLoaeidimiov  r)  'AouXrj- 
mocdov,  ebenso  202.  209.  XII,  77  (ist  breitere  Ausführung  von  75  [Asklep.], 
also  wohl  poseidippisch).  Zu  XII,  17,  welches  bisher  ädrjXov  war,  hat 
Sternbach  im  Vatic.  240  u.  Barber.  123  (s.  A.  222)  das  Lemma  'AoxXrjTtLadov 
r]  TLoosidlmiov  gefunden,  und  er  entscheidet  sich  unter  Berufung  auf  V,  211 
(wie  es  scheint,  mit  riecht)  zu  Gunsten  des  P. 

65)  XII,  168  (in  einer  Reihenfolge  von  Trinksprüchen):  ccocpqovog  'Avxi- 
liu.%ov.     Vgl.  A.  34.  36. 

6ü)  Schol.  A  (Didym.)  zu  II.  A,  101.  ccvxccq  o  ßij  fIoov  xs  xca  "Avzicpov 
s&vecQigonv.  Zrjvodotog  sf-co  xov  q  ßfj  'Iaov  (also  stand  ßfj  q'  'l6ov  oder 
ßr\  (Pl6ov  [Wilamowitz]  im  Text),  (ir)  itMpäQEa&cu  de  cpr\aiv  6  Aqloxccq- 
#og  vvv   sv   zoig    TIoos id Cnnov    intyQu^ifiaGi   xov    BrjQioov,   ccXX'   ev  xm 

34* 


532  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Auch  von  einem  oder  zwei  epischen  Gedichten  erfahren  wir  ge- 
legentlich68). 

Um  ebendieselbe  Zeit  lebte 

Hedylos69)  aus  Samos  oder  Athen70)  aus  dichterischer 
Familie  stammend,  Sohn  der  Dichterin  Hedyle7i);  ein  Freund 
und  vielleicht  auch  Landsmann  des   Asklepiades72).     Er  schlägt 

Xsyofisva  2coQ<p  svqslv.  svXoyov  Ss  cprjGiv  sXsy%6[isvov  avrbv  ccnaXsLipcci. 
Demnach  hat  P.  in  dem  „Haufen"  troische  Helden  angeführt,  von  denen 
er  fälschlich  den  einen  Berisos  nannte,  tilgte  aber  später  (Bergk  P.  L.-G. 
II4.  S.  342:  „postea,  ut  videtur,  reprehensus  a  Zenodoto")  diesen  Namen. 
Nicht  richtig  bezieht  Lehrs  (Herodiani  scripta  tria  S.  432)  den  Tadel  auf 
den  Titel  („Schütte").  In  dieser  Sammlung  stand  sicher  (wie  schön 
Meineke  erkannte)  das  Epigramm  auf  den  Tod  des  Pandaros  bei  Steph. 
v.  Byz.  ZsXsicc  (von  Bergk  a.  a.  0.  richtig  abgetheilt  und  verbessert). 
Auch  Schob  Apoll.  B-h.  I,  1289  gehört  hierher.  P.  folgte  hierin  dem 
Asklepiades.     S.  A.  36;  vgl.  aber  auch  d.  Nachtr. 

67)  Bei  Ath.  X.  412  e  auf  den  Athleten  Theagenes  aus  Samos  (derselbe 
blühte    Ol.  74,  4,  s.  Paus.  VI,  6,  11),    leider   unvollständig   und    verderbt, 

X.  414  d.  e  auf  den  Fresser  Phyromachos,  der  vielleicht  noch  ein  Zeit- 
genosse des  P.  gewesen  war  (vgl.  Lynkeus  bei  Ath.  VI.  245  e.  Euphron 
Fr.  8  Kock  ebendas.  VIII.  343  b),  X.  415  b  auf  Aglai's  (iv  tij  agary 
ux^sigt]  fisydXrj  nofini]  iv  'AXs^ccvöqslcc:  ist  hieraus  eine  Zeitbestimmung  zu 
gewinnen?). 

68)  Ath.  XIII.  596  c.  d.  wird  ein  hübsches  Epigramm  auf  Doricha,  die 
Hetaere  des  Charaxos,  Bruders  der  Sappho,  angeführt  mit  der  Bemerkung, 
dass  P.  ihrer  auch  oft  in  der  Alftioniu  (Atöionidi  Kaibel)  gedacht  habe; 

XI.  491c  heisst  es:  TLoGsidinnog  r  iv  rfj  'Aoconicc  (Aawnldi  Meineke)' 
„ov  ds  toi  cckq6vv%oi  ipvxQccl  övvovol  IliXsicci"  (aus  Asklep.  v.  Myrleia). 
Kaibel  bemerkt  im  Index  S.  656:  „unum  Carmen  fuisse  sive  Alftionldu  sive 
'A6(oni8cc  vix  mihi  dubium"  gewiss  mit  Recht,  aber  eine  Entscheidung  über 
Titel  und  Inhalt  ist  unmöglich.  Noch  ist  zu  bemerken  A.  P.  IX,  359. 
noasidi7vnov,  o*l  8s  IJXcctcovog  kcohikov  (Plan.  IJ06.  ot  de  Kqccttjtos  rov 
Hvvmov:  Corruptel?);  Dasselbe  bezeugt  Stob.  Flor.  XCVIII,  57:  Iloasidinnov. 
Da  aber  Stob,  im  Uebrigen  nur  Excerpte  aus  dem  Komiker  Poseidippos 
hat,  so  wird  dieses  Epigramm,  das  gänzlich  von  dem  Tone  der  ächten  ab- 
weicht, dem  Komiker  zuzuweisen  sein.  Die  sonst  bei  Plan.  68  (AoxX.  61 
ds  TIoc).  119.  275  (st?  ccyccXpcc  kcuqov)  überlieferten  und  auch  das  von 
Tzetz.  Chil.  VII,  662  erhaltene  sind  vielleicht  nicht  acht  (anders  Benndorf 
S.  44  f.). 

69)  Iacobs  S.  899  f.     Härtung  IL  S.  111—120. 

70)  Ath.  VII.  297  a.  b  (s.  A.  75). 

71)  Hedyle  ihrerseits  war  Tochter  der  attischen  Iambendichterin 
Moschine  und  schrieb  ein  Epyll  Skylla  (ein  paar  bei  Ath.  a.  a.  0.  er- 
haltene Verse  handeln  von  Geschenken,  die  der  liebende  Glaukos  dei 
Skylla  bringt). 

72)  Er  nennt    ihn   bei    seinem  Spitznamen  ZixsXiSccg  (vgl.  A.  30.  73. 


Hedylos  aus  Samos  oder  Athen  u.  Hedyle.  533 

in  den  nicht  zahlreichen  Epigrammen  ebenfalls  den  leichten  Ton 
des  Asklepiades  und  Poseidippos  an73),  verhöhnte  wie  Letzterer 
eine  Anzahl  berüchtigter  Schlemmer  und  Schlemmerinnen74) 
und  schrieb  ein  kleines  Epyll  auf  den  Meergott  Glaukos,  wie  es 
scheint75).  Auch  zu  dem  Stimmführer  der  neuen  Richtung  Kalli- 
machos  trat  er  in  Beziehung76). 

C.  5.  A.  10)  in  einem  Epigramm  bei  Ath.  XI.  473  a  (der  Schluss  ist  ver- 
derbt) und  zieht  seinen  Tlaiyvia.  die  des  So  kies,  des  Vaters  von  Lyko- 
phron,  vor.  A.  P.  V,  161  (HdvXov,  dt  ds  'JayiXriniccdov ,  steht  noch  einmal 
mit  dem  Lemma  Sificovidov  hinter  XI,  9)  nimmt  offenbar  Bezug  auf  V,  159 
(HdvXov).  welches  Bergk  P.  L.  G.  III4.  S.  509  wegen  V,  164  (wo  die 
Hetaere  Pythias  wieder  erscheint)  dem  Asklepiades  giebt,  ohne  Grund, 
denn  auch  Poseidippos  kennt  diese  (V,  213).  V,  199  wird  ein  Nikagoras 
genannt,  offenbar  derselbe,  dessen  unglückliche  Liebe  Asklep.XII,  135  erwähnt. 
Das  Gedichtchen  des  H.  scheint  eine  Fortsetzung  des  asklepiadeischen  zu  sein, 
vgl.  Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  7.  So  ist  auch  wohl  NikonoeVI,  292  gleich  der 
von  Askl.  gefeierten  Niko  (V,  150),  rj  diccmvoiisvrj  KccXXigxlov  dvdqäci  (Ath. 
XI.  486  b)  gleich  der  von  Poseidippos  XII,  131  (welches  Gedicht  nur  aus  Ver- 
sehen hieher  gerathen  ist),  gepriesenen,  die  niemals  einen  Liebhaber  von  ihrer 
Thür  gewiesen  hat  (vgl.  Ath.  XIII.  585  b.  c).  Andere  Anspielungen  rinden 
sich  in  dem  schon  C.  20.  A.  63.  C.  23.  A.  152.  155  angeführten  Epigramm 
b.  Ath.  XI.  497  d.  e  auf  das  von  seinem  Zeitgenossen,  dem  Mechaniker 
Ktesibios,  erfundene  Trinkhorn  (den  „Tänzer  Besas",  s.  Kai  bei  z.  d.  St.) 
und  in  dem  Grabepigramm  auf  den  Flötenspieler  Theon  ebendas.  IV.  176  c.  d, 
von  welchem  es  V.  7  heisst:  rjvXsi  drj  TXav-nri?  nsiis&vGfisva  nuiyvia  Mov- 
gscov ,  so  dass  also  auch  Glauke  hier  ihr  Compliment  erhält,  s.  A.  18.  Vgl. 
über  dies  Ep.  Ch.  Petersen  Ueber  die  Geburtstagsfeier  bei  den  Griechen, 
Jahrb.  f.  Philol.  Suppl.  N.  F.  IL  1856/7.  S.  325—327.  Volckmar  Hedyli 
epigramma  (Ath.  IV.  176),  Philologus  XV.  1860.  S.  335-338.  Ueber  XII,  98 
vgl.  Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  7  f.,  der  es  (was  doch  sehr  zweifelhaft  er- 
scheint) auf  Aratos  bezieht. 

73)  Alle  Drei  fasst  Meleag.  Prooem.  45  f.  zusammen: 

sv  8  s  UoGslSimtov  xs  xa!  'HdvXov,  ccyqi,'  uQOvorjg, 
SixsXlSsco  x'  dvsfioig  av&scc  cpvousva. 
Die  Symbolik  der  Feldblumen  hat  bereits  Reiske  erkannt.     Ein   hübsches 
Stimmungsbild  von  H.  hat  Ath.  XI.  473  a  aufbewahrt. 

74)  Ath.  VIII.  344  f  —  345  b  (sv  s7tiyQ(X[i[icc6iv  bipotpdyovg  -naxaXsycov). 
Dagegen  sieht  A.  P.  XI,  123  auf  einen  ungeschickten  Arzt  Agis  nach 
später  Mache  aus  (eine  ganz  unglaubliche  Confusion  hat  Härtung  an- 
gerichtet) und  ebenso  auch  414  (auf  das  Podagra). 

75)  Ath.  VII.  297  a.  b.  "HSvXog  8'  o  Zdfiiog  rj  'A&rjvaiog  MsXixsqxov 
(pr}alv  sqccö&svtcc  xbv  TXavuov  sccvxbv  qityai  slg  xrjv  &ccXaxxav.  Nach  dem 
Vorbilde  seiner  Mutter  nimmt  man  wohl  mit  Recht  ein  besonderes  Ge- 
dicht an. 

76)  Doch  bleibt  die  betreffende  Notiz  dunkel.  Etym.  M.  'AXvxccQxrjg. 
'HdvXog  ds  stg  xä  sitiyqciy^Locxu  (smy Qcccpr\v  Vulg.,   aber  mehrere  Codd.  sni~ 


534  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Ganz  nahe  standen  dem  Kallimaehos 

Theaetetos  77);  der  vielleicht  sein  Landsmann  war,  und 

Herakleitos  von  Halikarnassos,  Beide  von  ihm  in  Epi- 
grammen gefeiert.  Ersterer  ist  in  der  Anthologie  und  sonst 
noch  mit  sechs  Epigrammen  vertreten,  die  sich  meist  durch 
schöne  poetische  Sprache  auszeichnen78),  von  Letzterem  ist  ein 
Epitymbion  erhalten 79). 

Leonidas   von   Taren  t80),    wahrscheinlich    Zeitgenosse    des 

ygccfifiata)  KccXXi(ict%ov  dicc  ovo  XX  6vo[ia£si  xovg  ccXvxag  (Kampfrichter  in 
den  olymp.  Spielen).  Meine ke  Anal,  ad  Ath.  S.  226  (der  die  Stelle  zuerst 
verbessert  hat)  denkt  an  einen  Commentar,  0.  Schneider  Call.  II.  S.  43 
will  xb  87iiyQcccp£iov  (was  nach  seiner  Meinung  der  richtige  Titel  des  be- 
treffenden Kallimacheischen  Werkes  ist)  ohne  Noth  schreiben.  —  Unsicher 
bleibt  das  Citat  bei  Strab.  XIV.  683,  wo  die  Unachtsamkeit  eines  Epi- 
grammatikers xov  TtoiriGCivxoq  xb  iXeysiov,  eift'  *HdvXog  86tlv  si'd"'  ootigovv, 
getadelt  wird;  es  folgen  6  nicht  ganz  vollständige  Verse,  vgl.  Bergk 
Anthol.  lyr.2  S.  V. 

77)  Iacobs  S.  957.  Härtung  II.  S.  153—157.  Das  kallimacheische 
Epigramm  17  (Wil.)  ist  etwas  dunkel:  Bentley  deutet  es  auf  dramatische 
Versuche  des  Th.,  anders  Iacobs  (Anth.  Gr.  Bd.  VII.  S.  292—294).  Da  Th. 
auf  den  Tod  des  Kyrenaeers  Ariston  (A.  P.  VII,  499)  ein  Grabgedicht 
gemacht  hat,  so  kann  er  Landsmann  des  Kallimaehos  gewesen  sein. 

78)  Zwei  Epigramme  hat  Laert.  Diog.  aufbewahrt:  das  eine  (VIII,  48) 
auf  den  Faustkämpfer  Pythagoras  hat  Phaborinos,  der  hier  seine  Quelle 
ist,  aus  Eratosthenes  übernommen,  das  andere  (IV,  25),  fein  empfundene 
auf  den  Tod  Krantors  stammt  aus  Antigonos  von  Karystos  (s.  Wil  am  o- 
witz  Antig.  v.  Kar.  S.  68,  der  den  Schlussvers  trefflich  verbessert).  Me- 
leagros  nennt  den  Th.  nicht  ausdrücklich,  aber  die  ächten  Epigramme 
stammen  ohne  Frage  aus  seinem  Kranze,  dagegen  sind  die  stilistisch  gänz- 
lich verschiedenen  bei  Planud.  221.  233  wohl  dem  Z%oXaGxiv.6g  zuzuweisen. 
Auch  wird  er  als  Verf.  des  Epigramms  auf  Kratinos  A.  P.  XIII,  29  zu- 
sammen mit  Asklepiades  genannt  (vgl.  Suid.  vöcoq,  La.  Di.  IX,  17). 

79)  Vgl.  die  Grabschrift  des  Kallimaehos  auf  H.  (ep.  2) ,  in  welcher 
dessen  Gedichten  (uridövsg)  Unsterblichkeit  verheissen  wird.  Bei  Strab- 
XIV.  656  wird  unter  den  berühmten  Halikarnassiern  auch  'HQccKXeixog  6 
noirjxrjg  6  KccXXt(idxov  exaigog  genannt,  wohl  mit  Beziehung  auf  diese 
Grabschrift.  Jenes  eine  erhaltene  Epitymbion  VII,  465  (HqayiX^xov)  is 
gerade  nicht  besonders  hervorragend,  darf  aber  keinenfalls  dem  H.  g« 
nommen  und  dem  Sinopeer  Herakleides  (stand  im  Kranz  des  Philippos; 
VII,  392)  gegeben  werden,  da  es  durch  seine  Stellung  in  einer  meleagri- 
schen  Reihe  und  durch  die  Nachahmung  des  Antipatros  von  Sidon  (VII ,  464) 
gesichert  wird. 

80)  Iacobs  S.  909—911.    Meineke  S.  24-52.    Härtung  II.  S.  163- 
262  (mit  theilweise  recht  gelungener  Charakteristik).    Die  Beurtheilung  d< 
Dichters  von  Ilgen  Poeseos  Leonidae  Tarentini  speeimen,  Leipz.1785,  wieder- 
abgedruckt Opusc.  phil.  I.  S.  1 — 44  ist  ungerecht,  gerechter  die  von  Iacobi 


Theaetetos.     Herakleitos.    Leonidas.  535 

Königs  Pyrros  von  Epeiros81),  nimmt  eine  besondere  Stellung 
ein:  er  ist  in  hellenistischer  Zeit  der  Typus  des  fahrenden  Poeten 
und  Improvisators.  Wenn  er  auch  die  Mode  des  Tages  mit- 
macht82), den  tonangebenden  Dichtern  seiner  Zeit  huldigt83),  ja 


Die    Sonderausgabe  von   A.  Ch.  Meineke    Utriusque    Leonidae    carmina, 
Leipz.  1791  ist  ganz  veraltet. 

81)  Wenn  anders  er  nämlich  der  Urheber  des  Epigramms  VI,  130  ist: 
129  hat  das  Lemma  Asmvidov,  130  aXXo  (Plan.  AecovlSov),  131  Ascovidcc. 
Stilistisch  sind  diese  drei  Epigramme  vollkommen  gleichartig,  so  dass  man 
130,  welches  den  274  von  Pyrros  über  die  gallischen  Söldner  des  Antigonos 
Gonatas  erfochtenen  Sieg  (Plut.  Pyrr.  26)  verherrlicht,  wohl  unbedenklich 
dem  L.  zuweisen  darf.  Dasselbe  Epigramm  steht  auch  bei  Plut.  a.  a.  0., 
Diod.  XXII,  11  und  Paus.  I,  13,  2  (alle  Drei  schöpfen  aus  gemeinsamer 
unbekannter  Quelle);  Paus,  führt  noch  ein  zweites  auf  die  in  Dodona  dem 
Zeus  Na'ios  geweihten  Schilde  an,  das  höchst  wahrscheinlich  gleichfalls 
von  L.  verfasst  ist.  Eine  andere  (weniger  sichere)  Combination  rückt  die 
Zeit  des  Dichters  noch  höher  hinauf.  VI,  334  (sicher  acht,  da  es  in 
meleagrischer  Reihe  steht),  ein  Weihgedicht  auf  die  ländlichen  Gottheiten, 
hat  den  Schluss  de^aod-'  AlciHtdeco  dcoga  NsotztoXs  {iov.  Die  bedeutsame 
Hervorhebung  vom  Geschlechte  des  Spendenden  lässt  nur  den  Schluss  auf 
einen  Angehörigen  des  Herrscherhauses  zu ;  gemeint  ist  der  Nebenkönig  des 
Pyrros,  der  295  von  diesem  beseitigt  wurde  (Plut.  Pyrr.  5).  Ist  also  L. 
auf  seinen  Fahrten  (VII,  736.  nsgiitlccviov  ßtov  eXncov  ccXXjjv  s|  uXXrjs 
elg  %&6v'  dXivdo(isvog}  vgl.  A.  87)  schon  bedeutend  früher  nach  Epeiros 
und  an  den  dortigen  Hof  gekommen,  so  wird  man  seine  Geburt  nicht  gut 
nach  315  ansetzen  dürfen.  Möglicherweise  ist  der  Syrakuser  Orthon  (VII,  660, 
vgl.  Knaack  Herrn.  XVIII.  1883.  S.  29)  der  Gesandte  des  Agathokles  an 
Ophelias  von  Kyrene  (309,  vgl.  Droysen  Hellenism.  II2.  S.  91),  wie  Heck  er 
und  Gercke  vermuthen. 

82)  Eigentlich  erotische  Epigramme  ausser  V,  188  (s.  die  richtige  Er- 
klärung von  Stern bach  Melet.  S.  33)  fehlen,  doch  nähert  sich  diesem 
Genre  V,  206;  heiteren  Lebensgenuss  feiert  der  Dichter  VI,  44.  Die  be- 
liebte Spielerei:  Grabschrift  auf  eine  Cicade  hat  er  auch:  VII,  198. 

83)  Verherrlichung  des  Aratos  IX,  25  mit  deutlicher  Nachahmung  des 
Kallimachos  (Ep.  27  Wil.),  vgl.  Knaack  Herrn.  XVIII.  S.  28  f.  (dagegen 
Hiller  Jahresb.  XXXIV.  S.  293  ohne  ausreichenden  Grund).  Mit  directer 
Beziehung  auf  das  einzige  erhaltene  Fragment  aus  dem  rgcccpsiov  des 
Kallimachos  (37 a)  ist  VII,  408  (auf  Hipponax)  gedichtet  (über  die  Lesart 
vgl.  Stadtmüller  Bl.  f.  bayer.  Gymn.  XXVI.  S.  6  f.).  Demnach  sind  wohl 
auch  die  anderen  Aufschriften  auf  Dichter,  zu  denen  V,  206  auf  die  Töchter 
des  Antigenides  kommt  (IX,  24  auf  Homeros),  VII,  719  auf  Teilen  (vgl. 
Wilamowitz  Comment.  gramm.  I.  S.  8),  VH,  13  (A.  rj  MsXeccyQov)  auf 
Erinna  mit  directem  Citat  aus  einem  noch  erhaltenen  Epigramm  der  Dichterin 
(8.  A.  44.  47)  in  bewusster  Nachahmung  der  „Dichterporträts"  (s.  C.  13. 
S.  356  mit  A.  50)  verfasst.  Vgl.  noch  IX,  329,  1  mit  Kallim.  H.  IV,  109. 
Wie  Kallimachos   sich   an   die  Lyrik  des   Simonides   als  Vorbild   hielt,   so 


536  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

vielleicht  zu  einem  von  ihnen,  nämlich  dem  Theokritos,  in 
näherer  Beziehung  gestanden  hat84);  so  liegt  doch  seine  Be- 
deutung in  der  realistischen  Schilderung  des  Lebens  kleiner 
Leute,  für  die  er  auf  Bestellung  Epigramme  verfasste85).  Er 
zuerst  scheint  eine  von  der  Folgezeit  viel  cultivirte  Art  des 
anathematischen  Epigramms  erfunden  zu  haben,  in  welches 
möglichst  viele  Namen  von  Geräthschaften  des  gewöhnlichen 
Lebens  mit  volltönenden  Epitheta  in  den  Vers  gebracht  werden8*5). 
Obwohl  der  Dichter  öfters  auf  seine  Lebensschicksale  zu  sprechen 
scheint  auch  L.  sich  diesen  zum  Muster  genommen  zu  haben.  Simonid. 
Fr.  196  (bei  Plut.  Consol.  ad  Apoll.  17.  111  C).  xa  yaQ  %(\iu  v.cä  xa  {lvqlu 
kcctcc  Ziiicovidrjv  exrj  oxiyftrj  xi$  iariv  uoqiöxos,  fiälXov  de  (ioqlov  xi 
ßQcc%vxaxov  cxLyfirjg  stimmt  auffallend  mit  L.  VII,  472,  2  (in  einem 
leider  schwer  verderbten  und  durch  Lücken  zum  Theil  unverständlichen 
Gedichte),  xig  (ioiqcc  £00775  imolstnexui,  77  ocov  oögov  oxiyiirj  xat  6xiy(ifjg 
st  xt,  xa^r\X6x8qov,  Auch  die  von  L.  öfter  angewandte  Anrede  ^vQ-qcoub 
hat  schon  Simonid.  Fr.  60.  Es  finden  sich  auch  sonst  noch  manche  Be- 
rührungspunkte. 

84)  Dieser  Gegenstand  erfordert  freilich  noch  eine  eigene  Untersuchung. 
Auf  die  bereits  A.  83  erwähnte  Grabschrift  auf  Hipponax  scheint  Theokr. 
XIII,  3  zu  antworten  (s.  Welcker  Hipponactis  frgm.  S.  6).  Fraglich  ist 
dagegen,  ob  Plan.  261  (auf  Priapos)  si'aaxo  yäq  matov  pe  ®t6*Qixog  den 
Dichter  angeht,  zumal  da  auf  die  planudeischen  Lemmata  nicht  immer 
Verlass  ist.  Aber  aus  Bekanntschaft  mit  Theokr.  erklärt  sich  wohl  das 
Schwanken  der  Ueberlieferung  zwischen  Letzterem  (den  Meleagros  in  seinem 
Prooemion  nicht  nennt)  und  L.  in  den  Lemmata  der  Epigramme,  welche 
sämmtlich  in  die  theokriteische  Sammlung  aufgenommen  sind ;  so  VIJ, 
658.  669  (beide  hängen  eng  zusammen).  660—664.  IX,  432—435  (435.  As- 
covidov  Plan.).  Auf  eine  directe  Nachahmung  des  Theokritos  weist  viel- 
leicht IX,  322,  5  vgl.  mit  Theokr.  II,  106  hin. 

85)  Ganz  ersichtlich  auf  Bestellung  gemacht  ist  z.  B.  VII,  295  (im  Auf- 
trage des  Thiasos  der  Fischer  auf  ihren  steinalten  Genossen  Theris),  ferner 
VI,  4.  204.  205  u.  a. 

86)  Vgl.  darüber  Kaibel  Philodemi  epigramm.  S.  XI.  Diese  Gewohn- 
heit des  Dichters  hochtrabende  Epitheta  zu  ganz  simplen  Hausgeräthen 
u.  dgl.  zu  setzen  hat  die  frühere  ungünstige  Beurtheilung  seines  dichteri- 
schen Werthes  wesentlich  hervorgerufen,  indessen  erklärt  sie  sich  meist 
aus  dem  äusseren  Zwange,  welcher  ihm  durch  die  Bestellung  auferlegt 
war.  Sodann  schimmert  in  der  Wahl  so  mancher  klangvoller  Adjectiva 
eine  humoristisch-parodirende  Absicht  hindurch.  Insofern  die  Sprache  des 
Dichters  nicht  durch  plebejische  Worte  entstellt  ist,  erscheint  sie  wie 
auch  die  an  die  strengen  Alexandriner  sich  anschliessende  Verstechnik 
durchweg  gewählt;  die  Ausführung  ist  manchmal  breit,  aber  nicht  er- 
müdend (eine  „grata  verbositas"  rühmt  ihm  Kaibel  Comm.  in  hon.  Momms. 
S.  331  mit  Recht  nach).  —  Ueb.  d.  Epigramme  auf  Kunstwerke  vgl.  Benn- 
dorf  S.  41—43. 


Leonidas  von  Tarent.  537 

kommt87),  so  reichen  doch  diese  seine  Andeutungen  nicht  aus, 
um  ein  einigermassen  deutliches  Bild  derselben  auch  nur  in  Um- 
rissen zu  entwerfen88).  Der  Nachlass  des  Leonidas  ist  recht 
beträchtlich,  aber  keineswegs  überall  sicher  beglaubigt89).  An 
litterarischem  Nachruhm  hat  es  ihm  nicht  gefehlt90). 


87)  Persönliches  findet  sich  z.  B.  VI,  300,  wo  er  sich  nXdviog  (nach 
Meinekes  Verbesserung)  Ttevsatr^g  und  oXiyrjofavog  nennt;  302  ist  ein 
hübsches  Stimmungsbild,  Gespräch  mit  den  ebenso  hungrigen  Mäusen  (vgl. 
dazu  die  Anekdote  vom  Kyniker  Diogenes  bei  Plut.  de  prof.  in  virt.  5.  77  E). 
Sein  unstetes  Leben  beklagt  er  VII,  736  und  wünscht  sich  nur  ein  Hüttchen 
und  bescheidene  Kost;  VII,  648  spricht  der  sterbende  Aristokles  wohl  die 
Ansicht  des  Dichters  aus:  es  sei  besser  trotz  drückender  Armuth  ein  Weib 
zu  nehmen.  Bei  dieser  Lebensweise  ist  es  natürlich,  dass  L.  an  dem  Loose 
armer  und  fleissiger  Menschen  lebhaften  Antheil  nimmt  und  diese  mit 
Vorliebe  schildert  (was  Härtung  a.  a.  0.  S.  163  gut  hervorhebt):  so  die 
Spinnerinnen  (VI,  288),  die  alte  Weberin  Platthis  (VII,  726),  Jäger  (VI,  296), 
den  achtzigjährigen  Landmann  Kleiton  (VI,  226)  u.  A.  Daneben  geht  eine 
recht  derbe  Verhöhnung  der  Schlemmer  und  Prasser  her,  so  VI,  305  auf 
Dorieus  (möglicherweise  ist  es  derselbe,  von  dem  Ath.  X.  412  f  aus  Phylarchos 
Fr.  3  ein  dichterisches  Bruchstück  auf  den  Ringer  Milon  erhalten  hat,  wie 
bereits  Hecker  vermuthete).  Ein  Kyniker  Sochares  wird  zweimal  nicht 
gerade  fein  verspottet:  VI,  293  und  298. 

88)  Nur  so  viel  wissen  wir,  dass  L.  nach  vielen  Fahrten  fern  von 
seinem  Vaterlande  Tarent  gestorben  ist:  VII,  715  (zwar  &8r\Xov,  aber  da 
es  aus  ganz  persönlicher  Empfindung  geschrieben ,  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit dem  Dichter  zuzuweisen).  In  demselben  Gedicht  hebt  er  hervor, 
dass  die  Musen  ihm  allezeit  hold  gewesen  seien,  und  verheisst  sich  in 
etwas  prahlerischer  Weise  ewigen  Nachruhm. 

89)  Die  Ueberlieferung  ist  th  eil  weise  auffallend  schlecht,  Corruptelen 
finden  sich  in  Menge.  Beiträge  zur  Kritik  von  Kaibel  u.  Stadtmüller 
a.  a.  0.  0.  Knaack  Coniectanea  (Stettin  1883.  4.).  S.  3—7.  Von  den 
108  Nummern  in  Meinekes  Delectus  müssen  wegen  der  schwankenden 
Lemmata  mehrere  abgezogen  werden.  Dem  Namensvetter  aus  Alexandreia, 
Verfasser  von  tooifjrjcpcc  am  neronischen  Hofe,  hat  Stadtmüller  Jahrb. 
f.  Ph.  CXXXIX.  1889.  S.  766  ff.  mit  glänzendem  Scharfsinn  IX,  79  u.  80 
(A.  Taq.)  zugesprochen,  aber  auch  78  wird  diesem  gehören.  Den  Bestand 
zu  scheiden  versucht  Haenel  De  cognominibus  in  Anth.  Gr.  poetis,  prae- 
cipue  de  Leonidis,  Breslau  1867.  4.  (Jubelprogr.  des  Elisabethgymn.)  S.  72  ff., 
aber  dieser  sein  Versuch  ist  bei  Weitem  nicht  ausreichend,  da  er  viel  zu 
sehr  auf  die  Ueberlieferung,  namentlich  die  Lemmata  baut.  —  VII,  455, 
von  Dilthey  De  epigrammatis  nonnullis  Graecis,  Göttingen  1881.  4.  zum 
Ausgangspunkt  einer  Abh.  genommen,  ist  ebenfalls  unächt,  s.  Stadt- 
müller a.  a.  0.  S.  761—763.  Eine  Vermehrung  des  Bestandes  versucht 
Dilthey  Epigr.  Graec.  Pompeis  repertorum  trias,  Zürich  1876,  der,  nach- 
dem er  aus  einem  halberloschenen  Wandgemälde  und  wenigen  Buchstaben- 
resten das  VI,  13  überlieferte   Gedicht  des  L.  höchst   scharfsinnig  erkannt 


538  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Der  älteren  Periode  gehören  auch  noch  einige  andere 
Dichter  an. 

Duris  von  Elaea91)  verfasste  ein  Epigramm  auf  die  durch 
eine  Ueberschwemmung  zerstörte  Stadt  Ephesos,  die  bald  darauf, 
wahrscheinlich  erst  nach  28791b);  von  Lysimachos  verlegt  wurde92). 
Hiernach  bestimmt  sich  seine  Zeit.  Weiteres  ist  über  ihn  nicht 
bekannt93). 

Diotimos  von  Adramyttion94)  kam,  wie  es  scheint,  durch 
die  Keltenkriege  um  280  in  solches  Elend,  dass  er  eine  Elementar- 
lehrerstelle in  Gargara  annehmen  musste95).    Er  schrieb  ein  Epos 


hat,  auch  ein  zweites  als  Wandinschrift  erhaltenes  auf  den  Ringkampf 
zwischen  Pan  und  Eros  diesem  zuweisen  will  (s.  dagegen  Kaibel  Epigr. 
Gr.  1103).  Noch  unsicherer  ist  die  Vermuthung  Knaacks  a.  a.  0.  S.  6, 
der  das  Fragment  Hesych.  tHXOQsg.  itacaaloi  iv  $v[icp  .  .  .  Ascovidrjg  xbv 
%Qov.v<pctvT<x,  durch  Conjectur  in  das  ccdrjlov  VI,  280  hineinbringen  und  dieses 
dann  dem  L.  vindiciren  wollte. 

90)  Der  älteste  Nachahmer  des  L.  scheint  Rhianos  zu  sein  (VI,  34  aus 
L.  VI,  35,  woraus  sich  zugleich  ergiebt,  dass  letzteres  Epigr.  den  Schluss 
eingebüsst  hat).  Ueber  Phanias  s.  A.  163.  Fraglich  bleibt,  ob  L.  das  Witz- 
wort Bions  des  Borysthenites  evkoIov  Ecpaaxs  xr^v  slgAidov  odov ,  v.axa- 
[ivovxccs  yovv  äni evcci  nachgeahmt  (Stob.  Flor.  IV,  103),  oder  ob  Bion  aus 
L.  geschöpft  hat.  Die  anderen  zahlreichen  Nachahmer  werden  später  be- 
handelt werden.  S.  auch  Kaibel  im  Index  seiner  Epigr.  Gr.,  ferner  De 
monum.  aliquot  Graecor.  carm.  Bonn  1871.  (Doctordiss.).  S.  13—17  (Gaetu- 
licus).  Dilthey  De  ep.  nonn.  Gr.  Ueber  Citate  bei  Römern  und  Nach- 
ahmungen (Cicero  und  Propertius)  s.  Knaack  Coniect.  S.  7  f.  Zeitschr.  f. 
Gymnw.  XL.  (N.  F.  XX).  1886.  S.  381.  —  Ueber  den  Versbau  des  L. 
s.  W.  Meyer  in  der  A.  184  angef.  Abh.  S.  983  f. 

91)  Iacobs  S.  889.     Härtung  II.  S.  44. 

91 b)  S.  Roh  de  Gr.  Rom.  S.  75  ff.  Anm.,  vgl.  C.  4.  A.  65. 

92)  Steph.  Byz.  "Ecps cog  (=  A.  P.  IX,  424). 

93)  Parthen.  15  trägt  die  Ueberschrift  rj  Cgxoqlcc  nagä  JloScoqoj  tw 
'EXal'xTj.     Ist  etwa  Jovqlöl  zu  schreiben? 

94)  Iacobs  S.  888.  Meineke  S.  55-57.  Härtung  H.  S.  38-44 
(wirft  Alles  durch  einander). 

95)  Diese  geistreiche  Vermuthung  von  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar. 
S.  155  ist  herausgesponnen  aus  ein  paar  Versen  des  Aratos  (vgl.  C.  10. 
A.  34  z.  E.)  bei  Macrob.  Sat.  V,  20,  8.  Arati  etiam  fertur  liber  eXey8i(ov,  in 
quo  de  Diotimo  quodam  poeta  sie  ait: 

Ala^oz  zlioxifiov ,  dg  iv  7Zexq7j6i  Ka&rjxcu 
ragyaQEcov  naialv  ßrjxa  y.ccl  alcpa  Xsycov. 
Vgl.  A.  P.  XI,  437.     Eustath.   z.    II.  #•,  292.  p.  978,  29  f.     Steph.   v.   Byz. 
rdQyccQci,  welcher  auch  die  Heimat  des  Dichters  angiebt  (aus  Epaphroditos, 
s.  Geffcken  De  Steph.  Byz.  cap.  duo,  Göttingen  1886.   S.  19).     Wesshalb 
Wilamowitz  Eur.  Herakl.  I.  S.  310.  A.  78  aus  diesen  Versen  einen  Hohn 


Duri8.     Diotimos.     Phaedimos.     Archimelos.  539 

'HQCcicAeovg  äfrXa  mit  der  wunderlicher!  Motivirung,  dass  Herakles 
aus  paederastischer  Liebe  zu  Eurystheus  seine  Heldenthaten  aus- 
geführt habe96),  ausserdem  Epigramme 97).  Wir  kennen  übrigens 
noch  zwei  andere  gleichnamige  Epigrammendichter,  einen  etwas 
älteren  aus  Athen  und  einen  viel  jüngeren  aus  Milet98). 
Der  Gleichartigkeit  halber  sei  hier  angereiht 
Phaedimos  von  Bisanthe  oder  Amastris  (Kromna)99)  aus 
ungewisser  Zeit,  aber  jedenfalls  noch  dem  dritten  Jahrhundert 
augehörig100),  der  ebenfalls  eine  Herakleis,  vielleicht  auch  Elegien 
verfasste  und  mit  Epigrammen  im  Kranze  des  Meleagros  ver- 
treten war101). 

Archimelos101b),  ein  Zeitgenosse  Hierons  II,  verfasste  ein 
längeres    enkomiastisches    Epigramm    auf    das    Prachtschilf    des 


des  Aratos  herauslesen  will,  verstehe  ich  nicht.  Vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  10. 
A.  34  hinter  diesem  2.  Bde.  Dies  zufällig  erhaltene  Bruchstück  bietet  den 
einzigen  Anhalt  zur  ungefähren  Zeitbestimmung  des  D. 

96)  Ath.  XIII.  603  d,  vgl.  Schol.  II.  O,  639.  Clem.  Rom.  Homil.  V,  15. 
Suid.  EvQvßccrog  giebt  den  Titel  und  aus  einem  Paroemiographen  drei 
Hexameter,  vgl.  Miller  Melanges  de  la  litter.  grecque  S.  416.  Wilamo- 
witz  E.  H.  a.  a.  0. 

97)  Von  denen  das  eine  (VI,  358)  deutlich  auf  seine  Heraklei's  anspielt. 
Sicher  ächte  Epigramme  sind  nach  Wilamowitz  a.  a.  0.  VI,  267.  358. 
VII,  227.  475.  733  (alle  aus  clem  Kranze  des  Meleagros,  s.  dessen  Prooem.  27: 
ylvv.v  fir;Xov  an    äxQS{i6v(ov  JiOTifiov). 

98)  Warum  Wilamowitz  a.  a.  0.  VII,  261  dem  Aioxiyjog  dionei&ovg 
'Aftr\vcdog  (welchem  Meleagros  VII,  420  entnommen  hat)  geben  möchte, 
weiss  ich  nicht;  dieser  war  ein  Parteigenosse  des  Demosthenes,  s.  Iacobs 
S.  888  u.  bes.  Schäfer  Demosth.  II2.  S.  329  f.  =  II1.  S.  309  f.  u.  ö\,  vgl. 
d.  Ind.),  dagegen  hat  Wilamowitz  wohl  mit  Recht  dem  „Spätling  aus 
Milet",  der  im  Kranze  des  Philippos  stand  (V,  106),  die  beiden  ekphrasti- 
schen  Epigramme  IX,  391  und  Plan.  158  beigelegt. 

99)  [Herennius  Philo  bei]  Steph.  v.  Byz.  Bicccv&r}.  noXtg  Mccnsdoviag 
.  .  .  äcp'  fjg  $ccidiiiog  iXf-yetoav  7toir\xrig  Biaav&ivog  rj  'ApuGTQictvbg  ?/ 
KQtoiivitrjg  —Iacobs  S.  932.   Meineke  S.  62  f.   Härtung  II.  S.  242— 245. 

100)  Wilamowitz  a.  a.  0.  S.  310.  A.  79:  „Die  Polynietrie  (XIII,  2  u.  22) 
veranlasst  den  Dichter  noch  in  das  dritte  Jahrhundert  zu  setzen". 

101)  Einen  Vers  aus  der  'HQctxXsia  des  Ph.  führt  Ath.  XI.  498  f  an.  Von 
Epigrammen  aus  Meleagros  (Prooem.  51.  sv  cpXoyl  [ii£ag  ^ccidifiov)  sind 
noch  erhalten  VI,  271.  VII,  739  (dies  ist  jedoch  unsicher,  der  Name  steht 
im  Codex  auf  einer  Rasur;  vielleicht  war  ursprünglich  Aecovidccg  geschrieben), 
XIII,  2  (nach  Wilamowitz  in  Athen  verfasst)  und  22.  Der  Ausdruck 
sltyeLcov  7ioL7]ti)g  bei  Steph.  v.  Byz.  geht  wohl  nur  auf  die  Form,  so  dass 
man,  wenn  dies  der  Fall  ist,  besondere  Elegien  nicht  anzunehmen  braucht. 

101 b)  Iacobs  S.  860. 


540  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Letzteren,  wofür  er  von  dem  Könige  reich  belohnt  wurde 101c). 
Ausserdem  ist  uns  noch  ein  anderes  Epigramm  von  ihm  auf  die 
Kunst  des  Euripides  erhalten101  d). 

Dionysios  von  Kyzikos1016),  ein  jüngerer  Zeitgenosse  des 
Eratosthenes,  erlebte  noch  den  Tod  desselben.  Ausser  dem 
Grabgedicht  auf  diesen 101f)  scheinen  noch  einige  andere  Epi- 
gramme von  ihm  erhalten  zu  sein101g). 

Mnasalkas  aus  Sikyon,  und  zwar  aus  dem  Demos  Pla- 
taeae102)  war  etwa  ein  Zeitgenosse  Euphorions 103).  Er  schlägt 
in  den  meisten  erhaltenen  Epigrammen  einen  kräftigen,  mann- 
haften Ton  an104),  verschmäht  aber  auch  nicht  die  Spielereien 
der  älteren  hellenistischen  Dichter105)  und  ist  wenigstens  durch 
ein  erotisches  Gedicht  in  der  iiovticc  7iai,dixri  vertreten106).     Die 


101 c)  S.  C.  25.  S.  882  f.  Moschion  b.  Ath.  V.  209  b-e.  6  8'  'Isqoov  ncti 
'jQ%L(i7fiov  xbv  xcov  8  7tLyQcc(i(iccT(ov  itoii\xj\v  ygciipavxcc  stg  XJ\V  vccvv 
inLyQccfificc  %vXCoig  nvgav  [isdifivoig,  ovg  xcci  nagsnEfitpsv  löioig  6anavrjficc6iv 
slg  xbv  Tis iq uiu  (also  war  A.  wohl  ein  Athener),  ixiiirioev.  e%ei  8'  ovxeog 
xo  s7tiyQCi(i(ia'   „xig  x68s  öslficc  %.  x.  X". 

101 d)  Anth.  Pal.  VII,  50  (das  Lemma  'AqxipriSovg  ist  von  Iacobs  ver- 
bessert). Der  angeredete  äoidod'exrjg,  der  gewarnt  wird  in  die  Spuren  des 
Euripides  zu  treten,  war  vielleicht  einer  von  den  Dichtern  der  tragischen 
Pleias. 

101 e)  Iacobs  S.  885  f. 

101 0  A.  P.  VII,  78  (in  einer  meleagrischen  Reihe)  in  edler  Form, 
s.  C.  15.  A.  2.  24. 

1018)  Ihm  scheinen  nämlich  die  in  meleagrischen  Reihen  mit  dem 
blossen  Lemma  Aiowciov  bezeichneten  VI,  3  (Weihgedicht  an  Herakles) 
und  402  anzugehören,  vielleicht  auch  716  mit  dem  Lemma  'PoSiov.  Da- 
gegen ist  X,  38  in  Wahrheit  von  dem  Phliasier  Timon  (Fr.  59  Wachsm.), 
und  XI,  182.  XII,  108  sind  Spielereien  eines  jüngeren  D.,  entweder  des 
Andriers  (VII,  533)  oder  des  Sophisten  (V,  81). 

102)  Strab.  IX.  412  (aus  Theodoridas,  s.  A.  103.  107).  Ath.  IV.  163  a. 
ZiHvcoviog.  Meleag.  Prooem.  16  verbindet  ihn  mit  Leonidas:  MvocöccXhov  xs 
uofiag  61-vzsqov  nCxvog.  —  Iacobs  S.  918  f.     Meineke  S.  1 — 6. 

103)  Theodoridas  A.  P.  XIII,  21,  der,  wie  wir  A.  110  sehen  werden, 
auch  Euphorion  mit  einer  Grabschrift  bedacht  hat,  setzt  ihm  ein  höhnisches 
Epitaph. 

104)  Nicht  unberechtigt  scheint  die  Vermuthung  von  Iacobs:  „suspi- 
ceris  eum  floruisse  Ulis  temporibus,  quo  patria  Sicyon  Arati  virtute  nova  in- 
crementa  ceperat.  Uli  certe  aetati  bellicosus,  quem  epigrammata  spirant, 
animus  oene  convenit". 

105)  VII,  192.  194  (Grabschriften  einer  axQtg,  194  von  Phaennos  (197) 
nachgebildet,  s.  A.  115). 

106)  XII,  138  (Anspielung  auf  die  Sage  vom  schönen  Ampelos?    Ist 


Dionysios.     Mnasalkas.     Theodoridas.  541 

Kritik  seines  Rivalen  Theodoridas  erscheint  durchaus  unbe- 
rechtigt107).    Dieser 

Theodoridas  aus  Syrakus108)  aber  lebte  sicher  zur  Zeit 
des  Euphorion,  der  wider  ihn  eine  eigene  poetische  Streitschrift 
richtete,    wie    schon    oben109)   gesagt    ist110).     Er  ist    wohl,   ab- 

etwa  Beziehung  auf  Euphorions  Dionysos,  in  dem  dieselbe  möglicherweise 
vorgekommen  ist,  anzunehmen?). 

107)  MvocGcclusog  xo  tfa/xa  reo  TIXaxocCdu 

xco  'Xsyr\07ioia>. 
cc  Maacc  d'  ccvxeo  xäg  Zlificovidoc  nXcc&ag  (?  nXdxccg  Salmasius,  ond- 

7}v  ccno67t<XQccyn<x.  &ccg  Pierson  u.  Bergk) 

Für  diesem  Vorwurf  findet  sich  in  den  erhaltenen  Epigrammen  durchaus 
kein  Beleg,  ebenso  wenig  für  den  folgenden,  dass  er  leeres  Wortgeklingel 
im  Stile  des  Dithyrambos  angestrebt  habe.  So  scheint  Meineke  die  feind- 
selige Gesinnung,  die  sich  in  diesem  Gedichte  ausspricht,  mit  Recht  auf 
persönliche  Differenzen  zwischen  M.  u.  Theodoridas  bezogen  zu  haben.  Eine 
merkwürdige,  fast  wörtliche  Entlehnung  in  dem  Epigramm  bei  Ath.  a.  a.  0. 
aus  dem  asklepiadeischen  Gedicht  VII,  145  (s.  A.  36),  nur  dass  die  Gegen- 
stücke 'Jgsxd  und  'Ancczcc  mit  'Aqsxd  und  *Hdovr\  vertauscht  sind,  scheint 
ihren  besonderen,  für  uns  nicht  mehr  ersichtlichen  Grund  zu  haben. 
Bergks  Vermuthung  (P.  L.  G.  II4.  S.  345 f.)  ist  hinfällig.  Zu  den  18  Epi- 
grammen bei  Meineke  kommt  vielleicht  noch  A.  P.  VI,  110,  dessen 
Auetorschaft  zw.  M.  und  Leonidas  strittig  ist,  ferner  A.  P.  VII,  54  (Grab- 
schrift des  Hesiodos,  übereinstimmend,  aber  namenlos  Certam.  Hom.  et 
Hes.  13,  abweichend  Paus.  IX,  38,  4,  hier  §.  10  dem  Orchomenier  Chersias 
beigelegt,  s.  aber  Robert  De  Gratiis  Atticis,  Comm.  Momms.  S.  145). 

108)  Seleukos  (Fr.  46  Mueller)  b.  Ath.  XV.  699  f.  ®so8a>Qi8ccg  yovv  6 
SvQccyiooiog  sv  KsvxavQOig  dL&vgdiißo)  cprjoi'  „ni6ßct  S'  dnb  ygccßicov  l'ffra^fv", 
olov  dnb  *  *  ndScov.  Ath.  VI.  229  a.  b.  *Hyr]GctvdQog  d'  6  dsXcpbg  Zvqcc- 
noGiovg  cpr\al   xr\v  (isv  Xondda  xi\ya.vov  nccXstv,   xb  ds   xriyavov  &,r\QOxr]yavov. 

SlO  Ktti  @So8(OQi8cCV    CpUVCCl    SV    XLVL    IV 017} flCtX IG)'    „XTjyaVOV    SV    7]tf)T}6SV    iv    öipr}- 

xrJQi  HoXv[iß<p  (so  Wilamowitz  f.  xsydvm)",  xr)v  Xondöa  xrjyavov  tiqo6cc- 
yoQSvav. 

109)  S.  C.  14.  A.  119  (vgl.  m.  C.  14.  A.  98):  'Avxiyoccyal  nqog  ®s<odyco- 
qidav. 

110)  Ob  man  aber  annehmen  muss,  dass  er  den  Euphorion  auch  über- 
lebte, hängt  davon  ab,  ob  A.  P.  VII,  406  als  ein  ernst  gemeintes  Epitaphion 
anf  den  Letzteren,  wie  auch  noch  C.  14.  A.  98.  132  geschieht,  oder  viel- 
mehr als  eine  feine  Verhöhnung  des  Lebenden  wegen  dessen  unsauberer 
Liebeshändel  ähnlich  dem  Epigramm  des  Krates  A.  P.  VI,  218  (s.  C.  14. 
A.  94.  101.  102  mit  d.  Nachtr.  132.  C.  26.  A.  60)  anzusehen  ist.  „Gegen 
die  erstere,  an  sich  ja  zunächst  liegende  und,  wenn  nicht  andere  Umstände 
Bedenken  erregten,  selbstverständlich  allein  zu  billigende  Auffassung  und 
für  die  letztere  spricht  jedoch  entschieden  erstens  jene  litterarische  Fehde 
des  Euphorion  wider  ihn  (s.  A.  109),  zweitens  die  Form  normal  (vgl.  Krat. 
KccxdyXcoGö'  snosi  xd  noLrjticczcc),  drittens  der  Umstand,  dass  Euphorion  gar 


542  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

gesehen  von  Seleukos,  dem  Sohn  des  Mnesiptolemos,  der  letzte 
hellenistische  Dichter,  der  das  Melos  gepflegt  hat,  doch  reichen 
die  spärlichen  Grammatikerzeugnisse  nicht  aus,  um  den  Kunst- 
werth  dieser  Poesien  zu  würdigen;  nur  so  viel  wird  man  be- 
haupten dürfen,  dass  manche  Glossen  in  ihnen  vorkamen111). 
Auch  in  den  von  Meleagros112)  aufgenommenen  Epigrammen  tritt 
die  Sucht  nach  seltenen  Worten  und  ungewöhnlicheren  Wendungen 
hervor,  nur  selten  erhebt  sich  der  Dichter  ganz  im  Gegensatz 
zu  dem  von  ihm  mit  Unrecht  verspotteten  Mnasalkas  zu  einem 
würdigeren  und  wärmeren  Tone113). 


nicht  im  Peiraeeus,  sondern  nach  der  innerlich  durchaus  wahrscheinlichen 
Angabe  des  Suid.  in  Syrien,  wo  er  als  Bibliothekar  gelebt  hatte,  auch  ge- 
storben und  begraben  war.  Denn  die  C.  14.  A.  98  gebilligte  Ausflucht, 
demselben  sei  dort  vielleicht  ein  Kenotaphion  errichtet,  und  dieses  habe 
jene  Inschrift  getragen,  kann  im  Verein  mit  jenen  anderen  Umständen 
kaum  festgehalten  werden;  auch  widerspricht  ihr  das  kslzcci.  Vielmehr 
dürfte  es  eine  bittere  Satire  auf  den  Lebenden  sein,  dass  noch  der  Todte 
bei  den  Probirschenkeln  liegt  (nsiQa'Cxaig  netzen,  zoiode  nctga  Gv.iXs6iv): 
%cu  yug  *0[ir)Qix6g  i\v  sagt  Krates,  der  wahrscheinlich  jenes  Epigramm  vor 
Augen  hatte,  um  es  in  dem  seinen  durch  gehäufte  obscöne  Zweideutig- 
keiten weit  zu  überbieten.  Bei  t«  [ivgzt]  hat  man  auf  alle  Fälle  nichts 
Anderes  als  den  in  die  Mysterien  der  Liebe  Eingeweihten  zu  verstehen, 
wie  die  Liebesäpfel  u.  s.  w.  beweisen  nebst  dem  begründenden  Schlusssatz 
Kai  yccQ  £coog  iav  iyiXei.  So  bleibt  Th.  auch  hier  seiner  sonstigen  Weise 
getreu  (vgl.  auch  A.  103.  113),  während  es  nach  derselben  schwer  denkbar 
ist,  dass  er  dem  alten  Gegner  nach  dessen  Tode  ein  warm  empfundenes 
Epitaphion  gesetzt  haben  sollte".  (Suse mihi).  „Ich  meinerseits  kann 
mich  dieser  Vermuthung  jedoch  nicht  anschliessen.  Denn  wir  wissen  nicht, 
was  für  eine  Bewandniss  es  mit  jener  'JvziyQcccpri  hatte;  das  von  Susemihl 
angenommene  obscöne  Wortspiel  wäre  auch  bei  Lebzeiten  des  Euphorion 
kaum  verständlich  gewesen;  ich  nehme  auf  Grund  dieses  Epigramms  an, 
dass  def selbe  nach  Athen  zurückgekehrt  und  dort  gestorben  ist,  indem  ich 
dies  Zeugniss  eines  Zeitgenossen  höher  stelle  als  das  des  Suid."  (Knaack). 

111)  „So  dass  er  also  wenigstens  in  dieser  Hinsicht  wohl,  wie  Knaack 
annimmt,  seinen  Feind  Euphorion  nachahmte".  (Susemihl).  Ausdrücklich 
angeführt  mit  einem  Verse  wird  von  diesen  Dichtungen,  wie  schon  (A.  108) 
gesagt,  der  Dithyrambus  Ksvtgcvqoi,  vgl.  Bergk  Anth.  lyr.  S.  521  (mit 
falscher  Textbehandlung).  Ein  anderer  Vers  steht  b.  Ath.  VII.  302,  vgl. 
Bergk  a.  a.  0.  Dionysios  6  Xsnzög  ferner  schrieb  nach  Ath.  XI.  475  f 
einen  Commentar  zu  einem  lyrischen  Gedicht  des  Th.  s  lg  "Eqcozcc.  Die 
sonstigen  Citate  (von  Iacobs  und  Meineke  gesammelt)  sind:  Poll.  IX,  187. 
Steph.  v.  Byz.  Kdgvazog.     Schol.  Harl.  Od.  y,  44  (glossographisch). 

112)  Meleag.  Prooem.  53  f.  xy\v  xs  cpiXccKQrjzov  (cpLXa-KQ^zov?)  ©eoöcoql- 
ösgj  veo&aXfj  sqnvXXov.     Die  Symbolik  ist  dunkel. 

113)  Ueber  Th.  als  Kinaedendichter  s.  C.  7.  A.  23.  24.     „Von   seinen 


Theodoridas.     Phaennos.     Pamphilos.     Dioskurides.  543 

Phaennos114)  ist  noch  mit  zwei  Epigrammen  in  der  Antho- 
logie vertreten.  Das  erste  115),  eine  Nachbildung  des  Mnasalkas, 
bietet  eine  so  specielle  Bezugnahme  auf  diesen  dar,  dass  mau 
wohl  Gleichzeitigkeit  annehmen  darf116). 

Vielleicht  gehört  in  diese  Zeit  auch 

Pamphilos117),  ebenfalls  mit  zwei  Epigrammen  vertreten, 
ein  Nachahmer  des  Nikias118)  und  des  Mnasalkas119). 

Dioskorides120)  oder  vielmehr121)  Dioskurides  lebte  wahr- 
scheinlich in  Alexandreia 122)  etwa  zur  Zeit  von  Ptolemaeos  IIP23). 
Er  verfasste  eine  Sammlung  von  Epigrammen  auf  berühmte 
Dichter,  meist  in  Form  von  Grabschriften,  von  der  noch  erheb- 
liche Reste  vorliegen124),  und  feierte  die  Heldenthaten  berühmter 
Lakedaemonier125),  im  Uebrigen   aber  lässt  er  seinen  erotischen, 

Leistungen   anf  diesem   Gebiet  kann  man  sich  nach   dem  A.  110  von  mir 
Dargelegten,  wenn  es  richtig  ist,  einen  Begriff  machen".  (Susemihl). 

114)  Seine  Epigramme  werden  von  Meleagros  Prooem.  29  f.  mit  der 
Pistazie  verglichen:  fids  <Pasvvov  tegnivd-ov.  —  Iacobs  S.  932. 

115)  VII,  197  vgl.  m.  194,  s.  A.  105. 

116)  Das  zweite  VII,  437  ist  dem  berühmten  Epigr.  Simonid.  Fr.  92 
nachgebildet,  s.  Bergk  P.  L.  G.  III4.  S.  451. 

117)  Meleag.  Prooem.  17.  $\uigj\v  xb  nlaxccviatov  oLni&QiOE  IIcc(i(piXov 
ol'firjg. 

118)  VII,  201  vgl.  m.  Nik.  VII,  200,  vgl.  A.  41.  S.  Kaibel  Comm. 
Momms.  S.  330  f. 

119)  IX,  57  vgl.  m.  Mnasalk.  IX,  70. 

120)  Meleag.  Prooem.  24  vergleicht  ihn  mit  dem  a^oo^or.  —  Iacobs 
S.  886f.     Meineke  S.  77— 88. 

121)  S.  C.  32.  A.  524. 

122)  Wie  aus  Anspielungen  und  Bezügen,  z.  B.  in  VII,  76.  XI,  363, 
hervorzugehen  scheint.     Vgl.  A.  126. 

123)  Er  feiert  den  todten  Komoediendichter  Machon  VII,  708,  s.  C.  8. 
A.  118b.  „Jedenfalls  wird  man  hiernach  kaum  annehmen  dürfen,  dass  er 
erst  einer  so  beträchtlich  späteren  Zeit  angehört  hätte  und  mit  dem  Ver- 
fasser der  Schrift  über  die  Sitten  bei  Homeros  (s.  C.  32.  S.  347  ff.)  derselbe 
gewesen  sein  könnte".  (Susemihl). 

124)  VII,  31  (Anakreon).  37  (Sophokles).  410.  411  (Thespis).  707  (Sosi- 
theos,  vgl.  C.  9.  A.  10).  708  (s.  A.  123);  auch  351  (Rettung  der  Töchter  des 
Lykambes  gegen  die  Schmähungen  des  Archilochos)  und  450  (Rettung  der 
Philaenis)  gehören  hieher.  Offenbar  steht  D.  unter  dem  Einfluss  der  ästhetisch- 
kritischen Thätigkeit  des  Aribtophanes  von  Byzantion. 

125)  VII,  229  (auf  Tynnichos,  ohne  Namen  des  Verf.  auch  bei  Pseudo- 
Plut.  Apophth.  Lac.  48.  235  A).  430  (auf  Othryades).  434  (auf  Demaenete, 
vgl.  Apophth.  Lac.  7.  241  C).  Hier  ist  wohl  der  Einfluss  der  Xqelccl  des 
Machon,  eines  vielgelesenen  Unterhaltungsbuches  (s.  C.  8.  A.  119.  Wilamo- 
witz   Eurip.   Herakl.  I.  S.  167),    anzunehmen,    aber   es   scheint,    dass  diese 


544  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

namentlich  paederastischen  Neigungen  die  Zügel  schiessen126). 
In  der  letzteren  Art  von  Epigrammen  schliesst  er  sich  dem 
Asklepiades  an,  doch  ohne  dessen  Feinheit  zu  erreichen127);  in 
den  litterarischen  wirkt  das  Vorbild  des  Kallimachos128)  nach. 
Die  meisten  uns  überlieferten  scheinen  acht  zu  sein129). 

An  Dioskurides  reiht  sich  passend  an  der  sonst  unbekannte 
Tynines130),    der    in    ganz    gleicher    Weise   ein    lakonisches 
Heldenweib   feiert131).     Vielleicht  war  er  also   ein  jüngerer  Zeit- 
genosse von  ihm132).     Der  Name  weist  nach  Karien133). 

Alkaeos  von  Messene134),  der  einzige  hervorragende  Dichter 


litterarische  Gattung  noch  weiter  gewirkt  hat,  so  dass  vielleicht  in  den 
pseudo-plutarchischen  Apophthegmata  noch  Reste  des  D.  stecken.  Uebrigens 
war  das  Interesse  für  die  lakedaemonische  Vorzeit  bereits  am  Hofe  des 
ersten  und  zweiten  Ptolemaeos  durch  den  Lakonen  Sosibios  gepflegt  worden, 
s.  C.  21.  S.  603  f. 

126)  Ein  wenig  erfreuliches  Sittenbild  giebt  XI,  363.  Wichtig  für 
unsere  Kenntniss  des  Ballets  in  Alexandreia  ist  XI,  195. 

127)  V,  53  und  193  (letzteres  Gedicht  ist  Seitenstück  zum  ersteren,  die 
Wiederholung  zum  Theil  wörtlich)  entlehnen  den  Anfang  aus  Asklep.  V,  162. 
Ein  erotisches  Gedicht  von  (?)  Piaton  A.  P.  VII,  100  berücksichtigt  D.  V,  56, 
s.  Wilamowitz  Aus  Kydathen  S.  222. 

128)  S.  C.  13.  S.  356,  vgl.  oben  A.  83. 

129)  Ueber  XII,  166.  Jlo6y.oql'8ov,  dl  ds  Nwocqxov  (167.  tov  ocvtov) 
s.  A.  177 d;  unächt  ist  wohl  das  dürftige  Epigramm  auf  Myrons  Kuh  IX,  734, 
s.  Benndorf  S.  46.  Stammt  VII,  162  von  dem  VII,  178  als  Verfasser  ge- 
nannten Dioskorides  von  Nikopolis  her? 

130)  Meleag.  Prooem.  19.  Tv(iveco  tvnhaXov  \zv%i\v.  —  Iacobs  S.  963. 
Meineke  S.  88  f. 

131)  VII,  433,  in  etwas  besserer  Fassung  bei  Plut.  Apophth.  Lacaen. 
240  F. 

132)  Im  Ganzen  sind  sieben,  meist  in  einfacher  Sprache  gehaltene 
Epigramme  vorhanden;  das  dritte  bei  Meineke  (Anth.  Plan.  237)  ist, 
wenn  acht,  dem  vorhergehenden  des  Leonidas  von  Tarent  nachgebildet. 

133)  Der  Vater  des  Histiaeos  hiess  so,  s.  Herod.  V,  37. 

134)  I.  G.  Schneider  Periculum  crit.  in  Anthol.  Const.  Cephalae  S.  95. 
Analecta  crit.  S.  10  hat  das  Verdienst  die  Verkehrtheit  des  Tzetzes  (Praef. 
ad  Lycoph.  Alex.),  der  aus  grobem  Missverständniss  von  Plut.  Flamin.  9 
(s.  A.  136.  137)  den  Dichter  unter  Vespasian.  und  Titus  setzte  (Alncdov  viov, 
og  r\v  OvE67taGiKvov  %al  TCxov)  zuerst  ausdrücklich  gerügt  zu  haben;  sonst 
sind  diese  seine  Arbeiten  jetzt  veraltet.  Iacobs  S.  836—838.  Meineke 
S.  71  —  77  (wenig  kritisch).  Sicher  gehören  dem  A.  an:  V,  10.  VII,  247. 
412.  495.  IX,  518.  519  (s.  A.  142).  588.  XI,  12.  XVI,  5.  7.  64,  dazu  VII,  1, 
unsicher  sind  VII,  5.  55.  Ferner  s.  A.  141.  Die  ekphrastischen  Epigramme 
XVI,  8.  196.  226  (AXucdov)  sind  von  einem  und  demselben  Verfasser,  aber 
schwerlich  dem  Messenier,  VI,  187.  216.  VII,  536   stammen  von  Alkaeos 


Tymnes.     Alkaeos  von  Messene.  545 

aus  der  Zeit  des  achaeischen  Bundes,  zuerst  ein  Freund  und 
Anhänger  des  Königs  Philippos  III  von  Makedonien135),  ward 
bald  ein  erbitterter  Gegner  desselben136),  und  seine,  wie  es 
scheint137),  viel  verbreiteten  Epigramme,  von  denen  nur  noch  ein 
geringer  Theil  vorhanden  ist138),  athmeten  einen  glühenden  Hass 


aus  Mytilene.  Dazu  kommen  noch  Verwechselungen  mit  Alpheios  von 
Mytileue  und  einem  Makedonier  Adaeos  oder  Addaeos  (vgl.  C.  20.  A.  20). 
Bergk  Ein  Epigramm  des  Alkaios  von  Messene,  Philologus  XXXII.  1873. 
S.  678-681  (vgl.  P.  L.  G.  III4.  S.  195)  giebt  eine  gute  Charakteristik,  weist 
aber  dem  A.  zu  viele  ddionoxa  zu.  Ob  A.  dieselbe  Person  mit  dem 
bei  Ath.  XII.  547  a  "JXyuog  genannten,  aus  Rom  verwiesenen  Epikureer  sei, 
wie  Reiske  vermuthet  hat,  ist  trotz  der  zeitlichen  Uebereinstimmung 
ganz  ungewiss  (s.  Hillscher  a.  a.  0.  S.  400 f.),  ja  nicht  einmal  wahr- 
scheinlich. 

135)  S.  das  zuerst  von  Bergk  a.  a.  0.  S.  680  richtig  interpuogirte  und 
erklärte  Ep.  IX,  518.  Ausserdem  kommt  ein  inschriftlich  erhaltenes  (b. 
Kaibel  Epigr.  ex  lap.  coli.  790)  in  Betracht,  das  sicher  vor  208,  wahr- 
scheinlich 219  verfasst  ist,  und  welches  Kaibel  mit  grosser  Wahrschein- 
lichkeit dem  A.  zuspricht.  Ueber  die  Stimmung  im  Peloponnes  gegen 
Philippos  vgl.  Polyb.  IV,  77.  82. 

136)  Die  beiden  Epigramme  XI,  12  (mit  persönlicher  Spitze,  vgl.  Polyb. 
V,  10,  10)  und  IX,  519  (vgl.  Paus.  VII,  7,  5;  die  beiden  letzten  Disticha 
sind  gegen  einander  umzustellen)  sind  wohl  nicht  vor  216  geschrieben,  seit 
welchem  Jahre  eine  Sinnesänderung  bei  Philippos  eintrat  (Polyb.  VII,  12). 
Ferner  s.  IX,  588  auf  den  Isthmioniken  Kleitomachos ,  der  um  216 — 212 
blühte  (s.  Paus.  VI,  15,  3  ff.)  und  VII,  412  auf  den  Tod  des  Kitharoeden 
Pylades,  der  bei  der  zweiten  Strategie  des  Philopoemen  (nach  206,  kurz  vor 
201,  vgl.  Nissen  Krit.  Unters,  üb.  d.  Quellen  der  4.  u.  5.  Dek.  des  Liv.  S.  283) 
diesen  feierte  (Plut.  Philop.  11  =  Paus.  VIII,  50,  3).  VU,  247  (besser  und 
vollständiger  b.  Plut.  Flamin.  9)  preist  den  Sieg  bei  Kynoskephalae  197 
mit  Parodie  des  Philippos.  XVI,  6,  wo  der  herannahende  Sieger  begrüsst 
wird,  ist  vielleicht  198  oder,  wenn  man  den  Schluss  betont,  196  (bei  Er- 
klärung der  Freiheit  Griechenlands  auf  den  isthmischen  Spielen)  abgefasst. 
Die  Feindschaft  hat  wohl  ihren  Grand  in  der  Verwüstung  Messeniens  214, 
durch  welche  Alkaeos  heimatlos  wurde  (Polyb.  VIII,  10,  vgl.  die  lange 
Liste  der  Frevelthaten  des  Philippos  in  der  Rede  des  Aristaenos  auf  der 
Tagsatzung  der  Achaeer  198  bei  Liv.  XXXII,  21  nach  Polyb.,  wie  Nissen 
a.  a.  0.   S.  136  zeigt). 

137)  Plut.  Flamin.  9:  die  Aetoler  schrieben  sich  den  Sieg  (vgl.  A.  136) 
zu,  caaxs  %al  yQcccpE6Ö-cci  %a\  uSeg&ccl  nQoxsQOvg  enSLvovg  vnb  itoii\x(av  %a\ 
idicoTcav  vfivovvxcov  xb  tQyov.  cov  {iüXi6TCi  diu  oxofidxcov  tjv  xovxl  xo  hni- 
yquppu  .  .  .  xovx'  inoirios  (isv  'AXxaiog  icpvßQi^cov  ^iXln-nco  nai  xbv  aqi&fibv 
xmv  dno&ccvovxeov  imipsvodfievog,  Xey6(isvov  ds  noXXu%ov  xat  vnb  noXXmv 
püMov  i\vlcc  xbv  Tixov  r\  xbv  $£Xinnov.     Vgl.  A.  148. 

138)  S.  A.  134. 

Susemihl  ,  grioch.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  35 


546  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

gegen  den  gewaltthätigen  Herrscher139).  Andere  Gegner  griff  er 
in  scharf  persönlichen  „Streitvergleichüngen"140)  an.  Für  die 
Geschichte  der  damaligen  Zeit  sind  seine  Gedichte  von  Bedeutung. 
Aber  auch  das  erotische  Epigramm  ist  bei  ihm  vertreten141). 
Eine  boshafte  Grabschrift  auf  ihn  hat  sich  in  der  Anthologie 
erhalten142).     Meleagros  verbindet  ihn  passend143)  mit 

Samios  oder  Samos144),  dem  Spielgefährten  des  Philippos 
und  Sohn  von  dessen  vertrautem  Rathe  Chrysogonos145).  Dieser 
Mann  verherrlichte  die  Thaten  des  Königs  im  Bundesgenossen- 
kriege146), fiel   aber  später  182   als   ein  Opfer  der  Willkür  des- 

139)  S.  A.  136.  137. 

140)  ZvyHQiasig,  Polyb.  XXXII,  6,  5,  vgl.  oben  C.  2.  A.  146.  Leider  sind 
sie  zu  wenig  kenntlich.  Sehr  merkwürdig  ist  die  zuerst  von  Meineke 
F.  C.  G.  I.  S.  245  ans  Licht  gezogene  Notiz  des  Porphyr,  b.  Euseb.  P.  E. 
X,  2,  23.  467  d.  'AlnccLog  8s  6  zatv  Xoi86qcqv  Idfißcov  xal  siiLyga^iiuzaiV 
Ttoir\zr\g  nccQCQ8r\Y.s  xäg  'Ecpogov  v.Xona.g  sZ,sXsy%oiv.  Einen  Einfluss  der 
satirischen  Dichtungen  des  Kerkidas  von  Megalopolis,  dem  er  an  Werth- 
schätzung  des  Homeros  gleichkommt,  an  männlichem  Geiste  nicht  nachsteht, 
auf  die  seinen  zu  vermuthen  liegt  nicht  fern,  und  vielleicht  lehnt  sich  die 
kühne '  Wortbildung  oivoxccqcov  A.  P.  XI,  12,  3  an  Xsßr\xo%uqcov  bei  Kerk. 
Fr.  6  Bergk  an. 

141)  V,  10.  Von  den  in  der  Movacc  naLdfurj  (s.  A.  222)  unter  dem  Namen 
des  A.  erhaltenen  Gedichtchen  XII,  29.  30.  64  sind  die  beiden  ersten  von  64 
gewaltig  abstechenden,  29  wegen  seiner  Dürftigkeit  (zu  ergänzen  durch  XI,  53) 
und  30  wegen  seiner  Plumpheit  sicher  unächt.  Vgl.  Dilthey  De  epigr. 
nonn.  Gr.  S.  9. 

142)  Nach  dem  sicher  (vgl.  Schol.  B  II.  J,  378)  ächten  Gedicht  IX,  519 
steht  folgendes  Distichon: 

'AXuatov  xdcpog  ovxog,  ov  ehxccvev  6  nXaxvcpvXXog 
ti^icoQog  ilol%(ov  yr\g  &vydxrjQ  Qcccpavog. 
Ob  dasselbe  etwa  von  Philippos  herrührt  (vgl.  A.  148),  lässt  sich  natürlich 
nicht  ausmachen,  wenn  es  auch  sehr  möglich  ist. 

143)  Prooem.  13  f.,  indem  er  die  Dichtungen  des  A.  mit  der  Hyacinthe 
vergleicht: 

'JXhcciov  ts  XdXrj&oov  sv  vfivonoXoig  vcchiv&ov 
■nal  ZJctfiLOv  ducpvTjg  yiXava  (isXafinsxaXov. 

144)  Samos  nennt  ihn  Polyb.  (s.  A.  146),  Samios  Meleag.  (s.  A.  143) 
und  Plut.  de  adul.  et  am.  9.  53  E.  Vgl.  C.  Keil  Anal,  epigr.  S.  154.  — 
I.  G.  Schneider  Anal.  crit.  S.  4.     Iacobs  S.  848  f. 

145)  Polyb.  V,  9,  3.   vlog   psv  Xovaoyovov,   avvxoocpog  8  s  xov  ßccoiXstog. 

146)  Polyb.  a.  a.  0.  uvszosipccv  8s  xat  zovg  dvÖQLuvzag  (näml.  in 
Aetolien)  ovzccg  ovx  sXcczzovg  8i6%iXC<ov.  noXXovg  8s  xca  Siscp&EiQccv ,  nXrjv 
060i  ftscov  smyoucpag  rj  zvnovg  sl%ov ,  zcäv  8  s  zoiovzav  ccjtE6%ovzo.  naxs- 
yocccpov  ds  slg  zovg  xoi%ovg  xai  xbv  nsqicpsqoyisvov  oz(%ov  r\8r\  zbzs  xr\g  sni- 
ds£i6zr}Tog  zfjg  2d[iov  (pvofisvrjg  .  .  .  6  ds  oxC%og  r)v 


Alkaeos.     Samios.     Philippos  III.     Damagetos.  547 

selben147).  Ein  einziges  Epigramm  ist  uns  noch  von  ihm  er- 
halten148). 

Philippos  III  selbst  war  mindestens  der  Verfasser  eines 
parodischen  Epigramms  auf  jenen  seinen  politischen  Gegner 
Alkaeos149). 

In  ebendiese  Zeit  gehört  auch  wohl 

Damagetos,  dessen  von  Meleagros  aufgenommene  Epi- 
gramme einen  kriegerischen  Geist  athmen150). 


„690:5  xo  Slov  ov  ßsXog  disnxuxo'," 

(Parodie  von  Eurip.  Suppl.  810).  neu  (isyi'axr)  dy  neu  itciQKaxcccig  inl  xov- 
xoig  sl%s  xov  t£  ßccüiXia  hclI  xovg  nsol  avxov  (piXovq  mg  diKctLong  xccvxcc  nodx- 
xovxccg  neti  ■Hdd'rj'Kovxmg,  cc[ivvo[i£vovg  xoig  6[ioioig  xrjv  xav  AtxcoXcov  nsol  xo 
diov  ccozßsLccv  (IV,  62). 

147)  Polyb.  XXIII,  10,  8  (früher  XXIV,  8,  9),  vgl.  Plut.  de  adul.  a.  a.  0. 

148)  A.  P.  VI,  116  (Zupov,  Plan.  ZipfiLov),  sehr  loyal  (Nachahmungen 
114.  115).  Aber  vielleicht  ist  auch  das  udrjXov  Plan.  6  von  ihm,  wie  bereits 
Heck  er  vermuthete.  Da  es  eine  glückliche  Expedition  des  Philippos  nach 
Thrakien  feiert,  so  muss  es,  je  nachdem  man  es  auf  Liv.  XXXIX,  35  oder  53 
(=  Polyb.  XXIII,  8)  bezieht,  184  oder  183  entstanden  sein.  Somit  ist  also 
der  Versuch  von  Bergk  (s.  A.  134)  es  dem  Alkaeos  beizulegen  psycho- 
logisch unmöglich,  da  Alkaeos  damals,  wenn  überhaupt  noch  am  Leben, 
doch  mit  Philippos  gänzlich  verfeindet  war;  auch  ist  das  Gedicht  viel  zu 
devot  für  ihn.  Andrerseits  freilich  zählt  S. ,  wie  gesagt,  zu  den  ein  oder 
zwei  Jahre  später  von  Philippos  Getödteten. 

149)  Plut.  Flamin.  9  fährt  unmittelbar  nach  den  A.  137  angef.  Worten 
fort:  o  (ilv  yocg  ccvTiyt(0[i(pd(ov  xov  'AXuaiov  xq>  iXsyBim  nagsßaXsv 

,"AcpXotog  y.a.1  cccpvXXog,  odoinoge,  xad'  inl  vcoxcp 
'AXHctLcp  6xavQog  nr\yvvxcti  r\XCßaxogu. 

Möglicherweise  hat  er  aber  auch,  wie  schon  A.  142  gesagt  ist,  die  dort 
mitgetheilte  höhnische  Grabschrift  auf  Alkaeos  verfasst.  Er  besass  (vgl. 
seine  Charakteristik  bei  Mommsen  Rom.  Gesch.  P.S.  692  f.)  feine  Bildung, 
liebte  es  auch  Dichterstellen  zu  citiren,  so  einen  Vers  der  Kyprien,  Polyb. 
XXIII,  8,  so  Theokritos  (I,  102,  die  älteste  Anführung  desselben),  Diod. 
XXIX,  11  =  Liv.  XXXIX,  26  (nach  Polyb.).  Vgl.  auch  die  Rede  an  seine 
Söhne  b.  Polyb.  XXIII,  11. 

150)  Iacobs  S.  880.  Erhalten  sind  10  Epigramme  aus  der  Sammlung  des 
Meleagros  (s.  dessen  Prooem.  21.  iv  8'  aoec  Aa\na.yi\xov^  l'ov  (isXav).  Die  auf 
Kunstwerke  bezüglichen  Plan.  1.  95  scheinen  jünger.  Vgl.  Benndorf  S.  70.  Die 
Zeit  hat  Iacobs  a.  a.  0.  aus  VII,  438  (Grabschrift  eines  im  Kriege  mit  den 
Aetolern  gefallenen  Achaeers  Machates),  VII,  541  und  231  (Belagerung  Am- 
brakias,  durch  Philippos?)  erschlossen.  Es  wird  der  Bundesgenossenkrieg 
220—217  gemeint  sein.  Der  Dichter  steht  mit  seinen  Sympathien  auf  Seiten 
der  Acbaeer.    In  VI,  277  weiht  Arsinoe,  Tochter  des  Ptolemaeos,  der  Artemis 

35* 


548  Sechsunddreiesigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Polystratos  war  jünger  als  die  Vorgenannten,  da  er  noch 
die  Zerstörung  von  Korinth  erlebte151). 

Aus  unbekannter  Zeit  sind  folgende  von  Meleagros  in  seinen 
Kranz  aufgenommene  Dichter: 

Chaeremon152),  mit  drei  meist  kurzen  Epigrammen  ver- 
treten153), 

Hegesippos154),  dessen  Polymetrie 155)  wohl  auf  eine  ältere 
Zeit  zu  schliessen  berechtigt, 

Hermodoros156)  nicht  mehr  kenntlich157), 

Menekrates158), 


eine  Locke:  das  ist  die  Schwester  und  Gemahlin  des  Philopator,  die  an 
der  Schlacht  bei  Raphia  217  Theil  nahm.  Schol.  Apoll.  Rh.  I,  224  ist  mit 
Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  520  Tiy,ccyr)tog  herzustellen,  wie  schon  C.  22.  A.  92 
gesagt  ist.  Mit  Unrecht  dagegen  will  Müller  denselben  Namen  bei  Steph. 
'Ahttj  .  .  .  S6vi  neu  itSQcc  'Ay.ccQvctvLag,  r\g  [iS[ivr}Tcci  dcc(idyr}zog  (oder  Jrjfiä- 
yr\Tog)  einsetzen  (=  Fr.  6):  die  Gegend  spricht,  wie  auch  Iacobs  urtheilt, 
für  den  Dichter. 

151)  VII,  297.  Ausserdem  ist  er  durch  ein  erotisches  Gedicht  in  der 
Movau  ncadiy.ri  XII,  91  vertreten.  Meleag.  Prooem.  41  (afidganov)  verbindet 
ihn  vielleicht  nicht  ohne  Grund  mit  Antipatros  von  Sidon.  — Iacobs  S.  941. 

152)  Mit  Xatog  verglichen  (Pro.  51).     Iacobs  S.  870  f. 

153)  VII,  469.  720.  721. 

154)  [iciLvddcc  ßoTQvv  (Meleag.  Pro.  25).  Iacobs  S.  901.  Härtung  II. 
S.  236—240. 

155)  Die  freilich  nicht  allzu  gross  ist:  zweimal  Verbindung  von  Hexa- 
meter und  iambischem  Trimeter:  VI,  266  und  XIII,  12.  Von  VII,  320  auf 
den  Menschenfeind  Timon  (Vorbild  für  315)  werden  die  beiden  letzten  Verse 
als  xb  7tSQKpeQO[iEvov  KccllL[idxsiov  von  Plutarch.  Anton.  70  angeführt,  viel- 
leicht mit  Recht  (anders  urtheilt  Wilamowitz  Callimach.  praef.  S.  8). 
Sonstige  Epigramme  (meist  innerhalb  meleagrischer  Reihen)  sind  VI,  124. 
178.  VII,  276  (?  wohl  späteres  Machwerk).  446  (vgl.  Stadtmüller  Bl.  f. 
bayer.  Gymnas.  XXVI.  S.  8  f.).  545. 

156)  Meleag.  Pro.  43  f.  y.al  (ir}v  xat  Zvqiccv  6xct%v6xQi%oc  ftrjxccxo  vdgdov 
^[ivo&exccv,  'Eqiiov  öcoqov  u£id6[isvov.  Iacobs  S.  902.  Härtung  IL  S.  245f. 
(verkehrt). 

157)  Seinen  Namen  trägt  das  gewiss  spätere  ekphrastische  Epigramm 
Anth.  Plan.  170  (Vorbild  für  169).  Die  Versuche  den  Namen  z.  B.  bei  Plut. 
de  Is.  et  Os.  24.  360  C  herzustellen  sind  abzuweisen,  vgl.  Bergk  P.  L.  G. 
III4.  S.  636. 

158)  Meleag.  Pro.  28 :  QOLjjg  ccvd"q.  Iacobs  S.  916  f.  Härtung  II. 
S.  157  f.  (verkehrt).  IX,  55  (AovhlXXlov,  dl  dl  MsvsHQccxovg  ZafiLov)  und  390 
(M.  ZfivQvccLov)  sind  sicher  jünger;  zum  ersten  stimmt  in  den  Gedanken 
IX,  54  (M.  ZpvQvcciov,  Stob.  Flor.  CXVI,  27  M.  Zocptov),  vgl.  noch  Meineke 
Del.  S.  206  f. 


Polystr.    Charem.    Hegesipp.    Hermod.    Pankr.    Pers.    Phan.  u.  A.       549 

Pankrates159),  sicher  nicht  der  Verfasser  der  *AXuvxiKa, 
QaXaöGicc  sgycc  und  der  JSox^op^tg160), 

Pers  es  aus  Theben  oder  Makedonien161),  endlich 

Phanias162),  ein  recht  geschmackloser  Nachahmer  des  Leoni- 
das  von  Tarent163). 

Blosse  Namen  sind  für  uns  Euphemos164),  Parthenis165), 
Polykleitos166). 

Nicht  ausdrücklich  von  Meleagros  genannt,  aber  mit  grösserer 
oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit  seinem  Kranze  zuzuweisen 
sind  folgende  Dichter  aus  ungewisser  Zeit: 

Agis167),  Andronikos167b),  Aristodikos168),  Ariston169),. 

159)  Mit  KccQvrjg  sqvt}  von  Meleag.  a.  a.  0.  V.  18  verglichen.  Iacobs 
S.  929. 

160)  S.  C.  10.  S.  309.  Seinen  Namen  führen  drei  Epigramme:  VI,  117 
(welches  an  die  Manier  des  Leonidas  erinnert).  356.  VII,  653  (alle  in 
meleagrischen  Reihen). 

161)  Von  Meleag.  a.  a.  0.  26  mit  svcoör^g  6%otvog  verglichen.  Iacobs 
S.  932.  Härtung  II.  S.  232—236.  Die  Heimat  ist  unsicher:  VII,  445  IIsqgov 
©rjßaiov,  487  Mccnsdovog;  die  Sprache  ist  mit  Vorliebe  dorisch.  Die  schlichte 
Einfachheit  des  Ausdrucks  erlaubt  den  Dichter  ziemlich  hoch  anzusetzen, 
in  einer  Zeit,  wo  noch  das  wirkliche  Epigramm  gepflegt  wurde.  Die  er- 
haltenen Epigramme  des  P.  sind:  VI,  112.  272.  274.  VII,  445.  487.  501.  539. 
730  (alle  innerhalb  meleagrischer  Reihen).  IX,  334  (auf  den  Daemon  Tychon). 

162)  Meleag.  a.  a.  0.  65  (hvccvgov ,  so  Purgold  für  uvuficov)  z'  av&sa, 
(PccvLsco.     Iacobs  S.  933.    VII,  537.  tf>.  yQccfifiaxiyiov  (aber  Plan.  ®eoq)ccvovg). 

163)  Von  8  erhaltenen  Epigrammen  (VI,  294.  295.  297.  299.  304.  307. 
VII,  537.  XII,  31)  sind  6  anathematische  dem  Leonidas  nachgebildet,  nur 
ist  die  Manie  möglichst  viele  technische  Ausdrücke  von  Gerätschaften  des 
gewöhnlichen  Lebens  in  den  Vers  zu  zwängen  hier  fast  zum  Aberwitz  ge- 
steigert. Nur  VII,  537  ist  einfacher.  Der  Ausdruck  ist  verzwickt  und 
dunkel,  stellenweise  schwer  verderbt  und  kaum  wieder  herzustellen.  Von 
den  beiden  anderen  Epigrammen  ist  VI,  307  ein  Spottgedicht  auf  den 
„gebildeten"  Barbier  Eugathes,  der  slg  *EitiyiovQOv  hovqslov  n^oXmav  aXaxo 
Y.r\nol6yovg,  XII,  31  ein  paederastisches  Poem  mit  dem  hübschen,  wohl  einer 
älteren  Vorlage  entlehnten  Schluss  Kaiqog  "Eqcotl  cpi'Xog.  Mit  der  Aufnahme 
dieses  Quasipoeten  hat  Meleagros  wenig  Geschmack  bewiesen. 

164)  Meleag.  a.  a.  0.  20.  Evcprjpov  ay^Loxqocpov  nccQaXov. 

165)  Meleag.  31  f.  aftco^toto  aiXivu  ßcuu  dianvi^wv  ccv&ea  naQ&svidog. 
An  der  von  Iacobs  S.  930  angeführten  Stelle  Martial.  VII,  69  (so,  nicht  78) 
ist  der  Name  längst  geändert. 

166)  Von  Meleag.  40  mit  der  7toQ(pvQsr]  uvavog  verglichen. 

167)  Iacobs  S.  836.  Härtung  II.  S.  246  (tolle  Confusion).  Bergk 
P.  L.  G.  II4.  S.  377.  Erhalten  ist  ein  einfaches  anathematisches  Epigramm 
innerhalb  einer  meleagrischen  Reihe  VI,  152.  Der  Urheber  ist  jedenfalls 
verschieden  von  dem  pessimus  carminum  post  Choerilum  conditor  im  Gefolge 


550  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Damostratos(?)170),  Hegemon171),   Her  mo  k  r  e  on(?)172), 
Karphyllides173),  Nikomachos174),   Philetas   aus  Samos175), 

von  Alexandros  d.  Gr.  (Curt.  VIII,  5,  8.    Arrian.  Anab.  IV,  9,  9),  so  wie  von 
dem  Verf.  der  'OipctQTvxiytci  (Ath.  XII.  516  c,  s.  C.  25.  A.  201). 

167 b)  Iacobs  S.  843.  VII,  181  (in  Vers  3  Nachahmung  eines  angeblichen 
Epigramms  der  Sappho  489,  3).  Iacobs  denkt  schwerlich  mit  Recht  an 
den  Zeitgenossen  des  Libanios  und  Ammiauus  Marcellinus. 

168)  Iacobs  S.  862.  VII,  189  (Podiov),  Spielerei,  Grabschrift  auf  eine 
ccriQig.  473  (meleagr.  Reihe). 

169)  Iacobs  S.  861.  Erhalten  sind  VI,  303.  306.  VII,  457  (meleagr. 
Reihe),  lauter  ausgesprochene  Nachahmungen  des  Leonidas  von  Tarent. 
Von  allen  uns  sonst  bekannten  Männern  gleiches  Namens  ist  er  doch  wohl 
zu  scheiden. 

170)  Iacobs  S.  881.  Ein  Damostratos  'AvzlIcc(?)  vtog  weiht  den  Nymphen 
Geschenke  IX,  328  (in  meleagrischer  Reihe),  ob  aber  das  Lemma  Japo- 
atQatov  richtig  ist,  steht  sehr  dahin. 

171)  Iacobs  S.  900 f.  Erhalten  innerhalb  einer  meleagr.  Reihe  ist  ein 
Epigramm  auf  die  Thermopylenkämpfer:  VII,  436. 

172)  Iacobs  S.  902.  Härtung  II.  S.  252  f.  leugnet  freilich  die  Existenz 
des  Dichters,  und  ganz  sicher  steht  sie  in  der  That  nicht.  Erhalten  sind 
nämlich  zwei  hübsche  Epigramme  „et  simplicitate  et  elegantia  conspicua" 
(Iacobs)  IX,  327,  ein  Weihgedicht  innerhalb  einer  meleagr.  Reihe  (wie  es 
scheint,  Nachbildung  des  Epigramms  der  Moero  VI,  189)  und  Planud.  11. 
Mit  der  Urheberschaft  des  letzteren  steht  es  jedoch  allerdings  zweifelhaft. 
In  dem  von  Schneidewin  behandelten  Cod.  Paris.  2720  (s.  A.  222)  lautet 
die  Ueberschrift  nämlich  ohne  Dichternamen  so:  uno  ayaXficctog  'Ep/ioü 
i  6  reo  zog  sv  voenj]  nidtcovog,  und  Schneidewin  spricht  daher  den  nicht 
ungegründeten  Verdacht  aus,  dass  Plan,  aus  dem  vielleicht  undeutlich  ge- 
schriebenen 'EQiiovsoTwzog  den  ihm  aus  IX,  327  bekannten  Dichter,  also 
'EQ{ioy.Q£ovxog  gemacht  habe.  Auch  hier  aber  ist  die  Sache  zweifelhaft, 
denn  es  ist  unsicher,  ob  der  Dichter  selbst  hier  der  Weihende  ist. 

173)  Iacobs  S.  870.  VII,  260  (innerhalb  einer  meleagr.  Reihe),  in  edlem 
Ton  gehalten,  erinnert  lebhaft  an  die  Schilderung  des  Q.  Metellus  bei 
Valer.  Maxim.  VII,  1,  1.  IX,  52  (KaQnvXXtdovg)  handelt  in  geschmackloser 
Weise  von  dem  abenteuerlichen  Fang  eines  Fischers  im  Stile  des  Antipatros 
von  Thessalonike.  Schon  die  Abweichung  des  Namens  weist  auf  einen 
verschiedenen  "Verf. 

174)  Iacobs  S.  924.  Härtung  II.  S.  251.  VII,  299  (innerhalb  einer 
alphabetischen  Reihe  von  Meleagros,  auf  die  Zerstörung  von  Plataeae  durch 
ein  Erdbeben).  Härtung  identificirt  den  Verf.  unbesonnen  mit  dem  gleich- 
namigen Dichter  und  Maler  (Hephaest.  enchir.  p  27,  0.  Jahn  Ber.  der  sächs. 
Gesellsch.  1856.  S.  284  ff.    Bergk  P.  L.  G.  II4.  S.  316  f.). 

175)  Iacobs  S.  934.  Bach  Philetae  etc.  reliqu.  S.  19—21.  VI,  210 
(Weihgeschenke  an  Aphrodite).  VII,  481  (meleagr.  Reihe).  Nach  diesen 
wenigen  Proben  muss  er  zu  den  besseren  Dichtern  gerechnet  werden. 


Antipatros  von  Sidon.  551 

Philoxenos176),  Xenokritos  aus  Rhodos177),  vielleicht  auch 
Artemon177b).  Ob  aber  auch  Athenaeos  hieher  gehört,  steht 
sehr  dahin1770).  Jedenfalls  noch  aus  guter  Zeit  ist  der  ältere 
Nikarchos177d).  Dagegen  lässt  sich  die  Entwicklung  des  helle- 
nistischen Epigramms  im  letzten  vorchristlichen  Jahrhundert 
ziemlich  genau  verfolgen.  Sie  vollzog  sich,  nachdem  in  Alexandreia 
ein  Stillstand  eingetreten  war,  an  der  phoenikischen  Küste,  also 
auf  semitischem,  aber  mit  griechischer  Cultur  und  Bildung  ge- 
tränktem Boden.  Die  Aneignungsfähigkeit  der  Semiten,  die  Kunst 
der  Improvisation  und,  wie  man  vermuthen  darf,  das  Wander- 
leben, für  welches  bereits  der  Tarentiner  Leonidas  vorbildlich  ist, 
zeigt  sich  in  den  meisten  betreffenden  Persönlichkeiten,  von  denen 

Antipatros   von  Sidon   oder  Tyros178)    die  älteste  ist.     Er 

_i 

176)  Iacobs  S.  937  f.  IX,  319  (meleagr.  Reihe).  Jedenfalls  wohl  von 
Ph.  von  Kythera  und  von  Leukadia  zu  scheiden. 

177)  Iacobs  S.  963.  Erhalten  ist  ein  schönes  Epitymbion  auf  eine 
Schiffbrüchige:  VII,  297. 

177  b)  Wenigstens  steht  er  innerhalb  meleagrischer  Gruppen  XII,  55.  124. 
u8r\\ov,  dl  ds  'jQts^imvog.    Iacobs  S.  863  f. 

177°)  Iacobs  S.  866  f.  Von  diesem  'A^r\vctvoq  b  snLYQa^^ccTonoiog  führt 
La.  Di.  VI,  14.  VII,  30  beide  Male  dasselbe  Epigramm  zum  Preise  der 
Stoiker  an,  und  aus  ihm  stammt  es  auch  in  A.  P.  IX,  496,  wo  es  als 
adrjlov  bezeichnet  ist.     Vgl.  A.  222. 

177d)  Iacobs  S.  922  f.  Dass  es  zwei  Dichter  dieses  Namens  gab,  zeigt 
Weisshäupl  a.  a.  0.  S.  27.  Der  ältere  stand  wahrscheinlich  im  Kranze 
des  Meleagros:  VI,  285  (Nmolq%ov  8oy.ei)  und  IX,  330  {NiY.dq%ov) ,  und  so 
werden  auch  VI,  31  (ccdrjXov,  dl  8s  Nitkxq%ov)  und  VII,  159  (Nihccqxov) 
und  166  (JiocHOQidov,  dl  ds  Niy.o.q%ov)  ihm  beizulegen  sein.  VII,  159  geht 
auf  den  Auleten  Telephanes.  Es  fragt  sich  also,  ob  dies  derselbe  ist,  dem 
Demosth.  XXI,  17  seinen  lebhaften  Dank  für  die  Einübung  seines  Chores 
an  Stelle  des  von  Meidias  bestochenen  Chormeisters  ausspricht  (vgl.  Harpokr. 
u.  Suid.  Tr}X.\  den  der  Kitharist  Stratonikos  verspottete  (Ath.  VIII,  351  e), 
dessen  Grab  auf  dem  Wege  von  Megara  nach  Korinth  sich  befand  (Paus.  I, 
44,  6  [9],  den  Plut.  de  mus.  21.  1138  A  (Trjlscpccvrjs  6  MsyccQi-xog)  erwähnt 
(vgl.  Guhrauer  Ueb.  d.  pythischen  Nomos,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F. 
VIII.  S.  342  f.  Reisch  De  musicis  Graecorum  certaminibus  S.  55.  A.  2). 
Falls  also  hier  dies  Grabgedicht  nicht  etwa  epideiktisch  ist,  müsste  N. 
dann  schon  in  der  demosthenischen  Zeit  gelebt  haben.  Allein  dazu  scheint 
der  Inhalt  der  übrigen  Epigramme  nicht  wohl  zu  stimmen,  und  so  war  er 
doch  vermuthlich  jünger,  immerhin   aber  aus  verhältnissmässig  alter  Zeit. 

178)  Iacobs  S.  846  ff.  Weigand  De  Antipatris  Sidonio  et  Thessaloni- 
censi  poetis  epigrammaticis,  Breslau  1840.  8.  Doctordiss.  (breit  und  wenig 
fördernd,  jetzt  meist  veraltet).  Setti  Studi  sulla  Antologia  Greca.  Gli  epi- 
grammi  degli  Antipatri.  Turin  1890.  8.  (behandelt  unendlich  weitschweifig 
die  von  Weigand  zuerst  unternommene  Scheidung  zwischen  den  beiden 


552  Sechsunddrei8sigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

kam  auf  seinen  Fahrten  vielleicht  sogar  bis  Rom,  jedenfalls  galt 
er  den  Römern  als  ein  Typus  des  vollendeten  Improvisators179). 
Sein  Geburtsjahr  lässt  sich  nur  mit  annähernder  Sicherheit  zwischen 
160  und  150  feststellen180).  Er  erreichte  ein  ziemlich  hohes  Alter 
und  starb,  wie  es  heisst,  an  einem  regelmässig  wiederkehrenden 
Fieber181).  Die  erhaltenen  Epigramme  zeichnen  sich  durch  Schwung 

Namensvettern  nicht  vom  richtigen  Gesichtspunkt  und  mit  Voreingenommen- 
heit gegen  den  Sidonier).  Meleagros  (der  ihn  im  Prooem.  42  mit  der  cpoi- 
vioöcc  HvnQOs  vergleicht)  VII,  428  (dies  Gedicht  ist  Nachahmung  von  dem 
des  Antipatros  427)  giebt  ausdrücklich  Tyros  als  Heimat  an,  wozu  auch 
die  hier  als  Grabsymbol  dienende  Palme,  welche  auf  tyrischen  Münzen 
erscheint,  gut  stimmt.  Danach  scheint  A.  wirklich  daselbst  geboren  zu  sein 
und  von  seinem  späteren  Wohnsitze  Sidon  den  Beinamen  erhalten  zu  haben. 
Verlockend  klingt  die  von  Buecheler  Rh.  Mus.  XXXVI.  1881.  S.  338  f. 
versuchte  Identificirung  mit  dem  Stoiker  gleiches  Namens  aus  Tyros,  dem 
Freunde  des  jüngeren  Cato  (s.  C.  32.  S.  247),  wenn  anders  der  auf  einem 
zu  Brundisium  gefundenen  Grabsteine  erwähnte  Philon  Antas  Antipatri 
Tyri  ßius  (wie  Buecheler  sehr  wahrscheinlich  gemacht  hat)  derselbe  ist 
wie  der  Verf.  des  hübschen,  an  den  Sidonier  erinnernden  Weihgedichtes 
bei  Kaibel  779  (ads  xhv  evccvttjzov  del  &sov  'Avtindxqov  naig  gxy\6£ 
(Ptttov  .  .  .);  dann  hätte  sich  also  die  poetische  Begabung  vom  Vater  auf 
den  Sohn  vererbt.  Allein  Cicero  scheidet  den  ihm  wohl  bekannten  Philo- 
sophen aus  Tyros  (de  offic.  II,  24,  86,  8.  C.  32.  A.  54)  ausdrücklich  von  dem 
Dichter  aus  Sidon  (de  orat.  III,  50  194  [s.  A.  179],  vgl.  de  fato  3,  5  [Anti- 
patro  poeta,  s.  A.  181]),  „und  nicht  anders  wird  bei  La.  Diog.  VII,  29 
(s.  A.  191)  bei  Anführung  des  Epigramms  auf  Zenon  von  Kition  'A.  6  Zl- 
dooviog  gesagt,  während  sonst,  wie  schon  C.  32.  A.  56  hervorgehoben  wurde, 
theils  von  dem  Tyrier,  theils  von  dem  Tarsier  die  Rede  ist"  (Suse- 
mihi),  so  dass  die  Gleichsetzung  Buechelers  mindestens  stark  bezweifelt 
werden  muss. 

179)  Cic.  de  or.  III,  50,  194  (Crassus  spricht),  quodsi  Antipater  ille 
Sidonius,  quem  tu  probe,  Catule,  meministi,  solitus  est  versus  hexametros 
aliosque  variis  modis  atque  numeris  fundere  ex  tempore  tantumque  hominis 
ingeniosi  ac  memoris  valuit  exercitatio,  ut  cum  se  mente  ac  voluntate  con- 
iecisset  in  versum,  verba  sequerentur  etc.  Wo  diese  Begegnung  Statt  gefunden, 
ob  in  Rom  oder  anderwärts  (Iacobs  und  ihm  folgend  Weigand  S.  21 
vermuthen:  in  Griechenland,  als  Crassus  etwa  109  [s.  C.  28.  A.  30]  Quaestor 
in  Macedonien  war;  doch  bleibt  das  ganz  unsicher),  steht  dahin.  Vgl.  noch 
Quintil.  X,  7,  19. 

180)  Dieser  Ansatz  beruht  darauf,  dass  man  sich  den  Dichter  einer- 
seits nach  A.  179  doch  als  ziemlich  gleichaltrig  mit  Q.  Lutatius  Catulus 
(geb.  um  162)  und  Crassus  (geb.  140,  so  auch  Buecheler  a.  a.  0.)  denken, 
andererseits  eine  persönliche  Bekanntschaft  mit  Meleagros  (s.  A.  181)  vor- 
aussetzen muss.  Zu  hoch  setzen  seine  Geburt  Weigand  S.  22  um  OL  148 
=  188— -185  und  auch  noch  Setti  S.  21  um  170  an,  die  Blüte  also  130. 

181)  Val.  Max.  I,  8.  ext.  16.  et  poeta  Antipater  Sidonius  omnibus  annis 


Antipatros  von  Sidon.  553 

und  Wortfülle  aus,  die  aber  öfters  überladen  erscheint182).  Der 
Periodenbau  ist  einförmig183),  der  Versbau  streng  nach  den  Regeln 

uno  tantummodo  die,  quo  genitus  erat,  febri  implicabatur,  cumque  ad  ultimam 
aetatem  pervenisset,  natali  suo  certo  Mo  circuitu  morbi  consumptus  est  (aus 
Valerius  schöpft  Plin.  N.  H.  VII.  §.  172).  Cic.  de  fat.  3,  5.  quorum  in  aliis, 
ut  in  Antipatro  poeta  .  .  .  naturae  contagio  vdlet  etc.  Auf  eine  andere 
Todesart  weist  Meleagros  VII,  128,  17  f.  hin:  &volcabiv  de  itsöovxct  Olvo- 
ßQE%rj  itQOTtstrig  kvvinti  doxQccyccXog.  Wie  viel  von  diesen  Angaben  wahr  ist, 
lässt  sich  natürlich  nicht  mehr  entscheiden.  Der  yoqyconbg  alexta?,  welcher 
angeblich  auf  dem  Grabstein  zu  sehen  war,  soll  andeuten  oxxi  ysyrnvog 
dvr]q,  v.a.1  Ttov  nsql  KvitQiv  TtQccrog  wryv  Movaaig  noiniXog  vfivo&ixag:  das 
Letzte  geht  wohl  auf  die  versus  variis  modis  atque  numeris  (Cicero),  von  denen 
leider  ebenso  wenig  Etwas  erhalten  ist,  wie  von  den  erotischen  Gedichten, 
auf  welche  Meleagros  anzuspielen  scheint.  Die  mehrfach  in  den  Epi- 
grammen hervortretende  Vorliebe  des  Dichters  für  die  stoisch-kynische 
Richtung  ist  deutlich  ausgesprochen  in  dem  von  Laert.  Diog.  VII,  29  auf- 
bewahrten Gedichte  auf  Zenon, 

og  not'  "OXv[inov 

sdQcc[i£v  ovn  "06arj  Ur\Xiov  uvQ-siievos, 
ovös  tä  y'  ^HQtt^Xriog  äe&XsE'  xccv  ds  not'  ccöxqcc 

utQCtTtixbv  (lovvag  tjvqs  6aocpqo6vvr]g. 

182)  Damit  glaube  ich  so  ziemlich  die  richtige  Mitte  zwischen  dem 
etwas  übertriebenen  Lobe  Kaibels  (an  verschiedenen  Stellen,  bes.  Comm. 
in  honor.  Momms.  S.  326  ff.)  und  der  ebenso  übertriebenen  Herabsetzung 
von  Seiten  S  e  1 1  i  s  getroffen  zu  haben.  Nicht  ganz  unrichtig  spricht 
Letzterer  S.  26  von  „Varte  gonfia  e  manierata  di  questa  fantasia  Orientale"1 
(z.  B.  mit  Hinblick  auf  IX,  369),  übertreibt  aber  gewaltig,  wenn  er  z.  B. 
S.  38  sagt:  „il  sofista  retore  e  ü  facile  improvvisatore  in  questa  carricatura 
di  poeta  (!),  che  ha  cosi  poca  invenzione  e  si  falso  gusto  di  arte".  Die  Vor- 
liebe für  klangvolle  Epitheta  will  wohl  Meleagros  hervorheben,  wenn  er 
den  Dichter  yeycovog  ccvtjq  nennt.  Wirklich  schön  ist  das  von  Setti  (S.  89) 
aus  ganz  nichtigen  Gründen  dem  Sidonier  abgesprochene  Epigramm  VII,  713 
(der  Schluss  ist  bereits  von  Lucret.  IV,  180  f.  nachgeahmt),  ferner  IX,  151 
(vgl.  VII,  493,  wo  im  Lemma  Ziöcovlov  statt  @s6aaXovLHE(og  zu  setzen  ist), 
in  welchem  selbst  Setti  S.  98  eine  „fervida  e  plastica  fantasia"  findet; 
VII,  409  (wieder  mit  dem  falschen  Lemma  A.  0.,  aber  innerhalb  Dichter 
aus  dem  meleagr.  Kranze  und  nach  Stil  und  metrischer  Technik  dem 
Sidonier  zu  geben,  s.  Kaibel  Epigr.  Gr.  S.  207.  Setti  S.  131  ff.),  welches 
wegen  des  Lobes  des  Antimachos  mit  versteckter  Polemik  gegen  Kalli- 
machos  recht  merkwürdig  ist.  So  Hessen  sich  noch  mehrere  mit  Sicherheit 
oder  Wahrscheinlichkeit  dem  Sidonier  zuzuweisende  Epigramme  hervorheben. 

183)  Darüber  vgl.  Setti  S.  25:  „e  molto  peculiare  delV  arte  del  nostro 
il  serrare  tutto  il  concetto  in  un  solo  giro  di  periodo,  talvolta  molto  com- 
plesso,  di  guisa  che  Voggetto  sia  in  principio  della  fräse  e  il  verbo  in  fondou, 
recht  im  Gegensatz  zu  dem  zerhackten,  in  kurzen  Sätzchen  sich  bewegenden 
Stile  des  Thessalonikeers,  der  zum  Theil  sicher  auf  dichterischem  Un- 
vermögen beruht.     Anders  freilich  urtheilt  Setti. 


554  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

der  grossen  Alexandriner184).  Allzu  grosse  Erfindungsgabe  darf 
man  ihm  nicht  zusprechen:  er  variirt  geschickt  meist  ältere  Vor- 
lagen, namentlich  scheint  Leonidas  von  Tarent  sein  Vorbild  ge- 
wesen zu  sein185).  Sein  Nachlass  ist  recht  beträchtlich,  muss 
aber  noch  theilweise  von  dem  seines  jüngeren  Namensvetters  aus 
Thessalonike  geschieden  werden186). 

184)  Die  von  W.  Meyer  Zur  Geschichte  des  alex.  Hexameters  (Münchener 
Sitzungsberichte  1884.  IL  S.  979—1002)  aufgestellten  drei  Grundregeln  (s. 
d.  Nachtr.  z.  C.  13.  A.  74  hint.  d.  1.  Bd  )  sind  in  den  erhaltenen  Epigrammen 
höchst  selten  verletzt.  Trochaeischer  Wortschluss  im  zweiten  Fusse  des 
Hexameters  findet  sich  überhaupt  nicht  (IX,  420  'AvtinäxQov ,  welches 
Meyer  anführt,  gehört,  da  es  in  einer  alphabetischen  Keine  des  Philippos 
steht,  dem  Thessalonikeer) ;  nur  dreimal  (Meyers  Angaben  sind  einzu- 
schränken) hat  die  dritte  Hebung  iambischen  Wortschluss,  welchem  einmal 
ein  zweisilbiges  (VI,  47,  3),  sonst  ein  einsilbiges  Wort  vorhergeht.  Aehnlich 
ist  das  Verhältniss  im  Schluss  des  ersten  Pentameterstückes.  Sogenannter 
trochaeischer  Hiatus  findet  sich  (ausser  in  einem  wahrscheinlich  mit  Recht 
von  Kaibel  für  unächt  erklärten  Gedicht  VII,  30,  3)  niemals,  daktylischer 
selten  (s.  Kaibel  Phüodem.  S.VI  mit  den  einschränkenden  Gegenbemerkungen 
G.  Wen tz eis  Genethliac.  Gotting.  S.  24,  vgl.  C.  13.  A.  74).  Das  Verhältniss 
der  Spondeen  zu  den  Daktylen  und  der  sonstige  Bau  des  Hexameters  er- 
fordert noch  eine  genauere  Untersuchung;  ungenügende  Notizen  giebt  Setti 
S.  40. 

185)  Die  Nachweise  dafür  sind  in  der  eingehenden  Analyse  Settis 
nachzulesen,  der  nur,  wie  gewöhnlich,  übertreibt:  „egli  si  rivela  quasi 
nien€  altro  che  un  imitatore  molto  servile  di  Leonida  Tarantino  u.  s.  w.".  Der 
Anfang  von  VII,  423  ist  aus  Kallimachos  Ep.  16,  1  entlehnt.  Ueber  seine 
Nachahmungen  des  Pindaros  vgl.  Kaibel  Comm.  Momms.  a.  a.  O.  Epigr. 
Gr.  S.  787.  Auch  in  diesem  Punkte  ist  die  Forschung  noch  keineswegs 
abgeschlossen.  Anspielungen  auf  Zeitgenossen  sind  fast  gar  nicht  vor- 
handen: ob  der  VII,  241  beklagte  Ptolemaeos  der  Sohn  des  Philometor  ist, 
scheint  trotz  der  Verbesserung  Reiskes  (V.  4.  'Av8Q6(ia%og  statt  ävdgo- 
[icc%OLg,  vgl.  Polyb.  XXXIII,  5,  4)  nicht  so  ausgemacht,  wie  Weigand  S.  25 
meint.  Auf  Beziehungen  zu  Rom  würde  IX,  567  (innerhalb  einer  mele- 
agrischen  Reihe),  ein  der  Tänzerin  Antiodemis  gewidmetes  Huldigungs- 
gedicht, weisen,  wenn  wirklich  der  Sidonier,  auf  den  allerdings  der  Stil 
passt,  der  Verfasser  ist. 

186)  Die  Untersuchung  hierüber  ist  auch  nach  der  neissigen  Arbeit 
Settis  noch  keineswegs  zum  Abschlüsse  gediehen,  zumal  da  dieser  gar  zu 
schematisch  nach  drei  Gesichtspunkten:  Satzbau,  volltönende  Epitheta  und 
Dialekt  (der  bei  dem  Sidonier  meist  dorisch  ist)  operirt.  Neue  Kriterien 
bringt  Kaibel,  der  schon  in  den  Comm.  Momms.  über  das  stilistische 
Unvermögen  des  Thessalonikeers  richtig  geurtheilt  hatte,  Hermes  XVII.  1882. 
S.  421 — 423.  Ein  Epigramm  (VII,  6)  ist  mit  geringen  Abweichungen  auch 
inschriftlich  erhalten  (s.  Kaibel  Ep.  Gr.  1084,  der  auch  im  Index  die 
Nachahmungen  der  Epigramme  des  Dichters  anführt). 


Meleagros  aus  Gadara.  555 

Meleagros  aus  Gadara,  der  Urheber  der,  so  weit  unsere 
Kunde  reicht,  ältesten  Epigrammensammlung,  ist  im  Ganzen  schon 
oben187)  abgehandelt.  Er  spiegelt  in  seinen  eigenen,  zum  Glück, 
wie  dort  bereits  bemerkt  ist,  recht  zahlreich  erhaltenen  Epi- 
grammen den  Geist  seiner  Zeit  auf  das  Vollkommenste  wieder 187b). 
Recht  im  Gegensatz  zu  dem  feierlich  pathetischen  Ton  seines 
Vorgängers  Antipatros,  den  er  nur  in  wenigen  Gedichten  be- 
wahrt1870), gefällt  er  sich  darin  in  zierlicher  und  leichter  Sprache188) 
und  in  zahlreichen  Variationen  seine  Liebesverhältnisse  zu  feiern189). 

187)  C.  2.  S.  46  f. 

187 b)  Auf  die  Vorgänge  im  Seleukidenhause  sei  hier  nur  beiläufig  hin- 
gewiesen. 

187°)  VI,  163  (deutliche  Nachahmung  des  Antipatros  323,  der  seiner- 
seits -wieder  von  Leonidas  IX,  322  abhängt).  VII,  421  (scherzhaft  fingirte 
Inschrift  auf  seinem  eigenen  Grabe).  428  (vgl.  Antipat.  426).  Auch  VII,  182 
und  468  erinnern  in  ihren  klangvollen  Wendungen  an  den  Ton  des  Anti- 
patros. 

188)  Als  ein  Muster  unter  vielen  sei  V,  182  (wozu  der  Anfang  187  ist) 
angeführt.  Charakteristisch  ist  die  Vorliebe  für  die  Anapher  z.  B.  V,  144. 147. 
Langgezogene  Sätze  im  Stile  von  Antipatros  sind  gemieden. 

189)  Aufzählung  derselben  in  einer  Leporelloliste  VII,  197.  198,  aber 
nicht  vollständig.  Die  schöne  Demo  scheint  einen  Juden  dem  Dichter  vor- 
gezogen zu  haben,  s.  V,  160  (mit  pikantem  Schluss).  Auf  ebendieselbe  sind 
zwei  Gegenstücke  verfasst  V,  172.  173.  Die  schöne  Timo  (Timarion)  wird 
später,  als  sie  gealtert  ist,  in  recht  zweideutigen  Wendungen  spöttisch  mit 
einem  Schiffe  verglichen:  204.  Recht  hübsch  ist  der  Liebesbrief  an  Phanion 
(XII,  53  (Wortspiele  mit  dem  Namen,  82  u.  83),  mit  Unrecht  in  die  Movocc 
nccidi'nj]  gesetzt),  der  lebhaft  an  die  Situation  der  kallimacheischen  Phyllis 
(s.  Knaack  Anal.  Alex.-Rom.  S.  35.  A.  48)  erinnert.  Aber  weitaus  die 
meisten  erotischen  Epigramme  sind  den  beiden  Mädchen  Zenophila  und 
Heliodora  gewidmet,  deren  Reize  in  unerschöpflichen  spielenden  Wen- 
dungen zu  feiern  der  galante  Dichter  nicht  müde  wird.  Auf  Zenophila 
gehen  z.  B.  V,  139.  140.  144.  151  (Bitte  an  die  Mücken  die  Geliebte  zu 
schonen).  152  (Mücke  als  Liebesbotin  mit  scurrilem  Schluss).  171  (er  be- 
neidet den  Becher,  an  dem  Z.  genippt).  174  (Wunsch  als  Traumgott  zu  ihr 
zu  kommen).  195  u.  196  (dreifache  Gaben  der  Chariten  an  Z.).  Noch  tiefer 
ging  wohl  die  Neigung  zu  der  anmuthigen  Heliodora,  der  er  auch  nach 
dem  Tode  ein  Andenken  bewahrte;  ein  schönes,  warm  und  tief  empfundenes 
Epitymbion  steht  VII,  476.  Gedichte  auf  H.  sind  z.  B.  V,  136.  137.  141 
(namenlos,  aber  sicher  von  M.).  143.  147.  148.  155.  157.  163  (auf  eine  Biene, 
die  Heliodoras  zarten  Leib  berührt).  165  (Anrede  des  eifersüchtigen  Dichters 
an  die  Nacht).  166.  214  (ganz  orientalisch:  Heliodora  spielt  mit  seinem 
Herzen  Ball;  es  erinnert  an  Dinge,  die  Goethe  Westöstl.  Divan  S.  285 
Loep.  bespricht).  215  (Bitte  an  Eros  die  Liebesglut  zu  stillen;  XII,  19 
unverschämt  interpolirt,  s.  A.  197).    Ein  genaueres  Resume  giebt  Sainte- 


556  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Man  hat  ihn  mit  Recht  den  griechischen  Ovid  genannt190);  was 
ihn  von  dem  römischen  Dichter  unterscheidet,  ist  eine  fast  modern 
anmuthende  Sentimentalität191).  Seine  Metrik  ist  strenge  nach 
den  besten  Mustern  gehandhabt192).  Nachdem  er  in  seiner  Jugend 
eine  Sammlung  von  Gedichten  auf  schöne  Knaben  herausgegeben 
hatte  193);  wandte  er  sich  im  Alter  von  dieser  Richtung  ganz  ab 194) 

Beuve  Revue  des  deux  mondes  1845.  S.  1018  ff.  in  einem  zwar  oberfläch- 
lichen, aber  auch  noch  jetzt  recht  angenehm  zu  lesenden  Aufsatze.  Ganz 
richtig  wird  u.  A.  bemerkt:  „de  la  subtilite,  de  la  maniere  sophistique,  du 
mauvais  goüt,  il  en  a  certes  beaucoup  trop",  aber  auch  „sa  tendresse  meme 
et  son  tour  d' Imagination  hardie  et  vive"  hervorgehoben.  Ueber  Heliodora  sagt 
er  S.  1020:  „Vamour  de  Meleagre  pour  Heliodora  s'est  eleve  ä  quelque  chose 
de  plus  particulier  et  de  plus  senti  dans  Vordre  du  coeurt(.  Ueber  die  ge- 
liebten Knaben  s.  A.  193. 

190)  Wer  zuerst  diese  Bezeichnung  aufgebracht  hat,  ist  mir  unbekannt. 
Sainte-Beuve  hat  sie  schon.  S.  1025  heisst  es:  „ce  qui  est  sür,  c'est 
qu'apres  avoir  lu  Meleagre  (und  Philodemos  hätte  er  hinzusetzen  müssen), 
on  comprend  mieux  Ovide  u.  s.  w." 

191)  Z.  B.  in  V,  166  und  in  V,  8  (einer  sentimentalen  Klage  eines  ver- 
lassenen Mädchens).  Die  Sentimentalität  ist  zwar  in  der  hellenistischen 
Kunst  weit  verbreitet  (s.  Heibig  Campan.  Wandgemälde  S.  244 ff.;  vgl. 
aach  oben  C.  3),  bei  M.  aber  trägt  sie  obendrein  noch  den  Charakter  einer 
gewissen  orientalischen  Ueberschwänglichkeit  an  sich. 

192)  A.  Dittmar  De  Meleagri  Macedonii  Leontii(!)  re  metrica,  Königs- 
berg 1886.  8.  (Doctordiss.)  ist  eine  dürftige  und  schlechte  Arbeit,  die  nur 
in  den  tabellarischen  Zusammenstellungen  einen  bedingten  Werth  hat. 
Gemäss  dem  lebhafteren  Charakter  der  meleagrischen  Poesie  überwiegen 
im  Hexameter  im  Allgemeinen  die  Daktylen  (ihrer  sind  etwa  dreimal  so 
viel  als  Spondeen)  und  die  trochaeische  Caesur;  in  den  beiden  ersten  Stellen 
freilich  halten  sich  Daktylen  und  Spondeen  so  ziemlich  die  Wage  (nach 
Dittmar  [S.  18]  261  :  175  und  222:214,  dann  aber  sinkt  das  Verhältniss 
zu  Ungunsten  des  Spondeios,  so  dass  es  an  vierter  nur  noch  339  :  97  ist. 
Etwas  anders  scheint  der  Pentameter  gebildet  zu  sein.  Das  stimmt  also 
mit  den  von  Kai  bei  (Comm.  in  hon.  Momms.  a.  a.  0.)  dargelegten  Ge- 
setzen, die  bei  den  guten  alexandrinischen  Dichtern  gelten,  überein.  So- 
dann scheint  M.  der  erste  der  nachkallimacheischen  Dichter  gewesen  zu 
sein,  der  die  von  Kaibel  Philodem. "epigr.  S.  V  entwickelte  Regel  über 
den  sogenannten  trochaeischen  Hiatus  im  strengen  Anschluss  an  Kalli- 
machos  genau  befolgt  hat  (zwei  Ausnahmen  zählt  Wentzel  a.  a.  0.  S.  24 
auf:  V,  198,  6,  wo  Kaibel  mit  Unrecht  eine  Verderbniss  annimmt,  und 
XII,  82,  2;  dazu  kommt  der  von  Kaibel  a.  a.  0.  selber  aufgeführte  leichte 
Verstoss  in  XII,  53,  3),  die  anderen  Fälle  sind  entschuldbar. 

193)  Dies  erkannte  schon  Reiske  Notit.  poet.  S.  243,  während  Iacobs 
Anth.  Gr.  S.  XLII  f.  mit  Unrecht  meint:  „non  est  .  .  .  cur  eum  duplicem 
Anthölogiam  condidisse  dicamusu.  Das  Einleitungsgedicht  ist  (vgl.  C.  2. 
A.  150b)   noch   in   der   Movoa   7tctidwr\   XII,  256   erhalten;   die  Namen  der 


Meleagros  aus  Gadara.  557 

und  stellte  als  rechter  Epigone  einen  „Kranz"  älterer  und  neuerer 
epigrammatischer  Dichtungen,  dem  er  seine  eigenen  einmischte, 
und  zwar,  wie  gleichfalls  schon  früher195*)  berichtet  ist,  für  seinen 
Freund  Diokles  zusammen19515).  Von  diesem  Kranze  sind  noch 
manche  Trümmer  in  der  Anthologie  des  Konstantinos  Kephalas 
erhalten196),  während  die  ältere  Sammlung  zum  Theil  in  die 
sogenannte  Movtia  Ttcudixtf  Stratons  aufgenommen  ist197). 

Knaben  sind  wie  später  die  der  Dichter  gleichsam  zu  einem  Kranze  an- 
einandergereiht. Auf  Tyros  als  den  Ort  der  Abfassung,  wo  M.  seine 
Mannesjahre  zubrachte  (VII,  418,  2  rjvdQcoosv  d'  lsqcc  ds^afisvrj  ps  TvQog, 
vgl.  C.  2.  A.  142),  weist  der  Schluss  hin.  Die  meisten  Gedichte  sind  dem 
schönen  Myiskos  gewidmet  (XII,  23.  59.  65.  70.  101.  106.  110.  144.  154. 
159.  160).  Ausser  den  XII,  256  aufgezählten  Lieblingen  finden  sich  aber 
zerstreut  noch  eine  ganze  Reihe  anderer,  zu  denen  aus  dem  jetzt  von  Stern- 
bach  Anth.  PI.  app.  S.  58  (auf  Grund  eines  neuen  Lemmas  in  den  von 
ihm  benutzten  beiden  römischen  Handschriften,  s.  A.  222)  dem  M.  zu- 
ertheilten  Epigramm  (=  A.  P.  XII,  79)  Antipatros  hinzukommt.  Desgleichen 
gehört  ihm  das  Epigramm  auf  Myiskos  Cramer  Anecd.  Paris.  IV.  385,  11  ff., 
s.  Dilthey  De  epigr.  Gr.  quibusd.  syll.  min.  Göttingen  1887.  S.  4—7  (vgl. 
A.  222). 

194)  V,  208  und  noch  entschiedener  XII,  41: 

ovkstc  (iol  &r\Q(ov  y q a. <p s  x a i  nctXbg  ovd'  b  7tvqavyr}g 

nqiv  Kots,  vvv  d'  i]dr)  daXog  'AnoXXoöotog. 
CTEQyco  ft"r\Xvv  sgcora'  dcccvtQcoyXcov  8s  7iis6[ia 
XaOTavQoav  [isXetco  noiybSGiv  cclyißccTcugj 
wo  die  erste  Zeile   deutlich  auf  seine  frühere  Sammlung  hinweist  (Theron 
wird  XII,  41.  60.  96.  141   gefeiert,   Apollodotos   ist  nur   aus   dieser   Stelle 
bekannt).     Dass    diese    Verhältnisse    sich    durchaus   nicht    auf   unschuldige 
Galanterien  beschränkten,   sondern  einen   sehr  realen   Hintergrund  hatten, 
ergiebt  sich  unter  Anderem  aus  dem  frechen  Epigramm  XII,  95  (mit  merk- 
würdigem, noch  nicht  ganz  aufgeklärtem  Schluss),  in  welchem  die  Lüstern- 
heit des  Dichters  wohl  den  grössten  Triumph  feiert. 

195  a-  b)  C.  2.  A.  150.  Ueber  Diokles  s.  C.  19.  S.  509  f.  Es  ist  bezeichnend, 
dass  in  den  erhaltenen  Trümmern  kein  Gedicht  des  M.  von  Knabenliebe 
handelt;  auch  von  anderen  Dichtern  hat  er  nicht  allzu  viele,  die  dieses 
Thema  berühren,  aufgenommen. 

196)  Ueber  die  äussere  Anordnung  müssen  wir  uns  auf  Vermuthungen 
beschränken,  da  Konstantinos  Kephalas  (s.  A.  222)  schwerlich  noch  den 
ursprünglichen  Zrecpccvog  in  Händen  gehabt  hat.  VII,  194 — 203  weisen 
Anordnung  natu  gtoi%blov  (wie  das  Scholion  zu  IV.  p.  81  [s.  C.  2.  A.  148 
und  besonders  unten  A.  222]  sagt,  welches  Flach  Hesych.  Mil.  Prolegg. 
S.  XVIII  auf  den  Onomatologos  des  Hesych.  zurückführt)  auf.  Vgl.  Iacobs 
Anth.  Gr.  VI.  S.  XL1I:  „Meleagri  enim  coronam  quamvis  dissölvit  et  discer- 
psit  Constantinus  Cephdlas,  carminibus  secundum  argumenta  in  capita  quae- 
dam  descriptis"  (s.  A.  222),  „in  nova  tarnen  dispositione  prior  üle  ordo  non 


558  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Ausser    der    Sammlung    des    Meleagros    mögen  übrigens   in 
verhältnissniässig  früher  Zeit  noch  ähnliche  Florilegien  bestanden 

ita  turbari  potuit,  ut  omnia  eius  oblitterarentur  vestigia:  quin  idem  elemen- 
taris  ordo  vel  in  Planudea,  in  qua  tarnen  longe  artificiosior  est  distributio" 
(s.  A.  222),  „in  multis  locis  apparet,  ubi  Planudes  plura  simul  epigrammata 
ex  Constantini  Anthologia  in  suam  transtulit'  und  S.  XLIIlf.,  wo  es  in 
Bezug  auf  die  ausdrückliche  Erklärung  des  Philippos  (s.  A.  199)  A.  P.  IV, 
2,  3  f.,  dass  sein  „Kranz"  dem  des  M.  nachgeahmt  sei,  heisst:  „iam  ex  hac 
imitationis  professione  merito  colligas  Philippum  etiam  in  disponendis  car- 
minibus  ordinem  a  Meleagro  probatum  adoptasse;  eamque  suspicionem  con- 
firmat  Vat."  (d.  i.  Pdlat.,  s.  A.  222)  „Codex,  in  quo  ordinem  alphabeticum 
observatum  videmus  etiam  in  Ulis  carminibus,  quae  non  aliunde  quam  ex 
Philipp'i  Anthologia  desumta  sunt".  Wie  oberflächlich  aber  der  späte  Sammler 
dabei  zu  Werke  gegangen  ist,  zeigen  VII,  195  und  196  (MslsccyQov),  Spiele- 
reien auf  eine  anQig,  die  jetzt  ganz  verkehrterweise  unter  den  Epitymbien 
stehen.  Eine  grössere  Reihe  auf  einander  folgender  Dichter  aus  der  vor- 
meleagrischen  Zeit  pflegt  ein  Stück  aus  dem  „Kranze"  zu  kennzeichnen, 
doch  sind  spätere  Interpolationen  durchaus  nicht  ausgeschlossen.  Erkannt 
hat  dies  Verhältniss  zuerst  Passow  Jahrb.  f.  Ph.  II.  1827.  S.  61  =  Verm. 
Schrr.  S.  196,  dann  Weigand  Rhein.  Mus.  III.  1845.  S.  662  ff.  (vgl.  A.  222), 
zuletzt  ist  die  Composition  der  Sammlung  des  Kephalas  in  tabellarischer 
Form  dargelegt  von  Weisshäupl  a.a.O.  S.  2— 13  (Kranz  des  M.)  und  S.  25  ff., 
der  aber  im  Einzelnen  zu  weit  geht.  Sehr  hübsch  ist  die  Vermuthung  von 
Dilthey  bei  Finsler  Unters,  (s.  A.  1  und  222)  S.  152.  A.  1,  dass  VII,  418 
den  Schluss  der  Sammlung  oder  eines  Abschnitts  derselben  gebildet  habe; 
nur  das  Letztere  jedoch  kann  richtig  sein,  vgl.  Prop.  I,  22.  Ovid.  Amor. 
III,  13. 

197)  Vgl.  A.  222.  Die  ganz  unverschämten  Entstellungen,  welche  in 
unserem  12.  B.  der  Anth.  Pal.  mit  Dichtungen  des  M.  vorgenommen  sind, 
fallen  aber  nicht  dem  Straton  zur  Last,  sondern  erst  einem  der  Sammler, 
aus  denen  dies  Buch  ausgezogen  ist,  oder  auch  erst  dem  Epitomator  selbst, 
mag  dies  nun  Konstantinos  Kephalas  selber  oder  ein  Anderer  gewesen  sein; 
denn  jedenfalls  ist  dies  Buch  kein  unmittelbarer  und  blosser  Auszug  aus 
Straton,  s.  A.  222  u.  bes.  Weisshäupl  S.  43  —  45.  Am  Schlimmsten  ist 
XII,  19  auf  einen  Knaben  Heliodoros  umgearbeitet  aus  dem  schönen  Gedicht 
V,  215  auf  Heliodora  (s.  A.  189).  Sternbach  Melet.  I.  S.  66  (wiederholt 
App.  S.  58)  bekommt  es  fertig  die  handgreifliche  Umarbeitung  dem  Posei- 
dippos  zuzuweisen  und  das  <xQ%hvnov  für  eine  Nachahmung  (!)  des  Meleagros 
zu  erklären.  In  ähnlicher  Weise  ist  mit  V,  96,  von  dem  das  ursprüng- 
liche Schlussdistichon  jetzt  als  besonderes  Gedicht  XII,  113  figurirt,  ver- 
fahren. XII,  147  ist  der  Name  Heliodora  merkwürdigerweise  stehen  ge- 
blieben. Ebenso  gehören  53.  82.  83  nicht  in  die  Movacc  naidiv.ri.  —  Zu 
den  C.  2  A.  149  genannten  unächten  Epigrammen  kommen  noch  hinzu: 
XI,  213  (auf  Phaborinos,  vgl.  Wolters  Rhein.  Mus.  XXXVIII.  1883.  S.  102. 
A.  1).  VII,  79  (vgl.  Graefe  Specialausg.  S.  134.  Meineke  Del.  S.  172—174) 
und  auch  wohl  470  (AvtiitdtQov  Plan.)  so  wie  352  (adrjXov,  dl  de  MtXsctygov, 
Ehrenrettung  der  Töchter  des  Lykambes,  ganz  abweichend  von  der  sonstigen 


Diodoros  Zonas.     Archias  von  Antiocheia.  559 

haben.  Eine  obendrein  nicht  ganz  sichere  Spur  des  von  Stobaeos 
benutzten  Urflorilegiums  führt  allerdings  erst  auf  das  erste 
oder  zweite  Jahrhundert  nach  Chr.198) 

Jedenfalls  ist  schon  etwa  zur  Zeit  des  Caligula  in  Nach- 
ahmung des  meleagrischen  Kranzes  der  des  Philippos  von 
Thessalonike199)  entstanden200),  in  welchem  auch  eine  Anzahl 
älterer,  hier  noch  zu  behandelnder  Epigrammatiker  aufgenommen 
waren. 

Ueber  Diodoros  Zonas,  wie  schon  gesagt,  muthmasslich 
den  ältesten  Dichter  in  diesem  Kranze,  s.  C.  35.  A.  154b — 154 d. 

Zu  dem  Kreise  Ciceros  gehören  ausser 

Archias  von  Antiocheia201),  den  Philippos  nicht  berück- 


Art  des  M.).  Nicht  minder  spricht  Dilthey  De  epigr.  syll.  S.  10  ihm  mit 
Recht  das  einst  vielgepriesene  Idyll  slg  to  sag  IX,  363  ab  (welches  Wilamo- 
witz,  wenn  Knaack  nicht  irrt,  dem  Kyros  von  Panopolis  zuweist):  „iusta 
enim  ecphrasis  est  ad  rhetorum  praecepta  facta".  Ein  kleiner  Zuwachs  ist 
durch  die  neue  von  Sternbach  entdeckte  Sylloge  (s.  A.  222)  gekommen: 
es  sind  Epigramme,  die  in  der  ersten  Sammlung  standen. 

198)  S.  Diels  Eine  Quelle  des  Stobaeus,  Rhein.  Mus.  XXX.  1875. 
S.  172  ff.,  der  aus  der  Uebereinstimmung  des  Stobaeos  mit  dem  Apologeten 
Theophilos  in  einer  Anzahl  Lemmata  mit  Recht  auf  ein  gemeinsames  Ur- 
florilegium  geschlossen  hat.  Die  Abfassucgszeit  desselben  wird  nach  unten 
hin  begrenzt  durch  die  Erwähnung  eines  gewissen  Simylos,  welchen  Meineke 
mit  dem  bei  Plut.  Romul.  17  angeführten  Verfasser  eines  Gedichtes  auf 
Tarpei'a  (s.  die  Fragmente  bei  Bergk  Anth.  lyr.2  S.  168)  identificirt  hat. 
Ganz  sicher  ist  das  nicht.  S.  Wilamowitz  Euripid.  Herakles  I.  S.  171. 
A.  100:  „Diels  setzt  das  Urflorilegium  in  das  erste  Jahrhundert  vor"  (?  viel- 
mehr nach)  „Chr.,  zwar  auf  einen  ungenügenden  Anhalt  hin,  aber  in  der 
Sache  hat  er  sicherlich  Recht". 

199)  S.  Iacobs  Anth.  Gr.  VII.  S.  XLIII-XLVI.    Vgl.  A.  196. 

200)  Diese  für  alle  in  den  philippischen  Kranz  aufgenommenen  Dichter 
ungemein  wichtige  Zeitbestimmung  hat  Hillscher  a.  a.  0.  S.  413  ff.  er- 
mittelt. Die  philippischen  Reihen,  kenntlich  an  der  alphabetischen  An- 
ordnung, liegen  bei  Kephalas  (s.  A.  222)  in  weit  besserer  Gestalt  vor  als 
die  meleagrischen;  offenbar  ist  von  ihm  oder  doch  in  seiner  unmittelbaren 
Vorlage  die  Sammlung  selbst  noch  benützt  worden. 

201)  Iacobs  S.  857—859.  Hillscher  S.  402  f.  Vgl.  oben  C.  14.  S.  408 
mit  d.  Nachtr.  Bd.  I.  S.  900.  Zu  den  daselbst  aufgezählten  Epigrammen 
kommt  noch  VII,  164  (wo  Stadtmüller  in  der  Rasur  das  ursprüngliche 
'Aq%iov  statt  'Avtmcczqov  ZidtovCov  gefunden  hat)  hinzu.  Dass  diese  Epi- 
gramme wirklich  von  Archias,  dem  Freunde  Ciceros,  der  vergeblich  auf 
seine  dichterische  Verherrlichung  durch  diesen  Stümper  hoffte  (ad  Att. 
I,  16,  25),  verfasst  sind,  lässt  sich  nach  den  von  M.  Haupt  angeführten 
Gründen   mit   grösserer   Sicherheit   behaupten,    als  a.  a.  0.   geschehen  ist. 


560  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

sichtigt  hat,  der  etwas  bessere  Thyillos202)  und  Ciceros  Frei- 
gelassener Tullius  Laurea203),  und  auch  Ciceros  Freund 
Q.  Mucius  Scaevola  verfasste  griechische  Epigramme 203b). 

Etwas    älter    scheint   Pitholaos    aus    Bhodos    gewesen    zu 
sein,  von  dem  wir  aber  wenig  wissen204). 


S.  jetzt  noch  Th.  Reinach  De  Archia  poeta,  Paris  1890.  8.  (ohne  Kenntniss 
der  Arbeit  Haupts),  der  zu  demselben  Resultat  kommt.  (Leider  verläuft  die 
sonst  brauchbare  Arbeit  in  ganz  haltlose  Phantastereien  über  den  mut- 
masslichen Inhalt  der  verloren  gegangenen  Epen.  So  soll  Plut.  im  Luculi. 
die  Mithridatika  benutzt  haben).  Richtig  bezieht  Rein  ach  S.  29  (ausser 
der  Glosse  Hesych.  tpavatcc-  tpaiütd  [Cod.  ipccvotu].  'AQ%iccg[?])  auf  ihn  Cic. 
de  divin.  I,  36,  79,  wo  von  einem  merkwürdigen  Begebniss  des  berühmten 
Schauspielers  Roscius  als  Kind  die  Rede  ist:  atque  hanc  speciem  Pasiteles 
caelavit  argento  et  noster  expressü  Archias  versibus  (also  in  einem  ekphra- 
stischen  Epigramm,  wie  es  scheint).  Nach  Ausscheidung  von  VII,  140 
(A.  Mccnedcvog).  278  (A.  Ev&vxiov).  696.  IX,  19.  111.  339  (A.  MizvXr}vcciov). 
IX,  91.  X,  10  (A.  vscozsqov)  und  einiger  unsicherer:  Y,  98  (adr}Xov,  dl  dl 
'Aq%Cov).  IX,  27  (A.,  dl  ds  IlaQ^EvCmvog).  64  (Aav.XriTiia.8ov  [richtig],  dl  de 
'Aq%iov).  Plan.  154  {Aovy.iavov,  dl  ös  'Aq%lov)  bleiben  24  (21  bei  Reinach, 
der  VII,  164  und  165  nicht  mitzählt  und  VI,  195  dem  Dichter  aus  nichtigen 
Gründen  abspricht),  die  die  herzlich  geringe  Befähigung  dieses  Quasipoeten 
genügend  erkennen  lassen. 

202)  Iacobs  Catal.  S.  949  (nimmt  unrichtig  an,  dass  der  Name  Satyr<i>us 
Thyillus  laute  nach  dem  planudeischen  Lemma  zu  X,5,  wo  Hillscher 
S.  403  wohl  richtig  schreibt:  ZarvQOv  r]  GvtXXov).  Haupt  Opusc.  III. 
S.  205.  207.  Auch  mit  diesem  hatte  Cicero  kein  Glück  (ad  Att.  I,  16,  16. 
epigrammatis  tuis  quae  in  Amaltheo  posuisti  contenti  erimus,  praesertim  cum 
et  Thyillus  [so  Kays  er  und  Haupt  statt  Ghilius]  non  reliquerit  etc.  61  ge- 
schrieben [vgl.  I,  12,  2];  6  Jahre  zuvor  war  er  noch  in  Rom:  ad  Att.  I,  9,  2). 
Erhalten  sind  VI,  170  (einfach).  VII,  223  (auf  eine  Tänzerin  Aristion).  X,  5 
nach  einem  bekannten  Gedichte  des  Tarentiners  Leonidas  (X,  1),  auf  welches 
Cicero  selbst  gelegentlich  anspielt  (s.  Knaack  Coniect.  S.  7  f.). 

203)  Iacobs  Catal.  S.  907.  Hillscher  S.  403.  Er  war  Freigelassener 
Ciceros  und  überlebte  ihn,  s.  Plin.  N.  H.  XXXI.  §.  7  (welcher  seine  lateinischen 
Distichen  auf  eine  heisse  Quelle,  die  nach  Ciceros  Tode  in  seiner  Villa  zu 
Puteoli  hervorbrach,  aufbewahrt  hat,  vgl.  Baehrens  Frgm.  poetar.  Roman. 
S.  317).  Epigramme  in  der  Anth.  sind  von  ihm:  VII,  17  (auf  Sappho).  294 
(leonideisches  Motiv).    XII,  24  (plump). 

203 b)  Erhalten  ist  noch  IX,  217  (aus  dem  Kranze  des  Philippos). 
S.  Haupt  Opusc.  I.  S.  211—216.    Th.  Reinach  a.  a.  O.  S.  43. 

204)  Hill s eher  S.  401.  Sehr  böswillige  Epigramme  auf  Caesar  er- 
wähnt von  ihm  Sueton.  Caes.  75,  einen  ganz  hübschen  Witz  hat  Macrob. 
Saturnal.  II,  2,  13  aufbewahrt.  Bentley  hat  nachgewiesen,  dass  er  der- 
selbe ist  wie  Pitholeon  bei  Horat.  Sat.  I,  10,  22,  vgl.  Kiessling  z.  d.  St. 
und  Hertz  Rhein.  Mus.  XLIII.  1888.  S.  314. 


Pitholaos.    Philodemos.    Krinagoras.  561 

Ziemlich  viel  dagegen  wissen  wir  von  dem  besten  Dichter, 
den  Philippos  in  seinen  Kranz  aufgenommen  hat,  nämlich 

Philodemos  aus  Gadara,  über  den  jedoch  schon  im  Obigen 
wesentlich  alles  Erforderliche  dargelegt  ist205).  An  Eleganz  und 
raffinirter  Feinheit  des  Ausdrucks  übertrifft  er  noch  Meleagros; 
von  allen  in  den  Kranz  des  Philippos  aufgenommenen  Epi- 
grammatikern ist  er  bei  Weitem  der  beste  und  hat,  um  dies  hier 
noch  nachzutragen,  auch  auf  die  Jugendpoesie  des  Ovidius  einen 
bedeutenden  Einfluss  ausgeübt205b). 

Krinagoras206),  Sohn  des  Kallippos 207) ,  aus  Mytilene 
kam  zweimal  als  Gesandter  seiner  Vaterstadt  nach  Rom,  45 
und  25;  danach   muss   er  zwischen  70  und  65    geboren    sein208). 

205)  S.  C.  32.  S.  277  f.  Neues  Material  ist  seitdem  nicht  hinzugekommen, 
denn  der  Versuch  Sternbachs  App.  S.  89  f.  in  dem  erotischen  Epigramme 
des  Rufinas  V,  18  einen  Widerhall  des  von  Horat.  Sat.  I,  2,  120  mit  ersicht- 
lichem Behagen  angeführten  Ausspruches  des  Ph.  zu  finden  muss  als  ganz 
verfehlt  zurückgewiesen  weiden.  (Auch  die  Aenderung  in  1  6oßudcov  für 
coßccQcov  ist  verkehrt,  vgl.  3.  Ebenso  wenig  dürfte  allerdings  die  bei  Suse- 
mihl  a.  a.  0.  A.  221  ausgesprochene  Beziehung  auf  V,  132-  =  Fr.  XV 
Kaib.  und  die  von  ihm  gebilligte  Annahme  Prell  er s  über  dies  Gedicht 
richtig  sein). 

205 b)  S.  darüber  die  einzelnen  Nachweisungen  bei  Kai  bei  a.  a.  0. 
Ep.  IV  und  Pseudo-Ovid.  Her.  XVII,  61  gehen  auf  ein  gemeinsames  be- 
rühmtes Original  (Kallimachos)  zurück. 

206)  Iacobs  S.  876  —  878.  Geist  Krinagoras  von  Mytilene,  Giessen 
1849.  8.  (eine  ihrer  Zeit  höchst  achtbare,  jetzt  durch  die  neueren  Forschungen 
überholte  Arbeit),  Rubensohn  Crinagorae  Mytilenaei  epigrammata,  Berlin 
1888.  8  (das  Hauptwerk,  nach  welchem  hier  die  Epigramme  citirt  werden, 
in  den  chronologischen  Ansätzen  freilich  mehrfach  verfehlt).  Nachträge 
(Lesarten  des  Planudes)  bei  Sternbach  Crinagorea,  Wiener  Stud.  XII. 
1888.  S.  206  —  221.  Eine  erhebliche  Bereicherung  hat  dann  unser  Wissen 
durch  wichtige  inschriftliche  Funde  erfahren:  Cichorius  Rom  und  Mytilene, 
Leipzig  1888.  8  (Habilitationsschrift,  vgl.  die  in  unnöthiger  Gereiztheit  ge- 
haltene Rec.  Rubensohns  Berl.  ph.  Woch.  VIII.  1888.  Sp.  1535—1539, 
1566  —  1572,  1602—1608).  Römische  Staatsurkunden  aus  Mytilene,  Sitzungs- 
ber.  der  Berl.  Akad.  1889.  S.  953—973  mit  dem  sehr  wesentlichen  Zusätze 
M  o  m  m  s  e  n  s  S.  973  ff. ,  bes.  980 ,  vgl.  C.  35.  A.  222.  224  ff.  H  i  1 1  s  c  h  e  r 
S.  421— 425.    Dilthey  Symb.  crit.,  Göttingen  1891.  S.  1—5. 

207)  Der  Name  des  Vaters  ist  nur  inschriftlich  erhalten,  s.  Cichorius 
R.  u.  M.  S.  13.  43. 

208)  Man  könnte  auch  75  und  65  setzen,  doch  war  Potamon,  der  Führer 
der  ersten  Gesandtschaft,  welcher  etwa  von  75  vor  bis  15  nach  Chr.  lebte 
(s.  C.  35.  A.  231),  wohl  ohne  Zweifel  älter  als  er.  Diese  erste  Gesandt- 
schaft ist  nunmehr  von  Mommsen  a.  a.  0.  S.  975  ff.  gegen  Cichorius 

Scsemihl,  griech.-alex.  Litt. -Gesch.   IL  36 


562  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Wahrscheinlich    erreichte    er    ein    hohes    Alter209).      Als    Haus- 
genosse  der  Octavia210)    und   in    naher   Beziehung   zum    kaiser- 


richtig datirt.  S.  C.  35.  A.  224.  Auf  dieser  Reise  nimmt  K.  unter  acht 
Gesandten  die  siebente  Stelle  ein  (s.  Cichorius  R.  u.  M.  S.  13),  die  fünfte 
Jirjs  MciTQ^oxXeovgy,  (die  Ergänzung  ist  gesichert  durch  die  neugefundene 
Inschrift).  Sehr  überzeugend  vermuthet  Cichorius  a.  a.  0.  S.  53,  dass  dieser 
Name  in  Ep.  18,  5  (na.idl  yccg  ov  rvfißcp  AIH.E  vnsd-riyiaro  ßmlov)  enthalten 
sei;  dieses  Epigramm  ist  auf  einen  jungen  Sklaven  Namens  Eros  gedichtet, 
der  auf  der  Seefahrt  gestorben  war  und  in  einem  schmucklosen  Grabe  auf 
den  oxeischen  Inseln,  welche  auf  der  Fahrt  berührt  wurden,  beigesetzt 
ward.  Dies  wäre  also  das  älteste  Gedicht  (aus  d.  J.  45).  Rubensohns 
Bedenken  (Addenda  S.  122)  erledigen  sich  durch  die  Verbesserang  Ditten- 
b ergers  Deutsche  L.-Z.  1889.  Sp.  1646  (rv^ßov — ßooXa).  Ob  46,  welches  von 
Rubensohn  S.  42  seinem  metrisch-prosodischen  Kanon  zu  Liebe  der  ersten 
Reise  (vgl.  auch  Cichorius  a.  a.  0.  S.  53)  zugewiesen  wird,  wirklich  auf 
dieser  entstand,  ist  ganz  ungewiss,  s.  Hills  eher  S.  421.  Als  gereifter 
Mann  und  an  hervorragender  Stelle  (unter  zehn  Gesandten  der  dritte) 
ging  er  nach  zwanzig  Jahren  zum  zweiten  Mal  als  Abgesandter  seiner 
Vaterstadt,  25  oder  vielmehr  bereits  26,  und  zwar  diesmal  nach  Tarraco, 
wo  sich  Augastus  gerade  aufhielt  (16.  Mai  =  12.  Juni;  25  war  die  Gesandt- 
schaft bereits  in  Rom).  Auf  spanische  Verhältnisse  beziehen  sich,  wie 
Cichorius  den  scharfsinnigen  Vermuthungen  Geists  folgend,  im  Einzelnen 
nachzuweisen  versucht:  Ep.  39.  15  (auf  den  Tod  eines  gewissen  Seleukos 
in  Spanien).  34  (auf  ein  von  Augustus  in  den  Pyrenäen  gebrauchtes  Bad). 
Während  der  Kaiser  in  Tarraco  krank  zurückblieb,  begrüsste  K.  den  An- 
fang 25  zur  Vermählung  mit  der  Kaisertochter  Iulia  aus  Spanien  zurück- 
kehrenden Marcellus  am  Tage  der  ersten  Bartabnahme  mit  Ep.  11,  das 
also  damals  in  Rom  entstanden  sein  muss  (s.  Rubensohn  S.  11  f. 
Cichorius  a.  a.  0.  S.  56).  Offenbar  kurz  vor  25  ist  Ep.  43  verfasst,  in 
welchem  K.  von  einer  Fahrt  nach  Italien  spricht  (er  werde  zu  Freunden, 
von  denen  er  schon  lange  fern  gewesen,  gesandt)  und  den  ihn  be- 
freundeten Geographen  Menippos  um  seinen  bewährten  Rath  für  die  weite 
Seereise  bittet.  Ueber  die  falsche  Ansicht  Rubensohns  S.  9  (der 
auch  nach  Bekanntwerden  der  von  Cichorius  entdeckten  Inschrift  in 
den  Add.  S.  123  und  Berl.  ph.  Woch.  a.  a.  0.  Sp.  1607  seltsamerweise  an 
seiner  verkehrten  Auffassung  festhält)  vgl.  Hillscher  S.  422,  Cichorius 
a.  a.  0.  S.  59. 

209)  Wenn  die  (übrigens  bereits  von  Geist  Zeitschr.  f.  d.  Alterthums- 
wiss.  1849.  Sp.  40  und  Wolters  Rhein.  Mus.  XLI.  1886.  S.  845  zweifelnd 
ausgesprochene)  Deutung  der  Selene  in  Ep.  19  auf  die  jüngere  Kleopatra 
(der  auch  Ep.  28  auf  die  um  20  v.  Chr.  [s.  C.  33.  A.  326]  gefeierte  Hoch- 
zeit des  Iuba  mit  ihr  gilt,  s.  Rubensohn  S.  13.  Cichorius  a.  a.  0.  S.  57) 
bei  Rubensohn  Berl.  ph.  Woch.  a.  a.  0.  Sp.  1605  f.  richtig  ist,  so  muss 
dieses  Trauergedicht  auf  den  Tod  der  Fürstin  etwa  2  n.  Chr.  oder  wenigstens 
nicht  viel  früher  (s.  C.  33.  A.  328  ff.)  fallen,  also  in  die  letzte  Lebenszeit 
des  K. 


Krinagoras  aus  Mytilene.  563 

liehen  Hofe211)   feiert    er    die    hochstehenden   Personen    in    einer 
zahlreichen    Menge    von    Gelegenheitsgedichten,    die    nicht    des 


210)  Die  Beziehungen  zu  der  edlen,  feingebildeten  Schwester  des 
Kaisers  werden  auf  der  zweiten  Gesandtschaftsreise  während  des.  römischen 
Aufenthaltes  angebahnt  sein.  Ihrem  Sohne  Marcellns  sendet  der  Dichter 
ein  Exemplar  der  Hekale  und  verheisst  ihm  gleichen  Ruhm  wie  dem 
Helden  des  Gedichtes  (Ep.  41).  Gegen  Cichorius  S.  54,  der  dieses 
Huldigungsepigramm  unbedingt  vor  den  cantabrischen  Krieg  setzen  will 
(etwa  29/8),  da  sonst  der  Dichter  unhöflicherweise  die  Thaten  des  Mar- 
cellus  in  Spanien  ignoriren  würde,  s.  Mommsen  S.  981:  „Auch  nach  der 
Rückkehr  war  ein  solcher  Wunsch  keineswegs  c einfach  unhöflich'.  Viel- 
mehr war  es  recht  höflich  oder  recht  höfisch  dem,  der  eben  die  be- 
scheidenen Lorbeeren  in  Spanien  gepflückt  hatte,  Theseus  Ruhm  in  Aussicht 
zu  stellen".  Ausser  Marcellus  feiert  K.  auch  dessen  Schwester,  die  lieb- 
liche Antonia.  Ihr  sind  gewidmet  Ep.  29,  das  Begleitgedicht  zu  einer 
Sammlung  von  Lyrikern,  aus  unbestimmter  Zeit  (Cichorius  S.  57  ver- 
muthet  26  v.  Chr.),  Ep.  8,  Gebet  für  die  glückliche  Entbindung,  wegen 
der  bedeutsamen  Erwähnung  des  Drusus,  der  Livia  und  der  Octavia  vor 
dem  Tode  der  Letzteren  11  v.  Chr.  verfasst  (s.  Rüben  söhn  S.  13;  für 
Sept.  15  entscheidet  sich  Cichorius  S.  58),  Ep.  12,  „die  Perle  unter  den 
Gedichten  des  Krinagoras":  der  Dichter  sendet  Rosenknospen,  die  mitten 
im  Winter  erblüht  sind,  dem  schönen  Mädchen  als  Geburtstagsgeschenk 
(da  dieser  Geburtstag  nach  Vers  3  f.  kurz  vor  ihre  Hochzeit  fiel,  so  nimmt 
Cichorius  S.  57.  A.  2  an,  dass  das  Epigramm  vor  Anfang  15  verfasst 
ist).  Welche  Stellung  K.  im  Hause  der  Octavia  eingenommen  hat,  lässt 
sich  mit  den  uns  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  nicht  mehr  entscheiden. 
Rubensohn  S.  12  meint,  dass  er  Hauslehrer  derselben  gewesen  sei;  das 
ist  aber  nicht  erweislich,  und  die  Thatsache,  dass  K.  in  einem  Stimmungs- 
bilde (Ep.  27)  seine  verfehlten  Hoffnungen  und  Träume  auf  Reichthum  be- 
klagt, dass  er  kleine  Geschenke  an  vornehme  Römer  schickt  (Ep.  4.  5,  vgl. 
Rubensohn  Add.  S.  121)  und  Anderes,  was  Rubensohn  Berl.  ph.  Woch. 
a.  a.  0.  Sp.  1603  näher  ausführt,  sind  immerhin  nicht  beweiskräftig  genug, 
um  auf  die  äusseren  Verhältnisse  des  Dichters,  der  übrigens  ein  Haus  auf 
Lesbos  (Ep.  44,  vgl.  Cichorius  S.  50)  und  einen  Sklaven  (Ep.  14)  besass, 
sichere  Schlüsse  zu  ziehen.  Andererseits  schiesst  Cichorius  S.  48  eben- 
falls weit  über  das  Ziel  hinaus;  vor  Allem  ist  seine  Annahme,  K.  habe 
seine  intimen  Beziehungen  zu  Octavia  und  ihrem  Hause  im  Dienste  der 
höheren  Politik  zu  Gunsten  seiner  Vaterstadt  verwandt,  ganz  entschieden 
abzuweisen  (vgl.  Rubensohn  a.  a.  0.  Sp.  1568  f.). 

211)  „Von  Antonia  übertrug  K.  seine  Zuneigung  auf  ihren  Sohn  Ger- 
manicus, den  verschiedene  (?)  Gedichte  betreffen"  (Cichorius  S.  57); 
sicher  bezeugt  ist  nur  Ep.  31,  das  von  Rubensohn  (nach  sachlichen 
Gründen  Mommsen s)  entgegen  seiner  früheren  richtigen  Ansicht  auf  den 
Feldzug  des  jüngeren  Germanicus  gegen  die  Cherusker,  Chatten  u.  andere 
Völker,  15/16  n.  Chr.  bezogen,  von  Hillscher  S.  423  f.  auf  den  (auch  von 
Horatius  Carm.  IV,  4  gefeierten)  Drusus  Germanicus   gedeutet  und  als  Be- 

36* 


504  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Reizes  entbehren212),  jedenfalls  von  dem  üblichen  Servilismus 
ziemlich  frei  sind213).  Andere  Themen,  welche  der  Dichter  be- 
handelt, zeigen  freilich,  dass  er  sich  von  der  damals  grassirenden 
Manier  der  griechischen  Dichterlinge  auch  nicht  ganz  fern  hält214). 


grüssungsgedicht  für  den  Triumphator  ins  Jahr  12  v.  Chr.  gesetzt  ist.  Der 
Triumph  des  Tiberius  8  v.  Chr.  wird  Ep.  49  verherrlicht.  Von  den  sicher 
auf  Augustus  zu  beziehenden  Gedichten  ist  oben  A.  208  die  Rede  gewesen. 
Ep.  24  ist  von  Mommsen  und  Rüben  söhn  S.  22  (mit  geringer  Ab- 
weichung) auf  die  Niederlage  im  Teutoburger  Wald,  dagegen  mit  unzweifel- 
haft richtiger  Widerlegung  dieser  Annahme  von  Hillscher  S.  422  (der  die 
ursprüngliche  Lesart  NeiXov  statt  'Ptjvov  in  Vers  3  wieder  zu  Ehren  ge- 
bracht hat)  und  wohl  mit  Recht  auf  eine  im  Jahre  24  erlittene  Schlappe 
in  Aegypten  (s.  Mommsen  Rom.  Gesch.  V.  S.  394.  Strab.  XVII  820)  ge- 
deutet. Dieses  Gedicht,  welches  den  Todesmuth  eines  römischen  Kriegers 
(Vers  3  ist  mit  Scaliger  "Aggiog  statt  "Aqsog  zu  schreiben)  verherrlicht, 
kann  in  Rom  noch  in  demselben  Jahre  entstanden  sein,  als  K.,  aus  Spanien 
nach  der  Hauptstadt  zurückgekehrt,  daselbst  die  Ankunft  des  Kaisers  er- 
wartete. —  Von  anderen  vornehmen  Römern  preist  er  den  reichen  Sallustius 
Crispus  wegen  seiner  Freigebigkeit  Ep.  48  (s.  Rüben  söhn  S.  17  und 
Dilthey  a.  a.  0.  S.  1—4,  welcher  den  Text  glücklich  verbessert  hat). 
Ep.  47  enthält  die  Aufforderung  an  einen  (italischen?)  Stube nmenschen  die 
eleusinischen  Weihen  zu  schauen  (s.  Rubensohn  S.  11).  Die  Abfassungs- 
zeit beider  Gedichte  ist  nicht  mehr  zu  bestimmen. 

212)  So  vor  allen  das  mit  Recht  vielgepriesene  Ep.  12  (s.  A.  210); 
auch  33  (pulcherrimum  Carmen  nach  Peerlkamp),  in  welchem  das  un- 
bedingte Vertrauen  auf  die  Macht  des  Augustus  ausgesprochen  ist  (s.  Hill- 
scher  S.  425  gegen  Rubensohn  S.  21)  erhebt  sich  zu  Schwung  und 
Pathos. 

213)  Um  so  merkwürdiger  erscheint  Ep.  32,  ein  zorniger  Protest  gegen 
die  von  Caesar  nach  Korinth  geführte  Freigelassenencolonie,  offenbar 
während  der  durch  Caesars  Tod  hervorgerufenen  Reaction  44  —  42  ge- 
schrieben. „Denn  dass  die  Mytilenaeer  auch  nach  der  von  Caesar  erlangten 
Begnadigung  gut  pompeianisch  gesinnt  blieben  und  nach  dem  Umschlag 
der  Dinge  der  an  ihn  abgesandte  Lesbier  seine  Pfeile  gegen  den  Todten 
richtete,  ist  nur  in  der  Ordnung".  (Mommsen  Sitzungsb.  a.  a.  0.  S.  890 
gegen  Cichorius  a.  a.  0.  S.  51  und  Buecheler  Rhein.  Mus.  XXXVIH. 
1883.  S.  511,  der  das  Verdienst  hat  eine  richtigere  Erklärung  des  Epi- 
gramms angebahnt  zu  haben).  Vgl.  noch  Rubensohn  S.  7  und  Berl.  ph. 
Woch.  a.  a.  0.  Sp.  1603  f.  Wann  das  Gedicht  auf  den  Tod  des  Günstlings 
der  Kleopatra,  des  Akademikers  Philostratos  (Ep.  23)  entstanden  ist,  lässt 
sich  nicht  ausmachen:  unsichere  Vermuthungen  bieten  Rubensohn  S.  10 
und  Cichorius  S.  55.  Auf  lesbische  Dinge  und  Ereignisse  beziehen  sich 
Ep .  9.  10.  34.  44  (Genaueres  über  sie  giebt  namentlich  Cichorius 
S.  48-50). 

214)  Beschreibungen  von  Inseln,  z.  B.  Ep.  42,  ungewöhnliche  Todes- 
fälle 20.  21  u.  a.     Erotisch  sind  Ep.  2  und  35. 


Krinagoras  aus  Mytilene.  565 

Seine  Veistechnik  ist  iin  Anschluss  an  die  Gesetze  der  alexan- 
drinischen  Dichter  recht  strenge215),  merkwürdig  lax  jedoch  in 
den  Hiaten216),  die  Sprache  ersichtlich  dem  Vorbilde  des  Homeros 
nachgeahmt217),  doch  öfter  gekünstelt  und  dunkel218).  Als 
Stimmungsbilder  aus  dem  Anfange  der  römischen  Kaiserzeit 
sind  die  erhaltenen  Epigramme219)  recht  werthvoll;  namentlich 
durch  die  jüngsten  inschriftlichen  Funde  sind  sie  ins  rechte 
Licht  gesetzt. 

Mit  der  Person  des  Krinagoras  greift  die  Geschichte  des 
griechischen  Epigramms  schon  in  eine  Zeit  hinüber,  deren  Be- 
handlung ausserhalb  des  Rahmens  von  diesem  Werke  liegt.  Doch 
sei  diese  Periode  wenigstens  im  Allgemeinen  gekennzeichnet  mit 
den  Worten  eines  Kenners220): 

„Die  Epigrammatiker,  deren  wir  (freilich)  eine  sehr  grosse 
Zahl  kennen,  sind  meistens  dürftige  Nachfahren  des  Leonidas 
von  Tarent,  oder  besser  des  armseligen  Archias(?),  Freigelassene 
oder  Clienten  vornehmer  römischer  Häuser,  die  Geburtstage  und 
Abenteuer,  Lieblingsthiere  und  Schaustücke  ihrer  Gönner  in 
mehr  oder  minder  pointenlose  Disticha  setzen  und  im  Uebrigen 
ihre  Virtuosität  im  Variiren  fremder  Motive  zeigen;  bestenfalls 
ind  sie,  wie  Diokles  und  Adaios,  zugleich  asianische  Rhetoren 
nd  schwimmen  also  in  dem  breiten  Strome,  der,  aus  Karien 
und  Phrygien  stammend,  in  Rom  munter  weiter  plätschert,  ob- 

215)  S.  darüber  die  sorgfältigen  Ausführungen  Kubensohns  S.  28— 38. 

216)  S.  Rubensohn  S.  39  ff.  Leider  hat  sich  derselbe  durch  seine 
werthvollen  Ergebnisse  verführen  lassen  nach  ihnen  eine  Chronologie  der 
Gedichte  aufzubauen,  welche  verfehlt  ist  (vgl.  auch  Dilthey  a.a.O.  S.  4). 

217)  Vgl.  darüber  den  sorgfältigen  Index  Rubensohn s. 

218)  Darauf  weist  schon  sein  freundschaftliches  Verhältniss  zu  dem 
nicht  unbeträchtlich  älteren  (s.  C.  4.  A.  99  mit  d.  Nachtr.  hinter  diesem 
2.  Bd.)  Parthenios  hin,  dem  Liebhaber  von  iffropmt  ^ivoci  ncci  ux^mtoi 
(s.  C.  4.  A.  114),  „welcher,  wie  wir  C.  4.  A.  104  sahen,  ein  eigenes  nach 
ihm  betiteltes  Gedicht  verfasste,  vermuthlich  schon  zur  Zeit  der  ersten 
Gesandtschaftsreise,  s.  Hill  scher  S.  397.  421"  (Susemihl).  Ein  besonders 
dunkles  Epigramm,  das  jetzt  verloren  ist,  beutet  der  Schwindler  Ptole- 
maeos  Chennos  in  seiner  gewohnten  Art  aus.     S.  Rubensohn  S.  102  f. 

219)  Unächt  sind  von  den  überlieferten  51  Epigrammen  16,  37,  46,  50, 
wahrscheinlich  auch  26.     S.  Rubensohn  S.  46—60.     Add.  S.  118.  122. 

220)  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  173.  So  richtig  indessen  seine 
Schilderung  im  Allgemeinen  ist,  so  weisen  doch  Einzelne,  wie  z.  B.  der 
Typus  dieser  Gattung  Antipatros  von  Thessalonike  etwas  erfreulichere  Züge 
in  der  Handhabung  des  derbrealistischen  Spottgedichtes  auf.  S.  darüber  die 
Bemerkungen  Settis  a.  a.  0. 


566  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

gleich  da  nicht  bloss  Apollodoros  von  Pergamon  und  Caecilius 
bessere  Theorien  aufgestellt  haben,  sondern  die  schalsten  Römer 
immer  noch  kräftig  gegenüber  diesen  Gallen  sind.  Das  ist  der 
Strom,  der  am  Anfang  des  folgenden  Jahrhunderts  die  formalen 
Forderungen  des  Atticismus  mit  in  sein  Programm  setzt  und 
dann  in  Gestalt  der  hadrianischen  Sophistik  das  ganze  Stilgefühl 
und  die  ganze  Litteratur  und  Gelehrsamkeit  des  Alterthums  ersäuft". 
Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  uns  eine  ganze  Anzahl 
theilweise  recht  eleganter  Epigramme  aus  dem  3.  bis  1.  Jahrh. 
inschriftlich  erhalten  ist,  die  aus  der  Fülle  der  werthlosen  Stümper- 
arbeiten herauszuheben  ein  verdienstliches  Werk  sein  würde221). 
Aber  auch  die  genaue  Sonderung  und  Sichtung  der  im  Obigen 
behandelten  Epigramme  gehört  noch  zu  den  frommen  Wünschen 
der  Philologie,  welcher  allerdings  erst  nach  Vollendung  einer 
kritischen  Ausgabe  der  Anthologie  mit  Heranziehung  aller  Hülfs- 
mittel  erfüllt  werden  kann222). 

221)  Sie  finden  sich  zerstreut  in  den  Sammlungen  Kaibels  Epi- 
grammata  Graeca  ex  lapidibus  conlecta.  Berlin  1878.  8.  Nachträge  dazu 
im  Rhein.  Mus.  XXXIV.  1879.  S.  181-213.  (Hoffentlich  erscheint  bald  eine 
vermehrte  Auflage).  Allen  Greek  versification  in  inscriptions ,  Papers  of 
the  American  school  at  Athens  V,  Boston  1888.  S.  174—204  trägt  die 
seitdem  entdeckten ,  bis  in  die  Mitte  des  zweiten  Jahrh.  v.  Chr.  reichenden 
nach.  Vgl.  auch  R.  Wagner  Quaestiones  de  epigrammatis  Graecis  ex 
lapidibus  collectis  grammaticae,  Leipzig  1883.  8.  (Doctordiss.).  S.  4.  Anm. 
Ausserdem  s.  Puchstein  Epigrammata  Graeca  in  Aegypto  reperta,  Strass- 
burg  1880.  8.  Doctordiss.  =  Diss.  phil.  Argentor.  IV.  S.  1—78.  Auf  das 
Eine  und  Andere  hat  Wilamowitz  bei  Kaibel  gelegentlich  aufmerksam 
gemacht;  vgl.  noch  dessen  Lectiones  epigraphicae ,  Göttingen  1885.  4.  S.  15 
über  ein  besonders  hübsches  (Mitth.  d.  athen.  Inst.  VIII.  S.  23). 

222)  „Die  Anthologie  ist  ganz  vorzugsweise  in  zwei  byzantinischen 
Sammlungen  auf  uns  gekommen.  Die  ältere  und  weitaus  bessere,  die  uns 
in  dem  berühmten  Heidelberger  Cod.  Palatinus  23  erhalten  ist  und  daher 
Anthologia  Palatina  genannt  wird,  stammt  aus  dem  Ende  des  9.  oder  dem 
ersten  Anfange  des  10.  Jahrh.,  und  ihr  Urheber  war  Konstantinos 
Kephalas,  welcher,  wie  Henrichsen  (s.  u.)  entdeckte,  nach  Georg. 
Logothet.  p.  806  Muralt.  880  Bonn.  i.  J.  917  die  hohe  Würde  des  JI^coto* 
7tcc7tccg,  d.  h.  des  obersten  Palastgeistlichen  bekleidete.  S.  lacobs  Anth. 
Gr.  Bd.  VI.  Proleg.  S.  LXI— LXXIX  und  bes.  Finaler  a.  a.  O.  mit  den 
Berichtigungen  von  Wolters  in  dessen  Diss.  (s.  A.  1)  S.  9  ff.  Vorwiegend, 
wie  es  scheint,  ist  sie  bereits  in  der  jüngeren,  welche  der  Mönch  Maximus 
Planudes  im  14.  Jahrh.  veranstaltete,  ausgezogen,  doch  sind  in  dieser 
auch  manche  Epigramme  von  anderweit  her  hinzugethan.  Sein  eigner 
Codex  ist  noch  in  Venedig  vorhanden  (Mareianus  481).  Der  Palatinus 
(s.  über  ihn  auch  Hase  b.  Duebner  I.  S.  XII ff.)  ward  im  dreissigjährigen 


Die  Anthologie.  567 

Kriege  mit  den  meisten  anderen  Schätzen  der  Heidelberger  Bibliothek 
als  Beute  fortgeschleppt  und  kam  1623  als  Geschenk  Maximilians  von 
Baiein  an  Papst  Gregor  XV,  in  zwei  Theile  auseinandergerissen,  nach  Rom 
(daher  früher  Vaticanus  genannt)  und  von  da  1797  nach  Paris,  bis  er  1816 
nach  Heidelberg  zurückgegeben  wurde,  so  jedoch,  dass  der  zweite  Theil 
(von  p.  615  =  B.  14  ab)  versehentlich  in  Paris  (=  Suppl.  384)  gelassen, 
in  Heidelberg  aber  später  durch  gute  photographische  Abzüge  ersetzt  ist, 
s.  das  Ausführlichere  hierüber  und  über  die  muthm assliche  frühere  Ge- 
schichte des  Codex  bes.  b.  Rose  Anacreontis  Teii  quae  vocantur  GviinoziKa 
rj[iicc[ißia2,  Leipzig  1886.  S.  III.  VIII.  XI  und  Wolters  Diss.  S.  5—9.  Er 
ist,  was  Graux  in  der  Rec.  v.  Finsler  Rev.  crit.  1877.  IL  S.  245—249  = 
Notices  bibliographiques  etc.  S.  47—52  mit  Unrecht  (s.  Wolters  a.  a.  0. 
S.  14  f)  bestreitet,  von  zwei  verschiedenen  Händen  A  (bis  p.  452  und  von 
p.  645  bis  707)  und  B  im  11.  Jahrh.  geschrieben,  aber  doch  keineswegs, 
wie  Finsler  S.  118 — 121  nachzuweisen  versuchte,  aus  zwei  verschiedenen 
Exemplaren  (indem  A  sein  Werk  durch  Einfügung  von  B  zu  vervollständigen 
trachtete)  zusammengestückt,  sondern,  wie  Wolters  a.  a.  0.  S.  15 — 18  gegen 
ihn  gezeigt  hat,  eine  gemeinsame,  einheitliche  Arbeit  beider  Schreiber; 
eine  dritte  Hand  ist  die  des  sogenannten  Lemmatisten,  von  dem  aber  nur 
die  meisten  auf  den  Inhalt  bezüglichen  Lemmen  und  Scholien  und  ein 
paar  andere  Zuthaten  stammen  (s.  Finsler  S.  142 — 158,  doch  s.  u.),  eine 
vierte  die  des  Correctors,  welcher  mehrfach  auch  das  vom  Lemmatisten 
Geschriebene  verbessert,  übrigens  mit  zwei  verschiedenen  Federn,  Dinten 
und  Schriftzügen,  also  zu  zwei  verschiedenen  Zeiten  (wie  Graux  richtig 
schliesst)  gearbeitet  und  nach  seiner  eignen  Angabe  (wie  wiederum  Graux 
richtig  gegen  Finsler  geltend  macht)  nur  bis  p.  273  für  seine  Berichtigungen 
eine  somit  offenbar  nur  bis  dahin  (VII,  432)  reichende  Copie,  welche  der 
Archivar  Michael  von  der  eignen  Handschrift  des  Konstantinos  angefertigt 
hatte,  zu  Grunde  gelegt,  für  seine  sonstigen  Correcturen  also  ein  oder 
mehrere  andere,  vollständigere  Exemplare  benutzt  hat.  Denn  dort  hat  er 
folgende  zwei  Randbemerkungen  beigeschrieben:  (ecogy  ads  inxarjX  xov 
XccQtocpvXcc'Kog  und  scog  ade  xä  xov  hvqov  [Li%ar}X  xov  fiaytccQixov  (?  [tu  mit 
einem  Compendium)  TtsQiu%ov  intyQÜ^iLaxa  axtvcc  tdio%siQeog  avxbg  syoccipsv 
t'x  tfjg  ßißXov  xov  nscpaXcc,  eine  dritte  acog  cods  ccvxsßXrj&ri  ^Qog  xb  avxt- 
ßoXiv  (1.  avxißoXiov  =  avxiyqacprO  xov  %vqov  ili%uy]X  -)£  Hat  di-caQ&tod'rj  xlvcc, 
nXr\v  oxi  hcchsivo  ccpccXfiaxa  eI%ev  stammt  nach  Finsler  und  Graux  gleich- 
falls von  seiner  Hand  (nämlich  seiner  grösseren  Schrift),  nach  Wolters 
a.  a.  0.  S.  10  freilich  von  einer  fünften.  Vgl.  Finsler  S.  30—37  mit  der 
Berichtigung  von  Graux  S.  248  =  51  und  Wolters  a.  a.  0.  S.  9  f.  (Graux 
a.  a.  0.  glaubt  übrigens  die  Schriftzüge  von  noch  anderen  Händen  als  jener 
vierten  hie  und  da  bemerkt  zu  haben).  Eine  spätere,  sehr  junge  Hand  hat 
namentlich  die  letzten  Blätter  von  p.  708  ab  beschrieben.  Von  A  bereits 
(s.  Graux  S.  248  =  60  gegen  Finsler  S.  151  f.,  der  das  Scholion  zu 
p.  81  dem  Lemmatisten  zuschreibt)  rühren  die  sonstigen  den  Kephalas  be- 
treffenden Scholien  her:  p.  81  (I.  S.  54  Duebn.)  zum  Einleitungsgedicht  des 
Meleagros,  wo  es  unmittelbar  nach  den  C.  2.  A.  148  angegebenen  Worten 
heisst:  aXlci  Kmvaxavxlvog  6  enovo^a^o^Evog  KscpctXccg  6vve%bbv  ccvxu  cccpo- 
Qiaccg  stg  nscpccXaia  dictcpooci,  \\yovv  a^omxa  tdicog  xai  a.vccQ-spaxiy.cc  xca  iru- 


568  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

ZVflßlU    %al    t7tl8ElKZlW.ee  ,    G>$    VVV    V7C0ZEZCCKZCCI    SV    Z<p    TZCtQOVZl    TIVKZIG) ,    p.    273 

z.  VII,  429.  zovzo  zb  E7icyQ(X(i^cc  6  Kscpaläg  ngoEßdlszo  iv  zij  cxoXrj  zrjg 
viccg  iwulrjöiccg  (letztere  ward  876  unter  dem  Kaiser  Basileios  dem  Make- 
donien begonnen  und  881  eingeweiht,  s.  Muralt  Essai  de  chronogr.  byzant. 
S.  456.  461)  inl  zov  (lawaqiov  ([tccHCCQizov  Heck  er)  Tqr\yoQ(ov  zov  (xayi- 
ozoqos,  p.  254  z.  "VII,  327.  (lEzsyaccyr)  nccocc  rqrjyoQLOv  zov  (icckuqlzov  di- 
dccOKccXov  ii;  ctvzov  zov  («|  ccvzrjs  zfjg  der  Corr.  am  Rande)  Iccgvccwog,  p.  255 
z.  VII,  334.  evQS&rj  8s  iv  Kv^Cwcp'  zov  8s  Ttoir\Gavza.  ov  yiyvcoawco.  syqäcprj 
8s  wccl  zovzo  bfiOLCog  tzccqcc  zov  (iccHccQizov  TqriyoQiov  Kctfiipinov  (?  Kctfiipi- 
Y.l£ovzog  las  Paulssen,  vgl.  Hesych.  Ha^tpi-HL^ovaa'  ßccQßccQi£ovGct)'  o&ev 
ccvzö  wen  b  Kscpalcig  ev  zotg  ETiiyoccuauciv  sxcc£sv:  Kephalas  erhielt  also 
mehrere  Epigramme  von  seinem  Lehrer  Gregorios,  der  sie  von  den  Steinen 
abgeschrieben  hatte.  Im  Uebrigen  ist  die  Untersuchung  über  seine  Quellen 
und  die  Anordnung  seiner  Sammlung  nach  Iacobs  nicht  eben  sehr  wesent- 
lich durch  die  sonst  verdienstlichen  Arbeiten  von  Pas  so  w  De  vestigiis 
Coronarum  Meleagri  et  Philippi  in  Anthologia  Constantini  Cephalae,  Breslau 
1827.  4.  =  Opusc.  acad.  S.  176—197  Ueb.  die  neuesten  Bearbeitungen  der 
griech.  Anthol.,  Jahrb.  f.  Ph.  II.  1827.  S.  58—74.  III.  1828.  S.  39-57  = 
Verm.  Schrr.  S.  194—222  (Rec.  v.  Iacobs  Del.,  Weicherts  Chrestom. 
und  der  beiden  letzten  Bände  von  de  Bosch,  8.  u.)  und  Weigand  De 
fontibus  et  ordine  Anthologiae  Cephalanae,  Rhein.  Mus.  N.  F.  III.  1845. 
S.  161—178.  541—572.  V.  1847.  S.  276—288  weiter  gefördert  worden,  desto 
mehr  durch  Henrichsen  Om  den  palatinske  Anthologies  Oprindelse, 
Alder  og  Forhold  til  Maximos  Planudes's  Anthologie,  Danske  Videnska- 
bernes  Selskabs  Skrifter.  Hist.  og  Philos.  Afdeling  IV.  S.  144  ff.,  Kopen- 
hagen 1869.  4.,  wenn  derselbe  auch  zum  Theil  über  das  Ziel  hinausschiesst 
(s.  u.),  und  Wolters  Rhein.  Mus.  XXVIII.  a.  a.  0.  (s.  A.  1),  welcher  zu- 
gleich Henrichsens  Abh.  (die  ich  nur  aus  der  seinen  kenne)  so  sorg- 
fältig benutzt  hat,  dass  es  einer  besonderen  Lektüre  derselben  nicht  mehr 
bedarf.  In  der  Handschrift  gehen  p.  1 — 48  voran  des  Paulus  Silentiarius 
Ekphrasis  der  Sophienkirche  und  die  Eklogen  des  Gregorios,  dann  folgen 
im  1.  B.  christliche  Epigramme,  im  2.  die  Ekphrasis  des  Christodoros,  im 
3.  Epigramme  aus  Kyzikos,  im  4.  die  Einleitungsgedichte  des  Meleagros» 
des  Philippos  (vgl.  A.  199  ff.)  und  des  Agathias,  der  seine  Anthologie  be- 
reits sachlich  angeordnet  hatte  (s.  Iacobs  a.  a.  0.  S.  L — LX.  Wolters 
Rh.  M.  a.  a.  0.  S.  107  ff.),  im  5.  die  erotischen,  im  6.  die  anathematischen, 
im  7.  die  epitymbischen  Epigramme,  von  denen  Iacobs  mit  Unrecht  die 
des  Theologen  Gregorios  (von  Nazianz) ,  trotzdem  dass  dieselben  am  Rande 
des  Codex  p.  326  (1.  S.  546  Duebn.)  ausdrücklich  als  fiiqog  xi  zäv  £7iizv[i- 
ßtoav  ETtiyqai^iuzcov  bezeichnet  werden,  als  8.  B.  abgetrennt  hat,  im  9. 
(um  bei  dieser  einmal  geschehenen  Abtrennung  zu  bleiben)  die  epideikti- 
schen,  im  10.  die  protreptischen,  im  11.  die  sympotischen  und  skeptischer), 
im  12.  der  Auszug  aus  der  Movou  naiduiri  des  Straton  von  Sardes  (etwa 
wohl  aus  der  Zeit  des  Hadrianus,  s.  Iacobs  a.  a.  0.  S.  XL  VI— XLIX),  aber 
freilich  nicht  (s.  u.)  aus  dieser  allein,  im  13.  Epigramme  in  verschiedenen 
Versmassen  (Rest  einer  Sammlung,  die  nach  Philippos,  aber  vor  Kephalas 
angelegt  wurde,  unrichtig  beurtheilt  von  Wolters  a.  a.  0.  S.  110—113, 
s.  Wilamowitz  Hermes  XX.  1885.  S.  62.  A.  1),  im  14.  arithmetische  Probleme, 


Die  Anthologie.  569 

Räthsel,  Orakel,  endlich  p.  665—707  eine  Masse  vermischter  Dichtungen, 
unter  ihnen  Anakreonteen  und  Wiederholungen  aus  dem  Vorigen:  man  hat 
hieraus  seit  Iacobs  als  ein  15.  B.  das  auf  p.  665—675.  694  f.  706  f.  Stehende 
ausgesondert.  Der  voraufgeschickte  Index  stimmt  in  mehreren  Stücken  hiezu 
nicht:  wenn  die  Erörterung  dieses  Punktes  bei  Wolters  Diss.  S.  21 — 25 
das  Richtige  getroffen  hat,  so  hatte  der  Sammler  (und  dazu  passt  ß.  4) 
selbst  Meleagros,  Philippos  und  Agathias  als  Quellen  bezeichnet,  obgleich 
er,  wie  bereits  Passow  Opusc.  S.  180  und  Weigand  a.  a.  0.  III.  S.  168 
zeigten,  sicher  den  Erstgenannten  nicht  mehr  in  Händen  hatte  (s.  A.  196) 
und,  wenn  Wolters  a.  a.  0.  S.  25 ff.  (der  dies  jedoch  selbst  nicht  sicher 
zu  behaupten  wagt)  Recht  hat,  nicht  einmal  mehr  den  Agathias  (wenigstens, 
wie  Weisshäupl  a.a.O.  S.  26.  A.  1  zeigt,  schwerlich  noch  „in  unzerrüttetem 
Zustande"),  geschweige  denn  den  Philippos,  sondern  seiner  Zeit  näher 
liegende  byzantinische  Sammlungen.  Was  annähernd  schon  Iacobs  und 
vollständiger  Weigand  erkannten,  dann  aber  freilich  wieder  fahren  Hessen, 
das  hat  Wolters  Rhein.  Mus.  a,  a.  0.  mit  Benutzung  Henrichsens  er- 
wiesen: die  Anthologie  des  Kephalas  enthielt  nur  das  6.  bis  12.  Buch  (das 
12.  als  Anhang);  alles  Voraufgehende  und  Nachfolgende  sind  spätere  Zu- 
thaten.  Und  selbst  ob  das  8.  und  12.  bereits  auf  ihn  zurückzuführen  sind, 
hat  gegen  Wolters  aufs  Neue  Sternbach  Melet.  S.  17  ff.  bestritten; 
jedenfalls  ging  Henrichsen  (dem  Graux  beistimmte)  mit  seiner  Be- 
schränkung auf  das  5#  bis  9.  (nach  jenem  Scholion  zum  Anf.  des  4.)  zu 
weit.  Und  so  tragen  denn  auch  die  erhaltenen  kurzen  Einleitungen  zum 
6.  bis  einschliesslich  12.  B.  alle  denselben  Charakter  an  sich  und  sind  ohne 
Zweifel,  wie  wiederum  schon  Iacobs  sah,  aus  denen  des  Sammlers  selbst 
ausgezogen,  während  die  einzige  sonstige,  die  zum  14.  B.,  entschieden 
gegen  sie  absticht.  Neben  der  zum  7.  steht  übrigens  noch  am  Rande: 
ccq%yi  tmv  innv^ißumv  iniy qcc^i [id x<av ,  a>v  iaxsdiccaev  Kvqig  (1.  -nvQLog)  Kcov- 
6xavztvog  b  KscpaXäg,  b  ikxhccqios  "aal  ccsi[ivr]6tog  xui  tQinöQ'ritog  ctv&QOMiog. 
Sehr  verdient  hat  sich  endlich  neueste ns  Weisshäupl  a.  a.  0.  S.  1  —  50 
(gegenüber  Wolters,  der  immer  nur  von  einer  grossen  älteren  byzantini- 
schen Sammlung  als  Quelle  des  Konstantinos  spricht)  durch  seine  genaueren 
Untersuchungen  über  die  Arbeitsweise  des  Kephalas  gemacht,  der  nach  den- 
selben als  ein  flüchtiger  Compilator  erscheint  (dessen  Flüchtigkeit  es  vor- 
wiegend auch  ist,  welche  die  Einmengung  der  vielen  nichtepitymbischen 
Epigramme  in  das  7.  B.  verschuldet  hat)  und  durch  die  bestimmtere  Unter- 
scheidung der  Sammlungen  und  sonstigen  Quellen,  aus  denen  er  schöpfte. 
Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchungen  muss  man  bei  Weisshäupl  selber 
nachlesen,  da  sie  sich  in  der  Kürze  nicht  wiedergeben  lassen.  Uebrigens 
vgl.  oben  A.  196.  Hier  kann  nur  hervorgehoben  werden,  dass  er  zunächst 
die  Mischung  aus  Meleagros  und  Philippos  auf  eine  besondere  Sammlung 
zurückführt,  VII,  327  —  340  sämmtlich  aus  Gregorios  herzuleiten  geneigt 
ist,  als  Quellen  des  12.  B.  zwei  Sammlungen  annimmt,  eine,  welche  fast 
nur  Epigramme  des  Straton,  und  eine,  welche  grösstentheils  solche  anderer 
Dichter  umfasste,  dass  er  zeigt,  wie  wenig  wirkliche,  von  den  Steinen 
entnommene  Epigramme  in  den  Kränzen  des  Meleagros  und  Philippos  und 
in  der  Anthologie  des  Agathias  enthalten  waren.  Völlig  sicher  ist  unter 
seinen  Resultaten  auch  dies,  dass  Kephalas  auch  den  La.  Di.  nur  mittelbar 


570  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

benutzt  hat,  wobei  es  noch  ganz  besonders  interessant  ist,  dass  die  Ge- 
dichte VII,  83—133  mit  Ausnahme  von  106.  108.  109  ganz  in  der  Reihen- 
folge wie  in  den  Bioi  cpiXooocpcov  des  Letzteren  (nur  dass  130.  131  jetzt 
dort  fehlen)  nach  den  Büchern  und  Capiteln  geordnet,  also  aus  diesen 
(mittelbar)  entnommen  sind.  Vgl.  die  sonach  irrthümliche  Notiz  des 
Correctors  zu  VII,  85  (gegen  den  Lemmatisten ,  der  dies  Epig.  dem  La.  Di. 
zuschreibt):  nXrjv  ndvta  Aioysvovg  slol  tov  xcöv  cpiXo60(p(ov  ßiovg  dvayqcitpa- 
usvov  und  die  zu  ihrer  Aufklärung  (denn  die  IJdfifistqog  enthielt  nur  eigne 
Epigramme  des  La.  Di.)  dienende  confuse  p.  222:  tautet  tä  sniyQd^ficcta  in 
tH\q  7tcc(i[istQOV  s^sXsyrjauv  AasQtiov  Aioysvovg  in  tfjg  ßißXov  trjg  iniyQacpo- 
fisvrjg  ßi'cov  cpiXooocpcov  (der  Corrector  hielt  also  Beides  fälschlich  für 
einerlei).  —  Die  Sammlung  des  Planudes  aber  (vgl.  Iacobs  a.  a.  0. 
S.  LXXX— XC.  Wolters  Rh.  M.  a.  a.  0.  S.  107  f.)  zerfällt  in  7  Bücher, 
von  denen  das  1.  die  epideiktischen,  das  2.  die  skoptischen,  das  3.  die 
epitymbi sehen,  das  4.  die  Epigramme  stg  ftscov  dydXfiata  kocI  dvdgav  Gtr\Xctg 
%cci  £(ä<Qv  [logydg  neu  eti  stg  tonovg  (wie  die  Ueberschrift  lautet),  das  5. 
die  Ekphrasis  des  Christodoros,  das  6.  die  anathematischen  und  das  7.  die 
erotischen  Epigramme  umfasst.  Jedes  derselben  mit  Ausnahme  des  5.  und 
7.  ist  in  Capitel  je  nach  den  Gegenständen  in  alphabetischer  Ordnung  ge- 
theilt,  so  dass  also  z.  B.  im  ersten  Buch  das  1.  stg  dyöövccg,  das  2.  stg  ä(i- 
nsXov ,  das  letzte  sig  cogeeg  ist.  Sehr  begreiflicherweise  sind  die  erotischen 
und  besonders  die  paederastischen  Epigramme  stark  beschränkt:  vor  dem 
7.  B.  steht:  sv  tads  rc5  sßdofia  tfi^ßati  7tSQis%stai  sxaiQiv.d  tivee  dnoyQ's- 
y(iutcc,  td  (isv  ws  iyucotiict  tu  ds  <bg  sniGtoXal  td  ds  cos  oiv  sxaotov  stv%sv, 
oacc  (irj  7tQog  tb  döSfivotSQOv  ncci  ataxQOtSQOv  dnonXLVSi.  td  ydg  toiavta 
noXXd  sv  reo  dvtiygdcpco  ovxct  nuQsXms ,  cpr}6iv,  6  ÜXavovdrjg.  Es  kann 
kaum  einen  Zweifel  leiden,  dass  die  Vorlage  {dvtiyqatpov),  von  welcher 
Planudes  hier  spricht,  die  Anthologie  des  Kephalas  war,  und  die  auffallend 
häufige  Uebereinstimmung  seiner  Lesarten  mit  denen  vom  Corrector  des 
Palatinus  beweist,  dass  auch  er  eine  unmittelbare  Abschrift  von  dem  Ur- 
exemplar  derselben,  freilich  eine  andere  vor  sich  hatte,  s.  darüber  F ins ler 
S.  37 — 82.  Aber  die  von  Brunck  Anal.  Praef.  S.  IV  aufgestellte  und  be- 
sonders von  Iacobs  und  Finaler  S.  118—122  (vgl.  S.  83  ff.)  vertheidigte 
Meinung,  dass  er  Alles  von  dort  entnommen  habe,  dieses  sein  Exemplar 
also  viel  vollständiger  als  die  Heidelberger  Handschrift  gewesen  sei,  ist 
mit  Recht  von  Kaibel  Herrn.  X.  1876.  S.  1  ff.  (vgl.  C.  13.  A.  64)  u.  Andern 
bestritten  und  von  Wolters  Diss.  S.  25—36  (vgl.  S.  15-18,  s.  o.).  Rh.  M. 
a.  a.  0.  S.  109  widerlegt  worden,  welcher  wohl  mit  Recht  annimmt,  das3 
Planudes  dieselben  Quellen  wie  Konstantinos  (richtiger:  theilweise  die- 
selben) auch  unmittelbar  benutzt  habe,  wenn  schon  er  dafür,  dass  derselbe 
jedenfalls  nicht  minder  die  Sammlung  des  Letzteren  ausbeutete,  Diss.  S.  34'f. 
einen  neuen  und  schlagenden  Beweis  beibringt.  Obendrein  hat  Planudes, 
wie  Sternbach  App.  S.  VIII  entdeckte,  seiner  ursprünglichen  Sammlung 
offenbar  aus  anderer  Vorlage  noch  einen  Anhang  hinzugefügt  (f.  81 v  — 
100 r),  welcher  den  vier  ersten  Büchern  entspricht  und  in  dieselben  Capitel 
eingetheilt  ist.  Auch  Suidas  aber  hat  aus  Kephalas  geschöpft.  Wie  unsicher 
vielfach  namentlich  die  Bezeichnungen  der  Dichter  im  Palatinus  so  wie  bei 
Planudes  sind,  darüber  genügt   es  hier  auf  das  wiederholt  in  den  vorauf- 


Die  Anthologie.  571 

gehenden  Anmerkungen  Angegebene  hinzuweisen:  Kephalas,  Michael,  der 
Corrector  des  Palatinus,  Planudes  u.  s.  w.  sind  öfter  blossen  Vermuthungen 
nachgegangen,  s.  bes.  Finsler  S.  123—141,  vgl.  W.  Engel  De  quibusdani 
anthologiae  Gr.  epigrammatis ,  Elberfeld  1875.  4.  —  Lange  Zeit  war  nur 
die  Anthologie  des  Planudes  bekannt,  die  man  daher  auch  schlechtweg 
Anthologia  Graeca  nannte.  S.  über  die  Ausgaben  derselben  u.  s.  w.  Iacobs 
a.  a.  0.  S.  XC — CXXXII1.  Die  erste  und  verhältnissmässig  beste  ist  die  von 
Ianus  Laskaris,  Florenz  1494.  4.  Es  folgten  die  Aldina  I,  Venedig 
1503.  8.,  die  Iuntina,  Florenz  1519,  die  Aldina  II,  Venedig  1521,  die 
Ascensiana,  1531,  dann  der  erste  Erklärungsversuch  von  Opsopoeus 
In  Graecorum  Epigrammatum  libros  quatuor  annotationes,  Basel  1540.  4., 
die  weit  erheblichere  erklärende  Ausg.  von  Brodaeus,  Basel  1549  fol. 
(mit  dem  Text  der  Aid.  1),  die  Aldina  III,  Venedig  1550/1,  die  Ausg. 
von  Stephanus,  Paris  1566.  4.  (mit  einem  Anhang  einiger  anderer,  viel- 
leicht mittelbar  aus  dem  Palat.  stammenden  Epigramme  und  kurzer  An- 
merkungen), die  bei  Wechel,  Frankfurt  1600  fol.  und  zuletzt  die  von 
de  Bosch  mit  der  hier  zuerst  veröffentlichten  lat.  Uebers.  v.  Hugo  Gro- 
tius,  Utrecht  1795—1822.  V.  4.  (der  4.  u.  5.  Bd.  enthält  die  Observationen 
des  Herausgebers,  der  5.  ist  nach  dessen  Tode  von  van  Lennep  besorgt). 
Die  Anmerkungen  von  Huet  sind  hinter  der  4.  Ausg.  seiner  Poemata, 
Utrecht  1700.  12.  gedruckt,  die  Conjecturen  von  Scaliger  und  Casau- 
bonus  konnte  Iacobs  benutzen.  Erst  Salmasius  entdeckte,  da  er  als 
junger  Mann,  nur  18  Jahre  alt,  1606  nach  Heidelberg  kam,  dort  den 
Palatinus,  erkannte  nach  den  betreffenden  Scholien  die  Herkunft  von  Ke- 
phalas, schrieb  sich  die  bei  Planudes  fehlenden  Gedichte  und  Anderes  aus, 
nutzte  seinen  Fund  zu  allerlei  gelegentlichen  Bemerkungen  und  theilte 
Anderen  aus  seinen  Sammlungen  mit,  aber  zu  einer  Herausgabe  kam  es 
weder  durch  ihn  selbst  noch  durch  Andere:  seine  von  Buch  er  in  ein 
Exemplar  der  Wechelschen  Ausg.  der  planud.  Anthol.  eingetragene  Collation 
hat  erst  Duebner  verwerthet,  s.  u.  Ueber  ihn  und  die  nun  folgenden 
Arbeiten  s.  Iacobs  a.  a.  0.  S.  CXXXHI— CLXXXIV.  Es  entstanden  Ab- 
schriften aus  den  Auszügen  von  Salmasius,  so  der  sogenannte  Barberinus 
von  L.  Holstein,  aber  auch  aus  dem  Codex  selbst,  theils  unvollständige, 
theils  vollständige,  von  denen  die  Sylburgs  (Vossianus)  die  ältste  war. 
Zu  dieser  Art  gehören  ferner  die  sehr  unvollständige,  von  Reiske  (s.  u.) 
benutzte,  aber  für  vollständig  gehaltene  Leipziger  und  namentlich  die 
wirklich  vollständige  und  verhältnissmässig  genaue  Gothaer  von  Spalletti. 
Bedeutende  Vorarbeiten  zu  einer  neuen  Ausgabe  machte  Dorville,  von 
denen  er  aber  nur  Einiges  hie  und  da  veröffentlicht  hat.  Nicht  erheblich 
war  die  Herausgabe  von  154  Epigrammen  bei  Iensius  hinter  seinen  Lucu- 
brationes  Hesychianae,  Rotterdam  1742.  4.,  desgleichen  abgesehen  von  der 
Praefatio  die  von  22  durch  Leich  Sepulcralia  carmina,  Leipzig  1746.  4. 
(nach  d.  Leipz.  Abschr.).  Ungleich  mehr  leistete  Reiske  nicht  so  sehr  in 
der  Herausg.  der  erotischen  Epigramme  in  den  Miscell.  Lips.  IX.  1752,  als 
in  der  der  epitymbischen  und  anathematischen:  Anthologiae  Graecae  a 
Constantino  Cephala  conditae  libri  tres,  Leipzig  1754.  8.  Oxford  1766, 
desto  weniger  Ch.  Ad.  Klotz  Stratonis  aliorumque  . . .  epigrammata,  Alten- 
burg  1764.  8.    I.  G.  Schneider  Periculum  crit.  in  Anthologiam  Constantini 


572  Sechsunddreissigstes  Capitel.     Lyrik  und  Epigramm. 

Cephalae,  Leipzig  1772.  8.  ist  schon  A.  134  erwähnt.  Toup  arbeitete  mit 
Erfolg  auf  dem  Gebiet  der  Conjecturalkritik.  Geradezu  Epoche  machend 
aber  wirkte  nach  dieser  Richtung  hin  Brunck:  Analecta  veterum  poeta- 
rum,  Strassburg  1772—1776  (2.  A.  1785).  III.  8.  trotz  seiner  unzureichenden 
Hülfsmittel  und  seines  Mangels  an  strenger  Methode.  Seine  Ausgabe  sollte 
neben  Anderem  alle  erhaltenen  Epigramme  umfassen,  und  er  ordnete  sie 
nach  den  Dichtern  in  chronologischer  Folge.  Dieselbe  Anordnung  behielt 
Iacobs  Anth.  Gr.,  Leipzig  1794—1814.  XIII.  8.  bei,  mit  welchem  eine 
ganz  neue  Periode  beginnt,  bezeichnet  aber  sehr  richtig  die  Missstände 
dieses  Verfahrens  (Bd.  1—4  enthält  den  Text,  Bd.  5  Indices,  Bd.  6—12 
nächst  den  für  alle  Folgezeit  Grund  legenden  Prolegomena  die  Animadver- 
siones,  Bd.  13  Berichtigungen,  Nachträge,  Register  und  den  Catalogus 
poetarum).  Dann  Hess  er  aber  auch  die  erste  vollständige  Ausg.  der  Anth. 
Palat.  nach  der  Abschrift  von  Spalletti  folgen:  Anth.  Gr.  ad  fidem  co- 
dicis  Pal.,  Leipzig  1813 — 1817.  III.  8.,  welcher  eine  Correctio  nach  einer 
namentlich  in  Bezug  auf  die  Unterscheidung  der  Hände  (für  die  schon 
Salmasius  mehr  geleistet  hatte,  doch  s.  Finsler  S.  7  f.  A.  8)  ungenügen- 
den Vergleichung  des  Originals  mit  dieser  Abschrift  von  Paulssen  an- 
gehängt ist.  Eine  zweite  Ausgabe  von  Duebner,  Paris  b.  Didot  1864. 
1872.  II.  Lex.  8.  (der  3.  Bd.  v.  Cougny  1890  ist  werthlos,  s.  Kaibel 
Deutsche  L.-Z.  1891.  Sp.  582  f.),  bei  welcher  namentlich  auch  die  Vor- 
arbeiten von  Boissonade,  Chardon  de  la  Rochette  und  Bothe  und 
Mittheilungen  von  Iacobs  und  die  theil weise  Collation  der  Handschrift 
durch  Salmasius  benutzt  und  als  16.  B.  die  nicht  durch  die  Anth.  Pal., 
sondern  durch  Planudes  überlieferten  Epigramme  beigegeben  sind,  hat  das 
Mögliche  geleistet,  was  sich  ohne  eine  erneute,  wirklich  genaue  und  er- 
schöpfende Vergleichung  des  Palat.  erreichen  Hess.  Aber  eine  solche  und 
eine  auf  sie  gegründete  und  auch  alles  andere  Material  erschöpfende  wirk- 
lich kritische  Ausgabe  ist  dringend  nothwendig:  sie  wird  von  Stadtmüller 
erwartet.  Ein  einigermassen  genaueres  (übrigens  nach  dem  Obigen  von 
Graux  und  auch  von  Wolters  hie  und  da  nicht  unwesentlich  berichtigtes) 
Bild  des  Codex  haben  wir  erst  durch  den  von  Sternbach  vielfach  sehr 
ungerecht  behandelten  Finsler  erhalten.  Ueber  die  älteren  Chrestomathien 
s.  Iacobs  Proleg.  S.  CXXVIII— CXXX,  von  neueren  mögen  ausser  dem 
Delectus  von  Meineke  noch  der  von  Iacobs,  Gotha  1826.  8.  (dessen 
Proleg.  vor  Duebners  Ausg.  wieder  abgedruckt  sind)  und  die  von  Kanne, 
Halle  1799,  Weichert,  Meissen  1823.  8.,  Geist,  Mainz  1838.  8.  und 
Burchard,  1839  erwähnt  sein,  an  krit.  Beiträgen  ausser  den  A.  1  schon 
angeführten:  R.  Unger  Krit.  Studien  zur  gr.  Anth.,  Zeitschr.  f.  d.  Alterth. 
1843.  No.  73  f.  1844.  No.  29  f.  1845.  No.  51.  Beiträge  zur  Kritik  der  gr. 
Anth.  (Friedländer  Gymnasialprogr.) ,  Neubrandenburg  1844.  4.  Piccolos 
Observations  sur  l'Anth.  grecque,  Revue  de  philol.  II.  1847.  S.  305—335. 
Karl  Keil  Zur  gr.  Anth.,  Bull,  de  la  classe  des  sc.  hist.  etc.  de  St.  Petersb. 
XIV.  1857.  S.  177—187  =  Melanges  gr.-rom.  II.  S.  36-50.  Meineke 
Philologus  XIV.  1859.  S.  33  f.  XV.  1860.  S.  140—142.  XVI.  1860.  S.  54—61. 
Weinkauff  Rhein.  Mus.  XXII.  1867.  S.  135—137.  Mähly  Philologus  XXV. 
1867.  S.  169-162.  533-537.  691-693.  XXVI.  1868.  S.  707-709.  Z.  f.  d. 
öst.G.  XXXVII.  1886.  S.  889 -891.   0.  Jahn  Philol.  XXVI.  S.  1  f.  17.  XXVIII. 


Die  Anthologie.  573 

1869.  S.  1— 4.  Ludwich  Z.  f.  d.  Ost.  G.  XXIX.  1878.  S.  326— 332.  410-414. 
481—488.  732—735.  Rhein.  Mus.  XLT.  1886.  S.  592—617.  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXXV.  1887.  S.  64.  Polak  Ad  Anthologiae  Pal.  partem  priorem,  Mnemos. 
N.  F.  V.  1877.  S.  321  —  328.  430  —  438.  VI.  1878.  S.  215—224.  413-423. 
Wilamowitz  Parerga,  Hermes  XIV.  1879.  S.  166— 168.  Kaibel  Sententiarum 
Über  primus,  Herrn.  XV.  1880.  S.  449—464  und  s.  A.  1.  Ellis  On  some 
epigrams  of  the  greek  Anthology,  Journ.  of  Philol.  XL  1882.  S.  23—29. 
XVIII.  1890.  S.  211—224.  Dittenberger  Zur  gr.  Anth.,  Herrn.  XIX.  1884. 
S.  242-245.  Deutsche  Uebers.  v.  W.  E.  Weber  und  Thudichum,  Stutt- 
gart 1838 — 1870.  IX.  16.  (Samml.  v.  Oslander  und  Schwab),  französ.  v. 
Deheque,  Paris  1863.  IL  16,  Auslesen  von  Herder,  Iacobs  Tempe, 
Leipzig  1803.  IL  8.,  verbessert  in  Verm.  Schrr.  2.  Thl.,  Gotha  1824,  Regis, 
Stuttgart  1856.  16.  Zirkel  Die  arithmet.  Epigramme  der  gr.  Anthol.  über- 
setzt u.  erläutert,  Bonn  1853.  4.  —  Piccolos  Supplement  ä  1' Anthologie 
grecque  contenant  des  epigrammes  et  autres  poesies  legeres  in^dites,  pre- 
cede  d'observations  sur  1' Anthologie  etc.,  Paris  1853.  8.  —  Uebrigens  finden 
sich  auch  noch  kleinere  Sammlungen,  die  weder  von  Kephalas  noch  von 
Planudes,  sondern  von  deren  gemeinsamer  Quelle  abhängig  sind.  So  die 
von  Cramer  Anecd.  Paris.  IV  (1841).  S.  366—388  aus  einer  Pariser  Hand- 
schrift des  13.  Jahrh.  (S  =  Suppl.  352)  und  die  theilweise  von  Schneide- 
win  1855  (s.  A.  1)  veröffentlichte  (an  Euphemios):  von  jener  erkannte  es 
Meineke  Anal.  Alex.  Epimet.  XIII.  S.  394—400,  von  dieser  Schneidewin 
selbst,  beide  unter  Billigung  von  Kaibel  Herrn.  X.  S.  1  ff.  (s.  o.),  und 
gegen  den  Widerspruch  von  Finsler  S.  97 — 107  wiesen  es  Dilthey  Ep. 
Gr.  in  mur.  p.,  Göttingen  1878.  S.  19.  A.  3  und  Wolters  Diss.  S.  28—31 
genauer  nach.  Ausserdem  s.  Dilthey  De  epigrammatum  Gr.  syllogis 
quibusd.  minorib.,  Göttingen  1887  über  S,  aus  welchem  er  eine  Nachlese 
giebt  und  die  verwandte  Sammlung  in  B  =  Paris.  1630  aus  dem  14.  Jahrh. 
Endlich  hat  Sternbach  (s.  A.  1)  aus  V,  einem  Cod.  Vatic.  240  des  16., 
und  M,  einem  Cod.  Barberinus  I.  312  des  14.  und  16.  Jahrh.,  in  welchem 
letzteren,  übrigens  schlechteren  das  Betreffende  dem  Planudes  angehängt 
ist,  noch  eine  andere  bekannt  gemacht,  von  der  im  Obigen  bereits  wieder- 
holt (s.  A.  64.  193.  197.  205)  die  Rede  war.  Sie  ist  hauptsächlich  zu  dem 
Zweck  gemacht  die  von  Planudes  weggelassenen  erotischen  Epigramme  zu 
ergänzen,  wiederholt  aber  auch  einige  von  ihm  aufgenommene  Gedichtchen. 
In  einer  Handschrift  der  planudeischen  Sammlung  hat  Fulvius  Ursinus 
der  obigen  Inhaltsangabe  des  Planudes  zum  7.  B.  hinzugefügt:  aXXä  ncci 
xavxa  iv  ncdaim  si6i  naq'  'AyysXov  xov  KoXXcaxiov  (vgl.  Harles  z.  Fabricius 
Bibl.  Gr.  IV.  S.  430):  hiemit  scheint  also  der  Archetypos  dieser  Sammlung 
bezeichnet  zu  sein.  Die  dem  Euphemios  gewidmete  in  F  (=  Laur.  LVII,  29 
aus  dem  15.  Jahrh.)  ist  dagegen  schon  im  Ausgang  des  9.  Jahrh.  ent- 
standen; der  Schreiber  von  R  =  Paris.  2720,  der  sich  selbst  f.  161 v  be- 
zeichnet: iyQcicpr}  nag'  i[iov  ßaQ&coXofuxiov  xo[mc(qlvov  fx  xov  nqüxov  Iv 
xfj  cpXoQsvxia,  hat  nur  einen  Theil  von  ihr  aufgenommen  und  demselben 
Stücke  einer  anderen,  in  F  voraufgehenden,  etwa  drei  Jahrhunderte  späteren 
Sammlung  beigemischt,  s.  Sternbach  App.  S.  XIII— XVI.  Demnächst  zu 
erwarten  haben  wir  Th.  Preger  Inscriptiones  Graecae  metricae  ex  scripto- 
ribus  praeter  Anthologiam  collectae,  Leipzig  1891".   (Susemihl). 


574     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

Siebenunddreissigstes  Capitel. 
Novelle.  Roman.  Brieflitteratur. 

Nur  anhangsweise  kann  hier  noch  einer  Gattung  von  Unter- 
haltungslitteratur  gedacht  werden,  von  der  wir  eben  nicht  viel 
mehr  als  ihr  Dasein  wissen.  Es  sind  dies  die  überaus  schlüpfrigen 
und  schmutzigen  Novellen,  welche,  unter  dem  angeblichen  oder 
wirklichen  Namen  des  Aristeides  von  Miletos1)  in  mindestens 
7  Büchern2)  geschrieben  und  „milesische  Erzählungen" 
(MiXrjCiaxd)  betitelt,  eine  Lieblingslectüre  der  Officiere  des  Crassus 
bildeten3). 

Aber  auch  wirkliche  Romane  mit  eingehender  Charakter- 
zeichnung und  glücklichem  Ausgang  gab  es  schon  in  der  Alexan- 
drinerzeit4).   Wie  sie  genauer  beschaffen  waren,  lässt  sich  freilich 


1)  S.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  320—327.  Schwerlich  sind  alle  unter 
dem  Namen  des  Aristeides  angeführten  Schriften  von  demselben  Urheber. 
Sehen  wir,  wie  billig,  von  den  Schwindeleien  des  Verfassers  der  pseudo- 
plutarchischen  kleinen  Parallelen  (Fr.  1  —  21)  vollständig  ab,  so  bleibt 
ausser  verschiedenen  Citaten,  die  sich  auf  keine  bestimmte  Schrift  zurück- 
führen lassen  (Fr.  25—28)  die  Localgeschichte  nsql  KvLdov  (Fr.  22—24 
b.  Schol.  Pind.  Py.  III,  14.  Seh.  Theoer.  XVII,  69.  Steph.  'AquI)  und 
(Fr.  30 — 33)  das  Werk  nsql  nccQOifiicöv  in  mindestens  3  Büchern  (Fr.  31 
b.  Ath.  XIV.  641  a)  übrig,  in  dessen  zweitem  Buch  (Fr.  30  b.  Steph.  d<o- 
doovrj)  Polemon  citirt  war. 

2)  Fr.  29  b.  Harpokrat.  d£Qiir}GX7]g:  dies  ist  das  einzige  Citat  aus  ihnen. 

3)  Plut.  Crass.  32  erzählt  von  dem  parthischen  Gross wesir  (Surenas) 
nach  dem  Tode  des  Crassus:  xrjv  ysQovaCccv  xmv  UsXevusmv  a&QOicccg  sta^~ 
vsy%sv  ocnoXacxct  ßißXicc  xdov  'Aqlgxslöov  Milrjoiwiicov,  ovxoi  xovto  ys  ticcxcc- 
ipsvaa^ievog'  evqs&t)  yccg  iv  xolg  *Povgtiov  Gnsvocpogoig,  xai  7ioiQbC%£  xm 
ZJovQTjva  yiaQ'v  ßq  ig  ai  noXXa  %al  KccxctGucoipcit,  xovg  *Poo[icciovg,  st  [irjds  itoXs- 
fiovvxsg  ans%SGQ'ca  ngccy^ciXGiv  %al  yQct[ificcxcov  dvvavxcct  xoiovxcov.  Lukian. 
Amor.  1.  neevv  dr}  [is  vnb  xbv  oq&qov  rj  xmv  anoXccGxcov  gov  öirjyrjiicctcov 
atfivXr}  Y.a.1  yXvyisia  nsi&a)  KccxrjvcpQavBv,  mex'  oXiyov  8siv  'AQLGXEidjjg  ivo- 
fii£ov  elvcci  xolg  MiXrjGiccKoig  Xoyoig  vnsQ'nriXovfisvog.     Ovid.  Trist.  II,  413. 

iunxit  Aristides  Milesia  crimina  secum: 
pulsus  Aristides  nee  tarnen  urbe  sua  est. 
Aehnlicher  Art  waren  vielleicht  die  „boeotischen  Geschichten"  des  Paxa- 
mos,  s.  C.  25.  A.  49.     S.  auch  d.  Nachtr. 

4)  Diese  Entdeckung  verdanken  wir  Thiele  Zum  griechischen  Roman. 
Aus  der  Anomia,  Berl.  1890.  S.  124—133.  S.  bes.  Cic.  de  inv.  I,  19,  27. 
Auct.  ad  Herenn  I,  8,  12.  Anon.  Seguer.  Rh.  Gr.  I.  p.  435,  12  ff.  Sp.  In 
der  Zusammenstellung  bei  Rohde  Gr.  Rom.  S.  351  f.  A.  1,  welcher  trotz- 
dem  bereits    S.  242—250   aus   blosser   Muthmassung   im  Wesentlichen  das 


Novelle.     Aristeides  von  Miletos.     Roman.  575 

erst  recht  nicht  sagen  noch   über  ihren  Ursprung   irgend  Etwas 
ermitteln.    Die  Tendenzerfindungen  eines  Hekataeos,  Euhemeros, 


Richtige  erkannt  hat,  fehlen  gerade  diese  drei  Hauptstellen.  Bei  Gelegen- 
heit der  Erzählung  und  Nebenerzählung  (TzccQctdii'jyriGig)  in  der  Gerichtsrede 
kommen  die  Rhetoren  auch  noch  auf  alle  ausserrednerischen  Erzählungen 
als  eine  dritte  oder  zweite  Gattung  zu  sprechen.  Völlig  erschöpfend  wer- 
den von  ihnen  drei  Arten  unterschieden,  das  dirjyrj(icc  (ivd-inov,  lgxoqihov 
und  tt1ccg(x.ccxiy.qv  oder  dga(iaxLyi6v  (Hermog.  Prog.  II.  p.  4,  27  ff.  Sp.  Nikol. 
Prog.  III.  p.  455  f.  Sp.),  lat.  fubula,  historia,  argumentum  (so  auch  Quintil. 
II,  4,  2.  Martian.  Cap.  p.  486  Halm).  Denn  unter  den  doc((ic(xiKcc  oder 
7ila6iiccxLY.cc  dirjyrjLictzcc  oder  den  argumenta  werden  alle  erdichteten  Ge- 
schichten aus  dem  wirklichen  Leben  verstanden,  sei  es  in  dramatischer, 
sei  es  in  erzählender  Behandlung,  so  dass  ebenso  gut  die  Fabel  der 
Komoedie  und,  wenn  sie  von  dieser  Beschaffenheit  ist,  auch  die  der 
Tragoedie  wie  andrerseits  jeder  Roman,  jede  Novelle,  jede  Anekdote  unter 
diesen  Begriff  fällt.  Vgl.  auch  was  Sex.  Math.  I,  252  aus  Asklep.  (v.  Myrl.  ? 
s.  C.  26.  A.  97)  neql  yQa(i(iccxLY,fjg  berichtet:  xqg  yccQ  iGxoqiccg  xr\v  (tev  xivcc 
cdrj&r)  elvccC  cpr\Gi  xr\v  de  ipevdfj  xrjv  de  ag  dXrj&^,  kccI  dlrjd'ji  (iev  xr\v 
7tQcc%xLyi7]v ,  tyevdrj  de  xr\v  neql  nXccGficcxa  (welcher  Ausdruck  hier  also  anders 
gebraucht  ist  als  bei  Hermog.  und  Nikol.)  -accl  (iv&ovg,  <ng  oclnd'ij  de  oi'a 
icxlv  7]  HcoiKpdia  nccl  ol  Lii(ioi .  Trotzdem  findet  sich  nun  aber  in  jenen 
drei  Hauptstellen  noch  eine  vierte  Art  unorganisch  angeklebt,  die  logisch 
vielmehr  unter  die  dritte  gehören  müsste,  in  der  griechischen  Quelle  tftrj- 
yr\6ig  ßicaxLKr]  genannt,  wo  denn  zugleich  für  7iXccG(ictxiytrj  (offenbar  aus  eben- 
diesem  Grunde,  weil  auch  die  neue  Art  eine  nXctGiiccxiy.i\  ist)  vielmehr 
7iSQi7csxiKri  gesagt  wird:  nccl  dl  (Lew  (näml.  dirjyrjasig)  enl  hqixojv  Xey6(Levcci, 
dl  de  xaoK  eccvxccg.  ucci  xmv  (iev  -naft'  eccvxccg  dl  [iev  eIgi  ßuoxinai,  dl  de 
igxoqihc<l,  ccl  de  (Lv&iy.ccI,  ccl  de  neQiTtexixcci,  xcov  de  enl  xqlxcov  dl  (iev  x.  x.  X. 
(es  folgt  die  Sonderung  der  eigentlichen  diriyr\Gig  und  der  nccQocdir\yr]Geig), 
in  den  beiden  lateinischen  Darstellungen  durch  die  hier  recht  unpassende 
Unterscheidung  nach  Sachen  und  Personen  den  drei  anderen  Arten  gegen- 
übergestellt: 

Cicero:  Auct.  ad  Herenn.: 

narrationum  gener  a  tria  sunt :  unum  etc.  narrationum  tria  gener  a  sunt:  unum  etc. 
alterum  etc.  (die  beiden  Gattungen  der  alterum  etc.  (die  beiden  Gattungen  der 
narratio  in  der  Gerichtsrede),  tertium  narratio  in  der  Gerichtsrede),  tertium 
genus  est  remotum  a  civilibus  causis,  genus  est  id,  quod  a  causa  civili  re~ 
quod  delectationis  causa  non  inutili  motum  est,  in  quo  tarnen  exerceri  con- 
cum  exercitatione  dicitur  et  scribiiur.  venit,  quo  commodius  Mas  superiores 
eius  partes  sunt  duae,  quarum  altera  narrationes  in  causis  tractare  possi- 
in  negotiis,  altera  in  personis  maxime  mus.  eius narrationis  duo  gener a  sunt: 
versatur.  ea,  quae  in  negotiorum  ex-  unum,  quod  in  negotiis,  alterum,  quod 
positione  posita  est ,  tris  habet  partis :  in  personis  positum  est.  id,  quod  in 
fabulam,  historiam,  argumentum,  fa-  negotiorum  expositione  positum  est, 
bula  est  etc.  illa  autem  narratio,  quae  tris  habet  partis:  fabulam,  historiam, 
versatur  in  personis,  eius  modi  est,      argumentum,  fabulaestetc.  illud genus 


576     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

Ianibulos  und  Anderer  mögen,  so  weit  es  sich  dabei  nur  um  die 
Form  handelt,  lediglich  als  eine  entferntere,  die  „troischen  Ge- 
schichten "  des  Hegesiauax  als  eine  nähere  Vorstufe  in  Betracht 
kommen5),  aber  auch  die  menippeische  Satire  kann  einen  An- 
knüpfungspunkt hergegeben  haben,  und  es  ist  möglich,  dass 
diese  neue,  schon  seit  dem  zweiten  Jahrhundert6)  auftauchende, 
aber  von  ernsteren  Lesern  fast  unbeachtete  Litteraturgattung 
mehr  als  eine  Vorläuferin  von  des  Petronius  Satirae,  aber  auch 
möglich,    wenn    schon    ungleich   minder   wahrscheinlich 6b),    dass 


ut  in  ea  simul  cum  rebus  ipsis  per-  narrationis ,  quod  in  personis  positum 
sonarum  sermones  et  animi  respici  eti,  debet  habere  sermonis  festivitatcm, 
possint  etc.  hoc  in  genere  narrationis  animorum  dissimilitudintm ,  gravita- 
mülta  debet  inesse  festivitas  confecta  tem,  levitatem,  spem,  metum,  suspi- 
ex  rerum  varietate,  animorum  dis-  cionem,  desiderium,  dissimulationem, 
similitudine,  gravitate,  levitate,  spe,  misericordiam,  rerum  varietates,  for- 
mctu,  suspicione,  desiderio,  dissimu-  tunae  commutationem,  insperatum  in- 
latione,  errore,  misericordia,  fortunae  commodum,  subitam  laetitiam,  iucun- 
commutatione ,  insperato  incommodo,  dum  exitum  rerum. 
subita  laetitia,  iucundo  exitu  rerum. 

Dass  diese  vierte  Art  erzählend  war,  ergiebt  sich  daraus,  dass  die  beiden 
Classen  des  Dramas  eben  schon  in  den  drei  anderen  Arten  mit  enthalten 
sind,  wie  denn  der  Auct.  ad  Her.  ausdrücklich  (und  der  Sache  nach  auch 
Cic.)  als  Beispiel  für  fabula  die  argumenta  tragoediarum ,  für  argumentum 
die  argumenta  comoediarum  anführt.  Dass  es  aber  Erzählungen  in  Prosa 
waren,  folgt  zwar  aus  dem  von  Thiele. S.  130  Beigebrachten  noch  keines- 
wegs, es  könnten  vielmehr  ebenso  gut  die  Fabeln  erzählender  Gedichte 
gemeint  sein;  aber  das  Vorhandensein  solcher  Epen  über  rein  erfundene 
Stoffe  ist  nach  der  Natur  der  Sache  im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich. 
Denn  von  komischen,  wie  dem  Margites,  ist  ja  offensichtlich  hier  nicht 
die  Rede.  Desgleichen  auf  den  Mimos  und  die  einzelne  Novelle  passt  die 
ganze  Beschreibung  nicht;  sie  passt  lediglich  auf  den  Roman.  Die  Be- 
zeichnung ßi(OTixrj  ferner  beweist,  dass  diese  Art  von  Erzählung  sich  wie 
die  Komoedie  und  der  Mimos  „mit  dem  täglichen  Kleinleben  beschäftigte", 
s.  darüber  Thiele  S.  131.  Vermuthlich  hatte  sie  nach  der  Schilderung 
eine  reichliche  dialogisch- mimische  Zuthat,  also  ein  starkes  dramatisches 
Element. 

5)  S.  C.  27.  A.  15.  16. 

6)  Denn  spätestens  schon  am  Ende  desselben  schrieb  der  griechische 
Rhetor,  auf  den  dies  Alles  zurückgeht,  wie  aus  C.  35.  A.  93.  144  erhellt. 
Die  Vermuthung  von  Rohde  a.  a.  0.  S.  245:  „es  ist  z.  B.  sehr  wohl  mög- 
lich, dass  der  trübe  Nebel,  welcher  unseren  Augen  die  Geschichte  der 
griech.  Litteratur  im  letzten  Jahrh.  v.  Chr.  Geb.  zum  grössten  Theil  ver- 
hüllt, auch  die  erste  Entwicklung  dieser  neuen  Gattung  der  prosaischen 
Dichtung  verdeckt". 

6*)  S.  A.  7. 


Roman.     Asopodoros.     Antheas.  577 

sie  mehr  als  eine  solche  vom  "Ovoq  des  Lukianos  oder  vielmehr 
von  den  Metamorphosen  des  Apuleius,  also  als  ein  an  einem 
längeren  erzählenden  Faden  aufgereihter  Novellenkranz  an- 
zusehen ist,  so  dass  sie  also  doch  auch  mit  jenen  „inilesischen 
Geschichten"  in  einem  gewissen  Zusammenhang  gestanden  hätte. 
Jedenfalls  waren  dem  Inhalte  nach  gerade  die  Reisefabulistik  jener 
tendenziösen  Halbromane  und  die  poetischen  Liebeserzählungen  der 
älteren  Alexandrinerzeit,  erstere  natürlich  mit  Ablösung  jeder 
Tendenz,  die  beiden  Quellen,  aus  deren  Zusammenfluss  sich  diese 
neue  Gattung  der  prosaischen  Litteratur  zu  bilden  begonnen  hatte 7). 
Eine  andere  „dunkle  Spur  einer  erzählenden  Dichtungsart  in 
Prosa,  welche  doch  auch  mit  den  sogenannten  milesischen  Novellen 
Nichts  gemein  gehabt  zu  haben  scheint"8),  ist  uns  in  den  kurzen 
Notizen  über  die  prosaischen  Iamben  des  Asopodoros  von 
Phlius  und  dessen  Schriften  über  die  Liebe  erhalten,  die  viel- 
leicht mit  ihnen  einerlei  waren,  und  von  denen  es  heisst,  dass 
sie  und  die  ganze  Gattung  der  erotischen  Episteln  zu  einer  Art 
von  erotischer  Dichtung  in  Prosa  gehörten,  so  dass  man  schwer- 
lich etwas  Anderes  als  eine  eigenthümliche  Classe  von  Liebes- 
erzählungen unter  ihnen  verstehen  darf.  Noch  dunkler  ist  Alles, 
was  bei  der  ersteren  Gelegenheit  über  Antheas  von  Lindos, 
der  in  gewisser  Weise  sein  Vorläufer  gewesen  sein  soll,  und 
über  die  von  diesem  erfundene  „Dichtung  in  zusammen- 
gesetzten Wörtern",  durch  welche  er  es  ward,  und  dessen 
„Komoedien"  und  sonstige  ähnliche  Dichtungen  in  einer 
Weise  erzählt  wird,  dass  man  nicht  einmal  deutlich  sieht,  ob  auch 
diese  Geisteserzeugnisse  in  ungebundener  oder  ob  sie  vielmehr 
in  gebundener  Rede  abgefasst  waren9).    Und  auch  die  Zeit  weder 

7)  S.  darüber  Roh  de  a.  a.  0.  S.  242  ff.,  welcher  S.  247  doch  wohl  mit 
Recht  einen  anderen,  scheinbar  nahe  liegenden  Gedanken  abwehrt:  „Von 
der  Novelle  war  wohl  eine  organische  Erweiterung  zum  bürgerlichen  Romane 
nicht  zu  erwarten,  da  ein  solches  Wachsthum,  wie  es  scheint,  durch  die 
genau  umgrenzte  Natur  der  Novellendichtung  überhaupt  ausgeschlossen  ist". 

8)  Rohde  a.  a.  0.  S.  247 f.  A.  1. 

9)  Ath.  X.  445  a.  b.  'Av&eccg  ds  b  ACv8iogy  Gvyysvr^g  ds  slvai  (pdcncov 
Klsoßovlov  xov  cocpov,  <og  cpr\ai  ^iXo^ivriGtog  (so  L.  Dindorf  und  Müller 
F.  H.  G.  IV.  S.  477  f.  nach  Ath.  III.  74  f.  =  Fr.  1)  iv  zm  tcsqI  z<av  sv  'Poda> 
Epivftsimv  (=  Fr.  1),  nqsGßvzsqog  xccl  svdaificov  avd'Qoanog  svcpvr\g  zs  nsql 
nolr\Giv  cov  nuvza  xov  fii'ov  tdiovvGicc£sv,  iG&rjzd  zs  diovvGia.%r\v  cpoqcov  %al 
noXXovg  zgscpnv  au^ax^ovs,  s^rjysv  zs  urihfiov  cctsl  {U-9"'  rjfisQciv  v.a.1  vvhzooq. 

V.CLI    7lQ(OtOS    SVQS    TTJV    ÖlCi    ZGiV   GVV&SZWV    6vO[LCCZ(OV  nOLT\GlV ,    1\    'AGCOTtÖÖmQOg  6 

$lLUGiog  vgzsqov  8%qt]Gccto  sv  zoig  HcczaXoyddriv  tdfißoig.     ovtog  ds  ncci  nco- 
Suskmihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  37 


578     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

des  Antheas  noch  des  Asopodoros  lässt  sich  irgendwie  genauer 
bestimmen10). 

Fraglich  ist  es  ferner,  ob  die  sicherlich11)  schon  unter  der 
Ptolemaeerherrschaft  in  Alexandreia  entstandenen  Keime  des 
Alexanderromans,  wie  es  allerdings  scheint,  in  den  späten 
Zeiten  dieser  Periode  auch  bereits  ihre  ältste  schriftliche  Dar- 
stellung erhielten llb). 

[icodtccg  snoi'sL  xccl  ccXXcc  noXXa  ev  xovxto  xa  xoöncp  xeov  7toir](iccxcov,  ccg  B^,r\Q%s 
xotg  (IS&'  ccvxov  (paXXocpoqovGi.  Dass  die  von  Antheas  erfundene  Poesie 
in  zusammengesetzten  Wörtern  desshalb,  weil  hernach  Asopodoros  von  ihr 
in  seinen  prosaischen  Iamben  Gebrauch  machte,  selbst  Prosa  gewesen 
sein  müsse  und  also  vermuthlich  auch  die  Komoedien  u.  s.  w. ,  wie  Roh  de 
a.  a.  0.  (dem  ich  im  Uebrigen  folge)  behauptet,  ist  nicht  einzusehen,  ent- 
sprechen die  Ausdrücke  für  das  Gegentheil.  „Worin"  aber  „eigentlich 
diese  Neuerung"  des  Antheas  „bestand,  hat  bisher  Niemand  glaublich  nach- 
weisen können",  sagt  Roh  de  mit  Recht,  und  mit  Recht  versteht  er  die 
Bezeichnung  Komoedien  hier  in  einem  weiteren  Sinne  (vgl.  Meineke  F.  CG. 
I.  S.  528).  Immerhin  scheint  mir  jene  „Poesie  in  zusammengesetzten  Wörtern" 
auf  dithyrambische  (s.  Aristot.  Poet.  22.  1469 a  8  ff.),  die  Komoedien  auf 
phallische  Dichtungen  (s.  Aristot.  Poet.  4.  1449a  9  ff.)  hinzuweisen,  und  dass 
Antheas  diese  Komoedien  und  vieles  Andere  den  mit  ihm  Herumschwärmen- 
den „anstimmte"  (i^rjoxs  ,  vgl.  Aristot.  a.  a.  0.  Z.  10  f.  xmv  £b,ctQ%6vzcQv  zbv 
dL&vQ<x[ißov  und  zu  cpuXXma)  scheint  mir  auch  nicht  für  Prosa  zu  sprechen. 
Ist  dies  Alles  richtig,  so  wird  man  freilich  den  Antheas  wohl  in  alte 
Zeiten,  etwa  ins  6.  Jahrh.  v.  Chr.  verlegen  müssen,  s.  A.  10.  Richtig  be- 
merkt aber  ferner  Rohde:  „Iamben  in  Prosa  mögen  satirische  Schriften 
in  prosaischer  Form  sein  sollen  (s.  Meineke  Anal.  crit.  in  Ath.  S.  201, 
vgl.  Welcker  Kl.  Schrr.  I.  S.  260)",  so  dass  „wir  uns  den  Asopodoros  als 
einen  anderen,  älteren  Lucian  zu  denken  haben".  Dazu  kommt  nun  noch 
Ath.  XIV.  639  a.  zec  'AaeoTZodcogov  nsol  xov  sqcoxcc  yicu  itäv  xb  xeov  iocöZMcbv 
£7ziGxoXd)v  yzvog  SQcozL-urjg  xivog  diä  Xoyov  noirjascog  iaxiv.  Wenn  diese 
Worte  mit  Kaibel  auch  noch  dem  Klearchos  („nisi  quod  amatoriae  epistulae 
fortasse  ab  Athenaeo  additae  sunt")  zuzuweisen  sind,  so  lebte  auch  Aso- 
podoros noch  in  voralexandrinischer  Zeit;  aber  es  ist  schwer  an  einen  so 
frühen  Ursprung  prosaischer  Iamben  zu  glauben,  und  Kaibel  hat  sich 
also  doch  wohl  durch  den  Schein  täuschen  lassen.  Auch  darin  stimme  ich 
aber  Rohde  bei,  dass  xa.  nsol  xov  sooazcc  in  der  obigen  Weise  aufzufassen 
und  nicht  etwa  eine  Abhandlung  über  die  Liebe  gewesen  seien  wie  die 
des  Klearchos  und  Anderer. 

10)  Dass  aus  den  Worten  avyysvrjg  de  slvai  cpüancov  KXeoßovXov  nicht 
etwa  Gleichzeitigkeit  des  Antheas  mit  Kleobulos,  sondern  weit  eher  eine 
nicht  unbeträchtlich  spätere  Zeit  des  Ersteren  folgt,  legt  Rohde  a.  a.  0. 
gegen  Lob  eck  Aglaoph.  I.  S.  307  dar.     Im  Uebrigen  s.  A.  9. 

11)  S.  C.  Müller  Pseudo-Callisthenes  (Dübners  Ausg.  des  Arrianos). 
Introd.  S.  XX  ff. 

llb)  S.  hierüber  Rohde  a.  a.  0    S.  184  f.  A.  1. 


Alexanderroman.     Brieffälschungen.  579 

Um  so  unzweifelhafter  ist  es,  wie  schon  früher  bemerkt 
wurde12),  dass  zu  den  Stilübungen  der  athenischen  Rhetoren- 
schulen  in  der  ältsten  und  älteren  hellenistischen  Zeit  auch  die 
Fälschung  von  Briefen  unter  dem  Namen  litterarisch  berühmter 
Männer  gehörte,  und  dies  Geschäft  wurde  denn  auch  hernach 
noch  fortgesetzt.  Nur  der  geringere  Theil  der  untergeschobenen 
Philosophenbriefe  verdankte  in  der  alexandrinischen  Periode  viel- 
mehr philosophischer  Tendenz  seinen  Ursprung.  Von  diesen 
Briefen  besitzen  wir  bekanntlich  noch  bedeutende  Ueberreste13). 
Es  mag  wohl  sein,  dass  zu  diesem  Zweige  schriftstellerischer 
Thätigkeit  die  in  einzelnen  Philosophenschulen,  wie  der  epikurei- 
schen14), frühzeitig  vorgenommene  Sammlung  der  ächten  Corre- 
spondenz  ihrer  Stifter  und  ältsten  Mitglieder  den  nächsten  An- 
stoss  gab;  der  entferntere  lag  jedenfalls  in  den  vielmehr  frei 
componirten  Briefen,  welche  von  früherer  Zeit  her  die  Geschicht- 
schreiber nicht  minder  als  die  frei  componirten  Reden  ihren 
Werken   eingeflochten  hatten15).     Immerhin    aber  mag   es    sein, 

•12)  C.  35.  A.  2. 

13)  Zu  den  beiden  älteren  Sammlungen  der  Epistolographi  Graeci, 
einer  Aldina,  Venedig  1499,  und  einer  Genfer  1606  ist  neuerdings  die  von 
Hereher,  Paris  b.  Didot  1873.  Lex.  8.  gekommen.  Die  von  I.  Conr.  Orelli 
begonnene  Collectio  epistolarum  Graecarum  ist  nicht  über  den  1.  Bd.  So- 
cratis  et  Socraticornm,  Pythagorae  et  Pythagoreorum  epistolae,  Leipzig 
1815.  8.  hinausgelangt.  Ausserdem  s.  Fabricius  Bibl.  Gr.  I.  S.  662—703 
Harles  u.  bes.  Westermann  De  epistolarum  scriptoribns  Graecis,  P.  I — VIII, 
Leipzig  1851  —  1855.  4. 

14)  S.  C.  2.  A.  435. 

15)  Westermann  I.  S.  4 f.:  „Epistolarum  vero  licet  haud  paucae  intra 
p rivatos  parietes  aut  in  remotis  regionibus  delitescerent ,  eae  tarnen,  quae  ad 
senatus  populosque  datae  erant,  in  tabulariis  asser  vari  sölebant,  ad  quae 
verum  scriptoribus ,  si  qui  operam  dedissent,  non  difficilis  fuisset  aditus.  At 
non  dabant,  quippe  de  autographis  pavum  solliciti  satisque  habentes  id  quod 
fando  accepissent  memoviae  tr  ädere,  aut  ut  dedevint,  vefingeve  tarnen  aliorum 
epistolas  et  suo  modo  enarrare  quam  ipsas  describere  malebant.  Utar  exemplis. 
Quam  profert  Herodotus  II,  40  Amasidis  ad  Polycratem  cpistolam  nemo 
facile  credet  ex  archttypo  descriptam,  neque  pro  veris  habebit  epistolas  Pau- 
saniae  ad  Xerxem,  Xerxis  ad  Pausaniam,  Themistoclis  ad  Artaxcrxem, 
quae  leguntur  apud  Thucydidem  I,  128.  129.  137:  namque  hunc  ne  eam 
quidem,  quam  potuisset,  Niciae  dico  epistolam  (VII,  11—15),  ipsis  verbis 
descripsisse  ex  eis  patet,  quae  praefatuv:  b  dt  yQa(i(iaTSvg  xtjs  nolsag  nu- 
qe\&g)v  civeyvG)  'Aftrivciioiq  drjlovaav  toiceds.  Quod  si  iam  ista  aetate  per- 
missum  sibi  esse  eensuevunt  vivi  aestimatissimi ,  mullo  minus  a  postevioris 
aevi  hominibus  hoc  in  geneve  littevavum  et  fidei  et  diligentiae  pvaestitum  esse 
expeetare  licet". 

37* 


580     Siebenunddreissigstes  Capitel.    Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

dass  dergestalt  auch  die  älteste  Sammlung  der  Briefe  des  Aristo- 
teles wirklich  acht  und  dann  das  früheste  Beispiel  dieser  Art 
war16).  Die  uns  erhaltenen  Trümmer  haben  freilich  zum  Mindesten 
ihrem  grössten  Tfieile  nach  in  der  Fälschung  ihren  Ursprung, 
welche  fast  ausnahmslos  schon  in  der  Alexandrinerzeit  vor  sich 
ging17);   ja   es   bleibt  zu  untersuchen,  ob   sich  überhaupt   unter 

16)  Wilamowitz  Antig.  v.  Kav.  S.  151.  A.  15:  „Ich  kann  mir  nicht 
vorstellen,  dass  fictive  Briefwechsel  als  Litteraturzweig  aufgekommen 
wären,  ehe  es  ächte  gab"  (s.  aber  A.  16).  „Die  Existenz  einzelner  gleich 
für  die  Publicatioü  geschriebener  Briefe  ist  wesentlich  von  einer  Privat- 
correspondenz  verschieden,  wie  die  aristotelische  und  epikureische  war. 
Die  letztere  hat  ausser  dem  Schulkreise  wenig  zu  bedeuten  gehabt;  somit 
scheint  mir  die  aristotelische  das  epochemachende  Ereigniss.  Danach  ist 
dann  der  platonische  Briefwechsel  und  die  übrigen  sokratischen  gefälscht 
und  diese  Fabrication  immer  weiter  gegangen,  welche  wahrlich  eine  zu- 
sammenhängende Prüfung  verdient". 

17)  Gilt  dies,  wenn  auch  die  5  längeren  uns  vollständig  erhaltenen 
Briefe  ohne  Zweifel  weit  späteren  Ursprungs  sind  (s.  A.  18),  doch  schon 
von  Machwerken  wie  den  beiden  Briefchen  des  Alexandros  und  Aristoteles 
an  einander,  die  Gell.  XX,  5  (s.  C.  32.  A.  337  u.  d.  Nachtr.  z.  C.  32.  A.  338) 
aus  Andronikos  mittheilt.  Vgl.  A.  24.  Letzterer  glaubte  also  doch  wohl 
sogar  bereits  an  ihre  Aechtheit,  gleichwie  hernach  auch  Plut.  Alex.  7. 
Man  kann  sich  hiernach  vorstellen,  wie  es  auch  sonst  in  dieser  Correspondenz 
zwischen  Beiden  ausgesehen  haben  wird ;  indessen  vgl.  A.  18.  Leider  sind 
unsere  Nachrichten  über  die  Sammlungen  der  Briefe  des  Aristoteles  überaus 
dürftig.  Schon  C.  19.  A.  110  f.  (s.  dazu  die  Berichtigung  hinter  diesem 
2.  Bd.)  ist  die  von  Artemon  veranstaltete  in  8  Büchern  mit  dem  Bemerken 
erwähnt,  dass  es  wohl  der  Kasandreer  gewesen  sei,  der  frühestens  ein 
älterer  Zeitgenosse  des  Andronikos  und  wenigstens  schwerlich  jünger  als 
dieser  war.  An  die  Angabe  hievon  bei  Ptolemaeos  im  arab.  Verz.  der 
aristot.  Werke  No.  89  (87)  Rose  hniGtoXai,  ccg  iv  outco  ßißXioig  6vvrjyaysv 
'Jqt£[icov  xig  (Littig  Andronikos  I.  S.  42  führt  nur  2  Bücher  auf:  iniGzoXcci 
'AQiGTOtsXovg ,  ccg  GvvsXei-ev  'Aqts[lg)v  iv  ßißXi'oig  ß'.  Oder  ist  ß'  hier  nur 
Druckfehler?)  knüpft  sich  ebendort  No.  90  die  weitere  an:  iniGxoXul  ccXXca, 
cctg  evezv%Ev  'Av8qoviy.os,  (iv  ßi-ßXioigy  (?)  x,  wonach  man  annehmen  muss, 
dass  Andronikos  jene  Sammlung  in  8  Büchern  vor  Augen  hatte  und  ihr 
nicht  weniger  als  20  Bücher  von  ihm  gefundener  und  in  jener  nicht  ent- 
haltener Briefe  hinzufügte,  wenn  nicht  etwa  doch  nur  20  Briefe  gemeint 
sind.  Dazu  stimmt  es  aber  wenig,  dass  von  den  beiden  anderen,  bereits 
auf  Hermippos  (s.  C.  19.  A.  11.  C.  32.  A.  328)  zurückgehenden  Verzeichnissen 
das  eine  bei  dem  Anon.  (Hesych.)  No.  137  schon  die  Zahl  20,  aber  viel- 
mehr als  Gesammtzahl  für  die  Bücher  aller  Briefe  (irtiGxoXccg  it),  das 
andere  bei  La.  Di.  V,  27.  No.  144  eine  noch  grössere  Gesammtzahl  unter 
folgenden  Specialtiteln:  iniGxoXccl  ngog  $iXntnov.  SrjXvßqimv  iniGxoXccl. 
TtQog  AXs^avSQOv  etzlgxoXcu  d.  nqog  'Avxltcccxqov  &.  ngog  Mivxogccv  ä.  ngbg 
AqiGtcovöc  ä.    7tqbg  OXv^nticcdcc  ä.   7ZQog  'HcpcciGxicovoc  ä.    7rq6g  &sfiLGxccy6Qav  ä. 


Gefälschte  Briefe:  Pseudo-Aristot.  u.  Pseudo-Platon.  581 

dieser  Spreu  mit  Sicherheit  oder  Wahrscheinlichkeit   noch  ächte 
Körner  entdecken  lassen18). 

Briefe,  die  wirklich  von  Pia  ton  herrührten,  gab  es  nicht, 
aber  die  uns  als  letztes  Glied  seiner  Werke  überlieferten  13 
galten  entweder  mit  Ausnahme  der  beiden  letzten,  erst  kurz  vor 
der  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  v.  Chr.  entstandenen  alle  oder 
doch  th eilweise  schon  zur  Zeit  des  Aristophanes  von  Byzantion19) 
für  wirklich  aus  seiner  Feder  geflossen,  und  wenn  auch  die  Ver- 
suche die  Aechtheit  aller  oder  einzelner  zu  retten  durchweg  miss- 
lungen  sind20),  so  stammen  sie  doch  sämmtlich  mindestens  noch 


itQog  $LloI-evov  ä.  ngog  Ak\\l6%qixqv  ä  angiebt.  Es  müssten  denn  wiederum 
diese  Zahlen  nicht  die  der  Bücher,  sondern  die  der  Briefe  sein  sollen; 
dafür  aber  sind  sie  doch  in  diesem  Falle  umgekehrt  entschieden  zu  klein. 
Wir  stehen  sonach  allerdings  vor  einem  Räthsel,  aber  so  viel  scheint  dennoch 
klar:  wenn  es  überhaupt  je  eine  Sammlung  ächter  Briefe  des  Aristoteles 
gab,  so  war  doch  schon  vor  (Kallimachos  und)  Hermippos  eine  grosse 
Masse  von  Einschwärzungen  hinzugekommen. 

18)  Ich  halte  es  für  möglich,  dass  sogar  in  den  Bruchstücken  der 
Briefe  an  Alexandros  solche  vorhanden  sind,  und  wenn  Rose  in  seiner 
neuesten  Fragmentsammlung  Recht  daran  thut  den  C.  15.  A.  12.  13  an- 
geführten, von  Eratosthenes  getadelten  Rath  des  Aristoteles  nicht  mehr 
wie  früher  (Aristot.  pseudep.  Fr.  72.  Berl.  Samml.  Fr.  81)  in  der  Schrift 
'AXb^ccvdQog  rj  vttsq  ccnoU(ov  (oder  ccnoiHiäv),  sondern  in  einem  Briefe  an 
Alexandros  (Fr.  658)  zu  suchen,  so  wird  man  kaum  an  der  Aechtheit  dieses 
Briefes  zweifeln  dürfen.  Hinsichtlich  der  Ueberreste  aus  den  Briefen  an 
Philippos  lässt  sich,  wie  Bemays  Phokion  S.  42  wohl  richtig  bemerkt, 
Nichts  ausmachen;  ob  aber  die  von  denen  an  Antipatros  wirklich,  wie  er 
ferner  behauptet,  alle  oder  doch  theilweise  den  Stempel  aristotelischen 
Ursprungs  tragen,  das  verlohnt  sich  gar  sehr  einer  genauen  Prüfung.  Im 
Uebrigen  s.  Rose  Arist.  ps.  S.  585—597.  Berl.  Fragms.  S.  1679  —  1682 
(Fr.  604—620).  Leipz.  Samml.  S.  411—421  (Fr.  651—670).  Heitz  Aristot. 
fragm.  S.  321-329  (Fr.  640—669),  bei  welchem  sodann  als  Fr.  660  S.  329— 
331  auch  die  spät  gefälschten  vollständigen  3  Briefe  an  Philippos  und  2 
an  Theophrastos  und  Alexandros  nach  der  Ausg.  v.  Her  eher  S.  172—174 
(aus  einem  Cod.  Palat.  134  des  15.  Jahrh.)  mit  einigen  Bemerkungen  wieder- 
abgedruckt sind.  Stahr  Aristotelia  I.  S.  191—208.  II.  S.  169—234.  Wester- 
mann III.  S.  6—13  (weicherauch  die  Bruchstücke  sämmtlich  anzuzweifeln 
geneigt  ist).     Zell  er  Ph.  d.  Gr.  II3,  2.  S.  66  f.  A.  1. 

19)  Denn  die  fünfte  Trilogie  platonischer  Werke  ward  in  dessen  An- 
ordnung und  Ausgabe  (s.  C.  16.  A.  62)  durch  Kqlxcov  $ctid(ov  'Eniazolcct 
gebildet,  s.  C.  16.  A.  61.  Ueber  die  Entstehungszeit  des  12.  und  13.  Briefs 
aber  b.  A.  21. 

20)  Im  Paris.  A  und  in  anderen  Handschriften  (s.  Westermann  VII. 
S.  5)  steht  unter  dem  12.  bereits  uvTiXiyEtai  mg  ov  nXccrmvog,  und  der 
13.   wird  in   den  älteren  Ausgaben  als   unächt  bezeichnet,    und    Ficinus 


582     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

aus  vorchristlichen  Zeiten21).  Aber  selbst  der  erheblichste  und 
jedenfalls  älteste  von  ihnen,  der  siebente,  welcher  von  den  Ver- 
übersetzte ihn  nicht,  Aldobrandini  z.  La.  Di.  III,  61  und  Cudworth 
Syst.  intellect.  IV.  S.  23  hielten  ihn  (freilich  mit  Unrecht,  s.  A.  21)  für 
Machwerk  eines  Christen,  und  denselben  Verdacht  äusserte  Menage  gegen 
den  6.,  während  dagegen  Bentley  und  Wesseling  (s.  Westermann 
a.  a.  0.  S.  5  f.)  für  den  platonischen  Ursprung  aller  (seltsam  genug!)  auf 
das  Entschiedenste  eintraten.  Der  Erste,  welcher  alle  für  unächt  erklärte, 
war  Meiners  Iudicium  de  quibusdam  Socraticorum  reliquiis,  Comm.  soc. 
Gotting.  V.  1782.  S.  51  ff.  Lebhaft  vertheidigte  wiederum  alle  Tenne- 
mann System  der  plat.  Philos.  I.  (Leipzig  1796).  S.  106  ff.,  und  auf  dem- 
selben Standpunkte  hielt  sich  J.  G.  Schlosser  in  seiner  Uebers.,  Königs- 
berg 1795.  Morgenstern  De  Plat.  Rep.  (Halle  1794).  S.  79  nahm  nur 
den  7.  Brief  für  Piaton  in  Anspruch,  Boeckh  Graec.  trag,  princ.  S.  163 
ausserdem  auch  noch  den  3.  und  8.  Ihm  stimmte  bei  Grimm  De  epistolis 
Platonicis,  utrum  genuinae  sint  an  suppositiciae,  Berlin  1815.  4.  Ast  Plat. 
Leb.  u.  Schrr.,  Leipzig  1816.  S.  504—530  und  Socher  Ueb.  Plat.  Schrr., 
München  1820.  S.  376 — 431,  die  sie  sämmtlich  verurtheilten ,  haben  schon 
manches  Richtige  bemerkt.  Aber  noch  Wieg  and  Epistolarum,  quae  Pia- 
tonis nomine  vulgo  feruntur,  Giessen  1828.  8.  (Doctordiss.).  Epist.  crit.  ad 
P.  Osannum,  Darmst.  Schulzeit.  1829.  II.  No.  139.  Symbolae  criticae  ad 
epistolarum,  quae  Piatonis  nomine  vulgo  feruntur,  secundam,  Worms  1854.  8. 
Piatons  Werke,  Uebers.  in  d.  Samml.  v.  Osiander  u.  Schwab  V.  S.  8—254 
(Stuttgart  1859)  hält  die  sämmtlichen  Verfasser  für  ächte  Platoniker  und  dies 
ihr  rhetorisches  Gewäsch  für  eine  den  Staatsmännern  sehr  zu  empfehlende 
Leetüre;  noch  Salomon  De  Piatonis  quae  vulgo  feruntur  epistolis,  Berlin 
1835.  4.  (vgl.  die  Recc.  v.  Boumann  Berl.  Jahrb.  f.  wiss.  Krit.  1835.  II. 
S.  452  ff.  und  C.  F.  Hermann  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1837.  Sp.  274  ff.) 
glaubte,  dass  wenigstens  jene  drei  besten  Briefe,  der  7.,  3.  und  8.,  bald 
nach  Piatons  Tode  von  Speusippos  oder  einem  anderen  Schüler  Piatons 
verfasst  seien,  und  noch  C.  F.  Hermann  Plat.  Phil.  (Heidelberg  1839). 
S.  423—425.  590  ff.  hält  dieselbe  irrthümliche  Meinung  wenigstens  in  Bezug 
auf  den  3.  und  7.  fest.  Und  so  hat  denn  erst  H.  T.  Karsten  Commentatio 
critica  de  Piatonis  quae  feruntur  epistolis,  Utrecht  1864.  8.  die  wirkliche 
Quelle  dieser  Fälschungen  (s.  A.  25)  klar,  deutlich  und  zwingend  nach- 
gewiesen, vgl.  die  ausgezeichnete  Rec.  v.  H.  Sauppe  Gott.  gel.  Anz.  1866. 
S.  881—892.  S.  noch  Westermann  VII.  S.  3—8.  Steinhart  Plat.  Werke 
übers,  v.  Hier.  Müller  VIII.  S.  279  ff.  Piatons  Leben  S.  9  ff .  Seitdem  hat 
freilich  Christ  Plat.  Studien,  München  1885.  4.  S.  25  ff.  (Abhh.  d.  Münchner 
Akad.  phil.  Cl.  XVII.  1886.  S.  477  ff.)  merkwürdigerweise  die  Aechtheit 
gerade  der  13.  Epistel  zu  retten  gesucht,  s.  aber  ausser  A.  21.  24  Zeller 
a.  a.  0.  II4,  1.  S.  483  f.  A.  5,  und  vollends  die  Mühe,  welche  Reinhold 
De  Piatonis  epistulis,  Quedlinburg  1886.  4.  sich  gemacht  hat  alle  13  zu 
beschirmen  ist,  vollständig  verloren,  s.  Zeller  Arch.  f.  Gesch.  der  Philos. 
I.  1888.  S.  614  f. 

21)  Dass  Thrasyllos  genau  unsere  13  kannte,  erhellt  aus  dem  Bericht 
über  seine  Tetralogien  La.  Di.  III,  60  f.   tniatolal  TQiaHaidsyiu,   y\ftiY.ai  .  . 


Gefälschte  Briefe:  Pseudo-Platon.  583 

fassern  oder  dem  Verfasser  des   dritten  und  des   achten  bereits 
benutzt  ist,  und  an  welchen  sich   mehr  oder  weniger  auch  alle 

7tQog  'AQiat6Sr}(iov  (Aqi6t68coqov?)  pia  (der  10.),  itQog  'Aqxvtav  ovo  (9.  12), 
nQog  diovvaiov  titTaqeg  (1—3.  13),  7tQog  *Eq[isiccv  (Eqiiiccv?)  Kai  "Eqkoxov 
%al  Koqiohov  iiia  (6),  nqog  Aeaöd^ccvrcc  (itcc  (11),  nQog  dmvu  pict  (4),  nqbg 
IlEQdUyiuv  <|^m>  (5),  nqog  tovg  dicovog  ohsCovg  dvo  (7.  8).  Daraus  ergiebt 
sich  aber  ferner  (trotz  Hermann  a.  a.  0.  S.  590.  A.  205),  dass  schon  er 
auch  für  den  Briefsteller  des  ersten  Schreibens  den  Piaton  hielt  und  nicht, 
wie  die  Ueberschrift  in  einigen  Specialcodices  dieser  Briefe,  welcher  die 
Herausgeber  mit  Unrecht  (vgl.  Wieg  and  Uebers.  S.  144  f.  Karsten 
S.  13  f.)  gefolgt  sind,  lautet,  den  Dion.  Den  5.  citirt  Cicero  Epist.  I,  9,  18, 
den  7.  ebendas.  §.  12.  Tusc.  V,  35,  100.  Fin.  II,  28,  92,  den  9.  Fin.  II,  14,  45. 
Offic.  I,  7,  22.  Von  Briefen  Piatons  im  Allgemeinen  spricht  auch  Dionys. 
v.  Hai.  Demosth.  23.  Plutarchos  hat  bekanntlich  namentlich  im  Dion  vom 
4.,  7.,  8.,  13.  als  vermeintlich  authentischen  Quellen  reichlichen  Gebrauch 
gemacht.  Diese  und  die  sonstigen  Citate  bei  ihm  und  Anderen  hat  grossen- 
theils  schon  Tennemann  a.  a.  0.  S.  104,  vollständig  Westermann  VII. 
S.  3  — 5  zusammengestellt.  Der  12.  steht  übrigens  auch  bei  La.  Di.  VIII,  81 
als  Antwort  auf  das  §.  79 f.  mitgetheilte  Briefchen  des  Arcbytas,  und  da 
sich  beide  auf  die  angebliche  Zusendung  der  in  letzterem  aufgezählten, 
frühestens  bald  nach  Anfang  des  1.  Jahrh.  v.  Chr.  entstandeaen,  unter  dem 
Namen  des  Lukaners  Okellos  gefälschten  Schriften  durch  Archytas  an 
Piaton  beziehen,  und  da  andrerseits  schon  Varro  diese  Schriften  kannte 
(e>.  C.  32.  A.  466)  und  Thrasyllos ,  wie  gesagt,  den  betreffenden  Brief  Piatons 
schon  für  acht  hielt,  so  ist  damit  auch  die  ungefähre  Entstehungszeit  beider 
Briefe  festgestellt:  sie  werden  wohl  beide  zugleich  mit  jenen  Fälschungen 
ans  Licht  getreten  sein  und  von  deren  Urheber  herrühren,  da  sie,  wie 
Zeller  Ph.  d.  Gr.  III8,  2.  S.  96  f.  Anm.  mit  Recht  geltend  macht,  „ganz  so 
aussehen,  als  ob  sie  gerade  zur  Beglaubigung  des  falschen  Ocellus  verfasst 
worden  wären".  Dann  aber  wird  es  wahrscheinlich,  wie  wiederum  Zell  er 
a.  a.  0.  bemerkt,  dass  gleich  dem  12.  auch  der  13.  Brief  erst  in  dieser 
späteren  Zeit  entstanden  oder  wenigstens  erst  mit  ihm  der  Sammlung  an- 
gehängt ist,  „denn  während  sonst  die  an  die  gleichen  Personen  gerichteten 
Schreiben  (1  —  3;  7  und  8)  zusammengestellt  sind,  ist  der  12.  vom  9.  und 
der  13.  von  den  drei  ersten  getrennt".  Unter  den  IIvQ-ayoqsia  XIII.  360  B 
{xcov  xs  nv&ccyoQSicov  ni^Ttco  aoi  nal  tcov  diaigsoscov)  sind  freilich  nicht  mit 
Wiegand  Uebers.  S.  247  gleichfalls  „pythagoreische  Schriften",  sondern 
ebenso  gut  wie  unter  den  JicciQsosig  wirkliche  oder  angebliche  platonische 
v7zo(ivr}iLccTcc,  aber  wohl  kaum  der  Timaeos  zu  verstehen,  sondern  mit 
Karsten.  S.  215 — 225  etwas  Aehnliches  wie  die  diaiQE6sig,  mag  nun  im 
Uebrigen  der  Verf.,  wie  Karsten  glaubt,  ächte  Stücke  der  von  Schülern 
Piatons  herausgegebenen  Lehr  vortrage  desselben  (Ayqcccpcc  doyftaza)  oder 
bd-eits  Fälschungen  vor  Augen  gehabt  haben,  was  mir  wahrscheinlicher 
ist.  Im  Uebrigen  vgl.  C.  32.  A.  468.  469.  Den  2.  u.  6.  aber  mit  Her- 
mann um  ihres  „pythagoristischen  Charakters"  willen  erst  in  die  letzte 
a!exandrinische  Zeit  zu  versetzen  oder  auch  nur  mit  Tenne  mann  a.  a.  0. 
S.  111  und  Boeckh  a.  a.  0.  in  VI.  323  D   ein  christliches  Einschiebsel  zu 


584      Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.   Brieflitteratur. 

oder  doch  fast  alle  anderen,  wenn  auch  zum  Theil  mit  starken 
Abweichungen,  anlehnen22),  legt  eine  so  entschiedene  Unkenntniss 
der  wahren  philosophischen  Anschauungen  Piatons  und  ein  viel- 
fach so  willkürliches  Umgehen  mit  den  wirklichen  geschichtlichen 
Verhältnissen  an  den  Tag,  dass  er  als  Quelle  für  das  Leben  dieses 
Mannes  zwar  nicht  ganz  werthlos,  aber  doch  nur  sehr  mit  Vor- 
sicht23)  zu    gebrauchen   ist24).     Und   so   sind   denn   diese   Briefe 


vermuthen  ist  kein  genügender  Grund  vorhanden  (vgl.  Wieg  and  Uebers. 
S.  182—188).  Es  hängt  dies  mit  Hermanns  irrthümlichen  Anschauungen 
über  den  3.  und  7.  zusammen  (s.  A.  20):  dieselben  Farben  hochtrabender 
Würde  und  mystischer  Feierlichkeit  sind  dort  nur  noch  dicker  aufgetragen 
als  hier  (s.  A.  24).  Zu  jenen  13  Briefen  kommen  aber  allerdings  noch  5 
andere,  ohne  Zweifel,  da  nach  jener  Zusammenstellung  bei  Westermann 
noch  die  Schriftsteller  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  nur  jene  13  berücksichtigen, 
wirklich  erst  später  fabricirte,  von  denen  einer  zuerst  in  der  ersten  Ausg. 
der  EpistoJae  Socratis  et  Socraticorum  von  Leo  Allatius,  Paris  1637,  zu 
Tage  trat,  zwei  in  der  Ausg.  von  Stanleys  Hist.  philosophiae  von  Olearius, 
Leipzig  1711.  S.  322,  aus  welcher  sie  dann  Orelli  (s.  A.  13)  ebendieser 
Sammlung  (als  No.  25.  26)  einfügte,  zwei  endlich  von  Boissonade  Anecd. 
II.  (Paris  1830).  S.  84.  211  aus  einem  Cod.  Paris.  1760  veröffentlicht,  dann 
auch  von  Osann  Darmst.  Schulzeit.  1832.  II.  S.  1151  f.  und  Eichstaedt 
Ad  duas  epistolas  Platonicas  nuper  in  lucem  protractas,  Iena  1833.  4. 
herausgegeben  und  auch  von  Scheibe  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1845.  Sp.  214 
kritisch  behandelt  und  von  Her  eher  jenen  13  als  No.  14.  16  hinzugefügt 
wurden,  nachdem  C.  F.  Hermann  im  6.  Bde.  seiner  Ausg.  Piatons  alle  5 
jenen  als  No.  14 — 18  beigegeben  hatte. 

22)  S.  hierüber  schon  Hermann  Plat.  Ph.  a.  a.  0.,  besonders  aber 
Karsten  S.  15—28.  97  f.  103—105.  Die  elendesten  von  diesen  Fabrikaten 
sind  der  11.  und  12.,  s.  Karsten  S.  24. 

23)  An  weicheres  Hermann  zufolge  jener  seiner  irrthümlichen  Meinung 
gar  sehr  hat  fehlen  lassen.  Zu  weit  geht  nach  der  anderen  Seite  Sauppe 
S.  891  f. 

24)  Es  genügt  hiefür  auf  die  eingehende  Darlegung  von  Karsten 
S.  29—42.  86—89.  114—226  und  die  übersichtliche  Zusammenstellung  von 
Sauppe  S.  884  ff.  zu  verweisen  (wenn  es  auch  wohl  mit  den  dvvaazsvovrsg 
325  B  so  schlimm  nicht  steht,  s.  Zeller  Ph.  d.  Gr.  II4,  1.  S.  402  f.  A.  1). 
Sehr  richtig  sagt  Sauppe  S.  885  f.:  „Die  Art,  wie  339  B  ein  Brief  des 
Dionysios  eingeführt  wird,  ist  so  kindisch,  dass  man  nur  mit  Bedauern 
daran  denkt,  wie  Jemand"  (und  so  noch  Grote!)  „etwas  der  Art  Piaton 
zuschreiben  konnte",  vgl;  A.  78.  Die  angebliche  Geheimlehre  Piatons 
(VII.  340  A  — 345  C.  II.  312  D  — 314  C.  XIII.  363  A.  B.  XII.  359  D.  VI.  323  D. 
Karsten  S.  201—215,  vgl.  S.  215  ff.)  hat  ihr  Seitenstück  in  der  des  Aristo- 
teles, zu  welcher  sich  der  Ansatz  schon  in  der  A.  17  berührten  kleinen 
Pseudo-Correspondenz  zwischen  ihm  und  Alexandros  findet,  und  die  dann 
eine  den  Späteren  durchaus  geläufige  Vorstellung  wird.    Vgl.  Zell  er  a.  a.  0. 


Pseudo-Platon.    Pseudo-Isokrates.  585 

zwar  unter  dem  Gesichtspunkt  denselben  gegen  allerlei  Angriffe 
zu  vertheidigen,  aber  doch  lediglich  als  Uebungsstücke  von 
athenischen  Rhetoren  und  Rhetorenschülern  verfasst25). 

Zu  den  geschicktesten  und  daher  wohl  auch  ältesten  Arbeiten 
dieser  Art  gehören  jedenfalls  die  meisten  von  den  10  Briefen 
des  Isokrates,  von  denen  sogar  ein  vollgültiger  Beweis  ihrer 
Unächtheit  noch  nicht  geliefert  ist26),  und  zum  Theil  die  des 

II4,  1.  S.  484  ff.  II3,  2.  S.  116  f.  Auch  über  den  Schwulst  und  die  Un- 
deutlichkeit  der  Sprache  im  3.,  7.  und  8.  Briefe  genügt  hier  der  Verweis 
auf  Karsten  S.  42—61.  89—100.  105  —  111,  über  die  Art  der  Ausplünderung 
von  Gedanken  und  Worten  Piatons  im  7.  und  8.  handelt  derselbe  S.  61—83. 
111—113.     In  Bezug  auf  den  5.  vgl.  noch  unten  A.  31. 

25)  Ueber  den  apologetischen  Charakter  namentlich  des  3.  und  7.  Briefes 
s.  Karsten  S.  226—240,  aber  auch  Karsten  geht  vielleicht  noch  nicht 
weit  genug,  indem  er  (S.  241)  glaubt,  dass  derselbe  aus  wirklicher  Liebe 
zu  Piaton  und  nicht  vielmehr  bloss  aus  dem  Bestreben  Probe-  und  Prunk- 
stücke rhetorischer  Vertheidigungskunst  zu  liefern  hervorgegangen  ist. 
Denn  mit  Recht  bemerkt  Sauppe  S.  891:  „Gerade  das  Vorhandensein  des 
7.  und  8.  Briefes  neben  einander  weist  auf  ein  Schulthema  hin,  von  dem 
wir  jetzt  zwei  Ausführungen  vor  uns  haben". 

26)  Die  8  ersten  erschienen  bereits  in  den  beiden  ältsten  Ausgaben  der 
att.  Redner,  der  10.  kam  hinzu  in  der  Ausg.  des  Isokr.  Venedig  1542. 
Den  9.  brachte  Andr.  Schott  aus  Italien  mit,  und  Hoeschel  Animadv. 
ad  Photii  biblioth.  S.  942  gab  ihn  heraus,  dann  gesondert  Koeler,  Witten- 
berg 1706  und  mit  den  übrigen  Briefen  Matthaei  Isocratis,  Demetrii 
Cydone  et  Michaelis  Glycae  aliquot  epistolae,  Moskau  1776.  Die  ältste 
Ausg.  des  Isokr.,  welche  alle  enthält,  ist  die  von  Auger,  Paris  1782,  der 
2  Pariser  Codices  benutzte.  Der  10.,  erst  von  Theophylaktos  Simokatta 
(unter  dessen  Briefen  er  an  79.  Stelle  steht)  verfertigt,  fehlt  in  r  (Urbin. 
111),  E  (Ambros.  O  144)  und  im  Guelpherb.  806.  In  TA  (Vatic.  936)  E  ist 
die  Ordnung  diese:  1.  9.  6.  7.  3.  2.  5.  4.  8.  (10),  im  Guelph.  diese:  9.  6. 
1.  2.  3.  5.  4.  7.  8,  und  hier  ist  der  1.  AvuocpQovi  überschrieben.  Die  Un- 
ächtheit des  1.  an  Dionysios  den  Aelteren  suchte  Vater  De  Isocratis  qui 
fertur  epistolis.  P.  I.  Kasan  1846.  8.  zu  erhärten,  dessen  Arbeit  ich  aber 
nur  aus  dem  kurzen  Bericht  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1847.  Sp.  476  kenne: 
lsokrates  hatte,  so  urtheilt  Vater,  wirklich,  wie  aus  seiner  6.  Rede  (Philipp.) 
§.81  erhellt,  Ol.  96,  3  oder  4  =  394/3  an  diesen  Tyrannen  geschrieben, 
und  tlemgemäss  verlegt  sich  denn  dieser  Brief  in  der  That  auch  in  Ol.  96 
oder  doch  97,  aber  während  der  Pseudo-Isokrates  (§.  1)  von  seiner  Alters- 
schwäche redet,  war  der  wirkliche  damals  höchstens  45  Jahre  alt.  Blass 
Att.  Ber.  II.  S.  270  f.  begnügt  sich  dagegen,  ohne  hierauf  einzugehen,  mit 
der  Behauptung,  der  Brief  sei  acht  und  erst  zwischen  369  und  366  ge- 
schrieben, zumal  da  nach  §.  8  die  Lakedaemonier  nicht  mehr  die  Ober- 
gewalt in  Griechenland  haben  und  hier  ein  freundliches  Verhältniss  des 
Dionysios  zu  den  Athenern  vorausgesetzt  wird,  wie  es  erst  seit  etwa  369 
bestand  (s.  Schäfer   Demosth.  I2.  S.  90  f.  —  I1.  S.  79  f.).     Westermann 


586     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brief litteratur. 

Speusippos,  deren  einen27)  namhafte  Forscher  noch  heute 
ihm   selber  zuschreiben,   während   andere  zum   Wenigsten  nicht 

V.  S.  12  aber  stimmte  Vaters  Ergebnissen  bei  und  zweifelte ,  wenn- 
gleich nicht  mit  Entschiedenheit,  auch  die  anderen  8  Briefe  an,  von  denen 
der  2.  und  3.  an  Philippos,  der  4.  an  Antipatros,  der  5.  an  Alexandros, 
der  6.  an  die  Söhne  Iasons  von  Pherae,  der  7.  an  Timotheos,  Tyrannen 
von  Herakleia  in  Pontos,  der  8.  an  die  Behörden  von  Mytilene,  der  9.  an 
Archidamos  gerichtet  sind,  indem  er  unter  Anderem  auf  den  allerdings  ver- 
dächtigen Umstand  hinwies,  dass  sich  ausser  bei  Phot.  Cod.  159.  101b  33  f. 
dveyvco6&r)  'looxQcczovg  xov  Qjjxoqog  Xoyoi  v.u'  v.a.1  iniöxoXal  &'.  102 a  36  ff. 
x<ov  d'  evvea  iniGzolaiv  ccvzov  [ilcc  [iev  Igzi  nqog  diovvGiov  xov  2i%eXCag 
xvqccvvov,  axeQcc  de  7ro6g  'AQxidu[iov,  nul  rtgog  ÜiXinitov  dvo,  piu  de  7iobg 
'AXe^ccvdqov  ,  nccl  7tQog  Avxiticixqov  aXXrj,  nal  di}  xcu  7tobg  Tipo&eov ,  xcu 
ngog  xovg  MvxiXrjvcciav  ägxovxag  i]  evccxrj  (also  =  1.  9.  2.  3.  5.  4.  7.  8; 
wo  6  ausgefallen  ist,  steht  dahin)  und  dem  Citat  bei  Harpokr.  'Anißrelv 
nirgends  eine  Erwähnung  findet.  Der  3.  kann,  wie  Schäfer  Demosth. 
III.  S.  5  f.  A.  3  bemerkte,  nicht  acht  sein,  wenn  die  auf  uns  gekommenen 
Berichte  über  den  Tod  des  Isokrates  historisch  treu  sind  und  nicht  theil- 
weise  die  Wahrheit  verfälschen;  allein  Blass  Isokrates  dritter  Brief  und 
die  gewöhnliche  Erzählung  von  seinem  Tode,  Rhein.  Mus.  XX.  1865. 
S.  109—116.  Att.  Bered.  II.  S.  89  f.  hat  es  nach  dem  Vorgange  von 
E.  Havet  in  Carte  Hers  franz.  Uebers.  der  Rede  vom  Vermögenstausch 
(Paris  1863).  S.  XCVIII  recht  wahrscheinlich  gemacht,  dass  vielmehr  Letzteres 
der  Fall  und  im  Gegentheil  die  Voraussetzungen,  von  welchen  dieser  Brief 
ausgeht,  die  richtigen  sind,  so  dass  also  die  Sache  weit  eher  zu  dessen 
Gunsten  ausschlägt:  ist  er  acht,  so  war  er  das  letzte,  kurz  vor  seinem 
Ende  verfasste  Schriftstück  des  Rhetors.  Der  Erste,  welcher  entschieden 
die  Fälschung  aller  dieser  Briefe  behauptete,  war  Hercher  S.  IX,  aber 
den  Beweis  ist  er  leider  schuldig  geblieben,  und  so  wenig  ich  daran 
zweifle,  dass  eine  eingehende  Untersuchung  sein  Urtheil  bestätigen  wird, 
so  hat  doch  auch  sein  Schüler  B.  Keil  Analecta  Isocratea  (Prag  und 
Leipzig  1885)  S.  143—145  sich  damit  begnügt  einige  starke  Verdacht- 
gründe gegen  den  isokrateischen  Ursprung  des  4.  geltend  zu  machen  und 
sein  S.  145.  A.  1  gegebnes  Versprechen  den  Beweis  für  die  Unächtheit 
aller  9  Briefe  zu  liefern  bisher  nicht  erfüllt.  Und  so  steht  die  Sache  über- 
haupt noch.  Vom  1.,  6.  und  9.  ist  übrigens  nur  der  Anfang  erhalten,  oder 
aber  es  war  überhaupt  nie  mehr  vorhanden  als  diese  blossen  Prooemien, 
wie  denn  in  der  That  schon  Pseudo-Speusippos  (s.  A.  27)  Epist.  Socr.  XXX. 
§.  13.  ccTtsozccXHS  de  col  Xoyov,  ov  xo  per  ngaxov  eyqaipEv  (eyQacpev  cod. 
Paris.)  'Ayri6iXcc(p,  (unga  (de*)  8ia6%evccGccg  voxeqov  encoXei  x<p  ZineXiccg  xv- 
quvvg),  diovvoia),  xb  de  xqCxov  xcc  fiev  ucpeXdcv  xct  de  Ttgoo&elg  efivrjöxevoev 
'AXe^ccvdQtp  xa>  ©£trcdc5,  xb  de  xeXevzcciov  vvv  ngog  ae  yXCa%Q(og  avxbv  anr\- 
kovzi&v  nur  sie  gekannt  zu  haben  scheint.  Denn  die  Auffassung  von 
Blass  Att.  Ber.  III,  2.  S.  352  f.:  „man  setze  für  Agesilaos  .  .  .  dessen  Sohn 
Archidamos,  für  den  Alexandros  dessen  Nachfolger,  die  Söhne  Iasons,  und 
ändere  die  Zeitfolge:  so  hat  man  die  drei  anscheinend  verstümmelten 
Briefe"   ist  zwar   durchaus   nicht  unbedenklich,   aber   doch   wohl   richtig, 


Pseudo-Speusippos.  587 

zu  entscheiden  wagen28).  Allein  es  zeichnet  sich  dieser  Brief 
zwar  durch  „eine  Fülle  erlesener  Notizen"  in  der  That  vortheil- 
haft  vor  der  Hauptmasse  der  Sammlung,  zu  welcher  er  gehört, 
den  Briefen  des  Sokrates  und  der  Sokratiker,  aus,  so  dass  er 
allerdings  schwerlich,  wie  wohl  im  Uebrigen  ohne  Zweifel  diese 
letzteren  alle29),  erst  in  spät  nachalexandrinischer  Zeit,  sondern 

und  dann  hat  Blass  auch  darin  Recht,  dass  Speusippos  (oder  vielmehr 
Pseudo-Speusippc-3)  dabei  voraussetzt,  dass  die  Reden  an  die  vorher 
genannten  Fürsten  nicht  abgeschickt  seien"  (s.  yXicxQcog  ccrtrjyiovTioev  und 
das  Imperfect  snooXsi  u.  vielleicht  tyqctcpsv),  was  nicht  möglich  war,  wenn 
ihm  vollständige  Schreiben  oder  Reden  vorlagen. 

27)  Epist.  Socr.  XXX:  an  Philippos.  Die  Ueberschrift  lautet  nur 
<Pillitn(ü,  dass  aber  der  Briefsteller  Speusippos  ist  (oder  sein  soll),  schloss 
schon  Leo  Allatius  (vgl.  A.  21)  aus  Karyst.  v.  Perg.  Fr.  1  b.  Ath.  XI, 
506  e  und  La.  Di.  IV,  5  (s.  A.  28),  wobei  er  auch  die  ohne  Ueberschrift 
überlieferten  Nummern  32.  33  für  Briefe  des  Speusippos,  und  zwar  an 
Xenokrates  erklärte,  vgl.  Westermann  VII.  S.  18  f.,  welcher  S.  19  richtig 
bemerkt:  „cui  non  rcpugnarem,  si  ex  Speusippi  persona  scriptas  coniecisset" . 
Den  31.,  gleichfalls  an  Philippos  gerichteten  schrieb  Orelli  a.  a.  0.  S.  VII 
demselben  Fabrikanten  zu  wie  den  30.,  vielleicht  mit  Recht,  aber  der  von 
jhni  versuchte  Beweis  der  Unächtheit  beider  und  zunächst  des  letzteren  ist, 
wie  Wester  mann  S.  19,  so  sehr  er  selbst  beide  für  gefälscht  hält,  darlegt, 
misslungen,  vgl.  Blass  Att.  Bereds.  III,  2.  S.  344. 

28)  Das  Erstere  gilt  von  Blass  a.  a.  0.  S.  343 ff.  (vgl.  S.  352  f.  354. 
355),  das  Letztere  von  Wilamowitz  Antig.  v.  Kar.  S.  182.  A.  3.  Aus 
La.  Di.  IV,  5  folgt  natürlich  nur,  dass  es  Briefe  unter  dem  Namen  des  Sp. 
an  Dion,  Dionysios  und  Philippos  gab,  nicht  aber,  ob  sie  acht  oder  unächt 
waren,  und  wenn  Plut.  de  adul.  et  am.  69  F  —  70  A,  wo  die  Briefe  des 
Piaton  und  des  Sp.  angeführt  werden  und  aus  einem  der  letzteren  somit 
ein  Bruchstück  erhalten  ist,  diese  mit  gleicher  Gläubigkeit  wie  die  ersteren 
behandelt,  so  ist  dies  selbstverständlich  weit  eher  ein  Grund  zum  Miss- 
traueu  als  zum  Vertrauen.  Um  so  wichtiger  ist  es,  dass  schon  Karystios 
(s.  A.  27)  höchst  wahrscheinlich  ebendiese  Sammlung  kannte,  und  dass  eine 
ähnliche  Stelle  wie  die  von  ihm  aus  einem  allerdings  schwerlich  (s.  A.  31) 
an  Philippos  selbst  gerichteten  Briefe  des  Sp.  angeführte  mcnsQ  äyvoovvzag 
zovg  dvd'Qconovg  ort  ncci  x}[V  ccqxUv  TyS  ßctaiXsiag  dicc  TlXccttovog  £6%tv  sich 
auch  in  Ep.  Soc.  XXX,  12:  nvv&ccvoucci  de  v.al  08O7to(i7iov  7tccQ'  vfitv  (itv 
tlvccL  noLW  ipv%Qov ,  71eqI  ds  nXätcova  ßXaocpr)[iELV ,  xal  tccvru  (Oöneo  ov 
nXcctavog  xi\v  ccQxriv  %f\g  (XQxrjg  enl  IIeQ8iH%cc  (aoi)  K(XTcc6%Evdaavtog  findef, 
freilich  auch  nur  eine  ähnliche,  vgl.  Westermann  VII.  S.  18  f.:  „sed 
muUum  tarnen  M  duo  loci  inter  se  discrepant,  ita  ut,  si  haec  quoque  Speu- 
sippi est  epistola,  plures  certe  ad  Philippum  credendus  sit  dedisse".  Daran 
aber  vollends  ist  kein  Grund  zu  zweifeln,  dass  auch  die  beiden  uns  er- 
haltenen Briefe  an  Philippos  aus  der  nämlichen  Sammlung  stammen,  s.  A.  31. 

29)  S.  A.  21  z.  E.  Anderer  Ansicht  scheint  freilich  theil weise  Wilamo- 
witz nach  der  A.  16  von  ihm  mitgetheilten  Aeusserung  zu  sein.     Ob  aber 


588     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.   Roman.    Brieflitteratur. 

vielmehr  schon  in  der  ältesten  alexandrinischen  etwa  um  die 
Wende  des  vierten  und  dritten  Jahrhunderts  oder  wenig  später 
entstanden  ist30);  aber  ebenso  wenig  kann  er  doch  schliesslich 
seine  Herkunft  aus  der  Werkstätte  eines  freilich  geschickten  und 
unterrichteten  Rhetors  verleugnen31).  Und  wenn  die  von  Plutarchos 
im  Leben  des  Dion  benutzten  Berichte  unter  dem  Namen  des 


den  Verfassern  dieser  Briefe  nicht  zum  Theil  noch  höchst  werthvolles 
Material,  das  wir  nicht  mehr  besitzen,  zu  Gebote  stand,  und  ob  z.  B.  der  kühne 
Versuch  von  Wilamowitz  Herrn.  XIV.  1879.  S.  189  ff.  aus  dem  Briefe  (12) 
des  Simon  den  Inhalt  des  gleichnamigen  Dialogs  von  Phaedon  zu  erschliessen 
gerechtfertigt  ist  oder  nicht,  lasse  ich  für  jetzt  wenigstens  unentschieden, 
indem  ich  mich  im  Uebrigen  begnüge  auf  Westermann  VII.  S.  15—18 
zu  verweisen.  Vgl.  auch  A.  21.  Der  ältste  Zeuge  ist  Fronto  Epp.  de  feriis 
Alsiensibus  3.  p.  139  Nieb.  Socratem  ex  Socraticorum  sumposiis  et  dialogis 
et  epistulis  existimes  hominem  multum  scitum  et  facetum  fuisse,  d.  h.  wohl 
verstanden,  wie  Westermann  S.  17  einschränkend  sagt:  „si  huc  referre 
licet  haec  eins  verba". 

30)  Vgl.  A.  28. 

31)  S.  Susemihl  Jahresber.  XXX.  S.  12  f.:  „Mir  scheint  durch  Ber- 
nays  Phokion  S.  116 ff.  die  Unächtheit  entschieden  zu  sein,  dergestalt 
dass  die  von  Karystios  angeführte  Stelle  aus  einem  Briefe  des  Sp.  nicht, 
wie  Blass  meint,  ein  Citat  dieses  Briefes,  sondern  letzterer  vielmehr  auf 
Grund  des  von  Karystios  citirten,  allem  Anschein  nach  gar  nicht  an 
Philippos  gerichteten  gefälscht  ist.  Wenn  jedoch  Bernays  seiner- 
seits letzteren  für  zweifellos  acht  hält,  so  scheint  mir  dagegen  gleich 
Schäfer  Demosth.  II1.  S.  16.  A.  1  (anders  freilich  II2.  S.  16.  A.  6)  der 
Verdacht  nahe  zu  liegen,  dass  dieser  selbst  schon  eine  Fälschung  war.  Ich 
wenigstens  kann  mir  schlechterdings  nicht  vorstellen,  dass  Sp.  so  hätte  aus 
der  Art  geschlagen  sein  können,  um  gegenüber  den  Aeusserungen  seines 
Oheims  im  Gorgias  über  den  Archelaos  die  grosse  Freundschaft  des  Letzteren 
für  Piaton  zu  rühmen;  ich  halte  auch  die  ganze  Darstellung  dieses  Briefes 
und  des  5.  pseudo-platonischen,  nach  welcher  Piaton  als  Rathgeber  des 
Perdikkas  erscheint  und  Piaton  es  ist,  welcher  dem  Perdikkas  den  Euphraeos 
zusendet,  für  ungeschichtlich".  Denn  wenn  auch  Karystios  Nichts  weiter 
als  die  A.  28  angeführten  Worte  aus  dem  Briefe  oitirt,  ist  doch  der  letztere 
offenbar  (wie  auch  Schäfer  urtheilt)  die  Quelle  dieser  seiner  ganzen  Dar- 
stellung. Höchst  wunderlich  aber  ist  es,  wenn  Blass  S.  344  als  Zeugniss 
für  die  Aechtheit  von  Ep.  S.  XXX  (gegen  die  in  Wahrheit  auch  die  künst- 
liche Art  spricht,  in  der  Blass  S.  354  sich  mit  §.  11.  14  abzufinden  sucht) 
auch  die  viel  besprochenen  dunklen  Worte  bei  La.  Di.  IV,  2.  nqcozog 
(2n8VGL7tnog)  nagä,  'iaoyiQcctovg  xa  naXov^sva  dnoQQ^ta  i^vsynev,  cog  cpjjoi 
Kaivsvg  geltend  machen  will,  indem  er  völlig  willkürlich  die  beiden  Citate 
aus  den  Ts%vai  des  Isokrates  §.  4.  10  durch  die  ausserordentlich  verkehrte 
(s.  C.  35.  A.  93 e.  93  h)  Behauptung,  an  der  Identität  der  von  Späteren  be- 
nutzten Ti%vri  desselben  mit  der  ursprünglichen  sei  kein  Grund  zu  zweifeln, 
in   Verbindung    setzt.     In   Wahrheit   ist    kein    Grund    anzunehmen,    dass 


Pseudo-Timonides.     Pseudo-Demosthenes.  589 

Timonides  von  Leukadia32),  eines  wirklichen  oder  angeb- 
lichen Theilnehniers  am  Zuge  des  Dion  gegen  den  jüngeren 
Dionysios,  über  ebendiesen  Zug  wirklich,  wie  es  allen  Anschein 
hat,  die  Form  von  Briefen  an  Speusippos  an  sich  trugen33),  so 
wird  damit  auch  ihre  Aechtheit  mindestens  höchst  verdächtig34). 

Die  6  Briefe  des  Demosthenes35),  von  denen  der  5.  in 
dessen  Jugend  verlegt36)  und  an  Herakleodoros,  vorgeblich  einen 
ehemaligen  Schüler  Piatons,  die  übrigen  aber  an  Rath  und  Volk 
der  Athener,  und  zwar  die  vier  ersten  aus  der  Verbannung,  der 
6.  aber,  wie  es  scheint,  nach  der  Schlacht  bei  Krannon37),  ge- 
richtet sind,  stammen  ohne  Frage  nicht  alle  von  demselben  Ver- 


Isokrates  die  letztere  nicht  bereits  selbst  herausgegeben  habe,  und  dass  jene 
dunklen  Worte,  was  immer  sie  auch  bedeuten  mögen,  irgendwie  zu  ihr 
in  Beziehung  ständen,  und  da  sie  nun  zu  der  Zeit,  als  dieser  Brief  wahr- 
scheinlich verfasst  ward,  schwerlich  bereits  verloren  gegangen  war,  so 
sind  diese  beiden  Citate,  wie  schon  C.  35.  A.  93 *  bemerkt  ward,  als  wirk- 
liche Reste  von  ihr,  die  einzigen,  welche  wir  abgesehen  von  dem  Zeugniss 
des  Aristoteles  (s.  C.  35.  A.  93  e)  noch  besitzen ,  anzuerkennen.  Dass  übrigens 
die  Unächtheit  der  Briefe  des  Isokrates,  so  bald  der  Nachweis  derselben 
geglückt  sein  würde,  auch  die  von  dem  in  Rede  stehenden  des  Sp.  nach 
sich  zieht,  erhellt  aus  A.  26  z.  E. 

32)  Müller  F.  H.  G.  IL  S.  83  f. 

33)  La.  Di.  IV,  5.  ngog  xovxov  (näml.  Znsvamnov)  yqcccpsi  %ccl  Tipcovi- 
drjs  (so  Müller  f.  Uificovidrjg)  *<*S  tßxoqiccg,  iv  alg  y.ccxttX£xa.%Ei  xag  nqu^sig 
di'covog  [xs  ucci  Bieovog],  Plut.  Dion  22.  cvvinqccxxov  Ss  Kai  xmv  noXixi-aiov 
noXXol  xai  xcov  (piXooöcpcav ,  o  xs  KvTtqiog  Evdrjfiog  .  .  .  v.a.1  Tificovidrjg  6 
AevHccdiog.  30.  ixsivoig  r}y£(i6vcc  Ti^(ovi8r\v  8Tts6xr\0£  (Jicov).  31  (=  Fr.  1). 
Tificovidr]  de  .  . .  morsvxEOv,  ctvdgl  cpiXa  y.cu  6V6xqa.xicaxri  dicavog.  35  (=Fr.2). 
Tificovidrjg  ds,  7iQ<xxxo{isvaig  it;  <XQX?1S  Ta*ff  iZQui-soi  xavxccig  [isxcc  Jtcovog 
7tccQccyEv6[ievog,  ttal  ygacpcov  ngog  Znevomnov  xbv  cpiXÖ6ocpov  iüxoqsi  x.  x.  X. 

34)  Müller  a.  a.  0.  S.  83:  „Cetcrum  i6xoQica,  quas  Biogenes  dicit,  non 
opus  vere  historicum,  sed  epistolae  fuisse  videntur  .  .  .  Num  genuinae  fuerint 
istae  epistolae,  nos  iure  quaerimus,  et  si  quaestionem  dirimere  non  licet'1. 
Vgl.  Westermanu  VIII.  S.  9.  Selbst  darüber,  ob  T.  eine  wirkliche  oder 
nur  eine  erdichtete  Person  war,  kann  man  in  Zweifel  sein,  doch  ist  Ersteres 
allerdings  wahrscheinlicher. 

35)  Abgedr.  b.  Hercher  S.  219—234.  S.  Westermann  IV.  S.  12  f. 
Blass  Ueber  die  Echtheit  der  Demosthenes1  Namen  tragenden  Briefe, 
Königsberg  i.  P.  1875.  4.  Att.  Bereds.  III,  1.  S.  383-398.  Neupert  De 
Demosthenicarum  quae  feruntur  epistularum  fide  et  auctoritate,  Leipzig 
1885.  8.  Doctordiss.    Weiteres  s.  A.  45. 

36)  S.  §.  5,  vgl.  Neupert  S.  13 f. 

37)  S.  Neupert  S.  13.  46  f.  Der  3.  bezieht  sich  auf  den  2.  zurück, 
der  1.  ist  später  als  beide  zu  denken,  nach  dem  Tode  des  Alexandros  (§.  3), 
s.  Neupert  S.  15. 


590     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

fasser38)  und  sind  von  sehr  ungleichem  Werthe.  An  der  Un- 
ächtheit  des  4.  und  5.  zweifelt  jetzt  wohl  Niemand  mehr39), 
obgleich  den  letzteren  schon  Cicero40),  der  also  doch  wohl  sicher 
bereits  die  ganze  Sammlung  kannte41),  zum  Beweise  für  die 
grosse  Verehrung,  welche  Demosthenes  gegen  Piaton  gehegt 
habe,  und  dafür,  dass  er  dessen  Schüler  gewesen  sei,  benutzt; 
und  der  1.  könnte  sich  als  Werk  des  Demosthenes  selbst  höchstens 
durch  die  Annahme  vertheidigen  lassen,  dass  er  ein  unvollendeter 
Entwurf  geblieben  sei42).  Ueber  den  6.  ist  es,  wenn  man  ihn 
für  sich  betrachtet,  wegen  seiner  Kürze  unmöglich  so  ohne 
Weiteres  abzuurtheilen.  Der  2.  und  der  3.  dagegen,  die  längsten 
von  allen,  sind  ohne  Zweifel  aus  einer  und  derselben  gewandten 
Feder  eines  kundigen  Mannes  geflossen43)  und  sind,  wenn  nicht 

38)  Während  dies  von  den  Briefen  des  Aeschines,  die  aber  erst  aus 
nachalexandrinischer  Zeit  sind,  in  der  That  gilt,  s.  Blass  Att.  Ber.  III,  2. 
S.  160  f.  Der  12.  von  ihnen  nimmt  (§.  14)  Bezug  auf  den  2.  demostheni- 
schen,  s.  Blass  A.  B.  III,  1.  S.  384,  desgleichen  der  11.  (§.  11  f.)  auf  den 
1.,  s.  Neupert  S.  44. 

39)  Die  Unächtheit  von  allen  behaupteten  u.  A.  zuerst  Taylor  in  d. 
Ausg.  der  att.  Redner  v.  Dobson  VIII.  S.  294,  dann  F.  A.  Wolf  Vorles. 
üb.  d.  Alterthsw.  herausg.  v.  Gürtler,  Leipzig  1831.  II.  S.  378,  Boeckh 
Staatsh.  II2.  S.  115.  III.  S.  244.  427,  Dobree  Advers.  I,  2.  S.  525,  Wester- 
mann a.  a.  0.,  Clinton  F.  Hell.  II.  S.  442,  Schäfer  Demosth.  III.  Beil. 
S.  128.  Einen  wirklichen  Beweis  für  dieselbe  vermisste  mit  Recht  Blass, 
aber  im  Gegensatz  zu  ihm  (S.  393)  darf  man  wohl  sagen,  dass  in  dieser 
Art  von  Litteratur  eigentlich  nicht  die  Unächtheit,  sondern  die  Aechtheit 
Dasjenige  ist,  was  erst  bewiesen  werden  muss. 

40)  Brut.  31,  121.  lectitavisse  Platonem  studiose,  audivisse  etiam  De- 
mosthenes dicitur  (s.  dagegen  Schäfer  a.  a.  0.  I2.  S.  311  ff.  321  ff.  =  I1. 
S.  279  ff.  289  ff.)  .  .  .  dicit  etiam  in  quadam  epistula  hoc  ipse  de  sese  (diese 
zu  weit  gehende  Behauptung  erklärt  sich  leicht  durch  Flüchtigkeit  von 
Ciceros  Leetüre,  s.  C.  F.  Hermann  Plat.  Ph.  S.  120.  A.  161,  Wester- 
mann a.  a.  0.  S.  12,  Neupert  S.  6.  11  f.  14  f.).    Vgl.  Or.  4,  14  u.  s.  A.  41. 

41)  Die  späteren  Citate  dieser  Briefe  bei  Harpokr.,  Quintil.,  Plut.  u.  A. 
s.  b.  Westermann  a.  a.  0.,  b.  Blass  a.  a.  0.  S.  384  u.  Neupert  S.  6 — 12. 
Da  sie  sich  alle  nur  auf  diese  beziehen,  so  ist  es  eine  kühne  Behauptung 
von  Hüttner  Jahresber.  L.  S.  233  (vgl.  A.  45),  es  lasse  sich  weder  be- 
weisen noch  widerlegen,  dass  Cicero  gerade  unsere  Sammlung  gelesen  habe; 
vielmehr  ist  es  sonach  kaum  anders  denkbar,  als  dass  dies  der  Fall  war. 

42)  Dies  sucht  Blass  a.  a.  0.  S.  394—397  als  das  Wahrscheinlichste 
zu  erhärten.     Vgl.  A.  49. 

43)  S.  Schäfer  a.  a.  0.  III2.  S.  350  (III1.  S.  316).  A.  1  u.  bes.  Blass 
a.a.O.  S.  383—393  und  Neupert  S.  16-21.  29  f.,  vgl.  S.  21—23.  24  f. 
Wie  wenig  historische  Irrthümer  sich  ihm  nachweisen  lassen,  und  dass 
gegen  diesen  Nachweis  immer  noch  Ausreden  erfindbar  sind,  darüber  s.  A.  49. 


Gefälschte  Briefe:   Pseudo-Demosthenes.  591 

wirklich  von  Demosthenes  selber,  so  doch  wenigstens  schon  in 
der  ältesten  Alexandrinerzeit  abgefasst44) ;  immerhin  jedoch  hat 
sich  gezeigt45),  dass  auch  gegen  sie  sehr  starke  Verdachtgründe 
sprechen,  und  dass  sie  jedenfalls  nicht  wirkliche,  von  dem  grossen 
Redner  selbst  abgesandte  Briefe46),  sondern  Reden  in  Brief- 
form47), und  zwar  allem  Anschein  nach  vielmehr  von  einem 
tüchtigen   athenischen  Rhetor   sind48),   und   dann   kann  natürlich 


44)  Landwehr  in  seiner  werthlosen  und  zum  Theil  sogar  falsch  be- 
richtenden Anz.  von  Neuperts  Diss.  Woch.  f.  kl.  Ph.  III.  1886.  Sp.  388  f. 
hat  wohl  nicht  an  die  pseudo-platonischen  Briefe  gedacht,  wenn  er  so  frühe 
Brieffälschungen  für  unwahrscheinlich  erklärt  und  gerade  daraus  Capital 
für  die  Aechtheit  zu  schlagen  sucht.  Genau  umgekehrt  bemerkt  vielmehr 
Blass  Jahrb.  b.  Ph.  CXV.  S.  541  f.  (s.  A.  45)  ganz  richtig,  der  auf  alle 
Fälle  frühe  Ursprung  dieser  beiden  Briefe  erleichtere  den  Angriff  und 
erschwere  die  Vertheidigung. 

45)  S.  Schäfer  Sind  die  demosthenischen  Briefe  echt  oder  nicht? 
Jahrb.  f.  Ph.  CXV.  1877.  S.  161—166,  dessen  Gründe  Blass  Die  demosthe- 
nischen Briefe,  ebendas.  S.  641—544  m.  E.  meistens  vergeblich  sich  zu  be- 
seitigen oder  entkräften  bemüht,  und  Neupert  a.  a.  0.,  vgl.  d.  Rec.  v. 
Nitsche  Berl.  ph.  Woch.  VII.  1887.  Sp.  230—234  und  Hüttner  Jahres- 
ber.  L.  S.  232-234. 

46)  Schäfer  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  161  f.:  „D.  konnte  als  Verbannter  frei- 
lich nicht  mit  Rath  und  Bürgerschaft  in  Correspondenz  treten,  aber  er 
mochte  immerhin  dergleichen  Briefe  durch  seine  Freunde  in  Athen  in  Um- 
lauf setzen,  um  auf  die  öffentliche  Meinung  einzuwirken  .  .  .  Aber  an- 
stössig  erscheint  mir,  wenn  die  Briefform  nur  zur  Einkleidung  dienen  soll, 
dass  der  Verfasser  sie  so  sehr  betont".  Schäfer  verweist  dafür  auf 
III,  1.  2.  5.  35.  37  und  schliesst:  „Danach  scheint  es  doch,  als  ob  der  Ver- 
fasser die  Correspondenz  sehr  ernstlich  nehmen  will". 

47)  Neupert  S.  42.  Ein  Gleiches  gilt  ja  auch  von  dem  7.  und  anderen 
pseudo-platonischen  Briefen. 

48)  So  sorgfältig  im  Ganzen  die  Studien  dieses  Rhetors  auch  gewesen 
sind,  so  sind  ihm  doch  einzelne  sachliche  Ungehörigkeiten  und  historische 
Schnitzer  allem  Anschein  nach  begegnet.  So  III,  42.  sl  8\  ro  nsQKpccveg 
cc£i(o[ia  rrig  ßovlflg  »}  xbv  "Jqsiov  nccyov  7tQooßXs7t£ts  (man  müsste  denn  mit 
Reiske  rj  —  ndyov  streichen),  s.  Neupert  S.  16—18.  Wäre  es  ihm  ferner 
klar  gegenwärtig  gewesen,  dass  Charidemos  in  der  betreffenden  Zeit  schon 
10  Jahre  todt  war,  so  hätte  er  schwerlich  so  schreiben  können,  wie  es 
111,  31  f.  geschieht  (s.  Schäfer  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  164  und  gegen  das  von 
Blass  S.  542  Erwiderte  Neupert  S.  24  f.).  Wider  den  Versuch  von  Blass 
S.  543  gegen  Schäfer  S.  164  die  III,  135  begangne  sachliche  Unschicklich- 
keit zu  vertheidigen  s.  Neupert  S.  23  f.  Ob  der  Aufenthalt  des  D.  in 
Kalaureia  während  seiner  Verbannung  historisch  oder  ob  er  nicht  vielmehr 
erdichtet  ist,  erscheint  höchst  verdächtig,  s.  Neupert  S.  31—34,  vgl. 
Schäfer  S.  163.     An   dem   Ausdruck  über  Philippoa  III,  11.    avov&striTog 


592     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Briefliiteratur. 

die  Aechtheit  des  1.  und  des  6.  vollends  nicht  aufrecht  erhalten 
werden49). 

Ob  das  unter  den  Reden  des  Demosthenes  an  10.  Stelle 
stehende  Schreiben  des  Philippos,  gegen  welches  sich  die  den 
11.  Platz  einnehmende,  aber  zweifellos  unächte  Rede  wendet50), 
ein  achtes  Actenstück  oder  gleichfalls  eine  Rhetorenfälschuug  ist, 
darf  wohl  noch  nicht  als  ausgemacht  bezeichnet  werden,  doch 
ist   wahrscheinlich   das   Erstere   der   Fall51).     Wie    es   nun   aber 


cov  y'  stnotoog,  tgctysig  y'  iv  i^ovöia  nahm  schon  Hier.  Wolf  Anstoss, 
s.  Neupert  S.  35,  wenn  sieh  auch  nicht  behaupten  lässt,  D.  selbst  würde 
schlechterdings  so  nicht  geschrieben  haben.  Zahlreiche  Entlehnungen  aus 
Reden  desselben  weisen  Schäfer  S.  164  f.  und  Neupert  S.  26—29  nach, 
und  Nitsche  Sp.  230 f.  fügt  noch  eine  Masse  anderer  hinzu,  die  freilich 
zum  Theil  weniger  sicher  sind,  da  in  einigen  Fällen  die  Aehnlichkeit  doch 
nur  eine  geringe  ist,  wie  Hüttner  S.  234  bemerkt:  immerhin  hat  D.  sich 
selbst  nirgends  auf  so  kurzem  Räume  so  häufig  wiederholt,  und  namentlich 
II,  10  f.  vgl.  m.  Or.  XVIII.  §.  297  f.  verräth,  wie  schon  Dobree  erkannte, 
den  Nachahmer,  s.  Neupert  S.  27  f.  Ueber  die  gesuchte  Rhetorik  s. 
Neupert  S.  30—35,  über  die  Weitschweifigkeit  der  Darstellung  und  die 
theil  weise  Ungelenkigkeit  und  Geschraubtheit  des  Stils  s.  Schäfer  S.  165  f. 
Neupert  S.  38—42.  Endlich  hat  Neupert  S.  47—64  mancherlei  Ab- 
weichungen vom  Wort-  und  Sprachgebrauch  des  D.  nachgewiesen,  aber 
freilich  bedarf  die  Untersuchung  gerade  in  diesem  wichtigsten  Punkte  noch 
gar  sehr  der  Ergänzung  und  Berichtigung,  s.  Nitsche  Sp.  231  f.  und 
Hüttner  S.  233.  Nitsche  Sp.  232  ff.  vermuthet  nicht  übel  in  dem  Ver- 
fasser beider  Briefe  denselben  Mann  mit  dem  Urheber  der  10.  und  13.  Rede, 
s.  C.  35.  A.  3. 

49)  Ob  Neupert  S.  49  recht  daran  thut  auch  den  1.  Brief  dem  Verf. 
des  2.  und  3.  (den  5.  schreibt  er  S.  77  gebührendermassen  ausdrücklich 
einem  anderen  zu)  beizulegen  und  vollends  Nitsche  Sp.  232  dies  auch 
noch  auf  den  4.  auszudehnen  (über  welchen  Neupert  S.  77  sich  zweifelnd 
äussert),  ist  doch  äusserst  bedenklich.  Eine  solche  Plumpheit  der  nach- 
ahmenden Wiederholung,  wie  sie  sich  I,  13  gegenüber  Or.  II,  22  f.  zeigt 
(8.  Neupert  S.  28),  ist  im  2.  und  3.  nirgends  zu  finden,  und  wer  die 
letzteren  beiden  Briefe  dem  D.  abspricht,  kann  den  unausgeführten  Zu- 
stand des  4.  (in  welchem  der  Haupttheil  hinter  der  langen  Einleitung  und 
dem  Epilog  beinahe  verschwindet)  doch  schwerlich  mehr  so,  wie  Blass 
wollte  (s.  A.  42)  entschuldigen,  sondern  ihn  vielmehr  lediglich  der  Schwäche 
des  Verfassers  zuschreiben.  —  Im  Hauptcodex  X  ist  übrigens  die  Reihen- 
folge der  Briefe  eine  andere:  1,  2,  4,  5,  3  und  der  6.  fehlt,  vgl.  Neupert 
S.  12  f. 

50)  S.  C.  36.  A.  3. 

51)  Boeckh  Manetho  S.  131  behauptete  freilich  aufs  Entschiedenste, 
dass  mit  der  Aechtheit  der  Rede  auch  die  des  Briefes  stehe  und  falle,  und 
Schäfer  Demosth.  III1.  Beil.   S.  110—113   stimmt  ihm,  wenn   auch  nicht 


Pseudo-Philippos.     Antipatros.     Antigonos.  593 

damit  auch  stehen  mag,  eine  Sammlung  angeblicher  Briefe  des 
Philippos  an  Alexandros,  des  Antipatros  an  Kasandros  und 
des  Antigonos  an  seinen  Sohn  Philippos  wird  schon  von  Cicero52) 
erwähnt.  Aber  auch  später  noch  wurden  allerlei  Episteln  unter 
dem  Namen  des  Philippos  gefälscht53).  Dass  es  ferner  iingirte 
Briefe  unter  dem  von 


ohne  Bedenken,  aus  dem  einzigen  formalen  Grunde,  den  er  mit  Recht 
gelten  lässt,  der  aber  doch  nicht  schlechthin  entscheidend  ist,  bei,  weil, 
wie  Bensei  er  De  hiatu  S.  81  —  84  zeigte,  „die  grosse  Sorgfalt,  mit  der 
der  Verfasser  des  Briefes  ganz  nach  isokrateischer  Norm  den  Hiatus  ver- 
mieden hat,  sich  in  gleicher  Weise  auch  in  der  Gegenrede  wiederfindet". 
Dazu  legt  er  dann  allerdings  auch  noch  einige  sachliche  Anstösse  dar. 
Was  für  die  Aechtheit  spricht,  ist  bei  Blass  a.  a.  0.  III,  1.  S.  348—352 
zusammengestellt,  wobei  natürlich  unter  Aechtheit  nicht  verstanden  ist,  als 
ob  Philippos  ihn  selbst  abgefasst  haben  müsste  und  nicht  vielmehr  hätte 
durch  einen  Anderen  abfassen  lassen  können.  Ein  Hauptpunkt  ist  dabei, 
dass  bei  Diod.  XVIII,  10,  1,  wie  Böhneke  Forschungen  I.  S.  658  geltend 
machte,  eine  Aeusserung  des  Philippos  aus  Duris  (oder  mittelbar  Hiero- 
nymos)  angeführt  wird,  welche  auch  in  dem  Briefe  (§.  19)  steht,  s.  darüber 
Nitsche  König  Philipps  Brief  an  die  Athener,  Berlin  1876.  4.,  vgl.  C.  21. 
A.  204.  223.  341.  Schlechthin  zwingend  ist  freilich  dies  allein  nicht,  denn 
der  Verfasser  des  Briefes  könnte  ja  umgekehrt  eben  aus  Hieronymos  oder 
Duris  geschöpft  haben. 

52)  Cic.  de  off.  II,  14,  48.  extant  epistulae  et  Philippi  ad  Alexandrum 
et  Antipatri  ad  Cassandrum  et  Antigoni  (d.  h. ,  wie  Westermann  II.  S.  12 
bemerkt,  nicht  des  Gonatas,  sondern  seines  Gross vaters)  ad  Philippum 
fdium,  trium  prudentissimorum  (sie  enim  aeeepimus) ,  quibus  praeeipiunt,  ut 
oratione  benigna  multitudinis  animos  ad  benevolentiam  adliciant  militesque 
blande  appellando  deleniant.  Eine  Probe  von  Philippos  giebt  dann  Cic.  15,  53, 
die  Val.  Max.  VII,  2,  10  wiederholt.     Vgl.  Westermann  VI.  S.  15—18. 

53)  Ob  die  Vermuthung  von  Westermann  VI.  S.  17  richtig  ist,  dass 
die  Briefe  an  Alexandros  nur  Theil  einer  grösseren  Sammlung  waren, 
scheint  mir  sehr  zweifelhaft.  Wir  besitzen  noch  die  Fälschungen  in  der 
demosthenischen  Kranzrede  (No.  1—3.  6  b.  Hercher  S.  461 — 467)  wohl 
sicher  erst  nach alexandrini sehen  Ursprungs,  dazu  das  Briefchen  an  Aristo- 
teles b.  Gell.  IX,  3  (No.  7  H.)  und  ein  mit  den  A.  18  zuletzt  erwähnten 
pseudo-aristotelischen  Briefen  verbundenes  und  aus  derselben  Fabrik  stammen- 
des Schreiben  an  Olympias  (No.  8).  Ausserdem  werden  aber  noch  Briefe 
an  Archidamos  (vielmehr  Agis!  so  bemerkt  Westermann),  den  Sohn  des 
Agesilaos,  b.  Pseudo-Plut.  Apophth.  Lac.  218  E,  an  den  Arzt  Menekrates 
(Aelian.  V.  H.  XII,  51.  Ath.  VII.  289  c,  s.  jedoch  A.  63.  64)  und  an  die 
Lakedaemonier  (Plut.  Apophth.  Lac.  233  E.  de  garrul.  17.  21.  511  A.  513  A. 
Rhet.  Gr.  II.  258  W.,  vgl.  Cic.  Tusc.  V,  14,  42,  aus  dessen  Aeusserung  aber 
doch  wohl  nicht  sicher  hervorgeht,  ob  schon  ihm  ein  solcher  vorlag)  an- 
geführt. 

Suskmihi,,  griech.-alex.  Litt.-Oesch.    II.  38 


594     Siebenuuddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brief litteratur. 

Alexandros  dem  Grossen  selbst  schon  in  der  Alexandriner- 
zeit srab,  lässt  sich  mindestens  von  zwei  uns  noch  erhaltenen 
beweisen,  einem  an  Aristoteles54)  und  einem  an  die  Griechen55), 
doch  kann  der  letztere  zu  denen  gehört  haben,  welche  vermuth- 
lich  schon  von  den  ältesten  Geschichtschreibern  dieses  grossen 
Königs  eingeflochten  waren56),  und  es  bleibt  daher  eine  offene 
Frage,  ob  schon  damals  auch  die  von  Plutarchos  und  Arrianos, 
wohl  nur  mittelbar  auch  von  Aelianos,  Pollux  und  Athenaeos 
benutzte  Sammlung57)  vorhanden  war57b),  zu  welcher  auch  um- 
gekehrt die  Briefe  an  Alexandros  angeblich  von  Kleomenes 
aus  Naukratis58)  und  Parmenion59)  und  von  Olymp  ias60)  ge- 

54)  S.  A.  17,  vgl.  A.  24. 

55)  Diod.  XVIII,  8,  4.  Länger  ist  der  dritte,  uns  bei  Arrian.  Anab. 
II,  14,  4—9  überlieferte  an  Dareios,  über  den  vielleicht  ebenso  zu  urtheilen 
ist  wie  über  den  zweiten,  vgl.  A.  57.   Alle  drei  stehen  bei  Her  eher  S.  98  f. 

56)  Wie  Westermann  II.  S.  5  f.  wohl  gewiss  mit  Recht  annimmt. 

57)  S.  Plut.  Alex.  8.  i%  xäv  irtiGxoXwv.  17.  60.  iv  xaig  imaxoXaig. 
Vgl.  Hesych.  'Agonccvoi'  ol  iv  AXs^ctvdgov  iiziüTolcctg.  Tr\xi%ü.'  naget  'AXs- 
h,dv8gco  iv  'ETticxoXaig.    Zxoifiog'  .  .  .  i v  xaig  imaxoXalg  AXs^dvdgov. 

57 b)  Da  die  Arbeiten  Westermanns  schwer  zugänglich  sind,  wird 
der  folgende  kurze  Auszug  aus  ihm  II.  S.  7 — 10  nicht  überflüssig  sein:  an 
Alexippos  (Plut.  AI.  20),  2,  wie  es  scheint,  an  Antipatros  (Plut.  AI.  39  und 
andrerseits  20.  46.  47.  55.  57,  denn  dass  diese  5  Stellen  sich  alle  nur  auf 
einen  Brief  beziehen,  schliesst  Westermann  S.  7  aus  47.  iv  rfj  ngog 
'AvxCnaxgov  ini6xoXrj,  vgl.  auch  de  fort.  AI.  IL  9.  341  C;  von  einem  Briet 
an  Antipatros  spricht  auch  La.  Di.  VI,  44),  2  an  die  Athener  (Arrian.  An. 
I,  10,  4  u.  Plut.  AI.  28),  an  Dareios  (s.  A.  55,  vgl.  Plut.  AI.  29,  auch  lustin. 
XI,  12.  Curt.  IV,  1),  3  an  die  Griechen  (Plut.  AI.  34;  ferner  Diod.  a.a.O., 
vgl.  XVII,  109.  lustin.  XIII,  5;  endlich  Aelian.  V.  H.  II,  19),  an  Hagnon 
(Plut.  AI.  22),  an  Hephaestion  (Plut.  AI.  41),  an  Kleomenes  (Arrian.  VII, 
23,  6  f.),  an  Krateros,  Attalos  und  Alketas  (Plut.  AI.  56),  an  Leonidas 
(Plut.  AI.  25,  vgl.  Apophth.  reg.  179  E),  an  Megabyzos  (Plut.  AI.  42),  3  an 
Olympias  (Plut.  AI.  27.  Arrian.  VI,  1,  4 f.  Poll.  VI,  87;  über  einen  vierten 
b.  Gell.  XIII,  4,  2  vgl.  A.  60),  an  Parmenion  (Plut.  AI.  22),  an  Pausanias 
(Plut.  AI.  41),  2  an  Peukestas  (Plut.  AI.  41.  42),  an  Philoxenos  (Plut. 
AI.  22.  Ath.  I.  22  d,  vgl.  Plut.  de  fort.  AI.  I.  12.  333  A),  an  Phokion  (Plut. 
Phoc.  17.  18.  AI.  39.  Aelian.  V.  H.  I,  25),  an  die  Satrapen  Asiens  (Atb. 
XI.  784  a),  an  Theodoros  (Plut.  Amator.  16.  760  C).  Ein  Brief  an  die 
Römer  wird  schon  von  Strabon  V.  232  erwähnt,  aber  West  er  mann  II.  S.  10 
bemerkt  dazu:  „nisi  hie  Alexander  Epirota  est:  Macedonem  enim  tunc  ne 
fama  quidem  Bomanis  notum  fuisse  arbitratur  Livius  IX,  18". 

58)  Ath.  IX.  393  c.  KXsoiisvrjg  iv  xij  ngog  'AXe^avdgov  ini6xoXij  ygdcpcov 
ovxcog  k.  t.  X.     S.  Westermann  IV.  S.  7  f. 

59)  Ath.  XI.  781  f.  iv  xccig  Ttqog  'AXi^avögov  iniaxoXccLg  u.  XIII.  607  f — 
608  a.   iv  xfj  ngog  AXi^ccvdgov  ini6xoXrj  (mit  2  wörtlichen  Fragmenten).    Die 


Pseudo-Alexandros.     Pseudo-Agesilaos.  595 

hört  haben  mögen;  jedenfalls  schon  aus  der  Alexandrinerzeit 
aber  stammt  ein  noch  erhaltener  derartiger  gefälschter  Brief  des 
Kalanos61).  Dass  ferner  unter  dem  Namen  des  Antipatros 
gleichfalls  auch  noch  Briefe  an  Alexandros  und  an  Andere  vor- 
handen waren,  leidet  keinen  Zweifel 7  aber  ihre  Entstehungszeit 
und  Entstehungsart  mag  eine  verschiedene  gewesen  sein62). 

Aus  ungewisser  Zeit  sind  die  angeblichen  Briefe  des  Spartaner- 
königs Agesilaos,  von  denen  uns  noch  Spuren  geblieben  sind, 
und  unter  denen  einer  von  anderen  Seiten  dem  Philippos  bei- 
gelegt wurde03),  nämlich  das  Antwortschreiben  auf  den  uns 
noch64)   erhaltenen,    auf   den   Namen    des    syrakusischen    Arztes 


weiteren,  gewiss  zum  Theil  richtigen  Erzählungen  über  Briefe,  welche  P. 
geschrieben  hatte,  s.  b.  Westermann  VI.  S.  10. 

60)  Einzelne  derselben  werden  wohl  schon  aus  den  Geschichtschreibern 
des  Alexandros  stammen,  s.  Gell.  XIII,  4,  1  ff.  in  plerisque  monimentis  rerum 
ab  Alexandro  gestarum  et  paulo  ante  in  libro  M.  Varronis,  qui  inscriptus 
est  Orestes  vel  de  insania,  Olympiadem  .  .  .  festivissime  rescripsisse  legimus 
Alexandro  filio  etc.,  andere  waren  sicher  aus  der  epistolographischen  Werk- 
stätte, s.  Ath.  XIV.  659  f.  Plut.  AI.  39  hat  vermuthlich  doch  wohl  auch 
hier  aus  der  nämlichen  Sammlung  geschöpft.  Schlechtweg  einen  Brief  der 
0.  erwähnt  Poll.  VII,  28.    S.  Westermann  VI.  S.  8 f. 

61)  Denn  diesen  theilt  schon  Philon  Omnem  probum  liberum  esse  T.  II. 
p.  460  Mangey  mit.     S.  Westermann  IV.  S.  5.     Hercher  S.  192. 

62)  Ob  Arrian.  Anab.  VII,  12,  6  und  Plut.  AI.  39  ihre  Nachrichten  über 
Briefe  des  Antipatros.  an  Alexandros  aus  älteren  Geschichtschreibern  oder 
einer  Briefsammlung  haben,  steht  dahin,  aus  der  ersteren  Quelle  hat  sicher 
lustin.  XII,  1  mittelbar  die  seinen,  aus  der  letzteren  ist  ebenso  unzweifel- 
haft, was  Plut.  Comp.  Coriol.  et  Alcib.  3.  Comp.  Aristid.  et  Cat.  2  aus 
einem  Briefe  über  den  Tod  des  Aristoteles  mittheilt.  Diese  Sammlung 
kann  nun  aber  füglich  2  Bücher  umfasst  haben,  und  wenn  daher  Suid. 
AvxCnaxQoq  'ioXccov  schreibt:  kuxsXuiev  'JLniGxoXöiv  6vyyQd^cLxcc  sv  ßißXioig 
dvoi,  so  ist  kein  genügender  Grund  zu  dem  Verdacht  von  Westermann 
II.  S.  5  vorhanden,  als  ob  dies  eine  Verwechselung  mit  Antipatros  von 
Hierapolis  (unter  Septimius  Severus)  sei;  irgend  etwas  Aechtes  war  freilich 
in  Wahrheit  kaum  in  jener  enthalten. 

63)  Westermann  IL  S.  4 f.:  „Plutarchum  si  audis  (Ages.  10.  Apophth. 
191  A.  209  E.  210  D.  211  B.  213  A.  Praec.  pol  807  F),  multa  egit  Agesi- 
laus  per  epistolas:  quae  quam  sint  incerta  et  suspecta,  cum  per  se  apparcat 
(sc.  memoriter  talia  tradebantur  aut ,  prout  usus  esset,  ab  historiae  scripto- 
ribus  fingebantur),  tum  ex  eo  intellegitur,  quod  quam  Agesilao  tribuit  epistolam 
191 A  et  213  A,  Philippo  Macedoni  tribuunt  Aelian.  V.  H.  XII,  51  et 
Ath.   VII.  289  e".     S.  A.  64  u.  vgl.  A.  53. 

64)  Bei  Ath.  a.  a.  0.  d,  worauf  es  dann  e  heisst:  7iqos  ov  cos  [isXuyxo- 
Xwvxct  iniaxeXXsv   6    ^CXinnos'   „(f&iXimiosy  MsvsiiQccxti  vyiaivsiv"  (ebenso 

38* 


596     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

Menekrates  gefälschten  Briefes.  Ein  Gleiches  gilt  von  denen, 
welche  dem  Redner  Lykurgos65),  Antiochos  dem  Grossen66), 
dem  Eumenes67),  dem  König  Amasis  von  Aegypten68),  dem 
Pherekydes  von  Syros69),  Thaies70),  dem  Thrasybulos  von 
Miletos  und  Periandros71),  Anaximenes  von  Miletos 72), 
Cheilon73),  Solon  und  Peisistratos 74),  Pittakos75),  dem 
Arzte  Diokles  von  Karystos76)  untergeschoben  waren77).    Recht 


Ael.  a.  a.  0.  avTByQuips  8s  nccl  6  <£.  x.  r.  X.).  naganlrjcicog  de  stisgtsXXe 
(näml.  MsvsKQUTrjg,  der  sich  selbst  Zsvg  nannte)  xca  'AQ%id<i[LCö  ta  Acc-ks- 
dcti[iovicov  ßccoiXst  x.  t.  X.:  aus  Archidamos  ist  also  bei  Pseudo-Plnt. 
a.  a.  0.  Agesilaos  geworden  und  auf  diesen  die  Antwort  des  Philippos  über- 
tragen. 

65)  Nur  Suid.  Avuovqyog  erwähnt  sie. 

66)  Zwei  solche  stehen  bei  Ioseph.  A.  I.  XII,  3  und  gehören  unter  die 
jüdischen  Fälschungen,  ausserdem  begegnet  uns  aber,  wie  es  scheint,  noch 
die  Spur  eines  dritten  b.  Eustath.  z.  IL  T,  407.  p.  1214,  41  ff.:  iv  iniGtoXfi 
xov  ßccaiXscog  'Avtioxov,  vgl.  West  er  mann  II.  S.  13. 

67)  Plut.  Eum.  11.  ix  tcov  iniatoXav.  Lucian.  de  laps.  8.  Wester- 
mann Y.  S.  4. 

68)  An  Bias,  Plut.  Sept.  sap.  conv.  6.  151  B,  abgedr.  b.  Her  eher 
S.  100.   No.  2. 

69)  An  Thaies  b.  La.  Di.  I,  122.  Westermann  Vi.  S.  15.  Hercher 
S.  460. 

70)  An  Pherekydes  v.  Syros  u.  an  Thaies  b.  La.  Di.  I,  43  f.  Wester- 
mann VIII.  S.  4.     Hercher  S.  740. 

71)  Von  Letzterem  an  die  Weisen  und  an  Prokies,  von  Ersterem  an 
Letzteren  b.  La.  Di.  I,  99  f.  Westermann  VI.  S.  10.  VIII.  S.  9.  Hercher 
S.  408.  787. 

72)  Zwei  solche  Briefe  an  Pythagoras  stehen  bei  La.  Di.  II,  4.  5,  ab- 
gedr. b.  Hercher  S.  106.     Vgl.  Westermann  II.  S.  12. 

73)  An  Periandros  b.  La.  Di.  I,  73.  Westermann  IV.  S.  5.  Hercher 
S.  193. 

74)  Von  Ersterem  an  Periandros,  Epimenides,  Peisistratos,  Kroesos, 
von  Letzterem  an  Ersteren  b.  La.  Di.  I,  64—67  u.  53  f.,  vgl.  Suid.  'Eni- 
[isvidrjg.  ngog  xovxov  yqücpsi  2oXcov  6  vofio&STrjg,  iisfitpofisvog  xr\g  noXscog 
Y.uftuQ6iv  (es  ist  der  erhaltene  Brief  gemeint).  Westermann  VI.  S.  21. 
VII.  S.  18.     Hercher  S.  490.  636  f. 

75)  An  Kroesos  b.  La.  Di.  I,  81.  Westermann  VI.  S.  21.  Hercher 
S.  491. 

76)  'EiticroXr]  7tgocpvXayitL'iirj  an  König  Antigonos,  erhalten  bei  Paul, 
v.  Aeg.  I,  100.  Vgl.  Sprengel-Rosenbaum  Gesch.  der  Med.  I4.  S.  463f. 
Westermann  IV.  S.  14. 

77)  Wie  es  mit  der  Aechtheit  der  von  Dionysodoros  (s.  C.  30.  A.  97) 
gesammelten  Briefe  von  Ptolemaeos  I  stand,  lässt  sich  heute  nicht  mehr 
entscheiden;  wenn  der  Sammler  wirklich  der  Aristarcheer  war,  so    spricht 


Gefälschte  Briefe.  597 

frühen  Zeiten  der  alexandrinischen  Periode  verdankten  dagegen 
diejenigen  ihren  Ursprung,  welche  sich  für  Werke  des  jüngeren 
Dionysios  von  Syrakus78)  und  des  Telauges79),  sei  es  nun 
des  wirklichen  oder  erdichteten  Sohns  von  Pythagoras,  ausgaben; 
es  ist  daher  wohl  möglich,  dass  ein  Gleiches  auch  von  einem 
Theile  derer  gilt,  welche  als  Schriftstücke  von  Pythagoras  selbst80) 
und  von  verschiedenen  Pythagoreern  und  Pythagoreerinnen81)  in 

dies  für  dieselbe.  Vgl.  Westermann  VII.  S.  12,  der  noch  hinzufügt: 
„ceterum  epistola  Ptolemaei,  qua  Menandrum  et  Phüemonem  poetas  ad  se 
invüasse  credebatur,  quaque  usus  est  Alciphron  Epist.  II,  3  et  4"  (vgl.  C.  8. 
A.  38)  „utrum  sylloges  illius  auctoritate  an  solo  rumore  vel  artificio  nitatur, 
non  disputo<(.  —  An  der  Aechtheit  von  dem  Geschäftsbriefe  des  Arkesilaos 
bei  La.  Di.  IV,  44  (abgedr.  b.  Her  eher  S.  131)  scheint  auch  West  er- 
mann III.  S.  3  mit  Recht  nicht  zu  zweifeln. 

78)  Suid.  Jiovvoiog,  vibg  xov  EineXlag  xvqdvvov,  xai  avxbg  xvoavvog 
■aal  tpiXoöoyog.  'EmaxoXag  neti  neol  xav  noLr^axav  'Enixüofiov.  Den  An- 
fang eines  solchen  Briefes  (nämlich  Einladungsschreibens)  an  Piaton  giebt 
schon  der  7.  pseudo-platonische  339  B.  C  (s.  A.  24)  wieder:  enepipe  de  em- 
axoXrjv  näw  nanoav  .  .  .  xr\v  ocQxrjv  i'xovoa  f\  ini6xoXr\  xrjde  7trj  cpqd^ovGwa.x.X. 
Vgl.  auch  Pseudo-Plat.  Ep.  III.  317  B.  Bruchstücke  aus  einem  oder 
mehreren  Briefen  an  Speusippos  finden  sich  bei  La.  Di.  IV,  2  (ngbg  avxbv 
ygccipcov)  und  Ath.  VII.  279  e  (iv  xccig  ngog  avxbv  sTtiGToXalg) ,  vgl.  XII.  646  d 
(iv  xrj  Tcgog  avxbv  inioxolfj).     Vgl.  Westermann  IV.  S.  21. 

79)  Denn  schon  Neanthes  Fr.  20  bei  La.  Di.  VIH,  55  (vgl.  C.  21.  A.  478) 
sagte:  xr\v  yccg  nsQicpsqo^svriv  nobg  TrjXavyovg  iniöxoXijv  .  .  .  pr]  slvai 
a^LOTaoxov.  La.  Di.  schreibt  ebendas.  34:  övyyQa(i(ia  de  cpegexai  xov  Tr\- 
Xavyovg  ovdev,  aber  53:  Tr}Xavyr}g  de  6  xov  üv&ayoQOV  naig  iv  xr\  nqbg 
<biX6Xaov  ini6xoXij  und  74:  iv  Se  xeo  nooeioruievco  Tr\Xavyovg  iniGxoXioa:  es 
ist  der  von  Neanthes  erwähnte  kurze  Brief  gemeint,  und  vielleicht  gab  es 
unter  dem  Namen  des  T.  eben  nur  diesen,  der  denn  in  der  That  nicht  als 
6vyyQa[i[ia  gerechnet  werden  konnte.     Vgl.  Westermann  VIII.  S.  4. 

80)  An  Anaximenes  b.  La.  Di.  VIII,  49,  wahrscheinlich  als  Antwort 
auf  dessen  zweiten  vorgeblichen  Brief  an  ihn,  s.  A.  72.  Ausserdem  sind 
zwei  andere  an  Hieron  und  Telauges  erhalten.  S.  Westermann  VII.  S.  13. 
Die  beiden  letzteren,  ohne  Zweifel  späten  Ursprungs,  stehen  bei  Orelli 
S.  51  f.,  die  beiden  ersteren  bei  Hercher  S.  601,  vgl.  S.  LXVI. 

81)  Erhalten  sind  angebliche  Briefe  von  Lysis,  Melissa,  Myia,  Theano, 
zu  finden  bei  Hercher  S.  601—608  (vgl.  S.  LXVIIf.),  denen  allen  aber 
freilich  ein  so  alter  Ursprung  nicht  zuzutrauen  ist;  höchstens  könnte  der  eine 
oder  andere  aus  der  letzten  alexandrinischen  Zeit  sein;  die  drei  der  Theano 
sind  attisch,  die  anderen  dorisch  geschrieben.  Aus  dem  des  Lysis  ist 
Einiges  bei  La.  Di.  VIII ,  42  ausgezogen  und  der  grösste  Theil  bei  Iamblich. 
V.  P.  17.  §.  75  —  78  (p.  53,  14  ff.  Nauck)  aufgenommen,  auch  kennen  ihn 
Synes.  Epist.  143  und  Eustath.  z.  II.  ß,  851.  p.  360,  42  ff.  (aus  Iamblich.). 
Einen  nicht  erhaltenen  von  Theano  an  Timandra  erwähnt  Poll.  X,  21. 
S.  Westermann  V.  S.  19  f.  VI.  S.  4.  8.   VIII.  S.  4  f. 


598     Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.    Roman.    Brieflitteratur. 

Umlauf  gesetzt  waren ,  wie  höchst  wahrscheinlich  von  dem  einen 
der  beiden  uns  als  Werke  des  Archytas  überlieferten  Briefchen82) 
und  sicher  von  sonstigen  ihm  untergeschobenen,  aber  nicht  er- 
haltenen Episteln 82b),  während  der  andere83)  und  überhaupt 
weitaus  die  meisten  Machwerke  dieser  Art  sicher  erst  seit  dem 
Aufkommen  des  Neupythagoreismus  entstanden.  Die  angebliche 
Epistel  der  Sokratiker  Erastos  und  Koriskos  von  Skepsis  an 
Piaton84)  scheint  ein  Antwortschreiben  auf  den  sechsten  pseudo- 
platonischen Brief  gewesen  zu  sein85)  und  also  aus  denselben 
Kreisen  zu  stammen,  aus  denen  der  letztere  und  dessen  Nach- 
ahmungen hervorgegangen  waren,  und  auf  dieselbe  Fabrik  wie 
diese  alle  nebst  den  dem  jüngeren  Dionysios  und  dem  Speusippos 
und,  so  weit  sie  sich  auf  Piaton  beziehen  und  belogen,  auch  den 
dem  Archytas  untergeschobenen  werden  wohl  auch  die  Briefe 
des  Dion  an  Piaton  und  Andere  zurückzuführen  sein,  von  denen 
wir  aber  weiter  Nichts   wissen86),   und   nicht   minder   derjenige, 

82)  An  den  jüngeren  Dionysios:  Aufforderung  den  Piaton  unversehrt 
zu  entlassen,  b.  La.  Di.  III,  21  f.,  vgl.  VIII,  79.  ovto'g  (näml.  'AQxvtag)  ioxiv 
b  IJXätajva  Qvodfisvos  di'  EmazoXijg  srapa  diovvöiov  [isXXovr'  ccvociQ£i6d-ea. 
Von  früheren  Briefen  des  A.  und  der  Tarentiner  an  Piaton,  um  diesen  zu 
der  dritten  sikelischen  Reise  zu  bewegen,  spricht  schon  der  7.  pseudo- 
platonische Brief  339  D ,  dessen  Verfasser  sie  also  schon  vorfand  oder  selbst 
gemacht  hatte.  Es  ist  also  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  dass  aus  ähnlicher 
Mache  auch  jener  an  den  jungem  Dionysios,  sei  es  früher,  sei  es  später, 
hervorgegangen  ist,  vgl.  A.  88. 

82 b)  S.  das  eben  A.  82  Dargelegte. 

83)  S.  A.  21  u.  C.  32.  A.  468.  469.  Beide  Briefchen  stehen  bei  Hercher 
S.  132.  Ueber  beide  bemerkt  Westermann  III.  S.  3  f.  mit  Recht,  dass 
sie  aus  einer  umfassenderen  Sammlung  von  Briefen  des  A.  in  den  La.  Di. 
(mittelbar)  gelangt  sind,  denn:  „quae  ad  'posteriorem  Platonem  rcscripsisse 
refert  Diog.  VIII,  81,  ad  verbum  descripta  sunt  ex  epistolarum,  quae  Pia- 
tonis nomine  inscriptae  circumferuntur ,  duodecima",  s.  A.  21. 

84)  Poll.  X,  150.  Westermann  IV.  S.  8  f.  Strab.  XIII.  608  bezeichnet 
sie  als  Sokratiker  und  den  Koriskos  als  Vater  jenes  Neleus,  der,  ein 
Schüler  des  Aristoteles  und  Theophrastos ,  nach  dem  Tode  des  Letzteren 
in  den  Besitz  der  Bibliothek  Beider  kam  (s.  C.  32.  A.  322),  La.  Di.  III,  4G 
als  Schüler  Piatons:  sicher  gehörten  sie  dem  Verbände  der  Akademie  gleich 
Aristoteles  an:  bei  Letzterem  ist,  um  mit  Bonitz  Ind.  Aristot.  405a  35  ff. 
zu  reden  „KoQioytog  usitatum  nomen  ad  signißcandum  quemlibct  hominem". 

85)  Der  an  sie  und  an  Hermias  von  Atarneus  gerichtet  ist,  vgl.  Boeckh 
Hermias  von  Atarneus,  Abhh.  der  Berl.  Akad.  1853.  S.  138  f.  =  Kl.  Sohrr. 
V.  S.  191  f.  —  Ich  folge  der  Vermuthung  Westermanns  a.  a.  0. 

86)  Unsere  einzige  Quelle  ist  Suid.  dt'cov  ^IitnccqCvov  .  .  .  tyQcctyzv 
eniGzoXccg  Ttqog  TlXattova  %ai  aXXovg  xivdg.     Vgl.  West  ermann  IV.  S.  19. 


Gefälschte  Briefe.  599 

welcher  von  dem   Sokratiker  Aeschines   an  den  jüngeren  Dio- 
nysos87) geschrieben  sein  sollte88).     Endlich  die  Briefe  des 

Anacharsis  hielt  schon  Cicero  für  acht89).  Ob  aber  wirk- 
lich Cicero  selbst  und  Brutus  auch  griechische  Briefe  geschrieben 
und  herausgegeben  hatten,  lässt  sich  wohl  kaum  mit  auch  nur 
aunähernder  Sicherheit  entscheiden;  waren  aber  die  dem  Plutar- 
chos00)  vorliegenden  Sammlungen  unächt,  so  fiel  die  Fälschung 
natürlich  erst  in  die  älteren  christlichen  Zeiten;  die  uns  unter 
dem  Namen  des  Brutus  überkommenen  Machwerke  sind  wohl 
sehr  späten  Datums91). 


87)  Nicht  an  den  älteren,  wie  Westermann  II.  S.  4  angiebt,  s.  A.  88 
und  Meineke  F.  C.  G.  I.  S.  507. 

88)  La.  Di.  II,  63.  cpsgsxai  8s  xai  sniGioXr}  ngbg  Aiovvgiov  Aig%ivov. 
Unmittelbar  voraufgeht  Folgendes:  tprjGi  8s  üoXvyigixog  6  MsvSaiog  (Fr.  2) 
sv  reo  ngcoxip  xav  nsgl  Aiovvgiov  d%gi  ti]g  syutxooGscog  Gv^ßicovai  avxov  xco 
xvgdvvia  Kai  tag  xfjg  Aimvog  etg  ZvgaxovGag  neefi-odov,  Xsycov  slvai  gvv 
avreo  Kagnivov  xov  Hco{iG)do7COi6v  {xgaycoSoitoiöv  Meineke  a.  a.  0.).  Ich 
glaube,  dass  es  eine  Sammlung  aller  dieser  sich  um  Piaton,  Dion  und  den 
jüngeren   Dionysios    drehenden   Briefe    gab ,    aber    beweisen    kann   ich    es 

!  freilich  nicht. 
89)  Denn  er  übersetzt  V,  32,  90  den  5.  ins  Lateinische.    Es  sind  ihrer  9, 
wozu  als  10.  noch  der  bei  La.  Di.  I,  105  mitgetheilte   an  Kroesos   kommt, 
s.  Westermann  II.  S.  11  f.     Hercher  S.  102—105. 

90)  Brut.  2.  'Pcöucc'Catl  \isv  ovv  t\g%j\xo  ngbg  xdg  8is£,68ovg  xal  xovg 
dymvag  tneevaig  6  Bgovxog,  ^EXXtjvigxI  Ss  xrjv  dnocpd'syfiaxi'arjv  xal  Aav.(ovi- 
htjv  snixr\8sv(ov  ßga%vXoy£av  sv  xatg  sitiGxoXaig  svia%ov  7iagdGrj(i6g  sgxiv. 
olov  i]dr}  yiccd'satrj'ncog  slg  xov  noXsfiov  ygdqpsi  toig  IJsgyaiirjvoig'  „axoveo 
vficcg  x.  x.  X."  ndXiv  Eapioig'  „af  ßovXal  x.  x.  X.u  xal  naget  TLaxagsrnv 
sxsgav  „Bdvd'ioi  xrjv  x.  x.  X",  s.  A.  86.  Cic.  24.  sniGxoXal  8\  nagd  xov 
Kwsgavog  slgl  ngbg  'Hpcod^v,  sxsgai  8s  ngbg  xov  vföv,'  syHsXsvofisvov  GVfi- 
rpiXooocpsiv  Kgaxinnio  (vgl.  C.  32.  A.  343.  344).  Togyiav  8s  xov  gr\xoga 
aixico[isvog  stg  rjSovdg  xal  noxovg'  ngodysiv  xb  [isiganiov  dnsXavvsi  xrjg 
GvvovGiccg  avxov.  xal  G%sdbv  avxr}  xs  xäv  ^EXXrivwcov  fiia  xal  8svxsga  ngbg 
IJsXona  xov  Bv^dvxiov  sv  ogyij  xivi  ysyganrai,  xov  (isv  Togyiav  avxov 
ngoGiqKÖvxcog  Inmonxovxog ,  si'nsg  r\v  apavXog  xal  dnoXaGxog,  fjnsg  sSohsi, 
ngbg  8s  xov  TJsXona  fiitigoXoyovfisvov  xal  lis^itpi^oigovvxog  mensg  d^sX-q- 
Gavxa  xi[idg  xivag  avxm  xal  ipr}q?iG[iaxa  nagd  Bv£avxicov  ysvsG&ai.  Vgl. 
West  ermann  IV.  S.  3  f.  7.  Dass  Niemand  sonst  dieser  Briefe  gedenkt, 
erweckt  wenigstens  kein  günstiges  Vorurtheil  dafür,  dass  sie  acht  ge- 
wesen seien. 

91)  Sie  stehen  bei  Hercher  S.  177—191.  Vgl.  Westermann  IV. 
S.  3—5.  Die  drei  von  Plut.  a.  a.  0.  mitgetheilten  Briefchen  finden  sich 
freilich  unter  ihnen  wieder,  aber  mit  Recht  erklärt  es  Westermann  nach 
dem  Vorgang  Anderer  für  möglich,  ja  einigermassen  wahrscheinlich, 
„Plutarchum  aliunde  haec  habere,  fdlsarium  vero  his  ipsis  vestigiis  ad  fraudem 


600      Siebenunddreissigstes  Capitel.     Novelle.   Roman.   Brieflitteratur. 

Ob  Sotion92)  mit  Recht  die  zu  seiner  Zeit  unter  dem  Namen 
des  Kynikers  Diogenes  vorhandenen  Briefe  für  acht  erklärte, 
oder  ob  sie  erst  aus  dessen  Schule  stammten,  können  wir  nicht 
mehr  beurtheilen;  die  auf  uns  gekommenen  29  sind  ohne  Zweifel 
erst  eine  späte  Fälschung93). 

Verdächtig  ist  auch  der  Ursprung  eines  angeblich  von 
Menedemos  aus  Eretria  verfassten  Briefes,  von  dem  uns  der 
Anfang  erhalten  ist94). 

Ueber  die  Briefe  des  Kynikers  Krates  oder  Pseudo-  Krates 
B,  C.  2.  S.  30  mit  A.  8495)?  über  die  gefälschte  Correspondenz 
zwischen  Antigonos  Gonatas  und  Zenon  von  Kition  C.  2. 
A.  175,  über  Pseudo-Aratos  C.  10.  A.  11,  über  Pseudo- 
Menandros  C.  8.  A.38,  über  Pseudo-Epimenides  C.32.  A.239, 
über  die  jüdischen  Brieffälschungen  C.  38 96). 

Zu  diesen  Fälschungen  und  ächten  Privatcorrespondenzen 
kommen  nun  aber  die  zahlreichen  Fälle,  in  denen  der  Brief  ent- 
weder eine  vom  Urheber  gewählte  Kunstform  der  Darstellung97) 

faciendam  inductum  Plutarchea  demum  in  suum  usum  convertisse  ad  corum- 
que  exemplum  reliqua  confinxisse" '. 

92)  Bei  La.  Di.  VI,  80  (vgl.  C.  19.  A.  28).  Vgl.  La.  Di.  VI,  23.  rov  sv 
tco  [itjtQcpa)  nCQ'ov  %6%ev  olnictv,   <bg  nui   ctvtbg  iv  zotig  87ti6ToXccig  dLccaecysC. 

93)  Bei  dem  16.  ist  vielleicht  der  ältere,  möglicherweise  ächte  benutzt, 
den  La.  Di.  a.  a.  0.  anführt.  Im  Uebrigen  s.  Westermann  IV.  S.  15—18. 
Hercher  S.  XXXV-XXXIX.  235-258. 

94)  Bei  La.  Di.  II,  141,  vgl.  Westermann  VI.  S.  5.  Man  müsste, 
wenn  das  Schriftstück  acht  war,  annehmen,  dass  Menedemos,  der  sonst 
keine  Schriften  veröffentlichte,  mit  diesem  zu  seiner  Rechtfertigung  ge- 
schriebenen Briefe  eine  Ausnahme  gemacht  und  selbst  dafür  gesorgt  habe, 
dass  er  auch  ins  Publicum  drang. 

96)  Von  den  erhaltenen  gilt  Dasselbe  wie  von  denen  des  Pseudo- 
Diogenes, s.  Westermann IV.  S.  10.  Hercher  S.  XXXIII— XXXV.  208— 217. 

96)  Vgl.  auch  noch  Westermann  II.  S.  12.  III.  S.  3.  V.  S.  3.  VI.  S.  4. 
VIII.  S.  11.  Beiläufig  bemerkt  sei  hier  noch,  dass  die  angeblichen  Briefe 
des  Herakleitos  und  des  Hippokrates  nebst  Zubehör  erst  nachalexan- 
drinisch  sind.  Ueber  die  Entstehungszeit  der  ersteren  s.  Bernays  Die 
herakleitischen  Briefe,  Berlin  1869.  8.  Spät  entstanden  sind  wahrscheinlich 
die  des  Xenophon,  und  zwar  nicht  bloss  der  in  den  Episteln  der  So- 
kratiker  enthaltene,  sondern  auch  diejenigen,  aus  denen  Stobaeos  Auszüge 
giebt,  s.  Westermann  VIII.  S.  11.  Hercher  S.  LXXXV.  788-791, 
desgleichen  die  des  Euripides,  s.  Westermann  V.  S.  4  f.  Hercher. 
S.  XL  f.  275-279. 

97)  Das  ältste  uns  bekannte  Beispiel  dieser  Art  sind  die  betreffenden 
epideiktischen  Spielereien  des  Lysias,  falls  sie  wirklich  schon  von  ihm 
herrührten.     Das  lässt  sich  nun  freilich  ebenso   wenig  beweisen   wie  das 


Gefälschte  Briefe.  601 

oder  bequeme  Lehrforin  war  und  derer  im  Voraufgehenden  bereits 
gedacht  ist98).  Eines  besonderen  Eingehens  auf  diesen  Punkt 
bedarf  es  wohl  kaum:  die  Sache  ist  an  sich  klar. 


Achtunddreissigstes  Capitel. 

Die  jüdisch -hellenistische  Litteratur1). 

Ein  eigenthüialicher  Nebenzweig  der  hellenistischen  Litteratur 
wird  abgesehen  von  den  griechischen  Uebersetzuugen  hebraeischer 
Bücher  durch  eine  Reihe  sehr  verschiedener  Werke  gebildet,  welche 
von  jüdischen  Verfassern  meistens  in  Alexandreia;  aber  zum  Theil 


Gegentheil,  an  welches  zu  glauben  Westermann  V.  S.  17—19  geneigt  ist. 
Sollte  aber  auch  dieser  Glaube  der  richtige  sein,  so  bleibt  es  immer  noch 
ebenso  gut  möglich,  dass  sie  bereits  in  der  späteren  attischen,  als  dass  sie 
erst  in  der  alexandrinischen  Zeit  entstanden  seien. 

98)  Ueber  die  Lehrbriefe  des  Ariston  von  Chios,  Sphaeros,  Epi- 
kuros,  Arkesilaos,  Karneades,  Demetrios  von  Phaleron,  Straton 
von  Lampsakos,  Hieronymos  von  Rhodos  (?),  Eratosthenes  u.  Pseudo- 
Eratosthenes,  Philochoros,  Pseudo-Manethon,  Polemon,  Aristo- 
genes,  Timagenes  von  Miletos  s.  C.  2.  A.  248.  301.  437.  602.  632.  697 
(mit  d.  Nachtr.  hinter  diesem  2.  Bd.).  724.  773.  C.  15.  A.  64.  72.  73.  C.  21. 
A.  374.  428.  431.  C.  22.  A.  159—162.  C.  24.  A.  36.  C.  33.  A.  177  und  vgl. 
Westermann  III.  S.  5  f.  IV.  S.  5.  11.  21  f.  V.  S.  3  f.  7.  VI.  S.  4.  19. 
VII.  S.  9.  19  f.  VIII.  S.  9.  Auch  die  oben  (s.  A.  76)  bereits  erwähnte 
iniotolrj  nQocpvXaKuxri  von  Pseudo-Diokles  gehört  genauer  in  diese 
Classe.  Ueber  unsaubere  unter  dem  Namen  des  Chrysippos  umlaufende 
Briefe,  welche  der  Stoiker  Diotimos,  der,  wie  schon  C.  32.  A.  28  bemerkt 
wurde  (wo  auch  dies  hätte  erwähnt  werden  sollen),  dem  Epikuros  sittenlose 
Briefe  aus  eigner  Fabrik  unterschob,  gleichfalls  auf  diesen  abzuwälzen 
suchte,  berichtet  La.  Di.  X,  3:  xal  6  za  stg  XqvGimtov  ccvcccpSQÖiievcc  etzl- 
gzoIlcl  ag  'EniHovQov  cvvzu^ccg.  Ueber  die  gastronomischen  Briefe  des 
Hippolochos  und  des  Lynkeus  s.  C.  25.  S.  881  f.,  vgl.  C.  18.  A.  6.  8 
und  Westermann  V.  S.  11.  17,  über  die  Satiren  des  Menippos  in  Brief  - 
form  s.  C.  2.  A.  139;  wir  besitzen  auch  noch  ein  spät  ihm  untergelegtes 
Briefchen,  s.  Westermann  VI.  S.  5.  Hercher  S.  400.  —  Sehr  zu 
wünschen  wäre  übrigens  ein  neuer,  zusammenfassender  Abdruck  von 
Westermanns  trefflichen  Arbeiten,  der  sie  erst  recht  fruchtbar  und 
weiteren  Kreisen  zugänglich  machen  würde,  ungleich  wünschenswerther  als 
sehr  Vieles,  was  jetzt  leider  gedruckt  wird. 

1)  S.  zum  Folgenden  besonders  das  ganz  vortreffliche  Werk  von 
S  c  h  ü  r  e  r  Geschichte  des  jüdischen  Volkes  im  Zeitalter  Jesu  Christi, 
Leipzig  1886.  1890.  II.  8.  Den  gütigen  Mittheilungen  des  Verf.  verdanke 
ich  auch  meine  Angaben  über  die  seit  1886  erschienene  Litteratur. 


602      Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

auch  im  Mutterlande  oder  von  Samaritern  von  vorn  herein 
griechisch  geschrieben  waren.  Denn  so  sehr  diese  Litteratur  auch 
zu  deu  Beweisen  dafür  gehört,  wie  stark  selbst  in  Palaestina 
allmählich  griechische  Sprache  und  Bildung  eindrang,  so  bewahrt 
trotzdem  auch  in  Alexandreia  diese  Schriftstellerei  ein  Gepräge 
nationaler  Abgeschlossenheit  und  eines  lediglich  nationalen  Inter- 
esses, durch  welches  auch  das  Gemeingriechisch,  dessen  sie  sich 
bediente,  eine  ganz  besondere  hebraeische  Färbung  empfinglb). 

Nachdem  schon  unter  den  ersten  Begründern  von  Alexan- 
dreia sich  auch  Juden  befunden  hatten  und  sodann  eine  grössere 
jüdische  Colonie  dort  bereits  durch  Ptolemaeos  I  angesiedelt  war, 
hielten  er  und  seine  meisten  Nachfolger  grosse  Stücke  auf  diesen 
Theil   ihrer   Unterthanen2),    der   sich    allmählich    erheblich   ver- 


lb)  Ob  freilich  bei  Kleomed.  p.  91  Balf.  112  Bake.  166,  9  ff .  Ziegler 
(s.  C.  2.  A.  394b)  xcl  de  (er  spricht  von  den  Ausdrücken  bei  Epikuros)  dnb 
[leörjs  ngoGev%r)g  ncci  xav  in'  avXotig  (so  Ziegler  f.  ccvxjj  oder  otvxccig) 
nooGaixovvxcov ,  'Iovöocixa  xiva  nccl  nccQccy.e%ctgctyiieva,  das  'iovdaCnd  richtig 
oder  mit  Meineke  %vdct'C%d  oder  mit  Bernhardy  Gr.  L.-G.  I3.  S.  493 
ccvttis  (oder  avxij  ?)  nqoGccixovvxcav  'iovdalav,  %vduid  zu  schreiben  ist,  la9se 
ich  dahingestellt. 

2)  Die  Quelle  der  Nachrichten  bei  Iosephos  scheinen  freilich  Pseudo- 
Hekataeos  und  Pseudo-Aristeas  gewesen  zu  sein,  doch  beruhten  gewisse 
allgemeine  Grundzüge  von  deren  Angaben  doch  wohl  auf  wirklich  ge- 
schichtlicher Ueberlieferung.  S.  Ioseph.  A.  I.  XII,  1,  3  ff.  6  de  TlxoXefictiog 
noXXovg  atxfnxXcoxovg  Xotßcbv  dnb  xe  xrjg  oosivrjg  'iovdaCag  %ccl  xeov  neql  xb 
^IsQoaoXvfia  xonoov  xat  xijg  Za^iageixidog  nccl  xöav  iv  xm  ooet,  reo  rctqi&iv 
(also  auch  Samariter,  vgl.  XIII,  3,  4),  •A.ctxäv.iGev  dnccvxccg  stg  Aiyvnxov 
dyecycov.  eneyvcoY.ag  de  xovg  dnb  xwv  'ieqoGoXvfioov  neql  xs  xä>v  oqhcov  qpv- 
Xav.r\v  yiccl  xccg  niGxeig  ßeßccioxdxovg  vndqxovtag  i£  av  dne%qCvuvxo  AXe^dv- 
dq<o  itQsaßevaapeva  nqbg  ccvxovg  pexcc  xo  HqccziJGccL  dccqetov  xjj  (idxj],  noX- 
Xovg ctvxeov  etg  xct  (pqovqtcc  y.ctxctXo%iGttg  nccl  xotg  MccnedoGLv  iv  'AXe^ccvdqeCa 
noirJGocg  iGonoXLxccg ,  oqnovg  eXccße  necq'  ctvxäv ,  oncag  xoig  inyovoig  xov 
nccqcc&efievov  xr)v  niGxiv  dtacpvXd^coGiv.  ovx  bXiyoi  de  xai  xeov  ccXXcov  'iov- 
dcciiov  e%ovGi(og  eig  xr)v  Aiyvnxov  naqeyevovxo,  xr,g  xe  dqexrjg  xeov  xoncov 
ccvxovg  ncci  xrjg  xov  üxoXeficciov  cpiXoxtfiiccg  nqoG-KccXov^svrjg  x.  x.  X.  2,  1.  Hneixcc 
xrjv  ßccGiXelav  xrjg  Aiyvnxov  naqctXccßmv  6  <&iXddeXcpog  ,  .  .  xov  xe  vopov 
riQprjvevGe  neu  xovg  dovXevovxag  iv  Alyvnxm  xcbv  ^IeqoGoXvfiLxcäv  dneXvce 
xijg  dovXeiccg,  bvxccg  neql  deodence  [ivqiddccg  it;  ctlxiag  xoiavxrjg  x.  x.  X.:  es 
folgt  der  Bericht  aus  Pseudo-Aristeas.  B.  I.  II,  18,  7.  uoexet  de  xr)v  'AXe%dv- 
dgeiav  del  [iev  r)v  Gxdcig  nqbg  xb  'lovdct'iv.bv  xotg  imx&qioig ,  dep'  ov  %Qr\Gd- 
fievog  nQO&vfioxdxoLg  hccxcc  xeov  Atyvnxicov  'iovdcci'oig  'AXe^ocvdqog  yeqccg  xijg 
GVfifiaxtocg  sdtoue  xb  [Lexoweiv  naxcc  xr)v  nbXiv  i%  LGoxifiiag  nqbg  "EXXrjvccg. 
diifisive  de  ccvxotg  r)  xifir)  xca  naget  xav  diadö%aiv ,  dl  xca  xonov  i'diov 
etvxoig   dcpcogiGocv,   oncog   •nccd'ccqcoxeqccv   e%ovev   xr)v  dCoaxav,   rjxxov   inifiLGyo- 


Einleitung.  603 

mehrte3),    aber    natürlich    seine    Muttersprache    bald    mehr    und 
mehr  verlernte,  so  dass  sich  denn  bei  diesen  ägyptischen  Juden 


psveov  xeov  dXXoepvXeov ,  v.al  %Qr}n<xTigsiv  snExgsipav  Mansdovag.  c.  Ap.  IT,  4. 
ov  ydg  dnogiet  ys  xeov  olhjjgovzcov  xr\v  [isxd  onovdrjg  vn  avxov  'HXi^o^iEvrjv 
'AXsi-ccvdgog  xeov  r}[iszsgeov  xivdg  s-usi  Gvvr'j&goiGEv,  dXXa  ndvxag  doy.i[id£eov 
sni^iEXeog  dgsxrjg  neu  niGxseog  xovxo  xoig  rj[isx  Egoig  xo  ysgag  sdeoitsv.  sxipa 
ydg  jj[iajv  xo  s&vog,  eog  hccl  eprjGiv  *Ev,axaiog  (Fr.  15)  nsgl  rj^ieov  %.  x.  X. 
ofioia  ds  'AXs^dvdgco  ncd  TlxoXsyiaiog  6  Accyov  nsgl  xeov  sv  'AXs^avdgsiet 
y.axoi%ovvxeov  sepgovrjGE'  neu  ydg  xa  uaxu  xr\v  Ai'yvnxov  avxoig  sv£%£lgiGS 
cpgovgia,  niGxeog  afia  nal  ysvvaCeog  epvXd^Eiv  vnoXa^ißdveov  xat  Kvgrjvrjg 
iyugaxeog  dg%siv  ßovXbfisvog  ual  xeov  dXXeov  xeov  sv  xf]  Aißvr\  nöXseav  sig 
avxdg  (isgog  'iovdaieov  87ts[iif)S  xaxoixiJGov.  6  ds  (isx'  avxov  IIxoXEficcLog,  b 
efriXddsXcpog  E7tiKXr\Q'Eig,  ov  [lövov  si!  xivsg  r\Gav  al%iidXeoxoi  nag'  avxco  xeov 
fj{iEXEQ(ov,  ndvxag  dnsdeoHSV,  dXXa  v.al  xgr^iaxa  noXXdv.tg  sdeog^Gaxoy  xocl  xb 
iisyiGxov,  E7Ti&v[ir}xr}g  sysvsxo  tov  yveovai  xovg  rjfisxsgovg  vöfiovg  nai  xaig 
xeov  tsgeov  ygacpeov  ßißXoig  evxv%eiv  h.  x.  X.  Vgl.  d.  Edict  des  Claud.  A.  I. 
XIX,  5,  2.  xovg  sv  'AXs^avdgsia  'Iovdai'ovg,  'AXs^avdgsig  Xsyopsvovg,  Gvyaa- 
xoiy.i6&Evxag  xoig  ngeoxoig  svd"vg  uaigoig  'AXs^avdgsvci  %ai  iGr\g  noXixsiag 
nagd  xeov  ßaGiXseov  xsxEvxoxag,  y.a&ebg  epavsgbv  sysvsxo  sv.  xeov  yga^i^dxeov 
xeov  nag'  avxoig  nai  xeov  dtaxayfidxeov.  Pseudo-Hekat.  Fr.  14.  b.  los.  c.  Ap. 
1,  22.  ovk  oXiyai  ds  (iivgiddsg)  neu  [iexu  xbv  'AXs^dvdgov  ftdvaxov  sig 
Ai'yvnxov  y.al  <&oiviHr}v  (isxEGxrjGccv  did  xrjv  sv  Hvgia  Gxdciv.  Strab.  Fr.  6 
b.  los.  A.  1.  XIV,  7,  2  (unmittelbar  nach  den  A.  3  angef.  Worten).  xr\v  8s 
Ai'yvnxov  nccl  xr\y  Kvgr\vaiav ,  dxs  xeov  avxeav  rjysfioveov  s%ovguv  ,  xeov  xs 
dXXeov  gv%vu  ^r\X(üGca  Gvvsßrj,  nccl  drj  xa  6vvxdy[iaxa  xeov  'iovdaicov  fi-osipai 
dtacpEQovxcog  %a\  Gvvav^v{Gai  %Q(6[i£va  xoig  nazgioig  xeov  'Iovdaieov  vo^ioig. 
sv  yovv  Alyvnxeo  -naxomia  xeov  'iovdaieov  sgxIv  dnodsösLyfiEVT},  xeoolg  ds  xrjg 
xeov  'AXs^avdqseov  nöXseog  depeögiGxo  fisya  (isgog  xeo  e&vei  xovzeo '  naQ'LGxaxai 
ds  ->ial  id'vdgxrjg  avxeov ,  dg  dioiKEo  xs  xb  s&vog  v.al  duaixa  ugiGsig  %al  Gvp- 
ßoXaCeov  snt^sXsixaL  v.al  ngoGxayfidxeov ,  eog  dv  noXixsiag  dg%eov  avxoxsXovg. 
Apion  b.  los.  c.  Ap.  II,  4  i.  A.  sX&övxsg  anb  ZvgCag  eo%r\Gav  ngbg  aXi(isvov 
ftdXaGGav,  ysLxvidaavxsg  xaig  xeov  y.v[idxeov  sv.ßoXaig  mit  dem  Zusatz  von 
los.  selbst:  ngbg  xoig  ßaGiXsCoig  r^cav  idgvusvoi  (so  dass  also  das  Juden- 
quartier im  Nordosten  der  Stadt  lag)  .  .  .  Y.axsG%uv  eog  firiS'  vGxsgov  s%- 
nEGsiv.  Euseb.  in  der  A.  5  angef.  Stelle.  Ewald  Gesch.  des  Volks  Israel 
IV3.  S.  290  f.  311  f.  315  f.  Schürer  II.  S.  499  ff.  (der  auch  über  ältere 
Einwanderungen  von  Juden  nach  Aegypten  handelt). 

3)  Wir  haben  dafür  freilich  erst  Zeugnisse  aus  späterer  Zeit,  Strab. 
a.  a.  0.  und  bes.  Philon  in  Flacc.  T.  II.  p.  523  Mangey.  rj  noXig  ofor\xogag 
e%el  dixzovg,  r][idg  xs  y.ai  xovxovg  %ai  ndaa  Aiyvnxog,  Hat  bxi  ov%  dno- 
dsovGi  [ivgiddeov  sy.axbv  oi  xjjv  'AXs^dvdgsiav  nai  xr\v  %eogav  oi  'lovdaioi 
naxoiKovvxsg.  8.  525.  nsvxs  fioigai  xi\g  nbXseög  eiglv  .  .  .  xovxeov  dvo  'iov- 
da'LKoi  Xsyovxai  dicc  xb  nXsiGxovg  'iovdatovg  sv  ravrats  -x.axoiv.Eiv  oikovgi 
ds  xai  sv  xaig  aXXaig  ovn  bXiyoi  Gnogddsg  (d.  h.  also  ausserhalb  des  nun- 
mehr zu  zwei  Quartieren  erwachsenen  Judenviertels,  daher  denn  jüdische 
Bethäuser  in  allen  Theilen  der  Stadt  lagen,   Phil.  Leg.  ad  Cai.  20.  II,  556 


604      Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

frühzeitig  das  Bedürfniss  nach  griechischer  Uebersetzung  ihrer 
heiligen  Bücher,  und  zwar  in  erster  Linie  natürlich  des  Pentateuch4) 
herausstellte.  Und  so  ging  denn  aus  ihren  Kreisen  vermuth- 
lich    schon   unter    Philadelphos 5)    als    ein    Werk    verschiedener 


Mang.,  vgl,  auch  los.  B.  I.  II,  18,  8.  stg  xb  naXovfisvov  dsXxa'  owarmozo 
yuo  shsl  xb  'Iovöcühov,  d.  h.,  da  nach  Pseudo-Kallisth.  I,  32  die  fünf  Stadt- 
theile  mit  «,  ß,  y,  d,  s  bezeichnet  waren,  im  4.,  so  dass  also  wohl  dieser 
und  der  5.  die  „jüdischen"  waren,  vgl.  Schür  er  II.  S.  501  f.).  Auffällig 
ist  es,  dass  Polyb.  XXXIV,  14  bei  seiner  Schilderung  der  Bevölkerungs- 
schichten von  Alexandreia  (vgl.  C.  29.  A.  41)  die  Juden  nicht  nennt,  sondern 
nur  das  stehende  Heer  oder  die  Besatzung  (to  piü&ocpooiKov) ,  die  Aegypter 
und  das  Mischvolk  der  eigentlichen  Alexandriner  (xat  yccg  st  [iiy  adsg,  r'EX- 
Xrjvsg  ofioicag  avs-na&sv  rjaccv  %ax  S[iS{ivr)vto  xov  koivov  x&v  ^EXXrjvcov  t&ovg). 
Entsprach  diese  Dreizahl  den  drei  anderen  Quartieren?  Ueber  die  Kyre- 
naika  aber  sagt  Strab.  Fr.  6  (und  zwar  nach  los.  %a<9"'  ov  hkiqov  disßr] 
HvXXag  sig  xr\v  *EXXüda.  noXsfirjacov  Mid-Qiddxrjv ,  v.ai  AsvxoXXov  nsptycci  inl 
xrjv  sv  KvQr\vrj  otccgiv  tov  k'&vovg  r}(ieov,  cbv  r\  otnov[isvri  7i£7tX7]Qooxai) 
unmittelbar  vor  den  A.  2  angef.  Worten:  xaxxccosg  d'  y\<su.v  iv  xy  nöXsi  xa>v 
Kvorjvcu'av ,  r\  xs  xdov  noXixcov  nai  rj  xmv  yscogycov,  xqlxt]  d'  r\  xcov  {istoixcov 
Mal  xsxciQxr}  rj  xav  'lovScu'cov.  ccvxrj  d'  sig  nuauv  noXiv  r\8ri  nuQsXrjXvd-si, 
%ca  xonov  ovv,  soxi  Qccdicog  evgstv  xfjg  oUov^isvrjg ,  dg  ov  naocidsSEXzai  xovxo 
xb  qpvXov  (irjS'  s7ciY.qaxsixai  vn  avxov.  Ueber  die  sonstigen  Juden  in  der 
Zerstreuung  s.  A.  39,  in  Bezug  auf  die  Feindschaft  zwischen  Juden  und 
Aegyptern  s.  auch  Phil.  p.  Flacc.  p.  521. 

4)  S.  darüber  0.  F.  Fritzsche  Art.  Alexandrinische  Uebersetzung  des 
Alten  Testaments  in  Herzogs  theol.  Realenc.  I.  S.  282.  Schür  er  II. 
S.  699:  „nur  auf  diesen  bezieht  sich  die  Aristeaslegende",  s.  A.  15.  —  Im 
Allgemeinen  ist  für  die  folgende  Litteratur  auch  auf  die  bei  S  c  h  ü  r  e  r 
II.  S.  584  verzeichneten  Einleitungen  ins  A.  T.  von  Jahn  II2,  Wien  1803, 
Bertholdt,  Erlangen  1812  ff.,  Scholz,  Köln  1845  ff.  Nöldeke  Die  alt- 
test.  Litt.,  Leipzig  1868,  de  Wette,  8.  Aufl.  v.  Schrader,  Berlin  1869, 
Reusch  4.  Aufl.,  Freiburg  1870,  Keil  3.  Aufl.  1873,  Bleek,  4.  Aufl. 
v.  Wellhausen  1878,  Kaulen,  Freiburg  1881,  Reuss  Gesch.  der  heil. 
Schriften  Alten  Testaments,  Braunschweig  1881  zu  verweisen,  zu  denen 
noch  Vatke  Hist.-krit.  Einl.  in  d.  A.  T. ,  herausgeg.  v.  Preiss,  Bonn 
1886.  8.  kommt.  Geiger  Urschrift  und  Uebersetzungen  der  Bibel  (1857). 
S.  200  ff.  Ueber  den  jüdischen  Hellenismus  im  Allgemeinen  aber  handeln 
neuerdings  Siegfried  Der  jüd.  Hellenismus,  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  XVIII. 
1875.  S.  465—489.  Bedeutung  u.  Schicksal  des  Hellenismus  in  dem  Leben 
des  jüd.  Volkes,  ebendas.  XXIX.  1886.  S.  228— 253  (Vortrag).  Karpeles 
Gesch.  der  jüd.  Litt.  I.  1886.  S.  135—262  (nicht  bedeutend).  Drummond 
Philo  Iudaeus  or  the  Jewish-Alexandrian  philosophy  in  its  development 
and  completion,  London  1888.  II.  8.  (vgl.  Schür  er  Theol.  L.-Z.  1888. 
No.  20.  S.  489—491). 

5)  So  weit,  aber  auch  nur  so  weit  (s.  A.  8.  9  u.  Schürer  II.  S.  697— 
699)   dürfte   die  Legende  von  der  Septuaginta  auf  geschichtlichem  Bode: 


3. 


Die  Sage  von  den  70  Dolmetschern.  605 

Bearbeiter6)  zunächst  jene  Uebertragung  desselben  hervor,  welche 
später  den  Namen  der  Septuaginta1)  erhielt,  weil  jüdische  National- 
eitelkeit hernach  das  übrigens  schon  in  der  ersten  Hälfte  des 
zweiten  Jahrhunderts  allgemein  geglaubte8)  Märchen  ersann,  als 
hätte  Philadelphos,  angeregt  dazu  durch  seinen  angeblichen 
Bibliothekar  Demetrios   von  Phaleron9),   dieselbe   officiell   durch 

stehen.  Denn  der  jüdische  Tragiker  Ezechiel  (s.  A.  89  ff.)  und  der  Ueber- 
setzer  des  Sirach  ins  Griechische  hatten  bereits  (s.  d.  Prolog  des  Letzteren: 
ov  yccQ  t6odvvcc[i8L  avrcc  iv  Ectvxoig  ^EßoctCGrl  Xsyö^Eva  xal  oxav  iisxa%d"r} 
stg  exeqccv  yXcoGGuv  ov  fiovov  de  xavtcc  dXXa  ncci  avxbg  6  vofiog  xal  ocl 
TCQOcprjtsicu  %a\  xd  Xoutd  xmv  ßißXicov  ov  (iikqccv  e%ei  xi\v  dicc<poodv  iv  eccv- 
toig  Xeyö^iEva)  das  vollständige  Alte  Test,  in  griechischer  Uebertragung 
vor  sich,  Letzterer  im  38.  Regierungsjahre  des  Euergetes ,  d.  h.  Euergetesll 
(Pbyskon),  also  (da  dieser  die  Zeit  seiner  Herrschaft  schon  von  170  ab 
rechnete)  im  Jahre  132.  Denn  er  sagt  im  Vorwort  auch,  er  sei  damals 
nach  Aegypten  gekommen:  iv  xa  oydöcp  xca  xqhxkogxg)  exel  inl  xov  Eveq- 
yhov  ßccGiXscog  und  dort  sein  Leben  lang  geblieben.  Ueber  die  richtige 
Erklärung  dieser  Worte  s.  0.  F.  Fritzsche  Kurzgefasstes  exeget.  Handb. 
zu  den  Apokryphen  des  Alten  Testaments  V  (Leipzig  1859).  S.  XIII  ff.  Die 
Septuagintaübersetzung  der  Chronik  ferner  benutzte  schon  Eupolemos  um 
die  Mitte  des  zweiten  Jahrh.,  s.  A.  77.  80.  81,  die  der  Königsgeschichte 
beträchtlich  vor  ihm  unter  Ptolemaeos  IV  Philopator  (s.  A.  73)  bereits  De- 
metrios (Fr.  6  Freudenth.),  der  in  der  des  Pentateuchs  vielleicht  sogar 
schon  verdorbene  Lesarten  vor  sich  hatte  (s.  Freudenthal  Alex.  Polyh. 
S.  41.  43  ff.).  Vgl.  auch  Euseb.  Chron.  II.  p.  118  Seh.  (zu  Ol.  124  =  284—280). 
IJxoXsuocLog  6  <&iXccdEX(pog  xovg  kux'  Al'yvnxov  at%[uxXcQxovg  'iovdctiovg  iXsv- 
&SQ0vg  dvrjytsv,  dvccQ-E^otxd  xe  ßaGiXmd  iv  *IsooGoXv[ioig  'Ovtcc  Si^oavi  dgx^E- 
qei  dÖEXcpco  'EXEagccQOV  ccvcc7CE fiipdfisvog  xdg  'lovdocicov  yqcccpccg  in  xfjg  'Eßocctcov 
cpcovrjg  stg  xrjv  'EXXddcc  [tExccßXrj&rjvca  ioTtovdaos  dict  xav  ißdo^irjyiovxa  ovo 
Ttcco'  *EßoctCoi,g  Gocpav,  sv  f&ccocp,  xfj  vr\Gca  ÜQcoxEcog  iv  oß'  onioig  avxovg 
änonXEioag  (s.  hierüber  A.  15),  -nocl  iv  xaig  v.axd  xr\v  3AXs£dvdQEiav  xaror- 
ü'HEvccad'EiGaig  ccvxoj  ßißXio&riKCiig  drtE&Exo  fiExd  xmv  ccXXcov  nXsLOxcov  dno 
bHccGxTjg  noXEoag  cpOQoXoyr\occg  nctvxoltov  ßißXC(ov.  Synkell.  271  D  sagt  von 
Philadelphos:  ndvxmv  *EXXj)v<ov  xe  y.o.1  XaXdaiwv  Atyvnxlav  xs  xai  *P(o[icci(ov 
xdg  ßCßXovg  GvXXE^d^iEvog  nccl  (isxacpQctGccg  xdg  ccXXoyXaoaovg  stg  xrjv  *EXXddcc 
yXcoGGccv  fivqiccdccg  ßißXCcov  i    ccnE&Exo.     S.  ferner  C.  12.  A.  86. 

6)  S.  darüber  Egli  Zeitschr.  f.  wissensch.  Theol.  III.  1862.  S.  76  ff. 

7)  Abgekürztaus  seeundum  septuaginta interpretes, Hccxd  xovg  Eßdoprj'KOvxa. 

8)  Dies  erhellt  daraus,  dass  schon  Aristobulos  es  dem  Ptolemaeos 
Philometor  vorträgt  b.  Euseb.  P.  E.  XIII,  12,  1  f .  663  c  — 664b,  s.  A.  54. 
Möglich  ist  trotzdem  höchstens,  dass  Philadelphos  solche  Uebersetzungen 
für  seine  Bibliotheken  wünschte ,  und  dass  dieser  Wunsch  ein  Antrieb  mehr 
dazu  war ,  dass  sich  Uebersetzer  unter  den  alexandrinischen  Juden 
fanden. 

9)  Das  Geschichtswidrige  dieser  Behauptung  erhellt  aus  C.  2.  A.  693 — 
695,  über  den  mutmasslichen  historischen  Anknüpfungspunkt  s.  C.  1.  A.  18. 


GOG      Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

72  (abgerundet  70)  von  dem  Hohenpriester  Eleazar  aus  Jerusalem 
zu  diesem  Zwecke  erbetene  Dolmetscher,  je  6  aus  jedem  Stamme, 
welche  ihr  Werk  in  12  Tagen  vollendeten,  besorgen  lassen.  Zur 
Stütze  dieser  Erfindung  ward  in  einer  freilich  auch  heute  noch 
sehr  streitigen  Zeit10)  eine  Fälschung  in  die  Welt  gesetzt,  nämlich 


10)  Ob  bereits  Aristobulos  (s.  A.  8)  aus  Pseudo-Aristeas  geschöpft  hat, 
wie  Freudenthal  Hellenist.  Studien  II.  S.  111  ff.  141  ff.  162  ff.  u.  Schürer 
II.  S.  819 — 824  glauben,  ist  an  sich  so  ungewiss,  dass  daraus  nicht  im 
Mindesten  auf  das  höhere  Alter  des  Letzteren,  sondern  lediglich  umgekehrt 
aus  diesem,  wenn  es  anderweitig  dargethan  ist,  allerdings  wohl  auf  eine 
Bekanntschaft  des  Aristobulos  mit  ihm  und  seiner  Benutzung  als  Quelle 
durch  jenen  geschlossen  werden  darf;  ja  ea  ist  nicht  einmal  ganz  sicher, 
wenn  auch  sehr  wahrscheinlich,  dass  wenigstens  Philon  in  seinem  Bericht 
über  diesen  Gegenstand  (V.  Mos.  2.  p.  138  M.  657  E  ff.  H.)  dies  Machwerk 
bereits  voraussetzt,  und  so  ist  Iosephos  der  ältste  wirklich  unzweifelhafte 
Zeuge  für  dasselbe.  Auf  der  anderen  Seite  aber  ist  der  Versuch  von 
Freudenthals  Recensenten  Mendelssohn  N.  Jen.  L.-Z.  1875.  S.  402  f. 
zu  zeigen,  dass  die  Schilderung  von  Palaestina  p.  34  f.  Schmidt  erst  auf  das 
letzte  vorchristliche  Jahrh.,  freilich  schon  auf  die  erste  Hälfte  desselben 
passe,  schwerlich  gelungen  (s.  Schürer  S.  822  f.  A.  85),  und  ob  es  Grätz 
Monatsschr.  f.  Gesch.  des  Judenth.  1876.  S.  289  ff.  337  ff.  (welcher  jeden- 
falls zu  spät  diesen  Brief  bis  unter  Tiberius  hinabrückt)  wirklich  geglückt 
ist  zu  zeigen,  dass  das  Bestehen  der  Burg  Antonia  bereits  vorausgesetzt 
werde,  wie  Zeller  Ph.  d.  Gr.  III3,  2.  S.  268  f.  A.  4  meint,  ist  mindestens 
recht  zweifelhaft;  gewichtiger  sind  allerdings  Zellers  sonstige  Gründe  für 
die  Zeit  des  Herodes  (vgl.  auch  unten  A.  57  z.  E.),  aber  doch  kaum 
zwingend,  und  viel  ansprechender  ist  für  mich,  was  Schürer  S.  822  f.  füi 
die  vor  der  Eroberung  Palaestinas  durch  die  Seleukiden  anführt,  so  das: 
er  die  Entstehung  nicht  später  als  200  v.  Chr.  setzt,  gleichwie  Hilgen 
feld  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  XXIV.  1881.  S.  381  schon  ins  3.  Jahrl 
(später  freilich  auch  Ewald  a.  a.  O.  III,  2.  S.  282  f.).  Ob  der  Umstand, 
dass  Pseudo-Aristeas  bereits  eine  ältere  Fälschung,  nämlich  Pseudo-Hekataeos, 
benutzt  hat  (p.  19,  17  ff.,  b.  Ioseph.  A.  I.  XII,  2,  3.  Euseb.  P.  E.  VIII, 
3,  3.  351  d  =  Hecat.  Abder.  Fr.  16),  dieser  Annahme  im  Wege  steht  odei 
nicht,  darüber  s.  A.  66.  Jedenfalls  ist  die  Vermuthung  von  Freuden- 
thal, dass  vielmehr  Pseudo-Aristeas  selbst  auch  der  Urheber  dieser  letzterei 
so  wie  einer  dritten  Fälschung  (?)  unter  dem  Namen  des  Artapanos  (s.  A.  67  ff.) 
und  der  von  Aristobulos  angeführten,  dem  Orpheus,  Linos,  Homeros,  He- 
siodos  untergeschobenen  Verse  (s.  A.  55  ff.)  gewesen  sei,  und  dass  die  von 
ihm  eingelegten  Correspondenzen  des  Demetrios  von  Phaleron,  Philadelphos 
und  Eleazar  das  Vorbild  für  die  auch  sprachlich  sehr  ähnlichen,  wei 
schon  viel  ungeschickteren  Briefeinlagen  bei  Eupolemos  (s.  A.  79)  her- 
gegeben hätten,  in  dieser  Gestalt  (die  alle  derartigen  Fälschungen,  wie 
Gutschmid  sagt,  möglichst  „auf  ein  einziges  schuldiges  Haupt  abzuladei 
sucht")  mit  Recht  von  seinen  Recensenten  v.  Gutschmid  Litt.  Centralbl 
1875.  Sp.  1044  =  Kleine  Schriften  II  (Leipzig  1890).  S.  185  und  Mendels 


Sage  von  den  70  Dolm.     Pseudo-Aristeas.  607 

ein  uns  noch  in  Handschriften  und  Auszügen11)  erhaltener  breit- 
spuriger Brief,  welchen 


söhn  a.  a.  0.  bestritten  und  von  Zeller  a.  a.  0.  S.  261  f.  A.  1.  S.  268  f. 
A.  4  gut  widerlegt  worden.  Dieser  Gedanke  kann  höchstens  in  Bezug  auf 
Artapanos  und  Eupolemos ,  betreffs  derer  Gutschmid  ihn  billigt,  in 
Frage  kommen,  muss  aber  auch  in  dieser  Beschränkung  auf  sich  beruhen 
bleiben,  da  er  sich  so  zwar  nicht  widerlegen,  aber  auch  nicht  einmal  mit 
Wahrscheinlichkeitsgründen  beweisen  lässt.  S.  A.  56.  66.  Freudenthal 
hält  es  sogar  für  möglich,  dass  in  einem  anderen  Machwerk  des  Pseudo- 
Aristeas  auch  schon  Briefwechsel  zwischen  denselben  Personen  wie  bei 
Eupolemos  gestanden  haben  könnten.  Er  hat  nämlich  aus  den  Worten 
des  Fälschers  auf  noch  andere  Trugschriften  desselben  geschlossen,  aber 
schwerlich  mit  genügendem  Grunde.  Freudenthal  S.  165  schreibt  selbst: 
„er  legt  dem  Philosophen  Menedemos  48,  20  (Joseph.  2,  12),  dem  Geschicht- 
schreiber Theopompos  68,  15  (Euseb.  VIII,  6,  8.  354  d)  .  .  .  Aeusserungen 
in  den  Mund,  er  will  selber  von  Theodektes,  dem  Schüler  des  Isokrates, 
Worte  gehört  haben  68,  21  ff.  (Euseb.  ebend.  §.  9.  355  a),  die  nie  von 
heidnischen  Griechen  gesprochen  worden  sind",  und  daraus  folgt  doch  wohl 
deutlich,  dass  er  eben  nur  diese  Aussprüche  sich  selbst  ausgedacht  hat, 
und  dass  sie  nicht  etwa  in  von  ihm  selber  oder  auch  schon  früher  von 
Anderen  gefälschten  Büchern  standen.  Dann  aber  liegt  die  Annahme  am 
Nächsten,  dass  es  auch  nur  eine  epistolographische  Einkleidungsform  ist, 
wenn  er  dem  Philokrates  p.  14,  3  ff.  von  einer  früher  demselben  zugeschickten, 
von  ägyptischen  Priestern  ihm  zugegangenen  Schrift  über  die  Juden  spricht 
(xal  ngötsgov  de  di<x7i£[iipcc[iriv  ooi  nsgl  av  ivö[ii£ov  d^iofivrj^ovsvToav  sivcci, 
xr\v  ävccyQcicpriv,  rjv  [iSTEXdßo^isv  ticiqoc  rcov  hcczcc  tr\v  XoyicoTUTrjv  Atyvnxov 
Xoyicotccrcov  uq%l£qe(ov  nsgi  tov  ysvovg  xav  'iovdaicov),  in  welcher  Freuden- 
thal den  Pseudo- Artapanos  zu  erkennen  geneigt  ist,  und  wenn  er  am 
Schlüsse  69,  27  f.  %{nBiQdoo{iccL  ds  nai  rä  Xontu  täv  cct-ioXoycov  ccvccyQcccpsiv) 
weitere  Mittheilungen  in  Aussicht  stellt,  so  dass  also  die  erstere  Fälschung 
nie  wirklich  vorhanden  und  es  auch  nicht  sein  ernstliches  Vorhaben  war 
das  letztere  Versprechen  auszuführen.  Dass  endlich  die  in  jenen  Brief- 
einlagen des  Eupolemos  sich  zeigende  Kenntniss  ägyptischer  Dinge  bei 
diesem  palaestinischen  Juden  füglich,  wie  Freudenthal  S.  165  meint, 
sogar  kaum  anders  als  durch  die  Annahme  erklärt  werden  könne,  dass 
dieser  „von  Pseudo-Aristeas  verfasste  Briefe  gleichen  Inhalts  vorgefunden 
und  nur  die  ihm  unpassend  scheinende  Form  geändert  habe",  ist  Angesichts 
des  lebhaften  Verkehrs  mit  Alexandreia  seitens  der  Bewohner  von  Palaestina, 
die  so  lange  unter  der  Herrschaft  der  judenfreundlichen  Ptolemaeer  standen, 
leichter  behauptet  als  bewiesen.  Uebrigens  zeigt  sich  Pseudo-Aristeas  als 
einen  ächten  jüdischen  Alexandriner  auch  in  seiner  verhältnissmässigen 
Milde  gegen  die  griechische  Religion,  in  seiner  Anerkennung  des  Werthes 
der  griechischen  Bildung  auch  für  die  jüdische  Theologie  und  seiner 
Empfehlung  der  allegorischen  Schriftauslegung,  s.  darüber  Zell  er  S.  267  f. 
Ueber  seinen  Stil  s.  A.  57.  75.  Noch  vgl.  auch  Ioseph.  c.  Ap.  II,  4  (un- 
mittelbar nach  den  A.  2  abgedruckten  Worten),   ünsiiipe  yovv  ($LXcidsX(pog) 


G08      Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

Aristeas   oder   Aristaeos12),    vorgeblich    der    mit   seinem 
Collegen  Andreas  an  Eleazar  entsendete  judenfreundliche  Officier 


d^Loav  ävÖQccg  a7to6x<xXfjvcu  xovg  8Q{ir}vsv6ovxccg  ocvxm  xbv  vopov,  neu  xov 
yQCicpr\vcci  xavxcc  nccXag  xrjv  inifisksiav  inixa^sv  ov  xotg  xv%ovciv,  dXXoc  /Jr\- 
lirfiQiov  xbv  ^aXrjQSoc  neu  'Avöqsccv  neu  'Aqloxecc  .  .  .  ln\  xrjg  snifieXsiccg 
xavxr\g  sxai-EV  v..  x.  X. 

11)  Bei  Ioseph.  A.  I.  XII,  2  ff.  (vgl.  A.  2),  der  ihn  fast  wörtlich  aus- 
schreibt, und  Euseb.  P.  E.  VIII,  2  ff.  9,  1—37.  p.  350  ff.  370  ff.  Vgl.  auch 
Epiphan.  de  mens,  et  pond.  9  ff.  (ev  xm  ccvxov  cvvxccyfiaxi,).  Tertull.  Apol.  18 
und  die  sonstigen  aus  Gallandi  Bibliotheca  veterum  patrum  (Venedig  1788). 
II.  S.  805  —  824  von  Schür  er  S.  823  zusammengeordneten  Stellen  der 
Kirchenväter  und  Byzantiner.  Zuerst  erschien  eine  lat.  Uebersetzung  von 
Matthias  Palmerius  (Vicentinus) ,  Rom  1471,  dann  die  erste  Ausg.  v. 
Sim.  Schard  (mit  lat.  Uebers.  v.  Garbitz)  aus  einer  schlechten  Hand- 
schrift, dann  die  von  Eidanus,  Frankfurt  a.  M.  1610  mit  Benutzung  eines 
Cod.  Vatic.  Von  den  folgenden  schlechten  Abdrücken  sind  der  bei 
Humphrey  Hody  Contra  historiam  Aristeae  de  LXX  interpretibus, 
Oxford  1685.  De  bibliorum  textibus  originalibus ,  versionibus  Graecis  et 
Latina  vulgata,  Oxford  1705  fol.,  bei  van  Dale  Dissertatio  super  Aristea, 
Amsterdam  1705.  4,  Haverkamp  hinter  Iosephos,  Amsterdam  1726, 
Gallandi  a.  a.  0.  S.  771  ff.  zu  erwähnen.  Weiteres  s.  b.  Mor.  Schmidt 
in  dessen  Textrecension  in  Merx  Arch.  f.  wissensch.  Erforsch,  d.  A.  T.  I. 
Halle  1869.  S.  241-312  =  3.  Heft  S.  1  ff.  Deutsche  Uebers.  v.  S.  Schard, 
Mühlhausen  1619.  Die  Grundlage  von  Schmidts  Text  ist  (ausser  Euseb.)  der 
Cod.  Paris.  129  (B),  neben  dem  er  auch  den  minder  guten  Paris.  5  (C)  und 
für  den  in  beiden  fehlenden  Anfang  den  Paris.  128  (A)  benutzt  hat.  Ueber 
7  andere  Handschriften  handelt  Lumbroso  Recherches  sur  l'economie 
politique  de  l'Egypte  sous  les  Lagides  (Turin  1870).  S.  351  ff.  —  Rosen  - 
müller  Handb.  f.  d.  Litt,  der  bibl.  Kritik  u.  Exegese  H  (1798).  S.  358— 
386.  Gfrörer  Philo  II.  S.  61—71.  Dähne  Geschichtl.  Darstellung  der 
jüdisch-alexandrinischen  Religionsphilosophie,  Halle  1834.  8.  II.  S.  205—215. 
Zunz  Die  gottesdienstl.  Vorträge  der  Juden  S.  125.  Herzfeld  Gesch.  des 
Volkes  Jisrael  I.  S.  263  f.  III.  S.  545—547.  Frankel  Monatsschr.  f.  Gesch. 
und  Wissensch.  des  Judenth.  1858.  S.  237—250.  281—298.  Ewald  Gesch. 
des  Volkes  Israel  IV3.  S.  322  ff.  Hitzig  Gesch.  des  Volkes  Israel  S.  338 ff. 
Nöldeke  D.  alttest.  Litt.  (1868).  S.  109—116.  Cobet  in  Kontos  Aoyiog 
'EQfirjg  I  (Leiden  1866).  S.  171  ff.  177  —  181.  Kurz  Aristeae  epistula  ad 
Philocratem,  Bern  1872.  Papageorgios  Ueber  den  Aristeasbrief,  München 
1880.  Mendelssohn  Zum  Aristeasbriefe ,  Rhein.  Mus.  N.  F.  XXX.  1875. 
S.  631  f.  Weiteres  s.  b.  Schürer  S.  824,  dazu  seitdem:  Drummond 
a.  a.  0.  I.  S.  230—242.  Grätz  Gesch.  der  Juden  III4.  S.  379  ff.  582—597. 
Buhl  Kanon  u.  Text  des  A.  T.  (1891).  S.  111—117. 

12)  Den  ersteren  Namen  geben  die  Handschriften,  Tertull.,  Hieron., 
den  letzteren  Ioseph.,  Euseb.,  Epiphan.,  nur  dass  der  Accus.  'AqiGxiu  in  B 
21,  14  u.  b.  Ioseph.  c.  Ap.  a.  a.  0.  (s.  A.  11)  auf  'Aqioxsvg  führt,  s.  Schmidt 
S.  7  (247). 


Pseudo-Aristeas.    Die  Septuaginta.  609 

der  Leibwache  des  Philadelphos,  über  diese  Angelegenheit  an 
seinen  Bruder  Philokrates  geschrieben  haben  sollte,  und  der 
die  Tendenz  verfolgt  zu  lehren,  „welche  Hochachtung  und  Be- 
wunderung für  das  jüdische  Gesetz  und  das  Judenthum  überhaupt 
selbst  heidnische  Auctoritäten  wie  der  König  Ptolemaeos  und 
sein  Gesandter  Aristeas  hegten"13). 

Eben  weil  von  verschiedenen  Männern  angefertigt,  ist  nun 
die  Septuagintaübersetzung  des  Pentateuch  „nicht  gleich- 
massig  gearbeitet,  aber  im  Ganzen  nicht  übel  gelungen,  nicht 
ängstlich  wörtlich,  mit  dem  Bestreben  zu  verdeutlichen"14).  Ihr 
folgten  dann  verhältnissmässig  bald  auch  Uebertragungen  der 
übrigen  Schriften  des  Alten  Testaments  vorzugsweise  ohne 
Zweifel  von  alexandrinischen  Juden15),  „die  aber  freilich  nach 

13)  Schürer  S.  821.  —  Die  Aechtheit  zweifelte  zuerst  L.  de  Vives 
zu  Augustin.  C.  D.  XVIII,  42  an,  dann  wies  die  Unächtheit  eingehend 
Hody  nach  mit  Gründen,  welche  sich  gegen  alle  nachmaligen  Vertheidigungs- 
und  Vermittlungsversuche  siegreich  behauptet  haben. 

14)  0.  F.  Fritz  sehe  a.  a.  0.,  der  jedoch  hinzufügt:  „Eine  Ausnahme 
macht  der  Schluss  von  2.  Mos.  36 ,  9  ff.  und  4.  Mos. ,  wo  des  Verfehlten 
und  Verwirrten  viel  sich  findet". 

15)  0.  F.  Fritzsche  a.  a.  0.:  „Dafür  spricht  die  Tradition,  der  Zweck 
der  Uebersetzung,  Sprachliches  und  sonstige  Verhältnisse.  Die  Bildung 
der  Uebersetzer  war  jedenfalls  hellenistisch.  Dabei  bleibt  freilich  möglich, 
dass  einzelne  nach  Geburt  oder  zeitweiligem  Aufenthalt  einem  anderen 
Lande  angehörten.  So  soll  Lysimachos,  der  Uebersetzer  des  ß.  Esther, 
in  Jerusalem  gelebt  haben".  Die  Unterschrift  lautet  nämlich:  sxovg  tstccq- 
xov  ßccoiXsvovzog  IlToXsfKxiov  xori  RXEondtqag  sfarivsyKS  /JoßC&Eog,  og  ^cpr\ 
sfocci  tsQEvg  Y.a.1  XsvLrrjg,  nctl  IltoXEfiaLog  b  vtog  uvtov  %y\v  nqoyisifiiv^v  Im 
gtoXtjv  rcov  $qgvqcci.  rjv  ecpaaav  eIvuv  ncci  eq[it}vevhevcu  Av6tp,a%ov  IJtoXe- 
[laiov,  tov  iv  'l8QovöuXr'j(i.  S.  0.  F.  Fritzsche  Exeget.  Handb.  zu  den 
Apokryphen  des  A.  T.  I.  S.  72  f.,  welcher  mit  Hody  (s.  A.  11)  und  Valcke- 
naer  S.  61  den  Philometor  versteht,  s.  aber  Schür  er  II.  S.  716:  „da 
nicht  weniger  als  vier  Ptolemaeer  eine  Kleopatra  zur  Frau  hatten,  so  ist 
die  Notiz,  auch  wenn  man  sie  für  glaubwürdig  hält,  chronologisch  nicht 
zu  verwerthen"  (vgl.  auch  Ewald  a.  a.  0.  IV3.  S.  302.  A.  4).  —  Die  Legende 
von  den  72  oder  70  Dolmetschern  ward  übrigens  später  noch  weiter  aus- 
geschmückt, namentlich  dahin,  dass  sie  in  abgesonderte  Zellen  eingesperrt 
seien  und  doch  alle  eine  gleichlautende  Uebersetzung  geliefert  hätten 
(Pseudo-Iufctin.  Mart.  Coh.  ad  Gr.  13.  Euseb.  in  der  A.  5  angef.  St.  Epi- 
phan.  a.  a.  0.  3),  und  dass,  während  Pseudo-Aristeas,  Aristobulos,  Philon, 
Iosephos  (vgl.  auch  A.  I.  Prooem.  3)  und  die  Talmudisten  das  Werk  der- 
selben ausdrücklich  auf  den  Pentateuch  (6  vofiog,  rj  vo(io&EGi'ct)  beschränken, 
es  von  anderen  Seiten  auf  das  ganze  A.  T.  ausgedehnt  wurde,  s.  schon 
Clem.  Strom.  I.  341  D  in  den  C.  1.  A.  18  und  C.  12.  A.  86  mitgetheilten 
Worten. 

Susemiul,  griech.-älex.  Litt.-Gesch.   II.  39 


610     Achtnnddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

Kenntniss,  namentlich  nach  Kenntniss  des  Hebraeischen  und 
Griechischen,  nach  Geist  und  Richtung  sehr  verschieden  waren", 
so  dass  „nach  der  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts  keine  Schrift 
mehr  unübersetzt  gewesen  sein  kann"15b).  Am  Wenigsten  gelungen 
sind  begreiflicherweise  die  Verdolmetschungen  der  Propheten  und 
der  Psalmen.  Immerhin  aber  ward  hier  überall  „geradezu  eine 
neue  Sprache  geschaffen,  die  von  so  starken  Hebraismen  wimmelt, 
dass  ein  Grieche  sie  überhaupt  nicht  verstehen  konnte.  Ganz  zu 
schweigen  von  der  Nachbildung  hebraeischer  Constructionen,  werden 
namentlich  viele  griechische  Worte,  die  einem  hebraeischen  in 
dessen  einer  Bedeutung  entsprechen,  ohne  Weiteres  dem  ganzen 
Begriffsumfang  des  hebraeischen  Wortes  gleichgesetzt,  so  dass 
ihnen  Bedeutungen  aufgezwungen  werden,  die  sie  im  Griechischen 
gar  nicht  haben.  In  wie  weit  hier  die  Umgangssprache  der 
griechischen  Juden  den  Uebersetzern  bereits  vorgearbeitet  hat, 
lässt  sich  nicht  controliren.  Vermuthlich  hat  eine  Wechselwirkung 
Statt  gefunden:  Vieles,  was  die  Uebersetzer  wagen,  haben  sie  schon 
in  der  Umgangssprache  vor  sich  gehabt;  mindestens  ebenso  stark 
wird  aber  auch  die  Rückwirkung  gewesen  sein,  welche  die  in 
den  allgemeinen  Gebrauch  übergegangene  Uebersetzung  auf  die 
Entwickelung  des  jüdischen  Griechisch  ausgeübt  hat"15c). 

Demnächst  nämlich  wurde  Alles  zu  einem  Ganzen  verbunden, 
welches  bei  Juden  und  Christen  ein  geradezu  kanonisches 
Ansehen  erlangte,  bis  denn  die  Ersteren  gerade  durch  diese 
Verehrung  der  Letzteren  stutzig  wurden  und  in  Folge  davon  bei 
ihnen  neue  Uebersetzungen  ins  Leben  traten  und  eine  höhere 
Schätzung  gewannen,  wie  namentlich  die  des  Aquila  und  des 
Theodotion16). 


15b)  0.  F.  Fritzsche  a.  a.  0.  S.  282.     Vgl.  A.  5. 

15c)  Schürer  II.  S.  700. 

16)  S.  über  diese  letzteren  Schürer  II.  S.  704—710.  Buhl  Kanon  u. 
Text  des  A.  T.  S.  150 — 157,  darüber  aber,  wie  sehr  nicht  bloss  Philon  auf 
den  Buchstaben  des  griechischen  Textes  schwört,  sondern  dass  derselbe 
sogar  in  den  Synagogen,  also  beim  Gottesdienst  ofticiell  benutzt  wurde, 
s.  Schürer  II.  S.  543  f.  700 f.  Dass  trotzdem  diese  Uebersetzung  nur  durch 
die  christliche  Kirche  sich  erhalten  hat,  ist  nach  dem  Obigen  sehr  be- 
greiflich. Gerade  der  häufige  Gebrauch  bewirkte  aber,  dass  frühzeitig  in 
die  verschiedenen  Exemplare  mancherlei  Abweichungen  von  einander  sich 
einschlichen.  Diese  und  die  Abweichungen  vom  Urtext  bewogen  Origenes 
zu  seiner  Ausgabe  der  sogenannten  Hexapla,  in  welcher  in  6  Columnen 
der  hebraeische  Text  in  hebraeischer,  ebenderselbe  in  griechischer  Schrift, 


Die  Septuaginta  im  weitem  Sinne.  611 

Inzwischen  aber  reihten  sich  an  dies  Ganze  der  Septuaginta- 
übersetzung  im  weiteren  Sinne  des  Worts  sehr  natürlich, 


die  Uebersetzung  des  Aquila,  die  des  Ebjoniten  (Euseb.  Hist.  eccl.  VI,  17) 
Symmachos,  die  Septuaginta  und  die  Uebersetzung  des  Theodotion  neben 
einander  gestellt  waren  (Hieron.  in  Tit.  3,  9.  VII a.  p.  734  Vall.  Epiphan. 
a.  a.  0.  19  u.  A.),  und  ihrer  Verkürzung,  der  sogenannten  Tetrapia 
(Euseb.  a.  a.  0.  16),  in  welcher  die  beiden  ersten  Columnen  weggelassen 
waren.  S.  Orig.  Comm.  in  Matth.  T.  XV.  c.  14  (III.  357  Lornmatsch).  Epist. 
ad  African.  5.  Er  beging  dabei  aber  vielfach  die  Ungenauigkeit  die 
Septuaginta  stillschweigend  nach  dem  Hebraeischen  zu  ändern;  überdies 
versah  er  dort  das  hier  Fehlende  mit  einem  Obelos  und  fügte  umgekehrt 
das  dort  Fehlende  aus  einer  der  anderen  Uebersetzungen,  namentlich  aus 
der  des  Theodotion  mit  einem  Asteriskos  hinzu,  setzte  endlich  auch  oft  das 
erstere  Zeichen  bei  einer  ungenauen  Wiedergabe  und  schaltete  hinter  ihr 
mit  dem  letzteren  die  treuere  des  Theodotion  oder  eines  der  beiden  anderen 
Uebersetzer  ein  (vgl.  Orig.  a.  a.  0.  Hieron.  Praef.  in  vers.  Paralip.  IX. 
1407  f.  Vall.),  und  solche  „hexaplarische"  Zusätze  sind  denn  vielfach  in 
den  überlieferten  Vulgattext  (koivt]  s'yido6t,g)  eingedrungen,  lassen  sich  aber 
meist  noch  wieder  entfernen,  da  in  griechischen  Handschriften  und  in  der 
syrischen  Uebersetzung  die  kritischen  Zeichen  des  Origenes  sich  vielfach 
erhalten  haben.  Für  das  "Werk  des  Orig.  aber  ist  die  Hauptarbeit  Field 
Origenis  Hexaplorum  quae  supersunt,  Oxford  1875.  II.  8.  Weit  verbreitet 
waren  dann  zwei  spätere  Redactionen  der  Septuaginta  mit  Verbesserung 
derselben  nach  dem  Hebraeischen  und  den  anderen  Uebersetzungen,  die  des 
esychios  und  die  des  Lukianos  (gest.  312,  Euseb.  Hist.  eccl.  VIII, 
13,  2.  IX,  6,  3),  jene  in  Aegypten,  diese  von  Antiocheia  bis  Constantinopel 
(Hieron.  a.  a.  0.  IX.  1405  f.  Vall.),  jene  verschollen,  diese  noch  in  Hand- 
schriften erhalten  und  nach  ihnen  herausgeg.  v.  Lagarde  Librorum  Veteris 
Testam.  canonicorum  p.  I.  Göttingen  1883.  8.  Auch  mit  diesen  beiden  nun 
ward  der  Vulgärtext  vermengt,  und  eine  Herstellung  der  ursprünglichen 
Gestalt  ist  daher  nur  noch  sehr  annähernd  möglich,  wobei  namentlich  auch 
die  alten  lateinischen  Uebersetzungen  wesentliche  Dienste  leisten.  Von 
den  umfassenderen  griech.  Codices  sind  die  wichtigsten  Vatic.  1209  (nach 
Tischendorf  aus  dem  4.  Jahrh.),  unzuverlässig  veröffentlicht  von  Mai 
Vetus  et  novum  testam.  ex  antiquissimo  cod.  Vat. ,  Rom.  1857.  V.,  ungleich 
genauer  in  der  Prachtausg.  in  Facsimile- Typendruck  v.  Vercellone  und 
Cozza,  Rom  1868—1881.  VI.,  ferner  die  von  Tisch endorf  entdeckten 
Reste  des  Sinaiticus  (X  bei  Fritzsche),  jetzt  in  Petersburg  ausser  einem 
in  Leipzig  befindlichen  Stück,  s.  Tischendorf  Codex  Friderico- Augustanus, 
Leipzig  1846.  Bibliorum  cod.  Sin.  Petropolitanus,  Petersburg  1862.  VI. 
(Prachtausg.),  endlich  in  dritter  Linie  der  Alexandrinus  im  brit.  Mus.  aus 
dem  5.  Jahrh. ,  welcher  aber  schon  stark  mit  hexaplarischen  Lesarten  ver- 
setzt istT  Grundlage  der  Ausg.  von  Grabe  (s.  u.),  veröffentlicht  von  Baber 
Vetus  Testamentum  Graecum  e  cod.  manuscr.  Alexandrino,  London  1812 — 
1826.  III.  und  sodann  von  anderer  Seite  in  photolithographischer  Abbildung c 
Facsimile  of  the   Cod.   Alex.,  London   1881  ff.  III.   (f.  d.  N.  T.  1879).     Die 

39* 


612     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

da  es  einen  streng  abgeschlossenen  Kanon  der  heiligen  Bücher 
wenigstens  bei  den  hellenistischen  Juden  noch  nicht  gab17),  theils 
allerlei  Zusätze,  theils  ganze  Schriften  neueren  Datums  an,  theils 
gleich  ursprünglich  griechisch  geschriebene,  theils  von  palaestini- 
schen  Juden  hebraeisch  oder  aramaeisch  abgefasste  und  dann  erst 
von  hellenistischen  ins  Griechische  übersetzte.  Dies  sind  die  in  der 
protestantischen  Kirche  so  genannten  Apokryphen  des  Alten 
Testaments18),  das  dritte  Buch  Esra19),  eine  ziemlich  werth- 


vier  älteren  Hauptausgaben  sind  die  Complutensis  1514 — 1517  (Polyglotte), 
die  Aldina:  Sacrae  Scripturae  Veteris  Novaeque  omnia,  Venedig  1518,  die 
Sixtina  (von  Sixtus  V  ins  Leben  gerufen):  Vet.  Test,  etc.,  Rom  1587  (im 
Ganzen  die  beste)  und  die  von  Grabe  Septuaginta  interpretum  t.  I — IV, 
Oxford  1707 — 1720.  IV.  (s.  o.),  von  den  folgenden  ist  die  wichtigste  die 
von  Holmes  und  Parsons  Vet.  Test.  Graecum,  Oxford  1798—1827.  V., 
dem  Field,  Oxford  1859  folgt.  Die  Handausg.  v.  Tischendorf  V.  T. 
Graece,  Leipzig  1850  (6.  A.  1880  v.  Nestle  mit  der  auch  besonders  er- 
schienenen Collation  des  Vatic.  u.  Sinait.  nebst  Alex.),  welche  wesentlich 
den  sixtin.  Text  giebt,  ist  jetzt  überholt  durch  die  von  Swete  The  Old 
Testament  in  Greek,  Cambridge  1887.  1891.  II.  8.  (der  3.  Bd.  steht  noch 
aus),  welcher  freilich  auch  keine  Textrecension ,  sondern  nur  den  Text  der 
wichtigsten  Handschriften  giebt  (vgl.  Schür  er  Theo!.  L.-Z.  1887.  No.  24. 
Sp.  563—565.  1890.  No.  5.  Sp.  110  f.  1891.  No.  13).  —  Hody,  s.  A.  11. 
Frankel  Vorstudien  zu  der  Septuaginta,  Leipzig  1841.  Herzfeld  Gesch. 
des  Volkes  Jisrael  III.  S.  465  ff.  534—556.  Ewald  a.  a.  0.  IV a.  S.  322  ff. 
Gfrörer  Philo  IL  S.  8—18.  Dähne  Jüd.- alexandrin.  Religionsphilos.  II. 
S.  1—72.  Fritzsche  a.  a.  0.  Preuss  Die  Zeitrechnung  der  Septuaginta, 
Berlin  1859.  8.  (vgl.  d.  Rec.  v.  Gutschmid  L.  Centrlbl.  1861.  Sp.  223  f. 
—  Kl.  Schrr.  II.  S.  291—293).  Schürer  G.  d.  V.  I.  II.  S.  697— 704.  Hatch 
Essays  in  Biblical  Greek,  Oxford  1890.  8.  (vgl.  Harnack  Theol.  L.-Z.  1890. 
No.  12.  Sp.  297—301).  Freudenthal  Are  there  traces  of  Greek  philosophy 
in  the  Septuagint?,  in  Jewish  Quarterly  Rewiew  1890.  S.  205 — 222  (wo  diese 
Frage  verneint  wird).  Thiersch  De  Pentateuchi  versione  Alexandrina, 
Erlangen  1841.  Hollenberg  Der  Charakter  der  alexandrin.  Uebers.  des 
B.  Josua  und  ihr  textkritiecher  Werth,  Moers  1876.  4.  Wichelhaus  De 
Ieremiae  versione  Alexandrina,  Halle  1847.  Völlers  Das  Dodekapropheton 
der  Alexandriner.  I.  Berlin  1880  und  in  Stades  Zeitschr.  f.  d.  alttestam. 
Wissensch.  III.  1883.  S.  219  —  272.  IV.  1884.  S.  1  —  20.  Lagarde  An- 
merkungen zur  griech.  Uebers.  der  Proverbien,  Leipzig  1863.  BickellDe 
indole  ac  ratione  versionis  Alex,  in  interpretando  libro  Iobi,  Marburg  1863. 
Weiteres  s.  b.  Herzog,  Schür  er  u.  bes.  Buhl  a.  a.  0.  0. 

17)  „In  Palaestina  freilich  erlangte  der  Kanon  etwa  in  der  zweiten 
Hälfte  des  2.  Jahrh.  bereits  eine  im  Wesentlichen  feste  Gestalt,  bei  den 
hellenistischen  Juden  dagegen  bleiben  die  Grenzen  noch  ein  paar  Jahr- 
hunderte fliessend".     S.  Schürer  H.  S.  710 f. 

18)  Ueber  den  Sinn  von  <x7i6hqv<poq  in  Bezug  auf  Bücher  giebt  Schür  er 


Apokryphen  des  A.  T.:  das  3.  B.  Esra.  613 

lose  Conipilation,  deren  hauptsächlichste  Quelle   der  kanonische, 
wahrscheinlich  nach  der  griechischen  Uebersetzung  benutzte  Esra 


Art.  Apokryphen  des  Alten  Testaments,  in  Herzogs  theol.  Realenc.  I. 
S.  484  f.  nach  früheren  Untersuchungen  Folgendes  an.  Das  Wort  hat  bei 
den  Kirchenvätern  zwei  verschiedene  Bedeutungen,  die  aber,  wie  es  scheint, 
öfter  in  einander  laufen,  entweder  „verborgen  gehalten",  d.  h.  „nicht  zum 
öffentlichen  Gebrauche  bestimmt"  (im  Gegens.  zu  noivos),  sei  es  im  ehren- 
den Sinne  von  Geheimschriften,  sei  es  im  nachtheiligen  von  solchen  Schriften, 
deren  allgemeiner  Gebrauch  bedenklich  oder  geradezu  schädlich  sein  würde, 
oder  aber  „von  obscurem  Ursprünge"  und  daher  wohl  auch  geradezu  „von 
verdächtiger  Herkunft",  und  hieraus  sowohl  wie  aus  dem  nachtheiligen 
Sinne  in  ersterer  Bedeutung  geht  schliesslich  die  des  Schlechten  und  Ver- 
kehrten hervor.  Dennoch  stammt  die  bei  den  Protestanten  allgemein  ge- 
bräuchliche Bezeichnung  der  apokryphischen  Bücher  als  Gegensatz  der 
kanonischen  erst  aus  der  Reformation.  Im  Neuen  Testament  werden  zwar 
die  kanonischen  viel  reichhaltiger  benutzt,  aber  doch  vorwiegend  nur  Penta- 
teuch,  Propheten  und  Psalmen,  gar  nicht  Koheleth,  Esra,  Nehemia  und 
Esther,  dagegen  die  Weisheit  Salomonis  vielleicht  sogar  bei  Paulus  und 
im  Hebraeerbriefe  (s.  jedoch  A.  34),  die  Makkabaeergeschichte  (bes.  II,  6,  18ff. 
vgl.  m.  11,  34  ff.)  bei  dem  Verfasser  des  letzteren  und  Sirach  bei  dem  des 
lacobusbriefes.  Die  älteren  Kirchenväter  vollends  machen  keinen  wesent- 
lichen Unterschied  im  Gebrauche  der  kanonischen  und  der  apokryphischen 
Schriften,  wenn  auch  Meliton  von  Sardes  und  Origenes  (Euseb.  H.  E. 
IV,  25.  26,  14)  auf  Grund  gelehrter  Untersuchung  wissen,  dass  letztere  zum 
„Kanon  der  Hebraeer"  nicht  gehören.  Erst  in  den  Kanonsverzeichnissen 
des  4.  Jahrh.  werden  dieselben  theils  gar  nicht  mehr  erwähnt,  theils  nur 
als  ein  nützlicher  Anhang  behandelt.  Entschieden  gegensätzlich  verhält 
sich  zu  ihnen  nur  Hieronymus,  der  aber  trotzdem  den  Sirach  als  scriptum 
sancta  bezeichnet  (s.  d.  Nachweise  b.  Schürer  Art.  Apokr.  S.  491  f.). 
Obendrein  gelangte  im  Abendlande  durch  die  Auctorität  des  Augustinus, 
welcher  de  doctr.  Christ.  II,  8  die  Apokryphen  mitten  unter  den  Schriften 
des  hebraeischen  Kanons  als  kanonisch  aufzählt,  dessen  Ansicht  zur  Geltung, 
und  so  ist  es  auch  in  der  römischen  Kirche  geblieben,  in  welcher  die 
Hauptmasse  dieser  Schriften  als  „deuterokanonisch"  bezeichnet  wird.  S.  das 
Genauere  b.  Schür  er  a.  a.  0.  S.  486—489.  —  Für  den  Text  kommen  hier 
zunächst  die  drei  A.  16  erwähnten  Handschriften  des  griechischen  kanoni- 
schen A.  T.  in  Betracht  (nur  dass  im  Vatic.  die  Makkabaeer  fehlen),  dem- 
nächst besonders  noch  ein  Venetus  aus  dem  8.  oder  9.  Jahrh.  (ohne  Esra 
und  Zusätze  zu  Esther);  ebenso  enthalten  die  dort  aufgeführten  Ausgaben 
auch  die  Apokryphen.  Die  jüngeren  Codices  geben  zum  Theil  eine  ab- 
weichende Recension  (von  Lukianos,  vgl.  A.  21).  Wichtig  sind  die  latein. 
Uebersetzungen,  die  in  der  Vulgata  und  die  unvollständig  in  einem  Cod. 
Sangermanensis  erhaltne  (Sabatier  Bibliorum  sacrorum  Latinae  versiones 
antiquae,  Rheims  1743.  Bd.  II),  und  die  syrische  in  der  Peschito  (Ausg.  v. 
La  gar  de  Libri  Vet.  T.  apocryphi  Syriace,  Leipzig  1861,  photolithogr. 
Prachtausg.  v.  Ceriani  Translatio  Syra  Pescitto  Vet.  T.  ex  cod.  Ambros., 


614    Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

war,  von  welchem  sich  jedoch  diese  freie  griechische  Bearbeitung 
allerdings  nicht  bloss  durch  Unistellungen,  sondern  auch  durch 
Einschaltungen  unterscheidet20),  die  Zusätze  im  Buche  Esther21), 

Mailand   1876—1883.   II.).    —    Sonderausgaben:    Frankfurt   am  Main    1694, 

1.  A.   Fabricius    Codex    pseudepigraphus    Veteris   Test.,    Hamburg    1713. 

2.  A.  1722.  1723.  IL,  Augusti,  Leipzig  1804,  Apel,  Leipzig  1837  und  die 
beste  von  0.  F.  Fritzsche,  eine  neue  Textrecension,  leider  noch  ohne  Be- 
nutzung des  Vatic.  Deutsche  Uebers.  von  Gutmann,  Altonal841,  de  Wette 
in  seiner  Gesammtübertragung  der  Bibel,  4.  A.  1858,  Holtzmannin  Bunsens 
Bibelwerk  VII.,  Leipzig  1869.  Andere  Uebersetzungen:  Dijserinck  De 
apocriefe  boeken  des  ouden  verbonds,  Haarlem  1874.  Reuss  Labible  VI.  VII. 
Paris  1878.  1879.  Bis  seil  The  apocrypha  of  the  Old  Testament  with 
historical  introductions  etc.,  New  York  1880.  —  Grimm  Luthers  Uebers. 
der  alttest.  Apokr.,  Stud.  u.  Krit.  1883.  S.  375—400.  —  0.  F.  Fritzsche 
und  W.  Grimm  Kurzgefasstes  exeget.  Handb.  zu  den  Apokryphen  d.  A.  T., 
Leipzig  1851  —  1860.  VI.  8.  Zöckler  Die  Apokryphen  des  A.  T.,  Nörd- 
lingen  1890.  Eichhorn  Einl.  in  die  apokr.  Schrr.  des  A.  T.,  Leipz.  1795. 
Weite  Specielle  Einleitung  in  die  deuterokanonischen  Bücher  des  A.  T., 
Freiburg  1844.  Wahl  Clavis  librorum  Vet.  T.  apocryphorum  philologica, 
Leipzig  1853.  Weiteres  bei  Schürer  im  angef.  Art.  u.  Gesch.  des  j.  V. 
II.  S.  582  ff. 

19)  Nach  der  Bezeichnung  von  Nehemia  als  2.  B.  Esra  in  der  Vulgata 
und  schon  bei  Hieron.  Praef.  in  vers.  libr.  Esrae  IX.  1524  Vall.  In  den 
griechischen  Codices  heisst  es  vielmehr  das  1.  B. :  "E6ÖQocg  a' , 

20)  S.  das  Genauere  hierüber  in  kurzer  Uebersicht  bei  Fritzsche 
Ex.  H.  I.  S.  5 ff.  und  Schürer  G.  d.  j.  V.  IL  S.  712  ff.  Ersterer  glaubt 
(S.  9)  nach  Zunz  Die  gottesdienstl.  Vorträge  der  Juden  (Berlin  1832). 
S.  105,  das  Buch  sei  wahrscheinlich  in  Palaestina  entstanden,  Letzterer 
scheint  anderer  Meinung  zu  sein.  Der  ältste  Zeuge  ist  Ioseph.  A.  I.  XI,  1  —  5 
(mit  eignen  Correcturen),  s.  Schürer  S.  713  f.  Ueber  die  Zeugnisse  der 
Kirchenväter  s.  dens.  S.  714.  Ausser  der  lat.  Uebeis.  in  der  Vulgata  giebt 
es  noch  eine  andere  im  Cod.  Colbert.  3703  (beide  b.  Sabatier  a.a.O.  III). 
[Trendelenburg]  Ueb.  d.  apokr.  Esras,  Eichhorns  Allg.  Biblioth.  der 
bibl.  Litt.  I.  1787.  S.  178—232.  Dähne  a.  a.  0.  II.  S.  116—125.  Herzfeld 
a.  a.  0.  I.  S.  320ff.  III.  S.  72  ff.  Treuenfels  Ueb.  d.  apokr.  B.  Esra, 
Fürsts  Litteraturbl.  des  Orients  1850.  No.  15—18.  40—49.  Entstehung  des 
Esra  Apocryphus,  Fürsts  Orient  1851.  No.  7—10.  Pohlmann  Ueb.  d.  An- 
sehen des  apokr.  dritten  B.  Esras,  Tüb.  theol.  Quartalschr.  1859.  S.  257—275. 
Ewald  a.a.O.  IV3.  S.  163-167.  Bisseil  The  first  book  of  Esdras, 
Bibliotheca  sacra  1877.  S.  209—228,  wiederabgedr.  a.  a.  0.  S.  62  ff. 

21)  Auch  hier  ist  der  ältste  Zeuge  Ioseph.  A.  I.  XI ,  6 ,  6  ff.  Origenes 
Epist.  ad  Afric.  3  (vgl.  de  oratione  13.  14.  XVII.  134.  143  Lommatzsch) 
betrachtet  das  Ganze  mit  diesen  Zusätzen  als  kanonisch.  Der  Text  ist  in 
doppelter  Fassung,  der  ursprünglicheren  und  der  von  Lukianos  (s.  A.  16.  18) 
überarbeiteten,  auf  uns  gekommen.  Specialausg.  v.  0.  F.  Fritzsche  'Ecfrr'iQ 
dupl.  libri  text.,  Zürich  1848.  4.  Langen  Die  beiden  griech.  Texte  des 
B.  Esther,  Theol.  Quartalschr.  1860.   S.  244 — 272.     Die  deuterokanonischen 


Apokryphen  des  A.  T.:  Zusätze  in  Esther  und  Daniel.  615 

die  iin  Daniel22),  nämlich  das  Gebet  des  Asarja  und  der  Lob- 
gesang der  drei  Jünglinge,  ferner  die  hübsch  erzählte  Geschichte 


Stücke  des  B.  Esth.,  Freiburg  1862  sucht  vergebens  gleich  Anderen  eine 
ursprünglich  hebraeische  Abfassung  und  eine  Bekanntschaft  des  loseph.  schon 
mit  dem  überarbeiteten  Text  nachzuweisen.  Hieron.  giebt  eine  freie  lat. 
Bearbeitung  auch  von  den  Zusätzen,  die  er  jedoch  erst  am  Schluss  mit 
dem  Obelos  (s.  IX.  1581  Vall.)  zusammenstellt,  eine  andere,  handschriftlich 
überlieferte  lat.  Uebers.  steht  b.  Sabatier  a.  a.  0.  I.  —  Comment.  von 
Fritzsche  Ex.  Hdb.  II.  S.  67  —  108.  —  Sonst  s.  noch  Zunz  a.  a.  0. 
S.  120—122.     Schürer  II.  S.  715  f. 

22)  Da  Daniel  selbst  erst  zwischen  167  und  165  entstanden  ist  (vgl. 
Schürer  II.  S.  613  ff.)  und  solche  gleich  ursprünglich  (s.  A.  22 l))  griechisch 
gestaltete  Nebenschösslinge  der  Danielsage  doch  schwerlich  sich  bilden 
konnten,  bevor  es  eine  griechische  Uebersetzung  jenes  Buches  gab,  so 
müssen  sie  nicht  unbeträchtlich  späteren  Ursprungs  sein,  wie  Schür er 
Art.  Apokr.  S.  499  bemerkt,  und  die  sprachlichen  Uebereinstimmungen  mit 
der  Uebersetzung  sind  daher  aus  einem  Einfluss  der  letzteren  auf  die  Ver- 
fasser dieser  kleinen  Stücke  zu  erklären  und  nicht  mit  Fritzsche  Ex. 
Hdb.  I.  S.  114  durch  die  umgekehrte  Annahme,  als  ob  der  Uebersetzer 
bereits  sie  vorgefunden  und  in  einer  mit  ihnen  vorgenommenen  Ueberarbeitung 
mit  dem  Buche  vereinigt  hätte.  Diese  Vereinigung  geschah  also  vielmehr 
erst  nachträglich.  Für  die  Geschichte  ihres  reichhaltigen  Gebrauchs  in  der 
christlichen  Kirche  mit  kanonischem  Ansehen  s.  die  Sammlung  der  be- 
treffenden Stellen  bei  Schürer  G.  d.  j.  V.  II.  S.  717  —  719.  Nicht  zum 
Wenigsten  kommt  hiebei  der  erhaltene  Briefwechsel  zwischen  Iul.  Afri- 
canus,  dem  einzigen  unter  den  älteren  Kirchenvätern,  welcher  die  Aecht- 
heit  bestreitet,  und  Origenes  in  Betracht,  welcher  dieselbe  gegen  ihn  ver- 
theidigt.  Uebrigens  ist  die  griechische  Uebersetzung  des  Daniel  mit  diesen 
Zusätzen  beinahe  nur  noch  in  der  Redaction  des  Theodotion  (vgl.  A.  16) 
erhalten  ,  welche  schon  seit  Irenaeus  die  Septuaginta  verdrängte,  s.  Hieron. 
Praef.  in  vers.  Dan.  IX.  1361  f.  Vall.  Banielem  prophetam  iuxta  Septuaginta 
irtterpretes  domini  salvatoris  ecclesiae  non  legunt,  utentes  Theodotionis  editione, 
und  nur  ein  einziger  römischer  Cod.  Chisianus  aus  dem  11.  Jahrh.  (nebst 
der  syr.  Uebers.)  giebt  den  Text  der  letzteren,  der  nach  ihm  zuerst  (nach 
Vorarbeiten  Anderer,  s.  Gebhardt  Theol.  L.-Z.  1877.  Sp.  565 f.)  von  Simon 
de  Magistris,  Rom  1772  und  dann  auf  Grund  dieser  editio  princeps  von 
H.  A.  Hahn,  Leipzig  1845  besonders  herausgegeben  ist,  allein  eine  ge- 
nügende Kenntniss  dieser  Handschrift  verdanken  wir  erst  dem  A.  16  angef. 
Prachtwerk  von  Cozza  Bd.  3,  Rom  1877  (vgl.  d.  Anz.  v.  Gebhardt  a.  a.  0.). 
Zur  Gontrole  dient  die  syr.  Uebertragung  des  hexaplarischen  Septuaginta- 
textes,  aus  deren  Mailänder  Codex  schon  Bugati  Daniel  secundum  edi- 
tionem  LXX  interpretum  .  .  .  Syriace,  Mailand  1788  den  Daniel  besonders 
herausgab.  Eine  photolithographische  Nachbildung  der  ganzen  Hand- 
schrift veröffentlichte  Ceriani  Cod.  Syro - Hexaplaris  Ambrosianus  etc., 
Monum.  sacra  et  prof.  VII.,  Mailand  1874.  Ueber  den  syr.  Vulgärtext  s. 
A.  18.    Die  fragmentarisch  erhaltne  latein.  Version  b.  Sabatier  a.  a.  0.  II 


616     Achtuaddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

von  der  Susanna  und  drittens  die  Anekdoten  vom  Bei  und  vom 
Drachen22b),  das  Gebet  des  Manasse23),  der  in  verhältniss- 
mässig  gutem  Griechisch,  aber  etwas  breit  und  rhetorisch  ge- 
schriebene Brief  des  Jeremias24),  die  beiden  rein  erdichteten 
Lehrerzählungen  Tobit25)  und  Judith26),  beide,  wenn  nicht  in 


schliesst  sich  an  Theodotion,  ebenso  Hieronymus ,  der  seiner  Uebersetzung 
des  Daniel  aus  dem  Hebraeischen  diese  Stücke  mit  dem  Obelos  nachschickte. 
Commentar  von  Fritzsche  Ex.  Hdb.  I.  S.  109  —  154.  Sonstige  Litteratur: 
Zunz  a.  a.  0.  S.  122  f.  Delitzsch  De  Habacuci  prophetae  vita  atque 
aetate,  Leipzig  1842.  S.  23  ff.  105  ff.  Frankel  Monatsschr.  f.  Gesch.  und 
Wissensch.  des  Judenth.  1868.  S.  440-449  (üb.  Susanna).  Wiederholt 
Theol.  Quartalschr.  1869.  S.  287  ff.  377  ff.  1871.  S.  373  ff.  1872.  S.  554  ff. 
Rohling  Das  Buch  des  Propheten  Daniel,  1876.  Brüll  Das  apokr. 
Susannabuch,  Jahrb.  f.  jüd.  Gesch.  u.  Lit.  III.  1877.  S.  1 — 69.  Schürer 
G.  d.  j.  V.    II.    S.  716—720. 

22 b)  Von  diesen  drei  Stücken  schliesst  sich  nur  das  erste  als  eine 
eigentliche  Ergänzung  an  Daniel  an,  die  anderen  beiden  sind  zwar  unter 
dessen  Einfluss  entstanden,  aber  wahrscheinlich  gar  nicht  in  der  Absicht 
ihn  zu  vervollständigen,  sondern  als  frei  stehende  Schriftchen.  In  Theo- 
dotions  Text  steht  denn  auch  vielmehr  Susanna  an  der  Spitze,  Bei  und 
der  Drache  am  Schlüsse  des  Buchs.  Dass  diese  Ordnung  auch  von  Hippo- 
lytos,  Africanus  und  Origenes  bezeugt  ist,  will  freilich  nicht  viel  sagen, 
da  sie  ja  eben  alle  der  Version  des  Theodotion  folgen  (s.  A.  22).  Die 
ursprünglich  griechische  Abfassung  der  Susanna  haben  schon  Afric.  und 
Porphyr,  b.  Hieron.  a.  a.  0.  aus  den  griechischen  Wortspielen  54  f.  58  f. 
mit  Recht  erschlossen,  aber  auch  für  die  beiden  anderen  Stücke  lässt  sich 
das  Gegentheil  nicht  wahrscheinlich  machen,  so  scharfsinnig  es  auch  für 
alle  drei  im  apologetischen  Interesse  von  Wiederholt  a.  a.  0.  ver- 
sucht ist. 

23)  Im  Anschluss  an  2.  Chron.  33,  11  ff.  entstanden.  S.  Fritzsche 
Ex.  Hdb.    I.    S.  155—164.     Schürer  IL  S.  720 f. 

24)  An  die  von  Nebukadnezar  zur  Abführung  nach  Babel  bestimmten 
Gefangenen,  um  sie  vor  Götzendienst  zu  warnen.  Sicher  griechisches 
Original,  aber  schwerlich,  wie  Manche  glaubten,  in  2.  Macc.  2,  1  f .  be- 
rücksichtigt.   S.  Fritzsche  Ex.  Hdb.  I.  S.  203—220.    Schürer  II.  S.  726. 

25)  In  dreifacher  Recension  erhalten,  der  gewöhnlichen  (auch  im  Cod. 
Vatic.  u.  Alexandr.),  der  im  Cod.  Sinait.  überlieferten  und  für  den  zweiten 
Theil  der  in  drei  Handschriften  und  der  syr.  Uebers.  (die  für  den  ersten 
der  gewöhnlichen  folgen)  vertretenen.  Die  zweite  ist  besonders  heraus- 
gegeben von  Reusch  Libellus  Tobit  e  cod.  Sin.,  Bonn  1870.  Ob  sie,  wie 
Reusch  behauptet,  oder  die  gewöhnliche,  wie  Fritzsche  u.  Nöldeke 
Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1879.  S.  45—69  wollen,  am  Meisten  das  Ur- 
sprüngliche bewahrt  hat,  steht  dahin  (vgl.  auch  Schürer  Theol.  L. -Z. 
1878.  Sp.  333  f.).  Eine  chaldaeische  Bearbeitung  lag  wie  für  Judith  so 
auch  für  Tobit  dem  Hieronymus  (Praef.  in  vers.  libri  Tob.  X.  1  f.,  vgl. 
21  f.  Vall.)  vor,   doch  ist  seine  lateinische  im  Wesentlichen  vielmehr  eine 


Apokr.  des  A.  T.:  Geb.  des  Man.  Br.  des  Jer.  Tobit.  Judith.      617 

Palaestina,  so  doch  wenigstens  von  streng   altgläubig   gesinnten 
Juden  geschrieben,  obgleich  die  erstere,  im  Ganzen  mit  Anmuth 


Modifikation  der  uns  noch  in  verschiedenen  Recensionen  überkommenen 
älteren  lateinischen  (Sabatier  a.  a.  0.  I),  die  am  Meisten  mit  dem  Cod. 
Sin.  übereinstimmt.  Ein  Gleiches  gilt  von  der  uns  erhaltenen  Gestalt 
des  chaldaeischen  Textes,  der  in  einer  älteren  Form  hebraeisch  frei  be- 
arbeitet ist  von  dem  zuerst  1516  in  Constantinopel,  dann  von  Seb.  Münster 
1542  herausgegeben  und  danach  so  genannten  Hebraeus  Muensteri,  Beides 
ist  in  guter  Textrecension  neuerdings  edirt  von  Neubauer  The  book  of 
Tobit  etc.,  Oxford  1878,  vgl.  Nöldeke  a.  a.  0.  Schürer  Theol.  L.-Z. 
1878.  Sp.  332  —  335.  Eine  zweite  hebraeische  Bearbeitung  und  zwar  nach  dem 
gewöhnlichen  griechischen  Text  ist  der  zuerst  1517  in  Constantinopel,  dann 
von  Fagius  1542  herausgegebene  Hebraeus  Fagii.  Beide  m.  lat.  Uebers.  stehen 
auch  in  der  Londoner  Polyglotte  Bd.  4.  —  Commentare  v.  II gen  Die  Ge- 
schichte Tobis,  Jena  1800,  Fritzsche  Ex.  Hdb.  II.  S.  101—110,  Sengel- 
mann, Hamburg  1857,  Scholz,  Würzburg  1889.  Uebers.  mit  Erkl.  v. 
Reusch,  Freiburg  1857  und  Gutberiet,  Münster  1877.  —  [Eichhorn] 
üeb.  d.  B.  Tobias,  Allgem.  Biblioth.  der  bibl.  Litt.  II.  S.  410 ff.  Reusch 
Der  Dämon  Asmodaeus  im  B.  Tobias,  Theol.  Quartalschr.  1856.  S.  422—445 
und  Rec.  v.  Sengelmann,  ebend.  1858.  S.  318—332.  Anon.  in  Journ.  of 
Sacred  Literature  IV.  1857.  S.  59  —  71.  VI.  1858.  S.  373  —  382.  Hitzig 
Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  III.  1860.  S.  250—261.  Hilgenfeld  ebendas.  V. 
1862.  S.  181—198.  Ewald  a.  a.  0.  IV3.  S.  269  ff.  Grätz  Gesch.  d.  Juden 
IV2.  S.  466  f.  A.  17.  Kohut  Etwas  üb.  d.  Moral  u.  d.  Abfassungszeit  des 
B.  Tobias,  Geigers  jüd.  Zeitschr.  f.  Wissensch.  u.  Leben  X.  1872.  S.  49—73. 
Fritzsche  in  Schenkels  Bibellex.  V.  S.  540  ff."  Renan  L'e'glise  chretienne 
(1879).  S.  554  —  561.  Grätz  Monatsschr.  f.  Gesch.  und  Wissensch.  des 
Judenth.  1879.  S.  145  ff.  385  ff.  433  ff.  509  ff.  Grimm  Zeitschr.  f.  wiss. 
Theol.  XXV.  1881.  S.  38-56.  Preiss  ebendas.  XXVIII.  1885.  S.  24-51. 
Schür  er  G.  d.  j.  V.  II.  S.  603 — 609  (der  noch  weitere  Nachweise  giebt). 
Rosenthal  Vier  apokr.  Bücher  aus  der  Zeit  u.  Schule  R.  Akibas,  1885. 
S.  104—150  (schwach). 

26)  Gleichfalls  in  dreifacher  Recension  auf  uns  gekommen,  in  der  ge- 
wöhnlichen und  ursprünglichen  (auch  im  Vat.  Sin.  Alex.)  und  in  zwei  Ueber- 
arbeitungen,  deren  eine  auch  der  syr.  und  der  altlatein.  (Sabatier 
I.  S.  744—790),  von  Hieronymus  in  seiner  eignen  latein.  Wiedergabe 
(s.  Praef.  X.  21  f.  Vall.)  frei  und  mit  grosser  Flüchtigkeit  benutzten  zu 
Grunde  liegt;  freilich  kannte  Hieron.  auch  einen  chaldaeischen  Text  (vgl. 

A.  25),  ist  aber  sonach  ganz  wie  bei  Tobit  zu  Werke  gegangen.  Vgl. 
auch  Thielmann  Beiträge  zur  Textkritik  der  Vulgata,  insbesondere  des 

B.  Judith,  Speier  1883.  8.  —  Commentare  v.  Fritzsche  Ex.  Hdb.  II. 
S.  117—211,  0.  Wolff,  Leipzig  1861  (welcher  vergeblich  sich  abmüht  die 
Geschichtlichkeit  des  Buchs  zu  vertheidigen)  und  Scholz,  Würzburg  1887 
(vgl.  den  Schluss  dieser  Anm.).  —  Montfaucon  La  verite  de  l'histoire  de 
Judith,  Paris  1690.  Movers  Ueb.  d.  Ursprache  der  deuterokanonischen 
Bücher  des  A.  T.,  Zeitschr.  f.  Philos.  u.  kath.  Theol.  Heft  13.  1835.  S.  31  ff. 


618     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

und  Geschmack  vorgetragene  allem  Vermuthen  nach  von  Hause 
aus  griechisch  abgefasst,  übrigens  noch  entweder  im  zweiten 
oder  doch  im  ersten  Jahrhundert  v.  Chr.  entstanden27),  während 
die  letztere  aus  einem  der  Makkabaeerzeit  und  wohl  noch  dem 
zweiten  Jahrhundert  angehörigen  hebraeischen  oder  aramaeischen 
Original  übersetzt  ist28),  das  erste29),  zweite30)  und  dritte31) 

Schönhaupt  liltudes  historiques  et  critiques  sur  le  livre  de  Judith,  Strass- 
burg  1839.  Reuss  Art.  Judith  in  d.  Encykl.  v.  Ersch  u.  Gruber.  Nicke s  De 
libro  Iudithae,  Breslau  1854.  Anon.,  Journ.  of  Sacred  Lit.  III.  1856.  S  342—363. 
XII.  1861.  S.  421  —  440.  Volkmar  Die  Compositum  des  B.  J.,  Theol. 
Jahrb.  1857.  S.  441—498.  Hilgenfeld  Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  I.  1858. 
S.  270—281.  R.  A.  Lipsius  ebendas.  IL  1859.  S.  39—121.  Hitzig  eben- 
das.  III.  1860.  S.  240—350.  Volkmar  Handb.  der  Einl.  in  die  Apokryphen 
I,  1.  Judith.  1860.  Hilgenfeld  Z.  f.  wiss.  Th.  IV.  1861.  S.  335  —  385. 
K.  H.  A.  Lipsius  Sprachliches  zum  B.  J.,  ebendas.  V.  1862.  S.  103—105. 
Ewald  a.a.O.  IV3.  S.  618— 625.  Grätz  a.a.O.  IV2.  1866.  S.  439  ff.  A.  14. 
R.  A.  Lipsius  Jüd.  Quellen  zur  Judithsage,  Z.  f.  w.  Th.  X.  1867.  S.  337  —  366. 
Fritzsche  in  Schenkels  Bibellex.  III.  S.  445  ff.  Schürer  II.  S.  599—603 
(auf  den  ich  um  so  mehr  verweise,  da  Judith,  Sirach  und  das  1.  Makka- 
baeerbuch  in  die  griechische  Literaturgeschichte  eigentlich  kaum  noch 
hineingehören).  Für  die  Stellungnahme  von  katholischer  Seite  s.  noch 
Scholz  Das  B.  J.,  eine  Prophetie  1885  (Vortrag)  u.  s.  o.  und  Vigouroux 
Die  Bibel  und  die  neueren  Entdeckungen,  deutsche  Uebers.  IV.  1886. 
S.  242—271.     Weiter  s.  A.  28. 

27)  Einen  früheren  Ansatz  verbietet  der  erstere,  einen  späteren  (wie 
ihn  Hitzig  macht)  widerräth  der  letztere  Umstand,  s.  Fritzsche  Ex. 
Hdb.  II.  S.  8.  16,  wenn  auch  weder  Philon  noch  Iosephos  noch  das  N.  T. 
dies  Buch  berücksichtigen  und  es  sogar  zur  Zeit  des  Origenes  noch  bei 
den  Juden  nicht  in  Ansehen  stand  und  nicht  ins  Hebraeische  übersetzt 
war,  Orig.  Epist.  ad  Afric.  13.  'Eßgaioi  rat  Ttoßicc  ov  xqavxai  ovds  xfi 
Iovdr\Q"  ovds  yao  £%ovav  ccvxcc  Iv  anoKQvtpoig  *EßQcc'ioxi'  cog  an  avtoöv 
^a&ovxsg  syvconafisv.  de  oratione  14.  XVII.  143  Lomm.  xr\  ds  xov  ToaßrjX 
ßCß\(o  avxtliyovoiv  of  tx  TteQixofirjs  a>s  (irj  ivdia&rinai.  Das  änderte  sich 
dann  aber  bald,  da  schon  Hieronymus,  wie  gesagt,  eine  der  seitdem  ent- 
standenen semitischen  Uebersetzungen  kannte.  In  der  christlichen  Kirche 
beginnt  der  Gebrauch  schon  bei  den  apostolischen  Vätern,  s.  die  Nachweise 
bei  Schür  er  S.  606  f.,  welcher  S.  605  zeigt,  dass  der  Verfasser  mindestens 
den  Tempelbau  des  Herodes  noch  nicht  kannte.  Das  B.  Tobit  scheint  vor- 
zugsweise für  die  Juden  in  der  Diaspora  geschrieben  zu  sein,  um  sie  zu 
strengem  Festhalten  an  der  Gesetzesbeobachtung  zu  ermuntern,  ob  aber 
auch  in  der  Diaspora  abgefasst  oder  aber  in  Palaestina,  lässt  sich  nicht 
entscheiden. 

28)  S.  die  bei  Movers  und  bei  Fritzsche  Ex.  Hdb.  II.  S.  115  f.  nach- 
gewiesenen Uebersetzungsfehler.  Volkmar,  Hitzig  und  Grätz  gehen 
freilich  in  die  Zeit  des  Traianus  hinab,  aber  schwerlich  mit  zwingenden 
Gründen,  um  so  weniger  da  sich  eine  ausdrückliche  Erwähnung  scLon  bei 


Apokr.  d.  A.  T.:  1.  2.  3.  Makkab.  619 

Buch  der  Makkabaeer,  von  denen  aber  nur  die  beiden  ersten 
und  namentlich  das  erste  von  wirklichem  geschichtlichem  Werth 


Clem.  Rom.  55  findet;  die  weiteren  Citate  bei  den  Kirchenvätern  s.  bei 
Schür  er  S.  602.  Jedenfalls  ist  diese  Tendenzerzählung  in  einer  Zeit  der 
Glaubensgefahr  entstanden,  und  auf  die  ältere  römische  Zeit  passt  der 
historische  Hintergrund  kaum.  Hicks  Judith  and  Holofernes,  Journ.  of 
Hellenic  Studies  VI.  1885.  S.  261—274  setzt  die  Abfassung  um  150  v.Chr., 
indem  er  annimmt,  dass  der  Name  'OXocpsqvqg  oder  'OQocpSQvrjg  den  Juden 
erst  durch  Orophernes  II  von  Kappadokien,  den  Zeitgenossen  und  Freund 
von  Demetrios  I  Soter,  bekannt  geworden  sei. 

29)  Es  erzählt  vom  Regierungsantritt  des  Antiochos  Epiphanes  bis  zum 
Tode  des  Makkabaeers  Simon  (175 — 135)  in  schlichter  Form  und  in  einer 
zwar  streng  gläubigen  und  gesetzestreuen  Gesinnung,  aber  dabei  doch  in 
einer  nicht  wie  im  A.  T.  Alles  auf  das  unmittelbare  Eingreifen  Gottes 
zurückführenden,  sondern  die  Tapferkeit,  das  Feldherrngeschick  und  die 
diplomatische  und  staatsmännische  Klugheit  der  Makkabaeer  betonenden 
und  ebendesshalb  geschichtlich  um  so  mehr  glaubwürdigen  Weise.  Sehr 
werthvoll  ist  in  dieser  Schrift  auch  die  chronologische  Feststellung  aller 
wichtigeren  Ereignisse  nach  einer  bestimmten  £era,  nämlich  der  der  Seleu- 
kiden  vom  Jahre  312,  jedoch  mit  der  Modifikation,  dass  die  Jahresanfänge 
nicht  wie  bei  den  Syrern  in  den  Herbst,  sondern  nach  dem  jüdischen  Fest- 
kalender in  den  Frühling  gesetzt  werden,  s.  Schür  er  I.  S.  26 — 32  (mit 
den  Litteraturangaben  S.  33).  Ueber  die  Quellen  (s.  Grimm  Ex.  Hdb.  III. 
S.  XXXII f.),  vermuthlich  (nach  9,  22,  8.  Grimm  a.  a.  0.)  auch  schriftliche, 
lässt  sich  nichts  Genaueres  sagen.  Doch  kennt  der  Verfasser  (16,  23  f.) 
bereits  eine  Chronik  des  Iohannes  Hyrkanos  (135 — 105).  Trotzdem  hat  er, 
da  er  die  Römer  lediglich  als  Beschützer  der  Juden  darstellt,  noch  vor  dem 
Zuge  des  Pompeius,  also  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  1.  Jahrh.  v.  Chr. 
geschrieben,  und  zwar  hebraeisch  oder  aramaeisch  unter  einem  bisher 
räthselhaften  Titel  (s.  die  Deutungsversuche  bei  Grimm  a.  a.  0.  S.  XVII): 
Orig.  in  der  Aufzählung  b.  Euseb.  H.  E.  VI,  25,  3  (als  Anhang  zum  hebr. 
Kanon):  e^oa  ds  tovtcov  sotl  xcc  Maywaßcc'Cyici ,  ccksq  Bmysyqanxca  2ccq- 
ßrjd'  ZccßavcueX.  Hieron.  Prolog,  galeat.  in  vers.  Samuel.  IX.  459 f.  Vall. 
Macchabaeorum  primum  librum  Hebraicum  repperi.  Die  griechische  Ueber- 
setzung  ist  jedoch  wahrscheinlich  schon  von  Iosephos  gebraucht,  s.  Grimm 
a.  a.  0.  S.  XXV11I,  Bloch  Die  Quellen  des  Flavius  Josephus,  Leipz.  1879. 
S.  80 — 90,  doch  ist  dies  nicht  zweifellos,  s.  v.  Destinon  Die  Quellen  des 
Flavius  Iosephus  I.  (Kiel  1882).  S.  60—91,  Schürer  II.  S.  581  f.,  so  sehr 
auch  im  Allgemeinen  dessen  Bekanntschaft  mit  diesem  Buche  feststeht. 
Ueber  die  Benutzung  bei  den  Kirchenvätern  von  Tertulliauos  ab  s.  Schür er 
II.  S.  582,  über  die  weitere  Geschichte  der  uns  nur  griechisch  und  also 
lediglich  dadurch,  dass  die  griechische  Uebersetzung  in  den  Anhang  zur 
Septuaginta  kam,  erhaltenen  Schrift  s.  Schür  er  Art.  Apokr.  S.  485—489. 
Deutsche  Uebers.  mit  Anmm.  v.  J.  D.  Michaelis,  1778.  Commentare  von 
Grimm  a.  a.  0.  S.  IX  — XXXV.  1  —  235  und  Keil  Commentar  über  die 
Bücher  der  Makkabaeer,  Leipzig   1875.   —   Geiger  Urschrift  und  Ueber- 


620     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

sind82),  das  Spruchbuch  von  Jesus,  dem  Sohne  des  Sirach, 
von  seinem  gleichnamigen  Enkel,  dessen  Vater  wiederum  Sirach 


Setzungen  der  Bibel  (1857).  S.  200  ff.  Ewald  a.a.O.  IV3.  S.  602—605. 
Rosenthal  Das  erste  Makkabaeerbuch,  Leipzig  1867.  Fritzsche  in 
Schenkels  ßibellex.  IV.  S.  89  ff.  Grimm  Ueb.  1.  Macc.  VIII.  u.  XV,  16—21, 
Zeitschr.  f.  wiss.  Theol.  XVII.  1874.  S.  231—237.  (Ueber  die  sonstige,  den 
hier  behandelten  Punkt  berührende  Litteratur  s.  Schür  er  G.  d.  j.  V. 
I.  S.  198  ff.  mit  A.  22).  Schnedermann  Ueb.  d.  Judenthum  der  beiden 
ersten  Makkabaeerbücher,  Zeitschr.  für  kirchl.  Leben  1884.  S.  78 — 100. 
Schür  er  II.  S.  579—585  (s.  dort  über  die  hist.-krit.  Untersuchungen  des 
18.  Jahrh.  S.  584). 

30)  Es  beginnt  schon  mit  den  letzten  Zeiten  vom  Bruder  und  Vor- 
gänger des  Antiochos  Epiphanes  Seleukos  IV  Philopator,  schliesst  aber 
andrerseits  bereits  mit  dem  Siege  von  Judas  Makkabaeos  über  Nikanor 
(März  161,  s.  Schürer  I.  S.  170  f.  A.  29),  umfasst  also  nicht  viel  über 
15  Jahre,  ist  weit  stärker  theologisch  und  rhetorisch  gefärbt  als  das  erste 
und  daher  meist  weniger  glaubwürdig.  Es  ist  ferner,  und  zwar  vermuth- 
lich  (s.  u.)  in  Aegypten  ,  von  Hause  aus  griechisch  geschrieben  (vgl.  Hieron. 
Prol.  gal.  in  vers.  Sam.  IX.  459  f.  Vall.  unmittelbar  nach  den  A.  29  angef. 
"Worten:  secundus  Graccus  est,  quod  ipsa  quoque  cpgccasi  probari  potest)  und 
bezeichnet  sich  selbst,  wie  schon  C.  21.  A.  648  gesagt  ist,  als  Auszug  aus 
dem  umfassenderen  Werk  des  Iason  von  Kyrene  in  6  Büchern  (2,  23  ff.). 
Jedenfalls  ist  es  noch  vor  der  Zerstörung  Jerusalems  abgefasst,  wie  aus 
dem  paraenetischen ,  durchweg  den  dortigen  Tempel  als  Centralstätte  des 
theokratischen  Cultus  voraussetzenden  Zwecke  des  Ganzen  und  auch  wohl 
aus  der  unhistorischen ,  wahrscheinlich  erst  von  dem  Epitomator  herrühren- 
den Notiz  15,  37  hervorgeht;  ferner  aber  scheint  sogar  Philon  Quod  omnis 
probus  liber  13.  II.  459  Mang,  es  bereits  gekannt  zu  haben,  s.  Lucius 
Der  Essenismus  (1881).  S.  36—39  (Iosephos  freilich  wahrscheinlich  nicht, 
s.  Grimm  Ex.  Hdb.  IV.  S.  13),  so  dass  die  Entstehung  muthmasslich  noch 
in  vorchristliche  Zeit  fällt.  Das  Originalwerk  dürfte,  wenn  es  auch  ohne 
Zweifel  bereits  einen  ähnlichen  Charakter  hatte  und  ebendesshalb  vom 
Epitomator  zu  seiner  Vorlage  gewählt  ward,  dennoch  nicht  lange  nach  160 
geschrieben  sein,  da  es  allem  Anschein  nach  ausschliesslich  auf  mündlichen 
Quellen  beruhte;  freilich  erklärt  sich  auf  der  anderen  Seite  sowohl  die 
Reichhaltigkeit  als  auch  die  Ungenauigkeit  des  Details  dann  nur  durch 
die  Annahme,  dass  lason  seine  Berichte  nicht  mehr  unmittelbar  von  den 
Betheiligten  erhielt.  Auf  alle  Fälle  war  das  erste  Makkabaeerbuch  damals 
entweder  noch  nicht  erschienen  oder  wenigstens  in  Kyrene  und  Aegypten 
noch  nicht  bekannt,  da  er  es  sonst  schwerlich  so  ganz  unberücksichtigt 
gelassen  hätte;  ja  da  dies  sonst  wohl  auch  von  dem  Epitomator  nicht  ge- 
schehen wäre,  scheint  auch  dieser  noch  früher  gearbeitet  zu  haben.  Trotz- 
dem ist  kein  ausreichender  Grund  vorhanden  für  dies  zweite  Makkabaerbnch 
eine  andere  Aera  als  für  das  erste  anzunehmen,  sei  es  nun  mit  den  Jahres- 
anfängen im  Herbst  oder  gleichfalls  im  Frühjahr,  s.  Schürer  I.  S.  32  f. 
Die  ältste  Spur  einer  Benutzung  in  der  christlichen  Kirche  findet  sich,  wie 


Apokr.  des  A.  T.:  2.  3.  Makk.  Sirach.  Weisheit.  621 

hiess,   132  ins    Griechische    übersetzt33),    die   Weisheit   Salo- 
monis34)  und  das  Buch  Baruch,   welches   aber   erst  bald  nach 


A.  18  gesagt  ist,  schon  Hebr.  11,  35  f.  (s.  Bleek  z.  d.  St.  und  Stud.  u. 
Krit.  1853.  S.  339),  das  ältste  ausdrückliche  Citat  b.  Clem.  Strom.  V.  595  D, 
die  ferneren  Anführungen  s.  b.  Schürer  II.  S.  741  f.,  die  Bezeichnung  als 
zweites  Makkabaeerbuch  erscheint  vor  Hieron.  (s.  o.)  schon  bei  Euseb.  P.  E. 
VIII,  9,  38.  375  d.  Inhaltlich  ganz  von  ihm  abhängig  ist  die  philosophische 
Mahnrede,  welche  das  vierte  Buch  der  Makkabaeer  genannt  zu  werden 
pflegt,  s.  über  dasselbe  A.  44.  Der  Stil  ist,  wie  gesagt,  rhetorisch,  der 
Epitomator  handhabt  die  griechische  Sprache  mit  Geschick,  Hebraismen  sind 
selten,  seine  Phraseologie  klingt  mehrfach  an  die  des  Polybios  an  (s.  Grimm 
a.  a.  0.  S.  6  f.).  Dass  er  trotzdem  ein  palaestinischer  Jade  gewesen  sein 
oder  wenigstens  in  Palaestina  geschrieben  haben  sollte  (Geiger  Urschr. 
S.  226.  Freudenthal  S.  129),  ist  schwer  zu  glauben,  zumal  da  der  schon 
bezeichnete  historische  Schnitzer  16,  37,  nach  welchem  Jerusalem  seit  dem 
Siege  über  Nikanor  in  den  Händen  der  Hebraeer  geblieben  sein  soll,  wie 
gesagt,  doch  wohl  erst  von  ihm  hinzugesetzt  ist.  Voraufgeschickt  sind  zwei 
gefälschte  Briefe  der  palaestinischen  Juden  an  die  ägyptischen  (1—2,  18), 
von  zwei  verschiedenen  Urhebern  stammend,  wie  aus  der  sprachlichen  Ver- 
schiedenheit hervorgeht,  auch  schwerlich  bereits  vom  Epitomator  selbst 
seinem  Werke  vorangestelltes.  Grimm  a.  a.  0.  S.  22  f.).  S.  über  dieselben 
Valckenaer  De  Aristobulo  S.  38  —  44.  Schluenkes  Epistolae,  quae 
secundo  Macc.  libro  1,  1—9  legitur,  explicatio,  Köln  1844.  Difficiliorum 
locoruni  epistolae,  quae  2.  Macc.  1,  10—2,  18  legitur,  explicatio,  Köln  1847. 
Grätz  Das  Sendschreiben  der  Palaestinenser  an  die  ägypt.-jüd.  Gemeinden 
wegen  der  Feier  der  Tempelweihe,  Monatsschr.  f.  G.  u.  W.  des  Jud.  1877. 
S.  1—16.  49— 60.  Gesch.  der  Juden  III4.  1888.  -S.  671—684.  Brüll  Jahrb. 
f.  jüd.  Gesch.  u.  Litt.  VIII.  1887.  S.  30—40.  Bruston  Trois  lettres  des 
juifs  de  Palestine,  Zeitschr.  f.  d.  alttestam.  Wissensch.  X.  1890.  S.  110—117. 
Ausserdem  vgl.  unten  .A.  37.  61.  57.  —  Das  2.  Makkabaeerbuch  ist  auch 
im  Cod.  Sinait.  nicht  erhalten,  wohl  aber  lateinisch  ausser  in  der  alten, 
in  die  Vulgata  übergegangenen  Uebers.  (Sabatier  II)  noch  in  einer 
anderen,  in  einem  Cod.  Ambros.  aufbewahrten  und  aus  demselben  von 
Peyron  Cic.  orationum  pro  Scauro  etc.  fragmenta  inedita,  Stuttgart  1824. 
S.  73  ff.  herausgegebenen.  Commentar  von  Grimm  a.  a.  0.  IV.  S.  1 — 210. 
[Paulus]  Ueb.  d.  2.  B.  der  M.,  Eichhorns  Allgem.  Biblioth.  der  bibl.  Litt. 
I.  1787.  S.  232—241.  Bertheau  De  secundo  libro  Maccabaeorum,  Göttingen 
1829.  Herzfeld  a.  a.  0.  II.  S.  443—466.  Patrizzi  De  consensu  utriusque 
libri  Machabaeorum,  Rom  1866.  Ewald  a.  a.  0.  S.  605—611.  Cigoi 
Historisch- chronol.  Schwierigkeiten  im  zweiten  Makkabaeerbuche,  Klagenfurt 
1868.  Kasten  Der  histor.  Werth  des  zweiten  B.  der  M.,  Stolp  1879.  4. 
Schürer  II.  S.  739—743. 

31)  Die  Bezeichnung  ibt  völlig  unpassend,  da  es  sich  in  diesem  Buche 
vielmehr  um  eine  angebliche  Bedrängniss  der  Juden  durch  Ptolemaeos  IV 
Philopator  nach  dessen  Siege  über  Antiochos  den  Grossen  bei  Raphia  (217) 
handelt.     Das    Ganze  ist  ebenso  abgeschmackt   erzählt  wie  erfunden,    der 


622     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

der    ZerstöriiDg   von    Jerusalem    entstanden    ist    und    also    nicht 
mehr  hieher  gehört35). 


Stil  über  alle  Massen  gesucht  und  schwülstig.  Die  historische  Grundlage 
gehört  vielmehr  in  die  Zeit  von  Ptolemaeos  VII  Physkon  (s.  die  auch  schon 
stark  ausgeschmückte  Erzählung  b.  Ioseph.  c.  Ap.  II,  5 ,  vgl.  unten  A.  98 
u.  bes.  Schürer  II.  S.  523.  A.  124).  Vielleicht  mit  Recht  verlegen  daher 
Ewald  a.  a.  0.  S.  611—614  u.  Andere  die  Entstehung  erst  in  die  Zeit  des 
Caligula,  doch  bleibt  dies  bedenklich,  und  man  muss  dabei  stehen  bleiben, 
dass  das  Buch  spätestens  dann  und  frühestens  im  1.  Jahrh.  v.  Chr.  ver- 
fasst  ist.  Denn  jedenfalls  kennt  der  Verfasser  (6,  6)  bereits  die  Zusätze 
im  Daniel.  S.  Grimm  a.  a.  0.  S.  215 — 219.  Die  ältsten  Erwähnungen 
sind  Canon,  apost.  76  (85).  Mav.%aßaC(ov  xqia  u.  Theodoret.  z.  Dan.  11,  7. 
7]  tqitt}  toav  MccMccßccicov  .  .  .  ßi'ßXog.  In  der  lateinischen  Kirche  scheint 
dies  Buch  nie  bekannt  geworden  zu  sein  (daher  fehlt  es  in  der  Vulgata); 
dass  es  in  die  syrische  Eingang  gewann,  beweist  die  syr.  Uebers.  Im 
Alexandrinus  findet  es  sich.  Genaueres  s.  b.  Grimm  a.  a.  0.  IV.  S.  611—614 
und  Schürer  IL  S.  743—745,  vgl.  Ewald  a.  a.  0.  IV3.  S.  611—614. 

32)  Wie  aus  A.  29—31  erhellt. 

33)  Wie  dieser  selbst  in  der  Vorrede  sagt,  s.  A.  5.  Auch  der  ursprüng- 
liche Verfasser  nennt  am  Schlüsse  (50,  27)  sich  selbst:  'irjaovg  vibg  £iqcc% 
6  'IsqoooXv(ilx7)s.  Er  muss  sonach  etwa  zwiscr^en  190  und  170  geschrieben 
haben  und  der  von  ihm  50,  1 — 26  gefeierte  Hohepriester  Simon  II  aus 
dem  Anfang  des  2.  Jahrh.  (Ioseph.  A.  I.  XII,  4,  10)  gewesen  sein.  Die 
Uebersetzung  ist  zwar  sehr  wörtlich,  aber  doch  im  Ganzen  gut,  wenn  auch 
nicht  fehlerfrei,  und  der  Urheber,  von  Geburt  zwar  gleichfalls  Jerusalemit, 
aber  nach  Aegypten  ausgewandert,  zeigt  auch  in  seiner  Vorrede  gute 
Kenntniss  des  Griechischen.  Die  Ueberschrift  in  den  Codices  lautet  ZocpCa 
'irjöov  vtov  2iq<x%.  In  der  griechischen  Kirche  ward  die  Bezeichnung  r; 
TtcivccQsrog  60(picc  von  den  Sprüchen  Salomonis  (Euseb.  H.  E.  IV,  22,  8)  auch 
auf  dies  Buch  übertragen,  so  in  der  erhaltenen  Litteratur  zuerst  bei  Euseb. 
Chron.  IL  122  Seh.  Demonstr.  ev.  VIII,  2,  71.  393  d,  in  der  lateinischen 
ward  der  Name  Ecclesiasticus  üblich,  Cyprian.  Testimon.  II,  1.  III,  1.  35. 
51.  95.  96.  97.  110.  111.  Orig.  lat.  Uebers.  in  Numer.  homil.  XVIII,  3 
(X.  221  Lommatzsch).  in  libro,  qui  apud  nos  quidem  inter  Salomonis  Volu- 
mina haberi  solet  et  ecclesiasticus  dici,  apud  Graecos  vero  sapientia  Iesu 
filii  Sirach  appellatur.  Hieron.  Praef.  in  vers.  libr.  Salom.  IX.  1293  f.  Vau. 
fertur  et  panaretus  Iesu  filii  Sirach  liber  et  alius  ipsvdeniyQcccpogj  qui  Sa- 
pientia Salomonis  inscribitur,  quorum  priorem  TLebraicum  repperi,  non  Ec- 
clesiasticum ,  ut  apud  Latinos,  sed  Parabolas  praenotatum.  Im  N.  T.  sind, 
wie  schon  A.  18  gesagt  ward,  besonders  im  Jacobusbriefe  die  Reminiscenzen 
stark  ausgeprägt.  Die  ausdrücklichen  Citate  beginnen  bei  den  Christen 
mit  Clem.  Alex.,  der  diese  Schrift  sehr  häufig  meist  mit  r)  yQucprj,  seltner 
mit  i)  aoqpta,  noch  seltner  in  letzterem  Falle  mit  dem  Zusatz  'lr\<iov  an- 
führt. Bei  den  Lateinern  scheint  sie  meistens  als  Salomons  Werk  gegolten 
zu  haben,  s.  u.  A.  die  angef.  Stellen  und  Hieron.  Comm.  in  Daniel.  9. 
V.  686  Vall.  plerisque  Salomonis  falso  dicitur.     Mehr  und  die   Nachweise 


Apokr.  des  A.  T.:  Sirach.    Weisheit  Salomonis.  623 

Palaestina  selbst ,  anfänglich  unter  ägyptischer,   dann  unter 
syrischer     Herrschaft,    „von     griechisch -makedonischen    Pflanz- 


über  den  Gebrauch  bei  den  Talraudisten  s.  b.  Schürer  IL  S.  596.  597. 
Ausser  den  vier  Haupthandschriften  (s.  A.  18)  kommen  noch  die  Fragmente 
des  Cod.  Ephraemi  (C  bei  Fritz  sehe)  in  Betracht.  Ausser  der  altlateini- 
schen, in  die  Vulgata  aufgenommenen  Uebersetznng  (Sabatier  II)  giebt 
es  zwei  syrische,  die  vulgäre  (Peschito)  und  die  hexaplarische,  s.  A.  18.  22. 
Hatch  Essays  in  Biblical  Greek,  Oxford  1889.  S.  246—282  zeigt,  dass  der 
Venet.  die  vorzüglichste  Handschrift,  und  dass  alle  diese  Uebersetzungen 
werthvolle  Hülfsmittel  für  die  Textberichtigung  sind,  Margoliouth  An 
essay  on  the  place  of  Ecclesiasticus  in  semitic  literature,  Oxford  1890.  4. 
tritt  dafür  ein,  dass  der  syrische  Text  unmittelbar  aus  dem  hebraeischen 
und  nicht  erst  aus  dem  griechischen  geflossen  sei  (s.  darüber  Schür  er 
Theol.  L.-Z.  1890.  No.  6.  Sp.  137  f.).  Ausgabe  mit  Commentar  v.  Bret- 
schneider,  Regensburg  1806.  Commentar  v.  Fritzsche  Ex.  Hdb.  V. 
S.  IX— XLI.  1—312  mit  deutscher  Uebers.  S.  313  ff.  —  Gfrörer  Philo  II 
(1831).  S.  18—32.  Winer  De  utriusque  Siracidae  aetate,  Erlangen  1832. 
Zunz  a.  a.  0.  S.  100—105.  Dähne  a.  a.  0.  II.  (1834).  S.  126—150.  Ewald 
Ueb.  d.  grieeb.  Spruchbuch  Jesus  des  Sohnes  Sirachs,  Jahrb.  der  bibl. 
Wissensch.  III.  1851.  S.  125 — 140.  Bruch  Weisheitslehre  der  Hebraeer, 
1851.  S.  266—319.  Geiger  Zeitschr.  der  deutschen  morgenl.  Gesellsch. 
XII.  1858.  S.  536—543.  Ewald  Gesch.  d.  V.  I.  IV3.  S.  341—346.  Horo- 
witz  D.  B.  J.  S.,  Breslau  1865.  Fritzsche  in  Schenkels  Bibellex.  IIL 
S.  252  ff.  Grätz  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  1872.  S.  49  ff. 
97  ff.  Merguet  Die  Glaubens-  und  Sittenlehre  des  B.  J.  S.,  Königsb.  1874. 
Selig  mann  Das  B.  der  Weisheit  des  J.  S.  u.  s.  w.,  Breslau  1883.  Dau- 
banton Het  apokryphe  boek  Zotpia  3Ir\aov  viov  2iqcc%  en.de  leertype 
daarin  vervaat  (Theol.  Studien  1886—1887).  Cheyne  lob  and  Solomon 
or  the  Wisdom  of  the  Old  Testament,  London  1887.  8.  (s.  darüb.  Guthe 
Theol.  L.-Z.  1887.  No.  26.  Sp.  620—623).  Bois  Essai  sur  les  origines  de 
la  philosophie  judeo-alexandrine,  Paris  1890.  8.  (vgl.  Schürer  Theol.  L.-Z. 
1891.  No.  6.  Sp.  137—139)  bezieht  sich  nur  auf  Sirach,  Koheleth  u.  Weis- 
heit Salomonis  und  ist  wenig  selbständig.  Ausserdem  s.  Schür  er  Art. 
Apokr.  S.  485—496  u.  a.  a.  0.  IL  S.  593—598  (auch  für  weitere  Litteratur- 
nach  Weisungen). 

34)  Der  Verfasser  schreibt  ausdrücklich  unter  dem  Namen  Salomons 
(8,  10  ff.  9,  7  f.,  s.  aber  A.  63)  in  rhetorischer,  schwung-  und  prunkvoller 
Sprache  (s.  Grimm  Ex.  Hdb.  VI.  S.  5  ff.),  wie  denn  schon  Hieron.  Praef. 
in  vers.  libr.  Salom.  IX.  1293  f.  Vall.  bemerkt:  liber,  qui  Sapientia  Salo- 
monis inscribitur,  apud  Hebraeos  nusquam  est,  quin  et  ipse  stilus  Graeeam 
eloquentiam  redolet.  Spuren  einer  Bekanntschaft  mit  diesem  Buche  bei 
Paulus  und  im  Hebraeerbrief  (vgl.  A,  18)  sind  immerhin  nicht  ganz  sicher, 
zweifellos  dagegen  die  Reminiscenz  bei  Clem.  Rom.  27,  5  (=  11,  22.  12,  12, 
vgl.  auch  60,  1  m.  7,  17),  s.  einerseits  Bleek  Stud.  n.  Krit.  1853.  S.  340— 
344,  andrerseits  Grimm  a.  a.  0.  S.  35  f.  Ausdrücklich  angeführt  wird  es 
zuerst  von  Irenaeus  b.  Euseb.  H.  E.  V,  26.    Weiteres  b.  Schürer  IL  S.  758 f. 


624     Achtunddreii-sig&tes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

städten  umgeben,  im  Norden  bereits  auch  mit  solchen  besetzt"36), 
war  zur  Zeit  von  Antiochos  IV  Epiphanes  (175 — 164)  schon  so 
sehr  hellenisirt,  dass  der  Versuch  dieses  Königs  die  jüdische 
Religion   auszurotten    sehr   begreiflich    erscheint37),    so    thöricht 


Dass  es  Dicht  von  Salomon  ist,  wurde  ziemlich  frühzeitig  von  manchen  Seiten 
erkannt,  s.  A.  33.  44.  Schon  Origenes  drückt  in  der  Art  seiner  häufigen 
Anführungen  vielfach  seinen  Zweifel  aus.  Cyprianus  freilich  behandelt  es 
vollständig  als  kanonisch.  Ueber  die  Richtung  des  Verfassers  und  die  Ent- 
stehnngszeit  s.  A.  44.  Handschriften,  alte  Uebersetzungen  und  meistens  auch 
Ausgaben  sind  dieselben  wie  bei  Sirach,  da  beide  Bücher  verbunden  zu  werden 
pflegten.  Doch  giebt  es  eine  Sonderausg.  v.  Reusch,  Freiburg  1858  und 
eine  von  Deane  mit  d.  altlatein.  Version  u.  englischer  Uebers.,  Oxford  1881. 
Uebersetzungen  mit  Erkl.  von  J.  A.  Schmidt  1857  (der  es  dem  Salomon 
zuschreibt)  und  Gutberiet  1874  (beide  Uebersetzer  sind  kathol.).  Com- 
mentare  von  Bauermeister  Comm.  in  Sap.  Sah,  Göttingen  1828  und 
Grimm,  Leipzig  1837  u.  Ex.  Hdb.  VI.  Krit.  Beiträge  von  Thilo  Specimen 
exercitationum  criticarum  in  Sap.  Sal.,  Halle  1825  und  Reusch  Observa- 
tiones  crit.  in  librum  Sapientiae,  Bonn  1861.  —  Bretschneider  De  libri 
Sapientiae  parte  priore  c.  I— XI  e  duobus  libellis  conflata  P.  I— III,  Witten- 
berg 1804  (s.  dagegen  Grimm  Ex.  Hdb.  VI.  S.  9  ff.).  Wirzer  De  philo- 
sophia  morali  in  libro  Sap.  exposita,  Wittenberg  1811.  Engelbreth  Libri 
Sap.  Sal.  interpretandi  speeimina,  Kopenhagen  1816.  Gfrörer  Philo  II. 
(1831).  S.  200—272.  Grimm  De  Alexandrina  Sap.  libri  indole  perperam 
asserta,  Jena  1833  (später  von  ihm  selbst  zurückgenommen).  Dähne 
a.  a.  0.  IL  (1834).  S.  152—180.  Bruch  a.  a.  0.  S.  322—378.  Schmieder 
Ueb.  d.  B.  d.  W.,  Berlin  1853.  Ewald  a.  a.  0.  IV3.  S.  626—632.  Jahrb. 
der  bibl.  W.  III.  S.  264  f.  IX.  S.  234  f.  X.  S.  219  f.  XL  S.  223  ff.  Kübel 
Die  eth.  Grundanschauungen  der  W.  S.,  Studien  u.  Krit.  1865.  S.  690—722. 
Fritzsche  in  Schenkels  Bibellex.  V.  S.  647  ff.  Hausrath  Neutestam. 
Zeitgesch.  II2.  S.  259  ff.  Grätz  Gesch.  der  Juden  III3.  (1878).  S.  628  ff. 
A.  3.  Perez  La  Sapienza  di  Salomone ,  Florenz  1811.  Sopra  Filone 
Alessandrino  e  il  suo  libro  detto  „La  Sapienza  di  Salomone",  Palermo  1883. 
Zeller  Ph.  d.  Gr.  III8,  2.  S.  271—274.  Schürer  II.  S.  755—760.  Drum- 
mond  Philo  Iudaeus  I.  (1888).  S.  177—229  (sorgfältig).  Menzel  Der 
griech.  Einfluss  auf  Prediger  u.  Weish.  Salomonis,  Halle  1889.  8.  S.  39—70. 
Bois,  s.  A.  33.     Weiteres  b.  Schür  er  S.  760  u.  unten  A.  44. 

36)  S.  darüber  bes.  Hitzig  Zeitschr.  f.  wiss.  Th.  III.  1860.  S.  262-273. 
Schürer  II.  S.  721—726. 

36)  Zeller  a.  a.  0.  S.  335.  Das  Genauere  hierüber  s.  bei  Ewald 
a.  a.  0.  IV3.  S.  303  ff.  und  Schürer  I.  S.  145  f.  u.  bes.  II.  S.  50-131  und 
über  den  Verkehr  mit  dem  ägyptischen  Hofe  Ewald  a.  a.  0.  S.  351  f. 
Schon  vor  der  Mitte  des  3.  Jahrb.  erscheint  ein  einheimischer  Gelehrter 
mit  griechischem  Namen,  Antigonos  von  Sokho,  s.  Ewald  S.  357  f. 

37)  Eine  starke  hellenistische,  auf  den  Abfall  vom  jüdischen  Glauben 
hinarbeitende  Partei  kam  ihm  zunächst  darin  entgegen  (dvinEioav  noXXovg 
1.  Macc.  1,  11),  an  ihrer  Spitze  Iason,  der  sich  von  ihm  das  Hohepriesteramt 


Die  Einflüsse  der  hellenistischen  Bildung.  625 

trotzdem  dies  gewaltsame  Eingreifen  in  die  ungestörte  Ent- 
wicklung der  Dinge  war  und  vielmehr  gerade  die  rückläufige 
Bewegung  bewirkte 37b).  Nicht  wenig  trugen  zu  diesem  Um- 
sichgreifen griechischer  Einflüsse  namentlich  unter  den  Vor- 
nehmen und  Gebildeten  auch  die  vielen  jüdischen  Familien  bei, 
die  alljährlich  aus  anderen  Ländern  nach  Jerusalem  kamen  und 
dann  wohl  auch  dort  blieben  und  eigne  Synagogen  gründeten38). 
Denn  eine  grosse  Zahl  von  Juden  war  nicht  etwa  bloss  nach 
Alexandreia  und  überhaupt  nach  Aegypten,  sondern  auch  nach 
allen  möglichen  sonstigen  hellenistischen  Ländern  und  griechi- 
schen Städten  ausgewandert  und  wanderte  fortwährend  nach  ihnen 
aus,  aber  freilich  nirgends  in  solcher  Masse  als  nach  Syrien  und 
dorthin39).   Nirgends  konnten  daher,  wenn  man  die  Ueberlegenheit 


erkaufte  und  im  Angesicht  des  Tempels  ein  griechisches  Gymnasium 
errichtete,  um  so  zunächst  die  Jugend,  die  sich  denn  auch  fleissig  in  dem- 
selben übte,  und  deren  Spielen  die  Priester  zuschauten,  statt  den  Opfer- 
dienst zu  verrichten,  an  die  griechische  Sitte  zu  gewöhnen;  nicht  wenige 
dieser  Leute  Hessen  sich  schon  eine  künstliche  Vorhaut  wachsen;  und  Iason 
schickte  sogar  Festgesandte  (Theoren)  mit  Geschenken  zu  den  fünfjährigen 
Kampfspielen  des  tyrischen  Herakles  (d.  i.  Baal-Moloch),  denen  der  König 
beiwohnte.  S.  1.  Macc.  1,  11 — 15  u.  bes.  2.  Macc.  4,  7—22,  vgl.  Ewald 
a.  a.  0.  S.  383  ff.,  Zeller  S.  335  f.,  Schürer  I.  S.  150  ff.,  auch  Freuden- 
thal II.  S.  133  f.  Dass  endlich  auch  noch  während  der  Makkabaeerkämpfe 
eine  starke  Partei  zu  den  Syrern  hielt,  zeigt  Ewald  S.  390.  A.  1.  S.  422  ff. 
vgl.  S.  418.  431  und  Schürer  I.  S.  165.  167 ff.  174 ff.  Aber,  wie  Freuden- 
thal a.  a.  0.  II.  S.  127  ff.  darlegt,  auch  bei  den  patriotisch  gesinnten 
palaestinischen  Juden  setzen  die  beiden  gefälschten  Briefe  derselben  an 
die  ägyptischen  zu  Anfang  des  zweiten  Makkabaeerbuchs  (s.  A.  30.  51.  57) 
Kenntniss  des  Griechischen  voraus,  und  ein  Gleiches  folgt  daraus,  dass 
sich  unter  den  Uebersetzern  des  Alten  Testaments  und  den  Verfassern  oder 
Uebersetzern  der  Apokryphen  auch  geborne  Palaestiner  befanden  (s.  A.  16.  33, 
vgl.  A.  20),  zumal  wenn  es  doch  richtig  sein  sollte  (s.  A.  30),  dass  sogar 
der  hochpatriotische  Urheber  des  zweiten  Makkabaeerbuchs  ein  palaestini- 
scher  oder  doch  in  Palaestina  lebender  Jude  gewesen  sei.  Pseudo-Aristeas 
ferner  betrachtet  es  als  selbstverständlichs,  dass  die  aus  Palaestina  herbei- 
gezogenen 72  Dolmetscher  Griechisch  verstehen.  Weiteres  s.  unten  A.  75  ff. 
84  ff.  93  ff. 

37b)  S.  Schür  er  I.  S.  144  ff. 

38)  Apostelgesch.  6,  1  ff.  und  dazu  Zeller  S.  335.  A.  3. 

39)  Gleichwie  Ptolemaeos  I  (s.  A.  2)  so  siedelte  auch  sebon  Seleukos  I 
jüdische  Söldner  in  seinem  Lande,  besonders  in  der  neu  gegründeten  Haupt- 
stadt Antiocheia  an,  Ioseph.  A.  I.  XII,  3,  1.  Ueber  Antiochos  den  Grossen 
s.  in  dieser  Hinsicht  ebendas.  §.  3.  4,  vgl.  A.  77.  Namentlich  in  Antiocheia 
waren  daher  die  Juden  auch  sehr  zahlreich,   s.  Ioseph.  B.  I.  VII,  3,  3.    tö 

Süsemihij,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.  II.  40 


626     Achtunddreissigstes  Capitel.    Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

der  dortigen  hellenistischen  Bildung  über  die  syrische  bedenkt, 
auch  die  Einflüsse  der  veränderten  Umgebung  so  bedeutende 
neue  Culturerscheinungen  hervorrufen  als  eben  in  Alexandreia. 
Namentlich  die  dortigen  Juden  mussten  alles  Dasjenige  fallen 
lassen,  was  von  ihrer  Religion  und  Sitte  nur  im  Zusammenhange 
mit  ihrer  Heimat  Palaestina  haltbar  war.  Sie  konnten  sich, 
ganz  abgesehen  von  der  nothwendigen  Annahme  der  hellenischen 
Sprache  und  dem  Verlernen  ihrer  eignen,  auch  den  Einflüssen 
des  hellenischen  Ideenkreises  trotz  all  ihrer  Starrheit  nicht  ent- 
ziehen. Sie  lernten  hier  eine  ihren  Vätern  völlig  fremde  Form 
des  Heidenthums  kennen,  auf  welche  die  bisherigen  jüdischen 
Vorstellungen  vom  Heidenthum  nicht  mehr  passten,  und  nament- 
lich konnte  es  nicht  fehlen,  dass  sie  durch  Berührung  mit  der 
griechischen  Philosophie  Gedanken  in  derselben  wiederfanden, 
welche  ihren  eignen  religiösen  Ueberzeugungen  mehr  oder  weniger 
nahe  standen.  Vom  Standpunkte  ihres  Offenbarungsglaubens 
bildete  sich  in  Folge  davon  bei  ihnen  die  Meinung,  dass  diese 
verwandten  Gedanken  zu  den  Griechen  nur  durch  eine  alte  Kunde 
von  der  den  Juden  geoffenbarten  Wahrheit,  also  durch  eine  alte, 
wenigstens  theilweise  Kenntniss  von  deren  heiligen  Büchern  ent- 
standen sein  könnten.  Und  so  sehr  sie  unvermeidlich  unter 
diesen  veränderten  Verhältnissen  selbst  eine  Menge  von  griechi- 
schen Vorstellungen  aufnahmen,  welche  dem  jüdischen  Wesen 
innerlich  fremd  waren,  so  verbarg  sich  ihnen  doch  diese  That- 
sache  hinter  jener  Meinung,  und  jene  Meinung  begünstigte  viel- 
mehr das  Umsichgreifen  solcher  Aneignungen,  aber  freilich  auch 
den  Glauben,  aus  dem  auch  die  Sage  von  den  72  Dolmetschern 
hervorging,  dass  die  Griechen  selbst  sich  unwillkürlich  getrieben 
gefühlt  hätten  hohen  Werth  auf  die  jüdische  Offenbarung  zu 
legen,  die  Versuche  verschiedener  von  den  jüdischen  Uebersetzern 


yccg  zä>v  'iovdccCiav  yivog  noXv  [isv  kcczcc  nccßccv  zrjV  olyiovfiivi^v  7taQia7taQzca 
zoig  £7ii%G>Qioi<s ,  nXsiGtov  8\  zr\  Zvqlu  kcczcc  zftv  yEitviccGiv  ccvcc^iny^ivov, 
££cuQET<og  d'  87il  zrjg  'Avxio%slccg  7\v  noXv  dicc  zo  zrjg  noXtag  [isye&og  x.  z.  X. 
(worauf  denn  auch  ein  ccq%(ov  zav  in'  'Avzio%£iccg  'IovScclcov  erwähnt  wird), 
vgl.  8,  7.  II,  20,  2.  Phil.  Leg.  ad  Cai.  33.  p.  582  M.  'iovöccwi  xa#'  fadffrrjv 
noXiv  slül  itccyiTiXriQ'Big  'AaCag  zs  neu  Zvqiccg.  Ueber  die  sonstige  Ausbreitung 
der  Juden  ausserhalb  Palaestinas  s.  Schürer  II.  S.  494—499.  503—513 
(vgl.  Ewald  S.  305—310),  über  ihre  Gemeindeverfassung  (die  eignen  Obrig- 
keiten der  Juden  in  Alexandreia,  Syrien  und  anderswo,  vgl.  Ewald  S.  312) 
und  die  staatsrechtliche  Stellung  ihrer  Gemeinden  u.  s.w.  S.  514-575,  über 
die  Verbindungen  mit  Sparta  und  Pergamon  Ewald  S.  316  f. 


Griechisch- jüdische  Philosophie  in  Alexandreia.  627 

der  alttestamentlichen  Bücher  die  Anthropomorphismen  aus  ihrem 
Original  durch  die  Art  ihres  Uebersetzens  hinwegzuräumen40) 
und  andrerseits  die  grossartigen  Fälschungen,  durch  welche  diese 
alexandrinischen  Juden  auch  bei  den  heidnischen  Hellenisten  dieser 
ihrer  Meinung  Eingang  zu  verschaffen  oder  sich  überhaupt  bei 
ihnen  in  Respect  zu  setzen  suchten.  Man  darf  dabei  übrigens 
nicht  vergessen,  dass  die  hellenistischen  Juden  mit  ihrer  Sonder- 
stellung ein  fremdes  Element  in  der  sonstigen  hellenistischen  Welt 
und  überall  „unbequeme  Mitbürger"  waren,  dass  sie  daher  auch 
litterarisch,  wie  in  Manethos  Geschichtswerk,  von  Lysimachos 
ferner  und  Molon40b)  angegriffen  wurden  und  sich  also  auch 
litterarisch  vertheidigen  mussten,  so  dass  ein  grosser  Theil  nament- 
lich von  ihrer  historischen  und  philosophischen  Litteratur  nicht 
zum  Wenigsten  apologetischen  Zwecken  diente  und  die  Tendenz 
hatte  nicht  bloss  die  Ebenbürtigkeit  der  Juden  mit  den  anderen 
Völkern,  sondern  auch  ihren  Vorzug  vor  diesen  an  den  Tag  zu 
legen 40c).  Alexandreia  war  nun  freilich,  wie  schon  bemerkt 
wurde40d),  kein  eigentlicher  philosophischer  Studienort,  und  so 
gelangten  die  Ideen  der  griechischen  Philosophen,  mit  denen  sie 
sich  verwandt  berührt  fühlten,  zunächst  wohl  nur  in  sehr  ab- 
geleiteter Weise  zu  ihnen,  vorwiegend  nur  durch  Vermittlung 
der  allgemeinen  Bildung.  Aber  gerade  diese  vage  und  unbestimmte 
Form,  in  welcher  es  somit  zunächst  geschah,  war  sehr  geeignet 
dazu  die  Verwandtschaft  grösser  erscheinen  zu  lassen,  als  sie  es 
wirklich  war.  Längst  war  ohnedies  die  religiöse  Reflexion  bei 
den  Juden  thätig,  wie  Hiob,  Proverbien  und  Koheleth  beweisen, 
und  so  bildete  sich  denn  allmählich  auch  eine  eigenthümliche 
jüdisch-griechische  Philosophie  in  Alexandreia,  die  freilich  im 
Sinne  ihrer  Urheber  und  Pfleger  natürlicherweise  nur  ein  Hülfs- 
mittel  zum  tieferen  Verständniss  der  jüdischen  Religion  durch 
das  Mittel  der  allegorischen  Schriftauslegung  sein  sollte,  in 
Wahrheit  aber  gerade  durch  den  Gebrauch  dieses  Mittels  von 
dem  ursprünglichen  Geiste  derselben  weit  abführte.  Indessen 
trat    eine    wirkliche    Ausbildung    dieser    Richtung    doch    allem 


40)    S.    darüber    Zeller    S.   254  ff.     R.  A.  Lipsius   Art.    Alexandrin. 
Religionsphilosophie  in  Schenkels  Bibellex.  I.  S.  88. 

40b)  S.  C.  17.  A.  112.    C.  21.  A.  439  m.  d.  Nachtr.  hinter  diesem  2.  Bd. 
C.  35.  A.  134—136,  vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  35.  A.  124  ff. 

40c)  Schürer  IL  S.  770  ff. 

40d)  C.  1.  S.  8. 

40* 


628     Achtuneldreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch- hellenistische  Litteratur. 

Anscheine  nach  erst  spät  ein;  namentlich  so  weit  es  sich  dabei 
ausdrücklich  um  die  Anwendung  von  Lehren  bestimmter  griechi- 
scher Philosophen  handelte,  wie  es  scheint,  erst  unter  dem 
Einflüsse  des  Neupythagoreismus41),  mithin42)  im  letzten  vor- 
christlichen Jahrhundert,  also  nicht  eben  lange  bevor  diese 
jüdisch-alexandrinische  Religionsphilosophie  durch  Philon  von 
Alexandreia  unter  den  ersten  römischen  Kaisern  auch  bereits 
ihre  Vollendung  erhielt.  Denn  unter  allen  apokryphischen  Schriften 
des  Alten  Testaments  zeigt  sich  diese  Richtung  allein43)  in  dem 
eben  bereits  erwähnten  pseudo-salomonischen  Buche  der  Weis- 
heit, hier  aber  auch  schon  *in  so  ausgeprägter  Gestalt,  dass  der 
Verfasser  desselben,  wenn  seine  Weltanschauung  auch  noch  weit 
weniger  durchgebildet  als  die  Philons  ist,  doch  als  dessen  un- 
mittelbarster Vorläufer  erscheint44).  Zwar  wird  schon  der  vor 
ihm  und  vermuthlich  lange  vor  ihm  lebende 


41)  S.  Zeller  S.  76  ff. 

42)  S.  C.  32.  A.  458  ff. 

43)  Wie  Zeller  a.  a.  0.  S.  267  ff.  (vgl.  S.  253  ff.)  nachweist. 

44)  S.  das  Genauere  hierüber  bei  Zeller  S.  272  ff.  und  Grimm  Ex. 
Hdb.  VI.  S.  19—24.  Ein  ganz  auffallender  Anklang  an  Plat.  Phaed.  81  B.  C 
findet  sich  9,  15.  Seinem  eigentlichen  Zweck  nach  ist  dies  Buch  eine 
Warnung  vor  der  Thorheit  der  Gottlosigkeit  und  insonderheit  des  Götzen- 
dienstes in  Form  „einer  Mahnrede  Salomos  an  seine  königlichen  Collegen, 
die  heidnischen  Machthaber",  folglich,  wie  Schürer  II.  S.  755 f.  richtig 
(gegen  Grimm  a.  a.  0.  S.  27  u.  A.)  urtheilt,  nicht  bloss  für  jüdische, 
sondern  erst  recht  für  heidnische  Leser  bestimmt.  Für  eine  unmittelbare 
Bekanntschaft  des  Verfassers  mit  Herakleitos,  wie  sie  E.  Pf  leider  er  Die 
Philos.  des  Heraklit  von  Ephesus,  Berlin  1886.  S.  289—348.  356—365. 
Rhein.  Mus.  XL1I.  1887.  S.  153—163  annimmt,  indem  er  zugleich  ohne 
jeden  stichhaltigen  Grund  geneigt  ist  denselben  auch  für  den  Urheber  der 
pseudo-herakleitischen  Briefe  anzusehen,  fehlt  in  seiner  Darlegung  trotz 
ihrer  Ausführlichkeit  jeder  Schatten  eines  Beweises.  Thatsache  ist  nur, 
dass  derselbe  von  der  Stoa  stark  beeinflusst  ist.  Vgl.  auch  Heinze  Lehre 
vom  Logos  S.  192 — 202.  „Dass  er  ein  Alexandriner  war,  darf  wegen  der 
starken  Hervorhebung  der  ägyptischen  Beziehungen  als  sicher  gelten". 
(Schürer  S.  758).  Die  neuerdings  u.  A.  von  Perez  (s.  A.  34)  wiederholte 
Ansicht,  dass  Philon  selbst  dieser  Verfasser  gewesen  sei,  ist  schon  sehr 
alt,  s.  Hieron.  Praef.  in  vers.  libr.  Salom.  IX.  1293  f.  Vall.  nonnulli  scripto- 
rum  veterum  hunc  esse  Iudaei  Philonis  affirmant.  Sie  ist  zwar  nach  dem 
Obigen  falsch,  aber  die  Verwandtschaft  mit  Philon  ist  doch  bei  ihr  richtig 
empfunden.  Bei  dem  Anschluss  an  die  palaestinische  Spruchweisheit  der 
Proverbien  und  des  Sirach  muss  nun  also  dies  Buch  nach  Sirach  und  vor 
Philon  entstanden  sein,  und  so  setzt  Grimm  a.  a.  0.  S.  32 — 35  die  Ab- 
fassung  zwischen    145   und   50;    wenn    es  aber  wirklich   schon   vom   Neu- 


Buch  der  Weisheit.    Aristobulos.  629 

Aristobulos45)  als  Philosoph  und  genauer  als  Peripatetiker 
bezeichnet  und  bezeichnete  sich  höchst  wahrscheinlich  selbst  als 
einen  solchen46),  aber  doch  wohl  nur  in  demselben  Sinne,  in 
welchem  es  eben  auch  andere  alexandrinische  Gelehrte  thaten47), 
und  er  hat  in  der  That  wohl  gewisse  Einflüsse  von  Piaton, 
Aristoteles  und  den  Stoikern  erfahren,  wie  er  sich  denn  wohl 
ohne  Zweifel  von  den  Letzteren  die  allegorische  Schriftauslegung 
aneignete48).     Allein  jedenfalls   gingen  diese  Einflüsse  bei  ihm 

pythagoreismus  beeinflusst  ist,  wird  man  genauer  zwischen  70  und  50 
sagen  dürfen,  wenn  man  nicht  gar  (wegen  14,  17)  mit  Zell  er  S.  273.  A.  3 
bis  in  die  Zeiten  des  Augustus  hinabgehen  muss.  —  Das  von  Freuden- 
thal Die  Flavius  losephus  beigelegte  Schrift  üb.  d.  Herrsch,  der  Vernunft, 
Breslau  1869.  8.  gründlich  behandelte  sogenannte  vierte  Buch  der  Makka- 
baeer  vollends,  in  welchem  C.  5.  p.  279,  21  Bekk.  eine  Nachbildung  von 
Weish.  8,  7  ist,  scheint  erst  von  einem  Zeit-  und  Gesinnungsgenossen 
Philons  geschrieben  zu  sein,  s.  Zeller  S.  275  ff.    Schürer  II.  S.  766—769. 

45)  Valckenaer  De  Aristobulo  Iudaeo,  philosopho  peripatetico  Alexan- 
drino  (ed.  Luzac),  Leiden  1806.  4.  (auch  im  4.  Bd.  von  Gaisfords  Ausg. 
v.  Euseb.  P.  E.).  Gfrörer  Philo  II.  S.  71  —  121.  Dähne  a.  a.  0.  II. 
S.  73—112.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  473  ff.  564 ff.  Ewald  a.  a.  0.  IV3. 
S.  335tf.  Cobet  im  Aoyiog  'Eflwjs  I.  1866.  S.  173  —  177.  521.  Binde 
Aristobulische  Studien,  Gross  Glogau  1869.  1870.  II.  4.  (fleissig,  aber  im 
Ganzen  verfehlt).  Heinze  a.  a.  0.  S.  185—192.  Freudenthal  S.  166—169. 
Zeller  a.  a.  0.  S.  257—264.  Hundhausen  Art.  Aristobulus  in  Wetzer 
und  Weite  Kirchenlexikon  I2.  Sp.  1300—1303.  Schürer  H.  S.  760—765, 
vgl.  S.  809  —  813  (bei  dem  man  auch  noch  weitere  Litteraturnachweise 
findet). 

46)  Clem.  Strom.  I.  305  D.  6  nBQinaxr\xiy.6g.  Euseb.  P.  E.  VIII,  9,  38. 
375  d.  y.cc\  xrjg  nccx'  'AqlgxoxeXtiv  cpiXoaocpLccg  rtQog  xfj  naxQico  (lExsiXrjxcog. 
IX,  6,  6.  410  d.  xov  n£qi7taxrixiv.ov.  XIII,  11,  3.  xov  i£  *EßQ<xi(ov  (piXococpov. 
Vgl.  seine  Worte  VII,  14,  1.  324  a.  XIII,  12,  10  f.  667  b.  8ib  %ul  xivsg  eiqy]- 
■kocol  xav  eh  xrjg  atgsöEcog  ovxeg  xov  TlEqntaxov  .  .  .  oacp£6xsQOv  ds  xca 
-nciXXiov  xeöv  rjfisxBQcov  nooyuvoov  xig  eItce  ZJoXopoov.  Dass  er  sich  hier  auf 
den  Peripatos  als  seine  Schule  berufe,  wie  Zell  er  S.  263.  A.  2  meint, 
kann  ich  freilich  nicht  finden,  weit  eher  könnte  man,  wie  mich  dünkt, 
aus  diesen  Worten  schliessen,  dass  er  selbst  sich  nicht  als  Peripatetiker 
angesehen  habe;  indessen  wenn  Clem.  Str.  V.  595  D  berichtet:  'Aqigxo- 
ßovXcp  .  .  .  ßißXia.  ysyovsvcu  {TtEitövr\xai  Valckenaer  S.  30)    tnccvcc,   Sl'  wv 

CCTtodSLHVVGl    X7]V    Il£(H7taT>JTtXr;V     CplXoGOCplaV    SX     XS    XOV    Y.CCXCC    MCQV6£CC    VOflOV 

neu  xmv  ccXXmv  fiQxri6&cu  ngocprixcov ,  so  mag  er  selbst  sich  wohl  ähnlich 
ausgedrückt  haben,  und  unter  r\  nccd1'  rjfiäg  cciQeoig  (Aristob.  b.  Euseb. 
XIII,  12,  8.  666  d)  wird  in  der  That  keine  andere  Schule  zu  verstehen  sein 
(merkwürdig  verkennt  den  Sinn  dieser  Worte  Binde  H.  S.  5). 

47)  S.  C.  1.  S.  8.    C.  19.  A.  8.  19.  32.  54.    C.  22.  A.  244. 

48)  Vgl.  A.  57.  Aecht  stoisch  ist  seine  Aeusserung  b.  Euseb.  VIII, 
10,  2.  376  b.   naqa%ccXt6av  de   ce    ßovXoyLctt   nqog  xb   (pvGiyimg  XafißdvEiv  xag 


630     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

nicht  tief:  den  Boden  des  ächten  jüdischen  Theismus  hat  er  ent- 
weder gar  nicht  oder  doch  höchstens  in  so  fern  verlassen,  als  er 
vielleicht,  was  aber  durchaus  zweifelhaft  ist,  neben  Gott  noch 
die  Materie  als  zweites  Princip  setzte49),  und  wenigstens  hievon 
abgesehen  zeigt  Alles,  was  wir  von  ihm  wissen,  weder  eine 
specifisch-peripatetische  noch  überhaupt  eine  philosophische  Eigen- 
tümlichkeit, sondern  schliesst  wiederum  nur  das  Bestreben  in 
sich  die  Anthropomorphismen  aus  dem  Alten  Testament  hinweg- 
zuerklären  und  die  mosaische  Erzählung  in  diesem  Sinne  um- 
zudeuten50). Desto  interessanter  ist  seine  Beziehung  zu  älteren 
jüdischen  Fälschungen  und  seine  an  dieselben  anknüpfende  eigne 
Fälscherthätigkeit.  Er  lebte  unter  dem  äusserst  judenfreundlichen 
Ptolemaeos  VI  Philometor,  in  dessen  viertes  Regierungsjahr  176 
seine  Blüte  verlegt  wird51),  und  verfasste  in  Form  eines  literarischen 


iytdox<xs  »«1  xr\v  ccQ(io£ovaav  tvvoiccv  mql  ftsov  yqccxeiv,   yccI   (irj    hYninxnv 
stg  xb  fiv&wdzg  nccl  uv^qtanivov  Yccxdaxrjfiu.     Ausserdem  s.  A.  56. 

49)  Gleichwie  nach  ihm  der  Verfasser  des  Buches  der  Weisheit  11,  17. 
Es  beruht  dies  nur  darauf,  dass  er  in  dem  von  ihm  umgestalteten  pseudo- 
orphischen  Gedicht  V.  8  (b.  Euseb.  P.  E.  664  d)  Gott  nur  y6ü(xolo  xvnw- 
xf\v  nennt  (s.  Orph.  Fr.  6  Abel).  Im  Uebrigen  ist  es  allerdings  eine  Ver- 
feinerung des  altjüdischen  Gottesbegriffes ,  wenn  er  Gott  als  reinen  Geist 
betrachtet,  aber  eine  solche,  die  ganz  im  Sinne  desselben  ist.  Nun  war 
aber  obendrein  jenes  Gedicht  doch  wohl  selbst  schon  von  einem  älteren 
hellenistischen  Juden  zusammen  gefälscht  (s.  A.  59  f.),  und  die  betreffenden 
Eingangsverse  (Euseb.  P.  E.  664  d  —  666  b)  sind  uns  annähernd  auch  in 
dieser  älteren  Gestalt  besonders  bei  Pseudo- lustin.  Mart.  Coh.  ad  Gr.  15 
(Fr.  4  Ab.,  vgl.  Clem.  in  Fr.  5)  erhalten  (vgl.  A.  60),  und  da  lehrt  denn 
der  Vergleich,  wie  sehr  ihnen  A.  durch  seine  Ueberarbeitung  eine  viel 
stärker  jüdische  Färbung  gegeben  hat. 

50)  S.  V.  11.  20  des  angeblich  orphischen  Gedichts,  ferner  A.  b.  Eus. 
VIII,  10,  1  ff.  376  a  ff.  XIII,  12,  3.  11  f.  664  c.  667  b.  c.    Vgl.  Zeller  S.  262  f. 

51)  Euseb.  Chron.  II.  p.  124  f.  Seh.  zu  Ol.  151,  1.  'AoiGxoßovXog  'lov- 
dcciog  TJsQinaxrixiY.bg  iyvcoqi&xo,  og  IJxoXsficcico  xm  $iXo{irixoQL  s£r}yrj6Sig  xrjg 
Mcovöscog  yQccyfjg  ccvs&rjHSv.  Unbestimmt  Euseb.  P.  E.  VII,  13,7.  323  d. 
xccza  xr\v  xoov  IJxoXsfiatcov  ctY(iocGag  rjysfiovLocv.  VIII,  8,56.  370  a.  'EX8a£ccQov 
xal  'AQiozoßovXov  .  .  .  ccvdowv  ...  %ara  rovg  IlxoXsfiaicov  xgovovg  dict- 
TCQSipdivxüov.  Clem.  Strom.  V.  595  D  (unmittelbar  nach  dem  A.  46  angef. 
'AgiOxoßovXa))  xm  %axk  IIxoXs[lcciov  ysyovoxi  xbv  <PiXccdeXcpov  (^iXo[ir}xa)Qa? 
Valckenaer  S.  30  will  diesen  ganzen  Zusatz  oder  wenigstens  xbv  $tX. 
streichen),  ov  (is(ivr}xaL  6  Gvvxa^cipEvog  xr\v  xav  MaYYccßcc'CYcov  imxo\x,r\v 
und  Euseb.  P.  E.  VIII,  9,  38.  375  d  (s.  A.  46).  ovxog  d'  avxbg  wstvog ,  ov 
%ocl  r\  dsvxsQCC  xav  Mccky.cc ßai'cov  Iv  UQ%rj  xrjg  ßißlov  uvrjiiov£V£i  halten  ihn 
für  denselben  mit  dem  Lehrer  des  Königs,  d.  h.  dann  also  eben  des  Philo- 
metor und  nicht,   wie  Andere  wollen,   des  Physkon,   in  dem  angeblichen 


Aristobulos.  631 

Sendschreibens  an  ebendiesen  König  eine  Erläuterung  des 
mosaischen  Gesetzes52)  in  mehreren  Büchern53),  in  welcher 
er  nachzuweisen  unternahm,  dass  schon  lange  vor  den  Perser- 
kriegen eine  uralte  griechische  Uebersetzung  desselben  existirt  habe, 
aus  der  neben  vielen  anderen  griechischen  Dichtern  und  Philo- 
sophen auch  Pythagoras  und  Piaton  ihre  besten  Gedanken  ge- 
schöpft hätten54).    Zu  diesem  Zweck  benutzte  er  ein  dem  Orpheus 


Briefe  der  palaestinischen  Juden  an  ihn  und  die  anderen  ägyptischen 
Israeliten  2.  Macc.  1,  10  (s.  A.  30.  37.  57),  und  wohl  mit  Recht.  Die  zuerst 
von  Hody  (s.  A.  11)  erkannte,  vergeblich  von  Valckenaer  S.  38  ff.  theil- 
weise,  von  Binde  I.  S.  8 ff.  vollständig  bestrittene,  gerade  iu  den  unmög- 
lichen Uatirungen  und  Zeitbestimmungen  nicht  zum  Wenigsten  sich  kund 
gebende  Unächtheit  dieser  Briefe  unterliegt  freilich  keinem  Zweifel,  s.  Grimm 
Ex.  Hdb.  VI.  S.  22  ff.,  vgl.  A.  30.  Grundverkehrt  bezeichnet  den  A.  als 
einen  der  70  Dolmetscher  Anatol.  b.  Euseb.  Hist.  eccl.  VII,  32,  16,  s.  A.  52. 

52)  Euseb.  Chron.  a.  a.  0.  e^y^oeig  xrjg  Mcovoecog  YQacprjg,  s.  A.  51. 
Hieron.  z.  d.  St.  explanationum  in  Moysen  commentarios.  Euseb.  P.  E. 
VII,  13,  7.  323  d.  ccvxco  TlxoXe^ctCcp  xjjv  xeov  leqcov  vöpcov  nooGcpcovcov  eqfirj- 
velcxv.  Anatol.  a.  a.  0.  'AoiozoßovXov  xov  navv,  og  iv  xoig  eßdoprjKovxa 
nocxeiXeynevog  xoig  rag  teoccg  xat  &siccgtEßQccia>v  eqiirjvsvoccoi  ygaepoeg  IIzoX8[iccicp 
<[>iXciöeXcpcp  xcu  zco  zovzov  ncczoi,  neu  ßißXovg  e^yrjZLTiovg  xov  Mcovoecog  vopov 
xotg  uvxoig  7tQ0C8cpcavr)6s  ßaoiXevGiv.  Vgl.  Schürer  S.  762:  „Nach  den 
erhaltenen  Fragmenten  wird  man  sich  dies  Buch  aber  nicht  als  einen 
eigentlichen  Commentar  über  den  Text  vorzustellen  haben,  sondern  als 
eine  freie  K-eproduction  vom  Inhalt  des  Pentateuchs,  in  welcher  der- 
selbe zugleich  philosophisch  erläutert  wurde.  Analog  sind  also  nicht  die 
allegorischen  Commentare  Philos  über  einzelne  Textstellen,  sondern  viel- 
mehr Philos  systematische  Darstellung  der  mosaischen  Gesetzgebung". 

53)  Clem.  Strom.  V.  595  D.  ßißXCcc  .  .  .  tnavci,  s.  A.  46.  Denn  dass 
mit  diesem  Ausdruck  die  Bücher  dieser  Erläuterung  und  nicht  (was  Hund- 
hausen  Sp.  1301  für  wahrscheinlicher  hält)  die  letztere  und  noch  andere 
Bücher  bezeichnet  werden  sollen,  scheint  mir  unzweifelhaft.  S.  überdies 
Clem.  Strom.  I.  342  B  (und  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  6,  6.  410  d).  iv  reo  itocoxco 
xcav  nobg  ^iXofiritOQa. 

54)  Aristob.  b.  Clem.  Str.  I.  342  B.  C  =  411  P.  (Euseb.  P.  E.  IX,  6,  7  f. 
411  a)  und  Euseb.  P.  E.  XIII,  12,  1  f .  663  c  — 664  b.  cpaveobv  oxi  xar^xoW- 
ftrjoev  (Cl.  ■KoctriyioXovd'rj-ns  de  xcä)  b  IlXuxcov  xfj  y,cc&'  rj^iccg  vo{io&86i'a  noci 
cpaveoog  eoxi  neQieiQyuGfievog  {neQieoyccGdiievog  Cl.)  enuGzcc  xmv  iv  ocvzrj 
(Xeyofievcov  ist  b.  Cl.  hinzugesetzt).  dirjQiirjvevzcu  yccq  (de  Cl.)  7zqo  drjfirj- 
tqlov  öl'  (yq}'  Cl.)  ezeqcov  ngb  rrjg  'AXe^dvdqov  xca  TLeo6cov  inLHQaz^oecog 
(s.  hierüber  Zell  er  S.  259.  A.  2)  xd,  xe  xara  xr\v  Ig  Alyvnxov  i^aycoyriv 
xeov  "EßquCcov  .  .  .  xal  r\  xeov  yeyovoxcov  ctndvxcov  avxoig  imcpdveia  neu  nqd- 
xqcig  xrjg  %cöoocg  xca  xijg  oXrjg  vono&eolocg  ine^rjyrjGig.  enoxe  (cog  Eus.)  evdrjXov 
eivai  xov  nQoeiornievov  cpiXooocpov  elXiqcpevai  noXXd  .  .  .  ytctd'cog  xal  Uv^uyboctg 
noXXct  xeov  netq    fjfiiv  (texsveynag  etg  xr)v  tavxov  doyiiaxoTtoiiccv  Y.axe%eooiGev 


632     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

untergeschobenes  Gedicht  eines  älteren  hellenistischen  Juden, 
indem  er  es  allem  Anschein  nach  noch  weiter  verfälschte55), 
und  auch  den  Pseudo-Linos,  sei  es  unmittelbar,  sei  es  durch 
Vermittlung  des  Pseudo-Hekataeos,  sei  es  ferner  mit,  sei  es 
ohne  Verfälschung,  und  schob  entweder  selbst  dem  Homeros  und 
Hesiodos  eine  Anzahl  von  Versen  unter  oder  entnahm  derartige  Er- 
zeugnisse auf  guten  Glauben  aus  der  Fabrik  des  Pseudo-Hekataeos-, 
doch  dürfte   die   erstere  Annahme   die  wahrscheinlichere   sein56). 


(hier  schliesst  Gem.).  %  ds  oXrj  EQfitfvsia  xav  dicc  xov  vofiov  ndvxcov  inl  xov 
nqoaocyoqsvQ'svrog  (friXctdeXcpov  ßccGLXeoog,  aov  ds  nooyovov,   7tQ06£vsyxccnEvov 

[ISlfavCC  (piXoZl(llOCV,  dfjfirjTQlOV  XOV  $CcXrjQ8COg  7tQCCyilCCXSV60C[lSV0V  XttTtSQLZOVXCOV. 

Höchst  belehrend  für  die  einflussreiche  Stellung  der  Juden  in  Alexandreia  und 
für  die  Erklärung  dieser  Meinung  ist  es  übrigens,  dass  schon  Hermippos 
(Fr.  21  b.  Ioseph.  c.  Ap.  I,  22.  Orig.  c.  Cels.  I,  13  Sp.)  von  einem  jüdischen 
Einfluss  auf  Pythagoras  gesprochen  hatte,  vgl.  Schürer  IL  S.  828  f. 

55)  S.  A.  b.  Euseb.  P.  E.  XIII,  12,  4  f.  664  c  ff.  u.   dazu  A.  49.  59.  60. 

56)  In  der  „pythagorisirenden  Ausführung  über  die  Kraft  der  Sieben- 
zahl zur  Empfehlung  der  jüdischen  Sabbathgesetze ,  in  der  es  mit  einer 
stoischen  Formel  heisst:  xov  .  .  .  tßdöfiov  Xoyov  ...  iv  a  yvumiv  £%oynv 
äv&Q(07tiv<ov  Kcci  fteimv  itQuyiuxxmv",  b.  Euseb.  P.  E.  XIII,  12,  12  ff.  667  c  ff. 
(vgl.  Clem.  Str.  V.  600  C  ff.)  werden  nach  zwei  angeblich  homerischen  und 
zwei  angeblich  hesiodischen  Versen  fünf  von  „Linos"  (wofür  Clem.  fälsch- 
lich Kallimachos  schreibt)  angeführt.  Nach  dem  Vorgang  von  Valckenaer 
S.  1 — 16.  73—125  glauben  Viele,  dass  erst  A.  selbst  sie  gemacht  habe,  so 
(mit  einer  gewissen  Zurückhaltung)  auch  Zeller  S.  261  f.,  vgl.  meine 
Aeusserung  C.  14.  A.  9  theilweise  in  demselben  Sinne.  Bestritten  haben 
dies  u.  A.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  566  f.,  Ewald  a.  a.  0.  S.  339.  A.  1, 
Binde  II.  S.  5  (vgl.  A.  46),  Freudenthal  a.  a.  0.  S.  166  f.  (s.  A.  10)  und 
in  eingehender  Untersuchung  Schür  er  II.  S.  908  ff.,  welcher  auch  die 
beste  Uebersicht  über  die  sämmtlichen  uns  von  A.  b.  Euseb.  XIII,  12, 
Clem.  Str.  V.  603  B  ff.  (=  Euseb.  XIII,  13)  u.  ö. ,  und  Pseudo-Iustin.  Cohort. 
15.  18  und  de  monarchia  2 — 4  erhaltenen  Verse  giebt,  welche  griechischen 
Dichtern  von  jüdischer  Seite  untergeschoben  sind.  Auf  jeden  Fall  war  es 
völlig  willkürlich,  dass  Valckenaer  auch  die  dem  Aeschylos  (Fr.  464 
Nauck),  Sophokles  (Fr.  1025-1027),  Euripides  (Fr.  1129—1131),  Menandros 
(Fr.  1130  K.),  Philemon  (Fr.  246  f.),  Diphilos  (Fr.  138)  beigelegten,  von 
denen  wir  gar  nicht  wissen  können,  ob  A.  sie  angeführt  hatte,  trotzdem 
ohne  Weiteres  als  dessen  Machwerk  bezeichnete.  Und  da  nun  im  Gegen- 
theil  die  vorgeblich  sopbokleischen  Fr.  1025  von  Clem.  Str.  V.  603  B 
(=  Euseb.  XIII,  13,  40.  680  d)  ausdrücklich  mit  den  Worten  eingeleitet 
werden:  b  (ilv  yao  HocpouX^g ,  mg  cpr\aiv  'Enuzcttog  (Fr.  18)  6  xccg  laxoqCag 
ovvxcx^cc[isvog  iv  xaj  naxu  "Aßqctpov  Hat  xovg  Atyvnxiovg,  so  erklärte  danach 
mit  Recht  schon  Boeckh  Graecae  tragoediae  princ.  (Heidelberg  1808). 
S.  146—164  vielmehr  den  Pseudo-Hekataeos  für  den  wahren  Urheber  aller 
dieser  trügerischen  Tragiker-  und  Komikerverse,  und  es  ist  unbegreiflich, 


Aristobulos.  633 

Uns   sind   noch  erhebliche   Auszüge   geblieben57),  in  denen  zum 
Theil  die  Form   der  Anrede   an   den  König  ausdrücklich  hervor- 

dass  Nauck,  Kock  u.  A.  seitdem  in  Bezug  auf  sie  von  christlichen  Unter- 
schiebungen reden  konnten.  Schür  er  aber  dehnt  diese  Annahme  Boeckhs 
auch  auf  alle  anderen  derartigen  Fälschungen  an  jenen  Stellen  aus,  weil 
fast  alle  in  Betracht  kommenden  Stücke  sich  sowohl  bei  Clem.  als  auch  in 
der  Schrift  de  monarchia,  und  zwar  an  beiden  Orten  nahe  bei  einander, 
an  letzterem  fast  ungetrennt,  offenbar  aus  gemeinsamer  Quelle  finden,  da- 
gegen bei  A.  eben  nur  ein  Theil  von  ihnen,  desgleichen  in  der  Cöh.,  und 
zwar  nur  Solches,  was  auch  an  jenen  beiden  anderen  Orten  oder  doch 
einem  von  beiden  steht.  So  weit  es  sich  um  Homeros,  Hesiodos  und  Linos 
handelt,  würde  ich  dies  für  ganz  wahrscheinlich  halten,  wenn  es  mir  nur 
recht  glaublich  erscheinen  wollte,  dass  das  Gedicht  des  Pseudo-Linos 
(s.  C.  14.  a.  a.  0.)  schon  so  alt  gewesen  sein,  oder  vollends,  dass  Pseudo- 
Hekataeos  Verse  unter  dem  Namen  des  Linos  geschmiedet  haben  sollte, 
bevor  ein  Gedicht  unter  demselben  vorhanden  war.  Daher  bleibe  ich  doch 
lieber  bei  jener  meiner  Ansicht,  zumal  da  die  betreffenden  fünf  Verse 
nichts  specifisch  Jüdisches  enthalten  und  daher  sehr  wohl  unverändert 
aus  Pseudo-Linos  stammen  können.  Erst  recht  völlig  unglaublich  aber 
scheint  es  mir,  dass  in  der  historischen  Trugschrift  des  Pseudo-Hekataeos 
ebendieser  Fälscher  auch  den  ganzen,  nach  Schürers  Meinung  gleichfalls 
von  ihm  fabricirten  Pseudo-Orpheus  veröffentlicht  haben  sollte.  Ich  kann 
es  mir  nicht  anders  denken,  als  dass  vielmehr  dieser  Pseudo-Orpheus  als 
ein  selbständiges  Gedicht  (mochte  es  nun  Pseudo-Hekataeos  oder  ein  Anderer 
verfertigt  haben)  in  Umlauf  gesetzt  und  von  A.  (etwa  neben  Pseudo- 
Hekataeos?)  unmittelbar  benutzt  ward,  dass  dagegen  Clem.  und  Pseudo- 
Iustin.  den  falschen  Hekataeos  und  den  jüdischen  Orpheus  nar  aus  einer 
gemeinsamen  Mittelquelle  kannten  oder  vielmehr  aus  zwei  verwandten 
Mittelquellen,  da  der  Eingang  des  letzteren  Gedichts  bei  Beiden  in  ver- 
schiedenen Redactionen  erscheint  (s.  A.  60),  und  da  die  dem  Homeros, 
Hesiodos  und  Linos  beigelegten  Verse  nur  bei  A.  und  Clem.  auftreten,  so 
dass  also  offenbar  in  der  unmittelbaren  Quelle  des  Clem.  auch  A.  ver- 
werthet  war,  in  der  des  Pseudo-Iustin.  nicht  (vgl.  auch  A.  57).  Ueberdies 
s.  A.  49.  60.  65.  —  Huidekoper  Judaism.  at  Rome,  New  York  1876. 
S.  336—342.  —  Noch  citirt  übrigens  A.  den  Anfang  der  $cciv6(isvoc  des 
Aratos  b.  Euseb.  XIII,  12,  6.  666  b.  c  und  weist  dabei  (§.  7.  666  d)  auf  eine 
von  ihm  vorgenommene  unverfängliche  kleine  Textänderung  klüglich  selber 
hin,  um  dadurch  ein  um  so  grösseres  Vertrauen  zu  gewinnen. 

57)  Bei  Clem.  Strom.  I.  342  B  (s.  A.  54)  und  Euseb.  P.  E.  VII,  14,  1. 
324  a.b  (vgl.  A.  46).  VII,  10,  1  —  17.  376  a  — 378  b.  XIII,  12.  663  d  —  668  c. 
Vgl.  Clem.  Strom.  V.  600  C  f.  607  C  f.  und  öfter  (wo  A.  nicht  genannt  wird, 
s.  Valckenaer  S.  8  ff.  12.  71  ff.).  Dazu  kommen  seine  von  Anatol.  b. 
Euseb.  H.  E.  VII,  32,  17  f.  mitgetheilten  Bemerkungen  über  die  jüdische 
Passarechnung:  das  Passafest  werde  gefeiert,  wenn  Sonne  und  Mond  im 
Zeichen  der  Tag-  und  Nachtgleiche  stehen,  die  Sonne  in  dem  des  Früh- 
lings-, der  Mond  ihr  gegenüber  in  dem  des  Herbstaequinoctiums.  Ueber 
seine   Anwendung   der   allegorischen    Auslegung   s.    Orig.    c.    Cels.   IV,  51. 


634     Achtunddr  eissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

tritt58).  Natürlich  war  die  Schrift  ausser  für  den  Letzteren  nur 
noch  für  andere  heidnische,  nicht  aber  für  jüdische  Leser  bestimmt. 
Jenes  von  Aristobulos  benutzte  Gedicht  aber  des 

Pseudo- Orpheus,  4iad,ijxcu  oder  wie    sonst  der  Titel  ge- 
lautet haben  mag,  war  aus  Stücken  eines  altorphischen  Poems59), 

Rieh.  Simon  Histoire  critique  du  Vieux  Testament  S.  189.  499  u.  Hody 
(s.  A.  11.  51)  haben  freilich  die  Aechtheit  der  Bruchstücke  bestritten  und 
vermuthet,  dass  vielmehr  erst  ein  weit  Späterer  die  betreffende  Schrift  ver- 
fasst  und,  um  mehr  Eindruck  mit  derselben  zu  machen,  ihr  den  Namen 
des  A.  aus  jenem  gefälschten  Briefe  im  1.  Cap.  des  2.  Makkabaeerbuchs 
s.  A.  30.  37.  51)  vorangesetzt  habe,  und  trotz  der  gründlichen  Wider- 
legung durch  Valckenaer  S.  22  ff.  sind  ähnliche  Vorstellungen  von 
Neueren  (s.  Schür  er  IL  S.  764.  765)  wiederaufgefrischt  worden.  So  hält 
Lobeck  Aglaoph.  I.  S.  447  f.  den  wahren  Verfasser  für  einen  erst  nach 
Clemens  von  Alexandreia  lebenden  Christen,  s.  darüber  und  dagegen  A.  60. 
Ausserdem  bestreiten  seltsamerweise  auch  Kuenen  De  godsdienst  van 
Israel  IL  1870.  S.  433—440,  Grätz  Monatsschr.  f.  G.  u.  W.  des  Jud.  1878. 
S.  49—60.  97 — 109  und  Joel  Blicke  in  die  Religionsgeschichte  zu  Anf.  des 
2.  christl.  Jahrh.  (1880).  S.  77—100  die  Aechtheit  der  Schrift.  Sehr  richtig 
bemerkt  übrigens  Zell  er  S.  258  f.  Anm.,  „dass  sich  von  dem  Schwulst 
eines  Pseudo-Aristeas"  (vgl.  A.  75)  „und  ähnlicher  Producte  Nichts  in  den 
Fragmenten  findet",  und  dies  ist  allerdings  ein  Umstand,  welcher  erheb- 
lich, aber  doch  wohl  nicht  hinlänglich  entscheidend  für  die  Annahme, 
Pseudo-Aristeas  habe  erst  nach  A.  geschrieben  (s.  A.  10),  ins  Gewicht  fällt. 

58)  Vgl.  z.  B.  A.  48.  54. 

59)  Lobeck  a.  a.  0.  S.  453  f.  nimmt  nach  den  Aeusserungen  von 
Aristob.  b.  Euseb.  P.  E.  XIII,  12,  4.  664  c  und  Clem.  Protrept.  48  C  (s.  A.  60) 
an,  es  sei  dies  der  'isqog  Xoyog  gewesen;  ihm  ist  auch  noch  Suse  mihi 
De  Theogoniae  Orphicae  forma  antiquissima  (Greifs wald  1890).  S.  XVI I  f. 
(vgl.  S.  X.  A.  60)  gefolgt.  Ist  dies  richtig,  so  lag  höchst  wahrscheinlich 
dabei  noch  die  ursprüngliche  Gestalt  dieser  Theogonie  zu  Grunde,  s.  C.  14. 
A.  7.  Und  dass  es  richtig  sei,  dafür  sprechen  in  der  That  jene  Aeusserungen 
sehr.  Aber  doch  nicht  in  unbedingt  entscheidender  Weise.  Denn  auch 
wenn  dieser  Widerruf  des  Orpheus  mit  Hülfe  eines  anderen  altorphischen 
Gedichts  zureclit  gemacht  war,  was  er  widerrufen  sollte,  war  und  blieb 
doch  die  im  'isgog  Xoyog  niedergelegte  polytheistische  Götterlehre  der 
Orphiker.  Immerhin  nun  aber  muss  man  Gruppe  Die  rhapsod.  Theogonie, 
Jahrb.  f.  Ph.  Snppl.  N.  F.  XVII.  1890  (vgl.  C.  14.  A.  6).  S.  714  zugeben, 
„dass  die  jüdische  Interpolation  weit  eher  den  Eindruck  macht,  als  ob  sie 
einer  hymnosartigen  Dichtung  nachgebildet  sei".  Der  schon  Plat.  Symp. 
218  B  bekannte,  also  aus  dem  Originalgedicht  beibehaltne,  vermuthlich 
aber  (was  jedoch  zweifelhaft  ist)  auch  den  'IsQog  Xoyog,  wenn  dieser  von 
letzterm  verschieden  war,  in  seiner  ursprünglichen  Form  und  seinen  späteren 
Redactionen  eröffnende  Anfang  lautete:  cpd-sy^oiica  olg  &£[iig  lett'  &vQag 
d'  infösa&s,  ßsßrjXoi  h.  t.  1.  Vgl.  Susemihl  Zu  den  orph.  Theogonien, 
Jahrb.  f.  Ph.  CXLI.  1890.  S.  823  und  Fr.  4—6  Abel  nebst  A.  49.  60. 


Pseudo- Orpheus.  635 

vielleicht  auch  mehrerer,  und  eigenen  Versen  des  Fälschers  zu- 
sammengestellt, und  es  war  hier  dem  Orpheus  ein  Widerruf 
seiner  früheren  Ansichten  und  sein  nunmehriges  Bekenntniss  des 
einen,  wahren  Gottes  untergelegt00). 

Eine  ganz  ähnliche  Trugschrift  „unter  heidnischer  Maske", 
gleichfalls  ein  Versuch  unter  den  Heiden  durch  ihre  eignen  Pro- 
pheten   für    das    Judenthum    Propaganda    zu    machen    sind    die 


60)  Pseudo -Iustin.  Mart.  Coh.  15.  'Oqcpsvg  6  xr)g  7ioXvQ'e6xr]xog  vficov 
ngcotog  didccanctlog  yeyovcog  7Cobg  xbv  vtbv  (!)  Movgoclov  neu  xovg  Xoinovg 
yvrjGiovg  ctKQOctxccg  vgtsqov  nzal  svbg  nccl  fiovov  &80V  K7]Qvzx8LXeycov  ovxcog  h.x.X. 
(Fr.  4).  de  mon.  3.    'Ogcpevg  6   rtctgeiaocycov  tovg  xQiccKOGiovg  s^rjtiovxcc  &8ovg 

8V   TW    dlCtft  71%  CiL   SmyQOCCpO[l8VCö   ßlßXlCp,    0710X8    (18XCCVOCOV   S7CL  XOVXCO   CpCClVBXttl, 

ei-  cov  yoctcpei  n.x.  X.  Theophil,  ad  Autol.  III.  117  C.  xi  ycto  cocpeXr\Gccv  'Oocpscc 
oi  xQiciKOGtoi  TcevxrjHovxa  nivxs  &soi,  ovg  ctvxbg  liti  xiXsi  xov  ßCov  dQ-exsL 
sv  xafg  Aia%"r\%aig  ccvxov  Xsycov  8va  bivcu  Q'bov.  Dagegen  sagt  Aristob. 
b.  Euseb.  P.  E.  XIII,  12,  4.  664  c:  8xv  ds  %cci  'Oocpsvg  sv  noirniaai  xcov 
%ccxu  xbv  i8qov  Xoyov  ccvxco  Xeyofi8vcov  ovxcog  ekxi&sxcu  Ttsql  xov  8ict- 

KQCCT8l6&Ca     &810C     dwd(l8l     XCC     TlCtVXCX.     V.GU    ySVTJXCC    VTC(XQ%81V  ,     Y.CU    871L    TtCtVXCQV 

etvui  xbv  &80v.  Xtysi  de  ovxcog  k.  x.  X.  (Fr.  6)  und  Clera.  Protr.  7.  48  C: 
'Oo<p8vg  [isxa  x^v  xcov  boyicov  ZsQOCpctvxiccv  neu  xcov  8i8coXcov  xi\v  Q'soXoyCccv 
naXivcoSCav  aX^siag  eiGuyei  xbv  leobv  ovxcog,  otys  itoxe  bficog  8'  ovv,  olScov 
Xoyov  (Fr.  5).  War  also  der  vollständige  Titel  etwa  Aiafty\*ai  yictxu  xbv 
tegbv  Xoyov  oder  ähnlich?  Zeller  S.  258  f.  Anm.  meint,  das  Gedicht  in  der 
älteren,  dem  Pseudo-Iustin.  vorliegenden  Form  sei  noch  keine  jüdische  Fäl- 
schung gewesen,  weil  es  allerdings  so  auch  ein  Stoiker  hätte  schreiben 
können;  mir  scheint  aus  der  Art  der  Einführung  in  de  monarchia  (u.  bei 
Theophil.)  hervorzugehen,  dass  es  dennoch  eine  solche,  aber  noch  eine  sehr 
vorsichtige  war,  so  dass  sie  also  höchstbegreif licherweise  erst  in  ihren 
späteren  Ueberarbeitungen,  namentlich  in  der  des  Aristobulos  (s.  A.  49)  zu 
Dem  ward,  als  was  Schür  er  II.  S.  814  sie  mit  Recht  bezeichnet,  zu  „einer 
der  kühnsten  Fälschungen,  die  je  gewagt  worden  sind".  Der  erhaltene  An- 
fang scheint  (doch  s.  Zeller  a.  a.  0.)  bei  Clem.  Protr.  48  C.  Strom.  V. 
609  B.  611  C.  585  CD.  607  C  — 608  A  eine  mittlere  Gestalt  zwischen  der 
Redaction  bei  Pseudo-Iustin.  und  bei  Aristobulos  zu  zeigen,  was,  wie  es 
auch  immer  zu  erklären  sein  mag,  doch  nicht  zu  der  Annahme  von  Lob  eck 
S.  447  f.  (s.  A.  57)  verleiten  darf,  als  wäre  die  letztgenannte  Form  die  späteste. 
S.  über  das  ganze  Gedicht  und  diese  drei  Recensionen  nächst  Lob  eck 
S.  438—465  auch  Gfrörer  Philo  II.  S.  74  ff.,  Dähne  a.  a.  0.  II.  S.  89—94. 
225—228  und  besonders  Schürer  II.  S.  812—814  (auch  für  die  weitere 
Litteratur).  Auch  die  kürzeste  von  ihnen,  die  bei  Pseudo-Iustin.  (mit 
welcher  abgesehen  von  einer  absichtlichen  Weglassung  auch  Cyrill.  c.  Iulian. 
p.  26  Spanh.  'Ogcpecc  .  .  .  sixa  xcov  sccvxov  Soyiiccxcov  ytaxeyvcoxoxcc  .  .  .  wuvcu 
ovxco  Tteol  fteov  x.  x.  X.  übereinstimmt)  ist  doch  weder  die  unmittelbare 
Quelle  der  beiden  anderen,  auch  von  einander  unabhängigen  noch  auch  die 
ursprüngliche  Gestalt,  steht  jedoch  im  Ganzen  dieser  am  Nächsten. 


636     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

ältesten  oder  wenigstens  die  ältesten  uns  erhaltenen  Weissagungen 
der  jüdischen  Sibylle61),    d.  h.  die  Hauptmasse   des   dritten 


61)  S.  über  dieselbe  Maass  De  Sibyllarum  indicibus  (Greifswald  1879) 
S.  13 — 17.  32 — 56.  Sie  ist  einerlei  mit  der  chaldaeischen  (und  persischen). 
Denn  als  Babylonierin  lässt  der  Verf.  v.  Orac.  Sibyll.  III,  808  ff.  (vgl.  218  ff.) 
sie  sich  selbst  bezeichnen.  Ausserdem  s.  Paus.  X,  12,  5,  9  nach  Alex.  Polyh. 
(s.  C.  21.  A.  532c.  C.  33.  A.  70):  dt  de  uvxr\v  BußvXcovLuv,  sxsqoi  8s  ZißvX- 
Xuv  v.uXovaiv  Alyvnxiuv ,  wo  unmittelbar  vorher  berichtet  wird,  ihr  Name 
sei  Sabbe  gewesen.  Nikanor  oder  von  wem  sonst  diese  Notiz  stammt  (vgl. 
Maass  S.  40  f.,  dessen  Urtheil  mir  aber  kaum  ganz  richtig  erscheint,  s.  A.  62) 
nannte  sie  (s.  C.  33.  A.  276)  Sambethe  und  bezeichnete  sie  nach  Orac.  Sib. 
III,  420—432.  822—827  als  die  älteste  aller  Sibyllen  und  als  Schwieger- 
tochter (dieser  Gestalt  der  Legende  folgt  auch  der  Verf.  von  Orac.  Sib.  I,  287  ff.) 
oder  auch  als  Abkömmlingin  von  Noah,  Varr.  b.  Lactant.  Inst.  I,  6.  primam 
fuisse  de  Persis,  cuius  mentionem  fecerit  Nicanor,  qui  res  Alexandri  Magni 
scripsit.  Schol.  Plat.  Phaedr.  244  B.  7toc6xr]  bvofiu  Zu^iß/ftr}'  XuXSuCuv  dt 
cpuoiv  uvxrjv  oi  nuXuiol  XoyoL,  oi'  8s  [iccXXov  'Eßqcciav  xal  8i)  yiul  svl  xtov 
nuiScov  xov  Neos  sig  yvvuiv.u  cco[io6d,rjvui,  %ul  6vvsiasX&siv  ...  sv  xco  yaßcoxco  . .  . 
ccXXu  xul  xu.  nux'  'AXs£uv8qov  xov  Muhs8ovu  noosMELV  r)g  xcu  ^vr]^ir}v  Niv.cc- 
vcoq  6  xov  'AXs^uvSgov  ßiov  cvyyqüipug  nsnoCr^sv.  Anon.  Praef.  orac.  Sib. 
p.  1  AI.  p.  IV  im  Anh.  Friedl.  p.  4  Rz.  nocoxr)  ovv  r)  XuXSuiu  ijyovv  r)  TLsqoiq^ 
r)  xvqioj  ovopccxi  nccXov^isvrj  Zaußr'id-rj,  in  xov  ysvovg  ovau  xov  [iwhuqicoxuxov 
Neos ,  r)  xu  nux*  'AXi^uvSgov  xov  Mwks86vu  Xsyofisvrj  7tQOSiQr}'iiivai,  r)g  fivrj- 
[lovsvsi  Nikuvcoq  6  xov  'AXs^uvöqov  ßiov  ioxoQr'joug.  Cramer  Anecd.  Par.  I 
p.  232,  23  ff.  nocoxr}  r)  xai  XaXdaCa  r)  xori  IlsQ6ig,  r)g  xb  kvqiov  ovofxct  Zu(i- 
ßrjd-rj,  sv.  xov  ysvovg  x.  x.  X.  (wie  in  jener  Praef.  or.  Sib.).  Suid.  SißvXXu. 
2.  XuXduiu  rj  xai  Koog  xivcov  'Eßguia  6vo[iu£o[ievt}  xcu  nsooig,  r)  y.voitp 
6v6[iccxi  KccXoviisvr}  Zctfißrföri ,  s%  tov  ysvovg  xov  (iwhuqicoxuxov  Neos,  r)  ■aal 
xu  uux'  'AXe£uv8qov  Xsyo(isvrj  TtQOSiQr\Y.svui,  rjg  (ivrjfiovsvsi  Nikuvcoq  6  xov 
'AXs^uvdoov  ßiov  iGxoor\6ug.  Natürlich  musste  sie  ja  auch  nach  jüdischer 
Fiction  als  geborne  Heidin  erscheinen,  um  eben  Sibylle  sein  und  als  solche 
auch  den  Heiden  den  wahren  Gott,  den  sie  unter  den  Juden  angenommen 
habe,  verkünden  zu  können.  Dass  dagegen  Alex.  Polyh.  sie  zur  Tochter 
des  Berosos  machte  und  daher  erst  ins  3.  Jahrh.  verlegte  und  folglich  für 
jünger  erklärte  als  die  cumäische,  darüber  s.  C.  21.  A.  411.  424.  Er  glaubte 
offenbar,  dass  sie  wirklich  das  uns  grossentheils  in  Orac.  Sib.  III  erhaltene 
Gedicht  gesungen,  folglich  aber  auch  erst  unter  den  ägyptischen  Juden 
der  Ptolemaeerzeit  gelebt  habe,  so  dass  ihm  jene  ihre  Aeusserungen  ebendas. 
414—432.  822  ff.  um  so  mehr  als  Fälschungen  erschienen,  da  die  an  ersterer 
Stelle  in  der  That  ein  Plagiat  an  der  erythraeischen  Sibylle  waren,  wenn 
anders  doch  wohl  Varro  a.  a.  0.  0.  auch  was  er  über  den  Ursprung  dieser 
Verse  sagt,  dem  Apollodoros  von  Erythrae,  der  wahrscheinlich  (s.  C.  21. 
A.  532 c)  lange  vor  der  Entstehung  dieses  Gedichtes  lebte,  entnommen  hat: 
Lactant.  a.  a.  0.  quintam  Erythracam,  quam  Apollodorus  Erythraeus  affirmat 
suam  fuisse  civem,  eamque  (näml.  ait  Varro)  Chrais  Ilium  petentibus  vatici- 
natam  et  perituram  esse   Troiam  et  Homer  um  mendacia  scripturum.     Vgl. 


Die  jüdische  Sibylle.  637 

Buchs    der    sibyllinischen    Orakel,    gedichtet    in    Aegypten 
unter   der   Herrschaft    des   Ptolemaeos  Philonietor  170  oder   um 


Schol.  Plat.  a.  a.  0.  ni^nxv  7]  'EQV&oaia,  rjtis  nctl  xcc  yiccxcc  xov  Tqcolhov  no- 
Xsfiov  6vvsvs%d'£vxcc  KQoriyoQevaEv,  nsgl  rjg  'AnoXXodcoQOs  6  'Eov&QccLog  dis^SQ- 
%sxca.  An.  Praef.  or.  Sib.  ns^nxr}  r\  'EqvQ-qccicc  ,  r\xig  %.  t.  X.  (wie  b.  Schol. 
Plat.).  C ramer  Anecd.  a.  a.  0.  xexccqxti  'Eov&Qca'oc  ...  tzsqI  xov  Tq(oly.ov 
7CQ0BiQriY.vLa  noXiuov.  Suid.  EißvXXu.  tcqcoxt]  ovv  7}  XaXdccicc,  r\  nccl  IJeqöls, 
tj  y.vQicp  6v6(iaxL  HccXov[i8vri  Za{Lßj]iTr)  . . .  7t8(i7txrj  r\  'EQV&Qaioc  rj  7V8qI  xov 
Tqcolhov  7iQ08iQr\Y.via  noXspov.  Die  jüdische  Sibylle  hatte  also  guten  Grund 
dazu  sich  Or.  Sib.  III,  812  f.  dagegen  zu  verwahren,  als  ob  sie  in  Wahr- 
heit die  erythraeische  sei.  Confus  genug  schreibt  in  Folge  dessen  Lactant. 
a.  a.  0.  et  sunt  singularum  (Sibyllarum)  singuli  libri,  qui  quia  Sibyllae 
nomine  inscribuntur ,  unius  esse  creduntur,  suntque  confusi,  nee  discemi  ac 
suum  cuique  assignari  potest,  nisi  Erythraeae ,  quae  et  nomen  suum  verum 
carmini  inseruit  (s.  A.  62)  et  Erythraeam  se  nominatum  iri  praelocuta  est, 
cum  esset  orta  JBabylone:  sed  et  nos  confuse  SibyUam  dicemus,  sieubi  testi- 
moniis  earum  fuerit  abutendum.  omnes  igitur  hae  Sibyllae  unum  deum  prae- 
dicant,  maxime  tarnen  Erythraea,  quae  celebrior  inter  eeteras  ac  nobilior  habetur, 
siquidem  Fenestella  diligentissimus  scriptor  de  XV  viris  dicens  ait  restituto 
Capitolio  rettulisse  ad  senatum  C.  Curionem  consulem,  ut  legati  Erythras  mitte- 
rentur,  qui  carmina  Sibyllae  conquisita  Momam  deportarent:  itaque  missos 
esse  P.  Gabinium  M.  Otacilium  L.  Valerium,  qui  descriptos  a  privatis  versus 
circa  mille  Romam  deportarunt:  idem  supra  ostendimus  dixisse  Varronem. 
in  his  igitur  yersibus  .  .  .  de  uno  deo  Jiaec  sunt  testimonia  etc.  (Or.  Sib. 
Fr.  I,  7.  III,  3—5.  I,  15  f.  Rzach).  Vgl.  de  ir.  22.  Sibyllas  plurimi  et 
maximi  auclores  tradiderunt,  Graecorum  Aristo  Chius  et  Apollodorus  Ery- 
thraeus,  nostrorum  Varro  et  Fenestella.  hi  omnes  praeeipuam  et  nobüem 
praeter  eeteras  Erythraeam  fuisse  commemorant,  Apollodorus  quidem  ut  de 
civi  et  populari  sua  gloriaturt  Fenestella  vero  etiam  legatos  Erythras  a  senatu 
esse  missos  refert,  ut  huius  Sibyllae  carmina  Romam  deportarentur  et  ea  con- 
sules  Curio  et  Octavius  in  Capitolio,  quod  tunc  erat  cur  ante  Q.  Catulo  resti- 
tutum,  ponenda  curarent.  apud  hanc  de  summo  et  conditore  rerum  deo 
huiusmodi  versus  reperiuntur  etc.  (Orac.  Sib.  Fr.  III,  17 — 19  Rzach).  rursus 
alio  loco  etc.  (Orac.  Sib.  III,  762-765).  Auch  Inst.  IV,  6  (vgl.  15)  citirt  er 
das  3.  B.  der  sibyll.  Orakel  als  Sibylla  Erythraea.  Vgl.  Struve  Fragmenta 
librorum  Sibyllinorum ,  quae  apud  Lactantium  reperiuntur,  Königsberg 
(Leipzig)  1818.  8.  =  Opusc.  sei.  1  (Leipzig  1854).  S.  47—120,  auch  die  Zu- 
sammenstellung der  Citate  bei  Lactant.  von  dem  Schotten  Sedulius  im 
9.  Jahrh.,  welche  bei  Montfaucon  Palaeogr.  Gr.  lib.  III.  c.  7.  S.  243—247 
und  Gallandi  Biblioth.  patr.  I.  S.  400—406  (s.  auch  Prolegg.  S.  LXXXI) 
abgedruckt  ist.  Dass  aber  Sabbe  und  Sambethe  nur  verschiedene  Formen 
desselben  Namens  sind,  und  dass  sie  zur  jüdischen  Sibylle  und  Schwieger- 
tochter von  Noah  in  Folge  der  gemeinsamen  Verehrung  beider  in  den  Ge- 
genden von  Thyateira  und  Apameia  (C.  I.  Gr.  II.  3509.  Münze  b.  Friedländer 
und  Sallet  Münzcabinet  T.  9  Nr.  656,  vgl.  Maass  S.  41  f.)  ward,  christ- 
liche spätere  Schriftsteller  (s.  Maass  S.  13  f.  15)  sie  endlich  mit  der  Königin 


638    Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

169  oder  Anfang  168  oder  aber,  wie  Andere  wollen,  unter  der 
des  Physkon  zwischen  143  und  137,  und  die  mit  den  Ueber- 
resten  derselben  versetzten  Trümmer  mindestens  eines  anderen, 
beträchtlich  späteren  und  erst  in  die  Jahre  des  zweiten  Trium- 
virats oder  vielmehr  erst  nach  Einverleibung  Aegyptens  in  das 
römische  Reich  fallenden,  übrigens  gleichfalls  in  diesem  Lande 
entstanden  en  G  edichts G2). 


von  Saba  vermengten  und  so  zu  Salomos  Zeitgenossin  machten,  bemerkt 
Wellhausen  bei  Maass  S.  16  f. 

62)  Vgl.  zum  Folgenden  besonders  Schür  er  II.  S.  789—807.  Zu  den 
Untersuchungen  über  die  sibyllinische  Orakelsammlung  hat  nach  dem  ver- 
fehlten Versuch  von  Birger  Thorlacius  Libri  Sibyllistarum  etc.,  Kopen- 
hagen 1815.  8.  in  ausgezeichneter  Weise  Bleek  Ueber  die  Entstehung  und 
Zusammensetzung  der  .  .  .  erhaltenen  Sammlung  Sibyllinischer  Orakel, 
Schleiermachers  theol.  Zeitschr.  I.  1819.  S.  120— 246.  II.  1820.  S.  172-239 
den  Grund  gelegt,  auf  welchem  dann  Alexandre  und  Friedlieb  in  ihren 
Ausgaben,  Hilgenfeld  Die  jüdische  Apokalyptik,  Jena  1857.  8.  S.  51—90. 
Z.  f.  wiss.  Th.  III.  1860.  S.  313—319.  XIV.  1871.  S.  30—50.  Ewald  Ueber 
Entstehung,  Inhalt  und  Werth  der  Sibyllinischen  Bücher,  Abhh.  der  Götting. 
Ges.  d.  W.  VIII.  1860.  S.  43—138  (vgl.  d.  liec.  v.  Gutschmid  Litt.  Centrlbl. 
1861.  Sp.  445—448  =  Kl.  Sehr.  II.  S.  322-329)  fortgebaut  haben.  S.  auch 
Bernhardy  Gr.  L.-G.  II3,  2.  S.  441—453.  Dass  das  3.  B.  der  älteste  Theil 
der  Sammlung  ist,  darüber  herrscht  kein  Streit.  Aber  alle  diese  Gelehrten 
glauben,  dass  von  V.  97  bis  817  abgesehen  etwa  von  einigen  späteren  Zu- 
thaten  (Alexandre  schliesst  annähernd  richtig  V.  295—488  aus)  eine  fort- 
laufende, einheitliche,  nur  um  den  Anfang  verkürzte,  etwa  auch  nicht  ganz 
lückenlose  Dichtung  vorliege,  und  wenn  diese  Voraussetzung  hinfällig  ist, 
so  werden  es  grossentheils  auch  die  aus  ihr  gezogenen  chronologischen 
Folgerungen.  Nun  hat  aber  Larocque  Sur  la  date  du  troisieme  livre  des 
oraclus  Sibyllins,  Revue  archCol.  N.  F.  XX.  1869.  II.  S.  261—270  sehr  richtig 
dargelegt,  dass  V.  295—488  (oder  —519)  nur  eine  verwirrte  Anhäufung  ver- 
schiedenartiger Bruchstücke  sind  und  zuvörderst  jene  Meinung  also  auf  das 
Uebrige  zu  beschränken  ist,  dass  jedoch  allerdings  ein  Theil,  aber  auch 
eben  nur  ein  Theil  jener  Bruchstücke  zu  dem  nämlichen  Gedicht  gehört 
haben  dürfte,  indem  genauer  das  fortlaufend  aus  demselben  Entnommene 
von  fremdartigen  Zuthaten  zwar  ziemlich  (wenn  auch  nicht  ganz)  frei  ge- 
blieben, dafür  indessen  durch  grosse  Lücken  zwischen  V.  195  und  196,  206 
und  207,  hinter  294,  vor  und  nach  520—572  durchsetzt  ist,  von  denen  der 
Anfang  der  dritten  passend  durch  die  an  ihrer  Stelle  völlig  unpassenden 
Verse  366—380  ausgefüllt  werden  kann  und  die  zweite  sich  überhaupt  nur 
dadurch  bemerklich  macht,  dass  zwischen  206  und  207  der  einzige  schick- 
liche Platz  für  die  A.  61  besprochnen  414—432  ist.  (Ob  auch  V.  508—511 
ursprünglich  anderswo,  nämlich  hinter  572  standen,  wie  Larocque  ver- 
muthet,  ist  mir  sehr  zweifelhaft).  Noch  weiter  geht  übrigens  Delaunay 
Moines  et  Sibylles  dans  l'antiquite  judeo-grecque,  Paris  1874,  welcher  auch 


Die  jüdische  Sibylle.    Pseudo-Phokylides.  639 

Eine  andere  Art  von  Fälschung  ist  des 
Pseudo-Pliokylides   itoCr^ia   vov&stikov  oder  yvc5[icci  oder 


97—294  und  489—817  schwerlich  mit  Recht  nur  für  eine  Zusammenhäufung 
einzelner  Orakel  etwa  aus  den  Zeiten  vom  Anfang  bis  in  die  Mitte  des 
2.  Jahrh.  hält.  Gerade  aus  V.  295  —  488  aber  sind  die  Gründe  entnommen, 
welche  Hilgenfeld,  dem  Gutschmid,  Reuss  Art.  Sibyllen  in  Herzogs 
Realenc,  Badt  De  oraculis  Sibyllinis  a  Iudaeis  compositis,  Breslau  1869.  8. 
(Doctordiss.),  Wittichen  Die  Idee  des  Reiches  Gottes  (1872).  S.  134—144. 
160  f.  und  Schürer  S.  795—799  beigetreten  sind,  bestimmen  die  Abfassung 
zwischen  143  und  137,  Ewald  dieselbe  um  124  anzusetzen,  was  vollends 
Bernhardy  S.  450  noch  zu  früh  erscheint,  und  in  Wahrheit  bleibt  als  An- 
haltspunkt sonach  nur  die  dreimalige  Ausdehnung  der  Prophezeiung  bis 
auf  den  siebenten  ägyptischen  König  griechischen  Stammes  V.  192  f.  318 
(denn  auch  V.  314—318  müssen  hiernach  aus  dem  nämlichen  Gedicht  sein). 
608  ff.,  also  in  jedem  der  drei  Theile  97—294,  295—488,  489—807,  in  welche 
das  jetzige  Ganze  nebst  dem  ursprünglichen  Epilog  808 — 817  zerfällt  (vgl. 
Schür  er  S.  789  f.).  Da  nun  der  asiatische  König,  welcher  unter  dessen 
Herrschaft  Aegypten  verwüsten  wird,  V.  611  ff.,  nur  Antiochos  Epiphanes 
sein  kann,  so  schliessen  die  übrigen  Ausleger  nach  dem  Vorgang  von  Bleek, 
der  170 — 160  ansetzte,  hieraus  annähernd  mit  Recht,  das  Gedicht  müsse 
168  oder  wenig  später  entstanden  und  entweder  Ptolemaeos  VI  Philometor, 
indem  Alcxandros  der  Grosse  als  der  erste  in  dieser  Reihe  gerechnet  werde, 
oder  Ptolemaeos  VII  Physkon  gemeint  sein,  indem  dessen  Regierung  auch 
hier  (vgl.  A.  5)  schon  von  170  gezählt  werde.  Die  letztere  unwahrschein- 
lichere, weil  doch  offenbar  einen  innern  Widerspruch  enthaltende  Annahme 
eignet  auch  Hilgenfeld  sich  an  und  sucht  sie  durch,  wie  mir  scheint,  ge- 
zwungene Deutungen  mit  seiner  Datirung  zu  vereinigen.  Und  so  hat  denn 
auch  Zündel  Krit.  Unterss.  üb.  d.  Abfassungszeit  des  B.  Daniel  (1861). 
S.  140—172  zwar  die  Deutung  Hilgenfelds  von  388—400  angenommen, 
für  die  Hauptmasse  aber  ist  auch  er  bei  dem  Ergebniss  Bleeks  stehen  ge- 
blieben, während  Schürer  den  Angriff  von  Larocque  schwerlich  genügend 
durch  die  Annahme  zu  pariren  sucht,  dass  die  ganze  Hauptmasse  97 — 817 
allerdings  nur  eine  Sammlung  einzelner  Orakel  durch  einen  eben  um  140 
lebenden  Mann  sei  (wobei  er  überdies  S.  798  f.  A.  67  gegen  Hilgenfelds 
Deutungen  ein  paar  durchaus  nicht  unerhebliche  Bedenken  geltend  macht). 
E  wald  S.  51,  der  natürlich  bei  seiner  Zeitbestimmung  erst  recht  Physkon  ver- 
stehen muss,  wendet  gegen  die  erstere  Annahme  ein,  dass  V.  161  das  make- 
donische Reich  ausdrücklich  vom  ägyptischen  unterschieden  werde.  Allein 
so  streng  darf  man  einen  Dichter  dieser  Art  nicht  beim  Wort  nehmen. 
Ohnehin  ist  aber  nicht  wohl  abzusehen,  wie  sich  mit  den  acht  Weltreichen 
V.  169—161  die  Schilderung  von  Salomons  Herrschaft  V.  167—170  verträgt, 
und  so  entsteht  der  Verdacht,  dass  auch  jene  Verse  156 — 161  gar  nicht  zu 
diesem  Gedicht  gehört  haben.  Jene  Zeichnung  des  Antiochos  V.  611  ff. 
verräth  keine  Spur  des  jüdischen  Nationalhasses  gegen  diesen,  wie 
derselbe  sich  in  den  auch  bereits  eine  Bekanntschaft  mit  Daniel  ver- 
rathenden  Versen  388  ff    gegen   ihn   äussert;   danach  möchte  man  glauben, 


640   Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

welches  sonst  der  ursprüngliche  Titel  gewesen  sein  mag,  wenn  an- 
ders dies  höchst  wahrscheinlich  wiederum  in  Aegypten  entstandene 


jene  erstem  Verse  könnten  kaum  nach  169  (s.  Ewald  Gesch.  d.  V.  J.  IV3. 
S.  368.  Schür  er  I.  S.  152  ff.),  ja  sie  müssten  noch  während  des  ersten  ägyp- 
tischen Feldzugs  von  diesem  Könige  170  (s.  Schürer  I.  S.  129  f.),  da  der- 
selbe bereits  auf  der  Rückkehr  von  da  Ende  170  in  Jerusalem  furchtbar 
hauste  (s.  Schürer  I.  S.  152),  geschrieben  sein.  Ich  sehe  auch  durchaus 
nicht  ein,  was  gegen  diese  Zeitbestimmung  spräche,  und  wesshalb  man  viel- 
mehr mit  Fried  lieb  S.  XXXVII,  welcher  selbst  S.  XXX  hervorhebt,  dass 
die  Verfolgungen  in  der  Makkabaeerzeit  nicht  (d.  h.  nach  seiner  Meinung: 
nicht  mehr)  erwähnt  werden,  die  Entstehung  dieser  Dichtung  bis  gegen  160 
hinabrücken  müsste.  Und  wer  schon  124  so  richtig  über  Rom  hätte  pro- 
phezeien können,  wie  es  V.  464—469  (vgl.  350—355.  401—414,  auch  die 
gleichfalls  schwerlich  aus  dieser  Dichtung  stammenden  Verse  182  f.)  ge- 
schieht, hätte  in  Wirklichkeit  Prophetengabe  besitzen  müssen,  daher  denn 
auch  Hilgenfeld  gleich  Friedlieb  S.  XXXIII  wenigstens  V.  464—470  als 
späteren  Zusatz  betrachtet.  Dass  freilich  die  ganze  Partie  V.  295—488  nicht 
erst  mit  Alexandre  in  das  Zeitalter  des  Hadrianus  hinabzurücken  sei,  hat 
Larocque  dargethan.  Meines  (übrigens  unmassgeblichen)  Erachtens  kommt 
man  mit  der  einfachsten  und  natürlichsten  Annahme  aus,  dass  alle  die- 
jenigen Stücke,  welche  diesem  älteren  Gedicht  fremd  sind  (wie  also  auch 
V.  388  ff.)  aus  jenem  jüngeren  stammen,  welchem  wir  in  V.  45— 96  be- 
gegnen, in  welchem  die  Ankunft  und  dann  die  Vernichtung  des  Belial,  des 
jüdischen  Antichrists,  geweissagt  wird,  in  welches  allerdings  von  dem  Verf. 
selbst  auch  einzelne  ältere  Orakel  hineingetragen  sein  mögen,  und  welches 
auf  das  zweite  Triumvirat  (V.  52)  und  die  volle  Herrschaft  der  Römer  über 
Aegypten  (V.  46)  Bezug  nimmt.  Darüber,  dass  dies  jüngere  Gedicht  wirk- 
lich nach  Bleeks  Vorgange  zwischen  40  und  30  und  nicht  erst  mit  Badt 
a.  a.  0.  S.  54 — 61  um  25  zu  setzen  sei,  begnüge  ich  mich  auf  Schür  er 
S.  800  f.  zu  verweisen.  In  dem  älteren  ist  übrigens  (V.  110 — 155)  die  voll- 
ständige Aufnahme  der  griechischen  Theogonie  mittels  euhemeristischer 
Umdeutung  bemerkenswerth.  Schon  Alexandros  Polyhistor  kannte  dasselbe 
in  dessen  ursprünglicher  Gestalt.  Denn  auf  dieses  Gedicht  gehen  (wie 
Alexandre  erkannte)  fast  alle  Angaben  über  die  jüdische  Sibylle  zurück 
(s.  A.  61) ,  und  zwar  vorwiegend,  wie  Freudenthal  Hellenist.  Stud.  I. 
S.  25  ff.  und  Maass  S.  12—22  gezeigt  haben,  durch  die  Vermittlung  des 
Polyhistors.  Aus  V.  97  ff.  stammt  sein  Bericht  Fr.  9.  10  bei  Euseb.  Chron. 
I.  p.  23  Seh.  (Moses  von  Khorene  I,  5)  über  die  Erzählung  der  Sibylle  vom 
Thurmbau,  aus  welchem  loseph.  A.  I.  I,  4,  3  geschöpft  hat,  s.  Bleek  I. 
S.  148^-152  und  bes.  Freudenthal  a.  a.  0.  Auch  der  Anfang  ist  aber  nicht 
ganz  verloren,  sondern  zum  Theil  bei  Theophil,  ad  Autol.  (welcher  II,  31. 
p.  146  C  Otto  V.  97—105  anführt)  II,  36  in  zwei  grossen  Verspartien  (Fr.  I.  III 
Rz.),  von  denen  die  erste  mit  Zi'ßvXXa  .  . .  £ v  ccqxJ]  rijg  nQocprjzsicig  avrfjg  ein- 
geführt wird,  und  welche  theilweise  auch  bei  Lactant.  (s.  A.  61)  citirt  werden, 
und  II,  3.  50  B  in  einer  kürzeren  (Fr.  II)  erhalten.  Sie  sind  hiernach  von 
den  älteren  Herausgebern  fälschlich  unserer  ganzen  Sammlung  als  Prooemion 


Die  jüdische  Sibylle.    Pseudo-Phokylides.  641 

und  uns  noch  vollständig63)  erhaltene  matte  und  in  vulgärer  Sprache 
ahgefasste  Spruch  gedieht,  in  welchem  den  Heiden,  aber  in  höchst vor - 


vorangestellt  worden.  Aus  dem  ächten  Eingang  des  3.  B.,  zu  welchem 
sie  gehören,  scheint  der  jetzige  in  V.  8 — 35  ein  Auszug  zu  sein.  Denn 
Lactant.  Inst.  II,  12  citirt  V.  27  nebst  einem  voraufgehenden  und  folgenden, 
und  nach  Pseudo-Iustin.  Cohort.  38  standen  V.  24  f.  in  einem  Hymnos  xov 
ncLvxoY.qaxoqoq  -frfov,  d.  h.  doch  wohl  in  jenem  ursprünglichen  Prooemion. 
Aber  ausserdem  fehlen  vor  V.  97  Weltschöpfung  und  Sintflut,  und  es  ist 
wohl  möglich,  dass  die  an  ihrer  jetzigen  Stelle  ungehörigen  Schlussverse 
818  —  828,  wie  Larocque  vermuthet,  ein  Rest  des  hier  Ausgefallenen  sind. 
Jedenfalls  erhellt  ihre  Ursprünglichkeit  aus  dem  A.  61  Dargelegten,  und 
ebenso  gewiss  ist  (was  auch  noch  Maass  S.  40  f.  verkannt  hat)  nach  dem 
dort  angef.  Zeugn.  des  Lactant.,  dass  die  Sibylle  des  ursprünglichen  Ge- 
dichts in  demselben  ihren  Namen  Sambethe  oder  Sabbe  nannte.  Ihr  Leben 
noch  im  Uebergange  zur  historischen  Zeit  (V.  156—166)  und  ihre  Wande- 
rung von  Babylon  nach  Hellas  (V.  808  f.)  steht  mit  ihrem  Verhältniss  zu 
Noah  (826.  xov  [isv  sya>  vvfKprj  nal  aep'  ccl'ficcxog  ccvxov  Exv%9"r\v)  nach  der 
richtigen  Bemerkung  von  Hilgenfeld  S.  80  nicht  im  Widerspruch,  „wenn 
der  Verfasser  sie  mit  dem  heidnischen  Glauben,  aus  welchem  er  sie  schöpfte, 
durch  viele  Zeiten  und  Geschlechter  hindurchgehen  Hess".  Auf  das  ur- 
sprüngliche Prooemion  bezieht  übrigens  Bleek  I.  S.  144  ff.  wohl  mit  Recht 
auch  Pseudo-Paulos  b.  Clem.  Strom.  VI.  636  C.  D.  Xdßsxs  xai  xccg  'EXXrjviHccg 
ßlßXovg'  S7tiyvcoxs  ZißvXXav,  mg  drjXoi  svec  &8ov  nccl  xd  (isXXovxa  sascd-cci. 
S.  noch  Pseudo-Iustin.  Quaeßt.  et  respons.  ad  orthod.  resp.  47.  xr\g  7tccQov6r)g 
%ctxa6xdas(og  xb  xiXog  soxlv  f)  did  xov  nvgbg  %QL6ig  xcöv  &6sßcov,  ■nad'oc 
cpuciv  ai  yocccpccl  xav  7tQoq>r}xmv  xs  y.cci  cc7Z06x6Xcov,  sxi  de  xai  t?Js  UißvXXrig, 
ncc&cog  q>r\oiv  6  fjLttTiccQiog  KXrj(irjg  (d.  i.  Clem.  Rom.)  iv  xij  KQog  KoQiv&iovg 
iitMSxoXi]  und  dazu  Bleek  I.  S.  147  f.  und  über  den  Einfluss  stoischer  Lehren 
auf  den  Verfasser  Zell  er  S.  269  f.  A.  1.  —  Die  Gesammtlitteratur  über  die 
Sibyllinen,  die  Nachweise  der  Handschriften,  Citate,  Ausgaben  gehören  erst 
in  eine  griechische  Literaturgeschichte  der  christlichen  Zeiten.  Man  findet 
Auskunft  bei  Schürer  S.  804 ff.  Doch  möge  schon  hier  Folgendes  kurz 
erwähnt  sein.  Die  erste  Ausg.  von  Xystus  Betulei'us  (nach  einem  Augs- 
burger, jetzt  Münchener  Cod.)  erschien  Basel  1545  u.  mit  d.  lat.  Uebers.  v. 
Seb.  Castalio  1555,  von  den  zunächst  folgenden  ist  die  von  Opsopöus, 
Basel  1599  (1607)  mit  ihrer  vortrefflichen  Einleitung  die  beste,  sonst  ist 
noch  die  von  Gallaeus,  Amsterdam  1689  und  die  in  Gallandi  Biblioth. 
patr.  I.,  Venedig  1788.  S.  333-410  (vgl.  Proleg.  S.  LXXVI  — LXXXII)  zu 
nennen.  Alle  enthielten  nur  die  8  ersten  Bücher,  das  11.  bis  14.  sind  erst 
durch  Mai  hinzugekommen.  Die  neueren,  dergestalt  vervollständigten  Ge- 
sammtausgaben  sind  die  von  Alexandre,  Paris  1841.  1866.  II.  8.  (vgl. 
R.  Volkmann  Philologus  XV.  1860.  S.  317—327)  2.  A.  1869  in  1  Bd.  (ohne 
die  wichtigen  Excurse  der  1.  Ausg.),  Friedlieb,  Leipzig  1852.  8.  mit  deutscher 
Uebers.  und  Rzach,  Wien  1891.  8.  (neue  Textrecens.).  —  Friedlieb  De 
codieibus  Sibyllinorum  manuscriptis  in  usum  criticum  nondum  adhibitis, 
Breslau  1847.  8.     R.   Volkmann  De   oracnlis   Sibyllinis,   Leipzig  1853.  8. 

Susemihl,  griech.  -  alex.  Litt.-Gesch.   IL  41 


642    Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

sichtig  zurückhaltender,  jeden  Anstoss%und  daher  auch  namentlich 
jede  Polemik  gegen  den  Götzendienst  vermeidender  63b)>  ebendesshalb 


Lectiones  Sibyllinae,  Pyritz  1861.  4.  Meineke  Zu  den  sib.  Büchern,  Philo- 
logus  XXVIII.  1869.  S.  577—598.  Ludwich  Zu  den  sib.  Orakeln.  Jahrb.  f. 
Ph.  CXVII.  1878.  S.  240—245.  Nauck  Melanges  gre'co-rom.  IL  1866.  S.  484 f. 
III.  1874.  S.  278—282.  IV.  1880.  S.  155—157.  630—642.  Rzach  Zur  Krifc. 
der  sib.  Weissagungen,  Wiener  Stud.  IV.  1882.  S.  121—129.  Krit.  Studien 
zu  den  sib.  Orakeln,  Wien  1890.  8.  (Denkschrr.  der  Wiener  Akad.  ph.-hist. 
Cl.  XXXVIII.  Nr.  IV).  Mendelssohn  Zu  den  oracula  Sibyllina,  Philologus 
XLIX  (N.  F.  III).  1890.  S.  240-269.  -  Gfrörer  Philo  IL  (1831).  S.  121—173. 
Frankel  Alexandrin.  Messiashoffnungen,  Monat9schr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des 
Judenth.  1859.  S.  241—261.  286—308.  321—330.  359—364.  Reuss  a.  a.  0. 
Drummond  The  Jewish  Messiah  (1877).  S.  10—17.  Anon.  in  Edinburgh 
Rewiew  1877.  No.  299.  S.  31—67.  (Diels  Sibyllinische  Blätter,  Berlin  1890.  8. 
streift  die  jüdische  Sibyllistik  nur). 

63)  In  zahlreichen  Handschriften,  von  denen  der  Mutinensis,  jetzt  Paris. 
Suppl.  388  die  älteste  und  beste,  demnächst  Vatic.  915  aus  dem  14.  Jahrh. 
besonders  zu  erwähnen  sind,  beide  auch  die  Haupthandschriften  für  Theognis 
(A  und  0,  für  Pseudo - Phokyl.  bei  Bergk  M  und  Va).  Ueber  andere 
s.  Bergk  P.  L.  G.  II4.  S.  79  ff.  Ausserdem  sind  V.  5—79  auch  mit  einigen 
Aenderungen,  Zusätzen  und  Weglassungen  als  V.  56 — 148  in  das  2.  B.  der 
sibyllinischen  Orakel  eingefügt,  sei  es  schon  durch  den  Sammler  selbst,  sei 
es,  wofür  einigermassen  das  Fehlen  derselben  in  den  meisten  Handschriften 
und  in  der  ersten  Ausgabe  der  Sammlung  spricht,  erst  später,  jedenfalls 
aber  schon  vor  Hesychios  von  Miletos  oder  doch  Suidas,  da  es  bei  Letzterem 
u.  d.  W.  (frowvXidrjQ  mit  Umkehrung  des  wahren  Sachverhalts  heisst:  nccqaL- 
v£6sig  rjTOi  yvc6[iccg,  ccg  Tivsg  nscpdXccicc  iniyQCccpovaiv'  slal  ds  sx  twi>  ZJißvl- 
Aiciucov  yisyiXsfifisva.  Der  Titel  noirjfia  vov&btikov  findet  sich  in  einzelnen 
Handschriften,  in  anderen  yväi[icu,  in  anderen  lautet  die  Ueberschrift  noch 
wieder  anders,  s.  Bergk  a.  a.  0.  S.  78  f.  Das  Gedicht  ist  von  Interpo- 
lationen und  willkürlichen  Aenderungen  nicht  verschont  geblieben.  Denn 
es  ward  Schulbuch  bei  den  Byzantinern.  Ebenso  wurde  es  dann  im  Abend- 
land, nachdem  der  erste  Druck  Venedig  1495  in  einer  Aldina  (s.  C.  5.  A.  85) 
erschienen  war,  während  des  16.  Jahrhunderts  verwendet,  und  rasch  folgte 
eine  Ausgabe  mit  sonstigen  „gnomischen"  Dichtern  der  anderen ;  hier  möge 
nur  die  Basler  1521  und  die  von  Sylburg,  Frankf.  a.  M.  1591.  (Utrecht  1651) 
genannt  sein.  Dann  kühlte  sich  der  Eifer  ab,  seitdem  man  die  Fälschung 
erkannt  hatte.  Im  18.  Jahrh.  erschien  zunächst  eine  Sonderausg.  v.  Bonick, 
Leipzig  1710.  8.  und  eine  zweite  von  Schier,  Leipzig  1751.  8.  Hierauf  folgten 
die  Gnomici  poetae  von  Brunck,  Strassburg  1784.  8.  Leipzig  1817.  8.  und 
Boissonade,  Paris  1832.  32.  und  die  Poetae  minores  von  Gaisfoid, 
Oxford  1814—1820.  Leipzig  1823.  8.  (hier  im  3.  Bd.)  mit  Collation  eines 
Cod.  Barocc.  (B  bei  Bergk).  Die  beiden  oben  genannten  Handschriften 
verglich  zuerst  Bekker.  Neue  Ausgaben  veranstaltete  sodann  Bergk 
P.  L.  G.,  ein  durch  Conjecturalkritik  verbesserter  Text  ist  der  Abh.  von 
Bernays  Ueber  das  Phokylideische  Gedicht,  Breslau  1856.  4.  =  Ges.  Abhh.  I. 


Pseudo-Phokylides.  643 

aber  auch  höchst  abgeblasster  Weise  alttestamentliche  Moral  ge- 
predigt   wird,    schon    vor    der    älteren   römischen   Kaiserzeit   ans 


S.  192—261  (vgl.  d.  Rec.  v.  Leop.  Schmidt  Jahrb.  f.  Ph.  LXXV.  1857. 
S.  510—519)  beigegeben.  Nur  dem  Titel  nach  kenne  ich  die  Ausg.  von 
Feuling  mit  engl.  Uebers.  v.  Goodwin,  Andover  Mass.  1879.  Die  neueste 
und  beste  Textrecension  endlich  ist  die  von  Bergk  a.  a.  0.  in  der  4.  Aufl.  II. 
S.  74—109  nach  reichhaltigen  neuen  Handschriftenvergleichungen.  Eine 
deutsche  Uebers.  gab  Nickel,  Mainz  1833.  16.  Den  ersten  Zweifel  an  der 
Aechtheit  und  die  Vermuthung  eines  vielmehr  jüdischen  oder  christlichen 
Ursprungs  sprach  Sylburg  aus,  die  erste  entschiedene  Behauptung  dieses 
Sachverhalts  Jos.  Scaliger  1606  in  einer  „Anmerkung  zu  Eusebios"  S.  95, 
wobei  er  aber  sehr  irrthümlich  die  Verfasserschaft  eines  Christen  für  das 
Wahrscheinlichere  erklärte.  Entschieden  für  einen  Juden  äusserte  sich 
Is.  Vossius  De  oraculis  Sibyllinis,  Lond.  1685  S.  237,  zurückhaltender 
Bleek  a.  a.  0.  I.  S.  185.  Wachler  De  Pseudo-Phocylide,  Rinteln  1788.  4. 
ist  mir  nicht  zugänglich,  U.  A.  Rhode  De  veterum  poetarum  sapientia, 
Kopenhagen  1800.  S,  281.  300  ff.  fand  (wie  ich  nur  aus  Bernhardy  weiss) 
zwar  auch  Christliches,  aber  doch  vorzugsweise  Jüdisches,  indem  er  beson- 
ders Jesus  Sirach  verglich.  Erst  Bernays  hat  eingehend  das  Richtige 
dargethan.  Usener  in  seiner  Ausg.  v.  Bernays  Ges.  Abhh.  I.  (Berlin  1885). 
S.  V  f.  (bes.  S.  VI.  A.  1)  macht  allerdings  auf  die  Berührungen  mit  der  erst 
neuerdings  bekannt  gewordenen  christlichen,, Unterweisung  der  zwölf  Apostel" 
(JiSaxf}  xcov  iß'  ccnoatolcov)  aufmerksam,  und  Harnack  in  seiner  Anzeige 
dieser  Ausg.,  Theol.  L.-Z.  1885.  Sp.  160  tritt  bestimmt  für  einen  christ- 
lichen Verfasser  ein;  allein  was  entschieden  gegen  einen  solchen  spricht, 
hat  Schürer  II.  S.  825  f.,  obwohl  er  nicht  sicher  abzuurtheilen  wagt,  sehr 
richtig  bezeichnet,  und  Funk  in  seiner  Ausg.  jener  Doctrina  XII  apostolo- 
rum  (1887)  bekämpft  eindringend  die  Annahme  einer  Abhängigkeit  des 
Pseudo-Ph.  von  der  genannten  Schrift  und  vertheidigt  die  eines  jüdischen 
Ursprungs.  Ausserdem  s.  noch  Eckermann  Art.  Ph.  in  der  Encykl.  v. 
Ersch  u.  Gruber  und  Bernhardy  a.  a.  0.  II3,  1.  S.  518  f.  520—523.  — 
Goram  De  Pseudo-Phocylide,  Philologus  XIV.  1859.  S.  91  —  112.  (Nachtrag 
XVI.  160.  S.  647).  Hart  Die  Pseudophokylideia  und  Theognis  im  Cod. 
Venet.  Marcianus  225,  Jahrb.  f.  Ph.  XCVII,  1868.  S.  331-336.  Freuden- 
thal in  der  A.  44  angef.  Sehr.  S.  161  ff.  Bergk  Krit.  Beiträge  zu  dem 
sogen.  Phokylides,  Philologus  XLI.  1882.  S.  577— 601.  Sitzler  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXIX.  1884.  S.  49—51.  Schürer  II.  S.  824—827  (bei  dem  man  auch  noch 
mehr  litterarische  Nachweisungen  findet).  Goram  S.  98  f.  giebt  auch  eine 
Liste  der  von  Rhode  gesammelten  alttestamentlichen  Parallelstellen.  Haupt- 
quellen sind  ausser  Sirach  Pentateuch  und  Proverbien.  Mit  Recht  aber  be- 
merkt Bergk  P.  L.  G.  a.  a.  0.  S.  77  f.  gegen  Bernays  S.  XXXII.  A.  3  (247. 
A.  2),  dass  die  in  einigen  Codices  (aber  nicht  M  Va)  und  in  den  früheren  Aus- 
gaben fehlenden  beiden  Anfangsverse,  durch  welche  das  Ganze  dem  Phokylides 
in  den  Mund  gelegt  wird,  mit  dem  gesammten  Prooemion  (V.  1 — 5)  stehen  und 
fallen;  auch  ist  es  gar  nicht  so  „läppisch",  wenn  hier  Ph.  avÖQwv  6  oocpcotccTog 
genannt  wird,  noch   auch    würde  der  Verfasser  mit  diesen  beiden  Versen 

41* 


644     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

Licht  getreten  ist64);  von  ungleich  grösserer  Bedeutung  und 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  viel  älteren  Ursprungs  war  das 
gefälschte  Buch  des 

Pseudo-Hekataeos  über  die  Juden,  welches  vermuthlich 
den  Titel  über  Abraham  führte,  jedenfalls  älter  als  der  Brief 
des  Pseudo-Aristeas  war  und  dem  Hekataeos  von  Abdera  nicht 
bloss  untergeschoben,  sondern  ohne  Zweifei  auch  mit  Benutzung 
von  dessen  märchenhafter  ägyptischer  Geschichte  geschrieben 
ward.     Vermuthlich  war  hier  das  Leben  und  Wirken  Abrahams 


„sich  selbst  die  Maske  abreissen".  Denn  genauer  gesagt,  wie  Gor  am  S.  110 
und  Bergk  S.  78  zutreffend  erinnern,  haben  wir  es  bei  diesem  Gedicht  und 
bei  denen  der  jüdischen  Sibylle  ebenso  wenig  mit  einer  eigentlichen  Fäl- 
schung zu  thun  wie  bei  der  Weisheit  Salomons:  wie  vielmehr  der  Verfasser 
der  letzteren  den  Salomon  zu  den  Juden  reden  lässt,  so  die  Verfasser  der 
ersteren  den  Phokylides  und  die  Sibylle  zu  den  Heiden;  es  ist  also  viel- 
mehr nur  eine  schriftstellerische  Einkleidung  oder  Fiction.  Gor  am  S.  98. 
A.  3.  S.  103  hält  freilich  das  ganze  Prooeruion  und  das  Ende  von  V.  178  ab 
für  spätere  Zuthat. 

63 b)  Diesen  gewaltigen  Unterschied  von  dem  Sibyllengedicht  hat  Ewald 
Entst.  der  Sibyll.  Bücher  S.  81  f.,  der  schwerlich  mit  Recht  (s.  A.  64)  den 
Pseudo-Phokylides  für  etwas  älter  hält,  vollständig  verkannt. 

64)  Sehr  richtig  macht  Bernays  S.  III ff.  XIV  ff.  XXXIII  f.  (194  ff.  215  ff. 
249  ff.)  geltend,  dass  der  Verfasser  das  Christenthum  noch  nicht  kennt,  und 
dass  seine  Tendenz  schwerlich  an  eine  Zeit  nach  der  Zerstörung  Jerusalems 
denken  lässt,  ebenso  wenig  aber  auch  vor  Philometor,  so  dass  die  Ent- 
stehung des  Gedichts  zwischen  170  v.  Chr.  und  50  n.  Chr.  fällt.  Wenn 
Gor  am  S.  93—97,  was  ich  jedoch  sehr  dahingestellt  lasse,  Recht  darin 
hat,  dass  in  demselben  auch  schon  das  Buch  der  Weisheit  benutzt  und  ein- 
gehend benutzt  sei,  so  ist  es  kaum,  wie  er  S.  98.  110 f.  meint,  schon  um 
130,  sondern  nach  A.  44  wohl  erst  kurz  vor  oder  kurz  nach  Christi  Geburt 
entstanden.  Auf  Aegypten  als  Ort  der  Abfassung  weist  namentlich  das 
Verbot  hin  menschliche  Leichen  zu  seciren,  V.  102  ff.,  ausserdem  s.  Bernays 
S.  XXXIV f.  (251)  und  Goram  S.  99—101.  106—108,  dessen  Gründe  freilich 
von  sehr  ungleichem  Werth  sind;  ein  eigentlich  zwingender  Nachweis  lässt  sich 
überhaupt  nicht  führen.  Die  ganze  Haltung  des  Gedichts  erklärt  genügend, 
dass  die  Kirchenväter  es  nicht  berücksichtigen,  s.  Bernays  S.  XXXV  (252)  f. 
Die  ältesten  Anführungen  stellt  Goram  S.  98.  A.  3  zusammen:  Stob.  Flor. 
III,  26.  XI,  5.  Schol.  Nicand.  Alex.  448.  Scbol.  Hermog.  Rh.  Gr.  V.441  W.  u.  s.  w. 
(s.  Bergks  krit.  Comm.).  Reminiscenzen  an  griechische  Schriftsteller,  wenn 
ja  in  dem  ursprünglichen  Bestände  überhaupt  vorhanden  (s.  Bergk  S.  75), 
sind  wenigstens  nahezu  gleich  Null,  s.  indessen  Goram  S.  101 — 105. 
v.  Leutsch  Philologus  XXII.  1865.  S.  26  f.  In  V.  42— 82  zeigt  sich  wohl 
ein  gewisser,  wenn  auch  vielleicht  nur  indirecter  Einüuss  der  peripatetischen 
Ethik,  s.  Bernays  S.  IXff.  XXV  (206  ff.  234),  vgl.  Goram  S.  105.  110. 
Einige  sprachliche  Anstössigkeiten  hat  Bernhardy  S.  523  gesammelt. 


Pseudo-Hekataeos.  645 

zum  Ausgangspunkte  einer  allgemeinen  Schilderung  und  Ver- 
herrlichung des  Judenthums  gemacht,  wobei  der  Verfasser  zum 
Beweise  dafür,  wie  sehr  die  Anschauungen  desselben  auch  bei 
den  griechischen  Dichtern  Eingang  gefunden  hätten,  eine  Menge 
angeblicher,  in  Wahrheit  erst  von  ihm  selbst  verfertigter  Tra- 
giker- und  Komikerverse  mittheilte,  die  er  aber  ohne  Zweifel 
auch  mit  ächten  untermischte65). 


65)  Ueber  diese  seine  Verfälschungen  s.  A.  56,  über  seine  Benutzung 
durch  Pseudo  -  Aristeas  s.  A.  10:  wenn  also  die  dort  bevorzugte  Annahme, 
dass  der  Brief  des  Letzteren  schon  um  200  entstanden  sei,  richtig  ist,  so 
gehört  Pseudo-H.  noch  dem  3.  Jahrh.,  wenn  auch  wohl  erst  dem  Ende  des- 
selben an,  und  dies  hat  auch  an  sich  gar  nichts  Unwahrscheinliches,  denn 
seine  Verwerthung  durch  Aristobulos  ist  zwar  m.  E.  nicht  nachweislich 
(s.  A.  56),  aber  auch  ebenso  wenig  das  Gegentheil;  hat  aber  freilich  der 
falsche  Aristeas  sein  Machwerk  erst  im  letzten  vorchristlichen  Jahrh.  ver- 
fasst,  so  würde  man  eher  glauben  müssen,  dass  Aristobulos  den  Pseudo-H. 
noch  nicht  kannte,  da  es  immerhin  auffallend  bleibt,  dass  sich  in  den 
Bruchstücken  des  Ersteren  nirgends  eine  wirklich  sichere  Spur  von  einer 
Benutzung  des  Letzteren  findet:  kannte  Aristobulos  wirklich  den  Pseudo- 
Aristeas,  so  wird  er  sich  ja  sicherlich  auch  den  von  diesem  angeführten 
Pseudo-H.  nicht  haben  entgehen  lassen,  und  es  kann  dann  nur  Zufall  sein, 
dass  uns  in  seinen  Bruchstücken  keine  Berufung  auf  ihn  als  angeblich 
ächten  H.  erhalten  ist,  aber  recht  seltsam  ist  dieser  Zufall  doch,  und  man 
sieht,  wie  viel  Raum  hier  dem  Zweifel  nach  allen  Richtungen  bleibt.  Im 
Uebrigen  s.  Schürer  IL  S.  816 — 819  und  die  Fragmente  bei  Müller 
F.  H.  G.  II.  S.  393—396  (No.  14—18).  Worauf  sich  die  sichere  Vermuthung 
stützt,  dass  das  Werk  des  ächten  H.  von  Abdera  den  Anstoss  zu  dieser 
Fälschung  gegeben  habe  und  in  ihr  ausgebeutet  sei,  ist  schon  C.  11.  A.  16 
dargelegt,  ebenso  der  Titel  nsgl  'Aßqu^ov  nach  Ioseph.  A.  I.  I,  7,  2  =Fr.  17, 
und  die  abweichende  Bezeichnung  bei  Clem.  Strom.  V.  603  B.  iv  reo  kccx' 
"Aßgccpov  y.ot.1  xovg  Alyvnxlovg  (=  Fr.  18,  s.  A.  56  und  auch  schon  dort)  kann 
nach  dem  Gesagten  nur  die  dort  gebilligte  Vermuthung  C.  Müllers  be- 
günstigen, dass  Ioseph.  c.  Ap.  I,  22.  ov  nccQsqycog  aXXcc  nsol  avxav  'iovdcu'cov 
Gvyysyqcccps  ßißXi'ov.  23.  ßißXiov  sypccips  tzeqI  r^cöv  (=  Fr.  14)  und  Orig.  c. 
Cels.  I,  15.   xai  'Exaxcxi'ov   ds   xov   16xoqiy.ov  cpsosxcu  nsol  'Iovdcu'cov  ßißXLOv, 

SV    CO    71 QOGttö SX CU    (IttXXoV    7C(Og    tög   OOCpCp   XCp    H&VSI,    S7tl   X060VX0V,    COff  KCti  'EqSV- 

viov  $CXcovu  £v  xeo  nsq\  'IovScclcov  avyyqdfi(icctL  7tQ(oxov  (isv  cc^cpißdXXsiv^  st 
xov  l6xoqikov  iaxL  xo  ovyyocc[i{icc,  dsvxsqov  ds  Xsysiv  oxi,  sfasQ  soxlv  avxov, 
sindg  avxov  övvriQnuoftui  cltco  xfjg  necoä  'iovöaioig  ni%avoxy\xog  y.a.1  Gvynccza- 
xs&siad'aL  ccvxav  reo  Xoym  dasselbe  Buch  nicht  nach  dem  Titel,  sondern 
nach  dem  Inhalt  bezeichnen  (vgl.  Schürer  S.  817  f.).  —  Fragms.  v.  Zorn 
Hecataei  Abderitae  .  .  .  eclogae  s.  fragmenta  integri  olim  libri  de  historia 
et  antiquitatibus  sacris  Ebraeorum  (mit  Anmm.  v.  Jos.  Scaliger,  lat.  Uebers. 
u.  Commentar),  Altona  1730.  8.  Eichhorn  Allgem.  Biblioth.  der  bibl. 
Litt.  V.  1793.    S.  431—443.    Dähne  a.  a.  O.  II.   S.  216—219.    Cruice  De 


646     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

Streitig  aber  ist  es,  ob  die  historische  Trugschrift  des 
Art ap an os  tcsqI  'Iovdatcov66),  welche  von  Alexandros  dem 
Polyhistor,  wie  schon  bemerkt  wurde67),  benutzt,  übrigens  mit 
den  grössten  Fabeleien  angefüllt  war68),  für  das  Werk  eines  er- 
dichteten Aegypters  oder  Persers  von  diesem  Namen  gelten 
wollte,  oder  ob  der  Verfasser,  ohne  Zweifel  ein  ägyptischer  Jude, 
wirklich  Artapanos  hiess69). 


Flavii  Iosephi  in  auctoribus  contra  Apionem  afferendis  fide  et  auctoritate, 
Paris  1844.  8.  S.  64—75.  Vaillant  De  historicis,  qui  ante  Iosephum  Iudaicas 
res  scripsere,  Paris  1851.  S.  59—71.  Creuzer  Stud.  u.  Krit.  1853.  S.  70— 72. 
Ewald  a.  a.  0.  II.  S.  331  ff.  IV8.  S.  320  f.  Freudenthal  AI.  Pol.  S.  165  f. 
178.  J.  G.  Müller  Des  Flavius  losephus  Schrift  gegen  Apion,  Basel  1877. 
S.  170  ff.    Schür  er  II.  S.  816—819. 

66)  So  Clem.  Strom.  I.  344.  A.  Alex.  Polyh.  Fr.  10  b.  Euaeb.  P.  E. 
IX,  23.  429c  — 430b.  Fr.  14  ebendas.  27.  431  d  —  436d,  dagegen  Fr.  4 
ebendas.  18,  1.  420  a.  iv  xocg  'lovdccinoig. 

67)  C.  33.  A.  82. 

68)  So  erscheint  Moses,  mit  Musaeos  und  Tot-Hermes  vereinerleit,  Lehrer 
des  Orpheus,  von  hebraeischer  Geburt,  aber  von  einer  ägyptischen  Königs- 
tochter als  ihr  eignes  Kind  untergeschoben,  als  ein  gewaltiger  Staatsmann, 
Feldherr,  Ordner  und  Erfinder  unter  den  Aegyptern,  vgl.  A.  69.  Der  Ver- 
fasser hat  griechische  Mythographen  von  naturalistischer  und  euheme- 
ristischer  Richtung  benutzt,  s.  Freudenthal  II.  S.  160  f.  (vgl.  S.  154  f.). 

69)  Die  erstere  Vermuthung  hat  Freudenthal  II.  S.  143—174  auf- 
gestellt, Schürer  II.  S.  735  f.  aber  mit  allerdings  unverächtlichen  Gründen 
zu  Gunsten  der  letzteren  Annahme  bestritten,  während  Freudenthals 
Recensent  v.  Gutschmid  L.  Centralbl.  1875.  Sp.  1044  =  Kl.  Schrr.  II. 
S.  184  f.  in  ihr  eine  geradezu  glänzende  Lösung  des  Räthsels  erblickt,  wie 
ein  Jude  dem  Moses  auch  die  Einführung  des  ägyptischen  Gottercultes  und 
Thierdienstes  zuschreiben  konnte.  Nur  aber  meint  er,  Freudenthals 
weitere  Vermuthung  (S.  153),  der  wahre  Verfasser  möge  die  Fictiou  gewählt 
haben  einem  in  Aegypten  wohnenden  Perser  die  Geschichte  Israels  von 
ägyptischen  Priestern  erzählen  zu  lassen,  sei  nicht,  wie  Freudenthal 
glaubt,  eine  auch  allenfalls  entbehrliche,  sondern  eine  schlechthin  noth- 
wendige  Hülfshypothese.  „Mögen",  so  schreibt  er,  „auch  persische  Namen 
bei  den  Aegyptern  im  Gebrauch  gewesen  sein,  gewiss  waren  es  doch  seltene 
Ausnahmen,  und  dass  ein  Fälscher,  der  seinem  Pseudepigraphon  durch  die 
Aufschrift  Glauben  verschaffen  wollte,  gerade  eine  solche  seltene  Ausnahme 
gewählt  haben  sollte,  ist  wenig  wahrscheinlich.  Die  andere  Erklärung  des 
Namens  A.  lässt  sich  dagegen  durch  die  ganz  ähnliche  Einkleidung  eines 
dem  Synkellos  S.  471,  11  bekannten  Apokryphons  stützen:  der  Philosoph 
Demokrit  und  eine  weise  Hebraeerin  Maria  sollen  bei  Istanes  dem  Meder, 
den  die  persischen  Könige  nach  Aegypten  als  Aufseher  über  die  dortigen 
Tempel  geschickt  hatten,  im  Tempel  zu  Memphis  zusammen  mit  anderen 
Priestern  und  Philosophen  ein  Privatissimum  über  Alchymie  gehört  haben". 


Artapanos.     Demetrios.  647 

Jedenfalls  kennen  wir  durch  denselben  Alexandros  noch  eine 
Reihe  jüdisch-  und  samaritisch  -  hellenistischer  Schriftsteller  in 
Prosa  und  in  Versen,  welche  unter  eigenem  Namen  schrieben. 

Demetrios70),  aus  dessen  Werk  tieqI  tcjv  iv  'IovdaCa  ßcc- 
ötlecov  wir  ziemlich  umfängliche  Auszüge  aus  Alexandros  bei 
Eusebios  und  Clemens  besitzen71),  erscheint  als  ein,  wenn  auch 

Die  von  Schür  er  von  seinem  Standpunkt  aus  versuchte  Lösung  möge 
man  bei  ihm  selber  nachlesen.  Ich  meinerseits  wage  keine  Entscheidung. 
S.  jetzt  auch  Karpeles  a.  a.  0.  I.  S.  228 — 230  und  Grätz  Gesch.  d.  Juden 
III4.  (1888)  S.  606  f.  Im  Uebrigen  s.  gegen  Freudenthal  A.  10.  Ueber 
die  Sprache  handelt  derselbe  S.  164.  215  f.  und  giebt  kritisch- exeget.  Be- 
merkungen S.  216—218  u.  die  Textrecension  S.  231—236.  —  Noch  vgl. 
Valckenaer  a.  a.  0.  S.  26.  Dähne  a.  a.  0.  IL  S.  200-203.  Vaillant 
a.  a.  0.  S.  74—83.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  483—486.  574.  Cobet  im 
Aoyiog  'Egiifig  I.  S.  170.  171.     Bloch  Quellen  des  los.  S.  60  ff. 

70)  Von  Ioseph.  c.  Ap.  I,  23,  wie  schon  C.  2.  A.  703  angegeben  ist, 
fälschlich  für  Demetrios  von  Phaleron  gehalten,  wogegen  schon  Euseb. 
H.  E.  VI,  13,  7  und  nach  diesem  Hieron.  de  vir.  illustr.  38.  II.  879  Vall. 
ihn  richtig  als  einen  Juden  bezeichnen.  Hody  De  bibl.  text.  S.  107  be- 
trachtet ihn  trotzdem  noch  als  Heiden.  Dähne  a.  a.  0.  IL  S.  220  f. 
Valckenaer  S.  18.  Cruice  a.  a.  0.  S.  53  —  58.  Vaillant  a.  a.  0. 
S.  45  —  52.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  486  —  488.  575  f.  M.  v.  Niebuhr 
Gesch.  Assurs  und  Babels  (1857).  S.  101—104.  Freudenthal  S.  35—82. 
205  —  207.  219  —  223.  Siegfried  Z.  f.  wiss.  Th.  XVIII.  1876.  S.  475. 
v.  Gutschmid  Zeit  und  Zeitrechnung  der  jüdischen  Historiker  Demetrios 
und  Eupolemos,  Jahrb.  f.  protest.  Theol.  I.  1875.  S.  744-753  =  Kl.  Schrr. 
IL  S.  186—195.  Grätz  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  des  Judenth.  1877. 
S.  68  ff.  =  Gesch.  der  Juden  HI4.  (1888).  S.  604—606.  Bloch  a.  a.  0. 
S.  56  ff.  Geizer  Iul.  Africanus  I.  (1880).  S.  87—89  vermuthet,  dass  D. 
von  Iul.  Afric.  benutzt  sei,  was  aber  kaum  erweislich  sein  dürfte.  Kar- 
peles Gesch.  der  jüd.  Lit.  I.  (1886).  S.  224—226  (unbedeutend).  Schürer 
IL  S.  730—732  (wo  man  auch  noch  einige  weitere  Literaturnachweise  findet). 

71)  Alex.  Fr.  5  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  19,  4.  421  b  (fälschlich  früher  gleich 
den  wirklich  aus  Molon  stammenden  §§.  1 — 3  dem  Letzteren  zugeschrieben, 
s.  dagegen  Freudenthal  I.  S.  14  f.  36,  vgl.  C.  36.  A.  136).  Fr.  8  ebendas. 
21.  422  d  — 426  a.  Fr.  16  ebendas.  29,  1—3.  439  b—d.  §.  15.  445  d.  §.  16. 
446  d.  £7u£i?T£tV  ös  uvcc  x.  z.  X.  (=  D.  Fr.  3—5  Freudenth.).  Clem.  Strom. 
I.  337  D  (21,  141  =  403  Pott.):  iv  tat  negi  t(bv  iv  'lovdaiu  ßccGiXicov,  Gegen 
den  Zweifel  Freudenthals  S.  205  f.  an  der  Richtigkeit  dieses  Titels  s. 
Schürer  S.  730.  Zwischen  Fr.  3  und  4  und  Fr.  4  u.  5  Freudenth.  hat 
Alex.  Auszüge  aus  Ezechiel  eingeschoben  und  Euseb.  in  Folge  davon  den 
Schein  erregt,  als  ob  schon  D.  dies  gethan  habe.  Nach  wesentlichem  Vor- 
gang von  Philippson  Ezechiel  S.  9  und  Dindorf  Ausg.  des  Euseb.  I. 
S.  XIX  ff.  hat  erst  Freudenthal  I.  S.  15.  38  f.  vollständig  das  Richtige 
erkannt  und  danach  auch  Fr.  4  u.  5  dem  D.  zugewiesen.  S.  die  Fragmente 
bei  ihm  S.  219—223,  vgl.  S.  205  f. 


648    Acktunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

natürlich  mit  eigenen,  aber  vorsichtigen  und  gescheidten  Com- 
binationen,  streng  an  die  Septuaginta  sieb  anschliessender  schlichter 
und  ehrlicher,  quellenkundiger,  verständiger  und  besonnener  Chrono- 
graph, dabei  freilich  von  einer  Kunstlosigkeit  der  Darstellung,  die 
bis  zur  Roheit  geht72).  Er  schrieb  in  Aegypten  unter  IPtolemaeos  IV 
Philopator  (221-204  oder  richtiger  222-205) 73).' 

Eupolemos74),  jedenfalls  ein  hellenistisch   gebildeter  Jude 


72)  S.  das  Genauere  bei  Freudenthal  S.  35—82,  vgl.  206 f. 

73)  Das  Bruchstück  bei  Clemens  a.  a.  0.  (s.  A.  71)  =  Fr.  6  Freudenth. 
ist  leider  verderbt  überliefert:  eeep'  ov  de  ecl  cpvlccl  cd  dsxcc  £>c  UccficcgsLag 
cct%{iocl(OTOi  ysyovaOLV  tcog  UtoXspLccCov  xsxocqxov  ixi\  nevtav-OGia  eßdofirjxovxct 
TQicc  [irjvccg  svvscc,  uq>'  ov  da  (<(ca)?  Mendelssohn)  i|  'isooooXvfioov  hrj 
XQia.Y.6cici  xqhxkovxu  oxtco  (irtvag  xosig.  Reinesius  änderte  sehr  übereilt 
itivxttVLOGia  in  xexoaKOGicc,  Freudenthal  S.  57  ff.  fügte  die  dann  überdies 
schlechthin  nothwendige  Aenderung  von  xexccqxov  in  xqlxov  hinzu;  sein 
Recensent  Mendelssohn  N.  Jen.  L.-Z.  1875.  S.  97  wollte  vielmehr  mit 
Grätz  Gesch.  d.  J.  III1.  S.  490  xQiaxooia  in  xEXQoctioGia  und  xsxüoxov  in 
sßdofiov  umwandeln;  aber  Freudenthal  ist  von  Gutschmid  und 
Mendelssohn  und  Mendelssohn  von  Gutschmid  widerlegt  worden. 
Jedoch  auch  Gutschmid  hat  schwerlich  das  Richtige  getroffen,  indem  auch 
er  die  Aenderung  von  Reinesius  festhält,  ausserdem  aber  auch  noch 
xqluhovxcc  in  xexxccqcchovxcc  verwandeln  will  und  in  den  vor  aufgehenden 
Worten  di^firjxQLog  Se  cpr\6iv  sv  xm  7ZsqI  xgöv  ev  xfj  'iovdaia  ßaaiXecov  xi\v 
'Iovda  (pvXr^v  Kai  Bsviccplv  xal  Asvl  [irj  atx(iaX(oxiod,rlvai  vnb  xov  EEva%7]- 
gnfi,  uXX'  sIvccl  änb  xrjg  cctxpccXoooiccg  xuvxrjg  (dies  ist  offenbar  ein  durch 
flüchtiges  Excerpiren  entstandener  Widerspruch;  D.  hatte  ohne  Zweifel 
gesagt:  von  dem  Plünderungszuge  des  Sanherib  ab)  stg  xr\y  eg%uxt]v,  r)v 
£7ton]auxo  NaßovxodovocoQ  it-  'iEQOGoXvpcov ,  ext\  eneexbv  si'xocu  oxtoo  (irtvccg 
g|  das  oktoo  eine  alte,  schon  von  Clem.,  ja  vielleicht  schon  von  Alex,  vor- 
gefundene Interpolation  statt  tievxe  sei.  Dass  vielmehr  in  der  That  der 
umgekehrte,  von  Grätz  eingeschlagene  Weg  der  Aenderung  von  xgiatioGia 
in  xEXQanoGicc  sich  einzig  und  allein  empfiehlt  und  zu  dieser  auch  die  'ext\ 
s-Auxbv  eI'kogl  oxtco  aufs  Beste  stimmen  (s.  2.  Kön.  18,  9 — 13),  alle  sonstigen 
Zahlen  also  unverderbt  überliefert  sind,  darüber  s.  Schürer  S.  731  f. 

74)  Fragmentsammlung  von  Kuhlmey  Eupolemi  fragmenta,  Berlin 
1840.  8.  (der  ihn  nach  dem  Vorgang  von  Ioseph.  c.  Ap.  I,  23  =  Euseb. 
P.  E.  IX,  42,2.  458  b.  c  und  Hody  a.  a.  0.  S.  106  fälschlich  für  einen 
Heiden  hält)  und  Freudenthal  II.  S.  225  —  230,  vgl.  S.  209-212.  — 
Dähne  a.  a.  0.  II.  S.  221  f.  Cruice  a.  a.  0.  S.  58—61.  Vaillant  a.a.O. 
S.  52—59.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  481—483.  572-574.  M.  v.  Niebuhr 
a.  a.  0.  S.  353—356.  Cobet  im  Aöyiog  ^Eofirjg  I.  S.  168  f.  Ewald  Gesch. 
des  V.  J.  I.  S.  76.  VII.  S.  91.  92.  Siegfried  a.  a.  0.  S.  476  ff.  v.  Gut- 
schmid a.  a.  0.  Grätz  Monatsschr.  f.  G.  u.  W.  d.  J.  1877.  S.  61  ff. 
=  Gesch.  d.  J.  III4.  S.  599—603.  Bloch  a.  a.  0.  S.  58  ff.  Karpeles 
a.  a.  0.  S.  230—232.  Schür  er  II.  S.  732— 734  (der  noch  etwas  mehr  Litteratur 


Eupolemos.  649 

aus  Palaestina  und  nicht  aus  Aegypten75),  höchst  wahrscheinlich 
kein  Anderer  als  der  von  Judas  dem  Makkabaeer  161 76)  nach 
Rom  gesandte  Unterhändler  dieses  Namens77),  verfasste  ein  von 


nachweist).  Schlatter  Eupolemus  als  Chronolog  und  seine  Beziehungen 
zu  Iosephus  und  Manetho,  Theol.  Studien  u.  Kritiken  1891.  S.  633—703 
konnte  nicht  mehr  benutzt  werden. 

75)  Dies  hat  Freu  den thal  I.  S.  82—98.  II.  S.  105-130  schlagend 
nachgewiesen.     Vgl.  A.  87. 

76)  1.  Macc.  8,  17  f.  vgl.  m.  2.  Macc.  4,  11. 

77)  Wie  schon  Is.  Vossius  De  LXX  interpr.  S.  2.  87  u.  ö.  vermuthete. 
Bereits  lohannes,  der  Vater  dieses  E.,  war  offenbar  griechisch  gebildet, 
denn  er  war  nach  2.  Macc.  4,  11  (s.  Grimm  z.  d.  St.)  seinerseits  der  Unter- 
händler zwischen  den  Juden  und  Antiochos  dem  Grossen  gewesen,  welcher 
die  von  diesem  zu  ihren  Gunsten  erlassenen  Bestimmungen  (s.  Ioseph.  A.  I. 
XII,  3,  3  f.,  vgl.  A.  39)  ausgewirkt  hatte.  Vortrefflich  passt  ferner  die  Zeit. 
Denn  so  viele  Schwierigkeiten  wiederum  die  Stelle  Clem.  Strom.  I,  21,  141 
=  338  A  (404  P.).  Ev7t6Xs[iog  (Fr.  5  Freudenth.)  iv  xij  bfioia  nootypcixsta: 
(s.  A.  71.  73.  78)  xcc  uävxa  exrj  (p7]dv  ccno  'Adä[i  u%qv  xov  nifinxov  hovg 
JqfirjXQiov  ßccortticcg,  IIxoXs(iaiov  xo  dcoös'naxov  ßaaiXevovxog  Alyvnxov, 
avvccysaQ'ca  k'xrj  SQ^d''  .  .  .  ccnb  6s  xov  %qovov  xovxov  ccxQl  x^v  *v  Pwpj] 
vnccxav  Taiov  dofitziccvov  Kocaiavov  (richtig  Freudenthal  S.  214  Tvatov 
Jo{18xlov  %a\  'Agiviov  =  40  v.  Chr.,  Gutschmid  S.  750  =  192  setzt  wohl 
gleichfalls  richtig  noch  vnb  Kccöiocvov  hinzu,  so  dass  also  auch  hier  der 
von  Clemens  I.  320  B  und  öfter  angeführte  ägyptische  Gnostiker  und 
Chronolog  Iulius  Cassianus  benutzt  ist)  6vvcc&qoi£sxcu  hr\  snccxbv  sinoot, 
auch  macht,  so  hat  man  doch,  wie  es  scheint,  nur  zwischen  den  Jahren 
160/59  und  159/8  die  Wahl.  Denn  Freudenthal  S.  123  f.  212  f.,  der  sich 
mit  Kuhlmey  für  das  Letztere  entscheidet,  dürfte  so  viel  gegen  Müller 
F.  H.  G.  III.  S.  208,  welcher  Demetrios  II  versteht,  gezeigt  haben,  dass 
Demetrios  I  Soter  gemeint  ist;  ob  auch,  dass  die  erste  Thronbesteigung 
des  Physkon  oder  Euergetes  II  (170),  ist  eine  andere  Frage.  Denn  (wie 
Gutschmid  bemerkt)  in  seinem  12.  Regierungsjahre,  von  da  ab  ge- 
rechnet, herrschte  er  gar  nicht  mehr  in  Aegypten,  sondern  nur  in  Kyrene. 
Aber  auch  das  12.  des  Philometor  trifft  ebenso  wenig  mit  dem  5.  von 
Demetrios  I  zusammen.  Gutschmid  S.  749  =  191  f.  glaubt  daher,  dass 
die  Worte  IJxoXe^ccLov  —  Alyvnrov  gleichwie  dnb  —  ixaxov  sLkool  von  einem 
und  demselben  späteren,  in  Aegypten  lebenden  Chronologen  hinzugesetzt 
seien.  Schürer  S.  734  hält  es  mit  Recht  für  einfacher  die  Zahl  zu  ändern; 
aber  damit  würde  freilich,  da  es  sich  dann  wieder  fragt,  welche  der  beiden 
Zahlen,  diese  ganze  chronologische  Notiz  sehr  unsicher  werden.  G.  F.  Unger 
Philologus  XL VII.  1889.  S.  178-181  (s.  C.  33.  A.  40.  48)  endlich  meint, 
dass  die  letztgenannten  Worte,  aber  auch  nur  diese,  eine  Zuthat  des  Poly- 
histors (der  also  sein  Sammelwerk  über  die  Juden  erst  nach  40/39  ge- 
schrieben habe)  seien,  verwandelt  sehr  unwahrscheinlich  Alyvnxov  in  ccvxov, 
versteht  den  Philometor,  und  zwar  den  Anfang  von  dessen  Selbstregierung 
nach  Entlassung  aus  der  Vormundschaft,  der  freilich  zwischen  October  172 


650     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch- hellenistische  Litteratur. 

Alexandros  Polyhistor  stark  benutztes  Werk  tcsql  täv  iv  Iov- 
daicf  ßaöiXscjv18).  In  wörtlicher  Fassung  sind  uns  jedoch  nur 
vier  kurze  Briefe  erhalten,  welche  er  seiner  Darstellung  ein- 
verleibt hatte,  zwei  zwischen  Salonion  und  König  Uaphres  von 
Aegypten  und  zwei  zwischen  Salomon  und  Chiram  von  Tyros, 
den  er  aber  Suron  nennt,  und  diese  zeigen  bei  grosser  Dürftig- 
keit des  Inhalts  einen  überaus  holprigen  und  von  Barbarismen 
strotzenden  Stil79).  Trotzdem  beweist  auch  diese  Schrift  neben 
anderen  Umständen 79b),   wie   sehr   die   griechische  Bildung  auch 


und  171  schwankt,  und  nimmt  an,  dass  der  Beginn  der  Herrschaft  von 
Demetrios  I  schon  vom  Tode  des  Antiochos  Epiphanes  163  ab  gerechnet 
sei,  wodurch  er  denn  mit  annähernder  Ausgleichung  aller  Widersprüche 
auf  das  Jahr  160/59  kommt.  Diese  Combination  ist  sehr  scharfsinnig,  aber 
auch  ebenso  künstlich.  Mit  Eecht  jedoch  nimmt  Unger  in  der  That  an 
AlyvTttov  Anstoss.  Da  aber  ist  es  doch  das  Einfachste  entweder  bloss  dies 
Wort  zu  streichen  oder  es  in  Evsqyhov  umzuwandeln,  und  dann  steht 
vielmehr  der  Auffassung  von  Freudenthal  Nichts  weiter  im  Wege.  Eine 
auch  nur  annähernd  sichere  Entscheidung  freilich  soll  hiemit  nicht  ge- 
troffen sein. 

78)  Clem.  Strom.  I,  23.  343  D  (413  Pott.)  =  Fr.  1  Freud,  (auch  bei 
Euseb.  P.  E.  IX,  26  =  Alex.  Fr.  13,  aber  ohne  Buchtitel),  ebenso  Cyrill. 
c.  Iulian.  VII.  231  d  (vgl.  auch  die  eben  A.  77  besprochne  Stelle  Clem. 
338  A).  Die  Geschichte  der  Israeliten  vor  der  Königszeit  scheint  diesem 
Titel  entsprechend  von  E.  nur  sehr  kurz  behandelt  worden  zu  sein,  vgl. 
Alex.  Fr.  18  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  30 ff.  (=  E.  Fr.  2  Freud.),  der  hier  den 
ganz  unpassenden  Titel  nsql  T/jjg  'EXCov  7tQOQprjrsiag  hat,  s.  Freudenthal 
S.  208  f. 

79)  Fr.  2  Freud.  =  Alex.  Fr.  18  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  30—34,  18.  447  a  — 
451  d.  Die  beiden  letzteren  sind  „rohe  Bearbeitungen"  von  2.  Chron.  2,  3 f., 
und  ihnen  sind  wieder  die  beiden  ersteren  nachgebildet,  s.  Freudenthal 
S.  106  ff.  (dessen  A.  10  besprochene  Hypothese  aber  ebenhiernach  um  so 
weniger  beifallswürdig  erscheint).  Ueber  die  Sprache  des  E.  und  die  Aehn- 
lichkeit  in  den  Ausdrücken  mit  Pseudo-Aristeas ,  aber  auch  über  die  ge- 
waltige Verschiedenheit  seiner  Schreibweise  von  dem  freilich  von  Sprach- 
widrigkeiten nicht  freien,  aber  doch  des  Griechischen  ungleich  mehr 
mächtigen,  gezierten  und  schwülstigen,  fast  hiatusfreien,  seltnen,  poeti- 
schen, auch  neugebildeten  Ausdrücken  und  allerlei  Putz  und  Flitter  nach- 
jagenden Stile  des  Letzteren  s.  Freudenthal  S.  109.  110  ff.  210-212,  vgl. 
S.  164.     Ueber  Suron  und  Uaphres  s.  denselben  S.  209. 

79 b)  S.  A.  37.  38.  Freudenthal  S.  129  macht  für  die  spätere  Zeit 
auch  noch  die  zweisprachigen  Münzen  seit  Alexander  Iannaeos  (104—78) 
geltend,  s.  Schür  er  I.  S.  227.  S.  229.  A.  1.  S.  289.  Die  Sache  lag  im 
natürlichen  Laufe  der  Entwicklung.  Schon  seit  dem  Vertrage  mit  Lysias 
unter  Antiochos  V  Eupator  162  bekamen  die  Makkabaeerkämpfe  ein  anderes 
Ziel,  vgl.  Wellhausen  Pharisaeer  und  Sadducaeer  S.  84:   „das  Jahr  162 


Eupolemos.     Aristeas.  651 

unter  den  Makkabaeern  geschätzt  ward.  Im  Uebrigen  benutzte 
er  das  Alte  Testament  sowohl  im  Urtext  als  auch  in  der  griechi- 
schen Uebersetzung80),  nimmt  sich  aber  auch  manche  Abweichungen 
durch  eigene  Erfindungen  und  Aufnahme  von  Sagen  und  manche 
willkürliche  Auslegungen  und  Ergänzungen,  Auslassungen  und 
Fälschungen  zur  Erhöhung  des  Glanzes  der  Juden  nicht  übel, 
wenn  er  auch  darin  noch  lange  nicht  so  weit  geht  wie  Artapanos81). 
Aristeas  verfasste  ein  Buch  71£qI  'Iovdaicov  gleichfalls 
in  engem  Anschluss  an  die  griechischen  Uebersetzungen  des 
Alten  Testaments,  genauer  in  der  Zeit  nach  der  Uebersetzung 
des  Hiob,  wie  aus  dem  uns  überkommenen  Bruchstück  über 
dessen  Geschichte  hervorgeht,  andrerseits  vor  Alexandros  Poly- 
histor, durch  den  es  sich  erhalten  hat82),  also  gegen  Ende 
des  zweiten,  spätestens  am  Anfang  des  ersten  Jahrhunderts 
v.  Chr.83). 


ist  das  eigentliche  Ende  des  jüdischen  Religionskrieges:  hinterher  ward 
nicht  mehr  um  den  Glauben,  sondern  um  die  Herrschaft  gestritten".  Und 
je  mehr  die  Makkabaeer  ihre  eigne  Herrschaft  ins  Auge  fassten,  desto  mehr 
traten  sie  in  den  Weltverkehr  ein  und  trennten  sich  nach  Niederwerfung 
der  griechenfreundlichen  Partei  doch  auch  ihrerseits  von  der  streng  alt- 
gläubigen und  hernach  von  den  aus  dieser  hervorgewachsenen  Pharisaeern, 
um  es  mit  vorübergehenden  Ausnahmen  mit  den  Sadducaeern  zu  halten, 
den  eigentlichen  Trägern  der  weltlichen  Richtung,  welche  ihrerseits  selbst 
den  Hellenismus  in  Palaestina  erzeugt  hatte.  S.  Schur  er  I.  S.  147.  157. 
107.  197  ff.  213  ff.  230.  Vollends  durchgreifend  ward  der  letztere  am  Hofe 
des  Herodes,  s.  Bernhardy  I3.  S.  219.     Schürer  I.  S.  318—326. 

80)  Letzteres  zeigte  schon  Rauch  De  Alex.  Polyh.  vita  S.  24,  über 
Beides  s.  Freudenthal  S.  108  f.  114.  118.  119  f. 

81)  S.  Freudenthal  S.  106  ff.  In  Fr.  1  (z.  A.  78)  erscheint  Moses  als 
der  „erste  Weise",  der  die  Buchstabenschrift  zu  den  Juden  gebracht  hat; 
von  diesen  ist  sie  erst  auf  die  Phoenikier  und  von  diesen  wieder  auf  die 
Hellenen  übergegangen.  Für  die  Königszeit  wird  E.  sich  streng  an  die 
Zahlen  der  Chronik  gehalten  haben ;  über  seine  künstliche  Chronologie  der 
früheren  Zeit  und  namentlich  der  der  Richter  und  seine  muthmassliche 
Benutzung  durch  Iulius  Africanus  s.  aber  Guts chmid  S.  750 — 753=192 — 195. 

82)  Fr.  12  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  26.  430  d  — 431b.  Es  steht  bei  Freu- 
denthal S.  231. 

83)  Ersteres  wird  wohl  das  Richtige  sein,  vgl.  A.  98.  Genaueres  s. 
b.  Freudenthal  S.  136  —  143,  welcher  mit  Recht  annimmt,  dass  die 
Namensgleichheit  mit  dem  falschen  Aristeas  oder  Aristaeos  eine  bloss  zu- 
fällige ist.  A.  hält  sich  übrigens  wesentlich  an  jene  seine  Vorlage.  Zweifel- 
haft ist  nur  das  Eine,  ob  die  Gleichsetzung  des  Hiob  mit  Iobab,  dem 
Enkel  (nicht,  wie  Alex,  angiebt,  Sohne)  des  Esau  (Gen.  36,  10.  13.  33),  bei 


652     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

Kleodeinos  oder  eigentlich  Malchos  war  ein  sainaritischer 
oder  jüdischer  Geschichtschreiber84),  von  dem  uns  wiederum  durch 
Vermittlung  des  Alexandros85)  ein  Bruchstück  über  die  Kinder  des 
Abraham  von  seiner  späteren  Frau  Chetura,  nämlich  Apheran,  Asu- 
reim  und  Iaphran,  von  denen  die  Assyrer,  die  Stadt  Aphra  und 
das  Land  Afrika  ihre  Namen  haben,  und  über  deren  Verbindung 
mit  dem  (tyrischen)  Herakles  gegen  Libyen  und  Antaeos  geblieben 
ist86),  eine  seltsame  Vermengung  orientalischer  und  griechischer 
Sagen 86b).  Zwei  andere,  einen  ähnlichen  Charakter  an  sich 
tragende,  sind  uns  durch  dieselbe  Vermittlung  von  einem  anderen, 
und  zwar  anonymen  Schriftsteller,  jedenfalls  einem  Samariter, 
erhalten,  welchen  wir 

Pseudo-Eupolemos  nennen  mögen,  weil  das  eine,  längere 
derselben  aus  Versehen  von  Alexandros  dem  Eupolemos  bei- 
gelegt ist87),  wie  dies  auch  schon  oben88)  bemerkt  wurde. 


ihm  und  in  der  Nachschrift  zum  griechischen  Hiob  aus  ihm  geschöpft  ist, 
was  Freudenthal  für  sicher  hält,  oder  ob  er  umgekehrt  diese  Nach- 
schrift schon  vorfand,  was  ich  denn  doch  mit  Kamphausen  bei  Bleek 
Einl.  in  d.  A.  T.  S.  654  und  Gutschmid  L.  Centrlbl.  1875.  Sp.  1043  -= 
Kl.  Schrr.  II.  S.  184  als  das  Wahrscheinlichere  betrachten  möchte.  —  Noch 
vgl.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  488  f.  577—579.  Ewald  a.  a.  0.  VII.  S.  92. 
Schür  er  II.  S.  737. 

84)  Jedenfalls  ein  Semit,  s.  Freudenthal  II.  S.  130—136.  215.  Schürer 

II.  S.  737  f.  Ersterer  hält  Ersteres  für  wahrscheinlicher  wegen  seines  Misch- 
masches aus  jüdischen  und  griechischen  Sagen,  wogegen  Letzterer  bemerkt, 
dass  derselbe  bei  einem  hellenistischen  Juden  um  200 — 100  v.  Chr.  ebenso 
gut  möglich  sei.    Vgl.  noch  Vaillant  a.  a.  0.  S.  72—74.    Herzfeld  a. a.  0. 

III.  S.  489.  575.     Ewald  a.  a.  0.  VII.  S.  91.     Siegfried  a.  a.  0.   S.  476  f. 

85)  An  den  C.  33.  A.  78  angegebenen  Stellen:  KXeodrjfiog  ös  cprjGiv  6 
7CQoq>riTr)S,  6  xca  MaX%og  (MccXxccg  Euseb.)  x.  x.  X. 

86)  Aber  wohl  nicht  (wie  die  übrigen  Bruchstücke)  aus  seiner  Schrift 
Ttsgl  'Iovdcctcov,  s.  wiederum  C.  33.  A.  78.  Es  steht  bei  Freudenthal 
II.  S.  230. 

86  b)  Bei  Plut.  Sertor.  9  (aber  nicht,  wie  noch  Schürer  es  Müller 
F.  H.  G.  III.  S.  471  glaubt,  der  hieraus  das  19.  Fr.  des  Iuba  gemacht  hat, 
aus  Letzterem,  s.  C.  33.  A.  347)  erscheint  die  Sage,  dass  Herakles  mit  der 
Tinge,  Wittwe  des  Antaeos,  den  Sophax,  Vater  des  Diodoros,  erzeugt 
habe.  Bei  K.  heirathet  er  vielmehr  die  Tochter  des  Apheran  und  zeugt 
mit  ihr  den  Sophonas  (oder  Sophax),  dessen  Sohn  Diodoros  ist. 

87)  Alex.  Fr.  3  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  17.  418  c— 419  d.  Ev7ccXs(iog  8s  iv 
%(h  nsQi  'Iovöcclcov.  Dieses  Versehen  hat  den  Streit  darüber  erzeugt,  ob 
Eupolemos  ein  Jude ,  Samariter  oder  Heide  war  (vgl.  A.  74  f.) ,  und  so  lange 
es  nicht  aufgeklärt  war,  wollten  alle  drei  Annahmen  nicht  passen.  Diese 
Aufklärung  hat  nun  aber  Freudenthal  I.   S.  82 — 110  gegeben  (vgl.  auch 


Kleodemos.    Pseudo-Eupolemos.    Ezechiel.  653 

Ezechiel,  ein  auch  wohl  in  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten 
Jahrhunderts  lebender  Jude89),  verfasste  Tragoedien  aus  der 
jüdischen  Geschichte90),  von  deren  einer,  dem  Auszug  aus 
Aegypten  ('E%aycoyrj) ,  uns  noch  beträchtliche  Stücke  erhalten 
sind91).     Dieselben    beweisen    nun    freilich,    dass    es   keineswegs 


A.  95)  und  überzeugend  den  wahren  Sachverhalt  aufgedeckt,  dass  der  wirk- 
liche Verfasser  vielmehr  der  dem  Alexandros  bereits  unbekannte  Mann  ist, 
welchem  das  zweite  Bruchstück  Alex.  Fr.  4  b.  Euseb.  18,  2.  420  b.  c.  s v  da 
ccdsG7t6roig  svqo[18v  x.  x.  X.  angehört,  welches  übrigens  nur  ein  kurzer  Aus- 
zug aus  dem  ersten,  wörtlich  {netto.  Xs^iv)  wiedergegebenen  ist,  so  dass 
das  gedankenlose  Versehen  des  Alex,  bei  der  Mittheilung  des  ersten  um  so 
auffälliger  und  für  die  Art,  in  welcher  er  compilirte,  um  so  bezeichnender 
erscheint  (s.  Freudenthal  I.  S.  90f.).  Dass  der  Titel  auch  nicht  nsgl 
'iovdaicov  gewesen  sein  kaun,  sondern  wahrscheinlich  bei  Pseudo-Eupolemos 
u.  bei  Kleodemos  7tSQl'EßQULcov  war,  zeigt  Freudenthal  I.  S.  89  f.  99. 101. 
II.  S.  207.  215.  Beide  Bruchstücke  giebt  Freudenthal  IT.  S.  223—225 
und  kritisch  -  exegetische  Bemerkungen  zu  denselben  II.  S.  207  f.  Pseudo- 
Eupolemos  und  ebenso  ohne  Zweifel  auch  Kleodemos  haben  die  griechische 
Bibelübersetzung  benutzt  (s.  Rauch  a.  a.  0.  Freudenthal  1.  S.  84.  98  f.), 
wenigstens  Ersterer  aber  auch  entweder  den  Berossos  selbst  oder  ein  ähn- 
liches babylonisch-hellenistisches  Werk,  s.  Freudenthal  I.  S.  92  ff.  Bei 
Pseudo-E.  spielt  Abraham  eine  ähnliche  Rolle  wie  bei  Eupolemos  und 
Artapanos  Moses:  er  stammt  von  den  Giganten,  die  den  babylonischen 
Thurm  gebaut  haben,  wandert  aus  Chaldaea  zuerst  nach  Phoenikien,  dann 
nach  Heliopolis  in  Aegypten  und  lehrt  erst  die  Phoenikier,  dann  die  ägypti- 
schen Priester  besonders  die  Astronomie  und  Astrologie ,  die  vor  ihm  schon 
Henoch  von  den  Engeln  empfangen  hat.  Ausserdem  vgl.  Siegfried  a.  a.  0. 
S.  476.     Schürer  II.  S   738  f. 

88)  C.  33.  A.  81. 

89)  S.  A.  5.  98  und  90.  91. 

90)  Alex.  Polyh.  Fr.  15  b.  Euseb.  P,  E.  IX,  28,  1.  436  d.  'E&utjXoq  6 
xmv  tQoiymdicov  7toir}xr]g.  Clem.  Strom.  I.  344  C.  'E&KirjXog  6  xcöv  'iovdcci- 
xmv  xQccy(ödi(öv  Ttoii\xi\g. 

91)  Durch  Alex.  Polyh.  Fr.  15  b.  Euseb.  IX,  28.  436  d  —  439  b  und 
Fr.  17  ebendas.  29,  4—14.  439  d  — 445  d.  §.  16.  445  d  von  ki-qI  xovxmv  ab 
bis  §.  16.  446  d,  wo  er,  wie  wir  bereits  A.  71  sahen,  seine  Mittheilungen 
aus  Demetrios  durch  sie  unterbricht,  theil weise  auch  Clem.  a.  a.  0.  Vgl. 
auch  Eustath  Comm.  in  Hexaemeron  p.  25  f.  Allatius.  —  Ausgaben  von 
Morel,  Paris  1580  u.  ö.,  Augusti  in  Libri  apoeryphi  (s.  A.  18),  Philippson 
Ezechiel  und  Philo  des  Aeltern  Jerusalem,  Berlin  1830.  8.  mit  deutscher 
Uebers.  u.  Commentar  (gut),  Du  ebner  hinter  F.  W.  Wagners  Ausg.  der 
Fragmente  des  Eurip.,  Paris  1846.  8.  (vgl.  d.  Rec.  v.  Magnin  Journ.  des 
Savants  1848.  S.  193  —  208).  —  Eichhorn  De  Iudaeorum  re  scenica,  Comm. 
soc.  Gotting.  II.  1813.  Dähne  a.  a.  0.  II.  S.  199  f.  Frankel  Ueb.  d. 
Einfl.  der  palaest.  Exegese  auf  d.  alexandrin.  Hermeneutik  (1851).  S.  113 — 119. 
Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  517—519.    Ewald  a.  a.  0.  II.  S.  127.  IV3.  S.  338. 


654      Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch-hellenistische  Litteratur. 

eigentliche  Dramen ;  sondern  nur  Geschichtserzäklungen  in  dia- 
logischer Form  waren,  woraus  aber  keineswegs  folgt,  dass  sie 
nicht  zur  Aufführung  bestimmt  gewesen  seien:  im  Gegentheil 
„die  Absicht  dabei  war  doch  wohl  dieselbe  wie  bei  den  biblischen 
Dramen  des  christlichen  Mittelalters  (den  Passionsspielen  u.  dgl.), 
nämlich  einerseits  die,  auch  auf  diesem  Wege  dem  Yolke  die 
Kenntniss  der  biblischen  Geschichte  nahe  zu  bringen,  anderer- 
seits aber  und  hauptsächlich  die,  durch  Darbieten  solcher  ^gesunden 
Speise'  die  unheiligen,  heidnischen  Vergnügungen  möglichst  zu 
verdrängen.  Vielleicht  ist  dabei,  wie  bei  anderen  Erzeugnissen 
der  jüdisch-hellenistischen  Litteratur,  auch  auf  heidnische  Leser 
und  Zuschauer  gerechnet"92).  Die  Sprache  und  der  Versbau  der 
Trimeter  in  dieser  recht  prosaischen  Poesie  ist  leidlich. 

Philon,  wohl  ohne  Zweifel  derselbe,  welcher  als  jüdischer 
Geschichtschreiber  genannt  und  dabei  im  Gegensatz  zu  dem  gleich- 
namigen Philosophen  als  Philon  „der  Aeltere"  bezeichnet  wird93), 
verfasste  ein  episches  Gedicht  über  Jerusalem,  aus  welchem 
wir  noch  kläglich  gebaute  Hexameter,  die  „ein  wahrer  Hohn  auf 
die  griechische  Prosodie"  sind,  in  einer  „bis  zur  Unverständlich- 
keit  schwülstigen  und  geschraubten"  Sprache  besitzen94)..  Wir 
dürfen  nach  diesen  Bruchstücken  vermuthen,  er  habe  „die  Ge- 
schichte der  Stadt  Jerusalem  in  der  Weise  besungen,  dass  sie 
zugleich    eine    Geschichte    der  jüdischen    Könige    war"94b),    und 


Dindorf  Ausg.  des  Euseb.  I.  S.  XIX— XXV.  Cobet  im  Aoyiog  rEQ{irjg 
I.  S.  457  —  459.  Schürer  II.  S.  751—753  giebt  eine  gute  Uebersicht  über 
den  Inhalt  der  uns  überlieferten  Stücke  und  auch  noch  mehr  Litteratur. 

92)  Schür  er  S.  752,  welcher  durch  diese  Bemerkung  m.  E.  sehr 
richtig  die  vielfach  angefochtene  Ansicht  Eichhorns  verth eidigt. 

93)  Bei  Ioseph.  c.  Ap.  I,  23  (der  ihn  wieder  für  einen  Heiden  hält). 
$iXcov  6  7tQS6ßvtsqog  und  Clem.  Strom.  I.  337  D.  <&lla>v  81  xai  avrbg  dvs- 
yqaijjE  xovg  ßaüilsig  rovg  'lovöaiav  diacpoovcog  tw  drjfirjTQiat.  Beide  führen 
ihn  in  derselben  (vielleicht  chronologischen,  vgl.  A.  73.  77)  Reihenfolge 
zwischen  Demetrios  und  Eupolemos  an,  also  (wie  Schürer  S.  749  be- 
merkt) aus  derselben  Quelle,  dem  Alex.  Polyh.  (vgl.  C.  33.  A.  78). 

94)  Durch  Alex.  Polyh.  Fr.  6.  11.  23  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  20,  1.  421c  — 
422a.  <&.  iv  tw  7iQ(bt(p  tcov  ksqI  'isQocoXvficc.  C.  24.  430  b.  c.  £>.  iv  ry  id' 
(<T  wohl  mit  Recht  Freudenthal  S.  100.  Anm.)  tcöv  icsqI  'IsqogoXvhoc. 
C.  37.  452  d — 453  b.  $.  iv  xoig  nsgl  'isQoaolvficov.  —  Ausg.  u.  Uebers.  v. 
Philippson,  s.  A.  91.  Dazu:  Dähne  a.  a.  0.  II.  S.  215.  Anm.  Cruize 
a.  a.  0.  S.  61  f.  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  519.  575.  Ewald  a.  a.  0.  IV3. 
S.  338.  VII.  S.  91.    Freudenthal  S.  34.  100.  170.    Schür  er  II.  S.  748—750. 

94 b)  Schürer  a.  a.  0. 


Ezechiel.  Philon  der  Aeltere.    Theodotos.    Schlussbeinerkungen.     655 

eben  auf  diese  versificirte  Chronik  wird  sich  daher  ohne  Zweifel 
jene  seine  Zurechnung  zu  den  jüdischen  Historikern  beziehen. 
Entsprechend  schrieb 

Theodotos,  ein  Samaritaner,  eine  versificirte  Geschichte 
von  Sichern,  von  welcher  uns  noch  47  in  Sprache  und  metrischem 
Bau  besser  gerathene  Hexameter  aufbewahrt  sind95). 

Alexandros  der  Polyhistor,  dessen  Buch  über  die  Juden 
wir,  wie  gesagt,  fast  allein  Alles  verdanken,  was  uns  aus  dieser 
prosaischen  und  poetischen  Geschichtslitteratur  der  Juden  und 
Samariter  in  griechischer  Sprache  übrig  geblieben  ist,  entnahm 
seine  Auszüge  höchst  wahrscheinlich96)  bei  seinem  Aufenthalt 
in  Aegypten97)  einer  Sammlung,  welche,  wenn  dies  richtig  ist, 
vermuthlich  entweder  Ptolemaeos  Philometor  oder  wohl  eher 
Ptolemaeos  Physkon  hatte  zusammenstellen  lassen98).  Von  ganz 
besonderem  Interesse  sind  aber  die  Reste  der  zwei  oder  drei 
hellenistischen  Samariter,  weil  sie  uns  einen  geschichtlichen  Ein- 

95)  Durch  Alex.  Polyh.  Fr.  9  b.  Euseb.  P.  E.  IX,  22.  426  b  — 429  b, 
welcher  völlig  unrichtig  den  Titel  iv  reo  7isql  'iovdcu'cov  angiebt.  Ewald 
a.  a.  0.  IV3.  S.  338  erkannte  wenigstens,  dass  Th.  , vielleicht"  ein  Samariter 
gewesen  sei.  Den  wahren  Sachverhalt,  aus  welchem  hervorgeht,  dass  dies 
sicher  der  Fall  war,  hat  Freudenthal  S.  99  f.  klar  gelegt.  Th.  nennt 
Sichern  ausdrücklich  „die  heilige  Stadt"  (lsqov  ccotv),  ähnlich  wie  Pseudo- 
Eupolemos  Fr.  1  den  Garizim  als  ogog  vipiarov  bezeichnet.  Ueber  den 
Inhalt  des  Bruchstücks  s.  Schür  er  II.  S.  750  f.  „Im  Eingang  wurde  ge- 
sagt, dass  Sichern  den  Namen  habe  von  Sikimios,  dem  Sohne  des  Hermes. 
Th.  scheint  also  wie  andere  Hellenisten  die  israelitische  Geschichte  mit 
Brocken  aus  der  griechischen  Mythologie  aufgeputzt  zu  haben".  Ygl. 
noch  Herzfeld  a.  a.  0.  III.  S.  520  f.  576  f.  Ewald  a.  a.  0.  VII.  S.  91; 
einiges  Weitere  s.  b.  Schürer  S.  751. 

96)  Wie  Freudenthal  S.  112  f.  vermuthet.         97)  S.  C.  33.  A.  76. 
98)  Für  die  erstere  Annahme  erklärt  sich  Freudenthal  S.  113.    Aber 

dann  müssten  auch  die  jüngsten  in  diese  vermuthete  Sammlung  aufge- 
nommenen litterarischen  Erzeugnisse  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  2.  Jahrh. 
entstanden  sein,  und  das  hat  keine  grosse  Wahrscheinlichkeit.  Und  dass 
Physkon  anfänglich  ein  heftiger  Feind  der  Juden,  der  Schützlinge  und 
Anhänger  seines  Bruders,  war  (s.  Ioseph.  c.  Ap.  II,  5.  Ewald  a.  a.  0. 
IV3.  S.  466  f.  612.  Schürer  II.  S.  523,  vgl.  oben  A.  31),  steht  der  Zurück- 
führung  dieser  Sammlung  auf  ihn  keineswegs  nothwendig  im  Wege,  um 
so  weniger  da  wir  wissen,  dass  bei  seiner  Frau  und  Schwester  Kleopatra 
und  auch  noch  bei  späteren  Ptolemaeern  die  Juden  sehr  in  Gunst  standen, 
s.  Ewald  IV3.  S.  467.  An  einen  von  diesen  aber  zu  denken  ist  nicht 
gerade  unmöglich,  aber  keinem  von  ihnen  wird  man  noch  mit  Wahr- 
scheinlichkeit den  Sinn  für  ein  derartiges  litterarisches  Unternehmen  zu- 
trauen können. 


656     Achtunddreissigstes  Capitel.     Die  jüdisch- hellenistische  Litteratur. 

blick  in  das  Leben  dieses  Völkchens  während  der  älteren  Makka- 
baeerzeit  gewähren.  Sie  lehren  uns,  wie  sehr  dasselbe  zu  einer 
Verschmelzung  des  Cultus  vom  tyrischen  Herakles'  oder  mit 
anderen  Worten  von  Baal-Moloch  mit  dem  Jehovahdienste  hin- 
neigte"). Nur  darf  man  dabei  nicht  übersehen,  dass  es  auch 
mit  den  syrisch  gesinnten  Juden  in  Palaestina  und  Syrien  um 
Nichts  besser  stand100).  Bei  allen  jenen  drei  Schriftstellern,  von 
denen  indessen,  wie  gesagt,  Kleodemos  auch  ein  Jude  gewesen 
sein  kann,  zeigt  sich  eine  wüste  Vermischung  alttestamentlicher, 
babylonischer  und  griechischer  Ueb  er  lieferungen  und  Vorstellungen 
mit  gleichmässiger  Verwirrung  aller  dieser  Bestandtheile 101).  In 
den  Makkabaeerkämpfen  hatten  die  Samariter  zu  den  Syrern  ge- 
standen102); blutige  Feindschaft  zwischen  ihnen  und  den  Juden 
herrschte  wie  schon  zuvor  so  erst  recht  durch  alle  Folgezeit103); 
je  bedrohlicher  ihnen  der  neu  gegründete  und  erstarkte  jüdische 
Staat  im  Wege  stand104),  desto  mehr  fühlten  sie  das  Bedürfniss 
auch  litterarisch  in  der  griechischen  Weltsprache  sich  geltend 
zu  machen  und  ihren  eignen  geschichtlichen  Standpunkt  zu  ver- 
treten, und  so  wird  ihre  hellenistische  Schriftstellerei  nicht  zum 
Mindesten  als  ein  Kampf  gegen  die  jüdische  und  ein  Theil  der 
jüdischen  als  eine  Antwort  auf  die  ihre  zu  betrachten  sein104). 
Zu  dem  Krieg  .mit  dem  Schwerte  gesellte  sich  naturgemäss  der 
mit  der  Feder105)/ 

Die  Chronik  des  Iohannes  Hyrkanos  (135—105)  ist 
uns  nur  durch  ihre  einmalige  Erwähnung  im  ersten  Makkabaeer- 
buche  bekannt106).  Sie  scheint  frühzeitig  untergegangen  zu  sein, 
da  schon  Iosephos   sie  offenbar  nicht  mehr  in  Händen  hatte107). 

99)  S.  Freudenthal  S.  102.  133  ff.         100)  S.  A.  37,  vgl.  A.  84. 
101)   S.  Freudenthal  S.  89  —  101.  132  —  135  u.   vgl.  oben  A.  84.  86. 
86b.  87.  95.         102)  1.  Macc.  3,  10. 

103)  Ob  freilich  Theodotos  seine  poetische  Verherrlichung  von  Sichern 
der  des  Philon  von  Jerusalem  gegenüberstellte  oder  umgekehrt,  lässt  sich 
nicht  sagen,  wohl  aber  vermuthen,  dass  das  spätere  von  beiden  Gedichten 
als  ein  Gegenbild  gegen  das  frühere  verfasst  ward.  Auch  mag  es  wohl 
mit  Freudenthal  S.  101  als  ein  polemischer  Zug  anzusehen  sein,  dass 
Eupolemos  und  Artapanos  (oder  Pseudo-Artapanos)  stets  die  Bezeichnung 
'iovdccLoi  gebrauchen,  nie  'Eßqaioi  oder  'icqariXiTcu,  weil  sich  so  die  Samariter 
auch  nannten. 

104)  S.  Schürer  I.  S.  141.  142.  182.  208.  211  (Eroberung  und  Zer- 
störung von  Samaria  durch  Iohannes  Hyrkanos).  240.  297.  315. 

105)  Vgl.  Freudenthal  S.  101—103. 

106)  S.  oben  A.  29.         107)  S.  darüber  Schürer  I.  S.  34.    II.  S.  584  f. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 
Zum  ersten  Band. 


S.  IX.  Z.  5  v.  o.  für  88  lies  87  und  Z.  29  v.  o.  für  das  zweite  887  1.  888. 

C.  1.  S.  2.  A.  4  füge  hinzu:  Lepsius  Die  griechische  Inschrift  des 
nubischen  Königs  Silko,  Hermes  X.  1876.  S.  129  —  144. 

C.  1.  S.  5.  A.  14.  Wohl  richtig  versteht  Wegener  S.  51—57  Strabons 
Worte  so,  dass  Eumenes  II  die  Bibliothek  erbauen  Hess,  s.  darüber  Conze 
Monatsb.  d.  Berl.  Akad.  1884.  S.  1269  (vgl.  unten  d.  Nacht,  z.  C.  12.  A.  85.  85 b). 

C.  1.  S.  5.  A.  15.  Die  künstlerischen  Neigungen  von  Attalos  II  sind 
auch  noch  durch  zahlreiche  Inschriften  bezeugt,  s.  Fränkel  Inschrr.  von 
Pergamon  No.  65—67.  168.  169.  214—218.  221.  225.  Besonders  wichtig  ist 
die  zuerst  von  Haussoulli  er  Bull,  de  corresp.  hellen.  V.  S.  388  ff.  ver- 
öffentlichte und  von  Fränkel  Gemäldesammlungen  und  Gemäldeforschung 
in  Pergamon,  Jahrb.  des  deutschen  archaeol.Inst.  VI.  1891.  S.  49—59  vor- 
trefflich verwerthete  delphische,  allem  Anschein  nach,  wie  er  darlegt,  aus 
der  Zeit  zwischen  141  und  188,  das  Ernennungsdecret  von  drei  pergameni- 
schen,  zum  Copiren  dortiger  alter  Gemälde  von  ihrem  Könige  nach  Delphi 
gesandten  Malern  zu  nQÖt-Evoi  dieser  Gemeinde.  Fränkel  folgert  hieraus 
mit  Recht,  indem  er  zugleich  über  das  wahrscheinlich  von  Eumenes  II 
(s.  Fränkel  Insch.  v.  Perg.  zu  No.  164)  gegründete  plastische  Museum  in 
Pergamon  (s.  Paus.  VIII,  42,  7.  IX,  35,  6.  Plin.  XXXVI.  §.  24.  Insch.  v.  P. 
No.  42.  46.  48—50.  Nachtr.  S.  XIX.  Puchstein  Jahrb.  des  arch.  Inst.  V. 
1890.  S.  95  f.  113  f.)  handelt,  dass  auch  eine  Gemäldegalerie  dort  bestand 
(vgl.  Tac.  Ann.  XVI,  23.  Paus.  IX,  35,  7.  Plin.  XXXV.  §.  60),  und  zwar 
beide  auch  mit  Rücksicht  auf  das  kunsthistorische  Studium  angelegt.  Ge- 
wiss entwickelte  sich  dort  um  so  mehr  auch  eine  litterar.  Forschung  über 
die  Geschichte  beider  Künste,  von  der  wir  aber  leider,  wie  Fränkel  zeigt, 
ausser  der  Thätigkeit  des  Antigonos  v.  Karystos  u.  des  Polemon  auf  diesem 
Gebiete  nichts  Sicheres  wissen,  s.  unten  d.  Nachtr.  z.  C.  20.  S.  521—523. 

C.  1.  S.  6.  A.  18.  Z.  12  v.  u.  für  8  1.  9. 

C.  2.  S.  25  ff.  A.  66.  Z.  3  v.  o.  für  Peripatetiker  und  Kritiker  1.  und 
Peripatetiker.  Die  mir  leider  erst  nachträglich  bekannt  gewordene  gründ- 
liche Untersuchung  von  Praechter  Cebetis  tabula  quanam  aetate  con- 
scripta  esse  videatur,  Marburg  1885.  8.  (Doctordiss.)  gelangt  zu  dem  Er- 
gebniss,  dass  das  Gemälde  des  Pseudo-Kebes  erst  im  1.  Jahrh.  n.  Chr. 
entstanden  sei.  Praechter  weist  eingehend  eine  Masse  stoischer  Einflüsse 
nach;  dass  dieselben  aber  genauer  bereits  das  Gepräge  des  eklektischen 
Stoicismus  an  sich  trügen,  dies  zu  zeigen  ist  ihm  m.  E.  keineswegs  ge- 
lungen: beträchtliche  Zeit  bevor  der  Eklekticismus  auch  bei  den  eigent- 
lichen Philosophen  eindrang,  gab  es  popularphilosophische  Schriftsteller, 
welche  eben  als  solche  den  strengen  Schulcharakter  der  von  ihnen  benutzten 

Scsbmihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.   II.  42 


658  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

Philosopheme  mehr  oder  weniger  verwischten:  es  braucht  nur  an  Bion  und 
Teles  erinnert  zu  werden.  Ebenso  wenig  folgt  daraus,  dass  die  Anwendung 
der  Allegorie  bei  Philon  und  Dion  Chrysostomos  eine  ähnliche  ist,  auch 
schon  dass  der  Verfasser  erst  deren  Zeitgenosse  gewesen  sei  und  nicht  schon 
Jahrhunderte  früher  gelebt  haben  könne:  Praechter  selbst  setzt  ja  gut 
auseinander,  wie  beliebt  diese  Darstellungsform  in  der  bildenden  Kunst 
wie  in  der  Litteratur  schon  von  den  ältesten  Alexandrinerzeiten  ab  wurde. 
Von  wirklichem  Gewicht  zu  Gunsten  der  von  ihm  vertretenen  Ansicht  sind 
nur  seine  sprachlichen  Ergebnisse:  er  findet,  dass  von  33  der  guten 
Gräcität  fremden  Ausdrücken  sich  nur  8  vor  Polybios,  15  bei  diesem 
Letzteren  und  10  erst  bei  späteren  Schriftstellern  nachweisen  lassen.  Allein 
wirklich  entscheidend  ist  bei  dem  Schiffbruche,  den  ausser  Polybios  beinahe 
die  ganze  Prosa  der  Alexandrinerzeit  erlitten  hat,  auch  dies  nicht.  Mit 
Unrecht  bezweifelt  Praechter  S.  67  f.,  dass  die  C.  13  gebrauchte  Be- 
zeichnung „Kritiker"  der  ältere  Name  für  „Grammatiker"  ist,  s.  darüber 
unten  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  327—329,  doch  erhellt  freilich  aus  dem  dort 
Dargelegten,  dass  sich  hieraus  umgekehrt  auch  nichts  Zwingendes  gegen 
seine  Ansicht  folgern  lässt.  Der  Erste  übrigens,  welcher  die  Aechtheit 
anzweifelte,  war  Hieron.  Wolf,  und  zwar  bereits  auf  Grund  der  Er- 
wähnung von  Peripatetikern  und  Hedonikern  an  dieser  Stelle  und  des 
Citats  von  Piatons  Gesetzen  C.  33,  welches  letztere  in  der  That  schon 
allein  ausreicht,  während  jene  erstere  wohl  wirklich,  wie  auch  Praechter 
S.  21  f.  urtheilt,  aus  den  von  Sauppe  entwickelten  Gründen  als  eine 
spätere  Interpolation  anzusehen  ist. 

C.  2.  S.  32  f.  A.  96.  Dass  die  zweite  Quelle  für  die  Darstellung  des 
Bion  bei  Laert.  Diog.  Aristippos  nsql  ncdaiäg  TQvcprjg  gewesen  sei  (während 
in  Wahrheit  das  aus  dieser  Schmutzschrift  Eingeschobene  den  Zusammen- 
hang unterbricht),  hat  trotz  des  ungenauen  Berichtes  von  Wendland  Arch. 
f.  Gesch.  der  Philos.  IV.  1891.  S.  680  auch  Hense  keineswegs  vermuthet. 

C.  2.  S.  39.  A.  109.  Z.  7  für  86  1.  82. 

C.  2.  S.  40.  A.  114.  Die  Ergebnisse  von  R.  Heinz  e  werden  wohl  einer  mehr 
oder  weniger  starken  Einschränkung  bedürfen,  s.  d.  Recc.  v.  Morsch  Woch. 
f.  kl.  Ph.  VIII.  1891.   Sp.  209-213  und  Wendland  a.  a.  0.  S.  681—683. 

C.  2.  S.  41.  A.  118.  Vgl.  auchd.  Rec.  v.  Diels  D.  L.-Z.  1890.  Sp.ll59f.  — 
H.  v.  Mu eller  De  Teletis  elocutione,  Freiburg  i.  B.  1891.  8.  (Doctordiss.) 

C.  2.  S.  46.  A.  143.  Z.  2  v.  u.  für  213  1.  222. 

C.  2.  S.  47.  Text  und  A.  150b  ermangeln  der  genaueren,  in  C.  36. 
S.  556  f.  mit  A.  193  nachgetragenen  Angaben.  Auch  A.  149  ist  nach  C.  36. 
A.  197  zu  berichtigen. 

C.2.  S.73.  Z.6  v.o.  hint.  ethischen  fehlt:  beziehentlich  politisch-historischen. 

C.  2.  S.  73.  A.  288  füge  hinzu:  üebrigens  vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  32.  S.  378  ff. 

C.  2.  S.  95.  A.  430.     Vgl.  Gercke  Gott.  gel.  Anz.  1891.  S.  384  f. 

C.  2.  S.  97.  A.  438.  Z.  2  v.  u.  für  1842  1.  1882. 

C.  2.  S.  99  mit  A.  447.  Metrodoros  starb  genauer  278/7  unter  dem 
Archon  Demokies  (Pap.  Herc.  1044.  Col.  23) ,  und  sein  Geburtsjahr  schwankt 
also  zwischen  331,  330  und  329,  s.  Gercke  a.  a.  0. 

C.  2.  S.  100.  A.  449.  Dass  die  Schrift  im  Pap.  1055  nicht  vom  Metro- 
doros ist,  erhellt  daraus,  dass  er  vielmehr  in  ihr  citirt  wird,  wie  Gercke 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  659 

a.  a.  0.  S.  382  bemerkt:  „Fr.  2  Koerte,  wo  zu  lesen  ist  ctio&riasig  kqoocc- 
yoQEvo[isv}  stitSQ  [ioqiov  Hccl  ccfo&ritrjQiov  CpCC^iBV  x.  t.  I.  xal  ö  MrjTQO- 
dcoqog  s&rjKS  tovxo". 

C.  2.  S.  120.  A.  566.  Die  Annahme  von  Buresch  bestätigt  sich  durch 
die  Untersuchung  von  Schmekel  Philos.  der  mittleren  Stoa  S.  146—154 
(vgl.  Nachtr.  2.  Folge  z.  C.  29.  A.  220),  welcher  S.  153  f.  sehr  wahrschein- 
lich macht,  dass  schon  Krantors  Trostschrift  im  Anschluss  an  Sokrates  b. 
Plat.  Apol.  40  C  ff.  dargelegt  hatte,  der  Tod  sei  weder  im  Falle  der  Un- 
sterblichkeit noch  in  dem  des  Gege ntheils  ein  Uebel:  nur  so  wird  es  auch 
erklärlich,  dass  Panaetios,  obwohl  er  die  Unsterblichkeit  verwarf,  dennoch 
diese  Schrift  so  vorzüglich  fand,  dass  er  dem  Tubero  empfahl  sie  wörtlich 
auswendig  zu  lernen  (Cic.  Acad.  II,  44,  135). 

C.  2.  S.  122.  A.  574  z.  E.  für  bevor  sie  noch  1.  als  sie  gleichzeitig. 

C.  2.  S.  124.  Z.  6  für  dem  König  — machten  1.  sich  bei  der  feierlichen 
Einholung  des  Königs  betheiligten,  und  Z.  8  für  der  Thür  1.  dem  Thore, 
s.  U.  Köhler  Rh.  Mus.  XXXIX.  1884.  S.  294 f.,  vgl.  unt.  d.  Nacht,  z.  C.  17.  A.  18. 

C.  2.  S.  125.  Z.  1  für  Ol.  129,  3  =  241/40  1.  Ol.  134,  4  =  242/1,  ebenso 
Z.  13  und  hier  ferner  216/5  für  215/4. 

C.  2.  S.  125.  Z.  13  ff.  mit  A.  604.  Richtiger  wohl  berichtet  Philod.  Ind. 
Acad.  Col.  XXVII,  indem  er  (vgl.  C.  27.  A.  21  mit  d.  Nachtr.)  folgende 
Verse  des  Apollodoros  ausschreibt: 

oxrco  Kai  df'xa, 
toaavra  d'  BTSQa  7tQ0G\u(ßyd.v  xrv  xov  ßiov 
(istcdXwyriv  snoi^occt'  s(nyi  KaXXiatQcctov , 
inl  IIvTiddov  d'  tregoi  Xiyovaiv,  mv  dexa 
ezrj  (dyiccUnefv ,  rccnl  ita.6i  dtcc  v^oa^ov. 
Vgl.   Gomperz  Philodem,   Wien   1891.   S.  85  f.:    „Die  Anfangsworte   ge- 
statten .  .  .  kaum  eine  andere  Deutung,  als  die,  dass  Lakydes  das  Schul- 
amt  18   Jahre   hindurch   bekleidet  und  dann   .  .  .  eine   gleiche  Zahl   von 
Jahren   im    Ruhestande  verbracht   hat",    also    bis  206/5.     „Die  26   Jahre, 
welche  La.  Di.  IV,  61  als  Dauer  seines  Scholarchates  bezeichnet,  sind  offen- 
bar   durch   Einrechnung   der  nach   seinem   Rücktritt  verlebten  Jahre   und 
dadurch  entstanden,   dass  der  Gewährsmann  des  Laertius  von  den  durch 
Apollodor  mitgetheilten  zwei  Versionen  diejenige  bevorzugte,  welche  La- 
kydes 10  Jahre  früher  gestorben  sein  Hess,  d.  h.  nach  dem  Obigen  unter 
einem  auf  das  Jahr  216/6  zu  fixirenden  Archon  Pytiades". 

C.  2.  S.  126.  A.  613.  Ueber  die  Moschion  und  Eubulos  betreffenden 
Verse  des  Apollod.  b.  Philod.  a.  a.  0.  Col.  27  f.  s.  jetzt  Gomperz  a.  a.  0.  S.  86. 

C.  2.  S.  127.  A.  625.  Z.  2  für  36  1.  35. 

C.  2.  S.  132.  A.  662.  Ueb.  Melanthios  s.  ferner  unt.  d.  Nacht,  z.  C.  9. 
S.  283. 

C.  2.  S.  140.  A.  702  für  365  1.  366. 

C.  2.  S.  140.  A.  703.  Z.  6.  5  v.  u.  für  Ath.  XV.  680  a,  vgl.  Tertull. 
Apol.  19  1.  s.  C.  17.  A.  145  und  Z.  2  v.  u.  für  78  1.  70. 

C.  2.  S.  140.  A.  708.    Das  vermeintliche  Fr.  18  M.  des  Demetr.  v.  Phal. 

b.  Plut.  Demosth.  28,  in  welchem  er  selbst  genannt  wird,  gehört  in  Wahrheit, 
worauf  Ed.  Schwartz  mich  aufmerksam  machte,  dem  kurz  vorher  (27)  aus- 
drücklich citirten  und  bezeichneten  Demetrios  von  Magnesia  an. 

42* 


660  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

C.  2.  S.  143.  A.  717.  Grossartig  sind  die  an  Homer,  anknüpfenden  Fabeleien 
des  Demetrios,  Schol.  Od.  y,  267  (Fr.  LXVII  Osterm.),  vgl.  C.  35.  A.  35 c. 

C.  2.  S.  145.  A.  739.  Vgl.  noch  unten  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  327—329 
und  z.  C.  16.  A.  116. 

C.  2.  S.  155.  A.  816  füge  hinzu:  S.  auch  d.  Nachtr.  z.  C.  32.  A.  36, 
ferner  A.  818.  Z.  4  hinter  32.  füge  hinzu:  Vgl.  auch  Bergk  P.  L.  G.  III4. 
S.  168  f.  —  S.  übrigens  auch  d.  Nachtr.  unten  z.  C.  9.  A.  60. 

C.  4.  S.  176.  A.  11  füge  hinzu  37. 

C.  4.  S.  181.  A.  37.  Haeberlin  Epilegomena  ad  Figurata  carmina 
Graeca,  Philologus  XLIX  (N.  F.  III).  1890.  S.  271-284.  649—661. 

C.  4.  S.  183  f.  A.  48.  49.    S.  jetzt  auch  Haeberlin  a.  a.  0.  S.  653—656. 

C.  4.  S.  187.  A.  69.  Dass  auch  das  Fragment  bei  Phot.  Cod.  250. 
664 b  34  ff.  'EQfirjGidvccI-  6  xt\v  'A&rjvccv  syytcofiictoag  x.  r.  X.  wirklich  von 
dem  Kolophonier  herrühre,  sucht  (gegen  Bach  S.  106  f.  und  Schulze 
S.  21)  Haeberlin  a.  a.  0.  S.  660  zu  zeigen,  jedoch  mit  dem  Bemerken: 
„quae  verba  quomodo  in  genuinos  versus  (lambicos)  redigenda  sint,  nondum 
dispicio". 

C.  4.  S.  187  f.  A.  74.  Ich  muss  auch  nach  der  erneuten  Behandlung 
Haeberlins  a.  a.  0.  S.  650  ff.  von  Theokr.  VII,  71—89  meine  Auffassung 
aufrecht  erhalten.  Zu  seiner  Widerlegung  fehlt  mir  leider  hier  der  Raum. 
Uebrigens  wirft  er  (mit  Schmidts  Abh.  noch  unbekannt)  S.  656  die  Frage 
auf,  ob  der  Asvniog  Schol.  Theoer.  VII,  78  denn  auch  wirklich  Lykos  von 
Rhegion  und  nicht  etwa  vielmehr  Lukios  (=  Lukillos)  von  Tarra  sei. 

C.  4.  S.  188.  A.  78  Ausserdem  wird  bei  Ath.  XI.  496  c.  'AU^uvSqos  h 
xiyovi  citirt.  Meineke  denkt  an  den  Komiker  und  schreibt  Tiycovico, 
Kaibel  Ausg.  HL  S.  Xf.  versteht  wohl  richtiger  den  Aetoler  und  ver- 
muthet  'AXs^avÖQog  'Avxiyovrj. 

C.  4.  S.  191  f.  A.  99.  Der  scharfsinnigen  Vermuthung  von  Kiessling 
hätte  ich  nicht  beipflichten  sollen.  Denn  so  viel  wenigstens  macht  mit 
vollem  Recht  Hillscher  a.a.O.  S.  404f.  (im  Anschluss  an  Meineke 
An.  AI.  S.  256,  Wachsmuth  Symb.  Bonn.  S.  141.  A.  10  und  Kaibel 
Herrn.  XI.  S,  373)  gegen  dieselbe  geltend,  dass  vielmehr  wo,  wie  in  diesem 
Falle,  Cinna  schlechtweg  genannt  wird,  stets  der  allbekannte  Mann  dieses 
Namens  verstanden  werden  muss.  Ob  freilich  Hillschers  eigne  Ver- 
muthung, für  Kivvcc  sei  Koxxa  zu  schreiben,  das  Richtige  trifft,  stelle  ich 
dahin. 

C.  5.  S.  196 f.  A.  2.  Ueber  die  Diss.  von  Hempel  s.  auch  Hiller 
Jahresber.  XXXIV.  S.  272—278.  Für  Kraut  1.  T  raut  (von  ihm  ist  inzwischen 
auch  P.  III,  1890  erschienen). 

C.  5.  S.  200.  A.  8.  Dass  hinter  Battos  im  4.  Idyll  des  Theokritos  Kalli- 
machos  stecke,  strebt  neuestens  Reitzenstein  Ined.  poetar.  Gr.  fragm.  II. 
Rostock  1891.  4.  S.  5  f.  zu  erweisen,  indem  er  zugleich  hinter  Korydon  den 
Aetoler  Alexandros  sucht.  Letzteres  folgert  er  aus  der  Anrede  in  den 
beiden  Schlussversen  62  f.  Aber  diese  Apostrophe  gilt  in  Wirklichkeit, 
wie  der  Zusammenhang  lehrt,  nicht  dem  Korydon,  sondern  dem  Greise, 
welchem  die  von  diesem  geweidete  Herde  gehört  (V.  4),  und  über  den  sich 
die  Hirten  ebenjetzt  58 — 61  unterhalten.  Gerade  so  wenig  beweisend  ist 
es,  dass  Korydon  in  höchst  drolliger  Weise  V.  30  f.  (s.  Fritzsche  z.  d.  St.) 


Nachträge  tmd  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  661 

sich  rühmt  die  Lieder  einer  Glauke  und  eines  Pyrros  gut  vortragen  zu 
können.  Denn  Alexandros  verfasste  zwar  eigne  kinaedologische  Gedichte 
für  die  Leetüre  (s.  C.  7.  A.  3),  aber  wie  in  aller  Welt  könnte  wohl  hierauf 
dadurch  angespielt  werden,  dass  Korydon  fremde  und  allerdings  ebenfalls 
leichtfertige,  aber  in  der  That  für  den  Gesang  bestimmte  Dichtungen  zur 
Flöte  singt?  Wenn  überdies  wirklich  Tityros  der  Hirtenname  des  Alexandros 
in  der  koischen  Verbrüderung  war,  unter  dem  er  sonst  bei  Theokritos  er- 
scheint, so  ist  es  (was  Reitzenstein  selbst  sich  nicht  ganz  verbergen 
kann)  nicht  wahrscheinlich,  dass  er  hier  unter  einem  anderen  Namen  auf- 
treten sollte.  Zum  Wenigsten  aber  erwartet  man  dann  (wie  wiederum 
Reitzenstein  selbst  anerkennt)  doch  nicht  im  5.  Idyll,  sondern  hier  Ko- 
matas  oder  Kornes.  Denn  die  Grundlage  dieser  ganzen  verfehlten  Ver- 
muthung  Reitzenstein s  ist  ja  die  wahrscheinlich  richtige  Beobachtung 
Meinekes  Philologus  XIV.  S.  43,  dass  Kallimachos  mit  dem  Vers  Fr.  472 
dr}(jLS%d'£cc  XsXXcovcc  Kccx,6yivr}[i6v  ts  K6(irjTa  im  Eingang  der  Hekale,  nach 
Hesych.  Komitee  (Ko^rjta  Musurus)'  svec  xmv  snxu  (so  Musurus,  nämlich 
von  den  7  Tragikern  der  Pleias,  für  £')  zu  urtheilen,  zwei  zeitgenössische 
Dichter  bezeichne.  Ob  nun  aber  mit  diesem  Kofirjg  gerade  Alexandros  oder 
aber  ein  Anderer  aus  der  tragischen  Pleias  gemeint  ist,  bleibt  nach  diesem 
Allen  genau  so  dunkel  wie  zuvor,  und  ebenso  ist  die  Gleichsetzung  des 
Battos  mit  Kallimachos  nicht  um  ein  Haar  breit  sicherer  geworden.  Wer 
jedoch  au  die  letztere  glaubt,  der  muss  auch  noch  die  fernere  Gleichung 
des  kallimachischen  Kornes  vielmehr  mit  dem  theokritischen  „yEQOVTLov" 
(V.  58)  vornehmen,  und  dann  war  sicher  nicht  Alexandros,  sondern  ein 
Aelterer  aus  der  nachmals  so  genannten  Pleias  gemeint. 

C.  5.  S.  201.  A.  14.     Ueber  Glauke  s.  C.  36.  A.  18. 

C.  5.  S.  203.  A.  20.  M.  E.  bedeutet  yXavnccv  in'  am  (Theokr.  XVI,  5) 
nicht  „gegen  Osten",  sondern  „im  Licht  der  Morgenröthe ",  was,  wie  es 
doch  wohl  Sinn  und  Zusammenhang  verlangen,  auf  alle  Menschen  passt. 
Ha eb erlin  a.  a.  0.  S.  659.  A.  40  meint,  wenn  Theokritos  in  Sikelien  selbst 
die  betreffende  Zurückweisung  erfahren  hätte,  könnte  er  nicht  V.  7  ano- 
ni}itp£L  sagen.  Aber  es  geht  ja  anodi&xai  oÜhco  vorauf,  und  auf  oincp 
allein  ist  also  auch  unonspipEi  zu  beziehen. 

C.  5.  S.  210  f.  A.  40.  Vgl.  unten  d.  Nachtr.  z.  C.  13.  A.  61  und  z. 
S.  889.  Z.  15  f. 

C.  5.  S.  216.  A.  57b.  Vgl.  auch  Knapp  Theokrit  und  die  Idyllendich- 
tung, Ulm  1882.  Mir  ist  indessen  dies  Schriftchen  nur  aus  Hiller  Jahresber. 
XXXIV.  S.  277  f.  bekannt. 

C.  8.  S.  256.  A.  52.  Derjenige,  welchem  Petrus  Alcyonius  in  dem  Dialog 
Medices  legatus  s.  de  exilio  die  betreffenden  Worte  in  den  Mund  legt,  ist 
Johann  Medici,  der  spätere  Papst  Leo  X,  dessen  Lehrer  Demetrios  Chalkon- 
dylas  war:  „audiebam  puer  ex  Bemetrio  Ghalcondyla  etc." ,  s.  Bemays 
Herakleit.  Briefe  S.  117  f. 

C.  8.  S.  260.  A.  82  hinter  G.  Hermann  füge  hinzu:  de  emend.  rat. 
gramin.  Gr.  I. 

C.  8.  S.  261  f.  A.  91.  „Der  Aufsatz  von  Studemund  hat  auch  eine  fran- 
zösische Reproduction  erfahren:  Rev.  de  l'instr.  publ.  en  Belgiqne".  (Hertz). 

C.  8.  S.  264.  A.  111.     S.  auch  noch  C.  36.  A.  68. 


662  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

C.  9.  S.  273.  A.  23.  Vielleicht  ist  aber  66  statt  46  zu  setzen.  Ygl. 
Geffcken  Herrn.  XXVI.  1891.  S.  33.  A.  2  (s.  d.  Nachtr.  z.  A.  24):  „Ich  kann 
mir  nicht  denken,  dass  selbst  ein  Mensch  wie  Tzetzes  die  Zahl  der  Stücke 
(des  Lykophron)  zwischen  64  und  46  schwanken  lassen  konnte,  wie  z.  B. 
Bernhardy  Gr.  L.-G.  II3,  2.  S.  74  noch  annimmt.  Ebenso  wenig  kann  ich 
mich  W.  Christ  Gr.  L.-G.  S.  409.  A.  7  anschliessen ,  der  aus  der  ersten 
Zahl  56  macht.  Für  Bachmanns  £d'  rj  (ig'  bieten  andere  Handschriften 
rj  &'  (Bachmann  ed.  Lyc.  I.  S.  262.  270.  271)". 

C.  9.  S.  273.  A.  24.  Ueber  die  Fabel  von  zweien  der  Tragoedien  des 
Lykophron  hat  neuestens  Geffcken  Zwei  Dramen  des  Lykophron,  Hermes 
a.  a.  0.  S.  33—42  ebenso  scharfsinnige  wie  ansprechende  Vermuthungen 
entwickelt,  nämlich  über  den  Elephenor  und  den  Nauplios,  indem  er 
mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  annimmt,  dass  der  Dichter  hier  denselben 
entlegenen  Sagenformen  wie  in  seiner  Alexandra  1034—1046  und  1093  —  1095. 
1215 — 1225  gefolgt  sei.  Jedenfalls  huldigte  er  dann  im  ersteren  Stück 
einem  euboeischen  Localpatriotismus,  indem  er  in  demselben  „eine  sonst 
ganz  obscure  abantische  Sage"  behandelte:  „höchst  wahrscheinlich  schöpfte 
er  sie  unmittelbar  aus  der  Volksüberlieferung,  den  bekannten  grossen  Sagen- 
stoffen stellte  er  einmal  eine  einheimische  Sage  von  einem  Helden,  den 
Jedermann  in  der  Ilias  abgethan  wähnte,  gegenüber".  Vielleicht  aber  be- 
wog  ihn  derselbe  Localpatriotismus  auch  in  dem  Nauplios  noch  einen  an- 
dern Helden  Euboeas  zu  feiern,  „eine  Art  von  Meerdaemon",  den  „rauhen 
euboeischen  Seekönig,  dem  man  schlimme  Thaten  überträgt,  den  Repräsen- 
tanten jener  kühnen  Schiffer,  die  den  Weg  nach  Italien  finden",  und  „sicher 
gab  es  in  dem  Vaterlande  des  Dichters  und  des  Seekönigs  eine  mündliche 
Ueberlieferung,  welcher  Lykophron  folgen  konnte".  Dass  bei  der  Bezeich- 
nung des  Nauplios  als  diaG-nsvij  nicht,  was  Geffcken  S.  42  für  möglich 
hält,  an  die  Ueberarbeitung  eines  fremden,  sondern  nur  eines  eignen  Stückes 
gedacht  werden  kann,  scheint  mir  selbstverständlich;  vielleicht  hängt  ge- 
rade das  Schwanken  über  die  Zahl  seiner  Dramen  hiemit  theilweise  zu- 
sammen; aber  für  Geffckens  Vermuthuug  kommt  darauf  in  der  That 
Nichts  an. 

C.  9.  S.274.  A.  28.  S.  276.  A.  39.  Haeb erlin  a.  a.  0.  S.  654  f.  macht  frei- 
lich umgekehrt  die  Alexandra  von  den  Figurengedichten  des  Simias  abhängig: 
„haec  enim  est  auctorum  . . .  series:  Simiae  technopaegnia ,  Clearchus  nsgl 
yqicpav,  Lycophronis  Alexandra  etc."  Für  die  Entstehungszeit  der  Alexandra 
wird  nichts  Wesentliches  dadurch  geändert,  wenn  er  Recht  haben  sollte. 

C.  9.  S.  275.  A.  34.  Nach  Geffcken  S.  34  soll  die  Hauptmasse  von 
Lykophrons  Alexandra  dreith eilig  sein:  1)  die  Schicksale  Troias  und  der 
Helden  des  Iroischen  Sagenkreises,  die  Nostoi  der  Einzelnen,  so  weit  sie 
sich  auf  Kleinasien  und  Griechenland  beziehen,  31—590,  2)  die  Sagenwelt 
des  Westens,  591—1280,  3)  Kampf  zwischen  Osten  und  Westen,  1281—1450. 
Aber  wie  alles  591—1280  Abgehandelte  unter  die  so  bezeichnete  Rubrik 
fallen  könnte,  ist  schwer  abzusehen.  Ueber  die  „freiere"  Verwerthung  des 
Herodotos  im  Gegensatz  zu  der  vorangehenden  des  Timaeos  (s.  A.  28)  s.  jetzt 
namentlich  Geffcken  S.  34.  A.  1  und  über  einzelne  Widersprüche,  welche 
Lykophron  in  Folge  seiner  Benutzung  verschiedener  Quellen  begangen  hat 
(vgl.  143  mit  851,  426  ff.  mit  979  ff.),  s.  denselben  S.  37. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  663 

C.  9.  S.  277  f.  A.  45.  E.  Dittrich  Fragmente  v.  Theons  Comm.  zur 
Alex,  des  Lyk.,  Philol.  XL1X  (N.  F.  III).  S.  740—744  (nicht  eben  glücklich). 
C.  9.  S.  278  f.  A.  47.  E.  Dittrich  Zu  Lykophrons  Alexandra,  Jahrb.  f. 
Ph.  CXL1II.  1891.  S.  119  sucht  den  Anstoss  vielmehr  durch  Umstellung  von 
1446 — 1450  vor  1435  zu  heben,  so  dass  als  der  von  Alexandra  bezeichnete 
Blutsverwandte*  Alexandros  der  Grosse  selber  und  seine  Heirath  mit  der 
Stateira,  Tochter  von  Dareios  III,  nach  dem  Ende  des  Letzteren  (Droysen 
Hellenism.  I,  1.  S.  242)  gemeint  sei. 

C.  9.  S.  281  f.  A.  60.  Es  fragt  sich,  ob  dieser  Euphronios  der  bei  Demetr. 
v.  Byz.  ttsqI  noir][iccT(Dv  V.  H. 2  V,  9.  Fr.  16  =  Y.  H.  Ox.  I,  108  (s.  C.  2. 
A.  818)  erwähnte  Grammatiker  Euphronidas  ist,  s.  die  Herstellung  von 
Hausrath  in  seiner  Doctordiss.  (vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  32.  A.  199)  These  8: 
xal  toc  noXvd^svy-aovg  nccl  tu  ~Ev(<pQyovi8ov  dirjQtrjuevci  [iiv  xivu  %ax  tpsvdrj 
nQo^cpeQOfisvccy  67}[ictivEL'  v.aQ'o^Xoyv  d'  ov%  s'ötiv  uvvn6xa%x(ay.  Dann 
würde  um  so  weniger  bei  Said.  EvcpqovCda  in  Evcpqoviov  zu  ändern  sein. 
Polydeukes  ist  wohl  der  bei  Ath.  XI.  784 d  erwähnte  von  Parion. 

C.  9.  S.  283.  Es  fehlt  der  S.  132  genannte  Melanthios  von  Rhodos, 
ein  Schüler  des  Aristarchos  und  des  Karneades,  der  gleich  seinem  älteren 
Namensvetter  auch  Tragoedien  dichtete,  wie  wir  aus  Philod.  Ind.  Acad. 
Col.  XXXI  erfahren,  der  hier  aus  Apollodoros  (vgl.  C.  27.  A.  21  mit  d. 
Nachtr.)  Folgendes  abgeschrieben  hat: 

v.al  (irjv  MbXuv&lov  ys  yivaa-AEig  ort 
TQciy<Qi8Cai  filv  r\v  no^x'y  §6xscpavco[i8vo(gy 
Inavov  t'  'AQiaxccQxcoi,  ovv86%o\uY.mg  %q6v(oyv 
noXv  t'  iv  'Ad"^vaig  [iciXXov  . .  . 
Vgl.  Gomperz  Philodem,  Wien  1891   (s.  d.  Nachtr.  z.  C.  27.  A.  21  und  z. 
C.  32.  A.  199,   auch  z.  C.  2.  A.  604.  613.  662),   nach  welchem   Bücheier 
z.  d.  St.  zu  berichtigen  ist. 

C.  10.  S.  292.  A.  34.  Z.  5  v.  u.  tilge  spöttisch,  s.  C.  36.  A.  95. 
C.  10.  S.  293.  A.  42  füge  hinzu:  üeb.  d.  Epigr.  des  Leonidas  s.  C.  35.  A.83. 
C.  11.  S.  323.  A.  69.    Vgl.  auch  Crusius  Reinesius  über  Timokles  den 
Teratologen,  Rhein.  Mus.  XXXIX.  1884.  S.  627—629. 

C.  12.  S.  327—329.  Die  hier  gegebene  Darstellung  bedarf,  wie  ich  in- 
zwischen theils  selber,  theils  namentlich  durch  freundliche  Anleitung 
Useners  eingesehen  habe,  gar  sehr  einer  Berichtigung  und  Ergänzung, 
wobei  ich  aber  von  vorn  herein  bemerke,  dass  ich  für  alles  Dasjenige,  was 
ich  nicht  ausdrücklich  als  Useners  Eigenthum  anführe,  die  volle  alleinige 
Verantwortung  übernehme.  Es  ist  nicht  richtig,  dass  die  alexandrinischen 
Philologen  die  sogenannte  x^m;««],  d.  i.  die  höhere  und  die  ästhetische 
Kritik,  nicht  ohne  Weiteres  mit  zur  wissenschaftlichen  yoa^|LtaTtx?f  gerechnet 
hätten;  vielmehr  sahen  sie  die  erstere,  wie  aus  der  C.  16.  S.  446.  A.  56  an- 
geführten Stelle  des  Thrakers  Dionysios  erhellt,  gerade  als  die  eigentliche 
Krönung  des  ganzen  Gebäudes  der  letzteren  an,  wenn  auch  von  Aristarchos 
ab  die  Praxis  bei  ihnen  dieser  Theorie  wenig  mehr  entsprach.  Die  grie- 
chische Philologie  ist  aus  zwei  Wurzeln  erwachsen,  nämlich  neben  der 
sprachlich-glossographischen  Thätigkeit  (vgl.  A.  8  u.  dazu  unten  d.  Nachtr.), 
der  vom  rhetorischen  Gesichtspunkt  aus  zunächst  durch  Protagoras  an- 
geregten Beobachtung  auf  dem  Gebiet  der  Formenlehre  und  den  besonders 


664  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

(s.  namentlich  Aristot.  Poet.  20.  1456 b  33  f.  37  f.)  an  den  metrischen  Unter- 
richt sich  anlehnenden  Anfängen  der  Lautlehre  (vgl.  unten  d.  Nachtr.  z. 
S.  345)  fürs  Zweite  aus  der  gleichfalls  ziemlich  frühzeitigen  sachlichen, 
mehr  oder  minder  gelehrten  Beschäftigung  mit  Homeros  als  dem  vermeint- 
lichen Inbegriff  aller  Kunst  und  Weisheit.  Aus  diesem  Glauben  entsprang 
die  allegorische  Auslegung.  Wir  kennen  als  solche  gelehrte  Ausleger  des 
Homeros  (vgl.  Aristot.  Met.  XIV,  6.  1093 a.  27  f.  zoig  ccQxccioig  'OfirjQixoig,  dt 
pMQccg  bfioLozrjtag  oqwgi,  [isydXag  ds  7kxqoqcq6i)  Theagenes  von  Rhegion, 
Stesimbrotos  und  Hippias  von  Thasos,  Dionysios  von  Olynthos  (s.  u. 
d.  Nachtr.  z.  S.  345),  Metrodoros  von  Lampsakos,  einen  Schüler  des  Anaxa- 
goras,  Anaximandros  (von  Lampsakos  oder  Anaximandros  den  Jüngeren 
von  Miletos),  Glaukon  (=  Glaukos  von  Rhegion?),  s.  Sengebusch  Diss. 
Hom.  prior  S.  133.  205 — 214.  Dazu  kamen  die  schon  in  voralexandrinischer 
Zeit  entstandenen  Homerausgaben  eines  Euripides  und  Antimachos.  Diese 
Vorläufer  der  Realphilologie  nun  wurden  ohne  Zweifel  ursprünglich  xgmxol 
genannt,  da  sie  ja  in  der  That  durch  ihre  Erklärung  namentlich  zur  rich- 
tigen Würdigung  der  Wahrheit  und  Schönheit  in  den  Darstellungen  des 
Homeros  und  anderer  Dichter  zu  verhelfen  suchten,  wenn  andrerseits  auch 
mit  vollem  Rechte  (worüber  nicht  hier,  sondern  in  der  attischen  Literatur- 
geschichte zu  reden  der  Ort  ist,  vgl.  übrigens  auch  C.  1.  S.  6  ff.)  erst 
Aristoteles  als  Derjenige  betrachtet  ward,  welcher  eine  xemxr?  im  vollen 
Sinne  oder  nach  der  späteren  Bezeichnung  ygafifiaziyt^  in  der  höheren  Be- 
deutung ins  Leben  zu  rufen  begann  (Dion  Chrys.  LIII.  p.  274  R.,  s.  u.), 
während  noch  Andere  erst  den  Peripatetiker  Praxiphanes  wegen  seiner 
ganz  vorwiegenden  Beschäftigung  mit  litterarischen  Fragen  als  den  ältesten 
eigentlichen  yQccppazuiog  gelten  lassen  wollten,  Clem.  Strom.  I.  309  A, 
s.  C.2.  A.  739.  Schol.  Dionys.  Thr.  p.  729,  22  ff.  =  Cramer  Anecd.  Ox.  IV. 
311,  5  ff.  (wo  es  von  der  Grammatik  höheren  Stils  heisst:  <xQf-a[i8vri  (isv 
[beide  Worte  fehlen  b.  Cram.]  änb  Qsaysvovg,  zsXsöd-eiacc  [zexsXeazcci  Cram.] 
ds  7ckqu  [aito  Cram.]  zmv  TIeqinaz7]zi%mv  Tlqa^icpdvovg  zs  xai  'AQiozozsXovg). 
So  viel  ist  gewiss,  dass  erst  nachher  die  Bezeichnung  ygcciipcczinri  als  eine 
umfassendere  statt  KQf.zi%^  aufkam,  und  zwar,  wenn  ich  nicht  sehr  irre, 
seitdem  diese  Art  von  Thätigkeit  sich  mit  der  sprachlich-glossographischen 
Erklärung  zu  verbinden  anfing.  Denn  Antidoros  von  Kyme,  welcher  in 
seinen  Schriften  zuerst  sich  selbst  ygafi^iazi-nog  statt  xjhtixos  nannte  und 
vermuthlich  doch  wohl  der  ältesten  Alexandrinerzeit  angehörte,  verfasste 
sowohl  eine  Schrift  nsQVOfirjQov  hccVHgioöov  als  auch  eine  Aei-ig.  S.  Immisch 
De  grammaticorum  principe,  Jahrb.  f.  Ph.  CXLI.  1890.  S.  694 f.,  welcher 
zeigt,  dass  dies  der  richtige  Name  ist:  Cod.  miscell.  Vallicell.  C  46  fol.  82: 
ozi  r\  yQUiniccrLTir}  HQizinfj  tzqozsqov  inccXsizo.  'AvzCdtOQOg  ds  zig  awsyqaips 
(Xii-ivy  xai  E7t£yQccipsv  Avzidtoqov  ygafifiazi^ov  (so  Immisch  nach  den 
Parallelnotizen  f.  y^a^aziTirj)  Xe£i>g  =  Cod.  Voss.  76.  Bekker  Anecd.  III.  1140. 
zo  71q6z6qov  Hgizinr]  eXeyezo  xat  zavzr\v  fisziovzsg  hqizihoi.  'AvzodcoQog  ds  zig 
Kvtiaiog  x.  z.  X.  =  Villoison  Anecd.  II.  S.  172.  A.  4.  Fabricius  Bibl.  Gr. 
VII l.  S.  54.  'AvxidooQog  (Avzodcaqog  bei  Fabr.)  de  zig  Kvpcciog  (Ko^iuecog 
b.  Vill.)  6vyyqaipdfisvog  Xs£iv  snsyQctrpev  AvzodcoQOv  (AvzodwQOv)  yQafifiazi- 
xov  Xs^ig.  Cod.  Voss,  setzt  hinzu:  xal  ix  zovzov  noze  17  y.qiziy.t]  yQainfiazi'nr] 
XsXs'nzai.    Schol.  Dionys.  Thr.  Cramer  a.  a.  0.  310,  26  f.  qpatft  ds  'AvzodcoQOv 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  665 

(avrodcoQov  am  Eande)  xbv  Kv^acov  ngatov  ZTtiysyqacpivai  avxbv  yQcc[i(ia- 
xlyov,  6vyyQC([i(iu  xi  yquipavtcc  (yQa(i{iazi7i6v  ovyyQct{i[iciTi,yQCi'ipc)cvTCi Immisch) 
7Z£qI  'OfiriQov  neu  'Hoiodov.  Es  ist  hiernach  klar,  wie  bei  Clem.  a.  a.  0.  (wo 
er  fälschlich  Apollodoros  heisst,  s.  A.  6)  das  verderbte  starjyi^aaxo  wenigstens 
dem  Sinne  nach  zu  berichtigen  ist  (naQrjx^öccxo?  Usener).  Antodoros  wird 
er  auch  genannt  Schol.  A.  II.  W,  638.  'AvxodcoQog  per  ovv  6  Kvpcttog  y.  x.  X. 
in  einem  Bruchstück,  welches,  wie  Immisch  bemerkt,  wahrscheinlich  aus 
der  At^ig  stammt.  Der  ältere  Ausdruck  %QixiYog  wird  nun  aber  auch  nach- 
mals gelegentlich  noch  auf  Philologen  der  ältesten  Alexandrinerzeit  statt 
des  späteren  yQcciifiaxiYog  oder  neben  ihm  angewandt,  so  wie  umgekehrt  in 
der  erstangeführten  Stelle  der  Schol.  Dion.  Thr.  nicht  der  Ursprung  der 
XQixinf},  sondern  der  höhern  yQoc^axiYri  auf  Theagenes  zurückgeführt  wird. 
„So  nennt  Strab.  XIV.  657  (vgl.  C.  4.  A.  3)  den  Philetas  7toir}xi}g  ätiu  yclI 
HQixLHog,  so  bezeichnet  Suid.  den  Hekataeos  von  Abdera  als  cpiXoaocpog,  og 
ccTtsTtlrför]  neu  KQixiv.bg  ((nciiy?  Susemihl:  nccl  %Qixiv.6g  schrieb  Küster  f. 
-H.QiTiY.bg  ncci,  doch  ist  auch  bei  Suid.  $>iXr\xag  überliefert  yqcc[iii(xxLYbg  YQixinog) 
yQCCfifiaxLYog ,  ola  yQ<x[i[iccxiYr)v  £%(ov  7tocQccCY,svrjv  (s.  C.  11.  A.  13).  Ferner 
heisst  es  ausdrücklich  bei  Dion  Chrys.  LI1I,  1.  p.  274  R.  'AQLOxaQ%og  %cd 
KQuxr\g  yccl  sxsqol  nXeiovg  xav  vgxsqov  yQocfificcxiYmv  Y.Xrj&svxoiv,  7Cq6xsqov 
ds  yqlxlycov  Hccl  drj  Y.ocl  ccvxbg  'AQtöxoxsXrjg,  atp3  ov  cpaai  xr\v  y,qixiy.v\v  xs  yccl 
yQcc[iiiaxiY,r}v  UQ%r\v  Xocßsiv,  sv  itoXXoig  diaXoyotg  tcsqI  xov  Ttoir\6ai  dis^sißi  y.  x.  X. 
Bei  Pseudo-Plat.  Axioch.  366  E  werden  als  die  Quälgeister  der  Jugend  vom 
siebenten  Jahr  ab  die  ncudaycoyol  xai  yQafifiaxiaxal  y.clI  nctidoxQißai  genannt, 
dann  aber  bei  weiterem  Heranwachsen  (av^ofisvov  ds)  die  yqlxiyoi,  ysca- 
[isxQcci,,  xuY.xiY.oi  und  ebenso  bei  Pseudo-Keb.  13,  2  die  yqixiyol  unter 
den  Anhängern  der  falschen  Bildung  {xpsvSonaidsia),  vgl.  C.  2.  A.  65.  66 
mit  d.  Nachtr.  hinter  diesem  2.  Bde.  Mit  wörtlicher  Entlehnung  aus  einer 
Schrift  des  Epikuros  (=  Fr.  20)  sagt  Plut.  non  posse  suav.  v.  13.  1095  C: 
7tQoßXrj[ioc6t,  ds  fiovGLYOLg  Y.a.1  yqlxly<öv  cpvXoXoyoig  %y\xr\\LU<iiv  ovds  itocQa  noxov 
didovg  %(oqclv  und  mit  Bezug  auf  diese  Stelle  1096  A:  yqlxiycov  yoX  [iovol- 
YGiv  XttXimv  ßdsXvxxsc&ai  xai  qps vysiv,  und  auch  die  Gegenstände  der  von 
diesen  yqixiyol  besprochenen  Fragen  werden  dort  gekennzeichnet:  1096  B. 
jjd"rj  7COLr}xcov,  yccI  nXccopaTcc  xai  dicccpOQoci  %ctQU,YxriQ<ov ,  Y.a.1  Xvosig  dnoQLcov". 
(Usener).  Der  von  Krates  eingenommene  Standpunkt  ist  nun  in  Wahr- 
heit nach  dem  Obigen  nur  eine  Steigerung  des  alexandrinischen  mit  theil- 
weiser  Rückkehr  zum  älteren:  Krates  nahm  die  yqixiyt\  in  einem  allerdings 
erweiterten  Sinne  ganz  heraus  aus  der  yQcc^ifiaxLY^  und  stellte  sie  als  Herrin 
über  Dasjenige,  was  nun  unter  dem  letzteren  Namen  noch  übrig  blieb:  er 
und  seine  Schüler  nannten  sich  in  Folge  dessen  yqixiyol,  so  dass  das  Wort 
auf  sie  angewendet  mit  pergamenischen  Philologen  gleichbedeutend  ward 
(vgl.  C.  27.  A.  2,  jedoch  m.  d.  Nacht,  z.  C.  27.  S.  3).  „Seit  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr. 
aber  holte  man  diese  ältere  Bezeichnung  für  den  Philologen  überhaupt 
wieder  hervor:  Galen.  XIX.  48  nennt  unter  seinen  Schriften  auch  eine  et 
dvvuxui  xig  slvul  YQixLYog  yccl  yQu^iiuxLYog,  cc.  Weitere  Beispiele  aus  späterer 
Zeit  s.  b.  Usener  Dionys.  Hai.  de  imit.  S.  133.  A.  1".    (Usener). 

C.  12.  S.  329.  A.  6.  Z.  9  v.  u.  tilge  oder  Kritiker. 

C.  12.   S.  329.  A.  8.     S.    auch   Lehrs    Aristarch.3  S.  36   (*  42.  2  35)  ff. 
Merkel  Proleg.  ad  Apoll.  Rh.  S.  CXLIVff. 


66Q  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

C.  12.  S.  331.  Z.  2  v.  o.  für  385  1.  285. 

C.  12.  S.  339.  A.  59.  Im  geraden  Gegensatz  zu  Di  eis  und  Anderen  be- 
streitet P.  Hartmann  De  canone  decem  oratorum,  Göttingen  1891.  8. 
S.  3—10  jede  theil weise  alphabetische  Anordnung  in  den  üivccytsg  des  Kalli- 
machos  mit  grossentheils  recht  spitzfindigen  und  einer  Widerlegung,  die  sehr 
leicht  sein  würde  (vgl.  unten  d.  Nachtr.  z.  A.  87),  kaum  bedürftigen  Gründen. 
Mit  Recht  aber  macht  er  (S.  9)  die  sachliche  geltend,  die  auch  in  den 
Reden  des  Deinarchos  bei  Dionys.  v.  Hai.  de  Din.  10.  p.  651  ff.  nach  dem 
Vorbilde  der  alexandrinischen  wie  der  pergamenischen  TLCvaY.Bg  vorliegt. 
Seine  Annahme  (S.  5—7),  dass  schon  die  des  Kallimachos  auch  kurze 
Charakteristiken  des  Stils  der  verzeichneten  Schriftsteller  enthalten  hätten, 
über  deren  Unsicherheit  er  sich  auch  selbst  nicht  täuscht,  lässt  sich  zwar 
nicht  widerlegen,  liegt  auch  dem  Sinne  und  Geiste  des  Kallimachos  durch- 
aus nicht  fern,  aber  es  fehlt  für  sie  jede  Spur  eines  Beweises.  Denn  in 
seiner  Berufung  auf  Dionys.  a.  a.  0.  5.  p.  630,  die  allein  hier  von  Erheb- 
lichkeit sein  könnte,  ist  auch  nicht  einmal  eine  solche  zu  finden:  Dionys. 
hat  bei  Kallimachos  und  den  pergamenischen  Pinakographen  nach  genaueren 
chronologischen  und  biographischen  Notizen,  auf  Grund  derer  sich  die  Aecht- 
heit  oder  Unächtheit  von  Reden  unter  dem  Namen  des  Deinarchos  be- 
stimmen Hess,  gesucht  und  theils  Ungenügendes,  theils  geradezu  Verkehrtes 
gefunden,  ob  auch  nach  stilistischen,  steht  völlig  dahin:  naqa  xb  [irjdsv 
i^stccGccL  nsql  ccvxov  xmv  ccHQißeazsQoav  ^fia^r^xoraff,  mg  firj  fiovov  iipeva&ocL 
noXXcc,  uXXcc  %ul  Xoyovg  xovg  psv  ovdev  avxm  nqoGriv.ovxag  xovxcp  nqooxL- 
dsadcu,  xovg  8*  vn  ctvxov  ygcccpsvxag  exsqcov  slvai  Xsysiv,  und  er  hat  über- 
dies hier  nach  Dingen  gesucht,  die  er,  wie  Di  eis  richtig  urtheilt,  hier  zu 
suchen  gar  nicht  berechtigt  war.  Im  Ganzen  stimmt  Hartmanns  Auf- 
fassung der  TICvcMEg  mit  der  meinen  überein,  aber  wo  sie  weiter  geht,  kann 
ich  ihr  nicht  folgen. 

C.  12.  S.  340.  A.  66  z.  E.  1.  Herrn.  XVIII.  1882.  —  Hinzuzufügen  sind 
noch:  Gardthausen  Gr.  Palaeogr.  S.  127  ff.  Fuhr  Rhein.  Mus.  XXXVIII. 
1883.  S.  468  ff.  Vitelli  Nuovo  Museo  Italiano  I.  S.  29  ff.  160  ff.  178  ff. 
Christ  Die  Attikusausgabe  des  Demosthenes,  München  1882.  4.  =  Abhh. 
der  Münchner  Akad.  philos.-philol.  Cl.  XVI,  3.  S.  153—234.  Blass  Palaeo- 
graphie  in  Iw.  v.  Müllers  Handb.  I.  S.  314—316.  Buermann  Herrn.  XXI. 
1886.  S.  34ff.  Burger  ebendas.  XXII.  1887.  S.  650 ff.  J.  Rendel  Harris 
Americ.  Journ.  of  Philol.  IV,  2,  14.  S.  135—157.  IV,  3,  15.  S.  309—331.  Vgl. 
u.  A.  auch  Dräseke  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  VII.  1873/5.  S.  181—184. 
Gaumitz  Leipz.  Stud.II.  S.  270.  A.  2.  Rohde  Gott.  gel.  Anz.  1882.  S.  1556 f. 

C.  12.  S.  341.  A.  68.  So  eben  erscheint  die  Abh.  von  Dziatzko  loh. 
Tzetzes  und  das  Plautusscholion  über  die  alexandrinischen  Bibliotheken, 
Rhein.  Mus.  XL  VI.  1891.  S.  349  —  370.  Mich  mit  derselben  auseinander- 
zusetzen theils  in  Billigung  theils  in  Widerspruch  ist  mir  nicht  mehr  mög- 
lich, am  Wenigsten  hier.  Was  ich  in  den  Nachträgen  zu  dieser  Anm. 
hinter  dem  1.  Bde.  S.  894  geltend  gemacht  habe,  halte  ich  vollständig  fest, 
gleichwie  er  gegen  Haeb erlin  ungefähr  Dasselbe  wie  ich  bemerkt. 

C.  12.  S.  343.  A.  85.  85 b.  Der  Raum  der  pergamenischen  Bibliothek 
ist  höchst  wahrscheinlich  im  Nordosten  der  Säulenhalle  um  den  Tempel  der 
Athene  Polias  wiederentdeckt.     Säulenhallen  mit  den  hinter  ihnen  liegenden 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  667 

Bücherräumen  waren  die  stehende  Form  für  Bibliotheken  in  hellenistischer 
und  römischer  Zeit.  Interessant  sind  besonders  vier  im  Bereiche  des  Heilig- 
thums  gefundene  Inschriftensteine,  drei  von  Marmor  bloss  mit  den  Namen 
des  Alkaeos,  des  Herodotos  und  des  Timotheos  von  Miletos,  die  vierte  ein 
Kalksteinblock  mit  einer  metrischen  Inschrift  von  20  Zeilen  auf  Homeros, 
offenbar  lauter  Basen  für  die  entsprechenden  Bildnisse.  Die  Schrift  ist  aus 
der  Königszeit.  Ausserdem  s.  u.  d.  Nachtr.  z.  C.  14.  A.  50  u.  z.  C.  21. 
S.  636.  Es  waren  also  Statuen  oder  Büsten  von  Schriftstellern  in  der 
Bibliothek  aufgestellt.  Gewiss  darf  man,,  wie  schon  C.  16.  S.  447.  A.  56 
gesagt  ist,  für  Alexandreia  ein  Gleiches  vermuthen.  Sicher  befanden  sich 
in  nächster  Nähe  übrigens  auch  die  Kunstsammlungen  (s.  Nachtr.  z.  C.  1. 
A.  15  hinter  diesem  2.  Bd.).  S.  über  dies  Alles  Conze  Die  pergamenische 
Bibliothek,  Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1884.  S.  1259—1270. 

C.  12.  S.  344  hinter  Z.  4  v.  o.  hätte  der  Nachrichten  gedacht  werden 
sollen,  welche  wir  noch  über  den  Eifer  besitzen,  mit  welchem  sowohl  die 
pergamenischen  Könige  als  auch  die  ägyptischen  in  der  Zeit  nach  Phila- 
delphos  für  Gedeihen  und  Wachsthum  ihrer  Bibliotheken  Sorge  trugen.  Es 
wird  uns  berichtet,  was  für  Massregeln  schon  Euergetes  ergriff.  Er  zwang 
alle  anlandenden  Schiffer  die  litterarischen  Werke,  welche  sich  auf  ihren 
Fahrzeugen  befanden,  an  ihn  abzuliefern  und  statt  der  Originale,  welche  zu 
einer  besonderen  Bücherabtheilung  unter  dem  Titel  xa  Ix  nloCcav  zusammen- 
gestellt wurden,  Abschriften  zurückzunehmen  (Galen.  XVII a.  603,  s.  C.  24. 
A.  213).  Er  entlieh  gegen  ein  Pfand  von  15  Talenten  von  den  Athenern 
ihr  Staatsexemplar  von  den  Stücken  der  drei  grossen  Tragiker,  um  es  für 
die  alexandrinischen  Büchersammlungen  abschreiben  zu  lassen,  und  bewog 
sie  sodann  das  Geld  zu  behalten  und  sich  ausserdem  durch  kostbare  Copien 
entschädigen  zu  lassen  (Galen.  XVII a.  607).  Dann  aber  entbrannte  seit 
Eumenes  II,  worauf  mich  Usener  aufmerksam  machte,  ein  förmlicher 
„Bücherkrieg"  zwischen  beiden  Höfen:  jener  suchte  offenbar  den  Aristo- 
phanes  von  Byzanz  nach  Pergamon  zu  ziehen,  welcher  letztere  dann  für 
seine  vermuthlich  wohl  nicht  bloss  ihm  Schuld  gegebene,  sondern  in  der 
That  vorhandene  Willfährigkeit  hierauf  einzugehen  von  Ptolemaeos  V  Epi- 
phanes  eine  Zeit  lang  ins  Gefängniss  geworfen  wurde  (s.  C.  16.  A.  9),  und 
von  ägyptischer  Seite  gehört  ferner  die  C.  1.  A.  14  angegebene  Nachricht 
ihrem  historischen  Kerne  nach  ohne  Zweifel  in  diesen  Zusammenhang.  Ja, 
es  fragt  sich,  ob  derjenige  Euergetes,  welcher  auf  die  eben  bezeichnete 
Weise  seine  Bücherschätze  vermehrte,  nicht  vielmehr,  wie  Usener  glaubt, 
Euergetes  II  oder  Physkon  war.  Denn  wenn  man  m.  E.  auch  dem  Sammel- 
eifer von  Euergetes  I  recht  wohl  derartige  Massregeln  zutrauen  mag,  so 
passen  sie  doch  erst  recht  für  diesen  ebenso  schändlichen  wie  launenhaften 
Despoten,  und  die  Vertreibung  der  Gelehrten  durch  ihn  aus  Alexandreia  ist 
durchaus  kein  genügender  Gegengrund,  s.  C.  1.  A.  26 — 28.  Vgl.  jedoch 
unten  d.  Nachtr.  z.  C.  24.  A.  213.  Die  üblen  Folgen  dieser  Bücherjagd,  die 
von  den  Königen  ohne  Zweifel  auch  auf  die  Reichen  und  Vornehmen,  Ge- 
lehrten und  Gebildeten  überging,  blieben  auch  nicht  aus :  die  Unterschiebung 
gefälschter  Bücher  als  eigner  Industriezweig  (Galen.  XV.  105.  [s.  C.  2.  A.  65 b]. 
109),  die  Zurichtung  junger  Abschriften  in  einer  Art,  welche  ihnen  den 
Schein   hohen  Alters  gab  (s.  C.  33.   A.  367),    die  Flüchtigkeit  und  Nach- 


668  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

lässigkeit  beim  Abschreiben  in  Folge  zu  grosser  Eilfertigkeit,  über  welche 
Strabon  XIII.  609  klagt. 

C.  12.  S.  344.  A.  87.  „Die  Zahl  der  Rollen  in  der  grossen  alexandrini- 
schen  Bibliothek  betrug  bei  dem  Untergänge  der  letzteren  nach  der  An- 
gabe von  Gell.  VI,  17,  3  und  Ammian.  Marcell.  XXII,  16,  3  gegen  700  000. 
So  sehr  war  sie  seit  den  Zeiten  des  Kallimachos  gewachseu!  Anschaulich 
wird  der  Zuwachs  und  die  gesteigerte  Thätigkeit  der  Bibliothekare  durch 
die  Anlage  des  Verzeichnisses  der  Schriften  des  Theophrastos  b.  La.  Di. 
V,  42—46.  46—48,  d.  h.  300  +  117  Bücher,  vgl.  A.  58".    (Usener). 

C.  12.  S.  345.  Vor  Lysanias  von  Kyrene  fehlen  ausser  Antidoros  von 
Kyme  (s.  d.  Nachtr.  z.  S.  327 — 329  hinter  diesem  2.  Bde.)  noch  Glaukos 
von  Samos  und  Hermokrates  von  Iasos,  der  Lehrer  des  Kallimachos  (vgl. 
C.  13.  S.  348.  A.  5),  welche  sich  beide  mit  der  Accentlehre  beschäftigten, 
vgl.  Serg.  de  acc.  §.  21  ff.  (s.  Lentz  Herodian.  I.  S.  XXXII f.)  =  explan,  in 
Donat.  I,  Gr.  Lat.  IV.  S.  530  f.  Keil,  quos  omnes  (näml.  qui  ante  Varronem 
de  prosodia  aliquid  reliquerunt)  sibi  fuisse  auctores  Varro  commemorat: 
grammaticos  Gl  au  cum  Samium  et  Hermocratem  Iasium,  item  philo- 
sophum  Theophrastum  Peripateticum  nee  non  eiusdem  seetae  Atheno- 
dorum  summi  acuminis  virum,  qui  quandam  prosodiam  (iovozovov  appellat, 
quae  videtur  non  alia  esse  quam  media,  licet  diver  so  vocabulo.  (§.  22).  nee 
desunt,  qui  prosodias  plures  esse  quam  quattuor  putaverint,  ut  Glaucus 
Samius,  a  quo  sex  prosodiae  sunt  sub  hisce  nominibus:  ävsifiivrj,  {iscr},  ini- 
Tsxa^tvrjj  MKlocOfievr},  dvtavayiXa^ofisvr},  **  {yr\%y\  ergänzt  Wase,  iarj  Weil, 
nsQiy,EY.X(xciL£vri  Keil),  sed  hie  quoque  non  dissentit  a  nobis.  nam  cuivis  ex 
ipsis  nominibus  intellectu  proelive  est  tres  primas  esse  simplices  et  non  alias 
quam  ßccQSiav ,  (lißrjv,  6£elccv,  postremas  autem  tres  duplices  et  quasi  species 
unius  flexae,  quae  est  genere  una.  hanc  enim  flecti  non  uno  modo  omnes 
putaverunt:  Eratosthenes  ex  parte  prior e  acuta  in  gravem  posteriorem, 
Theodorus  autem  aliquando  etiam  ex  gravi  in  acutiorem  escendere  etc. 
(§.  24).  eam  (prosodiam),  quae  sursum  est,  Glaucus  inir£Ta(iivr}v,  item  alius 
aliter,  sed  nemo  adhuc  levem  voeavit,  quamvis  id  erat  gravi  contrarium,  verum 
ea  nomen  dbtinet  o&iav,  Latine  acuta,  inter  has  est  (liarj  .  .  .  quartae  HU 
[coniungit] ,  quia  ceteris  perplexior  est,  plura  sunt  vocabula:  Ammonius 
Alexandrius,  qui  Aristarchi  scholae  successit,  d£vßccQvv  vocat,  Ephorus 
autem  Cymaeus  izsqiotccow,  Dionysius  Olympius  (Olynthius?  Susemihl, 
s.  Tatian.  ad  Gr.  31.  p.  31,  20  Schwartz:  vor  Ephoros)  diatovov,  Hermo- 
crates  Iasius  öv^nXe-ntov ,  Epicharmus  Syracusius  yteuXaaiiivrjv:  verum 
ea  nunc  ab  omnibus  itsQiüncofiEvr]  Graece  vocatur  etc.  Ueber  Theodoros 
s.  C.  35.  A.  237-239. 

C.  12.  S.  345.  A.  103  für  Schol.  Od.  i,  378.  «,  558  1.  Schol.  A  II.  II,  558. 
Schol.  B  (=  Porphyr.)  II.  I,  378. 

C.  13.  S.  348.  Z.  1  f.  y.  o.  Dass  Hermokrates  von  lasos  uns  nicht  weiter 
bekannt  sei,  ist  unrichtig,  s.  den  eben  gegebenen  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  345. 

C.  13.  S.  356.  A.  42.  Reitzenstein  Inedita  poet.  Gr.  fr.  II.  (Rostock 
1891).  S.  4  f.  hat  es  durch  eine  glänzende  Combination  m.  E.  sehr  wahr- 
scheinlich gemacht,  dass  nach  der  Darstellung  in  der  Hekale  des  Kalli- 
machos Theseus  auf  Betrieb  der  Medeia  von  Aegeus,  der  ihn  noch  nicht 
erkannt  hatte,  in  das  Abenteuer  mit  dem  marathonischen  Stiere  ausgesandt 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  669 

war,  um  bei  demselben  seinen  Tod  zu  finden,  und  dass  dann  Aegeus  durch 
ein  von  der  Medeia  gemischtes  Gift  ihn  aus  dem  Wege  zu  räumen  suchte, 
aber  ihn  glücklich  noch  zur  rechten  Zeit  erkannte,  Reitzenstein  schliesst 
mit  folgenden  Worten:  „Sed  magis  quam  incertae  hae  ratiocinationes  me 
movet,  quod  hoc  demum  modo,  cur  Cällimachus  hoc  herois  certamen  sibi  ele- 
gerit,  intellego,  qui  re  vera  Theseidem  condidit  unam  hanc  fabulam  narrans, 
cuius  sub  exitum  regis  filius  ex  omnibus  periculis  exemptus  agnoscüur,  sagam 
fatalem  fatoque  debitam  expellit,  urbem  lustrat  et  princeps  Atheniensium 
factus  est". 

C.  13.  S.  360.  A.  61.  Kuiper  In  Callimachi  hymnum  IV,  Mnemosyne 
N.  F.  XIX.  1891.  S.  63—74  bemerkt  (S.  66  f.)  wohl  annähernd  mit  Recht: 
In  nostro  .  .  .  hymno  .  .  .  poeta  .  .  .  insulae  divinae  laudibus  gloriam  prin- 
cipis  sui  iungere  volebat,  atque  id  eo  magis,  quia  maxima  apud  Deliacos 
Ptolemaeorum  erat  auctoritas,  postquam  Athenienses  Bell  principatum  tenere 
desierunt.  Quin  etiam  divino  honore  regem  colebant  insulani,  festosque  dies 
Ptolemaea  et  Phüadelphea  instituerant.  Iam  deorum  in  numero  habetur  non 
solum  rex,  sed  mox  etiam  regina,  et  anathemata  iis  voventur,  cuius  rei  prae 
ceteris  nunc  testis  est  Theoph.  Homollius,  qui  in  .  .  .  libro  .  .  .  Les  archives 
de  Vintendance  sacree  ä  Delos  (Par.  1887)  p.  59  inscriptione  quadam  testatur 
Hermiam  phialas  dedicasse  'Arsinoae  Philadelpho,  Apollini,  Artemidi\  Cum 
igitur  in  insula  Delo  aequo  honore  atque  rex  ipsa  regina  Arsinoe  coleretur, 
non  puto  poetam,  qui  Philadelphum  tamquam  aXXov  &eov  Apollini  aequa- 
visset,  Arsinoes  honores  silcntio  praeteriturum  fuisse,  si  post  regis  cum  sorore 
nuptias  hymnum  composuisset.  Aut  aperte  ipsam  reginam  laudibus  extulisset, 
aut  tectis  et  ambiguis  verbis,  Artemidos  verbi  causa  honorem  cantans,  cuius 
deae  nunc  nisi  ultimo  versu  nulla  toto  carmine  fit  mentio<(.  Er  setzt  danach 
die  Entstehungszeit  zwischen  276  und  274.  Allein  es  ist  durch  Nichts  er- 
wiesen, dass  die  Delier  schon  gleich  nach  der  Verheirathung  der  Arsinoe 
mit  ihrem  Bruder  dessen  göttliche  Ehren  auch  auf  sie  übertrugen,  und  so 
bleibt  es  auch  auf  Grund  von  Kuipers  Erwägungen  immer  noch  recht 
wohl  möglich,  dass  dieser  vierte  Hymnos  des  Kallimachos,  wenn  auch  vor 
dem  Ptolemaeos  des  Theokritos  (vgl.  auch  Kuiper  S.  64  f.),  so  doch  erst 
zwischen  272  und  270  verfasst  sei.  —  Z.  7  hinter  Scholien  füge  hinzu 
zu  V.  186. 

C.  13.  S.  362.  'Z.  2  f.  mit  A.  65.  66.  Ich  stimme  jetzt  vielmehr  Vahlen 
in  der  A.  55  angef.  Abh.  bei,  welcher  in  wesentlicher  Uebereinstimmung 
mit  Wilamowitz  Ant.  v.  Kar.  S.  229.  A.  57  die  Regierung  des  Magas 
308—258  setzt  und  ferner  nachweist,  dass  Euergetes  erst  gleich  nach  seiner 
Thronbesteigung  seine  Hochzeit  mit  Berenike  feierte. 

C.  13.  S.  365.  A.  74.  Z.  11  für  Bourdeaux  1.  Bordeaux. 

C.  13.  S.  369.  A.  92  füge  hinzu:  Vgl.  C.  36.  A.  44.  45. 

C.  13.  S.  370 f.  A.  106.  Reitzenstein  Die  Inhaltsangabe  im  Arche- 
typus der  Kallimachushandschriften,  Hermes  XXVI.  1891.  S.  308—314  be- 
handelt ein  schon  von  Politianus  Miscell.  XXIV  als  „notissimum"  be- 
zeichnetes „Epigramm"  in  Trimetern,  welches  neuerdings  von  Hagen  in 
den  Randglossen  eines  unbekannten  Humanisten  in  einem  Exemplar  der 
Ausg.  des  Kallimachos  von  Vascosanus  wiederentdeckt  und  im  Katalog  der 
Berner  Handschriften  S.  520  (mit  versehentlicher  Uebergehung  eines  Verses) 


670  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

herausgegeben,  aber  bisher  nicht  beachtet  ist.  Es  scheint  nach  der  Be- 
handlung des  Trimeters  zwischen  dem  6.  und  10.  Jahrh.  entstanden  zu  sein 
und  ist  die  einer  die  Hymnen,  die  Hekale,  die  Aitia,  den  Ibis  und  ein 
Räthselgedicht  (vermuthlich  ein  Carmen  figuratum)  auf  Athene  (s.  Vers  9  f. 
xat  zrjv  'A&rjväv  vgtolzov  fiiXnca  ndXiv  yQiycp  ßa&LGTco  xca  dvoevQETOig  Xoyoig), 
die  also  damals  alle  noch  existirten,  umfassenden  Sammlung  vorauf- 
geschickte  Inhaltsangabe.  Reitzenstein  zeigt,  dass  dieselbe  auch  noch 
im  Archetypos  unserer  Handschriften  stand,  von  den  meisten  Abschreibern 
aber  als  überflüssig  weggelassen  oder  verstümmelt  wurde  und  im  16.  Jahrh. 
vollständig  nur  noch  in  einem  einzigen  Exemplar  einer  sonst  interpolirten 
Handschriftenclasse  vorhanden  war,  aus  welchem  sie  jener  Unbekannte  zog. 
Reitzenstein  macht  ferner  noch  auf  die  Berührungen  aufmerksam,  die 
zwischen  den  Bezeichnungen  der  Hekale  in  diesem  Index  und  bei  Krinag. 
Anth.  Pal.  IX,  545  neben  gewissen  Abweichungen  Statt  finden,  und  ver- 
muthet,  dass  beide  Darstellungen  dem  eignen  Prooemion  des  Kallimachos 
zu  diesem  Gedicht  nachgebildet  sind. 

C.  14.  S.  383.  A.  50.  Zu  den  oben  S.  667  (Nachtr.  z.  C.  12.  A.  85.  85 b) 
besprochenen  Basen  von  Schriftstellerabbildungen  aus  Pergamon  gehört  auch 
der  Stein  No.  202  mit  der  Aufschrift:  ^Ayno^xyXw^yCyog  $d,tü<Tov>.  Leider 
sind  mir  diese  „Inschriften  von  Pergamon"  zur  Zeit  noch  unzugänglich, 
und  ich  weiss  daher  nicht,  wie  der  Herausgeber  Fränkel  hierüber  urtheilt. 

C.  14.  S.  384.  A.  51.  Ich  möchte  jetzt  nicht  mehr  so  zuversichtlich 
behaupten,  dass  in  der  ersten  Biographie  des  Apollonios  das  foi  ecprjßov 
ovtcc  richtig  und  das  btys  falsch  sei,  obgleich  Linde  begreiflich  gemacht 
hat,  wie  Letzteres,  wenn  es  unrichtig  ist,  entstehen  konnte,  während  ich, 
wenn  vielmehr  die  erstere  Angabe  zu  verwerfen  ist,  ihren  Ursprung  nicht 
zu  begreifen  vermag,  es  müsste  denn  in  der  Urbiographie  %%i  ecprjßog  mv 
vielmehr  mit  tb  [isv  tcqcötov  6vv<bv  KctXXi[idx<p  ta  IdCat  didaoytccXa)  zusammen- 
gehangen haben,  was  ich  nicht  recht  glauben  kann.  Trotzdem  ist  mir  schon 
seit  einiger  Zeit  das  Bedenken  gekommen,  ob  denn  ein  Gedicht  von  so 
ausserordentlicher  Gelehrsamkeit  und  Belesenheit  das  Werk  eines  noch 
nicht  zwanzigjährigen  Jünglings  sein  könne,  und  jetzt  hat  mich  Usener 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  letztgenannten  Worte  tb  (isv  tiqcozov  — 
dida6HcliXq>,  auch  wenn  man  mit  Linde  annimmt,  dass  das  ihnen  unmittel- 
bar vorangehende  KaXXifidxov  fia^rrjg  nicht  in  der  Urbiographie  gestanden 
habe,  dennoch  darauf  hinweisen,  dass  Apollonios  eine  nicht  ganz  kurze  Zeit 
den  Spuren  seines  Lehrers  folgte.  Aber  die  A.  55  dargelegten  chronolo- 
gischen Unmöglichkeiten  gegenüber  der  Nachricht  von  seiner  späteren  Rück- 
berufung nach  Alexandreia  als  Nachfolger  des  Eratosthenes  in  der  Leitung 
der  grossen  Bibliothek  werden  dadurch  nur  noch  verstärkt  und  diese  Nach- 
richt also  nur  noch  unglaublicher.  Denn  der  Streit  mit  Kallimachos  fällt 
in  die  Sechzigerjahre  des  dritten  Jahrhunderts  (s.  C.  13.  S.  360  ff.):  geben 
wir  bei  seinem  Beginn  dem  Apollonios,  um  mit  dem  dys  wenigstens  einiger- 
massen  in  Uebereinstimmung  zu  bleiben,  auch  nur  ein  Alter  von  30  Jahren, 
so  war  er  etwa  295  geboren  und  folglich  19  Jahre  älter  als  Eratosthenes, 
und  wollte  man  (was  mir  unmöglich  ist)  sich  wirklich  entschliessen  die 
letzten  Verse  im  2.  Hymnos  des  Kallimachos  (s.  C.  13.  S.  350  ff.)  nicht  auf 
diese  Fehde  zu  beziehen  (aber  worauf  denn  sonst?)  und  dieselbe  erst  in  die 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  671 

Funfzigerjahre  dieses  Jahrhunderts  zu  setzen,  immerhin  würde  auch  so  der 
Altersvorsprung  des  Apollonios  vor  Eratosthenes  noch  mindestens  9  Jahre 
betragen  haben.  Mit  diesem  Allen  verträgt  es  sich  aber  sehr  gut,  dass 
Aristophanes  von  Byzanz  sicherlich  nicht  bloss  aus  der  Schrift  des  Apollo- 
nios ngog  ZrjvoSotov  (s.  A.  85,  vgl.  bes.  Fr.  XIV  in  Schol.  A  II.  B,  435.  diu 
tov  £  tyyvcuXi^Ei  ai  'Aqloxocqxslol.  nocl  'Anollcoviog  ds  6  'Podiog  o^ioicog  7tQO~ 
cpiqsrca  hccl  rj  'jQLarocpävovg),  sondern  auch  aus  dessen  ignorirtem  Argonauten- 
gedicht trotz  dieser  scheinbaren  Ignorirung  viel  für  seine  eigne  Kenntniss 
des  homerischen  Sprachgebrauchs  gewonnen  hat.  Ja  ich  gebe  es  den  An- 
deutungen Useners  mit  Freuden  zu  und  berichtige  damit  einen  starken 
Mangel  meiner  eignen  Darstellung,  dass  nach  dem  Tode  des  Kalli- 
machos  unter  dem  Einfluss  der  richtigen  objectiven  Beurthei- 
lung  und  Schätzung  des  Homeros  als  naiven  Dichterheros  durch 
Eratosthenes  (s.  C.  16.  S.  414f.)  an  die  Stelle  des  Hineintragens 
vom  eignen  subjectiven  Geschmack  bei  Zenodotos  nicht  bloss 
in  der  gelehrten  Beschäftigung  mit  ihm  durch  Aristophanes 
und  Aristarchos  eine  objectiv-historische  ^Betrachtung  trat, 
sondern  auch  die  Stimmung  in  Alexandreia  in  Bezug  auf  den 
poetischen  Anschluss  an  ihn  wenigstens  vorübergehend  um- 
schlug, und  dass  aus  diesem  Umschlag  die  Mz66r\vicc%&  und  die 
Heraklee  des  Rhianos  hervorgingen.  Es  ist  auch  recht  wohl  mög- 
lich, dass  die  Errichtung  des  Homerostempels  durch  Ptolemaeos  IV 
(s.  C.  1.  S.  8  f.),  wie  Usener  annimmt,  ein  Symptom  dieser  verän- 
derten Stimmung  war.  Gerade  aus  diesem  Umschlag  ist  die  Sage  von 
der  Rückberufung  des  Apollonios  entsprungen.  Lange  gedauert  hat  er 
jedoch  schwerlich:  die  Gedichte  des  Rhianos  waren  eben  auch  die  letzten 
Versuche  einer  Nachahmung  des  homerischen  Heldenepos  in  Alexandreia, 
und  je  mehr  sich  seitdem  die  dortigen  Philologen  des  eignen  Dichtens  ent- 
hielten, um  so  mehr  mussten  sie  doch  wohl  einsehen,  dass  Kallimachos 
dennoch  Recht  gehabt  hatte,  dessen  Grundsätzen  ja  auch  die  Poesie  des 
Eratosthenes  ganz  entsprach. 

C.  14.  S.  386.  A.  58.  Z.  2  v.  o.  hinter  alle  füge  hinzu:  mit  Ausnahme 
von  Schol.  II,  964  (s.  Gerhard  S.  17f.  Merkel  Proleg.  S.L.  Linde  S.  30f.). 

C.  14.  S.  405 f.  A.  179 b.  „Vgl.  noch  Ad.  Michaelis  De  auctoribus, 
quos  Horatius  in  libro  de  arte  poetica  secutus  esse  videatur,  Kiel  1857. 
4.  S.  13  ff.  Nicht  von  Belang  ist  J.  Petersen  De  Horatio  aliorum  aucto- 
rum  aemulo  in  ep.  ad  Pis.,  Hadersleben  1870.  4.  S.  6  f.  —  H.  Weil  La 
regle  des  trois  acteurs  dans  les  tragädies  de  Se'neque,  Rev.  archeol.  N.  F. 
XI.  1865.  I.  S.  32  f.  nimmt  an,  dass  das  bei  Hör.  189  f.  für  die  Tragoedie 
aufgestellte  und  in  den  uns  erhaltenen  Tragoedien  allein  bei  Seneca  be- 
folgte Gesetz  neve  minor  neu  sit  quinto  productior  actu  in  Folge  des  allmäh- 
lich immer  weiter  gehenden  Zurücktretens  der  Chorpartien  sich  in  der  nach- 
euripideischen  und  wahrscheinlich  erst  alexandrinischen  Tragoedie  gebildet 
habe  und  auch  von  Neoptolemos,  der  es  aus  ihr  abstrahirt  habe,  dem 
Horatius  überkommen  sei.    Sicher  ist  diese  Annahme  schwerlich".  (Hertz). 

C.  14.  S.  408.  A.  194.  Conz  Licinius  Archias,  ein  Improvisator,  Kl. 
Schrr.  Neue  Samml.,  Ulm  1825.  8.  S.  417  ff.  —  S.  ferner  C.  36.  A.  201. 

C.  14.  S.  409.  A.  195.  Z.  4  v.  o.  für  Silanion  1.  Meilanion. 


672  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

C.  15.  S.  410.  A.  4  für  dl  1.  de. 

C.  16.  S.  414.  A.  27 b.  „rscoyqcccpia  bedeutet  vielmehr  Erdkarte,  s.  Kie- 
pert Alte  Geogr.  S.  5.  A.  2".    (Usener). 

C.  15.  S.  414.  A.  28.  S.  jetzt  auch  Berger  Gesch.  der  wissenschaftl. 
Erdkunde  der  Griechen  III.  Leipzig  1891.  8.  S.  57—112. 

C.  15.  S.  415.  A.  30.  „Besonders  interessant  ist  der  derbe  Spott  b.  Strab. 
I.  24:  ^EgccToad'ivrjs)  cpr}d  tot'    clv   evqsiv   tlvcc   nov  'Odvccsvg  7tsn\ccvr}Tcci, 

OTCCV    SVQT]    TOV    GVQQOLtyCtVTO.    TOV    TWV    CCV£fl(OV    CCGXOV".      (Usener). 

C.  16.  S.  416.  A.  40.  „Die  Grundlage  vom  geogr.  System  des  Eratosth. 
war  die  Beobachtung  der  Sonnenhöhen  durch  die  Länge  des  Gnomonschattens 
und  die  auf  dieser  fussende  Messung  der  Linie  von  Alexandreia  über  Syene 
nach  Meroe'  (15  Breitengrade):  auf  dieser  beruht  seine  Berechnung  des  Erd- 
umfangs (250  000  Stadien  =  6250  geographische  Meilen)".    (Usener). 

C.  15.  S.  420.  A.  65.  An  der  Aechtheit  der  Schrift  des  Eratosth.  tzuqI 
oHTccETTjQidog  brauchen  wir  nicht  zu  zweifeln,  denn  es  ist  unrichtig,  dass 
dieselbe  schon  im  Alterthum  bestritten  sei.  Vermuthlich  war  es  vielmehr 
diese  Schrift,  in  welcher  er  dem  Eudoxos  von  Knidos  die  unter  dessen  Namen 
umlaufende  'OxTaEtrjQig  absprach.  S.  unt.  d.  Nachtr.  z.  C.  23.  A.  149  u.  2.  F. 
z.  C.  23.  S.  723.  Er  beschäftigte  sich  also  auch  mit  der  Feststellung  des 
Kalenders. 

C.  15.  S.  424.  A.  79  für  Einzelheiteu  1.  Einzelheiten. 

C.  15.  S.  426 f.  A.  88.  Stand  die  Aeusserung  des  Erat.  üb.  d.  Circumfl.  (s.  d. 
Nacht,  z.  C.  12.  S.  345  hint.  d.  2.  Bd.)  auch  in  seiner  Schrift  üb.  d.  alte  Komoedie, 
oder  hat  es  mit  den  dvo  ßtßXia  rgafifiaTtnd  (s.  A.  68)  doch  seine  Richtigkeit  ? 

C.  15.  S.  427.  Z.  14  v.  o.  für  Erigonos  1.  Ikarios  u.  S.  428.  A.  93  1.  Timachidas. 

C.  16.  S.  430.  A.  8b.  „Die  Erzählungen  gehen  so  ins  Einzelne,  dass  die 
Vermuthung  nahe  liegt  sie  auf  eigene  poetische  Jugendsünden  des  Aristophanes 
zurückzuführen,  so  bezeichnend  es  ist,  dass  er  im  Uebrigen  der  erste  alexan- 
drinische  Gelehrte  war,  der  es  unterliess  seinen  Ruhm  auch  durch  Dich- 
tungen zu  begründen"   (Usener),   d.  h.  abgesehen  von  seinen  ^aivofisvu. 

C.  16.  S.  432.  A.  11.  12.  Der  byzantinische  Tractat  hinter  Arkad.  ist 
jetzt  auch  bei  M.  Schmidt  Herodiani  Epit.,  Iena  1860.  S.  211  f.  und  Lentz 
Herodian.  I.  S.  XXXVIII  f.  wiederabgedruckt.  „Wenn  in  demselben  (p.  188 
Valck.  13,  22  ff.  Nauck.  213,  4  Schm.  XXXIX,  5  L.)  dem  Aristophanes  von 
Byzanz  die  Bezeichnung  des  Circumflex  als  dt-vßaQsia  zugeschrieben  wird, 
so  kann  dies  trotz  Bergk  Philologus  XXII.  1865.  S.  15.  A.  13  und  Lentz 
S.  XXXVII  f.  ganz  richtig  sein,  obgleich  Sergius  Gramm.  L.  IV.  531,  18 
(s.  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  345)  die  Benennung  6£vßaQvg  für  denselben  erst 
dem  Aristarcheer  Ammonios  zuschreibt:  diese  sehr  nahe  liegende  Bezeich- 
nung mag  in  der  That  schon  von  Aristophanes  gebraucht  und  von  ihm  auf 
Aristarchos  und  die  Aristarcheer  übergegangen  sein.  Aber  die  Interpunc- 
tion  kennt  in  Wahrheit  schon  Aristoteles  Rhet.  III,  5.  1407 b.  12  ff;  mit  der 
Accentuation  hatten  sich  nach  Serg.  schon  Glaukos  von  Samos,  Hermo- 
krates  von  Iasos  und  Eratosthenes  beschäftigt;  die  Behauptung  (p.  189 
Valck.  14,  1  ff.  N.  214,  3  ff.  Schm.  XXXIX,  27  f.  L.),  dass  Aristophanes  auch  die 
Zeichen  für  die  nsnov&vta  li&g  Apostroph,  Hypodiastole,  'Tcpev  eingeführt 
habe,  widerlegt  sich  zum  grösseren  Theile  schon  dadurch,  dass  noch  Hero- 
dianos  die  beiden  letzteren  Zeichen  nicht  kennt,  s.  Lentz  S.  XLV".  (Usener). 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  673 

C.  16.  S.  440.  A.  37.  Z.  3  v.  o.  für  romaines  1.  romains. 

C.  16.  S.  442.  A.  48  füge  hinzu:  C.  30.  A.  43. 

C.  16.  S.  444.  A.  56  1.  Montfaucon. 

C.  16.  S.  444  fT.  A.  56.  Gegen  das  Missverständniss,  als  hätte  er  bereits 
den  Kanon  der  zehn  Redner  auf  Aristoph.  v.  Byz.  zurückführen  wollen,  hat 
inzwischen  Usener  selbst  Protest  eingelegt,  s.  d.  Nachtr.  z.  C.  35.  A.  109 
und  109°. 

C.  16.  S.  450  f.  A.  82.  Ueber  das  Fragment  der  Agallis  Schol.  T  11. 
27,  483  vgl.  auch  0.  Kern  De  Triptolemo  aratore,  Genethl.  Gotting.  (Halle 
1888).  S.  102  ff. 

C.  16.  S.  457.  A.  113 b.  Dass  übrigens  auch  Aristarchos  sich  immerhin 
noch  von  einer  übertriebenen  Vorstellung  von  der  Weisheit  des  Homeros 
und  von"  einem  gewissen  Anschluss  an  stoische  Erklärungsweisen  nicht  ganz 
frei  hielt,  und  dass  er  auch  peripatetische  Lehren  vom  Urzustände  der 
Menschen  benutzte,  sucht,  wie  es  scheint,  nicht  ohne  Erfolg  Rob.  Weber 
De  Dioscuridis  naQi  tmv  ticcq'  'OpriQcp  vo^icov  libello,  Leipz.  Stud.  XL  1888. 
S.  131  f.  141  f.  162  f.  zu  zeigen. 

C.  16.  S.  458.  A.  116.  Rabe  De  Theophrasti  libris  nsgi  Xef-scog,  Bonn 
1890.  8.  (Doctordiss.)  S.  36 — 41  sucht  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  das 
System  der  acht  Redetheile  schon  von  Praxiphanes  herrühre.  Der  angeb- 
liche Beweis  beruht  lediglich  darauf,  dass  schon  dessen  Lehrer  Theophra- 
stos  mindestens  sechs  gekannt  habe,  ferner  auf  den  Stellen,  in  denen  die 
yQct[i[iccuKri  ausschliesslich  oder  theilweise  auf  ihn  zurückgeführt  wird  (vgl. 
d.  Nachtr.  z.  C.  12.  S.  327—329  hinter  diesem  2.  Bde.)  und  auf  seiner  uns 
erhaltenen  Aeusserung  Fr.  IV  b.  Demetr.  de  eloc.  §.  55  über  die  cuvösaiioi. 
Es  ist  dies  also  doch  eine  recht  luftige  Hypothese. 

C.  16.  S.  459.  A.  132.  Z.  5  v.  u.  für  dritten  1.  ersten. 

C.  16.  S.  460.  A.  133.  Z.  6  für  100  1.  101. 

C.  16.  S.  462.  A.  148  für  XXVI  1.  XXIV  f. 

C.  16.  S.  462.  A.  149  soll  lauten:  Das  Letztere  vermuthet  Klein,  aber 
das  Erstere  dürfte  u.  s.  w. 

C.  17.  S.  468.  A.  18  füge  hinzu:  U.  Köhler  Exegetisch  -  kritische  An- 
merkungen zu  den  Fragmenten  des  Antigonos  von  Karystos,  Rhein.  Mus. 
XXXIX.  1884.  S.  293—300. 

C.  17.  S.  468.  A.  19.  So  unsicher,  wie  Frank el  in  dem  in  d.  Nachtr. 
hint.  diesem  2.  Bd.  z.  C.  1  A.  15  angef.  Aufs.  S.  59  f.  meint,  ist  es  um  die 
Zeit  des  Antigonos  von  Karystos  glücklicherweise  nicht  bestellt.  Antig.  beruft 
sich  ja  (s.  A.  39)  auf  das  mündliche  Zeugniss  eines  Schülers  von  Pyrron 
und  (Hist.  m.  169)  auf  das  des  *Kitharoden  Timon,  eines  Schülers  von  Ari- 
stokles,  der  ein  Jugendfreund  von  Antigonos  Gonatas  war  (s.  Wilamo- 
witz  A.  v.  K.  S.  23.  Köhler  a.  a.  0.  S.  297  ff.).  Die  Benutzung  seiner 
Biographien  durch  Sotion  um  200—180  (s.  C.  19.  A.  20)  ist  ferner  höchst 
wahrscheinlich  und  die  durch  Herakleides  Lembos  um  180 — 150  (s.  C.  19. 
A.  58)  gewiss  (s.  C.  17.  A.  40.  40 b.  C.  19.  A.  60).  Es  ist  also  schwerlich, 
wie  Fränkel  glaubt,  möglich,  dass  er  vielleicht  erst  (vgl.  A.  25)  unter 
Attalos  II  (159  —  138)  als  Bildhauer  in  Pergamon  gearbeitet  habe. 

C.  17.  S.  469.  A.  25.  In  der  betreffenden  Inschrift  ist  vielmehr  ^Em-y 
yovov  zu  ergänzen,  s.  Fränkel  Inschrr.  von  Perg.  22 b  u.  a.  a.  0.  S.  60. 

SusbmihIi,  griech.-alox.  Litt.-Gesch.    II.  43 


674  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

C.  17.  S.  479.  A.  97.  S.  d.  Nachtr.  zu  C.  26.  S.  3.  —  Unter  den  Quellen 
des  Apollonios  ist  Bolos  oder  vielmehr  Pseudo-Bolos  nachzutragen,  s.  unten 
d.  Nachtr.  z.  A.  128. 

C.  17.  S.  480.  A.  110  ist  so  zu  verbessern:  Da  er  bei  Ioseph.  c.  Ap. 
II,  14  (=  Fr.  3)  hinter  Apollonios  Molon,  dem  Lehrer  des  Cicero  (s.  C.  35. 
A.  128  f.),  genannt  wird,  mag  er  etwa  Zeitgenosse  des  Letzteren  gewesen  sein. 

C.  17.  S.  480.  A.  112.  Vgl.  auch  noch  J.  G.  Müller  Des  Flav.  Josephus 
Schrift  gegen  Apion,  Basel  1877.  8.  S.  208.  Schürer  Gesch.  des  jüd. 
Volkes  II.  (Leipzig  1886).  S.  775,  welcher  mit  Recht  geltend  macht,  dass 
Kosmas  Indikopleustes  (a.  a.  0.  =  Gallandi  Biblioth.  Patr.  XI.  p.  572) 
seine  Notiz  ol  de  rä  Alyvitticmu  ovyyQccipoc[LEvoi  zovxeötl  Mavs&cbv  xal  Xai- 
QrifMov  xai  'AnoXXcoviog  o  MoXoav  xai  Av6i(icc%og  y.ui3Ait£(ov  b  ypa/^/xcmxos  x.  t.  X. 
offenbar  nur  aus  Iosephos  geschöpft  habe  und  der  Titel  Alyvmict%u  für  die 
betreffenden  Schriften  des  Lysimachos  und  des  Molon  folglich  immerhin 
nur  auf  seiner  Vermuthung  beruhe. 

C.  17.  S.  481.  A.  126  für  33.  A.  177  1.  32.  A.  355 b. 

C.  17.  S.  482.  A.  128.  Di  eis  Ueber  Epimenides  von  Kreta,  Monatsber. 
der  Berl.  Akad.  1891.  S.  394.  A.  1  hält  den  Titel  nsql  &ccv[iccoi(ov  für  blosse 
Abkürzung  des  unmittelbar  vorhergehenden  nsgl  zmv  Ix  rr\g  —  ayovtoav. 
Jedenfalls  stammt  aus  letzterem  Buch  (das  sonach  wahrscheinlich  schon 
aus  dem  Ende  des  3.  Jahrhunderts  stammte),  der  Anfang  der  Mirabilien 
des  Apollonios:  BcoXov.  'Emiisvidrjg  6  Kqijg  XiysTai  x.  r.  X.  (wie  der  neuste 
Herausgeber  Keller  richtig  interpungirt  hat),  und  zwar,  wie  Di  eis 
S.  393  f.  sehr  treffend  bemerkt,  nicht  weniger  als  die  ganzen  6  ersten  Capitel, 
die  Galerie  der  Wundermänner  Epimenides,  Aristeas,  Hermotimos,  Abaris, 
Pherekydes  von  Syros,  Pythagoras.  Die  Vermuthung  von  Diels,  dass 
Bolos  selbst  dies  Alles  aus  „Theopompos  in  der  grossen  Mirabilien- 
digression  des  achten  Buches"  geschöpft  habe,  lasse  ich  dahingestellt. 
Und  darauf,  dass  sich  b.  Apollon.  31  ohne  Namen  des  Bolos,  aber  gleichwie 
b.  Steph.  "Aipvv&og  mit  Verweisung  auf  Theophr.  (H.  P.  IX,  17,  4,  wo  sie  als 
Meinung  „Einiger"  erscheint)  dieselbe  Fabelei  wie  b.  Steph.  a.  a.  0.  findet, 
durfte  Diels  sich  nicht  berufen,  s.  A.  132  m.  d.  Nachtr.  hint.  d.  1.  Bd. 

C.  17.  S.  486.  A.  146  für  84  1.  48. 

C.  19.  S.  501  f.  A.  53.     S.  d.  Nachtr.  z.  C.  26.  S.  3. 

C.  19.  S.  504.  A.  60.  Z.  20  v.  o.  für  7  1.  6  f. 

C.  19.  S.  512.  A.  110  ist  folgendermassen  zu  berichtigen:  Ptolemaeos 
im  arab.  Verzeichn.  der  aristot.  Werke  No.  87  (No.  89  in  der  Leipz.  Ausg. 
der  Fragmm.  des  Aristot.  v.  Rose)  und  nach  ihm  (s.  Rose  Aristot.  pseudep. 
S.  288.  Aristot.  fragm.  Leipz.  Ausg.  S.  2?  411)  Elias  (David)  Schol.  in 
Aristot.  24a26  (vgl.  22allff.,  wo  Rose  IlroXefiaiog  o  yiXoooyog  für  JTt. 
6  ^iXddsXcpog  herstellt).    Demetr.  de  eloc.  §.223  (=  Fr.  14).  Vgl.  C.  37.  A.  17. 

C.  19  z.  E.  Es  ist  versehentlich  unterblieben  hier  von  jenen  kurzen 
pinakographischen  Tabellen  zu  handeln,  welche  von  Cicero,  Dionysios  von 
Halikarnassos  und  wohl  auch  (s.  u.  und  vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  16.  A.  56 
hinter  d.  1.  Bd.)  Quintilianus  benutzt  sind  und  zugleich  auch  eine  Ueber- 
sicht  über  die  Geschichte  der  betreffenden  litterarischen  Gattung  und  Be- 
merkungen über  Stil  und  Werth  der  einzelnen  Schriftsteller  enthielten. 
Am.  Klarsten  stellt  sich   uns  ihre  Anordnung   in  Bezug   auf   die    attische 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  675 

Beredsamkeit  dar,  welche  in  drei  Zeitalter,  das  der  Anfänge,  das  der  Blüte 
etwa  seit  Lysias  und  Isokrates  und  das  des  allmählichen  Verfalls  seit  De- 
metrios  von  Phaleron,  getheilt  war.  Die  Sammlung  der  betreffenden 
Stellen  bei  Cicero,  aus  denen  hervorgeht,  dass  der  von  ihm  und  der  von 
Dionysios  gebrauchte  Leitfaden  der  nämliche  war,  von  Sylburg  steht  in 
Reis k es  Ausg.  des  Dionys.  V.  S.  437 — 444.  Im  Uebrigen  s.  Hartmann 
De  can.  dec.  or.  (Göttingen  1891).  S.  34—46.  Daraus  freilich ,  dass  es  bei 
Cic.  Brut.  7,  26  heisst:  ante  Periclem,  cuius  scripta  quaedam  feruntur ,  et 
Thucydidem  .  .  .  littera  nulla  est,  quae  quidem  omatum  aliquem  habeat  et 
oratoris  esse  videatur,  und  dass  in  diesem  Leitfaden  unter  den  Schülern 
des  Isokrates  auch  Theopompos  und  Ephoros  genannt  waren  (Cic.  de  or. 
II,  22  f.,  94.  Dionys.  de  Lys.  19.  p.  626),  ist  noch  nicht,  wie  Hartmann 
S.  45  meint,  zu  folgern,  dass  derselbe  auch  die  Historiker  enthalten  habe. 
Sicher  aber  enthielt  er  auch  die  Rhetoren  und  Sophisten  (Cic.  Brut.  8,  30  f.). 
Schwerlich  jedoch  hat  Cic.  auch  Dasjenige,  was  er  Brut.  25,  325  über 
Hierokles  und  Menekles  von  Alabanda  sagt  (s.  C.  35.  A.  121.  145)  aus  dieser 
"Vorlage  entnommen,  wie  wiederum  Hart  mann  S.  45  zu  glauben  scheint. 
Dass  ferner  in  diesem  Index  die  Ilivccxsg  des  Kallimachos  benutzt  waren, 
ist  wohl  selbstverständlich,  darf  aber  nicht  mit  Hartmann  daraus  ge- 
schlossen werden,  dass  Dionys.  die  letzteren  öfter  citirt,  da  er  ja  nach 
seiner  eignen  Angabe  (de  Din.  5.  p.  630,  s.  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  A.  59  hint. 
diesem  2.  Bde.)  diese  auch  selber  eingesehen  hat,  und  Rückschlüsse  aus 
der  Anlage  jenes  tabellarischen  Büchleins  auf  die  dieses  kallimach eischen 
Werkes,  wie  sie  Hartmann  S.  46  macht,  sind  daher  völlig  unstatthaft. 
Immerhin  jedoch  bleibt  nach  der  Natur  der  Sache  die  Annahme  Hart- 
manns (S.  45  ff.)  wahrscheinlich,  dass  die  in  Rede  stehende  tabellarische 
Uebersicht  über  die  Geschichte  der  Rhetorik  und  Beredsamkeit  nur  ein 
Theil  eines  vollständigen  Prosaikerkatalogs  war,  zu  dem  sich  auch  ein 
Dichterkatalog  gesellte,  s.  Hartmann  a.  a.  0.:  Similem  in  modum  atque 
in  Hortensio  (fr.  XI  Usen.)  Catulus  a  Lucullo  petit  indicem  tragicorum: 
„qua  re  velim  dari  mihi,  Luculle,  iubeas  indicem  tragicorum,  ut  sumam, 
qui  forte  mihi  desunt",  Cicero  cum  de  oratoribus  scriberet,  usus  esse  videtur 
indice  scriptorum  pedestrium.  In  Bezug  auf  Quintilianus  aber  s.  X,  1,  57. 
nee  sane  quisquam  est  tarn  procul  a  cognitione  eorum  (näml.  der  vorher  ge- 
nannten Dichter)  remotus,  ut  non  indicem  certe  ex  bibliotheca  sumptum 
transferre  in  libros  suos  possit. 

C.  20.  S.  519  f.  A.  29.  Zu  den  Bruchstücken  des  Antigonos  von  Ka- 
rystos  will  Frank el  a.  a.  0.  S.  59.  A.  26  auch  noch  Karystios  v.  Perg. 
Fr.  15  in  den  Schol.  Aristoph.  Av.  574  hinzufügen,  indem  er  eine  freilich 
leicht  denkbare  Verwechselung  annimmt,  weil  sich  in  den  sonstigen  Ueber- 
bleibseln  der  tatoqiKcc  vno^vr}y,axa  des  Letzteren  keine  Spur  kunstgeschicht- 
licher Forschung  zeigt.  Allein  so  ansprechend  dies  ist,  so  sind  doch,  um 
darauf  einen  solchen  Schluss  zu  bauen,  diese  15  od.  16  nicht  zahlreich  genug. 

C.  20.  S.  521  —  523.  Die  Worte  „welche  vermuthlich  —  gebracht  zu 
haben "  sind  am  Besten  nebst  den  zugehörigen  Anmerkungen  einfach  zu 
streichen.  Denn  der  Kanon  der  zehn  attischen  Redner  rührt  in  Wahrheit 
erst  von  Caecilius  von  Kaiakte  oder  ungleich  minder  wahrscheinlich  zum 
Wenigsten   erst   von    dem   etwas    älteren  Didymos   her  und   ist  also   viel 

43* 


67 G  .Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

späteren  Datums,  s.  C.  35.  A.  108  ff.  u.  d.  Nachtr.  z.  C.  35.  A.  109c,  und 
die  Gruppirungen  von  10  Bildnern  und  11  Malern  bei  Quintil.  XII,  10,  3—9 
mit  kurzer  Stilbezeichnung  beweisen  nach  Massgabe  des  eben  nachträglich 
z.  C.  19  Ende  Bemerkten  weiter  Nichts,  als  dass  es  wie  für  die  Litterar- 
so  auch  für  die  Kunstgeschichte  pinakographische  Tabellen  gab,  aus  denen 
Quintil.  hier  seine  Weisheit  geholt  hat,  und  wie  die  ersteren  sicher  vor 
Caecilius  und  Didymos  entstanden  sind,  so  wird  es  analog  wahrscheinlich 
auch  von  den  letzteren  gelten;  und  ob  dieselben  pergamenischen  Ursprungs 
waren,  muss,  nachdem  Brzoskas  Annahme  gefallen  und  das  von  Robert 
(s.  A.  36)  Beigebrachte  gleichfalls  überzeugend  von  Frank el  abgethan  ist, 
völlig  dahingestellt  bleiben,  s.  Fränkel  a.  a.  0.  S.  65—59.  Mit  wie  grossem 
Recht  Roberts  „ archaeologische  Märchen"  ihrem  litterarhistorischen 
Theil  nach  diesen  ihren  Titel  führen,  habe  ich  sonach  zu  meinem  grossen 
Schaden  leider  zu  spät  eingesehen,  und  ich  kann  nur  Fränkel  auch  darin 
beistimmen,  dass  jene  Zusammenstellungen  wahrscheinlich  gar  keinen  eigent- 
lichen Kanon  bilden  sollten.  Aber  auch  wenn  sie  es  trotzdem  sollten,  braucht 
derselbe,  wie  mir  im  Gegensatz  zu  Fränkel  scheint,  keineswegs  später  als 
der  Rednerkanon  zu  sein,  sondern  kann  recht  wohl  früher  sein,  sei  es 
nun  dass  Caecilius  (oder  Didymos)  bei  diesem  sich  jenen  zum  Muster  nahm, 
sei  es  dass  er  diesen  selbständig  ohne  Rücksicht  auf  jenen  gestaltete.  Denn 
der  von  .Hartmann  a.  a.  0.  S.  34— -44  versuchte  Nachweis,  dass  der  Redner- 
kanon auch  der  Zahl  nach  nicht  der  Zehn  zu  Liebe,  sondern  aus  der  Natur 
der  Sache  entsprungen  sei,  ist  für  mich  keineswegs  so  überzeugend,  wie 
er  es  für  Fränkel  S.  58  gewesen  ist.  Hartmanns  Darstellung  ist  an 
sich  nicht  anzufechten,  aber  es  folgt  aus  ihr  nicht,  was  er  aus  ihr  schliesst, 
dass  es  nämlich  nach  Hinzufügung  von  Antiphon  und  Isaeos  zu  Demosthenes, 
Aeschines,  Lysias,  Isokrates,  Lykurgos,  Hypereides  ausser  Andokides  und 
Deinarchos  keine  gerichtlichen  und  symbuleutischen  attischen  Redner,  von 
denen  noch  Reden  vorhanden  waren,  gegeben  hätte,  welche  nicht  mit 
gleichem  Recht  wie  die  beiden  letzteren  von  Caecilius  (oder  Didymos?) 
hätten  sei  es  aufgenommen  sei  es  weggelassen  werden  können,  wenn  es 
nicht  eben  eine  Zehnzahl  hätte  sein  sollen.  Vielmehr  würde  es  m.  E. 
nicht  schwer  sein  das  Gegentheil  wahrscheinlicher  zu  machen.  Einen 
weiteren  besonderen  Grund  aber  für  diese  Zahl  braucht  man  durchaus  nicht 
zu  suchen:  das  dekadische  Zahlensystem  führte  den  Urheber  dieser  Zu- 
sammenstellung sehr  natürlich  auf  dieselbe  hin. 

C.  20.  S.  530.  A.  75.  Der  letzte  Satz  ist  zu.  tilgen  und  vorher  so  zu 
lesen:  Die  Schrift  tceqI  noirjrixijg  freilich  passt  sehr  gut  auf  den  musischen 
Schriftsteller,  und  sie  passt  wohl  auch  auf  den  von  Dionys.  v.  Hai.  de 
Din.  9  erwähnten  rhodischen  Rhetor  (s.  C.  35.  A.  123),  dem  Müller  sie 
zuschreibt,  und  den  schon  Schmidt  a.  a.  0.  S.  25  wahrscheinlich  mit 
Recht  (s.  C.  30.  A.  199  V  C.  35.  A.  140)  wiederum  für  dieselbe  Person  mit 
dem  rhodischen  Grammatiker  erklärt  hat.  Auf  alle  Fälle  ist  kein  Grund 
von  dem  Letzteren,  mag  er  nun  u.  s,  w. 

C.  21.  S.  537.  A.  32.  Ueber  Kleitarchos,  Ptolemaeos  I  und  Aristobulos 
s.  auch  Kaerst  Forschungen  zur  Gesch.  Alexanders  des  Gr.,  Stuttg.  1887.  8., 
bes.  S.  68 ff.,  vgl.  die  Recc.  von  Niese  Deutsche  L.-Z.  1888.  Sp.  1749  und 
Crohn  Berl.  ph.  Woch.  VIH.  1888.  Sp.  1090—1093. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  677 

C.  21.  S.  539.  A.  44.  Krumbholz  Diodors  assyrische  Geschichte, 
Rhein.  Mus.  XLI.  1886.  S.  321—341  lässt  S.  339  f.  dahingestellt,  ob  die 
Ueberein Stimmungen  zwischen  Diod.  und  Curtius  aus  Kleitarchos  als  ihrer 
gemeinsamen  Urquelle  zu  erklären  sind,  oder  ob  Diod.  eine  Quelle  des 
Kleitarchos  benutzt  habe.  Mit  Recht  aber  spricht  sich  Kaerst  Jahresber. 
LVIII.  S.  357  gegen  letztere  Annahme  aus.  Kleitarchos  ist  sicher  unmittel- 
bare Vorlage  für  Diod.  im  17.  B.,  und  aus  ihm  hat  er  im  2.,  wo  er  ihn 
7,  3  (=  Fr.  4)  ausdrücklich  anführt,  und  zwar  „gerade  an  einer  Stelle, 
wo  Uebereinstimmung  mit  Curt.  Statt  findet",  Einiges  eingeschoben  in  die 
Darstellung  der  assyrischen  Geschichte,  in  welcher  er  sonst  dem  Ktesias 
folgt.  Denn  die  Ansicht  von  Jacoby  Ktesias  und  Diodor,  Rhein.  Mus. 
XXX.  1875.  S.  555 — 615,  dass  er  auch  hier  unmittelbar  vielmehr  den  Klei- 
tarchos und  nur  mittelbar  in  dessen  Ueberarbeitung  den  Ktesias  ausge- 
beutet habe,  ist  eben  von  Krumbholz  widerlegt,  welcher  seinerseits 
selbst  die  Uebereinstimmungen  zwischen  beiden  Büchern  als  eine  Wieder- 
holung des  Diod.  ansieht,  vgl.  auch  Krumbholz  Wiederholungen  bei 
Diodor,  Rhein.  Mus.  XLIV.  1889.  S.  286—298. 

C.  21.  S.  540.  Z.  5  für  erschienen  1.  erschienenes. 

C.  21.  S.  563.  A.  229.  W.  St  ern  Zur  Kritik  der  Nachrichten  des  Philistos 
und  Timaeos  über  die  sicilische  Expedition,  Pforzheim  1886.  8.  kenne  ich 
auch  jetzt  nur  dem  Titel  nach.  Vgl.  auch  R.  Schubert  Geschichte  des 
Agathokles,  Breslau  1887.  8.  S.  4—13. 

C.  21.  S.  568.  A.  248.  Gegen  Pack  s.  auch  Adams  Jahrb.  f.  Ph. 
CXXXV.  1887.  S.  354-359  (doch  vgl.  unten  d.  Nachtr.  z.  A.  341).  Was 
aber  er  S.  353 f.  und  Kaerst  Jahresber.  LVIII.  S.  359  gegen  Volquardsen 
und  Roessler  geltend  machen,  genügt  schwerlich;  die  Abh.  von  Reuss 
scheint  auch  Kaerst  seltsamerweise  noch  nicht  zu  kennen.  Dem  Timaeos 
belässt  Adams  im  16.  B.  des  Diod.  nur  15  (?).  66-69,  1.  70.  72.  73. 
77,  2—83. 

C.  21.  S.  576.  A.  280.  Ueber  Timaeos  als  Geschichtschreiber  des  Aga- 
thokles s.  auch  das  eben  angef.  Buch  von  Schubert  (vgl.  die  tadelnde 
Rec.  v.  Ed.  Meyer  Gott.  gel.  Anz.  1888.  S.  858—864). 

C.  21.  S.  581.  A.  303.  Ueber  die  Verwerthung  des  Timaeos  durch 
Varro  s.  jetzt  auch  Samter  Quaestiones  Varronianae,  Berlin  1891.  8. 
(Doctordiss.).  S.  63—87.  Die  durch  Cato  erklärt  derselbe  S.  79  f.  A.  1  für 
nicht  unwahrscheinlich. 

C.  21.  S.  582.  A.  306.  Wenn  Samter  a.  a.  0.  Recht  hat,  so  ist  die 
Benutzung  des  Timaeos  durch  Strabon  im  6.  B.  nicht  eine  unmittelbare, 
sondern  durch  Artemidoros  vermittelt.  Vgl.  unten  d.  Nachtr.  z.  C.  22. 
A.  307. 

C.  21.  S.  588.  A.  325.  Z.  2  für  dem  1.  den. 

C.  21.  S.  590.  A.  341.  In  die  Fusstapfen  von  Haake  ist  Adams  Die 
Quellen  des  Diodoros  im  16.  Buche,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXV.  1887.  S.  345—386 
getreten,  indem  er  Duris  als  die  Quelle  des  Diod.  im  16.  B.  nicht  bloss 
für  den  zweiten  Theil  des  heiligen  Krieges  (28—33.  38,  2.  39,  2.  66—64), 
sondern  auch  für  die  Geschichte  des  Philippos  bezeichnet,  s.  aber  gegen 
ihn  Kaerst  Jahresber.  LVIII.  S.  358—361,  gegen  diesen  selbst  freilich 
andrerseits   A.  248    mit  dem   eben   gegebnen   Nachtrag.      Allerdings    hält 


678  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

Adams  mit  Pack  an  dem  Ergebniss  von  Volquardsen  S.  110 ff.  fest, 
dass  der  erstere  Bericht  aus  zwei  Quellen  zusammengesetzt  sei,  aber  er 
rechnet  zu  der  ersten  Quelle,  die  nach  Volquardsen  die  Hauptquelle 
ist,  noch  stärker  als  Pack  von  ihm  abweichend,  nur  23—25.  26  (?).  27 
und  hält  für  diese,  hierin  Pack  sich  annähernd,  den  Demophilos,  indem 
er  alles  Voraufgehende  mit  Ausnahme  der  Capitel  1  —  4  und  8,  die  er 
wiederum  dem  Duris  beilegt,  und  15  auf  Ephoros  zurückführt.  Sollte  aber 
wirklich  hiemit  der  Antheil  der  ersten  Quelle  richtig  abgegrenzt  sein,  so 
wird  man  dann  doch  wenigstens  diesen  Antheil  um  so  mehr  dem  Timaeos 
zuzuweisen  haben ,  da  nach  A.  309  in  Wirklichkeit  von  diesem  wahrschein- 
lich mindestens  auch  6  f.  9,  1 — 4  stammen. 

C.  21.  S.  590.  Z.  3  f.  mit  A.  343.  „Die  Sache  hängt  entschieden  wohl 
anders  zusammen.  Der  ganze  Abschnitt  bei  Phot.  Cod.  176.  121 a  23 —  b  16 
ist  aus  einem  Tractat  über  die  Schüler  des  Isokrates  geflossen,  vermuthlich 
also  doch  wohl  dem  des  Hermippos  (s.  C.  19.  A.  9).  Den  Hermippos  schrieb 
nun  aber  Caecilius  aus  (s.  C.  19.  A.  14),  und  es  liegt  daher  Nichts  näher 
als  der  Gedanke,  dass  Photios  aus  Letzterem  ebenso  gut  diesen  Abschnitt 
als  die  grossen  Stücke  im  Leben  der  10  Redner  entnommen  hat  und  also 
auch  das  (von  Caecilius  selber  bereits  aus  Hermippos  abgeschriebene)  Citat 
des  Duris".   (B.  Keil). 

C.  21.  S.  594.  Z.  1  v.  u.  hinter  Athen  setze  hinzu:  aus  dem  Demos 
Anaphlystos.  Als  Anaphlystier  wird  nämlich  Kyknos  in  der  A.  370  an- 
gezogenen Inschrift  bezeichnet. 

C.  21.  S.601f.  A.  387b.  „Die  Behauptung,  dass  Krech  13  neue  Bruch- 
stücke des  Krateros  aus  Plut.  richtig  gewonnen  und  so  auch  die  Quellen- 
forschung für  den  Letzteren  wesentlich  berichtigt  habe,  ist  wenigstens  in 
dieser  Ausdehnung  unhaltbar.  Denn  z.  B.  Fr.  37  (S.  102)  aus  Plut.  Arist.  22 
rpsephisma  Aristidis,  ut  magistratus  ex  Omnibus  Atheniensibus  crearentur'' 
kann  nicht  aus  Krateros  stammen,  wie  aus  Aristot.  'A&rjv.  TIoX.  26.  %%x(q 
sxsi  [ista  xhv  'EcpiuXxov  ftccvctxov  (457/6)  syvmoccv  nccl  ix  £svyixcov  nqo- 
kqivso&cci  xovg  'nXrjQoacofisvovg  xcov  ivvscc  ccq%6vx(ov  .  .  .  nqb  xovxov  &vyt- 
xai  xug  iyKVuXiovg  %Q%ov,  sl  (irj  xi  7cuqscoqccto  xcov  iv  xoig  vofioig  erhellt. 
Hiernach  nämlich  kann  es  kein  solches  Psephisma  gegeben  haben,  wie  Plut. 
es  anführt;  gab  es  aber  ein  solches  nicht,  so  kann  es  Krat.  auch  nicht 
erwähnt  haben.  Nach  diesem  Beispiel  wird  man  aber  noth  wendig  auch 
überhaupt  gegen  alle  jene  angeblichen  13  Fragmente  bedenklich".  (B.Keil). 

C.  21.  S.  612  f.  A.  437.  439.  Dass  die  Gleichsetzung  der  Juden  mit 
den  Hyksos  erst  von  Iosephos,  dagegen  die  Erzählung  über  die  Ersteren 
wirklich  schon  von  Manetho  herrühre,  nimmt  auch  Schür  er  Gesch.  des 
jüd.  Volkes  II.  S.  772—774  an,  indem  er  für  Letzteres  gegen  Boeckh, 
Müller  F.  H.  G.  II.  S.  514  und  Kellner  geltend  macht,  dass  ein  Juden- 
feind, welcher  dieselbe  erst  in  den  Manetho  eingeschoben  hätte,  „schwerlich 
so  wahrheitsliebend  gewesen  wäre,  ausdrücklich  hervorzuheben,  dass  er 
nicht  eine  urkundlich  beglaubigte  Geschichte,  sondern  nur  xcc  (iv&svoiisvcc 
y,cä  Xsyofisva  nsql  xäv  'iovöatcov  mittheile.  Man  höre  vielmehr  in  diesen 
Worten  doch  den  strengen  Forscher  selbst  sprechen,  der  zwar  als  Juden- 
feind es  sich  nicht  versagen  kann  jene  Geschichten  mitzutheilen ,  sie  aber 
doch  ausdrücklich  als  Legenden  von  der  beglaubigten  Geschichte  unter- 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  679 

scheidet".  Vgl.  auch  noch  J.  G.  Müller  Des  Flav.  Jos.  Sehr,  gegen  den 
Apion,  Basel  1877.  S.  120  ff.  185  ff.  214  ff. 

C.  21.  S.  623.  Z.  11  f.  „Der  eigentliche  Grund,  dass  seit  Istros  keine 
neue  Atthis  mehr  erschien,  liegt  tiefer.  Nur  ein  bedeutender  Staat  kann 
andauernd  Interesse  bei  Schriftstellern  und  Lesern  finden.  Daher  schiessen 
mit  dem  Aufgange  der  makedonischen  Macht  die  $ikinni%&  und  Mane- 
öoviy.u  gleichsam  aus  der  Erde,  und  nicht  minder  folgt  dann  eine  ägyptische 
Geschichte  der  andern,  und  umgekehrt  mit  dem  Niedergange  Athens 
schwindet  in  weiteren  Kreisen  auch  die  Theilnahme  für  dessen  Geschichte. 
Und  Athen  verliert  mit  seinem  politischen  Glänze  bald  auch  seine  litte- 
rarische Führung.  Nur  so  lange  es  durch  seine  Schriftsteller  den  be- 
herrschenden Mittelpunkt  der  griechischen  Litteratur  bildete,  waren  Atthiden 
natürliche  litterarische  Erscheinungen  oder  blieben  es  auch  noch  eine  Zeit 
lang  darüber  hinaus.  Seitdem  dagegen  Alexandreia,  Pergamon  u.  andre  Orte  in 
den  Vordergrand  traten,  gab  es  für  die  von  dort  aus  beeinflussten  Schriftsteller 
näher  liegende  Stoffe  wie  für  ihr  Publicum  andere  Interessen".    (B.  Keil). 

C.  21.  S.  626.  „Hier  fehlt  Pappos,  den  Plut.  Demosth.  30  nach  Her- 
mipp.  (Fr.  62)  anführt,  vgl.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  466".     (B.  Keil). 

C.  21.  S.  626.  A.  532°.  Z.  4  für  61 b  1.  61. 

C.  21.  S.  635.  Z.  7  u.  8  v.  o.  tilge  gleichfalls. 

C.  21.  S.  636.  Hier  fehlt  Balagros  oder  vielmehr  Balakros,  der 
Verfasser  von  Maytsdovitid  (s.  Müller  F.  H.  G.  IV.  S.  346),  dessen  Zeit 
spätestens  in  den  Anfang  des  zweiten  Jahrh.  fällt,  wenn  anders  er  der- 
selbe ist  mit  dem  bei  Fränkel  Inschriften  v.  Pergamon  No.  201  erscheinen- 
den BdXccKQog  Mslsdygov ,  wie  Fränkel  (dessen  Publication  mir,  wie  schon 
bemerkt,  leider  noch  nicht  zugänglich  ist)  annimmt,  welcher  diesen  Stein 
mit  den  aus  der  Bibliothek  von  Pergamon  stammenden  Basen  von  Schrift- 
stellerbildnissen (s.  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  A.  85.  85 b  u.  z.  C.  14.  A.  60  hinter 
diesem  2.  Bd.)  in  Parallele  stellt. 

C.  21.  S.  643  f.  A.  646.  Dass  Ho e fers  Ergebnisse  einer  Modification 
bedürfen,  hat  inzwischen,  wie  es  scheint,  mit  Erfolg  Oder  Wochenschr. 
f.  kl.  Ph.  VIII.  1891.  Sp.  512—516  (vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  27.  A.  136)  nach- 
gewiesen: die  17.  Erzählung  Konons  ist  nicht  aus  Hegesippos  und  auch 
wohl  die  46. "nicht,  und  auch  hinsichtlich  der  10.  und  daher  auch  der  32. 
macht  Oder  ein  nicht  unerhebliches  Bedenken  geltend,  doch  bleibt  die 
Sache  hier  immerhin  wahrscheinlich  und  auf  Grund  davon  auch  f.  d.  4.,  7., 
13.  u.  20.    Auch  v.  d.  32.  bestreitet  es  Thiele  D.  L.-Z.  1891.  Sp.  1343. 

C.  22.  S.  659.    Hier  fehlt  Ophelias,  s.  C.  15.  A.  51. 

C.  22.  S.  662.  A.  85.  Z.  5  v.  o.  für  82  1.  83. 

C.  22.  S.  663  f.  mit  A.  96—99.  Ed.  Glaser  Ausland  1891.  Sp.  44-47 
vermuthet,  dass  der  Verfasser  des  ihm  zufolge  zwischen  56  und  67  n.  Chr. 
entstandenen,  uns  erhaltenen  Periplus  des  erythraeischen  Meeres  Basilis 
gewesen  sei,  der  also,  wenn  dies  Alles  richtig  ist,  aus  meiner  Darstellung 
zu  streichen  wäre.  Ich  glaube  nach  wie  vor  nicht,  dass  er  so  spät  ge- 
lebt hätte,  indessen  die  Sache  verdient  eine  genauere  Prüfung,  als  ich  ihr 
hier  angedeihen  lassen  kann. 

C.  22.  S.  688.  Z.  7  v.  o.  für  Lykon  1.  Lykos. 

C.  22.  S.  695  f.  A.  307.     Hunrath    Ueber   die    Quellen   Strabons   im 


680  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

sechsten  Bache,  Marburg  (Cassel)  1879.  8.  (Doctordiss.)  zeigt,  dass  für  den 
ersten  und  dritten  Theil  von  Strabons  6.  B.  (Lucanien  und  Bruttium, 
Apulien  und  Calabrien)  für  das  Geographische  Artemidoros,  für  das  Histo- 
rische Timaeos  die  Hauptquelle  war.  An  die  Möglichkeit,  dass  Letzterer 
hier  nur  durch  Vermittlung  des  Ersteren  benutzt  sei,  hat  er  noch  kaum 
gedacht.  Samt  er  sucht,  wie  eben  (Nachtr.  z.  C.  21.  A.  306)  gesagt  ist, 
zu  erweisen,  dass  dies  der  Fall  sei.  Sollte  aber  wohl  nicht  Strabon  viel- 
mehr, indem  er  dem  Ersteren  folgte,  zugleich  auch  wiederholt  den  Letzteren 
selbst  zur  Hand  genommen  haben?  Mich  dünkt,  dass  dies  im  höchsten 
Grade  wahrscheinlich  ist. 

C.  22.  S.  697.  A.  313.     S.  d.  Nachtr.  z.  C.  26.  S.  3. 

C.  22.  S.  698  f.  A.  326.  Ob  Semos  auch  noch  eine  Nr\ciug  schrieb,  wel- 
cher Meineke  Exerc.  phil.  in  Ath.  I.  S.  12  =  Anal.  crit.  in  Ath.  S.  56  f. 
ausser  Ath.  III.  123  d  (Fr.  4)  auch  noch  I.  30  c.  iv  8'  (=  Fr.  6)  zuweist, 
oder  ob  III.  123  d  (iv  ß'  Nrjciudog)  mit  Müller  und  ebenso  Schol.  Apoll. 
Rh.  I,  1165.  (2rj[iogy  (so  Reinesius)  iv  \p\v~\  reo  xalxw  Ni\Gia8og  (vgl. 
C.  33.  A.  314)  vielmehr  JrjXiciSog  herzustellen  ist,  vermag  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden. An  der  letzteren  Stelle  ergänzt  übrigens  A.  Heck  er  Philologus 
V.  S.  417  nicht  (2f}(iogy,  sondern  (EevuyoQagy  (vgl.  C.  33.  A.  312),  und 
dann  freilich  würde  dort  NrjOiudog  jedenfalls  das  Richtige  sein. 

C.22.  S.  700.  Z.  9  tilge  oder  34.    Vgl.  Oder  W.  f.  kl.  Ph.  1891.  Sp.  518. 

C.  22.  S.  700.  A.  342  für  Taf.  XV,  5  1.  S.  238.  Taf.  XLIV,  15.  Vgl. 
Reinach  Rev.  numism.  1886.  S.  462—466.  Ausserdem  s.  C.  I.  A.  III.  545. 
^6y  drjfiog  (ßccciXicc  Kctnyna8oY.i^ag  v.a.1  xr\g  xocc%Eiayg  KiXiniag  'A^qxeXccov 
tpCyXoTtaxqiv  ccQE^xrjgy  evehcc  und  546.  (r)  ßyovXr)  r  i£  Aq(eiov  nayov  ßccai- 
Xsccy  'Aq(%eXciov  cpiXo^nccxQiv  svsoyEGLocgy  evey.cc  xrjg  slg^Eavxrjvy.  Mommsen 
Ephem.  epigr.  I.  S.  276  ff.  (vgl.  C.  33.  A.  326.  331). 

C.  22.  S.  700.  A.  345  füge  hinzu  C.  I.  A.  III.  547.  6  <^<og>  ßaatXiaauv 
IIv&odcoQLdci  <PiXo[irjxoQa.  Smyrnaeische  Inschr.  bei  Bergmann  Bullett. 
dell'  instituto  1871.  S.  79  und  Geizer  Rhein.  Mus.  XXVII.  1872.  S.  463. 
6  drjfiog  Zrjvcovcc,  ßccodtoarjg  nv&odooQidog  <£iXo[i7]xoQog  xai  ßaaiXicog  TLoXe- 
ficovog  vlov,  &vyccxQiSr)  8s  xrjg  svEQysxidog  'Avxmviag,  ixE£fir}GEv.  Pythodoris 
war,  wie  Mommsen  Observv.  epigr.  XIII.  De  titulo  reginae  Pythodoridis 
Smyrnaeo  a.  a.  O.  S.  270 — 276  namentlich  nach  letzterer  Inschrift  gezeigt 
hat,  die  Tochter  von  Antonia,  der  ältsten,  mit  seiner  gleichnamigen  zweiten 
Frau  erzeugten  Sprösslingin  des  Triumvirn  Antonius,  die  früher  mit  dem 
Sohn  des  Triumvirn  Lepidus  verlobt  gewesen ,  hernach  aber  somit  vielmehr 
an  den  reichen,  nach  Tralles  übergesiedelten  Nysaeer  Pythodoros  ver- 
heirathet  worden  war,  da  Strab.  XIV.  649  von  diesem  ausdrücklich  sagt: 
xovxov  8'  iaxl  &vydxrjQ  IJvd'odcoQlg  r)  vvv  ßaoiXEvovaa  iv  xa  IJ6vx<p  und 
XII.  555  f.  Folgendes  berichtet:  xovg  8s  TißccQrjvovg  neu  XccXSaCovg  pi%Qi 
KoX%iSog  nal  G>UQvcnLiag  xai  TQcms&vvxog  e%ei  Uvfto8(Qoig,  yvvr)  ocoqpQoav 
xai  dvvaxr)  7tQoiozccad'cci  nqay^cixaiv.  egxi  8e  &vydx7jQ  üv&odcoQov  xov 
TqciXXiccvov  ,  yvvr]  8'  iysvsxo  IloXifimvog  nal  ovvsßccoiXEv6Ev  i%.Eiv(a  %qovov 
xivä,  eixcc  SisSs^axo  xr)v  ccq%y)v  xEXEVxrjoccvxog  iv  xotg  'AcnovQyictvoig  nctXov- 
[LEvoig  xeov  iieqI  xrjv  2Jiv8L7ir)v  ßaqßaqcov.  Svsiv  8'  in  xov  üoXEficovog  ov- 
xeov  vlcöv  ncci  ftvyaxQbg  rj  psv  iSoftr)  Kbxvi  xm  ZccrtciLCö,  8oXorpovr\%'EVxog 
8e  (19  v.  Chr.,    s.  Tac.  Ann.  II,  65  f.)    i%r\qEV6E   nutSccg   s%ov6u    il    avzov, 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band.  681 

8vvaoxsvsi  8'  6  rtQSoßvxccxog  avtcoV  xmv  8s  xijg  nv&a>8oQi8og  vicov  6  (isv 
i8i(6xr}g  6vv8icpxsi  xfj  (itjxqI  xr\v  UQ%riv,  o  8s  vscoaxl  iia%'S6xaxa.i  xrjg  [LsyccXrjg 
'AgfirjvLccg  ßccotXsvg  (vgl.  Tac.  Ann.  II,  56  =  18  v.  Chr.).  avxr\  8s  6vvc6- 
y.r}6sv  'Aq%sXucp  nal  ovvsfisivsv  avxqi  iis%qi  xsXovg,  vvv  8s  %r\QSvsi  xd  xs 
Xsyftsvxu.  s'xovaoc  %o)q£u  hcci  aXXct  sksivcqv  %uqieoxsqu  m.  x.  X.  Im  Uebrigen 
vgl.  C.  33.  A.  329  ff.  u.  bes.  C.  35.  A.  165. 

C.  22.  S.  701.  A.  350.  Oder  a.  a.  0.:  „Bei  Phot.  ist  das  sonst  als  Bei- 
name unerhörte  rpilonaxQig  verwechselt  mit  dem  häufigen  cpiXo7tdx(oqa. 

C.  23.  S.  702.  A.  4.  Z.  2  für  sein  1.  Hoch  es.  —  üebrigens  ist  bereits 
Hultsch  Autolykos  u.  Euklid,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d.  W.  1886.  S.  128—155 
selbst  zu  dem  Ergebniss  gelangt,  dass  höchst  wahrscheinlich  die  ganze 
schriftstellerische  Thätigkeit  des  Autolykos,  so  weit  wir  von  ihr  Kenntniss 
haben,  derjenigen  des  Eukleides  vorausgegangen  ist. 

C.  23.  S.  702.  A.  5.  Z.  3  v.  o.  hinter  seines  füge  hinzu:  erst  nach  seinem 
Tode  erschienenen. 

C.  23.  S.  733.  Z.  3 ff.  1.  Kriton  von  Naxos  galt  Manchen  für  den  wahren 
Verfasser  einer  dem  Eudoxos  von  Knidos  zugeschriebenen  'OnxusxriQig  und 
war  also  mindestens  älter  als  Eratosthenes  149). 

C.  23.  S.  733.  A.  149.  Z.  1—3  ist  nach  Maass  Aratea  (Wilam.  phil. 
Unters.  XII)  S.  17  folgendermassen  zu  ändern:  Achill.  Isag.  139  E  Pet.  Xsysxcct 
8s  svLcivtbg  rj  ccnb  xov  £(p8Cov  snl  gcpSiov  dnoHccxaoxaöig  ccvxov  sv  rjfiSQaig 
x£s'  Kai  sXct%L6X(p  (lOQia).  dnb  8s  67][isiov  snl  arjfisiov  dno%a%,iGxaxai  iv 
bv.x(ovicii8sY.cLSxriQ{8i ,  sl'  ys  yvrjOiov  xb  GvyyQa^a  ('EQaxoo&svrjg  yccQ  dvxs- 
yqccTps  [diese  meine  Vermuthung  für  dvsyqwips  bestätigt  sich  jetzt  durch 
den  Vat.  oder  wenigstens  dessen  1.  Hand]  Ssinvvg,  oxi  ovn  sVr\  Ev8ot-ov), 
naxcc  8s  xivccg  sv  sßSopriHOvxcc  sxsaiv  (975  So^rjg  ioxl  nccl  KuXXinnog) ,  nccxcc 
8s  Msxoava  8l"  svvsayiccLSsyiccsxrjQi&og.  xccvxr)  xax'q'x.oXov&riasv  "Jquxog  (Vers 
752 — 755).  So  giebt  der  Cod.  Vatic,  während  der  Mediceus,  nach  dem 
allein  Vettori  die  Schrift  des  Achill,  herausgegeben  hat,  die  sinnlose 
Vulgata  xb  cvyyqa^^a  'Eqaxoad'svovg  (ovxog  yuQ  dvsyqatps  —  EvSo^ov)  hat. 
Es  handelt  sich  also  hier  nicht  um  eine  Schrift  des  Eratosthenes,  sondern 
lediglich  um  eine  unter  dem  Namen  des  Eudoxos,  die  aber  Eratosthenes  dem- 
selben absprach.  Der  Titel  wird  nicht  angegeben,  aber  s.  Suid.  KqCxcov  u.  s.  w. 
S.  aber  Nachtr.  2.  F.  z.  C.  23.  S.  723. 

C.  23.  S.  733.  A.  160.  Z.  7  v.  0.  vor  607  füge  ein:  Suppl.  —  S.  über 
diese  Handschrift  jetzt  Omont  Inventaire  sommaire  III.  S.  282. 

C.  23.  S.  771.  A.  295.  S.  jetzt  auch  Berger  Gesch.  der  wissenschaftl. 
Erdkunde  der  Griechen  III.  Leipzig  1891.  S.  130—158. 

C.  24.  S.  815.  A.  213.  Dass  M.  Wellmann  unter  dem  in  der  hier  an- 
geführten Stelle  des  Galen,  genannten  Euergetes  ohne  Weiteres  Euergetes  I 
(was  ja  freilich  da  am  Nächsten  liegt,  wo  es,  wie  in  diesem  Falle,  Euergetes 
schlechtweg  heisst)  verstanden  hat,  ist  allerdings  eine  Unvorsichtigkeit. 
Denn  es  kommt,  wie  schon  oben  S.  667  bemerkt  ist,  gar  sehr  in  Frage, 
ob  nicht  vielmehr  Euergetes  II  oder  Physkon  gemeint  ist,  zumal  da  dieser 
seine  Regierungsjahre  nicht  erst  von  der  Zeit  seiner  Alleinherrschaft  (145), 
sondern  schon  von  der  seiner  Mitregentschaft  neben  Philometor  (170)  ab 
rechnete,  trotzdem  dass  er  inzwischen  in  Aegypten  längere  Zeit  nicht  ge- 
herrscht hatte  (vgl.  C.  38.  A.  5.  77).    Wäre  also  ein  bestimmtes  Regierungs- 


682  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  ersten  Band. 

jähr  von  ihm  angegeben,  so  würde  man  es  nach  dieser  Aera  festzustellen 
haben;  dafür  indessen,  dass  Regierungsacte  in  Alexandreia  aus  der  Zeit 
zwischen  170  und  146  ohne  jeden  näheren  Ansatz  einfach  als  die  seinen 
mit  Uebergehung  des  Philometor  bezeichnet  würden,  ist  wenigstens  mir 
kein  Beispiel  bekannt.  Dennoch  müsste  man  es  hier  wohl  entschieden 
annehmen,  um  mit  der  Chronologie  fertig  zu  werden.  Denn  da  über  die 
betreffenden  Charaktere  Zenon  und  gegen  diesen  der  ältere  Empiriker 
Apollonios  schrieb  (s.  S.  823  f.),  so  würde  sonst  die  Zeit  des  Letzteren  so 
nahe  an  die  des  Herakleides  von  Tarent  (um  100  v.  Chr.,  s.  C.  34.  A.  14.  21) 
hinanrücken,  dass  das  aliquanto  post  bei  Cels.  Praef.  p.  2  (s.  A.  285)  kaum 
damit  verträglich  wäre.  Und  wenn  dies  noch  nicht  entscheidend  sein 
sollte,  so  kann  man  doch  m.  E.  dessen  Worte  ungezwungen  nur  so  ver- 
stehen, dass  Apollonios  und  Glaukias  dem  Serapion  unmittelbar  folgten; 
Serapion  aber  war  wieder  unmittelbarer  Nachfolger  des  Philinos  und 
Philinos  unmittelbarer  Schüler  des  Herophilos  (s.  A.  818  f.).  Die  Be- 
rechnung Wellmanns  für  die  Blüte  des  Apollonios  schon  um  180  scheint 
mir  danach  die  einzig  mögliche.  Dann  aber  kann  die  Ankunft  des  Mnemon 
in  Alexandreia  jedenfalls  nicht  erst  zwischen  145  und  117  Statt  gefunden 
haben  und  sogar  erst  zwischen  170  und  146  kaum,  wenn  es  auch  nicht 
geradezu  unmöglich  wäre  bei  der  Annahme,  Apollonios  habe  bei  der  Ab- 
fassung seiner  Streitschrift  gegen  Zenon  hoch  in  den  Jahren  gestanden. 
Die  Erzählung  über  Mnemon  macht  aber  überdies  den  Eindruck,  dass 
Letzterer  nicht  mehr  lebte ,  als  dieser  Streit  über  ihn  sich  erhob.  So  wage 
ich  denn  zwar  nicht  mit  voller  Sicherheit  zu  entscheiden,  aber  ungleich 
gerathener  und  wahrscheinlicher  dünkt  es  mich  doch,  dass  man  bei  der 
Annahme,  es  sei  wirklich  von  Euergetes  I  die  Rede,  stehen  zu  bleiben 
habe,  gegen  welche  sich  keinerlei  chronologische  und,  so  weit  ich  sehen 
kann,  auch  keine  sachliche  Schwierigkeit  erhebt. 

C.  24.  S.  827.  A.  312.  313.  Obgleich  Kallimachos  zu  den  Herophileern 
gehörte,  stiftete  er  doch  in  Alexandreia  eine  eigne,  nach  ihm  genannte 
Nebensecte  derselben,  die  Kallimacheer,  welche  dort  schon  Polyb.  XII,  25 d 
neben  den  Herophileern  kennt,  s.  C.  29.  A.  53.  Er  war  also  in  Wahrheit 
nicht  bloss  älter  als  Herakleides  von  Tarent,  sondern  lebte  und  wirkte 
wahrscheinlich  noch  im  dritten  Jahrhundert,  jedenfalls  spätestens  im  An- 
fange des  zweiten. 

S.  886.  Z.  4  v.  o.  füge  hinzu:  Vgl.  die  Rec.  v.  Gercke  Gott.  gel.  Anz. 
1891.  S.  381—387. 

S.  886.  Z.  26  v.  o.  füge  hinzu:  S.  aber  Gercke  a.  a.  0.  S.  385—387. 

S.  886.  Z.  6  v.  u.  füge  hinzu:  S.  dagegen  auch  Gercke  a.  a.  0.  S.  386 f. 

S.  889.  Z.  15  f.  v.  o.  Die  Abh.  v.  Maass  Theokrits  Dionysos  aus  einer 
Inschrift  erläutert,  Hermes  XXVI.  1891.  S.  178—190  ist  inzwischen  er- 
schienen. Im  Gegensatz  zu  ihm  halte  ich  es  nach  wie  vor  ebenso  gut  für 
möglich,  dass  wir  es  nur  mit  einer  poetischen  Stilübung  zu  thun  haben; 
jedenfalls  steht  nun  fest,  was  schon  Ranno  w  Stud.  Theoer.  S.  52  f.  zweifelnd 
vermuthete,  dass  Kallim.  H.  IV,  95  ff.  Theokr.  XXVI,  27  ff.  vor  Augen  ge- 
habt hat,  nicht  umgekehrt,  vgl.  Maass  a.  a.  0.  S.  180.  A.  1. 

S.  889.  Z.  23  ff.  v.  o.  Vgl.  jetzt  auch  die  Rec.  v.  Günthers  Diss.  von 
Knaack  Woch.  f.  kl.  Ph.  VIII.  1891.  Sp.  399-401. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  683 

S.  891.  Z.  5  v.  o.  für  Haussouillier  1.  Haussoullier. 

S.  891.  Z.  14  v.  o.  für  Damanos  1.  Damaeos. 

S.  891.  Zwischen  Z.  16  und  17  v.  o.  füge  ein:  C.  10.  S.  302.  A.  91. 
Vgl.  auch  Immisch  Klaros,  Leipzig  1890,  Jahrb.  f.  Ph.  Suppl.  N.  F.  XVII. 
S.  137  f. 

S.  895.  Z.  1  f.  v.  o.  sind  zu  tilgen. 

S.  901.  Z.  23  v.  u.  für  65  1.  66. 


Zum  zweiten  Band. 

C.  26.  S.  1.  A.  2.     S.  das  Folgende. 

C.  26.  S.  3  m.  A.  7.  Der  von  mir  fälschlich  gebilligte  Ansatz  Ungers 
für  die  Entstehungszeit  der  Städtebilder  des  Herakleides  ist  kurz  bereits 
von  Wilamowitz  Herrn.  XXI.  1886.  S.  103.  A.  1,  dann  eingehend  von 
E.  Fabricius  Ueb.  d.  Abfassungszeit  der  griech.  Städtebilder  des  Her., 
Bonn.  Stud.  Kekule  gew.,  Berlin  1890.  S.  58—66  widerlegt.  Aber  auch 
der  von  Wilamowitz,  welcher  mit  Unrecht  behauptet,  Athen  werde  hier 
als  frei  geschildert,  228—201,  ist  noch  zu  spät.  Fabricius  zeigt  vielmehr, 
dass  die  dortige  dovXsia  (I,  2)  sich  auf  die  maked.  Besatzung  bezieht  und 
die  Schrift  also  nicht  später  als  229  abgefasst  ist,  wahrscheinlich  schon 
(da  der  Vf.  I,  2  das  Ptolemaeon  noch  nicht  kennt)  schon  zwischen  260  u. 
247.  Dann  aber  dürfte  die  Bezeichnung  6  li^ixinog  (trotz  des  A..2  Geltend- 
gemachten) doch  schwerlich  bereits  speciell  im  Sinne  des  pergamen.  Phi- 
lologen zu  verstehen  sein,  sondern  in  der  älteren  Bedeutung  (s.  d.  Nachtr. 
z.  C.  12.  S.  327  ff.  hint.  dies.  2.  Bd.)  =  6  yqa^atLyiog,  und  der  Vf.  hätte 
vielmehr  unter  den  Geographen  abgehandelt  werden  sollen.  Die  Quellen  des 
Paradoxogr.  Apollonios  reichen  ferner  sonach,  wie  es  scheint,  nur  bis  ans 
Ende  des  3.  Jh. ;  auch  Eudoxos  v.  Rhodos  u.  Pseudo-Theopomp.  werden  nicht 
später  sein.  Da  zu  ihnen  auch  Phylarch.  u.  Skymn.  gehörten,  so  kann  Apollon. 
freilich  nicht  desshalb,  weil  er  Kallimachos  nicht  benutzte,  „eher  älter  wie 
jünger  als  Antig.  v.  Kar."  gewesen  sein,  wie  Fabricius  S.  66.  A.  23  meint, 
sondern  frühestens  im  Anf.  des  2.  Jahrhunderts  geschrieben  haben.  Gegen 
Schrader  s.  Fabricius  S.  69,  gegen  Wachsmuth  S.  60.  Dass  der  Vf. 
nicht  Herakl.  Lembos  war,  zeigt  gegen  Unger  (s.  C.  19.  A.  53)  einleuchtend 
derselbe  S.  65  f.     Am  Bedenklichsten  ist  seine  Abfindung  mit  Polybios. 

C.  26.  S.  5  ff.  Vgl.  jetzt  ausser  Müllenhoff  Deutsche  Alterthumsk. 
I.  S.  247  ff.  noch  Berger  Gesch.  der  wissenschaftl.  Erdkunde  der  Griechen 
III.  Leipzig  1891.  S.  113-129. 

C.  26.  S.  8.  Z.  6  f.  vielmehr  1.  im  Gegentheil  u.  Z.  7  tilge  vielmehr. 

C.  26.  S.  12.  A.  55.  Vgl.  auch  Müllenhoff  S.  248 f.  Berger  S.  116 f. 
A.  6.  Die  Anführung  bei  Philodem.  V.  H.2  XI.  147.  «<s)>  xai  tä  nsql  tfjg 
acpaiQonouaq  KQocTrjg  bezieht  Usener  Epicurea  S.  410  auf  diesen  (proble- 
matischen) Commentar  zum  Aratos,  dagegen  schreibt  Gomperz  Philodem., 
Wien  1891.  S.  52  f.:  „Gemeint  ist  ohne  Zweifel  der  Homercommentar ,  in 
welchem  Krates  in  Stellen  wie  a,23ff.  (vgl.  Wachsmuth  S.  46  f.)  die 
Lehre  von  der  Kugelgestalt  der  Erde  dem  Homer  aufdrängen  wollte.  Vgl. 
Gemin.  p.  66  f.  Halma.  KquTT\g  pev  ovv  nocQado^oXoyöäv  tä  vcp'  'OfirJQOV  ccq- 
Xcc'CKcög  Hai   ldiooziy,6ag  EtQT}(i8va  [xstdyei  nqbg  xrjv   kccx'  ccXrföeiav  Gtpuiqo- 


684  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

noiCav  .  .  .  -UVZ7]  8s  r\  7tQoXrjipig  xfj  fisv  7tQ0Y.Eiu.8vr]  diuxa^Ei  äv.oXovQ-6q 
egxl,  rrtg  ds  ■aara  tpvGiv  GcpaiQonoitag  ccXXotqlci". 

C.  26.  S.  13.  A.  64.  Wenn  Wilamowitz  Ant.  v.  K.  S.  195.  S.  313.  A.  23 
recht  gesehen  hat,  dass,  wie  ihm  scheint,  Ath.  „in  der  Gegend  von  XI.  508 
u.  XIII.  610  seine  ganze  Weisheit  dem  Karystios  verdanke",  so  hätten  wir 
noch  recht  stattliche  Auszüge  aus  dessen  *T7io{ivrj(iccxcc  i6toqlx.cc. 

C.  26.  S.  15.  A.  83.  Z.  8  v.  u.  für  hält,  war  1.  hält,  der  Alexandriner  war. 

C.  26.  S.  19  f.  A.  100  für  dagegen  an  allen  anderen  —  Tragilos  1.  Ob 
an  allen  anderen  Stellen  der  Scholien  zu  Pindaros,  in  denen  Asklepiades 
offenbar  aus  einem  Commentar  zu  diesem  Dichter  angeführt  wird ,  derselbe 
Mann  oder  ein  anderer  zu  verstehen  ist,  muss  wenigstens  bis  auf  Weiteres 
wohl  dahingestellt  bleiben. 

C.  26.  S.  24 — 27.  Erst  nach  dem  Druck  erschien  die  Doctordiss.  von 
Max  Mueller  De  Seleuco  Homerico,  Göttingen  1891.  8.,  in  welcher 
S.  6—15  die  Frage,  ob  Athenaeos  wirklich  die  ganze  Partie  V,  3—18  = 
186  d  —  187  b.  177  a  —  182  b.  187  b  — 192  b  aus  Herodikos  entnommen  hat 
(s.  A.  129.  133),  einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen  wird.  Der 
Verfasser  gelangt  zu  dem  Ergebniss,  dass  dieser  Abschnitt  vielmehr  aus 
Herodikos  und  Seleukos  zusammengestückt  sei,  und  zwar  namentlich  auf 
Grund  eines  Widerspruches,  den  er  zwischen  188  b  und  C.  9—11.  180  c — 
182  a  findet,  wo  er  die  verkittenden  Anfangsworte  von  C.  9  dem  Ath.  selbst 
zuschreibt.  In  Folge  davon  nimmt  er  an,  dass  C.  Schmidt  durch  den 
Schein  getäuscht  worden  sei,  indem  derselbe  die  Polemik  gegen  Aristarchos 
auf  den  Krateteer  zurückführte:  er  selbst  legt  sie  überall  dem  Seleukos 
und  daher  nicht  bloss  diesen  letzteren  Abschnitt,  sondern  auch  C.  4  f. 
177  c  — 178  e  (mit  Ausnahme  der  wiederum  von  Ath.  eingekitteten  Anfangs- 
worte und  des,  wie  schon  Schmidt  erkannte,  von  diesem  selbst  ge- 
machten Zusatzes  aus  Bakchylides  178  b)  und  den  Schluss  von  C.  14. 
188  f — 189  b  bei,  indem  er  zugleich  geltend  macht,  dass  diese  der  höhern 
Textkritik  angehörigen  Erörterungen  dem  Zwecke  der  betreffenden  Schrift 
des  Herodikos  fremd  seien.  Nun  findet  er  ferner  S.  11,  dass  auch  C.  1.  2 
eine  stoische  Färbung  verrathen:  „eandem  enim  hie  habemus  Stoicorum 
rationem  quam  postea  Homerum  totius  humanitatis  praeeeptorem  praedicandi. 
Vide  p.  185  b.  cprjal  d'  ovv  b  7zoirjxr)g  %.  x.  X.  Deinde  ostendit,  ut  Homerus 
heroes  convivia  celebrantes  faciat  amicitiae  firmandae  causa,  sie  etiam  in 
republica  et  in  philosophiae  diseiplinis  legibus  praescripta  esse  convivia" 
und  führt  demgemäss  auch  diese  beiden  Capitel  auf  den  Herodikos  zurück 
und  somit  auch  die  Notiz  über  die  besonderen  Tischgesellschaften  der 
Diogenisten,  Antipatristen  und  Panaetiasten  in  Athen,  die  uns,  beiläufig 
gesagt,  beweist,  dass  auch  seit  Chrysippos  der  Zusammenhalt  der  stoischen 
Schule  kein  so  enger  war  wie  in  anderen  Secten:  186  a.  noXXmv  yovv  eIgl 
cpiXoöocpcov  iv  ccgxel  gvvoSol  xav  [isv  AioysviGx&v ,  xcöv  de  'AvxtnaxQiGxtov 
XsyofiEvcov ,  xcöv  ds  IIavcLixiu6x<ov.  Und  da  er  es  für  unwahrscheinlich  hält, 
dass  diese  Genossenschaften  die  Eroberung  Athens  durch  Sulla  86  über- 
dauerten, so  folgert  er  hieraus,  dass  Herodikos  seine  Schrift  wider  die 
Sokrates verehrer  zwischen  150  (er  hätte  wohl  140  sagen  können)  und  86 
abgefasst  habe.  Mag  dieser  Schluss  nun  richtig  sein  oder  nicht,  in  der 
That  wird  man  nach  diesem  Allen  jetzt  zugeben  müssen,  dass  Bücheier 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  685 

mit  Recht  eine  Abhängigheit  des  Vergilius  in  seinem  Epigramm  gegen 
Annius  Cimber  von  dem  des  Herodikos  angenommen  hat,  so  dass  der 
Letztere  wirklich  bereits  als  ein  unmittelbarer  Schüler  oder  doch  als  ein 
Enkelschüler  des  Krates  von  Mallos  anzusehen  und  noch  in  das  zweite 
Jahrh.  v.  Chr.  oder  doch  in  das  erste  zu  setzen  ist.  Daraus  folgt  denn, 
dass  nicht  alle  stoischen  Kreise  aus  diesen  Zeiten  die  Liebe  zu  Piaton 
theilten,  sondern  einzelne  derselben  diesem  Eklekticismus  einen  grimmigen 
Hass  gegen  den  grossen  Philosophen  entgegensetzten. 

C.  27.  S.  29.  A.  5b.  Z.  3  v.  o.  hinter  TdXXog  füge  hinzu:  aus  Alex. 
Polyh.,  s.  C.  33.  A.  91. 

C.  27.  S.  30.  Z.  6  v.  o.  und  S.  31  in  der  Ueberschrift  für  Polyanthes 
1.  Polyanthos. 

C.  27.  S.  30.  A.  7d.  Z.  1  für  Ind.  1.  lud.  Ueber  Kadmos  von  Miletos 
s.  noch  Rühl  Vermischte  Bemerkungen,  Jahrb.  f.  Ph.  CXXXVII.  1888. 
S.  116—119.  Wesshalb  dessen  Auseinandersetzung  mich  nur  theilweise 
überzeugt  hat  und  ich  ihm  nicht  zuzugestehen  vermag,  dass  es  wirklich 
einen  solchen  uralten  Sagengeschichtschreiber,  dessen  achtes  Werk  die 
Kxlois  MiXi\xov  gewesen  sei,  gegeben  habe,  kann  ich  hier  nicht  erörtern. 

C.  27.  S.  33.  Z.  8  v.  o.  für  Seleukos  1.  Diogenes. 

C.  27.  S.  34  f.  A.  21.  Die  Untersuchung  über  die  von  Philodem,  im 
Ind.  Acad.  aus  Apollodoros  abgeschriebenen  Verse  hat  neuestens  Gomperz 
Philodem.,  Wien  1891.  S.  82  —  86  fortgesetzt.  Vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  2. 
S.  125.    C.  2.  A.  613.    C.  9.  S.  283. 

C.  27.  S.  42.  A.  55  für  Nikan.  1.  Herodian. 

C.  27.  S.  50.  Z.  lf.  tilge  oder  — Poseidonios,  2  f.  u.  7  tilge  und  Konon, 
Z.  3  oder  80  und  demgemäss  auch  A.  34 b  u.  35 b. 

C.  27.  S.  50.  A.  26.  Z.  2  tilge  auch  — 18  und  A.  149  und  Z.  1  v.u.  tilge 
vgl.  A.  149.  157. 

C.  27.  S.  52.  A.  97.  97b.  Erst  bei  der  Correctur  stiess  ich  auf  die  von 
mir  übersehene  Abh.  von  G.  Hirsch  fei  d  C.  Iulius  Theupompus  of  Cnidos 
Journ.  of  Hellenistic  Studies  VII.  1886.  S.  286 — 290  und  trage  daher  aus 
dieser  die  inschriftlichen  Funde  nach,  aus  denen  hervorgeht,  dass  Theo- 
pompos  ausser  seiner  Heimat  auch  anderen  Städten  durch  seinen  Einfluss 
Wohlthaten  erwiesen  hatte  und  dafür  von  ihnen  durch  Statuen  geehrt  ward, 
dass  ferner  sein  Vater  Artemidoros  hiess,  und  dass  er  durch  Caesar  auch 
das  römische  Bürgerrecht  erhielt  und  sich  nun  nach  diesem  seinem  Gönner 
C.  Iulius  Theopompus  nannte:  Newton  Hist.  Discov.  S.  711.  No.  11  <6 
§r\\x,ogy  6  'iovXiscov  xcöv  nccl  AccodiKSoov  xmv  7tQog  &ccXu66r]  xrjg  LSQcig  xal, 
cccvXov  %ul  avtovofiov  Tdiov  'iovXiov  'AqrsfiidcoQOV  vlov  &£V7to[i7tov  svvoiag 
tveiiEv.  Foucart  Rev.  archeol.  N.  F.  XIII.  1866.  I.  S.  157,  9.  o  Säfiog  6 
*Podieov  rdiov  'IovXiov  &EV7tO(X7tov  'jQteiiidooQOv  aQSTccg  tvena  xai  svvot'ccg 
ccv  %%mv  diccTsXsi:  slg  tb  izXrj&og  xav  *Podicov.  Schon  vor  50  Jahren  endlich 
war  eine  knidische  Inschrift  von  Hamilton  Researches  in  Asia  minor 
(Inscr.  No.  287)  veröffentlicht  (wiederholt  von  Lebas  III.  No.  1572),  welche 
unter  einer  dritten  Statue  von  ihm  gestanden  hatte,  die  ein  Freund  und 
Landsmann  gleichfalls  mit  römischem  Vornamen  MccaQ-Kog  AlcpUiog,  Sohn  des 
MccccQKog,  dem  Apollon  Karneios  weihte.  Dass  Augustus  das  Verdienst  seines 
Sohnes  Artemidoros  nicht  vergass,    geht  aus  den  weiteren  inschriftlichen 


686  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

Zeugnissen  über  die  dem  Letzteren  von  den  Knidiern  erwiesenen  Ehren, 
wie  das  alle  5  Jahre  gefeierte  Fest  'AQxsiudcoQsicc,  hervor,  und  aus  anderen 
lernen  wir  das  hohe  Ansehen  kennen,  in  welchem  noch  unter  Traianus  die 
Nachkommen  dieser  Familie  nebst  ihren  Ahnen  standen,  s.  Hirschfeld  S.  290. 

C.  27.  S.  52.  A.  98.  Dass  auch  Porphyrios  in  seinen  homerischen  Unter- 
suchungen diese  Allegorien  benutzte,  hat  Schrader  Porph.  qu.  Hom.  ad 
II.  pert.  S.  393—406  gezeigt,  und  K.  J.  Neumann  (Gott.  gel.  Anz.  1864. 
S.  392)  bemerkt,  dass  sich  ein  Gleiches  auch  von  Athenagoras  (und  dem 
Verfasser  der  Cohortatio)  und  von  Minucius  Felix  beweisen  lasse.  Ferner 
stammen  aus  ihnen  (durch  Theon?)  die  Bemerkungen  Schol.  Apoll.  Rh. 
I,  498.  517,  s.  R.  Weber  Leipz.  Stud.  XI.  S.  144.  A.  2  (vgl.  C.  32.  A.  620), 
auch  Heylbut  Rhein.  Mus.  XXXIX.  1884.  S.  158. 

G.  27.  S.  59.  A.  136.  Vgl.  jetzt  die  ausführliche  Rec.  von  Oder  Woch.  f. 
kl.  Ph.  VIII.  1891.  Sp.  611—518  und  d.  kürzere  v.  Thiele  D.  L.-Z.  1891. 
Sp.  1342—4. 

C.  27.  S.  60.  A.  146.  S.  61.  A.  149.  üeber  Konon  34  s.  jetzt  auch 
Chavannes  De  Palladii  raptu,  Berlin  1891.  8.  (Doctordiss.).  S.  42—50, 
welcher  zu  dem  Ergebniss  kommt,  dass  diese  Erzählung  aus  einem  alexan- 
drinischen  Gedicht  stamme;  ob  unmittelbar  oder  durch  Vermittlung  des 
mythologischen  Handbuchs,  lässt  er  dahingestellt,  indem  er  Hoefers  Gründe 
für  letztere  Annahme  als  unsicher  bezeichnet;  doch  meint  er  S.  49  f.  A.  3: 
„Cononis  narrationem  34  re  vera  ex  compendio  quodam  fluxisse  haec  potius 
probare  videntur:  .  .  .  hccI  kqccxsl  ßtoc  nai  ftsganefa  xäv  Svvaxav  Jrjicpoßog 
(cf.  Hoefer  adn.  115).  —  xai  xcc  (isv  änsiXaig  xa  Ss  doogoig,  nXiov  Ss  xij 
pcqog  Tgebccg  ogyr;  a.TtoY.aXvnxn  "EXsvog  x.  x.  X.,  in  quibus  diversa  momenta 
contaminata  esse  apparet'f.  Indessen  steht,  wie  ich  jetzt  Oder  a.  a.  0. 
Sp.  515 — 517  und  Thiiele  a.  a.  0.  zugeben  muss,  überhaupt  die  ganze  von 
Hoefer  construirte  Annahme  dieses  Handbuchs  auf  schwachen  Füssen,  zumal 
da  es  nicht,  wie  ich  S.  61.  Z.  2  f.  v.  o.  irrthümlich  berichtet  habe,  das  von 
Diodoros  benutzte  sein  kann,  wie  dies  vielmehr  Hoefer  selbst  dargelegt  hat, 
während  das  von  Pausanias  verwandte  schwerlich  von  dem  letzteren  ver- 
schieden war.     Es  ist  also  wenigstens 

S.  61.  Z.  2  v.  o.  für  das  oben  bezeichnete  mythologische  zu  lesen: 
etwa  ein  mythologisches. 

C.  27.  S.  61.  A.  149.  157.  Dass  Konons  43.  Erzählung  aus  Poseidonios 
stammt,  hat  Rusch  De  Posidonio  etc.  S.  44.  A.  36  dargethan.  Mit  einem 
grundlosen  Machtspruch  bestreitet  es  Thiele.  Unmittelbare  Benutzung 
dieser  Quelle  vermuthet  gleich  mir  Oder  Sp.  517.  Thiele  behauptet  ferner 
zwar,  wie  ich  jetzt  einsehe,  richtig,  dass  eine  unmittelbare  des  Hege- 
sippos  und  des  Ephoros  von  Hoefer  nicht  erwiesen  sei,  aber  es  spricht 
auch  Nichts  gegen  dieselbe,  und  wie  sollen  denn  zum  Schluss  die  unmittel- 
baren Quellen  des  Konon  eigentlich  ausgesehen  haben?  Richtig  ist  es 
auch,  „dass  er  auf  eine  Sammlung  vom  Wege  abliegender  Geschichten 
ausging  (vgl.  den  Schluss  von  46)".  Endlich  bestreitet  Thiele  auch,  dass 
er  seine  Quellen  annähernd  wörtlich  ausgezogen  habe,  sein  Stil  sei  viel- 
mehr, „wo  nicht  durch  Photios  verwischt,  durchaus  gleichmässig  in  Wort- 
schatz, Wendungen,  Satzbau,  zwar  einfach,  doch  nicht  ohne  Eleganz,  oft 
mit  poetischen  Wendungen  geschmückt". 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  687 

C.  27.  S.  61.  A.  149.  Hinsichtlich  des  Zusammentreffens  von  Kon.  19 
mit  Paus.  1,  43,  7  ff.  wird  in  Wahrheit  doch  wohl  auch  nicht  anders  zu 
urtheilen  sein  als  hinsichtlich  der  sonstigen  beiden  Parallelen. 

C.  28.  S.  62.  A.  2.  „Dass  bei  La.  Di.  VII,  54  avrbv  statt  ccvrbv  zu 
schreiben  sei,  haben  vor  Susemihl  schon  0.  Heine  Jahrb.  f.  Ph.  XCIX. 
1869.  S.  612  und  dann  Hirzel  Unters,  z.  Cic.  ph.  Schrr.  II.  S.  10  erkannt". 
(Ed.  Wellmann).  Als  „Chrysippo  aequalis"  figurirt  Boethos  verkehrter- 
weise auch  noch  wieder  bei  Hausrath  Philod.  it.  noirip.  1.  II.  fr.   S.  224. 

C.28.  S.  63.  A.  12  für  Chiapelli  1.  Chiappelli  (ebenso  S.  78.  A.  60). 

C.  28.  S.  65.  A.  28*  für  770  1.  705  (Gaisf.). 

C.  28.  S.  71.  Z.  9  f.  sind  die  Worte  ja  sie  auch  —  verbindlich  machte 
nebst  der  zugehörigen  A.  47  zu  streichen. 

C.  28.  S.  73.  A.  53  letzte  Zeile  für  972  1.  962. 

C.  28.  S.  76.  Z.  1  für  iu  1.  in. 

C.  28.  S.  77.  A.  58.  Z.  7  v.  o.  für  31  1.  13. 

C.  29.  S.  106.  A.  97 b.  Z.  10  hinter  Leg.  füge  hinzu  III.  684  D.  E. 

C.  29.  S.  121.  A.  126.  Hultsch  Die  erzählenden  Zeitformen  beiPolybios, 
Abhh.  der  sächs.  Ges.  d.  W.,  philol.-hist.  Cl.  XIII.  1891.  S.  1—210. 

C.  29.  S.  129.  A.  155.  Schuehlein  S.  30—45  (dessen  Schrift  ich  nur 
aus  Kaerst  Jahresber.  LVIII.  S.  349  f.  kenne)  sucht  nachzuweisen,  dass 
Poseidonios  vielmehr  von  Italien  aus  durch  Gallien  und  die  ostspanische 
Küste  nach  Gades  gekommen  sei. 

C.  29.  S.  130.  A.  160  für  Lupus  1.  Rufus. 

C.  29.  S.  135.  A.  173.  Ueber  die  Lehre  des  Poseidonios  von  den  Affecten 
s.  noch  0.  Apelt  Die  stoischen  Definitionen  der  Affecte  und  Poseidonios, 
Jahrb.  f.  Ph.  CXXXI.  1886.  S.  513-550  =  Beiträge  zur  Gesch.  der  griech. 
Philosophie.  Leipzig  1891.  8.  S.  287—338. 

C.  29.  S.  146  f.  A.  216.  Diels  Zu  Aristoteles'  Protreptikos  und  Cicero's 
Hortensius,  Arch.  f.  Gesch.  der  Philos.  I.  1888.  S.  477—499  zeigt  gegen 
Hirzel  und  Wendland  Quaestiones  Musonianae  (Berlin  1886).  S.  8,  dass 
Cicero  im  Hortensius  die  IIqotqs7iti7io£  des  Poseidonios  jedenfalls  nur  neben- 
sächlich benutzt  hat. 

C.  29.  S.  147.  „Unter  den  Werken  des  Poseidonios  fehlt  das  ZvvTaypa 
nsgl  oQyfjg,  welches  uns  freilich  lediglich  durch  einen  von  Mariette  an 
Tischendorf  geschenkten  und  von  de  Muralt  Gatalogue  des  manuscrits 
grecques  de  la  bibliotheque  ...  de  Petersbourg  (Petersburg  1864)  im  Facsi- 
mile  herausgegebenen,  aus  Sakkarah  in  der  Nähe  von  Alexandrien  ge- 
fundenen, einen  Bücherkatalog  enthaltenden  Papyrosfetzen  bekannt  geworden 
ist,  s.  Zündel  Ein  griech.  Büchercatalog  in  Aegypten,  Rhein.  Mus.  XXI. 
1866.  S.  431".    (Schmekel). 

C.  30.  S.  153  f.  A.  35.  S.  155.  A.  44.  Hier  fehlt  die  im  Nachtr.  z.  C.  12. 
S.  345  hinter  diesem  2.  Bde.  abgedruckte  Stelle  Serg.  de  acc.  §.  24  =  eyplan.  in 
Donat.,  Gr.  Lat.  IV.  531,  18  f.  K.,  vgl.  auch  d.  Nachtr.  ebend.  z.  C.  16.  A.  11. 12. 

C.  30.  S.  162.  A.  101.  Z.  20  v.  u.  für  Deuteng  1.  Deutung. 

C.  30.  S.  168  f.  A.  139.  Nachdem  mich  W.  Schulze  und  Benselers 
Lex.  der  gr.  Eigenn.  darauf  aufmerksam  gemacht  haben,  dass  der  Genetiv 
Ttiqov  auch  wohl  von  Trjqrjg  gebildet  sein  könne,  ist  es  mir  recht  zweifel- 
haft geworden,  ob  nicht  doch  Hemsterhuys  mit  der  einfachen  Streichung 


688  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

von  TiJQog  das  Richtige  getroffen  hat:  xovvo[ia  würde  dann  zu  Ttjqov  ge- 
hören: „Namens  Teres",  und  die  Annahme,  dass  Dionysios  der  Thraker 
selber  Teros  (oder  Teres)  genannt  worden  sei,  würde  damit  fallen.  Selbst 
bei  meiner  Vermuthung,  geschweige  denn  bei  der  von  Marx,  wäre  xovvo[icc 
mit  Hlri&sts  verbunden  und  auf  Dionysios  bezogen  ein  seltsamer  Zusatz, 
man  müsste  denn  sagen,  dass  durch  ihn  die  Benennung  nach  dem  Vater 
als  wirklicher  Name  in  Gegensatz  zu  ®Qa£  als  Beinamen  gestellt  werden 
sollte;  das  wäre  aber  doch  ziemlich  künstlich.  Man  wird  hiernach  die 
beiden  von  mir  im  Texte  beigefügten  Fragezeichen  verstehen.  —  Die  Stelle 
bei  Serg.  de  acc.  §.  19  =  explan,  in  Donat.  I,  Gr.  Laif.  IY.  p.  529,  7  ff.  lautet 
richtig  und  vollständig  so:  Dionysius  domo  Alexandrius  —  docuit,  lyricorum 
poetarum  longe  studiosissimus ,  tres  (näml.  prosodias)  tradidit,  quibus  nunc 
omnes  utuntur,  ßccQstav  o&Zctv  TtEQiGn<Q\LEvi\v. 

C.  30.  S.  175.  A.  159 c.  Die  Sache  würde  nämlich  nach  Doxop.  Rh.  Gr. 
II.  p.  104  W.  oQi&xai  .  .  .  Jiovv6Log  6  &qcc^  ovxoo  '  „Qr}X0QiKr]  iaxi  dvvct[iig 
T£%viv.ri  ölcc  Xoyov  iv  7tQccy[iccxi  nolixt'Km  xsXog  e%ovou  xb  sv  Xsyeiv  sehr  ein- 
fach stehen,  wenn  nur  nicht  derselbe  Doxop.  VI.  17  und  ein  anderer  Rhetor 
VII a.  15,  allerdings  mit  dem  Unterschiede  m&avov  statt  dicc,  diese  Defini- 
tion vielmehr  dem  Dionysios  von  Halikarnassos  beilegten.  Auch  das 
Bruchstück  bei  Clem.  Strom.  V.  414  D.  diovvoiog  b  @Qa£  iv  xa  7ieqI  sucpd- 
gecov  kann,  wie  Schmidt  bemerkt,  zwar  aus  einer  Rhetorik,  kann  aber 
auch  aus  einer  andern  Schrift  sein.  Immerhin  jedoch  sprechen  dafür,  dass 
in  Wahrheit  dem  Thraker  jene  Definition  angehöre  und  er  also  wirklich 
auch  ein  rhetorisches  Lehrbuch  verfasst  habe,  die  A.  199 b  nach  Marx  (und 
theilweise  schon  Schmidt)  angegebenen  Analogien. 

C.  30.  S.  180.  A.  176.  Z.  1  v.  o.  für  Serv.  1.  Serg.  und  hinter  §.  20  füge 
hinzu  =  explan,  in  Donat.  I.  G.  L.  IV.  p.  529,  10  ff.  Keil,  dann  1.  Tyrannion 
und  Z.  3  1.  est  für  fuit  und  Z.  4  atqui  für  atque.  —  Endlich  am  Schlüsse 
füge  hinzu:  Zu  Planers  Sammlung  der  Fragmente  des  Tyrannion  giebt 
Hillscher  a.  a.  0.  Diss.  These  3  noch  eine  Ergänzung  durch  zwei  andere: 
Et.  M.  Mccgyog  (p.  574,  14  ff.)  und  Schol.  Theoer.  I,  136,  wo  er  6>ti(07iug, 
xovg  iv  G%ia  s'xovxag  xr\v  cona,  rjyovv  iv  vvkxi  \E%ovxug  xi\v  cpcovriv]  her- 
stellt, vgl.  Schol.  Hamb.  Od.  s  ,  65.  cnicanag  ...  7}  iiccqcc  xb  oma  r\yovv  xij 
vvkxI  xr\v  wita  e%elv. 

C.  30.  S.  189.  Z.  1  v.  0.  vor  und  fehlt  ein  Komma. 

C.  30.  S.  203.  A.  313  füge  hinzu:  Ob  Didymos  auch  den  Isokrates 
und  den  Deinarchos  commentirte,  ist  sehr  zweifelhaft,  s.  Schmidt  S.  320. 
Ueber  die  Frage,  ob  er  oder  Caecilius  den  Kanon  der  zehn  Redner  be- 
gründete oder  ob  er  im  letzteren  Falle  bei  Abfassung  seiner  Commentare 
zu  attischen  Rednern  denselben  wenigstens  bereits  kannte  und  voraussetzte, 
s.  d.  Nachtr.  z.  C.  35.  A.  109°. 

C.  30.  S.  203 f.  A.  314.  Sollte  wirklich  W  e  i  s  e  Quaest.  Caecü.  (Berlin  1888). 
S.  48— 50  (vgl.  C.  35.  A.  109)  gegen  Wilamowitz  darin  Recht  haben,  dass 
Dionys.  v.  Hai.  Epist.  ad  Amm.  II,  3.  p.  783  möglicherweise  die  hier  angeführten 
„Glossen"  sich  selbst  gesammelt  habe  und  nicht  ein  älteres  Glossar  zu  Thu- 
kydides  ausziehe,  so  bleiben  doch  die  Argumente  Useners  in  Kraft. 

C.  30.  S.  208.  A.  337b.  Vgl.  Schmidt  Didym.  S.  44.  A.  1:  „Fluxit 
quidem  Didymi  satis  veroosa    adnotatio,  quam  Aili.  I.  I.  ad  verbum  trans- 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  G89 

scripsit,  ex  ampliore  quadam  hominis  disputatione,  qua  Polemonem  gramma- 
icum  (v.  Preller  Polem.  p.  137)  exagitavit,  sed  summam  eins  in  comicum 
lexicon  transmigrasse  fidem  facit  instituta  Athenaei  Hesychiique  comparatio" . 
S.  hierüber  Schmidt  S.  76  (der  denn  die  beiden  kleinen  Stücke  140  a.  b 
xovxo  yccQ  —  'EQccT06&£vr)s  und  xiq  öl  —  ftsQfiog  als  Bruchstücke  des  Komiker- 
lexikons aufzunehmen  sich  begnügt  hat).  Wahrscheinlich  mit  Recht  nimmt 
Rob.  Weber  De  Dioscuridis  nsgl  xäv  nag  (0(ir}qcp  vopcov  libello,  Leipz. 
Stud.  XL  1888.  S.  191  an,  dass  überhaupt  der  ganze  Abschnitt  bei  Ath.  IV, 
16—19.  138e— 141  e  aus  Didymos  stamme,  s.  C.  32.  A.  533.  Ob  aber  die 
betreffende  Schrift  desselben  nur  diese  Dinge  behandelte  und  nur  gegen 
Polemon  gerichtet  war,  folgt  daraus  noch  nicht.  Uebrigens  vgl.  auch  C.  33. 
A.  262.  278.  282 b. 

C.  30.  S.  209.  A.  343.  Z.  8  v.  o.  für  dasss  1.  dass. 

C.  30.  S.  211.  A.  359.  „Dass  Qjj(ia  dnccQBfKpaxov ,  TcqoGxaY.xiys.6v ,  svkxi- 
hov  das  Verbum  im  Infinitiv,  Imperativ,  Optativ  bedeutet,  ist  bekannt.  Es 
fragt  sich  also  nur,  ob  durch  qt^luxu  synlixincc  die  Verba  in  ihren  ver- 
schiedenen Modi  bezeichnet  werden  können:  dann  ist  in  dem  bei  Suid. 
überlieferten  Titel  ein  Komma  vor  xal  dnccgsfiopccxcov  zu  setzen,  und  es  sind 
diese  Worte  als  eine  Erläuterung  des  von  Tryphon  selbst  gewählten  Titels 
neol  Qrjfidtcov  Byy.XixiY.av  durch  den  Urheber  dieses  Verzeichnisses  anzu- 
sehen".   (W.  Schulze).     Vgl.  auch  Friedlaender  Ariston.  S.  7. 

C.  31.  S.  236.  A.  62b  füge  hinzu:  Mall.  Theod.  4,  5.  p.  538  G.  p.  690,  lOff.  K., 
vgl.  C.  36.  A.  32. 

C.  32.  S.  243.  A.  28  füge  hinzu:  Vgl.  C.  37.  A.  98. 

C.  32.  S.  243.  A.  29.  Z.  1  hinter  dioxifiog  füge  hinzu:  (so  Jönsen  nach 
La.  Di.  X,  3  für  (dsoxifiog). 

C.  32.  S.  247.  A.  56.  Z.  1  für  VIII  1.  VII. 

C.  32.  S.  270.  Z.  12  v.  o.  für  Dionysios  1.  Diogenes. 

C.  32.  S.  273.  A.  199.  Zur  Ergänzung,  beziehungsweise  Berichtigung 
von  Hausraths  Arbeit  dient  jetzt  die  Untersuchung  von  Gomperz  Phi- 
lodem und  die  ästhetischen  Schriften  der  herkulanischen  Bibliothek,  Wien 
1891.  8.  (Wiener  Sitzungsber.,  philos.-  hist.  Cl.  CXXIII),  wo  die  früher  ähn- 
lich von  Gomperz  selbst  gehegte,  aber  schon  Nachlese  zu  den  Bruch- 
stücken der  griech.  Tragiker  (Wiener  Sitzungsber.  CXVI.  S.  12)  zurück- 
gewiesene, jedoch  von  Hausrath  wiederaufgenommene  Ansicht,  dass  der 
Verfasser  von  Pap.  994  nicht  Philodemos,  sondern  ein  (wahrscheinlich 
stoischer),  von  diesem  in  tceql  Ttoinficcxcav  bekämpfter  Gegner  des  Philo- 
demos sei,  widerlegt  wird.  Ausserdem  s.  noch  Buecheler  Zu  Philodemos 
7t8QL  7Coir}(X(xx(ov ,  Rhein.  Mus.  XLIV.  1889.  S.  633,  welcher  eine  Berichtigung 
giebt  und  die  hübsche  Entdeckung  von  E.  Preuner  mittheilt,  dass  sich 
V.  H.2  IV,  192  unmittelbar  an  VII,  94  anschliesst.  —  In  der  letzten  Zeile 
ist  übrigens  1890  statt  1889  zu  lesen;  theilweise  als  Doctordiss.  erschien 
freilich  Hausraths  Arbeit  schon  Bonn  1889.  8. 

C.  32.  S.  297.  A.  318.  Der  Versuch  von  Littig  in  der  A.  328  auf- 
geführten Abh.  (die  ich  erst  bei  der  Correctur  erhielt)  S.  11  f.  diese  Stelle 
mit  den  Angaben  von  Strab.  u.  Plut.  (s.  A.  322)  in  Einklang  zu  bringen  ist 
m.  E.  völlig  misslungen. 

C.  32.   S.  298  f.  A.  322.     Ob   Plutarchos   seine   Angabe   aus   der   angef. 

S\TKKMrm, ,  crrioeh.-ftlex.  Litt. -Gesch.    Tl.  44 


G90  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

Stelle  Strabons  oder,  wie  Littig  S.  10  f.  meint,  aus  dem  von  ihm  auch 
sonst  benutzten  Geschichtswerke  des  Letzteren  entnommen  hat,  ist  für  die 
Torliegende  Frage  gleichgültig. 

C.  32.  S.  299.  A.  324.  Ich  habe  bei  der  Angabe  von  92  Nummern  für 
das  Verzeichniss  der  aristotelischen  Werke  nach  Ptolemaeos  die  Zählung 
in  den  beiden  Fragmentsammlungen  von  Rose  festgehalten;  in  Wahrheit 
sind  es  einige  mehr,  wie  aus  der  Leipziger  Sammlung,  ferner  aus  Aug. 
Müller  Das  arab.  Verzeichniss  der  aristot.  Schriften,  Morgenland.  For- 
schungen, Fleischer  gewidmet,  Leipzig  1875.  S.  1—32  und  der  neuesten  Be- 
arbeitung von  Littig  a.  a.  0.  Anhang  I.  S.  37—42  zu  ersehen  ist.  Rose 
bezieht  den  Titel  86  auf  die  folgende  Nummer  87,  d.  i.  die  von  Artemon 
gesammelten  Briefe  (s.  C.  37.  A.  17),  aber  Müller  bei  Littig  S.  22  be- 
merkt, derselbe  könne  ursprünglich  (im  Archetypos  der  beiden  arab.  Ueber- 
setzungen)  ebenso  gut  auf  das  Vorhergehende  als  auf  das  Folgende  gegangen 
sein;  ich  stimme  indessen  Littig  bei,  der  Ersteres  und,  wie  es  scheint, 
auch  Letzteres  verwirft,  indem  er,  wie  ich  denke,  mit  Recht  86  als  eigene 
Nummer  ßißXicc  vna^%ovxoc  iv  ßißXio&rj'KT]  'AneXXLKcövxog  stehen  lässt.  Dass 
die  doch  vielmehr  von  Artemon  gesammelten  Briefe  als  Fund  und  noch 
dazu  als  der  einzige  aristotelische  Fund  des  Apellikon  bezeichnet  sein 
sollten,  erscheint  mir  geradezu  als  ungeheuerlich.  Sollte  aber  die  Bezeich- 
nung das  Vorhergehende  umfassen,  so  wäre  nur  Zweierlei  möglich,  nämlich 
entweder  alles  Vorhergehende,  also  auch  die  populären,  von  Aristoteles 
selbst  veröffentlichten  Schriften  oder  bloss  die  zuletzt  genannten,  gleich  viel 
von  wo  ab;  Ersteres  aber  wäre  geradezu  widersinnig,  und  Letzteres  würde 
wenigstens  mit  dem  Gebrauch,  welchen  ich  von  diesem  Zeugnisse  gemacht 
habe,  auch  noch  vollständig  im  Einklang  stehen. 

C.  32.  S.  303.  A.  330  u.  S.  305.  A.  337.  Ich  habe  die  latein.  Uebertragung 
von  Steinschneider  (bei  Rose)  beibehalten.  Vielleicht  ist  jedoch  viel- 
mehr die  griech.  Rückübersetzung,  welche  Litt  ig  S.  42  mit  der  Bemerkung 
von  Aug.  Müller  giebt,  diese  Fassung  sei  mit  dem  arab.  Text  durchaus 
vereinbar:  xal  irtiGxoXal  uXXai,  cctg  ivixv%ev  'Avdqoviv.og^  iv  ßißXioig  x'.  — 
Y.ccl  .  .  .  v7to(ivrj(iccT<x,  cov  svQrjaeig  ccQL&fiov  ncci  aQzag  iv  Xoycp  ni(i7iT<p  'AvSqo- 
vi*ov  nCvanog  xcov  'AQioxoxsXovg  ßißXltav  die  richtige. 

C.  32.  S.  303  f.  A.  333.  Zu  den  Berichterstattern  über  die  wahrschein- 
lich schon  auf  Andronikos  zurückgehende  Eintheilnng  der  sämmtlichen  ari- 
stotelischen Schriften  kommt  noch  Olympiodoros  in  seinem  bisher  unge- 
druckten Commentar  zu  den  Kategorien.  Littig  a.  a.  0.  Anh.  II.  S.  43-58 
hat  sowohl  (nach  Mittheilung  von  Basse)  den  betreffenden  Abschnitt  aus 
ihm  veröffentlicht  als  auch  alle  andern  Berichte  nach  neuen  Collationen 
(theils  von  ihm  selbst  theils  namentlich  von  Busse)  zusammengestellt,  dazu 
endlich  auch  Damaskios  Schol.  in  Aristot.  454 a  6  ff.  wieder  abdrucken  lassen. 
Er  hat  ferner  S.  13 — 16  versucht  die  Anordnung  der  systematischen  Lehr- 
schriften bei  Andronikos  und  somit  die  allerdings  noch  vorhandenen  Ab- 
weichungen dieser  Anordnung  von  der  jetzigen  theilweise  wiederzugewinnen. 
Nach  ihm  Hess  Andronikos  auf  die  Theile  und  den  Gang  der  Thiere  die  Psy- 
chologie, de  sens.,  de  mem.,  de  somn.  nebst  de  insomn.  und  de  divin.  p.  s., 
de  mot.  anim.  (welche  Schrift  er  also  fälschlich  für  acht  hielt),  de  gen. 
anim.,  de  long,  et  brev.  vit.,  de  iuv.  et  sen.,  de  vit.  et  mort.,  de  respir.,  de 


Nachträge  und  Berichtigungen  znm  zweiten  Band.  691 

sanit.  et  morb.  folgen,  erklärte  aber  mit  Recht  die  beiden  letzten  Bücher 
der  Thiergeschichte  noch  für  unächt  und  kannte  7tsoi  yioGfiov  noch  nicht. 
Meine  theilweisen  Zweifel  und  Ablehnungen  kann  ich  hier  nicht  entwickeln. 

C.  32.  S.  306.  A.  337.     S.  d.  Nachtr.  z.  A.  330. 

C.  32.  S.  305.  A.  338.  Dass  schon  Andronikos  an  den  Unterschied  einer 
exoterischen  und  einer  esoterischen  Lehre  des  Aristoteles  glaubte,  erhellt 
wohl  daraus,  dass  er  die  beiden  A.  337  erwähnten  Briefchen  für  acht  hielt, 
vgl.  C.  37.  A.  17.  Die  Seele  soll  er  für  ein  blosses  Erzeugniss  der  Mischungs- 
verhältnisse des  Leibes  erklärt  haben,  wie  Galen.  IV.  782  f.  und  Themist.  de 
an.  IT.  56,  11.  59,  6  ff.  Speng.  berichten,  die  dabei  zugleich  seine  Klarheit 
rühmen,  wie  er  denn  überhaupt,  sagt  Ersterer,  frei  und  ohne  Umschweife 
zu  reden  pflege:  <hg  ilsv&SQog  dvrjo  ävev  tov  TtEoinXEnsiv  ccöccqxng,  snaivcö 
ts  nuvv  xca  <xitods%0[i(u  %i\v  cpqd.6iv  tov  ocvdoög  '  svqlökoo  yag  avzov  xai  hcct' 
ccXXcc  noXXcc  toiovtov. 

C.  32.  S.  305  f.  A.  340.  Die  Berechnung  von  Littig  S.  3—8,  nach 
welcher  Andronikos  etwa  zwischen  125  und  47  lebte,  ist  also  gewiss  an- 
nähernd richtig,  obgleich  sie  auf  sehr  unsicheren  Grundlagen  beruht.  Die 
Wirksamkeit  desselben  in  Athen  als  Schulvorstand  begann  ohne  Zweifel, 
wenn  er  das  erwähnte  Werk,  wie  gesagt,  auch  vielleicht  schon  früher  ge- 
schrieben hatte,  doch  erst  nach  86,  aber  er  wird  schwerlich  erst  von  da 
ab  daselbst  gelebt  haben  und  kann  füglich  bereits  geraume  Zeit  vor  47  ge- 
storben und  ebenso  gut  vor  als  nach  oder  um  125  geboren  sein.  Auf  den 
vagen  Ausdruck  von  Boethius  de  divis.  p.  638.  Andronici  diligentissimi 
senis  hätte  Littig  (wie  er  im  Grunde  S.  8  selbst  einsieht)  besser  gethan 
auch  nicht  das  mindeste  Gewicht  zu  legen. 

C.  32.  S.  330..  A.  450.  Es  kann  auch  sein,  dass  der  Verfasser  dieser 
Schmähschrift  gegen  Aristoteles  vielmehr  Lykon  von  Iasos,  und  es  ist  end- 
lich möglich,  dass  Lykon  von  Taras  mit  Lykon  von  Iasos  in  Wirklichkeit 
dieselbe  Person  war,  geboren  in  letzterer,  ausgewandert  nach  ersterer  Stadt. 
Auf  alle  Fälle  geschieht  des  Guten  zu  viel,  wenn  Müller  F.  H.  G.  II.  S.  370. 
A.  *  *  drei  Pythagoreer  dieses  Namens  annimmt,  indem  er  nicht  nur  die 
genannten  Beiden  von  einander,  sondern  auch  von  dem  Feinde  des  Aristo- 
teles unterscheidet.  Sondert  man  aber  wenigstens  den  Tarentiner  von  dem 
lasier  und  vereinigt  Ersteren  mit  dem  Urheber  der  Schmähschrift,  so  wird 
die  Zeit  des  Letzteren  völlig  ungewiss.  Lykon  von  Iasos  schrieb  nach  Ath. 
X.  418  f.,  wie  der  Codex  überliefert,  nsoi  nvfruyoQiov ,  was  man  früher  in 
7VEQi  üv&ayoQov  verbesserte,  während  jetzt  Kaibel  wohl  richtig  izsqi 
IIv&ayoQSiov  (ßiovy  hergestellt  hat  nach  Iamblich.  V.  P.  p.  162  Nauck,  wo 
Nauck  zu  §.  233.  'Aqigzo&voq  ev  reo  izsqI  IIv&ayoQMOV  ßiov  anmerkt:  »neol 
tov  nv&ayoQEiov  ßtov  Porphyr."  Derselbe  wird  ebendas.  II.  69  e  Lykos  der 
Pythagoreer  genannt :  Avhoq  (soValckenaerf.  i'ßvnog)  d'  6  IIv&ayoQEios  x.  t.  ä., 
und  Schweighaeuser  vermuthet  nicht  ohne  eine  gewisse  Wahrscheinlich- 
keit, dass  der  nämliche  Lykos  auch  II.  47  a  zu  verstehen  sei  („idem  fortasse 
AvKog  intellegendus"  schreibt  Kaibel  im  Index),  wogegen  Clinton  F.  H. 
III.  S.  485  unter  Beistimmung  von  Müller  a.  a.  0.  S.  373  dies  für  grundlos 
erklärt,  indem  Beide  vielmehr  an  Lykos  von  Rhegion  (=  Fr.  7)  denken, 
den  indessen  Ath.  sonst  nirgends  anführt.  Sicher  lässt  sich  hier  nicht  ent- 
scheiden, aber  weit  zweifelhafter  noch  erscheint  es  mir,  ob  der  bei  Porphyr. 

44* 


692  NachtiS-ge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

V.  P.  4  angeführte  Lykos  sv  d'  'laroQimv,  wie  Müller  a.  a.  0.  S.  370.  A.  ** 
unbedenklich  annimmt,  jener  Pythagoreer  oder  ob  er  nicht  vielmehr  der 
Rheginer  ist:  ich  glaube  weit  eher  Letzteres,  denn  die  Schrift  tisqI  tov 
IIvftuyoQSiov  ßiov  (oder  nsql  IIvftctyoQov'})  konnte  schwerlich  'I6toqicci  ge- 
nannt werden,  und  die  Annahme,  Lykon  von  Iasos  habe  ausser  ihr  auch 
noch  ^Iazoqiai  verfasst  und  auch  in  diesen  von  Pythagoras  gesprochen, 
wäre  doch  ziemlich  gewagt.  Ob  einer  der  beiden  Pythagoreer  Lykon,  und 
wenn  ja,  welcher  von  beiden,  oder  ob  der  Peripatetiker  es  war,  welcher 
als  Zahl  der  Komoedien  des  Epicharmos  35  angab  (Suid.  'Ent'xccQuog),  ver- 
mag ich  nicht  zu  entscheiden,  obgleich  Lorenz  Epicharmos  S.  147  ebenso 
unbedenklich  den  Letzteren  versteht  wie  andrerseits  Wilamowitz  Eurip. 
Her.  I.  S.  149.  A.  51  schreibt:  „35  zählte  vor  Apollodor  der  Pythagoreer 
Lykon".  Vermuthlich  fusst  Wilamowitz  darauf,  dass  Epicharmos  von 
gewissen  Seiten  annäherungsweise  zu  den  Pythagoreern  gezählt  ward.  Aber 
zwingend  scheint  mir  dieser  Grund  nicht  zu  sein.  Will  man  ihn  gelten 
lassen,  so  möchte  allerdings  wohl  die  Schrift  izeql  tov  nv&ayoostov  ßtov 
diejenige  gewesen  sein,  in  welcher  dies  stand,  und  wenn  die  Zählung  von 
40  Stücken,  von  denen  aber  4  verdächtigt  wurden,  bei  dem  Anon.  de  com. 
(vor  Bergks  Ausg.  des  Aristoph.)  III,  5  allerdings  wahrscheinlich  auf 
Apollodoros  zurückgeht,  so  liegt  in  der  That  der  Gedanke  am  Nächsten, 
dass  die  somit  nur  um  1  abweichende  Zählung  bei  Lykon  die  ältere  war, 
Lykon  von  la.308  also  vor  Apollodoros  lebte  und  bei  dem  inzwischen  er- 
folgten Aussterben  der  pythagoreischen  Secte  also  etwa  ein  Zeitgenosse 
seines  Namens-  und  Schulgefährten,  wenigstens  kaum  später,  und  da  die 
älteren  Pythagoreer  nicht  schriftstell erten ,  frühestens  ein  Zeitgenosse  des 
Philolaos  oder  auch  erst  des  Archytas  war.  Aber  dies  Alles  sind  doch 
m.  E.  sehr  unsichere  Combinationen. 

C.  32.  S.  348.  A.  524.  Die  Bemerkung  über  Od.  d,  55  ff.  bei  Ath.  V. 
193b  führt  M.  Müller  De  Seleuco  Homerico  (Göttingen  1891).  S.  14 f.  nicht  auf 
Dioskurides,  sondern  auf  Seleukos  zurück  (vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  26.  S.  24—27). 

C.  33.  S.  358.  A.  48.  Z.  5  v.  0.  für  73  1.  77. 

C.  33.  S.  362.  A.  81  für  103  1.  105. 

C.  33.  S.  377.  A.  164.  Die  Quelle  ist  wiederum  Hermippos  von  Bytores 
Es  ist  nach  ihrer  Angabe  anzunehmen,  dass  Timagenes  als  Rhetor  der- 
selben atticistischen  Richtung  wie  Caecilius  von  Kaiakte  und  Dionysios  von 
Halikarnassos  huldigte.    Vgl.  Wachsmuth  Rhein.  Mus.  XLVI.  1891.  S.  469. 

C.  33.  S.  378  ff.  Die  Annahme  von  Gutschmid,  welcher  auch  ich 
gefolgt  bin,  wird  jetzt  eben  lebhaft  bestritten  von  Wachsmuth  Timagenes 
und  Trogus,  Rhein.  Mus.  a.  a.  0.  S.  469 — 479,  welcher  zwar  zugiebt,  dass 
Timagenes  die  Hauptquelle  des  Trogus  Pompeius  war,  so  jedoch,  dass 
dieser  neben  ihm  auch  Ephoros,  Theopompos,  Timaeos,  Phylarchos,  Poly- 
bios,  Poseidonios  für  grosse  Strecken  selbständig,  d.  h.  unabhängig  von  ihm 
benutzte  und  keineswegs  ohne  alle  schriftstellerische  Individualität  gewesen 
sei.  Wachsmuth  vertheidigt  die  Richtigkeit  und  Vollständigkeit  des  Titels 
BaaiXsmv,  indem  er  dies  Werk  des  Timagenes  für  eine  je  nach  den  ver 
schiedenen  Völkerschaften  geordnete  Geschichte  der  Könige  bei  denselben 
erklärt.  Er  vergleicht  die  Schrift  des  Dionysios  von  Herakleia  (vgl.  C.  2. 
S.  71  ff.,   der  auch    nsgl   ßaQßciQLKcov    £&<ov   schrieb)   nsol  aQxccioiv  ßccotlsoov 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  693 

und  die  des  Charon  von  Naukratis  Baailsie  in  ncduiov  yeyovözss  iv  sHÖcaTO) 
b&vsi  (s.  C.  30.  A.  23).  Das  Genauere  muss  mau  bei  ihm  selber  nachlesen; 
mir  ist  es  unmöglich  jetzt  „in  der  zwölften  Stunde"  noch  näher  auf  diesen 
Gegenstand  einzugehen. 

C.  33.  S.  398.  A.  304.  ,  Jedenfalls  war  Suidas  selbst  ein  Thessalier,  wie 
eben  die  Namensform  statt  des  gemeingriechischen  Zaidas  beweist,  s.  Col- 
litz  Griech.  Dialektinschrr.  Thessalien.  Ind.  u.  d.  W."    (W.  Schulze). 

C.  33.  S.  399.  A.  314.  Z.  7  v.  u.  tilge  Balagros  —  MccnedoviKci ,  s.  d. 
Nachtr.  z.  C.  21.  S.  636.  -  Z.  5  v.  u.  tilge  Demoteles  (AlyvntLccnci). 

C.  33.  S.  403.  A.  324.  S.  L.  Müller  a.  a.  0.  S.  Ulf.:  „Selon  le  dire 
de  Strabon,  Juba,  outre  les  deux  Mauretanies,  obtint  encore  les  Etats  de  son 
pere;  suivayit  Dion,  Auguste  le  retablit  d'abord  dans  son  royaume  paternel 
et  lux  donna  apres,  en  echange  de  celui-ci  les  pays  de  Bocchus  et  de  Bogud; 
mais  le  rapport  de  Strabon  est  eoidemment  faux,  et  meine  celui  de  Dion  ne 
semble  pas  etre  exact.  On  ne  connait  que  tres  peu  le  regne  de  Juba"  und 
dazu  S.  111  Anm.:  „Les  monnaies  . . .  n'offrent  pas  d'indice  d'avoir  ete  frappees 
en  Numidie,  et  les  dates  qu'elles  portent,  renvoient  ä  Van  25  comme  celui  de 
l'avenement  de  Juba,  annee  oü,  d' apres  Dion,  il  obtint  le  tröne  de  Mau- 
Tetanie.  Selon  la  liste  qyCa  donnee  Dion  des  provinces  partagees  entre  Auguste 
et  le  senat  en  27,  la  Numidie  se  trouvait  dans  le  nombre  de  Celles  qui 
cchurent  au  senat".  Das  Wahrscheinlichste  ist  m.  E.  hiernach  der  von 
Cless  in  Paulys  ßealenc.  V.  S.  740  hingeworfene  Gedanke,  dass  Augustus 
anfänglich  in  der  That  daran  dachte  dem  Iuba  Numidien  zurückzugeben, 
in  der  Ausführung  sodann  aber  ihm  vielmehr  Mauretanien  vielleicht  mit 
einem  Stücke  von  Numidien  gab.  Wirklicher  König  von  ganz  Numidien 
ist  derselbe  allem  Anschein  nach  nie  gewesen. 

C.  33.  S.  410.  A.  347.  Ueber  das  angebliche  Fr.  19  des  Iuba  s.  auch 
C.  38.  A.  86  K 

C.  34.  S.  415  f.  A.  3.  Das  Bruchstück  aus  der  lateinischen  Bearbeitung 
des  Lenaeus  b.  Gell.  XVII,  16  lautet:  anates  Ponticas  dicitur  edundis  vulgo 
venenis  victitare.  scriptum  etiam  a  Lenaeo,  Cn.  Pompei  liberto,  Miihridatem 
illum  Ponti  regem  medicinae  rei  et  remediorum  id  genus  sollertem  fuisse  soli- 
tumque  earum  sanguintm  miscere  medicamentis,  quae  digerendis  venenis  valent, 
eumque  sanguinem  vel  potentissimum  esse  in  confectione ;  ipsum  autem  regem 
adsiduo  talium  medellarum  usu  a  clandestinis  epularum  insidiis  cavisse,  quin 
et  scientem  quoque  ultro  et  ostentandi  gratia  venenum  rapidum  et  velox 
saepenumero  hausisse,  atque  id  tarnen  sine  noxa  fuisse.  quamobrem  postea, 
cum  proelio  victus  in  idtima  regni  refugisset  et  mori  decrevisset,  veneria  vio- 
lentissima  festinandae  necis  causa  frustra  expertus,  8UO  se  ipse  gladio  transegit. 
huius  regis  antidotus  celebiatissimus  est,  quae  „Miihridatios"  vocatur,  und 
in  der  zum  Theil  parallelen  Stelle  bei  Plin.  XXV.  §.  5  ff.  geht  vorauf:  antca 
(näinl.  ante  C.  Valgium)  condiderat  solus  apud  nos,  quod  equidem  inveniam, 
Lenaeus  Magni  libertus,  quo  primum  tempore  hanc  scientiam  (näml.  herba- 
rum)  ad  nostros  pervenisse  animo  adverto.  Daher  schreibt  denn  Hillscher 
a.  a.  0.  S.  377.  A.  3:  „Plinii  et  Gellii  locos,  ubi  extant  Lenaei  fragmenta  e 
translatis  iussu  Pompei  in  Latinum  sermonem  scriptis  Mithridatis  de  venenis 
mvenis  apud  Drumannum  (Gesch.  Borns  IV.  p.  556).  Decst  Plin.  XXV. 
#.  6'3.    Scriptum   'de  herbis',  quod  teste  eodem  XXV.  §.  5  ante  C.  Valgium 


694  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

unus  condidit  Lenaeus,  fuisse  puto  inter  translatos  Mos  libros ,  cum  pergat 
Plinius:  namque  Mithridates  etc." 

C.  34.  S.  444  f.  Ueber  Sostratos  s.  jetzt  M.  Well  mann  Sostratos, 
ein  Beitrag  zur  Quellenanalyse  des  Aelian,  Hermes  XXVI.  1891.  S.  321 — 350. 

C.  35.  S.  466.  A.  53.  Ein  Mehreres  über  die  Beliebtheit  der  ditro- 
chaeischen  Clausel  bei  den  Asianern  s.  b.  Marx  De  Rhet.  ad  Herenn. 
commentatio  crit.,  Greifswald  1891.  4.  S.  XIII— XVII. 

C.  35.  S.  473.  A.  86b.  Dass  diese  Bezeichnung  von  Spengel  herrührt, 
darüber  täuscht  mein  Gedächtniss  mich  schwerlich,  aber  ich  kann  den 
Ort,  wo  er  sie  gebraucht,  zur  Zeit  nicht  wiederfinden. 

C.  35.  S.  485.  A.  109.  Unter  den  obwaltenden  Umständen  ist  es  aller- 
dings zweifellos ,  dass  auch  der  jüngere  Gorgias  den  Kanon  der  zehn  Redner 
noch  nicht  kannte,  aber  keineswegs,  wie  Usener  in  der  A.  109 b  ange- 
führten, erst  während  meiner  Correctur  dieses  Abschnitts  erschienenen 
Notiz  urtheilt,  auch  schon  an  sich.  An  sich  könnte  er  vielmehr  diesen 
Kanon  ja  wohl  schon  gekannt,  aber  nur  noch  nicht  anerkannt  haben. 

C.  35.  S.  485.  A.  109 c.  Wenn  man  aus  dem  angegebenen  Umstände, 
dass  Didymos  keinen  ausserhalb  des  Kanons  stehenden  Redner  commentirt 
zu  haben  scheint,  überhaupt  einen  Schluss  ziehen  darf,  so  würde  es  der 
sein,  dass  derselbe  wahrscheinlich  entweder  diesen  Kanon  aufgestellt  oder 
doch  gekannt  und  gebilligt  habe.  Letzteres  aber  bringt,  da  als  muth- 
masslicher  Urheber  dann  nur  Caecilius  übrig  bliebe  und  dieser  beträchtlich 
später  als  sein  älterer  Zeitgenosse  Didymos  zur  Welt  gekommen  war,  die 
chronologische  Schwierigkeit  mit  sich,  dass  dann  alle  diese  Commentare 
des  Letzteren  zu  attischen  Rednern  erst  in  dessen  vorgerückten  Jahren 
entstanden  sein  könnten,  und  dies  ist  für  mich  der  Hauptgrund,  wesshalb 
ich  die  erstere  Annahme  nicht  ganz  von  der  Hand  weisen  mag.  Im 
Uebrigen  haben  die  von  den  Vertretern  dieser  Ansicht  dargelegten  Argu- 
mente für  mich  wenig  Ueberzeugendes.  Was  Hampe  vorbringt,  ist  von 
Brzoska  S.  10 — 12  schlagend  widerlegt  worden  (vgl.  auch  schon  Steffen 
De  canone  S.  50.  A.  33),  ja  er  hat  Hampe  noch  zu  viel  zugestanden, 
indem  er  dessen  Behauptung,  dass  Didymos  auch  den  Lykurgos  commentirt 
habe,  nicht  einfach  als  völlig  willkürlich  abfertigt,  sondern  von  Spuren 
redet,  aus  denen  man  dies  allerdings,  wenn  auch  nur  ganz  unsicher,  ver- 
muthen  könne.  Usener  bemerkt,  dass  er  früher  lange  mit  Meier  den 
Caecilius  für  den  Schöpfer  des  Kanons  gehalten  habe,  aber  durch  Ball- 
heimer  zu  einer  andern  Ueberzeugung  gebracht  sei.  Ballheimer  seiner- 
seits behauptet  nun  zunächst  mit  einer  grundverkehrten  Schlussfolgerung, 
Didymos  sei  ungefähr  10  Jahre  älter  als  Dionysios  von  Halikarnassos  ge- 
wesen, während  er  im  Gegentheil  etwa  gleichen  Alters  mit  diesem  und 
vermuthlich  eher  etwas  jünger  war  (s.  C.  30.  A.  264)  und  jedenfalls  den- 
selben beträchtlich  überlebte,  so  dass  es  zwar,  wie  gesagt,  eine  nicht 
unbedenkliche,  aber  doch  keineswegs  unmögliche  Annahme  ist,  er  habe 
die  Zehnzahl  der  classischen  Redner  erst  von  seinem  jüngeren  Zeitgenossen 
Caecilius  überkommen.  Vor  allen  Dingen  aber  hätte  doch  Ballheimer 
erst  beweisen  müssen,  was  freilich  auch  Usener  auffallenderweise  als 
selbstverständlich  voraussetzt,  dass  er,  sei  es  überhaupt  sei  es  bei  der  Ab- 
fassung seiner  Commentare  zu  attischen  Rednern,  diesen  Kanon  kannte  und 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  695 

annahm.     Denn  es  ist  doch  gewiss  auch  recht  wohl  denkbar,   dass   seine 
allein  sicher  stehenden    Commentare    zu   Antiphon,    Isaeos,    Demosthenes, 
Hypereides,    Aeschines   vielmehr    noch   ohne    solche   Kenntniss     in    seinen 
früheren  Jahren  abgefasst  worden   seien  und  vielmehr   nur  dem  Caecilius 
mit  einen  Anstoss  zur  Aufstellung  jenes  Kanons  gegeben  haben,  also  viel- 
mehr eine  Vorstufe  für  dieselbe  gewesen   seien.     Ja  ich  meinerseits  stehe 
nicht  an  dies  für  das  Wahrscheinlichste  zu  halten.    Bei  Ballheimer  findet 
sich   aber   auch   nicht   einmal   ein  Versuch   zu    einem  derartigen  Beweise, 
man  müsste  denn  die  Bernfung  auf  die  von  Studemund  Ein  Verzeichniss 
der  zehn  attischen    Redner,    Hermes  II.    1867.   S.  434—449   aus   mehreren 
Handschriften  veröffentlichte  Tabelle  jener  Zehn,  in  welcher  dem  Deinarchos 
nicht  weniger  als  410  oder  400,  dem  Isaeos  200,  dem  Lysias  200  od.  190, 
dem   Hypereides   170,    dem   Demosthenes    75   oder   71,    dem   Lykurgos  58 
oder  50,   dem  Antiphon  50,   dem  Andokides  44,   dem  Aeschines  3  Reden 
und  18  Briefe  beigelegt  werden,  für  einen  solchen  Versuch  ansehen  wollen. 
Denn  er  schreibt  ja  im  Anschluss  an  Studemund:  „inäicem  ad  tempora 
Dionysio  Caecilioque  referre  numerorum  magnitudine  sine  dubio  (!)  cogimur; 
vel  sie  igitur  ipsorum  horum  oratorum  ut  selectorum  decadem  deprehendimus 
Dionysio  Caecilioque  antiquiorem"  und  fügt  dann  hinzu:  „Numeros  igitur 
illie  a  Didymone  servatos  habemus?"    Dabei  hat  er   aber  leider  nicht  be- 
dacht, was  schon  Studemund  nachgewiesen  hat,  dass  diese  Zahlen  zwar 
den  Katalog  irgend  einer  grossen  Bibliothek  wiedergeben,  aber  jedenfalls 
nicht    den   der    alexandrinischen ,    folglich    also    auf  keinen   Fall    die    des 
Alexandriners  Didymos    sein  können.     Denn   an  den  der  alexandrinischen 
schloss  sich  ja  Hermippos  und  an  diesen  und  dessen  Zahlen  wieder  Caecilius 
an,  dessen  Zahlangaben  in  der  That  gleich  denen  des  Dionysios  mit  denen 
dieser   Tabelle    unvereinbar    sind.     Und  A.  Schöne   Die  Biographien  der 
zehn  att.  Redner,  Jahrb.  f.  Ph.  CHI.  1871.  S.  778  f.  hat  wahrscheinlich  ge- 
macht,  dass  auch  die  des  Dionysios  wesentlich  die  alexandrinischen,  aber 
überdies  auch  die  pergamenischen  Pinakographen  zur  Voraussetzung  hatten, 
so    dass   also    auch   die   letzteren  nicht   die   Quellen  jenes    Verzeichnisses 
waren.    Vgl.  d.  Nachtr.  z.  C.  12.  A.  59  hint.  diesem  2.  Bde.    Dazu  kommt 
nun  obendrein  noch  der  Umstand,   dass   die  Briefe  unter  dem  Namen  des 
Aeschines,  wie  C.  37.  A.  38  hervorgehoben  ist,    erst  nachalexandrinische 
Fabricate  waren.    Zweifellos  ist  mithin  gerade  das  Umgekehrte,  dass  näm- 
lich jenes  Verzeichniss  jünger  als  Didymos,  Dionysios  und  Caecilius   ist, 
und  dass  es  auf  einer  Täuschung  beruht,   wenn  Studemund  und  Ball- 
heimer  geglaubt   haben,    die    Kritik    des    Dionysios    und    des    Caecilius, 
welche  auch  die  diesen  Männern  vorliegenden  weit  geringeren  Zahlen  von 
Reden   noch    beträchtlich    durch    Ausscheidung   von  unächten   verringerte, 
müsse  nun  auch  allenthalben  und  sofort  bei  den  Vorstehern  und  Besitzern 
aller  möglichen  grossen  Bibliotheken  durchgedrungen  sein.    Endlich  meint 
Ballheimer,  es  sei  kein  Grund  anzunehmen,  dass  gerade  ein  Rhetor  und 
nicht  ein  Grammatiker  jene  zehngliedrige  Gruppe  geschaffen  haben  müsse. 
Das  kann  man  zugeben,  wenn  er  aber  weitergreifend  meint,   sie   schmecke 
sogar  vielmehr  nach  einem  Grammatiker  und  nicht  nach  einem  Rhetor,  so 
ist   er  wiederum  jeden  Beweis   dafür  schuldig  geblieben.     In  diese  Lücke 
ist  Usener  eingetreten.     „Caecilius  konnte",  so  meint  er,  „ebenso  wenig 


696  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

als  Dionysios,  eben  weil  er  rhetorischer  Fachmann  war,  einen  Kanon  auf- 
stellen, in  dem  Andokides  und  Deinarchos  eine  Stelle  hatten.  Nur  ein 
Grammatiker,  der  durchaus  je  fünf  Vertreter  der  aufsteigenden  und  der 
vollendeten  Kunst  zusammenstellen  wollte ,  konnte  das".  Allein  man  sollte 
doch  denken:  wenn  ein  Rhetor  dies  nicht  konnte,  so  konnte  er  sich  auch 
nicht  einem  derartigen  von  einem  noch  so  berühmten  Grammatiker  ent- 
worfenen unterordnen ,  denn  wenn  sich  der  Rhetor  auch  an  die  Vorarbeiten 
des  Grammatikers  anzuschliessen  hatte,  so  war  er  doch  in  solchen  Fragen 
demselben  sicher  nicht  gleichwie  einem  Gesetzgeber  zu  schuldigem  Ge- 
horsam verbunden.  Gewiss  hat  auch  „Caecilius  an  die  grammatischen 
Vorarbeiten  eines  Didymos  naturgemäss  bei  seinem  ersten  atticistischen 
Versuch  angeknüpft",  wofür  sich  Usener  auch  auf  Folgendes  beruft: 
„Caecilius  schrieb  nach  Suidas  ncczcc  $Qvya>v  ovo-  S6zi  ds .  [nctza  6zoi%eiov~\ 
anodsL^is  zov  slqtjg&cci  (svqso&cci  richtig  Nitzsche  Quaest.  Eudoc.  S.  37) 
nucav  le^iv  ■x,aXiQQ7][Loavvr]g'  k'azL  de  SHloyrj  Xe&cov  thxzcc  azoLxstovil;  aber 
das  bleibt  auch  stehen,  wenn  die  an  fünf  bis  sieben  Rednern  des  nach- 
maligen Kanons  ausgeübte  „biographische  und  commentirende  Thätigkeit" 
des  Letzteren,  wie  gesagt,  dem  Ersteren  vielmehr  als  Anregung  und  Vor- 
stufe für  die  Aufstellung  dieses  Kanons  gedient  haben  sollte.  Es  ist  auch 
recht  wohl  möglich,  class  nur  ein  Theil  jener  Thätigkeit  derselben  voran- 
ging und  der  spätere  Theil  derselben  erst  unter  Bekanntschaft  und  Einfluss 
von  diesem  Kanon  des  Caecilius  von  Didymos  vollbracht  worden  ist.  Wer 
giebt  uns  ferner  das  Recht  dem  Urheber  dieser  Gruppirang,  wer  es  auch 
gewesen  sein  mag,  die  Absurdität  unterzulegen,  als  hätte  er  einerseits 
Lysias,  Isaeos  und  Isokrates  auch  in  den  von  ihnen  gepflegten  Zweigen 
der  Beredsamkeit  nur  erst  noch  zu  der  aufsteigenden  und  wenn  ja,  so 
vollends  den  Deinarchos  noch  mit  zu  der  vollendeten  Redekunst  gezählt? 
Zum  Mindesten  endlich  müsste  doch  erst  bewiesen  sein,  dass  die  bio- 
graphische und  commentirende  Thätigkeit  des  Didymos  sich  auch  auf 
Andokides  und  Deinarchos  erstreckte;  dies  ist  aber  in  Bezug  auf  Deinarchos 
sehr  zweifelhaft  (s.  d.  Nachtr.  z.  C.  30.  A.  313),  und  vollends  auf  Andokides 
führt  uns  in  dieser  Hinsicht  auch  nicht  die  leiseste  Spur.  Endlich  jene 
siegreiche  Auswahl  der  zehn  Musterredner  bezeichnet  den  eigentlich  durch- 
schlagenden Erfolg  des  Atticismus;  hat  also  Didymos  sie  getroffen,  dann 
war  es  nicht  Pergamon,  nicht  Athen,  nicht  Rhodos,  welchem  man  diesen 
Erfolg  dankte,  sondern  Alexandreia,  und  das  wird  gleichwie  mich  so  auch 
noch  manchen  Anderen  nicht  eben  wahrscheinlich  dünken.  Meint  aber 
Usener,  es  verschlage  Nichts,  ob  man  es  vorziehe  in  Didym.  oder  einem 
wenig  älteren  Zeitgenossen  desselben  den  Begründer  des  in  Rede  stehenden 
Kanons  zu  erblicken,  so  ist  zu  erwidern:  wenn  es  einmal  ein  Grammatiker 
war,  so  könnte  es  kaum  ein  Anderer  als  Didym.  gewesen  sein;  denn 
schwerlich  gab  es  in  jenen  Zeiten  einen  Grammatiker,  der  eine  ähnliche 
Auctorität  und  eine  ähnliche  eingreifende  ästhetische  Richtung  hatte. 

C.  35.  S.  487  f.  A.  118.  Athenaeos  erscheint,  wie  erst  Gomperz 
Philodem  (Wien  1891).  S.  32  f.  A.  3  erkannt  hat,  auch  bei  Philod.  de  rhet. 
IV,  2  Speng.  V.  H.  *  XI.  Col.  11  =  V.  H.  Ox.  II,  12.  <t>ov<t>£öv  zoiyu- 
(gyovv  ovzav  <(r^>  $g  <j\  s^nzu  {iSQaiv,  <<»&>  zivsg  [isv,  zf\q  zixvrjg,  <t6 
TTQWTovy  '4Q"qvcuo(g  scpr)  z^ov  loyov  zr\v  v7i6yiQi6<^iv  6)  t<^  ^v  rccvzcc  zig 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  697 

(£%yov  y.cu  6.  iv'yt-Qi;  ocvcog  rptivsrxi  ixl  Tina'-^:v  [i(aXy\ov  nocet  xbv 
(XKOvo^vxyoc  ncci  GvviEvcci  neu  fivrjfiovsvsLV  nal  y.tvsLöd'ca  7iud'r]TiHa>g ,  akhov 
(ov%  öfiyoicog  xavxcc  doävxtov,  6(ioXoyovfisv:  er  stellte  also  den  Vortrag 
obenan.  (Ueber  die  6  oder  7  Theile  urtheilt  Gomperz  im  Anschluss  an 
Volk  mann  falsch:  nach  A.  92  sind  svosaig,  „partüio",  ugiGig,  rdgtg» 
Xe^ig  und  vnoY.oi6ig  uod  als  siebenter  (ivt]^iq  zu  verstehen). 

C.  35.  S.  489  f.  A.  124.  125.  127.  Zweifelhaft  kann  man  meines  Be- 
dünkens  nur  in  Bezug  darauf  sein,  ob  die  Stelle  in  der  Jugendschrift 
Ciceros  de  invent.  I,  56,  109.  quemadmodum  dixit  rhetor  Apollonius,  lacrima 
nihil  citius  arescit  nicht  doch  auf  Apollonios  Malakos  zu  beziehen  ist, 
da  dieser  derartige  zugespitzte  Wendungen  liebte,  s.  ausser  dem  A.  126 
angef.  Wortspiel  b.  Strab.  XIV,  655  auch  ebendas.  660.  'AXdßccvdcc  öl  neu 
ccvxrj  {ihv  V7i6v.£iTUL  Xocpoig  dvai  avyxEifiivoLg  ovxag,  enox'  otyiv  7iaQ£%8od,ai 
■xccvQ'riXiov  ,kut66tqco(18vov.  xccl  drj  %ccl  6  (iccXcuiog  'AnoXXwviog  6K(Ö7Cx<ov  xr\v 
noXiv  sl'g  xs  zocvxcc  nccl  stg  xo  xeov  OKOQnicov  nXrjd'og  seprj  avxr\v  slvccl  ükoq- 
nicov  ■xccvd'riXiov  kccxecxqco(1£vov.  Zu  einem  ganz  anderen  Ergebniss  kommt 
freilich  Riese  Molon  oder  Apollonius  Molon?  Rhein.  Mus.  XXXIV.  1879. 
S.  625 — 630,  aber  auch  zu  einem  recht  sonderbaren,  und  leider  hat  sich 
durch  ihn  auch  Schürer  Gesch.  d.  jüd.  Volkes  IL  S.  272—275  irre  führen 
lassen:  der  Vater  vielmehr  von  Apollonios  Malakos  soll  Molon  geheissen 
haben  und  Apollonios  Malakos  der  wahre  Verfasser  der  judenfeindlichen 
Schrift,  Molon  aber  Neffe  desselben  und  Enkel  jenes  älteren  Molon  ge- 
wesen sein;  auch  nach  Riese  und  Schür  er  hätte  es  also  einen  Apollo- 
nios Molon  gar  nicht  gegeben.  Die  Doxographi  von  Diels  erschienen 
erst  gleichzeitig  mit  Rieses  Abb.,  aber  auch  aus  Lehrs  Qu.  ep.  S.  23 
(vgl.  oben  C.  30.  A.  129)  konnte  Riese  entnehmen,  dass  es  auch  an  anderen 
Beispielen  von  Benennung  mit  dem  Vatersnamen  als  Beinamen  nach  römi- 
scher Sitte  nicht  fehlt.  Damit  ist  aber  seiner  ganzen  Darstellung  der 
Boden  entzogen,  denn  wenn  es  auch,  wie  ich  A.  126  zugegeben  habe,  auf- 
fällig ist,  dass  Strabon  nicht  sagt,  Molon  habe  eigentlich  auch  Apollonios 
geheissen,  so  würde  es  doch  noch  viel  auffälliger  sein,  wenn  er,  falls  sich 
die  Sache  so  verhalten  hätte,  wie  Riese  will,  diese  ganz  eigenthümlichen 
Umstände  mit  Schweigen  übergangen  haben  sollte. 

C.  35.  S.  502.  A.  184  füge  hinzu:  Vgl.  die  Cap.  36  z.  E.  mitgetheilteu 
Bemerkungen  von  Wilamowitz. 

C.  36.  S.  517.  A.  1.  „Die  Schrift  Weisshäupls  ist  von  Stadtmüller 
Berl.  ph.  Woch.  IX.  1889.  Sp.  1229—1236,  Sternbachs  Anthol.  Planud. 
app.  Barberino-Vaticana  von  ebendemselben  auch  Blatt,  f.  d.  bayer.  Gymn. 
XXV.  1890.  S.  550—556  angezeigt.  Ueber  Herwerdens  werthlose  Stud. 
crit.  s.  d.  Rec.  v.  Ha eb erlin  Woch.  f.  kl.  Ph.  VIII.  1891.  Sp.  733—744". 
(Knaack). 

C.  36.  S.  525.  A.  34.  „Ferner  zeigt  Reitzenstein  Iuedita  poet. 
Graccor.  fragm.  II.  Rostock  1891.  4.  S.  7,  dass  Kallimachos  XII,  134 
(Ep.  43  Wil.)  die  reichere  u.  feinere  Ausführung  von  Asklepiades  XII,  135 
ist".    (Knaack). 

C.  36.  S.  525.  A.  35.  „Stadtmüller  Jahrb.  f.  Ph.  CXLI.  1891.  S.  333  f. 
hat  wahrscheinlich  gemacht,  dass  V,  7  das  Lemma  'Aa-uXriniöcdov  irrthüm- 
lich    trage    und    dafür   'Agysvxagiov    (Vi,  333.    IX,   554)    einzusetzen    seiu. 


69S  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

(Knaack).  „Das  Doppellemma  'AonXri7ziddou  rj  TIoasLÖinnov  oder  um- 
gekehrt ist  übrigens  stets  von  einer  Hand,  nie  der  zweite  Name  von 
einer  anderen  oder  nachträglich  beigefügt.  V,  194.  202.  209  ist  das  Doppel- 
lemma von  A,  XII,  77  von  B  (s.  A.  222).  XVI,  68  im  Autographon  des 
Planudes  (s.  wiederum  A.  222)  sind  die  beiden  Namen  gleichermasseu 
sofort  von  ihm  geschrieben  und  nicht  der  zweite  erst  nachträglich". 
(Stadtmüller). 

C.  36.  S.  527.  A.  42.  43.  „Garbato  Erinna,  antica  poetessa  greca, 
saggio  storico,  Venedig  1885.  32.  ist  mir  unzugänglich.  Die  Schrift  von 
Malzow  ist  mir  nur  aus  der  Besprechung  Schneidewins  Zeitschr.  f.  d. 
Alterthumsw.  1837.  Sp.  209—216  bekannt,  nach  welcher  sie  werthlos  ist". 
(Knaack). 

C.  36.  S.  529.  A.  50.  „Die  Lebenszeit  der  Anyte  lässt  sich  nunmehr 
genauer  bestimmen,  nachdem  Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  8  darauf  hin- 
gewiesen hat,  dass  bereits  Nikias  von  Miletos  ihr  Nachahmer  gewesen  ist 
(vgl.  bes.  VI,  122  und  123).  Andererseits  giebt  sich  das  erste  Distichon 
von  VII,  646  durch  seine  gewähltere  Sprache  deutlich  als  Nachbildung  von 
VII,  647,  1  f.  zu  erkennen,  und  das  ganze  Gedichtchen  soll  offenbar  ein 
Gegenstück  zu  diesem  wahrscheinlich  dem  Simias  (C.  4.  S.  179.  A.  33)  ge- 
hörigen Epigramme  sein,  da,  bezeichnend  für  die  Dichterin,  hier  die 
sterbende  Tochter  von  dem  Vater,  dort  von  der  Mutter  Abschied  nimmt. 
Somit  kommen  wir  auf  etwa  280  als  ihre  Blütezeit.  Da  nun  aber  damals 
auch  die  stilistisch  viel  tiefer  stehenden  Gedichte  des  Isyllos  entstanden 
sind  (s.  S.  519  ff.),  so  erhält  nunmehr  die  A.  50  angezogene  Notiz  des 
Pausanias  a.  a.  0.,  nach  welcher  die  Dichterin  als  Sendbotin  des  Asklepios 
von  Epidauros  in  wichtiger  Mission  nach  Naupaktos  ging,  ihre  innere 
Beglaubigung".  (Knaack).  „VII,  492  ist  dvvxi\g  (iiTvlrjvaiccg  vom  Cor- 
rector  geschrieben,  desgleichen  VII,  490  (auf  derselben  Seite)  dvvzrjg  ohne 
Zusatz".  (Stadtmüller).  „Und  da  das  erstgenannte  Gedicht  bei  Pla- 
nudes ccdriXov  ist,  so  scheint  das  Lemma  keineswegs  gesichert".  (Reitzen- 
stein). 

C.  36.  S.  530 f.  A.  60.  „Mit  dem  zweiten  Theil  von  Knaack s  Be- 
gründung bin  ich  einverstanden.  Dagegen  sehe  ich  nicht  ab,  warum 
si'xoaav  eine  insonderheit  alexandrinische  Form  sein  soll;  vielmehr  gerade 
das  Vorkommen  der  analogen  s6%dgoaccv  in  Lykophrons  noch  in  Chalkis 
vor  seiner  Uebersiedlung  nach  Alexandreia  (s.  C.  9.  A.  27)  gedichteter 
Alexandra  beweist  doch  wohl  das  Gegentheil".    (Susemihl). 

C.  36.  S.  531.  A.  64.  „Einen  Spott  auf  Aratos  findet  Reitzenstein 
a.  a.  0.  S.  7  f.  in  dem  Epigramme  des  Poseidippos  XII,  98,  das  er  richtig 
erklärt.  Ob  aber  die  Beziehung  gerade  auf  Aratos  geht,  ist  mindestens 
fraglich".    (Knaack). 

C.  36.  S.  531.  A.  66.  Ganz  anders  freilich  urtheilt  Reitzenstein 
a.a.O.  S.  6 f. ,  der  zu  dem  Ergebniss  gelangt:  Asclepiades,  Posidippus, 
Hedylus,  quorum  epigrammata  in  unum  librum,  cui  Zmqog  inscribebatur , 
coniuncta  primum  prodieruut  und  dieses  Werk  für  die  älteste,  bereits  von 
Meleagros  benutzte  Sylloge  erklärt.  Mit  Beschränkung  auf  die  Grabschriften 
homerischer  Helden,  welche  sowohl  Asklepiades  als  auch  Poseidippos  ver- 
faßten, und  die  dann  in  dem  Zwqog  des  Letzteren  vereinigt  gewesen  wären, 


Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band.  699 

Hesse  sich  diese  Vermuthung  wohl  hören,  aber  durch  die  ganz  unmotivirte 
Herbeiziehung  des  Hedylos  wird  sie  wieder  in  Frage  gestellt.  Uebrigens 
würde  die  weitere  Consequenz  sein  eine  ganze  Reihe  von  älteren  Samm- 
lungen anzunehmen,  die  Meleagros  benutzt  haben  müsste  (s.  Reitzenstein 
a.  a.  0.  S.  6.  A.  3)u.  (Knaack).  „Genau  dasselbe  Urtheil  habe  auch  ich 
mir  schon  gebildet,  bevor  ich  das  Knaacks  kannte".   (Susemihl). 

C.  36.  S.  533.  A.  72.  Z.  10  v.  o.  für  sein,  vgl.  1.  sein.  So  urtheilt  auch. 
Ferner  sind  die  letzten  Worte  Ueber  XII,  98  — bezieht  zu  tilgen. 

C.  36.  S.  533.  A.  74.  „Obgleich  XI,  123  und  114  von  B  überschrieben 
sind,  so  ist  doch  an  die  Richtigkeit  dieser  Ueberschrift  schwerlich  zu 
glauben.  Auffallend  ist  es,  dass  beide  Male  Epigramme  des  Nikarchos 
folgen;  es  liegt  nahe,  dass  auch  diese  beiden  von  ihm  sind.  Umstellung 
kommt  nach  meinem  Dafürhalten  in  der  Anth.  Pal.  vor.  Seltsam  wäre 
freilich  auch  in  diesem  Falle  eine  'zweimalige  Verschreibung  von  tov 
avtov  in  rjSvlov.  XI,  414  ist  namentlich  mit  V,  39  zu  vergleichen.  Bei 
XI,  123  könnte  nur  Ath.  VIII.  344  f  für  Hedylos  sprechen".  (Stadtmüller). 
„Möglicherweise  hat  die  Erwähnung  des  Agis  in  diesem  Epigr.  das  falsche 
Lemma  veranlasst".    (Knaack). 

C.  36.  S.  538.  A.  90  füge  hinzu:  Wilamowitz  (Commentationes  Momms. 
S.  397)  vermuthet,  dass  auch  für  den  Verf.  der  pseudo-ovidischen  Nux  ein 
Epigramm  des  Leonidas  die  unmittelbare  Vorlage  gewesen  sei,  aus  welcher 
dann  auch  Antipatros  von  Thessalonike  IX,  3  geschöpft  habe".  (Knaack). 

C.  36.  S.  538  f.  A.  95.  „Unerwiesen  ist  auch  die  von  Hecker  (Comm. 
crit.  de  Anth.  Gr.  I.  S.  21)  leicht  hingeworfene  Vermuthung:  videtur  (enim) 
Aratus  Jios  versus  in  convivio  ex  tempore  iecisse  (!),  ut  Diotimum  obscuro 
loco  latentem  Antigono  regi  commendaret".    (Knaack). 

C.  36.  S.  540.  Ueber  die  Poesie  des  Mnasalkas  vergleiche  jetzt  die 
guten  Bemerkungen  Reitzensteins  a.  a.  0.  S.  8. 

C.  36.  S.  543.  A.  123.  Irrthümlich  sagt  Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  6: 
'Dioscorides  Theocriti  fere  aequalis\    (Knaack). 

C.  36.  S.  544  f.  A.  134.  „Ueber  die  Epigramme  des  Alkaeos  von  Messene 
ii.  a.  soll  an  einem  anderen  Orte  nach  freundlichen  Mittheilungen  Stadt - 
in üll er s  gehandelt  werden,  hier  sei  nur  erwähnt,  dass  Stadtmüller  auch 
VII,  429  und  536  dem  Messenier  zuweist".    (Knaack). 

C.  36.  S.  551.  A.  177 d  „füge  hinzu:  Ganz  anders  freilich  urtheilt 
Stadtmüller  Berl.  ph.  Woch.  IX.  1889.  Sp.  1232  f.,  der  die  Existenz  eines 
älteren  Nikarchos  überhaupt  leugnet  und  IX,  330  dem  Milesier  Nikias  bei- 
legen will.     Der  versprochene  Beweis  bleibt  abzuwarten".    (Knaack). 

C.  36.  S.  560.  A.  201.  „In  der  zweifelhaften  Hesychglosse  ijytxvazcc 
schreibt  Bergk  P.  L.  G.  II4.  S.  436  'AQ%ilo%os  statt  'AQ%£aq.  Zum  Schluss 
füge  hinzu:  Dass  aber  damit  die  Frage  noch  nicht  endgültig  entschieden 
ist,  zeigt  Stadtmüller  in  der  Recension  der  Dissertation  Rein  ach  s 
Berl.  ph.  Woch.  XI.  1891.  Sp.  913-917.  Stadtmüller  denkt  sogar  an 
die  Möglichkeit,  dass  Epigramme  des  Archias  bereits  von  Meleagros  in 
seinen  Kranz  aufgenommen  waren.     Ich  zweifle  sehr  daran".    (Knaack). 

C.  36.  S.  561.  A.  206.  Z.  4  v.  u.  hinter  1608  füge  hinzu  :  und  die  kurze 
sachgemässe  Auzeige  von  Dittenberger  Deutsche  L.-Z.  1889.  Sp.  1646  f. 
(Knaack). 


700  Nachträge  und  Berichtigungen  zum  zweiten  Band. 

C.  36.  S.  566  ff.  A.  222.  S.  jetzt  auch  die  eingehende  Recension 
Kuaacks  Woch.  f.  kl.  Ph.  VIII.  1891.  Sp.  913—921  über  die  Arbeiten  von 
Preger,  Weisshäupl,  Rubensohn,  Cichorius  und  Setti,  aus  der 
ich  zur  Ergänzung  meines  in  Folge  nothgedrungener  Eile  sehr  ungenügend 
gerathenen  Berichtes  über  Weisshäupls  Leistungen  Folgendes  heraushebe. 
„Weisshäupl  weist  nach,  dass  die  Stücke  A.  P.  VI,  87—163  und  VII, 
364  —  546  nach  folgenden  Bildungsschemen  zusammengesetzt  sind  (Ph  = 
Philippische  Dichter,  M  =  Meleagrische  Dichter,  MPh  =  Mischung  aus  Beiden) : 

a.    Ph  -f-  M  +  Anakr.  -J-  Simonid.  (?)  -f  Kallim.  +  M  Ph. 

a.   Ph  -f  M  -f  Simon.  -f-  Piaton  -f  KalHm.  -f  M  Ph. 

und  hat  hierin  zum  ersten  Male  einen  Fortschritt  über  die  Untersuchungen 
Passows  und  Weigands  gemacht".  Und  da  nun  die  einzig  wahr- 
scheinliche Erklärung  hiefür  die  Entnahme  beider  Partien  durch  Kephalas 
aus  derselben  Quelle  ist,  so  schliesst  Weisshäupl  S.  26  mit  Recht,  dass 
dies  eine  ältere  Sylloge  war,  in  welcher  bereits  verschiedene  Sammlungen 
verarbeitet  waren.  Dagegen  kann  Knaack  seinerseits  die  Gründe,  welche 
Weisshäupl  an  einer  unmittelbaren  Benutzung  der  BCoi  des  La.  Di. 
durch  Kephalas  zweifeln  lassen,  nicht  anerkennen,  weil  „wir  zur  Zeit  über 
die  Ueberlieferung  des  Diog.  noch  lange  nicht  genügend  aufgeklärt  sind". 
Knaack  fährt  fort:  „Auch  für  die  Zusammensetzung  des  5.  B.  hat  Weiss- 
häupl S.  38 f.  neue  Resultate  gewonnen.  Es  zerfällt  in  4  Theile:  1)  2—103 
möglicherweise  die  Reste  einer  dritten,  vielleicht  von  Rufinus  veranstalteten 
Anthologie,  welche  mit  Resten  des  meleagrischen  und  philippischen  Kranzes 
.  .  .  zusammengearbeitet  wurden,  2)  104—133  philippische,  3)  134 — 215 
meleagrische  Dichter,  4)  216 — 302  aus  dem  Kyklos  des  Agatbias,  denen 
anhangsweise  7  anderswoher  entnommene  Epigramme  von  Kephalas  an- 
gereiht sind".  Auf  der  anderen  Seite  zeigt  Knaack,  dass  in  Bezug  auf 
das  12.  B.  die  Sache  viel  verwickelter  steht,  als  Weisshäupl  erkannt 
hat,  indem  er  sich  dabei  für  die  von  Weisshäupl  nur  als  möglich  hin- 
gestellte Ansicht  Derjenigen  ausspricht,  welche  annehmen,  dass  dies  B. 
mit  zur  Sammlung  des  Kephalas  gehörte,  so  dass  dieser  also,  wie  er  die- 
selbe mit  Prooemien  (B.  4)  eröffnete,  sie  auch  mit  Schlussgedichten  (XII, 
257  f.)  beendete. 

C.  37.  S.  574.  A.  3.     „Von  dem  Inhalt  der  Milrjoiccxci   lässt    sich   aus 
den  dürftigen  Resten  der  Uebersetzung  Sisennas  aus   dem  13.  B.,   die  uns 
durch  Iulius  Romanus  bei  Charisius  erhalten  sind  (s.  Buecheler  Petronius3 
S.  237)  kein  anschauliches  Bild  gewinnen,    doch   wird  Teuf  fei  R.  L.-G.3 
S.  558  (in  der  neuesten  Auflage  ist  das  Betreffende  gestrichen)  wohl  Recht 
haben,    wenn  er  Sis.  Fr.  X  mit  Lukian.  Luc.  51  =  Apul.  Met.  X,  22   ver- 
gleicht,   so   dass    also    die    pikante    Eselsgeschichte   vielleicht   bereits  bei 
Aristeides  gestanden  hat.  Gleichzeitig  mit  ihm  scheint  ein  gewisser  Eubios 
gelebt  zu  haben,  s.  Ovid.  Trist.  II,  415  f.  (wo  Aristides  vorangeht): 
nee  qui  descripsit  corrumpi  semina  matrum 
JEubius,  impurae  conditor  historiae, 
dessen  Namen  Wilamowitz  Memoriae  oblitt. ,  Herrn.  XI.  1875.  S.  300  bei 
Epiktet.    Diss.   IV,  9,  6.    ccv&qojtze,   vnfjqxsg    aid^(i(ov    aal   vvv    ovnhi    kl. 
ovölv  änoXcolEHCcs;  uvt\  Xqvgl71tcov  %ul  Zrjvmvog  'AqlgtelStjv  avayiV(06Y.sis 
x«l  Evßcov  (f.  Evjjvov)  hergestellt  hat".    (Knaack). 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  ersten  Band.       701 

C.  37.  S.  593.  A.  52.  Z.  1  vor  Cic.  füge  ein:  Nach  Panaetios,  s.  unten 
Nachtr.  2.  Folge  zu  C.  28.  S.  79  f. 

C.  37.  S.  596.  A.  70  für  Thaies  1.  Solon. 

C.  37.  S.  599.  Z.  1  v.  o.  für  Dionysos  1.  Dionysios. 

C.  38.  S.  622  f.  A.  33.  „Sehr  dankenswerth  ist  der  Aufsatz  von  Seh  echt  er 
The  quotationes  from  Ecclesiasticns  in  Rabbinic  Litterature,  The  Jewish 
Quarterly  Rewiew  III.  1891.  S.  682—706  über  die  Citate  aus  Jesus  Sirach 
in  der  rabbinischen  Litteratur.  Die  Zusammenstellung  ist  vollständiger  als 
alle  bisherigen.  Willkommen  ist  namentlich,  dass  die  Stellen  im  Wortlaut 
und  in  englischer  Uebersetzung  mitgetheilt  werden".  (Schürer  Theol. 
Litteraturbl.  1891.  No.  17.  Sp.  417). 

C.  38.  S.  623  f.  A.  34.  „Freud enthal  What  is  the  original  language 
of  the  Wisdom  of  Salomon  in  derselben  Zeitschr.  a.  a.  0.  S.  722—753  er- 
weist dem  seltsamen  Einfall  von  Margoliouth  Journal  of  the  Royal 
Asiatic  Society  1890.  S.  263—297.  dass  die  Weisheit  Salomonis  ursprüng- 
lich hebraeisch  geschrieben  sei,  die  unverdiente  Ehre  einer  ausführlichen 
Widerlegung".    (Schür er  a.  a.  0.). 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge. 
Zum  ersten  Band. 

C.  2.  S.  48.  A.  152.  Troost  Zenonis  Citiensis  de  rebus  physicis 
doctrinae  fundamentum  ex  adiectis  fragmentis  constitutum,  Berlin  1891.  8. 
(Berl.  Stud.  XII,  3). 

C.  2.  S.  55.  A.  189.  Da  Zenons  Schrift  tcsqI  gthisiohv  sonach  keine 
logische  war,  so  haben  Natorp  Forschungen  S.  142.  A.  2  (mit  recht 
verfehlter  Polemik  gegen  Zell  er)  und  Schmekel  Phil,  der  mittleren  Stoa 
S.  341  den  Inhalt,  Sinn  und  Zweck  derselben  durchaus  missverstanden 
und  einen  völlig  verfehlten  Gebrauch  von  diesem  Titel  gemacht. 

C.  2.  S.  84.  A.  368  für  Löwen  1.  Lüttich. 

C.  2.  S.  87.  A.  387.  üeb.  Diony  sios  v.  Kyrene  s.  Nacht.  2.  F.  z.  C.  32.  A.  36. 

C.  2.  S.  131.  Z.  3  f.  v.  o.  für  vielleicht  1.  höchst  wahrscheinlich. 

C.  2.  S.  131.  A.  649.  Z.  1  v.  o.  für  1—194  1.  29—48.  137—194  u.  tilge 
Z.  3—5  Wenn  —  benutzt  hatte.     Vgl.  unten  Nachtr.   2.  F.  z.  C.  29.  A.  203. 

C.  2.  S.  131.  A.  650.     Vgl.  unten  Nachtr.  2.  F.   z.  C.  32.  A.  274. 

C.  2.  S.  131.  A.  651.     Vgl.  unten  Nachtr.  2.  F.  z.  C.  28.  A.  64. 

C.  5.  S.  229  ff.  Da  es  mir  eben  noch  möglich  ist,  will  ich  es  nicht 
unterlassen  nachträglich  (wenn  auch  in  äusserster  Kürze)  darüber  zu  be- 
richten, dass  sich  in  einem  Papyrus  des  britischen  Museums  7  dialogische 
Mimen  des  Herodas  oder  Herondas  in  Choliamben:  I)  ngo-avTiXlg  r] 
(icc6TQ07t6g,  II)  noQvoßoanog ,  III)  didu6Y.ct%oq,  IV)  'AßyiXrjmcöi  uvatL&siaai 
nocl  &v6id£ovGca,  V)  Zy\X6xvno<s,  VI)  3>K^>m£<o>v<?at  rj  tdtcc£ovocti,  VII)  <27xv 
Tf^vg  nebst  dem  Titel  und  den  4  ersten  Versen  von  VIII)  'Evvnviov  und 
dem  Titel  IX)  'Anovricti^ofisvai  gefunden  haben  und  von  Kenyon  Classical 
Texts  from  Papyri  in  the  British  Museum,  London  1891.  4.  S.  1 — 39  (mit 
Appendix  S.  40  f.)  u.  von  Rutherford,  London  1891.  8.  (vgl.  d.  Rec.  von 


702       Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  ersten  Band. 

Crusius  L.  Centralbl.  1891.  Sp.  1319—1323)  herausgegeben  sind.  Eine  Her- 
stellung von  I  giebt  Buecheler  Herodas'  Mimiamben,  Rh.  M.  XLVI.  1891. 
S.  633—636.  Vgl.  Hesych.  nQOY.vv.XCq-  7}  npvr'iGXQicc  (itoofivriGXQia  Musurus, 
vgl.  M.  Schmidt  z.  d.  St.).  Die  Bezeichnung  des  Urhebers  und  des  Schrift- 
titels fehlt  zwar,   ergiebt  sich  aber  daraus,   dass  sich  I,  16  f.  67  f.  III,  10. 

V,  32  f.  VI,  37—39  in  den   Citaten  bei  Stob.   Flor.   CXVI,  18.  24.    Zenob. 

VI ,  10.  Et.  M.  Zrjxosiov.  Stob.  Flor.  LXXIV,  14  wiederfinden.  Vielleicht 
war  ferner  das  'Evvnviov  mit  dem  Schol.  Nie.  Ther.  377  (s.  A.  92)  an- 
geführten "Tnvog  einerlei.  Der  Versbau  und  die  Einfügung  der  Worte  in 
denselben  zeigen  eine  grosse  Freiheit.  Der  Dialekt  ist  ionisch  mit  leichten 
Dorismen.  Die  Vermuthung,  dass  der  Dichter  ein  Sikuler  oder  Grossgrieche 
war,  scheint  sich  nicht  zu  bestätigen:  die  einzigen  unzweifelhaften  Orts- 
beziehungen weisen  nach  Kos,  dem  Schauplatz  der  2.  (s.  Vers  95)  und 
wahrscheinlich  auch  des  4.  Gedichts.  VI,  20  ff.  erscheinen  die  Name  Nossis 
und  Erinna.  I,  26  ff.  werden  die  Herrlichkeiten  Aegyptens  „offenbar  mit 
persönlichem  Antheil"  geschildert,  dabei  u.  A.  die  cpiXooocpoi,  &s<ov  dSsX- 
qpöov  xepsvog,  6  $ugiXevs  %qr\6x6s,  n>ov6r\iov  (30  f.)  genannt,  das  Gedicht  ist 
also  aus  der  besten  Ptolemaeerzeit,  vielleicht  noch  aus  den  späteren  Jahren 
des  Philadelphos ,  jedenfalls  somit  nicht  früher  anzusetzen,  andererseits 
aber  auch  wohl  kaum  nach  Euergetes  I,  und  bei  dieser  Bekanntschaft  des 
Dichters  mit  den  Verhältnissen  in  Alexandreia  und  seinem  Interesse  für 
dieselben  wird  wohl  auch  ein  Einfluss  der  Adoniazusen  des  Theokritos  auf 
ihn  anzunehmen  sein,  zumal  wenn  er  wirklich  in  Kos  lebte,  wo  sich  sicher 
das  Andenken  des  Letzteren  noch  erhalten  hatte  und  vielleicht  eben  durch 
diesen  die  Bekanntschaft  mit  den  Mimen  des  Sophron,  den  unzweifelhaften 
Vorbildern  des  Herondas,  vermittelt  war.  Das  7.  Gedicht  schliesst  sich 
übrigens  eng  an  das  6.  an;  ob  man  aber  daraus  (mit  Crusius)  weitere 
Folgerungen  ziehen  darf,  scheint  mir  sehr  fraglich.  Stehen  diese  Dichtungen 
auch  an  poetischem  Werth  weit  hinter  jener  Schöpfung  des  Theokritos 
zurück,  so  sind  sie  doch  frisch  und  „  eigen  wüchsig ",  und  der  Choliambos 
passt  für  diese  Spielart  von  Poesie  besser  als  der  Hexameter. 

C.  10.  S.  284  f.  A.  4.  Dass  die  erste  Biographie  des  Aratos  von 
Achilleus  ist,  zeigt  jetzt  Maass  Aratea  S.  16  f. 

C.  10.  S.  285.  A.  4.  Z.  17  für  4  1.  5  und  vorher  Z.  5  f.  1.  in  mindestens 
4  Büchern  neol  'Aquxov  (V.  II.  p.  57,  25  ff.  sv  reo  a)  oder  'E^ijy^fftg  'Jqccxov 
(Gemin.  Isag.  61  B  Pet.  sv  xm  xsxdox<o  ßißXicp,  vgl.  Cic.  Divin.  I,  8,  13. 
11,21,47).  —  Zeller  Ph.  d.  Gr.  IIP,  1.  s'.  46.  A.  2  z.  E.  citirt  noch 
„ein  Scholion  zu  Geminos  (Petav.  Doctr.  temp.  III,  147)",  allein  dies  ist 
das  vermeintliche  Verzeichn.  v.  Commentatoren  des  Aratos  (s.  A.  47),  in 
welchem  freilich  auch  Boethos  steht,  was  aber  eben  Nichts  beweist. 

C.  10.  S.  306.  A.  124.  Z.  4  v.  o.  füge  hinzu:  S.  jedoch  C.  24.  S.  784  f. 

C.  22.  S.  674.  Z.  10  v.  o.  für  obgleich  1.  trotzdem. 

C.  23.  S.  723.  Z.  5 — 8  v.  o.  Der  ganze  Satz:  Seine  — mag,  nebst  den 
zugehörigen  Anmerkungen  94.  95.  95 b  ist  zu  tilgen.  Mit  Unrecht  nämlich 
bin  ich  hier  Böckh  gefolgt.  Der  Sinn  der  A.  94  mitgetheilten  Worte  des 
Censorin.  D.  N.  18,  5  ist  vielmehr  der,  dass  die  ÖxxocsxrjQLg  unter  dem 
Namen  des  Eudoxos  von  Knidos  in  Wirklichkeit  von  Dositheos  ver- 
fasset sei,  s.  Wachsmuth  Prolegg.  in  Calendaria  Graeca  vor  seiner  Ausg. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  1.  und  2.  Band.     703 

v.  loh.  Lyd.  de  ostentis  S.  LV  und  Maass  Aratea  S.  15.  A.  15.  Andere 
bezeichneten  vielmehr,  wie  sich  S.  681  (Nachtr.  z.  S.  733)  gezeigt  hat,  den 
Kr i ton  von  Naxos  als  den  wahren  Urheber.  Sotion  b.  La.  Di.  VIII,  87. 
xsxxagccg  fii]vag  nqog  sviavxm  diaxQLipuvx'  ccvxo&l  (näml.  iv  Alyvnxai  itatia. 
xolg  tsQEvaiv  Evdo^ov)  ^vq6(isvov  &'  vny\vy\v  -aal  ocpqvv  xi\v  'OyttusxrjQidcc 
■natu  xiv ag  GvyyQccipai  drückt  wohl  die  zu  seiner  und  des  Eratosthenes 
Zeit  im  Allgemeinen  gangbare  Ansicht  aus,  dass  dieser  alte,  ohne  Zweifel 
aus  voralexandrinischer  Zeit  stammende  Kalender  wirklich  von  Eudoxos 
herrühre,  auf  dessen  berühmten  Namen  man  ihn  doch  vielmehr  nur  ganz 
willkürlich  und  unrichtig  getauft  hatte.  Vgl.  auch  die  unten  angef.  Worte 
des  Censorin.  Ob  Eratosthenes,  welcher  (ohne  Frage  in  seiner  Schrift 
nsgl  ontccsxrjQidog ,  wie  S.  672.  Nachtr.  z.  C.  15.  A.  65  bemerkt  ist)  diese 
'OnxccexriQig  dem  Knidier  absprach,  sich  dabei  auch  über  den  wahren  Ver- 
fasser geäussert  hat,  lässt  sich  nicht  entscheiden;  jedenfalls  nannte  er 
schwerlich  seinen  Zeitgenossen  Dositheos  als  solchen,  und  wahrscheinlicher 
ist  es,  dass  man  auf  Grund  seiner  lediglich  negativen  Kritik  nunmehr 
ebenso  willkürlich  auf  andere  Namen  herumrieth,  wie  man  die  kleine  Schrift 
früher  mit  dem  des  Eudoxos  geschmückt  hatte.  Ob  Kriton  aus  alexan- 
drinischer  oder  schon  aus  voralexandriuischer  Zeit  war,  ist  freilich  ungewiss. 
S.  über  diese  'OnxasxrjQig  noch  Plin.  H.  N.  IL  §.  130.  omnium  quidem  (m 
liceat  observare  minimos  ambitus)  redire  easdem  vices  quadriennio  .exaeto 
Eudoxus  putat,  non  ventorum  modo  verum  et  reliquarum  tempestatum  magna 
ex  parte,  et  est  prineipium  lustri  eius  semper  intercalario  anno  euniculae 
ortu,  ferner  die  voraufgehenden,  über  die  Bedeutung  des  Kunstausdrucks 
'OHxccsxrjQig  belehrenden  Worte  bei  Censorin.  18,  4  (p.  37  Hultsch):  hoc 
quoque  tempus  (näml.  quadriennium  Olympicum) ,  quod  ad  solis  modo  cur  sunt 
nee  ad  lunae  congruere  videbatur,  duplicatum  est  et  oetaeteris  facta,  quae 
tunc  ennaeteris  vocitata,  quia  primus  eius  annus  nono  quoque  anno  redibat. 
liunc  cireuitum  vere  „annum  magnum"  esse  pleraque  Graecia  existimavit, 
quod  ex  annis  vertentibus  solidis  constaret  .  .  .  hanc  oetaeterida  vulgo  credi- 
tum  est  ab  Eudoxo  Cnidio  institutam  etc.  Irre  ich  nicht,  so  hat  endlich 
Geminos  sie  mehrfach  benutzt.  Schon  I de ler  Ueber  Eudoxus  2.  Abth., 
Abhh.  der  Berl.  Akad.  1830.  S.  62  wirft  die  Frage  auf:  „Sollte  das  Werk 
des  Eudoxus  frühzeitig  verloren  gegangen  sein  und  man  ihm  nun  ein 
fremdes  zugeschrieben  haben?"  Aber  da  müsste  doch  erst  erwiesen  sein, 
dass  es  überhaupt  je  eine  solche  ächte  Schrift  des  Eudoxos  gegeben  bätte. 
C.  25.  S.  847.  A.  67.  Z.  3  v.  o.  hinter  35  füge  hinzu :  A.  46. 


Zum  zweiten  Band. 

C.  26.  S.  4.  A.  9.  Wachsmuth  Neue  Bruchstücke  aus  den  Schriften 
des  Grammatikers  Krates,  Rhein.  Mus.  XL  VI.  1891.  S.  552—566  bringt  zwei 
neue  Fragmente  aus  den  Scholien  des  Cod.  Genevensis  44  zum  21.  B.  der 
Ilias,  deren  erstes  aus  dem  2.  B.  der  'OfiwQwci  entnommen  ist. 

C.  26.  S.  10.  A.  50.  Nach  wiederholter  Ueberlegung  neige  ich  mich 
jetzt  vielmehr  völlig  den  Ansichten  von  Villoison  und  Hillscher  zu; 
nur  kann  ich  nicht  so  leicht  über  die  Schwierigkeit  hinwegkommen,  dass 
es  so  bei  Suid.   doch  vielmehr  hätte  heissen  müssen:    dtoQ&maiv  'iXiddog 


704      Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band. 

(sv  ßißlioig  &")  ■aal  'OdvoöeCuq  sv  ßißlioig  &' .  Mögen  nun  aber  die  öloq- 
d-cotina  oder  ntol  dioQ&coösoyg  von  der  dioQ&coatg  =  Ausgabe  beider  Ge- 
dichte in  je  9  Büchern  als  der  dieselbe  rechtfertigende  und  erläuternde 
Cominentar  zu  unterscheiden  oder,  wie  ich  mit  Sengebusch  Diss.  Hörn, 
pr.  S.  60  f.,  Wachsmuth  De  Crat.  S.  31  u.  A.  angenommen  hatte,  öloq- 
ftcooig  nur  ein  ungenauer  Ausdruck  für  öloqü-ootlhu  oder  nsol  ÖLOQ&c66£cog, 
d.  h.  einen  kritisch- exegetischen  Commentar,  dem  keine  Ausgabe  zur  Seite 
stand,  sein,  immer  erhebt  sich  die  weitere  Frage,  ob  nicht  auf  jeden  Fall 
die  'OfirjQiHcc  eine  andere  Schrift  waren  als  der  Commentar,  nämlich  'Ojiiq- 
qihcc  6vyyQd[iiiccta  (vgl.  Bd.  I.  S.  453),  und  ich  glaube  jetzt,  dass  die- 
selbe wahrscheinlich  bejahend  zu  beantworten  ist. 

C.  28.  S.  63.  A.  10.  „Den  Aratcomm.  des  Boeth.  benutzte  auch  Cic, 
vgl.  S.  702.  Nachtr.  z.  C.  10.  A.  4".   (Maass). 

C.  28.  S.  63.  A.  12.  Schmekel  Die  Philosophie  der  mittleren  Stoa, 
Berlin  1891.  8.  wird  nunmehr  demnächst  erscheinen.  Den  grössten  Theil 
der  Druckbogen  dieses  seines  auf  diesem  Gebiete  geradezu  Epoche  machenden 
Buchs  kann  ich,  Dank  Schmekels  gefälliger  Mittheilung  derselben,  noch 
nachträglich  benutzen,  wie  es  auch  S.  669  bereits  durch  Einschub  bei  der 
Correctur  geschehen  ist.  S.  übrigens  über  Panaetios  noch  unten  d.  Nachtr. 
z.  C.  32.  A.  36. 

C.  28.  S.  65.  Z.  10  v.  o.  mit  A.  26.  Dass  Panaetios  auch  nicht  einmal 
vorübergehend  seine  Heimat  wiederbesucht  hätte,  soll  hiemit  nicht  gesagt 
sein;  im  Gegentheil  die  Reise,  auf  welcher  er  den  Scipio  begleitete,  be- 
rührte auch  Rhodos,  Cic.  Rep.  III,  35,  48,  vgl.  Schmekel  a.  a.  0.  S.  6  mit 
A.  10.  —  Ueber  den  Reichthum  des  Panaetios  s.  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  69.  60 
und  dazu  Schmekel  S.  4.  A.  1,  welcher  S.  7  aus  Col.  63  entnimmt,  dass 
derselbe  auch  nach  seiner  Uebersiedelung  nach  Athen  noch  zeitweise  wieder 
in  Rom  sich  aufhielt. 

C.  28.  S.  68.  A.  38.     S.  jetzt  Schmekel  S.  186—195. 

C.  28.  S.  69.  Z.  3  ff.  v.  o.  mit  A.  38 b.  Mit  Unrecht  habe  ich  die  in 
diesem  Falle  doch  nur  ziemlich  oberflächlichen  Bemerkungen  Scalas  (der 
vielmehr  vor  Allem  Cic.  Off.  II.  §.  12—20  hätte  heranziehen  müssen,  vgl. 
Schmekel  S.  194 f.)  als  geistreich  eindringend  bezeichnet  und  seiner  un- 
bewiesenen Vermuthung  beigestimmt,  dass  Panaetios  bei  seiner  Lehre  vom 
Zufall  namentlich  auch  durch  Demetrios  von  Phaleron  beeinflusst  worden 
sei.  Vielmehr  wenn  ein  solcher  Einfluss  von  dessen  Seite  hier  überall 
Statt  fand,  war  er  doch  wenigstens  nur  ein  nebensächlicher,  und  „die 
eigentliche  Anregung  ging  jedenfalls  vielmehr  auch  hier  von  Karneades 
aus,  der  mit  klarem  Bewusstsein  im  Anschluss  an  Diodoros  Kronos  gegen 
Chrysippos  und  zum  Theil  gegen,  zum  Theil  für  die  Epikureer  zum  ersten 
Male  das  Problem  dahin  löste,  dass  er  neben  die  Causalität  durch  die 
Naturgesetze  die  durch  die  menschliche  Freiheit  stellte".  (Schmekel). 
S.  darüber  Schmekel  S.  155—184  (vgl.  unten  d.  Nachtr.  z.  A.  64). 

C.  28.  S.  70.  A.  45.  Z.  4  ff.  v.  o.  S.  jetzt  Schmekel  S.  200  f.  A.  4  und 
gegen  Fowler  a.  a.  0.  S.  15  ff.  denselben  S.  201  ff.  A.  1. 

C.  28.  S.  74  ff.  A.  56.  57.     S.  jetzt  Schmekel  S.  47—85. 

C.  28.  S.  77.  A.  58.  In  Bezug  auf  den  Ausspruch  des  Panaetios  über 
Aristarchos   habe    ich   Hirzel  noch  viel  zu  viel  zugestanden:    Schmekel 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band.     705 

S.  207  f.  mit  A.  5  zeigt  sehr  richtig,  dass  derselbe  durchaus  im  ehrenden 
Sinne  gemeint  und  Panaetios,  obgleich  Stoiker  und  Schüler  des  Krates, 
dennoch  als  Philolog  in  Bezug  auf  die  Exegese  sogar  weit  mehr  Aristarcheer 
als  Krateteer  war:  „Panaetios  verwarf  die  allegorische  Erklärungsmethode 
seines  Lehrers  Krates  und  pries  dafür  unumwunden  die  natürliche  des 
Aristarch". 

C.  28.  S.  77  und  A.  60.  Das  hier  Bemerkte  bedarf  einer  Modification: 
selbst  wenn  Panaetios  wirklich  Piatons  Phaedon  für  unächt  erklärt  hat, 
bleibt  es  doch  immer  noch  sehr  fraglich,  ob  er  es  that,  um  auch  aus 
Piaton  die  Unsterblichkeit  der  Seele  hinwegzuerklären.  Denn  sehr  richtig 
bemerkt  Schmekel  S.  236.  A.  3:  „Mir  scheinen  Zellers  Gründe  noch 
nicht  völlig  widerlegt  zu  sein  und  die  schon  A.  32  mitgetheilten  Worte 
Ciceros  Tnsc.  I,  32,  79  credamus  igitur  Panaetio  a  Piatone  suo  dissentienti? 
.  .  .  huius  hanc  unam  sententiam  (näml.  de  immortälitate  animorum)  non 
probat  zu  beweisen,  dass  Panaetius  mit  Bewusstsein  in  diesem  Punkte 
von  Plato  abwich,  also  keinen  Grand  hatte  den  Phaedon  zu  verleugnen. 
Unmöglich  ist  es  indess  nicht".  Ich  setze  hinzu:  aber  es  spricht  dies  doch 
eher  für  das  Gegentheil. 

C.  28.  S.  78.  A.  61.    S.  jetzt  Schmekel  S.  18—46. 

C.  28.  S.  78  f.  A.  63.  Diels  bei  Schmekel  S.  8.  A.  4  u.  Schmekel 
ebendas.  u.  S.  187  f.  A.  2  (vgl.  S.  264.  A.  4)  meinen  freilich,  die  Worte  bei 
Cic.  N.  D.  II,  33,  85.  quae  (näml.  mundi  partium  coniunctio)  aut  sempiterna 
sit  necesse  est . . .  aut  certe  perdiutuma  sprächen  mehr  für  einen  Philosophen, 
der  die  letztere  Ansicht  für  die  richtigere  hielt.  Aber  gerade  im  Gegentheil 
wer  aut  —  aut  certe  =  „entweder  —  oder  doch  wenigstens"  sagt,  drückt 
mit  dem  „Entweder"  seine  eigne  principielle  Ansicht  aus,  hält  sich  dabei 
aber  vorsichtig  mit  dem  „Oder  doch  wenigstens"  den  Rücken  für  eine 
andere,  abgeschwächte,  eventuelle  Möglichkeit  frei,  und  das  war  genau 
die  Stellung,  welche  Panaetios  zu  dieser  Frage  einnahm,  s.  S.  68.  Denn 
im  Gegensatz  zu  Schmekel  S.  188.  191  sind  diejenigen  Nachrichten,  nach 
denen  er  sich  begnügte  die  Unvergänglichkeit  der  Welt  und  die  Ver- 
werfung auch  der  nichtastrologischen  Mantik  als  das  Wahrscheinlichere 
hinzustellen,  als  die  genaueren  anzusehen,  aus  denen  die  anderen,  er  habe 
die  Weltverbrennung  und  jede  Art  von  Mantik  bestritten,  als  eine  Ab- 
kürzung entstanden  sind,  während  es  mir  wenigstens  unbegreiflich  sein 
würde,  wenn  Letzteres  einfach  das  Richtige  wäre,  wie  daraus  jene  ab- 
schwächenden Berichte  sich  hätten  bilden  können.  Ganz  hiemit  stimmt 
nun  auch  die  andere  Stelle  46,  118  quibus  (näml.  vaporibus)  altae  renovatae- 
que  steUae  atque  omnis  aether  refundunt  eadem  et  rursus  trahunt  indidem, 
nihil  ut  fere  intereat  aut  admodum  paulum,  quod  astrorum  ignis  et  aetheris 
flamma  consumit.  Schmekel  behauptet  nun  freilich,  dass  auch  hier  der 
letzteren  Ansicht  der  Vorzug  gegeben  werde,  und  meint  daher,  dass  Cicero 
dort  wie  hier  contaminire.  Allein  das  blosse  aut  —  aut  kann  ebenso  gut 
gebrauchen,  wer  das  erste,  als  wer  das  zweite  Glied  der  Alternative  für 
wahrscheinlicher  oder  beide  für  gleich  wahrscheinlich  hält,  und  ganz 
richtig  ist  es  zwar,  dass  vollends  in  diesem  Zusammenhang  das  blosse 
nihil  ut  intereat  das  allein  wirklich  Correcte  wäre.  Aber  woher  wissen 
wir  denn,  dass  Panaetios  in  der  That  so  correct  verfahren  sein  muss?    Er 

Susemihij,  griech.-alex.  Litt.-Geach.   II.  45 


706     Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band. 

hatte  sich  durch  Kavneades  geschult:  was  Wunder,  wenn  er  nach  dessen 
Vorbild  eine  grosse  NeiguDg  hatte  seine  Meinungen  nur  als  wahrscheinlich 
auch  da  hinzustellen,  wo  er  folgerichtig  sie  als  wahr  und  gewiss  nach 
seinen  Beweisführungen  hätte  bezeichnen  müssen?  Er  war  ein  überaus 
klarer  dogmatischer  Denker,  aber  doch  auch  ein  kluger  Weltmann  und 
Diplomat,  der  nicht  gleich  alle  Brücken  hinter  sich  abbricht  (vgl.  den 
Gebrauch  von  l'aa)g  u.  dgl.  bei  dem  in  dieser  Hinsicht  ähnlich  gerichteten 
Aristoteles),  ein  Eklektiker,  dem  als  solchen  eine  gute  Portion  Skepsis  im 
Blute  lag,  ein  Stoiker,  der  immer  noch  möglichst  bemüht  war  mit  den 
Grundlehren  seiner  Schule  Fühlung  zu  behalten.  Jenes  mehr  vorsichtige 
als  streng  correcte  und  folgerichtige  Verfahren  war  also  m.  E.  gerade 
recht  bezeichnend  für  ihn.  Ich  bestreite  natürlich  nicht,  dass  wer  aut — 
aut  certe  sagt,  auch  vielmehr  den  zweiten,  eventuellen  und  weniger  weit 
gehenden  Fall  zwar  für  den  ihm  weniger  wünschenswerten,  aber  dennoch 
wahrscheinlicheren  halten  kann  (im  Gegentheil ,  es  giebt  Beispiele  genug 
dieser  Art),  aber  kein  Stoiker  hat  sich  unseres  Wissens  so  zu  dieser  Frage 
gestellt.  Wollte  man  aber  trotz  diesem  Allen  lieber  annehmen,  dass  Cicero 
auch  an  diesen  beiden  Orten  gleichwie  §.  87—104  contaminirt  habe,  so 
würde  doch  gerade  der  Umstand,  dass  die  Hinzufügung  des  zweiten  Gliedes 
der  Alternative,  wie  gesagt,  eigentlich  unlogisch  ist,  uns  bestimmen  müssen 
dann  ferner  anzunehmen,  dass  die  Contamination  sich  hier  doch  nur  auf 
diese  Hinzufügung  als  Concession  an  Poseidonios  beschränkt  habe.  Kurz 
ich  wiederhole:  volle  Gewissheit  ist  hier  freilich  jiach  der  positiven  Seite 
hin  nicht  zu  erreichen,  aber  doch  m.  E.  ein  hoher  Grad  von  Wahrschein- 
lichkeit für  Panaetios  als  die  eigentliche  Quelle.  Vorsichtiger  übrigens  als 
S.  8  und  besonders  S.  187  f.  drückt  Schmekel  S.  264  sich  aus,  und  man 
hat  wohl  hier  seine  eigentliche  Absicht  zu  erkennen,  dass  er  die  Sache 
unentschieden  lassen  will. 

C.  28.  S.  79.  A.  64.  S.  über  den  betreffenden  Gegenstand  und  über 
Kleitomachos  (Karneades)  als  die  Quelle  von  Cic.  de  fato  (nebst  dem  aus 
dieser  Schrift  in  ihrer  vollständi|en  Gestalt  und  nicht  aus  de  divin.  ge- 
schöpften Abschnitt  bei  Augustin.  C.  D.  IV,  1—11),  Sex.  Math.  V,  1—105, 
Phaborin.  b.  Gell.  XIV,  1  u.  Plut.  Sto.rep.  46  f.  jetzt  Schmekel  S.  155—184. 
Vgl.  auch  unten  Nachtr.  2.  F.  z.  C.  32.  A.  268. 

C.  28.  S.  79  f.  mit  A.  70.  71.  Auch  hier  ist  eine  Berichtigung  erforder- 
lich. Denn  Schmekel  S.  231—237  hat  höchst  wahrscheinlich  gemacht, 
dass  tibql  ZmvQccrovs  nur  Titel  eines  Theils  einer  umfassenderen,  ausser 
über  Sokrates  auch  über  die  Sokratiker  handelnden  Schrift  des  Panaetios 
war,  in  welcher  er  nicht  nur  die  falschen  Angaben  des  Demetrios  von 
Phaleron  in  dessen  Apologie  des  Ersteren  (Zcox^arrjg  La.  Di.  V,  80,  Zco- 
■XQccxovg  unoXoyia  La.  Di.  IX,  15.  37.  57,  vgl.  A.  58.  C.  2.  A.  702.  717) 
widerlegte,  sondern  namentlich  auch  gegen  denselben  Demetrios  (Fr.  XLIII 
Ost.  b.  Dionys.  Hai.  Ep.  ad  Cn.  Pomp.  2.  p.  760  ß.)  den  halbpoetischen 
Stil  Piatons  in  Schutz  nahm  und  ihm  noch  vor  dem  des  Demosthenes  den 
Vorzug  gab,  und  dass  alle  A.  58—60  verzeichneten  Anführungen  mit  Aus- 
nahme von  La.  Di.  VII,  163  aus  dieser  sonach  biographisch -kritischen 
Schrift  stammen,  die  ebendieser  ihrer  Beschaffenheit  nach  nicht  etwa 
wiederum  ein  Theil  von  tibqX  cciQtöecoVj  sondern  eine  besondere  Arbeit  war. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band.     707 

La.  Di.  VII,  163  aber  auf  nsgl  cciqbcsoov  zurückzuführen  liegt  m.  E.  am 
Nächsten,  doch  ist  dies  unsicher.  Schmekel  beruft  sich  S.  231  f.  mit 
Recht  auch  auf  Cic.  Tusc.  I,  32,  79  (unmittelbar  nach  den  S.  704  [Nachtr. 
z.  A.  60]  angef.  Worten  Panaetio  a  Piatone  suo  dissentienti).  quem  .  .  . 
omnibus  locis  divinum  .  .  .  quem  Homerum  philosophorum  appellat  und 
schliesst  etwas  kühn,  aber  doch  wohl  richtig  aus  Plut.  Demosth.  13, 
Panaetios  habe  andererseits  den  Demosthenes  dem  Piaton  so  nahe  gerückt, 
dass  auch  er  fälschlich  den  Ersteren,  wo  nicht  für  einen  Schüler,  so  doch 
für  einen  Nacheiferer  des  Letzteren  gehalten  haben  mut.se.  Schlimmer  ist 
der  kritische  Missgriff,  wenn  schon  Panaetios,  wie  doch  wohl  auch  mit 
Schmekel  S.  233  f.  anzunehmen  ist,  die  C.  37.  S.  593  mit  A.  62  (vgl.  d. 
Nachtr.  1.  F.  z.  d.  St.)  erwähnten  Briefe  unter  den  Namen  des  Philippoe, 
Antipatros  und  Antigonos  für  acht  hielt,  um  sich  auf  sie  dafür  zu  be- 
rufen, dass  selbst  vor  dem  Volke  und  dem  Heere  der  „sermo"  (zu  welchem 
Piatons  Stilart  gehört)  anzuwenden  und  oft  (wie  auch  vor  Gericht)  wirk- 
samer sei  als  die  „contentio"  (die  Stilart  der  Redner).  —  Ueber  die  mathe- 
matischen Kenntnisse  des  Panaetios  und  seine  Hochschätzung  der  Mathe- 
matik (Cic.  Off.  I,  6,  19.  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  66),  über  seine  astronomischen 
und  geographischen  Ansichten  (Erklärung  der  Bewohnbarkeit  der  heissen 
Zone,  s.  Achill.  Isag.  p.  96  Pet.  =  Fr.  33  Fowl.,  vgl.  van  Lynden  a.  a. 0. 
S.  73)  s.  Schmekel  S.  230  f.  Er  erklärte,  auch  hierin  von  seiner  Schule 
abweichend,  im  Anschluss  an  Anaxagoras  und  Demokritos  (s.  Zell  er  Ph. 
d.  Gr.  I4.  S.  803.  904)  „die  Kometen  für  Erzeugnisse  der  Conjunctionen  der 
Planeten,  also  für  rein  optische  Erscheinungen  (Sen.  N.  Qu.  VII,  30,  2)". 
Und  ferner  ordnete  er  wiederum  anders  als  die  anderen  Stoiker  die  Ab- 
folge der  Weltkörper  von  der  Erde  als  Weltmitte  so :  Mond,  Mercur,  Venus, 
Sonne,  Mars,  Jupiter,  Saturn,  Fixsternhimmel,  und  zwar  dergestalt,  dass 
die  Abstände  immer  grösser  und  unermesslicher  werden,  s.  Cic.  de  divin. 
II,  43,  91,  vgl.  47,  97.  42,  88. 

C.  29.  S.  88.  A.  43.  Schmekel  S.  5  f.  nimmt  mit  Recht  an,  dass  auch 
der  Aufenthalt  des  Polybios  in  Rhodos  (s.  A.  56)  und  Kleinasien  (Polyb. 
XVI,  15.  XXII,  21.  IV,  38  ff.)  in  die  Zeit  um  145/4  fiel,  und  dass  er  den 
Scipio  auf  dessen  Gesandtschaftsreise  141  (s.  C.  28.  A.  23 b.  24)  desshalb 
nicht  begleitete,  weil  er  die  hauptsächlichsten  Gegenden,  nach  denen  sie 
ging,  somit  kurz  vorher  besucht  hatte. 

C.  29.  S.  122.  A.  129.  Die  von  mir  gebilligte  Ansicht  ist  neuerdings 
auch  von  Thiaucourt  Les  causes  et  l'origine  de  la  seconde  guerre  puni- 
que  et  le  commencement  de  la  troisieme  decade  de  Tite-Live,  Paris  1890. 
La  marche  d'Hannibal  de  TEbre  en  Italie,  Paris  1890  (vgl.  Soltau  Woch. 
f.  kl.  Ph.  VIII.  1891.  Sp.  998  f.)  und  v.  Stern  Das  Hannibalische  Truppen- 
verzeichniss  bei  Livius  XXII,  2,  Berlin  1891.  8.  (Berl.  Stud.  XII,  2)  ver- 
treten, aber  ich  würde  sie  mindestens  nicht  so  entschieden  gebilligt  haben, 
wenn  mir  die  Abhandlungen  von  Soltau  Eine  annalistische  Quelle  von 
Cicero  de  off.  III,  Woch.  f.  kl.  Ph.  VII.  1890.  Sp.  1239-1245.  Zur  Chrono- 
logie der  spanischen  Feldzüge  212  —  206  v.  Chr.,  Hermes  XXVI.  1891. 
S.  408  ff.  bereits  vorgelegen  hätten,  in  denen  er  in  höchst  beachtenswerter 
Weise  darzuthun  sucht,  dass  Livius  vom  21.  Buche  bis  zum  Ende  des  29.  den 
Polybios  anfänglich  nur  durch  die  Vermittlung  des  Claudius  Qu  ad  rigarius 

45* 


708     Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band. 

benutzt  und  erst  nachträglich  unmittelbar  aus  Ersterem  XXVI,  24, 1—26,  4. 
XXVII,  29,  7—33,  5.  XXVIII,  5—8.  17f.,  XXIX,  12.  29,  5—33,  1  ein- 
geschoben habe. 

C.  29.  S.  128  f.  A.  150  füge  hinzu:  Schmekel  Philos.  der  mittleren 
Stoa  S.  9—14.  S.  104—154.  S.  238—290. 

C.  29.  S.  129.  A.  155.  Schmekel  S.  11  f.  macht  wahrscheinlich,  dass 
Poseidonios  auch  in  Alexandreia  war,  und  dass  diese  Reise  der  nach  dem 
Westen  voranging:  „seine  Bekleidung  der  Prytanen würde  fiel  vermuthlich, 
da  man  in  Rhodos,  wie  es  scheint  (s.  Scheppig  S.  8.  Arnold  S.  111. 
A.  86),  nur  gewesene  Prytanen  zu  Gesandten  nahm,  vor  86,  und  da  er  dort 
nicht  heimisch  war,  wird  er  wohl  schon  etwa  10  Jahre,  also  etwa  seit  96 
dort  gelebt  haben,  bevor  er  zu  diesen  höchsten  Würden  aufstieg". 

C.  29.  S.  130.  Z.  6  f.  v.  o.   1.   Er  starb,   wie  es  heisst162),   84  Jahre  alt. 

C.  29.  S.  131.  A.  164 b.  S.  über  alles  hieher  Gehörige  jetzt  die  ein- 
dringende Untersuchung  von  Schmekel  S.  304—384. 

C.  29.  S.  132 ff.  A.  168.  S.  jetzt  auch  Schmekel  S.  257—263,  vgl. 
S.  248 — 256.  In  einer  Beziehung  mussten  sowohl  Panaetios,  der  die  ganze 
Menschenseele  durch  die  Zeugung  entstehen  und  mit  dem  Tode  enden  Hess, 
als  auch  Poseidonios,  der  die  Prae-  und  Postexistenz  dieses  Ganzen  während 
jeder  gesammten  Weltperiode  lehrte,  von  Aristoteles  abweichen,  welcher 
die  thätige  Vernunft,  aber  auch  nur  diese  für  anfangslos  praeexistirend, 
von  aussen  in  den  Embryo  eintretend  und  endlos  fortdauernd  erklärte: 
diese  von  ihm  innerhalb  des  vernünftigen  Seelentheils  gemachte  weitere 
Unterscheidung  der  actuellen  oder  thätigen  und  der  potenziellen  oder  leiden- 
den Vernunft  war  für  Beide  nicht  anwendbar  (vgl.  auch  Schmekel  S.  269  f. 
A.  2).  Man  kann  in  gewisser  Weise  wohl  sagen,  dass  bei  Panaetios  der 
Unterschied  einer  allgemeinen  und  einer  individuellen  Denkthätigkeit 
(freilich  auch  Empfindungsthätigkeit)  in  jedem  Menschen  an  die  Stelle  tritt, 
von  denen  er  auch  die  Verschiedenheiten  der  geistigen  Befähigung  der 
Menschen  abhängig  machte,  indem  ein  Jeder  geistig  um  so  höher  stehe, 
eine  je  grössere  Masse  der  ersteren  und  je  geringere  der  letzteren  in  ihm 
vorhanden  sei,  s.  Schmekel  S.  195  f.  209  f. 

C.  29.  S.  133.  A.  169.  S.  134.  A.  171 b.  Leider  ist  der  spätere  Theil 
von  Schmekels  Buche,  in  welchem  derselbe  sich  über  die  Bedeutung 
vom  Commentar  des  Poseidonios  zu  Piatons  Timaeos  und  die  grosse  Ein- 
wirkung, welche  er  ausgeübt  hat,  verbreiten  wird,  noch  nicht  gedruckt, 
und  ich  bin  daher  auch  jetzt  noch  auf  einige  briefliche  Andeutungen 
Schmekels  angewiesen.  Schmekel  hält  ihn  für  die  wichtigste  Quelle 
des  wiederauflebenden,  neuen  Pythagoreismus  und  führt  u.  A.  nächst  Sex. 
Math.  VII,  93  ff.  auch  IV,  2  ff.  und  X,  248  ff.,  ferner  die  betreffenden  An- 
gaben Varros  bei  Gell.  u.  Censorin. ,  desgleichen  Macrob.  Somn.  Scip.  I,  5  f., 
II,  lf.,  zum  Theil  auch  Phil,  de  opif.  mundi  (und  leg.  alleg.)  und  Theon 
v.  Smyrna  de  mus.  auf  ihn  zurück,  indem  Theon  diesen  Theil  aus  Adrastos 
und  Tbrasyllos  zusammengeschrieben  hat,  die  Quelle  des  Thrasyllos  aber 
ebenjener  Commentar  gewesen  ist.  Von  hier  aus  wird  denn  auch  des 
Poseidonios  Auffassung  der  platonischen  Weltseele  (Plut.  de  an.  proer.  22. 
1023  B  ff.  Herrn,  in  Plat.  Phaedr.  p.  114  Ast)  gegenüber  dem  Missver- 
ständniss  Hirzels  I.   S.  237  ff.   klar:   Poseidonios  machte    die   platonische 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band.     709 

Weltseele  zur  Idee,  folglich  doch  die  einzelnen  Seelen  zu  Theilideen,  bo 
dass  für  ihn  also  Gott  zum  Ort  der  Ideen  wird,  was  von  erheblichem  Ein- 
fluss  auf  Seneca  und  Philon  von  Alexandreia  geworden  ist.  Vgl.  auch 
Schmekel  S.  250.  A.  3.  S.  269.  A.  2. 

C.  29.  S.  135.  A.  175.  S.  jetzt  besonders  auch  Schmekel  S.  269-281. 
286—288.  Derselbe  zeigt  S.  278 f.  A.  3,  dass  Hirzel  II.  S.  285  ff.  entschieden 
zu  weit  geht,  wenn  er  meint,  Poseidonios  habe  die  Möglichkeit  eines  schlecht- 
hin Weisen  überhaupt  bestritten:  er  gab  sie  vielmehr  für  die  Zukunft  zu, 
wenn  er  auch  für  die  Vergangenheit  leugnete,  dass  es  bisher  einen  solchen  ge- 
geben habe,  wie  dies  Letztere,  aber  auch  nur  dies  aus  La.  Di.  VII,  91  folgt. 

C.  29.  S.  136  mit  A.  184.  184b.  Was  hier  über  Poseidonios  als  Astro- 
nomen gesagt  ist,  muss  im  höchsten  Grade  als  ungenügend  bezeichnet 
werden.  Derselbe  nimmt  allem  Anschein  nach  in  der  Geschichte  der 
Astronomie  eine  sehr  bedeutende,  freilich  aber  verhängnissvolle  Stelle  ein, 
indem  er  sich  auf  Grundlage  seiner  Naturphilosophie  gegen  das  richtige, 
von  Hiketas,  Ekphantos  und  Herakleides  dem  Pontiker  angebahnte,  von 
Aristarchos  aus  Samos  hypothetisch  und  von  Seleukos  aus  Seleukeia  un- 
bedingt (s.  C.  23.  S.  718  f.  763  f.)  ausgeführte  heliocentrische  Weltsystem 
erklärte  und  dagegen,  allerdings  in  theilweisem  Anschluss  an  Herakleides 
den  Pontiker,  namentlich  aber  im  Anschluss  an  die  Epicykelntheorie  des 
Apollonios  von  Perge  und  des  Hipparchos  (s.  C.  23.  S.  756.  765.  768.  A.  280) 
der  Schöpfer  des  sogenannten  ägyptischen  Weltsystems  wurde,  wenigstens 
so  weit  sich  bis  jetzt  urtheilen  lässt.  Jedenfalls  ist  das  ptolemaeische  nur 
eine  Verschlechterung  desselben,  und  dass  durch  diese  Einflüsse  die  schon 
gewonnene  richtige  Einsicht  zurückgedrängt  wurde,  hat  nicht  sowohl 
Ptolemaeos  als  vielmehr  schon  Poseidonios  durch  die  Macht  verschuldet, 
welche  er  über  seine  und  die  nächsten  Zeiten  gewann,  und  immerhin  bleibt 
anzuerkennen,  dass  er  es  war,  welcher  die  Gedanken  jener  beiden  grossen 
Astronomen  zu  einem  wirklichen  neuen  System  verarbeitet  hat,  welches  an 
den  Platz  der  noch  viel  künstlicheren  Theorie  des  Knidiers  Eudoxos  von 
den  bewegenden  Sphären  trat.  Man  lernt  dasselbe  kennen  aus  Cic.  N.  D. 
II,  19,49  —  20,53  (auch  Somn.  Scip.  C.  15  ff.),  Kleomed.,  Macrob.,  Marc. 
Cap.  Für  das  Genauere  kann  ich  leider  nur  erst  auf  Schmekel  S.  281 — 
284  verweisen,  da  dessen  spätere  Erörterung  über  die  Bedeutung  dieses 
ägyptischen  Systems  mir  wiederum  noch  nicht  vorliegt.  (Ob  man  aus  dem 
A.  191  angef.  Stück  vom  Auszuge  des  Geminos  aus  der  Meteorol.  des  Poseid. 
mit  Schmekel  S.  282.  A.  2  folgern  darf,  er  habe  vom  rein  astronomischen 
Standpunkt  aus  die  Möglichkeit  des  heliocentrischen  Systems  zugestanden, 
ist  mir  übrigens  zweifelhaft,  s.  Böckh  Unterss.  üb.  d.  kosm.  Syst.  des 
Plato  S.  133  ff.).  Die  Abfolge  der  Himmelskörper  ist  bei  Poseidonios  die- 
selbe wie  bei  Panaetios  (s.  Nachtr.  2.  F.  z.  C.  28.  S.  79  f.),  nur  dass  er  die 
Venus  zwischen  Mond  und  Mercur  ordnete.  Ueber  die  immer  noch  zu  klein 
von  ihm  bestimmte  Entfernung  der  Sonne  von  der  Erde  (500  Mill.  Stadien 
=  12  500000  Meilen,  s.  La.  Di.  VII,  145.    Plin.  N.  H.  II.  §.  85*))  urtheilte 


*)  Bei  Detlefsen  im  Ind.  folgt  auf  „Posidonius  stoicus"  die  Angabe: 
„Posidonius  auctor  Plinio  I,  2.  4.  6.  citatus  2,  85.  6,  57".  Dies  ist  überall 
der  Stoiker. 


710     Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band. 

er  dennoch  schon  richtiger  als  selbst  Newton.  Ueber  die  Kometen  dachte 
er  anders  als  Panaetios,  hielt  sie  aber  auch  für  keine  eigentlichen  Welt- 
körper (Schol.  Arat.  359.  Sen.  N.  Qu.  VII,  20.  La.  Di.  VII,  152.  Stob. 
Ecl.  I.  p.  227,  17  ff.  W.  u.  dazu  Wachsmuth). 

C.  29.  S.  137.  A.  186.  Ueber  die  geographischen  Leistungen  des  Posei- 
donios  s.  Schmekel  S.  285  f.  In  Bezug  auf  Ebbe  und  Flut  schloss  er 
sich  an  die  richtige  Erklärung  des  Seleukos  von  Seleukeia  (s.  C.  23.  S.  764) 
an,  Strab.  I.  53  f.  III.  172  ff.  Stob.  Ecl.  I.  253,  1  ff .  W.  (Aet.  Plac. 
p.  338,  8  ff.  Diels). 

C.  29.  S.  139.  A.  191  füge  hinzu:  Ueber  die  meteorologischen  Ansichten 
des  Poseidonios  s.  Schmekel  S.  284 f. 

C.  29.  S.  144.  A.  200.  "Wenn  Schmekel  in  seinen  Bemerkungen  über 
die  muthmassliche  Stellung  des  Poseidonios  als  Geschichtschreiber  S.  290  f. 
es  mit  grosser  Entschiedenheit  (S.  291)  betont,  dass  man  dies  nicht  ein- 
fach Kritiklosigkeit  nennen  dürfe,  so  ist  das  im  Grunde  ein  blosser  Wert- 
streit; in  der  Sache  kommt  das  von  Schmekel  Zugestandene  genau  auf 
das  Gleiche  hinaus  wie  das  von  mir  Gesagte.  Wohl  richtig  schreibt 
Schmekel  zum  Schlüsse:  „Aehnlich  wie  sich  die  Philosophie  des  Posi- 
donius  zu  der  seines  Lehrers  Panaetius  verhält,  wird  sich  im  Allgemeinen 
auch  sein  Geschichtswerk  zu  dem  des  Polybius  verhalten  haben". 

C.  29.  S.  145.  A  203.  Nach  der  gründlichen  Untersuchung  von  Schmekel 
S.  85 — 104  darf  jetzt  nicht  bloss  mit  Wahrscheinlichkeit,  sondern  mit  voller 
Gewissheit  angenommen  werden,  dass  Poseid.  nsgl  ftsöäv  wie  für  die  Dar- 
stellung der  stoischen  Theologie  bei  Sex.  Math.  IX.  §.  13—28.  49-136  und 
Cic.  N.  D.  II.  §.  3  ff.  13-72.  154—167,  sondern  auch  für  die  Widerlegung 
der  epikureischen  bei  Cic.  N.  D.  I.  §  57 — 124  die  Quelle  war.  Hiernach 
ergiebt  sich  aber  die  Notwendigkeit  der  S.  701  gegebenen  Berichtigung 
von  C.  2.  S.  131.  A.  649,  ob  sich  aber  überhaupt  die  an  letzterer  Stelle  ge- 
billigte Annahme,  dass  die  Kritik  der  stoischen  Theologie  bei  Sex.  (Math. 
IX.  §.29  ff.  187  ff.)  so  einfach  aus  Kleitomachos  stamme,  jetzt  noch  auf- 
recht erhalten  lässt,  ist  wohl  mindestens  sehr  fragwürdig. 

C.  29.  S.  147  ff.  A.  220.  Poppelreuter  ist  gründlich  widerlegt  von 
Apelt  in  d.  S.  687.  Nachtr.  z.  A.  173  angef.  Abh.  v.  Apelt  S.  518  (296)  ff. 
Schmekel  S.  104 — 154  aber  kommt  über  Cic.  Tusc.  I  zu  einem  sehr  ähn- 
lichen, nur  freilich  weit  bestimmteren  Urtheil  wie  ich,  doch  mit  einer  aller- 
dings erheblichen  Abweichung,  indem  er  in  Bezug  auf  den  ersten  Theil 
oder  den  Nachweis,  dass  der  Tod  im  Fall  der  Unsterblichkeit  der  Seele 
kein  Uebel  sei  (§.  26 — 82),  Corssen  nicht  bloss,  wie  ich,  theil  weise,  sondern 
nahezu  vollständig  darin  Recht  giebt,  dass  hier,  aber  auch  nur  hier  eine 
Schrift  des  Poseidonios,  jedoch  freilich  nicht  die  problematische  Trost- 
schrift oder  gar  einer  der  IIqotqS7itikol,  sondern  muthmasslich  wiederum 
tcsqi  &säv  die  Quelle  ist.  Schmekel  zeigt  dabei  einleuchtend,  dass  es 
jedenfalls  dieselbe  war,  welche  auch  Varro  im  1.  B.  der  Antiquitates  rerum 
divinarum  (s.  die  Zusammenstellung  der  Fragmente  S.  117—132)  benutzt 
hat.  Und  ich  stehe  unter  dem  Gewicht  seiner  Gründe  keinen  Augenblick 
an  die  von  mir  geäusserte  Meinung  zu  seinen  Gunsten  einfach  zurück- 
zuziehen, folglich  auch  anzuerkennen,  dass  Corssen  Diss.  S.  40  ff.  nicht 
minder  darin  Recht  hatte   die  parallele  Darstellung  bei  Cic.  im  Somnium 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band.     711 

Scipionis  auf  die  nämliche  Schrift  des  Poseidonios  zurückzuleiten,  wofür 
denn  Diels  in  der  A.  168  z.  E.  angef.  Abh.  noch  eine  Ergänzung  gegeben 
hat.  Hiernach  gestaltet  sich  die  ganze  Sache  nun  so  (s.  Sc  hm  ekel 
S.  146—154).  Das  1.  B.  von  Ciceros  Tusc.  ist  in  der  That,  wie  besonders 
aus  §.111  erhellt,  eine  Neubearbeitung  seiner  eigenen  Consolatio  (vgl.  §.  75. 
83—86).  In  beiden  hat  er  der  allem  Anschein  nach  schon  in  Krantors 
Trostschrift  befolgten  Anordnung  (s.  S.  659.  Nachtr.  z.  C.  2.  A.  566)  sich 
angeschlossen  und  die  Hauptmasse  des  2.  Theils  oder  der  Darlegung,  dass 
der  Tod,  auch  wenn  die  Seele  mit  ihm  untergehe,  kein  Uebel  sei  (§.  82—88. 
91 — 102  patescat.  109—111.  113  —  117)  aus  jener  Schrift  entnommen,  dabei 
freilich  einige  anderweitige  Zusätze  eingefügt,  dagegen  den  1.,  vermuthlich 
weil  ihm  hier  Krantors  Darstellung  zu  kurz  war,  bei  der  Neubearbeitung 
in  den  Tusc,  wie  gesagt,  aus  Poseidonios  gezogen.  Daher  steht  das  Citat 
aus  der  Consolatio  §.66  im  Widerspruch  mit  §.  43,  und  §.  70  wird  durch 
eine  scheinbare  Skepsis  der  ungeschickte  Versuch  gemacht  beide  Stand- 
punkte zu  versöhnen:  quae  est  ei  (näml.  animo)  natura?  propria  puto 
et  sua.  sed  fac  igneam,  fac  spirabilem:  nihil  ad  id,  de  quo  agimus. 
Dass  nun  aber  Pseudo-Platon  im  Axiochos  nicht  den  Poseidonios  benutzt, 
sondern  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  viel  früher  geschrieben  hat,  ist 
somit  sicher,  und  dass  Cicero  und  Plut.  in  der  Consol.  ad  Apoll.,  aus 
Krantor  schöpfend,  dennoch  dabei  den  Kallimachos  citiren  (s.  C.  2.  A.  567), 
scheint  mir  jetzt  nur  durch  die  Annahme  erklärbar,  dass  Beiden  die  Trost- 
schrift des  Ersteren  nicht  mehr  in  ihrer  ursprünglichen,  sondern  in  der 
nämlichen  überarbeiteten  Gestalt  vorgelegen  habe. 

C.  30.  S.  193.  A.  256 d.  S ehr a der  Porph.  qu.  Hom.  ad  Odyss.  pert. 
rel. ,  Leipzig  1890.  S.  197 — 199  vertheidigt  gegen  Pusch  seine  Annahme 
(s.  C.  26.  A.  83),  dass  bei  Suid.  Zi^vodotog  'AXeizavÖQSvg  vor  syQccips  „seeun- 
dum  codicis  Parisini  Gxiy\Li\v"  eine  Lücke  anzunehmen,  in  welcher  Zeno- 
doros  ausgefallen,  dieser  also  auch  der  Urheber  der  drei  von  mir  nach 
Pusch  dem  Zenodotos  von  Alexandreia  beigelegten  Schriften  und  Schol.  B 
(Porphyr.)  11.  A,  1.  E,  12  ZrjvodcoQog  für  Zrjvödotog  herzustellen  sei.  Ich 
bin  nicht  überzeugt,  aber  bin  doch  allerdings  schwankend  geworden.  Hat 
Schrader  Recht,  so  kommt  freilich  nicht  viel  mehr  darauf  an,  ob  Zeno- 
dotos von  Alexandreia  mit  Zenodotos  von  Mallos,  was  er  schwerlich  mit 
Wahrscheinlichkeit  immer  noch  glaubt,  dieselbe  Person  gewesen  ist  oder 
nicht,  denn  Spuren  von  dem  Buch  gegen  die  Athetesen  des  Aristarchos 
sind  uns  ja  nicht  geblieben. 

C.  32.  S.  238f.     Ueber  Mnesarchos  s.  jetzt  Schmekel  S.  16.  296  f. 

C.  32.  S.  240  ff.     Ueber  Hekaton  s.  jetzt  Schmekel  S.  14 f.  290—296. 

C.  32.  S.  244.  A.  36.  Wenn  die  Annahme  (s.  A.  26  u.  bes.  C.  2.  A.  387} 
doch  wohl  entschieden  richtig  ist,  dass  bei  Philod.  Ind.  Sto.  Col.  62  von 
Schülern  des  Diogenes  von  Seleukeia  oder  auch  des  Antipatros  von  Tarsos 
die  Rede  sei,  so  muss  Dionysios  von  Kyrene  weit  älter  als  Diouysios 
der  Lehrer  des  Atticus  gewesen  sein.  Nun  heisst  es  aber  dort  von  Ersterem 
(vgl.  wiederum  C.  2.  A.  387):  <og  ncciy  ävTS^teivsy  Jr](ir}TQia)  reo  <^)>ro- 
9txc5,  und  unter  diesem  Demetrios  kann  (s.  Schmekel  S.  16 f.  A.  4.  S.  337 ff.) 
wohl  kaum  ein  anderer  verstanden  werden  als  der  Epikureer  Demetrios  der 
Lakone,  so  sonderbar  für  diesen  auch  die  Bezeichnung  reo  qyixoqiho)  (denn 


712      Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band. 

diese  Ergänzung  ist  doch  wohl  richtig)  erscheint;  und  hiernach  müsste 
doch  wieder  mit  Schmekel  angenommen  werden,  dass  Dionysios  von 
Kyrene  auch  der  Lehrer  des  Atticus  gewesen  sei,  wenn  anders  dieser 
Demetrios  wirklich,  wofür  ich  S.  260  mich  entschieden  habe,  erst  ein 
jüngerer  oder  auch  nur,  wie  Zeller  (s.  A.  140)  und  Schmekel  glauben, 
ein  bloss  etwas  älterer  Zeitgenosse  des  Zenon  von  Sidon  war.  Denn 
während  Demetrios  im  dritten  Theil  von  Philod.  negl  eqpEfav  und  ebenso 
der  unbekannte  Urheber  des  vierten  Theils  (s.  A.  38.  141  u.  bes.  216  mit 
dem  unten  zu  gebenden  Nachtr.)  nur  die  Stoiker  im  Allgemeinen  in  der 
betreffenden  erkenntnisstheoretischen  Frage  bekämpfen  und  Beide  (Col.  28, 
37  ff.  29,  25 ff-)  ihnen  den  den  Dionysios  (nach  Col.  8,  lff.,  s.  Schmekel 
S.  298  f.  A.  1)  gar  nicht  treffenden  Vorwurf  machen,  sie  bedächten  nicht, 
dass  die  Epikureer  als  Bedingung  für  den  Schluss  aus  der  Uebereinstimmung 
der  Anzeichen  oder  Merkmale  (cr}{Leia)  stets  hinzufügten:  „wenn  Nichts 
dagegen  spricht",  so  bestreitet  dagegen  der  Epikureer  Zenon  im  ersten 
Theil  Col.  7,  5  ff.  ausdrücklich  ihn;  und  daraus  hat  Schmekel  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  den  Schluss  gezogen,  dass  die  die  Analogieschlüsse  be- 
treffende Schrift  des  Dionysios  erst  nach  den  entsprechenden  jenes  un- 
bekannten Epikureers  und  des  Demetrios  erschien,  nach  Ind.  Sto.  a.  a.  0. 
die  letztere  bestritt  und  eben  wieder  sodann  von  Zenon  bestritten  ward. 
Allein  es  hindert  Nichts  daran,  dass  Demetrios  vielmehr  schon  ein  Zeit- 
genosse des  Panaetios  und  des  Gartentyrannen  Apollodoros  gewesen  ist, 
und  damit  ist  auch  für  Dionysios  von  Kyrene*  die  gleiche  Zeit  und  seine 
Verschiedenheit  von  dem  jüngeren  Stoiker  gleiches  Namens,  dem  Lehrer 
des  Atticus,  gerettet.  Die  werthvolle  Erkenntnisstheorie  des  Ersteren  liegt 
klar  und  deutlich  vor  bei  Philod.  n.  orjfi.  Col.  1—8,  15.  19,  9—20,  30,  und 
danach  hat  Schmekel  S.  298  —  303  sie  entwickelt.  Und  wenn  nun 
Schmekel  S.  351—356  scharfsinnig  und  allem  Anschein  nach  erfolgreich 
darthut,  dass  Panaetios  derjenige  Stoiker  gewesen  sei,  welcher  zuerst  die 
altstoische  Lehre  von  der  cpccvxaGicc  v.axuXr\Tixi^\  als  Kriterion  der  Wahr- 
heit im  Anschluss  an  die  Lehre  des  Karneades  von  der  yctvxaoia  7ti&avrj 
neu  ansgiGTiaßtog  %a\  nsgicadsv^iv^  als  höchstem  Grade  der  Wahrschein- 
lichkeit (s.  Zeller  IIP,  1.  S.  513—516  u.  Schmekel  S.  342—351)  durch 
den  Zusatz  „wenn  kein  Hinderniss  im  Wege  steht"  (wÖer  t'xovocc  k'vaxr}iia) 
und  die  riegeln  zur  Prüfung,  wann  Letzteres  der  Fall  sei  oder  nicht,  be- 
schränkte (Sex.  Math.  VII,  253  ff,),  so  ist  es  interessant  genug,  dass  gleich 
sein  Mitschüler  Dionysios  ebenfalls  unter  dem  Antrieb  der  Kritik  des 
Karneades  noch  weiter  in  der  Strenge  ging.  Wenn  aber  Schmekel  S.  340 
schreibt:  „wir  dürfen  mit  Fug  schliessen,  dass  Demetrios  nicht  Schüler, 
sondern  Mitschüler  des  Zenon  gewesen  ist",  also  Schüler  des  Gartentyrannen 
Apollodoros  (s.  auch  Schmekel  S.  346),  so  ist  das  Erstere  freilich  un- 
bestreitbar, das  Letztere  dagegen  nach  dem  Obigen  falsch:  er  war  viel- 
mehr, wie  gesagt,  ein  Zeitgenosse  und  wohl  sogar  älterer  Zeitgenosse 
dieses  Apollodoros.  Schmekel  hat  nicht  bedacht,  dass  als  sein  Lehrer 
vielmehr  ausdrücklich  Protarchos  von  Bargylion  bezeichnet  wird  (s.  A.  137). 
Trotzdem  jedoch,  dass  der  Unbekannte  in  einem  Punkte  sachlich  von 
Zenon  abweicht  (Col.  30,  37  ff.  31,  8  ff.),  ist  in  allen  übrigen  Stücken  seine 
Uebereinstimmung  mit  dessen  Theorie  so  gross,   dass  Schmekel   S.  339 


Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band.     713 

mit  Recht  daraus  folgert,  er  habe  mit  Letzterem  denselben  Lehrer  und 
dasselbe  Vorbild  gehabt,  also  Apollodoros.  Gerade  aus  der  grossen  Kürze 
aber,  mit  welcher  Demetrios  den  Gegenstand  noch  behandelte  (Col.  28, 14), 
wird  es  wahrscheinlicher,  dass  doch  nicht  Apollodoros,  wie  Schmekel 
meint,  sondern  er  am  Frühesten  unter  den  Epikureern  sich  mit  dieser 
Theorie  der  Inductions-  oder  vielmehr  der  (bei  Aristoteles  mit  unter  den 
iv&v{irj{i<xtct  steckenden)  Analogieschlüsse  beschäftigt  hat. 

C.  32.  S.  247.  A.  56  füge  hinzu:  Ob  aber  derjenige  Antipatros,  aus 
dessen  Schriften  nsgl  ycc^iov  und  nsgl  yvvcunog  ovfißtcoascos  Stob.  Flor. 
LXVII,  25.  LXX,  14  Auszüge  giebt,  der  Tarsier,  der  Tyrier  oder  ein  dritter 
ist,  darüber  fehlt  es  noch  an  jeder  Untersuchung,  so  viel  ich  wenigstens 
weiss.  Indessen  kenne  ich  Iacobs  De  Antipatri  fragmentis  ex  libro  nsgi 
ya[Kov  ab  Ioanne  Stob,  servatis,  Lectiones  Stobenses  (Jena  1827).  S.  24  f. 
109  ff.  nicht, 

C.  32.  S.  260 f.  mit  A.  140.  141.  Dass  vielmehr  Zeller  in  Bezug  auf 
die  Lebenszeit  des  Lakoniers  Demetrios  ungleich  richtiger  als  Natorp  ge- 
sehen hat,  und  dass  dieser  Demetrios  spätestens  ein  älterer  Zeitgenosse 
des  Zenon  von  Sidon,  vermuthlich  aber  schon  von  Apollodoros  dem  Garten- 
tyrannen ein  Zeitgenosse  und  eher  ein  älterer  als  ein  jüngerer  war,  ist 
so  eben  in  dem  Nachtr.  2.  F.  z.  A.  36  dargethan. 

C.  32.  S.  262  mit  A.  151.  Dass  indessen  Zenon  keineswegs  der  Erste 
war,  welcher  die,  übrigens  wesentlich  schon  von  Kameades  ausgebildete 
Theorie  der  Inductions-  und  Analogieschlüsse  von  diesem  entnahm  und 
ausbildend  in  die  epikureische  Schule  einführte,  sondern  dass  dies  vor 
ihm  auch  schon  Demetrios  der  Lakonier  und  Andere  thaten,  erhellt 
wiederum  aus  demselben  Nachtr.  z.  A.  36  (vgl.  A.  216  und  dazu  unten  d. 
Nachtr.).     S.  die  Beweisführung  von  Schmekel  S.  337—340. 

C.  32.  S.  266  f.  A.  173.  Ueber  Apollophanes  s.  noch  V.  H.2  IV,  208 
und  das  bei  Usener  Epicurea  S.  401  Angeführte,  welcher  ihn  als  „rhctor? 
.  .  .  puto  stoicus"  bezeichnet. 

C.  32.  S.  276.  A.  216.  Genauer  besteht  der  erste  Abschnitt  (Zenons 
Vorlesungen  nach  den  eignen  Aufzeichnungen  des  Philod.)  aus  Col.  1—19,  9, 
der  zweite  (ebendieselben  nach  den  Aufzeichnungen  des  Bromios)  aus 
Col.  19,  9  —  28,  13,  der  dritte  (Demetrios)  nur  aus  Col.  28,  13  —  29,  20,  der 
vierte  aus  Col.  29 ,  20  —  38 ,  22.  Im  Uebrigen  s.  jetzt  auch  Schmekel 
S.  237  ff. 

C.  32.  S.  281  ff.  Schmekel  S.  384  —  399  (vgl.  S.  379  —  384)  macht 
höchst  wahrscheinlich,  dass  die  Schwenkung  Philons  erst  in  Folge  der 
Einwürfe  des  Antiochos  Statt  fand,  dass  er  sie  erst  in  ebenjenen  zwei 
gegen  diesen  gerichteten  Büchern  ausführte,  dass  die  Polemik  in  denselben 
ohne  Nennung  des  Antiochos  erfolgte  und  desshalb  diesen  so  reizte,  und 
dass  endlich  der  demgemäss  schon  zuvor  bei  diesem  eingetretene  Umschlag, 
der  theilweise  sonach  auch  auf  Philon  zurückwirkte,  aus  dem  Einfluss  der 
Lehren  und  Demonstrationen  des  Panaetios  und  seiner  Schüler,  die  ja  im 
Grunde,  wenn  schon  schwerlich  so  ganz  ausdrücklich,  wie  Schmekel 
meint,  auch  bereits  das  Princip  des  Eklekticismus,  die  angebliche  Ueberein- 
stimmung  aller  dogmatischen  Philosophen  in  allen  wesentlichen  Punkten, 
ergriffen  hatten,  entstanden  war. 


714     Nachträge  und  Berichtigungen  zweite  Folge  zum  zweiten  Band. 

C.  32.  S.  288.  A.  268.  Die  Berufung  von  Gercke  auf  Cic.  de  fat. 
19,  44  beruht  in  Wahrheit  vielmehr  auf  einem  von  mir  noch  nicht  erkannten 
Missverständniss  dieser  Stelle,  die  in  ihrem  Zusammenhange  einen  ganz 
anderen  Sinn  hat,  s.  Schmekel  S.  177  ff.  S.  180.  A.  3. 

C.  32.  S.  290.  A.  274.  Diese  Kccvovlhu  des  Antiochos  waren  wahrschein- 
lich die  Quelle  für  Sex.  Math.  VII.  §.  126—226  oder  wenigstens  126—202. 
217—226,  s.  Hirzel  II.  S.  667  f.  III.  S.  493  ff.  Natorp  S.  296  f.,  aber 
nicht,  wie  Hirzel  zu  glauben  geneigt  ist,  auch  noch  für  das  Folgende 
227—260,  s.  vielmehr  C.  2.  A.  650,  Natorp  a.  a.  0.  u.  bes.  Schmekel 
S.  352.  (Woher  §.  89 — 125  stammen,  lässt  Natorp,  abgesehen  von  den 
Einschaltungen  aus  Poseidonios,  mit  gutem  Grunde  unentschieden,  während 
Hirzel  auch  hier  an  Antiochos  denkt;  ich  übe  die  gleiche  Zurückhaltung 
aus  in  Bezug  auf  die  §§.  47—88,  die  Hirzel  dem  Kleitomachos  zuzuschreiben, 
wenn  auch  mit  Vorbehalt,  gewillt  ist,  während  Natorp  sie  nebst  203—216 
auf  Aenesidemos  zuiückführt). 

C.  32.  S.  322  ff.  Wenn  der  von  dem  neuesten  Herausgeber  der  Schrift 
über  die  Unvergänglichkeit  der  Welt  Cumont,  Berlin  1891.  8.  unter  Bei- 
stimmung seines  Recensenten  Wendland  Berl.  phil.  Woch.  XI.  1891. 
Sp.  1029—1039  unternommene  Versuch  zu  zeigen,  dass  Philon  selbst  der 
Verfasser  sei,  gelungen  ist,  so  würde  meine  betreffende  Darstellung  aller- 
dings an  dieser  Stelle  einfach  zu  streichen  sein.  Noch  will  es  mir  indessen 
nicht  scheinen,  als  ob  durch  diesen  Versuch  Zellers  Beobachtungen  ge- 
nügend beseitigt  wären. 

C.  34.  S.  442.  A.  151  ist  natürlich  jetzt  auch  zu  berichtigen:  Lysi- 
machos  kann,  wie  aus  S.  711  f.  713  (Nachtr.  z.  A.  36.  140 f.)  erhellt,  be- 
trächtlich älter  gewesen  sein  und  schon  am  Ende  des  2.  oder  Anfang  des 
1.  Jahrh.  gelebt  haben  (wie  dies  auch  schon  M.  Wellmanns  ursprüngliche 
Annahme  war). 

C.  35.  S.  465.  A.  46.  Z.  2  v.  o.  hinter  zeigen  füge  hinzu:  wie  schon 
C.  25.  A.  67  bemerkt  ist. 


Schliesslich   hat   Herr   Dr.  Brunk  in    beiden  Bänden   noch   folgende 
Druckfehler  und  Irrthümer  entdeckt: 

I.  S.  20.  A.  61.  Z.  4  für  523b  1.  533b. 

I.  S.  122.  A.  574.  Z.  1  v.  u.  für  88b  1.  88. 

I.  S.  392.  A.  79.  Z.  3  v.  u.  für  Agorakritos  1.  Aristokritos. 

I.  S.  486.  A.  146  für  84  1.  48. 

I.  S.  491.  A.  30.  Z.  3  für  dem  1.  den. 

I.  S.  647.  Z.  8  für  36  1.  35. 

I.  S.  659.  A.  71.  Z.  1  v.  u.  für  381  1.  281. 

I.  S.  682.  A.  233  für  C.  4  1.  C.  5. 

I.  S.  801.  A.  129.  Z.  14  für  Apollonios  1.  Apollophanes. 

I.  S.  865.  A.  149.  Z.  5  für  Agatharchidas  1.  Agatharchides. 

I.  S.  888.  Der  Nachtrag  zu  C.  4.  S.  191  f.  A.  99  ist  jetzt  zu  streichen, 
da  er  durch  den  II.  S.  660  gegebenen  genaueren  ersetzt  ist. 
II.  S.  153.  Z.  4  v.  u.  im  Text  für  291  1.  257. 


Nachträgliche  Berichtigungen.  715 

II.  S.  513.  A.  223.  Z.  18  für  Heroetas  1.  Hieroetas. 

IL  S.  601.  A.  98.  Z.  4  für  Manethon  1.  Manetho. 

II.  S.  685.  Die  C.  27.  Z.  50  zu  tilgenden  Anmerkungen  sind  84b  und 
85b,  und  die  folgende  Berichtigung  gehört  zu  A.  86  (statt  26). 

II.  S.  692  Z.  16  v.  u.  für  Bytores  1.  Berytos. 

Kleinigkeiten,  wie  wenn  ich  z.  B.  nach  meiner  sonstigen  Gewohnheit 
nicht  Phainias,  sondern  Phaenias  hätte  schreiben  sollen,  oder  wenn  mir 
bald  Polio  und  bald  Pollio,  bald  Porphyrogennetos  und  bald  Porphyro- 
genetes,  bald  Phanagoreia  und  bald  Phanagoria,  einmal  Berossos,  einmal 
Sextos  Empeirikos,  einmal  Hieronymos  als  Name  des  Kirchenschriftstellers 
in  die  Feder  geflossen  ist,  lasse  ich  unberücksichtigt;  der  Wechsel  zwischen 
Dioskorides  und  dem  richtigen  Dioskurides  ist  einigermassen  absichtlich. 
Statt  Nileus  war  überall  Neileus  zu  setzen. 


Alphabetisches  Eegister*). 


Abantidas ,    Tyrann  t.   Sikyon   20  61 

627  633 
Abaris  II  674 

Accins  d.  Tragiker  406  i79b 
Accins,    T.    Pisaurensis,    römischer 

Rhet.  II  474  90  504  m 
Achaeos,  Trag.  II  201 
Achilleus,    Erklärer    d.   Aratos    293 

294  52  776  II  702 
Adaeos  (Addaeos)  d.  Makedone,  Epi- 
gramm. 519  20  II  526  545  134  565 
Adaeos  v.  Mytilene,    Kunstschriftst. 

469  518  671 
Adrastos  v.   Neapolis,    Astronom  II 

370  120 
Adrastos,  Gramm.  II  708 
Adrastos,  Peripatetiker  717  58 
Aeantiades  (Aeantides),   Trag.  269  5 

280 
Aegeas,  Epikureer  104  478 
Aegimios,  üb.  Brot-  u.  Kuchenbacken 

880 
Aelianos,  Quellen  178  21  306  125  868  88 

633  563    674  186    784  45.  50    852  96 

853  103b  II  361  75.  76  407  337   445  175 

594 
Aelius  Dios  s.  Dios 
Aemilius  Macer  306  785 
Aemilius  Paullus  II  84 
Aeneias  d.  Taktiker  559 
Aeneias  a.  Hierapolis  707  27 


Aenesidemo8    v.  Knosos    od.   Aegae, 

Skeptiker    115  541    116    116  542    II 

238  251    261140.141   339  340—347 

714 
Aenesidemos,  Hist.  II  383 
Aeschines  v.  Eleusis,  Rhet.  II  449  3 
Aeschines  v.  Miletos,  Rhet.,  Asianer 

II  495 
Aeschines  v.  Mytilene,  Schriftst.  gegen 

d.  Rhetorik  II  496  148 
Aeschines  v.  Neapolis,  Akadem.  132 f. 

II  352  9 
Aeschines  d.  Redner   141  708   558  189 

II    163  101    203    676    695    Pseudo- 

Aeschines,  Reden  u.  Briefe  II  449  3 

589  38  695 
Pseudo- Aeschines  d.  Sokratiker,  Dia- 
loge u.  Briefe    20  62b    22  65    500  44 

II  76  58  599  701 
Aeschrion,  Iambogr.  231  93  345  103 
Aeschrion,  Landwirth  847 
Aeschylides,  Landwirth  830  6  837  f. 

841 
Aeschylos    371  106    390  74    401    443 

445  56    459    460 133    624  518    II  200 

203  314  632  56 
Aeschylos  v.  Alexandreia,   Tragiker 

283  402i57b 
Aeschylos  v.  Knidos,  Rhet.,  Asianer 

II  495 
Aesopos  141 


*)  Verfasst  von  A.  Brunk,  dem  ich  für  die  überaus  genaue  und  sorg- 
fältige Ausführung  dieser  mühseligen  Arbeit  zu  besonderem  Danke  ver- 
pflichtet bin.  Die  Nachträge  in  der  Vorrede  zum  zweiten  Bande  sind  mit 
IIV  bezeichnet  unter  Beifügung  der  Seitenzahl  in  Parenthese.  Von  zwei  oder 
mehr  zusammenstehenden  Zahlen  ist  die  erste  die  der  Seite,  die  folgende 
oder  die  folgenden  in  kleinerem  Druck  die  Nummer  oder  die  Nummern 
je  einer  Anmerkung.  Die  durch  fetten  Druck  ausgezeichneten  Zahlen  geben 
die  Hanptstelle  oder  die  Hauptstellen  an.    Die  Anmerkungen  sind  von  mir. 


Alphabetisches  Register. 


717 


Aethlios  v.  Samos,  Historiker  838  28 

II  399  314 
Aetion,  Maler  522  36b 
Agtios(Plac.philos.)607  763  II 145202 

251 
Agakles,  Aglaos  od.  Ambrosios,  Vat. 

d.  Eratosth.  409 
Agaklytos,  Perieget  699  II  399  314 
Agallis  v.  Kerkyra,   Grammatikerin 

450  II  673 
Agamestor,  Akadem.  126  613 
Agatharchides  v.  Knidos,    Geogr.    8 

463   481m  485  502  53   562  224  581 

633    647    681  223    685  —  692    695 

696  307a-b     697  315    775     II   463  30 

465  42.  44  469  482  493  I43b  679 
Agatharchides  v.  Samos  687251  865 149 
Agathemeros,  Geogr.  662  85  696 
Agathias ,     Epigrammensammler     II 

568  222  700 
Agathokles  v.  Atrax,  'AXisvtiyid  851 
Agathokles  v.  Chios,  Landwirth  846 
Agathokles,  Geliebter,  Minister  und 

Commentator  v.  Ptolemaeos  IV  283 

890 
Agathokles,  Gramm.  345  II  150 
Agathokles  v.  Kyzikos  od.  Babylon, 

Hist.  345  627  532h-i  I[  3.77  1 62  383 
Agathokles,  Tyrann  v.  Syrakus  236  6 

547  558  589  591  f. 
Ageanax  s.  Hegesianax 
Agelochos,  Gramm.  84142 
Pseudo-Agesilaos,  Briefe  II  595 
Agesistratos  734  150 
Agias  s.  Hagias 
Agis,  Epigramm.  II  549 
Agis,  Epik.  II  550  167 
Agis,  Kochbuch  879  II  550  167 
Aglaos  s.  Agakles 
Aglaosthenes  (vielmehr  Aglosthenes), 

Hist.  II  384 
Agnon  (Hagnon)  v.  Rhodos,  Akadem. 

127  625  132 
'Jycov,    Schriften    7csqi    äyatvoov    367 

587  f.  624  f.  II  391  396  f.  399  314 
Agorakritos,  Bildh.  519  29 
Agrippa,  M.  II  310 
Agroetas,  Hist.  II  355 


Jigiosig,  Schriften  ueqI  octgsüecov  130 
422  II  79  259  260  132  vgl.  La.  Di. 
II  65  GsodooQog  iv  xa>  n^gi  cctgsascov 
Akademiker  11  116  ff!  II  270  279  ff. 
Akesandros,  Hist.  II  383 
Akesias,  Kochbuch  877  194  879 
Akestodoros  v.  Megalopolis,  Mythogr. 

904  905   II  30 
Akestorides  (=  Akestodoros?)  II308'1 
Akikaros  d.  Babylonier  483  132 
Aktorides,    Bruder    des    Epikureers 

Timokrates  105  483b 
Pseudo-Akusilaos,  Genealogien  II 30  7d 
Alexandrides  s.  Anaxandrides 
Alexandros  d.  Aetoler  3  111  111  515 
112    113  532    168    175io   187—190 
190  93    199  6   200  8    201    244    244  l 
269  5  270  292  307   308  135.  142   331 
33  U3  337  34168  398 128  673175  891 
II  40  49  163  106  526  660  f. 
Alexandros     v.    Aphiodisias     79  334 

161  839 

Alexandros  (Lychnos)  v.  Ephesos 
189  79  308  308  135  II  357  40 

Alexandros  d.  Grosse  1  12  107  150  777 
174  243  248  275  34  279  47  310  311 
315  330  u  375  425  84  466  12  475  70 
532  533  534  534  16  535  535  24  537 
537  38  538  539  540  540  58  541  542 
543  544  545  105  560  561  569  248 
572  258  578  287  585  589  603  605 
616  621  634  649  651  652  654  655 
655  51  657  67b  658  687  734  150  796 
869  II  326  381  395  450  451  465 
487  515  515  228  521  18  523  578 
581 18  593  663  Pseudo-Alexandros, 
Briefe  II     305  337  580  17  594  f. 

Alexanderroman  II  578  f. 

Alexandros,  S.  Herodes  des  Grossen 
II  311  404  330 

Alexandros,  Kom.  267 

Alexandros,  König  v.  Epeiros  546 

Alexandros  v.  Kotyaea  374 119  II  357  10 

Alexandros  v.  Lykaea,  Astron.  18«.)  79 
308 

Alexandros  v.  Magnesia  189  86 

Alexandros  v.  Miletos,  d.  Polyhistor 
486  145    500  4S    606   606  416    608  42t 


718 


Alphabetisches  Register. 


626  582c  641  628  647  670  648  649  682 
683  234b  692  856  862  II  53  154  35 
247  51  331453.333  335473  355  35639 
356-364  387  469  484  ioe  486  in 
492  636  61  640  62  646  f.  649  77  650 
651   652  655  f.  692 

Alexandros  v.  Myndos  301  so  656  57 
851—856  871  888  907  II  194  201 
357  40  361  364  407  337   413  445  175 

Alexandros,  Paradoxogr.  (viell.  der- 
selbe mit  dem  Polyhistor  oder  auch 
dem  Myndier)  485  856    II  364 

Alexandros,  Peripatet.,  Freund  d. 
Crassus  II  322  357  40 

Alexandros  Philalethes,  Arzt,  Hero- 
phileer  778  II  418  446  446  188 

Alexarchos,  Hist.  II  384 

Alexas,  Alexias  s.  Alexos 

Alexinos  v.  Elis,  Megariker  17  43  19 
20  59b  71  315  27    II  519 

Alexis  7t8QL  uvzaQytEias  29  59b    315  27 

Alexis,  Korn.  253  267 140  42788  878 198 

Alexis  v.  Samos,  Hist.  II  384 

Alexos  (Alexias?),  Kinaedendichter 
201 14  246 

'AhBVTiKot  s.  Fische 

Alkaeos  a.  Messene,  Epigramm.  46146 
II  544-546  547  547  148  699 

Alkaeos  a.  Mytilene  170  212  346  435 
436  28  437  29  459  II  40  49  526  37 
544134  667 

Alkamenes,  Bildner  521 

Alketas,  Geogr.  699  f. 

Alkidamas  368  89 

Alkimos,  Hist.  592  f. 

Alkimos,  Rhet.(vielleichtderselbe)592 

Alkman  189  435  27b  604  604  405  II 
40  49  363 

Allobeches  der  Kopte  483  132  485  137 

Alpheios  v.  Mytilene ,  Epigramm. 
II  545134 

Amarantos,  Coinmentator  d.  Theo- 
kritos  225  226  79 

Psseudo-Amasis,  Briefe  II  596 

Ambrosios  s.  Agakles 

Ameinias,  Tragiker  283 

Pseudo  -  Amele«agoras  (Melesagoras) 
599    II  30  7b  43  58 


Amerias   d.  Makedone,    Glossogr.   II 

187  221  I88230  190 
Amitrochates  (Vindusara),  indischer 

König  656 
Ammianus    Marcellinus     II    378  i69c 

379i69e  381 
Ammonios  v.  Alexandreia,  Schüler  d. 

Aristarchos    456    II    27  134    150  u 

153  —  155    177no    185  207    210  346 

672  687 
Ammonios   v.  Alexandreia,    Gramm. 

II  212 
Ammonio3  v.  Alexandreia,  Ai%ox6[Log^ 

Arzt  II  417  445 
Ammonios   v.   Lamptrae,    Peripatet. 

674186    II  165  43 
Amometos,  Tendenzerzähler  321  323 

325  367  84 
Amphikrates  a.  Athen,  Rhet.  II 372  467 
Amphikrates,  Hist.  II  372 
Amphilochos    a.    Athen,    Landwirth 

836  906 
Amphilochos,  Hist.  563  225  II  399  314 
Amphion  v.  Thespiae,  Geogr.  700 
Amynomachos,    Erbe    des    Epikuros 

106  478 

Amyntas,  Hist.  544 
Pseudo-Anacharsis,  Briefe  II  599 
Anakreon   334   436   459    893    II  206 

206  330   230  28 

Anakreon ,  astronomischer  Dichter 
308  308  135    II  163  106 

Anatolios  v.  Berytos  830  5 

Anatolius  e.  Vindanius 

Anaxagoras  140  703  149  773  499  36 
509  88  689  262    II  707 

Anaxagoras,   Vat.  d.  Nikandros  891 

Anaxandrides  a.  Delphi,  Perieget 
665  671 

Anaxarchos,  Demokriteer  107  499  '.w, 

Anaxarchos,  Epikureer  96  435  104  47s 

Anaxikrates,  Geogr.  656 

Anaximandros  a.  Lampsakos,  Aus- 
leger d.  Homeros(?)  II  664 

Anaximandros  d.  A.  a.  Miletos,  Philos. 
415 

Anaximandros  d.  J.  a.  Miletos,  Aus- 
leger d.  Homeros  (?)  II  664 


Alphabetisches  Register. 


719 


Anaximenes  a.  Larapsakos,  Rhet.  u. 

Hist.  140  708   511ioi  655     Pseudo- 

Anaximenes  =  Pseudo-Aristoteles 

Rhetorik  an  Alexaudros  II  452  ff. 

459  17  481  93* 
Tseudo-Anaximenes  a.  Miletos,  Briefe 

II  596 
Anaximenes,  Schrift  d.Epikuros  95433 
Anaxipolis  v.  Thasos,  Landwirth  846 
Anaxippos,  Kom.  263  878  200 
Andokides     II     485  ioo     676     695  f. 

Pseudo-Andokides  II  450  3 
Andreas,    Arzt,    Herophileer   466 12 

778     779  16    780    817  f.     819    821 

822  265b  890    II  421  32  422  35.  39 
Andreas  d.  Karystier,  Arzt  818  238 
Andreas,    Offizier    des  Philadelphos 

II  608 
Andreas  6  zov  XqvoccQovg  (vielleicht 

=  dem  Herophileer)  817  230 
Andriskos,  Hist.  II  384 
Androetas  a.  Tenedos,  Geogr.  698 
Androkles,  Hist.  635    II  399  312 
Andromachos  d.  Philolog  271    329  c 

381 
Andromachos,    Vater  d.  Historikers 

Timaeos  563 
Andromenides,  Jagdschriftst.  850 
Andron    a.    Alexandreia,    Chronogr. 

II  391 
Andron,  Arzt  828    II  422  35 
Andron    a.    Halikarnassos,    Hist.    II 

40  49  61 
Andron,  Quelle  d.  Paradoxographen 

Apollonios  479 
Andronikos,  Epigramm.  II  549 
Andronikos  v.  Rhodos,  Peripatet.  11 

147  164   II  238  247  255  111  292  289 

293  293   300  324  301-305   306  307 

307  352.354    334    457    580  17    690  f. 

Pseudo-Andronikos  II  328  444 
Androsthenes,  S.  d.  Onesikritos  26 
Androsthenes  v.  Thasos,  Geogr.  534 

649  653  f.    II  409  343 
Androtion    (Pseudo-A.),    Landwirth 

829  3  833  838  28 
Anekdotensammlungen  486  ff. 
Aniketos,  Glossogr.  II  192  254 


Annikeris     v.    Kyrene ,     Kyrenaiker 

123  14 
Annius  Cimber,  röin.  Redn.  II  25 
Anonymi:  Biograph  der  Akademiker, 
Quelle   des  Philodemos,   Laert. 
Diog.  u.  Numenios    32  90    33  98 
116544  134  471  f. 
Ariadne,  Gedicht  409  195 
Schüler    des    Aristarchos ,     später 
akadem.  Philosoph,  Tragiker  u. 
Grammatiker  134  665b 
Schüler  des   Stoikers  Diogenes  a. 

Alexandreia  86  385 
Schüler  der  Stoiker  Diogenes  oder 
Antipatros,    der  Areopagit  war 

87  387 

Epikureer,  Sammler  der  v.vqica 
dö£oci  'Eniy.ovQOV  93  420 

Epikareer  ns ql  6r}(i£icov  bei  Philo- 
demos II  711  f. 

Commentator  des  pseudo  -  euripi- 
deischen  Rhesos  435  27b    II  218 

Urflorilegium  II  559 

[Die  ältesten  homer.  Allegorien 
II 52  f.  350529  686,  s.aberIP  (IV)] 

Peripatetische  Sammlung  der  Lö- 
sungen homerischer  Probleme 
II  329 

Chronik  des  Iohannes  Hyrkanos 
II  619  29  656 

Biograph  des  Kleanthes  v.  Assos 
470  36 

Krioig  Aicßov  409  195  900 

Urheber  der  Beschreibung  der  del- 
phischen Lesche  bei  Pausanias 
524 

Liebe  des  Meilanion  zur  Atalante, 
Gedicht  178  21  409  195 

Verfasser  der  grossen  Moral   158 

II    300  324 

Das  älteste  Handbuch  der  Mytho- 
logie II  50  ff.  53  60146  61  61ir,7 
355  20  686 

Verfasser  des  II.  Buches  der  pseudo- 
aristot.  Oekonomik  158  II  300  324 

Paean  auf  Ptolemaeos  I.     11  519 

Phaethon,  Epos  409  900 

Pinakographische  Tabellen,  Quellen 


720 


Alphabetisches  Register. 


für  Cicero,  Dion.  v.  Hai.  u.  wohl 
auch  Quintil.  II  074  f. 
Vetusta  placita  philosophorum    JI 

250  f. 
Urheber  des  Diadochen  Systems  der 

Plastiker  bei  Pausanias  523  f. 
Pythagoreische  Denkschriften  bei 

Alex.  Polyh.  II  333 
Anklagerede  gegen  einen  atheni- 
schen Strategen  II  450  3 
Zwei  rhetorische,  wohl  in  Rhodos 
entstandene  Lehrbücher,  Quelle 
für  Auct.  ad  Herennium  u.  Cic. 
de  inventione  II  494 
Stoischer  Rhetor,   Quelle  für  Sal- 

picius  Victor  II  511  f. 
Samaritischer  Historiker  (Pseudo- 
Eupolemos)    bei    Alex.     Polyh. 
II  362  652 
Sängerin  in  Theokrits  Adoniazusen 

212  43   II  521 
Stoische  Schrift  über  den  Rausch 

II  256 
Die  EvimXsnovtsq  und  die  XcoqC- 
tovrsg  bei  Aristides  Quintilianus 
II  228  ff.  230  28  237  54.  55 
Verfasser    einer    Vermessung   von 
Syrien  bei  Alex.  Polyh.  II  363 
Antagorasv.  Rhodos,  Epiker  3  272  21 

350  14  380  381  897 
Antandros  v.  Syrakus,  Hist.  547 
Antenor,  Hist.  II  399  314 
Antheas  v.  Lindos  II  577  f. 
Anthologie  II  566  ff.  222  700 
Antidoros  v.  Kyme,  Gramm.   II  664 

668 
Antidoros,  Philos.  95  433  103 
Antidotes,  Stoiker  II  242  26  247 
Antigenes,  Arzt,  Kleophantier  815 
Antigenes,  Hist.  II  399  314 
Antigonos   v.  Alexandreia,    Gramm. 

306i25b  II  20ioib  194  f. 
Antigonos  Doson  150  629  631 
Antigonos,  Feldherr  Alexandros  d.  Gr. 
137  138  138  690  263  487  s  533  543 
547  560  f.  560  205  563  642  652 
II  518  Pseudo-Antigonos,  Briefe 
II  593  707 


Antigonos  Gonatas  3  8  34  35  52  54 
60  66  243  69  69  263  70  266  110 
110  514  124  135  669  147  760  148  188 
203  19.20  260  265  288-291  294  is 
360  61  380  474  64  489  18  543  88  557 
561  595  599  f.  620  621  628  783 
II  618  535  81  673  Pseudo-Anti- 
gonos 52  175    II  593  52 

Antigonos,  Hist.  640 

Antigonos  v.  Karystos  5  48  152  71  272 

107491  109  505  112530  116544  119  553 
134  665°  146  745  147  760  265  367  84 
46612  468-475  479  481  486  492 
503  515  9.10.13  516  14  518  518 15 
519-528  523  41  525  58  581  587  825 
599  641 628  671  673  178  676 187 
903 46d  II  3  7  29  194  261  482  534  78 
657  673  675  683 

Antigonos  v.  Karystos  d.  J.,  Epiker 
408 

Antigonos  v.  Kyme,  Landwirth  846 

Antigonos  v.  Nikaea,  Arzt  306  i2f»b 
II  195 

Antigonos,  Perieget  641  628 

Antigonos  v.  Sokho,  Jude  II  624  36 

Antikleides  v.  Athen,  Hist.  5S|  f. 
624  518 

Antileon,  Hist.  II  384 

Antilochos  563  225 

Antimachos  v.  Kolophon  172  177 
184  54  185  305118  352  352  23  353 
357  52  369  380  22  395  102  403  iho 
445  56  455  107  II  12  525  627  531 
553  182  664 

Antiochos  I  Soter,  König  v.  Syrien 
4  289  290  f.  606  607  416  617  040 
648  674  659  799  f. 

Antiochos  II  Theos  4  147  595  620 
631  555  640  799  126 

Antiochos  III  d.  Gr.  4  266  394  404 
635  640  801129  822  835  22  II  31 
82  5  625  39  649  77  Pseudo- An- 
tiochos, Briefe  II  596 

Antiochos  IV  Epiphanes  640  693 
II  3  7  84  396  463  36  624  639  62 

Antiochos  v.  Alexandreia,  Gramm. 
427  88    II  194 

Antiochos  v.  Askalon,  Akadem.  55 187 


Alphabetisches  Register. 


721 


572  258  II  132  167  237  239  244 
25298   255   280230b   281  28l234b.235b 

282    284  —  291    291   292   294    295 

306    308    327  439    337    340    341496 
342  498  388  428  713  714 
Antipas,    S.    Herodes    des    Grossen 

II   312  380 

Antipatros,  Feldherr  Alexandros  des 
Grossen  136  553  560  Pseudo- 
Antipatros,  Briefe  II  593  595  707 

Antipatros  v.  Damaskos,  Vater  des 
Nikolaos  II  309  516  235 

Antipatros,  S.  Herodes  des  Grossen 
II  311 

Antipatros  v.  Hierapolis  II  595  62 

Antipatros,  Hist.  II  399  314 

Antipatros,  S.  des  Kasandros  138  690 
557 

Antipatros,  Geliebter  des  Meleagros 
v.  Gadara  II  557  193 

Antipatros,  Rh  et.  II  514  515 

Antipatros  v.  Sidon  od.  Tyros,  Epi- 
gramm. 46  143  366  74  900  II  247  56 
278  534  79  551—554  555  559  201 

Antipatros  v.  Tarsos,  Stoiker  77  329 

83  84  f.  85  374.377  86  383  87  87  387b 
870  II  4360  622  64  65  72  51  129152 
238  239  243  243  27  247  56  652  178 
684  711  713  Antipatristen  61  210 
II  684 

Antipatros  v.  Thessalonike ,  Epi- 
gramm. 369  381  II  528  46  550  173 
551178  553183  554  554184  565220  699 

Antipatros,  Traumdeuter  85  377 

Antipatros  v.  Tyros,  Stoiker  II  243  20 
247  249  65  252  96  552  178  689  713 

Antiphanes  v.Berga,  Tendenzerzähler 
323 

Antiphanes ,  Epigramm.  369  92  II 
528  44 

Antiphanes  v.  Delos,  Arzt  828  II 
274  20ib 

Antiphanes,  Korn.  38iosf  89395b  140 
267  140 

Antiphilos,  Maler  521 

Antiphon,  Korn.  266 

Antiphon ,  Landwirth  830  6  838  28 
841 

Sushmihl,  grioch.-alex.  Litt.-Gosch.    IT. 


Antiphon  v.  Rhamnus,  Redn.  II  203 
676  695  Pseudo(?)- Antiphon,  Rhe- 
torik II  450  3  451  453  7  481  93^ 

Antiphon,  Traumdeuter  300  80  868 
868  164  870  870  173 

Antisthenes  a.  Athen,  Kyniker  29 
36105  38i08e  343  343  84b  509  618 
887  II  7658  24225  270190  Pseudo- 
Antisthenes,  Dialoge  2164  2365  43 

Antisthenes,  über  Pyramiden  486 
486  145  500  48 

Antisthenes  v.  Rhodos,  Hist.  300  80 
500  50460  50888  641630  II  115 117 
117  121.122  674 

Antodoros  s.  Antidoros 

Antonia,  Tochter  des  Triumvirn  An- 
tonius, Mutter  derPythodoris  II  680 

Antonia,  Schwester  des  Marcellus, 
Mutter  des  Drusus  Germanicus 
II  563  210.211 

Antoninus,  Freund  des  jung.  Plinius 
230  89 

Antoninus  Liberalis  194  110  195  118 
304112  306 

Antonius  Diogenes  323  74 

Antonius  Felix  II  404  328 

M.Antonius,  der  Redner  II  239  47793 
488  118. 120  491  130  498 

Antonius ,  der  Triumvir  343  344 
407  183  700  II  382  403  499  600  680 

Antyllus,  S.  des  Triumvirn  Antonius 
u.  der  Fulvia  407  1 83 

Anyte  v.  Tegea,  Dichterin  381  30 
II  529  698 

Apellas  ( Apollas)  der  Pontiker,  Geogr. 
699 

Apelles  v.  Chios,  Akadem.  126  677 

Apelles,  Schüler  des  Chrysippos, 
Stoiker  82  351 

Apelles  (?),  Schüler  d.  Epikuros  96  435 

104  478 

Apelles   v.   Kolophon,    Maler    517 14 

521  524  628  534  903  f. 
Apellikon  v.  Teos,  Peripatet.  II  182 

296—299  689  f. 
Aphthonius,   Aelius  Festus  II  232  35 
Apion,  Gramm.  479  486145  II  186  207 

197  264  217  362  78  387 
46 


722 


Alphabetisches  Register. 


Apokryphen  des  Alten  Testaments 
II  612—622 

Apollas  s.  Apellas 

Apollas  v.  Sardes,  Akadem.  II  291 

Apollinaris,  Commentator  d.  Aratos 
294 

Apollodoros  s.  Antidoros 

Apollodoros  v.  Artemita,  Hist.  II  385 

Apollodoros  v.  Athen,  der  Garten- 
tyrann, Epikureer  87388  93418  132 

132  658      133  665b      141  710      145  738 

II  259  f.    260135    261140    262   269 
276  216   712  f. 

Apollodoros  v.  Athen,  Gramm.  5 
54  184  83  107  492b  134  665c  308 
343  84b  415  423  425  84  471  506 
50677  52447  52763  641632  644651.654 
662  85  682  698  733150  II  6  25  28 
30  33—44  53  59  15543  188  270 188 
370  371125  384  659  685  692  Pseudo- 
Apollodoros  391  75  606  416  624  517 
II  35  23  36  50  51 

Apollodoros  v.  Athen  d.  J.,  Stoiker 
II  243  244  280  230b 

Apollodoros  v.  Erythrae,  Hist.  424  78b 
626    II  636  61  679 

Apollodoros  v.  Gela,  Kom.  263 

Apollodoros  d.  Iologe  305  306 125 
482  129  780  784  f.  813  822  270  901 
906    II  422  35  423  445175 

Apollodoros  v.  Karystos,  Kom.  263 
268    II  187  221 

Apollodoros  v.  Kyrene,  Gramm.  II 178. 

Apollodoros  v.  Kyzikos  d.  Arithme- 
tiker II  338 

Apollodoros  v.  Lemnos,  Landwirth 
832n 

Apollodoros,  Maler  517  14  522  36b 

Apollodoros,  musischer  Schriftst. (?) 
529 

Apollodoros  v.  Pergamon,  Rhet.  II 252 
467  57  484106  485  f.  499  504—507 
508  ff.  511  566 

Apollodoros  a.  Seleukeia,  Stoiker  86 
II  244  31  256  280 

Apollodoros  v.  Tarsos,  Gramm.  II 
178 

Apollodoros  a.  Telmessos  872 


Apollodotos,  Geliebter  des  Meleagros 

v.  Gadara  II  557  194 
Apollonides,  Freund  des  Cato,  Stoiker 

II  248 
Apollonides,  Epikureer  96  435 
Apollonides,  Geogr.  698 
Apollonides  v.Nikaea,  Gramm.  109  505 

115  540  39175  472 
Apollonides  v.  Smyrna,  Stoiker  87  387 
Apollonides,  Trag.  283 
Apollonides  6  $rjysvg,  Gramm.  285  4 

288  h 
Apollonios  v.  Acharnae,  Hist.  II  385 
Apollonios,  Commentator  des  Aeschi- 

nes  II  163  101 
Apollonios  v.  Alabanda,  6  pccXaKÖg, 

Rhet.  II 467  57  488 120  489  f.  490 127 

492  139  674  697 
Apollonios  v.  Alabanda,  Molon,  Rhet. 

480no  II  184i99b  363  46757  47*88 

47793  485iii  488120  489—493  627 

647  71  674  697 
Apollonios     Anteros ,     Schüler     des 

Apion  II  217  400 
Apollonios  v.  Antiocheia,  Arzt,  d.  ä. 

Empiriker  779  823  824    II  682 
Apollonios,  Schüler  des  Aristarchos 

II  161  f.  176  218  400    War  er  oder 

der  Sohn  d.  Chaeris  der  Commen- 
tator d.  Apoll.  Rhod.?  898  II 162 101 
Apollonios  v.  Askalon,  Hist.  II  385 
Apollonios  v.  Attaleia,  Traumdeuter 

872  f. 
Apollonios    Bißlccs,    Arzt,    S.   d.  ä. 

Empirikers  779  823  824 
Apollonios,  S.  oder  Schüler  d.  Chaeris, 

Gramm.  II  176  f. 
Apoll  onii,  Chirurgen  824 
Apollonios,    Vertrauter    des    Cicero, 

Stoiker  II  248 
Apollonios  Dyskolos  393  86  II  162  101 

174153  212 
Apollonios  v.  Kition,  Arzt  794  98  797 

817  223   821255    II   417   418   419 14 

424  45  427  440  f. 
Apollonios  Kronos    a.  Kyrene,    Me- 

gariker  15 
Apollonios  v.  Letopolis,  Hist.  648  f. 


Alphabetisches  Register. 


723 


Apollonios  (=  Apollonios  v.  Mem- 
phis?), Arzt,  Erasistrateer  778  g 
781  28  816  f.  890 

Apollonios  Mjs,  Arzt,  Herophileer 
778  77916  78556  875189  II  417  440 
441  442  f.  444 

Apollonios  v.  Nysa,  Stoiker  II  239 

Apollonios  Ophis,  Arzt  821  255 

Apollonios,  Paradoxogr.  163846  166856 
470  36  479  581  633  677  197  II  674 
683 

Apollonios  v.  Pergamon,  Landwirth 
846 

Apollonios  v.  Perge,  Mathem.  5  701 1 
703  705  713  40  714  722  725  97 
749— 756  757  758  760  769  280  906 
II  709 

Apollonios,  Verf.  v.  JTo^io^x^Ttxa 
734  150 

Apollonios  v.  Ptolemais,  Stoiker  II 
239  5  242  26  248  61 

Apollonios  d.  Rhoder  172  17  190  93 
208  209  35.36  219  62  230  89  33117 
341  349  350  350 14  351  355  362 
366  71  371  106  375  38*2  383  45b 
383  —  393  400  141  403  ieo  431 10 
441  441  46  446  56  449  68  476  75  477 
618  470  663  894  895  897  898  900 
II  17  85  18  19  98  49  51  61  151  152 
153  163101  177  216  217  356  39  526 
670  f.  Schol.  z.  Apoll.  Rhod.  662  85 
II  46  66  686     Seine  Schule  II  151 

Apollonios,  S.  d.  Sotades  245  8.  9  500 

Apollonios,  S.  d.  Theon,  Gramm. 
(=  A.,  d.  Schüler  d.  Aristarchos  ?) 
II  157  57  217  400 

Apollonios  v.  Tyros,  Stoiker  48151.152 

51169      53  184     55  189      69  263      70  266 

71  272  152  793  471    II  247 

Apollophanes  v.  Antiocheia,  Stoiker 

66  75 
Apollophanes    (vielleicht    Rhet.    u. 

Stoiker)  II  267  173  713 
Apollophanes    v.    Seleukeia,     Arzt, 

Erasistrateer  778  6  801 129*)   822 
Apollothemis,  Hist.  II  399  314 


Appianos  (Quellen)  562  224  639  615 
II  122  141192    142   243  29   375  413 

Appius  Cento,  röm.  Feldherr  II  83 

Apsyrtos  846  57  849  78 

Apuleius  II  577  Pseudo-Apuleius  de 
mundo  II  327 

Aquila,  Uebersetzer  des  Alten  Testa- 
ments II  610 

Araethos,  Hist.  644    II  43  58   163  106 

Aranthios  671 

Aratos  v.  Sikyon,  Hist.  2061  627-630 
632557  633  635  II  87  112 111  113112 
114H5  115 

Aratos  v.  Soli  3  4  68257  72  110  111515 
116  145  145  737  174  9  175  176 10 
17717  183  48a,b  188  79  198  4  201 
202  206  29  210  219 65  272  21  284—299 
284  2  302  90  307  308  137  347  4  348 
357  52  366  382  388  399141  409 
42165  435  27b  44656  467  468 15  723 
766  767  776  800  129  885  895  II  11 
14  18  18  89  20 101  32  36  63  153 
163  106  294  518  3  526  533  72  535  83 
538  95  633  56  683  698  699  702 
Pseudo-Aratos,  Brief  288  11 

Archebulos  v.  Thera,  Dichter  394 
II  522  f. 

Archedemos  v.  Tarsos,  Stoiker  83 
85  f.  87  387b  II  243  27  300  324  459 
472  83 

Archedikos,  Korn.  248  262  555  173 

Archelaos    der    Chersonnesit,    Para- 

;   doxogr.  463  465  8.9  465  ff.  474 

Archelaos,  S.  Herodes  des  Grossen 
II  312  404  330 

Archelaos,  König  v.  Makedonien  146 

Archelaos  Philopatris,  König  v.  Kappa- 
dokien,  Chorogr.  700  f.  865  II  59  f. 
404  409  680 

Archelaos  6  yvaMog  140  703  466  12 
673175    II  77  58 

Archemachos  a.  Euboea,  Hist.  II  385 

Archestratos  v.  Gela ,  gastronom. 
Dichter  316  32  487  7  879  202  881  214 

II  330  449 

Archestratos,  Musiker  763 


')  Wo  er  fälschlich  Apollonios  genannt  ist,   s.  S.  714. 


46 : 


724 


Alphabetisches  Register. 


Archias  6  (frvyccdofi'riQocg  140  708 
Archias,  Licinius  a.  Antiocheia,  Epik, 
u.    Epigramm.    408   000    II   559  f. 

565  671  699 
Archibios,  Arzt  835 
Archibios,     Commentator    d.   Kalli- 

machos  369 
Archibios,  Landwirth  835 
Archibios,  Pythagoreer  836  22 
Archigenes,  Arzt  784    II  443  159 
Archilochos  261  393  441   445  56  459 

II  43  60  230 
Archimedes  v.  Syrakus*)  503  59  701  1 

704  705  709  30  713  40  717  721  722 

722  88.89  723—733  742 179  749  750 

753    753  224    757    758    761    762  252 

763  883    II  136 
Archimelos,    Epigramm.    883  227    II 

539  f. 
Archinos,  Hist.  II  385 
Archippos,  Kom.  II  24 
Architimos,  Hist.  II  399  314 
Archon  v.  Megalopolis  II  83 
Archytas  v.  Amphissa,  Epik.(=  A., 

Epigramm.?)  398  403 f. 
Archytas,  Landwirth  u.  culinarischer 

Schriftst.  404  829  8329  844  877 194 

879 
Archytas  v.  Tarent    39    II  331   692 

Pseudo  -  Archytas     II    334  f.    336 

Briefe  II  334  583  21  598 
Areios     Didymos ,     eklekt.     Stoiker 

II  138190  145202  237  251  252—255 

256    287  264    289  268    293    295   321 

324  427  327437  332459  46336  492138 
Aretades,  Gramm.  II  168 
Arethas,  Erzbischof  708  29 
Argentarius,  M.,  Epigramm.  II  525  35 

697 
Ariarathes,  König  v.  Kappadokien  128 


Arideikes,  Akadem.  126  613 
Aristaenetos,  Hist.  II  399  314 
Aristaenetos  v.  Nikaea,  Erotiker  35434 

370 
Aristaeos  d.  A.,  Mathem.  703f.  714  750 
Pseudo-Aristaeos   s.  Pseudo-Aristeas 
Aristagora,  Hetaere  137  684 
Aristagoras  v.  Miletos  486  145  695  303 
Aristandros  a.  Athen,  landwirthschaftl. 

Paradoxogr.  464  835  f. 
Aristandros    v.    Telmessos,    Traum- 
deuter 868164  869  873182 
Aristarchos  v.  Samos,   Astronom  64 
86  381    718—720   731    760  244    764 
771294    II  709 
Aristarchos    v.   Samothrake    5   9   10 
134  665b    179  26   231    233  105    281  60 
329    33118    332     333    341     374 113 
392  85    400  142.143    401    413  23   415 
432  10. 15    433  17    434  23.  24    435  27b 
436  29  441   441  39    444  56    445   448 
448  62  449  450  460  72.  73  451-463 
505   679  209    681    683  234b   684   685 
821  255  894  II  4  5  625  7  7  34  9  10 
13  14  16  85  21  23  26129   27  133  33 
34  21    39   44   76  58    149    150    160« 
151  152  153  154  166  157  158  159 
160    161  162    162ioob.  101   163    164 
164iio    166    167    168    168 1*4    169 
169  140  175  175159  176  183  194257 
199    202  304    209    210  346    214    231 
349  f.  351  534  483  495  I44b  663  671 
672  673  684  704  f.  711  Aristarcheer 
II  24  153  ff.  195  483  663 
Aristarchos,  Traumdeuter  873 
Pseudo-Aristeas     (Aristaeos),    Brief 
II  602  2   604  4  606  10   608  f.  634  57 
644  645  65  650  79 
Aristeas,  Epik.  309  II  674 
Aristeas,  jüd.  Hist.  II  362  651 


*)  Da  Archimedes  die  Epicykeln  noch  nicht  kannte,  so  lässt  sich,  wenn 
er  schon  als  ein  Vorläufer  des  sogenannten  ägyptischen  Weltsystems  an- 
gesehen wurde,  dies  wohl  kaum  anders  als  durch  die  Annahme  erklären, 
dass  schon  er  nicht  die  Achsendrehung  der  Erde,  wohl  aber  den  Umlauf 
von  Mercur  und  "Venus  um  die  Sonne  sich  aneignete,  für  Mond,  Sonne  und 
die  drei  anderen  Planeten  aber  noch  die  Theorie  des  Knidiers  Eudoxos 
von  den  bewegenden  Sphaeren  beibehielt. 


Alphabetisches  Register. 


725 


Aristeas ,   mus.  Schriftst.   530  75  531 
Aristeides,  Dialektiker  20  6i 
Aristeides    v.   Miletos,    Novellist   II 

574  577  700 
Aristias  v.  Chios  s.  Ariston  v.  Chios 
Aristides  Quintiliauus    II  223  223  12 

224  237  54 
Aristippos,  Hist.  644   II  43  58 
Aristippos   d.  A.   a.   Ryrene,    Stifter 
der  Kyrenaiker   12  13  14  18  24  65 
35   36  105    38  I08e    66  247    90  398    93 
489  21  507    II  76  58 
Aristippos  d.  J.  12  13 
Aristippos  v.  Kyrene,   Akadem.  126 
Aristippos  tzsqI  ncclaiug  xgvq)fjg  3396 
66247b  135  665°  325  f.  49939  556173 
II  462  31  658 
Aristis,  Schul,  d.  Eratosth.  413  634577 
Aristis,    Freund  des  Aratos,    „viell. 

=  Aristotheras"  (Maass)  201 14 

Aristobulos     v.     Alexandreia ,     jüd. 

Peripatet.    8    378    379  9    II    605  8 

606  10  629—634  635  60  645  65  676 

Aristobulos,  Brud.  d.  Epikuros  91406 

95  433  96  435  106  290  19   II  267  173 
Aristobulos,  S.  Herodes  des  Grossen 

II  311 
Aristobulos  v.  Kasandreia,  Hist.  539 

540  f.  634  658  659  71   II  676  f. 
Aristobulos  nsgl  Xföcov  865  149 
Aristobulos,  Stoiker  82  351 
Aristodemos  v.  Elis,  Gramm.  II  158  f. 
Aristodemos,  Hist.  659  77 
Aristodemos    v.  Nysa,    Lehrer    des 

Pompeius  II  183  ff.  486  111 
Aristodemos  v.  Nysa,  Rhet.  u.  Gramm. 

II  183-185  486  m  ' 
Aristodikos,  Epigramm.  II  549 
Aristogenes    v.    Knidos,     Arzt     783 

Briefe  II  601  98 
Aristokleides,  Kitharode  513  117 
Aristokles ,  Hist.   II  [395  278]  399  314 
Aristokles ,  Kitharode  474  64    II  673 
Aristokles  v.  Lampsakos,  Stoiker  79  334 


Aristokles  v.  Messana,  Peripat.  115  540 
472  46 

Aristokles,  mus.  Schriftst.  (u.  Namens- 
vettern*) 485  526  —  531  605  405 
698  775  311   II  207  333  245  48  676 

Aristokles  v.  Rhodos ,  Gramm,  u. 
Rhet.  529  70  530  75  II  184  I99b 
344  507  489  123  492  676 

Aristokles  v.  Sikyon,  Bildn.  517  14 

Aristokrates  v.  Sparta,  Hist.  II  355 

395  278 

Aristokreon,  Stoiker  u.  Geogr.  (wenn 

nicht  zwei  Personen)    76  318    81  f. 

82  351  663  664 
Aristokritoa,  Hist.  392 179**)  II 385 IIV 
Aristomachos   v.    Soli,    Bienenzucht 

8316  838  29  839  840  37 
Aristomachos,  Weinbereitung  840 
Aristomenes,  Kom.  838  28    II  24  119 
Aristomenes,  Landwirth  847 
Ariston     (Aristias)     v.    Alexandreia 

(=  A.   d.  J.  v.   Chios),    Akadem., 

später    Peripatet.    II    285  253    294 

295  308 
Ariston  d.  A.  v.  Chios,  Stoiker  54  184 

61     61 213    64  ff.    67  251    75    114  537 

115  541    123  585    151791    410  f.    421 

507  884  886    II  76  58   601  98     Ari- 

stoneer  65 
Ariston  d.  J.  v.  Chios  s.   Ariston  v. 

Alexandreia 
Ariston,  Epigramm.  II  549 
Ariston ,    Epikureer    87  388    94    101 

104 
Ariston  v.  Keos,  Peripatet.  40  150  ff. 

153  154  481126  885  II  7658  271 194 

301326  308  355b  457 
Ariston  v.  Kos,  Peripatet.  152  795  154 

II  272  198  457 
Ariston  v.  Kyrene  II  534  77 
Ariston,  Admiral  d.Ptolemaeos  Phila- 

delphos  663  94  689  259 
Aristonikos  v.  Alexandreia,  Gramm., 

Aristarcheer  45393  456  458 121  674 


*)  Eine  durchweg  sichere  Scheidung  seines  geistigen  Eigenthums  nament- 
lich auch  von  dem  des  Rhoders  scheint  unmöglich.  War  er  auch  aus  Rhodos? 
**)  Wo  fälschlich  Agorakritos  steht,  s.  S.  714. 


726 


Alphabetisches  Register. 


II     157  57.61      175159      176  165     195 

200  285  209  214  f.  349  526 
Aristonikoe,  Hist.  II  399  314 
Aristophanes  46 146  18983  25328  39389 

43217  438  443  444  450  455 107  459 

693  290  II  7  11  19  98  20ioi  24  165 

166  166123  167  177  178  189  201 
Aristophanes  a.  Boeotien,  Hist.  84349 

II  399  314 
Aristophanes  v.  Byzantion    10   23  65 

167  856  168  3  253  28  265  278  46  281 
283  64  308  135  329  331  17  332  333 
333  23  334  24b  335  32.33  341  343  841' 
346  346110  349  373  385  56  387  59 
399141  401  405  412  42688  428-448 
449  44968  450  461  454  454 105  458 
460  460  135  462  491  492  625  666 
851  894  901  II  7  8  150  1506  15543 
163  101  164  lio  185  192  250  202  222 
231  234  48  300  324  464  36  485  lio 
52015  543  124  581  667  671  672  673 
Aristophaneer  346  109 

Aristophanes  v.  Mallos,    Landwirth 

846 
Aristos,  Brud.  d.  Antiochos  v.  Aska- 

lon,  Akadem.  II  291 
Aristos  v.  Salamis  a.  Kypros,   Hist. 

634 
Aristoteles   10   18   19  52   67  248   143 

145  738  148  148  767  150  779  151  792 
155  819  161  161  837.  838.  839  162 
162  842  164  846.  847.  850  165  166  855 
17212.14  250  251  252  29556  32683.86 
331 17  338  350  14  367  367  84  375 
406i79b  411  419  59  424  81  425  426 
427  88  429  5  442  444  464  7  474  57 
477  90  478  94b  49411.12  502  53  512 
513  3  529  70  53180  632  f.  554  566 
571  258  575  270  577  588  588  326 
672  173  765  267  782  783  784  44 
789  75.  78  829 1  832  837  25  854 
855107  866153  869  166  901  II  2  6 
1154  29  7  57  62  4  65  26  67  68  70 
71  73  7657  814  99  100  75.76  10179 
102  102  81  105  93b  106  97b  127  132 
134  136  143  197  147  216  182  219  4 
220  238  242  247  250  255  m  260134 
262  151   270  190   272  197   284  247   290 


294  296  297  298  299  301  303  ff. 
307  308  310  317  399  318  402  318  ff. 
320  411   321  321414    322  416   324  425 

325  328  328  440  329  f.  331  334  336 
345  346  514  395  279d  446  186  457 
45710  45917.20  47692  478  93  48093e 
510  511  598  84  629  664  672  690  f. 
708  713  Pseudo- Aristoteles  155 
—167  463  473  54  479  581298  832  9 
839  29  85298  853i03b  854  888  II  7658 
271194  300  324  317  IIV  &ccv[iccaicc 
473  52  478  481  581  nsgl  nöafiov 
3767  896  II 138190  145 202  326-328 
718qI  ägsräv  -kcu  xaxicov  II  329 
Rhetorik  an  Alexandros  II  451—457 
45917  481 93ß  Briefe  II  580  f. 
585  24  593  53 

Aristoteles,  Enkel  des  Aristoteles  782 
Aristoteles  a.  Chalkis,  Hist.  II  385 
Aristoteles  d.  Dialektiker  v.  Argos 

20  61  633 
Aristoteles  v.  Kyrene,  Kyrenaik.  14 

537 
Aristo theras  (Aristotheros),  Mathem. 

286  7  703 
Aristotimos,  Tyrann  von  Elis  600 
Aristoxenos,  Arzt,  Herophileer  78556 

II  446 
Aristoxenos    v.    Tarent    143    149  773 

326  470  35  479  528  66  717  59  763 
II  7658  2195.6  220  220  8  2219  222 
223  22312.14  228  23  230  31  232  38 
233  42  234  44  236  51  237  55  307  329 

Aristyllos,  Astronom  420  65  720  770 
770  285 

Arkesilaos  (,Arkesilas)  v.  Pitane, 
Akadem.  5  32  96  33  98  38  108  44188 
61  f.  66  66  247b  75  104  478  111 
112  529  114  114  538  115  116  544  117 
117  545ß545k   118  545°    119    122  574ab 

122  —  125  126  126  606.  eis  128 
134  665°  149  773  150  150  785  264 
326  83  327  89  380  410  468  470  472 
619  628  677  191  701  II  81 4  281 
282  286  261  341  341496  343  462  31 
596  77  60198  659 
Armenidas,  Hist.  II  355  363 
Arrianos,  Astronom  689  262  775 


Alphabetisches  Register. 


727 


Arrianos,    Hist.    41  H7b    548 131    552 

653  849  81    II  594 
Arsinoe,  Tochter  d.  Nikokreon  185 
Arsinoe    Philadelphos    206  29    207  f. 

254  31    II  669 
Arsinoe,    Schwester   u.   Frau   Ptole- 

maeos  IV    II  547  iöo 
Artabazos,  Vater  d.  Barsine  279  47 
Artamenes  v.  Rhodos,  Rhet.  II  489 123 

492 
Pseudo(?)-Artapanos,  jüd.  Hist.  II  362 

6O610  646  651  653  87  656  103 
Artavasdes,    König  v.  Armenien   13 

II  382 
Artemidoros,  Astronom  308  308  135 
Artemidoros  d.  Dialektiker  20 
Artemidoros  v.Ephesos,  Geogr.  486 145 

662  85  675187  679  686  688255  689260 

693—696  697   II  3628  4048  185205 

375  151  677  680 
Artemidoros  v.  Perge,  Arzt  II  447196 
Artemidoros  a.  Side,  Arzt  II  446 192 

447 
Artemidoros  a.  Tarsos  (?),  d.  Aristo- 

phaneer    220  66    22169    224   225  75 

226  79    227  81.82    277    346  109    369 

682  877194    II  157  57  177170  185 f. 

190243  19l243b  199  215  217400  425 
Artemidoros,    S.  d.  Theopompos  v. 

Knidos  II  52  97  685 
Artemidoros ,     Traumdeuter     301  80 

869  165    872  177    873     873  180    874 

875  189 
Aitemon,  Epigramm.  II  551 
Artemon    a.    Kasandreia ,     Bibliogr. 

511  f.    II  46  66  58017  674  690 
Artemon  v.  Klazomenae,  Gramm,  u. 

Hist.  II  13 
Artemon,  Kunstschriftst.  524 
Artemon  v.  Milet,  Traumdeuter  873 

874  875 
Aitemon    v.    Pergamon,    pergamen. 

Philolog  II  13  f.  34  21  159 
Arzneikunde  s.  medicin.  Litteratur 
Asellius  Sabinus  47  146 
Asinius  Pollio  s.  Pollio 
Asklepiades  v.  Adramyttion,   Epigr. 

II  526  38 


Asklepiades  v.  Alexandreia,  Com- 
mentator  d.  Aristophanes  II  19  98 
20  iöo.  101 

Asklepiades,  Freund  d.  Crassus,  Arzt 
II  429  69 

Asklepiades  v.  Myrleia,  pergamen. 
Philolog  225  2854  294  364 7ib  389 
666U3  667114  674  II  15—19  15222 
174  174  156  207  f.  246  51  356  38 
486  in 

Asklepiades  v.  Nikaea(?),  Schüler  d. 
Apollonios  Rhodios,    Gramm.   389 

II    16  85   19  98   151    152  22.25 

Asklepiades  v.  Phlius,  Eretrik.  30 
Asklepiades,    Commentator    d.  Pin- 

daros  II  19  iöo  684 
Asklepiades    v.  Prusa    od.   Kios    in 

Bithynien,  Arzt  814  II  257  290274 

417   418    41813    420  21    428  —  440 

447  192 
Asklepiades  v.  Samos,  Epigramm,  u. 

Lyr.  176n  198  5  200  227  84  230  89 

272  19  466  12    II  622  523  524-526 

528  531  532  532  66  633  534  78  544 

697  698 
[Asklepiades    v.   Tragilos    II  20  iöo, 

s.  aber  684] 
Asklepiodotos    v.    Nikaea,     Stoiker 

II  138190  244  f. 
Asklepios    (Asklepiades) ,    Rhet.    II 

20ioi  484io3 
Asopodoros  II  577  f.  578  9 
Astrologie  s.  Mathematik 
Astronomie  s.  Mathematik 
Astyages  370  101 
Astyanax  v.  Miletos  201 14 
Astydamas,  Rhet.  II  118  122 
Astynomos,  Hist.  II  386  399  314 
Athanadas,  Hist.  II  399  314 
Athen,  Studienort  3 
Athenaeos,  Epigramm.  II  551 
Athenaeos(?),  Hist.  II  386 
Athenaeos  d.  Mechaniker    733    734 

735152   II  681 
Athenaeos    a.    Naukratis    (Quellen) 

96  435  99  444  115  510  161  163  846 
166  856  178  26  306  32157  371106 
373  113  439  37  472  4878  489 16. 20. 21 


72S 


Alphabetisches  Register. 


490  22.24  49830  505  68  511  512  529 
542  562  224  568  246  581  590  598 
606  623  517  633  675  680  684  698 
813  833  15  838  28  850  87  852  96 
877194  907  II  27  121  139  192  189 
190  199  206  207  212  348  394  412 
414  419  16  422  425  48  594  684  689 

Athenaeos  a.  Naukratis  (?) ,  Rhet. 
II  477  93  487  492  138  696  f. 

Athenaeos  v.  Seleukeia,  Peripatet. 
II  322 

Athenagoras  v.  Athen,  d.  Apologet 
II  686 

Athenagoras,  Landwirth  847 

Athenakon  s.  Athenikon 

Athenikon,  Hist.  II  386 

Athenion  s.  Athenikon 

Athenion,  Kom.  267 

Athenion,  Peripatet.  u.  Tyrann  v. 
Athen  II  296 

Athenodoros,  Bruder  d.  Aratos  v. 
Soli  116  292 

Athenodoros  Kordylion  a.  Tarsos, 
Stoiker  II  243  27  246  247  52  249 
485  m  499 

Athenodoros  v.  Rhodos,  Peripatet. 
II  249  69  322  489  123 

Athenodoros,  S.  d.  Sandon  v.  Kana 
b.  Tarsos,  Stoiker  376  6  II  243  27 
24752  248—250  252 100  447i92(?)*) 

Athenodoros  v.  Soli,    Stoiker   73  292 

87  387b 

Athenodorus  Calvus,  Freund  d.  Cicero 

(=  A.  v.  Kana?)  II  249 
Athenokles  v.  Kyzikos,    Gramm.    II 

150  154 
Attalos  I    5  124  126  147  468  20  469 

618  618471  634  667  114  671  671 155 

677  736  749  862  II  1685  483  522 18 
Attalos  II  Philadelphos    5    406    736 

872  179    II  4  33  657  673 
Attalos  III  Philometor  5  302  303  98 

829  1  8316  845    II  415  f. 


Attalos  v.Rhodos,  Mathem.u.  Gramm. 

294  765    II  152  f. 
Atthidographen  424  81    II  40  49  679 
Atticus    507    698  322    II    181184    244 

263  264  265  169  266  288 
Auetor  ad  Herennium  II  476  f.   494 

511 
Augustinus  318  39    II  475  613  18 
Augustus    344    II  249   252   253    293 

311   312   312  381   315   321   322  358 

374148  377  378  379  f.  403  410  445 

486  m  499  502  503  504f.  513223.224 

562  208   563  210.211  564  212  686  693 
Aurelianus  344 
Autokrates,  Hist.  II  399  314 
Autolykos  v.  Pitane,  Astronom   123 

286  7    701  —  703    715   760  244    761 

II  681 
Automatentheater     in     Alexandreia 

283  69  743  184 
Avienus,  Rufius  Festus  296  654  41 

Baeton,  Hist.  544 

Bakcheios  v.  Miletos,  Landwirth  846 
Bakcheios,  musisch.  Schriftst.  II22415 
Bakcheios  v.  Tanagra,  Arzt,  Hero- 

phileer  347  111  462  778  785  56  819 

820  f.    826   827  313    846  63    II  418 

424  427  427  66   440  140  441  442  154 

443 
Bakchylides  II  200 
Balagros  (Balakros),  Hist.  II  (399  311 

s.  Nachtr.  11  693)  679 
Barba,  Legat  d.  Sulla  191  99 
Barlaam  a.  Calabrien,  Commentator 

d.  Eukleides  708  27 
Barsine,  Kebse  Alexandros  d.  Grossen 

2764  279  47 
Baruch,  d.  Buch  II  621  f. 
Basileides,  Epikureer  106  II  259  128 
Basileides,  Stoiker  II  243  26 
Basileus  s.  Basilis 
Basilis,  Geogr.  663  f.  688    II  679 


*)  Wenn  anders  der  von  Plut.  in  der  hier  angef.  Stelle  ausdrücklich  als 
Philosoph  bezeichnete  'A&rjvodcoQog  Iv  tg5  nQOTsqm  tcov  'Enidrjfii.cav  dieser 
war  und  nicht  vielmehr  Kordylion  oder  der  Peripatetiker  oder  ein  vierter, 
wa87  wie  es  scheint,  ungewiss  ist. 


Alphabetisches  Register. 


729 


Batis,  Frau  d.  Idomeneus  99  448 
Baton,  Korn.  62  31*  264  878  199 
Baton  v.  Sinope,  Rhet.  u.  Hist.  422 

635  f.  906    II  118  122 
Battos,  Vat.  d.  Kallimachos  347  349 11 
Belestiche,  Maitresse  d.  Ptolemaeos 

Philadelphos  245 
Beredsamkeit  s.  Rhetorik 
Berenike,  Gattin  d.  Ptolemaeos  Euer- 

getes  361  f.    II  669 
Berosos  v.  Babylon,  Hist.  605—607 

610  432    718  62    905    II   362  77    406 

408  636  61  653  87 
Bias  a.  Priene  141 710  511 101 
Bibliotheken,  alexandrinische  6  335  ff. 
394    II  666  ff. 

antiochenische  4  394 

pergamenische  343    II  657  666  f. 
Bienenzucht,  Schriften  über  838  f. 
Biographisch  -  litterargeschichtliche 

Schriften  491  ff. 
Bion  v.  Abdera,  Astronom  664  103 
Bion  v.  Borysthenes,  kyrenaisirender 

Kyniker  3  10  31  32—41  42 121. 124 

43125   69  263   89395b   100449   103  114 

122574a>b  134665c  142  713  150  151790 

168    884    885      II    274  200    538  90 

658 
Bion  v.  Smyrna,  Dichter  196 1  21450 

224  70b  228  231  232102  233  f.  233 105 

242  33  895 
Bion  v.  Soli,  Geogr.  664  846 
Bion,  Trag.  3  6 
Biotos,  Trag.  283 
Biottos,  Korn.  266 

Biton,  Mechaniker  5n  733 150  736  f. 
Bittis,  Geliebte  d.  Philetas  177 
Blaesos  v.  Capreae,  Parodiendichter 

242  242  32 
C.  Blossius,  Stoiker  87  387 
Pseudo-Boeo  300  80  304 112  379  897 

II    360  70    (=  Pseudo-Boeos    379 

854  107) 
Boeotos,  Parodiendichter  190  673175 
Boethius,    Uebersetzer  d.  Eukleides 

709     Pseudo-Boethius  709  30° 


Boethos  v.  Marathon,  Akadem.  133*) 

II  35  23 
Boethos  v.  Sidon,  Peripatet.  II  69  42 

301324    302  326    305  340   306  343   307 

322  322  416  324427 
Boethos    v.    Sidon ,     Stoiker   59  i98e 

86  384  285  4  294  298  73    II  62-63 

68  237  323  424  325  434  337  479e  687 

702  704 
Boethos  v.  Tarsos,  Improvisator  2  6 

408  194 
Boidion,  epikur.  Hetaere  9l4ii 
Boi'skos  v.  Kyzikos,  Lyriker    II  522 

524 
Pseudo  (?)  -  Bolos   v.    Mendes,    Para- 

doxogr.   301  482—485  856  uö  890 

901  902  907    II  674 
Brieffälschungen  II  579  ff. 
Bromios,  Epikureer  II  267 179  276  216 

713 
Bruttedius  Niger  d.  A.,  röm.  Rhet. 

II  505  202 
Brutus,    M.    II   178  291   306  344  382 

498    503    515      Pseudo  (?)- Brutus, 

Briefe  II  599 
Bryson  d.  A.  36105 
Bryson  d.  J.  29  73 
Butoridas,  üb.  Pyramiden  486  145 

Caecilius    v.  Kaiakte    480 115   495  u 
580294  594  601386.387   II  4493  485 
486  in  489  123  494  143°  503  507  207 
566  675  f.  678  688  692  694  ff. 
Caesar   344   776     II  52   138 188    316 
322  366  366  103  374 145  378  379i69ü 
382   403   444    486  Hl   491    494  143° 
502  503  504  513  224  564  213  685 
Caesar,  C,  Enkel  d.  Augustus  II  408 
Caesennius,  üb.  Gartenbau  845  53 
Caesius  Bassus  II  232  35  236  52 
Calidius,    M.,    röm.   Redner    II  503 

504  197.  199   505  202 

Caivus,  L.  Licinius  II  503 
Cassius  Dio  s.  Dio  Cassius 
Cassius  Dionysius  s.  Dionysius  Cassius 
Cassius,  C,  der  Mörder  Caesars  II 178 


*)  Wegen  126  613  s.  Nachtr.  886. 


730 


Alphabetisches  Register. 


Castritius,  üb.  Gartenbau  845  53 
Cato,  M.  Porcius  d.  A.  835  20  II  87 

331  475  677 
Cato,    M.  Porcius   d.  J.    II  246  247 

248  322 
Catullus  357  364  365  73 
Catulus,  Q.  Lutatius  II  552  179. 180 
Celsus ,     Q.    Cornelius    801  129     813 

II  251  42342  439124  443  445  509217 
Censormus  d.  Gramm.  607  718  64 
Censorinus,  L-  130 
Chaereas  v.  Athen ,  Landwirth  830  3 

840 
Chaereas,  Hist.  637    II  117  121. 122 
Chaeredemos,  Epikureer  91406  95  433 
Chaeremon,  Epigramm.  II  548 
Chaerephon  d.  Parasit  881 
Chaeresteos  v.  Athen,  Landwirth  846 
Chaerion,  Korn.  266 
Chaeris,    Gramm.    II   150  u    162 101 

166  f. 
Chamaeleon,   Peripatet.    149  773  327 

528  66    II  201  291  329  445° 
Charax   v.    Pergamon,   Hist.    390  75 

II  152  23 
Chares,  Gramm.,    Schüler  d.  Apoll. 

Rhod.  389    II  151  152  23 
Chares  v.  Mytilene,  Hist.  172 18  541  f. 
Chares  v.  Paros  s.  Charetides 
Chares  (?),  Hist.  II  152  23 
Chareß,  Trag.  283 
Charetides  v.  Paros,  Landwirth  830  6 

832n 
Charias,  Kriegsschriftst.  734  150 
Charidemos,    Arzt,    Erasistrateer  (?) 

II  418  446 
Charikleides,  Korn.  267 
Charikles,  Epikureer  106 
Charikles,  Hist.  II  399  314 
Charinos,  angebl.  Choliambendichter 

235  115 
Charisios  v.  Athen,    Rhet.    II  23 119 

24120  461  464  40  466  501 
Charisius,  Gramm.  II  171 148  700 
Charmadas  s.  Charmidas 
Charmidas    (Charmadas) ,     Akadem. 

127  625  131  133    II  239  352  9    498 
Charmides,  Epikureer  97  435   104  478 


Charon  v.  Karthago,  Hist.  II  386219 

Charon  v.  Naukratis,  Hist.  II  152  23 
386  219  400  314  692  f. 

Chartodras,  Landwirth  833  11 

Cheilon  141  710  Pseudo  -  Cheilon, 
Briefe  51 1  101  II  596 

Pseudo-Chersias  v.  Orchomenos,  Epi- 
gramm. II  541 107 

Choerilos  v.  Samos,  Epiker  352  23 
395102  899    II  12 

Choeroboskos  s.  Georgios  Choero- 
boskos 

Choliambische  Poesie  229  ff.  235  356 

Chorikios  257  54 

Chorizonten  =  Gramm.,  die  dem  Ho- 
meros  die  Odyssee  absprachen  453 
II 149  f.;  =  Rhythmiker  s.  Anonymi 

Xgefai  31  48  151  56  190  63  220  67  248 
70  266   140  703  266  487     II  242  244 

Christodoros ,  Epigramm.  II  568  222 
570  222 

Chrysermos  v.  Alexandreia,  Stoiker 

87  387 

Chrysermos,  Arzt,  Herophileer  778 
II  441  441  140  442  444 

Chrysippos  t.  Knidos,  Arzt  780  782 
797  798  802  808  809  165  812  193 

Chrysippos,  Landwirth  831  6  845 

Chrysippos  v.  Soli,  Stoiker  19  20 
48  151  53  184  55  187  56  57  59  I98e 
61  212  62  67  252  74  75  —  81  82 
82  344.351  83356  84  85377  86  87387b 
89  95  115541  126606  127  325  46927 
495  496  20  664  771293  783  870  884 
885  II  7  36  8  40  9  45  43  60  45  65  62 
64  69  72  75  57  96  64  135  176  241  17 
242  24225  269187  270 190  274200.20ib 
290  274  322  416  325  327  437  350  527 
406  335b  459  684  704  Pseudo- 
Chrysippos,  Briefe  II  601  98 

Chrysippos  v.  Tyana  (üb.  Brot-  u. 
Kuchenbacken)  880  212 

Cicero    99445  130644  139695.700  142  711 

296  304109  305H7  408  480 110  482 
507  638  613  698  700  341  709  30 
725  100  726  845  57  869  166  II  128 
129  130  177  180  195  204  314  208 
233  42  244  247  247  51  248  249  263 


Alphabetisches  Register. 


731 


264  266  268  277  280  281  282239.240 
287  291  306  342—344  307  345  327  439 
332  340  341  342498.499  3527  365  f. 
374  374144  383  461  467  480  484 
489  123  491  494  143°  495  495  I44b 
496  497  498  502  503  511  552  m 
559  f.  590  593  599  674  Quellen 
120  130  130  641b.  644  131  151790 
446  56  582  307  II  44  62  68  38  70  45 
75  56.57  78  79  134  m  139190  144f. 

146  206.  216      147  220     241  15.  18     251 

255  in     265    283    283  243    284  247 

285255  287268  291280  476  494  674 f. 

687  704  705  f.  7 10  f.  714  Pseudo(?)- 

Cicero,  Briefe  II  599 
Cicero,  M.,  d.  J.  II  500 
Cinna,  C.  Helvius  192  99  888    II  660 
Claudius  Iolaus,  Hist.  II  399  3H 
Claudius  Quadrigarius,  Hist.  II  707  f. 
Clemens  v.  Alexandreia  (Quellen)  606 

II  145  202  647 
Cloatius  Verus,  röm.  Gramm.  II  178 
Clodius,    Turrinus,    röm.    Rhet.     II 

605  202 
Coelius  Antipater  637  638615  II 122 129 

128 
Columella  322  57   485 137  829  s  830  6 

844  845  57  846  59.  60  848  74 
Cornelius    Baibus,     Adoptivsohn   d. 

Theophanes  v.  Mytilene  II  374 144 
Cornelius  Gallus  s.  Gallus 
Cornificius  II  477  92b  495  I44b  503  u. 

s.  Auetor  ad  HereDnium 
Cornutus  s.  Kornutos 
L.  Crassus  129  131    II  66  so  248  322 

352  7  357  40  429  69  479  552 179. 180  574 
Curtius    (Quellen)    539      II    378  169° 

380i70d  381  677 
Cyprianus  II  624  34 

Dadis,  Landwirth  847 
Daedalos  523  523  41 
Daes  v.  Kolonae,  Hist.  627 
Dai'machos  v.  Plataeae,   Geogr.    550 
551152  656  658  772  299  776 


Dalion,  Arzt  660 

Dalion,  Geogr.   481  121  660  661  664 

Damaeos,  angebl.  Vat.  d.  Nikandros 

(s.  aber  Anaxagoras)  302 
Damagetos,  Epigramm.  II  547 
Damas  s.  Damasos 
Damaskios  v.  Damaskus  759  242 
Damasos  Skombros  v.  Tralles,  Rhet. 

II  498 
Damianos  v.  Larisa  (üb.  Optik)  71652 

741 
Pseudo-Damigeron  865 
Damokles    v.   Messene,    Stoiker    II 

242  26 
Damokritos,  Hist.  H  387  227 
Dämon,  Hist.   512    II  399  314 
Dämon' v.  Kyrene,  Biogr.  (vielleicht 

derselbe)  512  660  so 
Dämon,  Schüler  d.  Lakydes  126  613 
Damostratos(?),  Epigramm.  II  550 
Damoxenos,  Kom.  266 
Danae,  Tochter  d.  Leontion  91 411 
Daniel,  Zusätze  im  Buch  II  615 
Daphidas  v.  Telmessos,    Gramm.   II 

22  111 
Daphnis,  Rhet.  II  469  72  501 
Dardanos  v.  Athen,    Stoiker   II  230 

242  26  243  243  27  244 
Dardanos   d.  Phoenikier   (Phryger?) 

483  132  485  137 
Dei'lochos,  Hist.  (üb.Kyzikos)  38865*) 
Dei'machos  s.  Dai'machos 
Deinarchos,  Epik.  II  54  109 
Deinarchos,  Mythogr.  II  54 
Deinarchos  d.  Redner  v.Korinth  339  co 

507     II   204  315    461    501    666   676 

688  695  f.    Pseudo-Deinarchos,  Re-' 
den  II  450  3 

Deinias  v.  Argos,  Hist.  20  61  633  645 

689  262 

Deinomachos,  Philos.  154 
Deinon,  Hist.  II  316  378 
Deinostratos,  Mathem.  731 
Deiotaros,    König  von  Galatien    II 
365  f. 


*)  Hätte  noch  besonders  unter  den  Historikern  wieder  erwähnt  werden 
müssen. 


732 


Alphabetisches  Register. 


Demades,    Redn.    136  553     Pseudo- 

Demades  II  401  f.  450  s 
Demagoras  v.  Samos,  Hist.  II  386 
Demaratos,    Verf.  v.    TQaymdovfisva 

II  53 
Demelata(?),   epikur.  Hetaere    92  411 

101  453 

Demetrios    (Ixion)    v.   Adramyttion, 

Gramm.  II  164—166 
Demetrios,  Hist.  üb.  Aegypten  140703 

486  145    II  387 
Demetrios,  Akadem.  II  292  287 
Demetrios  v.  Apameia,  Arzt,  Hero- 

phileer  778  780  821  f.    II  422  35 
Demetrios,  Bildn.  521 
Demetrios  a.  Bithynien,    Stoiker   u. 

Epigramm.  (?)  II  239 
Demetrios  a.  Byzantion,  Hist.  620 
Demetrios    a.   Byzantion,    Peripatet. 

154f.  620492  II  272197  273199  660 
Demetrios,  Freund  d.  j.  Cato,  Peri- 
patet. II  322 
Demetrios     Chloros,     pergamen.  (?) 

Gramm.  306  I25b   II  20  195  262 
Demetrios,     ägypt. -jüd.    ChroDOgr. 

140  703  486  145  II  362  605  5  647  f. 
Demetrios  v.  Erythrae,  Gramm.  II 180 
Demetrios  v.  Erythrae,  Rhet.  u.  Hist. 

II  180  181  387 
Demetrios    v.   llion    (viell.  =  D.  v. 

Skeps.)  685  242 
Demetrios  v.  Kaliatis,  Geogr.  679  205 

681  688 
Demetrios,  Korn.  266 
Demetrios  I  Soter,    König  v.  Syrien 

II  85  649  77 
Demetrios  II,  König  v.  Syrien  II 649  77 
Demetrios  d.  Lakone,   Epikureer   II 

260 f.  262145  276216  442  711  ff.  713 
Demetrios,  Mathem.  101  452 
Demetrios  v.  Magnesia  140  703  141708 

155  816  501  49  507  f.  639  616  662  85 

674186     II    388  239    389  239b    397  302 

659 

Demetrios  v.  Odessos,  Hist.  II  387224 

Demetrios  v.  Phaleron,  Peripatet.  6 

8  12  135—143  143  724  149  773  254 

42481  494u  508  88  546  553  557 179 


558  189  591 347  592  598  378  887 
II  67  69  76  58  79  67  81  82  4  99  75 
100  272  198  329  445°  350  529  461 
462  35c  501  518  605  647  70  659  f. 
675  704  706  Pseudo-  Demetrios 
870  873  fF.    II  6O610 

Demetrios  d.  Physiker  856 

Demetrios  Poliorketes  17  52  121  f. 
135  669  137  684  138  249  254  263 
265  115    316  34  533  543  646  Hl  553 

554  556  557  558189  561  642  652 
657  744  191    II  518  f. 

Demetrios,  S.  od.  Enkel  d.  Demetrios 

v.  Phaleron  135  669 
Demetrios  v.  Salamis,  Hist.  II  387  224 
Demetrios  v.  Skepsis  415  626  626532c 

627   681 223  681  —  685    II  4  32  15 

39  3943  4049  41  56  148  24751  352 

358  359  53  360  364  94 
Demetrios  d.  Syrer,  Rhet.  II  498 
Demetrios  v.  Tarsos,  aaxvQoyQÜcpog  3  g 
Demetrios  v.  Troezene,    Gramm.    II 

198  270  =(?)  II  387  224 

Demetrii,  s.  über  einzelne  unbekannte 

D.  II  387  244 
Demo,  Hetaere,  Mutter  d.  Halkyoneus 

69  262 

Demochares  v.  Leukonoe,    Hist.    52 
248  262   552—558   570  249  571  258 
577  579  292    II  461   462  31  501 
Demodamas  v.  Halikarnassos    659  75 
Demodamas  v.  Miletos,  Geogr.  659 
Demognetos,  Hist.  II  399  314 
Demokleides,  Schüler  d.  Theophrastos 

555  579  292 

Demokies,    Schüler  d.  Theophrastos 

(=  dem  Vorigen  ?)  555  173 
Demokritos     11     90  398     93    100  449 

104  475    105  484    108    108  501    140  703 

366  483  132  508  88  689  262  733  149 
784  44  788  69  8291  856il4.li5  II  31 
134  260  322  421  338  43180  707 
Demokriteer  107  f.  II  279  Pseudo- 
Demokritos  482  129  483  f.  832  9 
833  13  835  838  29  858  859  124  866 
901  906  907 
Demokritos  v.  Ephesos,  Hist.  und 
Perieget  II  387 


Alphabetisches  Register. 


733 


Demokritos  v.  Pergamon,  Rhet.  II 
484  106  498 

Demon,  Hist.  596  374 

Demonax,  Trag.  283 

Demopbanes  s.  Megalophanes 

Demophilos,  Architekt  526  61 

Demophilos,  Sohn  d.  Ephoros,  Hist. 
568  248    II  678 

Demophilos,  Korn.  262  91  266 

Demosthenes  140  142  142  713  153  804 
253  339  425  84  490  24  494 14  499  36. 40b 
509  88  552  557179  558  559  577  283 
620  673 177  692  II  77  58  105  203 
40l3i6b  448  461  462  493  498  501 
502  503  676  695  706  f.  Pseudo- 
Demosthen es,  Reden  II  203 311  4483 
Briefe  II  589—592 

Demosthenes  d.  Bithynier,  Epik.  398 
404  f. 

Demosthenes  Philalethes,  Arzt,  Hero- 
phileer  778   II  418  446 

Demostratos,  'AXisvtihcc  851  868  161 

Demoteles,  Hist.  486  145. 147  II  387 
(399  314  s.  Nachtr.  II  693) 

Derkyllides  d.  Platoniker  II  292 

Derkyllos  865  149 

Derkylos  v.  Argolis ,  Hist.  644  f. 
865149  906 

Dexikrates,  Korn.  267 

Dexippos,  Commentator  d.  Aristoteles 

II  307  349 

Diades,  Kriegsschriftst.  734  150 
Diagoras  v.  Kypros,  Arzt  785 
Didy  marchos  II  43  58  205  325 
Didymos,  Areios  s.  Areios 
Didymos    v.    Alexandreia ,     Gramm. 
191  95   373  113   400  144   406  I79b  429 
439  37    446  56    447  57    453  93    456 
456  109   460  184   511  511  107    512  109 
527  64    601386    674    699  326    830  5 
II    11 54    19  26  129   4151    43  58    154 
15757.61  164no  165 118  166  175159 
176165  178  187221  19l243b  192  194 
195—210  210  346  214  215  216  217 
351  392  395  413  4643t;  485  485 109 
486  111  675  f.  688  f.  694  ff. 
Didymos,  S.  d.  Herakleides  (=  Claudius 
Didymus?)  141 710  II  196264  206331 


Didymos,  Landwirth  II  196  264 
Didymus,  Ateius  II  196  264 
Didymus,  Claudius,  Gramm.  II  21 103 

191  243b  196  264  205 
Dieuches,  Arzt  812  f. 
Dieuchidas  v.  Megara,   Hist.   494 14 

532  2 
Dikaearchos  v.  Messana,    Peripatet. 

143  145739  414  416  417  47035  489 

528  66  661  II  2  6  67  73  7456  100 75 

306  344  307 
Dikaeogenes,  Trag.  II  273  199 
Dikaeokles  v.  Knidos  38  108 
Dio  Cassius  639  615    II  413 
Diodoros  v.  Adramyttion,  Akadem. 

u.  Rhet.  127  625    II  458  489  659 
Diodoros  v.  Alexandreia,  Mathem.  u. 

Astronom  776    II  139  190  294 
Diodoros  v.  Aspendos,    kyn.  Pytha- 

goreer  II  330  449 
Diodoros    v.    Elaea,    Epiker    368  89 

382 
Diodoros,  Epikureer  104  478 
Diodoros  Kronos  v.  Iasos,  Megariker 

15  f.     17  44    18    51    123  585    786  61 

II  704 
Diodoros  d.  Perieget  651  654  f. 
Diodoros  v.  Priene,  Landwirth  846 
Diodoros  Siculus  (Quellen)  312  31739 

32157    324    539    548 131    552    562 

568  248    573  263    574  268    582     589 

590  341    591    592  353    611434    615  456 

634  582    641    686    687  253    695    722 

II   38  36   40   46  66   49  50   5195    122 

128i48e   137  188   142    143  197    370  f. 

381  I73b    389  239b    394    470    535  81 

677  f.  686  IIV 
Diodoros    d.  J. ,    Freund    Strabons, 

Epigr.  II  497  154C 
Diodoros  v.  Tarsos,  Gramm.    346  109 

770  285    II   185  206 

Diodoros  v.  Tyros,  Peripatet.  153 
154  155    II  237  296  301326  457 

Diodoros  Zonas  von  Sardes,  Rhet. 
u.  Epigramm.  407  187   II  497 

Diodotos,  Brud.  d.  Peripat.  Boethos, 
Peripatet.  II  322 

Diodotos,  Stoiker  II  248 


734 


Alphabetisches  Register. 


Diogenes    v.    Apollonia,    6    cpvamog 

608  88  II  320  408 
Diogenes  d.  Babylonier  v.  Seleukeia, 

Stoiker  82  ff.  84  85  85374  86  86383 

87  387.  387b    127    153  801     II  4  33   (s. 

Nachtr.  II  685)  62  64  72  7252  238  f. 

240  243   243  27   270  (s.  Nachtr.  II 

689)  270190  272198  280  230b  326  434 

446  186  460  20  473  82  711  Diogenia- 

sten  61  210  II  684 
Diogenes  v.  Kyzikos ,  Hist.   627  532^ 

II  387  229 
Diogenes,     makedon.     Commandant 

630  547b 
Diogenes  v.  Ptolemais,  Stoiker  87 
Diogenes  v.  Sikyon,  Hist.  II  387 
Diogenes  v.  Sinope,   Kyniker   16  21 

27  29  31  38i08e  43  56  57  195  85377 

134  665b  499  36  534  536  29  II  242  25 

244  269  187   322  421  Pseudo-Dioge- 

nes,  Tragödien  20  62  27  f.  499  Briefe 

II  600 
Diogenes  v.   Tarsos,   Stegreifdichter 

(=  Epikureer?)  2  6  II  258  f. 
Diogenianos,  Epikureer  79  334 
Diogenianos,  Glossogr.  370 102  439  37 

II  189  199 
Diognetos,  Wegemesser  d.  Alexandros 

544 
Diokleides  2061 

Diokleides  v.  Abdera,  Hist.  592  882224 
Diokles  v.  Karystos,  Arzt  778  78126 

783  78554  812193  822  825  857  m(?) 

879    II  422  39  446  186  Pseudo-Dio- 

kles,  Brief  II  596  601  98 
Diokles  v.  Magnesia  37 108  44  138  47 

47150  71272  509 f.    II  247  56  295310 

557  565 
Diokles,  Mathem.  728  121  762  f. 
Diokles  v.  Peparethos,  Hist.  626  f. 
Diokles,  Peripatet.  II  329  445° 
Diomedes,    röm.    Gramm.   II  171  148 

172  149 

Dion    v.    Alexandreia,    Akadem.   II 

285  253  295  388 
Dion  Chrysostomos   24  65     II   23  119 

76  57  348  350  658 
Dion  v.  Kolophon,  Landwirth  846 


Dion  v.  Kyzikos,  Astronom  II  370 120 
Pseudtf-Dion    v.   Syrakus,    Briefe    II 

683  21  598 
Dionysiades  (Dionysides) ,   Trag.  265 

269  5  280 
Dionysos   v.   Andros,    Epigramm.  II 

540  loiß 
Dionysios,  S.  d.  Areios  Didyinos  II 252 
Dionysios  d.  Astronom  IIV 
Dionysios,  Lehrer  d.  Atticus,  Stoiker 

II  244  711  f. 
Dionysios    d.    Attiker    v.   Pergamon, 

Rhet.  II  467  57  486  111  505  505  202 

507  207 
[Dionysios   d.  Babylonier    II  270    s. 

Nachtr.  II  689] 
Dionysios  Baaoagiyicc  391  75 
Dionysios  v.  Chalkis,  Hist.  679  205 
Dionysios,  Epikureer  106 
Dionysios,  Geogr.  550  659  II 409  345b  I  [t 
Dionysios,  nachalex.  Gramm.  II  11  54 
Dionysios     v.    Halikarnassos    446  56 

495  14   607  86   508  87  562  224  682  307 

594    641  628    644    647   681  223   901 

II    23    23  119    217  400    221  9     233 

233  42.    43.    44    315  388    359  53    386 

399  312   410   453  7   464  36   465  42.  44 

467  57    480    484    485    486  111    487 

494  143°  502  183  666  674  f.  688  692 

694  ff. 
Dionysios  v.  Halikarnassos  d.  J.  529  6»; 

II  207  383 
Dionysios  v.  Heliopolis,  Traumdenter 

871  871175 
Dionysios  v.  Herakleia,  d.  Ueberläufer 

60  206   61    71  ff.  114  286  7   327  470 

471     II  36  27  668  692 
Dionysios  Iambos,   Gramm.  346  372 

429  892 
Dionysios,    S.    d.   Kalliphon    582  307 

678  863  141    II  2  6 
Dionysios,  Kochschriftst.  877 194  879 
Dionysios  v.  Kolophon,  d.  angebliche 

Verf.    d.   Satiren   d.  Menippos  44 

II  468 
Dionysios  v.  Korinth  II  68  131 
Dionysios   v.   Kyrene,   Stoiker  87  387 

II  242  26  244  244  36  701   711  f. 


Alphabetisches  Register. 


735 


Dionysios    v.    Kyzikos,     Epigramm. 

413  24    II  540 
Dionysios,  Landwirth  847 
Dionysios  6  Xsmog,  Commentator  II 

542  in 
Dionysios  nsql  Xlftmv  866  152 
Dionysios  v.  Magnesia,  Rhet.  II  497 
Dionysios,  Maler  513  3. 
Dionysios,  Mathem.  u.  Astronom  291  33 

293  295  296  62    IIV 
Diooysios,  Megarik.  12  3 
Dionysios  v.  Miletos ,  Hist.   II  46  gg 

58  131 
Dionysios  v.   Miletos,   d.   Sophist  II 

540  loi«  IIV 
Dionysios  v.    Olynthos,   Erklärer   d. 

Homeros  II  664 
Dionysios  d.  Perieget  863  142  864  U3 
Dionysios  v.  Phaseiis  302  87.  91 
Dionysios,  üb.  Pyramiden  486  145 
Dionysios     v.     Rhodos     od.     Samos, 

Kyklogr.  870173  871  II  4666  57-59 
Dionysios  v.  Sidon,  Gramm.  II  162ioob 

167  17G 
Dionysios  Skytobrachion  v.  Mytilene 

31217  325   39175  511   512   624  517 

II  28  45—49  50  50  85  51  93  55 
Pseudo- Dionysios  d.   J.  v.    Syrakus, 

Briefe  II  597  ff. 
Dionysios  nsgl  ftsmv  II  59 
Dionysios  d.  Thraker  v.  Alexandreia 

231    329    446  56     II   16  85   18    152 

161ioob  168—175  180  182  182  m 

183    184  I99b    204  319    356   495  U4b 

663  687  f. 
Dionysios,    S.   d.   Tryphon,    Gramm. 

II  214 
Dionysius,  Cassius,   v.  Utica,  Land- 
wirth 482  830-832  847  66 
Dionysodoros  v.  Alexandreia,  Gramm. 

II  161  164110  596  77 
Dionysodoros,  Mathem.  728 121  762252 

763 
Dionysodoros  v.   Troezene  (=  D.  v. 

Alexandreia?)  II  161 
Dionysokles  a.  Tralles,  Rhet.  II  498 
Diopeithes,  athen.  Feldherr  253 
Diophanes,  Schüler  d.  Chry  sippos  82  351 


Diophanes  v.  Mytilene,  Rhet.  II  487 

Diophanes  d.  A.  v.  Nikaea,  Land- 
wirth 847 

Diophanes  v.  Nikaea,  Paradoxogr.  464 
481  f.  831  8  846  66 

Diophantos,  Hist.  647  688    II  363 

Diophantos,  Kom.  267 

Diophilos  671 

Dios,  Aelius,  Hist.  II  387  f. 

Dioskorides  (richtiger  Dioskurides)  v. 
Nikopolis,  Epigramm.  II  544  129 

Dioskurides  v.  Anazarba,  Arzt  784  45 
785  51  817  230  857119  11192  254  426 
426  59  440132  443162  Pseudo-Dios- 
kurides  3U5 

Dioskurides,  Epigramm.  II  543  f.  699 

Dioskurides  d.  J.  d.  Glossogr.  (=  D. 
v.  Anazarba?)  II  192  254 

Dioskurides  d.   Isokrateer  II  348  524 

350  529 

Dioskurides    v.    Kypros,     Skeptiker 

115  541 

Dioskurides  6  (frcc-uccg  v.  Alexandreia, 
Arzt  II  192  254  417  418  427  66  443  f. 

Dioskurides,  über  d.  Sitten  bei  Ho- 
meros II  329  347—351  543  123  692 

*A7lO[lVr}llOV8VllClTCC    490  24 

Diotimos   v.   Adramyttion,    Epik.  u. 

Epigramm.   292  34  382     II  538  f. 

663  699 
Diotimos  v.  Athen,  Epigramm.  II  539 
Diotimos  v.  Miletos,  Epigramm.  11539 
Diotimos  (nicht  Theotimos),   Stoiker 

II  243  601  98  689 
Diotimos  v.  Tyros,  Demokriteer  11279 
Diotrephes  a.  Antiocheia,   Rhet.    II 

497  500 
Dioxippos,  Kom.  266 
Diphilos,  Schüler  d.  Ariston  v.  Chios 

65  242 

Diphilos  a.  Bithynien,  Stoiker  II  239 
Diphilos  v.  Laodikeia,  Gramm.  306 
Diphilos    v.   Sinope,    Kom.   250  252 

252  25  260  f.   268  488  13     II  632  56 

661 
Diphilos  v.  Siphnos,  Arzt  783  II  419 
Diyllos  v.  Athen,  Hist.  544  f.    II  352 
Dolabella  II  177 


736 


Alphabetisches  Register. 


Domitianus  344 

Domitius  Callistratus,  Hist.  II  386 

Domitius    (Marsus?)   II    505  202    506 

607  207 
Donatus  II  171 148 
Dorieus,  Dicht.  II  537  87 
Dorion,  üb.  Fische  850 f.  879  II 190243 

419  16  425  48  426  56 
Dorotheos,  Akadem.  126  613 
Dorotheos    v.    Askalon,    Gramm.    II 

192  254 
Dorotheos  d.   Chaldaeer  nsgl  li&mv 

865  149 
Dorotheos  v.  Taras,  Trag.  283 
Dosiadas,  Dicht,  u.  Hist.   168  5   182 

182  ff.  184  54  201  223  69  274  28  276 

278  46  286  6  889    II  40  49  660 
Dositheos,  Freund  d.  Epikuros  96  435 

104  478 

Dositheos  v.  Pelusion,  Mathem.  290  23 
29126    294  48   72l8ia-b    722 f.    724 
726  733  149    II  702  f. 
Dositheus,  röm.  Gramm.  II  171 148 
Drakon  v.  Stratonike,  Gramm.  II  193 
Drusilla,  Tochter  Iubas  II    II  328 
Drnsus  Germanicus  II  563  211 
Duris  v.  Elaea,  Epigramm.  II  538 
Duris    v.   Samos,    Peripat.    u.    Hist. 
137  684  352  23   367   486  145.  147   487 
514  517  51714  52032  529  71  562  580 
584  584309  585—592   II  593  51  677 
Dynamis,  erste  Frau  d.  Königs  Pole- 
mon  II  499165 

Echekles,  Kyniker  43  128 
Echekrates  d.  Lokr.,  Pythagor.  564234 
Echemenes,  Hist.  II  399  314 
Echephylidas,  Hist.  603  624  522 
Eirenaeos  s.  Pacatus 
Ekdemos    (Ekdelos)    v.  Megalopolis, 

Akadem.  126  613  628  905    II  81 4 
Eklektische  Philosophenschule  II  295 
Ekphantos,  Pythagoreer  II  709  IIV 
Eleazar,  jüd.  Hohepriester  II  606  608 
Elegie  174  ff. 
Empedokles  102  149  773  169  326  84.86 

375  378  9  499  36  569  249  578  287  618 

II  43  60  324  425 


Empedos,  Hist.  II  399  314 
Empirische    Aerzte    116    779    786  64 

801  129    818    823    824    826    828  320 

II  339  f.  420 
Empylos  v.  Rhodos,   Rhet.   u.  Hist. 

II  354  12  382 
Endoeos,  Bildn.  517  14 
Ennias  316  32  318  39  321  322  57  355  37 

II  4  332  457 
Epaenetos,  Arzt  305 122  84554  851  87.88 

877  194  879  208  907     II  190  243  425 

426 
Epaphroditos,  Gramm.  369  683  II 31 8C 

41  191 
Eparchides,  Hist.  II  399  314 
Ephippoa  v.  Olynthos,  Hist.  542  f. 
Ephoros   v.  Kyme,  Hist.   19    144  732 

32048  571255.258  573  263  575  576  277 

579  288b.  290.  291  583309  591  661  678 

679  205   695  303   863  141     II  40  48.  49 

61     61  157    81  4    106  97b    115    116  118 

125   316   317  399  378   675   678  686 

692  Pseudo-Ephoros  479 
Ephoros  d.  J.  398  133 
Epicharmos  a.   Kos,    Korn.   250  251 

343  84b  578  287  593  618   II  41  6*4 80 

692  Pseudo-Epicharmos  316  32  847 

849  79  876 
Epicykeln  756  768  280  Ilv(Vi) 
Epigenes  v.  Byzanz,  Astrolog  607  422 

718 
Epigenes ,  Gramm.    182  38    344      II 

207  332 

Epigenes  v.  Rhodos,  Landwirth  847 

Epigonos,  Bildn.  II  673 

Epigramm  II  517  ff.  697 

Epikles  a.  Kreta,  Arzt  821 255  II  418 
427  f. 

Epikuros  13  44 138  87—98  99  100449 
101  101  455  102  102  464  103  103  471 
104    104  478    105    105  484    106    107 

107  497  108  109  503  145  738  185  57 
249  254  34  289  19  343  443  52  447  56 
47030  593  600383b  886  II  27  132165 
134171  145202  149220  243  259  259131 
260  262  263  265  265  166  266  268 
269187  270  270190  273 199  275206.208 
276    277  216   320  410   431  76.  80   579 


Alphabetisches  Register. 


737 


580  16   601  98   658  Epikureer  87  ff. 
II  257  ff. 
Epikuros,  S.  d.  Leonteus  104  473 
Epikuros,  S.  d,  Metrodoros  91  411 
Epimenides    114  378  8e    II  43  58  674 
Pseudo -Epimenides   511    897    898 
II  40  48b  388  ff. 
Epinikos ,  Koni.   248   266  490  24  635 
Epistolographie  s.  Brieffälschungen 
Epitherses,  Glossogr.  II  192  254 
Erasistratos  v.  Iulis  auf  Keos,   Arzt 
200   777    778    778  6  780  781  28  782 
783  41    784  44    785    785  54.  55    791 
793  95    794   796   797  108   798—811 
816  820  248  822  879    II  414  429  70 
435   439  122.  125  446  186.    Erasistra- 
teer   778  f.   801    801  129     II   418  f. 
446  f. 
Pseudo-Erastos  u.  Pseudo  -  Koriskos, 

Sokratiker,  Brief  II  598 
Eratosthenes  v.  Kyrene  8  23  34  104  39 
39  112  53  184  61  208  66  100  449  126 
142  713  173  265  282  60  283  64  321 
321  57  323  329  6  335  341  341  68.  69 
345  349  349  n  385  56  399  404 
409  —  428  429  431io  457  467  13 
497  25  544  94  550  551  152  588  326 
597  374  610  431  626  626  532°  634  577 
635  636  651  653  655  656  57  658  68 
660  661  83  662  670  671  154  678 
679  205  679  689  691  275  695  303  698 
725  758  761  771—774  775  818  891 
894  900  f.  II  6  6  31  7  36  26 129  27 
3319  37  38  39  9255  9563  104  168134 
189  199  350  526  409  345b  534  78  540 
58118  60198  670  f.  672  681  703 
Pseudo-Eratosthenes  420  42584  733 
II  35  23  163  106  384191  60198 
Eratosthenes  Scholastikos  225  226  79 
p]retrische    Philosophenschule     20  f. 

21  64  74  301  503  60 
Erinna  v.  Tenos,  Dicht.  369  92  381  30 
II  526  37   527  f.   529  50   535  83   698 
702 
Erotianos,    Arzt    u.    Gramm.    439  37 

820  255    II  428  441 
Erxias,  Hist.  II  399  314 
Erykios,  Epigramm.  39175 

Susemihl,  griüch.-nlex.  Litt.-Gesch.     II. 


Erymneus,  Peripatet.  154810  II  301326 

Esra,  d.  III.  Buch  II  612  ff. 

Esther,  Zusätze  II  614 

Euagon  v.  Thasos,  Landwirth  846  f. 

Euagoras  v.  Lindos,  Biogr.  II  378ii6c 

Euagoridas  v.  Elis,  Hist.  II  399  314 

Eualkes,  Hist.  II  399  314 

Euandros  v.  Athen,  Akadem.  126  613 

Euandros  v.  Phokaea,  Akadem.  125 
127 

Euangelos,  Kom.  267 

Eubios,  Novellist  II  700 

Euboeos,  Parodiendichter  190  673 175 

Eubulides  v.  Miletos,  Megariker  15 
19  621 

Eubulos  a.  Alexandreia,  Skeptiker 
115  541  116  542    II  339 

Eubulos  v.  Ephesos,  Akadem.  126  613 
134  665b  886    II  659 

Eubulos,  Landwirth  485  140  847 

Eubulos  v.  Anaphlystos  904  (Berich- 
tigung von  540  58) 

Eudemos,  Arzt,  Anatom  811  f.  II  414 

Eudemos,  Epikureer  104  478 

Eudemos  v.  Rhodos,  Peripatet.  144  735 
151792  155  819  158  829  160  832  252 
375  703  10    II  300  324  389  239b 

Eudoros  von  Alexandreia,  eklekt.  Pla- 
toniker  776  II  252  256  114  287  264 
293  f.   295  308  325  430  332  459  337 

Eudoxos  v.  Knidos  290  293  296  299  76 
308135  367  84  422  479  697  315  706  23 
723  766  767  769  280  II  40  49  709 
Pseudo -Eudoxos:  'OyitasrrjQLg  733 
762  251    II  672  681  702  f.  Evdofrv 

%&%VTf\    IIV 

Eudoxos  v.  Kyzikos  9  28  857  120 

Eudoxos  v.  Rhodos,  Geogr.  479  697 
II  680  683 

Eudoxos  d.  Siculer,  Kom.  267 

Eudromos,  Stoiker  86 

Euenor,  Arzt  783   II  422  39  439  122 

Eugamos,  Akadem.  125  600 

Euhemeros  v.  Messana,  Tendenzer- 
zähler 71  3108  313  31422  316-322 
323  74  324  325  346  108  356  415 
486  145.  147  891  II  28  47  69  55  60 
103  575 

47 


738 


Alphabetisches  Register. 


Eukleides  d.  Mathem.  6  702  703 10 
704  704—718  725  738  738  167 
740  172  741  742  177  749  750  752  755 
757  759  760  244  II  526  681  Seine 
Schüler  725  749 

Eukleides  v.  Megara,  Stifter  der  Me- 
gariker  20  61    II  76  58 

Eukleides,     nachalexandr.     Gramm. 

122  574a'b     II    1154 

Enkrates,  Hist.  II  400  314 
Eumachos  v.  Neapolis,  Hist.  639 
Eumedes,  Geogr.  663  94 
Eumedes,  Korn.  268 
Eumeues  (v.  Aspendos?)  tcsqI  Kcoinp- 

diotg  122  574a-b 
Eumenes  v.  Kardia  647  560  589  652 

Pseudo-Eumenes,  Briefe  II  596 
Eumenes  I,  König  v.  Pergamon  5  10 

124  125  147  631555 
Eumenes  II,  König  v.  Pergamon  5 

406  431  469  25    II  16  85  82f.  118 122 

657  667 
Eumolpos  II  43  58 
Eumolpos,  Glossogr.  II  192  254 
Euphantos  v.  Olynthos,  megar.  Philos., 

Dicht.,  Hist.  3  283  504  50560  505(56 

621  f. 
Euphemos,  Epigr.  II  549 
Euphiton,  Landwirth  847 
Euphorion  v.Chalkis,  Epik.  u.  Gramm. 

4   150    172  18   193   193  m   246  276 

305  118  393—399  404  530  663  890 

899    II   12   40  49   43  58  59  184  77  58 

523  540  541  541  106  542  in 
[Euphorion  d.  Chersonesit,  vielmehr 

=  Euphronios  281  60] 
Euphorion,  Landwirth  847 
Euphraeos,  Schwiegervat.   d.  Kalli- 

machos  349  10 
Euphranor,  Architekt  526  61 
Euphranor,  Maler  517  u  521  52136 
Euphranor   v.    Seleukeia,    Skeptiker 

115  541  116  vgl.  293  89  29448 
Euphron,  Korn.  267  879  201  889 
[Euphronidas,  Gramm.  =  Euphronios 

28160    II  663] 
Euphronios  v.  Athen  od.  Aniphipolis, 

üb.  Weinbereitung  840 


Euphronios  d.  Chersonesit,  Trag.  u. 
Gramm.  265  269  5  280  281  425  86b 
429  43527b  44967  II 231 22  52218C63 

Eupolemos,  jüd.  Hist.  II  362  605  5 
606 10  648—651  652  656 10s  Pseudo- 
Eupolemos,  samarit.Hist.  II 362  652 

Eupolis,  Korn.  II  201 

Euripides  38  iosf  39 111  118  149773.774 
150  777  179  32  189  241  252  288 11 
338  48  401  423  78  435  27b  438  443 
445  56  450  459  132  578  287  579  288b 
596  374  624  518  689  262  II  11  43  60 
46  66  77  59  119  125  163  f.  178  189 
189230  200  202  208  540  63256  664 
Pseudo- Euripides    435  27b     II   218 

600  96 

Eurylochos ,    Freund    des    Epikuros 

95  433   96  435    105  478   108  503 

Eurylochos,  Pyrroniker  108  503 
Euryphon,  Arzt  783  41  812  193 
Eusebios  606  606  416  610431  615  616 

617  466  II  254  109  362  78  369  f.  647 
Eustathios  179  26  226  78  308 143  440 37. 88 

II  44  215  884 
Euteknios,  Metaphrast  307 
Euthydemos    v.   Athen,    Arzt    845  54 

851  87.  88  877  194  879  208  II  425  f. 
Euthydemos  v.  Mylasa,  Rhet.  II  499  f. 
Euthykrates  v.   Sikyon,    Bildh.    615 

515  10    II  529  50 
Eutokios  v.  Askalon,  Mathem.  72497 

728  729  730  749   759  242 
Excerpta  Barbari  615 
Ezechiel,  jüd.  Trag.  283  II  362  605  6 

653  f. 

Fabius  Pictor    626    627  532 «    639  615 

II    116  121    117  122 

Favonius,  M.  II  491 130 

Festus  641  628 

Figurengedichte     180  f.    200    274  28 

276  89  278  46  286  6 
Fische  u.  Fischfang,  Litteratur  über 

309  850  f. 
Firmicus  Maternus  318  39 
Firmus,  Landwirth  845  53 
Flaccus   (Statyllius) ,    Epigramm.    II 

523  27 


Alphabetisches  Register. 


739 


Florilegium  s.  Anonymi 

Fulgentius  647 

Fulvia,  Mutter  d.  Antyllus  407  183 

Galenos  79  334   100  4*9  163  846  225  7ß 

305    323  71     786  «3    795  101    796  102 

801  133  803  138   II  417  420  421  445 

Gallus,  Cornelius  192  195  195  in  396 

Gallus,  L.  Plotius,  röm.  Rhet.  II  477  93 

495  144* 
Gartenbau  833  12  845 
Gastronom.  Litteratur  877  ff. 

GelÜUS    161838    163  846   581803 

Geminos  ,    Mathem.    615  456     722  90 

723  96  752  220  762  252    II  139  703 
Geminos  v.  Tyros,  Traumdeuter  873 

874  875  876  189 
Geographie  u.  Periegese  649  ff. 
Geoponica  829  3  830  5 
Georgios  Choeroboskos  II  173  149. 151 
Germanicus,  Caesar  296 
Geschieht  Schreibung  532  ff.   II  352  ff. 
Glaphyra,  Tochter  d.  Königs  Arche- 
laos v.  Kappadokien  II  404  f. 
Glauke  v.  Chios,  lyr.  Dichterin  201 14 

II  521  533  72  661 
Glaukias,  empir.  Arzt  779  780  824  f. 

II  682 
Glaukides  s.  Glaukias 
Glaukon,  Glossogr.  II  192  254 
Glaukon    (==  Glaukos  v.  Rhegion?), 

Erklärer  d.  Homeros  II  664 
Glaukos,  Epigramm.  II  497  i54d 
Glaukos  d.  Lokrer,  Kochschriftst.  878 
Glaukos  v.  Samos,  Gramm.  II  668  672 
Glossographie  178  331  346  367  373  f. 
398f.439f.530  820f.824  II  222 185 ff. 
Glykera,  Hetaere  255  256  50 
Gnathaena,  Hetaere  260  488  10 
Gnipho,  M.  Antonius,  röm.  Rhet.  II  46 
Gorgias  v.  Alexandreia,  Arzt  II  417 
Gorgias  d.  J.  a.  Athen,  Rhet.  II  467 

499  500  f.  502  694 
Gorgias,  Bildn.  517  14 
Gorgias  nsgitäv  'Afti\vr\Giv  staiQidoav 

II  501 
Gorgias    v.    Leoniinoi     167    158  828 
II  343  481  931 


Gorgias  d.  Sophist  II  501  181 

Gorgon,  Hist.  II  400  314 

Gorgos,  Bergbautechniker  654  857 119 

Gorgos  v.Lakedaemon,  Stoiker  II 242  26 

Gracchus,  Ti.  II  487 

Gracchus,  C.  II  488 

rQafi(iatL%ri    327  ff.    891  f.     II   663  ff. 

Alexandr.  Grammatiker  327 ff.  428  ff. 

II   148  ff.     Pergamenische    II  1  ff. 

Andere  II  148  ff. 
Grattius,  Jagdschriftst.  850  83 
Gregorios,    Lehrer    d.    Konstantinos 

Kephalas  II  567  ff. 
Gregorios  v.  Korinth  226  78  II  213372 
Gregorios  v.  Nazianz  369  II  568 

Habron,  Gramm.  II  213 

Hadrianus  193  111    II  514  226 

Hagelaidas,  Bildn.  517  14 

Hagias  v.  Troezene,  Epik.  645 

Hagnon  s.  Agnon 

Halkyoneus,  S.  d.  Antigonos  Gonatas 

89  124  147  148 
Hannibal  13  153  636  637  638  614.615 

639 
Hanno,  Verf.  des  Periplus  1  3  418  51 

II  406  f. 
Harmodios  v.  Leprea,  Hist.  II  400  314 
Harpokration,  Gramm.  598  601  655  44 

684    II  189  192 
Harpokration  a.   Mendes,  üb.   Brot- 

u.  Kuchenbacken  880 
Hasdrubal  s.  Kleitomachos 
Hedeia,  epikur.  Hetaere  92  411 
Hedyle,  Mutter  d.  Hedylos,  Dichterin 

II  530  532  f. 
Hedylos  v.  Samos  od.  Athen,  Lyrik. 

369    736  155     II    40  49    530    532  f. 

698  699 
Hegemon   v.    Alexandreia   i.    Troas, 

Epik.  409  195 
Hegemon,  Epigramm.  II  550 
Hegemon,  Landwirth  833 
Hegemon     v.    Thasos,     parodischer 

Dicbt.  673  175  II  189 
Hegesandros  v.   Delphi,   Anekdoten- 

samml.  489  16  489—491  49830  640 
Hegesianax,  Epikureer  95  433  104  478 
47* 


740 


Alphabetisches  Register. 


Hegesianax  d.  Mythograph  a.  Alexan- 
dreia  i.  Troas  4  185  54  293  307 
308 135  326  409  467  13  635  643  645 
677  II  28  31—33  47  61  163  106 
576 

Hegesias,  Bildn.  520 

Hegesias  v.  Magnesia,  Rhet.  u.  Hist. 
544  578  287  691277  692  847  67  II 
372  135  461  464—467  493  501  714 

Hegesias  v.  Maroneia,  Landwirth  847 

Hegesias  neiOL&dvccrog,  Kyrenaiker 
8  10  13  f.  35 

Hegesias  v.  Sinope,  Kyniker  31  89 

Hegesidemos  v.  Kythnos,Hist.  II 400314 

Hegesilaos,  Akadem.  127 

Hegesinos,  Akadem.  127 

Hegesippos,  üb.  Brot-  u.  Kuchen- 
backen 877  194  880 

Hegesippos,  Epigramm.  II  548 

Hegesippos,  Kom.  267 

Hegesippos  v.  Mekyberna,  Hist.  39499 
643  f.    II  61  61 157  679  686 

Hegetor,  Arzt  II  440  140 

Hegias,  Bildn.  517  14  522  36 c  523  4i 

Hegias  v.  Troezene  s.  Hagias 

Hekataeos  v.  Abdera  od.  Teos  6  2059b 
108503  109  310—314  315  320  32048 
321  323  325  415  611  611434  679205 
688  695  303  II  28  95  63  575  644 
665Pseudo-Hekataeos312  16  II 602  2 
60610  632  632  56  644  f. 

Hekataeos  v.  Eretria,  Hist.  II  400  314 

Hekataeos  v.  Miletos,  Hist.  II  40  49 

Hekataeos,  S.  d.  Spintharos  73  292 

Hekaton  v.  Rhodos,  Stoiker  48 151 
464  5  470  36    II  72  240-242  711 

Helena,  Frau  d.  Alexandros  Polyhistor 
H  358 

Heliodora,  Geliebte  d.  Meleagros  v. 
Gadara  II  555  189  558  197 

Heliodoros  a.  Athen,  Trag.  u.  Lehr- 
dichter 301 

Heliodoros,  Vater  od.  Lehrer  d.  Da- 
mianos v.  Larisa  716  52 

Heliodoros  d.  Metriker  II  173  149  226 
226  21  229  27 

Heliodoros  d.  Perieget  692  f.  II  43  58 

Helladios,  Gramm.  439  37 


Hellanikos  d.  Chorizont,  Gramm.  453 

H  149  f.  151 
Hellanikos  v.  Mytilene  345  376  6  532 

624    II  40  49  61  316 
Hellenismus  1 
Hephaestion  v.  Alesandreia,  Gramm. 

436  29  438  30  II  173151  226  229 
Heragoras  s.  Hereas 
Herakleides,  Biograph  d.  Archimedes 

503  59  724  97  750  219 
Herakleides  v.  Erythrae,  Arzt,  Hero- 

phileer  778  785  56  820    II  418  441 

441  ho  444 
Herakleides,  Schüler  d.  Hikesios,  Arzt 

II  419 
Herakleides   d.  Kritiker  477  479     II 

1-3  683 
Herakleides  v.  Kyme,  Hist.  505  65 
Herakleides    Lembos    8     471    496  20 

499  37    600    501—503    685   686  M 

II  331  453  673  683 
Herakleides  v.  Magnesia  MiftgiSatmct 

ysyQcccpoag  (La.  Di.  V,  94)  oder  He- 
rakleides Lembos?  562  225 
Herakleides  v.  Mopsea,  Gramm.  674 
Herakleides  d.  Pontiker  71  72  f.  72  288 

151  194  114  326  379  9  494  11  502  53 

503  59  504  60  764    II  4  8  234  46  329 

331  452  431  709  IIV 
Herakleides  d.  j.  Pontiker  508  87    II 

196  264 

Herakleides    v.    Sinope,    Epigramm. 

II  534  79 
Herakleides  d.  Skeptiker  115541  II  339 

340 
Herakleides,  Stoiker,  Schüler  d.  Chry- 

sippos  82  851 
Herakleides  d.  A.  u.  J.  v.   Syrakus, 

Kochschriftst.  877  f.  877  194  880  210 

907 
Herakleides  v.  Tarent,  Arzt  778  779 

783  42  784  793  95  813  819  248  821  f. 

822269  825  826  826303  827  827009.316 

877  196  882  890    H  190  243b  339  485 

414  417  418  41814  419-424  440138 

441  444166  682 
Herakleides    v.   Tarsos,    Stoiker   87 

87  887 


Alphabetisches  Register. 


741 


Herakleides  v.  Temnos,Rhet.  II 501  i8i 

Herakleitos  v.  Ephesos  II  63220  140703 
149  773  284  2  497  25  508  88  618 
II  100  77  105  244  345  346  514  347 
390  241  Pseudo-Herakleitos,  Briefe 
II  600  96 

Pseudo-Herakleitos,  homerische  Alle- 
gorien II  44  44  63  52 

Herakleitos  v.  Halikarnassos ,  Epi- 
gramm. II  534 

Herakleitos  a.  Lesbos,  Hist.  II  390 

Herakleitos  a.  Sikyon  nsql  Xi&cov 
865  149 

Herakleitos  v.  Tyros,  Akadem.  II 
282  238  284  285  253 

Herakleodoros,  unbekannter  Schriftst. 
II  273  199 

Herakleodoros,  desgl.  II  385 

Herakleon  v.  Ephesos,  Glossogr.  II  22 
187  221  190 

Herakleon  v.  Tilotis,  pergam.  (?) 
Gramm.  II  20—22  52 

Herakles,  S.  Alexandros  d.  Grossen 
275  34  279  47  652 

Hereas  v.  Megara,  Hist.  494  14  602  f. 
624  518 

Herennius  Philo  312  16 

Herennius,  Auetor  ad  H.  s.  Auetor 

Herillos  v.  Karthago,  Stoiker  61  67 

77  327b    115  541 

Hermagoras   a.   Amphipolis,  Stoiker 

74    II  47181  472  82* 
Hermagoras  a.Temnos,Rhet.  II 130159 

243  27  453  454  7  456  459  461  22  468 

471  —  477    479    480    481  93h    487 

•487  114  504  197  506  508  511  511220 

512 
Hermagoras  d.  J.,  Rhet.,  Theodoreer 

II  471  81  474  90  479  93b  508 
Hermagoras,  Rhet.  zu  Traians  Zeit(?) 

II  472  81 


Hermarchos  v.   Mytilene,   Epikureer 

92  411    93  418    96  435    102    106    886 

II  260  269  187 
Hermeias  s.  Hermias 
Hermesianax  v.  Kolophon,  Elegiker 

168  172  173  18  174  176 14  184—187 

190  93    II  660 
Hermesianax,  Rhet.,  Asianer  II  469 
Hermias  v.  Atarneus  326  86  II  297 
Hermias,  Hist.  II  399  314 
Hermias  d.  Krateteer  II  14 
Hermias  v.  Kurion,  Choliambendich- 

ter  235 
Hermippos  v.  Berytos   191  97  399  139 

622507  78335  875 189  876193  II  507  208 

692 
Hermippos  v.  Smyrna  d.  Kaliimacheer 

8  15  33  1956  3191  44138  54184  62219 
70  264   82    94  421    117  545»    126  595.604 
138  690.694    139  695    157    164  850   293 
307  308135  326  349  409  42688  467 13 
471  473  57  429—495  497  25  503  506 
594  602  634  673  177   II  33  18  163  ioe 
300324  304333  331  4525  580 17  63254 
678  695 
Hermodoros,  Epigramm.  II  548 
Hermodoros  v.  Syrakus,  Schüler  Pia- 
tons II  292  289 
Hermodotos,  Dicht.  II  518  5 
Herrn ogenes,  Architekt  526  61 
Hermogenes,  Arzt,  Erasistrateer  II 418 

447  192 
Hermokles  v.  Kyzikos,  Lyrik.  II  518 
Hermokrates  v.  Iasos,    Gramm.   348 

II  668  672 
Hermokreon(?),  Epigramm.  II  550 
Hermonax,  Glossogr.  II  191 
Hermotimos  v.  Klazomenae  II  674 
Herrn otimos,  Mathem.  703 
Herodas  od.  Herondas,  Mimiamben- 
dicht.  229—231  236   II  701  f.*) 


*)  S.  jetzt  noch  Kaibel,  Zu  Herodas,  Hermes  XXVI.  1891.  S.  580—592 
und  die  Anz.  der  Publication  Kenyons  und  die  tadelnde  Rec.  der  Ausg. 
Rutherfords  von  Diels,  D.  L.-Z.  1891.  No.  39.  Zu  dem  Titel  IlQo%vKMg 
bemerkt  mir  Maass  Folgendes;  „Auf  dem  erythraeischen  Stein  (Ditten- 
berger  Syll.  No.  370.  Z.  130.  135)  wird  das  Priesteramt  der  sonst  nicht 
nachweisbaren  Gsmv  JJqoy.vy.U(ov  verpachtet.   Es  sind  rHochzeitsgötter',  wie 


742 


Alphabetisches  Register. 


Herodas  v.  Syrakus  230  89 

Herodes  Atticus  225  76 

Herodes    d.    Gr.    II   310  ff.    315    316 

618  27  651  79 
Herodianos,    Gramm.    370  102  390  75 

662  85  892  II  9  47  20  ioib  157  65  158 

174153  175159  176165  177  183  200285 

204  320  212  215  384  672 
Herodikos  v.  Selymbria,  Arzt  II 439 122 
Herodikos  v.   Babylon  d.    Krateteer 

674  II  24—27  177  170  526  684  f. 

nv(V) 

Herodoros  a.  Herakleia,  Hist.  320  48 

388  65  624  518 
Herodotos,  Schüler  d.  Epikuros  87  388 

94  96  435  97  100  449  104 
Herodotos    v.    Halikarnassos    331  17 

424  81  447  56  609  431  615  456  657  67b 

675  187  679  205    II  40  49  105  94b  219 
409  345b  662  667 

Herodotos,  Skeptiker  II  340  489 

Heron  v.  Alexandreia  d.  Mechaniker 

164  849    283  69    706    709  30    717  56 

735  152   737  —  744  746   747  204.205 

748  748207  762  251   771     II  208  337 

Pseudo-Heron  v.  Byzantion  749  213 

Heron  d.  J.,  Lehrer  d.  Proklos  737  160 

Herophilos    v.    Chalkedon,    Arzt    6 

.347  111    777    777  2    778   779 16   780 

783  41  785—798  800 129  802  802133 

803   804  809   809  165    811  817  818 

820   821    822  265b   823    II   414  424 

439122  443  444  446186  682    Hero- 

phileer  778  f.  786  786  64  801 129. 133 

817   823   824  825  827    II  418  420 

441  442  444  446 

Heropythos,  Hist.  II  400  314 

Hesiodos  114  145739  298  311  333  375 

393    396   401   414  427    434  443  52 

445  56  447   448  60  458   624  518  683 

829  1  832    II  5  11  119125  166  175 

193    200   215   388   389  239b    526  37 

Pseudo-Hesiodos  375  II  606 10  632 


Hestiaea  v.  Alexandreia,  Grammati- 
kerin II  148  f. 

Hestiaeos  v.  Amisos,  Gramm.  II  180 

Hesychios  v.  Miletos  227  81  370  102 
439  37    II  189  235  190  199  215  384 

Hesychios,  Ueberarbeiter  d.  Septua- 
ginta  II  611 16 

Hetaeren,  Schriften  tisqI  xöav  'J&qvri- 

OLV    EXCClQtOV    Od.    8TCUQIÖCOV  442  450 

II  41  155  601 

Hexapla  II  610  16 

Hierokles  t.  Alabanda,  Rhet.  II  488 

675 
Hierokles,  Commandant  v.  Munichia 

124 
Hierokles,  Hist.  II  400  314 
Hierokles,     über    Pferdearzneikunde 

846  57 
Hieron  II  v.  Syrakus  197  3  203  203  20 

204  22   209  270  566  240  681  222  725 

829i  845  882 
Hieronymos  d.  Aegypter,  Ueberarbei- 
ter d.  Pseudo-Orpheus  376  376  7 
Hieroüymos  v.  Kardia,  Hist.  3  560—563 

667  246    585  3Ub    589    590  341    591 

591348   689  262   882  225     II   593  51 

Hieronymos  v.  Megalopolis  II  81  4 

Hieronymos  v.  Rhodos,  Peripatet.  39 

4  82  349  124  145  735  147  148—150 

150779  326  327  49943  II  7658  300321 

462  33  60198 

Hieronymus  v.  Stridon,  Kirchenvater 

121567     128  632     165  854    615  452      II 

147  217  613  18  615  21  616  25  617  26 
Hikesios,  Arzt,Erasistrateer  840  85085 

II  418f.  422  35 
Hiketas  v.  Syrakus,  Pythagoreer  II 

709    IIV 
Hilarodie  od.  Simodie  237  f. 
Hilarotragoedie  235  ff. 
Himeraeos,  Bruder  d.  Demetrios  v. 

Phaleron  136 
Hippagoras,  Hist.  II  400  314 


Dittenberger  bemerkt.  Daher  der  Monat  Ilgo-Kv-uXiog  bei  den  Aetolern, 
s.  Wescher  und  Foucart  Inscriptions  de  Delphes  No.  316.  323.  Zwischen 
Erythrae  und  Kos  giebt  es  mancherlei  Beziehungen:  es  genügt  für  diesen 
Zweck  auf  Dibbelt  Quaest.  Coae  mythogr.,  Greifswald  1891  zu  verweisen". 


Alphabetisches  Register. 


743 


Hipparchia  v.   Maroneia,    Frau    des 

Krates  12  5  29  31 
Hipparchos,  Kom.  267 
Hippavchos  v.Nikaea,  Astronom  291 33 

293   295   296  62   297  67   308135  413 

414  416  418  420  65  551  655  658  70 

662  85     719    720    738     738 169     744 

760244  761  763260  764267  765-774 

775    II  152  681  709  IIV 
Hippasos  d.  Lakone,  Hist.  II  390 
Hippasos,  Pythagoreer  509  88  II  29  7 
Hippias  v.  Erythrae,  Hist.  400  314 
Hippias,    Mathem.   (oder  Hippias  v. 

Elis  d.  Sophist?)  731 
Hippias    v.    Thasos,    Ausleger    des 

Homeros  II  664 
Hippobotos,    Schriftst.    über    Philo- 

sophengesch.  115  541 
Pseudo-Hippodamos,Nenpythagoreer 

II  75  56  337 
Hippokieides,    Schüler   d.   Epikuros 

104  478    106  486 

Hippokles,  Freund  d.  Krantor  120 
Hippokrates  161  161  837  346  399 
462  149  778  779  785  55  798  802 
802  133.134  812  193  815  816  817  223 
818  238  819  820  820  248  823  824 
826  827  II  194  198  261  417  42239 
423  42445  43491  436  438 117  439122 
440  441  442  442  153  443  444  447 
Pseudo-Hippokrates  305  78126  796 
797  799  805148  820  869166  II  60096 
Hippolochos  a.  Makedonien,  gastro- 
nomischer Schriftst.  487  8  881  f. 
II   60198 

Hippolytos  II  616  22b 

Hipponax  a.  Ephesos,  Iambogr.  261 

356    II  29  7  40  49  536  84 
Hipponax  (?),  Glossogr.  II  191244 
Hipponikos,  Mathem.  123 
Hippostratos,  Genealog  II  390  f. 
Hippothoon(?),  Trag.  283 
Pseudo-Hippys  v.  Rhegion,  Mythogr. 

II  29  f. 
Histiaeos,  Hist.  II  400  314 
Homeros    9     110    114    118     118  545r 

193  113   203  20  29133  298  311  329  8 

331  334  350  365  74  369  369  92  374 


387  395  102  401  401 151  403  ico  414 
415  430  7  432  17  433  435  27b  442  4>j 
44556  449  450  452f.  455107  456 109 
457  f.  461  477  581  604  403  605 
62553ib  679209  683  234b  685  7T3299 
799  899  II  5  7  10  13  14  18  21  27 
38  4463  52  9563  104  119125  144  200 
149  f.  151  154  155  156  160  163 
165  167  175  175157  176  177  183 
184  192  193  199  202  304  206  214 
217  246  268185  329  348  f.  389  239b 
462  546140  565  664  667  671  673 
683  Pseudo-Homeros  II  606 10  632 
homerische  Allegorien  s.  Anonymi 

Homeros  a.  Byzantion,  Gramm,  u. 
Trag.  110  112  269  5  271  f.  381 

Homeros  Sellios,  üb.  Menandros  25328 
27115 

Horatius  40  152794b  36994  405  405177 
447  56  885  II  232  23235  23448  277 
561205  671 

Pseudo-Horos,  Traumdeuter  876 

Hortensius  II  495  145  502 

Hybreas  v.  Mylasa,  Rhet.  II  499  f. 

Hyginus  308 142  32157  420  65  496  17 
623  517  8317  II  33  19  50  163 106 
358 

Hyllos  a.  Soli,  Stoiker  82  344 

Hypatia  v.  Alexandreia  (Commenta- 
torin  d.  Apollonios  v.  Perge)  750  216 

Hypereides  136  553 166  II  203  493 
501  503  676  695  Pseudo -Hype- 
reides II  450  3 

Hyperochos  (Pseudo -H.?)  v.  Kyme, 
Hist.  II  356  360 

Hypsikles  v.  Alexandreia,  Mathem. 
759-761 

Hypsikrates,  Gramm.  II  178 

Hyrkanos  II  310  u.  s.  Iohannes  Hyr- 
kanos 

Hyrodes  der  Parther  1  3 

Jagdbücher  849  f. 

Iamblichos  a.  Chalkis,  Neuplatoniker 

582  307    II  43  60 
Iambulos,  Tendenzerzähler  321  324  f. 

II  576 
Iason  v.  Argos,  Gramm.  II  246  48 


744 


Alphabetisches  Register. 


Iason,  Hohepriester  II  624  37 

Iason    v.    Kyrene,    jüd.    Hist.    644 

II  620so 
Iason  v.  Nysa,  Stoiker  87  387  528  66 

II  169  245 
Iatrokles,  üb.  Brot-  u.  Kuchenbacken 

880 
ldomeneus  v.  Lampsakos,  Epikureer, 

Hist.  90  96435  99448  104  326  495 14 

593  f.    II  275  206 
IdyllendichtuDg  196  ff.  231  ff. 
Jeremias,  Brief  des  II  616 
Jesus    Sirach,    Spruchbuch    II   620 

628  44  701 
IHeus  s.  Silleus 

Iohannes  v.  Damaskos  II  309  364 
Iohannes,    Vater  des  Eupolemos   II 

649  77 
Johannes  Hyrkanos,  Chronik  des    II 

619  29  656 
Iolaus  Claudius  s.  Claudius' 
Iollas  a.  Bithynien,  Arzt  826  827 sn 
Ion  v.  Chios,    Trag.    344  345  96  459 

636    II  201 
Iosephos  (Quellen)    312 16  376  7   606 

606  416  612  612  438  613  439.440  615 
615  450  617  4(56  II  142  316  362  78 
381  602  2  60610  608 11  61421  61929 
654  93  656  674  678 

l7t7ticcTQiv.rj  s.  Pferdearzneikunde 

Isaak  Argyrus  708  27 

Isaeos,  Redn.  140  708  II  203  501178 
676  695  696    Pseudo-Isaeos  II 450  3 

Ischomachos  d.  Herold,  mim.  Künstler 
236  4 

Isidoros  v.  Alexandreia  759  242 

Isidoros  v.  Charax,  Geogr.  662  85 

Isidoros  Hispalensis  433  17 

Isidoros  v.  Miletos,  Mechaniker  729 

759  242 

Isidoros  v.  Pergamon,  Rhet.  II  484 106 

499  501 
Isidoros,  Trag.  283 
Isigonos,  Bildh.  469 
Isigonos  v.  Nikaea,  Paradoxogr.  47250 

475  70  478  94  480  490  22    II  466 
Ismenias,  Mineraloge  867 
Isokrates  140  146  149  44756  II  204315 


450  453  7  462  480  481  93*  496  148 
502  510  588  31  675  676  678  688 
696  Pseudo- Isokrates,  Reden  II 
4503  Rhetorik  II  451  480  f.  58831 
Briefe  II  585 

Isokrates  a.  Apollonia,  Rhet.  II  450  3 

Istros  v.  Kaliatis  512  625 

Istros  v.  Paphos,  Hist.  349  367  87b 
373  374  513117  580  585  588  599380 
602  622—625  671i54.i58  II  51  679 

Isyllos  v.  Epidauros  H  519  —  521 
698 

'i&vyaUoi  II  519  522  18 

Iuba  I ,  König  v.  Numidien  II  402  f. 

Iuba  II,  König  v.  Mauretanien  526 
536  30  606  415  607  653  654  662  85 
66497b  701  II  197264  207333  335472b 
372  130  399  313  402—414  693 

Iuba,  Metriker  II  232  35 

Judith,  Buch  II  616  ff. 

Jüdisch -hellenistische  Litteratur  II 
601  ff. 

Iulia,  Tochter  d.  Augustus  H  562  208 

Iulianos,  Schüler  d.  Mathem.  Theon 
II  295 

Iulius  Africanus    606  415  614  614  412 

615  455  617466  836  24    II  370  615  21 

616  22b 

Iulius  Romanus  II  700 
lu8tinus     539     569  248    582    632  561 
II  378  381  I73b.  174 

Pseudo-Kadmos  v.  Miletos  II  30  685 
Kaekalos  v.  Argos,   Lehrdicht.    309 

309 144 
Kaiamis,  Bildn.  517  14  521  522  36b- c 
Pseudo-Kalanos,  Brief  II  595 
Kalliades,  Kom.  261  88 
Kallias  v.  Mytilene,  Gramm.  346 
Kallias  v.  Syrakus,  Hist.  547  592 
Kallikles  v.Larisa,  Akadem.  133  II 279 
Kallikrates  v.  Megalopolis  II  83 
Kallikrates  s.  Menekles 
Kallimachos  16  121567  145  145737  169 
17010    172    172  17    177  17    178    183 
184  54     190  93     19194    193     193 113 
200  8   205  27   207  29   208  209  36  210 
217  218  62  230  89  23193  255  41  276 


Alphabetisches  Register. 


745 


282  60  283  285  4.  6  286  8  287  293 
294  48  298  73  317  36  321  32157  323 
325  334  334  24b  335  337  337  44  338 
338  48  339  340  341  34169  342  344 
345  96  347—373  374 113  380  n  382 
384  384  51  385  56  387  388  388  63 
389  389  67  395102  399 141  403  405 
406i79b  410  41010  412  425  426  88 
428  429  438  35  442  445  56  463  464 
465  46815  473  55  474  476  477  492 
495  16  497  25  508  86  581  588  605 
617  622  624  624  518  625  634  699 
722  851  880  880  2H  889  892  893 
894  895  f.  897  f.  901  II  6  25  13  68 
3941  4049  51  61  149220  186  215384 
216  217  230  278  300  324  401 3i6b 
464  36  517  522  524  525  34  528  44 
533  634  535  83  544  553182  554185 
556192  56l205b  58117  632  56  660  f. 
666  668  ff.  675  683  697 

Kallimachos  d.  J.  301 

Kallimachos,  Grossvater  des  Kalli- 
machos 347 

Kallimachos,  Arzt,  Herophileer  778 
827  II  682  Kaliimacheer  II  9153 
682 

Kallimachos,  Bildn.  517  u  522  36b 

Kallinos,  Elegiker  II  40  49 

Kalliphon,  Peripatet.  od.  Epikureer 
154 

Kallippos ,    Astronom     733  149     768 

IIV(TV.V) 

Kallippos,  Korn.  268 

Kallippos  v.  Korinth ,  Stoiker  73  292 

Kallisthenes  v.  Olynthos,  Hist.  538  43 

54159  571258  576  278  679205  682231 
II    106  97b    116  121    117122 

Pseudo-Kallistheiies,  üb.  Jagd  850  84 
Kallistratos  d.  Aristophaneer,  Gramm. 

449  f.  893    II  15543  163 101  165 115 
Kallistratos,  Mechaniker  734  150 
Kallistratus,  Domitius  s.  Domitius 
Kallixenos  v.  Rhodos,  Kunstschriftst. 

519  665 
Kallon,  Bildn.  517 14  520  52236°  52341 
Kalondas,    Bruder  d.  Aratos  v.  Soli 

292 
Kanachos,  Bildn.  517  11  522  36b 


Kanon,  alexandrinischer  444  56     der 

10  Redner  II  463  36  484  f.  675  f. 
694  ff.  der  bildenden  Künstler  (?) 
515  14  520    II  675  f. 

Karneades   v.  Kyrene,    Akadem.    76 

77  326  83  84  85  374  95  431  115  541 
126613  127  f.  128636  129  129638.640 
130  130  64lb  131  131  635  132  133 
133  665b    153  801     164    497  25    886 

11  35  23  63  68  69  72  51  75  57  131 
132  165. 166  133  168  146  215  260  261 
262  262  146  279  281  282  283  241 
288  268  291  341  341496  343  f.  3529 
458  663  704  706  712  713 

Karneades,  S.  d.  Polemarchos,  Akad. 

129  129  638 
Karne'iskos,  Epikureer  106 
Karphyllides,  Epigramm.  II  550 
Karystios  v.  Pergamon,  pergam.  Philo  - 

löge    247  8   628  66     II  13  587  27.  28 

675  684 
Kasandros    136    136  677    137  686    138 

138  693  275  34  316  545  556  557 
Kastor    v.    Rhodos ,     Chronogr.     II 

365—372  376  156  IIV  (vii) 
Kastorion   a.   Soli,    Lyriker     137  685 

II  518 
Kebes,  Kyniker  23  65 
Pseudo-Kebes  a.  Theben  2365  23—25 

II  657  f. 
Kephalas  s.  Konstantinos 
Kephalon   (Kephalion)    v.    Gergithes 

s.  Hegesianax  v.  Troas 
Kephisodotos,  Bildh.  II  529  50 
Kerkidas  v.  Megalopolis,  Meliamben- 

dichter  II  546  140 
Kerkops  d.  Orphiker  u.  Pythagoreer 

375  624  518 
Kinaedendichtung  243  ff. 
Kinaethon  der  Lakone  II  400  314 
Kineas    aus    Thessalien,    Hist.    559 

II  398  304 
Kinesias  a.  Athen,  Dithyrambendicht. 

II  42  58 
Kleanthes  v.  Assos,  Stoiker  8  42 124 

48  151  54  184  55   57  195. 196   59—64 

66  72  72  283   73  f.   73  296  75   75  314 

76  318.  325    77    78    82  350    84  369    86 


746 


Alphabetisches  Register. 


89  387b    114    119  517  168  249  10  264 

270  9   470  36   500   719   885   II  5   36 

43  60    45  65    133  168    242  25    269  187 

458  459  17  531 
Kleanthes  v.  Tarent,  mim.  Künstler 

236  4 
Klearchos,  Glossogr.  s.  Kleitarchos 
Klearchos  v.   Soli,   Peripatet.   172 14 

327  520  29  529  66  587  325  II  191  248 

518  3  578  9 
Kleemporos,  Arzt  485  141 
Kleidemos,  Atthidogr.  624  518 
Kleidemos,  Landwirth  833  n 
Kleinias,   Vater  d.  Aratos  v.  Sikyon 

627 
Kleistbenes,  Trag.  283 
Kleitarchos  v.  Aegina,  Glossogr.    II 

191  f.   192  254 
Kleitarchos  v.  Kolophon,  Hist.  172 13 

537  —  539  539  50  540  54162  544  94 

572  258  590341  657  67b  659  77  11380 

381 173.  I73b  676  f. 
Kleitomachos  v.  Karthago,  Akadem. 

127  625    128  —  131    131653    134  665b 

497  25  680  210  II  35  23  79  64  132  165 

261140  279228  280  284  288268  3529 

701  706  710  714 
Kleiton,  Bildh.  514  3 
Kleitophon,  Hist.  II  400  314 
Kleobulos  v.  Lindos    141 7io    511  101 

II  578  10 
Kleochares  a.  Myrleia,  Redn.  u.  Rhet. 

II  462  501 
Kleodamas  a.  Achnae,  üb.  Reitkunst 

848 
Kleodemos  (eigentl.  Malchos),   sama- 

rit.  od.  jüd.  Hist.  II 362  78  363  652 

653  87  656 
Kleomachos  v.  Magnesia,  Kinaeden- 

dicht.  247 
Kleombrotos   v.   Keos,   Arzt   799 126 

828 
Kleomedes,  Stoiker  II 138  190 
Kleomenes,  König  v.  Sparta  74 
Kleomenes,  Kyniker  43  128 
Pseudo- Kleomenes    v.   Naukratis  II 

594 
Kleon,  Elegiendicht.  383 


Kleon  v.  Kurion,  Epiker  (?)  vielleicht 

derselbe  382  f.  383  45b 
Kleon  6  [itfjLccvlos  236  4 
Kleon,  Tyrann  v.  Sikyon  627 
Kleon  v.  Syrakus,  Geogr.  654  679205 
Kleoneides,  Musiktheoretiker  717  59 
Kleopatra,    Schwester    u.    Gemahlin 

Ptolemaeos  VI  u.  VII  452 
Kleopatra,    Tochter   des  Ptolemaeos 

Auletes    343    II  382    403   417    444 

445  175 
Kleopatra  Selene  II  403  f.  562  209 
Kleopatra,    Tochter    d.  Mithridates, 

Frau  d.  Tigranes  II  372 
Kleophanes  neql  uycovcov  II  391 
Kleophantos,  Arzt  780  814  II  429  70 

439122  Kleophantier  814  ff. 
Kleostratos,    astronom.    Dicht.    307 

308  135  II  163  106  164  110 
Kochbücher  877  ff. 
Kovvr]  2 
Kointilianos ,  Aristeides  s.  Aristides 

Quintilianus 
Kokaßqoi  II  522  18 
Kolotes,    Epikureer    9  43 128  89  395b 

95  433  96  435    101456   103  886 

Komanos,  Gramm.  453  II  150 
Komarchos,  Hist.  624  522 
Kommiades,  üb.  Weinbereitung  840 
Komoedie,   neue   248  ff.    Zwei-   und 

Dreitheilung  d.  attischen  Komoedie 

426  88    II  23  f.    Ausserdem    s.    365 

Lexika   zu   Komikern    II  186    198 

202  216 
KoafKpSovfjLsvoi,  Schriften  dieses  Titels 

442  47b  II  27  155 
Konon,  Feldherr  d.  Athener  135 
Konon,  Hist.  II  400  314 
Konon,    Mythogr.    643   701  II  (50  s. 

Nachtr.  II  685)   59—61  679  686  f. 
Konon    v.    Samos,     Mathem.    362  68 

46815  721  f.  722  88  725  726  112  731 

733149  750  753  221 
Konstantinos  Kephalas  II  557  559  200 

566  222  700 
Konstantinos     Porphyrogennetos     II 

120126   312  382 

Korax,  Rhet.  II  481  931 


Alphabetisches  Register. 


747 


Korinna,  Lyrikerin  381  30  II  363 
Pseudo-Koriskos   s.   Pseudo  -  Erastos 
Kornutos  48i5i  49725  II  44  250  25296 
Kos,  Studienort  2  9  197  ff. 
Kosmas    Indikopleustes    480  112      II 

491 134  674 
Krantor  v.  Soli,  Akadem.  22  65  32  o« 

116  544  117  117  5458  545k  118  545° 
118—121  123  124  125  602  134  665° 
327  89  380  468  20  470  472  II 67 
148  220  294  299  325  430  534  78  659 
711 

Krateros,  Feldherr  19  394  II  519 

Krateros,  Bist.  96435  599—602  II  678 

Krateros,  Paradoxogr.  602 

Krates  v.  Athen  (Thria),  Akadem. 
32  96  33  98  116  544  117  119  121  f. 
123  134  665°  327  89  380  468  20  470 
472  II  371 127  462  659 

Krates  v.  Athen,   Hist.  II  391 

Krates,  Korn.  250 

Krates,  Landwirth  847 

Krates  v.  Mallos,  pergam.  Gramm. 
73  83  294  343  394  94  395 101.  102 
398132  415  434  24  457  666113  681 
684  763  260  764  765  267  843  49  II  1 
37  4-12  13  1683.85  17  88  20 101 
25  26  I27b  64  77  58  104  91  144  200 
152  15225  157  158  163  164  110  175 
183  193  358  51  483  103  484  485  111 
494i43c  526  542H0  665  683  685 
703  f.  705  1IV  (IV  f.) 

Krates,  Peripatet.  16  36 

Krates  v.  Tarsos,  Akadem.  129  129  038 

Krates  v.  Theben,  Kyniker  1636  2265 
29  f.  31  33  35  38  108e  39  42 124  44 
46  50  50159  51166  57  60  201  114 
138  167  242  249  12  421  67  Pstudo- 
Krates,  Briefe  II  600 

Krates  v.  Tralles,  Rhet.  II  498 

Krateuas  d.  Rhizotom  818  231  890 
II  416  426  f. 

Kratinos,  Korn.  450  II  18  201 

Kratippos,  Hist.  646  f.  II  468  63 

Kratippos  v.  Pergamon,  Akadem. 
dann  Peripatet.  870  II  291  306  308 

Kreon  (od.  Paeon)  v.  Amathus,  Hist. 
II  400  314 


Kreophylos,  Hist.  II  400  314 
Kreophylos,  Kykliker  350  u 
Krinagoras  v.  Mytilene,  Epigramm. 

193  356  41  II  513  514  227  561—565 

699 
Krinis,  Stoiker  87 
Kritias,  Haupt  der  30  Tyrannen  320 46 

II  103  85 
Kqiti*r\  327  ff.  II  663  ff. 
Kritios,  Bildn.  517  14 
Kritobulos,  Arzt  828 
Kritodemos,    Astrolog  718  02,    vergl. 

auch  Plin.  N.  H.  Ind.  II.  VII 
Kritolaos,  Hist.  II  400  314 
Kritolaos  v.  Phaseiis,  Peripatet.  83  363 

152  795  153  f.   154  808  155  II  62  63 

68  69  42   73  54b   168  134  237  272198 

296  301326  322  323  424  324  325  434 

334  336  337  479e  457 
Kriton,  Kochschriftst.  879 
Kriton    v.    Naxos,     Astronom     733 

II 681  703 
Kriton  v.  Pieria,  Hist.  II  400  311 
Kriton,  Freund  des  Sokrates  155  817 

Pseudo- Kriton,  Dialoge  2l62b  23  65 
Krobylos,  Korn.  268 
Ktesias  v.   Knidos,   Hist.  171 12   310 

367  84  479  615  456  689  695  303  II 316 

409  345b  465  677 
Ktesibios  a.  Alexandreia,  d.  Barbier 

527  63  529  72  734152  749  775 
Ktesibios  aus  Chalkis,    Hist.    43 128 

619  f. 
Ktesibios  d.  Mechaniker  a.  Askra  (?) 

527  63  734—736  734 150  737  743 185 

745  746  196  747  205  II  533  72 
Ktesikles,  Hist.  137  685  II  400  314 
Ktesiphon  v.  Athen,  Dicht,  von  xo'/la- 

§qol  II  522  18 
Pseudo-Ktesiphon,   Landwirth  844  49 

848  74 
Ktesippos,  Schüler  d.  Epikuros  102461 

104  478 

Kunstschriftsteller  513  ff. 

Kybeledichtungen  364 

Kydias  v.  Mylasa,  Arzt,  Herophileer 

778  II  442 
Kyniker  26  ff. 


748 


Alphabetisches  Register. 


Kyrenaiker  12  ff. 

Kyros   v.   Panopolis,   byzant.   Dicht. 

II  559  197 
Kyrsilos  v.  Pharsalos,  Hist.  543 

Laches,  S.  d.  Demochares  558 

Laelius  II  64  85 

Laertios    Diogenes     (Quellen)    39  96 

41ll7b  109505  115540  116544  117545S 
134  140703  141710  325  f.  472  47246 
489  21  491  30  492  497  508  87.  88  508 
509  89.  98.  94  510  510  95  511  67Ö187 
II  331  453  364  96  534  78  658  700 

Lakydes  v.  Kyrene,  Akadem.  5  75 
125  596  125  f.  126  613  393  II  659 

Lamia,  Flötenspielerin  u.  Hetaere 
136  669  487  8 

Lampadio,  Octavius  II 10  50 

Lampito  (Lampeto),  Hetaere   137  684 

142  712 

Lamprias  294  53 

Landwirtschaftliche  Schriften  829  ff. 
Laon,  Korn.  268 

Laosthenidas,  Hist.  18347  II 4049  384 
Lasos  v.Magnesia,  astronom.  Schriftst. 

308 
Latinos  253  28 
Lehrgedicht  284  ff.  677  f.  813  II  33  ff. 

189 
Lenaeus,  Freigelassener  d.  Pompeius 

II 415  3  693 
Lentalus,  Cornelius  II  357 
Leogoras  v.  Syrakus,  Gramm.  448  f. 
Leon,  Akadem.  23  65  506  69 
Pseudo-Leon  a.  Byzantion  844  49 
Leon  v.  Pella,  Tendenzschriftst.  315 
Leonidas    v.    Alexandreia,     Lyriker 

II  537  89 
Leonidas,  Architekt  526  61 
Leonidas  v.  Byzanz,  üb.  Fische  851 

85192 

Leonidas   von   Tarent,      Epigramm. 

H497i54d  528  44  534  —  537  544 132 

549  550169  551  554  555i87c  560202 

565  699 
Leonides  v.  Rhodos,  Schüler  d.  Po- 

seidonios  (?)  II  245  48 
Leonteus,  Akadem.  126  613 


Leonteus   v.   Lampsakos,    Epikureer 

90  91  4io  103  f.  593 
Leontion,   Freundin   d.   Epikuros  91 

92  413  96  435  103 

Leontion,    Geliebte   d.   Hermesianax 

184  f. 
Leontios,  Mechaniker  293 
Leptines,  Mathem.  799  126 
Lesbokles  v.  Mytilene,  Rhet.  II  516 
Lesbonax  v.  Mytilene,   Vater  d.  Po- 

tamon,  Philosoph  II  512  f. 
Lesbonax,  Rhet.  II  513  223 
Leschides,  Epiker  409  195 
Leukippos,    der    Atomiker  11  93  418 

II  260 
Lexikographie  s.  Glossographie 
Lexiphanes,  Kom.  268 
Licinius  Calvus,  L.  II.  503 
Likymnios  aus  Chios,  Dithyramben- 
dicht  II  42  58 
Pseudo-Linos  378  II  48  606  10  632 
Aifrind,  k8qI  Xtöcav  s.  Steinkunde 
Litterarges chichte  491  ff. 
Livia  II  253 
Livius    (Quellen)  638  615   II 121    142 

359  53  375  410  707 
Livius  Andronicus  331 17 
Lobon  v.  Argos  510  f.  II  389  239b 
Pseudo-Longinos  580294  II  233 42  467 
Lucilius  Baibus,  Q.  II 290 
Lucilius,    C,    Bekannter    d.    Kleito- 

machos  130 
Lucilius,      Satiriker    40 114    406  I79b 

II  66  80 
Lucretius  98  99  415  II 138  190 
Lucullus      191  99     II  180      283      284 

285  253.  255    287  268    288    315    372 

374  375  375  155.  156 
Lukianos  25  66  45i4i  46  47  146  320  46 

363  71    409    II 577    578  9    Pseudo- 

Lukianos  22  65  562  224 
Lukianos,  Ueberarbeiter  der  Septua- 

ginta  II  611 16  614  21 
Lukillos  v.  Tarra,   Commentator   d. 

Apoll.  Rhod.   389  39075    II  173  149 

660 
Luscius  Lavinius  259 
Lutatius  Catulus,  Q.  s.  Catulus 


Alphabetisches  Register. 


749 


Lykeas    v.    Näukratis ,    Hist.    489 15 

II 391 
Lykon  v.  Bithynien,  Stoiker  II  242  26 
Lykon,    Freigelassener    d.    Epikuros 

104  478 

Lykon  v.  Iasos ,  Pythagoreer  II 691  f. 
Lykon,     komischer     Schauspieler  II 

523  28 
Lykon  v.  Taras,  Pythagoreer  II 330 

691  f. 
Lykon   v.  Troas,    Peripatet.   4  5  20 

117545«  143  146— 148  150  151789.792 

152  794  153  470  851  888  II 296 
301  326  482  501  692 

Lykophron  a.  Chalkis  168  182  44 
188  76  194 114  265  269  5  271  11 
272  —  279  281  286  6  296  G7  306  126 
331  337  341  68  353  362  67  375  395 
395  101  425  426  88  546  580  581  889 
890  891  II190  243b  199  216  217 
662  f.  682  698*) 

Lykortas,   Vater  d.  Polybios  II 80  ff. 

Lykos  v.  Neapolis,  Arzt  II 447 

Lykos  (?)  nsql  rov  NiavoQog   546  118 

Lykos  v.  Rhegion,  Hist.  188  74  272 
367  84  478  94b  546  572  258  580  296 
688  II  660  679  691  f. 

Lykurgos  d.  Redner  553  igg  555 173 
II 485 109  501  676  694  f.  Pseudo- 
Lykurgos,  Reden  II 450  3  Briefe 
II 596 

Lynkeus,  Epikureer  (?)  II  267  173 

Lynkeus  v.  Samos,  Anekdotensamm- 
ler 253  28  264  m  268  487—489 
490  586  880  881  881219  882  II 601 98 

Lyrik  II  617  ff. 

Lysanias  v.  Kyrene,  Gramm.  345  410 
480  115  628  66  II  668 

Lysanias  v.  Mallos,  Hist.  II  400  314 

Lysias  d.  Redner  578  287  II 461  466 
485  109  501  503  600  97  (?)  675  676 
695  696  Pseudo- Lysias,  Reden 
n  450  3  600  97 

Lysimachides,  hsqI  xmv  nctQcc  xoiq 
'Atzinoig  qtjxoqoov  480  115 


Lysimachos    v.    Alexandreia,    Para- 

doxogr.    464    479  f.    II 51    205  325 

398  627  674 
Lysimachos,  Hist.  634 
Lysimachos,   König  v.  Thrakien   12 

106  484b    186    245    262    265 115  536 

557  620  783  847  71  II  442  154 
Lysimachos  v.  Kos,  Arzt  847  71  II 418 

442  714 
Lysimachos  v.  Kyrene,  nsql  7ioir}T<av 

480  115 
Lysimachos,  Landwirth  847 
Lysimachos,    Uebersetzer   d.  Buches 

Esther  II  609  15 
Lysiodie  od.  Magodie  237  ff. 
Lysippos  v.  Sikyon,  Bildh.  515  515 it 

521  522  36  523  587  325 
Lysis,  Magodiendicht.  238  f.  244  1 
Pseudo-Lysis  v.  Tarent  50460  II 331453 

Brief  II  597  «1 

Macer,  Aemilius  s.  Aemilius 
Machon    v.    Korinth    oder     Sikyon, 

Korn.    168  3    263  265  f.    282  60  429 

II  543  123.  125 
Macrobius  (Quellen)  872  177   II  43  60 

44  251  84  708 
Maeandrios   v.    Miletos,   Hist.   532  2 

II  43  60 
Maecenas  845  53  II  253 
Maeson  673  177  II  271 195 
Magas   v.  Kyrene    13    259    361    620 

II  669 
Magnes,  Epikureer  99  445  104  478 
Mago,  punisch.  Landwirth   482  830 

8317  832  8  849  79 
Magodie  s.  Lysiodie 
Makareus,  Hist.  II  400  314 
Makkabaeer,     die    III   Bücher    der 

II 619,    das    sogenannte  IV.  Buch 

II  629  44 
Malakos,  Hist.  II 400  314 
Malchos  s.  Kleodemos 
Mammarion,  epikur.  Hetaere  92  411 
Manasse,  Gebet  des  II  616 


*)  S.  jetzt  auch  Geffcken   Zur  Kenntniss  Lykophrons,  Hermes  XXVI. 
1891.     S.  567  —  579. 


750 


Alphabetisches  Register. 


Manetho  a.  Sebennytos  od.  Diospolis, 

Hist.     312  15.  17      313,  22      606  415 

608—617  905  II 29  627  678  Pseudo- 

Manetho  II  601  98 
Manlius  Vulso,  Cn.  636  II  83 
Mantias,  Arzt,  Herophileer  778  779  ig 

780  825  826  890  II  420  422 
Marcellus,  d.  Eroberer  v.  Syrakus  733 
Marcellus,  Schwiegersohn  d.  Augustus 

II  562  208  563  210 
Marcus  Aurelius  885 
Marianos,  Metaphrast  227  370  389 
Marinos  v.Tyros,  Geogr.  712  774305.308 
Marias  Victorinas  II  232  35 
Markianos  v.  Herakleia,  Geogr.  413 

654  41  662  85  678  696 
Marsyas  v.  Pella,  Gramm.  II  192  254 
Marsyas  v.  Pella,  Hist.  533  II 192254 
Marsyas  v.  Philippi,  Hist.  534  16 
Mathematik,    reiae    u.    angewandte 

701  ff. 
Matius,  C,   Freund   Caesars,  Koch- 

schriftst.     842  45     II  505  202     506 

507  207 
Matreas  s.  Matron 
Matris   v.   Theben,    Rhet.,    Asianer 

II  50  85  372  135  467  469  f. 
Matron,  Schüler  d.  Epikuros  104  478 
Matron    (Matreas),     Parodiendichter 

881  214  II 189 
Maximus  Planudes  II  566  222 
Maximus  v.  Tyros  II  327  438 
Mechanik  s.  Mathematik 
Medicinische  Litteratur  777 ff.  Il414ff. 
Medios,  Arzt  782  798  812  193 
Medios  v.  Larisa,  Hist.  543 
Medios  d.  J.,  Hist.  543  88 
Megakleides,    Peripatet.    II  329  445c 

350  529 

Megakles    (Megakleides),    Hist.    II 

400  314 

Megalophanes  (Demophanes)  v.  Mega- 

lopolis,   Akadem.   126  613   628  906 

II  81  4 
Megariker  15  ff. 
Megasthenes,    Hist.    310    315  27    418 

547  —  552    649    656  62    658    658  70 

772  299  904  II  409  345b 


Melampus,  Architekt  526  61  903  46d 

Melampus,  Commentator  d.  Dionysios 
Thrax  II  172  149 

Pseudo-Melampus,  Traum-  und  Zei- 
chendeuter 300  80  873 

Melanippides ,  Dithyrambendicht.    II 

42  58 

Melanthios,  Hist.  622  623  5i6b 
Melanthios   a.  Rhodos,    Akadem.   u. 

Trag.  132  673  175  II  659  663 
Melanthios  a.  Sikyon,  Maler  u.  Kanst- 
schriftst.    470  29    513  2    521  628  534 
903 
Meleagros  v.  Gadara,  Kyniker,  Epi- 
grammendichter  u.   Epigrammen- 
sammler 44138  46  f.    189  236  309 
366  74    380  398  132  407  408  193  509 
11278  523  27  526  41   530  534  78  539 
542     646     547     548     549     549  igs 
552  178. 180. 181  555—557  558  559200 
561   568  222   569  222   668  698  f.  699 
Melesagoras  s.  Amelesagoras 
Meletos,  Traamdeut.  875  189 
Melinno,  lyr.  Dichterin  II  530  56 
Pseudo- Melissa,  Brief  II  597  81 
Meli8seus,   Hist.  II  400  314 
Melissos  v.  Samos,  Eleat.  157  158828 
Meliton,  Hist.  II  391 
Meliton  v.  Sardes,   Kirchenschriftst. 

II  613  18 
Memmius,  C.  II  177  266 
Menaechmos,     Kunstschriftst.    513  2 

524  47  533  533io.il 
Menaechmos,    Mathem.  703  704  714 
Menaechmos  v.  Naupaktos  513  2 
Menaechmos  v.  Sikyon,  Hist.    528 co 

531  532  f. 
Menandros    d.    Korn.    6    38  los1    250 
25014  251  252  25221.  25.  26  253—259 
260    260  80    261    263    264   268  269 
427  88    442    445  56    488    488  8    889 
II  23  189  201  632  56  661 
Menandros,  Arzt  847  68 
Menandros  Jqvfiosj  Kyniker  3189 
Menandros  v.  Ephesos,  Hist.  413  636 
Menandros  v.  Herakleia,   Landwirth 

847 
Menandros  (?),  Kunstschriftst.   524  47 


Alphabetisches  Register. 


751 


Menandros,  nsgl  Kvnqov  636 
Menandros  v.  Pergamon,  Hist.  636 
Menandros  v.  Priene,  Landwirth  847 
Menedemos  v.  Athen,  Rhet.,  Atticist 

II  498 
Menedemos  v.  Eretria,   Philosoph  3 

1739  19  20  29  30  69  263  71   123585 

272  290  25  468  470  471  500  503  60 

504  61  619  II  600  607io 
Menedemos  d.  Kyniker  43  128  619486 
Menedemos  v.  Pyra,  Schüler  Piatons 

504  61 
Menekles  v.  Alabanda,  Rhet.  II  488 

490  493  675 
Menekles  v.  Barka,  Hist,  II  391  f. 
Menekles    od.   Kallikrates,    Perieget 

II  392 
Menekrates  v.  Elaea,  Geogr.  II  40  49 
Menekrates,  Epigramm.  II  548 
Menekrates   v.  Ephesos,   Gramm,  u. 

Lehrdicht.  284  286  829  l 
Menekrates,  Hist.  üb.  Nikaea  II  159 
Menekrates,  Kom.  268 
Menekrates  v.  Methymna,  Akadem. 

II  291  f. 
Menekrates    v.    Nysa,    Aristarcheer 

II  13  13  68  159  183  245 
Menekrates  v.  Olynthos,  Hist.  649685 
Pseudo-Menekrates  v.  Syrakus,  Arzt, 

Brief  II  593  53  596 
Menekrates   v.    Xanthos,    Hist.   649 

II  160  80  360  61 
Menelaos  v.  Aegae,  Epik.  246  406 
Menelaos  v.  Anaea,   Hist.  11400  314 
Menelaos,  Bildh.  524  55 
Menelaos  v.  Marathos,   Rhet.  II  488 
Menesthenes,  Hist.  II  400  314 
Menestor,  Naturforscher  833  n  847  72 
Menestratos,  Epikureer  94421  100  449 

105  478  886 
Menestratos,  Landwirth  847 
Menippos    v.    Gadara,     Kyniker     40 

40114  44flf.  47  146   114539  168  242 

II  468  576  601  98 
Menippos,  Hist.  II  392 
Menippos    Kotokas    a.    Stratonikeia, 

Rhet.  II  496 


Menippos,     Freund     d.    Krinagoras, 

Geogr.  II  562  208 
Menodoros,  Arzt,  Erasistrateer  II  418 

419  I4b 
Menodotos,  Kunstschrittst.  524 
Menodotos  v.  Perinthos,  Hist.  640 
Menodotos  v.  Samos,  Perieget  640 
Menodotos,  Skeptiker  115  541 II339483 

340  489 

Menoekeus,  Schüler  d.  Epikuros   97 

104  478 

Menon,  Arzt  164  849 
Mentor  a.  Bithynien,  Akadem.  133 
Mesatma,  Mutt.  d.  Kallimachos  347 
Metellus  Nepos,  Schüler  d.  Philagros 

II  492  140 
Methodios,  Gramm.  370  102 
Metrik  II  218  ff.  System  der  ZvpizXt- 
Kovtsg  II  224  f.    das  ältere  u.   das 
jüngere  gangbare  metrische  System 
der  Alexandrinerzeit  II  226  —  231 
und     231  —  236     Spuren     anderer 
Systeme  H  236  f.  689 
Metrobios,  Kochschriftst,  880 
Metrodoros,  Architekt  526  61 
Metrodoros,  Arzt  782  798  800  127 
Metrodoros  a.  Byzanz,  'AXisvtihcc  851 

85192 

Metrodoros  v.  Lampsakos,  Epikureer 

91  92   93  417  95  433  96  435  98—100 

101456  102  462  103  105  105  484  886 

II  271  194.  195  275  206  658  682 
Metrodoros  v.  Lampsakos,   Erklärer 

d.  Homeros  II  664 
Metrodoros  v.  Pitane  (?),  Akadem.  133 
Metrodoros  v.  Skepsis,  Akadem.,  Rhet. 

u.  Hist.  127  625  133  835  21  862  864 

865  148  II  352—355  458 
Metrodoros  v.  Stratonike,  Epikureer, 

dann   Akadem.    129    132    134  665° 

11  260  135  282  352  9 
Metrokies   v.  Maroneia,   Kyniker  18 

31  38i08e  42124  167  II 242  25  Seine 

Schule  43  tf. 
Michael  Psellos  708  27  860  127 
Mikkion,   Arzt,   Erasistrateer  II  446 

447  193 
Mikkylos,  Philosoph  30 


752 


Alphabetisches  Register. 


Miltiades,  Schüler  d.  Ariston  v.  Chios 

65  242 

Mimiamben  230  ff.    II  701  f. 
Mimnermos    v.    Kolophon,    Elegiker 

170  172  177  185  57  369  94    II  40  49 
Mimnermos,  Trag.  283 
Minthes  s.  Sminthes 
Minucius  Felix  318  39    II  686 
Mithaekos,    Kochschriftst.    850    877 

877  194 
Mithres    d.   Syrer,    Epikureer   95  433 

96  435   104  478 

Mithridates  VI  Eupator,    d.   Grosse, 

König  v.  Pontos  814  206  867   II  353 

365    415  f.    426    427    430    489    496 

497  693 
Mnasagoras,  Stoiker  II  242  26 
Mnasalkas  v.  Sikyon,  Epigramm    II 

525  36  540  f.  542  543  699 
Mnaseas,  Kochschriftst.  u.  Landwirth 

842  45  844  879 
Mnaseas  v.  Patrae  od.  Patara,  Perie- 

get  346  108  412  479  679  f.  II  43  58 

46  66  55  205  325 
Mnaseas  v.  Tyros,  Akadem.  II  292 
Mnemon  v.  Side,  Arzt,  Kleophantier 

814  f.  814208  823  823  273   II  444 166 

681  f. 
Mnesarchos  v.  Athen,  Stoiker  II  6630 

238  f.  240  242  26  243  244  280  230b 

286  45815  498  711 
Mnesimachos  v.  Phaseiis,  Hist.  II  392 
Mnesiptolemos,  Hist.  4  247  248  266 

48918  635    II  23132  679 
Mnesistratos    v.    Thasos,    Stifter   d. 

Mnesistrateer  499 
Mnesitheos  v.   Athen,    Arzt   812  193 

879  208 
Pseudo-Mochos  d.  Phoenikier  483  132 
Moderatus,  Neupythagoreer  II  33245s 
Moereas,  Bruder  d.  Arkesilaos  123 
Moero  v.  Byzantion,   Dichterin  168 
.      271  329  6  381'   II  18  89  550  172 
Molon  s.  Apollonios  Molon 
Molpis  d.  Lakone,  Hist.  II  390  242  392 
Monimos,  Paradoxogr.  485 
Monimos  v.  Syrakus,  Kyniker  31  39 

167  242  25012 


Moschine,  Dithyrambendichterin,  M. 

d.  Hedyle  II  532  71 
Moschion,  Akadem.  126  613    II  659 
Moschion,  Arzt,  71eqI  Xccxdvcov  816  219 

845  54 
Moschion  6  ^to^corrjg,  Arzt  II  440 135 
Moschion,  Koch  d.  Demetrios  v.  Pha- 

leron  137  684 
Moschion,  üb.  d.  Schiff  Hierons  (II) 

562  224  882  f. 
Moschopulos  226  79    II  213  372 
Moschos  v.  Pergamon,  Rhet.  II  486 111 

505  202 
Moschos  v.   Syrakus.,    Idyllendicht., 

und  Pseudo-Moschos  196 1  214  215 

216  57   224  70b   228    231  ff.    234  113 

895 
Mosmes(?),  Hist.  II  393 
Mucianus,  C.  Licinius  520  32  II 138  190 
Mucius  Scaevola  s.  Scaevola 
Munatios  v.    Tralles,  Gramm.   199  ß 

225  226  79 
Murena  II  180 
Musaeos  v.  Ephesos,  Epiker  5  354  so 

406 
Pseudo-Musaeos,   Theogonie  378    II 

43  58  360  70 
Museion,  alexandrinisches  7 
Musonius  Rufus,  C.  884 
Myes    v.    Poseidonia,     Pythagoreer 

II  29  7 
Pseudo-Myia,  Brief  II  597  81 
Myiskos,  Geliebter  d.  Meleagros  v. 

Gadara  II  557  193 
Myris,  Bruder  d.  Arato3  v.  Soli  292 
Myro  s.  Moero 

Myron,  Bildn.  515  14  521  522  36.  36c 
Myron  v.  Priene,  Hist.  402  i57b  403 158 

605  405    II  393  f. 
Myron,  Rhet.,  Asianer  II  469  501 
Myrsilos  v.  Methymna,  Paradoxogr. 

464  467  f. 
Myrtis  a.  Anthedon,  Dichterin  381  30 
Mys,  Sklave  u.  Schüler  d.  Epikuros 

97  435    104  478 

Mythographie  II  28  ff. 
Mythologisches  Handbuch,  das  älteste 
s.  Anonymi 


Alphabetisches  Register. 


753 


Naevius  258  60    II  10  50 
Naukrates,  Aristarcheer  II  14 
Naukrates,    Schüler   d.  Isokr'ates    IL 

468  62  472  83 
Naukrates  a.  Pergamou  (?),  Mathem. 

758  238 

Naukydes,  Bildh.  II  528  43 
Nausikydes  (?),  Demokriteer  89  397b 
Nausiphanes   v.    Teos,    Demokriteer 

89  92  92  4i5b  101456  107  f. 
Neanthes  v.  Kyzikos  u.  Neanthes  d.  J. 
.    5   388  65  470  35  492  617-619  671 

II  483 
Nearchos  a.  Kreta,  Geogr.  418  536  30 

649  651—653  653  35  654  655  656  62 

660  82    II  409  343 
Nearchos,  Pythagoreer  II  332  457 
Pseudo-Nechepso,  ksqi  Xi&cqv  yXvyfjg 

866 
Neileus,  Arzt  780  826  827  310  II 42239 
Neleus  v.  Skepsis.  Schüler  d.  Aristo- 
teles u.  Theophrastos  II  297  298322 

598  84 
Nemesianus,  Jagdschriftst.  850  83 
Nemesios,  christl.  Philosoph  II  25189 
Neokles,  Bruder  d.  Epikuros  91 406 

95  433  106 
Neoptolemos,  Bienenzüchter  831 6  839 
Neoptolemos,  Nebenkönig  d.  Pyrros 

v.  Epeiros  II  535  81 
Neoptolemos  v.  Parion,  Epiker  und 

Gramm.  373  405  447  56    II  671 
Neoteles,  Gramm.  II  168 
Neothalides,  Gramm.  II  156 
Nepos,     Cornelius    II    378  i69b    410 

Quellen  583  589  639  615 
Neptuanios  902 
Nesiotes,  Bildn.  517  14 
Nestor,  Akadem.,  Lehrer  d.  Marcellus 

II  243  27 
Nestor  v.  Tarsos,  Stoiker  II 243  243  26 
Neupythagoreismus  II  134  329  ff'.  628 

IIT  (Vi  f.) 
Nexaris ,  Architekt  626  61 
Niger,  Sextius  s.  Sextius  Niger 
Nigidius  Figulus  496  17    II  332 
Nikaea,  Witwe  d.   Alexandros,   des 

Sohnes  d.  Krateros  394 

SugBMIHL,  gricch.-alox.  Litt.-Gesch.    II. 


Nikaenetos    v.    Samos    od.    Abdera, 

Epiker  381  f.  a88  392  79 
Nikagoras,  Vater  d.  Panaetios  II  63 

64u 
Nikandros   v.  Alexandreia,  Hist.    II 

400  314 

Nikandros  a.  Bithynien,   Stoiker  II 

242  26 
Nikandros  a.  Chalkedon,  Hist.  II  394 
Nikandros    a.    Kolophon    10    184  53 

234H2  284  2  285  4   301   302—307 

395   397  121   407    42165   784  784  45 

785   813   818  234  830  6   839  863  141 

864   864  145  890   895     II   13  63   20 

192  254    195    216    416    425    427  66 

445175  683 
Nikandros   von  Thyateira,    Gramm. 

306  128    II  187  f. 
Nikanor,  S.  d.  Areios  Didymos  II 252 
Nikanor,  Adoptiv-  u.  Schwiegersohn 

d.  Aristoteles  136  677 
Nikanor,  Epikureer  104  478 
Nikanor,  Hist.  II  395 
Nikanor  v.  Kos,  Gramm.  199  6  225 
Nikanor  v.  Kyrene,  Gramm.  370  39175 

530  76  684  235     II   175  159  200  285 
Nikanor,   unbekannter    Schriftst.    II 
•     267 173 
Nikarchos,  d.  A.,  Epigramm.  II  52741 

551  699 
Nikarete,  Hetaere  17  40 
Nikasikrates,  Philosoph  II  279 
Nikesios  a.  Maroneia,  Landwirth  847 
Niketas  d.  Diakon  296  f. 
Nikias,   Schüler  d.  Epikuros  104  478 
Nikias,  Hist.  H  400  314 
Nikias  v.  Kos,  Gramm.  II  177 
Nikias  (?)  v.  Malea(?),  Hist.  u.  Geogr. 

506  70    II  400  314 
Nikias  a.  Mallos,  Ai&wcc  (?)  865 
Nikias  v.  Miletos,  Arzt  u.  Epigramm. 

200  f.  202  782  29.  80  800  129    II  526 

543  698  699 
Nikias  v.  Nikaea.  biograph.  Schriftst. 

71  272  72  282  498  so  505  f. 
Nikidion,  epikur.  Hetaere  92  411 
Pseudo-Nikobule,  Hist.  II  395 
Nikokles,  Hist.  II  390  242  395 
48 


754 


Alphabetisches  Register. 


Nikokrates,  nsqi  zov  iv  'EXwiovL  äyco- 

voq  (=  dem  folgenden?)  II  53 
Nikokrates ,  Mythogr.  II  53  395  279 
Nikokreon,  kyprischer  Fürst  185  59 
Nikolaos    v.   Damaskos    268  157    481 
II  142  309—321  322  326436  516  235 
Pseudo-Nikolaos(?)  481    II  31.7 
Nikolaos,  Korn.  268 
Nikolochos   von  Rhodos,    Skeptiker 

115  541 

Nikomachos,  Epigramm.  II  550 
Nikomachos,  Korn.  268  268  157 
Nikomachos,  Maler  522  36    II  550  174 
Nikomachos,  Trag.  268  158    II  53  105 

309  364 

Nikomedes,  Hist.  II  400  314 
Nikomedes  II  od.  III,  König  v.  Bithy- 

nien  678    II  415. 
Nikomedes,  Mathem.  758 
Nikon,  Korn.  268 
Nikophanes,  Maler  522  36b 
Nikostratos  v.  Ephesos,  Traumdeuter 

869  164  873 
Nikostratos,  Hist.  II  363 
Nikostratos,  Mythogr.  II  53 
Nikostratos,  Stoiker  87 
Nikostratos  s.  auch  Hippostratos  u. 

Nikokrates 
Nikoteles,  Brud.  d.  Annikeris  14  25 
Nikoteles  v.  Kyrene,   Mathem.   722 

750  753  221 
Nileus  s.  Neileus 
Nonnos  222  69  223  234 113  369  396  106 

397  113  409 
Nossis  a.  Lokri  v.  Unteritalien,  Lyri- 
kerin 237  8  239  20  381  30    II  528  43 

529  f.  702 
Novelle  II  574  ff. 
Nubische  Inschriften  2    II  657 
Numenios  v.  Apameia,  pythagorisi- 

render  Platonik.  116  544  134 
Numenios  v.  Herakleia,  ärztl.  Dicht. 

301  309  144  784  813  879  202   II  189 

422 
Numenios,  Skeptiker  109  503 


Nymphis  v.  Herakleia,  Hist.  477  620 f. 

H  191  *) 
Nymphodoros,  Arzt  827    H  422  30 
Nymphodoros,  mim.  Künstler  236  4 
Nymphodoros  a.  Syrakus,  Paradoxogr. 

463  464  475  f.  481 
Nymphodotos  s.  Nymphodoros 

Obstbau,  Schriften  über  841  f. 
Octavia  II  562  f. 
Octavianus  s.  Augustus 
Oenomaos  a.  Gadara,  Kyniker  36888 
Oenopides  v.  Chios,  Mathem.  87  387b 

689  262 

Oenopides,  Stoiker  87    II  43  60 
Pseudo-Okellos  d.  Lukaner  II  324  427 

326  434   333  f.  336  f.   337  479«  338 
583  21 

Ölen  d.  Lykier  683  234b 
Pseudo-Olympias,  Brief  II  594 
Olympiodoros,  athenischer  Führer  121 
Olympiodoros,  Commentator  25  65   II 

690 
Olympos,  Arzt  u.  Hist.  II  382 
Omar  d.  Chalif  344 
Pseudo  -  Onatas ,   Neupythagoreer   II 

327  438 

'OvsiQOKQirind  s.  Traumdeutung 
Onesikritos  v.  Astypalaea  od.  Aegina, 
Hist.   26  534—537  538  539  50  634 
652    653    654    656    655  51    660  82 
II  400  314  406  408  466 
Onomakritos  345  683  234b 
Ophelias,  Geogr.  418    II  679 
Ophion,  Arzt  785 

Oppianos   v.    Kilikien,    Lehrdichter 
307  309  309  144  Pseudo-Oppianos 
850  83 
Origenes   613  18  615  21  616  22b  624  34 
polyglotte  Ausgabe  d.  Alten  Testa- 
ments II  610  16 
Orion,  Epikureer  II  258  123 
Orion  a.  Theben,  Gramm.  294  II  206 
Oros  v.  Miletos,  Gramm.  39175 
Pseudo-Oros,  üb.  edle  Steine  867 


*)  Denn  Nvpcpios  6  cpiXo60(po?  191  247  ist  doch  wohl,  wie  Müller  an- 
nimmt, derselbe. 


Alphabetisches  Register. 


755 


Orpheus  186  191  649  683  234b  Pseudo- 
Orpheus 181  38  300  345  375  ff.  463 
464  7  465  806  901    II  43  co  606  10 
631  632  56  634  f. 
Orpheus  v.  Kroton,  Epiker  II  246  5i 
Orthagoras,  Geogr.  655 
Orthon  v.  Syrakus  II  535  81 
Ovidius    170    177    178  21    19195   234 
305    351  19   396    407    409    863  hi 
II  335  473  556  561  Pseudo- Ovidius 
354  34.36    II  699 

Pacatus    (Eireuaeos),     Q.    Minucius 

390  75    II  226  21 
Paeon  v.  Amathus,  Hist.  II  400  314 
Hctiyvia   d.    Kyniker   30   31    andere 

177    II  533  72 
Palaephatos  a.  Abydos,  angehl.  Hist. 

\h  Geliebter  d.   Aristoteles  477  90 

II  54no 
Palaephatos  a.  Aegypten  od.  Athen 

II  54uo 
Palaephatos  a.  Athen,  angeblich  Epi- 
ker 301  80    II  54iio 
Palaephatos  a.  Paros  od.  Priene  47790 

II  54ioo 
Palaephatos,  Mythogr.  325  II  28  47  69 

54—57  60  205  325 
Palamedes  v.  Elea,  Gramm.  390  75 
Pammenes,  Rhet.  II  498 
Paramenes,  nsgl  ftriQicov  856 
Pamphilos   a.   Alexandreia,  Gramm. 

195  118  306  128  373  113  408  190  439  37 

829  3    850  87    877  194   880   901    904 

907   II  22uo.ni  187  221  188  226  189 

190  191  245  192  192  254  199  207  333 

425  48 
Pamphilos,  Epigramm.  II  543 
Pamphilos,  Rhet.  II  478  f. 
Pamphilos  v.  Samos,  Lehrer  d.  Epi- 

kuros  89  90  397b  92  4i5b     - 
Pamphilos  v.  Sikyon,  Maler  521  524 

903    II  479  93°.  98d 
Pamphilos  d.  Sikuler,  mim.  Künstler 

236  4 
Pamphos,    sagenhaft.   Hymnendicht. 

683  234b 

Panaetios  v.  Rhodos,   Stoiker  66  248 


71267  87:387  120  563  325  507  50777 
666  113  667  114  885  887     II  4  34  21 
C3— 80  81   81  4  86   83   88  40  89  44 
96  97  70  99  75  101  79  103  ff.   110104 
127    129    130    131    131163   132  134 
135   139  143  145  152  237  238  239 
240  241  242  243  244  245  247  286 
294  300  324  324427  337  484  484 103 
485  111  494  143°   495  I44b   659    687 
701    704  ff.    708   709   710   712  713 
IIV  (V)    Seine  Schule  II  238  ff.  Pa- 
naetiasten  61  210    H  684 
Panaretos,  Akadem.  8  20a*b  126  613 
Pankrates  a.  Arkadien,  Lehrdicht.  309 
Pankrates,  Epigramm.  309   II  549 
Panodoros  610  431.  432 
Pantaleon,  Kochschriftst.  877 194  879 
Panthoedes,  Megariker  20  146 
Panyassis   a.  Halikarnassos,   Epiker 

445  56    II  42  58  363  94 
Panyassis    d.    J.    a.    Halikarnassos, 

Traumdeuter  868  872  177  873 
Pappos,  Hist.  II  679 
Pappos,  Mathem.  702  5  707  712  71340 
714  44  715  50  717  59  719  742  749  216 
752  220  754 
Paradoxographie  s.  Wunderbücher 
Paraebates,  Kyrenaiker  13  14 
Paramonos,  Kom.  267 
Paranomos  v.  Tarsos,  Stoiker  II  24226 
Parium  ,  Marmor  579  288b  581  297 
Parmenides  d.  Eleat  157  828  497  25 
Pseudo-Parmenion ,  Brief  a.  Alexan- 

dros  II  594 
Parmenion  (?),  Glossogr.  II  192  254 
Parmeniskos,  Schüler  d.  Aristarchos, 
Gramm.    294  308  142    644    733  149 
II  30  7b  162—164  396  687 
Parmenon  v.  Byzantion,  Iambogr.  235 
Parmenon,  Lexikogr.  II  192  254 
Parmenon  a.  Rhodos,  Kochschriftst. 

879    II  192  254 
Parrasios  d.  Maler  517  14  520  29  521 

522  36°  587  325 
Parthax,  Hist.  II  400  314 
Parthenios,  S.  d.  Dionysios,  Gramm. 

II    192  254 

Parthenios  v.  Nikaea,  Elegiker   170 
48* 


756 


Alphabetisches  Register. 


191—195  306  381  382  392  79  395102 

408  581  633  644  888  II 17  85  565218 

660 
Parthenis,  Epigramm.  II  549 
Paseas,  Akadem.  126  613 
Pasikles,  Bruder  d.  Kynikers  Krates, 

Megariker  16  36  20 
Pasikles  (Pasikrates)  v.  Rhodos,  Peri- 

patet.  160  832 
Pasiphon  v.  Eretria,  Eretriker  20  f. 

43  130   70  267 

Pasiteles,  Kunstschriftst.  52032  524  f. 

Patrokles,  Geogr.  418  537  54056  54494 
650  551  151.  152  657  —  659  661  84 
772  299    II  409  345b 

Patroklos,  Admiral  des  Ptolemaeos 
Philadelphos  245 

Patron,  Epikureer  II  265  266 

Paulos,  Akadem.  126  613 

Pausanias  (Quellen)  187  66  368  88 
402  I57b  403  516  u  523  562  224 
569.248  583  -604  624  517  626  532c 
629  546  630  547b  674  683  683  234b 
693  290  696  899  II  49  75  50  61 149 
247  51  360  363  94  393  267  394  407  337 
535  81  686 

Pausanias  d.  Lakone,  Hist.  II  390  242 

400  314 

Pausanias  a.  Pontos,  Stoiker  II  242  26 

Pauson,  Maler  513  3 

Paxamos  842—844  850  85  877  194  879 

II  574 
Peisandros    v.    Rhodos,     Epiker    II 

317  399 
Peisistratos  v.  Ephesos(?)  500  44 
Peisistratos  v.  Lipara,  Hist.  II  396 
Peisistratos  d.  Tyrann  335  33  455  107 

II  246    Pseudo-Peisistratos,  Briefe 

II  596 
Perdikkas  652 
Pergamenische  Philologen  626  f.  684 

II  1  ff. ;  pergamenische  Rhetoren  s. 

Rhetorik 
Pergamon  4  626  f.    II  1  ff. 
Periandros  141 710  511 101  618  Pseudo- 

Periandros,  Briefe  II  596 
Periegeten  660  f. 
Pseudo-Perikles,  Reden  II  450  3  675 


Peripatetiker  135  ff.    II  296  ff. 
Persaeos  v.  Kition,  Stoiker  3   17  45 

20  20  62   34   48  152  50  160  52  53  184 

66  243  68—71  74  74  303  288  11  289 

290  19  498  27  505  69     II  103  248  59 

361 
Persaeos  d.  Taktiker  70  266 
Perses    v.  Theben    od.  Makedonien, 

Epigramm.  II  549 
Perseus,  Mathem.  762 
Persis,  Landwirth  847 
Petellides  v.  Knosos,  Hist.  H  400  314 
Petronius  II  576 
Petrus  Alcyonius  256  52    II  661 
Pferdearzneikunde,  Schriften  üb.  848  f. 
Pferdezucht,  Schriften  üb.  848 
Phaborinos  41  H7b  506  69    II  344  507 

534  78 
Phaedimos  v.  Bisanthe,  Epik.  u.  Epi- 
gramm. 382    II  539 
Pseudo-Phaedon    v.    Elis    21    21 62b 

24  65    II  76  58 
Phaedros,  Epikureer  II   251   262  146 

264  f.  266  267  270  274  202 
Phaennos,  Epigramm.  II  543 
Phaestos,  üb.  Brot-  u.  Kuchenbacken 

880 
Phaestos,  Epiker  408 
Phainias  s.  Phanias 
Phainias ,  Peripatet.  528  66    II  29  7 
Phainias,  Stoiker  II  245 
$cav6[ii:vcc   188    290  ff.  307  f.  495    II 

32  f. 
Phalaekos,  Lyrik,  u.   Epigramm.  II 

622  523  524 
Phanias,  Epigramm.  II  549 
Phanion,   Geliebte   d.    Meleagros  v. 

Gadara  II  555  189 
Phanodikos,  Hist.  II  395 
Phanokles,  Elegik.  18557  190f.  38239 

388  409    II  205  325 
Phanokritos,  Hist.  II  400  314 
Pheidias,  Astronom  723  725  97b 
Pheidias,  Bildh.    514  3   515 14  519  29 

521  522  36.  36b.  36c 
Pseudo-Phemonoe  299  50149  876  890 

II  360  70 
Pherekrates,  Korn.  250  II  24 119  22928 


Alphabetisches  Register. 


757 


Therekydes     v.    Leros,     Genealoge 

624522     II  40  49   43  58/60 

Pherekydes  v.  Syros375  II 674  Pseudo- 
Pherekydes,  Brief  II  596 

Phila,  Gattin  d.  Antigonos  Gonatas 
289 

Phila,  Tochter  d.  Antipatros  599 

Philagrios,  rhod.  Rhet.  II  489 123 
492 

Philagros,  Lehrer  d.  Metel]us  Nepos 
II  248  60  492  140 

Philemon  a.  Athen,  Glossogr.  300  80 
373  f.  625 

Philemon,  Geogr.  699  906 

Philemon  a.  Soli  od.  Syrakus,  Kom. 
256  256  54  259  f.  26188  268  269 
280  53    II  632  56 

Philemon  II,  Kom.  266 

Philemon  III,  Kom.  267 

Philetas  v.  Ephesos,  Hist.  II  400  314 

Philetas  v.  Kos  6  172  174—178  184 
184  54  186  186  65  198  198  4  201  286 
286  6  329  330  330 11  347  in  363  71 
395  101  445  56  453  463  888  899  II 
624  665 

Philetas  v.  Samos,  Epigramm.  II  550 

Philikos  s.  Philiskos  v.  Kerkyra 

Philinna,  Mutter  des  Theokritos  196 

Philinos  v.  Akragas,  Hist.  634  II 
116  121  117  122 

Philinos ,  Geliebter  d.  Aratos  287  s 

Philinos  v.  Kos,  Arzt,  Stifter  d.  Em- 
piriker 779  818  f.  819  820  827  313 
II  682 

Philippides   a.    d.    Demos    Paeania, 

.    Kom.  248  249  262  268 

Philippos  v.  Chalkis,  Hist.  II  396  280 

400  314 

Philippos,  S.  Herodes  d.  Grossen  II 

312  380 

Pseudo-Philippos,  Briefe  II  592  f.  595 

701   707 
Philippos  HI,  König  v.  Makedonien, 

Epigramm.  629   II  118  122  545  546 

546  142  547 
Philippos,  Landwirth  833 
Philippos  v.  Megara,  Hist.  14  22  17  42 

20  61     II   400  314 


Philippos  v.  Opus,   Schüler  Piatons 

733149    II  325  430 
Philippos  v.  Pergamon,  Hist.  617  4601' 
Philippos  v.  Theangela,  Hist.  II  396 
Philippos  v.  Thcssalonike,  Epigram- 

mensamml.   194  113  408  193    II  277 

497  534  79  558  196  559  560  203b  561 

568  222  569  222 
Philiskos  v.  Aegina,  Kyniker  26—28 

534 
Philiskos  (Philikos)  v.  Kerkyra,  Trag. 

179  269  5  279  f. 
Philiskos  v.  Miletos,   Rhet.  564  617 
Philiskos  v.  Thasos,  Bienenzucht  8316 

839 
Philistas,  Freund  d.  Karne'iskos  106 
Philistides,  Hist.  II  400  314 
Philistides  v.  Syrakus,  &av[iccTOitoi6s 

2364 
Philistion,  Mimendicht.  256  54 
Philistion  a.  Lokri,  Arzt  879  208 
Philistos  a.  Naukratis,  Hist.  II  400314 
Philistos    a.    Syrakus,   Hist.    571 258 

583  309  584  310   585  3Ub     II  400  314 

677 
Phillis,  d.  Delier,  üb.  Musik  528  66 
Philochoros  v.  Athen  (Anaphlystos), 

Hist.  379  423  78  462  528  66  579  2S8b 

594—599   625  53ib  870  871  876 192 

H  40  49  601  98  678 
Philodemos   v.    Gadara,    Epikureer, 

Epigramm.    32  96    41   46  143  48  151 

54184    106   116  544  134   155  322  64 

366  74  472  506  69  828   II  35  21  42  58 

44    239    242  26  244  38   251   262  151 

264  264158  265  267  267—278  279 

556  190  561  68?  712  713 
Philokles,  Kom.  267 
Philokrates  v.  Hagnus  490  24 
Philokrates,  Hist.  11  400  314 
Philokrates ,  Stoiker  82  351 
Philolaos  v.  Kroton  od.  Tarent,  Py- 

thagoreer  28  66  494 11  509  88  II  338 

692    Pseudo-Philolaos  II  337  f. 
$iloXoyog  328  6 
Philomnestos ,  Hist.  II  400  314 
Philon    v.    Alexandreia    II    257  U8b 

323  424  332  459   343   344  507   606  10 


758 


Alphabetisches  Register. 


628  628  44  63152  658  708  f.  Pseudo- 

Philon   II  146  208  322—325  328  442 

334  337  479°  714 
Philon  Antas,   S.  d.  Antipatros  von 

Tyros,  Epigramm.  II  552  178 
Philon,  Schüler  d.  Aristoteles  554 
Philon  v.  Athen,  Pyrroniker  108  503 

47139  886 
Philon,  Baumeister  140  708 
Philon   y.    Byblos,    Gramm.    399  139 

47790  648  673  662  85    II  357  42 
Philon  v.  Byzantion,  Mechaniker  477 

735152  743  185  744—749  775  3ii 
Philon  d.  Dialektiker  18  f.  51 
Philon    d.   A.,    jüd.    Epiker   II    362 

654  f.  656103 

Philon,  Geogr.  418  419  655  774 

Philon  v.  Herakleia,  Paradoxogr. 
477 

Philon  v.  Larisa,  Akadem.  130  640.644 
131  132  133  II  148  220  255  114  262 
279  —  283  284  285  285  253  286 
286  256.  261  287  341  341  496  342  498 
458  713 

Philon  v.  Theben  (=  Ph.  d.  Geogr.?) 

655  51 

Philonides,  Hist.  II  400  314 
Philonides,  Mathem.  758  238 
Philonides  v.  Theben,   Stoiker  3  34 

52  73  292  289  290 19 
Philopator,  Stoiker  79  384 
Philopo.emen  II  82  87 
Philoponos,  Iohannes  II  25184 
Philosophie  10  ff.   II  237  ff.  Philoso- 
phengeschichte 491  ff. 
Philostephanos ,  Kom.  268 
Philostephanos  v.  Kyrene,  Paradoxogr. 
349   463   467  12   476  f.    624  518  635 
II  4  8  399  312  466 
Philostratos  v.  Alexandreia,  Akadem. 

II  292  287  564  213 
Philostratos,   Flavins  409  653  28     II 

414  370 

Philotas,  Vat.  d.  Apollonios  II  670 
Philoxenos  v.  Alexandreia,  Klaudios, 

Arzt  II  417  445  f. 
Philoxenos,  Epigramm.  II  551 
Philoxenos,  Söhn  d.  Eryxis  490  24 


Thiloxenos  v.  Kythera,  Dithyramben- 
dicht. 881214    II  551  176 
Philoxenos  v.  Leukadia  881  2u(?)   II 

551  176 

Philoxenos,    Metriker  II  226   226  21 

229 
Philteas,  Hist.  II  400  314 
Phlegon  v.  Tralles,  Hist.  500  48 
Phlyaken  237 
Phoebos  v.  Antiocheia,  Traumdeuter 

871  871 175  875  189 
Phoenikides  v.  Megara,  Kom.  265 
Phoenix  v.  Kolophon,   Choliamben- 

dicht.  229  230  89 
Phokion  136  553 
Pseudo-Phokylides  II  639—643 
Phormion,  Peripatet.  150  779  152  f. 
Phormis,  Kom.  250 
Photios  323  71  439  37  590  687     II  42 

60  387  678 
Phrynichos,  Kom.  II  24  119  201 
Phrynis    v.    Mytilene,    Nomendicht. 

512  117 
Phylarchos  v.  Athen,  Hist.  172 13  382 

479   629  546.  547   630  547b  630     <>3;$ 

905     II  43  58    116 121    117  122    378 

683  692 
Phylotimos,  Arzt  780  f.  78126  783  41 

785  812  193  825  879  208    II  422  39 
Phyrson,  Schüler  d.  Epikuros  97  435 

104  478 

Pinakographie  337  ff.  491  ff.  11666 
pinakographische  Tabellen  s.  Ano- 
nymi 

Pindaros  333  23  334  339  401  433  17 
435  27b  437  29  438  443  52  444  450- 
459  460  461  462  477  581  624  518 
893  II  13  40  49  119125  154  158 
159  163  101  167  176  200  203  314 
215  217  554185  Scholien  zu  Pin- 
daros II  46  66  201  684 

Piso,  L.  Calpurnius  Caesoninus  II 267  f. 
277  278  222 

Piso,  M.  Pupius  Frugi  Calpurnianus 
II  306  495i44b 

Pitholaos  a.  Rhodos,  Epigramm.  II 
560 

Pitholeon  s.  Pitholaos 


Alphabetisches  Register. 


759 


Pittakos     141  710     511  101      Psenclo- 

Pittakos,  Brief  II  596 
Planudes,  Maximus  297  67  II  570  222 
Piaton  8  10  23  38  I08e  67  251  71267 
103  117  118  120  121  124  585  144 
145  739  146  18136  250  300  80  310 
32155  326  86  352  23  419  430  443  52 
44556  447  44862  48921  491  4993S.40b 
504  61  555  593  618  673  177  769  283 
788  69  805148  857117  877  195  901 
II  838b  26i27b  27  4360  67  68  7045 
73  7353  7456  7658  7860  814  10075.76 
105  106  97b  132  168  133  134  135 
136  147  220  154  193  220  272198 
281  288  268  290  292  292  287  295 
322421  325  328  331  336  345  350530 
481  931  483  492  137  501  544  127  590 

598  629  631  685  705  706  f.  708 
als  Begründer  der  wissenschaft- 
lichen Rhetorik  II  457  Pseudo- 
Platon  20  6lb  22  65  120  II  149  220 
711  Briefe  26  66  584  310  II  334 
580 16  581—585  591 44.  47  598 

Piaton,  Kom.  427  88 
Piaton  v.  Rhodos,  Stoiker  II  242  2*5 
Piaton  v.  Sardes,  Epikureer  II  267 173 
Plautus  251  258  260  26i  264 
Pleias  s.  Tragische  Pleias 
Pleistonikos,  Arzt  781  812  193 
Plentiphanes,  Landwhth  847 
Plinius   d.  A.    (Quellen)    306    321  57 
481  121.123  51514  51815  520  32  525 
552  581  587  325  607  633  563   653  28 
66285  695  699  701  71864  784  78445 
817  230  829  3   830  6    836  23.25  84144 
842  46     845  55.57     846  59.60     848  74 
856  116    858    858  122    859 125    860 
860  126.  129    861    861 131    866  149. 150 
867  160    868  161     II    137  188    138  100 
381   407  337   408  341   409S43.345b  414 
419  16  426  59  440 
Plinius  d.  J.  369 
Plotius  Gallus  s.  Gallus 
Plutarchos    (grösstentheils    Quellen) 
41  103  120  I22574a*b  161838  163846 
253  28  294  306  313  17  411  13  509  88 
542  562  583    589    590   597  374  698 

599  380    601    604    623  517    629    632 


633  566  636  597  641  628  655  45  674 
699  336  763  884  II  23  23 119  52 
9047  122  139192  142  148  220  302327 
348  350  372130  375  375 151  380170° 
381  382  182  411  535  81  583  21  588 
594  599  678  689  711  Pseudo- 
Plutarchos  120  496  14  511 105  594 
844  49  865    II  52  251  348 

Polemarchos,  Glossogr.  II  191  243b 
Polemon  v.  Ilion,  Perieget  5  413 
427  89  4319  463  469  485  490  24 
515  9  516  14  51815. 17  519  29  520 
52134  522  36c  523  42  524  52444  580 
587  325    619    623  509.517    627  532h,i 

634  665  665  —  676  677  II  1  18  96 
27  27134  64  199  208  494i43c  60198 
657  689 

Polemon  a.  d.  Demos  Oea,  Akadem. 
32  96    51    51166.168    65    116  —  118 

116  544   119    119  553   120  557    121  122 

123  134665°  32686  32789  380  46820 

470  470  29  472    II  290 
Polemon,  König v. Kleinarmenien,  S.d. 

Zenon.v.  Laodikeia  700  II  499  680 
Polemon,  König  v.  Pontos  II  499  165 

680  f, 
Polio  (Pollio),  Asinius  II  377 
Polio    (Pollio),    Asinius    Trallianus 

596  374  831  8    II  377  165 
Polio  (Pollio),  Sabirius(?)  288  n 
Poliuchos,  Kom.  268 
Pollis,  Architekt  526  61 
Pollux.  (Quellen)  II  207333  212365  594 
Polyaenos  v.  Lampsakos,  Epikureer, 

Mathem.  9l4ii  96  435  101   102  462 

155818  886  II  269187  271195  275206 
Polyaenos  a.  Makedonien,  Rhet.  u. 

Hist.  (Quellen)  582  307  589    II  122 

378  169°  381 
Polyanthos  a.  Kyrene,    Mythogr.    II 

30  43  58 
Polyarchos  s.  Polyanthos 
Polybios    32157    404168    413    418  55 

42479  500  532  565  287  571  255. 256. 257 
572259.260  573  265  576278  579  579290 
580  629  630  547b  631556  632  557.560 
634  582  037  638  615  640  642  642  636 
679    695  303    857H9    887   905    906 


760 


Alphabetisches  Register. 


II    65    74    79    80  —  128     137    139 
141  las  142  142197  144  144  200  337 
378    380  noc    621 30    658   683    687 
692  707  f.  710  IIV  (V) 
Polycharmos  v.  Naukratis,  Hist.    II 

400  314 

Polydeukes  v.  Parion,  Gramm.  II  663 

Polyeides,  Arzt  828  320 

Polyeidos  a.  Thessalien,  Mechaniker 

734  150 
Polygnostos,  Hist.  II  396 
Polygnotos,  Maler  5133  52136  II 1789 
Polykleitos,  Bildner  514  3  515  u  521 

521  36  522  36b 
Polykleitos,  Epigramm.  II  549 
Polykleitos,  Geogr.(?)  481  121 
Polykleitos  v.  Larisa,  Hist.  544  657  67b 

882  225 
Polykrates,  Hist.  II  390  242  396 
Polysperchon  275  34 
Poly stratos,  Epigramm.  II  548 
Polystratos,  Epikureer  106 
Polyzelos  v.  Rhodos,  Hist.  II  396 
Pompeius    524   II  129  f.    140 192   177 

183  184  186  365  f.  368  373  f.  374144 

375   375  151. 155   377  403  416  3  418 

495  501 181  514  226  564  213 
Pompeius  Macer,  Trag.  283  II374148 
Porphyrios    d.  Neuplatoniker   96  435 

155820  707  II  162ioob  172 149  302327 

329  350  529  377  161  686 
Poseidippos    v.    Alexandrei  a ,     Epi- 
gramm.  II  525  34.  35.  36   53Q—532 

533  558197  698  f. 
Poseidippos,  Hist.  II  400  314  530  59 
Poseidippos  v.  Kasandreia,  Kom.  2  5 

256  51    264  268  488  8    889    II  3  7 

530  59  532  68  661 
Poseidippos  a.  d.  Demos  Kothokidae 

262  96 
Poseidonios  v.  Alexandreia,  Stoiker 

73  642   H  139192 
Poseidonios,    Schüler    d.    Annikeris 

(od.  Nikoteles?)  14  25 
Poseidonios  v.  Apameia,  Stoiker  22  65 

131648.649  152  792  481  121  509  93 
581  642  642639  66285  681223  682231 
696307a-b  776  776  313  84246  857 119 


II   (50  s.  Nachtr.  II  685)  50  85  61 

61149.157  6526   74  56   78  63  95  63   104 

128    128  —  147    159   237   238   240 

241  242  243  29  244  245  245  48  249 

250  257li8b  264  289268  294  296312 

300324  316  324  327  332  378  379i69c 

460  475  92   485  m  491  128  493  686 

687  692  706  708  ff.  714  Ilv(Vf.) 
Poseidonios,  Vorleser  d.  Aristarchos, 

Gramm.  II  160 
Poseidonios,  Hist.  (vielleicht  =  P.  v. 

Olbia)  642 
Poseidonios    v.   Korinth,    Lebrdicht. 

309  309144 
Poseidonios  v.  Olbia  od.  Olbiopolis, 

Sophist  u.  Hist.  642  II  139  tn 
Possis  v.  Megara,  Hist.  II  400  314 
Potamon  v.  Alexandreia,  d.  Eklektiker 

II  295  513  223 
Potamon  v.  Mytilene,    Rhet.  II  512 

—515  515  516  561  208 
Potitus,  röm.  Schriftst.  üb.  Gartenbau 

846  53 
Praxagoras  v.  Kos,  Arzt  778  780  781 

78124    783    783  41   785  792    793  95 

804  812  193 
Praxagoras,  Vat.  d.  Theokritos    196 
Praxilla  a.  Sikyon,   Dichterin  381  30 
Praxion,  Hist.  II  396 
Praxiphanes  v.  Mytilene  od.  Rhodos, 

Peripatet.  90397b  144—146  150779 

287    293    348    366    406  I79b    426  88 

II  273199  660  664  673 
Praxiteles,  Bildner  517  14  521  52136 
Praylos  v.  Troas,  Pyrroniker   115  541 
Priscianus  II  171 148 
Probus  II  22 
Prodikos  v.  Keos    22  65    30  87  46  146 

71    II  149  220 
Prokies  v.  Karthago,  Hist.  II  400  314 
Proklos   d.  Neuplatoniker  25  65  370 

707  70723  709  29b  712  71340  737 160 

II  206 
Promathidas,    Hist.   u.  Hemiamben- 

dichter   231     II  16  85   170 144  356 

358  48  363 
Promathion (=  Promathidas?)  II 35639 
Propertius  170  363  71  396 


Alphabetisches  Register. 


761 


Protagoras    von   Abdera    d.    Sophist 

114  538  311  10  II  343  346  514  663 
Protagoras,  Astronom  398  662  85 
Protagoras      (=   Protagorides  ?)      II 

397  291 
Protagorides  v.  Ky  zikos,  Hist.  II 396  f. 
Protarchos,  Arzt  827  II  422  39 
Protarchos  v.  Bargylion,    Epikureer 

II  259  128  260  712 
Protarchos  v.  Tralles,  Hist.  II  400  314 
Protogenes,  Maler  280  521 
Protogenides  s.  Protagorides 

]lQOXQS7ltlHOL    31    II   146 

Proxenos,  Hist.  559  f. 

Prytanis,  Peripatet.  150  393  888 
II  81  4 

Psaon  v.  Plataeae,  Hist.  II  352 

Ptolemaeer  148  690  740172  777  810 129 
II  417  578 

Ptolemaeos  I  Soter  6  12  13  15  17 
18  138  174  179  185  59  214  52  239 
254  269  311  323  330  330 11  336 
348  46612  533  537  539  540  54159 
546  557  584  603  609  655  704  718 
786  875 188  II  28  519  521  18  530 
544125  602  625  39  676  Briefe  II 161 
596  77 

Ptolemaeos  II  Philadelphos  6  8  3082 
60  73  110  514  124  138  143  174  1748 
184  188  204  20422  20525  206  20629 
207  209  243  245  254  31  269  27,0 
279  293  323  330  330 11  336  336  37 
33739  344  348  358  35950°.  59  36061 
361  36162  362  410  6  466  467 
46712.13  475  70  49517  499  519  539 
546  546118  595  603  609  609  431 
612  435  620  621499  G28  631550  648 
659  660  661  83.  83b  663  663  94 
665i04b  734  786  799  126  800 127  813 
85195  II  33 18  413  867  544125  604 
605  606  10  609  669  702 

Ptolemaeos  III  Euergetes  I  8  43  126 
60  73  205  206  29  293  330  11  349  11 
361  362  412  420  465  465  8  467 
467 12.  13  475  477  496  17  499  620 
621  622  631  663  721  722  734  744 
799  126  814  816  213  II  33  18  543  667 
669  681  f.  702 


Ptolemaeos  IV  Philopator  9  73  296 
103  282  60  283  293  40  431 10  466 12 
476  499  519  537  37  744  818  890 
905  II 1685  160  547150  6055  62131 
648  671 

Ptolemaeos  V  Epiphanes  30290  431 10 
666  691  278  II  82  84  667 

Ptolemaeos  VI  Philometor  431  10  451 
452  88  501  685  II  463  36  605  8  630  f. 

637  639  62  649  77  655  681  f. 

Ptolemaeos  Eupator  451 

Ptolemaeos  VII  (Physkon  od.  Euer- 
getes II)  9  293  40  451 85  452  466  12 
527  529  72  688  734152  749  757  775 
85195  II  25  25127  84 17  8843  118  122 
154  35   391   417    463  36  605  5  622  31 

638  639  62  649  77  655  667  681 
Ptolemaeos  XI  (Auletes)  II  292287  374 

388  417  444 
Ptolemaeos  XII  II  501 181 
Ptolemaeos  Caesarion  II  253 
Ptolemaeos,    Neffe    u.    Feldherr 

Antigonos  137 
Ptolemaeos,     S.     d.    Aristonikos 

Alexandreia,  Gramm.  II 215 
Ptolemaeos   v.   Askalon,    Gramm.  II 

156—158  166  176  183  204  217  400 

486  111 
Ptolemaeos     Chennos    382  39    511 106 

756  237  852  96  853  99  II  54 110  566218 
Ptolemaeos    6   'Ent&sxrig,    Schul,  d. 

Chorizonten    Hellanikos,    Gramm. 

II  151 
Ptolemaeos,     S.     Iubas  II      II   404 

406  334.  335 

Ptolemaeos,  Klaudios  155  819  719  720 
721  78  723  93.  96  760  244  765  209 
766  274  767  274°  768  280  37>tf89b 
774  805.  308  II  299  324  303  331  690 
709 

Ptolemaeos  v.  Kyrene,  Skeptiker 
115  541   116  542  II 339 

Ptolemaeos  v.  Megalopolis,  Hist.  890 
905  II 118  122 

Ptolemaeos,  Bruder  d.  Nikolaos  v. 
Damaskos  II 312  380 

Ptolemaeos,  Peripatet.,  Gramm.  II 
174  166 


762 


Alphabetisches  Register. 


Ptolemaeos  Pindarion  v.  Alexandreia, 

Gramm.  II 155  f. 
Ptolemaeos,  Rhet.  II 463  36 
Ptolemaeos  d.  Schwarze  u.  d.  Weisse 

v.  Alexandreia,  Epikureer  II  258123 
Pnpiiis  s.  Piso 
Pylades,    Bruder   d.    Arkesilaos  123 

124  125 
Pylades,  Kitharoede  II  545  136 
Pyres  (Pyrros)  a.  Miletos,  Dicht.  201 14 

244 1  246  II  521 18 
Pyrgion,  Hist.  II  400  814 
Pyrron  v.  Elis,  Skeptiker  6  107  108 

.108  500  110  111  113  533  114  115  541 
123  585  311  315  27  469  29  470  471 
II  341  343  344  507  673  Pyrroneer 
107  ff. 

Pyrros,  König  v.  Epeirus  265  290 
559  561  562  566  239  569  248  570 
584  309  590  341  II  535  81 

Pyrros  v.  Erythrae  od.  Lesbos  (=  Pyres 
v.  Miletos?)  201  u 

Pyrros  d.  Makedone,  TIoXioqY.rixiY.cc 
734 150 

Pythaenetos,  Hist.  II  397 

Pythagoras  114  149  773  499  36  536  29 
578  287  618  II 134  338  389  239b  631 
674  Pseudo- Pythagoras  485  845  54 
906  II  331  331 453  333  335  472>> 
Briefe  II  597  u.  s.  Neupythago- 
reismus 

Pythagoras,  Geogr.  656  55  663 

Pythagoras  v.  Rhegion,  Bildner  515 14 
522  36 

Pythagoras  v.  Samos,  Bildner  515 14 
522  36 

Pytheas  v.  Massalia,  Geogr.  309 
323  74  418  418  50  571  258  695  303 
774  860  129  II  92  55  137  188 

Pytheas,  Redn.  II  501 

Pythermos  v.  Ephesos,  Hist.  490  640 

Pythias,  Tochter  d.  Aristoteles  782 

Pythion  v.  Rhodos,  Landwirth  847 

'Pythios,  Arzt  847  69 

Pythodoris,  Gattin  d.  Könige  Polemon 
v.  Kleinarmenien  u.  Archelaos  v. 
Kappadokien   700  II  499  165  680  f. 

Pythodoros,  Akadem.  126 


Pythodoros  v.  Nysa,  Gemahl  d.  An- 

tonia,  Vater  der  Pythodoris  II  680 

Pythokles,  Epikureer  92  4ii.  413  93  418 

97  435.  437      99  448      101  453     102  461 
104  478 

Pythokles   v.  Samos, "  angebl.  Land- 
wirth 848  74 

Quintilianus,  Aristides  s.  Aristides 
Quintilianus ,    Fabius    139  700   141 711 
446  56   521  36   761   901    II  23  23  119 
171148   233  42.43    35412   381    453  7 
475  494i44b  507  207  674  f. 
Quintus  v.  Smyrna  173 

Remmius  Palaemon  II  171 148  232  35 
Rhetorik  u.  Redekunst  II  448  ff. 

akademische,  peripatetische,   stoi- 
sche II  457  ff. 

Apollodoreer  u.  Theodoreer  II 504  ff. 

asianische  II  463  ff.  488  495  f.  498 
697 

hermagoreische    u.    verwandte   II 
471  ff.  487 

pergamenische    II  482  ff.    498   499 
504  ff. 

Reaction  d.   Atticismus    gegen   d. 
Asianismus  II  482  ff.  498  501  f. 

rhodische  II  489  ff. 
Rhianos  a.  Kreta   169   193  in  227  84 

399—403  433  433 19  434  21  455  107 

605  405  899  II  192  250  538  90  671 
Rhinthon  v.  Tarent    230  89    236    237 

237  8.  9  239  ff.  242  32  II  530  54 
Rhodos,  Studienort  2  II  489  ff.  493143° 
Rhythmik  II  218  ff. 
Roman  II  574  ff.  578  f. 
Rufinus  II  561  205  700 
Rutilius  Lupus  II  (130 160  s.  Nachtr. 

II  687)  393  465  469  501 
Rutilius  Rufus  II  130  ieo  (s.  Nachtr. 

II  687)  141 192  375  149 

Sabbe  (Sambethe),  jüd.  Sibylle  s.  Si- 
bylle 
Sabinus  Tiro,  röm.  Landw.  845  53 
Sabirius  Polio  s.  Polio 
Sallustius  896  II  143  197  375  154 
Salomon,  Weisheit  d.  II 621  628  701 


Alphabetisches  Register. 


763 


Sainbethe  s.  Sabbe 
Samios   (Samo.s),   Freund   v.   Philip- 
pos III.,  Epigramm.  II  546  f. 
Sandon,  Philosoph  376  6 
Sandrokottos    (Tschandragupta) ,   in 

disch.  König  548 
Sappho  47150  170  212  261  346  381 30 

437  29  II  206  206  330  527  43  530 
Sarnakos,  Architekt  526  61 
Sarpedon,   Schüler  d.  Ptolemaeos  v. 

Kyrene  II  339 
Saserna,  röm.  Landwirth  835  20 
Saturninus,  Schüler  d.  Sextus  Ernpi- 

ricus,     Skeptiker    109  505    115  541 

II  340  489 
Satyrdrama  270  f.  271 11  365 
Satyros,  Architekt  864  145 
Satyros,    geogr.    Forscher   d.   Ptole- 
maeos Philadelphos  663  94 
Satyros,     Peripat.    8    151792    326  84 

426  88  498  f.  503  504  60  506  685245 

II  160  88 
Satyros,  üb.  Steinkunde  (==  d.  Archi- 
tekten?) 864 
Satyros  Zeta,  Schüler  d.  Aristarchos, 

Gramm.  II  160 
Scaevola,  Q.  Mucius,  Freund  Ciceros, 

Epigramm.  II  491  127. b  130  560 
Scipio    Aemilianus   Africanus    Minor 

II  64   65    73    84  ff.    85  21    87    87  34 

88  40  89  45  90  49  704 
Seleukiden  4  777 
Seleukos  I  Nikator  547  620  656  657 

658  69  659  800  801 129  II  625  39 
Seleukos  v.  Emesa,  Hist.  II  400  314 
Seleukos   d.   Homeriker  508  87  II  26 

27  133    187  221     197  204    226  21    684 

692  IIV  (V) 
Seleukos,  Kinaedendicht.  247  II  23132 

542 
Seleukos  v.Seleukeia,  Astronom  763  f. 

766  272  II  5  22  (33  s.  Nachtr.  II  685) 

709  710 
Seleukos  v.  Tarsos,  *AXievuxcc  851 
Semos  v.  Delos,    musisch.    Schrittst. 

u.    Perieget   528  66    698    II  400  314 

680 
Sempronius  Asellio  II  128 


Seneca  d.  A.  II  511 

Senecad.  J.  96  435  152  792  481  123  510 

552     607    II  74  56     138  190     146  216 

241  15    245    250    256  H8h     332  459 

515  228  671  709 
Septuaginta  II  604  ff.  609  f. 
Serapion  a.  Alexandreia,   Arzt,  Em- 
piriker 779  817  230  819  819  239  821 

II  422  39  682 
Serapion    v.    Antiocheia,      niathem. 

Geogr.  698 
Serapion   v.    Askalon,    Traumdeuter 

870  173  876 
Serapion,  Trag.  283 
Serenoa  v.  Aniissa,   Mathem.  750  216 
Sextilius  Antaeus,  Arzt  875  189 
Sextion,  Commentator  d.  Lykophron 

278  45 
Sextius  Niger,  röm.  Arzt  784  812  195 

817  230  827  307  11 149  16  42659  440132 
Sextus  Empiricus   109  505   115  540.541 

131  II  22  173  25184  261140  340489 

342  499    343  505    344  507    347  519  708 

710  714 
Sibylle,  cumaeische  II  360  70 

erythraeische  626  532°  II  636  61 

jüdische  607  424  II  360  70  395  636  f. 
64162  644  63 

Oracula    Sibyllina   III  B.    II  360  70 
635  ff. 
Sibyrtios,  Satrap  v.  Arachosien  547 
Sicinius,  C,  röm.  Rh  et.  II  474  90 
Silanion,  Architekt  526  61 
Silanion,  Erzgiesser  587  325 
Silenos  v.  Chios,  Mythogr.  6376U.612 

II  187 
Silenos,    Glossogr.    (==  S.  v.  Chios?) 

II  186  192  254 
Silenos    von    Kaiakte,    Hist.   637  f. 

695  803  II  117  122  186 
Silentiarius,  Paulus  II  568  222 
Silleus  (Illeus),  Vat.  d.  Apollon.  Rhod. 

(s.  aber  Philotas)  383 
Silos  II  244  31 

Simaristos,  Lexikogr.  II  192  254 
Simias,  Geogr.  663  689  259  691  272 
Simias  v.  Rhodos,  Gramm,  u.  Dicht. 

179  —  182    274  28    276    278  46    280 


764 


Alphabetisches  Register. 


829  379m  889  II 1889  188230  52220 

660  662  698 
Pseudo-Simias   a.    Theben,    Schüler 

d.  Sokrates  24  65  181  36 
Simichidas,   Beiname   d.   Theokritos 

198  6 
Simodie  s.  Hilarodie 
Pseudo- Simon,  Dialoge  2l62b  23  65 
Simon  II,  Hohepriester  II  622  23  ' 
Simon,  üb.  Reitkunst  848 
Simonaktides. v.  Chios,  Kochschriftst. 

878 
Simonides  d.  J.,  Geogr.  664 
Simonides  v.  Keos  203  20  43834  62451S 

II  40  49  535  83 
Simonides  v.  Magnesia,  Epiker  4  404 
Simos,  versificirtes  Kochbuch  881  214 
Simos  v.   Magnesia,    Simodiendicht. 

238  244 
Simplikios,  Neuplatoniker,  Comment. 

des  Aristo t.  62219  II  294300  303329 

307  349 

Simylos,  Dicht.  II  559  198 

Sirach,  Jesus  s.  Jesus 

Siron  (Skiron),  Epikureer  II 267  270 190 

Sisenna,  röm.  Hist.  539  II  700 

Skamon  v.  Mytilene ,   Hist.  II  400  314 

Skeptiker  107  ff.  II  339  ff. 

Skiras  v.  Tarent,   Hilarotragoedien- 

dichter  (?)  241  f. 
Skiron  s.  Siron 
Skopas,  Bildhauer  521  36 
Skylax,  Hist.  310  672  173 
Skymnos   v.   Chios,    Geogr.    126  479 

677  f.  II  683  Pseudo-Skymnos  31527 

581  654  41  662  85  678  II  36 
Skymnos  von  Tarent,   ftavpatoitoios 

236  4 
Skythinos,  Hist.  II  400  314 
Sminthes   (Minthes),   Astronom   308 

308  135 

Sochares,  Kyniker  II  537  87 

Sogenes,  Kom.  267 

Sokles,  Vater  d.  Lykophron  (?),  Dicht. 
272  272  19  II  533  72 

Sokrates  23  24  65  35i04h  37106  38iose 
73  124  585  140  141707  143  149  773 
150  777    155  817    165  852    18136    30080 


326  86   499  36.  39    509  88    536  29  554 

587  325    591  347  II  26  67  33  73  76  58 

77  59    79    161    492   587  706  Sokra- 

tiker  21  594  II  706 
Sokrates  v.  Argos,  Perieget  699 
Sokrates,  athen.  Dichter  II  77  59 
Sokrates,  ngog  Eldodsov  (=  S.  v.  Arg. 

oder  v.  Kos  oder  v.  Rhod.?)  699 

H  59  134 
Sokrates   von   Kos ,    Mythogr.    H  59 

382  179 
Pseudo -Sokrates,  7isql  H%(av  866152 
Sokrates  (=  S.  v.  Kos?),  nsQl  oqcov  (?) 

kocI  zoittov  kcli  Xiftaov  394  99  857119 

II  59  134 
Sokrates  v.  Rhodos,  Hist.  II  382 
Sokratides,  Akadem.  123 
Solinus  552 
Solon  14l7io  49414  II  350530  Pseudo- 

Solon  511101  Briefe  II  596 
Sopatros,    Excerptensammler    519  22 

II  42  44  62  387  398  305b  412  861 
Sopratros  v.  Paphos,  Parodiendicht. 

243 
Sophokles  118  545r  149  773  150  777  270 

338  48  371106  390  74  401  432  78  443 

445  56   450  459   491    499  36.  39   618 

624  518   625  531     II  200  200  291  202 

203  314  632  56  Pseudo-Sophokles  73 

31216 
Sophokles    III,    Trag.    269  5    282  f. 

283  69 
Sophokles,  Commentator  389  390  75 
Sophokles  v.  Sunion  553 
Sophon  a.  Akarnanien,  Kochschriftst. 

878 
Sophron  v.  Syrakus,  Mimendicht.  212 

230  89  246  24    II  41  524  30  702       • 
Soranos  a.  Ephesos ,  Arzt  801 129    II 

59  I3ib  251  84  347  519  439  129 
Sosiadas,  vttoiHJxcm  141  710 
Sosibios  d.  Lakone,  Hist.  7  20  528  6« 

603  —  605    676  187     II    29  5    43  58 

544 125 
Sosibios     (=  S.   d.  Lakone?)     nsgl 

ßaotlELccg  363  605  407 
Sosigenes,  Astronom  776 
Sosigenes,  Gramm.  374  iis  455  107 


Alphabetisches  Register. 


765 


Sosigenes,  Hist.(?)  II  352  4 

Sosigenes,  Stoiker  87 

Sosikrates,   Hist.  (=  S.  v.  Rhodos?) 

183  47  506 
Sosikrates,  Kom.  268 
Sosikrates  v.  Phanagoria,  Epiker  382 
Sosikrates.,  Rhet.  II  469  72  501 
Sosikrates  v.  Rhodos,   Schriftst.  üb. 

Philosophengesch.,  möglicherweise 

=  Sosikrates,  Schüler  des  Karnea- 

des    bei   Philod.    Ind.    Acad.    Col. 

(wie  Buec heier  z.  d.  St.  annimmt) 

66  248  506  f.     II  40  49 
Sosipatros,  Kom.  267 
Sosiphanes(?),  Gramm.  374  ii8 
Sosiphanes  v.   Syrakus,  Trag.  269  5 

270  280  282  60 
Sosippos,  Kom.  26188 
Sositheos  v.  Alexandreia,  Trag.  2695 

270  f.  272  16 
Sosos  v.  Askalon,  Stoiker  II  244 
Sostratos,  Arzt  305  122  306  125  484 133 

784  784  45.50  850  85  851  852  96    II 

417  444  f.  694 
Sostratos,  angebl.  Elegiker  382  40 
Sostratos,  Hist.  II  400  314 
Sostratos     von     Nysa,     Gramm.     II 

183  197a'  b 
Sostratos  (?)  v.  Phanagoria  382  39 
Sostratos,  Erbauer  d.  Pharos  II  531 60 
Sosylos  a.  Lakonien  od.  Ilion,  Hist. 

636  f.  640    II  117  121.  122   ;. 
Sotades,  Kyniker  43  128 
Sotades  v.  Maroneia,  Kinaedendicht. 

114  539    243  f.    244  1   245  f.   491  28 

500    II  13 
Sotakos,    üb.  Steinkunde  479  860  f. 

862  133  864  147 
Sotas  v.  Paphos,  Stoiker  II  242  26 
Soteridas  v.  Epidauros  253  28 
Sotion  v.  Alexandreia  8  69  263  109  505 

112530  114540  115541  471  489  49130 

496—498  499  503  503  60  505  50569 
520  32  523    II  76  58  600  673 
Sotion  d.  J ,  Lehrer  Senecas  510    II 

332  459   515  228 

Pseudo-Sotion  =  Isigonos  v.  Nikaea 
480  118 


Speusippos,  Akadem.  112  526    IE  43  eo 

325  430    Pseudo-Speusippos,  Briefe 

II  482  93*  582  20  586  ff.  589  598 
Sphaeros  v.  Bosporos,  Stoiker  8  60 

73  f.  82  344  499  504  60    II  601  98 
Spintharos  v.  Herakleia  73 
Sporos  v.  Nikaea,  Gramm.  2844  294 f. 

297  297  67  42165 
Staberius  Eros,  Gramm.  II  178 
Staphylos  v.  Naukratis,  Hist.  II  397 
Staseas   v.    Neapolis,    Peripatet.    II 

306  f. 
Statius  625  532 

Steinkunde,  Schriften  über  856  ff. 
Stephanos  v.  Athen,  Scholiast  795 101 

796  102 
Stephanos  v.  Byzanz  (Quellen)  193  in 

306  308  143  598  644  648  662  85  684 

696    II  29  5b  41  172  149 
Stephanos,  Kochschriftst.  877  194  879 
Stephanos,  Kom.  267 
Stesichoros   171    172  394  99     II  40  49 

42  58 

Stesikleides  v.  Athen,  Hist.  II  397 
Stesikles ,  Bildner  518  18 
Stesimbrotos  v.  Thasos  II  664 
Stilo,  L.  Aelius  II  64  22  495  i44b 
Stüpori  v.  Megara,  Megariker  6  122 
15    16—18    19    20  61    28  67   29   30 
38  I08e    41    43    50  161.  164   51    51  168 
70  265  97  435  109  249  499  36  537  592 
Stobaeos  41  inb  141  710  196 1  232  102 
234  111    246  19     II    52    251    254  109 
255  m  337  338  559 
Stoiker  5   48  ff.    II  62  ff.   238  ff.  270 

629  685 
Stolo ,  röm.  Landwirth  834  18 
Strabon  413  415  415  33  446  56  550 
675187  681227  695  763  786  63  II  731 
40  49  95  63  131163  180  185  247  250 
301324  305  340  307  354  321  385  418 
441  442  444  446  407  489  123  504 195 
Quellen  552  562  224  582  598  653 
658  662  85  674  682  686  250  696 
774  305  857  119  II  39  f.  137  139  192 
142  143  197  144  200  366  103  375 
379169°.  I69e  381  46542.44  677  679  f. 
690 


766 


Alphabetisches  Register, 


Stratokies ,     athenischer    Demagoge 

248  f.  556    11  501 
Stratokies  a.  Rhodos ,  Stoiker  48  151 

69  263   71  272  152  793  471  506  69     II 

239  242  26  247  256 
Straton,  Arzt,  Erasistrateer  7786  816 
Straton  d.  J.,  Arzt,   über  Epilepsie 

816 
Straton  v.  Berytos,  Arzt  816  219 
Straton   v.  Epeiros,    Rhet.    u.  Hist. 

II  382 
Straton,  Korn.  178  26  267  287  8  395 101 
Straton  v.  Lampsakos,  Peripatet.  6 

8  143  f.  146  146  748  148  152  794  155 

174  8  494  n    718   816  216   851   869 

888      II    81    300  324    301  326    307 

329  445c  601  98 
Straton  v.  Sardes,  Epigrammensamm- 
ler II  557  568  222  569  222 
Straton   v.    Tarent,    mim.   Künstler 

236  4 
Stratonike,  Gattin  d.  Seleukos  I  n. 

Antiochos  I  4  9b  289  18  799  f. 
Stratonikos,  Kitharist  II  551  I77d 
Strattis  v.  Olynthos,  Hist.  542,78 
Sudines,  üb.  Steinkunde  860  861  f« 

864  147 
Suetonius  439  37    II  47  67 
Suidas  (Quellen)  II  18  96  570  222 
Suidas  a.  Thessalien,  Hist.  II  398  693 
Sulla  II  144  198  182  298  357 
Sulpicius  Galba  II  410 
Sulpicius  Victor  II  511 
Syllaeos  d.  Araber  II  311 
Syllos  s.  Silos 
Symmachos,  Ebjonit,  Uebersetzer  d. 

Alten  Testaments  II  611 16 
Symmachos,  Scholiast  II 162 101  201 303 

202  304 

ZvfinXsHovtsg   bei    Aristides  Quinti- 

lianus  s.  Anonymi 
Synkellos  42584  606  607416  610431.432 

615  452.  455 

Syriacus  Vallius,  röm.  Rhet.  II  508  215 
Syrianos  d.  Neuplatoniker  II  78  60 

Tacitus  II  91  52 
Tarsos,  Stndienort  2 


Tauriskos,  Schüler  d.  Krates  v.  Mal- 
los 328  5    II  5 

Telauges ,  S.  des  Pythagoras  497  25 
Pseudo-Telauges  II  331  453  597 

Telekleides ,  Korn.  529  66 

Telekleides,    TsX%iviav.r\    lgtoqicc    II 

388  239 

Telekles  v.  Phokaea,  Akadem.  125 
Telephanes,  Aulet  II  551  i77d 
Telephanes,  Bildner  516  14  522  36 
Telephanes,  Hist.  II  400  314 
Teles   (a.  Megara?),    Kyniker   10  18 

22  65  37  38  I08e  40  41  ff.    II  658 
Telesarchos,  Hist.  II  400  314 
Telesarchos"  u.  Telesias  s.  Telesis 
Telesilla,  Lyrikerin  381  30 
Telesis  (=  Telesarchos  ?)  v.  Methy  mna, 

Epiker  645  658    II  43  58 
Telestes  a.  Selinus,  Dithyrambendicht. 

II  42  58 
Tendenzerdichtungen  309  ff. 
Terentia,  Frau  d.  Cicero  II  181 186 
Terentia,  Frau  d.  Maecenas  II  181 186 
Terentius   251  19   258  259  66  261  263 
Teros  (od.  Teres?),  Vater  d.  Thrakers 

Dionysios  II  168  687  f. 
Terpandros  II  398 
Terpsion,  yaGxqoXoyia  881  214 
Tertullianus  801 129    II  25184 
Tetrapia  II  611 16 
Teukros  v.  Kyzikos,  Hist.   (=  T.  v. 

Babylon,  Astrolog?)  II  376  376  156 
Teupalos  v.  Andros,  Hist.  II  400  314 
Thacomestus,  röm.  Metriker  II  23235 

233  43 
Thaies  v.  Miletos  114  141 710  A49773 

689  262    II  389  239b    Pseudo-Thales 

511 101    II  596 
Thaies    v.  Kallatis,    Rhet.,    Asianer 

II  498 
Thamyras  (Thamyris),  sagenh.  thrak. 

Sänger    723  96    Pseudo- Thamyris 

378 
&av pacta  s.  Wunderbücher 
Theaetetos,  Epigramm.  II  534 
Theaetetos,  Gramm.  225 
Theaetetos,  d.  Freund  Piatons,  Ma- 

them.  706  23 


Alphabetisches  Register. 


7G7 


Theagenes  a.  Makedonien,  Hist.  II 898 
Theagenes  v.  Rhegion,   Ausleger  d. 

Homeros  II  664  665 
PseudorTheano,  Briefe  II  597  81 
Themison,  Hist.  II  400  314 
Themison  v.  Laodikeia,  Arzt  II  418 
'  418  13 
Themista  (Themisto),  Freundin  des 

Epikuros  91  4io  95  433  96  435  104 
Themistagoras  v.  Ephesos,  Hist.  II 

400  314 

Themistokles  425  84 
Theodas,  Skeptiker  II  340  489 
Theodektes  a.  Phaseiis  d.  A.,  Rhet. 

u.  Trag.  546    II  329  u&  454  7  456 

459  17  482  931  607  10 
Theodektes   a.  Phaseiis  d.  J.,  Rhet. 

u.  Hist.  546 
Theodoretos,  Kirchenhist.  II  25189 
Theodoridas  v.  Syrakus,  Epigramm. 

u.  Kinaedendieht.   246  394  98   397 

398  132  407  187  661  84    II  540 102,  103 

541  f. 
Theodoros,  Arzt  508  87 
Theodoros  ccftsos  v.  Kyrene,  Kyrenai- 

ker  6   8   10   12  f.   14   33  98  34   35 

39    II  372132     Theodoreer  634 
Theodoros,  Epiker  (u.  Namensvettern) 

305  123  407  899 
Theodoros  d.  J.,  Dichter  407 
Theodoros,  Epitomator  d.   Teles  42 
Theodoros  v.   Gadara,    Rhet.   508  87 

II  467  57  47181  507—511  514  515 
Theodoros,  Glossogr.  II  187  221  188 
Theodoros    v.    Hierapolis,    Hist.    II 

398 
Theodoros  v.  Ilion,    Hist.    II  54  no 

398  307 
Theodoros,  Mythogr.  II  398  307 
Theodoros,  cpcovccGyiinov  ßißXi'ov  II  516 
Theodoros  v.  Rhodos  (=Theodotas?) 

II   398  307 

Theodoros  s.  Atgscsig 

Theodosios  a.  Alexandreia,  Gramm. 

II  9  44  173150 
Theodosios    a.    Tripolis    i.    Lyclien, 

Mathem.  716  48  728  122 
Theodosius  I,  röm.  Kaiser  344 


Theodotas  v.   Rhodos,   Hist.  617    II 

.    398  307 

Theodotion,  Uebersetzer  d.  Alten 
Testaments  II  610  615  22  616  22b 

Theodotos,  samarit.  Epiker  II  362 
655  656  103 

Theodotos  v.  Samos,  Rhet.  II  501 181 

Theogenes,  Hist.  II  399 

Theogenis,  Frau  d.  Nikias  v.  Miletos 
202 

Theognetos,  Korn.  267 

Theognis,  Elegiker  38  iosf.  39  111  401 
II  104  91 

Theognis,  Hist.  II  400  314 

Theogonische  Dichtungen  375  ff. 

Theokies,  Dicht,  v.  'i&vcpaXXoi  II 
52218 

Theokies,  Hist.  II  401  314 

Theokritos  168  5  169  171  173  175 
176n  182  183  184  18449  187  I8874 
190  90  196-229  230  89  232  102  234 
236  246  274  28  276  278  4G  285  4  286 
286  6  289  16  306  126  350  14  351  352 
356  41  358  56c  360  365  74  380  17 
388  63.  66  389  67  403  446  56  782  29 
800  129  888  889  895  II  18  186  216 
216  392  621  52116.18  526  37  527  41 
535  660  f.  669  682  702 

Theokydes,  Architekt  526  61 

Theolytos,  Epiker  (u.  Namensvettern) 
383 

Theombrotos ,  Kyniker  43  128 

Theomnestos,  Akadem.  II  291  306344 

Theon  v.  Alexandreia,  Mathem.  2844 
295  296  297  708  708  29  709  29b 
710  31  712  39  716 

Theon  v.  Alexandreia,  Stoiker  86  385 
II  253  107  256. 

Theon,  S.  d.  Artemidoros,  Gramm. 
224  71  225  277  277  45  278  47  306 
369  370102  389  390  75  662  85  682 
II  49  51  55  113  157  57  185  206  186 
186  207  195  195  262  215—217  663 
686    . 

Theon,  Flötenspieler  II  533  72 

Theon  v.  Samos,  Maler  521 

Theon  v.  Smyrna,  Platoniker  (Quel- 
len) 189  79    II  708 


768 


Alphabetisches  Register. 


Theophanes,  Kunstschriftst.  524 
Theophanes    v.   Mytilene,  Hist.  283 
524     II   140  192   143  197  373  —  375 

513  223   514  226 

Theophilos  d.  Apologet  II  559  198 

Theophilos,  Landwirth  847 

Theophilos  d;  Zenodoteer,  Gramm. 
346  (Namensvettern  346 108  s.  auch 
II  363) 

Theophilus  Decimus  847  73 

Theophrastos  v.  Eresos  6  18  47  31 
34  36  39109  49  152  97  436  100  449 
103  123  130  644  135  143  144  149  773 
151792  155  158  828  161  166  855  250 
252  254  299  76  326  83.86  327  339 
406l79b  442  464  7  478  479  481 
483  132  487  494  ll  496  497  23  553 
554  555  571  258  586  592  605  407 
624518  634  654  779  782  30  798  829 1 
832  9.  li  834  836  23  837  25  847  72 
856117  857119  860129  869166  881  219 
906  II  2  6  67  82  t  138  190  247  250 
255  111  271 194  297  300  324  301  326 
302  303  318  402  321  322  421  324 
326  434  328  440  335  473  426  54  445 175 
457  459  17  460  20  521  18  598  84  673 
674  Pseudo-Theophrastos  II  521 18 

Theopompos  von  Chios,  Hist.  310 
367  84  478  479  507  81  537  36  571258 
584  309  591  602  368  646  679  205 
II 40  49  116  121  378  455  7  674  675 
692  Pseudo-Theopompos  ©ccv(iccGta 
478  f.  II  683 

Theopompos  von  Knidos,  Mythogr. 
II  52  685  l 

Theopompos  von  Kolophon,  Epiker 
409  195 

Theoridas  s.  Theodoridas  . 

Theotimos,  Hist.  II 399 

Theotimos  s.  Diotimos 

Theoxenos,  lyrischer  Dicht.  (?)  II  4358 

Theron,  Geliebter  d.  Meleagros  von 
Gadara  II  557  194 

Theseus,  Hist.  II 401  314 

Pseudo-Thespis,  Tragoedien  72 

Thessalos,  Arzt  783  41 

Thierarzneikunde  siehe  Pferdearznei- 
kunde 


Thierkunde    s.  Zoologische  Schriften 

Thrason,  athenischer  Parlamentär  54 

Thrasybulos,  Mythogr.  II  30 

Pseudo-Thrasybulos  v.  Miletoß,  Briefe 
n'596 

Thrasydaeos,  Mathem.  722 

Thrasyllos,  Kyniker  43  128 

Thrasyllos  v.  Mende,  angebl.  Schriftst. 
üb.  Steinkunde  865  149 

Thrasyllos  d.  Platoniker,  Astrol.  u. 
Gramm.  22  65  484  H  292  583  21  708 

Thrasymachos  von  Chalkedon,  d. 
Sophist  II  235  48 

Thrasys,  Akadem.  126  613 

Thugenides,  Korn.  268 

Thukydides  146  424  81  494 14  571258 
578  287  646  647  666  672  673  175 
II  40  49  9152  102  82  105  94"  114  118 
127  200  291  203  468  484  103  502  183 
503  675  688 

Thyillos,  Epigramm.  II  560 

Thymoetes,  angebl.  Dichter  II  48 

Tiberius  19299  193 m  403 160  1124327 
374148  507  f.  514  515  564  211 

Tibullus  170  396  900  II 359  53 

Tigranes,  Kön.  v.  Armenien  II  353 

Timachidas  v.  Rhodos,  Gramm,  u. 
Lehrdicht.  258  60  301  428  93  813  203 
H  163  101  187  221  188—189  688 

Pseudo-Timaeos  d.  Lokrer,  Neupytha- 
goreer  II  335  f. 

Timaeos  d.  J.,  Rhetor  568  246 

Timaeos  d.  Sophist  568  246 

Timaeos  v.  Tauromenion,  Hist.  172 13 
274  28  367  84  423  78  424  462  468  15 
478  538  555  173  563  —  583  592 
592  353  596  374  617  625  629  547 
640  670  678  679  205  688  695  303 
882  225  889  905  II  50  85  61  114  lis 
116118.120.  121  117122  125  378  464 
464  40  493  662  677  f.  680  692 

Timagenes  v.  Alexandreia,  Hist.  53944 
582  632  II  142  374144  376—381 
409  345^  463  36  692  f. 

Timagenes  (Timogenes)  v.  Miletos, 
Rhet.  u.  Hist.  II  381  f.  601  98 

Timagetos,  Geogr.  388  65  663 

Timagoras,  Hist.  II  386  223  401  314 


Alphabetisches  Register. 


769 


Timanthes,  Maler  522  3Gb 
Tiniarchos  d.  Athener,  Epikureer  (?) 

94  421b    100  449    105  478   886 

Timarchos  (?),  Commentator  d.  Era- 
tosthenes  428  93 

Timarchos,  Kyniker  43  128 

Timarchos  s.  Timachidas 

Timaris  (od.  Pseudo-Timaris?),  Dich- 
terin üb.  d.  Edelstein  Paneros  864 

Timo  (Timarion),  Geliebte  d.  Me- 
leagros  v.  Gadara  II  555  189 

Timochares,  Hist.  II  362 

Timocharidas,  Kinaedendicht.  246 
246  24 

Timocharis,  Astronom  420  65  720  770 
770  285 

Timogenes  s.  Timagenes 

Timokleidas,  Sikyonier  627 

Timo  kies  (Chlonthakonthlos  oder 
Konchlakonchlas),  Tendenzerzähler 
323    II  663 

Timokles  v.  Knosos  oder  Knidos, 
Stoiker  II  242  26 

Timokrates  sv  reo  Jlgjvl  50  161 

Timokrates  v.  Lampsakos,  abtrünni- 
ger Epikureer  94  95433  97435  99448 
100  449  105  f.   886    II  271195 

Timokrates  a.  d.  Demos  Potamos, 
Erbe  d.  Epikuros  105  478 

Timolaos  v.  Larisa,  Rhefc.  II  329 
350  529  462  f. 

Timomachos,  Hist.  528  66    II  401814 

Timon,  Kitharode  II  673 

Timon  v.  Phlius,  Pyrroniker,  Sillogr. 
3  8  10  39  44  6O201  66  243  108  503 
109—116  123585  168  244  244 1  272 
283  290  294  48  31113  470  470  29 
471  47139  472  498  II  339  467 
468  540ioig 

Timonax  (=  Demodamas  V) ,  Geogr. 
659 

Pseudo-Timonides  v.  Leukadia,  Briefe 
II  589 

Timosthenes  a.  Rhodos,  Geogr.  419 
660—662  664  679205  695303.307a-b 
II  409  345b  679 

Timostratos,  Koni.  267 

Timotheos  v.  Athen,  nsQL  ßi'cov  II  29 

Huskmihl,  griech.-alex.  Litt.-Gesch.    II. 


Timotheos     v.    Athen ,     Exeget     II 

28-29  43  60  363  685 
Timotheos,  S.  d.  Konon  135 
Timotheos  v.  Miletos,  Dithyramben- 
dichter 189    II  667 
Timoxenos,  Kom.  267 
Tisias  d.  Rhet.  II  481  931 
Tisikrates  v.  Sikyon,  Bildner  515 
Tobit,  Buch  II  616  ff. 
Torquatus,  T.  II  491 130 
Torrebos,  sagenh.  Erfinder  d.  lydischen 

Tonart  346  105 
Tragoedie  269  ff.   365     tarsische  2  6 

kynische  27  f.  30    tragische  Pleias 

269f.  LexikazuTragikernII198  202 
Träume  u.  Traumdeutung,  Schriften 

über  868  ff. 
Triklinios,  Demetrios   215  53b   223  7u 

226  79 
Trogus   Pompeius    (Quellen)    539  44 

582  590  341  632   II  142  378  378i69c 

379  380  I70d  381  381  I74b  692 
Tryphon    v.    Alexandreia,     Gramm. 

373  113  527  64   698  325  775  3u  829  s 

833     833  15     II    165  113     195    204 

207  333  210—214  689 
Tryphon,    Eunuch    des    Mithridates 

Eupator  II  365 
Tryphon,  S.  d.  Harpokration  II  210  347 
Tschandragupta  s.  Sandrokottos 
Tubero,  L.  Aelius  II  341  ff. 
Tubero,  Q.  Aelius  64  21  79  240 
Tullius   Laurea,    Freigelassener    des 

Cicero,  Epigramm.  II  560 
Turrinus  Clodius  s.  Clodius 
Tymnes,  Epigramm.  II  544 
Tyndarichos  a.  Sikyon,  Kochschriftst. 

878 
Tyrannion  d.  A.  v.  Amisos,  Gramm. 

II    168 139    169    169  140    179  —  183 

298    301  324    302  327    305  340    376  156 

410  486H1  688 
Tyrannion  d.  J.,   Gramm.    II  181  186 

182  183  191 
Tyrtaeos  403  i57b 
Tzetzes,    Isaak   u.    Iohannes    277  45 

298  75    335  33   340  68   891     II    11  54 

246  666 

49 


770 


Alphabetisches  Register. 


Talerius  Flaccus,  C,  Epiker  389  897 
Valerius    Soranus,    Q.,    Lehrdichter 

376  7  896 
Valerius  Triarius,  Legat  d.  Lucullus 

192  99 

Valgius  Rufus,  C,  Dicht,  u.  Rhet. 
306  124    II  505   505  202   507  207   693 

Vallius,  Syriacus  s.  Syriacus 

Varius  Rufus,  L.  II  268  182 

Varro  44  138  45  140  46  151  790  321  57 
378  378  9  481  481 123  515  14  520  32 
521  36  525  58  581  607  422  626  532° 
66285  718  8291.3  8306  8328  83520 
84245  84451  84557  846  84660  84766 
848  74  II  139  190  148  220  171  148 
178  229  28  231ff.  250f.  288268  292 
322  334  335  35633  368 111  370  395 
399  409  345b  410f.  411  357  467  516 
583  21  636  61  677  708  710 

Varro  Atacinus  296  389 

Varus,  Quintilius  II  311 

Varus,  Quintilius  (Cremonensis)  II 
267  176  268  182 

Vatinius,  P.  II  332 

Velleius  II  23 

Vergilius  192 101  213  49  220  222  69 
224  292  34  306  389  396  582  307 
II  25  267  359  53  685 

Verginius  Flavus,  Rhet.  II  495  i44b 

Vettius  Valens,  byzantinischer  Astro- 
log  707  25 

Vibullius  II  374  145 

Victorinus,  Marius  s.  Marius 

Vindanius  (Vindonius,  Vindanionius), 
Anatolius  a.  Berytos,  Landwirth 
482  901 

Vindusara  s.  Amitrochates 

Vipsanius  (?)  Atticus,  röm.  Rhet. 
II  505  202 

Vitruvius  607  857  119  II  53  138  188 

Weinbau  u.  Weinbereitung,  Schriften 

über  839  f. 
Weisheit  Salomonis  s.  Salomon 
Wunderbücher    367    463  ff.   531    671 

686  248 

Xanthos  a.  Lydien,  Hist.  511  II  4049 
46  66  48  316  392 


Xanthos,  Musiktheoretiker  123 
Xanthos,    S.    d.    Timon    von    Phlius 

110  512  115  541 
Xenagoras,    Chronogr.    und    Geogr. 

II  399  680 
Xenarchos,  Kinaedendicht.  246 
Xenarchos   v.    Seleukeia  i.   Kilikien, 

Peripatet.  II  321  322  324  425 
Xenion,  Hist.  II  401  314 
Xenokles    von   Adramyttion,    Rhet., 

Asianer  II  496 
Xenokrates  v.   Chalkedon,    Akadem. 

31  33  50  161.  164  51  168.  169  90  399 
116  118  119  121  554  II  67  272  198 
290  325  430 

Xenokrates  v.  Ephesos-,  üb.  Stein- 
kunde 867  160 

Xenokrates,  S.  d.  Ergophilos  aus 
Athen  (?),  Kunstschriftst.  514 
515—517  51817  519  525  58  588  325 

Xenokritos  v.  Kos,  Gramm.  346  527  62 

Xenokritos  v.  Rhodos,  Epigramm. 
II  551 

Xenon  d.  Chorizont,  Gramm.  453 
II  149 

Xenon,  Epikureer  II  267  173 

Xenon,  Kom.  268 

Xenophanes  v.  Kolophon  d.  Eleat 
39  113  f.  140  703  157  158  828  497  25 
508  88   578  287   II  320  408   389  239b 

Xenophanes,  angebl.  Vat.  d.  Nikan- 

dros  (s.  aber  Anaxagoras)  302  89 
Xenophilos,  Hist.  617 
Xenophon    38  I08e    50    57    70    230  89 
236  4    326  86     535     829  1     832    848 
849  81     850     891     II 27     76  58    81  4 
10697b  270190  271194  317399   60096 
Pseudo-Xenophon  23  65  672 
Xenophon,  Hist.  639 
Xenophon  v.  Kos,  Arzt  781 
Xenophon  v.  Lampsakos,  Geogr.  692 
II  363 

Zachalias  d.   Babylonier,   üb.  Edel- 
steine 867 
Zaratas,  angebl.  Lehrer  d.  Pythagoras 

II   294  299 

Zenis,  Hist.  II  401  814 


Alphabetisches  Register. 


771 


Zenodoros,    Gramm.    II  15  83    192  f. 
193  256d   711 

Zenodoros,  Mathem.  761 
Zenodoros  v.  Tyros,  Akadem.   133 
Zenodotos  v.   Alexandreia,    Gramm. 
(83  s.  Nachtr.  885)  335  27  892  893 
II  15  83  193  684  711 
Zenodotos  v.  Ephesos,    Gramm.    110 
112  526   174   188  76   329   330  —  335 
337  341  34168.69  343  344  345  346 
349n  368  386  56  392  393  85  399 141 
400  412  428  431 10  433  43321  43424 
436  29    439   454  105    455  107    456  109 
891  ff.   II  7  36  1583  150  151  192  254 
350  526  383  671 
Zenodotos     v.    Mallos ,     pergamen. 
Gramm.  294  335  27  892  893  II  14 
20ioi  165ii5(?)  711 
Zenodotos  (frilszaigos  892 
Zenodotos,  Stoiker  83  (s.  Nachtr.  885) 

II  15  83 
Zenodotos,  Trag.  283 
Zenodotos  v.  Troezene,  Hist.  II  399 
Zenon  v.  Alexandreia,  Akadem.  126613 
Zenon,  Arzt,  Herophileer  778  779 16 

786  63  823  f.    II  682 
Zenon  d.  Eleat  499  36  508  88 
Zenon  v.  Kition,  Stoiker  3  16  18  19 
38  i08e  42  124  48—59   60  61  62  217 
63  221  64  64  226  65  66  67  68  68  258 
69  203  70  70  266  71  72  283  73  74  77 
78    78  330   83  356.361    85  377    89    124 
157  828    249  10    287  f.    290  25    410  4 
41110.13  470  471  50569  51094  557 f. 
642  639  884  885    II  1583  3627  75  57 
139  192   241    24117   242  25   246   247 
248  59   269  187   273  m  458  499  530 
552  178  553  181  701 
Zenon  v.  Laodikeia,  Arzt  823  272 
Zenon  v.  Laodikeia  a.  Lykos,  Rhet. 
II  499  500 


Zenon  v.  Myndos  508  87 

Zenon,  S.  d.  Polemon,  Enkel  d.  Zenon 
v.  Laodikeia  II  499  165  680  f. 

Zenon  v.  Rhodos ,  Hist.  641  f.  906 
II  117  121.122 

Zenon  v.  Sidon,  Epikureer  II  131 
132  165  136  146  215  243  244  244  31 
251  260  261  140  261—264  265  267 
270  271  276  280  230b  442 151  712 
713 

Zenon   v.   Sidon,    Stoiker    18  48    73 

82  346 

Zenon  v.  Tarsos,   Stoiker    80  336  82 

83  356 

Zenophila,  Geliebte  d.  Meleagros  v. 

Gadara  II  555  189 
Zenothemis ,    über    Steinkunde    860 

862133  863  864147 
Zeuxippos ,    Freund    d.    Archimedes 

728  122 
Zeuxis  d.  A.,    Arzt,    Empiriker  820 

821  257  826    II  424  44  440  138 
Zeuxis  d.  J.,  Arzt,  Herophileer   778 

II  418  446 
Zeuxis,  Maler  513  3  517 14  521  52236° 
Zoi'los  a.  Amphipolis,  Rhet.  292 
Zoologische    Schriften    155  f.    165  ff. 

367  442  850  ff. 
Zopyrinos,  Kochschriftst.  878 
Zopyros  v.  Alexandreia,  Arzt  II  417 

427  440 
Zopyros  v.  Byzanz,  Hist.  II  469 
Zopyros  v.  Kolophon  (==  Z.  v.  Kla- 

zomenae?),  Rhet.  u.  Hist.  44  112  526 

646  647  II  363  454  457 10  467-469 

472  82 
Zopyros  v.  Magnesia,  Gramm. (?)   II 

469  69 
Zoroaster     493  10     494  13       Pseudo- 

Zoroaster  493  11  865 


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3081 
S3 
Bd.  2 


Susemihl,   Franz 

Geschichte  der  griechischen 
litteratur 


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