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Full text of "Geschichte der kön. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften: Sammt einer kritischen Ubersicht ..."

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GESCHICHTE 



UKR KÖN. BÖHMISC:HEN 



;esellschaft der Wissenschaften 



SAMMT EINER 



KRITISCHEN ÜBERSICHT IHRER PUBLICATIONEN 



AUS DEM BEREICHE 



DER PHILOSOPHIE. GESCHICHTE UND PHILOLOGIE. 



AUS ANLASS 
DES HUNDERTJÄHRIGEX JUBELFESTES DER GESELLSCIIAFF 1884 

IN IHREM AI'PTKAOB VBRPASST 
VON 

JOSEPH KALOUSEK, 

A. O. MITGLIED DIBSBK GESELLSCHAFT. 



PRAG 

VrkLAC her KMN. BÖHM. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN. — DrUCK V. Dr. Ed. GrBGR. 

1885. 



'S .'!'..,. '.' ^.■..■.■5. -v .» - / 



Vorwort. 



Die k. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften hat, in 
Vorbereitung zur Jubelfeier ihres 100jährigen Bestandes, am 
7. November 1883 den Beschluss gefasst, aus diesem Anlasse 
eine Geschichte ilires Wirkens herauszugeben, und betraute 
den Gefertigten mit der Abfassung des allgemeinen Theiles 
sammt der auf die wissenschaftlichen Publicationen im Bereiche 
der Philosophie, Geschichte und Philologie sich beziehenden 
Partie. Obwohl ich dadurch gezwungen war, meine Vorberei- 
tungen zu einem anderen grösseren Werke zu unterbrechen, 
so konnte ich doch keinen Augenblick zögern, mich dieser 
ehrenvollen Aufgabe zu unterziehen. 

Das Materiale zu dieser Geschichte wurde in erster Reihe 
dem Gesellschaftsarchive, welches seit 1784 mit Ausnahme 
des Jahres 1825 gut erhalten ist, und in zweiter Linie den 
Publicationen der Gesellschaft entnommen. Sonstige Hilfsmittel, 
welche benutzt wurden, finden sich gewöhnlich in den Noten 
angegeben. 

Die Eintheilung der Schrift habe ich den einzelnen Serien 
der Actenbände angepasst, weil die dadurch gegebenen Epochen 
fast durchgehends mit bedeutenden Entwickelungsphasen des 
Gesellschaftslebens zusammenfallen. 

Eine Ungleichheit in der Behandlung des Stoffes, in so 
fern ich über die ältesten Perioden am ausführlichsten, über 
die letzten Decennien jedoch, wo die Gcsellschaftsthätigkeit 



IV 

am grössten war, verliältnissmässig kürzer berichte, findet ihre 
Erklärung darin^ dass manche Umstände seit etwa 1850, weil 
noch nicht völlig der Geschichte angehörend, einer eingehenden 
Besprechung sich entziehen. In Übereinstimmung damit wollte 
ich über die neueren Publicationen in der Regel, besonders 
wenn deren Verfasser noch leben, nur referiren, nicht aber 
Kritik üben. 

Was genaue Zeitangaben betrifft, so habe ich davon lieber 
mehr als weniger aufgenommen, womit ich auch die Absicht 
verband, dass dadurch künftigen Literarhistorikern das Auf- 
suchen einzelner Nachrichten im Gesellschaftsarchive erleichtert 
werde. 

Die Nachträge auf S. 292 möge der geneigte Leser durch 
den Umstand entschuldigen, dass die ersten Partien der Schrift 
in Druck gelegt werden mussten, bevor die späteren ausge- 
arbeitet waren. Es bestand nämlich die Absicht, diese Ge- 
schichte zu der am 6. December 1884 abgehalteneu Jubelfeier 
vollendet zu vertheilen. Indessen konnte in jener Frist nur 
ein Heft von 11 Druckbogen fertiggestellt und herausgegeben 
werden. 

Gleichzeitig erscheint diese Schrift auch in böhmischer 
Sprache. 

Prag zu Ostern 1885. 



Dr. J. KalouseL 



Inhalts-Übersicht 



Geschichte der gelehrten Privatgesellschaft 1770—1784. 

eitamstäiide S. 1. — Gründang der Gesellschaft 2. — Mitarbeiter 4. — 
orn 4, Gf. Kinski 6, Stepiing 7, Tessanok 7, Stmad 8, Mayer 8, Dobner 
, Voigt 9, Pelzel 9, Ungar 10, Dobrovsk^ 10. — Die Freimaurer 11, 
orn 14, Ungar 15, Gf. liazansk^ 16, Dobrovsk;^ 18. — Prager Gelehrte 
achrichteu 19, Tendenzen 21. — Deutsche Sprache 23, böhmische Sprache 
4. — Die Gelehrten Nachrichten gehen ein 27. — Die Abhandlungen 
8. — Krisis 30. 

Wissenschaftliche Arbeiten im historischen Fache 1775 — 1784, 
obner's Stellung in der Wissenschaft 31, dessen Abhandlungen 33. — 
oigt 34. — Pelzel 36. — Ungar 38. — Dobrovsk^'s Kriticismus 38, 
chriften 39. 

Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. Majestätsgesuch 42, 

tatuten 43, Erledigung 45. — Constituirung 47, unter Fürstenberg's 
räsidium 48. — Mitgliederwahlen 49. — Gassa 51. — Verleger 52. — 
reisaufgaben 52. — Reise in das Riesengebirge 56. — Sammlungen 56. — 
iplomatar-Project 56. — Tod des ersten Präsidenten und dessen Folgen 
7. — Directoren 58. — Classen 68. — Secretäre 59. — Verfall 60. — 
ekonomische Gesellschaft 61. — Gf. Lazansk;^ Präsident 63. — Publi- 
itionen 64. 

Wissenschaftliche Arbeiten 1784 — 1789. Dobner 65, Dobrovsk;^ 67, 
elzel 68, Steinbach 70, Monse 70, Ungar 70, Voigt 71. 

Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. Gf. Lazanskfs 
räsidium 72. — Attribut Königlich 73. — Verleger 74. — Kaiser Leo- 
3ld*s Besuch 75, Beschonkung 77; Verwendung derselben 78. — Dire- 
:orcn 79. — Zusätze zu den Statuten 80. — Secretäre 80. — Zwistig- 
eiten 81. — Gf. Hartig's Auftreten 82, Präsidenten-Wahl 84, Bedenken 



VI 

wegen der Freimaurerei 85, behoben 90. — Zweitor Actenband 91. — 
Preisfragen 93. — Mitgliederwechsel 96. — Dobrovsky's Krankheit 97. — 
Functionäre 98. — Dritter Actenband 100. — Erwirkung des Schema- 
tismus-PrivUegiums 102. — Sitzungen 104. — Neue IVIitglieder 104. — 
Sammlungen 105. — Technische Gutachten 106. — F. Durych 107. — 
Publicationen 108. 

WUs&MchafÜiche Arbeiten 1790—1800. Dobrovsky 109, Pelzel 110, 
Monse 111, Ungar 112, Gornova 112, Dlabac 113, Mader 114, Heyren- 
bach 114. 

Geschichte der Gesellschaft 1800—1821. Schematismus 115, 

Ertrag 116. — Functionäre 117. — Mitgliederwechscl 119. — Direc- 
toren 121. — Gf. Chotek Präsident 122. — Kaiserliche Besuche 122. — 
Gf. Chotek's Fürbitten 124. — Sitzungen 127. — Preisfragen 127. — 
Publicationen 133. — Projectirte Topographie 136. — Medaillen 139. — 
Sammlungen 140. — Localitäten-Wechsel in Sicht 143. — Museums- 
Project 147. — Ungunst der Zeit 147. — Technische Gutachten 149. — 
Verkehr mit andern GeseUschaftcn 150. 

Wissenschaftliche Arbeiten 1800 — 1824, Dobrovsky lol, Cornova 
155, Dlabac 156, Kaiina 156, Mader 156, Meinert 157, Millauer 15^, 
Gf. K. Sternberg 158. 

Geschichte der Gesellschaft 1825—1837. Gf. Kolowrat Prä- 
sident 160. — Kaiserliche Besuche 161. — Mitgliederwechsel 162. — 
Einschreiten des Guberniums 166. — Directoren 168. — Kaiina Secretär 
169. — Statutenrevision 170. — Cassiere 173. — Schematismus 174. — 
Localitätenwechsel 174. — Sammlungen 176. — Palacky's EinfUhruDg 
177. — Preisaufgaben 177. — Thätigkeit der historischen Glasse 179. — 
Publicationen 180. — Censur-Hindernisse 181. 

Wissenschaftliche Arbeiten 1825—1837. Dobrovsky 182, Palacky 
182, Bocek 182, Jandera 183, Kaiina 183, Kurz 183, Millauer 183. 

Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. Palacky Secretär 

185. — Reorganisation der Gesellschaft 185, Sectionen 188. — Sccretäre 
191. — Mitgliederwechsel 193. — Directoren 197. — Actenbitude 198. — 
Preisfrage 199. — Einzelheiten aus der Thätigkeit der Gesellschaft 200. — 
Censurstreite 201. — Wiener Akademie 203. — Das Jahr 1848 204. — 
Befugniss zu Universitätsvorträgen 205. — Schematisniua 206. — Cassa 
206. — Subvention 207. — Cassa 210. — Localitätenwechsel 211. — 
Statutenrevision 211, Sectionen 214. — Gedrückte Stimmung 216. — 



VII 

Mitgliederwechsel 217. — Fanctionüre 220. — Publicationen 223. — 
Sonstige Thätigkeit 230. — Subyentions-Erhuhang und kaiserliche Be- 
schenkung (1866) 231. 

Wissenschaftliche Arbeiten 1838 — 1866. Philosophie: Bolzano 
233, Exner 233, Kv^t 234, Zimmermann 234, Volkmann 234, Dastich 

235, Kanlich 235, Hoftinger 235. — Geschichte: Palacky 236, Tomek 

236, Erben 237, Wocel 237, Höfler 237, Ilammer-Purgstall 238, Hanka 
238, Hallaschka 238, Kulik 238, Rybicka 239, Sommer 239, Carrara 239, 
Valentinelli 239, Weitenweber 239, Bippart 240. — Philologie: Bippart 
240, Rozbor staroceskö litcratury 240, ^afafik und Palacky 240, äafafik 
und Höfler 241, Golovackij 241, Hanka 241, Hanu§ 242, Hattala 242, 
J. Jiredek 243. 

Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. Statuten-Revision 

244; neue Gonstituirung der Gesellschaft (1868) 247, seitherige Functio- 
näre 248. — Kleinere Statuten-Revisionen 250, näliere Bestimmungen 
251. — Verstorbene Mitglieder 252, neue Mitglieder 253. — Subven- 
tionen 256, Stammcapital 259. — Neues Locale (1880) 259. — Staats- 
dotation 261. — Publicationen 262. — Böhmische und deutsche Sprache 
265. — Einzelheiten aus der Thätigkeit der Gesellschaft 267. — Be- 
theiligung an Feierlichkeiten 270. — Jubelfeier (1884) 271. 

Wissenschaftliche Arbeiten 1867 — jf 884. Philosophie: Löwe 

273, Kaulich 273, Lindner 274. — Geschichte: Dvorsky 274, Emier 

274, Frind 276, Gindely 276, GoU 276, Helfert 276, Höfler 277, Hube 
277, C. Jirecek 277, H. Jirecek 278, Kalousek 278, Komdrek 279, Lepaf 
279, Maloch 279, Marcs 279, Mencik 279, Rezek 280, Rybi6ka 280, 
Schulte 280, Sedläcek 280, Tomek 280, Truhläf 281, Wocel 281. — 
Philologie: Bippart 282, K. Erben 282, Hanns 282, Hattala 283, 
Jarnik 283, J. Jirecek 283, Kelle 284, Kvicala 284, Ludwig 284. 

Reihenfolge der Funetionäre: Präsidenten 285, Directoren 
285, Präsidenten neuer Art 287, Vicepräsidenten 287, beständige Secre- 
täre 287, Generalsecretäre 288, Classendirectoren 288, Geschäftsleiter der 
Classen 288, Geschäftsleiter der Sectionen 289, Classensecretäre 290, 
Cassiere 290, Bibliothekare 290, Anshilfsbeamte 291. 

Zusätze und Beinchtigungen 292. 

Namen- und Sachregister 294 — 303. 



Geschichte der gelehrten Privatgesellschaft 

1770— 1784. 

Jüie zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zeichnet sich 
in Böhmen als eine erfolgreiche Neuerungs- und Refomiperiode aus. 
Vlthergebrachte Formen des Volks- und Staatslebens waren vielfach 
n eine solche Entwickelungsphase gerathen, welche durch ihre eigene 
Unerträglichkeit zu neuen Mitteln und Wegen drängte. Langwierige 
K^riege und religiöse Verfolgungssucht haben schon im siebzehnten 
Tahrhundert den materiellen Wohlstand gänzlich vernichtet, und die 
starre absolutistische Regierungsart, welche gleichzeitig geübt wurde, 
iess eines Theils nicht zu, dass die doch noch vorhandenen Volks- 
cräfte zur erspriessli||lien Thätigkeit gelangten, anderen Theils hat 
lieselbe durch ihren überwältigenden Dnick eine allgemeine geistige 
Abstumpfung herbeigeführt, welche lange Zeit hindurch jeden wie 
iiimer gearteten Fortschritt hemmte. Eine schlechte Schulordnung 
vervollständigte, was noch zur gründlichen Verhinderung einer jeden 
Besserung dieser Lage nöthig war. Der geistige Abstand zwischen 
inseren Ländern und dem glücklicheren Westen Europa's wuchs mit 
edem Decennium. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahr- 
lunderts vereinigten sich jedoch mehrere, sowohl organische, aus 
ler dämmernden Erkenntniss des Übels selbst sich ergebende, als 
Luch zufällige Umstände, um eine vielseitige Reaction gegen den bis 
lahin allgemeinen Zustand der Stagnation anzubahnen. Es war die 
^eit, wo die Kaiserin Maria Theresia durch das Robotregulirungs- 
i^atent, und Kaiser Joseph durch die Aufliebung der Leibeigenschaft 
lic schon seit einem Jahrhundert desolate Lage der ländlichen Be- 
•^ölkerung nachhaltig verbesserten und hiedurch eine wesentliche 
Grundlage zur Hebung des materiellen Volkswohlstandes legten; es 
var die Zeit, wo durch Begiündung der allgemeinen Volksschule und 
Lurch zeitgemässe Reformen des Hochschulwesens der Anfang dazu 

1 



2 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

gemacht wurde, um der eingetretenen Abstumpfung der Geister zu 
steuern. Mau könnte noch auf viele andere, theils ebenso dienliche 
und segensreiche, theils aber verunglückte, verkehrte und unheilvolle 
£i*scheinungen hinweisen, in welchen sich die obberührte Reaction 
gegen überlieferte Zustände kundgab. 

Auch die Gründung einer gelehrten Gesellschaft in Prag zählte 
zu jenen Ereignissen, welche dem damaligen Zeitgeiste entsprachen 
und eine bessere Zukunft zu begründen mithalfen. Ihre Gründung 
und erste Entwickelung fällt noch in das letzte Regierungs-Decennium 
der Kaiserin Maria Theresia. In ihren Anfangen führte die Gesell- 
schaft wohl nur ein unscheinbares und bescheidenes Dasein; die 
schriftlichen Aufzeichnungen, welche auf uns gekommen sind, lassen 
unsere Wissbegierde in vielfacher Hinsicht unbefriedigt, so zwar, dass 
die Art und Weise, in welcher der Verkehr unter den Mitgliedern 
vor dem Jahre 1784 stattfand, ja selbst der genaue Zeitpunkt der 
Entstehung der Gesellschaft uns unbekannt bleiben. Einem Berichte 
zu Folge wurde die Gründung zuerst in den geselligen Zusammen- 
künften angeregt, welche um das Jahr 1770 im Hause des Grafen 
Franz Anton Nostitz auf der Kleinseite stattfanden. Es kamen da 
fein gebildete Gönner und Pfleger der Wissenschaften und Künste 
zusammen, nicht nur aus dem Adel, sondern auch Fachgelehrte aus 
dem Bürgerstande;*) der Hausherr selbst hat im J. 1781 durch Er- 
bauung des ersten würdigen Schauspielhauses in Prag, des gegen- 
wärtigen deutschen Landestheaters, seinem aufopfernden Kunstsinne 
ein bleibendes Denkmal gesetzt. 

Fast alle Berichte, welche seit dem J. 1785 über die Anfänge 
unserer Gesellschaft veröffentlicht wurden, nennen den gelehrten Ignaz 
Edlen von Born als den Begründer der Prager Privatgesellschaft der 
Wissenschaften ; **) die älteste Nachricht jedoch, welche wir darüber 
haben, rührt aus dem J. 1777, und diese, von dem Bibliothekar eines 

*) Brandl, i^ivot Josefa Dobrovskeho, v Brno 18f*3, p. 10. 
'**) Geschichte der Gesellschaft in den Abhandlungen für 1785 S. III. In der- 
selben Weise drücken sich aus: Kaiina in den Vorträgen, welche gehalten 
wurden in der ölfentlichen Sitzung am 14. Sept. 1836, S. 3; — Vocel in 
den Abhandlungen vom J. 1868, S. 1; — Palacky in Dobrowsky's Leben 
S. 1 7, dann nochmals in seinem Vortrag über die Grafen Kaspar und Frani 
Sternberg, gedruckt bei der Autobiographie des Gfn. Kaspar im J. 1868 
S. 200; Gf. Kaspar Sternberg selbst ibid. 28 äusserte sich darüber viel un- 
bestimmter, wobei er jedoch augenscheinlich erst die Zeit nach dem J. 177B 
im Sinne hatte, als Born schon in Wien domicilirte ; — F. Prochäzka, De 
lib. artium fatis commentarius, l^agae 1782, S. 409. 



Gründung der Gesellschaft. 3 

rager Augutitinerklostei-s P. Candidus a S. Tlieresia stammend, schreibt 
IS Verdienst, die Gelehrte Privatgesellschaft gegründet zu haben, 
9ben Born dem Grafen Franz Joseph Kinsky zu.*) Wir haben 
3inen Grund, an der Glaubwürdigkeit dieser Aussage des gleich- 
jitigen Prager Schriftstellers zu zweifeln, und ich glaube die Pflicht 
nes gewissenhaften Geschichtsschreibers zu erfüllen, wenn ich hier 
it dazu beitrage, dass jenes Verdienst des patriotischen Cavaliers 
3r Vergessenheit entrissen und demselben eine dankbare Erinnerung 
i\ der Nachwelt zu Theil werde. Dabei ist jedoch zu betonen, dass 
om nicht nur Mitbegründer, sondern zugleich der eigentliche, und 
elleicht der einzige Leiter der Privatgesellschaft war, deren Werke 
linen Namen an ihrer Spitze tragen. 

Als den Zeitpunkt, in welchem die gelehrte Privatgesellschaft 
^gründet wurde, können wir am füglichsten das Jahr 1770 an- 
jhmen.**) Eine grössere Genauigkeit in der Zeitangabe ist nun 



*) P. Candidas gab im J. 1777 Balbin's Bohemia docta zum ersten Male im 
Druck heraus; in der Vorrede rühmt er die Verdienste, welche sich jüngsthin 
Voigt und Pelze! um die Aufiiahme der vaterländischen Literar-Geschichte 
erworben haben; dann fährt er fort: Verum palmam prae reliquis Omnibus 
merentur geinini eruditionis patriae Atlantes, nimirum vir litteris et armis 
inclytus, Illustrissimus D. D. FrancUcus S. B. L Chmes Kinski/, et Perillu- 
stris ac Clarissimus Ignatius S, JR. L Eques de Born, qui labantem rem litte- 
rariam Bohemam, instituta in urbe Pragena privata societate litteraria, suc- 
collarunt, ipsisque eruditis Bohemis ad res patrias elucubrandas authores 
fuerunt et incentores. — Diese Angabe hat neulich schon Brandl, iivot 
Dobrovskeho, p. 10, verwerthet. — Das Archiv der Gesellschaft lässt uns 
da vollständig im Stich, denn es besitzt und besass schon im J. 1790 kein 
einziges Schriftstück, welches die Privatgesellschaft 1770—1784 zum Gegen- 
stande hätte oder von derselben herrühren würde. 
**) Die Geschichte der Gesellschaft vom J. 1785 in den Abb. für dasselbe Jahr 
S. III. drückt sich darüber in folgender Weise aus: „Die Epoche dieses 
Instituts . . . fällt in das Jahr 1769. Das folgende Jahr darauf erschienen 
die ersten Früchte dieser Gesellschaft im Druck.*" Die Jahreszahl 1769 
wurde in den meisten späteren Darstellungen wiederholt, und doch steht 
sie im Widerspruche mit der andern gleich nachfolgenden Angabe, dass 
die Gelehrten Nachrichten Ein Jahr später zu erscheinen angefangen haben, 
denn dieses letztere trat im Herbst des J. 1771 und nicht 1770 ein. Wenn 
diese Publication die erste Frucht der Gesellschaft war, so ist es übrigens 
ziemlich gleichgiltig, ob die Gesellschaft Ein oder aber zwei Jahre früher, 
d. h. 1770 oder 1769, zusammengetreten ist. — In dem Majestäts-Gesuche 
ddo. Prag 10. Sept. 1784, in welchem die Mitglieder der Privatgesellschaft 
sich um die Bestätigung ihrer Statuten bewarben, heisst es, „sie wünschen 
ihre bereits vor 12 Jahren angefangenen Arbeiten fortzusetzen;" da wird also 
der Anfang in das Jahr 1772 gesetzt. Dasselbe geschieht in der Einleitung 

1* 



4 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

weder erzielbar, noch auch nöthig; denn die Zusammengehörigkeit 
der verbundenen Gelehrten äusserte sich, wenn man von ihren Publi- 
cationen absieht, höchst wahrscheinlich nur in losen und formlosen 
Zusammenkünften, an deren Stelle nicht selten die blose schriftliche 
Correspondenz treten musste, weil Born, der Leiter der Gesellschaft, 
wegen seiner Kränklichkeit die nachfolgenden vier Jahre grossen 
Theils auf seinem Landgute weit von Prag zubringen musste,*) und 
seit dem Jahre 1776 nicht mehr in Böhmen sich aufhielt, sondern 
in Wien wohnte. 

Überhaupt ist uns von der Thätigkeit der Privatgesellschaft aus 
den Jahren 1770 — 1784 nichts anderes bekannt, als eben ihre litera- 
rischen Resultate; diese bestehen in den Gelehrten Nachrichten, einer 
Zeitschrift, welche die Gesellschaft in den Jahren 1771 und 1772 
herausgab, und in den wissenschaftlichen Abhandlungen, von denen 
in den Jahren 1775 — 1784 sechs Bände erschienen sind. Auch die 
Namen der Mitglieder, welche die Privatgesellschaft bildeten, sind 
uns nur aus den Abhandlungen bekannt, wo bei jedem einzelnen Bei- 
trage der Name des Verfassers angegeben ist. Gleich im J. 1775, als 
der erste Band der Abhandlungen veröffentlicht wurde, erscheinen 
darin die Namen Ignaz von Born, Johann Tessanek, Joseph Stepling, 
Franz Graf Kinski, Anton Strnad, Gelasius Dobner, Adauct Voigt, 
Franz Martin Pelzel ; in den späteren Bänden der Abhandlungen haben 
sich noch zugesellt die Prager Gelehrten 

Leopold Scherschnik, Bibliothekar, 
J. T. Klinkosch, MDr. und Professor, 
Johann Zauschner, MDr. und Professor, 
Johann Mayer, MDr., 

Franz Graf Schaffgotsch, Herr auf Alten-Buch, 
Joseph Mayer, MDr. und Professor, 
Tobias Gruber, Wasserbau-Director, 
Johann Bohatsch, MDr. und Professor, 
Josepli Dobrowsky, 



zu den ersten gedruckten Statuten von 1784, und auf beiden Stellen werden 
blos die Abhandlungen als Arbeiten der Gesellschaft angesehen, von den 
Gelehrten Nachrichten wird geschwiegen. Mathias Kaiina in der Vorrede zu 
einem Statutenrevisions-Entwurfe vom J. 1832 hat das J. 1774 als dasjenige 
der Entstehung der Gesellschaft angegeben, wahrscheinlich deswegen, weil 
im folgenden Jahre 1775 der erste Band ihrer Abhandlungen erschienen ist. 
') Siehe Bom's Biographie in Wurabach's Lexicon; de Lucca, Das gelehrte 
Österreich, Wien 1776, I. 42. 



Mitglieder und Mitarbeiter. 5 

J. F. Graf Bubna, 

Harl Raphael Ungar, und 

Franz Steinsky. 

Einzelne von diesen Männern, jedoch wohl nicht alle, haben 
Jion ursprünglich seit dem J. 1770 die Gelehrte Gesellschaft ge- 
ildet und sich an der Herausgabe der Gelehrten Nachrichten be- 
teiligt; leider sind in der letzterwähnten Publication die Namen der 
[itarbeiter nicht angegeben. Für die Abhandlungen der Prager Privat- 
3sellschaft haben auch auswärtige Gelehrte ihre Beiträge geliefert; 
5 waren: 

David Becher, praktischer Arzt in Carlsbad, 

MDr. Johann König, Stiftsarzt zu Braunau, 

Joseph Anton Erlacher, Schicht- und Rentmeister in Jinec, 

Franz Dembscher, kön. Markscheider zu Schemnitz in Ungarn, 

Lorenz Siegel, k. k. Markscheider und Probierer zu Schladming 
i Steiermark, 

Lommer, kurfürstl. sächsischer Bergmeister zu Johann-Georgen- 
adt, 

Hacquet, Professor der Chirurgie in Laibach, 

P. S. Pallas, russischer Akademiker, 

Alexander Volta, der bekannte Elektriker, 

Traugott Delius, Hofrath in Ungarn, 

Stitz, Canonicus in Wien, 

Ph. Dr. Sebastian Helbling in Wien, 

Torbern Bergmann, Professor der Chemie in üpsala, 

Joseph Le Noble von Edlersberg, k. k. Salzamts-Rath zu Hall 
i Tirol, 

Franz Müller, Bergwerks-Beamter zu Schwatz in Tirol, und 

Karl von Sandberg in Brunn. 

Alle diese Namen haben für die Prager Gesellschaft der Wissen- 
rhaften wohl nicht die gleiche Bedeutung. Diejenigen, welche als die 
igentlichen Träger dieser Gesellschaft zu betrachten sind, bilden nur 
ie Minderzahl in der gesammUm Reihe. Da wir uns mit diesen Mit- 
liedern, welchen die Gesellschaft ihre meisten Erfolge verdankte, 
n Folgenden öfters beschäftigen werden, so mag es erlaubt sein, 
ie hauptsächlichsten biographischen Data über dieselben schon an 
ieser Stelle einzuschalten. 

Iffnaz Ritter von Boni zählte seiner Zeit zu den berühmtesten 
elehrten. Am 2(5. December 1742 zu Carlsburg in Siebenbürgen 
3boren, studirte er in Hermannstadt, dann bei den Jesuiten in Wien, 



g Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

und frequentirte zuletzt die juristische Facultät in Prag; hier erhielt 
er später 1770 seine erste Anstellung als Assessor des obersten 
Münz- und Bergmeisteramtes. Auch erwarb er in Böhmen das AUo- 
dial-Gut Alt-Sedlischt bei Tachau, wodurch er sich in Böhmen förmlich 
naturalisirte. Auf dem genannten Landgute, wo er sich bis zum 
J. 1776 aufhielt, errichtete er sich ein Münzkabinet, eine Bibliothek, 
ein Theater und einen botanischen Garten. Sein eigentliches Fach 
war die Naturgeschichte ; es war jedoch noch mehr seine universelle 
Bildung, feine einnehmende Manieren und ein bestechender Humor, 
wodurch der geniale Mann seine Umgebung gleichsam bezauberte 
und sich zu einer tonangebenden Stellung in Böhmen und in Öster- 
reich emporschwang. In der geistigen Bewegung seiner Zeit gehörte 
er zu den Koryphäen jener Partei, welche unter dem Banner der 
Aufklärung enthusiastisch einher schritt; überall wirkte er in dieser 
Richtung anregend. Auf seinen weiten Reisen hat er mit vielen 
namhaften Gelehrten Bekanntschaften angeknüpft; der Ruf, welchen 
er sich durch seine naturgeschichtlichen Werke erwarb, ist auch 
daraus ersichtlich, dass er in kurzer Zeit zum Mitgliede mehrerer 
gelehrten Gesellschaften erwählt wurde; schon im Jahre 1775 schrieb 
er sich Mitglied der kais. Akademie der Naturforscher, der Akade- 
mien der Wissenschaften zu London, Stockholm, Siena, München, der 
Ackerbaugesellschaft zu Padua und der Gesellschaft naturforschender 
Freunde in Berlin. Im J. 1776 verliess er Prag, von der Kaiserin 
Maria Theresia nach Wien zur Ordnung des k. k. Naturalienkabinets 
berufen; im J. 1779 wurde er zum wirklichen Hofrath der Hofkammer 
im Münz- und Bergwesen ernannt. Er starb in Wien am 24. Juli 1791.*) 

Franz Joseph Graf Kimhj, d©r Mitbegründer dieser Gesellschaft 
und eine echte Zierde des böhmischen Adels und des östeiTeichischen 
Militärstandes, wurde in Prag am 6. December 1739 geboren; er war 
der jüngste Sohn des Besitzers der Herrschaft Chlumec an der Cidlina. 
Er studirte an der Ritterakademie in Wien, später an der juridischen 
Facultät in Prag. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges 1759 trat er 
in die Armee; in Friedenszeiten widmete er sich vornehmlich und 
mit grossem Erfolge dem Militär-Erziehungswesen, und wurde dafür 
im J. 1772 zum General-Feldwachtmeister, dann 1779 zum Local- 
director des Militär-Cadetenhauses in Wiener Neustadt befördert, 
dessen innere Einrichtung er gänzlich reformiite; im Jahre 1785 



*) Eine biographische Skizze über Born hat Dobrowsky in den Abhandlungen 
unserer Gesellschaft 1795 veröffentlicht. Yergl. Schaller, Pilsner Kreis 155 



Gründer und Mitglieder. 7 

wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant und zum Oberdirector des- 
selben Militär-Cadetenliauses ernannt, dem er im Ganzen 26 Jahre 
rühmlich vorstand. Auch gab er mehrere Schriften heraus, welche 
theils auf Natur- und Militär-Wissenschaften, theils auf Paedagogik 
Bezug haben. Als Mitbegründer des ersten öffentlichen Naturalien- 
Cabinets in Prag und als aufopferndes Mitglied der Gelehrten Ge- 
sellschaft hat er sich um die Erweckung der naturwissenschaftlichen 
Studien in seinem Vaterlande wesentliche Verdienste erworben. Er 
starb in Wien am 9. Juli 1805.*) 

Joseph Stepling war eine der letzten wissenschaftlichen Celebri- 
täten des Jesuitenordens. Er wurde geboren am 29. Juni 1716 in 
Regensburg, wo damals sein Vater als Legations-Secretär domicilirte ; 
seine Mutter, die ihren Mann bald nach der Geburt des Sohnes verlor, 
kehrte mit dem letzteren, da sie eine Böhmin war, nach Prag zurück. 
Joseph Stepling studirte in Prag, bis er im Jahre 1733 in die Ge- 
sellschaft Jesu aufgenommen wurde. Als er die Priesterweihe erhalten 
hatte, wirkte er als Professor der Mathematik und Physik in seinem 
Orden. Bei seinen Oberen bewirkte er, dass im J. 1751 die Steni- 
warte im Prager Gollegium Clementinum erbaut und eingerichtet 
wurde. Nachdem eine neue Studienordnung für die Prager philoso- 
phische Facultät von Staatswegen decretirt worden war, wurde Stepling 
1 752 zum Director dieser Facultät ernannt, um die angeordnete Reform 
des mathematischen und physikalischen Studiums ins Leben zu rufen ; 
zu dieser schwierigen Aufgabe war er vollkommen geeignet; schon 
früher ein abgesagter Feind der Aristotelischen Philosophie, wie sie 
in den Jesuitenschulen bis dahin unabänderlich tradirt wurde, ge- 
hörte er zu den eifrigsten Propagatoren der Newtonschen und an- 
deren neueren Entdeckungen, welche im Westen Europa's den matlie- 
matischen und physikalischen Wissenschaften ganz neue Grundlagen 
verschafft hatten. Auch als der Jesuitenorden im J. 1773 aufgehoben 
wurde, behielt Stepling seine erwähnte Stellung an der philosophischen 
Facultät, und dirigirte das mathematisch-physikalische Studium mit 
vieler Auszeichnung bis zu seinem Tode, welcher ihn am 11. Juli 1778 
ereilte.**) 

Johann Tessanek (d. i. Tesänek) war Stepling's Schüler, und so 
ziemlich in allem sein Ebenbild. Am 9. December 1728 in Brandeis 



*) Biographische Notizen über Gf. Franz Kinsky finden sich in den Abhand- 
lungen 1811 S. 27—29, 1814 S. 13—21. 

*'*') Sein Portrait findet man in den Abhandlungen 177C; eine kurze Biographie 
von Rybiöka im Slovnlk Naucny. 



8 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

a E. geboren, studirte er in Prag, und trat im J. 1745 in den Jesuiten- 
orden ein. Zum Priester geweiht, wurde er auf Stepling's Verwendung 
zum Professor der Physik an der Universität Prag ernannt; später 
nach Aufliebuug des Jesuitenordens wurde er Professor der hohem 
Mathematik, und nach Stepling's Tode 1778 sein Nachfolger im Di- 
rectorat des mathematischen und physikalischen Studiums an der 
Prager Universität. Er starb in Prag am 22. Juni 1788.*) 

Anton Stmad, geboren zu Nächod am 10. August 1749, war in 
den J. 1763 — 1773 auch ein Mitglied des Jesuitenordens, und lernte 
die mathematischen Wissenschaften bei Tessanek. Später kam er 
unter Stepling als Adjunct zur Prager Sternwarte, wurde im J. 1781 
zum Vorsteher derselben und zum Professor der Astronomie ernannt 
Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 entsagte er dem geistiichen 
Stande vollständig und verehelichte sich im J. 1784, behielt jedoch 
immer eine besondere Verehrung für die aufgelöste Gesellschaft Jesu, 
welcher er seine wissenschaftliche Bildung zu verdanken hatte. Er 
starb am 23. September 1799.**) 

In der Naturwissenschaftlichen Abtheilung ist noch Joliann Mayer 
wegen seiner eifrigen Thätigkeit in der Gesellschaft besonders hervor- 
zuheben. Geboren in Prag am 6. Februar 1754, studirte er daselbst, 
und wurde im J. 1774 zum Doctor der Medicin promovirt. Ein guter 
ärztlicher Rathschlag, welchen or dem letzten König von Polen er- 
theilte, trug ihm die Ernennung zu einem polnischen Hofrath ein. 
Er starb am 5. Juni 1807.***) 

Joseph Mayer y in den Jahren 1785 — 1787 erster Professor der 
Naturgeschichte an der Prager Universität, war Johannas älterer Bruder 
(geb. 1752 in Prag, f 1814 in Wien). 

In der historischen Abtheilung war Geladm Dohner das älteste 
Mitglied. Er w^ar ein Prager von Geburt, geboren am 30. Mai 1719; 
als Mitglied des Piaristenordens führte er den Namen Felix Job a 
St. Catharina. Als der Piaristenorden im J. 1752 nach Prag einge 
führt wurde, kehrte Dobner in seine Vaterstadt zurück, und stand 
seinen Ordensbrüdern zuerst als Präfect, später in den J. 1762 bis 
1778 als erster Ilector des Neustädter Collegiums vor. Durch seine 
kritischen Commentare zu Häjek's Chronik, von welchen in den J. 
1764 — 1786 sechs Quartbände erschienen waren, hat er sich den 

*) Kino Biographie Tcssanek's tiiidct sich in don Abhandhingen für 178S 
S. 22—32. 
**) Biographische Skizze in den x\hh. 1804 8. 42— 4i>. 
***) Joh. Mayers Biographie von Dobrovsky in Abh. 1811 S. 33—43. 



Vorzügliche Mitglieder. 9 

S^amen eines Vaters der kritischen Geschichte Böhmens ei-^'orben; 
lie grösste Wohlthat, die er der böhmischen Geschichte erwiesen 
lat, besteht darin, dass er der bis dahin anerkannten Autorität Häjek's 
Mn verdientes Ende bereitete, oder nach einem bündigen Ausdrucke 
i^austin Prochäzka's, mentiendi finem fecit. Auch durch andere Publi- 
'^tionen, die zumeist ausserhalb der Schriften der Gesellschaft er- 
ichienon sind, namentlich durch seine Monumenta, eine Quellenaus- 
fabe in sechs Bänden, hat er sich um die vaterländische Geschichts- 
ichreibung als Bahnbrecher unvergessliche Verdienste erworben. Er 
tarb nach mehrjähriger Krankheit am 24. Mai 1790.*) 

Nikolaus Voigt, mit dem Klosternamen Adauctus a S. Germnno, 
vurde geboren am 14. Januar 1733 in Ober-Leitensdorf. Das Unter- 
jymnasium studirte er in Schlau, wo er die böhmische Sprache er- 
ernte. Im J. 1747 trat er in den Piaristenorden ein; nach Empfang 
ler Priesterweihe 1758 wurde er von seinem Orden in verschiedenen 
)rten als Prediger und Professor verwendet, bis man ihn im J. 1771 
US Prager PiaristencoUegium ale Vicerector berief. Sein Verkehr mit 
)obner und anderen Gelehrten lenkte ihn hier zum Studium der 
aterländischen Geschichte, namentlich aber zu Forschungen für die 
dünzkunde und Literargeschichte Böhmens. Mit Recht wird er als 
ler Vater der böhmischen Numismatik gefeiert. Im J. 1777 verliess 
r Prag, indem er als Professor der allgemeinen Geschichte an die 
Viener Universität berufen wurde; wegen seiner Krankheit schied er 
on diesem Amte schon im J. 1783, und begab sich zu seinen Ordens- 
»rüdern nach Nikolsburg in Mähren, wo ihn am 18. Oktober 1787 
ler Tod ereilte.**) 

Frar^z Martin Pelzel, geboren 1734 in Reichenau am Kneznafluss, 
tudirte in Königgrätz und Prag. Im J. 1769 erhielt er die mit be- 
eutenden Vortheilen verbundene Stelle eines Hofmeisters bei den 
ungen Grafen Nostitz, und konnte sich dann gänzlich den Studien 
er böhmischen Geschichte und Sprache widmen, worin er ganz Nam- 
aftes geleistet hat. Im J. 1793 wurde ihm der damals neu errichtc^te 
Lehrstuhl der böhmischen Sprache und Literatur an der Prager Uni- 
ersität verliehen. Er starb in Prag am 24. Februar 1801.***) 



*) Dobnor's IJiographie von Dohrovsky in den Abh. 1700 S. XVII — XXVI; 
dessen Bildnias brachten die Abh. 1779. 
**) P]ine Biographie Voigt's, verfasst von Pelzel, findet man in den Abhand- 
lungen für 1787 S. 15—20. 
♦**) PelzePa Biographie erschien in den Abhandlungen im Jahre 1804 S. 50—64 ; 
sein Portrait findet man in den Abhandlungen 1782. 



10 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

Karl Baphad Ungar erblickte das Licht der Welt in Saaz 1743. 
Sein Tau&ame war Karl; den Klostemamen Raphael erhielt er, als 
er im J. 1759 in die Prämonstratenser-Canonie Strahov aufgenommen 
wurde. Nachdem er 1770 die Priesterweihe erhalten hatte, wurde ihm 
das Predigeramt und gleichzeitig die Bibliothekarstelle im Kloster 
Strahov anvertraut. Auch wirkte er als Professor der Philosophie 
und hernach der Theologie im erzbischöflichen CoUegium zu St. 
Adalbert, bis er im J. 1780 zum Bibliothekar an der königl. Prager 
Universitats-Bibliothek ernannt wurde; Balbin's Bohemia docta, die 
er mit Anmerkungen herausgab, bahnte ihm den Weg zu diesem, zur 
Zeit der Klosteraufhebungen ungemein wichtigen Staatsamte. In dieser 
Stellung verblieb er bis zu seinem Tode, und erwarb sich als der 
erste eigentliche Organisator der Universitäts-Bibliothek bedeutende 
Verdienste. Erst in Prag machte er* sich mit der böhmischen Sprache 
bekannt und galt zuletzt für einen der besten Gönner und Kenner 
der Literatur derselben. Er starb am 14. Juli 1807.*) 

Joseph DohrovBky, der grosse Slavist, war als Sohn eines böh- 
mischen Soldaten 1753 in Gyermet bei Raab in Ungarn geboren, als 
Kind in Bischof-Teinitz in Böhmen deutsch erzogen ; böhmisch lernte 
er erst in Deutsch-Brod, wohin er in die ersten Gymnasial-Classen 
geschickt wurde. Die Humaniora studirte er in fflattau, die The- 
ologie in Prag, wobei er sich schon mit Vorliebe der Philologie wid- 
mete. Später nahm er die Stelle eines Lehrers der Philosophie und 
Mathematik im Hause des Grafen Franz Nostitz, wo Pelzel die Ober- 
aufeicht bei der Erziehung der jungen Grafen führte. Hier lenkte 
Pelzel den Studireifer des jüngeren Dobrovsk^ der böhmischen Sprache 
zu, welche der letztere zwar für seine Nationalsprache ansah, ohne 
ihr jedoch bis dahin eine besondere Aufmerksamkeit angedeihen zu 
lassen. Vom Studium des Böhmischen gelangte er bald zum Studium 
der übrigen slavischen Dialecte. Durch sein philologisches Hauptwerk, 
Institutiones linguae Slavicae dialecti veteris (Wien 1822), wurde er 
zum Begründer der slavischen Sprachwissenschaft. Im Geschichts- 
studium, welchem er sich eben so eifrig hingab, war sein Wirken 
kiitisch sichtend, weniger schaffend. Erst 1786 empfing er die Priester- 
weihe, um eine geistliche Anstellung zu erlangen. Er leitete dann in 
den Jahren 1787 — 1790, erst als Vicerector und hernach als Rector, 



*) Ungar's Biographie in Abh. 1811 S. 43— 47, Bildniss Abh. 1 784. — J. Triihläf 
in seiner Geschichte der Clemcntinischen Bibliothek, gedruckt in der Monat- 
schrift Osvöta 1882, würdigt die Verdienste Ungars S. 696—700. Vergl. 
Brandl, 2ivot Dobrovsk^ho, S. 123. 



Yerh&ltniss zur Freimaurerei. H 

las mährische General-Priesterseminar zu Hradisch bei Olmütz; das 
¥ar das einzige öffentliche Amt, welches er je bekleidet hat. Sonst lebte 
)r, wegen seiner Gelehrsamkeit und feinen Umganges überall gerne 
gesehen, meist als Hausfreund in den Häusern der Grafen Nostitz und 
^emin theilweise in Prag, theilweise in verschiedenen böhmischen 
Landsitzen dieser adeligen Familien. Er starb hochbejahrt am 6. Jänner 
L829 in Brunn.*) 

Das waren die hervorragendsten Männer, welche die Prager 
Privatgesellschaft der Wissenschaften bildeten. Bevor wir zur Be- 
(prechung der Früchte ihrer gesellschaftlichen Thätigkeit übergehen, 
nüssen wir uns noch bei einem Gegenstande aufhalten, der zwar von 
mserer eigentlichen Aufgabe etwas abseits zu liegen scheint, dessen 
^enntniss jedoch ftir das ^^Yerständniss der Geschichte dieser Gesell- 
ichaft im 18. Jahrhundert von Wichtigkeit ist. Ich meine das Ver- 
iältniss unserer Gesellschaft zur damaligen Freimaurerei, oder ge- 
taner ausgedrückt, den Umstand, cUiss einige der bedeutendsten Mit" 
dieder der gelehrten OeseUschafl ^zugleich Freimaurer waren. 

In Prag gleich wie sonst in den kaiserlichen Erbländem bes- 
tanden Freimaurer-Logen schon unter Maria Theresia, obwohl diese 
tfonarchin die Freimaurerei in ihren Staaten wiederholt verboten 
latte (schon 1743, dann am 18. August 1764). Die erste Loge, welche 
n Prag errichtet wurde, soll im J. 1749 durch die Grossloge von 
>chottland vermittelt worden sein.**) 

Später kamen nach und nach in Prag mehrere Logen auf, und 
Mengen theilweise bald wieder ein ; doch ist nicht einmal deren Anzahl 
md Nacheinanderfolge genau bekannt. Aus maurerischen Archivs- und 
iibliotheks-Überresten, welche im böhmischen Museum aufbewahrt 
v^erden, ist jedoch ersichtlich, dass um das Jahr 1780 herum in dem 
^ager Maurerleben eine ungemeine Rührigkeit und Mannigfaltigkeit 
leiTSchte, und dass sich an demselben namhafte Vertreter der ge- 

*) J. Dobrovsky's Leben und gelehrtes Wirken, beschrieben von Palacky, mit 
einem BUdnisse D's, erschien in den Abh. 1833. — Eine umfassende Bio- 
graphie DobroYsky's hat erst unlängst der mährische Landesarchivar Yiiicenz 
Brandl verfasst: Zivot Josefa Dobrovsköho, Brunn 1883, 8» SS. 296 und VI. 

♦*) L. Liewis, Geschichte der Freimaurerei in Österreich. Wien 1861, S. 17, 18. — 
I. G. Findel, Geschichte der Freimaurerei. Dritte Aullage, Leipzig 1870 
S. 477. — H. Donebauer in Prag besitzt jedoch unter andern Denkmälern 
der Prager Freimaurerei ein Siegel mit der Jahreszahl 1747, welches einer 
böhmischen Provincialloge angehört zu haben scheint ; die Umschrift lautet : 
0. S. DES HOCHW. PROVINZ ADMIN. KAPITEL IN BÖHMEN 1747. 



12 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

bildeten Stande, sowohl aus dem Adel als auch aus der bürgerlichen 
Gesellschaft, betheiligten. 

Es gab hier sogenannte St. Johannis-Logen, welche in ihrer Orga- 
nisation blos drei Grade kannten, nämlich die Grade des Lehrlings, 
des Gesellen und des Meisters. 

Im J. 1779 finden wir in einer Urkunde drei Prager Logen ge- 
nannt, nämlich die Loge Kasimir zu den drei geki-önten Sternen, die 
Loge zu den drei gekrönten Säulen, und die Loge Sinc^rit^ ; die letz- 
tere wird die liebste Tochter der beiden ersteren genannt. Es scheint, 
dass alle diese drei befreundeten Logen schottische Logen waren, 
nämlich solche, welche sich nicht mit den gewöhnlichen drei Gmden 
des Lehrlings, des Gesellen und des Meisters begnügten, sondern 
noch einen oder mehrere höhere Grade an üire Mitglieder ertheilten ; 
einer dieser höheren Grade war derjenige der schottischen Meister.*) 

Es gab jedoch in Prag auch noch andere Lehrarten, wie man 
die verschiedenen Secten oder Soi-ten von Freimaurern nennt. Die- 
jenige Varietät, welche in ihrer Art jedenfalls die vollkommenste war 
und alle anderen Freimaurer- Vereine weit überragte, trug den Namen 
des echten und uralten, preiswürdigsten Ordens des goldenen Rosen- 
kreuzes; nach der letzten Decennal-Refonnation, welche im J. 1777 
stattfand, hatte dieser Orden nicht weniger als neun Grade, von 
denen ein jeder seinem Träger neue Priviligien und besondere Ge- 
heimkräfte beibrachte. Nach den erhaltenen Sitzungsprotokollen zählte 
dieser Verein in Prag in den Jahren 1781 — 1783 blos sieben Mit- 
glieder; unter diesen befand sich Johann Carl Freiherr Chanovsky 
von Langendorf auf Nemcic, u. zw. als philosophischer Bruder vom 
vierten Grade unter dem Namen Bonus. Die Mitglieder des neunten 
und obersten Grades blossen Magi, und waren ihrer Tugend und 
Macht nach einem Moses, K. Salomo, Hermes und anderen Heroen des 
Alterthums vollkommen gleich gestellt; freilich waren auch die Taxen 
ganz bedeutend, welche der Orden für diese Machtbefugnisse von den 
Promovenden in Anspruch nahm. In den katechetischen Fragen, 
welche jedes Mitglied bei seiner Aufnahme beantworten musste, wurden 
dem Orden nicht nur natürliche, sondern auch übernatürliche Wissen- 
schaften zugeschrieben, und speciell musste der Aufzunehmende sich 
zu dem Glaubipn bekennen, dass der Orden unedle Metalle in Gold 
und Silber zu verwandeln im Stande sei. 



*) Bei diesen drei Logen werden genannt: Job. M. Kotz Frh. v. Dobrscb, 
Salm, beide Meister vom Stubl, dann P. Swcjerts Secretär, und Runierskircb. 
schottischer Meister. 



Die Freimaurerei in Prag. 13 

In allen ihren Abarten stellt sich die Freimaurerei dar als eine 
derbare Verquickung der Aufklärung mit einer lichtscheuen Ge- 
mnisskränierei, des Rationalismus mit der Mystik, der Negation 
»r kirchlichen und theilweise auch der gesellschaftlichen Formen 
. der bizarrsten Ceremoniensucht, des Unglaubens mit dem Aber- 
uben, des religiösen Indiflferentismus mit dem Hasse gegen die 
holische Kirche, einer brüderlichen Offenheit und Geradheit mit 
aufrichtigkeit und Verstellung ; nur die Mischungsverhältnisse waren 
schieden, in welchen diese Ingredienzen bei den verschiedenen Lehr- 
en, Logen, Graden und Individuen zur Anwendung kamen. Allen 
nmaurern war auch der Gharakterzug gemeinschaftlich, dass sie 
den vorzüglichsten äusseren Zweck ihrer Thätigkeit die werk- 
tige Menschenliebe bezeichneten. In dieser Hinsicht wurde schon 
J. 1773 in Prag ein Waiseninstitut, genannt zu St. Johann dem 
afer, von Freimaurern gegründet, welches hier noch heut zu Tage 
Jteht. Die erste Anregung zur Gründung desselben gab Graf Kaspar 
rmann von Künigl, k. k. Kämmerer und Appellati onsrath in Prag, 
Icher in den ersten Jahren auch die Oberaufsicht in dem Institute 
irte. Im J. 1784 heisst es von ihm, er sei das Oberhaupt der 
lottischen Loge zu den 9 Sternen, und es wird ihm zugleich aus- 
icklich nachgerühmt, er sei der Hersteller der Maurerei in Böhmen.*) 
r Gründung und Ausstattung des Waisenhauses haben auch Mit- 
eder anderer Prager Logen beigetragen ; von den 29 mir bekannten 
tgliedern der Prager Johannis-Loge Union finden sich die meisten 
men auch unter den Wohlthätern des Waisenhauses ; **) die Johannis- 
ge Wahrheit und Einigkeit bestimmte von dem jährlichen Beitrag 
er Mitglieder (11 fl.) einen Theilbetrag (4 fl.) für das Waisen- 
titut. 



♦; System der Freimaurer-Loge Wahrheit und Einigkeit in P(rag), Philadel- 
phia 1594 (wahrscheinlich = Prag 1794), S. 818. — Vergleiche FYeimauror- 
Begebenheiten in Prag vom J. 1786, sine loco 1787, wo es S. 38 von Künigl 
heisst, ihm habe „der Orden in Prag sowohl seine Existenz, als auch grossen 
Theils den Ruhm seiner Wohlthätigkeit zu verdanken." 

'♦) Solche Namen sind z. B. Freiherr Wenzel Hildprandt, Frh. Puteaui, Frh. 
Sekendorf, Tegethoff, Graf Karl Clam, W. Gerle u. a. Die Mitgliederliste 
der Loge Union fand ich im Museums -iVrchiv. Die Wohlthilter des Waisen- 
hauses sind zu lesen in Cornova's Geschichte des Waiseninstitutes zum II. 
Johann d. T. in Prag 1785. Wohl finden sich unter diesen Wohlthätern 
auch Nichtmaurer; namentlich hat 1780 die Kaiserin Maria Theresia selbst 
einen namhaften Betrag zum Ankaufe eines Hauses in der Bredauer Gasse 
zur Locirung des Instituts gespendet. Jenes gehörte bis dahin den Barm- 
herzigen Brttdem und wurde von ihren Reconvalescenteu bewohnt. 



14 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

Was nun die Mitglieder der Prager Privatgesellschaft der Wissen- 
schaften betrifft, so war ihr Begründer und Leiter, Ignaz von Bom^ 
zugleich eines der vorzüglichsten Oberhäupter der Freimaurerei in 
den Habsburgischen Erbländern. Zwar sind wir von seiner Betheili- 
gung an der Maurerbewegung in Prag selbst nicht unterrichtet, und 
nach demjenigen, was eben vom Grafen Künigl angeführt wurde, kann 
man behaupten, dass Born demselben als dem Stifter der Freimaurerei 
in Prag den Rang nicht streitig machen kann; es finden sich aber 
Anzeichen dafür, dass Born noch im J. 1783 von Wien aus einen 
Contact mit den Prager Freimaurern unterhielt und gewisse Kreise 
unter diesen zu ihm wie zu ihrem Bathgeber emporblickten. Auch 
verdient bemerkt zu werden, dass Born seinen übersprudelnden Witz 
mit Vorliebe an den Institutionen der katholischen Kirche übte, wie 
namentlich seine Monachologie, eine gegen das Mönchthum gerichtete 
Satyre, beweist, welche in kirchlich gesinnten Kreisen ein ungeheueres 
Ärgemiss verursachte. Vor der kaiserlichen Verordnung vom 11. De- 
cember 1785, durch welche die Freimaurerei in den Erbländem unter 
gewissen Bedingungen erlaubt wurde, gab es in Wien acht Logen, 
und unter diesen war die Loge zur Wahren Eintracht die vorzüg- 
lichste ; diese wurde begründet eben durch Born ; sie constituirte sich 
am 16. März 1780, und nahm im J. 1784 auch den bekannten Sonnen- 
fels zu ihrem Mitgliede auf.*) Nach der Publicirung der erwähnten 
Verordnung, welche den Bestand der Freimaurerei anerkannte und 
regulirte, bildeten die Wiener Freimaurer blos zwei Logen, die Loge 
zur Wahrheit (in welche die Mitglieder der früheren Loge zur Wahren 

*) Joseph Sonnenfels, einer der einflussreichsten Männer des Josephinischen 
Zeitalters, wurde geboren 1733 zu Nikolsburg in Mähren als Sohn eines 
Juden, der sich bald hernach mit seiner Familie taufen Hess. Im J. 1763 
wurde er zum Professor der politischen Wissenschaften an der Wiener Uni- 
versität ernannt; im J. 1779 wurde er wirklicher Hofrath, Beisitzer der 
Studien- und Censur-Hofcommission, und Beisitzer der Gesetzgebungs-Hof- 
commission, in welcher er später zum Vicepräsidenten avancirte. Seine 
Grundsätze, die er als Professor und Schriftsteller verbreitete, brachte er 
zugleich in seinen eben erwähnten amtlichen Stellungen direct zur Geltung. 
Sonnenfels war unter dem Namen Numa Pompilius Romanus Mitglied des 
Illuminatenordens, welcher in den J. 1776 — 1784 in Baiern und Österreich 
sein Wesen trieb und durch Nachahmung mancher Satzungen des Jesuiten- 
ordens (namentlich auch durch Annahme des den Jesuiten von ihren Ge- 
gnern oft zugeschriebenen Grundsatzes, der Zweck heilige die Büttel) eben 
den Zwecken des aufgelösten Jesuitenordens entgegen wirken wollte. Siehe 
Findel, Gesch. der Freimaurerei, S. 461 — 472. — Betreffs des maurerischen 
Wirkens Born's in Wien siehe Lewis, Gesch. d. FM. S. 26 ff. 



Mitglieder der Gesellschaft als Freimaurer. 15 

• 

Eintracht eintraten) und die Loge zur neugekrönten Hoffnung. Born 
fungirte als Meister vom Stuhl (d. h. Präsident) in der Loge zur 
Wahren Eintracht und hernach in der Loge zur Wahrheit; einige 
Zeit stand er als Provincial-Grossmeister der Centralvertretung der 
gesammten Freimaurerei in den altösterreichischen Ländern vor. Er 
und seine Logen zur Wahren Eintracht und dann zur Wahrheit gaben 
das Journal für Freimaurer heraus, eine Vierteljahrschrift, von 
welcher drei Jahrgänge 1784 — 1786 erschienen sind. Die Pränumera- 
tionsgelder darauf waren an Alois Blumauer, k. k. Büchercensor in 
Wien, einzusenden; die Herausgeber, wie sie sich ausdrücken, be- 
obachteten die „nöthige Vorsicht, die Bestellungen auf dieses Journal 
nicht von einzelnen Brüdern, sondern nur von Logen anzunehmen, 
damit kein Exemplar unter Brüder der unteren Grade oder gar in 
profane Hände gerathe" (1784 L 250). Die Artikel dieser voluminösen 
Zeitschrift behandeln grösstentheils alle die verschiedenen Mysterien, 
von welchen bei den Völkern des Alterthums irgend eine Spur ge- 
funden werden kann: doch merkt man, dass Born mit Vorliebe nur 
die gemässigte Richtung der sogenannten Johannis-Logen pflegte und 
beforderte. Die Mitglieder derselben Wiener Logen, in welchen Born 
als Meister vom Stuhl den Ton angab, publicirten in den J. 1783 bis 
1788 auch eine naturwissenschaftliche Zeitschrift, welche den Titel 
führte : Physikalische Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien. — 
Born machte auch einen Versuch, den Kaiser Joseph zum Beitritte 
zur Freimaurerei zu bewegen, jedoch vergeblich. 

Unter den Mitgliedern der Prager Gelehrten Gesellschaft war 
Karl Baphad Ungar neben Born der eifrigste Freimaurer. Bis zum 
J. 1783 war er neben dem Grafen Joseph Canal und Ignaz Comova 
Mitglied der Loge zu drei gekrönten Sternen, und zwar im Range 
eines Meisters. Die Genannten und einige andere Mitglieder der- 
selben Loge vereinigten sich mit einigen Mitgliedern der Loge zu 
drei gekrönten Säulen, und gründeten die neue Loge Wahrheit und 
Einigkeit; zum Meister vom Stuhl wurde Graf Philipp Clary gewählt, 
zum ersten Aufseher (welcher gleichsam einen Gehilfen des Präsidenten 
abgab) Graf Canal, und zum zweiten unser Ungar. Die ersten Sta- 
tuten dieser neuen Loge wurden von Ungar entworfen, welcher mit 
Vollmachten seiner Brüder sich nach Wien verfügte und daselbst 
bei seiner Constituirungsarbeit durch Born unterstützt wurde.*) Am 

*) Im oberwähnten System der Loge Wahrheit und Einigkeit sind auch ihre 
Annalen S. 311 jf zu lesen; die Namen der Mitglieder sind darin jedoch 
blos mit ihrem Anfangsbuchstaben bezeichnet 



16 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

30. November 1783 wurde die neue Loge Wahrheit und Einigkeit 
feierlich eröffnet; der Provincial-Grossmeister von Böhmen, Franz 
W. Graf Stampach, damals Vicepräsident des böhmischen Appella- 
tions-Gerichtes, tibergab dabei feierlich den Hammer dem Meister 
vom Stuhl, Gfn. Clary. Graf Prokop Lcäamky, der spätere Präsident 
der Gelehrten Gesellschaft, wurde an demselben Tage bei dieser Loge 
affiliirt; es hatte ihm, wie sich der maurerische Annalist ausdrückt, 
kurz zuvor die Wiener Loge zur Wahren Eintracht das Licht ge- 
geben. Bruder Lazansky bekleidete in der Profanwelt hohe Staats- 
ämter ; eben im J. 1 783 kam er von Lemberg, wo er als Appellations- 
präsident fungirt hatte, nach Prag, da er zum Vicepräsidenten des 
böhmischen Gubcrniums ernannt wurde. 

Im J. 1785 gab es in Prag vier St. Johannis Logen: die Loge 
zu den 3 gekrönten Sternen, die Loge zu den 3 Säulen, die Loge 
Union und die Loge zur Wahrheit und Einigkeit. Ausserdem gab es 
hier eine Provincialloge, in welcher die sämmtlichen Johannis-Logen 
der Länder der böhmischen Krone ihre Vertretung hatten ; es waren, 
ausser den vier Prager Logen, noch zwei Logen in Brunn und eine 
in Klattau.*) Da erschien das kaiserliche Handbillet vom 11. De- 
ceinber 1785, welches die Freimaurerei gestattete, jedoch sollten 
Logen blos in den Landeshauptstädten bestehen, und zwar höchsten 
drei in einer solchen Stadt. Eine neue Organisation war noth wendig; 
darüber berathschlagten in Prag die Abgeordneten sämmtlicher sieben 
Johannis-Logen der böhmischen Freimaurer-Provinz. Zuerst wurde 
beschlossen, die Provincialloge zu erneuern; als aber Bruder La- 
zansky zum Provincial-Grossmeister, und Bruder Ungar zu seinem 
Stellvertreter gewählt wurde, da entstand unter den versammelten 
Brüdern ein recht unbrüdorlichor Zwist. Viele wollten nur den Bruder 
Künigl als den würdigsten an ihrer Spitze sehen ; von Ungar wollten 
sie gar nichts hören, und in der Hitze des Kampfes ist gar manches 
harte Maurerwort gegen ihn gefollen : er habe seine Wahl durch Ka- 
balen erschlichen, er sei ein Illuminat, ja sogar ein Mönch! Graf 



t.; 



*) Die Pixistcnz der Freimaurer-Logo zur Aufrichtigkeit im Orient von Klattau 
erklärt sich wohl dadurch, dass Graf Sebastian Künigl, der Vater des B^ 
gründers der Freimaurerei in Böhmen, Kreishauptmann in Klattau war, 
t 20. September 1783. — Die im Texte weiter erzählten Begebenheiten sind 
theils den schon genannten Annalen der Loge Wahrheit und Einigkeit ent- 
nommen, theils erfahren wir von denselben aus einer polemischen, haupt- p 
sächlich gegen Ungar gerichteten Brochure, betitelt: Freimaurerbegeben 
heiten in Prag vom J. 1786, SS. 46. 



i 



l: 



Mitglieder der Gesellschaft als Freimaurer. 17 

ansky drohte, er werde decken (d. h. abtreten), wenn Ungar als 
L Stellvertreter nicht angenommen wüi*de. Der Streit wurde zwar 
Elecurswege der Wiener Landesloge zur Entscheidung unterbreitet, 
r die Drohung gieng thatsächlich in Erfüllung; nach Lazansky's 
ignation wurde von der Erneuerung der böhmischen Provincial- 
^ Abstand genommen und dieselbe gieng ein. 

Es blieben dann im J. 1786 zwei Johannis-Logen in Prag: die 
e zu den 3 gekrönten Sternen als die älteste, und die Loge 
hrheit und Einigkeit, welche durch eine grosse Anzahl Brüder 

aufgelassenen Loge zu drei gekrönten Säulen vermehrt, jetzt ihre 
ennung erweiterte und sich mit vollem Titel also schrieb: Die 
: ehrwürdige St. Johannis-Loge Wahrheit und Einigkeit zu den 
! gekrönten Säulen im Orient von Prag. Derselben traten bald 

zwei angesehene Prager Gelehrte, August Meissner, seit 1785 
hfolger Seibt's in der Professur der schönen Wissenschaften an 

Prager Universität, und Franz J. Gerstner, der später berühmte 
fessor der Mathematik und erster Director des polytechnischen 
ituts in Prag. Nun wurde Graf Joseph Canal zum Meister vom 
lil der Loge Wahrheit und Einigkeit gewählt; es war derselbe, 
3her als Menschenfreund und Judenfeind noch heut zu Tage in 

Erinnerung der Prager fortlebt. Raphael Ungar wurde gleich- 
ig zum deputirten Meister vom Stuhl befördert, und leitete als 
;her in Canal's langer Abwesenheit diese vorzüglichste und grösste 

Prager Logen. In der Wohnung und auf Veranstaltung Ungars, 
er das Amt des deputirten Meisters vom Stuhl bekleidete, wurden 
h öfters gesellige Picknicks gehalten; im J. 1788 beschloss die 
:e, zu diesen Zusammenkünften auch die Schwestern, das heisst 

Frauen und Töchter der Mitglieder, zuzulassen, und zwar, wie 

Logen-Historiograph bemerkt, „um die theuersten Freundinnen 

Brüder von der Lauterkeit der Absichten des Ordens und der 
;e zu überzeugen und sie selbst zur Theilnehmung an denselben 
bewegen." Die Loge zählte zuletzt im J. 1791 hundert Mitglieder, 
er diesen befanden sich Professor Ignaz Cornova, Gubernialrath 
?ger, Franz Graf Hartig, die Grafen Vincenz und Anton Franz 
ovrat, General Dagobert Graf Wurmser und andere angesehene 
iner mehr. 

Den Vorwurf des Mönchthums, welcher unserem Ungar in's 
icht geschleudert wurde, konnte dieser nicht leicht verwinden ; es 

ja der ärgste Makel, welcher einem Maurer anhaften konnte, 

doch liess sich die formale Richtigkeit des Vorwurfes nicht be- 



18 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

streiten. Dawider gab es für den Prämonstratenser Ungar kein an- 
deres Mittel, als den Austritt aus dem Orden der regulirten Chor- 
herm; er schritt bei seinen Oberen um die Erlaubniss dazu ein, 
und erreichte seinen Zweck im J, 1788, indem er zum Secular-Glems 
überti*at und seinen Elostemamen ßaphael mit seinem Tau&amen 
Karl wieder vertauschte. Hiedurch hat Ungar auch äusserlich einer 
Grundregel seiner Loge Genüge gethan, welche vorschrieb, kein Mit- 
glied dürfe „ein Beförderer des mönchischen Aberglaubens" sein.*) 

Auch Joseph Dobrovskp war zweifelsohne ein Freimaurer. Den 
Beweis hiefür haben in neuerer Zeit die Brünner Gelehrten Karl 
§mldek und Yincenz Brandl aus Dobrovsky's nachgelassenen Papieren 
geführt, und man muss sagen, dass die grösstmöglichste Wahrschein- 
lichkeit jener Thateache erwiesen ist. §mfdek und Brandl machen es 
auch wahrscheinlich, dass Dobrovsky der oben besprochenen Prager 
Johannis-Loge Wahrheit und Einigkeit angehörte; mir ist nicht ge- 
lungen, einen directen Beweis dafür in der mir zugänglichen Maurer- 
literatur zu finden.**) 

Einige naturwissenschaftliche Aufsätze, welche für die Abhand- 
lungen der Prager Privatgesellschaft bestimmt waren, hat Born in 

*) Die Meinung, welche Ungar in diesen Jahren vom Mönchthum und anderen 
kirchlichen Institutionen hegte, erhellt auch aus einer historischen Preis- 
frage, welche er gegen Ende des Jahres 1785 in der Gesellschaft der Wissen- 
schafben vorgeschlagen hat. Dieselbe lautete folgendermassen: ^Was haben 
die Klöster und der weltliche Clerus in den ersten Jahrhunderten zur Cultur 
des Landes und der Nation beigetragen, und was haben sie in den letzten 
Jahrhunderten verdorben? Hat der später eingeführte Coelibat zu dieser 
Veränderung etwas beigetragen?" 

**) §mfdek im Casopis Matice Moravske 1872 p. 50—55 ; Brandl, 2ivot DobroT- 
skeho p. 13, 14. — Bei der Gründung der Loge Wahrheit u. E. 1783 trat 
neben drei anderen Meistern auch ein Bruder D* von der Loge zu 3 ge- 
krönten Säulen der neuen Loge bei, und dieser D* wurde sogleich zum 
Schatzmeister gewählt (System oc. S. 312); ohne einen anderweitigen An- 
haltspunkt kann man jedoch nicht behaupten, dass hier Dobrovsky zu ve^ 
stehen ist. Wohl hat sich in Prag bis heute eine Tradition erhalten« Do- 
brovsky und die Grafen Nostitz, deren Gastfreundschaft in Mösic er genoss, 
seien Freimaurer gewesen. — Lewis 1. c. S. 18 führt 13 angesehene Mit- 
glieder der Loge Wahrheit u. E. namentlich an, Dobrovsky kommt jedoch 
unter denselben nicht vor. — Findel sagt in seiner Gesch. der Freimaurerei 
S. 529, er habe eine Mitgliederliste und andere Schriftstücke der damaligen 
Freimaurer in Prag gefunden und sie dem Archiv seiner Loge in Bayreuth 
übergeben. — Auch der alleinige Verleger der Gelehrten Privatgesellschaft, 
Wolfgang Gerle, war ein Freimaurer. In der Mitgliederliste der Loge Union 
wird er als zweiter deputirter Grossmeister angeftlhrt. 



yerh&ltniss zur Freimaurerei. 19 

er von seiner Wiener Loge zur Wahren Eintracht herausgegebenen 
aturwissenschaftlichen Zeitschrift abdrucken lassen; dies entnimmt 
lan dem Vorbericht zum 6. Band der Prager Abhandlungen, wo 
emerkt wird, jene Aufsätze seien „in den Physikalischen Arbeiten 
er Einträchtigen aufgenommen worden.'' 

Hiemit sind die Connexionen zwischen der gelehrten Privat- 
Bsellschafk und der Freimaurerei, soweit ich deren Spuren auffinden 
onnte, erschöpft. Sie bestanden lediglich darin, dass einige Mit- 
lieder jener Gesellschaft gleichzeitig Freimaurer waren. Weiter ging 
er Zusammenhang nicht; der Inhalt der Abhandlungen, welche die 
ßlehrte Gesellschaft herausgab, bildet den besten Beweis für diesen 
atz. Die maurerischen Mitglieder brachten von der Freimaurerei in 
ie (jesellschaft, wenigstens seit dem Jahre 1775, nichts anderes mit, 
Is das Streben, welches ihnen mit den übrigen Mitgliedern gemein- 
^haftlich war, nämlich die Wissenschaft durch selbstständige For- 
^hungen weiter zu führen und die Resultate durch deren Veröffent- 
chung zum Gemeingut zu machen. Es mag, ausser Born, Ungar 
nd Dobrovsk^, noch das eine oder das andere von den Mitgliedern 
er Privatgesellschaft zugleich Besucher der Freimaurer-Logen ge- 
esen sein — von einigen später hinzugetretenen Mitgliedern der 
flfentlichen Gesellschaft der Wissenschaften wissen wir es ohnehin 
dt Sicherheit; es steht jedoch fest, dass nicht alle Mitglieder der 
elehrten Gesellschaft Freimaurer waren. Von Stepling und Tessanek, 
en im Jesuiten-Orden ergrauten Männern des vollen mathematischen 
eweises, und von dem Piaristen-Rector Dobner möchte ich es vor- 
iissetzen, dass sie sich stets von den neumodischen Freimaurer- 
ereinen fern gehalten haben; in Betreff Pelzel's, Johann Mayer's, 
bmad's und Gruber's sind positive Anhaltspunkte vorhanden, dass 
e nie Freimaurer waren. Wir werden zu dieser Sache bei den 
sthren 1789 und 1794 noch zurückkehren. 

Nach dieser Abschweifung werden wir nun die literarischen 
Terke in Betracht ziehen, welche von der Thätigkeit der Privat- 
ssellschaft zeugen. 

Die Prager Gelehrten Nachrichten waren eine kritische Literatur- 
eitschrift. Jede Woche erschien davon ein Stück, d. h. eine Nummer 
)n einem Bogen in klein Octav. Die 25 Stück, welche in dem Halb- 
inc vom 1. October 1771 bis zum 17. März 1772 herauskamen, bilden 
3n 1. Band (SS. 398). Der 2. Band enthält wieder 25 Stück, welche 
i dem zweiten Halbjahr vom 31. März bis zum 15. September 1772 
3rausgegeben wurden (SS. 400). Der Verleger war Wolfgang Gerle 

2* 



20 Geschichte der PriYatgeaellschaft 1770—1784. 

in Prag ; sonst vnirde in den Gelehrten Nachrichten keine einzige dar 
dabei betheiligten Personen namhaft gemacht, weder der Redacteur, 
noch die einzelnen Fachrecensenten. 

Die Beweggründe, welche zu diesem literarischen Unternehmen 
geführt hatten, werden im Vorbericht zum 1. Theile mit patriotischer 
Wehmuth angedeutet; es wird da Klage geführt über die „unrühmliche 
Nachlässigkeit für die gelehrte Geschichte unseres Vaterlandes,' 
welche viel zu der Verachtung beigetragen haben mag, „niit d» 
einige, eben nicht aufrichtigste Kunstrichtere Deutschlands die Ar- 
beiten ansehen, die in den verschiedenen Provinzen unserer Erblande 
ans Licht treten. Wie beleidigend ist es für uns (heisst es veiter), 
wenn man zweifelt, dass die groben Dämpfe, die unsere Gelehrsam- 
keit, unseren Umgang, unsre Denkungsart umwölken, den stärksten 
Strahlen der Sonne jemals durchdringbar sein werden." Die Heraus- 
geber erklären sich geneigt, „dieses für uns erniedrigende Vorur- 
theil" und „diese uns schändende Urtheile" am liebsten dem Mangel 
inländischer gelehrten Journale und dem Umstände zuzurechnen, dass 
„die bei uns gedruckten Bücher nicht überall, wie sie verdienten, 
bekannt genug werden." Um diesem Übelstande abzuhelfen, hätte 
sich „eine Gesellschaft gelehrter Männer entschlossen, alle in unseren 
österreichischen Staaten ausgegebene Werke" in den Gelehrten Nach- 
richten bekannt zu machen und zu beuitheilen; man hat sich also 
keines Weges auf Böhmen beschränkt. Weiter wird in dem prospect- 
artigen Vorbericht mitgetheilt, dass die zu einer Gesellschaft zusam- 
mentretenden Gelehrten für jedes wissenschaftliche Fach einige tüchtige 
Recensenten gewählt haben; „nur das Fach der Gottesgelartheit im 
genauesten Verstände verbitten sie aus wichtigen Ursachen." Auch 
hätten sich „die Verfassere es zum unverbrüchlichen Gesetze gemacht, 
die Namen der Mitarbeitere geheim zu halten." 

In Folge des letzterwähnten Umstandes erfahren wir aus den 
Gelehrten Nachrichten durchaus nichts darüber, welche Personen die 
Gelehite Gesellschaft ursprünglich zu ihren Mitgliedern zählte ; wir 
können nur vermuthen, dass sowohl der Redacteur als auch die Mit- 
arbeiter so ziemlich dieselben Prager Gelehrten sind, welche wir aus 
den späteren Abhandlungen kennen*). Andererseits aber sind die 
Gelehrten Nachiichteu, weil sie fast alle Fächer der Wissenschaft 
und der schönen Literatur vor ihr kritisches Forum zogen, mehr als 

*) PelzeFs Biograph in Abh. 1804 S. 60 sagt, der erstere habe einigen Antheil 
an den Gel. Nachrichten gehabt 



Gelehiie Nachrichten; ihre Richtung. 21 

die nachherigen Abhandlungen geeignet, Aufschluss zu geben über 
die Getstesrichtung des Leiters und der recermrenden Mitglieder. Zu- 
Yörderst geht aus mehreren Kritiken, die in den Gelehrten Nachrichten 
enthalten sind, zur Evidenz hervor, dass sich der kritische Geist 
unserer Gesellschaft vollständig im Fahrwasser des später sogenannten 
Josephinismns bewegte — jenes Systems, welches zwar weder mit den 
Grundsätzen der Freimaurerei, noch mit jenen der damaligen franzö- 
sischen Philosophie identisch, sicher aber eine Frucht von beiden war. 
Freiherr von Sonnenfels, der bekannte grosse Mitarbeiter am Josephi- 
nischen Staatssystem, wird in den Gelehrten Nachrichten nur in über- 
Bchwänglichen Ausdrücken erwähnt und mit Lobeserhebungen fiber- 
häuft; es wird ihm nachgerühmt, er habe eine merkwürdige Epoche 
in der Literatur, die sich eines schleunigen Fortganges erfreue, für 
Österreich gegründet, und das Licht verbreite sich von daher auch 
auf Böhmen und die übrigen Eibländer; er wird in eine Parallele 
mit Herkules, dem Sohne Jupiters, gebracht; bei Gelegenheit der 
Besprechung einer Abhandlung, welche Sonnenfels über die Vater- 
landsliebe geschrieben hat, wird er mit Michel Angelo und Rafael in 
der Weise verglichen, dass sich das Gefühl für den Werth unseres 
Vaterlandes bei jedem neuen Werke, das aus Sonnenfels' schöpferi* 
scher Hand hervorkömmt, ebenso vermehre, wie der Italiener stolz 
wird, wenn einer von jenen Namen genannt wird.*) Einerseits wird 
die Aufklärung oft und enthusiastich als der tonangebende Wahlspruch 
gefeiert, andererseits werden aber ebenso gern alle Dinge und Ein- 
richtungen nach dem Nutzen beurtheilt, welchen sie dem Staate 
bringen können. Der Prager Professor der politischen Wissenschaften 
Bucek, ein Schüler des Sonnenfels, machte in einer 1766 veröffen- 
tlichten Abhandlung den Vorschlag, womach sowohl herrschaftliche 
Domainen als auch Bauerngüter in Böhmen in kleine Besitzstände, 
so genannte Häuslerfamilien, zu zerschlagen und auszutheilen wären ; 
ein praktischer Wirthschaftbeamte in Böhmen, Franz Zauschner, be- 
kämpfte diesen Vorschlag in einer im Jahre 1770 erschienenen Bro- 
chure, musste sich aber dafür in den Gelehrten Naclirichten eine 
herbe Zurechtweisung gefallen lassen; nach der Meinung des Recen- 
senten hätte Bucek's Entwurf die Billigung „aller verständigen Came- 
ralisten" gefunden (I. 278). Bei einer anderen Gelegenheit wird die 
Schädlichkeit der Kirchhöfe in den Städten betont und der Missbrauch 



*) Siehe in den Gelehrten Nachrichten Vorbericht zam L Theile, dann L 88, 
n. 373. 



22 Geschichte der Privatgesellschaft 1770—1784. 

gerügt, „Leichnahme in den Gotteshäusern mitten unter den Woh- 
nungen lebender Geschöpfe einzugraben'' (II. 127). Ein Recensent 
nimmt sich der religiösen Toleranz an ; er ist jedoch damit vollkom- 
men einverstanden, dass man dem Materialismus der damaligen fran- 
zösischen Mode-Philosophie mit wissenschaftlichen Gründen entgegen- 
treten solle, ja er nennt denselben ein angenehm schmeckendes Gift 
(IL 116, cf. U. 175). Ein anderes Mal lesen wir eine beredte Auf- 
munterung für die Bemühungen, den Glauben an Zauberkünste sammt 
den Hexenprocessen aus der Welt zu schaffen (II. 99). Das Recht 
der todten Hand, liegende Güter zu erwerben, sollte nach der Mei- 
nung eines Recensenten beschränkt werden; derselbe erklärt sich 
einverstanden mit der These des Weltpriesters Huber, eines Schülers 
von Sonnenfels, womach „die weltliche Gesetzgebung im manchen 
Stücke unzureichend sein würde, wenn die Religion ihr nicht die 
Hände böte," daher die Religion „von der Polizei, obgleich nicht als 
ihr Endzweck, dennoch als ein erhabenes Mittel nicht aus den Augen 
gelassen werden kann." Der belobte Weltpriester Huber folgerte 
daraus einerseits, dass die erklärte Freigeisterei als ein politische 
Verbrechen anzusehen sei, und andererseits, dass der Wandel der 
Geistlichkeit der Aufsicht des Landesfürsten unterworfen sein solle; 
der Recensent scheint an der Folgerung hinsichtlich der Freigeisterei 
nicht den richtigen Geschmack gefunden zu haben, denn er meint, 
dass man mit diesem Worte keinen Missbrauch treiben solle, und 
dass eigentliche Freigeister, d. h. Atheisten, vielmehr ins Tollhaus 
gehören (II. 375). Vollen Beifall des Recensenten findet auch die 
AbStiftung (Cassirung) der Feiertage, die Abschaffung der Steuerfreiheit 
der Geistlichkeit und andere dergleichen Bestrebungen, welche damals 
auf der Tagesordnung waren. Kein Wunder, wenn von anders gesinn- 
ten Personen die Herausgeber der Gelehrten Nachrichten Sonnenfei- 
sianer genannt wurden.*) 

Die Recensionen, welche in den Gelehrten Nachrichten enthalten 
sind, beziehen sich nicht nur auf wissenschaftliche Bücher, sondern 
auch auf solche Werke, welche damals in diesen Ländern die schöne 
Literatur vorgestellt haben. Die Kritik, die da geübt wurde, fiel nicht 
selten abfallig aus, zuweilen recht scharf, ja wegwerfend. Diese Er- 
scheinung wird jedermann begreiflich finden, der Gelegenheit hatte, 



*) Im Vorbericht zum II. Theile wird erw&hnt, man habe die Mitarbeiter \M 
Dobnerianer, bald Sonnenfelsianer genannt 



Deatsclie Sprache. 23 

auf eigene Augen sich zu überzeugen, wie tief der Verfall war, in 
welchem sich hier zu Lande damals die Literatur befand. Wissen- 
schaftliche Bücher waren grossen Theils steril, und noch trostloser 
sah es in der Belletrie aus. Selten erschien ein Buch, welches im 
Stande war, den kundigen Beurtheiler zu befriedigen, — und die 
Recensenten in den Gelehrten Nachrichten waren wohl die besten 
Sachkenner, welche überhaupt damals Böhmen besass. 

Die Gelehrten Nachrichten sowohl als auch die Abhandlungen 
der Gelehrten Gesellschaft waren durchgehends in detUscher Sprache 
gedruckt Das letztere ist einigermassen auffallend, wenn man be- 
denkt, dass in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sonst noch 
ein guter, je der beste Theil der wissenschaftlichen Literatur in 
Böhmen lateinisch war. Auch in der Prager Gelehrten Gesellschaft 
selbst befEinden sich Schriftsteller, deren lateinische Ausdrucksweise 
viel correcter und eleganter war, als ihr ungelenker deutscher Styl, 
welcher von der damals in Deutschland schon aufblühenden Classi- 
cität recht unangenehm absticht Mehrere Mitglieder der Gesellschaft 
haben ausserhalb derselben ihre Werke in lateinischer Sprache her- 
ausgegeben; dies gilt nicht nur von den Jesuiten Stepling und Tes- 
sanek und von den Piaristen Dobner und Voigt; auch Born selbst 
schrieb seine besten Werke lateinisch, und sein lateinischer Styl wird 
von Hormayer sogar als classisch gepriesen. In sämmtlichen Abhand- 
lungen der Privatgesellschaft findet man nur einen Aufsatz, der zumeist 
in lateinischer Sprache abgefasst ist; est ist eine Beschreibung des 
Mäusehabichts (böhm. mySilouce), von Joseph Mayer verfasst (Abh. 
1784, 313 — 316); es leuchtet ein, dass hier das Latein nur wegen 
der wissenschaftlichen Kunstausdrücke beibehalten wurde, da es in 
der deutschen Sprache damals noch keine so gut entwickelte natur- 
geschichtliche Terminologie gab. Alle übrigen Publicationen der Privat- 
gesellschaft wurden in deutscher Sprache gedruckt, obwohl es dar- 
unter einzelne Stücke gibt, welche ursprünglich lateinisch aufgesetzt 
und dann erst ins Deutsche übertragen wurden. Diesen Vorgang 
finden wir bei zwei Aufsätzen ausdrücklich angemerkt ; est ist erstens 
Voigt's Abhandlung von dem Alterthume und Gebrauche des Kirchen- 
gesanges in Böhmen, welche vom Verfasser selbst ins Deutsche über- 
setzt wurde (Abh. 1775, 200), und zweitens Stepling's Bestimmung 
der geographischen Länge Prags (Abh. 1776, 44), welcher Aufsatz 
lateinisch schon im Jahre 1763 im Druck erschienen war. Überdies 
wissen wir, dass Stepling alle seine Schriften nur lateinisch schrieb; 
was davon in unsern Abhandlungen deutsch erschien, ist von seinem 



24 Geschichte der PriyatgeBellschftft 1770—1784. 

Adjuncten Strnad übersetzt.*) Als Dobner im letzten Bande der Ab- 
handlungen der Privatgesellschaft eine polemische Erwiederung ai 
einen ungarischen Schriftsteller hinsichtlich des alten Mähren heraus- 
gab, bemerkte er gleichsam zu seiner Entschuldigung, er habe es ii 
deutscher Sprache unternommen, „um es in die bomische Abhand- 
lungen einer präger Privatgesellschaft einschalten zu können" (VI. 3). 

Aus diesen Thatsachen kann man wohl schliessen, dass unsere 
Gesellschaft sich es gleich ursprünglich vorgenommen hat, die Wissen- 
schaft in einer volksthümlichen Sprache zu pflegen, um deren Resul- 
tate nicht nur dem gelehrten Fachmanne, sondern auch anderen 
möglichst grossen Yolkskreisen zugänglich zu machen. „Wahre und 
nützliche Aufklärung" war ja die Losung des Tages, welche damals 
nicht nur in den Logen und Schriften der Freimaurer, sondern auch 
sonst in der Zeitliteratur und auch in unseren Gelehrten Nachrichten 
recht oft wiederhallte. Die Meidung des Lateins und die Wahl der 
deutschen Sprache ergab sich daraus von selbst. An die Einführung 
der böhmischen Sprache in die Schriften der Gesellschaft hat damals 
wohl niemand gedacht; es lag dies in der schrecklichen Verwahr- 
losung und vollständigen Zurücksetzung, unter welchen diese Sprache, 
obwohl sie noch immer von der Mehrzahl der Landeseinwohner ge- 
sprochen wurde, dem Anscheine nach schon sichtlich ihrem völligen 
Aussterben entgegen ging. Es war ein Zustand, in welchem es un- 
möglich schien, einen naturwissenschaftlichen oder mathematischen 
Aufsatz in böhmischer Sprache zu schreiben. Die Sprache, wie sie 
um zwei Hundert Jahre früher gesprochen und geschrieben wurde, 
war zur Wiedergabe der seitherigen Fortschritte in der Wissenschaft 
nicht geeignet, und, was ein noch grösseres Hinderniss war, sie wurde 
jetzt von Niemandem im vollen Masse beherrscht und gehandhabt 
Der Gelehrte, wenn er auch ein geborener Böhme und bester Patriot 
war, wusste nicht, wie seine wissenschaftlichen Gedanken in seiner 
Muttersprache auszudrücken wären, und wenn er es selbst getroffen 
hätte, er hätte wenige Leser gefunden, die ihn verstünden. Von den 
wissenschaftlichen Fächern, deren Pflege sich die Gesellschaft seit 
1775 zum Ziel setzte, kann man die vaterländische Geschichte ganz 
gewiss als dasjenige bezeichnen, in welchem man, zwar nicht ohne 
eine gewisse Anstrengimg, doch noch am ehesten hätte böhmisch ar- 
beiten können. Aber selbst Pelzel, der doch später seit 1791 eine 
Geschichte Böhmens in böhmischer Sprache schrieb und herausgab 



*) Rybiöka im Slovnik Nauön:^ VUI. 1018. 



Böhmische Sprache. 25 

und der im J. 1793 erster Professor der böhmischen Sprache und 
Literatur an der Prager Universität wurde, — selbst dieser aufrich- 
tigste Förderer der böhmischen Sprache musste im J. 1784 gestehen, 
er traue sich nicht ein Buch in böhmischer Sprache zu schreiben, 
obwohl dieselbe seine Muttersprache war.*) Auch die Privatcorres- 
pondenz zwischen Zlobick]^, Dobrovsky, Durich, Pelzel, Monse, Cer- 
roni und andern damaligen Forschern im Gebiete der böhmischen 
Sprache und Geschichte wurde nur deutsch und lateinisch geführt. 
Wenn jedoch die Prager Gelehrte Gesellschaft sich ausschliesslich 
der deutschen Sprache in ihren Publicationen bediente, so folgt hier- 
aus gar nicht, dass in derselben ein der böhmischen Sprache feind- 
licher Geist obgewaltet hätte. Von einem solchen nationalen Antago- 
nismus ist nirgends eine Spur zu finden, ja man kann sagen, dass 
die Gesellschaft, so oft die Gelegenheit dazu passend war, ihre An- 
erkennung und Sympathie der böhmischen Sprache, wenigstens theo- 
retisch, durchaus nicht versagt hat Der hochadelige Mitbegründer 
der Gesellschaft, Grraf Franz Kimky^ war selbst ein aufrichtiger 
Gönner der böhmischen Sprache. Derselbe gab im J. 1773 in Prag 
bei W. Gerte ein interessantes Buch heraus unter dem Titel: Er- 
innerung über einen wicktigen Gegenstand von einem Böhmen (klein 8® 
SS. 278). Der anonyme Schriftsteller erörtert darin in geistvoller 
Weise seine Gedanken über die beste Erziehung, welche in Böhmen 
für einen Cavalier passt. Dabei kommt er auf die böhmische Sprache 
wiederholt zu sprechen. Seiner Meinung nach sollte sein Zögling 
schon im 7. Lebensjahre böhmisch, deutsch und französisch sprechen 
(S. 121 — 125). „Ich gestehe, dass ich als ein guter Abkömmling der 
Slaven das Vorurtheil mitgeerbt habe, es müsse, wenn die Mutter- 
sprache eines Franzosen die französische und eines Deutschen die 
deutsche ist, solches für einen Böhmen auch die böhmische sein** 
(S. 131). Mit diesen und ähnlichen entschiedenen Worten, welche in 

*) PelzePs eigene Worte, welche er am 20. Sept. 1784 an Zlobicky schrieb, 
lauten wie folgt: ^Und ich gestehe, dass ich mir nicht getraue, ein Buch 
in böhmischer Sprache zu schreiben, weU ich nun an das Deutsche mehr 
gewohnt bin, obgleich das Böhmische meine^ Muttersprache ist." In diesem 
Briefe entwickelt Pelzel seinen damaligen Plan, alte böhmische Schriften 
für das Volk herauszugeben, und begründet denselben damit, dass die 
Leute die alten böhmischen Bücher den neuen vorziehen, weil die ersteren 
gut böhmisch geschrieben sind, die letzteren aber den deutschen St}'l nach- 
ahmen. Doch ist zu bemerken, dass PelzeFs deutscher Styl immer kunstlos 
geblieben ist, während der Autor im Böhmischen die Correctheit und breit- 
spurige Manier des Veleslavina nachzuahmen bestrebt war. 



26 Geschiebte der PriTatgesellschaft 1770—1784. 

damaliger Zeit wie eine Oase in der Wüste sich ausnehmen, plai- 
dirte Graf Kinslrf für die Nationalsprache. Um zu beweisen, wie 
nützlich die Kenntniss der böhmischen Sprache für den böhmischen 
Cavalier ist, führt er an, dass es für einen Begüterten von Vortheil 
sei, wenn er mit seinen ünterthanen sprechen kann ; weiter dass das 
Böhmische sowohl das Silbenmass als auch den Accent unterscheide 
und eine reiche Flexion habe, so gut wie das Griechische und Latei- 
nische, und die Kenntniss desselben daher eine gute Vorschule zum 
Studium der classischen Sprachen bilde ; auch werde durch das Böh- 
mische „die Zunge mehr gebrochen und für jede fremde Mundart 
gelehriger gemacht" (S. 135). Bei Besprechung des Geschichts-Unter- 
richts stellt der gräfliche Pädagog in seinem Erziehungssystem die 
vaterländische Geschichte ebenso entschieden in die vorderste Reihe. 
„Nach meinen slavischen Vorurtheilen (schreibt er S. 206) kann ich 
mir nicht anders einbilden, als dass ein Böhme auch die böhmische 
Geschichte am ersten wissen sollte . . . Will man einmal sich der Ge- 
schichte bedienen, den Geist der Jugend zu erwecken und zur Nach- 
ahmung grosser Handlungen aufzumuntern, so ist es ja wohl wider- 
sinnig, auswärtige Beispiele aufzusuchen und die einheimischen zu 
vernachlässigen, die in jeder Betrachtung sie näher angehen müssen." 
So dachte und sprach eines der einflussreichsten Mitglieder der Ge- 
sellschaft 

In den Gelehrten Nachrichten finden sich unter den Recensionen 
nur zwei, welche auf böhmische Bücher Bezug nehmen. Dieselben 
mögen hier berührt werden, denn sie sind in zweifacher Richtung 
lehrreich und interessant; einmal weil in diesen Recensionen die 
wohlwollende Disposition zum Ausdruck gelangt, welche die Gesell- 
schaft gegen die böhmische Sprache hegte, und zweitens weil wir 
damit zugleich eine Illustration zu dem jämmerlichen Zustande be- 
kommen, in welchem sich damals die böhmische Sprache befand. 

Der Titel der einen recensirten Sclu-ift vom Jahre 1771 lautete: 
yjKnjSe Honzyk. Weselä Czino-Hra od gednoho Zätahu, z nfemecköho 
wzatä." Es war eine Bearbeitung eines kleinen Kruger'schen Tlieater- 
stückes, welches damals dem deutschen Publicum unter dem Titel 
„Herzog Michel" bekannt war; der böhmische Übersetzer war Johann 
Zeberor, Kanzler der Prager Neustadt. Der Recensent, welcher nur 
seine Chiffre Mz. beigesetzt hat, äussert sich über die Übersetzung 
recht beifällig; er meint, der Übersetzer verdiene „denjenigen patrio- 
tischen Männern beigezählt zu werden, Avelche dem gänzlichen Ver- 
falle unserer Muttersprache vorzubeugen suchen." Weiter wird in der 



Böhmische Sprache. 27 

Recension lobend hervorgehoben, dass wo der Übersetzer „in der 
alten böhmischen Sprache keinen Ausdruck für gewisse Worte fand, 
er sich neue erschuf, die den Sinn so passend als möglich aus- 
drückten. So übersetzt er z. B. Lustspiel durch Weselä Czino-Hra, 
Au&ug durch Zätah, Auftritt durch Nästup, Schauplatz durch Djwa- 
dlna" (I. S. 363). Selbst nach dieser Vocabel-Erklärung bleiben die 
Worte „od gednoho Zätahu" für den Böhmen unverständlich, so lange 
er dieselben nicht in's Deutsche (von einem Aufzuge) zurück über- 
setzt Und der Recensent rühmt dem Übersetzer nach, derselbe sei 
„seiner Sprache vollkonmien mächtig!" Sonst räth er ihm nur, künftig 
eine bessere Wahl bei seinen Übersetzungen zu treffen, und statt 
Dramen lieber Geliert's Fabeln oder Gessners Schriften ins Böh- 
mische zu übertragen ; „was für eine angenehme Überraschung (meint 
der Recensent) würde es für die sein, die noch nicht deutsch lesen; 
vielleicht vergässe mancher dabei seiner hussitischen Bücher, die er 
grössten Theils nur aus langer Weile, und weil sie in seiner Mutter- 
sprache geschrieben sind, liest." 

Das zweite böhmische Buch, welches in den Gelehrten Nach- 
richten (IL S. 81) beurtheilt wurde, war ebenfalls eine Übersetzung; 
dieselbe rührte von einem Volksschullehrer Ant. Selisko her und 
führte den Titel : nKnjha pro Djtky, nebo wseobecn6 Obsahy a Wy- 
gädfenj o Wßcech, kter6 Djtky wed6ti magj a pochopiti mohau." 
Derselbe Recensent Mz. hiess auch dieses Buch willkommen, tadelte 
aber dabei, dass der Übersetzer sich gewisser, damals neugebildeter 
Wörter bediente, die „nicht nur ungewöhnlich, sondern auch wenig 
verstÄndlich" waren; z. B. die Nase hiess in dem Buche Cyton und 
Wonnocyton, die Flinte Ohnj-Stfelka oder Kulecnjk, der Zucker Sla- 
dowinka, eine freie Kunst Wyboronälez, der Koch Krmowarzjk, der 
Palast Slawobyt und dergleichen mehr. So beschaffen war die böh- 
mische Literatur im J. 17711 Zu bemerken ist, dass die gerügten 
Ausdrücke nicht von Selisko selbst, sondern von Johann Pohl ge- 
schmiedet waren; und dieser beispiellose Verderber der böhmischen 
Sprache war unglückseliger Weise dazu erkoren, die Söhne der Kai- 
serin Maria Theresia im Böhmischen zu unterrichten. 

Mit dem 25. oder Schlussstücke des zweiten Bandes der Ge- 
lehrten Nachrichten, welches am 15. September 1772 erschienen ist, 
wurde zwar die weitere Pränumeration auf einen dritten Band an- 
gekündigt, aber die Fortsetzung, welche zu Anfang des Jahres 1773 
hätte beginnen sollen, ist unterblieben. Über die Ursache, welche 
die Einstellung der Gelehrten Nachrichten so unverhofft herbeiführte. 



28 Geschichte der PriTatgesellschaft 1770—1784. 

sind wir nur aus späteren Druckschriften unterrichtet. Im J. 1785 
hiess es noch etwas verblümt, dass „blos die vielen Hindernisse, die 
zu jener Zeit noch jedem gedruckten Werke im Wege standen," die 
Verfasser gezwungen haben, schon nach einem Jahrgang diese Arbeit 
abzubrechen. Concreter drückt sich darüber Dobrovsky in einer 
kurzen Biographie Born's aus; ihm zu Folge haben die Gelehrten 
Nachrichten zu erscheinen aufgehört, „weil der Verleger wegen einer 
scharfen Recension eines Trattnerischen Nachdrucks von Linnaei Sy- 
stema naturae zum Widerrufe verurtheilt wurde, wesshalb man die 
Fortsetzung lieber unterliess." *) Die berührte Recension, welche den 
Gelehrten Nachrichten so verhängnissvoll werden sollte (1. 348), kehrte 
sich in offenen, aber durchaus nicht leidenschaftlichen Ausdrücken 
überhaupt gegen die Praxis des Nachdruckes fremdländischer Werke, 
welche damals von der Buchhandlungs-Firma Trattner in Wien geübt 
wurde. 

Nach einer Unterbrechung von drei Jahren erschien im J. 1775 
von der Gelehrten Gesellschaft ein neues Werk, dessen Titel lautete: 
Abhandlungen einer PrivcUgesellschaft in Böhmen^ zur Aufnahme der 
Mathematik, der vaterländischen Geschichte und der Naturgeschichte. 
Zum Druck befördert von Ignaz Edlen von Born oc. (SS. 394 in 8'). 
In der Vorrede gibt der Herausgeber Born eine kurze Nachricht von 
der Gesellschaft und dieser ihrer Publication. „Verschiedene meiner 
Freunde (sagt er wörtlich) klagten öfters über den Mangel an öffent- 
lichen Anstalten in unseren Gegenden, wodurch die einzelnen Beo- 
bachtungen der Gelehrten aufgesammelt und dem Publicum mitge- 
theilet werden könnten. Wir sahen, wie nachtheilig es dem Ruhme 
der Nation sein müsse, dass — da fasst jede kleine Universität in 
Deutschland eigene gelehite Gesellschaften errichtet hat — man in 
unserm aufgeklärten Jahrhunderte bei uns ein ähnliches zu bewerk- 
stelligen unterlassen habe. Wir erinnerten uns an die Gattung von 
gelehrten Zusammenkünften, die Lobkowitz von Hassenstein um sich 
her versanmielte ; an die Sammlungen der böhmischen Dichter, welche 
durch ihren Hodiejovsky aufgemuntert, die Farragines Poetarum mit 
vereinten Kräften bekannt machten und uns vei-schiedene gute Ge- 
dichte, die ihren Zeiten und Böhmen Ehre machten, aufbehielten; 
und wir fassten endlich muthig den Entschluss, diesem Beispiele 
unserer Vorfahrer zu folgen, uns unsre Arbeiten gemeinschaftlich 
mitzutheilen, und diejenigen, die wir für wichtig genug hielten, unter 



*) Siehe Abhandlungen für 1785 S. lü.; dann Abh. 1795 S. XXX. 



Die Abhandlungen. 29 

em Namen: Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen, dem 
^ublikum vorzulegen. Dies ist die kurze Geschichte von der Eiit- 
tehang unsrer Gesellschaft." 

Zu diesen schlichten und doch poetisch angehauchten Worten, 
welche von einem rührenden Enthusiasmus für die Wissenschaft 
eugniss ablegen, sei Einiges bemerkt. Erstens ist es erwähnens- 
erth, dass die Prager Gelehrte Gesellschaft in ihrer Art die erste 
^ar und noch mehrere Jahrzehente die einzige im Gesammtbereiche 
er kaiserlichen Erbländer geblieben ist. Weiter ist es auffallend, 
ass hier von den Gelehrten Nachrichten keine Erwähnung gemacht 
nd die Sache so dargestellt wird, als wenn sich die Gesellschaft 
rst zur Herausgabe der Abhandlungen zusammengefunden hätte. 
'reilich hat sich der Zweck der lose zusammenhängenden Gesell- 
chaft von 1771 bis 1775 wesentlich verändert, so dass man von einer 
Neubildung derselben reden konnte. Während früher die Gelehrten 
Nachrichten zu einem kritischen Forum für die Literatur der öster- 
eichischen Erbländer überhaupt sich gestalten wollten, manifestirt 
ich jetzt die Privatgesellschaft als ein Verein, der nur in böhmischen 
Erinnerungen lebt und neben den kosmopolitischen exacten Wissen- 
^haften nur die böhmische Geschichte im weitesten Sinne pflegen will. 

Im ganzen hat die Privatgesellschaft 1775—1784 sechs Octav- 
lände von ihren Abhandlungen herausgegeben. Alle Bände tragen 
lenselben oben angeführten Titel, obwohl Born im J. 1776 nach Wien 
ibersiedelte. In der Vorrede zum dritten Bande, welche er von Wien 
len 1. Sept. 1777 datirt, gibt Born seiner Anhänglichkeit an dieses 
?ngeT Unternehmen folgenden, auch sonst bemerkenswerthen Aus- 
Iruck : „Auch in der Entfernung von unserm Vaterlande *) werden 
vir, soviel es bei uns steht, alles anwenden, um demselben nützlich 
KU werden, und unsern geringen Antheil zu der Vermehrung des 
Eluhms, welchen sich Böhmen von jeher in Absicht auf gründliche 
Kenntnisse erworben hat, beizutragen." In der Vorrede zum 2. Band 
>erichtet der Herausgeber Born, dass die Gelehrten, welche sich zur 

*) Wohl ist Bom's Wiege weit von Böhmen gestanden, das liinderte ihn aber 
in diesen Jahren nicht, sich so zu geriren, wie seine böhmischen Freunde 
es gewohnt waren. Als Born im J. 1775 irrthümlich todtgesagt wurde, 
schrieb er (24. Mai) an seinen Freund Voigt einen scherzhaften Brief, in 
welchem er yon seiner Aufnahme im Elysium berichtete; bezüglich des 
sagenhaften Stammvaters Öech, dessen historische Existenz erst Dobner 
bestritten hatte, schreibt Born darin wie ein geborener Böhme : „Ich grüsste 
unseren Stammvater mit einer verlegenen Miene/ Mährisches Magazin, 
Br&nn 1789, 3. Heft, S. 319. 



30 Geschichte der Priyatgesellschaft 1770—1784. 

Ausgabe dieser Abhandlungen vereinigt hatten, ohne auch nur die 
geringste Belohnung erwarten zu können, ihre Beiträge in solcher 
Menge einschicken, dass er im Stande wäre, auch mehrere Bände in 
einem Jahre herauszugeben. Auch beklagt er, dass man die Er- 
richtung öffentlicher Akademien der Wissenschaften noch immer nicht 
einmal in Erwägung zieht Die böhmischen Gelehrten arbeiteten 
denmach fleissig in ihren respectiven Fächern, und zwar aus purer 
Opferwilligkeit. 

Jeder einzelne Band der Abhandlungen ist mit einem Kupfer- 
stiche geschmückt. Der erste Band brachte das Bildniss des Grafen 
Emanuel Ernst von Waldstein, welcher 1759 — 1789 Bischof von Leitr 
meritz war und sich als ein Gönner der Wissenschaften rühmlich 
hervorthat; namentlich hat er die Piaristeu Dobner und Voigt bei 
ihren Geschichtsarbeiten aufgemuntert und unterstützt Im zweiten 
Bande (1776 SS. 406) findet man das Bild Joseph Stepling's, im 
dritten Band (1777 SS. 418) dasjenige des Hofrathes Johann Thad. 
Peithner, welcher früher als Professor der Montanwissenschaften in 
Prag wirkte und unsem Born in das Studium der Naturgeschichte 
einführte. In den letzten drei Bänden befinden sich gelungene Por- 
traits dreier hervorragenden Mitglieder der Gesellschaft; im vierten 
Band (1779 SS. 354) ist abgebildet Gelasius Dobner, im fünften Band 
(1782 SS. 388) Franz Martin Pelzel, und im sechsten Band (1784 
SS. 406) Raphael Ungar. Auch sonst finden sich in den Abhand- 
lungen, wo es der Inhalt erheischte, bildliche Darstellungen in Kupfer 
gestochen. Alle sechs Bände erschienen im Verlage der Buchhandlung 
von Wolfgang Gerle in Prag. 

In den Jahren 1778, 1780 und 1781 sind keine Abhandlungen 
erschienen, obwohl anfänglich versprochen war, in jedem Jahre einen 
Band zu liefern; über die Ursache dieses Ausfalles wird im fünften 
Band gesagt, derselbe sei durchaus nicht durch einen Mangel an 
Beiträgen, sondern durch verschiedene Veränderungen herbeigeführt 
worden, die sich mit den Mitgliedern dieser Gesellschaft ereignet 
haben, und ausserdem hätten sich andere Hindernisse von Seite des 
Verlegers ergeben. Es scheint, dass vornehmlich Born's Entfernung 
von Prag an diesen Verzögerungen schuld war; sein Name erscheint 
zwar noch immer in derselben Weise auf dem Titelblatt, aber die 
Vorreden in den letzten zwei Bänden hat Born nicht mehr unte^ 
schrieben. Es fehlte der Gesellschaft in Prag an einem Manne, der 
die Gesellschaft persönlich leiten und namentlich die Arbeiten eines 
Geschäftsleiters besorgen würde; dieser Übelstand hat damals die 



Dobner's Stellung in der Wissenschaft. 31 

ellschaft schon ihrer Auflösung nahe gebracht, bis sich in der 
son des MDr. Johann Mayer die verbindende Kraft gefunden hat, 
che die Gesellschaft zu ihrer Erhaltung brauchte.*) Im J. 1784 
ßitet sie gleichsam mit verjüngten Kräften; sie bewirbt sich um 
5 öffentliche Anerkennung von Seite der Staatsgewalt, und anderer- 
8 ist sie im Stande, eine Preisaufgabe auszuschreiben. 



Wissenschaftliche Arbeiten im historischen Fache 

1775—1784- 

Das wissenschaftliche Wirken Oelas Dobner's, welcher unter den 
ben Mitgliedern der Prager Gelehrten Gesellschaft eines der acht- 
sten war, bildet einen wichtigen Wendepunkt in der böhmischen 
jchichtsforschung. Der Gegensatz zwischen der alten und der 
aals eingeschlagenen neuen Richtung wird schon in den Gelehrten 
jhrichten (I. 258) recht treffend markirt; als Ursache, warum die 
liere böhmische Geschichtschreibung von Dubravius bis Beckovsky 

keinen befriedigenden Resultaten fühlte, wird da der Umstand 
geführt, dass die meisten von jenen Geschichtschreibem „die wahren 
eilen der Geschichte nicht gekannt, keinen Gebrauch von der histo- 
3hen Kritik gemacht, und immer die jüngeren den älteren in ihren 
Zählungen unbesorgt und gar treulich geglaubet haben." In der 
%i charakterisirt sich die moderne Geschichtschreibung gegenüber 
• älteren wesentlich dadurch, dass sie sich bemüht, ihre Darstellung 
: Vergangenheit auf die Originalquellen allein zu gründen, dass 

viele früher unbeachtet gebliebene Quellen aufsucht und heraus- 
t, und bei ihrer Benützung eine strenge Kritik übt. Dass diese 
undregeln der modernen Geschichtschreibung schon damals deutlich 
Lannt und ausgesprochen wurden, ist jedenfalls interessant; es fehlte 
loch noch viel dazu, dass dieselben, obwohl theoretisch schon auf- 
fasst, auch in der Praxis sogleich überall und conscquent befolgt 
i durchgeführt wären. Die Recension, in welcher die angeführten 
)rte enthalten sind, hat die Chronologische Geschichte Böhmens 

♦) Johann Mayer's Biograph in den Abh. 1811, III. Folge, 2. Bd. S. 34 äussert 
sich folgendermassen : „Ihm verdankt die jetzt bestehende Gesellschaft 
grossentheils ihre Gründung und erste Einrichtung, indem die ehemalige 
PriyatgeseU Schaft ihre Arbeiten mit dem 6. Bande der Abhandlungen ge- 
schlossen hatte und wegen der Entfernung ihres Leiters von Prag ihrer 
gänzlichen Auflösung nahe war.** 



32 Wissenschafüiche Arbeiten 1770—1784. 

von Franz Pubicka zum Gegenstände. Die Kritik des ersten und 
zweiten Bandes dieses Werkes fiel in den Gelehrten Nachrichten un- 
günstig und scharf aus, und litt theilweise an überflüssiger Streitlust; 
man kann jedoch nicht sagen, der Kritiker hätte dem Verfasser riel 
Unrecht zugefügt, vielmehr muss man ihm in den meisten Fällen 
Recht geben; was die ungeniessbare Form des PubiCka'schen Werkes 
anbelangt, so ist es anerkennenswerth, dass dieselbe schon damals 
als solche anerkannt und gerügt wurde.*) Da Dobner später in den 
Abhandlungen öfters gegen Pubicka in ähnlicher Weise polemisirte, 
so liegt die Vermuthung nahe, dass eben von ihm auch die angedeu- 
teten Recensionen herrühren. Ohne alle Veranlassung ist es wohl 
nicht geschehen, dass die Herausgeber der Gelehrten Nachrichten 
von ihren Gegnern Dobnerianer genannt wurden.**) 

Es ziemt sich demnach, dass wir unsere Übersicht der wissen- 
schaftlichen Leistungen auf dem Gebiete der vaterländischen Ge- 
schichte mit Gelaaius Dobmr beginnen. Selbstverständlich werden wir 
uns hier und überall auf diejenigen Schriften beschränken, welche 
von der Gesellschaft selbst in ihren Abhandlungen veröffentlicht 
wurden. 

*) Gelehrte Nachrichten I. 254—268 (Recension über den I. Theil der Pu- 
biöka'schen Geschichte), IL 129—138 (über den IL Theil). Der Recensent 
meldet wiederholt, Pubiöka habe damals sein Werk lateinisch geschrieben 
und es von anderen in verschiedenem Grade dazu befähigten Schriftstellern 
ins Deutsche übersetzen lassen; s. L 257, 267; IL 136, 137. 
♦*) Vorbericht zum IL Band. Daselbst S. 176, 176 ist eine Erklärung der Re- 
daction zu lesen, wornach es „den Verfassern dieser Nachrichten leid zn 
vernehmen gewesen, dass der Hr. P. Pubitschka ihre Erinnerungen über den 
2. Theil seiner Chronologischen Geschichte für eine wider ihn und seinen 
ganzen Orden gerichtete öffentliche Verleumdung ansehe. "^ Die entschuldi- 
gende Verwahrung der Redaction schliesst mit den Worten : „Da wir unsere 
Urtheile dem Publikum als Macht Sprüche aufzudringen nicht gedenken, so 
sind wir bereit, uns von dem Hr. P. Pubitschka, wenn und wo wir geirrt 
haben, eines besseren überzeugen zu lassen." Die Gelehrten Nachrichten 
haben keine Entgegnung von Pubiöka's Seite gebracht, aber eine solche ist 
dann 1773 in Berlin anonym erschienen unter dem Titel: Untersuchung, ob 
die Verfasser der Prager Gelehrten Nachrichten in ihren Wochenblättern 
Wissenschaft, Redlichkeit und Sittsamkeit geäussert haben? 8*^ SS. 128. 
Eine gute Hälft« dieser Brochure ist der Abwehr gegen die Kritiken ge- 
widmet, welchen die Schriften Pubicka's und des Fürsten Jablonowski vom 
Dobnerischen Standpunkte aus in den Gelehrten Nachrichten unterworfen 
wurden. Viel kann die Wissenschaft aus dieser Polemik nicht profitiren; 
ergötzlich sind die Seiten 27—29 zu lesen, wo der ungenannte Antikritiker 
den mitunter holprigen deutschen Styl der Gelehrten Nachrichten persiflirt. 



Dobner's Abhandlungen. 33 

Die erste Arbeit, welche Dobner für die Abhandlungen lieferte, 
vill den Beweis erbringen, dass die Stißungsurhuide des Klosters 
Bfevnov vom J. 993 echt und unter den bekannten böhmischen Ur- 
Ininden die älteste sei (I. 359 — ^386). Was hier zu beweisen versucht 
wird, hatte Dobner schon früher behauptet (Annales Haj. lY. ao. 993), 
Pabicka hat jedoch später beweisen wollen (III. 373), die Bfevnover 
Urkunde sei unecht und erst im 13. Jahrhundert in der jetzigen 
Form geschrieben. Dobner's Abhandlung ist eine Polemik gegen Pu- 
bicka, dessen Gründe sie entkräften soll. Dobner's Argumentation 
lauft in den meisten Fällen darauf hinaus, dass wenn Pubicka's Be- 
weise für die Unechtheit richtig wären, zugleich auch viele andere 
böhmische Urkunden aus dem 11. und 12. Jahrhundert für gefälscht 
Brklärt werden müssteu. — Dobner hat nicht geahnt, dass dieser 
sein Beweisgrund keine Beweiskraft besitzt, und dass die fraglichen 
Urkunden ebenso unecht sind, wie der Bfevnover Stiftungsbrief. In 
iiesem Falle blieb Dobner von der Wahrheit mehr entfernt als Pu- 
bicka; beiden hat es aber sehr an den antiquarischen Kenntnissen 
gefehlt, welche zur gültigen Lösung solcher Fragen der alten Diplo- 
oaatik nöthig sind. Dieser Fall zeigt am besten, wie weit man noch 
davon entfernt war, das in der Theorie schon anerkannte Princip 
1er historischen Kritik auch in der Praxis richtig anzuwenden. 

Glücklicher war Dobner in seiner Untersuchung darüber, wann 
dLas Land Mähren ein MarJcgraßhum geworden ist (II. 183 — 229). 
Es war theilweise auch eine Polemik gegen Pubicka, welcher den 
Ursprung des markgräflichen Titels in Mähren in den Ereignissen 
des Jahres 1158 gesucht hatte; andere Geschichtsschreiber vor ihm 
griffen dabei noch weiter zurück. Dobner führt den Beweis, dass 
Mähren erst vom Kaiser Friedrich Barbarossa zum Markgrafthum 
erhoben wurde, um dadurch von Böhmen losgerissen zu werden, was 
jedoch bald wieder abgewendet wurde. Die Beweisführung ist so ge- 
lungen, dass auch jetzt nach hundert Jahren kaum etwas Wesent- 
liches daran zu ändern ist. 

Dobner's Beweis, dass die Mitra des Herzogs Vratislav IL eine 
bischöfliche Chorkappe, aber keine Infel war (HI. 131 — 165), ist zwar 
überzeugend genug, hätte aber viel kürzer ausfallen können. Über- 
haupt ist zu bemerken, dass Dobner's deutsch geschriebene Abhand- 
ixmgen noch sichtlicher an einer überflüssigen Weitschweifigkeit leiden, 
Us seine lateinischen Commentarei welche letztere, was die Form- 
vollendung anbelangt, jenen unbedingt vorzuziehen sind. 

3 



34 Wissenschaftliche Arbeiten 1770—1784. 

Wichtiger ist wieder die Abhandlung über den Ursprung det 
böhmischen Landeswappens (IV. 185 — 253). Alte Fabeln über das 
älteste böhmische Wappen werden da aus der beglaubigten Geschichte 
gewiesen, und es wird auf Grund alter königlicher Siegel gezeigt, 
dass erst unter König Ottakar I. das Bildniss des heiligen Wenzel 
mit einem Adler im Schild vermehrt erscheint, und dass K. Ottakar E 
an dessen Stelle den zweischwänzigen Löwen zu seinem Wappen- 
schilde angenommen hat. 

„Historischer Beweis, dass Vladislav 11. zu Anfang des llöS»*« 
Jahres zu Regensburg gekrönt worden, und dass der goldene Reif, 
so ihm Kaiser Friedrich I. ertheilet hat, eine wahre königliche KroM 
gewesen sei" (V. 1 — 54), — so lautet der Titel einer weiteren Ab- 
handlung, welche ihren in der Aufschrift angegebenen Zweck voll- 
ständig erreicht; sie hätte ihn aber auch erreicht haben, wenn der 
Verfasser seiner — zwar gerechten — Erbitterung gegen Pubicki 
weniger freien Lauf gelassen hätte. 

Die Abhandlung von den Grenzen Altmährem (VL 1 — 95) ist 
gegen Stephan Salagius, Priester der Fünfkirchner Diöcese, gerichtet 
Dieser ungarische Schriftsteller wollte das alte Mähren Svatopluk*8 
auf das slovakische Gebiet zwischen den Flüssen March, Gran vaA 
Donau beschränkt wissen; das heutige Mähren hat er zum altet 
Böhmen geschlagen, und wollte dasselbe aus dem Gebiet, in welchem 
Rastislav geherrscht und der h. Method gewirkt hatte, gänzlich aus- 
schliessen. Dem gegenüber bemüht sich Dobner, — zumeist, aber 
nicht durchgehends, mit Erfolg, — zu beweisen, dass das gross- 
mährische Reich im Osten bis zur Theis und Maros, im Norden über 
Böhmen bis zur Saale reichte, im Süden Ober- und üntei-pannoniöi 
und Carantanien umfaßste. Mehrere hiozu gehörige Fragen bleibe! 
auch noch heut zu Tage strittig; in der Hauptsache hat Dobner 
seinem Gegner gegenüber schon das Richtige getroffen, wenn er aud 
mitunter, namentlich was Carantanien anbelangt, das Ziel über- 
schössen hat 



Adauct Voigt übertrifft Dobner durch die äussere Form seil 
Aufsätze, welche bei jenem mehr concis und modern und überhai 
gefälliger ist; auch breitet sich Voigt's Wissen über weitere Wis 
Schaftsfächer aus, man könnte ihn einen Polyhistor nennen; anGrüirf-| 
lichkeit und Kriticismus steht er jedoch Dobnern nach. Voigt's ei 
Beitrag in den Abhandlungen ist eine Untersuchung über die 



Yoigt's AbhandlungeiL 35 

Rihrung, den Gebratich und die Ahändertmg der Btvchstaben und des 
Schreibens in Böhmen (I. 164 — 199). Nach der Meinung des Ver- 
assers wäre der h. Cyrill der Erfinder des so genannten cyrillischen 
Uphabets, welches von ihm die Böhmen, Mährer, Bulgaren und an- 
lere Slaven angenommen hätten ; die glagolitische Schrift hielt Voigt 
Qr jünger als die cyrillische. Dass die Böhmen vor Annahme des 
]!hristenthums eine Schrift gekannt hätten, glaubt er nicht. Damals 
rar kein cyrillisch geschriebenes Denkmal bekannt, welches sich in 
Böhmen erhalten hätte ; diesen Umstand erklärte Voigt dadurch, dass 
nit Annahme des lateinischen Ritus auch die lateinische Schrift bei 
len Böhmen die Oberhand bekommen habe. — Berücksichtigt man 
len damaligen durchaus ungenügenden Stand der wissenschaftlichen 
lilfsmittel, so muss man anerkennen, dass diese Abhandlung, sowohl 
ras die Methode als auch was die Resultate anbelangt, mit gutem 
?akt geschrieben ist 

Voigt's Abhandlung von dem Alterthume und Gebrauche des 
Kirchengesanges in Böhmen (I. 200 — 221) hätte ohne einen erapfind- 
ichen Schaden auch ungeschrieben bleiben können. Es ist eine 
Sammlung von Citaten, in welchen des Kirchengesanges bei den 
Jöhmen eine Erwähnung geschieht. Die Autorschaft des Liedes „Svaty 
Vaclave" wird darin ganz grundlos dem ersten Prager Erzbischof 
Cmest zugeschrieben. 

Ebenfalls ohne eine gehörige Vorbereitung hat Voigt seinen 
^ersuch einer Geschichte der Prager Universität gcsdirieben (IL 287 
»is 391). Diese Geschichte umfasst blos den Zeitraum 1348 — 1409. 
>er Verfasser beschäftigt sich mit den älteren Schriftstelleni über 
Gebühr, das Archiv der Prager Universität hat er nur theilwoise be- 
L*itzt, und über die Vorgänge vom J. 1409 war er gar mangelhaft 
mterrichtet. 

Die Abhandlung über den Kalender der Slaven, besonders der 
^*hmen (III. 99 — 130) bietet bei weitem nicht das, was der Titel 
erspricht Was da wirklich geboten wird, ist eine Zusammenstellung 
Hd mangelhafte Erklärung vieler slavischen Namen, welche sich auf 
te Monate, Wochentage und Festtage beziehen; hie und da wird 
twas von alterthümlichen Volksgcbräuchen erwähnt, und am Ende 
it ein Cisiojanus vom J. 1366 abgedruckt. 

Endlich hat Voigt in den letzten Band (VI. 325 — 363) einen 
'«itrag geliefert, welcher den Titel führt: „Nachricht von merkwür- 
icen böhmischen Macenaten und einigen ihnen sowohl von einhei- 

8* 



36 Wissenschaftliche Arbeiten 1770—1784. 

mischen als auswärtigen Schriftstellern dedicirten Bücheni." Den 
sachlichen Inhalt dieser Abhandlung bilden Auszüge aus lateinischen 
Dedicationen, welche durch anderwältige biographische Notizen über 
die Personen, welchen jene Dedicationen gegolten haben, erklärt und 
beleuchtet werden. Als Beitrag zur Geschichte der lateinischen Lite- 
ratur in Böhmen hat dieser Aufsatz einen bleibenden Werth. 



Franz Martin Pelzet eröffnete die Reihe seiner Beiträge mit 
einer Abhandlung über den König Samo (I. 222 — 242). Pelzel war 
unter den böhmischen Geschichtsschreibern der erste, welcher Samo 
in die böhmische Geschichte einführte und gegen mehrere andere 
Historiker den Beweis lieferte, dass Samo's Hauptland eben Böhmen 
gewesen ist. In der Hauptsache ist Pelzel's These unbestreitbar, wenn 
auch in nebensächlichen Einzelheiten seine Beweisführung fehlerhaft 
ist, und wo er seine ungenügenden philologischen Kenntnisse zu Hilfe 
nehmen will, geradezu kindisch ausfiel. Übrigens erscheinen mehrere 
damit zusammenhängende Fragen, an deren Lösung Pelzel sich wagen 
zu können vermeinte, noch heut zu Tage ungelöst und unlösbar. 

„Ob dem König von Böhmen, Pfemysl Ottokar II., die kaiser- 
liche Krone angetragen, von ihm aber ausgeschlagen worden?" Bei 
der Erörterung dieser Frage (IL 74 — 97) verlässt sich Pelzel auch 
auf spätere Quellen und gelangt zu dem Resultate, dass die deutsche 
Krone dem Böhmenkönig zweimal (1256, 1271) angeboten, von ihm 
aber beide Male abgelehnt wurde. Theilweise Mangel an verlässlichen 
Quellen, theilweise aber auch ungenügende Kritik führten den Autor 
zu Schlussfolgerungen, welche von neueren Historikern grossen Theils 
verworfen werden, 

Pelzel's diplomatische Nachrichten, wie das Königreich Böhmen 
an das LiLxemburgische Haus gekommen (III. 74 — 98), beruhen nicht 
ausschliesslich auf Urkunden, wie es der Titel anzeigt, sondern 
grössten Theils auf gleichzeitigen und auch späteren Chronisten, ja 
mitunter auf der Clu-onik Häjek's. Der letztere Umstand war zwar 
ein Übel, aber ein entschuldbares, weil nothwendiges Übel. Da nämlich 
die gleichzeitige Chronik von Königsaal, welche die einschlägigen Be- 
gebenheiten umständlich erzählt, unserem Autor nur bruchstückweise 
bekannt und zugänglich war, und er wahrgenommen hat, dass Häjek 
den verlorenen Theil in seiner Chronik benützte, so erklärt sich hie- 
durch Pelzel's Vorgang, dass er auch zu diesem damals schon im 
schlechten Rufe stehenden Chronisten seine Zuflucht genommen hat 



PelzePs Abhandlungen. 37 

Die diplomatischen Beweise, dass der römische König Wenzel 
nicht dreimal, sondern nur zweimal gefangen worden (IV. 18 — 70), 
waren durch eine Dissertation des Wittenberger Professors Ritter ver- 
anlasst; dieser letztere, irregeführt durch Hdjek, bemühte sich zu 
beweisen, dass König Wenzel dreimal, nämlich in den Jahren 1393, 
1394 und 1402, gefangen genommen wurde. Pelzel's zeitgemässe Ab- 
handlung hat diese Streitfrage entgiltig erledigt; der Beweis beruht 
vornehmlich auf König Wenzel's Itinerar, welches unser Autor für 
die betreffenden Jahre aus königlichen Urkunden zusammengestellt 
hat Auch sind dabei 12 Urkunden K. Wenzels, welche für die Be- 
gebenheiten jener Zeit besonders wichtig schienen, zum ersten Male 
abgedruckt 

Wann ist der Kaiser Karl IV, Markgraf in Mahren getcordenf 
(TV. 71 — 82), Die einfache Beantwortung dieser Frage, dass es nach 
übereinstimmender Aussage KarFs selbst und auch der Chronisten 
im J. 1333 geschehen ist, hätte durch zwei Urkunden bestiitten 
werden können, welche den böhmischen Königssohn schon im J. 1329, 
beziehungsweise 1330, als Markgrafen von Mähren nennen. PelzePs 
Abhandlung bezweckt nichts anderes, als den Beweis zu liefern, dass 
die fraglichen zwei Urkunden irrthümlich datirt sind und eigentlich 
in die J. 1339 und 1335 gehören. Der Beweis ist vollständig durch- 
geführt 

Etwas belangreicher ist Pelzel's Abhandlung, welche das Edict 
Kaiser Karls IV. toider die Ketzer vom 18. September 1376 in Zweifel 
zieht (V. 55 — 65). Das angebliche Ketzer-Edict stammt aus Häjek's 
böhmischer Chronik, in deutscher Übersetzung wurde es mehrmals 
gedruckt und vielseitig geglaubt Pelzel hat dessen Unechtheit voll- 
kommen erwiesen.*) 

Sonderbar ninmit sich jetzt aus die Abhandlung Pelzel's über 
das Vaterland des Jacobellus de Misa, Veranlasst wurde dieser Auf- 
satz zunächst durch eine Dissertation des Nürenberger Johann Mar- 
tini vom J. 1753, welcher behauptete, Jacobellus sei in der Stadt 
Meissen in der Markgrafschaft Meissen geboren worden, wobei er 
sich auf eine ganze Beihe von Autoritäten stützen konnte ; Jacobellus 
heisst nämlich Misnensis schon bei Aeneas Sylvius, Hdjek nennt ihn 
z Mign6, Baibin Misniacus Dresdensis, und ähnlich haben ihn Boregh, 



♦) Auch Böhmer-IIuber in den Regesten VIII. S. 474 bezeichnen die Ver- 
ordnung als unecht, obwohl ihnen weder Pelzel's Abhandlung noch die 
eigentliche ProYenienz des Machwerkes bekannt war. 



38 Wissenschaftliche Arbeiten 1770—1784. 

Glafey und Fabricius für einen Deutschen aus Meissen gehalten. 
Erst Pelzel in dieser Abhandlung hat Jacobellus dem Lande Böhmen 
zurückgegeben, indem er aus vielen gleichzeitigen Geschichtsquellen 
bewies, dass der genannte Freund Husens und Restaurator des Laien- 
kelches aus der böhmischen Stadt Mies stammte. Man muss wirklich 
staunen, welche Massen von Schutt früher weggeräumt werden mussten, 
bevor man an eine Darstellung der böhmischen Geschichte gehen 
konnte. 



Von Raphad Ungar findet sich im letzten Bande der Abhand- 
lungen der Privatgesellschaft ein Aufsatz unter dem Titel: „Ge- 
danken von dem Zustande der Schulen und der lateinischen Lite- 
ratur in Böhmen vor Errichtung der hohen Schule zu Prag" (VL 
127 — 217). Gering ist das positive Substrat, über welches da weit 
und breit geschrieben wird, und überdies geht der Verfasser mit 
demselben nicht kritisch genug um. Beigegeben ist ein Facsimile der 
Schrift aus einem Codex der Vaticanischen Bibliothek, welcher dem 
10. Jahrhundert angehört und worin eine spätere Hand die Bemerkung 
hinzugeschrieben hat: Iste Über creditur fuisse divi Wenceslai ducis 
Bohemiae oc. 



Joseph DohrovsTcy war kaum 30 Jahre alt, als er seine ersten 
Beitrüge für die Abhandlungen schrieb, und dieselben ti*agen schon 
deurfelbeu scharf ausgeprägten Charakter, welcher seinen späteren 
Werken eigen ist. Zunächst zeichnen sie sich durch eine concise und 
prägnante Schreibart, welche Jedermann wohlthuend findet, wer sich 
mit den weitschweifigen Aufsätzen seiner älteren CoUegen beschäftigt 
hatte. Ebenso sehr unterscheidet sich Dobrovsky von ihnen durch 
die strenge rücksichtslose Kritik, die er immer und überall zu üben 
gewohnt war. Hiedui'ch hat sich Dobrovsky unvergängliche, weil 
fnichttragende Verdienste erworben, die schon zu seinen Lebzeiten 
allgemeine Anerkennung gefunden haben. Leider überging Dobrovsky's 
Kritik nicht selten in eine Hyperkritik, und zuweilen — nach der 
sprichwörtlichen Regel : Extrema se tangunt — in ilir gerades Gegen- 
theil. Geschichtsschreiber versündigen sich gegen die historische Kritik 
gewöhnlich dadurch, dass sie ohne genügsame objective Gründe etwas 
für wahr annehmen, was im Interesse ihres Volkes oder ihrer Partei 
wünschensweith wäi*e. Dobrovsky hat mehr als einmal in der gerade 



1 



Ungar. — Dobrovsk;^. 39 

bgegengesetzten Weise gefehlt Wo der Stand der Argumente pro 
1 contra der Art war, dass der strenge Kritiker die Frage hätte 
Dacht unentschieden lassen und fiir nicht spruchreif erklären sollen, 
solchen Fällen hat sich Dobrovsk^ gewöhnlich für das Gegentheil 
ron entschieden, was seinen und seiner Collegen nationalen Wünschen 
sprach; und er hat dieses Gegentheil mit allen Argumenten zu 
tzen gesucht, die eben aufzubringen waren, wenn sie auch keinen 
voreingenommenen Forscher, geschweige denn einen voreingenom- 
nen Patrioten zu überzeugen im Stande waren. Thatsächlich findet 
h bei Dobrovsky die Hyperkritik — ein grundsätzliches Leugnen 
BS dessen, was nicht mit vollständiger Sicherheit bewiesen werden 
in — gepaart und verknüpft mit einer förmlichen Leichtgläubig- 
t, welche mit seichten Wahrscheinlichkeitsbeweisen vorlieb ninmit, 
an nur dasjenige, was er zu beweisen trachtet, der landläufigen 
linung der Gegner widerspricht. Wir werden einige solche Fälle 
inen lernen, wo Dobrovsky's Hyperkritik an das Paradoxe grenzt. 

Dobrovsk]^'s erster Beitrag in unseren Abhandlungen wurde im 
1782 gedruckt und ist betitelt: Über die Einführung und Ver- 
titung der Buchdruckerkunst in Bahnen (V. 228 — 262). Verdienst- 
li und zeitgemäss war gleich der Anfang dieser Abhandlung, wo 
»brovslr^ die gelehrte, schon im 16. Jahrhundert aufgekommene 
bei zerstört, womach der Erfinder der Buchdruckerkunst Johann 
ust ein geborener Böhme aus der Stadt Kuttenberg gewesen wäre. 
i das erste in Böhmen gedruckte Werk bezeichnet unser Autor die 
ituta provincialia Ernesti, welche in Pilsen 1476 gedruckt wurden, 
e Trojanische Chronik in böhmischer Sprache, wo die Jahreszahl 
'cccc^lxviii® im Texte angegeben ist, wollte Dobrovslq^ durchaus 
iht für den ersten böhmischen Druck gelten lassen, und versetzte 
8 Entstehen dieser Incunabel in die Jahre 1478 — 1487 ; auch meinte 
, das Buch sei walirscheinlich in Deutschland oder von deutschen 
•uckem in Prag gedruckt worden. Hier kann man sagen, unser 
^perkritiker habe seine Meinung auf Argumente gegründet, welche 
ar eine Möglichkeit, durchaus nicht aber die Wahrscheinlichkeit, 
schweige denn eine Gewissheit zu begründen im Stande sind.*) 



♦) Dobrovsky's Ansichten über die böhmische Trojaner Chronik vom J. 1408, 
weil sie jedes positiven Grundes entbehrten, haben wiederholt geschwankt 
und sich geändert, und werden von neueren Literar-Uistorikern nicht ge- 
theilt. Eine Lbersicht dieser Frage hat Ilanka in der böhmischen Museal- 
Zeitschrift 1840, 77—91 veröflentlicht. Die sonstige Bibliographie der For* 



40 Wissenschaftliche Arbeiten 1T70— 1784. 

Sonst enthält diese Abhandlung eine Zusammenstellung der ältesten 
böhmischen Druckwerke bis zum Jahre 1525, und ein alphabetisches 
Verzeichniss böhmischer Buchdrucker aus dem 16., 17. und 18. Jahr- 
hundert. 

Die Abhandlung Über das Alier der böhmischen Bibdilbersetzung 
(V. 300 — 322) hat Dobrovsky vornehmlich zu dem Zwecke geschrieben, 
um zu beweisen, dass es zwischen der böhmischen üebersetzung der 
heiligen Schrift einerseits, und zwischen der slavisch-literarischen 
Thätigkeit der heiligen Slavenapostel Cyrill und Method andererseits 
keinen Zusammenhang gebe, und dass das apostolische Wirken der 
eben genannten Brüder mit der Ghristianisirung Böhmens nichts zu 
thun hätte. Dobrovsky war im Recht, insoweit seine Kritik die Ver- 
suche bekämpfte, welche namentlich seit dem 16. Jahrhundert gemacht 
wurden, um die Legenden von den hh. Cyrill und Method zu amph- 
ficiren ; er hatte auch darin Recht, dass sich kein Einfluss der Eirchen- 
slavischen Bibelübersetzung auf die böhmische Üebersetzung der Vul- 
gata nachweisen lässt. In seinen Schlussfolgerungen ist Dobrovsky 
jedoch zu weit gegangen, wenn er behauptete, die Böhmen seien im 
J. 845 zum Christenthum bekehrt worden, dieselben hätten von da 
an bis zur Errichtung des Bisthums Prag unter deutschen Bischöfen 
gestanden, weder Cyrill noch Method wären jemals nach Böhmen ge- 
kommen, die Kirchenslavische Bibelübersetzung wäre bis zur Stiftung 
des Säzaver Klosters den Böhmen ganz unbekannt geblieben, und der 
Gottesdienst in slavischer Sprache wäre bei uns nie eingeführt worden. 
Viel baut Dobrovsk]^ auf den Umstand, dass man in Böhmen kein 
einziges Schriftdenkmal mit cyrillischen Lettern gefunden habe ; wenn 
er um 50 Jahre später gelebt hätte, er hätte sich eines anderen über- 
zeugt Aber selbst bei dem damaligen Stande der Kenntnisse hätte 
er nicht die Vermuthung aussprechen sollen, die Säzaver Colonie der 
slavischen Mönche sei ursprünglich von Ungarn nach Böhmen ge- 
kommen. Das cyrillische Alphabet hielt Dobrovsky für eine Erfindung 
des heiligen Cyrill, und von dem glagolitischen Alphabet äusserte er 
schon in diesem Aufsatze die Meinung, dasselbe sei aus dem cyril- 
lischen durch kalligraphische Mönchskünstelei oder durch Verstüm- 
melung entstanden. Drei Kupfeilafeln eriäutem bei dieser Abhandlung 
das Wesen des glagolitischen Alphabets und seine Anwendung im 
Prager Slavenkloster. 

schungen über die böhmische Buchdruckerknnst ist angegeben auf S. 18 
einer Schrift von J. Koräb: V^voj knihtiskaiPstvl a öeskö prvotisky, Pilsen 
1880, 8» SS. 79. 



DobroTslr^'B Abhandlungen. 41 

Dobrovslr^'s Historisch-kritische Untersuchung, woher die Slaven 
ihren Namen erhalten haben (VI. 268 — 298), macht trotz ihres heik- 
lichen Gegenstandes einen guten Eindruck. Der Autor leitet die 
Benennung der Slaven von dem Stamme slu^ sonare, und fuhrt eine 
bedeutende Anzahl slavischer Wörter an, welche von derselben Wurzel 
gebildet sind. Dem gemäss definirt er die Slaven als Leute, deren 
Benennungen in ihrer Sprache eine Bedeutung haben. 




Geschichte der Gesellschaft in den Jahren 

1784 — 1789- 

Im Jahre 1784, unter der Regierung des aufklärungsfreund- 
lichen Kaisers Joseph IL, schien den Prager Mitgliedern der Privat- 
gesellschaft die geeignete Zeit gekommen, um die Verwandlung der- 
selben in eine öffentliche, vom Staate anerkannte Gesellschaft der 
Wissenschaften zu versuchen. Als der Kaiser im Monate September 
(vom 10. bis 23. d. M.) in Prag verweilte, wandte sich die Gesellschaft 
direct an ihn mit einem Gesuche, welches wir wegen seiner Wichtig- 
keit seinem vollen Wortlaute nach hierher setzen: 

Euer Majestät! 

Unterzeichnete als anwesende Mitglieder der gelehrten böhmischen 
Privatgesellschaft legen Euer Majestät zu Füssen den von ihnen gemein- 
schaftlich entworfeneu Plan, nach welchem sie wünschen, ihre bereits vor 
12 Jahren angefangene Arbeiten fortzusetzen und mit selben ihrem Vater- 
land nützlich zu seyn. Geruhen Euer Majestät dieses ihr Unternehmen 
huldreichst aufzunehmen, zu prüfen, und demselben den allergnädigsten 
Schutz damit zu ertheilen: 

a) dass diese Gesellschaft künftig als eine Gesellschaft der Wissen- 
schaften gleich andern auswärtigen Gesellschaften auftreten, ihr eigenes 
Sigill führen, und an ihre aus- und innländische Mitglieder, die sie als 
solche ihrer ausgebreiteten und gründlichen Kenntnisse wegen aufzunehmen 
für gut finden wird, gedruckte Diplomen ertheilen kann. 

b) Dass ihr zu ihren gewöhnlichen, auch öfters öffentlichen Ver- 
sammlungen ein Ort angewiesen würde, der mit den gewöhnlichen ein- 
fachen Bequemlichkeiten versehen, und deswegen zum alleinigen Gebrauch 
der Gesellschaft bestimmt wäre, damit sie allda die gesammelten Gegen- 
stände ihrer Beschäftigung, sowohl aus dem Naturreich, als von Denk- 
malen der Kunst, wie auch ihre Schriften ungestört aufbewahren könnte. 



Gesücli um staatliche Anerkennung. 43 

Unterzeichnete schmeicheln sich um diese allerhöchste Gnade bitten 

dürfen, weil ihre Gesellschaft bereits 12 Jahre als eine Privatgesell- 

ift besteht, und ihre in 6 Bänden gedmckto Arbeiten mit so viel Bei- 

anfgenommen worden, dass dermalen schon die ganze Auflage von 1000 

mplarien vergriffen und eine zweite Auflage veranstaltet wird. 

Da die Gesellschaft bisher gar keinen Geldfond hat, so bitten Unter- 

hnete in dem Falle, dass Euer Majestät ihr Unternehmen höchst Dero 

utzes würdigten, die Gesellschaft in ihren eigentlichen Angelegenheiten 

den etwan zu fordernden Tax- und Stempelzahlungcn los zu sprechen. 

Prag den 10. September 1784. 

Franz Graf v. Schaffgotsch, Rath der k. böhm. Landrechten. 

Johann Tessanek, Lehrer der höheren Mathematik und Director. 

Raphael Ungar, erster Bibliothekar. 

Gelas Dobner, Exprovincial. 

Anton Strnad, k. Astronom. 

Joseph Mayer, Professor der Naturgeschichte. 

Franz Martin Pelzel, Hofmeister der jungen Grafen von Nostitz. 

M. Joseph Dobrowsky, Hauslehrer der jungen Grafen von Nostitz. 

Johann Mayer, Doctor der Arzney etc.*) 

Unter dem im Gesuche erwähnten Plane ist wohl nichts anderes 
irerstehen, als die Gesdlschaßsstatuten, welche dann noch im J. 1784 
er dem Titel „Einrichtung und Gesetze der böhm. Gesellschaft der 
jsenschaften" in Druck gelegt wurden. Dieselben sind in 13 Artikel 
;etheilt; wir werden hier das Nothwendigste davon hervorheben, 
der Einleitung wird der Zweck der Gesellschaft dahin enveitert 
[ bestimmt, dass sich die Thätigkeit der Gesellschaft über alle 
jsenschaften ausdehnt, und bloss die Theologie, die positive Rechts- 
jlirtheit und die damals so genannten schönen Wissenschaften 
geschlossen werden. Die auffallendste Vorschrift enthält Art. 1, 
eher „eine vollkommene Gleichheit ohne Ansehen des Ranges" 
er den Mitgliedern festsetzt; „wenn daher ein Mitglied diesem 
?egen sich ein Vorrecht, oder in gesellschaftlichen Angelegen- 
:en etwas eigenmächtig unternehmen und ohne Beistimmung der 

") Ausser diesen 9 Mitgliedern hatte die Privatgesellschaft damals noch ein 
in Prag wohnliaftes Mitglied, nämlich den Abbe Tobias Ombcr, seit 1780 
k. k. Kameral-Baiulirector in Böhmen, welcher in Amtsgeschäftou oft ver- 
reisen miisste. Derselbe, geboren in Wien am 12. Sept. 1744, war Jesuit; 
nach Aufhebung des Ordens beschäftigte er sich mit mathematischen und 
wasserbautechnischen Studien, und starb in Prag am 31. März 1806. 



44 Geschiclite der Gesellschaft 1784—1789. 

Übrigen Mitglieder durchsetzen wollte, erkläret dasselbe, indem es 
dieses thut, seine Stelle selbst wieder für erledigt" Die ordentlichen 
Mitglieder versammeln sich jeden ersten Samstag des Monats, um 
über ihre Angelegenheiten zu berathschlagen und sodann ihre wissen- 
schaftlichen Vorträge zu machen; jede künftige Sitzung wird durch 
eine schriftliche Einladung den ordentlichen Mitgliedern einige Tage 
voraus angekündigt Wenn ein ordentliches Mitglied die gewöhn- 
lichen Versammlungen viermal ohne hinreichende Entschuldigung ver- 
absäumt, so verliert es seine Rechte in der Gesellschaft. Die Anzahl 
der ordentlichen Mitglieder wird auf 18 festgesetzt; so lange diese 
Zahl vollständig ist, werden andere in Prag sich befindende Mit- 
glieder als ausserordentliche betrachtet, und dieselben sind berechtigt 
an den Vorträgen Theil zu nehmen. Die Wahl eines jeden Mitgliedes, 
sowohl eines ordentlichen als auch eines ausserordentlichen und Ehren- 
mitgliedes, muss einige Sitzungen voraus angemeldet werden und wird 
durch geheime Abstimmung aller in Prag anwesenden ordentlichen Mit- 
glieder vollzogen ; zur Wahl eines ordentlichen Mitgliedes ist Stimmen- 
einhelligkeit erforderlich, bei der Wahl eines ausserordentlichen oder 
Ehrenmitgliedes genügt die Mehrzahl der Stimmenden. Zur Fassung 
eines giltigen Beschlusses in der Gesellschaft ist ebenfalls Stimmen- 
einhelligkeit nothwendig, so dass ein jedes Mitglied durch sein ver- 
neinendes Votum den Antrag zum Falle bringen kann. Die ordentlichen 
Mitglieder führen halbjährig abwechselnd den Vorsitz in der Gesell- 
schaft. (Das Vorsitzende Mitglied nannte man während seines Halb- 
jahres Director, und überdies hat man einen hochstehenden Gönner 
der Wissenschaften zum Präsidenten gewählt, obwohl dies in den 
ersten Statuten nicht vorgesehen ist). Die Reihenfolge, in welcher 
die bisherigen Mitglieder in der halbjährigen Führung des Vorsitzes 
abwechseln sollen, wird durch das Los bestimmt; die künftigen Mit- 
glieder schliessen sich nach ihrer Anciennetät an. Die Gesellschaft 
wählt eines ihrer Mitglieder zu ihrem beständigen Secretär. Jedes 
Mitglied ist verbunden, Nachrichten über seinen Lebenslauf, und 
namentlich über seine literarische Thätigkeit, niederzuschreiben und 
der Gesellschaft versiegelt zu übergeben, welche nach seinem Tode 
um seine Biographie sorgen und dieselbe in ihren Schriften ver- 
öffentlichen wird. 

Mit dem Majestätsgesuche und dem Statutenentwurf begaben 
sich drei abgeordnete Mitglieder der Gesellschaft, nämlich Johann 
Mayer, Ungar und Stmad, zum Kaiser in die Prager Königsburg, um 
das Gesuch dem Monarchen persönlich zu übergeben und durch ihre 



Stataten und Genehmig^ing der Gesellschaft. 45 

\jBJi ZU unterstützen; die Audienz fand höchstwahrscheinlich am 
September 1784 statt. Ausserdem hatte die Gesellschaft in ihrem 
iegen ihre besonderen Fürsprecher beim Throne; ausdrücklich 
'den als solche zwei genannt, nämlich Fürst Karl Egon von 
-stenberg in Prag und der Hofrath Ignaz von Born in Wien.*) 
r erstere trat bei dieser Gelegenheit zum ersten Male in eine 
dehung zu unserer Gesellschaft; der Fürst, geb. 1729, verwaltete 
den J. 1771 — 1782 als Oberstburggraf das Königreich Böhmen 
r vielem Geschick und Selbstaufopferung; seine Verehrung für 
Qste und Wissenschaften hat er in allen seinen hohen Stellungen 
gebungsvoll an den Tag gelegt. Hofrath Born in Wien hatte nun 
e gute Gelegenheit, sich seiner Prager Gründung nützlich zu er- 
isen ; vermuthlich that er es auch durch seine maurerischen Brüder, 
»r welchen besonders sein Busenfreund Sonnenfels zu dieser Auf- 
)e geeignet war. Noch bevor die amtliche Erledigung des Gesuches 
' Gesellschaft eingehändigt wurde, bekam dieselbe im vertraulichen 
Ige eine Abschrift der kaiserlichen Resolution, die darüber erflossen 
r; dieselbe gelangte dann an das böhmische Gubemium durch ein 
fdecret, dessen Wortlaut der folgende war: 

An das königlich böhmische Gubernium. 

Se. Majestät haben die hier zurückfolgendc Bittschrift der böhmischen 
Fatgesellschaft der Wissenschaften gnädigst aufgenommen, and diese Ge- 
schäft der allerhöchsten Zufriedenheit über ihre, zur Beförderung nütz- 
ler Kenntnisse in Böhmen abzielenden Ausarbeitungen zu versichern 
»efohlen, deren Fortsetzung allerhöchst Deroselbeu auch zum beson- 



♦) Abhandlungen für 1785 L S. V. Vorträge 1836 S. 4. — Pelzel berichtet in 
seiner handschriftlichen, zur Veröffentlichung nie bestimmten Böhmischen 
Chronik unter Joseph IL folgendermassen: ^Die böhmische Privatgesellschaft 
schickte drei Deputirte an den Kaiser, den Doctor Mayer, Ungar und Strnad. 
Sie baten, der Kaiser möchte sie zu einer öffentlichen Gesellschaft erheben. 
Kaiser bezeugte viel Wohlgefallen daran; im December gab er seinen Ent- 
schluss, gab ihr den Saal im Carolinum zu ihren Versammlungen, und 
nannte sie böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. Sie erwählte sich 
den Fürsten zu Fürstenberg zum Präsidenten, besteht nun aus 10 Gliedern; 
diese sind : Gf. Schaffgotsch, Tessanek, Gruber, Strnad, Dobner, Pelzel, Do- 
brovsky, zwei Mayer, Ungar/ Dieser Bericht steht beim Pelzel unmittelbar 
nach der Nachricht von einem grossen Hofballe, welchen der Kaiser am 
19. Sept. 1784 in Prag gegeben hat; nach dem Bericht folgt die Notiz, der 
Kaiser sei am 23. Sept. von Prag nach Theresienstadt gereist. ~ Die Ge- 
sellschaftsmedaillen zeigen das Datum 20. September 1784. 



46 üoschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

deren Wohlgefalleu gereichen werde. Und obwohl der Zeitpunkt zor Er- 
richtong einer öffentlichen Akademie der Wissenschaften noch nicht vor- 
handen ist, so erlauben Se. Majestät dennoch, dass dieser Privatgesellschaft 
zu ihren Versammlungen der in dem Universitätshause ohnehin leerstehende 
Saal eingeräumt werden könne, und die Aufnahme fremder oder inlän- 
discher Mitglieder freigestellt werde. 

Wien den 3. November 1784. 

Leopold Graf Kolowrat, 
Tobias Freiherr Gebier, 
Sonnenfels. 

Am 18. November kam das Hofdecret nach Prag, am 20. No- 
vember passirte es das Gubemial-Consilium, und wurde dann an die 
Gesellschaft mit einem Zusätze intimirt, welcher gewisse Vorbereitungen 
zur Einräumung der erbetenen Localitäten im Karolin-Gebäude betraf. 

Die Gesellschaft musste nun über die Art und Weise berathen 
und schlüssig werden, in welcher sie von der kaiserlichen Concession 
Gebrauch machen soll. Das Gutachten des künftigen Gesellschafts- 
Secretars, Dr. Johann Mayer, lautete sehr pessimistisch ; er hatte weit 
mehr erwartet, als wirklich erwirkt wurde. Man halte (so raison- 
nirte er) eine öffentliche Gesellschaft der Wissenschaften und eine 
ordentliche Akademie für einerlei, und für beide erkläre man den 
Zeitpunkt noch nicht gekommen ; man glaube noch immer hinreichend 
gethan zu haben, wenn man den Männern keine Hindemisse in den 
Weg legt, welche sich mit Wissenschaften beschäftigen.*) Weiter be- 
tonte Mayer das Wörtchen ohnehin, dessen sich das Hofdecret bei 
der Bewilligung des leerstehenden Saales bedient ; und da die Privat- 
gesellschaft als solche auch künftighin keine öffentlichen Handlungen 
vornehmen dürfe, und demnach den Saal nicht brauchen könne, so 
beantragte er eine Antwort in sehr unterthänigen Ausdrücken abzu- 
fassen, worin die Gesellschaft unter Zurückstellung des ihr bewilligten 
Saales bedauern soll, dass die allerhöchste Entschliessung nicht ganz 
nach ihrem Wunsche ausgefallen sei.**) 

*) Graf Kaspar Sternberg hat sich später mit Bezug auf dieses Decennium in 
ähnlicher, aber doch ruhigerer Weise geäussert: „Die Wissenschaften, ob- 
gleich wenig unterstützt, entwickelten sich von selbst, da man ihnen kein 
Hindemiss in den Weg legte und viele wissenschaftliche Männer vorhanden 
waren.** Siehe Leben des Gfn. K. Sternberg S. 28. 
**) Dr. Johann Mayer scheint zuweilen an melancholischen Anfällen gelitten 
zu haben. Als er am 5. Februar 1785 seine biographischen Notizen für die 
Gesellschaft schrieb| schloss er dieselben mit einigen Versen aus La Mothe 



Constitairang der öffentlichen Gesellschaft. 47 

Wenn die Gesellschaft die Anträge Mayer's sich angeeignet 
te, gewiss wäre dadurch vieles Gute im Keime erstickt worden. 
! übrigen Mitglieder theilten jedoch jene pessimistischen Anschau- 
;en durchaus nicht, ja die Wohlmeinungen Stmad's und Dobner's 
beten ganz im entgegengesetzten Sinne, d. h. entschieden optimi- 
ch; der letztere freute sich besonders darüber, dass der Kaiser 
der vormals üblichen Benennung Privatgesellschaft das Wort Privat 
gelassen und hiedurch dieselbe zu einer böhmischen gelehrten Ge- 
schäft erklärt habe. Worauf sich diese Behauptung Dobner^s stützte, 
zwar nicht ersichtlich, denn sowohl in der kaiserlichen Resolution, 
auch in dem Hofdecret und auf der Adresse des Gubemial-Inti- 
ts wird unser Verein „die böhmische Privatgesellschaft der Wissen- 
afl^n" genannt; in welcher Weise sich der Monarch bei der Au- 
nz mündlich geäussert hat, ist uns genau nicht bekannt. Sei dem 
och wie immer, im Schosse der Gesellschaft scheint die Meinung 
Brhand gewonnen zu haben, dass es am besten sein werde, dem 
Fdecrete eine möglichst breite Auslegung zu geben, diese Inter- 
tation höherenorts vorzulegen, und wenn behördlicherseits kein 
ierspruch sich dagegen erhebt, dieselbe ebenso gut wie eine posi- 
» Norm anzusehen und zu befolgen. Zu dieser Handlungsweise 
inte sich die Gesellschaft berechtigt fühlen, weil das Hofdecret 
i den vorgelegten Statuten keine Erwähnung machte, und daher 
Recht angenommen werden konnte, dass die Hofstelle die statu- 
ische Einrichtung der Gesellschaft dem autonomen Ermessen der- 
)en anheim stelle. Eine solche Taktik wurde eingeschlagen, und 
wurde von einem vollständigen Erfolge gekrönt. 

Die denkwürdige Sitzung, in welcher über diese Angelegenheiten 
schieden wurde, fand unter dem Vorsitze des Directors Tessanek 
4. December 1784 statt. Anwesend waren 9 Mitglieder, es fehlte 
• Graf Schaffgotsch. Zunächst wurde beschlossen, die Gesellschaft 
•de unter dem von allerhöchsten Orten bestimmten Namen der 
mischen Gesellschaß der Wiss&iischaßen ihre Arbeiten fortsetzen, 
i Statuten-Entwurf als Grundlage ihrer Verfassung beibehalten, und 
i von allerhöchsten Orten der Gesellschaft angewiesenen Saal im 
olin annehmen und nach dessen Besitznahme zu ihrem Gebrauche 
ptiren lassen. Diese drei Beschlüsse sollten dann dem Gubernium 

le Yayer, welche nach seiner Versicherung seinen ganzen Zustand aus- 
drücken. Diese Verse athmen den Weltschmerz: les troubles ici bas sont 
pires que la mort...je n'aurais jamais voulu naitre. Vergleiche seine Bio- 
graphie in den Abh. 1811, III. Folge, 2. Bd. S. 36. 



48 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

in der Form einer Denkschrift mitgetheilt, dabei zugleich das Ge- 
sellschaftssiegel zur Kestatigung vorgelegt und die getroffene Wahl 
des Präsidenten bekannt gemacht werden. Nachdem dieser Verhaltungs- 
modus der Staatsbehörde gegenüber beschlossen war, wurde in der- 
selben Sitzung statutengemäss die Reihenfolge der Mitglieder durch 
das Los festgesetzt; dieselbe fiel folgendermassen aus: Job. Mayer, 
Gf. Schaffgotsch, Ungar, Joseph Mayer, Dobrovsk^, Gruber, Pelzel, 
Stmad, Dobner, Tessanek. Zum Secretär der Gesellschaft wurde Johann 
Mayer gewählt, und zur Aushilfe wurde ihm Stmad beigegeben. In 
Folge dieser Wahl fiel Johann Mayer vor der Hand aus der Beihe 
der Directoren aus, und für das erste Halbjahr wurde das nächst- 
folgende Mitglied, nämlich Franz Graf Schaffgotsch, zum Director 
bestellt. Nun schritt man zur Wahl eines Präsidenten der Gesellschaft, 
und dieselbe fiel einstimmig auf den Fürsten Karl Egon von Fürsten- 
herg. Auch wurde ein Ehrenpräsident gewählt, und zwar in der Person 
des Grafen Eugen von Vrbna, Herreu auf Hof ovic, dessen Gönnerschaft 
für die böhmische Geschichte man dadurch ehren wollte. Endlich 
wurde in derselben Sitzung das Siegel der Gesellschaft bestimmt; es 
sollte den böhmischen Löwen enthalten, welcher aus einem Füllhorn 
die Attribute der Wissenschaften schüttet; in letzterer Beziehung 
wurde der Beschluss gleich darauf abgeändert, und es erschien auf 
dem Gesellschaftssiegel der gekrönte böhmische Löwe, mit dem linken 
Vorderfusse einen Kranz haltend; die Umschrift lautet: Sigillum Socie- 
tatis Scieutiarum Bohemicae. 

Die zweite Sitzung hielt die Gesellschaft am 13. December schon 
unter dem Vorsitze des Fürsten von Fürstenberg. Auch in der Folge 
pflegte dieser fürstliche Präsident, so lange er lebte, den Vorsitz in 
den Sitzungen der Gesellschaft persönlich zu führen; die Sitzungen 
wurden in der Regel im Palais des Präsidenten abgehalten, und zwar 
selbst dann, als die der Gesellschaft im Carolingebäude eingeräumten 
Localitäten adaptirt und von der Gesellschaft am 2. Juni 1785 be- 
zogen worden waren. Diese Localitäten bestanden aus einem grossen 
Saal und einem daran stossenden Zimmer im ersten Stock, und aus 
einem Zimmer und einer Kammer im zweiten Stock;*) sänmitliche 



*"') Das Gubernialdecret, womit diese Localitäten an die Gesellschaft über- 
antwortet wurden, trägt das Datum 25. Jänner 1785; die Adresse daran 
lautet: An die böhmische gelehrte Gesellschaft. Demnach hat die Staats- 
behörde das Wort Privat in der Benennung der Gesellschaft auch aus- 
gelassen, und somit den Standpunkt, welchen die GeseUschaft bei der Inter- 
pretation des Hofdecretes eingenommen hatte, stillschweigend bestätigt. 



Function&re und Mitglieder. 49 

mmer hatten Gassenaussicbt, und lagen in dem gegenüber dem 
eater stehenden Tract des Carolinums. Die Einrichtungskosten hat 
r Fürst Fürstenberg aus Eigenem bestritten;*) überhaupt sorgte 
5ser erste Präsident mit musterhaftem Eifer um eine allseitige Förde- 
ng der Gesellschaft. 

Die Gesellschaft hat in ihrem Privat-Bestande wahrscheinlich 
inen Unterschied zwischen ihren Mitgliedern gemacht und vielleicht 
len jeden Gelehrten, der durch eingesendete Arbeiten seine Theil- 
lune bekundete, als ihr Mitglied angesehen,**) mochte er in Prag 
er anderswo wohnhaft sein ; für diese Annahme spricht der Anfang 
s obenangeführten Majestätsgesuches, welches ausdrücklich von den in 
stg anwesenden Mitgliedern eingereicht wurde. Nun musste es nach 
1 Statuten anders werden. Die zehn in Prag domicilirenden alten 
tglieder erscheinen fortan als ordentliche Mitglieder der Gesellschaft. 
9 letztere hat nun an ihre Mitglieder Diplome ausgetheilt. Durch 
L solches wurden gleich in der ersten Zeit der Bischof von Leit- 
■ritz, Emanuel Ernst Graf Waldstein, zum Ehren- Vicepräsidenten, 
auct Voigt in Nikolsburg zum auswärtigen Mitgliede, und Franz 
af Kinsky in Wiener-Neustadt zum ersten Ehrenmitgliede ernannt ; 
iserdem erscheint in dem Mitglieder- Verzeichnisse vom Jahre 1785 

*) Fttrstenberg's Biographie Yon Hemnann, Abh. 1787 S. 28; cf. Abb. 1785 I. 
S. XV. 

**) Als der oben unter den Mitarbeitern der PrivatgeseUschaft genannte Franz 
Steinsky, Professor der historischen Hilfswissenschaften an der Prager phi- 
losophischen Facoltät, im J. 1811 Rector der Universität wurde, legte er 
sich in der gedruckten Ankündigung der Immatrikulation den Titel bei: 
Privatorum Bohemiae eruditorum ad incrementum matheseos, historiae pa- 
triae et naturalis associationis, quae nunc societas regia audit, sodalis. 
Nach einem am 10. März 1811 gefassten Beschlüsse machte die Gesellschaft 
den damaligen Director der philosophischen Facultät Milo Grün, Abt zu 
StrahoY, auf diesen Umstand mit dem Bemerken aufmerksam, „dass die 
zaerst genannte PrivatgeseUschaft nicht mehr besteht, und dass der H. 
Professor Steinsky von der k. böhm. GeseUschafb der Wissenschaften kein 
Mitglied isf*; man ersuchte den Director, „von dieser Anzeige in ähnlichen 
F&Uen den sachdienlichen Gebrauch machen zu wollen/ Milo Grün als 
philosophischer Studiendirector antwortete am 17. April; er entschuldigte 
sich, dass ihm die erwähnte Ankündigung, bevor sie gedruckt wurde, nicht 
bekannt war, und versprach, er werde „von dieser verehrlichen Note nicht 
nur den H. Prof. Steinsky verständigen, sondern auch in ähnlichen Fällen 
hievon den sachdienlichen Gebrauch zu machen sich bestreben, da der- 
selbe weit entfernt ist, als dass den Vorrechten einer so preiswürdigen 
und berühmten Gesellschaft durch jemanden von seinen ihm Unterstehenden 
zu nahe getreten werden soUte.'* 

4 



50 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

auch Ignaz Edler von Born als auswärtiges Mitglied an erster Stdle 
genannt, ohne dass im Archiv der Gesellschaft sich sonst etwas über 
diese seine Mitgliedschaft erhalten hätte."**) 

Nun wurde auch zur Wahl solcher Gelehrten in die Gesellsckik 
geschritten, welche bis dahin in keinem Verhältnisse zu derselbei 
gestanden sind. Bei der Wahl der ordentlichen und ausserordenÜicheD 
Mitglieder wurde gewöhnlich, obwohl nicht ausnahmslos, die Ab&ssnn; 
eines zur Aufnahme unter die Abhandlungen geeigneten Aufsatzes ab 
Bedingung betrachtet. So wurden am 21. Jänner 1785 Joseph voi 
Plenciz und Georg Prochäzka, beide Professoren der Medicin in Png, 
zu ordentlichen Mitgliedern gewählt; der erstere wurde leider scboi 
nach einem Vierteljahre der Gesellschaft durch den Tod wieder ent- 
rissen.**) Am 5. Februar wurden zu ordentlichen Mitgliedern erwählt: 
Otto Steinbach von Kranichstein, Abt des im J. 1784 abgebranntei 
und dann aufgehobenen Klosters Saar und hernach Referent in Beli- 
gions-Angelegenheiten beim böhmischen Gubemium,***) und Fra» 

*) Das Gesellschaftsarchiv besitzt Yon Born nur einen Brief(ddo. Wien28.ln 
1786), worin derselbe für den ihm zugesandten „ersten Theil der Abhid* 
langen der Akademie" dankt. 
'*''*') Plenciz starb am 26. April 1785 an einem bösartigen Fanlfieber im Sl 
Lebensjahre. Da sein Vater aus Salcan bei Görz gebürtig war und in Güa 
und Padua studirt hat, so ist der Name Plenciz wahrscheinlich italienini 
zu lesen; er wird auch Plencziz geschrieben. Joseph Plenciz war, um mii' 
rerisch zu sprechen, ein hervorragendes Mitglied des Orients von Prag. Er 
kam im Jahre 1778 von Wien nach Prag als Professor der Pathologie oni 
praktischen Medicin; seit 1779 wirkte er sehr eifrig auch als Hausarzt a 
Waiseninstitut zum h. Johann d. T. Im J. 1783 erscheint er unter da 
ersten Gründern der Loge zur Wahrheit und Einigkeit, zu welcher er t« 
der Loge zu 3 gekrönten Sternen übertrat. Bei der Gonstituirung jener 
Loge wurde er zum Redner ernannt; im J. 1784 bestellte ihn der Provijiciil- 
Grossmeister Graf Stampach zu seinem Stellvertreter unter dem Namei 
eines dcputirten Provincial -Grossmeisters. Da Plenciz durch sein &n^ 
opferndes Wirken als Arzt in allen Schichten der Prager Bevölkerung sein 
beliebt war, so haben die Freimaurer bei seinem feierlichen Begräbniü 
zum ersten Male die Gelegenheit wahrgenommen, auch öffentlich aufzutreten; 
siehe darüber System der Loge W. u. E. p. 321—325. Plenciz' Biograpl 
hat Ungar geschrieben, Abh. für 1785 L S. XX; bedeutsam sowohl fQr da 
Verstorbenen als auch für den Biographen ist die rühmende ErwiUinoil 
des Umstandes, dass Plenciz, als er den tödtlichen Ausgang seiner Krank- 
heit voraussah, die Sacramente der Kirche verlangte. — Auch Georg Pi^ 
chäzka war ein Mitglied der Loge zur Wahrheit und Einigkeit. 
♦♦♦) Steinbach's Biographie von Dobrovsb^ ist enthalten in den AbL IT^ 
S. XXVI; wesentliche Zusätze über sehr unlöbliche Dinge sind erst jetrf 
von Brandl an das Licht gebracht worden, 2ivot Dobrovsk^ho p. 76. 



Keugew&hlte Mitglieder. 51 

rstner,'*') damals Adjunct an der Prager Sternwarte; den ersteren 

Ungar, den zweiten Stmad und Tessanek zur Wahl vorgeschlagen, 
i 2. Juli wurde eine ganze Reihe neuer Mitglieder gewählt, und 
ir la Grange, CastiUon, Bemoulli, Gerhard, Schreber (proponirt 
i Tessanek, Gf. Schafifgotsch und Joh. Mayer), Gessner in Zürich 
rgeschlagen von den Brüdern Mayer), Monse in Olmütz (vorge- 
lagen von Pelzel und DobroYsIr^), Schloysnigg, damals Lehrer beim 
rherzog Franz (proponirt von Ungar und Joh. Mayer), sämmtlich 
auswärtigen Mitgliedern; endlich wurde auf Dobner's und Johann 
yer's Vorschlag Ignaz Graf Batthyäny, Bischof von Siebenbürgen, 
d Ehrenmitgliede gewählt. 

Mit den hier genannten alten und neu gewählten Mitgliedern 
die erste Mitgliederliste, welche im J. 1785 (Abh. S. XVI.) ver- 
mtlicht wurde, erschöpft; durch die detaillirte Anführung haben 

eine Einsicht in die Zusammensetzung der Gesellschaft sowohl 
letzten Stadium ihres Frivat-Bestandes, als auch im ersten Jahre 
h ihrer öflfentlichkeitserklärung gewonnen. Weiterhin werden wir 
r nicht alle neugewählten Mitglieder anführen, sondern nur die- 
igen von ihnen hervorheben, welche sich um die Gesellschaft bc- 
dere Verdienste erworben haben oder für die Geschichte derselben 

Interesse sind. Als solches ist von den noch im Jahre 1785 ge- 
llten Mitgliedern Joh. Herrmann von Herrmannsdorf zu nennen ; **) 
rrmann wurde zum ordentlichen Mitgliede von Ungar vorgeschlagen. 

Am 1. October 1785, wo Herrmann's Wahl vor sich ging, wurde 
zel zum Schatzmeister der Gesellschaft bestellt. Zwar war der Schatz, 
chen er zu verwalten hatte, nicht sehr bedeutend, aber immerhin 

es das Zeichen eines erfreulichen Fortschrittes, dass die Ge- 
schäft einen Cassier brauchte. PelzeFs erste, am 11. November 



*) Franz Joseph Gerstner, ein am die materielle Entwickelung Böhmens hoch 
verdienter Mann, geb. 23. Feb. 1756 in Eomotau, studirte Mathematik und 
Astronomie unter Stepling und Tessanek in Prag, wurde 1784 zum Ad- 
jnncten an der Sternwarte, 1789 zum Professor der höheren Mathematik 
an der Universität in Prag ernannt, organisirte das polytechnische Institut 
daselbst, welchem er seit 1801 als Director vorstand. Er starb 7. Juni 1832 
&8t blind. 

*) Herrmann war ein geborener Wiener (geb. 1748), wurde im J. 1777 wegen 
seiner dem Staate bei den böhmischen Bauemunruhen geleisteten Dienste 
nobilitirt, seit 1780 diente er in Prag als Gubemialrath ; bei der Anweisung 
der anentgeltlichen Localitäten im Garolinum für die Gesellschaft fungirte 
er als Vertreter der Staatsbehörde; im J. 1790 wurde er nach Wien zur 
Hofkammer versetzt nnd schon 1791 pensionirt. 

4* 



52 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

1786 vorgelegte Jahres-Rechnung fiel dahin aus, dass die Einkünfte 
der Gesellschaft sich auf 250 fl. belaufen haben, wogegen die Aus- 
gaben sich mit 249 zl. 30 ki\ bezifferten. 

Eine kleine Einnahmsquelle für die Gesellschaft bildete nun 
die Herausgabe ihrer Schriften, jedoch nur für eine kurze Zeit So 
wie früher, gab die Gesellschaft auch jetzt ihre Werke nicht in 
eigenem, sondern im fremden Verlag heraus; sonderbarerweise war 
es keine Prager, sondern eine ausländische Firma, in deren Verlag 
die Fortsetzung der Abhandlungen in den nächsten Jahren erschi^L 
Der Dresdner Hofbuchhändler Conrad Salomon Walther schloss am 
l. März 1785 mit der Gesellschaft einen Vertrag ab, in welchem er 
sich verpflichtete, die Schriften der Gesellschaft in einer würdigen 
Ausstattung und mit den nöthigen Kupfern versehen in seinen Verlag 
zu übernehmen; als Honorar wurden 30 gedruckte Exemplare und 
5 fl. von einem Druckbogen bedungen ; die Correctur musste der Ver- 
leger besorgen lassen, der Gesellschaft lag blos in besonderen Fällen 
eine Revision ob. Nach einem Jahre verlangte jedoch der Verleger 
einen Nachlass ; und nachdem sich die Gesellschaft vergeblich in Prag 
und in Leipzig umgesehen hatte, um günstigere Bedingungen zu er- 
langen, wurde der Vertrag mit den Gebrüdern Walther in Dresden 
am 21. August 1786 in der Weise erneuert, dass die Gesellschaft 
auf das Geldhonorar verzichtete und der Verleger nunmehr 60 Frei- 
exemplare an dieselbe liefern sollte. Diese Exemplare hat die Ge- 
sellschaft von Anfang an theilweise an ihre Mitglieder und Gönner 
verschenkt, ein Theil wurde verkauft.*) Die Autoren erhielten för 
ihre gedruckten Beiträge kein Honorar. 

Gelegentliche Unterstützungen genoss die Gesellschaft von ihrem 
fürstlichen Präsidenten und mitunter auch von einigen anderen Mit- 
gliedern. Auf diese Weise konnte sie schon in ihrem Privatbestande 
im J. 1784 zur Ausschreibung amer Pt^eisauf gäbe schreiten, auf deren 

*) Nach einem Vorschlage Johann Mayer*s vom 29. Mai 1789 waren die FVci- 
exemplare der Abhandlungen vom J. 1788 an folgende Adressen zu Ter- 
schicken: Nach Wien 1. An Se. Mtgest&t, 2. Obrist-Kanzler, 3. Böhm. Kanzler, 
4. Gf. von Chotek, 5. Baron v. Swieten, 6. K. K. Militär- Akademie (v. Bram- 
biUa), 7. H. Born, 8. Gf. Kinsky; in Prag 9. Obristburggraf, 10. Vicepräsi- 
dent, 11. Gf. v. Wrbua, 12. Bischof v. Leitmeritz, 13. F. Fürstenberg; ftr 
eingesendete Abhandlungen: 14. Stoutz in Madrid, 15. Bloch in Berlin, 
16. Scherer in Wien, 17. Reuss in Bilin, 18. Schmid in Prag, 19. Moravec 
in Wien, 20. Khun in Kger; ausserdem 14 Exemplare an die damaligen 14 
ordentlichen Mitglieder, macht zusammen 34 Stück, diese abgezogen von 
CO, bleiben 26 Stück. 



SchriftenYerlag. Preisfragen. 53 

Beantwortung ein Preis von 25 Ducaten ausgesetzt wurde; sie lautete 
dahin: ^Was ist bis jetzt über die Naturgeschichte Böhmen's ge- 
schrieben worden? Was fehlt in derselben noch? Welches wären die 
besten Mittel, dieselbe zu mehrerer Vollkommenheit zu bringen, um 
aus ihr den möglichsten Nutzen für das Vaterland zu ziehen?" 

In einer ausserordentlichen Sitzung am 19. Februar 1785 wurde 
über die eingelaufenen Elaborate entschieden. Man fand zwar, dass 
die aufgestellte Frage in ihren drei Theilen von Niemandem voll- 
ständig beantwortet sei; nichts destoweniger wurde der Preis einer 
in physikalischer Hinsicht als vorzüglich anerkannten Arbeit zuer- 
kannt, welche Karl von Sandberg in Brunn zum Verfasser hatte. Auch 
eine zweite Abhandlung hat namentlich wegen ihres literar-historischen 
Werthes den Gefallen der Gesellschaft gefunden und wurde mit einem 
Accessit ausgezeichnet; ihr Einsender war Adauct Voigt. Beide Ar- 
beiten gelangten in den Abhandlungen 1785 zum Abdruck. 

In der Sitzung vom 9. April 1785 hat die Gesellschaft die Aus- 
schreibung zweier Preise beschlossen. Ein Preis von 25 Dukaten 
wurde auf die beste Beantwortung der Frage bestimmt: „Welche Un- 
vollkommenheit findet man bei den erfundenen Methoden, die Be- 
wegung der Mondsapsiden zu bestimmen, und wie kann diese Be- 
wegung auf das genaueste und leichteste bestimmt werden?'' 

Ein kleiner Preis von 12 Ducaten wurde ausgesetzt „auf die 
beste physikalische Beschreibung eines merkwürdigen Bezirks oder 
Kreises von Böhmen und seiner natürlichen Producto aus den drei 
Reichen der Natur." 

Die astronomisch-mathematische Preisausschreibung betreffs der 
Mondapsiden hatte keinen Erfolg und wurde durch Beschluss vom 
11. Februar 1786 aufgehoben. — Als Beantwortung der kleineren Preis- 
aufgabe liefen drei Aufsätze ein, von denen jedoch keiner vollkommen 
befiriedigte; es wurde daher am 25. Februar 1786 beschlossen, für 
die eingesendete Beschreibung der Gegend von Reichenberg den Betrag 
von 50 fl. als Belohnung des Heisses zur weiteren Aufmunterung 
des Verfassers anzuweisen, und sowohl jene als auch die beiden 
anderen Schriften, welche den Rakonitzer und Bunzlauer Kreis be- 
trafen, in einem besonderen Werke zum Druck zu befördern. Die 
Verfasser der drei Concursschriften waren in der nämlichen Reihen- 
folge Richter, Stumpf und Wander von Cfriinwald. Die Preisfrage selbst 
wurde dann in ihrer ursprünglichen Fassung enieuert und durch de- 
taillirte Erklärungen näher definirt; als Preis wurde nun eine grosse 



54 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

Medaille *) der Gesellschaft von 50 Dukaten bestimmt; doch der be- 
absichtigte Erfolg blieb auch diesmal aus. 

Mit Beschluss vom 10. December 1785 hat die Gesellschaft drei 
neue Preisfragen ausgeschrieben. Eine Medaille der Gesellschaft von 
25 Ducaten wurde auf folgende Frage bestimmt: «Wie sind die rohen 
Producte, die Böhmen erzeugt, in den verschiedenen Zeitaltem be- 
arbeitet und benutzt worden? und welchen Fortgang haben Künste 
und Manufacturen, Fabriken und Handel von Zeit zu Zeit dabei ge- 
habt? und was für Hindemisse stehen ihrer Aufiialime im Wege?** — 
Diese Frage wurde von Ungar, Herrmann und Steinbach in Vorschlag 
gebracht; eine Antwort auf dieselbe ist nicht eingelaufen. 

Eine kleinere Medaille von 12 Dukaten wurde bestimmt für 
„eine historisch-philosophische Abhandlung über den Geist der Ge- 
setzgebung in Böhmen, nach verschiedenen Zeitaltem.** Der Urheber 
dieser Preisfrage war der Guberaialrath Herrmann. Es sind zwei 
Concursarbeiten gekommen; die eine wurde sogleich (3. März 1787) 
abgewiesen; der Verfasser der anderen Beantwortung war das alte 
Gesellschafts-Mitglied Adauct Voigt. Herrmann hat sich in einem um- 
ständlichen Referat nicht nur gegen die Preiszuerkennung, sondern 
auch gegen die Dmcklegung der Schrift Voigt's ausgesprochen; doch 
wurde der letzteren am 30. Juni 1787 die goldene Medaille, zwar 
nicht als ein Preis, sondern als eine Belohnung von der Gesellschaft 
mit der Motivirung zuerkannt, „weil der Verfasser zwar einen gut 
gerathenen historischen Auszug sowohl über den Geist, als über die 
Quellen, aus welchen die Bestimmung des Geistes der böhmischen 
Gesetze hergeholt werden muss, geliefert, dabei jedoch die philoso- 
phischen Betrachtungen überhaupt, besonders aber bei der Unter- 
suchung der gesetzlichen Verfügungen bis auf den ersten christlichen 
Herzog Bofivoj, über die Triebfedem, welche die ersten Beherrscher 
zu ihren Verfügungen bewogen, und die Wirkungen, welche solche 



♦) Der Präsident der Gesellschaft hat auf eigene Unkosten Stempel zur Prägung 
von grossen und kleineren Gescllschafts-Medaillen machen und eine Anzahl 
Medaillen von Silber prägen lassen. Nach dem Tode des Fürsten Karl Egon 
von Fürstenberg hat sein Erbfolger die Stempel an die Gesellschaft über- 
geben. Die grösseren Medaillen haben 53, die kleineren 39 Millimeter im 
Durchmesser; die Aufschriften sind auf beiden gleich, nämlich auf einer 
Seite „Ingenio et labore" in einem Kranz, auf der anderen Seite, wo ein 
gekrönter Löwe, einen Kranz haltend, abgebildet ist: Societas scientianim 
Bohomica. Pragae MDGCLXXXIV die XX Sept 



Preisfragen. 55 

vorgebracht haben, gänzlich versäumt hat, das doch die eigent- 
16 Absicht der ausgesetzten Preisfrage war."*) 

Eine besondere Belohnung setzte die Gesellschaft auf die Be- 
;wortung der Frage: „Woher hat Böhmen in älteren Zeiten sein 
chsalz genommen? Sind die Nachrichten von den in Böhmen vor- 
iden sein sollenden Salzquellen begründet? und istHofihung, dass 
einst eigenes Kochsalz erzeugen könnte?" — Der Proponent dieser 
Ige war Dobrovsky, und er beabsichtigte damit vornehmlich eine 
Ltik der Häjek'schen Angaben über Salzquellen und Salzsieden in 
ilan zu provociren ; doch fand diese Frage keine befriedigende Be- 
wertung.**) 

Da sonach nur die zweite von den am 10. December 1785 be- 
ilossenen Preisfitigen einen Erfolg hatte, und selbst da die Antwort 
ht ganz den Erwartungen entsprach, so hat die Gesellschaft im 
1787 alle drei Preisfragen erneuert; ein Resultat blieb jedoch 
izlich aus. 



*) Alle diese Bemängelungen, welche nach S. 4 der Abhandlungen für 1787 
zum Beschlüsse erhoben wnrden, sind Herrmann's abfälligem Votum vom 
11. Mai 1787 entnommen. Herrmann's Ansichten über die Sache waren 
freilich noch mehr verfehlt, als die Abhandlung Voigt's selbst; es lautet 
nnglaablich, dass der erstere vornehmlich philosophische Betrachtungen 
auch über solche Gesetze verlangte, welche von Krok und andern heidnischen 
Fürsten Böhmens erlassen worden sein soUen! Die damalige Kränklichkeit 
des Antors fiel wahrscheinlich bei der Zuerkennung der Belohnung einiger- 
massen mit in die Wagschale; in der entscheidenden Sitzung vom 30. Juni 
1787 waren übrigens blos 6 Mitglieder anwesend, nämlich Stmad als Di- 
rector, Job. Mayer, Herrmann, Pelzel und Ungar, welcher diesmal anstatt 
des abwesenden Secretärs Riegger das ProtokoU führte. Pelzel schrieb am 
3. October 1787 von Prag an Dobrovsky: „Der elende Zustand des P.Voigt 
hat mich recht gerührt Ich schrieb alsogleich nach Prag, ihm das Geld 
nach Nikolsburg zu übermachen, so er auch gethan, weil ihm der Bischof 
bereits die 12 Dukaten für die Medaille geschickt hat.** Dem zu Folge 
wurde dieser Preis von dem Leitmeritzer Bischof Gf. Waldstein gespendet. 
Voigt starb dann in Nikolsburg am 18. October 1787 an der Brustwasser- 
sucht. Eine vertrauliche Mittheilung Pelzel's an Dobrovsky vom 17. Nov. 
1787 über den Zusammenhang der besprochenen Belohnung mit dem be- 
schleunigten Ableben Voigt's ist abgedruckt bei Brandl, ^ivot Dobrovsk^ho 
p. 284. 

♦♦) Eine durch diese Preisaufgabe veranlasste Abhandlung wurde doch ge- 
druckt; sie ist betitelt: Über das böhmische Salzwesen von Fr. W. H. 
(Abhandlung für 1787 SS. 136—150). Da dieser Aufsatz durchaus nicht be- 
friedigen konnte, so hat Johann Mayer selbst den Gegenstand vom natur- 
wissenschaftlichen Standpunkte aus besprochen, Abb. für 1788 SS. 249—267. 



56 Geschichte der Gesellschaft 1784^1789. 

Auf Antrag Johann Mayer's hat die Gesellschaft am 18. liarz 1786 
beschlossen, eine naturwissenschaftliche Expedition in das Riesenge- 
birge zu veranstalten; eine solche wurde dann im Sommer d. J. von 
den ordentlichen Mitgliedern Gruber und Gerstner, von dem ausser- 
ordentlichen Mitgliede Johann Jiräsek und von dem Botaniker Hänke 
unternommen. Die gemachten Beobachtungen wurden erst im J. 1791 
zum Druck befördert. 

Bisher besass die Gesellschaft eine naturhistorische Sammlung, 
welche bei derselben schon während ihres Privatbestandes angelegt 
war und seit dem J. 1784 durch die Munificenz des ersten Gesell- 
schafts-Präsidenten eine nahmhafte Bereicherung erfahren hat; auch 
mehrere physikalische Apparate sind hinzugekommen, die vom Grafen 
Franz Kinsk;^, Born und anderen Mitgliedern der Gesellschaft ge- 
spendet wurden.*) Eine Gesellschafts- Bibliothek existirte anfänglich 
nicht. Erst am 11. November 1786 hat die Gesellschaft denBeschlass 
gcfasst, nach und nach eine kleine Bibliothek zu sammeln ; zu diesem 
Behufe wurden in erster Reihe die Mitglieder ersucht, ihre eigenen 
Werke zu der Bibliothek zu schenken. Der erste, welcher dieser 
Aufforderung nachgekommen ist, war Graf Franz von Hartig, damals 
kaiserlicher Gesandte am kursächsischen Hofe in Dresden, welcher 
am 2, December 1786 zum Ehrenmitgliede gewählt wurde. 

Im J. 1786 kam im Schosse der Gesellschaft die Idee auf und 
wurde dann in mehreren Sitzungen ventilirt, ein Diplomatarium Bo- 
hemo-Moravicum zu sammeln und ohne Zögern im Druck heraus- 
zugeben. Der erste Vorschlag dazu wurde von Pelzel am 5. August 
1786 vorgebracht und von der Gesellschaft sogleich genehmigt; Herr- 
raann, Steinbach, Dobner, Riegger und Ungar versprachen, zahlreiche 
Urkundenabschriften zu der Sammlung zu liefern. Man beabsichtigte 
das Diplomatar bis in das Zeitalter Karls IV. zu führen, und sobald 
man einen Quartband von 4 Alphabeten (etwa 100 Bogen) wird aus- 
füllen können, das Werk herauszugeben. Am 30, Juni 1787 berichtete 
Pelzel, dass bereits 337 Stück Diplome für das Diplomatarium ab- 
gesclirieben sind. In der Folge verliert sich für mehrere Jahre jede 



*) Eine Nachricht von den natiirhistorischen Sammlungen der Gesellschaft 
findet sich in den Abhandlungen 1786 S. III., wo namentlich auch schon 
eine schöne Sammlung von Conchylien erwähnt wird. Von diesen Samm- 
lungen ist das öffentliche Naturalien-Cabinet zu unterscheiden, welches am 
das Jahr 1775 durch den damaligen Oberstburggrafen Karl Egon Fürsten 
von Fürstenberg in Prag gegründet, und von ihm selbst sowie vom Grafen 
Franz Kinsky und Born beschenkt wurde; Abh. 1787 S. 25. 



Sammlangen. Diplomatar. Fürstenberg f. 57 

ir von diesem Unternehmen, und wir erfahren nicht, warum es 
en gelassen wurde; erst 1795 sprach man wieder davon, doch 
' um über den Mangel an den zur Drucklegung des Werkes 
higen Mitteln zu klagen. 

Karl Egon Fürst von Fürstenberg hatte der Gesellschaft im 
1785 seine wohlgetroffene Büste von weissem Marmor zum Ge- 
enke gemacht ; und da dieser erste Präsident sich um das Empor- 
umen der Gesellchaft mannigfaltige und grosse Verdienste erworben 
te, so einigten sich die Mitglieder dahin, jene Büste auf einem an- 
nessenen Piedestal von schwarzem Marmor im Saale der Gesell- 
aft aufzustellen und diese Gelegenheit zu einer feierlichen Mani- 
bation der Verehrung für den Präsidenten zu benützen und zu 
talten. Die Enthüllung des schönen Denkmals fand am 12. August 
16 in einer feierlichen öffentlichen Sitzung statt, zu welcher na- 
Qtlich auch Gäste vom Adel erschienen; Gubemialrath Herrmann 
It die Festrede an den gefeierten Präsidenten und Gönner. Das 
i Steinbach verfasste Sitzungsprotokoll bemerkt, dass „die Glieder 
Gesellschaft während der Rede in einem Halbkreis um Ihre Durch- 
cht standen und gerührt Freude ntliränen weinten." Leider waren 
Tage des gefeierten Präsidenten gemessen; der Fürst unterlag 
11. Juli 1787 einem Schlagfluss. Die Trauer, welche die Gesell- 
aft durch eine in der Versammlung vom 28. Juli vom damaligen 
ector StiTiad gehaltene Leichenrede bezeugte, war eine aufrichtige 
l wohlbegründete ; es verstrichen mehrere Jahre, bevor es der Ge- 
schäft gelang, einen Ersatz für den erlittenen Verlust zu finden. 
In der That folgte dem Ableben des ersten Präsidenten eine 
rkliche Abnahme der Gesell schaftsthätigkeit, wozu freilich auch 
ere Umstände beigetragen haben. Der erste Grundstock der Ge- 
schäft war grossentheils im Verschwinden begriffen. Am 22. Juni 
;8 starb Johann Tessanek, der grosse Mathematiker, dessen Ver- 
aste die Gesellschaft durch die Errichtung eines Grabmonumentes 
te. Gelasius Dobner war schon im J. 1787 kränklich,*) und verfiel 



*) Seinen letzten Aufsatz hat Dobner in der Sitzung am 10. November 1787 
gelesen. Pelzel meldet es in einem Schreiben an Dobrovsky vom 17. Nov. 
1787 mit folgenden Worten: „Dobner las über die böhmischen Theobalde 
mit verbundenen Fingern und untermischtem Husten. Er geht sehr ein." 
(MS. im Museum.) Notizen über Dobners Krankheit im J. 1787 siehe in 
den Abhandlungen für 1787 S. ö, im J. 1788 in den Abb. fiir 1788 S. 9, dann 
ein Excerpt aus einem Briefe PelzePs an Dobrovsky vom 9. März 1788 bei 
Brandl, 2iYot Dobrovsk^ho p. 60. 



i 



58 Geschichte der Gesellschafk 1784—1789. 

dann in eine unheilbare, mit Gedächtnisslosigkeit verbundene Krank- 
heit, welche ihn schon im Jahre 1788 seiner wissenschaftlichen Thä- 
tigkeit entzogen, aber erst am 24. Mai 1790 seine Auflösung herbei- 
geführt hat. Auch ihm hat die Gesellschaft ein Grabdenkmal aufstellen 
lassen. Dobrovsk^ war im Sommer 1787 von Prag nach Hradisch 
zur Leitung des mährischen General-Seminars abberufen worden, und 
verblieb dort bis zum December 1790; aus Pelzel's Briefen ist zu 
ersehen, wie schwer die Gesellschaft die Entfemimg Dobrovsk^'s 
trug ; eben im historischen Fache zählte sie damals wenig Mitarbeiter. 
Professor Joseph Mayer wurde in demselben Jahre 1787 an die Wiener 
Hochschule berufen; er betheiligte sich jedoch zeitweilig an den 
Sitzungen der Gesellschaft auch später, so oft er von Wien seine 
Vaterstadt besuchte, und selbst in Wien war er für dieselbe thätig. 

Als Directoren der Gesellschaft haben in den Jahren 1785 und 
1786 die ordentlichen Mitglieder Graf Schafigotsche, Ungar, Joseph 
Mayer und Pelzel, jeder ein halbes Jahr, fungirt; warum bei dem 
Directionswechsel im Juli 1786 die beiden vor Pelzel an der Reihe 
stehenden Mitglieder Dobrovsk^ und Gruber tibergegangen wurden, 
findet sich nicht angegeben. Am 13. Jänner 1787 übergab Pelzel das 
Directorat an den königlichen Astronomen Stmad, welcher damals 
an der Beihe stand; dieser behielt es fast ein ganzes Jahr, theils, 
wie es heisst, weil im Juli der Tod des Präsidenten dem gewohnten 
Directorenwechsel hinderlich war, theils aber wurde der letztere 
wegen Abwesenheit einiger anderer Mitglieder verschoben. Am An- 
fange des Jahres 1788 trat Professor Prochäzka an Stmad's Stelle 
in das Directorat, wobei wieder zwei Mitglieder übergegangen wurden, 
nämlich Dobner wegen seiner schweren Krankheit, und Tessanek, welcher 
mit Hinweis auf seine Kränklichkeit die Ehreustelle ablehnte. Auch 
Prochäzka behielt dieses Amt ein ganzes Jahr. Wie es im J. 1789 mit 
dem Directorium der Gesellschaft bestellt war, ist nicht ersichtlich. 

Hie und da werden auch Classen erwähnt, in welche sich die 
Mitglieder nach der Verwandtschaft ihrer wissenscliaftlichen Fächer 
gruppirten. Solche Erwähnungen geschehen bei Berathungen über 
Preisfragen und Fachrecensionen. Gelegentlich erfahren wir auch, 
dass es damals drei Classen gab, nämlich eine physikalische, eine 
mathematische und eine historische, und dass jede Classc auch ihren 
eigenen Director hatte.*) Sonst bleibt die Organisation der Classen 

♦) Sitzungsprotokoll vom 23. Dec. 1789: „In den Classen übernehmen die Di- 
rection, und zwar in der physikalischen Abbe Gruber, in der mathema- 
tischen Pro£. Gerstner, in der historischen Pelzel.** 



Leitung der Gesellschaft. 59 

bekannt und scheint keine grosse Wichtigkeit gehabt zu haben, 
an sowohl die administrativen Berathungen der Gesellschaft, als 
ch die sämmtlichen wissenschaftlichen Vorträge fanden in denselben 
meinschafllichen Sitzungen statt. 

Der Geschäftsgang der Gesellschaft wurde durch den ersten 
Bchsel im Secretariat^ welcher schon im J. 1786 eintrat, ungünstig 
einflusst. Johann Mayer, welcher in den ersten Jahren dieses Ehren- 
it mit vielem Fleisse bekleidete, resignirte auf dasselbe in der 
Äung vom 9. September 1786,*) und am 7. October d. J. übergab 
die Geschäfte, worauf in derselben Sitzung der OvAemudrath 
egger einstimmig zum Secretär gewählt wurde; dieser war erst am 
. August 1786 zum ordentlichen Mitgliede der Gesellschaft aufge- 
mmen worden.**) Der anfangliche Eifer des neuen Secretärs hat 
ch dem Tode des durchlauchtigen Präsidenten, seines Gönners, sehr 



*) Das von Herrmann abgefasste SitzongsprotokoU vom 9. Sept gibt keine 
andere Ursache dieser Resignation an, als „die Unmöglichkeit, in dieser 
Eigenschaft der Gesellschaft länger zn dienen." In den Abhandlungen für 

1787 S. 6 werden dringende Geschäfte als Beweggrund angegeben, und der 
Wechsel im Secretariat wird dort in einem solchen Zusammenhang erzählt, 
als wäre er erst im Anfage des Jahres 1788 erfolgt. Aus Pelzel's Briefen 
an DobroYsky erfahren wir, dass Johann Mayer im J. 1787 schwer krank 
war, und dass sich die Krankheit 1788 in einem minderen Grade wieder- 
holte. Gegen eine Überhäufung mit Geschäften scheint der Umstand zu 
sprechen, dass die Sitzungsprotokolle yom 12. August und 9. Sept. 178G 
von Steinbach und Herrmann abgefasst sind, obwohl Johann Mayer beide 
Male zugegen war, und noch mehr der weitere Umstand, dass als Riegger 
die Secretär-Geschäfte sichtlich vernachlässigte, dieselben mitunter wieder 
Yon Johann Mayer besorgt wurden; so z. B. schreibt Pelzel am 16. Dec. 

1788 an Dobrovsk^, er habe die Abhandlung über die Picarden, welche 
Dobrovsky an ihn eingeschickt hat, „dem Hr. Dr. Mayer eingehändigt, der 
sie nebst anderen nach Dresden sogleich abgeschickt hat." 

*) Joseph Anton Ritter von Riegger, geb. in Innsbruck 1742, war ein Sohn 
des Professors des kanonischen Rechtes Paul Joseph Riegger. Der Sohn 
studirte unter der Leitung seines Vaters in Innsbruck und in Wien, und 
schon im J. 1764 wurde er zum Professor des Kirchenrechtes an der The- 
resianischen Akademie in Wien ernannt; im J. 1765 wurde er an die Uni- 
versität Freiburg im Breisgau versetzt. Im J. 1778 kam er als Professor 
des deutschen und allgemeinen Staatsrechtes nach Prag an die Universität, 
und zugleich wurde er zum Gubemialrath und Studienreferenten beim böh- 
mischen Gubemium ernannt. Beide Stellen legte er 1782 nieder, um nach 
Wien zu gehen, von wo er jedoch nach dem Verluste seiner ganzen Habe 
1785 nach Prag zurückkehrte und seine Rathstelle beim böhmischen Guber- 
nium wieder erlangte. Hier befasste er sich sehr eifrig mit dem Sammeln 
von Materialien zur Geschichte und Statistik Böhmens, von welchen er 



60 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

abgenommen. Im October 1787 befolgte Riegger zum letzten Male 
den bisherigen Usus, die Sitzungsprotokolle mundiren zu lassen; 
seit der Zeit sind die Protokolle sehr mangelhaft, in der Regel ent- 
halten sie nur einige unleserlich hingeschriebene Schlagworte, zum 
grossen Theile aber fehlen sie gänzlich, und zwar nicht nur deswegen, 
weil wenig Sitzungen abgehalten wurden, sondern sie fehlen selbst 
bei den wichtigsten wirklich abgehaltenen Sitzungen. 

Die wahrscheinlich von Riegger abgefasste Geschichte der Ge- 
sellschaft im Jahre 1788 (Abh. 1788 S. 3) drückt sich über die ein- 
getretene Stagnation folgendermassen aus: Die Gesellschaft „blieb 
dies ganze Jahr gleichsam in einem republikanischen Zustande, ohne 
Haupt, und schien, als wenn sie sich nicht wieder erholen könnte. 
Daher kam es auch, dass die Berathschlagungen, wie es in Zwischen- 
reichen zu geschehen pflegt, langsamer als gewöhnlich vor sich gingen, 
und keine neue, weder ordentliche noch auswärtige Mitglieder aufge- 
nommen werden konnten." Der Abgang eines Präsidenten war jedoch 
durchaus nicht die einzige Ursache dieser unerfreulichen Erscheinung. 
Das erhellt unter anderen daraus, dass nachdem Dr. Ambros Reuss 
in Bilin am 9. Februar 1788 zum ausserordentlichen Mitgliede zum 
ersten Male vorgeschlagen wurde,*) die Sache dann unberührt blieb, 
bis am 7. September 1789 Johann Mayer diesen Candidaten zum 
zweiten Male mit der Bemerkung proponirte, der erste Vorschlag sei 
vor zwei Jahren geschehen. Reuss wurde dann am 12. December 1789 
zum ausserordentlichen, und gleichzeitig Professor Ignaz Coinova,**) 
welchen Pelzel vorgeschlagen hatte, zum ordentlichen Mitgliede er- 

mehrere Bände im Druck herausgab. Fürst Karl Egon Färstenberg unter- 
stützte ihn, namentlich seit 1785, da Riegger's Yermögens-Yerhältnisse 
äusserst zerrüttet waren. Den Freimaurern hatte er sich schon in jungen 
Jahren angeschlossen, denn schon in Wien, also vor seinem Abgange nach 
Freiburg 1765, wurde er in einen Maurerbund aufgenommen; in Prag trat er 
der Loge Wahrheit und Einigkeit bei. Er starb in Prag am 5. August 1795. 
Die Abhandlungen 1798 S. XVII brachten nur einen kurzen Nekrolog; eine 
Biographie Riegger's hat Wander y. ürttnwald herausgegeben, Prag 1788 
SS. 68 in 4". 
♦) Bei der Wahl eines jeden neuen Mitgliedes beobachtete man damals die 
Übung, dass der Candidat in zwei nach einander folgenden Sitzungen von 
einem ordentlichen Mitgliede vorgeschlagen, und in einer dritten Sitzung 
über die Aufnahme ballotirt wurde. 
**) Comova wurde 1740 in Prag geboren. Sein Vater war ein italienischer 
Kau&nann aus Como. Ignaz Cornova trat im J. 1759 in den Jesuitenorden 
ein, wirkte als Gymnasialprofessor in Komotau und Klattau, und nach der 
Aufhebung des Ordens am akademischen Gymnasium in Prag, bis er im 



Stagnation im Gesellschaftsleben. 61 

wählt Diese Wahlen fanden in einer Zeit statt, wo die Gesellschaft 
schon wieder einen Präsidenten hatte. Der Mangel an einem solchen, 
verbunden mit dem gleichzeitigen Abgange einer thätigen Geschäfts- 
leitung, hatte in der Zwischenzeit einen solchen Niedergang bewirkt, 
dass man schon an der Zukunft der Gesellschaft zu zweifeln anfing. 
Diesen Eindruck theilte Pelzel am 18. April 1789 an Dobrovsky in 
folgenden Worten mit : Joh. Mayer „ist auch der einzige, dem unsere 
Gesellschaft am Herzen liegt. Riegger kümmert sich gar nicht darum. 
Sie wird wohl eingehen. •* 

Einmal wurde die Gesellschaft aus ihrer Lethargie durch eine 
sonderbare Frage aufgerüttelt, welche an dieselbe die Regierung stellte. 
Seit dem Jahre 1770 bestand in Prag eine patriotisch-ökonomische 
GeselUchaft, deren Zweck durch den angeführten Namen gekenn- 



Jahre 1784 die Lehrkanzel der allgemeinen Geschichte an der Prager üni- 
▼ersität erlangte; er behielt dieselbe nur bis zum Jahre 1795, wo er 
wegen seiner KränkUchkeit in den Ruhestand trat Gomova ist als Cha- 
rakter und SchriftsteUer eine der interessantesten Persönlichkeiten des da- 
maligen gelehrten Prag; sein Styl ist modern zu nennen. Cornova gehörte 
zu den eiMgsten Mitgliedern des Orients von Prag. Bis zum Jahre 1783, 
wo er mit Ganal, Ungar und anderen die Loge Wahrheit und Einigkeit 
gründete, war er mit den oben genannten Brüdern Mitglied der Loge zu 
drei gekrönten Sternen. Als im Jahre 1784 Ungar in der erstgenannten 
Loge den Gedanken anregte, wie die Luftons, d. h. Waisenkinder nach 
Maurerbrüdern, zu erziehen und zu versorgen wären, arbeitete Cornova bis 
zum J. 1786 einen Plan aus, wie jene Idee zu verwirklichen wäre; der Auf- 
satz ist auf GanaPs Kosten im Druck erschienen. Auch schrieb Cornova 
eine Geschichte des Prager Waiseninstitutes zum h. Johann d. T., welche 
er im Jänner 1785 in einer Maurerkonferenz las; dieselbe wurde gut ge- 
heissen und auf Kosten der Loge Wahrheit u. £. unter Cornova's Namen 
gedruckt. Als dieselbe Loge im J. 1790 an der Codificirung ihrer Satzungen 
arbeitete, war Gomova einer der eifrigsten bei diesem Geschäfte. Seit 1789 
erscheint er als zweiter Aufseher der genannten Loge. Li Prag existirt 
noch heut zu Tage Cornova's Maurercertificat oder Diplom, ddo. 20. Dec. 
1793. Darauf sind folgende Vorsteher der Loge Wahrheit und E. unter- 
schrieben: Josephus Canal Magnus Magister, Carolus Ungar Dep. M. Ma- 
gister, Georgius Schmidberg Ephorus primus, Ignatius Cornova Ephorus 
secundus, Josephus Müller Scriba. In der erwähnten Schrift von der Er- 
ziehung der Waisenkinder nach Freimaurern bemerkt Cornova, dieselbe sei 
als ein Denkmal seiner Dankbarkeit gegen Brüder anzusehen, „deren Ver- 
wendung zur Herstellung der Ruhe meines Lebens so thätig als glücklich 
war** (System u. s. w. S. 482); dies scheint sich auf seine Anstellung zum 
Universitätsprofessor zu beziehen. Nach seiner Pensionirung lebte er küm- 
merlich von seiner kleinen Pension; Gf. Prokop La^ansky hat ihn dabei 
unterstützt. Cornova starb in Prag am 25. Juli 1822. 



52 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

zeichnet ist. Mittels Hofdecrets vom 23. Juni 1788 wurden nun für 
diese Gesellschaft neue Statuten (unter dem Namen: Grundsätze) er- 
lassen, womach sowohl ihr Präses, als auch sämmtliche zwölf wirk- 
liche Mitglieder von der Regierung und vom Landesgubemium zn 
bestimmen waren; zugleich wurde vom Gubemium eine Äusserung 
darüber abverlangt, „ob und was allenfalls in Absehen auf eine Ver- 
bindung dieser Gesellschaft mit der dermaligen Privatgesellschaft der 
Wissenschaften hiebei zu erinnern wäre." Das Gubemium verlangte 
von beiden Gesellschaften ein Gutachten darüber. Den Mitgliedern 
unserer Gesellschaft war es klar, dass bei der gänzlichen Verschieden- 
heit der Zusammensetzung, der Organisation und des Zweckes der 
beiden Gesellschaften eine Verbindung unter ihnen entweder nur ganz 
lose sein könnte und beiderseits unnütz wäre, oder aber wenn sich 
die Gesellschaft der Wissenschaften mit der ökonomischen Gesellschaft 
auf Grundlage der neu erlassenen Statuten vereinigen sollte, die er- 
stere gänzlich aufhören müsste zu existiren. Joseph Mayer bemerkte 
überdies, das Hofdecret spreche von der Vereinigung einer Privat- 
gesellschaft der Wissenschaften mit der ökonomischen Gesellschaft, 
und da eine Privatgesellschaft dermalen nicht bestehe, so habe die 
Gesellschaft der Wissenschaften, die es gar nicht betreflfe, hierüber 
keine Antwort zu geben. Mayer's Gedanke wurde jedoch fallen ge- 
lassen, und in der Sitzung vom 16. August einigte sich die Gesell- 
schaft dahin, die an sie gestellte Anfrage betreffs der Vereinigung 
ablehnend zu beantworten. Das motivirte Gutachten wurde erst am 
13. September 1788 ausgefertigt, und hiemit war die Sache auch er- 
ledigt*) 

Gleich nach dem Ableben des Fürsten Karl Egon Fürstenberg 
machte die Gesellschaft Anstalten, um ihren Ehrenpräsidenten, den 
Grafen Eugen von Vrbna, näher an sich zu ziehen und ihn zur An- 
nahme der wirklichen Präsidentschaft zu bewegen ; die Sitzungsproto- 
kolle wollte man ihm nach Hofovic, wo er residirte, immer nach- 

*) In der Sitzong am 16. August 1788 waren anwesend: Director Prochiizka, 
beide Mayer, Steinbach, Schaffgotsch, Pelzel, Gerstner, Gruber, Stmad; als 
abwesend sind angeführt blos Ungar und Dobner, obwohl damals auch noch 
Dobrovsky, Hemnann und Riegger ordentliche Mitglieder der Gesellschaft 
waren. Grössere separate Gutachten haben Johann Mayer und Gruber Tor- 
bereitet; beide wurden genehmigt. Herrmann hat ein abweichendes Gut- 
achten ddo. Wien 31. Aug. 1788 eingeschickt; derselbe hielt die beantragte 
Vereinigung unter gewissen Voraussetzungen für möglich. Von dem Ge- 
sellschaftssecret&r Biegger ist bei allen diesen schriftlichen und mündlichen 
Verhandlungen keine Spur. 



Präsidentenwahl 1789. g3 

senden. Daneben hat man auch an den Ehren- Vicepräsidenten Bischof 
Ernst Grafen von Waldstein gedacht. Doch kam weder der eine noch 
der andere Plan zu Stande. Aus einem Briefe PelzePs vom 9. März 
1787 erÜEihren wir, dass Graf Vrbna die ihm angetragene Präsident- 
schaft ausschlug. Zunehmende Alterschwäche der beiden ausersehenen 
Candidaten war wohl die Ursache, warum die Absichten der Gesell- 
schaft fehl schlugen; sowohl Graf Vrbna als auch Graf Waldstein 
sind im Laufe des Jahres 1789 gestorben. 

In einer Sitzung der Gesellschaft am 30. Mai 1789 wurde Qraf 
Prokop LaSansky zum Präsidenten gewählt. Die gedruckte Geschichte 
der Gesellschaft aus jenem Jahre besagt (Abh. 1791 Seite V.), alle 
Stimmen der Mitglieder hätten sich vereinigt, um die seit beinahe 
zwei Jahren erledigte Stelle Seiner Excellenz anzubieten. Aus einem 
Privatbriefe, welchen Pelzel am 24. Juni 1789 an Dobrovsky ge- 
schrieben hat, ist jedoch ersichtlich, dass die Wahl Lazansky's nicht 
einstimmig, sondern durch Stimmenmehrheit erfolgte, und zwar haben 
sich die Mitglieder bei dieser Gelegenheit nach einem der Gesell- 
schaft fremden Principe gruppirt. Alle Freimaurer stimmten für den 
Grafen Lazansk^, die Nichtmaurer verweigerten ihm ihre Stimmen 
und betrachteten den Sieg der Freimaurer mit einer gewissen Eifer- 
sucht*) Ein Protokoll existirt über diese Sitzung nicht; im Hinblick 
auf die bezüglichen Bestimmungen der Gesellschaftsstatuten ist jedoch 
anzunehmen, dass an der Präsidentenwahl alle Mitglieder, so weit es 
ihnen möglich war, theilnahmen. Die Gesellschaft zählte damals 
14 ordentliche Mitglieder. Von diesen kommen 3 nicht in Betracht, 
Dobner wegen seiner schweren Krankheit, Dobrovsky und Joseph 
Mayer wegen ihrer Entfernung von Prag; unter den 11 übrig blei- 
benden Mitgliedern sind uns 4 als Freimaurer bekannt, nämlich Ungar, 
Prochäzka, Gerstner und Riegger; von 4 anderen Mitgliedern wissen 
wir wieder, dass sie keine Freimaurer waren: Gruber und Strnad 
haben dies von sich 1794 selbst erklärt, rücksichtlich Pelzel's und 
Johann Mayer's ist es dem eben angezogenen Briefe Pelzel's zu ent- 
nehmen; es bleiben noch Gf. Schaffgotsch, Steinbach und Herrmann, 



*) Pelzel's eigene Worte sind: „Sie wissen ja, dass wir Gf. Lazansky zum 
Präsidenten gewählt haben. Er hatte die majora, nämlich alle Freimaurer 
für sich. Ungar konnte sich vor Freuden kaum fassen. Jetzt haben also die 
Maurer das Übergewicht bei der Gesellschaft. Wir Laien wollen also zu- 
sehen, was sie machen werden, ob sie einen Band pro hoc anno zusammen- 
bringen. H. Dr. Mayer zweifelt. Bis dato war noch keine Sitzung unter dem 
neuen Präsidio'* (MS. im böhm. Museum). 



64 Geschichte der Gesellschaft 1784—1789. 

von welchen der eine oder der andere, wenn nicht alle drei, durch 
ihre Stimmen der maurerischen Partei bei der Wahl das Übergewicht 
verschafft haben müssen.*) 

Wir haben schon oben (S. 16) den Grafen Prokop Lazansky 
kennen gelernt, als er 1783 zum Vicepräsidenten des böhmischen 
Gubemiums ernannt wurde und sich dem Oriente von Prag anschloss. 
Am 21. Mai 1784 wurde ihm die Würde eines obersten Lehnnchters 
im Königreiche Böhmen verliehen. Nun im J. 1789 ¥rurde er vom 
Kaiser zum Präsidenten der reorganisiiten patriotisch-ökonomischen 
Gesellschaft bestellt, und am 28. Mai zum Präsidenten des königlichen 
Landrechts und obersten Landrichter im Königreiche Böhmen er- 
nannt. Seine Wahl zum Präsidenten unserer Gesellschaft erfolgte, 
wie wir wissen, um zwei Tage später. Am 3. September 1789 wurde 
Graf Lazansky in einer öffentlichen Sitzung in Gegenwart eines zahl- 
reichen Adels in das Präsidium der Gesellschaft der Wissenschaften 
feierlich eingeführt; die Festrede hielt Gubernialrath Riegger. Damit 
beginnt eine neue Phase im Leben unserer Gesellschaft. 

In dem Zeiträume 1785 — 1789 hat die Gesellschaft ihre Schriften 
in fünf Quartbänden herausgegeben; sie wurden in Dresden gedruckt 
und führen den Titel: AbJiandlungen der böhmischen Gesellschaft der 
Wissenschaften. Im Jahre 1785 sind 2 Bände erschienen, I. SS. XXXII 
und 348, — II. SS. 271; für die folgenden drei Jahre ist je ein 
Band erschienen, UI. 1786 SS. XVm und 492, — IV. 1787 SS. 22, 
336 und 160, — V. 1788 SS. 383. Die ersten zwei Bände vom Jahre 
1785 werden auch für einen Band in zwei Abtheilungen gerechnet, 
und alle diese fünf Bände zusammen wurden später als die erste Folge 
der Abhandlungen bezeichnet. In jedem Bande befindet sich an erster 
Stelle die gleichzeitige Geschichte der Gesellschaft, die jeweilige Mit- 
gliederliste, mitunter auch die Biographien verstorbener Mitglieder; 
dann kommen fremde Aufsätze, d. h. wissenschaftliche Abhandlungen, 
welche von Nichtmitgliedern eingeschickt wurden; die Arbeiten der 
Mitglieder selbst werden in drei Fachabtheilungen geschieden, und 



*) Der uubekannte Ilistoriograph der Loge Wahrheit und Einigkeit hat nicht 
unterlassen, den Umstand mit grosser Befriedigung hervorzuheben, „dass in 
diesem Jahre sowohl die patriotisch-ökonomische Gesellschaft, als auch die 
böhmische Gesellschaft der Wissenschaften unseren Uochwürdigen Bruder 
L* zu ihrem Prüsidcnten gewählet, um unter seiner Leitung ihre eben so 
rühmlichen als nützlichen Arbeiten noch glücklicher fortzusetzen, an denen 
so viele Brüder unserer Loge bis itzt den thätigsten Antheil genommen 
haben." System dc 337. 



I 



Publicationen. g5 

zwar es gelangten beisammen zum Abdruck die Abhandlungen aus 
dem mathemathischen, dann aus dem naturwissenschaftlichen, und 
an dritter Stelle aus dem historischen Fach. 

Ausser den Actenbänden hat die Gesellschaft bei Walther in 
Dresden 1786 herausgegeben: Drei Abhandlungen über physikalische 
Beschaffenheit einiger Districte imd Gegenden von Böhmen (SS. 124 
in 4^); es sind darin enthalten die Naturgeschichte der Gegend um 
Reichenberg von Richter, eine physikalische Beschreibung des Rako- 
nitzer Kreises von Stumpf, und Wander's von Grünwald physikalische 
Beschreibung des Bunzlauer Kreises. 



Wissenschaftliche Arbeiten im historischen Fach 

1784— 1789. 

Der greise Dobner war noch immer der fleissigste Mitarbeiter 
äuf dem Gebiete der vaterländischen Geschichte. Er hat in diesem 
Zeitraum sechs Aufsätze für die Abhandlungen geliefert; dieselben 
$ind zur guten Hälfte eine gegen Dobrovsky's kühne Negationen und 
Positionen offen aber wohlanständig geführte Polemik, welche die 
etzten Lebensjahre ihres Autors recht verbittert haben mag. Bei 
Dobrovsky muss man die Langmuth loben, welche er dadurch bewies, 
lass er zu Lebzeiten Dobner's diesem nicht antwortete. 

Dobner's erste Abhandlung führt den Titel: „Aufwerfung einer 
listorisch-kritischen Frage, ob dass heut zu Tage so genannte cyril- 
ische Alphabet für eine wahre Erfindung des h. slavischen Apostels 
^yrill zu halten sei" (II. 110 — 139). Dieser Aufsatz richtet sich 
^egen Dobrovsky, welcher den Ursprung des glagolitischen Alphabets 
Cd 13. Jahrhundert suchte; Dobner bemüht sich dem gegenüber zu 
^weisen, dass das glagolitische Alphabet von den hh. Cyrill und 
dethod erfunden, und das so genannte cyrillische Alphabet erst später 
vielleicht in Russland unter dem Grossfürsten Vladimir dem Apostel- 
:leichen) in die slavischen Kirchenbücher eingeführt wurde. Streng 
:€nommen hätte damals der Kritiker sagen sollen: Non liquet, wie 
icnn auch noch heut zu Tage die Frage endgiltig nicht entschieden 
5t; aber die neuen Entdeckungen und Forschungen, welche in den 
eitdem verflossenen hundert Jahren gemacht worden sind, haben im 
ranzen und Grossen mehr dem Dobner als dem Dobrovsky Recht 
«geben. 

6 



g6 Wissenschaftliche Arbeiten 1784—1789. 

Dobner's zweite kritische Untersuchung betrifil die zwei Fragen: 
„Ob das Christentkum in Böhmen von dem h. Method nach den Grund- 
sätzen, Lehren und Gebräuchen der römisch-lateinischen, oder der 
griechischen Kirche eingeführt worden ? Ob dem h. Method vom Papst 
Johann YIII. das slavische Messelesen geradehin und uneingeschränkt 
jemals verboten worden?" (IL 140 — 177). Anlass zu dieser Abhand- 
lung hat ein anonymes Büchlein gegeben, worin nach Bilejovskj 
und anderen behauptet wurde, der böhmische Husitismus habe seinen 
Ursprung in den Erinnerungen an das ursprünglich nach Böhmen 
eingeführte griechische Kirchenthum gehabt. Diese Annahme bat 
zwar Dobner entkräftet; wenn er aber zu beweisen vermeint, Papst 
Johann Vin. habe dem Erzbischof Method blos das slavische Messe- 
lesen nach dem griechischen, nicht aber nach dem lateinischen Bitos 
verboten, und die hh. Cyrill und Method seien von der griechischen 
Kirche zu der römischen förmlich übergetreten, so muss man sagen, 
dass seine Beweise für diese zwei Thesen bei weitem nicht aas- 
reichen.*) 

Die Abhandlung über die Einführttng des Christenihums in Boham 
(IIL 394 — 444) polemisirt wieder gegen Dobrovsky. Dobner sudt 
darin zu beweisen, dass die Böhmen von Mähren aus durch den tt 
Method zum Christenthume bekehrt wurden, und dass die Tradition, 
wornach der genannte Slavenapostel aucli persönlich nach Böhmen 
gekommen wäre, viel wahrscheinlicher ist als ihr Gegentheil. Auch 
in dieser strittigen Frage war Dobner glücklicher, als sein Gegner 



'*') Auf diesen Aufsatz bezieht sich wahrscheinlich die folgende Notiz m 
Sitzungsprotokoll vom 15. Jänner 1785: „IL Kxprovincial Dobner setzte 
seine Vorlesung über den slavischeu Ritus fort, und geendiget, auch der 
Gesellschaft übergeben. Diese Abhandlung, da sie wegen Weitläufigkeit 
und anderen Anständen nicht alle Stimmen der Mitglieder erhalten, so iit 
sie nicht zum Drucke unter der Sammlung der gesellschaftlichen Abhuii- 
lungen aufgenommen worden." Angeblich waren alle Mitglieder anwesend 
Wahrscheinlich wurde der Beschluss später umgeändert. — Gerstner schiieb 
1832, es habe sich „im J. 1785 bei einer von P. Gelasius Dobner jotffk^ 
senen Abhandlung der nachtheilige Umstand ergeben, dass durch die Wdff- 
Sprüche der beiden Mitglieder J. Dobrovsky und C. Ungar, welche in der 
Sitzung nicht beseitigt werden konnten, der verdienstvolle alte Gelas Dobner 
veranlasst wurde zu erklären, dass er lieber von der Gesellschaft austreteo, 
als noch einen eigenen Aufsatz verfassen und in den Sitzungen der Gesell- 
schaft vorlesen wollte." Deswegen wären dann die Mitglieder beider Classes 
dahin überein gekommen, dass jede Abhandlung in der betreffenden Chtf« 
zuerst rolliren und dann erst in einer ordentlichen Sitzung yorgeleses 
werden soll. 



\ 



Dobner, Dobrovsk^. 67 

ibrovsk^, indem Dobner's HEuptthese seit jener Zeit vollends sicher 
stellt wurde; in manchem Nebenpunkte hatte Dobner freilich Un- 
^ht, namentlich wenn er behauptete, die im Jahre 845 in Regens- 
rg getauften 14 duces seien Mährer und nicht Böhmen gewesen.'*') 
Ganz tüchtige Leistungen stellen die zwei weiteren Abhand- 
igen Dobner's vor : Geschichte Ulrich' s, eines Lundenburgischen Fürsten 
I. 462 — 492), und Historische Nachrichten von dem herzoglichen Ge- 
leckte der böhmischen Theobalde (IV. 3—38). In beiden Abband- 
Igen hat der Autor viel neues und verlässliches Licht über die 
treffenden Persönlichkeiten verbreitet. 

Die Abhandlung Über das Alter der böhmischen Bibelübersetzung 

283 — 299) ist Dobner's letzt gedruckter, obwohl nicht letzt ge- 
triebener Aufsatz. Ihr Zweck besteht darin, gegen Dobrovsky zu 
weisen, dass die böhmische Bibelübersetzung nicht erst aus dem 

Jahrhundert herrührt, sondern in der cyrillischen Übersetzung 
en Ursprung hatte, welche die Böhmen im 9. Jahrhundert ange- 
nmen und dann später allmählig nach der lateinischen Vulgata 
geändert hätten. Leider müssen wir bekennen, dass Pelzel richtig 
irtheilt hat, als er am 3. October 1787 an Dobrovsky schrieb, die 
clamation Dobner's über die böhmische Bibelübersetzung sei nicht 
; Druckes werth. 



Dobrovsky hat in diesem Zeitraum 4 Aufsätze für die Abhand- 
gen geschrieben. Bei keiner derselben ist er in seinen bekannten 
perkriticismus verfallen, und daher sind sie ihm auch sämmtlich 
il gelungen. 

In dem Versuch über den Brevnover Stiftungsbrief Boleslavs IL 
i Jahre 993 (II. 178—200) wollte Dobrovsky zeigen, wie man alte 
cunden in Rücksicht auf verschiedene Zweige der vaterländischen 
schichte benutzen soll; in der That enthält diese Abhandlung 
ttche gute Anregung, obwohl der Autor bei der Interpretation der 
ninde nicht ausnahmslos das Richtige getroffen hat. 

*) Die Abhandlang wurde in der Sitzung vom 3. Sept 1785 vorgelesen, in 
welcher weder Dobner, noch Dobrovsky und Pelzel anwesend waren. Es 
wurde beschlossen, den Aufsatz „den abwesenden Gliedern aus dem Ge- 
schichtsfache, besonders dem H. Dobrowsky, mitzutbeilen/ Dobrovsky, 
welcher Dobner's Beweisführung durchaus nicht überzeugend fand (siehe 
seiae Briefe vom 7. October 1785 und 15. Jan. 1787 bei Brandl p. 47, 52), 
h&tte also die Drucklegung des Aufsatzes bei der Gesellschaft verhindern 
können, wenn sein Charakter hiezu nicht zu edel gewesen wäre. 

6* 



66 Wissenschaftliche Arbeiten 1784—1789. 

Ganz vortref&ich muss man die archäologische Abhandlung Über 
die Begrabnissart der alten Slaven nennen (HI, 333 — 359). Dieselbe 
wurde dadurch veranlasst, dass bei HoHn 1784 auf einer ehemaligen 
heidnischen Grabstätte irdene Geschirre ausgegraben wurden. Do- 
broYsky führt gegen Dobner den Beweis, dass die alten Böhmen ihre 
Todten auf eine zweifache Art zu bestatten pflegten, so dass bei ihnen 
nicht nur die Beisetzung ganzer Leichname, sondern auch die Ver- 
brennung der Todten üblich war. Auch bemerkt er, dass die Grab- 
geschirre nicht lauter Aschenumen waren, sondern auch als Trink- 
gefasse u. s. w. anzusehen sind. Nur eines vermisst man in dieser 
merkwürdigen Abhandlung, nämlich die Bücksichtnahme darauf, dass 
nicht alle heidnischen Gräber, welche man in Böhmen findet, Yon 
slavischen Einwohnern herrühren müssen. 

Die kurze Notiz über eine Stelle im 19. Briefe des äZ. Ämi- 
facius, die Slaven und ihre Sitten betreffend (TV. 156 — 160), verräth 
nicht nur den nüchternen Forscher, als welcher Dobrovsky sonst be- 
kannt ist, sondern auch einen aufrichtigen Slavenfreund. 

Dobrovsky's Geschichte der böhmischen Picarden und AdanUten 
(V. 300 — 343) ist eine mustergiltige historisch-kritische Abhandlung. 
Dieselbe handelt von der extremen Partei unter den Taboriten, welche 
man Picarden nannte. Der Autor schöpfte seine Nachrichten über 
die Picarden und deren ausschweifende Abart, die Adamiten, zumeist 
aus der handschriftlichen Chronik des Laurentius von Bfezov4 (Bre- 
zina). Im vorletzten Abschnitt nimmt er die böhmichen Brüder, welche 
man auch mit dem Namen der Picarden bezeichnete, in Schutz gegen 
deren Identificirung mit den Adamiten. 



Von Pelzel finden wir in diesem Zeitabschnitte ebenfalls 4 Ab- 
handlungen. Die erste, betreffend den Ursprung des doppelten AdUn 
des römischen Königs Wenzel (II. 85 — 100), erörtert die Erscheinung, 
dass der genannte König sich auch eines kleinen Rücksiegels bedient 
hat, auf welchem ein zweiköpfiger Adler mit einem böhmischen Löwen 
auf der Brust abgebildet ist. Der Autor führt den Beweis, dass dieser 
Doppeladler die Abkunft des Königs Wenzel bedeutet und also den 
Umstand veranschaulichen will, dass WenzeFs Vater ein rönuscher 
Kaiser und die Mutter eine römische Kaiserin waren. 

Pelzers Historische Nachinchten von dem Lithauischen Priwm 
Siegmund Korybut, welcher im Husitenkriege einige Jahre sich in 
Böhmen als Landesverweser aufhielt (EI. 360—393), bildete einen 



Dobrovsky, Pelzel. 69 

bedeatenden Fortschritt in der damaligen Eenntniss des Husiten- 
kiieges. Veranlasst wurde dieser Aufsatz durch die Auffindung zweier 
Urkunden, welche sich auf den genannten Prinzen beziehen. Die 
meisten Nachrichten zu seinem Vorwurfe fand Pelzel jedoch in den 
böhmischen Aufzeichnungen unbekannter Annalisten, welche Pelzel 
als C!ontinuatores Bi^ezinae bezeichnete und welche später Palack;^ 
unter dem Namen Staf I Letopisovö Öeäti veröffentlicht hat. Am Ende 
der Abhandlung hat Pelzel 8 Urkunden beidrucken lassen. 

In der Abhandlung Übei* die Herrschaft der Böhmen in dem 
Markgrafthum Meissen (IV. 39 — 74) hat Pelzel die Nachrichten zu- 
sammengefasst, welche darthun, dass die Herrscher Böhmens seit dem 
Jahre 984 bis 1459 wiederholt einzelne Theile der Markgrafschaft 
Meissen besessen haben. Unzweifelhaft hat Pelzel in diese Wechsel- 
vollen Verhältnisse viel Licht gebracht; heut zu Tage verdiente sein 
Aufeatz überarbeitet und vervollständigt zu werden. 

Minder gelungen ist Pelzel's Geschichte der Deutschen und ihrer 
Sprache in Böhmen (V. 344 — 383). Zwar hat der Verfasser, dessen 
Aufsatz übrigens hier nur bis zu den Zeiten König Johann's reicht, 
i'echt viele verlässliche Nachrichten über die allmählige Einwanderung 
und Einbürgerung der Deutschen in Böhmen verwerthet ; aber in zwei 
diesbezüglichen Hauptfragen hat er arg gefehlt. Einmal meint er 
nämlich, dass die jetzigen Deutschen in den böhmischen Grenzge- 
birgen als directe Nachkonmien der Hermunduren, Markomannen 
und Bojer anzusehen sind, welche nach der Hierherkunft der slavi- 
vischen Böhmen sich ins Gebirge zurückgezogen hätten und dort 
immer geblieben wären, — welche durch nichts unterstützte Annahme 
neben unserer jetzigen Kenntniss von der Bewaldung der böhmischen 
Grenzgebirge, wie solche vor dem 13. Jahrhundert bestanden hatte, 
durchaus unhaltbar ist. Zweitens leidet aber, was mehr auffallend ist, 
die Abhandlung Pelzel's dadurch, dass ihm von der massenhaften Ein- 
wanderung des deutschen Elementes im 13. Jahrhundert wenig be- 
kannt war, und er von den damaligen Städtegründungen und von der 
Colonisirung des Grenzwaldes durch Deutsche keinen annähernd rich- 
tigen Begriff hatte. Seiner Meinung nach wäre sogar das 13. Jahr- 
hundert an deutschen Einwanderungen nicht so fruchtbar gewesen, 
wie das zwölfte. — Am meisten befremdet jedoch der Zweck, zu 
welchem Pelzel diese Geschichte der Deutschen in Böhmen zu schreiben 
angibt; er drückt sich darüber nach einer Bemerkung, dass die 
nördlich von Böhmen gelegenen Länder einst slavisch gewesen sind, 
in folgender Weise aus: „Noch im 14. Jahrhundert musste man in 



70 Wissenschaftliche Arbeiten 1784—1789. 

Leipzig wendisch können, wenn man von dem Landvolke auf Am 
Markte Lebensmittel kaufen wollte. In diesem Falle befindet sich 
heut zu Tage die Stadt Prag, wo die Einwohner bereits deutsck 
sprechen. Vielleicht ist dieser Fall nach ein paar Jahrhunderten nickt 
mehr da. Wenn es also mit der Zeit heissen sollte : In Böhmen gproA 
man einstens slamsch^ da wird es dem ganz deutschen Böhmen nicM 
unangenehm sein zu vernehmen, wie es zugegangen, dass die Tschechai 
deutsch worden sind." So beschaffen waren damals die natiomüet 
Aussichten bei den aufrichtigsten böhmisch-slavischen Patrioten« 



Von Steinbach enthalten die Gesellschaftsschriften zwei Auf- 
sätze. Der eine ist betitelt: Versuch einer Geschichte der alten und 
neueren Toleranz im Königreich Böhmen und Markgrafthum Mährm 
(11. 200 — 233). Derselbe ist als eine religiös-politische Enunti&tion 
merkwürdig, indem der gewesene Cistercienser-Abt das Tolenuu- 
patent vom J. 1781 „als das schönste Denkmal unseres Jahrhunderts' 
bezeichnet, und von eben demselben Standpunkte auch über die reli- 
giösen Zwistigkeiten im alten Böhmen seine Urtheile fällt und öffent- 
lich ausspricht. Sonst besitzt der Aufsatz keinen historischen Werth. 

Steinbach's Abhandlung Über die in Mähren gefundenen römischen 
und griechischen Münzen (IIL 445-461) ist bescheiden angelegt, dock 
nicht ganz ohne Verdienst Es werden darin 14 römische Kai8e^ 
münzen aus dem ersten und zweiten Jahrhundert beschrieben, welche 
bei Muschau unweit von Nikolsburg gefunden wurden. Ausserdem 
werden 4 byzantinische Goldstücke aus dem 5. und 6. Jahrhundert 
n. Ch. besprochen, welche man bei Zaäovic unweit Tfeblc ausge- 
graben hat. 



Monse's Versiich über die ältesten Municipalrechte im Markgraf- 
thum Mähren (IV. 75—155) ist eine gute literarisch-juristische Ab- 
handlung über einen wichtigen Codex der Stadt Brunn, welcher gegen 
das Jahr 1360 geschrieben wurde und unter anderen das älteste 
Brünner Stadtrecht vom J. 1243 enthält. Monse liefert vomämlich 
Auszüge aus den Sentenzen und Urkunden, welche in diesem Codex 
gesammelt sich befinden. 

Ungar s Versuch einer Geschichte der Bibliotheken in Böhmen 
(11. 234—271) reicht nur bis zur Einführung der Jesuiten in unser 
Land und enthält gute Notizen über diesen Gegenstand. Beigegeben 



Steinbach, Monse, Ungar, Voigt. 71 

i sechs Urkunden, von denen fünf Stück die Anfange der ehe- 
ligen Frohnleichnamskirche auf der Prager Neustadt betreffen. Ungar 
düht sich zu beweisen, dass die Fratreia cum signo circuli et malleo 
medio pendente, quod vulgariter Obrucz dicitur, welche die er- 
inte Kirche gegründet hat, nichts anderes als eine altböhmische 
»imaurergesellschaft war.'*') 

Adauct Voigfs Abhandlung über den Geist der böhmischen Gesetze 
rde von der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften im Format 
er Abhandlungen herausgegeben, jedoch nicht den Abhandlungen 
[ezählt (Dresden 1788 4^ SS. 217). Auf dem Titelblatte wird die 
irift ausdrücklich als eine Preisschrift bezeichnet, obwohl, wie wir 
»sen, die Gesellschaft dieselbe zwar einer Belohnung, aber nicht 
i ausgesetzten Preises werth gefunden hat. Bei der Ausschreibung 

• Preisfrage schwebte dem Proponenten derselben augenscheinlich 
ntesquieu's berühmtes gleichnamiges Werk (Esprit des lois) vor 
i Augen; Voigt ruft auch in der Einleitung die philosophischen 
isichten, Kenntnisse und Erfahrungen des Montesquieu ausdrücklich 
bei ; leider sind jedoch dieselben ausgeblieben. Das Werk will die 
imischen Gesetze seit der Einwanderung der Böhmen bis in die 
t des Kaisers Mathias behandeln; es ist jedoch häufig unkritisch 
l in den späteren Partien mit einer Eilfertigkeit geschrieben, welche 

Gegenstand nicht verträgt. Dem Verfasser mangelt es an einer 
irfaaften Kenntniss der böhmischen Gesetze, welche er desto flüch- 
5r abfertigt, je weiter er fortschreitet und je leichter eine Kenntniss 
selben zu erreichen war. Der Grundfehler lag jedoch in der auf- 
teilten Preisfrage selbst; denn eine adäquate Beantwortung der- 
ben, eben wegen ungenügender Kenntniss der böhmischen Gesetze, 

• damals eine pure Unmöglichkeit. Als eine literar-historische Ab- 
idlung über die böhmischen Gesetze Hesse sich Voigt's Schrift noch 
m, aber mit ihrem stolzen vielversprechenden Titel muss sie den 
ler arg enttäuschen. 



♦) Dieselben Urkunden aus den Jahren 1382—1403 sind auch im Wiener 
Journal für Freimaurer 1785, I. 154—175 abgedruckt; der Commentar ist 
da theilweise identisch mit jenem in den Prager Abhandlungen, jedoch viel 
kürzer, weil es gläubigen Maurerbrüdern, für welche das Journal geschrieben 
war, leichter einleuchtete, dass man sich den König Wenzel als einen Vor- 
gänger der hochwürdigen Grossmeister vorzustellen hat. 

— ^^f< 



Geschichte der Gesellschaft in den Jahren 

1790 — 1800. 

Der neue Präsident Graf Prokop La£ansk^ war redlich be- 
müht, der Gesellschaft ein regeres Leben einzuflössen und dieselbe 
auch in jeder anderen Rücksicht emporzuheben. Er präsidirte per- 
sönlich ihren Sitzungen, ergriff manche gute Initiative, und liess 
der Gesellschaft auch materielle Unterstützungen angedeihen, wenn- 
gleich nicht in so splendider Weise, wie früher Fürst Fürstenberg. 
Gleich im Anfange seiner Präsidentschaft liess er auf seine Kosten 
neue grössere und kleinere Gesellschaftsmedaillen von Silber prägen.*) 
Mit solchen Denkmünzen wurden im J. 1790 zwei der Gesellschaft 
nicht angehörige Naturforscher betheilt; es waren F. W. Schmidt, 
welcher die an den Moldau-Ufern im Berauner Kreise wildwachsenden 
selteneren Pflanzen beschrieb, und J. D. Preyssler, welcher eine Schrift 
über böhmische Insecten der Gesellschaft übergab. Die Aufnahme 
Comova's und Reuss' zu Mitgliedern der Gesellschaft wurde schon 
oben (S. 60) berührt. Ausserdem ist in dieser Hinsicht hier zu er- 
wähnen, dass am 3. April 1790 Graf Joachim Stemberg zum ausser- 
ordentlichen Mitgliede, und gegen Ende desselben Jahres zum ordent- 
liche Mitgliede gewählt wurde.**) Derselbe besass mit seinem jün- 



*} Siehe Abh. 1791 S. VIII. Im Sitzungsprotokoll vom 16. Oct. 1790 heisst ei: 
^gtens wurde beschlossen, den H. Hofrath von Born zu ersuchen, die Er- 
laubniss zu bewirken, dass einige Medaillen könnten geprägt werden, wo 
ihm zugleich die Stempeln zuzusenden wären." — Gerstner sagt in einem 
Schriftstück vom J, 1832, es wäre schon unter Fftrstenberg's Pr&sidiam 
gebräuchlich gewesen, silberne Medaillen an Mitglieder und Einsender von 
wissenschaftlichen Abhandlungen zu vertheilen. 
**) Seine am 18. April 1790 datirte Danksagung für seine Erwählung zum 
ausserordentlichen Mitgliede ist in der Hinsicht interessant, dass sie der 
oppositioneUen Gesinnung, welche durch Kaiser Joseph's Massnahmen in 
den Gemüthem des böhmischen Hochadcls zuletzt herbeigeführt wurde, 



Das Attribut: Königlich. 73 

ren Bruder Grafen Kaspar die Herrschaft Radnic, und befasste sich 
rig mit Mathematik, Astronomie, Chemie und anderen Naturwissen- 
tiaften, wobei er zugleich praktisch auf die Hebung der böhmischen 
dustrie bedacht war. 

Das hohe Ansehen, welches Graf Lazansk^ im Staate genoss, 
achte der Gesellschaft manchen Vortheil und förderte wesentlich 
re Zwecke. Auf Anrathen des Präsidenten beschloss die Gesell- 
tiaft, den damals in Vorbereitung begriffenen Actenband dem neuen 
mdesfürsten, König Leopold H., zuzueignen ; Graf Laiansk^ erwirkte 
8 hiezu nöthige allerhöchste Erlaubniss. Dieselbe erfolgte durch 
1 Hofdecret, dessen Wortlaut der folgende war: 

An die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in Prag. 

Se. Majestät haben die allerhöchst Deroselben unter dem 10. v. M. 
erreichten Werke dieser Gesellschaft der Wissenschaften huldreich auf- 
kommen. In Rücksicht auf die ausgezeichneten Männer, aus denen diese 
isellschaft vereiniget ist, auf die nützlichen Gegenstände, mit welchen 
sich beschäftiget, und auf die Achtung, die sie durch ihre Ausarbei- 
igen allgemein erworben hat, geruhen allerhöchst Dieselbe auch dem 
ansehe dieser Gesellschaft zu willfahren und zu erlauben, dass sie den 
iten Band ihrer neuen Abhandlungen Sr. Majestät zueignen möge. 

Wien den 20. Mai 1790. 

L. Gr. V. Kolowrat. 
J. V. Sonnenfels. 

In der Adresse des Hofdecrets blieb das Wort königlich nicht 
bemerkt Das Gubemialintimat von 30. Mai, womit das Hofdecret 
r Gesellschaft mitgetheilt wurde, trug die Adresse: „An die hier- 
idische Gesellschaft der Wissenschaften.** In der Adresse des Hof- 
crets hätte man zwar ein Versehen des Schreibers erblicken können ; 
3 Gesellschaft jedoch schlug auch diesmal die vor sechs Jahren 

einen deutlichen Ausdruck verleiht. Gf. Joachim Sternberg preist die Ge- 
sellschaft, „dass solche ohne der mindesten Unterstützung ihres Landes- 
fürsten, ohnerachtet sie die einzige in seinen deutschen Staaten ist, sich 
aufrecht erhalten hat,** und dass sie „in einer Monarchie dazumal entstand, 
wo die herrschende Gelehrsamkeit sich nicht weiter als Normalschule erhob, 
und wo fast alle Wissenschaften in der tiefesten Trauer wandelten, wo 
unserem Yaterlande die meisten Kräfte entzogen wurden, wo die Stände in 
der lästigsten Unterdrückung lagen, und wo beinahe Böhmen vollkommen 
aufhörte Böhmen zu sein, wo die meisten Stellen durch Fremde begleitet 
wurden, worunter Österreich sich des Vorzuges schmeicheln konnte" oc. 



74 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

schon angewendete und gut bewährte Taktik ein, die amtliche Ur- 
kunde in der günstigsten Art aufzufassen und zu deuten. Dem zu 
Folge nannte sie sich seit der Zeit: Königlich böhmische Gesellschaft 
der Wissenschaften; ein schüchternes A;. erscheint schon auf dem 
Titelblatt des nächsten Schriftenbandes, welcher eben dem Kaiser 
Leopold dedicirt war. 

Nach einem Verleger für die Fortsetzung der Abhandlungen sah 
sich die Gesellschaft schon gegen Ende des Jahres 1789 um und 
fand einen solchen zunächst in der Person des August Meissner; 
dieser bekannte Belletrist und Professor der schönen Wissenschaften 
an der Prager Universität war zwar kein Buchhändler, auch nicht 
ein Mitglied unserer Gesellschaft, aber mehrere Mitglieder derselben 
mochten mit ihm in der Loge Wahrheit und Einigkeit oft verkehren, 
und er machte sich anheischig, die Abhandlungen unter den früheren 
Bedingungen zum Verlag zu übernehmen. Der erste Band der Neueren 
Abhandlungen hat zu Ostern 1790 erscheinen sollen, und wirklich 
waren schon mehrere Bogen gedruckt; aber im Monate Juni 1790 
wurde der Vertrag mit Meissner unter beiderseitigem Missbehagen 
gelöst. Professor Meissner hat nämlich die prämiirte Abhandlung über 
die Insekten von Preissler auf der Leipziger Ostermesse, ohne zuvor 
die Gesellschaft hierüber zu befragen und ehe der ganze Band ge- 
druckt war, debitirt; daher beschloss die Gesellschaft gegen Ende 
Mai 1790, „die erwähnte, bereits auf der Messe distrahirte Preissle- 
rische Abhandlung in den ersten Band ihrer Neueren Abhandlungen 
nicht aufzunehmen, weil es wider ihr Institut wäre, schon gedruckten 
und im Auslande bekannten Aufeätzen in ihren Werken einen Platz 
einzuräumen." Nach einigen vergeblichen weiteren Unterhandlungen 
behufs Vollendung des ersten Bandes, wovon sieben Bogen gedruckt 
waren, gingen die Beziehungen zu Meissner vollständig in die Brüche, 
ohne dass es beiderseits an Vorwürfen fehlte. 

Nun wurde am 28. Juni 1790 beschlossen, den in Stockung ge- 
rathenen Schriftenband auf Actien, jede auf 25 fl. lautend, heraus- 
zugeben ; der Präsident subscribirte 4 solche Actien, Johann Mayer 2, 
andere Mitglieder je eine; auf diese Weise brachte man 500 fl. auf 
20 Actien vertheilt zusammen, und Hess den Actenband in Prag bei 
Jefäbek auf eigene Rechnung drucken. Pelzel wurde bei diesem Ge- 
schäfte zum Cassier und Ökonomen gewählt, und Cornova um die 
Besorgung der Correctur ersucht. Weiter wurde für den Vertrieb des 
Werkes ein Commissionär gesucht; die Unterhandlungen währten ein 
halbes Jahr, bis am I.März 1791 ein Vertrag mit dem Wiener Buch- 



Schriftenverlag. Kaiserlicher Besuch. 75 

handler J. V. Degen abgeschlossen wurde, wornach der letztere 400 
Exemplare des ersten Bandes auf feste Rechnung übernahm und dafär 
500 fl. in barem Gelde und 150 fl. in Büchern zu zahlen hatte; der 
Abnehmer der letzterwähnten Bücher war Bibliothekar Ungar, also 
eigentlich die königliche Bibliothek in Prag. 

Der Actenband war dem König Leopold zugeeignet; in der 
unterthänigsten Dedication unterliess man nicht, alles hervorzuheben, 
was der verstorbene Kaiser Joseph für die Gesellschaft gethan hatte, 
wobei an erster Stelle angeführt wurde, dass er derselben „den Namen 
und die Vorrechte einer öflfentlichen Gesellschaft" verliehen habe. 
Am 16. October 1790 wurde beschlossen, den neuen Band der Ab- 
handlungen durch eine Deputation Sr. Majestät zu Füssen zu legen; 
diese Deputation bestand aus dem Präsidenten Grafen Lazansk^, dem 
Secretär Riegger und aus den Mitgliedern Gruber, Johann Mayer und 
Ungar als den Repräsentanten des mathematischen, des naturgeschicht- 
lichen und des historischen Faches. 

Die ersehnte Frucht dieser Schritte, welche man zur Hinlenkung 
der kaiserlichen Aufinerksamkeit auf die Gesellschaft unternahm, 
stellte sich im Jahre 1791 glücklich ein, als Kaiser Leopold IL bei 
Gelegenheit seiner Krönung in Prag verweilte. Als im August die 
Gesellschaft dem Oberstburggrafen Grafen Rottenhan den neuen Band 
überreichte, erwähnte er, dass der Monarch die Gesellschaft mit einem 
Besuche beehren dürfte. Die Gesellschaft bereitete sich vor, um die 
feierliche Sitzung für die hohen Gäste interessant zu machen. Der 
kaiserliehe Besuch fand am 25. September 1791 im Saale der Ge- 
sellschaft Statt; neben dem neugekrönten König Leopold erschien 
auch sein ältester Sohn, der königliche Prinz von Ungarn und Böhmen 
Erzherzog Franz. Graf Laiansky als Präsident eröffiiete diese merk- 
würdige Sitzung mit einer Rede über den Zweck und Nutzen ge- 
lehrter Gesellschaften überhaupt und über das Entstehen der böh- 
mischen insbesondere. Secretär Riegger las einen Theil einer Ab- 
handlung über die Verhältnisse der königlichen Macht in Böhmen. 
Graf Joachim Sternberg machte einen Versuch (wie sich das offi- 
cielle Programm ausdrückt) mit einer Luftait (d. h. mit Sauerstoffgas), 
womit er einen Diamanten verbrannte. Gruber machte Experimente 
mit der Anwendung der Luft und des Dampfes zur Hebung des 
Wassers in verschiedenen Maschinen, und legte den von Gerstner 
gemachten Entwurf einer Productenkarte von Böhmen vor. Astronom 
Stmad zeigte den Typus der Sonnenfinsterniss vom Jahre 1793. Pro- 
fessor Prochäzka theilte seine Beobachtungen über die in den Wasser- 



76 Geschichte der GeseJlschaft 1790—1800. 

blasen der Thiere erzeugten Insecte mit. Dobrovsky endlich las einen 
Aufisatz über die Ergebenheit und Anhänglichkeit der slavischen 
Völker an das Erzhaus Österreich,*) und überreichte Sr. Majestät 
einige bei Gelegenheit der Krönungsfeierlichkeit erschienenen Ge- 



*) Die Geschichte der Gesellschaft in den Abh. 1795 S. in macht hierbei die 
folgende Bemerkung: ^Dieser kleine Aufsatz ward auf Verlangen und Kosten 
eines patriotisch gesinnten Cavaliers, Gr. J. St, gedruckt, wobei zu erinnern 
ist, dass der Anhang S. 8 nicht öffentlich vorgelesen ward.** Der patrio- 
tische Cavalier war augenscheinlich Graf Joachim Stomberg, welcher die 
Rede ohne Dobrovsky's Wissen dem Drucke übergab. In dem Anhange der 
Rede, welcher in der feierlichen Sitzung nicht gelesen wurde, empfahl Do- 
brovsky die höhviische Sprache dem Schutze des Monarchen: „Se. Majestät 
woUten allergnädigst die böhmische Nation auch bei diesem kostbaren Erbe 
von ihren Vorvätern, bei ihrer Muttersprache, gegen ungestümes Verfahren 
und unbescheidenen Zwang zu schützen geruhen/ Vergleiche darüber: Ze- 
leny, 2ivot J. Jungmanna p. 16; Braudl, Äivot Dobrovsköho p. 76, 77,244 
Dobrovsky schrieb darüber 6. März 1795 an den Gf. Hartig: „Meine un- 
bedeutende Schrift, die ich in Gegenwart K. Leopold^s vorlas, ist durch den 
damaligen H. Oberstburggrafen Rottenhan an mehreren Stellen abgeändert 
worden. Man hat sich recht geängstigt, um nur nichts stehen za lassen, 
was zu frei (edel) wäre** u. s. w. — Eines zu en-ichtenden höhmiachen lAr- 
%iuUe9 wird in der gedruckten Rede durchaus nicht erwähnt; der Gedanlu 
eines solchen ging von einem anderen Mitgliede der GeseUschaft der Wissen- 
schaften aus. Die böhmischen Stände baten im J. 1790 unter anderen oo 
eine theUweise Wiedereinführung der böhmischen Sprache in die Gymiu- 
sien; das Gubemium, bei welchem Riegger als Studienreferent fungirte,be 
gutachtete dieses ständische Desiderium am 18. Febr. 1791 zwar abschlägig, 
beantragte jedoch dafür aus eigenen Stücken die Errichtung eines Leh^ 
Stuhles für die böhmische Sprache an der Prager Universität; siehe flbtf 
diese Verhandlungen Kalousek, Stätni prävo, Prag 1871 p. 633— 536; TomM, 
Das böhmische Staatsrecht, Prag 1872 p. 203—207; Rybiöka in Vlöek^s 
Osvßta 1877 p. 246. Die Errichtung des böhmischen Katheders ¥rnrde dnrdi 
ein Hofdecret vom 28. Oct. 1791 versprochen; am 18. März 1793 trat Peliel 
dieses Lehramt an. Das Verdienst, welches sich Riegger bei dieser eut B^ 
lebung der böhmischen Sprache hochwichtigen Angelegenheit erwarb, wurde 
auch von Dobrovsky angedeutet, s. Brandl 1. c. 244. Riegger's panegyrischer 
Biograph, Wander v. Grünwald, äussert sich darüber p. 66, 57 : „Die böh- 
mische Sprache war vor ihme (Riegger) in ihrem eignen Vaterlande beinahe 
ganz vernachlässiget oder verkannt. Mancher treue Böhme sah dies mit 
Wehmuth, dass man sie nicht gehörig achte. Riegger bewirkte für sie 
einen eigenen philologischen Lehrstuhl an der Universität Es war ihm eil 
Vergnügen, in seiner Gegenwart böhmisch reden zu hören, ungeachtet er 
selbst diese Sprache wenig verstund.** — Pelzel ging im J. 1791 mit eintf 
anderen Idee zur Hebung der böhmischen Sprache und Literatur am; ff 
wollte nämlich damals mit einigen anderen Schriftstellern eine GeseUchifi 
zur Herausgabe böhmischer Bücher gründen, ein Unternehmen, wekhei 



Kaiserliche Beschenkong. 77 

ite in böhmischer Sprache. Sämmtliche Punkte des Programines, 
lenilich auch der letzte, fanden vielseitigen Beifall, und in zwei 
;en erhielt die Gesellschaft auch einen materiellen Beweis des 
rhöchsten Wohlgefallens. Es erfloss nämlich das folgende Hof- 
ret: 

An die böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in Prag. 

Se. k. k. Majestät haben auf Veranlassung der jüngsthinigen öffent- 
en Yersammlung der böhmischen Gesellschaft der Wissenscliaften, weicher 
^rhöcbstdieselben beizuwohnen geruhten, über die durch Entdeckungen, 
suche und Erörterungen, welche entweder gleich gemeinnützlich sind, 
r es doch werden können, sich auszeichnenden rühmlichen und patrio- 
hen Beschäftigungen der Gesellschaft Höchstdero gnädigstes Wohlgefallen 
erkennen gegeben, und bei dieser Gelegenheit aus Anlass eines von der 
rsten Finanz- und Commerzhofstelle erstatteten Vortrags zu entschliessen 
übet, dass der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften für dermal 
Geschenk von 6000 fl, zur Fortsetzung nützlicher Reisen, Versuche 
Localbeschreibungen aus dem höchsten Aerario mit dem Beisatze zu 
Jgen sei, dass Allerhöchstdieselben wünschen, dass das Bestreben der 
ellschaft vorzüglich auf jene Gegenstände sich richten möchte, welche 
National-Industrie vervollkommen, nützliche Kenntnisse ausbreiten, und 
urch das Beste der menschlichen Gesellschaft überhaupt und die Wohl- 
*t Böhmens insbesondere praktisch befördern können. 

Indem man die Gesellschaft von dieser allergnädigsten Gesinnung 
nit benachrichtiget, erlässt man zugleich mittelst des hiesigen könig- 
en Landesgubemiums an die Cameral-Zahlamtscasse den Befehl, die 
hstbewiUigte Summe von 6000 fl. zahlbar erfolgen zu lassen. 

Prag am 27. September 1791. 

J. G. Chotek.*) 
Johann Franz von Herrmann. 



später noch einigemal vergeblich angeregt, bis es endlich im J. 1830 durch 
Palacky in der Form der Matice Ceskä verwirklicht wurde. Riegger rieth 
im J. 1791 Pelzel von diesem Unternehmen ab, weil es der Regierung ver- 
dächtig vorkäme. Dobrovsky, als er im J. 1810 in einem Briefe an Kopitar 
auf diese Sache zu sprechen kam, nannte Riegger einen Slavenfeind, s. 
Jagie's Archiv f. slav. Philol, Bd. V. p. 330; Brandl 1. c. 117—119. Dieser 
Ausdruck ist meiner Ansicht nach nur cum grano salis zu nehmen. 
*) Graf Johann Rudolf Chotek bekennt am 17. Nov. 1810, dass er bei dieser 
Gelegenheit „in der Eigenschaft als Finanzminister das Vergnügen genoss, 
den Vortrag und das Handbillet zu entwerfen.** Abh. 1811 S. 16. 



78 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Die angewiesene Summe war die erste pecuniäre Unterstützung, 
welche unserer Gesellschaft aus Staatsmitteln zu Theil wurde, und 
in den damaligen Verhältnissen kann dieselbe eine bedeutende ge- 
nannt werden.*) 

Die beglückte Gesellschaft berathschlagte über die Art und 
Weise, wie das Geld für ihre Zwecke am besten zu verwenden. Am 
6. December 1791 wurde beschlossen, einen Betrag von 1000 Gulden 
für eine literarische Reise zu widmen, welche Dobrovsk^ nach Schweden 
behufs Besichtigung der literarischen Schätze unternehmen wollte, 
welche im SQjährigen Kriege aus Böhmen nach Schweden weggeführt 
worden waren. Ein anderer Betrag von 1700 Gulden wurde zur An- 
schaffung meteorologischer und mathematischer Instrumente angewiesen, 
welche man zu meteorologischen Beobachtungen und Höhenmessungen 
benöthigte, um Vorarbeiten zur Herstellung einer Natur- und Kunst- 
Productenkarte unternehmen zu können.**) Auch wurde nun das 
Actiencapital von 500 fl., welches man zur Herausgabe des Acten- 
bandes verwendet hatte, den Mitgliedern zurückgezahlt. Da zu jener 
Zeit das ordentliche Mitglied Prochäzka als Professor der Ajiatomie 
nach Wien berufen wurde, so hat die Gesellschaft seine anatomischen 
Präparate um 100 fl. ihm abgekauft und dieselben bei ihren übrigen 
Sammlungen im Gesellschaftssaale aufbewahrt; die Aufsicht über die 
Sammlungen übernahm Astronom Stmad. Dem ausserordentlichen 
Mitgliede Dr. Reuss in Bilin, welcher das nördliche Böhmen behufi 
petrographischer Studien bereiste, wies die Gesellschaft Geldunter- 
stützungen zu (100 fl. am 8. März 1792, 200 fl. am 23. Februar 1793). 
Etwa die Hälfte von der staatlichen Unterstützung wurde auf diese 
Weise in der nächsten Zeit aufgezehrt; den restlichen Betrag über- 
nahm der Präsident in Verwahrung. 

*) Bei der letzten uns bekannten Hechnungslegung, welche Pelzel als Casder 
der Gesellschaft am23. Dec. 1789 erstattete, betrugen die Einnahmen 227 i, 
die Ausgaben 179 fl. 48 kr., Cassarest 47 fl. 12 In*. Als Pelzel am 15. Mai 
1790 dem DobroYsky die Neuigkeit meldete, der König habe die Dedication 
des nächsten Bandes angenommen, äusserte er die Hoffiiung, der Monarch 
werde vielleicht für die Gesellschaft etwas thun, und wenn nicht, so werde 
sie eingehen. 
**) Ausser mehreren Barometern und Thermometern kaufte man durch Ver- 
mittelung des Coburgischen Astronomen Zach einen englischen Emery'schen 
Chronometer um ca. 900 fl., welcher dann mehrere Jahre bei Gerstner ohne 
einen bekannt gewordenen Nutzen lag. Auch hatte man einen Geotheodolit 
um 800 fl. in Gotha bestellt, der Mechaniker brachte ihn aber nicht zu 
Stande, und nachdem inzwischen die Cassabarschaft unter 800 fl. gesunken 
war, wurde die Bestellung am 26. Feb. 1798 widerrufen. 



Verwendung des Geschenkes. 79 

Dobrovsk^'s schwedische Reise war ein recht glückliches und 
dienstliches Unternehmen, welches ohne die erwähnte Beihilfe 
Jens unserer Gesellschaft damals nicht zu Stande hätte kommen 
inen. Dobrovsk^ reiste theilweise gemeinschaftlich mit dem Grafen 
Lchim Stemberg, welcher die nordischen Länder auf eigene Kosten 
uchen wollte, um naturwissenschaftliche Studien zu machen. Die 
den Gelehrten brachen von Badnic am 15. Mai 1792 auf; aus 
Lweden reisten beide weiter nach Petersburg, und Dobrovsky allein 
ih Moskau, wo er slavistische Studien machte ; er kehrte über Krakau 
5h Prag am 22. Februar 1793 zurück. 

Am 25. Sept. 1 792 hat die Gesellschaft den Jahrestag des kaiser- 
len Besuches gefeiert, welcher für sie so denkwürdig und erspriess- 
1 geworden war. Seit der Zeit war Kaiser Leopold 11. gestorben 
März 1792), und sein Sohn Franz bestieg den Thron. Abb6 Gruber 

bei der Feier eine Denkschrift über Grösse und Ruhm, welche 
jh in Druck gelegt wurde. Die Gesellschaft wendete sich an den 
binets-Minister Grafen Colloredo mit der Bitte, ein Exemplar der 
nkschrift Sr. Majestät als einen Beweis des innigsten Dankes zu 
überreichen, welche die Gesellschaft für die Huld des verewigten 
narchen seinem regierenden Sohne abzustatten wünschte. Graf 
loredo schickte am 11. December 1792 ein officielles Schreiben 
den Gesellschaftspräsidenten Grafen Lazansky, worin er die An- 
ime der erwähnten Denkschrift seitens des Kaisers notificirte; in 
sem Briefe kommt auch der folgende Passus, welcher von der Hula 

neuen Monarchen zeugt, vor: „Der Monarch traget mir auf, 
3r Excellenz als auch der ganzen Gesellschaft Allerhöchst Selber 
ikgenehmigkeit zu bezeigen, ingleichen wie es Allerhöchst Selben 
1 Vergnügen gereichen werde, der sich so verdient machenden 
Seilschaft etwas Angenehmes und Gefälliges zu erweisen. " *) 

Seitdem unter dem Präsidium des Grafen Lazansky die Thätig- 
t der Gesellschaft in ein besseres Geleise getreten war, erscheinen 
•en dem Präsidenten wieder Directoren an ihrer Spitze. Das Sitzungs- 
tocoll vom 16. October 1790 besagt, dass an diesem Tage Prälat 



'*') Die Zuschrift der GeseUschaft an den Minister Colloredo trug das Datum 
16. Nov. 1792 und die Unterschrift: „K. k. Gesellschaft der Wissenschaften 
im Königreich Böheim." In genauer Conformität mit diesem sonst nicht 
gebrauchten Titel wendet sich auch Gf. CoUoredo in dem berührten Ant- 
wortschreiben vom 11. Dec. 1792 an den Grafen Lazansky, „als den wür- 
digsten Präsidenten der k. k. Gesellschaft der Wissenschaften im Königreich 
Böhmen.** 



80 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Steinbach das Directorat niederlegte, welches der Ordnung nach dem 
Abbö Gruber zufiel. Dabei wird bemerkt, dass Gruber zu der Zeit, 
als Steinbach das Directorat übernahm, von Prag viele Monate hin- 
durch abwesend war. Gruber erscheint als Director noch am 23. August 
1791; wir schliessen daraus, dass auch Steinbach und Gruber je ein 
Jahr das Directorat behalten haben. In den nächstfolgenden Jahren 
scheint es jedoch in der Gesellschaft keinen Director gegeben zu haben. 

Im J. 1791 hat die Gesellschaft eine Änderung ihrer StatuJUn 
vorgenommen ; es geschah jedoch nicht in der Form einer systemati- 
schen Revision, sondern in jener von Zusätzen, welche unter dem 
Namen „Sätze und Wünsche" zuerst von der physikalisch-mathemati- 
schen Glasse aufgestellt und vereinbart (5. Oct.), und dann in der 
Sitzung der Gesellschaft am 6. December 1791 neuerdings durchbe- 
rathen und genehmigt wurden. Die wichtigsten Neuerungen, welche 
die Gesellschaft dabei in ihre Organisation aufnahm, sind die fol- 
genden: Es sollen in der Gesellschaft nur zwei Classen bestehen, 
nämlich die physikalisch-mathematische und die vaterländisch-histo- 
rische Glasse. Man unterscheidet ordentliche Sitzungen der ganzen 
Gesellschaft, in welchen administrative Angelegenheiten behandelt und 
Abhandlungen vorgelesen werden, und Privat-Conferenzen der Classen, 
in welchen der Stoff zu den ordentlichen Sitzungen vorbereitet und 
die zu lesenden Abhandlungen gut geheissen werden sollen. Jede 
Glasse soll sich einen eigenen Geschäftsleiter wählen (anfänglich 
nannte man ihn eigentlich Geschäftsmann); der Secretär der Gesell- 
schaft soll vornehmlich die Ausgabe der Abhandlungen, welche künftig- 
hin nicht mehr auf Kosten der Gesellschaft gedruckt werden sollen, 
unter seiner Obsorge haben, und es ist ihm ein bezahlter Gehilfe 
beizugeben. Das Amt der Directoren wurde in diesen Punkten mit 
keinem Worte erwähnt. 

Einige von diesen Änderungen wurden in der That sogleich aus- 
geführt. Schon in derselben Sitzung am 6. December 1791 wurden 
die beiden Oeschäßsleiter gewählt, und zwar Gruber für die mathe 
matisch-physikalische Glasse, und Riegger für die historische Glasse. 
Zum Secretär tourde Dobrovsk^ erwählt; da er jedoch seine weite 
Heise vor hatte, so wurde Pelzel für die Zeit seiner Abwesenheit sein 
Stellvertreter, und für den aufzunehmenden Gehilfen wurde ein monat- 
licher Gehalt von 5 fl. bestimmt. Auf diese Weise wurde Riegger 
des Secretariats enthoben; sichtlich ging man bei der neuen Organi- 
sation mit der Absicht vor, dies zu bewirken, denn Riegger hatte die 
Secretariatsgeschäfte auch unter der Präsidentschaft des Grafen La- 



Statuten-Änderung. Innere Krisis. gl 

(k^ ebenso vernachlässigt, wie firüher in dem Interregnum ; in den 
iingen war er regelmässig abwesend, eingelaufene Schriftstücke 
s er unerledigt, nur bei feierlichen Gelegenheiten fehlte er nicht. 
neue Besetzung der Secretärstelle war jedoch auch nicht die 
iklichste; weder Dobrovsk^, welcher oft von Prag abwesend war, 
1 Pelzel, welcher sonst namentlich durch Sorgen um seine zahl- 
he Familie sehr in Anspruch genommen war, waren zur regelmäs- 
n Führung der Eanzleiarbeiten besonders geeignet Als bezahlter 
lilfe des Secretärs erscheint zuerst ein gewisser Berghofer. 

Die Thätigkeit der Gesellschaft wurde leider gerade in diesen 
ren, wo sie in Folge des kaiserlichen Geschenkes hätte sich mäch- 
tr entfalten können, durch Zwistigkeiten beeinträchtigt, die zwar 
unseren Quellen keine vollständige Aufklärung finden, von denen 
aber doch behaupten können, dass dieselben wenigstens theilweise 
dem Antagonismus zwischen Freimaurern und Nichtmaurem ihren 
md hatten. Wie sehr die Uneinigkeit im Schosse der Gesellschaft 
en Thätigkeit behinderte, erhellt zum Beispiel daraus, dass der 
dgliche Astronom Stmad, welcher von Amtswegen die beste mete- 
logische Station im Lande leitete und die Beobachtungsresultate 
on in früheren Jahren fleissig veröffentlichte, nun von der Leitung 
von der Gesellschaft projectirten meteorologischen Beobachtungen, 
deren Ermöglichung man doch den nahmhaften Betrag von 1700 fl. 
Tt hat, gänzlich ausgeschlossen war.*) Was dabei im Spiele war. 



^) Stmad beklagte sich darüber gelegentlich eines Umlaufes am 26. April 1794 
in folgenden Worten: „Nur wünschte ich zu wissen, da die k. Gesellschaft 
meteor. Werkzeuge hat machen lassen und solche bezahlt, an wen solche 
abgegeben und ob sie benutzt, werden, da Unterzeichnetem von der Ge- 
seUschaft gar kein meteorologisches Werkzeug ist gegeben worden, was 
ihm eigens wäre, so wie jenen; so glaubt er sich bemüssigt geradeaus zu 
sagen, dass er von diesen nie einen Gebrauch machen und die seinigen ein- 
▼erleiben wird, weil man ihm in plena sessione versprochen hat, dass er 
zu seiner Disposition und Austheilung solche gewiss erhalten werde, aber 
nie erhalten hat, weder befragt worden ist, wo er meinte solche zu ver- 
theilen. Ein Mitglied hat ja wohl das Recht auf die Nutzung der Gelder den 
gerechten Anspruch zu thun, wie andere; warum sollte denn ich allein so 
gering geschätzet bleiben? Da ich doch gewiss viel und zum Nutzen ge- 
arbeitet habe? Ich sage in der Sitzung mehr/ Diese Philippik im Neglige 
scheint zunächst gegen Gerstner gemünzt zu sein; bei ihm befand sich der 
kostspielige Chronometer, ohne dass die Gesellschaft, trotz wiederholter 
Beschlüsse, von ihm einen Revers darüber erhalten hätte. Als David einige 
geographische Längen in Böhmen bestimmen wollte und zu diesem Behufe 
24. Juni 1795 um die Ausleihung des Instrumentes bei der Gesellschaft 

6 



82 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

wissen wir freilich nicht; aber plausible Vermuthungen drängen sich 
auf, wenn man bedenkt, dass Stmad immer der Freimaurerei fremd 
geblieben ist, und dass die Gelehrte Gesellschaft eben im Jahre 1791 
„wegen des Vorwurfes einer maurerischen Verbindung auf dem Punkte 
stund, von den meisten Mitgliedern der physischen Glasse yerlassen 
zu werden;" dies sind Gerstner's eigene Worte, der selbst in den 
Jahren 1786 — 1791 Mitglied des Orients von Pi^ag gewesen war. 
Gei^stner's Aussage wird einigermassen dadurch illustrirt, dass Dr. 
Johann Mayer am 29. September 1791 schriftlich den Director Gruber 
bat, dem Präsidenten zu melden, dass er dem Amte eines ordent- 
lichen Mitgliedes entsage und sich blos den Titel eines Ehrenmit- 
gliedes vorbehalte. Mayer schützte dabei seine vielfältigen Geschäfte 
vor ; dass dies aber ein blosser Vorwand war, erhellt daraus, dass sich 
Mayer auch in den folgenden Jahren als ordentliches Mitglied an den 
Versammlungen und Arbeiten der Gesellschaft ebenso emsig bethei- 
ligte wie zuvor. 

Graf Prokop Lazansk;^ wurde vom Kaiser Franz am 23. No- 
vember 1792 zum Oberstburggrafen und Gubemialpräsidenten im 
Königreiche Böhmen ernannt. Selbst in dieser Stellung blieb er für 
unsere Gesellschaft thätig und präsidirte (zum letzten Male am 21. 
October 1793) in ihren Sitzungen, welche freilich nur etwa dreimal 
im Jahre Statt zu finden pflegten. Trotzdem die Gesellschaft damals 
nicht unbemittelt war, und trotz der umsichtigen Leitung von Seite 
des Präsidenten, brachte man unter diesem Präsidium in vier Jahren 
nicht mehr als einen Actenband zu Stande, Verhandlungen w^en 
seines Nachfolgers begannen früher, als Graf Lazansky den Präsi- 
dentenstuhl verliess, und zwar wurden dieselben in einer Weise an- 
geregt, welche unsere Wissbegierde mehr reizt als befriedigt. Graf 
Franz Hartig^ welcher seit 1786 Ehrenmitglied der Gesellschaft war, 
richtete von Prag am 24. Mai 1793 eine Zuschrift an die Gesellschaft; 
diese beginnt mit der Erwähnung eines Gerüchtes, wornach der der- 
raalige Präsident Graf Lazansky Willens wäre, das Präsidium der 
Gesellschaft niederzulegen; für diesen Fall fordert Hartig, dass zum 
neuen Präsidenten entweder ein berühmter Gelehrter aus der Mitte 
der ordentlichen Mitglieder, oder ein Staatswürdenträger gewäWt 
werde, welcher „durch sein Ansehen bei Hofe der Gesellschaft be- 
einschritt, bemerkte Struad zu dem Gesuche lakonisch : ^Wird gute Wege 
haben/ David prüfte dann den Chronometer mit Gerstner und wollte 
ihn auf seine Reisen wegen dessen Unzuverlässigkeit nicht mehr mitaehmen; 
erst 1797 kam das Instrument von Gerstner zu Darid. 



Graf Hartig's Auftreten. 83 

forderlich sein köane, ihren Glanz erhöhe, die Wissenschaften be- 
schütze, und jene Mitglieder der Gesellschaft, die sich um selbe 
vorzüglich verdient machen, beim Landesherren anzuempfehlen, ihnen 
Ehrenbezeugungen oder Belohnungen auszuwirken im Stande sei;" 
zur Präsidentenwahl sollten auch solche Mitglieder geladen werden, 
welche augenblicklich ausserhalb Prags in Böhmen sich aufhalten 
möchten. Sollten diese Wünsche nicht erfüllt werden, so erklärt Graf 
Hartig, dass er aus der Reihe der Mitglieder der Gesellschaft aus- 
treten und seine „patriotischen Beweggründe allenthalben und öffent- 
lich kundmachen würde." — Die Mitglieder erklärten sich mit diesen 
Forderungen einverstanden. Auf den ersten Anblick ist man wohl 
geneigt, in der Zuschrift Hartig's eine vorzeitige Anmeldung seiner 
Gandidatur zur künftigen Präsidentenwahl zu erblicken; doch dürfte 
derselben noch eine andere Bedeutung innewohnen. 

Das Auffallendste dabei ist der weitere Umstand, dass dieselben 
Wünsche betreffs der Qualification des künftigen Präsidenten, welche 
GrafHartig mit so ungewöhnlich grossem Nachdrucke aussprach, der 
Gesellschaft auch bald vom kaiserlichen Throne selbst zu Gehör ge- 
bracht wurden. Der Cabinets-Minister Graf CoUoredo, des Grafen Franz 
Hartig Schwiegervater, meldete in einer von Laxenburg den 5. Juli 
1793 datirten officiellen Mittheilung an seinen Schwiegersohn,*) er 
habe ein von Dr. Mayer verfasstes und von Hartig an ihn einge- 
schicktes Werk dem Kaiser überreicht, und sei beauftragt, den Aller- 
höchsten Dank dafür abzustatten; unter einem wird die Prager Ge- 
sellschaft der Wissenschaften des kaiserlichen Wohlgefallens versichert 
und derselben der folgende Wink ertbeilt: „Der Monarch wünschet, 
dass diese gelehrten Verfasser und überhaupt die ganze böhmische 
Gesellschaft der Wissenschaften mit so nützlichen Nachforschungen, Ent- 
deckungen femer sich beschäftige, dass benannte Akademie, um ihren 
weiteren Ruhm und Nutzbarkeit stets beizubehalten, nur wahre, recht- 
schaffene und unparteiische Gelehrte aufnehme und nie das wahre 
Ziel verfehle. Bei Wahl eines Präsidenten wünschen und wollen aber 
Se. Majestät, dass solche immer auf einen von einer böhmischen 
Familie, wenn es möglich, selbst auf einen Begüterten, oder sonst 



♦) Die im GeseUschaftsarchiv aufbewahrte Zuschrift entbehrt zwar einer 
Adresse; da aber der Adressat Graf und Excellenz titulirt wird und ein 
Mitglied (nicht Präsident) der böhm. Ges. der Wissenschaften genannt wird, 
so dürfte wohl nur Gf. Hartig geraeint sein; übrigens bezieht sich Gf. 
Hartig in seinem Briefe vom 19. April 1794 ganz deutlich auf dieses von 
ihm „einst erhaltene Cabinetsschreiben". 

6* 



g4 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

auf einen, so sich durch seine grosse gute Wissenschaft berühmt 
oder für den Staat wohl verdient gemacht und mit ansehnlicher Staats- 
würde begabten Mann falle. Dieses wird machen, dass Se. Majestät 
immer dieser verehrungswürdigen Gesellschaft seinen Schutz und Ge- 
wogenheit verleihen wird." 

Die nächste Präsidentenwahl wurde also früher angebahnt, als 
der Präsidentenstuhl zur Erledigung gelangte. Doch Hess dieses Er- 
eigniss nicht lange auf sich warten. Der bisherige Oberstburggraf 
Graf Prokop Lazansky stieg in seiner Staatscarriere noch höher und 
wurde am 12. Jänner 1794 zum Präsidenten der obersten Staats- 
controle ernannt. Demnach musste er von Prag nach Wien über- 
siedeln, und man scheint als selbstverständlich angenommen zu haben, 
dass dadurch das Präsidium der Gesellschaft der Wis8enscliafl;en er- 
ledigt wird. Schon am 20. Jänner sehen wir die Gesellschaft bei dem 
Grafen Lazansky vorsprechen, um sich mit ihm zu verabschieden; 
sie stattete ihm „für das bei so vielen wichtigen Staatsgeschäften 
gütig übernommene und durch vier Jahre unverdrossen geführte Pri- 
sidium ihren schuldigen Dank ab, und bat sich die Ehre aus, ihn 
als ihren Ehrenpräsidenten auch in Zukunft verehren zu können.' 

Am 14. April 1794 trat die Gesellschaft zur Wahl eines neim 
Präsidenten zusammen.'*') Alle Mitglieder vereinigten ihre Stimmen 
einmüthig auf den Grafen Franz Hartig**) Am 19. April wurde die 
Zuschrift ausgefertigt, womit die Gesellschaft dieses Wahlergebniss 
dem Erwählten mit der Bitte mittheilt, ihn als ihr künftiges Haupt 
verehren zu können; das Schriftstück war von Riegger und Graber 
als den Geschäftsleitern der beiden Classen und von Pelzel als Vice- 
Secretär unterschrieben, und besagt unter anderem, die Mitglieder 
seien überzeugt, „dass ihr Wunsch gerecht und zweckmässig sei, 
hoffen sicher den Beifall des Monarchen und des literarischen Publi- 
kums, finden also Grund genug, sich Dero freundlicher Einstimmung 
schmeicheln zu dürfen." 



*) In derselben Sitzung meldete Pelzel als Cassier, er habe von Gf. Laiaosky 
den Capitalsbetrag von 3100 fl. in Bankozetteln, nebst 26 kleineren and 8 
grösseren Medaillen übernommen. 
♦*) Anwesend waren 7 ordentliche Mitglieder: Gruber, Comova, Gfl Joacbis 
Stemberg, Stmad, Gerstner, Pelzel und Dobrovsky; yier weitere Mitglieds' 
haben ihre Stimmen schriftlich abgegeben: Ungar, Riegger, Joh. Majlit{ 
Gf. Schaffgotsch. Ausserdem zählte die Gesellschaft damals noch JoMfkl 
Mayer, Georg Prochdzka und Herrmann zu ihren ordentlichen MitgliedeHr j 
alle drei domicilirten jedoch seit mehreren Jahren in Wien. 



Hartig's Wahl zum Präsidenten 1794. 85 

Noch an demselben Tage schrieb Franz Graf Hartig, der sich 
>eii in Prag aufhielt, eigenhändig eine lange Erwiderung, welche 
3r Gesellschaft eine nicht geringe Überraschung bereitete. Der Graf 
zeugte darin seine Rührung und Erkenntlichkeit wegen der Ehre, 
elcbe ihm die Gesellschaft durch ihre Wahl erwiesen habe; erklärt 
doch, er müsse „einige Punkte der Gesellschaft zu ihrer vorläufigen 
rörterung und Entscheidung darlegen, bevor er die ihm erwiesene 
hre annehmen kann." Er meint, die bisherigen Statuten der Ge- 
tllschaft hätten wohl ausgereicht, als sich dieselbe unter dem Fürsten 
>n Fürstenberg organisirte; allein Zeit und Umstände hätten sich 
itdem verändert und es erscheinen nun manche Zusätze zu den 
atuten nöthig. Nach dieser Einleitung gelangt Graf Hartig zu seinem 
gentlichen Bedenken, welches er folgendermassen ausdrückt: „Es 
t ihm (dem Schreiber) und anderen Mitgliedern bekannt, dass ver- 
hiedene Personen, die den Endzweck und die Gesetze der Gesell- 
haft nicht kennen, in dem Wahn sind, als wäre selbe mit den Frei- 
atsrerlogen in manchen Rücksichten verbunden. Ungeachtet, dass solche 
nzelne Meinungen ganz unbedeutend scheinen könnten, da die Ge- 
llschaft niemals eine Verwandniss mit der Maurerei gehabt, noch 
trmög ihrer Gesetze jemals haben kann ; ungeachtet, dass unter den 
reimaurem sehr viele erhabene und rechtschaffene Männer bis jetzt 
jwesen sind: so findet Unterzeichneter vor allem nöthig, dass — 
Lchdem in den jetzigen und wohl auch noch späteren Zeiten alle 
)heimen Verbrüderungen jedem Staate als bedeutend vorkommen 
irften, solche auch von unserem gnädigsten Landesherren ungern 
isehen werden — die Gesellschaft durch irgend ein noch beizu- 
igendes Gesetz oder zu treffende Vorkehrung sich für alle solche 
inftige mögliche irrige Zumuthungen sicher zu stellen habe . . . Und 
i manche Halbgelehrte und sogenannte moderne Philosophen in 
äderen Weltgegenden sich erkühnt haben, durch Schriften und That^n 
le Religion und Staatsverfassungen anzugreifen, so muss es den 
ahren Gelehrten und Mitgliedern der Gesellschaft der Wissenschaften 
m so mehr obliegen (da sie sich blos mit jenen dem Vaterlande 
ützlichen Entdeckungen und Erweiterung der Wissenschaften be- 
shäftigen), in Allem Beispiele zur Liebe der Ordnung und der Ge- 
ätze dem Publice darzustellen." Zum Schlüsse des Briefes benimmt 
Ich Hartig schon als der angehende Präsident, indem er die Hoffnung 
usspricht, dass noch in diesem Jahre einige Arbeiten der Gesellschaft 
11 Druck erscheinen werden, und den Wunsch beifügt, die Mitglieder 



86 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

möchten einen Vorschlag vereinbaren, wie von der Gesellschaft alle 
Jahre nützliche Preisaufgaben bestimmt werden könnten. 

Dem Briefe des Grafen Hartig ist zu entnehmen, wie gewaltig 
die Ansichten über die Freimaurerei in den obersten Kreisen des 
Staates und der Gesellschaft sich seit einigen Jahren geändert haben. 
Die Gräuel der französischen Revolution machten das monarchische 
Europa erzittern, und da man annahm, dass die Freimaurer-Logen, 
deren es in Frankreich vor Ausbruch der Revolution ungefähr 500 
gegeben hatte, diese letztere vorbereitet oder mitverschuldet haben, 
so erklärt sich der eingetretene Umschwung in den Meinungen über 
die geheimen Gesellschaften. Speciell Kaiser Franz hegte gleich vom 
Anbeginn seiner Regierung ein unüberwindliches Misstrauen gegen 
dieselben. Diese öffentlichen Rücksichten dürften wohl den Grafen 
Hartig vermocht haben, den angezogenen Wunsch als eine Bedingung 
der Annahme seiner Wahl auszusprechen ; denn zur Beruhigung seines 
eigenen Gewissens hatte der alte Freimaurer wohl nicht nöthig, eine 
Klärung des Verhältnisses der Gesellschaft zur Freimaurerei durch 
eine Statutenänderung anzustreben. Graf Hartig war in der Prager 
Loge Wahrheit und Einigkeit ebenso heimisch und wurde dort ebenso 
verehrt, wie in der Prager Gesellschaft der Wissenschaften. Als sein 
Werk „Lettres sur la PYance, TAngleterre et lltalie" im Jahre 1785 
in Genf erschienen war, schenkte der Graf sogleich 300 Exemplare 
davon an die genannte Loge, welche dieselben zum Besten ihrer 
Cassa verkaufte. Der Logen- Annalist bemerkt bei dieser Gelegenheit: 
„Ungleich mehr als der ökonomische Vortheil musste der Loge dff 
literarische Ruhm zum Vergnügen gereichen, den sich dieser allgemein 
verehrte Bruder durch ein Werk erwarb, in dem die Richtigkeit der 
Beobachtungen mit den Reizen der Schreibart so glücklich verbunden 
ist.^ Hartig stand übrigens damals seit einigen Jahren ausser aller 
Verbindung mit der Freimaurerei und war erst gegen Ende des Jahres 
1785 der oft erwähnten Prager Loge beigetreten; da Kaiser Joseph 
in seiner Verordnung vom 11. December d. J. sich über die Frei- 
maurerei, welche er reguliren wollte, nicht sehr schmeichelhaft äus- 
serte (ihre Mysterien nannte der Kaiser Gaukeleien, und unang^ 
meldete Winkellogen befahl er nach den für verbotene Hazardspiele 
geltenden Gesetzen zu ahnden), so meinte der Logen-Historiograph» 
nichts könne für den Edelmuth des Grafen Haitig so sehr bärgen, 
„als der Entschluss, sich gerade in einem Zeitpunkt wieder zur Maa- 
rerei zu bekennen, in welchem es bedenklich scheinen konnte, bei 
ihr auszuhalten." Im Jahre 1786 Hess der Graf seine „Historischen 



Die Freimaurerei und die Gesellschaft. 87 

Betrachtungen über die Aufiiahme und den Verfall der Feldwirthschaft 
m verschiedenen Völkern" in Prag drucken; vor der Drucklegung 
ibergab er das Manuscript des Werkes einem Maurerbruder, damit 
!S in den Conferenzen der Brüder vorgelesen werde; die Loge er- 
Qangelte nicht, dem Autor dafür ihren vollen Beifall zu spenden.*) 
Jnd dieser angesehene und verdienstvolle Freimaurer, durch die ver- 
nderten Zeitumstände genöthigt, musste nun nach 8 Jahren gegenüber 
ler Freimaurerei so spröde thun! 

In Dobrovsk^'s Abwesenheit Hess Pelzel als Vice-Secretär die 
iuschrift des erwählten Präsidenten unter den Mitgliedern zur Äus- 
ening roUiren. Neun ordentliche Mitglieder waren in den nächsten 
'agen in Prag anwesend, und wir besitzen ihre interessanten und 
ehrreichen Gutachten über diesen Gegenstand; alle stimmen darin 
;berein, dass sie von einer Verbindung oder Verwandschaft der Ge- 
eilschaft als solchen mit der Freimaurerei durchaus nichts wissen; 
lehrere Mitglieder, und zwar sowohl die Freimaurer Riegger, Ungar 
nd Cornova, als auch die Nichtmaurer Pelzel und Gruber stellen 
in solches Verhältniss der Gesellschaft ausdrücklich und ebenso ent- 
chieden in Abrede, wie es Graf Hartig that. Dabei bekennen sich 
Fngar und Gerstner für ihre Personen dazu, in früheren Jahren Frei- 
laurer gewesen zu sein; dagegen erklären Strnad und Gruber, nie 
inem Maurerbunde angehört zu haben. 

Riegger, welcher der erste in der Umlaufsreihe war, machte den 
^orschlag^ welchen dann Johann Mayer genauer fonnulii1;e, man solle 
u den Gesellschaftsstatuten einen Zusatz machen, dem zu Folge alle 
eu aufzunehmenden Mitglieder bei ihrem Ehrenwort das Versprechen 
bzulegen hätten, „dass sie sich in keiner Verbindung mit heimlichen 
nd unerlaubten Gesellschaften befinden, noch in der Zukunft dazu 
raten und sich bekennen werden." Mayer sprach auch die Erwar- 
iing aus, dass nach den Erklärungen, welche Kaiser Joseph IL und 
eulich der deutsche Reichstag in Regensburg über die heimlichen 

*) System der F. M. Loge Wahrheit u. E. pg. 326,329,330; an der letzteren 
Stelle heisst es in Bezug auf das neue Buch Ilartig's : „Entzückt nahm die 
Loge an diesem neuen Zuwachs des literarischen Ruhms des Verfassers, 
ihres Mitbruders, Theil". Graf Yr&nz Hartig's Frcimaurer-Certificat befindet 
sich gegenwärtig im Besitze des Präger Ilof-Photographcn und Stadtraths 
Herren Eckert; es ist ausgestellt von der Loge Wahrheit und Einigkeit 
in Prag am 24. November 1785; die damaligen Functionärc der Loge sind 
auf dem Certificat unterschrieben, nämlich Philippus Clary Magnus Ma- 
gister, Adalbertus Bieschin Ephorus primus, Raphael Ungar Ephonis sc- 
cnndus, Carolus Rösler Scriba. 



88 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Gesellschaften abgegeben haben, „ sich nicht leicht ein Mann von Ehre 
weiter entschliessen dürfte, daran Antheil zu nehmen.*' Die meisten 
Mitglieder stimmten dem Antrage Riegger's und Mayer's zu, um so 
mehr, als auch der erwählte Präsident ein solches Hilfemittel im Sinne 
zu haben schien. 

Von den zustimmenden Voten ist dasjenige, welches Ungar ab- 
gegeben hat, das umständlichste und interessanteste. Schon die ersten 
Worte, mit welchen er sein Gutachten anfängt, sind ein Beweis, dass 
die ehemalige lebensfrohe maurerische Biederkeit des deputirten Mei- 
sters vom Stuhl ernsteren Erwägungen gewichen war. „Bei den itzigen 
kritischen Zeiten (so schrieb Ungar), in welchen verschiedene Auf- 
wiegler ihre schädlichen und verdammungswürdigen Clubbs unter der 
Maske einer Lesegesellschaft, gelehrten Gesellschaft, Akademie und 
Freimaurerloge zu verbergen gesucht haben, wird es gewiss jedem 
treuen Staatsbürger zur Pflicht, alle schicklichen Massregeln zu er- 
greifen, dass seine Gesellschaft von dem ununterrichteten Theil des 
Publikums (denn von der Regierung, die jede öffentliche Gesellschaft 
aus ihrer Verfassung, so wie jede echte Freimaurerloge und alle ihre 
einzelnen Mitglieder aus den jedes Vierteljahr von den Logenchefe 
eingebrachten Anzeigen genau kennt, ist hier die Rede nicht) nicht 
mit diesen gefahrlichen Aftergesellschaften vermischt werde. Aus 
diesem Grunde hat nicht allein die Prager Loge zur Wahrheit und 
Einigkeit . . ., deren Mitglied gewesen zu sein Unterzeichneter sich 
zur Ehre allzeit und überall rechnen wird, sondern es haben auch 
die übrigen zwei Prager Freimaurerlogen bei unserem Monarchen die 
freiwillige Erklärung eingebracht, dass sie bei den itzigen kritischen 
Zeiten, um allen Verdacht bei dem ununterrichteten Theil des Publi- 
kums zu vermeiden, ihre maurerischen Arbeiten einstellen wollen. 
Auf welche freiwillige Erklärung Se. Majestät laut Ministerialschreibens 
vom 9. Hornung 1794 zu resolviren geruht haben, dass den drei 
Prager Freimaurerlogen Allerhöchst Dero Zufriedenheit zu erkennen 
zu geben sei." Ungarns Rücksichtnahme auf die besagten kritischen 
Zeiten war von einer so durchschlagenden Wirkung, dass er die be- 
antragten Vorsichtsmassregeln „nicht nur gegen die ordentlichen, 
sondern auch gegen die ausserordentlichen und auswärtigen Mitglieder, 
ja selbst gegen blos correspondirende Gelehite und ausländische ge- 
lehrte Gesellschaften" angewendet wissen wollte. 

Graf Schaffgotsch und Strnad traten dem Antrage Rieggers ohne 
Umschweife bei; Strnad fügte hinzu, er wünsche nichts anderes, als 
„die wahre Eintracht in der k. Gesellschaft wieder hergestellt zu 






Die Freimaurerei und die Gesellschaft. g9 

sehen. ** Dies ist eine deutliche Anspielung auf Misshelligkeiten, 
welche im Schosse der Gesellschaft wegen der Freimaurerei ent- 
standen sein und lange angedauert haben mochten. — Comova und 
Graf Joachim Stemberg stimmten zwar dem vorgebrachten Antrage 
zu, nahmen jedoch dabei die Gelegenheit wahr, ihrem ünmuthe über 
die eingetretene schwüle politische Atmosphäre ein wenig Luft zu 
machen und ihr Herz zu erleichtem. Cornova raisonnirte: „Calum- 
niare audacter, semper aliquid haeret, ist der Wahlspruch gewisser 
kleiner Seelen, und darwider helfen alle Verwahrungen nicht. Oder 
heisst der rechtschaffene Patriot, der seine Bürgertreue selbst in 
Schriften an Tag gelegt hat, demjenigen, der ihn aus andern Ur- 
sachen hasset, nicht noch immer Demokrat und Jakobiner?" Graf 
Stemberg suchte wieder Trost in dem Spruche: Salutem ex inimicis 
nostris, et de manu omnium, qui oderunt nos (Luc. L 71). 

Die Meinung Oerstner's ist ähnlich gestimmt, sie gibt uns aber 
auch positive Nachrichten über die damaligen Vorfälle. Der genannte 
Mathematiker schreibt: „Der Unterzeichnete hat bereits vor drei 
Jahren seiner Verbindung mit den Maurerlogen entsagt, weil erstens 
diejenigen Gründe, aus welchen dermalen sämmtliche Logen ihre Ar- 
beiten einzustellen filr gut gefunden haben, schon damals vorzusehen 
waren, und zweitens weil eben damals unsere Gelehrte Gesellschaft 
wegen des Vorwurfe einer maurerischen Verbindung auf dem Punkte 
stund, von den meisten Mitgliedern der physischen Classe verlassen 
zu werden. Der Unterzeichnete glaubte daher der Güte des Mo- 
narchen, der sich eben gegen die Gelehrte Gesellschaft wohlthätig 
bezeigte, dem Vaterlande, zu dessen Besten diese Gesellschaft ge- 
stiftet worden, und seinem Berufe als Lehrer und Beförderer ge- 
lehrter Arbeiten schuldig zu sein, der k. Gelehrten Gesellschaft 
damals diesen unzweideutigen Beweis seiner Denkimgsart zu geben." 
Gerstner will sich zwar von den übrigen Mitgliedern hinsichtlich der 
vorgeschlagenen statutarischen Bestimmung nicht trennen, ist jedoch 
mit Cornova und dem Grafen Stemberg überzeugt, dass dieselbe 
gegen das Vomrtheil beim Publikum nichts fruchten wird; er sagt: 
„Wir kommen seltener als vorhin zusammen, höchstens zwei- oder 
dreimal des Jahres, unsere Berathsch lagungen und Urtheile über 
fremde und eigene Aufsätze geschehen per rollam schriftlich, und 
wenn wir zusammenkommen, so geschieht es unter dem Vorsitze 
eines bei der Eegierung und dem Publikum angesehenen Präsidenten, 
die abgehandelten Gegenstände werden sogar durch die Zeitungen 
öffentlich bekannt gemacht. Wem dies unbekannt bleiben will, und 



90 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

wer hierbei noch im Stande ist, unsere Gesellschaft in die Classe 
der geheimen Verbindungen u. dgl. zu setzen, dem wird auch ein 
neues Gesetz unbekannt, oder im Gegentheil nur zum Schein auf- 
gestellt verbleiben." Schliesslich meinte Gerstner, die Gesellschaft 
sollte trachten, die Aufmerksamkeit des Publikums durch ihre ge- 
lehrten Arbeiten mehr zu beschäftigen. 

Der schreibselige Abbe Gruber hielt zwar den beantragten Zu- 
satz zu den Gesellschaftsstatuten für erspriesslich, rieth jedoch von 
dessen Veröffentlichung ab, weil der Verdacht des Publikums daraus 
nur neue Nahrung schöpfen könnte; die einzige sichere Schutzwehr 
gegen dergleichen Verdacht erblickte er darin, wenn der Kaiser der 
Gesellschaft zur Realisirung ihrer Pläne durch eine wohlthätige Unter- 
stützung behilflich sein wollte oder wenn er wenigstens durch gnä- 
dige Ausdrücke seine Gunst öffentlich der Gesellschaft zusichern 
möchte. 

Als die einzelnen Wohlmeinungen der Mitglieder dem Grafen 
Hartig mitgetheilt wurden, fand er, dass dieselben betreffs der Art 
und Weise nicht ganz gleichförmig sind, und verlangte daher, dass 
die Gesellschaft über die Sache einen förmlichen Beschluss fasse. 
Ein solcher kam in einer am 9. Mai 1794 abgehaltenen Sitzung zu 
Stande ; der Hauptpassus hatte die folgende Fassung : Die Gesellschaft 
erklärt, „dass sie mit keiner geheimen, vom Staate nicht begneh- 
migten Gesellschaft in Verbindung gestanden sei, noch künftig stehen 
wolle, und sie räumt es ihrem jedesmaligen Präsidenten, um sich 
gegen jeden Verdacht, wenn es ihm nöthig schiene, zu schützen, ein, 
eine ähnliche Erkläining von jedem neu gewählten Mitgliede ab- 
zufordern." 

Durch diesen Beschluss war Graf Franz Hartig zufrieden ge- 
stellt, und der Freimaurerei wurde im Schosse der Gesellschaft nie 
mehr gedacht.*) Hartig's Installirung zum Präsidenten der Gesellschaft 
wurde am 27. Mai 1794 gefeiert; Pelzel als Vice-Secretär hielt dabei 
eine kurze Ansprache an den antretenden Präsidenten, in welcher er 
der Hoffnung Ausdinck gab, die Gesellschaft werde nun „eine thati- 
gere Schnellkraft und Wirksamkeit, als sie seit einiger Zeit gehabt 
hat, erhalten;" der Redner erklärte mit Nachdruck, „die Förderung 



*) Am 23. April 1801 ordnete Kaiser Franz an, dass jeder Staatsdiener einen 
Revers auszustellen und einen Eid abzulegen habe, wodurch er bekennt und 
sich verpflichtet, keiner geheimen Gesellschaft anzugehören. Diese Clausel, 
welche ursprünglich ganz besonders gegen die Freimaurerei gerichtet war, 
ist auch heut zu Tage in der österreichischen Amtseidesformel enthaltea 



Neuer Actenband 179Ö. 91 

er Wissenschaften zum Ruhme und zum Nutzen des Vaterlandes sei 
er einzige und unabänderbare Zweck unserer Gesellschaft." 

Auch dem dritten Präsidenten der Gesellschaft kann man nach- 
ahmen, dass ihm das Wohl derselben am Herzen lag und er deren 
[ebung aufrichtig anstrebte ; doch das Ergebniss, welches ihm zu er- 
ielen vergönnt war, war nicht viel grösser, als dasjenige, welches 
ir unter dem Präsidium des Grafen Lazansk^ wahrnahmen. Die 
iesellschaft kam auch jetzt nur selten zusammen,*) und der Fortgang 
[irer Arbeiten war ein langsamer. Die Ursache dieser Erscheinung 
lg zum Theile darin, dass die Kränklichkeit, welche den Grafen 
[artig 1794 zum Aufgeben der diplomatischen Laufbahn genöthigt 
atte, denselben nie mehr vollständig verliess; der Präsident ver- 
reilte längere Zeit in Spaa, in Pyrmont und in Hannover, auch 
rohnte er auf seinen Herrschaften Ober-Befkovic und Niemes; seine 
ftere Abwesenheit von Prag hatte auf den Geschäftsgang der Ge- 
ellschaft sichtlich einen nachtheiligen Einfluss, obwohl er in ihren 
iDgelegenheiten zu correspondiren nie müde wurde. 

Ein Arbeitsprogramm wurde gleich in der Installationssitzung 
m 27. Mai 1794 aufgestellt. Man wollte wieder zur Ausschreibung 
on Preisfragen schreiten und einen neuen Actenband auf eigene 
[osten herausgeben; es wurde beschlossen, denselben dem Kaiser 
*ranz zuzueignen. Sitzungen sollten auch in der Abwesenheit des 
Präsidenten abgehalten und die Protokolle so wie andere Schriften 
emselben in seinen jeweiligen Aufenthaltsort, zunächst nach Spaa, 
achgeschickt werden. 

Der Präsident erwirkte durch den Cabinetsminister Grafen CoUo- 
edo die kaiserliche Einwilligung zu der beabsichtigten Dedication; 
loUoredo konnte schon am 20. August 1794 erwidern, dass „Se. Maje- 
tät dieses Werk mit Empfindung als Früchte dieser Versammlung 
ufoehmen und dieser verehr ungs würdigen Gesellschaft bei Gelegen- 
eit Allerhöchst dero Gnade und Schutz verleihen werden." Man be- 
bsichtigte ursprünglich den neuen Band im nächsten Herbst zu 
tande zu bringen. In der Wirklichkeit gelang dies erst um ein Jahr 
päter, nämlich zur Leipziger Michaelismesse 1795. Die Gesellschaft 
ess das Werk selbst bei Jefäbek drucken, inzwischen jedoch kam 
ie mit dem Prager Buchhändler Calve dahin überein, dass er die 



*) Am 8. April 1795 wurde zwar beschlossen, am jeden ersten Donnerstag im 
Monate eine Sitzung abzuhalten; doch kam dieser Beschluss sogleich in 
Vergessenheit, und man kam auch weiterhin nur etwa dreimal oder viermal 
im Jahre zusammen. 



92 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

gesammten Herstellungskosten bezahlte, und der Gesellschaft statt 
eines Honorares 75 Freiexemplare gab. 

Langwierige Correspondenzen mit dem abwesenden Präsidenten 
machen einen grossen Theil der Verhandlungen aus, welche in diesen 
zwei Jahren gepflogen wurden ; es ist befremdend zu lesen, dass eine 
Nebensache, nämlich die Wahl des Titels fttr den künftigen Band, 
den gelehrten Herren in Prag die grössten Verlegenheiten bereitete, 
und dieselben darüber nach einander drei verschiedene Beschlüsse 
fassten und deren Gutheissung von dem abwesenden Präsidenten ver- 
langten, bis derselbe sich alle weiteren Schreibereien darüber verbat 

Nicht wenig Mühe kostete auch die Abfassung der Dedication. 
Der Gesellschaftssecretär Dobrovsk^ beantragte, man möge das Werk 
dem Kaiser mit Vorsetzung des gehörigen Titels einfach zuschreiben 
und keine eigentliche Zueignungsschrift beifügen, „weil man bei den 
jetzigen Zeiten sich nicht anders als sehr kriechend ausdrücken 
darf" (5. März 1795). Dieser Ansicht huldigte der Präsident nicht. 
„Eben in einem Zeitpunkt (antwortete er aus Hanover 19. April), 
vfo die Ungelehrten stets gegen Wissenschaften und Gelehrte ihre 
Pfeile abdrücken, muss eine Gesellschaft der Wissenschaften auch 
nicht ein gebräuchliches Ceremoniell übergehen." Der Graf trug sich 
selbst an, eine Zueignungsschrift von einigen Zeilen zu schreiben, 
deren „Kürze sie vor dem Rachen der Satyre beschützen wird," und 
welche keine kriechenden Schmeicheleien, sondern Wahrheiten ent- 
halten soll. Darauf hin entschloss sich Dobrovsk^ doch, eine Dedi- 
cationsschrift zu verfassen, und schickte sie an den Präsidenten ab; 
dieser fand sie sehr schicklich und änderte „blos einige Ausdrücke, 
die vielleicht etwas zu trocken und abgebrochen scheinen könnten." 
Um möglichen Vexationen von Seite der Censur zu entgehen, schickte 
Hartig die von Dobrovsk^ einer neuerlichen Feile unterzogene Zu- 
eignungsschrift nach Wien, behufs Erlangung einer directen Gut- 
heissung vom Kaiser; die kaiserliche Genehmigung erfolgte mit Bei- 
fügung des Auftrages an den Minister CoUoredo, den Präsidenten und 
die ganze Gesellschaft der allerhöchsten Gnade und fernerer Gewogen- 
heit zu versichern. Ein Vergleich dieser Dedicationsschrift mit jener, 
welche dem vorhergehenden Actenbande vorangestellt ist, zeigt einen 
merklichen Unterschied im Tone ; Dobrovsky hat sich von Hartig be- 
lehren lassen und hat selbst den Beweis geliefert, dass der Aufsatz 
nicht kriechend abgefasst sein musste. 

Zwei Exemplare des endlich fertig gestellten Actenbandes schickte 
der Präsident an den Cabinets- und Conferenzminister Grafen Collo- 



Preisfragen. 93 

sdo, um dieselben den beiden Majestäten zu überreichen; um die 
resellschaft einer kaiserlichen Gunstbezeugung, welche man in Prag 
rhoffte, würdig darzustellen, verabsäumte der umsichtige Piäsident 
icht, in dem Einbegleitungsschreiben an den Minister auch von der 
eulich erfolgten Ausschreibung zweier physikalischen Preisfragen 
[achricht zu geben. Die Annahme des Werkes von Seite des Monar- 
hen erfolgte wieder unter sehr gnädigen Ausdrücken; nach dem 
linisterialschreiben CoUoredo's vom 29. August 1795 befahl der 
[aiser, dem Präsidenten und allen Mitgliedern „Seine gänzliche, ja 
ollkommenste Zufriedenheit zu bezeigen über die grossen Fort- 
chritte, den Nutzen und Ruhm, so sich diese Gesellschaft in so 
urzer Zeit zu verdienen gewusst hat;" auch meldete der Minister, 
dass Se. k. k. Majestät die ganze Gesellschaft Allerhöchst Ihrer 
luld und Gnade versichern, dass es Allerhöchst Selber zu einem 
^ergnügen gereichen wird, selber etwas Angenehmes zu erweisen, ja 
hr Seinen allergnädigsten Schutz und Unterstützung bei allen Ge- 
Bgenheiten zu bezeigen." *) 

Auch dem obersten Directorialminister Leopold Grafen von Kolo- 
rat, welcher der Gesellschaft schon in früheren Jahren seine wohl- 
rollende Theilnahme durch Geldspenden angedeihen Hess, wurde ein 
^emplar durch den Gesellschaftspräsidenten verehrt; in Kolovrat's 
igenhändigem Dankschreiben vom 10. September 1795 ist der fol- 
:ende Passus in mehr als einer Hinsicht bemerkenswerth : „Eine 
olche Bearbeitung des wissenschaftlichen Feldes, wovon der Staat 
lichts als nützliche Früchte ernten kann, macht die Wissenschaften 
md diejenigen, die sie betreiben, gleich ehrwürdig, und nie wird sie 
ler Vorwurf treffen, den man itzt mit so vielem Rechte der Afterphilo- 
ophie und falschen Aufklärung macht, die nur Unheil anrichten. Ich 
irsuche Euer Excellenz, die Gesellschaft von meiner Theilnehmung, 
neiner besonderen Hochachtung und meiner Bereitwilligkeit, ihr nach 
neinen Kräften nützlich zu sein, zu versichern." 

Von Anbeginn seines Präsidiums war Hartig's Augenmerk auch 
luf die Ausschreibung von Preisfragen gerichtet, von deren Beant- 
wortung man sich neue Fortschritte in den betreffenden Wissen- 
ichaften versprach, obwohl die Erfahrungen, welche man mit den 
mter Fürstenberg's Präsidium ausgesetzten Prdsen gemacht hatte, in 



*) In diesem Ministen alschreiben wird die Gesellschaft als „k. k. böhmische 
Gesellschaft der Wissenschaften" angesprochen. Die Gubernialzuschriften 
dieser Jahre lauten theils an „die königlich böhmische GeseUschaft der 
Wiss.", theils wird das Attribut ^königlich^ vermisst. 



94 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

dieser Hinsicht nicht sehr eimuthigend wirken konnten. Nach den 
nöthigen Vorberathungen, an welchen sich der Präsident ei&ig be- 
theiligte, liess die Gesellschaft unter dem 26. November 1794 zwei 
Preisaufgaben aus dem naturwissenschaftlichen Fache bekannt machen. 
Es wurde für eine getiugthuende mineralogische oder botanische oder 
zoologische Beschreibung eines Kreises oder atich eines beträchÜicheH 
Bezirkes von Böhmen ein Preis von 150 fl. ausgesetzt, dergestalt, dass 
es den Theilnehmern freistand, entweder eines der drei Naturreiche 
besonders zu wählen, oder zwei oder auch alle drei Reiche mit 
einander zu verbinden, und sonach auf den einfachen Preis von 150 fl., 
oder den doppelten von 300 fl., oder den dreifachen von 450 fl. An- 
spruch zu erhalten. Man beabsichtigte bei dieser Preisfrage einen 
Beitrag zu der damals projectirten Natur- und Eunstproducten-Earte 
von Böhmen zu erhalten; auch verlangte man meteorologische Be- 
obachtungen aus der zu beschreibenden Gegend. 

Die zweite Preisaufgabe lautete: Worin besteht der Unterschied 
zwischen Roheisen aus Hochöfen und geschmeidigem Eisen aus Frisch- 
herden, und nach welcher Methode lässt sich das letztere am besten und 
vortheilhaftesten aus dem ersteren bereiten. Für die beste Beantwor- 
tung wurde als Preis eine goldene Medaille oder deren Werth von 
150 Dukaten, und für die zweitbeste Abhandlung als Accessit eine 
Medaille oder deren Werth von 50 Dukaten bestimmt Von dieser 
metallurgischen Preisaufgabe erwartete man einen praktischen Nutzen, 
welcher zunächst der böhmischen Eisenindustrie mit ihren damaligen 
58 Hochöfen und 200 Hammerwerken hätte zu Gute kommen sollen. 

Bis zur festgesetzten Frist sind sechs Concursarbeiten für die 
zweite, aber keine einzige für die erste Preisfrage eingelaufen. Die 
mathematisch - physikalische Classe prüfte fleissig die eingelangten 
metallurgischen Abhandlungen und fand, dass keine einzige vollkommen 
befriedige, jedoch drei von den sechs Arbeiten ihre anerkennens- 
werthen Vorzüge haben und von ihren Verfassern vervollständigt 
werden könnten. Dieses Resultat wurde am 3. März 1796 öffentlich 
bekannt gemacht und beide Preisausschreibungen erneuert*) In der 
neuerlich bestimmten Concursfrist bis zum 31. März 1797 hatte die 
eine Preisausschreibung, welche die natur-historische Beschreibung 



*) Da man betreffs der metallurgischen Preisfrage Goncursschnften auch ans 
entfernten Ländern erwartete, so wurde diese Preisausschreibimg so wie 
deren Erneuerung nicht nur in deutscher, sondern auch in französischer 
Sprache kundgemacht. In der ursprünglichen, vom Secret&r DobroTsky 
unterzeichneten Preisausschreibung heisst die Gesellschaft französisch: U 



Preisfragen. 95 

Ines Kreises Böhmens betraf, wieder keinen Erfolg. Zu der anderen 
^isaufgabe waren zwei neue Abhandlungen eingelaufen, und die 
Irei Concurrenten, deren Ausarbeitungen schon früher einen theil- 
veisen Beifall gefunden hatten, haben Nachträge zu denselben ein- 
i:eschickt. Die Mitglieder der physikalischen Classe zogen nun ihren 
3erathungen auch einige ausserhalb der Gesellschaft stehende Ex- 
}erten bei, und das einstimmige Yerdict fiel dahin aus, dass zwar 
ceine von den eingelaufenen Abhandlungen der ausgesetzten Frage 
n ihrem ganzen Umfange Genüge leiste, dass aber in drei derselben 
e ein besonderer Theil der Frage vorzüglich beantwortet sei, und 
wonach alle drei in Verbindung mit einander die vorgelegte Frage 
^össten Theils gelöst haben. Die Gesellschaft beschloss daher am 
14. Juni 1797, den ausgesetzten Preis von 900 fl. unter die drei 
testen Elaborate zu vertheilen und diese in einem eigenen Bande 
iierauszugeben ; die Verfasser der prämiirten Abhandlungen waren: 
Der russische Hofrath Benedict Franz Johann Herrmann in Peters- 
burg, Karl von Schindler zu Muhrau in Steiermark, und Professor 
Lampadius in Freiberg. 

Im J. 1795 einigte man sich auch über die Aussetzung eines 
Preises von 300 fl. für eine historische Concursaufgabe. Anstoss dazu 
gab Graf Joachim von Sternberg, welcher ursprünglich den Betrag 
von 100 fl. zu diesem Behufe schenkte; Graf Hartig spendete dann 
ebenfalls 100 fl., und die Gesellschaft setzte auch aus ihrer Cassa 
100 fl, hinzu. Die historische Classe schlug eine Reihe von Aufgaben 
vor, aus welchen die Gesellschaft am 20. Jänner 1796 eine gewählt 
hat; diese lautete: Eine GeschicJite des höhmischen Handels von den 
ältesten bis auf die gegentcärtigen Zeiten. Die Concursfrist wurde auf 
den 1. März 1797 festgesetzt. Es lief jedoch keine Concursarbeit ein. 
Erst später schickte der Gubernial-Beamte Wander von Grünwald 
der Gesellschaft einige Hefte zu, welche Bruchstücke einer Geschichte 
des böhmischen Handels enthielten, die er unter der Feder hatte; 
der Verfasser machte auf den ausgesetzten Preis keinen Anspruch, 
sondern bat um literarische Unterstützung zur Fortsetzung seiner 
Arbeit. Die beabsichtigte Geschichte des böhmischen Handels kam 
jedoch weder durch ihn, noch durch einen anderen Schriftsteller zu 
Stande. 



Soci^t^ R. des scicnces ä Prague en Boheme, in der von Hartig unter- 
zeichneten Erneuerung wird ihr der Titel beigelegt: L'Academie royale des 
Sciences en Boheme. Der Benennung ^ Akademie'* hat sich Gf. Hartig auch 
in seinen Briefen gerne bedient. 



96 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Eben in der Zeit, als die Angelegenheiten der ausgesetzten drei 
Preise ihrem Ende zugeführt wurden, starb in Prag der Gesellschafts- 
präsident Graf Franz HaHig am 1. Mai 1797 im 39. Lebensjahre. 
Noch in den letzten Tagen seines Lebens sann er auf Mittel und 
Wege, der Gesellschaft zu neuen Geldmitteln zu verhelfen. Die Cassa 
war beinahe erschöpft, und daher musste von weiteren Preisaus- 
setzuugen Umgang genommen werden. 

Was die Wahl neuer Mitglieder betrifil, welche unter Hartig's 
Präsidium stattfanden, so sind hier vier derselben, welche der Ge- 
sellschaft zur Zierde und Nutzen gereichten, hervorzuheben. Auf 
Gruber's Vorschlag vom 2. April 1795 wurde im Wege eines schrift- 
lichen Umlaufes Alois Martin David, damals Acyunct an der Prager 
Sternwarte, zum ausserordentlichen Mitgliede erwählt; an ihm hat 
die Gesellschaft einen fleissigen Mitarbeiter gewonnen, welcher später 
auch ihr Secretär wurde.*) Franz Graf von Stemberg, der rühmlichst 
bekannte Beförderer vaterländischer Künste und Wissenschaften, wurde 
über Hartig's Vorschlag am 20. Jänner 1796 zum Ehrenmitgliede 
aufgenommen;**) derselbe betheiligte sich jedoch an den Sitzungen 
und Arbeiten der Gesellschaft in der Weise, wie ein ordentliches 
Mitglied, was ausser ihm nur beim Grafen Hartig vor 1794 und beim 
Grafen Franz Kinslr^, so oft er nach Prag kam, der Fall war. Am 
14. November 1796 wurden der Numismatiker Johann Mader***) und 

*) David, geboren am 8. Dec. 1757 in dem Dorfe Zeberhisch bei Tepel, studirte 
die Mathematik unter Tessanek, seit 1780 war er Chorherr der Pr&mon- 
stratenser-Canonie Tepel; im J. 1787 wurde er zum Acyunct an der Prager 
Sternwarte, später 1799 zum Director derselben ernannt. Er starb in Prag 
am 22. Feb. 18.30. 
**) Franz Graf Sternberg, geboren in Prag am 4. Sept. 1763, war Besitzer der 
Fideicommiss-Herrschaften Zäsmuk und Castolovic; seit 1788 wohnte er 
meist in Prag, wo er sich vollständig der Pflege der Wissenschaften und 
Künste widmete. Seine Lieblingswissenschaft war die Geacliichte; er legte 
sich Sammlungen von Kupferstichen und böhmischen Münzen an, welche 
mit der Zeit ungemein reichhaltig wurden; die letztere schenkte er später 
dem böhmischen Museum, zu dessen Gründern er seit 1819 gehörte. Auch 
bei der Stiftung des Vereins vaterländischer Kunstfreunde 1796 hatte er 
den Hauptantheil. Er starb am 8. April 1830. Seine Wahl zum Mitgliede 
der Gesellschaft der Wissenschaften hat schon gegen Ende 1795 Dobrovsky 
angeregt, als er der Gesellschaft anrieth, sich von dem Grafen Franz Stem- 
berg ein Gutachten über zwei alte Münzen zu erbitten, welche der Gesell- 
schaft von Mähren aus eingeschickt worden waren. 
*♦♦) Johann Mader geb. in Wien am 8. Sept. 1754, studirte in seiner Vaterstadt 
und kam 1779 als Professor der S.atistik nach Prag, wo er am 26. Dec 1815 
starb. In der Numismatik gehörte er zu den bestgeschätzten Gelehrten. 



\ 



Sterbefklle und neue Mitglieder. 97 

ler Kunsthistoriker Gottfried Dlabac*) zu ordentlichen Mitgliedern 
:ewählt; an beiden hat die historische Classe gute Mitarbeiter ge- 
unden. 

Eines der ordentlichen Mitglieder ist in dieser Zeit mit Tod 
.bgegangen, nämlich Joseph Ritter von Riegger,**) welcher in Prag 
.m 5. August 1795 starb. Er hat für die Gesellschaft keine einzige 
fissenschaftliche Abhandlung geschrieben. In den letzten Jahren hat 
r als Geschäftsleiter der historischen Classe fungirt oder wenigstens 
gurirt; nun wurde zu diesem Amte am 20. Jänner 1796 Pelzel ge- 
wählt, wobei er die Cassaleitung fortbehielt***) 

Im Jahre 1795 war die Gesellschaft nahe daran, eines ihrer 
orzüglichsten Mitglieder zu verlieren. Joseph Dobrovsky verfiel nämlich 
n. Folge übermässiger Geistesanstrengung in eine Nervenkrankheit 
nd litt in diesem Jahre zum ersten Male an Geistesstörungen. Als 
ich die psychische Krankheit im November 1795 zum zweiten Male 
instellte, sah sich der Präsident veranlasst, die Wahl eines neuen 
lesellschaftssecretärs an die Stelle Dobrovslr^'s zu beantragen. Bei 
ler Wahl, welche zunächst durch schriftlichen Umlauf vorgenommen 
mrde, gab Stmad, wohl mit Rücksicht auf die letzte Besetzung dieser 
itelle, die Losung, man solle ein Mitglied wählep, welches stets in 
^ag bleibt; die meisten Mitglieder wünschten, dass Johann Mayer 
las Secretariat wieder übernehmen möchte; dieser lehnte jedoch das 
ehren amt unter Hinweisung auf seine Überhäufung mit Geschäften 
,b und bemerkte zugleich, dass man Pelzel die Stelle anbieten sollte, 
«reil er bisher als Vicesecretär fungirte und seine Nichtberücksichti- 
[ung bei der jetzigen Secretärswahl einer Präterirung gleichkäme. 

*) Johann Gottfried Dlabac geb. am 17. Juli 1758 in Cerhenic bei Böhmisch 
Brod, studirte in Prag unter Cornova ; 1778 trat er in das Prämonstratenser- 
Stift Strahov, erhielt 1785 die Priesterweihe, und wurde 1802 Bibliothekar 
im genannten Kloster. Sein Hauptwerk ist das Allgemeine historische 
Künstler-Lexicon für Böhmen, welches in drei Quartbänden auf Kosten der 
böhmischen Stände in Prag 1815—1818 gedruckt wurde. £r starb am 
4. Febr. 1820. Dlabac's Biograph Mülauer (Abh. 1822 S. 28) rühmt ihm 
nach, was von keinem früheren Mitgliede der Gesellschaft gesagt werden 
könnte: „Dlabaö kannte zwar mehrere Sprachen ziemlich genau und schätzte 
sie alle. Doch war er seiner Muttersprache, nämlich der böhmischen, am 
meisten hold, und sprach und schrieb in derselben am liebsten." 
*♦) In Rieggers Nachlasse wurden einige der Gesellschaft der Wissenschaften 
angehörige Protokolle und andere Registraturstücke vorgefunden; dieselben 
wurden vom Landrecht an die Gesellschaft übergeben. 
♦♦♦) Der Cassastand betrug am 20. Jänner 1796 noch 2417 fl. und 200 fl. von 
den beiden Grafen für die historische Preisaufgabe. 

7 



98 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Pelzel selbst stimmte für Mayer, und nach dessen Ablehnung wurde 
Stf-nad zum Secretär gewählt. Die vom 21. December 1795 datirte 
üifentliche Anzeige dieser Wahl besagte unter anderem, dass A\M 
Dobrovsky „jene bis jetzt mit so vielem Eifer und Ruhm bekleidete 
Stelle ferner zu führen nicht wohl im Stande" sei, und die Gesell- 
schaft habe daher denselben „zur Schonung seiner Gesundheit von 
diesem Geschäfte zu entledigen beschlossen." Dennoch fühlte sich der 
kranke Gelehrte dadurch beleidigt, dass man ihn des Ehrenpostens 
enthob, ohne ihn befragt zu haben.*) Der neue Secretär Anton Stmad 
führte in die laufende Registratur eine viel bessere Ordnung ein, 
welche auch vom Präsidenten belobt wurde. 

Gruber bekleidete das Amt eines Geschäftsleiters der physikali- 
schen Classe seit 1791 ohne Unterbrechung; dagegen wechselten die 
Geschäftsleiter der historischen Classe jedes Jahr; Pelzel fimgirte 
als solcher im J. 1796, ihm folgte im J. 1797 Ungar, weiter 1798 
Dobrovsk]^, und 1799 wieder Pelzel, 1800 Ungar. 

Nach dem Tode des Präsidenten Grafen Hartig trat die Ge- 1 
Seilschaft am 8. Mai 1797 zu einer Sitzung zusammen,**) in welcher I 
beschlossen wurde, die Wahl eines Präsidenten auf weitere Zeitea 
aufzuschieben und bis dahin die Geschäfte in der Art weiter zu führen, 
welche nach dem Tode des Präsidenten Fürstenbei^ geübt wurde, 
d. h. einen Director aus der Mitte der ordentlichen Mitglieder zur 

*) „Unter ehrlichen Leuten nimmt man an, dass man das Befagniss habe, 1 
andere nach ihren Gesinnungen zu fragen,** so schrieb Dobrovsky an Stnud I 
18. Feb. 1796, indem er ihn ersuchte, ihm „den Umlaufsbogen, worauf Aber 1 
meine Unfähigkeit zum Secretariate die Stimmen geschrieben sind, zur Ea- 
sicht auf einige Stunden mitzutheilen." In den früheren Jahren schrieb sick 
Dobrovsky: „Secretär der kön. böhm. Gesellschaft der WissenschaiteB'i 
diesen Brief fängt er jedoch mit der Bemerkung an: „Da Sie die Geschlfie 
des Secretärs der böhm. GeseU. (oder wie man fälschlich in Zeitungen lai: 
der königl. böhm. Ges.) übernommen haben*' u. s. w. Aus der Neige in 
J. 1795 befinden sich im Archiv der GeseUschaft einige von Dobrorskj ge- 
schriebene Zuschriften, welche von dessen Geistesstörung zeugen; daick 
dieselben wird ein Theil dessen bestätigt, was Brandl SS. 84—108 über ii 
Erscheinungsart der Krankheit gesagt hat. Auf einem Schriftstück tob 
15. Dec. 1795 sieht man auch den Abdruck des Ziffersiegels, welches in 
Casopis Matice Moravske 1872, 51 veranschaulicht ist. 
*♦) Dieselbe wurde in Stmad's Wohnung abgehalten ; anwesend waren General- 
Feldzeugmeister Graf Franz Kinsky, Franz und Joachim Grafen von Sten* 
bcrg, Strnad, Job. Mayer, Ungar, Pelzel, Gruber, Mader, Diabad; von da 
damaligen 15 ordentlichen Mitgliedern fehlten dabei Gf. Schafi^otsch, Josepk 
Mayer, Dobrovsky, Frochäzka, Gerstner, Herrmann, Comova. 



S 



Fuuctionäre der Gesellschaft 99 

ieitung der Gesellschaft zu bestellen. Dem zu Folge trat Johann 
fayer das Directorium an, und zwar ausdrücklich auf ein ganzes 
ahr. Die übrigen Functionäre, nämlich der Secretär Stmad und die 
>eiden Geschäftsleiter Gruber und Ungar, verblieben an ihren Stellen. 
)ie folgenden Directionswechsel sind in den Protokollen mit den 
Porten angemerkt: am 28. April 1798 habe Mayer der Gesellschaft 
^ankt und das Directorat an Ungar übertragen, und am 1. Mai 1799 
labe Ungar der Gesellschaft als derzeitiger Director gedankt und 
las Directorat an Gruber abgetreten. Von einer Wahl geschieht dabei 
ceinc Erwähnung, aber auch nicht von einer regelmässigen Abwechs- 
img, wie sie in den ersten Statuten vorgeschrieben war; es scheint 
edoch, dass man dabei doch an Alternirung dachte und dieselbe, so weit 
58 möglich war, einhielt ; es wurden dabei die ordentlichen Mitglieder 
jraf Schaffgotsch, Joseph Mayer und Dobrovsky übergangen. Der 
sweite wohnte in Wien, der letztere wurde zeitweilig noch immer 
ron seinen Geistesstörungen heimgesucht. 

Der Secretär Stmad, weil er kränklich war, bat zweimal (18. 
I.pril 1798, 1. Mai 1799), die Gesellschaft möge ihn des Secretariats 
entledigen; bevor dies förmlich erfolgte, starb er am 23. September 
L799. Nun beschloss die Gesellschaft, die erledigte Secretärstelle 
Dobrovsky anzubieten. Seine Antwort lautete abschlägig,*) und die 
Secretärsgeschäfte wurden nach Stmad 1799 und 1800 provisorisch 
ron Gruber geführt, welcher in dieser Zeit zugleich als Director der 
jlesellschaft und Geschäftsleiter der physikalischen Classe fungirte. 

Seitdem Graf Hartig das Präsidium übernahm, besass die Ge- 
sellschaft auch einen bezahlten Beamten unter dem Namen eines 
Ictuars; als solcher wurde am 29. Mai 1794 MDr. Dionys John auf- 
genommen, und als dieser in seine Vaterstadt Teplitz übersiedelte, 
erhielt die Stelle im November 1796 Andres Eichler, k. Gubernial- 
Sanzelist und „Verfasser der Prager neuen Zeitung". Der Gehalt 
Les Actuars wurde mit 150 fl. jährlich bemessen, und seine Haupt- 
uUgabe bestand darin, unleserlich geschriebene Aufsätze für die 
L>ruckerei abzuschreiben. 



♦) Dobrovsky scheint sein Antwortschreiben vom 3. Jänner 1800 in keinem 
nonnalen Geisteszustände geschrieben zu haben ; seine Weigerung begründet 
er mit den Worten: „weil ich die Besorgung der Geschäfte einer Gesell- 
schaft, zu der ich und der würdige Hr. Director länger gehören, mit dem 
laufenden Jahre übernommen habe.** Dobrovsky setzte diesmal unter seine 
Unterschrift die drei Titel: „Exjesuit, Exrector und Exsecretär der böhm. 
Gesell, d. W." 

7* 



100 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Die Ausgabe ein^s dritten Bandes der neueren Abhandlange 
welchem die Manuscripte schon im Sommer 1796 druckfertig vor! 
verzögerte sich um zwei Jahre. Der Prager Buchhändler Calv< 
zwar nach seinem Contracte verpflichtet, den Verlag des dritten B 
unter denselben Modalitäten zu übernehmen, unter welchen der 2 
Band bei ihm erschienen war; er bewarb sich nun um ander 
dingungen mit der Motivirung, er hätte bei dem zweiten Bande 
bedeuUmden Schaden erlitten.*) Es wurden nun Berathunge 
pflogen, auf welche andere Art der dritte Band herausgegeben w 
könnte; man fand keinen anderen Ausweg, als das Buch auf c 
Kosten drucken zu lassen; glücklicherweise berechnete man, da 
Cassa den Aufwand diesmal noch ertragen könne, was jedocl 
dem Umstände zu verdanken war, dass die von der Gesellschaf 
gestellten Preisfragen zum Theile unbeantwortet geblieben warei 
daher die Gesellschaft nicht alle ausgesetzten Preise austheilen muss 

Auf Hartig's Antrag wurde beschlossen, diesen Actenband 
Erzherzog Karl, welcher im J. 1796 das Land Böhmen vor 
französischen Invasion bewahrt hatte, zuzueignen ; der Erzherzog 
die Dedication an. Die Dedicationsschrift stylisirte diesmal Cor 
Nach Ostern 1798 war der Actenband fertig gestellt und wun 
die Gönner und Mitglieder der Gesellschaft verschickt.***) Der 

*) Im November 1796 berechnete Calve, dass ihn die Herstellung des z 
Bandes die Summe von 628 fl. gekostet und dass er davon blos 244 
rückerhalteu hätte, nämlich 36 fl. für 6 Exemplare ^ 6 fl., und 208 
52 Exemplare an Buchhändler mit Va Kahatt; seinen Verlust bezifit 
mit 384 fl. 
**) Am 15. April 1797 befanden sich in der Cassa 1813 fl.; davon musst 
00(» fl. fQr die metallurgische l^eisaufgabe in Bereitschaft halten; di( 
Stellung des 3. Actonbundes wurde auf circa 600 fl. veranschlagt. Der( 
Pclzel rechnete damals noch 300 fl. für die historische Preisaufgabi 
beantragte daher, die (lesellschaft möchte die Summe von 1800 fl. ^. 
so dass z. B. der Actuar nicht \veiter ausgezahlt werden könnte. 
Ilartig fand aber heraus, dass man den genannten Preis ersparen ui 
Gesellschaft daher auf ein Jahr filr ihr Bedürfniss gedeckt sein wird. 
PelzePs letzter Rechnungslegung waren am 1. Mai 1799 nur 14 fl. 
in der Cassa. 
♦**) Es wurde verschickt je ein Exemplar an den Kaiser, Erzherzog Ka 
Colloredo, Gf. Lazansky, Gf. Saurau, Gf. Rottenhan, Derichs, sämmtl 
Wien; die ordentlichen Mitglieder erhielten je zwei Exemplare, die a 
ordentlichen und einige auswärtige Mitglieder je ein Exemplar, zusa 
wurden .50 Exomphvre verschenkt. Graf Franz Kinsky und Gf. Hartig 
je 20 Exemplare ä 6 fl. bezahlt, vom erstercn war es aber eigentlicl 
Unterstützung ohne Entgelt. 



Ausgabe Yon Gesellschaftsschriften. 101 

auf ging diesmal schlecht von Statten; die Gesellschaft überliess 
ämlich 100 Exemplare mit 40^/^ Rabatt an den Präger Buchhändler 
artb, dieser hatte aber bis Februar 1800 blos 13 Exemplare an 
[ann gebracht. 

Für die drei Preisschriften über die Bereitung des Schmied- 
isens, auf deren Zustandebringung die Gesellschaft über 900 fl. ver- 
endet hatte, fand sich doch ein Verleger; dieselben sind 1799 bei 
»reitkopf und Härtel in Leipzig erschienen, welche Firma an die 
fesellschaft nebst 12 Freiexemplaren ein Honorar von 4 fl. 30 kr. 
Ir jeden Druckbogen (zusammen 170 fl.) zahlte. 

Als man gegen Ende des Jahres 1 796 über die Herausgabe des 
ritten Actenbandes berathschlagte, wurde auch über Mittel und Wege 
lachgedacht, durch welche es der Gesellschaft auch künftighin, nach- 
em der von Kaiser Leopold geschenkte Betrag von 6000 fl. er- 
chöpft sein wird, möglich gemacht werden könnte, in der Publication 
hrer gelehrten Schriften fortzufahren. Nach den Erfahrungen, welche 
oan mit den Verlagsbuchhändlern gemacht hatte, Hess man in dieser 
Uchtung jede weitere Hoffnung fahren ; die Aufmerksamkeit des Publi- 
nims war damals auf die fortwährenden Kriege gerichtet, wissen- 
schaftliche Werke fanden wenig Absatz, daher konnten die Abhand- 
ongen weiterhin nur in einer solchen Weise erscheinen, bei welcher 
Dan nicht auf den vollen Ersatz der Kosten, geschweige denn auf 
tinen Gewinn zu rechnen brauchte. Graf Franz Kinsky, welcher im 
r. 1796 zur Errichtung neuer Jäger- und Reserve-Corps nach Böhmen 
beordert war, nahm in seinem rastlosen Eifer fiir die vaterländische 
Wissenschaft an diesen Berathungen einen lebhaften Antheil; er 
neinte, dass die Prager königliche Bibliothek aus ihren zur An- 
schaffung neuer Bücher bestimmten Geldern die Kosten der Abhand- 
UDgen bestreiten, und die letzteren für andere Bücher, welche sie 
rcn den Buchhändlern braucht, austauschen könnte. Der k. Biblio- 
liekar Ungar machte es jedoch der Gesellschaft begreiflich, dass sich 
lieser Plan nicht ausführen lasse; zugleich wies er auf das Beispiel 
uiderer Akademien hin, welchen es nicht besser erginge, „wenn sie 
Ucht andere Untersttitzungen hätten; diese bestehen darin, dass sie 
lire eigene Buchdruckerei haben, und dass ihnen das Privilegium für 
Ke Kalender vom Staate ertheilt wird, damit sie mit dem vom Kalender- 
rerkauf bezogenen Nutzen ihre akademisclie Actenauflage bestreiten 
C9nnen.* Ungar meinte, dass die Prager Normalschul-Buchdruckerei, 
Mlche vormals den Jesuiten gehört hatte, den Verlag der Schriften 
l«r Gesellschaft übernehmen könnte. 



\C\2 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Der letztere Vorschlag wurde in der Folge üallen gelassen, der 
andere von Cugar vorgebrachte Gedanke aber wurde in den weiteren 
Berathungen dahin modificirt, die Gesellschaft solle das Privilegium 
zur Herausgabe des jährlichen Schematismus f&r das Königreich Böhmen 
zu erwerben trachten. Ein solcher Schematismus erschien seit dem 
J. 1789 bei der Prager Buchhandlungsfirma von J. F. Schönfeld, 
welche darauf ein ausschliessliches Privilegium für 10 Jahre besass. 
Gruber übernahm die Abfassung des diesbezüglichen Majestätsgesuche:*. 
In dem letzteren wurden die Leistungen der Gesellschaft gehörig her- 
vorgehoben; unter anderem wurde bemerkt, dass die „drei gekrönten 
Preisschriften, die über Erzeugung des Eisens sehr wichtige Auf- 
schlüsse geben, allen Eisen werksinhabem, worunter die k. k. Ca- 
meralherrschaften in Böhmen die beträchtlichsten sind, ansehnliche 
Vortheile verschafi'en können." Weiter heisst es in dem Gesuche: 
„Alles dies beruhte bisher blos auf dem Eifer der Mitglieder fürt 
allgemeine Beste und auf freiwilligen Beiträgen der Gönner. Die 
Gesellschaft sieht sich jetzt ganz ausser Stande, einen ihren Fort- 
schritten angemessenen Aufwand fernerhin aufzubringen, und wünscht 
sehnlichst nach dem Beispiele anderer Akademien einen Fond zu be- 
sitzen, der ihren jährlichen Bedürfiüssen steuert und sie von ihrer 
unausweichlichen Auflösung zu schützen vermag." Ohne einen solchen 
Fond, welchen sich die Gesellschaft durch die Herausgabe des böh- 
mischen Schematismus zu schaffen hofft, müsste sie jetzt ihrem Unte^ 
gange ganz unverdient entgegen sehen, ^nachdem sie den mit BecW 
manchen dotirten Akademien gemachten Vorwurf, mehr Speculation 
als brauchbare Sache geliefert zu haben, mit einer geringen AnzaU 
freiwilliger Mitglieder, worunter mehrere Adelige sich befinden, durch 
(»ffentliche Beweise widerlegt hat." Hinsichtlich der weiteren Aufgaben 
der Gesellschaft wurde darauf hingewiesen, „dass für die Vervollkomm- 
nung der Industrialzweige noch kein Tribunal in unseren Landern be- 
stehe, und weil Universitäten sich mit solchen Gegenstanden nicht fl 
befangen pflegen, eine Gesellschaft praktisch-wissenschaftlicher Männtf 
hier am rechten Orte auftreten und diesen grossen Zweck am sicher- 
sten erfüllen würde." 

Dieses Bittgesuch wurde in der zweiten Hälfte des Monats JnK 
1797 durch Vermittelung des Cabinets-Ministers Grafen CoUoredo 
überreicht Die Erledigung fiel zunächst ungünstig aus, worüber dtf 
Minister schon am 31. Juli eigenhändig an den Director der Gesell- 
schaft berichtete, es sei ihm „für diesmal nicht gelungen, das Alle^ 
höchste Fiat noch die Signatur dieses Gesuches zu erhalten." 



Erlangung des Schematismus-Privilegiums. 103 

Die Gesellschaft liess sich durch dieses Missgeschick nicht ab- 
schrecken; sie besass bei den höchsten Landes- und Staatsbehörden 
und auch sonst hochgestellte Gönner, welche derselben aufrichtig zu- 
gethan waren und deren Verwendung sie jetzt in Anspruch nehmen 
konnte. Noch im Sommer 1797 schrieb Gruber eine Vorstellung an 
die Hofkanzlei; in Folge dieses Schrittes erfloss am 20. Jänner 1798 
ein Hofdecret, durch welches die angesuchte Ertheilung des Privi- 
legiums für 10 Jahre principiell bewilligt und die Gesellschaft auf- 
gefordert wurde, die Taxe für das anzufertigende Privilegium durch 
einen Bevollmächtigten in Wien zu erlegen. Nun wendete sich die 
Gesellschaft an ihren hochverdienten Mitbegründer und erstes Ehren- 
mitglied, den Feldzeugmeister Franz Grafen Kinsky in Wiener Neu- 
stadt, er möchte beim Kaiser um den Nachlass dieser Taxe bittlich 
interveniren ; *) bald folgte diesbezüglich ein neues Bittgesuch an den 
Kaiser. Der angehoffte Erfolg unterblieb nicht, war jedoch wieder 
mit einem fiir die Gesellschaft unerwünschten Anhängsel behaftet 
Das Privilegium wurde am 7. März 1799 mit einem gleichzeitigen 
Hofdecrete ausgefertigt; das letztere besagte, Se. Majestät habe „der 
l)ohmischen Gesellschaft der Wissenschaften zur Unterstützung ihres 
rtUmilichen, vorzüglich auf die Erweiterung der Natur- und vater- 
Undischen Kenntnisse abzweckenden Bestreben, das angesuchte aus- 
sehliessende Privilegium zum Verlage des Schematismus dortländiger 
Stellen nach Erlöschung des v. Schönfeldischen Befugnisses auf zehn 
Jahre taxfrei allergnädigst ausfertigen zu lassen und anzubefehlen 
geruhet, dass . . . dabei auch die ausdrücklich erklärte höchste Willens- 
meinung, die dieser Gesellschaft die alljährliche ordentliche Rechnungs- 
legung auftrüge, pflichtmässig beobachtet werden solle." Die Gesell- 
schaft petitionirte unverzagt weiter bei der Hofstelle ; sie bat nunmehr 
um die Befreiung von der ihr auferlegten jährlichen Rechnungslegung, 
'Wobei sie sich namentlich auf den Umstand stützte, dass der bis- 
lierige Besitzer des Schematismus-Privilegiums von einer solchen Ver- 

♦) Kinsky schrieb Yon Neustadt 19. April 1798 an Stmad: ^Ich halte mirs 
zor Ehre, ein Sachwalter der Gesellschaft zu sein, und es wird mich sehr 
freuen, wenn ich ihr erspriessliche Dienste leisten könnte. Ich habe bereits 
an den (Finanzminister) 6f Saurau geschrieben, weil er in derlei Angelegen- 
heiten gewiss die besten Mittel zur Sache vorzukehren weiss." Am 22. Juni 
1798 berichtete Kinsky: „Wie mir Graf Saurau schrieb, ist gar nicht zu 
zweifeln, dass die Taxnachlassung für Schematism-Privilegium begnehmigt 
werde." Die Gesellchaft erstattete öffentlich (Abh. 1804 S. 3.) ihren Dank 
der Landesstelle und den Grafen CoUoredo und Kinsky, „yon denen sie in 
ihrem Gesuche nachdrücklich unterstützt ward." 



104 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

pflichtung durchaus frei war. Auch diesmal erlangte die Gesellschaft, 
was sie wünschte; «Mn Hofdecret vom 17. Mai 180^3 langte herab, 
welches dahin lautet^% So. Majestät habe „die böhmische Gesellschaft 
der Wissenschaften von der Rechnungslegung über den Ertrag des 
Schematismus zu entheben geruhet* Hiermit war die Gesellschaft 
am bescheidenen Ziele ihrer langgehegten Wünsche angelangt*) 

Nach dem Ableben des dritten Präsidenten Grafen Hartig ge- 
rieth die Gesellschaft in keiner Weise in einen Verfall, ähnlich dem- 
jenigen, welchen wir friiher nach dem Tode ihres ersten Präsidenten 
beobachtet haben. Zwar wurden viele Sachen schriftlich durch Umlauf 
erledigt, und die Sitzungen fanden in keinen regelmässigen Zeitab- 
schnitten statt; doch waren jetzt Versammlungen der Mitglieder keine 
Seltenheit und dieselben waren nunmehr von dreierlei Art: Ordent- 
liche Sitzungen, in welchen man über administrative Angelegenheiten 
entschied, wurden selten abgehalten ; öft^ers kamen die beiden Classen 
zu ihren Conferenzen zusammen, um wissenschaftliche Fachftagen zn 
besprechen und Anträge für das Plenum der Gesellschaft vorzube 
reiten; ausserdem kamen nach Hartig's Tode sogenannte Ausschuss- 
Conferenzen auf, d. h. Berathungen des Directore mit dem Secretar 
und den beiden Geschäftsleitem, wobei minder wichtige AdministratiT- 
Angelegenheiten erledigt wurden. Wissenschaftliche Vorlesungen fanden 
in den ordentlichen Sitzungen in der Zeitperiode 1790 — 1800 nicht 
mehr statt; Preisschriften und sämmtliche Abhandlungen, selbst wenn 
dieselben von ordentlichen Mitgliedern verfasst waren, roUirten immer 
zur schriftlichen Begutachtung unter den Mitgliedern der betreffenden 
Classe oder wurden in Classenconferenzen discutirt 

Die Gesellschaft fuhr auch 1797 — 1800 in der Aufnahme nem 
Mitglieder fort. Rudolph Graf von Vrbna auf Hofovic, der Sohn des 
ehemaligen Ehrenpräsidenten der Gesellschaft, hat bei der Prüfung 
der Preisschrift^n über die Eisengewinnung wesentliche Dienste ge- 
leistet und sich namentlich auch an der Schlussredaction der Schind- 
lerschen Preisschrift betheiligt; die Gesellscliaft wählte den Grafen 
dafür Anfangs Mai 1797 zu ihrem Ehrenmitgliede, und später noch 
in demselben Jahre zu ihrem ordentlichen Mitgliede, nachdem er er- 
klärt hatte, die grösseren Verbindlichkeiten eines solchen nicht zu 

*) Die Wirksamkeit des 10jährigen Privilegiums begann am 26. Juni 1800; 
Preis und Format des Schematismus sollten so bleiben, wie sie bis dahii 
waren. Das Privilegium ist auf Pergament geschrieben und mit dem grös- 
seren hängenden Siegel versehen; es ist gerichtet an „die in Unserem Erb- 
königreiche Böhmen bestehende Gesellschaft der Wissenschaften." 



Sitzungen. Neue Mitglieder. Sammlungen. 105 

scheuen. In der ordentlichen Sitzung vom 1. Mai 1799 beschloss die 
Gesellschaft, dem Gubernial - Vicepräsidenteu Grafen Vratislav von 
Mitrovic das Diplom eines Ehrenmitgliedes zu überreichen; derselbe 
war der Gesellschaft in ihrem Anliegen betreffs des Schematismus- 
Privilegiums behilflich, und ausserdem hatte sie sich von ihm eine 
Begünstigung in einer Censurangolegenheit erbeten.*) In der Sitzung 
vom 30. October 1799 wurde Dr. Josepli Mikan, ein noch junger 
Gelehrter im Fache der Chemie und Naturgeschichte, zum ausser- 
ordentlichen Mitgliede erwählt; die nächste Absicht, welche dabei 
ausgesprochen wurde, bestand darin, dass das neue Mitglied die 
Classification und Ordnung der naturgeschichtlichen Sammlungen, 
welche im Gesellschaftssaale ausgestellt waren, auf sich nehme und 
durchführe; diese Absicht wurde jedoch nur in einem geringen Um- 
fange erreicht. 

Die Sammlungen der Geselhchaft enthielten übrigens nicht nur 
Naturalien, sondern auch andere, namentlich teclmologische Gegen- 
stände. Die ersteren wurden neulich durch eine geognostische Samm- 
lung bereichert, welche Dr. Reuss auf seinen Forscliungsroisen im 
nördlichen Böhmen gesammelt und an die Gesellschaft um 200 fl. 
überlassen hat (Sitzung vom 16. September 1795). Im Jahre 1794 
(14. April) widmete die Gesellschaft 200 fl. auf die Verbesserung des 
Modells einer von Gerstner constmirten Wasserstossmaschine, welches 
auch im Saale der Gesellschaft zur Aufstellung kam. Das Modell 
wurde eigentlich auf Kosten der Gesellschaft angefertigt, und am 14. 
November 1796 votirte man noch 50 fl. für ein hergestelltes Wasser- 
rad; am selben Tage kaufte die Gesellschaft vom Professor Gerstner 
um 7 Dncaten das Modell eines cubischen Gebläses, welches man 
dann dem Grafen Vrbna nach Hofovic zum Ausprobiren borgte. — 
Auch wurde zur Anlegung eines historischen Museums in Prag der 
erste Anfang dadurch gemacht, dass der Prager Vicebürgermeister 
Preinholder am 1. November 1791 der Gesellschaft die beiden in 



♦) Gegen Endo 1798 waren zwei Preissclirifton in Leipzig schon gedruckt, nur 
die Schindlersche Abhandlung befand sich noch in Prag, weil sich ihre Re- 
daction beim Grafen Vrbna in Wien verspätet hatte und dieselbe vom Ge- 
seUschaftsactuar copirt werden musste. Als der Leipziger Verleger schon 
ungeduldig ward und nicht länger warten wollte, da gelangte die Gesell- 
schaft zur Kenntniss einer neuen Verordnung, wornach keine Schrift ausser 
Landes gedruckt werden durfte, wenn sie nicht die k. k. Censur passirt 
hat. Der Secretär schickte das Mauuscript am 17. Dec. 1798 an den Grafen 
Vratislav zur Einsicht mit der Bitte um beschleunigte Erlaubnis s zum 
Drucke. 



]<»6 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

Stein gehauenen Aufschriften vom J. 1436 offerirte, welche die Be- 
willigung des Laienkelches für die Böhmen Terkünden und bis dahin 
in der merkwürdigen, unter K. Joseph zur Demolining bestimmten 
Frohnleichnamskirche in Prag eingemauert waren.*) 

Die Gesellschaft gelangte auch in den Besitz der gemalten 
Bildnisse ihrer drei Präsidenten, welche ihren Sitzungssaal auch heute 
schmücken. Das Portrait des Fürsten von Fürstenberg wurde ihr 
im Jahre 1795 vom Astronomen Stmad zum Geschenke gemacht, 
wofür die Gesellschaft dem letzteren eine silberne Medaille verehrte. 
Im J. 1796 schenkte Graf Uartig sein eigenes Portrait, und diesem 
Beispiele folgte auch der gewesene zweite Präsident Graf Lazansky; 
dieser beehrte bei Gelegenheit seiner Anwesenheit in Prag am 2. 
August 1798 eine Gesellschaflssitzung mit seinem Besuche, wobeier 
versprach, der Gesellschaft sein Bildniss zu schicken und derselben 
nach allen seinen Kräften in Wien beizustehen (er war seit 1796 
Oberst hofkanzler), wenn sie sich in ihren Anliegenheiten an ihn 
wenden wird. Von dem letzteren Anerbieten machte die Gesellschaft 
bald darauf in Sachen des angesuchten Privilegiums einen Gebrauch. 

Es war ein Charakterzug der Aufklärung des 18. Jahrhunderts, 
dass dieselbe wenig Sinn für theoretische Wissenschaften besass, deren 
Nutzen nicht unmittelbar einleuchtet Dieser Zeitströmung musste 
auch die böhmische Gesellschaft der Wissenschaften Rechnung tragen, 
und sie beschäftigte sich, wie wir wiederholt gesehen haben, zum 
Theile auch mit technischen Gegenständen, indem sie die Anwendung 
und Ausnützung der Naturwissenschaften für Industriezwecke als eines 
ihrer hauptsächlichsten Ziele betrachtete und zur Einhaltung dieser 
Richtung auch vom Throne selbst aufgefordert wurde. In diesen 
Decennien gestaltete sich die Gesellschaft so zu sagen zu einem tech- 
nischm Experten- Bureau, welchem mehrere Privatpersonen ihre gut 
gemeinten, aber nicht immer wohl gelungenen Entdeckungen zur fie- 
urtheilung vorlegten, und welches selbst von der Landesbehörde wie- 
derholt um sein Gutachten über auftauchende technologische Fragen 
ersucht wurde. Im März 1792 hat Karl Jordan den Plan und die 
Beschreibung eines von ihm entworfenen Abdünstofens für Salzlaugen 



*) Zuerst wurden die beiden Steintafeln auf Veranlassung des Bibliothekars 
Ungar beim Eingange zur öffentlichen Bibliothek im Clementinom einge- 
mauert, und erst im J. 1815 liess die Gesellschaft dieselben mit Gabemial- 
bewilligung in ihren Sitzungssaal im Carolinum übertragen und dort ein- 
mauern. Es scheint, dass Franz Stemberg die Übertragung allein besoigte. 
Cf. DobroYsky's Beiträge zur Geschichte des Kelchs S. 4. 



Technologische Gutachten. Durych. 107 

der Gesellschaft vorgelegt und sich ein Gutachten darüber erbeteu; 
nachdem das letztere günstig ausgefallen war, wurde die Gesellschaft 
vom Gubemium unter dem 19. Juli 1792 angegangen, ilu-e Äusse- 
rung über Jordan's Erfindung der genannten Ländesstelle mitzutheilen. 
Im Jahre 1793 referirte das kön. Landesunterkammeramt an das Gu- 
bemium über einen bei dem Dorfe Milsau unweit Kaden ausgebro- 
chenen Kohlengrubenbrand; die letzt genannte Behörde schickte 
(17. Dec.) die Eingabe an die Gesellschaft mit der Aufforderung, 
sich über die angetragenen Abhilfsmittel sobald als möglich gut- 
achtlich zu äussern. Unter dem 11. Juni 1795 Hess die Landesstelle 
das Modell eines Wasserzubringers für Feuersbrünste der Gesellschaft 
mit der Anfrage zustellen, in wie weit sich von dieser Maschine bei 
entstandenem Feuer in der Stadt Prag, besonders aber in der Juden- 
stadt, ein beträchtlicher Nutzen versprechen lasse. Am wichtigsten 
war wold die Anfrage, welche das Gubernium unter dem 6. März 
1800 an die Gesellschaft richtete; „bei dem bekannten Mangel an 
Brennholz (so heisst es darin) und dessen Kostbarkeit müssen nach 
Anhandgebung eines Hofdecrets vom 19. Sept. v. J. alle möglichen 
Massregeln ergriffen werden, um die Schonung der Waldungen zu 
bewirken und für die Zukunft den gänzlichen Abgang an diesem so 
unentbehrlichen Artikel abzuwenden ; . . daher man von der gelehrten 
GeseUschaft die Bestimmung jener in Feuer arbeitenden Handwerker, 
Künstler, Gewerbsleute, dann Fabriken wünschet, welche ohne Nach- 
theil für ihre Producte sich der Steinkohlen unbedenklich bedienen 
könnten, wobei man noch die Anhandgebung der Structur der Öfen 
sowohl als der Feuerungsmaschinen, wie sie bei dem Gebrauche der 
Steinkohlen überhaupt beschaffen sein müssen, nebst der Bekannt- 
machung erwartet, welche Modalitäten insbesondere bei dem Gebrauch 
der Steinkohlen zu beobachten sein dürften." In allen diesen Fällen 
liess es sich die Gesellschaft angelegen sein, einen umfassenden und 
möglichst gründlichen Bericht über die vorgelegten Fragen zu Stande 
zu bringen; die Abfassung desselben fiel selbstverständlich immer 
der physikalisch-mathematischen Classe anheim, wobei sich namentlich 
Gruber und Gerstner am eifrigsten betheiligten. 

Die historische Classe wurde nur einmal behördlich aufgefor- 
dert, ein Gutachten abzugeben; dasselbe betraf den Expaulaner 
F. Durych. Dieser war über Antrag Dobrovsk^'s und PelzeFs schon 
am 11. Februar 1786 von der Gesellschaft zu ihrem auswärtigen Mit- 
gliede erwählt, und als er seine im J. 1795 erschienene Bibliothem 
Slavica der Gesellschaft zugeeignet hatte, wurde er von derselben 



108 Geschichte der Gesellschaft 1790—1800. 

mit Zuschickung der completten Serie ihrer Schriften und der grossen 
silbernen Medaille beehrt. Durch Hofdecret vom 10. December 1796 
wurde das böhmische Gubernium aufgefordert, das eben genannte 
Werk „seines gelehrten oder nützlichen Inhalts wegen von Sach- 
verständij^en gründlich untersuchen zu lassen, um dessen Fortsetzung 
zu unterstützen, wenn der Werth desselben erprobt würde;" die 
Landesstelle ersuchte nun (25. Dec.) die Gesellschaft, eine Begut- 
achtung des Werkes im Sinne des Hofdecrets zu besorgen. Mehrere 
Mitglieder der historischen Classe schrieben ihre Wohlmeinungen 
abgesondert auf, und in der Gesellschaftssitzung vom 4. Februar 1797 
wurde beschlossen, das Gutachten auf Grundlage des von Pelzel ab- 
gegebenen Votums zu vorfassen. Darin hiess es, die Durych'scbe 
Bibliotheca Slavica „sei eine ganz neue Erscheinung und für eine 
der grössten Nationen in der Welt, wie es die slavische ist, höchst 
interessant. Wenn dieses Werk zu Stande käme, so würde sich die 
slavische Nation allein mit einem solchen Werke rühmen können, 
und den k. k. Staaten werde es zum ewigen Ruhme gereichen, dass 
es in denselben zuerst ans Licht getreten sei;" die Gesellschaft bat 
daher das Landesgubernium, dasselbe möchte das Werk der „Hof- 
stelle mit dem Beifalle, dessen es so würdig ist, zur Fortsetzung und 
Aufmunterung des Verfassers unterlegen." Daraufhin wurde durch 
kaiserliche EntSchliessung vom 30. April 1797 Durych's Pension von 
300 fl. um die jährliche Zulage von 200 fl. erhöht. *) 

Die Herausgabe des schon vor Jahren angelegten böhmisch- 
mährischen Diplomata.rs wurde zwar im J. 1795 wieder zur Sprache 
gebracht, jedoch wieder fallen gelassen; die Cassa, deren Baarschaft 
schon anderwärts in Anspruch genommen war, erlaubte nicht die 
Ausführung des Planes. Es erschienen in dieser Zeitperiode drei 
Actenbände in Quart ; sie führen den Titel : Nettere Abhandlungen der 
k. böhmüchen Gesellschaft der Wissenschaften; der I. Band erschien 
1791 (SS. 389), der IL Band 1795 (SS. 229), der HL Band 1798 
(SS. 26G); später wurden diese drei Quartbände als die zweite Folgt 
der Abhandlungen bezeichnet. 



♦) Im Sitzlingsprotokoll vom 3. Nov. 1802 heisst es: „Da nach dem Tode des 
P. F. Durych (f 31. Aug. 1802) der Umstand hervorkommt, dass auf dessen 
Schriften die Gesellschaft Ansprüche machen kann, so glaubt man durch 
H. Dobrovsky die Anstalt treffen zu müssen, dass durch Vorzeigung eines 
Gesell schaftscreditives in Tumau die literarischen Nachlässe erhoben nnd 
bei der Gesellschaft deponirt werden.** 



Publicationen. 109 

Ausserdem veröflFentlichte die Gesellschaft die wissenschaftlichen 
Resultate der Reise, welche auf ihre Veranstaltung^ im J. 1780 unter- 
nommen wurde; dieselben kamen 1791 in Dresden bei Walther unter 
dem Titel heraus: Beobachtungen auf Reisen nach dem Rieseiigebirge 
von J, Jirasek^ Th, Hänke, Gruber und F, Gerstner (SS. 309 in 4® 
mit Illustrationen und einer petrographischen Karte). 

Die in Leipzig 1799 bei Breitkopf und Härtel erechienenen 
Preisschriflen führen den Titel: „Drei Abhandlungen über die Preis- 
frage : Worin besteht de^* Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenöfen 
und geschmeidigem Eisen aus Frischheer den, und nach welcher Me- 
thode lässt sich das letztere am besten und vortheilhaftcsten aus dem 
ersteren bereiten ? deren Verfasser Prof. Lampadius, Hofrath Hennann 
und Eisenverweser Schindler von der k. böhmischen Gesellschaft der 
Wissenschaften den für das Jahr 1795 und 1790 ausgesetzten Preis 
erhalten haben. Nebst einer Vorrede von F. Gerstner" (SS. 279 mit 
Kupfern). 



^Vissenschaftliche Arbeiten im historischen Fach 

1790 — i8oo. 

Die historischen Abhandlungen nehmen in dieser Zeitperiode 
einen verhältnissmässig grösseren Raum ein, als es früher der Fall 
war; die werthvollsten haben Dobrovshj zum Verfasser. Seine ße- 
ichichte der böhmischen Sprache (1791, S. 311 — 364) wiederholt zwar 
in den ersten Paragraphen die schon bekannten gegen Dobner ge- 
richteten Behauptungen Dobrovsky's in Betreff der slavischen Liturgie- 
sprache, wobei für das Aufkommen des glagolitischen Alphabets der 
Zeitraum 1060 — 1224 angegeben wird. Sonst ist aber die Abhandlung 
ein recht gelungener geschichtlicher Versuch über die äusseren Schick- 
sale der böhmischen Sprache seit dem 10. bis gegen Ende des 18. 
Jahrhunderts; in den Zeitperioden vor 1520 werden auch einzelne 
literarische Denkmäler besprochen. In der Schlusspartie zeugt der 
Aufsatz von einer aufrichtigen Sympathie des Verfcissers für die zeit- 
genössischen Bestrebungen behufs Hebung der biihmischen Sprache; 
dabei zweifelt er jedoch sehr, „dass die böhmische Sprache im Ganzen 
zu einem wirklich und merklich grösseren Grade der Vollkommenheit 
gebracht werden könne, als sie unter E. Rudolph's Regierung, d. i. 
in dem goldenen Zeitalter war."* 



110 Wissenschaftliche Arbeiten 1790—1800. 

Dobrovsky's Aufsatz Über das erste Datum zur slavuchen Ge- 
schichte und Geographie (1791 S. 364 — 370) behandelt die Erwähnung 
des Husses Visula (Visla, Weichsel) bei Pomponius Mela, welcher 
um das Jahr 50 n. Ch. schrieb; der Verfasser hält diesen Fluss- 
namen für slavisch und leitet es ab von vis-eti, pendere. 

Sehr wichtig für die böhmische Literargeschichte ist Dobrovsky's 
schwedische Reise geworden; ihre Beschreibung lieferte Dobrovsky 
unter dem Titel: „Literarische Nachrichten von einer auf Veranlassung 
der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften im J. 1792 unternom- 
menen Reise nach Schweden^ (1795 S. 125 — 194). Der Verfasser be- 
schreibt die zahlreichen Bohemica und Slavica, welche er auf seiner 
Durchreise in Deutschland, dann in Schweden, wo er sich am längsten 
in Stockholm aufgehalten und auch Upsala besucht hat, und endlich 
in Petersburg und Moskau fand und untersuchte. 

Dobrovsky's Abhandlung „Über den ersten Text der böhmischen 
Bibeliibersetzumj nach den ältesten Handschriften derselben, besonders 
nach der Dresdener" (1798 S. 240— 2(J6) enthält neuere Resultate 
der fortgesetzton Forschung, welche der Verfasser über diesen Gegen- 
stand seit Jahren mit einer unermüdlichen Ausdauer betrieb. Do- 
brovsky unterscheidet hier seit Anfang des 15. Jahrhunderts zwei 
Recensioncn der vollständigen böhmischen Bibelübersetzung; auf die 
Spitze der älteren Recension stellt er die in Dresden aufbewahrte 
Leskovec'sche Bibel, deren Handschrift er in die J, 1390 — 1410 setzt 



Franz Martin Pelzel lieferte in die drei Actenbände dieses Zeit- 
raumes je einen Aufsatz. Seine Geschichte der DeutscJien und ihrer 
Sprache in Böhmen von 1341 bis 1789 (1791 SS. 281-310) ist nicht 
viel gelungener, als der erste Theil dieser Abhandlung, welcher unter 
demselben Titel im J. 1 788 erschienen war. Pelzel's Meinung, welche 
einigemal zum Ausdrucke gelangt, als ob das Deutschthum der Städte 
Böhmens im 14. Jahrhundert Fortschritte gemacht hätte, beruht nur 
auf der Unkenntniss des ursprünglich deutschen Charakters dieser 
Stä.dte. Sein Ausspruch, „das fast deutsche Böhmen'* sei im Husiten- 
kriege „wieder ganz und gar böhmisch" geworden, enthält in beiden 
Richtungen eine Übertreibung. Interessant ist jedoch die Schluss- 
partie dieser Abhandlung, wo der Verfasser die Art und Weise schildert, 
auf welche die Germanisation Böhmens in seinem Zeitalter von Staats- 
wegen betrieben wurde. „Hieraus kann man auch wahrscheinlich 
schliessen, dass sich einstens Böhmen in Ansehung der Sprache in 



Dobrovsky, Pelzel, Monse. Hl 

5ben dem Zustande, wie itzt Meissen, Brandenburg und Schlesien, 
vo man dermalen durchaus deutsch spricht und wo von der sla- 
ischen Sprache itzt sonst nichts, als die Namen der Städte, Dörfer 
md Flüsse noch übrig sind, befinden werde" — mit diesen Worten 
chliesst Pelzel seine Geschichte der Deutschen in Böhmen. 

Desselben Verfassers Aufsatz Über den Ursprung und Namen 
ler Stadt Prag (1795 SS. 120—124) enthält eine recht merkwürdige 
rhese, welche über das Niveau, zu welchem sich das Wissen der da- 
naligen und noch späteren Zeiten über dergleichen Dinge erhob, weit 
lervorragte, Pelzel thut nämlich dar, dass das ursprüngliche Prag 
luf die Burg allein beschränkt war, und dass das Wort urbs bei 
3osmas überhaupt keine Stadt im späteren Sinne, sondern eine Burg 
gedeutet, — eine Erkenntniss, welche noch lange vereinsamt blieb 
md welche erst 60 Jahre später von Tomek umständlicher erwiesen 
md mit allen zugehörigen Corollarien umgeben wurde. Minder wichtig 
md minder gewiss ist die zweite Aufstellung Pelzel's, wornach Prag 
leinen Namen nach ehemaligen Wasserfällen, welche der Bach Brus- 
lice bei der Burg gebildet haben mag, erhalten hätte ; die Schwierig- 
keit, welche sich dabei aus der Verschiedenheit des Femininums Praga 
md des Masculinums präg =: Cataracta ergibt, beachtet er nicht. 

Pelzel's Beiträge zur Geschichte der Tempelherren in Böhmen und 
Mähren (1798 SS. 209—239) bilden theilweise einen missglückten 
Versuch einer Ehrenrettung für den böhmischen Chronisten Häjek. 
Pelzel meinte, Häjek hätte sein bekanntes Verzeichniss der böhmischen 
Femplersitze aus der Landtafel gehoben, und dasselbe sei so zu ver- 
stehen, dass die Templer zwar nicht alle darin genannte Ortschaften 
3esessen, jedenfalls aber bewohnt haben. Sonst war die Abhandlung 
ils der erste Versuch einer Monographie des Templerordens in Böhmen 
lurchaus nicht werthlos; der Verfasser registrirt alle Nachrichten, 
«reiche ihm von den ehemaligen diplomatisch sichergestellten Templer- 
jitzen bekannt waren, und reproducirt 12 Urkunden, welche sich auf 
lie Tempelherren in Böhmen beziehen. 

Von Joseph Vratislav von Monse finden wir in den Abhandlungen 
3ineQ Aufsatz Über das mährische Landeswappen (1795 SS. 41 — 81), 
««reichem nur seine überflüssige Weitschweifigkeit vorzuwerfen ist. Das 
hauptsächliche Ergebniss besteht darin, dass auf dem Siegel des 
mährischen Markgrafen Pfemysl im J. 1234 zum ersten Male ein 
Adler als Wappen erscheint, und dass dann unter König Wenzel II. 
ier mährische Adler geschacht vorkommt. 



112 WisReiiHchaftItch« Arbeiten t7!W— 1800. 

VoD Karl Ungar bringt jeder Band eiaea Beiljag. . 
täriiKlte Briefe tind Verurduuinjen (ITiU SS. 371—3811 
eigeiitlicli nur den eiuou Itrief, welclion der TaboriteufüUr 
aus all die Tauscr gerichtet hat, uod die KriegSDixlnung 
seiner Verbündeten. Ik^ide Texte Biad hier nach der 1 
Abschrift in omonortor Spraclie al^etlruckt, und mit eiae 
Übersetzung sowie mit einer bibliographischen Einleitung < 
geber versehen. 

Ungar'B zweiter Aufsatz betitelt sich: „Neue Beitrag 
Geschichte der Bucfulruckerku7i8t in Böhmen mit einer v 
Ülwrsicht aller dazu gehörigen Daten aus dem 15. Jj 
(1795 SS. 1!)5— 229). Es ist ein vervollständigtes uod 
VerzeichnisB und Beschreibung der böhmischen Incunal« 
Jahre löüO. 

' In der Abhandlung Über den Zustand einiger Gymnas 

C- unter der Aufsicht der KaroUnischen Universität (1798 SS 

^ liefert Ungar hauptsächlich einen Auszug aus drei a 

3 Ordnungen; eine derselben wurde 1575 in Prag unter 

£ „Scbolii /ateccnsts Jacobi Strabonis Glatovini" gedruckt, 

'~ ist der von M. Peter Codicillus von Tulechov 158G hera 

„Ordo Studiorum", die dritte wurde auf Veranlasanng dei 
tischen Prager Akademie IGOD gedruckt. 



z 



I 



_ Auch von Ignaz Cornova finden wir in jedem Bande 

E satz; dieselben präscntiren sich nicht als neue Quellen! 

" wohl al)er als geistreiche Discussionen über interessant« 

liehe Fragen, wobei sich der Verfasser einestheiis durcl; 
deren Patriotismus, einen gesunden Menschenverstand und 
Eifer für das Wahre und Gute auszeichnet, andorentbcils 
schönen Styl glänzen lösst, durch welchen er fast alle sei: 
überragte. Sein erster Aufsatz fuhrt den Titel: Über daa 
zwischen K, T¥emgel Ottokar IL und den Päpsten seiner 
SS. 75 — 9G) ; der Verfasser bespricht darin die politischen I 
zwischen dem böhmischen Hofe und der Köndschen Curie 
Scbai-fblick ; eine hier und da durchschimmernde antipäp. 
bung zeugt von der allgemeinen Tendenz jener Zeit, v 
Aufsatz seinen Ursprung verdankt, und welcher auch il 
Cornova Üieilweise unterworfen war. Die Abhandlung I 
den Worten: „Unter Böhmens alten Konigen machen > 



Ungar, Cornova, Dlabaö. 113 

1 IV. und Georg von Podebrad ein Triumvirat von Regenten aus, 
eines von ebenso entschiedenem Wertlie entgegenzustellen, so 
3nche ungleich mächtigere Nation Mühe haben dürfte." Diesen drei 
rztiglichen Monarchen widmete Comova je eine Abhandlung. 

Die Abhandlung Über Karls IV, Betragen gegen das bayerische 
:=iU8 (1795 SS. 82 — 111) ist eine Apologie dieses verdienstvollen 
Agenten Böhmens. In einem Handbuche der Brandenburgischen Ge- 
■lichte von Gallus 1787 wurde Karin IV. eine unversöhnliche Feind- 
■laft gegen das Haus Bayern zum Vorwurfe gemacht; Cornova will 
mtl dagegen in Schutz nehmen, und zu diesem Behufe erörtert er 
B politischen Verhältnisse zwischen dem berühmten Luxemburger 
ud den Wittelsbachem in einer besonnenen und massvollen, grössten 
»eils ganz trefflichen Weise. 

Der dritte Aufsatz behandelt die Frage: „Hat Schirach K. Ge- 
^m von Böhmen nicht nur katholische Rechtgläubigkeit, sondern 
eh Religion überhaupt mit Grund abgesprochen?" (1798 SS. 161 bis 
2). Der protestantische Schriftsteller Schirach hatte eine Biographie 
3org's von Podebrad herausgegeben, in welcher er über diesen König 
L allgemeinen günstig urtheilt, dabei aber demselben die Religionr 
8 Herzens abspricht und die Meinung äussert, für Georg wäre die 
iligion nichts anderes gewesen als „ein Mittel, seine Hochheit zu 
iordern." Cornova bemüht sich diese Aussprüche zu widerlegen und 
c Georg eine echt christliche Religiosität zu vindiciren; die Fest- 
Itung an den Compactaten von Seite Georg's führt Comova auf 
ssen menschenfreundliche Politik zurück, welche eine Erneuerung 
r husitischen Gräuel unter dem Banner des Kelches verhindern 
>llte. 



Das neue Mitglied Gottfried Johann Dlabai^ lieferte zwei Auf- 
tze. Seine Abhandlung von den Schicksalen der Künste in Böhmen 
798 SS. 107 — 139) war trotz ihrer Kürze und ünvollständigkeit in 
oer Zeit ein recht werthvoller Versuch einer böhmischen Kunst- 
ischichte. 

Desselben Verfassers Kurzgefasste Nachricht von der noch nn- 
kannten Buchdmckerei zu Altenberg in Böhmen (1798 SS. 140 — 160) 
,ndelt von einer kurzlebigen und nicht sehr wichtigen Druckerei, 
dche in dem Dorfe Altenberg am Iglau-Flusse in Böhmen an der 
ihrischen Grenze um das Jahr 1590 in Thätigkeit war. Auf S. 148 
3 159 ist eine lateinische Ekloge abgedruckt, welche der branden- 

8 



114 Wissenschaftliche Arbeiten 1790—1800. 

burgische Superintendent Kaspar Stolhagius auf den Tod des Herren 
Heinrich von Waldstein verfasste und im J. 1589 in Altenberg (in 
officina Palaeorina) drucken Hess. 



Von Joseph Mader finden wir einen Versuch über die Brakteaien^ 
insbesondere über die böhmischen (1798 SS. 3 — 97). Das seit Voigts 
Ableben fast verlassene Gebiet der böhmischen Numismatik fand in 
Mader einen neuen Bearbeiter, welcher einzelne specielle Partien des- 
selben weiter führte. Eine der dunkelsten Partien derselben bildeten 
(und bilden noch immer) die Brakteaten, über welche Mader in dieser 
Abhandlung neues Licht zu verbreiten versuchte ; er corrigirt manche 
Annahme Voigt's, gesteht aber selbst, in seinem ürtheile nicht immer 
sicher zu sein. Sonst leidet der Aufeatz an einer überflüssigen Weit- 
schweifigkeit, welche man auch Gesprächigkeit nennen könnte. Bei- 
gegeben sind 7 Kupfertafeln. 

In der Abhandlung über die Slaven in Osterreich von Joseph 
Benedict Heyrenbach (1795 SS. 1 — 41) wird aus gleichzeitigen Quellen 
der Beweis geführt, dass im VHL, IX. und X. Jahrhundert in Öster- 
reich unter und ob der Enns auch Slaven neben Bayern gewohnt 
haben, und so wie diese theils freie, theils unfreie Ackerbauer waren. 
Der Kern des Aufsatzes ist jedenfalls gut, jedoch in mehr Worte 
gehüllt, als nöthig war. 



>*«- 



Geschichte der Gesellschaft in den Jahren 

1800 — 1824. 

In diesem Zeiträume können wir uns verhältnissmässig kürzer 
£ASsen. Das Gesellschaftsleben verlief, ohne grössere Wechselfälle, 
beinahe monoton. 

Einen grossen Theil der gesellschaftlichen Thätigkeit nahm die 
jährliche Herausgabe des ScJiematismm in Anspruch ; die dadurch ver- 
ursachten Verhandlungen und Correspondenzen mit dem Gubemium 
über den Inhalt und Preis dieses Werkes interessiren uns wenig. 
Der Schematismus enthielt den Kalender, die den böhmischen Ver- 
waltungsbehörden vorgesetzten Hofstellen (andere Hofstellen aufzu- 
nehmen war verboten), die politischen Provincialbehörden Böhmens, 
die Gerichtshöfe, die Geistlichkeit, die Schulen und wissenschaftlichen 
Institute, dann die Gewerbe, Fabriken, Handelsfirmen, Jahrmärkte 
und dergl. Seit 1805 wurde auf Wunsch des Oberstburggrafen Joh. R. 
Grafen Chotek jährlich ein zweiter Theil des Schematismus heraus- 
gegeben, welcher die Prager Häuser und Hausbesitzer autzählte und 
daneben alles das enthielt, was auf die Gewerbe, den Handel und 
Verkehr Bezug hatte. Seit 1819 waren beide Theile des Schematismus 
in einen Band zusammengezogen. 

Zur Besorgung der Schematismus- Angelegenheiten wurde 1800 
ein Comit6 bestellt, welches aus den Mitgliedern Gruber, Gerstner, 
Mader, Franz Graf Stemberg und David bestand und mehrere Jahre 
in Wirksamkeit blieb. Die Redaction wollte man anfangs unter 
mehrere Mitglieder vertheilen, doch sah man bald ein, dass dies nicht 
zum Ziele führen würde. Im ersten Jahre (für 1801) redigirte den 
Schematismus der Gesellschaftsactuar Eichler; dann Hessen sich ein- 
zelne Mitglieder zu dieser Arbeit herbei, und zwar David 1801, Gerstner 
1802 — 1804, und wieder David 1805 — 1815. Später nahm man aus- 

8* 



HC Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

serhalb der Gesellschaft stehende Personen zu Redacteuren des Sche- 
matismus auf, und zwar den Landtafelbeamten Hasner und 1818—1823 
Joseph Gröbl. Nach dem Tode des letzteren übernahm Millauer die 
Redaction auf ein Jahr, worauf er zu diesem Geschäfte den Professor 
Helbling von Hirzenfeld aufsuchte und bei der Gesellschaft bean- 
tragte; die letztere gieng darauf ein unter der Bedingung, dass Mil- 
lauer die Oberaufsicht bei der Herausgabe des Schematismus ausüben 
solle. Der jeweilige Redacteur erhielt für seine Mühewaltung 200 bis 
300 fl. 

So wenig ein solches Verlegergeschäft einer wissenschaftlichen 
Corporation würdig zu sein scheint, so wichtig und dienlich war 

■ 

dasselbe zur Sicherung der Existenz und der wissenschaftlichen Thä- 
tigkeit unserer Gesellschaft. Bei einer jährlichen Auflage von anfan- 
glich 1500 Exemplaren, welche im J. 1813 auf 2000 stieg und gegen 
Ende dieser Periode auf 1000 Exemplare herabfiel, bezifferte sich der 
Reinertrag in den ersten Jahren mit ungefähr 900 fl., in den letzten 
Jahren mit 2000 fl. W. W. ; nominell am grössten war das Erträgniss 
im J. 1816 und 1818, wo es die Summe von 3000 fl. W. W. über- 
stieg. Die Gesellschaft konnte sich zwar noch immer in keine kost- 
spieligeren Unternehmungen einlassen, aber ihre Einkünfte reichten 
hin, um alle eingelaufenen guten Abhandlungen und Werke auf eigene 
Kosten veröffentlichen zu können; ja die Gesellschaft fieng an, sich 
ein Stammkapital anzulegen, welches ihr einmal in der unsicheren 
Zukunft, wenn die Einkünfte vom Schematismus aufhören sollten, 
gute Dienste leisten könnte. Im Anfange dieser Periode war die Ge- 
sellschaft passiv, denn die Cassa war leer und überdies schuldete sie an 
den Actuar der Gesellschaft seinen rückständigen Gehalt von jährlichen 
150 fl., welchen sie ihm seit dem J. 1798 nicht mehr auszuzahlen 
vermochte. Gleich im J. 1801 wurde diese dreijährige Schuld begli- 
chen, und in den folgenden Jahren verblieb in der Regel ein Über- 
schuss, welchen man aufsparte und bei gebotener Gelegenheit zu 
hypothekarischen Capital sanlagen benützte. Schon zu Ende 1803 ver- 
fügte die Gesellschaftscassa über 1840 fl.; diese Summe stieg nach 
und nach, bis sie im J. 1811 die Ziffer 5067 fl. betrug; in Folge 
des Finanzpatentes wurde dieser Betrag auf etwas weniger als die 
Hälfte dieser Ziffer reducirt und weiterhin in Wiener Währung ge- 
rechnet. Man unterschied jetzt das auf Hypothek angelegte Stanun- 
kapital und die Barschaft ; jenes betrug vor dem Finanzpatent 4000 fl. 
und fiel in Folge desselben auf 2068 fl. herab, die Barschaft wurde 
dabei von 1067 fl. auf 213 fl. reducirt. In den folgenden Jahren stieg 



Cassastand. Fanctionäre. 117 

j Gesellschaftsvermögen allmählig wieder; es betrug zusammen im 
1814 6068 fl., im J. 1823 machte es schon über 18.000 fl. W. W. 
5, wovon 15.500 fl. auf 57o angelegt waren. 

Was den Vorstatid der Gesdlsdiaß betrifft, so versah Pelzel das 
'ectorium wenigstens nominell bis zu seinem am 24. Februar 1801 
olgten Tode.*) Nun wui'de Tobias Gruber zum Director bestellt; 
wie früher, fungirte er dabei zugleich provisorisch als Secretär, 

er am 22. Juli 1802 das Directorium an Gerstner abtrat und 
bst zum beständigen Secretär gewählt wurde. Dieses Amt versah 
auch in seinem vorgerückten Alter mit der ihm eigenen Unver- 
►ssenheit, und vor seinem Tode, welcher ihn in Folge einer Lun- 
lentzündung am 31. März 1806 ereilte, bestimmte er letztwillig, 

Gesellschaft der Wissenschaften möge zum Beweise seiner Hoch- 
itung seine physikalischen Instrumente und seine Bibliothek an- 
imen.**) Nach Gruber's Ableben blieb die Secretärstelle bis zum 
Fang des Jahres 1807 unbesetzt, wo Astronom David dieselbe 
lahm und dann olme Unterbrechung bis zum J. 1831 bekleidete; 



*) Unter den Schriften und anderen Sachen der Gesellschaft, welche diese 
letztere nach PelzePs Tode von dessen Angehörigen übernahm, befand sich 
in einer Schachtel auch der Schatz der Gesellschaft; dieser bestand in 
68 fl. in Bankozetteln, dann in 3 Stück grösseren und 26 Stück kleineren 
Gesellschaftsmedaillen von Silber. 

*) Unter den physikalischen Apparaten befand sich eine Elektrisimiascliine 
und eine Luftpumpe. Gruber's Bibliothek zählte 229 Nummern, und wurde 
auf 221 fl. gerichtlich abgeschätzt. Die Gesellschaft beschloss ihrem emsigen 
Mitgliede und Secretär ein Grabmal zu setzen, und zwar in derselben Form, 
wie die GeseUschaft solche ihren Mitgliedern Tessanek, Dobner und Pelzel 
setzen Hess. Des Exjesuiten Gruber Anhänglichkeit an den Jesuiten-Orden 
wurde besonders in seinen letzten Lebensjahren wieder wach, nachdem er 
seine Pensionirung als Cameral-Baudirector erlangt hatte. In einem curri- 
culum yitae, welches Tobias Gruber wahrscheinlich im October 1804 ab- 
fasste, schrieb er von sich unter anderem Folgendes: „Immensam Dei cle- 
mentiam nunc supplex precatur, ut, quod temporis superest, operibus 
Societate Jesu dignis impendere queat; quam ob rem, facta ab admodum 
Reyerendo P. Generali potestate, dominica n. Quadragesimae anni 1804 
TOta simplicia innovavit. Juventuti nunc nobili litteris moribusque infor- 
mandae, ac duarum societatum, scientiarum nempe et artium liberalium, 
quarum alten a secretis est, negotiis Pragae incumbit.'' Unter dem letzt- 
berührten Verein ist die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde zu ver- 
stehen, um deren Gründung 1796 sich Gruber verdient gemacht hat. Zu 
der adeligen, von Gruber unterrichteten Jugend gehörten die Töchter des 
Grafen Franz Sternberg, welcher eine Biographie dieses seines Hausgenossen 
in den Abh. 1814, 3. Bd. S. 21—30 veröffentlichte. Der erwähnte General 



118 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

da er sich jedoch auch in den späteren Jahren mehrmals behufs geo- 
graphischer Messungen von Prag entfernen musste, so wurde er im 
Secretariat zeitweilig von anderen Mitgliedern supplirt*) 

Da Pelzel seit 1785 beständig als Gesellschafkscassier fungirte, 
so wurde durch seinen Tod auch diese Stelle erledigt, welche in 
diesem Zeitabschnitte glücklicher Weise zu einer grösseren Wichtig- 
keit gelangte. Nachdem Gruber über ein Jahr auch die Cassageschäfte 
provisorisch versehen hatte, wählte man am 22. Juli 1802 den Pro- 
fessor Mader zum Cassier ; auch dieser zweite Schatzmeister der Ge- 
sellschaft behielt diese Stelle bis zu seinem Tode, d. h. bis zum 
25. December 1815. Auf Wunsch der Gesellschaft übernahm seit 
Anfang 1816 Graf Franz Sternberg die Cassaverwaltung. 

Das Amt der Geschäftsleiter beider Classen gieng in dieser Zeit- 
periode ein, ohne dass bemerkt worden wäre, warum. Als Geschäfts- 



war niemand anderer als Tobias Gruber's leiblicher Bruder Gabriel Grober, 
welcher von den Jesuiten in Russland am 10. October 1802 zum General 
des Ordens gewählt wurde und am 26. März 1805 gestorben ist. Auf Be- 
treiben Gabriel Gruber's richtete Kaiser Paul unter dem 11. August 1800 
ein Ersuchen au die römische Curie, dieselbe möge den Jesuiten-Orden 
wieder ausdrücklich anerkennen; Papst Pius YII. erftülte diesen Wunsch 
mit dem blos für Russland giltigen Breve Catholicae Fidei vom 7. März 1801. 
Vielleicht in Bezug auf dieses Breve schrieb Tobias Gruber höchst wahr- 
scheinlich an seinen Bruder Gabriel etwa im October 1804 Folgendes : Breve 
apostolicum pro confirmatione Societatis Jesu tuique muneris caesari vestro 
impertitum, nieliores homiues apud nos miram in spem erigit, fore, ut in- 
stitutum hoc, ipsa temporum malignitate vindicatum, terris nostris aliquando 
reducatur. Me id quidem ingenti gaudio affecit, litteris protinus ad te daüs 
gratulationem committere parabam; sed distuli (ut ingenue fatear) ad te 
scribere, quod imperatoris nostri hac super re sensum ante explorare to- 
lebam, futuram enim illius aUoquendi opportunitatem praevidi, atque ita, 
ut optabam, contigit. 
*) Die Stelle eines honorirten Actuars wurde zu Anfang dieses Zeitabschnittes 
aufgelassen. Der Actuar Eichler, nachdem er die Herausgabe des ersten 
Schematismus-Jahrganges grossen Theils selbst besorgt hatte, äusserte &m 
29. Mai 1801 die Absicht, die Actuarstelle lieber abzulegen, als sich der 
mit der Administration des Schematismus verbundenen Mühe weiter zu 
unterziehen. Die Gesellschaft benützte diese Gelegenheit, um die Stelle zn 
cassiren und dadurch 150 fl. jährlich zu ersparen. Eichler war in des 
letzten Jahren Polizei-Obercommissär. — Die Dienergeschäfte besorgte bei 
der Gesellschaft in ihren ersten Jahren ein Universitäts-Pedell; nun bestss 
dieselbe einen besonderen Thürsteher, welcher von ihr 4 fl. monatlich bezog 
und in ihren Localitäten freie Wohnung hatte. Um das J. 1810 erscheiiit 
als so bestallter Thürsteher ein gewesener Schullehrer zu St. Thomas, 
Namens Bürgholzner. 



", 



Functionäre. Sterbeßüle. 119 

?iter der physikalisch-mathematischen Classe fungirte Gruber seit 1791 
Qunterbrochen und kam als solcher auch in diesen Zeitabschnitt her- 
ber; die historische Classe bestellte am 14. Juni 1800 Ungar zu 
irem Geschäftsleiter. Weiterhin werden diese beiden Männer als Ge- 
ihäftsleiter nur noch einmal genannt, nämlich am 23. November 1802; 
)nst findet man von ihrer Amtswirksamkeit keine Spur vor. Auch 
i der l?'olge bestanden die beiden Classen fort und kamen bei Be- 
kthungen über Preisfragen, bei Beurtheilung von Abhandlungen und 
»nst bei &chwissenschaftlichen Angelegenheiten zur Geltung, ohne 
ISS sie einen eigenen Vorstand an ihrer Spitze gehabt hätten. 

In der ersten Hälfte dieses Zeitabschnittes waltete der Tod ge- 
altig unter den Mitgliedern der Gesellschaft. Es starben, um nur 
e hervorragenderen Mitglieder zu nennen, 

Franz Martin Pelzel am 24. Februar 1801, 

der Mitbegründer der Gesellschaft und ihr erstes Ehrenmitglied 
ranz Joseph Graf Kinsky am 9. Juni 1805, 

Tobias Gruber am 31. März 1806, 

Dr. Johann Mayer am 5. Juni 1807, 

Carl Ungar am 14. Juli 1807, 

Joachim Graf Sternberg am 18. October 1808, 

Ernst Graf SchaflFgotsch am 27. März 1809, dessen Thätigkeit 
i der Gesellschaft sich übrigens schon 15 Jahre früher verliert, 

Professor Joseph Mayer am 24. October 1814, 

Professor Joseph Mader am 25. December 1815, 

Johann F. Herrmann am 21. März 1816, von dessen wissen- 

haftlichen Arbeiten unserer Gesellschaft wenig zu Gute kam, obwohl 

während seines 25jährigen Ruhestandes sich vornehmlich mit 

Bgenständen beschäftigte, welche in die böhmische Geschichte ein- 

hlagen ; 

endlich starben Gottfried Dlabac am 4. Februar 1820, 

Professor Georg Prochäzka in Wien am 17. Juli 1820, und 

Ignaz Cornova am 25. Juni 1822. 

Von den ursprünglichen zehn Mitgliedern, welche die Gesell- 
haft im J. 1784 bildeten, lebte seit 1814 nur noch ein einziges, 
Mich Joseph Dobrovsk^. Die Erwerbung netier Mitglieder hielt mit 
Bsen Verlusten nicht den gleichen Schritt. Eine glückliche Acquisi- 
m machte die Gesellschaft, indem sie am 25. Mai 1809 den Grafen 
%8par Sternberg zu ihrem Ehrenmitgliede wählte ; die Wahl geschah 
3smal durch schriftlichen Umlauf, und sonderbar genug wurde die- 
Ibe nach vier Jahren wiederholt; in der Sitzung vom 17. Jänner 1813 



120 Oeschicbte der Gesellschaft 1800 -1824. 

wurde nämlich beschlossen, den Grafen zum Ehrenmitgliede .auf- 
zunehmen und das Diplom für denselben ausfertigen zu lassen. Graf 
Kaspar Stemberg, neben seinem Vetter Grafen Franz Sternberg die 
schönste wissenschaftliche Zierde des böhmischen Adels im 19. Jahr- 
hundert, betlieiligte sich in der Folge an den Arbeiten der Gesell- 
schaft nicht selten in derselben Weise, wie ein ordentliches Mitglied.*) 

Im Sitzungsprotokoll vom 22. Mai 1814 heisst es, da die phy- 
sikalische Classe nur zwei, und die historische Classe fünf Mitglieder 
zähle, so hätte die Gesellschaft den Wunsch geäussert, einige neue 
Mitglieder für die physikalische Classe aufzunehmen. In der ver- 
öffentlichten Mitgliederliste von diesem Jahre werden zwar 4 ordent- 
liche Mitglieder der physikalischen Classe angeführt, nämlich Gerstner, 
David, Prochäzka und Johann Scherer ; aber nur die ersten zwei te- 
theiligten sich an den Sitzungen und sonstigen Arbeiten der Gesell- 
schaft, während Georg Trochäzka schon seit 1791 in Wien lebte, und 
der Chemiker Scherer, welcher seit 1803 unter den ordentlichen Mit- 
. gliedern erscheint, schon im J. 1807 nach Wien versetzt war. Es ist 
nicht recht ersichtlich, warum die Gesellschaft bis dahin sich so wenig 
beeilte, die in ihrer Mitte durch den Tod entstandenen Lücken aus- 
zufüllen. Unter dem 23. August 1814 meldete sich der gewiegte Ma- 
thematiker und Religions-Philosoph Bernard Bolzano **) zur Aufnahme, 
indem er gleichzeitig eine mathematische Abhandlung (Versuch einer 



*} Graf Kaspar Stemberg, ein jüngerer Bruder des Grafen Joachim, geboren 
in Prag 1761, erhielt schon als Knabe Expectanzen auf zwei Domherren* 
Präbenden in Freising und Regensburg, befasste sich jedoch am liebsten 
mit Naturgeschichte; bei der Auflösung des Deutschen Reiches verliess er 
die geistliche Carri^re und seit 1807 lebte er in Prag, vollständig der Pflege 
der Wissenschaften gewidmet. Er war ein Hauptbegründer des böhmischen 
Museums, welchem er als erster Präses von 1822 bis zu seinem Tode vor- 
stand. Er starb am 20. Dec. 1838 auf dem Schlosse Bfezina, welches er in 
Gemeinschaft mit seinem Bruder Joachim auf der Domäne Radnic erbaut 
hatte. 
*♦) Bernard Bolzano, einer der edelsten und um die geistige Wohlfahrt des 
Vaterlandes verdienstvollsten Männer, wurde in Prag 1781 als Sohn eines 
hier ansässigen italienischen Kaufmannes geboren. Im J. 1805 wurde er 
zum Priester geweiht und zum Professor der Religionswissenschaft an der 
philosophischen Facultät in Prag ernannt. Niedrige Yerfolgungssucht und 
Verleumdung bewirkten, dass ihn die Regierung gegen Ende 1819 von dem 
Lehramte entfernte, in welchem er bei seinen Zuhörern die glücklichsten, 
für den Staat und die Religion erspriesslichstcn Erfolge erzielte. Nickt 
minder merkwürdig waren seine mathematischen Entdeckungen. Er starb 
am 18. December 1848. 



Neue Mitglieder. Directoreii. 121 

neuen Theorie der Ausmessung der Linien, Flächen und Körper) ein- 
schickte; derselbe wurde dann am 18. Februar 1815 zum ordentlichen 
Mitgliede gewählt. Weiter wurden in diesem Zeiträume zu ordent- 
lichen Mitgliedern aufgenommen: 

1816 der Naturforscher Johann Pohl,*) 

1816 Adam Bittner, Professor der Mathematik (geb. 1777, f 1844), 

1818 Mathias Kaiina von Jäthenstein,**) welcher nicht nur als 
Archäolog und Historiker, sondern auch als Advocat wesentliche 
Dienste der Gesellschaft leistete; 

1819 Maximilian Millauer,***) welcher gleichfalls im Geschichts- 
fache thätig war und ausserdem manches der laufenden Geschäfte 
der GeseUschafl mit musterhaftem Fleisse besorgte; 

endlich 1820 Joseph Steinmann, Professor der Chemie an der 
technischen Lehranstalt. 

Im Directoinum der Gesellschaft wechselten die ordentlichen 
Mitglieder nach ihrer Anciennetät ab, obwohl auch jetzt der Fall 
nicht selten vorkam, dass das Mitglied, an welches die Reihe kam, 
nicht in der Lage war, das Amt anzunehmen. Mitunter wird die 
Bestellung eines neuen Directors (z. B. am 26. Dec. 1819) in den 
SitzungaiprotokoUen als eine Wahl bezeichnet, doch ist dies wohl nicht 
der richtige Ausdruck. Die Dauer eines Directoriums war verschieden, 
in der Regel etwa ein Jahr, aber auch mehrere Jahre; der letztere 
Fall trat, wie es scheint, ganz einfach dann ein, wenn ein Director 
sich nicht bewogen fand, nach Ablauf der regelmässigen Zeitfrist ab- 
zutreten. Nach Gerstner, dessen Directorat schon oben erwähnt wurde, 
fimgirten als Directoren Cornova von Juli 1803 bis October 1804, von 
da an Mader bis Ende 1805, David bis Jänner 1807. Nun kam die 

*) Johann Pohl, geboren in Böhmisch Kamnitz 1782, befasste sich mit Natur- 
geschichte. Als im J. 1817 die österreichische Regierung eine naturwissen- 
schaftliche Expedition nach Brasilien veranstaltete, wurde Pohl derselben 
für die Mineralogie und Botanik beigegeben; er kehrte 1821 nach Wien 
zurück und verblieb daselbst als Custos der kaiserlichen Naturalien-Samm- 
lungen bis zu seinem 1834 erfolgten Tode. 
♦*) Mathias Kaiina von Jäthenstein, geboren in Budweis 1772, wurde 1797 
Landesadvocat in Prag und wirkte seit 1827 auch in der patriotisch-ökono- 
mischen Gesellschaft. Er starb am 6. Jänner 1848. 
) Franz X. Maximilian Millauer war 1784 in Budweis geboren, 1802 trat er 
in das Cistercienser-Stift Hohenfurt, erhielt 1807 die Priesterweihe, und seit 
1815 wirkte er als Professor der Pastoral-Theologie an der Universität 
Prag. Seit 1823 war er Ausschussiuitglied und später Geschäftsleiter der 
böhm. Museumsgesellschaft; er starb am 14. Juni 1840. 



124 Wissenschaftliche Arbeiten 1800—18-24. 

sident Graf Chotek den Voi*sitz; ausser dem erwähnten Vortrage 
fesselten die Aufmerksamkeit der allerhöchsten Gäste auch andere 
Gegenstände, welche vorgewiesen wurden; der Monarch äusserte seine 
Tlieihiahme durch Aufmerksamkeit und freundliche Unterredung. 

Kaiser Franz beehrte auch später die Gesellschaft mit seinem 
Besuche; er kann am 2. Juni 1820 in Begleitung der Kaiserin Caro- 
line Auguste, um den Saal der Gesellschaft in Augenschein zu nehmen ; 
selbstverständlich waren die Mitglieder zahlreich versammelt, und im 
kaiserlichen Gefolge befand sich auch der Ehrenpräsident der Gesell- 
schaft, Graf Rudolph von Vrbna. *) Einige Tage früher, nämlich am 
29. Mai, erfreute sich die Gesellschaft derselben hohen Auszeichnung 
von Seite des damaligen Kronprinzen Ferdinand; die Gesellschaft 
verehrte demselben ihre zwei neuesten Actenbände. — Am 31. August 
1822 bedachte Erzherzog Franz Karl die Gesellschaft mit seinem 
Besuche, wobei ihm die Mitglieder, namentlich Dobrovsk]^, Gerstner 
und Millauer, die interessantesten archäologischen und technologischen 
Gegenstände in den Gesellschaftssammlungen vorzeigten und erklärten; 
auch überreichte man dem Erzherzog den neuesten Actenband. 

Mit einziger Ausnahme der feierlichen Sitzung bei Gelegenheit 
des kaiserlichen Besuches im J. 1804 hat der Präsident Qraf Chotek 
in der Gesellschaft nie den Vorsitz geführt. Im J, 1805 wurde der- 
selbe zum Conferenzminister ernannt und übersiedelte daher nach 
Wien; nichts desto weniger betrachtete man die Präsidentenstelle 
diesmal nicht für erledigt, und Graf Chotek behielt dieselbe bis zu 
seinem Tode, obwohl er eigentlich nur als Protector der Gesellschaft 
fungiren konnte. Als solcher wirkte er in der That und erwies der 
Gesellschaft nicht unwichtige Dienste in jenen Fällen, wo dieselbe in 
ihren Anliegen eines Fürsprechers beim Hofe bedurfte. Dies war 
namentlich der Fall, als das zehnjährige Privilegium zur Ausgabe des 
Schematismus zu Ende gieng und die Gesellschaft sich um dessen 
Erneuerung bewerben musste; die Gesuche wurden dem Kaiser ent- 
weder durch den Präsidenten Grafen Chotek oder durch den Ehren- 
präsidenten Grafen Vrbna überreicht und jedesmal von diesen beiden 
Gönnern der Gesellschaft unterstützt. Auf diese Weise wurde die Ver- | 
längerung des Privilegiums im J. 1810 und 1820, immer auf weitere 
zehn Jahre, erlangt. 

Graf Cliotek war auch bemüht, für die Gesellschaft eine Staats- 
unterstützung in einer ergiebigeren und directeren Art und Weise zu 

*) Vorträge wurden bei dieser Gelegenheit nicht abgehalten, obwohl man am 
3. Aprü mehrere aus verschiedenen Fächern dazu bestimmt hatte. 



\ 



Gf Joh. R. Chotek als Präsident. 125 

rwirken; doch waren die Zeiten dazu durchaus ungünstig. Im J. 1811, 
Is er einen neuen Actenband im Namen der Gesellschaft dem Kaiser 
berrreichte, unterbreitete er zugleich dem Monarchen einen Vortrag, 
1 welchem er seinen kaiserlichen Herren besonders darauf aufmerksam 
lachte, dass die Gesellschaft, wie aus dem Actenbande zu ersehen 
si, „nicht blos mit abstract-scientifischen, sondern vorzüglich mit 
olchen Gegenständen sich beschäftigt, welche wahrhaft der bürger- 
chen Gesellschaft vortheilhaft und von praktischer Nutzbarkeit sind." 
las wohlmotiviite Promemoria schloss mit folgenden Worten: „Ich 
rkühne mich es zu sagen: Es wäre E. M. Weisheit und Gnade 
'ürdig, dieser in ihrer Art einzigen gelehrten Gesellschaft Dero 
Aiserstaates, welche durch ihre Arbeiten nicht nur der bürgerlichen 
idustrie und dem Fortgang der nützlichen Kenntnisse beförderlich 
ar, sondern auch die Aufmerksamkeit und die Achtung des Aus- 
mdes auf sich zog, aus Dero Commercial- oder Cameral-Ärarium, zu 
irer freien aber erweislich nützlichen Disposition, 4 oder 5 Tausend 
rulden jährlich zuweisen zu lassen, und ich getraue mir zu ver- 
ürgen, dass diese den Wissenschaften und Künsten bewilligte Spende 
Ute Früchte tragen würde." Die kaiserliche Resolution, welche 
arauf am 28. November 1811 ei*floss, lautete folgendermassen : „Bei 
er gegenwärtigen Lage der Finanzen kann der angesuchte Vorschuss 
icht bewilligt werden ; und habe Ich den zweiten Band der Abhand- 
ungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften mitWohl- 
;efallen zurück behalten." 

Graf Chotek, welcher damals in Wien die Stelle eines Präsi- 
ienten der Hofcommission in Gesetzgebungssachen bekleidete, schrieb 
lann an die Gesellschaft, er habe doch, besonders nach einem seither 
)eim Kaiser erhaltenen Gehör, „nicht ganz alle Hoffnung verloren, 
wenigstens nach einiger Zeit eine günstigere Entscheidung zu er- 
lalten, besonders wenn die Gesellschaft einigen anderen Quellen künf- 
iger, wenn auch massiger Einkünfte nachspüren und solche mir an 
lie Hand geben wollte." Auf diese Aufforderung hin ersuchte die 
Gesellschaft ihren Präsidenten, er möchte sich beim Kaiser um Nacli- 
icht des (12 kr. per Stück betragenden) Stempels für den Schoma- 
smus verwenden, wodurch derselben eine jährliche Ausgabe von 
60 — 270 fl. erspart würde. Doch auch dieser Schritt hatte keinen 
rfolg. 

Im J. 1814 übeiTeichte Graf Chotek mit den beiden damals 
'schienenen Actenbänden dem Kaiser zugleich einen unterthänigsten 
ortrag, in welchem er die Lage der Gesollschaft erläuterte und die 



126 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

Vortheile darlegte, „welche aus einer kräftigeren Unterstützung ihrer 
Bemühungen für das Allgemeine, so wie für den Nationalruhm ent- 
springen würden." Diesen Vortrag erhielt Graf Chotek am 11. Juli 
1814 mit der kaiserlichen Entschliessung zurück, dass S. M. diese 
zwei Bände in Ihrer Privatbibliothek zurückbehalten hätten, und dass 
der Graf der Gesellschaft über ihren ausdauernden Eifer in der Be- 
arbeitung nützlicher wissenschaftlicher Gegenstände Dero Wohlgefallen 
anzeigen solle. Graf Chotek, indem er dies der Gesellschaft mittheilte, 
wies auf die damalige, „für das landesfürstliche so wie für das stän- 
dische Ärarium noch sehr ungünstige Lage" hin, und bemerkte, „dass 
ohne den Vorwurf einer intempestiven Zudringlichkeit auf sich zu 
laden, in diesem Augenblicke directe Beiträge bei S. M. mit Nach- 
druck anzusprechen nicht wohl thunlich sei." Auch nachdem die 
Kriege endlich ein Ende erreicht haben, war Graf Chotek auf die 
Erwirkung einer Staatssubvention bedacht, doch mit keinem besseren 
Erfolg. Als er den 5. Actenband dem Kaiser überreichte, erstattete 
er an den Monarchen wieder einen Vortrag „über das grössere Wirken 
und die Pecuniarbedürfnisse" der Gesellschacft, und erwartete eine 
günstige Entschliesung. „Allein (so schrieb Gf. Chotek am 19. April 
1819) nach der Abreise S. M. kam mir von S. k. Hochheit, dem 
die Staatsgeschäfte in der Allerhöchsten Abwesenheit leitenden En- 
herzog Ludwig, eine venieinende Antwort auf meine diesfalligen An- 
träge." 

Gegen Ende dieses Zeitabschnittes starb sowohl der Ehrenprä- 
sident Rudolf Graf Vrbna (30. Jänner 1823), als auch der Präsident 
Graf Johann Rudolf Chotek (26. August 1824) ; der letztere sorgte 
noch in den letzten Monaten seines Lebens in einer neu aufgetauchten 
Angelegenheit um das Wohl der Gesellschaft. Sonst hat dieser Prä- 
sident die Arbeiten der Gesellschaft wohl nicht direct geleitet, und 
da sich die letztere in ihren inneren Angelegenheiten ganz unabhän- 
gig von ihm verwaltete, so bildete die beständige Abwesenheit des 
Präsidenten von Prag für den Geschäftsgang der Gesellschaft kein 
Hindemiss, 

Was diesen Geschäftsgang betrifft, so findet man zwischen den 
Kriegsjahren bis 1815 einerseits und den nachfolgenden Jahren an- 
derei-seits einen merklichen Unterschied. Derselbe äussert sich unter 
anderem darin, dass in den ersten 15 Jahren die ordentlichen Siz- 
zungen der Gesellschaft beinahe so selten waren, wie in dem vor- 
hergehenden Zeitabschnitt, und viele Angelegenheiten nur durch 
schriftlichen Umlauf ihrer Erledigung zugeführt wurden, obwohl 



Sitzungen. Preisfragen. 127 

die Herausgabe des Schematismus doch häufigere Sitzungen nöthig 
machte. Auch die Herausgabe der Actenbände gieng bis 1815 lang- 
samer und schwieriger von Statten, als in den späteren Jahren; 
man merkte an der ganzen Gesellschaft bis dahin so zu sagen die- 
selbe Altersschwäche, welche so viele Mitglieder in jenen Jahren 
dahin raffte oder wenigstens an ihrer gesellschaftlichen Thätigkeit 
hinderte. Mit der Aufnahme neuer thätiger Mitglieder, nämlich Bol- 
zano's 1815, Pohl's und Bittner's 1816, und später Kalina's und Mil- 
lauer's änderte sich die Lage zum besseren; seit 1817 wurden ordent- 
liche Sitzungen jeden Monat einmal ebenso regelmässig abgehalten, 
wie einst unter Fürstenberg's Präsidium; der Geschäftsgang erhielt 
dadurch ein rascheres und regelmässigeres Tempo. Die Einladungen 
zu den Sitzungen geschahen von Anfang an in der Weise, dass eine 
vom Secretär geschriebene Vorladung, worauf auch die abzuhandelnden 
Gegenstände bezeichnet waren, zu den Mitgliedern herumgeschickt 
wurde; seit Ende 1818 wurden gedruckte Einladungszettel von dem 
Diener in die Wohnungen der Mitglieder gebracht In den ordentli- 
chen Sitzungen wurden nur administrative Geschäfte berathen und 
erledigt. Ausserdem gab es in den ersten Jahren, wie schon bemerkt 
wurde, Sitzungen des mit der Herausgabe des Schematismus betrauten 
Comit6. Ob auch gelegenheitliche Sitzungen der einzelnen Classen, 
z. B. bei Berathungen über die Preisfragen, stattfanden, ist nicht 
ersichtlich. Wissenschaftliche Vorlesungen wurden auch in diesem 
Zeitabschnitte nicht gehalten. Abhandlungen, mochten sie von einem 
Mitgliede verfstöst oder von einem Fremden zur Veröffentlichung ein- 
geschickt sein, mussten von der betreffenden Classe begutachtet und 
zur Drucklegung empfohlen werden; dies geschah jedoch nicht in 
Classensitzungen, sondern schriftlich durch Umlauf. 

Auch in dieser Periode wurde versucht, durch ausgeschriebene 
Preisfragen den Fortschritt der Wissenschaften zu fördern. Den Anfang 
dazu machte Oraf JocuMm Stemberg^ welcher am 20. Juni 1803 von 
seinem Schlosse Bi^ezina aus den Betrag von 300 fl. an die Gesell- 
schaft zu dem Behufe schickte, das ein Concurs für eine lateinisch 
geschriebene, aus besten Quellen geschöpfte Oeschidite der Lehran- 
stalten in unserem Vaterlande mit besonderer Berücksichtigung der 
Prager Universität eröffnet werde. Das Interessanteste an der Sache 
sind die Beweggründe, welche den patriotischen Cavalier zur Aus- 
setzung dieses Preises bestimmt haben und welche er in seinen später 
an die Gesellschaft gerichteten Briefen auseinander setzte. Vornehmlich 
die Unkenntniss über Böhmen, welche er auf seinen Reisen bei fran- 



128 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

zösischen und englischen Gelehrten angetroffen, hat ihn bewogen, für 
ein Buch zu sorgen, welches geeignet wäre, einiges Licht darüber, 
was die Böhmen in den Wissenschaften geleistet haben, in jene ent- 
fernten Länder zu tragen. Einmal (19. Aug. 1803) schrieb der Graf, 
er habe mit Berthollet, Monge, Lalande und anderen berühmten Ge- 
lehrten Bekanntschaft gemacht, sei zu den öffentlichen Sitzungen der 
Pariser Akademie der Wissenschaften regelmässig eingeladen worden 
und habe viele Höflichkeiten von den Pariser und Londoner Gelehrten 
empfangen; „nichts desto weniger ward mir (so schreibt er wörtlich) 
doch ansonst empfindlich, dass ich die besondere Erniedrigung und 
Verachtung bemerken musste, welche man gegen die böhmische Nation 
im Ganzen heget; es war mir weder möglich dahin zubringen, dass 
bei Anmeldungen, welche immer mit lauter Stimme zu geschehen 
l)flegen, man mich gemäss meiner Angabe le comte Stemberg de Prague 
genannt hätte ; man hielt dies für eine Erniedrigung und setzte immer 
Vienne statt Prague.^ Sprach der böhmische Graf in Paris von der 
Prager Universität, so habe man dies für etwas neues oder für ein An- 
hängsel der Wiener Universität angesehen. Diesem Übelstande glaubte 
er durch ein lateinisches Werk über die Leistungen der Böhmen in 
den Wissenschaften und in der Literatur steuern zu können. Der 
Ausländer werde „sich nicht wenig wundern müssen, wenn er finden 
wird, dass die Böhmen Classiker eher übersetzten, als man in Paris 
nur daran dachte; nicht wenig wird der Engländer staunen, wenn 
er ersehen wird, dass ein Klostergeistlicher eher Abieiter im Kloster- 
gailen hatte,*) als Franklin." Ein anderesmal (29. Dec. 1803) illu- 
strirte der Graf seine Meinung durch Gitate über Böhmen aus fran- 
zösischen Werken; namentlich erzählt er, er habe bei seiner Anwe- 
senheit in Paris das Manuscript zu der neuesten Ausgabe des Diction- 
naire de l'Acadömie Frangaise, wobei die Akademiker 10 Jahre zur 
Correctur anwandten, eingesehen und habe gefunden, dass der Artikel 
Bohfeme mit der Definition begleitet war: Peuple sans foi, sans loi. 
„Ich versprach (schreibt Sternberg) den Editoren in Kurzem einen 
Beweis zu liefern, der ihnen eine nähere Kenntniss über die Cultur 
der Wissenschaften dieses Landes verschafl'en wird ; und da das Werk 
noch im Manuscript war, so bat ich einstweilen um Abänderung dieses 
Artikels." — Die Gesellschaft war mit der beantragten Preisausschrei- 
bung nicht ganz einverstanden. Cornova meinte mit Recht, das Werk 

♦) Prokop Divis, gebürtig aus der bölimischen Stadt Senftenberg, Mitglied des 
Prämoüstratensor-. tiftes Brück bei Znaim, construirte den ersten Blitzableiter 
und stellte ihn im J, 1754 bei seiner Pfarre in Brenditz auf. 



Preisaufgaben. X29 

Faastin Prochäzka's vom J. 1782: De saecularibus liberalium artium 
in Bohemia et Moravia fatis commentarius, habe die vom Grafen 
Joachim Sternberg aufgeworfene Preisfrage längst gelöst, und es wäre 
Jedermann Glück zu wünschen, wer jetzt eine bessere Concursschrift 
zu liefern im Stande wäre. Auch bemerkte man, aus Balbin's Bohemia 
docta, aus Voigt's Effigies virorum eruditorum dc. könne man viel 
lernen; bei den französischen Fachgelehrten jedoch, welche sich um 
fremde Völker nicht kümmern, werde selbst das beste Werk nichts 
fruchten. Endlich einigte sich die Gesellschaft mit ihrem opferwilligen 
Mitgliede über die Sache, und man schrieb unter dem 15. Jänner 1804 
die Preisaufgabe in folgender Fassung aus: „Welche Lehr- und Kunst- 
anstalten befanden sich in Böhmen seit den ältesten Zeiten bis auf 
d. J. 1804? Welche Männer haben sich durch selbige gebildet, oder 
auch sonst mit vorzüglichem Ruhme im Vaterlande ausgezeichnet V'' 
Den Concurrenten wurde es freigestellt, ihre Schriften in lateinischer 
oder deutscher Sprache zu verfassen. — Die Preisausschreibung hatte 
jedoch keinen Erfolg, denn es lief keine Concurrenzschrift ein. 

Die Gesellschaft war auch bedacht, aus ihren eigenen Mitteln 
Preisfragen auszuschreiben. Man suchte dabei nach einem möglichst 
praktischen Thema ; denn obgleich sich die Zeitumstände beim Über- 
gange vom 18, zum 19, Jahrhundert gewaltig geändert hatten, und 
die sogenannte Aufklärung des Josephinischen Zeitalters nicht mehr 
die Losung des Tages bildete, sondern förmlich verpönt war, so blieb 
doch ihre negative Seite — nämlich ihre Missachtung gegen alle jene 
"Wissenschaften und Künste, die keinen materiellen Nutzen unmittelbar 
mit sich bringen — in Kraft bestehen, ja dieselbe gelangte in den 
massgebenden Kreisen zur ausschliesslichen Geltung. Eine recht prak- 
tische Preisaufgabe brachte das neue Gesellschaftsmitglied Scherer in 
"Vorschlag, so dass sie gleich bei ihrer ersten Anregung am 29. Dec. 
1803 den Beifall der Gesellschaft fand; dieselbe lautete: „Durch 
'welche Mittel und Wege können die mannigfaltigen Verfälschungen 
9ämmüicher Lebensmittel ausserhalb der gesetzlichen Untersuchung 
aufgehoben oder doch vermindert werden?" Für die beste Beant- 
'vortung dieser Frage in deutscher Sprache bestimmte man einen 
Preis von 500 fl. und 400 Exemplare der gekrönten Preisschrift, die 
man im Ganzen in 500 Exemplaren drucken lassen wollte. Die Preis- 
aasschreibung geschah unter dem 23. April 1804 in deutscher und 
fi^Qzösischer Sprache. 

Unter demselben Datum setzte man einen kleineren Preis von 
300 fl. (und 400 Exemplaren) für eine historische Frage aus, welche 

9 



130 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

von Dobrovsky beantragt wurde und folgendermassen lautete: „Kri- 
tische Prüfung und Würdigung aller Quellen der böhmischen Geschickte, 
nebst einer Anzeige und Beurtheilung der vorzüglichsten historischen 
Werke Böhmens." Die Concurrenzschriften waren in deutscher Sprache 
zu verfassen. Da Dobrovsky bei dieser von ihm vorgeschlagenen Frage 
nicht concurrirte, und ausser ihm damals Niemand vorhanden war, 
der sich an die Lösung derselben wagen könnte, so ist es wohl nicht 
überraschend, dass diese historische Preisfrage damals gar keinen 
Erfolg hatte. 

Besser, wenn auch nicht glänzend, ergieng es mit der Preis- 
frage betreffs der Verfälschung der Lebensmittel. Zum festgesetzten 
Termin wurden mehrere Concursschriften eingeschickt, von welchen 
drei einigermassen, jedoch nicht vollständig befriedigten; es wurde 
daher durch Beschluss vom 9, Mai 1806 der Concurs erneuert und 
der ausgesetzte Preis von 500 fl. auf 700 fl. erhöht. Nun liefen im 
Ganzen 10 Elaborate ein, welche die Gesellschaft an den inzwischen 
nach Wien übersiedelten Chemiker Scherer zur Beurtheilung über- 
schickte. Als das beste wurde das Werk des Joseph W. Knoblauch, 
eines noch jungen Mediciners in Leipzig, anerkannt, welches schon 
beim ersten Concurse den ersten Platz erhalten hatte; man fand 
jedoch, dass in dem ganzen Werke gegen die Intention der Gesell- 
schaft ein wissenschaftlicher Vortrag herrsche, wodurch es mehr für 
gelehrte Leser, als zur Belehrung der Stadt- und Landbewohner und 
des gemeinen Mannes überhaupt geeignet war. Die zweitbeste Schrift 
fand man zwar gemeinfasslich geschrieben, aber man vennisste bei 
ihr die nöthige Vollständigkeit. Daher fasste die Gesellschaft am 
5. Mai 1808 den Beschluss, keiner Concursschrift den ausgesetzten 
Preis zuzuerkennen, jedoch die zwei besten Schriften auf Kosten der 
Gcsellschaftscassa in Druck zu legen, wenn die Verfasser sich mit 
der Gesellschaft über einige damit vorzunehmende Abänderungen ein- 
verstehen und an dieselbe ihre Schriften gegen eine Gratislieferung 
von 400 gedruckten Exemplaren überlassen wollen. Auf dieses An- 
erbieten hin meldete sich Knoblauch, stellte jedoch andere Bedin- 
gungen, welche von der Gesellschaft auch acceptirt wurden. Der 
Verfasser bekam nämlich von der Gesellschaft 1000 Exemplare seiner 
Schrift. Diese letztere erschien in Prag und Leipzig 1810 unter dem 
Titel : ;, Von den Mitteln und Wegen, die mannigfcdtigen VerfcUschungm 
sämmtlicher Lebensmittel ausserhalb der gesetzlichen Untersuchung s» 
erkennen, zu verhüten und wo möglich loieder aufzuheben. Eine durch 
die kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag genehmigte 



Preisaufgaben. 13 t 

Preisschrift. Von J. W. Knoblauch." Das Werk ist recht voluminös; 
es zählt in zwei 8® Bänden zusammen 2050 Seiten. Die Gesellschaft 
verwendete darauf 2500 fl., und beinahe die ganze Auflage übergab 
sie an den Verfasser anstatt eines Honorars; für sich behielt sie nur 
eine kleine Anzahl Abdrücke, um dieselben an einige von ihren Mit- 
gliedern und Gönnern zu vertheilen. 

Unter der Patronanz der Gesellschaft wurden auch noch zwei 
andere Preisaufgaben ausgeschrieben, deren Gegenstand ausserhalb 
ihrer wissenschaftlichen Thätigkeit lag. Dieselben wurden am 9. Mai 
1806 vom Director David bekannt gemacht. Die erste war für giiind- 
liche Pferdekenner bestimmt und lautete: „Welche angeborene oder 
später entstandene Gebrechen machen das Reit-, Zug- und Lastpferd, 
vorzüglich in Bezug auf Militärdienste, nach anatomisch-physiologischen 
und mechanischen Grundsätzen zu diesen verschiedenen Bestimmungen 
gänzlich unbrauchbar, und welche Gebrechen können bei verhältniss- 
mässigem Preise als nicht hinderlich angesehen werden?** Die zweite 
Preisaufgabe kündigte sich selbst an als vorzüglich für denkende er- 
fahrene Officiere von der Cavallerie bestimmt, und hatte folgenden 
Wortlaut: „Was lässt sich für und wider den Gebrauch der Hengste 
und vorzüglich für und wider den Gebrauch der Stutten zu Kriegs- 
diensten anführen V Und ist in taktischer Hinsicht das Pferd von hohem 
oder jenes von niederem Schlage, bei übrigens gleichem Vermögen, 
zum Kriegsdienste vorzuziehen?" Bei der ersten Aufgabe waren 50 
Dukaten als Preis und 20 Dukaten als Accessit bestimmt; bei der 
zweiten Frage betrug der Preis 20 Dukaten und das Accessit 10 Du- 
katen. Director David machte erst am 11. Mai bei Gelegenheit eines 
Umlaufes den Mitgliedern bekannt, eine Privatgesellschaft hätte an- 
gesucht, die angeführten Preisaufgaben unter dem Namen der k. böhm. 
gelehrten Gesellschaft anzukündigen, und hätte zugleich 100 Dukaten 
in Gold auf die Preise und 20 fl. in Bankzetteln auf die Auslagen 
bei ihm niedergelegt. Graf Franz Sternberg war von der schon voll- 
zogenen Preisausschreibung wenig erbaut; er äusserte die Ansicht, 
dass „die Preisfragen ganz ausser dem Wissenschaftskreis der Gesell- 
schaft liegen, und da sie die Abhandlungen nicht beurtheilen kann 
noch soll, so ist es ihrerseits eine zu grosse Gefälligkeit, ihren Namen 
zu solchen, an sich immerhin nützlichen, hier aber gewiss fremd- 
artigen Dingen herzuleihen, blos um obscuren Privaten in der ge- 
lehrten Welt Credit zn verschaffen." Schliesslich bedauerte der Graf, 
dass sich in der Sache, „in welcher die Expedition der Deliberation 
vorangegangen ist, nichts mehr ändern" lasse. Von der Privatgesell- 

9* 



132 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

Schaft, welche die Preise ausgesetzt hatte, ist nichts weiter bekannt, 
als dass dieselbe in dieser Sache stets durch Georg Ritter von Hö- 
gelmüUer, k. k. Gestüts- und Rimontirungslieutenant in Wien, ver- 
treten wurde. An diesen schickte die Gesellschaft die eingelaufenen 
Concurschriften. Das Resultat, welches HögelmüUer unter dem 27. De- 
cember 1807 der Gesellschaft mittheilte und diese dann verlautbarte, 
bestand darin , dass die erste Frage von Niemandem erschöpfend 
beantwortet und daher der Preis nicht zuerkannt wurde ; das Accessit 
wurde zur Hälfte an J. Bachmann, Bereiter und Thierarzt in Pader- 
born, zur Hälfte an Böhmer in Havelberg ertheilt, und ein gleicher 
Betrag (10 Dukaten) an Peter Noy6s, Thierarzt in Montpellier, zuge- 
sprochen. Bei der zweiten Aufgabe erhielt Graf Walther von Philips, 
k. k. Major zu Bonyhad im Tolna'er Comitat, den Preis, und Victor 
B. de Girod Vienney, französischer Brigade-General in Paris, das 
Accessit. Einige andere Concurrenten wurden durch ehrenvolle Er- 
wähnung und durch die Drucklegung ihrer Abhandlungen, gleich den 
gekrönten, ausgezeichnet. Dobrovsky scheint an dieser hippischen 
Angelegenheit auch keinen Gefallen gefunden zu haben; er fertigt 
dieselbe in der Geschichte der Gesellschaft (Abh. 1811, 10) mit einer 
einzigen Periode ab, ohne den Gegenstand und das Ergebniss des 
Concurses anzugeben; dafür bemerkt er, die Preisaufgaben seien der 
Gesellschaft von fremder Hand nur zur öffentlichen Bekanntmachung 
mitgetheilt worden. 

Graf Franz Sternberg machte bei der Verwaltung der Cassa- 
geschäfle eine unangenehme Erfahrung. In den Rechnungen für die 
drei ersten Jahre seiner Cassaführung 1816 — 1818 fand man eine 
Differenz von etwa 440 fl., ohne dass sich der Grund vollständig 
eruiren liess. In Folge dessen zeigte der Graf am 23. Juni 1822 der 
Gesellschaft seinen Entschluss an, die Summe von 500 fl., welche den 
grössten Schaden, den die Gesellschaft möglicher Weise erlitten haben 
könnte, aufwiegt, zum Zwecke einer historischen Preisaufgabe oder zu 
einer sonstigen historischen Arbeit herzugeben. Die Gesellschaft nahm 
diesen Antrag dankend an und betraute die Mitglieder der histo- 
rischen Glasse mit der Ausarbeitung eines speciellen Vorschlages. 
In der Gesellschaftssitzung vom 29. December 1822 erklärten jene 
Mitglieder, dass die obige Summe sehr zweckmässig zur Herausgabe 
der in Stein gehauenen, auf dem Triforium der Prager Schlosskirche 
befindlichen Abbildungen der Regenten und anderer Personen mit 
historischen Erläuterungen verwendet werden könnte. Dieser Wunsch 



Herausgabe von Actenbänden. 135 

blieb unerfüllt und der en^ähnte Betrag erhielt nach 4 Jahren eine 
andere Bestimmung. 

In der Art und Weise, in welcher die Gesellschaft ihre mssen- 
gchaftlichen Abhandlungen publicirte, traten mit Anfang dieser Periode 
mehrere Veränderungen ein. Da man die Ausgabe in Quarte viel 
kostspieliger fand, als jene in Octavo, so wurde schon im Anfange 
des Jahres 1797 beschlossen, nur noch den damals in Vorbereitung 
begriffenen Actenband im Quartformat herauszugeben, dessen man 
sich seit 1785 bedient hatte, weiterhin aber die Abhandlungen im 
Octayformat drucken zu lassen. Wichtiger war ein Beschluss, welchen 
die Gesellschaft über Graf Franz Stemberg's Antrag im Juni 1802 
fasste; diesem zu Folge wurde jede Abhandlung, welche von einem 
Mitgliede oder von einem Auswärtigen einlangte und ihre Approbation 
erhielt, alsogleich auf Kosten der Gesellschaft besonders abgedruckt 
und veröffentlicht; und nachdem auf diese Weise eine hinlängliche 
Anzahl von einzelnen Abhandlungen aus beiden Classen erschienen 
war, wurden sie in einen Band zusammengefasst, welchem man die 
jeweilige Geschichte der Gesellschaft, das Verzcichniss ihrer Mitglieder, 
die Inhaltsangabe und das Haupttitelblatt voranstellte. Jede Abhan- 
dlung erhielt ihre eigene Pagination und ihr specielles Titelblatt mit 
der jeweiligen Jahreszahl und mit der Bemerkung : „Für die Abhand- 
inngen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften." Nach 
einem am 29. Juli 1803 gefassten Beschlüsse wurde jede Abhand- 
lung in 500 Exemplaren gedruckt, davon behielt die Gesellschaft 
100 Exemplare für sich, die übrigen 400 Exemplare überliess sie 
dem Verfasser, — darin bestand das regelmässige Honorar, welches 
die Gesellschaft seit dieser Zeit an die Autoren austheilte. Durch 
Beschluss vom 13. December 1818 trat die Änderung ein, dass die 
Gesellschaft von jeder Auflage 150 auf Schreibpapier gedruckte Exem- 
plare für ihre Actenbändc behielt, und der Verfasser erhielt als Ho- 
norar 300 Exemplai*e auf Druckpapier und 50 Exemplare auf Schreib- 
papier. Die meisten einzelnen Abhandlungen wurden von den Ver- 
ÜBLSsem verschenkt, so wie die Gesellschaft die ganzen Actenbände 
an ihre Mitglieder und Gönner und an Bibliotheken austheilte; der 
Absatz der Actenbände bei den Buchhändlern war stets sehr gering- 

ftgig. 

Der erste Actenband in Octavform erschien im October 1804. 

Derselbe enthält Abhandlungen, welche in den Jahren 1802, 1803 

und 1804 gedruckt waren. Die Geschichte der Gesellschaft, welche 

dem Bande vorangesetzt ist, ist eine Arbeit Dobrovsky's ; dieser über- 



j34 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

nahm dieselbe Pflicht auch für den nachfolgenden Actenband, und 
eben der Umstand, dass Dobrovsky mit dieser Arbeit nicht rechtzeitig 
fertig werden konnte, verschuldete die unliebsame Verspätung der 
Herausgabe des zweiten Actenbandes. Schon gegen Ende 1807 waren 
soviel Abhandlungen gedruckt, dass man zur Herausgabe des zweiten 
Actenbandes schreiten wollte und nur die geeigneten Mitglieder suchte, 
welche die Biographien verstorbener Genossen schreiben möchten. 
Die Sache verzog sich dann noch drei Jahre. In der Einladung zu 
einer am 3. JJuni 1811 abgehaltenen Sitzung bemerkte David mit 
sichtlichem Unmuth, das Ansehen der Gesellschaft erfordere die Her- 
ausgabe eines neuen Actenbandes, welche schon vor einem Jahre 
in dem Majestäts-Gesuche um Verlängerung des Schematismus-Privi- 
legiums als nahe bevorstehend bezeichnet worden war; erfolgt sie 
nicht olme weiteren Aufschub, so sei er entschlossen, das Secretariat 
aufzugeben und sich mit den Geschäften der Gesellschaft nicht weiter 
zu befassen. In die angekündigte Sitzung brachte dann Dobrovsky 
die verlangte Geschichte der Gesellschaft sammt den Biographien 
Gruber's, Johann Mayer's, Ungarns und der Grafen Joachim Stemberg 
und Franz Schaffgotsch ; gleichzeitig aber legte Dobrovsky das seit 
Ende 1807 innegehabte Directorat nieder. Fünf Wochen später war der 
zweite Actenband fertig gestellt und konnte versendet werden; er 
enthält Abhandlungen aus den J. 1805 — 1809. 

Aus einer gleichen Ursache hat sich die Herausgabe des dritten 
Bandes wieder verzögert. Gedruckte Abhandlungen hatte man genug, 
daher lesen wir schon im Sitzungsprotokoll vom 8. November 1812, 
dass sobald die Geschichte der Gesellschaft von Dobrovsky fertig sein 
wird, dieselbe gedruckt und der Band herausgegeben werden soll. 
Am 30. Mai 1813 war man in dieser Hinsicht um keinen Schritt 
weiter gekommen, und es wurde daher beschlossen, zwei Actenbände 
auf einmal herauszugeben. Am 29. August 1813 nahm man das Ver- 
sprechen Dobrovsk]^'s entgegen, die Geschichte der Gesellschaft näch- 
stens zu liefern. Endlich im März 1814 konnten die beiden Acten- 
bände auf einmal erscheinen ; der dritte enthält die Geschichte der 
Gesellschaft und Abhandlungen aus den J. 1806—1811; der vierte 
bringt Abhandlungen von den J. 1809—1813 und keine Geschichte 
der Gesellschaft. 

Die nachfolgenden Actenbände erlitten keine Verzögerungen 
mehr; statt der jeweiligen Geschichte der Gesellschaft bringen die- 
selben Protokollauszüge, welche zu diesem Behufe beim 5. Bande 
von Dlabac, beim 6. Bande von Kaiina, und bei den übrigen zwei 



Herausgabe von Schriften. 135 

Banden von Millauer redigirt wurden. Der 5. Band mit Abhandlungen 
von den J. 1814—1817 erschien im J. 1818, der 6. Band folgte im 
J. 1820, der 7. Band im J. 1822 und der 8. Band im J. 1824 Alle 
8 Actenbände, welche in diesem Zeiträume erschienen sind, benannte 
man später die dritte Folge der Abhandlungen. Alle Abhandlungen, 
sowie auch andere im Verlage der Gesellschaft erscheinende Schriften, 
wurden bei der damals neuen Prager Buchdruckerfirma Gottlieb Haase 
gedruckt 

Ausser den Actenbänden und dem schon oben angezeigten Werke 
von Knoblauch gab die Gesellschaft in dieser Periode auf ihre Kosten 
ein botanisches Werk heraus, welches für die Actenbände als zu 
voluminös erachtet wurde. Ein junger Prager Gelehrte, MDr. Johann 
Emanud Pohl^ überreichte am 27. Juni 1808 der Gesellschaft den 
ersten Theil eines Werkes, welches er damals Synopsis florae Bohemiae 
nannte. Die Gesellschaft übergab die Schrift ihrem Mitgliede Joseph 
Mayer zur Begutachtung, nach dessen Bemerkungen der Verfasser die- 
selbe zu berichtigen hatte. Die Schrift erschien dann im J. 1809 unter 
dem Titel : Tentamen florae Bohemiae. Versuch einer Flora Böhmens. 
Von J. E. Pohl,« I. Abth. SS. 302 in 8«. — Im J. 1814 legte Pohl 
einen zweiten Theil seines Werkes vor ; Graf Kaspar Stemberg, welcher 
von der Gesellschaft um ein Gutachten darüber ersucht wurde, be- 
dauerte, dass sich die Gesellschaft gleich bei der Übernahme des 
ersten Bandes mit dem Verfasser über den Plan und die Form des 
preiswürdigen Werkes nicht auseinander gesetzt hatte; in dem Um- 
fetnge, in welchem es schon angefangen war, schien es dem Grafen 
für die materiellen Kräfte der Gesellschaft zu gross zu seiif ; er rech- 
nete, dass es in seiner Vollendung 4 Bände ausmachen werde. Die 
speciellen Bemerkungen, welche Graf Sternberg machte, bezweckten 
zum Theile Abkürzungen, deren Ausführung, ohne den Plan in seiner 
Wesenheit zu ändern, thunlich schien. Die Gesellschaft theilte diese 
Bemerkungen dem Verfasser mit und empfahl ihm dieselben zur Be- 
nützung. Diese zweite Abtheilung des Pohl'schen Versuches einer 
Flora Böhmens erschien noch im J. 1814 (SS. 234). Eine weitere 
Fortsetzung dieses Werkes unterblieb, wahrecheinlich deshalb, weil 
der Verfasser sein Vaterland verliess. Die erschienenen zwei Bände 
sind zum Theile deutsch, zum Theile lateinisch geschrieben; die 
Pflanzennamen sind in beiden Sprachen angegeben, die Beschreibungen 
sind lateinisch, die Fundorte deutsch angeführt Auf den Titelblättern 
der beiden Abtheilungen steht zwar die Bemerkung: „Für die Ab- 
handlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften;" 



136 Geschiclite der Gesellschaft 1800—1824. 

das Werk wurde aber den Actenbänden thatsächlich nicht ein- 
verleibt 

Mehrere Jahre hindurch beschäftigte sich die Gesellschaft mit 
dem Projecte, eine Topographie Böhmens zu verfassen und heraus- 
zugeben; doch gelangte es vor der Hand zu keinem Ergebniss. Das 
Bedürfniss einer Topographie, welche namentlich in ihrem statistischen 
Theile vollständiger wäre, als die von Jaroslav Schaller in den J. 
1785 — 1791 herausgegebene, muss sich damals vielseitig fühlbar ge- 
macht haben, denn sobald die napoleonischen Kriege ausgetobt hatten, 
wurden dergleichen Unternehmungen von mehreren Seiten anger^ 
und befürwortet Der erste, welcher sich meldete, war Johann Gott- 
fried Sommer, derselbe, welcher später 1833 — 1849 in der That ein 
solches Werk zu Stande brachte. Schon unter dem 11. Jänner 1815 
legte er dem damaligen Oberstburggrafen Franz Anton Grafen Lieb- 
steinsky von Kolovrat den Plan einer Topographie Böhmens vor, und 
bat denselben „um Erlaubniss zu einer geographischen Bereisung des 
Königreichs Böhmen und um Empfehlung an die Kreisämter ;^ Sommer 
wollte auf seiner Reise den Beamten, Geistlichen und anderen fähigen 
Männern den Plan und zwei Fragebögen vorlegen, worin eine grosse 
Anzahl schematischer, zur Beschreibung eines Dominiums und einer 
Stadt gehörigen Fragen enthalten war, deren Beantwortung er sich 
erbitten wollte. Dem Grafen Kolovrat gefiel wohl das Project, nicht 
aber der Projectant, „ein seit einigen Jahren in Böhmen sich auf- 
haltender Ausländer;" daher hat das Gubemial-Präsidium dem Bitt- 
steller Sommer „die angesuchte Bewilligung zu der Landesbereisung 
und zur örtlichen Sammlung der bezeichneten Materialien unter ämt- 
licher Anempfehlung versagt," und unter dem 17. Februar 1815 an 
die k. böhm. Gessellschaft der Wissenschaften seine Ansicht eröffnet, 
welche dahin gieng, „dass ein Unternehmen dieser Art am sichersten 
und zweckmässigsten von einem Vereine vaterländischer Gelehrten 
auszuführen sein dürfte, bei welchen jedes Bedenken gegen die vor- 
zunehmende Bereisung des Landes und gegen die örtliche Erhebung 
der erforderlichen Notizen wegfiele." Die Gesellschaft wurde gefragt, 
ob und auf welche Art sie die Umarbeitung und Ergänzung der Schal- 
lerischen Topographie zu unternehmen bereit wäre. Die Gesellschaft 
berieth über diese Aufforderung, und nachdem ihr Mitglied Gerstner 
mit dem Oberstburggrafen eine mündliche Rücksprache darüber ge- 
nommen hatte, gab sie dem Landespräsidium ihre Bereitwilligkeit 
kund, zur Beförderung und Herausgabe des nützlichen Werkes niit- 
zuwirken; nach der Meinung der Gesellschaft sollte die Beschaffung 



Das Project einer Topographie Böhmens. 137 

Statistischer und anderer Daten durch die Kreis- und Wirtschaftsämter 
besorgt werden, auch sollte der beabsichtigen Topographie eine Ein- 
leitung über die physikalischen und statistischen Verhältnisse des 
Landes im Allgemeinen vorangeschickt werden; und da bei der Ge- 
sellschaft nicht leicht ein Mitglied zu finden war, welches die Bear- 
beitung dieses Theiles übelnehmen könnte, so sah man sich „be- 
müssigt, dies&lls die höhere Anordnung des Landespräsidiums anzu- 
sprechen." 

Andererseits interessirte sich der GesoUschaftspräsident Oraf 
Chotek um die Sache; er schrieb unter dem 30. Mai 1815 an die 
Gesellschaft: „Vor einiger Zeit las ich in den Prager Schönfeldschen 
Zeitungen eine Ankündigung, dass der Herausgeber gesonnen sei, die 
Schallerische Topographie Böhmens zu überarbeiten. Dieses, und zwar 
in einer viel bedeutendem Hinsicht (wie ich es schon vor zwei Jahren 
dem H. von Gerstner eröffnete), zu bewirken, war schon längstens 
meine Absicht, und ich hegte die Hoffnung, dass auch Mitglieder 
unseres Vereins sich geneigt zeigen würden, bei diesem dem Vater- 
lande und unserer Gesellschaft Ehre bringenden Unternehmen mir 
beizustehen, und jeder nach dem Fache, welches er sich eigen gemacht 
und das er lieb gewonnen hat, Beiträge zu liefern, und seiner Zeit 
ein grösseres — im Geschmacke der berühmten Voyages und De- 
scriptions pittoresques anderer Länder — jedoch nach einem ver- 
besserten Plane bearbeitetes Werk im grösseren Format mit den nö- 
thigen Kupferstücken, wovon ein kleiner Auszug in 8^ und ohne 
Kupfern für minder Vermögliche zugleich geliefert werden könnte, 
in das Licht treten lassen zu können ... Zu den nöthigen Voraus- 
lagen eines solchen etwas kostbaren Werkes, welches übrigens, wie 
ich hoffe, nicht ohne Unterstützung unserer Stände und einiger ver- 
möglichen und aufgeklärten Böhmen bleiben würde, gedächte ich 
selbst mit Vergnügen einen Tlieil der Anfangs erforderlichen Summe 
vorzuschiessen"* oc. Die in diesem Briefe niedergelegte Idee lief wohl 
üirer Zeit um zwei Menschengenerationen voraus, doch bleibt sie zur 
Charakterisirung der Gesinnung ihres Urhebers immer interessant. 
Die Gesellschaft berieth darüber in einer besonderen Sitzung, man 
liess dann den Brief auch bei allen Mitgliedern rolliren, damit jeder 
den Gegenstand in Erwägung ziehen und sich erklären möge, ob 
nnd welche Beiträge er zu dem Werke zu liefern gedenke. Das ein- 
zige Besnltat aller dieser Erwägungen bestand jedoch in dem auf- 
richtigen Geständniss, welches der Gesellschaftssecretär unterm 21. Sep- 
tember 1815 dem Präsidenten mittheilte, dass nämlich die wenigen 



138 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

Mitglieder, aus welchen die Gesellschaft, dermalen besteht, nicht in 
der Lage seien, an dem vorgeschlagenen, sehr wünschenswerthen 
Werke theilzunehmen ; unter einem schickte man dem Präsidenten 
Abschriften der mit dem Oberstburggrafen über diesen Gegenstand 
angefangenen CoiTespondenz. 

Auch Josejyh EickUr, damals Professor der Geographie und Ge- 
schichte am Kleinseitner Gymnasium, befasste sich mit dem Plane, 
ein topographisch-geschichtliches Lexikon von Böhmen zu verfassen, 
und wandte sich am 18. Februar 1816 ebenfalls an das Landesgu- 
bernium mit der Bitte, die Behörden zur Beantwortung eines von ihm 
vorgelegten Quästionärs zu veranlassen. Das Landespr&sidium wies 
diese seine Bitte ab, forderte aber den Professor auf, an der von der 
Gesellschaft der Wissenschaften vorzunehmenden Beschreibung Böhmens 
theilzunehmen. Eichler stellte jedoch unter anderen die Bedingung, 
es möchte ihm allein die Beschreibung aller Kreise ohne Einmischung 
irgend eines anderen Mitarbeiters überlassen werden. Das Landes- 
präsidium antwortete ihm unter dem 5. Juli 1816, dass sich auf die 
von ihm verlangten Bestimmungen nicht eingelassen werden könne, 
und man dabei auch von dem Wunsche, er möge sich behufs des 
topographischen Werkes der Gesellschaft der Wissenschaften beige- 
sellen, abstehe. 

In Folge des von der Gesellschaft geäusserten Wunsches, ein 
Nichtmitglied als Mitarbeiter für das topographische Werk zu be- 
kommen, Hess das Landespräsidium im Wege der k. k. Stadthaupt- 
mannschaft und Polizeidirection den k. k. Landrath Wenzd Schönherr 
einladen, an der Bearbeitung einer verbesserten Topographie Böhmens 
bei der Gesellschaft theilzunehmen. Schönherr erklärte am 14. Man 
1816, dieser Aufforderung gerne nachkommen zu wollen, weil er, wie 
ihm Graf Kolovrat nachrühmte, die Geschichte und Verfassung Böhmens 
zum Gegenstande seines Privatstudiums gemacht hatte und im Besitze 
schätzbarer Urkunden und Materialien zu diesem Behufe sich befeuuL 
Das Landespräsidium forderte am 20. April 1816 die Gesellschaft 
auf, im Einverständnisse mit Schönherr den Plan der beabsichtigten 
Topographie zu entwerfen und denselben mit der „Anzeige der Daten 
und Auskünfte, die mittels der k. Kreisämter erhoben werden soUen, 
und der sonstigen Hilfsquellen, wozu die Regierung und die Landes- 
behörden behilflich sein müssten," demselben seiner Zeit vorzulegea 
Nun wurden in der Gesellschaft mit Schönherr Berathungen über den 
Gegenstand gepflogen und Pläne entworfen. Am 15. Juni 1817 einigte 
man sich dahin, vorläufig nur mit der Beschreibung eines einzigen 



Topographie. Medaillen. 139 

Kreises den Anfang zu machen und dazu den Berauner Kreis zu 
wählen, weil dessen Kreisamt sich in der Hauptstadt selbst befand. 
Am 15. Juli 1817 theilte man diesen Beschluss dem Landespräsidium 
mit dem Beifügen mit, Schönherr wolle indessen die Staatskunde 
nach seinem Entwürfe bearbeiten. Zugleich legte man Fragebögen 
vor, zu deren Beantwortung die Behörden aufgefordert werden sollten. 

Seit dieser Zeit wird der Angelegenheit in unseren Quellen nicht 
weiter erwähnt. Nur aus einem Berichte, welchen der Gesellschafts- 
secretär am 23. Juli 1824 an den Präsidenten richtete, erfahren wir, 
dass damals „von der Schallerischen Topographie wegen bedeutender 
Druckkosten keine Rede mehr" war. — 

Die wissenschaftlichen Leistungen, welche sich in dem von der 
Gosellschafb gepflegten Bereiche bewegten, belohnte dieselbe wie früher 
so auch in diesem Zeiträume einigemal mit ihren silbernen Medaillen^ 
wenn jene ihr vorgelegt wurden oder wenn die Verfasser in ein Ver- 
hältniss zu ihr zu treten wünschten; zuweilen galt die Zuerkennung 
einer Gesellschaftsmedaille als ein minderer Grad jener Auszeichnung, 
welche von der Gesellschaft durch Wahl zu ihrem ausserordentlichen 
oder auswärtigen Mitgliede ertheilt wurde. Im J. 1804 wurde die 
grossere Medaille dem auswärtigen Mitglied Christian G. Pötzsch 
in Dresden dafür zuerkannt, dass er seine „Kurze Darstellung der 
Geschichte über das Vorkommen des gediegenen Eisens" (Dresden 
1804, SS. 119 in 8^) der Gesellschaft dedicirte und 100 Exemplare 
davon derselben überschickte. Im J. 1803 überreichte der Exjesuit 
Franz Svenda drei Exemplare eines neu erschienenen Bändchens 
seiner böhmisch geschriebenen Geschichte der Stadt Königgrätz; auf 
Dobrovsky'ö Antrag beschloss man, zur weiteren Aufmunterung des 
Verfassers demselben eine kleinere Medaille zu geben. Im J. 1818 
wird es als eine von der Gesellschaft beobachtete Übung erwähnt, 
dass jedes neu aufgenommene ordentliche Mitglied eine kleine Medaille 
bekomme. 

Ihrerseits hat es die Gesellschaft als eine Auszeichnung ange- 
sehen, dass zu der von der österreichischen Regierung im J. 1817 
veranstalteten naturwissenschaftlichen Expedition nach Brasilien zwei 
von ihren Mitgliedern, MDr. J. Pohl und MDr. J. C. Mikan, aus- 
ersehen wurden. Letzterer kehrte nach zwei Jahren nach Böhmen 
zurück, ersterer hat sich durch diese Unternehmung dem Lande und 
der Gesellschaft entfremdet, indem er nach einem dreijährigen Auf- 
halte in Brasilien die Custos-Stelle bei den kaiserlichen Naturalien- 
Sammlungen in Wien übernahm. 



140 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

Als ein Verdienst der Gesellschaft mag auch angeführt werden, 
dass durch ihr Zuthun der Codex Tdlmbergicus nach Prag kam, und 
hier bekannt und den vaterländischen Geschichtsforschern zugänglich 
gemacht wurde. Den genannten Codex, in welchem sich wichtige 
Bestandtheile des Inhaltes der im J. 1541 abgebrannten Landtafel ab- 
schriftlich erhalten haben, lernte Dobrovsky kennen, und auf seinen 
Antrag entlehnte die Gesellschaft denselben 1818 von dem Cister- 
cienser-Kloster Osek; nach zwei Jahren kam das werthvolle Buch 
von der Gesellschaft in das neugegründete vaterländische Museum, 
welchem es der Oseker Stiftsabt Benedict Venusi zum Geschenke 
gemacht hat. 

Die Samirdungen der Gesellschaft erfuhren auch in diesem Zeit- 
räume mannigfache Vermehrungen. Das neue Mitglied Kaiina berei- 
cherte seit 1818 die Antiquitäten-Sammlung durch alterthfimliche Funde, 
welche er bei seinen Ausgrabungen machte. — Die Bibliothek mehrte 
sich durch Geschenke, mit welchen sowohl Mitglieder, als auch aus- 
wärtige Personen die Gesellschaft bedachten ; auf eigene Kosten hielt 
die Gesellschaft einige wissenschaftliche Zeitschriften und completirte 
einige Werke, welche sie unvollständig bekommen hatte. Im J. 1818 
übernahm es Bolzano, einen Catalog zu der Gesellschaftsbibliothek 
abzufassen. — Johann F. Opitz, Bankalinspector in Cäslau, erbot sich 
im J. 1807 seine literarische Chronik von Böhmen, welche er aus einer 
Unmasse von Excerpten zusammen zu stellen unternommen hatte, der 
Gesellschaft für den Fall seines Todes zu schenken; die Gesellschaft 
verehrte ihm dafür die ganze Serie ihrer Abhandlungen und eine Medaille. 
Als Opitz am 11. Jänner 1812 starb, gelangte sein handschriftliches 
Werk, bestehend aus 25 Foliobänden, an die Gesellschaft. Sein Sohn 
Philipp Opitz, obwohl noch jung, machte der Gesellschaft schon im 
J. 1812 das Anerbieten, sein Herbarium von 4000 Exemplaren nebsl 
dem dazu gehörigen Commentar und die von ihm erst angefangene 
Insecten- und Mineralien-Sammlung nach seinem Tode der Gesellschaft 
zu übergeben. — Die Mineralien-Sammlung der Gesellschaft wurde 
im J. 1815 von Pohl neu geordnet. — Einige physikalische Apparate, 
welche die Gesellschaft besass, wurden zeitweilig an die standische 
technische Lehranstalt geliehen; dies war z. B. 1813 mit der nach 
Gruber ererbten Elektrisirmaschine und Luftpumpe der Fall, und im 
J. 1818 borgte sich der Director Gerstner das von ihm selbst im 
J. 1794 construirte Modell eines hölzernen Doppelgebläses aus. Der 
Emerysche Chronometer, welchen sich die Gesellschaft im vorherge- 
henden Zeiträume anschaffte, leistete nun, nachdem er 1804 in Wien 



Sammlungen. 14t 

Breinigt war, ganz gute Dienste ; am meisten wurde er benützt vom 
stronomen David auf seinen Reisen behufs Bestimmung geographi- 
;her Längen, später auch von dem neuen Mitgliede Bittner, und im 
. 1821 wurde er auf kurze Zeit an Franz Hallaschka behufs geogra- 
hischer Vermessungen im Erzgebirge geliehen. 

Von dem äusseren Umfang der Sammlungen, welche im Gesell- 
shaftssaale aufgestellt waren, kann man sich einigermassen eine Ver- 
teilung daraus machen, dass im J. 1818 die Naturalien acht Kästen 
illten und man den Beschluss fasste, zwei neue Kästen von der- 
slben Form für die Bibliothek anfertigen zu lassen. Im J. 1820 er- 
ihren wir, dass die Gesellschaft, als sie sich zum Empfange des kai- 
ßrlichen Besuches vorbereitete, unter anderem beschlossen hat, einen 
rossen Minei*alienkasten aus ihrem Saale zu entfernen, die iür sie 
rauchbaren Mineralien abzusondern und zurückzubehalten, und die 
brigen sammt dem Kasten zu verkaufen; dafür sollten fünf neue 
tücherkästen aufgestellt werden. Ausser diesem sind auch andere und 
Itere Anzeichen dafür vorhanden, dass die Gesellschaft in diesem 
^itraume nicht mehr an eine unbeschränkte Vermehrung ihrer Samm- 
imgen dachte. Im I. 1806 trug das alte ordentliche Mitglied Joseph 
ilayer der Gesellschaft an, ihm 35 Stück Präparate und Naturalien in 
!7eingeist um 87 fl. abzukaufen ; die Gesellschaft lehnte diesen Antrag 
nit der Motivirung ab, dass sie „ihre Einkünfte auf Preisaufgaben 
ind Verlag eigener Werke zu verwenden gesinnt ist." Man machte 
sich auch schon mit dem Gedanken vertraut, sich einzelner Partien 
1er Sammlungen zu entäussern. Im J. 1811 wurde beschlossen, das 
vor Jahren von Gerstner construirte Modell einer Wasserstossmaschine 
am 500 fl. in Bankzetteln an das technische Institut zu überlassen; 
Durector Gerstner bot dafür höchstens 120 fl. W. W., weil er diese 
Maschine um diesen Preis neu anzuschaffen im Stande sei; die Ge- 
sellschaft gieng im Juni 1813 auf dieses Anbot ein, weil nicht leicht 
ein anderer Käufer sich melden würde. 

Von Personen, welche ausserhalb der Gesellschaft standen, wurde 
lange Jahre hindurch versucht, die Sammlungen derselben um einen 
bedeutenden Theil zwangsweise zu vermindern ; dawider sträubte sich 
jedoch die Gesellschaft aus allen Kräften. Professor Franz Berger, Di- 
rector des Naturalien-Cabinets an der Prager Universität, trat im J. 1815 
mit der Behauptung auf, die im Gesellschaftssaale befindliche Conchylien- 
wmmlung gehöre dem Naturalien-Cabinet ; er berief sich auf ein im J. 
1775 verfertigtes Inventar des Cabinets, und setzte hinzu, der verstor- 
bene Graf Franz Kinski hätte die Conchylien dem Naturalien-Cabinet 



142 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

geschenkt, und der verstorbene Dr. Johann Mayer hätte sie in d 
Gesellschaftssaal fibertragen lassen. Das Gubernium richtete an d 
Gesellschaft zunächst die Anfrage, wann diese Übertragung und n 
wessen Bewilligung geschehen sei. Die Gesellschaft beschloss a 
7. Jänner 1816 diese Anfrage mit der Darlegung zu beantworte 
dass sie von ihrem ersten Präsidenten Fürsten von Fürstenberg eii 
kleine Sammlung von Naturalien, worunter sich auch Conchylien b 
linden, zu Geschenk erhalten habe, und sollte Johann Mayer als dam 
liger Gesellschaftssecretär diese oder andere Conchyliensammlui 
übertragen haben, so konnte es nicht anders als auf Anordnung Fü 
stenberg's als Besitzers derseben geschehen sein, und ohne Einve 
ständniss des damaligen Naturaliencabinets-Directors Grafen Einsl 
auch nicht ausgeführt werden, indem Johann Mayer niemals ein Vo 
Steher des kaiserlichen Naturalien-Cabinets gewesen sei, noch eii 
Anstellung bei demselben gehabt habe. Das Gubernium forderte nu 
unter dem 28. November 1816 die Gesellschaft auf, dem medicinischc 
Studiendirectorate und dem Professor der Naturgeschichte F. Bei^( 
die Vergleichung der in ihrem Saale befindlichen Conchyliensammlun 
mit dem Inventar ddo. Prag 4. März 1775 der in dem Museo d( 
Clementinischen Collegiums befindlichen Naturalien zu gestatten ; auc 
abgesehen von dem Ergebnisse dieser Vergleichung meinte das Gi 
bernium, die Conchyliensammlung „au und für sich genommen gehör 
in das k. k. Naturalien-Cabinet." Der Advokat und späteres Gesell 
Schaftsmitglied Kaiina setzte für die Gesellschaft gegen diesen Auftra: 
eine schneidige Vorstellung auf, worin er das Eigenthumsrecht de 
Gesellschaft zu der Conchyliensammlung vornehmlich durch den offen 
tlichen, ruhigen und über 30 Jahre dauernden Besitz begründete 
und den von der Gegenseite auf das Inventar gestützten Rechtsan 
Spruch mit der Bemerkung zu beseitigen trachtete, dass einseitig aus 
gefertigte Urkunden nie für den Aussteller beweisen können, dem 
sonst „wäre es ein Leichtes, sich fremde Bücher und Naturalien zi 
verschaffen, wenn man nur nöthig hätte, sie in den eigenen Catalo^. 
einzutragen." 

Nach dieser Dosis advokatischen Salzes ruhte der Streit mehrere 
Jahre, bis das Gubernium unter dem 22. Februar 1822 seinen frü- 
heren Auftrag zur Vergleichung der Conchylien mit dem Inventar 
erneuerte, „da nach einer von dem medicinischen Studiendirectorat 
anher vorgelegten Protokollserklärung des Naturaliencabinets-Ver- 
wahrers Wenzel Forman die im Sitzungssaale aufgestellten Inventar- 
stücke früher auch wirklich in dem k. Naturaliencabinet sich befunden 



Strittige Conchyliensammlang. 143 

aben sollen, und Forman deren Übertragung in den erwähnten 
itzungssaal selbst besorgt haben will." Die von Kaiina concipirte 
ntwort stimmt im Wesentlichen mit dem zusammen, was man schon 
or 5 Jahren dawider eingewendet hat. Man bat, das Gubernium möge 
ie Gesellschaft von der angetragenen Vergleichung der Conchylion 
)8sprechen und das k. k. Naturaliencabinet auf den Rechtsweg ver- 
reisen. In dem fraglichen Inventar waren im Ganzen 317 Stück Con- 
hylien angeführt, welche sammt anderen Naturalien am 4. März 
775 die Cameraladministration dem Grafen Kinsky für das Natura- 
iencabinet übergeben hatte. Die Kammerprocuratur brachte nun unter 
em 21. April 1823 im Auftrage des Guberniums und Namens des 
:. k. Naturaliencabinets die Sache vor das k. k. Landrecht; sie be- 
lauptete, „die Gonchyliensammlung und der grosse gläserne Kasten 
iiit böhmischen Producten ausgeziert," welche sich im Gesellschafts- 
aale befinden, gehören nach Ausweis der Invcntarien dem Naturalien- 
abinet. Zunächst wurde von der Kammerprocuratur die gerichtliche 
Sinvemehmung des alten Wenzel Forman als Zeugen der erfolgten 
Übertragung jener Cabinetsstücke in den Gesellschaftssaal zum ewigen 
jedächtnisse angesucht und vom Landrecht bewilligt. Dieser Zeuge 
^ an, die Gonchyliensammlung sammt den Kästen, in welchen sie 
lufbewahrt wurde, so wie der Glaskasten mit böhmischen Producten 
Otiten auf Veranstaltung des ehemaligen Naturaliencabinets-Directors 
wegen Mangels an Raum aus dem Naturaliencabinet in den Saal der 
Gesellschaft übertragen worden, und Zeuge habe diese Übertragung 
selbst besorgt. Von einer Intervention Johann Mayer's, welche ur- 
sprünglich vom Professor Berger behauptet wurde, sagte nunmehr 
der Zeuge Forman nichts aus. Weiter ist dieser Rechtsstreit in dieser 
Periode nicht gediehen. 

Recht unangenehm wurde die Gesellschaft in diesem Zeiträume 
von der ihr drohenden Gefahr berührt, die geräumigen und in jeder 
Hinsicht passenden Lomlitäten^ welche derselben unter Kaiser Joseph 
m Carolingebäude angewiesen wurden, zu verlieren oder wenigstens 
gegen andere minder passende vertauschen zu müssen. Schon im 
J. 1809, wo übrigens im Gesellschaftssaale ein Theil des Gewölbes ein- 
störzte und reparirt werden musste,*) machte das medicinische Stu- 

*) Nach dem Tagebache der GeseUschaft zahlte der Secretär 1809 „12. August 
fttrs R&amen des Saales im Carolin wegen neuen Daclistuhl 2 fl.; 19. Aug. 
f&rs Aasräumen der Kästen nach Einsturz des Gewölbes am 18. Aug. nach- 
mittags den Trägern 5 fl.; bei der gänzlichen Räumung wieder 3 fl.; 14. Dec. 
bei Einräumung der Kästen in den hergestellten Saal der Gesellschaft im 



144 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

diendirectorat den Versuch, diesen Saal im Tauschwege für gewisse 
medicinische Hörsäle zu erhalten, wurde jedoch durch Gubemialdecret 
vom 2. November 1809 mit diesem seinen Antrage abgewiesen. Nach 
12 Jahren trat das medicinische Studiendirectorat mit seinem Gesuche 
wieder auf: weil der anatomische Hörsaal zu dunkel und klein sei, 
so möge der grosse Sitzungssaal der Gelehrten Gresellschaft zu dem 
anatomischen Unterricht eingeräumt und adaptirt werden; die Lan- 
desbaudirection erhielt am 7. Februar 1822 vom Gubemium den 
Auftrag, den benöthigten Adaptirungsplan zu entwerfen und zugleich 
mit Beiziehung der Staatsgüteradministration und der Gelehrten Ge- 
sellschaft in den anderen drei Universitätshäusem womöglich ein 
anständiges Locale auszumitteln, welches als Sitzungssaal für die 
Gesellschaft der Wissenschaften geeignet wäre. Die Gesellschaft be- 
schloss beim Gubernium dagegen eine Vorstellung einzureichen, worin 
sie ihr Recht in Erinnerung brachte, welches sie durch die Gnade 
Kaiser Joseph's auf den Saal erworben habe, und auch darauf auf- 
merksam machte, dass in den übrigen drei Universitätshäusem sich 
kaum ein Locale finden werde, welches den Bedürfhissen der Gesell- 
schaft in Rücksicht auf ihren Büchervorrath und ihre Sammlungen ent- 
sprechen und [als ein Äquivalent für ihr gegenwärtiges Besitzthum 
angesehen werden könnte. Zugleich wendete sich die Gesellschaft an 
ihren Präsidenten Grafen Chotek und den Ehrenpräsidenten Grafen 
Vrbna, um sich ihren Schutz in dieser Angelegenheit zu erbitten. 

Am 9. März wurde eine Localcommission abgehalten und dabei 
der Gesellschaft der Antrag gemacht, statt ihrer Carolinlocalitäten 
den gegen die Zeltnergasse gelegenen Theil des ersten Stockwerkes 
des (sogenannten Buquoischen) Universitäts-Gebäudes N. C. 562-1 (eben 
wo die Gesellschaft nun ihre neuen im J. 1880 eingeräumten Locali- 
täten hat) anzunehmen. Durch Einschreiten vom 17. März 1822 weigerte 
sich die Gesellschaft diesen Tausch einzugehen, weil die ihr ange- 
botenen Localitäten weder hoch genug seien, noch genügendes Licht 
besitzen, überdies aber ihr Äusseres der Würde eines gelehrten Ver- 
eines nicht entspreche, welcher der einzige in der Monarchie ißt, 



Carolin dem Tliurmdiencr 1 fl." Der Tliürsteher der Gesellchaft Ignaz Biirg- 
holzucr bat unterm 25. Jau. 1810 um eine ausserordentliche Beisteuer, wei( 
er „bei Einstürzung des Saales mit Aus- und Einräumung viele Mühe us^ 
Sorge gehabt, und auch in Zukunft, um alles wieder an seine gehörige 
Stelle zu bringen, haben werde." Er erhielt von der Gesellschafit 26 fl-, 
und am 3. Juni 1811 wurde neuerdings „dem Thürsteher für seine McAp 
den Saal einzurichten, 50 fl. Belohnung von der Gesellschaft bewilligt" 



Neue Localitäten gesacht 145 

welcher nicht nur von fremden und inländischen Gelehrten, son- 
1 auch von den allerhöchsten Herrschaften des In- und Auslandes 
licht wird. Die Gesellschaft machte dem Gubemium auch die 
fende Bemerkung, dass für den anatomischen Unterricht ein allen 
Richten entsprechendes Locale in der Nähe des allgemeinen Kran- 
häuses leichter ausfindig gemacht werden könnte. Das Gubernium 

den gegen das im Buquoischen Hause angetragene Locale vor- 
rachten Einwänden Raum, so dass nichts anderes übrig bleibe, 
3 einstweilen bis zur Ausfindigmachung eines anständigen Locals 
se k. Gesellschaft in dem gegenwärtigen Sitzungssaale zu belassen, "^ 
leich aber ordnete es unterm 25. Juli 1822 an, ein solches Locale 
ireder in einem öffentlichen Fonds- oder in einem Privathause zu 
hen. 

Zur Schonung des Studienfondes, welcher bei Ausfindigmachung 

gesuchten Locals entweder einen von ihm bezogenen Wohnungs- 
3 hätte einbüssen oder einen solchen in einem Privathause bar 
richten müssen, machte das Gubernium am 12. April 1823 der 
Seilschaft den Vorschlag, „wegen Einräumung eines Locales zur 
fbewahrung ihrer Sammlungen mit dem vaterländischen Museum 
ein Übereinkommen zu treten, nach dessen Zustandebringung es 
ingeren Schwierigkeiten unterliegen würde, der k. Gesellschaft 
' Wissenschaften ein angemessenes Locale zur Abhaltung ihrer 
Zungen zu verschaffen." Daraufhin beschloss die Gesellschaft, dem 
bemium ihre Geneigtheit zur Abtretung ihrer Localitäten im Caro- 
am*) auszusprechen, wenn man derselben ein zu öffentlichen Siz- 
igen geeignetes Locale nebst den nothwendigen Räumen zur Auf- 
irahrung ihrer Bücher, Verlagsschriften, Manuscripte u, s. w., auch 
ler Wohnung für den Diener angewiesen haben werde, wodurch 

auch in den Stand gesetzt wäre, sich umso eher wegen der Über- 
lime des entbehrlicheren Theiles ihrer Sammlungen mit dem vater- 
idischen Museum ins Einverständniss zu setzen. Gleichzeitig schickte 
5 Gesellschaft die Abschriften dieser Actenstücke ihrem Präsidenten 
•afen Ghotek und trug ihm vor, man wolle ihr den Sitzungssaal 
tziehen, ohne zuvor für ein anderes anständiges Local gesorgt zu 
hen. „Um sie desto leichter abzufertigen, muthet man der Gesell- 
liaft sogar zu (wie man unter der Hand vernimmt), dass sie ihre 
tzangen im Museumsgebäude auf dem Hradschin halten könne." 

*) Dieselben werden bei dieser Gelegenheit folgenderm aasen specificirt: Ein 
grosser Sitzungssaal sammt einem Nebenzimmer für Bücher und Instrumente, 
auch einer Wohnung für den Diener sammt Küche und drei Vorhäusern. 

10 



X46 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

Die Gesellschaft stehe „in Gefahr aufgelöst zu werden," und 
sich daher an den Präsidenten mit der Bitte, derselben seinen 
angedeihen zu lassen, und sie durch seinen Einfluss auch fem 
recht zu erhalten. Der Präsident verlangte unter dem 22. Mj 
noch einige Auskünfte, um dann das Anliegen dem Kaiser 
oder dem Minister des Innern vorzutragen. 

Im Auftrage des Guberniums wurden für die Gesellscha 
Localitäten gesucht, was nun im Hinblicke auf die Annahme 
schien, dass die Gesellschaft „einen Theil ihrer Sammlung, de 
bei ihren Sitzungen und currenten Geschäften nicht durchaus 
bei dem vaterländischen Museum aufzubewahren gedenkt." ] 
Gesellschaft wurden Localitäten im ersten Stockwerke des 
moschen Stiftungshauses in der Zeltnergasse N, C. 597-1 in Vc 
gebracht , und die Gesellschaft zeigte sich durch Beschlui 
10. August 1823 geneigt, dieselben anzunehmen, obwohl sie, 
die für die Zwecke der Gesellchaft benutzbare Höhe des Gesell 
Saales durch zwei Stockwerke im Carolinum erwogen wird," bei 
Austausche wenigstens dem cubischen Inhalte nach verliere ; n 
langte sie, dass der Studienfond, welchem die bisherigen Gesell 
Localitäten im Carolinum zu Gute kommen sollten, den Zins 
neuen Localitäten im Millesimoschen Hause zahle, und dass d 
teren zn ihrem neuen Zwecke von der Landesbaudirection ; 
werden. 

Die letzten Stadien, welche diese Angelegenheit vor 
dieser Periode machte, sind zweien zwischen der Gesellsch 
ihrem Präsidenten gewechselten Briefen zu entnehmen. Graf 
schrieb von Wien am 16. Mai 1824, er hege Besorgnisse, ( 
Gesellschaft in Prag, so wie er in Wien, „keine befriedigend 
ontscheidung über das Locale unserer Sammlungen, des Versam 
saales und einiger anderer Punkte erhalten habe." Er bedauc 
Verlust des Ehrenpräsidenten Grafen Vrbna, auf dessen Mit' 
er dermalen so vertrauensvoll zählte. „Inzwischen habe ich (; 
der Präsident weiter) doch meine Pflichten als Ihr gewählter V( 
nicht vernachlässigt, und deshalb eigens Sr. Majestät einen ui 
nigsten Vortrag mit Berufung auf jenes, was Sie, würdigster 
sellschaftssecretär, der Herr von Gerstner und die Hh. Grafei 
berg Allerhöchst demselben vortragen würden, erstattet." — In 
Jahre kam Kaiser Franz wieder nach Prag, und die Gesc 
wollte bei dieser Gelegenheit ihren 8. Actenband dem Moi 
überreichen und ihn um Beibehaltung des Sitzungssaales im 



Localitäten. Ein Museumsproject. 147 

en ; doch unterblieb beides, weil Geratner die Biographie des Ver- 
rbenen Ehrenpräsideuten Grafen Vrbna, welche man jenem Bande 
schliessen wollte, nicht fertig gestellt hatte. Der Gesellschaftsse- 
tär berichtete diurftber unter dem 23. Juli 1824 an den Präsidenten 
l fügte bei, der Kaiser hätte seinen (Chotek's) Vortrag in Prag 
alten und hätte denselben vor seiner Abreise dem Oberstburggrafen 
irgeben ; die Frage, wer den Zins im Millesimoschen Stiftungshause 
len soll, mache den grössten Anstand. 

Eine Entscheidung erfolgte in diesem Jahre ebenso wenig in 
Angelegenheit der Localitäten, welche die Gesellschaft zu behalten 
aschte, wie in jener der Sammlungen, welche im Museum zu unter- 
agen wären. Es verdient erwähnt zu werden, dass sich die Gesoll- 
aft einige Zeit mit dem Gedanken trug, ein naturhistorisches Museum 
derselben Weise anzulegen, in welcher das vaterländische Museum 
i 1818 ins Werk gesetzt wurde. Das ordentliche Mitglied Polil 
cht^ nämlich in die Sitzung vom 17. März 1816 einen dahinge- 
iden Vorschlag, die Gesellschaft möge an alle Naturfreunde Böhmens 
en Aufruf mit der Aufforderung richten, passende Gegenstände aus 
5n drei Naturreichen zur Bewerkstelligung einer allgemeinen Samm- 
g böhmischer Naturproducte bei der Gesellschaft zu schenken. 
( Gesellschaft erklärte sich mit diesem Vorschlage im Allgemeinen 
verstanden und geneigt, eine nähere Auseinandersetzung desselben, 
[che Pohl auszuarbeiten hätte, in Berathung zu ziehen. Der Antrag- 
Uer Pohl ist diesem Verlangen nachgekommen und hat den £nt- 
rf des beabsichtigten Aufrufes ausgearbeitet. Doch beschäftigte 
li die Gesellschaft mit diesem Vorschlage nicht weiter, weil der 
danke der Gründung eines Museums gleichzeitig auch von andern 
ten angeregt und unter der Ägide des damaligen Oberstburggrafen, 
afen Franz Anton Liebsteinsky von Kolovrat, bald seiner Realisirung 
jeführt wurde. 

Die äusseren Verhältnisse waren der Pflege der Wissensdiafieu 
der österreichischen Monarchie während dieses Zeitraumes durchaus 
*( günstig^ und zwar nicht nur während der Kriegsdauer, sondern 
ch später. Bitter beklagte sich darüber JUDr. Karl F. Suntinger, 
1 er am 17. Juni 1813 von Wien aus ein Exemplar seiner geschicht- 
hen Werke an die Gesellschaft schickte ; es hätten sich mehrere (so 
Web er unter anderem), zum Theil hohe Personen vor wenigen 
hren alle Mühe gegeben, eine allgemeine Akademie der Wissen- 
liaften in Wien zu errichten; allein diese Bemühungen seien ge- 
eitert, und die k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften sei noch 

10* 



148 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

immer die einzige Akademie, welche in den vielen Ländern d 

narchie existire, wo „der Gelehrte und die wissenschaftliche 

dienste nichts weniger als wirklich geachtet und ernstlich ge 

werden.^ Suntinger war nicht abgeneigt, gerade „diesem Man 

Geschmackes an Wissenschaften die Schuld an dem Verluste s 

Lander und der traurigen Katastrophe unserer Finanzen" beizu: 

Es mögen hier einige Massregeln erwähnt werden, welche 

Gelehilen jener Zeit ein beengendes Gefühl hervorzubringen g 

waren. Am 29. Mai 1813 erschien eine gedruckte Circular-Verc 

des böhmischen Landesgubemiums, worin es hiess: „So sehi 

Majestät zum besonderen Wohlgefallen gereichet, wenn die Vei 

inländischer Gelehrten auch vom Auslande anerkannt werden, s< 

Se. Maj. in Folge höchsten Cabinetsschreiben vom 10. Mai 1. 

für nöthig, jeden Ihrer Unterthanen, dem die Aufnahme als I 

einer fremden gelehrten Gesellschalt zu Theil werden sollt 

drücklich zu verpflichten, dass er vorläufig Sr. Maj. Geneli 

dazu ansuche, und vor Erlangung derselben sich in keinei 

erlaube, von der ihm angetragenen Ehrenauszeichnung einen G 

zu machen; auch befehlen Se. Maj., dass jene Individuen, wel 

Erlassung dieser allerhöchsten Anordnung in auswärtige gelel 

Seilschaften aufgenommen wurden, hievon nachträglich bei ih 

hörde die Anzeige zu machen haben, wornach Sr. Majestät 

die sämmtlichen Eingaben in einem gemeinschaftlichen Verze 

vorgereicht werden sollen." Ein Gegenstück zu dieser Ver( 

wurde der Gesellschaft vom Gubernium am 16. Jänner 1819 mitj 

wornach „Se. Majestät mit ah. EntSchliessung vom- 16. Novenil 

anzubefehlen geruht haben, dass die Annahme von Diplomen, wel 

wissenschaftlichen Privatvereinen herrühren, in keinem Fall ^ 

werden dürfe." — Eine mit dem Studienhofcommissions-Decr< 

10. October 1816 herabgelangte Normal Vorschrift bestimmt 

ausser den Professoren Niemandem ein Buch aus der öffe 

Bibliothek geliehen werden darf, und dass Individuen, welche e 

zu lesen wünschen, um jene Zeit in die Lesezimmer sich 

können, in welcher die Bibliothek oflen gehalten wird. Als die 

Schaft sich um die Bewilligung bewarb, dass ihren Mitglieder 

wenn sie nicht Professoren sind, aus der Universitätsbibliothek 

nach Hause geliehen werden möchten, beschied das Gubem 

8. Mai 1819 dieses Ansuchen unter Hinweis auf jene all{ 

Normalvorschrift abschlägig. Auch die wiederholte Bitte wurd 

Gubernial-Erlass vom 30. Juni 1822 im allgemeinen wiedei 



Ungunst der Zeit. Gutachten. 149 

wiesen, das Landespräsidium erklärte sich aber bereit, „einzelnen 
Mitgliedern auf ihr besonderes Einschreiten die Bewilligung zum Aus- 
leihen der Bücher aus der k. k. Bibliothek zu ertheilen" und in vor- 
kommenden Fällen den diesfalligen nöthigen Auftrag an den Biblio- 
thekar zu erlassen. — Es ist zu bemerken, dass unter dem herr- 
schenden Regierungssystem, welches den Wissenschaften überhaupt 
wenig hold war, zwar auch die böhmische Gesellschaft der Wissen- 
schaften leiden musste, dass jedoch dieselbe über eine Missgunst, 
welche speciell ihr und ihren besonderen Zwecken gelten würde, sich 
dnrchans nicht zu beklagen hatte. 

Auch in dieser Zeitperiode geschah es noch einigemal, dass die 
Gesellschaft behördlicherseits um ihr 0%if<ichten angegangen wurde. 
Am 29. April 1802 fra^ das Gubernium an, wie sich der Minich 
aus der Joachimsthaler Fabrik zu jenem aus England eingeführten der 
Qualität nach verhalte. Diese Frage konnte die Gesellschaft, da sie 
kein chemisches Laboratorium besass, nicht genügend beantworten; 
man gab der Landesstelle den Rath, mit diesem Gegenstande den 
Professor der Chemie an der Universität zu beauftragen und auch 
die betreffenden Gewerbsleute darüber zu vernehmen. — Die Kam- 
merprocuratur suchte unter dem 3. September 1804 um ein Gutachten 
darüber an, ob dem Zachäus Winzler, Inhaber einer Salpeterplantage 
in Znaim, das höchsten Orts angesuchte Privilegium auf eine von 
Arm erfundene deutsche Thermolampe zu ertheilen sei; das von Gruber 
darüber abgefetöste Parere lautete nicht sonderlich günstig. Auch das 
Ho%esuch eines Karl Kretzer um Privilegirung seiner ökonomischen 
Handlungs- und Industrialzeitschrift wurde der Gesellschaft zur Be- 
gutachtung im J. 1805 vorgelegt. Im J. 1810 beschäftigte sich die 
Oesellschaft mit der Pinifung eines von Dr. Österreicher in Prag zu- 
lammengestellten Apparats oder eigentlich eines kleinen chemischen 
X^oratoriums, womit man schädliche Verfälschungen der Nahrungs- 
Büttel entdecken konnte. — Als ein Zeichen damaliger Zeiten mag 
hier noch erwähnt werden, dass die Gesellschaft von der k. k. Stadt- 
hauptmannschaft am 15. Juli 1814 ersucht wurde, ihre Mitglieder 
•flöchten die unter der Leitung der k. k. Polizeihofstelle in Wien er- 
^heinenden „Vaterländischen Blätter für den österreichischen Kaiser- 
*aat** literarisch unterstützen, und namentlich Beiträge zur Kenntniss 
ter Industrie und der Cultur der Länder einschicken, weil es der Wille 
h*. Majestät sei, dass jene Zeitschrift in ihrem Werthe gehoben werde. 

Wie in früheren Zeiten bethoilte die Gesellschaft auch jetzt ihre 
^tglieder und Gönner mit ihren Actenbänden ; in erster Reihe wurde 



150 Geschichte der Gesellschaft 1800—1824. 

immer darauf Bedacht genommen, dass dem Kaiser ein schön gebun- 
denes Exemplar durch den Präsidenten überreicht werde. Mit den 
Abhandlungen wurden stets auch einige grössere Bibliotheken be- 
schenkt, und in diese Zeit feilen auch die ersten Anfänge eines Wechsd- 
verkehres mit anderen gelehrten Geselhchaften, welcher in dem wechsel- 
seitigen Austausch der beiderseitigen Publicationen besteht Ein solcher 
Austausch einzelner Werke fand von Fall zu Fall auch mit Privaten 
statt, wenn dieselben durch Überreichung ihrer Schriften die Initiative 
ergriffen haben. Den ersten Anfang zu einem Wechselverkehre mit 
unserer Gesellschaft machte die k. k. mährisch-schlesische Gesellschaft 
zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in 
Brunn ; diese wendete sich an unsere Gesellschaft am 4. Februar 1816 
mit einer Note, worin sie im Allgemeinen den Wunsch aussprach, in 
eine nähere Verbindung zu noch kräftigerer Beförderung des vater- 
ländischen Wohls mit der böhmischen Gesellschaft zu treten, wobei 
sie dieser die Bestimmung der Modalitäten überliess^ unter welchen 
und in wie weit eine Vereinigung der Kräftie stattfinden könnte. Dieses 
Anbot wurde von unserer Gesellschaft ebenso freundlich erwiedert; es 
lag aber in der Natur der Sache, dass das praktische Resultat dieser 
Annäherung blos in dem beiderseitigen Schriftenaustausch bestand, 
welcher seither unter den beiden Gesellschaften stattfand. Als die 
zweite in der Reihe kam die Paduaner Centralsection des k. k. Insti- 
tute di Scienze, Lettere ed Arti, welche in eben demselben Jahre 1816 
sich unserer Gesellschaft zu einer wechselseitigen Conespondenz antrug. 
Diese bestand ebenfalls im gegenseitigen Austausch der Publicationen, 
der damit seinen Anfang nahm. — Auf Antrag des Grafen Franz 
Sternberg wurde in der Sitzung von 15. August 1819 beschlossen, 
dem in Begründung begriffenen Nationalmuseum je ein Exemplar von 
allen Abhandlungen der Gesellschaft zu schenken, und auch die alten, 
nicht mehr vorräthigen Actenbände zu diesem Zwecke zu erwerben 
und zu widmen. — Der Strassburger Buchhändler Levrault lud die | 
Gesellschaft 1823 ein, gegen ihre Abhandlungen ein Exemplar des 1 
vom Baron De Förussac in Paris erscheinenden Bulletin des Sciences 
zu übernehmen, worin dann auch Anzeigen über die wissenschaftlichen 
Leistungen der Gesellschaft erscheinen könnten ; die Gesellschaft nahm 
dieses Anbot gerne an, und bemerkte in ihrem Antwortschreiben vom 
28. Jänner 1824, nichts könne für ihre Mitglieder angenehmer sein 
als die Hoffnung, dass man endlich auch in Paris und London an- 
fange, von ihren wissenschaftlichen Arbeiten Notiz zu nehmen. 



Dobrovsky. 151 

Wissenschaftliche Arbeiten im historischen Fach 

1800— 1824. 

Das wissenschaftliche Feld, auf welches sich die geschichtlichen 
beiten der Gesellschaft in diesem Zeiträume beziehen, ist etwas 
3iter, als es in den früheren Zeitperioden war. Professor Mader 
tte nämlich im Mai 1801 den Antrag gestellt, es möchten in die 
ihandlungen der historischen Classe auch solche Aufsätze aufge- 
mmen werden, welche nicht Böhmen, sondern andere Länder be- 
ffen ; er begründete seinen Antrag zunächst dadurch, dass es wenig- 
sns ihm leichter wäre, Beiträge aus der Geschichte anderer Länder 

liefern. Mader's Wunsch wurde von den übrigen Mitgliedern der 
ttorischen Classe gebilligt. Ausser Mader hat jedoch kein ordcnt- 
hes Mitglied von dieser Erweiterung des Zweckes der Gesellschaft 
»brauch gemacht 

Die wichtigsten historischen Aufsätze in dieser Periode verdanken 
r der bewährten Feder Abb6 Dobrovsky s. In diesem Zeitabschnitte 
irieb und veröffentlichte er seine berühmten Kintisckeii Verseuche, 
5 ältere böhmUche Geschichte von späteren Erdit^ttmgen zti reinigen, 

sind im Ganzen 4 Abhandlungen; die erste behandelt Borivofs 
mfe\ sie erschien im J. 1803 und ist dem im J. 1804 vollendeten 
jten Octavbande der Abhandlungen eingereiht (SS. 111). Die zweite 
»handhmg betrifft; iwdmiYa und Drahomir (1807 Abh. 1811 SS. 87), 
5 dritte behandelt Wenzel und Boleslav (1819 Abh. 1820 SS. 119), 
d die vierte betitelt sich Oynll und Metkod (1823 Abh. 1824 
. 133). Alle diese kiitischen Versuche zeichnen sich durch die 
3ssen Vorzüge aus, welche die Nachwelt bei Dobrovskj^ zu bewundeni 
wohnt ist, und haben der böhmischen Geschichtsforschung wesen- 
che Dienste geleistet; alle diese Abhandlungen sind jedoch auch 
t wesentlichen sachlichen Fehlem behaftet. Mit der Benützung 
5ser kritischen Versuche verhält es sich ähnlich wie mit dem 
idium der Philosophie: der kritische Leser gewinnt durch deren 
ctüre viel, er lernt viel, seine Ansichten werden geläutert, durch 
mittelbare Betrachtung der geschichtsforschenden Methode Do- 
3vsk]^'s kann er deren Handhabung erlernen, — aber er wird nicht 

den Stand gesetzt, alle Resultate, zu welchen Dobrovsky gelaugte, 

acceptiren. Der ehrwürdige Lehrer wirkt jedoch selbst durch seine 
(rirrungen belehrend, indem er ein warnendes Beispiel dafür abgibt, 
e unzuverlässig die Schlussfolgerungen selbst der strengsten Kritik 



152 Wissenschaftliche Arbeiten 1800—1824. 

sein können. Nicht einmal, sondern leider oft ist es ihm geschehen, 
dass er eine Nachricht nur aus dem Grunde verwarf, weil er sie 
blos in den späteren, nicht aber in den ältesten Quellen gefunden 
hatte; seit Dobrovsky's Zeiten sind viele alte Geschichtsquellen neu 
entdeckt worden, von denen er keine Ahnung hatte, welche die mo- 
derne Kritik als die besten anerkennt, und in welchen wir Manches 
bestätigt finden, was der grosse Kritiker verworfen hat. Aus diesen 
nun erwiesenen Irrthüraem historischer Hyperkritik folgt für uns die 
Lehre, dass es nicht rathsam sei, alles schlechtweg für eine Erfin- 
dung späterer Legendisten oder Chronisten hinzustellen, wofür man 
keine gleichzeitigen Quellen besitzt. 

Die Abhandlung über Borivofs Taufe kündigt sich als eine 
Fortsetzung jener Controversen, welche Dobrovsk^ schon zu Dobner's 
Lebzeiten angefacht hatte, dann aber aus Deferenz zu seinem greisen 
Gegner ruhen Hess. Dobrovsky's Hauptzweck bei dieser Abhand- 
lung bestand darin, die Ludmila-Legende Diffundmte sole^ insoweit 
sie über die Taufe BoHvoj's berichtet, einer eingehenden Kritik zu 
unterziehen und zu beweisen, dass sie nicht so uralt ist, wie Dobner 
vermeinte. Dieser Beweis ist ihm wohl gelungen, aber die sachlichen 
Schlussresultate, sowohl die negativen als die positiven, welche er 
vorbringt, sind davon weit entfernt, einen gerechten Anspruch auf 
erwiesene Gewissheit zu besitzen. Dobrovsk^ formulirt sie folgender- 
massen (S. 111): „Wenn doch Method nach einer alten Sage einigen 
Antheil an der Bekehrung Böhmens hatte, so konnte es kein anderer 
sein, als dass er den Herzog Borivoj in Mähren taufte, wogegen 
sich aber noch viel einwenden lässt" Wahrlich noch mehr lässt sich 
gegen die Kühnheit einwenden, welche aus der blossen Mangelhaftigkeit 
unserer Quellen statuiren will, was in der Vergangenheit nicht vor- 
handen sein konnte, obwohl aus jener Mangelhaftigkeit nur die Be- 
schränktheit unseres Wissens über das Geschehene sich folgerichtig de- 
ducircn lässt Und wenn Dobrovsky an seiner unerwiesenen Supposition 
festhält, woiTiach es seit dem J. 845 Christen in Böhmen gegeben 
hätte, und dabei die Nachricht von BoHvoj's erster Kirche in Levy 
Hradec verwerfend, die Erbauung der ersten Kirche in Böhmen dem 
Fürsten Spytihn6v zuschreibt, so muss man sich über die Lauheit 
seiner ersten Christen wundern, welche während eines halben Sacn- 
lums 84() — 895 keinen einzigen Kirchenbau ausgeführt haben. 

Auch in der Abhandlung über Ludmila und Drahomir druckt 
Dobrovsky die betreffenden Stellen aus der Legende DiffundenU sok 
ab und erläutert sie kritisch durch Vergleichung mit anderen Quellen. 



Dobrovsky. 1 53 

Wir lesen da (S. 8) auch eine Apologie seines hyperkritisclien Ver- 
&hren8, wodurch er Cosmas' Angabe über die Taufe Borivoj's als nicht 
genug alt und möglicher Weise auf einer Conjectur beruhend zu ent- 
kräften sucht, und derselben seine Vermuthung vorzieht, womach 
BoHvoj durch irgend einen von jenen deutschen Priestern, welche 
sich seit 845 in Böhmen aufgehalten hätten, getauft werden konnte, 
— obwohl er sich dessen ganz bewusst ist, dass die Existenz der 
fraglichen Priester in Böhmen blos auf einer Conjectur beruht, welche 
um 700 Jahre jünger als die Angabe des Cosmas ist. Dass das An- 
denken an ein Factum von solcher Wichtigkeit, wie die Taufe des 
letzten heidnischen Landesfürsten, wodurch die allergrösste Umwand- 
lung im Leben des Volkes und in den Verhältnissen des Landes 
eingeleitet wurde, durch eine lebendige Tradition beim fürstlichen 
Hofe und bei der Priesterschaft der Prager Hauptkirche in einer 
verlässlichen Form während zweier Jahrhunderte sich erhalten konnte 
ja mnsste, dies scheint Dobrovsky nicht beherzigt zu haben. — Pseudo- 
christian, welcher nach Dobrovsk^'s wahrscheinlicher Meinung etwa 
um das J. 1320 seine Legende compilirte, gibt einen Samstag fUr 
Ludmilens Sterbetag an; Dobrovsky vermuüiete (S. 45), Christian 
hätte den Samstag nur willkührlich angenommen, „da sich nirgends 
eine Spur entdecken lassen will, dass er uns unbekannte Denkschriften 
vor sich gehabt habe.** Nun ist uns eine Quelle bekannt, welche 
Christian ganz sicher vor sich gehabt hat und die zu Dobrovsky's 
Zeiten unbekannt war; es ist dies die von Wattenbach entdeckte 
Ludmila-Legende, welche ihrer Abfassung nach höchst wahischeinlich 
ins 10. Jahrhundert zurückreicht; auch diese Legende nennt den 
Samstag, und sie wird dabei von einem Prolog unterstützt, welcher 
in der slavisch-orthodoxen Kirche noch heut zu Tage gelesen wird, 
und dessen älteste jetzt bekannte Handschrift dem 13. Jahrhundert 
angehört Unrecht hat Dobrovsk]^ dem Pseudochristian gcthan, wenn 
er dessen Erzählung von dem grossen Einflüsse, welchen Ludmilens 
Mörder für einige Zeit erlangt haben, und von deren endlicher Be- 
strafung als Christian's „eigene, platte und muthwillige Erdichtung" 
bezeichnet, „die man nur zu überlesen braucht, um das Unwahr- 
Bcheinliche dieser fabelhaften Erzählung zu fühlen" (S. 53) ; die ganze 
so verurtheilte Erzählung hat Pseudochristian der Wattenbach'schcn 
Legende nachgeschrieben, welche eben durch eine sachgemässe Wieder- 
gabe weltlicher Begebenheiten excellirt und diesbezüglich den besten 
gleichzeitigen Chroniken gleichkommt. Nach Christian hat Drahomir 
ihren ermordeten Sohn Wenzel begraben lassen; Dobrovsky erblickt 



154 Wissenschaftliche Arbeiten 1800—1824. 

in dieser Angabe nur eine Vermuthung Christian's (S. 60); aber die 
altrussische Wenzelslegende, welche Vostokov in Petersburg gefunden 
hat und welche nun unter sämmtlichen Lebensbeschreibungen des 
heiligen Böhmenfursten die erste Stelle einnimmt, berichtet diesselbe 
Thatsache mit noch näheren Umstanden. 

In der Abhandlung über Wemd und Boleslav druckt Dobrovsky 
die ihm bekannte älteste Legende vom h. Wenzel ab und unterwirft 
sie einer kritischen Piüfung. Diese Legende ist diejenige, welche auf 
Geheiss des Kaisers Otto IL, und zwar, wie wir jetzt wissen, vom 
Mantuaner Bischof Gumpold geschrieben wurde ; für Dobrovsky hatte 
sie den grössten Werth, weil sie unter allen ihm bekannten Wenzels- 
legenden die älteste war; für uns aber, die wir die neu entdeckten 
slavischen Legenden, namentlich die Vostokovsche besitzen, hat die 
Gumpoldsche Legende sammt ihren Derivatis den geringsten Werth. 
Darin äussert sich der Fortschritt, welchen die Quellenkunde und 
Quellenforschung des St. Wenzeslaischen Zeitalters seit Dobrovisky 
gemacht hat; gewiss wäre es unbillig, aus dieser unserer glück- 
licheren Situirung einen Vorwurf gegen Dobrovsky zu formuliren. 

Was jedoch endlich die Abhandlung liber Qfrül und Meihod 
betrifft, so kann man von ihrem Urheber, dem grossen Meister der 
geschichtlichen Kritik, füglich sagen : Quandoque bonus dormitat Ho- 
merus. Die russische Legende vom h. Cyrill, welche Dobrovsk]^ aus 
einer Ausgabe vom J. 1759 kannte, hielt er für „ein neueres Mach- 
werk" (S. 9); die neuere Geschichtsforschung nennt diese Legende 
die pannonische, versetzt die Zeit ihrer ursprünglichen Abfassung un- 
gefähr zu dem Jahre 900, und betrachtet dieselbe als die verläss- 
lichste Quelle zur Geschichte der heiligen Slavenapostel. Zu ebenso 
verfehlten Urtheilen wurde Dobrovsk;^ durch seinen Hyperkriticismus 
hinsichtlich des griechischen Lebens des h. Clemens veranlasst; er 
will dem Verfasser desselben durchaus nicht glauben, dass er ein 
Schüler des genannten Heiligen wäre, ja er ist geneigt anzunehmen, 
derselbe habe die mährische Cyrill- und Method-Legende, welche im 
14. Jahrhundert entstand, vor sich gehabt (S. 11). Übereinstimmungen 
und Ähnlichkeiten, welche sich in beiden Legenden befinden, hat Do- 
brovsky nur zum Nachtheile der Clemenslegende gedeutet, während 
bei neueren Kritikern die mährische Legende durch dieselben in der 
Werthschätzung steigt. — Rücksichtlich des glagolitischen Alphabets 
wiederholt Dobrovsk]^ in dieser Abhandlung seine langgehegte An- 
sicht, dasselbe sei erst im 13. Jahrhundert aufgekommen. Die Schrift- 



Dobrovsky, Cornova. |55 

spräche des h. Cyrill erklärt er für „den alten, noch uu vermischten 
serbisch-bulgarisch-macedonischen Dialect" (S. 133). 

Dobrovsk^'s Beiträge zur Geschickte des Kelchs in Böhmen (1817 
Abb. 1818 SS. 27) enthalten Nachrichten über die Steintafeln, welche 
die Gesellschaft aus der Frohnleichnamskirche erhielt (s. S. 106), 
woran sich ein kurzer Abriss der Geschichte des Laienkelches in 
Böhmen in dem Zeiträume 1414 — 1436 knüpft. 

Auch eine sprachwissenschaftliche Abhandlung hat Dobrovsky 
in der Gesellschaft veröflfentlicht ; es ist ein Entvnirf zu einem all- 
gemeinen Etymologikon der slavischen Sprachen (1813 Abb. 1814 SS. 86). 
Des Verfassers Wunsch war, einen Impuls zur Abfassung eines ety- 
mologisch geordneten, vergleichenden Wörterbuchs der slavischen 
Sprachen zu geben. Schon dieser Entwurf bereicherte in ansehnlicher 
Weise die wissenschaftliche Erkenntniss der Verwandtschaften und 
Unterschiede unter den slavischen Sprachen, so wie auch der Mittel, 
deren sich dieselben zur Wortbildung und Flexion bedienen. Ein aus- 
gearbeitetes Etymologikon würde diese Erkenntniss gewiss weiter 
führen; ebenso gewiss ist aber, dass es dem praktischen Gebrauche, 
wie Dobrovsky vermeinte, nicht dienlich wäre, und dass heutige Sla- 
yisten mit dem gelehrten Projectanten, wenn er sein Project auch 
selbst zur Ausfährung gebracht hätte, nicht in allen etymologischen 
Details übereinstimmen würden. 



Die Nachricht von einigen auf der Herrschaft Lochoivitz eröffneten 
Ordbhügeln und vorgefundenen Urnen (1803 Abh. 1804 SS. 31) wurde 
aus mehreren, vom Canonicus Arnold an Dr. Johann Mayer geschrie- 
benen Briefen von Dobrovsky zusammengestellt und mit Anmerkungen 
versehen. In einer Anmerkung wird schon die Frage aufgeworfen, 
jedoch unbeantwortet belassen, ob die Unien von den Bojern, oder 
von den Markomannen, oder von den Slaven henühren? 



Igncu: Cornova schrieb in dieser Zeitperiode einen einzigen Auf- 
satz für die Abhandlungen; derselbe betitelt sich: ^Die Erbverbrilde- 
rung der Häuser Böhmisch- Lützelhurg und Osteireich- Habsburg, Ein 
Denkmal der völkerbeglückenden Weisheit Karls IV." (1805 Abh. 
1809 SS. 40). Die erzählten historischen Begebenheiten treten in 
dieser Abhandlung in den Hintergrund vor der gar zu auffälligen 
Tendenz des Panegyrikers, den Kaiser Karl IV. zu verherrlichen. 



156 Wissenschaftliche Arbeiten 1800—1824. 

Oottfried Diabad lieferte mehrere literar-historische Beiträge. 
Seine Nachricht von den in böhmischer Sprache verfassten Zeitmigen 
(1803 Abb. 1804 SS. 31) ist ein erster Versuch, den angedeuteten 
Gegenstand vom J. 1515 bis 1803 bibliographisch zu umfassen. 

Die Nachricht von einem böhmischen Neuen Testamente (1816 
Abb. 1818 SS. 12 mit Facsimile) behandelt eine böhmische, nicht 
vollständig erhaltene Incunabel, welche Dlabac mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit in die Jahre 1475 — 1480 setzt. Dlabac's Strahovcr 
Exemplar ist noch immer ein Unicum.*) 

Die Nachricht von dem Prämonstratenser Frauenstifie zu Kaunicz 
in Mähren (1817 Abb, 1818 SS. 46) ist ein Versuch einer historischen 
Monographie dieses Elostei-s; beigedruckt sind 6 Urkunden. 

Dlabac's Biographien des M. Johann Campanv^ von Vodaan{l%\9 
Abb. 1820 SS. 87) und des Johann Chorimis (1821 Abb. 1822 SS. 51) 
enthalten ein verthvoUes Materiale zur Geschichte der lateinischen 
Dichtung in Böhmen. 



Mathias Kaiina von Jäthenstein veröffentlichte zwei Abhandlungen 
unter dem Titel: Nachrichten über böhmische SchriftstelUr und Ge- 
lehrte (1818 Abb. 1818 SS. 59; zweites Heft 1819 Abb. 1820 SS. 109). 
Es sind biographische und literarische Notizen über eine Reihe böh- 
mischer Professoren und Schriftsteller aus dem 16. und 17. Jahr- 
hundert, welche meist lateinisch geschrieben haben. 



Joseph Mader lieferte numismatische Abhandlungen, deren Um- 
fang bedeutend ist und die in der wissenschaftlichen Fachliteratur 
ihren Werth noch immer behalten. Unter dem Titel: Kritische Bei- 
träge zur Münzkunde des Mittelalters, erschienen in den Jahren 1803 
bis 1811 fünf mit zahlreichen Kupfertafeln versehene Abhandlungen, 
welche sich meisten Theils mit deutschen Münzen befassen, mitunter 
aber auch nach Böhmen und in andere Länder greifen. Diese Ab- 
handlungen, wie es auch ihr Titel andeutet, bilden kein systemati- 
sches, geschweige denn abschliessendes Werk. Es sind vielmehr lose 
aber lehrreiche Studien und Discussionen über unausgetragenc numis- 
matische Fragen ; ihr grösster Werth liegt in der Beschreibung und 

*) Vergleiche die Beschreibung böhmischer Incunabeln Ton Ilanka im Gasopis 
Cesköho Museum 1852, Band IIL, p. 110 Nr. 2. 



Dlabaö, Kaiina, Mader, Meinert, Millauer. 157 

Bestimmung der Münzen. Dasselbe gilt von Mader's Zweitem Ver- 
suche über die Brakteaten^ welcher 1808 erschien, aber erst dem Acten- 
bande yon 1822 eingeschaltet wurde. 



Von J. O, Meinert finden wir einen Aufsatz unter dem Titel: 
yjJohann von Marignolas Reise in das Morgenland 1339 — 1353, aus 
dem Latein übersetzt, geordnet und erläutert" (1820 Abh. 1822 SS. 107). 
Die Beschreibung der Reise findet sich in der böhmischen Chronik 
zerstreut, welche Marignola auf Wunsch Karls IV. geschrieben hat; 
Meinert brachte die betrefifenden Notizen in die Ordnung des von ihm 
ausgemittelten Reiseweges, und versah sie mit Erläuterungen, welche 
dem Verstandniss der oft dunkeln Reiseberichte recht dienlich sind. 



Das neue Mitglied Maximilian Millauer war im Gebiete ge- 
schichtlicher Forschung recht fleissig und strebsam, wenn auch nicht 
ausnahmslos glücklich. In seiner Abhandlung über die Erbauung der 
Stadt Budweis (1817 Abh. 1818 SS. 29) merkt man noch den Neuling, 
welcher durch das Gerumpel früherer unkritischer Scribenteu sich 
mühsam die Bahn bricht, schliesslich aber doch zu seinem vor- 
gestedrten Ziele, der Erforschung historischer Wahrheit aus verläss- 
lichen Quellen, gelangt. 

Weniger anziehend aber verdienstlich sind die Fragmente aus 
dem Nekrolog des dstercienser-Stiftes Hohenfurt (1819 Abh. 1820 
SS. 70). Das benützte Nekrologium wurde im Jahre 1479 angelegt, 
enthält aber auch ältere Notizen. Millauer hat die interessanteren 
Angaben über die Rosenberge, über die Äbte und andere hervor- 
ragende Persönlichkeiten ausgewählt, in der ursprünglichen Kalender- 
ordnnng abgedruckt und mit erklärenden Bemerkungen versehen. 

Millauer's Kritische Beiträge zu A. Voigts Versuch einer Ge- 
schichte der Universität in Prag (1820 Abh. 1822 SS. 46) bringen 
20 Stück Berichtigungen und Zusätze, deren Werth in den darin 
enthaltenen Originalcitaten besteht. In den Deutungen des neu ge- 
fundenen Materials findet sich auch das Missverständniss, dass Mil- 
lauer die Juristen-Universität, welche sich 1372 von der einheitlichen, 
bis dahin vier Facultäten zählenden Universität loslöste, für eine 
f&nfte Facultät hält. 

Böhmens Denkm^ale der Tempelherren, sammt einer treuen Dar- 
stellung der Glasmalerei bei St. Anna in Prag (1822 Abh. 1824 SS. 54), 



158 ^Bsenschaftliche Arbeiten 1800—1824. 

In der Vorrede spannt Millauer die Neugierde des Lesers durch die 
Erklärung, seiner Meinung nach seien „die Tempelherren grössteo 
Theils blos Mystiker gewesen," er glaube jedoch den SchlQssel zu 
ihren Mysterien gefunden zu haben und lege die Resultate seiner For- 
schungen vor, die vorzugsweise auf Böhmens Denkmale der Tempel- 
herren sich beziehen. In der Abhandlung zeigt er aber, dass mehrere 
von den angeblichen Denkmalen der Templer ganz sicher von den 
letzteren nicht herrühren, und dass bei anderen wenigstens kein hin- 
länglicher Grund vorliege, um sie den Tempelherren zuzuschreiben. 
Die versprochene Erklärung der templerischen Mysterien versucht er 
vornehmlich an dem sogenannten Königgrätzer Thier und an dem 
Kosii^er Pferd, zwei Gegenständen aus Brenz, die eigentlich nichts 
anderes sind als alterthümliche Aquamanilien von phantastischer Form, 
und von ihm ganz willkürlich in eine Beziehung zum Tempelorden 
gebracht wurden. Ein gar sonderbares Spiel treibt der Verfasser mit 
den sorgfaltig reproducirten Glasmalereien in der aufjgehobenen St 
Anna Kirche ; er widmet denselben acht Seiten, und das Endei^eboiss 
seiner Untersuchung besteht darin, dass der Besitzer der Kirche Jene 
Glasmalereien erst vor etwa 10 Jahren nach seinen eigenen Angaben 
verfertigen liess." Spräche der eiiisthafte und nichts weniger als sa- 
tyrisch angelegte Charakter Millauers nicht dagegen, so wäre man 
versucht, diese ganze Abhandlung für eine Parodie anzusehen, dazn 
bestimmt, um einen minutiösen, aber müssigen, weil völlig resultats- 
losen Gelehrtenkram zu persifliren. 

Der Aufsatz über die Ritter von Poresching (1823 Abh. 1824 
SS. 36) ist eine Monographie der genannten Burg und ihrer Besitzer. 



Von Friedlich Munter in Kopenhagen findet sich eine Ab- 
handlung über die Spuren ägyptischer Religionsbegriffe in Sicüm 
(1806 Abh. 1811 SS. 35), welche einige Münzen und andere Denk- 
mäler zum Gegenstande hat, die theils auf den Malteser Inseln, theils 
in Catana aufgefunden wurden. Munteres Bestimmungen und Urtheile, 
die ihn schliesslich zur Annahme ehemaliger ägyptischer Herrschaft 
auf Malta führen, sind grössten Theils unzuverlässig. 



Unter die Abhandlungen der historischen Classe wurde auch 
das merkwürdige Werk eingereiht, welches Oraf Kaspar Stemberg 
unter dem Titel: Ahhandhmg über die Pflanzenkunde in Bohnen is 



> 



Millauer, Munter, E. Sternberg. 159 

zwei Bandchen herausgegeben hat (1817 SS. 168, und 1818 SS. 128 
nnd XLVI, beide Bändchen befinden sich im Actenbande von 1820). 
Der gelehrte Cavalier fasst ausdrticklicli die Geschichte der Botanik 
in Böhmen, welche er liefern will, als einen Theil der Culturgeschichte 
seiner Nation auf (S. 5), und unter Hinweis auf die im 14. und 15. 
Jahrhundert bestandenen Verbindungen zwischen Böhmen und Italien 
nimmt er Stellung gegen diejenigen, „die zu ausschliessend alles 
Wissen der slavischen Völker von den benachbarten Deutschen ab- 
leiten'' (S. 6). Das erste Bändchen behandelt die Fortschritte der 
Pflanzenkunde in Böhmen, die der Autor mit der Anlegung des Hortus 
Angeli auf der Prager Neustadt im 14. Jahrhundert anheben lässt. 
Handschriftliche und gedruckte Bücher über Medicin, Vocabularien 
and Herbarien sind die Quellen, auf deren Grundlage Graf Sternberg 
die Fortschritte der botanischen Kenntnisse in Böhmen in chrono- 
logischer Ordnung schildert, wobei er jedoch nur bis zum dreissig- 
jährigen Kriege fortfahrt. Der zweite Theil trägt den besonderen 
Titel : „Kritische Beurtheilung der in Böhmen erschienenen Werke, die 
von Pflanzen handeln. '^ Der Hauptzweck des Verfassers bestand dabei 
jedoch darin, alle böhmisch-slavischen Pflanzenbeneunungen, welche 
in den berührten Quellen vorkommen, zusammenzustellen, und die 
Pflanzen, auf welche sie sich beziehen, zu bestimmen. Um die ge- 
wonnenen Resultate übersichtlich zu machen, sind dem Werke drei 
alphabetische Register beigegeben, nämlich ein Verzcichniss der wissen- 
schaftlichen Pflanzennamen nach dem Linn6schen System, ein Ver- 
zeichniss veralteter lateinischer Pflanzennamen, und ein Verzeichniss 
böhmischer Pflanzennamen, die in den Quellen vorkommen. Die das 
letztere Register enthaltenden Blätter bilden die erste Druckschrift, 
welche die Gesellschaft in böhmischer Sprache herausgab, jener 
Sprache, welche der aristokratische Verfasser selbst als die unsrige 
bezeichnet (S. 20). Das ganze Werk repräsentirt nicht nur einen 
werthvoUen Versuch einer Geschichte der Botanik in Böhmen, sondern 
zugleich auch einen gewichtigen Beitrag zur Geschichte der böh- 
mischen Sprache. 



■>*«" 



Geschichte der Gesellschaft in den Jahren 

1825— 1837. 

Dieser Zeitabschnitt begann mit der Wahl eines neuen Gesell- 
schaftspräsidenten. Zu einem solchen wurde in der ordentlichen 
Sitzung am 23. Jänner 1825 der damalige Oberstburggraf und rühm- 
lich bekannte Förderer aller patriotischen Zwecke, Franz Anton Oraf 
Liehsteimkj von Kolovrat auf Reichenau und Koäätek, gewählt Die 
beiden ältesten und gewiegtesten Mitglieder der Gesellschaft, AbM 
Joseph Dobrovsky und Gubernialrath Franz Kitter von Gerstner, be- 
gaben sich im Namen der Gesellschaft zu dem Erwählten, um ihm 
die vollzogene Wahl zu melden und ihn um die Annahme derselben 
zu bitten. Nachdem eine günstige Antwort erfolgt war, wurde Graf 
Kolovrat in einer öffentlichen Sitzung am 14. Mai 1825 in Gegenwart 
aller in Prag anwesenden Mitglieder und vieler ausgezeichneten Gäste 
aus allen Ständen feierlich in die Präsidentschaft eingeführt. Die An- 
rede an den antretenden Präsidenten hielt der Gesellschaftssecretär 
David. Der neue Präsident betonte in seiner Antwort, „die Vervoll- 
kommnung und Erweiterung der Wissenschaften, die Verbreitung ge- 
läuterter, solider Kenntnisse sei gewiss einer der wesentlichsten Dienste, 
welche man dem Vaterlande leisten kann." Die feierliche Sitzung 
dauerte über zwei Stunden ; die Mitglieder Graf Kaspar Stemberg, 
Gerstner, Bittner, Steinmann, Graf Franz Stemberg, Dobrovsky, Ka- 
iina und Millauer lasen dabei kurze wissenschaftliche Aufsätze, welche 
dann in vollständigerer Ausarbeitung auch gedruckt und dem nächsten 
Actenbande beigeschlossen wurden. 

Das Verhältniss der Gesellschaft zu dem neuen Präsidenten, 
dem fünften in der gesammten Reihe, gestaltete sich in ähnliche 
Weise, wie es unter seinem unmittelbaren Vorgänger gewesen war. 
Pie Ähnlichkeit war schon dadurch bedingt, dass auch Graf Kolovrat 



Gf. EoloYrat Präsident. Hohe Besuche. Igl 

eits nach einem Jahre, nämlich 1826, als Staatsminister nach Wien 
rsiedeln musste. Auch dieser Präsident war für die Gesellschaft 
3ntlich nur ein Protector, zu welchem dieselbe zeitweilig in ihren 
iegen, welche beim Hofe zur Entscheidung gelangten, ihre Zuflucht 
men konnte; die Gorrespondenz zwischen der Gesellschaft und 
1 Grafen Kolovrat blieb jedoch mehr auf ofiicielle Formen beschrankt, 
es früher unter dem Präsidium des Grafen Chotek der Fall war. 
liesem Verkehr wurde seit 1831 die Neuerung eingeführt, dass 
h dem Schlüsse eines jeden Jahres an den Präsidenten ein für 

besonders abgefasster Jahresbericht über die vorgefallenen Ver- 
ßrungen bei der Gesellschaft und ihre Arbeiten eingeschickt 
de. 

Ausser der erwähnten Einführungssitzung führte Graf Kolovrat 
1er Gesellschaft persönlich den Vorsitz nur noch einmal, bei 
im höchst feierlichen Anlasse im Jahre 1836. Zweimal in dieser 
iode hat die Gesellschaft Gelegenheit gehabt, sich dem Monarchen 
zustellen. Als Kaiser Franz I. im J. 1833 zum letzten Male nach 
; kam und am 30. August auch das Garolinum besuchte, wartete 

eine Deputation der Gesellschaft auf, und der stellvertretende 
3ctor David überreichte ihm den neuesten Actenband. Als Kaiser 
linand bald nach seiner Thronbesteigung seine erste Reise nach 
men unternahm, wurden im October 1835 ihm bei seinem Besuche 
Garolinum vom Gesellschaftssecretär Kaiina im Beisein zweier 
Bren Mitglieder die drei letzten Actenbände mit einer kurzen 
prache übergeben; indem der gütige Landesfürst die ihm dar- 
nebten Werke huldreich annahm, erwiederte er: „Ich danke ihnen, 
de immer gerne, wie mein seliger Vater, wo ich kann, ihnen 
sen. Fahren sie in ihrem Fleisse fort." — Bei Gelegenheit der 
mischen Königskrönung im J. 1836 wurde ein feierlicher Besuch 

Kaisers angesagt, zu welchem die Gesellschaft, die einen solchen 
)n im Vorjahre angehoflft hatte, umfassende Vorbereitungen traf. 

feierliche öffentliche Sitzung fand am 14. September vormittag 
em grossen Promotionssaale des Carolinums statt; der Kaiser konnte 
►ch wegen einer Verkühlung in eigener Person derselben nicht 
vohnen, und sandte seinen Bruder, den Erzherzog Franz Karl, 
seinen Stellvertreter, welcher begleitet von den Erzherzogen Johann 

Ludwig, Oheimen des Kaisers, Albrecht und Karl, Söhnen des 
herzogs Karl, und von den Erzherzogen Ferdinand und Maximi- 

von Este, die Feier verherrlichte. Anwesend waren die meisten 
rdenträger des Hofes und des Staates, welche aus Anlass der 

11 



162 Geschichte der Gesellschaft 1825—1837. 

Krönungsfeierliclikeit eben in Prag verweilten, so wie eine grosse 
Zahl der Gebildeten aller Stände beiderlei Geschlechtes, Einheimische 
und Fremde. Der Gesellschaftspräsideut Graf Kolovrat und der Se- 
cretär Kaiina, femer die Mitglieder Zippe, Palack^, Hanka und Fleisch! 
hielten Ansprachen und kurze wissenschaftliche Vorträge, welche 
durch vorgelegte alte Gemälde und Zeichnungen, Münzen, Edelsteine 
und Krystalle anziehend gemacht wurden. Mit dieser feierlichen 
Sitzung verband man auch die Jubiläumsfeier des 5Qjähngen Be- 
Standes der Gesellschaft, deren rechtzeitige Abhaltung im J. 1834 
beabsichtigt, aber durch verschiedene Umstände verhindert worden 
war.*) 

Im Personalstande der Gesellschaft fanden während dieses Zeit- 
raumes grosse Veränderungen statt; es war vielleicht der bedeu- 
tendste Mitgliederwechsel, welchen wir zu verzeichnen haben, denn 
wenigstens vom Standpunkte des Geschichtsfaches aus betrachtet, 
bildet diese Epoche die Grenzscheide und zugleich den Verbindungs- 
knoten zwischen den zwei in vielfacher Hinsicht verschiedenen Perioden, 
in welche das erste Jahrhundert unserer Gesellschaft im Grossen 
und Ganzen zerfällt, nämlich zwischen der Zeitperiode eines Dobrovsky, 
und derjenigen eines Palacky. 

Joseph Dobrovsky, das letzte überlebende Mitglied, welches im 
J. 1784 die Umwandlung der Privatgesellschaft in eine öffenüiche 
Gesellschaft der Wissenschaften mitgemacht hatte, hauchte seinen 
grossen Geist aus am 6, Jänner 1829 in Brunn, wo er sich auf 
einer Rückreise von Wien nach Prag eine kurze Zeit aufhielt Die 
Gesellschaft verschickte eine Todesanzeige und wollte das Andenken 
seines berühmten Mitgliedes durch ein Denkmal ehren ; nachdem aber 
ein Freund und Verehrer Dobrovsky's, der Altgraf Hugo Salm-Reiffer- 
scheidt, demselben ein würdiges Grabmal auf dem Altbrünner Fried- 



*) Die Vorträge, welche in der üifentlichen Sitzung am 14. September 1836 
gelialten wurden, erschienen im Druck und wurden auch dem IV. Acten- 
bände beigelegt. Darunter befindet sich Kalina's Geschichtlicher Überblick 
des fünfzigjährigen Wirkens der Gesellschaft. Zu dieser Feier 1836 erhielt 
die GeseUschaft von ihrem Präsidenten Grafen Kolovrat sein Bildniss, um 
welches sie ihn seit 1832 wiederholt gebeten hatte. Gleichzeitig bewarb sie 
sich beim Oberstburggrafen Karl Gf. Chotek um eine Gelegenheit, um sich 
das Portrait seines Vaters, ihres ehemaligen Präsidenten, yerschaffen w 
können; aber erst im J. 1841 gieng dieser Wunsch in Erfüllung; Johann 
Rudolph Chotek^ s Portrait wurde von Ilellich nach einem im ständischen 
Sitzungssaale befindlichen Bildnisse für die Gesellschaft cof^irt. 



SterbeßÜle. Neue Mitglieder. Ig3 

üe gesetzt hatte, bezeigte die Gesellschaft ihre Dankbarkeit durch 
ihahme des Grafen Salm unter ihre Ehrenmitglieder.*) 

Auch andere Mitglieder, welche grösseren Theils zu den rühm- 
chsten und fleissigsten Mitarbeitern der Gesellschaft gehörten, 
rden ihr in diesem Zeitabschnitte durch den Tod entrissen, 
nlich: 

Franz Graf Sternberg-Manderscheid, starb in Prag am 8. April 1830. 

Franz Gerstner, zuletzt Ritter des österreichischen Leopolds- 
lens und Gubemialrath, der verdienstvolle Organisator und erster 
rector des polytechnischen Instituts in Prag, starb am 28. Juni 
i2 im 77. Lebensjahre. 

Joseph Steinmann, Professor der Chemie an der technischen 
dranstalt, f 9- Juli 1833 in Prag. 

Johann Pohl, welcher obwohl seit mehreren Jahren in Wien le- 
id, doch in der Liste der ordentlichen Mitglieder weiter geführt 
rde, verschied in Wien am 22. Mai 1834. 

Endlich Martin Alois David, der langjährige Secretär der Gesell- 
laft, starb in seinem Ordensstifte Tepl am 22. Februar 1836. 

Die Gesellschaft Hess es sich angelegen sein, dass Biographien 
' Verblicheneu, welche sich um ihre Zwecke verdient gemacht hatten, 
i ihren Collegen verfasst und in den Abhandlungen veröflfentlicht 
rden. 

Die Reihe der neu aufgenommenen ordentlichen Mitglieder ist 
smal noch grösser, als diejenige der mit dem Tode abgegangenen. 
t Dobrovsky's Ableben sank die Mitgliedcrzahl der historischen 
sse auf zwei, und Kaiina erinnerte schon im Februar 1829 an 
Noth wendigkeit , diese Classe, in welcher er dermalen neben 
Hauer allein stand, durch neue Mitglieder zu verstärken. Aber 
t nach einem Jahre kam es zur Wahl, nachdem Ladülam Joseph 
%dera **) und Franz Palacky ***) von Kaiina und dem Grafen Franz 



*) Die Wahl fand mit jeuer Motivirung auf Millauer's Antrag am 23. Jänner 
1831 statt. DobroTsky's literarischer Nachlass, bestehend zumeist aus Ex- 
cerpten, wurde you der Gesellschaft am 10. April 1880 in ihr Eigenthum 
übernommen. — Dem vor Jahren verstorbenen Mitgliede Cornova setzte die 
Gesellschaft ein gusseisernes Grabmal 1831 um 170 fl. W. W. auf dem 
Kleinseitner Gottesacker in Kosif, welches dort nunmehr in der Umfriedung 
eingemauert (sowie auch die Steintafel mit PelzeFs Epitaph) zu sehen ist. 

*) Jandera geb. am 19. Februar 177G in Ilofic, seit 1802 Priester des Stra- 
hover Prämonstratenser-Stiftes, seit 1805 Professur der Mathematik an der 
Prager Universität, t '^7. Juli 1857. 

"*) Franz Palacky geb. am 14. Juni 1798 in Hotzendorf in Mähren, studirte 

11» 



164 Geschichte der Gesellschaft 18-25—1837. 

Sternberg für die historische Classe, und Julius Vincem Krombfiob *) 
von Steinmann und Bolzano fär die mathematisch-physikalische Classe 
proponirt worden waren; die Wahl Jandera's fand am 21. Februar, 
Palack^'s und Krombholz' am 21. März 1830 statt 

Am 19. Juli 1831 wurde Cassian HaUaschka**) Professor der 
Physik an der Prager Universität und ein bedeutender Mathematiker, 
zum ordentlichen Mitgliede gewählt ; doch kam er bereits nach einem 
Jahre als Beisitzer der Studienhofcommission nach Wien. Der Mathe- 
matiker und Astronom Jacoh Ph. Ktdik***) am 24. April 1831 zum 
ausserordentlichen Mitgliede erwählt, wurde am 4. März 1832 unter 
die ordentlichen Mitglieder aufgenommen. 

Am 7. October 1832 wurde die Wahl von vier neuen orden- 
tlichen Mitgliedern in Vorschlag gebracht, und zwar wurden Seidl 
und Zippe von David für die mathematisch - physikalische Classe, 
femer KnoU und Jungmann von Kaiina und Jandera für die histo- 
rische Classe proponirt. Da jedoch Millauer alsogleich gegen die 
Wahl Jungmann's protestirte, so zog Ealina in der nachfolgenden 
Novembersitzung seine beiden Vorschläge in Betreff KnoU's und 
Jungmann's zurück, und die Wahl Franz X, Ztppe's f ) sowie die des 
Wirthschaftsrathes und Secretärs der patriotisch-ökonomischen Gesell- 
schaft Michael Seidl (geb. am 29. Sept 1767 in Liebeschitz bei Saaz, 
t 25. Jan. 1842 in Prag) giengen dann am 2. December ohne Anstand 
vor sich. 

Der Vorschlag betreffs Joseph Jungmanns ff) und Joseph L 



in Pressburg, kam 1823 nach Prag, wo er 1831 und 1888 zum böhmisch- 
ständischen Uistoriographcn besteUt wurde, f am 20. Mai 1870. 
*) Julius Vincenz Krombholz, geb. am 18. December 1782 zu Politz im Leit- 
mcritzer Kreise, seit 1811) Professor der Medicin in Prag, f 2. Nov. 1843. 

*'*') Franz Ignaz Cassian HaUaschka wurde am 10. Juli 1780 zu Bantsch in 
Mähren geboren, trat in den Piaristen-Orden ein, 1814 wurde er von Brunn 
als Professor der Physik nach Prag berufen, Hess sich 1839 sekularisiren 
und starb als Probst von Alt-Bunzlan am 12. Juli 1847. 
♦*♦) Jacob Philipp Kulik war ein Pole von Geburt, geb. am 1. Mai 1793 in 
Lemberg, seit 1820 Professor der höheren Mathematik in Prag, starb da- 
selbst am 28. Februar 1803. 
t) Zippe, geb. am 15. Jänner 1791 in Falkenau bei Böhmisch Kamnitz, wurde 
Professor der Mineralogie an der technischen Lehranstalt in Prag, 1823 bis 
1849 machte er sich als Gustos um die mineralogischen Sammlungen des 
b«)hmi8chen Museums sehr verdient, 1850 wurde er an die Universität Wien 
berufen, wo er am 22. Februar 1803 starb. 

tt) Jungmann geboren am 10. Juli 1773 in Hudlice unweit Rakonitz, seit 1815 



Neue Mitglieder. Ig5 

*) wurde erst am 5. Jänner 1834 von Palack^ und Kaiina 
aufgenommen, und von denselben Antragstellern auch Wenzel 
**) für die historische Classe in Vorschlag gebracht. Gleich- 
proponiLlen Jandera und Zippe drei Gandidaten für die mathe- 
b-physikalische Classe, nämlich Adolf M. Pleüchl***) Johann 
luk Preslf) und Carl BoHvoj iVe«Z;ff) überdies wurde die 
ime des langjährigen ausserordentlichen Mitgliedes Mikan unter 
lenüichen Mitglieder beantragt Da Bittner und Millauer durch 
leiten verhindert waren, an der Sitzung am 5. Jänner sowie 
Februar, wo die Wahl vorschlage gewohnheitsmässig wiederholt 
I, Theil zu nehmen, so wurden dieselben davon — was sonst 
iblich war — schriftlich in Kenntniss gesetzt; beide antwor- 
benfajls schriftlich; Bittner erklärte einfach, er habe gegen die 
der sieben Gandidaten nichts einzuwenden; Millauer schrieb, 
trage „das ihm zukommende Wahlrecht unbedingt** an Jandera. 
Sitzung am 2. März 1834 erfolgte dann die einstimmige Wahl 
bgenannten Gelehrten. 

Q den Gesellschaftsstatuten vom J. 1784 war die Zahl der 
ichen Mitglieder auf 18 bestimmt; mit den letzterwähnten 
i im J. 1834 wurde dieses Maximum erreicht, zum erstenmale 
d des fünfzigjährigen Bestandes der Gesellschaft, ja es wurde 
berschritten, indem nun die Anzahl der ordentlichen Mitglieder 
*ug ; freilich war die Überschreitung nur nominell, denn ausser 



rofessor am akademischen Gymnasium in Prag, 1835 Fr&fect desselben, 

16. November 1847. 

noll geboren in Grulich am 6. November 1776, 1832 kam er von der 
imützer Universität als Professor der Geschichte an die Universität Prag, 
m wo er 1838 nach Wien versetzt wurde, f 27. December 1841. 
anka geb. am 10. Juni 1791 in Ilorinöves, wurde bei der Gründung des 
)hmischen Museums 1818 zum Leiter der literarischen Sammlungen be- 
eilt, und starb als Bibliothekar dieses Instituts am 12. Jänner 1861. 
leischl geb. in Hossenreith bei Krumau am 10. October 1787, seit 1819 
rofessor der Chemie au der medicinischen Facultät in Prag, wurde 1838 

gleicher Eigenschaft nach Wien berufen. 

>hann Svatopluk Presl geb. in Prag am 4. September 1791, seit 18*20 
rofessor der Zoologie und Mineralogie an der medicinischen Facultät in 
rag, t ö. April 1849. 

irl BoKvoj Presl, Bruder des vorigen, geb. am 17. Februar 1794 in Prag, 
it 1822 Custos der zoologischen und botanischen Sammlungen des böh- 
ischen Museums, seit 1832 Professor der Naturgeschichte an der Univer- 
tät in Prag, starb da8ell)8t am 2. October 1862. 



IßQ Geschichte der Gesellschaft 1825—1837. 

(lein nach Wien berufenen Hallaschka lebte seit vielen Jahren auch 
das ordentliche Mitglied Scherer in Wien. 

Die Zahl der atisserordentlichen Mitglieder war immer geringer 
als jene der ordentlichen Mitglieder geblieben. In diesen Jahren 
geschah es, dass die wenigen ausserordentlichen Mitglieder theils mit 
Tod abgiengen (Wilfling f 1827, Reuss f 1830), theils in andere 
Kategorien vorrückten (Mikan, Hallaschka, Alois Mayer), so dass es 
im J. 1838 kein ausserordentliches Mitglied in der Gesellschaft gab. 

Unter den austoärtigen Mitgliedern befanden sich mehrere wissen- 
schaftliche Gelebritaten, dieselben gehörten jedoch unserer Gesell- 
schaft grössten Theils nur dem Namen nach. Im literar-historischen 
Interesse mag erwähnt werden, dass die am 1. Mai 1836 erfolgte 
Wahl des Slavisten Bartholomäus Kopitar von Palack^ und Ealina 
in Vorschlag gebracht wurde. — Durch Gubemialerlass vom 26. April 
1834 wurde eine kaiserliche EntSchliessung vom 2. Februar d. J. 
mitgetheilt, womach ^»Ausländer zu Mitgliedern inländischer Akade- 
mien, gelehrter und sonstiger derlei Gesellschaften nur mit Geneh- 
migung des Landeschefs aufgenommen werden "* konnten; diese Ver- 
ordnung wurde in der Folge auch von unserer Gesellschaft be- 
obachtet. 

Es scheint, dass die zahlreichen Wahlen der ordentlichen Mit- 
glieder vom Jahre 1834 von irgend Jemandem in der Gelehrtenwelt 
Prags mit scheelen Augen angesehen wurden. Auch der damalige, 
um das Wohl des Landes mit ungemeiner Energie sorgende Oberst- 
burggraf, Karl Graf Chotek^ schenkte gewissen derlei Einflüsterungen 
Gehör, wenigstens für einen Augenblick. Mit einer Zuschrift vom 
16. Jänner 1836 forderte er die Gesellschaft auf, eine Zeitschrift für 
sämmtliche Zweige der exacten Wissenschaften herauszugeben, wobei 
er ganz unverholen derselben den Vorwurf machte, dass in ihren 
Publicationen nicht alle wissenschaftlichen Fächer gleichmässig gepflegt 
werden, und speciell „dass, wenn aus dem bisherigen Geiste und 
Streben der seit dem Jahre 1 J^34 erwcählten neuen Mitglieder auf das 
künftige Wirken der Gesellschaft geschlossen werden soll, in der 
Folge die slavischen Sprachstudien ebenso so sehr ins Übergewicht 
treten werden, wie es seit mehreren Jahren mit Mathematik und 
Astronomie geschah;" diese, wie sich der Oberstburggraf ausdrückte, 
durch „die hierländigen Literatoren angeregten Andeutungen" ver- 
vollständigte er mit dem Wunsche, es möchten „die astronomisch 
mathematischen Arbeiten nicht so überwiegend gepflegt und die sla- 
vischen Sprachstudien mit ihren kostspieligen Abschriften und Litho- 



Eine Intervention der Staatsbehörde. lß^ 

graphien mehr dem Nationalmuseum als ihrem eigentlichen Mittelpunkte 
zugewiesen werden." 

Die Gesellschaft besclüoss am 28. Februar 1836 diese Zuschrift 
mit einer von Kaiina aufgesetzten und von Palacky con*igirten Eingabe 
zu beantworten, worin in einer höflichen aber offenen und eindrin- 
glichen Weise auseinander gesetzt wird, die Herausgabe einer Zeit- 
schrift für sämmüiche exacte Wissenschaften sei in Prag unausfürbar, 
weil hier die nöthigen Bücher, Sammlungen und Apparate fehlten; 
die veröfifentlichten mathematisch-astronomischen Abhandlungen (er- 
wiederte man weiter) gehören auch zu den exacten Wissenschaften, 
und es sei wegen derselben auch nicht einer Abhandlung aus anderen 
Wissenschaften die Aufnahme verweigert worden, sowie sich auch in 
Prag kein Literator aus dem Gebiete der physikalisch - naturhistori 
sehen Wissenschaften finden dürfte, der durch herausgegebene Werke 
sich bereits rühmlich bekannt gemacht hätte, ohne dass er zum Mit- 
gliede der Gesellschaft alsdann gewählt worden wäre, wenn die sta- 
tatenmässige Anzahl eine Aufnahme gestattete. Unter den gegenwär- 
tigen 18 ordentlichen Mitgliedern gehören (so führte die Gesellschaft 
weiter aus) den rein mathematischen Wissenschaften im Ganzen 4 an 
(Bolzano, Bittner, Kulik, Seidl), den physikalisch - naturhistorischeu 
Wissenschaften 8 oder mit dem Ehrenmitgliede Grafen Kaspar Stern- 
berg 9 (Scherer, Krombholz, Hallaschka, Zippe, Mikan, Pleischl, Johann 
Pres], Karl Presl), der Geschichte und ihren Hilfswissenschaften 7 
(Kaiina, Millauer, Jandera, Palacky, Jungmann, KnoU, Hanka), und 
von diesen 7 Historikern betreiben das slavische Sprachstudium, als 
eine für die älteste Geschichte Böhmens uuerlässliche Hilfswissen- 
schaft, blos die zwei Mitglieder Jungmann und Hanka. Auch habe 
die Gesellschaft bisher zum Zwecke des slavischen Sprachstudiums 
durchaus keine Ausgaben weder auf kostspielige Abschriften noch 
auf Lithographien verwendet. Endlich äusserte man die Vermuthung, 
„dass irgend ein mit unserer Organisation nicht bekannter Literator 
ein unrichtiges Bild unserer Wirksamkeit" dem Oberstburggrafen 
entworfen habe. — Weiter hat dieser Zwischenfall keine Folge 
gehabt. *) 



♦) Hiermit ist zu vergleichen, was Franz Palacky in seinen Gedenkblättem 
(Prag 1874) unter dem Namen einer Knolliade (S. 129—131) veröffentlicht 
hat; darnach wäre das amtliche Einschreiten durch Delationen des ordent- 
lichen Mitgliedes KnoU veranlasst worden. Nach den Sitzungsprotokollen 
wohnte Professor Knoll der Sitzung am 31. Jan. 1836 an, wo Ghotek's Zu- 
schrift vorgelesen und discutirt wurde, blieb aber von der Sitzung am 



168 Geschichte der Gesellschaft 1826—1837. 

Die Directoren der Gesellschaft wurden in dieser Periode immer 
in der letzten Sitzung am Ende eines jeden Jahres bestellt, und ihre 
Amtsführung dauerte immer ein Jahr. Man war bestrebt, die orden- 
tlichen Mitglieder nach Vorschrift der Statuten in diesem Amte 
abwechseln zu lassen ; doch stoss diese Regel an so viele Hindemisse, 
und die Ausnahmen waren so häufig, dass es mitunter nicht ohne 
Berechtigung war, wenn man die Bestellung eines Directors zuweilen 
als eine Wahl bezeichnete. Im Jahre 1825 fungirte als Director das 
Zweitälteste Mitglied Gerstner, nach ihm kam 1826 Bittner (mit 
Übergehung des Secretärs David, des in Wien domicilirenden Scherer 
und des bei der Regierung angeschwärzten Bolzano), dann 1827 
Kaiina (mit Übergehung des in Wien wohnenden Pohl), femer 1828 
Steinmann, zu jener Zeit das jüngste ordentliche Mitglied. Vor Stein- 
mann war Millauer an der Reihe, und da dieser wegen seiner Un- 
pässlichkeit die Ehrenstelle im December 1827 ablehnte (er war schon 
anderthalb Jahre zu keiner Gesellschaftssitzung erschienen), so wurde 
er nach seiner Wiederherstellung für das Jahr 1829 zum Director 
bestellt. Nun musste man mit der Altemirung schon wieder von vorne 
anfangen, nämlich mit Gerstner, welcher im J. 1830 das Directorat 
führte ; ihm folgte 1831 mit Wiederholung des obbezeichneten Sprun- 
ges **) wieder Bittner, und nachdem inzwischen David das Secretariat 
niedergelegt hatte, welches ihn bis dahin an der Annahme der Director- 
stelle hinderte, so wurde dieser für das Jahr 1832 zum Director 
bestellt. Weiter wurden wieder drei Mitglieder übergangen, nftmlich 



28. Feb., wo Kaiina seinen Antwort-Entwurf zur Beschlussfassung rorlegtc, 
sowie von der nachfolgenden Sitzung am 27. März 1836 aus. Später be- 
suchte KnoH wieder die GeseUschaftssitzungen, zum letzten Male an 
1. Oct. 1837. Auf einem Umlaufsbogen vom 27. Dec. 1837 bat er um Di* 
spensirung von den Sitzungen, weil er „mit Abfassung von Lehrbüchern, 
nach Auftrag der höchsten Studienhofcommission, unablässig beschSitigt' 
sei; die Lehrbücher sind jedoch nie zum Vorschein gekommen. Als er aof 
die Wiener Universität berufen wurde, nahm er mit einer schmeichelhaften 
Zuschrift ddo. Prag 7. Oct. 1838 von der Gesellschaft Abschied, wobei er 
versprach, „derselben, sobald er sie vollendet hat, zwei seiner umfang- 
reichem literarischen Arbeiten anzubieten,** nämlich eine Geschichte des 
historischen Lehramtes und Beiträge zur Geschichte der Prager Hochscbale. 
Thatsächlich hat aber die Gesellschaft von KnoU weder vor noch nach 
irgend einen Beitrag für ihre Actenbände erhalten. 
**) Diesmal bot die Gesellschaft am 26. Dec(}mber 1830 das Directorat dem 
von der Sitzung abwesenden Bolzano an, welcher vor Bittner an die Reibe 
kam. Bolzano antwortete am 27. December ablehnend : „Da es, wie ich mir 
schmeicheln will, nicht aus persönlicher Abneigung, sondern aus einer 



Directoren. Neuer Secretär Kaiina. Ig9 

?r abwesende Pohl, der neue Secretär Kaiina, und Millauer, welcher 
l)lehnte, und so kam die Reihe an Steinmann ; dieser übernahm das 
>irectorat für 1833, starb aber am 10. Juli d. J., worauf in den 
läteren Monaten David und Millauer als stellvertretende Directoren 
eitweilig fungirten. Nun kam die Reihe an die unlängst aufgenom- 
lenen Mitglieder, und es wurde das Directorat versehen im Jahre 
334 von Jandera, 1835 von Krombholz, 1836 von Palacky, und 1837 
>n Kulik. — Die beiden Ehrenmitglieder Grafen Franz und Kaspar 
bernberg übten zwar sonst alle Rechte und Pflichten der ordentlichen 
[itglieder aus, nur zu Gesellschaftsdirectoren wurden sie nie bestellt. 

Der alternde Astronom David führte das Secrefariat bis zum 
1831; in der Protokollführung wurde er seit vielen Jahren in der 
egal durch jüngere Mitglieder vertreten. In der Gesellschaftssitzung 
n 16. October 1831 kündigte er seinen Entschluss an, die Secre- 
Erstelle, welche er 25 Jahre bekleidet hatte, zur Schonung seiner 
Qgen niederzulegen. Am 13. November d. J. verabschiedete er sich 
)ch in dieser Eigenschaft in rührenden Worten von der Gesellschaft, 
eiche ihm für seine so lange, treue und eifrige Mühewaltung ihren 
ank abstattete. In dieser Sitzung wurden die Stimmzettel eröffnet, 
eiche durch eine am 31. October in Umlauf gesetzte Rolla von allen 
i Prag anwesenden 9 Mitgliedern eingebracht worden waren. In 
eser Weise wurde Dr. Mathias Kaiina von Jäihenstein durch alle 
:immen zum Secretär gewählt Er wollte zwar die Wahl unter 
inweis auf sein nahendes 60. Lebensjahr ablehnen, doch Hess er sich 
>n den anwesenden Mitgliedern*) zur Annahme derselben bewegen. 

Der neue Secretär brachte gleich in die nächste Sitzung am 
). December 1831 eine Reihe von Anträgen, welche er zur Prüfung 
id Beschlussfassung der Gesellschaft empfahl. Zuvörderst beantragte 
' behufs Entlastung der mit Geschäften überhäuften Secretärstelle, 
; möchten mehrere neue Gesellschafts-Functionäre bestellt werden, 
id zwar einer für Verwaltung der Bibliothek, einer zur Ädministri- 



weisen Rücksichtnahme auf die obwaltenden Verhältnisse geschah, dass man 
schon einige Male die Auszeichnung dieses Directorates auf einen Anderen 
übertrug, wenn die Reihe etwa auf mich gekommen wäre; und da sich in 
diesen Verhältnissen bisher noch nichts geändert: so erachte ich es für 
meine Pflicht, auf eine Ehre, die eine löbl. k. Gesellschaft der Wissen- 
schaften möglicher Weise einer Verlegenheit aussetzen könnte, lieber Ver- 
zicht zu leisten; weil es ja billig ist, dass der Einzelne jeglichen Vortheü 
dem gemeinen Besten gerne zum Opfer bringe." 
♦) Es waren: David, Gerstnor, Millauer, Kaiina, Steiumann, Jandera, Hallaschka 
und Palacky als Protokollführer. 



170 Geschichte der Gesellschaft 182ö— 1837. 

rung des Schematismus, einer zur Besorgung aller Publicationen, 
und einer zur Inspicirung der Verlagsvorräthe. Die Gesellschaft 
genehmigte zwar am 29. Jänner 1832 diesen Vorschlag, führte ihn 
jedoch nur theilweise aus, und mit Ausnahme der später creirten 
Bibliothekarstelle waren die übrigen neuen Inspectionen von keiner 
Dauer. Seit dem J. 1833 fungirte Kulik sAs Bibliothekar; er verfasste 
zu der in den letzten Jahren bedeutend angewachsenen Gesellschafts- 
bibliothek einen neuen Katalog, welcher 1835 in Druck gelegt wurde. 
Die Zahl der von der Gesellschaft abonnirten wissenschaftlichen 
Zeit8chrifl;en, welche unter den Mitgliedern circulirten, wuchs auf 10. 

Weiter beantragte Kaiina die Herstellung neuer Diplomblankette 
mit einem angemesseneren Texte für die vier Mitgliederkategorien; 
dieser Forderung wurde im J. 1832 genüge gethan. Auch wünschte 
der neue Secretär, die Gesellschaft möchte neue Silbermedaillen zur 
Yertheilung unter alle Mitglieder prägen lassen; diesem Antrage 
wurde nicht willfahrt ; man betheilte zwar noch die neu angenommenen 
Mitglieder mit alten Medaillen, soweit der vom Grafen LaJansky 
herrührende Vorrath hinreichte, beschloss aber keine Medaillen weiter 
prägen zu lassen. Ferner machte Kaiina auf die von so manchem 
Mitgliede unbeachtet gebliebene Bestimmung der ursprünglichen Ge- 
sellschaftsstatuten au&ierksam, womach jedes Mitglied seine biogra- 
phischen Data versiegelt an die Gesellschaft einliefern soll, und erinnerte 
auch an die alte, einst unter Fürstenberg's Präsidium beobachtete 
Vorschrift, kraft welcher die ordentlichen Gesellschaftssitzungen nidit 
nur zur Berathung administrativer Angelegenheiten, sondern auch zu 
wissenschaftlichen Vorträgen bestimmt waren; obwohl dieses letztere 
Desiderium wiederholt berathen und am Ende des Jahres 1835 vom 
abtretenden Director Krombholz wieder movirt wurde, so kam es in 
diesem Zeitabschnitte in dieser Hinsicht doch zu keiner That. 

Endlich warf Kaiina als antretender Secretär die Frage auf, ob 
die Gesellschaft eine durchgängige Revision ihrer Statuten vom Jahre 
1784 in Angriff nehmen sollte. Die über diesen Punkt schriftlich ab- 
gegebenen Vota fielen grösseren Theils ablehnend aus. Die meisten 
Mitglieder fürchteten die Discussionen, zu welchen es konmien könnte, 
wenn die Gesellschaft sich um die Bestätigung ihrer reformirten Sta- 
tuten bei der Regierung bewerben müsste ; nur Palacky trat für eine 
Revision der Statuten entschieden ein, „und zwar schon aus dem 
Grunde, weil die bisherigen von grammatischen, syntaktischen und 
stylistischen Fehlern wimmeln;" ausser Palacky theilten auch David 
und Jandera jene Befürchtungen nicht. Die Meinung dieser Minorität 



Kalina's Anträge; StatiitenreTision. m 

erhielt in der Sitzung gleich die Oberhand, so dass die Gesellscliaft 
am 4. März 1832 den Beschluss fasste, eine Revision ihrer Statuten 
vorzunehmen. Schon am 1. April d. J. begann auch die Specialbe- 
rathang über einen Entwurf, welchen Palack^ verfasst hatte; aber 
am 1. Juli d. J. beschloss man, diese Angelegenheit vorläufig auf 
sich beruhen zu lassen, und nahm dieselbe erst mit Anfang des Jahres 
1834 wieder auf. Die revidirten Statuten schickte die Gesellschaft 
am 1. März 1834 an ihren Präsidenten, den Staatsminister Grafen 
Kolovrat, mit der Bitte, er möchte, wenn er darüber etwas zu be- 
merken fände, es der Gesellschaft zur Damachachtung eröffnen, und 
hlls er mit dem Entwürfe einverstanden wäre, sich um dessen aller- 
höchste Bestätigung verwenden. Bei Gelegenheit des nächsten Jahres- 
berichtes unterliess der Secretär nicht, den Grafen wegen dieser An- 
gel^enheit zu soUicitiren, aber erst bei Beantwortung des weiteren 
Jahresberichtes theilte der Minister unserer Gesellschaft mit, er „leite 
den Statutenentwurf gleichzeitig an den H. Oberstburggrafen mit dem 
Ersuchen, den Gegenstand in ordentliche Verhandlung zu bringen." 
Nun folgte ein Gubemialerlass vom 1. Februar 1836, welcher 
zwei Berichtigungen in der historischen Einleitung zu dem Statuten- 
entworf forderte; in dieser letzteren wurde nämlich gesagt, Kaiser 
Joseph habe im J. 1784 die Statuten der Gesellschaft durch ein 
Hofdecret genehmigt, während das Gubernium fand, dass in dem 
Hofdecret vom 3. November 1784 „von einer solchen Genehmigung 
nichts vorkömmt;" die andere Änderung wurde durch das inzwischen 
eingetretene Ableben des Kaisers Franz, dessen die Einleitung als 
eines Lebenden gedachte, nothwendig. Der Gesellschaftssecretär 
Advocat Kaiina suchte jedoch in einer vom 29. Februar d. J. datir- 
ten Eingabe den Beweis zu führen, Kaiser Joseph II. habe die ihm 
vorgelegten Gesellschaftsstatuten doch genehmigt, wenigstens still- 
schweigend. Die Studienhofcommission, zu deren Amtshandlung der 
Statntenentwurf weiter gelangte, fand, wie es scheint, an der in der- 
selben Einleitung vorkommenden Behauptung Anstoss, wornach Kaiser 
Leopold mit dem Hofdecrete vom 20. Mai 1790 der Gesellschaft 
den Titel einer Königlich böhmischen Gesellschaft beigelegt hätte; 
sie verlangte unter dem 3. Juni 1836 eine beglaubigte Abschrift 
des erwähnte Hofdecretes. Die angesuchte Genehmigung der revi- 
dirten Statuten erfolgte endlich durch kaiserliche Entschliessung vom 
15. April 1837, welche der Gesellschaft durch Gubemialerlass vom 
15. Juni d. J. mit der durch Studienhofcommissions-Decret vom 1 8. April 
d. J. herabgelangten Weisung mitgetheilt wurde, dass „in der Einleitung 



172 Geschichte der Gesellschafk 1825—1837. 

die mit dem wahren Hergange der Sache nicht übereinstimmenden 
Stellen zu berichtigen sind." Und zwar statt der Worte : „Kaiser 
Joseph II. genehmigte die Statuten," war zu sagen: „Er bezeugte 
das allerhöchste Wohlgefallen über die bisherigen Arbeiten der Gesell- 
schaft, Hess sie zu deren Fortsetzung durch Zusicherung Seiner 
allerhöchsten Gnade ermuntern;" und anstatt „Kaiser Leopold IL 
hat der Gesellschaft den Titel einer Königlichen Gesellschaft gegeben," 
war zu setzen, „er habe die Zueignung des ersten Theiles ihrer neuen 
Abhandlungen in Gnaden angenommen." Nach dem Worte „schenkte" 
konnte dem Decrete gemäss nur der Beisatz beigefügt werden: „Seit 
jener Zeit führt sie den Titel einer Königlichen Gesellschaft." 

Man sieht, dass das, was die Staatsbehörde vorschrieb, keine 
eigentlichen Abänderungen der vorgelegten Statuten, sondern Berich- 
tigungen historischer Art waren. Selbst das Attiibut Königlich wurde 
in der angegebenen Weise bestätigt und in den diesbezüglichen 
amtlichen Zuschriften auch gebraucht, wie es seit mehr als 40 Jahren 
immer regelmässiger üblich geworden war. Die neuen Statuten vom 
J. 1837 stimmen theilweise mit jenen vom J. 1784 zusammen, noch 
mehr aber bringen sie die wirkliche Praxis zum codificirten Ausdrude, 
welche sich auf Grund der ursprünglichen Gesellschaftssatzungen nach 
und nach entwickelt hatte. So z. B. bestimmt §. 20 rücksichtlich 
der Sprache wie folgt: „Die Gesellschaft wird die ihr zukommenden, 
in deutscher, böhmischer, lateinischer oder französischen Sprache 
verfassten und von ihr der Aufiiahme würdig erachteten Abhandlun- 
gen und Werke, gleich viel ob sie von ihren Mitgliedern oder von 
anderen Schriftstellern herrühren, sobald als möglich zum Drucke 
befördern, und von ihren deutschen Abhandlungen wenigstens alle 
drei Jahre einen Band, die übrigen aber nach Befund, so oft ihr 
Vorrath es gestattet, dem gelehrten Publikum überreichen." In den 
ursprünglichen Statuten findet sich nichts, was dieser Bestimmung 
entspräche ; in der letzteren hat man aber die Forniulirung der that- 
sächlichen Praxis, wie sie in den jüngsten Decennien bei der Gesell- 
schaft geübt wurde.*) 



*) Im Jahre 1829 gab die GeseUschaft zum ersten Male ein Werk in böh- 
mischer Sprache heraus, nämlich den dritten Band der Scriptores rerom 
ßohemicarum. In lateinischer Sprache (wenn wir die älteren zweisprachigen, 
zum Theilc deutsch, zum Theile lateinisch abgefassten natargeschichUicheB 
Abhandlungen nicht berücksichtigen), erschienen im J. 1836 zum erstea 
Male bei der Gesellschaft zwei botanische Abhandlungen von Karl BoHroj 
Presl; in demselben Jahre 1836 publicirte die Gesellschaft eine französische 



Die revidirten Statuten 1837. CaBsa. 173 

Ganz neue Bestimmungen , welche von den ersten Statuten 
wohl als auch von dem seitherigen usus abweichen, findet man in 
^n 22 Paragraphen der neuen Statuten nur wenige. Nach §. 11 ist 
i einer ordentlichen Sitzung die Anwesenheit von mindestens fünf 
tlentlichen Mitgliedern erforderlich; in der Wirklichkeit wurden 
Bsellschaftssitzungen um das J. 1830 sehr oft von blos 5 Mitglie- 
^m besucht, man findet zu jener Zeit aber auch Sitzungen, welchen 
ir 4 oder 3 Mitglieder anwohnten ; seit aber die Gesellschaft durch 
anwählen vollzählig gemacht wurde (die Maximalzahl 18 für die 
deutlichen Mitglieder behielt man auch in den neuen Statuten), 
it sich dieses Verhältniss zum besseren geändert. Bei Wahlen der 
dentlichen Mitglieder wurde bisher immer gefordert, dieselben 
iben mit Stimmeneinhelligkeit zu geschehen; der neue §. 13. bestimmt^ 

dieser Hinsicht, die Wahl sei giltig, wenn wenigstens zwei Dritte 
)r anwesenden Mitglieder sich für dieselbe aussprechen. Bei 6e- 
hlüssen wurde bisher, entgegen einer unpraktischen Vorschrift der 
-sprünglichen Statuten, die Stimmenmehrheit der anwesenden Mit- 
ieder als hinreichend angesehen; dieser Usus wurde in den neuen 
atnten sanctionirt. Praktisch wichtig war die Neuerung, welche der 

18 mit folgenden Worten ausdrückt: „Wenn ein ordentliches Mit- 
ied seinen Wohnort für eine Reihe von Jahren ausserhalb Prag 
id Böhmen nimmt, so tritt es in die Zahl der auswältigen Mitglie- 
5r, mit Vorbehalt seines Wiedereintritts als ordentliches Mitglied, 
»bald es wieder in Prag wohnt. '^ Bis dahin hat man ordentliche 
itglieder, auch wenn sie Prag und Böhmen für immer verlassen 
itten, als solche in der Mitgliederliste bis zu ihrem Tode geführt; 
e neue Statutenbestimmung hat man schon im J. 1837 zum ersten 
ale in Anwendung gebracht, indem die Gesellschaft am .5. November 
m Beschluss fasste, die abwesenden ordentlichen Mitglieder Scherer 
nd Hallaschka (jener seit 30, dieser seit 5 Jahren in Wien wohn- 
aft) in die Reihe der auswärtigen Mitglieder zu versetzen. 

Graf 1^'ranz Sternberg verwaltete die Cassa-Geschäfte der Gesell- 
ihaft vom J. 1816 an bis zu seinem am 8. April 1830 erfolgten 
ode. Nach seinem Ableben übernahm sein Vetter Graf Kaspar Stern- 
Brg die Cassaleitung, jedoch nur bis zu Ende desselben Jahres. Mit 
eginn des J. 1831 wurde Jandera zum Cassier gewählt, welcher 
ann 6 Jahre die Stelle bekleidete ; nach seiner Resignation im Jänner 
837 wurde Seidl zum Gesellschaftscassier bestellt. 

Abhandlung von Cauchy aus dem Gebiete der mathematischen Physik. Sonst 
waren bis dahin bei unserer Gesellschaft deutsche Abhandlungen die Regel. 



1 74 Geschichte der Gesellschaft 1825—1837. 

Die einzige Einnahmsquelle für die Gesellschaft bildete die 
jährliche Herausgabe des Schematismus; das betreffende Privilegium 
wurde durch Yermittelung des Gesellschaftspräsidenten Grafen Eolo- 
vrat im J. 1830 auf weitere 10 Jahre verlängert Die Redaction des 
Schematismus fährte in den Jahren 1824 — 1828 Professor Johann 
Hirzenfeld um 100 fl. C. M. jährlich ; später besorgte das Redactions- 
geschäft die Präsidialkanzlei des böhmischen Gubemiums (wohin ohne- 
hin immer die einschlägigen Berichte von allen Behörden jedes Jahr 
eingesandt werden mussten), und erhielt dafür an Remuneration 80 fl., 
später 160 fl. C. M.; da dies der Gesellschaft zu viel schien, so 
übergab sie 1836 die Redaction wieder an Hirzenfeld, welcher sich 
darum bewarb und mit 100 fl. sich begnügen wollte. Die jährliche 
Auflage des Schematismus sank in dieser Periode von 1000 auf 750 
Exemplare. Im J. 1835 vereinbarte die Gesellschaft mit der Firma 
Haase einen Pachtcontract auf drei Jahre, womach die letztere den 
Schematismus selbst herausgeben und dafür jährlich 1000 fl. C. M. an 
die Gesellschaft zahlen sollte ; der vortheilhafte Vertrag wurde jedoch 
dadurch vereitelt, dass das Landespräsidium denselben nur auf ein 
einzelnes Jahr zulassen wollte.*) Der Reinertrag des Schematismus 
war immer geringer, als die Gesellschaft von dem Pächter hätte be- 
kommen können; selten überstieg er in diesem Zeitabschnitte den 
Betrag von 800 fl., mitunter sank er jedoch auch unter 700 fl. C. It 
Da die fünfprocentigen Interessen von den angelegten Gapitalien nun- 
mehr einen nennenswerthen Betrag jährlich ausmachten und die Ge- 
sellschaft sich der grössten Sparsamkeit befleissigte, so gelang es, 
in jedem Jahre einige Hundert zu ersparen ; nur einmal, im J. 1836, 
gab man um 185 fl. mehr aus, als die Einnahmen betrugen. Das 
Gassavermögen der Gesellschaft belief sich am Ende des Jahres 1837 
auf 16.578 fl. C. M. 

Die geräumigen Localitäten, welche die Gesellschaft vom Kaiser 
Joseph angewiesen erhalten hatte, wurden ihr in dieser Periode doch 
abgenommen. Diese Angelegenheit, welche sich aus dem vorangegan- 
genen Zeitabschnitte herüberzog, wurde am 29. August 1826 vom 
Landesgubemium in einer neuen Weise angeregt, indem nämlich das- 



*) Die Inspection über den Yerschleiss des Schematismus führte 1831— 1S35 
wieder Millauer; als der erwähnte Pacht in Verhandlung war, erkUite 
Millauer am 6. Aug. 1835, er könne die Inspection nicht weiter besoigea, 
und zwar wegen der „in den diesjährigen Sitzungen der k. Gesellschaft 
stattgehabten Umtriebe über den Schematismus. *" Die Inspection flbentfiu> 
dann Seidl. 



Einkünfte. Localitätenwechsel. 175 

be an die GesellschaA die Frage stellte, ob sie statt der Localität 
e jährliche Geldeutschädigung aus dem Studienfonde annehmen 
[le. Die Gesellschaft zeigte sich zu dieser Transaction nicht geneigt, 
wischen wurde Graf Karl Chotek zum Oberstburggrafen ernannt, 
l dieser gab der Angelegenheit eine rasche und entscheidende 
mdung. Er Hess in der Gubemialregistratur die Actenstücke über 

Genehmigung der Gesellschaft seitens des Kaisers Joseph auf- 
ihen,'*') und deducirte daraus, dass die Gesellschaft die ihr ein- 
'äomten Localitäten verlassen müsse, sobald die Universität die- 
ben zu ihren Zwecken braucht. Und da das medicinische Studien- 
ectorat die Localitäten zur anatomischen Lehranstalt adapüren 
Ute, so wurde in dem betreifenden Gubernialerlasse vom 1. März 1827 

Erwartung ausgesprochen, die Gesellschaft werde nun dieselben 
glichst bald räumen. Dagegen erklärte das Gubernium, es werde 
3inen Anstand nehmen, der Gesellschaft, falls sie es wünschte, zu 
en feierlichen Sitzungen den grossen Carolinsaal an Tagen, wo 
i die Universität nicht benöthigt, und zu ihren gewöhnlichen Siz- 
igen an Sonntagen den an diesen Tagen immer leerstehenden 
zungssaal des akademischen Senats im Carolingebäude einzuräumen, 
i ihr zur Aufbewahrung ihrer Bücher, Verlagsartikel und Schriften, 
in zur Wohnung ihres Dieners anderweitige angemessene Locali- 
en in dem Garolingebäude auszumitteln ; wobei mit Grund voraus- 
setzt wird, dass das vaterländische Museum sich bereit finden 
sen werde, ihre Sammlungen in Aufbewahrung zu nehmen." 
Die Gesellschaft hätte zwar lieber mit einer kleineren Wohnung 

Millesimoschen Hause vorlieb genommen, wenn der Studienfond 
h zur Zahlung des Miethzinses herbeigelassen hätte ; jedoch musste 

sich dem höheren Willen fügen. Im December 1827 wurden durch 
le Localcommission für die Gesellschaft zwei kleine Höi-säle an 



*) In dem Gubernialerlasse vom 1. März 1827 heisst es unter anderem: „In- 
dem aber dieses Gesuch (vom 10. September 1784) von dem Gubernium 
unterm 23. Sept. 1784 h. Orts erstatteten Berichte wurde angefUhrt, dass 
in dem Garolingebäude ohnedies ein grosser Saal, in welchem ehemals die 
Universitätsbibliothek aufbewahrt wurde, und mehrere daran stossende 
Zimmer unbenutzt leer stehen, und deshalb auf die Überlassung dieser 
Localitäten an die Gesellschaft eingerathen.'' Dem zu Folge befanden sich 
die Localitäten, welche die Gesellschaft 1785—1828 inne hatte, in dem neueren 
Gebäudetract zwischen dem ersten und zweiten Garolinhofe, und das oben 
auf Seit^ 49 in den ersten zwei Zeilen irrthümlich Gesagte ist darnach zu 
corfigiren. Gassenaussicht gegen das Theater haben die Localitäten, welche 
die Gesellschaft erst im Jahre 1828 bezog. 



17G Geschichte der Gesellschaft 1825—1837. 

dem offenen Gange im ersten Stock des Carolingebäudes bestimmt, 
von welchen einer unmittelbar an den grossen Promotionssaal stösst ; 
für die Wohnung des Gesellschaftsdieners wurde eine Polizeiwach- 
stube im Enlgeschoss desselben südlichen Carolintractes in Aussicht 
genommen, welche sich neben dem grossen Ausgangsthor gegen den 
Obstmarkt zu befand. Am 22. Juni 1828 hielt die Gesellschaft zum 
letzten Male ihre Sitzung in dem grossen Saale, welchen sie seit 
43 Jahren besass; am 4. Juli d. J. wurde er geräumt und zur ana- 
tomischen Lehranstalt mit einem Aufwände von 8636 fl. G. M. adaptirt 
Vor der Hand erhielt die Gesellschaft bloss einen der zwei kleinen 
Hörsäle, welchen sie fortan als Depositorium für ihre Bücher be- 
nützte. Erst im August 1829 schritt die Gesellschaft um die Ein- 
räumung des anderen Hörsaales ein, welcher dann durch eine in der 
Zwischenmauer durchbrochene Thür mit dem ersten in Verbindung 
gesetzt wurde. Man benützte ihn als Sitzungssaal, jedoch nur im 
Sommer, weil er nicht geheizt wurde; sonst hielt die Gesellschaft 
seit 1828 ihre Sitzungen in dem kleinen Promotionssaale, und zwar 
immer an einem Sonntage oder einem Feiertage, wie es in dem an- 
gezogenen Gubernialerlasse bestimmt war. Für ihren Diener musste 
die Gesellschaft durch anderthalb Jahre eine Privatwohnung zahlen, 
bevor er die ehemalige Polizeiwachstube beziehen konnte. 

Die nächste Consequenz des Localitätentausches, zu welchem 
sich die Gesellschaft im J. 1828 bequemen musste, bestand darin, 
dass sich die letztere gleichzeitig ihrer Sammlungen entledigen musste 
und weiterhin nur ihren Schriftenverlag und ihre Bibliothek behielt 
Die Gesellschaft schenkte ihre sämmtlichen Naturalien (sanunt den 
strittigen Conchylien) dem vaterländischen Museum, und wurde auf 
Grund dieses Materialbeitrages von der Museumsgesellschaft am 
12. Mai 1828 zu ihrem wirkenden Mitgliede aufgenommen. In der 
Folge wurde zu jeder Jahresversammlung der Museumsgesellschaft 
ein Mitglied unserer Gesellschaft als ihr Repräsentant delegirt Auch 
die Antiquitäten, welche die Gesellschaft der Wissenschaften im Laufe 
der Zeit erhalten hatte, wurden dem böhmischen Museum übergebep.*) 

*) Von der Übergabe der Alterthümer geschieht nur in den Abhandlungen 1830J 
S. 16 bei dem Jahre 1830 ein Erwähnung. Der dort berOhrte chinesisdej 
Compass war ein Geschenk des Mitbegründers der Gesellschaft, des 6nfti| 
Franz J. Kinsky. Bei der Räumung des Gesellschaftssaales mnssten selbit'! 
verständlich auch die beiden aus der Frohnleichnamskirche stammeiuki 
Steintafeln entfernt werden, die sich gegenwärtig (1884) im StiegenhAOM 
des Museumsgebäudes am Graben eingemauert befinden. Von den physib-i 



Palack^'s Einführung in die Gesellschaft. 177 

Es wurde schon oben angedeutet, dass die Affiliirung Franz 
ackffB das wichtigste Ereigniss bildet, welches die Geschichte der 
lellschaft in diesem Zeiträume zu verzeichnen hat. Die Einfuhrung 
in der Folge berühmt gewordenen Historiographen wurde durch 
sen hochbejahrte Freunde, den Abb6 Joseph Dobrovsk^ und den 
Jen Franz Stemberg vermittelt Dobrovsky legte in der Sitzung 
30, April 1826 das von Palack^ zusammengestellte Manuscript der 
n böhmischen Chronisten vor und beantragte, die Gesellschaft 
;e das Werk auf ihre Kosten mit Benützung des vom Grafen Franz 
nberg angebotenen Beitrages (s. S. 132) als den dritten Band der 
'ptores verum Bohemicarum herausgeben, deren zwei erste Bände 
ateinischer Sprache von Dobrovsky und Pelzel edirt worden waren, 
böhmische Sammelwerk wurde in 750 Exemplaren aufgelegt und 
iess die Presse im Anfänge des Jahres 1829; ausser dem latei- 
hen f&hrt es einen zweiten böhmischen Titel: StaH Letopisove 
i od r. 1378 do 1527. Palack^ erhielt von der Gesellschaft für 
le Arbeit 500 fl. G. M. und 20 Freiexemplare. 

Nach einer zwischen Palacky, Dobrovsky und Franz Stemberg 
offenen Verabredung trat Dobrovsky fast gleichzeitig in der Ge- 
schäft mit dem Vorschlage auf, dieselbe möchte die im J. 1804 
;eschriebene aber unbeantwortet gebliebene historische Preisfrage 
mem. Die Gesellschaft acceptirte am 25. Juni 1826 diesen Vor- 
ag. Nach dem von Dobrovsky ausgearbeiteten Programm erlitt 
ursprüngliche Preisaufgabe eine wesentliche Einschränkung, indem 
i jetzt nicht mehr eine Beurtheilung sämmtlicher Quellen der böh- 
chen Geschichte verlangte, sondern blos eine Würdigung der bäh" 
zhen 0e9ckichtschreiher vom ersten derselben bis ziir Hajekischen 
tmik herab. Die Elaborate waren in deutscher Sprache zu ver- 
en, und für das beste derselben wurde ein Preis von 50 Dukaten 
st 250 Exemplaren der gedruckten Preisschrift bestimmt. Da in 
i mit Ende December 1827 ablaufenden Termine keine Concurs- 
rift eingelaufen war, so wurde ein neuer Termin bis Ende März 
9 beschlossen und verlautbart. Mit Ablauf dieser neuen Frist 
rgab Palacky seine Beantwortung der Preisfrage, wobei er keinen 
icurrenten hatte. Sein Elaborat wurde von Millaüer, Ealina und 
Jiz Stemberg geprüft ; nach dem Wunsche dieser Preisrichter hatte 



lischen Apparaten, welche die Gesellschaft früher besessen hatte, verblieb 
bei derselben, soviel ersichtlich ist, nur der Emerysche Chronometer, welcher 
von den Mitgliedern bei geodätischen Vermessungen gebraucht wurde, und 
aasserdem zwei vergoldete parabolische Hohlspiegel von Metall. 

12 



178 Geschichte der Gesellschaft 1825—1837. 

der Verfasser in demselben einige Verbesserungen Yorzunehmen. Nach- 
dem dies geschehen war, wurde der ausgesetzte Preis am 24. Januar 
1830 dem einzigen Concurrenten zuerkannt; in demselben Jahre e^ 
schien dann das Werk im Druck. Es war eine blosse Ceremonie, alt 
man in der Gesellschaftssitzung am 20. December 1829 den ye^ 
siegelten Zettel erbrach, um den Namen des Bewerbers zu erfahren; 
denn man hatte schon früher mit Palack^ wegen der erwähnten Ver- 
besserungen seiner Goncursschrift unterhandelt, und schon am 15. Min 
1829 wurde Palaclr^'s Aufnahme in die Gesellschaft nur mit der Mo- 
tivirung aufgeschoben, dass er an der Beantwortung der historiBchn 
Preisfrage arbeite und man daher sein Elaborat noch abzuwarten 
habe; der förmliche Vorschlag zur Au&ahme Palack]^'8 anter die 
ordentlichen Mitglieder wurde von Kaiina und Franz Stemberg ia 
derselben Sitzung (24. Januar 1830) eingebracht, in welcher das kri- 
tische Werk des Candidaten den Preis zuerkannt erhielt Da es sick 
damals um die Anstellung Palack^'s zum böhmisch-ständischen Landei- 
historiographen handelte, so wurde unsere Gesellschaft unter den 
5. October 1829 vom Landesausschusse um ihr Gutachten angegangen, 
ob Franz Palack]^ oder Joseph Horlr^ oder sonst jemand anderer 
dabei den Vorzug verdiene; die Gesellschaft beschloss am 8. No- 
vember d. J. diese Anfrage dahin zu beantworten, dass Pahick]f li 
jeder Hinsicht der Vorzug einzuräumen sei.*) 

Am 3. März 1833 beschloss die Gesellschaft zur bevorstehenden 
Feier ihres 50jährigen Jubiläums eine Preisaufgabe aus dem ph/tir 
kalisch-mathematischen Fache auszuschreiben. Die vom 25. April d. J. 
datirte, deutsch und lateinisch verlautbarte Preisau{jgabe verlangte, 
man solle „entweder auf eine vollkommen strenge Art erweisen, das 
es nicht möglich sei, den Werth der Unbekannten in einer vollstän- 
digen literalen Gleichung, die eines höheren als des 4. Grades ist» 
durch einen geschlossenen Ausdruck darzustellen; oder man soll in 
Gegentheil eine dergleichen Formel angeben, oder doch ihre Möglich- 
keit darthun.^ Als Preis waren 50 Dukaten nebst 250 Exemplara 
der zu krönenden Preisschrift bestimmt; die Elaborate waren in 
deutscher, lateinischer, französischer oder italienischer Sprache tni 
verfassen und vor Ende August 1834 einzusenden. Das von der Ge- 
sellschaft am 5. Juli 1835 verkündigte Resultat dieses Concurses war 

*) i)ea Titel eines böhmisch-ständischen Ilistoriographen erhielt Palacky ent 
durch kaiserl. Entschliessung vom 24. Noyember 183S; doch spricht scbii 
eine vom Oberstburggrafen Chotek am 16. März 1837 an unsere GeaeSMdr'^ 
gerichtete Zuschrift von dem „ständischen Historlographen Falack^.' 



Preisaufgabe. Geschichtsqaelleii beigesohafft. 179 

cht befriedigend. Es waren ö Goncursschrifiben eingelaufen, von 
tnen die relativ beste nur den Beweis zu fähren sich bemühte, dass 
. schon bei allgemeinen Gleichungen des 5. Grades unmöglich sei, 
e Wurzel in einer geschlossenen algebraischen Formel darzustellen. 
er Preis wurde daher Niemandem zuerkannt 

Mit Palack^ war namentlich in die historische Classe eine grös- 
»re Rührigkeit eingekehrt. Auf Palacky's Anregung beantragte Graf 
a8i>ar Stemberg am 19. Mai 1835 bei der Gesellschaft, dieselbe 
löge sich an den Oberstburggrafen mit der Bitte wenden, eine pe- 
iniäre Unterstützung behufis Gopirung historischer Quellen im Ya- 
can für die böhmische Geschichte bei den Ständen zu erwirken. In 
olge dessen wurde dann ein Betrag von 1000 fl. C. M. zu diesem 
wecke zusammengeschossen, wobei die böhmischen Stände sich mit 
X), das böhmische Museum und unsere Gesellschaft mit je 200 fl. 
stheiligten. Als dann der österreichische Botschafter am päpstlichen 
!ofe, Graf Budolf Lützow, den Rath ertheilte, ein Sachkundiger sollte 
ch von Prag in dieser Angelegenheit nach Bom begeben, da unter- 
BLhm 1837 Palaclr^ mit jener Unterstützung seine bekannte und für 
ie böhmische Geschichtschreibung sehr fruchtbringende Reise nach 
alien. 

Auch in Böhmen sorgte die Gesellschaft um Gopirung wichtiger 
istorischer Quellen, namentlich solcher, welche in einem einzigen 
Ixemplare vorhanden waren. Graf Franz Thun borgte der Gesell- 
diaft aus seiner Tetschener Bibliothek Pelzel's Sammelwerk Com- 
lercia litteraria vu*orum Bohemiae eruditorum, welches in den Jahren 
936 und 1837 Karl Erben in Prag abschrieb. Das historische Werk 
anl Skäla's von Zhoi^ hat die Gesellschaft aus Dux 1834 entlehnt 
ad liess daraus diejenigen Partien, welche Böhmen betrefifen, voll* 
ihaltlich abschreiben. Auf Antrag Jandera's bemühte sie sich seit 
834 auch, die im Prager Capitelarchiv aufbewahrten Libri Erecti- 
num aus der vorhusitischen Zeit copiren zu lassen, doch gelangte 
iese Absicht wegen verschiedenfacher Hindernisse erst nach dem 
ahre 1840 zur theilweisen Verwirklichung. — Joseph Freiherr Hor- 
oayer, welcher im J. 1826 zum Ehrenmitgliede gewählt wurde, ver- 
lehaffte unserer Gesellschaft aus München Copien von einigen Ge- 
{chichtsquellen. Auch traf die Gesellschaft alle nöthigen Anstalten, 
im direct aus dem Münchener Reichsarchiv Abschriften dort auf- 
i)ewahrter Urkunden Karl's IV. und WenzeFs IV. zu erhalten, jedoch 
•vergeblich. 

12* 



180 Geschichte der Gesellschaft 1826—1837. 

Die Abhandlungen der Gesellschaft wurden in dieser Periode in 
dem gleichen Octavformat und auch sonst in derselben Weise *) her- 
ausgegeben, wie in dem vorangehenden Zeitabschnitte. Es ist nicht 
ersichtlich, warum die Actenbände von den Jahren 1825 — 1837 eine 
eigene neue Numerirung I — V mit dem Beisatze Neuer Folge er- 
hielten. Die Abhandlungen für den ersten Band lagen schon im Fe- 
bruar 1826 in hinreichender Anzahl gedruckt vor, nur fehlten die 
Biographien verstorbener Mitglieder und der Bericht über die jüngste 
Thätigkeit und den Stand der Gesellschaft; es dauerte ein Jahr, bevor 
sich ein Mitglied (Bolzano) entschloss, diesen Bericht zu ver&ssen, 
und es w&hrte noch ein weiteres Jahr, nämlich bis zum Frühling 
1828, bevor der L Band, welcher die Jahreszahl 1827 trägt, zur Ver- 
theilung gelangen konnte. Der II. Band, für welchen die gleichzeitige 
Geschichte der Gesellschaft wieder Bolzano lieferte, erschien im De- 
cember 1830. Für den III. Actenband erbot sich Millauer schon im 
November 1830, die Geschichte aus den Sitzungsprotokollen zu ex- 
cerpiren; doch kam er nicht dazu und wurde noch im Juni 1833 
vom Secretär Kaiina vergeblich daran erinnert Ealina ver&sste dann 
selbst die Geschichte; sein Eleborat wurde jedoch von Millauer be- 
mängelt, und da Niemand die beantragte Überarbeitung desselben 
über sich nehmen wollte, so wurde es fallen gelassen und der IE 
Actenband erschien noch in den Sommermonaten 1833 ohne die 
übliche Geschichte. Auch weiterhin wiederholten sich ähnliche Yer* 
legenheiten und Verzögerungen. Palack^ machte sich im October 1833 
anheischig, er werde die Geschichte der Gesellschaft für den künf- 
tigen Actenband verfassen; aber noch im Jänner 1837 wiederholte 
der Secretär Ealina seine diesbezüglichen Urgenzen. Als Palack]^ im 
März 1837 sich zu seiner Römischen Heise bereitete, war er erst 
mit einem Theile seiner Aufgabe fertig, den übrigen Theil musste 
dann Ealina besorgen. Da mittlerweile die bereits gedruckten Ab- 
handlungen sich sehr gehäuft hatten, so wurden dann im J. 1837 

*) Es erschien nämlich jede Abhandlang separat in 300 Exemplaren auf Druck- 
papier und in 200 Exemplaren auf Schreibpapier; die ersteren waren alle 
für den Autor bestimmt, von den letzteren erhielt er 50 Exemplare. Die 
übrigen 150 Exemplare behielt die Gesellschaft für sich und fasste dann 
mehrere solche Abhandlungen in einen Actenband zusammen. — Wollte 
der Verfasser seine Abhandlung irgend Jemandem zueignen, so stand ei 
ihm frei, dies in den für ihn bestimmten Exemplaren zu thun, in den Actes- 
band jedoch wurde keine dergleichen Dedication aufgenommen. Dies wird 
im Sitzungsprotokoll vom 22. Jänner 1828 „nach der bisherigen Obserram' 
zur Damachachtung vorgeschrieben. 



V 






Pablicationen. Igl 

zwei Actenbände auf einmal herausgegeben, der IV. Band mit der 
Geschichte der Gesellschaft, der Y. ohne einen solchen Bestandtheil. 
Der IV. Band wurde von der Gesellschaft dem Kaiser Ferdinand zu- 
geeignet, wozu die kaiserliche Genehmigung durch Gabinetschreiben 
?om 14. Februar 1837 ertheilt wurde; das betreffende Gesuch und 
auch die Dedicationsschrift erklärt es als eine von der Gesellschaft 
stets beobachtete schöne Übung, dem Monarchen nach dessen Thron- 
besteigung und feierlicher böhmischer Königskrönung einen Acten- 
band erfurchtsvoll zuzueignen. Von jedem Actenbände wurden Exem- 
plare an die ordentlichen Mitglieder, sowie auch an die meisten 
Hitglieder der übrigen E^ategorien vertheilt; die Zahl der wissen- 
schaftlichen Institute im In- und Auslande, mit welchen die Gesell- 
schaft nach und nach in Wechselverkehr trat, vermehrte sich in 
diesem Zeiträume bedeutend. ' 

Ausser den Actenbänden hat die Gesellschaft in diesen Jahren 
noch drei Werke herausgegeben, nämlich die schon erwähnten zwei 
Werke Palack;^'s und Cauchy's französische Abhandlung über die 
Zerstreuung des Lichtes, welche letztere im Quartformat erscheinen 
mosste, um darin auch längere mathematische Formeln unterbringen 
zu können. 

Drei andere Publicationen, die man beabsichtigte, konnten in 
diesem Zeiträume nicht zur Ausfuhrung gelangen. Schon im J. 1835 
liess die Gesellschaft auf Palacky's Antrag die zwei ältesten Hand- 
schriften der böhmischen Literatur lithographisch facsimiliren, nämlich 
Libuia's Gericht und das Fragment des Evangeliums Johannis; das 
Werk, zu welchem Palack^ diese Facsimilien brauchte, brachte er in 
Gemeinschaft mit Safahk erst im J. 1840 zu Stande. — Hanka über- 
reichte im J. 1831 der Gesellschaft den altböhmischen Text der Da- 
limilschen Chronik sammt deren deutscher Bearbeitung in Versen 
Tom J. 1389 ; die Gesellschaft wollte beide Texte abgesondert heraus- 
geben; aber die Censurbehörde zögerte und verlangte unter dem 
16. November 1833 eine Äusserung »über die Beweggründe der Her- 
ausgabe und über den literarischen Weith derselben, sowie auch über 
die von mehreren Schriftstellern gegen die politische Tendenz von 
Dalimil's Chronik in Anregung gebrachten Bedenklichkeiten." Palaclr^ 
Terfietsste zwar die verlangte Äusserung recht gründlich (1. December 
d. J.), doch blieb sie ohne den gewünschten Erfolg, bis die beiden 
Ifanuscripte am 9. März 1838 von dem Prager Bücherrevisionsamte 
mit dem Bedeuten zurücklangten, dass bei der Polizei- und Censur- 
hofBtelle »noch inmier jene Motive obwalten, welche die Druck- 



182 Wissenschaftliche Arbeiten 1825—1887. 

Verweigerung (derselben Chronik) im J. 1825 veranlasst haben.* — 
Väehrd's Werk über die böhmische Gerichtsver&ssung wurde von 
Hanka im J. 1835 der Gesellschaft zur Herausgabe überreicht; eine 
Entscheidung der Gensurbehörde erfolgte erst mehrere Jahre später. 



Wissenschaftliche Arbeiten im historischen Fache 

1825— 1837. 

Von Joseph Dohrovshj bringen die Actenbände dieser Periode 
seinen letzten Beitrag. Es ist die Mährische Legende von Cyrül md 
Method, nach Handschriften herausgegeben, mit anderen Legenden ver- 
glichen und erläutert (1826 Abh. 1827 SS. 124). Die Abhandlang 
leistet in ausgezeichneter Weise das, was der Titel vefspricht, nnd 
zeugt von der kritischen Meisterschaft ihres Autors auf das vortheil- 
hafteste. 

Franz Pcdachfe Werk StaH LetopisovS ÖeHi (Scriptorum remm 
Bohemicarum tomus HJ., 8^ SS. 524) ist eine Sammlung chronika- 
lischer Aufzeichnungen unbekannter Autoren in böhmischer Sprache, 
welche Palack^ aus 17 Handschriften zusammengestellt und in chro- 
nologische Ordnung gebracht hat. Dieselben reichen in dieser Aus- 
gabe vom Jahre 1378 bis zum J. 1527 und bilden eine der wich- 
tigsten Quellen der böhmischen Geschichte jener Zeit. — Palack^'s 
preisgekrönte WiHrdigung der alten böhmischen Oeschichtschreiher (1830, 
8® SS. 308) ist ein in seiner Art wahrhaft classisches Werk, die best- 
gelungene Frucht der Preisausschreibungen, welche unsere Gesell- 
schaft je vornahm, und zugleich die einzige unter allen von ihr ge- 
krönten Preisschriften, welche auch noch jetzt nach einem halben 
Säculum ebenso brauchbar ist und hoch geschätzt wird, wie zur Zeit 
ihrer Entstehung. Nur einige seit jener Zeit zum Vorschein gekom- 
mene Handschriften machen hier und da eine Modification wünschens- 
werth. 

Anton Bodek lieferte für unsere Abhandlungen einen Aufsatz 
unter dem Titel: Mähren unter König Rudolph l (1835 Abh. 1837, 
IV. Bd., SS. 103). Unleugbar fand darin das Lustrum 127&— 1283 
eine neue und wesentliche Aufhellung; leider brachte der Verfasser 
für seine Meinungen mitunter auch solche Belege, welche er in der 
Form von Citaten aus einem nirgends existirenden Ghronicon Zabrdo- 
vicense, Ghronicon Velehradense etc. zu diesem Behufe selbst ge- 
schmiedet zu haben scheint ; dadurch sowie durch andere Imposturen, 



DobroYBk;^, Palackf, Boöek, Jandera, Kaiina, Kurz, Millauer. 183 

dt welchen Bo^k seinen Codex diplomaticus Moraviae bereichern 
1 können venneinte, konnte er zwar seine Zeitgenossen täuschen, 
ei der Nachwelt aber, welche zur Erkenntniss der Fälschungen kam, 
ief er nur ein begründetes Misstrauen gegen Alles wach, was in 
3inen Publicationen von anderen Forschem bisher nicht verificirt 
erden konnte. 

Der Professor der Mathematik Joseph L. Jandera lieferte in die 
bhandlungen einen Aufsatz über Müetin in Böhmen (1830 Abh. 1830 
S. 128); es ist eine für jene Zeit gute und gründliche historische 
[onographie der genannten Stadt und der gleichnamigen Domaine. 

Der eifrige Archäologe Mathias Kaiina von Jäihenstein schrieb 
i dieser Zeit seine wichtigste archäologische Abhandlung, welche 
Dter dem Titel: Böhmens heidnische Opferplätze, Oräber und Alter- 
iSmer, versehen mit 35 Steindrucktafeln erschien (1836 Abh. V. SS. 
52). Es werden darin prähistorische Antiquitäten, die an 85 Orten 
i Böhmen ausgegraben worden waren, nach ihren Fundorten ge- 
mdert beschrieben; ausserdem liefert der Verfasser einige verglei- 
lende Erörterungen über einzelne Arten von Alterthümem, und in 
er Einleitung gibt er eine Geschichte der Archäologie in Böhmen, 
alina's Deductionen, worin er einen Zusammenhang der beschrie- 
ben Alterthümer mit der beglaubigten Geschichte herstellen und 
unenüich den Slaven in Böhmen die Eigenschaft von Autochthonen 
indiciren will, sind zwar wenig verlässlich und zum Theile völlig 
ohaltbar; die Beschreibungen selbst werden jedoch für die böhmische 
rchäologie immer ihren Werth behalten. — Auch brachten die Ab- 
andlungen 1827 ein 3. Heft von Ealina's Nachrichten über böhmische 
chriftsteUer und Gelehrte (SS. GO). 

Franz Kurz, regulirter Chorherr und PfaiTer zu St. Florian, 
:hrieb für unsere Gesellschaft eine gute Quellenstudie, betitelt: 
'chicksale des Passauischen Kriegsvolkes in Böhmen bis zur Auflösung 
esselben im Jahre 1611 (1831 Abh. 1833 SS. 123). Zehn Urkunden 
ind dem Aufsatze ihrem vollen Inhalte nach beigedruckt. 

Von Maximilian Millauer brachten die Abhandlungen in dieser 
'eriode 4 Beiträge, welche sämmtlich als werthvoll zu bezeichnen 
ind. Die diplomatisch-historischen Aufsätze über Johann ZiSka (1824 
ibh. 1827 SS. 60) erörtern eine Reihe interessanter Fragen, zu 
reichen die Geschichte des berühmten Taboritenftihrers Anlass gibt; 
m Schlüsse sind 4 Briefe ÄiJka's in böhmischer Sprache abgedruckt. 
- Die umfangreichste Schrift Millauer's betrifft den deutschest Rittei-- 
rden in Böhmen (1832 Abh. 1833 SS. 208). Der Verfasser behandelt 



184 Wissenschaftlicbe Arbeiten 1825—1837. 

quellenmässig die Ankunft und Ausbreitung des deutschen Ordens in 
Böhmen, seine Besitzungen, Kommenden und Patronatsp&rren, sowie 
die Missgeschicke, welche den Orden 1400 — 1420 zum Auszuge aus 
dem Lande veranlassten; 36 Urkunden aus den Jahren 1217 — 1534 
sind am Schlüsse beigedruckt. Das Ganze ist eine tüchtige und ver- 
dienstliche Arbeit; beeinträchtigt wird sie einigermassen nur durch 
die Gewohnheit, sich mit unkritischen Scribenten über die Gebühr 
zu beschäftigen, welcher Millauer selbst da nicht zu entsagen ver- 
mochte, wo er verlässliche Originalquellen in hinlänglicher Menge 
angesammelt hatte. — Der Au&atz über die Grabstätten und Grab- 
mäler der LandesßlrHen Böhmens (1830 Abh. 1830 SS. 90) ist eine 
brauchbare Zusammenstellung aller zugänglichen Nachrichten darüber, 
wo die böhmischen Herrscher seit der ältesten Zeit bis zu Ende des 
18. Jahrhunderts begraben wurden. — Millauer's Aufsatz betreffend 
die Kirche zu Bohnitz (1830 Abh. 1830 SS. 15) enthält blos eme Be- 
schreibung und Erklärung der werthvollen Authentik vom J. 1158, 
welche im Altare der genannten Kirche vorgefunden wurde und deren 
lithographirtes Facsimile beigegeben ist 



1-1 



IT« 






Geschichte der Gesellschaft in den Jahren 

1838— 1866. 

Dr. Mathias Kalina von Jäthenstein legte wegen vorgerückten 
ers das Seoretariat mit Ende des Jahres 1839 nieder. Darauf wurde 
diesem wichtigen Ehrenamte Franz Palachj gewählt,*) welcher 
Geschäfte mit Neujahr 1840 übernahm. Schon durch Ealina's 
Üose Thätigkeit gestaltete sich die Secretärstelle zur Haupttrieb- 
er der Gesellschaft, welche deren gemeinsame Thätigkeit in Bewe- 
ig hielt Noch mehr war dies unter seinem Nachfolger der Fall, 
ack^ war der beste Secretär, den die Gesellschaft je besass. In 
laufende Registratur brachte er eine neue, derart mustergiltige 
inung, dass man sich einer solchen eher von einem erfahrenen 
imten, als von einem Gelehrten zu versehen geneigt wäre. Mit 
aer kühnen Initiative verband er eine taktvolle Umsicht und uner- 
dliche Ausdauer. Durch diese Eigenschaften glückte es dem neuen 
Tetär, der gesellschaftlichen Thätigkeit eine neue anziehendere 
stalt, einen weiteren Umfang und eine grössere Mannigfaltigkeit 
verleihen, oder — wie sich sein edelgesinnter Verehrer Bolzano 
ras hyperbolisch ausgedrückt hat — einem Leichname den Lebens- 
ich wieder einzuflössen.**) 

Der neue Secretär brachte in die Sitzung am 8. März 1840 
en wohlmotivirten Vorschlag, welcher eine Belebung der wissen- 
nfüichen Thätigkeit der Gesellschaft zum Zwecke hatte, und die 
ttel dazu in der Herbeiziehung zahlreicher jüngerer Gelehrten 

*) Palaclr^'s Wah] zum Secretär fand in der ordentlichen Sitzung am 1. De- 
cember 1839 statt; Palacky erhielt 8 Stimmen, Jandera und Zippe je 1 
Stimme. Anwesend waren Seidl, Kaiina, Krombholz, Jangmann, äafaHk, 
Hanka, Palacky, Hessler, Kulik, Zippe. 

^*) Dieses Dictum Bolzano's hat Joseph Jireöek in einem Aufsätze über Pa- 
lacky (Svötozor 1876 S. 321) aufgezeichnet. 



186 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

und in der Eintheilung der Gesellschaft in mehrere Sectionen er- 
blickte, in deren Versammlungen wissenschaftliche Vortrage stattzu- 
finden hätten. Bis dahin beruhte das gesellschaftliche Leben fast aus- 
schliesslich auf den ordentlichen Mitgliedeiii, deren Zahl beschränkt 
war und von denen sich fast immer einige wegen ihres Alters oder 
anderer Umstände zurückhielten. Eine Betheiligung der ausserorden- 
tlichen Mitglieder an wissenschaftlichen Vorträgen wurde zwar in den 
Statuten von 1784 ins Auge gefasst, kam jedoch nie zu Stande, und 
die Vorträge selbst hörten schon vor 1789 auf. Nach den Anträgen 
Palacky's sollte es nun anders werden. 

Man Hess den Vorschlag zunächst unter den ordentlichen Mit- 
gliedern zur Äussening rolliren; 14 Mitglieder schrieben ihre Wohl- 
meinung darüber auf (nur von Mikan wird eine solche yermisst), 
wobei sie fast sämmtlich den Anträgen Palack]^'s im Ganzen und 
Grossen zustimmten, zugleich aber betreffs gewisser Einzelheiten einige 
Modificationen als wünschenswerth bezeichneten. Bolzano nahm Pa- 
lack^'s Anträge am freudigsten auf und drückte sich über dieselben 
enthusiastisch aus; am entgegengesetzten Extrem stand Jandera, 
welcher in seinem Misstrauen sich nicht vorzustellen vermochte, wie 
die beantragten wissenschaftlichen Sectionszusammenkünfte ein Viertel- 
jahr überdauern könnten. Nach vollendetem Umlauf resumirte Palacky 
dessen Resultate und conformirte sich einigen Abänderungsanträgen, 
welche von der Mehrzahl der Mitglieder angeregt worden waren. 

Auf diese Weise wurde in der ordentlichen Sitzung am 5. April 
1840 eine Einigung leicht erzielt und die beantragten Reformen zum 
Beschlüsse erhoben. Dem zu Folge theilte sich die Gesellschaft in 
vier Sectionen^ und zwar eine mathematische, eine naturwissenschaft- 
liche, eine historische und eine böhmisch-philologische.*) Da bei der 
beschränkten Zahl der ordentlichen Mitglieder die einzelnen Sectionen 
und ihre Versammlungen sehr klein ausfallen müssten, so beantragte 
Palacky ursprünglich, es sollen zu den Sectionsversammlungen nicht 
blos Mitglieder der Gesellschaft, sondern auch andere in Prag lebende 
Gelehrte als Gäste eingeladen werden, und die Gesellschaft solle 

♦) In dem ursprünglichen Vortrage Palacky's vom 8. März, dessen Anträge in 
dem Umlaufsbogen vom 12. März wörtlich wiederholt wurden, werden Zalü 
und Namen der zu bildenden Sectionen nicht bestimmt; bei dem Umlaufe 
kamen in dieser Hinsicht mehrere, von einander abweichende Vorschläge 
zum Vorschein; Safafik in seiner Wohlmeinung vom 26. März beantragte, 
wahrscheinlich im Einverständnisse mit seinem intimen Freunde Palack]^, vier 
Sectionen, eine mathematisch-physikalische, eine naturhistorische, eine bisto- 



Reorganisation der Gesellschaft 1840. 187 

ter diejenigen von ihnen, welche sich am thätigsten und tüch- 
ilen erweisen werden, zu ausserordentlichen Mitgliedern ernennen ; 
dieser Hinsicht accommodirte sich Palacky der Wohlmeinung der 
[fiten CoUegen, denen die Zulassung von Gästen in die Sections- 
sammlungen im Hinblicke auf den damaligen Polizeigeist nicht 
ilich schien, und man beschloss, ausserordentliche Mitglieder in 
sserer Anzahl zu ernennen, um die Sectionen zu verstärken. Die 
senschaftlichen Sectionsversammlungen der Mitglieder aller Eate- 
ien beschloss man in einem Saale der Gesellschaft zu halten, und 
ir es sollte sich abwechselnd jede Woche eine Section versammeln, 
^nscheinlich involvirte diese Reform eine Weiterentwickelung der 
t vor drei Jahren bestätigten Gesellschaftstatuten, welche im §. 2. 
' eine Eintheilung in zwei Hauptclassen kennen, die physikalisch- 
thematische und die historische; nun spaltete sich jede Glasse in 
li Sectionen, und diese hatten vollständig an die Stelle der Glassen 
treten. Die Frage, ob eine solche Reform ohne behördliche Geneh- 
^ng eingeführt werden könne, wurde von der Gesellschaft fast 
hellig bejaht*) 

In der ordentlichen Sitzung am 3. Mai 1840 wurde eine Sen- 
kung der ordentlichen Mitglieder nach den 4 neuen Sectionen vor- 



rische und eine böhmisch-philologische. Palacky in seinem zur ordentlichen 
Sitzung am 5. April vorbereiteten Vortrage behielt die Vierzahl und speci- 
ficirte die Sectionen wie folgt: a) für reine und angewandte Mathematik 
(Astronomie, Mechanik, Physik oc), b) für Naturwissenschaft, Chemie, Zoo- 
logie, Botanik, Mineralogie, Geologie oc, c) für böhmische Geschichte und 
ihre Hilfswissenschaften, und d) für böhmich-slavische Pliilologie. Die am 
6. April beschlossenen Benennungen der Sectionen haben den im Texte an- 
geführten Wortlaut. 
*) Diese Thatsache kennen wir aus einer gegen Ende des Jahres 1840 zwischen 
Jandera und Palacky geführten Auseinandersetzung. Jandera bemängelte 
am 8. December den vom Secret&r Palacky für den neuen Actenband ge- 
schriebenen Bericht über die Neugestaltung der Gesellschaft, und polemi- 
sirte dabei auch noch nachträglich gegen die neuen Einrichtungen. „Leicht 
möglich (schrieb Jandera unter Anderem), dass durch diese Einrichtung 
selbst die Existenz der Gesellschaft d. \Y. in Frage gestellt werden könnte. 
Deshalb warnte Unterfertigter in der Sitzung der Gesellschaft mündlich, 
und thnt es dermal schriftlich, und räth ausdrücklich, sich zu einer solchen 
Einrichtung die Genehmigung der höchsten Regierung zu erwirken.** Pa- 
lack;^ replicirte dazu in einer Marginalbemerkung : „Dies war in der Sitzung 
vom 6. Apnl zur Sprache gekommen, und die Nothwendigkeit solcher Maass- 
regel mit 9 gegen 1 verneint worden." — In der so erfolgreichen Sitzung 
am 5. April 1840 waren anwesend: Jungmann, Kaiina, Hanka, Joh. Presi, 
§afahk, Seidl, Kulik, Hessler, Zippe, Palacky. 



188 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

genommen; es bekannten sich oder wurden eingereiht zur mathema- 
tischen Section Bolzano, Bittner, Jandera, Eulik, Seid] und Hessler; 
zur naturwissenschaftlichen Section Erombholz, Kulik, Zippe, Mikan, 
Joh. Presl, Karl Presl, Hessler; zur historischen Section Kaiina, 
Millauer, Jandera, Palack^, Jungmann, Hanka, §afaHk und der erst 
aufzunehmende Spirk; zur böhmisch-philologischen Section Palack^, 
Jungmann, Joh. Presl, Hanka und SafaHk. Wie hier einige Namen 
in zwei Sectionen vorkommen, so geschah es auch dann in den wissen- 
schaftlichen Zusanmienkünften thatsächlich, dass einige ordentliche 
und auch ausserordentliche Mitglieder die Versammlungen nicht nur 
einer Section, sondern zweier oder auch dreier Sectionen zu besuchen 
pflegten. In derselben Sitzung vom 3. Mai wurden auch provisorische 
Geschäßsleiter für die Sectionen ernannt, und zwar Kulik fär die 
mathematische, Zippe für die naturwissenschaftliche, Palack^ f&r die 
historische, und §afaHk für die böhmisch-philologische Section. In 
demselben Monate constituirten sich die Sectionen in abgeson- 
derten Yei*sammlungen , wobei die genannten provisorischen Ge- 
schäftsleiter als definitive angenommen wurden; eine Ausnahme femd 
statt nur in der naturwissenschaftlichen Section, wo an die Stelle 
Zippe's Johann Presl zum GeschäAsleiter gewählt wurde. In den- 
selben ersten Sectionsversammlungen wurden mehrere ausserordent- 
liche Mitglieder in Vorschlag gebracht, worüber dann in den ordent- 
lichen Sitzungen der ganzen Gesellschaft zu referiren war. Auf diese 
Weise wurden in der ordentlichen Sitzung am 28, Juni 1840 12 
neue ausserordentliche Mitglieder aufgenommen, nämlich ChristiaD 
Doppler, Karl Kreil, J. G. Sommer, Prof. Anton Dittrich, Franz L. 
Öelakovsk;^, Wenzel A, Svoboda, Johann Koubek, Karl Balling, Jos. 
Köhler, Karl Amerling, August Corda und Gustav Wolf. Nach den 
Ferien hielt man am 11. October eine ausserordentliche Sitzung ab, 
zu welcher neben den ordentlichen auch ausserordentliche Mitglieder 
geladen waren ; man bestinmite, dass sich die Sectionen jeden Donners- 
tag um 4 Uhr versanmieln, und gleichzeitig in welcher Reihenfolge 
sie abwechseln sollen ; die erste wissenschaftliche Versammlung wurde 
dann am 15. October 1840 von der historischen Section abgehalten. 
Dasjenige der beiden Gesellschaftszimmer im Carolinum, welches 
an den grossen Promotionssaal stösst, wurde zum Sitzungssaal ein- 
gerichtet. Seit dieser Zeit wurden auch alle ordentlichen Sitzungen der 
Gesellschaft, welche ausschliesslich administrativen Berathungen vor- 
behalten blieben und nach wie vor mit Ausnahme der Sommerferien 
allmonatlich stattfanden, in diesem Sitzungssaale abgehalten. Derselbe 



Reorganisation der Gesellschaft 1840. 189 

wurde einem weiteren Beschlüsse vom 5. April 1840 zu Folge als 
ein Leaecabinet benützt, welches an 5 Wochentagen je zwei Stunden 
f&r alle Mitglieder der Gesellschaft ofifen stand. Es lagen da die neuen 
Bücher und Zeitschriften auf, welche die Gesellschaft von anderen 
wissenschaftlichen Instituten im Tauschwege erhielt oder von ihrem 
Buchhändler für ihre Bibliothek bezog ; die in früheren Jahren übliche 
Circulation der von der Gesellschaft pränumerirten wissenschaft- 
lichen Zeitschriften unter den Mitgliedern hörte damit auf. Auf 
Ersuchen unserer Gesellschaft bewilligte der Ausschuss des böhmischen 
Museums am 28. März 1841, dass alle für die Museumsbibliothek 
bestinunten Novitäten zuerst an das Lesecabinet übergeben werden 
sollen und dort immer 14 Tage aufliegen können. Das neue Gesell- 
schaftsmitglied Spirk übernahm die Leitung des Lesecabinets, welches 
in dieser Weise etwa 5 Jahre bestehen blieb.'*') 

Mit der Creirung einer besonderen Section für böhmisch-sla- 
vische Philologie fsind auch die böhmische Sprache insoweit einen 
Eingang in die Gesellschaft, dass man sich bei wissenschaftlichen 
Vortragen in dieser Section fast durchgehend dieser Sprache bediente, 
und die böhmischen Vorträge theilweise auch in den Actenbänden 
zum Abdruck gelangten. Die böhmische Nationalsprache war nun 
nicht blos ein Object wissenschaftlicher Forschung, wie zu Dobrovsky's 
Zeiten, sondern auch ein Mittel wissenschaftlicher Mittheilung. In 
dem Streben nach deren Hebung wurde die Gesellschaft auch von 
ihrem Präsidenten, dem patriotischen Grafen Eolovrat ermuthigt.**) 

Die Protokolle der Sectionsversammlungen wurden in der Folge 
gedruckt und den Actenbänden beigeschlossen. Es sind theils einfache 
Anzeigen der Gegenstände, auf welche sich die Vorträge oder Vor- 

*) Die detaillirte Ordnung für das zu eröifnende Lesecabinet wurde am 
11. October 1840 beschlossen. Am 1. Juni 1845 machte der Secretär „auf 
den ftasserst schwachen Besuch des Lesezimmers aufmerksam;** hierüber 
wollte man im folgenden Herbste das Nöthige verfügen, seit dem findet sich 
jedoch im Gesellschaftsarchive das Lesecabinet nicht uiehr erwähnt. 

**) Secretär Palack^ hat darüber im Tagebuche der Gesellschaft unter dem 
11. October 1840 Folgendes bemerkt: „Bei der Anwesenheit des Präsidenten 
der Gesellschaft, Sr. fbccellenz des Ministers Grafen von Kolowrat, in l'rag^ 
wurde demselben von einer Deputation der Ges., bestehend aus dem gegen. 
wärtigen H. Director Joseph Jungmann, dem vorigen Secretär H. Ritter 
Kaiina, und dem gegenwärtigen Secretär, Namens der Gesellschaft die Auf- 
wartung gemacht; bei welcher Gelegenheit Se. Excellenz der Gesellschaft 
insbesondere die Pflege der böhmischen Sprache und Literatur anempfahl. — 
In der ordentlichen Sitzung am 1. November wurde den Mitgliedern darüber 
Bericht erstattet.^ 



190 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

lesungen bezogen, theils wurden darin die Vorträge selbst mehr oder 
weniger ausführlich skizzirt. Bis zum Jahre 1850 schrieb man selbst 
in der böhmisch-philologischen Section die Protokolle nur in deutscher 
Sprache. Für das weitere Publikum wurde meist vierteljährig ein 
Bericht über die jeweiligen Veränderungen bei der Gesellschaft, sowie 
über die wissenschaftliche Thätigkeit ihrer Sectionen von dem Secretär 
abgefasst; derselbe erschien immer in der officiellen Prager Zeitung, 
und zwar über Anordnung des Oberstburggrafen Chotek an der ersten 
Stelle unter den politischen Nachrichten aus dem Inlande, und wurde 
regelmässig auch von der officiellen Wiener Zeitung abgedruckt 
Dagegen fiel unter Palack^'s Geschäftsleitung die von Ealina ein- 
geführte Einsendung eines besonderen Jahresberichtes an den Präsi- 
denten Grafen Kolovrat weg. 

Da mit der eben beschriebenen Reform der Gesellschaft auch 
eine namhafte Vermehrung der Secretariatsgeschäfte eintreten musste, 
so wurde gleichzeitig auf Antmg Palack^'s beschlossen, einen Actuar 
aufzunehmen. Als solcher wurde am 31. Mai 1840 ein damaliger 
Magistratsaccessist Johann Vidimsk]^ mit einem jährlichen Gehalt von 
120 fl. C. M. angestellt, und als dieser im Sommer 1841 eine amtliche 
Anstellung in einer Landstadt annahm, so wurde Karl J. Erben, 
damals Gonceptspraktikant beim Fiscalamte, sein Nachfolger. Der 
Actuar hatte unter Anderem die Protokolle der ordentlichen Gesell- 
schaftssitzungen unter der Aufisicht des Secretärs abzufassen. Erben 
behielt die Actuarstelle bis zum Monate Juni 1850, worauf dieselbe 
wieder aufgelassen wurde. 

Der gesellschaftliche Apparat, wie er durch Palaclr^'s Iniciaüve 
im Jahre 1840 eingerichtet wurde, functionirte recht regelmässig. 
Die Sectionsversammlungen brachten in die Gesellschaft eine erhöhte 
wissenschaftliche Regsamkeit. Zwar kam alle vier Wochen nicht inuner 
die vorgeschriebene Sitzung einer jeden Section zu Stande, doch ge- 
riethen diese wissenschaftlichen Versammlungen nie ins Stocken. 
Gelegentlich führte man auch Änderungen in die Einrichtung der 
Sectionen ein. Nachdem Eulik von der Geschäftsleitung der mathe- 
matischen Section zurückgetreten war, wurde in der Gesellschafts- 
sitzung am 28. November 1841 beschlossen, die mathematische Section 
solle weiter bestehen, und eine fünfte Section für Philosophie und 
classische Philologie creirt werden; die Leitung beider Sectionen 
übernahm Bolzano, und ihre Sitzungen alternirten in der Weise mit 
einander, dass an eine jede dieser beiden Sectionen immer nach 8 
Wochen die Beihe kam, während jede von den übrigen drei Sectiones 



Exner's Secretariat 191 

1 Wochen eine Zusammenkunft abzuhalten hatte. Durch Beschhiss 
ordentlichen Sitzung vom 5. October 1845 wurde die Änderung 
^führt, dass die mathematische und philosophische Section in eine 
schmolzen, so dass es fortan wieder nur vier Sectionen gab, 
ilich eine für reine Mathematik und Philosophie, eine für Ge- 
ichte, eine für die Naturwissenschaften und eine für die slavische 
lologie. 

Palack^ behielt das Secretariat, in welchem er so Wichtiges 
distet hat) fitnfthalb Jahre, und legte es am 9* Juni 1844 wegen 
inkheiten in seiner Familie nieder. In der Sitzung am 7. Juli d. 
wurde Fram Exner^ erst seit 1842 ordentliches Mitglied der 6e- 
[flchaft, zu seinem Nachfolger erwäMt*) Exner übernahm die Ge- 
äftsleitung am 18. Juli d. J., aber schon nach einem Jahre, im 
nate August 1845, wurde er auf unbestimmte Zeit nach Wien be- 
en, um dort an den Berathungen über eine damals beabsichtigte 
:orm des österreichischen Schulwesens theilzunehmen. Hiedurch ge- 
th das Secretariat in ein mehrjähriges Provisorium, dessen Nach- 
ile besonders im Vergleiche mit der vorangehenden Greschäftsführung 
iick;^'s in die Augen sprangen. Zwar gab Exner in einem von 
en am 10. November 1845 datirten Privatbriefe seine Geneigtheit 
erkennen, die Secretärstelle zurückzulegen; doch kam sein Aner- 
ten nicht zur Verhandlung, und vor der Hand versah die meisten 
xetärgeschäfte noch immer Palacky. Als der letztere im Frühjahr 
16 im Begriffe war, Prag auf längere Zeit zu verlassen, wurde am 
April d. J. Karl Kreil zum substituirenden Secretär gewählt In 
I Sommermonaten dieses und der nachfolgenden Jahre unternahm 
3il wissenschaftliche Reisen in Böhmen sowie in anderen Ländern 
jstösterreichs, und wurde dabei im Secretariat meistens von Chri- 
m Doppler, mitunter auch noch von Palacky vertreten; mehrere 
beiten, welche in früheren Jahren der Secretär zu verrichten pflegte, 
rden nun dem Actuar zugewiesen. Am 3. October 1847 übergab 

*) In dieser Sitzung waren 10 Mitglieder anwesend: Hanka, Jandera, Palacky, 
Zippe, Job. Presl, Karl Presl, Safahk, Spirk, Exner, Doppler. Beim ersten 
Wahlgange erhielt Exner 5, beim zweiten 8 Stimmen. — Fi'anz Exner, geb. 
am 28. September 1802 in Wien, seit 1832 Professor der Philosophie an 
der Prager Universität, wurde im Jahre 1845 nach Wien zur Berathung 
ttber eine Reform des österreichischen Studienwesens berufen, welche Re- 
form später nach seinem Entwürfe durch den Unterrichtsminister Grafen 
Leo Thun wirklich zu Stande kam. Er starb in Padua am 2 f. Juni 1853. 
Ihm verdankt der Herbartismus seine Einführung nach Böhmen und sonst 
nach Österreich. 



192 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

Doppler als Secretärs-Substituten-Ersatzmann die GeschäftsfQhrung 
an den mittlerweile aus Wien zurückgekehrten beständigen Secretär 
Exner ; nach 6 Monaten wurde jedoch der letztere wieder nach Wien 
berufen, in Folge dessen die Secretärstelle im Frühjahr 1848 wieder 
von Kreil supplirt wurde. Seine Stellvertretung in den nächsten 
Sommermonaten hatte Franz Zippe zu übernehmen, doch kam er 
wegen der eingetretenen Unruhen zu keiner Thätigkeit Nachdem 
Exner als Ministerialrath seinen bleibenden Wohnsitz in Wien ge- 
nommen hatte, wurde endlich Kreil am 2. Mai 1849 zum definitiven 
Secretär bestellt. 

Nun wenden wir uns zu den wichtigeren Veränderungen, welche 
im Personalstande der Gesellschaft in den Jahren 1838 — 1849 sich 
ereigneten. 

Die Zahl der Ehrenmitglieder stieg in dieser Zeit auf 14. Da 
mehrere derselben zeitweilig in Prag wohnten, so wurde in Gemäss- 
heit mit einer Bestimmung der erneuerten Statuten am 6. October 
1844 beschlossen, die in Prag anwesenden Ehrenmitglieder sowohl 
zu den ordentlichen Gesellschaftssitzungen, als auch zu den Sections- 
versammlungen immer einzuladen. Doch fand sich unter ihnen nun 
kein Graf Stemberg mehr. Es war eine Seltenheit, wenn das eine 
oder das andere von den Ehrenmitgliedern (z. B. 1845 Graf Leo 
Thun, Johann Parish Freiherr von Senftenberg) eine Sitzung be- 
suchte.*) 



*) Joseph Freiherr von Hammer-Purgatall, später seit 1847 erster Präsident 
der neugegründeten kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, welcher 
auf Palacky's und Kalina's Antrag am 9. Juli 1843 zum Ehrenmitgliede er- 
wählt wurde, klagte in seinem Danksagungsschreiben ddo. Wien 1. August 
1843 wie folgt: ^.Sieben Jahre sind auch verflossen, seitdem hier die Ver- 
handlung wegen der Errichtung einer Akadamie der Wissenschaften, deren 
Wien als eine Ausnahme aller anderen Hauptstädte Europa's bisher so 
schmähUch entbehrt, im Geschäftszuge aufgehalten ist. W&hrend Böhmen, 
Ungarn und Italien in der Entwicklung geistiger Ausbildung durch ihre 
wissenschaftlichen Gesellschaften rühmlichst wetteifern, ist ein solcher Mittel- 
punkt geistiger Thätigkeit den österreichischen Ländern deutscher Zange 
bisher leider noch nicht gewährt. Die beiden Bände der neuen Folge der 
Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, sowie der 
eben erschienene und mir als Ehrenmitgliede zugesandte 1. Band der Denk- 
schriften des lombardischen Institutes sind ein ebenso ehrenvolles Denkmal 
der böhmischen und italienischen Gelelirten, als ein schneidender Vorwurf^ 
nicht für die Gelehrten Wiens, welche seit so lange nach einem solchen 
Mittelpunkte ihrer zerstreuten Kräfte begehren, sondern für die Machthaber, 
welche demselben bisher hemmend entgegentreten.** 



MitgUederwechsel 1838—1849. 193 

Von den älteren ordenütchen Mitgliedern verlor die Gesellschaft 
diesen Jahren mehrere sowohl durch Tod, als auch durch Über- 
holung ; im letzteren Falle wurden ordentliche Mitglieder statuten- 
mäss zu auswärtigen. Auf diese Weise traten Adolf Pleischl und 
seph Knoll aus der Reihe der ordentlichen Mitglieder, indem beide 
i Jahre 1838 einem Kufe nach Wien folgten. Aus derselben Ursache 
hm Franz Zippe am 3. October 1849 von der Gesellschaft Abschied. — 
irch Tod giengen ab: 

Graf Kaspar Stemberg f am 20. December 1838 im 78. Lebens- 
hre. 

Johann Millauer f 14. Juni 1840. Die Anhänglichkeit an die 
esellschaft, die wir. früher bei ihm wahrnahmen, wurde in den 
tzten Jahren vermisst. In der Gesellschaftssitzung vom 4. Juni 1838 
arde mit Bücksicht darauf, dass Millauer „bereits seit Jahren in 
ir Sitzung nicht erschien,'' beschlossen, denselben zwar nicht nach 
assgabe des §. 19. der neuen Statuten von der Gesellschaft auszu- 
hliessen, aber auch nicht von den Verhandlungen der Gesellschaft 
id ihren Sitzungen zu verständigen. Schon in den ursprünglichen 
atuten vom Jahre 1784 war die Bestimmung enthalten, womach 
1 ordentliches Mitglied, welches vier nacheinander folgende Sitzun- 
n ohne hinreichende Entschuldigung verabsäumt, seine Bechte in 
r Gesellschaft verliert; es war nun nach 54 Jahren zum ersten 
de, duss die Gesellschaft von dieser Vorschrift wenigstens theil- 
ise Gebrauch machte. 

Michael Seidl f 25. Jänner 1842. 

Vincenz von Krombholz f am 1. November 1843. 

Adam Bittner f am 3. September 1844. 

Johann Mikan f am 28. December 1844. 

Joseph Jungmann f am 14. November 1847. 

Mathias Kaiina von Jäthenstein f am 6. Jänner 1848. 

Bemard Bolzano f am 18. December 1848. Da Bolzano die 
nmerzeit meistentheils in Tächobuz bei Patzau zuzubringen pflegte, 
bat er im Jahre 1841 wiederholt, die Gesellschaft möge ihn aus 
' Beihe der ordentlichen Mitglieder entlassen, und erklärte sich 
•eit, jeden Dienst, welchen er der Gesellschaft als ordentliches 
tgliiBd zu leisten fähig wäre, ihr herzlich gern zu leisten, auch 
im er ein ausserordentliches Mitglied derselben oder gar keines 
rde; wie das Sitzungsprotokoll vom 31. October 1841 meldet, »hat 
bi die Gesellschaft durch die vorgebrachten Gründe nicht können 
vogen finden, ihr ältestes hochverdientes Mitglied aus dem Ver- 
la 



194 Geschichte der Gesellschaft 1838^1866. 

zeichnisse der ordentlichen Mitglieder wegzulassen/ und Bolzano 
widmete auch fernerhin sowohl anwesend als auch abwesend der Ge- 
sellschaft seine ausgezeichneten Kräfte bis zu seinem Tode.*) 

Johann Svatopluk Presl f am 6. April 1849. 

Die Zahl der neu aufgenommenen ordentlichen Mitglieder ist um 
so bedeutender, weil ausser den eben genannten auch mehrere von 
den Neugewählten schon in diesen Jahren wieder in Weg&U kamen, 
und die Gesellschaft bestrebt war, die festgesetzte Maximalzahl 18 
stets voll zu erhalten. Es wurden zu ordentlichen Mitgliedern 
gewählt : 

Paul Joseph SafaHk am 1. Juli 1838; die Wahl dieses berühmten 
Slavisten wurde von Palack;^ und Ealina vorgeschlagen.**) 

Christian Doppler am 31. December 1843; seit 1840 war er 
ausserordentliches Mitglied, und schied aus der Gesellschaft schon 
am 7. November 1847, indem er eine Professur an der Bergakademie 
in Schemnitz annahm.***) 

Ferdinand Hessler, gewählt am 1. Juli 1838, wurde nach 6 Jahren 
dauernd nach Wien berufen.f) 

Anton Spirk, seit 31. Mai 1840 ordentliches Mitglied, verschied 
am 20. Mai 1847.tt) 

Franz Exner, am 27. Juni 1841 zum ausserordentlichen und ^^ 
am 3. April 1842 zum ordentlichen Mitgliede erwählt, übersiedelte 
1848 definitiv nach Wien. 



*) Im Besitze unserer Gesellschaft befindet sich eine BOste Bolzano's, wddie 
ihr laut Protokoll vom 4. April 1849 von dem Landrath Friedrich Kirsch- 
baum i^eschenkt wurde. 

**) P. J. Safahk, der Verfasser der Slavischen Alterthümer, geb. am 13. )iai 
1796 zu Kobe^järoYO (Fekete Patak) im Gömörer Comitat in NordonguOi 
studirte in Käsmark und Jena, seit 1819 wirkte er als UumanitAtaprofessor 
und Director des serbischen erzbischöflichen Gymnasiums in Neusatz, über 
siedelte 1833 nach Prag, wurde hier 1837 Büchercensor, 1841 Gustos and 
1848 Bibliothekar der Universitätsbibliothek, f 26. Juni 1861. 
♦♦♦) Christian Doppler, geb. 29. November 1803 in Salzburg, seit 1841 Professor 
der Mathematik an der technischen Lehranstalt in Prag^ gieng 1847 nach 
Schemnitz in Ungarn, t 17. März 1868 in Venedig, 
t) Ferdinand Hessler, geb. 1803 in Regensburg, seit 1836 Professor der Phyol 
an der Prager Universität, seit 1844 am polytechnischen Institut in Wioh 
t 12. October 1866. 

tt) Anton Spirk, geb. 16. Jänner 1787 in HodStice bei Neweklan, seit 1811 
Professor der italienischen Sprache an der Prager Universität, seit 1828 Ü» 
versitätsbibliothekar daselbst, f 20. Mai 1847. 



Neue Mitglieder 1838—1849. 195 

Joseph Redtenbacher seit 27. Juni 1841 ausserordenüiches, seit 
Juni 1845 ordentliches Mitglied, wurde im Frühjahr 1849 nach 
ien berufen.'*') 

Karl Ereil wurde am 20. Mai 1840 unter die ausserorden- 
;hen, dann am 25. Juli 1841 unter die ordentlichen Mitglieder 
genommen.**) 

Johann Erasmus Wocel, seit 9. April 1843 ausserordentliches 
tglied, wurde am 4. Jänner 1846 zum ordentlichen Mitgliede 
j^ählt.***) 

Wenzel Wladiwoj Tomek, dessen Wahl zum ausserordentlichen 
tgliede am 7. Juli 1844 erfolgte, wurde am 13. Februar 1848 
ter die ordentlichen Mitglieder aufgenommen.!) 

Joseph Karl Hoser wurde am 3. März 1808 zum auswärtigen 
tgliede gewählt; als er im Jahre 1844 seinen Wohnsitz in Prag 
im, beschloss die Gesellschaft, dass er nicht einfach in die Reihe 
* ordentlichen Mitglieder übertreten könne, weil sich der Paragraph 
der neuen Statuten, welcher vom Uibertritte der Mitglieder aus 
er Kategorie in die andere handelt, nur auf solche Genossen be- 
be, welche zu ordentlichen Mitgliedern gewählt wurden. Daher 
hlte man Hoser am 1. December 1844 formlich zum ordentlichen 
kgliede, und da er in Folge dieser Wahl trotz seines hohen Alters, 
[ches man ehren wollte, der Regel nach an die letzte Stelle der 
tgliederliste zu stehen gekommen wäre, so wurde ihm durch Be- 
Juss vom 5. October 1845 eine Stelle nach den drei ältesten 
[entliehen Mitgliedern Bolzano, Kaiina und Jandera, und vor Pa- 
Ir^ eingeräumt. Hoser starb am 22. August 1848.tt) 

*) Joseph Redtenbacher, geb. am 12. März 1810 zu Kirchdorf in Ober-Öster- 
reich, studirte in Wien; 18. Janaar 1840 zum Professor der Chemie an der 
Prager Universität ernannt, 4. März 1849 nach Wien versetzt, starb dort- 
selbst am 5. März 1870. 

'*) Karl Kreil, geb. 4. November 1798 zu Bied in Oberösterreich, seit 1839 
A^junct und 1845 Director der Prager Sternwarte, wurde 1851 zur Leitung 
der Gentralanstalt ffXc Meteorologie und Erdmagnetismus nach Wien be- 
rufen, t 21. December 1862. 

*) J. £. Wocel, geb. 24. August 1803 in Kuttenberg, wirkte vor 1842 viele 
Jahre als Erzieher in adeligen Häusern, und wurde 1850 zum Professor 
der böhmischen Archäologie und Kunstgeschichte an der Prager Universität 
ernannt, f 16. September 1871. 

t) W. W. Tomek, geb. 31. Mai 1818 in Königgrätz, wirkt seit 1850 als Pro- 
fessor der österreichischen Geschichte an der Prager Universität 

t) J. K Uoser, geb. 1770 in Ploschkowitz, diente viele Jahre als Leibarzt beim 
l^herzog Karl. Als er 1848 starb, hinterliess er seine kostbare Bilder- 

13* 



196 Geschichte der Gesellschaft 1R38— 1866. 

Joseph HyrtI, der berühmte Anatom, geb. 7. December 1811 
in Kis Marton in Ungarn, seit 1837 Professor in Prag, gehörte un- 
serer Gesellschaft als ordentliches Mitglied nur einige Monate an, 
indem er am 9. Februar 1845 gew&hlt, und noch in demselben Jahre 
nach Wien berufen wurde. 

Franz PetHna, seit dem 4. Mai 1845 ausserordentliches Mitglied 
dieser Gesellschaft, wurde am 13. Februar 1848 zum ordentUchen 
Mitgliede aufgenommen.*) 

Augustin Gorda, am 13. Februar 1848 zum ordentlichen Mit- 
gliede gewählt, nahm leider schon im nächsten Jahre im Dienste der 
Wissenschaft ein tragisches Ende.**) 

Johann Gottfried Sommer, welchen die Gesellschaft am 9. April 
1848 in die Reihe ihrer ordentlichen Mitglieder au&ahm, wurde ihr 
schon am 13. November d. J. durch den Tod entrissen.***) 

Karl Jaromfr Erben wurde am 12. März 1848 zum ausserordent- 
lichen! und am 4. März 1849 zum ordentlichen Mitgliede gewähltf) 
Gleichzeitig mit ihm wurden an dem letztgenannten Tage 

Joachim Barrande ft) und 



Sammlung dem böhmischen Vereine patriotischer Kunstfreunde, seine Bibli- 
othek dem böhmischen Museum und unserer Gesellschaft. Diese erhielt 
daraus im Frülgahr 1849 im Ganzen 122 Werke in 283 Bänden; die Mehr- 
zahl, nämlich gegen 600 Werke, gönnte sie der öffentlichen Museonu- 
bibliothek. 
*) Franz Adam Petfina, geb. 24. December 1799 in Semil, wurde 1844 Pro- 
fessor der Physik an der Prager Universität, f 27. Juni 1855. 

**) Augustin Corda, geb. am 22. October 1809 in Reichenberg, war Autodidakt; 
seit 1835 Gustos der zoologischen Sammlung des böhmischen Museoms, 
gieng er 1848 nach Amerika, um in Texas naturwissenschaftliche Stadien 
zu machen; auf der Rückreise in sein Vaterland fand er seinen Tod aof 
hoher See, indem er sich auf einem im September 1849 untergegangenen 
Bremer Schiffe befand. 
***) Johann G. Sommer, recte Volte, der bekannte Topograph Böhmens, wurde 
1782 in Leuben bei Dresden geboren, kam 1809 nach Prag, 
t) K. J. Erben, geb. 7. November 1811 in Miletfn, wurde 1846 Assistent am 
böhmischen Museum, 1861 Prager Stadtarchivar, t 21. November 1870. 

tt) Joachim Barrande, der berühmte Durchforscher der Silurformation in Mittel- 
böhmen, geb. 10. August 1799 bei dem Städtchen Saugues in Südfrankreich, 
kam (neben Cauchy) 1831 mit Karl X. als Lehrer seines Enkels Heinrich 
Grafen von Chambord nach Böhmen, starb, nach dem er seine ausgezeich- 
nete geologische Sammlung dem böhmischen Museum letztwillig geschenkt 
hatte, am 5. October 1883 in PYohsdorf bei Wien. Eine Biographie des 
grossen Geologen hat J. Krejöf in der böhmischen Museumsseitschrift 1884 
veröffontlicht 



Directoren 1838—1849. 197 

Karl Fritsch'*') als ordentliche Mitglieder in die Gesellschaft 
berufen; denselben schloss sich 

Karl Balling am 8. Juni 1849 an.**) 

Das Directorat gieng nach dem Turnus von einem ordentlichen 
Mitgliede auf das andere über und dauerte immer ein Jahr; seit 
1839 wurde der künftige Director schon im October oder November 
bestimmt, doch trat er sein Ehrenamt erst mit dem Neujahr an. 
Einige Abweichungen von der regelmässigen Reihenfolge werden wir 
auch da antreffen. Nachdem 1838 Zippe, 1839 Seidl und 1840 Jung- 
mann die Stelle nach dem regelmässigen Turnus bekleidet hatten, 
wurde sie für das Jahr 1841 dem gewesenen Secretär Kaiina an- 
geboten, der dieselbe auch annahm, obwohl er nicht an der Reihe 
stand« Als in dem folgenden Jahre 1842 das Directorat Johann 
PresPs zu Ende gieng, wollte man dem edlen und bescheidenen 
Bolzano die lange vorenthaltene Ehre dieses Amtes zu Theil werden 
lassen; dieser weigerte sich lange, indem er auf seine Kränklichkeit 
hinwies; nachdem er sich doch hatte überreden lassen, konnte er im 
Jahre 1843 wegen seiner Unpässlichkeit, welche im ersten Halbjahre 
andauerte, blos fünfinal der Oesellschaft präsidiren, in den übrigen 
5 Monatsitzungen fährte Johann Presl als sein Stellvertreter den Vor- 
sitz« Im Jahre 1844 kam Hanka, 1845 Karl Presl an die Reihe. Für 
das Jahr 1846 bot man das Directorat dem unlängst gewählten hoch- 
bejahrten Mitgliede Hoser an, und als dieser wegen seines Alters 
ablehnte, fiel es der Reihe nach SafaHk zu. Bei der Bestellung des 
Directors fär das nächste Jahr wurde der kranke Spirk übergangen, 
und weil das nächste Mitglied Kreil als Vicesecretär fungirte, und 
das zweitnächste Mitglied Exner in Wien sich aufhielt, so griff man 
I»8 zu dem weiter folgenden Doppler, welcher am 6. December 1846 
zun Director für das Jahr 1847 bestellt ward; gleichzeitig wurde 
Kreil zu seinem Nachfolger für das Jahr 1848 bestimmt. In den 
Sommermonaten 1848 hätte Zippe den veiTeisten Kreil im Directorat 
sowie im Vicesecretariat vertreten sollen, er gelangte jedoch zu keiner 
Action. Für das Jahr 1849 kam Redtenbacher an .die Reihe im Di- 
lectorate der Gesellschaft; er präsidirte jedoch nur ein einzigesmal, 
nämlich am 4. März d. J., worauf er nach Wien übersiedelte. Nun 

*) Karl Fritsch, geb. 16. August 1812 in Prag, wurde Assistent an der Prager 

Sternwarte, 1852 Adjunct der Centralanstalt für Meteorologie in Wien, 

t 26. December 1879. 

**) Karl Balling, geb. 21. April 1805 in Gabrielahütten bei Görkau, seit 1835 

Professor der Chemie am technischen Institute in Prag, f 17. März 1868. 



198 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

übernahm am 2. Mai 1849 das nachfolgende Mitglied Wocel das Di- 
rectorat, und zwar mit der Bestimmung, dasselbe solle ein ganzes 
Jahr dauern. 

Als OeseUschaßscaasier fungirte in den ersten Jahren dieses 
Zeitraumes Michael Seidl; nach dessen Tode (f 25. Januar 1842) 
unterzog sich Anton Spirk der Mühe dieses Amtes, welches er dann 
drei Jahre behielt. Nach Spirk's Resignation übernahm am 9. Februar 
1845 Karl Borivoj Presl die Cassaführung. 

Was die wissenschaftlichen Public^ationen der Gesellschaft an- 
belangt, so wurde am 3. December 1837 mit Stimmenmehrheit der 
Beschluss gefasst, die Adenbände künftighin in Quartformat heraus- 
zugeben und mit lateinischen Lettern drucken zu lassen. Statt eines 
Geldhonorars bekam jeder Autor nach wie vor 350 Exemplare der 
betreffenden Abhandlung, und war verpflichtet, alle ordentlichen Mit- 
glieder mit je einem Exemplare zu betheilen. Die wissenschaftliche 
Begutachtung der aufzunehmenden Abhandlungen wurde bis dahin in 
einer ziemlich formlosen Art und Weise geübt ; das eingereichte Ma- 
nuscript circulirte nämlich unter den ordentlichen Mitgliedern der 
betreffenden Classe, worauf ihre Wohlmeinung in einer Gesellschafts- 
sitzung in der Regel mündlich entgegen genommen wurde. Seitdem 
Palackf des Secretariat übernommen hatte, wurde der folgende yo^ 
gang eingeführt und auch in der Folge beibehalten : Jede eingereichte 
Abhandlung wurde vom Secretar in einer Gesellschaftssitzung vor- 
gelegt und durch Beschluss der Versammlung an zwei ordentliche 
(mitunter aber auch an ausserordentliche) Mitglieder der betreffenden 
Classe zur schriftlichen Begutachtung gewiesen ; sobald die beiden 
Gutachten vorlagen, wurde im Falle ihrer Übereinstimmung von der 
Gesellschaft die Drucklegung, beziehungsweise die Abweisung der 
Abhandlung beschlossen; letzterer Fall ereignete sich selten, noch 
seltener aber zeigten die beiden schriftlichen Gutachten eine wesent- 
liche Discrepanz, in deren Folge die Beurtheilung durch ein drittes 
Mitglied eingeleitet werden musste. Der einem jeden Actenbande vo^ 
zudruckende Bericht über die jüngsten Begebenheiten in der Gesell- 
schaft, welchen Palackf und seine Nachfolger im Secretariat viel 
kürzer abzufassen pflegten, gelangte nach wie vor regelmässig in 
einer Gesellschaftssitzung zur Verlesung, welche oft Richtigstellungen 
und Ergänzungen des Berichtes zur Folge hatte; erst dann wurde er 
zum Drucke befördert. Die nun im Quartformat erscheinenden Acten- 
bande wurden als Fünfte Folge bezeichnet, wobei man die früheren 
Actenserien der öffentlichen Gesellschaft der Wissenschaften von den 



Publicationen 1A38— 1849. 199 

fihren 1785—1789, 1791--1798, 1802—1824 und 1825—1837 als 
ie I., n., ni. und IV. Folge ansah, die Abhandlungen der Privat- 
3sellschaft 1775—1784 jedoch ausser Betracht kamen. Im ersten 
ecennium dieser Periode erschienen 5 stattliche Bände, jeder von 
dgef&hr 100 Druckbogen. Der fünften Folge I. Band wurde im An- 
nge des Jahres 1841 herausgegeben, der II. Band folgte im Jahre 
343, der m. Band 1844, der IV. Band 1847 und der V. Band in 
3m auch in der Geschichte unserer Gesellschaft eine wichtige Epoche 
ildenden Jahre 1848. 

Die Zahl der Personen und Institute, an welche die Gesellschaft 
ire Publicationen vertheilte, wuchs statig; z. B. im J. 1843 wurden 
3m zweiten Actenband im Ganzen 82 Exemplare verschenkt; darin 
sfanden sich 5 Exemplare in Prachtband ftir den Kaiser, den Erz- 
ßrzog Franz Karl, den Präsidenten Grafen Eolovrat, den Oberst- 
nrggrafen und seit 1840 Ehrenmitglied der Gesellschaft Grafen Karl 
hotek, und für den Oberstkanzler Grafen Mitrovsk^ ; weiter erhielten 
ie ordentlichen Mitglieder 18 Exemplare, die ausserordentlichen Mit- 
lieder 14, die Ehrenmitglieder 9, die auswärtigen Mitglieder 10 
xemplare; endlich waren 4 Pflichtexemplare an die Censurbehörde 
)zuführen, und 20 Exemplare wurden an wissenschaftliche Institute 
^rschickt, mit welchen unsere Gesellschaft im Schriftenaustausch 
and. Die Anzahl der letzterwähnten Institute mehrte sich mit jedem 
ihre; ihre Namen sind den Actenbänden zu entnehmen, wo jedesmal 
ie Geschenke an Büchern, welche die Gesellschaft von befreundeten 
istituten erhielt, angeführt werden. 

Am 7. November 1847 erbot sich Palackf zu dem damals ver- 
breiteten 500jährigen Gründungsjubiläum der Prager Universität eine 
istorische Karte des Königreichs Böhmen, wie dasselbe unter Karl IV. 
»tand, zu entwerfen und auf Kosten der Gesellschaft herauszugeben, 
ie Gesellschaft nahm diesen Vorschlag bereitwillig an und ersuchte 
fidack^, die Karte auch mit einem Texthefte zu begleiten. Das Werk 
nrde wirklich in Angriff genommen, gerieth aber in den folgenden 
ihren ins Stocken, indem die Radirung der Karte durch den Kupfer- 
»cher W. Merklas vor ihrem Abschlüsse unterbrochen wurde. 

Auch eine Preisfrage wurde in dieser Periode ausgeschrieben, 
^n Impuls dazu gab Kaiina ; in dem zu diesem Behufc eingesetzten 
k)mit6 befanden sich Zippe, Safafik und der Antragsteller. Die vom 
. April 1839 datirte Preisaufgabe verlangte eine Geschichte des böh- 
dschen Handels von den ältesten Zeiten bis zum Schlüsse des 
ahre^ 1838. Der ausgesetzte Preis betrug 50 Dukaten und 350 Frei- 



200 Geschichte der Gesellgchaft 1838— 1866. 

exemplare der erhoflFten Preisschrift, welche in deutscher oder latei- 
nischer Sprache zu verfassen und bis Ende December 1840 ein- 
zuschicken war. Gesellschaftsmitglieder der historischen Classe waren 
vom Concurse ausgeschlossen. Es verdient bemerkt zu werden, dass 
Palack]^, damals von Prag abwesend, sich an den Verhandlungen be- 
trefifis dieser Preisausschreibung nicht betheiligte. Bekanntlich wurde 
dieselbe Preisaufgabe von unserer Gesellschaft schon einmal im Jahre 
1796 erfolglos ausgeschrieben; auch jetzt traf sie dasselbe Schicksal, 
indem keine Beantwortung einlangte. Seither wurden die Versuche, 
die Wissenschaft durch Preisfragen zu fördern, nicht wieder erneuert 

Auch noch in anderer Weise trat die Gesellschaft für den Fort- 
schritt der Wissenschaften nach Maassgabe ihrer geringen Geldkräfte 
ein. Im J. 1839 votirte sie einen Beitrag von 100 fl. C. M. auf die 
Reise eines Mitgliedes zur Jahresversammlung der deutschen Natur- 
forscher, welche damals in Pyrmont abgehalten wurde; die Reise 
unternahm das ordentliche Mitglied Hessler. — Gegen Ende des 
Jahres 1845 widmete die Gesellschaft 100 fl. G. M. als Unterstützung 
an Augustin Reuss behufs Herausgabe seines Werkes Über die Ver- 
steinerungen der böhmischen Kreideformation. — Als A. A. Schmidt 
die Österreichischen Blätter für Literatur und Kunst in Wien heraus- 
zugeben anfieng, unterstützte die Gesellschaft dieses Unternehmen in 
den ersten zwei Jahren dadurch, dass sie aus ihrer Cassa auf 18 
Exemplare für ihre ordentlichen Mitglieder pr&jumerirte, und gab 
zu diesem Zwecke im J. 1844 216 fl., im J. 1845 202 fl. C. M. aus. — 
Das ordentliche Mitglied Karl Kreil, damals Adjunct an der Prager 
Sternwarte, beantragte am 18. November 1842 bei der Gesellschaft, 
dieselbe möchte eine Bereisung Böhmens, welche er zur Erforschung 
des magnetischen Zustandes dieses Landes zu unternehmen beabsich- 
tigte, unterstützen; man bewilligte zu diesem Behufe 300 fl. C. M., 
aus welcher Summe Kreil auch einen von Lamont in München con- 
struirten Apparat zur Messung des Erdmagnetismus anschaffte. Als 
Kreil im Herbst 1843 von seiner ersten Forschungsreise, auf welcher 
er 6 Wochen zugebracht hatte, zurückgekehrt war, bewilligte die Ge- 
sellschaft noch 100 fl. zur Ausführung einer von ihm beantragten 
Verbesserung des eben erwähnten magnetischen Theodoliten von La- 
mont. Kreil beendigte seine Bereisung Böhmens im J. 1845, und 
setzte in den weiteren Jahren seine Forschungen in anderen Ländern 
der österreichischen Monarchie auf Regierungs-Unkosten fort — Auf 
Antrag Palack^'s beschloss die Gesellschaft am 6. October 1839, den 
Betrag von 200 fl. zum Ankaufe von geschichtlichen Werken zu 



Censuratreite. 201 

widmen, welche der Antragsteller zu seinen Studien benöthigte. Auch 
zur Vervollständigung der Gesellschaftsbibliothek wurden in diesen 
Jahren bedeutendere Summen angewiesen, z. B. im J. 1841 der Be- 
trag von 400 fl. G. M. 

Von der Censurbehörde wurden der Gesellschaft vor dem J. 1848 
manche Hindemisse in den Weg gelegt und Vorwürfe gegen dieselbe 
erhoben, welche damals nicht harmlos waren. Zwei solche Fälle 
mögen hier erwähnt werden. 

Wenzel Hanka hat im J. 1842 in den Erörterungen über alt- 
böhmische Literatur, welche bei den Actenbänden erschienen (Bd. IL, 
S. 204—216), einige Probeauszüge aus dem Reimser Evangelistarium 
herausgegeben, welche er von J. L. Jastrz^bski aus Paris erhalten 
hatte. Mit Bezug auf die sonderbaren Schicksale dieses kirchen- 
slaTischen Codex — welcher einst vom Kaiser Karl IV. dem Prager 
Emmanskloster in dem Glauben, es sei ein Autograph des h. Prokop, 
geschenkt worden war, später aber unter dem Namen Texte du Sacre 
in Frankreich in hohen Ehren stand, bis er in der Revolution ab- 
handen kam — gab Hanka seiner Freude über das Wiederauffinden 
des lange vermissten Evangeliums mit einigen Worten Ausdruck, 
welche in deutscher Übersetzung folgendermassen lauten : „Nun können 
wir also mit Gewissheit behaupten, es sei auch den Böhmen ein 
Denkmal des slavischen Ritus in ihrem Lande, allen Verfolgungen 
der Gegenpartei zum Trotz, übrig geblieben, das zwar dermalen im 
Auslände, nach Erduldung wunderbarer Schicksale, doch sehr ehrer- 
bietig aufbewahrt wird. " In einer Note Hess Hanka femer ein Excerpt 
aas einer rassischen Legende von den hh. Cyrill und Method in 
cyrillischer Schrift mit allen vorgefundenen Abkürzungen abdrucken, 
wo ein Lateiner Adalbert beschuldigt wird, er hätte „den rechten 
Glauben ausgerottet, die russische Schrift verworfen und dafür die 
lateinische Schrift und Religion eingesetzt, die Bilder des wahren 
Glaubens verbrannt, seine Bischöfe todtgeschlagen und andere aus- 
einander gejagt. ** 

In Folge einer Hofcensursanordnung vom 30. Juli 1842 richtete 
das Prager k. k. Bücherrevisionsarat am 21. August d. J. an unsere 
Gesellschaft eine Zuschrift, worin zunächst mitgetheilt wurde, die 
Polizei- und Censurhofstelle sei durch eine Anzeige auf den Sonder- 
abdruck der kleinen Hanka'schen Publication „auftnerksam gemacht 
worden, deren Inhalt, jener Anzeige gemäss, eine nicht unbedenkliche 
Tendenz bezüglich des Slaventhums verräth." Weiter hiess es, dass 
^abgesehen von dem gelehrten Streite über die eigentliche Antiquität 



202 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

und Originalität der darin besprochenen Handschriften,** zuforderst 
Hanka's Schlussfolgerung (welche wir oben wiedergegeben haben), 
und „ganz vorzüglich die bei dieser Stelle als Anmerkung beigefügte 
russische Legende, vom römisch-katholischen Standpunkte betrachtet, 
in theologischer Beziehung, und mit Rücksicht auf die bekannten Be- 
sti'ebungen der russischen Kirche gewissermassen auch in politischem 
Anbetrachte unangenehm auffallt.** Der censurbehördlichen Zuschrift 
lag eine deutsche Übersetzung des gerügten Legendenauszuges bei; 
der abgekürzte Ausdruck boh kathnckih (der lateinische Vojtäch = 
Ad albert) war darin buchstäblich übersetzt und mit den Worten „la- 
teinisches Kriegsheer** wiedergegeben. Da nach dem Dafürhalten der 
Censurbehörde „dieser Gegenstand ein höheres politisches Interesse 
gewinnt,*" so wurde die Gesellschaft der Wissenschaften ersucht, an 
die Censurbehörde die schleunigste Auskunft zu geben, ob der Inhalt 
des Sonderabdrucks wirklich einen Gegenstand ihrer Verhandlungen 
ausmache, und ob er ganz so auch in den Gesellschaftsschriften ab- 
gedruckt wurde. 

Palacky als Gesellschaftssecretär schrieb schon am 24. August 
1842 eine umständliche Antwort auf diese Zuschrift. Die beiden 
Fragen beantwortete er mit einer Darstellung des Vorganges, welcher 
von der Gesellschaft, wie sonst bei jeder Annahme eines vorgelegten 
Beitrages zur Publication, so auch in diesem Falle beobachtet wurde. 
Dann folgte eine eingehende Erwiederung auf die sachlichen Motive 
der behördlichen Zuschrift. Palacky führte den Beweis, dass die be- 
anständete Bemerkung Hanka's nur Wahres und nichts Bedenkliches 
enthalte; bezüglich des eingeschalteten Absatzes aus der russischen 
Legende machte er darauf aufmerksam, dass in unseren Ländern 
eine seltene slavisch-philologische Gelehrsamkeit erforderlich sei, 
um die Stelle, wie sie in cyrillischer Schrift und mit Abbreviaturen 
gedruckt ist, lesen und verstehen zu können, „und in gan^ Wien, 
ausser Herrn Kopitar, kaum jemand im Stande war, sie richtig zu 
übersetzen und zu commentiren.** Im Übrigen polemisirt Palacky 
gegen die Gehässigkeit des Denuncianten sowohl als auch gegen die 
literarischen Eigenheiten Kopitar's, wobei er mit ziemlicher Deutlich- 
keit zu verstehen gab, dass er sie beide für eine Person halte. 

Später wurde der Secretär Palack]f in dieser Sache gemäss eines 
neuerlichen Schreibens der Polizei- und Censurhofistelle von dem 
Prager Bücherrevisionsamte unter dem 19. November 1842 um die 
Aufklärung angegangen, „wer die Bewilligung und das Imprimator 
zum besonderen Abdrucke des obbenannten Aufsatzes, welcher von 



Censarstreite. Wiener Akademie. 203 

er hiesigen Censurbehörde nur das Imprimatur für die Abhandlungen 
er Gesellschaft der Wissenschaften erhielt, ertheilt hat," und wie 
ross die Anzahl der besonders abgedruckten Exemplare desselben 
ar. Palack]f wies in seiner Antwort vom 22. November d. J. nach, 
ass seit dem Jahre 1800 alle Abhandlungen der Gesellschaft in 
iuter besonderen Abdrücken bestanden, und dass die Gesellschaft 
3de Auflage in 500 Exemplaren veranstaltet, wovon sie 150 für die 
Lctenbände zurückbehält, und 350 dem Verfasser anstatt des Hono- 
ars überlässt. — Damit gelangte die Sache zum Abschlüsse. 

Einen kürzeren aber minder guten Verlauf hatte ein anderer 
^nsurstreit. Am 25. October 1843 legte Palack^ der Gesellschaft 
ine in böhmischer Sprache abgefasste Abhandlung über die Vorläufer 
ies Husitenthums in Böhmen vor. Das Prager Bücherrevisionsamt, 
fei welchem um die Ertheilung des Imprimatur sogleich angesucht 
nirde, muss in diesem Falle ein Gutachten von der geistlichen Be- 
hörde eingeholt haben; denn wir finden im Gesellschaftsarchiv eine 
im 12. December 1843 von Palacky concipirte Entgegnung, welche 
nit den Worten anfangt: „Das Votum des hochw. Consistoriums über 
Deine Vorläufer des Husitismus vernichtet nicht allein alle kritische 
jeschichtforschung, sondern macht alle Geschichte überhaupt un- 
Qöglich." Weiter meinte Palack;^: „Wenn in meinem Aufisatze alles, 
?as diese Männer eigentlich charakterisirt, gestrichen wird, so wird 
;r dadurch nicht allein werthlos, sondern seine Publication involvirt 
lann ein Falsum, eine Versündigung an der Geschichte." — Palack^'s 
iTertheidigung seiner Schrift fand bei der Gensurbehörde kein Gehör ; 
iber auch die Absicht der letzteren, nämlich die Unterdrückung der 
khrift, wurde nicht erfüllt Palack^ übergab nämlich den Aufsatz an 
r. P. Jordan, welcher mit seiner Einwilligung denselben ins Deutsche 
ibersetzte und in Leipzig 1846 unter seinem eigenen Namen ver- 
öffentlichte.'*') 

Ein freudiges Ereigniss für alle wissenschaftlichen Kreise in der 
österreichischen Monarchie war die Gründung der kaiserlichen Aka- 
iemie der Wissemchaßen in Wien. Für die kön. böhmische Gesell- 
schaft der Wissenschaften lag darin gewiss eine Anerkennung und 
iLuazeichnnng, dass eine namhafte Anzahl ihrer Mitglieder zur Mit- 
tnrining in der neuen Heimstätte der Wissenschaften berufen wurde. 
Unter den ersten 40 wirklichen Mitgliedern, deren Ernennung gleich- 



•) Siehe Palact^'s Radhost, 11. Band 1872 S. 297, wo der böhmische Urtext 
endlich auch zam Abdrucke gelangte. 



204 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

zeitig mit dem kaiserlichen Gründungspatente am 14. Mai 1847 er- 
folgte, waren nicht weniger als 10 Gelehrte den Reihen der böh- 
mischen Gesellschaft entnommen; das Ehrenmitglied unserer Gesell- 
schaft Johann Freiherr von Hammer-Purgstall wurde erster Präsident 
der neuen Akademie, und ausser ihm wurden ?u deren wirklichen 
Mitgliedern ernannt die ordentlichen Mitglieder unserer Gesellschaft 
Franz Palacky, Paul Joseph SafaHk, Karl Kreil, Joseph Redtenbacher, 
Franz Zippe, Johann S. Presl, dann unsere auswärtigen Mitglieder Jos. 
Chmel, Wilhelm Haidinger, Joseph Hyrtl. Als sich die Akademie con- 
stituirt hatte, ergänzte sie sich durch ihre ersten Mitgliederwahlen, 
welche am 1. Februar 1848 die kaiserliche Genehmigung erlangten; 
unter den ersten 8 Ehrenmitgliedern der Akademie im Inlande finden 
wir da den Präsidenten der böhmischen Gesellschaft Grafen Franz 
Anton Kolowrat ; unter den neuen 10 wirklichen Mitgliedern der Aka- 
demie lesen wir die Namen dreier damaliger auswärtigen Mitglieder 
unserer Gesellschaft, nämlich Adam Ritter von Burg, Christian Doppler 
in Schemnitz und Emanuel Reuss in Bilin ; correspondirende Mitglieder 
im Inlande, deren Wahlen gleichzeitig bestätigt wurden, gab es 35, 
darunter die ordentlichen Mitglieder der böhmischen Gesellschaft 
Wenzel Hanka, August Corda, Franz PetKna, Karl B. Presl, und unser 
auswärtiges Mitglied Ferdinand Hessler. Im Laufe des Jahres 1848 
wurde noch am 26. Juni das ausserordentliche Mitglied Karl Balling, 
sowie das auswärtige Mitglied Johann PurkynS zu correspondirenden 
Mitgliedern, und am 17. Juli unser ordentliches Mitglied Franz Einer 
zu wirklichem Mitgliede der Wiener Akademie ernannt 

Das nnrtthige Jahr 1848 war der Pflege der Wissenschaften nicht 
günstig. Auch die Thätigkeit unserer Gesellschaft erlitt eine kleine 
Unterbrechung; in den ersten 5 Monaten wurden Sitzungen noch 
regelmässig gehalten ; nach der ordentlichen Sitzung vom 7. Mai folgte 
jedoch eine solche erst am 5. November 1848. In der Zwischenzeit 
während der Juniereignisse spielten sich im Carolinum stürmische 
Scenen ab, von welchen auch die Localitäten unserer Gesellschaft 
nicht verschont blieben.*) 



♦) Wocel in der Geschichte der GescUschaft in den Abhandlungen, VL Folge, 
II. Band 1869 S. 7 schreibt darüber, dass er bald nach den Juniereignissen 
1848 sich mit Safah'k in die Zimmer der Gesellschaft verfügt habe, wo „si«* 
einen Theil des Archivs auseinander geworfen und am Fussboden zerstreut 
fanden; beim Wiederordnen desselben wurde leider der Verlust manch' in- 
teressanten Schriftstückes bemerkt, das wahrscheinlich zur Anfertigaiig 
von Gewehr-Patronen verwendet worden war.*" Im SitzungaprotokoUe tod 



Das Jahr 1848 und seine Folgen. 205 

Franz Graf Stadion, welcher vom 21. November 1848 bis 17. Mai 
9 neben dem Ministerium des Innern auch jenes für Cultus und 
;erricht leitete, erliess am 19. December 1848 über Antrag des 
listerialrathes Dr. Franz Exner eine provisorische Anordnung, die 
heutzutage Gesetzeskraft hat, bezüglich der Habilitirung der Privat- 
anten an den österr. Universitäten. Da wurde denn mit §. 12 fol- 
ides bestimmt: „Die wirklichen Mitglieder der k. k. Akademie der 
Bsenschaften zu Wien, und die ordentlichen Mitglieder der königl. 
unisehen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag sind als solche 
tchtig€t, an jeder österreichischen Universität öffentliche Vorträge zu 
ten.* Hiezu bemerkt der Ministerialerlass vom 24. Jänner 1849, 
nit die Verordnung unserer Gesellschaft mitgetheilt wurde, der 
terrichtsminister habe dieselbe erlassen, um der kön. böhmischen 
Seilschaft der Wissenschaften einen Beweis seiner Achtung zu geben ; 
ih der Überzeugung des Ministers „können die hohen Schulen es 
h zum besonderen Glücke rechnen, wenn die Männer, welche schö- 
risch die Wissenschaften erweitem und fordern, auch an der Ver- 
litung derselben durch Lehre und Wort sich betheiligen mögen." 

Ausser diesem ehrenvollen Privilegium brachte das Jahr 1848 
seinen nächsten Folgen kaum etwas für unsere Gesellschaft Er- 



6. November 1848 wird der Verlust des letzten Sitzungsprotokolls vom 

7. Mai d. J. constatirt *, dasselbe kam nicht mehr zum Vorschein. Im selben 
ProtokoU vom 5. November d. J. lesen wir: „Der Gesellschaftsdiener Bflek 
ersucht am eine Gratifikation wegen der während der Juniereignisse erlit. 
tenen Schäden. In Anbetracht dessen, dass derselbe bei der Erstürmung 
des Earolins durch die Soldaten für die gesellschaitl. Effekten thätig be- 
sorgt gewesen, und jedenfalls einen grösseren Schaden verhütet hat, wurden 
ihm ao fl. C. M. aus der gesellschaftl. Kasse bewilligt." Als der Diener 
Johann BÜek bei der Übersiedelung der Gesellschaft im J. 1850 sich einen 
Fuss gebrochen hatte, und um eine besondere Remuneration bat, führte er 
auch Folgendes an: „Ist er bei der Erstürmung Earolinums durch die 
k. k. Gränadiere in Auslagen gekommen, wollte er sein Leben erhalten, — 
und hat während dieser Zeit, um die ihm anvertraute Bibliothek besorgt, 
nicht ohne Gefahr die Stockuhr, 4 messingerne Leuchter, die grünen Tisch- 
tücher, und ein Handbuch für das J. 1848, welche Sachen zum Abtragen 
schon bereit waren, gerettet." Bllek diente bei der GeseUschaft 1828—1851, 
und bezog neben der freien Wohnung zuletzt 10 fl. C. M. monatlich ; ausser- 
dem betrieb er das Schneider-Handwerk. Sein Vorgänger, der ehemalige 
Thurmdiener Johann Hodovnfk 1813—1828, bezog ursprünglich (sowie dessen 
Vorgänger Anton Ast 1801 und Ignaz Bürgholzner) 4 fl. monatlich, später 
6 fl. W. W. Nach Bllek's Ableben 1851 hatte sein Nachfolger Johann Tesai^ 
anfänglich 7 fl. C. M., zuletzt 20 fl. ö. W. monatlich: ebensoviel bekamen 
seine Nachfolger Karl Richter seit 1871 und Joseph Seräk seit 1876. 



206 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

freuliches, wohl aber manchen Abbruch für ihre Interessen. Die em- 
pfindlichste Schädigung bestand in dem Wegfalle des bescheidenen 
Jahreseinkommens, welches sie seit dem Anfange dieses Jahrhunderts 
aus der Herausgabe des Schematismus bezog. Das betreffende Privi- 
legium war im J. 1840 wieder auf 10 Jahre erneuert worden. Der 
Schematismus, welcher in Folge einer kaiserlichen EntSchliessung vom 
10. August 1843 den Namen „Handbuch für das Königreich Böhmen'' 
erhielt, erschien während der früheren Jahre in 750 Exemplaren, seit 
1843 in 850 Exemplaren. Der jährliche Reinertrag stellte sich jetzt 
etwas höher (950 bis 1050 fl. C. M.). Auf Palacky's Antrag schloss 
die Gesellschaft in den Jahren 1846 — 1847 einen Pachtvertrag mit 
der Prager Verlegerfirma Haase, womach die letztere das Handbucb 
in den folgenden 4 Jahren herausgeben und dafür 1000 fl. C. M. 
jährlich an die Gesellschaft abstatten sollte. Der Pächter stellte unter 
Anderem die Bedingung, dass ihm auch erlaubt werde, ein besonderes 
Adressenbuch herauszugeben ; das Landesgubemium, an dessen Spitze 
damals der Erzherzog Stephan stand, willigte in diese Abmachung 
anstandlos ein. In dieser neuen Art und Weise erschien das Hand- 
buch für 1848. Mit dem separaten Adressenbuch machte jedoch der 
Pächter ein schlechtes Geschäft. Da nach der Erschütterung des 
Jahres 1848 eine gänzliche Umgestaltung der Staatsbehörden im Zuge 
war, so wollte der Pächter für das Jahr 1849 und 1850 keinen 
Landesschematismus herausgeben; erst für das J. 1851 erschien wieder 
das Handbuch für Böhmen in demselben Verlag; es war das letzte 
Mal.*) Der Pachtzins von 1000 fl. blieb in den Jahren 1849 und 1850 
selbstverständlich aus. 

Der Zinsfuss bei den auf Realhypotheken angelegten Gapitalien 
sank um das Jahr 1840 nach und nach durchgehends von 5®/o aa^ 
4V,%. Mit Ausnahme der Jahre 1844 und 1847, wo die Jahres- 



*) Nach der Angabe der Gebrüder Haase wurden von dem Handbache in 
J. 184S blos 599 Exemplare, im J. 1851 798 Exemplare abgesetzt; im letz- 1 
teren Falle soll der Pächter einen Verlust von 600 fl. erlitten haben. Der I* 
langjährige Redacteur des Schematismus, Johann Helbling von Hirzenfeld, 
besorgte auch die Zusammenstellung des Handbuches für 1851, und bekam 
dafür 120 fl. vom Pächter und 120 fl. von der Gesellschaft. Hirzenfeld war 
Professor der historischen Hilfswissenschaften an der Prager ünivenitit 
und eine der eigenthümlichsten Gestalten, die unter dem alten Unterridits- 
System an einer Hochschule zu wirken berufen waren. Es drculirt über 
ihn eine Menge drolliger Anekdoten, von welchen man aus dem anonymes 
Buche : „Aus dem Hörsaal. Studienbilder aus Österreich'' (Leipzig, Keil, 
1848 SS. 282 kl. 8''), S. 128—134 einiges Thatsächliche entnehmen kann. 



^^ 



PecuniAre Verhältnisse. 207 

rechnungen mit 176 fl. und 266 fl. passiv schlössen, verblieb all- 
jährlich ein grösserer oder geringerer Überschuss, und obwohl der 
auf die Actenbände verwendete Aufwand und auch die sonstigen Aus- 
lagen der Gesellschaft grösser waren, als in den früheren Zeiten, so 
sti^ doch das Gesellschaftsv^rmdgen um ein Bedeutendes; am Ende 
1837 betrug es 15.677 fl., am Schlüsse 1848 21.613 fl. C. M. 

Bei der grossen Veränderung, welche seit 1848 in den meisten 
öffentlichen Verhältnissen eintrat, erschien es zweifelhaft, ob das alte 
Privilegium zur Herausgabe des Schematismus noch weiterhin ähn- 
liche Dienste, wie bis dahin, der Gesellschaft zu leisten vermöge. Da 
das Privileghim im J. 1850 zu Ende gieng, so beschloss die Gesell- 
schaft im November 1849, ein Gesuch an das Ministerium des Innern 
am eine Verlängerung des Privilegiums zu richten; dabei bemerkte 
man, wenn die erbetene Verlängerung unthunlich wäre, „so müsste 
äd Gesellschaft ansuchen, dass für ihr Bestehen auf ähnliche Weise, 
wie für jenes ihrer jüngeren Schwestern zu Wien, Mailand und Ve- 
nedig von Staatswegen gesorgt werde. '^ Am 9. Juli 1851 wurde be- 
schlossen, sich mit einem ähnlichen Gesuche an den Unterrichts- 
minister Grafen Leo Thun, seit 1842 Ehrenmitglied der Gesellschaft, 
zu wenden. Die erbetene Privilegiumsverlängerung wurde durch kai- 
serliche EntSchliessung vom 12. December 1851 auf 10 Jahre ertheilt, 
doch konnte die Gesellschaft davon keinen Gebrauch machen; als 
man nämlich mit den Gebrüdern Haase den alten Pachtvertrag er- 
neuern wollte, fanden diese die in dem neuen Piivilegium ausgespro- 
chenen Bedingungen so ungünstig und beschränkend, dass sie die 
fernere Herausgabe des Handbuches auch in dem Falle nicht unter- 
nehmen zu können erklärten, wenn sie gar kein Pachtgeld zu zahlen 
hätten« Man hat zwai' weiter noch mehrere Jahre im Schosse der 
Gesellschaft über die Herausgabe des Handbuches verhandelt, und 
die Statthalterei drang wiederholt auf die Effectuirung derselben ; das 
Resultat bestand jedoch immer in der Erkenntniss, dass es ein Risico 
wäre, mit andern ähnlichen unlängst aufgekommenen Unternehmungen 
concurriren zu wollen. 

Es blieb nichts anderes übrig, als die Erlangung einer Subven- 
tion anzustreben. Ein Gesuch um eine solche wurde im December 
1862 beim Unterrichtsministerium eingebracht. In der Sitzung vom 
1« März 1854 theilte Tomek mit, das Ministerium wünsche einen 
ausführlichen Bericht über die Leistungen der Gesellschaft zu er- 
halten, um ihn in der Dotationsangelegenheit benützen zu können; 
da eben damals ein von Hanuä zusammengestelltes Verzeichniss aller 



208 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

von der Gesellschaft herausgegebenen Schriften gedruckt wurde, so 
legte man ein Exemplar davon vor. Als das Gesuch ein weiteres 
Jahr ohne Erledigung in Wien gelegen hatte, brachte das Gesellschafts- 
mitglied Reuss von Wien die Nachricht, es sei bezüglich der an- 
gesuchten Jahresdotation von der Regierung wenig oder nichts zu 
hoffen; in der That wurde dann durch einen Statthaltereierlass vom 
10. October 1855 die kaiserliche Entschliessung vom 9. September 
d. J. mitgetheilt, dass in dem Privilegium vom 12. December 1851 
keine Änderung einzutreten habe. Da man durch die inzwischen ein- 
getretene Herausgabe des Wiener Staatshandbuches das Gesellschafts- 
privilegium als factisch erloschen ansah, so bat die Gesellschaft im 
Frühjahr 1856 in einer Eingabe an das Ministerium des Innern um 
eine Entschädigung, und in einem vom 16. März 1857 datirten Maje- 
stätsgesuch um eine jährliche Subvention von 1000 fi.*) Der gehoffte 
Erfolg blieb jedoch aus ; durch einen Statthalterei-Erlass vom 3. No- 
vember 1857 wurde die Abweisung des letzten Majestätsgesuches 
notificirt, und zugleich die Gesellschaft mit ihrer Schematismusange- 
legenheit auf den Rechtsweg gewiesen. 

Endlich kam ein HoiFnungstrahl, welcher auf eine andere Quelle 
hinwies. Das inzwischen in Wien gewesene Gesellschaftsmitglied 
Wenzig brachte «tin die Sitzung vom 2. December 1857 die Kunde, 
der Minister des Innern, Dr. Alexander von Bach, der mittlerweile 
am 6. Mai 1857 zum Ehrenmitgliede gewählt worden war, habe ihm 
mündlich auf eine etwaige Unterstützung aus Landeamittdn Hoffnung 
eröffnet. Darauf hin beschloss man, ein Gesuch an das Ministerium 
des Innern zu richten. Die Bittschrift wurde von dem ausserordent- 
lichen Mitgliede Leopold Hasner concipirt und am 5. Februar 1858 
eingereicht; sie lautete dahin, das Ministerium „geruhe der Gesell- 
schaft irgend einen gewissen Betrag aus dem böhmischen Landes- 
fonde als jährliche Subvention huldreichsf^u bewilligen." Der dama- 
lige Director Wenzig und Secretär Weitenweber begaben sich mit dem 
Ministerialgesuche zum Statthalter Freiherm Mecs6ry, welcher ihnen 

*) Von der Klemme, in welcher sich die Gesellschaft damals befand, zeugt 
sprechend der Umstand, dass man in diesen Jahren mehrere Abhandlungeii 
in einer geringeren Anzahl von Exemplaren drucken liess. Überhaupt 
schränkte sich die Gesellschaft in ihren Ausgaben möglichst ein; von den 
zehn vor dem J. 1848 pränumerirten wissenschaftlichen Zeitschriften hielt sie 
blos drei weiter. Auch nahm die Gesellschaft 1857 den Antrag ihres Cassiers 
Matzka an, die in ihrem Besitze befindlichen unbrauchbaren Kupferplatten 
(79 Pfund) zu verkaufen. 



Landessabvention erlangt 1868. 209 

1 Rath ertheilte, es möge das Gesuch durch den Nachweis der 
zolänglichkeit der Gesellschafts-Einnahmen ergänzt werden. Das 
sellschaftsmitglied Höfler entwarf ein anderes darauf bezügliches 
such an den böhmischen Landesausschuss, welches (5. Mai 1858) 
lehmigt wurde und ebenfalls dem Statthalter überreicht werden 
Ite. Am 23. October 1858 theilte der ständische Landesausschuss 
äerer Gesellschaft mit, das Ministerium des Innern habe mit dem 
lasse vom 3. September d. J. „genehmigt, dass der löbl. k. böh- 
sehen Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 1859 angefangen 
l die Dauer von 3 Jahren ein jährlicher Unterstützungsbeitrag von 
X) fi. C. M. zur Förderung der angesti*ebten wissenschaftlichen 
ecke aus dem böhmisch-ständischen Domesticalfonde zugewendet 
rde." Einem Gesellschaftsbeschlusse vom 6. November 1858 zu 
Ige begab sich eine aus dem Gesellschaftsdirector Höfler und dem 
^retär Weitenweber bestehende Deputation zum Statthalter Baron 
ics^ry, sowie zu den Leitern des Landesausschusses Grafen Leopold 
an und Albert Nosütz, um für die gewährte Subvention den Dank 
zustatten; zugleich bot man den genannten drei Herren von Seiten 
* Gesellschaft die Ehrenmitgliedschaft an, welche auch angenommen 
rde. Einem Auftrage des Landesausschusses zu Folge legte die 
Seilschaft ein Exemplar ihrer jüngsten Schriften vor, und als der 
Qdesausschuss sich darüber in einer sehr ehrenden Weise ge- 
»ert hatte, so verehrte man ihm 1860 auf seinen Wunsch die 
amtlichen vorhandenen Actenbände. Das am 1. Juli 1861 beim 
ndesausschusse eingereichte Gesuch um die Erneuerung der Sub- 
ition wurde ebenfalls von Höfler concipirt ; es wurde darin eigentlich 

eine Yennehrung der bisherigen Dotation gebeten und dieses An- 
nen unter Anderem auch damit motivirt, dass, „so viel verlautet, 
i einem wohlwollenden ständischen Ausschusse selbst bereits früher 

Verdoppelung der Dotation beantragt worden war, wenngleich 
ht in Ausführung gebracht werden konnte.*' Die Subvention von 
>0 fl. Ö. W. wurde für das Jahr 1862 vom Landesausschusse, 
terhin vom Landtage jährlich weiter bewilligt. 

Auf Antrag ihres Secretärs W^eitenweber machte die Gesellschaft 
J. 1857 einen Versuch, die Portofreiheit für ihre Correspondenzen 
[ Büchersendungen zu erlangen. Das bezügliche am 3 1 . Juli d. J. 
irte Ministerialgesuch traf jedoch schon in Prag auf unübersteig- 
B Hindernisse. Die Statthalterei forderte wiederholt nachträgliche 
iweise darüber ab, welche Adressaten in den portofreien Verkehr 
der Gesellschaft einbezogen werden sollen, und wieviel die be- 

14 



210 Geschichte der GeseUschaft 1838—1866. 

treffenden Porto- und Frachtauslagen in den drei letzten Jahren be- 
tragen haben. Diese Angelegenheit fand ihren Abschluss in einem 
Statthaltereierlass vom 24. Juli 1858, welcher besagte: da die Gre- 
Seilschaft ihre jährlichen Portoauslagen mit 30 bis 40 fl. beziffert, 
so könne die Statthalterei bei der Geringfügigkeit dieses Betrages 
eine Befreiung von den Portogebühren nicht beantragen, und stelle 
lediglich das Ministerialgesuch zurück. 

Glücklicher ergieng es der Bitte um Befreiung von dem Ge- 
bühren-Aequivalente. Nach vergeblichen Schritten bei der Finanz- 
landesbehörde überreichte die Gesellschaft (26. August 1864) ein vom 
Prof. Habietinek entworfenes Majestätsgesuch, worauf sie im Sep- 
tember 1864 verständigt wurde, dass das bewegliche Vermögen dieser 
Gesellschaft im Grunde des Finanzministerial-Erlasses vom 4. Juli 
d. J. für frei vom Gebühren-Äquivalent anerkannt sei, und der schon 
eingehobene Betrag von 97 19. zurückzustellen war. 

Aus einer vom Gesellschaftscassier Matzka im J. 1858 ausge- 
arbeiteten Zusammenstellung erfahren wir, dass in den zehn Jahren 
1848 bis 1857 die Gesammteinnahmen 13.206 fl., und die G«sammt- 
ausgaben 12.328 fl. C. M. betrugen. Unter den Einnahmen figuriren 
da die Gapitalzinsen mit 9745 fl., der Erlös von Yerlagsartikeln mit 
708 fl., der Pachtzins für den Schematismus für die letzten zwei Jahr- 
gänge mit 2000 fl. In der Ausgabensumme befindet sich der Betrag 
von 6695 fl. für eigene Publicationen, und 1353 fl. für die Bibliothek 
Obwohl die bezeichneten 10 Jahre an Zuflüssen arm waren, so wurde 
das ersparte Stammeigenthum doch nicht angegriffen. Es betrug stets 
21.000 bis 22.000 fl. C. M. Im J. 1854 beschloss die GeseUschift, 
de 1 Zinsfuss bei ihren Capitalien von 4Vt^/o wieder auf 5^/^ zn 
bringen, was ihr auch glückte. Einige bisher auf Hypotheken an- 
gelegte Gapitalien wurden dabei in Salinenscheine umgesetzt, und im 
Jahre 1865 kaufte man auch Pfandbriefe der böhmischen Hypotheken- 
bank, welche mit Rücksicht auf ihren damaligen Cours sich ungefähr 
mit 6% verzinsten. In den 6 Jahren 1860 — 1865 betrugen die jähr- 
liehen Ausgaben durchschnittlich 2204 fl. 0. W. Das Geldvermögen 
machte am Schlüsse 1865, die Werthpapiere nach ihrem Nominal- 
werth angenommen, die Summe von 27.140 fl. ö. W. aus.*) 

'*') Nachdem sich der Cassastand durch die Landessubvention einigermassen 
gebessert hatte, wurde im Jahre 1862 und 1864 der Antrag auf Einfühnu; 
von Präsenzgeldem für. die Frequentanten der ordentlichen Sitzungen g^ 
stellt, ohne dass er Anklang gefunden hätte. ~ Übrigens war Ton Frftaeai- 
marken in der Gesellschaft schon im Jahre 1798 die Rede, und maa einigte 



Cassastand. Übersiedelung 1850. 211 

Im Jahre 1850 musste die Gesellschaft ihre Behausung zum 
3iten Male wechseln. Schon gegen Ende des J. 1846 trat das me- 
inische Studiendirectorat mit der Forderung auf, es sollen ihm 
beiden Zimmer, welche unsere Gesellschaft seit dem Jahre 1828 
Carolinum besass, zu Studienzwecken eingeräumt werden« Eine 
mmission suchte am 6. Februar 1847 im Garolingebäude neue 
calitäten für die Gesellschaft und bot, da dort keine aufzufinden 
ren, solche im zweiten Stock eines anderen Universitatsgebäudes 
; die Vertreter der Gesellschaft erklärten jedoch dieselben für un- 
änglich. Die Sache ruhte dann zwei Jahre. Hierauf stellte die 
)vincialbaudirection eine im ersten Stock des Universitätshauses 
0. 560 (genannt Stockhaus) in der Zeltnergasse befindliche Wohnung 
- Gesellschaft zur Verfügung; dieselbe bestand aus einem Gange 
1 sechs Zimmern, zwei gegen die Zeltnergasse, die übrigen gegen 
1 Hof gekehrt. Die Wohnung war niedrig, hatte wenig Licht und 
en wenig passenden Aufgang. Da jedoch die Landesstelle drängte 
1 etwas besseres kaum zu erwarten war, so nahm die Gesellschaft 
ises Anbot an, worüber auf einem Umlauüsbogen vom 19. Februar 
19 schriftlich abgestimmt wurde. '*') Die Adaptirung der neuen 
calitäten geschah auf Staatskosten; die Übersiedelung dahin fand 
t im Monate März 1850 statt. 

Im J. 1849 wurde eine Revision der GeseUschaftstatuten vor- 
lonmien. Der Impuls dazu kam von dem damaligen Director Wocel, 
eher am 4. Juli d. J. den Entwurf einer Geschäftsordnung vor- 
te. Am 3. October d. J. wurde ein Comit6, bestehend aus dem Di- 
tor Wocel, dem Secretär Ereil und dem Mitgliede Balling, zur 
rberathung dieses Entwurfes bestellt; dasselbe wurde auch mit der 
^abe betraut, eine Revision der Statuten in Erwägung zu ziehen 
l allenfalls Vorschläge zu einer solchen auszuarbeiten. Zur Be- 
dang und Beschlussfassung über den Statutenrevisions-Entwurf 
eben das genannte Comit6 vorlegte, wurden zwei ausserordentliche 



sich damals dahin, solche zu 3 fl. einzuführen; für die Funktionäre wollte 
man den doppelten Betrag anweisen. Ohne Zweifel war dieser Bcschluss 
von lUusionen beeinflusst, welchen man sich damals hinsichtlich der an- 
gehörten Einnahme aus dem Schematismus hingab. Der Beschluss blieb 
unausgefCLhrt und gerieth in Vergessenheit. 

*) Es waren damals nur 9 ordentliche Mitglieder in Prag anwesend, nämlich 
der Secretär Ereil, äafarik, PetHna, K. B. Presl, Jandera, Eulik, Hanka, 
Bedtenbacher und Zippe. 



212 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

Sitzungen am 14. und 28. October d. J. gewidmet.*) Die also ver- 
einbarten neuen Statuten wurden am 5. December d. J. schon als 
zurecht bestehend betrachtet, indem die Gesellschaft bei vorgeschla- 
genen Mitgliederwahlen sich darnach richtete, obwohl dieselben zur 
behördlichen Bestätigung nicht vorgelegt wurden und daher auch 
eine solche nicht erlangt hatten. Augenscheinlich betrachtete man 
damals die vorgenommene Statutenrevision — gleich wie im J« 1840 
die Änderung der Gesellschaftsorganisation ohne ausdrückliche Sta- 
tutenrevision — für eine interne Angelegenheit der Gesellschaft Man 
machte auch kein Hehl aus dei*selben, denn man legte die neuen 
Statuten dem Militärcommando vor, um sich bei demselben w^en 
des über Prag verhängten Ausnahmszubtandes über den Wirkungskreis 
der Gesellschaft auszuweisen.**) In dem VI. Actenbande, welcher im 
J. 1851 erschien, findet sich ein Abdruck davon vor. 



*) Am 14. Octoher 1849 waren anwesend: Wocel, Jandera, Kulik, Hanka, 
Kreil, PetHna, Fritsch, Barrande, Balling. Am 28. October fehlte von diesen 
MitgUedem Barrande, dagegen betheiligte sich Palack]^ an dieser Sitzung. 
**) Gemäss eines vom Landespräsidium im Einverständnisse mit dem Landes- 
Militär-Gommando herabgelangten Erlasses vom 2. December 1849 wurde 
vom Prager Bürgermeister am 9. December d. J. ein Gircolar erlasaen, wot- 
nach „der gegenwärtig noch bestehende Ausnahmszustand das Assodations- 
recht suspendirt/ und wenn etwaige Gründe einem Vereine „eine Ausnahme 
von der Regel wünschenswerth machen sollten, die Gesuche bei dem k. k. 
Landes-Militär-Commando einzubringen'' waren. Secretär Kreil richtete am 
14. December d. J. an das Militär-Gommando ein Gesuch, worin es hiess: 
„Die k. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften gibt sich die Ehre, die 
von ihr neu verfassten Statuten vorzulegen, aus welchen ersichtlich ist, dass 
sie sich nur mit rein wissenschaftlichen Gegenständen befasst*' oc. Sie stellte 
demnach das Ansuchen, dass ihr gestattet werden möge, „ihre Versamm- 
lungen und Sitzungen auch während des noch fortdauernden Belagerungs- 
zustandes sovrie früher fortsetzen zu dürfen.** Laut einer Statthalterei- 
ZuBchrift vom 15. Februar 1850 ertheilte der commandirende General am 
5. Februar d. J. die angesuchte Bewilligung. Am 14. März 1852 veröffent- 
lichte das Landes-Militär-Gommando eine Verordnung, womach zu allen 
Vereinssitzungen die specielle Erlaubniss der eben erwähnten Behörde er- 
forderlich war; in Folge dessen wendete sich das Directorat unserer Ge- 
sellschaft an die Stadthauptmannschaft mit der Bitte, „dieselbe möge dahin 
wirken, dass der k. b. Gesellschaft der Wiss. auch fernerhin gestattet werde^ 
ihre Vereinssitzungen während des Ausnahmszustandes auf die hei^ömm- 
liehe Weise abhalten zu dürfen.** Die Stadthauptmannschaft theilte am 
27. März d. J. mit, das Landes-Militär-Commando-Präsidium habe mit Not« 
vom 24. d. M. der Gesellschaft „die Bewilligung zur Fortsetzung ihrer Ver- 
einssitzungen während des Ausnahmszustandes gegen dem ertheilt, dass die 
einzelnen Sitzungstage dem k. k. Stadthauptmannschafts-Präsidium angezeigt 



Statntonrevision 1849. 213 

Die neuen Statuten vom J. 1849 zeigen mehrfache Untei*schiede 
gegenüber dem 1837 kaiserlich bestätigten Texte. Zunächst wurden 
anstatt der zwei Glassen, in welche sich die Gesellschaft vor dem J. 
1840 getheilt hatte, die schon bestehenden 4 Sectionen aufgenommen, 
für welche nach §. 2. die folgenden Hauptfächer bestimmt waren: 
1. Philosophie und reine Mathematik, 2. Naturwissenschaften und an- 
gewandte Mathematik, 3. (reschichte nebst ihren Hilfswissenschaften 
and Vaterlandskunde, 4. Philologie. Die Maximalzahl der ordentlichen 
Mitglieder wurde von 18 auf 20 erhöht, und neben den ordentlichen, 
ausserordentlichen, Ehren- und auswärtigen Mitgliedern wurde eine 
neue Kategorie der correspondirenden Mitglieder creirt; beide diese 
Änderungen erfolgten auf Antrag Palacl^'s. Die gegenseitige Stellung 
der einzelnen Mitgliederkategorien erhellt aus §. 8., welcher folgender- 
massen lautet: „Ausser Piag wohnende ausgezeichnete Gelehrte können 
entweder zu auswärtigen oder zu correspondirenden Mitgliedern der 
Gesellschaft gewählt werden. Wenn ein in Prag wohnendes Mitglied 
diesen Aufenthaltsort verlässt, so tritt es, wenn es ein ordentliches 
ist, in die Beihe der auswärtigen, wenn es aber ein ausserordent- 
liches Mitglied ist, in die der correspondirenden Mitglieder ein. Eben 
80 werden die auswärtigen und correspondirenden Mitglieder, wenn 
sie ihren bleibenden Aufenthalt in Prag nehmen, beziehungsweise als 
ordentliche und ausserordentliche angesehen.*' Die Zahl der ordent- 
I liehen Mitglieder, welche zur Beschlussfahigkeit einer ordentlichen 
Sitzung erforderlich ist, wurde von 5 auf 7 erhöht Paragraph 18. 
bringt in den zwei ersten Sätzen eine seit 1840 bestehende Übung 
zmn Ausdruck, indem er bestimmt: « Wöchentlich einmal wird, der 
Beihe nach wechselnd, eine Sectionsitzung abgehalten, welche zu 
wissenschaftlichen Vorträgen bestimmt ist. An diesen haben auch die 
ausserordentlichen Mitglieder Theil zu nehmen. Alle Mitglieder sind 
berechtigt, zu diesen Sitzungen Gäste einzuführen. Jede Section wählt 
lach aus ihrer Mitte einen Geschäftsleiter. " Die letzten zwei Sätze 



werden." Diesem Befehle wurde einfach dadurch genüge gethan, dass der 
Gesellschaftssecretär die Übersicht der Sitzungen (welche schon damals auf 
ein Jahr voraus festgestellt und gedruckt wurde) der Stadthauptmannschaft 
flbergab. Als der Secretär Wocel in der Sitzung vom 7, April 1852 diesen 
Vorgang meldete, beantragte er zugleich die Ertheilung der Ehrenmitglied- 
schaft an den k. k. Stadthauptmann Leopold Sacher-Masoch ; die Wahl 
gieng am 6. Mai d. J. einstimmig Tor sich. — Im J. 1853 verlangte die 
Polizeidirection (Stadthauptmannschaft) Ausweise über den legalen Bestand 
I unserer Gesellschaft, insbesondere aber über die ah. Bestätigung der Sta- 

tuten; man legte eine Abschrift der Statutenbestätigung vom 15. Juni 1837 vor. 



214 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

dieses Paragraphen enthalten Neuerungen, indem die Zulassung von 
Gästen zwar seit 1840 wiederholt beantragt, aber immer als der Po- 
lizei gegenüber bedenklich fallen gelassen wurde, und die Sections- 
geschäftsleiter bis dahin von der ganzen Gesellschaft ernannt oder 
wenigstens bestätigt wurden. Die Bestimmung bezüglich der Sprachen, 
welche in den Abhandlungen zuzulassen sind, wurde erweitert, denn 
§. 20. nennt in dieser Hinsicht die deutsche, slävische, lateinische, 
französische, italienische und englische Sprache. — Der Paragraph 
der Statuten vom J. 1837, welcher von dem Präsidenten der Gesell- 
schaft handelte, wurde gänzlich ausgelassen; selbstverständlich aber 
führte man den Grafen Kolovrat als Präsidenten im Personalstande 
bis zu seinem am 4. April 1861 erfolgten Tode fort 

Im 7. Actenbande vom J. 1852 erschien ein neuer Text der 
Gesellschaftstatuten, der von dem eben besprochenen nur in §. 2. 
rücksichtlich der Mathematik dififerirt; dieser Paragraph bekam nun 
folgenden Wortlaut: „Die Gesellschaft theilt sich nach folgenden 
Hauptfächern in 4 Sectionen ein: 1. Philosophie, 2. Naturwissen- 
schaften und Mathematik, 3. Geschichte nebst ihren Hilfswissen- 
schaften und Yaterlandskunde, 4. Philologie." Die von Hanufi an- 
geregte Trennung der reinen Mathematik von der Philosophie, mit 
welcher sie seit 1845, augenscheinlich Bolzano zu Gefallen, verknüpft 
worden war, erfolgte durch Beschluss vom 3. Jänner 1851. 

Die in §. 18. angedeutete Sdhstvenoaltung der eüusdnen Sectionen 
wurde in der ordentlichen Sitzung vom 6. November 1850 noch mehr 
erweitert; es kam da zur Spiache, dass in der philosophischen Section 
einige Mitglieder Vorträge über Philosophie in böhmischer Sprache 
zu halten wünschen, und dass andererseits in der philologischen 
Section eine Abtheilung für deutsche und classische Philologie ge- 
wünscht werde; darüber beschloss die Gesellschaft, es jeder Section 
zu überlassen, die für ihre Zwecke nöthigen Reformen ins Werk zu 
setzen. Als SafaHk in der ordentlichen Sitzung vom 7. April 1852 
eine ReorgaQisirung der philologischen Section in Vorschlag brachte, ( 
wurde von der Gesellschaft in ähnlicher Weise erklärt, »dass der - 
philologischen Section selbst das Recht zustehe, sich zu reorganisiren I 
und diejenigen Maassregeln zu treffen, welche sie zu ihrem eigenen I 
Gedeihen für die besten und erspriesslichsten erkennt"; in der Thüt f 
kam dann ein Regulativ für die philologische Section innerhalb der- 1 
selben zu Stande.*) Zuweilen wurde den Sectionen das Vorschlags- 1 

*) äafahk beschwerte sich in einem Schreiben vom 8. M&rz 1862 bei dem Se- I 
cret&r Wocel, dass eine Sitzung der philologischen Section wegen Abweseß- 1 
heit des Geschäftsleiters Hanka nicht zu Stande kommen konnte: ^Bjlo M I 



Stellang der Sectionen. 215 

ht zur Wahl neuer ausserordentlicher Mitglieder eingeräumt Eine 
ntrole der ganzen Gesellschaft über die einzelnen Sectionen wurde 
och stets aufrecht erhalten und in der Weise ausgeübt, dass die 
^tionsprotokoUe immer in einer ordentlichen Sitzung vorgelesen 
rden; erst nachdem sie da die Approbation erlangt hatten, durften 
in den Yereinsschriften, und auszugsweise in den Zeitungen ver- 
3ntlicht werden.'*') 

sedlo sedin osob: mimo mne tH mimofädnf üdovö a tfi host^; nei ponövadi 
pan jednatel nepHiel, a iädny o niöem zpraven nebyl a nie sebou neph- 
nesl, dekavde asi tH ötyrti hodiny, rozeäli jsme se bez poHzeni s patrnon 
ygech nespokojenosti y nejspatnöjifm poöasf.* äafahk meinte, man sollte 
Ähnlichen Eventaalitäten durch Ausarbeitung einer Geschäftsordnung vor- 
beugen. In Folge des im Texte angeführten Beschlusses der GeseUschaft 
wurden in der Sitzung der böhmisch-phüologischen Section am 10. Mai 1852 
fünf Regeln vereinbart und von SafaHk aufgesetzt; darnach waren immer 
in der letzten Sectionssitzung vor den Sommerferien der Gesch&ftsleiter sowie 
sein Stellvertreter auf ein Jahr zu w&hlen; Mitglieder, welche der Section 
beitreten, machen sich dadurch verbindlich, wenigstens einmal im Jahre 
einen Vortrag zu halten. Hanka als Gesch&ftsleiter setzte das Regulativ 
unter s&mmtlichen ordentlichen und ausserordentlichen Mitgliedern der Go- 
Seilschaft in Umlauf; in der Einladung zur beitretenden Unterschrift sagte 
Hanka in einem nich gerade musterhaften Böhmisch: ,,Panfim ölenüm krä- 
lovskd öeskö Spolednosti v§d zdöluje se timto pHloi^en^ zde nävrh, aby se, 
komn hbo k odboru filologickömu pHstoupiti, podepsati räÜli; viak alc 
i nepHstoupen^ volno v2dy bude, jako hostem, schüzky tohoto odboru 
navitövovati.^ 
*) Als in der ordentlichen Sitzung am 7. Juli 1852 die Protokolle der seit der 
letzten ordentlichen Sitzung abgehaltenen Sectionsversammlungen, wie ge- 
wöhnlich, von dem Secretär vorgelesen wurden, bemerkte Kosteletzky, die 
Skizze des von Amerling in der naturwissenschaftlichen Section gehaltenen 
Vortrages über das Vorherrschen der Trias in der Natur enthalte einige 
SteUen, „wodurch das Ansehen unserer GeseUschaft in den Augen des 
wissenschaftlichen Publikums compromittirt werden könnte;" es wurde daher 
dem Secretftr angetragen, mit der nöthigen Umsicht einen Auszug aus jenem 
Aufsatze zu verfassen. Ähnliches wurde in der ordentlichen Sitzung vom 
1. December 1852 betreffs der in der philosophischen und naturwissenschaft- 
lichen Section von Professor Leonhardi gehaltenen Vorträge beschlossen, 
durch welche die Philosophie Krause's gegen Angriffe vertheidigt werden 
wollte. 

Natürlich haben auch an Erfiiidungsmanie leidende Gelehrte mit ihren 
Vorschlägen unsere Gesellschaft heimgesucht, und ein Humorist könnte 
daraus eine besondere Geschichte zusammenstellen, namentlich wenn auch 
die von Nichtmitgliedem eingeschickten Entwürfe und Einfälle zu berück- 
sichtigen wären. Unter diesen befand sich die Quadratur des Kreises mehr- 
mals, wobei der Erfinder einen Fehler in der Regel schon an der zweiten 
DedmalsteUe der Ludolphischen Zahl behauptete. Zu einer besseren Über- 



21G Geschichte dor Gesellschaft 1838— 186C. 

Die im J. 1849 von Wocel vorgeschlagene Geschäftsordnung 
für die Gesellschaft ist über das Stadium des Entwurfes nicht hinaus- 
gekommen. Am 2. Jänner 1856 wurde auf Antrag des damaligen 
Director Matzka ein Gomit6 bestellt, welches eine Pracisirung der 
Stellung des Gesellschaftsdirectors zum Secretär in Berathung zu 
ziehen hatte; die in diesem Gomit6 ausgearbeiteten Anträge wurden 
in der ordentlichen Sitzung vom 2. Juli d. J. gutgeheissen, scheinen 
aber nicht ihren Zweck erreicht zu haben; denn es wurden auch in 
der Folge dieselben Klagen von Seite der jeweiligen Directoren dar- 
über laut, dass ihnen neben dem Secretär ein nur verschwindender 
Wirkungskreis übrigbleibe, — öffentliche Jahressitzungen wurden im 
J, 1851 von Weitenweber, dann im J. 1860 und 1861 von Höfler 
beantragt, doch kamen sie nicht zu Stande. 

In den Jahren 1851—1857 ist eine gedrückte Sttmnmng in der 
Gesellschaft nicht zu verkennen. Dieselbe entsprang zunächst der Un- 
zulänglichkeit der Einkünfte. Und wie sich in dieser Hinsicht lange 
Zeit von keiner Seite eine Hoffnung zeigen wollte, ebenso entmuthi- 
geud wirkte die ganze politische Lage, welche überall ein Gefühl der 
Beklemmung erzeugte. Palack]^, welcher unter allen Mitgliedern der 
Gesellschaft an der politischen Bewegung der Jahre 1848 — 1849 in 
hervorragendster Weise sich betheiligt hatte, war durch den ein- 
getretenen Rückschlag so verbittert, dass er volle 5 Jahre unsere 
Gesellschaft mied, indem er vom 13. December 1851 bis zum 4. Fe- 
bruar 1857 in keiner einzigen ordentlichen Sitzung erschien. Gleich- 
wohl trat ein völliger Stillstand keinen Augenblick ein; davor hat 
die Gesellschaft das kleine, in der ersten Hälfte des Jahrhunderts er- 
sparte Capital bewahrt. Ordentliche Sitzungen fanden, wie sonst, 
regelmässig jeden Monat statt, und die wöchentlichen Sectionssitz- 
zungen kamen auch meistentheils vorschriftsmässig zusammen. Nach 

sieht und Ordnung des Weltalls wurde nicht nur die Zahl 3, sondern auch 
5 und 7 Torgeschlagen. Einer empfahl eine spielleichtc Methode zur Er- 
lernung der lateinischen Sprache, andere wollten die bestehenden Sprachen 
durch Universal sprachen eigener Erfindung ersetzen. Neben Wetterpro- 
pheten, die sich in jeder Generation meldeten, fand sich schon gegen Ende 
des 18. Jahrhunderts ein Erfindungssüchtiger, welcher der damals angeblich 
eingetretenen Wetterverschlechterung nachgieng und deren Ursache in den 
unlängst aufgestellten Blitzableitern fand, wodurch zugleich anch schon der 
Weg zu der vorzunehmenden Verbesserung der Witterungsverh&ltnisse an- 
gedeutet war. Erfinder des Geheimnisses, wie Gold und Silber ans unedlen 
Metallen zu bereiten wären, kamen noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts 
vor, im 19. Jahrhundert scheinen sie ausgestorben zu sein. Für die Gesell- 
schaft war es nicht immer leicht, derartiger Erfinder los zu werden. 



Beklemmung. Mitgliederwpchsel 1860—1860. 217 

dem Jahre 1858 besserte sich die Lage nach und nach in jeder Hin- 
sicht Konnte beispielsweise 1853 die Statthalterei gegen das übliche 
Ansuchen, den jüngsten Actenband durch diese Behörde an den Mon- 
archen zu übermitteln, Anstände erheben — ein Fall, der unter den 
vormärzlichen Oberstburggrafen durchaus undenkbar war, — so hatte 
dagegen die Gesellschaft am 27. Februar 1860 das Vergnügen, einen 
Besuch des Statthalters Mecs6ry in der naturwissenschaftlichen Section 
zu verzeichnen. 

Der Wechsel unter den ordentlichen Mitgliedern war in den 
Jahren 1850—1866 geringer, als in dem vorangehenden Decennium. 
Von den älteren Mitgliedern gierigen durch Tod ab: 

Karl Borivoj Presl f 2. October 1852, 

Franz Adam PetHna f 27. Juni 1855, 

Joseph Ladislaus Jandera f 27. Juli 1857, 

Wenzel Hanka f 12. Jänner 1861, 

Paul Joseph Safafik f 25. Juni 1861,*) und 

Jakob Philipp Kulik f 28. Februar 1863. 

Durch die Wahl eines anderen Wohnsitzes schieden aus der 
Reihen der ordentlichen Mitglieder aus: 

Karl Kreil, welcher im Sommer 1851 zur Leitung der Central- 
Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus nach Wien berufen 
wurde ; 

Karl Fritsch, welcher im J. 1852 zum Adjuncten an der eben 
genannten Anstalt ernannt wurde, und 

August E. Reuss, der im J. 1863 nach Wien übersiedelte. 

Durch Neuwahlen wurde die Zahl 20 der ordentlichen Mitglieder 
YoU oder beinahe voll erhalten. Am 2. Jänner 1850 \^nrden drei, neue 
ordentliche Mitglieder durch einstimmige Wahl ernannt, nämlich 

Johann Purkyne, der berühmte Physiologe, welcher bis dahin 
auswärtiges Mitglied der Gesellschaft war,**) 

Franz Ladislaus Öelakovsky, bis dahin ausserordentliches Mit- 
glied der Gesellschaft; leider wurde er derselben in wenigen Jahren 
durch den Tod entrissen; ***) und der Mathematiker 

*) Die Gesellschaft meldete sein Ableben durch eine lateinische Anzeige an 
die gelehrten Institute, mit welchen sie im Wechselverkehr stand. 

**) Johann Ev. PurkynS, geboren am 17. December 1787 in Libochovic, stu- 
dirte in Nikolsbnrg und Prag, wurde 1818 in Prag zum MDr. promovirt, 
1823 zam Professor der Physiologie in Breslau ernannt, 1849 an die Uni- 
versität Prag berufen, f 28. Juli 1869. 

***) Fr. L. Öelakovsky, der ausgezeichnete böhmische Dichter und Philologe, 
geb. am 7. März 1799 in Strakonic, redigirte 1834—1885 die officielle böhm. 



218 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

Wilhelm Matzka, früher auswärtiges Mitglied.*) 
August Em. Reuss,**) früher auswärtiges Mitglied, erscheint 
seit dem 6. März 1850 unter den ordentlichen Mitgliedern, in deren 
Reihe er statutengemäss ohne Wahl vorgerückt war. 

Am 1. Mai 1850 wurden nicht weniger als 22 ausserordentliche 
und 7 correspondirende Mitglieder erwählt ; von den ersteren rückten 
später mehrere in die Reihe der ordentlichen Mitglieder vor, nament- 
lich Hanuä, Krejöl, Weitenweber und Wenzig. Die Nacheinanderfolge 
der weiter gewählten ordentlichen Mitglieder war die folgende: 

Anton Strobach, gewähl am 6. November 1850, wurde zum 
ordentlichen Mitgliede von Palack^ mit der Motivirung vorgeschlagen, 
dass die Gesellschaft einen Rechtskundigen in ihrer Mitte brauche; 
in der That diente Strobach der Gesellschaft in den folgenden G 
Jahren als unentgeltlicher Rechtsanwalt.***) 

Der Botaniker Vincenz Kosteletzky,t) und 

Ignaz Hanuä wurden am 7. April 1852 zu ordentlichen Mit- 
gliedern gewählt.ft) Weiter folgten 



Prager Zeitung, kam 1842 als Professor der slav. Philologie an die Univer- 
sit&t in Breslau, 1849 in derselben Eigenschaft nach Prag, f 5. Aug. 1852. 
*) WiUiekn Matzka, geb. am 4. Nov. 1798 zu Leipertitz in Mahren, kam 1819 
zur Artillerie, wurde 1831 Lieutenant im Bombardir-Corps, 1887 Professor 
der Mathematik an der philosophischen Facultftt in Tamow, 1850 in Prag, 
wo er derzeit im Ruhestand lebt. 

"'*) Angnst Em. Reuss, geb. am 8. Juli 1811 in Bilin, wo er (sowie sein Vater, 
das ausserordentliche Mitglied Franz Ambros Reuss) als Bnmnenarzt wirkte ; 
am SO. J&nner 1842 wurde er zum auswärtigen Mitgliede der Gesellschaft 
aufgenommen, kam sp&ter als Professor der Mineralogie an die Universität 
Prag, wurde 1863 in gleicher Eigenschaft nach Wien versetzt, f 26. Ko- 
yember 1873. 

'*"*'*) Anton Strobach, geb. am 3. Juni 1814 in Prag, promovirte 1841 zum JüDr., 
pr&sidirte 1848 dem österreichischen Reichstage in Wien, wurde im De- 
cember 1848 Appellationsgerichtsrath in Prag, aber im FrOlgahr 1858 mit 
einigen Gollegen aus politischen Beweggründen abgesetzt Im Mai 1853 
wollte er aus der Gesellschaft austreten, doch blieb er auch fernerhin unter 
den ordentlichen Mitgliedern, obwohl er die Sitzungen gewöhnlich blos dann 
besuchte, wenn Rechtsangelegenheiten zu verhandeln waren. Er starb am 
22. November 1856. 
t) y. Eosteletzky wurde 1801 als Gärtnerssohn in Prag geboren, 1824 sap- 
plirte er die Lehrkanzel der Botanik statt des kranken Mikan, erhielt 18S5 
die Professur an der Prager Universität, und trat 1872 in Pension. 

tt) Ignaz Johann Hanns, geb. am 28. November 1812 in Prag, studirte in seiner 
Vaterstadt, wurde 1836 zum Professor der Philosophie an der Lemberger 
Universität ernannt, von dort in gleicher Eigenschaft 1847 nach Olmfitc, 



Mitgliederwahlen 1850—1866. 219 

Wilhelm Weitenweber, gewählt am 2. Februar 1853,*) 

C. Höfler **) gewählt am 6. Februar 1856 (ausserordentliches 
kfitglied seit 3. November 1852), 

Joseph Wenzig***) am 6. Februar 1856, 

Friedrich Rochleder am 7. Jänner 1857,t) 

Heinrich Löwe am 2. März 1859, ff) 

Friedrich Stein am 7. December 1859,ttt) 

Martin Hattala§) am 1. Mai 1861 (seit 3. Jänner 1855 ausser- 
ordentliches Mitglied der Gesellschaft), 

Victor Pierre gewählt am 4. December 1861, §§) 



1849 nach Prag übersetzt, jedoch 1862 von der Professur amovirt, und 1860 
mit der Leitung der Uniyersitäts-Bibliothek in Prag betraut, f 19. Mai 1869. 

♦) Wilhelm Weitenweber, geb. am 1. October 1804 in Prag, studirte daselbst, 
wurde 1830 MDr., lebte als praktischer Arzt 1880—1833 in Elbogen, später 
in Prag, wo er am 1. April 1870 starb. (Die abweichende Angabe des Sterbe- 
tages in Wegner's Verzeichniss der Mitglieder ist irrig.) 
**) Karl Adolf Constantin Höfler, geb. am 26. März 1811 zu Memmingen in 
Bayerisch-Schwaben, seit 1888 Docent und dann Professor der Geschichte 
an der Universität in München, 1847 zum Archivar in Bamberg ernannt, 
wurde 1852 als Professor der Geschichte nach Prag berufen, wo er nun im 
Ruhestande lebt 
***) Joseph Wenzig, geb. am 18. Jänner 1807 in Prag aus einer militärischen 
Familie, seit 1833 Professor der deutschen Sprache an der ständischen 
Bealschule in Prag, erwirkte 1849 durch seinen Schwager Franz Exner die 
Gründung einer böhmischen Realschule in Prag, der ersten böhmisch-sla- 
▼ischen Mittelschule in der Neuzeit, deren Organisator und erster Director 
er wurde; f 28. August 1876. 

t) Fdediich Rochleder, geb. am 15. Mai 1819 in Wien, studirte dortselbst, 
wurde 1845 zum Professor der Chemie an der technischen Akademie in 
Lemberg ernannt, 1849 an die Prager, 1870 an die Wiener Universität ver- 
setzt, starb am 5. November 1874. 
tt) Heinrich Johann Löwe, geb. im December 1808 in Prag, studirte in Prag 
und Wien, wurde 1838 Professor der Philosophie in Salzburg, seit 1851 in 
Prag, wo er derzeit im Ruhestande lebt, 
ttt) Friedrich Stein, geb. am 3. November 1818 zu Niemegk in Brandenburg, 
seit 1842 Assistent am zoologischen Museum in Berlin, 1850 Professor in 
Tharand, seit 1855 Professor der Zoologie an der Prager Universität, starb 
am 9. Jänner 1885. 

§) Martin Hattala, geb. am 4. November 1821 zu Trstenä im Arvaer Comitat 
in Oberungam, erhielt 1848 die Priesterweihe, wirkt seit 1854 als Professor 
der slavischen Philologie an der Universität in Prag. 

§§) Med. et Ph. Dr. Victor Pierre, geb. am 18. December 1819 in Wien, begann 
seine lehramtliche Laufbahn 1844 als Assistent bei der Lehrkanzel der 
Physik an der Wiener Universität, wurde 1851 Professor der Physik an der 
tedinischen Akademie in Lemberg, 1857 an der Prager Universität, seit 



220 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

Karl KoKstka*) am 3. Juni 1863 (ausserordentliches Mitglied 
seit 7. Februar 1855), und 

Anton Gindely **) am 5. April 1864 (ausserordentliches Mitglied 
seit 5. December 1855). 

Da die Thätigkeit in den Sectionen auf den ordentlichen und 
zugleich auch auf den ausserordentlichen Mitgliedern beruhte, so war 
auch die Aufnahme der letzteren oft von actueller Wichtigkeit für 
die Gesellschaft; doch werden wir die ausserordentlichen Mitglieder 
nicht alle aufzählen, weil die thätigeren unter ihnen später in der 
Regel zu ordentlichen Mitgliedeiii gewählt wurden. 

Die Zahl der Mitglieder aller Kategorien, sowie der Aufschwung, 
welchen die Gesellschaft in dieser Hinsicht während dieser Zeitperiode 
genommen hat, ist der folgenden Übersichtstafel zu entnehmen. Es 
zählte die Gesellschaft, ausser dem Präsidenten Grafen Eolowrat 
(f 1861), am Ende des betreflfenden Jahres 

ordentliche Ehren- auswärtige ansserord. correspond. 





Mitglieder 


Mitglieder 


Mitglie 


1836 


19 


8 


20 


1840 


17 


10 


27 


1850 


19 


11 


24 


1860 


20 


12 


30 


1866 


20 


11 


27 



;lieder 


Mitglieder 


snsammen 


1 





48 


12 





54 


30 





84 


40 


42 


144 


40 


46 


144 



Bei der Bestellung des Directors wurde der Turnus unter den 
ordentlichen Mitgliedern, wie in den früheren Zeiten, auch jetzt als 
Regel eingehalten. Jeder Director seit 1849 trat sein Amt in den 
Monaten April, Mai oder Juni an, und verblieb in demselben ein 
Jahr. NachWocel folgte 1850 Petfina, 1851 Tomek; im J. 1852 kam 
die Reihe an Barrande, welcher jedoch ablehnte, weil er nicht be- 
ständig in Prag wohnte; daher trat der Reihe nach an seine Stelle 
Erben, welchem 1853 Balling, 1854 Purkynfi, 1855 Matzka und 1856 



1867 wirkt er in gleicher Eigen&chaft an der technischen Hochschule in 
Wien. 
*) Karl KoHstka, geb. am 7. Fehruar 1825 in Mähren, erzogen in Kfiianau, 
studirte in Iglau, Brunn, Wien und Schemnitz, 1849 zum Professor der 
praktischen Geometrie an der Brünner Technik ernannt, wirkt seit 1851 in 
gleicher Eigenschaft an der deutschen polytechnischen Lehranstalt in Prag. 
**) Anton Gindely, geb. am 8. September 1829 in Prag, studirte daselbst, seit 
1852 Professor der deutschen Sprache an der böhmischen Oberrealschale, 
wurde 1862 zum Professor der Geschichte an der Prager Universität and 
zum kön. böhmischen Landesarchivar ernannt 



Function&re 1800—1866. 221 

Reuss folgten. Im J. 1857 lehnten drei Mitglieder, welche zunächst 
an der Reihe waren (Kosteletzky, Hanug und Secretär Weitenweber) 
die Directorswürde ab, worauf die Reihe an Wenzig und 1858 an 
Höfler kam; dem letzteren stand Rochleder als jüngstes Mitglied 
der Gesellschaft nach, welcher jedoch wegen seiner Abwesenheit bei 
der nächsten Erneuerung des Directorats übergangen wurde. Den 
neuen Turnus fieng 1859 Palacky als Senior der Gesellschaft an, doch 
präsidirte er nur den drei ordentlichen Sitzungen im April, Mai und 
Juni, worauf er einen mehrmonatlichen Aufenthalt in Italien nahm, 
und erschien in der Gesellschaft erst am 2. Jänner 1861 wieder; 
den übrigen 7 Monatsitzungen 1859 — 1860 präsidirte Höfler als stell- 
vertretender Director. Nun folgten der regelmässigen Reihe nach 
1860 Kulik, 1861 Wocel, 1862 Tomek, 1863 Erben (wieder mit Über- 
gehung Barrande's), 1864 Balling und 1865 Matzka, wobei Purkyn6 
übergangen wurde, wahrscheinlich weil er überhaupt sehr selten in 
einer Sitzung erschien. Nach Matzka wiederholte sich der frühere 
Sprung, weil Kosteletzky und Hanu§ ablehnten und Weitenweber krank 
war; daher folgte 1866 Wenzig im Directorate. 

Die Führung des Secretariatea war wenigen Wechseln unter- 
worfen. Als Kreil am 2. April 1851 seine bevprstehende wissenschaft- 
liche Sommerreise anmeldete, wurde Johann Ems. Wocel zu seinem 
Substituten im Secretariate bestellt. Kreil kehrte jedoch nicht mehr 
zu diesem Ehrenamte zurück, weil er in demselben Jahre seinen 
bleibenden Wohnsitz in Wien nahm. Darauf wurde Wocel am 5. No- 
vember 1851 durch Acclamation zum beständigen Secretär gewählt, 
bekleidete jedoch diesmal diese Stelle nur zwei Jahre. Nach Wocel's 
Resignation, welche er mit gehäuften Berufsgeschäften motivirte, wurde 
am 6. April 1853 Wilhelm Weitenweber, damals das jüngste ordent- 
liche Mitglied, zum Gesellschaftsecrctär erwählt. Dei*selbe Verblieb 
in dieser Stellung 13 Jahre, bis ihn eine Krankheit zur Resignation 
zwang, welche er am 12. Mai 1866 einreichte. Drei Tage früher 
wurde Wocel zu seinem Substituten gewählt, womit dessen zweites 
beständiges Secretariat seinen Anfang nahm. 

Die Cassaleüung war neben dem Secretariate das am meisten 
wichtige und zeitraubende Ehrenamt in der Gesellschaft Diese enthob 
am 1. October 1851 Karl B. Presl, welcher schon kränkelte, von dieser 
Arbeit, und wählte am 5. November 1851 mit Acclamation Wilhelm 
llatzka zu ihrem Cassier. Dieser lag seinem Amte mit musterhaf- 
tester Pünktlichkeit ob. Im Anfange des Jahres 1861 resignirte er 
auf die Cassierstelle. Zu seinem Nachfolger wurde am 5. März 1861 



222 Oeschichte der Gesellschaft 1838-— 1866. 

Eulik gewählt, welcher nach kaum zweijähriger Amtinmg am 28. Fe- 
bruar 1863 starb. Die Gesellschaft hatte zwar am 8. Juni 1859 be- 
schlossen, es sollen nach wie vor alle Functionen bei ihr von den 
Mitgliedern unentgeltlich besorgt werden; als aber nun niemand zur 
Annahme der mühevollen Gassaleitung als eines Ehrenamts sich ver- 
stehen wollte, so beantragte Palacky am 4. März 1863, man möge 
eine Remuneration dem Cassier zuweisen, worauf Matzka sich zu 
einer neuerlichen Übernahme der Geldverwaltung bestimmen liess. 

Auch die Verwaltung der OeseUschafisbibliothek wurde mit dem 
steigenden Anwachsen der letzteren immer schwieriger and zeit- 
raubender. Der erste Gesellschafts-Bibliothekar Eulik sprach am 
14. October 1849 seinen Wunsch aus, von dieser Stelle zurückzu- 
treten ; nach ihm übernahm dieselbe Karl J. Erben. Nach drei Jahren 
wurde Ignaz Hanns ^in Nachfolger (6. April 1853). Hanuä unter- 
nahm eine neue Sichtung und Ordnung der Bibliothek, wobei er eine 
bedeutende Anzahl von Defecten aus älterer Zeit constatirte; auch 
verfasste er ein Verzeichniss sämmtlicher Werke und Abhandlungen 
der Gesellschaft, welches im J. 1854 in Druck gelegt wurde. Gleich- 
zeitig arbeitete er einen neuen Bücherkatalog für den Gebrauch der 
Mitglieder aus; im J. 1863 legte er wieder neue Bücherkataloge an. 
Im J. 1855 entwarf Hanug ein Statut betreffend die Benützung der 
Gesellschaftsbibliothek, welches durch Beschluss vom 7« November 
d. J. genehmigt wurde; darnach kann der Bibliothekar nur ordent- 
lichen und ausserordentlichen Mitgliedern in Prag Bücher aus der 
Gesellschaftsbibliothek gegen Revers ausfolgen ; dieselbe Regel wurde 
durch Beschluss vom 5. April 1865 neuerdings bestätigt, wobei eine 
Ausnahme nur insoweit zugelassen wurde, dass in dringenden Fällen 
der Director, ohne die Bewilligung einer ordentlichen Sitzung ab- 
zuwarten, das Recht habe, ein Buch für ein Nichtmitglied ausfolgen 
zu lassen. Nachdem Hanuä resignirt hatte, liess sich am 2. Jänner 
1861 Höfler herbei, die erledigte Bibliothekarstelle zu übernehmen; er 
behielt dieselbe bis zum 5. November 1862. An demselben Tage trat 
Hanu§ nach einstimmiger Wahl dieses Amt wieder an. Als Hanns 
am 1. Februar 1865 zum zweiten Male zurücktrat, wurde gleichzeitig 
eine von Höfler entworfene Instruction genehmigt, womach der künf- 
tige Bibliothekar täglich eine bestimmte Stunde im Gesellschaftslocale 
zuzubringen und für seine Amtführung eine Remuneration von 200 fl. 
zu beziehen hatte. Gleichzeitig entschloss sich die Gesellschaft, zur 
Bibliothekarstelle ein ausserordentliches Mitglied zu berufen, und es 
wurde dazu am 1. März 1865 Wilhelm Kaulich gewählt; dieser er- 



Bibliothek. Publicationen 1860—1866. 223 

t, da ihm die Bibliothek viel zu schaffen gab, für seine Mähe- 
tung 300 fl. jährlich. 

Die Publicationen der Gesellschaft waren dem Umfange nach 
»t in jenen Jahren bedeutend, wo die Finanzverhältnisse am un- 
uicklichsten sich gestalteten. Es erschienen nach den schon oben 
98 erwähnten fünf Actenbänden von den Jahren 1837—1847 noch 
tere neun Bände, nämlich Band VI. — ^XIV. der fünften Folge, in 
chen die Abhandlungen von den Jahren 1848-~1866 enthalten 
1. Der 6. Band erschien im J. 1851, der 7. Band mit der Jahres- 
1 1852 wurde erst im Frühjahre 1853 versendet Bei diesem Bande 
chah es, dass die k. k. Statthalterei das nach alter immer be- 
ichteter Sitte dem Kaiser darzureichende Exemplar an den hohen 
. seiner Bestimmung zu überschicken sich weigerte.*) Auf Antrag 
Secretärs Weitenweber beschloss die Gesellschaft in der nächsten 
sung (4. Mai 1853), den künftigen 8. Band Sr. Majestät dem Kaiser 



*) Im Sitzungsprotokoll vom 6. April 1853 heisst es darüber: „Secretär macht 
die Erwähnung, dass von Seite der k. k. Statthalterei ein Anstand gegen 
die Versendung des Actenbandes an Se. k. k. apost. Majestät durch die- 
selbe hohe Behörde erhoben wurde; derselbe liest darauf ein Gesuch an 
die k. k. Statthalterei vor, in welchem derselbe im Namen der GeseUschaft 
bittet, dass dem yie\jährigen Gebrauche entsprechend, der GeseUschaft ver- 
gönnt werden wolle, das Gefühl der pflichtschuldigen Dankbarkeit und 
unterthänigsten Ergebenheit durch die Einsendung dieses Werkes kund 
geben zu dürfen/ Das berührte nachträgliche Gesuch des Secretärs Wocel 
ist vom 2. April 1863 datirt; die Natur des Vorwandes, durch welchen die 
Statthalterei ihre Weigerung bemäntelte, erhellt einigermassen aus dem 
folgenden, in demselben Gesuche vorkommenden Passus: „Übrigens ist es 
kaum nöthig zu bemerken, dass dem Bande kein Gesuch, ja nicht einmal 
eine schriftliche Einbegleitung beigeschlossen sei/ Weiter kommt im Ge- 
seUschaftsarchiv über diese Sache nichts vor. Es scheint jedoch, dass es 
dem k. k. Statthalter Baron Mecs^ry doch gelungen ist, den Publicationen 
unserer Gesellschaft den gewohnten Weg in die Nähe des Monarchen ab- 
zuschneiden. Hofrath M. A. Becker als Vorstand der k. k. Familien- und 
Privatbibliothek Sr. Maj. des Kaisers schickte nämlich am 8. April 1874 an 
unsere Gesellschaft ein Verzeichniss ihrer Werke, welche er in der ge- 
nannten Bibliothek vorgefunden hatte, und fragte au, wie die fehlenden er- 
langt werden könnten. Es zeigte sich, dass von den älteren Actenbänden 
die Bände 1790, 1795 und 1798, und von dem VII. Band der V. Folge (1862) 
angefangen alle späteren Publicationen dortselbst fehlten. „Wie es kam 
(schrieb Becker), dass die ursprüngliche Abgabe jener Schriften an Se. Ma- 
jestät nicht fortgesetzt wurde — die vorhandenen sind im Wege der aller- 
höchsten Cabinetskanzlei an die Bibliothek gelangt — oder ob die Fort- 
setzung vielleicht dennoch erfolgt, aber irrthümlich einer anderen Bibliothek 
zugewendet worden sei, das lässt sich aus den Acten nicht mehr heraus- 



224 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

Franz Joseph zuzueignen. Die kaiserliche Genehmigung der Bitte er- 
folgte durch allerhöchste EntSchliessung vom 8. Februar 1854. Mit 
der Abfassung der Dedicationsschrift wui*de ein Comit6, bestehend 
aus dem Secretär Weitenweber und den Mitgliedern Wocel und Balling, 
betraut. Der so dedicirte 8. Band trägt die Jahreszahl 1854, wurde 
jedoch erst im Sommer 1855 fertiggestellt; er enthält, ausser den 
üblichen Berichten über die Gesellschaft und einer biographischen 
Denkschrift nur die von E. J. Erben gesammelten Regesta; er ist 
über 100 Druckbogen stark. Beinahe ebenso voluminös sind alle vor- 
hergehenden Bände der fünften Folge; die nachfolgenden 6 Bände 
dieser Folge sind schwächer, jeder zu 50 oder 60 Druckbogen. Bei 
dem 9. Bande wurde die Neuerung eingeführt und bei den nach- 
folgenden Bänden beibehalten, dass jede einzelne Abhandlung ihi*e 
besondere Pagination hat, wie es früher in den Jahren 1800 — 1840 
üblich war. 

Die Stärke der Auflage erlitt Änderungen. Am 4. December 1850 
wurde beschlossen, die Auflage um 50 Exemplare zu erhöhen, also 



finden. Gewiss ist, dass die Schriften einer der ältesten und hervorragend- 
sten wissenschaftlichen Corporationen der Monarchie in der Bibliothek Sr. 
Majestät nicht vertreten sind, und dass nach dem Programme, welches ich 
bei meinem Dienstantritt die Ehre hatte, Sr. Majestät zur Allerhöchsten 
Billigung vorzulegen, von meiner Seite alles aufgeboten werdeu muss, um 
diese empfindliche Lücke in den Austriacis auszufüUen.'' Die in der kaiser- 
lichen Privat-Bibliothek fehlenden Schriften waren grössten Theils bei der 
Gesellschaft noch vorräthig; die beiden Bände von 1790 und 1795 waren 
aber nur in der für die GeseUschaftsbibliothek reservirten Anzahl von 6 
Exemplaren vorhanden. Die Gesellschaft beschloss am 6. Mai 1874, „dass 
nicht nur die noch far den Verkauf vorräthigen, der kaiserlichen Familien- 
Bibliothek fehlenden Bände der periodischen Publicationen an die letztere 
sofort zu übersenden seien, sondern dass ausnahmsweise mit Rücksicht auf 
den Zweck und den allerhöchsten Eigenthümer dieser Bibliothek auch die 
beiden Bände pro 1790 und 1796 der kais. Familien-Bibliothek zur Ver- 
fügung zu stellen seien." Zugleich beschloss man, die Zahl der reservirten 
Exemplare dieser zwei Bände wo möglich auf antiquarischem W^e zu 
completiren, und für die Zukunft alle Publicationen nach ihrem Erscheinen 
der kaiserlichen Familien-Bibliothek zuzusenden. Bei Bestätigung des Em- 
pfanges dieser Sendung schrieb Hofrath Becker am 16. Juni 1874 an die 
GeseUschaft: „Se. Majestät haben laut Cabinetschreibens vom 18. Juni 1. 
J. Z. 797 von dem Inhalte des vom Unterzeichneten unterm 12. Juni L J. 
erstatteten Berichtes allergnädigst Kenntniss zu nehmen und anzuordnen 
geruht, dass der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften für 
die der kais. Familien-Bibliothek zur Verfügung gestellten Publicationen 
der Dank im Allerhöchsten Namen ausgesprochen werde/ 



Publicationen 1860—1866. 225 

ede Abhandlung in 550 Exemplaren drucken zu lassen; davon wurden 
KX) Abdrücke fiir die Actenbände reservirt, die übrigen 350 Exem- 
plare erhielt der Verfasser als sein Honorar. Ausnahmsweise geschah 
^ bei einigen Abhandlungen im Jahre 1857 und später, dass man 
3ine schwächere Auflage veranstaltete, wobei der Autor mit einer ge- 
ringeren Anzahl von Abdrücken vorlieb nehmen musste. Schon früher 
arhielt E. Erben für die riesige Arbeit, welche ihn die Herausgabe 
ier Begesten kostete, nur 250 Exemplare dieses Werkes, von welchen 
3r nur einen geringen Theil verkaufte. 

Im J. 1862 trat Löwe mit dem Vorschlage auf, man möge für 
iie Abhandlungen statt der üblichen Separatabdrücke ein Oeldhonorar 
bestimmen. Nachdem zur Vorberathung dieser Angelegenheit ein Co- 
mitö niedergesetzt worden war, meldete Palacky in der Sitzung am 
2. April d. J. ein Separatvotum gegen das Honoriren der Actenwerke 
im Allgemeinen, und er beharrte in seinem Widerstände auch in der 
Sitzung vom 7. Mai 1862, wo die Anträge des bestellten Comitö mit 
lern Vorbehalte angenommen wurden, dass das Stammcapital der Ge- 
sellschaft nicht angegriffen werden dürfe. Man beschloss, die Ab- 
handlungen der Mitglieder, wenn der Verfasser nicht den Bezug von 
350 Exemplaren vorzieht, mit 20 fl. für den Druckbogen bei Original- 
arbeiten, und mit 10 fl. für den Druckbogen bei Urkundenabschriften 
zu honoriren. Dieses Honorar war jedoch nur von den ersten 6 Bogen 
einer Abhandlung zu zahlen; wenn der Verfasser das Honorar vor- 
rieht, so bekommt er nur noch 50 Freiexemplare seiner Schrift; ein 
Mitglied konnte in einem halben Jahre blos Eine Abhandlung über- 
reichen. Hanuä beantragte später, man möge bei grösseren Abhand- 
lungen die ersten 10 Bogen honoriren; daraufhin wurde am 3. Fe- 
bruar 1864 der Beschluss gefasst, höchstens 8 Druckbogen mit je 
20 fl. zu honoriren; Palacky hat sich, wie das Protokoll bemerkt, 
absichtlich jeder Discussion dabei enthalten. Mit Einführung des 
Greldhouorars verminderte sich bald die Gesammtauflage bei den 
meisten, von der Gesellschaft herausgegebenen Schriften ; man druckte 
Dämlich in den nächsten Jahren jede Abhandlung in der Regel nur 
in 250 Exemplaren, von welchen die Gesellschaft 200 für ihre Acten- 
bände behielt und 50 Exemplare dem Verfasser zu seiner Disposition 
übergab. 

Bis zum Jahre 1860 hielt sich die Gesellschaft an ihre alte 
Übung, eine jede ihr zur Herausgabe überreichte Schrift von zwei 
Mitgliedern wissenschaftlich begutachten zu lassen, bevor sie etwas 
iber deren Au&ahme beschloss. In Folge eines von Reuss eingebrach- 

15 



226 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

ten Antrages wurde am 7. März 1860 mit Stimmeneinhelligkeit der 
Beschluss gefasst, es solle von der Beguta^^htung der Abhandlungen^ 
deren Verfasser ordentliche Mitglieder sind, sein Abkommen finden, 
und die Berücksichtigung des Umfanges derselben dem Secretar und 
Director überlassen bleiben.*) Seit dieser Zeit wurden nur jene Ab- 
handlungen und Werke, deren Verfasser sich unter den ordentlichen 
Mitgliedern nicht befanden, einer Begutachtung durch zwei Sach- 
kundige, und einer nachmaligen Beschlussfassung über deren Aufnahme 
unterzogen. Bezüglich der Werke, welche ausserhalb der Actenbände 
herausgegeben wurden und ordentliche Mitglieder zu Verfassern 
hatten, wurde nur bei der Quellenkunde von Hanns die offengelassene 
Möglichkeit benutzt, um das Werk vor seiner Aufnahme einem Mit- 
gliede (K. J. Erben) zur Begutachtung zu übergeben. In Folge lang- 
jähriger Erfahrung lag es zwar am Tage, dass die früher üblich ge- 
wesene wissenschaftliche Censur bei Werken der ordentlichen Mitglieder 
in der Regel eine blosse Formalität zu sein pflegt ; nachmals stellten 
sich jedoch auch einzelne, wenn auch wenige Fälle ein, wo die 
Gesellschaft Ursache hatte, ihren am 7. Mäi*z 1860 gefassten Beschluss, 
durch welchen die Gesammtheit einem einzelnen Mitgliede gegenüber 
fast wehrlos gemacht wurde, zu bereuen. 

Die Actenbände wurden grösseren Theils an die wissenschaft- 
lichen Institute des In- und Auslandes, mit welchen die Gesellschaft 
im Wechselverkehr stand, vertheilt; die Zahl dieser Anstalten betrug 
im Jahre 1858 ungefähr 60, und gegen Ende dieser Periode schon 
mehr als ein Hundert Durch den eingeleiteten und jedes Jahr sich 
mehrenden Austausch wurden der Gesellschaft immer zahlreichere 
wissenschaftliche Werke zu Theil, welche von jenen Gesellschaften 
und Instituten herausgegeben wurden, und in einer solchen Voll- 
stilndigkeit sonst in Prag nicht anzutreffen sind. Ordentliche Mitglieder 
wurden auch mit ganzen Actenbänden betheilt Zu Gunsten anderer 
Mitglieder, insoweit sie an der Thätigkeit der Gesellschaft einen 
regeren Antheil nahmen, wurden bei mehreren Gelegenheiten Be- 
schlüsse gefasst, die jedoch theilweise wieder in Vergessenheit ge- 
riethen. Es wurde nämlich am 4. December 1850 beschlossen, auch 
ausserordentliche Mitglieder mit dem Actenbände zu betheilen, wenn 
sie in demselben einen Aufsatz haben. Ein ähnlicher Beschluss kam 
am 7. März 1855 rücksichtlich jener ausserordentlichen Mitglieder 

*) Tn der ordentlichen Sitzung vom 7. März 1860 waren anwesend: Director 
Hörier, 8ecretär Weitenweber, Kulik, Purkyne, Ilanka, Wocel, Tomek, ErbcBr 
Matzka, Reuss, Ilanuß, Wenzig, Stein. 



Publicationen 1860—1866. 227 

ZU Stande, welche in den Sectionsversammlungen Vorträge halten; 
mit Weitenweber's Rücktritte vom Secretariat 1866 scheint es von 
dieeer Übung wieder abgekommen zu sein. Nach einem Beschlüsse 
Yom 7. Februar 1866 sollen auch auswärtige Mitglieder, in so weit 
sie sich früher in der Kategorie der ordentlichen Mitglieder befunden 
hatten, die Actenbände weiter gratis beziehen. Am dauerhaftesten 
erwies sich die am 2. Juli 1856 anfigestellte Regel, wornach alle 
Schriften aus dem Gesellschaftsverlag von Mitgliedern überhaupt um 
die Hälfte des Ladenpreises gekauft werden können, während die 
Gesellschaft ihre Schriften an Buchhändler mit einem Va Rabatt 
überlässt 

In der Sitzung am 9. Februar 1859 wurde auf Antrag Höfler's 
beschlossen, die Berichte über die wissenschaftlichen Sectionssitzungen, 
welche seit 1840 immer im Actenbände veröffentlicht wurden, künf- 
tighin ausserhalb der Actenbände und rascher herauszugeben. Man 
gab der neuen Publication den Namen Sitzungsberichte. Dieselben 
erscheinen seit dem Jahre 1859 ununterbrochen, und zwar in 
Octavformat Anfanglich erschien jeder Jahrgang in zwei gesondert 
paginirten Heften, wovon das erste die Monate Jänner-Juni, das 
zweite die Monate Juli-December umfasste. An der Spitze der Jahr- 
gänge 1860 — 1866 steht immer der Geschäftsbericht für das vor- 
angehende Jahr, welchen der Secretär Weitenweber in der ordentlichen 
Jänner-Sitzung vorzutragen pflegte, sowie der jeweilige Personalstand 
der Gresellschaft. Die Sitzungsberichte wurden anfänglich in 400 
Exemplaren, seit 1865 in 300 Exemplaren gedruckt. Dieselben wurden 
vertheilt an alle Gesellschaften und Institute, mit welchen die Gesell- 
schaft im wechselseitigen Schriftenaustausche stand, sowie an einige 
andere Vereine, welche sich um die Publicationen unserer Gesellschaft 
bewarben, jedoch für unsere Actenbände kein genügendes Äquivalent 
anzubieten vermochten. Weiter wurden nicht nur ordentliche, sondern 
auch ausserordentliche, und seit Ende 1864 auch correspondirende 
Mitglieder mit den Sitzungsberichten betheilt ; nach einem Beschlüsse 
Yom 11. October 1865 sollen auch Nichtmitglieder, wenn sie in den 
Sectionssitzungen Vorträge halten, das betreffende Heft erhalten. 
Ausserdem wurde am 7. Deceraber 1859 bestimmt, dass jedes Mit- 
glied, wenn es seinen gehaltenen Vortrag oder eine Skizze davon in 
den Sitzungsberichten veröifentlicht, eine gewisse Anzahl Separatab- 
drficke dieses Aufsatzes bekommen kann; dies wurde bald zur all- 
gemeinen Regel, und es bekommt jeder Vortragende 50 Sonderabdrücke 
seines Vortrages. 

16* 



228 Geschichte der Gesellschaft 18»8— 1866. 

Die gesellschaftlichen Actenbände waren seit 1837 böhmischen 
Aufsätzen nicht verschlossen, doch waren deutsch geschriebene Ab- 
handlungen die Regel. Vor dem Jahre 1848, in welchem die sprach- 
liche Gleichberechtigung von Staatswegen proclamirt wurde, findet 
man nur in zwei Actenbänden (Band II. und UI. der fünften Folge 
von den Jahren 1841 — 1844) böhmisch geschriebene Aufsätze ; solche 
kommen dann erst nach weiteren zehn Jahren (seit 1855) wieder 
vor. Nur ausnahmsweise überwiegen im XII. Bande aus den Jahren 
1861 — 1862 böhmisch geschriebene Abhandlungen. Sporadisch findet 
man auch Abhandlungen in italienischer, französischer, lateinischer 
und russischer Sprache. Von den Sitzungsberichten gilt rücksichtlich 
der Sprache dasselbe, was von den Actenbänden. In ihrem Innern 
war die Gesellschaft in der Zeitperiode 1837 — 1866 weit mehr 
böhmisch, als sie nach Aussen erschien. Böhmische Mitglieder 
schrieben deutsche Abhandlungen namentlich über solche Gegenstände, 
bei welchen es ihnen daran gelegen war, sich dem nichtböhmischen 
und ausländischen Publikum verständlich zu machen. Nicht selten 
werden in den Sitzungsberichten Vorträge in deutscher Sprache 
skizzirt, welche thatsächlich in böhmischer Sprache gehalten wurden 
und ihrem vollen Wortlaute nach in der böhmischen Musealzeitschrift 
oder anderwärts in böhmischer Sprache erschienen sind. In der 
böhmisch-philologischen Section wurde seit ihrer Gründung fast aus- 
schliesslich in böhmischer Sprache verhandelt; seit 1850 wechselten 
in der philosophischen und historischen Section böhmische Vortrage 
mit deutschen ab; nur in der naturwissenschaftlichen Section waren 
jene eine Seltenheit. Nach dem Jahre 1860 war die principielle An- 
erkennung der gleichen Berechtigung beider Landessprachen eine 
vollendete Thatsache. Als in der ordentlichen Sitzung vom 1. Hai 
1861 Director Wocel den Antrag stellte, es seien künftighin neu 
aufzunehmenden sla vischen Mitgliedern Diplome in böhmischer Sprache 
zu ertheilen, und zu diesem Zwecke böhmische Blankette in derselben 
Form wie die deutschen anzuschafifen, wurde dieser Antrag einstinunig 
angenommen, wenngleich die Majorität der Anwesenden aus Deutschen 
bestand.*) Am 5. December 1866 wurde auf einen von Hanns ge- 

♦) Es waren gegenwärtig; Director Wocel, ISecretär Weitenweber, Matzka, Rens«, 
Ilöller, Löwe und Stein. — Tomek, welcher sonst zu den fleissigsten Be* 
Suchern sowohl der ordentlichen als auch der Sectionssitzongen gehörte, 
war beinahe die ganzen Jahre 180 1 und 1862 durch parlamentarische Thätig- 
keit verhindert, an den Gesellschaftszusammenktinften Theil zu nehmen; in 
der Geschäftsleitung der historischen Section wurde er durch Höfler Te^ 
treten. 



t 



Sprache. Publlcationen 1850—1866. 229 

stellten Antrag beschlossen, die Einladungen und sonstige die Gesell- 
schaft betreffende Veröffentlichungen in beiden Landessprachen zu 
yer&ssen und drucken zu lassen.'*') In den ordentlichen Sitzungen 
wurde jedoch w&hrend dieser ganzen Zeitperiode nur deutsch ver- 
handelt und die Sitzungsprotokolle nur in dieser Sprache abgefasst. 

Ausser den Actenbänden und den Sitzungsprotokollen gab die 
Gesellschaft auch noch einige andere Schriften heraus. Gleich nach- 
dem die erste Subvention vom Landesausschusse zugesichert worden 
war, fasste die Gesellschaft am 1. December 1858 den Beschluss, 
eine unlängst aufgefundene lateinische Übersetzung der Prager 
Chronik von Bartoi herauszugeben ; das Unternehmen wurde sogleich 
ins Werk gesetzt und im April 1859 zu Ende geführt; der Heraus- 
geber Höfler bekam 40 Exemplare anstatt eines Honorars. Anderen 
zwei gleichzeitig geüassten Beschlüssen war es beschieden, noch 
mehrere Jahre blosse pia desideria zu bleiben; man wollte nämlich 
zu einer Fortsetzung der Erben'schen Regesta Bohemiae et Moraviae 
schreiten, und ausserdem nach Palack^'s Vorschlag die abschriftlichen 
Überreste der im Jahre 1541 abgebrannten böhmischen Landtafel 
sammeln und zur Herausgabe zusammenstellen. 

Im Jahre 1860 veranstaltete die Gesellschaft eine neue Ausgabe 
des 1000jährigen Kalenders von Eulik; das kleine Werk wurde 
in 400 Exemplaren aufgelegt, wovon der Verfasser 300 Abdrücke er- 
hielt, und da es für Historiker zum öfteren Nachschlagen bestimmt 
ist, so wurde es keinem Actcnbande einverbleibt 

Auch zur Herausgabe zweier grösseren Werke wurde in den 
letzten Jahren dieser Zeitperiode der Anfang gemacht, wobei die 
Fortsetzung und Beendigung sich in den nachfolgenden Zeitabschnitt 
hinüberzog. Am 5. Juli 18G5 wurde nämlich der Beschluss gefasst, 
ein archäologisches Werk von Wocel über die Vorzeit Böhmens 
unter dem Titel Pravek zem^ Ceskd herauszugeben ; die erste Hälfte 
davon erschien im Jahre 1866 in 400 Exemplaren, von welchen der 
Yerfiwser 350 Stück statt eines Honorars erhielt. Die andere noch 
grössere Publication sollte Tomek's Quellenexcerpte zur alten Topo- 
graphie Prags an das Licht bringen; unter dem Namen Zdklady 
Hariho mistopiau Pra^keko ist dieselbe seit 1865 heftweise erschienen 
and wurde erst nach 10 Jahren vollendet. 



*) Bei diesem einstimmig gofasstcn Beschlüsse waren anwesend : Director 
Wenzig, Secretär Woccl, Palacky, Toniek, Erben, Matzka, Hanu§, Koristka, 
Oindely. 



230 Geschichte der Gesellschaft 1838—1866. 

Als im Jahre 1851 Johann Hulakovsky seine paläographische 
Schrift über die mittelalterlichen Abbreviaturen auf seine Kosten ver- 
öffentlichte, unterstützte ihn dabei die Gesellschaft mit einer Subven- 
tion von 40 fl., der Hälfte des Kostenaufwandes. 

Die Zahl der wissenschaftlichen Zeitungen, welche die Gesell- 
schaft abonnirte, sank in den Fünfziger Jahren in Folge der damaligen 
pecuniären Nothlage auf drei; nach erlangter Subvention stieg sie 
wieder auf sechs. Auf Wunsch des Universitätsbibliothekars Hanus 
wurde am 7. Jänner 1863 beschlossen, diese periodischen Druck- 
schriften jedesmal nach dem Verlaufe eines Monats auch im Lese- 
saale der Universitätsbibliothek zur Benützung durch die dortigen 
Leser aufliegen zu lassen. 

Auch mag hier erwähnt werden, dass als die bayerische Akademie 
der Wissenschaften im Jahre 1859 ihr Säcularjubiläum feierte, unsere 
Gesellschaft auf Vorschlag Höfler's eine Begrüssungsadresse und vier 
Diplome für neugewählte Ehrenmitglieder nach München abschickte. 
— Zur hundertjährigen Feier des Geburtstages Schiller's wurde auf 
Antrag Höfler's am 10. November 1859 eine gemeinschaftliche Sitzung 
aller vier Sectionen gehalten; Höfler eröffnete dieselbe durch eine 
Ansprache, und Zimmermann hielt einen Vortrag über den grossen 
deutschen Dichter. — Das hundertjährige Geburtsfest Fichte's wurde 
auf Lowe's Vorschlag am 19. Mai 18G2 in der philosophischen Section 
durch einen Vortrag über jenen Philosophen gefeiert. 

Die physikalischen Instrumente, welche die Gesellschaft besass, 
suchte sie zu verkaufen. Als Kreil im J. 1851 nach Wien zog, 
übergab er sowohl den Emeryschen Chronometer, als auch den La- 
mont'schen magnetischen Theodoliten an den damaligen Adjuncten der 
Prager Sternwarte Karl Jellnek, welcher seit 1848 ausserordentliches 
Mitglied unserer Gesellschaft war. Jelfnek machte den Vorschlag, der 
Staat solle beide Instrumente für die Sternwarte erwerben ; er schätzte 
den Chronometer auf 300 fl,, den Theodoliten auf 200 fl. CM. Die 
Gesellschaft war erbötig, auf diesen Vorschlag einzugehen ; auch ihre 
parabolischen Metallspiegel, welche sich im physikalischen Cabhiete 
der philosophischen Facultät befanden, w ollte sie dieser Anstalt über- 
lassen. Im J. 1857, als die fmanzielle Noth am grössten war, wurde 
der Chronometer und der Theodolit neuerlich von der Gesellschaft 
zum Kaufe für die Sternwarte angeboten; das Anbot wurde jedoch 
gegen Ende 1859 vom Ministerium abgelehnt. Darauf forderte die 
Gesellschaft die Sachen von der Sternwarte zurück. Jm J. 1863 liess 
man beide Instrumente von neuem abschätzen; um den ermitteltes 



Das Jahr 18C6; neue Subsidien. 231 

'erthbetrag kaufte 1864 beide Instrumente Professor Pierre für 
IS phykalische Cabinet der philosophischen Facultät, und zwar den 
bronometer um 65 fl., den magnetischen Theodoliten um 50 fl. Ö. W. 

Das ereignissvolle Jahr 1866 brachte nur eine kurze Unter- 
echung in die Thätigkeit unserer Gesellschaft. Die letzte ordentliche 
tzung vor den Sommerferien, welche auf den 4. Juli bestimmt war, 
usste wegen Mangel an Theilnahme unterbleiben; es war der Tag 
Lch der Schlacht bei Königgrätz. Die nächste ordentiiche Sitzung 
im erst am 7. November zu Stande. 

Die finanziellen Verhältnisse unserer Gesellschaft erfuhren in 
esem Jahre unerwartet eine günstige Wendung. Vorerst wurde die 
andessubvention bedetUend erhöht. Als nämlich am 17. Februar 1866 
1 böhmischen Landtage bei der Budget-Debatte die jährliche Sub- 
mtion von 1050 fl. 0. W. für die k. böhm. Gesellschaft der Wissen- 
haften auf die Tagesordnung gelangte, beantragte der Abgeordnete 
öfler eine Erhöhung dieser jährlichen Unterstützung auf 3000 fl. ; 
* motivirte diesen Antrag durch eine Sede, in welcher auf die 
'ossen Dotationen ähnlicher Institute in anderen Ländern hingewiesen 
id auch der Umstand hervorgehoben wurde, „dass es sich hier in 
3r That um eine Angelegenheit beider Nationalitäten handelt", und 
lass die Gesellschaft ein sehr bedeutender wissenschaftlicher Mittel- 
iinkt ist, ein wissenschaftlicher Mittelpunkt für zwei Nationalitäten, 
3nen hier ein gemeinsamer Spielraum eröffnet ist** Da Höfler's 
ntrag allseitig unterstützt wurde, so erklärte Taschek als Referent 
3r Budget-Commission, demselben nicht opponiren zu können, worauf 
3r Vorsitzende Oberstlandmarschall die einstimmige Annahme des 
ntrages constatiren konnte. 

Als nach dem Aufhören des Eriegsgetümmels Se. Majestät der 
aüer Franz Joseph sein treues Königreich Böhmen bereiste, spen- 
3te allerhöchst derselbe den Betrag von 5000 fl. unserer Gesellschaft. 
in Statthaltereierlass, in beiden Landessprachen ausgefeitigt, noti- 
cirte der Gesellschaft die huldvolle Beschenkung mit folgenden 
Torten: 

Seine k. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster fintschlies- 
mg vom heutigen Tage in anerkennender Würdigung der in der I^andcs- 
GUiptstadt Prag Allerhüchst wahrgenommeneu eifrigen Bestrebungen zur 
ördemng der Künste und Wissenschaften, sowie zur Aneiferung dieser 
er Stadt und dem Lande zur Ehre gereichenden wetteifernden Bemühungen, 
er königlicb böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften für Förderung 



232 Wissenschaftliche Arbeiten 1880—1866. 

ihrer Zwecke einen Betrag von fünf Tausend Gulden ö. W. Allergn&digst 
zu widmen geruht. Hievon beehre ich mich die löbliche königl. böhmische 
Gesellschaft der Wissenschaften in Folge Allerhöchsten Auftrages unter 
Anschluss des bemerkten Geldbetrages in Kenntniss zu setzen. 

Prag den 28. October 1866. 

Rothkirch m. p. 
An die löbliche königlich böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. 

In der nächsten Sitzung am 7. November d. J. beschloss die 
Gesellschaft, Sr. Majestät ihren Dank für das hochherzige Geschenk 
in einer Adresse zu unterbreiten ; eine Deputation, bestehend aus 
Wenzig, Wocel und Höfler, begab sich mit derselben zum Statthalter 
Grafen Karl Rothkirch-Panthen. 

Das kaiserliche Geschenk und die erhöhte Landessubvention er- 
möglichten einen Aufschwung der wissenschaftlichen Thätigkeit und 
führten auch eine Reorganisation der Gesellschaft herbei. 



Wissenschaftliche Arbeiten im Fache der Philosophie, 
Geschichte und Philologie 1838— 1866. 

In dieser Periode ist das wissenschaftliche Feld, welches unsere 
Gesellschaft bearbeitete, im Vergleiche zu früheren Zeiten viel breiter 
geworden. Zur Geschichtswissenschaft ist nun die Wissenschaft der 
Wissenschaften, die Philosophie, neu hinzugetreten, und die böhmisch- 
slavische Philologie erfreute sich einer viel intensiveren Pflege als 
früher. Die Publicationen der Gesellschaft nahmen an Umfang un- 
gemein zu. Soll unsere Übersicht derselben sich nicht ungebührlich 
in die Länge ziehen, so können wir die in den Berichten über die 
Sectionsversammlungen zerstreuten kleineren Aufsätze*) nicht be- 
achten, und werden uns bei unserer Registrirung auf die grösseren 
Abhandlungen und auf selbstständig erschienene Werke beschränken. 
Den ganzen StofiF werden wir uns nach den Fächern eintheilen, welche 
seit 1868 im officiellen Titel der Classe für Philosophie, Geschichte 
und Philologie genannt erscheinen. 



*) Dieselben erschienen 1840—1858 gedruckt in den Actenbänden in 4*, seit 
1859 in besonderen Sitzungsberichten in 8*; man findet sie vollständig an- 
geführt in G. Wegner's Generalregister zu den Schriften der k. böhm. G^ 
Seilschaft d. Wiss. 1784—1884. 



I 



Bolzano, Exner. 233 

In der Abtheilung der Philosophie beginnen wir mit den drei 
rken, vrelche der selbstständige Denker Bemard Bolzano in den 
anbänden veröffentlicht hat. Seine erste Abhandlung handelt »Über 
i Begriff des Schönen" (UI. Band 1845 S. 1—92). Der Verfasser 
Ite den Begriff des Schönen überzeugend und daher ausführlich 
lären, und zugleich das Verfehlte der abweichenden, von Andern 
[ebenen Definitionen des Schönen nachweisen. Bolzano's Definition 

Schönen lautet folgendermassen (S. 27): „Das Schöne muss ein 
;enstand sein, dessen Betrachtung allen in ihren Erkenntnisskräften 
long entwickelten Menschen ein Wohlgefallen, und zwar aus dem 
inde gewähren kann, weil es ihnen nach Auffassung einiger seiner 
^chaffenheiten weder zu leicht ist, noch auch die Mühe des deut- 
len Denkens verursacht, einen Begriff von ihm zu bilden, der sie 

übrigen, erst durch die fernere Betrachtung aufgefassteu Beschaf- 
heiten errathen lässt, hiedurch aber ihnen die Fertigkeit ihrer 
cenntnisskräfte zu einer mindestens dunkeln Anschaung bringt" — 
rselbe Actenband (S. 201 — 215) enthält den „Versuch einer ob- 
tiven Begründung der Lehre von den drei Dimensionen des 
iimes." Bolzano, der in der Mathematik nicht minder als in der 
ilosophie sich hervorthat, wollte den angegebenen mathematischen 
piff, von welchem die Geometrie wie von einem ihrer Axiome 
igeht, philosophisch begründen. — Seine dritte Abhandlung bewegt 
1 wieder im Bereiche der Ästhetik, und wurde nur wenige Tage 
' Bolzano's Tode von Safaflk und Karl Presl zur Aufnahme emp- 
len; dieselbe betitelt sich: „Über die Eintheilung der schönen 
nste« (VI. Bd., 1851 S. 133—178); die Eintheilung der Künste 
vornehmlich nach dem Eintheilungsgrunde der menschlichen Sinne 
'chgeführt und ziemlich compliciit ausgefallen. 

Nächst Bolzano verdankte die Philosophie ihre Einführung in 
lere Gesellschaft dem Herbartianer Fra7iz Exner. In zwei Abhand- 
gen, welche er in die Actenbände einrückte, sucht er die ünhalt- 
keit des Hegelianismus und ihm «ähnlicher Erscheinungen in der 
losophie zu* erweisen. Die Abhandlung „Über Nominalismus und 
ilismus" (II. Bd. 1843 S. 411—424) ist eine kritische Darstellung 
• Lehrmeinungen, welche in den mit diesen Namen belegten Schulen 
n Vorschein kamen, mit einer gegen die hegelianische Indentifici- 
ig von Denken und Sein gerichteten Spitze. Die andere Abhandlung 
ber die Lehre von der Einheit des Denkens und des Seins" 
Bd. 1848 S. 217—247) bringt eine fortgesetzte Polemik gegen 
Lehren aller jener Philosophen, welche die berührte Einheit be- 



234 Wissenschaftliche Arbeiten 1838—1866. 

haupteteii, von den griechischen Philosophen angefangen bis auf Hegel 
herab. — Ein dritter Aufsatz Exner's handelt „Über Leibnitzens üni- 
versalwissenschaft" (IIL Bd. 1845 S. 161—200); derselbe, die Ideen 
Leibnitzens über eine üniversalsprache und Universalschrift ent- 
wickelnd, ist ein schätzbarer Beitrag zur Geschichte der Philosophie. 

Das frühzeitig verstorbene ausserordentliche Mitglied Fram 
Kvet (* 1825, t 1864) machte in einem „Leibnitz und Comenius" 
überschriebenen Aufsatze das Yerhältniss zwischen den beiden Denkern 
zum Gegenstande seiner Untersuchung (gedruckt 1857 im X. Bande 
vom Jahre 1859 S. 91 — 107). Sein Zweck bestand darin, die philo- 
sophische Bedeutung der Comenianischen Pansophie hervorzuheben 
und dadurch zu beweisen, dass Comenius in seinem Wahrheitssystem 
und in seinen besonderen pansophischen Ideen geradezu für einen 
Vorläufer Leibnitzens angesehen zu werden veMient; einen directen 
Einfluss unseres Comenius auf Leibnitz hat dabei Evet durchaus 
nicht behauptet. 

Das herbartische System hat durch Exner und dessen mass- 
gebende Stellung an der obersten Unterrichtsverwaltung eine Reihe 
von Anhängern und Bearbeitern gewonnen. Drei von ihnen haben als 
ausserordentliche Mitglieder unserer Gesellschaft ihre Actenbande 
mit Abhandlungen bereichert; es sind meist Beiträge zur Geschichte 
der Philosophie. Rohei*t Zimmermann' s „Bericht über ein bisher un- 
bekanntes rechtsphilosophisches Manuscript eines österreichischen 
Verfassers" (1855, IX. Bd. 1857 SS. 17)'gibt eine flüchtige Übersicht 
der Philosophen der Prager Hochschule, speciell aber betrifft er 
einen handschriftlichen Libellus de hominis convenientia, welcher 
gegen das Jahr 1700 von Franz J. Ph. Grafen von Hoditz und Wolf- 
ramitz in Böhmen geschrieben und in der Fürstenbergischen Biblio- 
othek zu Prag gefunden wurde. Hoditzens Zweck bei diesem ethischen 
Versuche war zu bestimmen, worin das Wesen dessen, was dem 
Menschen geziemt und nicht geziemt, bestehe. Zimmermann liefert 
eine systematische und kritische Analyse des Werkes. — „Schiller 
als Denker" betitelt sich ein Vortrag, welchen Zimmermann zur 
Feier des 100jährigen Geburtstages Schiller's in unserer Gesellschaft 
gehalten hat (1859, XI. Bd. 1861 SS. 19j. In dem prächtig geschrie- 
benen Aufsatze wird Schiller als der Dichter der neueren Philosophie 
dargestellt. 

WiIMm F. Volkmann (* 1822, f 1877) schrieb für die Acten- 
bande zwei vortreffliche, auf Quellen beruhende Studien zur griechi- 
schen Philosophie: „Die Grundzüge der Aristotelischen Psychologie, 



K?^t, Zimmermann^ Volkmann, Dastich, Kaulich. 235 

s den Quellen dargestellt und kritisch beleuchtet" (1858, X. Bd. 
Ö9 SS. 111 — 159), und „Die Lehre des Sokrates in ihrer histori- 
hen SteUung« (1861, XI. Bd. 1861 S. 299-326). 

Joseph Dastich, welcher durch frühzeitigen Tod der böhmischen 
issenschaft entrissen wurde (* 1834, f 1870), schrieb in böhmischer 
>rache eine kritische Analyse der philosophischen Ansichten des 
lomas von Stltnä über den Begriff des Schönen und über das Ver- 
Ultniss des Glaubens zum Verstände (Kozbor filosofick^ch nähledü 
imy ze Stltnöho o pojmu kräsy a o pom^ru viry k rozumu, 1862, 
n. Bd. 1863 S. 149—192). Dastich, ein Anhänger der Ideen 
erbart's, nach welchen rein formale Verhältnisse die Grundlage der 
tibetischen Begriffe bilden, versetzt auch den merkwürdigen böh- 
lischen Philosophen des 14. Jahrhunderts in die Reihe der Formal- 
sthetiker, und kommt zu dem Schlüsse, Stftn^ habe über das Schöne 
rösseren Theils selbständig geforscht und Ansichten aufgestellt, 
eiche dem Principe nach, wenn auch nicht der Ausführung nach, 
I enger Verbindung mit herbartischen Lehrmeinungen stehen. Auch 
etreffs des Verhältnisses des Glaubens zum Verstände vindicirt 
»astich dem mittelalterlichen böhmischen Philosophen ein bedeutendes 
erdienst um eine vernünftige Lösung dieser Frage. Eine detaillirte 
^enntniss der scholastischen Literatur, um genau beurtheilen zu 
önnen, was ^tltaf von seinen Vorgängern übernahm und was er 
as Eigenem hinzuthat, eine solche Eenntniss fehlte leider sowohl 
astich als auch Hanuä, der wieder aus §tltny einen angehenden 
egelianer zu machen bestrebt war. — Eine übersichtliche Darstellung 
leist fremder Forschungen bietet Dastich in seiner Abhandlung 
Über die neueren physiologisch-psychologischen Forschungen im Ge- 
iete der menschlichen Sinne« (1864, XIIL Bd. 1865 S. 1—65). 

Wilkdm Kaulich lieferte Darstellungen philosophischer Ansichten 
18 dem Zeitalter der Scholastik. In einer Abhandlung behandelt er 
Das speculative System des Johannes Scotus Erigena" (1860, XL Bd. 
861 S. 147—222), — in einer anderen „Die Lehren des Hugo und 
ichard von St. Victor", zweier Mönche des Pariser Klosters dieses 
amens im 12. Jahrhundert (1864, XIIL Bd. 1865 S. 1—34). 

Endlich mag in dieser Abtheilung die biographische Skizze 
rwähnt werden, welche J. A. von Hoffinger über das Leben und den 
«istesgang des Johann Nep. Ehrlich geschrieben hat (1866, XIV. 
A. 1866 S. 1 — 14). Ehrlich, ein Philosoph und Theolog aus der 
chule Günther's, war ausserordentliches Mitglied unserer Gesellschaft. 



236 Wissenschaftliche Arbeiten 1838—1866. 

An die Spitze der gesehiehtliehen Publicationen stellen wir 
die Beiträge Franz Palackys^ des hochverdienten Begründers der 
modernen Geschichtschreibung in Böhmen. Seine erfolgreichen For- 
schungen in römischen und anderen italienischen Archiven beschreibt 
Palacky in einem Werke, welches betitelt ist: „Literarische Reise 
nach Italien im Jahre 1837 zur Aufsuchung von Quellen der böh- 
mischen und mährischen Geschichte" (1838, I. Bd. 1841, S. 1—122). 
Die darin abgedruckten Excerpte bilden eine reichhaltige Fundgrabe 
für den böhmischen Geschichtsforscher. — Die nächste Abhandlung 
Palacky's ist überschrieben: „Der Mongolen Einfall im Jahre 1241. 
Eine kritische Zusammenstellung und Sichtung aller darüber vor- 
handenen Quellennachrichten, mit besonderer Rücksicht auf die Nieder- 
lage der Mongolen bei Olmütz** (1842, U. Band 1843, S. 369—408). 
Es ist dies eine mustergiltige methodische Quellenuntersuchuog, 
gegen welche auch heute billiger Weise sonst nichts eingewendet 
werden kann, als dass der Autor dem Kriegsereignisse vor Olmütz 
eine grössere Bedeutung beimisst, als aus den Aussagen der vor- 
handenen Quellen und aus dem ganzen geschichtlichen Zusammen- 
hange strenge zu folgern ist. — Eine reichhaltige Publication von 
Quellen zur böhmischen Geschichte aus dem 13. und 14. Jahrhunderte 
veröffentlichte Palacky unter dem unscheinbaren Titel : „Über Formel- 
bücher, zunächst in Bezug auf böhmische Geschichte, nebst Beilagen''; 
I. Lieferung 1842 ist enthalten im IL Actenbade 1843 S. 217—368; 
IL Lieferung 1847 im V. Bande 1848 S. 1—216. — Palackf s letzte 
Arbeit in unseren Actenbänden ist der „Zeugen verhör über den Tod 
König Ladislaw's von Ungani und Böhmen im Jahre 1457" (1856, 
IX. Bd. 1857 S. 1 — 71). Den Inhalt bildet eine genaue und allseitige 
Prüfung der Frage, ob König Ladislaus eines natürlichen Todes oder 
an Gift gestorben sei; der Verfasser liefert eine definitive Lösung 
im Sinne der erstgenannten Alternative. 

Von Wenzel W. Tomek besitzen wir eine „Apologie der ältesten 
Geschichte Böhmens gegen die neueren Anfechter derselben" (1863, 
XIII. Bd. 1865 SS. 76). Unter den berührten Anfechtem werden 
Dümmler und Büdinger, theilweise auch Wattenbach verstanden. Die 
Gegenstände dieser wissenschaftlichen Polemik sind: Die politische 
Einheit Böhmens und die Bedeutung der duces, welche in der 
ältesten Zeit in der Mehrzahl erwähnt werden; die Glaubwürdigkeit 
des ältesten böhmischen Chronisten Cosmas, und die Einführung 
des Christenthums nach Böhmen. Ausser einer gründlichen und 
nüchternen Beleuchtung dieser streitigen Punkte enthält die Schrift 



Palacky, Toniek, Erben, Wocel, llöfler. 237 

hrer zweiten Hälfte eine zusammenhängende Darstellung der 
ten Geschichte des böhmischen Volkes bis zum Jahre 950. Die 
ogie, wie das seitherige Verfahren jener Anfechter und ihrer 
Setzer zeigt, ist leichter zu ignoriren als zu widerlegen. Dieselbe 
lien auch in böhmischer Sprache in Pamätky archai^ologickä 

V. 

Karl Jaramir Erben's äusserst wichtige Arbeit fülirt den Titel : 
3sta diplomatica nee non epistolaria Bohemiae et Moraviae (Pragac 
> pp. 812 in 4®, im VIII. Band 1854). Erben's Regesten werk hat 

eigenthümliche Einrichtung, durch welche es sich von andern 
ken dieses Namens wesentlich unterscheidet. Es enthält wörtliche 
3rpte aus Urkunden in deren Ursprache ; jene sind so ausführlich 
ilten, dass der sachliche Inhalt vollständig wiedergegeben er- 
lint, und nur die rein formellen Theile der Urkunden abgekürzt 
* weggelassen sind; daher können diese Regesten in den meist-on 
rauchsfällen ein Diplomatar ersetzen. Dieser von Erben zu Stande 
'achte Theil reicht bis zum Jahre 1253. Es braucht kaum be- 
kt zu werden, dass Erben's Regesten der böhmischen Geschichts- 
chung ganz wesentliche Dienste geleistet haben und noch leisten 
ien, besonders solange wir in Böhmen eines vollständigen Diplo- 
ars entbehren. Die Benützung dieses Quellenwerkes wird durch 
refSiche Namenregister erleichtert. Zu bedauern bleibt nur, dass 
en nicht alle, sondern nui* einige der Urkunden, welche gänzlich 
r doch in ihrer gegenwärtigen Form unecht sind, als solche er- 
nt und bezeichnet hat. Die Unechtheit der Fi-agmenta Monseana 
de freilich erst später erwiesen, am umständlichsten durch Brandl 
Öasopis Matice Moravsk6 1878 S. 77 — 104; andere Falsificaten- 
ppen, welche aus Bocek's mährischem Diplomatar in Erben's lie- 
fen herübergekommen sind, harren noch einer solchen allseitigen 
ersuchung und zusammenhängenden Beuitheilung. 

Johann Erasmus WoceVs Versuch „0 staroceskem dedicköm 
m" (1861, IX. Bd. 1861 S. 469— 529j bringt eine Reihe kleiner, 
it erschöpfender Abhandlungen über Fragen des altböhmischen 
htes, welche mit dem Erbrechte zusammenhängen. Die am Ende 
jefiigte Schlussfolgerung lautet dahin, „dass die moralische Kraft 
böhmischen Vergangenheit gerade dort liege, wo Vorurtheil und 
Widersacher landläufige Veriuuthungen Schwäche und moralische 
laffheit erblickten." 

Karl A, C, Höfler veröffentlichte auf Kosten der Gesellschaft 
3S Bartholomäus von St. Aegidius Chronik von Prag : Chronica de 



238 Wissenschaftliche Arbeiten 1838—1866. 

seditione et tumultu Prägens! 1524—1531* (1859, S& XVI md 301 
in 8°). Es ist eine lateinische Übersetzung des wichtigen Werkes von 
Barto§, dessen böhmisches Original schon 1851 Erben herausgegeben 
hatte. Das Alter der Übersetzung wollte Höfler in seiner Einleitung 
nicht bestimmen, Erben versetzt ihre Entstehung in die zweite Hälfte 
des 18. Jahrhunderts. — Für die Actenbände lieferte Höfler zwei 
Qnellensammlungen: „Concilia Pragensia 1353 — 1413. Prager Synodal- 
beschlüsse, zum ei*sten Male zusammengestellt und mit einer Ein- 
leitung versehen« (1862, XII. Bd. SS. LXI und 116), — und „Ur- 
kunden zur Beleuchtung der Geschichte Böhmens und des deutschen 
Reiches im XV. Jahrhundert" (1865, XIH. Bd. SS. 65) ; darin sind 
35 Urkunden aus den Jahren 1400 — 1435 enthalten, yomehmlich die 
Correspondenz Friedrich's I. von Brandenburg mit Kaiser Siegmund und 
anderen Fürsten über die Kämpfe mit den Husiten, dann ein Acten- 
stück vom J. 1461, gehörig zu dem vom König Georg ausgehenden 
Reformprojecte des deutschen Reiches. — Eine Abhandlung Höfler's 
betrifit .Barbara Markgräfin zu Brandenburg, verwittwete Herzogin 
in Schlesien, vermählte Königin von Böhmen. Ein deutsches Fürsten- 
bild aus dem 15. Jahrhundert« (1867, XIV. Bd. 1866 SS. 57; der 
Schluss befindet sich im nachfolgenden Bande für 1867 SS. 42). 

Das Ehrenmitglied Freiherr von Hammer- Pur gstaJl übergab un- 
serer Gesellschaft eine Ergänzung zu der Kurz'schen Abhandlung 
über die Ereignisse vom Jahre 1611; dieselbe erschien unter dem 
Titel: „Über die Verhandlungen mit Herrn von Rosenberg während 
des Einfalles des Passauischen Kriegsvolkes in Böhmen im J. 1611* 
(lU. Bd. 1845 S. 783-820). 

Einen weiteren Beitrag za demselben Gegenstande veröffentlichte 
Wenzel Hanka unter dem Titel: „Correspondenz in Betreff des Pas- 
sauischen Kriegsvolkes« (1845, IV. Bd. 1847 S. 155—238). Es sind 
da etwa 60 Documente abgedruckt, grösseren Theils in böhmische 
Sprache. 

Ignaz C. Hallaschku beschrieb seinen Geburtsort, „Die freie 
Municipalstadt Bautsch (Budisov) in Mähren in geographisch-topo- 
graphischer und historischer Beziehung" (H. Bd. 1843 S. 65 — 107). 
Die Schrift beschäftigt sich mit der genauen Bestimmung der geo- 
graphischen Länge und Breite, der Seehöhe, mit der Naturgeschichte, 
Topograplüe und einigen Parthien der Geschichte der genannten 
Stadt und des gleichnamigen Gutes. 

Jdkoh Ph. Kulik's „ JahresfoiTiien der christlichen Zeitrechnung* 
(selbständig herausgegeben 1861 SS. 44 in 4^) sind ein praktischer 



Hammer, Hunka, Hallaschka, Kulik, RybiÖka oc. 239 

elf zur Umsetzung mittelalterlicher Datenangaben in die jetzige 
irungsart, wobei man nur den betreffenden Jalireskalender auf- 
;hlagen hat. Die historische Beigabe des Werkchens (Verzeichniss 
Heiligentage und einige Urkundendaten) reicht freilich für kein 
d aus, namentlich auch nicht für Böhmen. 

Des correspondirenden Mitgliedes Anton Ryhidka Aufsatz „0 
Ich, pecet6ch a znacfch stavu kn6zsk6ho v Öechkh** (1862, XII. 

1863 S. 117 — 147) beschreibt und erklärt theil weise auch histo- 
;h die Wappen und Siegel, deren sich die böhmischen Bischöfe, 
)itel und Klöster derzeit bedienen ; die Siegel sind auf drei Tafeln 
lebildet. 

Unter dem Titel „Die nordwestliche Durchfahrt" (IL Bd. 1843 
49 — 63) schrieb Johann G. Sommer eine Übersicht der Versuche, 
che bis 1839 gemacht worden waren, um einen Wasserweg aus 
Q Atlantischen Ocean durch das Eismeer im Norden Amerikas in 
i Stillen Ocean zu finden. 

Das correspondirende Mitglied Franz Can-am übergab eine 
)eit in italienischer Sprache ,De' scavi di Salona nel 1850" 
1. Bd. 1852 SS. 24 mit 5 Tafeln), welche die unter seiner Leitung 
K) im alten Salona ausgegi-abenen Bauten für Fachmänner be- 
reibt und die gefundenen Inscriptionen widergibt. 

^Degli studj sul Friuli" (1856, IX. Bd. 1857 SS. 23) betitelt 
b eine vom correspondirenden Mitgliede Joseph VaUntinelU aus 
Qedig eingeschickte Übersicht und Bibliographie der Schriften, 
Iche sich auf die Geschichte Friauls und des Patriarchates von 
uileja beziehen. 

Wilhelm Weitemcebers „Mittheilungen über die Pest zu Prag in 
1 Jahren 17i;J— 1714« (VIL Bd. 1852 S. 25-56) enthalten 37 Ex- 
pte aus dem gleichzeitigen Protokollbuche der Prager medicini- 
len Facultät — „Über des Marsilius Ficinus Werk: De vita studio- 
um" (1855, IX. Bd. 1857 SS. 22). Dieser Aufsatz gibt eine Analyse 
\ genannten astrologisch-diätetischen Werkes, dessen Verfasser im 
Jahrhundert zu Florenz lebte. — Ausserdem schrieb Weiten- 
ber mit einem seltenen Fleisse Biographien von Mitgliedern unserer 
Seilschaft; dieselben erschienen unter den Namen: „Denkschrift 
3r August J. Corda's Leben und literarisches Wirken'' (VII. Bd. 
52 S. 57 — 94), — „Denkschrift über die Gebiiider Johann S. und 
rl B. Presl** (VIII. Bd. 1854 SS. 27), — und „Denkrede auf Pro- 
sor Franz A. Petfina" (1856, IX. Bd. 1857 SS. 22). 



240 Wissenschaftliche Arbeiten 1838—1866. 

Die lüstoriäche Abtheilung schliessen wir mit der Erwähnung 
einer Arbeit des ausserordentlichen Mitgliedes Oeorg Bippart über 
„Die römische Staatsverfassung zur Zeit der Könige" (Xll. Bd. 1863 
S. 351--379). 



Zur Kubrik der Philologie übergehend, finden wir nur einen 
einzigen in die classisehe Philologie einschlagenden Aufsatz; es sind 
6. BippavVs „Beiträge zur Erklärung und Kritik des Horatius" (1864, 
XIII. Bd. 1865 SS. 24). Die Abhandlung bezieht sich auf die ersten 
zwei Episteln des ersten Buches. 

Alle übrigen Abhandlungen dieser Abtheilung gehören der böh- 
misch-slavischen Sprachwissenschaft an. Im 2. und 3. Actenbande 
wurden alle einschlägigen Aufsätze, die sämmtlich früher in der 
philologischen Section vorgetragen oder vorgelegt worden waren, 
unter dem gemeinschaftlichen Titel veröffentlicht: Rozhor starodeske 
literatwy, cftany ve schüzkdch krdlovskö cesk6 Spolecnosti Näuk 
(II. Bd. S. 109—216, III. Bd. S. 671—746). Es sind meisten Theils 
kritische Erörterungen über eine Reihe von Denkmälern der alt- 
böhmischen Literatur; einige der besprochenen Denkmäler gelangten 
dabei ganz oder theihveise zum Abdrucke. An diesen Arbeiten, welche 
für die böhmische Literaturgeschichte immer ihre Wichtigkeit be- 
halten werden, betheiligten sich die Gelehiten ^afairik, Jungmann, 
Öelakovsky und Hanka. 

P, J. äafarik und F. Palachj haben gemeinschaftlich ein Werk 
verfasst und veröffentlicht, welches in die damaligen und leider auch 
noch heutzutage nicht vollkommen erledigten literarischen Gontru- 
versen mächtig eingriff. Es betitelt sich: „Die ältesten Denkmäler 
der böhmischen Sprache : Libusa's Gericht, Evangelium Johannis, der 
Leitmeritzer Stiftungsbrief, Glossen der Mater Verborum, kritisch be- 
leuchtet von oc" (184C), I. Band 1841 SS. 233 mit Facsimilien). Mit 
Rücksicht auf den damaligen Stand der Sprachwissenschaft ist diese 
Schrift eine gediegene und tüchtige Leistung zu nennen, welche zur 
Erklärung der bezüglichen Sprachdenkmäler wesentlich beigetragen 
hat ; dieselbe hatte auch den Zweck, die beiden erstgenannten Denk- 
mäler gegen erhobene Einwürfe zu vertheidigen und die Echtheit 
derselben zu erweisen. Der Autorität dieses wichtigen Werkes thut 
jedoch der Umstand einen nicht zu leugnenden Abbruch, dass die 
beiden Verfasser sich bei der Mater Verborum täuschen Hessen, indem 
sie sämmtliche in diesem Codex vorgefundene Glossen für echt hielten. 



Bippart, §afarik, Golovackij, Hanka. 241 

Bifelsohne verdankt eine bedeutende Anzahl derselben ihre Ent- 
lang einer Fälscherhand. Freilich ist über die Frage, welche 
issen echt und welche unecht sind, auch heute noch nicht das 
:te Wort gesprochen. Adolf Patera's neuere Untersuchung derselben 
>ssen (in der böhmischen Musealzeitschrift 1877) führte zu frap- 
3nden Resultaten, doch scheint er in der Verwerfung zuweit ge- 
igen zu sein. Jedenfalls beruhen Patera's Aussprüche im Einzelnen 
auf seiner Autorität, beziehungsweise auf der paläographischen 
ibtheit und Yerlässlichkeit seiner Augen. 

§afaHk's letzte Abhandlung in unseren Actenbänden betrifft die 
igolitischen Fragmente (1857, X. Bd. 1859 SS. 62 mit 5 Tafeln). 
selben wurden am 14. November 1855 von Höfler in der Bibli- 
ek des Prager Domkapitels gefunden, und zwar in einem latei- 
^hen Codex aus dem 11. Jahrhundert. Bei der Publication beschrieb 
1er gehörig die Art der Auffindung sowie den berührten Codex; 
sü^lk lieferte eine genaue Beleuchtung des Fundes in philologischer 
jehung. Diese berühmt gewordenen Prager glagolitischen Frag- 
ite, bestehend aus zwei Pergamentblättem, enthalten Theile litur- 
;her Bücher nach dem orientalischen Ritus, und zwar Übersez- 
gen griechischer Texte, an deren Stelle schon im 10. Jahrhundert 
ilweise andere neuere getreten waren. Da die slavische Sprache 
3er Fragmente auch Bohemismen aufweist, so ist ihre Entstehung 
Gebiete des böhmisch-slavischen Sprachstammes zu suchen; was 
Alter anbetrifft, so setzte Öafarfk dieselben in die Jahre 862 — 950. 
ist ein Glück zu nennen, dass dieser Überrest der slavischen 
irgischen Bücher der alten Böhmen von einem Deutschen auf- 
iinden wurde, denn sonst hätte sich der unerquickliche Streit, 
eher um die Echtheit der Grünberger und Königinhofer Hand- 
rift entbrannt ist, höchst wahrscheinlich auch bei diesem Denkmal 
iderholt. 

Das correspondirende Mitglied Jacoh Fr, Golovackij beschrieb 
russischer Sprache ein böhmisches Gebetbuch aus dem XIV. oder 
. Jahrhundert, welches in der Lemberger Universitätsbibliothek 
bewahrt wird: pyionnCHOiffE M0.iHTBeHHHrt cxapo^iemcKOM'B ci 
V.— XV. B*ia (1861, XI. Bd. 1861 S. 353—376). Mehrere Proben 
; altböhmischen Textes sind eingeschaltet. 

Wenzel Hanka veröffentlichte nach einer Strahover Handschrift 
n Jahre 1442 eine böhmische Übersetzung des apokryphen Evan- 
iums Nikodems: „Ctenie Nikodemovo: Co so dälo pfi umucenf 
i6« (1860, XI. Bd. 1861 S. 223—258). 

16 



242 Wissenschaftliche Arbeiten 1838—1866, 

Igruciz Johann Hantiä eröfifnete die Reihe seiner Beiträge mit 
einer umständlichen Biographie Öelakovsk]^'s : ^ivot a pflsobenl Fr. 
Lad. Öelakovsk^ho (1855, IX. Bd. 1857 SS. 64). — In seinem nächsten 
Aufsatze: Sv. Kyril nepsal kyrilsky, nez hlaholsky (X. Bd. 1859 
S. 65 — 87) wollte Hanuä den Beweis erbringen, der h. Slavenapostel 
Cyrill sei nicht der Erfinder der sogenieuinten cyrillischen, sondern 
der glagolitischen Schrift. Der Verfasser stellte sich zwar in die 
Fusstapfen Safai'ik's, eignete sich jedoch seine wissenschaftliche Be- 
hutsamkeit nicht an. Eingangs erklärte er seine These für sehr rät- 
selhaft und unaufgeklärt, gegen Ende jedoch glaubt er schon den 
letzten Tropfen eines Zweifels beseitigt zu haben. So klar steht die 
Sache leider auch noch heute nicht — Weitere drei Abhandlungen 
mythologischen Inhalts führen die Titel: Däva, zlatovlasä bohyni 
pohansk^ch Slovanü (1860, XI. Bd. 1861 S. 259—298), — O meüio- 
dick6m v^kladu povfistl slovansk:^ch (1862, XII. Bd. 1863 S. 261—323), 
Nästin bäjecn^ch bytostl Baby a Deda (1864, XIH. Bd. 1865 SS. 76). 
HanuS als Mythologe gefällt sich in Identificirungen von Analogien 
und Assonanzen, und zugleich trägt er zu viel Speculation in die 
Mythologie, die er durchaus in eine Wissenschaft umgestalten wollte. 
Einerseits lässt er seine Phantasie an der Ausfüllung von mancherlei 
Lücken in den Erkenntnissmitteln frei arbeiten, andererseits pflegt 
seine logische Thätigkeit im fortgesetzten Abstrahiren zu bestehen, 
wodurch die verschiedensten Göttergestalten europäischer Völker 
ihrer unterscheidenden Merkmale entledigt werden, um zu einer nebe- 
ligen Vorstellung eines höheren Wesens überhaupt zu verschmelzen. 
Natürlich wurde damit der slavischen Mythologie nicht so gedient, 
wie es Hanns beabsichtigte. — Eine andere, nur zum Theil in Druck 
erschienene Arbeit wollte ein Versuch sein, die böhmische Granunatik 
nach analytischer Methode anzuordnen; ein Theil davon erschien 
unter dem Titel: Zkouska, jak by skladba a tvaroslovl ceskö nävodem 
rozbomym v novo uspofädati se daly (XIV. Bd. 1866 SS. 74). Die 
Arbeit blieb in der Literatur gänzlich unbeachtet, kaum mit Unrecht 

Martin Hattala schrieb eine Abhandlung De mutatione conti- 
guanim consonantium in Unguis slavicis (1865, XTV. Bd. 1866 SS. 104). 
Der Verfasser beweist zunächst, dass die slavischen Altbulgaren, deren 
Mundart sich in der kirchenslavischen Literatur erhalten hat, die 
Consonantengruppen in der Mitte der Wörter hauptsächlich deswegen 
umänderten, um in der Mitte der Wörter solche Gruppen, welche von 
jenen im Anlaute vorkommenden verschieden wären, zu vermeiden. 
Weiter behandelt er die Veränderungen solcher Consonantengruppen, die 



HanuB, Hattala, J. Jireöek. 243 

jedes Sprachorgan überhaupt unaussprechbar sind, und endlich die 
ränderungen an solchen, die von den Slaven speciell gemieden 
rden. 

Das correspondirende Mitglied Joseph Jiredek veröffentlichte seine 
ten Studien über die altböhmischen Bibelübersetzungen unter dem 
.el: O cesk6m prvotnlm pfekladu sv. evangelii a o obmenäch jeho 
do 15. stoletl (X. Bd. 1859 S. 161—196). Die Ergebnisse seiner 
rschung &sst er dahin zusammen, dass das aus dem X. Jahrhundert 
[rührende Fragment des Evangeliums Johannis ein Überrest der 
sprünglichen böhmischen Evangelienübersetzung ist, aus welcher 
e späteren Texte bis ins XV. Jahrhundert hervorgeflossen sind, 
d welche in ihrer Gänze noch im Anfange des XV. Jahrhunderts 
kannt war; neuere Becensionen, entstanden durch Änderungen jenes 
iprünglichen Textes, waren schon im XIII. Jahrhundert im Umlaufe, 
dere folgten nach ; aus der ursprünglichen Übersetzung gieng auch 
r Text der Neuen Testamente von 1422 und 1465 (Dobrovsk^'s 
jte Recension) hervor, und durch weitere Entwickelung auch Svehla's 
>ues Testament (Dobrovsk^'s zweite Recension). Am Schlüsse liess 
recek drei- bis vierfache Paralleltexte als Proben der altböhmischen 
rangelienübersetzungen abdrucken. 



16* 



Geschichte der Gesellschaft in den Jahren 

1867— 1884. 

Als im Monate Februar 1866 die Landessubvention der Ge- 
sellschaft auf 3000 fl. erhöht wurde, berieth man im Schosse der 
Gesellschaft über die Frage, wie dieser Betrag zu verwenden sein 
werde. In den schriftlichen, hierüber vorgelegten Vorschlägen wurde 
von Höfler und von dem damaligen Director Matzka auch die Noth- 
wendigkeit betont, den CoUisionen zwischen dem Director und dem 
Secretär durch Abgrenzung ihrer respectiven Wirkungskreise ein Ziel 
zu setzen. Es wurde daher am 11. April d. J. der Beschluss gefasst, 
die Gesellschaf tssUituten einer Revision zu unterziehen ; das zu diesem 
Behufe eingesetzte Comit6 bestand aus dem Director Matzka und den 
Mitgliedern Wocel, Tomek, Löwe und Stein. Die Ansichten der Gesell- 
schaitsmitglieder giengen anfänglich in mehreren Hauptpunkten aus- 
einander; nur darin waren Alle derselben Ansicht, dass es besser 
sein wird, eine Theilung in zwei Classen anstatt der bisherigen vier 
Sectionen eintreten zu lassen. Das Comitö, in welchem Löwe als 
Referent die meiste Arbeit auf sich genommen hatte, beantragte, das 
Secretariat gänzlich aufzuheben, beziehungsweise mit dem Directorate 
zu verbinden, und den Director künftighin immer auf 2 Jahre zu 
wählen. Höfler stellte dem Comitö-Elaborate seine Gegenvorschläge ent- 
gegen (11. Mai 1866), wornach die Versammlung sämmüicher ordent- 
lichen Mitglieder nur etwa zweimal im Jahre zur Vornahme der Wahlen 
und zur Entscheidung über besonders wichtige Angelegenheiten statt- 
zufinden hätte, alle laufenden Geschäfte jedoch von einem Gesell- 
schaftsausschusse zu verwalten wären; Mitglieder dieses Ausschusses 
wären: ein nach dem Turnus eintretender Director, zwei auf eine 
bestimmte Zeit gewählte Classensecretäre, und der Cassier. Palacky, 
welcher seit 1832 bei allen Änderungen der gesellschaftlichen Orga- 
nisation den Ausschlag gab, entwickelte seine Ansichten mündlich in 



\ 



StatutenreTision 1866—1868. 245 

Sitzung am 7. November 1866; er wünschte, der Director oder 
ndent solle auf 3 Jahre gewählt, und demselben ein General- 
etar zugesellt werden; für jede der beiden Classen wäre ein 
isensecretär zu ihrer wissenschaftlichen Leitung zu bestellen, und 
monatlichen Versammlungen der ordentlichen Mitglieder zur Ent- 
ndung aller administrativen Angelegenheiten sollten weiter be- 
ten. In der nächsten Sitzung am 15. November 1866 conformirte 

Referent Löwe den Anträgen Palack^'s, und es wurden betreffs 
Organisation der Gesellschaft folgende Bestimmungen zum Be- 
usse erhoben: Die Gesellschaft wird künftighin sich in zwei 
(sen theilen, die eine für Philosophie, Geschichte und Philologie, 
zweite für Mathematik und die Naturwissenschaften; einem von 
n beantragten Zusätze zu Folge haben beide Classen aus einer 
chen Anzahl von ordentlichen Mitgliedern zu bestehen. Der Prä- 
mt und der Yicepräsident sind auf je 3 Jahre aus den ordentlichen 
gliedern zu wählen, und zwar jeder aus einer anderen Classe; 
lelben haben ohne Entgelt ihres Amtes zu walten. Ein honorirter 
leralsecretär der Gesellschaft und zwei Secretäre zur Leitung der 
len Classen werden immer auf 3 Jahre gewählt'^) 

Mit Zugrundelegung dieser Bestimmungen wurden die Statuten 
i Jahre 1852 modificirt, und über die vom Comitäreferenten Löwe 
getragenen Anträge in den ordentlichen Sitzungen am 2. Jänner 

29. März 1867 Beschlüsse gefasst Dabei wurde die Maximalzahl 

ordentlichen Mitglieder von 20 auf 24 erhöht, und die Wahl 
imtlicher Functionäre, also auch der beiden Classensecretäre, den 
)iner ordentlichen Sitzung versammelten ordentlichen Mitgliedern 
3ehalten. Sonst erfuhren die bisherigen Statuten keine Modifica- 
en von Belang. Die revidirten Statuten wurden im April d. J. 
Statthalterei zur Bestätigung vorgelegt. 

Es fanden sich jedoch Anstände formaler Natur, in deren Folge 
neuen Statuten erst anderthalb Jahre später in Wirksamkeit treten 
nten. Zunächst wurde die ganze Eingabe über Auftrag des Mini- 
iums des Innern zu der Nachweisung zurückgestellt, dass zu den 

') In der ordentlichen Sitzung vom 7. November 186G waren anwesend: 
Wenzig als Director, Löwe, Palack^, Tomek, Erben, Hattala, Rochleder, 
Höfler, Pierre, Kosteletzky, Ilanus, Wocel. Am 16. November fehlten von 
diesen Mitgliedern Hattala und Höfler; ausser dem waren EoKstka, Matzka 
and Stein zugegen. — Die beiden Classensecretariate wurden ursprünglich 
als blose Ehrenstellen creirt, später am 3. März 1869 wurde für jeden 
Ciassensecretär eine Remuneration angewiesen. Die Remuneration des 
Cassiers wurde 1866 und wieder am 12. Jänner 1870 erhöht 



246 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

Sitzungen, in welchen über die Statutenänderung verhandelt wurde, 
auch sämmtliche ordentliche Mitglieder eingeladen waren. Die Ge- 
sellschaft glaubte diesem behördlichen Auftrage dadurch nachzu- 
kommen, dass sämmtliche in Prag anwesenden ordentlichen Mitglieder 
eine Erklärung vom 9. October 1867 unterschrieben, des Inhaltes, 
dass es ihnen nicht erinnerlich sei, zu einer der Sitzungen, in welchen 
über die Ändenmg der Statuten debattirt wurde, nicht eingeladen 
worden zu sein. *) Einen besseren Nachweis, dass alle Mitglieder zu 
den fraglichen Sitzungen die Einladung erhalten haben, vermochte 
man nicht zu liefern, weil die Berufungen zu ordentlichen Sitzungen 
lediglich durch die einfache, von Niemandem bestätigte Zustellung von 
gedruckten Einladungskarten geschahen; erst wieder in Folge dieses 
unangenehmen Vorfalles kehrte man zu der im J. 1819 verlassenen 
Übung zurück, dass vor einer jeden ordentlichen Sitzung das vom 
Secretär geschriebene Programm derselben an die Mitglieder geschickt 
und von denselben unterschrieben wird. Die Statthalterei, welcher 
damals Baron Eellersperg vorstand, fand in der erwähnten Erklärung 
nicht den verlangten Nachweis der geschehenen Einladung, und for- 
derte durch Erlass vom 10. November 1867 die Gesellschaft auf, die 
beabsichtigte Statutenänderung neuerlich in einer Sitzung zu behandeln, 
zu welcher alle ordentlichen Mitglieder unter Bekanntgabe des Gegen- 
standes einzuladen sind. Nun wurde der vereinbarte Statutenentwurf 
jenen Mitgliedern zur Einsicht geschickt, welche in der Sitzung am 
29. März 1867 nicht anwesend waren, und am 8. Jänner 1868 wurde 
derselbe in neuerliche Verhandlung genommen. Diese lief nicht so 
glatt ab, wie die bisherigen, im Schosse der Gesellschaft diesbezüglich 
geführten Debatten. Höfler, welcher nun als Director den Vorsitz 
führte, beantragte die Bestellung eines Gomit6 zur abermaligen Um- 
arbeitung der Statuten; die übrigen anwesenden 9 Mitglieder be- 
schlossen jedoch, einem von Löwe gesteilen Antrage gemäss, über 
die einzelnen Paragraphe der bereits vereinbarten Statuten einfach 
abzustimmen; worauf alle 22 Paragraphe der neuen Statuten theils 
einstimmig, theils mit 9 Stimmen gegen Höfler's eine Stinune ange- 
nommen, und der ganze Entwurf mit derselben Majorität zum Be- 
schlüsse erhoben wurde.**) Höfler übergab dann ein Separatvotum 

*) Diese Erklärung wurde von 17 Mitgliedern unterschrieben; Barrande befand 
sich damals in Frankreich, Hattala in Dalmaüen; die Stelle eines ordent- 
lichen Mitgliedes war unbesetzt 
**) Anwesend waren : Höfler, Palacky, Wocel, Tomek, Erben, Matzka, Löwe, 
Wenzig, Hanns, Krejöf. 



Statutenreyision 1866^1868. 247 

;egeii diesen Vorgang; vom Standpunkte seiner, am 11. Mai 1866 
vorgebrachten Gegenvorschläge aus (S. 244) protestirte er darin gegen 
lie umgeänderten Statutenparagraphe, sowie auch gegen mehrere un- 
)erührt gelassene Bestimmungen der alten Statuten, und überdies 
;egen die Verwerfung seines Antrages betreffs der Niedersetzung 
)iQer neuen Revisionscommission. Der neuerlichen Eingabe an die 
Statthalterei wurde Höfler's Separatvotum beigelegt, zugleich aber 
luch eine Gegenvorstellung beigeschlossen, welche von Löwe ver- 
Easst und in der Sitzung am 1. April 1868 einhellig gutgeheissen 
inirde.*) 

Inzwischen erschien das Vereinsgesetz vom 5. November 1867, 
md die Statthalterei stellte am 25. Mai 1868 die revidirten Statuten 
leuerdings zurück, damit sie nach Erforderniss des neuen Gesetzes 
vervollständigt würden. Die erforderlichen Bestimmungen über die 
Vlittel der Gesellschaft, über die Schlichtung von Streitigkeiten, über 
iie Vertretung der Gesellschaft nach Aussen und über deren Auf- 
ösung wurden vom Secretär Wocel eingeschaltet und von der Gesell- 
schaft am 1. Juli d. J. zum Beschlüsse erhoben. Die neuen Statuten, 
welche nun aus 24 Paragraphen bestanden, wurden zugleich von Karl 
r. Erben in die böhmische Sprache übersetzt. Die amtliche Erledi- 
gung des Bestätigungs-Gesuches fiel nunmehr, dem neuen Vereins- 
;esetze gemäss, sehr einfach aus ; die Statthalterei erklärte mit Erlass 
vom 13. September 1868, sie finde „die angezeigte Neubildung der 
i. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in Prag nach den vorge- 
legten revidirten Statuten nicht zu beanständen." **) 

In der denkwürdigen Sitzung am 2. December 1868 schritt man 
sur Constituirtmg der Gesellschaft nach den neuen Statuten. Es 
»raren 16 Mitglieder anwesend : Löwe als Director,***) Palacky, Tomek, 
Erben, Weiten weber, Wenzig, Stein, Kosteletzky, Rochleder, Matzka, 



*) In der Sitzung am 1. April waren anwesend: Wenzig als stellvertretender 
Director, Löwe, Palacky, Tomek, Erben, Gindely, Krejßi, Hanns, Matzka, 
EoHstka, Wocel. — Höfler als Director ftthrte in der Sitzung am 6. Fe- 
bruar 1868 zum letzten Male den Vorsitz; am 3. April legte er das Di- 
rectorat nieder, und erschien erst nach 11 Jahren am 6. Februar 1879 in 
einer ordentlichen Sitzung wieder. 

♦♦) Die Statuten vom Jahre 1868 finden sich im H. Actenbande in beiden 

Landessprachen abgedruckt. 
**♦) Nach Höfler's Rücktritt vom Directorat kam Rochleder an die Reihe, der 

jedoch ablehnte; daher trat Löwe an seine SteDe. Dieser letzte Director 

war der 73. in der gesammten Reihe seit 1784. 



248 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

Hanus, Gindely, KoHstka, Hattala, Krejcl und Wocel ; es fehlten nur 
Barrande, Höfler und PurkynS. Zunächst wurden sammüiche Mit- 
glieder nach den beiden Classen abgetheilt Dann wurden die Wahlen 
der neuen Functionäre vorgenommen und mit seltener Einmflthigkeit 
vollzogen. Zum ersten Präsidenten der neuen Art wurde Franz Pa- 
lacky, und zum Vicepräsidenten Friedrich Stein gewählt Der bis- 
herige beständige Secretär Wocel wurde zum Generalsecretär, und 
der bisherige Geschäftsleiter der historischen Section W. W. Tomek, 
welcher als solcher seit 1851 fungirte, zum Secretär der philosophisch- 
historisch-philologischen Classe gewählt. Zum Secretär der mathe- 
matisch-naturwissenschaftlichen Classe wurde Rochleder erkoren, und 
der bisherige Gassier Matzka wurde zu diesem Amte neuerdings 
bestellt. 

Die Veränderungen, welche seither in der Besetzung dieser 
Stellen eingetreten sind, lassen sich leicht überblicken. Der Präsident 
Palacky wurde am 6. März 1872, nachdem das erste Triennium abge- 
laufen war, zu diesem Ehrenamte wieder berufen. Nach Ablauf der 
zweiten dreijährigen Frist erklärte er jedoch (7. Apr. 1875), er würde 
wegen seines vorgerückten Alters eine eventuelle Wiederwahl nicht 
mehr annehmen. Darauf wurde am 5. Mai 1875 Joseph Jirecek 
zum Gesellschaftspräsidenten erkoren, und bei den Neuwahlen am 
9. October 1878, 2. November 1881 und 15. October 1884 wieder- 
gewählt. 

Friedrich Stein äusserte zwar am 12, Jänner 1870 den Wunsch, 
vom Vicepräsidium zurückzutreten, weil es ihm unmöglich war, die 
Sitzungen regelmässig zu besuchen; doch liess er sich damals zur 
Fortführung des Ehrenamtes üben*eden, und wurde auch am 6. März 
1872 wiedergewählt. Da er jedoch in den nächsten drei Jahren im 
Ganzen nur viermal in ordentlichen Sitzungen erschien, so wurde am 

5. Mai 1875 Adalbert von Waltenhofen zum Vicepräsidenten gewählt 
Derselbe verblieb auch bei den Neuwahlen 1878 und 1881 auf dieser 
Ehrenstelle, und da Jireöek seit 1879 als Reichsrathsabgeordneter 
einen grossen Theil des Jahres in Wien zuzubringen genöthigt war, 
so kam Waltenhofen oft in die Lage, den monatlichen Sitzungen zu 
präsidiren ; war auch er durch Berufsgeschäfte verhindert, so übernahm 
Tomek als nach der Eintritzeit ältestes Mitglied den Vorsitz. Am 

6. Februar 1884 nahm Waltenhofen Abschied von der Gesellschaft 
und legte das Vicepräsidium nieder, weil er im Begriffe war, nach 
Wien zu übersiedeln. Am 15. October 1884 wählte die Geselschaft 
wieder Friedrich Stein in seiner Abwesenheit zu ihrem Vicepräsidenten, 



■ 



Functionäre 1868—1884. 249 

selbe leimte jedoch ab,*) Hierauf wurde am 5. November 1884 
ilbert Safai^fk zum Vicepräsidenten bestellt. 

Der Oeneralsecretär Johann E. Wocel starb am 16. September 
1, worauf am 20. October d. J. die Wahl auf Karl EoHstka fiel; 
selbe wurde am 14. October 1874 und 10. October 1877 neuerlich 
rählt; dasselbe wiederholte sich noch dreimal, nachdem Eoi^istka 
d gleichzeitig mit ihm der Classensecretär Erejcf) am 6. Novem- 
1878 zu dem Behufe resignirte, damit künftighin das ganze Bureau 
uer an einem und demselben Tage erneuert werden könnte. 

Desgleichen wurde der Secretär der philosophisch-historisch- 
lologischen Classe Wenzel W. Tomek bei jeder Neuwahl wieder 
rählt (6. März 1872, 5. Mai 1875, 9. October 1878, 2. November 
51, 15. October 1884). 

Friedrich Rochleder legte am 1. December 1869 das Secretariat 
' mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe mit der Motivirung 
der, dass er wegen Abhaltung der Bigorosen an den Classensiz- 
igen nicht regelmässig Theil nehmen könne. Zu seinem Nachfolger 
iüte man am 12. Jänner 1870 Johann Krejcf, der auch seither 

allen Neuwahlen in dem Classensecretariat bestätigt wurde 
October 1873, 8. November 1876, 6. November 1878, 2. November 
U, 15. October 1884). 

*) Das herzliche Schreiben ddo. Prag 17. October 1884, mit welchem Friedrich 
Ritter von Stein der GeseUschaft seine Ablehnung anzeigte, hat folgenden 
Wortlaut: „So sehr ich mich durch die in der Sitzung vom 15. October d. 
J. auf mich gefaUene Wahl zum Vicepräsidenten der königl. böhmischen 
GeseUschaft der Wissenschaften geehrt fühle, so sehe ich mich doch zu 
meinem Bedauern genöthigt, dieses Ehrenamt dankend abzulehnen. Ab- 
gesehen von den mannichfaltigsten Conflicten, die mir unfehlbar aus der 
Annahme desselben erwachsen würden und die meiner friedliebenden Natur 
durchaus widerstreben, bestimmt mich zu meinem ablehnenden Entschlüsse 
haupts&chlich die Rücksicht auf meine Gesundheit, die mir, nachdem ich 
im Yergangenen Sommer eine schwere Brustfellentzündung überstanden 
habe, die grösstmögliche Schonung meiner Kräfte auferlegt und mich zwingt, 
die wenigen Jahre, die ich noch im öffentlichen Leben wirksam sein werde, 
mich auf die nächsten Pflichten meines Amtes und auf die Vollendung 
meiner wissenschaftlichen Arbeiten zu beschränken. Indem ich den ver- 
ehrlichen Mitgliedern der Gesellschaft für das mir bewiesene Vertrauen, das 
ich wohl zu würdigen weiss, nochmals meinen verbindlichsten Dank aus- 
spreche, empfehle ich mich dem ferneren freundlichen Wohlwollen der- 
selben. F. V. Stein." — Leider war die Motivirung der Ablehnung nur zu 
wahr; Stein vollendete schon am 9. Jänner 1886 seine Laufbahn; die Ge- 
sellschaft verschickte eine Todesanzeige, wie dies nach dem Ableben Do- 
brovsky's, äafaflk's und Purkynö's der Fall gewesen war. 



250 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

Das Amt des Casaiers^ zu welchem am 2. December 1868 Wil- 
helm Matzka wieder bestellt wurde, war auch nach den neuen Sta- 
tuten auf keine Frist beschränkt; daher verwaltete es Matzka ohne 
Neuwahl mit gewohnter Pünktlichkeit, bis eine grosse bei ihm ein- 
getretene Augenschwäche die Gesellschaft im J. 1884 bewog, Matzka 
den Titel und Remuneration des Cassiers zu belassen und Franz 
Studnicka zu seinem Stellvertreter provisorisch zu bestimmen. Stud- 
nicka übernahm die Gassa am 5. März 1884 und es wurde ihm am 
15. October d. J. die Führung derselben definitiv auf die nächsten 
drei Jahre übergeben. 

Nachdem der Qeaellschaßsbiblioihekar Wilhelm Kaulich im J. 1868 
nach Graz übersiedelt war, wurde seine Stelle nicht mehr in der 
früheren Weise, sondern durch ein Nichtmitglied unter dem Namen 
eines Bibliotheksordners besetzt. Als solcher wurde am 4. November 
1868 der Landesarchivs-Adjunct Julius Pazout bestellt; sein jährlicher 
Gehalt betrug anfänglich 200 fl., später 300 fl. Als Pazout seinen 
Dienst verlassen hatte, wurde am 14. October 1874 der Beamte des 
böhmischen Museums Georg Wegner zu seinem Nachfolger ernannt 
Die Gesellschaftsbibliothek, welche im J. 1836 an 700 Werke und 
Zeitschriften aufwies,*) zählt nun (1884) etwa 13.000 Bände, und 
ist seit 1878 bei der Versicherungsbank Slavia assecurirt. Nach voll- 
brachter Revidirung der Bibliothek verfertigte Wegner einen Local- 
katalog zu derselben. In Betreff der Benützung der Bibliothek wurde 
am 1. December 1875 die Regel aufgestellt, dass nur ordentlichen 
und ausserordentlichen Mitgliedern der Gesellschaft das Recht zusteht, 
die Bücher nach Hause zu entlehnen, während die ausserhalb Prag 
wohnenden auswärtigen und correspondirenden Mitglieder hiezu einer 
besonderen Bewilligung der Gesellschaft bedürfen ; der Ausleihetermin 
wurde auf 3 Monate festgesetzt. 

Die Gesellschaßstatuten wurden in dieser Periode noch zweimal, 
jedoch nur in minder wesentlichen Punkten geändert Auf Walten- 
hofen's Antrag wurde am 1. März 1876 beschlossen, die Erfordernisse 
für die Wahl von ausserordentlichen Mitgliedern höher zu stellen; 
die Statuten verlangten bis dahin im Paragraph 6 von den Candidaten 
nur solche Leistungen, die zu der Hoffnung berechtigen, dass die zu 
Wählenden die Zwecke der Gesellschaft kräftig fördern werden ; nach 
der neuen Fassung sind bei der Wahl von ausserordentlichen Mitgliedern 
die gleichen Rücksichten massgebend, wie bei der Wahl der orden- 



♦) Kaiina in den Vorträgen 1836 S. 12. 



Neue Normen. 251 

[len. — Die andere Statutenänderung erfolgte auf Antrag des 
leralsecretärs EoHstka am 4. Juli 1877; nach dem an diesem 
;6 gefassten Beschlüsse haben auch Wahlen der auswärtigen Mit- 
ider mit Zweidrittel-Majorität der Anwesenden zu geschehen, wie 
Wahlen der ordentlichen Mitglieder, und bei der Bestimmung 

Domicils der ordentlichen und ausserordentlichen Mitglieder 
•de der erweiterte Ausdruck „Prag oder dessen nächste Umge- 
ig" anstatt „Prag" gesetzt — Beide Änderungen erlangten die 
(tätigung der Statthalterei in kurzem Wege (24. April 1876, 

October 1877). 

Ausserdem setzte die Gesellschaft mehrere Normen fest, welche 
die Statuten nicht aufgenommen wurden. Eine solche ist auch die 
on erwähnte Bestimmung über die numerische Parität zwischen 
. beiden Glassen. Die neue, am 13. Jänner 1869 beschlossene 
;el, dass in 14 Tagen jede der beiden Glassen eine Sitzung ab- 
ten soll, war beinahe selbstverständlich. *) Nach Jirecek's Eintritt 
Präsidium wurden am 13. October und 3. November 1875 sechs 
itimmungen vereinbait, welche seither zur Richtschnur dienen. Es 
1 die folgenden: 

1. Anträge, welche eine dauernde Regelung einer Gesellschafts- 
elegenheit zum Zwecke haben, sind nicht sofort der Beschluss- 
lung zu unterziehen, sondern nach der Sitzung, in welcher sie 
rifUich vorgebracht wurden, von dem Präsidenten, dem Vicepräsi- 
ten und dem Generalsecretär in vorbereitender Weise zu be- 
sehen und für die nächste Sitzung gehörig zu instruiren. 

2. Vorschläge zur Wahl von Mitgliedern sind dem General- 
retär schriftlich zu übergeben; jeder derartige Vorschlag hat eine 
-legung der wissenschaftlichen Thätigkeit des Candidaten zu ent- 
ben. 

3. Die Wahlen von Mitgliedern sollen künftighin nur einmal 
Jahre, und zwar in der Mai-Sitzung vorgenommen werden. 

'*') Schon früher hat sich aus praktischem BedOrfniss zwischen der philoso- 
phischen, historischen und philologischen Section eine solche Wechselseitig- 
keit ausgebildet, dass ein jeder Vortrag, welcher in eine von diesen drei 
Sectionen gehörte, auch in den beiden anderen gehalten werden konnte 
oder fortgesetzt zu werden pflegte. Die Vertauschung der früheren vier 
Sectionen mit den neuen zwei Glassen bedeutete demnach eigentlich nur 
soviel, dass die drei Sectionen für Philosophie, Geschichte und Philologie 
in eine einzige Glasse verschmolzen. Die im §. 2. der neuen Statuten zu- 
gelassene Bildung von Sectionen innerhalb einer jeden Glasse kam zu 
keiner Anwendung. 



252 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

4. Alljährlich im Monate Mai ist in der Regel bei Anwesenheit 
geladener Gäste eine feierliche Sitzung abzuhalten, in welcher über 
die Wirksamkeit der Gesellschaft während des verflossenen Jahres 
Bericht erstattet wird, die vollzogenen Neuwahlen kundgemacht, and 
eine oder zwei für weitere Kreise berechnete Abhandlungen vorge- 
tragen werden.*) 

5. Es hat als Regel zu gelten, dass über die in den einzeken 
Classensitzungen abgehaltenen Vorträge baldigst kurze Berichte ia 
den Prager periodischen Blättern veröflFentlicht werden; die Sorge 
dafür liegt den Classensecretären ob. 

6. Ordentliche Mitglieder erhalten alle Publicationen unentgeltlich; 
auswärtige Mitglieder können die Sitzungsberichte und den Acten- 
band unengeltlich erhalten, sobald sie dies wünschen und einen 
solchen Bezugsweg angeben, dass daraus der Gesellschaft keine wei- 
teren Kosten erwachsen. Die ausserordentlichen Mitglieder erhalten 
die Sitzungsberichte unentgeltlich, die sonstigen Publicationen um 
den halben Ladenpreis ; dasselbe gilt von den correspondirenden Mit- 
gliedern, sobald sie dies wünschen. Die Bibliotheken der k. k. öster- 
reichischen Hochschulen können die Schriften der Gesellschaft um 
den halben Ladenpreis beziehen.**) 

Was den Personenwechsel während dieser Periode betrifft, so 
starben von den älteren ordentlichen Mitgliedern folgende: 
Kart Balling f 17. März 1868. 
Ignaz Johann HanuS f 18. Mai 1869. 
Johann Purkynö f am 28. Juli 1869. 
Wilhelm Weitenweber f 1. April 1870. 
Karl Jaromlr Erben f 21. November 1870. 
Johan Erasmus Wocel f 16« September 1871. 
Franz Palacky f 26. Mai 1876.***) 
Joseph Wenzig f 28. August 1876. 



♦) Solche öffentliche Sitzungen wurden seither jedes Jahr im Mai oder Jani 
abgehalten, worauf sich die meisten Theilnehmer auch za einem gemein- 
schaftlichen Mahle zu versammeln pflegen. Nur im J. 1884 fiel diese Jahres- 
sitzung wegen der bald nachfolgenden Jubelfeier weg. 
**) Diese näheren Bestimmungen sammt der am 1. December 1875 beschlos- 
senen Norm betreffs der Benützung der Gesellschaftsbibliothek wurden 
seither als Anhang zu den Statuten in mehreren Jahresberichten toU- 
inhaltlich abgedruckt. 
***) Präsident Jireöek widmete in der ord. Sitzung am 7. Juni 1876 den hohen 
Verdiensten, welche sich Palacky um den Fortschritt der Wissenschaften 
und um unsere GescUschaft erworben hatte, einen besonders warmen Nach- 



Sterbefölle und neue Mitglieder. 253 

Joachim Barrande f 5. October 1883. Dieser ausgezeichnete 
lelehrte besuchte in den ersten Jahren nach seiner Wahl die Siz- 
iungen nur selten, und in den letzten 20 Jahren nie, was die Gesell- 
ehaft um so schwerer trug, je höher sie seine unvergleichlichen 
Verdienste um die geologische Durchforschung Böhmens sowie seinen 
;ediegenen Charakter schätzte. 

Zwei von den älteren ordentlichen Mitgliedern übersiedelten in 
iieser Zeitperiode nach Wien und traten dadurch in die Beihe der 
luswärtigen Mitglieder über, nämlich 1867 Victor Pierre und 1870 
Friedrich Rochleder. 

Die neu aufgenommenen ordentlichen Mitglieder traten in fol- 
gender Zeitfolge ein: 

Johann Krejcf, damals Professor der Geologie und Mineralogie 
m der technischen Hochschule (geb. 28. Februar 1825 in Klattau), 
jeit 1. Mai 1850 ausserordentliches Mitglied, wurde am 9. October 
1867 an Pierre's Stelle zum ordentlichen Mitgliede gewählt. 

Adalbert Safaflk, damals Professor der Chemie an der tech- 
nischen Hochschule (ältester Sohn Paul Joseph Safafik's, geboren 
26. October 1829 in Neusatz), wurde am 2. März 1859 zum ausser- 
Drdentlichen, am 5. Mai 1869 zum ordentlichen Mitgliede gewählt. 

Adalbert von Waltenhofen, Tiroler Landmann des Ritterstandes, 
Professor der Physik an der technischen Hochschule (geb. 14. Mai 
1828 zu Admontbühel in Steiermark), wurde am 3. Juni 1868 zum 
ausserordentlichen Mitgliede gewählt, und am 2. Juli 1869 unter die 
ordentlichen Mitglieder aufgenommen; im Februar 1884 trat er in 
die Reihe der auswärtigen Mitglieder, indem er einem Rufe nach 
Wien folgte. 

Karl Vladislav Zap, Professor an der böhmischen Realschule 
(geb. 8. Jänner 1812 in Prag), ausserordentliches Mitglied seit 2. No- 
vember 1845, wurde am 6. October 1869 zum ordentlichen Mitgliede 
gewählt, konnte jedoch nur den nächsten drei Sitzungen beiwohnen, 
vforauf er erkrankte und am 1. Jänner 1871 starb. 

Als die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf 16 zusammen- 
geschmolzen war, wurden folgende fünf Gelehrte am 1. März 1871 
auf einmal zu ordentlichen Mitgliedern gewählt: 

ruf; auch schenkte Jirecek der Gesellschaft 1880 ein Portrait Palacky's, 
eine wohlgelungene Zeichnung. — Ein pliotographisches Album der Mit- 
glieder wurde bei der Gesellschaft durch Beschluss vom 6. November ISBIf 
angelegt. 



254 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

Johann Kvfcala, Universitäts-Professor der classischen Philcdogii 
(geb. 1834 in Münchengrätz), ausserordentliches Mitglied seit 4. Dc^ 
cember 1867; 

Joseph Emier, derzeit Prager Stadtarchivar und Professor der 
historischen Hilfswissenschaften an der böhmischen Universität (geb. 
10. Jänner 1836 in Libän), ausserordentliches Mitglied seit 4. De- 
cember 1867; 

Anton Fric, Universitäts-Professor der Zoologie (geb. 30. JuU 1832 
in Prag), ausserordentliches Mitglied seit 4. December 1867; 

Franz Joseph Studnicka, Universitäts-Professor der Mathematik 
(geb. 27. Juni 1836 in Janov bei SobSslau), ausserordentliches Mit- 
glied seit 8. Jänner 1868; und 

Ernst Mach, Professor der Physik an der deutschen Universität 
in Prag (geb. 18. Februar 1838 in Turas bei Brunn), ausserordent- 
liches Mitglied seit 3. Juni 1868; er erschien nur in 4 Sitzungen im 
ersten Jahre nach seiner Erwählung zum ordentlichen Mitgliede, und 
trat am 7. April 1884 aus der Gesellschaft.*) 

Wenzel Nebesky, Secretär des böhmischen Museums (geb. 
18. August 1818 in Neuhof bei KokoMn), ausserordentliches Mitglied 
seit 9. April 1848, wurde am 6. März 1872 unter die ordentlichen 
Mitglieder aufgenommen ; seit 1875 war er ans Krankenlager gefesselt 
und verschied am 17. August 1882. 



*) Der Brief ddo. Prag 7. April 1884, mit welchem £. Mach dem GeseUschafts- 
Präsidenten seinen Austritt aus der GeseUschaft meldete, lautet folgender- 
massen: „Als ich im Jahre 1871 zum ord. Mitgliede d. k. böhm. Gesell- 
schaft gewählt wurde, musste ich der Besorgniss Ausdruck geben, dasB 
ich, durch ernste Pflichten der Dankbarkeit an die Wiener Akademie ge- 
bunden, an den Arbeiten der GeseUschaft nur wenig Antheil würde nehmen 
können. Nachdem ich nun, durch Berufsgeschäfte und andere umstände 
verhindert, seit 1872 an keinem Act der GeseUschaft mehr theilgenommen 
habe, kann ich nicht weiter einem eifrigeren Mitgliede den Weg vertreten, 
und erlaube mir mit dem Ausdrucke des besten Dankes an alle Herren 
Mitglieder, welche mich gewählt haben, meinen Austritt aas der Gesell- 
schaft ergebenst anzuzeigen.*' ^ Der Präsident J. Jireöek beantwortete 
dieses Schreiben durch eine Zuschrift vom 17. April 1884, in welcher er 
dem ausgetretenen Mitgliede mittheilte, die GeseUschaft habe von seinem 
Entschlüsse mit innigem Bedauern Act genommen, indem derselbe ihr ein 
ausgezeichnetes Mitglied entzieht, in welchem die Gesellschaft zugieich 
einen jener Männer verehrte, „die ein einträchtiges Zusammengehen aof 
dem Gebiete wissenschaftlicher Arbeit ohne Rücksicht auf sonstige Meinungs- 
unterschiede als einen der Gesellschaft von ihren ersten Anfllngen an eigen- 
thümlichen Zweck anstreben." 



Neue Mitglieder. 255 

Joseph Hasner Ritter von Artha, Professor der Augenheilkunde 
(geb. 13. August 1819 in Prag), wurde am 5. Dec. 1855 zum ausser- 
ordentlichen und am 10. Mai 1876 zum ordentlichen Mitgliede 
gewählt 

Alfred Ludwig, Professor der vergleichenden Sprachkunde (ge- 
boren 1832 in Wien), ausserordentliches Mitglied seit 4. December 
1867, und 

Ladislaus Celakovsky, Universitäts-Professor der Botanik (Sohn 
des Slavisten Franz L. Öelakovsky, geb. 1834), ausserordentliches 
Mitglied seit 7. April 1869, wurden am 2. Mai 1877 unter die or- 
dentlichen Mitglieder aufgenommen. 

Anton Ritter von Randa (Professor des bürgerlichen Rechtes 
(geb. 8. Juli 1834 in Bystfic am Angelflusse), wurde am 7. Mai 1879 
in die Reihe der ordentlichen Mitglieder aufgenommen. 

Johann Gebauer, Professor der slavischen Philologie an der 
Prager Universität (geb. 8. October 1838 in Auslauf bei Neu-Paka), 
wurde am 10. Mai 1876 zum ausserordentlichen und am 6. Juni 1883 
zum ordentlichen Mitgliede gewählt. 

August Seydler, Professor der mathematischen Physik an der 
böhmischen Universität (geb. 1. Juni 1849 in Senftenberg), ausser- 
ordentliches Mitglied seit 5. Mai 1880, wurde am 11. Juni 1884 zum 
ordentlichen Mitgliede erkoren. 

Durch Änderung des Wohnortes wurde die Zahl der ordentlichen 
Mitglieder um eins vermehrt. Joseph Jirecek nämlich, im J. 1871 k. k. 
Minister für Cultus und Unterricht (geb. am 9. October 1825 in Hohen- 
mauth), correspondirendes Mitglied seit 3. März 1858 und auswärtiges 
Mitglied seit 6. März 1872, wurde nach seiner Übersiedelung nach 
Prag am 2. December 1874 vom Präsidenten Palacky in der Ge- 
sellschaft als ihr neues ordentliches Mitglied begrüsst. 

Die Zahl der ordentlichen Mitglieder, welche in den Statuten 
von 1868 auf höchstens 24 festgesetzt wurde, hielt man in den ersten 
zehn Jahren beständig unter dieser Maximalhöhe. Erst im J. 1879 
wurde diese Vollzahl erreicht. Wie in den vorangehenden Zeit- 
abschnitten, so geschah es auch in dieser Periode, dass einige Mit- 
glieder die ordentlichen Sitzungen selten besuchten oder sich von 
denselben jahrelang fern hielten, ohne dass die Gesellschaft die Be- 
stimmung ihrer Statuten in Anwendung gebracht hätte, wornach ein 
ordentliches oder ausserordentliches Mitglied, welches während der 
Dauer eines Jahres ohne einen Entschuldigungsgrund auch nicht einer 



256 Oeschicbte der Gesellschaft 1867—1884. 

Sitzung beigewohnt, von der Gesellschaft als ausgetreten betrachtet 
werden kann.*) 

Die Finanzen der Gesellschaft haben sich im J. 1866, wie schon 
erwähnt wurde, bedeutend gebessert ; die Ausgaben stiegen jedoch im 
gleichen Masse, und bald stellten sich Fälle ein, wo die Gesellschaft 
rücksichtlich der wissenschaftlichen Publicationen nicht allen an sie 
gestellten Anforderungen gerecht zu werden vermochte. Einmal war 
die Gesellschaft sogar in Gefahr, die seit 1866 bezogene jährliche 
Landessubvention von 3000 fl. zu verlieren; der böhmische Landtag 
nahm nämlich am 25. October 1869 den Antrag der Budgetconmiis- 
sion (Referent Wolfrum) an, welchem zu Folge der LandesausschnsB 
beauftragt wurde, dem Landtage Bericht zu erstatten, ob die Fort- 
dauer der Subvention für die k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 
nothwendig ist. Der Landesausschuss forderte daher unter dem 9. De- 
cember d. J. von der Gesellschaft einen Bericht bezüglich dieses 
Auftrages ab. In der vom General-Secretär Wocel ausgearbeiteten, 
von der Gesellschaft am 9. Februar 1870 genehmigten Antwort wurde 
über die wissenschaftlichen Leistungen der Gesellschaft, so wie über 
das rasche Anwachsen ihres Wechselverkehres mit anderen gelehrten 
Vereinen und ihrer Bedürfhisse ausführlich berichtet und unter An- 
derem auch hervorgehoben, dass bei den vier 1866 — 1869 heraus- 
gegebenen Actenbänden das Schriftstellerhonorar allein die Summe 
von 3226 fl. ausmache, wovon 2150 fl. auf die deutschen, 850 fl. auf 
die böhmischen und 200 fl. auf die lateinischen Abhandlungen ent- 
fallen; die Eingabe schloss mit der Bitte, es möchte die Landes- 
subvention von 3000 fl. auf 4000 fl. erhöht werden. Der Landesvor- 



*) Diese Fassung hat der §. 20. der Statuten vom Jahre 1868; eine ähnliche 
Bestimmung war in allen früheren Statuten enthalten; sehr kategorisch 
lautet dieselbe in den ursprünglichen Satzungen von 1784, siehe S. 44, 
vergl. S. 193. — Ausser den im Text gelegentlich erwähnten FäUen könnten 
noch etwa vier, verschiedenen Gruppen angehörige ord. Mitglieder genannt 
werden, welche die Gesellschaftssitzungen vernachlässigten. Die fleissigsten 
Besucher der ordentlichen Sitzungen waren die beiden Präsidenten Palacky 
und Jirecek, die Generalsekretäre Wocel und KoHstka, die Classensekretire 
Tomek und Krejci, der Gassier Matzka, dann die Mitglieder Wenzig, Erben, 
Emier, Studnicka, A. äafahk und Löwe; Löwe hat wegen yorgerflckten 
Alters erst seit 1882 die Sitzungen nicht mehr zu besuchen vermocht - 
Von den ausserordentlichen Mitgliedern haben vier ihren Aastritt ans der 
Gesellschaft angezeigt, und zwar Victor L. Kitter von Zepharovich im 
6. März 1878, dann Gustav K. Laube, Heinrich Dur^ge and Moriz Viü- 
komm mittels einer gemeinschaftlichen Zuschrift vom 2. December 1884, 
sämmtlich ohne Angabe eines Grundes. 



LandessubTention. 257 

schlag fär 1871 konnte vom Landtage nicht festgestellt werden, 
i es wurde durch Landtagsbeschluss vom 8. November 1871 dem 
ddesausschusse eine Generalvollmacht ertheilt, bezüglich des Lan- 
ibudgets für 1871 diejenigen Vorsorgen zu treffen, welche im In- 
Bsse eines geregelten Landeshaushaltes sich als nothwendig her- 
isteilen werden. Auf Grund dieser Vollmacht und in Berücksich- 
mg der Eingabe vom 9. Februar 1870 fasste der Landesausschuss 
i Beschluss, die der Gesellschaft „aus Landesmitteln zu gewährende 
iressubvention auf 4000 fl. vorbehaltlich der nachträglichen Geneh- 
;ung des h. Landtages zu erhöhen, und wurde dieser Betrag auch 
das pro 1872 zusammengestellte Budget einbezogen" ; hievon wurde 
Gresellschaft mit Erlass vom 7. December 1871 verständigt*) Der 
igewählte Landtag beschloss jedoch am 3. Mai 1872, auf die Er- 
iimg der Subvention für die Gesellschaft nicht einzugehen, sondern 
[glich den bisherigen Jahresbeitrag von 3000 fl. in den Landes- 
anschlag für 1872 einzustellen. Auf Antrag des Gassiers Matzka 
cbloss die Gesellschaft im November 1872, eine Petition um Er- 
lung der Subvention durch den damaligen Universitätsrector Schier 
den Landtag zu richten, welcher jedoch die angesuchte Erhöhung 
ehnte. Die Gesellschaft wiederholte im März 1875 ihre Bitte um 



*) In der nächsten Gesellschaftssitzung am 10. Jänner 1872 beantragte Prä- 
sident Palacky gemeinschaftlich mit Tomek und Emier (in Übereinstimmung 
mit einem ähnlichen Vorgänge von 1858, siehe S. 209), es möchte der 
Fürst Georg von Lobkowic, welchem als damaligem Oberstlandmarschali 
man die Erhöhung der Subvention vornehmlich verdankte und welcher auch 
die Herausgabe eines griechisch-böhmischen Lexikons unterstützte, zum 
Ehrenmitgliede der Gesellschaft ernannt werden ; ein gleicher Antrag wurde 
von denselben Mitgliedern in Betreff des Grafen Heinrich von Glam Mar- 
tinic gestellt und damit motivirt, dass der Graf als langjähriger Präsident 
der Museumsgesellschaft und durch die auf seine Kosten veranstaltete Her- 
ausgabe der Reliquiae tabularum terrae sich um die Förderung der Wissen- 
schaft verdient gemacht hat. Beide Cavaliere wurden am 7. Februar 1872 
einstimmig zu Ehrenmitgliedern gewählt; anwesend waren: Palacky, Löwe, 
Tomek, Studniöka, Krejöi, Wenzig, Emier, Friö, Waltenhofen, EoHstka. 
Seither nahm die Gesellschaft keine neuen Ehrenmitglieder auf; die Zahl 
derselben sank in der Zeit 1866—1884 von 11 auf 6. — Zur Erklärung 
der im Texte weiter erzählten ungünstigeren Wendung sei bemerkt, dass 
der Landesausschuss mit dem Fürsten Georg Lobkowic an der Spitze aus 
einem Landtage hervorgegangen war, in welchem die den Ausschlag ge- 
benden Abgeordneten des Grossgrundbesitzes der sogenannten conservativen 
Partei angehörten, während in den 1872 neugewählten Landtag an deren 
Stelle die sogenannte liberale Partei des Grossgrundbesitzes kam, und die 
böhmisch-slavischen Abgeordneten sich absentirten. 

17 



258 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

Erhöhung der Landessubvention auf 4000 fl., ohne jedoch ein gün- 
stigeres Besultat zu erzielen. Bei Erledigung des Landesvoranschlages 
für 1879 fasste der Landtag den Beschluss, die der Gesellschaft bisher 
zugewendete Jahressubvention von 3000 fl. auf die Dauer von 6 Jahren 
(1879 — 1884) zu bewilligen. Über neuerliches Einschreiten der Ge- 
sellschaft, deren Verlegenheiten sich mehrten, wurde endlich die 
jährliche Dotation durch Beschluss des Landtages vom 3. August 1883 
auf 4000 fl. erhöht. 

Im November 1874 beschloss die Gesellschaft, sich auch bei 
der böhmischen Sparcassa um eine Unterstützung zu bewerben; in 
Folge dessen erhielt sie im März 1875 den Betrag von 400 fl., und 
das gleiche Geschenk wurde ihr auch in allen folgenden Jahren zn 
Theü. 

Die Subsidien der Gesellschaft reichten jedoch nicht einmal hin, 
um die im Jahre 1858 ins Auge gefassten Unternehmungen (s. S. 229) 
ins Werk zu setzen; und doch ist die VeröffenÜichung der Quellen 
zur Landesgeschichte eine der ersten Forderungen, welche man an 
ein Institut dieser Art in unserer Zeit stellt, weil ähnliche Publici- 
tionen ohne Inanspruchnahme eines öffentiichen Fonds kaum irgendwo 
zu Stande kommen können. In Betreff eines der Projecte vom J. 1858 
wurde die Gesellschaft ihrer moralischen Verpflichtung überhoben, 
indem Se. Exe. der Graf Heinrich Jaroslav von Clam Martinic k 
seltener Opferwilligkeit sich entschloss, die bedeutenden Kosten der 
Herausgabe der Beliquiae tabularum terrae aus Eigenem zu tragen.*) 
Die Gesellschaft unternahm die Herausgabe der Fortsetzung des von 
Erben begonnenen Begesten- Werkes, nachdem sich hiezu in der Person 
des Joseph Emier ein bereitwilliger Bearbeiter gefunden hatte; über 
Einschreiten der Gesellschaft bewilligte das k. k. Ministerium für 
Gultus und Unterricht zu diesem Behufe dreimal eine Subvention von 
je 600 fl. (im J. 1871,**) 1874, 1877), und der böhmische Landtag 
im J. 1880 eine ausserordentliche Unterstützung von 2000 fl. Dtf 
zweite Band der Begesta Bohemiae et Moraviae, welcher auf diese 
Weise zu Stande kam, kostete im Ganzen gegen 6000 fl. Als die 
Gesellschaft im Begriffe war, den dritten Band dieses Werkes erscheinen 



*) Bisher sind von diesem Werke zwei Quartbände erschienen, etwa zwei tt- 
dcre sollen noch nachfolgen; der Herausgeber ist Joseph Emier. 

**) Nach BewiUigung der ersten Subvention von 600 fl. beschloss die Gesell- 
schaft am 8. November 1871 ihren schriftlichen Dank dem Unterricliti- 
niinisterium, sowie auch dem abgetretenen Unterrichtsminister J. Jiredek, 
welchem die Subvention vorzugsweise zu verdanken sei, aaszadrflcken. 



Sabrentionen. Neaes Locale 1880. 259 

i lassen, wendete sie sich wieder an das k. k. Unterrichts-Mini- 
eiium mit einer Bitte um Ertheilung einer jährlichen Subvention, 
deren Erledigung mit Erlass vom 17. Februar 1883 zur Herausgabe 
» dritten Begestenbandes eine Subvention von 2400 fl. in vier 
khresraten zu 600 fl. bewilligt wurde. Auch zur Herausgabe der von 
mler gesammelten Urbarien erhielt die Gesellschaft 1881 vom k. k. 
Inisterium für Gultus und Unterricht eine Subvention von 500 fl. 
Das Gomit6 für naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens 
)stand 1874 der Gesellschaft einen Betrag von 200 fl. behufs Be- 
reitung der Druckkosten bei einer Abhandlung, welche Ottakar 
eistmantel über die Steinkohlenflora Böhmens verfasst hatte und 
ifanglich durch jenes Gomit6 veröffentlichen wollte. 

Das Stammcapital der Gesellschaft stieg in dieser Periode, theils 
fectiv, theils nur nominell, wieder um ein Bedeutendes. Zunächst 
Orden fOr den von S. M. dem Kaiser im Jahre 1866 gewidmeten 
etrag von 5000 fl. Pfandbriefe der böhmischen Hypothekenbank im 
ominalbetrage von 6000 fl. gekauft Bei den meisten auf Bealhypo- 
leken elocirten Gesellschaftscapitalien erzielte man 1871 eine neuer- 
che Zinserhöhung von 5% ^^ 6%. Die eben berfihrten Gapitalien 
nrden jedoch grösseren Theils allmählig eingezogen, und man legte 
ieselben in öffentlichen Greditpapieren an. Das Stammvermögen 
sr Gesellschaft betrug am Ende 1865 27.140 fl., am Ende 1866 
L944 fl., und stieg dann langsam, bis es am Ende 1880 die Summe 
an 37.670 fl., und am Ende 1881 die Summe von 40.636 fl. erreichte. 
on da an blieb es stationär; am 9. April 1884 wurde beschlossen, 
AS Stammcapital solle künftighin nicht unter 40.000 fl. betragen und 
omöglich in österreichischer Papierrente angelegt bleiben. 

Die im Jahre 1864 erwirkte Steuerfreiheit der Gesellschaft 
I. S. 210) gieng in diesem Zeiträume wieder verloren, und es wurde 
er Gesellschaft 1881 eine Aequivalentgebühr im jährlichen Betrage 
on 74 fl. 51 kr. auferlegt; nur bezüglich der Gesellschaftsbibliothek 
nrde die Gebührenfreiheit auch weiterhin anerkannt 

Zu den äusseren Merkmalen der kümmerlichen Existenz, in welche 
ie Gesellschaft nach dem J. 1848 gerieth, gehörte auch die wenig 
[iSsende Behmimng^ welche sie seit 1850 in der Zeltnergasse N. C. 
ßO — I besass. Daher bildete die Erwirkung eines besseren Locales 
ines der vornehmsten Desiderien der Gesellschaft, um so mehr, als 
ie Bibliothek in Folge des sich mehrenden Schriftenaustausches im 
Äten Wachsen begriffen war und die Zuwächse in der bisherigen 
Tohnung nicht gehörig untergebracht werden konnten. Als auf der 

17* 



260 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

oberen Neustadt die Herstellung eines neuen Gebäudes fttr die natur- 
wissenschaftlichen Institute der philosophischen Facultät in Angriff 
genommen wurde, bewarb sich die Gesellschaft 1874 um jene Loca- 
litaten, welche in Nr. 562 — I. nach der physikalischen Lehikanzd 
frei werden sollten. Nach drei Jahren wurden der Gesellschaft andm 
Localitäten, u. zw. im 2. Stock eines Nebenhauses nach dem Lehr- 
stuhle der Anatomie angeboten, welche jedoch unpassend befonda 
wurden. Endlich wurde in Folge der Eingabe vom 26. September 1874 
eine Localcommission für den 2. December 1879 angeordnet, welcbe 
für die Gesellschaft eine neue Ubication in den Universitätshiusen 
ausfindig zu machen hatte. Es wurden dabei zwei Wohnungen ans- 
gemittelt, von denen sich die Gesellschaft für die im 1. Stock i<n 
Buquoischen Hauses N. C. 562—1. gegen die Zeltnergasse zu liegende 
Localität entschied,*) in welcher bis dahin die juridische Staats- 
prüfungscommission amtirte. Das Ministerium für Cultus und Uote^ 
rieht hat am 6. Februar 1880 die Überlassung dieser Localitäten an 
die Gesellschaft genehmigt und später auch den zur Adaptirung de^ 
selben erforderlichen Kostenbetrag von 1080 fl. bewilligt Zur An- 
schaffung neuer Einrichtungsstücke erhielt die Gesellschaft tom böh- 
mischen Landtage eine ausserordentliche Subvention von 1000 fl. Mit 
der Adaptirung der neuen Localitäten wurde im September 1880 be- 
gonnen, und die Übersiedelung im October bewerkstelliget Die (n^ 
deutliche Sitzung am 13. October fand im böhmischen Museum statt; 
am 3. November 1880 hielt die Gesellschaft zum ersten Haie ihn 
Sitzung in den neuen Räumen ab, welche im Vergleiche zu den M- 
heren in jeder Beziehung passender sind und einen viel freundlichem 
Eindruck machen; wie der Präsident in dieser Sitzung constatirte, 



*) Der ZufaU wollte es, dass die Gcsellschaftsmitglieder zu der für den a. DeCi 
1879 anberaumten ordentlichen Sitzung nicht in genügender Anzahl n- 
sammenkamen, daher musste die Beschlussfassung über die Annahme der 
neuen Wohnung (wie im J. 1849) durch schriftlichen Umlauf eingeldM 
werden. Die Gesellschaft hätte noch immer die seit 1874 angestrebtes 
Räumlichkeiten im 1. Stockwerke des Ilauses N. C. 562—1. (gegen des 
Obstmarkt zu) vorgezogen; da dies jedoch bei der im December 1879 statte 
gefundenen commissionellen Berathung nicht zu erlangen war, so wurde der 
Generalsecretär zur Annahme der im Texte bezeichneten, in demselben 
Hause bei der Zeltnergasse gelegenen Localität beYoUm&chtigt; aofdea 
Umlaufsbogen vom 3. Dec. haben sich mit dem Vorschlage eiuTerstandei 
erklärt Waltenhofen, Kofistka, §afafik, Emier, Studniöka, Celakovsky, Frii, 
Hasner, Gindely, Randa, Stein, Höfler, Löwe, Matzka und Kylcala; Mach 
als damaliger Universitätsrektor enthielt sich der Abstimmung. 



Staatsdotation. 261 

tte sieb der Generalsecretär Koiristka das grösste Yerdieust um 
» Erlangung des neuen Gesellschaftslocals erworben. 

Selbst mit den angeführten regelmässigen und ausserordentlichen 
bventionen konnte die Gesellschaft nicht allen Anforderungen ge- 
gen. Die letzteren stiegen namentlich auch deswegen, weil mit der 
Organisation der technischen Hochschule, wobei fast alle Lehr- 
genstande doppelt, d. h. mit deutschen und böhmischen Professoren 
r Besetzung kamen (1863), und durch Creirung von böhmischen 
turwissenschaftlichen Lehrkanzeln an der philosophischen Facultät 
$71) die Anzahl wissenschaftlicher Arbeitskräfte in Prag sich mehrte, 
iche ihre Arbeiten dieser Gesellschaft zur Veröffentlichung anboten. 
iher wurden in den letzten Jahren namentlich naturwissenschaftliche 
>handlungen in grösserer Anzahl vorgelegt, als die Gesellschaft in 
re Schriften aufisunehmen im Stande war; der Cassier Matzka, 
sicher jede Schmälerung des Cassastandes verhüten wollte, meldete 
\ schon in der Julisitzung, dass in dem betreffenden Jahre nichts 
Ar zur Drucklegung angenommen werden könne, wenn die Jahres- 
chnung nicht mit einem Deficit, was mitunter auch geschah, schlies- 
Q soll. Dass die culturellen Bedürihisse, welche die Gesellschaft 
rtritt, auch in der Folgezeit sich steigern werden, liess sich mit Ge- 
ssheit voraussehen.*) Daher beschloss die Gesellschaft am 7. Januar 
i80 über Antrag ihres Präsidenten, an Se. Majestät den Kaiser 
1 Gesuch zu richten, in welchem mit Hinweis auf den Ursprung, 
s historische Entwickelung, die wissenschaftlichen Leistungen und 
B Bedeutung der Gesellschaft für die Pflege der Wissenschaften in 
ihmen die Bitte gestellt wurde, dieser Gesellschaft eine ähnliche Be- 
ndlung und Unterstützung angedeihen zu lassen, wie sich deren 
it 1871 die Krakauer Akademie der Wissenschaften erfreut Dieser 
hritt fühlte seither zu dem Resultate, dass unserer Gesellschaft 
le jährliche Staatssubvention von 5000 fl. zugesichert wurde. Das 
atthaltereiintimat, mit welchem die betreffende kaiserliche Ent- 
lüiessung der Gesellschaft mitgetheilt wurde, hat folgenden Wortlaut : 

An das geehrte Präsidium der königlich böhmischen Gesellschaft der 
issenschaften in Prag. 

Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent- 
iliessnng vom 15. August 1883 der königlich böhmischen Gesellschaft 



*) Die Erweiterung der Prager Universität im Sinne der sprachlichen Gleich- 
berechtigung war in Vorbereitung begriffen und wurde durch Theilung der 
Hochschule in eine deutsche und böhmische 1SS2 ins Werk gesetzt 



262 Geschichte der Oesellschaft 1867—1884. 

der Wissenschaften in Prag zur Forderung ihrer wissenschaftlichen Zwecke 
eine jährliche Staatssnbvention von fünf Tausend Onlden yom Jahre 1885 
angefangen vorbehaltlich der yerfassongsmässigen Genehmigung huld?oUst 
zu bewilligen geruht 

Hievon beehre ich mich, in Gemässheit des Erlasses Sr. ExceUmi 
des Herren k. k. Ministers für Cultus und Unterricht vom 22. August 1883 
Z. 858, das geehrte Präsidium in Erledigung des von der konisch böh- 
mischen Gesellschaft der Wissenschaften überreichten Majest&tsgesnches 
vom 14. März 1880 in Eenntniss zu setzen. 

Prag am 29. August 1883. 

Kraus FBfL. mp. 

Mit dieser erfreulicheren Perspective in die Zukunft *) verlassen 
wir das Gebiet der Gesellscbaftsfinanzen und wenden uns ihren PMir 
cationen zu. Rücksichtlich der Actenbände wurde am 6. Joni 1866 
beschlossen, künftighin nicht erst in zwei Jahren, wie es vordem zu 
geschehen pflegte, sondern in jedem Jahre einen Band herauszugeben. 
Dieser Beschluss wurde jedoch nur in den nächsten vier Jahren ein- 
gehalten; in der Folge erschienen Actenbände mitunter auch f&rje 
zwei Jahre, dafür wurden sie aber immer voluminöser. Im Ganzen 
erschienen für die 18 Jahre 1867 — 1884 zwölf Actenbände, welche 
zusammen als die sechste Folge der Abhandlungen bezeichnet werden. 
Jede Abhandlung hat ihre eigene Pagination. Anfänglich wurde jede 
Abhandlung in der Regel nur in 250 Exemplaren gedruckt; erst am 
3. November 1869 beschloss man, die Auflage auf 300 Exemplare zu 
vermehren, und durch einen weiteren Beschluss vom 1. März 1876 
wurde dieselbe auf 400 erhöht ; davon erhält der Verfasser 25 Exem- 
plare, die übrigen sind theils für die Actenbände, theils zur einzel- 
weisen Vertheilung und eben solchem Verkaufe bestimmt. 

Das Honorar für die Abhandlungen wurde durch Beschluss vom 
6. Juni 1866 von 20 auf 25 fl. für den Druckbogen erhöht, mit der 
Beschränkung, dass die Abhandlungen höchstens 10 Druckbogen um- 
fassen und davon nur 6 Bogen honorirt werden sollen. Für Urkunden- 
abschriften wurde das Honorar von 10 fl. beibehalten. Die Beschlüsse, 
welche man betreffs des Honorars für Nichtmitglieder zu verschiedenen 
Zeiten fasste, sind einander nicht conform und die Praxis war auch 
nicht immer gleich. 



*) Die Subvention von 5000 fl. erscheint thatsächlicb in dem ver&SBungsmässig 
zu Stande gekommenen Staatsvoranschlage fOr 1886. 



PubUcationen. 263 

Die Sitzungsberichte nahmen an Umfang stets zu; ihre Auflage 
rde durch Beschluss vom 1. März 1876 von 300 auf 400 Exem- 
re erhöht. Das Honorar für die darin abgedruckten Aufsätze he- 
gt 16 fl. für den Druckbogen; einem am S.Jänner 1873 gefiassten 
Schlüsse zu Folge soll ein einzelner Vortrag nicht mehr als einen 
uckbogen ausfäUen, und der Yerfstöser hat das Manuscript binnen 
Tagen nach abgehaltenem Vortrage dem Classensecretär zur Druck- 
HDg zu übergeben. 

Die Jahresberichte erschienen seit 1866 nicht mehr bei den 
Zungsberichten, sondern bei den Actenbänden, bis sie davon 1876 
3der getrennt und in besonderen Heften in 8^ herausgegeben wurden. 
3selben enthalten ausser dem jährlichen Geschäftsberichte den 
rsonalstand der Gesellschaft, das Verzeichniss der Institute, mit 
lohen die Gesellschaft im Schriftenaustausche steht, seit 1876 auch 
len Bericht über die öffentliche Jahressitzung sammt den dabei ge- 
tenen Vorträgen, öfters auch die Gesellschaftsstatuten; auch kurze 
krologe verstorbener Mitglieder,*) und einem am 10. October 
77 gefassten Beschlüsse zu Folge vollständige Verzeichnisse von 
blicationen einzelner Mitglieder gelangen bei dem Jahresberichte 
r Veröffentlichung. 



*) Grössere Biographien hervorragender MitgUeder yermochte die GcseUschaft 
in dieser Periode nicht zu. erlangen, obwohl sie darauf bedacht war. Dem 
SitzangsprotokoU Yom 5. November 1873 zu Folge wurde gehofft, Krejöi 
werde die Biographie Purkyn^'s, und das ausserordentliche Mitglied Zeleny 
die Biographie K. J. Erben's schreiben; laut Protokoll vom 6. Juli 1876 
übernahm J. Jireöek die Verfassung einer Biographie Palacb^'s, Adalbert 
äafahk sollte die Biographie seines Vaters, und Emier diejenige Erben's 
besorgen. Keine von diesen Lebensbeschreibungen kam bis jetzt auf diese 
Weise zu Stande. Für die beabsichtigte Biographie Palacky's, welche sich 
nur auf die Würdigung seiner wissenschaftlichen Thätigkeit zu erstrecken 
hat, bisher jedoch wegen anderer Aufgaben von dem Verfasser nicht zum 
Abschluss gebracht wurde, Uess die Gesellschaft 1876 ein Portrait Palacky's 
in Heliogravüre bei Leth in Wien in 400 Exemplaren verfertigen. Wenzel 
Zeleny, von welchem wir eine umfangreiche, sehr gelungene Biographie 
Joseph Jungmann's besitzen (herausgegeben von der Matice Geskä 1873), 
starb leider schon am 5. April 1875, bevor er die beabsichtigte Biographie 
Erben's ausführen konnte. Grössere Biographien, als diejenigen im Slovnik 
Nauöny oder in anderen Lexicis sind, schrieb über Paul J. ^afahk J. Ji- 
reCek in der Österr. Revue 1865, über äafarik und Erben der mährische 
Landesarchivar V. Brandl in der Zeitschrift Svötozor 1881, 1883. Eine 
kurzgefasste Biographie Palacky's von J. Kalousek wurde 1876 der neuesten 
Ausgabe der Döjiny närodu öesk^o vorangestellt. 



264 Geschichte der Oesellschaft 1867—1884. 

W. W. Tomek's Zäklady star^ho mfstopisu PraSsk^ho erschienen 
partienweise 1865 — 1875 ausserhalb der Actenbände, jedoch in 
gleichem Quartformate ; nach Beschluss vom 4. December 1878 wurde 
aus einer Anzahl Exemplare des ganzen Werkes ein neuer Actenband 
gebildet und als 15. Band der Y. Folge bezeichnet» um an diejenigen 
Gesellschaften vertheilt zu werden, welche den 14. Band der Y. Folge 
vom Jahre 1866 erhalten hatten. 

Die historische Karte von Böhmen, welche Palackf 1847 ent- 
worfen hatte (siehe S. 199), blieb lange Zeit im Kupferstich un- 
vollendet liegen, obwohl deren YervoUständigung in den Jahren 
1850—1861 im Schosse der Gesellschaft wiederholt angeregt wurde.*) 
Am 8. April 1874 brachte Emier die Sache wieder zur Sprache, 
worauf man das ausserordentliche Mitglied Joseph Kalousek zurYw- 
vollständigung der Karte und zur Yerfassung eines zugehörigen Text- 
heftes auflForderte. Der Kupferstecher des k. k. militär-geographischen 
Institutes in Wien A. Knore übernahm 1875 die YoUendung der 
Kupferplatte um 200 fl. Im Ganzen wurden 750 Exemplare der Karte 
abgezogen, wovon die Gesellschaft 330 für ihre Schriften behielt und 
die übrigen 420 Exemplare an das archäologische Comit6 des böh- 
mischen Museums um den Kostenpreis überliess. 

Betreffs der Regesta Bohemiae et Moraviae beschloss die Ge- 
sellschaft am 3. Mai 1871, die von Emier bearbeitete Fortsetzung 
dieses Werkes als eine besondere Publication ausserhalb der Acten- 
bände herauszugeben.**) Der zweite Band erschien in 9 Lieferungen 
1872 — 1882, und wurde, so wie der erste von K. J. Erben bearbeitete 
Theil, in 300 Exemplaren gedruckt; das Honorar wurde mit 10 fl. 
für den Druckbogen bestimmt. Der dritte Theil der Regesten wird 
gemäss Beschlusses vom 7. Februar 1883 in 500 Exemplaren auf- 
gelegt und erscheint in Lieferungen von je 20 Bogen. 



*) Am 6. Februar 1860 meldete Palacky, er beabsichtige statt der kirchlichen 
Eintheilung Böhmens im XTV. Jahrhundert ein geographisch-historisches 
Bild von Böhmen in jener Zeit sammt Karte zu yerfaesen und in zwei 
Jahren herauszugeben; zum 4. November 1854 übergab er jedoch die un- 
vollendete Kupferplatte an die Gesellschaft; darauf woUte Tomek die Karte 
vervoUst&ndigen, stand jedoch von diesem Vorhaben am 6. Dec d. J. ab. 
Auch am 2. Jänner 1856, 7. Juli 1858 und 6. Februar 1861 wurde diese 
Angelegenheit erfolglos movirt. 
**) Unter einem wurde beschlossen, von den Hinterbliebenen des verstorbenen 
K. J. Erben 120 Exemplare des ersten Regestenbaades zu 4 fl. für die Ge- 
sellschaft zu erwerben. 



Publicationen. Böhmische Sprache. 265 

Die ebenfalls ausserhalb der Actenbftnde erschienene Quellen- 
kunde der böhmischen Literaturgeschichte von Hanuä wurde 1868 in 
300 Exemplaren, und Emler's Urbariensammlung 1881 in 500 Exem- 
plaren gedruckt. — Femer verlegte die Gesellschaft eine Sammlung 
rechtshistorischer Quellenschriften aus dem 14. Jahrhundert, welche 
ihr von dem correspondirenden Mitgliede Hermenegild Jireiek über- 
geben wurde; dieselbe führt den Titel: Codex juris Bohemici, tomi 
n. pars altera, und wurde 1869 in 400 Exemplaren gedruckt, wovon 
325 dem Hemusgeber statt eines Honorars ausgefolgt wurden. 

Mehr als einmal wurde die Gesellschaft genöthigt, einzelne Werke, 
welche ihr zur Veröffentlichung vorgelegt wurden, aus dem Grunde 
zurückzuweisen, weil ihr die nöthigen Geldmittel mangelten. Im An- 
&nge des Jahres 1877 wollte Gindely die Fortsetzung des Mars 
Moravicus von Thomas Pelina herausgeben, welche die Geschichte 
der Jahre 1526 — 1632 in sich schliesst und namentlich für die letzten 
24 Jahre eine Menge sehr' werth voller Nachrichten bringt ; *) Gindely 
selbst sah sich jedoch bemüssigt, den Antrag zurückzuziehen. Zwei 
Jahre später musste die Gesellschaft aus dem gleichen Grunde eine 
lateinische Lebensbeschreibung Georgs von Martinic zurückstellen, 
welche ihr von ihrem auswärtigen Mitgliede Beda Dudlk zur Ver- 
öffentlichung vorgelegt worden war. — Derselbe Grund erklärt auch 
den Beschluss, welcher am 11. Jänner 1882 anlässlich der Druck- 
legung der von Höfler vorgelegten Spanischen Regesten von 1515 
bis 1520 gefasst wurde und dahin geht, dass „künftighin von der k. 
böhm. Gesellschaft nur solches Quellenmateriale publicirt werden solle, 
welches die Geschichte von Böhmen und Oesterreich betrifft." 

Die Anzahl der wissenschaftlichen Gesellschaften und Institute, 
mit welchen unsere Gesellschaft in wechselseitigem Schriftenaustausche 
steht, hat sich während dieser Periode verdoppelt, und betrug zu- 
letzt gegen 250. 

In Folge der principiellen Gleichberechtigung beider Landes- 
sprachen, welche in der vorigen Periode zur Anerkennung gelangte, 
machte die Anwendung der böhmischen Sprache auch in diesem letzten 
Zeitabschnitte einige Fortschritte; doch behielt die deutsche Sprache 
immer die Oberhand. Nach Aussen hin trat die Gesellschaft als eine 
paritätisch zweisprachige auf; die Statuten wurden in beiden Sprachen 
abgefasst und genehmigt, in den öffentlichen Jahres-Sitzungen wurden 
in beiden Sprachen Vorträge gehalten ; der Haupttitel in den Sitzungs- 



*) Siehe darüber Gindely's Vortrag in den Sitzungsberichten für 1877 S. 8—11. 



266 Geschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

berichten ist zweisprachig seit 1873, in den Actenbänden seit 1882. 
In dem inneren Yereinsleben sowie in wissenschaftlichen Arbeiten 
konnte sich selbstverständlich jedes Mitglied deijenigen Sprache be- 
dienen, welche es vorzog. In den ordentlichen Sitzungen jedoch 
wurden die Debatten und Protokolle bis zum Jahre 1882 blos in 
deutscher Sprache geführt. Am 1. Jänner 1882 wurde in dieser Be- 
ziehung eine Neuerung eingeführt, über welche das Sitzungsprotokoll 
Folgendes meldet: „Der Generalsecretär ersucht, dass, nachdem in 
den Sitzungsberichten Auszüge aus den Protokollen der ordentUchen 
Sitzungen in deutscher und böhmischer Sprache seit einer Reihe von 
Jahren publicirt werden, es nothwendig erscheine, dass dem deutschen 
Protokolle stets auch eine authentische Übersetzung in böhmischer 
Sprache beigefügt werde, aus welcher dann diese Auszüge mit grösserer 
Genauigkeit als bisher angefertigt werden könnten. Diesem Wunsche 
wird willfahrt, und hat der Generalsecretär von heute ab für die 
Ausführung Sorge zu tragen." Seit dieser Zeit fertigt der General- 
secretär die Sitzungsprotokolle in deutscher Sprache aus, wie früher, 
und veranlasst deren Übersetzung ins Böhmische. 

In den Actenbänden sowie in den Sitzungsberichten behielt die 
deutsche Sprache immer ein bedeutendes Übergewicht In den 12 
Actenbänden, welche für die Jahre 1867 — 1884 erschienen sind, ver- 
öffentlichte die philosophisch-historisch-philologische Classe im Gttnzen 
28 deutsche und 19 böhmische Abhandlungen ; von der mathematisch- 
naturwissenschaftlichen Classe finden wir 67 deutsche und nur 3 böh- 
mische Abhandlungen, welche letztere in den letzten zwei Bänden 
enthalten sind. Daher bringt die ganze VI. Folge der Abhandlungen 
zusammen 95 deutsche und 22 böhmische Abhandlungen; ausserdem 
kommen zwei lateinische und ein polnischer Aufsatz vor, die sämmtüch 
der historisch-philologischen Classe angehören. Unter den Arbeiten 
der naturwissenschaftlichen Classe bleiben dabei die ombrometrischen 
Jahresberichte ausser Betracht.*) Das grosse Regestenwerk wird latei- 
nisch redigirt. In der ordentlichen Sitzung vom 6. Juni 1883 schlug 
Ladislav Celakovsky vor, „es möge jenen Autoren, welche Abhand- 
lungen mathematisch-naturwissenschaftlichen Inhaltes in den Acten- 



*) Dieselben erscheinen unter Studniöka's Kcdaction seit 1876 in den Acten- 
bänden; die ersten drei Jahrgänge sind deutsch abgefasst, später erhielten 
alle Rubriken zweisprachige Bezeichnungen. Die Gesellschaft flberlässt Ton 
den ombrometrischen Berichten 300 Exemplare an die dnich den böh- 
mischen Landtag eingesetzte hydrographische Gommision gegen einen fixen 
Geldbetrag. 



Deutsche und böhmische Sprache. 267 

Süden in böhmischer Sprache publiciren, gestattet sein, ein kurzes 
lesamö des Inhaltes, oder wo dies hinreichen sollte, eine Erklärung 
er Tafeln in deutscher Sprache hinzuzufügen. ** Dieser Antrag wurde 
nter gewissen Einschränkungen genehmigt*) 

Betreffs der sonstigen Thätigkeit der Gesellschaft mögen noch 
}lgende Einzelheiten erwähnt werden. Dem ordentlichen Mitgliede 
idalbert äaÜEdPfk wurde am 4. Februar 1874 ein Beitrag von 400 fl. 
ehufis Anschaffung von astronomischen Instrumenten gewährt, welche 



*) Die hier und ohen S. 228 angefahrten Thatsachen werden zur richtigen Wür- 
digung jenes Vorwurfes genügen, welcher in einem yon der Bohemia am 
28. NoTember 1884 gebrachten Artikel erhoben wurde und dahin lautet, 
die GeBellschaft habe, weil in ihren Abhandlungen und Sitzungsberichten 
die böhmische Sprache neben der deutschen zur Anwendung komme, „in 
den letzten 20 Jahren auf den Nutzen der Publicität zu Gunsten der na- 
tionalen Propaganda yerzichtet." Nach der weiteren Behauptung des be- 
rührten Aufsatzes ,,fand es die Gesellschaft in den letzten 20 Jahren fdr 
gut, durch die Zulassung der öechischen Sprache zu den Vorträgen und 
Verhandlungen in den Sectionssitzungen jenen Theil der Prager Gelehrten- 
welt, welcher der öechischen Sprache nicht mächtig ist, Yon der Theil- 
nahme an diesen Sectionssitzungen auszuschliessen.*' Bekanntlich fanden 
böhmische Vorträge seit 1850 und theilweise schon seit 1840 statt, ohne 
dass die deutschen Mitglieder sich dadurch als ausgeschlossen angesehen 
hätten. Jcdenüälls inyolvirt die Forderung, die böhmische Gesellschaft der 
Wissenschaften habe Vorträge nur in der einen Landessprache zuzulassen 
und in der anderen Landessprache abgefasste Abhandlungen zurückzuweisen, 
eine unduldsame nationale Exclusivität, welche in dieser GeseUschaft schon 
darum keinen Raum finden kann, weil für sie seit 1837, beziehungsweise 
1849, nach ihren Statuten (s. S. 172 und 214) der echt wissenschaftliche 
Grundsatz maassgebcud ist, dass Abhandlungen sowohl in deutscher, als 
in slavischer, lateinischer, französischer, italienischer und englicher Sprache 
yeröfiPentlicht werden können. Rücksichtlich eines dritten Vorwurfes, dass 
die Gesellschaft in den letzten 20 Jahren mehr böhmische als deutsche 
Gelehrte zu ihren Mitgliedern gewählt hatte, wurde schon in der Polüik 
vom 29. November 1884 mit Recht erwiedert, dass „seit der Gründung der 
kais. Akademie der Wissenschaften in Wien viele deutsche Mitglieder der 
böhmischen Gesellschaft ihre Arbeiten mit Vorliebe an die Wiener Aka- 
demie gesendet und auch die jüngeren deutschen Gelehrten Prags an- 
gehalten haben, das Gleiche zu thun. Nun wird es doch Jedermann na- 
türlich finden, dass eine wissenschaftliche Gesellschaft, die nur durch eine 
werkthätige Theilnahme ihrer Mitglieder existiren kann, solche Persönlich- 
keiten in erster Linie berücksichtigen wird und muss, welche fdr sie eine 
Theilnahme zeigen, nicht aber solche, die sich um dieselbe gar nicht 
kümmern, und von denen eine Mitarbeiterschaft gar nicht erwartet werden 
kann, und selbst wenn diese letzteren Personen Gelehrte ersten Ranges 
wären." 



268 Geschichte der Oesellschaft 1867—1884. 

er zur FortBetzung seiner selenograpbischen Beobacbtungen benö- 
thigte.'*') — Im J. 1878 subventionirte die Gesellscbaft mit 200 fl. 
die Herausgabe einer Monographie der Enchyträiden Yon Franz 
Vejdovsk]^. 

Die Berechtigung der ordentlichen Mitglieder, an österreichischen 
Universitäten öffentliche Vorträge zu halten (siehe S. 205), gieng in 
dieser Periode verloren, indem das k. k. Ministerium f&r Cultus und 
Unterricht durch eine Verfügung vom 19. März 1872 den §• 12 des 
Ministerialerlasses vom 19. December 1848 ausser Kraft setzte.**) 
Soviel mir bekannt ist, wurde diese Befugniss nur von Einem Mit- 
gliede unserer Gesellschaft thatsächlich benfitzt; Wenzel Hanka las 
nämlich auf Grund derselben vom Jahre 1848 ange£angen bis zu 
seinem Tode fiber slavische Sprachen als Privatdocent an der Prager 
philosophischen Facultät. 



*) Siehe SafaHk's astronomische Aufsätze und Mittheilungen in den Sitzungs- 
berichten 1873 und 1879, sowie im Casopis C. Miisca 18G5. 

**) Die Beseitigung des erwähnten Privilegiums war schon einmal froher in 
Anregung gebracht worden. Im Jänner 1864 wurde in öffentlichen Blättern 
ein ordentliches Mitglied unserer Gesellschaft genannt, welches im Profes- 
soren-CoUegium der Prager philosophischen Facultät ein darauf absielendes 
Ministerialgesuch beantragt und durchgesetzt haben soll. Die aus diesem 
Anlasse im Schosse der Gesellschaft entstandenen Zerwürfnisse haben damals 
mit einer Ministerialeingabe ihren Abschluss gefunden, in welcher die Ge- 
sellschaft die Hoffnung aussprach, „das hohe k. k. Ministerium werde dem, 
jedenfalls nicht im Interesse der Lehrfreiheit gestellten Antrage des philo- 
sophischen ProfessorencoUegiums kein Gehör geben, ohne der ergebenst 
gefertigten Gesellschaft Gelegenheit gewährt zu haben, auch ihrerseits die 
etwa erforderliche Äusserung abzugeben/ Dieses Ministerialgesuch wurde 
am 2. März 1864 mit Stimmeneinhelligkeit zum Beschlüsse erhoben, wobei 
auch sämmtUche vier Gesellschaftsmitglieder sich betheiligten, denen man 
eine Mitwirkung bei jenem Antrage des philosophischen ProfessorencoUe- 
giums zumuthen zu können geglaubt hat. Die Aufhebung des Privilegiams 
erfolgte 1872 ohne vorgängige Einvernehmung dieser Gesellschaft. In den 
ersten Monaten 1872 war die Wahl Wenzel Nebesk^'s zum ordentlichen 
Mitgliedc im Zuge, und die erfinderische Fama schrieb demselben die Ab- 
sicht zu, er wolle über böhmische Literaturgeschichte an der Universität 
dociren; diese nicht bestandene Absicht wurde als nächste Veranlassung 
der Ministerialverfügung vom 19. März 1872 angesehen. Thatsächlich hat 
aber Joseph Emier Vorlesungen über Paläographie und Heraldik an der 
Universität für das Sommersemester 1872 auf Grund der Gesellschafts* 
befugniss angekündigt; als diese ausser Kraft gesetzt wurde, habilitirte er 
sich sogleich zum Privatdocenten der historischen BiilGswissenschaften in 
der gewöhnlichen Weise und docirte schon im Wintersemester 1878-3. 



Einzelheiten. 269 

Als im deutsch - französischen Kriege Paris belagert wurde, 
schloss die Gesellschaft am 2. November 1870 an den k. k. Staats- 
nister Grafen Alfred Potocki das Bittgesuch zu richten, „die k. k. 
gierung möge im Vereine mit den übrigen neutralen Mächten mit 
rafring auf die Genfer Convention die zweckdienlichen diplomati- 
len Schritte einleiten, um die verderbendrohende Katastrophe von 
1 wissenschaftlichen und Kunstanstalten der Metropole Frankreichs 
Euwenden."*) Die Antwort des österreichischen Ministerpräsiden- 
I, welche durch ein Statt halterei-Intimat vom 13. November 1870 
rablangte, lautete dahin: die Genfer Convention beziehe sich nur 
f die Sanitätspflege, und demnach könne „das k. u. k. Ministerium 
3 Äussern nicht glauben, durch ämtliche Schritte den angestrebten 
reck erreichen zu können ; womit selbstredend nicht ausgeschlossen 
, dass ein Institut, wie die löbliche königl. böhmische Gesellschaft 
r Wissenschaften, durch einen Appell an die öffentliche Meinung 
zu beitragen könnte, das allgemeine Interesse an der Erhaltung 
r Pariser Sammlungen rege zu erhalten.* 

Im Jahre 1878 wurden 21 alte böhmische Handschriften, welche 
dreissigjährigen Kriege nach Schweden gekommen waren, durch 
»rvention Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph wieder repatriirt 
d dem mährischen Landesarchive einverleibt; unsere Gesellschaft 
htete unter dem 3. Juli 1878 aus diesem Anlasse eine Danksa- 
Qgsadresse an Se. Majestät. 

Philipp Öermäk, Pfarrer in Liboch, widmete ein Capital von 
.000 fl. zu dem Zwecke, dass aus dessen Ertrage Prämien und 
3ise fär die besten Leistungen in der böhmischen, sowohl schönen 
auch wissenschaftlichen Literatur ertheilt werden; in die Jury, 
Iche seit 1879 in dieser Angelegenheit alljährlich zusammen zu 
ten hat, wählt unsere Gesellschaft ein Mitglied. 

Das Ehrenmitglied Fürst Georg von Lobkowic übergab am 
April 1884 an die Gesellschaft einen Betrag von 2000 fl. mit der 



*) Die Gesellschaft schloss sich durch diese Eingabe einem ähnlichen Ge- 
suche an, welches Fürst Georg Lubomirski Namens des Ossolinskischen 
Institutes in Lemberg an die k. k. österreichische Regierung richtete und 
unter dem 22. October 1870 unserer Gesellschaft zur Unterstützung mit* 
theilte. Die Dubliner üniyersität und die königlich Irische Akademie sahen 
sich im November d. J. veranlasst, ähnliche Schritte bei der britischen 
Regierung zu thun und unserer Gesellschaft mitzutheilen; in den beiden 
Dubliner Adressen wurde auf die damals erfolgte Vernichtung der Strass- 
burger Bibliothek hingewiesen. 



I 



270 Oeschichte der Gesellsdiaft 1867^1884. 

Bestimmung, derselbe solle als Honorar dem Schriftsteller zu Theil 
werden, welcher in einer bestinmiten Frist ein pragmatisches Werk 
über die historische Entwickelung des Agrarrechtes und der Social- 
yerhältnisse der bäuerlichen Bevölkerung in Böhmen seit dem XVL 
Jahrhundert bis zur Gegenwart veröffentlichen würde; die Bestim- 
mung der näheren Modalitäten wurde vom Spender der Gesellschaft 
anheim gestellt. Die Gesellschaft fasste mit Zustinmiung Seiner Durch- 
laucht am 2. Juli d. J. den Beschluss, mit der Abfassung der ver- 
langten Schrift das ausserordentliche Mitglied Joseph Ealousek zu 
betrauen. 

In dieser Periode betheiligte sich die Gesellschaft auch an 
mehreren Festlichkeiten, welche theils zu Ehren wissenschaftlicher 
Koryphäen veranstaltet, theils von wissenschaftlichen, mit dieser 
Gesellschaft befreundeten Instituten zur Gedenkfeier ihrer vor 100, 
50 oder 25 Jahren geschehenen Gründung abgehalten wurden. Auch 
Einladungen zur Beschickung wissenschaftlicher Gongresse kamen 
öfter als vormals vor. Im J. 1868 wurden in Prag selbst drei solche 
Feiern abgehalten ; von der Gesellschaft wurde damals dem Historio- 
graphen Franz Palacky eine von 16 Mitgliedern unterzeichnete Glück- 
Wunschadresse zu seinem 70. Geburtstage überreicht, bei der 5Qjäh- 
rigen Jubelfeier des böhmischen Museums wurde die Gesellschaft 
durch Löwe vertreten, und dem greisen Physiologen Johann Purkyni 
gratuliil« die Gesellschaft durch ihr Bureau zu seinem öQjährigen 
Doctorjubiläum.- Im J. 1873 betheiligte sich die Gesellschaft durch 
eine Deputation an der von der Stadt Prag veranstalteten Jungmann- 
Feier, und 1878 bei der 500jährigen Gedenkfeier des Sterbetages 
Kaiser KarFs IV. legte der Präsident einen Lorbeerkranz am Monu- 
mente des grossen Gönners der Wissenschaften nieder. In mehreren 
Fällen war die Gesellschaft auch bei ähnlichen Anlässen in anderen 
Städten und Ländern durch ihre Mitglieder vertreten, die jedoch, 
mit Ausnahme eines einzigen Falles, keinen Beitrag zu ihrer Heise 
von der Gesellschaft erhielten. In dieser Weise war 1874 Emier bei 
der Eröffnungsfeier der Franz - Joseph - Universität in Agram, 1876 
Alfred Ludwig bei dem Orientalisten - Gongresse in St. Petersburg, 
1877 das ausserordentliche Mitglied Moriz Willkomm bei dem inter- 
nationalen Gongresse der Botaniker in Amsterdam, 1879 Joseph Ji- 
reöek bei der Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshause Roki- 
tansky 's in Königgrätz, 1881 Anton Fric bei dem Gongresse polnischer 
Naturforscher und Ärzte in Krakau, und Karl Kofistka bei der 25jÄh- 
rigen Jubelfeier der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien, 1883 



Jubelfeier 1884. 271 

ikovsk]^ und Erej£f bei der Feier am Geburtshanse des Botanikers 
ipp M. Opiz in Caslau, und 1884 vertrat der Präsident Jirecek 
Gesellschaft bei dem Leichenbegängnisse des Präsidenten der unga- 
den Akademie der Wissenschaften Grafen Melchior Lönyay in 
apest In zehn anderen Fällen drückte die Gesellschaft durch 
iftliche Glückwünsche und Begrüssungen ihre Theilnahme an den 
bärtigen Feierlichkeiten und Congressen aus. 
Eine solche Feier rückte auch für unsere Gesellschaft heran. 

10. Jänner 1883 machte der Generalsecretär darauf aufmerksam, 
} die Gesellschaft nach ihrer Bestätigung durch Kaiser Joseph II. 
4. December 1784 ihre erste Sitzung gehalten habe, und stellte 

Antrag, die Feier ihres lOQjährigen Bestandes festlich zu be- 
^.*) Das Programm der beschlossenen Jubelfeier wurde am 
^OTember 1883 festgestellt. Unter Anderem wurde beschlossen, 
) Geschichte der Gesellschaft zu veröffentlichen; zur Verfassung 
selben wurde Joseph Kalousek für den allgemeinen und für den 
orisch-philologischen Theil, und Johann Krejcf für den mathe- 
isch-naturwissenschaftlichen Theil gewählt; da jedoch der letztere 
der beabsichtigten Arbeit durch Kränklichkeit gehindert wurde, so 
de dieselbe im Juni 1884 Franz Studniika übertragen. Auch 
licirte die Gesellschaft ein von Georg Wegner zusammengestelltes 
eralregister zu sämmtlichen von der Gesellschaft seit ihrem Be- 
ide herausgegebenen Schriften, sowie ein alphabetisches Yerzeich- 

sämmtlicher Mitglieder, die sie seit 1784 gehabt hat. 

Die feierliche öffentliche Sitzung, welche zum lOQjährigen Jubi- 

Q veranstaltet wurde, fand am 6. December 1884 im neuen Siz- 

^ssaale des Stadtverordneten - Collegiums im Altstädter Kathhause 

t. Die Zusammenkunft, zu welcher sich ausser den Mitgliedern 



^) Schon im J. 1869 woUte man mit Bezug auf die angeblich 1769 erfolgte 
Gründung der Privatgesellschaft eine Centennial-Feier veranstalten, doch 
kam dieselbe nicht zu Stande. Nur das von Weitenweber verfasste und 
damals eben gedruckte Repertorium sämmtlicher Gesellschafts-Schriften 
erhielt die Bezeichnung: „Zur Feier des einhundertjährigen Bestandes der 
Gesellschaft, ** und Secretär Wocel veröffentlichte im 2. Actenbande 1869 
(SS. 11) einen kurzen Überblick der 100jährigen Geschichte der Gesell- 
schaft. — Hinsichtlich näherer Details der Säcularfeier von 1884 wird auf 
den Jahresbericht verwiesen. In der letzten ordentlichen Sitzung, welche 
die Gesellschaft vor der Jubelfeier am 3. December 1884 hielt, waren an- 
wesend: Celakovsky, Fric, Gebauer, Gindely, Jirecek, Koristka, Krejöf, Kvl- 
öala, Ludwig, Studni^.ka, SafaHk, Tomek ; abwesend waren zehn ordentUche 
Mitglieder, zwei SteUen waren unbesetzt. 



272 Oeschichte der Gesellschaft 1867—1884. 

auch zahlreiche Gäste aus dem gebildeten Publicum eingefunden 
hatten, beehrten Se. Eminenz Cardinal Erzbischof Fürst Schwarzen- 
berg, Se. Excellenz der Statthalter Fi-eiherr von Kraus und andere 
Würdenträger mit ihrer Gegenwart. Die ungarische Akademie der 
Wissenschaften sowie die Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften 
in Posen waren durch besondere Ablegate vertreten. Nachdem der 
Präsident Jire£ek die denkwürdige Versammlung begrüsst hatte, trug 
Generalsecretär EoHstka einen übersichtlichen Bericht über die 
lOQjährigen Bestrebungen und Erfolge der Gesellschaft vor; der 
Yicepräsident A. SafaiPlk machte Mittheilungen über die zahlreichen 
Adressen und Zuschriften, welche der Gesellschaft von befreundeten 
Instituten und anderen Gorporationen und Männern der Wissenschaft 
zugekommen waren. Anton Gindely hielt einen historischen, Vincenz 
Strouhal einen elektrotechnischen Vortrag. Eine freudige Überraschung 
rief ein Brief hervor, den der Prager Bürgermeister Dr. Thomas Cemy 
dem Präsidenten übergab. Der Brief enthielt Staatsobligationen im 
Betrage von 20.000 fl., welche ein ungenannter Mäcen mit der Be- 
stimmung spendete, die Gesellschaft solle aus dem Erträgnisse böh- 
mische wissenschaftliche Werke prämiiren und herangehen. 

Die Gesellschaft schloss das erste Säculum ihres Bestandes mit 
dem erhebenden Bewusstsein, die ganze Zeit hindurch nach ihren 
Kräften zur Hebung der Wissenschaften in Böhmen das ihrige redlich 
beigetragen zu haben. Von bescheidenen Anfangen ausgegangen, hat 
sie auf die intellectuelle Entwickelung Böhmens einen vielfach maass- 
gebenden Einfluss genommen und sich auch in der wissenschaftlichen 
Welt eine ehrenvolle Stellung errungen. Ihre materiellen Hilfsmittel, 
seit Decennien in allmäligem Wachsthum begriffen, erfuhren beim 
Übergange in das zweite Jahrhundert eine namhafte Vermehrung; 
ihr Ziel, welches die Vorfahren vorgesteckt, ihre Hingebung an das- 
selbe bleiben sich gleich. Unser Herzenswunsch geht dahin, es möge 
in dem zweiten Säculum eine steigende Besserung der äusseren 
Verhältnisse Platz greifen, und die königlich böhmische Gesellschaft 
der Wissenchaften möge gleichen Schrittes in allen Beziehungen 
prosperiren und fortschreiten, zum Aufblühen der Wissenschaften, 
zum Ruhme und Nutzen des Vaterlandes! 



273 



Wissenschaftliche Arbeiten im Fache der Philosophie, 
Geschichte und Philologie 1867 — 1884. 

Die Philosophie finden wir in den Actenbänden dieses Zeit- 
times (von den Sitzungsberichten wird auf dieser Stelle abgesehen) 
ir durch fünf Abhandlungen vertreten. Drei derselben haben Johann 
nnridi Löwe zum Verfasser. Jakob Grimm bezeichnete es einmal 
i wahrscheinlich, dass im Anfange der Welt mehr als ein Menschen- 
ar erschaffen wurde, und zwar auch aus dem sittlichen Grunde, 
Q Vermischung von Greschwistem, wovor die Natur ein Grauen 
.be, zu verhüten. Löwe behandelt dieses Thema in der Abhandlung 
Jber ein angeblich ethisches Hinderniss der Abstammung der 
enschheit von Einem Menschenpaare** (1867, Abh. I. SS. 18), worin 
den Einwurf Grimmas als denjenigen anerkennt, welcher am schwie- 
^ten von allen zu lösen sei. Der Verfasser zeigt an mehreren, der 
eltgeschichte entnommenen Beispielen, dass es keine Einstimmigkeit 
r Völker im Abscheu vor der Geschwisterehe gebe, und sucht dann 
rzuthun, dass die Verbindung der ersten Menschenkinder gerecht- 
"tigt war durch Gründe, die in der Folgezeit nicht mehr bestanden. — 
ne zweite Abhandlung «Über die Zenonischen Einwürfe gegen die 
iwegung", worin diese Einwürfe widerlegt werden, schliesst sich 
r ersteren unmittelbar an (S, 19 — 35). — Die dritte Abhandlung 
lirt den Titel: „Der Kampf zwischen dem Realismus und Nomina- 
mus im Mittelalter, sein Ursprung und sein Verlauf" (1876, Abh. 
II. SS. 87). In derselben wird zunächst die Platonische als auch 
3 Aristotelische Speculation über den objectiven Werth der allge- 
5inen Begriffe dargestellt und gegenseitig verglichen, im zweiten 
leile wird gezeigt, wie im Mittelalter durch Anknüpfung an die 
iderseitigen Systeme des Plato und Aristoteles die Gegensätze des 
ialismus und Nominalismus sich entwickelt haben und welchen 
;rlauf ihr wechselseitiger Kampf genommen hat. Zum Schlüsse fülirt 
r Verfasser aus, der Nominalismus sei in letzter Gonscquenz als 
nsualismus aufgetreten und habe einem vulgären Utilitarismus Vor- 
lub geleistet. 

Wilhelm KauLich, ein Schüler Lowe's, schrieb einen Beiti'ag zur 
kenntnisstheorie : „Über die Möglichkeit, das Ziel und die Grenzen 
s Wissens« (1868, Abh. I. SS. 47). Der Verfasser bespricht die 
kenntnissquellen des Menschen, nämlich die Sinnlichkeit und die 
nere Wahrnehmung, weiter die Möglichkeit und die Bedingungen 

IS 



274 Wissenschaftliche Arbeiten 1867—1884. 

des Wissens, sowie dessen Ziel und Grenzen, und berührt zuletzt die 
Frage, wie sich das gewöhnliche Wissen zum philosophischen yerhalte. 
Nach einer Bemerkung bleibt es Aufgabe des wissenschaftlichen Den- 
kens, die räthselvoUen Geheimnisse des Glaubensinhaltes, soweit es 
möglich ist, zum Wissen zu erheben, Glauben und Wissen einander 
näher zu bringen. 

Gmtctv Adolf Lindner lieferte einen Aufsatz ^Über latente Vor- 
stellungen'' (1875, Abh. VIL SS. 20). Er behandelt den Gegenstand 
vom Standpunkte des Herbartismus, und trachtet die Analogie d^ 
Wechselwirkung der Naturkräfte auf das Gebiet des Seelenlebens und 
auf das Gebiet der Gesellschaft zu übertragen, und zwar nicht im 
Sinne einer Metapher, sondern im Sinne eines realen Thatbestandes. 



Bei weitem die meisten Schriften, welche hier in Betracht 
kommen, gehören dem historischen Gebiete an; wir werden die- 
selben in alphabetischer Ordnung der Verfasser überblicken. 

Frafiz Dvorsky imd Joseph Emier publicirten gemeinschaftlich 
die „Beliquiae tabularum terrae citationum vetustissimae'' (1868, 
Abh. I. SS. XI. und 94). Der Acyunct des böhmischen Landesarchivs 
Dvorsky fand im gräflich Öerninschen Archive zu Neuhaus ein be- 
deutendes Bruchstück eines Citationsquatems mit Original-Eintra- 
gungen aus den Jahren 1316—1325; der werthvoUe Inhalt desselben 
wurde hier abgedruckt, mit Namenregistern versehen und mit einer 
Einleitung begleitet 

Von Joseph Ender liegen folgende Abhandlungen vor: „0 zbjtr 
eich desk zemskych v r. 1541 pohofelych** (1867, Abh. I. SS, 31). 
Emier begann, durch Franz Palacky dazu veranlasst, 1863 das ab- 
schriftliche Materiale zu sammeln, welches aus dem Inhalte der hn 
J. 1541 abgebrannten Landtafel übrig geblieben ist, um es seiner 
Zeit zu veröffentlichen ; hier theilt er . die Erfahrungen mit, welche 
er bei dieser Aibeit gemacht hatte, benennt die Quellen, aus welchen 
die Aufzeichnungen der vernichteten Landtafel theilweise zu schöpfei 
sind, und gibt die Art und Weise an, wie das gefundene Materiale 
zu ordnen ist, um daraus die einzelnen Abtheilungen und Quateme 
der abgebrannten Landtafel theilweise zu reconstruiren. — „Ein Bema- 
register des Pilsner Kreises vom J. 1379" (1876, Abh. VIII. SS. XIV 
und 32). In der Einleitung wird die Art erörtert, wie ausserordeal- 
licbe Steuern (Berna) in Böhmen in der vorhusitischen Zeit ausge- 
schrieben und eingeboben wurden. Das weiter abgedruckte Borna- 



Philosophie. — Geschichte. 275 

Feister von 1379 ist der älteste auf uns gekommene Überrest der 
An&eichnungen, welche über die entrichtete Steuer in jedem Kreise 
zu machen waren; in demselben werden die einzelnen Dörfer mit 
ihrer Steuerleistung angeführt, oft auch die Grundobrigkeiten be- 
zeichnet — „Die Kanzlei der böhmischen Könige Pi^emysl Ottokar's IL 
und WenzePs n. und die aus demselben hervorgegangenen Fonnel- 
bflcher'' (1878, Abh. IX. SS. 63). Zum ersten Male werden da auf 
Grund des gesammten Quellenmaterials die Verhältnisse der landes- 
fbrstlichen Kanzlei erörtert, und zwar nicht nur unter den beiden in 
der Aufschrift genannten Königen, sondern auch in den früheren 
Zeiten. Der Verfosser verwerthete in dieser, auch zur Kritik vieler 
Urkunden dienlichen Schrift die Wahrnehmungen, die er bei der Her- 
ausgabe des zweiten Regestenbandes gemacht hatte. Von Heinrich, dem 
Protonotar König Ottokar's H., wird der Beweis geführt, dass er mit 
Henricus Italiens und mit Henricus de Isemia identisch sei. 

Als Sammler und Herausgeber des historischen Quellenmaterials 
nimmt Emier in den zwei letzten Decennien in Böhmen die erste 
Stelle ein. Ihm verdanken wir die Fortsetzung der Erbenschen „Re- 
gesta diplomatica nee non epistolaria Bohemiae et Moraviae**. Der 
zweite Theil davon, zu den Jahren 1253—1310 gehörig, wurde im 
Jahre 1882 vollendet (SS. 1483 in 4^); derselbe enthält 2247 Urkunden 
aus den Jahren 1263—1310, dann 387 Brief- und Urkundenformeln 
und 191 Nachträge zum ersten Bande, zusammen 2825 Stücke. Die 
Einrichtung ist dieselbe, wie im ersten von Erben herausgegebenen 
Theile des Begestenwerkes, nur wird der sachliche Inhalt der Ur- 
kunden noch vollständiger wiedergegeben; die mühsam zusammen- 
gestellten Namen- und Sachregister, welche in dem starken Quar- 
tanten an 250 Seiten füllen, sind sehr ausführlich und genau gehalten. 
Mit der Veröffentlichung des IH. Theiles, welcher die J. 1311—1333 
enthalten wird, wurde 1883 begonnen, und es sind dermalen schon 
4 Lieferungen erschienen, welche bis zum Jahre 1330 reichen. — 
Dieses Regestenwerk ist die umfangreichste und unzweifelhaft auch 
die wichtigste Publication unserer Gesellschaft; durch dieselbe wurde 
die böhmische Geschichtsforschung wesentlich erleichtert und in 
mancher Beziehung erst ermöglicht. 

Ausserdem veröffentlichte Emier „Decem registra censuum Bo- 
hemica, compilata aetate bellum Husiticum praecedente** (1881 SS. 
435 in 8^). Es ist dies eine für die Geschichte des Bauernstandes, 
flir die historische Topographie und zum Studium manch anderer 
Verhältnisse des alten Böhmen äusserst wichtige Quellensammlung. 

18* 



276 Wissenschaftliche Arbeiten 1867—1884. 

Die hier abgedruckten ürbarien gehören der Zeit zwischen 1290—1415 
an. Die Benützung wird durch sorgfaltige Namen- und Sachr^ister 
erleichtert. — Als Nachtrag zu diesem Werke gab Emier das Frag- 
ment eines Urbars des im J. 1420 zu Grunde gegangenen Klosters 
Münchengrätz heraus (Zlomek urbäfe kläStera Hradifitsk6ho, 1884, 
Abh, Xn. SS. IV. und 24). 

Das ausserordentliche Mitglied Anton Frind (gestorben 1881 
als Bischof von Leitmeritz) veröffentlichte „Urkunden über die Bewil- 
ligung des Laienkelches in Böhmen unter Kaiser Ferdinand L^ (1873, 
Abh. VI. SS. 48). Es sind 25 Urkunden, grössten Theils aus dem 
Jahre 1564; für die Kircbengeschichte Böhmens recht willkommen. 

Ant(m Oinddy lieferte einen Aufsatz unter dem Titel : «Friedrich 
y. von der Pfalz, der ehemalige Winterkönig von Böhmen, seit dem i 
Begensburger Deputationstag vom J. 1622 bis zu seinem Tode' 
(1885, Abh. XII. SS. 42). Der Verfasser schildert vornehmlich die \ 
diplomatischen Verhandlungen, welche Friedrich V., durch den Re- j 
gensburger Deputationstag der Kur verlustig erkannt, durch 10 Jahre 
zu dem Behufe vergeblich betrieb, um in den Besitz seines ererbten 
Landes wieder zu gelangen. 

Von dem ausserordentlichen Mitgliede Jaroslav Ooll brachten 
die Actenbände zwei Beiträge. Der eine über „Den Convent von Se- 
geberg 1621" (1875, Abh. VIII. SS. 33) ist eine quellenmässige Dar- 
stellung der diplomatischen Verhandlungen, welche den Segeberger 
Fürstenconvent herbeiführten und begleiteten, wodurch eine kriege- 
rische Organisation des protestantischen Nordens gegen den Kaber 
angestrebt wurde. — Die zweite Abhandlung führt den Titel: »Der 
Vertrag von Alt-Ranstädt, Österreich und Schweden 1706 — 1707. Ein . 
Beitrag zur Geschichte der österreichischen Politik während des nor- I 
dischen Krieges« (1879, Abh. X. SS. 61). Auf Grund handschriftlicher j 
Quellen des k. k. Hof- und Staatsarchives beleuchtet der Verfasser 
die diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Schweden, 
namentlich die Gefahr eines Krieges, der zwischen diesen zwei Mächten 
nach dem Alt-Ranstädter Frieden (Sept. 1706) auszubrechen drohte 
und welcher durch Zugeständnisse Kaiser Joseph's I. an die schle- 
sischen Protestanten in dem demüthigenden Vertrag von Alt^Banstidt 
(Aug. 1707) abgewendet wurde. 

Von dem auswärtigen Mitgliede Joseph A. Freihenvi von Hdfifi 
haben wir einen Beitrag betitelt: „Die Jubiläums-Literatur der Wiener 
Katastrophe von 1683 und die KapUf-Frage« (1884, Abh. XU SS. 
36). Es werden 65 Publicationen angeführt und theilweise mit laj. 



Geschichte. 277 

tischen Bemerkungen begleitet In der anderen Parthie weist der 
Verfasser neuerdings, wie er es schon früher in anderen Schriften 
gethan hatte, nach, welch' grosse Verdienste sich Graf Kaspar Zdenäk 
KsLflii als Chef der provisorischen Regierung neben Starhemberg um 
die Vertheidigung Wiens erworben hat. 

Coiistantin Ritter von Höfler lieferte für die Actenbände drei 
Beiträge. Der erste, „Aus Avignon" (1868, Abh. II. SS. 47), bringt 
Erörterungen und urkundliche Mittheilungen, welche sich auf das 
Veriiäitniss des deutschen Reiches zur päpstlichen Curie vor und nach 
der römischen Königswahl Karl's IV. beziehen. — Die zweite Publi- 
cation führt den Titel: „Monumenta Hispanica. I. Correspondenz des 
Gobemadors von Castilien, Grossinquisitors von Spanien, Cardinais 
Adrian mit Kaiser Karl V. im Jahre 1520« (1881, Abh. X. SS. 90); 
die hier veröffentlichten 34 Briefe beziehen sich meist auf den spa- 
nischen Aufstand, bei dessen Bewältigung der Herausgeber, im Gegen- 
satze zu der gewöhnlichen Auffassung spanischer Historiker, das 
Hauptverdienst dem Cardinal Adrian beimisst — Eine U. Serie der 
Monumenta Hispanica führt den Specialtitel : „Spanische Regesten von 
1515 bis Ende 1520« (1882, Abh. XI. SS. 98), Im Ganzen werden 
hier 768 Regesten mitgetheilt ; für die ersten Jahre sind sie aus ver- 
schiedenen Werken zusanmiengetragen, daher werden sie meist in 
deutscher Sprache kurz gegeben, die späteren sind ausführlicher und 
beruhen auf den Papeles von Simancas, 

Das greise auswärtige Mitglied Bomuald Hube in Warschau 
(geb. 1803) schickte für unseren Jubelband einen kurzgefassten Auf- 
satz »Ksi^gi ziemskie i grodzkie wieku XIV. w Polsce« (1884, Abh. 
XII. SS. 8), worin er die allmälige Entwickelung der Gerichtsbücher 
(der Landtafel) in Polen im XIV. Jahrhundert behandelt; auch bringt 
er Nachrichten über die einzelnen Bücher, welche sich aus dem 
XIV. Jahrhundert erhalten haben. 

Des ausserordentlichen Mitgliedes Constantin Jireöek historisch- 
geographische Studie ist betitelt: „Die Handelsstrassen und Berg- 
werke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters« (1879, 
Abh. X. SS. VI. und 92). Diese auf umfassenden Quellenstudien be- 
ruhende Arbeit schliesst sich einer vorhergehenden Schrift desselben 
Verfassers (Die Heerstrasse von Belgrad nach Constantinopel und die 
Balkanpässe, Prag 1877) in der Weise an, dass ihre Hauptaufgabe 
in der Darstellung der Handelswege besteht, die im Mittelalter den 
Verkehr zwischen der dalmatinischen Küste und der grossen Con- 
Btantinopeler Strasse über Bosnien und Serbien vermittelten ; daneben 



278 Wissenschaftliche Arheiien 1867—1984. 

beleuchtet sie den damaligen Bergbau dieser Lander, und berührt 
aufklärend auch andere Fragen der mittelalterlichen Geographie. Das 
meiste Materiale zur Kenntniss des Bergbaues und der Handelsstrassen 
schöpfte der Yer&sser aus den noch wenig benützten Archivschätzen 
von Ragusa. 

Das auswärtige Mitglied Hermenegüd Jire&k entwarf einen Plan 
zur Herausgabe sämmtlicher Quellen der böhmischen Rechtsgeschichte, 
von denen er seitdem mehrere Bände bei anderen Verlegern ver- 
öffentlichte. Ein Theil dieser Rechtsquellensammlung, welcher auf 
Kosten unserer Gesellschaft unter dem Titel: „Codex juris Bohemici, 
tomi n. pars altera, continens jus terrae atque curiae regiae saeculi 
XIY.*' (1870, S& 416 in S"") erschien, enthält die Majestas Carolina, 
den Ordo judicii terrae, dann allgemeine Erkenntnisse des böhmischen 
Landesgerichtes, die Rechtsbücher des Herrn von Rosenberg und des 
Herrn Andreas von Dubä, und andere kleinere Quellen des beim böh- 
mischen Landesgerichte und beim königlichen Hofgerichte geltenden 
Rechtes, sämmtlich aus der vorhusiüschen Zeit — Derselbe Yer&sser 
schrieb eine Abhandlung: „Vzd^länf a osazenf pomeznlho hvozdu 
cesk^ho"* (1884, Abh. XIL SS. 36). Es wird da die grosse Ausdeh- 
nung und Bedeutung des Grenzwaldes hervorgehoben, mit welchem 
bis zum 13. Jahrhundert das Land Böhmen rings umgeben war. 
Weiter bespricht der VerfiEisser die Stege, welche über den Wald in 
die Nachbarländer führten, sowie die spätere Urbarmachung und Co- 
lonisirung des Grenzwaldes, wie sie zunächst in der Nähe dieser Stege 
Platz gegriffen hat 

Joseph Kalomek schrieb eine polemische Abhandlung unter dem 
Titel : „Die Behandlung der Geschichte König Premysl Ottakar's IL 
in Professor Lorenz' Deutscher Geschichte im XUI. und XIV. Jahr- 
hundert" (1874, Abh. Vn. SS. 55). Die von Lorenz verfolgte Tendenz, 
den ruhmreichen Böhmenkönig allseitig und insbesondere in militä- 
rischer Beziehung herabzusetzen, wird hier beleuchtet und die Un- 
haltbarkeit ihrer Dictate nachgewiesen. — Im Jahre 1874 vervoll- 
ständigte Kalousek die historische Karte, welche Palack]^ 1847 ent- 
worfen hatte; dieselbe zeigt die kirchliche JBiutheilung Böhmens ia 
Archidiaconate und Decanate, wie sie vor 1420 bestand; ausser den 
Pfarrorten sind auch die damaligen Herrenburgen und viele Ritter- 
sitze aufgenommen. Der Karte wurde ein erklärender Text beigegeben: 
„De regni Bohemiae mappa historica commentarius" (1876, Abh. VIII. 
SS. 39). Ausser der eigentlichen Erklärung der Karte findet sich 
darin ein alphabetisches Verzeichniss vemlteter oder vemnstalteter 



I 



Geschichte. 279 

Ortsnamen, welche in lateinischen Quellen vorkommen, mit Angabe 
der jetzigen Namensform; auch sind jene Ortschaften eingefügt, die 
in alten Quellen genannt werden und deren Lage ei*st seit 1847 
aruirt wurde. Pamätky archaeologick6 X. 410 brachten die historische 
Karte mit demselben Gommentar in böhmischer Sprache, jedoch ohne 
das erwähnte Ortsnamenverzeichniss. 

Von Emü Kamdrek finden wir einen Aufsatz: sDie polnische 
Colonie der Hedcanö in Böhmen, zugleich ein Beitrag zu Gosma's 
Lebensgeschichte'' (1868, Abh. II. SS. 25). Die Resultate stimmen 
mit dem überein, was Hermenegild Jirecek schon früher (Pamätky 
uxh. n. 365, und Slovanskä prävo n. 35) vorgebracht hat, und hätte 
das Wesentliche füglich viel kürzer gesagt werden können. 

Des ausserordentlichen Mitgliedes Johann L&pa¥ Abhandlung 
;yÜber die Tendenz von W. Giesebrecht's Geschichte der deutschen 
Eaiserzeit" (1868, Abh. I. SS. 24) ist eine Polemik gegen die nati- 
onale Überhebung und den phrasenhaften Chauvinismus, welche der 
Verfasser in Giesebrecht's Werk nachweist 

AnUm Z. Maloch, Gymnasialprofessor in Jicln, fiberreichte unserer 
Gesellschaft einen Aufsatz unter dem Titel : „Wo ist Karl der Grosse 
geboren ? Beantwortung der von der k. belgischen Akademie der Wis- 
senschaften im J. 1855 gestellten Preisfrage: „Charlemagne est-il n6 
dans la province de Li6ge?- (1872, Abh. V. SS. 40). Der Verfasser 
hemflht sich den Beweis herzustellen, *der Geburtsort Karl des Grossen 
sei Heristal bei Lüttich. Die Argumentation ist gut methodisch geführt, 
und es empfiehlt sich die gebotene Lösung der Frage wenigstens 
besser zur Annahme als jede andere. 

Franz MareS veröffentlichte unter dem Titel „Popravcl kniha 
pän& z Bo^mberka*" (1878, Abh. IX. SS. 64) ein Gerichtsbuch, ent- 
haltend Geständnisse und Zeugenaussagen über Verbrechen und bei 
Fehden verübte Gewaltthätigkeiten, welche in den südlichen und süd- 
westlichen Kreisen Böhmens, wo die Herren von Rosenberg als 
Gerichtsherren fungirten, geahndet wurden. Die in vielfacher Bezie- 
hung sehr instructiven, in böhmischer Sprache verfassten Aufzeich- 
nungen rühren aus den Jahren 1389 — 1409 und 1420—1429 her. 

Ferdinand MenöiKs Beitrag „Konräd Waldhauser, mnich i^ädu 
8v. Augustina'' (1881, Abh. XI. SS. 33) enthält eine Abhandlung über 
den deutschen Sittenprediger, welcher der erste Vorläufer Husens in 
Böhmen gewesen; weiter folgen 16 Briefe und Urkunden, welche von 
Konrad herrühren oder auf ihn Bezug haben. — „Nekolik statutü 
a nai'lzenl arcibiskupü Prazsk^ch Arnosta a Jana I.'' (1882, Abh. XI. 



280 Wissenschaftliche Arbeiten 1867—1884. 

SS. 29). Es sind 9 Stück Statuten und Verordnungen, welche von den 
beiden ersten Prager Erzbischöfen 1355 — 1377 promulgirt wurden. 

Das ausserordentliche Mitglied Anton Rezek veröfFentlichte unter 
dem Titel „Pamfiti o bouK PrazsW r. 1524« (1881, Abh. XI. SS. 46) 
chronistische Aufzeichnungen über die stürmischen Begebenheiten in 
Prag von 1524; dieselben haben mit der Erzählung des Chronisten 
Barto§ viele Ähnlichkeit, rühren jedoch von einem anderen, sonst 
unbekannten Augenzeugen her. — „Novo pHspfevky k volbß cesk£ 
r. 1526 a k poc&tkfim Ferdinandovy vlädy v zemfch korunnfch*' (1882, 
Abh. XI. SS. 32) sind Ergänzungen zu der Schrift, welche von Rezek 
1878 über die böhmische Königswahl von 1526 und Ferdinand's Re- 
gierungsantritt herausgegeben wurde. 

Vom correspondirenden Mitgliede Anton RybüSca finden wir 
einen Aufeatz: „Krälovöhradeckö rodiny erbovnf" (1873, Abh. VL 
SS. 37); derselbe enthält eine Au&ählung der iu jKöniggrätz meist 
im 16. Jahrhundert ansässig gewesenen Bürgerfamiiien, welche mit 
einem Prädicat und Wappen ausgezeichnet waren, sowie biographische 
Notizen über einzelne Mitglieder dieser Wappnerfamilien, nebst der 
Beschreibung der Wappen. 

Friedrich Schulte schrieb über «Die kanonistischen Handschriften 
der Bibliotheken in Prag« (1868, Abh. H. SS. 115 mit 3 Facsimilien- 
tafeln). Der Zweck dieser werthvoUen Arbeit war, die Prager Hand- 
schriften, die in Druckwerken meist gar nicht erwähnt wurden, 
bekannt und für die Literaturgeschichte des , kanonischen Rechtes 
nutzbar zu machen. Es werden da auch mehrere bisher unbekannte 
Werke beschrieben; daneben berücksichtigt Schulte alles, was in den 
Handschriften für die Geschichte überhaupt und Böhmens insbesondere 
von Werth enthalten ist Im Ganzen werden 293 Codices beschrieben. 

Aiigust Sedlddek veröffentlichte unter dem Titel „Rozvr^enf sblrek 
a beruf r. 1615« (1869, Abh. III. SS. 100) eine Steuer-Repartition 
vom J. 1615, welche die auf jedes landtäfliche Gut in Böhmen ent- 
fallende Steuersumme, sowie die Anzahl der ünterthanen, Pfarreien, 
Mühlräder und anderer Steuerobjecte angibt. 

Wenzel W, Toniek's „Zäklady star6ho mlstopisu Pra2sk6ho" er- 
schienen 1865 — 1875 in vier Heften, zusammen SS. 1083 in 4®. Es 
werden darin alle öffentlichen Gebäude und Privathäuser mit Aus- 
zügen aus den Stadtbüchern, Urkunden und Chroniken angeführt, so 
dass ein jedes Gebäude die Quellen zu einer Geschichte hier gesam- 
melt vorfindet Diese Quellenauszüge, genau nacli den Objecten und 
der Chronologie geordnet, bilden die möglichst sichere Grundlage zur 



Geschichte und Archäologie. 281 

historischen Topographie der Stadt Prag und aller ihrer Bestandtheile, 
sowie zur Statistik der Hauseigenthümer und ihrer Beschäftigungen. 
Nur mit Hilfe dieser topographischen Grundlagen, welche in diesem 
Bande meist nur bis zum Husitenkriege reichen, konnte Tomek's 
' Geschichte der Stadt Prag, die im Verlage der Matice Öeskä erscheint, 
jene Genauigkeit und Minutiosität in ihren topographischen Partien 
erlangen, durch welche sie sich auszeichnet und worin sie kaum sonst 
ihres Gleichen hat — «Registra decimarum papalium cili registra 
desätkü papezsk^ch z dioecesf Praäskö** (1873, Abh. VI. SS. 107). Aus 
den Jahren 1352 — 1405 sind auf uns 7 Register jener Beiträge ge- 
kommen, die unter dem Namen des päpstlichen Zehents von allen 
kirchlichen Beneficien, mit wenigen Ausnahmen, zeitweilig erhoben 
wurden. Diese Quellenpublication Tomek's, welche alle sieben Register 
berücksichtigt, ist für die Kenntniss der kirchlichen Einrichtungen 
in Böhmen vor dem Ausbruche der husitischen Umwälzung von grosser 
Wichtigkeit 

Joseph Tnüildf betheiligte sich mit einer sorgfältigen Ausgabe 
des »Registrum bonorum Rosenbergicorum anno 1379 compilatum" 
(1880, Abh. X. SS. VII. und 62). Es ist dies das älteste, und zugleich 
aus der vorhusitischen Zeit das einzige Urbar in Böhmen, welches 
sich auf die Güter einer weltlichen Grundobrigkeit bezieht 

Johann E. WoceVs archäologisches Hauptwerk erschien in böh- 
mischer Sprache unter dem Titel: Pravfek zeme Öesk6 (1868 SS. 576 
in 8®, mit 194 Holzschnitten und einer archäologischen Karte Böh- 
mens). Der Verfasser, dem die böhmische Archäologie ihre grössten 
Fortschritte verdankt, versuchte auf Grund schriftlicher Überlieferungen 
und der materiellen Überreste, die sich nach den alten Bewohnern 
Böhmens erhalten haben, die Lebensweise und den Culturgrad der- 
selben darzustellen, und führte dieses Vorhaben sowohl bezüglich der 
Bojer und Markomannen, als auch bezüglich der Slaven aus, bei den 
letzteren bis zu ihrer Christianisirung. Es war dies eine grosse und 
gewagte Aufgabe, bei welcher jedes Detail der Grundlegung selbst in 
80 fem in Frage stand, als die Sonderung der gefundenen Antiqui- 
täten und ihre Zuweisung an die einzelnen Völkerschaften und Zeit- 
perioden höchst schwierig ist. Im Vergleiche zum früheren Stande 
der Wissenschaft hat Wocel unleugbar die böhmische Archäologie 
wesentlich gefördert; namentlich bei Benützung historischer Quellen 
gieng er in der Regel mit einer Nüchternheit und einem ausgezeich- 
neten Takte vor, die bei Forschern, welche sich vornehmlich mit 
Zeitperioden der historischen Dämmerung beschäftigen, leider nicht 



282 Wissenschaftliche Arbeiten 1867—1884. 

immer anzutreffen sind. Wie viel sonst von seinen Aufstellungen 
bleibenden Werth hat, dies muss im Hinblicke auf die Unsicherheit 
und Wandelbarkeit, mit welcher bisher fast alle Resultate der prä- 
historischen Archäologie überhaupt er&hrungsmässig behaftet sind, 
einer ferneren Zukunft zur Entscheidung überlassen bleiben. — In 
der Abhandlung: „Die Bedeutung der Stein- und Bronzealterthümer 
für die Urgeschichte der Slaven« (1869, Abh, III. SS. 51 mit 2 Tafeln) 
bespricht Wocel, meist nach polnischen und russischen Quellen, die 
zwischen der Weichsel, den Karpaten und dem Dn^pr vorkommenden 
heidnischen Alterthümer, insbesondere die in Gräbern gefundenen 
Metallobjecte, und bemüht sich die Bedeutung derselben für die Er- 
forschung der Gultur der alten Slaven, für deren Urheimat jenes Gebiet 
angesehen wird, darzuthun und zu verwerthen. Auch tritt er der An- 
sicht entgegen, welche die Bronzen antiker Legirung (d. h. vom blossen 
Kupfer und Zinn), Gelte, Paalstäbe u. dgl., die man westwärts von 
der Oder und den Karpaten findet, den slavischen Völkern zuschrei- 
ben möchte. — „Welislaw's Bilderbibel aus dem 13. Jahrhundert in 
der Bibliothek des Fürsten Geoi^ von Lobkowic in Prag** (1871, Abb. 
IV. SS. VI. und 61 mit 30 Bildertafeln). In diesem seinen letzten 
Werke erklärt Wocel die kunstvollsten unter den zahlreichen Bildern, 
mit welchen der genannte, am Schlüsse des 13. Jahrhunderts in 
Böhmen zu Stande gekommene Pergamentcodex geschmückt ist 



Es erübrigt noch, die in die Philologie und Literargeschichte 
einschlagenden Publicationen zu überblicken. 

Georg Bippart' 8 „Beiträge zur Erklärung und Kritik des Vir- 
gilius'^ (1868, Ab. U. SS. 16) beziehen sich auf die beiden ersten 
Eclogen Tityrus und Alexis. 

Karl J. Erben publicirte zwei altrussische Gesänge über Igor's 
Heerzug gegen die Kumanen (1185) und über einen von den Russen 
gegen die Tataren gewonnenen Sieg (1380), beide in der Ursprache mit 
böhmischer Übersetzung und mit kritischen Bemerkungen und histo- 
rischen Belegen: „Dv6 zpßvü staroruskych, totiz: r^pravfe Igorove 
a Zddonstina" (1869, Abh. UI. SS. VIII. und 67). 

Ignaz J, Hanns lieferte einen Aufsatz unter dem Titel: „Lite- 
rärnl püsobeni Josefa Dobrovsköho, co pflspevek k döjinäm litera- 
tury ceski^" (1867, Abh. I. SS. 55); er gibt darin eine Übersicht der 
gesammten literarischen Thätigkeit Dobrovsky's, wobei er meist bi- 
bliographisch, aber auch excerpirend und kritisch beurtheilend vor- 



Philologie und Literargesdiichte. 283 

Lt. — Desselben Verfassei*8 « Quellenkunde und Bibliographie der 
imisch-slovenischen Literaturgeschichte 1348—1868" (1868, SS. 254 
8®) befasst sich S. 1—48 mit den Quellen der böhmischen und 
irakischen Literaturgeschichte, weiterhin enthält das Werk eine 
onologisch fortlaufende Bibliographie der Bohemica (in böhmischer 
1 anderen Sprachen), namentlich solcher Schriften, welche in irgend 
er Hinsicht als Beitrag zur böhmischen Literaturgeschichte an- 
ehen sind. Ein Sach- und Namenregister erleichtert die Benützung 
1 brauchbaren Buches. Überhaupt kann bemerkt werden, dass die 
raturgeschichtlichen Arbeiten dieses Autors unter seinen Schriften 
I meisten und dauerndsten Werth. besitzen. 

Von Martin Hattala findet sich eine Abhandlung betitelt: „Po- 

eönö skupeniny souhläsek ceskoslovensk^ch" (1870, Abh. lU. SS. 87). 

ch einer langen polemischen Einleitung werden darin sämmtliche, 

den Böhmen und Slovaken im Anlaute vorkommenden Conso- 

itengruppen und ihre Veränderungen behandelt 

Johann U. Jamik veröffentlichte „Pi^Ispövky ku poznänf näfecl 
änak:foh'' (1883, Abh. XIL SS. 65). Diese Beiträge zur Eenntniss 
* albanesischen Mundarten sind sftmmtlich im Dialecte der Gegen 
)rd- und Mittelalbanien) geschrieben ; im Ganzen werden 36 Märchen, 
beln und Anekdoten abgedruckt, die dem Herausgeber ein Alba- 
le aus Scutari d'Albania in Wien erzählt hatte. Beigegeben ist 
ausführliches albanesisch-böhmisch-deutsches Glossar zu den ge- 
)enen Sprachproben. 

Joseph Jire<^k's „Hymnologia Bohemica. Döjiny clrkevnlho bä- 
ctvl cesköho" (1878, Abh. IX. SS. 98) ist eine Geschichte der 
miischen Kirchenlieder von den ältesten Zeiten an bis zum 18. 
irhundert Besonders willkommen ist jener Theil dieser mühevollen 
3eit, welcher uns ein alphabetisches Verzeichniss aller böhmischen 
chenlieder mit bibliographischen Nachrichten von jedem einzelnen 
ngt — „Jan Hodejovsky z Hodejova, jeho rod i püsobenl a latinstl 
inlci tovaryästva jeho" (1884, Abh. XII. SS. 72), so betitelt sich 
e auf vielen Quellenstudien, namentlich der versificirten Erzeug- 
se der böhmischen Humanisten beruhende Abhandlung über den 
jelandrichter Böhmens Johann Hodöjovsky von Hodöjov (f 1566), 
ne über seine Familie und die lateinischen Dichter, welche dieser 
imische Mäcen gleichsam als eine Art gelehi'te Gesellschaft um 
Qe Person versammelte. Es wollte der Zufall, dass dieselbe Ver- 
dung patriotischer Gelehrten, von welcher die Gründer unserer 



284 Wissenschaftliche Arbeiten 1867—1884. 

Gesellschaft 1775 als von ihrem aneifernden Vorbilde sprachen, nun 
im Jubiläumbande historisch beleuchtet wird. 

Johann Kelle beschrieb „Die classischen Handschriften bis her- 
auf zum 14. Jahrhundert in Prager Bibliotheken" (1872, Abh. V. 
SS. 39). Im Ganzen werden 17 Handschriften aus dem 9. bis 13. 
Jahrhunderte beschrieben, welche lateinische Glassiker enthalten ; die 
meisten waren in der Literatur völlig unbekannt, und blieben daher 
für die Textausgaben unbenutzt. Ausser der Beschreibung liefert 
Kelle stellenweise auch Liesearten aus diesen Handschriften. 

Johann Kvi^ala veröffentlichte „Scholiorum Pragensium in Persii 
satiras delcctus« (1873, Abh. VI. SS. 37). In der Fürstenbergischen 
Bibliothek in Prag befindet sich ein Godex aus dem 10. oder 9. Jahr- 
hunderte, welcher die Satiren des Persius mit vielen Marginalscholien 
und Interlinealglossen enthält. Die wichtigeren von diesen Anmer- 
kungen, welche zur Erklärung des schwierigen Autors beizutragen 
geeignet sind, finden sich hier abgedruckt. 

Von Alfred Ludwig haben wir zwei Abhandlungen : „Die Nach- 
richten des Rig und Atharhaveda über Geographie, Greschichte, Ver- 
fassung des alten Indien« (1875, Abh. VIIL SS. 57). Die Erörte- 
rungen des Materials, welches die Vedische Literatur zur Kenntniss 
des alten Indien in den angedeuteten Beziehungen liefert, werden 
mit Übersetzungen der einschlägigen Belegstellen begleitet. — Auf 
einem äusserst schwierigen Terrain bewegt sich die zweite Schrift: 
„Über das Verhältniss des mythischen Elementes zu der historischen 
Grundlage des Mahäbhärata« (1884, Abh. XII. SS. 18). 



Reihenfolge der Functionäre, 



a bedeutet den Antritt des Amtes, m den Austritt aus demselben. 



Präsidenten 1784—1861. 

Karl Egon Fürst von Fürsteuberg a 4. Dec. 1784, cd f H • Jul. 1787. 
Prokop Graf Lazansky « 30. Mai 1789, cd 20. Jan. 1794. 
Franz Graf Hartig a 14. Apr. 1794, cd f 1. Mai 1797. 
Johann Rudolph Graf Chotek a 27. Aug. 1804, cd f 26, Aug. 1824. 
Franz Anton Graf Liebsteinsk]^ von Eolowrat a 23. Jan. 1825, 
) t 4. Apr. 1861. 

Directoren 1784—1868. 

Johann Tessanek 10. Sept. 1784, cd 4. Dec. 1784. 

Franz Graf Schaffgotsch « 4. Dec. 1784, cd 2. Jul. 1785. 

Kaphael K. Ungar a 2, Jul. 1785, cd 7. Jan. 1786. 

Joseph Mayer a 7. Jan. 1786, cd 8. Jul. 1786. 

Franz Martin Pelzel « 8. Jul. 1786, cd 13. Jan. 1787. 

Anton Stmad « 13. Jan. 1787, Jan. 1788. 

Georg Prochdzka Jan. 1788, Jan. 1789. 

Otto Steinbach cd 16. Oct. 1790. 

Tobias Gruber « 16. Oct. 1790, 23. Aug. 1791. 

Johann Mayer a 8. Mai 1797, cd 28. Apr. 1798. 

Karl B. Ungar a 28. Apr. 1798, cd 1, Mai 1799. 

Tobias Gruber a 1. Mai 1799, cd 25. Jun. 1800. 

Franz Martin Pelzel a 25. Jun. 1800, cd f 24. Feb. 1801. 

Tobias Gruber 24. Apr. 1801, cd 22. Jul. 1802. 

Franz Joseph Gerstner « 22. Jul. 1802, cd 29. Jul. 1803. 

Ignaz Cornova a 29. Jul. 1803, cd 11. Oct 1804. 



286 Reihenfolge der Fonctionftre. 

Joseph Mader « 11. Oct 1804, cd 20. Dec. 1805. 
Martin Alois David Jan. 1806, m 11. Jan. 1807. 
Karl R. Ungar 26. Mai 1807, m f 14. Jul. 1807. 
Joseph DobroYsk^ a 22. Dec. 1807, m 3. Jan. 1811. 
Franz J. Gerstner a 3. Jun. 1811, cd 4. Juli 1813. 
Gottfried Dlabae a 4. Jul. 1813, cd 13. Dec. 1818. 
Bernai-d Bolzano a 13. Dec. 1818, cd 26. Dec. 1819. 
Adam Bittner a 26. Dec. 1819, cd 18. Feb. 1821. 
Mathias Kaiina von Jäthenstein a 18. Feb. 1821, » 26. Dec. 1821. 
Franz Max. Millauer a 26. Dec. 1821, cd 29. Dec. 1822. 
Johann J. Steinmann a 29. Dec. 1822, cd 28. Dec. 1823. 
Joseph Dobrovsk^ a 28. Dec. 1823, 23. Jan. 1825. 
Franz J. Gerstner 1825. 
Adam Bittner 29. Jan. 1826, cd 28. Jan. 1827. 
Mathias Kaiina von Jäthenstein a 28. Jan. 1827, cd 26. Dec. 1827. 
Johann J. Steinmann a 26. Dec. 1827, cd 28. Dec 1828. 
Franz Max. Millauer a 28. Dec. 1828, cd 20. Dec. 1829. 
Franz J. Gerstner a 20. Dec. 1829, cd 26. Dec 1830. 
Adam Bittner a 27. Dec. 1830, 26. Dec 1831. 
Martin Alois David 29. Jan. 1832, cd 26. Dec 1832. 
Johann J. Steinmann a 26. Dec 1832, cd f 10. Jul. 1833 (David 
und Millauer stellvertretende Directoren). 

Joseph Ladislaus Jandera a 1. Jan. 1834, cd 7. Dec. 1834. 

Julius Vinc Krombholz « 7. Dec. 1834, cd 27, Dec. 1835. 

Franz Palack^ a 27. Dec. 1835, cd 4. Dec 1836. 

Jakob Philipp Kulik a 4. Dec. 1836, cd 3. Dec 1837. 

Franz Max. Zippe a 3. Dec 1837, cd 2. Dec 1838. 

Michael Seidl « 2. Dec 1838, cd 1. Dec 1839. 

Joseph Jungmann a 1. Jan. 1840, cd 31. Dec. 1840. 

Mathias Kaiina von Jäthenstein 24. Jan. 1841, ca 26. Dec 1841. 

Johann Svatopluk Presl a 26. Dec 1841, cd 4. Dec. 1842. 

Bemard Bolzano « 4. Dec 1842, cd 31. Dec 1843 (in 5 Siz- 
zungen vertrat seine Stelle Johann Presl). 

Wenzel Hanka a 1. Jan. 1844, cd 31. Dec 1844. 

Karl Borivoj Presl « 1. Jan. 1845, cd 31. Dec 1845 (theilweise 
vertrat seine Stelle Hanka). 

Paul Joseph §afaHk a 1. Jan. 1846, ca 31. Dec. 1846. 

Christian Doppler a 1. Jan. 1847, cd 7. Nov. 1847. 

Karl Kreil a 1. Jan. 1848, cd 31. Dec 1848. 

Joseph Redtenbacher 4. Mart 1849. 



Reihenfolge der Function&re. 287 

Johann E. Wocel a 2. Mai 1849, «o 3. Apr. 1850. 

Franz Adam Peti^ina a 1. Mai 18öO, cd 2. Apr. 1851. 

Wenzel W. Tomek a 2. Apr. 1851, to 1. Apr. 1852. 

Karl J. Erben a 7. Apr. 1852, cd 6. Apr. 1853. 

Karl J. Balling a 6. Apr. 1853, cd 6. Apr. 1854. 

Johann Purkynö a 6. Apr. 1854, cd 4» Apr. 1855. 

Wilhelm Matzka u 4. Apr. 1855, ix^ 7. Mai 1856. 

August Em. Reuss a 7. Mai 1856 (cd 1. Apr. 1857 abwesend). 

Joseph Wenzig a 6. Mai 1857, 14. Apr. 1858. 

Constantin Hofier a 5. Mai 1858, cd 6. Apr. 1859. 

Franz Palack^ « 6. Apr. 1859 (seit 6. Jul. vertrat seine Stelle 
ofier). 

Jakob Ph. KuUk a 4. Apr. 1860, cd 6. Feb. 1861. 

Johann E. Wocel a 6. Mart. 1861, 7. Mai 1862. 

Wenzel W. Tomek 5. Nov. 1862, 24. Mart. 1863. 

Karl J. Erben 6. Mai 1863, cd 4. Mai 1864. 

Karl J. Balling « 4. Mai 1864, 3. Mai' 1865 (theilweise ver- 
eten durch Wocel und Erben). 

Wilhelm Matzka «21. Jun. 1865, o 1. Jun. 1866. 

Joseph Wenzig a 1. Jun. 1866, cd 1. Mai 1867. 

Constantin Höfler a 12. Jun. 1867, cd 3. Apr. 1868. 

Johann H. Löwe a 6. Mai 1868, cd 2. Dec 1868. 

Präsidenten 1868—1885. 

Franz Palacky a 2. Dec. 1868, cd 5. Mai 1875. 
Joseph Jirecek a 5. Mai 1875 — 1885. 

Vicepräsidenten 1868—1885. 

Friedrich Stein a 2. Dec. 1868, cd 5. Mai 1875. 

Adalbert von Waltenhofen a 5. Mai 1875, cd 6. Febr. 1884. 

Adalbert Safaflk a 5. Nov. 1884. 

Beständige Secretäre 1784—1868. 

Johann Mayer a 4. Dec. 1784, cd 7. Oct 1786. 

Joseph Ant. Riegger a 7. Oct. 1786, g> 6. Dec. 1791. 

Joseph DobroYsky a 6. Dec. 1791, cd 21. Dec. 1795 (neben 
m wirkte die ganze Zeit hindurch Pelzel als Vicesecretär). 

Anton Strnad «21. Dec. 1795, cd f 23. Sept. 1799 (weiter 
ipplirte die Stelle Gruber bis 1802). 



288 Reihenfolge der Fanctionftre. 

Tobias Gruber a 27. Jul. 1802, m f 31. MarL 1806 (weiter ver- 
sahen David und Dobrovsk^ einige Secretärgeschafte). 

Martin Alois David a 4 Jan. 1807, cd 13. Nov. 1831 (seit 1816 
besorgten einige Schreibgeschäfte die jüngeren Mitglieder Pohl, Ea- 
lina, Bittner, Bolzano, Millauer, Paladr^). 

Mathias Ealina von Jäthenstein a 13. Nov. 1831, oi 5. Jan. 1840. 

Franz Palack^ a 5. Jan. 1840, m 18. Jul. 1844. 

Franz Exner a 7. Jul. 1844, cd 2. Mai 1849 (vertreten 1845 
durch Palack]^, seit 5* Apr, 1846 durch Kreil als Vicesecretar, und 
statt des letzteren amtirte in den Sommermonaten 1846 und 1847 
Doppler). 

Karl Ereil a 2. Mai 1849, a> 5. Nov. 1851 (wurde im Sommer 
1850 supplirt durch PetHna, seit 2. April 1851 durch Wocel). 

Johann E. Wocel a 5. Nov. 1851,« 6. Apr. 1853. 

Wilhekn Weitenweber a 6. Apr. 1853, cd 12. Mai 1866. 

Johann E. Wocel a 9. Mai 1866, cd 2. Dec 1868. 

Generalsecretäre 1868— I88S. 

Johann E. Wocel a 2. Dec. 1868, o f 16. Sept 1871. 
Karl Kofistka a 20. Oct 1871—1885. 

Classendirectoren 1789. 

Tobias Gruber a 23. Dec. 1789 Director der physikalischen 
Classe. 

• Franz J. Gerstner a 23. Dec. 1789 Director der mathemati- 

sehen Classe. j 

Franz M. Pelzel a 23. Dec. 1789 Director der historischen ! 

Classe. 

Geschäftsleiter der physikalisch-mathematischen Classe 1791—1802. 

Tobias Gruber « 6. Dec. 1791, ca 23. Nov. 1802 (t 31. März 
1806). 

Geschäftsieiter der historischen Classe 1791—1802. 

Joseph A. Riegger a 6. Dec. 1791, of &• Aug. 1795. 
Franz M. Pelzel a 20. Jan. 1796, 15. Dec. 1796. 
Karl B. Ungar 8. Mai 1797. 
Joseph Dobrovsky 1. Feb. 1798. 



Reihenfolge der Functionftre. 289 

Franz M. Pelzel 1. Mart. 1799. 

Karl K. Ungar 14. Juni 1800, 23. Nov. 1802 (f 14. Jul. 1807). 

Geschäftsleiter der mathematischen Section 1840—1845. 

Jakob Ph. Kulik a 20. Mai 1840, o 28. Nov. 1841. 

Bernard Bolzano a 28. Nov. 1841, o 5. Oct. 1845. 

(Durch Beschluss yom 5. Oct 1845 gieng diese Section ein, indem man 
reine Mathematik in die philosopische Section und die angewandte Mathe- 
:ik in die naturwissenschaftliche Section gewiesen hat) 

ischäftsleiter der naturwissenschaftlichen Section 1840—1868. 

(Am 5. Oct. 1845 wurde die angewandte Mathematik, an 3. Jan. 1851 auch 
reine Mathematik mit dieser Section verbunden). 

Johann S. Presl a 29. Mai 1840, oj f 6. Apr. 1849 (nach ihm 
3rnahni provisorisch die Stelle Kreil). 

Karl Fritsch Dec. 18r>0, 3. Feb. 1851. 

Franz Petfina « 12. Jan. 1852, cd f 27. Jun. 1855 (dessen Stell- 
treter Weitenweber « 12. Jan. 1852). 

Wilhelm Matzka 3. Oct. 1855—1858. 

August Reuss 1858 — 18G3 (1861 wurde Weitenweber sein Stell- 
treter). 

Wilhelm Weitenweber 1863—1867. 

Geschäftsieiter der phiiosophischen Section 1841 — 1868. 

(Zu derselben wurde anlUnglich auch die classische Philologie, dann 5. Oct. 

5 bis 3. Jan. 1S51 die reine Mathematik gerechnet) 

Bernard Bolzano « 28. Nov. 1841, a 4. Dec. 1842. 

Franz Exner a 4. Dec. 1842—1845. 

Bermird Bolzano 6. Nov. 1845, w f 18. Dec. 1849. 

Karl Kreil 185(). 

Johann E. Wocel 2. Apr. 1851, © 6. Oct 1858. 

Ignaz Hanu§ « 6. Oct. 1858—1868. 

Geschäftsieiter der historischen Section 1840—1868. 

Franz Palacky « 29. Mai 1840, w 4. Jun. 1851 (zeitweilig 1844, 

6 war äafai-ik sein Stellvertreter, Toinek pflegte seit 1845 die 
tionsprotokolle zu schreiben). 

Wenzel W. Toniek a 16. Jun. 1851, cd 2. Dec, 1868 (1861 und 
2 vertrat seine Stelle Höfler j. 

10 



290 Reihenfolge der Functionäre. 

Geschäftsieiter der böhmisch-philologischen Section 1840—1868. 

Paul J. äafafik a 29. Mai 1840, w 4. Dec. 1842. 

Wenzel Hanka a 4. Dec. 1842, a f )2. Jan. 1861. 

Karl J. Erben 6. Mail. 1861. 

Martin Hattala 4. Dec. 1861, 3. Feb. 1862. 

Karl J, Erben 5. Nov. 1862. 

Martin Hattala 1863—1867. 

Ignaz Hanns a 6, Nov. 1867. 

Seeretär der Ciaese für Philosophie, Geschichte und Philologie 

1868—1885. 

Wenzel W. Tomek a 2. Dec. 1868—1885. 

Secretäre der Classe fflr die mathematischen und Naturwissen- 
schaften 1868—1885. 

Friedrich Rochleder a 2. Dec. 1868, o 1. Dec. 1869. 

Johann Krejcl a 12. Jan. 1870—1885. ! 

Cassiere 1785—1885. 

Franz M. Pelzel a 1. Oct. 1785, cd f 24. Feb. 1801 (nach ihm 
übernahm Gruber provisorisch die Gassaleitung). 

Joseph Mader a 22. Jul. 1802, cd f 25. Dec. 1815. 
Franz Graf Sternberg a 7. Jan. 1816, © t 8. Apr. 1830. 
Kaspar Graf Stemberg a 12. Apr. 1830, ® 31. Dec. 1830. 
Joseph L. Jandera a 23. Jan. 1831, cd 22. Jan. 1837. 
Michael Seidl a 22. Jan. 1837, © f 25. Jan. 1842. 
Anton Spirk a 30. Jan. 1842, ® 9. Feb. 1845. 
Karl B. Presl a 9. Feb. 1845, a> 1. Oct. 1851. 
Wilhelm Matzka a 5. Nov. 1851, o 5. Mart 1861. 
Jakob Ph. Kulik « 5. Mart 1861, © f 28. Feb. 1863. 
Wilhelm Matzka « 6. Mai 1863, o 5. Mart. 1884. 
Franz J. Studnicka a 6. Feb. 1884—1885. 

Bibliothekare 1833—1868. 

Jakob Ph. Kulik 13. Oct. 1833, © 14. Oct. 1849. 
Karl J. Erben a 14. Oct. 1849, © 2. Mart. 1853. 
Ignaz HanuS a 6. April 1853, © 5. Dec. 1860. 
Constantin Höfler a 2. Jan. 1861, © 5. Nov. 1862. 



Reihenfolge der Function&re. 291 

Ignaz Hanuä a 5. Nov. 1862, « 1. Feb. 1865. 
Wilhelm Kaulich a 1. Mart. 1865, Oct 1868. 

Bezahlte Aushilfsbeamte 1792—1885. 

Berghofer Secretärsgehilfe 8. Mart. 1792. 

Dionys John Actuar a 29. Mai 1794, o 12. Sept. 1796. 

Andi'eas Eichler Actuar « 14. Nov. 1796, ca 15. Jun. 1801. 

(Barth Actuar « 22. Jul. 1802?) 

(Anton Christian Rössler Actuar 16.— 27. Feb. 1807). 

Johann Vidimsky Actuar a 31. Mai 1840, o 3. Oct. 1841. 

Karl J. Erben Actuar a 3. Oct. 1841, « 5. Jun. 1850. 

Julius Pazout Bibliotheksordner a 4. Nov. 1868, d 14. Oct 1874. 

Georg Wegner Bibliothekscustos « 14. Oct. 1874—1885. 



HGDK 



19* 



Zusätze und Berichtigungen. 



Zu den Vorgängen bei der aiaaUichen Anci-kenaung wiaertr OescUscIiafl 17S4, 
über welche S. 42—47 berichtet wurde, sind nachträglich einige Nachrichten zu 
meiner Kenntniss gelangt. Darnach wäre zunächst zu S. 45 * betreffs der Audienz 
bei Kaiser Joseph ein Brief zu citiren, welchen Joseph Dobrovsky in Prag am 
23. September 1784 an Abbe Augustin Ilelfei-t in Königgrätz geschrieben hat. Die 
betreffende Stelle lautet: „Die Privatgesellschaft suchte bei dem Kaiser die Be- 
stätigung und Erhöhung zu einer ordentlichen Gesellschaft der Wissenschaften 
in Böhmen, die aber keineswegs mit anderen ^Vkademieu vorglichen werden darf; 
der Vorschlag gefiel ihm, besonders da er vernahm, dass mau keinen Fond haben 
wolle. Er signirte die Bittschrift und gab sie dem Gubernium zum Gutachten 
über. Da gibt es denn freilich einige, die die Sache unterstützen werden. Also 
etwas Hess sich hoffen, obschon n[ichts] grosses ohne Fond, doch etwas, das 
nicht zu verw[erfen] ist — Der Ball ist auch glücklich abgeloffen, bis auf einige 
Schwelger, die sich einiges Ungemach zuzogen. Der Prinz reisete bereits ab, uml 
heute früh der Kaiser.*" (Original im Gesellschaftsarchiv. Joseph Jungmann über- 
gab am 7. Jänner 1841 der Gesellschaft im Ganzen 24 Briefe Dobrovsky's an 
Belfert von 1778—1789). 

Das Gubcrnial-Gutachten vom 23. September 1784 über das Gesuch der 
Privatgesellschaft wurde schou oben S. 175 * berührt. 

Von einem weiteren Gutachten, welches die Studienhofcommission abge- 
geben hat, ist in der Augsburger Allgemeinen Zeitung 1878, Beilage zu Xr. 26 
S. 382, Folgendes zu lesen: „Die Studien-llofcommission würdigt in ihrem Vor- 
trage vom 20. Octobcr 1784 die wissenschaftlichen Publicationen dieser Gesell- 
schaft, welche Prag auch im Auslande lluhm gebracht haben. Sie hielt es jedoch 
nicht an der Zeit, sie zu einer ordentlichen Akademie der Wissenschaften zu er- 
heben: ,Solcho Akademien sind das letzte an dem Bau der Wissenschaften, woran 
erst dann gedacht werden muss, wenn der Bau selbst ciue Festigkeit gewonnen 
hat' Sie verdiene jedoch den Ausdruck des allerhöchsten Wohlgefallens. Mehr 
befürwortet die Studieu-Hofcommissiou nicht. '^ 

Der Irrthum rücksichtlich der Situirung der ersten Gesellschaftslocalitäten, 
in welchen ich durch Befolgung einer älteren Darstellung S. 49 verfiel, ist bereits 
S. 176 * richtig gestellt. 



Zusätze und Berichtigungen. 



293 



Hinsichtlich der auf S. 18 besprochenen Frage, oh Dnhrovakff Freimaurer war, 
seinem Briefe vom 1. Jiinner 178(3 zu entnehmen, dasB dies wenigstens damals 
•h kaum der Fall war. Dohrovsky schreibt nAmlich an Ilelfert, wie er dem 
tfessor Mayer und Hicgger dadurch Schrecken eingejagt habe, dass er ihnen 
ählle, ^selbst Baron von Kressel müsse jetzt der Mäurerci nicht mehr so sehr 
eben sein,*" ja es sollen Strafen über die Maurer verhängt werden; „ich habe 
iireibt Dobrovsky) dem Prof. Mayer — vom Riegger wusste ich nicht einmal, 
,s er initiirt sei — Angst machen wollen und mit ihm meinen Spass ge- 
ben." — Daraus erfahren wir, dass Joseph Mayer der Freimaurerei angehörte 
ihreud sein Bruder Johann Mayer derselben abhold war); weiter kann man an- 
inien, dass ein Maurerbnider einem andern gegenüber solchen Spass sich nicht 
lubt hätte, zu welchem Dobrovsky sich bekennt. 

Seite 7, Zeile M von oben, statt Juli ist zu lesen Juni. 



68, . 


15 „ unten, „ 


übergegangen 


« 


T» 


r 


übergangen. 


60, r 


10 r . 


1788 


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1798. 


61, . 


u . „ 


1789 


r 


r 


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1787. 


63, , 


4 „ oben, ,. 


1787 


m 


r* 


m 


1788. 


90, „ 


18 „ unten, „ 


in Prag 


r 


»• 


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in Tepl. 


106, , 


1 „ oben, ,. 


1436 


T 


r 


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1437. 


117 in der Note * ,. 


3 Stück 


r> 


n 


»t 


6 Stück. 


i:{3 ist irrthümlich mit 135 


paginirt. 










165, Zeile 


23 ,, oben, statt 19 


n 


r» 


»• 


20. 


167, „ 


18 . . 


18 


n 


n 


n 


19. 


168, . 


^ f, r 


stoss 


f» 


» 


n 


stiess. 



-JGC^ 



Namen- und Sachregister. 



A. 

Actuare 99, 190, 291. 

Adamiten 68. 

Akademie der Wissenschaften SO, 60, 

96, 292; in Wien 147, 192, 203, 

204. 
Albrecht Erzherzog 161. 
Altenberg, Dorf 113. 
Amerling Karl 188, 216*. 
Archäologie 68, 166, 183, 281. 
Archiv 3*, 204*. 
Aristoteles 234, 273. 
Arnold Canonicus 166. 
Ast Anton 206"^. 
Aufklämng 21, 22, 24, 98, 106, 129. 



Bach Alexander von 208. 

Balling Karl 188, biogr. 197; 204, 211, 

212*, 220, 221, 224, 262, 287. 
Barbora von Brandenburg 238. 
Barrande Joachim, biogr. 196; 212^^, 

220, 221, 246, 248, 263. 
Barth, Actuar? 291. 
Barth, Buchhändler 101. 
Bartos, Chronik 229, 237, 238, 280. 
Batthyäny Ignaz Gf. 61. 
Bautsch, Stadt in Mähren 238. 
Becher David 6. 
Becker M. A. 223, 224. 
Berger Franz 141, 142, 143. 
Berghofer 81, 291. 



Bergmann Torbem 6. 

BemouiUi 61. 

Bibelübersetzung, böhmische 40, 67, 110, 

166, 243. 
Bibliothek der Gesellschaft 66, 170, 201, 

222, 260. Bibliothekare 290, 291. 
Bibliothek, k. k. öffentliche 148. 
Bibliotheken in Böhmen 70, 280, 284. 
Bieschin Adalbert 87. 
Bildnisse der Präsidenten 106, 162*, 

268*, Bolzano's 194*. 
BÜeJovsk^ 66. 
Bflek Joh. 206*. 
Bippart Georg 240, 282. 
Bittner Adam, biogr. 121 ; 122, 127, 141, 

160, 166, 167, 168, 188, 193, 286. 

288. 
Bloch in Berlin 62. 
Blumauer Alois 16. 
Boöek Anton 182, 237. 
Bohatsch Joh. 4. 
Böhmens Landeswappen 34. 
Böhmische Sprache 24—27, 70, 76, 77, 

97, 109, 1.10, 111, 169, 172, 189,214, 

228, 266—267. 
Bohnitz, Kirche 184. 
Bolzano Bemard, biogr. 120, 168, 193; 

122, 127, 140, 164, 167, 180, 185, 

186, 188, 197, 214, 286, 288, 289; 

Schriften 233. 
Bonifacius d. Heilige 68. 
Bofivoj's Taufe 161, 162, 163. 
Born Ignaz 2, 3, 4, biogr. 6, 6, 14, 15, 

29, 30; 18, 28, 28, 46,60,62,66,72. 



Namen- und Sachrogister. 



895 



tcn 114, 157. 

la, Arzt 52. 

Vinceiiz 11, 18, 237, 263*. 

pf und närtel in Leipzig 101, 

, Stiftungsbriof 33, 67. 

, Schloss 120*. 

», 11, 16, 162; Stadrecbto 70. 

F. F., Graf 5. 

Professor 21. 

ickerkunst 39, 112, 113. 

r 236. 

j, Erbauung 157. 

dam 204. 

zner Ignaz 118*, 144*, 205*. 

O, O und Oll. 

[Buchhändler 91, 100. 

ins Job. 156. 

OS. Gf. 15, 17, 61. 

Franz 239. 
2, 77, 78, 84, 97, 100, 116, 117, 

132, 173, 174, 198, 206—210, 

250, 256, 259 ; s. Subventionen, 
n 51. 

173, 181, 196. 

tammvater 29. 

sky Frant. L. 188, biogr. 217; 

242. 

sky Ladislaus, biogr. 255 ; 260*, 

271. 

staatliche 105, 181, 201—203. 

wissenschaftliche 66, 67, 104, 

198, 225, 226. 

Philipp 269. 
Graf 11, 274. 
L'homas JlTDr. 272. 

sky, Job. Karl Freiherr 12. 

Josei)h 204. 

is Job. 156. 
Job. Rudolf Gf. 52, 77, Präsi- 

. 122—126, 137, 144, 146, 146, 

', 285. 

Karl Gi'.y Oberstburggraf 162*, 
167, 174, 175, 190, 199. 



Christianisirung Böhmens 66; s. BoH- 

voj, Cyrill, Method. 
Clam Karl Graf 13. 

Clam-Martinic Heinrich Graf 257*, 258. 
Clary Philipp Gf. 15, 16, 87. 
Classen 58, 80, 104, 118, 119, 244, 245, 

251, 288; vergl. Sectionen. 
Colloredo Graf 79, 83, 91, 92, 93, 100, 

102, 103. 
Comenius 234. 

Corda August 188, biogr. 196; 204, 239. 
Cornova Ignaz 15, 17, biogr. 60, 61, 

163; 74, 84, 87, 89, 98, 100, 119, 

121, 122, 123, 128, 285; Schriften 
112, 113, 155. 

Cosmas von Prag 236. 

Cyrill, Slavenapostel 40, 154, 182. 

C}Tilli8che Schrift 35, 40, 65, 242. 

D. 

Dalimil's Chronik 181. 

Dastich Joseph 235. 

David Alois M. 81, 82, biogr. 96; 115, 

Secretär 117, 120—123, 131, 134, 

141, 160, 161, 163, 168, 169, 170, 

286, 288. 
Dedicationen 73, 91, 92, 180*, 181, 223, 

224. 
Degen J. Y., Buchhändler 75. 
Delius Traagott 5. 
Dembscher Franz 5. 
Derichs 100***. 
Deutsche in Böhmen 69, HO. 

Deutsche Sprache 23, 172, 228, 265 bis 

267. 
Deutscher Ritterorden 183. 
Diener 118*, 205*. 
Diplomatar 56, 108; vergl. Regesta. 

Directoren 58, 79, 80, 98, 99, 117, 121, 

168, 197, 220, 247, 285—287. 
Dittrich Anton 188. 
Divis Prokop 128. 
Dlabaö Gottfried, biogr. 97; 98, 119, 

122, 134, 286; Schriften 113, 156. 
Dobner Gelasius 4, lüogr. 8, 9, 57; 19, 

23, 24, 29, 30, 43, 45, 47, 48, 51, 56^ 



296 



Namen- und Sachregister. 



r»8, 62, 03, 101», 117, 15-2; Scliritlton 
31—34, 65— G7. 

Dobrovsky Jos. 4, biogr. 10, 18, 68, 
1G2, 163, 282; 25, 28, 43, 45, 48, 51, 
65, 68, 62, 63, 66, 66, 76, 77, Beisc 
78, 71>, Secretar 80, 81, 84, 87, 92, 
94, 96, krank 97, 98, 99, 107, 108, 
119, 122, 123, 124, 130, 132, 133, 
134, 139, 140, 160, 177, 189, 243, 
249*, 286, 287, 288, 292, 293; Schriften 
38—41, 67, 68, 109, 110, 151—165, 
182. 

Doppler Christian 188, 191, 192, biogr. 
194; 197, 204, 286, 288. 

Drahomir 162, 163. 

Dudik Beda 205. 

Dümmler 236. 

Dur^ge Ileinrich 266*. 

Durich Fortunat 26, 107, 108. 

Dux, Bibliothek 179. 

Dvorsky Franz 274. 

Elirenmitglieder 44, 49, 51, 96, 119, 192, 

208, 209, 213*, 257*. 
Ehrlich Joh. Xcp. 235. 
Eichler Andreas 99, 116, 118*, 291. 
Eichlcr Joseph 138. 
Eisengewinnung 94. 
Emier Joseph, biogr. 254; 256*, 2r»7*, 

260*, 203*, 264, 268**, 270 ; Schriften 

258, 259, 264, 274—276. 
Erben Karl Jaromfr 179, 190, biogr. 

196, 263*; 220, 221, 222, 224, 225, 

226, 229, 245, 246, 247, 252, 256*, 

275, 287, 290, 291; Schriften 237, 

238, 264, 282. 
Erfindungs-Manie 215*. 
Erigena Joh. Scotus 235. 
Erlachcr Jos. A. 5. 
Exner Franz, biogr. 191; 192, 194, 197, 

204, 205, 288, 289; Schriften 233, 

234. 

F. 

Feistmantel Ottakar 259. 
Ferdinand I. 276, 280. 



Ferdinand Kronprinz 124, Kaiser 161, 

181, 199. 
de Femssac 160. 
Flora Böhmens 136. 
Fomian Wenzel 142, 143. 
Franz, Erzherzog 51, 76, Kaiser 79, 83, 86, 

90—93, 100—104, 123—126, 140-149, 

161. 
Franz Joseph T. 223, 224, 231, 232, 261, 

209. 
Franz Karl, P^rzhcrzog 124, 161, 199. 
Freimaurer 11—19, 50, 61, 63, 64, 71, 

81, 82, 85—90, 293. 
Friaul 239. 
Fric Anton biogr. 254 ; 257*, 260*, 270. 

271*. 
Friedrich I. von Brandenburg 2.38. 
Friedrich der Winterkönig 276. 
I^'rind Anton 276. 
Fritsch Karl, biogr. 197; 212* 217, 

289. 
Functionäre 286—291. 
Fürstenberg Karl Egon Fürst, biogr. 

46; Präsident 48, 49, 52, 64, 56, 

t 57, 60, 106, 142, 285, 

O. 

Gebauer Johann 255, 271*. 

Gebier Tobias Freiherr 46. 

Gebühren-Aequivalcnt 210, 259. 

Gelehrte Nachrichten 19—22, 26-28. 

Georg von Podebrad 113, 238. 

Gerhard 51. 

Gerie Wolfgang, Buclihändler IX 18. 
19, 25, 80. 

Gerstuer Franz J. 17, biogr. 51; 56, ft8. 
62, 6,3, 6G, 75, 78, 81, 82,84,87,^9, 
98, 105, 107, 109, 115,117,120,121, 
122, 124, 1.S6, 140, 141, 146, 147, 160, 
163, 168, 169, 285, 286, 288. 

Geschjiftsleiter, siehe Classen, Sectionen. 

(Gesellschaft, patriotisch-ökonomische 61, 
02. 

Gessner 27, 51. 

Giesebrecht W. 279. 

(undely Anton, biogr. 220; 229*. 247. 
248, 260*, 265, 271*, 272, Schrift 
276. 



Namen- nnd Sachregister. 



297 



Glagolitische Fragmente 241 : Schrift 35, 
40, 65, 109, 154, •24i>. 

Goll Jaroslav 276. 

Golovackij Jacob Fr. 241. 

(iriil)or, siolie Archäologie. 

Grimm Jakob 273. 

Gröbl Jos. 116. 

G ruber Gabriel 118. 

Gruber Tobias 4, 19; biogr. 43, 117 bis 
119; 45, 48, 56, 68, 62, 63, 75, 79, 
80, 84, 87, 90, 96, 98, 99, 102, 103, 
107, 109, 116, 122, 134, 140, 149, 
285, 287, 288, 290. 

Grün Milo, Abt 49. 



Ilaase Gottlieb 135, 174, 206, 207. 

Ilacquet 5. 

Haidinger Wilhelm 204. 

Ilallaschka Franz Cassian 141, biogr. 

164; 166, 167, 169, 173, Schrift 238. 
Ilammcr-Purgstall Jos. 192*, 204, 238. 
Hauka Wenzel 162, biogr. 165; 167, 

181, 182, 186, 187*, 188, 191*, 197, 

204, 211*, 212*, 214, 215, 217, 226, 

268, 286, 290; Schriften 201, 202, 

238, 240, 241. 
Hänke Th. 56, 109. 
rianus Igiiaz 207, 214, biogr. 218; 221, 

222, 225, 226, 228, 229, 230, 235, 

245—248, 252, 289, 290,291 ; Schriften 

242, 265, 282. 
riartig Franz, Graf 17, 56, Präsident 

82—87, 90—96, 99, 100, 106, 285. 
Hasner 116. 

Hasner Joseph 265, 260*. 
Hasner Leopold 208. 
Hattala Martin, biogr. 219'; 245, 246, 

248, 290; Schriften 242, 283. 
Hedcanc« 279. 

Helbling Sebastian 6. Siehe Hirzenfeld. 
llelfert Augustin 292, 298. 
Heitert Jos. von 276. 
llellich, Maler 162. 
[lenricus Italiens 276. 
Eierbartismus 191*, 233, 234, 274. 
Herrmaun Benedict Franz 95. 



ITermann Johann Franz von, biogr. 

51 ; 64—67, 69, 62, 63, 77, 84, 98, 

119. 
Hessler Ferd. 185, 187*, 188, biogr. 194; 

204. 
Heyrenbach Jos. B. 114. 
Tlildprandt Wenzel Freiherr 13. 
Hirzenfeld, Joh. Helbling von 116, 174, 

206*. 
Hodöjovsky Johann von Hodöjov 28, 

283. 
Hoditz Franz Graf 234. 
Hodovnfk Joh. 206*. 
HoiHnger J. A. 236. 
Höfler Constantin 209, 216, biogr. 219; 

221, 222, 226—232, 244—248, 260*, 

287, 289, 290; Schriften 237, 238, 

241, 266, 277. 
HögelmüUer Georg 132. 
Hohenfurt, Nekrolog 157. 
Honorar 30, 62, 133, 180*, 198, 226, 

265. 
Horatius 240. 
Hohn 68. 

Horky Joseph 178. 
Hormayer Joseph 179. 
Hoser Joseph Karl, biogr. 196; 197, 

200. 
Hube Eomnald 277. 
Huber, Weltpriester 22. 
Hulakovsky Joh. 230. 
Ilusitismns 203. 
Hyrth Joseph 196, 204. 



Jablonowski Fürst 32. 

Jacobellus de Misa 87. 

Jahresbericht« 161, 190, 227, 263. 

Jandera Ladislaus Joseph, biogr. 163; 
164, 166, 167, 169, 170, 173, 179, 
186—188, 191* 211*, 212*, 217, 286, 
290 ; Schrift 183. 

Jamik Joh. U. 283. 

Ja8trz§bski J. L. 201. 

Jelinek Karl 230. 

Jei^äbek, Buchdrucker 74, 91. 

Jesuiten 117**. 



298 



Namen- und Sachregister. 



Jiräsek Johann 56, 109. 

JirciSck Constantin 277. 

Jireöek ücrmenegild 266, 278, 279. 

Jireöck Joseph, Präsident 248, 261, 262, 

254*, biogr. 255; 266*, 258**, 263*, 

270, 271, 272, 287; Schriften 243, 

283. 
Johann Erzherzog 161. 
John Dionys 99, 291. 
Jordan J. P. 203. 
Jordan Karl IOC. 
Joseph I. 276. 
Joseph II. 1, 15, 42, 67, 76, 86, 87, 106, 

171, 172, 292. 
Josephinismus 21, 22. 
Jubiläum 162, 871. 
Jungmann Joseph, biogr. 164, 263; 167, 

185, 187*, 188, 189*, 198, 197, 270, 

286, 293; Schriften 240. 

Kaiserliche Besuche 76—77, 122—124, 

161, 162. 
Kalender der Slaven 36. 
Kaiina Mathias von Jäthcnstein, biogr. 

121; 122, 127, 134, 140, 142, 143, 

160—168, Sekretär 1G9, 170, 171, 

177, 178, 180, 186, 187*, 188, 189*, 

190, 193, 197, 199, 286, 288; Schriften 

166, 183. 
Kalousek Joseph 263*, 264, 270, 271, 

278. 
Kaplff Gf. Kaspar Zd. 276. 
Karl der Grosse 279. 
Karl IV. 37, 113, 199, 201, 270, 277. 
Karl Erzherzog 100, 161, 196. 
Karte böhmischer Producte 76, 78, 94; 

historische 199, 264. 
Kaulich Wilhelm, Bibliothekar 222, 235, 

250, 291; Schrift 273. 
Kaunitz, Kloster 166. 
Kelchbewüligung 106, 165, 176*, 276. 
Kelle Johann 284. 
KcUersperg Baron, Statthalter 246. 
Khun in Eger 62. 
Kinsky Franz Jos. Gf. 3, 4, biogr. 6; 

Freund d. böhm. Sprache 26, 26; 



49, 62, 66, 96, 98, 100, 101, 103, 119, 

141, 142, 148, 176*. 
Kirchengesang 35, 283. 
Kirschbaum Fridrich 194. 
Klattau 16. 
Klinkosch J. T. 4. 
Knoblauch Jos. W. 130. 
Knoll Joseph 164, biogr. 166, 167, 168; 

193. 
Knore A. 264. 
Kochsalz 66. 
Köhler Joseph 188. 
KoloTrat Anton Franz, Graf 17. 

Kolovrat-Liebsteinsky Franz Ant, Graf 
136, 138, 147, Präsident 160, 161, 
162, 171, 174, 189, 190, 199, 204, 
214, 286. 

Kolovrat Leopold, Graf 46, 73, 98. 

Kolovrat Vincenz GL 17. 

Komärck Emil 279. 

König Joh. 6. 

Königlich, Attribut 73, 74, 79, 98, 98, 
171, 172. 

Königgrätz 139, 280. 

Kopitar Bartholomäus 166, 202. 

KoHstka Karl, biogr. 220; 229*, 245, 
247, 248, Secretär 249, 251, 266*, 
257*, 260*, 261, 266, 270, 271*, 272, 
288. 

Kostelctzky Vinc. 215*, biogr. 218; 221, 
245, 247. 

Kotz Joh. M. von Dobrsch 12. 

Koubek Johann 188. 

Kraus Freiherr, Statthalter 262, 272. 

Kreil Karl 188, 191, 192, biogr. 195; 

197, 200, 204, 211, 212, 217, 221, 

230, 286, 288, 289. 
Krejöl Johann 218, 246—246, biogr. 

253; 256*, 267*, 263*, 271, 290. 
Kressel Baron 293. 
Kretzer Karl 149. 
Krombholz Julius Vinc, biogr. 164; 

167, 169, 170, 186, 188, 193, 286. 
Kulik Jakob Philipp, biogr. 164; 167, 

169, 185, 187*, 188, 190, 211*, 212*, 

217, 221, 222, 226, 286, 287, 289, 

290; Schriften 229, 238. 



Namen- und Sachregister. 



299 



;1 Kaspar H. Gf. 13, 16; Sebastian 

• 

Franz 183. 

Franz 234. 

la Johann, biogr. 254; 260*, 271*; 

hrift 284. 



laus Posthumus 236. 

ränge 51. 

adius 95. 

afel-Überreste 229, 257*, 268, 274. 

lische Sprache 23, 172, 266; Lite- 

tur 36, 38. 

} Gustav 256*. 

isky Prokop Gf. 16, 17, 61, Pnlsi- 

nt 63, 64, 72—75, 79, 82, 84, 100, 

6, 122, 285. 

itz 234. 

)ble Jos. 5. 

lardi Freiherr 215. 

)ld U. 73, 75—77, 79, 171, 172. 

• Johann 279. 

abinet 189. 

Ilradec 152. 

Ercctionum 179. 

ler Gustav Ad. 274. 

ovic Bohuslav von Hassenstein 28. 

3vic Georg Fürst 267*, 269, 270. 

e der Gesellschaft 48, 123*, 143 

3 147, 174, 175, 176, 211, 269, 260, 

2. 

)witz 155. 

ler 5. 

\y Melchior Graf 271. 

iz Ottakar 278. 

Heinrich Joh., biogr. 219; 225, 
8*, 230, 244—247, 256*, 257*, 260*, 
0, 287, Schiiften 273. 
mirski Georg Fürst 269. 
lila. Heilige 152, 153. 
ig Erzherzog 126, 161. 

ig Alfred, biogr. 255; 270, 271*; 

hrifton 284. 

cnburg 67. 

►w Rudolf Graf 179. 



M. 

Mach Ernst 254, 260*. 

Mader Johann, biogr. 96; 98, 114, 119, 

121, 151, 286, 290; Schriften 114, 
156. 

Mähren, Grenzen 34 ; Landeswappen 111 ; 

Markgrafthum 279. 
Maloch Anton 279. 
Marcs Franz 279. 
Maria Theresia 1, 2, 6, 11, 13, 27. 
Marignola 157. 
Maitinic Georg von 265. 
Mater Verborum 240. 
Matzka Wilhelm 208*, 210, 216, biogr. 
218; 220, 221, 222, 226, 228, 229*, 

244—248, 250, 266*, 257, 260*, 261, 

287, 289, 290. 
Mayer Alois 166. 

Mayer Johann 4, biogr. 8, 46; 19, 31, 
48, 44, 45, 48, 61, 52, 55, 66, 59—63, 
74, 75, 82, 83, 84, 87, 97, 98, 99, 119, 

122, 123, 134, 142, 148, 155, 285, 
287, 293. 

Mayer Josef 4, biogr. 8 ; 23, 43, 46, 48, 
58, 62, 63, 98, 99, 119, 122, 136, 141, 
285, 293. 

Mecsery Karl Freiherr, Statthalter 208, 
209, 210, 217, 223. 

Medaillen der Gesellschaft 54, 72, 107, 

139, 170. 
Meinert J. G. 157. 
Meissen unter böhm. Herrschaft 69. 
Meissner August 17, 74. 
Menöik Ferd. 279. 
Merklas Wenzel 199. 
Method, Slavenapostol 34, 40, 66, 152, 

154, 182. 
Mikan Joseph 105, 139, 165, 167, 186, 

188, 193. 
Miletin, Stadt 183. 
Millauer Franz Max. 116, biogr. 121; 

122, 124, 127, 135, 160, 163, 164, 

165, 167, 168, 169, 174, 177, 180, 

188, 193, 286, 288; Schriften 157, 

158, 183. 
Milsau bei Kaaden 107. 
Mitrovsky, Graf 199. 



ax) 



Namen- und Saclirogistor. 



Mongolen 23G. 

Monso Joseph 25, 51 ; St^briften 7o, 111. 

Monseana fragnienta 237. 

Moravoc in "Wien 52. 

Müller Franz 5. 

Müller Joseph Gl. 

München 179; Akademie 230. 

Munter Friedrich 158. 

Münzkunde 70, 114, 15G. 

Muschau bei Nikolsburg 70. 

Museum 147, 176, 189, 260, 264, 270. 

N. 

Nebesky Wenzel 254, 268**. 

Nikodem^s Evangelium 241. 

Nostitz Albert Graf 209. 

Nostitz Franz Ant. Gf. 2, 9, 10, 11, 18. 

O. 

Olraütz, Schlacht 236. 

Opiz Johann F. 140; Philipp 140, 271. 

Osek, Kloster 140. 

Ottokar IL 36, 112, 275, 278. 



Palacky Franz 162, biogr. 163, 165, 
263*; 166, 167, 169, 170, 171, ein- 
geftihrt 177, Ilistoriogiaph 178; 179, 
180, 181, Secretär 185—191; 195, 

198, 200, 202, 203, 204, 206, 213, 
216, 221, 222, 225, 229, 244—248, 
252, 255, 256, 257, 270, 274, 286 bis 
289; Schriften 177, 178, 181, 182, 

199, 203, 236, 240, 264. 
PaUas P. S. 5. 

Paris, Museen oc. 269. 

Parish Johann 192. 

Passauer Kriegsvolk 183, 238. 

Patera Adolf 241. 

Paäout Julius 250, 291. 

Peithner Job. 30. 

Pelzel Franz M. 4, biogr. 9, 10, 163; 
19, 20, 24, 25, 30, 43, 45, 48, 51, 55, 
56, 58, 60—63, 67, 74, 76, 77, 78, 
80, 81, 84, 87, 90, 97, 98, 100, 107^ 
108, 117, 118,285, 287—290; Schrif- 



ten 36, 37, 38, 68, 69, 70, 110, 111, 

179. 
Pesinalliomas 265. 
PetHna Franz Adam, biog. 196, 239; 

204, 211*, 212*, 217, 220, 287, 288, 

289. 
Physikalische Instrumente 78, 81, 117, 

140, 141, 176*, 200, 230. 
Pierre Victor, biogr. 219; 231, 24.'), 26;{. 
Pikarden 68. 
Plato 273. 

Pleischl Adolf 162, biogr. 165; 167, 193. 
Pleuciz Joseph 50. 

Pohl Johann 27, biogr. 121; 127, 1S5, 

139, 140, 147, 163, 288. 
Poresching, Burg 158. 
Potocki Alfred Graf 269. 
Pötzsch Christian G. 139. 
Prag, Ursprung und Name 111, Topo- 
graphie 280. 
Präsenzgelder 210*. 
Preiuholder 106. 
Preisaufgaben 52—55, 93—95, 101, 102, 

109, 127—132, 177, 178, 199, 200, 

269, 270. 
Preissler J. D. 72, 74. 
Presl Joh. Svat., biogr. 165, 239; 167, 

187*, 188, 191*, 194, 197, 204, 286, 289. 
l^esl Karl BoHvoj, biogr. 165, 239; 167, 

172, 188, 191*, 197, 198, 204, 211*, 

217, 221, 233, 286, 290. 
Prochäzka Faustin 129. 
Prochäzka Georg 60, 58, 62, 63, 75, 78, 

98, 119, 120, 285. 
Pubicka Franz 32, 33, 34. 
Purkynö Johann 204, biogr. 217; 220, 

221, 220, 248, 249*, 252, 263*, 270, 

287. 
Putcani Freiherr 13. 



Banda Anton 255, 260*. 

Realismus und Nomiualismus 233, 273. 

Redtenbacher Joseph, biogr. 196; 197, 

204, 211*, 286. 
Regesta Bohemiae et Moraviae 224, 225, 

229, 237, 258, 264, 275. 



Namen- und Sachregister. 



301 



tabuliiriini terrae tJ29, 257*, 
i. 

ustiu Kmanuül '200, -204, 208, 
)jrr. JIS; 2-21, 225, '216, 228, 
9. 

iz Ambros 52, 60, 78, 105, 166. 
ou 280. 
, 65. 
.rl 205*. 

jseph Ant. 17, 56, 56, biogr. 
-64, 75, 76, 77, So, 84, 87, 
, 288, 293. 

Friedrich, biogr. 219 ; 221, 
7, 248, 219, 253, 290. 
,' 270. 

i:au. Archiv 179, 236. 
rl 87. 

lt. Christian 291. 
Karl (Iraf 232. 

(if., Oberstburjrgraf 75, 7«», 100. 
1S2. 
ch 12. 
uton 239, 280. 

S und ^. 

soch Leopold 21.3*. 
l:illHMt 249, lüogr. 253; 256*, 
63\ 267, 268, 271*, 272^ 2S7. 
.ul Jos. 185, 1H6*, 187*, 1.S8, 
iogr. 19;; 197, 199, 204, 211*, 
:., 217, 23:J, 242, 249*, 263*, 
9, 290; Schritten 24o, 241. 
tt'idiiiii 34. 
12. 

orschcidt Hugo Graf 162, 163. 
iiinou 239. 

tMi der Geaellachaft 56, 78, 
iO— 143, 176; siehe Thysika- 
Instrumeute. 

Karl 5, 53. 
•af H»o, 103. 

L-h Franz Gf. 4, 43, 45, 47, 48, 
62, 63, 84, 88, 98, 99, 119, 

aroslav 136, 137, 139. 

mus 102—104, 115, 116, 174, 

»7. 



Scherer Johann 52, 120, 122, 123, 129, 

130, 166, 167, 168, 173. 
Scherschnik Leop. 4. 
Schier FrofeBsor 257. 
Schiller Friedrich 234. 
Schindler Karl 95. 
Schloysnigg 51. 
Schmid in Prag 52. 
Schmidberg Georg 61. 
Schmidl A. A. 200. 
Schmidt F. W. 72. 
Schönfeld, Buchdrucker 102, 137. 
Schönherr Wenzel 138. 
Schreber 51. 
Schulen 112. 
Schulte Friedrich 280. 
Schwarzenberg Fürst Friedrich, Cardinal 

272. 
Schweden, böhm. Bücher 78, 110, 269. 
Secretäre 287. 
Sectionen, 186—191, 213, 214, 215, 251*, 

289; vergl. Classcn. 
Sedlätiek August 280. 
Seibt 17. 
Soidl Michael biogr. 164; 167, 173, 174, 

185, 187*, 188, 193, 197, 198, 286, 290. 
Sekendorf Freiherr 13. 
Selisko Anton 27. 
Seräk Jos. 205*. 
Seydler August 255. 
Siegel der Gesellschaft 48. 
Siegel Lorenz 5. 
Siegmund, Kaiser 238. 
Siegmund Korybut 68. 
Sitzungen 44, 48, 60, 89, 91, 104, 126, 

127, 186—190; ötfeutliche 216, 262. 

Sitzungsberichte 227, 263. 

Skala Paul 179. 

Slave, der Name 41 ; Sitten 68 ; in Öster- 
reich 114. 

Sokrates 235. 

Sommer Johann Gottfried 136, 188, biogr. 
196; 239. 

Sonnenfels Jos. biogr. 14; 21, 22, 45, 
46, 73. 

Spirk Anton 188, 189, 191, biogr. 194; 
197, 198, 290. 

Stadion Franz Graf 205. 



1 



302 



Kamen- und Sachregister. 



Stampach Franz W. Gf. 16, 50. 

StaH LetopisoYÖ 177, 182. 

Statuten 43, 47, 80, 170—173, 187, 211— 

214, 244—247, 250, 261, 252. 
Stein Friedrich, biogr. 219; 226, 228*, 

244, 245, 248, 249, 260*, 287. 
Steinbach Otto 50, 56, 57, 59, 62, 63, 

80, 285, Schriften 70. 
Steinmann Jos. 121, 122, 160, 163, 164, 

168, 169, 286. 
Steinsky Franz 5, 49. 
Stephan Erzherzog 206. 
Stepling Jos. 4, biogr. 7; 19, 23, 30. 
Stemberg Franz Gf., biogr. 96; 98, 106, 

115, 117, 118, 120, 122, 131, 132, 

133, 150, 160, 163, 169, 173, 177, 

178, 290. 
Stemberg Joachim Gf. 72, 73, 75, 76, 

79, 84, 89, 95, 98, 119, 120*, 127, 

128, 129, 134. 
Stemberg Kaspar Gl 73, 119, biogr. 

120; 135, 160, 167, 169, 173, 179, 

193, 290, Schrift 159. 
§titny Thomas 235. 
Stitz5. 

Stolhagins Kaspar 114. 
Stoutz in Madrid 52. 
Strnad Ant. 4, biogr. 8; 19, 24, 43, 44, 

45, 47, 48, 61, 55, 57, 58, 62, 63, 

75, 78, 81, 82, 84, 87, 88, 97, 98, 

99, 103, 106, 285, 287. 
Strobach Anton, biogr. 218. 
Strouhal Vincenz 272. 
Studniöka Franz J. 250, biogr. 254; 

256*, 257*, 260*, 266*, 271, 290. 
Stumpf 53, 65. 

Subvention 207—209, 231, 256—262. 
Suntinger Karl F. 147, 148. 
Sweerts P. Graf 12. 
ävenda Franz 139. 
Swieten 62. 
SYoboda Wenzel A. 188. 

T. 

Talmbergicus codex 140. 
Technische Gutachten 106, 107, 149. 
Tegethoif 13. 
Tempelherren 111, 157, 158. 



Tesaf Joh. 203*. 

Tessanek Joh. 4, biogr. 7; 19, 43, 45, 

47, 48, 51, 67, 58, 117, 286. 
Tetschen 179. 
Theobalde 67. 
Thun Franz Graf 179. 
Thun Leo Graf 191*, 192, 207. 
Thun Leopold Graf 209. 
Toleranz 70. 
Tomek Wenzel W., biogr. 196, 226*; 

207, 220, 221, 226, 244—249, 256*, 

257*, 264*, 271*, 287, 289, 290; 

Schriften 229, 236, 264, 280. 
Topographie Böhmens 136—139. 
Trattner, Buchdrucker 28. 
Truhlii Joseph 281. 
Turnau 108. 

U. 

Ulrich, Lundenburger Fürst 67. 

Ungar Karl Raphael 5, biogr. 10, 16—18; 
30, 43, 44, 45, 48, 51, 54, 66, 56, 58, 
61, 62, 63, 66, 75, 84, 87, 88, 98, 99, 
101, 102, 106, 119, 122, 134, 286, 
286, 288,289; Schriften 38,70,118. 

UniYersitat, Prager 35, 157. 

UniYersitäts-Docenten 205, 268. 

V und AV. 

Waldhauser Konrad 279. 

Waldstein Em. E. Gf., Bischof von Leit- 

meritz SO, 49, 52, 65, 63. 
Waldstein, Heinrich von 114. 
Yalentinelli Joseph 289. 

Wallis Graf 122, 123. 

Waltenhofen Adalbert von 248, 250, biogr. 
253; 257* 260*, 287. 

Walther Conrad SaL 62, 109. 

Wander von GrOnwald 68, 66, 95. 

Wattenbach 153, 236. 

Wechselverkehr mit andern Gesell- 
schaften 150, 181, 199, 226, 265. 

Wegner Georg 250, 271, 291. 

Weichsel, Flussname 110. 

Weitenweber Wilhelm 208, 209, 216, 
218, biogr. 219; 221, 228, 224, 226, 



Namen- und Sachregister. 



3C)3 



227, 228, 247, 252, 271*, 288, 289; 
Schriften 239. 

Vejdovsky Franz 268. 

Veuusi Benedict 140. 

Wenzel d. Heilige 88, 154. 

Wenzel IL 275. 

Wenzel IV. 37, Siegel 68. 

Wenzig Joseph 208, 218, biogr. 219; 
221, 226, 229, 232, 245, 246, 247, 
252, 256* 257*, 287. 

Widimsky Joh. 190, 291. 

Willkomm Moriz 256*, 270. 

Winzlcr Zachäus 149. 

Wladislaw's IL Krone 34. 

Wocel Joh. E., biogr. 195; 198, 204*, 
211, 212*, 213*, 216, 220, 221, 223, 
224, 226, 228, 232, 244—249, 252, 
256, 271*, 287, 288, 289 ; Schriften 
229, 237, 281. 

Voigt Adauct 4, biogr. 9, 55; 23, 29, 
30, 49, 63, 54; Schriften 34—36, 71. 

Wolf Gustav 188. 

Wolfrum 256. 

Volkmanu Wilhelm 234. 

Volta Alexander 5. 

Vorträge 44, 104, 170, 186; an Univer- 
sitäten 205, 268. 



Wratislaw's IL Mitra 33. 

Wratislaw von Mitrowic Graf Joseph 

105, 122. 
Wrbna Eugen Gf. 48, 52, 62, 63. 
Wrbna Rudolf Gf, 104, 105, 122, 124, 

126, 144, 146, 147. 
Vsehrd's Rechstbuch 182. 
Wurmser Dagobert Gf. 17. 

Z und ii. 

Zach Astronom 78. 

Zap Karl Vladislav 253. 

Zasovic bei Tfebic 70. 

Zauschner Franz 21. 

Zauschner Joh. 4. 

Zeberer Johann 26. 

Zeitungen, böhmische 156. 

Zeleny Wenzel 263*. 

Zepharovich Victor 256*, 

Zimmermann Robert 230, 234. 

Zippe Franz, 162, biogr. 164; 165, 167, 

185, 187*, 188, 191*, 192, 193, 197, 

199, 204, 211*, 286, 
2izka Johann 112, 183. 
Zlobicky 25. 






598 



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