Skip to main content

Full text of "Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden : von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart"

See other formats




Google 


This ıs a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before ıt was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world’s books discoverable online. 


It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover. 


Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 


Usage guidelines 


Google ıs proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 


We also ask that you: 


+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 


+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text ıs helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 


+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 


+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users ın other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 


About Google Book Search 


Google’s mission is to organıze the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web 


auhttp://b060kSs, 00088le Son 





Google 


Über dieses Buch 


Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google ım 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 


Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun Öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 


Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch ın dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 


Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 


Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 


+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ıst, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 


+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sıe das Wasserzeichen nicht. 


+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer ın anderen Ländern Öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es ın jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 


Über Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 


Den gesamten Buchtext können Sie ım Internet unter|lhttp: //books.google.comldurchsuchen. 











— er 2 
PIE. dr - 


9 
— . 








Geſchichte 


der 


Rüniglidıen haupt— und Reſideniſtadt 


Dresden. 


Geſchichte 


der 


Röniglichen Baupf- und Reſideniſtadt 


Dresden 


von den 


älteſten Zeiten bis zur Gegenwart. 


Von 
M. B. Tindau.. 
N 


Zweite, verbeflerte Auflage. 


Mit mebreren Polorierten Abbildungen, zahlreichen Illuſtrationen in Lichtdruck, 
Karten und Plünen. 


Prespden, 
R. von Grumbkow, Hof-Verlag. 
1885. 


DIN 
DIIsSLS 
285 








Vorgeschichte. 


Uniere Geſchichte bat eigentlih erſt mit der Zeit zu beginnen, wo 
Tredden aus dem Dunfel einer fernen, vielfach befabelten Nergangenbeit 
biiteriich ungzweifelbaft in die Reihe deutfcher Etädte tritt — wo die Anfänge 
kiner Entwickelung zu finden jind und auf jicherem urfundlichen Boden ſich 
wriolgen lajien. Dieje Zeit fällt ungefähr in den Anfang des dreizehnten 
Abrhunderts. Was jenjeit derjelben liegt, ijt für unfern Gegenftand ein 
Cie, auf welchem zum Theil mit Aufwand großer Gelehrfamfeit geforicht 
m vermutbet, aber nur wenig bewiejen worden iſt. Dennoch muß aud 
Biefer Periode ihr Recht werden, und wenn wir auch nicht bei ben ver- 
ibiedenen zum Theil unbaltbaren Meinungen und Behauptungen binfichtlich 
der Regründung und Entjtebung Dresdens und jeine® Namens zu verweilen 
rauhen, joe wollen wir do, um die Lücke bis zu dem angegebenen Zeit: 
runfı auszufüllen, und um Gelegenheit zu Schlußfolgerungen für unferen 
Zweck zu fingen, uns wenigjtens bemühen, die allgemeinen Verhältniſſe des 
Landes kennen zu lernen, zu deſſen Mittelpunkte Dresden ſich allmälig zu 
erbeben begann. 

Zu Anfang der dhrütlihen Zeitrechnung waren nad dem Zeugniß 
temiſcher Schriftiteller die Hermunduren die Bewohner des jeBigen meißner 
bandes Ein Nomadenvolk germaniſchen Stammes, durchzogen ſie, Viehzucht 
treibend, vielleicht urſprünglich vom nördlichen Böhmen aus, das Gebiet zwiſchen 
Elbe, Mulde, Pleiße, weißer Elſter und Saale. Strabo gedenkt ihrer zu: 
at und bezeichnet ſie als einen Volksſtamm, der keine feſten Wohnſitze hatte, 
ſondern bald da bald dort, wo eben gute Weide zu finden war, ſeine Hütten 
auiſchlug. Er ſetzt ſie an die Elbe nach Morgen hin und bezeichnet die 
Longobarden als ihre Nachbarn. Alle anderen Nachrichten von den Hermun— 
duren verdanken wir Tacitus, der ihrer mehrmals erwähnt. Er berichtet in 
feinen Annalen beim Jahre 19. n. Chr. von einem Siege berfelben über bie 
Gothonen, Die ihre Sige hauptſächlich in Oberjchlefien und einem Theile von 
Ober-Ungarn und Mähren hatten, und beim Jahre 50 n. Chr. von einem 
andern Siege der Hermunduren und der wahrjcheinlid in Schlejien wohnen: 
den Engier über den von den Römern zum König der Suevier eingejebten 

1 


Vanius und feine Nerbündeten, die Jazyger. Am Jahre 59 nad Chr. 
fümpfen die Hermunduren mit den Gatten oder Heſſen wahrſcheinlich an der 
Saale um Saͤlzquellen, woraus ſich ergiebt, daß ſie ſich ſchon damals dieſſeit 
und jenſeit der Elbe bis an die Saale ausgebreitet hatten. Yu Ende dei 
erjten Jahrhunderts gedenkt Tacitus ihrer (de Germ. C. +1) ale sreunde 
ber Römer, während jie um Mitte des zweiten Jahrhunderts mit den Quader 
und Sarmaten und den meijten anderen deutſchen Stämmen im marfomannijcher 
Kriege gegen die Römer im Kampfe jteben. 

Aus all diefen Nachrichten geht hervor, daß die Hermunduren die ülteiter 
Bewohner des jeßigen meikner Vandes geweſen jeien, jowie daß fie mich 
blos als unſtät umberziehende Nomaden, jondern auch in echt germanijche: 
Weiſe durch Kämpfe und Groberungen jich ausbreitend immer mehr an Ge 
biet gewonnen baben, bis jie enblich, don den Kriegszügen ber deuticher 
Nölfer ergriffen, in dem allgemeinen Chaos ringender Volksſtämme wor 
manche andere jich verloren. Denn mit dem Ende des vierten Jahrhundert 
it ihr Name in den Gegenden, welche ſie feither bewohnt hatten, verſchwunden 
Vielleicht ſind fie in dem um dieſe Zeit in der Geſchichte auftretenden um 
in Zprade und Sitte als echten deutſchen Ztamm ſich fundgebenden Volt 
der Thüringer wiederzuerfennen, deren Gebiet ziemlich innerhalb verfelben Grenzel 
jich ausbreitete, mögen nun die Hermunduren, wie einige Gejchichtichreiber ver 
muthen, unter dem meuen Mamen ber Thüringer ala weit verbreitete: 
mächtiges Wolf ſich fortgepflanzt oder wie viele andere Früher vorhandene älter 
Stämme in ber Gejanmtheit der Thüringer ſich aufgelöſt haben. Das Neid 
der Thüringer, zur Mitte des fünften Yabrbunderte über mehrere Theile de 
mittleren Deutichlands bis nah Nöhmen bin jich eritredend, jeit der Völker 
wanderung zugleich Die erjte und früheſte Nereinigung deutſcher Völkerſtämm 
im Innern Deutſchlands mit fejteren Wohnſitzen und feiteren jtaatlichen Ver 
bältnifien, war eine ſichere Schußwehr gegen die Staven, die wabrſcheinlic 
durch fremde Nationen von Oſten und Norden ber aus ihren urjprüngliche 
(Hebieten, öftlib von der Meichjel und nördlih von den Karpathen, ver 
drängt, den Bewegungen ber germaniichen Wölfer folgten und allmälig tbeil 
nach Weiten, tbeild nah Süden ji) ausbreiteten. Als aber ungefähr 3 
das mächtige Thitringer Neid dur ch jeine Nachbarn, bie Franken und dun 





N 
— ) — 


Mulde, Elfter, Pleiße und Saale im Bejige der Sorben, eines Hauptſtammes 
iner Zlaven, die jich alsbald unter verjchiedenen Namen, aber in Sitte und Sprache 
oft völlig übereinjtimmend, 3. B. ald Moraver in Mähren, als Czechen in 
Bebmen, als Luſitzer in der Niederlauſitz, als Milziener in der Oberlaufig, 
ad Heveller und Udern in Brandenburg, als Obotriten im heutigen Medlen: 
burg u. ſ. w., in den Gebieten deutjcher Völker, namentlih an der Oſtſee 
und an den Ufern der Elbe feitgejeßt hatten. Die Sorben oder Zorben: 
wenden bauten das Yand an der Oberelbe bis zur Saale, dad nachherige 
Meipen und das Havelland an und gaben dem von ihnen eroberten Gebiete 
den Namen Erbie, Zirbia, nah ihnen Sorabia genannt. Site braten 
Neigung zum Aderbau mit und liebten cd, in größeren Gruppen zuſammen 
zu wohnen. Noch beutigen Tages deuten die Namen vieler Städte und 
Drrjdhaften auf ihren jlaviichen oder jorbischen Urjprung. Entſprechend den 
Bauen der deutſchen Provinzen, zerfiel das eroberte Gebiet der Zorben in 
Jupanien oder Sudpanien (von Zur Weriht und Yan Herr) oder 
herrſchaften. Wir nennen biervon die Gaue Niſan, der von Scharfen— 
berg bis an die damalige böhmiſche Grenze bei Firma reichte, Slomace 
oder wie die Deutihen cs nannten Daleminze, von dem Ztamme der 
Daleminzier oder Thalleute bewohnt, wahrſcheinlich jo genannt, weil jie die 
fruchtbarſte Ebene Zorabiens inne hatten, mit dem Hauptorte Glomace 
(fommagic), Milin mit Jwidau, Chutizi mit Chemnitz, Rochlitz u. |. w., 
Plisni mit dem Hauptorte Plisni (Altenburg), Neletici mit alle, Scubici 
mit Skeuditz und Yeipzig. Unter dieſen waren die Gaue Niſan umb Glomace 
rahrſcheinlich die bedeutendſten. Der erſtere erſtreckte ſich, wie erwähnt, von 
dem nachherigen Scharfenberg über die heutige Dresdener Gegend bis an 
die böhmiſche Grenze und bis nach Bautzen. Weſtlich grenzte er an den 
Gau Glomace oder Daleminze und ſüdlich an das heutige Erzgebirge, 
das damals der ungeheure Miriquidiwald bedeckte. In dieſem Gaue aljo 
haben wir die Uranfänge unſeres Dresden zu ſuchen, wenn die Vermuthung, 
daß der Urſprung desſelben bis in jene Zeit zurückzuführen ſei, wirklich Be— 
rechtigung hat. Zahlreiche Ausgrabungen von heidniſchen Alterthümern, 
Urnengräbern mit bronzenen Schmuckſachen, Waffen u. ſ. w. in und um 
dresden laſſen allerdings auf eine vielbewohnte Stätte der heidniſchen Zeit 
ſchließen, und eben weil Dresden erſt ſehr ſpät urkundlich genannt wird, 
ehne daß man erwähnt findet, wann, wie und Durch wen es entjtand, dürfte 
man annehmen fünnen, dag ein Ort viejes oder ähnlichen Namens, fei es 
Dorf oder seite, jhon lange Zeit vor jeiner Erwähnung vorhanden gewejen 
ji, wenn er auch vielleicht noch nicht jo bedeutend war wie manche andere 
in den ſorbiſchen Gauen entjtandene Ortichaften, die in der Gejchichte jener 
Zeit bereits genannt werden. Wäre Dresdens erſte Entſtehung jünger, fiele 
ie in eine Zeit, wo die Geſchichte bereits Lichter zu werden beginnt, jo würden 
ung binjichtlich jeines Urſprungs nicht alle zuverläſſigen, urfundlichen Belege 
teblen, wie es eben der Fall ült. Ob die Sorbenwenden, als fie das meiner 
Yand in Bejiß nabmen, bereits einige von ihren Vorgängern, den Hermun— 
turen, begründete feitere Anjiedelungen vorfanven, obgleich von einem ſolchen 
jaft nemadenhaften Volksſtamm eine jolche Hinterlaffenfchait faum zu erwarten 
it, oder ob von ihnen die erite Begrimpung der meilten Ortichaften ausging, 
aus welchen jpäter mehrere blühende Ztädte erwuchlen, läßt 1o gejchichtlich 


‘ 


. . f — * 
® " = .® 
ı . — u. 
“ U; 
1 1 1 
1 
I Li 
D N " 
a 
% 
Li 
. — 
1} ? « ” 
Li 
% 
” D = 
ı 
” 
. 1 a 
⸗ 1 
“ n . a ‘ 
“ = 
& . “ * 
* 
a 
[1 
= 
. . . a 
3 » 
e 
L) " . 
" . . 
.0 
ı ® a 
a D 
. D 





— 8 — 


Knäſen, wie man die Vornehmen und größeren Grundbeſitzer nannte, ſcheinen 
auf eine Art Adel hinzudeuten, obgleich das Weſen der Gutsherrlichkeit bei 
den Sorben nicht in der Weiſe entwickelt war, wie bei den Deutſchen. Von 
ihrer Gebietsorganiſation und manchen anderen Einrichtungen politiſcher und 
geſellſchaftlicher Art mag ſich manches bis in ſpätere Zeiten erhalten haben; 
ſo finden wir die Eintheilung des Amtes Meißen noch 1553 in ſechzehn 
„Suppanien“ beibehalten. Iſt es auch nicht nachweisbar, daß die ſlaviſchen 
oder ſorbiſchen Gaue Fürſtenthümer geweſen ſeien, ſo iſt doch anzunehmen, 
daß dieſe Gebiete ihre erblichen Herrſchaften hatten. Es gab jedenfalls auch 
unter dieſem Volke einen reichen und armen Adel, und indem der erſtere durch 
Vermehrung ſeiner Güter ſeine Macht und ſein Anſehen zu vergrößern ſuchte, 
gab er den Urſprung zu den Gauen oder Sudpanien. Die Pani waren der 
große Adel. Je nach der Macht und dem Anbang dieſer großen Familien, 
die ſich irgendwo feſtſetzten, wurden dieſe Gaue groß oder klein. Jedenfalls 
war es eine Art orientaliſchen Patriarchats, das die verſchiedenen Stämme 
oder Gruppen in ſich vereinigte oder zuſammenhielt. In dem Sitze des 
Sudpanes hatten die Bewohner des Gaues ſich Recht zu holen; bier ver— 
ſammelte man ſich zu öffentlichen Berathungen und gewöhnlich war der 
Kretſcham die Gerichtsſtätte. In Folge deſſen gewannen dieſe Sitze der 
Sudpane ſchnell an Größe und wurden, wenn auch nicht Städte, ſo doch 
wenigſtens Mittelpunkte der Sudpanien. Ob die Heerführer einzelner oder 
vereinigter Gaue bei jeder kriegeriſchen Erhebung gewählt wurden oder als 
erbliche Oberhaupter auch im Frieden ihre Macht behaupteten, ob ſie die zum 
Theil mächtigen wendijchen oder ſorbiſchen Fürſten und Könige waren, die in 
ben Kriegen der nächſten Jahrhunderte auftreten, ohne daß jich genau nach: 
weifen läßt, über welche Gebiete ihre Herrjchaft jich erftrecte, läßt die Ge- 
Ihichte in Dunkelheit. Einen mächtigen Einfluß auf alle öffentlichen An- 
gelegenbeiten hatten bie Prieſter, die bejonders durch Orakel und andere Mittel 
berrichten, welche der Aberglaube des Volkes ihnen an die Hand gab. Die 
Religion beitand vorzugsweije in Verehrung und Anbetung dev Götter oder 
Götzen, in der Opferung von Thieren und vielleicht auch von Menjchen, und 
in Meiffagungen, Es gab z. B. weiſſagende Pferde und in der Sudpanie 
Glomace befand ich ein See (der Polzſchner See bei Yommatich), der pro: 








— 10 — 


Hatte jich die Quantität des darin befindlichen Weines oder Methes vermindert, 
jo bedeutete e8 Mangel, war dies nicht der Fall, jo war Ueberflug zu er: 
warten. Das Horn wurde hierauf neu gefüllt und der Sand des Götzen 
zurücgegeben. Nach diejer Teierlichfeit jegnete der Priejter das Volk und 
ermabnte e3, jeine Verehrung durch reichliche Opferſpenden zu betbätigen, 
wofür er ihm als jicheren Lohn Sieg über jeine Feinde zu Wajjer und zu 
Pande verjprah. Hierauf begann das Selage, wobei die für diejen Lay dem 
Götzen dargebrachten Tpfergaben von der verjammelten Menge verzehrt wurden. 
Unmöäßigfeit galt bei diejer Gelegenheit für einen Beweis von Frömmigkeit, 
Mäpigkeit für Zünde. Der Spiantovit, dem ‘ever jeine Opfergabe darbrachte, 
der eine Gunjt von ihm erlangen wollte, batte überdies dreihundert Pferde 
und eben fo viele Soldaten, die für ihn Krieg führten und alle erlangte 
Beute der Obhut des Prieſters überlieferten. Außerdem batte er ein ibm 
ausjchließend zugehöriges weißes Roß, aus dejien Schweif und Mähnen ein 
Haar zu ziehen für Sünde gehalten wurde und deſſen Pflege allein dem 
Priejter überlaffen war. Auf diefem Rofje jtritt Spiantovit gegen die Feinde 
des ſlaviſchen Glaubens, denn es jtand haufig am Morgen mit Scyweik und 
Staub bedeckt in jeinem Stalle, als ob es während der Nacht gewaltige Anz 
Itrengungen bejtanden hätte. Dieſes Pferd bejaß auch propbetiiche Kraft; 
wenn man Krieg beabjichtigte, wurde vor dem Tempel eine Anzahl Speere 
in drei Reihen gelegt, über welche nach feierlichen Gebeten der Prieſter das 
Pferd binwegjchreiten ließ. Erhob e8 bei dieſem Gange zuerit den rechten 
Fuß, ſo war das Omen ein gimjtiges, erhob es ben linfen oder beide Füße 
zugleich, jo war es ein ungünjtiges Zeichen und der Plan wurde aufgegeben. 
Ein ähnlicher gropartiger jlaviicher Sötentempel war ber von Rethra im 
heutigen Medlenburg und man bat beim Dorfe Prillwig am Tollenſee, das 
man für die Stätte hält, wo Rethra ehemals jtand, gegen Ende des jieben- 
zehnten Jahrhunderts in zwei metallenen Gefäßen eine ſehr wertbvolle Samm— 
lung jlavifcher Alterthümer gefunden. Wahrjcheinlich hatten auch die ſlaviſchen 
Bewohner des Elbthales folhe Götzentempel, obgleihh man binjichtlih der 
Orte, wo dieſe Tempel ſich befanden, jo gründliche Forſchungen man uud) 
über jie und die bier und da aufgefundenen beidnifchen Ueberreſte angejtellt 
bat, noch eben jo ſehr in Duntel und Unwiſſenheit ſchwebt, wie hinſichtlich 









Be en 


oder Güter für ein beutliche8 Merkmal eines urjprünglich wendijchen Dorfes. 
Die Hütten felber waren binjichtlic) ihrer Wohnbarkeit von ver roheiten Be— 
Ihaffenheit, ohne Fenſter und ohne Schorniteine, nur mit einer Oeffnung 
verjehen, durch welche Rauch abzog und Luft eindrang. Abends verfammelte 
ih die Familie um einen brennenden Kienjpahn, der zur Beleuchtung diente. 
Die Kleidung beitand anfänglicdy aus Thierhäuten, die jpäter, als ein befferer 
Anbau des Landes ein mildere8 Klima herbeiführen mochte, einem Hemde, 
einem kurzen Rode oder Kamiſol wichen. Kräftige gelunde Körper, die jich 
bei unjeren Wenden bis auf den heutigen Tag fortgeerbt haben, und ein 
hohes Alter waren Beweije einer einfachen Lebensweiſe. Es gab täglih nur 
eine Hauptmahlzeit (Metfchera) und die Nahrungsmittel beitanden in Fleiſch, 
Mehl, Butter, Käſe u. ſ. w., die Getränfe in Birkenſaft (Brisfchfa), Metb, 
Bier und früh genug vielleicht jelbjt Wein, deflen man jich namentlich bei den 
Dpfern bedienen mochte. Wie es heißt, ſoll es in den frühzeitig entſtandenen 
Dörfern Loſchwitz (Lotzewitze, Loſſewice) und Povrig, jowie in der Gegend 
von Meigen Ichon damals Nebenpflanzungen gegeben haben. Ausgehöhlte 
Kürbiffe dienten als Flaſchen, hölzerne und irdene Gefäße als Trinkgeſchirre. 
Hinſichtlich techniſcher Kunjtfertigfeiten fcheinen die Sorben überhaupt auf einer 
ziemlich niedrigen Stufe gejtanden zu haben. Ein Geſetz Karls des Großen 
verbot den Deutjchen die Ausfuhr von Waffen befonder8 zu den ſlaviſchen 
Völkern und obgleidy dieſes Geſetz auf Handel hindeutet, jo laßt doch dag 
Begehren der Sorben nad dieſen Erzeugniffen ihrer germaniichen Nachbarn 
vermuthen, daß fie für die Erzeugnifje ihres Aderbaues, ihrer Viehzucht, 
ihrer Jagd und Fifcherei, die wahrjcheinlich die Hauptartifel des von ihnen 
betriebenen Tauſchhandels ausmachten, viele Gegenitände und darunter be= 
jonders Waffen und wahrjcheinlih auch andere Metallarbeiten zu erlangen 
juchten, zu deren Anfertigung ihre eigene Gewerbthätigfeit oder Kultur noch 
nicht ausreichend war. Die in verfchiebenen Gegenden bes alten Sorben— 
landes ausgegrabenen Todtenurnen geben Feinen glänzenden Beweis von dem 
Kunitfinn der Sorben, obgleich bei diefen Ausgrabungen hier und da (3.8. 
1724 im Rieſch'ſchen Garten, 1753 in Friedrichjtadt) zugleich auch einige 
Geräthichaften, wie Fupferne Ringe und kupferne Klingen zum Vorſchein 
famen, die, wenn jie jorbijche Erzeugnifie waren, auf eine Fertigkeit in der 


ans er A “ 









— 13 — 


folge weder gejtattet, in den innerhalb ihres früheren Gebietes von ben 
Deutihen begründeten Städten oder Dörfern zu wohnen, noch an Innungen 
over Handelscorporationen ſich anzuſchließen und es giebt hinreichende urkund⸗ 
lihe Belege, daß die Verfolgung der Slaven von Seiten ihrer deutjchen 
Beſieger, nody lange, nachdem fie unterworfen und zum Chriftentbum befehrt 
waren, Tortbeitanden hat. So gab es eimjt in Hamburg ein Geſetz, nach 
welchem jeder, der Bürger diejer Stadt zu werden wünfchte, nachzumeijen 
batte, daß er nicht jlavifcher Abkunft war. Die einzigen Slaven in Deutjch- 
land, die einen wefentlicheren Theil ihrer Nationalität bewahrt haben, jind die 
Menden der Lauſitz und das Verhältniß zwiſchen ihnen und den Deutjchen 
giebt jeßt, wenn aud) in bedeutend gemilderten Zügen, noch immer ein Bild 
von dem ehemaligen zwiejpaltigen Verkehr zwiſchen den Siegern und ben 
Beliegten, während ver legteren Charafter-Eigentbümlichfeiten, Sitten und 
Gebräuche noch manche Spuren jener Tugenden zeigen, welche ihren Urvätern 
von unparteiiihen Gefchichtichreibern zugejchrieben wurden. Sie zeichnen ſich 
aus durch Treue, durch Muth und SHerzhaftigfeit, durch Ausdauer in ber 
Ertragung von Beſchwerden, Reinlichfeit, Gajtfreiheit, Gemüthsheiterkeit und 
vor allem durch Religiojität, und wenn es auch hinfichtlich ihrer an fcharfen 
Urtheilen mannigfacher Art nicht gefehlt bat, jo wollen wir unjererfeit8 dieſe 
allgemeinen Bemerkungen über die Slaven ala ehemalige Bewohner unferes 
Elbthales mit dem Zeugniſſe ſchließen, das ein neuerer um die Gefchichte der 
vaterländijchen Vorzeit hochverdienter Schriftiteller*) ihren Nachfommen, den 
Menden giebt: „Es ijt ein lebensfräftiges, arbeitfames, mit Landbau, Vieh: 
zucht und Fiſcherei bejchäftigtes Nölfchen; jein religiöjer Sinn jpricht fich 
duch fleißigen Kirchenbefuh und häufige auf Gott bezogene Wünfche und 
Redensarten, wie durch Rechtlichkeit und rühmlihe Sitten aus; ihre Ehrlichkeit, 
Gaſtfreundſchaft und Gefelligfeit wird allgemein anerkannt, eben jo ihre Ge- 
nügjamteit, Neinlichfeit, eheliche Treue und mande andere lobenswerthe 
Eigenſchaften. Dabei verträglih und wie viele jlavifhe Nationen nicht 
friegerifch gejinnt, wenn auch Hof und Heerd muthig vertheidigend, wie nicht 
minder die jungen kräftigen Naturjühne dieſes Stammes, gut eingeübt und 
angeführt, noch in den neuejten Kriegen das Lob tapferer Soldaten gar öfters 
erwarben. Daß übrigeng wo Yicht iſt, auch Schatten fein wird, bedarf feiner 
Erwähnung; manches Gerügte wir aber bei näherer Beachtung ſich als 
minder tabelhaft ergeben.” 

Die Gefhichte weiß uns von den ſlaviſchen Bewohnern unjeres Elbthales 
bis zur erjten Hälfte des zehnten Jahrhunderts nicht viel zu erzählen und 
dag Wenige, was fie uns bietet, ijt jo unbejtimmt und lückenhaft, daß wir 
bis zur Seit der erjten meißniſchen Markgrafen nur das Wejentlichite be- 
rühren wollen. Unter den Völferjchaften, welche der Herrſchaft der Franken 
wideritanden, gehören die Slaven zu denjenigen, weldye ihre Selbitänbdigfeit 
und ihren Glauben mit der bebarrlichiten Erbitterung vertbeidigten. Wahr— 
ſcheinlich ſtanden alle Slaven und unter diefen auch unfere Sorben in einem 
Bündniß gegen die Franken, denn es fehlt nicht an Berichten von jlavifchen 
Kinfällen in fräntifches Gebiet, von Kämpfen und Siegen beider Theile, an 
weihen die Elbſlaven jedenfalls ihren Theil hatten. So hören wir von 


*) Karl Preusker: Blide in die vaterländiiche Vorzeit. Bd. II. S. 17%. 





— 1 — 


einigten, jcheinen die Erfolge der fränkiſchen Waffen, VBerheerungen abgerechnet, 
nicht weſentlich geweſen zu jein und jelbjt der Sieg über die Sorben an 
der Elbe war jedenfalls nur ein zweifelbafter gemwejen, denn Karl der Große 
jab jich, wie erwähnt wurde, im nächſtfolgenden Jahr (806) veranlaßt, feinen 
Sohn Karl abermals gegen die Sorben zu entjenden, welche wahrjcheinlich 
der wenig günjtige Ausgang des böhmijchen Feldzuges zu neuen Erhebungen 
ermuthigt hatte. Karl jammelte fein Heer in Thüringen und tbeilte es in 
zwei Abtheilungen, wovon er die eine über die Elbe ſchickte, während er jelber 
die andere über die Saale in das Land der Sorben führte, wo es alsbald 
zu einem Kampfe mit dem jorbijchen Fürſten Miliduoch fam, der bejiegt und 
getöbtet wurde. Hierauf folgte bie ‚Zeritörung ſorbiſcher Städte, Die ſor—⸗ 
biichen Fürſten oder Könige, wie die fränkiſchen Schriftiteller ſie nennen, 
ericheinen nun von jelbit vor dem König, verjpredhen Unterwürfigkeit und 
Heeriolge und jtellen Geigeln für ihre Treue. Karl befahl bierauf den 
Elaven zwei Städte zu erbauen und zu befejtigen, welche der fränkiſchen 
Macht als Swingburgen gegen die ſlaviſchen Erbauer dienen jollten, die eine 
an der Elbe, Magdeburg gegenüber, die andere an der Saale, an einem Orte, 
Halle genannt. 

An diefen Kriegszug gegen die Sorben knüpft ſich eine zweite Zage 
ton der Gntitebung Dresdens Med und mit ihm viele Andere behaupten 
namlich, auf die alte Chronik des Regine von Prün fich jtüßend, die aber 
biernon fein Wort enthält, daR die von Karl an der Saale begründete Stadt 
Naumburg, die an der Elbe aber Dresven gemwejen jei. Wir müfjen ung 
an die älteren Ghronifen halten, welche bejtimmt Magdeburg und Halle ale 
die beiden Städte bezeichnen, jo wenig biltoriiche Sicherheit dergleichen An: 
gaben auch bieten mögen und jo wenig Schöttgens einmwendende Bemerfung, 
daß Dresdens Name wendiſchen Urſprungs ſei, und Karl der von ihm be: 
gründeten Stadt an der Elbe gewiß feinen wendijchen Namen gegeben haben 
würde, die Sache auch zu entjcheiden vermag. 

Kar Schon unter Karls kräftiger Herrichaft die Unterwerfung der ſlaviſchen 
Völker immer nur eine zeitweilige gewejen, welche von Jahr zu jahr irgend 
eines nachdrücklichen Hinweiſes auf die fränkiſche Macht bepurfte, jo ging 
unter jeinen Nachtolgern bei fortwährenden Kämpfen das mühſam Erworbene 
zum Zbeil wieder verloren. Wir finden in der Zeit von vudwig Dem 
Frommen bie zu Yudwig dem Kinde, dem lebten Karolinger, in einem Zeit— 
raume von ziemlich hundert ‚jahren 8132 O1 ) fortwährend vasfelbe Ringen 
und Kämpfen bitterer und gerechter Feindſchaft der Slaven gegen die Deutjchen, 
wezu von den Unterdrüdten jede günſtige Gelegenheit benußt wurde. Mir 
fommen übrigens während diejer Zeit dem eigentlichen meißner Yande nad: 
werslich näher. So wird im ‚jahre 851 unter Yudwig dem Deutjchen, dem 
bei ver Theilung des Karolingischen Neiches unter die Söhne Ludwigs des 
xrommen, Oſtfranken und die binfichtlich ihres Abhängigfeitsperhältnijfes 
neh immer jehr zweifelhaften jlavischen Länder an der Elbe, an der Saale 
und am Böhmer: Male zugefallen waren, von einer Erhebung der Sorben 
berichtet. Ludwig rückte durch Thüringen in ihr Yand, verbeerte es und 
zwang jie zur Unterwerfung. Cinige Sabre jpäter (856) erfocht er einen 
Sieg über Die Daleminzier. Ein neuer Sieg über die Sorben, im Jahre 
86H, nachdem fie mit den Böhmen in Thüringen eingefallen waren, brachte 


Drngn1 
AIEL3 








— 17 — 


unter Ludwig's Nachfolger Konrad die höchſte Gewalt übte, durch ſeinen Sohn 
Heinrich, der ſich hierbei ſeinen erſten Waffenruhm erwarb, nicht blos die 
Daleminzier, ſondern auch die Ungarn aus Sachſen wie aus Thüringen zurüd: 
getrieben zu haben. Ludwig das Kind erlag feinen Unglück in früher Jugend, 
und jein Nachfolger Konrad der Erjte, mit Herzog Heinrid in einen bi an 
ieinen Tod (918) währenden Krieg verflocdhten, vermochte bei der ohnedies 
geringen Macht, vie ihm vergönnt war, dem geängjteten, ber Verwüſtung 
preiägegebenen Lande ebenfalls feinen ausreichenden Schuß zu gewähren; aber 
er jtarb mit einem glänzenden Eiege, mit einem Siege über jich felber, indem 
er nach einem mehr ala jiebenjährigen Kämpfen und Ringen dem Tode nahe, 
jeinen mächtigjten aber auch edelſten Gegner, den Herzog Heinricdy von Sachen 
und Thüringen zu jeinem Nachfolger empfahl. Heinrich wurde 919 von den 
deutſchen Fürſten zu Fritlar zum König gewählt und empfing den Eid der 
Treue. Seine doppelte Aufgabe war, durdy eine anerkannte fönigliche Ober: 
bobeit die Einheit des Neiches wieder berzuftellen und die Grenze gegen 
teindliche Nachbarvölfer, wie Nordmannen, Slaven und Ungarn zu jichern, 
und er löjte diefe Aufgabe mit fräftigem Geiſte. Unter jeinem Cinfluffe 
vereinigten Jich wieder Sachſen, Thüringer und Kranken mit freudiger Ein- 
acht, Die des Sieged gewiß war. Zunächſt unterwarf er jich den Herzog 
Burchard (tem jüngeren) von Allemanien; im Jahre 920 309 er nach Baiern, 
um auch den widerfpenjtigen Herzog Arnolf zur Anerkennung der Hoheit 
des Deutjchen Reiches und feiner füniglihen Würde zu zwingen und nachdem 
ihm auch dies, ohne daß er von Jeinen Maffen Gebrauch gemacht, gelungen 
war, hatte er das nächte und wichtigite Ziel erreicht und alle deutjchen 
Völker diesjeit des Aheines wieder zu einem Reiche vereinigt. Diejer neuen 
Machtentwickelung des Deutſchen Reiches, zu welcher fich noch die Mieder- 
erwerbung Lothringens gejellte, war allerdings der Umſtand fehr günftig ge- 
weien, daß die Ungarn, dieſe Geißel des deutſchen Volkes, ſeitdem Heinrich 
um Throne gelangt war, ihre verheerenden Raubzüge vorzugsweiſe nach 
jtalien gerichtet und Deutjchland verjhont hatten. Im Jahre 924 aber, 
während Heinrich jenjeit des Rheines jich befand, wenn fonjt die Zeitangaben 
der Geichichtichreiber jener Zeit zuverläflig find, drangen auf's neue mächtige 
Schaaren jener Raubnomaden durch die Länder der ſich ihnen bereitwillig 
anſchließenden Slaven in Sachſen ein, um wie früher zu morden und zu 
Hündern. Im nächiten Jahre kamen jie wieder, wie e8 jcheint, in doppelten 
Saufen, wovon der eine verheerend durch Allemanien und die Schweiz 309 
und bis nad, Frankreich gelangte, während der andere ganz Sachſen über: 
ſchwemmte und mit Feuer und Schwert die gräßlichiten Verwüſtungen an— 
rihtete.*) Da gelang e8 den ſächſiſchen Kriegern einen bedeutenden ungarischen 
güriten oder Heerführer, deſſen Namen nicht genannt wird — vielleicht war 
es der Ungarnberzog Zoltan jelber — gefangen zu nehmen und gefeffelt in 
die ‚seite Werla zu entführen, wo König Heinrich, einer günſtigen Gelegen— 
beit zum Angriff harrend, fih aufbielt. Die Ungarn fchienen an dieſem 
Kürtten ihr eigentlihe® Haupt verloren zu haben, denn ſie boten für jeine 


») Witichindus Corb. Lib. I. (Meibomii rer. Germ. Scriptt.): .. . . iterum 
totaım Saxoniam percurrentes, urbes et oppida incendio tradiderunt, et tantam caedem 
ubique egere, ut ultimam depopulationem comminarentur“ etc. 


2 


— 18 — 


Freilaſſung reichliches Löſegeld. Aber Heinrich wußte dieſen glücklichen Fang 
zu nützen und beſtand, jede andere Ausgleichung zurückweiſend, auf einem 
dauernden Frieden. Die Ungarn mußten ſich endlich hierzu bereit erklären 
und verſprachen einen neunjährigen Frieden, worauf ihnen ihr Fürſt ausge— 
liefert und noch außerdem ein jährlicher Tribut zugeſtanden wurde. Bei dem 
vielfachen Vorſchub, der den Raubzügen der Ungarn von Seiten der ſlaviſchen 
Völker gewährt worden, und bei der Unſicherheit, die den Deutſchen durch die 
Ueberfälle der ſlaviſchen Völker erwachſen war, darf es uns nicht Wunder 
nehmen, wenn endlich Heinrich’8 bedrängtes Volk, indem es unter der Herrſchaft 
feines Königs auf's Neue jeine Kraft zu fühlen begann, den nım beginnenden ent: 
ſcheidenden Kampf gegen die Slaven zu einem Vernichtungskampfe machte, 
der natürlich auf der Seite der Gegner die ganze Wuth der Verzweiflung 
wachrief. Aber der Kampf der Slaven war ein Kampf zerjplitterter Kraft 
gegen eine gejchlojjene Macht unter dem Einflujfe einer einigen Willenskraft 
und der Ausgang fonnte bei aller Tapferkeit jener nicht zweifelhaft bleiben. 
Das ſlaviſche Yand wurde bi8 zur Oder unterworfen, und zinsbar gemacht, 
und um das jahr 930 find chrijtliche Deutjche wirkliche Herren des fünf: 
bundertjährigen meißniſchen Sorbenreiches. Vereinzelte Erhebungen päterer 
Zeit, als die Herrichaft der Deutjchen ſich auf dem neuen Gebiete bereits ges 
Fräftigt hatte, Verſuche einzelner Stämme, welche die alte Unabhängigkeit und 
den alten Glauben nidyt vergejjen konnten, hatten nur tiefere Unterwerfung, 
jtrengere Knechtſchaft zur Folge. 

Hinjichtlihh der Zeit und der Zahl der Heerfahrten Heinrich's gegen die. 
Slaven jind ung nur unbejtimmte Nachrichten überfonmen. Wahrſcheinlich 
wendete ſich der König zunächit gegen die Heveller an der Havel, die er, 
nachdem er jie in verjchiedenen Treffen ermüdet, endlich in ihrer ‚seite Brenna⸗ 
burg (Brandenburg) mitten im jtrengiten Winter belagerte und durdy Hunger, 
Schwert und Kälte zur Unterwerfung zwang. Hierauf wendete er jeine 
Maffen gegen die Daleminzier, die er jchon früher ald Herzog bekämpft 
und die, wahrjcheinlich durch ihre Verbindung mit den Ungarn, jeinen bejonderen 
Zorn erwedt hatten, denn nachdem er nach einer, wie es heigt, zwanzigtägigen 
Belagerung ihre ‚seite Grona, Grana oder Sana (in der Yommatjcher Gegenv)*) 
erobert batte, gab er ſie der Plünperung preis und ließ alle Grwachienen 





— 19 — 


die Obotriten und die Wilzener genannt. Im Yande der Daleminzier ließ 
Mr König einen Berg an der Elbe von dichtem Walde reinigen und legte 
eine Stadt oder einen befejtigten Ort darauf an, der den Namen Meißen 
edielt und von wo aus er die Milzen, die von der Elbe bis nad) Görlitz 
wohnten, unterwarf und zinspflictig machte. Heinrich rüdte bis vor Prag 
ind zwang auch die Böhmen zur linterwürfigfeit. Aber diejer Zug nad) 
Böhmen jcheint die unterworfenen jlavifchen Nölfer auf's Neue zur Empörung 
eamutbigt zu haben. Die Redarier überficlen und eroberten die Stadt Wallis: 
(ten und verübten an den Einwohnern diejelben Greuel, welche die Sieger 
an Sana verübt hatten. Alsbald folgten diejem Beiſpiele mehrere andere 
ſlaviſche Völker. Heinrich jendete zu deren Jüchtigung ein Heer aus, das er 
ver Reitung der Grafen Bernhard und Thietmar übergab und das den Slaven 
ki Luncin (Xenzen), der Stadt der Redarier, eine blutige entſcheidende Schlacht 
liierte, in weldyer das ganze jlaviiche Heer zu Grunde ging. „Zweimal: 
hunderttaufend Menſchen jollen babei, wie e8 heikt, ihren Tod gefunden haben 
und wie der Mönch Witifind von Eorvey erzählt, wurden am andern Tage 
ale Gefangenen niedergemegeltl. Nach biefem blutigen Siege, deffen Datum 
ih nicht angeben läßt, obgleih er (nad) Witikind) kurz vor Ablauf bes 
neunjährigen Friedens mit den Ungarn erfochten worden jein muß, war die Kraft der 
Slaven in ihrem letten verzweifelten Ringen offenbar gebrochen und Heinrich 
kennte nun, nachdem er Volt und Heer trefflich vorbereitet und innere Em: 
firungen glücklich unterdrüdt hatte, mit ruhiger Zuverſicht die Ungarn zurüd: 
neſen, al8 jie famen, um den jährlichen Tribut zu fordern. Schon in dem: 
ben Jahre (mwahrjcheinlih 932), vielleicht eher, als es Heinrich erwartet 
batte, brach eine große Horde dieſes Volkes in Deutjchland ein, um für bie 
Verweigerung des Zinſes blutige Rechenfchaft zu fordern; wahrfcheinlicy Fam 
je über Böhmen ber dur das Land der Daleminzier, die aber diesmal, 
wahrjcheinlich durch die jüngjte Niederlage der Slaven, jowie auch durch Die 
seite Meißen, die jie im Zaume hielt und ihnen zugleih Schuß gewährte, 
eines Beſſeren belehrt, jede Vereinigung mit ihren früheren Bundesgenoſſen 
ihnöde zurüdwiefen. In ähnlicher Weiſe verfuhren wahrjcheinlich auch die 
anderen Slavenjtämme, durch deren Yand die Ungarn ihren Weg nahmen, 
denn dieſe murden in diefem Jahre zweimal, in der Gegend von Sonders- 
kujen oder bei Eiſenach und bei einem Orte Namen? Radan oder Riäde 
(wahricheinlich im heutigen Braunjchweig) gejchlagen und im Jahre 933 bei 
Keuſchberg unweit Merfeburg von den Sachſen und Thüringern völlig ver: 
nichtet. Nach Heinrich's Tode famen jie zwar nochmals, um zu jeben, ob 
der neue König Otto I. an Tugend und Thatkraft ihm gleich ei, wurben 
aber jchlieglich dur die Schlacht auf rem Yechjelde auf immer aus Sachſen 
md Thüringen vertrieben. In demjelben Jahre erfolgte audy der leßte ent: 
\heitende Schlag gegen die Slaven, deren Hauptſtämme jich wieder mtit 
den Ungarn gegen Otto verbunden hatten, und ber lange Kampf des Ghrijten- 
ums gegen das Heidenthum jchien enblicy entjchieden zu jein. Unter Otto II. 
83996) hören wir, abgejehen von früheren wiederholten oder vereinzelten 
Kimpfen, zwar wiederum von einem jehr großen Aufitande der jlavijchen 
ler, der einen neuen Beweis von dem abermaligen Verfall der deutjchen 
Herrſchaft über die jlavifchen Länder giebt, und in welchem dieje ihrem lang— 
verhaltenen Srolle Yuft machten und an die Stelle des Kreuzes die alten 
2% 





— WU 


Altäre wieder aufrichteten, aber es wird zugleich auch berichtet, daß unjere 
Sorben ſich als treu bewährt bätten.*) 

Schon von Karl dem Großen ijt bemerkt worden, daß er drei Städte 
erbauen ließ, Halle an der Saale, eine andere in der Gegend des heutigen 
Magdeburg und eine dritte jenjeit der Elbe als Schugwehr gegen die Dänen 
(Eſesfelth an der Stör, jpäter Itzehoe), obne dag dadurch das Vorhandenſein 
von Städten in Deutjchland vor jeiner Zeit in Frage geitellt zu werben 
braucht. Aber der Beariff, ven wir ınit dem Namen einer Stadt verbinden, 
kann auf die deutſchen Städte vor Heinrich's des Erſten Zeiten faum An 
wendung erleiven. Außer etwa mit Mauern umgebenen Bergſchlöſſern, Ritter: 
fiten oder Klöftern gab es nur einzelne Höfe, Dörfer und offene Derter, bie 
gegen andringende Feinde feinen Schuß gewährten, und wir dürfen, wenn von 
Anlegung von Städten die Rede iſt, ung faum etwas anderes denken, ale 
leere von Wällen und Gräben umjchloffene Räume, Verſchanzungen für Krieger 
in der Zeit der Notb und der Sefabr. Für die Burgmannen, welchen bie 
Vertbeidigung dieſer Befeitigungen oblag, wurden ohne Jmweifel innerhalb ber: 
jelben Gebäude errichtet, und da die Beſatzung Bebürfniffe batte, aus deren 
Befriedigung für manchen ein Erwerb erwuchs, jo entitanden allmälig andern 
Bauten und gewiſſe geiellichaftliche Verhältniſſe zwijchen den Schußgebenben 
und Schutzbedürftigen. Räuberiſche Ginfälle vermebrten das Bedürfniß det 
Schutzes immer mehr, und bier und da mochte im Yaufe der Seit der Zudrang 
zu dem Schutzorte wohl je bedeutend werden, daB es innerhalb ver Be: 
feitigungen an Raum zu mangeln beganır, ſo entitanden nun Bauten außer: 
balb der Stadt und es bildeten ſich neben den eigentlichen Feſten oder Alt: 
jtäbten, Vor- und Neujtädte, die oft bedeutender wurden als jene. Aehnlick 
verbielt es jich mit den Bijchofligen und Warktplägen zu Handel und Per: 
kebr, als dieſe jpäter befeitigt wurden. Unter Karl's Nachfolgern ſcheint dieje 
Entwidelungsgang der Städte in Deutichland unterbrochen worden zu jein. 
Erſt Heinrich dem Griten war es vorbebalten, der dur fortwäbrende Ein: 
brüche fremder Völker gejteigerten Notb gegenüber die ganze Bedeutung be: 
feitigter, mit Mauern, Thürmen und Thoren verjebener Städte zu erkennen, 
die eine zahlreiche Einwohnerſchaft zu faſſen und diejer jewohl, als auch ben 
bereinzubringenden Habſeligkeiten der Nachbarichaft bei probender Gefahr du 








r ie m —— w *— 


—A—— 


— — 
2 


— —— rn — — 


>.» 


« VE EEE. ——⸗ 
u er Be a —— 


NE EEE EA EHE * — 


et a ri, — 
ee Be een 


IT — — — —— 
— — — — —— 


Im Fe 


gr EV 











— — 


beñtzer zum Dienit ver Vertbeidigung aufbieren fennten. Natürlich batte vie 
Zicherbeit, welche dieie Yuraen mir ibren Rurgwärtern, mit ibren Vorräthen 
ven Waffen und Vebensmirteln boten, zur Folge, daß bei denſelben größere 
Flecken eder Törter ermudien, vie, weil ſie wabriceinlih zugleih der Sig 
der Rezirföfirchen waren, wenigitena für ibren engeren Kreis bald zu Mittel: 
punkten deuticher und chrütlicher Gulrur und eines ibre Einwobner näbrenden 
Verkehre wurden. Als ſolche Burgwarten in unmittelbarer Näbe unjere 
Stadt werden 3. B. Brießnitz, Peſterwitz und Woz bezeichnet.“) Zur Kirche 
des eriteren, das Heinrich II. 1010 ver Kirche zu Meißen ſchenkte und deſſen 
Aurg 1223 zeritört ward, gebörte mwahrideinlih vae alie Oſtra, Oſtrowe 
das in jene Schenfung mit eingeichleiten war, je wie Poppitz, deſſen Ent: 





*, Die Burgwart Bresnize : Briegnig) jtand wahriceinlih auf dem öjtlidy von dei 
beutigen Kirche des Torte: gelegenen Elbhügel, wo jid in dem Garten eine Bauern; 
gutes noh Spuren von Erdmällen beiinden. Zu dem Bardbezirfe der Burg gehörter 
urtundlih ‚1071, die Dörfer Luciwice (Leutewigi — wenn man bierin das heutige Dor 
Loſchwiß erfennen will, was war dann damal® das dazmilchenliegende Dresden? —) un 
Wirnotine (Wirmotize, a ohne Zweijel eıne Bültung‘. Die Burg Builtrig, Buftril 
mit dem Burgbezirfe -Yurgward) Yuiltrizi mit Liubituma Löbtau', Teltfam (Döltichen 
ſucht man auf dem über dein Botichappler Thale fidh erbebenden jogenannten Burg 
berge bei Beiterwig, der noch Spuren umiängliher Befeitigungen zeigt Hinſichtlic 
der Burg Bo; find die Antichten jehr veridieden. Wenn der Bezirk von Brejenize di 
Gegend von Briednig wahriheinlich bis über Tresden binaus umfaßte, jo erjtredte fic 
der Bezirk der Burgwart Woz vielleiht von Brieknip bie Meißen, und man wäre danı 
der Rahridheinlichteit am nädjiten, wenn man dieje Burg in der Nähe des heutige: 
Weistropp ſuchte, das 1216 ald Wiztropp :Wopdorf; tropp, druf — dorf) vorfommt. 3 
Fuhrt läßt auf eine zur Burg gehöri e Meberjahrt fließen und wenn die urkundlic 
(1071) zu dieſer Burg —— Dörfer Kozebudi, Oicici, Luderwice, Grodici, Cinic 
wenigſtens theilweiſe in dem heutigen Cofjebsude (Kozebudi). Ockerwitz (Dieice, Leutewi 
(Luderwici, Roitſch (Grodici), möglich richtige Deutung gefunden haben, fo weiſen ji 
jedenfalls mehr auf Weistropp als auf einen der beiden Orte Namens Weißig 
Tharand und bei Dresden) hin, in welchen Andere jenes alte Bo; wiederzufinden gläuben 
A. Echiffner verlegt Woz nad Hohwuſſen bei Oſchatz. Karl Preuster vermutbet i 
den Irten Ober⸗ und Niederwartba ehemalige Warten (Wachtthürme) oder Rebenmwer! 
jener Burg, während von der Feſte jelber dad Dorf Wordorf, jept Weistropp, feine 
Namen erbielt. Mit der Yeritörung der Burg, vielleicht gegen Ende des 12, Jahrhundert 
als eine beauffichtigende Bezirksburg nicht mehr nötbig mar, wurde daſelbſt, mie 8 ü 
Stelle jolher Burgwarten nadı Erledigung ibres uriprünglicdyen Zwedes mehrfach geſcheht 
fein mag, ein Herrenfiß erbaut, der jpäter (1601 und 1433) zu einem jtattlichen Schlof 


irn m FM AaTrıeT 1 } 1] [1] D Dei ePlmin 

















18 


diejer Nerpflichtung im Nerlaufe der Zeit allerdings ſehr zweifelhaft nachgefommen 
zu fein, indem jie wie viele andere Burginhaber jener Zeit ibren urfprüng: 
lichen Zweck in raubritterlichen Llebergriffen vergagen und namentlich, wie wi 
ipäter jeben werten, allerlei Unbilden gegen marfgräfliche Untertbanen jich 30 
Schulden kommen liegen, Reifende und Kaufleute auf der damals von Dresber 
über Dobna nad Böhmen führenden Stragen überfielen und endlich in ihren 
TIroß und Uebermuth gegen die Markgrafen jo weit gingen, daß jchlieplid 
Markgraf Wilbelm der Ginäugige zu Anfang des fünfzehnten \abrhunderti 
(S. d.) ihrer Macht und ihrem Treiben ein Ende machte und ihre Bur 
zerjtören ließ. Nur eine neuerdings fünitlic erbaute Thurmruine erinner 
jegt noch an die Stätte, wo einjt die jtattlihe Doppelburg der mächtigen unl 
triegsluftigen Burggrafen von Dohna ein weites Gebiet beherrſchte. Wie bi 
alten Markgrafen von Meiken batten die Burggrafen ihre Erbbegräbnißſtätt 
im Kloſter Altzelle und zwar in ciner bejonderen Kapelle, nach welcher nod 
1415 ein Burggraf Heido, der in Prag jtarb, übergeführt wurde. 

Hatte Heinrich J. wie wir gejeben haben, die Terwandelung des erober 
ten Sorbengebietes in ein deutſches Land zunächſt durch Errichtung feite 
Plätze und durch Ginführung deutjchen Lehnweſens zu fördern gejucht, jo be 
mübte ſich jein Nachfolger Otto der Große — des Beijpield Karl’s de 
Großen eingedenf, der auch erjt durch Errichtung von Bisthümern ſeine ſäch 
ſiſchen Beligungen befeitigt hatte -— durch Ginführung des beutfchen Kirchen 
weſens, inöbejondere Durch Einſetzung von Biſchöfen das Band mit ve 
wendijchen Yändern fejter zu fnüpfen. Diefe Stiftungen verjprachen de 
wendiſchen Völkern mit dem Chriſtenthum zugleihb Aufklärung und Cultur 
aber es fehlte ihnen nicht an bäufigen und wejentlichen Unterbrechungen, den 
die ewigen Wahrheiten des Ehriſtenthums waren den gedrückten Slaven je 
eben jo wenig Bebürfnig, wie ſie es ihren Bedrängern, den Sachjen, ebemal 
gewejen waren. Wohl mocten fie in der neuen Pehre, die ihnen nicht eir 
mal in ibrer Reinheit geboten wurde, gleichjam die Befiegelung der Urfunl 
ihrer Rnechtichaft erkennen, und bie noch lange fortdauernden, wenn auch ve 
einzelten Kämpfe zeugen von dem verzweifelten Ringen dieſes Menſcher 
jtammes, dem das grauſame Schickſal beſchieden war, die alte Freiheit nid 
behaupten und doch auc nicht vergejlen zu fönnen. ach verjchiedenen Kriege 

—5 * art TE TR een VOR 078 


u’ 
if I i " 4 Hi 7 Ay" af 2 — 5 I Hi Ei} 




















— 31 — 


den oben angeführten Umſtänden meiſtentheils, namentlich während der Erb— 
lichkeits beſtrebungen der Letzteren, ein geſpanntes. Die weltlichen Herren be— 
wachteten die geiſtlichen gleichſam ale kaiſerliche Kundſchafter und auch bie 
alteſte Meißniſche Geſchichte berichtet von Streitigkeiten und nebenbuhleriſchen 
Zwiſten zwiſchen Biſchöfen und Markgrafen. 

Hinſichtlich der erſten Markgrafen in Meißen, welchen als kaiſerlichen 
Statihaltern ber Oberbefehl in dieſer Grenzprovinz anvertraut war, bietet uns 
die Geſchichte bis zum Jahre 983, aljo bi8 zum Tode Otto's des 8weiten, 
nur einige unbeitimmte Namen als Anbaltpunfte. Ueber ven eriten von 
Heinrich dem Erſten eingejegten Meißniſchen Markgrafen und deffen Nach: 
tolger unter Otto dem Zweiten und Dritten, wo die markgräfliche Würde mit 
ihren Benefizien noch nicht erblich geworden war, größere hiſtoriſche Gewiß— 
heit zu erlangen, hat bis jetzt den gründlichſten Forſchungen noch nicht ge— 
lingen wollen. Es muß uns jedoch daran gelegen ſein, die Umſtände und 
Verhältniſſe ſo weit als möglich kennen zu lernen, unter welchen Dresden 
atitanden jein und bis zu dem Zeitpunkte ſich entwickelt haben muß, wo es 
pöglih, ohne dag die Gejchichte vorher jeiner gedacht hat, unter jeinem jeßigen 
Namen und jogar jchon als Reſidenz aus dem Dunkel hervoriritt; wir wollen 
daher fortfahren, die Lücke bis zum dreizehnten Jahrhundert, we Dresdens 
gewijjere und fpecielle Sejchichte zu beginnen bat, durch cine wenn auch nur 
flüchtige Skizze von der allgemeinen Geſchichte des Meißner Yandes und jeiner 
Serren auszufüllen und jehen, welche Vermuthungen für Dresdens Enwicklung 
und Emporblühen fernerhin daran jich knüpfen lajjen. 

Wir haben bereit3 mehrfach darauf bingeveutet, wie die deutjche Herr— 
Kaft im Sorbenlande bis meit über das erjte Jahrhundert ihrer Begründung 
hinaus durch die Herrſcher benachbarter Slavenjtämme fortwährend gefährdet 
wor. Innere Zwiſtigkeiten in Deutſchland und der noch lange gährende 
freiheitsprang der unterjochten Stammgenojjen, leijteten diejen Kinfällen jla= 
riſcher Völker, von welchen namentlich das Land an der Elbe und Saale am 
meiſten berührt wurde, vielfachen Vorſchub. Als nad dem Tode des deutjchen 
Kaiſers Otto des Zweiten neben dem minberjährigen Otto dem Dritten Herzog 
Heinrich von Baiern als Gegenkaiſer auftrat, aber bei den Großen des Reiches 
vielſachen Widerſtand fand, unterſtützte ihn der böhmiſche Herzog Boleslav 
mit einem Heere unter dem Befehle ſeines Feldherrn Wagio, das durch die 
aue Niſani und Daleminzien zog. In den Kämpfen, die dieſem Ereigniſſe 
jelgen, erſcheint als Anhänger des legitimen Kaiſers Otto ein Markgraf von 
Meißen, Namens Riddag, als der Erſte, über welchen die Geſchichte einige 
zuverläſſige Auskunft giebt. Die Böhmen belagerten die Feſte Meißen, während 
der Markgraf ſich in Merſeburg befand, eroberten jie, vielleicht von den ſor— 
biſchen Bewohnern unterjtüßt, und legten böhmijche Befakung binein, nachdem 
der Burggraf, der ebenfalls Riddag hieß, von den Einwohnern meuchleriſch 
ermordet und der Biſchof Volkold vertrieben worden war. Riddag ſtarb ſchon 
in folgenden Jahre (985) und nicht jein Sohn, jondern der Markgraf der 
inhüringijchen Mark Eckard I. (Ekkihard), ein Sohn des tapfern Srafen 

ther, wurde fein Nachfolger als Markgraf von Meiken, ein Mann von 
* friegerijchen Tugenden, der durch die Kraft, wontit ev jeine Feinde zu 
betämpfen und im Zaume zu halten verſtand, und durch die Gunſt des Kaiſerd, 
der in ihm jeinen getreujten Anhänger ehrte und einen großen Theil feiner 


KB 6 x 


= 


- —E u ü en 
An ven 
. 


vr urn 
bene —— — 


Lip 


A 





— 33 — 


jächliiche Graf Gunzelin, mit der Mark Meißen belehnt wurde. Grbittert 
und wegen eines in Merjeburg an ibm verübten VBerrathes auf Mache jinnenp, 
03 er heimwärts, jtedte unterwegs die Stadt Strehla in Brand und jchickte 
Zendlinge aus, um zum Abjalle von dem deutjchen Könige aufreizen zu Laffen. 
Schon im nädjtfolgenden Jahre (1003), nachdem er ſich zum Seren von 
Böhmen gemacht hatte, fiel er auf’s neue verheerend in den Sau Daleminzien 
ein. Die Vereinigung einer jo bedeutenden jlaviihen Macht, über welche 
Boleslav nah der Beſitznahme Böhmens zu gebieten hatte, erheifchten endlich 
ernſtliche Maßregeln von Seiten des deutichen Könige. Im ‚jahre 1004 be: 
gannen (wie bereits oben Seite 21 erwähnt wurde) Heinrich's des 8weiten 
Feldzüge gegen die Yaulig, Böhmen und Polen, die zunächſt Böhmen wieder 
zu deutichem Lehn machten, während dagegen die vauſitz noch längere Zeit in 
polniſchen Händen blieb. Näher als diefe Kämpfe berührte die Mark Meißen 
die 1010 beginnende offene Fehde zwijchen dem Markgrafen Gungzelin und 
„jeinem Neffen”, Eckard's älteſten Sohne Hermann, jenem Schwiegerjohne, 
aber Gegner des Polenberzogs Boleslav. Die Händel begannen mit einem 
Angriff auf Strehla, das wahrjcheinlich eines von Hermann's Erbgütern oder 
ein Peibgedinge jeiner Sattin war, und wurden mit jolcher Erbitterung geführt, 
dag König Heinrich dem Unweſen endlih um jo mehr jteuern zu müſſen 
glaubte, da jener Gunzelin noch immer einer der treueiten Anhänger des Polen: 
füriten war.*) Heinrich berief einen Fürſtentag in Merjeburg zujammen, vor 
welchem bie jtreitenden Fürſten erjcheinen mußten. Gunzelin wurde des Ver— 
tatbs gegen Reich und König angeklagt und der Marfgraffchaft verlujtig er- 
fürt.**) An jeine Stelle trat zunächſt als Nerwalter der Mark Graf Friedrich 
von Eilenburg (Ilenburg), dann aber als wirklicher Markgraf Eckard's Sohn 
Hermann, unter deſſen Regierung neue ernjte Kämpfe mit den Polen jtatt- 
fanden, welche Heinrich nurch jeine wiederholten Feldzüge (TOLL und 1012) 
nit abzuhalten vermodhte. So wurde im Jahre 1015, machden ein neues 
Unternebmen des Kaiſers gegen bie Polen einen unglüdlichen Ausgang ge: 
nommen batte, und der Katjer jelber nur mit Mühe dem Verderben entronnen 
war, die Stadt Meißen wiederum (13. September) von einem Polenheere 
mter Boleslav’8 Sohne Mijesfo angegriffen und durch Feuer und Schwert 
m die äußerſte Gefahr gebracht. Der tapferen Vertheidigung des Vearfgrafen 
Hermann, an welcher ſich jelber die rauen betheiligten***), fam eine plößliche 
Anichwellung der Elbe zu Hilfe (j. oben S. 22), jo daR die Polen, nad: 
dem fie die „Vorſtädte“ Meißen's niedergebrannt und zeritört battent), ſich 


" Nachdem den Markgrafen die Eroberung Strehla's mißlungen war, jtedte er 
die Stadt Rochlitz ıRrcholenzi) an, worauf Hermann mit feinem Bruder Eckard eine 
Surg Gunzelin’3 an der Saale, wo derfelbe jeine Schätze aufgehäuft hatte, plünderte 
und z3erjtörte. 

Ye) Man beichuldigte ihn unter Anderem aud), daß er chriftlice Yeibeigene, die er 
jeimen Feinden abgenommen, an Zuden verkauft hätte — ein intereſſantes Zeugniß von 
dem jrühen WBorhandenjein der Juden in Meißen. 

+, Sie jtellten fi, durch den Markgrafen zur Mithilfe aufgefordert, neben die 
Ränner auf die Dauer und warfen Steine auf die Köpfe der Stürmenden, während 
andere das in der Stadt entitandene Feuer, da ed an Waſſer gebrach, mit Meth löſchten; 
Dithmar jant: „mulieres viros adjuvant. ignem impositum, quia defecit aqua, 
sedone (Methbier) extinguunt.“ 

- PD Dan kann fid) einen Begriff von deren Bejchaffenheit machen, wenn man hört, 
dar nur vierzehn Tage nöthig waren, um fie wieder aufzubauen. 


3 





ar. 59h, = 


beeilen mußten, das jenjeitige Ufer zu gewinnen. Grit im Jahre 1018, nach 
einer abermals unglüdlihen Heerfahrt Heinrich's gegen die Polen, wobei auf 
dem Rückzuge der verfolgende Feind das deutſche Heer in den Bergen zwijchen 
Böhmen und dem Lande ber Daleminzier fait aufrieb, jchien den Polen end- 
[ih der günjtige Zeitpunkt zu dem vortbeilhafteiten Frieden gefommen zu jein. 
Cs war, wie der vielleiht in bemjelben Jahre gejtorbene Chroniſt und Biſchof 
Dithmar, dem wir dieje Gejchichte verdanken, jagt, Fein Friede für das deutjche 
eich, wie er hätte jein jollen, jondern eine Friede wie er eben möglich war. *) 
Er wurde am 30. Januar 1018 durch ven Erzbiihor Gero von Magdeburg, 
den Biſchof Arnulf von Halberjtadt, ven Markgrafen Hermann u. ſ. w. zu 
Budijin abgejchlojjen und durch gegenjeitige Geigeln verbürgt. Seine Be— 
dingungen jind unbelannt, es jcheint nur gewiß, dag Boleslav im Bejig von 
ganz Schlejien und des Yandes nörblih von Schlejien und Böhmen blieb. 
Trotz dieſes riedens begannen die Kämpfe mit den Polen auf’ Neue, bis 
ein abermaliger zwijchen Heinrich's Nachfolger, Konrad dem Salier, und 
Miesfe, dem Nachfolger des 1025 verjtorbenen Boleslav, 1030 abgejchlojjener 
Friede, bei welchem Mjesko das von jeinem Vater eroberte Pand Liuſizi und einige 
außerhalb vesjelben gelegene Städte dein Neiche zurüdgab, den Yändern von 
der Ober biß zur Elbe und von der Mulde bis zur Zaale jene Rube ver: 
lieh, deren jie, um nicht gänzlich zu verwildern und zu veröden, jo dringend 
bedurften. Markgraf Hermann jtarb ungefähr 1031; ihm folgte jein Bruder 
Eckard II, der dem Kaiſer Heinrich III. dejjen getreuejter Getreuer (..fidelissimus 
fidelis“) er war, in den Jahren 1040 und 1041 mit Glück gegen den Böhner: 
herzog Brecislav diente. Mit ihm, er jtarb im jahre 1046, erloſch das Ge: 
ihledht der Eckardinger und die Marf Meißen fiel an des Grafen Wilhelm 
von Weimar gleichnamigen Sohn, der, weil ihm der Heerbann über Thüringen 
zujtand, auch Markgraf von Thüringen genannt wird und von welchen wir 
wijjen, daß er im Jahre 1061 auf Eaijerliches Geheig mit dem Biſchof Eppo 
von Zeit dem Ungarnfönig Andreas, als Reichövafallen, gegen dejjen Bruder 
Bela zu Hilfe 309, der ſich des Ihrones bemädhtigt hatte. Dem Markgrafen 
Wilhelm folgte jein Bruder Otto, Graf von Orlamünde (1062— 1061), ein 
ruhiger friedliebender Dann, der als Bejiger anſehnlicher Güter in Ihüringen 
durch feine Nachgiebigfeit gegen die Geiſtlichkeit jenen befannten thüringiſchen 


uBilımmin 4ehh #jt h 





— 35 -- 


die erſt mit dem Jahre 1127, wo Konrad von Wettin als unbeſtrittener und 
erblicher Herr der Mark Meißen erſcheint, ſich wieder zu lichten beginnt. 
Eckberth's Treuloſigkeit veranlaßte den Kaiſer, die Mark jeinem Ver— 
dündeten, dem Böhmen Wratislav zuzuſprechen, der nun mehrmals mit furcht⸗ 
baren Nerwüjtungen in Meißen einfiel und 1088, nachdem Eckberth vom Kaifer 
wieberholt in die Acht erflärt worben war, in unmittelbarer Nähe der Feſte 
Meigen die Burg Guozdeck anlegen lieg”), ohne daß es ihm gelang, ven 
Markgrafen zu verdrängen. 

Während Eckberth's II. Minverjährigfeit wird von einigen Schriftitellern 
der Markgraf ber Oftmart Dede der Zweite von Wettin ald Markgraf 
von Meißen genannt; wahrjcheinlicdh war er Nerwejer der Marf. Gin bereits 
bejabrter Dann ließ er jih von feiner berrichfüchtigen Gemahlin Adela, der 
Witwe des Meikniihen Markgrafen Otto von Orlamünde verleiten, all bie 
Lehne zu juchen, die ihr eriter Gemahl bejejjen hatte, und deshalb der Em— 
pörung gegen den König ſich anzujchliegen. Diefer Dedo war der Urenfel 
jenes Grafen Dietrich von Wettin (aus dem Haufe Buzici), eines tapferen 
Kriegerd, der als vir egregiae libertatis. wie ihn die Gefchichtjchreiber nennen, 
teines anderen Lehnsmann war und als erjter von den Gejchichtjchreibern jener 
Zeit mit einiger Beſtimmtheit genannter Ahnherr der erhabenen und berühmten 
Familie bezeichnet wird, welcher die jämmtlichen jegt regierenden jächliichen 
Hänfer entiproffen jind und die, obne jelber jlavifcher Herkunft zu jein, ihren 
Ramen von dem flavifchen, an dem Saalufer unweit Halle (in dem ehemaligen 
Saalfreife des Herzogthums Magdeburg) gelegenen Orte oder Schloſſe Wettin 
amahm. Diefer Dietrih (Theodorich), ver 982 ftarb, hinterlieg zwei Söhne, 
von welchen ibm ver erfte, Dedo, als Graf von Wettin folgte, während ver 
zweite, Friedrich, die Grafjchaft Eilenburg erhielt; Dedo's Sohn, Dietrich IL, 
tereinigte fpäter, nad) Friedrich's erbelojen Abjterben, beide Grafjchaften, wozu 
ih no der Gau Siusli gejellte und hinterließ jech® Söhne, von welchen 
der älteite Bilhof von Münjter wurde, der zweite aber, der obengenannte 
Dede II. von Wettin ungefähr 1031 zunächſt die Oſtmark, deren Markgraf 
Odo ohne Erben geftorben war, und dann, nach dem Tode des Markgrafen 
Ecberth I. (1068), wie es jcheint wenigitens die vormundfchaftliche Verwal— 
ng der Meißner Mark erbielt. Dedo I. jtarb im Jabre 1075 und 
Seinrih IV. verlieh die Oftmarf wenigitens zum großen Tbeil ebenfall8 dem 
döbmenberzog Wratiölan. In dem Sohne des Markgrafen Dedo, dem 
Srafen Heinrich von Eilenburg, erjtand dem hevrängten Markgrafen 
Ecberth II. ein neuer mächtiger Feind, dem jchließlih die Markgrafſchaft 
Neißen vom Könige zugejproden wurde Auf Zeiten Heinrich's IV. in 
jenen Händeln und Kämpfen mit Eckberth II. jtand zugleich mit Wratislav 
deſſen Schwiegerjohn, der Graf Mipreht (Michert) von Groitſch aus dem 
libitihen Haufe der Grafen von Arneburg, der im \abre 1086 die Gaue 


— — — — 


) Die Lage dieſer Burg läßt ſich nicht mit Gewißheit beſtimmen. Man berichtet 
Wrigens von zwei durch Wratislav angeregten Burgen diejes Namens, von welden 
de erite (1076) mit vieler Wahrjcheinlichkeit auf dem Gipfel der hohen Eifer, ?, St. 
ih von Meißen, die zweite (1088) auf dem Burgberge im Keylbufche, ', St. nörd⸗ 
lig von Meißen, angenommen wird. An letzterer Stelle find 1834 Ueberreſte von 

auern aufgegraben worden. Nach Knauth iſt Guozdeck (Haynſchloß) in Großen— 
in (früher Ozzec oder Woszeck, d. i. Esſspenhayn) zu juchen, während Andere es in 

9 vermuthen. 


zer | 





— 


—8 











=, 288. 


Klöftern noch eine Fräftigere Stüße fand als an den weltlihen Herren. So 
förderte 3. B. der Meißniſche Biſchof Gerung unter Marfgraf Konrad die An- 
jievelung niederländifcher Colonijten, die eine noch ziemlich wüjte Gegend in der 
Nähe von Wurzen in Bejiß nehmen und nicht nur ihr flandriſches Necht beibe- 
halten dürfen, jondern auch noch hinſichtlich ihres Abhängigkeitsverhältniſſes 
und ihrer Semeindeverfafjung durch verjchievene Nechte und Freiheiten unter: 
jtüßt werden. Aber es gab erit Wälder zu lichten, Moräſte auszutrodhnen, 
um Aderland zu gewinnen*), und wenn auch mebrfache Andeutungen jchließen 
laffen, daß, wie die Hügel in der Saal- und Unjtrutgegent, auch die Elb— 
uferabhänge bier und da jogar jchon mit Nebenpflanzungen geſchmückt waren, 
welche vielleicht jchon zur Zeit Otto's des Großen durch eingewanderte 
Thüringer angelegt wurden, jo jcheint doch unter Konrad in den Meißniſchen 
Gegenden die Viehzucht noch heimijcher gewejen zu jein, als Bodencultur und 
Uderbau. **) 

Hinjichtlih der Entwidelung des Meißniſchen Städteweſens und Bürger- 
thums finden wir allerdings erjt unter Konrad's Nachfolger, Otto dem Reichen, 
feitere Anhaltepunfte, aber e8 mag immerhin der Uebergang zum erjten Stadium 
einer ſolchen Entwidelung ſchon in Konrad’8 Zeit zu juchen jein. Wenn 
wir (ſ. Seite 33) gehört haben, wie im \abre 1015 die Durch den Polenherzog 
Miesfo zerjtörten Vorſtädte Meigens in vierzehn Tagen wieder aufgebaut 
werden konnten, jo können wir uns einen Begriff machen, wie die Ortjchaften 
zum größeren Theil bejchaffen jein mochten, welche die mittelalterlichen Ge— 
Ihichtichreiber als Städte bezeichnen. Wie mit Meigen verbielt es jich auch 
mit anderen Städten des Meißener Yandes, 3. B. mit Yeipzig, das urſprüng— 
(ih zur Grafſchaft Eilenburg gehörig, von Ditbmar von Merfeburg jchen 


*, Der düftere MiriquidisWald erftredte fih von Böhmen aus bis Rochlitz, Coldig 
und Altenzelle. Kaiſer Friedrich's I. Bejtätigungsurfunde des von dem Markgrafen 
Otto dem Reichen (1162) gejtifteten Kloſters Altenzelle jpriht von der großen Waldung, 
welche jich zwilhen der Provinz Daleminzien und Böhmen an der Mittagsfeite der öftlichen 
Mulde audbreitet. 

“+, Wenn zufällig erit 1161 eines Meißniſchen Weinberges gedadjt wird, melden 
Markgraf Otto im genannten Jahre der Aegidii-Kirche zu Merken jchentte, jo widerlegt 
dies nicht die Annahme, daß der Weinbau einer der eriten Qulturzweige des Meißener 
Elblandes geweſen jei, mit melden vielleiht ſchon die Wenden den Anfang machten. In 








— 39 — 


1015 „Stadt“ genannt wird, obaleih es 1123, wo es von Lothar von 
Sahfen auf dem Wege nah Eilenburg (j. Seite 37) belagert wurde, eben 
nur ein befeitigter Ort geweſen zu jein jcheint. Unregelmäßige Haufen von 
bölzernen leichten Hütten, die in manchen Gegenden Deutjchlands jogar zur 
fahrenden Habe gerechnet wurden, oder plumpe ſchmuckloſe Steinbauten meilt 
mit Dächern von Stroh over Holz, ohne Schorniteine und andere in unjeren 
zeiten unentbehrlihe Bequemlichfeiten, aber oft genug aufs Engſte mit den 
Viebftällen verbunden, das waren lange Zeit, bis unter neuen Verhältnifjen 
und jchügenden Gerechtſamen Handel und Gewerbe und mit ihnen Reichthum, 
Macht und Anſehen der Städte ſich entwideln fonnten, die Wohnungen ber 
xreigelaffenen und Hörigen, welche den Schuß der Burgen oder befeftigten Orte 
gejucht hatten, um, wenn auch nicht den Drude und der Willtürlichfeit ihrer 
Herren, jo doch wenigſtens den unmittelbaren Folgen unaufhörlicher Kriege 
und Fehden zu entgehen, welchen die Bewohner des platten Yandes ausgeſetzt 
waren. 

Der äußerlichen Beichaffenbeit der damaligen Städte entſprach die innere 
Verfaffung und gerade in den Meißniſchen Städten oder befeitigten Orten 
ihemt ich ein Wkunicipalregiment, eine aus der Mitte der Bürger hervor: 
gegangene jtädtiiche Verwaltung jpäter zu entwideln, als in manchen anderen 
deutſchen Gauen. Die Bewohner der Städte beitanden, abgejehen von dem 
erſten Stande, dem Adel, der nur danıı und warn von jeinen Burgen berab: 
m und in den Städten, joweit dieſe fürjtliche oder auch biſchöfliche Re— 
Ndenzen waren, ji aufhielt, im Allgemeinen aus börigen Leuten oder Ein— 
nobnern, und Freien, welche vorzugsweile Bürger biegen. Zu den Griteren 
gehörten namentlich die Handwerker. Die obrigfeitlihe oder richterliche Ge— 
malt lag in der Hand eines faijerlichen, berzoglichen, marfgräflichen oder 
ichöflichen Voigtes oder Schultheigen, und wenn auch da, wo jtädtijce 
Bierechtiame bereitS weiter entwicelt waren, der Voigt oder Schultbeiß, wenn 
8 galt ein Urtheil zu fällen, der aus der Mitte dev Bürger gewählten 
Schöppen (Geſchworenen) bedurfte, jo war doch eine ſolche bürgerliche Ge— 
techtiame fein Schugmittel, fo lange den Bürgern damit nicht zugleich das 
Recht zugeſtanden war, nur innerhalb ihrer eignen Mauern gerichtet zu werben. 
Ein harafterijtiicher Zug von den drüdenden Bejchwerden, welchen namentlich) 
tie börigen Einwohner und Handwerker unterworfen waren, ijt das jogenannte 
dudtheil (biondella, domuncula), Gewandtheil oder Hauptrecht, nach welchen 
ten Familienhaupt über fein Hab und Gut tejtamentlich verfügen Fonnte, da 
6 dem Voigte oder Leibherrn zujtand, von den beweglichen Gütern des Wer: 
Nerbenen jich zugueignen, was ihm eben gefiel. Um die Scheidewand zwijchen 
ten freien Bürgern und den börigen Ginwohnern noch jchärfer zu machen, 
unterlag das Eigenthum der Erjteren theilweije demfelben Rechte oder Unrechte, 
ſobald jie durch Verheirathung mit den unfreien Einwohnern ſich vermijcht 
hatten. Dem golvenen Boden des Kunjt: und Gewerbefleißes entwuchs jeboch 
dit bei mäßigen Zugeſtändniſſen, die anfänglich in der Geftalt Faijerlicher 
Smvenbriefe das Streben der Städter unterjtüßten, allmälig jene innere 
ktaft, die unverbroffen ringend endlich in jenen ſchützenden Gerechtſamen, 
teren fie zu ihrer vollen Entwidlung bedurfte, die gejegliche Anerkennung fand. 
Fines der erjten und wejentlichiten Zugeſtändniſſe diejer Art war der doppelte 
Onadenbrief, den Heinrih V. im Jabre ILIL der Stadt Speier gab, wie 






— 40 — 


denn überhaupt bie älteren durch ihre günſtige Yage namentlich auf Handel 
und Verkehr angemwiejenen Städte am Rhein, die ſchon am Ende des clften 
Jahrhunderts zu folcher Blüthe und Macht gediehen waren, daß lie als ge— 
wichtige Vertheibiger des unglüdlihen Heinrih IV. auftreten fonnten, in der 
Entwidelung bürgerlicher Freiheit dorangingen. Der erite jener Gnabenbriefe 
(vom 11. September 1111) galt den gebrüdten hörigen Einwohnern, dem 
Handwerkerſtande, und befreite dieſelben von dem „unnützen und mrechilichen 
Geſetze, von eines Jedem Eigenthume das Theil zu nehmen, das Budtheil ge⸗ 
nannt wird und durch welches die ganze Stadt in Armuth verfallen.“ Der 
zweite gewährte außer Befreiung von verſchiedenen Zöllen (Bannpfennig 
oder Strafgeld, Schabpfennig over Geſchoß und PVermögensjteuer und 
Nfeffer, der jtatt baaren Geldes als Zoll gegeben wurde) vor allem bie 
Berechtigung, daß Fein Bürger außerhalb jeiner Mauern vor Gericht gezogen 
oder wegen eier außerhalb der Stadt bejtehenden Schakung binjichtlich feines 
Vermögens unterworfen werden durfte Beide Privilegien, wichtige Urkunden 
für die Gejchichte deutſcher Städte im Allgemeinen, wurden auf Geheiß des 
Kaijerd auf gegofjenen Metallplatten mit vergoldeten Buchjtaben und dem 
kaiſerlichen Bruſtbilde über der Thüre der Kirche angebracht „zum Zeugniß 
feiner Liebe und Fürſorge gegen die Bürger.” Solche Zugeſtändniſſe blieben 
allerdings lange Zeit vereinzelte Beiſpiele. So erhielt z. B. das nur wenige 
Meilen von Speier entfernt liegende Straßburg erſt 18 Jahre Ipäter (1129) 
unter Pothar II. ein der im zweiten Snabenbriefe der Stadt Speier zuge: 
itandenen Rechtswohlthat entjprechendes Privilegium, während viele andere 
Städte erſt im preizehnten und vierzehnten Jahrhundert dahin gelangten. 
Aber e8 war damit dem Streben der Städte wenigitend Bahn und Ziel ge: 
geben und die Nachwirkung jolcher Beijpiele, wenn auch nur langſam ſich 
verbreitend, wurde eine unaufhaltfame. 

Ob und wie weit in Bezug auf Meißniſche Städte jhon Markgraf 
Konrad jenem kaiſerlichen Borgange jich angejchloffen habe, läßt ſich mit Ge: 
wißheit nicht nachweiſen. Wir müffen uns mit ver Thatfache begnügen, daß 
ihon unter jeinem nächſten Nachfolger Meißniſche Städte mit ziemlich ent- 
wicdelten bürgerlichen Verhältniſſen und Gerechtſamen — die auf ältere 
Zugeſtändniſſe begründet ſein mußten. In Bezug auf Dresden erfahren wir 


—— 2 Hat 


_ 4 — 


berechtigung, und je jchroffer der Gegenjag zwijchen dem Zuſtande der Städter 
und dem der Bewohner des platten Yandes ſich yeltalten mochte, wo Erb— 
und Yeibberren fortwährend den alten Drud ausübten, deſto ſicherer und 
ſchneller ging die Entwickelung der Städte und der zu ihrem Emporblühen 
unentbehrlichen Elemente vor ſich. In die Zeit Konrad's fällt auch im Al: 
gemeinen die urkundlich nachweisbare Entſtehung der Innungen (Einigungen) 
eder Zünfte, als von den Ortsobrigkeiten oder Fürſten ſanctionirter Geſell— 
ſchaften von Handwerksgenoſſen, ohne daß damit die Annahme ausgeſchloſſen 
wird, daß dieſelben in einzelnen deutſchen Städten ſchon früher beſtanden 
baben. Eine der älteſten Urkunden vom Kaiſer Lothar III. aus dem Jahre 
1134 beſtätigt die Tuchmacher und Kürſchner in Quedlinburg als geſchloſſene 
Vereinigung; 1152 erhalten die Gewandſchneider und Wollwaarenhändler 
und Kramer von Hamburg von Herzog Heinrich dem Löwen einen Gildenbrief 
und ebenſo entſtanden faſt gleichzeitig in Magdeburg unter Erzbiſchof Wich⸗ 
mann XVI., der 1152 zur Regierung kam, verſchiedene Gilden und Innungen 
dieſer Art. Nach anderwärts ſich ergebenden Verhältniſſen läßt jich vermutben, 
daß auch in den Orten des Meißener Landes je nach der Bildung Ytädtischer 
Terfajfungen die Gewerbe für Speije und Getränfe, wie Bäder, Fleiſcher und 
Brauer, und für die Kleidung, wie Weber und Schuſter, die erſten geweſen 
ſeien, die ſich, wenn auch noch nicht als organiſirte Zünfte, ſo doch wenigſtens 
als privilegirte Einigungen geltend machten, wie eine Urkunde des genannten 
Meißener Biſchofs Gerung vom Jahre 1154 zu beweiſen jcheint, in welcher 
ten flandriſchen Coloniſten, welche ſich auf Veranlaſſung dieſes Biſchofs, wie 
wir erwähnt haben, in ver Gegend von Wurzen angeſiedelt hatten, der öffent: 
he Nerfauf von Brod, Fleiſch und Bier unterjagt wurde. 

In Bezug auf die genannten Gewerbe im Allgemeinen mag bier beijpiels: 
weije erwähnt werben, dag man des Bäckerhandwerkes als einer ſtädtiſchen 
Innung zuerjt in der angeführten die Stadt Speier betreffenden Urkunde vom 
Jahre 1114 erwähnt findet, worin es von Heinrich V. gleih dem Metzger— 
gewerbe gegen die Gewalttbätigfeiten Der kaiſerlichen Abgeſandten, die ihre 
derürfnifje ohne Entgelt zu befriedigen pflegten, in Schutz genommen wird; 
mit gewiflen Nechten verjehen fommt dann das Bädereigewerbe zunädhjt 1156 
in Augsburg und 1271 in Breslau vor. Beſondere Verfaufspläge für Bäder: 
waaren, Brodbänfe, gab es ſchon 1300 zu Zittau, 1307 zu Görlitz; zu den 
iltejten. Brobtaren gehört die zu Grfurt vom Jahre 1351. Das deutjche 
Gebaäͤck war übrigens ſchon im 15. Jahrhundert weit und breit berühmt und 
wir finden deutſche Bäcker namentlich in Italien einheimiſch. Die Lebküchnerei, 
ein Zweig des Bäckereigewerbes, der ſich aber ſchon frühzeitig als eine Art 
jeineren Gewerbes herausgebildet zu haben ſcheint, kommt als Honigkuchen⸗ 
büderei jchon zeitig im Mittelalter, vorzugsweiſe in den alten Städten Nürn— 
berg, Braunichweig und Nulanie vor. Des Mepßgergewerbes wird außer 
in der Urkunde Heinrich's V. (1111) erſt als Zunft oder \nnung in einer 
vom Biichof Lütold den Metzgern von Bajel gegebenen Urkunde vom Jahre 
1248 gedacht, jo daß die Urfunde des Biſchofs Gerung (1154), wenn fie 
wirklich den Zweck hatte, bereits bejtebende privilegivte Einigungen in Schuß 
u nehmen, nädhit ber von 1111 als eines der ültelten vorhandenen Zeugniſſe 
in Betreff der beiden Gewerbe zu betrachten jein dürfte. Die ältejten hierauf 
tolgenden Urkunden jind vom Jahre 1264, die Metzger von Mainz, vom 





— 42 — 


Jahre 1281, die Metzger von Heilbronn, und vom Jahre 1307, die Metzger 
von Freiberg betreffend. Nach der Urkunde von 1248 waren bereits Fleiſch— 
bänfe gebräudlich und nad) dem Augsburger Stadtrechte vom Jahre 1276 
durfte nur in befonderen Schlachthäujern gefchlachtet werden. Der Gebrauch 
ber Zulage beim Verkauf des Fleiſches kommt erſt im 17. Jahrhundert in 
Gera vor. — Schon Tacitus erzählt von der befonderen Vorliebe der Deutfchen 
für ihren beraujchenden Serjtentranf und es ijt befannt, welche Aufmerf: 
ſamkeit Karl der Große, auf deſſen Meiereien die Bierbrauer oder Malzmacher 
(braceatores) nicht fehlen durften, dem Biere und feiner guten Bereitung 
widmete. Lange im Mittelalter gebörte die Bierbereitung zu den Vorzügen 
einer guten Hausfrau Mit dem Aufblühen der Städte entwidelte jich die 
Bierbrauerei als ein bejonderes Gewerbe. Mochte auch das erite Bier 
nur ein mit Eichenrinde gewürzter Gerjtentranf oder ein Hafergebräu jein, 
wozu man &ichenblätter jtatt de8 Hopfens benußte, jo finden wir doch ſchon 
in einer Urkunde Ripin’s vom Jahre 768 Hopfengärten genannt und zu Ende 
des elften Jahrhunderts war im Magdeburgiichen, in Böhmen und bei Regens- 
burg der Hopfenbau bereits jehr ausgebreitet. Daneben gab es auch feinere 
Biere, Weinbier, Honigbier und Weizenbier, während dagegen in Nürnberg 
ſchon 1290 ein Verbot vorhanden war, zum Biere andered Getreide ale 
Gerſte zu benußen. In einigen nievderländifchen Städten blühte die Brauerei 
ſchon fehr frühzeitig, zu Bommel in Geldern jchon 990; um 1270 trieben 
Hamburg und Bremen anfehnlihen Bierhandel und um viejelbe Zeit wird 
bejonder8 auch das zZittau’fche Bier erwähnt. In Städten, wo dad Brauerei: 
gewerbe jih ausgiebig entwicelt batte, wurde es fpäter Durch das jogenannte 
Meilenreht geihüst, nach welchen innerbalb einer Meile von der Stadt ohne 
befondere landesherrliche Erlaubniß Fein Brauhaus und feine Schenfe bejtehen 
durfte, während dagegen in Städten, wo fein gutes Bier gebraut werden. 
fonnte, der Rath jelber die Einfuhr guter Biere übernahm und jie in bejon: 
deren Schenkſtuben ausfchenten ließ. Auf diefe Weiſe entjtanden die Rath: 
fellerwirtbichaften, wenn deren Entitehung nicht vielmehr 'in eine weit 
frühere 3eit zurüchweilt, wo der Streticham oder die Gerichtsſtätte der Slaven 
und die deutihen Maljtätten Verkäufer von Speijen und Getränfen berbei:' 
zogen und allmälig mit jtebenben Schenken verbunden wurden. Unter‘ dem 


a.: 

















zur. de oe 


Brodbänfe, Fleiſchbänke, Weinbänfe, Schuhbänfe oder Schujterhallen u. ſ. w., 
bedeckter Räume mit einzelnen verjchloifenen Läden (cameris) oder mit aufge: 
jtellten Tiſchen, ſogenannten Bänfen zum Auslegen der Waaren. Kür viele 
Handwerker mochte es jedody bald bejchwerlich werden, die gefertigten Waaren 
nad dem Verfaufsplage zu ſchaffen; es verlangten und erbielten daher einzelne 
Handwerker die Erlaubnig, ſich in der Nähe der Lauben oder Verkaufoplätze 
anzubauen und in ihrem eigenen Hauſe feilzuhalten, und da auch bier ver 
ſcharf ausgeprägte Corporationsgeiſt jich nicht verleugnen durfte, jo entitanden 
ganze Gaſſen, die nach dem Gewerbe benannt wurden, das vorzugsweiſe darin 
vertreten war. Wir brauchen nicht darauf binzudeuten, daß auch einige 
Straßen Dresdens ımit ihren Namen in jene Zeit zurücddeuten, wir finden 
bier eine Weber:, Schuhmacher:, Gerber-, Sporergajje u. }. w., Webergajjen 
jogar zwei, die große und die Fleine, bis zum Jahre 1522, wo erjtere ihren 
jeßigen Namen Scheffelgajfe erhielt. Gewiſſe Handwerker waren aller: 
dinge, abgejehen davon, daß in einer jolchen Gruppirung ein Element der 
Kräftigung lag, ſchon durch die Bejchaffenbeit ihres Gewerbes an gewiſſe 
Gaffen oder Räumlichkeiten gebunden, die ihnen zum Theil wohl auch im 
‚interejfe der übrigen Stadtbewohner angewiejen wurden, wie &erber, Eiſen⸗ 
arbeiter. 

In Bezug auf den Handel jcheint die erwähnte Urkunde des Biſchofs 
Gerung ebenfalls auf gewifle privilegirte Handeltreibende hinzudeuten. Unter 
den Handelsleuten Fommen außer Lombarden ſchon jehr frühzeitig auch in dem 
Meißener Lande die Juden vor, die als jogenannte faiferlihe „Kammerfnechte“ 
boch beiteuert, aber auch mit manchen Vorrechten ausgejtattet wurden. Schon 
ber früher erwähnte Proceß gegen Markgraf Gunzelin (vergl. S. 33) giebt 
von ihnen und ihrem verbotenen Handel charafteriftiihe Kunde. Der Handel 
entwicelte jich bejonvera in ben vom Kaiſer begnadigten Orten. Das Marfts 
recht war mit Münzgerechtigfeit verbunden und e8 jcheinen innerhalb des ung 
näber liegenden Gebietes damals bejonders Merjeburg, Naumburg und Torgan 
durch anjehnlichen Handel jich ausgezeichnet zu haben; legteres allerdings nod 
nit Stadt, aber doch wahrjcheinlih Station des bis nach Meißen reichenven 
Handelsverfehre auf der Elbe. Schon 983 ſchenkte Kaijer Otto dem Meißene 
Stifte den Elbzoll von Belgern bis Meißen und wenn der Ertrag jolde 





— 45 — 


Konrad's Bruder Dedo, die Grafſchaft Groitzſch geerbt hatte, erhielt Rochlitz, 
Heinrich das Stammgut Wettin und Friedrich die Grafſchaft Brene nebſt 
Bamburg an der Saale. Nach dieſem feierlichen Acte der Abdankung und 
Yanvestbeilung, der im Beifein der bierzu verjammelten unmittelbaven Land— 
jaflen und Vaſallen vollzogen wurde, begab jich Konrad in das bei dieſer 
Belegenbeit in jeinen Schenkungen und Gerechtigkeiten auf's Neue beitätigte 
Petersberger Klofter und jtarb dafelbjt am 5. Februar 1157. Trog des 
ſeinen Söhnen ausdrücklich abgenommenen Verſprechens, nirgend anders als 
in dieſem Klojter ihre leute Rubejtätte zu juchen, blieb er der einzige Meißener 
Markgraf, der bier begraben ward. 

So wurde das umfüngliche durch glückliche Umſtände vereinigte Gebiet 
durh Konrad's Rücktritt wieder zerjplittert. Dagegen läßt ung die Theilung 
ſelber, die unabhängig von faijerlichem Einjpruc vollzogen wurde, zur Genüge 
ertennen, Daß der Markgraf aufgehört batte, jich als faijerlichen Statthalter 
wu betrachten und über die ibm zugefallenen Ländereien nach bereits volljtändig 
entwideltem Erbrechte verfügte. Die eigentliche Marfgrafichaft, an welche jidh 
der Begriff des urjprünglichen Amtes fnüpfte, gina als untbeilbares Hauptland 
aut den älteiten Sohn über; die anderen Söhne erbielten die anderen Erb- 
und Lehngüter. Ferner erkennen wir aus der Zuziehung der Vornehmen in 
Mr Mark bei Gelegenheit diefer Theilung, daß auch in Meißen jene Ver: 
ſammlungen der Vaſallen, Yanpdjajlen und Miniſterialen (placita) zur Be: 
ratbung und Bejtätigung ullgemeiner Lanvesangelegenbeiten und wichtiger 
Handlungen bereits entitanden waren, wenn diejelben auch erit gegen Ende 
des zwölften Nabrhunderte, unter Otte dem Reichen, bejtimmter nachweisbar 
werden. Schien durch Konrad's Gebietstheilung Das Aufblüben der Mark 
Reigen abermals gehemmt werden zu jollen, je war doch dieſes Hemmniß 
nur ein zeitweiliges, was ſchon unter Konrad's nächſten Nachfolgern in der 
Mark durch allmäliges Erlöſchen der durch jene Theilung entjtandenen Wettiner 
Seitenlinien und durch Wiedervereinigung ihrer vänder mit dem Hauptlande 
Meißen, zunächjt unter Otto aber durch Auffindung oder Nugung einer 
Segensquelle ausgeglichen wurde, welche für die geſammten Gulturverbältnijie 
md für die politiiche Bedeutung des Meißener Yandes von unberechenbarer 
Richtigkeit war. Es war dies die Auffindung der Kreiberger Berg: 
werte. *) 

Waren damals Klöſter und geiltliche Stiftungen Die Stätten, von welchen 
derzugsweiſe die Anregung yeiltiger und materieller Gultur ausging, jo ſcheint 
Ne durch Markgraf Otte (1162) bewirkte Gründung des Kloiters Zelle 
an der ‚greiberger Mulde zwijchen Döbeln und Noffen, jpäter zum Unterjchiede 


I Die Niederlaujiger-Eilenburger Seitenlinie erloſch ſchon 1185 mit Dietrih und 
ihre Erbgüter kamen theils an die Rochlitzer Linie, theil& an den Markgrafen Otto, bis 
1210 au der Mannesſtamm diejer Linie ausjtarb und jümmtliche Erbgüter derjelben 
m die Meikener Linie (Dietrich den Bedrängten) fielen. Die Wiedererlangung des Landes 
kt Eeitenlinie Brene, die 1290 erloſch. deren Grafihaft aber Kaijer Rudolf I. als ein 
eledigtes Lehn dem herzoglich jächfiihen Haufe verlieh, erfolgte allerdings erſt 1423, als 

artgraf Friedrich der Streitbare die Kurwürde erhielt; dagegen ging das Stammhaus 
tim, dad 1207 nad) den Erlöjchen der dasfelbe befigenden Seitenlinie mit der Graf: 

ſt Brene vereinigt worden mar, dem Wettiner Gejchlechte auf immer verloren, nadıdem 
© Lito von Brene, der legte jeined Stammes, 1288 durd eine Urkunde (für den Fall 


mes finderloyen Abjterbens) für 800 Mark Silber® an dag Erzbisthun Magdeburg 
deräußert Hatte. 


— 6— 


von Neuzelle an ber Oder, Altenzelle genanıt, für das Meikener Fand von 
ganz bejonderer Bedeutung geweien zu jein. Der Ztiftung wurden nach bem 
Beitärigungsbriefe Kaiſer Friedrich's Barbaroſſa achtbundert Hufen Landes in 
der zum Bisthum Meigen gehörigen Provinz Daleminzien angewiefen und bie 
Gultur, die hiermit innerhalb des wilden Miriquidiwaldes begann, welcher 
wenigjtens noch zum Theil die dem Kleiter abgetretenen Hufen beveden mochte, 
gab wahrjcheinlich die erite Veranlaſſung zur Auffindung oder zum Beginn 
des Freiberger Bergjegens. In der wilten Gegend des Erzgebirges entſtehen 
alsbald blühende Städte und Dörfer. Aus der eriten Anfiedelung (Chrijtiand- 
dorf) und weiteren Niederlajjungen der Bergleute erhebt ſich zunächſt eine neue 
befeitigte Stadt, die wegen der zur Förderung des Bergbaues ihr verliehenen 
Freiheiten den Namen Sreiberg erbält und ſchnell emporkommt, während ber 
Bergbau allmälig au in anderen Theilen des Landes (Chemnig, Mittweida, 
Wolkenſtein, Dippoldiswalda, Scharfenberg) jich ausbreitet. Mit dem Berge 
bau gewinnt der Markgraf ein neues Hoheitsrecht, das Bergregal, das, wie‘ 
jpäter Heinrich's VI. Anfprüche auf Freibergs reihe Silberminen zu bejtätigen' 
jcheinen, ausſchließend dem deutfchen ReichSoberhaupte zugejtanden hatte. Daß 
übrigens die Verhältniſſe dieſes Negals, auf welches Orto 1185 als auf eine 
faiferlihe Verleihung ſich ſtützte, ſehr unbeſtimmter Art waren, gebt nicht nur 
aus Heinrich's VI. Anſprüchen, jendern auch aus dem Belise. bes Bergregals 
auf Seiten einiger Meißener Vaſallen und aus den Zwiſtigkeiten hervor, bie 
in der erjten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts zwijchen dem Markgrafen 
und dem Bistum Meißen wegen ber in leßterem gelegenen Bergwerke ſich 
entipannen. Mit der Erlangung des Bergregald jcheint bie Ausübung de$ 
Münzregale von Seiten der Marfgrafen in unmittelbarem Zuſammenhang ges 
itanden zu haben. Die Bractenten Otto’8 des Reichen geben den erjten ent 
jchiedenen Nachweis des von den Markgrafen ausgeübten Münzrechtes. Diefe 
Bracteaten oder Hohlmünzen wurden, jtatt der früheren Pfunde zu vierund⸗ 
zwanzig Loth, jetzt nach Marken zu ſechzehn Loth berechnet, bis dieſe leichte 
Münze dur jogenannte Dicpfennige (Groſchen), deren fechzig auf eine Mark 
gingen, erſetzt wurden. Neben der Hauptmünzſtätte zu Freiberg entſtehen num 
alsbald zur Hebung und Erleichterung des Verkehrs in verſchiedenen Meißniſchen 
mit Narktrecht und zoll verſehenen & O riſchaften Städten fogenannte Münze 





— 47 — 


ber, wie es heißt, jchon von Heinrich dem Jüngeren (1119) begonnene 
fteinerne Bau ver Elbbrüde (1173) fortgejeßt worden jei, jo haben wir 
um jo mehr Urjache, jolchen einzelnen aus den Dunfel auftauchenden Anz 
gaben Geltung zu lafjen, je weniger jpätere Mittheilungen dieſelben zu wider: 
legen over überhaupt das Dunkel zu lichten vermocht haben. 

Dtto hatte zwei Söhne, unter welche er nad) dem Beiſpiele ſeines Waters 
ſein Land theilte, ſo daß der ältere Albrecht die Marf Meißen erbielt, Dietrich, 
aber mit Weißenfels und einigen anderen Bejigungen abgefunden wurde. ine 
Abänderung, die Otto auf Veranlaffung jeiner Gemahlin Hedwig zu unten 
jinee Sohnes Dietrich, des Lieblings der Mutter, in diefer Bejtimmung vor: 
nabın, und durch welche Albrecht in ſeinem Erbrechte binjichtlih der Mark: 
ſtafſchaft zurückgeſetzt wurde, führte (1188) zu einen Kampfe zwifchen Vater 
und Sohn und zu neuen Qerwüjtungen des Meißener Landes durch die 
Shaaren des böhmiichen Herzogs Ottokar (1189), der jeinem Schwager 
Albrecht (jeine Gattin war eine Tochter Otto's) zu Hilfe Fam, aber ſich auch 
zugleich an Otto's aufgefammelten Schäßen zu bereichern ſuchte. Die Ber: 
mitelung des Kaiſers Heinrich bejchwichtigte die Streitenden und nach bem 
Tode des in feinen leiten Kebensjahren fo jchwer geprüften Otto, am 
18. Februar 1190, folgte ihm nad) jeiner erſten Beitimmung fein ältejter 
Sohn Albrecht in der Marfgrafihaft und Dietrid erhielt Weißenfels und 
andere Bejigungen. Aber der Kampf zwijchen Albrecht dem Stolzen und 
kinem Bruder Dietrich, der eben der Bebrängnig wegen, in welche er durch 
ſenen Bruder gerieth, von der ihm günjtig gejinnten Geijtlichteit, die feine 
Srihichte aufgezeichnet hat, im Gegenſatz zu ſeinem Bruder, dem „Stolzen”, 
dm Beinamen „der Bedrängte” erhalten bat, dauerte fort, bis jich Dietrich 
entſchloß, jich mit des Yandgrafen Hermann von Thüringen häßlicher Tochter 
Juta zu vermählen, wodurd er den Beiſtand ſeines Schwiegervaters gegen 
iinen drängenden Bruder gewann. Wichtiger noch wurde diefe Ehe als Vor: 
bereitung zu einem neuen wefentlihen Gebietögumachje für das Mettin’jche 
Haus, der Vereinigung der Landgrafſchaft Thüringen mit Deeißen. In einem 
blutigen Treffen bei Neveningen (1194) gejchlagen, eilte Albrecht, da jetzt 
Ilbjt die Eaijerlihen Tienftmannen zum Angriff gegen ibn ſich rüfteten, nad) 
alien, um die Ungunft des Kaiſers zu bejchwichtigen. Aber in jenen Hoff: 
nungen getäuſcht und ſelbſt für jein Leben bejorgt, batte er nichts Eiligeres 
w hun, als nad Deutfchland zurüdzufehren und die Städte Gamburg, 
Leipzjig und Meißen tüchtig zu befejtigen und zu einer nachdrücklichen Ver: 
theidigung vorzubereiten, jowie die Befejtigungen anderer Orte ſeines Landes 
zu zerſtören. Es galt den äußerſten Widerſtand gegen den Kaiſer felber, 
deſſen eigennützige Abſichten in Bezug auf das geſegnete Meißener Land ihm 
nicht verborgen geblieben ſein mochten. Aber ehe der Kaiſer noch aus Italien 
wrüdgefehrt war und der Kampf begonnen hatte, erlag der Markgraf einem 
durch Verrätherhand in Freiberg ibm beigebradhten Gifte. Dreißig Tage 
äter folgte ibm, wie e& beißt, ebenfalls vergiftet, feine Gemahlin Sopbia.*) 





127 


— 48 — 


Wir finden nun die Mark Meißen von Albrecht's Tode an bis zum Jahr 
1197, wo Heinrich VI. jtarb, wirflid in kaiſerlichem Beige; jie wurbe nid 
wie ein erledigtes Neichslehn einem neuen Marfgrafen übergeben, ſondern 
Heinrich behielt fie für jich und lieg jie durch jeine Getreuen bis an feine 
Tod verwalten. Es jind gerade dieſe wenigen Jahre des muthmaßlichen 
faiferlichen Zwiſchenreiches in einiges Dunkel gehüllt. Wir wilfen nicht genau 
wo und wie ſich ber eigentliche Erbe des Meißener Landes, Dietrid der Be 
brängte, bei diejer kaiſerlichen Bejißergreifing verbielt. Nach der Chronik De 
Metersberger und Wltzelliichen Kloſters befand er jich beim Tode jein® 
Bruders in Paläſtina und konnte nur mit Mühe den Nachitellungen entgebeit 
wodurd, ihn der Kater an jeiner Rückkehr zu bindern ſuchte. Dennoch Mi 
es urfundlih gewiß, daß Dietrih mit feinem Vetter Konrad, dem Markarafen 
der Yaufis, evit an dem Kreuzzuge im Jahre 1197 Theil nahm, zu welchen 
Saladin’s Tod ermutbigt batte, und daß er, ehe er noch Jeruſalem erreichte 
durch die Nachricht von dem Tode Des Kaiſers m Die Heimat zurückgeruſch 
wurde, wo er nun jein Erbe in Beſitz nahm. Es jcheint daher vielmehr, daß 
er der Gewalt des eigenmüßigen Hohenſtaufen gegenüber bis zum Tode de 
jelben mit feiner Grafſchaft Weißenfels ſich begnügt babe. Die Unterſtützum 
des Vandarafen von Thüringen, jeines Schwiegervaters, und die Treue da 
Meißniſchen Vaſallen und des Meißniſchen Volkes mochten ibm die Wieder 
gewinnung feines Erbes wejentlich erleichtern, und jo finden wir ibn unmittel 
bar nad dem Tode des Kaiſers ala Markgrafen von Mleiken. | 

Die Verbältniffe, in melde jih Dietrich auch während feiner Regierm 
ala Markgraf fortwährend verwidelt jab, gaben ibm noch gerechteren Anſpru 
auf den Beinamen des Berrängten als all die Bedrängniffe, die ibm Tem 
Bruder bereitet batte. Seine Parteinabme für den Sobenjtaufen, Philip 
von Schwaben, in dem nad Heinrich's Tode zwiſchen der bobenitaufiichet 
und welftichen Partei (Otto IV.) jidy entipinnenden Kampfe um bie deutſch 
Kaiſerkrone, veranlaite zunächit neue Verbeerungen des Meißener Yandes durd 
ben auf Otto's Seite jtehenden Herzog Ottofar von Böhmen (12053). Ad 
an ben nadı wenigen Kriedensjabren fir BDeutichland wieder beginnende 
Kämpfen und Ereigniſſen, welche die Verdrängung des vom Papſte im Da 
Bann getbanen Otto's IV. Durch den Gegenkönig Friedrich I. von Hobeit 


























bemüht war, mit Hilfe dieſes Segens das Saatforn einer glüdlichen Ent: 
widelung in den Boden des Waterlandes zu legen, die in der nächitfolgenden 
Zeit wohl wejentlich aufgehalten, aber doch nicht erſtickt werden Fonnte, je 
waren es namentlich die Städte, welchen er jeine bejondere Pflege angedeihen 
ließ. Je mehr er in feinem Sireben nady Sicherheit des Yandes, nach Auf— 
rchtbaltung des Rechtes, des Friedens und der Ordnung Veranlajjung fand, 
ven Gemwalttbätigfeiten und Unbilden des Adels und der Ritter entgegenzutreten, 
indem er theils durch Gewalt, durch Zerjtörung von Burgen und Schlöfjern, 
tbeild durch das von ibm zu neuem Anſehen gebrachte Yandfriedensgericht auf 
dieſer Zeite Zucht und Ordnung berzujtellen juchte, je mehr er troß feiner 
sreigebigfeit gegen fromme Stiftungen, Klöfter und Kirchen, der Hierarchie, 
da, wo jie ihre Schranfen überfchritt, mit Kraft und Entſchloſſenheit jeine 
Nacht fühlen ließ, einen um jo fejteren Stügpunft mochte er in ber Hebung 
befeitigter Orte und Städte, in der Begünitigung ihres indujtriellen Verkehrs 
und ihrer bürgerlichen Sntwidelung erfennen. 

Heinrich rejidirte anfänglich abwechſelnd theils zu Seußlitz, theil® zu 
Tharandt. Auch Scharfenberg mag ihm zeitweilig zum Aufenthalte gedient 
haben, wenn es begründet it, daß er bier (1267) jeine zweite Gemahlin 
Yynes verlor. Zeußliß, früber Privatburg und 1205 im Bejig eines burg: 
gräflih Meeignifchen Vaſallen Otte von Suſelicz, war 1256 an den Mark: 
grafen Heinrich gekommen, der 1267 ein Claren-Nonnenkloſter daraus zu 
gründen beſchloß und dann jeinen dauernden Aufenthalt in Dresden gehabt 
u haben jcheint, denn der Ztiftungsbrief des Kloſters Seußlitz (1267) und 
des Kloſters Neuzelle (1268), zu deſſen Mitunterzeichnung der Meißener 
her Witigo I. nah Dresden fan, ſind bereits von Dresden aus batirt. 
der eriten Ehe Heinrich's mit Conjtantin waren zwei Söhne entiprojjen: 
Albrecht (geb. 1240), welchem die Gejchichte den Beinamen bes (nt: 
arteten gegeben bat, und Dietrich (geb. 1242), jpäter der Weife, auch wohl 
der syette genannt. Zu Guniten dieſer nahm Heinrich, wahrjcheinlich bald 
nah Grledigung des thüringiichen Erbfolgeſtreites, jene unheilvolle Xheilung 
ſeines Ländergebietes vor, die in ihren Folgen wie ein dunkler Schatten Hein: 
rich's Herrſcherruhm trübend, dem kaum zum Gipfel der Macht erhobenen Haufe 
Bertin neues vielfältiges Unglück brachte, und das Yand durch Die Fehden, 
welche fie berbeiführte, auf lange Zeit im feinen inneriten Kräften erjchütterte 
und erſchöpfte. Ohne daß eine dieſe Pändertbeilung betreffende Urkunde uns 
über Zeit und Umſtände der Theilung näheren Beleg und Ausweis giebt, er: 
iheint Albrecht um 1203 als Landgraf in Thüringen und fein Bruder Dietrich 
vemlih um dieſelbe Zeit ala Markgraf von Landsberg (Ofterland), während 
Seinrich jelber in der ‚solge jih nur Markgraf von Meiken und der Paufik 
nem. Mag nun auch der Tortbeil, welchen man zuweilen jener Theilung 
nachgerühmt bat, dar nämlich Heinrich nach derſelben dem eigentlichen Stamm— 
lande Meigen um jo größere Pflege und Aufmertjamfeit habe widmen fönnen, 
immerhin nur ein flüchtiger, durch Tpätere tauſendfache Nachtheile reichlich auf— 
Wogener geweſen ſein, ſo läßt ih doch nicht verfennen, daß der Stadt, wo 
in jo edler und frommer, mit geiſtigen und weltlichen Gütern jo reichlich 
ausgeffatteter Fürſt bis zu feinem Tore vorzugsweije jenen Wohnſitz hatte, 
ganz bejondere Gelegenheit geboten war, jih zum Meittelpunfte des Pandes 
zu erheben und für die Entwickelung jeiner bürgerlicen Verhältniſſe Keime 





— 54 — 


zu ſammeln, welchen ſelbſt die Wirren und Bedrängniſſe der Folgezeit ihre 
Fruchtkraft nicht zu rauben vermochten. 

Dresdens Umfang war noch unbedeutend und beſchränkte ſich auf den 
Raum, welchen der heutige eigentlich innere Kern der Stadt einnimmt. Von 
Vorſtädten in jetziger Bedeutung des Wortes mochte kaum eine Spur vor: 
handen fein; Dörfer, die jegt zur Stadt gehören, wie Poppitz und Fiſchersdorf, 
die jedenfalls, obgleich erſt jpäter urkundlich genannt, wie wenigjteng der 
ſlaviſche Name des erjteren andeutet, binjichtlic ihres Entſtehens mit Alt: 
Dresden (Neujtadt) in ziemlich gleiche Zeit fallen mögen, lagen weit von den 
Mauern der Stadt entfernt, denn daß joldye Mauern, wenigſtens unmittel: 
bar nach Heinrich dem Grlauchten bereits vorbanden waren, beweilt eine Ur— 
funde vom, Jahre 1291, in welder die Markgräfin Helena, Wittwe des Darf: 
arafen Dietrib von. Yandsberg, das Wlaternibospital, welches ausdrücklich als 
außerbalb der Mauern und zwar binter dev Frauen- oder Marienkirche gelegen 
bezeichnet wird, mebit dem Patronate diejer Kirche dem Elaren-Nonnenkloiter 
u Seußlitz übergiebt. Wir dürfen aus diejen Andeutungen zugleich ſchließen, 
das wenigſtens nach dieſer Seite bin eine Art Vorjtadt vorhanden geweſen 
jei, welche vielleicht einen Theil der erſten Anjiedelungen am linken Elbufer 
umfaßte. Dagegen mochten auf der ſüdlichen und ſüdweſtlichen Seite Die 
weitbin jich ausbreitenden Seen, deren von jpäteren Sefchichtichreibern und 
Topograpben gemöhnlidy drei (Jüdenteich, Vber- und Unterjee) angenommen 
iverden, einem geregelten Anbau lange Zeit binderlidy jein. Don dem baue 
liben Zuſtande der Stadt kann uns manche jpätere Andeutung ein genügendes 
Bild geben, 3... Die Bauordnung, die Herzog Albert 1491 nad dem großen 
Brande erlieh und nach welcher man „ufs mynſte eines Gemaches hoch ſteinern 
bauen und mit Ziegel deden“ und demjenigen, welcher auch ziweien Gemach 
body jteinern bauen würde, eine „Ntattliche Hülfe“ thun jollte, Während ber 
Adel bei Erbauung ſeiner Burgen und Häuſer vorzugsweile auf Dauerbaftig- 
feit feſter plumper Steinmaſſen bedacht war, erinnerten die Wohnungen der 
nichtabeligen Stäptebewohner noch lange Zeit an jene Worjicht, womit bie 
Landesfürſten die jtrengite Unterjcheidung der Stände aufrecht zu erbalıen 
juchten und 3. B. in Dresden, wie wir jpäter jeben werben, die Erbauung 
und den Beſitz jogenannter Herrenhöfe nur unter bejonderen Bedingungen ge 
; ' Whel_den Reit hürgerlicher den Büras Roh 


rat; i je 





Hp 





























Biſchof Thime von Meißen gegen Abtretung des Pfarrlehns zu Ebersbach 
und zu St. Nicolai in Freiberg, das Patronat wieder zu einem landeäberrlichen 
zu madyen.*) 

Die Frauenkirche erfreute jih eines wunderthätigen wächjernen Marien: 
bilde wegen eines ausgebreiteten Rufes; ſie war Hauptkirche, während die 
Kreuzfapelle (Sacellum S. Crucis over S. vitalis et triumphalis ligni oder 
auch Templum vitalis ligni) erjt vom Jahre 1234 (1236) an zu einem ähn- 
lichen Heiligthume und durch dieſes zu einem Ruhme gelangte, welchem bie 
Räumlichkeit bald nicht mehr entſprach, jo dar ſchon 1270 eine Erweiterung 
verfelben vorgenommen werden mußte. Die Beranlaffung bierzu mochte eines: 
theils in der ſchnellen Gntwidelung der Stadt und der SJunabme ihrer Be: 
völferung, welcher die einzige Hauptkirche nicht mebr genügte, anderntbeils in 
den häufigen und zablreihen Wallfabrten liegen, weldye durdy die Heiligthümer 
ber Kapelle angeregt und mamentlidy jpäter (1319) durch einen päpitlichen 
vierzigtägigen Ablaßbrief noch bejonders begünitigt wurden. Auch Heinrich 
Icheint diefe Pilgerfabrten zu den wunderthätigen seiligtbümern der Kreuz: 
fapelle nach Kräften unterjtüßt zu baben. In Friedrich's des Mleinen, der 
Stadt Dresden ertbeilten Geleitsbrief vom Jahre 1299, auf welchen wir 
zurückkommen, und ın weldem allen Wallfabrern zum beiligen Kreuz im 
Dresden am seite Johannis Des Täufers eine breitägige und vellitändige 
Immunität gegen gerichtlichen oder jonftigen Arreſt wegen irgend welcher Ber: 
gehen zugejichert wird, iſt diefe Berwilligung ausdrücklich nur ala eine Gr: 
neuerung eines alten Ichon zur Seit Heinrich's des Grlauchten beitandenen 
Rrauches und Geſetzes bezeichnet, Die Heiligthümer beitanden, wie bet 
Pirnaiſche Mönch erzäblt, in einen Stücke vom heiligen Kreuze, welches 
Conſtantia, Herzogin von Deltreich, bei Gelegenbeit ibrer Vermäblung mit 
Henri dem Grlaudten (1254) aus Oeſtreich mitgebracht und der: Kapelle 
verehrt batte, und ferner aus einem bölzernen Grucifir, welches nad der Saae 
aufrecht jtehend auf der Elbe von Böhmen ber nach Dresden berangejchwommen 
ſein jollte und von den Einwohnern mit großer Feierlichkeit durch die benad: 
barte Stabtpforte (Kreuzpforte, jpäter, jeit 1551, Salomenstbor genannt, an 
Ende ber Kreuzgaſſe) ebenfalls in Dieje Kapelle gebradyt ward, die nun Dem 
Namen Kreuzkapelle erbielt. Doch mag es dahin aeitellt bleiben, ob vie alte 








— #58 


menge die Kreuzkirche zu enge geworden war, wurde in der Frauenkirche wieder 
ein regelmäßiger Gottesdienit mit Sonntagäpredigten und Gommimion einge 
führt. Das alte, ebrwürdige, aber trotz verjchiedener Hauptreparaturen (1599, 
1674, 1678 und 1699) völlig baufällig gewordene Gebäude wurde 1127 abs 
getragen und gleichzeitig der Bau des jeßigen Itattlichen Gotteshauſes begonnen: 

Von anderen, ſchon zur Zeit Heinrich's des Grlauchten in Dresden wer 
banden geweſenen Kirchen und Kapelle, ſchweigt die Tradition; e8 müßte benm 
anzunehmen jein, daß das ſehr alte Bartbolemäausfirclein, das 1514 nen 
aufgebaut wurde, über deijen urſprüngliche Stiftung und Erbauung jebed 
genügende Nachrichten mangeln, ſchon in früheſter Seit, wie jpäter, die Kircht 
der alten Gemeinden Poppitz und Fiſchersdorf geweſen jei, denn es iſt eben 
nur Vermuthung, daß der Weihbiſchof Nicolaus, der durch den Gebraudy Da 
an diefer Stelle befindlichen beilfräftigen Waſſers von der Krankheit des Auge 
jabes befreit worden jein joll, nicht blos das Hospital „zum Sunderfiechen“ 
oder der Ausſätzigen, jondern auch die daneben befindliche Kapelle gegründe 
babe, in welcher er 1391 ſich begraben ließ und wo jein eingemauertes, 151% 
erneuertes Denfmal bis zur Seit, wo dieſe alte Kapelle abgetragen wurde, zu 
finden war.*) Des Hospitals jelber wird im Jahre 1334 in einer Urkunde 
erwähnt, in welcher unter den Zeugen ein gewilfer Jacobus als Kapellan bei 
den ausjäbigen trauen bei Dresben (eapellanus apud leprosas dominas juxka 
Dresden) vorfommt. Es mag bierbei zugleich erwähnt werden, daß Diefe 
Urkunde, ‚einen Bergleich zwijchen dem Pfarrer zu Leubnitz und dem Abte zu 
Selle betreffend, auch in jo fern von Widhtigfeit ijt, weil unter den Zeugen 
auch noch ein Meagiiter Herrmann als rector parvulorum in Dresden genannm 
wird; ſchon in einer noch Älteren Urkunde vom Jahre 1300, einem Schirme 
briefe für das Klojter Altzelle von einem Burgarafen Otto von Donin, wir 
unter den Zeugen ebenfall® ein jolcher reetor parvulorum in Dresden, Namen 
&onrad, aufgeführt, und es dürften dies die älteſten Winke binjichtlidh der Kreuze 
ſchule, vielleiht als Erziebungsanitalt für Ehorfnaben und Miniſtranten oder 
aud) einer mit einem Kloſter verbundenen Schule jein, obgleich die erſten 
jicheren Nachrichten binfichtlich der Kreuzſchule, deren Urjprung eben jo dunfd 
it, mie ber ber Kreuzkirche, erjt in die Mitte des 15. Jahrhunderts falle 
Zwei andere Urkunden, die zunächit des Hospitals der Sunderjiechen gedenken 
; ı oh 337» hie erite it sin Gomionä  inelden ber Preäbener Wall 


1 








ri Auuk m 





























— 9% — 


meinlib Ferneſtechen oder Sunderſiechen (Sonderſieche), weil tie ibrer an: 
necenden Rramtbeit wegen von Der Stadt entfernt oder abgeſondert waren. 
Die rwäbnın lirfunden laſſen das bobe Alter dieſes Hospitald erfennen und 
ea iſt nicht unwabricheinlich, daB auch jeine Stiftung ſchon in Das Drei: 
xbnte Jabrbundert fällt. Nielleiht war es Das erite Lazareth ſtädtiſcher 
Stiftung, in welchem zu anderer Arbeit untauglice Frauen ala Kranken— 
plegerinnen erbulten wurden. Die Erbaliung des Hospitals geihab in der 
mübeiten Zeit namentlich Durch Almojen, ſpäter und bejonders nach der Refor: 
mation, Durch Zriftungen und Vegate. Die dem beiligen Bartbolomäus ge: 
weihte Kapelle war vielleicht noch ülter als Das eigentliche Hospital, da man 
dergleichen Stifte gern in der Näbe von Kirchen erbaute. Der Name „Seijt“, 
womit ſpäter Hospital und Kirche bezeichnet wurden (ſelbſt der Oekonom 
dte Stiftes wurde „eilt“ umd jeine Frau „Geiſtin“ genannt), kam erit im 
li. Jahrhundert auf und e& mug dabin geitellt bleiben, ob er, wie Haſche 
und Andere meinen, mit dem beiligen Geiſte in Verbindung Itand, oder ob er 
ſeinen Urſprung einer Zuge verdanfte, nach welcher der daſelbſt begrabene 
Viſchof Nicolaus nächtlich umgewandelt jein ſoll. 

Bon einer damaligen Kirche in dem binter der Neuitadt in jeder Be: 
jiebung zurüdgebliebenen Altdresden, der jegigen Nenjtadt, wiſſen wir nichts. 
I einer Urkunde vom Jabre 1321 beitätige Biſchof Witige II. von Meipen 
Ne Auspfarrung Der Kirchfahrt Klotzſche oder Klotzſchau (Clotzſchowe) in der 
Desdener Heide — die alſo damals trotz ihrer Unfruchtbarkeit ebenfalls ſchon 
bewobnt und angebaut war — aus ber Dresdener Haupt: und Parodial: 
Irbe wegen weiter Entfernung, Unbequemlichkeit und Unſicherheit des Weges 
ducch die Heide, und ſetzte für die Gemeinde einen beſonderen Pleban ein, 
der, wie bier beiläufig erwähnt werden mag, als Einkommen von ſeiner Be: 
mande fünfzehn Scheffel Roggen und fünfzehn Scheifel Hafer erbalten 
jellte. Die Dresdener Parochialkirche, zu welcher Klotzſcha gehörte, iſt in 
diejer Urkunde nicht näher bezeichnet, aber wir müſſen trogdem annebmen, dat 
die matrix ecclesia, wie fie bezeichnet wird, chen nur die Frauenkirche ge: 
weien jei, jo nahe ea auch läge, bierbei, wo von der Auspfarrung einer We: 
mande des rechten Elbufers die Rede iſt, das Norbandenjein einer Kirche in 
Altdresden vorauszujegen. Daß aber Altdresden, welches erit 1403 vom 
Narkgrafen Wilhelm Staptrecht erbielt und in einer Urkunde vom \abre 1420, 
in welher Markgraf Friedrich das Auguſtiner-Kloſter zu Neuſtadt beitätigte, 
allerdings noch als Städtben — „ſtetichen Aldendresden“ — erſcheint, ſchon 
frũhzeitig, wahrſcheinlich ſchon ſeit dem 13. Norbundert ber ſeine Kirche 
gebabt, laßt ſich wenigſtens nicht widerlegen. Die älteſte Neuſtädter Kirche, 
wegen der an ihrer Hauptthüre angebrachten ſteinernen Bildjäulen der Drei 
Weiſen aus dem Morgenlande die Dreiföniga: oder Treifaltigfeitsfirche genannt, 
war, wie die und erhaltenen Abbildungen zeigen, ein ſchmuckloſes, einfaches 
aus Öruchjteinen erbautes Gebäupe, das, obgleich im Yaufe der Zeit (nament: 
lb 1514) verändert und erweitert, ein ſehr bobes Alter befundete, aber am 
b. Auguft 1685 bei dem großen Brande in Neuſtadt ebenfalls ein Raub der 
Hammen wurde. Sie itand an bderielben Ztelle des ſchon wenige Jahre 
mäber (1688) wieder aufgebauten zweiten Gonesbauſes auf der Hauptſtraße, 
wiegt die (1735) erbauten Waſſerhäuſer ſtehen. Die bis in Die jüngſte Zeit 
derbandenen an der Ede ver Heinrichſtraße gelegenen Pfarr- und Schulgebäude, 


7 mu 1 el 


ae a Mi Tape Prag 28 
— u, E27 a en | pe nr 
ee nn U WTU ee Ze 


iR 





— 62 — 

fördern würden, die öffentliche Buße während ver vierzigtägigen Faſtenzeit 
erlaffen mward.*') _ 

Sp mochte auf dieſe Weiſe die Brücke vielleicht einen nicht unweſentlicht 
Theil der zu ihrer Vervollfommmung nötbigen Mittel, wie viele geiſtliche Bau— 
werke, jolchen frommen Spenden zu verdanfen baben. Straßen Ticher umb 
gangbar zu machen, Brüden über Ströme zu bauen und dadurch namentlich 
ven Bedrängniffen frommer Wallfabrer abzubelfen, gehörte ſchon nad den 
Begriffen der altchrijtlichen Kirche zu den verdienjtlichiten Werten, und wenn 
wir auch den Uriprung der Dresdener Elbbrüde nicht als einen religiöjen zu 
bezeichnen wagen, da ibre Entitebung allen, wenn auch nur auf Sagen be 
rubenden Vermuthungen nad weit älter ijt als das Jahr 1234, wo die Kreuz 
fire durch Heinrich’ Gemahlin Sonitantia jenen Splitter vom beiligen Kreuß 
erhielt, der fie erit zum Zielpunkte eifriger Pilgerfabrten gemacht zu babeal 
icheint, fo fand doch die damalige Pollendung der Brüde, als eines ficherel 
Weges zum wmwundertbätigen Kreuze, in jenem jrommen Gifer obne Zweifel 
wejentliche Förderung. Die Annahme, daß eine jener frommen Korporatione, 
die als Verzweigung der fräres pontifes oder Bridenbrüder in Frankreich, M 
Deutichland namentlich als Galandsbrüder weit verbreitet waren, einen Antbei 
an der Erbauung oder Vollendung der damaligen Brücke gehabt babe, beruht 
vor der Hand noch auf Vermutbungen, obgleich das Fand, wie jih für ander 
Orte desjelben (3. B. Chemnitz und Zwickau) genauer nachweiſen läpt, Dem 
frommen Sinne diefer Brüderjchaften, bie vielfach Zeugniß ablegten von DE 
Macht und Kraft des Vereinsgeiſtes, manche mohltbätige Stiftung, mandı@ 
einem allgemeinen Bedürfniß abbelfende Baudenkmal verdanken mochte, deſſch 
Urjprung im Kampfe der Neformation, die dergleichen Korporationen gejetlt 
aufhob, allzuſchnell vergejlen worden ilt. Der Orden der Brüdenbrüder (frere 
pontifes, fröres du pont, fratris pontes, factores pontium), aus Mittern, Mönchen 
umd Arbeitern beſtehend, blühte in Frankreich vom 13. bis zum 15. Jabrbunden 
und juchte eine Gott wohlgefällige Wirkfamteit in der Erbauung von Brüden 
und Fähren über Flüſſe, melde frommen Wallfahbrern bemmend im Wen 
lagen, in ver Herſtellung und Erbauung von Hospizen und ſicheren Wege 
und wurde endlich, nachdem er jich durch Almoſen und Vermächtniffe bedeuten® 
bereichert hatte, jeine Großmeilter aber zu aleicher Zeit in Ueppigkeit verfunfeh 





— 683 — 


Daſein einer Brüderſchaft des heiligen Leichnams, ſowie auf eine Betheiligung 
derſelben an dem Bau der Brücke. Dieſe Frohnleichnams-Brüderſchaft war 
demnach die erſte und älteſte von den frommen Brüderſchaften, welche in 
Dresden vorkommen und deren es außer ihr, wie verſchiedene Urkunden nach: 
weiien, noch vier gab: die Brüderſchaft ver Dreieinigkeit, der vierzehn Noth— 
belfer, der Meſſe Unferer lieben rauen und des heiligen Nicolaus. Die 
Brüderichaft des beiligen Yeichnams kommt an mehreren Orten ale Galands- 
brüderjchaft vor und es Jollen in ver Folge alle Salander dieſen Namen an- 
genommen haben. Es läge demnach jehr nahe von dem Vorbandenjein einer 
Bruderjchaft, mit gleichen Sweden wie die Salander, auf ihren Antheil an 
nem Bauwerke zu jchliepen, auf welchem jie eine nach ihrem Namen benannte, 
wter ihrem Patronate ſtehende Kapelle hatten.) Auch die Calandsbrüder, 
urjprünglich die Bezeichnung aller an beitimmten Tagen (calendae) zujammen: 
berufenen Brüderjchaften, verliegen allmälig die frommen 8wecke ihrer Stiftung 
ud die Ausjichweifungen der Galandtage brachten fie jpäter in jo üblen Ruf, 
daß He ihrer Zechereien wegen den Namen der najjen Brüder erbielten. In 
Dresden wird eine beilige Leichnams-Brüderſchaft noch 1538 erwähnt, wo 
Jebannes Ferber, Prior des alten Dresdener Auguſtiner-Kloſters, den Verkauf 
anes jährlichen, jechs Groſchen betragenden Zinſes von Blaſio Angermann in 
Weiſſig (Weiſſac) an Herrn Petrus Eijenberg, der beiligen Schrift Doctor 
md Pfarrer zu Dresden, „jetzund Vorſteher der Brüderſchaft des heiligen 
wahren Leichnams zur beiligen Kreuzkirche,“ bejtätigt. Die Urkunde, in welcher 
ver Kapelle zum beiligen Yeichnam auf der Brüce zuerit gedacht wird, iſt vom 
re 1305. Der damalige Pleban von Dresden, Albert, bejtätigt darin, 
daß der ehrenmwerthe Günther Wolf (Guntherus lupus) zum Heile jeiner Seele 
in Erbgut in Klein-Oftra (in minori Ostro) für immer der Brüde in Dresden 
geihentt babe, damit von dem Ertrage desjelben die auf der Brüde gelegene 
und dem Leichnam Chriſti geweihte Kapelle erhalten und der Gottesdienjt darin 
berichtet werde; zugleich genehmigt ver Pleban, dar die Sefchworenen und 
Bürger von Dresden, welche die Vorjteber und Xerwalter der Brüde waren, 
dem markgräflichen Sapellan Hermann von Eijenbergf auf Lebenszeit dieſes 
Erkgut für den von ihm in der Kapelle zu verrichtenden Mepnerdienit zuwieſen, 
wöhrenn er jelber, mit ver bejonpderen Bemerfung, daß dieſe Beltimmung auf 
Anjuhen und mit Berücjichtigung des Markgrafen Friedrich und feiner Ge: 
mblin Jutta getroffen, ſich verbindlic macht, dem Kapellan für jeinen 
Repnervienit freien Tiih (Bier und Brod) zu geben. Der Kapellan ſollte 
dagegen alle in der Kapelle dargebrachten gewöhnlichen Opfergaben an ven 
Pleban abliefern, während vie Opfergaben, welche am Feſte Johannis und am 
Rngitfefte von den vorüberziebenden Rilgrimmen dem außerbalb ver Kapelle 
ausgeſtellten Heiligenbilde gejpendet würden, der Brücke verbleiben und zum 
Rusen derfelben verwendet werden jollten.*) Das Krobnleichnamefeit, nad) 


. * S. Haje’s „Etwas zur Gejhichte der Dresdener Brücke“: Fir: Sächſ. Kirchen: 
Nat vor der Reformation. 1. ©. 9. 
*; Man findet dieje in mehrfacher Beziehung interejjante Urfunde in Schramm's 
Srüdenbuch, Urfunde XHO., und bei Haſche, Urfundenbuch 6.65. Oſtra, das in diefer 
unde genannt wird, jcheint fchon damals jo bedeutend fid) vergrößert zu haben, daß 
8 in Groß⸗ und Klein-Oftra zerſiel. Wahrſcheinlich ſchon im 9. Jahrhundert, wie bereits 
ewähnt, al& wendiſche Kolonie entitanden, blieb es bis 1013 faiferliches Krongut, wo e8 





— ..- 


— — __ 


meilterd (magister pontis), allerdings erjt in der bereits erwähnten Urkunde 
vom 26. Juni ded Jahres 1311 gedacht, in weldyer Markgraf Friedrich von 
Dresden dem Brüdenamte die Erwerbung mehrerer Zinjen in ben Dörfern 
Lodwig, Proles, Pannewitz und Grunebach „zu dem Gebewde und Erhaltung 
ver ſteynn Brudin uber die Elbe,“ beſtätigt. „Denn nur dann,” fo motivirte 
zriedrich dieſe Schenkung, „geſchehen Got beheglich und wohlgefellige Dinft, 
de auch die Andacht der Gelöbigen zu guten Werfen befftiger bewegen, wenn 
ve Ding, die zu Nutz und feligfeit viler geftifft und aufgericht, dermaſen ge: 
halten, das ſie nit abnehmen oder vorgehen, jonder durch viler Wohlthat und 
hantreichung gemehrt werden.“ *) inter ven „Liben, Getrewen und Erbern,“ 
welchen diefe Beſtätigung gilt und an deren Spike der Bürgermeijter (magister 
cirium nostrorum in Dresden) Johann Nideliß von Lyndich jteht, wird Hermann 
ven Plankenwalde namentlich als Brüdenmeijter (magister pontis) aufgeführt. 
Laͤßt auch dieſes frühzeitige Zeugniß von dem Dajein eines jelbjtitändigen 
drüdenamtes, das feinen Brüdenmeifter offenbar aus dem Rathsſtuhle wählte, 
niht vorausfegen, daß die Brüde jelber und ihre Verwaltung eine Depenbenz 
der Kreuzkirche geweſen oder dat das Brüdenamt, wie Wed meint, eigentlic) 
ud urſprünglich der Kirche zum heiligen Kreuz zugehörig gewejen ſei, welche, 
wie wir geſehen haben, jelber erſt gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts 
zu Anjehen und Bedeutung gelangt zu fein jcheint, jo ijt doch erwieſen, daß 
das Brüdenamt, deſſen Bezeichnung als „geiltliches Brüdenamt“ bis in bie 
neueſte Zeit jich erhalten hat, hinfichtlich eines wefentlichen Theiles feiner zu 
du und Beiferung der Brüde zu verwendenden Einfünfte auf die der Kreuz: 
fine reichlich zufliegenden Schenkungen und Almoſen verwiefen war. Der 
umge Zuſammenhang der Brüde mit der Kreuzkirche in diefer Beziehung er: 
giebt ſich ſchon aus dem oben angeführten vierzigtägigen Ablaß vom Jahre 
1319, als einer der frühejten hierauf bezüglichen Urkunden, und dieſer Antheil 
an den Spenden und Almojen frommer Wallfahrer jcheint jelbjt noch im 
ſechzehnten Jahrhundert zur Erhaltung der Brüde unerläßlich gewefen zu fein, 
nachdem dieſelbe mehrfach botirt worden war und dem Brüdenamte wenigjtens 
die iheilweife Erhebung des Brüdenzolles zuftand. Im Jahre 1512 wurbe 
nimlih auf Veranlaſſung des damaligen Tlebans zu Dresden, Dr. Peter 
Eiſenbergs, dem wunderthätigen Marienbilde an dem nod heute vorhandenen 
dueckborn vor dem Wilspruffer Thore mit erhaltener Erlaubniß des Papſtes 
m des Meißener Biſchofs Johann eine Wallfahrtsfapelle erbaut, von deren 
Einfommen an Almofen und Opfern der Bifchof jich und jeinen Nachfolgern 
den Tanonifchen ober britten Theil vorbehielt, ohne dag in jeiner Beltätigungs- 
ihrift eines Abfalls für die Brücke gedacht wird, während die in der Kreuz: 
firhe eingefommenen Almofen ohne Abzug für den Biſchof und Pfarrer für 
die Brücke verwendet wurden. Es fcheint faſt, al8 hätte man den Ruf und 
den Zulauf, deſſen jenes Marienbild mit feinem Gejundbrunnen fich erfreute, 
dazu henußt, eine neue Almofen- und Opfergabenquelle zu gewinnen, bie als 
tn geiitliches Gut der Brücke nicht zinspflichtig war, denn ber Rath und 
ir damalige Brücdenmeijter (Donatus Conradi) unterliegen nicht, in Anbe- 
necht der zahlreichen Walffahrten, welche die Kapelle „zu unferer lieben rauen 
% ©. die volljtändige Urkunde bei Wed ©. 192, bei Schramm Nr. VI. Wed 


giebt gegieid eine Abbildung ded an der Urfunde befindlichen Siegel! ded Markgrafen 
von Dresden. 


5 


ar om russ Die 


A: eh LTE ENRE 
—— DE Due 3 1: u |, 
i ’4 — — im: = 
E 5 a et Se 
Re age ae 
. 752 
un ae ler — 
tn 
" Win nr = * 
: we }: R * Br 
9 . ER 
* ee — 
Von 3 
u ee — 
* u. J 
“ ; 
\ . — 
.. 
M s . .. X 
⸗ 
5 
. £ n 
; , ; : ö 





— 67 — 


Beantwortung die nöthigen ſicheren Anhaltpunkte fehlen. Das von den Burg— 
grafen behauptete Antheilrecht blieb nicht unangefochten und gab zu verſchiedenen 
und langen Streitigkeiten zwiſchen den Grafen, den Landesherren und der 
Buͤrgerſchaft Veranlaſſung, welche erſt 1618 entſchieden erledigt wurden. Die 
Anſprüche der Burggrafen erloſchen weder mit ihrer Unterwerfung und der 
Zerſtörung ihrer Burg durch Markgraf Wilhelm im Jahre 1403, noch durch 
den Eger'ſchen Vertrag (1459). Erſt als 1560 derjenige Herr von Dohna, 
dem dieſer Brückenzoll zuſtändig geweſen, ohne Leibeserben verſtorben war, 
ſcheint dieſes Lehn ſich erledigt zu haben und an Kurfürſt Auguſt völlig zurück— 
gefallen zu fein. Dennoch finden wir, daß Kaiſer Ferdinand I. die Herr: 
ſchaft Königsbrück nebſt dem Zoll auf der Brüde an den Burggrafen 
Kaspar von Dohna verkauft haben jol. Dieſer Burggraf Kaspar, jo erzählt 
wenigitend Carpzomw in feinem „Chrentempel”*), beitellte noch 1573 einen 
gewiljen Georg Winkelmann, einen Dresvener Bürger, zum Zolleinnehmer 
auf der Drespener Brüce mit vierzig Gulden jährlicher Bejoldung, der aber, 
da das Geleite jährlich nicht mehr als höchſtens dreißig Gulden einbrachte, 
bald über fünfundjehzig Gulden rüdjtändige Bejoldung zu fordern hatte, 
worauf 197% der Rath zu Drespen dem des Geldes bebürftigen Burggrafen 
3W Gulden vorgejchoffen und dafür die Dohnaifhen Zollgefälle eingehoben 
baben jol. Bon Caspar von Dohna ging Königsbrüd abermals mit dem 
Brüdenzoll Fäuflich auf den Obrijten Chriſtoph von Schellendorf über, dejjen 
Sohn Karl Magnus von Schellendorf dieje Zollgerechtigkeit laut eines Kauf: 
riefes (Baugen den 1. September 1599) für die im Verhältnig zu jenem 
nur dreigig Gulden ergebenden Geleitdertrag ungeheure Summe von 6000 
Gulden an Kaiſer Rudolf I. abtrat.**) Die „bedenkflichen und erheblichen“ 
Urſachen, welche den Scellenvorf zu diefem Verkaufe veranlaßten, Tagen 
wahriheinlich in den Schon damals eingetretenen Schwierigkeiten, feine Zoll— 
gerechtjiame geltend zu machen. Aber jelbjt die Bemühungen Faiferlicherfeitg, 
den beanjpruchten Zollantheil dadurch zu jichern, da man die VBergünjtigung 
eines Hauſes zur Zolleinnahme beanjpruchte, jcheinen feinen Erfolg gehabt 
zu haben. Kaiſer Rudolf wendete jich deshalb zweimal (1603 und 1604) 
von Prag aus an den Kurfüriten Chriſtian. In den erjten \abren des ſieb— 
jebnten Jahrhunderts ging dieje Zollgerechtigfeit abermals auf die Burggrafen 
von Dohna über und 1612 verwendete ſich Kaiſer Mathias für Abraham 


*) Koh. Bened. Sarpzow: Ehrentempel der merkwürdigen VIntiquitäten des 
Markgrafenthums Oberlaufig (Leipzig und Budilfin 1719). 

»*) Schramm giebt diefen Kaufbrief unter Nr. 24 Es Heikt darin: „Nachdem ich 
Karl Magnus von Scellendorf und Adelsdorf, Erbherr der Herrihaft Königsbrüd, auf 
Saz, Kuhna und Halbau) aus jondern bedenklihen erheblihen Urſachen dahin bemogen 
worden, meinen an den Brückenzoll zu Dresden zu erhebenden Antheil — inmaßen der 
jelbe von Weyland Kayßer Ferdinanden :c. neben der ganzen Herrſchaft Königsbrück, ſo 
th nady Abjterben Weyland Herrn Chriftopgen Burggrafen von Dohnau geiwejenen Land: 
voigt3 in Cherlaufig in Mangel männlicher Leibes-Lehns-Erben, an Jhro Kayſerl. Maift. 
erledigt, Herrn Casparn Burggrafen von Dohnau auf Straupiß jeel. in längſt abgelaufnen 
62. Zahr Erb-Lehns-Weiſe um eine benannte Summe Geldes verkäuffl. Hingelajten, Vol: 
gend3 aber mein geliebter Bater, weyl. Ehriitoph von Scellendorf ꝛc. feel. von Woh— 
gedachten Herrn Casparn Burggrafen von Dohnau Kaufsweiſe an jich bracht und endlid) 
nad) feinem jeeligen Abſterben auf mich als jeinen hinterlajjenen Sohn kommen und ge- 
fallen — in andere Wege zu verfauffen und deromegen foldhe Zollgerechtigfeit der izigen 
Röm. Kayſſerl. Majft. gehorjamit angetragen und feil gebothen” u. j. w. 


5* 


— 68 — 


von Dohna, welchem Kurfürſt Johann Georg zur Einhebung des dritten 
Theiles vom Brückenzoll zu Dresden einen Zöllner „in und außerhalb der 
Stadt daſelbſt“ zu halten vergönnen ſollte. Der Rath zu Dresden erklärte 
bei dieſer Gelegenheit in dem Gutachten (den 18. December 1612), das er 
auf Befehl des Kurfürſten an dieſen einreichte, daß er „alle Nachrichtung als 
an die Hand zu bringen möglich geweſen, aufſuchen und durchleſen laſſen und 
befunden, daß anno 1311 von Markgraf Friedrich von Dresden gnädigſte 
Conceſſion und Nachlaſſung das unterſchiedene Zinße zue dem Gebäude vnd 
erhaltung der ſteynernen Brücken vber die Elbe allhier verkaufft werden dürffen, 
ertheilet (ſ. S. 61) das E. Churf. Gn. ſowohl deroſelben Hochg. Herrn 
Vorfahren auch, nach ausweiſung der ao. 1459 zwiſchen der Cron Bohaimben 
vnd dem Hochlöbl. Hauſe zue Sachſen aufgerichteten Erbvereinigung, wie 
unterſchiedene andere Gütter, alſo auch der Zoll allhier zue Dresden, den 
Herzogen Ehur: vnd Fürſten zue Sachſen verliehen und nunmehr lenger dan 
vor anderthalb hundert Jahren hero ie und allewege zueſtendig geweſen vnd 
noch ſeintt u. ſ. w. Neben dieſem und fürs Andere,“ beißt es weiter, „be— 
finden wir, daß vber dreyhundert Jahr jeder Zeit aus dem Rath Stuele all— 
hier, ſonderlichenn der eine Bürgermeiſter auch die Aufſicht vber die Elb— 
Brücken gehabt, dahero derſelbe dan auch von Altershero Bruckenmeiſter 
genannt worden, Vnd obwohl von Vhr altten Jahren hero, den Herrn von 
Donaw Ein Anpartt an ſolchen Brüden Zolle zueitendigk gewejen jein magk, 
batt jih doch als anno 1560 der Jenige Herr von Dohnaw dem der an: 
gezeigte ſonderliche Brüdenzoll zueſtendigk geweſen, ohne Yeibeserben verjtorben, 
deßelben Lehn verledigt, und it Ew. Ehurfürjtl. Gn. Groß Herrn Vattern 
Churfurſt Auguito zu Sadjen u. j. mw. anbeimgefallen” ꝛe. Wir erjeben 
aus diefem Berichte, dab die „Nachweiſungen“, die der Rath hatte auffuchen 
und durchlefen laſſen, um jein Gutachten darauf zu jtüßen, hinſichtlich der 
Geſchichte des Donaiſchen Brückenzolls nicht jehr reichhaltiger Natur geweſen 
fein können, denn indem fie in der Hauptjache nur auf den Eger’jchen Vertrag 
und auf das Jahr 1560 zurüdiweifen, wo mit dem Abjterben des betreffenden 
Herrn von Dobna der Brüdengoll dem Kurfürjten Auguft anbeimgefallen fein 
joll, jcheinen jie weder über den Verkauf des Brüdenzolles von Seiten bes 
Kaifers Ferdinand an Kaspar von Dohna und von Seiten dieſes an Karl 





— 69 — 


gedacht und biejelbe Vergünitigung für den Sohn in Anjprud genommen, 
ber bisher jeinen Rechtsanſpruch anderer Erbjtreitigfeiten halber nur habe 
ihlummern laſſen. Herzog Georg ließ hierauf, wahrjcheinlih auf jenen 
Bericht des Rathes ſich ftügend, an den Burggrafen die kurze und bündige 
Aufforderung ergeben, daß er „genugſamen“ Bericht erjtatten möchte, wie ſeine 
Borfahren „zu berührtem britten Iheile des Brüdenzolls gefommen, von wen 
fie ſolches jus und concession erlanget,” ob jie und er bisher in bejtändigem 
Beiige desfelben gemejen und durch wen jie den Zoll hätten einnehmen lajjen. 
Da ein jolcher Nachweis nicht erfolgte, erloſch der Anſpruch und der Brüden: 
zoll blieb ſeitdem ausjchlieglihh dem Brüdenamte. 

Haben wir nun einmal in diefen Andeutungen der Zeitorbnung unferer 
Erzählung hier und da vorgreifen müflen, um durch die Anjchauung fpäterer 
Berbältnifje etwas ficheren Boden für unfere Vermuthungen hinſichtlich der 
Zeit zu gewinnen, von welcher bier die Nebe ijt, jo mag bier, ehe wir die 
drüde verlajfen und um die Nachrichten über dieſelbe nicht allzu jehr zu 
jerfplittern, zugleich noch erwähnt werben, daß auch der im Jahre 1319 be= 
gonnene jteinerne Ausbau derjelben, wodurd man ähnlichen Zerjtörungen wie 
der vom Jahre 1318 vorbeugen wollte, zu dieſem Zwecke noch nicht aus: 
thend geweſen zu fein jcheint, denn bei einer großen Waſſerfluth und Eis— 
tohrt ben 11. und 12. März 1343 wurde die Brüde auf's Neue jo bedeutend 
beiihäbigt, dag man zum dritten Male zu einem neuen dauerhafteren Ausbau 
ih entihliegen mußte, der mit jeinen 24 Pfeilern und 23 Bögen, aus jchönen 
Qnaberfteinen aufgeführt, die mit eijernen in Blei ausgegofjenen Klammern 
verbunden waren, wahrjcheinlich in ziemlich unveränderter Geſtalt bis in vie 
Zat des Kurfürſten Morig ſich erhielt, der (um 1550) fünf Pfeiler der bis 
an das jegige Georgenthor reihenden Brüde verjchütten ließ.) Die alte 
drüde war vor jener Verfchüttung (nah Wed) 800 Schritte lang und 15 
Elen breit und trug jtatt des jeßigen eijernen Gelänvers fteinerne Zinnen. 
Vann der 1344 begonnene Bau vollendet wurde und wie hoc) ſich die Kojten 
desſelben beliefen, ijt nicht zu ermitteln, weil die Vorfahren, wie Wed jehr 
rihtig bemerkt, in Aufzeichnung der vorgegangenen Dinge jehr jaumjelig 
geweſen. Papſt Johann XXI. joll bei Gelegenheit dieſes Neubaues (1344) 
dem Kreuzkirchenbrückenamte ſogenannte Butterbriefe zugejtanden haben, durch 
welche alle Diejenigen, welhe zum Brüdenbau etwas beitrugen, die Freiheit 
langen konnten, in der Fajtenzeit Butter, Käſe, Milch, Eier und dergleichen 
zu eſſen, ba aber hierüber fein jicherer Nachweis aufzufinden iſt, jo läßt ich 
dermutden, daß diefe Angabe auf einer Verwechlelung mit dem päpjtlichen 


. *) Einige Chroniflen jagen bei Gelegenheit der Fluth von 1343, daß die Brüde 
emgeitürzt jei (SI. Dresdener Ehronicon, Menten II. 350; abricius: Ann. Urb. Misnae. 
N. 501, während Wed nur von der EHI einiger Joche berichtet. Ueber die Elb⸗ 
futen vergl. außer Wed ©. 526: Pötzſch: Esronolog. Geſch. der gr. Wafjerfluthen des 
Eihitromes (Dresden 1784). In dem Chronic. Veter. Cellens. (Menten Il. 443) wird 
m beim Jahre 1342 (im Zuli) einer Elbfluth gedacht, welche die Dresdener und Prager 

de fajt gänzlich ruinirt haben fol. Auch Wed gedenkt derfelben, aber ohne zu er⸗ 
wihnen, daß die Brücke dadurch bejchädigt worden fei. Auch bei den Jahren 1400, 1431, 
1432, 1433, 1446, 1447 und 1501 berichten die Chronijten von bedeutenden Beihädigungen 
ber Brüde. Bon der Waſſerfluth des Jahres 1432 jagt das Chron. Veter. Cellens. 
(Menken 1]. 446): „diripuit pontem Pragensem, Misnensem, et Dresdensem“ und ein 
anderes (Herm. Cornerus): „subvexit et removit pontem urbis Dresden.“ Die 
Chroniten pflegen Fräftig aufzutragen. 





I 4 j L 
⸗ 5 X x 2 | je | e 
nr e er ee 
J 


Fa u. 


2 g gulngeggee ana 1. mu; Hei „um a 














_ 
— an — 


Bärtigen eingezogen werden mußten, und in einem Termineihauſe zu Dippolbis=. 


walda und Pirna, wo die Terminanten oder diejenigen Brüder, welche inners 
balb ihrer Bettelbezirfe die Almoſen einfammelten, übernachten konnten. Das 
Termineihbaus in Dippoldiswalda, „auf der Waſſirgaſſe“ daſelbſt gelegen, 
erbielt das Kloſter allerdings erſt 1417 durch eime Schenkung des „Erbar 
prifter Meijter Francze genannt von Dippoldiswalda.“ Im Jahre 1321 
unter Markaraf Friedrich dem Gebijjenen wurde das Kloiter vergrößert und 
Markgraf Friedrich der Strenge begann 1551 an Stelle der Fleinen arm: 
jeligen Kapelle, womit die Barfüßer feitber jich hatten begnügen müſſen, ven 
Bau einer Kirche, die noch heute, wenn auch wejentlich verändert und durch 
Ausbau vergrößert, ald Hof: oder Sopbienfirhe vorbanden it. Daß nicht 
Friedrich der Gebiſſene (1321), wie mehrfach behauptet wird, ſondern Friedrich 
ber Strenge der Erbauer diefer Kirche war, dürfte unter anderem durch das 
an der Sübjeite derfelben angebradte Wappen dieſes Marfarafen und feiner 
Gemahlin Katharina, einer Gräfin von Henneberg, bejtätigt werden. Doch 
wurde die Kirche, jo lange die Möndye das Kloſter bewohnten, nur zu deren 
eigenem, nicht zum allgemeinen Gottespienjte benußt. Sie wurde gerettet, ale 
1407 durch Fahrläſſigkeit eines lucubrivenden Mönches das Kloiter in Brand 
gerietb und zum großen Theil abbrannte. Auch der Neubau jcheint, nad 
alten Abbildungen zu jchliefen, den Charakter der jchlichteiten Einfachbeit 
nicht überwunden zu baben.*) 

Daß Neudresden oder die heutige Altjtadt jchon zur Zeit Heinrich's 
des Grlaucdten ein Ratbbaus gebabt, it kaum zu bezweifeln. Doc feblen 
und über die Zeit ber Erbauung diejes eriten Dresdener Ratbbaufes alle 
ſicheren Nachrichten. Es Itand ganz frei auf dem Altmarkte nach ver Schöſſer— 
aajie bin und war nach ben Abbildungen, die, allerdings aus ſpäterer Zeit 
itammend, und davon erbalten jind, ein ziemlich jtattlihes Gebäude mit 
Siebeln und Erfern und anjehbnlichen Räumlichkeiten, die wir in Wed’s 
Chronik (S. 76) ausführlicher bejchrieben finden. Die erite Nachricht, die 
uns, wie es beißt, davon erhalten it, jtammt allerdings erjt aus dem Jahre 
1312, aber dies ſchließt die Vermuthung nicht aus, daß es bereits vorhanden 
war, ald Dresden überbaupt ald Stadt ji zu erheben begann. In dem 
genannten Jahre, jo beißt es, erbaute oder vollendete nämlich der Drespener 
Rıtih in feinem Wat ve pi a Y ' r Ye 3 


a wi 
j 11 2194 ji A 4 
[1 1} L | 


1 ht 




























a 









TE 


während die Kreuzkirche noch 1402 in der Bulle des Papſtes Bonifacius IX. 


als Kapelle bezeichnet iſt, mittlerweile eingegangen ſei, wenn wir ſie nun ein⸗ 


mal in dem alten Rathhauſe ſuchen wollen. Aber was berechtigt uns zu dieſer 
Vorausſetzung? Liegt es nicht näher, das Daſein einer Kirche anzunehmen, 
die etwas mehr war als bloße Rathhauskapelle und: die frühzeitig entſtanden 
und ebenio früh wieder verjchwunden, uns nichtö binterlaflen bat ala dunkle 
Spuren ihres Namens. Die Schöffergafjfe Toll vom: Jahre 1312 bis zur 
Zeit der Reformation St. Nicolausgaſſe gebeigen und diejen Namen von ber 
quer vor diejer Gafje, dem alten NRatbbauje gegenüber im Jahre 1312 er 
bauten und dem beiligen Nicolaus geweibten Stapelle erhalten baben.*) Sim 
jichtlich der Zeitangabe jcheint ſich dieſe Mittbeilung eben nur auf Weck zu jtügen, 
aber bemerfenswertb wäre immerhin die Hindeutung auf eine dem Rathhaus 
gegenüber gelegene Kapelle — menn jie jich belegen liege. Aud Wed 
führt unter den Straßen „die Gros und Kleine Niclas-Straße (ietzo Schöfier- 
gafjje)‘ auf und eines Niclasgäkchens, zwiſchen der Schloß: und Schöjjer- 
gaſſe befindlich, wird noch 1688 gebacht. Ueberdies bezeichnet Die Sage die 
noch heute am eriten Stockwerk des Edbaujes der Schöjlergafje befindliche 
Statue als einen Ueberreit der alten Niclasfapelle, wohl gar für das Bild 
des Heiligen jelber, welchem die Kapelle geweibt war, Aber all’ dies giebt 
ber Dunkelheit kein Licht, ven Widerſprüchen feine Löſung. Vielleicht deuten 
die in Bezug auf Diele Nicolaitirche erhaltenen Notizen nach Altoresden (jebiat 
Neuſtadt) hinüber, deſſen älteſte Bfarrfirche, über deren Entſtehung uns alle 


Nachrichten feblen, vielleicht Alter war als die Frauenkirche jelber. In dan” 


ehemaligen Altdresden finden wir auch ein Hoſpital zum heiligen N icolans, 
von welchen mir nicht willen, durch wen und wann es gejtiftet worden. 
Aber bekanntlich baute man ſolche Gejtifte gern im der Nähe von Kirchen 
und gab ihnen ven Namen des Heiligen, welchem die Kirdye neweibt war, 
Wir willen von dieſem Hoſpital nichts weiter, ald dak es an dem Rhäniß— 
tbore lag, 100 Gulden, 1 Schod und 9 Grojchen jährliches Einfommen hatte 
und ungefäbr 1556 als verfallen bejeitigt wurde. Bei joldyen Zweifeln und 
Vermutbungen würde allerdings die erite entjchiedene urkundliche Erwähnung 
des Dresdener Ratbbaujes in das Jahr 1401 binaustreten, wo Markgraf 
W ilhelm wie (S. 72, Anm. erwaͤhnt worden iſt, den Franciscanern vier © Schon 


“= * . oJ 
] - (MWMulbor k or = AT] ei | 






gleich auf das verwiejen fein mag, was bereits in der Vorgejchichte im All 
gemeinen barüber erwähnt worden ilt. Das Municipal:Regiment der Mei: 
niihen Städte war allerdings noch beichränft. Die marfgräflichen Vögte 
(advoeati, villici), die wie in Leipzig, Meißen, Freiberg, Döbeln, jo auch in 
Dresden vorlommen und das landeöherrliche Recht zu vertreten und zu wahren 
batten,*) machten ihren wejentlihen Einfluß auch in reinen Gemeindeſachen 
geltend. In Leipzig kommt neben dem Bogt nody ein Schultheiß (seultetus) 
vor,**) der ebenfalls ein landesherrlicher Beamter an der Spige ver Schöffen 
bie Verwaltung der ftäntiichen Angelegenheiten zu bejorgen haben mußte, 
während dem Vogte der Blutbann zuſtand. Doc war der freieren Ent: 
widelung des Municipalregiment® durch die Theilnahme ver gejchworenen 
Bürger an den Gerihtsfigungen der Vögte und Schultheiße und an der Ver: 
waltung der Gemeindejachen bereitS der Weg gebabnt, und wir finden zur 
Zeit Heinrih’8 des Erlauchten Dresdens Rathmänner und Bürgermeilter 
(consules und magistri curiae) bereit8 im Beſitze der Befugniß, einzelne Polizei: 
verfügungen zu erlajjen, nach gewijjen „&ejeßen, Millfören und Gewohn: 
beiten“ Entſcheidung zu üben, den Bürgern Statuten zu geben und fie zu 
beiteuern. Im einem ihnen von Heinrih dem Erlaudten 1266 ertheilten 
Trivilegium, böſe Schuldner auszupfänden, wird ihnen jogar jchon eine Be— 
fugniß zur Gerichtsausübung zugeiprohen. Schon im Jahre 1300 führte 
Dresden jein eigenes Stabdtfiegel. 

Dem Stadtvogte oder Stadtrichter (advocatus, consulum proconsul), dem 
Lerwalter der ſtädtiſchen Polizei, ftanden die aus ber Mitte der Bürger ge- 
wählten elf Rathskumpen, Rathsfreunde oder Geſchworene (scabini, consules, 
onjurati) zur Seite, die bis zu einem Drittel oder bis zur Hälfte von Zeit 
wu Zeit neu gewählt wurden. Die Bejoldung dieſer Rathskumpen oder 
Rathsleute (jpäter Rathsherren) begann erjt mit dem jechzehnten Jahrhundert 
und erſt mit dem fiebzehnten Jahrhundert fingen jie an ihr Amt dauernd zu 
verwalten. In der allgemeinen Gerichtsverfajjung des Landes waren jchon 
unter Heinrich dem Erlauchten wejentliche Veränderungen eingetreten. Zwar 
übte auf den Landesverjammlungen der Fürſt noch fortwährend in Perjon die 
Gerichtsbarkeit, wobei als oberjter Schreiber (protonotarius curiae, jpäter 
Kanzler) ein Geiſtlicher fungirte, doch waren die Rechtsjachen von den eigent- 
lichen Staatsangelegenheiten bereit8 getrennt. Für erſtere trat an die Stelle 
ver alten marfgräflichen PBlacita, die mit Ende des breizehnten Jahrhunderts 
außer Gebrauch kamen, das landesherrliche Hofgericht, während in einzelnen 
Provinzen Kandgerichte gegründet wurden, vor welchen des Fürften unmittel- 
bare Rafallen Recht zu juchen hatten. Die Bürger in den Städten waren 
mit Armbruſt und Pfeil bewaffnet und zur Vertbeidigung ihrer Thore und 
Mauern verpflichtet und der Waffendienjt, dejien nöthige Uebungen wahr: 
ſcheinlich das jpätere Entjtehen der Schükengejellichaften veranlaßte, gehörte 
nädit der Treue gegen den Landesherrn und dem Gehorjam gegen die jtäptijche 
Obrigkeit, fowie der richtigen Erlegung der landesberrlihen und ſtädtiſchen 
Abgaben, bereits zu den hauptjächlichiten Bürgerpflichten. Der Adel, der ſich 


mL. 


*) In einer Urkunde von 1398 finden wir einen Vogt zu Tresden und Meipen, 
Conrad von Grefendorff, erwähnt. 


*, In der Stiftungsurfunde des Thomaskloſters (1213). 


freiwillig in den Städten niederlieg und bier vie Klaſſe der Patrizier ver 
mebrte, fand in der fehbereichen Zeit des Fauſtrechtes Gelegenheit genug, 
jene Kriegderfahrung zu Gunjten des bürgerliden Waffendienſtes geltend: zu 
machen und ſich dadurch zugleich einen weſentlichen Antheil am Stabtregimente 
zu jihern. Das Fußvolk der Städte gewann neben den rittermäßigen Reitern 
bes jtreitbaren Adels Geltung und Bedeutung, und je wertbvoller im Zeiten 
der Unrube und Roth dem Füriten die Unterſtützung jtäbtiicher Korporationen 
jein mußte, deſto ſchneller und fräftiger entwidelten jich, durch fürjtliche 
Privilegien und PVergünjtigungen gepflegt und geförbert, die Verbältnifje des 
tädtijchen Gemeindelebens und jeiner Spisen. Während ſtädtiſche Consules 
und magistri consulum Dresdens ſchon früber mehrfah urkundlich, meiſt aber 


ohne Namen aufgeführt werden, tritt der deutiche Titel eines Bürgermeiiters ' 


allerdings erjt in einer jpäter zu erwähnenden Urkunde vom Jahre 1509 auf, 


in welcher Friedrich der Gebiffene bekennt, dak er den Bürgermeilter, bie? 


geihmworenen Bürger und die Stabtgemeine zu Dresden getreulich in ſeinen 
Schuß genommen babe und für den Fall, daß Vetter Markgraf Friedrich won 
Dresden obne Erben verjtürbe, bei allen Nechten, bei aller freiheit und allen 
Ehren, die jie mit ihren Briefen beweijen konnten, laſſen und balten wolle, 
Wahrjcheinlih war diefer Bürgermeilter jhon damals der Johannes von 
Lyndich, welcher 1510 als magister eivium unter den Zeugen einer Urkunde 
erſcheint, durch melde Marfaraf Friedrich dem Witzelliichen Abte den von 
dieſem vorgenommenen Verkauf des Dorfes Prauſchitz und die Dafür erfolgte 
Ekaufung anderer Beiitungen bejtätigt. In einer bereits oben (5. 61) er 
wähnten Urkunde vom Sabre 1311 erjcheint dieſer Johannes Ridelitz von 
Lyndich, als magister civium in Dresden, nod) einmal und zwar an der Spike 
des ganzen namentlich aufgeführten Rathscollegiums, unter welchem, wie wir 
gejeben haben, zugleidh zum eriten Mal eines Brückenmeiſters (Hermann ven 
Blanfenwalde) gedacht wird. Die „Lieben Getreuen und Ehrbaren“ waren 
außerdem: Andreas von Magdeburgf, die Gebrüder Conrad und Thirce 
(Threden) Bulingk (Bwling), Peter Gramer (Institor), Peter Beder, Johann 
Mayn oder Große (Magnus), Peter Ysfrid, Heinrich von Kemnitz, Peter von 
ber Schennen, Jacob Mahn (Magnus), Nicolaus, der ehemalige Münzmeiiter, 
‚sobann von Reynersdorf, Otto von Sewklit, Otto von Wenjjad und Thime 


U A 





| 
| 





14 


SL, GAR. 


hatte er vor bem failerlichen Gericht eine Mark Goldes, vor dem Marfaraft 
jelber ebenfalls eine Mark Goldes, vor dem marfgräfliden Kämmerer ei 
Mark Silbers, vor jedem niederen Michter aber ein Pfund Pfeffer niede 
zulegen, der überhaupt bei mancher Gelegenheit jkatt: des Geldes galt. W 
gegen einen Juden klagbar werden wollte, hatte feine Sache bei dejjen eigne 
Richter und bei der Synagoge anzubringen, während der Marfaraf ſich & 
gegen für jolche fälle, welche in diejen Beſtimmungen nicht vorgejehen ware 
jeine befondere Entſcheidung vorbebielt.*) Bemerfenswertb it in dieſer M 
funde ber barin aufgeführte dreifache Gerichtejtand — vor dem: Katjer, 
dem Markgrafen und vor dejjen Kämmerer (camerarius),. Ferner ergiebt Wh 
aus berjelben zur Genüge, daß die Juden tamentlich als Pfanddarleiher, 18 
auch in anderer Beziehung bejonderer Vorrechte und Rechtsfreibeiten jich erfreut 
welche umfänglib von ihnen benußt, wahrjcheinlidy dazu beitragen mocht 
jenen Haß der Chriſten zu nähren, von deſſen Gewalttbätigfeiten, wie wien 
ver Folge jehen werden, auch die Dresvener Gefchichte zu erzählen weiß. 
Schon das nächſtfolgende Jahr (1266) brachte der Stadt eine man 
gräfliche Verwilligung, die fie unmittelbar berübrte, und die Wed, der m 
die noch von Seußlitz aus datirte Urkunde ſammt einer Abbildung des dal 
gehörigen Siegels mittbeilt, unter den der Stadt ertbeilten Privilegien, d 
das erite aufführt.**) Sie gab den Dresdener Bürgern das bereits okl 
erwähnte echt, böfe Bezabler, wen jie nach Dresden kämen, möchtet 
Udel oder Unadel (milites sive servi) jein, aufzubalten und ibre ‘Pferde om 
jonjtige Habe in Bejchlag zu mehmen, bis ſie fich ihrer Schuld entbroch 
hätten, und vertbeilte den marfgräfliden Stadtbeamten (villieis) die Wein 
die Dresdener Bürger in diefer Beziehung zu unterjtügen. Es iſt bei 
darauf bingebeutet worden, day in dieſer Berwilligung die erite Spur d 
Befugniß zur Gerichtsausübung enthalten war. Eine zweite der Stadt Me 
wäbhrte Vergünftigung war die Erlaffung des Marftzolle Die von Sl 
der Fürſten nad Erlangung der Hobeitsrechte namentlich den Marftorten a | 
erlegten Zölle, die alsbald nach Beginn des Bergbaues aus Naturalabgabf 
in Geldzinſen lich verwandelten und Die unter verſchiedenen Namen, als Martte 
Brücken- und Wegzölle, Korngelder, Worfzinjen, Stättegelder, ' Weinpfenmg 
u. j. w. vorfommen, mochten namentlich da, wo ihre Erhebung durch P 





Hieran fchließt ji ein von Dresden aus batirtes Document vom Jahre 
83, aus welhen, wie erwähnt wurde, bie Befugnig der gefchworenen 
ürger zu einzelnen Polizeiverfügungen hervorgeht, und das zugleich einen 
«weiß giebt, wie Heinrich das Anſehen der Stabtobrigfeit zu erhalten und 
ı fihern bemüht war. Es wird darin einestheild allen Bürgern befohlen, 
lem, was die Gejchworenen zum Beiten der Stabt fejtitellen oder verorbnen, 
me Murren und Widerſpruch Gehorfam zu leiſten, anderntheils den Ge- 
hiworenen felber gegen diejenigen ihrer Mitbürger Schuß zu geben gejucht, 
welche e8 wagen jollten, fie offen oder hinter ihrem Rüden durch Unbilben 
ver Schmähworte zu beleidigen. Wer durch das Zeugniß zweier ehrbarer 
Könner eines folchen Vergehens überführt werben konnte, follte ven Geſchwo— 
men die verlangte Genugthuung geben und wenn er in Uebermuth jich deſſen 
veigerte, vor den Markgrafen jelber und defjen Richter gebracht werden. Einen 
ucht minder jtrengen Hinweis auf die in ber Stadt beitehenden Gejete, Will- 
üre und Gewohnheiten enthält eine dritte Verordnung. Sie ift gegeben zu 
Dresden im Jahre 1285 am jechszehnten Tage der Hornung und betrifft die 
ſogenannten Herrenhöfe (curias dominicas). Es jollte in Zukunft ſich Niemand 
unteritehen, jolche Höfe an Jemand zu verfaufen, der nicht als Mitbürger bie 
Geſetze, Willfüren und Gewohnheiten der Stadt zu halten gefonnen jei. Bei 
Uebertretung dieſes Verbotes jollten Verfäufer und Käufer, wenn nicht auf 
Angehen der Bürger der Kauf binnen ſechs Wochen widerrufen wurde, dem 
Narkgrafen, jeinem Scheffer (Schöſſer) und den Bürgern je ein Pfund Strafe 
abln. Bei gleicher Strafe wurde e8 verboten, vor der Stabt gelegene und 
m ihr gehörende, jowie in der Stadt befindliche Höfe an Jemand zu vermiethen 
er zu überlajjen, ber Geſetze, Willfüre und Gewohnheiten der Stadt zu 
halten nicht gewillt jei. Wer gegen dieſes Geſetz einen Hof verkaufte, follte 
fortan des Rechtes verlujtig fein, einen Hof in der Stadt zu bejiken, wenn 
niht der Marfgraf und die Bürger hierin eine bejondere Gnade erzeigen und 
ſolches ihm nachlaffen wollten. Auch follte Niemand in Dresden einen Hof 
faufen oder „beſtehen“, der nicht perfünlich darin wohnen und Gefeße und 
Gmohnbeiten der Stadt halten wolle. *) 

Im Jahre 1287 erfolgte das letzte der urfundlich befannten Privilegien, 
womit Heinrich jeine Mejidenz bedachte. Es jicherte den Dresdener Bürgern 
br, wie e8 in der Urkunde ausprüdlich heißt, feit Gründung der Stadt ihnen 
zuſtehendes Recht, ihr Bieh in die marfgräflihe Haide jenjeits der fteinernen 
drüde auf die Weide zu treiben, ein Recht, das ihnen, wie es ihnen von 
Alters ber zugejtanden, auch in dem alle einer Neräußerung des Waldes 
für immer gejichert bleiben follte.**) In diefer Urkunde, welche für Dresdens 
Mmmalige Zuſtände in jo fern bezeichnend ijt, weil jie Ackerbau und Viehzucht 
no als einen wejentlichen Betriebszweig der Dresdener Bürger erfennen läßt, 
und in welcher, wie bereit3 früher angedeutet wurde, zum eriten Mal ver 


*, Horn's Henr. illustr. ©. 149; Cod. Diplom. Wr. 60 u. 62. 

‚ Wilte: Ticemannus, Cod. Dipl. Nr. 39; Haſche's Urkundenbuch, ©. 24. 
die Radeberger Haide erftredte fich noch zur Zeit des Kurfürften Morig bis an die Neu= 
ſtadt. Eine andere Dresdener Haide (das Heutige Blafewiger Tännicht) erjtredte jich 
damal3 nahe von der jegigen Pirnaifhen Worjtadt bis über Striegen an die Elbe. 
(5. Bed, S. 13.) Das Klofter Altzelle hatte die Befugniß, aus legterer dag nöthige 
do für das ihm zugehörige Gut Teubnig zu entnehmen. 


— BO 


jteinernen Elbbrücke gedacht wird, erjcheint bereits Heinrich's dritter Sohn, 
Friedrich, als Theilhaber an ben Renierungsgeichäften des hochbetagten, durch 
mancherlei bittere Yebenserfahrungen gebeugten Markgrafen, der lange genug 
lebte, um das ganze Gewicht der traurigen Folgen ſeiner Landestheilung zu 
fühlen und vorauszufehen. Wahrjcheinlich war es die durch die Landesthei- 
lung verurjadhte Eiferfucht, * bald nachher nicht nur zwiſchen Heinrich's 
älteſten Söhnen, Albrecht und Dietrich, zu Zwiſt und heftigen Streitigkeiten, 
ſondern auch zu Hader und M ipbelligfeiten zwiſchen den Söhnen, namentlich 
zwiſchen Albrecht und dem Bater führte. Der befannte Vertrag zu Tharandt 
vom April 1270 läßt das traurige Verhältniß zwiſchen Nater und Sohn zur 
Genüge erfennen. Der Fand und Pfalzgraf Albrecht macht ſich in biejem 
Vertrage verbindlich, von all’ feinen Klagen, vie ibm jeit jeiner Selbjtjtändig- 
feit gegen jeinen Vater zugeltanden hätten, abzujeben und verpflichtet jich mü 
Unterpfand jeines Eides, der Perſon des Waters nicht nachzuſtellen, ibn nicht 
gefangen zu nehmen, jeine Städte und Schlöſſer nicht anzugreifen, jeine Räthe 
weber zu verfolgen, noch zu mikbandeln und endlidy nie mit feinem Bruder, 
dem Markgrafen Dietrich von Pandöberg, gegen den Water ſich zu verbinben.*) 

Vielleicht um am jtillen Heerde des Haufes Erjaß für die trüben Gr: 
fabrungen jeines Yebend zu gewinnen, batte jich Heinrich bald nach Dem um 
1268 erfolgten Tode feiner zweiten Gemahlin Agnes, der Tochter des KHönigk 
Ottocar von Böhmen, die ihm Pirna als Heirathsgut zugebracht hatte, zum 
pritten Wale und zwar mit der Tochter eines feiner Minifterialen, mit ‚Glife: 
betb von Maltitz vermählt, welcher Ehe Friedrich der Kleine entjtammie, 
Heinrich batte jich bemüht, auch diejem, einer unebenbürtigen Ehe entjprojjenen 
Sobne, bie Sueceffionsfäbigkeit in jeinen Yanden zu jidhern, und König Rudolf 
von Habsburg war ſeinen Bitten nachgekommen und hatte durch ein zu Zuayn 


— — — 


1278 ausgefertigtes Document dem von Eliſabeth gebornen Friedrich, ſowt 


ben etwa noch nachfolgenden Kindern, dieſelben Succeſſionsberechtigungen zu— 
aeiprochen, als wenn ſie von emer freien Mutter geboren worden wären. Mi 
bejonderer Borjicht legte Heinrich das Schriftſtück dieſer Föniglichen Begnabe 
gung bei dem Abte des Kloſters zu Altzelle niever, da es in jeinem Archit 
nach feinem Tode von feinen anderen Nachkommen zum Nachtheil des ange 
fochtenen neuen Meiterben leicht hätte bejeitigt werden fünnen.**) Der Mark 





— — 


abtretung an Friedrich, ſondern vielmehr nur auf eine Theilnahme desſelben 
an den Regierungsgeſchäften ſeines Vaters hindeuten dürfte. 

Des Eifers, womit Heinrich der Sitte und dem Bedürfniſſe ſeiner Zeit 

durch verſchiedene geiſtliche Stiftungen und Schenkungen an Klöſter nachzu— 
fommen ſuchte, iſt bereits gedacht worden.“) Aber dieſer Eifer verhinderte 
nicht verſchiedene Streitigkeiten mit dem kirchlichen Oberhaupte Meißens, das 
darin mehrmals zum äußerſten Mittel, dem Interdicte, griff. Der erſte Streit 
dieſer Art entſpann ſich 1252 mit dem Biſchof Conrad von Meißen wegen 
der Lauſitzer Zehnten. Es kam zwar zu einem Vergleiche, aber 1283 brachen 
derſelben Sache wegen zwiſchen Heinrich und dem Biſchof Witigo J. neue 
Streitigkeiten aus, in deren Folge Letzterer das Land mit dem Interdicte be— 
legte und die erſt durch den Biſchof Ludolf von Naumburg und den Biſchof 
Heinrich von Merſeburg, welche zu dieſem Zwecke nach Dresden kamen, aus— 
geglichen wurben.**) Cine andere Veranlaſſung, das Land mit dem Interdicte 
zu belegen, fand Biſchof Witigo I. in jeinen Anſprüchen auf das Scharfen- 
berger Bergregal, das jeinem Norgänger, dem Biſchof Heinrich, 1232 vom 
Kaiſer Friedrich II. verliehen worden war***) und kraft deſſen er ſich weigerte, 
die Ausbeute diejer Bergmwerfe in der Freiberger Münze jchmelzen zu lafjen.r) 
Kmiichtlich einiger anderer, in das Jittliche oder materielle Leben unferer Stadt 
eingreifenden Erſcheinungen während der langen Regierungszeit Heinrich des 
Elauchten, fehlt e8 an beftimmten Nachweijen. Der Fortſetzer des Cosmas 
von Prag berichtet zwar von einer großen Iheuerung, welche um das Jahr 
1264 Böhmen und Mähren heimjuchte, und während welcher ein Strid Korn 
12 Denarien, ein Strid Weizen 150 Denarien Prager Münze galt, aber 
& läßt fich nicht nachweifen, ob jie auch das Meißener Yand berührt habe. 
Dagegen berichten meißnifche Chroniſten mit den gewöhnlichen grellen Zügen 
von einer ungeheueren Theuerung während ver Jahre 1271—1275, wo das 
Mater Korn den für damalige Zeit ungeheueren Preis von acht Mark Silbers 
erreicht haben joll und die Menjchen jtatt des Brodes Tannenzapfen, Eicheln 
und andere ungewöhnliche Dinge agen. Im Jahre 1280 folgte jedoch hierauf, 
nah den Angaben derſelben Chronijten, eine jo billige Zeit, daß ber Preis 
eines Scheffels Korns auf zwanzig Pfennige, einer Mandel Eier auf zwei 
Vennige, einer Henne auf zwei Pfennige u. j. mw. berabjanf. Wed beginnt 
das „Verzeihnig von Mißwachs, Hungersnoth, auch theurer und wohlfeiler 
Jet,“ die Dresden betroffen, allerdings erjt mit dem „Jahre 1311. 

Deutlihere Spuren eines fittlihen Mißwachſes begegnen uns in der 
Erſcheinung der erjten Geißelbrüder over Flagellanten, die wir um das Jahr 
1261 wenigitend in Dresdens unmittelbarer Nähe auffinden. 8 verbreiteten 
ſich diſe Schwärmer, als deren Urheber der Einjievler Rainer in Perugia bes 
zahnet wird, von Italien aus in verichievenen Schaaren auch über Deutjch- 
land und ihr Wahn, ſich durch öffentliche Geißelung von Sünden reinigen und 
das Mitleid und die Verzeihung des gerechten Vergelters gewinnen zu fönnen, 
Rd unter Jung und Alt, unter Vornehm und Gering jchnell fanatijche An— 


— — — — ——— 


* Vergl. Horn ©. 93—128: De Henrici meritis in ecclesiam. 
”) Galle3: Ser. Episcop. Misn. ©. 192; Horn ©. 168; Gerten’3 Stolpener 
Ehrmit S. 151; Haſche's Urkundenbudy ©. 13. 
) Galles: Ser. Episcop. ©. 164. 
t) Horn's Henr. illustr. ©. 168 flg. 


6 


_ 82 — 


hänger. „Sie trugen einen Zchenn fur,“ erzählt von dieſer Sekte der Pir— 
naifche Mönd, „S. Peter hette e8 czu Roma geoffenbart, welcher 40 Tage 
mit Geijelen jih Öffentlichen peigjte, den jolten die Sünde vergeben jenn. 
Der gemeine Hawfen Man und Weib, jammleten ji, in Landen, Stetten unb 
Dörffern an mancher Schaar; einer brachte dem andern an, trugen weiße 
Hutte auf, daran rote Sreucze genet, warn nadt und blos bas auf bie enden, 
hatten Geyſeln mit 3 Rymm und 5 Knotten, Nodeln baran; der fordirſte tu 
eine Fanhe, ſank den andirn vor: Nun tret herczu, wer bußen welle, Lucifer 
ijt der Böſen Gefelle u. j. w., fillen alle creuczweis auf bie Erden Ebrecher 


auf ire Seite, Mörder auf iren Rucken, Dybe, Röber und Wucherir auf ire 


Arm, machten ſich czu Schande vor den Leuten u. ſ. w.“ Aber ſo großen 
Anhang auch die Brüderſchaft bei dem Volke finden mochte, ſo wurde ſie doch 
weder von den Fürjten, noch von der höheren Geiſtlichkeit gebilligt. Die fana⸗ 
tichen Saufen mochten ſchon damals, wie bei ihrem fpäteren Wiedererfcheinen, 
durch ihre ausjchweifenden Bußübungen einen zu merfbar entiittlichenden Ein- 
flug auf die Sejellichaft üben und außerdem auch durch ihre eigenmächtige 
Bußauferlegung und Abjolutionsertheilung den Widerſtand der Geijtlichkeit er- 
regen, jo daß wie anderwärts, auch im Meißener Lande ihr Treiben für 
diesmal nur von furzer Dauer gewefen zu fein ſcheint; denn jchon 1262 hatte 
jie Biſchof, Conrad von Meißen aus jeiner Diöcöfe vertrieben. ) 

Am 15. Februar 1288, einige Monate nachdem er, wie es ſcheint, ſeinen 
Sohn Friedrich als Mitregenten an ſeine Seite berufen "Hatte, ſchloß Markgraf 


Heinrich nad) einer faſt jiebenzigjährigen inhaltſchweren Regierung auf ſeinem 


Schloſſe in Dresden ſein müdes Auge. Seine Leiche wurde nach Meißen ge⸗ 
führt, wo, wie Weck erzählt, von Biſchof und Capitularen, dem Verlangen 
des Verſtorbenen gemäß, mit vielen Proceſſionen eine Seelenmeſſe gehalten 
wurde. Von hier aus ſetzte ſich der Zug am nächſten Tage unter Begleitung 
der Capitularen und aller geiſtlicher Orden, unter Geläute aller Glocken und 
Geſang nach dem Kloſter Altenzelle in Bewegung, wo er von der Cleriſei mit 


großem Gepränge empfangen und der Körper in der von Markgraf Otto be 


gründeten Begräbnikfapelle zur Erde bejtattet wurde, Unter Heinrich's Mad: 
rolgern treten nun bejonders jein ältejter Sohn Albrecht, Yandgraf von Thu— 
ringen, und dejjen Söhne, Friedrich der Gebiffene und Diegmann, Heinrichs 





Ber | 


men Teen — — 


— 83 — 


ſtreitenden Stammgenoſſen gegenüber, die nach Heinrich's Tode in noch heftigere 
Kämpfe und Gebietsſtreitigkeiten geriethen, nur noch ſchwieriger gemacht zu 
baben. Vielleicht traute ſich der jugendliche, kaum achtzehnjährige Fürſt nicht 
binreichende Kraft zu, unter ſolchen Verhältniſſen feine gerechten oder vermeint⸗ 
fihen Anfprüche auf einen größeren Theil der väterlichen Hinterlafjenichaft 
oder auch nur auf das ihm von Heinrich entichieven überlafjene Dresdener 
Gebiet mit Erfolg zu behaupten. Gr fcheint es daher vorgezogen zu haben, 
jein unficheres Befigthum gegen ein anjehnliches Einkommen an feinen mächtigen 
Nachbar, den König Wenzel von Böhmen, abzutreten und diefem damit defjen 
Vertheidigung und Behauptung zu überlaffen. Diefer merfwürdige Verkauf 
geſchah nad) der hierauf be Aglichen im faiferlichen Archiv zu Wien befindlichen 
Urfunde am 6. Februar 1289, alſo Faum ein Jahr nach Heinrich’8 Tode. *) 
Der Markgraf überließ laut dieſer Urkunde dem König von Böhmen das 
Schloß Scharfenberg, Stadt und Schloß Dresden, Schloß und Stadt Pirna, 
Schloß Dobna jammt ‚Zubehör, Schloß Tharandt jamınt den MWaldungen, 
Schloß Borſchenſtein, die Stadt Dippoldiswalda, Schloß Frauenſtein, Schloß 
Fauenjtein, Schloß und Etadt Sayba, die Stabi Hain ſammt dem dazu ge: 
börigen Gebiete, das Schloß Sathan, Schloß Tiefenau, das Dorf Surnewitz 
jammt Zubehör, Schloß Radeberg, Schloß Piebentbal, Schloß Wehlen, Stadt 
Radeburg, die Feſte Lusnig, das Schloß Mutſchen, Schloß Yichtenwalbe, 
Schloß Sachjenberg, wie auch die Schlöfjer, Städte und Dörfer, welche Hein— 
rich von der Kirche Shersfeld zu Lehn empfangen — Städte, Schlöffer und 
Ortſchaften, die allerdings nicht alle zu Friedrich's Gebiet, ſondern theil® zur 
Markgrafſchaft oder zur Lauſitz gebürten, tbeils ftreitige Yehne waren. So 
wir z. B. Firma nach Heinrich’ Tode vom Meißener Bifchof eingenommen 
werden und auf Hayn und Radeburg machte Friedrich der Gebiſſene Anfprüche, 
der in jeiner Mitbewerbung um einen Antheil an der Hinterlaſſenſchaft Heinrich’s, 
nah einer harten Fehde mit jeinem Vater Albrecht, den er als Gefangenen 
nah Landsberg führte, bald jein Ziel erreicht zu haben jcheint und durch den 
Rodhliger Vertrag vom 1. Januar 1289 Schloß und Stadt Freiberg, Großen: 
bayn, Ortrant, Radeburg, Wartenbrüd, Mühlberg, Belgern, Torgau, Dom: 
mitſch und Schilde erhielt.**) Ergiebt ſich ſchon aus dieſen allgemeinen An: 
deutungen einerjeit®, unter welche Herrichaftswirren Heinrich's Hinterlaffenjchaft 
gerathen und von welchen verjchiedenen Befittiteln das Gebiet durchkreuzt war, 
über welches Friedrich der Stleine verfügt hatte, jo gebt auf der anderen Seite 
Mraus hervor, daß er hinſichtlich Jolcher Ortjchaften, die er nicht thatjächlich 
beſaß, dem König von Böhmen eben nur Anfprüche abtreten fonnte, welche zu 
vertreten und geltend zu machen er fich vielleicht nicht ſtark genug fühlte. 
Gleichſam wie zur Rechtfertigung ſolcher Aniprüce, tritt er, vielleicht auf 
einem, von jeinem Vater ihm zugejtandenen, aber nach deffen Tode nicht an— 
erfannten Erbrechte fußend, in ver Verkaufsurkunde als Meißnifcher und öſt— 


) S. Belzel’s Abhandlung über die Herrichajt der Böhmen in Meiken in den 
Abhandlungen der böhmijchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften“ (1787) ©. 52 und 1-8, wo bie 
Ömfihtlih ihrer Echtheit mehrfach angejodytene Urkunde dieſes Tauſchvertrags zum eriten 
Mal nah dem Wiener Originale vollitändig mitgetbeilt wurde. Haſche giebt ſie Ur— 
tundenbuch S. 25) im Auszuge. 


*) Mille: Ticemannus. Cod. Dipl. Nr. 56. 


6* 


— 4 J u = 

[2 
. y > — —z 
— u h « hy = > ul 


" na [renden aan ee 








— 


Aare 


re en —— “> 


j 2 Bi P} — —.— - 
en — r ur 


Pi 
. zw. as m fi gebracht. 

noir möge un N schradt 
Bez m » —_ ie re Rr- x 


I We Ze DE na Wer 77 SE 


>» 











berũhrt worden ſei. Dresden und das dazu gehörige Gebiet war nach Tutta's 
Zee, wie erwähnt worden iſt, an Friedrich den Kleinen zurückgefallen, wenig: 
ttend erſcheint er bereits in einer Urkunde vom Jahre 1292 wieder als Herr 

der Stadt und Pflege Dresden, Radeberg's und der dazwiſchen liegenden 
—* Friedewalde, und zwar als Lehnsträger des Meißener Biſchofs Witigo J. 
Gi enthält dieſe wichtige Urkunde außer der Anerkennung der biſchöflichen 
Pehnsherrlichkeit zugleich einen Vergleich zwijchen Friedrich und dem Biſchof, 
binjichtlich des Elbzolls und der Niederlagsgerechtigkeit zu Pirna, die Friedrich 
nebit der Stadt dem Biſchof abtrat.*) Dem Pirnaifhen Stapelredhte, das 
von Heinrich dem Crlauchten ber Stabt ertheilt worden fein foll und das in 
jäiner Bedeutung uns zugleich ein Bild von der bereit ſehr anjehnlichen 
Schifffahrt zwilchen Pirna und Magdeburg giebt, **) scheint ſchon damals 
das Dresdener Niederlagsrecht weientlichen Eintrag gethban zu haben. Troß 
dieſer bifchöflichen Pehnsherrlichkeit war auch Friebricy’8 früherer Randeöver: 
fauf an Böhmen noch nicht vergejjen worden, denn aus einer Urfunde vom 
Jahre 1294, wenn fonit die jtreitige Jahreszahl verjelben richtig gedeutet 
morden ijt, geht hervor, daß Wenzel wahrjcheinlich durch die in Meiken toben: 
ven Kämpfe begünitigt, die Vehnsherrlichkeit über Stadt und Pflege Drespen 
wieder erlangt und das Gebiet als Böhmiſches Lehn an Friedrich den Kleinen 
wrüdgegeben hatte. In dem durch dieſe Urfunde bejtätigten Vertrag der beiden 
gürjten werben von beiden Theilen die Gebrüder Hermann und Friedrid) von 
Ehöndurg (Somburch) beauftragt, das Friedrich dem Kleinen vom Böhmen: 
{nig übergebene Lehn (Dresden, Tharandt, Dippoldiswalba, Wilsdruf oder 
Nilensdorf, Liebethal und Ottenberf), worauf jie wahrſcheinlich durch Dar: 
libung einer Summe Geldes eine Art Pfandrecht erlangt hatten, im Intereſſe 
ihres Herrn, des Königs Wenzel, zu bewahren und es, wenn Friedrich ohne 
männlide Erben jtürbe, fogleih an Menzel oder deffen Erben zurüdzus: 
geben. ***) 

Aber gerade in diefem Anlehnen an den mächtigen Nachbar und in jeinem 
Yehnsverhältniß zu demfelben, jcheint Friedrich mitten in den Mirrniffen, die 
iin umgaben, die Mittel zu einen behaglichen und friedlichen Leben gefunden 
zu haben, worauf er von Haus aus bedacht gewejen zu fein Icheint. Gr 
wohnte mit jeiner Gattin Jutta, einer Gräfin von Schwarzenburg, die ihm 
feine Erben gebar, und mit jeiner Mutter, wie es fcheint, ungeftört auf feinem 
Schlofje in Dresden und daß er bier nicht blos al8 Privatmann feinen Sit 
hatte, ſondern als Markgraf von Dresden, wie er ſich nennt, innerhalb des 
ibm zuſlehenden Gebietes wirklich die Macht des factiſchen Beſitzes geübt habe, 
beweiſen verſchiedene uns erhaltene urkundliche Schriftſtücke, die uns zugleich 
Zeugniß geben von ſeinem fürſorgenden Eifer für Dresdens Wohl und Ent— 
wickelung. Seine erſte Dresden betreffende Regierungshandlung als Tutta's 
Nachfolger, war eine Beſtätigung der von Tutta im Jahre zuvor der Stadt 
zugeſtandenen Ermäßigung der an den Fürſten zu —* Abgabe oder ſo— 
genannten Bete, und zwar erfolgte dieſe Bejtätigung ganz aus venjelben 






+ S. die Urkunde bei Wed ©. 157; Ealfes: Ser. Episcop. ©. 207: Haſche's 
Ittundenb nbud) ©. 24 und 25. 
*) Horn's Henr. illustr. &. 369. 
2 2iinig: Codex Germ. Din Tom. I. S. 1046. Pelzel's Abhandlung 
wie o 


8 —_ 


Sründen, welche Zutta hierzu veranlagt hatten. Die um das Drittel ermäßigte, 
Bete jollte halb zu Walpurgis, halb zu Michaelis zahlbar ſein.“) Ein anderes; 
von Friedrich ausgegangenes Document, vom Jahre 1295 läßt uns einen ewsj 
freulihen Blid in die Handeld: und Gewerböverhältniffe unferer Stadt thun.z 
Es iſt die Beitätigung einer Tuchverkauf- und Gewandbjdhnitt-Ordnung:s 
Friedrich macht darin befannt, daß feine Bürger von Dresden nad) reiflichen 
Ueberlegung beichloffen hätten, es jolle jeder, ſei er Bürger ober nicht, deu 
im Dresdener Kaufhauſe (venditorio panni) einen Stand von vier Ellen: 
Breite oder Raum habe, alle Jahre zum Michaelisfeite einen Schilling ganges 
barer Brüdenpfennige Standgeld zahlen, weldye Abgabe zur genügenden Aussg 
befferung der Brücde zu verwenden jei. Indem Friedrich diefen Beſchluß def 
Bürger beftätigt und die Jwedmäßigkeit einer jolben Verwendung der newer 
Abgabe zur Erhaltung und Ausbejjerung der Brüde anerkennt, bejtimmt er 
sugleich, daß ſich niemand unterjteben jolle, in feiner Stabi wollene Tücher 
zu verjähneiden, außer in dem genannten Kaufbauje. Ferner verordnet er mil 
Uebereinitimmung und auf bejonderes Anjuchen jeiner Bürger, daß in dent 
Erdgeſchoſſe des Kaufhauſes Feine anderen Tücher verjchnitten und verfauff! 
werden jollten, als ſolche, die in jeiner Stadt jelbjt gefertigt würden; im 
oberen Theile des Kaufhauſes dagegen jollten die fremden (panni de Gint oder 
Gent, aljo nieberländiiche) und andere bunte Tücher verjchnitten und. verfauff! 
werden. Mit jogenannten Weppichen, d. b. Eurgen und jchmalen Tüchern, 
feil zu balten, jollte dagegen Fremden wie Einbeimifchen im ‚gleicher  Weilet 
verboten und der Verkauf dünner Tücher, des Iogenannten Werfftuches, eben 
tall8 nur in dem oberen Stodwerf des Kaufhauſes, nie aber andermärk® 
weber bei den Krämern noch bei den Schneidern der Stadt geltattet ſein. 
Giebt uns dieſes Document auf der einen Seite Jeugnig von einem lebhaften 
Handelsverkehr in Dresden, welchem es nicht an einem damals. bräuchlichen 
Meittelpunfte, einem Kaufbauje (Gilobala, domus mercatoria) fir fremde und 
einbeimiiche Verkäufe Teblte, fo enthält e8 zugleich eine jebr frühe Hindeutung 
auf die Jünftigkeit des Dresdener Handwerks, wenigitens der Tuchmacher und! 
Sewandichneider. Auch Die phyſiſche Kultur, Dresdens ſcheint Markgraf— 
Friedrich im Auge gebabt zu baben, denn er verfaufte laut einer Urkunde von— 
Jahre 1297 einige Plätze an dem vor dem Thore (ante valvam civitatis) ge 
legenen Oberſee, „die jeit mehren Jahren ausgetrodnet jonjt feinen Rutzen 





289 — 


geſchehe ob wegen Mord, Raub, Diebftahl oder ſonſt eines bürgerlichen ober 
Erimmnal:Berbrechend. Diejenigen dagegen, welche, der Gottesfurdt unein- 
gerenl, den an biefen drei Tagen allen Wallfahrern zugejicherten Frieden ver: 
lezen Verbrechen begehen ober jonft an Dingen oder Perſonen ich vergreifen 
winden, Jollten jenes Friedens nicht theilhaftig jein, ſondern gebührender 
Beije beftraft werden. Von größerer MWichtigfeit für die bürgerlichen Ber: 
hälmiſſe iſt das zweite Document, die Ausübung der peinlichen Gerichtsbar- 
tet betreffend... Der Markgraf jagt darin, daß Dresven zwar fchon feit 
längerer Zeit fein Stadtrecht bejige, daß aber die Bürger Hinfichtlich einiger 
ſpecieller Punkte desjelben in Zweifel und in Uneinigfeit zu fein jchienen, 
md er verordne deshalb: daß feiner feiner zeitweiligen Richter ohne Nor: 
wifien und Zuziehung ver Geſchworenen (oder Nathsmänner) irgend jemand 
in ben Stod jeben oder mit Beinfchellen belegen, oder Jemand in Geld- ober 
Leibesftrafe verurtheilen jolle. Wer ohne Schuld in den Stod oder in Haft 
gelommen jei, obne daß er von Jemand beſchuldigt worden oder jchuldig be— 
fnden werde, ſolle am dritten Lage wieder in Freiheit gejeßt werden. Der 
Gtock (cippus) war befanntlich ein Klotz mit Köchern, in welche die Füße des 
Sträflings eingezwängt wurden, ein Haftmittel, deſſen Gebrauch jich lange 
ehalten hat. Ferner verordnet der Markgraf, daß bejagter Nichter weder 
heimlich, noch öffentlich allein und ohne Zuziehung der jtädtifchen Geſchworenen 
Geriht Halten und irgend Jemand eigenmächtig vorladen folle, wenn nicht Ge: 
jöworene dabei wären. Wenn ein Gaft oder Fremder irgend einer Schuld 
ungelagt, nicht im Stande wäre, Bürgen ober Gaution zu tellen, jollte man 
ſinen Eid gelten laſſen und nicht weiter gegen ihn verfahren. Ferner follten 
de Bingen, die irgend ein Angeflagter jtellte und mit welchen die Kläger zu- 
fiden waren, auch dem Richter genügen. Doc, jollten vorgenannte Artikel 
kur für die innerhalb der Mauern und Verzäunungen (infra muros et septa) 
dB. in der Stadt und den Vorſtädten mwohnenden Bürger Geltung haben. 
Echließlich wird noch angeordnet, daß ſich der Bedell oder Gerichtäbiener der 
reövener Bürger („Bedellus civium nostrorum“ wie e& in ber Urkunde heißt) 
m Angelegenheiten von Lehngutsbejißern nicht einzumifchen babe, wenn nicht 
wileih Bürger von folder Sache berührt würden. 

_ AU diefe in den bier angeführten Documenten ausgefprochenen Grlaffe 
Im jomit nicht blos Zeugniſſe von Friedrich's, wenn auch nur bedingter, 
Selbititändigfeit in dem Belige der Stadt Dresden, jondern aud) hinreichende 
Belege, daß, wenn ihm vielleicht die Kraft mangelte, jelbjtthätig in das Nav 
der allgemeinen Greignifje einzugreifen, er wenigftens nicht verſaͤumte, die ihm 
ya Macht zu Sunften der Stadt zu üben, die ihm Heimat und Wohn: 

ar. 


— 90 — 


Zweiter Abfdnilt. 





Vierzehntes Jahrhundert. 


(Ss beginnt dieſer ZJeitwojchnitt mit denſelben Wirren, mit welchen de 
vorige zu Ende ging. Die böhmiſche Herrihaft war noch lebendig, nicht bios 
in Bezug auf das ihr früher von Friedrich dem, Kleinen, verpfändete Gebikt, 
jondern binfichtlich fait der ganzen Mark. Wir haben gejeben, daß Küng 
Wenzel im jahre 1295 vom Kaiſer Albrebt zum Reichsvicar über das gan 
Markgrafthum Meißen, das Pleißener- und Diterland eingejest worben mar 
und als ſolcher in Meipen die Huldigung des Adels empfangen. hatte; um 
jih nun aber der ruhigen Oberherrſchaft über diejenigen Orte: zu. jichern,. Die 
jeit geraumer ‚Zeit zugleid der. Lebnsherrlichkeit des Biſchofs von Meike Z 
unterworfen waren, nahm. er dieje, Stadt und, Schloß Dresden, Schlo Rabe 
berg, riedewalde und, Donyn, ‚jo ‚wie alles übrige, was das Bisthum zu 
verleihen hatte, am 149. April des Jahres 1300 im Gijterzienjersstlojter Könige: 
jaal für jich. und. jeinen Sohn , Wenzel vom Biſchof Albert bejonders m 
Lehn,“) ohne daß wir erfahren, in wie weit in Folge dejjen Friedrich's de 
Kleinen Verhältniß zur Stadt und Pflege Dresden ſich verändert babe. Der 
Ernennung des Böhmenkönigs zum Reichspicar für Meiken u. |. w. war von 
Seiten des Kaiſers Albrecht eine Verpfändung der Mark Meihen an Wenzel 
für 40,000 Mark oder 800,000 Gulden gefolgt, Aber Wenzel’s immer. mebt 
ſich ausbreitendes Gebiet, zu welchen, jeßt noch die Köntgreiche Polen umd 
Ungarn gefommen waren, begann Albrecht's Eiferjudt zu erwecken, und er 
trachtete danadı, ihm die meißniſchen Befibungen wieder zu entreißen und Die 
jelben jeinem Bruderjohne Johann von Deitreich zuzutbeilen. Wenzel mählte 
jih jeinen Bundesgenofjen in dem Herzog von Baiern und in dem Marfarafen® 














— 4 — 


etes, ſchon früher Veranlaſſung gefunden, ebenfalls dem brandenburgiſchen 
Schuge ſich anzuſchließen; denn ſonderbarer Weiſe erklären ſchon 1300 die 
Narkgrafen Waldemar und Johann von Brandenburg in einem Schutz- und 
Knabdenbriefe, defjen Original jich im Dresdener Rathsarchive befindet,*) den 
Sreödener Gefchworenen und Bürgern, ie in allen des Rechten und Gnaden 
zetreulich bejhügen und bejichirmen zu wollen, welche ihnen von den edlen 
Fürſten, dem Markgrafen Heinrih und deſſen Enfel Tutta, jowie von dem 
Markgrafen Friedrich von Dresden ertheilt worden jeien, jowie jie in bem 
magdeburgiſchen Recht, wenn ſie jich danadı hielten, zu laſſen und zu be- 
tärigen. Das Document ift zwar zu QTurgelow (in Vorpommern an der Uder) 
auegejtellt, aber unter den darin aufgeführten Zeugen erjcheinen allerdings 
meignische Namen, wie Fritz (Friezke) von Strela, Heinrich von Kockeritze 
(Köder), Heinrich von Naundorf, Heinrich von Pannewig. Wäre anzu: 
nehmen, daß jene Verpfändung der Marf Meißen an Brandenburg von Seiten 
Benzel’8 Ihen früher als 1304 jtattgefunten babe, jo war Dresven und 
überhaupt Friedrich's des Kleinen Gebiet jedenfalls in dieſelbe mit eingejchloffen 
und biefer mannigfach unerflärliche Brandenburger Begnadigungsbrief nur eine 
natürliche ;yolge derjelben. Auch wird in dem am Neujahrstage 1317 zwijchen 
FItiedrich dem Gebifjenen und Waldemar abgejchlojjenen Vertrage, auf welchen 
wüdzufommen wir Veranlaſſung finden werden, nicht blos Meißen, Freiberg, 
Kann und Tharandt, jondern namentlih auch Dresven, ala zu dem Theile 
ven Meißen gehörig, bezeichnet, welchen die brandenburgiſchen Martgrafen 
neh damals im Beſitz hatten.**) Nach anderen Gejchichtsichreibern Toll 
Mievrih der Kleine Dresden (um 1300) an den Biſchof Bernhard von 
Reißen verkauft und diejer es für 11,000 Mark Silbers an Waldemar von 
drandenburg abgetreten haben, ***) ohne dag wir erwähnt finden, wie ein 
jolcher Verkauf mit Friedrich's Lehnsverhältniß zu Wenzel zu vereinigen ge: 
weien wäre, wenn nicht dieſe angeblich wiederholte Veräußerung zugleich mit 
Venzel's Verpfändung erfolgt fein jollte. 

Wenzel erlebte nicht das Ende des blutigen Kampfes, welcher zwijchen 
ihm und dem Kaiſer Albrecht wegen der Mearkgrafichaft Meißen jich ent: 
iponnen hatte. Er jtarb am 21. Juni 1305 und fein nur erſt ſechszehn— 
tübriger, nicht8 weniger als Fräftiger Sohn und Nacyfolger, Wenzel IIL, trat 
ıbon einige Mochen fpäter (am 5. Auguſt) durch einen Vertrag mit Albrecht 
die Mark Meißen an den Herzog Johann von Oeſtreich ab und erbot jich, 
den Markgrafen von Brandenburg für den von jeinem Vater ihnen verpfändeten 
Theil der Mark das Land Pommerellen zu überlaffen, damit Herzog Johann 
ganz Meißen ohne weiteren Einſpruch in Befiß nehmen könnte. Es blieben 
nad diefer Abtretung nur noch Pirna und das Pleißenerland von Böhmen be— 
anſpruchtes Gebiet. Aber Johann fam nicht in den Beſitz der ihm über- 
lafenen Mark. Der junge König Wenzel ſtarb ſchon ein Jahr nach jeinen 
Later (1306); mit ihm erlojch der männliche Stamm der alten böhmijchen 
Könige und es jchien endlich der Zeitpunkt gekommen zu fein, mo wenigſtens 
Me mächtigſte Fremdherrſchaft im Erbgebiete des Hauſes Wettin ihre Endfchaft 





*) Mitgetbeilt in Haſche's Urkundenbuch ©. 57. 

*) 5. Tenzel: Vita Friderici Admorsi (Menken Tom. II. ©. 965). 
#9) S. $abricius: Origines Sax. I 583; Tenzel a.a. DO. bei Menken II. 969; 
ſowie das M. Meißener Ehronicon (Menfen III. S. 348). 





erreichen ſollte. Mochten auch alle Streitigkeiten awijchen den Gliedern dieſes 
Haujes jelber noch feineswegs erledigt jein, jo jtanden doch wenigſtens jeine 
Hauptvertreter, Friedrich der Gebifiene und Diezmann, brüderlich vereint, als 
es galt, dem enticheidenden Augenblicke die Stirn zu bieten. Nach dem Tode 
Wenzel's III damit beichäftigt, jeinen Sohn Rudolf auf den böhmischen Thron 
zu erheben, brach Albrecht erjt Ende des Jahres 1506 von. Böhmen nad) 
den Djterlande auf, um den (auf dem Hoftage zu Fulda) gegen die Söhne 
bes Yandgrafen Mibrecht von Thüringen, Friedrich und Diezmann, beſchloſſenen 
Feldzug zu beginnen. Friedrich und Diezmann ſäumten nicht, ihre getreuen 
Vajallen zu ſammeln, und die denfwürdige Schlacht bei Yuda (zwijchen Alten: 
burg und Leipzig) am 31, März 1307 brachte den Wettinern einen jo voll 
jtändigen Sieg, daß die Selbititändigfeit des Meißener-, Thüringer: und 
Dfterlandes wenigitens den kaiſerlichen Anjprücen gegenüber endlich errungen 
zu jein jchten, da neuen beabjtchtigten Unternehmungen gegen. Friedrich den 
Gebiſſenen durch Albrecht's Ermordung (1. Mat 1308) ein Ziel gejetst wurde, 
Yandgraf Albrecht von Thüringen, durch deſſen Yandesverfauf diefe langen und 
verderblichen Streitigkeiten zweier jturmwollen Jahrzehnte hervorgerufen worden 
waren, hatte nad der Belagerung der Wartburg (1506) der Negierung ent: 
jagen müſſen und ſich nach Erfurt zurückgezogen, wo er bis zu jeinem Zobe 
(1514) von einem Jahrgelde lebte, Diezmann (Dietrich) ſtarb zum Weib: 
nachtsfeite des Jahres 1307, wie es heißt in Kolge einer, in der Leipziger 
TIbomasfirche durch Mörderband ibm geworbenen Berwundung,*) und binter: 
lieg nur eine Wittwe (Jutta von Henneberg), die jpäter den Markgrafen 
Otto von Brandenburg heirathete. Friedrich der Gebijjene war daher jekt 
ber alleinige Erbe der wettiniichen Yänder, Meißens und Thüringens. Die 
Lauſitz (MNiederlaujig) war wahrjcheinlid durch einen Weräußerungsvertrag, 
wie es ſchien Schon 1305, von Diezmann auf den Markgrafen Hermann vorn 
Brandenburg übergegangen, ber wenigitens zuerſt im einer Urkunde vom 
28. November 1505 ald Markgraf der Lauſitz erfcheint. Aber an dem Ge 
biete, welches dem Markgrafen Friedrich durch dieje Vorgänge zugerallen mar 
oder auf welches er begründetes Anrecht batte, bafteten in Folge der früberen 
Veräußerungen und Werpfändungen nody immer berjchiedene fremde Anſprüche 
und in Dresden und dem dazu gehörigen Gebiete jchaltete noch Friedrich der 


ine, nach | re er böhmiichen SSerricha MINLTCHELITLLCH I ink! 

























— 9 — 


König von Böhmen nicht, diefe Belehnung als Reichsverweſer anzuerkennen 
me ſich verbindlich zu machen, dieſelbe auch nach feiner Krönung zu bejtätigen. 
Hierauf folgte 1311 von Seiten dieſes Königs Johann die Verpfändung des 
Pleißener-Landes an den Markgrafen Friedrich auf zehn Jahre fiir 2000 Mearf 
Silbers, fo daß jchlieglich nur noch Pirna (bis 1404) unter böhmijcher Herr: 
ichaft blieb. Anders verhielt es ſich mit den Anfprüchen, welche durch die 
Berpfändung ded Königs Menzel die Markgrafen von Brandenburg auf ge: 
wife Theile der Mark Meißen erworben hatten. Dieſe Anjprüce ſcheinen 
auch alsbald geltend gemacht worden zu jein, denn wir finden zu Anfang des 
Jahres 1312 Friedrich den Gebifjenen in einen ernjtlichen und blutigen Kampf 
mit dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg verwidelt. Weber die eigent: 
fihe Urſache diejes Krieges giebt ung die Geſchichte Feine hinreichende Auf: 
HMärung, doch liegt die Vermuthung nabe, daß hierzu nicht blos Diezmann's 
Terpfändung der Laujig an Brandenburg, wozu Friedrich nicht jeine Ein: 
wilfigung gegeben haben mochte, fondern auch namentlidy das Beſitz- oder 
Pfandrecht Peranlaffung gab, welches der Brandenburger Markgraf in Folge 
ver früheren böhmifchen Verpfändung auf mehrere meißnijche Städte, nament: 
lich Meißen, Freiberg und wohl auch Dresden bebauptete.*) Daß Friedrich's 
Eifer, die wettinifchen Yänder ungetheilt an jich zu bringen und alle fremden 
Aniprüche Daraus zu verdrängen, ein fehr reger war, beweijen außerdem jeine 
Streitigfeiten mit feinen Stiefoheim, Friedrich dem Kleinen von Dresden, ber 
nd dem Erlöſchen der böhmiſchen Herrſchaft, auf die er jich gejtüßt, in neue 
Ledraͤngniß geratben zu jein jcheint und bei dem Anprängen feines Neffen 
deſſen Forderungen jich fügen mußte. Wielleicht hatte ihn gerade dieſes An- 
lehnen an fremde Herrichaften, abgejehen von dem früheren Berhältnig zwiſchen 
ihm und feinen Stammgenojjen, für feinen Neffen zum Gegenjtand des Mip- 
trauend gemacht, jo daß dieſer nicht fäumte, auch Hinjichtlidy dieſes Theiles 
des großpäterlichen Gebietes ſich jicher zu jtellen. Ob er mit offenem Kampfe 
gegen Kriebrich den Kleinen verfahren, ijt nicht entfchieden. Er war 1309, 
alje noh bevor er vom Kaifer mit Meißen und Thüringen förmlich belehnt 
werden war, in Dresden, wo am 21. Julius desjelben Jahres ein Vergleich 
zu Stande Fam, in welchen Friedrich, Markgraf von Dresden, erklärt, daß 
er jih mit feinem „Netter“, dem Markgrafen sriedrih von Meigen, wegen 
ler „Sachen und Bruchnijfe”, die zwiſchen ihnen obgewaltet, einträchtlich 
und ganzlidy geeinigt und ibm nad feiner Macht und jo lange er lebe, gegen 
‚eben, der ihn angreife, beholfen fein wolle und ein gleiches Verſprechen von 
einem Better erhalten babe. Hinſichtlich der Bergwerfe in jeinem Lande, die 
ebenfalls ein wejentlicher Streitpuntt geweſen zu ſein fcheinen, unterwarfen 
N, wie es in ber Urkunde heißt, beide Theile dem Entſcheid der getrenen 
Maͤnner Albrecht Knut und Johannes von Hetſtate. Friedrich Dagegen, „Land— 
gtaf von Thüringen, Markgraf zu Meißen, in dem Oſterlande und dem Lande 
u Meißen”, erflärt in einer andern Urkunde von demfelben Tage, daß er 
Me Stadt und ihre Bürger — „Bürgermeijter, Geſchworene und Ztadt: 
gemeinde” — getreulih in jeinen Schuß genommen und dag er, im Fall 
Markgraf Friedrich von Dresden ohne Erben ſterben ſollte und die Stadt an 


- ya Berge. Gerken's VBerm. Abhandlungen TH. T. Nr. VI. S.12L fig. und TH. II. 





— Mio — 


ihn fallen und zu ıbm halten würde, wie jie mit Willen jeines; Vetters 
in Treuen gelobt, jte bei all der Freiheit und all den Ehren: laſſen und. balten 
würde, bie jie von feinem Großvater, von Friedrich Tutta und dem Marf— 
grafen riedrih von Dresden erhalten hätte, ſonſt aber: jo lange riebrid 
der Kleine, ihr Herr, am Leben ſei, michts mit ihr. u jchaffen haben werde 

Aber der Kampf, der zwiſchen dem Markgrafen Friedrich dem Gebiſſenen 
und Waldemar: von Brandenburg ji entipann, geſtaltete die Dinge. ganz 
andere, als dieſer Vergleich und die anderen günjtigen Verhältniſſe, welche 
Friedrich 8 Unternehmungen, wie wiv gejeben haben, zu, begleiten ſchienen, er- 
warten lafjen konnten. Friedrich batte- das Unglück, bei. Großenhain — ‚ol 
un einer offenen: Feldſchlacht oder bei, einem Ueberfalle iſt nicht erwieſen — 
als Gefangener in Waldemar’s Hände zu fallen und mußte nun, um Jich Ay 
löſen, burd den Vertrag zu Tangermünde (14. April 1312), ziemlich bare 
Bedingungen eingeben. Er entjagte durch dieſen Vertrag. für ſich und jeine 
Söhne zunädyit allen Anſprüchen auf die Laufis, auf die Markgraficaft 
Landsberg und das Land zwiſchen ver Elbe und ‚Cliter, trat den Markgrafen 
Waldemar und Johann von Brandenburg Hayn, Ortrand und Torgau ab 
und verſprach in drei Terminen als Brautichab für jeine Tochter, ſowie für 
aufgewendete Kriegskoſten ımd als. Schadenerjag. 32,000. Mark branden: 
burgijchen Silbers zu bezahlen, wofür die Städte und Sclöfjer Grimma, 
Döbeln, Rochlitz, Gyten (Geithayn) Neuenbof (Naunhof), Oſchatz und Leipzig 
als Pfand eingeſetzt wurden *), Es läßt ſich denken, daß dieſe und nach— 
folgende Kämpfe, von welchen uns allerdings nur dunkle und. mangelbafte 
Kachrichten überfommen: ind, Dresden jelber, deſſen ſtreitiger Beſitz ſie zum 
Theil mit veranlaſſen mochte, ziemlich nahe berührten. Denn wenn Friedrich, 
der Markgraf von Dresden, in einem Documente vom. Jahre 1312 Die 
Zuſage giebt, unter keinerlei Umſtänden und zu keiner Zeit ſich verleiten zu 
laſſen, fremde Leute (Kriegsvolk) in ſeine Stadt Dresden zu rufen oder. darin 
aufzunehmen, ſondern dieſelbe vielmehr gegen jegliche Eindringlinge und Be— 
läſtiger nach Kräften zu ſchützen, ſo ſcheint dies auf Kriegsbedrängniſſe, wenn 
nicht auf Vorgänge hinzudeuten, die vielleicht jenes Vertrauen zwiſchen heran 
und Bürgern geitört- batten, welches jAriedrich, wie das Document ausbrüd: 
lich andeutet, erbalten ‚wijjen wollte. Ob Friedrich der Kleine feinen Vergleid 








—— — — 


— 95 — 


ibn auferlegten harten Bedingungen jenes Vertrags zu entziehen. Es kam 
zu einem neuen Kriege, welcher im folgenden Jahre (Walpurgis 1313) einen 
zwiſchen Friedrich und Waldemar auf zwei Jahre abgeſchloſſenen Landfrieden 
zur Folge hatte. Weber die Bedingungen dieſes Friedens, der übrigens außer 
von den beiden Markgrafen auch von dem Erzbijhofe von Magdeburg und 
von den Bilhöfen von Meißen, Merfeburg und Naumburg beſchworen wurde, 
feblen zuverläfjige Nachrichten, eben je über Ergebniffe und Ausgang des 
Kriegea selber; doch fcheint Waldemar den größten Theil feiner meißniſchen 
Erwerbungen behauptet zu haben. Nach Ablauf diejer Friedensfriſt ſcheinen 
bald wieder Streitigkeiten ausgebrochen zu fein, die aber fein für riebrid) 
ven Gebiffenen günſtiges Ergebniß gehabt haben Fünnen, denn als der Mark: 
graf Friedrich von Dresden am 25. April 1316 feine Augen jchloß, obne 
Leibeserben zu Binterlaflen, wurde Dresden und die dazu gehörige Pflege 
ven Waldemar von Brantenburg in Beſitz genommen. 

Sriebrich der Kleine war achtundzwanzig Jahre lang wenigitens dem 
Ramen nach Herr von Dresden geweſen, und wenn wir gejeben haben, daß 
er während ber erften Hälfte feiner Negierungszeit (bi8 zum Jahre 1300), 
trop der mannigfachen Wandelungen der Hobeitverbältnijie, unter welchen er 
fih bewegte, manchen Beweis feiner Fürſorge für Dresdens Wohl und Ent: 
widelung gegeben hatte, jo fehlt e& auch in ber zweiten Hälfte bis zu jeinem 
Tode nit an Zeugniſſen diefer Art. Es mag in diejer Beziehung vorzugs- 
weile eines Document? vom Jahre 1302 gedacht werden, deſſen Inhalt deut: 
üb genug erkennen läßt, daß Drespens Bewohner von den ſchweren Kriegs: 
zäten nicht unbebeutend berührt wurden und daß Friedrich, von Noth beprängt, 
ju angerorventlichen oder ungewöhnlichen Steuern feine Zuflucht hatte nehmen 
müflen, aber doch auch wiederum bereit war, ben jebenfall® nicht günjtigen 
Terhältniffen feiner Bürger gerecht zu werden, denn indem er in dem erwähnten 
Document die früher (1292) erfolgte Ermäßigung der jährlichen Bete noch 
änmal beftätigt, verfichert er, außer bderjelben, auch wenn er des Geldes 
bringend bebürftig fei, feine weiteren Steuern und Abgaben mehr verlangen 
zu wollen. Die Erfüllung diefer Zuſage mochte ihm jedoch, beim beiten 
Willen, feine Bürger zu fchonen, fo leicht nicht möglich werden, denn ſchon 
m folgenden Jahre (1303) erflärte er, daß er in jeiner Bedrängniß aller: 
dings von Seit zu Zeit außergewöhnliche Steuern von einzelnen Bürgern 
erhoben habe, worüber jchwere Klage geführt worden, daß er aber, nachdem 
ihn bie Bürger auf's Neue mit fünfzig Mark Silbers unterftügt hätten, für 
die Dauer feines Rebens feine willfürliche oder perjönliche Bete mehr fordern 
wolle.) Im Sabre 1300 Hatte Krievrih das Kloſter Seuplig in jeinen 
dom Markgrafen Heinrich erhaltenen Befißungen und Rechten bejtätigt, wozu 
namentlih dag Maternibospital und das Patronatrecht der Frauenkirche 
gehörte, wahrſcheinlich war eine ſolche Beltätigung den Anjprüchen des 
Meiener Biſchofs gegenüber nöthig geworben, fo wenig fie auch gefruchtet 
haben mochte, denn 1301 appellirt und bejchwert ſich die Seußlitzer Webtifjin 
Adelheid gegen den Bijchof Albrecht wegen neuer Cingriffe in die dem Klofter 
zuſtehenden Rechte und Befigungen. Einige Jahre jpäter foll ver Markgraf 
dem Kloſter das Maternibospital und das Patronatredht der Frauenkirche 


* ES. die beiden Urkunden in Haſche's Urkundenbuch S. 63 und 64. 


— 96 — 


abermals bejtätigt baben, wogegen die Webtijjin Noelbeid im Namen Des 
Kloſters ſich verpflichtet, Hospital und Patronatrecht obne Friedrich's Ein— 
willigung nicht zu veräußern. Ein Beweis von den fortdauernden Streitig— 
keiten zwiſchen Bisthum und Kloſter iſt eine abermalige derartige Beſtätigung 
Friedrich's vom Jahte 1315, welcher ein Jahr jpäter — im September 1316, 
alſo nad) Friedrich's Tode — eine gleiche Beſtätigung von Seiten des Bifchofs 
Witigo II. folgte, dev allerdings, ald Dresden Tchlieplich pfandweiſe an ibn 
fam (j. unten), das Patronatrecht über die Frauenkirche erlangte, In den 
beiden Beltätigungsurfunden vom Jahre 1515 und 1316 bezeichnete der Marl 
araf ſowohl, als auch der. Biſchof, ausführlich die zum Hospitale ‚gehörigen 
Beſitzungen. Unter den aufgeführten Ortjchaften, weldye dem Hospital zuge 
börten oder zinjeten, kommen außer Plauen, Hermannsdorf (Hermsdorf), 
Golis (Goluz), Koſchwitz, Zeratwitz (Serfowis?), Roſentitz, Loſchwitz und 
Popitz (Popuitz und Poppewitz, das bier zum erſtenmal urkundlich genannt 
wird) mehrere ſchwer zu deutende Namen vor, wie Ramalticz, Boscou (Boscow) 
und Domyhn.*) 

Die Andeutungen, die uns Licht und Aufklärung geben könnten über 
den bürgerlichen Zuſtand unſerer Stadt, ſind noch immer dürftig genug; «& 
it daher von Wichtigkeit, keine auch nur einigermaßen die allgemeinen Pers 
bältnijje berübrende urkundliche Weberlieferung unerwähnt zu laſſen, wenn 
auch im Berlaufe unjerer Gejchichte jolche Einzelheiten vor wichtigeren Gr 
jcheinungen und Greigniljen immer mebr werben zurücktreten müſſen. Zu 
dieſen frübejten, das bürgerliche Leben berübrenden urfundlichen Ueberliefe— 
rungen gehört denn charakterijtiich genug auch eine Mein und Scan: 
ordnung, die und erfennen läßt, daß die Dresdener Bürger es bei Wen 
und Bier mit dem Maak, d. b. mit dem richtigen Maaß ſchon damals jehr 
genau zu nebmen pflegten. Ste it ein frübes Zeugniß Itrenger und zwed— 
mähiger polizeiliher Gontrole, wurde am St. Gallustage des Jahres 1309 
vom Markgrafen Frievridy zu Dresden bejtätigt und entbält unter anderen 
folgende Beitimmungen: Wer an Andere Wein, Metb oder Bier verkauft, ber 
joll ihnen rechtes Omen (Maaß) geben; das Fuder joll haben zwölf Eimer 
und der Eimer „vierzehude balbe Stübichen“; Niemand joll mejjen denm mit 
der Bürger Gimer und wer dawider handelt, der joll geben vom Fuder einen 


— 


— 





















































— 





— 97 — 


eben und heimſenden ums einen Pfennig ungemenget.“ Wer dieſe Geſetze 
—* ſollte den Bürgern und der Stadt zwei Pfund geben und keinen 
Feilkauf haben. Der Büttner, der geringeres als das „geſatzte“ Maaß machte, 
ſollte den Bürgern ein Pfund geben und kein Gefäß mehr machen, und jeg- 
liher Büttner ſollte jein Zeichen haben und „weld Bütner einem Vaſſe die 
Sarge abehawe und machte e8 ungerecht, dem fol man ven Daumen abehawen.“ 
Der Becherer, d. i. der Fertiger von Trinkgeſchirren, der feine Becher nicht. 
nad) dem vorgefchriebenen Maaße machte, der jollte ver Stabt fünf Schillinge 
geben und fernerhin feine Becher mehr fertigen. Die Strafe des Daumen- 
abbauens bei dem Büttner jcheint graufam, ift aber für jenes Zeitalter nicht 
unmöglich; dennoch dürfte die Vermuthung, daß es. wohl nur }o viel beveutef 
babe, wie die Dauben des Faſſes ausfchlagen, nicht ganz zu verwerfen jein, 
da die dreifache Strafe, womit ver Büttner bedroht wird, mit der des Becherers, 
wenn er faljches Maaß machte, kaum im Verhältnig Itand. Des Begnadigunge- 
briefes, den riedrich der Kleine 1311 dem Brüdenamte ertheilte, iſt bereits 
früher gedacht worden (S. 61. und 63), ebenjo wurde bereitd erwähnt, daß 
der Markgraf nebjt dem Biſchof im folgenden Jahre dem Rathe die Erlaub- 
nig ertheilt haben fol, in der neuerbauten Rathhausfapelle Meſſe leſen zu 
laſſen. 

Von Dresdens eigentlichen Schickſalen in den Kämpfen, die es während 
der Regierungszeit Friedrich's des Kleinen umtoben mochten, ſind keine zu— 
verlãſſigen Nachrichten vorhanden. Daß aber dieſe Kriegsverhälmiſſe auf den 
allgemeinen Zuftand des Yandes und feiner Bewohner den traurigiten Einfluß 
übten, jcheint aus den Berichten verjchiedener Chronijten genügend hervor: 
zugehen. So erzählt das Fleine Drespener Ghronicon,*) daß in bemjelben 
jahre (1315) nicht nur ein großes „Fräftig gewißer“ (großes Wajfer), jon: 
dern auch eine jurchtbare Theuerung geweſen fei, an welcher das Dritttbeil 
ver Leute Hungers geftorben fein joll. Dieje Theuerung und Noth erjtredte 
fih über ganz Deutichland und dauerte bei anhaltender Näffe, die nichts ge: 
deihen ließ, drei, nach anderen Chroniſten jieben Jahre. Vebtere jcheinen jich 
auch bei diefer Gelegenheit in Webertreibungen zu überbieten; fo erzählt die 
Leisniger Chronik, das Loth Brod habe einen Grofchen, ver Scheffel Korn 
32 Thaler gefoftet und nach Anderen follen die Hungernden fogar zu Menjchen: 
frefiern geworden jein. Ueberhaupt jcheinen namentlich die erjten zwei Jahr: 
zehnte dieſes Jahrhunderts von Mißwachs und Hungersnoth und der gewöhn- 
lichen Folge jolcher Xeiden, der Peſt, wiederholt heimgefucht worden zu fein. 
Wed berichtet davon beim Jahre 1311. 

Auch Friedrich der Kleine fand jeine legte Ruheſtätte im Klojter Alt: 
zele. Wahrſcheinlich war jein Tod eine weſentliche Veranlaffung des 
Kampfes, der bald nach Ablauf der im Vertrage von 1313 bejtimmten zwei- 
jöfrigen Friedensfriſt zwiſchen Friedrich dem Gebiffenen und Waldemar von 
Örandenburg auf's Neue entbrannte. Aber ſchon 1317 kam endlich zu 
Weißenfels durch Schiedsrichter ein neuer Vergleih zu Stande, der zu 
Magdeburg von beiden Fürſten vollzogen werden jollte und in der Haupt— 
lache folgenve Beltimmungen enthielt: Markgraf Jobann von Brandenburg, 
Waldemar's Vetter (dev in demielben Jabre ſtarb) jolfte jeine Schweiter dem 

" Renten: Scriptt. rer. Germ. Ill.; Wed S. 486. 

7 






— 98 — 


Sohne des Markgrafen Friedrich von Meißen vermählen und ihr die Städte‘ 
Meiken und Freiberg als Mitgift geben, Friedrich ihr Dagegen Döbeln und 
Rochlitz als Leibgedinge verjchreiben; dagegen machte Friedrich jich verbindlich, 
bie Brandenburger Markgrafen im Beſitze von Dresden, Hayn und Tharandt 
fernerbin nicht zu beeinträchtigen.*) Meißen und Freiberg wurden Friedrich 
dem Sebiffenen (11. März) übergeben, obgleich die beſchloſſene Heirath mie 
vollgogen wurde, und daß Die in dem Vergleiche angeorbnete Zufammentunft 
der Fürſten in Magdeburg und die Betätigung des Vergleiches wirklich er: 
folgte, beweilt eine anderweitige Uebereinfunftt vom 24. Junius 1317, nad 
welcher Waldemar von Brandenburg Dresden und den Haghen (Habır) und 
was dazu gebörte als Unterpfand an Kerjten von Geheradesdorp (Chriſtian 
von Gersdorf) und Drojefe von Werda einräumt, welche, jobald der Bertrag 
Seitens der Magdeburger nicht eingehalten würde, diefe Orte dem Markgrafen 
Friedrich von Meißen zu übergeben batten.**) Da nun aber, wie es in ber 
Urkunde beißt, Waldemar Dresden andermweit verpfändet ober verfeßt hatte — 
an den Biſchof von Meißen jeit 1316 auf drei Jahre und fir 1700 Marf 
Silberd — jo wurde jtatt dejfen dem Grafen Otto von Falkenſtein zu gleichem 
Behufe vorläufig Yudau übergeben, das aber wieder frei jein jollte, jobald 
Dresden wieder eingelöjt jein würde, Friedrich jollte dagegen als Unterpfand 
für Einhaltung des Vertrags Meißen (das er faum erhalten batte) mit allem, 
was dazu gehörte, an Günther von Schwargburg und Albredt von Hadeborn 
den Melteren übergeben, die es, im Fall Friedrich die Magdeburger Einigung 
nicht einbielt, wieder an Waldemar überantworten jollten. In der That aber 
jcheint Dresdens Einlöjung und demnach deſſen förmliche Uebergabe an Mark: 
graf Friedrich nicht erfolgt zu jein, denn als Waldemar im Augujt des Jahres 
1319: obne Erben jtarb, fielen zwar die brandenburgiichen Bejibungen in 


Meißen — da Brandenburg bei der Berwirrung, in welche es gerietb, feine 
auswärtigen Bejißungen nicht mehr zu halten vermochte — inägefammt ar 


den Markgrafen Friedrich, Dresden aber wurde vom Biſchof Witigo IL ale 
erledigtes Stiftölchn oder als nody nicht wieder eingelöjtes Pfand dem Mark: 
grafen vorenthalten. Witigo IL, einer der tüchtigiten Biſchöfe Meißens, war 
ein Mann von energiihem Willen — ein unrubiger Kopf, wie ihn jeine 
Sergiätjehreiber —— — der ſelbſt bei Gefahr eines Kampfes nicht „geneigt 


P nr) nal: I | 214 7 ohp uch 






ri] a) 
























zeit Friedrich's des Gebifjenen angebörige, Dresden betreffende Vorkon 


— 20 — 


bon dem Segen Des errungenen Friedens fonnte für das Gedeihen und Auf 
blüben der Stadt jchon der bloße Umſtand nicht anders als förderlich werde 
daß ſie endlich aufgehört batte, der Spielball. der verichiedenartigjten Anſprüch 
und Intereſſen zu jein und wieder ımbejtritten im, die Hände eines Fürſte 
übergegangen war, der mit unermübdlicher Thatkraft die meißniſchen Lände 
der Gefahr gänzlicher Zerrüttung entriffen batte und mit Eräftigem Geiſte um 
fräftiger Hand Macht und Selbititändigkeit feines Hauſes zu wahren befäbio 
und entichlojlen war. Allerdings würden die Vortbeile, welche der Stabt au 
biejem veränderten Zuſtande der Dinge entipringen mochten, noch wichtige 
und beveutender geworben jein, wenn Friedrich nicht ſchon wenige Jahre nad 
errungenem Frieden abgerufen worben wäre und wern er nicht, wie Die meijte 
thüringiichen Yandarafen, jeine Reſidenz vorzugsweiſe auf der Wartburg be 
Eiſenach gehabt hätte, wodurd Dresden des unmittelbaren günftigen Einflujjes 
welchen die Hofbaltungen jeiner Kürten auf jeine Entwidelung und jein Auf 
blüben von jeber geäußert baben, verluitig ging. Außer, jeiner Bejtätigun 
ver Dresdener Privilegien und Bürgerrechte finden wir feine wejentliceı 
urfundlichen Belege von Friedrich's Thätigkeit für Dresdens Wohl erbalten 
Doch vernehmen wir, dak ſich der Natb (1319) auf jeine Veranlaffung. ode 
Recommandaiion, wie Wed jagt, an den Papſt wendete, als um dieſe Ja 
durch eine große Waſſerfluth die Elbbrüde bedeutenden Schaden erlitten hatt 
und eines gründlichen Ausbaues bedurfte Es erfolgte hierauf jener vo 
Avignon aus datirte vierzigtägige Ablaß zu Guniten der Streuzfirche und be 
Brüde, deſſen jhon oben (S. 56 u. 65) gedacht worden ilt. Grmähnend 
wertb ijt ferner die in diejelbe Zeit fallende Auspfarrung der Gemeinde J 
Klotzſche, welcder, wie ebenfalls ſchon (S. 59) berührt wurde, der Meißene 
Biſchof Witigo 1921 die Erlaubniß ertbeilte, ſich eine eigene Kicche zu bauen 
In Kriegszeiten, die faum überwunden waren, und jeden Mugenblid wieder 
kommen Fonnten, wohl aud, wie gewöhnlidh Plünderer und Räuber zurid 
aelafjen batten, mochte der entfernten Gemeinde der Kirchweg nach Dresde 
beichwerlich genug geworden jein, denn die bijchöfliche Erlaubnig zur &ı 
bauung einer bejonderen Kirche bezeichnet al& Gründe der Auspfarrung nid 
blos Entfernung, jondern auch Unficherheit des Weges. Andere der Regierungs 

imniſſ 


1 














— 11 — 


mebrfach auszeichnet, mit einer halben Urna (Eimer) Kötfchenbrotaer Weines 
beihenkt, worüber der geſammte Rarh, mit dem Bürgermeilter Nicolaus Münz- 
meter an der Spige, eine Urfunde ausjtellt.*) 

Friedrich's kräftiger Geiſt, der die verhängnißvollſten Pebenserfahrungen 
muihig überwunden hatte, ſcheiterte an dem Genuſſe des Friedens, der endlich 
der Lohn jeiner Mühen geworden war. Am 30. April des Jahres 1322 
wehnte er in einem Kloſter zu Eiſenach einem jener geiltlihen Schaufpiele 
bei, wie jie damals bräuchlidh waren. Es wurde von den Mönchen felber 
aufgeführt und jtellte die bibliiche Erzählung von den fünf flugen und fünf 
tbörigten Jungfrauen dar und als die lebteren vergebens die Jungfrau Maria 
und alle Heiligen anriefen, um Einlaß in's Paradies zu erlangen, verjebte 


dies den Markgrafen, jo erzählt man, in jolche Aufregung, daß er entrüftet 


fragte, was Chrijtenthbum und gute Werke dann nüßten, wenn aud die Für— 
bitte der Heiligen nichts helfen könne und womit jonjt nody Gnade zu erringen 
ki. Ein Schlagfluß mar die Folge feiner Gemüthsaufregung und bis zu 
feinem erit zwei Jahre jpäter erfolgten Tode — am 16. November 1324 — 
and Krankenlager gefeilelt, war er von jener Kataftrophe an nicht mehr im 
Stande, den Regierungsgejchäften jeine Aufmerkjantkeit zu widmen. Gr fand 
feine legte Ruheſtätte im Katharinenklojter zu Eiſenach, von wo jpäter fein 
Grabmal nad) dem thüringifchen Klojter Reinhardsbrunnen gebradht wurde. 
Sein Sohn Friedrich, ſpäter der Ernithafte genannt, geboren 1310, war nod) 
inderjährig, und feine Mutter, die Land: und Markgräfin Elifabeth, über: 
om die Vormundſchaft. Mitvormund war anfänglid Graf Heinrich XVI. 
von Schwarzburg und nach defjen Tode der Voigt von Plauen, Heinrich XIL, 
Kr Reuße genannt, der für feine gute Yandesverwaltung 13283 von Friedrich 
mit Ziegenrück, Zriptis und Auma belehnt wurde. Im Jahre 1329 wurde 
Friedrich vom Kaiſer Ludwig für volljährig erflärt und vermählte fih nun 
mit deilen Tochter Mathilde, mit welcher er bereits jeit 1323 verlobt war. 
Die wettinifchen Ränder, die der Vater wieder vereinigt hatte, waren ungetheilt 
auf den Sohn übergegangen; aber wenn auch die trübe Zeit der Familien— 
zwiſte überwunden war, jo ſtand doc, auch Friedrich der Ernite beim Beginn 
jener Laufbahn am Anfang einer langen Reihe faſt ununterbrochener Kämpfe 
und Streitigfeiten, wovon zwar einige ihren Urjprung in der Seit jeiner 
Ninderjährigkeit hatten und demnach nicht von ihm veranlaßt worden waren, 
die meisten aber dem Sonderungsfampfe der fürjtlichen und abeligen Inter: 
eſſen, dem Widerjpruche zwilchen den adeligen Anfprücden und dem lanbes: 
berrlihen Streben nady Erweiterung der Pehnsherrlichfeit entjprangen. Das 
nembichaftliche Verhältniß zwiſchen Friedrich dem Gebijjenen und dem Könige 
Johann von Böhmen war bald, nachdem Erſterer regierungsunfähig geworden 
Bar, durch einen Schritt geſtört worden, der für des Sohnes Regierungszeit 
ven wejentlichen Folgen war. König Johann hatte jich frühzeitig mit Friedrich 
m Gebiſſenen geeinigt, jeine noch jehr junge Tochter Jutta deſſen Sohne 
zu verloben und in Folge diefer Zuſage die kindliche Braut nad) der Wart: 
burg gejendet, wo fie unter der Obhut der Markgräfin Elifabethb erzogen 
werden ſollte. In der Folge aber hatte jich eine Vermählung des jungen 


Albin Haſche giebt die Urkunde S. 100 nad) einer Gopie in der Handſchrift des 
u8, 


— 02 = 


Kürten mit der Tochter Kaifer Ludwig's des Baiers, Mathilde, als winjchens- 
wertber berausgeitellt und die böhmiſche Prinzeſſin war ihrem Water zurüd: 
geichieft worden. Dak König Johann nicht gefonnen war, eine ſolche Be 
leivigung ungeabndet zu laſſen, beweiſen jeine erneuten und nicht erfolglofen 
Verſuche, in der Mark Meißen wieder feiteren Fuß zu gewinnen,*) obgleid 
es erit 1329 zur offenen Fehde fam, in welcher der Markgraf das bei jeimer 
Verlobung mit Jutta von Johann an ibn abgetretene Görlig und eimige 
andere oberlauſitziſche Beſitzungen verlor, die nach Erlöſchen des ascanijd: 
brandenburgiichen Stammes an Meißen gefallen jein mochten. Auch Dresden 
wurde bei diejer Gelegenheit von dem Gebote der SHeerfolge berührt, denn c8 
batte für ich jelber drei, für das MaternisHospital einen jener Heerwagen 
zu jtellen, mit welchen ſich die Städte außer der Stellung des Fußvolkes an 
den Kriegszügen zu betbeiligen batten.**) Gin Bertrag, welcher 1352 zu 
Stande fam, und im weldem Johann und der Markgraf jich verpflichteten, 
„ibr beyder Yebtage einander gegen alle Keinde, die am ihre Lande tieren, 
bebolfen zu jein,“ ſchien endlich die Streitigfeiten wieder geichlichtet zu haben, 
Uber auch Friedrich's zweite Verlobung mit Kaiſer Ludwig's Tochter gab 
Veranlafjung zu Zwiſt und Kämpfen, die ibren Grund in der bartnädigen 
Widerſetzlichkeit der Reichsſtädte Mühlbaufen und Nordhaufen hatten, welde 
von Ludwig dem Baier bei der Verlobung jeiner Tochter mit Friedrich (13235) 
Letzterem ala Unterpfand für die feſtgeſetzte Mitgift von 10,000 Mark Silbere 
abgetreten worden waren. Hieran reihen ſich jene Fehden mit dem thüringiſchen 
Adel, namentlich gegen die Herren von Treffurt, dann die ſogenannte Grafen: 
fehde, in welcher dem Markgrafen unter Anderen der Erzbiſchof von Mams, 
die Grafen von Weimar, Schwarzburg und Hobenftein, die reußijchen Wögte 
und die Herren von Salga und Viebwerda in blutigem Kampfe gegenüber 
Itanden, während diejer nur von einigen Städten, namentlich Erfurt unter: 
jtüßt wurde, mit welchem er vorber ebenfalls in Fehde gelegen hatte. ine 
durch Vermittelung des Kaifers zu Stande gebrachte „volle Sühne“ (1385) 
bemmte den Kampf und jeine Verwüſtungen nur auf kurze Zeit; derſelbe 
bradı bald und fait mit noch auägebreiteterer Betheiligung der thüringiſchen 
Großen auf's Neue aus und wurde wenigitens binjichtlich feiner nächſten Ber: 
anlajjungen durdy den Frieden von Dornburg, im Julius 1545, aljo nur 





1 * ya * 
Dam 1) am sog ua 


Mr N Mr 


u — 


| L % i . * 
—— u. — —— —R CR Br .. 


Ne ern hr ; ce m - 


er 





— 104 — 
damaligen Zeit, größtentheil® fromme Stiftungen und Bermächtniffe enthalten⸗ 


ben Teſtaments erfüllte, das er bei Gelegenheit feiner Betheiligung an dem 


Kriege zwijchen Edward II. von England und Philipp von Valois (1339), 
für den Fall, daß er babei jeinen Tod fände, aufgejett hatte, Seine Stif 
tung galt dem St. Barbara-Altar in der Kreuzkiche, deſſen Vicar zur Belle: 
rung jeines Einkommens bier Schod breiter Groſchen von der Precarie (Bete 
des Dresdener Diſtricts zugewiejen erhielt. Dak aber Friedrich der Ernſt— 
bafte feinen lieben und getrenen Bürgern von Dresden auch entgegen fam, 
wenn es galt den froben Lebensgenuß zu fördern, beweilt ein Privilegium 
vom Jahre 1338. Rathsémitglieder und Geihworene verfammelten ſich zum 
seite der Wein-Ernte zu einem froben Mable, „bei welchem fie immer volle 
Becher („ealices foeeundos“) zu leeren pflegten,“ wie es in der Urkunde beikt, 
und um ihnen zu biefem Feſte behilflich zu jein, gejtattete ihnen der Mark— 
graf (1338) aller vier Jahre bei diejer Gelegenheit einen Hirſch in der 
Drespener Heide zu erlegen, aber mit ber eigenthümlichen Clauſel, „wenn fie 
eines folchen babbaft zu werben vermöchten“ — eine Bejtimmung, melche bis 
zu Johann Georg’8 II. Zeiten in Kraft blieb, welcher im Jahre 1657 bafür 
alljährlich zwiſchen Egidy und Michaelis einen Hirſch zu "pirjchen unb bem 
Rathe zu überliefern befahl. 

An der Spibe des Rathes ſtand damals Nicolaus Monetarius oder 
Müngmeiiter. Die Familie, deren Namen er trägt, gehörte zu jenen uf: 
geſehenen Bürgergejchlechtern, die uns allmälig auch in Dresden entgegen: 
zutreten beginnen und bie, wie bie Große, Die Außmänner, die Bud 
linge, die Kundiger — nach welchen die jetzige Breitegaſſe, welche ſie zuerft 
anlegten, früher den Namen der Kundiger-Gaſſe führte — die Uhlemann 
und Andere, durch ihre Beſitzungen und Stiftungen von dem Aufblüben des 
Bürgerftandes erfreuliches Zeugniß geben.*) Wie viele bürgerlihe Ramilien, 
jo mochten auch die Dünzmeifter ihren Namen von dem uriprünglichen Gejchäfte 
oder Amte — bier die Bejorgumg der jtädtiichen Münze oder der Verwaltung 
des Münzweſens — angenommen baben, dem jie Neichthum und Anſehen 
verbankten. Die zur Ausübung des Münzregals (f. oben ©. 46) am ver: 
jchiedenen Orten des Landes beftehenden Münzitätten waren nämlidy anfüng: 
(ich großentheild in den Händen befonderer Perfonen (Münger) oder Korpe- 











- HU — 


bejonderse die Tuchmacher und Wollenmweber, die und als eine gegen die 
Stadtobrigfeit jtreitende Partei entgegen treten. gr: ihen durch Friedrichs 
des Kleinen Beſtimmungen vom Jahre 1295 (ſ. Seite 88) namentlich ber 
Tuchverkauf der Gewandſchneider und Tuchmacher ‚gewwiffen Satzungen und 
Regeln unterworfen worden, ſo ſcheinen gerade dieſe Anordnungen im Laufe 
der Zeit von den Betreffenden mehrfach angefochten worden zu ſein, da jeden— 
falls im Intereſſe der freieren Thätigkeit und Entwickelung der Korporation 
verſchiedene Abänderungen nöthig geworden ſein mochten. Wie es ſcheint, war 
das Verhältniß zwiſchen Wollenwebern und den eigentlichen Gewandſchneidern 
(Tuchverfäufern) der weſentliche Grund der Beſchwerde. Friedrich der Ernſte 
mußte 1345, wo er ſich in Dresden befand, als Vermitteler zwiſchen Rath 
und Tuchmachern auftreten und befiehlt bei dieſer Gelegenheit ausdrücklich 
daß nicht blos die Genoſſenſchaft, ſondern auch der Rath an den Buchitaben 
ver „Privilegien“ jich zu halten hätten und zu gemeinem Nutzen ber Stadt 
auf gütlichen Vergleich bedacht ſein ſollten. Der hierauf bezügliche mark— 
gräftiche Erlaß ſpricht von langen zwiſchen dieſem Handwerke und den Raths⸗ 
leuten und Geſchworenen ſtattgefundenen Streitigkeiten, die allerdings durch 
dieſe Mahnung keineswegs erledigt worden zu ſein ſcheinen, denn die unrubigen 
Wollenweber bleiben auch noch fernerhin Gegenſtand beſonderer Aufmerkſamkeit, 
während von anderen Presdener Handmwerfögenofienjchaften noch kaum die 
Mede iſt. Diefe Aufmerkſamkeit ijt ein Beweis von dem bebarrlicen Streben 
dieſes Handwerks nadı Erweiterung oder Vervollkommnung jeiner Gerechtſame, 
wenn auch bie Mittel, durch welche es jeinen Jwed zu erreichen juchte, midht 
immer gebübrende gewejen jein mögen. Scen 1353 jab ſich Friedrich ber 
Strenge veranlakt, den Dresdener Wollenwebern (durch einen von Meißen 
aus datirten Erlaß) zu geitatten, Tücher jeder Karbe und jedes Werthes zu 
fertigen, worin ſie jeitber wabrjcheinlich beicywänft gewejen waren, und jie 
ihrer Site gemäß zu verfaufen. Die Dresdener Wollenweber mochten ſich 
durch den ohne Zweifel ſchon ſehr lebhaften Handel mit fremden Tüchern, 
dem in der Verordnung Friedrich des Kleinen beſonders vorgeſehen war, 
mannigfach beengt fühlen und größere marktliche Berechtigung ihrer eignen 
Produkte beanſpruchen, wohl auch mit der fremden Waare Concurrenz machen 
wollen. Schon in der erwähnten —— — Drednung von 1295 wurde 


—3* 








— IS — 


Entſchluſſe zu befeſtigen. Karl drohte ibm durch eine beſondere Geſandtſchaft 
mit ſeiner eigenen Ahndung und der des Papſtes, ſcheint aber auch gleichzeitig 
wicht bie Anwendung gütlicher Mittel verſäumt zu baben, wenn es gegrimndet 
ift, daß er dem Markgrafen für Entſagung der Krone die‘ Summe non 
10,000 Mark Silbers gezablt babe. Gleichzeitig mit dem Markgrafen von 
Brandenburg erichien auch Graf Günther von Schwarzburg in Dresden, der 
ſich troß Friedrich's freundſchaftlicher Warnung bereit erklärte, bie Mahl an: 
sunebmen, am 30. ‚Januar 1349 jtatt des Marfarafen Friedrich auch wirklich 
gewählt wurde, aber ſchon ſechs Monate ſpäter, kurz vor ſeinem Tode, wiedet 
zurücktrat, worauf endlich Karl IV, allgemein erkannt wurde, Bald nachdem 
Friedrich entjchieden abgelehnt hatte, erichien Karl IV. (1348) in Dresden | 
und der auf’s Nene bedroht gewejene Frieden des Landes ſchien durch ein 
erneuerte® Bündniß mit Böhmen wieder dauernd gelichert zu jein. Karl kam 
(nad Wed) mit „jeinem Sobne, dem Herzog Johann von Kärnthen, Grafen 
zu Tyrol”, und verweilte einige Tage „in Freundſchaft bei jeinem alva ver 7 
Jeit rejidirenden Oheim und Fuͤrſten, Sandgrafen Friedrich dem Erniten.* | 
Das bei diejer Gelegenheit zwijchen den beiden Fürſten für ſich und ibre 
Erben zu Dresden abgejchlojjene Bündnik war nur eine Erneuerung der früberen 
Sinigungen vom 6. Junius 1332 (gwijchen König Johann von Böhmen uns 
dem Yandgrafen Friedrich von Thüringen) umb vom 20. September 13447 
(zwilchen Karl, damald Markgrafen von Mähren und Friedrich), welche letztere | 
zur bejonderen Betätigung des freundjchaftlichen Berbältniffes dieſer Fürſten | 
zugleich mit einem vorläufigen Ehebündniß zwijchen ihren Kindern verbunden” 
gewejen war, in welchem Karl gelobt, über acht Jahre einer jeiner Töchter, 7 
die er bereits hätte oder die ibm Gott noch bejcheren würde, mit einem big 
dahin noch unbemweibten Sobne des Markgrafen zu rechter Ebe zu geben un 
jie mit einer Morgengabe von 10,000 Schock breiter Prager Grojchen aus 
zujtatten, während der Markgraf diefer jeiner zufünftigen Schwiegertochter zum 
Peibgedinge machen jollte: Stadt und seite Dresden mit dem Hofe dajelbit, 
das Haus zu Tharand, das Haus und Städtchen Radeberg mit Wäldern, 
Wieſen, Wäſſern, Fiſchereien, Wildbahnen, Dörfern, Gerichten, Manufchaften, 
Zoöͤllen und Münzen und mit allen Ehren, Rechten und Nutzen, „beſucht un 
unbejucht“ wie jie Namen baben möchten, die zu den drei Reiten gehören und? 
hört habs In Ja Sau Engın E set hl u nen alnaen Le ea DET naeh Jrrro ahahe #) 






— — un 








— 1090 — 


Wie immer löjte der Schreden, der bieje vernichtende Geißel begleitete, 
alle Banden der Yeidenfchaft. Bezeichnete man auf der einen Seite als Ur- 


ſache der Peſt eine Vergiftung der Luft durch eine ungeheuere Menge in 


Aſien Erepirter Heujchreden, jo juchte andererjeits das Volk die Urſache in 
einer Vergiftung der Brunnen und bürgerlihe Mißgunſt und religiöfer Wahn: 
jinn lentten jeinen Bli auf die Juden, als die Urheber diefer Unthat — 
eine Grjcheinung, bie in jener und jpäterer Zeit mehrfach wieberfehrt und mit 
ibren Folgen der chriſtlichen Gejellichaft immer auf's Neue ven Stempel bes 
fanatiſchen Haſſes auforüd. Das Volt warf jich gleichſam mit ber Ber: 
zweiflung des legten Stampfes, die aber ſelbſt im Angeſicht des grauenvollen 
Peſttodes nicht frei zu ſein jchien von Eigennuß und von Gelüjten nad 
jübiihen Schäßen, auf die Unglüdlichen, welche, um bie ganze Ebriftenbeit 
auszurotten, jene Peſt verurjacht haben jollten, die in ihren Verbeerungen 
feinen Unterfchied machte zwijchen Ehrilten und Juden. Bon gleichem Schrecken 
ergriffen, machten, wie es ſchien, Fürſten, Obrigfeiten und Volk im dieſem 
Verfolgungsfanatismus gemeinfame Sade und die Vernichtung der Juden 
ichten ein allgemeines Gebot geworden zu fein, dem man mit allen Mitteln 
nachlommen mußte. Wer nicht an die allgemeine Kabel von der Vergiftung 
der Brunnen und Bäche glaubte, fand in dem berüchtigten Wucherweſen der 
Juden eine genügende Beranlafjung, dem Fanatismus ſich anzuſchließen 
Viele aus allen Ständen mochten den Iſraeliten bebeutende Summen ſchulden 
und wie früber oder fpäter die Nachricht von der Opferung eines Chriſtenknaben 
oder bie Bejchuldigung anderer jchwerer Verbrechen, jo bot jeßt der Schreden 
der immer weiter jich verbreitenden Peſt mit der ihr zugejchriebenen Urſache 
eine günjtige Gelegenheit zur Vernichtung mancher Rechnung durch Vernichtung 
des Gläubigerd. Folter und Scheiterhaufen oder Verbrennung der den Juden 
angewiejenen abgejonderten Stadtviertel, wo man nachher bie gejchmolgenen 


Metalle gierig aus der Aſche berausjcharrte, dies waren die Vertilgungsmittel, 


weldyen tauſende von Juden ohne Unterſchied des Alters und Gejchledytes er: 


lagen. In Mainz 3. B. follen 12,000, in Straßburg 2000 Juden auf” 
diefe Weiſe verbrannt worden jein. An mandyen Orten baute man große 
Brennöfen oder man trieb die unglüdlichen Opfer in hölzerne Schuppen, die 
man dann in Brand jtedte. Viele Juden verbrannten ſich jelber mit ihren 








— UI — 


Der Fanatismus, den der von Land zu Land ziehende vergiftende Reit: 


bauch anfachte und nährte, äußerte fich in zweifacher Art, indem er auf der) 


einen Seite in den erwähnten Gräueln und Untbaten Befriedigung juchte und’ 


auf der anderen — ein nicht minder abjchredendes Bild jittlicher Sntartung 
— nach einer Reinigung und Buße griff, die in ihren Formen ebenfo umvein 
ald unjinnig war. Vom Frühjahr bis zum Herbſt des jahres 1349 durdh⸗ 
zogen namlich, von dem durch das große Sterben erwedtten Bußeifer unter— 
ſtützt, abermals große Schaaren von jenen Geißlern oder Flagellanten, 
auch Kreugbrüder genannt, ganz Deutjchland, welche bereits ziemlich ein Jahr— 
hundert rüber ihr Unweſen getrieben batten (j. Seite 81). Bald wiber 
ballte ganz : Deutjchland von ihren Geißelſchlägen und Bußliedern, aber auch 
ſie zeichneten ſich vor Allen als fanatiſche Verfolger der Juden aus. Meißen 
ſcheint diesmal ſogar die Gegend geweſen zu ſein, wo einzelne Schaaren 
dieſer Geißler jich gruppirten und, von der Theilnahme des Volkes begleitet, 
meiterbin jich verbreiteten; vor Magdeburg erichien zuerſt eine Schaar Geißler 
von Pirna am Kreitag in ber Ofterwoche, dagegen wurden jie aber aud in 
Meiken durch die geiftlihe DOberbebörbe, ven energiſchen Biſchof Xobanne 
von Eijenberg am eriten wieder verjcheucht, bis endlich eime päpitliche Wer: 
bietungsbulle diefen weder von den weltlichen, nody von den geiftlichen Fürſten 
gebilligten Geiklerfabrten au im übrigen Deutichland wieder ein Ende made 
Mit dem Geißlerunfuge verlor jih auch die Veit, die der Mefrain der bu 
ben Bukübungen gebräuchlichen Geiklerlieder : 

„Run hebet auf all’ eure Hände, 

Dat Gott dies große Sterben wende, 

Nun bebet auf all’ eure Arme, 

Daß ſich Gott über und erbarme!“ 
weder abzumenden, noch zu vermindern vermocht hatte, 

Mitten in biejer trüben Seit innerer Zerjtörung und Wufregung Jar 
Friedrich der Ernſte in jeinem beiten Alter (59 Nabre alt) am 18. Novent 
ber 1349 auf der Wartburg, von we aus feine irdifchen Meberrefte nad bet 
von ihm gejtifteten Andreaskapelle im Altzelliihen Klojter abgeführt wurden 
Von feinen vier Söhnen, Friedrich, Baltbafar, Ludwig und Wilhelm, üben 
nabm Friedrich, als Alteiter, damals zwar erit 17 Jahre alt, für jid um 


1 
Et SE Ri 

















— 113 — 


d im Namen jeiner minderjährigen Brüder, des vreizehnjährigen Balthaſar 
d des jechgjährigen Wilhelm, die eigentliche Leitung der Regierungsgeichäfte 
ernommen hatte. Cr allein war (1350) in Bauten gewejen, um für ſich 
id jeine Brüder die Failerliche Belehnung zu empfangen. 

Auch Friedrich der Strenge, von jeiner näheren Umgebung auch der 
wundboldige genannt, jäumte nicht, die Bürger zu Dresden, wie es jeine 
fahren gethan, in allen Rechten und Ehren, „die jie zu recht und billig 
ben jollen und von Alters her bei feinen Eltern gehabt haben“, zu be: 
tigen. Im nächſtfolgenden ‚Jahre (1351) finden wir ihn in unjerer Stadt, 
» er, wie wenigitend Med erzählt, von dieſer Zeit an bi8 zum Jahre 1357 
er fih und in Vormundſchaft feiner Brüder Hof gehalten. Er begann 
mlich in dem genannten Jahre (1351) die Kleine Kapelle, mit welcher jeither 
e Barfüßermöndye jih hatten begnügen müfjen, aufzubauen und ihr die 
eitalt zu geben, wovon noch ‚lange der Chor und der älteite - Theil des 
chiffes Zeugniß gaben. Sein und jeiner Gemahlin Katharina, einer ge= 
renen Gräfin von Henneberg, in Stein gehauenes, außen an dem Eingange 
ef der Südſeite angebrachtes Wappen jchien dies zu beftätigen (ſ. Seite 72). 
Yoh meint Wed, dag jeine Gemahlin dieſen Bau auch für ſich ange— 
rmet haben Fönnte, da aus jpäteren von ihr bejiegelten Urkunden ber: 
srgehe, daß jie dieſe beiden Schilde, den meißnijchen Löwen und die henne- 
ergiiche Henne allein, ſonſt aber Feiner anderen Provinz ‚Zeichen in ihren 
Rappen geführt hätte.*) ine andere topographijch interefjante Ueberlieferung 
jmer Zeit ijt eine von Friedrich den Dresdener Bürgern ertheilte Erlaub— 
mp”) vor dem Srauenthore (ante valvam beatae Virginis) einen Fiſchteich 
er eine Fiſcherei anzulegen, der zugleich zur Befejtigung der Stabt beitragen 
iellte, wobei jedoch der Markgraf fi und feinen Erben bie Fiſche in ben 
Stabtgräben vorbehielt. Das Frauenthor, das in diejer Urkunde zuerjt ge: 
konnt wird und bis zur Aufführung der umfänglichen Befeſtigungen unter 
Kurfürit Morig (1546) beitand, befand ſich am Stabtwalle, der Mündung 
der heutigen jyrauenjtraße zum Neumarfi und führte von dem Stabtwalle ober 
der Stabtmauer aus, der ji zu Morik’ Zeit von der alten Kreuzpforte, am 
Ausgange der jetzigen Kreuzitraße (jpäter Salomonisthor), über den Raum 
ver heutigen Moritzſtraße bis an’8 Schloß eritredte, über eine Brüde nad) 
der alten Frauenkirche und Frauenvorſtadt. 

Die trüben Erjcheinungen, die frühere Theilungen dem wettinischen 
Hanſe gebracht hatten, jchienen die brüderliche Einigkeit in Bejig und Regierung 
der ererbten Länder auch dann noch vor der Gefahr einer neuen Theilung 
ſchützen zu wollen, als Friedrich's Brüder jo weit heran gewachſen waren, 
daß jie an der Regierung größeren perjönlichen Antheil nehmen konnten, 
denn jie jchlojjen noch 1356 zu Gotha, auf bejondere Veranlafjung ihrer da— 
ſelbſt reſidirenden Großmutter Eliſabeth, Friedrich's des Gebiffenen Mittwe, 
men Vertrag, der eine vollitändige Gleichheit unter ihmen jicherte. Sie 
wellten ewig bei einanber bleiben, „aljo daß alle Zeit, die jie lebten, ihr Ding 
ein Ding fein und ihre Lande und Leute einem wie dem anderen zu Gebote 





) Bed S. 255; Horn aa. O. S. 22. 
Sei ‚ ),Uatam Dresden Sabbato ante Georgi 1353. S. Haſche's Urfundenbud 
e 124. | 


8 


— — — 





— 


ſtehen und unterthänig jein ſollten; daher wollten ſie ſich nimmer ſonder 
noch theilen aus ihren Landen und Gütern, die ſie jetzund hätten und ncı 
gewinnen würden, aud) einander geberjam und berathen jein zu Fromme 
ihrer Yande und Yeute, ferner ohne ihre ‚geborenen Räthe die, Herrichafte 
und Güter nicht verleihen nody vergeben; ingleihen jollten. die Räthe all 
Aufläufte und Zwietracht zwijchen ihnen aütlich jcheiden.”*) Es feblt nid 
an Zeugniſſen fortvauernder und ungeitörter Semeinjchaftlichfeit und Einigke 
der Brüder, und nad) den Altzelliichen Annalen bielt Friedrich der Strem 
bis an jenen Tod mit jeinen Brüdern und deren Gemablinnen jogar einerl: 
Hoflager. Friedrich und Baltbajar waren in demjelben Jahre, wo jie dieſe 
Vergleich ſchloſſen, in Yeipzig und erliegen von bier aus die Erklärung, da 
ſie bon den „bejcheidenen Bürgern zu Dresden und von der Stabt bdajelbi 
feine joldye Bete mebr nehmen und fordern wollten, wie ihnen zur Steut 
ihrer Schulden die Bürger jetzt gegeben bätten,“**) Es gebt daraus hervor 
daß bie fürjtlichen Brüder wahrjcheinlic in Folge dev zablreichen Fehden 
wodurd ihre Regierung ſich auszeichnet, ſich genötbigt gejeben hatten, aufer 
ordentliche oder perfönlihe Beten oder Precarien aufzulegen, die von bei 
duch Gewohnheit und Herkommen zu jährlichen Abgaben (Nabrrenten) ge 
worbenen Verpflichtungen diejer Art wohl zu unterjcheiden find, daß aber aud 
die Bürger diefelbe Klage erhoben baben mochten, die ſchon Friedrich de 
Kleinen 1305 au der matürlich nur ibn perjünlich bindenden Zuſage veran 
laßt hatte, zeitlebens feine willfürlide Schatung mebr von jenen. Bürgen 
zu fordern. 

Der Schauplab der gegen geijtlihe und weltliche Herren gerichtete 
mannigfadhen Fehden, welche, die meißniſchen Fürjten während. dieſer Zeit zu 
beiteben hatten und die zum Theil zu nicht unerheblichen Erwerbungen führten 
war vorzugsweiſe in Thüringen und dem Oſterlande, wo der mädytige Abe 
noch immer jeden Augenblid bereit war, ben Landesherrn mit dem Schwert 
in der Hand enigegenzutreten. Doch finden wir auch aus diefer Jeit bewegte 
Kämpfe manches vollgültige Zeugniß von der Markgrafen treuer Sorgſamtel 
für die inneren bürgerlichen Angelegenbeiten ihres Gebietes, Unmittelbar nad 
Erledigung ber Fehde mit dem hochmüthigen Abte von Fulda (1361), u 
deſſen Demütbigung die tbüringiihen und heſſiſchen Landgrafen ſich verbunde 


’ Hıtı, r 44 him — Mn J 
















m 44 J = 






- 41 — 


Stadt verwenden jollte. Bald darauf fam Friedrich nach Dresden und erörterte 
und tchlichtete die zwijchen dem Mathe und den Tuchmachern ausgebrochenen 
Foiſtigkeiten (j. Seite 106). 

Ein ſchönes Zeugniß der Cinigfeit und frommfinnigen Fürſorge der 
Fürften für ihre Lande im Allgeineinen und für Dresven ind Bejondere finden 
wir in einem Briefe des Meißener Biſchofs Konrad I. (1371), worin diejer 
den von den Markgrafen Friedrich, Balthafar und Wilhelm in der Nicolai: 
firhe errichteten und mit jährlichen Einkünften begabten Altar „zur Chre 
Gottes und ber heiligen Nungfrau Maria und des heiligen Maternus” mit 
Beiſtimmung des Meißener Kapitel und des Vorſtehers ber Dresdener 
Parochialkirche, Ramfold von Polentzk, confirmirt (ſ. S. 72), die von den 
Markgrafen hierzu beſtellten zwei Altariſten (einem Principal und Secun— 
darius) mit den gehörigen Inſtructionen verſieht, zugleich aber auch im All— 
gemeinen rühmend den frommen Gifer der Markgrafen für Kirche und Geiſt— 
\ihteit, für Erbauung und Ausftattung von Gotteshäufern bervorbebt.*) 

Es darf und aber dieſes Zeugniß frommer Wirkſamkeit keineswegs 
zugleich als Beleg einer den Markgrafen vergönnten beſchaulichen Ruhe gelten. 
Vielmehr fällt es ziemlich in dieſelbe Zeit, wo eine neue ernſte Fehde die 
ganze Aufmerkſamkeit und Thätigkeit der fürſtlichen Brüder in Anſpruch zu 
nehmen begann. Der Braunſchweiger Herzog Otto der Quade oder der 
Tapfere, der Neffe des heſſiſchen Landgrafen Heinrich's II., wollte ſeine Hoff: 
ungen oder Anſprüche auf das heſſiſche Land gegen den Landgrafen Her— 
nann, Heinrich's bevorzugten Enkel, mit Gewalt zur Geltung bringen und 
hatte zu dieſem Zwecke, von dem unzufriedenen Adel und dem herrſchenden 
Confoͤderationsgeiſt jener Zeit unterſtützt, den mächtigen Bund der „Sterner“ 
in's Leben gerufen, dem außer dem Abte von Hirſchfeld acht der reichſten 
Grafen und 2000 Ritter aus Heſſen, vom Rhein, aus Weſtfalen, der Wetterau, 
Sachſen, Franken und dem Stifte Fulda angehörten und der aus dem Wappen 
ſeines Anführers, des Grafen von Ziegenhayn, den Stern als Bundeszeichen 
entlehnt hatte. Die heſſiſchen Landgrafen ſchienen nicht ſtark genug zu ſein, 
den Kampf mit einem ſo mächtigen Bunde allein auszufechten und verbündeten 
ſich zu dieſem Zwecke mit dem Landgrafen von Thüringen. Die Folge dieſes 
Lündnijfes war die Erbverbrüderung Heinrich's und Hermann's von Heſſen 
mi Friedrich, Baltbajar und Wilhelm vom 9. Junius 1373, in welcher jich 
die verbündeten Fürſten zu Eſchwege brüderliche Unterſtützung bei jeder Ge— 
Inenheit und gegenjeitige Beerbung gelobten, im Fall eines ihrer Häuſer 
m männlichen Stamme erlöfchen jollte. Dieje Erbverbrüderung wurde wm 
13. December vesfelben Jahres vom Kaiſer Karl IV. zu Prag beftätigt, und 
& eriolgten nun die gegenjeitigen Huldigungen in ven Städten und Schloſſern 
der meißniich-thüringifchen und heſſiſchen Länder.*) Das Haus Mettin ges 
wann durch diefen Bund die nahe Ausjicht auf eine Erbfolge in Heſſen un 
Heilen die Waffenunterſtützung, deren es jo dringend bedurfte und mit deren 
Silit der Kampf gegen die Sterner, in welchem ſich außer Friedrich beſonders 
deſen Bruder Balthajar durch Tapferfeit bervortbat, bald (1375) völlig ent: 

Idieben wurde. 


*) Calles: Series Misn. Episc. S. 250. 
*) Bergl. Weiße’ 3 Kurſächſ. Geſch. Th. 2, S. 101: v. Rangenn’s Herz. Albr. S.110. 
8” 





116 — 


Während die meißniſchen Fürſten durch dieſe und andere Fehden in 
anderen Theilen ihres Gebietes fait fortwährend bejdyäftigt waren, finden mir 
in der Markt Meißen eine andere ihnen feindlihe Macht thätig, die zwar nicht 
mit Gewalt der Waffen, aber besbalb nicht minder erfolgreidy alte Pläne 
wieder lebendig zu machen ſuchte. Auch Karl IV, nämlich jchien das Bemüben 
feiner Vorgänger, die Mark Meißen mit Böhmen zu vereinigen, noch nicht 
aufgeben zu wollen. Die wiederholten, mit Zuſicherungen gegenfeitigen Schußes 
verbundenen Erbeinigungen zwijchen Meißen und Böhmen (wie am 2 
December 1348, am 6. Februar 1350 und dann erjt wieder am 1. Mär 
1558) waren offenbar fein Hinderniß derartiger Beitrebungen, Es waren 
allerdings nur friedliche Mittel, deren Karl IV. jich bediente, um dev böhmiſchen 
Krone den alten Ginfluß in der Mark Meißen wieder zu geminnen oder zu 
erhalten, Er folgte hierin dem Beifpiele  jeines Vorgängers, des Königs 
Johann: Wie diejer, aber mit größerem Erfolge, war er mit Eluger Weber: 
legung darauf bedacht, meißniſche Städte und Schlöffer durd Kauf am ſich 
zu bringen und meißniſche Edelleute zu veranlaffen, ſich der böhmischen Krone 
unterzuorbnien und von ihr ihre Güter in Lehn zu empfangen. Wie jchen 
1327 unter König Johann die Herren von Plauen mit all’ ihren Herrichaften 
(Stadt Plauen und den Schlöfjern Yubau, Johannsgrün, Schöne, Plonswitz, 
Stein, Triebel und Gaßendorf) und 1341 die Buraarafen von Dohna, 
Friedrich und Dtto, genannt Heyde, als Yebnsleute der böhmiſchen Hoheit 
ſich untergeordnet hatten, jo folgten diefem Vorgange unter Karl IV, 1353 
Hinken Duba von Berka, 1356 die Herren von Wildenfels, 1361 die Herren 
von Schönberg (durch ein Bekenntniß, daß jie jeit alter Zeit ihre Herrichaft 
von Böhmen zu Lehn hätten), und 1368 Thimo von Colditz, der fein Schloß 
und die Stadt Eoldib mit 52 Dörfern von Böhmen zu Lehn nabm, ben 
jo kaufte Karl 1357 die Stabt Reihenbady mit Jubebör.*) Gleiche Aus: 
breitungsverjuche auf geiitlichem Gebiete, die nichts Gieringeres bezwedten, als 
das Hocdjtift Meißen dem Prager Erzbisthum unterzuordnen, ſcheiterten an 
der Energie des Meikener Biſchofs Johannes von Eiſenberg (gejt. 1370), der 
dem Haufe Wettin treu ergeben, die Selbititändigkeit feines Stiftes zu wahren 
wußte. Gin Ablaßbrief des Prager Erzbiichofs Johannes vom Jahre 1369 
für die Minoritenklöjter in Dresden, Meißen und Freiberg jcheint mit jenen 

















— 15 — 


theilten ſich zunächſt behufs ber Sonderung ihrer Einfünfte in die drei Ränder, 
Meißen, Thüringen und Djterland, und das Loos wies Friedrich das Diter: 
land, Balthajar Thüringen und Wilhelm Meipen zu. Sie verfpradhen ben 


Dertern, die ihnen gebührten, getreulich vorzujtehen, tie zu beſſern, zu beſtellen 


und zu gebrauchen, wie jie es am beiten vermöchten, — „obne Gefehrde, 
darınnen feiner dem anbern ſprechen, noch baran hindern jolf,“ Aber bie 
wichtigiten Megierungsrechte, wozu man die höchſte Gerichtsbarkeit, die Aus: 
ichreibung von Steuern oder Beten, Beräußerimgen und Berleibungen jeder 
Art und Kriegsankündigungen zäblte, jollten von den drei Brüdern noch 
immer zugleich ausgeübt werden, Zum Behufe der höchſten Gerichtsbarkeit 
wurbe eim gemeinjchaftliches Gericht niedergeſetzt, dagegen blieb jedem ber 
Brüder die niedere Gerichtöbarfeit vorbehalten, die aud dann geübt werben 
jollte, wenn die Bewohner verſchiedener Yandestheile in Streitigkeiten gerietben, 
und als beren Siße für das Djterland die Städte Altenburg und Weißen 
fels, für Thüringen Edarbsberge, für Meißen aber Rochlit genannt werben. 
Steuern und Beten wollten die Brüder nur „eintrechtiglichen mit einander 
nehmen“ und Kriegsanfündigungen mußten beim Widerjpruche zweier Brüder 
unterbleiben. Auch die Bergwerfe und die damit verbundene Münze, die Stadt 
xreiberg mit der Jahrrente und dem Stadt: und Berggerichte blieben gemein: 
ichaftliches Gut; dagegen jollten die Paſſiven, die mit den Juden contrabirten 
Schulden, berechnet und auf gleiche Weije vertheilt werden.*) Ehe die Friſt 
dieſes Rergleiches abgelaufen war, jtarb — der Strenge am 26, Mai 
1381 in Altenburg, im 49. Jahre feines Yebens, im 53, feiner Regierung. 
Er war der lette von den meißniſchen Fürſten, die im Altenzelle begraben 
wurden (j. ©. 46). Um auch unter jeinen Nachtommen die Einigkeit zu 
erhalten, welche nach manchen früberen Kämpfen und Zwiſtigkeiten zwiſchen 
porangegangenen Stammgenojjen von den brei Kürjtenbrüdern ala ein folk 
bares Gut treulich bewahrt und gebütet worden war, batte er kurz vor jeinem 
Tode (21. April 1381) die beiden älteren jeiner drei Söhne, Friedrid (nad): 
mals Friedrich der Streitbare, geb. 29. März 1369), Wilhelm (geb. 1370) 
und Georg (geb. 1380), durch einen bejonderen Vertrag zu dem Angelöbnif 
verpflichtet, all’ ihr Yebtage bei ihrer Mutter, Katharina von Henneberg, zu 
bleiben und zu jein, „alldieweil fie lebte,“ auch ohne Widerſpruch ihr immer: 














120 — 


hatte, Wilbelm aber (jeit 1566 mit Elijabetb, Johann's von Mähren Tochter 
vermäblt) kinderlos war, ſo war die oiterländiiche Yinie offenbar im vollen 
echte, dieſen einjeitigen Vertrag fir ungültig zu erflären, worauf dann, 
allerdings erit am 11. März 1405, zu Freiberg ein neuer Vertrag zu Stande 
fam, durch welchen die ofterländiichen Brüder Ariedrih der Streitbare und 
Wilhelm der Jüngere (Georg war bereits 1401 gejtorben) in den Erbverein 
mit aufgenommen wurden.*) Es jollte nadı dieſem Bertrage die Yandaraf- 
ſchaft Thüringen, wenn Baltbafar obne männliche Nachkommen jtürbe, an 
Wilbelm den Aelteren und jeine Neffen oder deren Erben fallen, doch jollte 
ſich Wilhelm im Voraus, wie es jcheint, gewiſſermaßen als Erſatz für Auf: 
bebung des eriten Grbverfrags, zwei thüringiſche Schlöjjer kieſen Fünnen, ein 
Recht, das auch jeinem Bruder Balthajar, der mit jeinen Neffen bei Wilbelm’s 
finderlojen Ableben deſſen Hinterlafienichaft erben jollte, zugeitanden wurde, 
nur mit dem Vorbehalte, daß bdiefer im Voraus Meißen und Drespen, 
wahrjcheinlich ibrer Bedeutung wegen, nicht erfiefen dürfte, welche Drte, viel: 
mebr nebjt der andern Hinterlaffenjchaft balb auf Baltbafar und jeine Erben, 
balb auf Friedrich und Wilbelm den Jüngeren fallen follten. Die von Friedrich 
dem Gtreitbaren und Wilbelm dem Küngeren unbeerbt binterlaffenen Güter 
jollten in gleicher Weile an ihre Obeime oder deren Erben fallen. 
Wilbelm IL over der Ginäugige, nad Einigen zu Meißen, nad Anderen 
zu Dresden (19343) geboren, war jomit durch die Chemniger Theilung jelbit- 
tändiger Herr ber Marfgrafichaft Meißen geworden. Nach dem Seuamik 
jeiner Zeitgenoſſen ber weifeite Fürſt jeiner Seit, bat er jeine jelbjtjtändiae 
fünfundzwanzigjährige Regierungszeit durch verſchiedene nicht unbedeutende 
Ermwerbungen, ſowie durch einige erfolgreidye, namentlich gegen übermächtigt 
Vajallen gerichtete Kämpfe gekennzeichnet, die ibm in der Gejchichte der merk: 
nischen Fürſten ein rubmoolles Andenken jibern. Seine Werdienite um jeine 
Reſidenz Dresden jind jedenfalls vielfacher Art, wenn jie auch nur durch ver: 
einzelte urkundliche Angaben kenntlich werden. Nach Tylich, dem Fortſetzer 
ber ‚Altzelliichen Annalen, **) joll er das Schlof zu Dresden neu erbaut ober 
wenigitens erweitert haben (j.-S. 5). Dürfen wir dieſe Angabe für richtig 
balten, jo mag Tie uns zugleich als Beleg gelten, dak auch Wilhelm an Pracht 
und Yurus jeines Hofitaates denjenigen jeiner Stammgenoſſen nicht nachitand, 


Li 7 1 f — 


= 











na ns — ee — | 


| 
| 


— 1211 — 


weile geiitliche Hanplungen, fromme Stiftungen und andere Zeugnilje ven 
dem regen Eifer des Fürſten wie der Bürger für die Religion und die frommen 
Bräuche jener Zeit. So tritt uns Wilhelm I als jelbitjtändiger Marfgraf 
im Jahre 1383 in einer aus Rochlitz datirten Urkunde entgegen, worin er 
befennt, dag er neun Schod Geldes zu dem Nltare gegeben und geeignet 
babe, welchen Hans Ziegler, Münzmeifter zu Freiberg, in der Kreuzkirche zu 
Dresden an dem Pfeiler unter dem Bilde unferer lieben Frau zu Ehren der 
beiligen Jungfrau St. Dorothea geitiftet hatte, ſowie daß genannter Ziegler 
md jeine Erben diefen Altar leiben jollten, wem ſie wollten. Hieran reiben 
ſich verſchiedene andere Stiftungen und Schenkungen dieſer Art und bilchöf- 
lihe Beitätigung derſelben.“) Inter denjenigen Stiftungen, welde von Privat: 
leuten ausgingen, die nicht minder thätig waren, der Sitte der Zeit Genüge 
zu thun, Kirche und Altäre zu bevenfen und das religiöje Yeben zu fördern, 
‚Virfte als charafteriftiich für jene Zeit beionders die Ztiftung eines „ewigen 
Seelbabes” durch den Dresdener Bürgermeilter Hans Jockrim (Jöckerim), 
m Jahre 1394, erwähnenswertb ſein. Sogenannte Scelbäder gehörten zu 
jenem Seelgeräthe, deſſen Beitellung over Stiftung zum Troſte abſcheidender 
oder abgeichiedener Seelen geſchah, und waren wohlthätige Stiftungen, durch 
welche armen Leuten in Flöfterlichen oder jtädtifchen Bapdeanftalten zum Seelen: 
hal der Stifter Gelegenheit geboten wurde, jene Reinlichfeit zu pflegen, Die 

m einer Zeit, wo joldye Krankheiten gewöhnlich waren, für welche ſtehende 
abgeionderte Hospitäler (Ausſatzhäuſer — „ferne Stechen” j. S. 58) unter- 
halten werden mußten, ein Gegenjtand bejonders jorgfältiger Pflege und Leber: 
wechung jein mochte. Natürlicher Weile hatte die Geiitlichfeit auch am dieſen 

, mridtungen ihren wejentlichen Antheil und fuchte dergleichen Stiftungen ala 
'  igiöfe Handlungen jo viel ald möglich zu fördern, bis endlich in der Be- 
nugung jolcher Bäder Ausartungen und Mißbräuche eintraten, weldye weiteren 
derartigen Stiftungen ein Ende machen mochten und jolche öffentlihe Bäder 

| und wohl auch die Bader oder Badeſtuben-Inhaber auf längere Zeit in Wer: 
' nut brachten. Die Urkunde, welche die Stiftung des Bürgermeifters Jockrim 
beitätigt, enthält mehrfache Andeutungen über die Bedeutung und Kinrichtung 

| fer jogenannten Seelbäbder und giebt zugleich Zeugniß von der frommen Weber: 
| gung, womit der Stifter Reinigung der eignen Seele und der Zeelen 
; Anderer durch Reinigung der Armen zu besweden juchte. Bürger und Zchöppen 
| u Dresden (genannt find: Franz Dannir, Nickel Hertel, Yorenz Bußmann, 
; Manz Rüdiger, Peter Helbig, Hans Buling) bekennen, daß ihr Bürgermeijter 
| Hans Jöckrim „Gott, dem himmliſchen Vater, und der zarten Mutter Marin 
* Weobe und allen Heiligen zu Ehren, feiner Seelen, aller jeiner Eldern, 
; ale elenden und allen vergegenden Seelen zu Troſte,“ der Badeſtube auf 
ver Schreibergajje einen viertel Acer, auf der Fleinen Niebmweide gelegen, ges 
geben habe, mit Einwilligung des Prieiters Kranz von Dippoldiswalde, des 
Ebherrn dieſer Badeſtube. Kür Die Ginfünfte dieſes Ackers jollten ver da: 
malige Bader, wie er jich beſonders verpflichten mußte, ſowie alle Anderen, 

Ne nah ihm die Stube haben würden, alle Wochen um Donnerstage den 
ganzen Tag ein ewig Zeelbad halten für alle armen Veute, „die den Tag 


 ,. Man finder die urfundlichen Belege hierzu zunädhit in Haſche's Urkundenbuch 
e. 12, 144 fig. 





= 


durch Gott baden wollten;“ hierzu jollten für die Babenden zwölf Badelaken 
bereit gehalten werden, womit jich die Armen und Niemand anders trodnen- 
jollten. Der Bader, der dies nicht hielt, Jollte genöthigt werden können, bie 


Badeſtube, ungejondert von dem Ader, zu verkaufen, damit, das Bab unge T 


binvert bliebe, „zu einer Bermahnung, daß für die Seelen gebetet wiürbe, mie 
vorgejchrieben, zu einer Gbrerbietung Gott zu Lobe, daß er ſich durch ſeine 
arundloje Barmberzigfeit erbarmen müſſe“ u. ſ. w.*) 

Diefe Seelbad- Stiftung Fällt in dasjelbe Jahr (1594), im welchem 
Dresden mit einer jogenannten römijchen Gnade bedacht wurde, Die in. ber 
Perſon eines mit Meiligtbümern und Reliquien verſehenen päpitlicdyen Legaten 
zu erjcheinen pflegte, mit Proceſſionen und Glodengeläute eingeholt wurde 
und in einer der Haupttirchen ihren Sit nehmend, Allen Ablaß jpendete, die 
büßend und »opfernd jich darum bewarben. Papſt Bonifacius VII. batte im 
‚Sabre 1300 das erite Jahr des neuen Xabrbunderts für ein Jubeljahr 
(Ablaßjahr) erflärt, in welchem Allen, die wallfabrtend nah Rom fommen 
und. fromme Spenden bringen würden, ein großer Ablaß ertbeilt werben jollte; 
Papſt Clemens VI. aber batte 1350 jchon jedes fünfzigſte Jahr, Urban VI 
endlich jedes dreiunddreißigſte Jahr zu einem ſolchen Jubeljahre bejtimumt, 
Um der Wohltbat einer ſolchen Indulgenz aud Diejenigen tbeilbaftıqg zu machen, 
die nicht jelber nach Mom kommen Eonnten, war endlich aud den Bijchöfen 
geitattet worden, in ihren Sprengeln ſolche Jubeljahre abzuhalten, aber mi 


der Bedingung, daß ein Theil des Gewinnes joldyer Provinzialjubiläen der 


römijchen Kammer zufließen ſollte Mit diefer Erweiterung des römijchen 
‚\ubeljabres war auc die Ausjendung jener römischen Ablakboten in's Yeben 
getreten, deren Mifjion bald genug Achtung und Bedeutung verlor. Auch Die 
Meißener Biſchöfe feierten jolche Jubeljahre; das erite fand unter Johann von 
Eiſenberg, das lebte unter dem Biſchof Johann von Saalbaufen (1500) jtatt, 
der übrigens gegen den Ablaßhandel jener Sendlinge amtlich ſich ausſprach, 
uch im Sabre 1439 fam, wie Bed (Seite 306) erzäblt, eine römijche Gnabe 


mit voller Werzeibung aller Sünden nadı Dresden und blieb ziemlich, lange? 


ausgeitellt, eben jo am Sonntage Yätare des Yubeljahres 1500, das ungefähr 
bis zum Feſte Johannis des Täufers währte. Die Ablapgnade des Jahres 
1344 währte vom achten Tage nah Ditern bis zum Anbreastage. 


1 


— 123 — 


\aantich nicht von mejentlichem Erfolge, da Markgraf Wilhelm noch in dem: 
ſelben Jahre den Meißener Burggrafen Berthold abjendete um mit Mences: 
(amd einen Waffenjtillftand unterbandeln und verbürgen zu lafjen.*) 

War es vor der Hand nicht das feinpfelige Nerhältnig zwijchen den 
Jürjten der beiden Länder Meißen und Böhmen, jo war ed doc, jebenfalle 
der allgemeine Zuſtand Deutfchlands, unter welchem auch Meißen zu leiden 
hatte. Der Mangel einer fejten Reichsordnung und einer fraftvollen Ver- 
waltung ließ das Fauftrecht immer mehr überhand nehmen. Die aufblüben: 
den Städte mit ihrem Verkehr hatten in den Burgen ihre nächſten und läftig- 
ten Gegner und es entitanden Bündniſſe gegen Bündniſſe — auf ber einen 
Seite, um durch eigene und vereinte Kraft Schuß gegen Gewalt und Unrecht 
zu gewinnen, auf der anderen, um Gewalt und Unrecht zu üben. So bildete 
ih unter anderen jener ſüddeutſche Städtebund, gegen welchen ſchon 1388 der 
munzehnjährige riedrich der Streitbare zu Felde zog. Spuren ähnlicher 
ſͤdtiſcher Bündniffe, die allerdings keineswegs den herausfordernden Charakter 
jener ſüddeutſchen Bündniſſe hatten, ſondern in ihrer engeren Kraftvereinigung 
com nur gegenfeitigen Schuß gegen die nächſten Beläjtigungen jener gejeßglofen 
Zeit bieten follten, finden wir am Ende des Jahrhunderts aud in Meißen. 
Schon 1392 (Donnerstag vor Yätare) hatten Bürgermeilter und Schöppen 
von Dresden mit den Bürgern des böhmiſchen Pirna einen Vergleich getroffen, 
emander weder auf der Elbe noch zu Yanve aufzubalten und zu hindern, ob- 
gleich ihre Herren Feinde wären, bie Markgraf Wilhelm oder König Wenzel 
des auffagen oder widerrufen würde.**) Michtiger und umfänglicher aber 
war das Bündniß, das ſechs Jahre fpäter 1398 zwiichen den Lauſitzer Sechs— 
nädten Budiſſin, Görlis, Zittau, Yauban, Yöbau und Samen; und ben meiß: 
mihen Städten Meißen, Dresden und Hayn zu Stande fam. Es geſchah 
mt Gunſt und Willen der beiderjeitigen Yandesherren, des Markgrafen Wilhelm 
und des Königs Wenzel, die wenigitens damals nicht in offener ‚Keindjeligfeit 
emander gegenüber geſtanden zu baben jcheinen. Die Städte vereinigten ſich, 
um den friedlichen Bejit ihres Hab und Gutes zu sichern, der, wie Wed 
tagt, durch verwegene Leute in der Nachbarſchaft bedroht wurde, und die 
bierauf bezügliche, von den Sechsſtädten am 13. December 1398 zu Budiſſin 
auegefertigte Urkunde nennt als Gewährsleute des Schug= und Irußbündnifjes 
ur die Sechsftädte Heinzen Plug von Rabenſtein, derzeitigen böhmijchen 
vogt zu Budiſſin und Görlitz, ſowie die Bürgermeiſter und Rathsmänner der 
ctaädie Budiſſin, Görlitz und Zittau, für die meißniſchen Städte Conrad von 
Prefendorf, Nogt zu Meißen und Dresden, und Nicel von Heynitz, Vogt zu 
San und zu Ortrand, ſowie die ehrſamen Bürgermeifter und Rathsmänner 
dieſer Etädte. Zweck des Vertrags war gegenjeitiger Schuß und gegenjeitige 
Schenung der genannten Städte und des dazu gehörigen Landes. Zunächſt 
tellte Heinzen Pflug beitellen, dag Städte und Land des Markgrafen Wilhelm 
ven Yeuten der genannten lauſitziſchen Städte fortan nicht mebr befebdet und 
kihäbigt, ſowie daß in diefen Städten Feinde der Bundesgenoſſen in Feiner 
Weiſe gebauiet, geheimt und gebegt würden. Wenn in Meiken durch Leute 


. 1 Laut einer Urkunde im K. 3. Hauptjtaatsardiv vom 28. October 1391: Siehe 
Rärter’s Geſchichte des Burggrafenthums Meißen S. 313. 
*, Horn’3 Sammlung zur hiſtoriſchen Handbibliothet von Sachſen II. S. 207. 


— — n u ev, 


ara nr Ahr parpr 


& I ; 44 ao en a 
4 uw — — — er 

. nr ee | 
or / — Pe — — ⏑ ⏑—⏑—— « 


Br“ —D M — 


—— ee < 
ne VE wachen hr a ö 
ae At 





— 13 — 


ſchatz, Hayn und Leißnig. Im jahre 1387 verjchrieb Markgraf Wilhelm 
ner Gemahlin zu gleihem Behufe den Rath zu Dresden und 1394 
ird dieſe Verſchreibung, Schloß und Stadt Dresven, die Heide, Radeberg 
nd Sruna umfafjend, auch vom Biſchof Johann II. von Meißen beitätigt. 
Rt gleicher Gemijjenhaftigfeit und gleichem Eifer lieg der Markgraf es ich 
ngelegen jein, nach damals üblicher Weije für jeine Gemahlin das Seelen- 
eräthe zu bejtellen, ala fie am 20. November des Jahres 1400 von feiner 
Seite gerufen wurde. Zunächſt jtiftete er über ihrem Grabe im Chor bes 
Regener Domes einen Altar mit einer Bicarie für zwei Priejter, welche vom 
ßapſt Bonifacius mit einem vierzigtägigen Ablaß begnabigt, am 12. April 
1405 vom Biſchof Thimo bejtätigt und vom Markgrafen mit einem Einfommen 
von zweiunbvierzig Schod von der Jahrrente zu Dresden, „welche bie 
Bürger dafelbft von ihrem Rathhaufe zu zahlen hatten,” bedacht wurde. Hieran 
wihte jich eine Stiftung zum Seelengeräthe für feine Gemahlin bei den Bar: 
fügermönchen in Dresden, welchen er im Jahre 1401, außer dem wind» 
ruhigen Holze in der Dresdener Heide und außer baar gezahlten fünfzig 
Shed Grojchen zu ihrem Gebäude, adıt Pfund Wachs aus der Dresdener 
Heide (woraus ſich ergiebt, daß damals auch in der Dresdener Heide anfehn: 
lihe Bienenzucht getrieben wurde) und als jährliche Gabe vier Schod Geldes 
cbenfalls von jeiner Jahrrente zu Dresden, welche die Bürger von ihrem 
Rıtbbaufe zu entrichten ‚hatten, zujchrieb. Bon dieſen vier Schod jollten zwei 
u Walpurgis und zwei zu Michaelis an die Barfüßer entrichtet werben und 
tie jollten dafür in ihrem Kloſter zwölf Mal des Jahres in der zweiten 
Rohe jedes Monats für jeine Gemahlin, fowie nad jeinem Tode auch für 
ün jelber Vigilien fingen und Seelmeſſen lejen, dabei ein Tuch legen und 
vier Kerzen aufiteden.*) In einem von Weimar aus datirten Conſensbriefe 
tom Jahre 1401 giebt Landgraf Balthafar feine Bejtätigung zu diejer Seelen: 
yeräthitiftung feine Bruders und verjpricht für jich und feine Erben, wenn 
Dresden an ihn käme, die für die Stiftung ausgejegten ſechsundvierzig Schod 
ton den Bürgern zu Dresden nicht zu fordern, jondern feines Bruders Ver— 
fügungen in allen Punkten ganz und unverbrüdhlih zu halten. Aehnliche 
Erelgeräthe wurden bei den Karthäufern in Erfurt und Eiſenach gejtiftet und 
der Stadt Zwickau wurde der Wurfzins unter der Bedingung erlajjen, daß 
fe den Barfügern daſelbſt jährlich fünf Schod reichte, wofür dieſe für bie 
Rırkgräfin Eliſabeth und nad feinem Xode für ben Markgrafen jelber 
a Mal des Jahres in ihrem Klojter Vigilien und Seelenmeffen halten 
jollten.**)) | 
Man hatte immer mehr erkannt, dag Wenzel in feiner Unthätigfeit als 
dvaiher König „nüt ein Mehrer des Reichs als fich ein römijcher König 
Ihreibt, under ein Münner war, und Verſumer und ein unnüger Mann des 
hilgen Reichs”, wie der Elſaſſiſche Kronift Königshoven fagt, und war ſchon 
*) Beral. S. 1:0; fowie Haſche's Diplomatarium ©. 163. 
S. 90 ın a.a D. ©. 60 fig. Bemerkenswerth ift hierbei, daß in dem zwiſchen 
delihafar und Wilhelm 1387 abgefchlofjenen, 1403 erweiterten Erbvertrage (f. Seite 194; 
unig’3 Reichsarchiv S. 193, Horn a. a. D. ©. 711) unter anderen Beltimmungen, 
+8. über Gormundfchaft und Nusitattung von Töchtern eines verftorbenen Fürſien, 
Aamentlih eine Anordnung binfichtlich des Seelengeräthes enthalten ift, nach welcher bei 
ihen Stiftungen feine der Parteien die Summe von hundert Schoden Gulden Frei: 
berger Groſchen überfchreiten follte. 





— 18 — 


mehrfachen Streitigkeiten zwiſchen Böhmen und Meißen erſt 1459 durch den 
Vertrag zu Eger ihre Erledigung, wie ſich denn ſchließlich auch die hinſichtlich 
der früheren meißniſchen Beſitzungen zum Erbrecht gelangte ſchleſiſche Neben⸗ 
linie des Dohnaiſchen Geſchlechtes wegen ihrer Anſprüche mit Sachſen vers 
alih. Bei Gelegenheit ver Bejignahme von Dohna und Stönigftein durch 
Wilhelm verjchrieb diejer aus Erfenntlichfeit für den in diejer Fehde geleifteten 
Beiltand jeinen ojterländischen Neffen, für den Fall jeines kinderloſen Ab» 
iterbens den ausſchließenden Beſitz diejer neuen Erwerbungen.*) Auf König: 
ſtein kommt, wie bier beiläufig erwähnt werben mag, im Jahre 1428 ein 
Friedrich von Oelsnitz als kurfürjtlicher Hauptmann vor, während Wefenjtein 
bald nach der Beſitznahme als Lehn an den veichbegüterten Ritter won Bünau 
auf Droyſſig Fam, deſſen ſechs Söhne 1415 mit Dronifig, Beira und 
Weſenſtein belehnt wurden. (Erſt 1780 verkauften die Bünau Weſenſtein 
(Weeſenſtein) an dem Freiherrn von Uckermann, von deſſen Sohne es 1840 
König Anton erwarb. ) 

Im Belik von Dohna, Königjtein u. j. mw. scheint ver Markgraf Leichtes 
Spiel gehabt zu haben, auch das hinjichtlich ſeiner Herrſchaft fo verſchiedenen, 
bei weitem noch nicht „genügend aufaeflärten Wanbelungen unterworfen geweſent 
Pirna in jeine Gewalt zu befommen und dem König won Böhmen: audy biejen 
Stützpunkt jeines Anjebens in Meißen: und in unmittelbarer Rähe der Reſiden 
zu entziehen, Nach einigen Ehronijten joll der Markgraf ziemlich um dieſelbe 
Seit, wo die Fehde mit Dohna beendigt wurde, auch Birna mit Waffengewalt 
genommen baben; aus anderen diplematijchen Zeugniſſen aber gebt hervor, 
daß er es auf dem Wege ver ‚Unterbandlung gewann. Schon. 1402, alje 
jur Zeit der Dohnaiſchen Kebve, bot Wilbelm dem: böhmischen Yanbusgt 
Ullmann von Molbach auf Yiebentbal, unter deſſen Obhut Pirna ſtand, tauſend 
Schod böhmiſcher Groſchen, wenn er ibm die Stadt  überantworten wollte; 
da diejer den Antrag ablehnte, ſo trat der Markgraf hierauf mit dem König 
von Böhmen jelber in Unterhandlung, der ihm ‘Pirna jchließlih (1404) audı 
für 3000 Schod böhmifcher Grojchen verpfändete und ihm überdies geitattettz 
für eine gleihe Summe ein früberes Pfandrecht auf Pirna, welches einen 


Jan von Wartenberg zuitand, zugleich mit dem Städtchen  Gottleuba zu er— 
werben. Ebenſo kaufte Wilhelm ſchon 1402 für 12000 Schod Groſchen 











— 130 — 


was jein Borgänger bejchloffen und angeordnet hatte. Das Klofter fand jeinen 
Plag nabe der großen Wieſe am der Elbe, unmittelbar. zwiſchen der. jeßigen 
Kloftergafje und der Stätte, wo der 1568 von Kurfürſt Chriſtian erbaude 
Jägerhof jich befindet. Der Gründung diejes Klojters, deren Vollbringung 
„mach jeiner Begehrung“, wie es im ber eriten Urkunde won 1412 beit, 
dem Markgrafen Wilhelm allerdings nicht vergönnt war,‘ jcheint zum Theil 
die Abjicht zum Grunde gelegen zu baben, ber jungen Stabt auf bem rechten 
Elbufer zu einiger Bedeutung zu verhelfen, denn im ‘jahre zuvor hatte ſich 
der Markgraf endlich des vergejjenen und vernachläſſigten Altdresdens er 
barmt und ibm Stadtrecht ertbeilt, wodurd, wie Wed jagt, veranlaft wurde, 
dak man dieſen Ort, der fajt eingegangen war, wiederum angebaut. Obgleich 
ber Sage nad) die Stätte, von welcer die Begründung Dresdens ausge 
gangen, war Altdresden ein offener, ſchon frübzeitig feindlichen Angriffen 
preisgegebener Flecken geblieben, vejjen kaum einmal in einer Urkunde be 
jonderd gedacht wird und dem offenbar neben dem aufblübenden: Neudresden 
das bejcheivene Loos einer verdorrenden Samenbülfe geworden war. Durch 
Wilhelm's Verordnungen und Stiftungen wurden ibn neue Mittel und Ger 
(egenheit zur inneren und äußeren Entwidelung geboten, die allerdings jchon 
fünfundzwanzig Jahre jpäter durch bie Einfälle der Taboriten aufs Meue 
gehemmt wurde. Der Markgraf jagt in ber von Meißen aus am Thomas: 
tage 1405 datirten Urfunde,*) wie er täglid aus angeborener Güte und 
Milde darauf trachte und jinne, dar die Seinen, weldyes Weſens jie auch 
feien, Friede und Gemach baben und ſich bejjern möchten und daß er Deshalb 
den armen Peuten, feinen Lieben Getreuen zu Altendresven Bürgerredht gegeben 
und ihnen ein Meichbild feitgeießt babe, darin man kaufen und verkaufen umd 
allerlei Kaufmannſchatz und Handlung treiben und üben, brauen, baden, Wein, 


Bier und Metb jchenfen, allerlei Handwert und Innungen baben und ge’ 


brauchen jollte und möchte ganz im derjelben Weiſe, wie es in anderen marfe 
gräflichen Städten und Meichbildern gewöhnlidy wäre. Fremde Biere jolltert 
nicht anders als in der ‚alten: und Moventzeit geichenft werben, außer biejer 


Zeit aber nur die Verſchenkung ſolches Bieres geitattet fein, das die Bürger? 


jelbjt gebraut oder in der Stadt zu Dresden (d. h. Neudresden, Nltitabt} 
gekauft batten. Außerdem gab und bejtütigte der Markgraf dem Orte fie 





Bu 


— — 


— — — 





| 


‘ 


i 





— —— — 


— 131 — 


„und andere Lute genug, den wol iſt czu gelouben.“ Um dieſelbe Zeit ſcheint 
der Markgraf auch die Kirche des zur Stadt erhobenen Ortes bedacht zu 
haben, von deren Daſein wir bis zu dieſer Zeit noch nichts Zuverläſſiges 
gehört haben, die aber trotzdem ſchon damals ihren Pfarrer hatte, denn 
ariebrich der Streitbare befennt in einer Urkunde (Meigen am reitage St. 
Johannis 1421),*) daß jein lieber jeliger Vetter, ber hochgeborene Fürſt 
Kerr Wilhelm, der Pfarrkirche zu Altdresden, „in die Ehre Gottes, der Jung⸗ 
fan Maria und in bie Ehre der heiligen drei Könige” einen Weingarten 
gelegen vor Altdresden allernächſt, wo man gen Meißen geht mit anderen 
Gütern und sinjen, „jeinen Eldern und allen feinen Nachkömmlingen zu 
einem ewigen Gedäachtniß Seelgeräthe" gegeben habe, und beitätigt dieſe 
Schenkung in jolcher Weije, aljo daß jie jeglicher Pfarrer und Xorjteher der 
gmannten Kirche gebrauchen und genießen follte, wie er e8 am beßten könnte 
mb vermöchte. Dieje erjte urfundliche Nachricht von ber neuftädter Kirche 
mthält zugleich den lebten Hinweis auf Wilhelm's Wirken für Drespen. 
Der Markgraf jtarb am 10. Februar des Jahres 1307 auf jeinem Schlojie 
zu Meigen, 64 Jahre alt und jeine jterbliche Hülle wurde im Meißener 
Dome neben feiner Gemahlin Elijabeth beigeſetzt. Ein Rückblick auf fein 
Leben und Wirken in politifcher und kirchlicher Beziehung zeigt uns einen 
Hirten von Kraft und energiſchem Willen, der in vollem Maake des 
Anſehens würdig war, deſſen er beim Reiche und bei den Kurfürſten jich er: 

e. Wir haben gejehen, daß namentlich durch jeine Verwendung beim 
ypitlihen Stuhle die Unabhängigkeit und Selbititändigfeit des Meißener 
Schitiftes zu Stande Fam, und daß er ſtets eine offene und bereite Hand 
fr firchliche und religiöje Stiftungen und Zwecke hatte, aber e8 ergiebt jich 
ah, wie unter Anderem die Erwerbung des Patronatörechtes über die rauen: 
frhe beweifen kann, daß er Elug und helljichtig das Intereſſe der landes— 
hertlichen Selbftitändigfeit der Macht und dem Einfluſſe der Geijtlichkeit 
gegenüber nicht aus dem Auge verlor und natürlicherweile nicht immer und 
überoll jich deren Gunjt erfreuen mochte. Auf die Beichuldigung, dag er 
die Kirche ungerecht behandelt habe, gründete der Aberglaube jene wunder: 
lie Fabel, durch welche feine Cinäugigfeit und fein gewöhnlicher Beiname 
„ser Sinäugige” erflärt warb und nach welcher jich der bebrängte Kirchen: 
teritand an den heiligen Benno gewandt und dieſer dem Markgrafen im Schlafe 
das eine Auge ausgebrannt haben jollte, worauf dieſer theild aus Furcht, 
heils aus Neue der Kirche alles zurückgegeben habe, was er ihr an Gütern 
md Rechten entzogen.**) 

Da auch Wilhelm's zweite mit Anna, Herzogs Otto von Braunjchweig 
Iohter (1403), geichlofjene Che kinderlos geblieben war, fo jollte nad) jeinem 
Ableben der erwähnte Kreiberger Erbvertrag vom 11. März 1403 in Kraft 
iin, in welchem nun nach Balthajar’s 1406 erfolgtem Tode dejjen Sohn 
Friedrich der Friedfertige, oder wie er ſich ſelber nennt, der Jüngere, die 
ütinger Pinie vertrat. Doch traten alsbald Umſtände ein, welche das 
eilungsgeſchaͤft auf Grund jenes Vertrags weſentlich verzögerten. Hierzu 


— 


— — — — 


erg ©. 99 und flg.; Horn’a Friedr. der Streitb. Cod. Dipl. ©. 348. 
) 6. Menken Scriptt. II. S. 1874; aud) Calles: Ser. Episc. ©. 101. Es war 
denno’3 neumtes Wunder; vergl. ©. 49, Anm. 


9* 


re 


gebörtert vorzugsweiſe frühere vertragsmäßige Beitimmungen, nach welchen jede 
Partei gewiſſe Schlöffer und Befigungen im Noraus erhalten follte, dann 
aber audy bie Anfprüche, welche Wilhelm’s Schweiterföhne, die Buraagrafen 9 
Johann und Friedrich von Nürnberg als gleichberechtigte Miterben nicht bioe 
auf gewijje voigtländiiche Schlöffer und Städte, die ihnen Wilbelm noch bei 
jeirren Bebzeiten abgetreten hatte, fondern auch auf deſſen fahrende Habe und 
Allodialgüter geltend machten, Anjprüce, für welche ſich biefe Burrggrafen 
evit 1415 durdy eine Summe von 24,000 Gulden abfinden ließen. "Die beiden 
Wettiner Pinten verglichen ſich noch 1407 durch einen vorläufigen Werteng 
(zu Kreiberg am Sonntage Judica), durch welchen beide Parkeien auf ihre 
Anſprüche binfichtlib im Voraus zu erfiefender Schlöffer Verzicht Teifteten 
und ſich Fir eine ganz gleiche Thetlung der von Wilhelm binterlafferren Yande, 
„alles Erbes und aller fahrenden Habe“, und zwar nicht nach Köpfen, jondern 
nah Stämmen erklärten, wobei jedoch in Einklang mit früheren Werträgen 
ver gemeinjchaftlihe Beſitz von Meißen und Freiberg und der dazu gehörigen 
Lehne beichloffen und ſchließlich das Theilungsgeſchäft jelber verſchiedenen von 
beiden Parteien hierzu erwählten Räthen übertragen wurde, Aber obgleich m 
dem vorläufigen Vertrage beſtimmt worden war, daß die Theilung innerhalb 
eines halben Jahres zu Stande gebracht werden jollte, jo vergingen doch drei 
Jahre, ehe alle Streitigkeiten erledigt waren und der Hauptreceß abgejchloffen 
werben fonnt, Mittlerweile war die Regierung in Bezug auf das meißener 
"and eine gemeinjame, wie verjchiedene in ben Jahren 1407 —10 von ben 
Fürften zugleich in Meißen, Freiberg, Yeipzig und Grimma ausgefertigt 
Urkunden darthun fönnen. So beitätigten jie 3. ®. 1408 durd eine zu 
Freiberg ausgejtellte Urkunde die Stadt "Pirna auf befonderes Anſuchen bes 
Hürgermeijters und ber Rathéleute diefer Stadt in allen Rechten, Freiheiten 
und Gewohnbeiten (Zölle, Ladung und Niederlage, alle Vorzüge in Handel 
ind Mandel), welche ihr vormalen von Heinrich dem Grlauchten, von König 
\obann von Böhmen, Kaijer Karl IV. und König Wenzel von Böhmen ver— 
lieben und ctonfirmirt worben.*) Ferner befennen die drei Fürſten, Friedrich 
Wilhelm und Friedrich, „Gebrüder und Gevettern“, in einer Urkunde vorne 
Jahre 1408, dar vor fie gekommen jeien die ehrjamen und weijen Veutezs 
Hürgermeijter und Rath der Stadt Dresden und jie „fleigiglichen“ gebetene 














——— — — — — —— — — — —— Te ee 


— 133 — 


ind die Gebrüder Bußmänner, die Buling, Hertel, Münzmeiſter und Uhle— 
nonn. Den Bußmännern werden beſtätigt verſchiedene Zinſen und Zube— 
börungen in den Dörfern Mockerus (Mockritz), Straulin (Strehlen), Peiter: 
wis, Roſentitz, Kiezih (Keit), Podebroße, zur Tworne (2), zu Kujiewicz 
(Koſchütz), zu Yuban, Zedelicz und zum Luge, zu Ogferwicz, Royczicz (Roſchitz), 
Marwicz und Blajinwicz; dem Bulinge: das Vorwerk zu Vſſemig und vier 
Schock und dreißig Groſchen Zinjes zu Kötzſchenbroda; den Gebrüder Hertel: 
Zinſen und Güter in dem Dorfe Perzihen (Pieſchen), zu Blaſchewiez 
SBloſchwitz), auf dem Vorwerk Dörrhof (Dürre Hof), zu Czachewicz, Sitiez 
(Sentig), Luban (Lüben), Grunow (Srunau), Tolkewicz, Dobirwicz 
Doberwitz), auf dem Vorwerke zu Streſin (Strieſen), zu Laubegaſt, Siticz 
un ein Meinberg zu Kötzſchenbroda, Knoll genannt; den Münzmeiſtern das 
halbe Vorwerk zu Reckenicz (Räcknitz), einen Meinberg zu Kötzſchenbroda; den 
Gebrüdern Uhlemann das Vorwerk zu Alten Dresven und einen Weingarten 
u Kötzſchenbroda, und endlih einem Hans Müngmeijter ein Vorwerk zu 
Gerticz (Czerticz) und einen Weinberg zu Kötzſchenbroda, der Neueberg ge: 
nannt.') In dieſe Seit der gemeinjamen Megierung gehört in Bezug auf 
Dresden auch jene früher (Seite 64) erwähnte Zuweiſung einiger Jahr: 
inien im Dorfe Sorjjen zum Dieufte des heiligen Leichnams in ber Kreuz: 
tapelle (Freiberg 1409). — An demfelben Tage (Naumburg am 31. Juli 
1410), wo der oben erwähnte Theilungspertrag beftätigt und unterjchrieben 
wurde, erließen die Fürſten zugleich einen Jujicherungsbrief, worin jie bekennen, 
dp jie wegen ihres Landes zu Meißen, „jchelbaftig und zweiträchtig“ geweſen, 
tag jie aber, nachdem fie ſich darüber in Güte geeinigt, zu beiden Theilen 
ab ihren Grafen, Herren, Räthen, Rittern, Knechten, Mannen und Amt: 
kuten, die während diejer Streitigkeiten bei ihren Herren durch Parteinahıne 
in Verdacht und Ungunſt gerathen, jolches nie anrechnen und entgelten wollten. 
Rah dem Theilungsvertrage fiel der ofterländifchen Yinie der untere an das 
Cfterland grängende Theil (mit Torgau, Delitzſch, Zörbig, Düben, Grimma, 
Colditz, Borna, Rochlitz, Mitweida, Chemnitz, Schellenberg u. a.) und Fried— 
rib dem iyriebfertigen, oder dem thüringijchen Stamme der obere an Böhmen 
gängende Theil zu, der die Städte und Schlöffer Dresden, Hann, Ortrant, 
Radeberg, Pirna, Königjtein, Donyn, Dippoldiswalda, Tharand, Riefenburg, 
gwickau, ſowie einen Theil des Voigtlandes mit Voigtsberg, Delsnik, Adorf, 
Lirſtein, Thirsheim, Auerbah u. j. w. umfaßte, während den ſchon im vor: 
lufigen Bertrage (1407) genannten gemeinjchaftlichen Gütern (Freiberg und 
Neißen) noch das Kloſter Altenzelle beigefügt wurde. Einſeitigen Bündnijien 
und Yandesperäußerungen wurde durch jehr geinejjene Beitimmungen vorgebeugt 
und namentlich jollte feine Partei ohne der anderen Wiffen und Willen 
Shlöffer, Städte, Fand und Leute in dem Lande zu Meißen verjeten, ver 
laufen, verwechſeln u. |. w., wenn nicht zuvor ein von beiden Parteien zu 
emählender aus vier Perſonen beitehender Rath, der jidy durdy einen Tb: 
mann verjtärfen Eonnte, die Nothwendigkeit einer jolchen Veräußerung geprüft 
und entſchieden hätte, in welchem alle jedoch der anderen Partei das Vor— 


-. 
— — —— — nn 


Vergl. die Urkunde bei Horn a. a. O. ©. 745 und bei Haſche (Urkundenbuch) 
*. 14 Tas Eriginal ijt, wie Bade jagt, nicht mehr vorhanden und die Schreibart 
der Otisnamen ift bei Horn und Hafjdıe eine ziemlich verſchiedene. Ich gebe fie nad 
mem alten Kopialbuche des Rathsarchivs. 





= 134 = 


faufsrecht zujtehen und wenn dieſe biervon feinen Gebrauch machen: wollte, 
die Veräußerung nur am meißniſche Mannen geſchehen jollte, von melden 
man das Veräußerte jederzeit wieder einlöfen könnte. Die übrigen  Bejtim: 
mungen des Receſſes waren früberen Werträgen diefer Art ziemlich gleich: 
(autend. An dem Tage der Beitätigung des Taufchvertrags jtellten die drei 
Fürſten auch ferner nody den Mannen und Bürgern ihrer Städte im Lande 
su Meißen eine Urkunde aus, worin ſie diefelben in allen ihren Ehren, 
Rechten und Freiheiten zu Schüßen, zu jchirmen und zu verfbeidigen verjprachen. 
Somit war Friedrich der Friedfertige von Thüringen, wohl audı ber 
Sinfältige — nad der Spradye der damaligen Zeit joviel wie der Gutmüthige 
— (er jelber nannte ſich Friedrich der Jüngere), geb. 1385, Herr von 
Dresden geworben. Cr ließ ſich bald nach ber Theilung, am 29. Auguſt 
1410, von dem Bürgermeilter, den Rathsleuten und der ganzen (Gemeinde 
der Stadt buldigen und bejtätigte deren Rechte und Freiheiten. Friedrichs 
Vermählung mit Anna, der Tochter des Grafen Günther von Schwarzburg 
(1407), war jchon während der Zeit, wo man wegen der XTheilung bei 
meißener Fandes unterbandelte, bie Beranlaffung erniter Grörterungen zwiſchen 
beiden Yinien gewejen, da Friedrich von Thüringen feinem Schwiegervater, 
einem ſchlauen, unbilfig denfenden Manne einen Einfluß geitattete, welcher den 
Pandgrafen jeinen Stammgenofjen zu entfremben ſuchte und jelbjt bem Erb: 
rechte der ofterländifchen Yinie gefährlidy zu werben drohte. Die Sorgfalt 
und Umſicht, womit riedrid der Streitbare darauf bedacht war, jeber 
Schmälerung der Macht und der Lande feines Hauſes vorzubeugen, veranlafte 
vaber biefen Fürſten jchon im Jahre 1408 dem genannten Grafen (nebit 
deſſen Sohne und Bruder) das Gelöbniß I jich jeder. Bevormun— 
dung des Landgrafen zu enthalten, ihn obne Wiſſen und Willen der ojter- 
ländiſchen Fuürſten zu keinerlei Veräußerungen und Verbindungen zu veranlafiere 
und bei feinem Tode auf feinerlei Erbfolge Anjpruch zu machen, Das Vers 
iprechen wurde gegeben und bejtegelt, aber nicht gehalten. Vielmehr war Graf 
Günther nad) biefer Seit mit dem für das mettiniihe Haus jo gefährlichen 
Plane beichäftigt, den Landgrafen zu verleiten, für den all jeines Todes 
jeine Yänder an Heſſen, Mainz und Böhmen zu veräußern. Auch Dee 
———— von 1410, in welchem man allen einjeitigen — —— 


mi B 1 u Fu id le Tılıkı a 424 9— 








— 136° — 


Studenten auf der Univerjität Prag führte enplih zum offenen Bruce, 
namentlich nachdem Johann Huß mit jeinem wachjenden Einfluſſe auf die 
Seite ſeiner böhmiſchen Landsleute getreten war und auch noch den Brand 
religiöſen Zwieſpalts zwiſchen Die, Parteien geworfen hatte;* und als von 
den 1409 in Maſſen auswandernden ausländiſchen Studenten, wie es heißt, 
gegen zweitauſend mit ſechsundvierzig ihrer Lehrer (darunter; Kobann Hofe” 
mann, nachheriger Biſchoff von Meißen, Johann Otto, erſter Rector der 
Leipziger Univerſität und Henning Bodenhagen, letzter deutſcher Rector der 
Prager Univerſität) in Leipzig ſich niederließen und die fürſtlichen Brüder, 
Friedrich der Streitbare und Wilhelm „den ausgetriebenen Künſten Herberge‘ 
gönnten, entſtand noch in demſelben Jahre die Hochſchule Leipzig. Sie 
wurde am. 9. September 1409 vom Papſt Alerander V beſtätigt, am 
2. December in Gegenwart der fürjtlichen. Stifter, vieler Bijchöfe und 
Prälaten und ber Yehrer im Nefectorium der Ghborberren von St. Thomas = 
durch Verlefung der Stiftungsurkunde geweibt und entwickelte ſich bald. fie 
die Meikener und ‚viele angrenzende und entferntere Länder zu einer der 
jegensreichiten Pflanzitätten dev Kultur und Aufklärung. In den blutigen J 
Kämpfen aber, zu welchen das Autodafe von Conſtanz die Looſung gab, er— 
warb ſich Friedrich der Streitbare durch den nachdrücklichen Beiſtand, welchen 
er dem Kaiſer Sigismund gegen die Huſſiten leiſtete, den weſentlichſten Anſpruch 
auf die ſächſiſche Chur, womit er nach dem Tode des letzten Ascaniere 
(November 1422), des ſächſiſchen Herzogs Albrecht TIL., nebſt den dazu ge: 
hörigen Yändern am 6. Januar 1425 vom Kaiſer belebnt wurde, 

Uber wenn auch Friedrich's Des Friedfertigen Gigenjchaften und Wert 
hältniſſe nicht von der Art waren, daß ſie ibm, neben, jeinen Vettern eine 
einflußreiche Stellung hätten ſichern können, jo. fehlt es doch auch nicht an 
einzelnen Beweiſen ſeiner Regententhätigkeit, von welchen einige unmittelba— 
auf Dresden Bezug haben. Der Landgraf reſidirte meiſt zu Weiſſenſec, 
Sotba und Weimar, verweilte nur dann und wann auf, ſeinem Schloſſe ur 
Dresden und überließ, wie es jcheint, die Verwaltung des meihener Landes, 
bie Wahrung und Vertheidigung der Schlöſſer, Veiten und. Stäbte, einem 
Landvogte, der meiſt in Dresden jeinen Sit haben mochte, Als ſolcher win 
im Jahre 1420 urkundlich Dietrih von Wißleben, und 1425 Buhe von Bir 
thum aenannt.**) Nicht au verwechieln find _dieje Fanduögte mit..den Stat 


44 


—X 












— 137 — 


cotsbartkeit der Schoͤppen bedurften. Weit der Erwerbung anderer Rechte, 
ie Zoll, Münze, Erkaufung und Beſitz von Ritterlehnen hatte ſich ſchon im 
terzebnten Jahrhundert dadurch ein weſentlicher Fortſchritt im Municipal— 
egimente verknüpft, daß hier und da bie Schultheißenämter auf gewiſſe Zeit 
der auf immer und erblit an Privatperjonen, Erbrichter, Erbſchulzen ge: 
langten, die zwar dem lanbesherrlihen Ginflufje unterworfen blieben, aber 
doch dem Intereſſe der Gemeinde, aus deren Mitte jie meijtentheils hervor— 
zegangen, näher ftanden als fremde Richter. Solche Erbichulgen finden wir 
im vierzehnten Jahrhundert 3. B. in Yeipzig und Freiberg. Noch günftiger 
geftalteten jich die Verhältniſſe für verichiedene Städte im fünfzehnten Jahr— 
bundert, indem ihnen oder vielmehr dem Magiſtrat die Gerichtsbarkeit käuflich 
oder pachtweife jelber überlajjen wurde. Es mochten auf Seiten der Fürſten 
wiederum Merhältniffe der Noth und Bedrängniß die nächſte Veranlaſſung zu 
isihen Abtretungen und ZJugeftänpnijjen an die Städte fein, die in ihrem 
Voblſtande und Wachsthume ihre Stübfraft immer mehr bewährten. Mähren 
in diejer Beziehung 3. B. die Stadt Xena von den ojterlänbifchen Fürjten 
ſchen 1406 unter gewijjen Bedingungen bie jtäbtiiche Gerichtsbarkeit empfängt 
und der Botmäßigkeit der fürftlichen Amtleute oder Vögte enthoben wird, 
und Friedrich der Streitbare der Stadt Yeipzig „wegen der getreuen Dienjte 
und Folge, die ihm Bürgermeilter, Näthe und Gemeinde der Stadt in 
manderlei Sachen und Stüden geleiltet und noch ferner leijten würden“, 
ent 1423 feine Gerichte, Hohe und niedere, im dajigen Weichbilde — „als 
fe jeither von ihm jelber und ſeinem Vogte geübt und vor ihm von dem 
Erhrichter zu Leipzig bejejjen und geübt worden” — für 1500 rheinifche 
Fulden und auf Wiederkauf abtritt,*) erjcheint unter den meißniſchen Städten 
Dresden als die erite, wo durch eine ähnliche Abtretung dem Magiſtrate 
ieielbe wichtige Vergünftigung zu Theil ward, indem Friedrich der Fried: 
ratige jhon 1412 den ehrjamen Leuten, Bürgermeilter und Rathsleuten zu 
Dresden, jeine Stadtgerichte in der Stadt und vor der Stadt, „joweit Die 
Gräben und Zäume gingen und auf der Brücde bis am die dajelbit gelegene 
Kapelle überließ, aljo daß jie diejelfen innehaben, gebrauchen und genießen 
Ielften mit allen Rechten, Ehren und Würden“, die Haldgerichte ausgenommen, 
fie ich der Landgraf jelber vorbehielt, und zwar vom St. allustage des 
gmannten Jahres bis wieder zum St. Gallustage über drei Jahre; wogegen 
im der Rath in jedem diefer drei Jahre achtundzwanzig Schod neuer ſchild— 
str Groſchen zahlen follte und zugleich auch verbindlich gemacht wurde, 
den Stadtgerichten ordentlich vorzuiteben und ſich in feinerlei Weiſe eines 
Unrechts zu Schulden fommen zu lajlen. Die in Dresden ausgefertigte Ur: 
tunde, unter deren Zeugen Graf Günther von Schwarzburg, Friedrich's 
Schwiegervater erjcheint, ijt zugleich das erſte gewichtigere Zeugniß von 
Friedrich's Regententhätigfeit in Bezug auf Dresden.**) Non einer Verlängerung 
vers Pachtvertrags berichtet ung erſt wieter eine Urkunde vom Jahre 1418, 
win Gotha ausgefertigt, fajt mit denjelben Worten wie die vorbergebende 
"eapt iſt und ebenfalls gegen einen jährlichen Zins von achtundzwanzig 
Shot Groſchen dem Magijtrat die fürjtlihen Stadtgerichte, mit Ausnabine 


„8. Horn a. a. O ©. 87. 
Vergl. zunächſt Schramm ©. 14: unter ſeinen Documenten Nr. 15. 


— 155 — 


der Haldgerichte, auf. drei auf einander folgende Jahre  zujichert. Hierau 
folgt (Sachſenburg am Dienstage vor Witt) 1425 eine ganz gleiche Berpad: 
tung unter benjelben formen und Bedingungen von Seiten des Yandarafen 
Friedrich an den Magijtrat und wird dann 1435 und 1439 erneuert.*) Auch 
im Nabre 1444 wiederholt ſich, "wie die betreffende (von Grimma  batirte) 
Urkunde jagt, biejelbe Bergünjtigung unter Kurfürit Friedrich dem Sanft- 
mütbigen, welcher für jih und jeinen Bruder Wilhelm die Stadtgerichtt 
wiederum. auf drei Jahre in folcher Weiſe abtrat, daß der Rath ſolche im bet 
Stabt und vor der Stadt bid an den Müblaraben und von diejem Graben 
bis an die Elbe und jomweit die Befeltigungsgraben um die Vorſtadt ber reichten, 
und auf der Brüde bis an die Kapelle haben und üben jollte, jedoch eben: 
falls mit Ausichluß der Halsgerichte und in folge einiger Erweiterung der 
Befugniffe fur den erhöhten Pachtpreis von 36 Schod neuer jchildechter 
Groſchen jährlich. Ju den jeitber vom Rathe erpadhteten Untergerichten At 
jellten fich endlich pachtweile und auf Widerruf 1454 aus bejonderer Gnade 
bes KHurfüriten Ernſt und des Herzogs Albrecht „auf fleigige Bitte, dei 
Natbes und um jonderliher Bequemlichkeit willen“, aud die Obergericht, 
die Gerichte „über Hals und Hand” in der Stabt und in den Borjtäbten, 
für einen vom Mathe zu zablenden Jahrzins von vierzig neuen. Schod 
Groſchen. Erblich kamen die Stabtgerichte, wie wir ſpãter ſehen werben, erſt 
1660 an den Magiitrat. Hatte Friedrich auf der einen Seite ‚dem Rathe 
der Stadt Dresden durch Verleihung oder Verpachtung der Stadtgerichte ein 
nicht unweſentliche V zergünſtigung erwieſen, jo ſcheint er auf der andere 
Seite auch deflen Beihilfe in Anſpruch genommen zu haben, denn er giebt 
in demjelben Sabre (1412), von Sadjjenburg aus, Bürgermeijter und Natbe 
leuten zu Dresden für eine Summe von anderthalb Pfund und jieben Schet 
böhmtjcyer Grojchen, die jie in Sacen des Landgrafen für das Dorf: „Veit 
wicz“ im Gerichte zu Bejenburg ausgegeben und bezahlt hatten, die ber 
willigung, jtch jo lange an bie ihm gebübrende Dresdener Jahrrente zu balten, 
bis Kapital und Zinjen gänzlidy wieder abgetragen wären. 

Friedrich dev Friedfertige muß jich übrigens um die Zeit, wo er jal 
Verpachtung der Stadtgerichte vornahm (1412), längere Zeit in Dresbei 
aufgehalten haben, wie noch verjchiedene andere ebenfalld in Dresden ausge 


| 
| 
| 


| 


— 








kn‘ Te Fa 


erg PERL EZ SZ 
BR 6 a ehr 








ı i# 


IE 


- Bun 
Ta FI5ET 

ı 

F 








i u 6 zw 


da. 27 
u Zu U en ne 


u. eh ie Tr We 


DE we Z Zu 
——— u SET zn 


————— TERN ur 


WET u Ze ugs 
w a _ * a Br ehe A * 
eu Fr a ———— 


az u re N ama 











u ee ⏑—⏑ ⏑—⏑— — — — 
Re Panne Sal Ze N no 
Zar zur DE 
rn A ee 
rg A en e 
> Den Pe er bereig 
u Tinte en" rem 


wg“ A 51 ⁊ 
dur die Dil 





— 147° — 


ung nicht zu denken war. Es gelang ihm wenigftens, jih (21. Juli) im 
Schlofje des heiligen Wenceslaus im Beiſein der Markgrafen Friedrich und 
Wilhelm mit den gewöhnlichen Ceremonien zum König von Böhmen krönen 
zu laffen, worauf er die Belagerung aufbob und den Befehl zum Rüdzug 
gab, nachdem er kurz vorher (am reitage vor Marien: Magdalenen-Tage), 
‚as er in dem Felde vor Prag auf feinem Stuhle faß in feiner Majeität, 
geziert mit jeiner und bes heiligen römiſchen Reiches Kronen,” die Markgrafen 
Meißen und Landgrafen in Thüringen in Anbetracht der großen Liebe und 
e, die fie ihm „ufte und dicke getan, tegelihin tun und furbaß tun jollen 
und mögen,“ mit all’ ihren Befißungen feierlichjt belehnt, in al’ ihren Pris 
wilegien beftätigt und dadurch jene Prophezeiung erfüllt hatte, womit Friedrich 
ver Streitbare am 12. Mai 1417 das Koftniger Concil verlaffen, daß ihm 
ver König, was er damals verweigerte — die ausnahmsloſe Belehnung mit 
den Meißener Ländern und einigen eroberten böhmiſchen Orten — einjt im 
offenen Felde gewähren würbe.*) Hiermit war ber erjte Act des aus den 
öhmifhen Neligionsitreitigkeiten entſtandenen blutigen Drama's beendigt und 
Die Wettiner zogen wieder heimmwärts. Die Gefahr, von weldher Böhmens 
Rochbarländer nach dem erfolglofen Feldzuge der meißniſchen Fürſten bedroht 
waren, nötbigte zu gemeinjchaftlihem Wirken, um die wilden Wogen der 
böhmischen Anarchie und die Rache der Hufjiten abzuwehren, jowie zu ver- 
hindern, „daß die Keberei und der Unglaube, ver leider in dem Königreich 
m Böhmen auferitanden, nicht auch in andere Yande einreiße.” Ju einem 
Schutzbündniſſe diefer Art vereinigten ſich (1421) Friebrih der Streitbare 
ur Wilhelm und Friedrich der Friedfertige mit den Churfürſten Conrad zu 
Reinz, Otto von Trier, Dietrih zu Cöln und dem Pfalzgrafen Ludwig bei 
Rein. Leptere erklären und geloben darin, daß fie mit den Gebrübern und 
Gevettern Markgrafen zu Meißen und Landgrafen von Thüringen vereint und 
verbunden fein wollten, ſolchem Unglauben zu wiberjtehen und ihn zu tilgen, 
wo er jich in ihren oder anderer Fürften und Herren Länder oder Stäbten 
zeigen würbe, alle Diejenigen zu verfolgen, welche den Ketzern und Ungläubigen 
wiſſentlich beholfen fein würden, und augenblidlid zur Hilfe bereit zu fein, 
wenn die böhmiſchen Keter und Ungläubigen in Yand und Herrihaft ber 
Rark- und Landgrafen oder anderer der Einigung angehörigen oder ihr nod) 
kitretenden Herren einziehen und einfallen jollten. Um ferner den Einflüffen 
ver Kegerei gegenüber ber eignen Unterthanen jicherer zu fein, wollte man 
ren Bürger und Unterthan männlichen Gejchlechte®, der das zwoͤlfte Jahr 
überihritten, geloben und bei den Heiligen jchwören lajfen, folcher Keberei 
und ſolchem Unglauben abgewandt zu bleiben und ſolche Keber und Ungläubige 
zu rügen und zu melden, wo jie deren fänden. Obgleich dieſes Bündniß, 
des 1424 erneuert wurde, vermuthen ließ, daß bie Meißener nicht jomwohl 
a einen Angriffsfrieg als vielmehr nur auf eine Vertheidigung und Wah— 
tung ihres Gebietes und feiner Grenzen bedacht jein wollten, fo finden wir 
tehdem ‚Friedrich den Streitbaren noch in demjelben Jahre (Augujt 1421) 
dermald in Böhmen, wo er der ihm früher verpfändeten und von einer 
neißniſchen Beſatzung vertheidigten, aber von den Huſſiten hart bebrängten 


*) Bergl. gern’? Friedrich der Streitbare. Cod. Dipl. Nr. 246, 247, 251 und 
%; Tylich’3 Chron. Misnense (Schannati Vindem. lit. Coll. II. 90). 


10* 





— 1480 — 


Stadt Brür dur einen glänzenden Steg über die Huſſiten Entjag bradil 
ohne wejentlihe Unterjtügung von Seiten des Kaiſers und anderer Fürſte 
diefem den Yeitmeriter Kreis unterwürfig machte, einige Orte bejegte um 
dann gegen Ende Septembers jid wieder zurüdzog, nicht ohne auf's Ne 
mächtig jenen Rachedurſt angefacdht zu haben, der jein Gebiet verbeerte, al 
fein Eräftiger Arın es nicht mehr zu ſchützen vermochte. Vielleicht geichab & 
um feine Verbienite, die er jidy durch jein thatkräftiges Nuftreten genen Bi 
Huffiten bereits um die Kirche erworben batte, anzuerkennen und jein Schw 
auch für die Zukunft der Sache der Kirche zu erbalten, daß ihm gerade u 
dieſe Zeit (1421) der Papſt Martin V. ein Privilegium ertheilte, worug 
ben Eingriffen der Kirche in die jelbjtitändige Juſtizhoheit der Wettiner Bi 
nötbig gewordenen und von Seiten der jfürjten wiederholt begehrten Schranke 
gefegt wurden. Der genannte Papſt verfügte nämlih (11. December 1424) 
auf bejonderes Anjuchen des Markgrafen, daß von den markfgräflichen Unten 
tbanen, weder ganze Gemeinden noch einzelne Perjonen in bürgerlichen und 
peinlichen Sachen ungeachtet aller deshalb vorhandenen apoftolifchen Bridk 
außerhalb ihrer Diöceſe vor Gericht geladen werden jellten, jo lange jie 
bötig wären, ſich vor ihrem ordentlihen Richter zu jtellen und dem Re 
Genüge zu tbun, und daß ferner innerhalb des Markfgrafentbums Meih 
in rein weltlichen vor das fürſtliche Forum gebörigen Sacen, Seldforderungak 
Mobilien und Grumditüde betreffend, Feine cejlionsweije Uebergabe an ME 
Geiſtlichkeit mebr jtattfinden und biejelben nicht vor geiltliche Gerichte gezonl 
werden follten. Der Anbalt dieſer päpitlichen Decrete läht die Berbälmik 
und Mißbräuche deutlich genug erfennen, gegen melde jie den fürſtlich 
Gerechtiamen Schuß gewähren jollten. 
Mar die Betbeiligung des Kaiſers und der anderen beutjchen Fürſte 
an ben eriten Kämpfen gegen die Huſſiten nur eine theilweiſe geweſen, I 
ſchien im Jahre 1422 eine allgemeinere und fräftigere Thätigkeit ſich — 
wideln zu wollen, nachdem auf dem Nürnberger Reichsconvent diejes abet 
das gejammte Reich dem Kaiſer nachdrücklichen Beiltand zugejichert batte umE 
die von jedem Neichfüriten zu leitende Hilfe durch einen bejonderen Ani 
beitimmt worden war. Auch die Wettiner, Friedrich der Streitbare, jd 
Bruder Wilhelm und Friedrich von Thüringen verjpracdhen ihren erneut 


h! L Tr 








B8 ir nut: INT HeTT In 1 nr? HAPrin 17 +71 











— 19 — 


wohl aber Fand der Kaiſer, wie erwähnt, bald nachher &elegenheit, die treuen 
md meitlichen Dienite, die Friedrich der Streitbare ihm und dem Reiche 
gen die böhmischen Ketzer geleiitet hatte, durch eine Verleihung zu belohnen, 
die allerdings geignet war, ihn auch für die Zukunft auf gleiche aufopfernde 
Imritügung von Seiten dieſes treuen Bundesgenojjen rechnen zu lafjen. 
dem vorläufigen Lehnbriefe vom 6. Januar 1423, wodurch Friedrich ber 
Etreitbare das Herzogtum Sachſen und die Chur mit allem Zubehör 
nbielt, folgte am 1. August 1425 die feierliche Belehnung mit diejer Chur 
m dem SHerzogthume Sacjen, dem Erzmarſchallamte, der Pfalz Altjtädt, 
r Grafichaft Brene und der Burggrafichaft Magdeburg unter Ertheilung 
mes neuen Lehnbriefes zu Ofen, womit zugleich eine beſondere Beitätigung 
9. Augujt) des neuen Churfürjten in allen dem Herzogthume Sachſen und 
er Chur zujtändigen Herrlichfeiten, Nechten und Privilegien verbunden war.*) 
Rt ver Verleihung von 1423 Hatte Friedrich der Streitbare das Privilegium 
rhälten, mit rothem Wachs zu jiegeln; wichtiger ala dieſes war das an dem: 
eben Tage (23. März 1423) ertheilte Privilegium, nach welchem die hurfürit- 
ichen Untertbanen nicht vor auswärtige Gerichte gezogen werben durften, ein 
decht, das zwar ben ſächſiſchen EChurfürjten jchon 1356 durch die goldene 
zulle zugejichert, aber durch fortwährende Eingriffe fremder Gerichte, insbeſondere 
er jogenannten heiligen Nehme, der wejtphäliichen Freigerichte, beeinträchtigt 
sorden war und um jo mehr einer Erneuerung und Betätigung bedurfte, je 
mitliber gerade um dieſe Zeit die Entwidelung einer jelbititändigen Terri⸗ 
eialgerichtSbarfeit durdy die immer mehr um ſich greifende Macht dieſer 
eimlichen Gerichte gehemmt und beeinträchtigt wurde, und je mehr Friedrich 
m Streitbaren daran gelegen jein mochte, dieſes Recht für ſich und jeine 
tahjolger auch auf die wettinischen Länder ausgedehnt zu fehen, für deren 
!erfajjung e8 von großem und bedeutenden Einfluß wurde. 

Friedrich der Streitbare war jomit durch Grlangung der Chur der 
zründer einer neuen Epoche des mettinifchen Hauſes geworden. Die ſäch— 
Ihe Churwürde gab den wettiniſchen Yändern bie ihrem Umfange und ihrer 
meren Macht entjprechende Bedeutung nach außen bin und den meißniſchen 
ürtten einen Anjpruch auf Erweiterung ihres politiichen Anſehens, wie er 
knigen deutſchen Fürſten geboten war, jo daß das hinjichtlich jeines Um— 
inges allerbing® nur wenig bebeutende Herzogthum Zachjen wohl ein Recht 
ne, jeinen Namen allmälig auf jene Länder zu übertragen, welchen es durch 
tmen inneren Werth jene Bedeutung gebracht hatte. Aber die Opfer, womit 
wievrich diefen neuen Aufſchwung feines Haufes wenigitens zum Theil er: 
auft zu haben ſchien, batten mit der Erlangung dieſes Vohnes noch nicht ihre 
ẽndſchaft erreicht; der Kaiſer jchien vielmehr von nun an mit um jo größerer 
Junerjicht auf den opfermuthigen Beijtand feines Bundesgenoſſen zu rechnen 
und ihm die ganze Laſt des Huſſitenkrieges fait allein überlajien zu wollen. 
In unmittelbarer Verbindung mit ber feierlichen Belehnung zu Ofen itand 


— — 


— — — 


Die Lehnsurkunde (Albinus Meißn. Landchronik Tit. XVI. ©. 212) bei Eh 
a. C. Nr. 308; Beftätigungsbrief ebend. Nr. 309. Die feierliche Belehnung erfolgte 
n demielben Jahre, wo Friedrich durch den Tod feines unverehelichten Bruder! Wilhelm 
gen. 30. März zu Altenburg) in den Beſitz der denfelben zugehörigen ofterländifchen Be⸗ 
Nungen gelangt und durch die Geburt eined Sohnes, Wilhelm des Tapferen (geb. 
H. April zu Meiken), erfreut worden war. 


— 150 — 


ein neuer zwiſchen sriebrih und Gigismund, jowie deſſen Schwiegerſol 
dem Herzog Albrecht von Dejtreih, abgejchloffener Vertrag, durch wel 
man ſich zu neuen Unternehmungen und Mahregeln gegen bie Hufjiten | 
zum Schutze der gegenjeitigen Yänder verbindlich machte.“) Aber die ermeı 
Anftrengungen gegen die Huffiten, die ſich nad Ziska's Tode unter ber-! 
tung bes Andreas Procopius um jo mächtiger wieder gejchaart und vereiı 
hatten, begannen mit einer neuen Niederlage bei Brür (1425), in welcher 
Meißener 4000 Mann, darunter acht Grafen, verloren haben follen. N 
unglüdlichere Greigniffe brachten die Unternehmungen bes folgenden Jah 
Während jich Friedrich auf einer Reichsverſammlung zu Nürnberg befand, 
man die in ihrem Eifer zum Theil ſehr erfalteten anderen Reichsfürſten 
einem neuen Kriegszuge gegen die Hufliten zu veranlaſſen juchte, hatlen lebt 
nachdem fie mehrere von den Meißenern bejeiste Orte, wie Yeipa, Bilin ı 
Töplig, eingenommen und zerjtört hatten, am 6. Juni die dem Eburfür) 
(1423) verpfändete Stadt Auſſig belagert, Der Befehlshaber der meiknijc 
Bejaßung, Caspar von Rechenberg, bat dringend um Entſatz und werfünt 
zugleich einen Einfall der Hufliten in das Meikener Yand. Friedrich's 
berzte Gemahlin, Katharina, aus dem Gejchledhte der Welfen, die wähn 
jeiner Abweſenheit die Negierung führte, fäumte daber nicht, von Freib 
aus die Mannjchaften der wettiniichen Yänder zu ben Waffen zu rufen, wor 
ſich auf dem bierzu bejtimmten Sammelplate bei Bobrit, unweit reibe 
bald ein anjebnliches aus meißniſchen und tbüringiichen Rittern, Bürgern ı 
jtreitbaren Yeuten beitebendes Heer von 20 bis 50,000 Mann verjamme 
Auch Dresden hatte hierzu zwanzig Reiflige, der Meißener Biſchof zivan 
Reiter geitellt und auch die Yaufit folgte dem Aufrufe zum Schute des Yanl 
und jchiete ihre Truppen über Radeberg und Dresden nad dem Samm 
plate bei Freiberg, Aber die Kampfluſt, weldye das Heer bejeelte, ſchien 
Vorſicht vergeſſen zu machen, zu welcher die weiſe Churfürſtin in der Anrı 
womit fie dad Heer entlaffen, dem muthigen und jchlauen Feinde gegenü 
ganz bejonders ermahnt hatte, denn kaum in der Nähe Auſſig's angelar 
begann man, ohne jich nach dem weiten, Tag und Nacht fortgeſetzten Mari 
einige Raſtzeit zu gönnen, jogleich ben Angriff, der am 15. Juni mit et 
blutigen Mieberlage endigte, in welcher, mie es heißt, 12,000 Deutſche ih 








Brüdern vom Kaijer Sigismund bie Zehn über die Chur und bie anberen 
ererbten Fürſtenthümer. 

Selbjt die vom Bater auf jeinem Sterbebette empfohlene Eintracht Hätte 
bei jo jugendlichen Kräften vielleicht nicht jene Mauer bilden können, welch 
bie — feindlichen Ueberzüge abhalten ſollte. Die Schuhwehr dei 
meißniſchen Yänder gegen bie verbeerenden Einfälle ber Huſſiten war mil 
Friedrich dem Streitbaren gefallen und ſchon im Jahre 1429 wälzten ſich 
die buflitiichen Schaaren unter Anführung des Procopius verbeerend, plüm: 
dernd und mordend über die Grenzen des meiknifchen Landes, um bier bi 
ihnen zum Handwerk gewordene Kriegsbejchäftigung und die Beute zu ſuchen 
die das eigene erjchöpfte Vaterland faum noch zu bieten vermodte. Su 
famen zunächſt über Graupen in die Gegend zwijchen Dippoldiswalda mb 
Pirna. Letzteres widerjtand zwar nebit jeiner Feſte ihren Angriffen, deite 
ichlimmeres Loos aber traf die meilten Ortichaften längs der ganzen Ci 
gegend von bier bis Magdeburg, wo endlich der Erzbiſchof Güntber von 
Magdeburg mit einem anjebnlihen Heere ihrem weiteren Vorbringen ein Jid 
jegte. Bis hierher von Dresden abwärts hatten jte ibren Weg überall mil 
Trümmern, Brandjtätten und ‚Haufen von Erjchlagenen bezeichnet. Wahre 
icheinlih war es auf dem Verwüjtungszuge nach Meageburg das linfe Elbe 
ufer, das vorzugsweiſe beimgejucht wurde. Auch die Vorſtädte Neubresbend 
(Altitadt) ſcheinen bei diefer Gelegenheit jchwer gelitten zu baben, denn im 
Jahre 1452 überläßt Yandgraf Friedrich der Friedfertige den © pittel ſeinet 
Stadt Dresden, an der Elbe gelegen, ven „die verdammten Ketzer verbranm 
und in ben Grund verderbt hatten und der num in das dritte Jahr ſolche 
Verderbniffes halber wüjte und ungebaut gelegen,“ auf zehn Jahre den che 
jamen Bürgermeijtern, Ratbmännern und Bürgern der Stadt Dredden, dal 
dieſe genannten Spittel bauten und wieder aufbrächten, der Zeit einen Spitteld 
meiiter darüber jeßten und ibn verweilen und beitellen liegen, — der 
Anſprüche des Landgrafen, ſeiner Erben und Nachkommen. Dasſelbe zejchab 
aleichzeitig und durch dieſelbe Urkunde, die Friedrich der riedfertige (A 
Freitage nad Mariä Gmpfängnigtage) zu Dresden ausdfertigte, mit Dam 
Brüdenamte „von wegen der Kirchen bes heiligen Grucis,“ weil di 
„große Gewaſſer“ des Jahres 1432 an den Gewölben der Brüde großte 











‚auf den Landesherrn übergegangen jein mochte.*) Mögen fi nad) bem 
Dbenerwährten Zweifel erheben, ob ber verwüſtete und zerjtörte Spittel das 
Meaterni-Hospital geweſen ei, fo gebt doch aus der Urkunde zur Genügt 
bervor, daß Dresden unter den Einfällen ver Huffiten ſchwer genug gelitten 
haben mochte; noch bärter aber war ohne Zweifel das Loos, das die offenen 


Ortichaften und Dörfer der ganzen Dresvener Pflege traf. Es wird darunter” 


beſonders Oſtra genannt, das mehr als dreißig Jahre ſpäter noch wüſte Tag, 


wie eine Nachricht vom Jahre 1468 befundet, in welcher es von Oſtra heißt, 


daß es ber Kapelle auf der Brüde gehöre, aber jegt wüſte jei.”*) Ueberall | 
plündernd und brandjchagend weiter an der Elbe herunterziebend, werjchitteten 7 
die Hujfiten die Scharfenberger Bergwerke, brannten Rieſa, Strehla, Belgen 7 


und bie Vorjtädte von Torgau nieder und gingen endlich, bei Magdeburg 
aufgehalten, über die Elbe, um mit gleichen Verwüftungen die Marf Branden— 
burg heimzuſuchen, „und als jie in ber gemeinen Woche,“ jo erzäblt Wed; 
„auf lauſitzer Seite nach Haufe gefchret, — ſie ſich auf Altdresden ge 


wendet, das erſt vor wenigen Jahren eine Stadt zu werden angefangen und 
jetzo allererſt recht zum Aufnehmen kam“ — aber ein offener Ort und nidt 
wie Neudresden befejtigt war — „und bie Stabt angeziindet und ausge 


plündert.“ Das Auguftiner-Gremitenklojter theilte das Schidjal der Stadt, 
Die reihe Beute, welche die Hufjiten beimbrachten, veramlaßte ſchon im nächſt— 
folgenden Jahre (1430) einen zweiten noch furdhtbareren Einfall in bie wet: 
tiniſchen Länder. Procopius ſtand diesmal an der Spitze eines Heeres, das 
nad) einigen Geſchichtsſchreibern 20,000 Reiter, 25,000 Mann Fußvolk und 
2000 Heerwagen, nad) Anderen 70,000 Mann und noch mehr gezählt haben 
fol. Mit ihren Heerwagen, bie mit Ketten und Schlöfjern verjehen waren, 
bildeten jie im freien Felde ihre faſt unüberwindlihen Wagenburgen. Aud 
diedmal nahmen jie ihren Weg über Dresden. Am 29. September waren 
jie wieder um und im Altdresden gelagert, der jpärlich wieder aufgebauten 
Stabt abermals großen Schaben zufügen. Zum Glück kam diesmal Fried: 
rich der Sanftmütbige, der mit jeinem Wetter, Friedrich dem Friedfertigen, dem 
Herrn don Dresden, im Kriegsbündniß gegen die Böhmen ſtand, noch früh 
genug mit einigen Trupben herbei, um die Stabt, in weldyer ſich die Huffiten, 
wie es jchien feitjeßen wollten, bor abermaligem gänzlichen Verberben „ai 

















— — -_— 





— 15 — 


eichen und bie Stabt verlafjen mußten. So wurde Dresden biesmal ge: 
eitet; beito jchlimmeres Schickſal traf die anderen Gegenden und Orte, welche 
je Huſſiten auf diefem ihrem zweiten Zuge berührten. Won Dresven aus 
gen jie die Elbe abwärts, verwüfteten die Weinberge der Lößnitz und jtedten 
Könihenbropa in Brand, nachdem fie, wie Wed jagt, den jungen Mein 
‚usgejoffen”“ und was jie nicht genießen konnten, in die Keller hatten laufen 
fin. Dann wurden die Städte Mügeln, Döbeln, Oſchatz und Dahlen und 
viele der umliegenden Ortichaften verbrannt und vermwültet; bei Grimma ſiegten 
die Hujliten über eine ſächſiſche Heeresabtheilung, die ein Johann von Polenz 
keiehligte, und nachdem Friedrich der Sanftmüthige vergeblich ſich bemüht 
kette, durdy eine mit dem Ehurfürjten von Brandenburg und anderen Reiche 
Banden zu Leipzig abgehaltene Verfammlung einen fräftigen Wibderjtand zu 
Waften, wälzten jich die beuteburjtigen wilden Schaaren mit gleihen Ver: 
kerungen durch das Ofter- und Pleißnerland, vermwüfteten dann bie bedeutend⸗ 
ken Stäbte des PVoigtlandes, drangen in Franken und Baiern ein und führten 
edlih ihre reiche Beute, wie e8 heißt, auf breitaujfend Magen heimmärts.*) 
Diele der ehemals blühenden Ortichaften, welche den huſſitiſchen Greueln als 
Opfer erlagen, ſind nie wieder erjtanden und mit ihren Fluren als jogenannte 
wäite Marken zu benachbarten hierdurch vergrößerten Dörfern gejchlagen 
worden. Endlich rüdte im nädhitfolgenden Jahre (1431) ein feiner Zahl 
mc jehr bedeutendes Herr von 80,000 (nad) Anderen 130,000) Mann unter 
dem Oberbefehle des Markgrafen von Brandenburg in Böhmen ein, um bie 
huſſiten nochmals in ihrem eigenen Lande anzugreifen. Auch Churfürit 
ierrih von Sachſen und fein Vetter Friedrich der Friebfertige hatten ſich 
weihlofjen; es war eine ber ftärfiten Neichsarmeen, weldye in diefem Kriege 
asgejenbet worden waren, troßbem juchte jie (14. Augujt) ihr Heil in ber 
Flucht, al8 der gefürchtete Procop mit jeinen Schaaren heranrüdte. Die 
Etreifzüge der Hufliten nach außen dauerten demnach fort, bis der Vertrag 
von Iglau (5. Juli 1436), durch welden Sigismund zum Beſitz von Böhmen 
gelangte, diefem furchtbaren Krieg ein Ende machte; doc, Icheinen die jächjijchen 
Linder feit dem lebten verheerenden Einfall von den Huſſiten verfchont ges 
blieben zu ſein. Wahrfcheinlich boten jie den raubluftigen Schaaren nad) 
den vorbergegangenen Plünderungen und Verwültungen feine hinreichend 
Isdende Beute mehr. Das Land war erjchöpft und verarmt und die drohende 
Sefahr neuer verheerender Einfälle noch nicht befeitigt. Wielleicht waren es 
derzugäweile dieſe Umftände, welche Friedrich den Friedfertigen 1433 veran— 
Iapten, jeinen Antheil an der Mark Meißen, der allerdings von jenen Ge- 
fahren am nächften bedroht war, mit den Schlöffern und Städten Dresden, 
an, Radeberg, Pirna u. j. mw. jeinen jüngeren ®ettern, Friedrich dem 
ftmüthigen und Sigismund, für 15,000 rheiniſche Gulden wiebderfäuflich 
abzutreten, nachdem er jchon 1414 jeinen halben Theil an Schloß und Stadt 


— 


Pelzel's Geſchichte von Böhmen ©. 258: Math. Döring: Continuatio Chron. 
husii (Menken III) ©. 5. Uebrigens ſoll bei dieſem Kriegszuge der Huffiten der 
Friedrich von Brandenburg mit mehreren dem Churfürjten von Sachſen zuge- 

führten Hilfstruppen am Eolmberge bei Oſchatz geitanden haben, aber von einem aus 
MO Mann beitehenden huſſitiſchen geehaufen nad) einer mörderiſchen Schlacht zurüd- 
worten worden jein. Eine wüſte Dart bei Oſchatz, angeblich die Stätte diefer Schladit, 
I noch jept die „Schlachtbant.“ 





— 156 — 


Meißen, das kefanntlih bei den TIheilungstractaten von 1407 und 1410 zug 
gemeinſchaftlichen Beſitz ausgejeßt geblieben war, für 14,000 rheiniſche Gulda 
auf Wiebereinlöjung an ;sriebri den Streitbaren abgetreten hatte.) Di 
Landgraf mochte ſich nach den bitteren Erfahrungen der lebten Jahre außg 
Stande fühlen, ähnlichen Kreignijjen in Zukunft entgegenzutreten. Scheg 
länger vorher, im Jahre 1431 (am Freitage St. Michaelisabend) hatteg 
xriedrih und Sigismund für ji und ihre Brüder in eimer bejonderen & 
Dresden ausgefertigten Urkunde den Grafen, ‚herren ber Ritterſchaft, bey 
Mannen und Städten gelobt, „lie jegund vor und nach ihres PVetters, dei 
Herrn Friedrich's Yandgrafen in Thüringen und Markgrafen zu Meißen Tode 
ven Gott lange friite, bei allen Rechten, Ehren, Freiheiten, Würden, Gewohn 
heiten und altem Herkommen zu laſſen,“ indem ſie erklärten, daß ihr genannte 
Vetter jie zur Erbhuldigung babe kommen lajjen und ihnen bierauf alt 
Srafen, Herren, Ritterichaft, Mannen und Städte eine rechte Erbhuldigumg 
gethan bätten. Eine ähnliche, aber die Stadt Dresden insbeſondere betreffendt 
Urfunde von demjelben Jahre („am Mlartinstage des heiligen Biſchofe 
findet jih vom Yandgrafen Yudwig von Helen vor. Sie erfolgte bei ber it 
dem genannten Jahre (am 22, Dectober zu Rotenburg an * Fulda) e& 
neuerten Grbverbrüderung zwiihen Sadjen und Hejjen.”*) „Am ale 
1431 °**) zog Friedrich der Sanftmüthige nad Heſſen und RA alla mil 
Landgraf Yubwigen die — — ließen ſich insgeſammt die heſſiſchen 
Landſtände huldigen und nahmen den Landgrafen mit ſich zurück; der empfing 
bingegen von den Thüringern, Meißnern und Oſterländern die Erbbuldigung® 
Auch von dem weiſen Bürgermeiſter und Rath und den Bürgern gemeinlich 
der Stadt Dresden wurde bei dieſer Gelegenheit dem heſſiſchen Landgrafch 
„eine rechte Erbhuldung“ gethan, „von Geheiße wegen ver hochgeborente 
Fürſten, Herrn Friedrich's, Herrn Sigismund’s, Herrn Heinrich's, Her 
Wilhelm's, Gebrüder, Herzoge zu Sachſen, und Herrn Friedrich's ihre 
Vetters, Landgrafen in Thüringen,“ und der heſſiſche Landgraf verſpricht 
gegen der Stadt in ſeinem Revers, für den Fall, daß ſie am ihn oder m 
jeine Erben fallen jollte, jie bei all’ ihren Rechten, Ehren, Würden, Gewohr 
heiten u. ſ. w. zu laffen und getreulich dabei behalten zu wollen. 4) 

Die Veräußerung von 1459, durch welde Friedrich's bed ‚friebe 


4 * J — 





— 157 — 


Gebietes zuzuwenden, mögen zunächſt noch einige, Dresden insbeſondere be- 
neſſende Nachrichten Erwähnung finden, die ung aus der legten Zeit feiner 
Rosierung bis zum Jahre 1433 überliefert worden jind. ine Urkunde vom 
Ybre 1429, von Friedricd dem Friedfertigen zu Dresden ausgefertigt, giebt 
mi Runde von einer Brüderjchaft unjerer lieben Frauenmeſſe in der Stapelle 
am heiligen Kreuz, welcher ein Caspar Thannberg, zu Weißtropp gejeflen, 
en Schod ſchildechter Groſchen jährlichen Zinſes von vier Bauern in 
‚Virckechte“ (Birkicht im Plauenjchen Grunde) zahlbar, auf Wieberfauf ver: 
kauft hatte, was ber Landgraf genehmigt und bejtätigt. In demjelben Jahre, 
am 1. October, wurde zu Dresden ber befannte Andreas Proles geboren, 
ber ald Vorgänger des Dr. Johann Staupitz, des Freundes Luther's, über 
dierzig Jahre Das Vicariat der deutſchen Provinz des Auguftiner-Ordene 
verwaltete und wegen feiner Freimüthigfeit in den Kirchenbann fiel. Er war 
en jehr beliebter Prediger und fol in Dresven oft an einem Tage in brei 
Kirhen gepredigt haben. Beim folgenden jahre (1430) berichtet der pirnaijche 
Moͤnch von einer abermaligen Xudenverfolgung. Die allgemeine Noth 
md Bedrängniß, welche die Hufjiten mit ihren Verheerungen und der Kampf 
gegen fie über das Land gebracht hatten, fcheint den Blid des Volkes aber: 
mals auf die Juden als diejenigen gelenkt zu haben, die man als Berräther 
in feiner Mitte gebegt hatte. Man bejchulvigte jie, es heimlich mit ben 
Huffiten gehalten und durch allerlei andere Untreue das allgemeine Elend ge: 
fördert zu haben, und vertrieb jie, wie es beißt, für immer aus ber Stabt.*) 
Reh der „Abichaffung“ der Juden, wie Wed ſich ausprüdt, wurbe ihre 
Sonagoge, auf dem Plate gelegen, ver noch heute den Namen Jüdenhof 
Er, in ein Brauhaus verwandelt, das endlich verſchwand, als Chrijtian I. 
(1586) das Stallgebäude aufführen ließ.**) Aber es jcheint dieſe „Ab- 
ſchaffung“ der Juden nur eine locale und bejchränfte gewejen zu jein, wenn 
fe wirflich in die oben angegebene Zeit fiel, denn eine Urkunde vom Jahre 
1431 giebt und Nachricht von einem Juden Jordan zu Dresden, der jogar 
a8 Grunbbejiger auftritt. Das Document enthält die landesherrliche Be: 
Käligung eines Kaufes, das Dorf Podenbroje betreffend, mit drittehalb Schod 
jübrlichen Zinfes, das Jordan, den Landgraf Friedrich „jeinen Juden“ nennt, 
anem Pincentius Bußmann zu Dresden „mit allen Rechten von Schulden 
wegen“ abgeflagt und eritanden und dann den ehrjamen Meiſter Nicolaus 
Tirmann und Peter Zcuzde, Bürgern zu Dresden, auf Wieverfauf abge: 
treten hatte.***') 

Dresden und jein Gebiet war fomit durch Friedrich des Friedfertigen 
Leraͤußerung mit demjenigen Theile der wettinifchen vänder vereinigt worden, 





Nah Menten vielleicht richtiger erit 1432. 
pe] Hilſcher's Etwas zur Kirchenhiftorie Altdresdens; Dresdener gel. Anzeiger 1762. 
u Heft. Die Frauengaſſe hieß in früherer Zeit die Judengaſſe und der Jüdenhof hat, 
kim Namensurſ rung getreu, den Juden bis in jpätere Zeit als Markt gedient. 
S. Haſche's Urkundenbud S. 234. Die Bürger Tirmann und Zcuzde ger 
Kirten zum Kathöcollegium. Sie beftätigen im nächſtfolgenden Jahre, mit Paul Geydeler, 
eifter, Hans und Nicel arüngmeilter u. N. die legtwillige Verfügung einer lie 
Gemiftelebine, weile „mit Heinrich Abunde anders Thamover genannt,“ vor Gericht und 
—* Bank erſchienen war und ihm ihre ganze Habe, bejonderd aber die Schuld, 
womit er ihr noch wegen der von ihr erfauften Mühle vor ber Stadt nebft Wedern ver: 
Mihtet war, gegen eine Keibrente von vier Schod zuſchreiben lieh. 


— 198 — 


welche Friedrich des Streitbaren jugendlihe Söhne gemeinſchaftlich regierten. 
Der Zujtand, in welchem jih das Yand und die Stabt befanden, war in 
Folge der legten furchtbaren Ereigniſſe jedenfalls kaum ein erfreulicher. Die 
Chroniſten berichten von einer großen Theuerung, die wabrfcheinlich fchen vor 
dem Jahre 1434, bei welchem fie angegeben wird, begann und bier Jaähre 
anbielt. Der Scheffel Korn, defjen gewöhnlicher Preis damals vier Groſchen 
war, £ojtete breikig bis jechsundpreißig Groſchen, ein Preis, den Wed auch 
noch beim Jahre 1444 angiebt, obgleich inzwijchen dieſer Zeit, beim Jahre 
1441 Andere wieder von einer ſehr mohlfeilen Zeit berichten, in welcher man 
dreizehn Sceffel Korn oder ſechszehn Scheffel Hafer mit einem meißnifchen 
Gulden bezablt haben ſoll. Wie die Bewohner des platten Yanbes, die umler 
ven hufjitiihen Naubzügen zunächſt und am meilten gelitten hatten, jo waren 
auch die Städter zum großen Theil verarmt und gleich das erite Jahr ber 
—— — Regierung ber genannten ürften bringt und ein Zeugniß, bah 
aud; Dresden bejonderer Vergünjtigungen ** um ſich, nachdem der 
Frieden zurückgekehrt zu ſein ſchien, von den Nachwirkungen ſchwerer Zeiten 
wieder etwas zu erholen. Friedrich und Sigismund gaben nämlich von Rochliß 
aus an dem Tage nah Galli 1434 „umb gemeines Nutes des Armutbt 
und unjerer Stadt zu Dresden Beiten und Bejjerung willen,“ ber Stadt bie 
Grlaubniß, vom Tage des Briefes an ein ganz Jahr lang in jeder Mod 
einen Tag, der ihr am bequemiten Ichiene, einen freien Markt zu halten, wor: 
aus der noch jetzt beitehende, in dem October fallende (frühere „Sallus-*) Martt 
entjtanden iſt. Eim Jahr jpäter erfolgte jene bereits früber erwähnte Erneuerun 
„der Austhuung“ der Gerichte am den Rath, abermals für 25 Schod um 
unter denjelben Bedingungen und mit denſelben Vorbehalten wie bei der vor— 
hergehenden Austhuung der Stadtgerichte (ſ. S. 137). Die Verleihung der 
Stadtgerichte wurde nach Ablauf dreijähriger Friſt ſchon 1459 ebenfalle 
für 25 Schock (ausgejählojjen die SHalsgerichte) wiederholt.) Wie michtig 
für die Städte und ihre Bewohner dieje wenigstens theilweiſe Selbſtſtändig— 
feit in ber er der Gerichtsbarkeit war, beweifen die Klagen, die 
namentlich 1428 auf dem von ‚Friedrich und Sigismund zu Leipzig zuſammen⸗ 
berufenen Landtage, wo Stände und Ritterſchaft und Städte zum erjtenmal 
gemeinſchaftlich erſchienen, von geiſtlichen und weltlichen Ständen gegen Mi— 








ü— nn. 7 Vier N nt —— 
ae ine Pe ee N rg er 


— —— — — — — 


un Dad A ae u 2 


ev ma Wr We ä 


er Mr > 2 ur 


i A 
"Zn en ö J rt — u 


— —— — — Der —— 

ü— N er — ⸗— 
X — u Pen Are we —2 
ren: wi 0 — ru — 
en re Da re — u 








— 46 — 


ı Ausiicht ſtellte. Dieje neue Theilung wurde jedoch nach Erfüllung der 
reijährigen Friſt, wie wir bald jehen werden, durch ein Ereignig aufgehalten, 
a8 die Verhältniffe wejentlich veränderte und in jeinen Folgen die glimmende 
Zwietracht zwilchen ben Brüdern zur hellen verderblichen Flamme anfachte. 
ya den Zeitraum bes breijährigen Vertrags (1437—1440) fällt Friedrich's 
des Sanftmüthigen Kriegszug gegen Böhmen zur Unterjftüßung Albrecht's von 
Deſterreich, Sigismund’8 Schwiegerjohnes und Nachfolgers, gegen bie Utra- 
quiſten oder Galirtiner, die ihrerjeit8 den breizehnjährigen Prinzen Gafimir 
von Tolen zum König von Böhmen auserkoren hatten. Der glänzende Sieg, 
den Friedrich nad) Erledigung des Hauptfampfes, bereit auf der Rückkehr be- 
giffen, am 23. September 1438 zwiſchen Brür und Bilin (beim Dorfe 
Selnig) über die Hufjiten erfocht, die jih an den Meißnern rächen wollten,*) 
etihädigte zwar für manche frühere Niederlage, nicht aber für die jchweren 
Yeiden, welche die Hufjitenkriege über das Land gebracht hatten und die in 
ihren Nachwirkungen auch jett noch nicht überwunden waren. 

Diefe Nachwirkungen dauernder und foftjpieliger Kriege äußerten ſich in 
verihiedener Weile. Zunächſt waren bie herfümmlichen Abgaben und Auf: 
lagen für die VBebürfniffe des Landes und der Fürjten nicht mehr ausreichend 
und man mußte zu außergewöhnlichen gegen Herkommen und Gewohnheit 
ſtreitenden Geldforderungen jchreiten, für melde man die ausbrüdliche Zu: 
ſtinmung des Landes erforderlich hielt. Indem man daher von ber feitherigen 
Bcteuerung einzelner Klaffen und Körperſchaften abging, näherte man jid) 
af dem Wege zu einer anderen Beſteuerung zugleih ber dee einer that— 
Whlihen Vertretung des Landes durch Vereinigung der verjchiedenen 
Rajjen zu einem Landfchaftlichen Körper, wie wir ihn auf dem Leipziger Land- 
ige von 1438 für die Länder der ojterländijchen Linie zuerjt bejtunmter ber: 
vertreten ſehen. orberten die Verhältniſſe aupergewöhnlicdye Beihilfe der 

. Stände — der Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Städte, welche leßtere 
durch Mitglieder des Rathes vertreten waren — oder der Einwohner des 
Yandes ald Ganzes, jo wurde auf der anderen Seite das Gefühl der Billig- 
feit nicht vergefjen, nach welchem dem Lande in feiner, Vertretung das Mittel 
edalten bleiben mußte, ji) zu ſchützen und die Forderung von einer aus— 
trüflihen Bewilligung abhängig zu machen. „Ob aber hierüber wir ober 
unjere Erben, Erbnehmer oder Nachkommen eine ungewöhnliche Steuer als 
Nie obgejchriebene Ziſe oder vergleichen oder ſonſt einicherlei Neuigfeit, was 
der Alters nicht geweſt, von unjeren Landen fordern würden und jie dazu be: 
drängen und nöthigen wollten, da8 Gott bemahre, jo mögen jich diejelben 
uniere Rande von ſolcher ungewöhnlicher Steuer und Neuigfeit wegen jo und 
nicht anders mit einander vertragen, zujammenjeßen und jid) gegen ung, unfere 
Erben und Nachkommen ſchützen und aufhalten, darumb wir jie danne, oder 
unjere Erben nicht verdenfen jollen noch wollen,” jagen die Fürſten jelber in 
Km Revers, welchen jie wegen der von dieſem Sandtage begehrten außer: 
edentlihen Steuer ausitellten. So waren e8 vorzugsweije die außerordent: 


*, Man findet bei Wed S. 120 ein Berzeihnig von 70 Herren und Edelleuien, 
melde ſich durch ihre in diefer Schlacht bewieſene Tapferkeit die Ritterjporen verdienten. 
An 200 der Feinde jollen auf dem Plage geblieben, „l45l" (nad) Müller’ Annalen 
500) als Gefangene hinweggeführt worden jeın. „Faſt alle Thürme zu Freiberg und 
m anderen Städten waren v.n Gefangenen vollgejtedt,“ jagt Woller II S. 84. 


11 


umb ‚die Stäbte arwilie Se 


wet nd . J 
—* ten 7 « u | 
\ Mn r 





— 169 — 


mauchsjteuer, die unter dem Namen Zije auf einzelne Gegenftände des Ver— 
brauchs gelegt (Barticular:Accife)*) als eigentliher Anfangspunft der indirecten 
Eteuem in Sachſen zu bezeichnen iſt. Sie beitand, ihrer Natur nach zumeift 
die Städte betreffend, im dreißigſten Pfennig von jedem feilen Verkaufe, d. h. 
vom Verfaufspreije der verkauften Waare und wurde vorläufig nur auf zwei 
Sabre verwilligt,”*) aber nady Ablauf diefer Zeit (1440) durch die Stände 
auf's Neue bejtätigt und weiter ausgedehnt, fo daß außer von fremdem und 
einheimifchem Kaufmannsgute, auch von den Erzeugniffen der Handwerker und 
von dem gebrauten Biere der dreißigſte Pfennig des Verfaufspreifes als Ziſe 
erlegt werben mußte. Wie lange fie in diejer Weiſe fortbejtanden, und ob 
die 1451 auf dem Landtage zu Grimma dem Churfürjten Friedrich für fünftige 
Rothfälle verwilligte Steuer, deren Art nicht näher bezeichnet ift, eine Ver: 
lüngerung dieſer Zije war, ijt nicht nachgewiefen. Die Steuer, welche auf 
dem erwähnten Leipziger Yandtage vom Jahre 1354 dem Churfürften für bie 
Landesnothdurft — wenn die Lande mit Krieg angegriffen werben jollten -- 
zugeſtanden wurde, war wenigjtend anderer und ganz bejonderer Art und be: 
kmd in einer Kopffteuer, die ohne Anjehen des Standes und der Perfon, 
mit zwei Srojchen vom Kopfe — den Groſchen zu neun Pfennigen berechnet 
— zu erlegen war und von den acht erwählten Steuermeiftern (zwei ſächſiſchen, 
zwei meignijchen, zwei ojterländifchen und zwei voigtländifchen Evelleuten) in 
Leipzig niedergelegt und ohne deren Vorwiſſen, jelbit wenn es der Churfürſt 
; biehlen würde, Niemand verabfolgt werben jollte. Dagegen trat in Bezug 
uffdas Bier an die Stelle des breißigften Pfennigs der Ziſe von 1438 
ducch Beichluß des im Jahre 1469 vom Churfürſten Ernſt und Herzog 
Mbreht zu Leipzig abgehaltenen Landtags das urkundlich vielfach genannte 
Umgeld oder Ohmgeld, ein VBierzehnten, ver gewöhnlich in fünf Grojchen 
vom Faß Bier beitand, das für jechSundvierzig Bis fünfzig Groſchen verfauft 
zu werden pflegte. Obgleich nur auf ſechs Jahre bewilligt, wird diejer Steuer 
oh noch 1485 im Theilungsvertrage als des Ohmgeldes in Meißen gedacht, 
als welches jic auch auf andere Getränke ausgedehnt, wahrjcheinlich ſchon be- 
fändige Leiſtung (Trankjteuer) geworden war. Es giebt und dieje Steifer 
ein Zeugniß von der Bedeutung der meißnijchen Bierbrauerei der damaligen 


er 


"0 gemeinen ——⏑—— 


Zeit, zugleich aber auch von dem Umfange des Verbrauchs ihres Products. 
Die Bierbrauereien waren ein wejentlicher Hebel des ſtädtiſchen Wohl— 
Randes, und es wurde für ihre Hebung und Erbaltung von Seiten der Re- 
Sierung durch verjchiedene Privilegien und Beitimmungen gejorgt, indem man 
einestheils ſtreng darauf hielt, daß das Bier, in damaliger Zeit Lieblings: 
getränf Für Vornehm und Gering, von guter Beſchaffenheit war, anderntheils 
aber den Städten, welche Brauereien batten, das Vorrecht zugeitand, daß 
innerhalb einer Meile um viejelben Fein anderes als ſtädtiſches Bier verfauft 
md verfchenft werben durfte, wenn nicht bejondere Bejtimmungen hiervon für 
ingere oder Türzere Zeit eine Ausnahme gejtatteten. So wurde jchon 1409, 
ld Alidresden (jetzige Neuitadt) vom Markgrafen Wilbelm Bürgerrecht erhielt, in 


— — — — — 


allen in den Städten und auf dem Lande eingeführten rohen oder veredelten Producten 
erlegt werden mußte, wurde erjt 1701 in Sachſen eingeführt. 


" Hajche’3 Urkundenbuch S. 227 giebt die Urkunde vollftändig. 


| *, Eime allgemeine oder Univerjal-Accije (Generalconſumtions-Acciſe), welche von 
| 11* 








——— — ——— 
J Kane — — 
Al EEE Pe eo Zn [el Zu. 6 Meier 


n ren Herder Arne: , | 


ö a na ar balen 
— dellun — * 


—— Ara oben 





— 1697 — 


Reinhardsbrunnen feine Ruheſtätte fand. Da er feine Leibeserben hinterliep, 
jo fielen jeine Länder an den nunmehr wieder einzigen Stamm des wettinifchen 
Muies, an Churfürſt Friedrich den Sanftmüthigen und feinen Bruder Herzog 
Vilhelm II. ine, wie e8 ſcheint unmittelbar nach Friedrich's des Trieb: 
fertigen Tode beabfichtigte Theilung jcheiterte an dem Umſtande, daß jeber 
der beiden Brüber Thüringen gern für ſich behalten hätte. Die beiden Brüber 
tegierten daher bie ererbten Yänder noch fünf Jahre lang gemeinschaftlich). 
Grit am 10. September 1445 einigten jie fich zu Altenburg zu einer neuen 
Theilung, die wie mandye frühere mit den Ländern auch die Herzen ber 
Theilenden auseinander riß und in ihren Folgen die mahnende Yehre zu 
Schanden machte, womit Friedrich der Streitbare von jeinen Söhnen ge: 
—8 war: „Laſſet das eure Sorge ſein, daß ihr das Vaterland bei Frieden 
et! 

Ehe wir zur Betrachtung der Art dieſer Theilung und der unglückſeligen 
Jolgen übergehen, welche ſie für die Beſitzungen des Hauſes Wettin durch 
einen mehrjährigen Bruderkrieg herbeiführte, mögen zuvoͤrderſt außer bereits 
berührten noch einige andere Umſtände und Ereigniſſe Erwähnung finden, 
welche Dresden insbeſondere betreffen und noch in die Zeit der gemeinfchaft- 
lhen Regierung der fürjtlichen Brüder fallen. Zunächſt berichtet Wed beim 
Jahre 1439 von einer Peſt, von welcher das ganze Land angejtedtt ward 
md die faſt bis zum „jahre 1442 mwährte, nähere Angaben barüber fehlen; 
im jahre 1443 war eine hohe Elbfluth, die zwar nicht wie die leßtere vom 
Jahtre 1432 und wie die nädjitfolgende des Jahres 1447 (welche zwei Joche 
ker Dresbener Brüde nach Altvresven zu bejchädigte) fo großen Schaden an 
kr Brücke that, wohl aber von ber hölzernen Meißener Brüde zwei Joche 
nimahm; andere Waſſersnoth erfolgte 1445, wo in Folge eines oberhalb 
Dresdens gefallenen Wolkenbruchs „ſich die Stadt: oder Kaitzerbach dermaßen 
ergeß, daß die Vorſtadt bis an bie Frauenfirhe unter Waffer jtunde, auch 
ſelches um die Stadt lieff, daß es fürm Wilsdorffer Thore in die See kam 
und foldhe nebjt dem Tamme an der Tammmühle einriffe und die Mühle jehr 
beihädigte; vorher hatte jolch Waſſer zu Moderib, Leubnitz und Strehlen 
auch etliche Häuſer eingerifjen und viel Gebäude verberbet.” In bemjelben 
jahre ergoß fich auch die MWeikerig, fo daß ſie die ganze Aue überſchwemmte, 
id bis an den Hahnenberg dämmte und in Fifchersborf und bei der Vieh: 
weider-Semeinde an Häujern großen Schaden that. Im ‘jahre 1441 waren 
die jürftlichen Brüder in Dresden, wo jie zugleich mit dem damaligen Biſchof 
von Meißen, Johann Hofmann, mit dem laufiter Landvogt Albrecht von 
Eoldig und den Städten Bautzen, Görlik, Lauban, Löbau und Gamenz, auf 
aht \ahre ein Bündniß fchlojfen, das wie frühere, deren beim Jahre 1398 
und 1407 gedacht worden ijt, Schuß gegen die vandesbeſchädiger gewähren 
ſollee) Won ganz beſonderer Wichtigkeit wurde für Dresden das Jahr 1443, 
we der römische König Friedrich III. (Neuftadt am 28. April) feinen beiden 
Shwägern, Churfürſt Friedrich und Herzog Wilhelm die Stapelgeredhtig: 
keit, d. 5. das Necht verlieh, „in ihrer Städte einer zu Dresden oder zum 
Hayn über der Elbe, welche von den beiden Städten ihnen am bequemiten 


— — 


*) Urkunde im Rathsarchiv; vergl. hierzu Wed ©. 516; (Lünig's Reichsarchiv, 
Part, Spec. Cont. II. Anh. ©. 13); * rpzow's Ehrentempel S. 116. 





— 168 — 


dazu jein würde, eine gewöhnliche N — aller Kaufmannoſchatz zu legen, “ 
das allerdings erit 1455 zu Gunjten Dresdens in Ausführung Fam und 
daher jpäter hinfichtlich feines Umfangs und ne Bedeutung für die Stebf! 
weitere Grwähnung finden wird. Am 19. November (am Tage Elifabeh) 
des nächitfolgenden Jahres (1444) erfolgte ferner durch Churfürſt Nrievrid 
„für ſich und wegen feines Bruders Wilhelm” jene bereits früher erwähm 
abernialige Austhbuung dev Stabtgerichte (ausgejchlojjen die Halsgericht, 
wiederum auf drei Jahre, diesmal für 36 Schod neuer Schildgrojchen.F 
Andere auf Dresden bezügliche Nachrichten aus jener Zeit betreffen wiederu 
firdliche Angelegenheiten. So bejtätigte oder erneuerte Biſchof Johann von 
ſeinem biſchöflichen Schloſſe Stolpen aus (1444) den von einem Dresdenn 
Bürger Namens Reynfried Byrckenhayn gejtifteten Hebwigs - Altar im der 
Kreuzkirche mit mehreren auf verſchiedenen Dresdener Grundſtücken haftender 
Zinſen und überläßt das Patronat- oder Collaturrecht hinſichtlich dieſes Altıe 
dem Rathe. Unter den Grundſtücken, welche mit Zinſen für dieſe ne 
itiftung behaftet waren, nennt uns die Urkunde an der Kaitzbach gelegene 
Aecker eines Johannes Radeberg, bei deren Zins der „Plebanus infirmorum 
wahrjcheinlich des Bartholomäushospitals, mit ſeiner Einwilligung coneurrirkt 
ferner ein „in ber kleinen hinter der Kirche gelegenen Gaſſe“ befindlihe® 
Haus des Maul Goppel, der damals das Amt eines Brüdenmeilters bere 
waltete,**) als welchen wir ibn im nächitfolgenden Jahre in einer andereie 
nicht uninterejlanten Urkunde —— worin er bekennt, daß der ehrſam 

Nicolaus Prolis, Bürger zu Dresden, berichtet, daß er in Schulden gerath 

ſei und um ſich herauszuwirken, ein Schod Groſchen guten ſchildechten Felde 
sreiberger Minze „genger Landeswehrung⸗ rechten jährlichen Zinſes a 
ſeinem Weingarten auf dem „Tatzberge“ in ver Flur und dem Gefilde d 
Stadt Dresden auf Miederfauf verfauft babe an Meiſter Franciscus Kunzen 
Doctor der Arznei und ewigen Vicarien der Kirche zu Meißen und alle 
jeinen noch kommenden Bicarien der Kapelle aller Gottesheiligen auf Dem 
Schloſſe zu Meißen, für elf Schock und dreißig Groſchen. Da der genann 
Weingarten auf dem „Tabberge” („Taczigisgebirge“) in der Dresdener v Fl 
„den beiligen Kreuze in ber Stadt zu Dresden mit rechten Erbzinje ii 


var 5 Br mt aehörte,”“ io war 3 (dem PRerkaufe 

















— 169 — 


in zranfen erhielt. Anderes blieb gemeinichaftlich, namentlich Freiberg nebjt 
allen Bergwerfen, wie auch den Münzen und Zehnten. In gleicher Weije 
theine man auch die 283,053 Gulden und 59 Groſchen betragenden Schulden 
ver Xänder, aber mit der bejonderen Bejtimmung, daß der Bejiger von Meipen 
4,42 Gulden 18 Groſchen mehr zu tragen haben follte als der andere. 
Aber die Theilung geſchah unter Umjtänden, welche dem Vertrage Feine günjtige 
Zulunft verſprachen. Auf Seiten des Herzogs Wilhelm war es namentlich 
deſſen eigennüßiger und ehrgeiziger Rath Apel von Vitzthum, der jet wie in 
der Folge ben Brand der Zwietracht zwijchen den Brüdern ſchürte. Auf 
Askifien desfelben hatte Wilhelm eine ganz gleiche Iheilung verlangt, nad 
weicher jeinem Bruder auch das Herzogthum Sachſen nicht ausjchliegend zu= 
Immen ſollte. Seine Räthe hatten die Weiſung, gegen den Grundjag, daß 
Sahjen jeinem Bruder vermöge der goldenen Bulle von 1356 ausfchließend 
gehörig bleiben müfje, ven Einwand zu machen, daß diefe Bulle für ihren 
herrn keine bindende Kraft haben könne, da er zu berfelben nicht feine Ein— 
wligung gegeben. Mußte Wilhelm jeinerjeitS von diefer baltlofen Forderung 
eöiteben, jo wurde auf der anderen Seite Churfürft Friedrich durch die Ränke 
det Apel von Bibthum, dem wegen jeiner thüringifchen Bejitungen daran 
gelegen war, nicht unter die Herrichaft des ihm mißgünjtigen Friedrich zu 
tommen, veranlaßt, jeiner urfprünglichen Abjicht zuwider Meißen jtatt Thüringen 
m wählen. Beide Theile fühlten jich ſonach durch die Theilungsanjchläge 
nicht nur nicht befriedigt, jondern beeinträchtigt, und jchon wenige Monate 
häter bedurften bie entitandenen Jwijtigfeiten und Irrungen einer entjchiedenen 
Ehlihtung durch Vermittelung der Stände und durch Einmifhung fremder 
güriten, des Erzbifchofs Triedrich von Magdeburg, des Churfürjten von Branden- 
berg und bes Landgrafen von Heſſen, welche am 11. December vesjelben 
Ahres in dem Kloſter Neuenwerf bei Halle einen Vergleih zu Stande brach— 
im, der unter dem Namen des balliichen Meachtipruches befannt it und welchem 
die beiden Brüder ſich unterwarfen. Durch diefen Spruch wurde verglichen, 
daß der Churfürſt feinen Antheil, Sachſen und Meißen, nebit dem Zuſchlage 
dem Ofterlande und Boigtlande behalten und hierüber die vorher zum thüringi: 
ſthen Theile geichlagenen Derter Altenburg, Burgau und Zwidau bekommen 
jette, während dafür das früher zum meißniſchen Theile gehörige Freiburg 
m der Unjtrut zu Thüringen fam.*) Die beiden Brüder hätten nun in 
grieden und Eintracht leben können, wäre ein jolches Verhältniß den eigen- 
fühtigen, untreuen Räthen, welchen Wilhelm fein Ohr lieh, entjprechend ge— 
win. Auf Anftiften des Apel von Vitzthum und feiner Brüder Bufje und 
Vernhard, die dem Herzog einflüfterten, daß fein Bruder, der Churfürjt, damit 
umgebe, ibn in jeinem Länderbejige und jeiner Selbitjtändigfeit zu Fürzen, 
tom mit Zuſtimmung des Herzogs eine geheinte Verbindung der thüringijchen 
Landihaft mit dem Erzbijchof von Magdeburg zu Stande, die namentlich hin: 
nätlih der Erbfolge mit Abjichten umging, welche für dag Haus Mettin 
mperit verderblich werden fonnten. Thüringen jollte, wie es heißt, falls 
Eildelm ohne Nachkommen jtürbe, an den König Ladislaus von Böhmen 
fommen, mit deſſen Schwefter Anna, Kaijer Albrecht’s IL Tochter, Wilhelm 





*) Lünig a. a. ©. ©. 225: Müller’s Unnalen ©. 26. 


Ph ne a 


TE Va N a 






I Ze Eee 
er were > 
UT a Ma — 
er, A year un 
“ 5 —2 dt 
p- Te ee 
N — — er 


rn Zw jr pe Ze 
— — Ve Me 
N er re ee Bas. m 
En Ze A SI 2 
ri ei 
f 
—— — 
Maerwis de v0 
— — ** 
07 di erbieh ball 
J 


u fe Tann, 


— mi 








— 12 — 


Während Böhmen gegen ben Gburfürften Friedrich ſich rüſtete, war 
bereits auf anderer Seite in einen neuen unbeilvellen Kampf verwide 
ibn zunächſt binderte, jeine Abfichten gegen Böhmen zur Ausführung zu brinaes 
Der durch Vermittelung einiger benachbarten Fürsten am 29. September 1ER 
zwiſchen ben jtreitenden Brüdern Ariedrih und Wilhelm zu Stande gefommeng 
Vergleich und Vertrag batie feinen dauernden Frieden zu jchaffen vermode 
und bald nachber enibrannte der verheerende Bruderfrieg auf's Neue. DE 
Teranlafiung zur Wiederaufnahme des Kampfes lag zunächſt in Wilhel— 
fortwährender Begünitigung feines Ratbes Apel von Vitzthum, den er ii 
Koiten der Stammgüter des Hauſes Wettin bereicherte, vor allen aber in Dem 
Ausbruche einer Fehde zwilchen den Grafen Heinrich und Güntber U 
Schwarzburg, in mweldyer der Letztere mit jeinen Schwiegerföhnen (Yubrwig bei 
leihen, Heinrih von Gera und einem Herm von Yeignig) eine Vereiniaug 
mit dem Ghurfüriten ſchloß, ibm das Schloß Scwarzburg und bie Si 
Königsſee mit Zubebörungen einräumte und dafür Schloß Tharandt und di 
Städtchen Dippoldiswalda empfing; Heinrid von Schwarzburg dagegen wendet 
ih an Herzog Wilhelm, deſſen Partei er jchon vorber angebört batte, um 
die Bereitwilligfeit, womit ibm biejer den verlangten Beiſtand wider 
Gegner und beren türjtlihen Werbündeten leitete, läßt erkennen, wie vi 
Zündſtoff der Zwietracht trog der vorbergegangenen Einigungen und Verträge 
jwijchen ben fürjtlichen Brüdern zurüdgeblieben war. Der Kampf wurde fl 
mit noch größerer Erbitterung geführt ald zuvor und war von den jchonungt 
[ofejten Gräuſamkeiten und Verheerungen begleitet, die bejonder® die Yan 
des Ghurfürjten trafen. Am 11. September 1450 rüdte ein böbmisches Het 
von mehr ala 20,000 Dann, das am 8. desjelben Monats Dir und Di 
genommen batte, gegen Gottleuba, Pirna und Dresden vor, wendete IE 
dann, nachdem es die Umgegend unjerer Stadt verheert und verwüſtet, mul 
Weiten, nahm mehrere Städte (mie Döbeln, Mittweida, Altenburg, Bord 
und vereinigte jich im October bei Peaau mit Friedrich's Gegner, dem Heritk 
Wilhelm, der mit jeinem Heere von Naumburg heranzog und die Truppe 
nad einem vergeblihen Angriff auf Pegau gegen Gera führte, das Mm 
15. Detober mit Sturm genommen ward. Das furdibare Schidfal, dem 
dieſe Stabt bei biejer Gelegenbeit erlag, bildet gewifjermaßen den Höhepun 





ea Ende zu machen. Sr drohte ben Streitenden mit der Reichsacht und ließ 
ı Merh jeine Abgejandten, die im Lager bei Krimmitzſchau erjchienen, einen 
‚ Baflenitillitand bis zum 25. Mai 1451 vermitteln, während welder Friſt in 
banberg unter dem Borjige des befjiichen Pandgrafen Yubwig wegen eines 
vellſſtäͤndigen Friedens verhandelt werben ſollte. Zunächſt war man darauf 
| Macht, das Rand von den Böhmen zu befreien, die auch mit der anſehn⸗ 
hen Beute, welche man ihnen batte lajjen müjjen, alsbald abzogen, und 
"an erfolgte ſchon einige Monate ſpäter (27. Januar 1451), ehe man in 
Bamberg zu tagen nöthig gehabt, zu Pforta eine vollitändige Ausjöhnung 
‚wilhen den Brüdern, die fernerhin nicht wieder gejtört ward. Kurze Seit 
‚sahher famen die fürjtlichen Brüder in Leipzig zujammen und feierten daſelbſt 
a Froöͤhlichkeit und Einigkeit das Faſtnachtfeſt. Die Worte, mit welchen 
Bildelm feine heuchelnden Räthe zurüdwies, die jelbjt nach abgejchlojjenen 
Frieden ihr böſes Spiel fortzujegen fuchten und dem Herzog riethen, dem 
druder nicht zu trauen und den beabjichtigten Beſuch in Leipzig aufzugeben, 
ifien erfennen, daß der Einfluß dieſer Räthe, der zwijchen den Herzen ber 
; Brüder gejtanden und fo wejentlic zu dem unheilvollen Bruderkriege beis 
getragen hatte, endlich gebrochen war. „Ic will gerne und willig jterben,” 
hate Wilhelm, „wenn ich zuvor ſehe, daß ihr friedenhäfjigen Leute euern 
mwehlverdienten Kohn befoinmen habt.“ Die Eintracht der beiden Sachen: 
füriten jelber wurde zwar nicht wieder gejtört, wohl aber hatten jie in ber 
Widerjeglichkeit halsjtarriger Vaſallen bittere Folgen ihres Krieges zu bes 
limpfen. Milhelm hatte zunächſt ziemlich ernſte Händel mit feinem ehemals 
je ſehr begünftigten Rathe und Vertrauten Apel von Vitzthum zu beitehen, 
der ichlieglich, feiner Güter beraubt, nad) Böhmen flüchtete und dort bei dem 
Unfrieven, ver zwifchen Böhmen und Sachſen berrfchte, für jeine Ränke und 
Jutriguen fruchtbaren Boden zu finden boffen durfte.”) Friedrich der Saft: 
mütbige aber hatte noch vier Jahre nach dem Friedensſchluſſe in der fredyen 
That des Kunz von Kauffungen wenigjtens eine mittelbare Folge des Bruder: 
frieged zu überwinden. 

Ein Friedensabſchluß mit Böhmen, das noch immer drohend gerüjtet 
Hand, jtieß in ‚solge der erwähnten, von Seiten der böhmischen Krone er: 
bobenen Anſprüche noch mehrere Jahre lang auf bedeutende Schwierigkeiten, 
webei einestheilg die Ränke der Vitzthume, anderntheils Milhelm’s Ehe mit 
Anna, der Schweiter des böhmijchen Königs Yarislaus von wejentlihem Ein— 
Kup jein mochten. Ziemlich noch acht Jahre lang nach der Ausjöhnung der 
ſchſiſchen Fürſtenbrüder bot das Verhältnig zwiſchen Sachſen und Böhmen 
einen Fortwährenden und raſchen Wechſel von vergeblichen Ausgleichverjuchen 
und immer wieder erwachenben Streitigkeiten und Kämpfen. Das Jahr 1452 
bringt ein neues Aufgebot zum Heerzug gegen die böhmischen Herren, und im 
ſolgenden Jahre gejchehen bejonders in den Monaten Februar bi8 April wieder: 
halte Einfälle der Böhmen in das Meißener Gebiet, wobei in der Gertruden— 
Mt namentlich ein Verſuch gemacht wurde, Pirna zu überrumpeln. Ein 


—— — 





.. .N Georg Podiebrad nahm ihn unter ſeine Räthe auf und unterſtützte ſeine An— 

ruhe an die ſächſiſchen Herzöge mir ſolchem Nachdrucke, daß fortan faſt in allen Friedens— 

Na, entagöverhandfungen zwiſchen Sachſen und Böhmen der Herren von Bigthum ges 
wurde. 


" 
— — Pe Wer We — — 


u en a 


-. nun Ze — 


= a ie — vn \ 


en ae E ac en 
wer in el. — — 
en — er ne 77 a. 
— — — N ung 
a ie nz 


> WR wm hun —— 
Dr Er DL — ME 
x, > >»t- an a 
PRATER — 
ar N ri 
u ul u 
- dur 





— 15 — 


2. April 1459 zu Eger abgeſchloſſen und „um den Unwillen der Herzen 
ganz auszureuden“ und die Verfühnung zwiſchen Sachſen und Böhmen voll: 
ſündig zu machen, zugleih durch eine verabrebete Doppelheirath zwiſchen 
Fraedrich des Sanftmüthigen zmweitem Sohne Albreht und des böhmijchen 
Königs neunjähriger Tochter Zedena (Sidonia) und des Legteren Sohne Hinko 
wi Herzogs Wilhelm Tochter Catharina, befräftigt wurde. Auf Grund dieſes 
derttags, der den jtreitigen Verhältnifjen zwiſchen Sachſen und Böhmen eine 
fir Jahrhunderte (bis zum Tefchner Frieden 1779) in Anerkennung beſtehende 
Ausgleihung gab, überließ Sachen an Böhmen die Herrichaften Brür, Rieſen— 
ng, Dur und Landeskrone und anerkannte die böhmiſche Lehnsobrigkeit über 
ane große Anzahl theils ſächſiſchen Vaſallen, theild den ſächſiſchen Herzogen 
kiber zugehöriger Ortſchaften; zu dieſen gehörten, um nur das ung Zunädjit- 
e zu erwähnen: die Hälfte des Schloſſes Dohna, Dippoldiswalba, 
Beienftein, Tharandt, Nabenau, Königftein, Hobenjtein, Wilvenjtein, Pirna, 
Behlen, Hirjchitein, Dahlen und der Brüdenzoll zu Drespen.*) Doc 
ſelte fi) das Recht der böhmischen Krone nur auf „die Obrigkeit der Lehne“ 
hſchraͤnken, keineswegs aber auf die Landeshoheit erſtrecken und die meißnijchen 
' Hrtten jollten ihrer Lehne (der jegenannten böhmijchen Hauptlehne) wegen 
meer zur perjönlichen Leiſtung des Lehneides, noc zu Lehnsdienſten ver: 
plihtet jein, jondern an ihrer Stelle einen Lehnträger eintreten laſſen Fönnen, 
ad welcher, von feinem Vater hierzu ernannt, zunächſt Herzog Albrecht er— 
‚ Meint. An demfelben Tage, wo diefer Vertrag abgefchlojfen wurde, erfolgte 
: ad eine Erneuerung der alten Erbeinigung zwiſchen Sachſen und Böhmen. 
: die Vermählung Herzog Albrecht’8 mit Sidonia wurde der getroffenen Be- 
Kamung gemäß am Martinstage (11. November 1459) zu Eger mit großer 
Sraht vollzogen.**) Der Ehurfürft machte darüber von Torgau aus der Stabt 
resden bejondere Anzeige: „wir verfünden euch das eeliche Beylager bes 
hohgebornen Fürſten unſers lieben Sohnes Herrn Albrechts u. ſ. w. mit 
des durchlauchtigften Fürſten Herrn Jorge Königs czu Behem Freyleyn Tochter 
Zeena gejcheen zu Eger am Dinstag nad Martini und tun das barumb, das 
it ich das mit vns in Gott dem Herrn jrewen jollt.“ Die eigentliche Voll: 
Hedung der Ehe aber erfolgte erjt im Mai 1464.***) Hinjichtlich der Familien: 
krbindungen jelber, welche vie jeit jo vielen Jahren zwiſchen Böhmen und 
Sachſen lodernde Kriegsfadel thatſächlich löſchte und jomit wirklich als ein in 
mer Hinjicht glückliches Ereigniß begrüßt werden Eonnte, war man nicht allent- 
alben im Wolfe eriveut darüber; namentlich waren es die Gegner der huſſi— 
ihn Lehre, welche wider ihre Herren murtten, daß fie ſich mit Stegern und 
wit einem Manne von nicht fürjtlichem Herfommen in dieſer Meije geeinigt 
und befreundet hätten, jo daß Wilhelm durch eine öffentliche Erklärung auf 
; Meburch diefe Verbindung für das Wohl des Taterlandes gewonnenen großen 
; Bortheile befonders aufmerfjam machen mußte. 


— — —— 


— - — 


Vergl. ©. 43 und 111; Pelzel's Herrſchaft der Böhmen in Meißen S. 66; 
Beipe's churſachſ. Geſch. TI. ©. 350. 

“von Langenn a. a. ©. S. 40 und jig. 

**, Weber Sidonia von Böhmen, die durch dieſe Vermählung mit Albredjt die Stamm— 
mutter der albertiniichen Linie und des königlichen Haujes Sadyfen wurde, j.v. Langenn's 
sa Jane Schrift: „Züge aus dem Familienleben der Herzogin Sidonia”. (Dresden 


1 — 116 — 


| 
| | Ä Es ſchien nöthig dieſen Theil der allgemeinen  Yandesgcihichte 
| näher in's Auge zu fallen, weil ſich aus verjchiedenen: Andeutungen 2 
daß Dreöden von den jchweren Ereignijjen und Bebrängniiien, welch 
I | Brubderfrieg und die Jwiltigfeiten und Kämpfe mit Böhmen begleiteten, 
I unberübrt bleiben konnte, wenn auch ausreichend zuverläſſige Angaben 
“ das Schickſal unjerer Stadt während dieſer Zeit mangeln, Nah «i 
1 neueren Chroniſten befand jich unter den Städten und Ortichaftan, 1 
| 11 während bes Bruderfrieges von Wilhelm's Bundesgenoſſen den Böhmen 
\ \ wüjtet wurden, wiederum das je oft beimgejuchte Altdres den, dasj 
| IN obert und in Brand geitedt haben jollen. Jedenfalls bezieben ſich Diele 
| 





| diejelben, wie wir gejeben haben, namentlich auch die Umgegend vom Dt 
verwüjtet haben jollen.*) Wahrſcheinlich entaing bierbei das offene Alitr 

nicht jeinem gewöhnlichen Schiefjal, wie denn die gejammte Stabt Bart ı 

berührt worden jein mag. Es ergiebt ſich dies zum Theil auch aus ı 

Schreiben des Ehurfürjten an den Dresdener Ratb (Torgau, Sonntag St. %b 

| 1114 1450), worin er jagt, daß er in den vergangenen Läuften wobl gemerfi 
jich in den Anjtalten zur Erhaltung feiner Stadt Dresden große Geb 


Bl gaben auf den Einfall der Böhmen im September des Jahres 1450 
| 
| 


berausgeltellt hätten, namentlidy in Bezug auf Proviantirung (Bier und ? 

und auf Geſchoſſe und Wehrung, mas jeine ausländiichen undhrütlichen 7 
| wobl erfannt baben möcdten. Es jollte daber von num an bie Anori 
Bid getroffen werden, daß ſich männiglid in jeinem Hauſe auf ein Jahr mil 
Im für jih und jein Geſinde und der nötbigen Wehr verjeben jollte; ver 

Mu jelber in Sonderheit jollte jich mit Getreide, Korn und Hafer und J 
jomwie mit Bücjen, Bulver, Steinen (die jtatt Kugeln benugt wurden), 

| brüiten, Bretlen und anderen notboürftigen Wehren verjorgen, und bie & 
| wo ed Notb wäre, an Mauern, Tbürmen, ZJwingern, Gräben und Bolln 
befejtigen, für den Fall dar jeine ausländijchen undpriftlichen ‚Feinde jich f 

an ibn, feinen Landen und Leuten verjucdhen wollten.**) Neben dem 1 
| des Krieges wurde das Land gleichzeitig von verheerenden Krankheiten 
gefucht. Die Ehroniiten berichten beim Jahre 1450 von einem großen | 

| ſterben, das bis 1452 müthete und an manchen Orten den dritten Tbei 
| Leute hinwegnabm und wie Wed jagt, auch zu Dresden jehr aufgeräumt 





— 177 — 


JIn Erfurt allein ſollen 28,000 Menſchen davon hinweggerafft worden jein.*) 
Im jeine Stadt Dresden zu wahren, erließ Churfürſt Friedrich von Radeberg 
us an jeinen Vogt in Dresden ein Schreiben, wodurch Rath und Bürger 
ker Stadt ernitlich ermahnt werden jollten, in dieſer Sterbenszeit Niemand 
Aremdes („fremde Schüler”), da mehrere jolche Yeute die Krankheit mitgebracht 
ww in der Stadt gejtorben wären, aufzunehmen.**) 

Außerdem aber find fajt alle anderen ber vereinzelten Nachrichten, die in 
Bezug auf Dresden aus den legten Jahren ver Regierungszeit Friedrich's des 
Sanftmürbigen erhalten jind, mehr frienliher Natur und befunden zum Theil 
eine jehr erfreuliche Kortentwidelung der inneren ſtädtiſchen Verhältniſſe, die 
Wh der beſonderen Aufmerkjamfeit und Fürſorge des eben jo milden als 

ı fampibereiten Churfürjten zu erireuen hatten. So erklärt der Churfürjt in 
inem von Meißen aus batirten Briefe vom Jahre 1449, dag jeine lieben 
gireuen Bürgermeilter, Rathmänner und Gemeine zu Altendresden ihm 
ine glaubwürdige Eopie eines von jeinem lieben Vetter Herrn Wilhelm zu 
Reigen u. ſ. w. über Stadtrecht und Weichbild von Altendresden ihnen und 
üren Nachtommen ertheilten Privilegii — „darinne vfgebrudt das Datum ift 
iu Miſſen nach Gotts Geburtt vierczehnhundert Jar darnach den britten 

Jar“ u. ſ. w. — vorgebracht und ihn demüthiglich gebeten hätten, ſolches 

‚ Privilegium mit allen Gnaden, jyreibeiten und Gewohnheiten zu bejtätigen, 

ud daß er jolcher Bitte gerecht geworden jei und das Privilegium von Wort 
a Rort durch diejen jeinen Brief beitätige, damit die Stadt Altendrespen 
ke törberliher an Reichtum, Handierung und ſonſt anderer Nedlichkeit 
zchme und ſich täglich bejjern jolle und möge (j. S. 130). ine andere 
Runde vom Jahre 1455 bringt ung die Namen der Perjonen, aus weldyen 
ber Rath der Stabt Altoresden um dieje Zeit bejtand und giebt unmittelbar 
nach der Zeit der Kriegsunruhen und Kämpfe, von welchen die Stadt ſo viel- 
fh heimgeſucht worden jein joll, ein Bild von ziemlich friedlichen bürger: 
lichen Verhältniſſen. Als Bürgermeijter, Rathmänner und Geſchworene nennen 
ih: Hans Genge (Bürgermeijter), Balter Hartuſch, Paul (Bawel) Beder, 

Hand Kreuwil, Hand Jope, Jurge Mytagk, Nicol Kalten, Hand Aſcher und 
Hand Aenterih. Der Inhalt des Documents betrifft die Gründung und 

Erhaltung eines neuen Altar „Gott, dem himmliſchen Water, Marien, ber 
himmliſchen Königin zu Wobe, den heiligen drei Königen und ullen Heiligen 
u Ehren,“ jowie die Stiftung einer ewigen Frühmeſſe in der Pfarrkirche der 
heiligen drei Könige, wozu dem Prieſter Mathns Günther und allen den— 
jmigen, bie nach ihm dieſes Lehn und Geſtift des Rathes bejigen würden, 
acht Schock Groſchen jährlichen Zinjes vom Altdresdener Rathhauſe zufliegen 

X Müller’3 Annalen S. 28 u. 36: Wed ©. 548. Ren berichtet beim Jahre 
1450 an zualeic von einem ungemöhnlichen Froſte am Frohnleichnamsfeſt, mobei 

e . 

Datum: am Mittwohen nad Dionyſy u. |. w. (Rathsarchiv.) Der Ehurfürit 

ilte damals namentlid) in Schellenberg m auitisburg) und wie wir jchen auch in 

g, vielleicht um den Sefahren der von der Veit heimgejuchten Städte zu entgehen. 

U Dresdener Bogt wird um dieje Zeit (1462—1465) Hanns von Arras genannt und 

m Jahre 1459 wird einer dieje® Namens für ſich und jeine Leibeserben mit zwei Bor- 
erien zu Lugkewiß (Lockwitz) und Zſchuzkewitz mit Aeckern, Holzung, Teichen, Frohn⸗ 

Deuiten und verichtedenen Binjen, ſowie mit einem freien Hofe „genannt der Taſchen— 

berg zwiihen dem Schlophoje und der Mönche (Franciscaner) Garten“ belehnt. 
12 


a, ME 


jollten. Es jollten dafür auf dem benannten Altare für ewige Arc 
Hoden fünf Meſſen „alle Zage ru mit dem Morgen obıe Bine 
balten und gelejen werden.“ *) Bemerfenswertb iit in dieſen Doc 
Erflärung von Seiten bes Altpresdener Rathes, daß er dieſe Anerdi 
Stiftung „mit Wiſſen und Willen der Handwerker und Gememm“ 
Aehnliche Hinweiſe auf die Betheiligung der Handwerker am Stapindg 
finden jich in verjchiedenen anıberen Urkunden jener Zeit, er Bm 
Briefe des Neudresdener (Altitäbter) Ratbes, womit berielbe — „Mi 
Monetarius, Bürgermeilter, Johann Queſtewitz, Johann Monciariue 
Czucſcke, Ricolaus Proles, Johann Gutwirt, Nicol Schenbirſt, Kram; U 
Petrus Broſt, Johann Wiſſenſche, Wenzel Aurifaber, Johann Petzeld 
leute, Geſchworene und Handwerker“ — einen Tauſch zwiſchen ſich m 
Abte Johannes von Gelle, zwei Höfe in Dresven betreffend, verglä 
(#8 ergiebt jich hieraus einesthbeild die Bebeutuna, zu welder ih am 
ber Handwerkerſtand, aus deſſen Mitte Schöppen over Ratbmänner zum 
erwäbli wurben, emporgearbeitet hatte, anderntbeils dad damalige Ben 
zwiſchen Stabtratb und Bürgerfchaft oder Jünften, mweldes wegen 
twiederfebrender rrungen und „Sperrungen“ binfichtlihb der Ausb 
gegenjeitiger Befuanifje bald genug zu landeäberrlihen Verordnungen 
welche, wie wir fpäter jeben werden, dem Rathe den Handwertern 9 
Gemeinde gegenüber freiere Hand und größere Selbititändigfeit geben jollh 
Auch von dem Augujtinerflofter in Altdresden erbalten wir um dt 
(1456) wieder einige Nachricht, die uns zugleich einen Wann nennt, i 
jeiner Zeit durch verjchiebene geiſtliche Stiftungen auszeichnete und im 
1463 Meipener Biſchof ward. Dietrih bon Schönberg, damals Da 
zu Meißen, ) hatte „cau Gutte und Beſſerung“ des Kloſters mıt wohlbe 


*, &. Hilſcher's Eimad zur Kirdenbiftorie in Altdresden Leipzig 1721) 
bie Urkunde giebt Haſche S. 265. 

**) Churfürſt Friebrich ertheilte zu diefem Tauſche 1456 jeine Beltätigung. 
trefiende Urkunde, bie in Hajche’s Urkundenbuch S. 272 al3 Ertract aus em 
Kopialbudhe und S. 274 vollitändig nad) dem Original mitgetbeilt ıft, enthält 
interefiante topographijche Andeutungen. Einer der Höfe, der von den Gebrüdt 
Heyde und Otto Junge, Buragrafen von Donyn, einem ihrer Bajallen Namens ®% 
verliehen und von diefem jchon 1332 dem Hlojter Celle abgetreten worden mil 





n Seinen in dem Klofter ein ewig Gedächtniß zu bejtellen u. j. w., 
Üten, wenn fie oder ihre Nachkommen bierin jäumig würden, jeine 
und len Rathmänner und Geſchworene und alle, welche den 
ausgejtellten Brief inne haben würben, barauf halten, daß jolches 
eräthe in vorgejchriebener Weiſe ewiglich gehalten werde. Johannes 
r (Rojjinge) kommt urfundlich noch zwanzig Jahre jpäter (1476) ala 
es Altpreödener Klojterö vor; im Jahre 1464 bejtätigt er die Auf: 
ines Peter Yompnig nebjt feiner Gattin Urjula in die Gemeinſchaft 
nmen Werke des Kloſters, und 1473 warb unter ihm jein Klojter 
lejtiner: Klojter zu Oybin in diejelbe Gemeinjchaft aufgenommen; zwei 
päter vollzog der Convent und Johannes Roſſingk als Prior einen 
nit Rath und Gemeine zu Altdresden, indem er leßtere für ein am 
gelegened Haus einen gefreieten und geeigneten Meinberg vor ber 
(ltpresden, an der Straße nad) Meiken gelegen und „pas Außerite 
fegen zur rechten Hand als man gen Stolpen gehet,“ abtrat, was 
ten des Yandesherrn in demjelben Jahre bejtätigt wirv. Das Jahr 
ezeichnet die Auguſtiner-Einſiedler als die Urbeber der Altdresdener 
leitung; jie erhielten nämlich, auf ihr beſonderes Geſuch, von Ernit 
wecht in genanntem Jahre die Vergünjtigung und Erlaubniß, das in 
ye jenjeit Altdresden fliegende „Zſchorwaſſer“ in der Haide zu faſſen 
ver Furt und Weg” nach ihrem Kloſter zu leiten und jich deſſen 
nach Belieben zu bedienen. Zugleich ward ihnen geftattet einen Gang 
m Stlojter über den Weg, „jo man durch Altprespen gen Stolpen 
n pflegt,“ bis in ihren Sarten, „da itzt yre Babeltube jteht zu einem 
je und einer Heymlichfeit zu bauen.“*) Die letten bemerfenswertben 


. 1476 (vergl. Calle Ser. Epise.). Als Biichof ertheilte er von Stolpen aus 
1465) allen denen, welche des heiligen Kreuzes Kirchenbau Steuer und Hilfe 
rden, Gnade und Ablaß auf 40 Tage (Rathsarchiv) und 1469 gab er dem Wit: 
: Klojter, namentlich aud) in Bezug auf jeine Stiftung, bejondere Confirmation 
zottesdienftlicher Einrichtungen mit Ablaß (Haſche ©. 302). Sein Nachfolger 
ann V. von Weißenbach, dem 1487 der gelehrte und thatkräftige Johann VI. 
(Haufen folgte. 

Die Leitung bes in der Haide hinter dem Filchhaufe (im Schottengrunde) ent⸗ 
en „Bihorwaflerd“ („Bihorlwafjers“ — Hal de muthet hinſichtlich des Namens 


. — — — — m ae zu 








— 180 — 


Nachrichten, welche uns das 15. Jabrbundert von dem Auguitiner 
betrejjen eritens bie Vereinigung ter Dreikoͤnigskirche mit de 
Ermit und Albrecht (12. Februar 1481), womit vie ‚gürften um 
ung des Biſchois Jobhann V. von Meißen die genannte Piarrk 
ihnen zu Lehn rübrte, mit dem Tatronatrechte, nebit dem am 
legenen Pfarrhauſe und Garten, jowie mit allen Nugungen, J 
und Gefällen, die zur Pfarre gehörten, dem Kloſter einverleil 
eine wichtige, durch eine Bulle des Tapites Zirtus IV. dem Klof 
Bergünftigung (12. April 1482), nach welcher es dem Frior (Al 
und jeinen Genoſſen geftattet jein ſollte, allentbalben Beichte ; 
Sünder aller Art, jelbit jolche mit Buße zu belegen und zu abf 
Vergeben der Entſcheidung des päpitlihen Zrubles zu unterli 
Die nähtten, das Kloſter betreitenden wichtigeren Nachrichten 

dem folgenden Jahrhundert an und bezeichnen bereits den Verkel 
mit ihren Wittenberger Urdensgenojien und den Einfluß der 
Die ibrem Dajein ein Ende madıte.*) 

Die Stadt des linfen Elbufers verließen wir beim Jah 
Churfürſt Friedrich jie in der Zeit der böbmiichen Einfälle ermal 
reichende Proviantirung und Befeitigung bedacht zu ſein. Wäh 
erwähnten Aufgebote der damaligen Zeit angedeutet haben, we 
im Allgemeinen an Streitkräften beizuiteuern batten, wenn di 
iein Heer in’s Feld führte, erfennen wir aus jener Mabnung be 
welche Anforderungen an die Bürger und Städter binſichtlich 
gung ihrer eigenen Mauern und Wohnungen geitellt wurden. 


hielten hierzu dreißig Stämme Nöhrholz; doch jollten jie für das ganze 1 
Untojten einen Röhrmeiiter halten. In einem Berichte, der 1590 über } 
Röhrwaſſer abgeftattet werden mußte, heißt es jedoch: „Wie aber das EI 
hatt Churfürſt Morig im 45. Jahre die Stadt Altdresden mit dem Hu 
gnadet. Nun jollte ed beim Kaldofen getheilt werden, jo aber nicht gef 
man hat bißhero ind Cloſtir vnd nunmehr ins Jegerhauß das gan 
laſſen und in die darzu gebaute Röhrlaiten aus der Hauptröhre jo viel 

als der Kalten ertragen fünnen, das anbere aber leufft alles in die Sta 
ber Erden in ‚die Haupttheilung uff Kirchhoffe hinter der Fleiſchbenke— 


in! Id 


— 181 — 


— ig der Vertheidigung lag das Gebot einer Bewaffnung, bie den Fort⸗ 
rien, welche das Kriegswejen der damaligen Zeit im allgemeinen gemacht 
we, entſprechend war. Der Gebrauch der Feuerwaffe beginnt allmälig, wenn 
oh kei den Städtern jpäter als bei den eigentlichen Kriegstruppen, die Arm- 
BER zu vererängen und ber Bürger lernt mit immer geübterer Hand neben 
Verkzeug, das ihm mährt, zugleich die Waffe führen, die das Erworbene 
Pen und vertheidigen joll. Die gefahrvollen Ereignifje des Huffitenkrieges 
ber darauf folgenden Zeiten jchwerer Kämpfe hatten in den meißniſchen 
pen bei der Regelung der Innungsverhältniſſe den von den Bürgern zu 
Benden Waffendienſt immer Tenntlicher in den Vordergrund gebrängt und 
je ſtädtiſchen Korporationen immer enger um ihre Paniere geſchaart. eve 
Br hatte, wie es jcheint, ihre Rüſtkammer, wie namentlich in nicht viel 
peter Zeit aus ben in verjchiebenen Innungsſtatuten aufgeführten Geld: 
m, die „an den Harnaſch“ gegeben werden mußten, bervorgeht.*) In 
x Zeit fällt in manchen Orten die Entjtehung, in anderen wenigjtens bie 
Mitigung oder Erneuerung jener „Schüßenbrüberjchaften” oder Schügen- 
en, die in den meilten Städten unjeres Naterlandes noch als ehrmwürdige 
male mittelalterlichen Bürgermwejens ſich erhalten haben und bier und da, 
je namentlich auch noch in Dresden durch ihre Sonderung in Armbrujts 
Yihjenihügen auf die frühere und jpätere Bewaffnung der Bürger bin- 
m. Auch die Dresdener Schützenbrüderſchaften beginnen ihre Annalen, 
itſie vorbanden jind, mit jener Zeit und zwar zunächſt mit der angeblich unter 
ih dem Sanftmüthigen erfolgten Erbauung des Schießhauſes im 
1454, das den Bürgern, und zwar den Scheibenihüten, zur Abhaltung 
et Schiegübungen angewiejen wurde. 68 hatte feinen Plag zwar ebenfalls 
Mer Viehweide, uber nicht auf derjelben Stelle wie das heutige, das erit 
B dem jiebenjährigen Kriege neuerbaut wurde, jondern näher dem Kingange 
2 Grünen Gajje.**) Spätere landesherrliche Bejtätigungen der Statuten 
























den Neubau auf dem Neumarkte an der Stelle der chemaligen Fleiſchbänke auf: 
Mästen, unausgeführt geblieben wur (Wed 5. 62). Das Pulver wurde eheden im 
mannten Judenhauſe aufbewahrt, wahricheinlid; einem einſam jtehenden Hauſe 
d. Yangenn a. a. D. ©. 424). Ueberdies gehört Dreöden zu den Städten, welche 
m im der erften Zeit, ıvo das Gewerke der Stüdgieker und Büchſenſchmiede fich zu 
en begann, durch tüchtige Meiſter ſich auszeichneten. Die Büchſenmacher von 
re, Augsburg und Nürnberg zählten zu den befannteiten ihrer Zeit und als Stück⸗ 
| wird der Dresdener „Kannegießer“ Meijter Heinrich Quinque genannt, den 
Perg Albrecht reichlich befchäftigte. 
=) Berl. weiter unten die Dresdener Leinweber-Ordnung vom Jahre 1472. 
>) Eine Urfunde vom Jahre 1455 (Meiken am Sonntage Eraudi) Täht uns einen 
BEL ni die damalige Bejchatienbeit der Viehweide thun. Der Nath Hatte nämlidı 
„pie dörber nachgejuchte Erlaubnik des Churfüriten auf der Viehmweide an der Weißeritz 
Echloſe gegenüber gelegen,“ eine Anzahl Gürten vermarft und unter fid) getbeilt. 
Cburfürit agt in jeinem Briefe, daß er ein wenig bewegt geweſen, jeine lieben Ge— 
Kram deshalben anzureden, da ſie aber vor ihn gekommen, ihren Irrthum erkannt und 
demũthiglich gebeten hätten, ſeine Ungnade von ihnen abzuwenden, ſo habe er 
ich umb Beſſerung willens die allenthalben derſelben vnſer Stadt als verhofflich 
— ſolle bekhomen, den Unwillen ganz abgethan“ u. ſ. w. und dieſelben Gärten 
8 tadt gegeben und geeignet und zu rechtem Stadtgute gemacht, jedoch unter 
Bedingung, daß ftatt der bereits ohne Vorwiſſen des Fürſten gemachten Zäune, wenn 
* ngingen, von den Beſitzern mannshohe Holzplanken angelegt, vier oder fünf Gärten 
abgethan würden „zu einem Wege und Viehweide der ganzen Stadt.“ Es 
ergebt ſich ſonach aus diejer Urkunde zugleich eine Jurisdictionsverleihung an den Stadt: 


— 19 — 


und Privilegien dieſer mit mannigfachen Gnadengeſchenken unterſtützten Schüget 
gilden, werben uns mehrfach Gelegenheit bieten, auf dieſelben zurüdzutommeng 
ed mögen daher vor der Hand bier nur noch einige allgemeine Bemerkung 
Platz finden. Die frühere Eintheilung der Scheibenſchützen in Altihükem 
oder freiwillige Mitglieder, und Innungsſchützen, welche von jeder 5 Danbweriäg 
genofienihaft nad) der Zahl der ihr augebörigen Meiſter geſtellt wer 
mußten, ſtützte ſich jedenfalls auf die früheſte Organiſation ber Gilde, 
urſprüngliche Zweck der Scheibenſchützen war natürlicher Weiſe, als gule Jia 
ſchützen mit ihren Feuerwaffen die Wälle der Stadt gegen äußere Meine 
ſchützen zu helfen, wohl auch die un die Stadt gelegenen Wälder von Will 
dieben und Räubern zu jäubern. Die Innungsſchützen batten jährlich 
ihren Schiegübungen 26 halbe meißniſche Gulden als Hauptgewinnjte zu ven 
ichießen; außerdem wurden ihnen 52 Hoſentücher (zu 1%, Elle) balb a 
landesberrlichen, balb aus communlichen Mitteln verabreicht, welche — 
des Sommerhalbjahres an 26 Sonn: und Montagen als Hauptgewinnfte anf 
den beiten Schuß zu vertheilen waren, jpäter aber in eine Vergütung A 
baarem Gelde, das Hofentuh zu 1 Thaler 12 Grojchen gerechnet, um 
wandelt wurden. Die Privilegien der Gilde bejtätigten Churfürſt Ehriftimd 
am 27. Auni 1586, Johann Georg I. am 24. April 1612 und Kobam 
(Georg II. am 24. April 1658, nachdem in Folge des 30fjährigen Krieges N 
Schießhaus zerjtört, die Schügengilde gejprengt und 27 Jahre lang MM 
Uebungsichiegen mehr gehalten, aber auf Anordnung Johann Georg’s IE 
Schützen wieder geſammelt und von Seiten des Ratbes in den Jahren 1b 
und 1658 ein neues Schießhaus, jedody auf einem anderen Plate, erbi 
worden war, Weitere Beitätigungen der Privilegien erfolgten durch Johm 
Seorg IT. am 29. April 1658, Friedrich Auguſt I. am 25. Auguſt 17% 
und Friedrich Auguſt II. am 3, April 1756. Dur Friedrih Auguſt LM 
hielt die Gejellfchaft augerdem am 26, März 1714 ein Deputat an W 
und Wild zum jührliden Schützenſchmauſe, während der Schüßenfönig 
halbes Kap Wein, ein jteuerfreies Bier, 2 Thaler 12 Groſchen aus Comag 
faflen und Befreiung von bürgerliden Steuern erbielt, Am fiebenjäbrig 
Kriege wınde das Schießhaus abermals zeritört und es erfolgte die Erbau 
des noch heute beitebenden, wozu ber damalige Adminijtrator Frinz tun 





— 13 — 


waanitaltete und die noch heute gebräuchlich, ſind Hinjichtlich ihrer Entſtehung 
jaenfalls ſehr alt. gi Nürnberg und Augsburg ſchoß man zur Uebung in 
- Yen ann ihon 1286 nach Vogeljhilden und feit 1429 auch nach Scheiben. 
Sum 1574 wurde den Dresdener Bogenjchügen vom Churfürſten Augujt 
zw zroße Wieſe am Ziegelichlage eingeräumt, wo jeitvem (mit Ausnahme der 
1712 — 1721, wo die Djtrawieje hierzu benußt wurde) bis zum Jahre 
4840 die gewöhnlichen Vogelſchießfeſte abgehalten wurden, unter welchen ſich 
sementlich diejenigen, welche unter die vier Johann George fielen, durch be: 
{ondere Pracht und rege perſönliche Theilnahme der Fürſten ausgezeichnet 
haben mögen. Sie trugen ſchon damals den Stempel heiterer Volksfeſte, die 
* landesherrlichen und communlichen Mitteln unterſtützt, durch allerlei dem 
Veſchmacke der Zeit angepaßte Schauſpiele und Beluſtigungen die Bewohner 
der Stadt und der Umgegend, wie noch heute, zu feſſeln wußten. Jener Zeit 
der vier Georgen verbanfen die Bogenſchützen auch ihre meijten Privilegien 
"a Begnadigungen. Johann Georg UI. gab ihnen gedruckte Gejeße, die 
4699 vom Ehurfüriten Friedrich Auguſt erneuert und beitätigt wurden. Zu 
sen Gnadengeſchenken gehörten 3. B., von Johann Georg IV. 1693 bewilligt, 
cdbenfalls 26 Hofentücher, das Stüd zu 1 Thaler 12 Srojchen gerechnet, die 
als Preije für die Uebungen ausgejest waren, jpäter aber, als die Uebungen 
aiht mehr abgehalten wurden, wieder in Wegfall famen. Andere aus früherer 
Zeit herrührende Gnadengejchente bejtehen in 46 Thalern 16 Groſchen, an 
yon jteuerfreien DBieren, wovon eines (23 Thaler 8 Grojchen) dem jedes: 
miligen Schügenfönig,*) das andere der Gejelljchaft zukommt, in einem Faß 
Yadwein und zwei Stüden Rotbwild zum Schützenſchmauſe. Was die be- 
wihnete Bürgerjchaft im Allgemeinen anlangt, jo hatte diejelbe während ber 
Zeit, wo Dresden feine jtehende Sarnijon hatte, bis gegen Ende des ſechs— 
zehnten Jahrhunderts den ſtädtiſchen Wachdienſt zu verſehen, oder durch ge— 
miethete Leute verſehen zu laſſen. Erſt Churfürſt Chriſtian I. errichtete unter 
dem Namen der „Unterguarbei” die erſte aus hundert Mann beſtehende Gar: 
wion der Stadt und ſchloß in Folge dejjen (am 12. Mai 1587) mit dem 
Rothe einen Vergleich, auf welchen wir jpäter zurückkommen werden, und nad) 
welchem, wie bier vorläufig erwähnt werben mag, ber Ehurfürjt ſich verbind- 
ih machte, die Tagewache unter den Thoren, Schlägen und Poſtwache, welche 
dem Rathe oblag, aber nicht gut oder nicht mit tüchtigen Perjonen bejtellt 
wurde, verjehen zu lafjen, Doch jollte dafür der Rath mit einer auf die Haus— 
beiiger zu legenden Steuer, Die er nebjt jeinen eigenen Beiträgen richtig ein— 
bringen jollte, Erſatz leijten.**) 

Sehen wir aus Obigem, in welcher Weiſe die Bürger ber Nothwendig— 
tat, auf ihren Schub bedacht zu jein, nachfamen, jo geben und einige andere 
meundliche Zeugniffe nicht unmichtige Nachricht von dem inneren Leben der 
Stadt, das unter jolhem Schutze um fo bejjer ſich entwidelte. Das erite, 
was uns in dieſer Beziehung begegnet, it die von Friedrich dem Zanft: 
mübigen der Stadt verlichene Stapel: oder Niederlagsgerechtigkeit, 
a Privilegium, das für das Emporfommen der damit begnadigten Orte ein 
mächtiger Hebel zu jein pflegte, jo wenig es aud bei der damit verbundenen 


— — —— 





*) Derſelbe erhält ſeit 1822 50 Thaler, außer einer Medaille, 4 Tucaten an Werth. 
had) EN 16. Zahrhundert (Abjchnitt IV.). 





— 184 — 


Beihränfung für die Verfebrsfreibeit des allgemeinen Handels förderlich war, 
der feiner Sicherheit und anderer Urſachen wegen an bejtimmte jorgfältig über 
wachte Straßenzüge gebunden, den Gerechtfamen ſolcher Stapelorte ſich unte— 
werfen mußte, Durch diejes Privilegium, weldes der Churfürit amd 
September 1455 der Stadt Dresden ertbeilte, brachte er die kaiſerliche 
laubnig vom Jahre 1445 zur Ausführung, nach welder er eine der beidat 
Städte, Hayn oder Dresden, mit einer „Nieberlage aller Kaufmannsjcait 
belegen konnte (j. ©. 167). Die Stapelgerechtigkeit, wenn jie eme un 
ichräntte ift, bedeutet das Recht eines Ortes oder einer Stadt, daß all 
Waaren, welche zu Wagen oder zu Schiffe den Stapelplag berühren, mid 
hindurch oder vorbeigeführt werden dürfen, jondern daſelbſt abgeladen und fie 
eine gewilfe Zeit zum öffentlichen Verkauf feilgebalten werden müjlen. SE 
lange Birna mit jeinem vom König Johann 1325 beitätigten Stapelzwang 
in böhmiſchen Händen gewejen war, batten die meißniſchen oder jaja 
Schiffe dort einer Abgabe ſich unterwerfen müfjen, welche eine: Betbeiligung 
an dem Gewinne der Schifffahrt nach Böhmen wejentlih verbindert bat) 
dagegen batten die Böhmen, nachdem Pirna zu Anfang des 15. Rabrbunderi® 
zum meißener Yande gekommen war, und der durch den Huſſitentrieg geſtem 
Handel jicy allmälig wieder zu beben beaann, ibre aus Hamburg auf di 
Elbe bezogenen Waaren gewöhnlich nur bis Dresden bringen und don Dei 
aus auf der Axe über Dobna in ihr Land führen lafjen, um auf diem 
Wege den nunmehr ſächſiſchen Stapelplas Pirna zu umgeben. Wäh 

jomit die Stadt Pirna unter ſächſiſcher Herrichaft der Bortbeile ſeines al 

Brivilegiums kaum noch in vollen Mathe tbeilbaftia war, mochte die Ber 

lajjung, die Wortbeile eines gleihen Privilegiums an Dresden zu knüpf 

um jo näher liegen, je weniger der Bejit der Stabt Pirna vor Abichluß d 

Eger'ſchen Pertrags für das jächjiiche Haus aejichert war. Bei der Bedeutu 

bes böhmiſchen Handels mit Hamburg u. ſ. w., der bald einen noch höhenn 
Aufſchwung nabm, batte Dresden allerdings Urſache, die Verleihung a 
‘Privilegiums als een der „fürnehmſten Nuten“ zu begrüßen, die ibm jeıtbt 
von ber Huld jeiner Fürſten zugeitanden worden waren.*) Der GChurfürk 
jagt ın der bierüber zu Dresden ausgefertigten Urkunde, dag Bürgermeii 
und Rath jeiner Stadt Dresden vor ihm erſchienen jeien, und ibm mit Sie 








— 186 — 


nannten Yälterern, den ‚zleiichern, „die auswendig meilwegs von Dresden g 
jeffen waren.” Sie jollien nur friichgefchlachtete®, underweit noch mi 
feilgebotenes ungejtüctes Vieh zu Markte bringen, und mußten ſich in bie| 
Beziehung der Aufjicht und Erkenntniß der vom Rathe hierzu beitellten Meifl 
unterwerfen. Das von SKälbern abfallende „Kleinot“ (Eingeweide) fol 
„um des gemeinen Armuts willen” auf dem Freimarkte zu verlaufen geital 
jein. Wer länger feil hielt ala big ein Uhr, deſſen Fleiſch follte weggenomm 
und ben armen Leuten im Spittel gegeben werben; wer Tleiih zu Marl 
bräcdhte, das die vom Rathe bejtellten Meijter für ſchlecht erkannten, joß 
auf ewige Zeiten jein Recht, auf dem Fleiſchmarkte mit Fleiſch feilzuhalte 
verloren haben, und wer von den auswendig der Meile gejejjenen Fleiſche 
am Djterabende fein Fleiſch auf den Dresdener Freimarkt bräcdhte und & 
hätte, der jollte das ganze laufende Jahr Fein Fleiſch gen Dresden zu Marl 
bringen dürfen. Außer dem genannten Sonnabend aber jollte dag Drespeg 
‚sleifcherhandwerf an feinem anderen Tage mit einem Freimarfte bebräg 
werbden.*) Das Privilegium zeigt ung in jeinen Bejtimmungen und Anog 
nungen bie Borficht, womit Wohl und Vortbeil der itädtiichen Einwohn 
überwadyt wurden; werfen wir aber einen Bli auf das Dresdener Fleiſche 
handwerk jelber, wie e& in jener und in der nächſten Zeit jih dann mM 
wann bemerkbar machte, jo jcheint es fait, als jei das auf bejonderes Anſuch 
des Rathes und der Gemeinde eribeilte Privilegium - vorzugsweije desbal 
erfolgt, damit die Stadt nicht Mangel leive, wenn die Gilde bei vorfommd 
den Streitigkeiten mit dem Rathe ſich auf Grund ihrer Vorrechte veraulaf 
jeben jollte, das Publiftum die Unentbebrlichkeit ibres Gewerbes firblen 4 
lafien. eben ben Yeinwebern oder Tuchmachern (j. Seite 106) waren 
bejonders die Fleiſcher, die ſich durch ihre Widerjeßlichkeit bemerkbar made 
Im Jahre 1436 lag das Fleiſcherhandwerk wegen der Fleiſchbänke — vielleit 
weil ihnen die angemwiejenen Plätze nicht bebagten mit dem Rathe im 


hartnädigem Streite, daß Caspar von Schönberg ald landesherrlicher Berl 
mächtigter die jtreitenden Parteien vergleichen mußte, Vängere Zeit nad 
veranlakten jie jogar einen Volksaufſtand, weil fie, mit ibren neuen Stellt 
nicht zufrieden, in ihrer Widerſetzlichkeit jo weit gingen, Fein Fleiſch mehr zw 
Verkauf zu bringen; zweimal batte der Rath Bericht an den Churfürſten 





A Ih — 18 — 


n 
I Rechnung tbäte, jo jollte ein Amtmann auf dem Schlojje Daber ſitzen 
Bi zubören.” Aber um die Mitte des Jahrhunderts erſcheint auch, wie jt 
ar oben erwähnt wurde, Das „sacobs=- Spital” ala mehrfach begrün 

I ze Stiftung, deren. urjprüngliche Gejchichte allerdings etwas dunkel iſt. 

a Jahre 1456 machte ein Johann Terrenbach (Dörbach), Pfarrer zu Brest 
A mit einem von ihm erfauften Hofe „zu Poppemwit am dem See gelegen,” 
Bl Stiftung zu einem neuen Spital und zu einer elenden Herberge „Gott 
Yobe und zu. Hilfe und Troſt feiner Seele und aller, vie hierzu tbun ı 
ü N \ | getban haben.“ Außerdem gab und eignete er zu demjelben Zwecke noch eı 

i i | 

J 





a Weingarten zu Kötſchenbroda „unter dem Berge, der etwan Taſchenberg ge 
| ijt.“ Ihm ſchloſſen jich als Förderer feiner Stiftung an ein Peter Spo 
u u ebeufalls mit einem Weinberge zu Kötſchenbroda, ein Tietze von der vuße 
| 11 mit neun Sceffeln Korns alten Maaßes („zu Meigau auf der Mühl 
II eine Podelinn mit einem Malter Korns auf einer Müble zu Poppemis, ı 
MEN ihrem Tode fällig, und Mathes Meierifch mit zehn Grojchen auf einem Ga 
f nm bor dem „rauentbore. Zu jämmtlichen, dem genannten Spitale und „elen 
N 1 | Haufe” gemachten Stiftungen, gab der Churfürſt von Meifen aus im X 
' 1459 die nachgejuchte Beitätigung, „als ein chriftlicher Fürſt jederzeit be 
Werke der Barmberzigkeit und zu gemeinen Nuten zu fördern und zu mebte 
I IHR wie es in ber Urkunde beißt, die uns zugleich über Zweck und Alt 
ZI) WE Stiftung näbere Auskunft giebt. Es jollten darin Pilger und andere a 
J | Wanderer, die ſich verjpätet hatten und andere bequeme Herberge nicht fin 
Im fonnten, Herberge und über Nacht Yeibesnabrung haben. Es wird i 
1,4 Stiftung bon Haſche und Anderen alö Die eined neuen Hospitals zu 
} IR Jacob bezeichnet, was nach der Yage des bierzu bejtummten Hofes zu Po} 
N 1 auch währſcheinlich erſcheint, obgleich Wed genannte Stiftung des Ter 
| bady*) für den Urjprung einer erjten und älteren „Ballfahrtsbrüdersstapell 
| St. Jacob” erklärt, „wobei ein Fleines Hospital und bendes trade fi 
Seethore an der Ede der Dippoldiswaldisfchen Straße gelegen,“ und 
| welchem zu Weck's Zeit Feine Spur mehr vorbanden war. „Das | 
oder große Hospital zu St. Jacob“ vor dem Wilsoruffer Thore beg 
nah Wed jeine Gejchichte erjt mit dem Jahre 1555, wo es vom Ha 
| Georg fundirt und die Zubebörungen des mittlerweile eingegangenen Hospt 


Fa fun Kıfai! 









— 189 — 


eiheint.. Es verfaufte nämlich 1458 ein anderer Prieſter Namens Lorenz 
Ye „der Kapelle und dem Altar des neuen Spitald vor dem wiliichen Thore“ 
2Shod und 57 Groſchen jährlichen Zinjes „rechtes erb- und zinshaftigen 
Öntes uff den Garten gelegen für des 5. Creuzes Pförtichen uff der Katzbach“ 
ah rom DBrückenmeilter von Amtswegen zu Lehn rührend. Die Urkunde, 
kıch welche wir von jenem Berfaufe erfahren, ijt der Brief des damaligen 
wirich erwähnten Brüdenmeijters Hans Kartagk (Kartad), womit berjelbe 
viele Erbzinjen „von Amts und jeines gnäbigen Herrn von Sachen wegen“ 
ker genannten Kapelle und ihrem Altar in Lehn reichte. Die Verſchreibung 
6 Hans Kartagk wurde auf Anjuchen „der ehrjamen Worjteher und ganzen 
Brüderjchaft des Hospital zu St. Jacob vor der Stadt Dresden am Sehe 
legen” im Jahre 1505 von dem Brüdenmeilter Donatus Gonradi erneuert, 
da die alte Schrift „wandelbar” geworben war.”) Der auf die Weije be- 
nachte Spittel zinjte in Folge diefer Lehnsübertragung dem heiligen Kreuze 
en bald Pfund Wachs jährlih. Auch das vor der Stadt gelegene Spital 
„mit den armen Yeuten, die man die Siechen nennt,” warb um bieje Zeit 
mit einer Schenkung bedacht. Es ijt derjelbe Hans Kartagk in feiner Stellung 
als Brückenmeiſter, welcher die Urkunde, die ung biervon berichtet, ausgefertigt 
a) Die Schenkung beitand in einem Weinberge zu Kötjchenbroda „zins= 
Mihtig mit einem Pfunde Wachſes“ und vom DBrücdenmeilter „von Amts- 
wegen“ zu Lehn rührend, welchen der reiche Dresdener Bürger Kranz Bebrach 
wnähit an jeine Ehefrau und auf deren Todesfall an genanntes Spital ab— 
mu, zu welchem Zwede die Eheleute vor dem Brüdenmeijter, als dem Vor—⸗ 
feher des Brüdengerichtes und deſſen „gehegter Dingbank“, erjchienen waren, 
das bei dieſer Gelegenheit mit jieben in der Urkunde namentlih aufgeführten 
„Scheppfen“ aus den Dörfern Lockwitz, Problis, Gitterfee und Pannewitz 
beieht war.***) 


*) Schramm a. a. O. Beil. V., Haſche's Urkundenbud 5. 280 und 463. Lebterer 
lagt (Diplom. Geſch. II. S. 39) diefe Urkunde von Jahre 1408 jei jehr wichtig, „weil jie 
den Anfang des Jacobsſpitals enthalte,” trogdem hat er jhon S. 37 das Vermächtniß 
* Piarrers Terrenbach als den Anfang des Jacobsſpitals bezeichnet. Allerdings läßt 
ac. 42, beim Jahre 1459, wo nur die churfürſtliche Beſtätigung der bereits 1456 er- 
tolgten Stiftung erſchien. diejelbe Stiftung (diesmal von einem Johann Dörenbach) noch 
emmal erfolgen. Da die Zinjenabtretung des Priefter8 Loße nur der Stapelle und dem 
Aliare des neuen Spital3 galt, jo mußte zu jeiner Zeit das Spital felber Fon beitehen. 
Mufälig ijt jedoch, daß die Urkunde, womit der Churfürſt die Stiftung des Pfarrers 
nbady) und jeiner Genojjen bejtätigt, im allgemeinen nur von einem „Spital und 
denden Haufe“ jpricht. Dod) ift aud) bei dem Zinjenverfauf ded Loße nur von „dem 
um Epital vor dem willifchen Thore” die Rede, und erft in der erneuerten Beftätigung 
des Brüdenmeifterd Conradi wırd dasſelbe näher als Hospital zu St. Jacob bezeichnet. 
m Jahre 1478 wird „das neue Spital der Schüßenbrüderjhaft zu St. Jacob“ 
ewähnt, welchem Geurg von Czyll und jeine Gattin Brigitta ſechs Gulden jährlicher 
jun auf ihrem Weinberge zu Kötihenbroda, „der Ulmann genannt,“ wiederkäuflich ver= 
en, mit Bergünftigung ded Nic. Süttern, der von 1476—1479 als Dresdener Vogt 
md Amtmann genannt wird. 
) Sie iſt vom Jahre 1460 und befindet fi) im Rathsarchiv. Das Document tft 
De em anderes von demjelben Brücdenmeijter mit dem Kartagk'ſchen Privatſiegel ver— 
en, obgleih nad Schramm dag Brüdenamt ſchon 1400 ſein eigenes Siegel hatte. 
. Seite 66. 
*, Während verichiedene Urkunden, deren gedacht worden iſt, von dem Gejchäftg- 
umd Lerwaltungskreiſe des Brückenamtes oder des dasſelbe vertretenden Brückenmeiſters 
de geben, iſt die oben erwähnte die erfte, aus welcher jich ergiebt, daß dem Briiden- 
ame die Jurisdiction über gewiſſe Dörfer übertragen war, ohne daß ſich nachweiſen läßt, 








— 10 — 


Auch aus dem jtillen geräufchlojen Veben der Franciscaner 
Tajcyenberge kommt aus der letzten Zeit der Regierung Friedrich des S— 
mütbigen noch eine Nachridyt vor. Im Jahre 1465 verkauften biejelben ı 


Hof, „ben man Frawen Fenkan nennet“ (waährſcheinlich früher einer ; 


jolches Namens gebörig) an Hanſen Marjchalge „czu rittimpnica geſeſſ 
für 24 gute Schock, aber unter der Bedingung, daß berjelbe nach Abſt 
der ummittelbaren Veibeserben des Käufers an das Kloſter zurückfallen Si 
Die Urkunde nennt ald Vorſteherſchaft des Kloiters einen Petrus Weyſe 
Guardian, einen Donatus Höpt als Leſemeiſter. In wie weit die Dresi 
Mönche von dem allgemeinen Berberbnik, von dem immer mehr an ben 
tretenden Verfall der Kirchen und Kloſterzucht mit erariffen waren, läßt 
bei den jpärliben Nachrichten, die und von ibnen erhalten find, nicht ı 
weiſen. Wenn aber jchon der befannte Proles (j. ©. 157) jeine Brüder 
Dresdener Auguftiner, zwar ihrer stillen Eingezogenbeit wegen rühmt, 
zugleich offen von gewiſſen „Eleinen“ Sünden derſelben jpricht, die allert 
in der Magichale der Gittlichkeit jener Tage fein bejonderes Gewicht 
mochten, jo jcheint Die jchergbafte Neuerung, Die jpäter einmal Herzog Alt 
bei der Zuſammenkunft einiger Fürſten über die Yeipgiger Orbensbrüber mı 
im Allgemeinen auch auf die Dresvener Mönche anwendbar geweſen zu 
Er bätte cine Stabt (Yeipzig) mit drei Wunderwerfen, jagte er, nämlich 
Klöitern, einem Predigerkloſter, das hätte viele Früchte und Feine Nedker, ı 
Barfüßerflofter, das bätte viel baar Geld und feine Menten, und einem Kl 
u St. Thomas, da hätten die Mönche viele Kinder und Feine Weiber. 
it bier nicht der Ort, umſtändlich auf die befannten Erjcheinungen binzude 
welche fir die Blite des nächſten ‚\abrbunderts überall im Wolfe des 3 
Itoffes gemug aufgebäuft hatten, doch läßt des Herzogs Aeußerung bei 
genug erkennen, dak ber traurige Verfall des firchlichen und geiftlichen Ye 
wie bed Standes, der berufen, durch ſein Berjpiel jtitlichend und für 
auf die Maſſe des Volkes zu wirken, offnen und bellfehenden Augen | 
fein Geheimniß mebr war. Weit dem mehrfach berübrten Widerjtande 
ſächſiſchen Fürſten gegen die Eingriffe der Geiſtlichkeit, welcher in jenem 
fall immer fejteren Halt fand, gingen ernjtlihe Bemühungen um Herſte 
einer bejjeren Kirchenzudyt Hand in Hand. Schon 1454 batte Friedrid 


* 








- 412 — 

preilungen feiner ihm günſtigen Zeitgenoſſen, von weldhen Eimer ibm nadrübt 
dag er den Todten das Leben wiedergegeben, die Blinden jebend, die Stumm 
redend und bie Lahmen gehend gemacht, und zwar nur durd die Macht ſch 
Wortes umd weil er voll des göttlichen Geijtes gewejen. In Wien, me 
wabrjcheinlich im Sabre 1451 erjchien, jtrömte ihm, wie Aeneas Sulvins' 
zählt, das Volk in joldyer Menge zu, daß die Gaffen zu enge wurde 
Männer und Frauen wälzten jJich übereinander, um ben beißerjebnten M 
u jchauen und vergojjen bei jeinem Anblick Freudenthränen, lobpriejen A 
fühten jein Gewand und begrüßten ihn als einen Boten des Himmels, 

belobnte die Stabt mit der Vollziehbung von 2MM0 WRundern.*) Anders [all 
allerdings die Berichte Anderer, 3. B. des Mathias Döring,**) welcher 
ibın jagt, er jei bei feinen Predigten, bald in Deiterreih, bald in Bald 
bald in Sachſen, Thüringen und Schlejien, jebr unzufrieden geweſen, me 
er irgendwo nicht von einer großen Mengenmenge in Procejjion empfang 
worden wäre und babe es daher veranjtaltet, daß das Wolf zu jeiner DW 
berrlichung zufammengeitrömt jei, indem er Yeute vorausgejandt babe, wel 
bätten verfündigen müjjen, welche große Wunder er getban, Gr babe in a 
Stadt die Kranken zu bejtimmten Zeiten an gewiſſe Orte jchaffen laſſen, 
er fie bejucht und wenn ein Gliederfranfer oder Yahmer im Vertrauen— 
die Wunderkraft des Boten bejjer jteben zu können geglaubt, hätten die & 
rährten des Gapiftranus ihn zum Geben genöthigt und „Jeſus!“ weichen 
und bie Leute zu demjelben Gejchrei aufgeregt, die Stüßen und Krücken al 
jogleich fortgetragen und in den Kirchen beim Bilde des heil. Bernhard © 
gebangen. Doch find die auf diefe Art Geheilten größtentbeild wieder 
ihre Krankheit zurüdgefallen und bald wieder an Krücken gegangen. 
Schlejien wurden nad dem Breslauer Chroniiten, Peter Eſchenbach, 
Veranlaffung des Gapiitranus Die Juden theils vertrieben, theils verbr 
(wegen angeblicher Zerſtechung des Sacraments des heil. Yeichnams, jo? 
Blut daraus gekommen), und er jelber ſoll den Hentersfnechten Unterricht) 
tbeilt haben, wie die Tortur am empfindlichiten angumwenden jei. Um 
Kreuz zu predigen, wurde er endlidh nad Polen und Ungarn gejendet, 

init dem Kreuze in der Hand die Krieger anfeuernd, batte er nicht gering 
Antbeil an dem Siege, weldyen Johann Huniades 1456 bei Belgrad über‘) 





— 19 — 


zig und die Städte Liebenwerda, Colditz und Eilenburg als Witthum er: 
wel und bier landesherrliche Rechte übte, überlebte ihn, den hinterlaſſenen 
Sihnen eine treue Mutter, um 22 Jahre. Sie ftarb am 6. Februar 1486 
w Altenburg. Friedrich der Sanjtmüthige hatte jchon 1447 für den Fall, 
wer unmündige Söhne hinterlafjen jollte, ein Teſtament gemacht, welches 
w Beitimmung enthielt, daß die hinterlaffenen Söhne die Känder, welche er 
haen außer der Chur und dem Herzogthum binterlajjen würde, nicht eher 
heilen jollten, als bis der jüngjte wenigjtens das 20. Jahr erreicht baben 
wire, und zugleich die nöthigen Anordnungen hinſichtlich der Vormundfchaft 
nd der Yandesvertheilung gab.*) Obgleich nun zwar bei Friedrich's Tode 
ieſe Beitimmungen durch das von jeinen Söhnen bereit8 erreichte Alter ſich 
rledigten, jo erfüllten Ernſt und Albrecht doch den in einer jpäteren Ver— 
ung vom 31. Auguft 1459 ausgejprocdhenen Willen ihres Waters, nad) 
richem vie binterlaffenen Söhne die auf ſie vererbten Fürjtenthümer und 
Inder unter einer gejammten Regierung, welche der ältere Bruder in gemein= 
zaftlichem Namen zu führen batte, ungetheilt behalten jollten. Die Chur 
ing auf Ernſt als den Erſtgeborenen über, in Bezug auf die Erblande aber 
ihtten die Brüder die Negierung lange Zeit gemeinſchaftlich und in unge: 
rübter Eintracht, bis endlich auch für dieſes brüderliche Zujammenleben und 
ulammenwirfen die den Slanz der Eintracht trübende Zeit der Entſcheidung 
md Scheivung Fam. 

Nachdem ſich die Brüder zunädit in Torgau den 11. December 1464 
»d dann in Dresden am 25. Februar 1465 hatten hulbigen lafjen und 
ut ihrem Oheim, dem Herzog Wilhelm, die Erbeinigung erneuert und in 
eipzig ein ewiges Bündniß aufgerichtet hatten, zogen beide mit großem Ge—⸗ 
Age über Nürnberg und Regensburg an ven Hof ihres Oheims, des Kaifers 
iebrich III., von welchem ſie am 29. Juni zu Neujtadt in Oeſterreich bie 
ehn über alle ihnen zugefallenen Yänder und die Beitätigung in allen dazu 
Khörigen Rechten empfingen. Vom faijerlichen Hofe begaben jie ſich durch 
Rühren nach Böhmen, zu Albrecht's Schwiegervater, dem König Georg Podie— 
rad, von wo Churfürſt Ernſt nad) Haufe, Herzog Albrecht aber an ben 
ajerlihen Hof nah Wien zurüdkehrte und dort längere Zeit vermweilte. 
diefer Beſuch am Zaiferlichen Hofe, der in der Folge mehrmals wiederholt 
mitde, legte wahrjcheinlih den Keim zu jener aufopfernden und thatkräftigen 
Anhänglichfeit an das Haus Deiterreih, durch welche der ritterlihe und 
üpfere Herzog jich in fpäterer Zeit ven Beinamen des „beutjchen Hector“ oder 
Roland” und der „rechten Hand“ des römischen Reichs erwarb, und die viel: 
iht in dem Einfluß der Mutter, der Schweiter des Kaifers, mehr aber wohl 
m der Hoffnung ihren Grund hatte, welche, abgejehen von der Perſon des un: 
tigen Friedrich's III, in dem Haufe Oeſterreich einen Stüßpunft für eine 
keflere Zukunft des gejunfenen deutſchen Reiches erfannte. 

Schien nach Ueberwindung der jchweren Kriegsjtürme und lingewitter, 
"be während der Regierung Friedrich's des Sanftmüthigen pas Yand be- 


— — 


*) Zum Obervormund war der Kaiſer ſelber ernannt, während die Landesver⸗ 
Waltıng der Churfürſtin Margaretha und einem Ausſchuß von 18 Perſonen übertragen 
werden Die, unter welchen man auch bürgerliche Leute aufgeführt findet. Rudolphi: 
Gotha Dipl. P. V. ©. 231. 


13 








— 86 — 


erſchien Albrecht bald, nach Oſtern des Jahres 1471, wie es heißt, mit me 
als 1000 Reiten, 000 Mann. Fuhvelt, 400 Magen in Boͤhmen iM 
hielt mit großem Gepränge, mit Trompetern und Pfeifern feinen Einzig) 
Trag. Aber aud Mathias von Ungam und ————— von Polen hatt 
bedeutende Parteien für ſich Die Wahl des Wladislaus an 29a 
zu. Kuttenberg machte zwar Albrecht's Hoffnungen auf die böhmiſche Fre 
ein Ende, da-aber Mathias nicht geneigt war, die Wahl des Tolenfürfl 
anguerfenmten, verichob Albrecht jeine Heimtehr, um zwiſchen den Partel 
ala Vermittler zu wirken und den drohenden Ausbruch eines Kampfes A 
wenden, der auch für bie ſächſiſchen Länder verderblich werben. konnte. t 
im Auguſt des genannten Jahres war Albrecht wieder in Dreeden J 
rolate Georg Heimburg, der unter ben duch die Königsmwahl Ed | 
veränderten Werbältniffen jeine Freiſtatt in, Böhmen verloren batte 
Dresdener Geiftlichfeit jcheint über die Ankunft des noch unter Dem Batt 
befindlichen Selehrten jehr entrüſtet geweſen zu jein, jo daß ihn ber He 
gegen Die Verfolgung berjelben in Schuß bringen laſſen mußte. Der Her 
ſchreibt darüber an ſeinen Bruder Ernſt, der ſich damals auf dem 
tage zu. Regenshurg befand, am 11. Auguit 1471, die Praffen hätten 
ſie Heimburg”s Ankunft. inne geworden wären, einige Tage lang ipeder fing 
noch lejen wollen, und jo babe er ibn insgeheim auf den Tharand ruhe 
laͤſſen, wo er, bis der Garbinal Dispenjation ertheilte, ſich aufhalten jellp 
ugfeich erfuichte Albrecht jeinen Bruder, ‚für Heumburg Befrefung vom Bi 
guszuwirken. Diejelbe erfolgte auch totrflich nicht lange nachher, und 
Biſchof Dietrih von Meißen vollzog auf Befehl des Papites Dome 
vor Palmarım 1472 zu Dresven. die Teierlihe Yosiprehung in Gegen 
bes Churfürſten Ernſt und Herzogs Albreht. Heimburg überfebte Fan vr 
ſprechung, deren feierlicher Nct bei der Berühmtheit des Mannes für Dr 
jedenfalls ein Ereigniß von außerordentlicher Bedeutung war, nur im wen 
Monate. Er ſtarb im Auguſt 1472 und fand ſeine Rubeftätte in. der Bu 
füßerfirche.*) mei Jahre jpäter, im November 1474 zog Albrecht 9J 
Rhein, um ſich dem Reichsheere anzuſchließen, das ſich gegen Herzog. 
ben Kühnen von Burgund bei Köln verfammelte. Es war Albrecht⸗ 
wirklicher, Feldzug und obgleich derfelbe nur von furzer Dauer war und“ 





ED ran tt 








— 195 — 


wahrt.*) Bei Candia waren die Reifenden durch fliegende Fiſche Mberrai 
worben, aber der Herzog wollte, wie Mergenthal erzählt, nicht ah die Se 
glauben, bis ihm ſolche fliegenve Fiſche geichentt worben waren, bie er ph 
als Naturfeltenbeit ſehr ſorgfaͤltig in einer Schachtel in der „Sitbertamug 
aufbewahren ließ.**) u, 
Die Erfahrungen, welche ber Herzog bei ſolchen Unterneuungeni 
jammeln Gelegenheit fand, Famen nicht blos ihm felber für jein ſpäteres Lel 
zu ftatten, ſondern brachten auch dem Lande mannigfache Anregumg und für 
rung auf der Bahn feiner jittlichen und materiellen Entwidelung. . Die: 
mweiterte Kenntniß von den Kulturzuftänden anderer Länder blieb nicht :0f 
Einfluß auf daß eigerre Yand, das duch verichiedene innere günſtige Verbä 
niffe gehoben, in der ‚weiten Hälfte "des Tünfzehnten Jahrhunderts mand 
Neue entftehen oder jich vorbereiten fahb. Als ein in bie ‚Zeit ber gemd 
ſamen Regierung fallendes, in dieſer Beziehung wejentlich einwirkendes M 
eigniß bezeichnet man gewöhnlich die um dieſe Zeit fich. ſteigernde Ergiebigl 
bes Meißener Bergbaued. Noch in einer Ueberficht über bas Einkoni 
vom Jahre 1469 heißt es von ben Bergwerken und Münzen (berem. 
in ber Rechnung nidyt mit aufgeführt ijt), daß deren Ausbeute gering ſei,“ 
doch Thon wenige Jahre jpäter ſollte dieſe Duelle des Einkommens; san 
neiren nicht bedeutenden Zuwachs erhalten. Man fand nämlich in— 
Gegend’ um dem Schneeberg) wo ſchon feit dem 14.Jahrhundert 'allerbit 
vorzugsweiſe Eiſenbau betrieben worden war, im Jahre 1471 ſehr el 
Stlbergänge, die mehrere Jahre lang eine glänzende Ausbeute gaben; "if 
auch die Sagen der Ehroniſten von. dem überreichen Segen dieſer Bergug 
don den ungeheuren Summen ihrer Ausbeute durch ſpätere Forſchungen 
fach widerlegt worden ſind. So ſollte das Schneebergiſche Bergwerk wort 
Seit, wo es fündig geworden bis zum Jahre 1504 nicht weniger 
324,937 Centner Silbers gegeben und Herzog Albrecht einmal (den 23. 
1477) mit feinen Räthen in dem Georgenſchacht an einer Stufe gediegt 
Silberd von einer Lachter Breite und zwei Lachtern Höbe geſpeiſt baben, 
welcher 400 Gentner (80,000 Marf) Silbers gewonnen wurde. Es wu 
bes Silbers Toviel aus den Gruben gebracht, heißt es, daß man ben 
inch fein gemünztes Dar gab, — ihnen nur * Re in trug 


— 





Bari —— 5 J all: 





er ur 
| 


er A, 2 
* nd . 


u N " 

x A u ee ze au 
“ 

u un £ Se ze Zug — = 

er u ee ne 

\ u — ws dm A ET ) uud 

u u 2 —— — — = 


u — — 


———— 


— —— a 


4 a nn zu 














— *— 


ein halber Groſchen der beſten Münze, von Salz⸗, Fijſch Suig und Diib 
ſteinwagen zwei Pfennige, für Wagen, die Schindeln, Breier, Bauhelz Yatıazz 
Getreide und: dergleichen führten, auderthalb Pfennige wenn ea Drcce 
waren, aber nur ein Pfennig erhoben werden. Mit dem Beſtreben die Stäbe 
empor zu bringen, war, wie mehrfach erwähnt worden iſt, vie Berüccc 
der ſtäbtiſchen Gewerbe und die Ordnung ihrer Annungsperbältuifie ine 
zertrennlich, obgleich der alte ſyſtematiſche Krieg zwiſchen ven Sanammektene 
unb der patriciſchen Stabtobrigfeit noch immer fortdauerte und den Hand 
werfern oder zünftigen Bürgern die ſchon an ſich von deren Eimporkonimik 
zeugende Betheiligung am Stadtregimente durch Beſtimmungen und Weren 
nungen, wie ſie oben berührt worden ſind, mehr und mehr entzomen: wur 
Die nnunasverbältmije wahrten ihren Grund in neuen ober wervollfemm 
neten Statuten, welche der Beſtätigung des Landesfürſten unterbreitet wure 
aber: allerdings auch in der Erhaltung eines gi engen Zunftzwanges ObE 
eines zu weiten Vorzugsrechtes manchen Krankbeits: und Gährungsſtoſſ 
die Zukunft überlieferten. In der Zeit der gemeinſchaftlichen Regienn 
Ernſt's und Albrecht's ſind es in mehreren meißniſchen Städten vJamenn 
die Leinweber, ſowie auch bie Tuchmacher, Die mit neubeſtätigten nmn 
geſetzen dieſer Art hervortreten. Nachdem 1470 die Beitätigung; der Drespent 
Böttcher-Innung erfolgt war, beſtätigten die Fürſten in den Jahren 
bis 1477 die Statuten der Leinweber in Dresden, Chemnitz Rochliz 
mweida und Geithayn. In Bezug auf die Dresdener Tuch macher wurde 
Jahre 1472 befohlen, daß die Tücher, bevor ſie zum Verkauf ausgelegt were 
durften, von verpflichteten Innungsälteſten unterſucht und "geprüft! und'i 
drei bleiernen Siegeln geſtempelt werben mußten, eine Maßregel, durch we 
man alle ſchlechte Waare verdrängen wollte. Innungsartikel dieſer dt 
halten meiſtentheils treffende Schilderungen von dem Zuſtänden und ven Bebm 
des Handwerkerſtandes ver damaligen Zeit und: ſind zum Theil fo. imterkffan 
Beiträge zur Sittengeſchichte, daß es der Mühe werth iſt, ſich mi dem a 
halte derjenigen, die uns zunächſt angehen, näher bekaunt zu machen Nat 
dem das Handwerk der Leinweber zu Dresden demütbiglich "gebeten, die 
Innung, über welche ſie mit Wiſſen und Wollmacht dei Rathes und 
Bürger der genannten Stadt eins geworden waren, zu beſtätigen,“ erfolgte dit 




























— U ug 


— — ———— rw Pl 


rt re re rt 
0 5 Gun A in Mer 
Er en nn v2 Eriedrih Muss 


u 


—1 | 2 — —* 
III. am 3. eru 1700. 
rue U 
s 
| 
..# = er a —— de vr R 5.4 
rin, ein Meuerfreiee Bier, 


a U Fe Zn — 














2] 


— 28 — 


abermals cine intereſſante Kunde von dem Brückenamte und ben Verhälb 
niſſen jeines DBerwalters, des Brückenmeiſters, ſowie von der Verbindung dee 
Brüde mit, dem beiligen Kreuze, (S: 152 und 164 Ann.) Sie Alt in einer 
in, Dresden ausgefertigten Urkunde der Gebrüder Ernit und Albrecht enthalten 
aus welcher wir, Folgendes erfahren. Dem: damaligen Brückenmeiſter Hand 
Brachſtett und ſeiner Ehefrau Juliane war vormalen auf, beider Kebenszat 
von den Fürſten „das Brüdenamt zu Dresden ingetban- und verſchrieben 
werden, und zwar in der Weiſe, daß nad dem ‚Tode ber Genannten dit] 
gelanmite Bermögen beider „dem beiligen Kreuze“ werbleibe. Frau  Jukiane® 
war jedoch ınit Tode abgegangen und Brachitett hatte bieranf den Landes⸗ 
fürſten ſeine und des heiligen Kreuzes Gebrechen zu erkennen gegeben, daß w 
nämlich mit dem Gejinde für das beilige Kreuz nicht in ſolcher Weiſe hause 
halten, fünnte wie es notb ſei und daß dem heiligen Kreuze, da das Am 
allerlei Dieb, Meder, Wiejen und Weingärten und andere Vorräthe und ande 
viele Geſinde zu verjorgen habe, eben durch dieſes Gelinde viel verſäumt um 
„abgetragen“ ‚werde. Damit num in Zukunft dem heiligen Kreuze getreulihet 
und nüßlicher vorgeltanden würde, maben die Landesherren „zu Nub mw 
Frommen desjelben“ dem ‚genannten Brachſtett eine ‚ihrer Hofjungfrauen,, — 
nannt Barbara, zu einer ehelichen Hauswirtbin, „die neben ibm dem heilige 
Kreuze an jeinen Gütern, ı Wiebe und allen anderen Sachen getremlich me 
jromm jollte belfen vorſtehen, und dasſelbe verweſen und beſorgen, gleichen 
weile als ob ſie ihre eigenen Güter wären, und nichts davon entziehen nat 
entwenden, weber öffentlich noch heimlich,“ wie fie dies den Fürſten verbeihe 
und zugejagt hätte. Wenn Hans Brachitett vorher mit dem Tode abging 
jollte der zukünftige Brüdenmeiiter, den die Yandeöberren einjegen »würben, i 
„nis einer Magd“ zwanzig gute Schock Groſchen Jahreslohn „aus des heilig 
Kreuzes Amt“ reichen, auf daß ſie nicht Arbeit und Mühe umſonſt thu 
dürfte. Ihr Eingebrachtes ſollte Frau Barbara nach ihres Mannes To 
ohne Verhinderung wieder ar ſich nehmen und zu ihrem und ihrer Kinde 
Nutz und Frommen verwenden. Auch ſollte ihr, um ihrer Mühe und Arbe 
willen, nach dem Tode ihres Mannes ein Haus, „bad dem heiligen rau 
sufallen würde," als Wohnung überlaſſen bleiben, welches fie für ihre Leben 
zeit gebrauchen und genießen ſollte, aber auch in baulichem Zuſtande zu— 

















a Te er 
Fa Tr BA TTERN 
in Bere 
u ne I 
a 5 ae "Ei a‘ 
u ee De WE 2 ET LT 
— — — — a a 
e — 
——— — — 
rt fich Durch ihre | 
a aaa a aaa 


und 136 lag das Alafherbanpwert wegen de 
verliere ne DE WW ne zz 

u A —— Fa — 
ph, = dam i en on 
ur 1 ben, in " 4 





— 13 — 


nit und Albrecht zu Leipzig abgeſchloſſenen neuen Vergleich erſetzt, nach 
. Helden dem Churfürften die Regierung ber Länder auf zehn Jahre überlajjen 
Weiten, Herzog Albrecht aber außer mit einer Jahrrente mit den Schlöſſern 
Teczau, Zharandt und Dippolviswalda und deren Abgabennußungen bedacht 
man ſollte. Wegen einer etwaigen Haupttbeilung blieben auch in dieſem 
Bee die früheren Beſtimmungen in Giltigfeit. Doch Ichien es, als ob 
Abſficht einer Randestrennung, deren Schwierigfeiten und Nachtheile von 
deiden Theilen nicht verfannt worden zu jein fcheinen, wieder mehr in ben 
intergrund getreten wäre. ber das alte Verhältnig zwiſchen den Brüdern 
wir einmal geitört; fie hatten erklärt, „daß die Gemahlinnen und Finder 
st immer an dem gemeinjchaftlichen Hofe, ſondern nad) Yujt und Belieben 
dm verichiebenen Orten fein jollten“, und Albrecht hatte in Folge bejjen jeine 
Fefhaltung bereit von Dresden nach Torgau verlegt. Die zwiſchen ven 
Brüdern eingetretene Störung, unter deren Einfluß e8 ihnen nicht mehr 
Vglich erichien, unter einem Dache zu wohnen, mußte natürlicher WReije 
m in der Politik den Grundſatz ver Gemeinschaftlichkeit immer unhaltbarer 
hen, und jo erfolgte jchon ein Jahr nach jenem Pergleihe der ar 
3D. Auguft 1485 zu Leipzig abgeſchloſſene Hauptvertrag, durch welchen 
we in der Geſchichte Sachjens jo wichtige, folgenreiche Theilung der wettini— 
Üben Länder auögejprochen ward. Auch diesmal jcheint es wieder der Einfluß 
tigennũtziger Räthe geweſen zu jein, der das alte traute Verhältniß zwifchen 
m Brüdern geitört und Trennung und Theilung veranlaßt oder wenigſtens 
gaördert hatte. Albrecht beichuldigte jpäter namentlich jenen Hugold von 
Foleinitz, daß derſelbe ihm „einen unfreundlichen Bruder gemacht“, ihn jeines 
Fenen Bortheils wegen bei Ernit „übel beredet” und es dahin gebracht habe, 
Ernſt mit ibm getheilt „und die Lande in folder Weiſe auseinander 
xiſſen, wie e8 beiden Theilen in Zukunft viel Irrthums und Schadens 
Bingen werde;” daß er ferner die Meinung verbreitet, als fei er (Albrecht) 
wm: der Theilung Schuld, während doc der Obermarjchall den EChurfüriten 
zu veranlaßt hätte.*) 
5; Abweichend von den Beitimmungen früherer Verträge übertrug der Yeip- 
Wer Hauptvertrag dem älteren Bruder die Beitimmung der Theile, in welche 
as Land zerfallen jollte, währenn dem jüngeren Bruder die Mahl zugejtanden 
Muerbe. Das Land zerfiel mit Ausſchluß des für den Churfürften Ernſt 
Mabenden Herzogthums Sachſen in zwei Haupttheile, Meißen und Thüringen; 
Thüringen gehörten die fränkischen und voigtländijchen Bejigungen, während 
gwiſſe Aemter des ehemaligen Oſter- und Pleißner Yandes theils dem einen, 
dem anderen Theile zugejchlagen waren; jedoch wurden, um das An— 
ſenlen an die alte Gemeinfchaft zu retten und um die beiden Yinien in befto 
xerer Verbindung zu erhalten, mehrere meißniſche Orte (mie Colditz, 
inma, Eilenburg und Torgau) zum thüringijhen und hingegen wieder 
weidiedene thüringijche Orte (wie Jena, Weißenfels u. a.) zum meißniſchen 
gebracht. In vollfommener Gemeinſchaft blieben dagegen unter an: 
Seen das Bisthunm Meißen, der Schneeberg mit den Neuftädtel und alle 





























— _.,_ . 


„. 9 €. von Langenn ©. 146 fig. und 550, wo dieje Angaben in Bezug auf Hu: 
—e— ausführlich nad) einem Actenſtück (von 1589) des Haupt-Staatsarchivs 
ilt ſind. 


nm u u re 
— Er 2 


* 
| 


= Zu 5 ——— 








et 
a PB RE * 


3 


wg ET rn u, — 


a ae wir he * a4 u * di — 
TTS LH —— — 
— — — nn 





— 28 


ſondern dasſelbe ernſtlich zu beſtrafen, „und ſollte S. Majeſtät an dero Hal 
ſolches zu verbieten und zu handhaben anfangen.” Im Abſchiede des Neichg 
tages vom Jahre 1497 heißt e8: „it geratjlagt, daß ein jeder Fürſt w 
Oberfeit Ordnunge machen jolle, damit jollich Vberflüſſigkeit, ſo mit ber. 
vnd Mengin der Leut uff ben Hochceiten vnd Breuttloffen gepraudt wig 
abgeſtellt vnd in ziemlich Wejen gepracht.““) In der Neröffentlichung .ng 
Verbreitung der landesherrlichen NWerorbnungen, die bisher von ven Stahl 
fnechten auf den Markt: und Kirchplägen ausgerufen worden waren, zeige 
ich bereits die Anfänge der jegensreihen Buchdruckerkunſt. Auch die landet 
ordnung von 1492 erjchien. ın Drud und wurde in Dresden an das Schloß 
tbor angejchlagen. Daß fie nicht in Dresden jelbjt gebrudt, worden il 
dürfte zweifellos jein, da wir erit im nächiten Jahrhundert (1524) Mi 
erite zuverläflige Nachricht von einer in Dresden beitehenden Druderei 
halten, während. in. Meißen ſchon 1520 das erſte Breviarium gebrud 
worden 11t.** j 
Menden wir uns zu anderen Nachrichten aus dem kurzen Zeitraum vd 
1480 bis 1485, jo begegnet uns auch bier wieder der immer wiederkehren 
Ichnelle und jchroffe MWechjel von. tbeuerer und billiger Zeit, Während Hi 
Chroniſten beim Jahre 1481 und 1482 von, ungewöhnlider Woblfeilbel 
aller Lebensbedürfniſſe und von guten Weinjahren berichten. — der Sceffl 
Weizen Eojtete 8, der Scheffel Korn 6, der Sceffel Hafer 4 Grojchen — 
erfolgte ſchon 1495, durch dorbergegangene beige Sommer veranlaßt, nicht 
eine jo theuere Zeit, daß der Biſchof von, Meißen Brozejjionen. veranitalteit 
Auch die Peſt, von welcher Dresden erjt 1474 heimgejucht worden mag 
erichien 1484 auf's Neue. Sie riß, nachdem fie aller Orten im Lande jet 
heftig regiert hatte, endlih auch, in Dresden ein und währte das folgen 
Jahr, 1485. Hierzu fam nod, jo erzäblt Wed, 1456 „eine neue aufliegendt 
Krankheit, der Scharbod genannt, welche aus den Seeſtädten heraufgebrag 
worden, daran viel Yeute geltorben.“ ***) — Die Reibe ber. gemeinschaftlichen 
Dresden insbejondere berübrenden Negierungsbandlungen Ernſt's und Albrech 
ſchließt mit Der bereits früher erwähnten Verpachtung der, Obergerihte 
ven Rath, nachdem die „Austhuung“ der Untergerichte an denjelben, wie wi 


\ 








a Er Ye 
“. d ll | Pe P an Er” 
. el. ui ‘3 as a Di . 


a a a ee er 


ua — ei — 
ur Wu 


‘ 
bi Pu 


Se Re > an a pe 














IA un u een Men 
ug WQPERSPTE VEENEE BEN 
dan en 1 EN 
U eye 

er — 


ee it, ce are Pi VERWETEN un 
N — Ne de en 

*2 ——— — tee = üben En 
ey vn \ ne enge Men MA nn * 
ranigt mar. hm folgten im gemeinfchaftli 


(eb. AA6T), erfterer als Gbürf 
u“ “ . l | 


* 


6 
—————— 
Ill. ; Börtig 


u) ij — — w 


h ' j 
* 4 


— en 














— 220 — 


ben.“ Während Monger in dem ibm (1495) ertbeilten Privilegium bin= 
welich der Preiſe jeiner „Materialien“ auf die in Yeipzig geltende Apotheter- 
Tare verwielen wird, jcheint die erjte Dresdener Apotheter-Tare erit 1552 
mihienen zu jein, von welcher 1558, da von ben erjten Abdrücken nichts 
mehr vorhanden war, „jondern bie Eremplare vorrudt, zum oftermals aber 
ein: 







ins QTaren halben Nachforſchung geſchehe,“ von dem ehrſamen Mathejen 
Bürger und Buchdruder zu Dresden, ein britter Abdruck bejorgt 
mrre”) Daß troß ber ben Apothefern ertheilten Privilegien der Vertrieb 
ya. Arzneimitteln durch Unberufene — „Ziriadsmänner und andere leicht: 
püge Lanpitreicher, welche allerlei jchäbliche Katwergen, Pulver und Rurganzen 
zilboten und verfauften” — nicht unbedeutend war, beweijen die fortgejegten 
Hagen der Privilegirten, jowie die verjchiedenen Verordnungen der Yandes- 
geren und ber jtäbtijchen Obrigkeit, wodurch bie Apotheker nicht blos gegen 
eihe Händler, jondern namentlich auch gegen bie ebenfalls in die Befugniſſe 
xt Apothefer eingreifenden Zuckermacher und Krämer anderer Art in Schuß 
mmen werben jollten. Außerdem lagen Bereitung und Verabreihung von 
neien zum großen Xheile noch in den Händen der Xerzte jelber, unter 
melden gegen Ende bes 15. Jahrhunderts, wo bie Leipziger Hochſchule 
hejonders auch die Arzneiwijlenichaft zu pflegen uud auszubilden begann, 
aige Männer, wie die Doctoren Hildebrand, Wodder, Schmiebeberg und 
jrauenihub genannt werden, die jich eines auögebreiteten Rufes erfreuten und 
mentlich an den Höfen der jächjijchen Fürſten wirften. Dagegen war bie 
qundheitspflege der unbemittelten Klajjen noch größtentheils Badern und 
nackſalbern überlajjen. Eines nicht unbedeutenden Aufes in ber Arzuei- 
erfreuten ji) um dieſe Zeit namentlich einige Juden, doch war deren 
wlungsfreis in diejem Berufe innerhalb der chriſtlichen Gemeinde durch 
Ghlihe Verhältniſſe mehrfach beſchränkt, indem jelbjt da, wo ſich die Fürſten 
der ärztlichen Hilfe dieſer Leute bevienten, nicht jelten die Abjolution ver: 
Beigert ward, wenn Derjenige, dev danach verlangte, jich in ber ärztlichen 
Plege eines Juden befand. In Dresden jcheint in diefer Beziehung „ein 
über Jude“ befanni gemwejen zu jein, der namentlich einmal unter dieſer Be- 
Hihnung von der Churfürjtin Margaretha nad Altenburg erbeten wurde, 
ww einen ihrer Hofjbeamten zu behandeln, der hart darnieberlag.**) Wahr— 
Menlih war es jener Meijter Waroch, welchem Ernſt und Wlbrecht einen 
kienderen Schußbrief ertheilten, in welchem jie erklären, daß der Genannte 
Us guter Wundarzt berühmt jei, „wie er jeine Kunjt zu mehrenmalen ſchein— 
barlich bewiejen habe,” und daß sie ihn zu ihrem Diener und mitjammt jeiner 
Virthin, Meibe, Kind und Geſinde in ihren Shug und Schirm aufgenommen 
hätten, auch daß er fie (die Fürſten) und andere Yeute, welche jie ihm zumeiien 


* Diejer aus 32 Kapiteln bejtehenden Apothefer-Tare (vergl. Choulant a. a. ©. 
6. 336) folgte 1567 eine neue, aus welcher Haſche's Urkundenbuh S. 525 verfchiedene 
freöfäpe mittheilt. Die Leipziger und Dresdener Apothefer-Taren fheinen übrigens für 
wöergiltig gehalten worden zu fein, denn als Churfürft Joachim von Brandenburg 1556 
ten Geibarzte Dr. Stehle ein Privilegium zur Anlegung von zwei Apotheken ertheilte, 
te der Genannte fid) Hinfichtlic der reife der Materialien nad den in Leipzig und 
Mresden befechenben Zaren rihten und aus den Dresdener und Leipziger Apothefen 
Krlich Anl tliche Belege bringen, wie dort die Tare Sei. (Vergl. Möhſen's Gejchichte 
er Wiffenichaften in Brandenburg S. 550). 
5, v. Langenn a. a. C. S. 463. J 
15 


mwürben, mit Wundarznei getreulich. aufwarten und: verjeben -jollte, Darin 
wollten ihm die Fürſten, jo lange er ihr Diener wäre, jährlich dreißig Scheffel 
Korn, ein Faß Wein, ſechs Viertel Bier, zwanzig Schafe und ein. Mind geben 
umd reichen lafjen. Ferner jollte Waroch und zwei jeiner Söhne (Me 
und Mofes) mit ihren Weibern, Kindern und Gefinde, mit ihrem Yeibe und 
Gute in der Stadt Dresden bei einander in eimem Haufe frei und ſiche 
jigen, wohnen, wandern umd ibre Nahrung ſuchen gleich anderen. „So ide 
aber Waroch's zwei Söhne in andere Häuſer in verjelben Stadt jetzen um) 
ihren Bruder Abraham in diefer Häufer eines zu ſich nehmen wollten, jollte® 
jie das nicht obne der Fürſten Willen thun und ſich deshalb mit den —— 
vertragen, doch ſollten die obgenannten Söhne allein ſteuerfrei ſein, den Bürgers 
meiſtern und Nätben aber Geſchoſſe und Gerechtigkeit geben, wie andere mE 
wohner, die in der Stadt Drespen ſaßen und wohnten, thun mußten.“ @ 
ſcheint demnach, als bätte e8 überhaupt eines jolden befonderen Schutbriefei 
bon Seiten der Fürſten bedurft, um dieſem Waroch und feiner Kamilie al 
Juden ben Aufenthalt in Dresden möglich zu machen, um jo mehr, DM 
Waroch nicht blos das Gewerbe eines Wundarztes trieb, jonvern auch ben 
Haupterwerbszweige jeiner Slaubensgenojjen nicht untreu geworben war, dem 
der Schubbrief erlaubt ibm, jeinen Söhnen, Kindern und Geſinde, zugleidy 
ihr Geld zu leihen wann und wem ſie wollten, nur nicht auf geitoblene Güte 
und auf Meßgewand und andere zum Sottesdienite gebörende Geräthe. „St y 
aber einer zu den Juden füme, den jie nicht wobi fannten, und verſetzte ihn 
eim Pfand, jollten ibn die Juden fragen, wie er heiße und den Namen ve 
ihm eigentlichen innebebalten.“ Für alle Fälle des Jumiderbandelns, fort 
für Streitigkeiten zwifchen Chriſten und Juden blieben nad dem Anbal 
diejes Schußbriefes im der Hauptſache die Beltimmungen früberer ‘up 
ordnungen in Kraft (vergl. S. 76). Dod wird zum Schluß ausprüdik 
erwähnt, daß den genannten Juden alle Gnaden, Freiheiten und Rechte zb 
geitanden bleiben jollten, welche von Katjern und SKönigen zu ger, Nürt 
berg und Negensburg den Juden gegeben wären und die fie von Alters be 
hätten.*) 

Wenn oben gejagt worden it, daß der Statthalter Georg jeinem Wale 
wahren deſſen Aufenthalt in den Niederlanden und in der Fremde überham 














— 2 — 


af. w. Solches alles geben Wir E, Gnaden im beßten zu erfennen u ® 
befeblen Uns darmit bderjelbigen E. Gnaben, ala unferm lieben Herrn und 
Pater in unterthänigen Geborfan, die der allmädhtige Gott zu Tanawieriget = 
Zeiten iin einen jeeligen und glüdlihen Stande gnädiglich geruhe und erhalte) | 
Seben zu Dresden, Freitags nah Viti (17. Juni) 1491. — Bergegen 
mwärtigen wir und nad diejen und anderen Andbentungen das Bild bes biz 
maligen Dresdens, jo haben wir einen von Gräben und Mauern umſchloſſenen 
zum großen Theil aus jchlichten nieorigen und hölzernen Häuſern bejtebenden® 
inmeren Stabffern von 20 Gafjen (Elbgaſſe oder jegige Schloßgaffe, Tale 
bera, große umd Kleine Brüdergaſſe, Wilspruffergaife, große und Eleine Weber: 
gaſſe, Zaans- oder Zahnsgaſſe, Kundiger- jetzt Breitegafie, See, Schreiber 
Kreuz-, Naſſe- oder Naſengaſſe, jetzt große Kirchgaſſe, Weißegaſſe, Büttelgaffe 
das Loch, jetzt Badergaſſe, die große und kleine Judengaſſe oder Armiengaffg 
bie große und kleine Niclasſtraße, jetzt Schöſſergaſſe, und den üdenbofl 
mit dem nad) der Brücke bin gelegenen Elbthore, dem Wilsdruffer- und Se 
tbore, am Ausgange der gleichnamigen Straßen, der Kereuzpforte in der Rübe 
der jeßigen reformirten Kirche (ipäter Salomonistbor) und dem Kenuentbore 
(veral. ©. 97 und Abbildung: Stadtplan vom Jahre 1529). Bald darauf, M 
L. Auguſt, kam Herzog Albrecht, nachdem er die Reichsverſammlung zu Nürnbeig 
befucht und Dort feine Söhne Georg und Heinrich getroffen batte, Telber na 
Dresden, um den Schwerbetroffenen Einwohnern durch jein perſönliches Erfcheine 
Troit und Hilfe zu jpenden. Gr erfchien in Dresden mit zwei Wagen und fiebe 
Reitern, „und als er den merfliden Schaden, jo durch Feuersnoth in Terme 
Stadt Dresden durch Verhängniß des Allmächtigen jüngjt ergangen, Betrachig 
und in Mitleidungen zu Serzen genommen,” beſchloß er alsbald, Den Veit 
und Einwohnern „etliche ftattliche Hilfe zu thun, damit die Stabt in orventli 
und wehrbaftig Gebäude möge fommen.” Die zu dieſem Bebufe erlaffe 
Verorbnung enthielt folgende nicht ummejentliche Wergünfttqungen und & 
keichterungen, die allerdings nicht wenig dazu beitragen mochten, rege Kane 
zu machen, welche in kurzer Zeit das Jerftörte neu und jedenfalls ſchum 
wieder beritellten. Erſtlich jollten die Abgebrannten vier Jahre Tarıg #0 
allen Gefällen, Zinfen, Renten, Ungelden und anderen Peiftungen an bie fürte 
liche Kammer frei jein; zweitens jollten alle Gefälle, Zinfen u, f. m,, melde 











Be — 


14 — win er‘ 





— 231 — 


verpflichten, als Werkmeiſter des Gebäudes zum heiligen Kreuze den Stein- 
wegen und Maurern fleißig und getreulich vorzujtehen und was jteinern jein 
‚würde zu bauen. Es wurden ihm dafür von den Kirchvätern ald Lohn AU 
ale Schock zugejagt, doch ijollte der Meiiter bei dem Baue nad) den Anord— 
:mmgen des Herzogs und jeines Obermarſchalls und in deren Abweſenheit 
sh ten Weilungen der Kirchväter jich zu richten verpflichtet fein. Auch 
:follte er, wenn er es für nöthig bielte, um den Bau deſto ſchneller zu fördern, 
‘9 jeiner Unterjtüßung noch einen anderen Meiſter anjtellen und zu feiner 
genen Handreichung und zur Förderung des Baues einen oder zwei Lehr: 
jungen halten können; für ſich jelber aber jollte er während des Kirchenbaues 
keinen anderen Bau annehmen und die Steinmeger und Maurer nicht ander: 
«wärts verwenden. Zur Fortführung des Baues wurde im Jahre 1495 durch 
:den geſtrengen und ehrenfejten Ritter, Heinrich von Kinjiedel*) und die Kirchen: 
‚wäter Heinrich Kannengießer und Donatus Conradi ein anderweitiger Vertrag 
: mit Meiiter Reinhardt, „dem Steinmeilter“ abgejchlofjen, der mehrfache 
Veiſungen hinſichtlich der Ausführung des Bauplanes enthält und uns er— 
‚‚stennen läßt, wie weit ver Bau damals gediehen war und was noch zu thun 
übrig blieb. Die Mauern und Seiten der Schule gegenüber, von der 
Sacriſtei an bis zum Chor jollten ganz abgebrochen und in gleicher Höhe wie 
das andere neue Gebäude mir zwei neuen Pfeilern aufgeführt werben, „Doc 
tale daß der Edpfeiler in jolcher Größe mie der binterjte Pfeiler an dem 
Thurme, und ver andere Teiler in ſolcher Größe wie die anderen neuen 
Bieiler gemacht werde ;“ auf ber anderen Seite, „neben des heiligen Kreuzes 
sKimmerlein,“ vom Wendelſteine an bis zu dem Chor Jollte Neinbardt die 
rate Dauer, jo weit jie gut war, ſtehen lajien und jie dem anderen neuen 
»Gebaäude gleich hoch machen u. |. w. Ferner enthielt der Vertrag jehr genaue 
:Beitimmungen hinſichtlich der anzubringenden Fenſter, auf der Seite nach der 
"Schule jowie „der Pfarre gegenüber,” was davon an Gebögen und Gewänden 
zu erneuen und von alten vorhandenen zu benugen war. Den Lohn für’s 
Abbrechen und Grundgraben wollten die Kirchväter „aus der Kirchen Geld“ 
‚Seftreiten, audy) dem Meiſter Reinhardt Steine, Kalt, Sand, Rüſtholz und 
"Breter liefern, die Steinhauer: und Maurerarbeit hatte Dagegen Meiſter 
"Reinhardt jelbit zu verlohnen, wofür ihm die Kirchväter 200 Schod zu Lohne 
zu geben veripradhen.”*) Nach Verlauf von jehs Jahren und acht Monaten 
‚war denn „dieſes foltbare und zierlihe von lauter Quadratſteinen aufgerichtete 
Goneshaus“ gänzlich vollender.***) Die feierliche Einweihung der Kirche ge: 
"ihah den 20. November 1499 durch den Meißener Bifchof Johann VI. (von 
Saldaujen) und es begann von dieſem Tage an darin wieder der regelmäßige 
Gottesdienit.+) Nicht uninterefiant find noch einige bierher gehörige Ans 


*, Heinrich von Einjiedel erhielt in demjelben Jahre vom Herzog Georg (in Boll: 
naht jeined Vaters) zur Belohnung treuer Dienfte einen Freihof in der Kundiger-Gaſſe, 
der aber 1501 auf Bitte des Nathes in's Stadtrecht gezogen wurde. (Original der Ur: 
kınde ım Rathsarchiv: bei Haſche S. 358.) 

”, Bergl. bei Haſche S. 340; (Privilegienbuch im Rathsarchiv.) 

»** Als Tag der Vollendung bezeichnete eine von Wed (5. 208) überlieferte über 
der Thüre der Sacriftei der ehemaligen Kreuzfirhe angebrachte lateiniſche Inſchrift: den 
10. Rovember 1498. 

+) Auch hierzu giebt Wed (S. 209 die beirätigende Inſchrijt, in welcher zugleich 
auch die Batrone, weichen die Kirche geiveiht ıwar, verzeichnet waren. Der Biſchof weihte 


5 # + u - 
4 —X [ >" 
=. — 


- x 








717 
er a er 
EZ. E 0 224 
— E— 
. pr, — — 
sich zur a wer" 


we ua sie be —— 


> Nr mm — @' NT ——— 
er 
et, a u‘ ni Me, 
Br ee 
% 3 


woie Ma vu 
5 


lg PN ar ee ——— ng — 





— 235 — 


Vierter Abſchnitt. 


Sechszehntes Jahrhundert. 


3 3 


en Schlußſtein der Verdienſte, die ſich Herzog Albrecht um die Ver: 
eines Landes erworben hatte, bildete ſeine letztwillige Verfügung bin: 
er Erbfolge feiner Söhne. Dieſes ſogenannte am 18. Februar 1499 
richt abgefaßte, nach Albrecht's Tode vom Kaifer Marimilian I am 
ember 1500 hejtätigte Tejtament, das aber, da es „mit Willen und 
und Vollwort“ der Söhne „georbnet, berebet, begriffen, beſchloſſen 
chrieben“ worden war, mehr die Bedeutung eines Erbvertrags hatte, 
ruht einer reiflihen Erwägung der Nachtbeile, welche dem ſächſiſchen 
on jeber aus einem „zerreigen und Ibeilen der Lande“ entiprungen 
nd ließ die Idee einer Untheilbarfeit der Yande und der Einheit in 
erung berjelben ſchärfer und deutlicher bervortreten als irgend eine 
giwillige Verfügung diejer Art e8 jeitber gethan hatte. Es galt dieſe 
ehung eines landſchaftlichen Ausichujjes getroffene Verordnung nur 
n älteren Söhnen, Georg und Heinrich, da Friedrich feit 1498 als 
ter des Deutjchen Ordens in Preußen abgefunden war, und verfügte, 
ſächſiſchen Erblande (Meißen und Thüringen, ſowie ber albertinijche 
an dem Fürſtenthume Sagan und ven biberjteiniichen Herrichaften) 
ten Sohne Georg für jih und feine Erben zufallen jollten, während 
303 Heinrich) und feinen Erben Friesland als Erbtheil zugemiejen 
Doc jollten dem Herzog Heinrich, für den Kal, dag er den nod) 
njicheren Beſitz Friedlands nicht zu behaupten vermöchte, „daß es 
r feinen Grben gewaltiglichen abgedrungen, entwandt oder abgeldjt 
von jeinem Bruder für ſich und feine Yeibeserben die Schlöfjer und 
reiberg und MWolfenjtein mit den dazu gehörigen Vafallen und Nutzungen 
re anderen Obrigfeit — nur die Regierung und die Obrigkeit über 
werte ausgenommen — eingeräumt und ibm außerdem der vierte 
er übrigen Yandeseinfünfte abgetreteu werden. Ebenſo traf Albrecht 
h für den allerdings faum wahrjcheinlichen all jeine Verfügung, daR 
der jeine Yeibeserben aus den Erblanden „durch einige Weiſe ver: 
der derbrungen würden, dag Gott der Allmächtige gnädiglich verhüte,“ 
“ beitimmte, dag dann dem Herzog Georg oder jeinen Yeibeserben 
em Bruder Heinrich oder deſſen Leibeserben Schloß und Stadt Fra— 
Friesland und der vierte Theil des jährlichen reinen Cinkommens, 
land abmwarf, zum Unterbalte überlafjen werden jollten. Doc follte 
m ber beiden Fälle einer den anderen in der Regierung der Yande 
e bebindern. Hinfichtlich der weiteren Erbordnung für die genannten 
aß Georg over Heinrich jeines Erbtheils verluitig geben jollte, ward 





ee 


verordnet, daß zunächit ‚ver Überlebende Bruder dem andern, und unter ihr 

beiderjeitigen Leibeslehnserben * Standes” jeperzeit ber, Melteite in 
der Regierung der Lande folgen ſollte.) Dies war in der Hauptſache der 
Anhalt der Bejtimmungen, kurd welche Albrecht „dem verberblichen Schaden? 
vorbeugen mollte, welcher dem Yande aus jenem Zerreißen und heilen, il 
es bei den Vorfahren „vielmals ſchädlich in Uebung vermerdt und befundeg 
iſt,“ erwachſen Eonnte. Nachdem ſonach das Meißener Land den Herzog Georg 
ſchon eine Reihe von Jahren als Stellverireter jeines Vaters: in den kräftiget 
Zügen feines Charakters und im. der Feſtigkeit und Energie, womit er 

Zügel der Regierung zu handhaben verjtand, kennen zu: lernen Selegenbei 
gehabt, konnte es ihn mit Beginn des neuen Jahrhunderts als neuen jelb 

ſtäändigen Herrſcher begrüßen. Schon auf dem Landtage von 1495 hatten Di 
Stände erklärt, daß ſie während der Abwejenbeit des Herzogs Albrecht 

beffen Sohne „aute Genüge“ hätten. Leider aber legten die Pachwirtunge 
von Albrecht's auswärtiger Thätigkeit und die Bemühungen, ihre aaa 
erhalten, noch mehrere Jahre lang auc Georg die Verpflichtung auf, AM 
Srblanden jeine ungetheilte Aufmerkſamkeit mehrfach zu entziehen. Hein 
hatte in Friesland zu ernſte Erfahrungen gemacht, als daß die ibn & 
Erbtheil zugefallene Statthalterſchaft dieſes Landes ſeiner Neigung bätte end 
ſprechen können. Schon am 27. April 1501 ſchloſſen daher Die Brüder zu 
Dresden vorläufig einen Vergleich auf zwei Jahre, nach welchem Frieslam 
gemeinſchaftlich regiert und Heinrich an Georg's Hofe für ſich und Ye {4 
Diener freien Aufenthalt (mebit Futter für 22 Pferde) und außerdem ur 
Jabrgeld von 2000 rheinischen Gulden erbalten jollte. Kür den in Albrecht 

Erbvertrage vorgeſehenen Fall aber, daß das Haus Oeſterreich in Bezug aM 
Friesland von dem ihm vorbebaltenen Miedereinlöfungsrechte Gebraud) machley 
jollte Heinrih nad), ‚der, in jenem Erbvertrage enthaltenen. Beitimmung, 
Hälfte der Wiedereinlöjungsiumme erbalten,”*) Als dieje zwei Sabre ver 
rien waren, trat Heinrich die Grbitattbalterichaft Friesland gänzlıd Me 
jeinen Bruder ab, und Georg begab ſich in Folge dejjen 1504, mit jene 
Kanzler Pflug dahin, um: die friejtichen Stäbte von diejer Abtretung Au unten 
richten und des Landes Huldigung zu empfangen. Wahrſcheinlich blieben be 

dieſer Abtretung die Beſtimmungen deö erjten ——— von 1: zu in Gel 
1 NE. — 





re 
DL 









 Dblauf einer obermaliacu smeiiöh 3 








42] 








— 238 — 

Erblanden, wo der nun bald beginnende Kampf der Reformation bis u 
Ende jenes Lebens um jo mebr jeine Thatfraft und Aufmerfianteit im Ant 
ſpruch nabm, je eifriger er jich bemühte, jein Gebiet dem Einfluß einer Ye 
zu verfchließen, am deren Ausrottung, wie er jelber jagte, er „Veib und 6 
ſetzen wollte, die aber troßdem unaufbaltiam ihre Bahn ging. — ber oba 
die Sorge ım Die Grbaltung der friefiihen Statthalterſchaft von Begi 
jeiner Regierumg an bis zu dem angegebenen Zeitpunkte der Abtvetumg Trriekt 
lands jeine Aufmerkſamkeit von ven Erblanden ablenten modte, jo bring 
body auch ſchon aus diefer erjten Zeit feiner jelbjtitändigen Regierung die Ge 
ſchichte manche Kunde von wejentlichen Verdienſten, die er ſich um die € 

widelung und Ausbildung der inneren Werbältnifje jeines Landes — 
Es gehört zu dieſen Verdienſten vornehmlich die Pflege, welche er der wiſſe 

ſchaftlichen Cultur ſeines Landes und ihrem Mittelpunfte, der Univeriitä 

Leipzig widmete, auf welcher der gelehrte Fürſt ſelber itubirt batte und Die e 
namentlich durch Berufung und Erbaltung tüchtiger Yebrer und durch Stiftung 
neuer Profeffuren zu einer Blütbe erbob, daß fie nad dem Zeugniß des von 
Georg bochverebrten Erasmus von Rotterdam kaum einer: anderen Akaberig 
nachitand, Allerdings führte in der Folge Georg’s Eifer gegen. die Wım 
fungen der Reformation auc in der Pflege, die er dieſer Pflanzjtätte geritigen 
und wijlenjchaftlicher Gultur widmete, zu mandyem nadhtbeiligen Rückſchrin 
In Bezug auf die Entwidelung und Berwaltung ber inneren Yanbes=Xn 
gelegenbeiten während der eriten Jeit von Georg's ſelbſtſtändiger Regierung tt di 

1503 vorfommende Eintheilung des Fandes in (neun)Kreije erwähnenswertb, se 
anfänglich zunächt zum Behufe einzelner VBerwaltungsmakregeln, vorzugsmweik 
zu fiscalifchen und polizeilichen Zwecken, zur Oberaufjicht über das Ming 
weſen und zur Erhebung der Steuern vorgenommen worden zu fein ſchein 
aber erſt nach der Wittenberger Gapitulation (1547) eine bleibendere Ei 
richtung für die Gejammtverwaltung wurde Man fam damit ver Idee bei 
Untbeilbarfeit ver Yande wiederum um einen Schritt näher, indem damit e 
einzelnen Gebiete der jächjiichen Yande bejondere Stammländer zu ſein auf 

hörten und Xheile oder Provinzen eines Ganzen murden.*) In Bam 
auf die Negierung des Landes iſt die derjelben Periode angehörige, vor 
Georg 1508 erlaffene „Hofordnung“ von Wichtigkeit, indem fie neben ver 















4 


— 240 — 


Kirchengütern, aus Aecker und Wieſen, ſo von der Ktirche zu Bebninmäbrten 
das Pfandungsrecht auf denſelben und die Halsgerichte auf der Brũ 
welche die Kirche von: der Kapelle an bis über vie Brücke zu haben werme 
Der füritliche Ammann batte sich, in der Memung, daB jolche —— 
dem Landesherrn zuſtehe, verſchiedene Eingriffe in die Getechtſame des Brũcken 
meiſters erlaubt; dieſer legte dagegen Berwahrung ein, aber der Amtman 
wollte diefen Einſpruch nicht gelten laſſen, es wäre benn;n daß der Bruch 
meiſter ſein Recht mit genugſamer Kunde beweiſen würde. ‚Auf solches bradik 
ver Brückenmeiſter „allentbalben genugfame lebende Urkunden und Gezeugt 
wie jich zu Recht gebührte,“ und der Herzog entichien hierauf, daß er — 
Erbgerichte mit der Pfändung auf ber Kirchen Gütern, auch die Halsge 
auf der Brücke, von. der Kapelle an bis ‚über die Brückt, ganz mmsıber 5 
Ligen, Kreuzfirche nachgelafjen und Verzicht baram gethan babe“ um daß "de 
Amtleuten zu Dresden: weitere, Eingriffe in diefelben ernitlich verboterf 
ſollten. Bei ‚der wiederholten Austhuung der Untergerichte an ben Rath®) 
wurde allerdings-bie Kapelle auf der Brüde als Grenze des ſtadträthlich 
Gerichtsbezirks bezeichnet, und auch bei der Ertbeilung der Obergerichte 
Jabre, 1454 (ſiehe Seite 220) bie vormalige Werreinung ſolcher Grenzen 
Geltung gelallen; während daber die Itadträthliche Gerichtöbarfeit braun: 
Wlerindfapelle reichte, war die Brüde von biefer Kapelle an bis ams ” 
ber Gerichtsbarkeit ‚des. Brückenmeiſters unterworfen, denn diejer, nicht Mi 
ber Rath, wie Schramm (a. a. DO. Doe 209) und Haſche (Urkundenbii 
400) jagen, wird durch die Urkunde von 1502 in dieſem jeinen ‚made 
jeisiefenen Rechte beitätigt,. Allerdings erſcheinen um dieſe Zeit bie Brück 
meiiter in verſchiedenen ürkunden wieder als zum Raths-Collegium gehört 
und Donatus Gonradi, ber im Jahre 1505 als Brückenmeiſter M 
Stiftiüng für das Nacobshospital in ihrer Bejtätigung erneuert. (ſiehe mei 
unten), wird. 1512 als Bürgermetiter genannt.**) Se find in einer ach 


* 
—4 
pe 


*) Wie in den Jahren 1412, 1418, 1425, 1435, 1439, 1444 verdl. & ‚1877 1 
und 158, 

**) Eingebende Erörterung der Rechtöverhältnijje der Vrücke, meldhe bier (wie 0 
an anderen. Stellen) nur angedeutet werden: fönnen, bietet Neubert’& bereits me 
fad) erwähnte Schrift: „Vortrag an dns Stadtraths⸗Collegium zu Dresden über! ) 
Habt nälteiiie 3 -— uniinsepn alten Fihhriidfee En ar in 


Ten 






































— 243 — 


Benn der Scheffel zehn oder elf Groſchen geldet,“ beißt es im einer ber- 
Moen Bäckertare, „So fal pn Zemel haben 16 Loth, das ift den Bedern 
baten und bevolen vom Radt, dn Semel 16 Loth zu baden vnd welch 
er befunden wird, der nit du Semel vff 16 Loth bedet, der ſal den 
tshte ennen reiniſchen Gulden zu Buß geben, dartzu aber jal ym dy Semeln 
s weniger den 16 Yotb haben genommen und in dy Spital getragen werben“ 
‚1. mw.) Zugleich erfolgte nocd eine bejondere Ordnung, durch welche ber 
etz0g den Meiftern des Bäckerhandwerks in ber Stabt retben gegen eine 
eberfüllung des Marktes durch Platzbäcker ben begehrten Schub gewähren 
te. Die Platzbäcker in oder vor ber Stadt follten fortan nicht mehr ala 
wen Tag in der Moce, nämlich wenn Wochenmarkt war, feil halten. Zur 
leberwachung der gewilienhaften Erfüllung ber ben Bädern gegebenen Orb: 
ung follten ven nun an, jo lautete des Herzogs Meifung, alljährlich zmei 
ws. dem Rathe und zwei aus bem Handwerke, ein alter und ein junger 
Reifter, dazu berufen werben, welche jämmtlich alle Wochen einige Male in 
on Haͤuſern nachjeben und auf dem Bädermarfte die Semmeln und das 
Beob mit gutem Fleiße bejichtigen, aufziehen und wiegen und Denjenigen, 
Hien Waare zu geringe gebaden, um ein altes Schod betrafen jellten; ebenfo 
ten fie darauf achten, daß Semmeln und Brod gut andgebaden wären, 
un wo jolches nicht der Fall, jondern dag Brod „geichwemmet“ wäre, bu 
"rde ein Betrug an Gewicht geübt, darum ſollte jolches Brod nicht in 
Bänten, auch nicht in Käufern, fonbern nur an einer bejonvers hierzu anzu— 
wiſenden Stelle verkauft werden, damit das Publikum wiſſe, was es faufe; 
wen aber bei einem Bäder ſolches Brod mehrmals gefunden würde, jo ſollte 
ihm weggenommen und in’s Spital oder an andere arme Leute verabreicht 
weden. Die Steinmeger, Maurer und Zinmerleute, Handwerker, 
Wen der Herzog bei jeinen verjchiedenen Bauunternehmungen bejonders be: 
mefte, unterwarf er in demſelben Sabre (1520) ver Beichräntung, daß feiner 
derjelben mehr als einen Vehrjungen balten und auf einen jolchen möchentlich 
richt mehr als neun (Krojchen fordern follte.**) Kine für das Hanbwerte: 
leben und jeine gejunde Entwidelung ganz bejonders wichtige Aenderung aber 
bezweckte das vom Herzog Georg 1520 erlafjene itrenge Verbot Des guten 
ober „blauen Montags“, eines ſchon Damals zum verberblichen Mißbrauch ge= 
erdenen Handwerksherkommens, über dejjen Entſtehungszeit oder eigentlichen 
Iefprung ſich wenig mit Gewißheit angeben läßt, das aber, da es hier bereits 
zu Anfang des 16. Jahrhunderts als übler Mißbrauch verpönt wurde oder 
werben jollte, jedenfalls älter war, als man gewöhnlich anninumt.***) Hinſicht— 


— —— —— — 


%, Aus den „Miscellaneen an Raths- und Stadtprivilegien“ (im Rathsarchiv). 
) Im Jahre 1578 (fiche d.), als Churfürſt Auguſt den Handwerkern eine bejondere 
iare zu geben verjuchte, wurde dieſelbe Beſtimmung noch aufrecht erhalten. Es gab 
bald v0 Maurer- und Ziegeldeckermeiſter und 6 Steinmeger. Maurer und Steinmeßer 
wen überdies ebenjall3 dem Brauche anderer Handwerks-(Genoſſenſchaften nachgekommen 
mb hatten im Beinhauje der Frauenkirche einen Altar der heiligen Anna geitiftet, den 
ke Biihof Johann VI. von Saalbaujen 1514 confirmirte. 
”s (53 enthält diefes Verbot von 1520 (vergl. Wed S. 481) eine der ältelten Er— 
“äbmungen jenes Brauches, der 3. B. nad) Berlepj ch's „deutſchem Städteweſen und 
—2 S. 96 erit in der zweiten Hälfte des 16. Nahrhunderts (1571) zum erſten 
Hate ausdriidiich erwähnt worden fein jell (Cod. Austr. 1. S. -46?), wo er ebenfalls 
ls Mißbrauch durch landesherrliche Verordnung verfolgt wurde, 
16* 




















a. m u... 
w # 


N ve —— — — 


* ne sp — 
a En n.y 


— — rn 
me dar ee 


zum Baalten = Miele al . PA 
WW — — 


rg Are a 
en ee az 


ee ——— 
J een mb. m 2 


—e— —X 
—— 

















fange, als das Schloß um die Hälfte kleiner war (denn 1676) u mm 
innere Hofraum nur balb jo groß geweien, die Ede am Schloſſe ge — 
wie ſpäter die Ausladung am Grünen Gewölbe die Ecke bes Säle 
und daß der Thurm ziemlich niebrig gewejen jei und eine ſcharfe, ho e 
eckig zulaufende, mit Schiefer gedeckte Spitze gehabt habe. Die na — 
Brande nöthig gewordene Reparatur, wobei der Thurm vollends az 
mit einer ſtumpfen, vunden, ‚mit Kupfer ‚belegten Haube verſehen wurde 
als „die zweite Geſtalt“ bezeichnet, welche der Thurm erhielt: und in a⸗ 

er bi zum Sabre 1549 beitand, wo Churfürſt Moris das; Schloß, wi, 
ſpäter ſehen werben, erweiterte und den Schloßthurm  milten in den — 
gegen Mitternacht brachte — „und. bad wurde die Dritte Geſtalt. * Den 
jänglichen Bau feiner. Reſidenz, des ſogenannten meuen Thorhauſes“ — 
Georgenſchloſſes, das einen anſtoßenden Theil ded-alten markgräflidyen Stoff 
bildete, begann Herzog Georg im Jahre 1534, nachdem fein Hofftaat, v 

zwei jeiner erwachſenen Söhne, Herzog Jobamı und Herzog Friedrich a 

zum Theil bei deren gejchebenen Derheirathung“ *) zu mweitläufig und bieca 
füritliche Wohnung (wie jie Weck's Abbildung Mr. Hidarftellt); zu-beichränkl 
geworden war. Der. Bau, mit deijen ‚Ausführung der Amtshauptmann mE 
Oberrüjtmetiter Hand Debne Rotbfelfer beauftragt war, wurde nach drei hit 
vier Jahren ‚vollendet und es war dies ‚dasjenige Gebäude, das (zu Bed 
Seiten) mit dev Morgenjeite an der; Stallbahn, mit der Abendfeite, nach dat 
(damaligen) Zwinger zu, mit dem. Mittagstbeil neben der Kanzlei, und d 
Mitternachtstheile nach dem vorderſten Münzbofe gelegen war. Es hieß zunädll 
das neue Thorhaus, weil, durch dieſes Schloß das Brücken- ober Elktbtr 
ging, durch welches man auf den Münzhof und auf die Elbbrüde gelmalk 
die damals bis hierher jich eritreefte, und, von welcher dieſes Baues wegennt 
Theil ausgefchüttet worden war. ı Wet ck giebt (unter; Nr. 9), eine Abbildun 
der ſtattlichen Giebelfeiten und (S. 25) ‚eine umftändliche Beſchreibung DE 
am denjelben angebrachten Sculpturarbeiten. Die. Bildwerfe; der nach Al 
Elbbrücke ſchauenden Giebeljeite. (über dem heutigen 1828. erweiterten Georgen 
thoxe) ſollten in der Hauptſache „ven menſchlichen Sünbenfall und die para 
gefolgte Strafe des Todes“ darſtellen. Unmittelbar über dem Thore beſan 
ſich in einem runden Schilde ein ausgehauener Todtenkopf; unter dem ſteinernen 
Erker des anderen. Geſchoſſes ſah man den Baum des Lebens mit bi 
Schlange, darunter Adam und Eva, „mie fie den Sündenfall begeben‘ 
darunter ein amberes Steinbild, Kain's Brudermord daritellend, mit ver" 


AR 
—— 














A 


er Pe V" 2 
per fi erfir 8* 
a ‚ nu, u m 
ne — 


F 
h 


a ra re 


I 
\ a —— ——— —— —“ 


— —** pw uch ee ar 








— — 
. — 


» . a‘ 


Ayeı 
neu Aus a 2 2 . 
rn 
id WER ei 


6 ,.=- . —8 I —— - 


” Menge » * 


Da ou zer 7 ur zur . 


Be rönen weifer 'nnb Fri 
me — —23 — ie X 
ı A 


4 a 
- A 
* 





— 39 — 


il die Aerzte jie nicht ſogleich zu behandeln verftanden. Es war 
großer Schlafjuhr verbundene Seuche, die aber nady einigen 
n vorzugsweiſe alte Leute befiel; wer aber, jo heißt es, 24 Stunden 
Schlafes ſich enthalten konnte und zeitig genug bie richtigen Arzneien 
kam davon.“) Daß übrigens die Peit ein Gaſt war, ber jeine un: 
Bejuche nur zu oft wiederholte, jcheint eine im Jahre 1532 von 
zdener VBuchbruder Wolfgang Stödel gedrudte Schrift zu belegen, 
n Schriften des Avicenna, Galenus und Hippofrates entnommene 
Lehren und Regeln enthielt,**) obgleich die Ehronijten nichts davon 
"dag in bem Jahre, wo biefe Schrift erjchien, bier eine Veit ge— 
abe. Mit ganz bejonberer Heftigkeit aber jcheint im fahre 1540 
namentlich in Dresden gemwüthet zu haben. Sie begann jchon im 
39, im Todesjahre Herzog Georg's und jtieg im nächiten Jahre zu 
Arade, dag Herzog Heinrich, um ber Gefahr zu entgehen, mit jeinem 
auf einige Seit nach Freiberg, jeiner jeitherigen Nefidenz, jich zurüd- 
Die Scheffelgajje war fait ganz ausgeitorben, jo daß man jie, weil 
em Straßen noch etwas verjchont geblieben waren, „zur Verhütung 
mmenlaufens der Leute,” wie Wed jagt, mit Bretern verſchlug und 
e Leute hineinließ, vie bei ven Kranken zu thun hatten. Wahr: 
wurbe diesmal die Krankheit namentlih duch die ungewöhnliche 
ige befördert, von welcher die Chroniſten bei diefem Jahre berichten, 
nit einer neunzehn Wochen andauernden Dürre verbinden war. Es 
. (um Jacobi) verſchiedene Waldbrände (namentlich bei Zelle und 
und an manchen Orten gerietben jogar die Schindeldächer in 
") Nach des Dresdener Ehronijten Bericht ging hier dieſer Xroden- 
16. Aprit (1540) ein jurchtbares Hagelwetter voraus, welches 
jogar in der Größe von Hühnereiern brachte und an Gebäuden wie 
ide großen Schaden that. Da die Ernteausjichten unter Tolchen 
ı ziemlich jchlecht waren, jtieg der Preis des Korns bis. zu 13; Gulden, 
Ihon acht Tage nach der Ernte wieder auf einen halben Gulden 

Auch das Vieh war gleich zu Anfang des Jahrhunderts (1501) 
Seuche heimgejucht, die bedeutenden Schaden anrichtete. Jener wunder- 
:glaube, ter beim Ausbruch einer Peſt die Urſache des Uebels nicht 
einer Vergiftung der Brunnen juchte und die Juden als die Ver: 
huldigte, hielt diesmal eine Vergiftung der Weiden für die Urſache 
shiterbens; boch wurden als Urheber dieſes Frevels natürlicher Weiſe 
Juden, jondern die Caviller und Abpeder beſchuldigt. Es wurden 
in den nächſtfolgenden zwei uhren, wie Weck erzählt, meiſtentheils 
inem ſtrengen Gericht unterworfen und bier in Dresden, jowie in 
Wurzen, Döbeln, Eulenburg und verichiedenen anderen Orten 


eral. Wed S. 548 folg: Freiberg. Annalen S. 185: Müller's Annalen 
:der: der engliſche Schweiß (Berlin 1834: 

ein köftlich Regiment vor die graufame vnd erſchröckenliche Plage der Peſtilentz 
Nderlajtung, aus den Büchern Avicenne, Galeni vnd Ipocratis genommen allen 
üglich und troitlich zu haben.” Ueber den Dresdener Buchdruder Wolfgang 
veiter unten. 

Knauth a. a. O. S. 75. 
ed ©. 535 und 532. 





— 2% — 


Auch das Kapitel von theuver und. wohlfeiler ‚Zeit, yon Wafferergiekungag 
seuersgefabren und Bränden iſt in den erſten vierzig Nabren; des Jechsachnten 
Jahrhunderts ziemlich. reichhaltig Im Sabre 1005 3:8, mar jo ,mohlielt 
Zeit; daß ein ‚Erfurter Malter des beſten Weizens mit zmei rheiniſchen 
Gulden, das Maaß Wein mit, zwei Pfennigen bezahlt wurde; dann Folge 
1504, durch einen ſehr dürren Sommer, verurjacdht, jolche —— 
daß das Malter Weizen zwanzig Gulden und dns Maaß Wein vier Grejhen 
und, ſechs Pfennige galt.*) In dem, Beltjahre 1507. —ı vielleicht min 
Folge der allgemeinen großen Sterblichkeit — war. es wieder ſo mohliel 
daß in Dresden. der Sceffel Korn großen Maaßes vier Groſchen, die Gerii 
eben ‚jo: viel, der Hafer, drei Groſchen und die Kanne; Wein drei bis bie 
Pfennige galt. Es war in bemjelben Jahre, in welchen das große Dresbenz 
Maab, (der Sceffel zu ſechszehn Metzen) aufkam ſſ. S. 247). Aud ik 
Jahr 1515 wird als ein jehr wohlfeiles bezeichne: Im Jahre 1509 wag 
ein jo dürrer Sommer, daß man. an mehreren Orten. durch die Elbe, geh 
fonnte, Als Theuerungsjabre werden ferner bezeichnet 1524, 1531. und 153 
Im exjteren, wo harte Frühlingsfröſte (zu Pfingſten und; Trinitatis) be 
Getreide großen Schaden. zugefügt. hatten, galt. ver Sceffel. Weizen. 
Korn 35 Groſchen. Schon das vorbergegangene Jahr hatte zu Toldee 
Theuerung beigetragen, denn. die Chronijten erzählen, daß Tich in Demniellt 
die Ströme wohl viergehnmal und darunter auch. die Elbe ſo oft, ergeſſ 
daß die Ernte ‚verborben, ‚das Korn tbeuer geworben. und wegen. der mall 
Aecker kaum: die, halbe Winterſaat eingebracht werden fonnte.**) , Noch bike 
stieg der Getreivepreis im, Jahre 1531, wo der Scheffel, Korn mit viel 
Srojchen ‚bezahlt wurde, nach einer, reichlidyen Ernte aber ging er wieder 
zwölf Groſchen herab. Diejen und ähnlichen Thenerungsverbältnifjen: gegt 
über ‚war. Herzog; Georg's 1534 erlafienes Verbot. des. Auftaufs und‘ 
Ausfuhr von Getreide eine, jehr weile Maßregel, zu welcher auch jein Node 
folger Heinrich bei der erwähnten Theuerung von 1540 feine Zuflucht nahm 
Unter den, Wajjer- und namentlib Elbergiefungen, von welden aus Mag 
Beriode berichtet wird, Icheint die, von 15041 wie ‚beveutendite und verber 
lichite gewejen zu jein. Das Waffer begann am 15, Auguſt zu steigen ml 
hatte am nächſten Tage eine ſolche Höhe erreicht, daß die Stabtgräben Dal 








— 262 — 


Loche quetvorſtehenden Gebäude aber, dem Gemein: oder Frauenbauſe, 
darinnen die unehrlichen Frauen wohnten, wendete ſich das Feuer noch, wi, 
wie Weck bemerkt, die Leute, die mit jenen rauen bekannt und Werkrän 
waren; große Gegenwehr thaten, „indem jie das Ne ft’ nicht gern molften beit 
brennen laſſen. “8, Im Jahre 153 32, am Tage Donati, berzehrte eine Feu 
brunft “einige Häufer vor dem Seethore, „und darunter das! erſte Hofkt 
zu St. Jacob, welches damals vorm Seethore, an "der DippoToisrarttfan 
Straße war, und zwar in der Gegend, wo jetzo das Schlößchen erbaut.” 
Inbem wir uns nun zu den Ereigniſſen im Bereiche des kirchlige 
Lebens wenden, welche zunächſt vor jenem Kampfe, zu welchem Luther durch 
ſeine kühne That vom 31. October 1517 die Looſung "gab und im weldien 
Herzog Georg eine jo hervorragende Stellung einnahm, in unſerer Stadt 
zutrugen oder ſie berübrten, "begegnet uns zuerſt beim Jahre 1500 die Rad 
richt von dem lebten Yörmifchen Aubeljabr, das ın dem katholiſchen Dresdut 
begangen wurde (j. 8.1 a Am vierten Faſtenſonntage erſchien ul 
römischer Gnabenprediger in Dreöden, der in der gewohnten Weiſe Derrjeninit 
Ablaß ſpendete, die nicht im Stande waren, perfönlich zum großen Subelfii 
nach Rom zu walffahrten und an ber Hauptquelle der Sündenvergebung Tre 
zu Schöpfen. Er hielt fich mehrere Wochen in Dresden "auf und nahe 
ſchließlich einen anjehnlichen Seldertrag jeiner Miſſion mit hinweg, währe d 
auch zur Feier des Jubelfeſtes überhaupt in allen ' Städten viel Selb gg 
jammelt und größ tentbeil& nadı Rom geführt wurde — ein Beweis dake 
Anfang dieſes denkwürdigen Jahrhunderts, trotz manchen Anzeichen, einer rege 
Empfänglichkeit fir einen gereinigten Glauben, unter den Maſſen die AM 
haͤnglichkeit an die herrſchenden religiöſen Meinungen und Gehräuche noch 
alte war, obgleich namentlich in Bezug auf. den Ablaßhandel, gegen — 
ſich übrigens auch der würdige Meißener Bijchof Johann von Saalhauß 
erhob, Herzog Georg ſchon ala Stellvertreter ſeines Vaters, allerdings we 
aus religiöſen als aus politijchen Gründen, Bebenfen getragen hatte, die DM 
Ablaßhandel trerbenden päpitlichen Sendboten in. jein Land zu (affen,. und. DiE 
Frage) ober Papſt Ablaß um Geld ertheilen könnte, bereits Gegenſt 
ernſter und offener Erörkerung geweſen war. Als z. Bader Papft ale 
denen, welche zum Aufbau ber Freiberger Domkirche etwas beiſteuern wüͤrb 





-- 33 — 


Fajtenzeit geſtattete, erbob sich ſchen um 1491 ber Leipziger Ordinarius 
‚Dr. Breitenbadh, mit vem Dominikaner Dr. Orter von Frankenhauſen und dem 
granciscaner Zohann von Bamberg gegen Das Recht des Papſtes, eine ben 
Kirchengeſetzen in dieſer Weiſe zuwiderlaufende Verwilligung zu ertheilen. Be— 
Mräntter war ein Ablaß, melcher durch den vom Papſt Alerander VI. nad 
Deunjchland geſendeten Legaten, Cardinal von Gurk, am 8. Februar des 
Jabres 1502 von Magdeburg aus der Kreuzkirche ertheilt ward, die zu 
ibrer völligen Wiederherſtellung an Baulichkeiten und innerer Ausſchmückung 
noch immer der Hilfe bedurfte. Ca wurde dieſer der Kreuztirche ertheilte 
popftliche Ablaß, der hinſichtlich ſeines Inhalts den früheren derſelben Kirche 
ectheilten Indulgenzbriefen dieſer Art ziemlich gleich war, 1503 vom Biſchof 
ron Meißen beſtätigt. Faſt gleichzeitig ertheilte der Cardinal Raymund 
(Feraldij von Gurk, der im Jahre 1502 auch nad Sachſen kam und in 
RMeißen von dem Herzog, wie vom Biſchof Johann und der Geiſtlichkeit 
saerlichit empfangen und mehrere Tage reitlich bewirthet wurde, auch Georg's 
sapellan, Balthaſar Thommel, einen nicht umwichtigen Indulgenzbrief zur 
Daltung eines Tragaltars und zum Genuß von Milde und Butterjpeijen 
während der Faſtenzeit.) Gharatreriitiicher Für Dresdens kirchliches Yeben 
in der legten Periode vor Einführung der Neformation iſt jedoch Die in Das 
Jaht 1512 Fallende Entitehung der Queckbornkapelle.*) Die Gedichte 
des Uriprungs dieſer Kapelle iſt im der zu ihrer Herſtellung vom Biſchof 
Jobann extheilten Erlaubnig enthalten. ***) Der Bijchof jagt, DaB ibm von 
*) Lriginal des Ablakbrieies für die Nreuzfiche von 1502 und der biichöflihen Be- 
758. jowie des Indulgenzbriefes für Balthaſar Thommel im Rathsarchiv: vergl. 
—8— 3 Urkundenbuch S. 401 jig. Im Jahre 1502 ertheilte ferner der päpſtliche Legat 
‚Naymund von Meißen aus auch noch einen Iudufgengbrief u Gunſten des Altars St. 
hetri und Pauli in ber heiligen Streuzfapelle  Trigmal im Ratheardiv). 
. =®) Bergl. ©. 65. — Einige andere die kirchlichen Verhältniſſe berührenden urkund— 
bkchen Nachrichten aus den Fahren von 15M-—1512 ſind von geringerer Bedeutung. Nach 
‚mer Echuldurkunde des Rathes waren dem Altariſten Meißdorf 18 Gulden wiederfäuf- 
Ude Zinſen verlauft worden fir 200 Gulden Gapital. welche Summe „zu des heiligen 
Rrenges | aue” angelegt worden. Cine bifchöfliche Urkunde vom Jahre 1503 beitätigt 
"ee Yintenjtiftung für die Frauenkirche durdı den Bürgermeiiter Joh. Schmeißer. Eine 
‚ andere Urfunde von demijelben Jahre giebt Nachricht von einem neuen Gejtift in der 
örauenfirhe, deſſen Borjteher die Welteiten des Fleiſcherhandwerkes waren. Im Jahre 
1505 beftätigt der Biſchof eine Zinſenſtiftung zum Altar Et. Livini und St. Catharinä 
im der Kreuzkirche und die Errichtung eines neuen Altare in der Krenzfirche durd Ur: 
banus Höckendori und jeiner Frau Martha (die Original-Urkunden hierzu im Raths⸗ 
ai, Sonnabend nad) Ceuli 1569 eniſchied der Dresdener Pfarrer Laurentius 
Etumpi und der Rath eine zwiſchen den Kapellanen „ipund Wltarijten“ Joh. Smol 
sw Blaſius von Wilsdorf entitandene Irrung wegen eines Häusleins auf dem Grund 
md Boden des Altar Philippi und Audä in der Frauenkirche, dahin, dab Smol, der dag 
erbaut hatte, dasjelbe fiir jeine Lebenszeit bejigen jollte, Dann aber jollte es dem 
ten Altar, den damals Blajius bejah, verbleiben und dem jedesmaligen Altariſten 
5 Wohnung dienen (vergl. Haſche's Geſchichte I. S. 142). In demſelben Jahre 
-isuite der Rath ein an der Kreuzkirche gelegenes einem M. Meuſel gehöriges Haus für 
MU Gulden zur Frühmeſſnerwohnung und 1i510 trat das Auguſtinerkloſter ſeine Bade— 
“tube käuflich an den Rath zu Altdresden ab. Kaufbrief im Rathsarchiv, vergl. Hil-— 
Hera 2. Etwas ©. 73.) . . 
*) Das Original dee biichörlihen Grlaubniß, die Wed S. 281) und Haſche 
[E. 406) mittheilen, befindet ſich (mit wohlerbaltenem Siegel, ein Laum mit einer Fahne 
ww der Umſchrift: „Officivlatus episcopalis curiae misnens.“) im Rathsarchiv und 
nigt dad Datum: den 8. Ecptember 1512, das bei Wed und Haſche fehlt („Stolpen 
anno damini millesimo quingentesimo duodecimo, die vero mensis Septembris 
Karo. Neubert’! angeführte Schrift giebt Seite 173 einen vollitändigen Abdruck. 


“ “ 
- n r En > I 24 
⸗ 24 yv w —⸗ * erg) | 


u. u URL en —— 


— 5 —* 
| » —— ars an 7 


1 [2 \ 
er ee ne a 
hs EA u rs wa. abe aa har rn 5 


— 4%: Yale ET m t fammbe, ' rn. 
’ a. > Fr» | 


J 








— 0 — 


mehr) die Stätte anzugeben weiß, wo ſie eigentlich geitanben..ı Allerdings mm 
mit dem VWerſchwinden dieſer nebenbublerijchen  Wallfabrtsftätte die Zukunft 
„des ſchwarzen Herrgottes“ in der Kreuzkirche nicht gerettet, denn ee 
die) Zeit vor der Thüre, wo er mnicht durch den helleren Kerzenglanz andere 
Wunberbilder; ſondern durch Ereigniſſe vergeſſen gemacht werden ſollte MM 
welchen der alte Zauber ſeiner Anziehungskraft erloſch⸗ Das vierec 
Brumcenhäuschen, das die einſt weitberufene, befruchtende Quelle des Du 
borns deckte teng auf feinem kleinen ſpitzen Ziegeldache alas Wetterfahnt 
— eine topographiſche Merkwürdigkeit Dresdens — einen mit verſch 
denen Wickelkindern ausgeſtatteten Storch, zur Erinnerung an die &iam 
thümliche Kraft, womit „unjere liebe Frau vom, Quedborn’ das Wajjar ii 
Alle begabte, die gläubigen Sinnes Davon tranken Eine über Dem Muse 
bes: Brunnens befindliche Tafel verhielt die Inſchrift: Rerbaut LH4 Lennon 
1745, erweitert 1785 ;n erneuert. 1824. I Die Storchwetterfahne mut 
anitatt der alten zu Anfang des vorigen Rabrhunderts (1735) aufgeieglf 
Die nächſten das kirchliche Keben  beireffenben Nachrichten: werben ums‘ nik 
aus bifchöflichen Bejtätigungen von Altarzinſenſtiftungen und dergleichen 
verſchiedene Kirchen der Stadt und zeugen bafür, daß der, alte froinmet 
noch immer lebendig "war.**) Im Widerjprudy, damit ſteht allerdings em 
bifchöfliche ‚Urkunde nom Jahr 1513, durch welche dem Nltarijten des Hot 
altars in der Kreuzkirche wegen verringerter oder unzureichender Eimkünfte it 
mehrmals nachgeſuchte Minderung der Meſſen verwilligt und machgelaift 
ward, nachdem auch der Rath auf Befragen bes Biſchofs erklärt hatte 9 
eine ſolche Minderung gern geſchehen möchte, wenn nur die Sonntagemeſſ 
nicht geündert würben.***) | 4 
Zweimal war Luther in Diesem; eher er san jenem denfwürdig 
31: October 1517: das Werk feiner Sendung begann.) Dası erite M 
erjchien er, im Ramen des eigentlichen und ordentlichen Vicars und Pit 
vinzials Dr: Johannes von Staupitz mit der Reviſion oder Bifitation iM 
thüringiſchen und meißniſchen Klöſter des Auguſtiner-⸗Ordens beauftragt 
April des Jahres 1516. Er ſprach hier bei feinen Drbensbrübern, ik 
Altdresdener Auguſtinern vor, bei welchen er für den reformatoriſchen Sn 


- 





en er ſchon damals auszuitreuen begann, fruchtbaren Boden gefunven zu 
aben jcheint. Es war namentlich fleißiges DBibellejen, was er den Mönchen 
wpfahl und wie es ſcheint, war er jeinen Ordensbrüdern ein milder und 
mchjichtiger Richter, denn er bat in einem vom Dresdener Kloſter aus (am 
age Philippi 1516) datirten Briefe den Prior Johann Berf in Mainz, 
Ya den aus Furcht ver der Nijitation dorthin flüchtig gewordenen Dresbener 
Knguitiner-Möndy Baumgärtner entweder nach Dresven oder nad) Wittenberg 
meüdaujenden, wo er ibn mit offenen Armen empfangen und ihm Nerzeihung 
wngeveiben lajjen wollte, denn es jei fein Wunder, wenn ein Menſch falle, 
wohl aber ein Wunder, wenn er jich wieber aufrichte und ftände.*) Das 
äte Mal erjchien er im \abre 1917, abermals im Auftrage des Johann 
i8, aber zu ganz anderem 3wecke. Herzog Georg hatte nämlich den 

von ibm hechverehrten Wittenberger Ordinarius, der felber mehrmals u 
‚Dresden geprebigt hatte, Tchriftlich angegangen, ibm einen frommen und ge- 
'fehrten Prediger auzujenden. Staupis erfor hierzu Luther, ver auch mit be: 
onderen Empfehlungen ausgeitattet, die ihn als einen überaus gelehrten und 
‚seflihen Mann bezeichneten, im Juli in Dresden eintraf und am Tage 
gerobi, 25. Julius, in der damaligen Scloßfapelle, natürlich in Gegenwart 
6 Herzogs und jeines Hofes, eine freimüthige und eindringliche Mredigt 
über das Thema hielt: var Niemand an jeiner Seligfeit zweifeln ſolle, weil 
Diejenigen, die (Sorte? Wort mit gläubigem Herzen börten, rechtſchaffene 
Jinger Chrifti und zum ewigen Leben erwählt wären. Hierzu juchte er in 
Aaner Ausführung barzutbun, dag Die ganze Xehre von der Präbeltination, 
wenn fie auf Chriſti Verdienſt gegründet würde, die jonberliche Kraft in jich 
babe, den Furchtſamen, die in Betrachtung ihrer Unwürdigkeit von Gott 
gichen, dem jie lich vielmehr nahen jollten, die Kurcht zu nehmen.**) Hatte 
'&inher biermit (Selegenbeit gefunden, vor dem Fürſten, der jpäter einer jeiner 
Nenvhafteiten Gegner wurde und innerbalb jeines Yandes jede ber neuen Yehre 
zugewendete Negung bis zu jeinem Tode bebarrlich zu unterdrüden bemüht 
var, offen jeine Anfichten barzulegen, je jcheint doch jchon dieſe Predigt 
‚den erften Anklang zu der Stimmung gegeben zu baben, die in ihrem Eifer 
and in ihrer Erbitterung mannigiach genährt und angefacht, in ver Folge die 
Beitrebungen bezeichnet, womit Georg den Reformator umd jein Werk bes 
fimpfte. Gerade der Einprud, welchen Luther's troitreihe Predigt auf einen 
großen Theil jeiner Zuhörerichaft hervorgebracht haben mochte — obgleich jie 
‘am Hofe ſpottweiſe die „Mönchspredigt“ genannt wurde — jcheint ben 
Hetzog um ſo ernſter von der Gefährlichkeit der darin ausgeſprochenen An— 
"ten überzeugt zu baben. Gr fragte an demſelben Tage bei der Tafel der 
Herzogin Hofmeifterin, Frau Barbara von Zala, wie die Predigt ſie erbaut 


— — — — 


„Als damaliger Prior des Auguſtiner-Kloſters wird genannt Dr. Melchior 


) S. Fabricius;: Orig. Sax. Lib. VII. S. 859; Hilſcher's Etwas zur Kirchen⸗ 

te (Dresden 1721) S. 20 flg.: Wed S. 102, wo jedoch Luther's Predigt irrig in 

3 Jahr 1516 verlegt iſt und dieſer Beſuch Luther's in Dresden ala der einzige be— 

#ihnet wird, während Luther dreimal, zuleßt 1518 in Tresden gewefen jein joll. Bei 

'emem Beſuche in Dresden im Jahre 1517 meldete Qutber in einem Briefe an Joh. 

ange in Erfurt: ein Tonnermwetter babe den Weinberg des Altdresdener Kloſters der: 

Maßen zerichlagen, dab der Schaden aur 200-300 Gulden zu berechnen jei iHil ſcher's 
Eiwas S. 7: Haihhe's Geſchichte II. €. 152). 


— 268 — 


habe, und als dieſe offen bekannte, daß ſie dermaleinſt recht ruhig zu ſterbes 
hoffe, wenn jle noch eine bernleichen Predigt hören jullte, erwiderte der Herzeg 
heftig, er wolle viel Geldes darum geben, wenn er ſolche Predigt mid 
gehört hätte, die nur geeignet Tei, das Volk mmbevachtfan und ruchlos zu 
macen.*) Es it dieſe Neuerung ziemlich übereinſtimmend mit; manden 
anderen Nusjprüchen diefer Art, womit Herzog Georg ſpäter jein unwandel⸗ 
bares Feſthalten an den Sabungen der alten Kirche vertrat und die nich 
unweſentlich dazu beitragen, uns einigermaßen den Standpunkt anzuweiſen 
von welchem wir die feindliche Stellung, die diefer in vielen’ Beziehungen iR 
ansgezeichnete Fürſt gegen die Neformation einnahm, zu beurtbeilen haben 
„Wir ſind dabei erzogen und it uns angeboren,“ ſagte er, „daß alle, vie da 
hanbelr und thun wider den Geboriam und fondern ih von ber dhriftlichen 
Kirchen, daß jie für Ketzer ımd Abgeſonderte geacht geweſt und med ſind 
denn fie ind durch beilige Concilia alfo erflärt.* Es war aber nicht blinde 
Anbänglichkert at die Lehren jeinev Kirche, was. ihn hierbei leitete, ſonden 
vielmehr die Meinung, dak eine Kirchenberbeſferung das Werk der. Ktircht 
ſelber, das Ergebniß gelehrter Unterſuchungen um Srörterungem ſein mifit, 
ohne irgend welche Einmiſchung des Volkes. Daß es Georg. für) bie) Fre 
lichen Juftände jeiner Seit weder af Grfenntnig, nody am Gefühl für Red 
und Wahrheit fehlte, das bewies ſein entſchiedenes Auftreten gegen das Ablage 
unweſen, worin ibm anfanglich der Biſchof Johann von Saalbanjen Sue 
Seite ftand, das bewies der Gifer, womit er die Leipziger Disputatiom (444 
förderte, und das bewiefen ferner jeine kirchlichen Beſchwerden, auf bag 
Reichstage zu Morms.**) Luther Telber jagte, da Georg "einer Kirdem 
teformation nicht abgeneigt, Sondern nur unzufrieden fei; daß ſie eim einzeln 
Mönd unternommen babe. Im Verlaufe des Neformationsfampfes wur 
er, beeinflußt bon einigen der leidenichaftlichiten Gegner „der neuen Lehre 
immer fejter in die Stellung bineingedrängt, in weldyer er ich ſelber als „kl 
alten Glaubens beitändigiten Beichirmer und der Kirche geborjamiten Sohn 
bezeichnet und in welcher ibm erjt m der Todesſtunde eim freierer Alben: 
vergönnt zu jein schien. Der Kampf jener Zeit gebört der allgemeinen va 
ländiſchen Gefchichte an, wir für umeren Theil haben jetzt nur die 
ſcheinungen und Ereigniſſe in's Auge zu faſſen, welche auf dem Gebiete Te 





— 269 — 


ber, alſo einen Monat vor der dreimaligen Unterredung des Cardinals 
getan mit Luther zu Augsburg, durch welche der römiſche Yegat den deutſchen 
lönch vergebens zum Widerruf zu bewegen juchte.*) Zur Feier ber Faſt— 
ht bes nächſtfolgenden Jahres hielt der Herzog, wie Wed (S. 383) bes 
Ätet, großen fürjtlihen Hof mit Stehen, Turnier und Nennen, wobei 
le nornehme Fürſten zugegen waren. Es war in demjelben jahre, wo bie 
vhenden seitverhältniffe den Herzog veranlapten, an eine beffere und um: 
nglihere Befeitigung jeiner Reſidenz zu denfen (jiche S. 249). Gegen 
einde, die mit dem Schwerte ihn bedrohten, mochten die neuen Wälle der 
leſidenz Bürgen des Schußes jein, nicht in gleichem Maße aber gab cs 
mreihend jchügende Maßregeln gegen die beflügelten Schaaren, welche bie 
ahäftig wirtende Preſſe ausfandte. Um den Vertrieb ketzeriſcher Schriften 
r verhindern, erließ Herzog Georg ſchon 1519 ein Mandat, durch welches 
er Handel mit Büchern berumziebenden Händlern jtreng unterjagt und ber= 
ehe nur den eigentlichen „Buchführern” (Buchhändlern) gejtattet wurde, doch 
meden dieſe mit Gefängniß beproht, wenn ſie ketzeriſche Bücher oder 
Ssriiten verbandelten. Luther's Dresdener Orvensbrüder, die Auguſtiner— 
Rinche (zu Altdresden), jcheinen zumächit ihre Hinneigung zu dev neuen 
re offen kundgegeben zu haben. Denn als Herzog Georg 1521 der in 
dreöben außgebrochenen Reit wegen nach Schellenberg ſich zurückgezogen 
ane, gab er don dort aus nicht mur die nöthigen Befehle, wie es der Peſti— 
am wegen gehalten werden jollte (jiebe S. 258), jondern ertbeilte audı 
men Mäthen ven Auftrag, „ie jollten den Brüdern zu Altdresden verweilen, 
ng ie ſich dem Verlaute nach an die Brüder ihres Ordens zu Wittenberg 
rbängt und berjelben neue Vehre faſt beliebet, indem jie Wiclef's und Jo— 
nun Huſſen's Bücher über Zijche lejen laſſen, und lie jie dabei ermahnen, 
wen abzujteben, oder ev würde auf andere Brüder an ihre Stelle, welche 
sch jeinem Willen (eben möchten, gedenken.” **) Im nächſten Jahre — am 
W. Jonuar 1522 — erließ Georg von Nürnberg aus, mit Bezug auf Die 
deſchlüſſe des Reichsregiments, ein jtrenges Mandat gegen Yutber und jeine 
eebre, dag „ausgelaufene Mönche“ in weltlichen Kleidern, weltliche Prieſter, 
relche Luthern predigten und Yeute, welche das Abendmahl in beiverlei Geſtalt 
nihmen, eingezogen und bis auf Weiteres gefangen gehalten würden. Eltern, 
Ne ibre Söhne auf ketzeriſchen Univerſitäten bätten, jollten dieſelben zurüd= 
nim.***) Am 20. Januar vesjelben Jahres erfolgte ein Befehl an Die 
Biihöfe von Meißen, Naumburg und Merjeburg zur Unterjuchung aller 
Reuerungen und ftrengen Beitrafung der Schuldigen. Die bierauf von den 
Ihöten veranitaltete allgemeine Kirchenviſitation und Die Damit verbundenen 
fihärften Decrete dienten nur Dazu, die bereits eingetretene Verbreitung der 
Kejermationsſache erkennen zu laſſen, nicht aber jie zu bemmen.y) Im Sep— 


— 


Auszug des Ablaßbrieſes von 1518 bei Haſche (Urkundenbuch) S. 115, Original 
a Rathsarchiv. Hieran reiht ſich 1519 ein päpſtlicher Ablaß jiir den Altar St. Annä in 

Kreuzficche mit der biſchöflichen Confirmation von 15:0. 

"Bed S. 307. 

”S. Hofmann's Reformationssejchichte der Stadt Leipzig, S. 168. 

1) Ter ruhmmwürdige Johann VI. (von Salhauſen), Bilder von Meihen, war am 
0. April 1518 auf dem Schlojie zu Stolpen pejtorben und in Wurzen begraben werden. 
ährend er, wie mehrfach erwähnt, durd) fein vfienes Bekämpfen der kirchlichen Miß— 
briuche jeiner Zeit, namentlich des Ablaßkrames und deſſen eifriniten Förderers, Tetzel, 








Yota befand, zu Luther nad Wittenberg — dem Aſyl aller entlaufenen 
en, wie ed Herzog Georg nannte, dem Ganerbenhaus aller Abtriinnigen 
Haufe. In Meißen entfernten ſich in demſelben Jahre 13 geregelte 
erren. Aus dem Benedictiner⸗Nonnenkloſter Sornzig bei Mügeln 
am 28. April neun Nomen. Ein Bürger aus Mittweida, Heinrich 
w;: der, ob früher fchon oder zu derſelben Zeit, ijt unbejtimmt, aus 
[ber Klofter eine Nonne entführt hatte, fand nad) dem Berichte bes .pir- 
en Moͤnches eine furdytbare Strafe: er wurde zu Dresden geföpft, ge= 
und auf ben Galgen geitecdt.*) Auch berichten die Chronilten um dieſe 
bon einem Dresdener Beijpiele jener ſcheußlichen Hexenproceſſe, die Durch 
cenz VIII. berüchtigte Herenbulle (1484) im 15. Jahrhundert in Deutſch⸗ 
eingeführt, durch ein beſonderes Gejebbuch, den Herenhammer (malleus 
carım) in ihrem Verfahren geregelt, mit ihren Scheiterhaufen noch die 
ung des 18. Jahrhunderts jchänveten. Bei dem Dresbener Seren: 
je machte der Pfarrer Eiſenberg den Teufelaustreiber. „Im Jahre 
‚370 erzählt wenigſtens Wed (S. 540), „Montag nah Chriſti Bes 
bung ijt zu Dresden Anna Schneiderin verbrannt worden, jo etwa zu 
ersdorff gewohnt, hernach zu Pretſchendorff und wie ſie befennet, jeither 
mem Incubo eine zeitlang zugebalten, welchen der hieſige Paſtor Pri- 
6 Dr. Cijenberg Sonnabend vorher von ihr getrieben, worauf fie hernach 
ih geitorben."**) Gleihjam als ein Mahnruf an die erjchütterte und 
nde alte Gläubigfeit des katholiſchen Volkes erfolgte am 16. Juni 1524 
teigen bie feierliche Erhebung der Gebeine des Biſchofs Benno, an 
Grab fi jeit dem 14. Jahrhundert eine lange Reihe von Wunder: 
fnüpfte (vergl. S. 29). Seit 1498 hatten das Stapitel zu Meißen 
Herzog Georg jelber, jowie auch Kaifer Karl V. und andere Fürjten, 
jenno’® Wanonijation ſich verwenpet, die aber erit am 31. Mai 1523 
eine Bulle Adrian's VI. erfolgte, in einer Zeit, wo man allerdings in 
en ber Wunderkraft eines neuen Heiligen zu bedürfen jchien, um den 
m zu bannen, der gegen die fatholifche Kirche jich erhoben hatte. Mon— 
nah Palmarum erjuchte Herzog Georg, von Meißen aus, jeinen Wetter, 
Sburfürften, die Bekanntmachung der von dem Meigener Kapitel an 
mten Feier der Erhebung in den Städten durch Anjchlag bekannt zu 
n; Dienstag nach dem Oſterfeſte erfolgte von dem Meißener Biichof ein 
des Anjuchen an den Ghurfürjten mit Dem Zuſatze, dag das zu Ehren 
n die Zahl der Heiligen aufgenenmenen Berne angejtellte Feſt am Tage 
Viti abgehalten werben jollte.***) Die Tseierlichfeit der Erhebung geſchah 
ſedachten Tage in Meißen in Anweſenheit Herzog Georgs und jeinen 
erö Heinrich, der aus Freiberg berbeigefomnen war, mehrerer Grafen, 
öfe und Aebte, und unter Zulauf einer großen Volksmenge. Aber Die 


*, Menten Seriptt. H. S. 1480; Calles: Ser. Epise. S. 341; Haſche's dipl. 
U. S. 162: Seidemann a. a. T. S. 60; vergl. hierzu was oben S. 355 über 
loſter zu Königſtein gejagt iſt. 

*; Der Pirnaiſche Mönch Menken II. S. 1545): „1020 Montag nach eircum- 
is domini wart czu Dreſen gericht Anna Schneiders, die ſich ezu einem Incubo 
Mu. w. 

7 Tr Miller’s Annalen S. 77 ; Ossilegium Bennonis; Knauth Altzelliſche 
uk II. z. 139. 


Stimmung, unter welcher bie ‚reierlichfeit vollaogen wurde, war jedenfalls em 
ängitlihe und gebrüdte. Der Shurfürit batte bie Aufforderung zur Dep 
öffentlidung der Sanonifationsbulle in feinem Yande unberücjichtigt gelaſſe 
und Luther kämpfte gegen den neuen Heiligen durch eine beſondere Schrifl 
„wider ben neuen Abgeit und alten Teufel, der zu Meißen joll erbobd 
werden.” *) Daß Herzog Georg auch im eigenen Yande bei diejer Gelegenha 
Störungen befürchtete, beweijen verjchievene Vorfichtsmaßregeln. So wun 
für die Dauer der Keitlichfeit und während der Abweſenheit der Fürſten 
Meiken für Dresden zu Benno’s Erhebung angeorbnet, es jollten bum 

Fußknechte aus anderen Städten bortbin verlegt werben, von welchen je zeit 
an jedes der vier Thore, welche geöffnet jein jollten, in ibrem Harniſch teen 
jollten und dazu jollte der Rath an jedes Thor noch einen „Bekannten 

ſchicken. Ferner ſollten von dieſen hundert Knechten dreißig auf das Rathhan 
gelegt und dieſe von Seiten des Rathes durch dreißig geharniſchte Handwen 
geſellen verjtärft werben, damit man ſie zu finden wüßte, im alle ı 
ein Feuer oder ein Auflauf entjtände. Die anderen dreigig Knechte je 
vor das Schloß veroronet werden. Jeglicher Bürger jollte mit Waffer 
jeiner Thüre und auf jeinem Boden und wie vorgejchrieben, mit Leitern 
Hafen verjehen jein und wenn ein Feuer oder anderer Aufruhr entjtünde, 7 
Sott vor fen,” ſich zu feinem Viertelsmeiſter halten. Den Viertelsmeiſn 
aber ſollte von Seiten des Rathes ernſtlich anbefohlen werden, daß ein | 
licher an ſeinem Plage gut Abt hätte. Ein beionderer Abgeordneter 
Rathes follte darauf ſehen, daß die Gäfte gut verpflegt würden, bamit be 
Herzog und gemeimer Stadt nicht Spott daraus erlangen möchte. Auch joll 
der Rath den rheiniichen Wein nicht höher denn mit ſechszehn Pfennigen 1 
Kanne verſchenken laflen, dieweil man ibn darum geben fünnte. Hierzu De 
auftragte des Rathes jollten in den Häujern umgehen und jchauen, wie Val 
und Licht verwahrt wären, und welche Gälte jegliches Haus bätte, Mi 














man nicht Schadens dürfe gewärtig fein. Auch jellte man auf a 
Stallung bedacht jein, da man bejorgte, mit Stallung für taujend Pier 
nicht auszufommen — ebenfalls damit jeiner Ginaden dem Herzog und gemein 
Stadt weder Nachrede noch Spott daraus erwachſe. Es ſollten auch 
offenen Herbergen und großen Gaſthöfe nicht mit Gäſten belegt ra 


_ F 4 E J m a 1 7° DS 








biſchof feinen biſchöflichen Gerechtſamen weder Abbruch noch Nachibeil 
erwachſen ſollie Mach‘ der Trauung beſtiegen die Braut und die andern 
Fürſtinnen ihre Wagen, die rein ihre Pferde und zogen an einer! Seile 
bes Marktes nad den Schloſſe zu, nachdem ſie eine Werle nor" der — 
bahn till geſtanden und ven an zugejeben batten, die bier beitellt wa 
und von welchen Wed eine genaue Beichreibung giebt. Mit ganz bejonvert 
Ausrübrlichkeit bejchreibt derjelbe nad Archivacten auch die Tafelfreuden jene 
Feſttage und fügt eine Preistabelle ‚ver Yebensmittel bei, wonach ſich der 
Aufwand Tür dieſe Genüffe ungefähr überfchlagen läßt mb bie ſchon 
bei früberer Gelegenheit berührt wurde?) Am Freitage (nach gehultente 
Mahlzeit) zogen jämmtliche fürſtliche Gäſte wieder von Dresden hinng 
Ein Zug mit. 2042 Pferden gab den Brautpaare das Geleite gen Az 
Im nädyitfolgenden Jahre waren es namentlich die ernſten drohent 1 
Ereigniſſe des Bawerntriege 8, bejlen Wirkungen bem Herzog auch 
Herzogthume wielfadh zu Ichaffen machten. "Namentlich hatte die verheiief 
Befreiung von dem Drude der Herren und &delleute unter’ den Benvohnen 
bes Erzgebirges, den Knappichaften und Bauern, ſowie auch anderwärtsiim 
Lande Anklang gefunden und bedrohliche Bewegungen verunjadht. "Bon 
Beiorgniffen, womit die immer weiter ſich verbreitende Neigung zum Aufſtu 
ben Herzog erfüllte, zeugt unter andevem ein Schreiben des Fürſten van da 
Dresdener Natb, in welchem cr mit bitterer Hindentung auf Luther, ver in 
Georg's Meinung mit ſeiner Lehre der eigentliche Urheber dieſer Bauer 
empödrung war, von dem vergifteten Samen ſpricht, der allentbalbenansge 
ſtreut worden ſei und durch welchen das gemeine Bauernvolk in Schwab 
und in anderen anjtopenden Gegenben in ſolche „Unſinnigkeit, Aufruhr m 
Empörung“ wider bie Dbrigfeit gefallen und zu Mord und Raub und Al 
tiftung vielen Jammers verleitet worden jei. Auch feine Unterthanen 
Thüringer ſeien aufrübrig geworden und zum Ungeborfan erwacht, obolam 
fie dazu weder Grund noch Urjache hätten; indem er baber im Begriff’ I 
ich mad) ben aufrührigen Orten zu begeben und die Empörung durch GE 
oder Gewalt niederzuchlagen, bege er zu den Untertbanen dieſer Sanbert 
Rertrauen, daß fie wie bisher auch fernerhin gerreulich zu ihm halten, Til 
gehorjam und bejtändig Finden laſſen und wenn Teichtfertige Leute ſie F 





_ 20 — 


ieh, Die es aus jeinen Bürgern ober wo es diegelben ſonſt herzunehmen 
ware, ungejaumt verjammeln, den bierzu verorbneten Hauptleuten untergeben 
we jammt dem Solde für einen Monat dem Herzoge eilends nachjchiden 
* Rach Ueberwindung der empörten Bauern und der fanatiſchen An—⸗ 
i Münzer’3 in Thüringen ſäumte der Herzog nicht, überall in Sachſen, 
we ähnliche aufrührige Bewegungen ſich Tundgegeben hatten, ſtrenges Gericht 
m halten. In Reipzig 3. B. wurden viele Bürger in Unterfuchung gezogen; 
ht Anhänger Münzer’8 wurden hingerichtet und fünfzehn aus dem Lande 
geſtäupt. In Dresden wurden nach dem pirnaischen Mönd noch 1526 (am 
AMbannistage) Kreuz: und Bilpnifjchänder vom Markte bis zu dem Stadt: 
ihere vor allem Volke durch den Henker binausgepeiticht. Die Verfolgungen, 
mike diejenigen jeiner Unterthanen erfuhren, welche der Serzog in den 
dauernaufruhr verwicelt glaubte, jchienen zugleich auch die Verfolgungen der: 
gnigen zu ichärfen, die der Lutherifchen Lehre zugethun waren. Uber währene 
ver Herzog auf der einen Seite die Verbreitung der Reformation in jeinem 
Rande mit Eifer zu bemmen fuchte, wurde er auf der anderen, wer auch 
sur mittelbar, ein Förderer der 3Zwecke Yutber’s. Um der Welt zu zeigen, 
deß er nicht wider das Evangelium und Gottes Wort jei, was Luther mehr- 
Rh von ihm behauptet, und um die lutherijche Weberjegung des neuen 
Teſtaments zu verdrängen, batte er Hieronimus Emſer den Nuftvag ertbeilt, 
fine andere Ueberſetzung zu bejorgen, die bei Wolfgang Stödel in Dresden 
yarudt im Jahre 1527 erjchten und mit einer vom Herzog jelber verfaßten 
Borrede (vom 1. Auguit 1527) verjehen war, in welcher biejer in rückhalt⸗ 
iefer Weife feinem Zorne gegen Luther Ruft machte. Aber abgejeben von 
Hafen Vorwort und von einigen Veränderungen und Berfchlechterungen und 
ia Randgloſſen, die natürlich den Gegenſatz zu denen der lutheriichen Leber: 
ung bildeten, war jedoch die Emſer'ſche Arbeit nichts weiter als eine Kopie 
Mr lutheriſchen; Luther jelber bezeichnete jie als ſeiner lleberjegung abge— 
Kohlen, und jo Fam es, dag nun Luther's verpöntes Werk unter Einjer’s 
Ramen von oben herab befürwortet und verbreitet, den Laien immer zugäng— 
üher ward.*) Emſer, Georg’s gejchäftiger und vielbejchäftigter Kaplan und 
Serretär, jtarb wenige Monate nach Erſcheinen jeiner Ueberſetzung (ven 
8. Rovember) zu Dresden eines plöglichen Todes und wurde auf dem 
Frauenkirchhofe begraben.**) Die Gejchichte feines Endes erinnert an einen 
Bonn, deſſen Aufenthalt in Dresden für Georg's eigentlihe Gejinnung be: 
zichnend ijt und deſſen letztes Zujammentreffen mit Emjer zugleich einen 
Beitrag zu den zahlreichen Beweiien ungeſchminkter Offenbeit giebt, womit Die 
Rinner der gegenüberjtebenden Parteien einander zu begegnen pflegten. Der 


— — — — 









*) Nach dem vom Herzog auf zwei Jahre wider Nachdruck ertheilten Privilegium 
ker Emſer'jchen Ueberſetzung jollten diejenigen, die Wachdrüde verfauften, mit 200 Gulden 
werden, wovon die eine Hälfte Emjern, die andere der herzoglihen Hammer zu 
Inte tommen ſollte. Im Jahre 1528 erjchien von diejem neuen Tejtamente (in %olio) 
m Erctavausgube 3:: Leipzig (bei Balten Shumann) mit erneutem Privilegio. Vergl. 
öttgen und Freiberg a. a. D. 
+, &r erhielt folgendes Epitaphium (f. Michaelis: „Epitaphia” S. 217: 
„Quis jacet hic? Emser, Christo sacer: arma Lutherv 
Qui intulit invictus, fortis atbleta Dei, 
Eeclesine partes multo certamine sudans 
Asseruit constans, pervigil, acer erat.“ 


18* 


Herzog batte troß jeiner lutherfeindlihen Stellung jeit dem Jahre 1524 einen 
Hofprediger, welcher ber neuen Lehre zugewendet war. Es war ber Alte? 
burger Ganonicus M. Alerius Ehrosner, nach feinen Geburtsorte Eoldik ge’ 
nannt, früberer Inſtructor bes Shurfüriten Johann Friedrich. Der Herze 
kannte die Richtung feines Hofpredigers, hatte ihm aber dennoch fein Ver 
trauen zugewenbet und ſich, wie es heißt, ſehr oft in dem grünen Stübleit 
über die Slaubensjäge der neuen Yehre, auch über das Abendmahl in beider 
lei Geſtalt mit ihm unterhalten und ibn mit feinen eigenen altgläubigen Anz? 
jichten zu widerlegen geſucht; endlich aber mochte doch der Einfluß der ander‘ 
geijtlichen Rathgeber des Herzogs die Oberhand gewonnen baben und ber 
evangelijche Hoffaplan, dem übrigens jeiner reimütbigfeit wegen aud Die 
Hofleute nicht hold waren, mußte Dresden verlaffen. Im Mai desjelbarz 
Jahres war er noch mit Herzog Georg in Breslau gemwejen, wo angeblid) 

jenes Bündniß zur Unterbrüdung ber Yutheraner abaeichloffen worden jein | 
jolfte, hinfichtlich deffen Georg’s gewejener Rath und Ganzleiverwefer Dr. Of? 
von Pad bei den evangeliih geſinnten Fürſten zum täufchenden Werrätben? 
warb und damit neue Erbitterung in die damaligen VBerhältniffe brachte 
und im November wurde Chrosner zur Freude feiner Gegner verabjcdyiebel 
Es war am 3. November als er aus der Stabt fuhr; Emfer begegnete ihm 
zu Pferde, ritt an den Wagen beran und ſprach jpottend: „Diejen Tag ſeht 
ich mit Freuden, wo ben Ketzerpredigten ein Ende wird; fahre bin in be 
Teufeld Namen. Ich babe nody einen gnädigen Herrn und bleibe bien? 

Shrosner aber antwortete mit Sanftmutb: „Ei lieber Herr Emjer, in Gotta: 
Namen wäre au ein Wort; id bin eher in Meißen gewefen als Du, werk 

auch, wenn Gott will, länger darin jein und bleiben als Du." Chroanet 
Wort erfüllte fich, denn Emſer jtarb am Mbend desjelben Tages, nad end 

mit einem Yeipziger Bürger und anderen eingenonmmenen Mablzeit, am Std 
fluß.*) An feine Stelle fam Dr. Johann Cochläus (Dobened) Eck's Schüleg 
ein nicht minder erbitterter Gegner Luther's als Emſer gewejen war. SW 
Georg's Mafregeln, die Satsungen der alten Kirche in Kraft zu — 
gehörte auch eine in dieſem Jahre (1527) erlaſſene ſtrenge Verordnung 

ven Magiſtrat, das Schlachten für den Verkauf von Invocavit bis Dftern ib 

unterſagen, damit das Fleſcheſſen während der Faſtenzeit unterdrückt werde 





























— 2386 — 


fürchten, denn Dresdens 47 Altäre 14. 8. brachten ihm allein ein Einkomme 
von 120 Mark (ungefähr 1600 Thaler); In beſonders energiſcher Meif 
erbob ſich der durch jenes Tejtament bevorzugte römiſche König Ferdinau 
gegen Heinrich's Neuerungen; einem abmahnenden Briefe vom 46. Mainli 
er eine beſondere Geſandtſchaft von zwei böhmischen Räthen — Sebaſtian d 
der Weidmühl, bes Königreichs Böhmen deutſchen Yehnshauptmann rue 
Chriſtoph von Gender zur hoben Elbe: — folgen,» welche den Herzog Hein 
rich von der angefangenen Religionsänberung in Herzog Georg's hinterlaſſ 
Ländern in Gutem und für den Fall ver Verweigerung mit Bedrohung 
kaiſerlichen Ungnade abmahnen ſollte Ferdinand erinnerte an Georg's Teſtamen 
und ließ nicht unmerkbar darauf hindeuten, daß er geſonnen jet, ſich 
meißniſchen Stände anzunehmen, wenn dieſe über die vorgenommenen M 
ungen Befchwerbe erheben: jollten. Und wenn auch Heinrich in: jenen linie 
nehmuhgen duch die Stimmung eines großen, ‚vielleicht! des größten Theile 
jeiner neuen  Untertbanen‘ jich wejentlidy unterjtüßt fand, jorgabıes' doch chen 
ber hohen Geiltlichfeit unter dem Bewohnern ber Städte und namentlich une 
dem: Adel allerdings noch viele, welche der alten Kirche anbingen, weshalkide 
Herzog: wohl auch) Anitand nehmen mochte, bei den beabſichtigten mmcbt 
ginnenden Neuerungen den Rath-und die Hilfe der Stände alfogleich in le 
ipruch zu nehmen. Trotzdem gab er dem römischen König, die entjchienäk 
zurückweiſende Antwort, daß er bereits im feiner Erwiderung auf des Könige 
Screiben vom: 16, Mai jich dahin erkläret, wie erialles, was er am Religiome 
veränberungen vorzunehmen willens jei, vor einem: dyriitlichen Gomeilio,'ug 
ber kaiferlichen Majeſtät und Jedermann verantworten zu können gedente, Dal 
ihm übrigens fein rechtsgültiges Teſtament feines Bruders bekannt ſei, d I 
welches: ſein Erbrecht, welches ſich auf ganz andere Verträge Ttütse, beine 
teächtigt werben könnte Kaiferlicye und königliche Mafeitäten möchten » ** 
wenn er in ſeinen Landen mit Aufrichtung chriſtlicher Verordnungen 
Religionsſachen keinen Anſtand nehme, ſich nicht zu Ungemady ober tbätlichen 
Vernehmen gegen ihn bewegen laffen; er jei im Uebrigen erbötig ſich mal ! 
taiſerliche Majeſtät ehrlich und unverweißlich zu halten, im Fall ihm ui 
einige Beſchwerde begegnete, würde er die Hilfe ſeiner Vettern und Freunde 
in Anſpruch nebmen müſſen. Meittlerweile warb das Reformationswert 





— 287 — 


ilien und anderen katholiſchen Gebräuche verbot und abſtellte und dagegen 
Abendmahl unter beiderlei Geſtalt auszutheilen verordnete, jedoch mit ber 
wuerden Beſchränkung, daß Niemand zur neuen Lehre oder Kirchenordnung 
poungen werben jollte. Der mehrfach erwähnte Dresdener Pfarrer Dr. Peter 
henberg wollte jich natürlicher Weiſe der neuen Ordnung der Dinge nicht 
zen, gab auch vor, er veritehe jich nicht auf eine Austheilung des Abend— 
ahls unter beiderlei Gejtalt, und mußte in Folge deſſen von feinem Amte 
jtreten, boch wurde ihm eine anjehnliche Penſion verwilligt. An. jeiner 
Kelle berief der Rath”) M. Johannes Gellarius von Frankfurt am Main, 
8 erſten evangelifchen Prediger nach Dresden, der ſchon am 27. Juni mit 
m Piarramte bekleidet wurde.**) Es wurden ihm als Superintendenten 
ke Diaconen beigegeben. Mittlerweile batte bereits Raul von Yindenau am 
ninitatisfeſte auch in der Kreuzkirche eine evangeliiche Predigt gehalten und 
in dem Prediger M. Eberhard aus Altenburg unterftüßt, bis zur Zeit, wo 
elarius jein Amt antrat, dem evangeliichen (Hortesvienite vorgejtanden. Am 
xa Juli — bem fünften Sonntag nah Trinitatis — wurde enblich mit dem 
allftändigen Gottesdienfte der Streuzfirche begonnen und dieſe damit zur 
Vangeliichen Hauptlirche eingeweiht. Es wurde an diefem Tage die erite 
vengeliiche Mejje deutich gehalten und das Abendmahl unter beiderlei Ge— 
ilt gereicht, „varben die Gantoren den Introitum kyrie elevson und die prosa 
kamcta Trinitate figurirte. Anweſend waren auch bei biejer Feierlichkeit, 
vie hei der Einführung des evangeliihen (Hottespienites in Yeipzig, der Chur— 
Kit Johann Friedrich mit Gemahlin und Herzog Heinrich mit Gemahlin 
wit jtattlichem Gefolge. „Und bätte ed vorher niemand vermeinet, daB bie 
lenderung mit fo grogem Frohlocken und Freuden des gemeinen Mannes 
Haufen würde. Es war dariiber unter der großen Menge der Eimvohner, 
nähe jich in dieſer umverbofften glücieligen Veränderung faum begreifen 
kmeten, eine unbeſchreibliche Freude.“ **) Ziemlich gleichzeitig, wenigitens in 
nmielben Sabre, erfolgte nun auch in ven anderen Kirchen und Kapellen ber 
Stadt die Einführung des evangeliihen Gottesdienſtes. In der ;srauenfirche, 
We durch die Erhebung der Kreuzkirche zur Hauptfirche, allerdings herabgeſetzt 
md don Dieter Zeit an bis zum Sabre 1559 nur als Begräbnikfapelle be- 
aut wurbe, hatten in der Folge Die Diaconen der Kreuzkirche ten Gottes— 


—— — — —— 


®) Ueber die rechtliche Begründung des Patronats des Stadtrathes über die 
e das lepterem zur Zeit der Reformation bereit? zuſtand, vergl. Neubert 
vet. S. 1. 


*9 &r hieß eigentlich Kellner, aus Kunſtadt ın Böhmen geburtig, ftarb ihen am 
3, April 1542 im 46. Lebensjahre und wurde in der Frauenkirche begraben. Sein 
Gitaphium dajeibit lautete: „Epitaphium Magistri ‚Johannis Cellarii, primi theolo- 
Keil et Superattendentis Dresdae. 

Alurta tua saevum calcasti Christe draconem. 
Tt nos servares vietima facta Deus. 
Hoc moriens fido. Cellarius ore prufessu>. 
In gremium tradidit se sub»lemyue tuum.“ 
dergl. Echlegel’3 Leben des Tresdener Zuperintententen Gellari. Cranach ehrte 
#3 Andenten an dieien eriten rejormatoriihen Pfarrer der albertiniihen Reſfidenz durch 
in Epitaphbild; 1. des Berjajiers: Lucas Cranach Yeipzig 183) S. 33T. 
9 S. Med Seite 29 und 308. Vergl. Freiberg's Hiſtorie der Frauentkirche 
eite 6. 


wir“ 


gr TR * 


Be raw 2 


a ———— — —“ 
ETW u —— 
—— — — 
1 mar 
ib '6 inladıma t 


ni Ben fr 
>, ner m au a 
« — 





— 2389 — 


treht abwechjelnd zu üben; auch jollte da, wo zwei Pfarren zuſammen⸗ 
n würden, die ledige Wohnung verkauft und das Geld zu der Kirche 
geihlagen werben. Die Vehnberren und Collatoren jollten bejchieben 
feine Prieſter anzujtellen, die nicht zuvor von den Vifitatoren ober 
tendenten fir tüchtig erfannt worden; auch jollten bie Magijtrate der 
zwar das Recht haben, Pfarrer zu ernennen, aber viejelben nicht 
rwiſſen der Pifitatoren annehmen, wo aber einer berufen würde, der 
och nicht in Dienjten des Wortes Gottes gewejen wäre, fo follte 
t zu ben Gelehrten nad, Yeipzig geſchickt und eraminirt werben. 
nd Zehnten, die von den Kirchen in die Klöfter gezogen worben, 
en Tfarrern wieder zugewenbet und die Nußungen derſelben zur 
ung der Prediger und Kirchendiener gebraudt, auch richtige Ner- 
von den Kinfünften der Pfarrer und Kirchendiener an Decem, 
md anderen Gerechtigkeiten aufgejeßt werben, damit ihnen Fünftig 
tzogen werden könnte. Kleinodien, Meonjtranzen und Kelche ber 
jollten „zur fjerneren Verordnung, ſolches Gott zu Ehren Fünftig 
u gebraudyen,” bei den Stadträthen in Verwahrung gegeben, über- 
irchengeräthe aber nüblid, verfauft und das Vermögen zum Beten 
e und ihrer Diener verwendet werden. Was bie Klöfter betraf, jo 
ar deren förmliche Einziehung damals noch nicht angeordnet, wohl 
e den männlichen wie weiblichen Orden anbefohlen werben, ſich der 
eider zu enthalten „und ſonſten ehrliche Kleidung zu tragen”; wer 
Kloſter treten wollte, jollte mit Ausstattung nady Vermögen jeines 
ns und nach den Verhältnijjen des Kloſters verjorgt werden. Wo 
täbten und anderwärtd Mönche, jonderlich des Bettelordens, jich des 
z und Mefjehaltens noch unterjtänven, jollte man dieſe anhalten, 
sujtehen, oder wenn dies nicht verfangen wollte, jie des Landes zu 
Mas dur die Pilitatoren angeordnet, jollte durch die nächiten 
zur Ausführung gebradht werden. Hinfichtlih der den Biſchöfen 
untergebenen Flecken und Städte wurde jedoch mit lobenswerther 
z verfügt, daß das Neformationswerf noch bis auf Anfuchen ber 
en bderjelben verjchoben bleiben jollte. 
Tilitatoren begannen ihr Wert am 15. Julius, wie es heißt, in 
begaben ſich dann in bie übrigen Ztädte und Dörfer, und kehrten 
en Wochen nad) Dresden zurüd. Im Julius (Dienstag nad) 
339) wanderte „der ſchwarze Abgott“ des heiligen Kreuzes aus ber 
die „Götzenkammer,“ den Bodenraum der Sacrijtei, wo das einſt 
erufene Idol verbannt und vergejjen, bis zur Zerſtörung der Kreuz— 
:h das Bombardement am 19. Julius 1760 aufbewahrt warn.*) 
Iben Tage jollen auch die verjchiedenen Altäre der Kreuzfirche aus— 
worden jein. Mit dem jchwarzen Herrgott der Kreuzfirhe famen 
auch die wunbderthätige „wächjerne Muttergottes“ der Frauenkirche 
jogenannte „Fußſohle der Maria” in Vergefjenheit, welche die Drei- 


das Reimgedicht des Günther Strauß vom Jahre 1539: „Warhafftige 
ng von dem Abgott zu Meißen und ſeinem Nachbarn, dem ſchwartzen Hergott 
(Haſche's Mag. zur ſächſ. Geſchichte I. Seite 19); Hilſcher's Etwas 
ite 17; Unſch. Nachrichten (1716) Seite 760; Schäfer's Städtewahrzeichen 
g. 

19 





königskirche als Heiligtbum verwahrt batte und die u dem auf Pergament 
gezeichneten „wahrhaften Maße des Fußes unſrer lieben Frauen“ beſtam 
Dagegen ſcheint ſich unter anderem der Gebrauch, das Marieubild der — 
teren Kirche an hohen Feſttagen zu ſchmücken und das Chriſtkind mit einge 
weißen Hemdchen zu befleiven, noch lange erhalten zu baben.*) Was bieten 
und anderen. Heiligthümern an Schmudfadyen eigen: gewejen war, wanden 
mit 38 anderen überflüſſigen Kleinodien und. Koſtbarkeiten der Kirchen. u 
die. Verwahrung des Stadtrathes zu ‚weiterem. nüßlichen. Gebrauch oder Auf 
Verwerthung im Intereſſe des Kirchenvermögens. So, fommt unter &ı 

ſchiedenen Kleinodien, welde (Dienstag nach Egydi 1541) an den Münze 
meilter von Annaberg, Nic. Strumwell, verfauft wurden, auch „die: Krohn 
vom alten jchwargen Abgotte“ vor.”*) Nach dem Verzeichniß, Das. ber. Kaikg 
über das 1559 in Verwahrung genommene Kirchenornat aufitellte, ſcheiut die 
Kreuzkirche an ſolchen Kleinodien am veichjten. geweſen zu ſein. Dean Fan 

in ihr ‚unter, Anderem ſechs Kelche, groß und, Klein, vier. jilberme Kreuze, ein 
ſilbernes Räucherfaß, außer der großen dergoldelen Monſtranz (ohne due 
Gold 30 Mark 6 Loth), drei kleinere ſilberne Monſtranzen, vierzig ſilben 
vergoldete Spangen, ein großes ſilbernes Alexii-Bild, „das große vbermk 
ſilbern creutze, das ander. kleyne creutze.“ Hierzu kamen die verſchieden 
Kelche und Patenen von. vierzehn Altären.“*) — Eine von Heinridyeingeiekie 
zweite Bilitation, die gegen Ende des Jahres ibve Thätigkeit begaun, bradiil 
weiterhin zur Ausführung, was die erite angeordnet und angebahnt batit 








*) DUTBELS Etwas zur Mltdresdener Kirchenhiſt. Seite 60: Haſche — 
Geichichte II. &. 213 

—Außerdem „St. Alerii⸗ Bild, St, Urjula-Bild, das große ſilberne Kreu 
unferer lieben rauentirche, St. Eatharinen- Bild, ſechs filberne Kreuze, groß —* FT, 
dret Monitranzen, jo man alle Somntage in dem Circuitu getragen‘ u. i. w. im Gan 
100 Mark, wovon bad Mark mit 9 Gulden jo wurde. 

*) „Sole Kleynodien hat ein Nath in Verwahrung genohmen biß uff ettlihe I 
jo Michein wyder zugeſtellt wy dy communion vnder beyder geſtalt angefangen, Bap 
Michel der Cuſtos wird beſcheidt geben.“ Bon den Kleinodien der Frauentirche —8* 1 
verzeichnet: die Kelche bes Steinmeperlehnd (zum Beinhaus ſ. Seite 243),, ber Mate 
Töpfer- und Frleifcherlehne, ferner das große Kreuz (5 Pd. 28 Lob an Gewicht) 
verjchiedene andere Kelche. Nicht ımbedeutend war aud) das Inventarium der Kirche Me 
fonjt jo armen Barfüherklofterd. Es wurden dajelbit (am Tage corporis Christi) mbei 


_ 21 — 


Be Tchemt ſich nur auf Meißen bejchräntt zu haben und beſtand aus 
LWolfgang Fries aus Chemnitz, den Zuperintendenten Caspar Zeuner aus 
berg, Dietrich Preuß, Hang von Kiticher und Rubolf von Rechenberg.“) 
beriet am 20. December (Abend St. Thomä) die Ürdensperjonen des 
eſters zu Altdresden vor jih und gab ihnen die Weiſung (bei acht: 
Naatlicher Bebenkzeit) die Ordenskleidung abzulegen, ſich „gemeiner” Kleidung 
bedienen, mit Fleiß die Predigten zu beſuchen und ein chriſtlich Veben zu 
‚ welchen Porichriften die Mönche jich zu fügen veriprachen.**) Es 
ihnen einer vorläufigen Beſtimmung gemäß bad Einkommen ihres 
ſters auf Lebenszeit gelajien werben, mit Abzug von hundert und etlichen 
babe jäbrliher Zinſen und der geiltlichen Lehne, welche man zur Unter: 
g der angenommenen und noch anzunebmenden Kirchen: und Schuldiener 
entbehren konnte. Am nächſten Tage, 21. December, „wurde auch mit 
grauen oder Barfügernönden die Reformation zur Hand genommen.” 
erflärten fich bereit, Binnen hier und Faſtnacht die Kappen auszuziehen 
hiih gemeiner Kleidung zu bedienen, da jie aber außer dem Ertrage ibrer 
let fein Nermögen und Einkommen bejagen, jet aber des Bettelns 
icher Weiſe ſich enthalten mußten, jo ward ihnen auf Vebenszeit Kleidung 
w Unterbalt vom Hofe zugeiagt (vergl. S. 70). Das Burfüßerfloter 
heint zur Zeit jeiner Auflöſung nur noch wenige Mönche gezählt zu_baben.***) 
is von ihnen verlajfene, ledig gewordene Gebäude des Barfüßerkloſters 


— —— — — 











nd 


»2) S. Spalatin a. a. O. ©. 2161. 
. +) Berge ©. 129 fig. und 178; Wed S. 294 und 311. Der Konvent bejtand nach 
ed nur noch aus 11 Wrüdern, mit Johann Zerber, auf Hayn gebürtig, als Prior 
| 1530). Die Mönche waren: Ludwig Köckeritzſch aus Dresden, Augustin Npel aus 
rt, Andreas Stopfuh aus Hayn, Erasmus Quas (?) aus Drtrand, Johann Rhode 
abmis und Lucas Meber aus Ortrand; die Laienbrüder: Andreas Dorchland aus 
es; arcus Mieriih aus Dresden, Eragmus Held aus Freilingen und Peter Schrott 
enau. 
vr Nach Wed =. 293 wurden „zur Zeit des tödtlihen HintrittS Des Herzogs Georg“ 
& folgende Irbendbrüder im Kloſter angetroffen: Hieronimus Haußmann aus Frei— 
&, Guardian, vier Priejter: Hand Rauſcher aus Leipzig, Wenzel Meyer aus Döbeln, 
Pfeylſchmidt aus Zwidau, Heinrid, Hefe aus Torgau, und zwei Laienbritder: 
h Bumpfje aus Pirna und Michael Epring in Klee aus Tresden. Wenn dieje 
richtig iſt, Jo muß ſich bid gegen Ende des Jahres, wo das Inventarium des 
verzeichnet wurde, das Berfonal weſentlich verändert haben, denn die betreftende 
e nennt ganz andere Namen als die von Wed angeführten; es heißt darin, daß 
& der Inventur dabei gewejen als Zeugen „von wegen des Kloſters“: Taspar Winter, 
mardian, Caspar Heubel, Prediger, Johann Ktüchel, Viceguardian, Johann Indipen, 
wftod; „von wegen des Nathes”: Birgermeifter Hans Gleynich und Martin Heußler, 
tber. Auch werden in einer Verordnung des Herzogs Morik (vom Freitag nadı 
iſttationis Mariä 1513) daß den gemwefenen Mönchen von Alt: und Neudresden außer 
ver Benjion „aus bejonderer Gnade drei gute Schod zur Beholzung zu ihrem euer: 
erg (euerun ) auf ihr Tebelang alle Jahre aus der füritlihen Kammer jollten geneben 
‚- nur folgende Namen genannt: Augustin Apel, Qucas Meber, Andreien Stop— 
7* Erasmuſen Gros Quas? ſ. oben), Marcus Miriſch, Peter Schrot, Erasmuſen 
Johann Senteger (Sontiger) und Simon Beier, „welche etwan zu alten vnnd 
wen Dreßen ordenz perſonen geweſt.“ Hiervon hatten die ſieben erſten, übereinſtim— 
mb mit dem von Wed mitgetheilten Verzeichniß der Ordensperſonen des Auguſtiner 
ſters, dem Altdresdener Klojter, die beiden legteren wahrjcheinlich den Barfüßern an: 
wrt, jo daß demnad) von den Namen, womit Wed den legten Perionalbeitand des 
rfirgerflojterd verzeichnet, nicht ein einziger übrig bleibt. — Bielleiht war der ehemalige 
eguardian der Barfüher, der bei der obenerwähnten Inventur des Nloiters al& Zeuge 
annt wird, derfelbe Johann Küchel Küchler), der 1545 als Piarrer zu Blauen 
der Bartholomäuskirche ſtarb. S. Eeite 283, 
19* 


2 — 


übereignete Herzog Heinrich ſchon 1541 dem Rathe, „daß es guten um 
milden Sachen zugewandt werde und zur Förderumg derſelben gereiche 
Die ehemalige Barfüßerkirche aber blieb nach Auflöſung des Kloſters lange 
Zeit leer und unbenutzt ſtehen, bis ſie zu Ende des Jahrhunderts 6 
nach mehrmaligem Anſuchen des Rathes dieſem auf Befehl des damaligen 
Adminiſtrators, Herz zogs Friedrich Wilhelm, zu Anrichtung des Gottesdienſte 
und „zum Begräbnif fürnehmer Herren und anderer nambaftiger Yeute* 
denn. die Frauenkirche war bereits mit Begräbnijfen überfüllt — eingeräumt 
ward. An bemjelben Tage, wo die Biitatoren den Barfükern ben verwähnten 
Abichied gegeben hatten, handelten jte auch mit dem Rathe zu Neu-Dresben 
„und wurden durch Ginziehung vieler jtattlidher Yehne, To biebevor' zu Untere 
haltung der Meeffen und Jahrbegängniſſe angewendet und nunmehr abgeidhat 
worden, genugjame Mittel zur Unterhaltung der Kirchen und Schulen ae 
griffen und beftätigt.” Ueber die Gegenjtände und das Ergebniß 'diejer Be 
bandlung mit dem Rathe berichtet ein Actenſtück vom Jahre 1539) im Talk 
genden Punkten: Es jollten alle Yehne, „von wem die zu Lehne rübren ob 
Unterſchied und Behelf der Bicarien,“ jo erledigt oder in zukünftigen Seittit 
erledigt würden, dem Rathe folgen mit allen Nutungen und  Zubehörunge 
zur Gritattung der Ausgabe, jo diefer den Kirdendienern, Schulmeijtern um® 
anderen zu geben batte. Desgleichen ſollte ihm auch das Einkommen „ven 
der Brüberjchaft der Fleiſcher“ (ebenfalls ein Altarlehn) mit allen Zubehörunge 
sugeftellt werden, und wenn die Fleifcher fich deffen weigerten und der Rath 
deshalb Beichwerung erführe, follten beide Theile hierin Des Herzogs Wertung 
warten. Was aber der Rath zu Neudrespen nach Beitellung der Kirchen 
biener von jolchem aller Einkommen übrig bebielte, jollte zur Hälfte „ii 
gemeinen Kalten” zur Steuer der Hausarmen, zur anderen Hälfte aber 
dem Studio gemeiner Stadtkinder“ gebraucht werben, doch jollte ſolche Hilſt 
nur ſolchen zufließen, die vom Rathe und vom Pfarrer hierzu würdig erkannl 
würden, und jedem nicht länger ala auf ein Jahr, „doch jo jein Defferung 
befunden, mag es ihm ein Natb neben dem Bf farrer noc ein Jahr oder sm 
euftrecten ;* aber nur zum Studium der Theologie jollte dieſe Hilfe gebrauch 
werben — „welches alles ein Rath bewilligt und angenommen bat.“ — T 
jollten alle Priejter, die reſidirten und nicht zu gebrauchen waren, in al 





— 293 — 


te der Rath aller Lehne Confirmation zu ſich fordern, das Einkommen 
gelben jährlich einnehmen und ven Prieftern auf ihr Leben entrichten. 
m Rath jollte ferner verordnen, dag zwei deutihe Schulen, eine für 
e Mägplein, die andere für pie Knäblein, beitellt und durch ihn verjorgt 
irden. Die lateiniihe Schule aber anlangend, jollte der Rath allerwegen 
men Schulmeifter mit Willen und Willen eines Pfarrers aufnehmen. Wenn 
ih zutrüge, dag ein Schulmeilter ein Weib hätte, jo jollte man bejorgt 
in, ihn neben ber Bejoldung auch mit einem Haufe zu verjehen. „Das 
pie zu St. Bartholomeus belangend, er Johann Küchel, ijt dermaßen 
Achlojjen, dag die Pfarr tzu Plawen dortzu gejchlagen jampt aller irer 
ubung vnnd tzubehörung, doch dag er (Joh. Kücel) das Pfarrhaus zu 
Mawen nicht tzerfallen lajje; auch jollte er ein zeitlang Auffehen haben auf 
ad Spital Jacobi,” der Spittelmeijter aber hatte ſich, wie dabei angeführt 
eb, erboten, einen eigenen Pfarrer (für das Jacobsſpital) — „nad deme 
d die notturft wol erfordert” — auszurichten, wenn ihm ber Herzog nach— 
wien wollte, vemfelben dreißig Gulden und die Kojt zu geben.*) Da ber 
th zu Neudresden der Mönche von Altdresden Terminei eingenommen, 
eißt es ferner, jo jollte derjelbe laut ver vorigen Bijitation und Beltellung, 
m Diacon zu Altdresden wiederum eine Behauſung bauen ober ſich mit 
m Rathe von Altdresden vergleichen — welches Alles, ſowie dasjenige, 
ws in erjter Bilitation ihm aufgelegt, der Rath zu befolgen zugeſagt. Mit 
a Barfüßermöndhen zu Neudresden wäre dermaßen beichlojjen, daß fie 
ailligt, Die Kappen auszuziehen, in gemeiner Kleidung in die Predigten zu 
en, bie Kappen auch im Klojter nicht länger zu tragen, als bis Faſtnacht. 
kr Speife und Kleidung wären jie von dem gnäbigen Herrn Herzog ver: 
öltet. Die Terminei aber der Mönche zu Pirna hätte der Rath für 
MW Gulden Baar erfauft.”*) Drei Hebammen. jollte der Rath beitellen, „die 

*) Dem Joh. Küchel folgte ald Piarrer der Bartholomäus-stirche, in welche außer 
m Dorje Blauen, die Dörfer Nauslig, Roßthal, Löbtau, Döltzſchen, Cofhüg und Naun- 
r eingepfarrt waren, 1546 Nicolaus Fleiſchmann (geit. 1570). Da der enge Raum der 
nie die zahlreiche Gemeinde nicht zu fallen vermochte, wurde der Gottesdtenit ſehr 
kg im Garten gehalten, zu welchem Zwecke man ſich einer an der füdlihen Wand 
sauten fteinernen Freikanzei bediente, welche der Sage nad vornehmlich zu Peftzeiten 
must ward und daher biß zu der Zeit, wo fie mit dem Hofpital verfhwand, ald „Beit- 
mel bezeichnet ward (ſ. oben ©. 286 Anm.). Unter „Herrn Niclas, dem Pfarrherr zu 
lanen“ (alſo jedenfalls Niclas Fleiſchmann) erhielt „St. Bartholomejen vor Dresden“ 
mn Diacon, der 23 Scheffel Kom (11 Scheifel von den Tuchmachern, 7 Sceffel aus 
x Sofmühle und 5 Scheitel vom Spittelherrn Bartholomai). 37 Gulden Geld (14 Gulden 
Stoihen aus dem Religiondamt) fowie freie Wohnung im Spital empfing und den 
ſarrer, wenn diefer Frank und unvermöglich, vertreten, auch die Eingepfarrten zu Blauen 
a Herrn Niclas Geſichtsſchwachheit“ mit dem heiligen Sacrament verjehen jollte 
:» w 


‚**) Brior und Convent des Stlofters zu Pirna verkauften ihr in Dresden „beim 
gen Kreuz im Gäßlein“ gelegene Terminei, wie es in dem Kaufbriefe heißt (Original 
Kathsarchiv; Diendtag nad) Bincula Petri; bei Haſche S. 458) „von wegen ihnen 
üegender Roth und Schulden, darein fie verteufit,“ auch weil fie etzliche Perſonen aus 
en Mitteln mit Kleidung, Zehrung und anderer Nothdurft abfertigen mußten, „da jte 

nicht allefammt in diefen Ichrwindlichen Zeiten bei einander halten konnten.“ Doch 
inen fie auf die Wiederkehr befjerer Zeiten gehofft zu haben, denn der Dresdener Rath 
te jie vertröjtet, ihnen förderlich zu fein, —9— fie ein anderes Haus bekämen, wenn ſie 
en in Zukunft bedürſten. Nach einem Befehle des Herzogs Moritz (Lätare 1543) 
HE das heimlich bei dem Biſchof von Meißen niedergelegte Kaufgeld an den Rath zu 
na eritattet werden. 


d Zn ve 
we" materielle Ve 
4319 dfiche Seite 81) aut 
me Dr DEU 20} 1) auch 
im ! 
u 








296 — 


Vater jchleunig und nur im Begleitung ‚won fünf Reitern won Kaſſel auf⸗ 
gebrochen und nahm am 1, September mit ſeinem Bruder Auguſt auf dem 
Rathhauſe zu Dresden zunächſt von dem Rathe und ber Bürgerſchaft ber’ 
Stadt die Erbhuldigung an. Es wurde dieſe Erbhuldigung zwar beiden 
Brüdern zugleich geleiſtet, aber der vorgeſchriebene Huldigungseid jagte aus 
drücklich „einem jeden zu feiner Gerechtigkeit, laut der altväterlichen und brüder 
lichen Verträge,” nach welchen dem Ältejten Sohne allein die Nachfolge ae? 
bübrte; denn Heinrich ‚hatte wenige Monate vor feinen Tode (d. Mai 15417 
ein Tejtament errichtet, nadı welchen obne Rüdjicht auf die väterliche Erb⸗ 
ordnung beiden Soͤhnen zugleich alle Fürſtenthümer und Herrichaften, Land 
und Leute u, ſ. w. als Erbe zufallen ſollten, damit feinem vor dem anderem 
ein Vortheil geihebe. Moritz batte jedoch ſchon am 6. Auguſt mit Berufung 
auf das nach der albertiniſchen Erbordnung ibm zuſtehende Recht gegen 
dieſes Teſtament — proteſtirt und dasſelbe nach Heinrich's Tode un— 
eröffnet gelaſſen,““ Die gewöhnliche Beſtätigung „aller zuvor erlangten 
‚Priilegien, Statuten und Gemwohnbeiten des Dresdener Rathes erfolgte et 
Donnerstag  Egvdi 1542.) Am 29. November (4541) bielt auch des 
Herzogs jugendliche Gemahlin ; Agnes von Heſſen (geb. 31. Mai 1529) ihren 
feterliben Einzug in der Reſidenz. Da die Stände des Markgrafenthumd 
dem am 9. Januar zu Kaſſel gebaltenen Beilager ‚nicht hatten: 'beimohnen“ 
fönnen, jo wurden jie nachträglich zu Heimführung der Braut: geladen, wobei! 
ſie anjehnliche Geſchenke darbrachten. Außerdem batten ich mehrere Fürſſen 
— des Ghurfürjten Bruder, Herzog Johann Ernit zu Sachſen, Serzoß 
Ernſt zu Braunjchweig, Fürſt Wolf zu Anhalt — und viele Grafen un 
Herren zu diejer Feierlichkeit in Dresden eingefunden, ſodaß Herzog Mori 
1197 fremde Pferde mit Futter zu verſorgen gehabt. Herzog Auguſt ritt der 
fürjtlichen Braut entgegen, und des Churfürſten Bruder, Johann Ermt 
empfing ſie mit einer zierlichen, wohlgeſetzten Rede; dann folgten dem Einzugt 
acht Tage lang allerlei Luſtbarkeiten, Stechen, Nennen unb auch ein Turnier 
Mittlerweile aber batte Herzog Moritz ſchon mehrfach Gelegenheit genommen 
nach außen und innen die Kraft. umd Selbftftänbigtei zu befunden, won 
er Die Regierung zu führen gedachte Kine feiner erjten Regierungsbanbs 
lungen war die Entlafjung der meijten Räthe jeines Vaters, an deren Statt 


| 





— 29% — 


m in all ſeinen Schritten leitete, zum Theil ſchon die von ihm einge: 
ıme politische Stellung in mancden Beziehungen eine andere und ge: 
nere Verfahrweije in der Sache der firchlichen Veränderungen bebingen 
e, jo bielt er doch Hinfichtlich der Förderung der Neformation, des reli- 
a umb geiftigen Fortſchrittes in feinem Sande, feſt an feiner Zuſage, daß 
r evangeliichen Lehre bejtändig treu bleiben wollte — vom erjten Augen: 
ſeiner Regierung an, während ver Zeit, wo durch jeine politijche 
nung bon jeinen evangelifchen Bundesverwandten und durch fen Bünb: 
at dem Kaiſer bie protejtantiihe Sache gefährbet fchien, bis zu dem 
m Siege, den er durch den Pafjauer Vertrag (2. August 1552) für das 
liche Bekenntniß gewann. Zweckmäßige Benukung der geiltlichen Güter, 
ſondere zur Anſtellung und Unterhaltung tüchtiger Kirchen- und Schui⸗ 
und zur Förderung bes wiſſenſchaftlichen Lebens und Strebens, waren 
ielpuntie, die Moritz vornehmlich im Auge behielt, und wohl mochte es 
Zeit ſein, hinſichtlich der Einziehung, Verwaltung uud Verwendung ber 
hen Güter Rechenichaft und Ordnung zu fordern — „joldher Güter 
: Ordnung zu machen, darin Gottes Ehre gefucht und die Armuth be- 
werde." *) Wie jehr ihm dieſe Angelegenheit am Herzen lag, beweiſen 
ten Ausſchuß- und Randtage in den eriten Jahren feiner Regierung. 
n auf dem im Monat November 1541 zu Dresden gehaltenen Ausichup- 
war die Verwaltung und Verwendung der Kirchengüter Gegenjtand erniter 
gung. Lieber das Berfahren der jeitherigen Sequejtratoren ber geijtlichen 
Beſchwerde erhebend, beantragte Morik die erbliche Veräußerung ber 
gten Kirchengüter; die Landſchaft beichlog jedoch vorläufig nur deren Ver: 
mg, zu welchem Z3wecke auf dem bald darauf folgenden allgemeinen Pan: 
zu Leipzig (den 29. December 1541) ein aus ſechs Perſonen beftebender 
chuß niedergefegt wurde, welcher die Erträge berechnen, in Verwahrung 
en und über deren Verwendung berathichlagen ſollte. Auf der Landes: 
mmlung des großen Ausſchuſſes, der zu Anfang des Jahres 1543 zu 
den einberufen wurde, warb endlich hinſichtlich der Verwendung des Ge— 
jenen ein mit ben Anträgen Des Herzogs übereinjtimmender Beſchluß 
t. Nach dieſen von der Yanbjchaft angenommenen Anträgen, jollte ber 
ig der geijtlichen Güter in Zufunft 1) zur Verbejferung des Unterhaltes 
tirhen: und Schuldiener, 3) zur Errichtung dreier Landesſchulen 
Meißen für 60, zu "Merjeburg für 90, zu Pforta für 100 Knaben), 
u Etipendien un Freitiſchen auf Univerjitäten und 4) zum Unterhalt 
ankter Prieſter und geiſtlicher Perſonen verwendet werden. Einige Kloſter— 
und geringere Klöſter beſchloß man zu verkaufen, um den Ertrag zur 
Yung einiger ſchon früher wiederkäuflich veräußerter Stadtrenten zu be— 
1, welche von da an nicht blos zur Vermehrung des landesherrlichen 
‚mmens, fondern gleichfalls, jo weit es nöthig, zum lebenslänglichen Unter: 
ber noch übrigen Ordensperjonen verwendet werden jollten. Bei ver 
[d vorgenommenen Anlage und Einrichtung der Yandesjchulen, durch 
Begründung jid) Morig, wie nicht minder durch sörderung und Hebung 
Iniverjität Yeipzig, ein uniterbliches Verdienſt um Die wifjenjchaftliche 
r jeines Pandes erwarb, erfreute ſich der Herzog namentlih des Bei: 


—— — — — 


Yo» Langenn a. a. O. J. ©. 160. 








\ 





— une Deren 


— 30 — 


mmen vierzehn Tagen hinſichtlich der jeitberigen Einkünfte dev Pfarrer ud 
miichtlich des Beitandes und der Verwaltung und Xerwendung der einge- 
ngenen beweglichen Güter Nechenjchaft abzulegen war, hatte, weil von dem 
Krizage folcher Güter namentlich auch die Armuth bedacht werden jollte, auch 
Wufichtlich des - Zujtandes und Beſtandes der Hoſpitäler Bericht gefordert. 
Babricheinlich geihah es, um das Dresdener Spittelholz zu jchenen und im 
Jaterefje der Stiftung gegen jene Verwüſtung zu jchügen, die namentlich auch 
u den Holzungen ber Kloftergüter in bedauerlicher Weiſe um ſich gegriffen 
kette, daß Mori am 21. Februar 1544 an Hans Gleinigk, den Bürger: 
weiter, den Befehl ertheilte, im (Materni:) Spittelbolz jeiner Verwaltung 
Mafürber fein Holz mehr jchlagen zu lajien, den Bauern und anderen Leuten, 
we jeitber darin geholzt hätten, jolches von nun an zu wehren und darauf 
ja jehen, daß ben Anordnungen des berzoglichen Oberföriters Folge geleijtet 
werde”) In Bezug auf die Schulen jcheint der Rath ver in jener erwähnten 
Büitetionshandlung (j. oben Seite 292) übernommenen Verpflichtung, daß 
e, wenn ein Schulmeijter ein Weib bätte, bejorgt jein jolle, ihm neben ver 
Bejoldbung auch mit einem Haufe zu verjehen, im Jahre 1552 nachgefommen 
a jein, denn man findet bei jenem Jahre erwähnt, dag des Schulmeifters 
Bohnhaus bei ver Schule mit einem Koftenaufwand von 127 Schod erbaut 
vorden jei. 
° Wenden wir und nun, nachdem wir einen Blick auf des Herzogs Streben 
fer Förderung des religiöjen und geiltigen Fortſchrittes in jeinem Pande ge: 
perjen haben, zu feinem politijchen Streben und Wirken, um zu jehen, 
mie weit namentlich Dresden davon berührt wurde, jo begegnet uns zunächft 
weder jener im November 1541 zu Dresden abgehaltene Ausſchußtag, auf 
welchen, außer den oben berührten Kirchenangelegenbeiten, beſonders die aud) 
sen den proteſtantiſchen Fürſten dem Kaiſer zugejagte Türkenhilfe Gegenftand 
der Beratbung war. Nach der Reichsſtände Vergleihung betrug das Con- 
ingent jür dieſe Lande 1600 Mann zu erde und 4000 Mann zu Fuß, 
die auf Pandesfojten zu unterhalten waren und wofür der Herzog auf ein 
Jahr 200,000 Gulden begehrte, welche Summe von der allgemeinen Yanbes- 
berjammlung zu Peipzig im December desſelben \ahres in ſolcher Weile be: 
wiligt wurde, daß die Nitterfchaft wegen ihrer Güter von 1000 Gulden 10, 
die Städte und der Baueramann von 1000 Gulden 15 Gulden in drei 
Terminen erlegen jollten. Um viejelbe Zeit, wo diefe Nüftungen gegen ben 
Erbfeind Des Chriſtenthums vorgenommen wurden, begann, durch einen 
Keichstagsbefehl angeordnet, auch in Dreaden, wie in allen Kirchen des Yandes 
und Reiches das mittägliche Yäuten (um 12 Uber), worurh das Volk zum 
um Abwendung der Türkengefahr angeregt werden jollte. alten aber 
dieſe Rüſtungen dem Reiche und dem Kaiſer, jo wurde jchen einige Monate 
Iiter das Aufgebot eines Heeres für einen drohenden Kampf im eigenen 
Yande nöthig. Die Stiftsſtadt Wurzen war bei der Theilung (1455) mit 
wm Bisthum Meißen dem gemeinſchaftlichen Schuge beider Yinien unterge: 


*) Schon Morig erfannte die Nothmwendigkeit einer befjeren Forſtwirthſchaft und 

ichte durch jeine 1543 erlafjene Forſtordnung eine größere Schonung und zivedmäßigere 

der Wälder anzubahnen, obgleich auch in diejer Beziehung feinem Nachfolger, 

IR Eu ckiriten Auguſt, die eigentlihe Entwidelung joldyer Zwecke vorbehalten blieb. 
ergl. v. Zangenn Churfürſt Morig I. €. 50. 





— 390 — 


orbniet worden. Ohne das Mitichugrecht der albertiniichen Linie: zu beri®! 
jichtigen, wollte nun der Churfürſt mit Beiltimmung feiner Räthe (unter weldien 
nur der umſichtige Melchior von Offa, vorber einer von Morigens Raͤlhen, 
Dagegen war) im Amte Murzen bie bewilligte Türkenſteuer eintreiben, vor! 
nehmlich aber auch bier „die papiſtiſchen Ceremonien“ abthun, wie er ichen 
vorher den Wutzenern verfprochen, jie bei der evangeltfchen Lehre zu beſchützen 
und ſie angebalten hatte, vem Meißener Biſchof Zinſen und Dienste zu ver! 
jagen. Als der Biſchof ſich weigerte, die vom Churfürſten einfeitig ausge 
Ichriebene Türkenſteuer zu erlegen, 'war die Beranlaffung zu einem Gewaltichrit 
gefunben und e8 erfolgte am 22. März 1542 die Einnahme Wurzens durch 
churfürſtliche Truppen. Mori ſäumte nicht, diejer alle Werträge mikadtem 
den Aneignung einfeitiger Schußberrichaft kräftig entgegen zu treten und jene 
und des Meikener Biſchofs Mechte mit Waffengewalt aufrecht zu erhalten 
Er zog in der Eile Truppen zuſammen, verſah Yeipzig mit einer guten Bee 
jaßung und Tagerte fich mit einem anfebnlichen Heere bei Ofchaß; nad Wet 
(5: 284) befanden ich darunter auch einige hundert Dresdener Bir 
Der Ehurfürjt batte jein Heer zwiſchen Wurzen und Grimma verſammel 
Allgemein war der lmmille über den "aewaltfamen Friedensbruch und Kor 
das Unheil des drohenden‘ Kampfes, zu welchem bie jtammperkanbieit 
Fürſten einander gerüjtet gegenüber jtanden. Auch Yuther erhob ſich ik 
ernjter Mahnung für Erhaltung des Ariedens in einem an beide Kürlten 
gerichteten Eräftigen Schreiben und endlich gelang es auch wirklich der Ber 
mittelung und dem Einfluffe des berbeigeeilten Pandarafen Philipp von Heſſch 
als Grbverbrüderten beider Häufer, am 10. April (1542) einen Vertrag A 
Stände zu bringen, durdy welchen der Friede wenigſtens Aufßerlich wieder ge 
jtchert iward.*) Nachdem Morit am 21. Januar 1542 dem ſchmalkalbiſch 

Binde, ‘in deſſen unvollfommener Einrichtung jein jcharfer Blick vrelfat 
probende Gefahren jelbit für die proteſtantiſche Sache erkannte, entichiedt 

entjagt hatte, ohne mit diefem nur politiſchen Schritte der enangelifchen Yet 

jeinen Schuß und jeine Hilfe entziehen zu wollen, bezeichnet Die Murzem 

Fehde — weil jie in die Palmwoche fiel, auch der „Fladenkrieg“ genannt = 
troß des Vertrags, durch welchen fie wieder beigelegt wurde, den entſchleden 

Wendepunkt in den feitber zwiichen den Beiden ſächſiſchen Häuſern beſtanden 


[| 


ET * Ar mp „I1% 41. f 
































— BE 


dresdens heißt es in einer Urkunde des Fürſten, auf weiche wir jpäh 
zurücfommen, dag er jich in den gefährlichen ‚Zeitläuften und namentlich am 
„bei der jorglichen Gefahr, die dem beutjchen Land von dem Erbfeinde dir 
lichen ‚Namens und: Glaubens, dem Türken bevorjtände*, entſchloſſen habt 
„bermittelit göttlicher Nerleihung auch Rath und Hilfe feiner auch des bad 
gebornen Fürſten, Herrn Auguiten u. {_ w jeines geliebten Bruders Uni 
tbanen in Thüringen und Meißen, zwei Keitungen im jeinen Yanben 
bauen, nämlich eine in feiner Stadt Leipzig und die andere allbier zu Drei 
ven, und wiewohl der hochgeborene. Kürjt, Herr Georg u. j. w. ctwas 
Neudreäden zu einer  Befeitung gebauet, jo hätte doch deſſen Bau 
Gelegenheit der veränderten Kriegsübung müſſen in Aenderung gerichtet wer 
weshalb er (Moritz) ſolche Feſtung mit Baſteien und Gräben, mit Ga 
des Allmächtigen, auch Hilf und Rath ſeiner getreuen Unterthanen, dermaß 
wie, Gott lob au ſehen, angefangen und vollendet babe.“ Der Bau, 
deſſen Ausführung der DOberzeugmeiiter Caspar Voigt beauftragt war, bean | 
(1546) zunächſt vom Schloffe aus nad dem Milspruffer Thore hin. | 
Hinausrückung der Feſtungswerke am Schloffe wurden abermals einige Treilq 
ver jchen bei Georg's Schloßbau verkürzten Brücke verjchüttet,*) Das 
diejev Gelegenheit angelegte neue Brüdentbor, das den am biefer Seite il 
Stadt aufgeführten Wall: durdyichnitt, und erit unter Churfürſt Auge 
(1555) vollendet wurde, gehörte als das jogenannte „ſchöne Thor“ eine 
den ‚jieben Wunderwerken Dresdens.**) Das Wilspruffer Thor, dejjen M 
der Stadt zu gelegenen Thurm Herzog Georg erböbt batte, wurde durch di 
ſtarken Wall befeitigt. Von bier aus wurden die meuen Fortificationen 
an das Seethor und die Krewspforte in ben ‚Jahren 1548 und 1549 ft 
geführt. - Das Seethor, das Herzog Georg hatte weiter hinaus rücken 
mit einem viereckigen Thurm verjehen lajien, ward 1545 zugemauert, jo% 
die Stadt auf diefer Seite geichloffen blieb. Der Rath baute einer jeg 
nannten Bürgergehorfam oder Troßer dahin, und. weil in demfelben zuerikt 
Schneider, Andreas Schirmer, gejegt worden, „baben müjjige Leute dem X 
den Namen gegeben, daß ibn etlihe den Schirmer, die meilten aber? 
Schneiderei geheißen.““*) Bon ganz bejonderer Wichtigfeit waren bie X 
änderungen und ® servollfommmungen, die hinfichtlich der von der Kreuzpſe 









— 305 — 


dem Stadtrathe überlaſſen. So entſtand zunädit die Morik- 
Im Jahre 1554 wurde der Bau des neuen Kreuz⸗ oder Salo⸗ 
ores*) begonnen ober vollendet, das mit einer Baſtei (Jupiter⸗ 
eben und burd einen halben Mond gebedit bis zum Jahre 1592 
or diente, dann aber nah Erbauung des Pirnaiſchen Thores 
tan L vermauert ward. In bemjelben Jahre forderte ein Befehl 
eine bejondere Beſchleunigung bes Feſtungsbaues „wegen beferg- 
mgefahr”. Es follte namentlid) der blinde Graben vor bem 
Thore ausgefüllt und andere von dem Zeugmeifter Kaspar Noigt 
e Arbeiten vollbracht und dazu alle Bürger, welche Pferde hätten, 
nftägigen Dienftleiftung „gegen Brod und Gewand”, fowie aud) 
mofjen, die nicht Bürger waren, zur Hilfe angehalten werben. 
7 Umänberungen vor dem Frauenthore jollten aud) mit den an ber 

befindlichen Begräbnißplätzen Umwandelungen vorgenommen 
hrend man ven Markt daſelbſt zur Benugung als Holzmarkt zu 
chloß. Mit der Befeitigung ber ehemaligen vor ber Kreugpforte 
n heutigen Neumarkt jich erjtredenden Stadtmauer war natürlicher 
das alte Frauenthor am Ausgange der heutigen Frauenitraße ent- 
35 dagegen forderte die nun mit zur Stabt gezogene Vorſtadt diefer 
ye ſchon Herzog Georg mit einem Mall und einem Wafjergraben‘ 
te, neue grünblichere Feſtungswerke. Sie gediehen unter Moritz 
großen Baſtei, der hohe oder Hajen-Berg genannt, bie an bie 
von Herzog Georg erbauten, von Moritz ebenfalld abgebrochenen 
uen= oder Rampiſchen Thores trat. Das vom Shurfüriten uguft 
te Denfmal, unjer heutiges Morigmonument, follte die Stelle 
bis zu welcher Moritz den Bau gebracht, während den übrigen 
bie Art wie das vorige bis vollends an bie Elbe binunter 
Ehurfürften Augujten zugefommen.” Neudresden hatte aljo 
on Morig vorgenommenen und ausgeführten Feſtungsbauten nur 
Thore, das neue Brüdenthor, das Wilsbruffer, Salomonis: und 
er Mafjertbor, von welchem legteren in der Nähe des Zeughaufes 
hl'ſchen Terraſſe noh Spuren vorhanden find.***) 


ig erließ ſchon im Nuguft 1548 einen Befehl, wie es mit den Plätzen „vom 
wer heimlichen Bahn ‘an bis zum Pfortel“ follte gehalten werden. Was 
ı Ehurfüriten bejtimmten Vorbehalten und Perleihungen von Plätzen noch 
te der Zeugmeilter dem Rathe zu Neudresden abiteden und anzeigen, 
—32 — zur Erbauung von Wohnhäuſern überlafſſe, „darin man um ein 
ſch rauen und Schenken und andere bürgerliche Nahrung Haben ſollte, 
ihs Gefallen, doc daß ſolche Pläge allerwege an Leute gelafien würden, 
ı zabren darauf zu bauen vermögend wären.” WBezeichnend für die Be 
r Moribitraße im Jahre 1562 ift ein Gefuch ihrer Bewohner, daß das Ge⸗ 
Mitte der Gaſſe gelegt und gehörig gejenft werde, damit es den nöthigen 
ebenjo daß die ungepjlajterte Seite vor den Gärten und Häujern gepflajtert 
itigung der Unraigheifen Sorge getragen werde. 

1. ©. 113 u. a. Bei Abtragung der Salomonid= oder Jupiter-Baſtei in den 
' und 1823 fand man in der Stadtmauer noch den sugemauerten Bogen 
‚ mit dem darüber befindlichen Ehurmappen und vier jädhfiichen Provinz⸗ 
t der Inſchrift: IDL. Mauricius Dux. Sax. Elector. MDL. Ber noch 
leberreit der alten Feſtungsmauer auf der heutigen Marimiliand-Allee am 
ıb igen Hauje, bezeichnet annähernd die Stelle, wo dieſes Thor ſich befand. 
im Rathsarchiv befindlichen handichriftlihen „Miscellaneen“ enthalten über 
ıgsarbeiten unter Morig folgende Notizen: „Diefer Herzog Moritz hat auf 

20 





- 36 — 


Kaum -batte, der Herzog mit’ jeinen Bemühungen für Wehrhaftmachung 
jeiner Reſidenz und jeines Yandes begonnen, als mit den verhängnißvollen 
Ereigniffen der Jahre 1546 und 1547 vie Zeit gefommen zu ſein ſchien ro 
die. Nothwendigkeit joldyer Rüſtungen ſich bewähren jollte, Nachdem nm 
26, Juli 1546 die Achterflärung des Kaifers gegen den Churfürften Joham 
Friedrich und Morigens Schwiegervater, den Yandgrafen Philipp von Hella; 
ald die Häupter des ſchmalkaldiſchen Bundes, erfolgt war, wurbe Die Volle 
itredung dieſer Achtserflärung am 1. Auguſt desſelben Jahres dem sherzog 
Mori mit dem Befehle übertragen, den Aechtern Land und Leute zu nehmen 
Wenn er ſich ſäumig zeigte, bieg es, würden jene Beſitzthümer, obne Rudi? 
auf die Gerechtigteiten, die Moritz darauf zujtändig, Demjenigen zufallen, ver! 
jie erobern würde. &s galt demnach alſo nicht nur die Erbaltung ber Yanıe® 
für das Haus Wettin, jondern die Erbaltung des Protejtantismug, die 
einer, Achtvollſtreckung durdy fremde Hand mehr als gefäbrbet war, obgladıı 
ver Kaifer erflärt hatte, daß die Meligion zu unterdrüden nicht ‚jeine Abſich 
jei.. Mehr als. zwei Monate vergingen unter verſchiedenen Verhandlungen 
mit den eigenen Ständen und unter Musgleihungsverjuchen, ehe Moritz lid 
entſchloß, zum Schwerte zu greifen und den Krieg in Das Land ſein 
nächſten Blutsverwandten zw tragen; als aber Ende October ein aus Inga 
Böhmen und Schlejiern beitebendes Heer des Königs Ferdinand in da— 
Voigtland einrücte, ſchritt auch Moritz zur That, nachdem er dem Ehurfürite® 
zuvor einen Abſagebrief zugeſchickt und darin erflärt hatte, daß ihm wie är 
haltung ſeiner eigenen Rechte die Nothwendigkeit auferlegte, einer Bee 
ergreifung der churfürſtlichen Lande durch fremde Hand zuvorzukommen, Ba 
er aber. nach hergeſtelltem Vertrage zwiſchen dem Kaiſer und dem Ehurfürjitt 
zu billigem Bergleiche bereit jein werde. Vor Ablauf des Jahres ball 
Noris mit Hilfe der Truppen des römijchen Königs dem größten: Theilik 
Yänder bes Ghurfüriten in Beiiß genommen. Johann Friedrich empfing Mk 
Nachricht don dem nun wirklich erfolgten Einfalle des Herzogs in ſein Gebik 
im Yager bei Giengen, wo das Heer der jchmalfaldiichen Bundesjtände vi 
jammelt war. Diejes verlajiend zog er eilig durdı das Mainzijche und Jul 
daiſche nach Thürmaen, und da Morik feine Truppen bereits theils in DE 


Winterguartieve batte ziehen lafjen, theils verabſchiedet, ſich jelber aber mad 


Miro 4 








ki ir 1 











— 307 — 


x Vertheibiger und Erretter des durch Moritzens zweideutige Stellung und 
roberungen ſcheinbar gefährdeten Proteſtantismus begrüßt — keine große 
ichwierigkeit, ſein Land wieder an ſich zu bringen und ſeine Drohung aus- 
Kühren, „Herzog Morig und jeine Yande wiederum heimzujuchen und ihm 
u gleiher Elle und Mag zu meſſen, wie er zuvor gethan.“ So 
hin er am 5. Januar 1547, zunächſt vor Leipzig, das bis zum 27. Januar 
mt belagert und beichoffen, aber von feinem Befehlshaber Baftian von Mall: 
ig glücklich vertheidigt wurde. Non Yeipzig wendete ſich der Churfürjt in 
ie Gegend von Altenburg, um jeinen erjchöpften Truppen eine furze Winter: 
ft zu gönnen. Zu Anfang März brach er nah Rochlitz auf, und gewann 
ım 2.) einen enticheidenden Sieg über den Markgrafen Albrecht von Kulm: 
ah, welchen der Kaifer mit Truppen dem Herzog zu Hilfe geſchickt hatte. 
dach dieſer Niederlage ihres Verbündeten zogen ſich Morik und Auguit, bie 
it dem Markgrafen vereinigt gegen den Churfürſten hatten vorgehen wollen, 
ah Freiberg und endlich nach Dresden zurüd, während jich ber Shurfürft 
um dei größten Theiled des Erzgebirges hbemächtigte. Aber ftatt die Bor: 
yile der eriten Erfolge zu benußen, lieg er fih in der Mitte des Monats 
Rärz zu einem einmonatlihen Waffenſtillſtand bereden, an welchen ſich 
mige — Friedensunterhandlungen knüpften. Morig gewann damit 
jet, die Eaijerliche Hilfe zu erwarten und ſich mit ihr zu vereinigen, während 
x Churfürſt mittlerweile mit einer böhmischen Utraquijtenpartei in Unter— 
asblung unn Verbindung trat und durch die Waffenunterjtüßung, die dieſe 
tgebrte, jeine Streitkräfte zerjplitterte. Sein verheerender Eroberungszug 
im hierauf jeine Richtung über Lommatzſch und Meißen (das am d. April 
genommen murbe) nad Dresden, wo er am Morgen bes 10. April mit 
ma Kriegsvölkern und einer zahlreichen Artillerie anlangte und Alt-Dresven, 
len Befejtigungen, wie wir geſehen haben, nur erſt im Entſtehen waren, 
ſort in Beſitz nahm und ausplündern ließ. *) Seine Bemühungen, Nen- 
reden zu berennen und einzunehmen, jcheiterten theil® an der quten Be: 
ſtigung dieſer Stadt, theild an den Norfehrungen, die Moritz zu ibrer 
kriheibigung getroffen, ehe er mit jeinem Bruder nad Böhmen gegangen, 
m jih mit König Ferdinand und dem Kaiſer gegen den Churfürſten zu ver— 
nigen. Das Vertrauen auf die mit Wällen, Bollwerken und Gräben wohl 
erwahrte Stat hatte bier eine große Anzahl von ‚slüchtlingen verfammelt, 
nter welchen jich auch des Herzogs Mutter, Heinrich's Mittwe, befand. Seit 
mbe März hatte Morig feine Rejidenz noch mit einer bejonderen Beſatzung 
a geworbenen Truppen unter dem Commando des böhmijchen Grafen Jo— 
an Baptijt Kodron verjeben, während Otto von Dicsfau auf Finſterwalde 
ie Stelle eines Statthalters bekleidete.*) Der Ghurfürft ließ vor der Brücke 
ine Schanze aufwerfen und begann mit jeinen großen Stüden die Beſchießung 


—— - mm. m. 


2) Nach der Inſchrift des zum Andenken an bdiejed Ereignig von Morig ar 
"der Brüde errichteten Trium mphbogens am 10. April (Schranm a. a. O. 
4 Bed S. 91 am 13. nad) Iler’3 Ann. u. a. am 6. Mpril. 

+) aut einer im Rathsardiv befindlichen Urkunde unter dem Titel „Ordnungen 
2 es in Beſatzung der Stadt und Veſtung Dresden zu halten“ u. ſ. m. ag eine aus 
worbenen Truppen beſtehende Selm bereit3 im Januar 1547 in der Stadt. 
gen Ende März wurden nur nod 200 Mann Landvolf in die Etadt nezogen (Wed 
487). Außerdem lagen in Dresden, nadı derjeiben Urkunde, ebenfalls jchon vom 
mar cn, von Herzog Morig hierfür entbotene Edelleute mit ihren Knechten. 


20 ” 


— 5 — 


Neudresdens. Die Geihüge der Beſatzung gaben fleikig Antwort, doch war 
ber Schaden, welchen die churfürſtlichen Geſchütze den Feſtungswerken tbaten, 
ebenſo gering, wie die Zahl der Opfer auf beiden Seiten. In der Feſtum 
wurden, wie u.a. Wed berichtet, ein Edelmann erſchoſſen und bis an zehn 
Rerjonen von den Geſchützen beichädigt; von den Feinden fand. man nad 
deren Abzug im Thurme am der Brüde einen Todten und einige auf bin 
Markte, „To fie nicht mit bimweg bringen fönnen.“ Um ein weiteres Won 
dringen des Feindes zu verbinden, war von den Neudresdenern ber bei 
Schloffe zunaͤchſt befindliche ned ı hölzerne ‚Theil der Brüde eingeriſſen 
worden) Grbeblicher jedoch als der Schaden, mweldyen die Belagerung‘ jelber: 
ben Neudrespenern brachte, war offenbar der Nachtbeil, welcher den Bewohnen 
durch das Niederbrennen der Borjtädte erwuchs, wozu ber böhmiſche Befehle 
haber der Befagung, Graf Lodron, mit liebereinjtimmung des Statthalter‘ 
von Dieskau am 13, April Befehl gab, als der Ehurfürjt angeblich jid am) 
ſtellte, als wollte er mit Fahrzeugen über die Elbe jegen.*) Die Folge viele 
allem Anſchein nady übereilten Befehls war die vollſtändige Einäſcherum 
faſt aller Voritädte vor dem Milsdruffer, See- und Rampiichen Thore;) ‚ul 
der foltbaren neuen Kürjtenmüble, meiltens aber der Rathsmühle, die itzo Die 
Dammmühle heißt,“ wobei der Wind das Feuer im die Stadt wehte, Jobak 
auch wor, dent Frauentbore, in der jeitherigen Neuftabt, bei ‚der. Frauenlirch 
achtzehn und auf der Schreibergafje drei Häufer abbrannten.**) ' Nach Nerlaill 
einiger Tage zog ſich der Churfürſt längs der Elbe nad Meißen zunide 
Mittlerweile (am 5. April) war der Katjer mit einem  anjebnlichen KGed 
bei Eger angelangt und hatte jich bier mit König Ferdinand und Meng 
vereinigt "Am 11. April ging Moritz mit den Spaniern unter Alba's Bei 
von Eger aus über die -Tächitiche Grenze und am 13., am demjelber Auge 
an welchen Johann Friedrich Dresden beicyoß, folgte ihm der Kaiſer. Als jene 
vereinigten ‚Gegner, die ihren Weg über Adorf, Plauen, Werba, Zwicn 
Geithain; Colditz und Leißnig genommen hatten, am 23. April in der Segen) 
von Mügeln Raittag  bielten, erkannte endlich der Churfürſt die Nähe 
Sefabrz er ging jelbigen Tages von Meißen aus nad dem rechten Elbuf 
umd wendete jidy, nachdem er die Brücke hinter jih abgebrochen hatte, 
Müblberg, wo e8 jchon am näcjten Tage zu jener verhängnipvollen Schluß 





— 39 — 


Bald nach Beendigung dieſes Feldzuges finden wir den Fürſten in jeiner 
mn wieder churfürjtlichen Nejidenzitant Dresven mit ber Erweiterung ſeines 
Schlojjes befhäftigt. Der Umbau galt ver Abendſeite desjelben, der alten 
mrigräflichen Burg, die zum Theil abgebrodhen und um jo jtattlicher 
bieder aufgebaut, auch weiter nad) der Keitung binausgerüdt ward, ſodaß der 
Shlokthurm, der 1550 erhöht, mit einer neuen Spibe geziert und mit 
tupfer belegt wurde, mitten in den gegen Mitternacht gelegenen Stod fam.*) 
der Churfürſt lieg Alles „weit zierlicher als e8 vorher jemals gewejen, ans 
ichten,“ jagt Wed, „ingleidhen über diejenige Wendeltreppe, jo bei der Hof: 
tube damals bereits erbaut, noch die drei Echneden, welche in dreien Ecken 
ns Schloßhbofes jehr hoch und fünitlih binaufgeführt und von Sandſtein 
grrlich in basso rilievo über und über jculpirten Säulen geziert, augm Grunde 
yeben und vollbringen.” Bei diefer Erweiterung des Schlojjes entitand auch 
xr jogenannte „Riefenjaal”, ver aber erſt unter Johann Georg I. (162%) 
m jener Pracht und Bedeutung gelangte, welche ihn feiner Zeit zu einer ber 
wöpten Sehenswürdigkeiten Dresdens machten. Nach Vollendung des 
ingeren Baues wurde das ganze Schloß nicht blos innerlih mit jchönen 
Eingebäuben geziert und renovirt, „jondern auch durch Franciscum Riccinum 
md die zween italieniiche berufenen Mahler und Gebrüder bie Tholen (Gabr. 
md Bened. Tola) von außen auf allen Seiten mit allerhand Figuren gar 
initlich in Kalt auf ſchwarzem Grunde gradirt gemahlet und das ganze 
Schlopgebäude (mit Ausnahme der Kapelle) im Jahre 1551 vollnbracht.“ 
in Stelle der alten SHoffapelle im alten fürjtlihen Schlofje, die ſich un— 
nütelbar unter dem Schloßthurme befand, begann der Churfürſt 1551 die 
Kbuuung einer neuen, die aber erſt unter Churfürjt Auguft vollendet wurde. 
Iedenfen wir nun, dag während diejer Jahre, wie wir gejehen haben, auch) 
ie umfänglichen Bauten zur zwedmäßigeren Befeltigung der Stadt mit Eifer 
etrieben wurden, daß baulujtige Hände bejchäftigt waren, an die Stelle der 
mgeebneten alten Mauern und Gräben Wohnhäufer und Gärten anzulegen, 
aß die während der Belagerung eingeäjcherten Vorſtädte wieder aufgebaut 
erden mußten, dag namentlih auch der abgebrodhene Brüdentheil im 
Seınmer des „Jahres 1547 fteinern wieder aufgebaut und ferner in demjelben 
tabre zum Andenken an den wider Churfürſt Johann Friedrich gewonnenen 
eg Churfürſt Morik auf der Brüde jelber noch einen Triumphbogen 
rrichten ließ, jo baben wir ein Bild der Bauthätigfeit, wie ed don wenigen 
Berioden der früheren Gefchichte unjerer Stadt geboten wird.**) Natürlicher: 


») Bergl. S. 252 fi. — Nach Wed begann der Schlokbau 1547; nach den „Mie- 
Mlaneen“ und einigen anderen Angaben, 3. B. auch der Dentichrift des Schloßthurm— 
wpfes von 1676, begann er erft 1549 und ward 1551 unter Dad) gebradit. 

*”, Die Koſten des maffiven Wiederaufbaues der abgebrocdhenen früher hölzernen 
rüdentheile wurden größtenheil® aus der Brückenamtskaſſe beftritten; doch gab ver 
ſarfürſi Holz, Kalt und Steine dazu; vergl. Neubert a. a. D. ©. 91. Brücken— 
ter war damald ber Licentiat Martin Heufler. Der Triumphbogen, dejien Wed 
ter jeinen „Monumenten und Dentzeichen“ der Stadt (S. 90) als des eriten gedenkt, 
mde unter Johann Georg IH., da er rspatt und baufällig geworden, wieder ab⸗ 
tagen. Seine GBeicdichte geben Wed ©. 91 und Schramm a. a. O. S. 18. An 
ıe Stelle fam ein Blodhaus, das gewöhnlich mit 5 Kanonen bejegt war und zugleich 
Zollhaus diente: aber 1728 befeitigt wurde. Vergl. Magazin der ſächſ. Geſch. S. 300; 
hlfeld's Scidfjale der Elbbrücke, S. 12. 





— 50 — 


weiſe hatte bald nach überſtandener Kriegsgefahr auch der böhmiſche Sr 
Lodron mit ſeinen Lenten — „der Rattenkönig mit ſeinen Mijn,“ mie 
Melchior von Oſſa ſich ausdrückt — die heimgeſuchte Stadt wieder verlaſſen 
müſſen und ſchnell geſtaltete ſich Alles wieder zu jenen friedlichen Verbält 
niſſen, unter welchen allein ſolche Thätigkeit jich entwideln konnte, Wabr 
ſcheinlich war es nad Abzug jenes Befehlshabers, daß ein ſchon jeit din 
eriten Monaten des Jahres (1547) beitandenes ind für Dresden bejonbere 
errichtetes „Wachamt“ in Thätigkeit trat, nady deflen Ordnung ziver vom 
Adel und zwei Bürger, alſo auf ein Mal vier Leute, alle Wachen im’ eigene 
Perjon und’ zwar des Vormittags und des Nachmittags und vor und nad 
Mitternacht bejchleihen und bejichtigen jollten, damit rechte Wache gehalten 
werde. Vorkommende Mängel folkter jederzeit bei Georg von Carlomig an 
gezeigt werben. ferner follten die zwei von Adel und die zwei Bürger, die 
eben an der Reihe wären, bei dem Oeffnen und Verfchliegen der Stabtrbom = 
gegenwärtig jein und ohne ihr Berfein jollte während der Nacht Mean 
aus: und eingelaffen‘ werden, während die Scylüffel nad) geſchehenem 31: 
und Aufjchließen wieder an Georg von Garlowis überliefert werden jollten 3 

Troß jener Erweiterung des Dresdener Schloſſes Tand nach wie Dirz 
ein Öfterer Wechſel des Hoflagers ſtatt. Während die 'albertinifchen Jurſte 
dor 1547 ihren Sig außer zu Dresden namentlidy auch zu Leipzig hatten, 
ſchlug Mori nach genannten Jahre auch häufig feine Hofbaltung in Torga 
auf, das früher mächjt Wittenberg die Reſidenz der Ernejtiner gemejen mat 
Seit dem Jahre 1547 theilte der Churfürft vertragsmäßig fein Hoflage 
iwieder mit feinem Bruder Auguſt, nachdem diefer infolge eines neuen Receſſe 
die ibm durch früheren Vertrag (6. Mai 1544) zu feinem Unterbalte pe 
geeigneten Aemter und Städte zurücdgegeben und ſich erboten batie, mit einfl 
Nahresgehalte von 30,000 Gulden an feines Bruders Hofe zu bleiben, Da 
wurde diefer Vertrag ſchon im Yaufe der nächſten Jahre wieder mebrfut 
geändert, namentlich nachdem Herzog Auguſt feiner beabjichtigten Wermablung 
wegen die nach dem Mertrage von 1544 -angetretene  Abdminijtration bel 
Stiftes Merſeburg am 2. Auguft 1548 an den Weihbiſchof von Mom 
überlaffen batte. Auch Auguſt's VBermählung mit der Tochter des‘ PDänae 
fönigs Ghrijtian II, jener tugendreihen Anna, die jid in der Geſchict 


* Vie a erde! 


Be a Nr 


Yu ur 


E 
rn DE ce Car 27 WEDER 
ee ae? en 


ee re 
4 * 
N Be 


DR 


— — — ——— 








— AN: — 


und nahm den Reit von 14%, Gl. „in gemeinen Kajten allſhier.“ Bei ver 
Vermählungsfeierlichkeit in Torgau — nachdem der Domprobft von Magde— 
burg, Fürſt Georg’ zu Anbalt im der Stadtkirche die Trauung vollzogen batit; 
und man in's Schloß zurücdgefehrt war, ließen: die Räthe ber Städte ihre 
Geſchenke im Namen aller vier Kreife, Sachſen, Thüringen, Ofterland und! 
Meiken, durch den hurfüritlichen Rath Dr. Fachs offeriren. Der Empfang * 
geſchah „auf dem Saale”) und trug je aus emer Stadt. ein Herr des Rathe 
ein Gejchent in folgender Neibenfolge: Leipzig, Wittenberg; Dresden 
Zwickau, Chemnitz, Torgau, Freiberg, Eilenburg,  Unnaberg, Meißen, Aliens 
berg, Birma, Hayn, Oſchatz, Döbeln. Bon Dresden waren’ nom Rathe an 
wejend außer dem Bürgermeilter Peter Bener, welcher das Geſchenk trug, 
Magijter Theodor Lindemann, Hans Gleinigt, und Chriſtoph Kenthmann 
ſammt dem Stadtichreiber C. Henning. „Das Beilager bat einem Rath gi 
Dreßden geitanden fait bis in SO Sc., wie foldes die Cammer-Rechnum 
des 48. Jahres bejagt.” 
Bemerkenswertb ift das Jahr 1548, bei weldyem > wir jetzt verweilt 
baben, namentlich durch jenen Neichstag zu Augsburg, auf welchem: Mori 
(24. Februar) unter freiem Himmel auf dem Weimnarkte im der feierlicitin 
Weiſe mit der Chur Sachen und dem Erzmarjchallamte belebnt und jene 
unter dem Namen des Interim bekannte kaiſerliche Religionsedict  erläfjen 
wurde, das den Proteftanten mr den Kelch im Abenbmahle und die Priejtereht: 
geitattete, im Uebrigen aber die Wiederbeobachtung der bereits ſeit faſt dreist 
Jahren außer Gebraud) gekommenen Gevemonien und Gebräuche des Ha 
licismus gebot, und 'allentbalben, wo es als Grumdlage einer Bereinigung: 
ver Katholiken und PBrotejtanten dienen jollte, vom Geitem | der letzteren Dan 
entjchiedenften und bartnädigiten  Widerjtand fand. Die Zuſammenkünfm 
welche im den churfürſtlichen Landen zur Berathung ob und wiefern bad Ale) 
terim könne angenommen werben — „wie fern und vff waß weiſe vnd map“ 
nach Gelegenbeit der leuffte, kaiſerlicher Maj. zu vnterthenigem gefallen, in ben 
Ndinpboris könne nacygegeben werden“ — im Laufe dieſes Jahres (Hk 
Meipen, Pegau, Torgau, Zelle und Jüterbogk) abgebalten wurden, mögen 
bier mwenigftens injofern Erwähnung finden, als unter den zu Diejen Ben 
jammlungen berufenen Theologen auch der Dresdener Superintendent Greſc 













— 348 — 


ige geſteuert werden ſollte. So ertheilte der Churfürſt im Jahre 


dem Dresdener Rathe die Weiſung, er ſollte in ſeiner Stadt 
tt haben, daß kein Buch, Lied, Reim oder Gemälde, unter was 
. immer fe, umgetragen und feifgeboten werde, darin andere Leute, 
er niederen Standes, die ſeien, wer ſie woliten, beſchwert würden, 

bie; keinen ober einen unbekannten ober erbichteten Ramen hätten, 
auch richt befunden, wo fie gedruckt. Diejenigen, welche jolde Schriften 
‚ oder feilbäten, jolkten das erſtemal vorgeforvert, und nachdem man ihnen 
äbbücher, Lieder, Reime und Gemälde abgenommen, ernftlich verwarnf 


ntt ſolcher Waare nicht wieder zu fommen; doch follte man zugleich ‚zu. 


t. juchen, wo fie biefe Waare erhalten, wo fie gebrudt und wer fie 
‚mb über alles jollte an die churfürſtliche Canzlei berichtet werden. 
e Leute aber mit ſolchen Büchern wieberfämen, jo follten fie gefänglich 
r oder jo lange.in Verwahrung gehalten werben, bis der Churfürſt 
Beſcheid gegeben. Der Churfürſt ſagt im Eingange dieſes Befehls, 
in biejen gefährlihen Zeiten feinen höchſten Fleiß angewenbet, in 
nben Ruhe und Frieden zu erhalten und daß der chrijtlichen Religion 
in Mangel und Gebrechen vorkomme, daß aber trotzdem etliche dieß 
Berachtung jtellten und feinen gnäbigen und treuen Fleiß und Willen 
ritand zögen,. auch etliche von ungelehrten Prädicanten und andere 
wieber in Predigten, Schriften und mit Worten in Wirths⸗- ober 
uſern ober wo fie ſonſt bei einanber wären, öffentlich davon vebeten, 


e er und feine Xheologen jich in bie alten Mißbraͤuche wieder eins 


ichriſtliche Ceremonien, die wider Gott wären, wieder einrichten, und 
onft zu feiner Verkleinerung hören liegen u. |. w. Der Rath ließ 
es am ihn ergangenen Befehles die beiden Dresdener: Buchführer 
dler) Belger und George vor jich kommen und warnte jie vor bem 
ſolcher Schriften, die fie jedoch annehmen und einliefern ſollten.) 
ber näcdhften Zeit find es bie Vorbereitungen und NRüftungen zur 
mg ernfter und mächtiger Pläne und die jene Pläne zur Reife und 
ng dringenden Ereigniffe jelber, welche des Churfüriten Thätigkeit 
eife nach außen bin in Anipruch nehmen — von der Belagerung 
rg8 (vom Ceptember 1550 bis zum November 1551) bis zum 
gegen ben Kaifer und bis zum Paſſauer Siege des evangeliichen 
fies (2. Auguft 1552) — dem lichten Ausgangepunfte der dunklen 
e8 Fürjien, den man bisher offen genug des Verrathes an ber pro: 
ache beſchuldigt Hatte. Dennoch fallen gerade in dieje Zeit 
jewegungen und Kämpfe einige das Wohl und Gedeihen unjerer 
br wejentlich fördernde Einrichtungen und Umwandelungen, unter 
ie Vereinigung der beiden Städte Alt: und Neudresden 
tebt.. Das either zwiſchen ven beiden jo eng meinander liegenden 
eſtandene gejonderte Verwaltungsverhältnig hatte, wie zu erwähnen 
Gelegenpeit gewefen, zu fortwährenden Irrungen und Streitigkeiten 
‚ der in gleicher Weije gejonderten Freiheiten und Gerechtſamen Ber: 
gegeben. So war 3. B. auch im Jahre 1545 zwilchen beiden 
nieder ein Streit wegen des Braurechtes entitanden; Alt: und Neu: 


— — 


ergl. Klenım’3 Chronit S. 206 (a. d. Rathsarchiv). 


ET Ge 


u rt ee Ya 


Lo 
as 


“ — ÿôòw——— —— — — 
mE“ u 





— — 


dresden batten ſich dahin verglichen, daß, wenn letzteres zu brauen aufhört, 
es erſteres auch. thun ſollte; Altdresden hielt aber dieſen Vertrag nicht und 
der Neudresdener Rath wurde daher, nachdem er bei dem: Amtmarnın‘ nad 
gefragt, ob Altdresden hierzu beſondere Befugniß erhalten, dieß aber ver 
meint worden war, bei dem Churfürſten gegen: bie Nachbarſtadt abermal@® 
flagbar. „Namentlich um joldyen und ähnlichen Irrungen und» Gebreden, 
daraus unnachbarlicher Wille und langwierige Rechtfertigung erfolge,“ ci 
Ende zu machen, beichloß der Churfürſt im Jahre 1549, daß beide Stähle 
in Nätben, Zünften, Heerfahrten, Siegeln*) und allen Dingen eine Gemeint 
und nicht zwei gejonderte Megimenter jein  jollten: Der Amtsſchöſſt 
Ambroiius Erich zu Dresden erbielt infolge: dejjen am: 28. März genannten 
Yabres von Torgau aus folgenden hurfürjtlichen Befehl: „Du wolleſt unien 
Untertbanen, Rath und Gemeinbeit zu Alten-Dresven, die bisher in-unfer Ant 
gehört, an ben: Rath zu Neuen-Dresden mit Gehorſam, ‚Gerichten, Geichofe 
und allem anberen, damit jie in beimeldetes unſer Amt gehört, weiſen, alt 
daß binfürder in beiden Städten eine Gemeine, ein Rath und "Gericht ik 
So wollen wir zu erjter unjerer Gelegenbeit Vorſehung tbun,: wie je 
beiberjeits, To viel unjere fürjtliche Gebühr und Obrigkeit belangt, halten jollar 
und thuſt daran unſere Meinung“ u j. mw. Der Vorſtandſchaft der 
dresdener Gemeinde schien dieſe Verordnung, die allerdings: ihrer Selbjf 
itändigfeit ein Ende machte, aber dennoch, wie der Ehurfürjt nachher jelber ſagt, 
„br und ihrer Stabt doch jelbit zum Beiten fürgenommen,” nicht -eben jet 
günjtig zu jein. Am 2, April um 1 Uhr Nachmittags erichienen. auf) Bel 
des Amtsichöffers Ambrofius Eridy der Rath, die Welteiten und ganze Gemeint 
von Altdresden auf dem NRatbbaufe zu Dresden (Meudresden), wo in 
in ‚Gegenwart beider Räthe zu. Dresden der Schöſſer den churfürſtlic 
Befehl vorlasd und dann Rath und ganze Gemeine von Altdresden ibm 
Eides umd ihrer licht, womit jie jeither dem Amte zugetban, entband uk 
dem Mathe zu Dresden zuwies. „Darauf der Bürgermeiiter Peter Bart 
angezeigt, ein, Rath müßte ſich jeiner churfürltlichen Ginaden -in dem. 
anderen Dingen geborjamlich erzeigen, und bat die won Alten-Dresden zu 
öfterenmal angeredet und erinnert, daß fie bürgerliche Pflicht mit aufgerech 


Fingern thun wollten. Des baben die ſich lange geweigert mit. allerlei (it 


— 





— 35 — 


vom. Mathe und der Gemeine bürgerliche Pflicht getban, wie obftebt, 
doch (der Bürgermeijter) Wolf Fiſcher und der Stabtichreiber Johann 
'gen ' Torgau gefahren, in Meinung einen anderen Befehlich aus⸗ 
n.. Aber unjer gejtrenger Herr bat jie jolches ihres Ungehorſams 
gefänglich annehmen, gen Schweinik führen und bajelbit in ben 
werfen lajjen, allda jie bis in die jiebente Nacht gefänglich enthalten 
) Wiewohl nun,” heit es weiter, „auf obbefchriebenen churfürſt⸗ 
Befehl der Ratb zu Alten-Dresven aufgehört, jo find doch Wolf 
und Nickel Mader, beide geweſene Bürgermeijter daſelbſt zu Alten- 
ı in ben jißenden neuen Rath der Stadt Dresven be& 49. Jahres 
thsperſonen verorpnet und bejtätigt worden, auch mit eingejeilen.“ 
Bener (oder Behner), der wieder an die Spitze des neuen Rathes 
wurde, war jebenfalld ein Mann von bejonderem Verdienſte. „In 
meren und gefährlichen Zeiten des 46. und der folgenden Jahre“ — 
3 von ibm — „als der gewejene Churfürft oh. Friedrich und ber 
Karl mit einander kriegten und die Spanier endlich auch noch in dieſe 
Ehüringen und Meißen geführt wurden und andere viel fremde Nationen 
als Hujfaren, Italiener u. ſ. w., ijt diefer Wann Peter Behner 
neifter gewejen und hat fammt jeinen Herren des regierenden Rathe**) 
ızer Jahre nach einander auf Befehl unferes geitrengen Herrn müjjen 


—  .- 


So ſagt die mir vorliegende Handſchrift (a. d. Rathsarchiv), die ich mwortgetreu, 
ıch mit Beränderter Orthographie copirt habe. Nach dem in Haſche's Urkunden- 
476 hierüber mitgetheilten Schriftitide lagen die Rathömitglieder ſieben 
im Thurme, was an manche andere graujame Strafe erinnern könnte, die 
erhängt haben ſoll. Jedenfalls bat Sale nur falfch gelefen. Zur weiteren 
mg der Sefangenfchaft von nur fieben Nächten mögen nachſtehende Schreiben 
orig an den Schöfier zu Schweinig: „Lieber getreuer. Nachdem 
be des u Altendresden dir in vermarung zunehmen und anhalten geſchickt, 
ı dad ſich dielelben vnſerer verordnnunge, die & den und Irer Stabt doch jelbit 
ten fürgenommen, darzu auch von der gemeine daſelbſt vorwilligt worden, vnd 
ie albereit pflicht gethan, ebliher maß haben widerjegig machen wollen, darumb 
ı wohl vrfadh hetten fie in hertere jtrafi zunehmen, fo haben wir gleich wol vff 
Landtrethe vnd anderer fürbitt gewilligt, fie des geiendnie wiederum zu ent- 
und ift derhalb vnſer bevehlich, dad Tu Inen ane diefen vunferen bevehlidy mit 
halteft, das fie ſich Hinferder vorigen: vunferen der alten Stabt Dresden halb ges 
ich nad), vnd ſonſt vnwegerlich und gehorfamlich verhalten, wie denn aud) 
rer Stadt ſelbſt zum beiten fürgenommen, vnd das fie zu keiner vfiwiglung der 
vrfa zu geben vnderſtehen jollen, denn ane das würden wir vorurjadht, dieje 
ttretumg vnd vngehorſam mit dem andern defto hertter zuftraffen, und molleft fie 
darauf ſolchs gefendnid entledigen, daran thuſtu unjere Meynung.“ Diejes 
n ift datirt Torgau, den 17. April 1649. Am 18. April waren bie elangenen 
vieder entlafjen, wie Bolgenbed bejtätigt: „Involge obangezeigten churfürftlicden 
Copie, die fih von Wortt zu Wortt mit dem Hauptbevehlich vergleihet, the 
annter Schöfler :c. da8 dem aljo jey mit diefer meyner Benin! effentlich 
2.8 haben die erwenten gefangenen mit Namen Wolf Fiſcher, Bürgermeiſter, 
üfer, Stadtichreiber, mit Handt und Mundt pilichtlich, alles, das jo Inen mit 
yurfürftlichen bevehlich vfferlegt, das treulich zu Halten angelobtt, darauff fie aus 
endnis entledigt. Geſchehen zur Echweinig Diendtagg nad) palm. den 18. Aprilis 49. 
jaben die gelangenen VI nacht geſeſſen.“ Ueberdies ericheint Wolf Fiſcher in 
fürftlihen Gonfirmation des neuen Raths (dev vereinigten Städte) für das Jahr 
eder als Mitglied desfelben. 
Als folche werden genannt: Mag. Theodor Lindemann, Licentiat Martin Heupßler, 
tamiich, Franz Schmeifjer, Walter Pforl, Chriſtoph Kenthmann, Donat Preſſer, 
Weidlich, Joachim Schweinegell und Hand Baumgart. 


— — —— — — — ———— — — — —— ——— 


gen ne nn 
k. 7 2 





| 


— 316 — 


jigen bleiben ala vom 46. Jahre bie aufs 49. Jahr, und wiewohl desſelben 
49. Jahres, als beide Städte in ein Regiment gekommen, ein neuer Rath 
eingejejjen, jo bat doch er, bemeldeter Behner, fürber müfjen im Regiment 
bleiben, da unſer geitenger Herr in der Confirmation befoblen, ihn im dan 
Bürgermeifteramt contintiren zu lafien.“ Die Gonfirmation des neuen Vtathes vom 
Aabre 1549 — „als Alten Drespen gen Dresden kommen“ — jagte: „Nachdem 
hr, der Math, alle Jahre einen neuen Rath altem Brauche nach zu bejtätigen 
gebeten, jo begebren wir, Ihr mwollet Peter Behner dieß Jahr zu einem Bürger 
meijter erfiefen und in foldem Amte continuiren laffen und Hans Gleinigt wen 
wegen jeiner Leibesſchwachheit damit verjchonen, tie wir denn "genannt 
Behner zum Bürgermeilter und die anderen biernad) ı verzeichneten Perjone 
aus ber alten und der neuen Stadt Dresden zu Ratbsfreunden auf dieß jetige 
Jahr mit diefen Briefe confirmiren und beftätigen, nämlich Martin Heußlen 
Yicentiaten, - Donat Preſſer, Wolf Fiſcher von Mldrespen , Hieronimul) 
Braunsberger , Andreas Pfeilſchmidt, Michael Mader von Altoresbal 
Franz Kühne, "Antonius  Thorler, Meldior Troft, Hans Schiltberg um 
Jacob Espacher, und aud dem alten Math und der Gemeine ders alten um 
neuen Stadt Dresden ernitlich gebietend, dem genannten neuen Rathe in allen 
ztemlichen und gebübrlihen Sacden zu unferem und berührter unferer Stk 
Reiten willig und unwiderjeglich zu fein, bei Vermeidung unjerer ernftlichen 
Strafe und Ungnabe“ u. ſ. mw.*) Am 18. Auguſt 1550 ertbeilter der Chu 
fürſt (zu Dresden) über die Bereinigung der beiden Städte einer bejondat 
Urfunde.**) Am Eingange derſelben jagt er, wie ibn die gefährlichen Pänfe 
dieſer Zeit, ‚ind ſonderlich die ſorgliche Sefahr, fo deutichen Landen vor dei 
Erbfeinde Keiftlichen Namens und Glaubens, dem Türken fürſtehe,“ bewene 
hätten, mit Hilfe und Matb jeiner und jeines Bruders Untertbanen in Vkeipit 
und Thüringen, in feinen Landen zwei Feſtungen, Leipzig uhd Dresden, # 
bauen und wie er infolge deſſen die von feinem Obeim an Neudresden baE 
geitellten Bereftigungen „veränderter Kriegsübung balber“ ***) im  Menderumg 

gerichtet und die Stadt mit Bafteien und Gräben zu befejtigen — „mie il } 
[ob zu ſehen“ — angefangen und vollendet babe. „Dieweilen es aber TR 
diefer Zeit vmb die Städte Neuen- und Wlten: Dresden‘ dieſe Selegenbeie 

aebabt, daß Meuen-Dresden mit Gräben und Mauern iſt verjeben, aber 





_ 37 — 


sachtet und. gehalten werden; wie Wir bann den Flecken Alten-Dresden aus 
mirem Ampte Dresden genohmmen und ihn mit allen Ober: und Niedergerichten, 
injen, Geſchoſſen und allem andern, nichts ausgejchlofjen, denn die Fröhne zu 
v Jagd, welche Wir ihnen nach vollendeter Befeftigung*) gnediglich nachlaflen 
ollen, an ben Rath zu Neuen-Dresven aljo gewiejen, daß es eine Gemeine und 
icht zwei gejonderte Regiment fein ſollen.“ Es jollten nad) weiterer Beftimmung 
15 Briefed von nun an jährlich zwei zu Altdresden wohnbafte Merjonen in 
m Rath zu Neudresden geforen werben und in ungetheiltem Regiment neben 
wander darin jiten, die bürgerlichen Sachen darin rathen und fchliegen helfen 
a» was aljo beichlofien, das follte in einer Stadt wie in der anderen ausgeführt 
ad gehalten werden, mit Vorbehalt der fürjtlichen Obrigkeit. Mit Altprespen 
ehnelt der Neudresdener Rath auch das Dorf unter Altdresden an der Meip- 
iſchen Straße, „welches von etlichen Einwohnern, die zu Alten-Dresden 
wohnt und umb Eynziehung oder Engerung willen der Stadt Alten- 
dresden binauß bauen miüjfen,” und daB hinfürder „Stadtdorf“ (Neu: 
or) beißen follte, mit Yehnzinjen, Ober: und Nievergeridhten. Das hierbei 
em Rathe angewiejene Meichbild, „wie es mit Steinen, daran das Raths 
Rappen jtebet, bezeichnet und verreint iſt,“ darin ber Math die Ober: und 
Riedergerichte zu üben befugt jein jollte, erſtreckte ſich von „unterhalb bes 
deries an der Elbe nad) der Heide wärts und dann zwerch nach ver Kein: 
tab, füirder nach dem Meinberge bis wieder an die Elbe.“ Zu dieſen Kin: 
erleibungen geiellten jich nun auch die jeitber ebenfalls in das churfüritliche 
Im gehörigen Dörfer Fiſchersdorf und Poppitz, die hiermit zu Vor⸗ 
tüdten zu gebeiben begannen, „bieweil auch dieſer Zeit die Dörffer Fiſchers⸗ 
erff und Poppis für dem Milifchen Thore albier nabend gelegen, in vnjer 
Impt Dreßden gehören vnd aber vnſer Ampt feyne Geldtzinjen, jonbern 
Wein Lehngerichte, etliche Fiſchzinſen vnd die Dienjte vnſer Schloß zufehren 
arauff bat, vnd aber zwijchen dem Mathe vnd den Lewtten derjelben Dörffer 
nehrmals (Sezände vorgefallen, haben Wir ferneren Zwilpalt zu verbüten dem 
Rathe biejelben Dörffer mit Leben auch Dber: ond Niedergerichten geeignet 
wd an tie (ihn) gewiſen, aljo dag der Kath zu Treiben binfürder die Lehen 
amd Gerichte allda haben jol. Doch behalten wir Uns, vnſern Erben und 
Rahfommen vor die Zijchzinjen und die Dienjte vnſer Schloß zutehren wie 
ber Auers vnd darüber die Straffen ob die Yewtte der Stüde eyns oder 
mehre vnd jo offte jolchs gejchehen, im Wegerung ſeyn würden.“ Zugleid) 
betätigt die Urkunde das bierdurdy erweiterte Meichbild, „wie es mit den 
Mesten und mit der Stadt Mappen gezeichneten Steinen abgereinet und 
dermahlet war.“ **) Meiter beitätigt Die Urkunde Die jehr wichtige Leber: 

*, Richt: „mac, vollendeter Beftetigung,” wie es bei Wed (478) heißt. 

**) Aus den „Viiscellaneen“ füge ich folgende hierher gehörige Notizen bei: „Freitag 
ah Urjula amno 1551 jeynd zufolge churfürſtlichen Brieffes die zu Fiſchendorff vnd 
toppip durch Ambrofius Erich, den Schöfjer zu Dreßden in der Schoͤſſerey ihrer Wilicht 
gegeben und an eyn erbaren Path gewiejen, bierbey Bürgermeiiter Peter Bener, 
otor Martin Heußler, Zacoit Raniſch, Ehriſtoff Kenthmann und Michel Weyhe, Ober: 
tadtihreiber. — Sonnabend nad) Urſula anno 51 jeynd die Gemein von Fiſchendorif 
ma Rath verendet, auch die Gemeyn zu Poppitz dem Cbergericht Handgelöbniß gethan 
eißig achtung zu baben vnd ıjt auch ein Richter zu Fiſchendorff, Benedir Gebe, vor⸗ 
det.” — Hinfichtlih des Gezänkes, defjen in der Urkunde von 1550 gedacht ward und 
nen Vermeidung als Grund der llebergabe der Dörfer Fiſchersdorf und Poppitz an den 





a: 


eignung des jeitber zum Kloſter Zelle gebörigen Gutes Veubnitz (vera 
5.294). Der Rath) erbielt Diefes Gut mit allen Aeckern, Wiejen, inſen 
Gerichten, Gebäuden, Gärten, vem Mühl'chen daſelbſt und ı allem andere? 
was dazu gebörte ‘„und. in aller Maaße wie das Stift Zelle pasjelbige 
gebraucht.” Die Heberweifung geſchah, wie, die Urfunde jagt, aus bejonderee 
Snade, womit der Churfürſt diefer Stadt geneigt, „und: weil vie Stat 
Dresden etwas in der Größe erweitert und Gott Lob befeſtigt, aberıfeim 
Handirung oder Gewerbe bätte, davon ſich die Einwohner nähren und 
ihrer Nabrung zunehmen möchten, aud) die Bürger wenig Meder und Wieſt 
befähen und aber das Gut Leubnitz ſammt ven dazu ‚gehörenden Dörfern 
Stadt nabe und alfo gelegen war, daß die Einwohner der Stadt von dal 
Dorfleuten Weder am ſich bringen und diejelben gebrauchen möchten.” Due 
überlafjene Einfommen des ‚Gutes betrug 80 neue Schock 50 Groſchen Gelbe 
zinfen, 270 Scheffel Korn, 250 Sceffel Hafer, 172: Sceffel Weuag 
107 Sceffel Gerite, 15 Sceffel Erbjen aus den Dörfern Leubnig, ı Tom 
Prolis, Neid, Goppeln, Goltris, Streblen und dazu wiertebalb' neue Sche— 
zu Pirna jährlicyer Zinjen. Von dieſem des Gutes Ginfommen und SE 
behör follte ver Rath dem Pfarrer zw Leubnis über jein voriges Einkommen 
eine Hufe Landes geben und jechs Pflugdienjte, auch jonit 300 Gulden Haupt 
jumme der Pfarre ablegen over das Hundert mit fünf Gulden jährlid ve 

zinſen. Für den ‚Eburfüriten, ſeine Erben und: Nachkommen jollte der Rue 
zu ewigen Zeiten ein Dienſtgeſchirre halten, wie es vor diejer Zeit auf dem Gut 
gejtanden. „Ueberdieß ſoll ver Rath jährlich vorm dieſem Gute) geben achthalt— 
bundert Gulden unjerer oder unjerer Nachkommen Müng an Die Ortter, weh 
wir jie damit werben weiſen““ Als Zeugen find in der Urkunde genannt: Welt 

gang Graf amd Herr zu Barbo und Müblingen, Stattbalter‘ Ermit At 
Miltis zu Batzdorf, des meißniſchen Kreiſes Oberbauptmann, Georg Koma 

ſtadt, Ulrich Mordeyſen, Ganzler, beide der Rechte Doctores, Bernbarb we 
Hirſchfeld, Georg von Schleinit zu Seerbaujen,  Noacdim von Geradorf, Hal 
von Bernitein und Gaspar Gurio, der Rechte Licentiat. Durch dieſe Var 
leihbungen war Meudresden, das rüber: nur aus der, eigentlichen Stadt m 
den wenigen Worjtädten beitanden und abgeſehen von dem, was zu © 
Brüden:, Maternie und Religionsamte gebörte, nur das halbe Dort Jichıtidt 


9 —9 7 | yet A 1 me 















> 
nal“ 


— 319 — 


mgen Bürger aus beiden Städten Neuen- und Altens Dresden” mit Veabl- 
finen, die eingegraben wurden, vermarkt und zu fünftigem ewigen Gedächtnig 
x Rachkommen verreint, „damit Unrichtigkeit zwijchen unjers gnädigen Herrn 
DB des Raths Gierichten verhütet werde.““) in beionderer „Abſchied“ 
when Rath und Amt in Drespen, der durch Emit von Miltig und die 
Ischoren Komerſtadt und Mordeyſen fchriftlih beiden Theilen zugeitellt 
urde, orbnete jchließlih (am 11. Januar 1951) das Verhältniß ber beider: 
digen Gerechtſamen. Es heißt darin unter anderem, es jollte das Amt 
ker Orten, wo ber Rath die Obrigkeit hätte, ſich aller Pfändung enthalten, 
veögleichen auch der Lanbtfnecht das Botengeld zu fordern“; wurbe aber des 
hentens halber Jemand klagbar, „dem ſollte in der churfüritlichen Kanzlei 
vũhrlich geholfen werben.” Kür das Yeubniger Hofgeſchirre (ſ. oben) jollten 
klih vier Hofefuder Heu und acht Schod Strob, jowie drei neue Schod 
x den Hufeichlag aus den Amte entrichtet, desgleichen vie gewöhnliche 
ebrung verabreicht werden wie für andere Geſchirre in bes Ghurfüriten 
keit. Außerhalb des angewiejenen Weichbildes jollte fi der Rath „nicht 
hr unteriteben,” als der Zinjen und Lehne, Die er dor Anweiſung des 
dechbildes gehabt, und jollte er ein genaues Verzeichniß jolcher Zinſen und 
ine binnen acht Tagen in die hurfürjtliche Kanzlei eingeben. Wo zwiſchen 
m Amte und dem Nathe Irrungen entitänven, jollten beive Theile, wenn 
e füch jelber mit einander nicht vergleichen fönnten, des Oberhauptmanns oder 
T Regierung Entſcheidung barren. 

Neben folhen das Wohl und namentlich auch das friedliche Gedeihen 
r Stadt bezwedenven Anordnungen erinnern andere Befehle und Einrich- 
gen, wie die ſtädtiſchen Befeitigungsarbeiten, die damals eben, wie wir 
jehen baben, ſo eifrig betrieben wurden, um jo nachdrücklicher an die ernten, 
wgeriichen Unternehmungen, welche des Ehurfüriten legte Jahre ausfüllen. 
v jollte Dresden, einem churfürjtlichen Befehle vom 21. April 1550 zufolge, 
HD Kriegsknechte bejolden, jeden monatlih mit 5 Gulven, dafür die Tranf: 
mer inmebebalten und während dieſer Zeit mit feiner anderen Abgabe be: 
wert werten; chen jo wurden in demjelben Jabre u. a. Freiberg und Mit: 
ada aufgefordert, zur Beſatzung Dresdens Kriegsfnechte au Itellen, oder an 
ven Statt die nöthigen Unterbaltungsfoiten für Söldlinge zu ſchaffen. 
kitweida bewilligte zu dieſem 8wecke zweitauſend Gulden. Aber über ber 
ethwendigkeit, „jeine Lande und ſonderlich die Feſten in guter Acht zu haben 
id ſie im Fall der Noth zu beſetzen,“ vergaß der Churfürſt doch auch nicht, 
e dadurch entſtehende Beſchwerung der Buͤrgerſchaft und Einwohner jo weit 
8 möglich zu mindern. Kin Zeugniß dieſer Sorge it die „Sinquarties 
ings-Ordnung,“ die er kurz vor jeinem entjcheidenden Zuge gegen Den 
er (mach Augsburg und Tyrol) am 10. März 1552 von Torgau aus 
fr Stadt Dresven ertheilte.**) Es bejtimmte diefe „Begnadung und Ord— 


— — — — — 


*) Bei dieſer Mahlſteinſetzung waren von Altdresden anweſend: Wolf Fiſcher, 
F Mißbach, Merten Pappermacher, Caspar Haße, Melchior Wagener, Nickel Orbe 
X. m. Der erſte Mahlſtein wurde eingegraben „zwiſchen Emanns und Pezſchens 
fern an der meißner Straße, die andern an der reichenberger Straße, am Biſchofs— 
e, hinterm Gericht, an der Weißig-Straße, durch Michel Borjchbergerd Weinberg hin— 
h bis hinab an die Elbe, wo die legten Steine geſetzt.“ (Miscellaneen.) 

**) Driginal im Rathsarchiv; vergl. Haſche's Urkundenbud S. 479. 





— 34 — 


sam, zu flagen hätte, ſollte vor Dem Rathe oder Richter echt ſuchen, 
Während Bürger oder Einwohner Klagen gegen Kriegsknechte vor den Über: 
zu bringen hatten. Die Schlüſſel der Stadtthore jollten während der 
jogung „in gleicher Verwahrung des Oberjten und des Rathes“ gebalten 
werden. Plünderung und Yreismacen ver Knechte follte der Oberſt mit 
hochſtem Fleiße zu verhüten juchen und wo es vorkäme, ernitlich beitrafen. 
—58 — oder Bürgerhäuſer im Beſitz von Adeligen ſollten in der Zeit der 
iſatzung gleiche Buͤrden tragen, und ſollte der Schöſſer zu Dresden auf 
Unjuchen des Rathes alle Anlagen und Biden von ihnen einfordern und 
ben Rathe zuitellen.*) Desgleichen jollten auch alle diejenigen, welche nicht 
Bürger wären und in ber Stadt, im ;sreien oder Bürgerhäufern wohnten, 
fh eingemiethet oder jich oder ihre Habe in die Stadt Dresden geflüchtet 
hätten, währen der Bejabung mit den Bürgern gleiche Bürden und Yajten 
tragen und das Kriegsvolk unterhalten helfen. 

Nenn der Churfürjt durch ſolche Anordnungen in's Bejondere auch das 
bürgerlihe und gewerbliche Leben ver Stadt auch während ver Seiten 
friegeriicher Bewegungen und Gefahren jo viel wie möglich zu jchüten fuchte, 
jo galt diefer Schuß einer Sache, welche er vom Anbeginn jeiner Regierung an 
wit einer Sorgfalt zu fördern bemüht geweſen war, die auch im Stleinen das 
goje Maaß jeiner Umſicht bekundete und jedenfall® um jo nothwendiger war, 
je mehr die Trübjale aller Art, welche der Mangel eines dauernden Friedens 
berbeiführte, daS Gedeihen des gemerblichen Verkehrs zu untergraben drobten. 
Einige, ven Handwerkerſtand und das Innungsweſen insbeſondere betreffende 
Lerordnungen und Befehle aus der Zeit des Churfürjten Moritz, lajjen aller: 
dings wie manche frühere Ordnungen diejer Art erfennen, daß dieſe (Senojfen- 
— in ſich ſelber die Keime des Gedeihens nicht immer zu fördern ver: 

en und Mißbräuche aufrecht erhielten, die eine geſunde Entwickelung 
wenigftens ebenſoſehr ſtörten, wie äußere Zeitverhältniſſe. Die meiſten 

dwerksordnungen jener Zeit waren an und für ſich keine Hebel echten 

gerthums und friſchen Gewerbslebens. Dann kehren Verbote gegen über: 
möhiged Trinken bei den Handwerkern, gegen das Feiern des blauen Montags 
auch unter Mori wieder, ein Beleg dafür, daß frühere Verbote ähnlicher Art 
feinen wejentlichen Erfolg gebabt.**) Am J. des Wintermonats 1541 ließ 
Morik wegen einiger unter den Handwerkägejellen bejonders bei dem Zechen 
m Wirthehäujern vorgefommener Ungebübrlichfeiten zu Dresden durch den 
Druck einen Befehl veröffentlichen, worin unter anderem geboten ward, „daß 
mund mit dem Schänfen eine billige Maaße gehalten,“ daß fein Geſelle 


*) Die legte Begnadigung, welche die Stadt Dresden von Morig empfing, war die 
für die Stadt ſehr wichtige Erklärung und Zuſicherung vom 17. Februar 1553), daß 
eher den Häufern und Räumen, melde bisher von des Churjürjten Vorfahren ımd von 
m felber (von bürgerlihen Lajten und lichten) gefreit worden oder von Alters her 
frei wären, fein Haus und feine Hofitätte von den gemeinen bürgerlichen Befchwerden 
mad Bürden noh von des Raths Gerichten bejreit und ausgenommen werden jollten, 
smchdem der Rath feine Beſorgniß dargelegt, es möchte in diefer und künftiger Seit durch 
tie vom Adel und Andere um Befreiung ihrer Häujer und Plätze in der Stadt 
Dreöden emſig und unnadläjiig nachgejucht werden, und darauf aufmerkſam gemacht 
atte, daß dadurd die Mannſchaft in den Stüdten cine Seringerung erleide, daß joldıe 
yaufer außer in gefährlihen Kriegsläuften felten bewohnt würden und damit aller ge= 
seinen bürgerlihen Pilicht Abgang und Schmälerung entſtehe. Vergl. S. 79 und 241. 
**) Bergl. 2:12 und fig. 
21 


— 1 — 


er Te a - 
z = or in Ta 
—— —— —— — — 
> 1 ee a > u TU ne Fa 
ne Te a us 
Aw 2 — 2 2 Zu 





— 923 — 


Unter den Verdienſten, die ji) Morik während jeiner zmölfjährigen 
Regierung um das Beſte jeined Landes erwarb, ift ber rege Antheil, ben er 
an der Förderung des Bergbaues nahm, feines der geringiten. Für Dresden 
insbejondere wurde namentlich der Steinkohlenbau des Plauen: 
den rundes von Wichtigkeit, der, durch den Churfürſten Moritz be- 
Hänitigt, um dieſe Zeit in's Leben trat, von deſſen bergmännijchen unb um: 
fngliherem Betriebe wir wenigjtens aus jenen Tagen ven erften urfundlichen 
deleg erhalten.“) Ein induftrieller Dresdener, Namens Hans Biener oder 
dimert, der unter Churfürſt Auguft ala Münzmeiſter zu Dresden genannt 
wird, hatte die Bedeutung der Plauenfchen Steinfohlenflöße und die Michtig- 
kit ihrer Ausbeutung erfannt und ſich mit anderen vereinigt, um zwijchen 
den Dorje Nlauen und Tharandt nah Steinfohlen zu bauen; da aber bie 
Gelellihaft natürlicher Weife es nicht unternehmen konnte, auf ihre Unkoſten 
Gänge anzulegen, wenn e8 gleich ihr auch andern freigelajjen blieb, ebenfalls 
zu bauen, jo hatte fie zur Förderung ihres Unternehmens bei den Churfürften 
um ein Privilegium nachgefucht, welches denn auch, gegeben zu Dresben, 
Sonnabend nad) Georgii, den 29. April 1542 erfolgte. Der Churfürſt er: 
teilte diejes Privilegium mit weifer Rückſicht „auf den im Rande zu Meiken 
nerklich geſtiegenen Holzverkauf und weil die Hölzer mit ven Kohlen jo fehr 
verbauen und noch täglich geblöjt würden,” und gab damit dem genannten 
diener und jeinen Genoffen, „nad, ihrer jchriftlich vollzogenen Vereinigung,“ 
die Befugnik, „vom Dorfe Plauen an nah dem Tharandte zu, eine Meile 
Weges lang und breit” auf aller churfürjtlichen Untertbanen Gütern dieſes 
Gebietes nach Steinkohlen zu bauen, während innerhalb dieſer Strecke ohne 
ihr Wiſſen und Willen Niemand weiter Steinkohlen zu bauen befugt fein 
ſolle. Wenn die Gefellfchaft bei folchem Bauen den churfüritlichen Unter: 
thanen an ihren Aedern, Wiejen, Erbzinjen und anderen Gütern Schaden 
te, jollte fie folchen Schaden nach Erkenntniß des Hurfürftlichen Amtmanns 
oder dedjenigen, der hierzu beorbert werden würde, genügjam bezahlen, bamit 
Riemand Urfache hätte, jich zu beklagen. Da ferner gebachter Biener und 
Genoſſen darum nachgeſucht hatten, daß ihnen, wenn jie bei dem Steinfohlen: 
bu Metall fänden, die erſte Muthung gelafjen werden möchte, jo wurde ihnen 
ms Gnaden auch noch zugefagt, daß wenn jie Metall, Zinn, Silber oder 
anderes mit dieſem Baue ausrichten und Gänge treffen würden, jie vor allen 
Anderen die erſte Muthung daran haben jollten, „und wie jie dann darnach 
würden bauen, jollte es allenthalben nach dem freibergijchen Bergrechte ge: 
alten und dem Churfürſten feine fürftliche Gebühr gereicht werden.” **) Hatte 
der Churfürſt bei Ertheilung dieſes Privilegiums, wie er in ber Urkunde 
jelber jagt, namentlich „die Nothdurft jeiner Unterthanen“ binjichtlich ihres 
Drennmaterial3 in's Auge gefaßt, fo kam in demſelben Jahre eine andere, 
Dresven unmittelbarer berührende Unternehmung zur Ausführung, durch welche 


*, Die Sage verlegt die Entdedung des Potſchappeler Steintohlenlagerd in die 
Mitte de3 15. ——— — Ein Kuhhirte Hatte auf den Kohlsdorfer Feldern bei 
3ejterwig zu feiner Erwärmung ein Feuer angezündet und, um es gegen den Wind zu 
hügen, mit Steinen umftellt, unter welchen fich auch einige jchwarze befanden, die zum 
Tſtaunen des Hirten Feuer fingen und verbrannten. ©. Bepholdt „der Plauenſche 
rund“ (1842) ©. 32. 

ee) S. Klotih und Grundig's Berm. Nadır. Th. X. ©. 275. 


21” 





3205 — 

Binen ſeiner getreuen Räthe und ſeines Schwiegervaters, des Landgrafen von 
Heſſen, folgend, der durch den Paſſauer Vertrag endlich aus der langjährigen 
kaiſerlichen Gefangenſchaft befreit worden war und bald nachher zum Beſuch 
am churfürſtlichen Hofe in Dresden erſchien. Die äußeren Zuſtände der 
Heimath, welche den Churfürſten ſchon bei Antritt ſeines Türkenzuges beun— 
rubigt hatten, waren mittlerweile noch bedenklicher geworden und die Räthe 
hatten ſchon um deswillen Urjuche, die Rückkehr bes Pandesherrn zu begehren. 
jene Unternehmungen ımd Verbindungen des Mearfgrafen Albrecht von 
Brandenburg-Kulmbach, der dem Paſſauer Vertrage feine Anerkennung ver: 
ſagend, von jeinem früheren Bunbesgenoffen, dem Churfürſten Moritz, ich 
getrennt hatte und ben Krieg fortießte, nötbigten ben Churfüriten bald zu 
neuen Rüſtungen. Es war baber nur eine kurze Friedensraſt, die er nad 
ver Rückkehr aus Ungarn zu Anfang des Jahres 1553 ſich gönnte und auf 
jeinem Dresdener Schlöfje verlebte. Moritz ſchmückte diefe Tage durch eine 
Etifuung, die Angefichts des nahen Kampfes, in welchen er ben Sieg mit 
feinem Tode beſiegeln mußte, ala ein um fo rührenderes Vermächtniß feines 
&len Herzens erfcheint. Es war das fogenannte „ewige Berggeftift” zu 
Gunſten der Armen gewiffer Ortfchaften jeines Pandes, das am 7. Januar 
8 Jahres 1553 durch eine zu Dresden ausgefertigte Urkunde begründet 
ward. „Nachdem vie heilige Schrift lehrt,“ jagt der Ehurfürit in jeinem 
Etiftungsbriefe,) „da wir unfere Augen von den Armen nicht jollen wenden, 
jndern berjelben gedenken in der Seit, da uns der allmächtige Gott zeitliche 
Oiter gnädiglich giebt, und bie chrijtliche Yiebe, die unfer Herr Chriſtus ung 
lehrt, folches auch erfordert, zur Anzeigung berjelben Piebe und rechtſchaffenen 
Grütfichen Glaubens haben von Gottes Gnaden wir Morit u. j. w. ſolches 
end hriftlichem Gemüth und rechter Andacht und daneben dies bedacht, daß 
eines jeden Merk, jo wie obgemerft, aus recdhtem chriftlichen Herzen gejchieht, 
wie die Schrift bejagt, ihm nachfolget, und haben vermegen für uns und 
imjere Erben und Nachtommen, auch mit Vorwiſſen und Willen des hochge— 
bomen Fürſten und Herrn, Herrn Auguſtus, unſers freundlichen Tieben 
ruders, den arınen Veuten zu ewigen Zeiten 1038 Guldengroſchen jährlichen 
ommens geeignet und gegeben, eignen und geben ihnen dies Fraft dieſes 
mjeres Briefes aus unjerem jährlichen Silberzehnten auf St. Annenberg und 
denen dazu gehörenden Bergwerken, aljo daß die Armen in nachbenannten 
Stäbten und Flecken ſolche 1038 Gufpengrofchen jährlich jollen empfaben zu 
ewigen Zeiten” u. j. w. Unter den in der Urkunde aufgeführten Etädten 
und Flecken, welche an dieſer Almojenftiftung Theil baben jollten, ala Auna— 
Berg, Buchholz, Marienberg, Zchneeberg, Freiberg, Brand, Geier, Ehrenfrie: 
derädort, Altenberg, Glashütte, Wittenberg, das Holpital zu Dohna und 
dresden, erſcheint letzteres, gleich Marienberg, Schneeberg, Altenberg und 
inenberg mit einem jährlichen Almoſenantheil von 104 Guldengroſchen — 
„tut alle Wochen zween Guldengroſchen.“ Die Leute, welchen in den ver— 
Ihiedenen Ortichaften die Vertbeilung der Almojen obliegen follte, werden in 
der Urkunde genau bezeichnet; cs waren in den Bergftädten gewöhnlich der 
Piarrer, der Bergmeiſter und Bürgermeiſter oder Richter; in Dresden jollten 
ber Tfarrer, der Schdjjer und der regierende Bürgermeilter „zu avigen Zeiten 


”, Abſchrift im Rathsarchiv. 


u. 
ru — 
— — 
n L 
In a a = 


— 
en. 
gr 


ie en 
m ur Rs tum | J 
Ey ei ame * 
- — nt h 
ww. n 
Di .) 6; 


u 

4 m nen 
a ze zn cf, beor aa 

ein. a sa. 1 

- | — (8 

> 

he zen 

ut er! 


Ar 





— 327 — 


ſich die Heerhaufen der Verbündeten, und nachdem Albrecht, in Franken be= 
drängt, ſich nach Niederſachſen gewendet hatte, um in das braunſchweigiſche 
Land und dann in das Churfürſtenthum Sachſen einzufallen, kam es am 
9. Juli zu der blutigen aber entſcheidenden Schlacht bei Sievershauſen, 
in welher Moritz ald Sieger im 33. Jahre jeines Lebens das Ende feiner 
Heldenlaufbahn fand. Er ttarb an der in der Schlacht erhaltenen Wunde 
am 11. Juli kurz nah acht Uhr Morgens im Feldlager unterm Gezelt, 
nachdem er zuvor von jeinem getreuen Hofprediger Johannes Weiß das 
Abendmahl unter beiverlei Sejtalt empfangen und durch Chriſtoph von Car: 
lowitz jein Tejtament hatte aufjeßen Iajjen, in weldyem er das Yeibgebinge 
jeiner Gemahlin vermehrte, die Ausitattung jeiner neunjährigen, nachmals fo 
unglüdlihen Tochter Anna beitimmte und vieje, wie Land und Yeute jeinem 
Bruder und Nachfolger auf's Dringenpjte an's Herz legte. Am 19. Juli 
fam bie fürftlihe Leiche, von vielen Officieren und einigen Schwadronen 
Reiterei begleitet, in Yeipzig an, wo ihr die (Seijtlichfeit, die Univerfität, Rath, 
Bürgerſchaft und Studenten in feierlicher Procejlion entgegen zogen. Am 
22. bewegte jich der Trauerzug durch die Stragen von jreiberg dem Dome 
zu. Dem von mehreren Grafen und Nittern getragenen Sarge folgte bier 
bie trauernde Gemahlin mit der verwailten Tochter. Am nächſten Tage, nad: 
dem der Dresdener Superintendent Daniel Greſer die Veichenpredigt gehalten, 
wurde der Sarg in die väterliche Gruft verjentt. 
Herzog Auguft war mit jeiner Gemahlin noch in Dänemark, wohin er 
ſich namentlih auf Veranlaſſung feines Bruders begeben hatte, um jeinen 
Schwiegervater ald Bundesgenojjen für den begonnenen Kampf zu gewinnen, 
ad er die unerwartete Nachricht empfing, daß er der Erbe der albertinijchen 
Linder und ber Jächfiichen Chur geworden war, worüber er ſchon auf dem 
Augsburger Neichötage (24. Februar 1545) die Mitbelehnung erhalten batte. 
Aber mit dem Siege bei Sieveröhaujen war noch fein Friede gewonnen 
erden, Moritz: Tod hatte dem Markgrafen Albrecht, gegen welchen 
mittlerweile der Herzog von Braunjchweig den Krieg fortjeßte, vielmehr neuen 
Huth gegeben und bei den Ernejtinern jogar die Hoffnung erregt, das Ver: 
Irene wieder zu gewinnen. Es war daher eine ziemlich bedenkliche Lage, in 
welche Meißen und Thüringen durch Moritz' Tod verfegt waren und die 
mütlerweile ſtatthaltenden Räthe wünjchten jehnlichit die Rückkehr des neuen 
Yondesheren; aber ſelbſt viejer war auf dem Wege zur Heimath durch Mark— 
rar Albrecht von mehrfachen Gefahren bedroht. Er erreichte jedoch glücklich 
das Vaterland und, jogleich thätig eingreifend, gab er den drohenden Verhält— 
milen bald eine andere Sejtaltung. Am 18. Auguſt (Dienstag nad) Mariä 
Himmelfahrt) finden wir ihn in Dresden, wo ihm Bürgermeijter, Rath⸗ 
Männer unb die ganze Gemeine eine rechte Erbhuldung thaten und er hierauf 
a bemjelben Tage ſämmtliche Freiheiten, Gewohnheiten, Gerechtigfeiten, 
Statuten und Geſetze der Stadt in der gewöhnlichen Weiſe ernenerte und 
beftätigte.”) Drei Tage jpäter eröffnete er zu Peipzig jeinen erften Yandtag, 


*, Original der Beltätigungsurkfunde ım Rathsarchiv. Zeugen waren die hurfürit- 
hen Räthe Wolf Graf zu Barby und Mühlingen, Ernjt von Miltig, Oberhauptmann 
des meißniſchen Kreiſes, Chrittoph von Carlowitz auf Hermsdorf, Hieronymus Kiejemetter, 

er, Ulrich Mordeiien und Caspar Euriv, der Rechte Toctores, und Hang Seniß, 
Kammerfecretariu®. 


de Au, 

WI 7 er 

PR wu ne Ar 
u Ve AAN E 
u De Ze = ut WR 


af 6 lie FE“ DEM wur 


np. nr Ar nn er 


a ee" 





— 329 — 


brbſchaft. Unter feiner Regierung wurden endlich auch die Berhältnijje ber 
wi-jähfiihen Hochſtifte Meißen, Merſeburg unt Naumburg: Zeitz geordnet, 
wen die Berwaltung der weltlichen Gerechtſamen derſelben auf ben Chur: 
ken überging. Der legte Meißener Biichof Johann IN. von Haugwitz, 
a ſchon im Jahre 1559 Stolpen gegen das Amt Mühlberg vertaufcht und 
üben jeinen Sik nah Wurzen verlegt batte, trat 19:4 mit mehreren 
omberren jeines Kapitels zur proteitantijchen Religion über, nachdem er 
om vorber durch feinen mit Auguſt abgeichlojienen Vertrag jich verbindlid) 
macht, der Einführung der Reformation im Hochſtifte nicht binderlich zu 
n, auch jchon evangeliiche Seijtliche in die Stiftslande berufen hatte. Im 
tober 1581 legte er dann feierlich die bifchöflihe Regierung nieder und 
fe ſämmtliche Stiftsunterthanen ihrer Pflichten, worauf verabredeter: 
Ken.die Adpminiftration auf den Ghurfürften überging. Johann von Haugwitz 
te jeiidem vornehmlih auf bem zum biſchöflichen Reſervat gehörigen 
hloſſe Rubetbal bei Mügeln, we er jih 1582 mit jeiner Nichte Agnes 
ı Haugmwik verheirathete und 1596 ſtarb. 
Bedeutender und in jeinen gereiften ‚richten noch gegenwärtig kenntlich 
r Auguſt's Wirken für die innere zweckmäßige Einrichtung feines Staates, 
: die Geſetzgebung im Allgemeinen und für Beſſerung des Juſtiz- und 
lizeiweſens inöbejondere, für den Staatsbaushalt, Induſtrie und Handel, 
terban, Kunſt und Wiſſenſchaft. Wrgebnijje ſeiner ordnenden Thbätigkeit 
Rechtspflege und Verwaltung ſeines Staates waren unter anderem 
lich nach 1559 erneuerter kaiſerlicher Beſtätigung der Sachſen ertheilten 
wellationsfreibeit,*) die Anordnung des Appellationsgerihts zu Drespen, 
—— mit ber Beſtimmung, daß deſſen Räthe zweimal jährlich zu= 
erufen werben ſollten, um rechtshängige Sachen durch rechtmäßige 
ctheile abzubelien,”*) dann vie Begründung nes Geheimraths-Collegiums 
574) und des Oberſteuer⸗Collegiums (1570), das aus vier adeligen Ober— 
temereinnebmern und vier fürjtlichen Räthen beſtand, mit Ausjchlur Der 
über zur Steuerverwaltung gezogenen Stäbte, doch werden unter den De: 
aitten, welche die Rechnungen der Ober⸗- Steuereinnebmer su prüfen und im 
damen. der Landſchaft zu quittiren hatten, die Bürgermeiſter von Dresden, 
kipig unb Freiberg genannt. Seine gejeßgeberiijche Thätigkeit bat er 
mmentlihb in Bezug auf Das bürgerliche und peinliche Recht, durch ein be: 
— Geiepbuch, die berühmten Gonjtitutionen bezeichnet, Die am 
2. April 15%2 zur Nachachtung befammt gemacht und damı (durch Gimel 
Bay in Dresden) gedruckt wurden. Schon vorher batte der Churfürit 
wrgöweile in Bezug auf das Polizeiweſen eine bedeutende geſetzgeberiſche 
it entwidelt. Seine Yanbesorbnung, die am 1. Dctober 1559 
Kris wurde, ***) nachdem auf dem Dresdener Yandtage des vorbergegangenen 
bie Landesgebrechen zur Sprache gekommen, und eine Deputation zur 
ͤnerung und Erledigung derſelben niedergeſetzt worden war, ſollte beſtimmter 
Fri ausführen, was in dieſer Beziehung von jeinen Vorgängern 
Krlucht und geſchehen war, und behandelte alle Die verjibiedenen “Polizei: 


YBeiße, a. a. O. IV. ©. 61 fig Günther, a. a. O. S. 4. 
a Beihe, a. a. O. S. 3%. Bed S. 177: Miülter’s Annalen S. 130. 
(Codex Augnstens 1. ©. 43. 


Kl a 
= —— ey. N — Fr leich 
4 u f al 
I ef 


u — fol Aus. "PG 





— 331 — 


de Strapen. Hierzu dienten unter anderem auch verjchievene zwechnäßige 
einrichtungen und zahlreiche Verordnungen zur Unterdrückung der Yand- 
er und Befehder, wie zur Vertreibung allerlei unnützen Gejinvels, das 
R äftentliche Sicherheit gefährdete. An Itrenger Ausführung joldher Be⸗ 
mungen jcheint es nicht gefehlt zu haben, wenn es 3. B. begründet ijt, 
"m einigen Chronifen zu lejen, daß der Churfürſt 1556 einige wider 
:Berbot in's Land gefommtene Yeute von dem Wolfe der „Zigeuner, die 
überdies für Zauberer und Türfenjpione bielt, aufgreifen und von ber 
dener Brüde in die Elbe werfen ließ.“) Mit der Werbejlerung und 
g ber Verkehrswege gejchahen auch Verſuche zur Entwicelung des 
weſens. Kin derartiger Verſuch jcheint die Ablöfung der fogenannten 
Hepper und Dienjtgejchirre (1563) geweſen zu jein, bie jeither von ven 
en oder Aemtern unterhalten werden mußten und zur Beförderung ber 
peipondenzen, namentlich der landesherrlichen Briefichaften und Boten, 
uht worden waren, während andere Leute ihre Correſpondenzen und An—⸗ 
eiten durch eigene Boten oder Durch, reifende Kaufleute und wandernde 
fer bejorgen lajjen mußten. Da dieſe Ginrichtungen natürlicher 
je an großer Unvollfommenbeit litten und auch die Untertbanen nicht un— 
Ü_._.[_. 















. 7%, E3 mag bier eined Dresdener Beijpield der damals üblichen, nantentlidy flir 
Ber- und Mutter⸗ Satten- und Kindesmörder beſtimmten Strafe der Sackung gedadıt 
men, wovon Wed beim Jahre 1548 berichtet. Ein lediger Gejelle, Hand Schumann, 
jan leiblihe jchiwangere Diutter, weil fie einen anderen Mann genommen, und 
hfe, die fein Water bejejien, behalten hatte, in der Radſtube vorläßtich in’8 
geitoßen, daß fie unter ein Rad gerathen und umgefommen war. Ber Mörder 
nah dem ihm zuerfannten Urtheil auf eine Schleife gebunden, auf die vier Eden 
Rarties aeführt, dort mit glühenden Zangen geziwidt, dann auf die Eibbrüde ge- 
in einen ledernen (jtatt leinenen) Sad geltedt und in die Elbe geworfen. * 
Sad waren noch verſchiedene Thiere (gewöhnlich Hund, Hahn, gemalte Schlange 
‚eine Katze ftatt eines Affen) gethan und derfelbe oben fejt zugebunden und verpicht 
„Weil fidh aber begeben, daß der Sad im Waſſer wegen Mangel der Yuft zer- 
müjjen, iſt der Hund und die Katze, jo zugleidy darin geweſen, herausgefahren 
dieſer Verbrecher feiner Strafe cher al3 man ſonſt gewollt abgefommen.” Früher 
zur Erneuerung unter Auguft 11.) befand fich an der Dresdener Brücke ein Ballen 
— wie unter anderen Schramm berichtet, woſelbſt die Maleficanten, welchen 
d zuerlannt, Hinabgemworfen wurden. Aud) in der Weißerig wurden derartige 
r erträntt. So 1596 eine Kindesmörderin, die durch den Dresdener Scharfrichter 
Galgen am Wehr“ geſäckt und ertränft wurde. Der lepte, der auf der Elb— 
gefädt ward, war der Goldicheider Richter, der jeine Frau im Bette erftidt 
am 26. Auguft 1715. An Orten, die nit an einem Fluſſe lagen, wurde dieje 
für genannte Verbrecher gewöhnlich in die Strafe des Rades oder durch bejondere 
ihe Gnade in die des Schwertes verwandelt. Die Thiere, die man mit dem Ver— 
ten in den Sad zu fteden pflegte — es waren auch bei dem genannten Richter 
M5 noch Hund, Kape, Hahn und gemalte Schlange — hatten angeblid) eine allegoriiche 
ng in Bezug auf das Verbreden. Der Hund bedeuteie, wie eine ſolche Er— 
fagt, daß ein jolder Menſch jeine Eltern nie mit Ehren erfunnt hatte, wie der 
tut, welcher die erjten neun Tage blind ijt: der Hahn bedeutete des Menſchen 
und Hochmuth, den er an jeinem Vater oder Kinde begangen: die Natter bedeutete 
‚Eltern Unglüd — „denn von ſolcher Gebärung jagt man aljo, daß, wenn fie ſich 
Be mollen, jo ftedet das Männlein fein Haupt in des Weibleins Mund, davon 
mfübet jie und allda beißet fie dem Männlein vor Woluit den Kopf ab, darnad) 
mn fie die Jungen gebähret, muß jie von ihnen wieder jterben, denn als diejelben 
fen geboren werden, beiken ſie jich aus der Mutter Leibe, davon jie denn von Stund 
Malen Der Ale (an dejien Statt die Katze) jollte anzeigen, daß der Verbrecher 
ar wie der Afje einem Menihen ähnlich, aber dody in That und Herz fein Menſch 
veien jei, da er an jeinem eignen Blut jo unmenichlich gehandelt hatte. 




















333 — 












rip durch verſchiedene Erwerbungen, namentlich durch den Ankauf des 
etadt'jchen Gutes (1550) den Anfang gemacht Hatte”) Zunächſt 
wen im Jahre 1555 verjchiedene Grundbeſitzer in Ditra für ibre ab— 
men Felder mit anderen Feldern und Wieſen abgefunden. Der Chur: 
k:meldete im genannten ‚jahre von Lorgau aus dem Mathe, daß er ſich 
Hk ehrwürbigen Herin Nicolaus (von Carlowig), Biſchof zu Meißen, 
fen beſonderen Freunde,“ verglichen habe und dab die Einwohner zu 
He und das Hospital (Bartholomäissyospital) dajelbjt für ihre ab: 
Ben zum Vorwerke gezogenen Felder mit ben Feldern und Miejen des 
en Vorwerks zu Briesnitz entſchädigt werden jollten. Wer zwei Ruthen 
irten batte, jollte drei Nutben zur Entſchädigung erhalten und das 
ige ſollte unter Diejenigen vertheilt werden, welche die geringjten un 
enſten Felder erhalten hatten. Der Rath aber jollte jid), damit fein 
fänfe vorfiele, jo viel Zeit und Tage abmüßigen und tbeilen helfen. Um— 
lichere Erweiterungen erfolgten 1563 und 1569, wo ber Churfürſt die 
been und Grundſtücke, welche er ferner zum Vorwerke zu jchlagen wünſchte, 
Wachen und ihre Eigenthümer wählen ließ, ob jie mit Geld oder anderen 
heru abgefunden ſein wollten.) Sie wurden mach Wunſch be— 
big; Den Dresdener Bürgern, die in Ojtra Grundſtücke bejejjen hatten, 
ween unter anderem die Klojterwieje zu Altdresden und einige Felder bes 
Kernisfhojpitald am Rampijchen Wege zugewiejen; die Yöbtauer erhielten für 
wiretene Feldſtücke über 10,000 Gulden; die noch in Oſtra angejejjenen 
mbaupte wurden mit entjprechendem Srundbejig bei vVommatzſch entſchädigt; 
:Oftraer Häußler erhielten Geld und von den Bauern, nod) neunzehn an 
- Zahl, ſiedelten ſich acht in SJichertnig an, wo Dr. Wenzel Neumann jein 
rwerf verfauft hatte, Die anderen elf gründeten bei Leubnitz ein neues 
hfchen, Neuoſtra.*) Das neue Kamımergut wurde mit den für ungefähr 
MO Gulden dazu gekauften Feldern und Grundſtücken (es beitanp 1568 
5. 1017 Adern 239 Rutben), neben Annaburg eine der bedeutenditen 


*, In einem ®ergleihe Dr. Komerjtadt's mit dem Mathe über Yeldftüde und 
mite in Yeubnig vom Jahre 1553 (Rathsauchiv) heißt es: „Nachdem der durchlauch— 
de Fürſt, Herr Morig u. ſ. w. den chrbaren und weiſen Herm Bürgermeiftern und 
Ihmännern der Stadt Dredden das Gut Leubnig mit jenen Zubehörungen erblich hat 
namen laſſen (jiche Seite 318) und diefelbe Zeit mein Vorwerk, das ich bei Ditrau 
bt, vermittelit gnädigiter Vergnügung an ih genommen und gemeldeten Rathe bei 

ung ded Gutes Beubnig aufgelegt — Ert. die Verpflichtung wegen des Gutes 

tr. Komeiſtadt gegenüber vom Jahre 1550 im Rathsarchiv) — daß ie 
Fweın Malter Feldes in Strehlener Flur, dann die Neider Wieſen und 1 Pflugs 
te in Streblen, jammt dem Erbgerichte und Hilfe iiber die Tienjte anweiſen jollen, 
ich mich darüber mit gemeldeten Rothe verglichen, day ıd) nicht alleine auf demjelben 
madltuden) fondern auch denen Gütern, die ich und mein liebes Weib jeelig, in ihrem 
ühbilbe gehabt und ich igo nodı habe, von ihren Fleiſchern, den Yeuten zu Strehlen 
) anderen mit der Hütung und Trift verihont werden jollen, und ob fie jid) das 
erRäuden, joll ich fie darunı zu pfänden und meines Gefallens zu ſtrafen haben u ſ. w.“ 
9%) Bon Bedeutung wer hierbei die endlid) erfolgte Eintauſchung des bijchöflihen Anıtes 
pen gegen das Anıt Diüihlberg (vergl. 5.329). Der Biſchof kam LötY jelber nad) Dresden 
Jeitete am 27. Juni Bericht auf alle vom Churfürſten erfauften Beſitzungen ſoweit 
"(wie zum Theil Oſtra und Briesmiß) dem Bisthume untergeordnet geweſen waren. 
“e) Berge. Mehner!s Ditra S 25 flg. Die „Miscellaneen“ jagen: „Anno Do— 

1569 warb gan Oſtrau aufgelaufit, abgebrochen, die Leute gegen Leubnitz und 
rg verwieſen und alle ihre Güther zum Schlohforwerge neichlagen und eine Flur 


icht.“ 


= 9 u. —— 
u 

Fr 5 ER a ia 

ve. Dr a a EA Ze yws® 


u ei *C — wr.- Pe TE * 


en a er hr © 
w nun tn ne in * 
— — 
u un a u an u Zu 2 a 





— 335 — 


e im m ven Stäpten, jondern aud auf dem Lande, über 'beren 
Kehtung d Kirhjenorbnung von 1580- forgfame Weiſungen ertheilte. 
’e —e für Kunſt und Wiſſenſchaft gewirkt, davon geben ferner 
n gen lebendiges Zeugniß, die Dresdens Namen mit der Zeit 
ke. mehr verherrlicht Haben, und die himfichtlich ihres Urfprunges zum 
fr Theile auf die Zeit des Churfürften Auguft zurüddeuten, ber durch 
bei feiner Kunſtkammer und der urfprünglidy nur für ben eigenen Ge⸗ 
h:beitimmten Bibliothek wenigſtens die Anregung zu jenem Sammeleifer 
komit feine Nachfolger wetteifernd für Kunjt und Wifjenichaft gewirkt 

: Sogenannte Kunſtkammern, Dealereien und Bilbwerfe, Kunjtgegen- 
„und Merkwürdigkeiten der verſchiedenſten Art enthaltend, waren ſchon 
sjang bes 16: Jahrhunderts fait in allen fürftlihen Schlöffern zu 
" "Bu ber Sammlung, welche Churfürſt Auguſt ſchon in den eriten 
J ‚feiner Regierung im Dresdener Schloffe aus ben vorhandenen Gegen: 
ı bildete und eifrig bereicherte, war ſchon durch ſeine Vorgänger — in 
auf Malerei, joweit diefe damals vertreten war, namentlid wohl durd) 

} Georg, den Gönner des Lucas Cranach — beigetragen worben. 
eich bie Sammlung unter Churfürft Auguſt wurde, wie mannigfaltig 
sichiebenartig ihre Zufammenitellung war, das ergiebt jih aus bem 
zlichen Inventarium, das Churfürſt Ehriſtian 1587 von der Kunft- 
ef „in Ihro churfürſtlicher Gnaden Schloß und Veſtung Dreßden“ 
u ließ, wo dieſe Sammlung mit ihren Schätzen an Kunſtſachen, Na⸗ 
a und technologiſchen Merkwürdigkeiten bereits mehrere Zimmer und 
her füllte. Die von Auguſt angelegte Bibliothek, die, obgleich in ihrem 
noch beſchraͤnki, aber doch ſchon das Vorzüglichſte aus allen Wiſſen— 
enthielt, befand ſich anfänglich wenigſtens zum Theil in Annaburg, 
hielt erit 1586 ihren Pla im Schloſſe. Zu Weck's Zeit befanb ſich 
wfürftliche Bibliothef im dritten Geſchoſſe eines Gebäudes des vorberiten 
einen Schloßhofes. Die nächſten anjehnlihen Bereiherungen gewann 
bliothek durch Erwerbung der Bücherſammlung des gelehrten Meißener 
8 Georg Yabricius (gejt. 1571), des Philipp von Werthern und ber 
berger Profefjoren Friedrich und Chrijtian Taubmann unter Johann 
I. Unter ben SKünitlern, welche unter Auguft namentlih in Dresben 
, iſt außer ven Schon unter Moritz thätigen Gebrübern Tola nament- 
r Haliener Johann Maria Nofeni erwähnenswerth, ver 1574 in jäch- 
Dienfte trat und erjt unter ‘fobann Georg 1616 ſtarb. Er war unter 
n ber „Inventor“ des Marmoraltars der Hofkirche (1606), wo das 
m Bildhauern Walther und Hegewald (1616) errichtete Ecce homo, 

» Borballe bes meitlihen Einganges, jein Andenken verherrlichte. 
#te nit nur als Bildhauer, al8 welcher er auch Schüler bilvete, fon- 
üihnlich wie ber unter Moritz bejchäftigte Italiener Riccini, auch als 
iſter. Als jolchen bezeichnete ihn auch fein Epitaphium. Namentlich 
iizte er aber auch den Churfürſt Auguſt, zugleich mit David Hirſch— 
bei Anlegung feiner Mineralienfammlung durch Aufjuhung von Stein 
Als Baumeiſter wird neben dem Zeug: und Oberbaumeijter Kaspar 
ierand, genannt Voigt, der Graf Rochus Quirinus von Finar genannt, 
69 aus Stalien nad) Sacjen fam und als Ober-Lanpbaumeijter 
ih an ber Fortführung der Dresdener Feitungswerke Theil hatte. 























Dan a NE ———— —* 
































ER u Pre Se 2 ro... “ 


u re a, 











— 9 — 


sig zu ſehen ſind. Das neue Geläute des. Thurmes, womit er ſchon 
deatſomitage des Jahres 1673 eingeweiht wurde, beſtand aus ſechs 
jawovon die erſte 131 Centner, die kleinſte 4 Sentner 81 Pfund weg. 
ibente Slode war von dem früheren zum Theil gänzlich geſchmolzenen 
‚übrig geblieben und. wurde von da an als Sturmglode benukt: 
Samen noch. zwei neue Seigerfchellen, eine größere von 84 Centner 
a teinere von 19%, Centner. Die „metallnen Stüde,” die bei Er- 
„des Thurmed (1582) zur Defenjion der Stabt hinauf georbnet 
‚und. bei dem Brande (1669) ebenfalls gejchmolzen waren, wurden 
ier neue jchöne Feldichlangen erſetzt. Die „Untoften zu dieſem Thurm⸗ 
» ſich allbereit in die 14,000 Gulden erjtreden, hat Gott bis dato 
It bejcheeret,“ jagt die Gedächtnißſchrift des Thurmknopfes von 1674, 
che aus gemeiner Stadt, durch Gottes Segen und jonder Ruhm zu 
treuliche Adminifiration, auch genaue Haushaltung bei leiblichen Zu⸗ 
onſervirtem Aerario ertragen werben koͤnnen und bie Einwohner durch 
mlung einiger Beijteuer oder andere Maßen nicht bejchwert werben 

Während der Regierungszeit des Churfüriten Auguſt gewann bie 
ne auch vielfah an innerem Schmucke. So wurde fie im Sabre 
mt einem jchönen, von weißem Sanbjtein erbauten und alabajterartig 
u Altar gejchmüdt, deſſen Säulen und Simswert mit Jaspis, Achat 
erlei Marmor ausgelegt waren. Von ſeinen Bildwerken zeigte das 
vie Juden beim Oſterlamm, im mittleren Theile war das Abendmahl 
üt, „in ziemlich großen Figuren trefflich ausgehauen;“ am oberen 
erhob ſich ein großes Grucifir, zu deilen beiden Seiten zwei große 
t Zafeln eingemauert waren, welche Bibeljprühe in golbenen Leitern 
n; zu alleroberft war bes Herrn Auferftehung. Die Kirche verbantte 
Altar, ber fih an Stelle des früheren Meineren, in bem 25 Ellen 
und 22 öEllen breiten Ghore befand, einem Vermäachtniß des Grafen 
n VII. von Oldenburg und Delmenhorft, welcher am 6. Auguft 1570 
sben verftorben war und dem neben dem Altar ein marmorjteinern 
il mil jeinem Inieenden Gonterfei gejeßt wurde. Er gehörte zu ben 
n, weldye in ber Kreuzkirche, bie ſonſt eben nicht zu Begräbniffen 
wurbe, ihre legte Ruheftätte gefunden hatten. Von jeinem Vermädt: 
urbe ferner die Kirche im Jahre 1573 mit neuen hellen Scheiben ver- 
wunentlich im Altar⸗Chore, wo jie ganz mit bunten Glasfenjtern aus: 
war, welche fie bebeutenb verfinjterten. Einige Jahre vorher (1569) 
J "auch einen neuen Taufſtein erhalten und im Jahre 1558 war ihre 
n. Sabre 1513 ſtammende, auf der erit im Sabre 1543 aus Quader⸗ 
erbauten Emporkirche befindlihe Orgel erneuert und vervolllommnet 
; man. bezahlte dafür dem Mei ter 200 Gulden, weldye der Brüden- 
walter halb aus dem Brüdenamte, halb aus der Rathskammer erlegte. 
ach bie Kreuzliche war um bieje Zeit der angemachjenen Bevölkerung 
idt nicht mehr zureichend, ſodaß im Jahre 1559 in ber jeit Erhebung 
uglirhe zur Hauptficche faſt nur noch ale Begräbnißkapelle benutzten 
rauenkirche mit Sonntag Judica wieder ein vollſtändiger Gottes⸗ 
nit Communion eingerichtet werden mußte.*) In bie Zeit des Chur- 


nm — 


Siehe ©. 287; Bed ©. 248 und 312. 


u SE Wa WW ne 








Waſſer in die Schloßkeller dringe oder fonft an den Gebäuben gro 
Schaden thue. Da man nun Dresnen „für der Zeit“ für die jauberft 
Stapt gehalten und jie ihrer Neinlichfeit wegen nicht wenig gerübmt 5 
jo joflte den Bürgern ernftlich befohlen werden, daß innerhalb einer gewiff 
Friſt alle Mifthaufen u. |. w. an die bierzu angewiefenen Plätze abgefüß 
würden, daß fortan Niemand mehr Kehricht und anderen Unflath in d 
Kaitzbach werfe und Jeder wenigjtens einmal wöchentlih vor feiner Th 
jauber Tehren und den Koth binwegführen lafje; ferner follte der Rath 
aufs förderlichſte Darauf bedacht ſein, „den neuen Markt und die neue Ga 
(vor dem ehemaligen Frauenthore) pflaſtern und das Pflaſter an der Kaitzb 
beim Taſchenberge und an der kleinen Brüdergaſſe erhöhen zu laſſen. 
Reinlichkeit der Straßen, doppelt nothwendig in einer Zeit, wo. Seuchen di 
immer wiederkehrendes Uebel waren, iſt überdies Gegenjtand mehrfach wieden 
holter Befehle, m Intereſſe der jtäbtijchen Geſundheitspflege bandelte a 
der Rath, indem er 1555 darum nachſuchte, daß der Ueberreſt des alten Feſtun 
grabens vom Frauenthore bis an’s Schloß, „um Stanks und Krantbeil 
willen“ ausgefüllt werde. Schon in demjelben Jahre erließ der Churfügk 
von Morisburg aus wiederum ein Reſcript zur Neinlichhaltung der Kattbt 
worauf er im nächjtfolgenden Sabre der Stadt den Worjchlag machte, 
Lockwitzbach in die Kaitzbach und durch die Stadt leiten au laffen, doch Tolle 
die Stabt einen Theil der Koften übernehmen. „Da. die Stadt an ſtattlich 
Gebäuden und Mannſchaft täglich zunehme, aber mit Waſſer und Brum 
in den Gaſſen und auf der Gemeine jo gar nothdürftig und nicht wie 
gebübrte, verſehen jet, jo babe er im Werke, das Waſſer, , Die Lodwiß, ir DR 
Stabt zu führen, damit die Stadt dadurch geſäubert und. die Bürger, % 
deren Häuſern es vorübergehe, Nuben und Bequemlichkeit davon Gabi 
könnten.“ Im Rabre 1557 juchten die Töpfer um Pflafterung hret Saft 
nach und es Wurden ihnen dazu Steine und Sand zugejagt; Dagegi 
wurde im Jahre 1558 vom Shurfürften befoblen, das Pflaſter in der ganze 
Stabt in's Gleichgewicht zu bringen, ſodaß alle Gaſſen ſoweit als moͤglit 
in gleicher Waage ſtänden und bei Feuersnöthen die Kaitzbach allentbalbt 
bingeleitet werden Fönnte*) Die Stadt jollte daber des gemeinen Bell 
wegen die ziemlich anjehnlicyen Kojten, melde das Werk verurjachen. wire 


2 a an y L 1 2 [u 5 m > Ei 2 t L * 












— 3 — 


heit den Weiſungen bes Stadthauptmannes Hauffe zu Folgen.) Im Jahre 
1566, das wegen der herrſchenden Peſt noch mehrere andere Anordnungen 
in Beiveff der Reinhaltung der Straßen und ber Luft brachte, befahl ber 
Gurfürſt von Stolberg aus, verjchiebene Gerinne, welche ſich in den Stabt- 
gaben ergöffen und benjelben verumreinigten, alsbald abzuſchaffen und an 
andere Orte zu führen, währen das Peſtjahr 1568 unter anderen ben für 
bie Bejchaffenheit mancher Häufer bezeichnenden Befehl brachte, daß jeder jein 
Haus mit einer Heimlichkeit (einem Abtritt) verjehen jollte, wenn ev nicht 
wollte, dag ihm das Haus verjchlojien würde. So waren auch bie Zeiten 
ver Gefahr in ihren Geboten und Norjichtsinagregeln immerhin wejentliche 
Forderungsmittel der phyſiſchen Vervollkommnung der Stadt. 

Die der Regierungszeit des Churfürjten Augujt angehörigen bemerfens- 
wertben Nachrichten in Bezug auf die Bejchaffenheit und Entwidelung ber 
inneren Verhältniſſe der Stadt, auf ihre Freiheiten und Gerechtjame, ihre 
kürgerlihen und gewerblichen Zuſtände und das gefelljchaftliche Leben im 
allgemeinen, beginnen, zunächſt die ſtädtiſche Verwaltung betreffend, mit ver 
Regulirung des Neudresdener Weichhildes, „nachdem Churfürſt Moritz das- 
ie einem ebrbaren Rathe und ganzer Commun der Stadt Neuen Dresden 
emweitert und über die zuvorgefegten Rainſteine, ſo des Amts- und der Stadt 
Dbergerichte gejchieden, noch weiter hinaus in's Amt erſtreckt hatte.” Zu: 
Bichit war das neue Weichbild Dresdens von dem Oberhauptmann des 
Regener Kreiſes Ernjt von Miltik, Dr. Georg Kommerjtadt, dem Amts- 
ſhöſſer Ambroſius Erih und dem dhurfürjtlichen Secretär Thomas Nebel, 
Dienstag nah Laurentius (14. Auguſt) 1554 abgegangen und abgegrenzt 
worden. Dann erhielt Ambrofius Grich den Hurfürjtlichen Befehl (Drespen, 
10, December 1554), ſich mit dem Rathe zu vergleichen und ſolches Weichbild 
afteinen und abmahlen zu lajjen, damit Irrungen vermieden würden. Hier: 
mf folgte viefe anbefohlene Ueberweiſung und Mahlſteinſetzung am Dienstag 
ah Duajimodogeniti 1555 dur) Ambrojius Erich), wobei nicht nur der Rath 
mh Martin Heußler, Michel Weidlih, Georg Rüger, Melchior Troit, 
Faul Behr und den Oberjtadtfchreiber Michel Weiße, Jondern auc) die Bürger: 
haft und Gemeine, namentlich die verjchiedenen Innungen durch Zeugen ver- 
teten waren, nämlich die Zuchmacher durch drei Meijter, die Fleiſcher durch 
bier, die Pohgerber durch drei, die Schujter Durch vier, die Schneider eben- 
falls durch vier, die Hüter (Hutmacher) duch zwei, die Büttner durch vier, 
die Kürſchner durch zwei, die Tiſchler durch zwei, die Steinmeßer und Maurer 
durch drei, die Bäder durch vier, die Gürtler durch zwei, die Goldſchmiede 
th zwei (dabei Ehriſtoph Kellerthaler), die Seiler durch zwei, die Huf: 
\ämiede durch zwei, die Peimweber durch drei, die Töpfer durch zwei, die 
Sattler durch zwei Meijter.**) Wie jorgjam der Churfürſt den Rath oder 


* Bon diefem Stadthauptmann Melchior Hauffe erzählen die „Miscellancen,“ da; 
er Eonntag nadı Diargaretha anun 1558 den Bitrgermeijter Jobft Ketwig beim Schüßens 
men in Kaspar Schwabens Hauje, „mit eym Kenleyn geichlagen, weldyer Handel volgen— 

Montags vor die Regierung zu vorhör gefommen in fegenwart beyder Käthe.“ 

*) ‚Ter erfte Steyn ijt geſetzt an der Weyſeritz hinder den VBogeljtangen vff eynem 
üfel, der andere beſſer hinab, der dritte vit eynem Hüfel nahend bey der jteynern 
üfen gerade kegen Yubda vber (vnd domahls den Lübdern angegeiget durch den 

Schdiler, nachdeme jenn guedigfter Herr dem Rath die Gericht vnd Weichbild vbereignet, 
ma? ich nuhn fünfftig vor jelle von dieſen Maliteynen ann bij; hinein in die Stadt 
23 


— — 


die Stadt. in ihren altherkömmlichen oder neuerdings erworbenen Gerechtſamen 


zu ſchützen bereit war, ergiebt ſich zuförderjt aus einer im Jahre 1559 wieber 
bolten Confirmation der Willfiiren, Statuten, Gebräuche und Ordnungen du 
Stabt Dresven,*) und aus mander Entſcheidung zu Gunſten des Raths und 
ver Stadt, wenn der Rath über Verleßung ‚oder Beeinträchtigung  berfümm 
licher Gerechtſamen und Kreibeiten Hagbar wurde, obgleich manche dieſer Ge 
rechtjamen und Privilegien, indem jie immer auf's Neue in Schuß genommen 
und confirmirt werden mußten, jchon dadurch den Beweis hätten Tiefern fünnen; 
wie wenig jie dem Bedürfniß eines freieren Verkehrs gegenüber haltbar waren, 
Sp erfolgte u. a. im Sabre 1% DD an die Schöſſer und Geleitsmänner zu 
Dredben, Pirna und Meien von Seiten des Ehurfürjten der Befehl (Dresden 
25. October), daß jie innerhalb der ihnen untergebenen Aemter den Bauer 
feuten; aud) anderen Hausgenoſſen bei einer namhaften — ernſtlich ge 
bieten. möchten, ih fortan des Worauflaufens auf dem Yande von Bretait 
Felgen, Schinbeln, Sparren, Zimmer- und Bauholz, auch des Einbinden 
und Flößens auf ber Elbe, aljo der Handirung mit Floßwaare, gänzlich au 


— 


enthalten. Die Bauersleute jollten vielmebr jolche Stüde auf die vr 


lichen Wochenmärfte in die Städte führen „und ſonſt ihrer Nabrımg bie 

Aderbaues warten, wie das von Alters bergebracht und ſich Dies nach ihrem 
Herfommen gebührte, Es war jolde Flößung eine jtädtiiche Nahrung um 
der Befehl war der Entſcheid auf eine Klagſchrift der Näthe von Dresbei 
unb Pirna, deren Bejchwerde über dieſe Eingriffe der Bauersleute der Chur 
fürjt nicht unbillig und der gemeinen Yandesordnung angemefjen fand — 
„wie er bemm auf ſolche Landesordnung zu balten und ber Städte Gebeibat 
Nut und Aufnehmen: zu fördern gnädigſt geneigt ſei.“s) Hieran reiben NidE 


auferhalb der Straßen begeben, in des Raths Berichte anzuzeigen). Danach vonn dam 
am zelliſchen Wege anzubeben ſcheidet derjelbe Weg vniers gn. Herrn vnmd bes Hat 
Gerichte vnd ſeynd zum Beugnik ferner der virde Steyn an der Wenjerik, binder ur 
Koppermuhlen, der fünfjte am plammjdien und zelliſchen Krewßwege vnden, der jet 
ober dem Berge an ber plawnſchen —— EN, der jiebend oben am zelliichen Wege bi Y 
Baſtian Kannengießers Nder, der achte an der dippolswaldiſchen Straken vnd ber nenn 
an ber leubniter Strafen gejebet.“ 

*) Es wurde dieſe Willlür madı des Stadtichreibers Michel Weißes Bemerkm 
wenigitens Mittwoch nadı Jacobi Anno 1559 dent Handwerk und der Genreine zum 





[ei 


— 355 — 
einige Beſtätigungen bes dem Rathe zuſtändigen Mein: und Bierzwanges.“) 
Imähit wird in biejer Beziehung berichtet, daß Sonnabend nad) Johannis 
1556 Urban Thomme aus Leitmerig und Hand Bede aus Gommotau vor’m 
henden Rath erichienen jeien und daß ihnen allda auf ihr Bitten der böhmiſche 
Bein, den fie fih auf ber Elbe „mit Kanveln und Fäßlein“ zu verkaufen 
wgemakt und ben der Rath ihnen mweggenommen hatte, aus dem Rathokeller, 
vehin man ihn gebracht, ohne Strafe wieder verabfolgt worden jei, nachdem 
fe mit Handgelöbnig zugejagt, jich Jolchen Feilhabens böhmiſchen Weines 
gänzlich zu enthalten. Durch ſolche Vorfommnijje veranlaßt, folgt ſchon am 
11. Juli desjelben Jahres ein hurfürftlicher Brief, der auf bejonderes An- 
fahen des Raths das alte Vorrecht desjelben in Betreff fremder Weine und 
Biere beitätigt und in Schuß nimmt.**) Da der Rath zu Drespen, heißt es 
in dem Briefe, unter anderem unterthänig babe vorbringen lafien, wie fich 
Biele unterſtaͤnden, rheinifche, böhmische und andere fremde Weine und Biere 
zu Waſſer und zu Lande hierher zu führen, einzulegen und altem Brauche 
weiber zu verpfennigen, und — „weil bieß eine Neuigfeit und vorher nicht 
gemein” — gebeten hätte, ihn deshalb mit gnädigſtem Schuße zu verjehen 
md weil er, dev Ghurfürft, geneigt ſei, diefe und jede andere jeiner Stäbte 
kei ihren erlangten und wohlbergebrachten Freiheiten und Gerechtigfeiten nicht 
kin gnäbiglich bleiben zu laſſen, Jondern vielmehr in ihrem Aufnehmen und 
bedeihen zu fördern und dasjenige, was ihren erlangten Privilegien und 
wehlbergebrachten Bräuchen zumiber, durch fügliche und gebührliche Mittel 
md Wege abzuwenden, und weil ferner den Stäbten an bem Verzapfen des 
Weines und fremden Getränfes, bes ohnedies meijt nur geringen gemeinen 
‚Eintommens wegen, viel gelegen — fo jollte fortan Fein Bürger ohne des 
Raths Vorwiſſen und Erlaubniß rheiniſche, böhmiſche und andere fremde 
Reine einlegen und dieſelben fürder verpfennigen, wo dies aber trotz dieſes 
berbotes geſchehe, da ſollten der Rath und feine Nachkommen Macht haben, 
We Mebertreter in gebührliche Strafe zu nehmen. Würde aber der Rath 
&xem ober dem anderen, wie bisher gebräuchlich gewefen, auf Erfuchen erlauben 
m feiner und der Seinen bochzeitlihen Ehren fremden Wein einzulegen, jo 
ſellie derſelbe doch nicht mehr bejtellen und einlegen „als die Anzahl, die ihm 
er Rath geftattet” und wenn etwas „nah Endung der Wirthichaft" davon 
ibrig bliebe, diejes für fein Haus vollends austrinfen und nichts davon ver- 
fennigen. Doc jollten von dieſem Verbote die churfürftlichen Räthe, Die 
om Adel und andere angejehene Hofdiener und Edelleute, die ihre Mohnung 
a diefer Stabt bätten, nicht berührt werben, vielmehr jollte es benfelben 
eberzeit freiſtehen, rbeiniſche, böhmijche und andere fremde Weine und Getränte 
fr ihren Gebrauch einzulegen, nicht aber davon zu verfaufen und zu ver: 
fennigen. Trotz biefes neuen Verbots war am Johannismarkt des ‚Jahres 
1558 von böhmijchen Weibern abermals Wein an der Elbe Fandelweije 
Ku enmeife) verzapft und ausgejchentt worden. Auch diesmal hatte der 

von feinem Mechte Gebrauch gemacht und den Wein weggenonmten, 
üeferte ihn aber wieder aus, nachdem der Churfürſt auf geſchehene befondere 


— — —— — — — — — — 


*) Vergl. u. a. S. 164 jlg. und 245. 
) Rathöprivilegienbud): — Urkundenbuch giebt (S. 475) einen Auszug 
ieſer Urkunde irrthümlich unter dem Jahre 1550; vergl. Mitller’s Annalen S. 127. 
23 * 


_ — 


erwenhung des Erz herzogs Ferdinand von Oeſterreich, dies gefordert bark, 
Doch eribeilte dev, Kanzler Hieronymus Kiejewetter im Namen bes Churfürjte] 
einen bejonderen Nevers (Dresden, 28. Januar 1508), daß ben Mathe „a 
dieſer Gutwilligkeit“ feine Benachtheiligung ſeiner erlangten, Privilegien — 
wachſen ſollte.“) Ebenſo wurde dem Rathe auch Kinſichtlich des Bierbanſ 
vom Churfürſten dev begehrte Schuß zu Theil. Der Rath hatte ———— 
darum nachgeſucht, ibm ben ſeither üblichen nächtlichen Ausfall zu_geitat 
wie eim jolcher 3. B. noch im „jahre 1556 jtättgefunden batte, „Damit er af 
denen, jo in der Meile Weges gejeffen und fremde Biere einlegten, —35 
oder ſonſt austränken und deſſen nicht berechtigt wären, zur Erhaltung feine L 
Freiheit und Privilegien gebübrliche Widererjtattung bekäme, und biejelben DOM 
ſolchem Fürnehmen, jo gemeiner Stadt zu großem Nachtbeil und Beſchwenn 
gereichte, binfürber abgemiefen werden möchten.“ Dem Churfürſten ſchien 
denn aber doch ſolche Ausfälle mit Recht „aus allerlei erbeblichen Urjacdat 
bedenklich,“ namentlich weil Daraus „viel Unruhe und andere — 
ertolgte;" da er nun aber „ſeiner Untertbanen Aufnehmen und Gebeiben ; 
tördern ſich Ichuldig erkenne, auch ſolches unbefugtes Beginnen der — 5 
und anderer, länger zuzulaſſen ſich nicht gebuͤhre,“ jo übertrug er, den 
orpneten Weg mwählend, bie Beihükung und Aufrechtbaltung des täptifche 
Meilenrechtes, durch einen bejonderen Befehl. (Dresven, den 29, März 156R 
jeinem Dresdener Schöſſer. Derſelbe ſollte „allen denen vom Noel, es jeg 
Schrift⸗ ‚oder Amtsjafjen, Kretzſchmare, auch in allen Dorfichaften, jo in bM 
Meile. Weges gelegen,“ anzeigen. und an des Churfürſten Statt ‚gebieldl 
daß alle in, der Meile Weges gejellene Kretzſchmare und andere, welche ander 
als. Dresdener Bier. einzulegen, zu verzapfen, „oder jonjten — 
nicht befugt wären, ſich der Einlegung fremden Bieres bei einer Strafe U 
zehn ſilbernen Schod enthalten jollten. Bon diefem Strafgelve, Das. unnad 
ſichtlich eingetrieben werden jollte, war die eine Hälfte in’s Amt zu verweiſg 
die andere aber den Rathe zu übergeben. **) Einen. anderen Beleg von, ſen 
jamer Inſchutznahme ver Rechte des Rathes, bietet im Jahre 1560 die Ct 
ſcheidung eines Streites zwilchen dem Rathe und dem Amtsjchöffer Anbroji 
Erich. Letzterer „batte ich unterjtanden,” in des Raths Grbgerichten J 
Loſchwitz den alten Erbrichter „wegen etlicher Verbrechung“ abzujeßen WM 











— 3 — 


dieler ober ein anderer, zu bejtellen und zu bejtätigen,“ worauf ber Ruth 
koch in derjelben Moce die Einjekung eines Erbrichter8 nebjt dem Grb: 
öppen vormahm.*) Un dieje und andere Beltätigungen altherfömmlicher 
echte reiben Sich verfchiedene Krneuerungen und Bonfirmationen älterer 
Ptiſcher Verträge, jo 3. B. 1565 die Beltätigung des Vertrags von 1520 
kihen Dresden und Pirna, wegen Niederlage, Schifffahrt, Wochenmarkt 
id freier Durchfahrt (vergl. S. 246), und die Erneuerung des Dresdener 
wien Geleites in Pirna, indem der Geleitsmann zu Pirna am 20. Juni 1579 
Kan Befehl erhielt, Steine, Eiſen und anderes Material, das „zu gemeiner 
Biobt Gebäuden” nach Dresden geführt würde, binjichtlic) des Geleite® un— 
Klegt und unbejchwert zu laſſen, da ver Rath im feiner wegen des geforderten 
Beleites eingegebenen Klagſchrift dargethan hätte, daß die Stadt, „jo Tange 
Re geitanden,” ihre Bürgerichaft und Einwohner, von alle dem, was an Half, 
keinen u. ſ. w. von Pirna nach Dresven gebracht und zu der Stabt Ge— 
Kuden verbraucht würbe, in das Stabtgeleite zu Pirna nichts gegeben hätten, 
ı jeberzeit freigeblieben wären. Won größerer Michtigfeit war jedoch 
ie Erneuerung des vom Ghurfüriten Morig im Jahre 1553 der Stadt er- 
üten Privilegiums wegen der Freihäuſer.“) Allerdings erfolgte diefe Con— 

ation vom 28. Juni 1H579*°*) erft auf bejonderes Anfuchen des Rathes, 
jachdem der Churfürſt das Haus eines Grafen Bernhard von Harbed in 
Kt Moritzſtraße an der Ecke des Neumarftes, dag Michel Preuß gebaitt 
ind Dr. Curio jeither gehabt, für ein Freihaus erklärt und dadurch ben Rath 
I dem vom Ghurfürjten Morig ertbeilten Privilegium beeinträchtigt hatte, in 
Ahem ausdrücklich verheigen worden war, dag im Stabtweichbilde „fein 
Veohnhaus noch Hofjtätte von gemeinen bürgerlichen Beſchwerden und Bürden 
gezogen und befreit werben ſollte.“ Churfürjt Auguſt erflärte auf bes 
Rıtha Befchwerde, die Befreiung des Hardeck'ſchen Hauſes fei einmal gefchehen 
md fönne füglich nicht zurück genommen werden, doch jollte jie nur eine 
Klönliche jein und bejtätigte dann zugleih das Privilegium von 1553.) 


 *) Miscellaneen. — Ein anderer Wanzleiberehl desjelben Jahres ebenjall® von 
von Bonifau und Ulrich Mordeijen ausgefertigt (23. Aprif) zeigt dagegen, wie des 
üriten Gerechtigkeitsliebe auch unbedeutende Verfügungen des Rathes überwachte. 
Rath hatte nämlich „der theueren ‚Zeit wegen“ die Bejoldung des Unterſtadtſchreibers 
= 10 Bulden erhöht und der Churfürjt verlangte nun, daß den anderen beiden GStadt- 
‚ Michel Weiße und Andreas Ludewig ebenfall3 jedem 10 Gulden „zu ihren 
den Befoldungen“ zugelegt würden Vergl. Haſche 1. S. 310. 
”) 5, Geite 321 Anm. 

€) Driginal im Rathsarchiv; veral. Haſche's Urkundenbuch S. 547. 
7) Nach einer Verordnung vom Jahre 1559 mußte jeder Mdelige, der in Dresden 
a Haus fauite, fünf Gulden ın gemeinen Kajten erlegen. — Wenn man in der „Be— 
Kung“ von Häujern eine „Seringerung“ des gemeinen Weſens der Stadt erfannte und 
korig jenes Privilegium vielleicht wenigſtens zum Theil mit aus Rückſicht auf die durch 
e Beiejtigung der Etat entjtandene Schmälerung „des gemeinen Befiges“ ertheilt hatte, 
mochte der Rath, wie fih aus einer „Beihwerung“ besjelben vom Jahre 1559 zu 
Bent, allerdings Urfache haben, auf Erhaltung derartiger Privilegien bedacht zu 
a, obgleich Churfürſt August bei einer (S. 337) erwähnten Gelegenheit den Bürgern zu 
benfen gegeben, daß ihre Hüufer gerade durch den Feſtungsbau „viel giiltiger und 
diger“ geworden jeien. In jener Beſchwerung heißt e& unter anderem: „Erſtlich hat 
3 gemenyn But abgenommen bei Herkog Georgen, do hat die Feſtunge zu bawen an— 
angen, do der Rath gertten vnd Rewme vmb die Stadt alle müſſen ampfauffen, dar: 
en dem Rathe und Gemeyne alle Rewme eingenommen von der Elben an bil; ans 
iche Thor. — Enne Badttube vorn wilifhen Thor, da eyn Rath wochlih 1 Gulden 









— 358 — 


Fine nicht unwichtige Neuerung bei der ſtädtiſchen Verwaltung brachte Nie! 
Verpachtung des churfürſtlichen „großen Yand» und Waſſergeleites,“ das jet 
ber von dem churfuͤrſtlichen Schöſſer verwaltet worden war, am der Ru 
für 1000 Gulden (350 gute Schock).“) Es erfolgte dieſe Verpachtung am 
3. April 1564 zunächſt auf ſechs Jahre. Der Rath ſollte das gebräudlih 
und gewöhnliche Landsgeleit und den Waſſerzoll nad der dem Pachtbride 
angehängten Geleitsordnung, wie ſolches Herkommen, einnehmen, empfahn 
und zu ſeinem Beſten verwenden, aber in keinerlei Weiſe verringern, ſonden 
dieſe Nutzung in Würden erhalten, darüber aber auch Niemand mit —— 
belegen und beſchweren. Ferner ſollte er ein fleißiges Aufſehen haben, af 
die alten geordneten Straßen gebaut und gehalten, daß Niemand das — 
Geleite und ven Zoll verfahre, vertreibe, verichweige oder ſonſt betrüglid i 
Vortheile gebrauche u, j. w. Wer dabei” betroffen würde, jollte „nad (ik 
legenheit der Verbrechung“ bejtraft werden, auch jollten Amtsjchöffer 
andere Gerichtöberren, wenn jie darum angegangen würden, dem Rathe bie 
behilflich jein. Was von folchen Bergebungen an Strafen einfommen will 
jollte zur Hälfte dem Rathe, zur Hälfte dem churfürjtlichen Amte ober den 
—— zufallen, in deren Gerichten ver Fall vorgefommen. Dani 
auch jolches Seleite in Würden und gutem Stande erhalten würbe und if 
in Abfall Fame, jo jollte der Rath darauf bedacht jein, die Strafen (if 
feine Koſten) in gutem Stande zu erhalten und zu bejjerm Wenn er zu 
ſolcher Beſſerung des Holzes bedürfte, ſo ſollte ihm dasſelbe aus den churfin 
lichen Amtswaldungen ohne Bezahlung geliefert werden.**) Ebenſo wie 
Ehurfürft bei dieſer Verpachtung dem Rathe empfiehlt, Niemand mit d 
Neuerung oder Erböbung des Zolls zu beijchweren, jo batte er awer X Je 
vorher ein Geſuch des Rathes um Erlaubniß zur Erhöhung des — 
Wegegeldes (vergl. S. 201) nur in ſoweit genehmigt, dah er dem Nuke ‘ 


| 
Zink gehabt. — Das Saltzhaws an der Elben. hat dem Rath mehr denn 3000 GL * 


bawen geſtanden, iſt genommen, zugejagte widderſtattunge nicht geſcheen. — Der Schüß 
hof hat mehr denn 2000 @I. geitanden (j. Seite 351). — Das ewandhaws vnd Fieiſe 


bänke bat m die 3000 GI. geitanden, iſt —* nicht awßgebawt. — Daß Ku 
haws bey Ray E Suchen ut des irre gewejen; Des Kg pe Dame auch genomm 
1 De HH —* 8 mer — 31 Hin el; Bla 





4 


— 33 — 


geſtattete, jtatt eines alten Pfennigé zwei neue Pfennige und jtatt eines alten 
fir, einen neuen Pfennig zu nehmen, weil wegen der alten Pfennige und 

, „io nicht mehr ganghaftig,“ allerlei Unrichtigkeit in Erlegung joldyes 

egeldes vorfiele. Doch wollte jih der Churfürjt vorbehalten, auf der 
Beute Klagen und Anjuchen, hierin Weitered zu verfügen.*) Kine andere 
Bepadtung von Seiten des Churfürſten an den Rath „zu Förderung bes 
gemeinen Nußens der Stadt” galt dem See am Jacobs-Hospital vor dem 
Bilsſsdruffer Thore, welchen der Ghurfürit um 1. April 1566, „joweit der: 
wlbe umfangen,” auf achtzehn Jahre an den Rath überließ, ber venjelben 
wen ein in das Fiſchamt zu zablendes Pachtgeld von 20 Gulden mit Fiſchen 
wine Gefallens bejegen und nutzen, aber auf jeine Kojten unverändert er: 
halien und in ſolchem Zuſtande wieder überantworten jolltee Doch wurde 
hieſe Verpachtung jchon zwei jahre nachher von Seiten des Khurfürjten 
weder zurücgenommen, weil er gefunden, „daß dieje Pächte feiner Teiche und 
BVäfjer eglihermapen gemißbraucht würden.” Zeigt ſich auch in diejer Pacht: 
wrüdnabme derfelbe gute Wirth, welchen der Churfürft bei der Verpachtung 
finer Kammergüter zu befunden pflegte, indem er hierbei durch entiprechende 
Borihriften und Bedingungen darauf Bedacht nahm, diejelben durch die Be: 
mizzung nicht ausjaugen und verderben zu laſſen, jo finden wir ihn in anderer 
Beihung dem Dresdener Rathe gegenüber bemüht, feine jtaatswirthichaftlichen 
Srundfäge und Beltrebungen auch bei ven der jtadträthlichen Verwaltung 
miergeorbneten Gütern zur Geltung zu bringen. Hans von Ponifau, der 
Kämmerer, und Barthel Lauterbach, der Yandrentmeijter, hatten auf hurfürit: 
ühen Befehl dem Rathe Ichon mehrmals angedeutet, daß die hurfürftlichen 
dammergüter größeren Nutzens wegen vererbt oder verpacdhtet würden, und 
daR es ſehr zweckmäßig jein würde, die Meder des Materni-Hospitals eben- 
Als zu verpachten, da ſich aus den übergebenen Spitalrechnungen ergebe, 
„wie mit großem Unrathe vajelbit bausgebalten würde.“ Der Rath fand es 
bevenklich, mit diefen Gütern, „die als Alınojen zum Spital verordnet waren,“ 
ine Aenderung vorzunehmen, juchte jich aber in einer Verſammlung beider 
Räte über die Sache zu verjtändigen und berichtete dann an den Churfürften 
(Vonnerstag nad Ejtomihi 1563), daß einige von den Rathsmitgliedern es 
fr gut und nüßlich erachtet, daß die Meder auch fernerhin von zwei oder 
‚wei aus dem Mittel des Rathes von Jahr zu Jahr in Verwaltung und 
Berjorgung genommen werden jollten, weil diefe von den Norfahren „in treuer 
Vehlmeinung als ein Almuß zum Spittal verordneten Güter” als unbeweg— 
‚fh dabei unverändert bleiben müßten und „weil alles, was fahrend, gar 
Kl verrüde und nicht leichtlich wiederum zujammen zu bringen jei.” Der 
wdere Theil des Rathes hatte Dagegen jeinen Entſchluß dahin gerichtet, Die 
Epittel-Aeder zu Maltern oder halben Maltern an die Bürger auf neun 
‚Sabre zu verpachten und zwar gegen ein Pachtgeld von einem Gulden für 
vn Scheffel, damit biervon und von den anderen Sinjen „Die armen Yeute 
m dem Spitale unterhalten, das churfüritliche Jagdgeſchirre beitellet, auch 
mbere Zinjen gegen Meißen, vergleichen ins Kirchenamt und ſonſt deſto befjer 
md reichlicher verrichtet werden könnten.“ Auf diefe Weile würden auch wie 
either die Güter dem Zpitale ungerrüttet bleiben. Damit num dem durch 


*, Tatum viim Honſteyn 25. Maui 1562. 


— 360 — 
| 
pie Kammerräthe an den Ratb gelangten churfürſtlichen Befehle Folge geichebe,‘ | 
auch nichts ohne Vorwiſſen des Churfürſten in's Werk geſetzt werde, ſollte 
der Churfürſt gnädigſt ertlären, was ihm im diefer Sache aefällig. An dem. 
bierauf folgenden Beſcheid (D 'atum Weydenhayn, den lebten Februar 1563) 
jagt der Landesherr, daß er es am zuträglichiten und richtigiten ewachte, biel 
Spital: Meder auf einige Jahre jo hoch als möglidy zu verpacdhten.*) a 
Die polizeilihen Verordnungen und Anordnungen, wontit ber Chur⸗ 
fürſt ſeine Reſidenz bebachte, betrafen, jo weit jie nicht der allgemeinen Landes 
ordnung von 1555 angehörten und bereits erwähnt worden find, oder durc 
vorübergehende Verhältniſſe, wie Feſtlichkeiten oder Mranfheitszeiten und vers | 
gleichen veranlaft wurden, vorzugsweiſe da® geiverbliche Leben und geben) und 
zugleich ein Bild von deſſen damaligem Zuſtande. Es find Verordnungtn 
für den Markt, Fir Bäder und Fleiſcher, Hanbiverfer: und Arbeiter-Taren 
Gaſtgeber-Ordnungen und dergleichen, womit der Churfürft auch im bielen) 
Beziehung feine Sorge für das gemeine Beſte hundgab.**) Die Marti 
ordnung vom Jahre 1570, welche den Preiſen der nöthigſten Lebensbedürſ— 
niſſe ein gewiſſes Maaß geben ſollte, war eine Folge mehrfacher Klagen) üher 
die erhöhten Preiſe der Bedürfniſſe für die tägliche Haushaltung, wem— 
namentlich die Handwerker ihre erhöhten Forderungen fir Waare und Arbte— 
rechtfertigten. Ueber empfindliche Preisſteigerungen von Seiten der Hand 
werfer hatten beſonders Die Hofleute Beſchwerde erhoben, die mit ihren Bet 
joldungen nicht mehr ausreichen wollten. In Folge diefer Klagen batte bie 
Regierung am 29. Juli 1569 zunächit Bericht ımd Gutachten über Urjahen“ 
und mögliche Abhilfmittel ſolcher Webelitände eingefordert. Die Weberjichten 
welche hierauf die Tuchmacher, Schneider, Lohgerber, Schuhmacher, Tijcdler 
Büttner, Niemer, Kürſchner, Schmiede, Schloffer, Yeinmeber, Fleiſcher, Bäder) 
Töpfer, Büchfen: und Ubrmacer von den gejtiegenen Preifen ihres Arbeitet 
matertals und der Theuerung ihrer Lebensbedürfniſſe einreichten, ſchienen all 
dings ibre Preisiteigerungen zu rechtfertigen, wenn Damit much die Maßregt 
der polizeilichen Beſtimmung angemefjener Taxen nidyt überflüſſig gemadıt 
wide, So erflärten unter anderen die Tuchmacher: die Wolle babe frühe 
1?/s: Thaler, die beite 2 Thaler gekoſtet, jet koſte ſie 3 Gulden, der Kl 
aid, müber O—10 Gulden, jebt 14 Gulden, 1 Etr, Gallus 10-12, je 


| 





— 361. — 
* 12. Gulden Macherlohn nehmen dürfen, eben jo viel für Hoſen 
zarung/ 


für die Kleidung eines reiſigen Knechtes 14 oder 46 Groſchen; 


Jeit jei- freilich. vorüber; ber Scheffel Korn gelte nicht mehr wie früher 
:1&,-16: und auf’s höchfte 18, fondern 20 Groſchen; vor drei Jahren 
z.sogar: 2 Thaler gegolten; früher fei die Mandel Eier mit einem 


Grofchen bezahlt worden, jetzt müfje man für acht Stüd einen Grofchen: 


sein Butterweden früher 2 Pfennige, jebt 6; eine Klafter Holz fonft 
wichen,  jett 1. Thaler; ein Schod Krautläpfe früher. 3 Groſchen 
18; jetzt 12—14 Groſchen, ein junges Huhn früher 6, jetzt 18 Pfennige, 
te Henne früher einen Groſchen, jetzt für 2 oder 3 Pfennige Zu⸗ 


3: 
Habe früher eine Mahlzeit gegeben; ein Käfenapf voll gebadenen Obſtes 


einen: Pfennig, jet Toftete das Piund 8—10 Pfennige.*) Außerdem: 


i das Macherlohn jett theurer, weil man wegen ber großen und „aus⸗ 
ten” Mufter und Arbeit doppelt jo viele Zeit und Mühe aufwenden: 


Bor Zeiten hätte -man fünf reiſige Knechte Fleiven Fönnen, wo man 
it grohßer Mühe kaum einen Eleiven fürme. Von ben Lohgerbern wurde 
t: ‚eine Kubhaut, vie früher 11—12 Groſchen gegolten, koſtete jebt 
ofchen, daß beite Schaffell früher 3 Grofchen, jest 7, ein Kalbfell 
2 Groſchen, jebt 4—5, ein Scheffel Aſche 2 Groſchen, jebt 8—10, 
heffel Lohe 1”/;, jetzt 4—D Grojchen. Die Schuhmacher. brachten vor: 
riner Schmeer früher 5 Gulden, koſtete jebt 12 Gulden, die Tonne 
ran: früber 6, jet 12 Thaler, ein Pfund Del früher 3, jebt 20 Piennige, 


ück Hanf früher 12, jebt 36 Groſchen. Ein Paar Reititiefel, jo lang: 


::Schenfel,. hätten. vor dreißig Jahren 26-27 Grofchen gefoftet, ein 
Stiefel bis an's Wamms 28 Groſchen, nun aber bie. Kalten aufges 
t, koftete das Paar 2 Gulden, auch zwei alte Schod u. f. w. Es 


4 Meifter, hätten aber nicht alle zu thun. Die Leinweber berichteten: 


und Leinwand würben fuderweife aus bem Rande geführt und auf ben 
n würbe überall gearbeitet. Weißes Garn zu bleichen koſtete für's 
4 Grofchen, für's Stüd zu arbeiten 2 Groſchen. Grobe Sacklein⸗ 
purbe die Ele mit 8 Pfennigen, Handtuchleinen die Elle mit 4 Pfennigen 
meines Hansleinen die Ele mit 1 Grojchen bezahlt. Die Riemer 


n, daß noch zu Zeiten bes Churfüriten Morik die beite Ochſenhaut 


oſchen gekoſtet Habe, während fie jebt mit 3 Gulden bezahlt werben 
bie befte Kubhaut früher 15 —1S Grojchen, jebt 36. Sonft wären 
zaaren befler bezahlt worden: eine Rüſtung für ein Pferd babe früher 
fer gefoftet, jet gäbe man nicht gern 36 Groſchen dafür. Außerdem 
fie ihr Werkzeug von fremden Orten beziehen und Geleit und Fuhr: 
eben. Die Kürfchner klagten, daß fie Otter-, Hamſter⸗ und Nerzfelle 
irben dürften, was bie Fremden und auch die Baretiführer thäten, dieſe 


Die obenerwähnte Marktordnung vom Jahre 1570 ergiebt joigenbe Preistaxe 
lei mittel (vergl. Haſche II. ©. 529): Die Mandel Eier 1 Gr., von 
bis Mitfoiten 18 Pf. ein Pfund Butter 1 Gr., bei den Höden 16 Pf.; ein 
Sped (Bleikgeracicht) 20 Pf. eine alte ge höchſtens 2 Gr., eine junge 1 Gr., 
ns 3 Gr,, eine lebendige Gans 3 Gr. 6 Bi., eine gerupfte und ‚gemäjtete 6 Gr. 
r Tauben 10: Pf. eine Ente 1 Gr. ein Biemer 3 Bf., eine Trofjel oder Amſel 
: bi3 9 Bf., eine Mandel Lerchen 18 Pf. das Pfund Karpfen 1 Gr., ein Pfund 
&r. — Ein Pfund Lichte (24 Lichte mußten ein Pfund wiegen) 2 Gr. _ = 





— 


— 6 


nung innerhalb der Feſtung und Reſidenz wurde übrigens am 25. Janu 
1589 ein beſonderes ziemlich bezeichnendes Mandat erlaſſen, worin es heil, 
daß bin und wieder bei nächtlicher Weile, beſonders in den Wein- und Bir 
häujern ‚und auf den Straßen viel muthwillige und leichtfertige Streiche 
würden und daß, um joldhem Unfuge ermitlich zu ſteuern, in den Langal) 
Sommertagen nach zehn, im Herbſt und Winter nad acht Ubr Niemand ohne 
Picht auf den Straßen jich finden laſſen, noch viel weniger aber „mit viches 
ſchem, gellendem, ungebeurem Gejchrei und Rumor, auch nidyt mit Saitenjpiel! 
umberlaufen ſollte, e8 jeien Yeute von der Hofdienerjchaft, von den Bürgem, 
Ginbeimifche oder Fremde, Die gewöhnliche und ‚ordentlihe Nachtwache war 
zu dieſem Zwecke mit zehn Kuechten aus der. churfürſtlichen Stabtguarvei nen‘ 
jtärtt worden. Daß tro& der Nothwendigkeit, die Wachtdienite ber. wehrbaften 
Bürgerſchaft bon gemietheten Knechten verjeben zu laffen, Die birrgerlict 
Stadtwehr im Verbältnig zu rüber noch immer eine ziemlich auſehnliche war, 
beweilt eine Muſterung,“) die auf Befehl des Churfüriten, vom 17. Kebrua 
1558, am 15. März dieſes Nabres vorgenommen wurde, Es war: bem Chun 
fürjten, wie der Befehl jagt, jerglicher Yäufte wegen daran gelegen, auf ale 
Fälle vorbereitet zu jein und zu erfahren, wie man an, jedem Orte ſein 
Yandes gerüftet und zum. Zuzuge gefakt ſei. Es jollte daher mit Hilfe be 
Feſtungs- und Guardei-Hauptleute, Chriſtoph Zaunmacher und Hans von 
Ghrenitein, die Bürgerjchaft gemuftert und genauer Bericht eingejendet werde 
iwie viele bewehrte Bürger und Einwohner ſich in Dresden befänden und mil 
ein jeder. in den unterſchiedlichen Wehren gerüjtet und gefaßt jei. Die vr 
genommene Mufterung ergab einen Bejtand von 1466 jtreitbaren Männtil 
in Neu: und Altdresden, außer 509 Mann aus den Vorjtädten.**) Dieſch 
Veranlafjung, welde die Mujterung herbeigeführt batte, brachte, am Of 
dienstage besjelben Jahres einen, anderen dhurfürjtliden Befehl, nach weldem 
die Stadt 9030 Scheitel Getreide bis Pfingitem aufjchütten und. in wohlfeila 
Jeiten durch neues erjeßen jollte. Nachdem bei einer jpäter vorgenommen 
Bejichtigung die verlangten Vorrätbe nicht vorgefunden worben waren, F 
folgte im. September 1390 ein geſchärfter Befehl, das Fehlende bei Vers 
meidung einer ‚anjebnlichen Geldjtrafe halb an Korn und halb an Diehl at 
zujchaffen.***) 

nr 









Ray 








— 363 — 


Iren Jweck erreichten, beweilt die Wiederkehr derfelben Erfcheinung und 
a .Berfuche im Sabre 1578, wo der Ehurfürft, wie 1569, den Hand- 
; abermals befahl, in ihren Preisfteigerungen einzuhalten und jie mit 
der Innungsrechte bedrohte. Er habe bisher wegen ber. burdy Miß- 
entſtandenen Theuerung Nachficht geübt, doch wolle er dies bei einge- 
Wodhlfeilheit nicht länger mehr thun. Wie vorher fuchten auch dies⸗ 
’ bwerfer ihre Preije zu rechtfertigen, doch wurden im März 1579 
der Innungen vereidet, richtige und billige Taxen herzuſtellen. 
halten bei dieſer Gelegenheit eine Weberficht über bie in ber Stadt 
nen Handwerker und ver Zahl ihrer Meijter. Es gab 48 Scuiter, 
jmiede, 1 Kreuzſchmied, 36 Kürfchner, 11 Lohgerber, 7 Weißgerber, 
ver, 11 Sattler, 66 Fleiſcher, 3 Täfchner, 8 Beutler, 12 Gürtler, 
vertfeger, 8 Meſſerſchmiede, 97 Leinweber, 5 Wagner und Stellmader, 
chler und Büchſenſchäfter, 1 Sieber, 6 Drechsler, 18 Goldſchmiede, 
elgießer, 2 Rothgießer,“) 4 Kupferſchmiede, 7 Stleinmefjerer, 5 Panzer: 
Blatiner und Polirer, 3 NRingmader, 5 Nabler, 3 Spengler und 
rer, 7 Barbiere, 5 Schwarzfärber, 6 Seiler, 27 Bäder, 5 Buchbinder, 
yoruder, 1 Pergamentmacher und Leimjieder, 12 Tuchmacher, 5 Tuch⸗ 
‚ 8 Hütter (Hutmadyer), 4 Bildhauer, 4 Maler, 20 Maurer und 
der, 6 Steinmeten, 26 Schlofier, 30 Büttner und 1 Papiermacher, 
die Kupferſchmiede, die Plattner, Polirer, Nabler, Klempner und Klein- 
r noch feine beitätigten Innungen bildeten. — Die obenerwähnte Bäder: 
g erfolgte im Jahre 1568; ſie bejtätigte und ergänzte in der Haupt- 
um frühere Beitimmungen biefer Art und jegte die Strafen für Weber: 
ber Geſetze feſt (vergl. S. 243). Für ein Loth zu wenig bes 
briebenen Gewichtes jollte ein Groſchen, für vier Loth zu wenig elf 
en dem Rathe zur Strafe gegeben werben, wo aber fünf, ſechs oder 
doth an Gewicht zu wenig befunden würden, da follte man die Waare 
eiven und ben armen Leuten geben, „dem Verbrecher“ aber das Hand: 
uf einen Monat legen. Die georbneten Bregelbäder (die ſchon um 
tte des Jahrhunderts genannt werben) follten in der Faſtenzeit Bretzeln 
ir einen Pfennig, zwei für einen Pfennig und aud) eine für einen 
g „und ben meilten Theil mit Salz bejprenget“ baden. Was bie 
: und Gaſtgeber anlangte, jo hatte der Churfürft Schon im Jahre 1554 
tent in Drud ergehen lajjen (Dresden, 8. October), wie e8 bie Wirthe 
idten, Tleden und Dörfern mit ihrer Rechnung und den Gäjten, der 
ıg und Zahlung halber, halten jollten. Es jollte jedes Ortes Gerichts- 
huldig fein, jede8 Duarlal an die Raths- und Wirthshäujer öffentlich 
jeinem Siegel anfchlagen zu laſſen, „wie theuer die Wirthe nach Ge- 
it ber Leute und Theuerung oder Wohlfeilheit verjelben Jahreszeit, 
und Mahl, auch Stallmiethe und Rauchfutter, den Gäſten ſtückweiſe 
ten unb von ihnen bezahlt nehmen ſollten.““*) Doch war in Bezug 
resden, das als Nejidenz eine® zahlreichen Zuſpruchs von Fremden ſich 





‚, Am 39. Juli 1557 befahl der Churfürſt, man jollte den Rothgießermeiſter Bauf 
n, vor der Stadt am Jüdenteiche ein Gießjhaus zu bauen (30 Ellen in's Gevierte), 
me Erben vubig in deilen Beſitz lafien, denn es jei der Stadt rühmlich und nüß- 
fe3 und dergleichen Handwerke E rdern. 

) Bergl. Müller’3 Ann. S. 124. 





— 34 — 


erfreute, ein beſonderer churfürſtlicher Befehl erforderlih "geworden, um BitlT 


Grhaltung der beitebenden Gaſthöfe, und womöglich durch Anlegung neuer, 
dem Bedürfniß ber Fremden und Gäſte aller Art Genüge zu thun. Es babe 
ſich ergeben, beikt es * dieſem offnen Briefe des Churfürſten (Dresden, den 
30, December 1556,*) daß bisher in der Stadt Dresden nicht allein etliäk 


Häufer, worin man biebevor Gaſtung gehalten, verkauft worden ſeien und 


die Käufer fernere Gaſtung darin zu balten ſich entſchlagen hätten, jonderk 
daß auch in ſolchen und anderen Häuſern die Stallungen abgetban und 
Gärten, Badeltuben, Malzbäufer und‘ bergleiden daraus aemadıt worden 


wären. Wenn dem nicht zeitig vorgebeugt würde, jo würden mit ber Ja 


aud, andere Gajtböfe am Markte unb in ven Safien ausgekauft und ver 
ändert werden und die Herbergen und Stallungen darin mie in andern 
Häuſern ganz und gar abgehen, ſo daß es in fünftiger Seit den churfürſt 
lichen Gälten („unjern Heren und freunden, die zu ums anbero kommen“ 
ven Botfchaftern, „mie auch dem wandernden Manne“ am guter bequemer 
Herberge, für Landtage und dergleichen aber, wie fir Kriegsläufte („melde 
doch Gott gnädiglich verbüten wolle”) an Stalfungen mangeln werde. Dr 


num aber in Dresden vor Mlters und bisher ein Hoflager gehalten, und die: 


Stabt aud bevor mit guten bequemen Herbergen verfeben geweſen jei, je 
erfordere es Die Nothdurft, daß nicht nur die ordentlichen Gajtböfe in MWirdet 
und Weſen erbalten, jondern daß derjelben noch mehrere eingerichtet, audı me 
anderen Häufern, jomeit es jich thun ließe, Stallungen erbaut würden. DE 
nun der Hatb in Folge der ihm anheimgegebenen Erwägung webeten baßt,. 
vaß der Churfürſt die jetzt beſtehenden Gaſthöfe für Erbaaftböfe erkläre i 

veshalb die gebührliche Verordnung erlaffe, jo jollte mit biefem Briefe verZ 
ordnet und befohlen werden, daß die vier Gaftböfe am Markte, „als Mr 
Kımadtin, Schwertfeger’s, Mor aenitern und Küchler's Gaſthof, und die "andere 
Gaſthöfe in den Gaſſen, als Greiff's, Fuchſens und Frieſens,“ fortan Gaſt 
höfe ſein und bleiben ſollten. Wenn einer von denſelben verkauft oder ver 
taufcht würde, fo follte der Käufer oder Tauſcher fchuldig fein, Gaftung I 
halten, „ibm auch anderer Geftalt nidyt verkauft noch vom Mathe aeliehei 
werden — barauf denn der Rath würde Achtung au geben wiſſen.“ Daneheit 
jollte der Matb auch fürberli berumgeben und Be eſichtigung halten, wa it 





— 360 — 


wiederholte eine Beſtimmung vom Jahre 1577, welche dem Rathe aufgab, 
ne angefommenen Fremden beim Hausmarſchall ſchriftlich anzuzeigen, Be: 
tinmungen, welche zum Theil durch die berrichende Peſtgefahr veranlapt 
rben. Dagegen galt eine andere polizeiliche Anorpnung vom Jahre 1583 
er Säuberung der Stadt von berrenlojen Knechten und liederlichem Geſindel. 
% jollten zu dieſem Zwecke unvermuthete Hausſuchungen vorgenommen 
ſerden, und es fanden jich bei Ausführung diejes Befehles in Alt: und 
tubresden über 500 Perſonen, die der Ausweiſung unterlagen. Pod) 
mige andere hier zu erwähnende polizeiliche Anordnungen und Maßregeln 
Mähren uns einen Blick auf gewiſſe Schattenjeiten des jittlichen Lebens. 
tachdem im März des Jahres 1555 einige und zwanzig Perſonen zu Alt 
töden nächtlichen Unfuges wegen, namentlicdy weil jie gewettet, wer am bef- 
igſten fluchen könnte, gefänglich eingezogen und nach Verdienſt mit Gefängniß, 
jerweilung aus ber Stabt und mit dem Halseiſen unnachlichtlich beitraft worden 
ren, forderten im nächſten jahre die churfürftlihen Räthe Bericht über 
wen Ähnlichen Unfug in Altdresden, nämlich über jogenannte Schwert- und 
Inhttänzer, „pie bei Nacht in Hemden oder ganz nadend auf dem Kirchhofe 
m die Kirche getanzt haben jollten.”*) Im Sabre 1571 wurde zur Auf: 
hihaltung der nächtlichen Ruhe und Ordnung und zur Verhütung nächt- 
hen Fiedelns, Schreiens und Tumultirens auf den Straßen ein Nacht— 
ter mit ſechs Wächtern bejtellt, welche derartige Ruheſtörer verhaften und 
re Lärm-Inſtrumente zerjchlagen, auch die Tänze auf dem Rathhauſe über- 
achen jollten. Bei den Tänzen auf dem Rathhaufe, die noch von manchen 
ner anjtößigen Bräuche, welche derartigen Vergnügungen jener Zeit eigen 
aren, begleitet gewejen zu jein jcheinen, jollten die Nachtrichter mit dem 
üttel und zwei Knechten zugegen jein und diejenigen, welche den Lanz 
icht ordentlich und gebührlich hielten, bei den Anderen einjprängen oder id) 
nit unanjtandig aufführten, verhaften und bis auf weitere Anordnungen des 
stadtrichter8 in Gemwahrjam halten. wei Jahre jpäter (1513) wurde dieje 
tachtwachordnung verbejjert und die Zahl der Wächter vermehrt; ſie jollten 
n Sommer um 9, im Winter um 8 Uhr Abends ihren Dienjt beginnen. 
wähnenswerth ijt endlich beim jahre 1542 eine neue Feuer-Ordnung, nach— 
em den Thürmern im Sabre 190% befohlen worden war, nicht cher zu 
üürmen, als bis ſie Feuer jähen, und dabei am Tage eine votbe Fahne, 
ei Nacht eine Laterne auszuſtecken und mit der Trompete anzujchlagen.**) 
Unter den außerordentlichen Ereigniffen, von welchen die Stadt wäh: 
md der dreiunddreißigjährigen Regierungszeit des Churfürjten Auguſt berührt 


*) Vergl. Wed ©. 5tl. 

*, Bergl. S. 251. — Wed berichtet (S. 524) nur von drei bedeutenden Feuern 
Abrend der Regierungszeit des Churfürften Auguſt. Im Sahre 1555, Montage vor 
Rariä Himmelfahrt, brannte das Hofmalzhaus, wobei die Sopbienfirche in großer Gefahr 
om: „13535 am Tage Mariü Himmelfahrt abends 8 Uhr iſt im Malzhauſe zu Hofe 
m Feuer aufgegangen, das bis zum 1 Uhr gewährt und große Mühe erfordert julches 
ı bämpfen;“ Tienstag nad) Allerheiligen 1560 entjtand in den von der damals in 
reöden bejindlihen Königin von Dänemark bewohnten Zimmern des Schloſſes ein 
wer, welches großen Schreden verurſachte und nur mit Mühe gelöfcht wurde. Die 
Twittivete Königin Dorothea von Dänemark jtand am 3. November 1560 bei dem am 
. October geborenen jechsten Prinzen des Ehurfürjten, dem Herzog Chrijtian, nach: 
aligen Churfürften, zugleich mit dem Markgrafen Johann Georg von Brandenburg und 
m Eanzler Hans von Bonifau, Gevatter. 





- 390 — 


ſtand das alte Sprüchwort: „Ach Herre, Lieber Herre ſchreibt, daß Ihr ba 
der Pfarre bleibt“ — mit welchen Worten der Pfarrer zu Döhlen, Barikıl 
Künzelmann, von jeiner Frau zur. Unterjchrift ermahnt worden; ſein jollie 
Vergeblich hatten die Geiltlichen der Diöceſe Pirna’ den: Ghurfürjten, als & 
ihre Stadt bejucht, fußfällig gebeten, feine Veränderung der Kichengebräude 
vorzunebmen und namentlich nicht durch Abichaftung des Erorciemus uf 
Calvinismus entichieden zu begünitigen. Gerade dieſer reformateriiche Kim 
griff in das ortbodore Yutbertbum war es namentlich, der auch das Volk au 
lebhafterem Antbeil an diejen theologiſchen Streitigkeiten anregte und bei: ihm 
auf heftigen zum Theil tbätlichen. Widerſtand ſtieß. Diejenigen, welche bie 
Mustreibung des böjen Geiſtes nicht entbehren zu Eönnen ‘glaubten, Lienen 
ibre Kinder lieber ungetauft, oder jchafften, fie nach anderen Orten, unit 
mit dem Erorcismus taufen zu laffen.*) Hier und da fam es zu öffentlichen 
Unruhen. Als 3. B. der Dresdener Hofprediger Salmutb und Gundermann 
Paſtor an. der Yeipziger Thomaskirche, zu Zeit mit: den Getitlichen egal 
Abſchaffung des Grorcismus verbandelten, mußten ſie jidh, weil, ein Aufitond 
brobte, dur die Flucht retten; und in Dresden hatte ein Bürger und Fleiſc— 
hacker ſich nicht geſcheut, „als man jein neugebornes Kind, zur Taufe 1 
tragen, dem Proceß mit bewehrter Hand zu folgen und gegen dem. Pride 
jich mit boben Vermeſſungen vernehmen zu laſſen, daß wofern er. den Täut 
ling nicht mit Beibehaltung des Grorcismus taufte, er ihm den Kopf vom 
Taufſtein entaweilpalten wollte — worauf der Täufer dermaßen in die Furdk 
gebracht, das er ſich nad dem Begehren requliren müſſen.“ Noch beitige 
natürlich äußerte jich der lange, unterdrüdte Groll, ala die herrſchende Park 
mit Chriſtian L ihre Stütze verloren batte. Der zum Begräbniß des Chi 
fürſten (24. October 1591) nach Dresden geladene Ausſchuß der Nitterfcuit 
überreichte dem Abminiftrator am Tage zuvor ein Geſuch, dem Kanzler Gr 
das große Siegel zu nehmen, damit dasjelbe bei dem Begräbnik nicht ae 
ihm, jondern von einem Vornehmeren getragen würde.*) Mur unter.t 

Bedingung, daß die Landſchaft auf Anftellung einer, ordentlichen Klage 3 

ven Kanzler bedacht fein jollte, und erit als auch die verwittiwete Chwrfüriit 
Sopbia deſſen Verbaftung forderte, gab der Adminiſtrator ſeine Einwilligun 
und ließ Grell mit jeinen beiden Schreibern, Koblveuter und. Zichammer, iM 





a ns En PL 


—* 4 £ 











— 34 — 


wurde, iſt bereits. früber (S. 292) erwähnt‘ worden. Der Befehl zu diee 
Einräumung war ſchon ım Jahre zuvor ertbeilt worden, der Beauftragte, 
der Zeugmeilter Paul Buchner, hatte aber die Ausführung: vesjelben verzögen 
Der Rath hatte darauf aufmerkſam gemacht, daß die Kirde außer dem Schu 
böden nichts entbielte als einige Weintuffen und Büttnerholz, das im Rufen 
bauje untergebracht werben könnte. Nach dem Bereble von 1595 ſollte hat 
in der Kirche befindliche Boyſalz in Die der Kirche gegenüber befindlic 
Stallung für bie Hoflutichen und Wagenpferde gebracht‘ werden, bis es pr 
jotten wäre, dann aber jollten dieje Ställe abgebrochen und der Ort sum 
Kirchhofe und Begräbniß vollends‘ eingerichtet und die Kirche dem Nalbe 
vollitändig eingeräumt werden. Wis der Rath im: nächiten Jahre um lebe 
laflung eines ihm vorentbaltenen Scuttbovdens der Kirche und um einen mM 
verzinslichen Vorſchuß von 1000 Gulden auf 6 Jahre zum Aushau dt 
Kirche bat, jchlug der Aominiftvator dieſes Geſuch zwar ab, bemilligie 
aber ald Beitrag zu den. Baumaterialien acht Bretbäume zu Sohlſtüc 
acht Balken mweiktännenen Holzes und drei Kiefern zu runden Säulen gegit 
Bezahlung Des halben Wertbes, Noch in demjelben Jahre übernahm jebet 
die Churfürſtin-Wittwe Sopbia den weiteren Nusbau diefer Kirche auf ihr 
eigenen Kojten, nachdem ſie jich diejelbe vom Natbe gegen beabjicdytigte EM 
jchädigung der von bdemjelben bereits aufgewendeten Baukoſten wieder bat 
abtreten lafjjen, morauf am Kobannistage 1602 von den Vberbofpredig 

Polncarp Leyſer Die erjte Predigt darin gehalten wurde. Der Churfürk 
Sophia verdankte das von ibr „wieder zu geiftlichen Nutzen gebrachte Kirdt 
gebäude” aud) den jchönen Wearmoraltar des Johann Maria Nojeni, U 
1606 mit einem Koltenaufwand von 3500 Gulden errichtet wurde (weil 
5. 399). Aud die Frauenkirche, die, wie der Rath auch bei ſein 

Geſuche um Ueberlaffung der Kloſterkirche erwähnt hatte, zu Begräbmilt 
nicht mehr, ausreichte (vergl. S. 292), erfubr im Jahre 1599 eine me 

auch nur unbedeutende Neuerung, indem ver Glockenthurm eine neue Spin 

erhielt, Knopf und Hofe mit Kupfer überzogen und der Knopf vergolit 
wurde.“) Die diefer Nenovation geltende Gedächtnißſchrift nermt ma 
Sclufje des Kabrbunderts zugleich die Namen der Bürgermeijter und ſämm 

licher Rathsperſonen; die Bürgermeiiter waren: Jonas Möſtel (regierenderk 


— 31 — 










ſich hier wie in anderen Orten eine anſteckende Krankheit, die man den „ſpa— 
uiſchen Phips“ oder „Zips“ nannte. Sie begann mit Froſt, Heiſerkeit, 
Kupfiämerz und Herzbeflemmung und währte ungefähr 3—4 Tage; diejenigen, 
Me zur Ader ließen, heißt es, ftarben meiftentheils, die anderen aber nicht. 
Die Krankheit, an welcher in Dresden innerhalb acht Wochen 134 Perjonen 
Barden, jol durch ganz Europa gegangen fein.*) Dann brachte ſchon das 
richſte Jahr eine andere heftige Seuche, die ohne weitere Bezeichnung ein 
Mesmus pestilentialis genannt wird und „muthmaßlich von dem anhaltend 
ten Wetter, fo basjelbe Jahr gemwefen, hergerührt haben mag." **) Hierauf 
Öte die Peſt mit kurzen Unterbredhungen, bald mehr, bald weniger heftig, 
zum Sabre 1586. Im Jahre 1582 wüthete fie namentlih in Böhmen 
fom von bort aus auch nad) Dresden, wo jie vom Juli an ziemlich 
ſänf Monate lang anbielt; im September wurde eine Peſtordnung befannt 
dt und u. A. zur Verhütung fernerer Gefahr verboten, irgend welde 
‚Begenftände, die zu Waſſer oder zu Yande aus Böhmen gebracht würden, 
‚Wer zu verfaufen. Im Jahre 1583 jtarben in Dresden 359 Perjonen an 
dar Veit, im folgenden Jahre 470; am beftigjten aber herrichte jie 1585, 
we innerhalb eines halben Jahres 1209 Perſonen binweggerafft wurben. 
Altdresden, das namentlich heimgejucht war, blieb zwanzig Wochen lang, Bis 
pen 2. December, gänzlich geſperrt. Unter den Opfern befand jich auch die 
Burfürftin Anna, die am 1. October, während der Churfürſt, der in Dresden 
kerrihenden Peſt wegen, auf Rath der Aerzte jeinen Aufenthalt im Schlofje 
W Coldis genommen hatte, Abends 7 Uhr im 53. Jahre verſchied. Als 
während ihres längeren Krankenlagers in ben Stirchen für fie gebetet werben 
hlte, befahl die fromme Fürſtin, daß es nur mit den Morten gefchehe: „Es 
wird begehret, ein gemein chriftlich Gebet zu thun für eine arme Sünberin, 
een Sterbeitündlein vorhanden ijt.“***) Much noch im Jahre 1586 herrſchte 
ber dem Waterni-Ho3pital — „deſſen Fundation und Gtiftung man eigentlid nicht 
je — dem Sacob3ho&pital und dem „vor wenig Jahren“ vom Nathe erfauiten 
auſe auf der Zahnsgiſſe, das zur Wohnung für den Piaconus, Balbier, Wehmutter, 
kträger und andere in GSterbengzeiten nöthige Perjonen diente — das „vor zwölf 
ihren“ (aljo 1568) neuerbaute Beitilenzhaus bei St. Bartholomäi genannt, in deſſen 
ihe noch drei andere Ho3pitäler ſich befanden, nämlich das Srangöler-Hauß, da8 Haus 
e die Ausjägigen und das Siechhaus für arme Dienjtboten, Gejellen und fremde kranke 
nie, item fir Wahnjinnige.. Das wahrſcheinlich 1549—50 erbaute Franzöſer-Haus 
r dem Wilsdruffer Thore — wie Neubert a. a. D. ©. 69 annimmt — anjtatt des 
emaligen obngefähr in der Gegend des jepigen Finanzhauſes befindliden „Brüden- 
fs-Hospitals,“ das bei den Bauveränderungen unter Churfürſt Morig (S 304) 
shrfcheinlich jeinen Platz wechſeln mußte. Das große Lazareth vor dem Wiladruffer 
hore entitand al3 Peſthaus nad Med (S. 287) erit 1586. 
*) Bergl. Wed S. 549. (Müller's Annalen ©. 176; Moller HM. ©. 336 u. a.) 
E3 begann in diejen Jahre eine anhaltende Theuerung; im Sabre zuvor 
tte Waſſermangel geherriht und der Sceffel Korn ftieg ſchon auf drei Gulden. 
**, Die Leiche mwurde folgenden Tages in die Scloßfapelle überführt, wo der 
Aprediger Mirus die Sterbepredigt hielt. Hier wurde fie vier Wocden lang von 
gigen Ndelinen und anderen Hofdienern bewacht und erjt Sonntag am 31. October, 
Kttaga 12 Uhr zu der nady hurfüritlichem Befehl veranjtalteten jtattlihen Todtenjeier 
die Kreuzkirche gebracht, nachdenı am Tage zuvor mit allen Gloden in und außerhalb 
e Stadt von 12—1 Uhr geläutet worden war. Vierundzwanzig vom Adel, welchen 
en jo viele andere Perjonen zum abwechſelnden Tragen zugeordnet waren, erhoben die 
iche in der Schloßfapelle, trugen fie durch's Schloß, „die Gaſſe“ hinauf, über den 
arkt nad) der Kirdye, deren Empore und Chor mit ſchwarzem Tuche befleidet waren, 
f welchem das churſächſiſche und dänishe Wappen prangte. Außer Herzog Chrijtian 


24% 











— 35 — 


Rhein. Auch Johann Georg, Chriſtian's zweiter Sohn, erblicte „im 
denzhauſe“ auf der Kreuzgaſſe beim Salomonisthore am 5. März 1585 
Licht der Melt. Bei der Taufe dieſes Prinzen, am 16., in der Schlop- 
le, waren ald Zeugen eingeladen: der Ghurfürft Johann Georg zu 
idenburg, dejjen Gemahlin Eliſabeth, Joachim Friedrich, Markgraf zu 
idenburg, Adminiftrator des Erzitifte® Magdeburg und jeine Gemahlin 
arina, Heinrich Julius zu Braunfchweig (Biſchof zu Halberſtadt), Herzog 
fgang zu Braunjchweig mit ‚Gemahlin, Herzog Johann Caſimir zu 
ſſen und Eliſabeth Magdalena, Herzogin-Wittwe zu Yiüneburg, von 
ven ber Adminiſtrator und Gemahlin und die Herzogin von YVineburg 
) den Grafen Albreht zu Barby und Adam von Schlieben vertreten 
ven. An die Vermählung des Ehurprinzen Ehriſtian (1532) Enüpfte ſich 
ft die Verlobung der beiden churfürjtlicen Prinzejiinnen Dorothea und 
a, am 9. und 6. Mai 1584. Erſtere wurde dem Herzog (und Bijcher) 
wih ulius zu Braunſchweig und Yeßtere dem Herzog Johann Bajimir 
Sadhjen-Goburg, dem Sohne des gefangenen Johann Friedrich des Mitt: 
ı (und zwar ohne dejjen Vorwiſſen und Verwilligung) ebelich zugejagt, 
bei man allerlei Ergeklichfeiten, namentlich auch eine Bärenhege von ſechs 
den zu ſehen gehabt,“ die wahrscheinlich wie manche andere Hatz dieſer 
auf dem Altmarkte abgehalten wurde. Die legte hervorragende Feſtlichkeit, 
be die Stadt in ber Zeit des Churfürſten Auguſt bewegte, bildete dejjen 
liher Einzug mit jeiner zweiten Gemahlin, der vierzehnjäbrigen Tochter 
Fürſten Joachim Ernſt zu Anhalt, mit weldyer er ſich am 3. Januar 
5, wenige Monate nad) der GKhurfürjtin Anna Tepe, zu Deſſau „mit 
en ‚zeierlichfeiten vermählt hatte. Am +. Januar lieg der Ehurfürjt von 
au aus, wo er feit dem 11. December verweilte, an Statthalter und 
ve in Dresden jchreiben: er gebächte, zu Ehren feiner lieben Gemahlin 
ager, mit jeinen freunden und dem Yandadel in Dresden einen feierlichen 
ug zu balten, da ihm aber berichtet worden, daß im und außer der Stadt 
dresden — in Altdresden durfte der Sterbensgefahr wegen noch Niemand 
eben — nur 1153 Pferde unterzubringen jeien, weil die Bürger umd Die 
Adel, die doch die beiten und vornehmſten Häuſer mit Stallung bätten, 
ide aufzunehmen jich weigerten, jo jollte, damit ibm bieraus Fein Schimpf 
ge, dem Rathe anbefohlen werden, daß er für Unterbringung der Fremden 
ge trage und die Miderjpenjtigen namentlich aufzeichne. Nachdem Das 
utpaar am 10. Januar von Dejjau aufgebrochen, und an dieſem Lage 
Wirtenberg gereijt war, den 11. in Torgau und den 12. in Siebeneichen 
dem churfürſtlichen Stalfmeijter Nicol von Miltitz geraſtet hatte, erfolgte 
nerstag am 13. Januar Heimführung und Einzug in Dresden. Herzog 
ſtian, Herzog Johann Caſimir (dev Nerlobte der Prinzeſſin Anna) und 
og Johann zu Sachſen waren im der Frühe des Tages nach Dresden 
usgeritten und zogen mit dem nach der Stadt beſchiedenen Landadel, 
yer insgeſammt ſchwarze Sammetröcke mit goldenen Ketten und ſchwarz— 
Federn auf braunſchweigiſchen Hüten mug, „in die 400 Pferde ſtark,“ 
Brautpaare entgegen. Der ſtattliche Zug bewegte ſich über die Brücke, 
dort über den Neumarkt, durch die Moritzſtraße, Kreuzgaſſe, über den 
iarkt durch die Schloßgaſſe in's Schloß. Ale die Herrſchaften in ihren 
ächern angelangt, wurden hinter den Schloſſe auf den Wällen über 











— 4 


nötbig befunden würde, jtrenge Belichtigung balten, wie ein Jeder ‚mit Maga 
und Pferden gefaßt wäre, und wer nicht tüchtige Pferde und Wagen batik 
dem ſollte es verboten werden, fürder zu vermietben. Wer Tferbe und Maga 
zu ’ vermieiben bielt, der follte zu jeder Stunde bereit ſein, Meilende J 
befördern, und wer jich beffen ohne erhebliche Urſachen weigerte, der Toll 
dem Ratbe ein jilbernes Schock Strafe zahlen und einen Monat lang 
Kutichenfahren unterlaffen. Für ein Pferd ohne Wagen ſollten nicht m 
ala „fünftehalb“ Grofchen für den Tag Mietbgeld genommen werden; wer 
Magen mit ben. Pferden vermietbet wurde, follte mar für den Wagen 9 
Groſchen nehmen; doch ſollte der halbe Tag für einen ganzen verlohnt werben 
Dem folgen nähere Beitimmungen, was die Kutſcher in den, Herbergen m 
Futter für ihre Pferde zu fordern befugt jein jollten und wie fie jich jelbn 
auf der Reife gegen die Paſſagiere zu verhalten hatten, Damit diejenigen 
die Kutichen bedürften, beißt es ſchließlich, deſto eber gefördert würden, jellt 

die Namen derjenigen, die Kutſchen zu balten pflegten, auf eine Tafel geichrieigl 
und in die Waage gehängt und neben jeden Namen ein Pflöcklein — 
werben. Sobald einer ſeine Kutſche vermiethet batte, ſollte er das Pilödim 
bei ſeinem Namen abbolen, und ſobald ſeine Kutſche zurückgekommen, io 
Plöclein bei jenem Namen wieder anſtecken laffen, „und damit über ei 
Tag nicht verziehen, damit man wiffen möge, welche Kuticher albier jeien, DE 
eines Raths Strafe u. ſ. w.“ — Die erwähnte Marktorbnung*) entim 
ſehr ausführliche Beltimmungen, namentlich zur Beichränfung der, eingeriifene 
Hökerei mit den notbivendigiten Yebensbenürfniffen, und bejtimmt außerbet 
bie Preiſe der Waaren, jomte auch die Yöhne der Handarbeiter, Tagelöbie 
Fuührleute und Boten „mach den Jahrwachs und Kauf ded Kornes, diem 
das Korn das edelſte und fürnehmſte Getreidicht, das fein Menſch entbehmt 
fann und wenn basjelbe im Kaufe fteigt oder fällt, das andere Getreiiik 
andy danach befolget und alje der Menſch und das Vieh nach bemjelben TA 
richten und die Nahrung und Unterhalt ſuchen müſſen.“ Als Urſache J 
neuen Ordnung wird aufgeführet, „daß tn dieſer Stadt und Feſtung Brest 

alles aufs Höchſte geftiegen und jebermann mit Kaufen und Verkaufen. jene 
Gefallens zu leben, Auffäße zu machen, Schinderei und MWucherei zu treibt 
fich gelüſten laſſe, daß wofern dem länger nachgefeben würde, jich Feiner. Mobl 






htr 1 31 


A 5 


u 













11771 ye 11 





— 43 — 


Töstern feine mehr ſich zum Dienſt begeben wollten, jondern jich der Höferei 
mierwaͤnden, alles auf ten Dörfern auffauften und den Bauern zum Aufſatz 
grögjame Anleitung gäben.“ Damit nun zwifchen den Höfern, den Bauern 
Mb anderen fremden Yeuten, welche etwas zu Markte brächten, ein Unterſchied 
[, je jollten die einheimijchen Shöfer auf dem Neumarkte zum Theil in den 
fen bei dem Kirchhofe ber Frauenkirche gegen gebührlichen Zins und bie 
überen ebenfall8 auf dem Neumarfte an einem beitimmten Orte, wovon jie 
keichfalls dem gemeinen Gute etwas zum beiten geben ſollten, und außerdem 
u feinem anderen Orte, Montags und die anderen folgenden Tage feil halten, 
sährend die Bauern und anderen fremden Leute auf dem Altmarkte mit ihren 
Kearen jeil halten jollten, damit jedermann danach jich zu richten wüßte. 
Nie Torfauferei in und außerhalb der Stadt, ſowie in den innerhalb einer 
Reile von der Stadt entfernt liegenden Dörfern jollte den Höfern bei Verlujt 
et Waaren und weiterer unnachlichtiger Bejtrafung verboten fein. ben fo 
venig jollten die Höfer auf freiem Marfte der Bürgerfchaft vorgreifen, ſondern 
ut ihren Einkäufen bis zwijchen elf und zwölf Uhr warten. Gleiche Ver— 
jete galten der Nerabredung mit den Bauern, dem „Ichäblichen und ſchänd— 
üben Entgegenlauf” und ber Haufirung, die ſchon von altersher verboten 
mren. Niemand der in dieſer „zeitung und Stadt oder in den Vorſtädten 
whnte oder jich aufhielt, jollte ſich unterſtehen, diejenigen, die Fiſche, Nögel, 
‚Käſe oder anderes zu Markte brächten, vor den Ihoren oder in ben 
ifien aufzuhalten; nur auf öffentlichem Markte jollte bei Verluſt der Waaren 
Rügehalten werden. Die den Zuwiderhandelnden weggenommenen Waaren 
fiten balb den zu Auffehern verorpneten Perſonen, halb den Spitälern und 
Böulen zufließen. Die Böhmen, welhe Waaren, gleichviel welcher Art, 
ke brachten, batten bei dem geordneten (Seleitsmann und Richter an der 
Ge alsbald jich anzugeben und „vermöge der Stadt Willfür” — d. h. nad 
in Beitimmungen des Stapelrechtes — drei Sonnenfcheine feil zu halten.*) 
Ge diefe drei Sonnenjcheine verfloffen waren, durften jie bei Verluſt ver 
Maren weder an einheimijche noch von anderen Orten berfommende Höfer 
ad Rorauffäufer etwas verkaufen. Da nach dem reife des Getreides Die 
dreiſe aller übrigen Lebensmittel ſowie die Löhne der Arbeiter beſtimmt wurden, 
ſo mußte natürlicher Weiſe dem Getreidehandel ſelber ganz beſondere Auf— 
wertſamkeit zugewendet werden. Es wurden nicht blos die älteren hierauf 
hezüglichen Ordnungen wiederholt, ſondern verſchiedene neue Beſtimmungen 
zugefügt. Alles Landgetreide ſollte auf gewöhnlicher Marktſtelle feilgeboten 
Berden und ſollte, wenn der Markt mit Getreide beſetzt, die Bürgerſchaft zwei 
der drei Stunden im Kaufe einen Vortbeil (ven Vorkauf) baben; bierauf 
often vie Meiſter des Bäckerhandwerkes und dann erjt die Platzbäcker folgen, 
„leineswegs aber vor der Bürgerjchaft zufallen” oder, wie es vielfach Brauch 
&, mit den Bauern die heimliche Nerabredung treffen, vor Ablauf der der 
gerichaft vergönnten Zeit nicht loszuſchlagen. Zu von den Bädern oder 
tzbäckern einer oder mehrere bierbei von den Aufſehern betroffen würden, 
ollten dieſelben zu gebührender erniter Strafe gezogen werden, „daß ſich andere 
ran jcheuen möchten“; wie denn auch fein Fremder am Wochenmarkte Ge— 
abe oder andere Waaren, je lange der Marktwiſch jtände, bei Verluſt Des 
*, Bergl. S. 183. 


26* 


— * Dann fel | PEN | 
- = i 2 ( u | | 
—e—— 





— 458 — 


und und barüber) mit 1 bi 12,, Groſchen bezahlt werden. Tagelöhner 
Danbarbeiter, über weldye gleichermaßen täglich viele Klage eingelaufen 
ba jie das Wolf übertheuerten, jollten von nun an verpflichtet fein, 
Namen bem Marktmeiſter anzugeben, ber gegen eine jährliche Einſchreibe⸗ 
Kon drei Piennigen für den Mann ein Verzeihniß zu führen und 
be mit, Hrgabe der Wohnung der Angemeldeten an der Waage auszu- 
i-hatte. Sämmtliche Tagelöhner und Arbeiter Hatten ſich, ſobald ſie 
bereits in Arbeit jtanden, „allezeit frühmorgens mit Thorjchließen bei 
gnißitrafe, jo es offenbar würde", vor der Waage finden zu laflen und 
dernahme einer Arbeit mit dem feſtgeſetzten Yohne fich zu begnügen, ber 
en.oben angegebenen Kornpreifen (20—50 Groſchen) im Sommer 2 bis 
m Winter 12. —3 Groſchen für den Tag betragen follte. Holzmacher 
für: den. Schragen Holz bei genannten Kornpreifen 6—9 Groſchen, für 
‚Holz. bei. jeder Steigerung einen Groſchen mehr zu verlangen. Für 
ten, die gleichfalls ihre Namen anzugeben hatten, war ein Vohn von 
zu 2.Groſchen 9 Pfennige für die Meile fejtgejeßt. Hinfichtlich der 
r.unb Zimmerleute jollte e8 bei dem alten gejeßten Lohne verbleiben, 
„im Sommer 3 Gr. 6 Pf. für ven Meijter und 3 Gr. für den Gefellen 
S. 321), im Winter 3 Gr. für den Meifter und 2 Gr. 6 Pf. für den 
n,. und jollten fich diejelben ihren „nnungsartifeln gemäß verhalten. Die 
ı.Gandwerker, „allvieweil ihretwegen auch große Klage eingefommen, 
die Leute mit übermäßigen Lohne bejchwerten und überfegten”, wurden 
t, ſich darin zu mäßigen und ſich alſo zu verhalten, daß man nicht 
: ‚gewinne, mit gebührlicher Strafe gegen fie einzufchreiten, während 
na unb anderen Händlern bei ernſter Strafe geboten wurde, richtiges 
t und Maaß zu brauden. „Die Müfjiggänger, Pernbeutter (Bären: 
‚und loſen Buben”, vie feine Herren hatten und dienſtlos waren, nicht 
Schule gingen und kein ehrlich Handwerk lernten, follten weder in ber 
noch in den Vorſtädten jich betreten laſſen und wo fie angetroffen 
, von den Gerichtsbienern alsbald zur gefänglichen Haft gebracht, nach 
miß beitraft und endlich weggefchafft werben. Die Schlußbeitimmung 
ıen Ordnung galt den Kränzelweibern, weldyen wiederholt und jtrenge 
n wurde, mit Gold oder Silber geſchmückte Kränze zu fertigen, womit 
fich. bei Hochzeiten großer Aufwand getrieben wurde, gegen welchen 
die Rathsordnung von 1595 angefämpft hatte. Die Kränzel: 
‚jolien für jeden vergüldeten oder verjilberten Kranz zehn Thaler 
‚geben und da bisweilen vorgegeben wurde, daß die Jungfrauen die 
eten Kränze jelber machten, fo wurden auch dieje vermahnt, ſich deſſen 
alten und wo eine Jungfrau mit vergoldetem oder verfilbertem Kranze 
n würbe, jollte ihr der Kranz von dem Gerichtödiener vom Kopfe 
nen unb fie außerdem noch mit einer Geldſtrafe belegt werden. Diefe 
wdnung von 1603 wurde auch, von Johann Georg I. 1611 auf's Neue 


t. 

n demſelben Jahre, in welchem Churfürſt Chriſtian II. obige Marktordnung 
te, hatte er (am 15. Juli) auf beſonderes Anſuchen des Raths das 
en am 17. Februar 1553 vom Churfürſten Moritz ertheilte Privilegium 
der freien —* und Hofſtätten in ſeinem ganzen Wortlaut wieder 
t. Kine gleiche Beſtätigung wiederholte ſich ebenfalls auf beſonderes 





4 


jerhtzeit ohne Nerringerumg wieder überantworten. „Und weil Wir ihnen 
er Rathe) diefen Schie aus Gnaden und ihrer ohne Das habenden Salz: 

cheit willen zu Aufnehmung ihres gemeinen Gutes bewilligt, ſo ſollen ſie 
kr dieſen Salzhandel gute und fleißige Rechnung führen, diejelbe jährlich 
Nießen und beilegen, auf daß Wir uns, unierer Gelegenheit nach, jeder Zeit 
raus zu erjeben haben mögen, auch ven Ueberſchuß gemeinem Nuß zu Gute 
fe unb anmenben, wie Mir denn zu jolchen Ende Niemand auf der Elbe 
m oder ander Salz, weil e8 bishero nicht bräuchlich gewejen und des Mathe 
igebrachter dr reiheit zuwider, nach Böhmen zu jchiffen gejtatten wollen, dod) 
zunter die Röm. Kaiſerl. Majeität oder andere Fürſten des Neichs, Die ber: 
hen für ihre Hofhaltung bei Uns juchen möchten, ausgenommen und vor 
halten.”*) Dagegen hatte der Rath „wohlbepächtig” zugejagt, für bie 
sung dieſer Salzhandlung dem Ghurfürjten jährlich taujend Gulden Münz 
ihniſcher Mährung, den Gulden zu 21 Jilbernen Groſchen, zu zablen und 
gleich der Hofhaltung des Churfüriten und feiner Brüder das nöthige Salz 
einem Preife von 32 Groſchen für den Scheffel zu liefern. Doch jollten 
churfürſtlichen Kammerrätbe, Hof: und Hausmarſchälle ernjtlich angehalten 
den, bamit unter dem Namen des Ghurfürjten und jeinev Brüder fein 
brauch geübt würde. Diejer Pachteontract vom 1. Januar 1508 wurde 
oh Ihen am 1. uni desjelben Jahres Durch einen neuen Vergleich dahin 
geändert, daß die Pachtzeit jtatt der vorber fejtgefeßten ſechs Jahre nur 
ei Xabre, vom Datum des zweiten Vergleichs an gerechnet („weil dem Rath 
h der Vorrath an Boy ehe nicht überantwortet worden”) dauern ſollte. *x) 
lerdings war der Nutzen, welchen dieſe Verpachtung dem Rathe und feinem 
m Privilegium des Salzfaufes bringen jollte, nicht von langer Dauer, 
m ſchon im nächitfolgenden Jahre wurde von dem Rathe verlangt, daß er 
18 alte Salzfaufprivilegium jelber an den Landesherrn abtreten jollte. In 
ner eriten Erklärung jcheint jich der Rath nicht eben ſehr bereitwillig gezeigt 
‚haben, der landesherrlichen Forderung entgegen zu kommen, in einer zweiten 
er, die, wie ed in der von Herzog Johann Georg in Bertretung jeines 
ruder®, des Churfürſten, ausgefertigten Reſolution heißt, „etwas geziemender“ 
ddie erite abgefaßt war, batte er erklärt, dem Landesherrn das Privilegium 
gen eine jährliche Entſchaͤdigung von 900 Gulden überlaſſen zu wollen. 
erzog Georg giebt in jener Reſolution (vom 18. Mai 1609) in Berreff der 
jorderten Summe dem Rathe zu bedenken, daß wenn derſelbe ſeine Forderung 
it einem angeblich erzielten jährlichen Nutungsertrag von 1000 — 1500 Gulden 
rechtfertigt hätte, ein ſolcher Ueberſchuß wohl nur in den wenigſten Jahren 
rat worden fein würde; dag, wen der Rath wirklich einen jährlichen 
ben und Ueberjchug von der angegebenen Höhe erzielt bätte, Dies vor: 
hmlich durch den Pacht der herrſchaftlichen Salzſiederei geſchehen ſein möchte 
id daß, wenn der nur noch auf zwei Jabre gültige Salzſiedepacht nicht 


neuert werden jollte — „wie denn Die Herrſchaft hierzu keineswegs vers 
figirt jei” — ein jo anfebnlicher Nutzen bedeutend ſich vermindern würde; 
” Bergl. S. 241. 


**) —— des Pachtvertrags vom 1. Januar und des nachrräglichen Vergleichs 
n 1. Juni 1608 im Rathsarchiv: legterer unterzeichnet von Humpert von Qangenn 
» Eiegmund von Berbikdorif. 


— ir 
we en” ch — ug 


ee We 7) 





— 9 — 


cicher ſagerdie Abſicht hatte, zu dem ihm befreundeten Churfürſt Chriſtian 
Deden zu flüchten. Es erfolgte nämlich wegen dieſer von Böhmen 
en Gefahren am 21. April der Befehl, daß jeder ſtreitfähige 
:#&:  dienjtbereit zu halten und für ein Jahr mit Proviant zu ver- 
hatte ‚oder: bie Stabt binnen vier Wochen verlaflen jollte Außerdem 
Sie. Buardei oder Garnifon der Feſtung durch 1000 Mann veritärkt, 
von verſchiedenen Stäbten geitellt am 12. Mai bier eintrafen. und am 
Tage zu Altdresden auf der Möuchswiefe gemujtert wurden, wobei 
ipziger Bürger, ein Kürjchner, durch Unvorjichtigkeit erjchofjen warb. 
14. murde dieſe Verftärkung in die Feſtung gelegt, wo jie an bemjelben 
. den eriten Wachtdienit that und zwei Monate liegen blieb.*) Wie 
ig man ſich ficher fühlte, bewies bie gewaltige Aufregung, welche in ber 
ih, vom 20. zum 21. Mai ein blinder Lärm verurſachte. Einige Schüſſe, 
ber Bürgerwieſe fielen, erregten ben Verdacht, daß ein Feind vor ben 

wu ſei; ed wurde Yärın gejchlagen, mit Musketen in's Feld gejchofjen 
jhen war man im Begriff, mit großem Geſchütz in die Vorſtadt zu 
mund diejelbe in Brand zu ſetzen, als Herzog Johann Georg, der jeine 
in dem fürjtlichen Haufe auf der Kreuzgaſſe (Fraumutterhaus) hatte, 
ni Roöckſicht auf feine Gemahlin (die am 18. Juli einen tobten Prinzen 
): eine ſolche Mebereilung verhinderte. Die ausgeſchickten Noritäbter 
endlich ‚drei Uhrmachergejellen ein, die buch muthwilliges Büchſen⸗ 
ijhießen den Lärm verurfacht hatten und anfänglich nad) Kriegsrecht gehängt 
eben jollten, aber auf vieles Bitten wieber entlajjen wurben.**) In Betreff 
be Dresbener Bürgerwehr, über welche der Churfürft am 21. Januar 1609 
wi; Mönchswieſe in Altorespen befondere Mujterung gehalten hatte, erging 
w:9. Auguft besfelben Jahres der Befehl, daß jie jtatt der langen Rohre 
Rh: Musketen und Bandelier verfehen werben jollte. Die „Langfpießer" 
Ken: gleichförmige Beinkleiver und Schüpenrödlein nad, dem den Schneibern 
Kann Mufter erhalten. Der Brauch, in Zeiten der Gefahr zur Ver: 
gung und Verwahrung ber Hauptfeltung Dresden die wehrhafte Bürger: 
durch Herbeiziehung von bewaffneten Bürgern anderer Städte zu vers 
‚wie e8 im Sabre 1608 geſchehen war, mochte jedoch mit mannigfachen 
Dängeln verbunden jein. Daher ließ der Churfürſt im März bes Nahres 
HEINO den hierzu einberufenen Abgeordneten verjchiedener Städte, worunter 
bauch der Bürgermeifter und Oberjtadtjchreiber von Dresden befanden, die 
Dinheilung machen, bag zur PVertbeidigung der Hauptfejtung eine Anzahl 
nm 500 erfahrenen und geübten Soldaten angenommen und von den be: 
wilden Städten bis zu ihrer Wiederentlaſſung bejoldet werben jollten. 
Ren bat, es bei 300 Mann bewenven zu lajfen, für welche die Städte zu: 
Hat für fünf Jahre 30,000 Gulden bewilligten, doch jollte Dresden des 



















be Beioinerbeführer wurden aber nidyt blos in diejem Privilegium, jondern aud ın 
wahrſcheinlich durch das Herkommen begründeten echte der CEinquartierungs- 
von Seiten des Landesherrn gegen den Bath durch verſchiedene Rejcripte 
1694) in Schutz genommen, während jich noch aus einem Reſeripte von 1702 er: 

kbt, dab höchſten Ortes beichloffen worden war, die Büchſenmeiſter nur aus den un: 
agejejlenen Bürgern zu wählen und damit allen weiteren Ztreit zu jchlichten, du 
e uartierung nur den Angeſeſſenen oblag. 

*) Bed €. 481. 

+) Bergl. Haſche's Diplom. Geſch. III. S. 108. 


PVP HOPE >| ee - 


En 
ui — — 


n Min un! wur v er 





— dil — 


fertigen wollte, . und. worin ‚es heist, Churfürſt Augujt babe das 
ii und,.bie Artollerey. in bie Kloſterkirche verordnet und jie, nach⸗ 

eughaus ‚erbaut worden (vergl. S. 338), zu einem &etreide- und 
Haus zurichten und zu biefem Zwecke unter und über dem Gewölbe 
a nerjeben, die Fenſter herausnehmen und bie Veffnungen ſämmtlich 
An. vermauern lajfen. Das untere Geſchoß jei zum Auffchitten von 
henutzt worden. Als der Rath jie übernommen babe, feien. Thüren 
ter verwültet, die Leichenjteine durch das grobe Geſchütz verwüſtet 
bas. Bonfalz habe vieles zerfrefien. Der Rath hatte die Kirche neu 
nd beißen, und weil jie jehr tief lag, mit 1000 Fudern ausſchütten 
hen, eine Sacrijtei, Schülerhor und Prebigtjtuhl erbauen und 
er. mit neuen Scheiben verjehen laſſen, wozu Katharina von Zabeltitz 
abeth von Schlau, Gejchwilter, 100 Gulden geſchenkt hatten. Der 
echnete feinen Kojtenaufwand auf ziemlich 3000 Gulden. Hatte der: 
e. bei feinem Geſuche um Ueberlajjung der Kirche zunächſt nur bie 
ehabt, jie zum Begräbnißgottesdienſt einzurichten und jtatt ber mit 
ſſen überfüllten rauenficche einen neuen Raum zu gewinnen, fo war 
fürftin Sophia auf Herjtellung eines in jeder Beziehung würdigen 
uſes bedacht gewejen. Der von Johann Maria Noſſeni (1606) 
koſtbare Altar Eojtete allein über 3000 Gulden.“) Auch Churfürſt 
H. nahm jich der Kirche an und verorbnete ſpäter — „ba es ſchade 
nn in berjelben mehr nicht als alfein die Begräbnißpredigt gehalten 
ollte“ — daß die Donnerstags-Predigt, welche bisher der Pfarrer in 
zkirche gehalten, auf Verordnung des Raths in die Sophienfirche ver: 
en möchte, „damit, wenn jeine Hofdiener aus dem Schloſſe und aud) 
uenzunmer dieſe Predigt bejuchen wollten, jie ſolches deſto füglicher 
fönnten;” da ferner fajt durch das ganze Land noch von des hoch⸗ 
m und um bie Kirche Gottes wohlverdienten Dr. Martini Lutheri 
er angeordnet worben, daß ber Katechismus alle Jahre viermal, zum 
in ben Faſten, auf Trinitatis und gegen Michaelis, in acht Predigten, 
hen. bintereinander, für ben gemeinen Mann und die liebe Jugend 
3. und einfältig ausgelegt werde, und aber ſolcher chrüjtlicher .und 
Brauch bisher allhier noch niemals angerichtet geweſen, jo follte von 
in dieſer Kirche des Jahres zweimal eine joldhe Predigt gehalten 
Einer der Hofprediger jollte damit den Anfang machen, dann aber 
Geiſtlichkeit jich vergleichen, wann und von wem ſolche Predigt ge: 
erden jolltee Wenn der Rath jeinen Donnerstags: Gottesdienjt in 
che verlegte, jo jollte ihin das Rathögejtühl einzunehmen und zu ges 
vergönnt bleiben. Mit Nägeln oder Klammern befeltigte Stühle 
rbiefer Kirche, damit den Begräbnijjen fein Hindernig geichehe, nicht 
werden, jondern nur Bänke und Hüßjchen. Unter den Sitzen jollte 
-jchieb gemacht werden, damit an dem einen Orte die churfüritlichen 
td Hofdiener, an dem anderen die Bürger ihren Platz haben fünnten. 
en gewijjen lat in der Kirche haben wollte, jollte für ben Sig 
en geben, damit man, wie auc von dem Erlös für die Begräbnig- 
e Kirche in baulichen Stande erhalten könnte. Endlich ſollten zwei 


. Seite 394. 


— 412 — 


Verjonen von den Kurfürftlichen Hofpredigern mit Vorbewußt..des Churfürſten 
verordnet werden, welche die ganze Kirche in Verwaltung nehmen, auf bus 
Gebäude Achtung geben, das Geld für die Stühle und die Begräbnikpläge 
einnebmen, auf Zinſen auslegen und barüber gehörig Rechnung und Regilte 
führen ſollten. Doc jollten ohne Erlaubniß des Churfürjten oder ohne Vers 
bewußt des Hofpredigers und der verordneten Vorſteher Begräbnigpläge nicht 
ausgegeben werben und wer einen jolchen verlangte, jollte der Kirche dafür 
50 Gulden vergäten: Als die Churfürjtin Sophia durch einen Bejonbeug 
Brief vom 26: Januar 1610 die Kirche und ihre Verwaltung wieder ar den 
Rath abtrat, verband fie dieje Abtretung mit einer Stiftung von 3000 Gulden 
Kapital, deſſen jährliche Zinjen von 150 Gulden vom nächſten »Sophieniag 
an (15. Mai 1610) dem Rathe aus der Rentkammer ‚ausgezahlt‘ werdet 
jollten. Ueber die Verwendung diejer 150 Gulden war jchon vorher zwiſchen 
ber» Churfürſtin und dem Rathe verhandelt worden und erbielt die getrofiem 
Anordnung: durch diejen Brief ibre enbgültige Beſtätigung, Dieſe Jinjen 
jollten in: zwei: gleiche Theile getbeilt und „zu ihrer churfürſtlichen Gnaden 
Gedächtniß“ zur Hälfte dem: Minifterrum, zur Hälfte den Schuldienern Au 
ihrer Bejoldung zugelegt werden. Der Superintendent jollte 20, der Stadt 
prediger, 15 und jeder der vier Diaconen 10 Gulden, der Rector ZU, da 
Superior Id und jeder der vier Gollegen je 10 Gulden erhalten.*): Wamz 
die 3000 Gulden: Kapital ‚ausgezahlt würden, ſo ſollte der Rath viejelbens 
gegen gute Sicherheit wiederum ausleiben und die Zinſen zu gleichem Zwec 
verwenden: Doch ſollten binjichtlich einer ſolchen Abtvagung des Kapital 
weder die Churfürſtin noch ihre Erben: am eine bejtimmte Friſt gebunden jeus 
Dagegen beſtimmte bie Ghurfürjtin ferner, daß in der Sophienkirche — 
Montage früb eine ordentliche Prebigt gehalten und Sonntags vorher ein 
Vesper gefungen werde. Die ‚bauliche Unterbaltung der Kirche jollte ‚won «dem 
Gielde geicheben, das von den Begräbnißitellen einkommen würde, womit aud 
ber Kirchhof zu Begräbniſſen zugurichten war. ; Für eine Begräbnißitelle in 
der. Kirche jollten, wie jchon der Churfürſt angeordnet hatte, DU. Gulbden ee 
legt: werden; ohne Anjeben und Unterjchied der Perfon, und ſollte der Rail 
darauf bedacht jein, etwaige Rückſtände dieſer Art einzutreiben; Denn el 
auch einer. oder der anderen Perſon geitattet worden ſei, die Abrigen im bill 





418 — 


Noffeni ſelber Künftig ohne Entgelt eine Stelle; einräumen, weil ihm 
Shurfäritis ‚wegen beito mehr aufgewendeten Fleißes bei Verferti⸗ 
Alters” aus Gnaden zugejagt hatte. Was von dem durch Verkauf 
bnißſtellen oder der Kirchftühle vereinnahmten Gelde, nach Abzug 
indes zur Srhaltung der Kirche übrig blieb, jollte zur Abtragung 
Infung der zur Heritellung ver Kirche erborgten Summen verwendet 
Vom Mathe verordnete Vorfteher jollten die Einhaltung dieſer An⸗ 
überwachen, die Gebäude in gute Acht nehmen und für rechtzeitige 
von Mängeln forgen. Die Rechnung über Einnahmen und Aus: 
"Kirche follte der Rath, nachdem jie vorher mit Zuziehung des 
nbenten und bes eriten Hofpredigers geprüft worden, in ber Chur⸗ 
nzlei nach Colditz und nad, der Churfürſtin Tode in die hurfürft- 
oßlirche zu Dresden einjchiden.*) Am 4. Januar 1611 befahl ver 
daß im der Sophienkirche ftatt der von der Churfürſtin angeorb: 
ntäglicyen Vesper von den zwei Shofprebigern wechjelöweije eine 
Sonntagspredigt gehalten werde, und zwar zum Andenken an die 
e Errettung aus jener Gefahr, von welcher er mit feinem Bruder 
uni 1602 (ſ. S. 410) auf der Elbe bebroht geweien war. Die 
7 follien dafür vier Schragen Holz jährlich erhalten, welche zur 
ı dem Churfürften gejchenft, zur Hälfte aber vom Rathe bezahlt 
Üten. Der Rath wollte zwar dieſe Leitung von ſich abwenden, 
fein Unvermögen vorſchützte und auf bie bereit aufgewendeten nicht 
ven Baukoſten hinwies, erhielt aber nur die Erlaubniß, den Klingel: 
u berumtragen zu laſſen. Am 17. Februar (Sonntag Reminiscere) 
Hofprediger M. Michael Niederjtätter die erite dieſer fonntäglicdhen 
*2) An der jteinernen Dauer, womit man al8bald den an bie 
‚ Oftfeite der Kirche ſich anſchließenden Fleinen Kirchhof umgab, ent: 
och mehrere jchöne gewölbte Schwibbögen unb über dem 1619 
ı Eingange zu dieſem Kirchhofe prangten das in Stein gehauene 
ven und Chrifti Auferſtehung. — Auch die Dreikönigskirche in 
ı wurde um dieje Zeit in ihrer äußeren Seftalt etwas vervollkommnet, 
n ben alten Thurm derfelben, der urjprünglicy nicht höher war als 
dach und den am 2. Augujt 1608 ein Blitzſchlag bejchäbigt hatte, 
ıd erhöhte. Am 16. October 1609 wurde der Knopf auf bie er: 
ige gejeßt.***) Non den drei Glocken, welche diefer Thurm bis zu 


‘iginal der Urkunde der Ehurfürjtin Sophia vom 26. Januar 1610, die lleber- 
sophientiche an den Nath betreffend, ım Rathsarchiv. (Bergl. Haſche's 
ich ©. 533; Weinart a. a. D. ©. 171 flg.) — Das von der Churfürftin der 
te Kapital von 300 ı Gulden wurde erit am 18. December 1663 von Johann 
ın den Rath ausgezahlt. 

r Hofprediger Niederftätter jtarb 1613 und fand wie mehrere andere Hofprediger 
chumderts (3.8. Bolycarp Xeyjer, geit. 1610, Conrad Blatt, geft. 160%, Paul Jeniſch, 
Mathias Hoe von Hoenegg, geit. 1645, Chriftoph Laurentius, geit. 1668, Jacob 
. 1664 und Balentin Heerbrand, geſt. 1674) jeine Ruheſtätte in der Sophienlirche. 
ed ©. 278 und 537; Hilicher’3 Etwas: Haſche's Topographie I. ©. 716. 
montage (16. Mei) ded Jahres 1608 hatte auc die Sophienfirhe ein ähn- 
U getroffen, indem ein Blikftrahl dad auf dem Giebel befindliche große 
veup fammt der Fahne herabſchlug. Am 20. Auguit 1643 fchlug der Bliß 
m die Sophientirche, zerichmetterte da8 Gewölbe und einige Männeritühle, 
r nicht. ©. Miüller’s Ann. S. 627. 


ZU u zu 
. u “ Da TEE: 


DB 7’ Au kn 
[3 


PT Bw or 20 2 


EEE a MEN EN 
ER u TE 0 
N en a er ee 

a a ne Fe EZ 


— —— 
— * 
— an, — — 





— Mi — 


giſer heliehen worden war — außer. ben abgeſandten Raͤthen der ſäch⸗ 
Haͤuſer, ber. Herzog Caſimir von Coburg, der Markgraf Chriſtian von 
mburg, ber Landgraf Ludwig von Heſſen und der Graf Johann Georg. 
phenzollern, Faiferlicher Reichshofraths-Präfident, nach Dresden kamen; 
Sgejammt einige Wochen hier verjammelt blieben. Bejonders glänzend 
i bie Feſtlichkeiten gewejen zu jein, womit 1609 vie Faſtnacht in 
m. gefeiert wurde. Der Churfürſt empfing bei biejer Gelegenheit als 
den Martgrafen Chrijtian von Brandenburg, die. Herzöge Johann 
r und Johann Ernſt zu Sachſen, jammtlic mit ihren Gemablinnen 
e vermwitiwete Herzogin von Altenburg. Die Zufammenfunft, während 
:"faft jeder Tag feine neuen Ergetzlichkeiten brachte, währte vom 24. 
g. bis zum 13. März, volle achtzehn Tage, „besgleichen vorher des 
uͤcht geſchehen.“ iberg ſchickkte zur Aufwartung, wie Moller's Chronik 
t, 210 ſeiner Bürger in Schützenröcklein von gelbem Tuche mit 
jjn Rautenſtrichlein. Am 27. und 28. Februar und an den erſten vier 
bes. März wurden nad) Wecks Erzählung von jämmtlichen anmwefenden 
ı auf ber im Schloßhofe eingerichteten Rennbahn ſehr ftattliche Ring: 
gehalten, wobei jchöne Aufzüge auf die Bahn famen, „und waren 
hiefe jech8 Tage über 43 zufammen.” Am 5. März (al am Sonn: 
Hiuocavit) wurde in Gegenwart des dhurfürltlichen Hofes und jeiner 
is der Schloßfapelle eine jeither zur Hofdienerſchaft gehörige Türkin 
‚die 24 Pathen hatte und 500 Gulden Beijteuer erhielt. Vom 6. bis 
* fanden auf dem Almarkte verjchiedene Hirſch-, Bären, Schweine-, 
‚„Dachs⸗ und andere Jagden ftatt. Der Hof und feine Säfte zogen 
von, einheimiſchem und fremdem Adel begleitet in allerlei Verkleidungen 
die Straßen, während eine in der Mitte des Zuges ſich beftnbliche 
Reihe von Wagen bie zur Hab beitimmten wilden Beitien enthielt. Der 
war mit Bäumen bejeßt und in den Fenſtern der Häujer jowohl als 
wf den Tribunen über den Bretverfchlägen, womit die Marktzugänge 
f waren, brängte ſich während des Kampfſpiels Kopf an Kopf der 
jrigen Menge. Hierauf wurden noch vier Tage mil allerhand anderen 
heiten zugebracht bis endlich am 13. der Abzug der Gäjte erfolgte.*) 
der Peſt wegen, welche im Juli 1607 die Veranlaffung war, daß 
n Georg’8 Vermählung (f. oben) nah Torgau verlegt wurde, hatte ber 
irit bereit3 un Juni fein Hoflager nad Torgau (und Annaburg) ver: 
om wo es erit im December, nachdem die Sterbensgefahr gewichen war, 
nach Dresden zurüdfehrte.e Schen im Herbſte des vorhergehenden 


ı 
— t — 


Bergl. Abriß und Verzeichniß aller Inventionen und Aufzüge, welche an Faſt⸗ 
609 ‚anf bie im Shlohhnte zu Dresden aufgerichtete Rennbahn gebradjt tvorden ; 
E dur Daniel Bretichneidern, Bürgern und Mahlern zu Dreßden.“ (Sönigl. 
ee.) — Bärenhagen gehörten zu den beliebtejten Quftbarkeiten der damaligen Zeit, 
ın pflegte auf tüchtiges Wild für dergleichen Unterhaltungen zu halten. Am 
tz 1606 3. B. lieh der Churfürjt im Scloßhofe einen Bären heben, der ziemlic) 
‚wog: In den Bärenhäufern und Bärenfängen des Sägerhofeß wurde ftet3 eine 
Bären verwahrt. So ertheilte der Churfürit am 21. Mai 1608 an die in Bor: 
aft verordneten Räthe und Rentmeiſter zu Weimar den Befehl, dem mweimar’ichen 
sifter Wendel Thangel für jeden der von ihm nad) Dresden gejchidten beiden 
‚em alten Herlommen nad)” ein Faß Wein, dad Faß zu u Eimern, verabfolgen 
t. 


— 


. gr a a 
A er 7 


“ Mr WW 
_ “ 


ent 


en FT a BE And 
— ———— — — 
—. ee —— — I — 
ne ZU WE Ey —— 
et An Me er VV——— 
we: * a re er 
1 — — — ec — 
- n a rn 2 See - Pan 





Beine und Biervorräthe der Keller inficirter Häujer zu verforgen haben jollte, 
vähren® das Handwerk, namentlich die jüngeren Meiſter der Anjicht waren, 
u man zu joldyem Gejchäfte die Meifter nicht zwingen könnte oder wenigitens 
icht junge, jondern alte verlebte Meijter zu Pejtbüttnern annehmen jollte 
. E. 307). — Unter anderen unglüdlichen Greignijfen, von welchen bie 
ztadt während Chriſtian's II. Regierungszeit betroffen wurde, ift zunächſt eine 
mersbrunit erwähnendwerth, durch welche das Zeughaus in die größte Ge: 
Wr gerieth, indem am 16. December 1601 durch Verwahrlofung einer Vieh: 
ng das MWagenhaus im Zeughofe, an der hohen Mauer befindlich, welche 
ws Zeughaus von der Stabt trennte, ein Raub ber Flammen wart. Die 
kfahr für das Zeughaus war um jo größer, ba die Leute eine Entzündung 
# darin befindlichen Munition befürchteten und daher zur Rettung nicht 
A Hand anlegen wollten; doc wurde ea glücklicher Weife noch gerettet, 
bgleih unter der vom Winde getriebenen Gluth das Blei in ben Fenſtern 
mol3 und die Fenſterrahmen bereits zu glimmen begannen.”) Aud von 
ser Elbfluth wird beim Jahre 1605 berichtet, welche jo bedeutend war, daß 
ebei Altorespen einen Pfeiler ver Brücke bevedte. Dasjelbe Jahr zeichnete 
& aber auch zugleich durch ein treftliches Gedeihen des Weines und aller 
deren Früchte aus; ein Scheffel Borsborfer Aepfel 3. B. Foftete nicht mehr 
B 5—6 Groſchen und ein Schod Krautlöpfe 3 Grojchen. Dagegen brachte 
w Fahr 1609 eine ziemliche Theuerung, die mit geringer zeitweiliger 
Rivderung bis zum Jahre 1612 anhielt, wo der Scheffel Korn einen reis 
in 3 Thaler 6 Grofchen erreichte.**) - 
Churfürſt Ehriftian II. wegen feiner Gottesfurht und Gutmüthigfeit von 
Inen Zeitgenojjen und Unterthanen gewöhnlich „das fromme Herz“ genannt, 
We noch nicht 28 Jahre alt, als er nach einer noch nicht zehmjährigen 
Bierung am 23. Juni 1611 um 10 Uhr Abends auf feinem Dresdener 
hökefje unerwartet ſtarb. Er hatte nach einem Ringrennen, wobei er 
 erhißt Hatte, einen Starken Falten Trunk Bieres gethban und wurde 
d8 bei der Mahlzeit, die er bei dem Kammerrath und Hofmarihall von 
isdorf einnahm, plöglih vom Schlage gerührt, an welchem er, nachben 
ihn jchnell in's Schloß gebracht, ſchon nah drei Stunden verjichieb. 
darauf, Vormittags 10 Uhr, ertönte eine Stunde lang das Gelänte 
Sloden und die Feſtung blieb big zum 25. Mittags gefchlojjen, wo bie 
ftliche Yeiche mit feierlichen Xrauerprocejje in die mit ſchwarzem Tuche 
idete Schlopfapelle gebradyt wurde. Hier blieb jie, nachdem M. Paul 
ch die Leichenpredigt gehalten, für Jedermann ausgejtellt. Der Bürger: 
Mt warb anbefohlen, daß jie, Männer und Frauen, bie gebührenbe Zeit 
in halber, bei dem eigentlichen Trauerproceffe aber in ganzer Trauer zu 
men hätte. Am +. Auguſt endlich, Mittags um 12 Uhr, nachdem früh 









=) Bergl. ©. 339; Wed S. 52. | 

9) Die —— dieſer Jahre war wenigſtens zum Theil auch Veranlaſſung des 
ſen Apanagen⸗Vergleichs des Churfürſten mit ſeinem Bruder Johann Georg von 
Mai 1611, wodurd) Johann Georg's Apanage von 4. Januar 1605 (18,500 (Sulden 
buiatgelber, 2300 Scheffel Hafer und 200 Schragen Holz u. j. im.) um 150 Scheffel 
zen, 300 Scheffel Korn, 700 Scheffel Hafer, 100 Faß Bier, 30 vierſpännige Fuder 
ſdarunter 10 Fuder von Oſtra) und 200 Schock Stroh vermehrt wurde. Vergl. 
mmlung verm. Nachrichten zur ſächſ. Geſch. IX. S. 326 und Schöttgen's dipl. 
thleſe XI. S. 32. 

27 


een « _ 


5 
ee — —* 


* AL Ed — — N = 


a br — u © Sue 


— — Sie —— . ui We 


4 
„I — uw 2 ee u ne m 


% 
— — Be — * Mar 7 Ei 
— — — — ⸗* u —— 


— —⸗⸗ —— 


Ma 








MpaCEE ſ DURUK Jr TON, UTLYTLIUJICE WULLULI IYUL UIU VUN 
bie Churfürjtin- Wittwe Magdalena Sibylla bis zu ihrem Tode 1659 
te, fait um die Hälfte erweiterte und mit einer bejonveren Stapelle 
ı ließ, welche allerdings erft von Johann Georg II. im Sinne der 
yen Mutter vollendet und 1662 durch eine Predigt des Oberhofpredigers 
Weller von Molödorf eingeweiht wurde. Zwei Tage nach jener Hoch⸗ 
n Erzberzog Marimilian mit anjehnlibem Gefolge in Dresden an, wo 
zum 6. verweilte. — Am 8. März (1612) bielt der Churfürſt feinen 
'andtag zu Torgau, wo namentlich über die Verfafjung bes fogenannten 
jionerwerfes verhandelt und bejchlojjen ward. Es waren über dieſe 
amentlich die Städte betreffende Einrichtung bereits im Jahre 1609 
dlungen gepflogen werben; auch am 3. Deceinber 1610 wurde in 
n eime Verſammlung der Landſchaft abgehalten, die wegen Aufrichtung 
Tenjionerwerfes berathichlagte, da aber gegen die im April 1611 des— 
jangene ſogenannte Defenjioner-Ordnung namentlich von Seiten mehrerer 
brigleiten nachdrückliche Vorjtellungen gemacht worden waren, jo war 
tere Entſcheidung darüber dem Yandtage des nächſten Jahres überlaffen 

Die neue Bewaffnung — der Anfang eines ſtehenden Heeres — 
eine Art Landmiliz, welhe aus den brauchbarſten vorzugsweije von 
:mtern und Städten zu jtellenden Mannſchaften und wohl auch aus 
Landeigenthümern beitand, die nicht zu Mitterdienjten verpflichtet waren. 
wed der Defenjioner war zunächſt Vertbeidigung des inneren Yanbes 
bhilfe der Belältigungen, welche den Untertbanen durch jenes Geſindel 
wurde, das durch das häufige Entlaſſen der Söldnertruppen zu ent 
pflegte. Allerdings ergab jich in der folge von felbft, daß die Wer: 
ıg der Defenjioner zum wirflichen Kriegsdienſte ihre Schwierigkeit hatte 
‚mit dem Uebel des Söldnerweſens, dejfen Organifation ſich im Segen: 
ı der nächiten Zeit immer mehr entwidelte, nicht gejteuert werden konnte. 
‚ die Vertheidigung der eigenen Mauern und des eigenen Heerdes galt, 
ten bie bewaffneten Bürger ihren alten Muth; im offenen Felde war 
egen der Gedanke an die unterbrochene und barniederliegende Berufe: 
it, an die zurückgelaſſenen Weiber und Kinder, was ihre Brauchbarfeit 
ächtigte. Die Zahl der Defeniioner wurde im Jahre 1612 auf unge: 
WI) Mann Beitimmt. Die Koſten der neuen Ginrichtung wurden 
ıtheild auf die Häuſer und Hausgenoſſen vertbeilt, doch erbielten die 
ioner nur wenn fie wirflih im Dienjte waren, cine Bejoldung, die für 
meinen Dann in 4 Groſchen täglich beſtand und bei den (bürgerlichen ı 
m in Mbrehnung gebracht werden konnte. Drei jolche Defenſioner— 


bad u. j. mw., unjer geheimer Rath umd Nanzler, Wolf von Lüttihau zu 
‚ Georg Ulrich von Ende, Hans Adoli Bock zu Klippbaujen, Joachim von Tülau 
pertidgrün und Lieba, Jahn von Tuingenberg zu Wenigenauma, Herr Tavid 
und Herr Joachim Ziegler, beide der Rechten Doetores.“ 


7x 
21 








— 420 — 


fähnlein, das Altvresbener zu 300, das Pirnaifche und das Freiberger jeet 
zu 500 Mann, follten zur Bejagung der Hauptfeitung Dresden verwerke 
werden.*) Die Defenfioner hatten fid) von ‚Zeit zu Zeit zur Mujterung aid 
den biergu in jedem Kreiſe angeoroneten Pläßen einzufinden. Im Jahre 1664 
erhielt das Defenfionerwerf eine Waffen: und Dienftorbnung und im Jull 
1615 war eine große Muſterung bei Mühlberg. Schon diefe Auszüge nel 
den Mujfterpläen waren für die Bürger mit großen Bejchwerden und Opfer 
verbunden, zu welchen der feitgejeßte Dienjtjold natürlicher Weife in — 
Verhältniß ſtehen konnte. Als der Churfürſt bei der Rüſtung im Jahre 16 
im September eine Muſterung der ritterſchaftlichen Compagnien und be 
Defenſionerfähnlein zu Torgau, Leipzig und Chemnitz abbielt) baten ma 
anderen die jreiberger Kaufleute, ibmen wegen der Leipziger Michaelismeift 
eine Vertretung durch Stellvertreter zu geitatten, was ihnen jebody abgejchlagen 
wurde. Bei dem Aufgebot des Yandvolfs im Jabre 1620, wo der Ghurfürt 
mit einem Heere don 15,000 Mann, das theils (bis zu 9000 Mann) ad 
geworbenen Sölbnern, tbeild aus der aufgebotenen Ritterſchaft und bel 
ſtädtiſchen Befenfionertruppen bejtand, in bie Lauſitz einrückte, wurde bageyl 
ben Leipziger Bürgern wegen ber bevoritehenden Michaelisımefle die’ Bet 
günſtigung ertheilt, nur im äußerſten Nothfall ſich marjchfertig zu made 
Doch war auch das Urtheil des damaligen ſächſiſchen Kriegsobriſten W 
von Mansfeld hinſichtlich der Dienſte, welche die Defenſioner bei dert 
lagerung von Bautzen leiſteten, nicht eben günſtig, denn er meldete dem Eh 
fürjten, die Defenſioner taugten nur etwas „auf ihrem eigenen Mifte‘ m 
wenn es das Yand anginge Während ınan bei den im Jahre 1618 prob 
den SKriegögefahren auch in Dresden die Merbetrommeln rührte, wurde bie 
das Defenjtonerwerf zugleich auch für die VBorftädte eingerichtet, wozu 

4. September vier Fahnen ausgegeben maunrden. Dann wurden anı 6. Novenikk 
bie Defenftonerfäbnlein und ein Theil der Ritterſchaft auf der. Mönhswi 
gemujtert, Das Freiberger Defenftonsfähnel hatte im Auguſt 1616 4us 

Dresdener Zeughauſe zum Zwecke einer gleichförmigen Bewaffnung 60 Yan 

fniechtsrüftungen, 50 Kanajpieße, 58 Musfeten mit Puntenfchlöffern m 

10 Hellebarden erhalten. Won dem Altdresbdener „Defenfionsfandel* erfaht 

wir aus einem churfürftlichen Reſeripte vom 23. Juli 1629, daß der M 


ET TTE ET: 











— 1 — 


un; bei Akingügen: fremder Herrſchaften gebraucht, dagegen aber. bie Bürger 
nit:jakchen.. Wachen und :Aufwartungen verſchoni werben follten,” fo war ber 
„sie es in feinem Reſcripte heißt, der Zuverficht, daß die letzteren 
— nicht weigern würden, zur Abtragung jenes Koftenauftiwandes etwas 
Aſutragen: ı ES. jollten demnach von jedem Hauſe in ber Feſtung Dresben 
— *5 — von jedem Haufe in Altdresden ein Gulden drei —** und 
ĩ Vorſtaͤdten achtzehn Groſchen von jedem Hauſe e gegeben werben, während 
a: Samögenoffe in der Stabt mit achtzehn, in Altpresden mit zwölf, in ben 
maädten mit neun Grojchen belajtet werben jolltee Bon jedem Fremden 
5 Möhmen (&yulanten) oder anders woher jollten nah Befinden jeines 
zens anderthalb ober ein Gulden eingeforbert werben; doch follten bie 
klihen Offiziere und Hofbiener, bie feine eigenen Häufer hatten, jowie 
—— Defenſioner ſelber und die ſechzig Artillereisverwandten Bürger 
t:»ebon: beiroffen werben.*) 
si Ein anderes Ergebniß jenes Landtages vom Jahre 1612 war eine neue 
Beligei- und Kleiderorbnung, die ebenfalls ſchon im Jahre 1609 berathen 
amhen war.“) Sie war binfichtlich ihres gemilchten Inhalts mit anderen 
Irtige „&rledigungen” der Landesgebrechen übereinjtimmend und galt 
r.berichiebenen anderen Gegenjtänden vorzugsweife wieder bem Aufwande 
Mleidung, bei Gajtereien, ‚Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbniſſen. 
beſtimmte umjtändlich für die verſchiedenen Stände den Werth ber 
offe. und. jogar Schnitt .und Form der Kleibung, wie frühere Ver- 
F —** dieſer Art, ſowie die Zahl der Tiſche, Säfte und Gerichte bei 
ten, Hochzeiten, Kindtaufen u. ſ. w. Zum Dergleich mit dem, was 
R. 304) aus der Rathsordnung vom „Jahre 1595 mitgetheilt worden iſt, 
auch dieſem intereſſanten Zeugniß der Sittengeſchichte jener Zeit einige 
5**— fie namentlich den Bürger- und Handwerkerſtand berühren, bier 
%.ifinden. So ſollte von nun an derjenige Bürger, ber eine Hochzeit 
Berichten: wollte, ſich jpäteltens einen Tag nach dem eriten Aufgebote, aljo 
deſtens ‚vierzehn Tage nor der Hochzeit bei dem Rathe jeines Ortes an- 
amd von bemfelben vernehmen, wie viele Tiſche einheimiſ her Hoch⸗ 
nach Art feines Standes, feines Amtes und Vermögens und je nad) 
Ih: Die. Freundſchaft des Bräutigams und ber Braut groß und ausgebreitet, 
Iya- erlauben fein würden, „welches denn in allwege auff Erkenntniß und 
ng des Raths jtehen ſoll“. Nachdem ibm eine gewijje Anzahl Tiſche 
wir, Snochzeitgäften vergännt worden, hatte er jeinen Hochzeii- und Bittzettel 
Bsfertigett und ſolchen acht Tage vor der Hochzeit dem Rathe wiederum vor- 
, damit biefer ungefähr überrechnen fonnte, ob die Zahl der einzu: 
- Hoczeitgäfte ber Anzahl der geftatteten Tiſche entjprechend war. 
die Sache in diefer Beziehung in Richtigfeit befunden, dann jollte ber 
zeitzettel auf Befehl des jevesmal regierenden Bürgermeilterd von den 
und Unterjtabtfchreiber auf allen Blättern unterjchrieben werben. Nach 
Zettel allein, nicht aber zugleich nach „Beizetteln” oder auf mündliche 
—— des Dochzeitbeſtellers hatte der Hoczeitbitter — „lintemal an jedem 




























195,9) Bengt ®. 885 und 408; Wed ©. 145 und 488; Moller’3 Wreiberger Ann. 
x: tiger” 8 — Sadjend 11. ©. 139; Miller’3 „Forſchungen auf dem 
2. lief. S. 8 fig; Haſche's Urkundenbud) ©. 606. 
= Ca A Aug. I. 1461. 





— 42 — 


Orte hinfüro zwo oder drei gewiſſe Perſonen hierzu beſtellet werden ſollen“ — 
bie Hochzeitgäſte einzuladen; ſobald er über das Maaß bes unterjchriebenm 
Hochzeitzettels hinausging, hatte er eine unnachſichtliche Strafe von 8 Tagen 
bürgerlichen Gehorfams zu erwarten. Nach vollbrachter Hochzeit ſollte ſich 
berjenige, der jie ausgerichtet hatte, mit dem Hochzeitbitter wieder an Ratböjtelle 
einfinden, wo, beide bei ihren bürgerlichen Pflichten umd an Eidesſtatt u 
melden hatten, dat ie dem Zettel nachgefommen und wie viele Tifche ſie zum 
erſten Niederjigen gejpeiit batten. Auf einen Tiſch jollten nicht mebr ald zehl 
oder zwölf Perjonen gerechnet werden. Fremde, nicht am Orte wohnbait 
Leute aber, die zu Ehren der Braut und des Bräutigams erjchienen;,jelll 
ein jeder nach jeiner Gelegenheit einladen fünnen und jollten Diejelben chi 
jo wenig wie bie zur Dienjtwartung bejtellten Leute in die erlaubte Anzabl 
von Tiſchen mit eingerechnet werden. Auch für den zweiten Hodhzeittag, Du 
jogenannte Nachhochzeit, denn man war mit einem Tage nicht zufrieden, durſt 
die Einladungen nur nad) dem unterjchriebenen Hochzeitzettel erfolgen. Wa 
die vergönnte Anzahl der Tifche, gleichviel ob am erjten oder zweiten  Taxf 
überjchritt, hatte für jede Perjon unweigerlich zwei Gulden zur Strafe 
geben, und wenn berjenige, der die Hochzeit ausgerichtet, und der Hodzak 
bitter vor dem Rathe unrichtige Angaben machten, jo jollte der erſtere, auf 
der für jede Perſon zu zahlenden Strafe von zwei Gulden, mit einer Si 
von DU Gulden belegt werden, währenb es bem Hoczeitbitter für ein Vie 
jahr unterjagt werben jollte, Einladungen zu Mochzeiten oder Begräbniiien fl 
übernehmen. An Gerichten jollten, es modten Früh: oder Abenbhodze 
jein, nicht mebr als fünf, außer Käſe, Kuchen und Obit, aufgetragen we 
(vergl. ©. 355), doch jollte man bet dieſer Anzahl allen unnötbigen Ueh 
fluß und Mißbraud vermeiden und die Schüſſeln nicht mit allerlei Gebrate 
und Fiſchen jo ſehr überbäufen, daß man jie fat nicht tragen könnte: SM 
jichtlich der bei Hochzeiten üblichen Geſchenke wurde angeordnet, daß es 
vornehmen Hochzeiten allein dem Vater, der Mutter, den Brüdern, Schwei 
und Geſchwiſterkindern, ſowie den fremden gejtattet jein jollte, nach ihn 
Gefallen Geſchenke zu geben. Won den übrigen Hochzeitgäften jollte jet 
jeinem Stande und feiner Verwandtnik nach bierin ein joldes Mac ball 
damit durch ſeine Schenkung zu feiner Neuerung Anlaß gegeben würde: DM 


ü 








Pi TIL 











— 425 — 


‚auch theure köſtliche Waaren über Standeögebühr beliebet und 
junb- 3008. ferner: für: Uebermuth, Hoffarth, Schwelgen und Fraß Bei Bet 
— Kindtaufen, Begräbniffen und Gaſtereien verübt würde.“ Die 
ſigung der gegen dieſe Gebrechen bereits beſtehenden Ordnungen 
zum Theil in ber „mit dem herannahenden Ende ber Welt” zunehmenden 
Widerſpenſtigkeit gejucht. Aber bie neue Orbnung bom Jahre 
zlitt: an demſelben Fehler der meilten Polizeigeſetze dieſer Art und jener 
mndem fie ſich mit allzu ſehr in's Einzelne gehenden Beſtimmungen be⸗ 
deren Uebertretung die Macht bes Geſetzgebers kaum zu verhindern ober 
Mübenvachen . vermochte. Auch jie blieb „eine Glode ohne Klöppel“, wie 
Wibamraligen Stände die früheren Landespolizeigejege ihrer mangelhaften Aus⸗ 
Wieso; wegen bezeichnet hatten.“) Schon in ber Lanbtagspropofition vom 
Mrz 1666 klagt der Churfürſt auf’s Neue, „daß faſt zu feiner Seit ber 
— die Ueppigkeit alſo hervorgebrochen und in Kleidung, Fahren, 
und Dienern von Tage zu Tage zugenommen habe als nach — 
vblgemeinten und höchſtnöthigen Ordnungen“, und im Jahre 1673 klagten 
ien Stände ſelber, daß Leute, deren Vorfahren von Stande und Mürden, fo 
unge: fie bei Leibesfräften gewejen, jich nicht gejchent hätten zu Fuße zu gehen, 
ie ichanſten Pferde und fürſtliche Carethen mit fünf bis ſechs und mehreren 
den in koſtbare Livreen gefleiveten Dienern bielten. Die Carethen 
Wen zum Theil dermaßen reichlich vergüldet und beichlagen und mit Bild⸗ 
m Seigwert zugerichtet, daß ber Werth derjelben öfters bis taufend Gulden 
: Kein Schuiter und Schneider wolle mit den Seinen mehr zu Hoch—⸗ 
: umb Kindtaufen erjcheinen, er würde denn mit Carethen geholt und 
kgefüßrt: Es ſei noch in Menſchengedenken, daß 3. B. in Leipzig Teine 
Intsihe . gebräuchlich geweſen, jest wären bafelbft jo viele im Gange, daß 
gen der vielen Carethen und muthigen Pferde bei Gottesdienſt und Meffen 
nicht fortzukommen. Sollte aber einer dem Vaterlande zum Dienft zwei 
efige Pferde oder drei bis vier Musfeten balten, fo würde ihm dies un- 
waglih schwer fallen. Wohl mit Recht aber vergebeng machte die zur 
ng biejer und anderer Beſchwerden niedergejegte jtänbijche Deputation 
af aufmerfjam, daß am Hofe jelber mit Einfchränfung des übermäßigen 
— der Anfang. gemacht werben müßte, 
"Auch die. ftädtijchen Obrigkeiten fuhren fort, ſolche Landespolizeigeſetze 
bach einzelne örtliche Sabungen zu unterftügen. Erwähnenswerth ijt in diejer 
ung eine neue oder vielmehr erneute „Trinkſtuben- und Keller: 
erdnung“, die am 6. März 1619 vom Dresdener Rath erlaffen und am 
1: April desjelben Jahres von „Johann Georg I. beitätigt wurde.*) Die 












Y Die 23 Zitel der neuen Ordnung umfaßten folgende Gegenjtände: reine Lehre 
a Wottesfurcht, freier und Entweihung des Sonntags, Sottestäh tern, Fluchen, Segen: 
1 Wahrjagen, Verkehr mit dem Teufel und dergi.), Strafe des Schwörens und 
EMeimeides, Injurien, Schänden und Ehmähen; unhöfliches Umreiten (darin be- 
Send, dafı muthiwillige Leute, bejonders Adelige, als ungebetene C Gäſte in Gejellichaften 
eindbtängten und bier Unordnun verurjadhten, was mit einer Strafe von 100 Thaler 
he war) unchrijtlidhes Yusfordern und Balgen, unerlaubtes Spiel (in einem er- 
onbrem Spiel war einem Adeligen ein Thaler, einem vornehmen Bürger zwölf Grofchen 
Baffich zu Der en erlaubt!), Bettlerweſen u. f. m. und dann die gewöhnlichen Be- 
eier für Üaeiten, Sihbtaufen. Begräbniſſe und Kirmejien, ſowie Gejinde:, 
äpelBhner- und * ——e— &. Cod. August. 1. S. 1661. 
Bi Driginal im Rathsarchiv. 





— 46 — 


(andesherrlihe Confirmation bejagt, daB der Rath jeine vor diejer Zeit u 


gerichtete Ordnung für Bierfeller (Rathökeller) „um allerbandı bisher verübt 
rrevelbafter Llebertretungen, Schlägereien, Gotteälätterungen und anderen bar 
herrührenden Unheils halber nach erbeiichender Notbdurft* wiederum teil 
mit etlichen Punkten verbeifert und die num aus zwölf verſchiedenen Bank 
beitebende neue Ordnung dem Landesberrn mit der Bitte vorgelegt babe, dap 
er diejelbe „um deſto mehren Effects, Kraft und Reiterbaltung, auch Frieden 
und Berbütung allerhand Schadens und Nachtbeils willen“ gnädig ıbeitätigen 
möchte. Ein jeder Galt, der in der Trinfitube zechen wollte, beginnt bie nal 
Ordnung, babe ſich alles Fluchens und Scheltens, aller Gottesläſterung um 
alles Schwörens gänzlich zu enthalten, jo aber einer biejes Verbot zu über 
treten ſich unterſtände „und mit Außwerffen ber Wunden, des Leidens und 
ver beiligen Sacramente unjres Herrn und Heilandes ſich unbedächtig ergeme 
— welches der Schenfe ımd sein Geſinde bei DBermeidung vom Gefängm 
und anderer umnäachſichtiger Strafe anzuzeigen jchuldig jein jollte — der joe 
nach Gelegenheit des Verbrechens in millfürliche und verdiente Strafe genomml 
werden. Auch das oft vorfommende unverantwortlide Nachreden, Schänd 
und Schmähen frommer ehrlicher Yeute, „wobei zu Zeiten auch  Rrüriben 
Herren und bie liebe Obrigkeit nicht geſchont würden“, jollten bei gleich 
Strafe gänzlich verboten jein; wenn es aber die Obrigkeit beträfe, Tolle Di 
Verbredyer auf vechtliches Erfenntitig auch nach Gelegenheit wohl gar an val 
und Leben geitraft werden. Sollten zwei oder mebrere Trinkgäſte bare 
ober auf andere Weiſe jo weit fommen, daß einer dem andern Mauljdielii 
gabe, jo jollte der Anfänger vier jilberne Schod, der andere aber, weil el 
in Schlägerer eingelaſſen und nicht alsbald geklagt, ein ſilbern Schod iM 
Mathe zu erlegen schuldig fein. ange Wehren, Dolde oder Brom 
gegen einander ziehen, damit auf einander jtreichen oder jtechen, das jolltek 
Abhauung der Hand, damil Die töntliche Wehr gezogen, durchaus verbot 
jein, erfolgten aber Todtjchläge, dann follten die Thäter vermöge hurfürtig 
ſächſiſcher Eonftitutiom und diejer Landen üblicher Nechte nach der Schü 
ohne einige Gnade geitraft werden. Da ferner auch das Spielen (ml 
Bierfellern) allerhand Streit und Ungelegenbeit zu verurſachen pflegte, fo To 
dasſelbe mit Karten und Würfeln zwar zugelaffen jein, doch jollte keiner iM 





— 47 — 


r 


| wunge gebet“, wurde gleichfalls mit unnachläjjiger Strafe bedroht. 

‚joßlte: fich feiner in den Schenkituben unfauber und ungebührlich ver: 
ober das liebe Getränke vorfäßlich verjchütten ober an die Erde gießen. 
Ber. Kanbeln, Glaͤſer, Leuchter oder andere auf hen Tiſchen befindliche Gegen: 
Tr ober zerbradh, oder „wie es bei vielen Brauch”, in die Tiſche 


FE 


‚Bänle Namen, Reime oder „unnüge unverfchämte Gemaͤlde“ jchnitt oder 
‚ der follte..den Schaben erfegen und noch überbies in gebübrende 
Öirafe. genommen werben. Endlich jollte der Wirth bei Vermeidung unnad: 
- Strafe keinem Gajte im Sommer über neun, im Winter über acht 
Bier reichen oder ihn überhaupt in der Trinkſtube figen laffen; wer ſich 
Me unterjtand, dieſe Ordnung, die in den Trinkſtuben ausgehängt wurbe, 
n zrichneiden oder zu verhöhnen, der jollte vier Wochen lang mit Gefängnik 
e Waſſer und Brot beitraft werden. Die hurfürjtliche Confirmation befiehlt 
um Rathe, über ſolche Ordnung jteif und fejt zu halter und wider die Ver: 
seiher mit den darin benannten Strafen jeder Zeit ohne einige Nachlafjung 
w:verfabren — „Darnach ſich alle und jede, die in den beiden Rathskellern 
endiefer unſrer Feſtung auch zu Alten-Dreßden jich eines Trunks erholen 
eb. die Trinkſtuben bejuchen wollen, zu richten und mit feiner Unwiſſenheit 
kefer Ordnung zu entfehulbigen haben mögen.” *) 
: - &in bervortretenber Zug des Yebeng unjerer Stadt während der Regierung: 
eit des Ehurfüriten Johann Georg’3 I. bilden die vielfachen und glänzenden 
keftlichteiten, womit der Ehurfürit dem Gejchmade feiner Zeit buldigte 
we Die ſelbſt in der ſchweren Zeit erniter Striegsbebrängniffe kaum in den 
yintergrund treten, bier und da jcharf genug abitechenb von dem jchweren 
iegebrud, womit Yand und Bolt belaftet war, wenn auch bie Reſidenz 
über in der Zeit allgemeiner Drangjal von dem Schickſal der Plünderung 
md Verheerung verjchont blieb, welchem andere benachbarte Städte erlagen. 
Iuberbem verweilte der Sof eine geraume Zeit des Jahres an verjchiebenen 
mberen Orten, obgleich Dresden immer das eigentliche Hoflager blieb. Aud) 
Targau bildete noch immer gleichſam bie zweite Reſidenz, wo ebenfall® Hoch— 
ſeiten und Landtage gehalten wurden, dann führte namentlid die Jagdluſt 
ven Hof im Laufe des Jahres bald nad) diefem bald nach jenem ber zahl: 
rihen fürjtlihen Schlöffr. Die Feſtlichkeiten, welche Dresden belebten, 
en daher immer nur einen einzelnen, wenn auch wefentlihen Zug des 
großen  Sejammtbildes des damaligen prunthaften Hoflebens geben. Außer 
ben zahlreichen fürjtlichen Gäſten, welche die großartige Gaftfreundfchaft des 
Köflihen Hofes in Anſpruch nahmen, jind e8 namentlich wieder bie fürjt- 
Üben Kindtaufen und Spochzeiten, welche ſolche Vergnügungen, Seite und Luſt⸗ 
iten veranlaiten. Dem Churfürſten wurden vom ‚Jahre 1612—1022 
ieben Kinder, ſechs Prinzen und eine Prinzeffin geboren; zwei Prinzejlinnen 
Sopbin Eleonore und Maria Eliſabeth waren noch im fürjtlihen Haufe auf 
er Kreuzgafje geboren werben. Yon diefen neun Kindern feierten drei Prinzen 
nd zwei Prinzejlinnen währenp des Churfürjten Vebenszeit ihre Wermäblung 


.*) Am 17. Sebruar 1612 hatte der Churfürſt aud) jeined Vaters Mandat wider 
e Nachtſchwärmer vom 25. Sanur 1589 erneuert, wodurh dem Muthwillen und der 
tichefertigfeit u. |. w., die in Wein- und Bierhäujern und auf den Gaſſen geiibt wurden, 
fteuert werden ſollte. S. Seite 386. 


428 — 
zu Dresben.*) Bei ber Taufe 2 Ehurprinzen Johann Georg am 27. Yun 
1613 bielt man den 28, und 29. ein ftattliches Ningrennen, wobei der Shut: 
fürſt und Joachim von der © — — (1619 Oberkammerherr) als Man 
tenatores einen ſchönen Aufzug, deſſen „Invention“ die Zeit und die ſieben 
Planeten waren, auf die Bahn brachten.“) Am 1. Juli wurde auf dem ll 
marfte eine Bärenjagd gehalten, wobei drei Bären und drei Mildfchreine te 
best wurden; am folgenden Tage war ein Thierfampf im Löwenhauſe und am 
4. ein Rußtunnier***) Nicht minder glänzend war das Tauffeſt des om 
13. Auguſt 1614 geborenen Prinzen Auguit. Es währte vom 18. September 
wo die Taufe in der Schlokfirche von dem Hofprediger Hoe vollzogen wine 
bis zum 25, Außer den zahlreichen Taufpathen, unter welchen die’ altem 
burgiihe und weimariſche ſowie die benuebergifche Landſchaft aufgenibe 
werden, batten ſich verfchiedene fremde Herrſchaften eingefunden Am 
war eine große Wafferjagd auf der Elbe und auf den Altdresdener Wie, 
wozu das Mild von allen Seiten berbeigetrieben wurde und wobei mal 
127 Stud Wild, darunter 28. Hirfche beßte. . Am 20. und 21. errolaten 
jtattliche Ringrennen mit Mobren: und Türkenaufzügen, wobei der Churflrf 
als Mohrenkoönig erſchien, und mit einem Auzuge des „Paradieſes,“ umd’am 
22. ein breitägiges Stablfchieen mit allerlei Volksbeluftigungen. Schon am 
24. Muguft hatte der Churfürſt zu dieſem „freien gemeinen Gefellenschienen 
mit der Armbruſt“ einladen laſſen und e8 erfchienen Abgeorbnete der Schügen 
gilden von zwanzig verſchiedenen Städten, darunter ſechs aus Erfurt, ſech 
aus Müblbaufen, vier aus Coburg, die meijten aus Churheſſen. Als Preit 
batte der Churfürſt vier filberne vergoldete Becher, zwei zu hundert, zwei I 
fünfzig Gulden am Werth, zu den Ritterjchüfjen drei Becher für 10 ME 


* Neral. S. 414. Bon den Bringen farben der erfte (jweiter Ede) Ehriſt 
Albrecht und der lebte Heinrich im Sabre ihrer Geburt, 1612 und 1692. "Die Bernie 
hung ber „ültejten —— Sophia Eleonore mit dem Zandgrafen Georg bon e 

Darmſtadt exfolgte am 1. April 1627 mit ihren Feſtlichteiten zu Torgau, ‚vergl. S 
Die Eheberedung oder Verlobung batte Mk. verſchiedenen Ergepl ichleilen ın Dreapeh 
jtattgefunden, abet zwei Jahre vorher (1. Januar 1625). Der dritte Prinz, Kugel, 
Admintftrator von Magdeburg, bielt fein Beiloner mit Anna Maria von Mekl 
am 23. November 1647 auf dem Schloſſe zu Schwerin. Der zweite Prinz; Johann Ger 
(ſ. oben) und die beiden jüngjten Prinzen Chriſtian, Adminiſtrator von Merfeburg (gib. 





— 429 — 

15..Ihaler, für jenen Zweckſchuß eine Münze von fünf Thaler an Werth und 
se jeidene Fahne beitimmt „jeder Schüge hatte zwölf Thaler einzulegen, 
moon die übrigen Nebengewinne zu bejtreiten waren. Much für vie Land— 
eute fehlte es bei dieſem wie bei anderen Freiſchießen Diejer Art nicht an 
lerlei Ergetzlichkeiten. Feſtlich geſchmückt, mit Hahnfedern auf den Hüten, 
uhen Brujtwänınjen und Schmierſtiefeln und mit langen Meſſern an der 
zeite kamen jie auf ihren Adergäulen auf den Plan geritten, wo jie Strob: 
eniiche anlegend und mit Stangen jtatt der Yanzen ich bewaffnend unter 
zackpfeifen- und Schalmeientlang ihre lujtigen Qurniere begannen. Andere 
eim und jprangen nach einer an ven Füßen aufgebängten Gang und Die 
auermägde hielten einen Wettlauf, deſſen reis ein Pelz war. Wer von 
m Theilnehmern bei diejen Yujtbarkeiten ein Vergehen gegen die Geſetze des 
umpfes jich zu Schulden kommen ließ, erhielt auf der Pritzſchbank von dem 
rritzſchmeiſter die angemejjene Züchtigung. Am 25., wo die hurfürjtliche 
Böchnerin wieder zur Kirche ging, wurden Fechterſpiele im Schlojbofe ge: 
algen, welchen am 26. abermals ein VBärenjagen auf dem Altmarkte folgte, 
Bei 10 Bären und verjchiedene Wildſchweine gebegt wurden. Der Dichter 
zeorg Mezold aus Drebach gab von all diefen Fejtlichfeiten eine gereimte 
Schilderung; das Stablſchießen beſchrieb Wolfgang Ferber.“) Beſonders 
laͤnzend ſcheint die Taufe des leuten Prinzen, Heinrich, gefeiert worden zu 
an, der, am 27. Juni 1622 geboren, nicht ganz zwei Monate alt wurde. 
die Taufe erfolgte am 28. Juli durch den Ahofprediger Hoe und Die wejtlich- 
an, womit die verjchiedenen fürjtlihen und anderen vornehmen Gäjte (mie 
et Herzog Johann Wilhelm von Sachſen-Altenburg, der Herzog Johann 
ierrih von Meflenburg, der Herzog Georg ven Yüneburg, der Herzog 
Bogislan in Pommern, der Yandaraf Georg zu Jeſſen u. a. m.) unterhalten 
rurden, dauerten bis zum >. Augujt.**) Am 29. war ein Scheibenſchießen 
nit Büchfen im Zwinger und am folgenden Tage nabm ein zweitägiges 
Janzendes Ringrennen mit den üblichen „Inventionen“ oder Aufzügen ſeinen 
Anfang. Am erſten Tage kamen acht, am zweiten zwölf derartige Aufzüge 
auf den Plaß; darunter erjchienen Zaturnus, Sonne und Mond zu Pierde, 
und Eva mit einem Pfluge, von einem Pferde und einem sen ge: 

zogen und won Fleinen, wie nackend gekleideten Kindern umgeben. Der achte 
Aufzug des erſten Tages wurde vom Ehurfürſten in ſpaniſchem Habit geführt 


*) Vergl. Wed S. 330; Karl Aug. Müller: „Forſchungen auf dem Gebiete der 
neueren Geld.“ 1. Lieſ. „Churfürit Georg 1.” ©. 135 tlg. und Dr. Karl von Weber: 
‚But Ehronif Dresdens” (Leipzig 1859) ©. 8. — Intereſſant iſt die Schilderung, 
” obengenannter Petzold von der Mujit — den Süngern und dem \WSaitenjpiel 
— giebt, womit in der Schloßtapelle der Taufact verherrlicht wurde. Neben der 
discantiften „zarten Stimmlein,“ „den Coloraturen des Alt“ und dem „anmuthigen 
Lenor“ erſcheint der Baß, „des Gefanges Fundament“ -- und „kein Bür jo tief in 
kinem Brummen diefem Baſſiſten gleich kann kommen.“ Dabei Hangen über die Maaßen 
wohl „Harfen, Lauten, eigen und Biol.” jugleich erfahren wir von dem Dichter, das 
hs dieien Mufitaufführungen Michael Prätorins, der Componijt, aus Braunſchweig 
ad Tresden beordert worden war. ©. Müller a a. O. 164. Heinrich Schütz 
vurde erit 1615 vom Eburjüriten als Napellmeiiter nad) Tresden berufen (ſ. weiter 
inten). 

»*) Die Zahl der Taufpathen betrug 32. Tie Churfürſtin-Wittwe Sophia, de? 
Ihurfürjten Deutter, die bei allen Kindern ihres Sohnes Gevatter geitanden, jtarb in 
emjelben Sabre, den 7. December 1622; vergl. Weller's Altes u. |. w. II. 374. 


> <mıbi Tugenden, wir bir Ktuabeit, die Stätte und bie Ge 
rehänzfrit, wor melden abt Antirumentaliiten gingen, einem großen Berg, un 
melden mei Enzel mit Üuaripelaunen fanden, und einen Globus, bare 
me ksiierlibe Krone, Scepter und smei Schwerter lagm: in dem Ba 


E | 
_ ' = “ En zn — 
zu: vorn Peraleuien mmcırt und af: 
J 
= 







| jes erichien churfürſtliche Durchlaucu a Di 
mem Trumhwagen, dem ein Elepbhant und verſchicedene Wagen mit alle 
Ibirren folgten. Einem Wand- und Stablichiegen im Swinger am 1. Aust 
fe tem Tages ein Fußturnier im Schloßhefe, wozu Tags amvor | 
Girtel mit Tremmelſchlag publicirt worden war. Am 3. war große | 
um Ditrser Beibdich, wobti umter anberen WM Hirſche erlegt murben, und 
4, wursen im Schloßhofe 4 Bären arbest, von mwelden ber leiste und größe 
oie Vermechung durchbrach, die Wendeltreppe binauf und in die Schloffordt 
lief, wedurch zwar großer Schreden verurſacht wurde, aber glüdlicher Tre 
Niemand um’s eben fam. — Was bir füritlihen Hochzeiten anlangt, IR 
wird eine furze Schilderung der Feſtlichkeiten, momit die Bermählung ek 
Ghurprinzen Whann Georg mit Magdalena Sibolla, der Tochter des Mar 

grafen Ebriftian zu Brandenburg-Baireutb, im Nevember des Jahres 169% 
eerbunben waren, vollfonmen binreiben, uns ein Bild von derartigen Freitag 
jowie von dem Hofleben der damaligen Zeit zu geben. Es fielen die Freubti 

tage in eine Zeit, wo bad Land inmitten brobender Kriegsgefahr ſich wenigſten 
einer theilweiſen, aber mur funzen Ruhe erfreute, anf welde allerding 
ſchen mit Anfang des nächſten Jahres, wie wir fpäter ichen werden, TE 
Sachſen und namentlih für Dresvens unmittelbare Nachbarſchaft wieder all 
Schreden und Greuel des Krieges begannen. In Anbetrabt „der betrübn 
Jeiten“ ſollte die Hochzeit auch jo eingezogen als möglich gehalten werdet 
Trotzdem war die Zahl der eingeladenen Gäſte jo bedeutend, daß der 9 
wie ce oft vortam, ſie nicht allein unterbringen fonnte. Es erging daber'fi 

ven Math der Auftrag, bie „Yolamenter,“ deren man etwa für die Gäſte um 

bejonders für deren Gefolge beburftig ſein wurde, unterjuchen zu laſſen. NL 
einer Trüberen Gelegenbeit hatten ſich zu dieſem Zwecke 922 Bferdeitallungan 
178 Stuben und 544 Betten immerbalb der Feſtung vorgefunden. DU 
Yaujıter Stände wurden zur Sendung von Abgeordneten aufgefordert, DE 





— 431 — 


m die Elb⸗ oder Schloßgaſſe bie in das Schloß. Während des Einzuges 
dennerten die Geſchütze auf den Wällen und auf den Gaſſen und Plätzen 
yerabirten die in vier Fahnen getheilte Bürgerichaft, die hieſige, Freibergiſche 
mw Tirnaiiche Defenjioner- Compagnie nebjt der Guardei und Artillerie 
6 S. 419). Am 13. folgte auf dem Rieſenſaale bie feierliche Trauung 
den Hofprediger Ghrijtopb Yaurentius: hierauf wurde ımter dem Donner 
Kanonen der gewöhnlihe „Beiſitz“ der Neuvermählten vollbracht, zu 
when Zwecke im Saale jelber ein foitbares Bette bereitet war, an mweldes 
W die Herrichaiten verfügten, um ibre Glückwünſche Darzubringen, während 
wer der Aufſicht beſonders hierzu vererdneter Mearichälle von den dienſt— 
Wenden Edelleuten Gonfect und Getränk berumgereiht wurden. Damm begab 
mn fich zu dem fojtbaren Banfett, wobei die Kapelle muficirte, und ſchloß 
im eriten Tag des Beilagers mit einem Tanze. Am Nachmittag des nächſten 
Ugeö zog man abermals in den Rieſenſaal, wo Yaurentius die Einſegnungs— 
mebige (über 45. Palm, V. 11 Flag. bielt. Bor und nach der Predigt 
Barde von ber Kapelle trefflich muſicirt. Hierauf geihab Die Ueberreichung 
der Urkunden der Morgengabe und die Darbringung ver failerlidhen, chur: 
imitlihen und fürjtlichen Geſchenke mir zierlichen Reden, welche der hurfürft: 
Ihe gebeime Rath Dr. Sabriel Tüntzel erwiderte. Der Werth des Braut— 
mudes md der Geſchenke wurde auf 24,554 Thaler berechnet; dann folgte 
te Abendpmablzeit und wiederum Tanz. Die näcditen Drei Tage wurden mit 
zegartigen Banketten bingebradt.”) Hiermit batten Die Feſtlichkeiten nur 
gentlich erjt begonnen, denn am IN. wurde in der Kirche eine Dankſagung 
X den glüdlichen Anfang des Beilagers gehalten. Am Abend vesjelben Tages 
urde nach gebaltener Tafel auf dem hohen Malle hinter dem Schloſſe ein 
reßes allegoriſches Feuerwerk „mit 18000 ausfahrenden und 1500 fteigenden 
genen” abgebrannt.**) Der 19. brachte ein Wejellenrennen im Ztallbofe und 
Ibenns war jtattliches Ballet im Micieniaale. Die Invention dieſes Ballets 
— „Orpheus und Eurydice“ — war, gleich Der Des Feuerwerks, bon dem 
Bittenberger Profeſſor der Dichtkunſt Auguſt Buchner (geb. zu Dresden 1591 ı 
auf itzige neue Art in deutſche Verſe geſetzt,“ von dem churfürttlichen Kapell— 
meüter Heinrich Schũtz „auf italieniiche Manier“ componirt und von dem 
Ianzmeiiter Gabriel Mölich in zehn Ballettänze gebracht.) Dem 22. November 


* Was bei jolden Hochzeitbanfetten nach der Zitte der damaligen Zeit aufzugeben 
pflegte, ergiebt tich aus dem Aufwande ber der Toppelvermäblung der Pıinzen Cyriſtian 
ud Moriß im Jahre 1650 iſ. S. 1273, wo fir Fiſche, Auſtern, Schnecken, Spezereien, 
ld und Gemüſe 5506 SL. 13 Gr. 6 Ef. berechnet wurden. An Getränken gingen auf: 
a Eimer 15 Stübchen 3 Maaß ſüße Weine, 1771 Eimer 12 Stübchen andere Weit 
(derunter 1.03 Eimer Landwein), 7163", Faß allerlei Bier in Summa fir den Meller 
19,142 Sulden 5 Gr. 4 Pi: verbacken wurden 154', Schfl. Weizenmehl, 14199, Schil. 

agenmehl - in Summa für 32:4 Gulden 5 Sr. S Er. — Zu obigem Weilager des 

burprinzen Johann Georg hatten die brendenburgiihen Räthe Suoo Thaler als Noiten 
keırrag und 1.» Fuder Wer bewilligt: vergl. K. A. Mühller a. a. O. S. 1m. 

*+, Weber „Invention“ und „Moral“ dieſes Feuerwerks ſ. Wed ZZ To. 

„"ı Heinrih Schüß vergl. S. 310-, an deiien Compoſitionen man ſich auch bei der 
tauungsfeierlichfeit errreut batte, leitete Die churfüritliche Rapelle vom Jahre 1615 bis 
1672. Vor ihm wird Dlichael Rogier als Mapellmeiter genannt, neben welchem Var: 
botemäus im Felde und Gregor Höyer wahrſcheinlich in der Eigenicbait als Bire-Napels 
zeitter und Hof Cantor erſcheinen. Andreas Petermann war Lehrer der Vantoreiftaben. 
jei beſonderen Gelegenheiten wurde vor Schützen's Anſtellung, wie ſich auch aus Petzold's 
sen angeführter Feſtſchilderung ergiebt, WMichael Prätorius aus Braunſchweig zur Direcr 


AM 


, 
Am 
Eee 


4 — ee 


. ar —* =... 
u r 





hend, waren bie Luſtbarkeiten, die ſich bei Gelegenheit hoben fürjtlichen Zu— 


ruchs von Tag zu Tag zu drängen pflegten. Am großartigiten feierte man 
rt Sommer 1617 ven längeren Bejuch, welchen der Kaifer Mathias mit dem 
mtichen Könige Ferdinand und dem Erzherzog Marimilian nebft zahlreichem 

> glänzendem Sefolge dem Churfürften abjtattete.e An 15. Juli, nachden 
& Ehurfürft von dem ihm zugedachten Beſuche gewiſſe Nachricht erhalten 
nie, wurden zur Einholung desfelben ſechszehn Schiffe nach Loboſitz abge: 
aber: darın begab ſich am 2°. der Churfürjt mit den in Dresden anweſenden 
peei -Altenburgijchen Frinzen Johann Philipp und Friedrich Wilhelm und 
em Herzog Julius Heinrich zu Sachſen-Lauenburg nebit einen anjehnlichen 
eleite nach Schandau, um den Kaiſer an ber (Hränze des Landes zu be—⸗ 
pihen. Nachdem bei Pirna am Grahlwäldchen cine Waſſerjagd abgehalten 
werben war, an welche jich eine andere am oberen Haſengehäge reihte, er: 
ihten am 25. Abends nach 6 Uhr die Gäſte Die Reſidenz, wo fie von dem 
Donner ſaͤmmtlicher auf den Feſtungswällen befindlichen Gefhüße begrüßt, auf 
ve Mönchswieſe am rechten Elbufer abjtiegen und unter Die dort aufge- 
Wlagenen ſchönen Sezelte traten. Während jie bier verweilten und von dem 
Sigetragenen köſtlichen Confecte genojjen, erjchien auf ber Elbe ein Neptun 
Wi allerlei Meerwundern, worauf auf dem Der Elbe zugemwendeten Theile ber 
ein Feuerwerk abgebrannt wurde.) Mittlerweile batten die chur— 
ſiſchen Hofoffiziere und ber nach ver Stadt beſchiedene Landadel bie Feſtung 
Claſſen und waren über die Brücke nach der Mönchswieſe gezogen, wo fie 
i aufitellten. Außerdem waren auf ver Mönchömieje, auf der Brüde, auf 
m der Elbe zugefehrten Feſtungswällen und auf vem Alt- und Neumarfte 
a Ganzen achtzehn Compagnien Bürger und Soldaten mit fliegenden Fahnen 
Kigeftelli. Abermals donnerten die Geſchütze der Feſtung und verfündigten, 
8 der wohlgeorönete Zug, der den Kaiſer und jeine Begleiter in die Stadt 
leiten jollte, jich in Bewegung geſetzt hatte. Im \ügerbauje, durch welches 
mähjt der Weg führte und mo die \üger mit einer großen Anzahl ſchöner 
unde aufgejtellt waren, empfing ven Kaiſer cin lautjchallendes Hurrab.**) 
kan „Sinipännige” in ſchwarzen Küraßröcken mit gelben Zchnüren eröffneten 
m Zug,’ ) Dan folgten einige Glieder von Gdelleuten, je drei und drei, in 
bwarziammeinen Röcken mir goldenen Galonen, hundert wie die Kinjpännigen 
Mleibete reilige Knechte, Das churfüritliche Stalfperjonal in schwarzen gelb 
asgeputzten ſammemen Röcken, 24 churfüritliche Veibpferne, ein Heerpauker 
ad neun Trompeter, zwanzig Glieder Adelige, je Drei und drei, in Sammet— 
töcden und mit goldenen Ketten geſchmückt, einige gräfliche und andere vor: 
me Herren, darunter zwei Grafen von Mansfeld und ein Graf von 
Shwarzburg: bierauf famen zunäcit die beiden Herzöge von Altenburg und 
er Herzog don Sachſen-Lauenburg; ihnen folgten fünfzehn Trompeter und 







*% Nah Wed; im Du Abends ywiichen 5-7 Uhr fehlte zur Wirkung einez Feuer— 
vertö jedenjall® die Dunkelheit. 

*, Das Jägerhaus war eben erſt vom Churfürſten jebr itattlid) erweitert umd ver: 
ellonrmnet worden und es mochte dem allgemeinen Charakter der für die nächſten Tage 
e erwartenden Feitlichleiten wohl entiprechend iein, dem faiferlihen Gaſte zunächſt diefen 
chuck der Reſidenz zu zeigen. 

*, „Einipännige* waren diejenigen dienjtpflichtigen Ndeligen, welche beim Aufgebot 
r Ritterpferde oder der Lehnsreiterei ohne Begleitung erichienen: die meijten bradten 
& 1—2 berittene Begleiter oder Knechte mit. 


28 


Kr run we 


uw wo u 





— 45 — 


egen Ende desſelben Jahres, am 7. November, jprachen der Churfürft von 
r Balz, der bald eine jo wichtige und verhängnigvolle Rolle jpielen jollte, 
& der Cburfürft Johann Siegmund von Brandenburg in Dresden ein, und 
a Sonntage darauf befuchten alle drei weltlichen Churfürften des römischen 
eichs Ten Gorteödienit in der Schloßkapelle. 

Beide Beiuche, der kaiſerliche wie der churfürjtliche, batten ihre politiſche 
koeutung. Ben dem Entichlujfe des ſächſiſchen Churfürften bing e® zum 
sonen Theil ab, welche ber einander gegenüber jtehenvden Parteien, Union 
ber Ligue, die bereit? die Hand an das Schwert gelegt hatten, den Sieg 
warten durfte; beide juchten jich daber ber Gelinnung Johann Georg's zu 
nichern. Der Kaiſer batte zu dieſem Zwecke zunächſt den Grafen von 
——— als ſeinen Agenten in Dresden zurückgelaſſen. Zwiſchen den 

d des Kaiſers und der Churfürſten — der Ligue und ber Union — 
kl bebeutiam genug das hundertjährige Jubelfeſt ver Reformation, das dem 
Iesichreiben gemäß, welches der Churfürſt am Tage vor der Abreiſe jeiner 
kferlichen GGäſte, am 12. Auguſt 1617, erlajjen batte, vom 31. October big 
wa 2. November im ganzen Sande und auf Johann Georg's Anſuchen von 
en anderen evangeliichen Ständen feierlichitt begangen wurde.“) Die 
Superintendenten hatten Befehl erhalten, das Feſt acht Tage zuvor von den 
Inzeln verfimdigen und das Volk zu inbrünitiger Dankfagung gegen Gott 
nd zu eifrigem Gebet ermahnen zu lafjen, damit das reine Mort und der 
hte Gebrauch der Sacramente gnüdiglih erhalten bliebe. Es wurde während 
efer drei Feſttage in allen Kirchen Nor: und Nachmittags geprebigt. Der 
berhofprediger Hoe batte für die im Yande zu haltenden Predigten den analv- 
renben Tert geliefert, während jtatt der vor'm Altar zu lefenden Epiſtel und 
vangelien gewiſſe Pialter und Sprüche verordnet worden waren. In Dresden 
urden, wie es bei anderen hoben Feſten gebräuchlich war, die Geſchütze der 
tung gelöft. Der Frieden, deffen das Yand jich noch erfreute, mochte die 
eier zu einem wahren Freudenfeſte machen, aber jie trug auch manches dazu 
äi, die alte Spaltung zwiichen Katholiken und Proteſtanten wieder zu lcb: 
afterem Bewußtſein zu bringen. Die protejtantifchen Theologen verjäumten 
ä dieſem Anlaß nicht, durch ihre Polemik der katholiſchen Partei mit der 
lten Leidenſchaftlichkeit den Fehdehandſchuh binzuwerfen, während die Wort: 
ührer ver letzteren bei Gelegenheit des für denjelben Monat vom Papſte 
Saul V. angeordneten Jubeljahres ihn bereitwillig aufnahmen. och aber 
ihnte man nicht, daß der Funke jchen glimmte, der Die verberblichen und ver: 
ſeerenden Flammen erzeugen jollte, die bald allentbalben aus dem aufgehänften 
dunder emporſtiegen. Schen im December desjelben Jahres erfolgten in 
höhmen thatfächlihe Werlekungen der den Proteſtanten durch Rudolf's IT. 
Najeſtätsbrief zugejicherten Meligionsfreibeit, und vom 23. Mai 1618 an, 
re man auf dem Echlofje zu Frag die kaiſerlichen Räthe zum Fenſter hinaus— 


negehalten haben. Der Churfürſt joll ihn hierauf in jeine Schatzkammer geführt, ihm 
e reihen Silbergeräthe gezeigt und gejagt haben: „Bier, gnädigiter Herr, iſt das „ber“ 
. damit andeutend, daß auch — woran der Kaijer mit jeinem „Aber“ gezweifelt zu haben 
ien — das Geld zu einem folchen Kriege geſchafft werden fünnte, wozu das Zeughaus 
: Rüftung enthielt. Die Folge lehrte, daß auch die Schatfammer dielem „Aber“ nicht 
vachſen war. 

" Cod. Aug. 1. ©. 782: Vogel's Ann. €. 350 flg. 


28* 





— 7 — 


zentlich zu Torgau abgehaltenen Ausſchußtage galten vorzugsweiſe den 
henden Verhaͤltniſſen und den dadurch nöthig gewordenen Vorbereitungen 
iSchutz gegen jede mögliche Gefahr und etwaige Einlegungen.“) Schon 
Mai 1618 erhielten die Oberften der neuerrichteten Defenfioner und bie 
thlshaber der ritterichaftlihen Compagnien Befehl, ſich perfönlih daheim 
Balten und des AufgebotS gewärtig zu jein. Auch in Dresben regte ſich 
hold Friegeriiches Leben. Es wurde 1618, wie Wed berichtet, nicht nur 
den bei offenem Trommelſchlag geivorben, ſondern bafelbit auch wie 
ben Vorftäbten das Defenfionerwert aufgerichtet, wozu am 4. September 
‚gahnen ausgegeben wurden. In bemjelben Monat hielt der Churfürit 
Mufterung der ritterfchaftlichen Compagnien und der Defenjioner:ähnlein 
Leipzig, Chemnit und Torgau und am 6. November eine andere auf der 
nachswieſe zu Altdresden. Aber ehe der Eger'ſche Permittelungstag 
mmen war, wurden durch den Tod des Kaiſers Mathias (10. März 1619) 
ich alle Friedenshoffnungen vereitelt. Die Böhmen kündigten jeinem 
hfolger in der öjterreichifchen Monarchie, Ferdinand, den Gehorjam auf 
‚bedrohten ihn unter Thurn in feinem eignen Lande. Noch immer aber 
krien an Johann Georg's feiter Politik alle Verſuche der Parteien, ihn 
iner Fräftigen und entfcheidenden Theilnahme zu bewegen. Der bebrängte 
ig Ferdinand ſchickte den Freih. v. Strahlendorf als Gefandten nach Dresben, 
bes Ehurfürften Unterjtüßung zu gewinnen, und ftellte das Markgrafthum 
rlanſitz unter deſſen befonderen Schug; die Böhmen beeilten ſich, ben 
tfürjten in dem durch den Tod des Kaifers ihm überfommenen Rechte als 
bönicar anzuerkennen und unterjtüßten ihre Bewerbung um jeine Theil: 
ne durch die Hoffnung auf die Krone Böhmens, um die jicdy einft Herzog 
echt vergebens beworben hatte (j. S. 195). Aber weder diefe Austicht, 
Ferdinand's Hilfgefuche, noch aucd der Antrag auf eine allgemeine Ber: 
ung ber proteftantiichen Stände, ven der Churfürjt von der Pfalz durd) 
a Geſandten Ludwig Camerarius in Dresden thun ließ, konnten den vor: 
igen Ehurfürften veranlafien, jeine Stellung als neutraler Vermittler zu 
und bie von ihm noch immer nicht aufgegebene Hoffnung auf fried- 
Ausgleihung mit dem Glückſpiel des Krieges zu vertaufhen. Auch der 
6. Juni 1619 nach Dresven berufene Ausihuptag der Landſchaft gab 
Gutachten dahin ab, bei der früher beichlojjenen Neutralität zu beharren 
keine Rartei mit Mannjchaft, Gele oder Munition zu unterjtügen; doch 
lo man eine Verſtärkung der Kriegsdefenſion duch Werbung ven 
‚Pferden und 1200 Mann Fußvolk. Zugleich wurde der jorgenjchweren 
em für das Land ein allgemeiner Bußtag beantragt und der Ghur⸗ 
erließ an das Oberconſiſtorium den Befehl, wie vormals bei ner Türfen: 
je gewiffe Betſtunden anzuerbnen.**) 
Die Zeiten waren, jelbit abgeiehen von ver Kriegägefahr und ver damit 
undenen Aufregung allerdings ſorgenſchwer genug. chen ſeit Dem Jahre 
z, wo eine jo ungewöhnliche Hirte und Dürre berrichte, je daß Die fliegenten 
fer auötrodneten unt die Brunnen veriiegten, die Wieſen veriengten und 


", Bergl. 8. A. Müllers „Forſchungen auf dem Gebiete der neueren Weichichte.” 
| 8. u Müllers Forihungen 3. Liei. S. 241 fig. 























— 2 Zu SZ —— *4 


To er 


ir 
TG RE TE 


. 





— 41 — 


: beftand aus ben’ geworbenen Sölonern, ben jtäbtijchen Defenſionern 


doffehne, während bie Compagnien ber Ritterfcheft größtentheile erjt 
nachdem das Unternehmen ſchon begonnen batte.*) Den Oberbefehl 
ter dem Churfüriten der Generalleutnant Graf Wolf von Manns: 
Reiterei befehligte Freiherr Wolf von Wrcejomez und bie Artillerie 
ral⸗Feldzeugmeiſter Melchior von Schwalbach, der zugleich als Com⸗ 
von Dresden genannt wird. Die Ritterſchaft Hatte ſich lange ges 
em Aufgebote Folge zu leilten; die Meißener erklärte noch im Sep- 
18 ihre Compagnien zu Meißen gemuftert werden follten, daß jie 
ißrer Privilegien blos zur Yandesvertheidigung verpflichtet wären 
außer Landes geführt werben fünnten, wie e8 bereitS mit dem Panb- 
» ben Mannſchaften der Städte gejchehen fei; die ohne Vorwiſſen 
es unternommene Eypedition möchten diejenigen verantivorten, bie 
ıthen hätten, doch möchte der Churfürjt bedenken, „mit was Herz, 
’, Muth, mit was Gewiſſen und Glück fie jolche Erpebition vor die 
‚men würden, wenn fie in diefem Kriegsweſen über die Gränze und 
rw ihre lieben Nachbarn, Bluts- und andere Freunde, auch eigene 
verwandte, ja wider biejenigen, jo jie nicht offendirt, ſondern allen 
jbarlichen Millen ſtets erwiejen, jollten eingeführt werben.” **) Bautzen 
ı 25. September (1620) nad) vierwöchentlicher Belagerung von dem 
Heere eingenommen und am 29. wurde dieſes Sieges wegen in den 
r Kirchen ein Tedeum gejungen. Bald nadyher hatte der Churfürit 
je Mühe bie ganze Ober: und Niederlauſitz zur Unterwerfurig gebracht. 
acht am weißen Berge bei Prag am 8. November entichied das 
des unglüdlihen Wahlfönigs Friedrich von der Pfalz und brachte 
wieder in die Gewalt des Kaifers. Hierauf unterwarf fih auch 


freiwillig dem Churfürſten von Sachſen, als Faiferlihem Commiſſarius. 


der Churfürſt am 2. December nad Dresden zurüdgefehrt war, 
ide Januar 1621 eine fchlejiihe Geſandtſchaft, an deren Spitze ber 
arl Friedrich von Müniterberg jtand, in Dresden an, um mit dem 
m wegen ber Unterwerfung Schlejiend zu verhanbeln, worauf am 
ar der umter dem Namen bes Dresdener ober fähfifchen Accords 
Vertrag zu Stande fam, der ben ſich unterwerfenden Schlefiern 
bon zuficherte und mit der Zuſage verbunden war, baß die Ein- 
nes Landes, wenn jie der evangeliichen Religion wegen angegriffen 
von Seiten Churſachſens beſchützt und vertheidigt werden ſollten. 
age ſpaͤter erfolgte ein ähnlicher Vertrag mit ber Oberlauſitz, die im 
inen Trompeter nad Dresden geihidt und um freies Geleit zur 
fung nachgefucht hatte, worauf am 25. Xanuar bis 21. Februar in 
mit ihren Ständen verhandelt worden war. Im November (1621) 
Ehurfürft für den Kaiſer in Breslau die Huldigung an und jein 
rebiger Hoe, der ihn dorthin begleitet hatte, jagte in jeiner vor dem 
m und den verjammelten jchlejiihen Ständen gehaltenen Huldigungs— 
er Kaifer jei ein Herr, deffen Majeſtät veiflich bedenke, was fie zu: 
gut deutfch, redlich und aufrichtig halte, was aus ihrem kaiſerlichen 


— 


. Seite 419 1: 
ergl. . A. Müller’ Forihungen 3. LKiei. ©. 412 fig. 





43 — 


fruchtlos und er fand nur die traurige Genugtbuung, ben vertriebenen 
növerwandten in jeinem eigenen Lanbe eine neue Heimat zu gönnen. 
ner Zeit war dad Band des Bertrauens zwifchen dem Kaiſer und dem 
riten gelodert. Das eingetretene Mißverſtändniß zeigte ſich zunächſt 
bei Gelegenheit des vom Kaiſer nad) Regensburg ausgefchriebenen Chur- 
ürftentages, auf weldyem mit Webertragung der pfälziihen Chur auf 
ilian von Baiern, des Kaiſers treuejten Bundesgenofjen, über des 
rafen Friedrich's Geſchick entjchieden werden ſollte. Da es den Anjchein 
als follte die ganze lutherifche Religion vertilgt werden, jo würbe weber 
h irgend ein anderer protejtantifcher Fürft auf dem zufanmenberufenen 
tage erjcheinen können, fchrieb Johann Georg an den Erzbiſchof von 
Später entjchuldigte er fein Ausbleiben noch mit dem Tode feiner 
ber Churfüritin Sophia (7. December 1622, ſ. S. 429). Noch kurz 
m Scluffe des Regensburger Fürſtentages — nachdem ber Herzog 
aiern mit der pfälziihen Chur belehnt worden war — machte ber 
nod) einmal den Verſuch, die Churfüriten von Brandenburg und 
n zum Erſcheinen in Regensburg zu bewegen, und jchidte deshalb ven 
mn von Werjezowis nach Berlin und Dresven, ver aber, abgejehen von 
folglofigkeit jeiner Sendung, am Dresdener Hofe noch außerdem nicht 
n Anſtoß erregte, weil er trotz der wegen ber Churfürjtin- Mutter an= 
ten Trauer roth gekleidet und in rothen Stiefeln zur Audienz erjchien. 
bie unterpfändliche Uebergabe der Ober: und Nieberlaujig an ben 
riten (13. und 20. Juni 1623), welde die Anerkennung Maximilian's 
hatern als pfälziſchen Churfürjten von Seiten Johann Georg's zur 
ren Folge Hatte, wurbe für den Kaiſer kein Mittel, Sachſen wieder 
ne Abfichten zu gewinnen. Zu Unterhandlungen wegen ver Uebergabe 
ujißen, womit Sachſen für jeine aufgewenbeten Kriegskojten entihädigt 
. foltte (S. 440), waren im Mai kaiſerliche Gejandte in Dresben er: 
ı, während bald nachher von faiferlicher und bairifcher Seite der dem 
iriten befreundete Yandgraf Ludwig von Heſſen-Darmſtadt veranlaßt 
Sohann Georg zur Anerkennung der bairiſch-pfälziſchen Chur zu be= 
zu welchem Zwecke ber Pandgraf im October (1623) feinen Haus: 
ter Quirin von Holzhaufen nach Dresden jchicdte, und dann anfangs 
ichſten Jahres perjönlich in Dresden erjchien, worauf (im Juni 1624) 
lnerkennung erfolgte.*) 
Mittlerweile war die Zahl der flüchtigen Böhmen, die vor den harten 
efjormatoriihen Mapregeln des Kaiſers in Sachſen Schuß und neue 
th juchten, immer größer geworden und endlich wurden durch gleiche 
:geln auch die dem evangeliichen Schlejiern gegebenen Zujagen vernichtet, 


} Dem Landgrajen Ludwig von Hejjen, der von jeinen Sohne Georg begleitet 
fgte im Februar der Churfürſt von Brandenburg, dejien anhaltenden Widerjprud) 
te bairiſche Churwürde Zohann Georg jchlieplidy zu heben fuchte. Die Anweſenheit 
fürftliher Herren in Dresden wurde mit anjehnlihen Ergeplichkeiten gefeiert. — 
Ende des Jahres 1623 hatte der Ehurfürjt wegen eines zwiſchen den Wittenberger 
jfifchen (Gießener) Theologen fortgeführten Streites einen Convent der Leipziger 
ttenberger Gotteögelehrten nad Dresden berufen, deilen Enticheidung im nädyiten 
zu Veipzig gedrudt erjchien; vergl. Wed ©. 329 u. 321: Weiße's Magazin 11. 








— 44 — - 


namentlich. nachdem die Faiferlichen Waffen im jenem däniſch-niederſächſiſchen 
Kriege vom Glücke begünitigt worden waren, der ſich aus dem böhmischen umd 
pfälziichen Kriege entwidelt hatte, Kaiſer Ferdinand hatte nad) der, Inter 
werfung Böhmens und ber verwandten Yänder das Schidjal Deutſchlands J 
jeiner Hand, gebabt; Vieler Millionen Glück und Elend, berubte auf dem 
Entſchluſſe, den er fahte.*) Aber ftatt mit dem für jeine politiihe Eriſten 
gewonnenen Siege ſich zu begnügen, baute er auf denjelben die Hoffuung u 
Unterdrüdung des Proteitantismus, und aus dem Aufitande in Böhmen war bald 
ein deutjcher, ein europäiſcher blutiger Krieg geworden, zu welchem namenilid 
das berüchtigte, Rejtitutions-Ediet vom 6. März 1629 die entjcheidende Young 
gab. Zwar wurde dem Ghurfürjten auf feine nachdrücklichen Vorjtellungen: 
zugejagt, daß die Bejtimmungen jenes Edicts, nach mweldem alle jeit dem® 
Paflauer Bertrage eingezogenen mittelbaren Stifter, Klöſter und Kirchengun 
den Katholiken zurücgegeben, alle an Brotejtanten übergegangene  unmittelbane 
Stifter wieder mit fatholifchen Prälaten bejest werden und die fatbolijcen 
Stände, Die Freiheit haben jollten, ihre Unteribanen zu ihrer Religion anzie 
halten und jie, wenn jie jidy deſſen nicht bequemen wollten, aus dem ‚Lande 
zu vertreiben, auf Churſachſen nicht angewendet werden würden, aber Johan 
Georg hatte, mit der eigenen Sicherheit ſich nicht begmügend, die Erbaltumg 
der Vorrechte des gejammten Proteftantismus im Auge und bebarrte babe 
durch die Gejandtichaft, die er im Mai nah Wien und im Juni (1630) ur 
jeiner Vertretung zum Ghurfürjtentage nach Regensburg ſchickte, bei den ei 
dringlichſten und energifchiten Mahnungen. Mitten in diejen Gefabren NIE 
die evangeliiche Slaubensfreibeit feierte man mit um jo. größerem. Eifer ak 
einhundertjäbrige Jubelfeſt der Uebergabe der NAugsburgiichen Gonfejliong 
das auf der einen Seite den Gemütbern einen Mittelpunft der Kräftigum 
bot, auf, der anderen aber allerdings wieder zu mancder neuen Anfachung bet 
Sectenbaffes zwijchen den Anhängern des Augsburger und Schweizeriſche 
Slaubensbetenntnifjes führte. Die burfürftliche Verordnung zu diejer Fark 
vom 3. Mat 1650 bejtimmte für diejelbe den 25., 26. und 27. Jun) = 
Am Tage der Vorfeier diejes Feſtes, 24. Juni, war Guſtav Adolf m 
30,000 Dann in Pommern gelandet, um gegen den Kaiſer den Rampf Tit 
die Rechte der proteitantiichen Kirche in Deutichland zu beginnen. Im Octobe 


h 5 h Frsähr SPıttere 









[1 wa a za 
















— 45 — 


atiichen Stände in Leipzig, die am 19. December vom Churfürſten 
— am 10. Februar früh ſieben Uhr in der Thomaskirche durch 
emfich heftige Predigt des Oberhofpredigers Hoe über den 83. Pſalm 
E’ward. Der Churfürft war am 6. Februar mit 750 Perſonen und 
ferden in Leipzig eingezogen; außer ihm erfchienen noch ſechszehn andere 
? perfönlich, darunter der Churfürſt von Brandenburg, ebenfalld® mit 
bedeutenden Geleit, der Markgraf zu Brandenburg-Baireuth, Herzog 
m zu Sachſen⸗Weimar, Herzog Johann Philipp zu Sachjen-Altenburg, 
Johann Sajimir zu Sahjen-Coburg, Landgraf Wilhelm zu Hefjen- 
Pfalzgraf August bei Rhein u. a., während andere Fürjten und Herren, 
die Städte Straßburg, Nürnberg, Kübel, Frankfurt a. M., Mühlhaujen, 
nifen, Bremen, Braunjchweig, Hildesheim und die evangelifchen Stäbte 
bens durch Abgeordnete oder Vollmachten vertreten waren.“) Die 
intifhen Stände einigten ſich bier zunächſt zu einer bewaffneten Neu: 
umb über die hierzu aufzujtellende Truppenzahl, wozu der Ehurfürit 
egimenter Fußvolk und zwei Regimenter Neiterei zu ſtellen veriprach. 
m ber Churfürſt am 4. April, wo der Yeipziger Convent auseinander 
deſſen Schlußartifel dem Kaiſer überjandt hatte, erichien im Mai ber 
iratd Ruprecht Hegenmüller als Taiferliher Gefandter in Dresven, um 
nirfürften von dem Yeipziger Bunde abzuziehen und eine Einftellung 
erbungen zu bewirken.”*) Trotzdem fuhr der Churfürſt in jeinen 
ngen fort, wozu ihm der auf den 12.‘ juni (1631) nach Dresden be- 
“aber erjt den 18. eröffnete Landtag bereitwillig eine außerordentliche 
(fe gewährte, indem u. a. bie Ritterjchaft 200,000 Gulden zu Donativ⸗ 
zräſentgelder bewilligte.***) Auch in der Feſtung Dresden war am 
ti zum erftenmale die Trommel gerührt und Volk geworben worden. 
tte der Churfürjt durch Fortgejegte Werbung bald ein Heer von unge 
8,000 Mann zufammengebraht, an deſſen Spite Johann Georg von 
m fand. Mittlerweile war im Mai Magdeburg feinem furchtbaren 
al erlegen; dann folgte Ende Augujt die Einnahme von Naumburg, 
afels und anderen Städten, wo die Kaijerlichen nicht minder furchtbar 
', und am 3. „Zeptember lagerten fie jich unter Tilly vor Leipzig. 
am 1. September war zwijchen dem Ghurfürjten von Sachen und 
, Adolf endlih zu Soswig ein Bündnig zu Stande gefommen und an 
age, wo Peipzig beichofjen wurde (4. September), vereinigte jich bei 
die jächjifche Armee unter Arnbeim mit den Schweden. Yeipzig ergab 
n Kaiferlihen jchon am nächiten Tage. Vor dem anrückenden vers 
ven ;yeinde hatten jchon einige Lage vorher viele Einwohner die Stadt 
m und jich namentlich nach Dresden gewendet, und die Churfürftin 
lena Sibylla jagt in einem Schreiben an ihrem Gemahl (3. September), 
jie dem Bündnig mit dem von ihr hochverehrten Schwebenfönige Sieg 
gen wünjchte, in Bezug auf die Yeipziger Flüchtlinge, daß Das Weibs— 


©. u. a. Bogel’d Ann. ©. 114 fig; Müller’ Ann. 330 jig: Theatrum 
. 211. 
©. Londorpii Acta publ. IV. 136, 143, 147. 


Weck S. 118; Hausmann's Beitr. zur Kenntniß der churſächſ. Yandesverjamms 
1. S. 1686 lg. | 


wenn 
i 


[2 — ñ 2 Arie u. 


—— —s— RE 


—— — — — x “ung, » .. 
V— Nauen 
—2 ae ji L Pe f 4 Pr“ r 
rec — 














— hi 


babeu, was, fur. Hauswirthe und Hausgenoſſen tm, einer, jeden- Motte ſich ein: 
fauften, einmietheten, miederliegen und aufbielten, dabei Erfundbigungen tin 
sieben, woher ein jeder füme und welcde Nahrung und: welches Gewerbe 
babe, „damit unbienlibe und müſſige Yeute aus der Stabt verblieben 
Damit ein. jeder Nachbar mit feiner auferlegten Hauswehr, Waffen um 
Rüſtung, wie, auch, mit Waſſereimern, Spriben, Leitern, Feuerhaken und der 
gleichen in guter Bereitichaft jich bielte, jollten die Rottmeiſter ferner alle 
vierteljährlich mit den Viertelsmeiſtern bei ihren Rottgejellen (Bezirkäners 
wandten) umgeben, Befichtigung balten und etwaige Mängel in Richtigkeit 


bringen lajien; bei Muſterungen und Aufwartungen jollte ſich jeder Rot— 


meiiter mit jeinen Nottgejellen bei dem Fähnlein, wozu jie gebörig, zur rechten 
Zeit einfinden; ferner jollten die Mottmeilter darauf halten, daß im ihren 
Rotten und Nachbarjchaften. jederzeit, namentlid aber bei beſetzten Wade 
und geſchloſſener Feſtung, Frieden, Ruhe und Ginigkeit verhalten und Jan 
Hader, Schlägerei, oder gar Mord und Todtſchlag jo viel wie möglich ver 
hütet würden; endlich jollten fie auch darauf jeben, daß jeder Hauswirth u 
Hausgenoſſe jeine Feuereſſen und Feuerſtätten woblverwahrt balte und bil 
diejenigen, die jie ſäumig und nachläfjig fanden, dem Rathe angezeigt würden 
Auch das wenige, was in Bezug auf Bauunternebmungen: aus Di 
Regierungszeit Johann Georg's I. zu berichten it, bejchränkt ſich vorzug— 
weile auf die ‚jahre vor jenen Kriegsdrangſalen, unter deren Drucke jeit 
derartige Regſamkeit erliegen mußte, Der Erbauung des Yömwenbaufes am 
Stallgebaube im Jahre 1612 iſt bereits früher gedacht worden. Michtigie 
war die vom Churfürſten ausgeführte Vergrößerung und Vervollkommnum 
des Jägerhauſes oder Jägerhofes in Altorespen, den er mit Dem. vorderiiek 
nach der Stadt zugekehrten Stockwerke erweiterte. Der Bau war menigiten® 
äußerlich vollendet, als der Churfürſt im Juli 1617 ſeine kaiſerlichen Gäjte M 
ihrem Einzuge in Dresden, zunächjt durch den Jägerhof führte.”) Die imue 
Ausihmüdung, namentlih mit Malereien, ſcheint erſt einige Jahre  jpäli 
vollendet worden zu jein. Dieſes neue vorderite Stodwerf enthielt, mehr 
fürſtliche Zimmer, worunter jich namentlich dev Saal dur koſtbare Tapezerth 
und Decengemälde auszeichnete. - Hier fand man Daritellungen: der Feierlich 
feiten ber der Krönung eines römiſchen Kaiſers, ferner des Einzuge 





40 — 


ergrögerte, begann er auch ven Bau des jogenannten Yujtbaujes auf der 
gegen Baftei binter dem Zeughauſe, anf deſſen Vollendung und namentlich 
anere Ausichmüdung man jedoch längere Zeit verwendet’ zu haben jcheint.*) 
Behrſcheinlich war es dasſelbe Yultbaus, deſſen mittlere® Zimmer vollends 
atzuſchmũcken und auszumalen im Jahre 1646 der Maler Chriſtian Schiebling 
kauftragt wurde, der dieſe Arbeit auf 3500 Thaler veranjchlagte.**) Ueber— 
kupt joll auf viejes aus zwei Stochwerfen heitehendes Gebäude viel Geld 
mwendet worden jein. Es hatte Ichöne Zimmer (Yultzimmer), namentlich 
am boben Saal, eine Kuppel, vier joniſche Portale auf den vier Seiten, 
mgöherum ;yenjter und war mit Kupfer gedeckt. Innerlich war es mit 
wichtigen Vtarmorſtatuen, mit Eoitbar vergoldetem Schnitzwerk und jchönen 

gemälden geziert. Ein ähnlicher Yurusbau war die Herſtellung des 
om Ghurfüriten Morig angelegten Rieſenſaales im Reſidenzſchloſſe, der 
rüber nur eine flache niedrige Dede gehabt hatte und im Jahre 1627 durch 
ine aus lauter Zimmer- und Tiſchlerarbeit gebildete Bogendede bis zu 
7 Ellen erböbt wurde, während jeine Yänge 100 Glen S Zoll, jeine Breite 
3 Ellen betrug. Die innere Ausihmücung diejes einjt (Bi8 zum Jahre 1782) 
u Dreötens größten Merkwürbigfeiten zählenden Saales war jehr glänzend 
nd wurde auch von dem kunſtſinnigen \obann Georg II. noch vervollkommnet. 
m der mit ſieben großen silbernen Kronleuchtern geichmücten Dede waren 
ie Gejtirne und Himmelszeichen, Darunter auch der im November 1615 er: 
bienene „erichredliche” Komet, von vergoldetem Metall angebracht, deren 
des nach Verhältniß des Gebäudes jeine gehörige Stelle und Größe hatte. 
fine von Auguft Buchner, dem „Genoſſenen“ (ſ. Seite 451) verfaßte Lateinijche 
michrift an dem oberen Theil des Saales verberrlichte den Urheber dieſer 
derſchönerungen. An den Wänden und Schaften waren Miejen big zu ſieben 
Men und in den verjchiedenjten Stellungen al fresco gemalt. Die Malereien 
a der Dede, an den Wänden und ‚seniterböjchungen zeigten die Nationen 
er vier Welttbeile in ibren verjchiedenen Trachten, ferner die vornehnijten 
Städte und Feſtungen der tächliichen Yande. Jeder Stadt war eine kurze 
Beihreibung, auch wohl eine Abbildung zur Grläuterung deſſen beigefügt, 
wedurch jie bejonders blübte oder berühmt geworden war oder ihren Namen 
halten hatte. Bei der Stadt Dresden batte der „Eunjtreiche” Maler yabricius, 
„obne Z3weifel dieſes Ortes Vollkommenheit andeutend,” die Schaar der 
beidniſchen Götter mir der Ueberſchrift: „omnes dii omnia* dargeſtellt, worauf 
ch auch die von vem befannten Poeten Johann Seußins verfaßte, mit 
goldenen Pettern angebrachte Anjchritt bezog.***) Außerdem batte der Churfürſt 


n Xildes nur 107,633: doch jollen nach Schreber's Inventarium des Chur: 
thums Sachſen unter der Negierung Johann Georg's 1. im Ganzen 795,103 Std 
Kid eingeliejert worden jein. Johann Georg II. erlegte von 9. October 1656 bis Ende 
67, alto in nur zwanzig Jahren, im Ganzen 96,862 Stüd Wild. Ter ſtarke Wild- 
kand jelbft in Dresdens ummittelbarer Nühe wurde, wie aus einem Berichte des Dresdener 
lemmandanten Generalmajor von Klengel hervorgeht (5. April 168, jelbit den Feitunge- 
serfen gejährlih. lim das Wild zu veriheuchen, „Das Nachts auf die ‚yeitungsmerte 
on Altdresden fam und an den Bölchungen großen Schaden verurſachte,“ ſchlug der 
Ismmandant die Aufitellung von „Federlappen“ vor: j. von Weber a. a. O. S. 6, 
*) S. Ecite 38. J 

**) Vergl. Müllers Forſchungen ꝛe. 1. Lief. S. 157. 

=, S. die Inſchrift bei Wed ©. 33. — Der Riejenjaal beitand in diejer Pracht 
3 zum 22. März 1701, wo er bein Schloßbrande zeritört wurde. Bis zum Sabre 
29 


u ur a 
er ie Ti —— — du 


s u Were Wir BE 


>» z Ar kp vi —— Ey up 2 


—w man ir 


4 In TEEN „ehr an A | 
re EB a —— —— 
' 





— 4: — 


u Zahre 4618° erbaute und zu den Schloßgebänden gehörige Reithaua: 
teitung und Abrichtung der Schulpferbe, eben jo das dhurfürftliche: 
—— * unmittelbar neben dieſem Reithauſe, ließ ſein Nachfolger 
2 wieder abtragen und durch neue demſelben Zweck gewidmete Bau⸗ 
wqetzen.) Ferner wird beim Jahre 1622 eine Erweiterung der 1676 
ft erbauten Pulvermühle hinter dem Holzbofe an ber 

und beim Sabre 1625 der Erbauung des Wagenhaujes neben dem 
jauſe gedacht (ſ. S. 339). Bon ftäpttichen Bauten diefer Periode 
‚Mare. bie Erweiterung der Annenkirche erwähnenswerth zu fein, deren 
‚issie bereitS früher berichtet, 1619 vollendet wurde.) Ahnungsvoll 
in ber damals in den Thurmknopf gelegten Gedächtnißſchrift, indem 
er berrichenden Theuerung gedachte (vergl. S. 437), zugleich ber in 
n; auögebrochenen Unruhen und Gefahren erwähnt und an Gott bie 
gerichtet, dem Kriege zu jteuern und weiteres Unheil für Staat und 

wenben 


Ste ſchon im November des “jahres 1618 das Erfcheinen des „erichred- 
Kometen, den man aud am Himmel des Rieſenſaales (S. 449) nicht 
m: hatte, ver abergläubigen Zeit Veranlafjung zu allerlei „unzweifent: 
Berfündigungen von Krieg und anderer Noth gegeben Hatte, jo war 
Eſchwere Zeit der dreißiger und ber folgenden Jahre nicht ohne ähn⸗ 
arnenbe.Vorboten gelommen. Am 25. Januar 1630 wurde in Dresden 
Iberwärts, wie Wed und andere Chroniften berichten, Abends 8 Uhr 


— t — 


mrbe bie KSunftlanımer von etwa 300 Perſonen (mit Ausſchluß der Dienerichaft), 
imbenten, beincht, doc; machten die Borfteher in der Beſorgniß, dak ihr Einkommen 
Egeldern au hoch angeichlagen werden möchte, darauf aufmerffam, „daß etliche 
wegälltige, beihnittene Münzen, die fie anbermärts nicht 103 werden könnten, 
we Ducaten, kupferne vergoldete Bahlpfennige, bleierne Thaler, wenn fie hinaus» 
:afldteweil jederzeit ihr Belieben gelafien und nichts begehret worden, gegeben ;” 
Bien auch nur wenige Srojchen, oft nur ein paar Kannen Wein gegeben (vergl. 
Iler’8 chungen 1. Lief. S. 191 fig), Im Jahre 1624 wurde an ber 
mer‘ ein bedeutender Diebitagl verlibt, doch wurde der Thäter in Erfurt er⸗ 
‚nach Dresden eingeliefert und bier „iuftifieirt.” — Die vornehmſten Dresdener 
wöürrbigfeiten, von melden oben ermwähntes Tagebuch handelt, waren außer der 
unb- iefammer, das Zeughaus mit feinen Kriegsvorräthen und feinen gefüllten 
kmmen (f. ©. 838), das Jagbhaus in Altdresden mit jeinem todten und lebenden 
Kr: damale — 1 — 40 Büren gehörten) und feinem künftlerischen 
Ichmuck (ſ. oben ©. 448), das Löwenhaus, der Stall mit feinen Sammlungen in 
mwiern und Semlcern (j. S. 381 ng), der Luſtgarten vor dem Wilädruffer Thore 
1-3 15), das Lufihaus (f. oben), das Gießhaus und dad Vorwerk Dftra mit 
mfanerie. Die in drei Gemächern des Schloſſes aufgejtellte Bibliothek (f ©. 335) 
unter Johann Georg I. namentlich durch die Bibliotheken der Wittenberger 
nee Kaubmann vermehrt. Als bamalige ibliothefare werden genannt: Kohann 
rg, dann David Schirmer und fpäter als Oberinfpector der Bibliothek der Ober- 
iger Weller. Daß dem Ehurfürften die Erhaltung und Vermehrung jeiner Samm- 
"am. Herzen lag, beweiſt fein Teſtament (Glafey’3 Kem u. f. w. S. 1051), 
z jeinem Nachfolger empfiehlt, „die Inventarien über die Kunjttammer, Zeugs 
Bin! , Münze, Stall und Jägerhaus, weil ſolche allerfeits ftet3 Ornamente 
iger Reſidenz jederzeit gewefen, in esse zu erhalten und fo viel möglich von 
ni zu vermehren.” 
© Bel ©. 0 ng, 
S. Seite 346. — Die Annenkirche, die Johannis⸗ und Dreikönigskirche bedachte 
re 1029 ein - Dresdener Bürger und Sciffhändler Mathes Gröger oder Kröger 
ciedenen Legaten, ebenſo die wohlthätigen Anftalten der Stadt, Hospitäler und 


29* 





— 43 — 


U Verträge weder bei dem Könige von Schweden noch bei ſeinen evan⸗ 
m Miiſtänden verantworten könnte, und ließ anfangs November ſeine 
u in - Böhmen einrüden, worauf am 15. die Einnahme Prags erfolgte. 
Schiffs⸗ oder Wagenlabungen von Zeugbausporräthen und Kojtbar- 
ken nady einigen, namentlich böhmischen Schriftitellern aus ber eroberten 
rt Böbmens nach Drespen geführt worven fein, während bagegen 
berichten, daß der Ehurfürft nach feinem Einzuge in Prag ſorgſam 
M bebacht geweien jei, das kaiſerliche Eigenthum durch verwahrende Siegel 
üben”) In Dresden war während ber Abweſenheit des Churfürſten 
P.:Detober) die Gemahlin Guſtav Adolf's, Maria Eleonore, mit ihrer 
Maentr, ber Herzogin von Braunjchweig und ihrer Tochter, der nachmals 
ten. Königin Chriſtine von Schweben, nebjt einem brandenburgifchen 
dem Herzog von Croy und dem jchwediihen Reichsrath Johann 
-Das Gefolge der ſchwediſchen Königin beitand in 264 Perfonen 
Bagen und 136 Pferden.) Der hurfüritlihe Geheimrath von 
machte im Namen des Churfürſten die Complimente, während bie 
in mit ihrer Prinzejfin und den vier jungen Prinzen barauf bedacht 
hie Anwejenheit der Säfte durch alle möglichen Ergeblichkeiten zu feiern. 
h. nahm die Königin mit ihren Begleitern ihren Weg über Meißen 
Reipzig nach Weißenfels. Ehe der Churfürft feinen Kriegszug nad) 
Gwen angetreten, hatte er mehrfach für größere Sicherung feiner Reſidenz 
sdergen geſucht. Namentlich follte Altdresden durch tüchtige Schanzen 
ht werben,. wozu. jeit dem November täglich 600 Mann aus verjchiebenen 
meinben der Stadt verwendet werben follten; Niemand, wes Standes er 
b war, follte von der Beihilfe befreit fein, ba es das allgemeine Beſte 
ku troßbem war nur ein Eleiner Theil der vorgejchriebenen Arbeiterzahl zu 
wagen; vor dem Wilsdruffer Thore arbeiteten 344 Mann. Die Schanz- 
wie leitete Wilhelm Dilich, jeit 1626 Oberingenieur und Oberlandbau⸗ 
Auf Anſuchen des Nathes waren von dem Oberzeug: und Bau: 
Sigismund Hilliger 250 Musketen und 10 Sentner Lunten, Pulver und 
rans dem Zeughauſe an die bienitpflichtigen Bürger und an bie ver- 
Stadigemeinden und Handwerksgenojjenjchaften (mie Altdresden und 
u die Poppitzer⸗, Gerber-, Hinterjeeijche, Rampiſche, Pirnaifche, Born» und 
safe Gemeinde, an die Wiehweider-Gemeinde und Fijchergemeinbe) ver: 
a: wärden.***) 
In Frühling des Jahres 1632 waren die Sachſen durch Wallenitein 
6 Böhmen wieder vertrieben. Zwiſchen Pirna und Dresden, beim Dorfe 
ur) Belgel® Geſch von Böhmen ©. 593; Heberlein’3 deutſche Reichsgeſchichte 
ed bon Senfenberg) XXVI, ©. 340. NE 
Nad, den Kathelammereirechnungen (1631-—-32) brachte die Königin ald Convoy 
Mmebiihe Compagnien Reiter“ mit, weiche theild im Altdresden theild vor dem 
meiichen Ehore eingquartiert wurden. In legterem Ctadttheile lagen 60 Mann, theil® 
„rotben Hirid,“ theils „an der Elbe“ im „Ihwarzen Bären.” Der Churfürſt rejti- 
4 Dem Rathe bie Kojten diejer Eimmuartierung mit 2433 fl. 
Nachdem im Jahre 1632 und 1634 ähnliche Lieferungen an die Bürgerichaft 
ı in Segterem Jahre namentlich an die jüngeren zum Defenſionsfähnlein genommenen 
beeidener Bürger erfolgt waren, forderte 1664 der Zeugmeiſter Krengel vom Rathe 
Kittion bes rihes diejer Lieferungen im XBetrage von 1684 ji. 15 Gr. Auf 
Rellen Hathes wurde jedoch laut Refcript? vom 26. September 1654 mit Hin- 
) anf den Tefenfiondzwed und die verftrihene lange Zeit die Forderung erlafjen, 






















et —— 


Pr = 


m J | 
he A 
Man 7 BSD ii 


* 


Be A N 








— 6 — 
Schneeberg, Chemnitz und Zwickau und wendete jich hierauf nadı Leipzig, nad 
er. durch jeine Beſchießung verwüſtete, einnahm,  plünberte umd mit eier 
Ihweren Gontribution belegte. Bald aber zog er ich wieder zurüd, ald Banner 
(von Magdeburg, aus), der Churfürſt von Brandenburg und Herzog Bilbelme 
von, Weimar jich in Bewegung jehten, um das bedrängte Sachſen abermals 
zu. befreien... Holf jtarb auf dem Rückzuge nad Böhmen bei Adorf ande 
Belt. Die Leiche biefer Geißel Sachſens wurde jpäter auf dem: Wege nad 
Dänemark, dem Geburtslande Holk's, in einem zinnernen Sarge durch Dredben 
geführt. Eine noch größere Gefabr drobte Sachſen, als: im Septembe 
Wallenſtein jelber pie Abjicht Fund gab, in die Laufik und in Meißen eine 
zubringen. Um Sadjen zu decken, zog ſich Arnheim mit Dem Hauptheen 
jeiner Armee aus Schlejien zurüd und lagerte jih Anfangs October zunädit 
wieder zwiichen Dresden und Pirna bei dem Dorfe Laubegajt.. Dresdi | 
wurde hierauf wieder für längere Zeit mit einer ſtarken Einquartierung beleg— 
nämlich mit dem Boſe'ſchen und Pforte'ſchen Anfanterie-Regimente, den Taube 
ihen Reitern und eimigen Compagnien des Schwalbadh’ichen Regiments. Aut 
Itatt in Sachſen einzufallen, war MWallenjtein nady Arnheim's Rüdzug plöslid® 
wieder umgefehrt und nad einem entjcheidenden Siege über ein ſchwediſche— 
Corps unter dem Grafen Thurn, bei welchem ſich aud) einige. von Arnhein 
zurückgelaſſene ſächſiſche Negimenter befanden, jchnell in: ven Bejit der meiſten 
von den Schweben bejeßten ſchleſiſchen Pläße gelangt. Dann erſt wenden 
er jih nad der Yaulis, wo er Görlitz und Bausen eroberte. Nach Böhme 
zurücgekehrt, fand er im Februar des nächſten Jahres in der Morbnacht Ye 
Eger das Ende feiner. Pläne und jeiner Laufbahn. Die Nachricht von feinem 
alle veranlaßte eine Durchſuchung des Kinsky'ſchen Gutes in Pirna, mi 
man, wie es beißt, eine von Wallenjtein dajelbjt niedergelegte bebeutend 
Summe Ducaten, vorfand, welche dev Churfürft confisciren und mit der Witm 
und den Kindern bed Grafen Kinsky nach Dresden bringen lieg. Im April 
(1634) begab ſich der Ehurfürjt von Dresven nad Torgau, um ſich perfönlie 
an, die Spibe jeiner Truppen zu Itellen, mit welchen er im die Lauſitz ernme 
und mehrere von den Katjerlichen bejeßte Plätze, namentlih Bauen, einnabtm 
Bald darauf kehrte er nach Dresden zurüd, jein Feldherr Arnheim aber) ji 
wieder in Schlejien ein und erfocht am 3, Mai einen Sieg Über die Kaiſerlich 
ERLAUOR, sn: N TER * ee an ve 














. f — 
fi l rn ki ü [" i * 











” f . = 

te ni 2 
vs -. 

u. r Ze 5 a "Te 


> Saar 
er 


— 


— ach 
en nötk 








“ — 
u SD 


5 j j 
N ee | Eur 


A ! 
Verne Mt Aa 








— 461 — 


Her teinen Schutz ver Schändung; ſelbſt der unſchuldigen Kinder ſchonte 
wi: micht; man nagelte ſie nicht ſelten an bie Thorwege und ſchoß nach 
Wa... Das Flehen um Gnade beantworieten die Unmenſchen, die ſolche 
sen verübten, damit, daß ſie ſich ſelber als Teufel bezeichneten, von 
man kein Erbarmen erwarten dürfe. Auch von Dresdens Mauern 
Diſah man während dieſer Zeit faſt täglich mehrere Dörfer in Flammen 
. So wurde am 14. März das nahe Kötzſchenbroda mit der Kirche, 
& Blarre und Schule in-Afche gelegt. Am anderen Tage wurde in Dresden 
dn Graf von Brandenftein verhaftet, der früher ala ſchwediſcher Abgeſandter 
bißeipzig erichienen war (j. oben S. +58); er war angeblid mit Friedens: 
nad) Wien abgeoronet, da er aber ohne Paß und ohne freies 
in {pt Abends in ber Feſtung anlangte, jäumte man nicht, ihn mit jeinem 
ee Tan hen Er hatte nicht nur als ſächſiſcher Vaſall durch fein 
ren bei der ſchwediſchen Armee jeine Unterthanspflicht verletzt, jondern 
auch durch feine Theilnahme an den jchwebichen Erpreſſungen und 
ngen hervorgethan. Der Chürfürjt berichtete über dieſen sang an 
Ri Kaiſer und erhielt Vollmacht, den Grafen zu vernehmen, der 1640 im 
Beingnifie auf dem Dresdener Goldhauſe ſtarb und in aller Stille in der 
beyhientirche beigejeßt wurbe.*) Ende Marz ſchien endlich der Zeitpunkt 
wisimen zu jein, wo das jchwer heimgejuchte Meißener Land hoffen durfte, 
a bem erbarmungslojen Feinde erlöjt zu werben. Die churfürjtliche Armee 
me wieder Tampfbereit und ſchon jeit Faſtnacht hatten auch die in Sachfen 
iagerũckten SKaijerlihen in kleinen Unternehmungen ven Kampf mit ben 
Bameben wieber aufgenommen. Allerdings war auch da, wo die kaiſerlichen 
Kappen an der Stelle des Feindes erjchienen, für Die gepeinigten Unterthanen 
nö. teine Rettung und Erlöjung gekommen; denn jie baujten nicht minder 
Michels als der Feind; jie holten vollends noch nad), was die Schweden 
eig: gelafien hatten. „Ob man nun wohl vermeinet, jie würden nicht fo 
wehriftäich handeln,“ jagt ein Zeitgenofje,*) „und mit ben Leuten nicht fo 
kageben als ber Feind, jo ijt doch mit Plündern, Rauben und oft auch im 
Betihäbigen, auch wohl gar Tödten fein Unterſchied geweſen.“ Die verwilberte 
Gokpatescn war jchwer im Zaume zu halten; ver Faijerliche General Hapfelv 
ie über hundert jeiner Söldner, die es mit Brennen, Rauben, Schänven 
u Morden zu arg getrieben, köpfen und hängen, rädern und viertheilen.***) 
&u.27. März wurde unterhalb der Feſtung Drespen, am Oftraer Weidicht 
user dem Schube der Feſtungsgeſchütze eine Schiffbrüde geichlagen, auf 
wehcher der Eaijerlihe Succurs unter Hatzfeld am 1. und 2. April über die 
e ging, während die Artillerie die jteinerne Elbbrücke paſſirte. Hierauf 
Ran: marı nad) dem Beichlufje des zuvor in Dresden gehaltenen Kriege- 
we. zu beiden Seiten der Elbe den Feind zu vertreiben und zwang endlich 
— — 


Wed S. 208; Arndt's Archiv III. S. 168 tg. 
Me Der Pfarrer zu Pauſitz Joh. Yaurentins: Schöttgen's Geſch. der Stiftsjtadt 
So. 











Wien S. 580. 
6) Auch der Churfürſt übte „grobe Strenge negen die Exceſſe jeiner Söldner; fo 
Karde am 21. Februar 1637 ein Reiter, der bein Straßenraub überwunden, erfchoffen 
von jeinen Kameraden Echande halber jchnell verſcharrt worden war, auf churfürft- 
Befehl--wieder ausgegraben und nachträglich gefüpft und, damit der Gerechtigkeit 
Serge geichehe, auf’® Rad geflochten. | 





— 463: — 


erheiltröirienden Schaaren der Flüchtigen aufzunchmen. Es ſchien als: follten.:: 
hr Biftonen vollends erfüllen, womit jhon im Janunar 1636 der 
Schibfrmer ZJohannes Werner (aus: Bodenborf bei Hainichen) namentlich bie 
—— Churfürſtin Magdalena Sibylla geängſtigt Hatte, die in dieſen 
— welche dem Hauſe Sachſen aus dem Kampfe gegen die 
seit nern alles mögliche Unheil verfündigten, nur eine Beſtätigung ihrer 
R. beforgnipvellen Mipbilligung des Bündniſſes mit dem Kaiſer fand.*) 
Seſatzung wurbe jchleunigft verjtärkt; das Leib- Infanterie Regiment. 
zw * Eompagnien beſtehend, wurde nad) Alibresden verlegt, wo man auf 
Mir ichömwieje amijchen der Elbe und der Stadt ein Lager aufgeichlagen 
Außerdem zogen ſich noch verfchiedene Negimenter unter dem Befehle 
2 ſãchſiſche Dienſte getretenen) Feldmarſchalls Rudolf von Maroczin 
Marzin (1638—1640) und des General⸗Wachtmeiſter von Trautzſchen 
U der Feſtung zujammen, die in umd um Wilsdruff einquartiert wurden, 
—— unternahmen feindliche Reiter in überlegener Zahl am 2. März 
m Angriff, drängten jie bis auf das Dorf Löbtau zurüd und brachten es 
Bau einem ziemlich heftigen Gefecht, in welchem auf beiden Seiten mehrere 
nd Verwundete blieben, auch der fächfifche Oberft Hans Georg Haubold 
— in Sefangenfchaft gerieth. Hierauf zog ſich das feindliche 
I, nachdem es einige Dörfer in Brand geſteckt, gegen Freiberg zurüd, 
mittlerweile Banner jelber mit der Infanterie und Artillerie angelangt 
* die Belagerung der Stadt begonnen hatte. Zwei Tage vorher waren 
Obrijtliewimant Andreas von Haugwitz (Haubih) als Commandant, und 
empagnien Dragoner von Dresden aus borthin abgejendet worben, die 
E Rerein mit dem Bergbauptmann Georg von Schönberg und den zur Ders - 
ai aufgebotenen oder in die Stadt geflüchteten Berg- und Lanbleuten ber 
lien Belagerumg jo langen und tapferen Widerſtand leijteten.**”) Am 
Ein 309 ſich Banner von Freiberg zurüd, nachdem von Dresden aus 
an Marzin abgegangeu war und ſich mit den Kaiferlichen unter 
Buchheim zum Entſatze vereinigt hatte. Vierzehn Tage jpäter aber 
X kam es jedoch zwiſchen Banner, zu dem jetzt Leonhard Torſtenſon 
bhen war, und den Kaiſerlichen und Sachfen bei Chemnitz zu einer Schlacht, 
—* leblert vollſtändig geſchlagen wurden. Kaum von ſeiner ſtarken 
Kin nuartierung befreit, wurde Dresden bald nad) diefer Niederlage wieder der 
unmelpumkt ber zeriprengten Truppen. Schon am 10. April aber bradyen 
era und ſächſiſchen Regimenter wieder nach Böhmen auf, während 
ren jelber nur die zwei fächjifchen Leibregimenter zurückblieben, bie 
A ken Vorſtädten und in der Nachbarſchaft Quartier erhielten. Banner hatte 
er Siege bei Chemnitz das Hochland in beitimmten Bezirken feinen 
erälert, zur Plimderung und Brandihagung angewieſen und jogleich die 
| * Freibergs auf's neue begonnen.***) Den 15. April gab er ſie je— 
he wieder auf und wendete jich mit feiner Infanterie und Artillerie über 
Pag Pramalb nach der Elbe, während jeine Savallerie in einer Entfernung 


























+ 
» AA! 
J 








„iD Sy 8. A. Müller's Forſchungen ꝛc. 1. Lief. 63 flg. — Joham 
von dem Oberconſiſtorium und den geheimen 5 — ohne ah 
san ihm etwas anhaben konnte und ftarb 1610. 

#9) Bergl. u. a. Moller's Freib. Ann. S. 540 flg. 

S. Hering's Geſch. des meißn. Hochlandes 1. 8 357 flg. 





ar 


nition nad) Freiberg abgingen, das am 27. December von Torftenjon belagert; 
aber von einer geringen Bejagung, von den Bürgern und Knappen unter Ans 
führung des tapferen Georg Herrmann von Schweinig fait zwei Monate lang 
auf's heldenmüthigite vertheidigt und endlich den 17. Februar 1643 von den 
Kaijerlichen unter Riccolomini entjeßt wurbe.*) Als Torjtenjon im December: 
gegen Freiberg heranrücte, wurde der Schutz der Dresdener Mauern abers. 
mals von einer großen Anzahl berbeictlender Tlüchtlinge in Anſpruch genome; 
men. Auch unterliegen es die Schweden während der Belagerung Freibergs 
nicht, da8 Hochland mit neuen furchtbaren Verwültungen heimzuſuchen. A; 
13. Sanuar (1643) kamen einige ſchwediſche Haufen fogar bis nahe an »iei: 
Wilspruffer Vorſtadt, wurden aber durdy die hurfürjtlichen Einfpännigen und) 
durch Schüffe vom Kreuzthurme bald wieder zurüdgetrieben. Nach dem Ent 
jage von Freiberg jammelte Piccolomini am 26, Februar jein Armeecorpe 
gegen: 16,000 Mann mit ziemlich ſtarker Mxtillerie, aanz in der Mühe nom 
Dresden auf den Ditraer Feldern zwijchen Gotta und Löbtau; der Ehurfürfl 
ritt alsbald mit: zablreichem Gefolge binaus und wurde von den in Schlacht 
ordnung aufgejtellten Truppen mit einer Kanonen: und Mustetenjalve begrüßt 
Hierauf wurde dieſem Armeecorps, da es nidt in der Verfaljung mar, ben 
von Freiberg zurückgedrängten Feind weiter zu verfolgen, auf den der Stadt 
zunächit gelegenen Dörfern Duartier gegeben; das Hauptquartier war ım Dorle 
Plauen und Piecolomini hatte daſelbſt ſeine Wohnung in der Hofmühlt. 
Natürlicher Weiſe war dieje Suguortierung für Die durch die mannigfaden 
Durchmärſche kaiſerlicher und Jächjiicher Truppen obnedies jchon hart genug 
mitgenommene Dresdener Gegend eine neue jchwere Prüfung, „Es murbe! 
nicht nur alles von Grund aus vergehret, jondern auch die Gebäude meiltene 
ruimivet, die fürtrefflibiten Obitgärten zu jchanden gemacht und über, dieſc— 
viele taufend der jchönjten und diejer Gegend berühmtejten Objtbäume zwan® 
nicht aus Mangel an Holz, jondern aus. bloßer Leichtſinnigkeit von der Ganailet 
umgebauen und verberbei.“ Am 10, März erit rückte dieſe Armee auf bene 
Wege eat Böhmen weiter nah Pirna zu. Torſtenſon wendete ſich zunädil® 
nady der Lauſitz, worauf ſich der Hauptkampf Tür die nächſte Seit immer“ 
weiter von Sachſen entfernte, doch war außer einigen ſchwediſchen Beſatzungen 
ein Streifcorps unter Königemart an ber (Elbe zurückgeblieben, ſo daß ber 


J 1 = 
* m j " Ma i 1 —F Yıfıas Fa Asics 








— 45 — 


waumehmen; von dem angebrohten Schickfale gänzlicher Einäſcherung aber 
ide die Stabi durch die bei Banner eingelegte Fürbitte ber Ehurpringefiin 
Bagbalenı Sibylla bewahrt. Der ſchwediſche Oberſt Deiterling, ber bie 
Mmäichesung ausführen jollte, hatte Mitleid mit der armen Stabt gefühlt unb 
gen der wenigen in Pirna zurücgebliebenen Einwohner, ben Apotheker 
Jeophilus -Sacobäer aufgeforvert, nach Dresden zu eilen und dieſe Fürbitte 
a ie Banner wendete jich hierauf wieder nad, Böhmen, wo jeine 
bis. zum März des folgenden jahres wo möglich noch fürchterlicher 
mr. unmenjchlicher wütheten als je in Meißen. Der Churfürſt hatte, während 
me Ereignifje in Dresdens unmittelbarer Nähe vorgingen, natürlicher Weiſe 
Wahrung feiner Rejidenz vornehmlich im Auge behalten müſſen, jemehr 
bei großem Mangel an Lebensmitteln u. |. w. durch einen ernitlichen An- 
wider Schweden gefährdet gewefen wäre. Um ben Kriegsgeſchaͤften näher 
wid zugänglicher zu jein, hatte er während der Belagerung reibergs vom 
Morgen bis zum jpäten Abend ſich im Wachthaufe über ver hohen 
am Wilsdruffer Thore aufgehalten, und während der Kämpfe in und 
B Pirna nahm er, wie unter anderen Wed (S. 501) berichtet, jeinen Auf: 
Bat unter einem Gezelt in der Nähe des Pirnaifhen Thores auf bem 
then⸗ oder Haſenberge hinter dem Zeughaufe, um bier ohne Zeitverluſt bie 
gehenden Poſten und Kundſchaften zu empfangen. In der Stabt jelber 
rt : Mangel und Theuerung, die aud) mit dem Abzuge bes Feindes nicht 
Bahn; Denn überall in weitem Umkreiſe waren die Ernten des Sommers 
pwüſtet, die Scheuern und Ställe geplündert und geleert oder in Aſche ge: 
| worden. Als bie Zeit der Feldbeſtellung kam, jah man hier und da, wo 
ö Yen Thätigkeit die Verwüſtung wieder zu überwinben begann, Pflüge 
Menſchengeſpannen. 
.. Als ſich Banner im März 1640 aus Böhmen zurückzog, nahm er ſeinen 
9 mit neuen Berwültungen durch's Erzgebirge und wendete jich bann, 
er bei Plauen eine Niederlage erlitten, buch Zhüringen und Heflen 
8 Lüneburgiiche, jo daß, obgleich einige ſächſiſche Pläbe nod) immer von 
iſchen Truppen beſetzt blieben, das Land wenijtend von größeren feinb- 
Heeren wieder auf einige Zeit befreit war, wenn es auch unter ben 
twährenden Hin⸗ und Herzügen jächjijher Truppen, bie e8 ebenfalls am 
Iithätigkeiten nicht fehlen liegen, auch während biejer Ruhezeit bei Noth 
PP Mangel aller anderen Art nod immer jchwer genug zu leiden hatte. 
er Ehurfürjt benußte dieſe Friſt zur Abhaltung cines Yandtages in Dresden 
ED. Auguſt bis 14. October), auf welchem er eine neue ÖSteuerbewilligung 
Flengte, damit aber auch von Seiten der Yandjchaft die lautejten Klagen 
mer die harten Bebrüdungen, Pladereien und Gemwaltthätigfeiten anregte, 
Ben die unglüdlichen Unterthanen nicht bloß von dem fremden Kriegövolte, 
3 auch von des Churfüriten eigenen Truppen ausgefebt waren; die 
* beſchwerten ſich, daß ungeachtet der wohlgefaßten Ordnungen, die der 
Mpicit deshalb gegeben hätte, unzählige Soldaten die Straßen unſicher 
bie Reiſenden angriffen, die Pferde ausjpannten, Handelswaaren 
3 , Sclöfjer und Dörfer auf dem Lande überfielen und plünberten, die 
te „verwunbeten und ſelbſt Kirchen beraubten; jie Elagten bitterlich über bie 
, womit bie zur Erhaltung diejer Soldatesca ausgejchriebenen außer: 
—*ã* Contributionen und Lieferungen eingetrieben wurden und erklärten 
30 




























— 475 — 


zu machen und dort ebenfalls eine Schiffbrüde über den Strom zu jchlagen, 
ſo daß derjelbe ober- und unterhalb Dresden volllommen gefperrt und ber 
zeitung hierdurch ſowohl wie auch durch täglich auszujendende Streifcorps 
aller Zugang an Lebensmitteln abgejchnitten worden wäre. ferner hatte man 
aht Meilen um Dresden einen jogenannten ſchwediſchen Zaun machen, das 
beißt innerhalb dieſes Umkreiſes alle Dörfer, Flecken und Städte abbrennen, 
die Felpfrüchte verheeren und die Saat verhindern wollen. Der abgejchlofjene 
Bertrag erlaubte dem Ghurfüriten, feiner Pflicht gegen Kaiſer und Reich durch 
Stellung von drei Negimentern zur Reichsarmee auch fernerhin wenigitens 
theilweiſe nachzukommen, legte ihm aber die Verbindlichkeit auf, den Schweden, 
die ihm alle von ihnen beſetzten Plätze, außer Veipzig mit ber Pleißenburg, 
wrüdgaben, zur Vermeidung weiterer Contributionen monatlich 11,000 Thaler 
und 3000 Scheffel Getreide zu liefern und ihnen freien Durchzug durch fein 
Yand zu geitatten, doch wurde die Gegend innerhalb drei Meilen um Dresden 
von biegen Durchzügen au&genommen.*) Der furchtbar verwüſtete und veröbete 
Ghurftaat gewann endlich durch dieſen Nertrag die lange erjehnte Befreiung 
vn Raub, Mord und Brand und die jechSmonatliche Nube hatte dem Yande 
w wohl getban, als dag man nah Ablauf der Friſt ſich hätte bedenken 
finnen, ven Waffenjtillitand zu erneuern, obgleich der vom Kaijer bejonders 
nnd Dresden geſchickte Geſandte Poppel von Yobfowig eine jolche Erneue— 
mg auf allerlei Weiſe zu verhindern ſuchte. Alle weltlichen und geiftlichen 
Rüthe, die der Churfürft im Nerein mit dem Ghurprinzen in der Geheim— 
mihsitube des Schlofjes verjammelte, um wegen Nerlängerung des Waffen: 
Killitandes ihren Rath zu bören, waren, mit Ausnahme der vom Sailer be= 
ſtochenen Räthe Sebottendorf und Friedrich von Metzſch, für eine joldhe 
Berlängerung, die denn auch am 31. Mai 1646 zu Eilenburg auf unbejtinmte 
get over bis zu dem Frieden oder allgemeinen Warfenjtillitand, den man 
don dem ſchon jeit April 1645 begonnenen Gongreß zu Münjter und Osna— 
ruf erwartete, glücklich durchgejegt wurde. Die nach dem vorigen Vertrage 
ven Schweden zu leijtende monatlihe Geldzahlung von 11,000 Thalern 
wurde hierbei auf 83000 Thaler berabgejegt. Im Mai begann in Drespen 
eme Ausſchußverſammlung, weldhe zur Deckung der den Schweden bewilligten 
Weider und Lieferungen für die Dauer des Waffenſtillſtandes monatlich 
4 Thaler 18 Groſchen an Gelde und jührlih 3300 Scheffel Korn, 
2384 Scheffel Hafer und 797 Fuder Heu aufzubringen übernabm und nicht 
mt die jeitherigen Yandesbewilligungen (Land-, Trank- und doppelte Fleiſch— 
Reuer) erneuerte, Jondern ihnen zur Unterbaltung der churfürjtlihen Miliz 
auch noch eine neue Anlage in Form ciner Kopf: und Gewerbeſteuer hinzu: 
fügte, nach welcher jeder Kopf über Id und unter 70 Jahren mit einem 
Groſchen monatlich und jedes Gewerbe nach Verhältniß mit ? Groſchen bie 
2 Thaler belegt werden jollte. Dresden und Freiberg wurden die Vegejtätten 
dieſer Steuer (erſt Current-, dann wegen ihrer Bertheilung auf die vier 
Jahreszeiten Tuatemberjteuer genannt) und in Dresden wurde eine bejondere 
(ſtändiſche) Deputation zur Regelung ver Kriegs- und Gontributions-An— 
gelegenheiten niedergeſetzt. 

Troß des Waffenjtillitandes batte aber das Land unter den fortwäbrenden 


*, Bergl. Weiße's churſächſ. Geſch. V. S. 45 (Londorp 1. c. V. 1031). 





— — 


Durchzügen noch immer ſchwer genug zu leiden, doch beobachteten die Schweden 
dabei im Ganzen eine Mäßigung, die um fo anerkennenswerther, je mehr 
ihnen Raub und Jlünderung zum Handwerf geworden war. Wo ſie ji 
bier und da noch Gewaltthätigfeiten zu ſchulden fommen ließen, geſchah es 
wenigjtens nicht mit Willen der Anführer. Als ſich Wrangel, Torjtenfon’s 
Nachfolger im Commando, 3. B. aus Böhmen zurüdzog, rieth ihm der da⸗ 
mals in Leipzig weilende Torjtenfon, fi fo viel als möglich links zu halten 
und das ſächſiſche Land zu verjchonen, und als 1647 ver ſchwediſche General 
Wittenberg mit einigen Negimentern bei Strehla über die Elbe ging unb 
jeinen Weg über Rodlik und Zwidau nah Eger nahm, um fi) mit der 
dort befindlihen Hauptarınee zu vereinigen, bejchleunigte er nicht nur feinen 
Marſch auf's Möglichite, jondern lieg auch allen Rroviant, der ihm nidt 
freiwillig geliefert wurde, mit baarem Gelde bezahlen. Dagegen wäre das 
Yand, während es ſich der ſchwer erfauften Sicherheit erfreute, beinahe das 
Opfer des verrätheriichen Planes eines Einzelnen und zwar jenes Oberiteg 
Wancke geworben, der jeit der Einnahme von Görlif darauf gefonnen hatle; 
an Johann Georg Rache zu üben.*) Sein Anfchlag hatte keinen geringerert 
Zweck, als Dresden durch Kriegslift zu überrumpeln und den Churfürſten 
mit jeinen Prinzen gefangen zu nehmen und zu tödten. Während die ſchwes 
diſche Armee im Herbſte des ‚jahres 1647 an den Gebirgen zwijchen Chur⸗ 
Jachjen und Altenburg jtand, Jammelte Wande ohne Vorwiſſen der ſchwediſchetf 
Generalität gegen 500 Meiter unter dem Worgeben, daß er eimen ſtattlichen 
Untchlag zu guter Beute wüßte und lagerte jich mit ibnen vier Stunden ven 
Dresden im Tharandter Walde. Hier war e8, wo der Obriftleutnant Brunel! 
den er ebenfalls durch unbeſtimmte Borjpiegelungen gewonnen batte, au 
wiederboltes Drängen endlich die wahre Abjicht Wancke's erfuhr und Ges 
legenbeit fand, den Anjchlag durch jeine Borjtellungen jo lange aufzuhalten, 
bis der jchwedtiche Oberbefehlshaber von der jchändlichen Berrätberei benach— 
vichtigt werden konnte. MWande batte nämlich jenen Plan, Dresden zuwider 
fallen, jchon ein Jahr zuvor einem Fahndrich jenes Dragoner-Regimenle, 
Namens Andreas Hofmann, anvertraut, der, weil er im Dresden befannt mir 
vajelbit ein leer ſtehendes Haus miethen, 60 Soldaten darin verbergen, Id 
nocd mit einigen anderen zuverläjligen Leuten vereinigen und Wanden bi 








— 4a — 


hast: umbringen. würbe; um ben Abminiftrator von Halle (Auguit) ſei es 
vmer ſchade, doch müßte. er auch daran.“) Wehnliches hatte Wancke, wie jich 
—— Bei feinem Proceß ergab, auch gegen Brunel geäußert. Der General 
Brangel. ſäumte nicht, den Churfüriten durch den zufällig im ſchwediſchen 
Lager befindlichen Reiter-Oberften Hans Georg Haubold von Schleinik von 
bee drohenden Gefahr benachrichtigen zu laſſen; Schleinik berichtete e8 dem 
Semmanbanten von Zwidau, Obrijtleutnant Wagner, deſſen reitender Bote 
Veachmittiags 3 Uhr in Dresden anlangte, wo alsbald die Thore gejperrt unb 
We Wachen verboppelt wurben. Dies geſchah am Tage vor ber Nacht, wo 
Bande ven Tharandter Wald verlaffen und Dresden überfallen wollte. 
Blechzeitig aber hatte ein von Wrangel abgeſandter Rittmeifter Wancke's Corps 
‚micht und dem Obriftleutnant Brunell, der eben im Begriff gewejen war, 
ſih von dieſem zu trennen, den Befehl gebracht, Wande zu verhaften und 
kembig oder tobt in’s Hauptquartier zu liefern. Diefer Befehl wurbe volls 
en und Wande den 8. October auf die Pleißenburg gebracht, wo ihm am 
4:December. in Gegenwart von zwei ſächſiſchen Abgeordneten das von dem 
quediſchen Kriegsgericht gefällte Urtheil verfündigt wurde, nach welchem ihm 
wa ungetreue Herz aus dem Leibe gejchnitten und auf das Maul gejchlagen, 
Daun der Leib lebendig (?) in vier Theile gehauen und auf vier Pfählen an 
ver. &den der Welt geſteckt werben jollte”.**) Die Nollitredung bes Urtheils 
Wohlen die Schweden dem Churfürjten überlajjen, der dies jedoch „aus Höf— 
liteir· abſchlug; Wande aber erhob weiteren Einſpruch gegen das Urtheil 
md die Sache verzog jich bis zu der Zeit des Abzuges der Schweden aus 
deipzig (1660), wo er unter dem Vorgeben, daß die allgemeine Amneitie des 
ra auch ihm zu gute kommen müßte, von den Schweben aus jeinem 
ngnig in der Pleikenburg entlajfen wurde, ohne daß man deshalb eine 
Eiiſchuldigung bei dem Ehurfürjten für nöthig hielt. 
>. Mit Wande’8 Anſchlag war die lebte der Gefahren, von welchen Dresden 
während dieſes Krieges bedroht war, abgewendet worden. Nach langen Unter- 
handlungen wurbe endlich am 24. Detober 1648 zu Münjter und Osnabrüd 
ber Frieden unterzeichnet, der dem erjchütterten Europa nad) dreißig furdtbaren 
— die lange erſehnte Ruhe und dem Sachſenlande ſtatt der ſchwererkauften 
n Sicherheit des Waffenſtillſtandes Befreiung von jenen Leiden und 
Aalen brachte, von welchen es vor allen deutſchen Ländern am härteften 
heimgesucht worden war, Doch verging noch einige Zeit, ehe Sachfen ver 
len Wirkung dieſes Friedensabſchluſſes theilhaftig wurde. Die Schmweben 
mten Leipzig und die Pleigenburg erjt, nachdem der Churfürſt feinen An⸗ 
Kl an der ben Schweden (von ben Reichskreiſen) zu zahlenden Geldent— 
Wäbigung von 5 Millionen Thalern erlegt hatte. Churſachfens Antheil betrug 
251,107 Thaler 11 Srojchen 8 Pfennige und wurde erjt am 30. Juni 1650 
„m eitel harten Speciebug an Gold und Silber“ durch den hurfüritlichen 
Rriegezahlmeijter Griebe und den Dresdener Rathsherrn Raul Zinke in Yeipzig 
ausgezahlt. Als hierauf der Yeipziger Bürgermeijter Friedrich Kühlwein die 





* Der Adminiftrator Auguſt befand jid) gar nicht in Dresden; er war zwar im 
Mai mit einem Comitat von 60 Pferden in Dresden eingezogen, aber den 14. wieder 
abgereiit. 
9%) S. das Urtheil bei Wed S. öll. 


— 478 — , 
Nachricht von dem volljtändigen Abzug der Schweden nad) Dresden gebradyi 
verordnete Johann Georg für fein ganzes Land ein allgemeines Friedens- um! 
Dankfeſt, dag am 22. Juli, dem Namenstage der Churfürjtin, fo feierlich alı 
e8 der Zuſtand ber einzelnen Ortjchaften und ihrer Kirchen geftattete, begangeı 
wurde. In Dresden gab die Sarnifon nad abgehaltenem Gottesbienit ein 
breimalige Salve, dann wurden alle Kanonen in Neu: und Altdresden, ſowi 
auf dem Kreuzthurme gelöft. Bald darauf wurde aud die Mehrzahl. ve 
Kriegsjöldner abgedanft, jo am 30. Auguft in Dresden zwei Compagnie 
vom Negimente Oberſt Schleinig, die jeither theils in ber Wilsdruffer Vor 
jtadt, theil8 in Altdresden gelegen hatten. Das Geſchäft der Entlaffung, das 
dem Oberjten Karl Boje und Nicol von Schönberg übertragen war, ging 
ganz frieblid) von Statten. „Mit aufgeftedtten Favören von den zerriffenen 
Fahnen” zogen die Entlafjenen fröhlid von dannen und hatten jich ſchneller 
verlaufen al8 man erwartet hatte. Dann wurde auch in den anderen Stanbs 
quartieren (Leipzig, Wittenberg, Chemnis, Freiberg u. ſ. w.) mit dieſer Ab« 
dankung ebenfall8 ohne Störung fortgefahren. Die meijten Knechte waren 
des Krieges müde und jehnten jih nach Ruhe; überbies aber hatte der Chur: 
fürjt allen, die ſich in jeinem Yande niederlajjen wollten, wejentliche Freiheilen 
und Erleichterungen zugejihert. Den jeitherigen Söldnern, die z.B. auf 
gelernte Handwerker waren, jollte in allen Zünften die Wanberzeit erlaffen 

und wenn fie Geburts: und Lehrbriefe beibräcdhten, nur gegen Werfertigung 
bes geringiten Meifterjtüdes das Meiiterredyt gewährt werden. Die um die 
Hälfte zurückgekommene Bevölferung: des Yandes wurde dadurch um eimigel 
tauſend Einwohner vermehrt, weldye, ſoweit jie die blutigen Waffen mit den 
Werkzeugen des Gewerbfleißes vertaujchten, das Wiederaufblüben des ſchuc— 
geprüften Landes: fördern balfen. Wichtiger wurde allerdings in diejer Bed 
ziehung Tür Sachſen die  fortvauernde Einwanderung der aus Böhmen und 
anderen kaiſerlichen Pändern flüchtig. gewordenen Religionsverwandten, durd® 
deren Nufnabme und Anſiedelung im Grsgebirge und der Lauſitz unter du® 
fürſtlichem Schutze verſchiedene neue Ortichaften (4. B. Kobann=Georgenjtadil® 
entitanden. In Dresden wurde „den der eriten ungeänderten augsburgiſchen 
Sonfeflion verwandten böhmiſchen Erulanten”, nachdem jie bei dem Chur 

fürften „wehmüthigſt“ gebeten batten, ibnen zur Werrichtung ibres Gottet— 








rar x 


- u 


I a er 
I; 











Denen a ng 


“ 


Be. A en —«— er We 


. & a Wa du «& 





I 1 BE 


— 43 — 


Basker A652 Die Vermählung der Prinzeſſin Magdalena Sibplla ver: 
xitiweten Brinzejlin von Dinnurt (dritten Tochter Johann Georg’ L) wit . 
kam Serzoa sriebrich Wilhelm von Sachſen-Altenburg, obgleih wegen bei 
n —— zubor (26. Novbember) erfolgten Ablebens der Gemahlin des 
imsen Moris die Ergeplichleiten mehrfach befchräntt wurben.”) Der 
— wurde an J. October von dem Churprinzen und dem Herzog 
‚ven Sandgrajen Friedrich von Heſſen und dem Markgrafen Georg 
' don Brandenburg mit einem Geleit von mehr als 600 Pferden ein: 
—* — in Dresden eingeführt; am 10. October ritt der Bräutigam mit 
‚genannten Fürjten und einer jehr prächtigen Suite ber aus Dänemark 
ommenben Braut entgegen, worauf am 11. die Trauung erfolgte. Die 
mäblien verliefen Dresden erit den 19. Dectober.*) Zu ſolchen 
seiten fam während biejer Friedensjahre ein jehr zahlreicher Zuſpruch 
am file Gäften, worunter fih auch der Churfürft Friedrih Wilhelm 
\ Brandenburg befand, der am 19. November 1652 auf der Rückkehr von 
in Dresden einfprach und bei biejer Gelegenheit (23. November) unter 
ie Geremonie in der Rathsftube des Schlojfes den alten Ehurverein von 
»3 beihwer, Umter anderen zejtlichkeiten wurde am 22. vor ber lt: 
räbener Haide „bei den brei Kreuzen“ ein Sagen auf dem Lauf gebalten, 
mebeiman 200 Stüd Schwarzwild und 53 Stüd Rothwild erbeutete. Im 
© ptember bes Jahres 1655 enblich feierte ber Ehurfürjt mit feinem Lande 
" breitäniges Yob- und Dankfelt zum Andenfen an den vor 100 Jahren 
2 Sepiember 1555) zu Augsburg geſchloſſenen Religionsfrieden. ») Ein 
Jahr per, 8. Detober 1666, ging er jelber im 72, Jahre feines Lebens 
is Den AD. jeiner Negierung zum ewigen Frieden ein. Am nächſten Tage 
je je feine Hülle aus dem fürftlichen Gemache in den fogenannten Kirchfaal 
rad und dort öffentlich ausgejtellt; besjelben Tages begann das Gelaͤute 
licher Glocken in den beiden Stäbten und ben Vorjtäbten, womit in 
8* der gegebenen Anordnung zufolge, 6 Wochen und im ganzen Lande 
— lang fortgefahren wurde. Den 16. October trug man bie Leiche 





















#) Der erite Bemahl der Prinzeſſin Ma Haken Sibylla, der Kronprinz Chriſtian 
n Dünemarf und Norwegen Dar em 28. Mai 1647 auf der Reife na 26 Eger, wo er 
m Souerbrumnen trinfen olfte, fehr krank in Dresden angelangt und am 2. unt bald 
hi der Weiterreije auf dem Borwerte Gorbig bei Dresden geftorben. Seine Leiche war 
4 Juni mit großem Eomitat nad) Dredden geführt, unter großer Feierlichkeit in 
die rg gebracht und den 3U. Auguſt zu edit nah Dänemart abgeführt 
zorden. Wed giebt hierzu ©. 418—421 ausführliche Beſchreibungen. 

* *p Der Brüutigam bon 33 Fuder des beiten Frankenweins ertauft und nebſt nod 
N Eimer anbeten Weines, wie auch 2090 Scheffel Hafer von Nitenburg nad Dresden 
jaben ſchaffen laden, auch für 11,009 Thaler Ketten, Bruftbilder und Ringe zu Ges 
„denken ‚3 8 bie Offizianten mit hierher gebradjt haben; vergl. Müller's Ann. ©. 391. 
4 srl. 


— Bergl. Seite 328 und 414; Wed ©. 321; Tenzel a. a. O. ©. 5186. 
Amürdig wurde dieſes Jahr auch durch eine bedeutende Elbfluth, die in Folge des 
—* am 5. Februar begann und 6. und 7. dermaßen zunahm, daß nicht blos Alt: 
Nesden, ſondern aud) mehrere Straßen und Plätze der Feſtung fait ganz überſchwemmt 
are uf der Brüde fonnte man das Waller mit den Händen erreihen und unter: 
halb Derielben war von der Strake nad) Priednig auf dem linken bis den Trachen- 
bergen auf dem rediten Ufer eine einzige große Waſſerfläche Bei der Biederherftelung 
ME burd, ben Eisnang jehr bdefect gewordenen zweiten Pfeilers vom Altdresbener 
Ehore am wurde balelbit eine meifingene Tafel mit der Jahreszahl 3 Elbfluth an⸗ 
oebendit; Wed ©, 529; Schramm a. a. ©. ©. 26 und Pötzſch a. a. 


* 












— 88— 


in die Schloßtkapelle, wo der Oberhofprediger Weller die Leichenpredigt bieli 
und erit am 2. Februar 1657, alſo erit ziemlich nad 4 Monaten, nachdem 
der mittlere Sofprebiger Chriſioph Laurentius eine zweite Predigt gehalten, 
bewegte jid) der Tranerwagen mit ungewöhnlic großem Geleit und Gepränge, 
wozu alle churfürſtlichen Vaſallen aus Saucen, Thüringen, Meißen, Ober: 
und Nieverlaufig an Grafen, Herren und Edelleuten, ingleichen alle höheren 
und vornehmen Kriegsoffiziere einberufen worden waren, von Schlojie aus 
nad) der Kreuzfirche, von wo aus am nächiten Tage die feierliche Abführung 
nach dem Erbbegräbniß in Freiberg erfolgte.*) Drei Jahre jpäter folgte 
ihm dorthin ſeine treue und treffliche Lebensgefährtin, die edle Magdalena 
Sibylla. Sie ſtarb den 12. Februar 1659 zu Dresden, wo ziemlich 
30 Jahre Hof gehalten und (im jogenannten fürftlichen Refidenzhauie f. S. 419) 
auch die kurze Zeit ihres Wittwenſtandes verlebt hatte. 

Johann Georg IL, geboren den 31. Mai 1613 zu Dresden (S. 428 
und 431 flg.), verlammelte gleich, nachdem er die Negierumg angetreten, | im 7 
jeiner Reſidenz einen Yandtag, auf welchem ihm die Stände die Huldiqung 
leifteten und ſchließlich allen feinen Anforderungen in Bezug auf ordentliche 
und außerordentliche Steuern, Abgaben und Beihilfen, worunter jid) au 
4), 000 Gulden Kojten für das Begräbniß jeines Vaters befanden, nachkamen, 
obgleich, fie vorber ‚ohne Rückhalt erklärt hatten, daß jie es vor ihrem Gewiſſen | 
als treue Stände und ala Vertreter der Untertbanen nicht verantworten föünnten, 
venjelben durch die angeregten Bewilligungen mebr aufzubürden als ſie zu 
tragen vermöchten und ſie Durch Die jich mebrenden Hilfsvollſtreckungen in noch 
größeres ‚Elend zu ſtürzen. Viele Unterthanen hätten auf dieſen Yanbtag - ıbr 
letzte Hoffnung geſetzt, würde auch dieſe nicht erfüllt, jo wiirde Die Zahl Mt 
Auswanderer immer größer und das Yand zu jeinem unwiderbringlicht 
Schaden immer mehr entblößt werden. „Wenn auch ber Churfürſt eine, ſch 
beichwerliche Yandesregierung übernommen, zu deren Befejtigung ſowohl wit 
auch zur Erhaltung jeines Anjehens fat unermepliche und unglaubliche Koſtgh 
erforderlich, jein möchten, jo dürfte doc nicht außer Acht gelajjen werden, DIh 
bei jo vielen am terjcbiedenen Anlagen, dergleichen jchwerlich in ‚einem andern 
"ande des ganzen römischen Reichs zu finden, die kundbare Unmöglichte 
auch dieſe Notwendigkeit überjteigen müßte. Der Ghurfürjt möchte babe 








= 
u 3 Me | 
er —— in © 





En er Br, : 


a 


F 7 — a a wa 


T er 5 Ai Ir rum Paz 


ae ee ae re! 




















Berta tr 








. 
N — 1* 
.E r® Nr . 


u w IR. I — 


we > a Re En FE: 


et 
! | Ä 
ei tes) Ya 


rn a * 4 
LE NT 
% u 7 u f up ee) ; ER 


* es were gr 
F 7 
3 


eig — ne ni —* a5 » > F — 
| 14 








. “ 
. u 
. * * 
- * ® z * 
E D a 3 * 
0 * ⸗ ws 
Lo = : " 
= * a 
. z n .y . | 
= . z “uas 
R - d ® s 7⸗ 
A R . 


u. 
[3 sum ; 
Re .. 
n - ⸗9 .. = 
5 a [I 
[1 ⸗ & ” — 
» 
1. = 
“a. 
- "10 
* * 
= ei .. 
Pr \ ı *® [3 = 
[3 .® « 
.. .. M 
= = i 
a 
[1 .& 
ö v 5 .s.ı 1 
[1 
= . 
- u 
= R 
“ 
< % 
R - 
a " ’ i 
* U} 
r 
= .. . - > “ 
[| 
.. 
n 
. Le Br & 
en “ 
= L 
* u > 
» s * — 
- r 
* 
® .. 


„= - = mn. ro 5 — 
Pr . = - “ — 
* en 
22 ee .. a 
- ..-.1. . . % — 
4 non . " -.u » 
@ Are & = D - 
r LS = 24 ® — ® b 
ee EEE ne 
Er = * n - — x * 
.. « " I) 
. ° 2 au £ ü 
a = “ — * o ® 7 * ® 
. * . er - 3 .. * .n. 
* w R — ., & um en. r - 
2 ®e, .. * ı» - - 
“a » u * 
11 e In 9 Fra “ 
* 1 - = 
—W r: = . “ 
F ⸗ * 
— ⸗4 «x — nm 
2 “ Pr do v0. .. 
a d a “ * ! 
a 
LER s .. > : 
... 1 \ Seen ... 
un - PR 
« R ır Ft er ® = ber * 
Ba 
⁊ — — — — » 
& a 
A D ® ii =. 
11 2 2 :®, v 1 
ne 5 “ np Sa . = ” 
® . 
B = .. Ko 
[) = “ 
wi f} . B ... Be, »u- m» rs = 
2 -. & Ri aa. m . 
N } LI ı = ” 
& U} „s % » = 
— ⸗ *— 
q “ u = 
[} -» ma 
- . D r 
E: won & 
” * m 
er BEE ne 4 
« Ü) “., - 





— 497 — 


Behhland,“ jenen oben erwähnten Sorlyſi und Milano, verdankte, welche 
pre udthigen Felder für 24,000 Thaler erfauft hatten. Die | ganze An 
Ä das Sommer: und Lufthans, das der Ehurfürft darin bauen lieh, 
| * * 20,000 Thaler. Der durch die Zucht ſeltener Gewächſe 
aliqh unter ber Pflege des Hofgärtnerd Georg Meifter) ſich ausgeid- 
* Marten gehoͤrte, wie jener vor dem Wilsdruffer Thore (S. 480), ver 
*) Auch die Ausbeſſerung und Vervolllommnung der Zeitungs: 
* e wurde von Johann Georg II. nicht verſäumt, indem er unter Anderem 
4678- ‚ben Thurm bes Wilsbruffer Thores erneuern, den fogenannten Haupt: 
| ef en ber Elbe) mit einer dreifachen Defenfion verſtaͤrken und vers 
ſiedene Ma pa und Vorratbsgewölbe auf der Feſtung von Grund aus 
| — — * ferner gedieh unter ihm auch die Befeſtigung Altdresdens zu 
effommenbeit. Die Brüde erhielt im Jahre 1670 eine neue 
* dem großen metallenen Srucifir, das fie bis zum 31. März 1845, 
28 einer ungeheueren Waſſerfluth mit dem Pfeiler, der es trug, zu⸗ 
—— gefchmüdt hat. Es wurde von dem Dresdener Stüd- und 
ießer Herold ‚gegoffen und am 13. September genannten ‚Jahres auf 
Sm britten und größten Pfeiler (von der Feſtung nad, Altdresden zu) auf- 
, „bamit bie, jo auf dieſem Waſſer führen, des ſicherſten Ortes zur 
fahrt gewiß fein möchten,” jonit aber „allein zu gottfeligem Andenken 
#6 -Beidend und Sterben Jeſu Ehrifti ohne alle abergläubige Verehrung,” 
de die erſte in Mefjing gegofjene Inſchrift ſagte. ES war 33 Eentner ſchwer 
wr 8 Ellen hoch und koſtete tiber 500 Thaler. Auf der Nüdfelte des 
Iafamentes war ber Name des Oberlandbaumeiſters Wolfgang Caspar von 
Mel zu lefen. Seinen jpäteren Platz auf dem fünften Pfeiler, mit dem 
Aib nach Morgen gewendet und auf einem 12 Ellen hohen Fünjtlichen 
jen vom feinſten Pirnaiſchen Sanpitein, erhielt e&, nachdem es 1705 eine 
ratur erfahren, am.25. Auguit 1732 (f. den nächften Abſchn.“) Endlich 


— —— — 


7 ) Beicbrich Auguft I. lieg im diefem Garten ein neues prächtige® Sommerhaus 

der Garten wurde unter ihm und feinem Nachfolger der Schauplak ehr 

Ber Safe worunter fid) namentlic) 9 das | endnnte turkiſche je 
dtaged der Churprinzeſſin Maria Soien a aus eihneie, die 

it den arten zum Geſchenk erhielt. Es war zu die efem Feſte alles in 

chmack worden; die Zimmer waren türkiſch möblirt, über den 
































Fi An 

7 prangte der Halbmond und der Hof erſchien in türfifcher Zra t. Daher der 
m türfiihen BGartens oder des ſächſiſchen Eeraild (ver aihe’8 Bes 
tung I. S. 1271. Bei ber unlegung des Gartens und aud | 


mbftfid lange Zeit ein beliebter Ber ea ber Dreödener gebildeten Welt. 

ge —— daraus das Vi a nmijce Grundſtück, evan ide 
8 Fe Guthmann’sche ——— — —* chmalziſche und Günther'ſche 
| Die erfte —— von 1670 lautete: „Johann Georg II. Dux et Flector Saxo- 
Ans BR. J. Prineeps hanc Christi Servatoris patientis statuam. remoto omni 
iuperstitiosae adorationis cultu, aeternae memoriae gratitudinisyue praetereuntium 
generis humani provocandae causa p. c. anno s. MDCI.XX, aet. LVII. 
= Die — en Me superstitiosae adorationis eultuss un hir, 


"Beraulafiung des diger8 Dr. Martin Geier in die 
nuommen smorben, der 1665 an m Weller's (geft. 6. Juli 1664) Ende ac nen 


hl l. S. 9. Im fiebenjid ren Dei 
* heidniſ vergl. S. m ſiebenjahrigen e beim 
er Stadt, : ul fi 1760, Kurden Garten und Haus ( gBeitmeitter- und 

ng in Riten —* Garten nebjt denen Gewächshäuſern“) zum großen 
4 und nachher an einen Baron Rieſch verfauft. Als Rieihiiher Barten war 

























DB rtahen 


a Hi 


on‘; au 
hurfüril, Gai 


























x 


93 be Mar ch De Ya } 4 2 »D 


= 





























— 50 — 


dee Reiches zur Pflicht machte. Der glänzendite und erfolgreichite Kriegszug 
Jebann Gieovg’s II. galt dem Entſatze des von ben Türken belagerten Wiene 
m \abre 1683. Im naͤchſten Jahre (28. December 1684) unternahm ber 
Ohmfürjt (unter dem Namen eines Grafen von Hoyerswerda) eine Reiſe 
na Stalien und ſchloß mit der ebenfalls in ben Kampf mit den - Türken 
verwicdelten Republi? Venedig und dem Dogen Contarini einen zweijährigen 
— in deſſen Folge, nachdem der Churfürſt am 15. April 1685 
üdlich wieder in feiner Reſidenz angelangt war, bald nachher drei ſächſiſche 
imenter unter dem Oberjten von Schönfeld ben Mari nad) Venedig und 
von da nach Morea antraten, von wo fie 1687 um bie Hälfte vermindert, 
aber mit „reicher” Beute nad) Sachen zurückkehrten. Mittlerweile waren 
AN Mean dem Sailer vom Churfürften zu Hilfe gefendeter ſächſiſcher 
Kriegsnölfer unter Anführung des Herzogs Chriſtian von Sachjen-Weißenfels 
mb des Generalmajors von Trautmannsporf an der Eroberung Ofens (2. Sep: 
„ iember 1686) betheiligt geweſen, welche der Churfürſt am Michaelistage durch 
en Firdhliches Dankfeit feiern ließ. Zwei Jahre fpäter überließ Johann 
Georg dem Kaifer das Regiment Churprinz, das ji) bei ber Eroberung Bel- 
rads (6. September) bervorthat. Als aber der König von Frankreich dem 
Deutichen Reiche den Krieg erklärte und im September (1688) eine bedeutende 
Heereömacht in bie Rheinlande einrüden Tieß, mar Johann Georg III. ber 
aite deutſche Fürst, welcher (23. October) dem bebrängten deutſchen Vater: 
ande mit einem Heere von 14,000 Mann zu Hilfe eilte. Nachdem er feine 
Truppen mit ber indeſſen jich faınmelnben Reichsarmee vereinigt hatte, kehrte 
et 1. Februar 1689 nad) Dresden zurück, um weitere Rüſtungen zu betreiben, 
war aber jchon im Mai mit feinen beiden Söhnen wieber bei der Armee am 
Nbeine, wo er bei der achtwöchentlichen Belagerung von Mainz, die jeinem 
‚Vetter Ehriftian von Sachſen⸗Weißenfels das Leben Tojtete, mehrmals in bie 
sörte Gefahr gerieth. Zunehmende Kränkflichfeit führte ihn bald nachher in 
jüne Heimath zurüd und war die Urfache, daß ihm jeine Minifter und Aerzte 
die Theilnahme an einem neuen Rheinfeldzug im Jahre 1694 ernitlich wider: 
Belben; da er aber im März dieſes Jahres mit dem Kaijer ein neues Bünd⸗ 
ih gejchlofjen und ſich verpflichtet Hatte, abermals 12,000 Mann zu itellen, 
ihm auch am 16. Mai durch eine feierliche Geſandiſchaft des Kaiſers der Ober: 
befehl Über die ganze Reichsarmee am Rheine übertragen worden war, erklärte 
er entjchieden, dem Rufe folgen zu wollen und müßte er an ben Rhein ſich 
tragen laſſen. Schon im Mai brach er auf und fiel am 12. September, 
ohne daß ber Feldzug einen günftigen Erfolg gehabt, als Opfer einer im Heere 
auögebrochenen Seuche zu Tübingen, wohin er ji am 23. Auguft, nachdem 
a Tags zuvor im Feldlager erkrankt war, hatte bringen laſſen. Seine Leiche, 
| * am 25. September von Tübingen abgeführt worden und am 24. October 
in Freiberg angelangt war, wurbe daſelbſt am 11. December unter großer 
 Keterlichkeit und mit einer Broceffion, bie drei Stunden dauerte, in dem chur— 
——— Ne beigejeßt.*) Als er im Jahre 1683 jeinen be- 


— — —— nn 





= 








— — Bergl. Müller's Ann. ©. 604 flg. — Mit Recht nennt ihn eine auf ſeinen 

nz w den ruhmreichen WBertheidiger des Reichs gegen Türken und 

Fe: — en Belt, der —— Schrecken, Deit glende Säule.“ 
enzel a. a. O 














wre 


f an er — — ——— 


4 % 
4 — 3 ⸗ rw x _ — rn 











a 
ee, — 
ee 
_ 


44: 


| a 8 Bere Anh —** 














tu — 

ee ——— ec 

J is . ‚4 a 

ee Ein. Ya os — 
19 re 
—— ** 


Pe TE 


er von Frar 4 En 
aeg ‚ Sreibeiten —* 
Aiten pläTicken En. 
dee 5 EL da. ar 


Sibylle von 9 rn 
2 PT —S PEN 





— 514 — 


auch zur Stellung von noch 4000 Mann verbindlich gemacht und verlieg m 
Folge deſſen im April 1696 auf's Neue feine Nefidenz, bie während bei 
Winters, namentlich während des Carnevals, das der Ehurfürjt mit großer 
Vorliebe zu pflegen begann, der Schauplaß ſehr glänzender Feſte geweſen 
war.) Nach der Schlacht bei Dlafch (26. Auguſt), auf welche troß ihres 
nicht eben günſtigen Ausganges in Dresden Siegesmebaillen geprägt wurden, 
legte er ben Oberbefehl freiwillig nieder, ließ aber jeine Hilfstruppen in 
Ungarn zurüd, wo fie jpäter an den Siegen bes Prinzen Eugen Theil hatten, 
Während feiner Abwejenheit wurde ihm zu Dresden am 7. October (16%) 
ein Prinz (Friedrich Auguſt) geboren. Das freudige Creignig wurde ber 
Stabt dur die Löſung von 3 Geſchützen auf dem Kreuzthurme und vom 
60 Geſchützen der Feitungswälle verfündigt, während alsbald der Oberhof 
meilter von Pflug und der Oberjtallmeilter von Reibold als Couriere, der 
eine nah Wien, wo jich der Churfürſt damals befand, der andere nad Bai⸗ 
reuth zum Vater der Churfürjtin, abgingen. Trotzdem bielten den Churfüriten 
wichtige Pläne und Gefchäfte noch längere Zeit in Wien zurüd und erit am 
25. November 309 er wieder in feiner Hauptitadt ein, wo er bald nachhet 
(11. December) den Ehurfürjten von Brandenburg empfing und die Carnevalk 
zeit mit allerlei prächtigen  Feiten und Luſtbarkeiten werbrachte. ı Wei: einem 
„Nationenaufzug“ , den der Hof am 9. Februar durch die Stabt hielt um 
ber: mit einem mastirten Carrouſſel am Reithauſe ſchloß, erſchien der Churfürit, 
von Spabr’8 und Nanitjcharen umaeben, ala Sultan. Auf ein Büchſenſchießen 
bas bet derſelben Gelegenbeit gebalten wurde, prägte man eine beſonden 
Denkmünze. 

Schon am dı März 1697 brach der Churfürſt, nachdem er: Tags zurtt 
über die Dresdener Garniſon und die reitenden Trabanten Muſterung gehalten, 
wieder nach Wien auf, um mit Unterſtützung des kaiſerlichen Hofes die Be 
werbung um die durch Johann Sobieski's Tod erledigte polnische Krone fur 
aufeten, "für deren Erlangung ibm fein Opfer zu groß fchien. Am 23, Mai 
trat er in Baden bei Wien zur katholifchen Kirche über und am 17. Jun 
erfolgte jeine Wahl zum Könia von Polen, als welder er am 5. Sp 
temiber zu Krakau — nachdem am 10, Augujt die Equipage zu dieſer große 
artigen Keierlichkeit von Dresden nach Polen abgegangen war — gefrönt wurd 





Sa er 8 oe TV e a 7 ze 


TE NERAEN 1 u 
Ben Ar % a 
— 








— 516 — 


zu treffen und zu dem Ende alle Briefjchaften von der Steuer und ven 
anderen Behörden zu fordern, Räthe und Bebienten abzudanken oder nad 
Anzeigung begangener Verbrechen zu verbaften, die an ben König gerichteten 
Appellationen anzunehmen oder zu verwerfen, furz alles, was zum weltlichen 
Negimente gehörte, zu vollziehen. Diefe Vollmacht wurde fpäter noch durch 


den Befebl zu einer Reviſion der Yandescollegien und zur Niederſetzung eined 7 


= 


ordentlichen Sprucheollegiums in Juſtizſachen erweitert, da dem Könige ſelbſt 
die höchſten Mechtscollegien des Landes verdächtigt worden waren. Mit Hit— 
zuziehung des Geheimrathed von Rumohr und des Hofrathes Zech zu den 
obengenannten Männern bildete ſich hierauf unter Fürſtenberg's Vorſitz det 


ſogenannte Ghemeralrewifionsratb, deſſen umfaſſende Gewalt: dent Yande durch 


ein ı Patent vom 21. Juli 1698 befannt gemadyt wurbe, Kein anderes 
(Sollegium des Yandes sollte dieſem Mevitionscollegtum entgegen handeln, 
Niemand dem von ibm vorgejchriebenen Proceß jih in irgend einer Weiſe 
widerjeßen und dasſelbe micht durch unnötbige Appellationen an den sönig 
jelber bebelligen — da diejer jolche Berufungen wegen der dem Revryiond: 
rathe anbefohlenen  furzen Verfahrweiſe nicht annehmen würde. Nicht mil 
Unvecht erklärten daher die Stände des erſten nach der polnischen Königswahl 
zu Dresden verjammelten Landtages (September 1699 bis 17. März 1700 
im ihren Beſchwerdeſchrift vom 5. October 1699, daß der Generalrevnitondrait 
mit einer größeren Gewalt ausgeltattet je, als je in dieſem Lande erhört ge 


wejen und mit der Landesverfaſſung vereinbar jei, deren Aufrechtbaltung 3 
dem ande ausdrücklich zugelichert: worden. Alle Yandescollegien, jagten DIR 


Stände u, m im ihrer Bejchwerdejchrift, würden beſtätigen können, dah Die 
(Seneralrenilion in all’ ihre Rechte eingegriffen, Die Grpedition gebindert, "don 
dem ewbentlichen Wege abgewichen ſei, allerlei Sachen ohne Unterjcyied un 
ſich gezogen und bei deren Anbäufung unerledigt zurückgelegt, neues angeoriud 
umd vorgenommen und durch Abforderung der Acten aus dem Appellntienk 
gerichte, wie durch Befehle am die Matbscollegien, den Gang der Jujtiyge 
hemmt babe. Selbſt die Kirdyenamgelegenbeiten wären mit Uebergehung te 


Dberconjiltorinms nicht verſchont worden. Kerner hieß es — namentlihm 
Bezug auf ſtädtiſche Obrigkeiten — daß nicht nur wider einzelne Perſonen 


ſondern wider ganze Corporationen ungehört und auf eines oder Des ander | 


N J 
nn BZ 


r r ) 4 ah 
f “ f \ 
ie A um y vo yr — — 3 3 


\ 
a 


ae I 1 





— 518 — 


Aber die oben berührten Verhältnifje in Kirche und Etaat waren nidt 
die einzigen Nachtheile, welche für Sachſen aus der Erwerbung ver polnijcen 
Königsfrone entiprangen. Schwerer noch trafen das Land die unendlichen, 
die Kräfte der Erbſtaaten faſt überfteigenden und mit nachtheiligen Staats: 
verträgen, Verpfändungen und Veräußerungen verknüpften Opfer zur Erhaltung 
bes jo theuer erfauften Königsthrones und die traurigen Folgen jener Unter: 
nehmungen gegen Karl XI. von Schweden, die der König in Verbindung 
mit Rußland und Dänemark begann und deren ungünftige Wendung bie 
Schweden fhon im Jahre 1706 wiederum nah Sachſen führte. Das 
Schub: und Trutzbündniß zwifchen Auguft und dem Dänenfönig Friedrich IV. 
wurde zu Dresden zwijchen dem Grafen Ghrijtian Detlev Reventlow und 
dem ſächſiſchen Generallieutenant von Flemming verabredet und am 25. Se: 
tember 1699 abgejchlofien. Ihm folgte am 11. November desjelben Jahres 
ein gleiches Bündniß (durch Nermittelung des Generalmajors Georg Kar 


von Garlowit und des 1698 als geheimer Kriegsrath in ſächſiſche Dienſt 


getretenen Lievländers Johann Reibold von Batkul) zw Moskau mit dem 
Czar Peter I., mit weldyem im Auguſt 1695 der Churfürſt zu Rava perfön 
lich zufammengefommen war, Kurze Zeit vor dieſer Zuſammenkunft, ve 
I. Juni, war Peter I. oder der Große während des "Churfürlten Ab 
wejenbeit in Dresden gewejen, wo er von dem General von Rofen und hm 
Raron von Rechenberg eingeholt worden war. Er’fam aus England une 
Holland und erſchien auch in Dresden nicht als Czar, jondern als Mitglied 
ber fogenannten großen Gefandtichaft, womit er im April 1697 ferne bekannte 
merkwürdige Meije angetreten hatte. Bei jeiner Ankunft in Dresden ja 
um jein Ancognito zu fichern, in der vierten Garrojje; trug einen ſpaniſche 
Wams mit fliegenden Nermeln, enge Beinkleider und holländiſche Schiſſce 
ſchuhe und" auf dent ‚glattgefjhorenen Kopfe ein Kleines ſchwarzes Baret, mi 
er beim Ausjteigen im Stallgebäude vor das Geſicht hielt, „um micht erfamm 
zu werden.“ Nach beendigter Tafel bejab er die Kunſtkammer und anden 
Merkwürdigkeiten der Stadt und, obwohl er die Abſicht gehabt, Thon am 
nächiten Morgen weiter zu reifen, jo ließ er jich doch durch verſchiedene ihn 


zu Ehren vberanjtaltete Feſtlichkeiten noch bis zum vierten Tage "aufhalten 
Während der erſten Tage jenes Dresdener Aufenthaltes war es nur werigel 


| 


1 


| 


| 











— DU — 


am 25. März, in den Nachmittagsjtunden zum Ausbruch und griff bei mangel- 
baften Löſchanſtalten jo jchnell um jich, daß nad) einer Stunde die Dachungen 
der ganzen Seite vom Xhurme bis zur Canzlei und dem Stallgebäude in 
hellen Flammen jtanden. Der König und die Königin waren abwejend un 
die Churfürſtin-Wittwe Anna Sopbia, die ich mit dem Techstäbrinen Chur 
prinzen im Schloſſe befand, flüchtete jich mit diefem in den italieniſchen Garten 
auf der Plauenſchen Gaſſe.“) Der Generalfeldzeugmeijter und (ſeit Jamar 
1701) Commandant der Feſtung Dresden, Graf von Zinzendorf, war zwar 
ichnell auf dem Platze, fonnte aber bei jchlechter Beichaffenbeit ‚ver Löſch- umd 
Nettungsgeräthichaften mit feinen Anordnungen nicht viel ausrichten, Ent 
wer Stunden nach Ausbruch des Feuers kamen die Maurer und Zimmerleut 
und andere Handwerker, Die bei jolchen Selegenbeiten jich einzufinden hatten.) 
Schon brannte aud der Schloftburm an feiner höchſten Spite, den die md 
dem zujammenjtürgenden Dacherker des Niefenjaales hoch emporfchlagenden 
Flammen angezündet batten, doch gelang «8 noch, ibm zu löjchen, wie malt 
denn auch dem übrigen Theil des Schloſſes und die daran ſtoßenden nach dem 
Wilsdruffer Thore gelegenen Gebäude, nach welchen gerade, der Wind ftand, 
noch, glücklich zu bewahren vermochte, während die ‚anderen Theile mit den 
TIherhauje des Herzogs Georg durch Die immer wieder hervorbrechenden, Ma 
volle Tage tobenden Flammen fait gänzlidy zerjtört wurden. Der Statthalter 
Fürſt von Fürſtenberg, der nach Morigburg gefahren war, um zu communi— 
ciren (S. 515), fand, als er einige Stunden nad) Ausbrud, des Brandes 
wieber in Dresden eintraf, jeine unter dem Rieſenſaale befindlichen Gemäde 
ſchon brennend und jtieg im Neitſchütziſchen Hauſe ab. Auch, einige Menſchen 
fanden durch die Flammen ihren Tod. Eine Frau, der das Feuer jeden ms 
beren Ausweg berjperrt hatte, ſprang von dem höchſten Fenſter des dem Thurie 
(nad) der Rennbahn zu) zunächſt gelegenen Giebels auf die Straße binak, 
nachdem jie über eine Stunde, binter jich die Flammen, vor lich ‚die jchmut 
delnde Tiefe, ‚auf dem unter dem Fenſter befindlichen Simſe geitanden; it 
fand ein schnelles Ende, obgleid) man unten eine große Menge won Belt 
aufgebäuft batte. Bald nachber ſtürzte der Giebel zujammen und jetste, zwei 
Decken durchſchlagend, den Riefenjaal in Brand. Der Verluft an: Möbeln 
und Tapeten ward auf mehr als 55,000 Thaler berechnet; von dem verbrannten 











— 31 — 


letzeliſchen Hofkapelle eingeweiht worden war, das neue groge Opernhaus, 
wegu durch einige hundert Bergleute der Grund gegraben und am 9. Sep: 
imber 1718 ter Grunditein gelegt wurde. Dagegen mußten um biejelbe 
Zeit einige andere Gebäude, wie das (1677) erneute Reithaus und das 1672 
schaute Hofſchießhaus weichen.”) Auch das prinzlihe Schloß am ZTafchen: 
erge, das 1719 dem Ehurprinzen eingeräumt und 1756 wejentlich erweitert 
eurbe, fand in diejer Zeit feine Entjtehung. Am 23. December 1710 wurde 
os Regimentshaus am Jüdenhofe, die ehemalige Wohnung bes Gouver- 
ns ber Stadt, zu „vollfommener Perfection” gebracht und die Schrift 
mgeſetzt.) In der Nähe dieſes Negimentshaujes begann man im Mai 1715 
on Bau einer neuen Hauptwache (auf dem Neumarfte), wobei die binter 
nr alten bölzernen Wache befindlichen Stockfiſch- und Trödelbuden bejeitigt 
purden; erjtere kamen in die große Fiſchergaſſe unten an die Mauer, letztere 
inter die Frauenfirche an das Maternihospital, von wo man jie 1726 (beim 
Venbau der Frauenkirche) vor die Thore (an das Jacobshospital und an bie 
Yekannisfirche) verlegte; zugleich wurden zum Bau ver HYauptwache auch einige 
wanzig Schwibbögen des Frauenkirchhofes eingezogen.***) In dem oberen 
Stocwerk der Houptwache befand jich bis 1:60, wo fie heim Bombardement 
veltommen eingejchejfen wurde, dic Garnijonfirche, die am 20. December 
1146 durch den Superintendenten Yöfcher eingeweibt wurde und in M. Polſter 
ümen eriten Prediger erhielt. Im Jahre 1729 begann ferner die Umgejtaltung 
ws Stallgebäudes am Jüdenhofe (S. 381), das mit einer neuen Stage 
erhöht wurde und zu deſſen neuer großer Treppe am Jũüdenhofe man am 
15. Mai 1730 die erften Stufen legte; am 7. September vesjelben Jahres 
werde die erjte Wache vor dieſe Treppe geſtellt. Solche Einflüffe ver: 
jhönernder Bauthätigkeit fchienen auch den Rath zu reger Betheiligung zu 
winnlajjen. Derjelbe begann im December des Jahres 1707 endlich bie 
Atragung des alten Natbhaujes auf dem Altmarkte, deſſen Befeitigung 
Yon die Churfürjten Moritz, Auguſt und Chriſtian I. geminjcht batten.“-) 
hatte man das Eckhaus der Schreibergajfe, welches nachmals ein Kauf: 

man Sohrmann faufte, zum Rathhauſe eingerichtet und bezogen; der Bau 
KB jetzigen Rathhauſes an Stelle des ehemals Taube'ſchen Hauſes an der 
beffelgaßecke, das zuvor abgetragen wurde, beganı jedoch erjt am 10. März 


— — 


+ S. Seite 4096 flg. 
*ES. Dresdener Merkwürdigkeiten von dieſem Jahre. Der Graf v. Wader: 
barth. jeit dem 14. August 1718 Gouverneur der Stadt (jein Borgänger Janus von 
dt war am 17. Mai gejtorben), verlegte einige Monate nad) feinem Amtsantritte 
Bouvernement in’d Zeughaus, wohin am 25. October die Cadet? wie auch Die 
nion ihre Fahnen und der Stadtmajor die Thorjchlüfjel braten. Das alte 
töhaus am Jüdenhofe diente dann längere Zeit zur Aufbewahrung verichiedener 
kmmlungen wie aud eines Theiled der Biblivthek, bis es der Künig am 4. Januar 
1729 bem Oberkammerherrn und neheimen Cabinetsminiſter Grafen von Frieſen jchentte, 
übten man die in diefem „Eollectionsgebäude“ befindlihen Sammlungen --- Wlines 
alien⸗ Conchilien⸗, Kupferjtid- und Naturaliencabinet, Bibliothek und Anatomıefammer, 
te das Cabınet der mathematischen Inſtrumente — in die Galerie des Zwingergartens, 
8 Münzcabinet aber in’3 Schloß geichafft hatte. (S. weiter umten.) Pie neue 
ouvernemeniswohnung im Zeughauſe wurde am 18 Jannar 1728 ein Raub der 
anımen. 
***, Vergl. Dresdener Mertwürdigfeiten I. S. 60. 
778. Seite 384 fig. und Abbildung. 








den Druck befannt gemacht.“) Doc vergingen bis zur gänzlichen Vollendung 
des würdigen Gotteshaus ziemlid) 16 Jahre, indem erit am 27. Mai 1149 der 
vergoldete Thurmknopf aufgejeßt wurde. Der Hauptbau war jedoch ſchon 1732 
jo weit gediehen, daß man die äußeren und inneren Gerüſte zum großen Theil 
abnehmen und im Januar 1739 eine große Inſtrumental- und Bocalmuiif 
in bem Gebäude aufführen Fonute, um jeine Akuſtik zu prüfen; hierauf begam 
im Herbſte besielben Jahres bereits die innere Ausmalung. Im Februgt 
1734, nachdem die Stühle und Emporkirchen vollſtändig ausgebaut. waren | 
verjehritt man zur Verlooſung der Kirenjtände und am 28, Februar erfolgte 
die feierliche Einweihung durch eine drittehalbitündige Predigt des Superinten: 
benten Löſcher.“) Am 7. März hielt der. jeitherige Archidiaconus zum heiligen 
Kreuz amd Prediger in der Sopbienfirche Johann Weller, als Nachfolger bei 
verjtorbenen Stabtpredigers Haußen, bie gewöhnliche Probepredigt, Mora 
sugleidy wieder die erite Gommunten in der Frauenkirche gehalten wurde, 
nachdem diejelbe während der ſieben Jahre, welche der, Bau der Kirche bie 
jebt erfordert, in der Sopbienfirche acwelen war, Nach dem. Gottesdieniit 
warb ber neue Stadtprediger, wie * bei den Probepredigten der Stadtprekigen = 
gewöhnlich war, den eingepfarrten D Dorfichaften vorgeltellt, wobei der regierende 
Buͤrgermeiſter Behriſch die Anrede hielt, die der Gerichtsſchöppe aus dem, Derft 
Streblen, Andreas Leſchke, beantwortete. Am 1. und 2. April wurden in den 
binter der (ebemaligen) Hauptwache befindlichen dem Jüdenhofe zugefehrten 
Seitentburrme, der, neuen Kirche vier Gloden aufgezogen, wovon , zwei, dere 
größte 55 Eentner wiegt, der Stückgießer Johann ‚Sotife. Weinhold tl 
gegoſſen Hatte, während die beiden anderen, deren kleinſte Churfürjt Aumill 
aus Mltenzelle der, Frauenkirche geſchenkt hatte, ben früberen Geläute a 
gehörten. ***) Am Oſterfeſt wurde damit zum eritenmal geläutet. Borber, om 
29. März, Datte man die einitweilige Verdachung wieder abzubrechen araefanget 
und zu dem Haupttburmbau, ber oberen Kuppel, die nöthigen Norbereitimngen 
getroffen. . &8 wurden zu dieſem Bau die Steine durch Pferde auf das adlg 
Fllen bobe aus Tünfzehn Abſätzen beitebende Gerüſte gezogen, wobei die Pierkt 
dreimal abgelöft wurden. Nod in demſelben Jahre vollendete der Syofmale 
Baptilta Grono (geſt. 1738) Das Semälde der unteren Kuppel; im Novembet 
1136. übergab der Yandorgelbauer Gottfried Silbermann die  Drgel; en 











— 528 — 


Rirnaiſchen Sanditein, das allein 2000 Thaler Eoftete, vollendet war, wurde 
am 25. Auguft das metallene von dem Gelbgießer Baptilta Depold (gejt. 1736) 
neu vergoldete Erucifir aufgejeßt. Hierauf folgte am 27. September die Ein: 
jetung der Marmortafel mit der in Feuer vergoldeten neuen Inſchrift,“) umd 
am 22. October die Enthüllung der neuen Zierde, wobei zugleih an dem 
Pfeiler zwei Schildwachen aufgejtellt wurden. — In Altdresden ſollten 
großartige Erweiterungs- und VBerfchönerungspläne zur Ausführung kommen. 
Um hierzu zunächtt auch den bürgerlichen Baueifer anzııregen, erließ der Kömg 
am 6. Juli 1714 eine Kundmachung, nad welcher alle diejenigen, die ſich 
zur Annabme einiger wüjten Plätze in Altdresden angeben und jich zu dere 
Bebauung anjdyiden würden, von allen Abgaben und von den auf bielen 
Plätzen baftenden Schod=- und Duatemberjteuern auf zehn Jahre befreit jem 
jollten.**) Ein ähnlicher Befehl ward am 8. Januar 1724 mit noch größere 
Begnadigungen wiederholt. Es wurde durch das betreffende Patent nicht blos 
in Dresden, jondern auch in anderen Städten befannt gemacht, daß den New 
anbauenden in Altdresden alle auf den alten Branpitellen rüditändigen Steuer 
und Abgaben, es möchten bieje dem Yandesherrn, frommen Stiftungen od& 
dem Rathe zu leiltende Gefälle jein, erlaffen werden follten; ferner follte ihnen, 
te möchten nun Brandſtellen oder neue Plätze annehmen, wenn fie im eriien 
Jahre nad) Annahme des Plages den Bau vollführten, fünfzebnjäbrige, went’ 
jie in den nächjten zwei Jahren den Bau vollendeten, zwölfjährige, bei längere 
Verzögerung des Baues aber noch immer zebnjährige Freiheit von allen 
Steuern jowie jehsjährige von aller Einquartierung, Geſchoß und gemeinen 
Anlage zugeitanden werden. Hierauf folgte ein dritter Befehl vom 28. Namudk 
1752, ber ben Bürgern am 10. Februar auf dem Ratbhbauje publicirt wurde 
und in welchen die früheren Vergünitigungen für die Anbauenden wiederhel 
außerdem aber beitimmt ward, daß Altdresden in Zukunft „Neujtadt“ bei 
Dresden genannt werden ſollte. Es follten, um die Stadt immer mebr il 
Anbau und Aufnahme zu bringen, verichiedene Leere und wüſte Plätze um 
Gaſſen denjenigen, die Häufer darauf zu bauen gejonnen wären, auch ferne 
obne Entgelb eingeräumt und erblich überlaſſen werden, doc jollten in d 
ganzen Stadt alle Stodwerfe nady ven Gaſſen zu in gleicher Höhe aufgefub 
und gleichmäßig abgeputt werden, wie denn aud die Pläße auf ber bei 

















— 531 — 


dem weſtlichen Theile des Dachſtuhles aufgehangen, und 1739 war der innere 
Ausbau ſoweit vollendet, daß am 29. September dieſes Jahres die feierliche 
Einweihung durch den Superintendenten Pöjcher erfolgen konnte, worauf dann 
bie Abtragung der Interimsfirche vorgenommen warb.*) Mit gleihem Eifer 
mmbe, dem Kirchenbau gegenüber, an der Stelle des ehemaligen „Gaſthauſes 
zum Rößchen“ der Bau de8 Kaſernengebäudes nah dem Entwurfe bes 
Generallieutenants von Bodt (gejt. 1745) unter Yeitung des Oberlandbau⸗ 
meiſters Zacharias Longelune (geft. 1748) betrieben. Schon am 13. October 
besjelben Jahres (1132) wurde der Bau gehoben. Das Pyramiden: 
gebäude, wozu man des Waſſers wegen einen zehn bis zwölf Ellen tiefen 
Grund hatte ſuchen müſſen und für welches ebenfalls Bodt den Entwurf 
geliefert hatte, wuchs gleichfalls jchnell aus feinen Grundmauern empor. An 
al dieſen Bauten, wie auch an den Feſtungswerken, arbeiteten täglich über 
2000 Menjhen. Im Mai 1732 wurde endlich auch das bereits don dem 
Generalfeldmarſchall Grafen Flemming in der Neuftadt am Holzhofe angelegte 
Rilitairlazareth, das jogenannte „Hötel des Invalides“, auf Anordnung Des 
Grafen Wackerbarth vollends für jeinen Swec ausgejtattet.**) 

Der großartige Plan, nah welchem Auguft II. Neuſtadt-Oſtra umzu— 
geftalten gedachte, blieb unausgeführt, ift aber in der Anlage dieſes Stadt: 
theiles noch deutlich genug zu erfennen.***) Am 28. Mai 1728 wurde hier 
durch den Oberconjijtorial- Rräfidenten von Bünau der Grundjtein zur Kirche 
gelegt, wobei Dr. Pöjcher die Nrebigt bielt. Seit dem Jahre 1725 hatte bie 
bisher in die Annenkirche eingepfarrt gewefene Gemeinde zu Neuftadt-Oftra 
einen Betfaal auf dem Vorwerte, worin jeit jenem Xahre Dr. David Mehner 
ald Prediger wirkte. Man kann jich einen Begriff von der Ausdehnung 
mahen, bie dieſem Stadttheile zugedacdht war, wenn man annimmt, daß bie 
neue Kirche, die ſich jebt ziemlich am Ende des Ortes befindet, angeblich den 
Nittelpunft der neuen Anlage bilden follte. m Januar 1430 wurden neue 
Straßen und Gaſſen jowie ver Marktplat abgeſteckt. Gleichzeitig empfing bie 
ſtitherige Neuſtadt-Oſtra den Namen Friedrichſtadt. Am 1. Juli vesjelben 
Jahres geſchah die Einweihung der neuen Kirche, wozu ſich früh ſieben Uhr 
m Betſaale des Vorwerks der Oberconſiſtorial-Präſident von Yooß nebſt den 
Oberconſiſtorialräthen, der Oberamtmann Vockel, die Geiſtlichkeit und der 
Etadtrath verſammelten und um acht Uhr unter Geſang des Neudresdener 
Shülerhors zur Kirche zogen, wo Löſcher, der ſchon vorher in dem Betſaale 
geſprochen, vor einer zahlreich verfammelten Menge die Kinweibungspredigt 
hielt. Seine zwei Glocken erhielt der Thurm, der am 28. Mai 1132 mit 
änem Knopfe verjehen worden war, erſt am 23. Juli desjelben Jahres (1132), 
deren eine der Hofſtück- und Glockengießer Michael Weinhold (der damals 

*) ©. Curios. Sax. 1139. — Im Jahre 1756 erhielt die Kirche jtatt Der aus dem 
alten Gotteshauſe mit aufgenommenen alten Urgel (S. 507) ein neues Meilterwert des 
Ydarins Hildebrand. Zu den Koſten des Kirchenbaues, die bis zum Jahre 1744 über 

000 Thaler betrugen, gab der König 35,000 Thaler ala Geſchenk, das Uebrige wurde 
zum größeren Theil 
gededt. 

*) Dresdener Merfwürdigfeiten 1732 ©. 3%. — Schramm jagt in jeiner 
panegyrijchen Borrede (S. XIX) von diejem Invalidenhauſe, es ſei vielmehr ein Palaſt 
zu nennen, „und made einen beinahe geſund, wenn man ibn anjehe!“ 

*) Vergl. S. 44. 


urch Vorſchüſſe aus dem Vermögen der Sophienkirche (24,380 Ibaler) 


34* 





— 33 — 


und don dem Hofrath von Heucher geordnet wurbe.*) Für das Münz— 
lahinet erwuchs durch den Ankauf der Münzſammlung des Generals von 
dirtholz (1716) und durch Ererbung der namentlich griechiſchen und römischen 
Ranzen, die der Herzog Moritz Wilhelm von Sachſen-Zeiz geſammelt hatte.**) 
die verſchiedenartigen Schätze der Kunſtkammer (ſ. S. 450 und 52V) 
unden wiſſenſchaftlicher und ſyſtematiſcher geordnet und getheilt, in Folge 
xfien z. B. auch die vom Churfürſten Auguſt 1. begründete Sammlung 
mthematiſcher Inſtrumente ihre bejondere Aufitellung im Zwinger erbielt. 
Die von Johann Georg IV. angelegte Modellfammer gewann während dieſer 
Heit mehrere interejjante Arbeiten des Mopellmeilters Andreas Gärtner, der 
don 1687 von Jobann Georg II. als Hof: und Kunjttijchler angeitellt, 
iber namentlih von Auguſt II. in jeinem Streben und Wirken gefördert 
word und 1121 als Hofmechanicus und Modellmeiſter jtarb.***) Gleicher— 
veiſe hatte die Kunſtkammer jchon länger vorher einen wejentlichen Theil 
hrer Schätze an italienifhen und anderen Bildern (3. B. Tizian’s Venus 
and bie Landſchaften des Glaude Yorrain) an die Salerie abgegeben, von 
welher 1722 unter Leitung ihres eriten Directors, des Barons Ye Plat, eine 
Iwentur von dem geheimen Kämmerer Steinhäufer entworfen und bis 1425 
fortgeführt wurde. Die eigentliche Galerie, die unter Augujt TI. durch An— 
finfe in Holland und Frankreich vermehrt wurde, obgleich die Glanzperiode 
rer wertboolliten Erwerbungen allerdings erit unter Auguft III. beginnt, kam 
nach Vollendung des am Stallgebäude vorgenommenen Neubaues (S. 521) 
in deſſen zweites Stodwerf, von wo fie im Nuguft 1744 durh Militär nad 
km japanifhen Palais gebracht ward, aber ſchon im jahre 1746 in Die 
aittlerweile innerlich zweckmäͤßig erhöhten und ausgebauten Räume des Stall: 
gebaͤndes wieder einzog. Ferner nahm der König 1720 aus der Kunſtkammer 
bie darin befindlichen Antifen, die ſchon Ghurfürft Auguft zu fanmeln be: 
gennen hatte, vereinigte damit die fojtbare Sammlung des Fürjten Chigi in 
Rom, die er für 60,000 Scubi erworben, jowie einzelne Schäße aus den 
Sammlungen der Cardinäle Albani und Bellori,“) die von dem Grafen 
Baderbartb aus Italien mitgebradhten Stüde und die Mumien, die ber 
berühmte Neifende Peter della Valle 1715 in Aegypten gefunden hatte, und 
wurde auf dieſe Weile der eigentliche Begründer des Antifenfabinets oder 
Augufteums, das, wie bereit$ erwähnt, um 1730 in drei Pavillons des großen 
Gartens untergebracht wurde (S. 526), von wo man die Sammlung 1786 


*, Im Juni 1728, wo jene Sanımlungen im Swinger aufgejtellt wurden (S. »21., 
brachte der Hofjumelier Köhler das foftbare Bernfteinkabinet nad) Tresden, das König 
—5 Wilhelm I. von Preußen, aus Erkenntlichkeit für die ihm in Tresden bei ſeinem 

uhe im Januar und Februar 1728 eriwiejenen Ehren, dem König Auguſt zum Ge— 
ſchenk gemacht hatte; dazu gehörte der 3", Ellen Hohe, 1 Elle 19 Zoll breite Bern: 
Keinfchrant im grünen Gewölbe. Ein anderes Geſchenk des Königs von Preußen beitand 
u 22 koitbaren Porzellanvajen, welche die im japanischen Palais begormene Sammlung 
greichern konnten. 

”) ©, oben ©. 521. Es fam erjt 1785 in’! japaniſche Palais. 

9%), lieber Gärtner vergl. PB. 3. Marperger's „Gärtneriana oder des Herrn 
Indreä Gärtner's Leben und verjertigte Nunftwerfe.” - Die Modellfammer befand jic 
wrmals in einem Flügel des Kajernengebäudes und kam erit 1814 in den Zwinger. 


+) Anibale Albani war jeit 1710 päpſtlicher Nuntius zu Tresden. 








— 393) — 


fer eintrat. Es erbielt jeinen eriten Plag in einem Gemache beim Kirchſaal 
des Schloffes und Fam jchlierlih in den Pavillon über der Walltreppe Des 

ingers. Um das „Judenkabinet,“ wie es ebemald genannt wurde, voll 

big zu machen, hatte der König nad) den Angaben eines Yeipziger Pro—⸗ 
ſeſſors der orientaliihen Spraden auch noch das Movell einer Epnagoge 
verfertigen lafjen, dag 2000 Thaler koſtete. Daß endlih König Auguſt II. 
auch einen wejentlichen Anfpruch auf die Begründung der Rorzellanjamm: 
lang bat, indem er in dem von ihm vernollfommneten japaniihen Palais 
a deilen innerer Ausſchmückung, dem Gejchmade feiner Zeit gemäß, prächriges 
Porzellan aufitellen ließ, iſt bereits erwähnt mworven, obgleich jeinem Nach— 
folger dag Verdienſt der Ausführung nach großartigerem Plane gebührt.*) 
Uebrigens fand unter Auguſt II. die Eojtjpielige Vorliebe für chineliiches Por: 

an, der jene Sammlung ibren Urſprung verdankt, in Johann Friedrich 
oͤttcher's Erfindung Gelegenheit, einen Induſtriezweig zu fördern, deſſen 
Product unierem Naterland vielleicht mehr Ehre brachte, als irgend ein 
anderer und bis auf bie neuejte Zeit umübertroffen geblieben iſt. Die Er: 
fndung des ſächſiſchen (Meigener) Porzellans ging von Dresden aus. 
Bötiher (1682 zu Schleiz im Noigtlande geboren) hatte jich als Apotbefer- 
lehrling zu Berlin in dem Laboratorium jeines Yehrberrn, des Apothekers 
Sen, ſehr eifrig mit chemiſchen Studien und jchlieglih auch mit Gold— 
machereiverjuchen bejchäftigt, deren jcheinbar glüdlicher Erfolg bald allgemeinere 
Anfmerkfamkeit erregte. Die Bejorgnig, daß man ibn ala Adepten fejthalten 
wolle, veranlapte ihn im October 1701 zur Flucht nach Wittenberg, von mo 
a auf Veranlaſſung des Statthalter Fürſten von Fürſtenberg als guter 
fung nach Dresden geführt wurde und in der Behauſung des Fürſten jelber 
jeinen Aufenthalt erhielt. Mean unterjtükte ihn zu weiteren alchnmijtijchen 
Berjuchen mit ziemlich anjehnlihen Summen, bielt ihn aber unter jtrenger 
Aufiht und in halber Gefangenichaft. Die AMuffindung des Steins der 
Veifen blieb zwar auch ihm verjagt, Doch lohnte er den Aufwand, den feine 
derſuche erforderten, bejjer al& feine Vorgänger durch eine der wichtigiten 
rfindungen, die wir ber Geduld und Ausdauer der Alchnmiften zu ver 
danken haben. Schon der berühmte Ehrenfried Walther von Tſchirnhauſen 
hatte jich eifrig mit Nachbildung des Porzellans der Chineſen beſchäftigt, Die 
a, in Bezug auf des Königs Fojtjpielige Vorliebe für ihre Producte, Sachſens 
verzellanene Schröpfföpfe zu nennen pflegte, war aber nur bis zur Erzeugung 
einer milchglasartigen Maſſe gelangt, die auf den Namen Porzellan feinen 
Anſpruch machen Eonnte.**) Er gab daher, da er wohl einjeben mochte, daß 


*) ©. Seite 520. 

*) Broben jeiner Erfindung befinden jich in der Borzellan- und Gefäßſammlung. 
E. 8. Graf von Tſchirnhauſen, Herr auf Kieklingswalde und Stolzenberg, geboren 
am erjteren Orte 1651, jtarb ale churſächſiſcher Rath 1708. Er war einer der verdien- 
teften Mathematiker und Naturforjcher jeiner Zeit, namentlich berühmt durch jeine Brenn: 
Jäſer und Brennfpiegel von jeltener Vollkommenheit; den größten Brennſpiegel von 

fer und drei Yeipziger Ellen im Durchmefler brachte er 167 zu Stande (mathe: 
natifher Salon). Auf feine Veranlaijung und nach jeinen Angaben ließ der König 
chon 1696 drei Glashütten anlegen, eine derjelben in Friedrichſtadt, welche dem Lande 
ähtlich über 20,000 Thaler erhielten, die jeither fiir Glas nach Böhmen gegangen waren. 
Kine von Tſchirnhauſen auf der Oſtrawieſe an der Weißeritz angelegte Schleif- und 
toliermühle wurde 1706 beim Anzuge der Schweden 1j. weiter unten) auf Befehl des 


— 53 — 


Böttcher's Bemühungen, Gold zu erzeugen, erfolglos bleiben würden, dieſem 
den Rath, ſich lieber mit der Erfindung des Porzellans zu beſchäftigen. 
Wirklich war Böttcher, der es an unermüdlichen Forſchungen und Bemühungen 
nicht fehlen ließ, ſchon zu Anfang des Jahres 1705 fo glücklich, das erite 
rothe Porzellan zu erfinden, das an Härte das chineſiſche übertraf und ihm 
alsbald die durch die Fruchtloſigkeit ſeiner Goldmacherverſuche wankend ge⸗ 
wordene Gunſt des Königs in reichem Maße wieder zuwendete. Welche 
Wichtigkeit dem Manne und ſeiner Erfindung beigelegt wurde, beweiſt der 
Umſtand, daß bei dem Einfalle der Schweden in Sachſen im Jahre 1706 
nicht blos das Hauptardiv und andere Schäte, jondern auch Böttcher mit 
feinen beften Arbeitern auf den Königitein gebracht wurden. Nachdem bie 
Schweden Sachſen geräumt hatten, fam Böttcher am 22. September 1707 
wieder nad) Dresden und begann nun zunädhit in feinem geheimen Labore 
torium der Venusbaſtei auf's Neue feine unermüblihe Thätigfeit zur Ver 
vollfommnung feiner Erfindung. Das PBorzellan, das er erzeugte, blieb vor 
(äufig als inländijche Seltenheit für den Gebrauch des Hofes beitimmt, ald 
aber Böttcher im Jahre 1709 endlich zur Erfindung des weißen Porzellam 
gelangt war, die er dem König in einem bejonderen Schreiben anzeigte, be 
ſchloß man die Fabrikation in’s Große zu betreiben und eine eigene ‘Porzellan 
fabrif anzulegen. Man wählte bierzu die Albrechtsburg in Meißen, die 
zu diefem Zmede am 6. uni 1710 feierlidy eingeweiht wurde, und me 
Böttcher ſchon vorber jein Yaboratorium gehabt. Durch ein Patent: vom 
22. Aanuar 1710 warb zum eriten Mal der Schleier des Gebeimmijje 
bon der Erfindung gelüftet und das Publikum darauf aufmerkſam gemacht, 
„daR durch wohlgeübte Perſonen aus ſächſiſchen Materialien nicht allein eine | 
Art rotber Gefäße, jo die indianischen von jogenannter terra sigilata gemachten 
weit überträfen, wie nicht minder allerhand colorirte und von diverjen farben © 
fünitlicdy melirte Geſchirre und Tafeln, die jämmtlidy bei großer Zartheit von | 
ungemeiner Härte, daß Tie jich von Jaspis und Porpbyr jchleifen, ſchneiden 
und polieren liegen, desgleichen weißes glafirtes und unglafirtes, dem oftindi 
ſchen an Durchlichtigfeit und in anderen Gigenjchaften ganz gleichkommende 
Torzellan, wie auch guter dem venettanischen ganz gleichfommender Borar a 
ver Stadt Meiken gefertigt würden.“ Auch wurde auf der Oſtermeſſe biee 





— 53 — 


neue Probuct für feitgejeßte Preiſe zum Verlauf gebracht. 

der König 11 in den Serigerenftant erhob, blieb Director 
—* zu ſeinem Tode, 13. Mai 1719.*) 

Uuher durch bie Teilnahme und Aufmunterung, bie ber König ben 

.- aheimifchen und fremben Künftlern jchenfte, welche jein glängender Hof berbeie 

m und ala) beichäftigte, erwarb er ſich um die Förderung der Kunit 

namentlich ber Malerei auch nody ein bejonderes Verdienſt durch Bes 

* der Malerakademie (1705), die allerdings in ihrer erſten Zeit 

regelmäßigen Schüler bildete und erſt unter Churfürſt Friedrich Chriſtian 

763) nach dem Entwurfe des Chriſtian Ludwig von Hagedorn zu einer 

der bildenden Künſte umgeſchaffen wurde. Sie entſtand unter der 

: Wang von Bottſchild's Schüler und Nachfolger, dem Hofmaler Heinrich 

 ikien Fehling, der ſchon 1697 eine Schule für unentgeltlichen Zeichnen: 

 misrricht errichtet hatte. Ferner bedarf es kaum der Erwähnung, daß nament⸗ 

Sand) Oper und Muſik, jene Künſte, die bejonder8 und unmittelbar 

waren, bie Herrlichkeit eines jtattlichen Hoflebens und feiner Feſte zu 

‚ ber freigebigiten Pflege ſich erfreuten. Der Oper warb mit ber 

Gauung des für jeine Zeit immerhin großartigen Opernhaufes (S. 521) 

‚ weneue Glanzperiode eröffnet, die bei der Einweihung am 3. September 1719 

‚ px Bermöhlung beö Churprinzen (j. weiter unten) mit der von Antonio Yotti 

718-1720 in Dresden) componirten Oper „Giove in Argo“ einen viel 

vrfprechenden Anfang nahm. Zu bejonderer Vollkommenheit aber gelangten 

Oper und Hoforcheſter namentlich feit dem Jahre 1731, wo Johann Adolf 

mit feiner Gattin Fauftina, geb. Borboni, ber berühmtejten Sängerin 

Zeit, nah Dresden kam und (mit einem Gehalt von 12,000 Thalern 

Mr fh und feine Gattin) jeine Wirkfamteit als Oberfapellmeifter begann.**) 

* Auguft IL. entſtand auch die Stelle eines Kapell- und Operndirectors, 

er „Intendant des plaisirs“ — jet Generaldirector des füniglichen Hof: 

Mei und ber mufifalifchen Kapelle — die von 1716 der Seneralpoftmeifter 





*) Die Ele des jächliihen Porzelland in der Porzellan- und Gefäkfammlung geben 
ie Bild von dem Entwickelungsgang der fächliichen Borzellan-Grfinbung. — 
Dr. &. Elemm: Die königl jäc er orzelanjammlung, eine Ueberſicht ihrer vor: 
Schäße, nebit Radweifung ü N die Geſchichte der Wefäßbildnerei in Thon und 
* ——5 189); Dr. Gräße: Beiträge zur Geſchichte der Wejäßbildnerei, 
Töpfer und Glasmacherkunſt u ſ. w. (Dresden 1868) ©. 24 jlg.: 
Enz, 8 oil: Nachricht von der Porzellanmanufactur in Meißen (1816): 
—88 8.93 Böttcher, Erfinder des ſächſ. Porzellans“ (Leipzig 1887). 
fam * 1. Juli 1731 mit feiner Gattin in Dresden an und am nädjiten 










Sy —2*— bei dem König die erſte Probe ihrer Geſchicklichkeit im Singen ab und 
N volllommenen Eontentement.” Im Jahre 1763 wurde Hafie penfionirt. (Er 
LI it feiner Sattin zunächſt nach Wien, wo er jeine legte Oper „Ruggiero” com— 
Wale, und 1770 nad) Benebig, wo er 1783 jtarb. Seine großen geiſtlichen Com⸗ 
* De Teum u j. m.) haben ihm in Tredden, wo fich die gröhte © Samm- 
, ein treues Andenten bewahrt. Nadı Schüp (vergl. ©. 431, waren 

bei — Dresdener Kapelle Chriſtian Bernhard Strunck IR 1696, 

u Sehen Ehriftopp Schmidt (16116—1728), Johann Tavid Heinihen (1718 

fe wirkten namentlih Ludwig Andree '1731—1733), Johann Albert 

ri — 4 u Seine Nacjfolger ım 18. * abrhunvert waren Tomenico Fischietti 
as Gottlieb oder Amadeus Naumann, geb. zu Blajewig 1741, 

der Sinhencomponit, ipäter Stapellmeiiter und 1786 Cbertapellmeiiter, 

diefem wirkten die Kirchencompoiiteure und nachherigen Rapellmeiiter 

IL. "Beben Diem (geit. 1806) und Xoiepb Schuiter /geit. 1812). 





— 539 — 


Bühne eine „Sompagnie“ kleiner Perjonen „ihre Grercitien mit liebreichen 
Sprachen und ſittſamen Mienen vorgejtellt, dag es kaum von großen Per: 
jonen jo nett konnte aufgeführt werden, mit Tanzen, Ballets, Schäfereien, 
Flugwerken, luſtigen Reitereien und anderen curiöjen Polituren auf großen 
prächtigen Theatern.” Den Beichluß bildete jedesmal eine von den erwachſenen 
Berjonen gefpielte Burleste, während vorher der befannte königliche Hoftaſchen⸗ 
ipieler Philipp Egon von NReikenftein allerhand „curiöje Luftpräfentationen“ 
machte”) Auch die Vorjtädte Hatten ihre Säle, wo dergleichen wandernde 
Truppen ihre Vorftellungen gaben.**) Die Faſtnachtszeit und ihre Yujtbar- 
feit und jene glänzenden Fejte, welche beſonders bei des Königs Anweſenheit 
die Reſidenz belebten, verjehlten jelten auch dem Wolfe unter anderen Ver: 
mügungen berartige dramatische Genüſſe zuzuführen, währen der Hof und 
die vornehme Welt an dem Pomp der Woritellungen im Opernhauje und 
anderer glänzender Schaufpiele ſich erfreuten. Außerdem verging aber aud) 
kaum eine größere Feitlichkeit, ohne dag fich die Cavaliere und Damen bes 
Hofes zu irgend einer dramatiſchen Vorjtellung vereinigten. Dergleichen Feſte 
über bilden einen jo bervortretenden und charakteriitiihen Zug des Lebens 
und Treibens der Stadt unter dem Polen-König August, und lafjen jich wie 
die Prachtliebe, der ſie entiprangen, in jo mannigfacher Beziehung als Hebel 
und Förderer ber äußeren Nervollfommung bezeichnen, welche Dresden als 
ihr Schauplat während dieſer Zeit erfuhr, daß wir wenigſtens bei ven be- 
deutendſten derjelben einen Augenblick verweilen wollen.***) Cinige weniger 
bedeutende Garnevale und andere außerordentliche Feitlichkeiten übergehend, 
ſtoßen wir zunächit beim Jahre 1709 auf die Ergöglichkeiten, womit die 
Anwejenheit des Könige Friedrid von Dänemark gefeiert wurde, der am 
%6. Mai unter breimaligem Donner der Geſchütze und in Begleitung bes 
Könige Auguft, der ihm bis Freiberg entgegen gereift war, und des Chur: 
prinzen, der den hohen Salt im großen Garten empfangen hatte, durch das 
Pirnaiſche Thor in Dresden einzog. Bei jolhen Gelegenheiten pflegte der 
König gern den ganzen Glanz feines Hofes und jeiner Nejidenz zu zeigen 
und auch diesmal brachte einen ganzen Monat lang jeder Tag neue Lujtbarz 
feiten, worunter am 1. uni ein Kampfjagen im Zwinger, am 7. ein Damen: 
Ringrennen auf dem großen Reitplage vor dem Schloffe und Abends ein 
glönzendes Feuerwerk auf der Elbe, am 10. ein Fußturnier auf dem Alt: 
markte, am 19. ein Carouſſel „von den vier Welttheilen,” am 22. ein pracht: 
voller Götteraufzug mit einem (Sötterbanfett und am 25. eine jogenannte 
luftige Wirthſchaft oder Bauernhochzeit im großen Garten ſich auszeichneten. 
Iwiſchen gab es Comödien und die unvermeidlichen Kampfjagden. Bei dem 
amenrennen erſchien der König von Dänemark in Silber, König Auguſt in 
Gold gekleidet. Die Damen, jede in anderer Farbe und Kleidung, ſaßen in 
prachtvollen von ihren Nittern gelenften Wagen und jtachen, während Die 
Wagen einzeln durch die auf dem Rennplatze aufgeitellten mit goldenen 
Öpfen verzierten Pypramiden fuhren, mit ihren Fähnlein nach dem Ringe. 


*) Dresdener Merfwirdigfeiten 1730. 

*) Auf dem großen Saale des Zinzendorf'ſchen Gartenhaujes vor den Pirnaiſchen 
Thore eröffneten im Ictober 1730 einige Handwerfögefellen, die zugleid) „kaiſerlich privi- 
legirte Klopp- und Federfechter“ waren, unter großem Zulauf des Volkes eine Fechtſchule. 

+) Bergl. ©. 514. 





ante WE 


En # m 1415 Wi c 
Er ea 1 ap I Asa nn 
+ 4 Id — er 


4 











— 540 — 


Die Gräfin Cofel wurde hierbei von dem König von Dänemark geführt, 
während der König und ber Kammerherr von Holtendorf an ihrer Geite 
waren. Die Königin ertheilte wie gewöhnlid nad) dem Ausſpruch der Richter 
die Preiſe. Zu dem dußturnier war der Altmarft mit Brettern gebielt und 
von einen vieredigen mit grünem Reißig befleiveten Gebäude eingefaßt morben; 
grüne Luſthäuſer bildeten die Tribünen, deren enfter mit rothem Sammet 
ausgefchlagen waren. In dem Qurnier der vier Welttheile führte der König 
von Dänemark die Europäer, König Auguft die Afrikaner J bie Europäer 
waren blau, bie Afrifaner als Mohren, die Afiaten roth und "die Amerikaner 
braun gefleibet; bie vier QDuabrillen-Ritter brachen ihre Langen gegen einanber 
und machten auch jonjt die bei dergleichen Puftbarfeiten gewöhnlichen Erercitien. 
Bei dem Götteraufzug Itellte der König von Dänemark den Jupiter, Könia 
Auguft den Apollo dar; die Königin erichten als Beitalin, während bie Gräfin 
Coſel als Diana, von vielen Nompben und * Muſikbande begleitet, auf 
einem überaus prächtigen Triumphwagen jah.*) Zu dem Feuerwerk war auf 
der Elbe ein auf Kähnen jtebendes Gajtell reichte, bas von beiden llfern 
mit Leucht- oder Luſtkugeln beſchoſſen wurde und sich in gleicher Weiſe ver 
theidigte; die Yuft war beitändig mit Neuer, Leuchtkugeln und ſteigenden 
Mafeten angefüllt, während unterhalb den Boden und das Waſſer unzählige 
Schwärmer bebedten. Leider ging unmittelbar vor Beginn des Feuerwerk 
vor dem Pirnaifchen Thore in der zum Waifenbaufe gehörigen Tuchpreſſe ein 
Schabenfeuer auf, das vier Häujer verzebrte, und während des Feuerwert 
trat ein ſehr bedeutendes Gewitter ein, jo daß man an biefem Abend „ein 
Kunſt- und Luſtfeuer, ein natürliches Fuftfeuer und ein jchredenwolles Teuer‘ 
zu jeben Selegenbeit hatte. Mitten unter jolchen Luftbarkeifen murben während 
der Anweſenheit des Dänenkönigs wichtige politiiche Dinge verhandelt, dern 
Ergebniß ein neues Schutz- und Trußbündnik zwiſchen den beiden Königen 
war, und als ber König von Dänemark am 29. Juni abreifte, begleitete ihn 
Triebrich Auguft bis Potsdam, wo aud) Friedrich I. für das neue Bindaih 
gegen Schweren gewonnen werben jollte (vergl, weiter unten). Das Jaht 
1711 brachte außer ſehr glänzenden Carnevalsfreuden einen wiederholten Beſuc 
Peters des Großen, der auf der Reiſe nach Karlsbad am 20. September 
während ber Abweſenheit des Königs mit einem Gefolge von ungefähr zuoanzig 











. Er — 


FE ——— 
—— F 9 




















Illumination wieberjtrahlenden Zpiegeln verfeben. Den Mättelpunft Dieter 
IAllumination bildete der Name des Könige, umgeben von den fieben Nlaneten, 
deren jeber, wie es heißt, fein Metall repräjentirte, und bie höher am jenjeitigen 
Berge noch einmal mit der Inſchrift „constellatio felix“ jtrahften. Der Tempel 
war innerlich und äußerlich mit unzähligen Vichtern und in Schmelztiegeln 
brennenden Feuern beleuchtet; neben ihm jtiegen aus kleinen Vejuven weithin 
leuchtende yeuerfäulen empor, während die aupere Tempelkuppel des Berges, 
bie Poramiden und Bogenwölbungen mit brennenden Vaſen geſchmückt waren. 
Tas Ganze machte in dem engen Felſenthale einen feenhaften Einbrud, mit 
welchen der Aufzug der Bergleute, die Saturn „aus den Schächten der eri- 
gebirgihen Klüfte und Gänge herausgepocht,“ damit auch jie dem neuver— 
möhlten Paare ihr „erfreuendes Glückauf“ zuriefen, in geihmadvollen Gin: 
fange jtand. Der ganze Aufzug, von ungefähr 1500, von ihren Offizianten 
angeführten, ntit allen Attributen und Werktzeugen ihres Berufes ausgejtatteten 
Lerg: und Hüttenleuten, zeigte in ſinnreicher Anordnuug durch Vorführung 
ven allerlei Geräthſchaften, Maſchinen, Inſtrumenten und Producten die ganze 
Werfthätigkeit des Bergbaues in der Grube, wie die Schmelz:, Hütten: und 
Vünzarbeit. Am 29. machte eine Oper den Beſchluß dieſer Vermählungs— 
jeierlichkeiten. 

Leider waren gerade damals die Verhbältniſſe des Landes keineswegs von 
ſolcher Art, daß ſie eine herzlichere Theilnahme des Volkes an ſolchen üppigen 
zitlichfeiten hätten unterſtützen können. Abgeſehen von mannigfach ſtörenden 
iſcheinungen confeſſioneller Mißſtimmung, von Klagen über Abgabenlaſt und 
Lajall der bürgerlichen Nahrung, berrichte um dieſelbe Zeit, namentlich in 
selge anhaltender Dürre und verbotener Setreidenusfuhr aus Böhmen und 
Shlelien, allenthalben im Lande große Ihenerung und Hungersnoth.*) 
Daß man ſich der im Volke herrihenden Ztimmung höchſten Ortes bewußt 
war, beweiſen die faſt ängjtlichen militäriichen und polizeilichen Sicherheits: 
maßregeln, womit man die betäubenden Prunkfeſte vor jeder möglihen Störung 
zu jhüßen juchte und die fajt an einen, über eine in Aufruhr begriffene Stadt 
verbängten, modernen Belagerungszujtand erinnern. Der Rath batte nad 
„Verordnung“ des Gouverneurs Grafen von Wacerbartb (vom 27. Auguſt 14191 
mittel Wachen und Patronillen für einen Theil des Sicherbeitsdienſtes au 
ſetgen. Nach diefer Verordnung war u. a. die Ztellung eines Piquets von 
1 Kapitain, 4 Unteroffizieren und i0 Mann auf dem Altmarkte diepomirt, 
um bei „Yürmen” oder Feuersgefahr Mannjchaften zu detachiren, ſowie an 
den verichiedenen Gajjen in der Nähe des Marktes Wachpoſten auszuftellen 
un durch dieſe Gaſſen Patrouillen auszufenden, welchen ihre Tour genau 
dergeihrieben war. Außer dieſen Patrouillen erfolgten auch jolde von 
Seiten der Garniſon. In den Worjtädten waren 26 Tage lang Dragoner 
Me dem Sicherheitspienit beauftragt. Die Echattenjeiten Der üppigen Feſtlich. 
teten illuftrirend, beſchwerten ſich nmachträglid die Gaſtwirthe in den 
„Chlögchen” (Trompeter-Schlößchen), in der „Lilie“ (küicberscerf) und im 


’) Tie Elbe war im Juni jo ausgetrodnet, daß man an mehreren Stellen hin: 
dürdreiten konnte; aus Mangel an Waſſer mußte man das Malz zum Bier auf Rob: 


müblen mahlen und die Kanne Bier mit 7 Piennigen verfaufen: Dresdener Mert: 
wirdigleiten S. 77. 


„rothen Hirſch“ (Pirnaifche Kaffe), daß fie während ver „Solennitäten“- vie‘ 
diejer Reiterei bei ji) und deren Pferde in ihre Stallungen aufzunehmen, 
ihnen alle Nacht Ficht zu geben und babei viel Ungemach von ihnen, ſowie 
vielen Schaden dadurch zu leiden genöthigt gewejen jeien, weil ihre Pferde, 
ba fie wenig Futter bekommen, „aus Hunger“ bie Krippen, Rauffen unb 
jogar die Blanfen, wo fie angebunden ygewejen, angefrejfen und jo zerbiffen 
hätten, daß neue dafür angejchafft werden mußten. Sie baten um Schaden: 
erjag und der Rath bewilligte den Metenten, nachdem ev tih von dem Vor— 
handenſein der angezeigten Beſchädigungen überzeugt hatte, eine auch auf 
Stall- und Lichtgeld ſich erftredende Vergütung von 24 Thaler 16 Groſchen, 
ließ aber diefe Summen (laut Refolution — vom 7. December 1719) ven 
ben 10 vorftäbtiihen Gemeinden aufbringen, zu deren „Sicherbeit” die. 
Poſtirung jener Mannſchaften geichehen war. — In Betreff der oben er- 
wähnten Theuerung wird berichtet, daB im Auguſt der Scheffel Mehl 
4 Thaler und die Kanne Butter 7 Groſchen; im October der Scheffel Mehl 
Ta Thaler, der Scheffel Grütze 15 Thaler 8 Grojchen, die Kanne Butter 
8 Grofhen galt. Im Januar 1720 erließ der König wegen fortdauernder 
und zunehmender Theuerung für das Getreide Zoll, Seleite, Yandaccife, Fähre 
und Brüdengeld und forgte für Herbeiſchaffung größerer Getreidemafjen: 
„Allein weil die Sache durch Judenhände gegangen, jo iſt Die Frage, ob der 
Nreis des Getreides der Armuth zu Statten gekommen, wie e8 des Königs 
Majeſtät gemwünfcht, gewollet und verlanget haben.’*) Namentlih übernahm 
nit königlicher Berwilligung der Hofjude Jonas Maher die Berforgung 
Dresdens; er hatte Bis im Mat (1720) bereits ber 40,000 Scheffel Ge 
freide auf Schiffen von der Unterelbe "und ſelbſt von Danzig berbeiichaffen 
[ajfen "und den Scheffel Korn für 3 Thaler 15 Groſchen am die, Bing 
verkauft; nur Bäder und Brammtweinbrenner hatten nichts erhalten. Dez 
Andrang Kornbebürftiger war vor des "uden Haufe und vor dem German 
hauſe täglich jo groß, daß man, um Ordnung zu halten, Militair aufſtellen 
mußte. "Much der Rath ließ im Mai den Kornvorrath auf der Kreuzkitch 
ben Scheffel mit 3% Thaler verkaufen. **) Am uni endlich wurde d 
Ausfuhr aus Böhmen und Schlejien wieder eröffnet und da der Somit 
eine gelegnete Ernte brachte, ſo ſank der Preis des Kornes schon im Augmn 
wieder auf 2 Thaler 20 Grofhen. Da aber Maver noch große Getreit 
vorräthe aufgefpeichert hatte, jo wurden dieſelben in Folge eines bejonderel 
Befehles im Auguſt auf die Städte und Aemter vertbeilt und muphten, M 


— 








— 545 — 


der am Ende der Rampiſchen Gaſſe errichteten achtzehn Ellen hohen, aus drei 
Arcaden beſtehenden, mit Statuen und Inſchriften geſchmückten und mit 
Trompetern und Paukern beſetzten erſten Ehrenpforte bis an's Pirnaiſche 
Thor ſtand die grau und roth montirte Bürgergarde mit ihren ſechs Fahnen; 
vom Pirnaiſchen Thore an, auf der Pirnaiſchen Gaſſe, Moritzſtraße, Kreuz⸗ 
gafſe, auf dem Altmarkte, deſſen Ehrenpforten ebenfalls mit Trompetern und 
Paukern ſowie mit Stabtpfeifern beſetzt waren, auf der Schloßgaſſe, Sporer— 
gaſſe, dem Jüdenhofe bis an den Stall waren die Infanterie-Regimenter auf— 
geſtellt, während im Schloßhofe die neuuniformirten adeligen Cadetten, auf 
den Treppen des Schloſſes die Schweizergardiſten oder Trabanten, in ihrer 
Schweizeruniform mit blauen Schuhroſen, und auf den Gängen bis in die 
Zimmer des Schloſſes die Chevaliers-Garde Parade machten. Che der Ein— 
zug vor jich ging, war der König, von einem Theile der Chevaliers-Garde 
und einer großen Suite von höheren Hofbeamten und Cavalieren begleitet, in vie 
Stadt und in das Schloß zurückgekehrt, um die Prinzejfin auch bier zu em: 
blangen. Der Zug jelber, welcher das Brautpaar in die Rejidenz führte und 
der halb zwei Uhr das Thor erreichte, war unjtreitig Das Glänzendſte, was 
die Stadt jeither geſehen batte und verdient deßhalb und zur Gharakteriftif 
kr übermäßigen Prunkſucht jener Zeit eine etwas ausführlichere Bejchreibung, 
Eu Eavalerie-Dffizier, ein Hoffourier und ein Pojtcommijjar eröffneten ihn; 
herauf folgte der Generalpoftmeiiter von Mordar auf eimem foltbar ges 
Mmüdten Pferde und in weißer jilberbordirter Uniform mit gelbjammetnen 
ihlägen, einem Hut mit weißer Feder und mit einem an einer blauen mit 
Geld und Silber durchwirkten Schnur und Quaſte bangenven maſſivgoldenen, 
at Edelſteinen beſetzten Poſthorn, an der Spitze von 36 zwei und zwei 
mwienden Poſtmeiſtern, ebenfall® in weißer Uniform mit gelbjammetnen Auf: 
lägen und mit jilbernen Rofthörnern, und 62 reitenden Poſtillonen in 
xlber Kleivung mit blautuchenen Auffchlägen, in drei Haufen, die abwechielnd 
af ihren Rojthörnern bliejen; ein Stallmeijter an der Spiße von 24 Hand— 
Werden, die von berittenen Neitknechten geführt wurden; die Jägerei mit dem 
Dberlandjägermeijter von Erbmannsdorf, in ſehr reich mit Silber bordirter 
dung, an der Spike; 27 berittene \äger in ihrem \ägerbabit mit grünen 
und grünen Tanmenzweigen auf den Hüten und mit ihrer Fahne, 

Rige Jäger zu Fuß; der Oberlandjügermeilter zu ‘Pferde mit 44 FJäger— 
fern in reicher mit Silber bordirter Kleidung, Die Hüte mit grimen Federn 
m Tannenzweigen gejchmüdt, voran ein Chor Waldhorniſten; 62 Forſt— 
Mitter und zuletzt zwei Oberforitmeijter; nach der Jägerei folgten zwei 
Lrempeter in gelber Kleidung als Vorreiter von 48 berittenen altdeutſchen 
ierfnechten in gelber stleidung une mit langen Partiſanen, bierauf wieder 

4 Trompeter und ein Pauker und dann der Oberlandvorſteher der Lauſitz auf 
Fr kojtbar geſchmücktem Pferde, ven entblößten Degen in der Hand, in 
rzem mit gelbem Taffet gefütterten Node und goldbordirter Weſte von 
Heldſtoff, an der Spitze von 38 berittenen, in gleicher Weiſe gefleideten 
Faufiger Landſtänden, von welchen Der mittelite des erſten Gliedes Die Fahne 
zit den Yauliger Wappen trug; zwei berittene Herolde in ſchwarzſammeiner 
Fleidung; 32 ſtattliche von gelbgefleideten Föniglichen Ztallfnechten geführte 
-Sandpferde, deren jedes auf gelber, mit jilberner Borde bejegten Tuchdecke ein 
Provinzwappen trug; wieder 4 Trompeter zu Pferde und ein Pauker als 


3) 





— HH — 


geführt, deren erjtes, ein türkiſches, auf jeiner Dede die polnijchen Provinz- 
wappen trug; berittene Polafen und polniſche Trompeter und Pauker und 
12 polnifche ſechsſpaͤnnige, zurüdgejchlagene Reiſewagen mit prächtig geſchmückten 
erden und ſcharlachroth gefleideten Vorreitern und Kutjchern; darauf des 
‚Königs polnische Sänfte mit violettem Sammet überzogen und überreic mit 
- Gold gejtictt und mit vergoldetem Silber bejchlagen, getragen von zwei Maul- 
thiern, die mit jilbernem und übergoldeten Seläute und violettjammetnen reich 
geitietten Deden geſchmückt waren; 24 Maulthiere mit rothen Deden, worauf 
das polniſche Mappen gejticht war, und jilbernem Geläute, jedes von einem 
yolniihen in blaues Tuch gekleideten Knechte geführt, eine Abtheilung Gre— 
nadiere, hierauf die ganze Generalität in vorher Uniform, 44 Perjonen, an 
der Spibe der Gouverneur Graf Waderbarth, wieder eine Schwadron Dragoner, 
darauf 90 Hofcavaliere, Kammerherren und Kammerjunfer, zwei und zei, 
in prachtvoller mit Gold oder Silber gejticter Kleidung von allerhand Farben 
auf prächtig aufgepußten Pferden und begleitet von ihren Dienern; eine Ab: 
teilung Carabinirer; 12 königliche Yäufer in ihrer blaudamajtenen mit jilbernen 
Treſſen beſetzten Kleidung, blaufammetnen reich mit Silber bejeßten Läufer: 
hüthen und ihren mit Silber bejchlagenen YLäuferjtöden in der Hand; 
12 Heiduden, 24 Schweizer mit ihren Oberoffizieren an der Spiße, zwijchen 
Ihnen der Churprinz in einem reich mit Gold gejtidten Purpurkleide, auf 
dem Hute eine fojtbare Diamanten-Agraffe mit weißer Feder, auf einem weiß 
mb braun gejchedten ſpaniſchen Pferde, deſſen Geſchirr mit maſſivem Golde 
beſchlagen und reich mit Diamanten bejegt war, die Stangen waren von 
Silber und übergoldet und die Steigbügel von maſſivem Golde, die Scha- 
brade veich geſtickt und mit Perlen bejegt; neben dem Prinzen vitten zwei hohe 
Beamte in koſtbarer Kleidung; 24 fönigliche Pakaien zu Fuß, vier und vier, 
in gelber Livree mit blauſammetner Borde und jilberner Trejje bejeßt, auf 
den Achjeln breite weiße und blaue Bänder; eine Schwadron Garde du 
Corps; ber Peibmohr zu Pferde in weißen Atlas gekleider mit ſcharlachrothem 
Zalar, der mit blauſammetnen Borden und goldenen Trejjen bejegt war, um 
vu Hals ein goldenes Halsband, auf dem Kopfe einen türkiſchen Bund mit 
mer Straupfeder, ihm folgend 24 andere Mobren zu Fuß (die ber König 
hatte aus Portugal kommen lajjen), ſämmtlich von gleicher Größe, ebenfalls 
m weißen Atlas und mit jeharlachrorbem Talar befleidet; jet erſt kam die 
Churprinzeſſin in pfirjichblüthenem Sammettleide und jtrablend in Geſchmeide, 
allein in ihrem achtſpännigen Peibwagen jigend, dev mit carmoifinrothem Sammet 
"auögeichlagen, über und über mit Gold gejtict und mit mafjiven Gold und 
Silber beſchlagen war; die Pferde trugen ein Geſchirr von carmoiſinrothem 
Summet, mit Budeln und Schellen von majjiven übergolveten Silber, und 
lange bis auf die Erde herabhangende Decken von carmoiiinrotben Zammtet, 
auf deren beiden Seiten das öſterreichiſche Wappen geſtickt war; Kutjcher und 
und Morreiter waren in gleichrotben mit goldenen Treffen bejegten Sammet 
gekleidet; unmittelbar zur rechten Seite der Prinzejjin ritt ihr Oberhofmeilter; 
außerdem aber war der Wagen von ihren Jagen, Heiducken md von 
24 mit Shellebarden bewaffneten Schweizern umgeben; binter der Garrofje 
famen 14 Hatſchirer in ungarijcher Kleidung, 120 Mann Garde du Corps, 
endlich noch 6 ſechsſpännige Wiener Carrojjen mit dem Gefolge der Prinzefjin 
und zum Schluß noch eine Abtheilung Carabinirer. Sobald die Prinzeſſin 
35* 





— 558 — 


Feldlager zu beſuchen; desgleichen durfte auch Niemand, deſſen Dienſte dur 
die Dresdener Feuer-Ordnung in Anſpruch genommen waren, ohne fir ein 
Stellvertreter geforgt zu haben, jich dorthin begeben. Am 29. und 30. Yu 
fehrten zunächſt die Leibgrenadier-Bataillone nach Dresden zurüd und zog 
mit acht Fahnen und klingendem Spiele von der Neuſtadt über die Brüc 
nach dem Gehege, wo fie einige Tage campiren jollten; ihnen folgten b 
Artillerte- Scholaren, die königlichen Fußtrabanten, die Chevaliers-Garde un 
die Garde-Cadetten, während das gothaiſche Bataillon und die bennebergid 
Miliz, die jeit Mitte Mai bier in Garniſon gelegen, wieder abzogen. Di 
König traf am 1. Juli mit einer großen Suite von Herzogen, Fürſten, Graje 
und anderen VBornehmen wieder in Drespen ein. An demjelben Tage bezogen di 
Zußtrabanten wieder die Schloß:, und die Yeibgrenadiere die Stadtwack 
wozu leßtere bi zum 24. Juli, wo jie wieder in ihre Quartiere in die Häuſe 
ber Stadt gelegt wurden, täglich aus ihrem Lager im Gehege mit Elingenden 
Spiele durch das Milspruffer Thor nach dem Jüdenhofe und von dort au 
die Hauptwache zogen. Hierauf gingen am 3. Juli auch die jeither zur de 
jagung gehörigen Compagnien wieder nad) ihren verjchiedenen Sarnijonspläge 
ab. Auch die rothmontirte Garde: Infanterie, die am 3. Juli aus dem jet 
(ager eintraf und bereit am nächſten Tage ebenfalls die Stadtwace zu fe 
ziehen begann, wurde einjtweilen dem Yager im Gehege zugewiejen, währen 
die Grand: Musquetiere, die am «. Juli wieder eintrafen, ein anderes Lage 
in Altvresden an der Elbe bezogen. Endlich kamen als lette ‚Zeichen de 
verflungenen Herrlichkeit auch die Schiffbrüden, die Stück- und Artillerie 
wagen und die föniglichen Schiffe wieder beim, Der prächtige Buccentauf 
der als Nomiralsjchiff der Kleinen Wlottille gedient und. ohne Möblivung, mi 
es beißt, 15,000 Thaler gefoltert hatte, lag, jeitvem nicht wieder benutzt, MM 
großen Ausfall und zerfiel allmäblig. 

Die ſchweren Drangjale welche der nordijche Krieg namentlich mit iM 
Aufenthalte der Schweden in Sadıjen dem Baterlande brachten, berühm 
Dresden‘ zwar‘ nicht mit ernitlichen Gefahren, trotzdem aber blieb auch uni 
Stadt nicht von ihrem Antbeil an der allgemeinen Notb und Gejchöpfumn 
befreit, welche durch die jenen Krieg begleitenden Bedrückungen über, das al 
verhängt wurden. Dem geheimen Bündnig, das König Auguſt mit Friedrich 





— 559 — 


einacht hatte, im September wieder aufgab. Er ging hierauf nah Warſchau 
mid und ließ ſeine Truppen die Winterquartiere beziehen. Mittlerweile 
hlug Karl auch die Rujjen, die Narva in Eſthland belagert hatten, und 
endete jich num gegen feinen dritten Segner, den König von Polen, den er, 
achdem er befjen Truppen aus Liefland vertrieben, in Polen jelber aufzujuchen 
nd zu entthronen beſchloß. Im Mai 1402 309 der Schwebenkünig in 
Barichau ein; König Auguft floh nah Krakau und erwartete neue er: 
ärtımagen aus Sachſen, wo inzwijchen für den fremden Krieg mit ſchwerem 
dandgeld geworben oder gewaltſam ausgehoben wurde. Hierauf folgte Karl's 
zieg bei Cliſſow (20. Juli 1402) über die ſächſiſch-polniſche Streitmacht. 
dr König von Polen 309 jich wieder nach Krakau, und als auch diejes am 
4. Augujt von den Schweden eingenommen wurde, nadı Sandontiv zurüd. 
der Feldzug des nächſten Jahres begann mit einer Niederlage der Sachjen 
inter Feldmarſchall Steinau bei Putulsk, worauf es dem König von Schweden 
ald gelang, auch jeinen lan, Auguſt zu enttäronen, zur Ausführung zu 
ringen. Hatte er ſchon bei jeinem Einzuge in Polen durch ein bejonperes 
Ranifeit die Republik auf die Nothwendigkeit einer Neuwahl hingewieſen, jo 
biederholte er jekt jeine Mahnung mit dem Gewichte jeiner Siege und 
mprahl Sobieski's ültejten Sohn, Jacob Yudwig, zum Throncandidaten. 
B8 bildete fich die Warjchauer Conföderation, die ſich für Auguſt's Abſetzung 
md eine Neuwahl erklärte. Auguſt befand jich jeit dem 31. December 110% 
n Öresden, um neue Mittel zur Fortſetzung des Krieges zu jammeln; am 
R Iamuar reijte er nadı Krafau zurüd, das inzwiſchen die Sachſen wieder 
ejest hatten und wo der von ihm verjammelte Reichsrath die Bejchlüfje der 
Larſchauer Gonföderation für ungültig erflärte, was allerdings den Gang 
er Dinge ebenjowenig aufzubalten vermochte, wie die Gefangennehmung des 
hroncandidaten Jacob Ludwig Sobiesfi, der mit jeinem Bruder Gonjtantin 
m 28. Februar 1704 in der Nähe jeiner Herrihaft Ohlau in Schlejien — 
(fe auf faijerlicheın Gebiete — von dreißig, durch Auguſt heimlich abgefendeten 
nd von dem Obriſt von Koßboth befehligten, verfleideten ſächſiſchen Offizieren 
berfallen und nach Peipzig auf die Pleigenburg (jpäter beim Einfall der 
Shweden in Sachſen 1:06 auf den Königſtein) gebracht wurde. König 
fuguft wurde im März 1:04 durch den ſchwediſchen General Reenjfiöld 
ibermals aus Krakau vertrieben und jtatt des gefangenen Prinzen \acob 
Sohiesfi wurde auf dem ausgejchriebenen Warſchauer Wabltage (14. Juli 
1704), unter den ſchwediſchen Waffen, der Woimode von Poſen, Stantslaus 
tegzingki, zum Gegenkönig gewählt. Inzwiſchen zog Muguft aus dem Chur: 
Monte immer neue Streitfräfte an Mannjchaften, Geſchützen und Munition 
nah Polen. Dresden jab im Juli Das Thielau'ſche und Fürſtenberg'ſche 
Regiment dorthin abgeben, welchen mehrere Mimitionswagen und Giejchüiße, 
md im Auguſt die neuerrichtete Chevaliers-Garde unter dem Grafen von Kos— 
both folgten. Dafür waren im Mai vier Gompagnien berittene Trabanten, 
drei Gompagnien Kanoniere und zwei Gompagnien Infanterie braunſchweig— 
wolfenbüttel’jcher Truppen zur Garniſon bier eingerüdt, Auch gelang es 
König Auguſt wirklich im September, während Karl ihn in Zandomir zu 
Merfallen gedachte, mit 15,000 Mann jächjijchepolnijcher Truppen Warjchau 
wieder einzunehmen, wobei die von dem König von Schweden bei dem neu: 
wählten König Stanislaus zurückgelaſſenen Befehlshaber und Geſandten, 














wrwr- - - 


— 565 — 


die ſchwediſchen Provinzen, aber aus gewifjen Urjachen jeine Ahndung bei 
Seite fehen und alle Stände und Unterthanen, bie in ihren Häufern und 
Wohnungen bleiben, ihr Eigenthum nicht anderwärts verführen, ſondern gut⸗ 
wilig dasjenige, was ihnen zu feiner Truppen Nothdurft und Unterhaltung 
aufgelegt werbe, bezahlen unb erlegen würden, in feinen Töniglihen Schuß 
und Schirm nehmen wollte; bagegen follten alle Diejenigen, die fich zur 
Gegenwehr jehen, ihre Häufer und Wohnungen verlaffen und verkaufen, ihre 
Sachen und Baarichaften aus dem Wege fchaffen, desgleichen ſich träge und 
wiberfpänftig zeigen würben, basjenige abzutragen, was ihnen feine Befehls⸗ 

und Commiſſare auferlegten, wie Feinde auf’8 Schärfite und ohne Ber: 
Gonung behandelt und mit Feuer und Schwert heimgefucht werden. Wirklich 
uhte der König auch namentlich im Anfange durch ftrenge Befehle auf gute 

uszucht zu halten, die allerdings für die bald beginnende methonifche 
Ausfougung des Landes feinen Erjag bot. Widerſtandslos öffneten ihm alle 
Stähte und Pläbe, die er berührte, ihre Thore, nur Dresden mit Königjtein, 
Sonnenſtein und Stolpen blieben ihm vorenthalten. Dafür war Dresden 
bis zum 30. September, wo ein zehnmwüchentlicher Maffenftilfftand bekannt 


gemacht wurde, von mannigfachen Angriffen, jogar von einem Bombardement 


burh ben ſchwediſchen General Meierfelo bedroht. Am 15. September gingen 


3500 Dann jchwedifcher Reiterei bei Laubegajt über die Elbe, die gerade um 


Diele Zeit, da es elf Wochen lang nicht geregnet hatte, fo feidht war, daß 
man fie an vielen Stellen durchwaten konnte, und kamen der Stabt ziemlich, 
nahe, aber ohne Feindfeligfeiten zu unternehmen. Der König von Schweden 
elber nahm feinen Weg von ber Laufik aus über Meißen, deſſen Brüde er 
am 16. September paſſirte, Zehren, Grimma, nad Leipzig, das er am 
19. September beſetzte, ımd ſchlug dann fein Hauptquartier in Altranftädt 
auf, während der neue Polenkönig Stanislaus, den Karl mit fich führte, das 
jeinige in Leisnig nahm. Die in der Gegend von Dresden zurüdgebliebenen 
Schweden verübten am 23. September die erjten Zeindfeligfeiten gegen bie 
Stadt, indem fie die Räder der benachbarten Mühlen zerftörten und bie 
Blauen’iche Mühle mit ihren den Dresdener Bürgern gehörigen Mehl: und 
Cehreivenorräthen in Befchlag nahmen und alles für fich ſelber mahlen ließen. 
Am nächſten Tage näherte fich eine ſchwediſche Reiterabtheilung von Plauen 
%, die man aber vom Seeberge aus mit zwei Kanonen begrüßte und zurüd- 
ieh, dagegen gelang e8 bem Feinde, der Stabt von biefer Seite nicht nur 
die Zufuhr aller Rebensmittel, ſondern durch Zerfchneiden der Röhrenleitung 
auch das Waſſer abzufchneiven. Um ernitliche feindliche Angriffe abzuwehren, 
wurde am 25. September das Milsbruffer Thor gänzlich gejperrt, das Gatter 
mi Steinkaſten verjegt und die Außenböſchung mit Pallifaben verjehen, 
während täglich 500 Mann von den Bürgern und 2500 Mann Solvaten 
af die Wache ziehen mußten. Aber jchon wenige Tage fpäter wurbe ber 
erwähnte zehnwöchentliche Waffenftillftand verfündigt, worauf das Wils- 
druffer Thor wieder geöffnet und ben fchwebifchen Soldaten jogar geftattet 
‚ einzeln und unter Begleitung eine® Mannes von der Bejagung in 

Stadt zu kommen und hier nach Belieben ihre Einfäufe zu machen. 
Bei der Nachricht von dem Einfalle der Schweden in feine Erblande, 
König Auguft nicht gezögert, die dem Pande drohende Gefahr gänzlicher 
g durch Einleitung des Friedens abzumwenben, und zu dieſem Zwecke 

56* 





| 
| 
| 
| 
h 


— 565 — 


Grafen Zingendorf und bes mittlerweile zurückgekehrten Generals Schulenburg 
bie neuen Feſtungswerke in Augenfchein genommen hatte (©. 562), am 
17. December nach Leipzig zur Zuſammenfunft mit König Karl aufbrad). 
An demjelben Tage wurbe mit der Yreilaffung der Prinzen Sobieski ſchon 
eine Bebingung bes Friedens erfüllt. Diejelben wurden, nachdem fie Ende 
Auguft von der Pleißenburg auf den Königjtein gebracht worben waren 
6. 559), nach Dresden geführt, wo fie auf dem fürftlichen Stalle ihre 
Bohrung und fürftlichen Unterhalt erhielten, bis fie am 22. December der 
Kümwebiiche General Meierfeld von bier abholte und nad) Leipzig geleitete. 
Am 25. December fehrte der König von Feipzig zurüd, ging aber ſchon am 
N. wieder. dorthin ab und unterzeichnete endlich den Altranftädter Friedens⸗ 
vertrag, chne für deſſen Harte Bedingungen von Karl's „Felſenhärte“ eine 
g erlangt zu haben. Schon am 29. December war Dresden von 

der ſtarken Beſatzung, die es feit September hatte tragen müffen, bis auf den 
ſecheien Theil befreit worben und am Neujahrstage 1107 wurde der zwijchen 
den beiden Königen gefchloffene Frieden von den Kanzeln herab verkündigt, 
wozu in Dresden nad) geendigter Schloßprebigt unter breimaliger Yöjung von 
ig fcharfgelabenen Stanonen das Te Deum gejungen ward. Ende Januar 

am der Tönigliche Hofſtaat nebit 30 Maulthieren und 10 Kameelen aus Polen 
in Dresden an, welchen am 6. Februar zunächſt 400 Mann reitender Tra- 
Ianien folgten, die auf dem Lande einquartiert wurden; am 26. April langte 
an Theil der in Polen gejtandenen Artillerie (vier Kanonen, zwei Wagen 
md vier Karren) in Dresden an. — Die Hauptbebingungen des Altranjtäbter 
* waren fächfifcher Seits erfüllt; auch Patkul war am 28. März dem 
Gmebiichen General Meierfeld, deſſen Infanterie-Regiment in Dippoldiswalba 


Raub, feitgejchloffen überliefert worden (S. 561). Um fein gebrüdtes Land 


von ber Noih und Bebrängniß der feindlichen Herrſchaft jo bald ala möglich 
wieter zu befreien, hatte ſich Augujt den bärtelten Bedingungen unterworfen; 
kogdem ließ ſich Karl nicht abhalten, den gewonnenen Vortheil auf Koſten 
der unglüdlichen Unterthanen bis auf's Aeußerſte auszubeuten und felbjt nad) 
dem Abſchluſſe des Friedens das Land mit Auflagen und Bebrüdungen härter 
md länger heimzufuchen, als dieſer e8 ihm zugeitanden hatte. Natürlich 
der Vertrag hierdurch auch für die andere Partei von Haus aus feine 
bindende Kraft verlieren. Karl nahın bie ihm zur Unterhaltung feiner Truppen 
iugeftonbene Gontribution nicht blos für das Heer in Anſpruch, mit welchem 
© gelommen war, fonbern bürdete dem Lande auch noch die Erhaltung und 
attung einer doppelt jo großen Streitmadht auf, die er, feine ruhigen 
Vinterquartiere benußend, durch Werbung zujammenbradte. Mit ungefähr 
00 Mann abgeriffener, jchlecht genährter Truppen war er in Sachen 
Eingerädt, bald aber ftand er an der Spite eines Heeres von mehr als 
000 Mann, „und alle Negimenter waren durch die Bank, ſowohl in An- 
ung der Montur, als im Betracht des Gewehrs und der Pferde in einen 
ſolchen Stand gejeßt, daß man fie nicht ohne Bewunderung verjammlet, mujtern 
Ober ererciven Sehen konnte“.“) Die Contribution aber war von der Art, daß 
davon faft 100,000 Mann Hätten erhalten werben fünnen. Sie betrug. mit 
Enſchluß der Naturalverpflegung mehr als 23 Millionen, ungerechnet ber 





yFaßmann a. a. O. S. 567 fig. 





— 567 — 


wicher in guten Stand zu ſetzen, und um dieſen und anderen Aufwand zu 
veden,. mußten die Unterthanen mit neuen Vermögensſteuern und anderen 
Saften belegt werden. Schon im fahre 1708 war ein ſaͤchſiſches Hilfscorps 
von 9000 Mann an dem Feldzuge gegen die Franzofen in Flandern betheiligt, 
wo es unter Schulenburg an ben nachfolgenden Unternehmungen tapferen - 
Antheil nahm. König Auguft wohnte perfönlidy der Belagerung von Lille 
mier Prinz Eugen bei und nachdem er am Chriltabend 1708 wieder in 
Dresden eingetroffen war, beganır er alsbald die Vorbereitungen und Rüftungen 
ur Biebergewinnung ber polnifchen Krone, wozu ber Plan ſchon zur Reife 
gelangt war, ehe noch die entfcheidenve Niederlage, die Karl XII. am 9. Juli 
1709 Hei Pultawa durch die Ruſſen erlitt, eine größere Ausficht auf Erfolg 
gebeten hatte. Der Unterjtübung des Czaren und eines bedeutenden Anhanges 
in Polen gewiß, erneuerte Auguft (28. Zuni 1709) bei dem Befuche bee 
Könige von Dänemark in Dresven fein Schuß» und Trußbündniß mit dem⸗ 
ſelben und nach feiner Rückkehr vom preußifchen Hofe, wohin er den Dänen: 
konig begleitet hatte, begann er die Zufammenziehung feines gegen 15,000 Mann 
ftarfen Heeres bei Guben. Ron Dresden, das feine ordentliche Beſatzung 
behielt, gingen am 30. Juli mehrere Wagen mit Schanzzeug dahin ab, welchen 
am 8. Auguft die Chevalierd-Garde, nachdem fie der König Tags zuvor auf 
der Alldresdener Elbwieje gemuftert hatte, und am 13. Auguft die gefammte 
Artillerie folgte.) Am 8. Auguft hatte Auguft von Dresden aus das mehrs 
fach erwähnte Manifeft erlaffen, womit er das Verfahren feiner Unterhändler, 
Imhof und Pfingiten, bei Abſchluß des Altranſtäbter Friedens bdarzuftellen, 
Kal unverantwortlide Gewaltthätigfeiten in Sachen zu fchildern und bie 
Sünde zu rechtfertigen juchte, die ihn beftimmten, jenen Frieden, „deſſen ihm 
aufgemälzte Bebingungen fchnuritrads nicht nur wider alle Töniglihe Ehre 
und Reputation, ſondern auch wider die hriftliche Billigfeit, wider aller Völker 
Rechte und Gebräuche, ja wider die Möglichkeit felber liefen und aljo an 
um für fih null und nichtig wären — denn wann fei wohl jemals ein recht: 
mäßiger König gezwungen worden, einen rebelfiichen Untertban (Stanislaus 
Letzinsky) als wahren und rechtmäßigen König anzuerkennen” — burd) feinen 
bevorftehenden Einmarſch in Polen aufzubeben.**) Hierauf begab er jih am 
12, Auguft, nachdem der Fürjt Egen von Fürjtenberg abermals zum Statt: 
halter eingeſetzt worden war (&. 515), nad) Guben zu feinem Heere, das er 
am 21. Augujt nad Polen führte. Zuvor hatte ein von Guben aus batirtes 
Patent die Stände und Untertbanen des Landes zur gebührenden Devotion 


— — — — 


* Die Chevaliers-Garde (S. 557), mehr ein Staatscorps zur Befriedigung 
ber Brachtliebe des Königs, als eine fir den Krieg geeignete Truppe, bejtand aus vier 
—8 — jede Brigade zu ſechzig Chevaliers. Wer in dieſe Garde eintreten wollte, 

te der urſprünglichen Beſtimmung zufolge bereits den Rang eines Oberoffiziers er- 

baben, doch wurden jpäter auch vornehme Adelige aufgenommen, die nocd nicht 

hatten. Seder Chevalier wurde daher „Herr Hauptmann“ genannt. Der König 

er war Kapitän, der Benerallieutenant Lagnasco Kapitänslieutenant und der Generals 

Major Sosboth Lieutenant. Jeder Chevalier mußte mindeftend drei Pferde und einen 

t halten, während mande einen Kammerdiener, einen och, mehrere Lakaien und 

68 ferde mit fich führten. Eine nicht minder jtattliche Truppe waren die ebenfalls 

N 4 igaden getheilten, aus 600 Mann bejtehenden reitenden Trabanten unter dent 

Ommando des Generals Flemming. 

”) 5, Seite 563 und Glafey's Kern ©. 119. 





— 569 — 


Ä -Sammelpläßen ſich einfinden. Alle Bürgermeifter, Stadtrichter, 
Sudiſchreiber, Actuarien, Steuereinnehmer, Accis:, Zoll⸗ und Geleitsbeamte 
in Staͤdten, Richter: und Schultheißen auf dem Lande, ſollten von den Auf⸗ 
gebeten befreit, hingegen bie genannten Gerichtsperſonen verpflichtet ſein, gute 
Auftakt zu treffen und wenn ber Aufbruch wirklich erfolgen müßte, die Bürger 
uns Bauersleute ihres Orte auf die Sammelpläge bringen zu helfen.“) 
Gluiclicher Weiſe blieb das Land von einem neuen fchwebiichen Einfalle 

| beſteit. König Auguft fand in Polen nur geringen Wiberftand und nachdem 

er in Warſchau einen Reichstag verſammelt und ſich auf's Neue hatte huldigen 
laſſen, auch fein Bündniß mit dem Czaren wieder hergeſtellt hatte, zog er am 
19 Rovember wieder als wirklicher König von Polen in Dresden ein, wo er 
am 17. Januar (1710) von dem zwei Tage zuvor hier angelangten päpjtlichen 
Nuntius Annibale Albani (S. 533) in einer Privataudienz, ver am 19. Yes 

Br die feierliche öffentliche Audienz folgte, wegen Wievererlangung des 

polniſchen Thrones beglückwünſcht wurde. Der Krieg jelber mit feinen Opfern 
won damit noch keineswegs überwunden, wenn er auch das Land felber mit 

| wirtlihen Gefahren nicht wieder berührte. Im Auguſt 1711 begannen bie 

Nutrnehmungen des fächfifch-polnifcheruffifchen Seeres in Vereinigung mit 
den Dänen in Pommern, wohin aus dem Dresbener Zeughaufe wieverholt 

und Munitiondwagen abgingen. Der König, der während bes 
Cemevals und während des Landtages dieſes Jahres (f. oben Anm.) in 
verweilt batte, verließ feine Nejidenz am 24. Mai, um für bie 
michſten Jahre (wie zunäͤchſt 15. Januar 1719) immer nur auf kürzere Zeit 
Hierher zurüczufchren.**) Im October verlangte er durch ven Kammerpraͤſi⸗ 
denten von Loͤwenthal von der Stadt Dresben 10,000 Thaler Vorſchuß für 
die Unternehmungen in Pommern, doch erbot fich der Rath nur zu 5000 Gul⸗ 
den, da er ſchon Kurz vorher 9000 Gulden als: feinen Antheil an dem von 
den Ständen bewilligten Darlehn und 6875 Gulden zur Einlöjung einer 
Steuerpoft vorgeſchoſſen hatte.***) Am 30. Juli 1713 wurde in ganz Sachſen 
"gen des Sieges, ben die norbiichen Verbündeten (16. Mai) über ven jchwe- 
diſchen General "Steenbod bei Tönningen gewonnen, ein großes Dankfeſt 
eiert und in Dresden unter Abfenerung ber Kanonen ein Te Deum ges 
Ungen; hierauf brachte man am 16. Auguft mit ziemlich prunfendem Einzuge 
ben jähfifhen Beuteantheil, beſtehend in ſchwediſchen Geſchützen, ahnen, 


” S. das Mandat und bie vom Statthalter Fürſten von Fürſtenberg dazu gegebene 
aa länterung en dur Kern (auch) Vogel's Annalen ©. 1018 u. 1023; Cod. Aug. I, 
8 


1710 od. Aug. 1. 2269), die von eigens dazu beftimmten Offizieren beftändig in den 
**6 —— werden ſollten. Auf dem Landtage des Jahres 1711 (Dresden, 6. Februar 
bis — verlangten zwar die Stände, daß nach wiedererlangter an die Waffen 


Vorpenumen werden Tonnte, erfolgte aud) die Aufhebung diefer Landmiliz. 
, Während feiner Abweiendeit 1711 bejudte, wie ©. 510 erwähnt worden ift, 
peter der Broße Dresden, der aud) am 17. November 1712 auf der Rückreiſe von 
arltbad wieder hier einfprach und bis zum 25. verweilte, 
) Bergl. Hafche’3 dipl. Geſchichte IV. ©. 40. 








— — 


Vrlesimg ber beſtehenden Verordnungen durch die SKatholifen.”) Sie ver: 
hngte ein Berzeiänig ſämmtlicher Häufer, wo PRapiften wohnten, um biejelben 
ialer überwachen zu können. Es war mehrfach vorgefommen, daß Tatholifche 
Priefter in ben Häufern geiftliche Verrichtungen ausgeübt hatten, worüber 
mmentlih Paſtor Hilfcher in Neuftabt Beſchwerde geführt hatte. Der Rath 
heine ji der Geiſtlichkeit nahprüdlich angenommen zu haben und hatte jo: 
gar, wie ihm ein Nefcript vom 27. April vormwirft, den Bürgern bei zwanzig 
ler Strafe verboten, Tatholifche Geiftliche in’® Haus zu laffen. Lebteres 
(eignete er nun zwar in feinem Gegenberichte, fagte aber, daß er es für feine 
Shuldigkeit halte, den Stabtgeiftlihen gegen die in weltlichen Kleidern in 
die Hänfer jich einfchleichenden katholiſchen Priefter den verlangten Schuß zu 
gawähren; bern früher hätten felbjt die katholiſchen Dienftleute des Statt: 
ballers bei ven Lutheranern taufen und trauen lafjen müffen; jet hätten jich 
die intholiichen Glaubensgenoſſen ſchon auf einige Taufend vermehrt und aud) 
der Blerus jet bedeutend angewachſen. Gin Fönigliches Reſcript verorbnete 
‚lc, daß die Tatholifchen Geijtlichen, ſobald fie zum Hofſtaate des Königs, 
det churpringzen oder deſſen Gemahlin gehörten und wirklich beſoldet wären, 
Befugt fein ſollten, ihren Glaubensgenoſſen nach den Regeln des Chrijten- 
ums mit Troſt, Bejuch und Abendmahl beizujtchen, Kinder zu taufen und 
Serlobte zu trauen, doch follten fie dies in Bürgerhäufern mır in der Stille, 
Ki verſchloſſenen Thüren und in weltlicher Kleidung thun. Wie ber König 
Berhaupt den eriheilten Religionsverficherungen gewifjenhaft nachzukommen 
und möglichen Beſchwerden ber lutheriſchen Behörden und Geiftlichen vorzu= 
fuchte, erfennt man unter anderem auch in der Art und Weile, womit er 

za Ausführung brachte, was in den bei der Vermählung feines Sohnes mit 
fer kaiſerlichen Prinzeſſin Joſepha abgejchloffenen Ehepacten als Bedingung 
falten war, daß nämlich den römiſch-katholiſchen Glaubensgenoſſen des 
Hefftantes der Prinzefjin in Dresden ein befonderer Begräbnikplag angewieſen 
. In der von ihm zur Anlegung eines ſolchen Begräbnißplatzes oder 
genannten „Freudhofs“ ertheilten Conceſſion (Warſchau 2. October 1720), 
die der Pandesregierung zu Dresden durch ein Refeript vom 5. Juni 1721 
t gemacht wurde, jagt der König, day er zwar jenem Verſprechen ein 
Gerüge zu leiften fich nicht entbrechen möchte, auch in jolcher Abſicht einen 
M dergleichen Begräbniß bequemen, vor der Reſidenz — in Neu-Oſtra — 
Klegenen Platz auserſehen habe, zugleich aber auch „zu Vorkommung aller 
ungleiher Ausdeutung und Mißverſtands“ deutlich zu erflären für 

ig erachte, „iwie weit ſich die Vergünſtigung, bie zum Hofſtaat der 
Frngeffin gehörig gewejenen verjtorbenen römiſch-katholiſchen Glaubensgenoſſen 
@ bergleichem Orte begraben zu bürfen, eritreden ſolle.“ Erſtlich follten 
kur die Fatholifchen Slaubensgenofjen von der Prinzeſſin Hofitaat auf dem 
onderen aus landesfürjtliher gnädigſter NVergünftigung angewiejenen Plate 
werben; ein mehreres aber jollte damit der römiſch-katholiſchen Geiſtlich— 
kit, bie ih in Dresden aufzuhalten vom König Srlaubniß empfangen, in Feiner 
sale eingeräumt fein, daher jich auch die genannte Geiſtlichkeit einer Juris: 
diclion über dieſen Begräbnißort eben jo wenig als in allen anderen Por: 
f fellenheiten im Churfürſtenthume anzumaßen, noch diefe gnädigſte Conceſſion 


*) Vergl. S. 492 fig. (S. 515 und 542). 





! 
r 
} 


— 


— 55 — 


tenbent md der Amnnenkirchner zu dieſem Verſuche, die katholiſche Taufe zu 
verfindern, veranlaßt Hatten. Dagegen batte am 25. Juni besjelben Jahres 
im „Blauen Stern” ein katholiſcher Priejter als angeblicher Arzt zu einem 
Ttheliichen Kranken jich eingefchlichen und ihm troß des Widerſpruchs von 
Seiten des Wirthes das Abendmahl gereiht. Am 19. Januar 1726 gab 
man einem vor dem Pirnaifchen Thore wohnenden katholiſchen Fechtmeiſter 
eine Wache, um ihn zu zwingen, fein Kind in der Kreuzkirche taufen zu 
leſſen da er aber die Churprinzeffin zu Gevatter bat, verorbnete die geijtliche 
Behörde, der Taufe des Kindes in ber Fatholifchen Kapelle Fein Hinderniß 
im ben Weg zu legen.*) Unter jolchen Verhältniffen und bejonders bei der 
suborjichligen leidenfchaftlichen Art, womit man von proteftantifchen Kanzeln 
herab und mit proteftantifchen Federn nicht müde wurde, auf das heftigite 
gegen ben Katholicismus zu Felde zu ziehen und den Geilt der Unduldſamkeit 
zu nähren, war es fein Wunder, daß bei Einzelnen der Gegenpartei ein 
religidſer Fanatismus geweckt wurde, wie ihm leider am 21. Mai 1.726 ein 
Dreddemer proteftantiicher Geiftlicher, der Diaconus an der Kreuzkirche, Mag. 
— Joachim Hahn, zum Opfer fiel, indem derſelbe an genanntem Tage 
m feiner auf der Pfarrgaſſe gelegenen Wohnung von einem katholiſchen 
Trabanten durch fünf Meſſerſtiche ermordet wurde. Hahn, ein eifriger 
Prediger, ber 1707 als Mittagsprediger an der Kreuzfiche nad) Dresden 
berufen worden war, hatte jeinen Mörder, Franz Laubler, einen Fleiſcher⸗ 
geiellen von Profefiion, der aus Oberhaujen bei Augsburg gebürtig, ſich viel: 
fh in der Welt herumgetrieben, namentlich Stalien, Frankreich und Polen 


darchſtreift Hatte, im Jahre 1723 auf deſſen eigenes Anfuchen unterrichtet und 


zut Iutherifchen Religion befehrt, dann al8 Trabanten bei dem Prinzen Adolf 
von Weißenfels in Dienſt gebracht. Aber ehe drei Jahre verflofjen waren, 
hatte ſich Laubler verrüdt geftellt — wahrjcheinlic war er es in ber That 
— md in Folge deſſen feinen Abjchied erhalten. Er Taufte jih am Tage 
vor ber Ausführung feiner fcheuplichen That auf dem Neuftädter Jahrmarkte 
Ein langes Meſſer und begab jich, mit diefem Morbwerkzeug und mit einem 
Strike und drei ſieben Zoll langen Nägeln verjehen, um die Mittagszeit bes 
genannten Tages in die Wohnung feines ehemaligen Pehrere, um diefen zu 
worden und zu Treuzigen. Zu ihm in's Zimmer tretend, fragte er den 
eiſtlichen, ob er wiſſe was es hieße, ein guter Hirte Iafje jein Reben für 
fine Schanfe, und nachdem Hahn diejes bejaht hatte, enıpfing er die töbtlichen 


- — 
— — —— — 


* Ein intereſſanter Zug ber damaligen Stimmung wird von v. Weber a. a. O. 
6. 186 mitgetheift. Der Kämmerer Kranz Sojeph Hoffmann, ein Katholit, hatte 1723 
ss Schumannſche Haus auf der Meißener Gafje gekauft, wozu ihm, da allen Befennern 


a pteftanti cher Eonfeifion die Erwerbung von Grundbefit verjagt war, der Accisrath 


en Ramen geliehen Hatte. Er ließ das Haus von Grund aus neu aufbauen 

‚uw der Thüre eine Sniarift („sub auspieiis S. R. M. Pol. et Ser. El. Sax. 

tedes istas renoverit F. J. Hoffmann.“) und eine viertehalb Ellen hohe Niſche an- 

‚welche eine Statue des heil. Nepomuf aufnehmen jollte. Weil ihm aber bie 

ung eines katholiſchen Sinnbildes diefer Art nicht gejtattet wurde, begnügte er fid) 

a einer Bale, die mit der Inſchrift S. Joh. Hassil ora verjehen war. Aber auch diefe 

Verzierung erregte heftigen Anjtoß, namentlich nachdem der Neuftädter Pfarrer, 

ber belannte M. Baul riftian Hilfcher von der Kanzel herab dagegen geeifert Hatte. 

de Biertelömeifter erhoben Beſchwerde, weil man ausfindig gemacht, daß Haffil eben 

den bei. Nepomuk und auf böhmifc fo viel wie „einer der gegen Yeuer hilft” bedeute, 
os doffmarnn muhte die anftögige Vaſe wieder herabnehmen. 


— 


Meſſerſtiche, an welchen er alsbald verſchidd. Mit dem 

der Hand lief hierauf der Mörder über den Altmarkt, du 
und Schloßgaffe nah der Schloßwache, wo ihn der Reg 
die Kunde von der jchredlihen That folgte dem Mörde 
feſtuehmen und kreuzweiſe jchließen ließ. Yaubler küßte fe 
jie die Banden Jeſu und rühmte jich freudig, einen Seel 
zu haben. Die Nachricht von den Morde hatte fih na 
Blitesfchnelle dur die ganze Stadt verbreitet und die 

verurfacht, die fchnell zu einem gefährlichen Tumult anwuchs, 
und Perfonen der Katholiten in ernjtliche Gefahr bracht 
willig erkannte das Volk, namentlich in den unterſten Schü 
eines Cinzelnen das verabredete Werk der ganzen Rarı 
Loſung eines Nernichtungsfampfes. Der Gouverneur W 
in Seblik befand, kam eiligft in die Stadt zurüd, um ti 
nungen und Vorſichtsmaßregeln zu treffen, während ver : 
dem Neuftädter Rathhauſe den gewöhnlichen Jahrmarktſchme 
ſammelt blieb und die Bürgerfchaft unter die Waffen rie 
Anrede, die der Euperintendent Pölcher in Gegenwart de 
dem Ratbhaufe hielt, beſchwichtigte zwar die Bürgerichaft, 
weſentlichen Antheil an dem Tumulte nahm, nicht aber d 
leidenfchaftlicher Aufregung alle Vorftelungen und Erna 
Laubler wurde Abende 10 Uhr mit einer Bedeckung dı 
Stockhaus und in dasſelbe Gefängniß gebracht, in melden 
(S.528 Anm.) verwahrt worden war. Natürlich fehlte e 
nicht an Leuten, welche die Aufregung des Pöbels und 
Stadt zu fteigern fuchten. So wurde am Tage nach dem 
verbreitet, man babe verfucht, den Candidaten Funke, di 
Kreuzkirche vicarirte, auf der Kanzel zu erjchiegen und 

auch die übrigen lutheriſchen Geijtlichen ermordet werde 
auch deshalb der Superintendent 16, der Stabiprediage 
Hofprediger Engelichall 2 Mann Bürgerwache zur Bededu 
dieje Geiſtlichen für folche hielt, welche ver Gegenpartet am 
Dieſe Schubwace wurde jedoch am 24. Mat wieder eing 





— 8 


Privathauſes an der Webergaßecke begnügen müſſen, bis ſi 
in einem größeren Saale im Landsberger'ſchen Hauſe a 
würbigere Stätte gewann, die am 7. September durch die 
geweiht wurde. Die Neformirten hatten bereits ihren be 
ber Sottesdienjt aber mußte in franzöfifcher Sprache geha 
aller jeh8 Wochen, wo das Abendmahl gejpendet und 
Neformirten, welche die franzöfilhe Spradye nicht veritar 
Vorbereitungsrede gehalten wurde. — Endlich aber jind b 
die Firchlichen Berhältniffe unter Auguft II. aud) die prote 
fejte beachtendwerth, die gerade inmitten jener Yujtände ı 
deutung gewannen. Das erite dieſer Feſte war das 
Subiläum der Reformation, das am 31. October und 1. und 
im ganzen Lande feierlichit begangen wurde. Die Königii 
communicirten in dev Schloßfirhe, wobei der Oberhofpi 
beſonders hervorhob, daß vor hundert Jahren die Fir 
durch Communion der Landesherrſchaft eröffnet worden 
Felttage, der mit dem Geläute aller Gloden und mit 8 
Kreuzthurme eingeleitet wurde, zogen Nachmittags die $ 
baufe® und der Freifchulen mit Kränzen geſchmückt und 
Kreuzkirche, wo Superintendent Löcher bis fünf Uhr Era 
jedem Kinde einen Grojchen verabreichte. Auch in Neujta 
finder mit Bändern und Kränzen zur Kirche. Dann wur 
von den Lehrern der Kreuzſchule unter dem Nector Gele 
feterlicher Actus gehalten.**) Das zweite Qubelfejt fiel 
wo am 25.—27. Juni die zweihunderjährige llebergabe 
Eonfeflion gefeiert wurde. Schon im Juli 1729 hatte r 
zu bdiejer Feier mit einer Erneuerung des Innern der Kr 
gemacht, wobei zu bemerken ijt, dal bei dieſer Geleger 
des großen Chrijtophorus, das feit mehr als hundert 
großen Orgel jich befunden, durch neue Malerei erjekt w 
erfolgte nad) der Predigt von allen Kanzeln die Ku 
die genannten Tage angeordneten Jubel- und Dankfeſte 
unmittelbar nad) Johamnis fallende Jahrmarkt mußte zw 





— 580 — 


Das Carneval des Jahres 1733 hatte am 6. Jar 
zenden Redoute begonnen, die neben verjchiedenen andere 
fach wiederholt ward.*) Der König betheiligte ſich an 
zum 10. Januar, wo er nad Polen aufbrad. Abe 
1. Februar zu Dresden noch Redoute hielt, war bereits 
der am 3. Februar die überrafchende, die Stadt wie ba 
aufrichtigfte Bekümmerniß verfeßende Nachricht von dem 
zwifchen 4—5 Uhr zu Warfchau erfolgten Ableben des NK 
brachte. Der neue Ehurfürjt Friedrich Auguft II. lie 
Empfang der Nahridht alle Thore der Reſidenz ſchließ 
und die gefammten Collegien von dem unerwarteten E 
jegen. An die auswärtigen Höfe gingen Couriere und € 
blieb der Abgang der ordinären Poſten für dieſen unt 
eingeftellt. Um Unordnung zu verhüten, wurden Patrouil 
geihict und an verjchiedenen Punkten der Stadt Mil 
Nachdem früh am 4. Februar die Räthe der hohen Eollegi: 
bern den Eid der Treue abgelegt, am 5. Februar fri 


hat ihn den Bater der jähfiihen Geichichte genannt. M. Geor 
1697 zu Annaberg), mit welchem er die diplom. Nachleje zur Nich 
gab, jtarb 1758 als Bücherauctionator zu Dresden. Schöttgen’® 
während des 18. Sahrhundert3 waren: M. Chriftoph Kretzſchr 
Kreuzichule gebildet, erit Regen® Alumnorum der Kreuzfchule, d 
dann 1741 Conrector der Kreuzſchule. von 1752— 1764 Rector, 
b. Juni 1764, mit dem damaligen Conrector M. Joh. Chriſt. K 
Müller (geb. 1713, 1740 Rector zu Schneeberg, Rector zu Di 
M. Chriſt. Friedr. Olpe (geb. 1728, 1756 Univerjitätbibliothe! 
bi8 1770 NRector zu Torgau, 1770—1771 Rector zu Weuftadt-‘ 
Nector der Preuziehule, harb in Ruheſtand verjegt 1803); vı 
rectoribus Scholae Uresd. (Dresden 1814). — Die Neuftädter 

Zeit einen neuen Rector in M. Chriſtoph Ziegenhals erhalten, 
1726 verjtorbenen Rectors Gottfried Laurentius im Juli des 
wurde; im Mai 1733 lam er ald Collega Ill. an die Kreuzichul 
Neuftadt wurde bid 1741 der oben genannte Chriſtoph Kretzſck 
Anm.) Die UAnnenſchule (f. S. 346) war feit 1724 Lyceum un— 
als Rector namentlih M. Ehriit. Aug. Freiberg (aeit. 1743). 


*) Es giebt dieſes Earmeval Beranlafiung, eines Dresber 





— 582 — 


fire mit ciner Predigt des Oberhofpredigerde Dr. Mar 
jämmtlihen Minifter und ein großer Theil der Meike 
wohnten. Nach beendigtem Gottesdienste verjammelte ich 
Meißener Kreije® (aus den fünf Nemtern Dresden, M 
Dippoldiswalda und Grüllenburg), ſowie die Präſiden 
Eollegien auf dem NRiejenfaale, wohin ſich durch eine 

Garde, den FTußtrabanten und der Garde du Corps < 
10 Uhr der Ehurfürjt mit glängender Suite verfügte. De 
Alerander von Miltit auf Scharfenberg bielt hier die A 
von Grünroth auf Seiffersdorf mit einer dem Churfürjtı 
Rede beantwortete, daß er bald darauf zum Geheimrath eı 
dem hierauf Ritterfchaft und Räthe den Eid der Treue 
zum Handkuß gelaffen worden waren, begab jih ber Ch 
vom Schloffe aus durch die Stallgalerie über den ‚übe 
gebielt war, nad) dem Gewandhbaufe. Den Zug eröffı 
ber Ritterfchaft, von einem Hoffourier geführt; hierauf fe 
von Einjiedel mit dem gewöhnlichen Marjchallitabe an d 
Hofcavaliere, der Geheimräthe, aller Collegien und aller 

und gräflichen Perjonen; dann fam der Oberhofmarjcha! 
thal mit einem reich mit Diamanten bejeßten Marjchallit 
ber Oberfüchenmeilter von Seifertig, zur Yinfen ver £ 
wis mit filbernen, unter und oben mit goldenen Kror 
ihnen folgte der Churfürſt in einer von zwei Heiduck 
neben derſelben ging zur Rechten der Geheimrath und 

von Sulkowsky, zur Linken der Gapitän=Yentnant Oberjt 
hinter ihr ging der General und Oberfammerherr Graf ı 
marſchirten auf jeder Seite der Chaije zwölf Mann vor 
mit gefchultertem ‘Gewehr und von einem Rittmeiſter 
Cadetten und die Leibgrenadiere hatten von Sialle aus 

Spalier gebildet. Auf dem Gewandhauje jelber bis zu 

Throne paradirten die reitenden Zrabanten. Nachdem 

Thronſeſſel Plab genommen hatte, eröffnete abermals 

Miltitz bie Sreierlichfeit mit einer Anvede, Die bier i 





— 584 — 


1736 erfolgte. Die erſte Nachricht von der am 5. October 
wurde am 10. October durch den Capitän von Metzrad nad) X 
Am 11. October erfolgte die feierlihe Kundmahung der 
Kammerherrn Lichnowski, der mit vier blafenden Poſtillone, 
309; hierauf nahm der König die Glückwünſche feiner Gr 
am 12. October wurde in der evangeliihen Schloßfirche wie 
Hoffapelle eine Dankpredigt gehalten, welcher ein Te Deum 
hal, unter Glodengeläute und dem Donner von hunde 
Bor dem Schlofje, von der Fatholiichen Hoftapelle bis zur 
das bier in Garniſon liegende Xaver'ſche (früher Weimar’) 
jeinen acht Fahnen aufgeftellt, das nad, einer dreifachen | 
ſchwenken ein lautes Bivat erfchallen ließ. Bei Hofe war 
der Trauer eine breitägige Gala.) Am 18. October w 
übrigen Kirchen der Stadt wegen der vollbradhten Königs 
danft und am 3. November von allen Kanzeln herab des 
zum polniihen Throne durd eine bejonders gedruckte Aı 
gemacht. Schon am 6. November ging auch der geſammte 
nad) Krafau ab — 24 beladene Maulthiere, 4 prächtige Si 
100 Reitpferde und über 200 beladene Packwagen; zur ; 
Fuhrwerke jollen gegen 1500 Pferde erforderlich geweſen ı 
Offizianten, Kammer: und Jagdpagen und anderen Bebii 
gingen, belief jich faft auf 1000. Einige Tage jpäter br 
lie Chevaliers:Garde mit zwei Standarten und ihren ſil 
bier nad) Polen auf. Am 14. November erihien in Dr 
(vom 6. November) in Drud, worin Augujt als erwählte 
den polnifchen Senatoren im Voraus feine Ankunft in Pe 
nahme der Krone anzeigte und zugleich ven feither widrig 
Unterthanen, wenn jie jich rechtzeitig unterwerfen würden, 
zeihung zufagte. Zugleich wurde ein Patent (Dresden ben 
befannt gemacht, worin der König feinen ſächſiſchen Stä 
Untertbanen jeine bevoritehende Abreife nach Polen ange 
ſprach, jie bei der bisherigen Verfaffung zu lajjen und 
Treiheiten und Privilegien zu ſchützen, jowie die ausdri 











— 5856 — 


Der Glanz und Luxus, womit Augujt II. jeinen 9 
gelangten unter dem Sohne zu noch vollerer Entwidelu 
Kunftliebe waren die hervorragendften Cigenjchaften, die 
jeinem Vater geerbt hatte und die jein mächtiger Günjtling 
nähren verftand, um ſich deſto jicherer der Zügel der St 
mächtigen zu fünnen. Auch von der Zeit Augujt’s IH. un 
Brühl würde fih in Bezug auf Dresden dasjelbe jagen | 
zu Anfang dieſes Abjchnittes von der Regierungszeit Auguſ 
und zwar um jo mehr, da Augujt II. den Aufenthalt i 
Warſchau vorzog — wenn unfere Stadt diesmal nicht vo: 
furchtbaren Elende betroffen worden wäre, das durch eine 
lihen Staatsverwaltung Hand in Hand gehende ebenjo 
Politif über das Vaterland herbeigeführt wurde. Was | 
u Kunftwerfen und theilweife und zeitweilig an bürg 
gewann, Fonnte fein Erſatz jein für das Elend und die $ 
e8 nach kurzer Friedenszeit heimgejucht ward. — Dresden 
und Verſchönerung machte in den erjten zwanzig Jahren di 
Fortſchritte. Auguſt III. vollendete nicht nur, was jei 
jondern war auch unermüdlich) darauf bedacht, Neues un 
Ihaffen. Damit durch die unmittelbar nach jeinen Ne 
nächſt für den polnifchen Krieg) nöthig gewordenen Werbun: 
Bauunternehmungen die Arbeitskräfte nicht entzogen würd 
einer am 30. Mai 1733 aus der geheimen Kriegskanzlei 
verordnung im Juli allen an den Kaſernen-, Schloß:, Fe 
hurfürftliden Gebäuden arbeitenden Maurern, Zimmer 
Handwerkern vom Oberbauamte gebrudte Päſſe ertheilt, n 
Merbungsanfprüchen befreit bleiben jollten. Der weitere Aı 
war im März 1733 wieder thätig in Angriff genommen ! 
Dreifönigsfirhe, an dem jogenannten Pyramideng 
und den Feſtungswerken der Neuſtadt wurde emjig fortge 
bie Vervollfommnung der Neuſtadt im Sinne Auguſt's II. 
(ſ. S. 529). An der Stelle von zwei hierzu erfaufte 
Meikener Gaſſe entjitand 1793 das neue Gollegienbaus 





--— 588 — 


Maurer, Bergleute und Eoldaten bejhäftigt, die Yeitungsm 
und Elbthore zu jprengen und abzutragen. Hierbei ver] 
Münzbaus und die Elbthorgebäude. Schon längere Zeit v 
zelne Theile der alten zwiſchen dem Schlofje und der Brüde 
gebäude abgetragen worden, um erjterem freiere Ausjicht 
nad) dem Taſchenberge und Zwinger zu verichwanden verjch 
bäude, wie namentlih das Reithaus (S. 3496). Der vı 
gewonnene freie Pla wurde geebnet und bald erhob ſich au 
durch welchen ſich Auguft IH. für Dresden cin eben jo pr 
ber Baufunft gejegt hat, wie fein Vater durch die Neugeſtaltung 
die katholiſche Hofkirche. Die für den Fatholiichen Hof 
eingeweihte Kapelle (S. 572) war zwar allmälig in ihrem 
und Ausbau immer mehr vervollfommnet worden, wollte 
wachjenden Gemeinde und den Anſprüchen des Künigs nic 
Es follte ein größerer und prachtvollerer Tempel gejchaffen w 
der italienische Baumeilter Gaetano Chiaveri den lan 
Schon im October 1737 fing man an den Grund zu 
Stelle, wo jest der Thurm ſteht, und mußte damit 28 
ba man bei einer Tiefe von 14 Ellen, die man anfänglid 
achtet hatte, auf lockeren Boden, loſes Ziegel- und Kalkgeſt 
Ueberreite eines alten Ziegelofeng, tie. Am 28. Juli 1 
wurde in aller Stille durch den Referendar der italienijchen 
romboni der Grundſtein gelegt, wobei ſich zwei katholiſche 
Baumeifter Chiaveri ald Zeugen befanten. Der Grunpjtei 
hen mit Schriften uuf und die ganze zTeierlichkeit war in 
beendigt. Die Dresdener Merfwürbigfeiten dieſes Monats 
fahe Notiz, daß am genannten Tage „zu dem neuen Gebä 
brüde, dem Schloffe gegenüber, der erſte Stein gelegt ! 
langfam wurde der jtattliche Buu jeiner Vollendung entgeger 
1742 war er foweit gebiehen, daß die Statuen aufgejek 
anfänglich leitete ihn Chiaveri jelber, nach deſſen Rückkeh— 
Eonducteur Sebajtiani, welchem die Oberlandbuumeilter Kn 
tolaten, unter welchem Yebteren 1756 das äußere Gebäude 





EP ee Id 
4 


m u ser J 
u, | 





— 590 — 


fire durch einen bevedten Gang mit derjelben verbunden nd 
König um 1736 nicht unwichtige Neubauten, nachdem der ſchi 
gefaßte und anfängli auch ven Auguſt II. aufgenommene 
denzſchloß vom Grunde aus neu zu bauen, vollitändig a 
war. Zunädjt erforderte der Schloßthurm wieder eine, we 
bedeutende Wiederheritellung, denn er war am 16. Auguit 17 
Tage, wo ſich in der Annenkirche das ſchon früher erwähnte 
vom Bliße getroffen worden, der im Thurm zwei Perjonen 

verfchiedenen Zimmern des Schlofjes Schaden angerichtet uı 
bie Engelsföpfe an der Orgel zerfchmettert batte.**) Die Uı 
Erweiterungen der Räumlichkeiten im Innern des Schloſſes 
zur Einziehung der altın Schloßfapelle, in weldyer, aud) 

fürftliche Familie dem Fatholiichen Befenntniß ſich zugewende 
geliiche Gottesdienit bis jetzt ungejtört durch die Hofprebiger 
war. Der König erließ am 29. Mai 1737 ein Reſcript au 
benten Löſcher und den Stabtrath, worin er erflärte, da! 
Reſidenzſchloſſes befanntermaßen dergeſtalt enge und unzulä— 
ſchon jest weder für ihn jelber noch für jeine Gemahlin un 
föniglichen Prinzeſſinnen die nöthige Bequemlichkeit geboten 
aber bei weiterer Vermehrung der Familie die nöthigen Zu 
niffe zu erlangen fein würden, und daß daher die jchon zur 
in Abjicht gewejene Verwendung und Umgeſtaltung der eva 
fapelle „zu Zimmern und bequemen Gebrauch“ zur Au 
werben follte, doch jollte damit der in der Schloßfapelle gel 
Gottesdienſt nicht die geringjte Unterbredyung erleiden, ſond 
ohnedies zum Gebrauche des Hofes in gewiſſer Art von 

mit gewidmete Sophienfircye verlegt werden, in welcher eı 
Weiſe ungehindert fortgefeßt werden jollte. Zu dieſem Be 
der Schloßfapelle either verwahrte Ornat und Zubehör neb 
darin befindlich, nicht8 davon ausgenommen, an die Soph' 
die Stelle des Oberhofprediger8 und der zwei anderen Ho 
anderen zu diefem Gottesdienjte beitellten Perſonen beibehal 








— IN — 


auseinander geſetzten Gründe und trotzdem daß der Hof 
Sophienkirche unverändert erhalten werden ſollte — nur 

und die Proteſtanten klagten laut, daß König Auguſt ſie 
verſtoßen wollte.*) Die Uebertragung des Kirchenornat 
Sophienkirche — von nun an auch Hofkirche genannt — 
werkſtelligt; eben ſo emſig betrieb man die in der Sophien 
gewordenen baulichen Veränderungen, womit ber Oberlar 
beauftragt war. Schon am 4. Juni (1737) wurte von I 
Naumann der fupferne und vergolvete Knopf mit einen 
Blumenftrauß auf den neuen Schieferthurm gejegt und ein: 
gelegt, und am 14. uni zug man die aus der Schloßfapel 
Soden auf, womit am 15. Juni zum eriten Male zw 
wurde; am 16. Juni weihte Dr. Marperger die Sophien! 
Predigt zum Hofgotteövienite. Dann legte man am 25. < 
bes Oberhofprebigerd den erjten Stein zu dem vorher i 
befindlich gewejenen Altare (S. 339), an welchem am 

erſte Privatcommunion gehalten ward; auch batte n 
ben Sonnenweifer am Kirchthurme angebracht; hierauf wu 
mit Bildhauerarbeit reich verzierte (1556 erbaute) Portal, t 
gang der Schloßfapelle im großen Schloßhofe gebildet hat 
der Sophienfirhe aufgerichtet. Im Januar des folgenden 
Schiffe der Kirche die jogenannten Hofitühle aufgerichtet ı 
zugleih durch Anjchlag an den Kirchthüren befannt, daß 
dienfte nur zum Hofe gehörige Perjonen ſich diefer Stü 
Dann wurde im September ftatt des alten berrichaftlic 
Geheimraths-Betſtube aufgeführt und die Bruftlehne der 

mit achtzehn Bildern aus der Lebensgejchichte Jeſu geich' 
fam man mit dem Emporfirdhenbau völlig zu Stande 

wurden die vorderen Stühle der Emporfirhen mit roth 
und als die Pläbe der Hofofficianten verjchloffen. Bei 
gewordenen Erneuerung der Kirche wurde unter ander 
hölzernen Hauptthores nach der großen Brüdergaſſe ein 
Stäben eingefett und an die Stelle der bunten Fenſter 








— 59 — 


britte Flügel vollendet wurde. Im legteren Jahre erhielt 
eine bejondere Zierde, indem von der Zivingerbrüde beim Si 
bes herzoglichen Gartens bis an die Glashütte (oder bis zı 
eine Allee (Dftraallee) von 200 hochſtämmigen Kajtani 
wurde. Der mit diefem Alleebau beauftragte Oberpojtcom 
die Seßung der Bäume in neun Tagen (vom 5.—14. 
bringen.) Im Mai 1:50 wurde die alte Galeriewar 
niedergeriffen und eine neue gebaut, die bis zum Jahr 
aufziehenden Soldaten campirten mittlerweile unter Zelt 
früher erwähnt worden, daß die Oper binjichtlih der Pı 
wandes ihrer Ausjtattung unter Augujt III. ihren Sipfelpun 
ihien. Die Norliebe des Königs für derartige Kunjtgenüj 
bis 1755 eine Erneuerung und Erweiterung des 1.18 
baufes, in welden ſchon am 22. März 1769 vie leg 
Dper gegeben wurbe.**) Im Xahre 1782 wurde das 
nachdem es über zwölf Sabre fait ganz unbenußt geblie 
boutenfaal eingerichtet, in welchen fünfzig zwölfarmige K 
leuchtung zu 3000 Fichtern gaben und wo am 27. Auguft 
beit der Pillnitzer Conferenz der erite großartige Redout 
welhen das Hofmarjchallamt 3000 Freibillets ausgab. 

jeit 1746 im „Swinger noch ein fleineres bölzernes Ope 
Opern und Schaujpiele, das aber am 24. Januar 174 
ber Hajje’jchen Oper Leucippo in Flammen aufging, glüct 
das Publikum dasjelbe verlajjen hatte. In Folge diejei 
das große Opernhaus mit einer größeren Anzahl von 2 


*) S. Dresdn. Merkw. 1747, ©. 35: Curios. Saxon. 9. 
Nr. 9; Dresdn. Mertw. 1744, ©. 35. Johann Ehrift. Trö 
den 1. Mai 1756. Gr war als der befannte „Deutſchfranzos“ eir 
feiner Zeit. 

**, „La clemenza di Tito,“ neu componirt vom Kapellmeiſt 
Die Eper wurde vier Mal wiederholt und zum erſten Mal am I 
Aufwand von 50,000 Thalern), zur Vermählung des Churfürfter 
mit ber Prinzeſſin Maria Amalın Auguſta von Aweibrüden, geg 
Opernhaus, da& ungefähr 4000 Dienichen jahte, hatte bis zum An 











— 596 — 


als das große Opernbaus nicht mehr benußt wurde, in de 
jpielhaufe gegeben ward, war wie das deutihe Schauipiel u. 
nebmung, wurde aber größtentheil® vom Hofe unterhalten. 

wurde das Theater durch den Hofmaſchinenmeiſter Reuß ; 
jteinern ausgebaut und 1764 (unter Moretti als Anjpecto 
jpiele und Opern jowie für die während des Karneval jtatt| 
bälle volljtändiger eingerichtet. Inter den deutſchen Schau 
vor und während des fiebenjährigen Krieges hier jpielten, w 
befannte „kleine Iuftige Harlefin“ Johann Chriſtoph SKirjd 
Bande Schon lange, ungefähr jeit 141, auf ven Gewandhä 
und Heldenactionen und ertemporirten Zchaujpiele gegeben bi 
mit dem Prädicate als königlich polniihe und churfüurſtlich j 
jpieler auftrat.*) in anderer bedeutenderer vom Hofe unter 


*) Sie begann in diefem Jahre ihre Borjtellungen auf dem @ 
Comödie „der Graf von Eſſex.“ (Dresdn. Merfw. 1751, S. 3.) 
war der Unternehmer der deutjchen Sing: und Schaujpiele Koch; « 
ftelungen auf dem jogenannten Meinen Hoftheater am 26. Juni 176 
li zwei= bı8 dreimal deutſche Komödie fein; eben jo vielmal wöd 
Mai durd) eine gedrudte Ankündigung befannt gemacht wurde, jran; 
„neuen frangöfihen Comddianten” begannen am 7. Mai ihre Vor 
wart fümmtliher hohen Herrihaften mit einem Stiide des Des 
imprevue“ mit einem Nadjpiel „de l’Epreuve reciproque“ von L 
öſiſchen Schaufpiele waren von den deuticyen ganz getrennt und h 
Breite. An den Nebenzimmern wurden während der Borjtellungen | 
geftattet, dazu aber nur bekannte Perſonen eingelafien, die den ) 
Iheaterplaß bezahlen mußten; jeder Spieltifch bezahlte 6 Ducaten, 
Plap genommen hatte. Am 7. September 1765 wurde dem Publik 
da wöchentlich dreimal eine Opera buffa im fleinen Hoftheater geg 
mit den Spieltiichen follte e8 hierbei wie bei der franzöfiihen Com 
Bon 1763—1773 war Wäfer der Unternehmer des deutichen Schau 
Oper leitete jeit jener Zeit Bondini mit föniglicher Unterftügung vı 
Die franzöſiſchen Schaufpieler wurden 1770 entlajjen; 1774— 1775 vert: 
Geſellſchaft das deutſche Schau= und Singſpiel: das Rublitum war 
binfichtlih der Wahl der Stüde und ihrer Aufführung jehr zufriel 
jichtli) der Singitüde an einen reineren und bejieren Geſang gewi 
tolgte von 1775—1777 die GSeiler'j 
art — —i Ip Aare 


" —* 1 


— 


Mertw. ©. h. Dann 


























— 5% — 


Pirnaiſchen Thore bis an die Schreibergafje, zu dem von 
worbenen Pauli'ſchen Haufe auf der Meorigitrage, der £ 
Heinede den übrigen Wallraum bis zum neueröffneten Seel 
Legationsrath von Saul den Platz vom Seethore an bis zı 
u. ſ. w.*) Bei dieſer Gelegenheit wurde auch die alte Feſt 
jeither auf dem Walle unweit des Pirnaifchen Thores geftaı 
geriffen und 1749 eine neue hinter dem Fraumutterhauſe an 
Die zum Theil ſehr anfehnlichen Gebäude aber, die auf 
Tläßen entjtanden, wurden in den verhängnißvollen \ahrer 
faſt ſämmtlich wieder zeritört. 

Neben diefen Bauunternehmungen bed Hofes und vor 
Frivatleute blieben auch Rath und Bürgerfchaft nicht zur 


*) In Betreff der Vererbung an den geh. Legationsrath 
Herdinand Ludwig von Saul mag hier aus DOriginalurfunden mi 
fi diejelbe auf „die zwiſchen dem Bilsdruffer und dem neuen Seet 
Mercurius nebit anfoßenber Courtine bi an das Seethor mit allen 
Gewölben“ und auf die Berechtigung zur Bebauung diejer Räume m 
ober anderer beliebiger Benutzung eritredte, vorbehältlih eines 
20 Thlr. fejtgejeßten) Erbzinſes (Confirmation de vom Amte © 
Bererbungsbriefed vom 16. Auguſt 1753). Sauf baute nun zunäd 
Haus Kat. Nr. 462 — jepiged Minijterium des Innern 
Kriegäminifterd Grafen von Sabrice, Exc. Nah Saul’ Te 
— — an ſeine Kinder und 1745 durch freiwillige $ 
por und Juſtizrath von Teubern über. Al® im Jahre 1809 

btragung der Feſtungswerke allerhöchſten Ortes angeorönet ı 
auch Sie Abtragung der Baltion Mercur und des anliegenden | 
beide, ſoweit nicht auf denfelben dad von Saul erbaute Haus ruh 
der Feltung gehörten; nur die Oberflähe war von Saul und |ı 
Garten und ein Theil der Bajtion vom Publikum als Wüjche 
worden, nahdem man denfelben „von dem Mauergäßchen am Aus 
aus“ durd eine durch die Stadtmauer gebrochene Treppe zugängli« 
Befigern der Grundftüde wurde von der „Demolitionscommiſſion“ 
eine Entihädigung von 6000 Thlr. ſowie die Gewährung des zu 
ugeftanden; doch erfolgte die Demolition erſt 1821, nachdem inzwi 
Kiben ihr gefammtes Grundftüd mit dem bei Fünftiger Demolition 
an die Haufleute Sdyubart und Heſſe 1816 für 24,000 Thlr. verfauft 
gebäude nebſt einem Theile bes Gartens wurde laut Haufes vom | 





— 600 — 


für jie auf dem Altmarkte vor der Schreibergafje erbaute Ha 
einnahbm, wo die während des Qumultes 1726 in zehn X 
im Februar 1738 abgetragene Hauptwache und während b 
einjtweilen die Rathswage geſtanden hatte.*) 

Sein Wirfen für Förderung der Wifjenjchaft beze 
namentlich aud) durch Begründung der AIngenieurafo 
medicinifh=ehirurgifhen Collegiums. Beide Anft 
die Kaferne verlegt. Erjtere, in rohen Anfängen bereits 
1142 dur) den General Johann von Bodt (geit. ala El 
corps und Commandant der Neuftadt am 3. Januar 1745. 
nach welcher eine Anzahl Unteroffiziere durch verfchiedene 
in aller tbeoretiichen und praftiihen Mathematif, Militai 
empfingen, und wurde in Verbindung mit der erit 1767 


*) Bergl. ©. 576. — Die Entjtehung der Dresdener Sänfte 
Jahr 1705, wo der Eenator und Kaufmann oh. Friedr. Landsbe 
der bereit ſeit 1703 in Leipzig eingeführten Sänften auf feine eig 
lide Einrichtung für Dresden unternahm, wozu der Rath am 
(15. Zuni von der Regierung beftätigte) Sänftenträger-Drönung ı 
die Beftimmung enthielt, „daß Niemand weiter dergleichen Sänften 
durfte” (vergl. Shramm’3 „Abhandlung der Portechaiſen“ u. 
S. 59 flg.); 1709 fchloß der Rath mit Yand3berger einen Vertrag 
nehmer verpflichtete, die (10) Sänften und deren Träger auf jeinen 
Verluft zu unterhalten und von dem Gewinnite 50 Thlr. an d 
50 Thlr. an das Waijenhaus zu zahlen. Die Sänftenträger die 
Taxe erhalten hatten (2 Gr. für die Stadt, 4 Gr. für Neuftadt und 
hatten nad) der Anordnung von 170.) für die Sommermonate 1% 

“monate 1 Thlr. 8 Gr. wöchentlich in die Günftenträgerfafie zu 
berger’3 Tode trat deſſen Wittive in feinen Contract, doch beſchloß 
Ubleben 1729 die Verwaltung der Sänftenträgeranftalt felber zu 
fhädigte die Landsberger'ſchen Erben nach längerer linterhandlun 
die (11) Chaiſen und die vorhandene Bekleidung der Träger. Mi 
auf VBeranlafjung des Trabantenhauptmannsd von Seifertig auch die 
jpäter 12 Chaifen entftanden. Gleichzeitig bildete fi die Neu 


Corporation auf eigene Rechnung mit 2, dann 4, endlid 6 Sünfter 
Unterhaltung der Sänften und Bekleidung eine Abgabe von 16, i 
von 40 Thalern entrichten mußten. Der Betrag der Abgaben vor 
verblieb aud) unter der neuen Verwaltung nadı Abzug der Unterh: 
Hälfte dem MNeligionsamte und zur anderen dem Waiſenhauſe. 





— 601 — 


lmetnıont von Fröden (ebenfall® in der Kajerne) eingerichteten Artillerie- 


ſch ule von jehr wohlthätigem Einflur für dieſe Zweige der Kriegsmwiflenjchaften.*) 
Das mediciniſch-chirurgiſche Collegium, zur Bildung von Feldſcherern 
für Die Armee und anderen Wundärzten bejtimmt, wurbe den 1. November 1748 


durch jeinen Director den Generaljtabsmedicus Dr. Hänel mit einer Rede 


„om Verbienjte der beiden großen Augufte zur Verbejjerung der Medicin in 


Sachjen” eröffnet.**) Das Inſtitut Stand unter der Peitung des genannten 
Dr. Hänel, de8 Kajernenmedicus Dr. Pitſchel und des königlichen Yeibchirurgen 
Günther und wurde 1751 mit einem dirurgijchen Hospital (Charite) ver: 
bunden, das, zur praftiichen Ausbildung der Zöglinge bejtimmt, unter ver 
bejonderen Auflicht des Generaljtabsarztes ſtand und arıne BVerunglückte, be: 
fenderd Soldaten, unentgeltlich aufnehmen und verpflegen follte.***) Außer 
diejen Anjtalten befand jich in ver Kaſerne auch noch das Soldaten- oder 
2ajernenfnaben: Injtitut, das jchon 1727 (mit 24 Soldatenfnaben, die 
zum Vergnügen der jungen Herrſchaft erercirt wurden) begonnen und mit 
Dt einer von Nuguft II. binterlafienen Stiftungsfumme 1738 in eine 
ehende Anſtalt verwandelt wurde, indem man am 1. October die nötbigen Räume 
zur Aufnabme von hundert verwailten und anderen Soldatenfindern berzu: 


Hell begann, die hier verforgt und unterrichtet werden jollten. Die Anttalt 


Wurde dem geheimen Striegsrathscollegium untergeordnet und von diefem ber 

tung des Kriegsraths von Ponikau übergeben. Sie hatte eine vollfommen 
militäriſche Einrichtung; die Knaben, die blau gekleidet waren, mußten von 
det zu Zeit vor den Föniglichen Prinzen im Kaſernenhofe exerciren. Nad) 
Bollendung ihrer Schulzeit wurden jie meilt an Handwerksmeiſter abgegeben; 
wie z. B. 1. Februar 1722 den auf das Rathhaus berufenen Innungsälteſten 
befannt gemacht wurde, daß zufolge Königlichen Befehles TO erwachfene 
Laſernenknaben auf Handwerke ausgegeben werden ſollten, und daß ſich die— 
jenigen, die Lehrlinge nöthig hätten, danach richten möchten; es wurde für 
jeden Knaben ſechs Thaler Aufdinge- und Losſprechungsgebühr bezahlt. Im 
Jahre 1762 wurde das SKajernenfnaben= \nftitut von Dresden nach Annaburg 
(m Churkreiſe) verlegt, wozu die Knaben am 12. Auguſt zu Schiffe bie 


nn, 


*) Bergl. Dresdn. Merfw. 1767, ©. 31; Merkel's Erdbeihr. von Chur: 
hafen v. €. 21. 

*, S. das Mandat vom 18. September 1748: Cod. Aug. Cont. I. ©. 605; Dresdn. 
Rerlm. ©. 83; Curios. Saxon. 1749, ©. 306; Leonhardi's Erdbeſchr. I. S. 236 ffg.; 
daſche's Beſchr. II. S. +13 fig. 

*) An die Begründung des dyirurgiichen Collegiums knüpfte ſich 1765 die Einfüh— 

des Sanität3collegiums (1766 wurde den Etänden von der Begründung diejer 
In t Nachricht gegeben, aber erſt am 13. September 1765 ein diefelbe betreffendes 
Randat erlafien: (od. Aug. Gont. I. 954), womit fih der damalige Adminiſtrator 
Rinz Kaver ein Berdienft um das Medicinalwejen des Landes erwarb ıf. w. unten). Aud) 
xeſes Collegium erhielt feinen ig in der tajerne, wo am 1. Januar 1784 ferner aud) 
Ye mit dem medicin.=hirurg. Collegium vereinigte Landes-Entbindungsſchule eröffnet 
wurde, die bereit3 jeit 1774 (ihre Stiftung einem mwohlthätigen Vereine verdanfend) im 

enflügel D. al8 Privatanjtalt jich befunden Hatte. Vie genannten medieiniſchen 
Inftaften blieben in der Kaſerne bis 1813, wo ſie durd) die Kriegsverhältniſſe verdrängt 
md fat aufgelöjt wurden. Erſt am 3. Augujt 1816 wurde das zweckmäßig umgejtaltete 
RR erweiterte Inſtitut als medicin.schirurg. Akademie im furländischen Palais (j. S. 597 

2) am Serahe. dad Hebammen-Inſtitut in der ehemaligen Tberzeugmeijter- 
wohnung wieder eröfnet (j. 19. Jahrh.). 


— 602 — 


Zorgau geſchafft wurden.*) — Die Königin Maria \ofe 
Namen durch Gründung des Joſephinenſtiftes zur Un 
ziehung armer (katholiſcher) Mädchen von ihrem jiebente 
des fiebenzehnten Jahres. Der König gab dazu 9. Sept 
dem feine Gemahlin aus ihren eigenen Mitteln ven Pla 
Plauenſchen Gaſſe erfauft hatte, feinen Conſens, ertheili 
der Stifterin die völlige Oberbotmäßigkeit über diefe Stift 
Stiftung jelber für ewige Zeiten „alle diejenigen Privilı 
und Vorrechte, welche den piis causis in den Churfüriter 
bereits ertheilet oder fünftig noch cedirt werden möchten“.* 
zeitig (1750) entitand, ebenfall8 durch Unterjtügung 
katholiſche Krankenſtift in dem 1738 vom Hofzahlmeiſte 
Haufe der Oftrajtraße in Friebrichjtadt, das zur Aufnahme 
Merpflegung von männlichen und weiblichen Kranfen, jedoch 
E.onfejjion, beftimmt ward.***) Erfreulich ift es, neben dieſen € 
Wohlthätigkeit auch von dem jegensreichen Werte eines 
berichten zu fönnen. Am 1%. Juni 1440 lieg der Kau 
herr Johann Georg Ehrlich auf einem von ihm auf 
meinde erfauften Sartenraume den erjten Grundſtein zu ein 
Koften zu erbauenden großen Armenfchulgebäude legen, in 

und 50 Mädchen freien Unterricht durch zwei bejondere $ 
Theil auch Speifung und Kleidung erhalten jollten. GE 
Stiftung mit ihrem Zubehör (3. B. Schulgut am Ziege 
Stabtratbe und ftarb am 8. Februar 11:43, worauf ar 
Armenſchule in jeinem Sinne eröffnet wurde. Die von I 
lajjenen Sohne des Stifter8 grau und ſchwarz gefleideten 4 
ih in dem Schulgebäude und zogen von bier aus unter 
„er nur den lieben Gott läßt walten“ in die Pazaret 
bie Stiftung berufene erjte Katechet Job. Gottfried Glöß, 

ordinirt worden war, jeine erjte Predigt und Examen 

Lazarethkirche hatte Ehrlich auf ſeine Koſten 1738 erweite 
firhen verfehen lajien; am 8. Mpril hatte der damal 








— 604 — 


Die Stände jelber aber hatten ſchon vorher (1131) bei 
neuer föniglichen Decrete, wodurd die Ausfuhr von früh 
inländiichen Fabriken verarbeiteten Robjtoffen (wie Garn, 
beſchränkt werden jollte, die Möglichkeit beitritten, dag die ! 
Producte jeßt noch hinreihend durch die inländijchen Fabri 
fönnte, die fich erjt wieder heben würden, wenn den Uni 
eine Erleichterung ihrer verfchiedenen Beſchwerden und |ch 
worden wäre.*) Sur Hebung des Handels und der % 
übrigens ber König die jchon früher (1723) in VBorjchlag gem 
deputation” zu Stande gebradyt, die aus Mitgliedern anı 
jtehend, die Angelegenheiten des Handels und der Manuf 
überwachen follte, und wozu das Mandat vom 11. ul 


pm, 


aller Orten veröffentlit worden war. Bei den Klager 
inländiichen Handel8 war von Seiten der Magijtrate, der $ 


*, Das Trauermandat (Cod. Aug. Cont. I. ©. 62) bejtimmte 
übermäßigen Trauerns (vergl. S. 394 fig.) u.a.. daß bei Abjterben ? 
Schwiegereltern und Eheleute längjtend neun Monate, wegen der € 
wegen der Kinder unter einem Jahre gar nidyt, unter jieben Jahren 
fünfzehn Jahren vier Wochen, iiber fiinjzehn Jahre zwei Monate g: 
Ein andeted Trauermandat vom 7. März 1750, das der Bürgerſch 
cirt wurde, bejchränfte die Trauer um Eltern, Großeltern und Ehele 
um die GStiefeltern auf drei Monate, un Kinder unter zwei Jahre 
um Kinder bi8 zum fünfzehnten Jahre drei Wochen, iiber fünfzeh 
getrauert werden. Zur tiefen Trauer um Eltern und Ehegutten 
eriaubt, ſechs Wochen lang ſchwarzes Tuch und wollenes Yeug, 
Degen, Schnallen, Krepp auf den Hütten, wollene Striimpfe, Gordi 
Beer zu tragen (leßtere waren aber nur den Grafen und Her 
ordnung gehörigen NRäthen geftattet); Ehegenoifinnen und Töchter ' 
und der zur Hofordnung gehörigen Räthe jollten bei tiefer Trauc 
Geſicht hangende Kappen, Poignets u. f. w. haben, dann jede ! 
— tragen und dann vollends nach Belieben austraue 
iſtinguirter Perſonen waren dabei Schleier und Wittwenröcke, rn 
Weibern dergleichen, nebſt Pleureuſen zu tragen erlaubt Zimmer 
Wagen, Tragſeſſel und Pferdegeſchirre zu überziehen und den Bedie 
war allen Ständen verboten. Zuwiderhandelnde vornehme Perſoner 
Strafe, Perſonen geringeren Standes nad) Vermögen mit Geld 
belegt werden. — Die Kleiderordnung von 1750, in ihrer Art 











— 606 — 


25. April wurde der Plat durch das Begräbnig der Mi: 
Iſaak Meyer und eines jüdiſchen Baugefangenen eingeweil 

Welchen hervortretenden Zug dieſes Zeitbildes wi 
Bergnügungen und Schaugepränge bilden, ijt ſchon mehrfad 
Die namentlih von Brühl genährte Prachtliebe und U: 
waren darin unerjchöpfliher al® die dazu nöthigen Mi 
jich die verjchwenderifche Pracht ver Ausjtattung jolcher ' 
je mehr die zunehmende Zerrüttung des Staatshaushaltes 
geboten hätte, und mit glänzenden, aber grellen Farben 
gemalt, treten jie uns auch ſelbſt noch in der Zeit entge 
bereit8 von den büjteren unbeilverfündenden Wolfen des E 
ſich umzogen ſah. Sie find, namentlid) was die Carneval 
Kampfjagen, Wirthichaften und vergleichen anlangt, ven 
ſchilderten Hoffejten unter Auguft II. im Allgemeinen jo äh: 
nur noch prächtiger — und geben einen jo jchroffen Gegen 
Bilde, womit die Regierungszeit Augujt’S III. gleichſam ſch 
derjenigen gedenfen wollen, die eine mehr als gewöhr 
batten.**) Von dem glänzenden Smpfange, den die Reſid 
Paare bereitete, als dasjelbe, nach längerem Aufenthalte 
August 1736 hierher zurückkehrte, berichtet ausführlich eine be 
Nachdem am 6. Auguſt ein Courier die Nachricht nad 
hatte, dag die Föniglihen Majeſtäten in Görlitz angela 
T. Auguſt in Dresden eintreffen würden, wurden jogleic 
ordnungen zur feierlichen Einholung getroffen und erneuter 
Rathe bereit3 angefündigten großen Illumination der N 
alle Häuſer gegeben. Schon am 1. Auguſt war hierz 
zur Vermeidung aller Unordnung und beſorglicher Feuerst 
Verordnung zugefertigt worden. Nachmittags um 5 Uhr 
gab ſich der Churprinz mit ſeinen Geſchwiſtern und ein 


*, Vergl. Haſche's Geſch. IV. S. 208: Urkundenb. ©. 718; 
1751 ©.31. — Brühl, der die Juden in dieſer Sache unterjtiigt 
(troß ber erwähnten Orbnung von 1746) Hoffnung zur Erbauung « 
atıe_erhi NH Thaler nm Gleich a ri! titanh ter he 





— 608 — 


Anwerbung geſchah bierauf am nächſten Tage Nachmittags 
verjelbe jtattlihe Zug vom Stalle am Jüdenhofe aus burd 
Kreuzgajie, über den Altmarkt, duch die Schloßgafje in’ 
Halb 7 Uhr gaben drei Kanonenjchüfje das Zeichen zu de 
leuchtung der Stadt. Sämmtlicye Föniglihe Schloß- und « 
der Schloß= wie der Kreuzthurm, der königliche Stall, das 
Zeughaus, die Elbbrüde, die Stadtthore, das Pyramidengebi 
Palais, die Ritteralademie, die bis jeßt noch niemals 31 
gewejen waren, prangten in leuchtendem Schmude vieler tau 
zählte deren auf der Brüde allein gegen 3000. Am Stal 
Elbjtrage zu ftrahlte auf gelben Grunde in riejenhaften 
leuchteten Lettern die Inſchrift: „Virtuti pronubae — an 
mense Maii die VII.“ Auf dem Altmarkte erhob jih au 
Felſen ein mehr als 20 Ellen hoher bis zu jeinem Gipfi 
better Obelisk, der auf den vier Seiten die Inſchrift: 
Reginae Caroli Amaliae connubiis sacruam“ trug, während vı 
Felſens Fünjtliche Wafjerjtrahlen emporſprangen und jich in 
Fontainen, Muſcheln und die unten im Bajjin ſich bilden 
verjilbert und erjchienen in ber darin jich jpiegelmden Bel 
liches Waſſer. An einer anderen Stelle des Altmarftes | 
Fuenclara ein ſchönes Gerüſt erbauen lafjen, auf we 
Trompeter muficirien, während unten für das Wolf weiße 
jprang, und aus einem Haufe in der Scheffelgafje ließ de 
Vermählung beſonders geprägte Gold: und Silbermünze 
9. Mai Nachmittags zwiihen 5 und 6 Uhr fand im Sd 
mäblung jtatt, wobei der päpjtliche Nuntius den Trauungs 
ber Churprinz die Stelle des Bräutigams vertrat. Dre 
Gejhüße ver Feltung und während der Hof glänzende T 
bie Föniglihe Tafel, an welcher die in neue Montur 

Cadetten die Aufwartung batten, über die Nebentafeln un 
Sammet bebedte Stufen erhöht war — und die Geremu 
erneute jih die Erleuchtung der Stadt, diesmal aber 

Schlofjes und der Eöniglichen Gebäude, Auf dem Altına 





Prinzeſſinnen Audienz empfing.*) Während der Rückfahr 


— 610 — 


und Karl X. bervorgingen. Schon am 12. November 1746 
Courier die Botfchaft nad) Dresden gefommen, dag in War 
König und die Königin mit den ältejten Prinzefjinnen, 
Maria Joſepha, feit September befanden, im Namen des fri 
die Anmwerbung um die Hand der Prinzejjin Joſepha für 
ſchehen ſei. Zur Bezeigung ihrer Freude über dieſe Verb 
15. November mehrere in Dresden ji aufhaltende franzöf 
Hotel de Sare ein großes Gaftmahl mit Maskenball, wobei 
mit grünem Tannenreis geſchmückte Haus mit bunten YPampı 
Nachdem der König und die tönigin am 17. Decenber nac 
gefehrt waren, traf am 25. December der Herzog von Ri 
ordentlicher Geſandter aus Paris bier ein, dev in dem 

auf der Pirnaifhen Gafje abjtieg und jich während ver } 
haltes durch feinen außerordentlichen Aufwand auszeichnete, 
wie einjt bei feinem Einzuge als Gejandter in Wien, fen 
folges Pferde fo ſtark mit Silber bejchlagen ließ, daß bie 
bes Zuges abfallen mußten, um dem Volke zur Beute zu w 
allerlei Hoffeltlichfeiten und großartige Opern („Galathea“ u. 
vom 7. bi8 14. Januar (1747) große Gala angejagt und der H 
am eriten Tage Vormittags in einem prächtigen Zuge von 
wagen durch den geheimen Sonferenzminijter Grafen von R 
auf der Pirnaifhen Gaſſe zur feierlichen Anwerbungsau 
geleitet wurde. Der Herzog jaß mit dem ordentlichen fran 
in Dresden, Marquis des Iſſards, und dem Grafen von 

Paradewagen und der Zug ging durch die Schieß-, Kreuz: 
Nachdem der Gefandte vom König im Paradezimmer un! 
in beren Audienzzimmer, wo ſich audy die Prinzefjin Braut 
worden war, fuhr er in Geremonie nad) dem Palais am 
Churpringen, dem er die Vollmacht zur Trauung übergab, 
in das Audienzzimmer ded Prinzen Xaver, wo ibn die vie 
Audienz ertheilten, und begab jih dann in’s Schlop zn 
Archivtreppe ausjtieg und bei der Prinzeſſin Maria Anna un 














— 61 — 


met, mit goldenen Treſſen und Quajten gejchmüdt, darauf eine Fama, 
t einen Hand die Trompete, in ber anderen bie Lilie haltend, barunter 
aͤchſiſch-polniſchen und franzöfiichen Wappen. Bier daneben ftehenbe 
end erleuchtete Pyramiden truden große Mebaillons mit verfchiedenen 
bildern und Infchriften.*) Nachdem hierauf am 8. Januar wegen ber 
ſtehenden Termähluug in allen Kirchen nad) der Predigt ein befonderes 
t abgelefen worden und am 9. Januar der Ehevertrag von beiden 
öfiichen Geſandten unterzeichnet worden war, woran fi am Abend im 
n Theater die Vorjtellung der Oper „Hercules“ und ein glänzendes 
nahl beim Feldmarſchall Grafen Rutowski fnüpfte, erfolgte am 10. Sanuar 
mittags 6 Uhr in dem vorderen Paradefaale des Schlofjes die Trauung 
den päpftlihen Nuntius unter Aſſiſtenz ber Biſchöfe von Krakau und 
sin. Als Hierzu der Herzog von Richelien um 3 Uhr zu Hofe fuhr, 
e aus feinem Palais unter Trompeten und Paukenſchall eine große 
je auf die Vermählung geprägter Münzen ausgeworfen.”*) Bei dem 
kom wurden zweimal zwölf Kanonen und zum brittenmal fämmtliche 
übe der Feſtungswälle gelöſt. Dann folgten um 8 Uhr große Braut: 
Geremonientafel, jadeltanzg und Ball. Am 11. Januar wurde für den 
im großen Opernhauſe die Haffe'jhe Oper „Semiramis” aufgeführt, die 
end des Carnevals noch mehrmals wiederholt wurde, und Abends war 
' tete bei dem Premierminijter Brühl, wobei deſſen Garten auf dem 
e mit vielen taufend Lampen erleuchtet war. Am folgenden Tage war 
fusftattung der Dauphine im Schloſſe ausgeftellt; darauf hielt der Hof 
: Tafel und Abends wurde auf der Oftrawiefe ein glänzende8 Feuerwerk 
wannt, wozu ſich die Majeitäten und ber gejammte Hof nad) den im 
en bes holländiſchen und japanischen Palais erbauten Logen begab. Am 
Januar war Abſchiedsaudienz und am 14. Januar früh 11 Uhr hielt 
Dauphine unter dem Donner der Kanonen ihren Auszug aus ber 
nz, um ihre Reife nad) Paris anzutreten. Die hieſige Garnifon und 
zwei herbeigezogene Bataillone Infanterie hatten vom Schloffe aus in 
Straßen, buch welche der Zug feinen Weg nahm (Schloßgaffe, Alt 
t, Neumarkt, Auguftusftraße, Brüde), bis an die bei Neuborf aufge: 
genen Föniglichen Zelte oder Jagdſchirme, wo die Prinzeſſin abjteigen und 
Reifefleiver anlegen ſollte, Haie gebildet, während die Bürgerjchüßen- 
Pagnie wie gewöhnlich vor dem Rathhauſe ftand. Den langen überaus 
jmden Zug eröffneten 24 blajende Poſtillons, geführt von dem Ober: 





* Im der erjiten den Namenszug des Dauphins TI, (Louis) mit der Ueberſchrift: 
que puer tanti mensuram nominis implet“; die andere den Namendzug der 
bine M. J. dariiber: „Eratque decus pompae“; die dritte ein Schiff mit den Sinn- 
n der vornehiniten Tugenden und einen Delphin, der es ſchwimmend zu erreichen 
‚mit der Inſchrift: „Quae vis est virturis et formae“; die vierte einen Fels mit 
aufgeblühten, theils knospenden Lilien und den Worten: „Florent in amoeno 
Saxo.“ An dem Gerüfte auf dem Neumarfte, wo der Wein fprang, ftrahlte eine 
e, als Sinnbild Frankreichs mit der Ueberfchrift: „O sol pulcher — o laudande,“ 
*) Eie zeigten auf der einen Seite einen Altar mit den ſächſiſch-polniſchen und 
hen Wappen und zwei ſich vereinigenden Flammen und der Ueberjchrift: „Amor 
as“; auf der anderen die nfchrift: „Ludovicı Delphini et Mariue Josephae Reg. 
Prineip. Connubium Liresdae MDCCXLVII.“ . 
39 * 


=, OR = 


poftcommijjar Trömer;*) dann folgte die Hofjügerei, eine Sch 
in weißer und rother Uniform, 40 Handpferde der Königin, 
Gavaliere, 12 königliche Trompeter, das Peibfürajjier-Regim 
Uniform, 48 mit prächtigen Deden geſchmückte Fönigliche 
Garde du Corps in ihrer Staatsuniform mit Trompet 
Standarten, Fönigliche Pagen zu Pferde und die Föntglichen J 
und Gavaliere zu Pferde, zwei und zwei und in jehr glän; 
an der Spiße ber Oberjchenf von Schönfeld. Die Daup 
überaus prächtigen Föniglichen Leibwagen, der, mit carmoijinre 
Sammet ausgeſchlagen, äußerlich mit ſchönen Gemälden verz 
einer carmoilinfammetnen Dede bedeckt war, welche eine g 
neben anderen Verzierungen, wie jchweren goldenen Franſen 

weiße Federbüſche trug. Die acht ijabellenfarbigen Hengite, 

zogen, waren mit weißen Federbüſchen und langen rothſam 
Gold und Silber geftidten Deden geſchmückt. Vor diefem 
ber Oberjtallmeijter Graf Brühl und neben ihm gingen auf 
Heiducden und Läufern 24 Tußtrabanten in Schmweigzerr 
Dffizieren und Hautboiften. Danı folgten drei Wagen r 
Staatswagen des Herzogs von Richelieu, neben welchem der hie] 
ſandte, Marquis des Iſſards ſaß, und einige und zwanzig a 
Carroffen vornehmer Hofcavaliere und ihrer Damen, Am 
das Beilager in Verjailles gefeiert und ſchon am 20. Fe 
Vorbereitungen zu den beiden anderen Wermählungen die 
Ehurprinzen Friedrih Chriſtian mit der Prinzefjin Ma 

Baiern und ber älteften ſächſiſchen Prinzeſiſn Maria Anı 
fürjten von Baiern — eingeleitet, indem das Oberhofmarſ 

Tage durch einen gedruckten Anjagezettel allen Minijter 
Cavalieren bis zum Kammerherrn und allen diefen im Na 
befannt machte, daß jie ſich königlichem Befehle zufolg: 
Solennifirung ber bevorjtehenden Vermählungen in Zeite 

für ji) und die Ihrigen, ferner mit ſechsſpännigen Carrof 

die Berlinen mit pafjiren möchten, desgleichen mit zwei 

pferden nebjt einem Reitknechte und anderen Pivreebedientei 





— 614 — 


und mit der gewöhnlichen Ceremonie nad dem Schloffe g 
Audienz beim König und bei der Königin, bei welcher | 
Braut befand, begab er fi) zum Churprinzen in's Palais 
von bort zu ben jüngeren Prinzen in das Palais auf der 
und dann Wieder zurüd in's Schloß zu den jüngeren Pri 
biesmal wurben bei der Rückfahrt des Gefandten auf dem 9 
Seeber’ihen Haufe Gold: und Silbermünzen ausgemworfen. 
juchte der Hof die Oper „Didone” im Fleinen Opernhaufe, 
ein glänzendes Souper mit Ball im türfiichen Talais au 
Gafje Stattfand, das bis zum Dache auf’s Glänzendſte illumi 
an ber Einfahrt und in der Mitte des umfänglichen, in « 
prächtig mit Lampen gejchmüdten Gartens hohe mit Sin 
jchriften verjehene Pyramiden prangten, und im Hintergri 
ein auf neun Stufen ruhender, fünfzig Ellen hoher und E 
Rampen gezierter Obelisk jich erhob. Am 13. Juni Aben 
im vorderen Paradejaale des Sclofjes, unter dem übliche 
durch den Biſchof von Krakau die Trauung, wobei der CE 
bes bairifhen Churfürjten vertrat.*) Der Hof war in 

Hofftaat hatte die neue Livree angelegt und die adelige C 
die Garde du Corps, die Schweizergarde und das Leib 
paradirten zum erjtenmal in ihren neuen Uniformen. Nach 
wie gewöhnlich glänzende Tafel, Fackeltanz und Ball. A 
war große Tafel und um 4 Uhr Nachmittags begab ſich 

das große Opernhaus, wo eine bejonders für dieſe Bermähl 
Dper (La Spartana generosa) gegeben wurde; am 15. Juni 
Masquerade im Schloffe, und am 16. Juni endlich das 

im Zwinger, ber mit drei hoben Pyramiden und dreifad 
ſehen war; zu beiden Seiten der Schranfen waren für bie 
mit grünem Tannenreiſig befleivete, von Orangeriebäumeı 
angebracht. Die Föniglihe Loge war ein mit den jächlif 
Mappen, allerlei vergolpeten Armaturen, prächtigen Tapete 
geichmücter Pavillon. Die Gavaltere oder Ritter der vi 
jammelten jich in dem Palais auf der Pirnaiſchen Gaj 





— 615 — 


miniſter Brühl am 17. Juni den Miniftern, vornehmften Cavalieren und 
Damen in feinem Garten in Friedrichſtadt gab (ſ. S. 589), befchloß die ber 
Bermählung der Prinzeffjin Maria Anna gewibmeten Feitlichkeiten und es 
begannen die Vorbereitungen zum Empfang ber Churprinzefiin Maria 
Antonia, die am 20. uni ihren Einzug balten jolltee Der Churprinz 
reiſte am 18. Juni mit ftattlihem Gefolge über Freiberg nad) Dederan, um 
De Braut zu begrüßen und kam am 19. Juni in der Naht nad) Dresden 
zurück. Der Rath machte befannt, daß am 21. und 22. Juni, als an ben 
pur großen Illumination bejtimmten Tagen, das Signal zur Erleuchtung ber 
Gibt durch vier Kanonenfchüffe gegeben werden würde; daß e8 ferner nur 
ben Minijtern und Gavalieren erlaubt fein jollte, mit Fackeln zu illuminiren; 
daß man auf feuer und Licht Acht haben und die Feuergeräthe in Bereitfchaft 
halten, ferner Wagen, Rüſtungen, Holz, Schutt und Steine auf den Straßen 
und Plätzen befeitigen ſollte. Die Wagen jollten bei der Bejichtigung ber 
Humination nur Schritt vor Schritt fahren und Kinder und Gelinde bei 
ſchwerer Ahndung jede Veranlaflung zur Unoronung vermeiden, Gajtgeber 
aber Leine Fremde ohne Logiszettel aufnehmen. Am 20. Juni früh bis 
11 Uhr verfammelten ſich alle diejenigen, die beim Einzuge fein follten, die 
—* Generäle u. ſ. w. im Großen Garten. Um 3 Uhr langte die 

urprinzeffin von ihrer Neife über Oederan und Freiberg im Großen Garten 
an, wo jie, vom Churprinzen empfangen, in dem Palais abjtieg; gegen 4 Uhr 
begaben ſich auch der König und die Königin in den Großen Garten und 
kehrten nad) der Begrüßung der Braut in da8 Schloß zurüd, worauf bald 
nachher der feierliche Einzug begann, der an Pracht und Aufwand dem groß- 
artigen Einzuge der königlichen Mutter Maria Joſepha im Jahre 1719 nicht 
nachſtand.“) Nur einzelne Beitandtheile ded Zuges mögen bier angebeutet 
werden: das Dberpojtamt, mehrere in dem Zuge vertheilte Schwadronen 
Küraffiere, Carabiniers und Garde du Corps, lektere in ihrer koſtbaren Gala⸗ 
uniform, 101 Handpferde der Minijter und Cavaliere, die föniglichen Falkoniere 
mit 12 Falten, die Hofjägerei nach ihrer Orbnung, 64 Wagen der Miniiter 
und Savaliere, verjchievene Abtheilungen Trompeter und Paufer, 21 Kameele 
mit Deden und Aufpuß, 24 Maulthiere mit gelbjammetnen, 24 andere mit 
geldtuchenen Decken, 20 englifche Pferde mit koſtbaren Schabraden, 24 eng- 
liſche Pferde mit Eojtbaren Deden, 24 Handpferde theils mit gelbtuchenen, 
theils gelbjammetnen gejtidten Wappendeden, 24 polnifhe und türkijche 
Pferde mit dergleichen Zeug und Aufputz, 24 Schulpferde mit gelbjammetnen 
Decken; 24 königliche Pagen zu Pferde mit dem Pagenmeijter, 9 ſechsſpännige 
Königliche Staatswagen, jämmtliche Generaladjutanten, der General en chef 
Graf von Rutowski mit jänmtlichen Generälen und Oberften (die Vornehmiten 
jederzeit zuletzt), 40 Hofcavaliere in gleiher Ordnung (die Vornehmſten zu= 
lest) und am Ende derjelben der Hofmarjchall Graf von Einjievel. Der 
Churprinz, dem eine von dem Chevalier de Sare geführte Schwadron Garde 
du Corps, eine Anzahl Läufer und Heiducken vorangingen, ritt ein prächtiges 
Leibroß; neben ihm gingen der Oberbereiter Knauth und auf jeder Seite 
42 Schweizer, hinter ihm 24 Hoflakaien; einer anderen Schwadron Garde 
bu Corps folgte die von 3 perlenfarbigen Hengſten gezogene Xeibcarrofje der 


*, Bergl. ©. 513 fig. 





— 616 — 


Ehurprinzeflin, umgeben von Kammerherren, Schweizern, Lä 
ducken; am rechten Wagenjchlage ritt der Churprinzeſſin Oberh 
von Wetzel, am linfen der dienjthabende Kammerherr von B 
Magen gingen 24 Hoflafaien und ein Unteroffizier mit 3 Ruf 
Schwadron Garde du Corps, I Wagen, worin der Churprin; 
ſaßen, und eine Abtheilung Garabiniers ſchloſſen den Zug, 

endigung von dem Balkon des Rathhaujes unter Trompetenz ı 
bie üblihe Spende von goldenen und jilbernen Vermählunge 
worfen wurde. Um 9 Uhr erfolgte in dem vorderen Parad 
jegnung durch dem Biſchof von Krakau und bei dem Te Deun 
gewöhnlich die Gefhüse der Feſtungswälle und die Gewehrjalveı 
Prinz Clemens. Bei der Cereinonientafel führte die Hoffape 
Concert auf und die ausgebradhten Gejundheiten waren abermal 
donner begleitet. Am 21. Juni Abends 8 Uhr gaben die an 
Kanonenſchüſſe das Zeichen zu der großen Illumination, die no 
der Zeitgenoffen überaus glänzend gemwejen fein muß und bie 
dauerte. Um 10 Uhr verließ die ganze Fünigliche Familie 

vielen Cavalieren und Damen, theils zu Magen, tbeils zu Pfer' 
Schloß, um die Beleuhtuug in Nugenjchein zu nehmen. D 
jih durdy die Töpfer-, Rampiſche-, Kleine Schieß- und P 
Moritzſtraße, Kreuzgaſſe über den Altmarkt, durch die Sch! 
Brüde, durd alle Straßen der Neujtadt und von da wie 
Schloß. Die Glanzpunfte der Beleuchtung bildeten: der bie 
leuchtete Schloßtburm, der Föniglihe Stall und die anderen 
bäude, die Palais des Miniſters Brühl, des Gouverneurs G 
des Chevalier de Sare, des Conferenziminijters Grafen Zeh, 
Minijters Baron Wepel, des Hofmarſchalls Grafen Einjiedel, 

das neue Seethor, wo ein großes Portal mit einer $ 
Namendzügen der Neuvermählten errichtet und erleuchtet r 
haus und die Brüde, die zehn prächtig erleuchtete Pyrami' 
manches ſchlichte Bürgerhaus that ſich durch jeine Beleuchti 
dabei fehlte es nicht an allerlei Transparents und Inſchri 
bejonderen glüdlihen Ginfalls wird darunter eines Tram 
‘n TE TRntte Ar TE h 4 2 Tr F | 


1 1 a 4 4 ah 


1 r iu) | 



































während der noch folgenden Feſtlichkeiten ber Hof gönnte, entfaltete ver Graf 
Orkhl die Pracht feines Haufes und feiner Tafel. Am 24. Juni wurde im 
gehen Opernhaufe vor dem gejammten Hofe die Oper „La Spartana“ wieber: 
helt und am 26. Juni war bei Hofe große „Wirthichaft” mit Jahrmarkt.“) 
Der König und die Königin waren die Mirthsleute, die vornehmſten Cavaliere 
mb Damen des Hofes die Schaffner und Schaffnerinnen, die Hausknechte 
md Hausmägde. Das Schloß war heute das Gaſthaus „zu den verbundenen 
Herzen,“ wie das am großen Schloßthore angebrachte Wirthſchaftsſchild aus- 
wied, das einen von zwei Schwänen gezogenen Wagen mit vier dur ein 
Bash verfnüpften flammenven Herzen zeigte.**) Um 6 Uhr famen bie 
Eanliere und Damen bandenweije als ſchwäbiſche, italienische, holländiſche, 
fanzöfiiche, meißniſche, norwegiihe und engliihe Bauern, mit Bauernmuſik 
md auf ihren mit Laub und Blumen geſchmückten Wagen vorgefahren. Die 
gabe der Tafel wurde durch die von einem Courier überbrachte Nachricht 
, daß die Königin von Sicilien am 13. Juni einen Prinzen ge- 

. Nach der Tafel begaben jich der Wirth nnd die MWirthin mit jammt: 
Bauerbanden und ihrer Muſik auf den Jahrmarkt im großen Schloß: 

, wo im Viereck AO mit Lampen erleuchtete Buben jtanden, deren jebe mit 
ei maßfirten Verkäufern der verſchiedenen Handwerker bejebt war. In ber 
Nie des Raumes erhob ſich eine dreißig Ellen hohe erleuchtete Pyramide 
mü allerlei Iuftigen Bildern und Inſchriften. Der Hofnarr Fröhlich (als 
octor) und „ber Kleine Harlefin” Kirih (S. 596) Hatten mit einer 
chreier⸗ und Duadjalberbude ihren Stand am grünen Gewölbe und 
verfauften ihre Wunberarzneien unter allerlei luſtigen Schwänfen padetweije 
a die Zuſchauer. Am 27. uni war das Damenrennen im Großen Garten, 
Son um 5 Uhr Nachmittags der glänzende Zug das Schloß verließ. Es 
befland aus vier Quabrillen (Roth und Silber, Blau und Gold, Grün umd 
Sol und Gelb und Silber), geführt von der Churfürjtin von Bayern, ber 
Shrprinzeffin, der Herzogin von Kurland und der Gräfin von Moszinska, 
md 26 Wagen. Im Großen Garten war eine umfänglicdye mit Pyramiden 
m auf Poftamenten jtehenden fruchttragenden DOrangenbäumen gejchmückte 
Kombahır angelegt, an deren Ende ſich die aus zwei Etagen beſtehende wie 
Mm Sartenpalais erbaute Fönigliche Loge erhob. Erft gegen 10 Uhr Abends 
‚gen die ritterlichen Damen von ihren Gavalieren begleitet, in das Schloß 
mil, Am nächften Tage begab jid) der geſammte Hof nad Pillnitz, wo an 
"een Abende bei glänzenver Beleuchtung des Schlojjes und des Gartens ein 
sötfhießen, und am nächſten nach einer auf dem Theater im Garten auf: 
führten italienischen Comödie „Hercules und Sehe“ ein wahres NRiejenfeuer: 





9 Bergl. ©. 614. 
“) Darunter Stand, die Geſchmackloſigkeit derartiger Hoffeſtlichkeiten hinreichend 


Der Wirth, der fo viel Bäjte jpeift und tränft 
Und mandenı feine Zeche jchentt, 

Richt't feinen Kindern ir zeit aus 

Und giebt deswegen diejen Schmaus; 

D’rum zieht frei ein, ihr Iujt’gen Bauern, 
Und laßt dahinter alled Trauern, 

Trinkt oft mit Jauchzen und mit Scherzen: 
Es leben die verbuntenen Herzen! 





— 615 — 


werk Itattfand, das außer den aus 99 Mörjern geſchoſſenen 
aus 23,300 Stück Raketen und Girandolen, 13,000 Stü 
und Schwärmfeuern, 16,000 Namensbränden und 3000 Si 
und an Wafjerfeuerwerf aus 1800 Mafferfegeln, 600 Bomben 
Waſſergirandolen, 12 verjegten Horizontalfeuerrädern, 144 
102 Waffertonnen mit Irrwiſchen und Brillantbändern 
Am 30. Juni, nachdem der Hof aus Pillnitz zurückgekel 
britte Vorjtellung der Oper .La Spartana“ }tatt; ben 1 
Teitlichkeit im Brühl’ichen Palais in Friedrichſtadt, am! 
Deum in allen Kirchen und Cour bei Hofe wegen der Gebu 
Prinzen, dann abermal® Wiederholung der genannten Dp 
beim Grafen Brühl in deſſen Galeriegebäude auf dem ! 
die ganze königliche Familie Theil nahm und das um 11 
acht Schiffen aufgeitellten Waſſerfeuerwerke Ichloß, in we 
die Namen der neuvermählten Paare in buntem Feuer lei 
waren die Feſtlichkeiten gejchlojjen und am 3. Juli Borm 
die Ehurfüritin von Baiern ihren feierlichen Auszug aus | 
Großen Garten, um von dort aus ihre Reiſe nah Münche 
König und die Königin aber fuhren über Friedrichſtadt aı 
‚sreiberg bis zu der fogenannten Huth, wo jie unter | 
Zelten abitiegen, um ihre jcheidende Tochter noch einmal zu 
Che des Churprinzen warb eine reicy gejegnete; am 2 
wurde der erjte Prinz Friedrich Augujt geboren, ihm 
tember 1752 Karl Marimilian (gejt. den 8. Sep 
26. Januar 1754 Prinz Joſeph (geit. 25. März 1703), 
Anton Clemens Theodor, am 26. September 1757 
(1774 Gemahlin des Herzogs Karl Augujt Chrijtian vo 
13. April 1759 Marimilian Emannel, am 27. eb 
Anna. 

Neben dem Prachtaufwande, womit der Hof feine 
pflegte und wonit ſich zum Theil auch die Stadt daran b 
in dieſe Seit fallende allgemeine Feſte nur ihrer innere 
erwaͤhnenswerth, Das erite war das breibundertjäbrige 





ten 


Er la san 


r FR ——— 


Uun ill pi 4! 
nu a Mr 
III 
a ———— 
Mre 
ei, 
‚ber neue. 
f J 


er Ev IE 
’ 


—— 
Tu N 
a #2 Ze 0 5 
Kr ee = te a re 


| I 
u = “ 





— 60 — 


derts hervor, die Sachſen im Allgemeinen und Dresden in 
erbarmungslo8 verwüſten jollten. Mir haben bisher die Lich: 
(ihen und die fegensreichen Erjcheinungen der Negierungsz 
zujammenzuftellen geſucht. Die Schatten und Nachtfeiten diefe 
auf welche wir bis jeßt nur bier und da einen flüchtigen Blid 
find vor allem jene Kriegsereignifje, welche wir jebt, | 
Geſchichte Dresdens von Bedeutung jind, von ihrem Begir 
Ausgange überbliden wollen. Beim Ausbruche des öfterreid 
frieges, nach dem Tode Kaiſer Karl’s VI. (20. October 1740) 
der bis zur Kaiferwahl des Churfürjten von Baiern, Karl’ ' 
vicariat verwaltete, auf die Eeite der Gegner Maria Therefia 
Frankreichs, Spaniens, Preußens und Baierns, in der He 
und Oberjchlefien zu erwerben. Am ſächſiſchen Hofe begar 
heiten bes Bundes gegen Delterreich ein lebhafter Gefandtenve: 
anı 15. April 1741 der franzöfiihe Geſandte Marichall ve: 
anſehnlichem Gefolge in Dresden, durch welchen ber franz 
Könige verſprechen ließ, ihm zur Erwerbung von Mähren | 
und der nach ſechstägigem Aufenthalte nad) Schlejien zum Ki 
abging; und am 8. Juni der ſpaniſche Geſandte Graf von 

jehnlicher Suite, der, nachdem er auch das preußische Hoflı 
befucht hatte, 6iß zum 27. Juli in Dresden verweilte. Sc 
der General Graf Rutowski in das Lager der fächjiichen N 
abgegangen; an feine Stelle ala Gouverneur von Dresden 

ber feitherige Kommandant von Neuftadt, Generalleutnant 
treten; im October war bereits ein ſächſiſches Heer von 22, 
Rutowski in Böhmen eingerüdt. Nachdem das den Einmar 
Truppen in einige zur öſterreichiſchen Succeſſion gebörige 
föniglihe Patent (Dresden, 28. October 1741) veröffentl 
begannen am 12. November die öffentlichen Kirchengebete fü 
Gedeihen der Unternehmungen der zur Behauptung der Gere 
hauſes außer Landes gefchicten Truppen. Schon am 26. ‘ 
die Erſtürmung Prags durch die Sachſen, Baiern und Franz 
empfing bie Nachricht von dieſem Siege am 27. November 





— 622 — 


Prinz Heinrich über Neuſtadt nad Berlin zurüdging.*) 2 
im Februar die Vereinigung der ſächſiſchen Armee mit der 
Trebifh. Im Februar und März gingen einige zum The— 
Negimenter nad) Böhmen ab; jo 309 am 6. Februar das 
roth neumontirte Chevaurleger8- Regiment Prinz Karl, bag 
Lauſitz gelegen, über Neujtadi und die Elbbrüde zum P 
hinaus. Prinz Karl führte es in eigener Perfon an dem € 
über, wo die ganze Fönigliche Familie auf dem Balcon ſtand 
aus dem Jeughaufe wiederholt Geſchütze abgeführt. General Rı 
am 26. Januar wieder nad) Böhmen abgereijt. Im April w 
von Sachſen-Weißenfels als Generalfeldmarjchall das Gene 
fähfifhen Armee in Mähren übertragen. Das vereinte Wirk 
bairiishen und franzöfiichen Armeen in Mähren war jevod) 
Dauer. Schon im April bezogen die durch einen harten W 
genommenen fähjishen Truppen in dem Saatzer Kreife an 
ChurfürftentHums die Gantonirungsquartiere, während Friedr 
führung feiner Entwürfe gehemmt, nad) Schlefien ſich zurüd 
Doch erfocht er trotzdem am 11. Mai jenen entjcheidenden ( 
und Chotufig über die Defterreicher unter Karl von Loth 
Folge Maria Thereſia unter englifcher Vermittelung (11. Ju 
Friedenspräliminarien mit ihm einging, ihm faſt ganz Sd— 
damit ihren thätigiten und furchtbarſten Gegner von ihren 
trennte. Schon am 19. Mai brachte der preußiiche Gen 
von. Wartensleben mit ſechs blaſenden Rojtillonen die Nad) 
Czaslau erfochtenen preußijchen Siege nach Dresden, worau 
allen Kirchen ein Lob- und Dankfeſt gefeiert und das Tı 
jowie dreimal die Kanonen der Feſtung gelöjt wurden. < 
alsbald, ohne mit feinem Foftjpieligen Feldzuge den gerin 
wonnen zu haben, dem preußijchzöjterreichifchen Arieden (Bei 
indem es jich verbindlich machte, jeine Truppen von der fi 
zu trennen und aus den öjterreichiichen Staaten zurückzuz' 
7. Juli 309 ein Theil der in Böhmen gejtandenen Artille 
Miliz in Dresden ein, jo daß die Bürgerjchaft, die geraun 














ER 








— 62 


heit des Herzogs über die noch im Lande befindlichen T 
commando zu übernehmen. Am 8. November wurde auf 
in allen Kirchen nach den Vor- und Nachmittagspredigten we; 
Kriegsläufte ein riedensgebet abgelefen und Gott um Wi 
Friedens in Deutichland angerufen. Der Rath fah ſich veranla 
auf’ 8 Rathhaus zu Fordern und ihr anzubefehlen, jich bei ven 
hältniffen mit tüchtigen Gewehren zu verjehen und nam 
Bürger und Meiſter zu tbätigen Waffenübungen anzuhalteı 
hatten die Delterreiher und Sachſen die Preußen aus ! 
und nad) Schlejien zurüdgebrängt. Der Herzog von W 
27. December nad) Dresden zurüd und ging erjt 22. Mai | 
wieder zur jächliichen Armee in Böhmen ab, deren Com 
der Chevalier de Sare geführt hatte Um die von den 

Sachſen gewonnenen Vortheile zu jichern, waren am 8. 
Warſchau Großbritannien, die Niederlande, Dejterreih unt 
Duadrupel-Allianz zujammengetreten, wobei ſich Auguft ver 
von England und Holland ihm zu zahlenden Subjidiengelver 
Sicherheit Böhmens in's Feld zu jtellen, aber nad) Bejeit' 
nur noch 10,000 Mann zur Berwendung in den Niederl 
Neichsländern bereit zu halten.*) Bald nachher (20. J— 
Karl VII. mit Tode ab; der junge Churfürſt von Baiern ſö— 
von Füfjen mit Maria Thereſia aus und verjprad) ihren 

Kaiſer Franz I., jeine Stimme zur bevorjtehenden Ka 
Hiermit und mit der Neutralitäts:Erflärung Hefjen=staff 
furter Union aufgelöjt. Frankreich benugte den Tod Ki 
Verſuche, den König von Polen, der abermals das Neid 
hatte und am 27. Januar aus Polen in feine ſächſiſche R 

war, dem öfterreihiihen Bündniſſe zu entziehen, indem 

franzöſiſchen Geſandten am Berliner Hofe, Marquis de Ve 

Zwede am 14. Februar in Dresden eintraf, den Antrag r 

die Kaiferfrone zu bewerben, und ihm dazu die nachbrüc 

verſprach. Augujt gab zur Antwort, die Kaijerwahl fi 

Ehurfürjten-&ollegiums und es würde der goldenen Bulle 








— 626 — 


haälmiſſe gebotenen Vorkehrungen getroffen worden jeien um 
bie Generalität Weiſung erhalten hätte, alle mit genügenden 
Kaufleute, einheimijche wie fremde, ungehindert durch die ! 
laffen. Ein Mandat vom 16. Nuguft, das in Drespen di 
hauſe verjammelten Bürgerjchaft am 7. September und dam 
weitig befannt gemacht wurbe, verordnete, wie ed, wenn w 
ſamer Einfall ji ereignen und die Nothwendigfeit eine noch | 
erfordern würde, mit der Vertheidigung ber Städte und | 
Landvolkes gehalten werden jolltee Die Stadträthe jollte 
und bejonders die Schützengeſellſchaften unter Waffen brin 
Stäbte vertheidigen und im Notbfall dahin marjdhiren E 
commanbirt würden; die Ortfchaften, die Mauern und Th 
biefelben verjchlofien halten und feinen Feind hereinlaſſen; 

jollte ji) mit den Seinigen, nebjt Vieh und Vorräthen i 
in die Waldungen flüchten und von dort aus den yeind 

bemfelben weder mit Geld noch Fourage Vorſchub Leijten 
mit Ober und Untergewehr oder mit Senjen, Heugabeln 
Widerſtande bereit halten, wo aber der Feind bemerft wü 
Sturmgloden geläutet werden und jedermann der Schulpig 
womit er Gott, der Yandesregierung, den Seinigen und dem 
auf deſſen Vertheidigang e8 abgejehen, verbunden wäre (ver 
den aus Böhmen berbeigezogenen Truppen marjchirten am ‘ 
Regimenter (die Regimenter Churprinz, Haudring, L'An 
Prinz Sondershaufen-Dragoner, die Infanterie: Regimen 
meujchel und Bird und das Füſelier-Regiment von Rod 
wo jie der König in Begleitung des Herzogs von Weißenfel 
von Boſe am Schlofjje vefiliren lieg. Sie bezogen vorläu 
ein Lager bei Uebigau und wurden mit Proviant und Fou 
nächſten Tage folgte ihnen die aus Böhmen gefommene Art 
durch die Stadt nach Uebigau zog, worauf bald nachher 

und ber Marjch weiter abwärts fortgejegt wurde, Am 

idy der König mit der Königin, dem Churprinzen, ben 

Karl vom Jagdſchloſſe Hubertusburg aus nach Leipzig und 








— 628 — 


Hauptmann täglich 1 Thlr., für jeden Yeutnant und Fähnd 
für jeden Unteroffizier und Gemeinen täglih 1 Pfund Flei 
und Zugemüfe geliefert werden. Auf die Altitabt fielen 
auf Neujtadt 5134 Thlr. 5 Sr. 10 Pf., 2076 Thlr. 5 
piiche, 1605 Thlr. 15 ©r. I Pf. auf die Pirnaiſche, 10 
5 Pf. auf die Hinterfeeer:, 2999 Thlr. auf die Gerber:, 1 
11 Pf. auf die Viehweider-, 365 Thlr. 18 Gr. 9 Pi. 
446 Thlr. 16 Gr. 9 Pf. auf die Borngafjen:, 334 Thlr. 
die Halbengaſſen-Gemeinde, 2362 Thlr. S Gr. auf Topp‘ 
3 Gr. I Pf. auf Filchersporf.*) Am 20. December ließ 
Kreuzkirche eine Dankpredigt halten und unter Kanonenbo: 
fingen; Abends wurde im Opernbaujfe Haſſe's Oper „Arn 
bie zum eriten Male am 7. Detober zum Geburtstage 
gegeben worden war.**) Schon in den lebten Tagen di 
der König von Preußen durch den englischen Gejandten a 
Villiers, dem Könige von Polen einen billigen Frieden an 
hatte Brühl erklärt, daß jein König zwar nicht abgeneigt jei, I 
zwifchen Preußen und Großbritannien gejchlofjenen hannör 
ih anzufchliegen, daß aber vorher mit dem Miener Hofe Ri 
werden müßte; als hierauf der König von Preußen beji 
gefordert hatte, war von dem ſächſiſchen Miniſterium als B 
bandlungen die Räumung des Landes und Erſatzleiſtung 
Eontributionen gefordert worden. Die Niederlage bei $ 
Einnahme von Dresden führte die angefmüpften Unterhar 
Weiſe jchnell zum Ziele, da der König von Preußen glei 
zuge in Dresden dem jächjiichen Minijterium angezeigt 1 
Gejinnungen binfichtlich eines abzuſchließenden Friedensen 
Sn Folge deſſen begannen alsbald zwiſchen den von il 
erforderlihen Vollmacht verjebenen ſächſiſchen Minijter 
von Stubenberg, dem ſchon am 16. December in Dresde 
reichiſchen Bevollmächtigten, Grafen von Herrach, und dem 
mädhtigten, Staatsminijter Grafen von Podiwils, die U 
ihon am 25. December wurde zu Dresden der doppe 












— 69 — 


Gefangenen ſollten mit Ausnahme derjenigen, die in preußiſche Dienfte getreten 
ud in Sachſen nicht anfällig waren, ohne Röfegeld ausgeliefert werben. Der 
König von Polen trat der hannöverfchen Convention unbedingt bei und 
wegen Erledigung verjchiedener zwiſchen Preußen und Sachſen jchwebenber 
golkeitigteiten und Handelsbedrückungen wurden bejondere Verträge zugejadt.”) 
zweiten Tage nad) Abſchluß des Friedens, 27. December, verließ ber 
Kinig von Preußen Drespen; ihm folgte Tags darauf der Fürjt von Deflau 
mt feinen bier anmejend gewejenen Prinzen; am 29. December zogen bie 
wukiijhen Truppen aus, worauf die Stadt wieder von Sachſen, von ben 
igerücten Regimentern Graf Stollberg und Bellegarbe, bejegt wurde. Am 
HN. December erhielt die Bürgerfchaft ihre Gewehre zurüd, dagegen mußten, 
we ber aufs Rathhaus berufenen Bürgerjchaft befannt gemacht wurde, alle 
Wenhiichen und jächiiichen Meontirungsjtüde und Gewehre, welche biejige 
Unmohner auf ver Mahlitatt bei Keſſelsdorf gefunden oder ſonſt erfauft 
—— unverzüglich abgeliefert werden. In der Stadt herrſchten Noth und 
Mangel, die man am 30. December durch Bertheilung von Commipbrod an 
 Hausarmen, wobei 1158 Stüf auf die Armen der AmtsgerichtSbarkeit 
wb 2175 Stüd auf die Armen der Rathsgerichtsbarkeit famen, einigermaßen 
p iindern ſuchte. Am 2. Xanuar, als am Sonntage nad) Neujahr (1746) 
Mde wegen des abgejchlojjenen Friedens in allen Kirchen bieliger Stadt 
Wh der Vormittagspredigt, die auf den wiederhergejtellten Frieden beſonders 
mug batte, unter Trompeten und Paukenſchall, unter dem Geläute aller 
en und dem Donner ber Feſtungskanonen dag Te Deum gejungen,; am 
Seantage darauf wurde in dem ganzen Churfürftenthume das Friedens⸗Dankfeſt 
ttäert. Die Truppen bezogen die Winterquartiere und der Rath machte am 
FR. Januar der aufs Rathhaus berufenen Bürgerfchaft bekannt, wie e8 laut 
Beiglihem Befehle wegen der Einyuartierung und des Soldatenguartiergeldes 
% Zukunft gehalten werden jollte. Jeder Hauseigenthümer hieſiger Stabt, 
der feine Soldaten nicht jelber beherbergen Fonnte, jellte für einen Unter: 
Mier, Feldſcherer oder Hautboiften monatlih 1 Thaler S Grojchen, war 
de Dann beweibt, aber 1 Thaler 18 Grojchen, für einen Grenabier, Zimmer: 
Mann, Semeinen oder Tambour 1 Thaler, war der Mann beweibt, 1 Thaler 
40 Sroihen monatlich als Aequivalent entrichten. Am 25. Januar ging 
er Gonferenzminifter von Bülow wieder als jächjicher Gefandter am preußis 
Hofe nad) Berlin ab, während am 5. Februar der Geheimrath von 
— als preußiſcher Geſandter am ſächſiſchen Hofe in hieſiger Reſidenz 
ir. Dann folgten im März die letzten Nachweben ver überſtandenen 
‚ indem der Rath am 26. in alle Häuſer eine gedruckte Nerordnung aus— 
Yen ließ, nach welcher auf füniglichen Befehl zu der noch an den König 
ven Preußen zu zahlenden Million Thaler von jedem gangbaren Steuerjchode 
2 Grofhen und 3 Duatember bis zum 8. April aufgebracht und bei Ver— 
weidung militärijcher Erecution in die Rathsſteuer- und Quatemberſtube ein= 
: Wahlt werben jollten.**) 
Zehn Jahre blieb der äußere Friede erhalten, im Stillen aber war fort: 
während an neuen Bündnifien und Verträgen gearbeitet worden, die den 



































*) S. Wend: Cod. juris gent. recent. T. J. €. 734, II. S. 191, 194, 207. 
”) Dresdn. Merkw. 1746, S. 23. 


— 5950 — 


Zweck batten, die junge Monardie Preußen zu vemütbigen u 
bie legten Friedensverträge zugeltandenen Länder und Vorthei' 
reißen. Mit der rujjiichen Kaiferin Elifabeth hatte Maria TH 
ein Vertheidigungsbündnig geſchloſſen und nachdem 1755 die 
und ˖ Frankreich herrſchenden amerikaniſchen Grenzitreitigkeiten 
ſeligkeiten übergegangen waren und England, um ſeine deutſch 
Frankreich zu ſchützen, im Januar 1756 mit Preußen eir 
gegangen war, kam einige Wochen ſpäter (7. März) endlich auı 
reich lange gejuchte Allianz mit Frankreich zu Stande, das | 
Dejterreih8 Feind gewejen war. Natürlid) war aud) der Chur 
jeinen feitherigen Verbindungen mit Dejterreich treu geblieben. 
und Mähren beginnenden Rüftungen blieben dem König von 
heimniß. Vielleicht erhielt er die Kunde davon mit Mifjen 
Grafen von Kaunig jelber, der ihn zu einem Gewaltitreich 
welchen Hin Dejterreich den für einen jolchen Fall von Rußla 
vertragsmäßig zugejagten Beiltand beanjpruchen fonnte.*) 
war ber König von Preußen durch die befannte VBerrätberet | 
Geheim: Secretair’8 Friedrich Wilhelm Menzel zu Dresden 
Defterreih, Rußland und Sachen gepflogenen Nerbandlung: 
verbundenen Entwürfen joweit unterrichtet worden, daß er 
rechtigt zu jein glaubte, zum Schwerte zu greifen und je 
porzufommen, als diefe ihre Zurüſtungen kaum erſt 
Menzel, ein Mann, der durch verſchwenderiſches Leben in 
rathen war, hatte ſich für eine ziemlich anſehnliche Summ 
preußiſchen Geſandten in Dresden, Baron von Malzahn, ve 
zu Abſchriften der geheimſten Depeſchen verholfen. Der 
Wiener Hofe genügende Friedensverſicherungen verlangt; ſie 
worden, ſelbſt als der preußiſche Geſandte Klinggräf die ve 
niſſe aufgedeckt batte.**) Friedrich II. zögerte daber nicht, 
Bunde gegenüber mit ſchnellem Handeln die Vortheile zu 
ein ſelbſt mitten im Frieden trefflich gerüſtetes Heer und 








— 632 — 


glieder des Stadtrathes ihre Aufwartung und wurden wohlwoller 
„Der König wollte als Freund, als künftiger Bundesgenoſſe, 
jehen fein,“ jagt Archenholz; „nichts ging daher feinem liebreiche 
Er bejuchte ganz wider feine Gewohnheit die Kirche, beichen! 
mit einer Anzahl Flaſchen Champagner, hielt öffentliche Tafe! 
Drespener jehr zahlreich als Zuſchauer einfanden, und ließ 

marſchall Keith der Königin und ber übrigen königlichen Fam 
bringen, die ihn dafür zur Tafel laden und ihn Kammerherre 
anbieten ließ, was jedoch nicht angenommen wurde. Damit 
ber anderen Seite die Bejitnahme der Stadt nichts von i 
Härte. Die hurfürftlihe zur Schloßwache beitimmte Schw 
entwaffnet, die Kanzleien verjiegelt, die hohen Rathskollegien 

gelebt, das Münzdepartement aufgehoben, dem Oberjteuerfollegiu 
Commiſſion an die Seite gegeben und alle hurfüritlichen ! 
im ganzen Lande, in Beichlag genommen. Alle Kammer: 
fünfte jollten von nun an dem in Torgau errichteten preußifi 
birectorium berechnet und eingeliefert werden. Das Zeugl 
vollitändig ausgeräumt; 250 Stüd Kanonen und Mörfer n 
nah Magdeburg abgeführt, und eben fo viele eijerne Geſe 
Torgau gejchafft, theils auf die Dresdener Wälle gepflanzt. > 
und bem bereitS von den Preußen eingefchloffenen ſächſiſchen 

ward alle Verbindung abgejchnitten und der Weg dahin n 
Couriere der beiden Könige und für die Magen frei gelajlen, 
des Königs von Polen die nöthigen Bebürfnifje zuführten. E 
wie die Bejißnahme des Landes war endlich das erfahren, 

von Preußen ſich in den Beſitz der Documente fette, die ihn 
Rechtfertigung feiner Schritte noch fehlten. Das geheime 

brei Gemächern des Schlofies aufbewahrt, die an ein 9 
Königin jtießen, zu welchen dieſe allein den Schlüffel fül 
von Preußen hatte, nachdem jein Anfuchen um Auslieferung 

der Königin entjchieden abgejchlagen worden war, jeinem C 

Dresden, General von Wylich, gemejjenen Befehl ertbeilt, da 


nebmen; dieſer jchicdte ven Major von Wangenbeim ab, um 
’ : 1 Et sr 3 u ne ze. Fu K%+ Fi ven R 4 * 1 











_ 63 — 


Minifter von dem Könige von Preußen ihres Dienftes entlaffen; die gebeugte 
Koͤnigin aber entbot die fremden Gejandten zu ſich und fchilderte ihnen mit 
rüßrenden Worten ihre unglüdliche Lage, ihre Sache als die Eache aller 
Könige bezeichnend. Am 11. und 12. September wurben auf ber Elbwieſe 
für die preußifchen Truppen 27 Badöfen gebaut; 80 Dresvener Bäder: 
meilter mußten preußifches Commißbrod baden, wozu die churfürſtliche Kammer 
bes Holz zu liefern hatte”) Am 20. September fam die preußifche Kriegs⸗ 
laſſe bier an. Die Lage der im Pirnaifchen Lager eingefchloffenen ſächſiſchen 
Arme wurde mit jedem Tage eine verzweifeltere.. Das Lager felber war 
ederdings durch Natur und Kunft trefflich befeftigt und vielleicht uneinnehmbar, 
aber man hatte leider von Haus aus einen mächtigen Verbündeten des Teindes 
— den underantwortlichiten Mangel an Lebensmitteln — darin mit aufges 
kommen; bie Truppen waren nur auf fünfzehn Tage mit Nahrung verjehen 
md die Neiterei hatte noch außerdem einen Theil ihrer Fourage für Brühl's 
120 und des Könige 50 Pferde abgeben müſſen. In Böhmen ftand ber 
filerliche General Brown bereit, zum Entjabe der Sachſen heranzuziehen; 
Friedrich aber kam ihm zuvor, indem er, die Blocdirung des ſächſiſchen Lagers 
N Markgrafen Karl übergebend, Ende September nah Außig aufbrach, 
bi wohin Feldmarſchall Keith mit einem jtarfen Corps bereits vorgerückt 
Mr, und für dieſen Feldzug am 1. October ben Oeſterreichern bei bem 
Sudichen Loboſitz die erite Schlacht lieferte umd den eriten Sieg abgewann, 
freilich nicht entjcheidend war, aber doch ben öſterreichiſchen General 
, den Sachſen die nötbige Hilfe zu leiften, und in Dresden, das bald 
whher eine große Anzahl von Nermundeten aufzunehmen hatte, am 2. October 
‚erh 30 blaſende PRoitillone verfündigt und am nächſten Tage durch Victoria- 

gefeiert wurbe.**) Trotzdem rüdten 8000 Mann Oefterreicher bis 
Sqandau vor, zogen fich aber an demjelben Tage wieder nad) Böhmen zu⸗ 
üb, an welchem (14. October) Graf Rutowski — nachdem er mit feinen 
sah alle möglichen Entbehrungen und Strapazen erjhöpften Truppen das 
Me Lager verlajjen und, um auf dem rechten Elbufer einen Ausweg zu 
When, mit Verlujt der Bagage, der Munition, der Pontons und der Nachhut 
Ber die Elbe gegangen war — zu Ebenheit am Fuße des Lilienſteins 
Mr denkwürdige Sapitulation abſchloß, der zu Folge Die ganze nur nod) 
4000 Mann ftarke jächjifche Armee mit 180 Kanonen ſich dem Feinde er- 
„88 war ein rührendes Schaufpiel; 14,000 Krieger ſtreckten bie 
Waffen und lebten um Brod,” jagt Archenholz; „der Hunger und die Ver: 
Erung bei Hohen und Niedrigen erzeugten in dem Jammerthale bei Yilien- 
rm auffallende Scenen, die Augujt von dem Gipfel feiner Felfenburg mit 
Genen Augen jeben Konnte” Die durch Mangel an Nahrung und durch 





























— nn. 


ep. Etaatäfanzlei Ih. 111): vergl. 3. F. Seyfart's Geſch. des jeit 1756 in Deutich- 

Im) geführten Krieges ©. 16; Arhenholz a. a. DT ©. 11. 

, om September bi& Ende des Jahres (wie Haſche IV. ©. 256 und 260 ans 
) allein 258/, Schragen; 80 Bäder erhielten jeit September 1358 Faß Mehl, woraus 
wegen ein Badgeld von 806 Thlr. 10 Gr. 93,565 Stück Brode lieferten. 

) Die Kaferne, das Cadettenhaus umd andere öffentliche Gebäude waren mit Ber: 
mndeten angefüllt. Das japanifche Palais wurde im Pecenber zu einem Strohmagazin 
An ihren bei Loboſitz empfangenen Wunden jtarben u. a. in Dresden Anfangs 

die preußiichen Generale von Oerzen und von Duadt, die Beide in der Neuftädter 

f Erche beigejeßt wurden. 


— 654 — 


Strapagen ganz entfräfteten Soldaten erhielten von dem Feir 
nöthigiten Bedürfniffe; jede Compagnie empfing U jechspf 
während die Generalität an die Tafel des Königs von Preuß 
quartier Struppen, gezogen wurde „Aber das Unglüd der 
derjelbe preußiiche Schriftiteller binzu, „brachte ihnen feine Sc 
war e8 eine glorreihe Epode in ibren Aabrbücdern Sie I 
mit ihrer Fleinen Kriegsſchaar der preußiichen Macht wider 
muthvoll mit unausfprechlichen Miderwärtigfeiten gefämpft und 
Geſetzen der Natur und einem böberen Verbängnig unter! 
Dffiziere wurden auf ihr Chrenwort, in diejem Kriege nich 
Preußen zu dienen, entlaflen (ein Theil derjelben traf am 

Dresden ein), die Unteroffiziere und Gemeinen aber mußte 
von Preußen den Eid der Treue jchwören. GSelbit 2 
ihm wenigſtens jeine Garde zu lafjen, blieb von dem Sieger 
Zehn ſächſiſche Anfanterie-Regimenter blieben ganz beiſamme 
nur preußiiche Anführer, preupiiche Uniformen und zyabneı 
übrigen, wie die Reiterei, „untergejtedt“ wurden. Außerdeme1 
zur Nervolljtändigung der nun preußiſchen Meginenter übe 
Refruten jtellen. Nur die Fahnen, Standarten und Pauken 
Armee wurden dem König Auguſt zurücgegeben, der bierauf < 
nachdem an demſelben Tage der Königſtein fir die Dauer des 
erflärt worden war, für ſich und jeinen Miniſter Brübl, dei 
unglüdlihen Ausganges, die längſt verlangten Päſſe nach 9 
wohin er am 20. October in aller Frühe mit den Prinzen 

aufbrah. Am 24. October fing man in allen Kirdyen Dres 
Abreife des Königs und der Prinzen nach Polen das gewöh 
den Kanzeln abzulefen und am 2. November Fam die Nach! 
der König am 27. October glüdlib in Warſchau angelangt je 
zug war hiermit für dieſes Jahr beendigt; Friedrich betracht 
volljtändig als eroberte Provinz und nahm jein Winterguar 
wo er am 14. November eintrag und diesmal jein Hoflager 
Talais aufjhlug. An demjelben Lage vücte die preußiſche Leil 
als Garniſon hier ein. Die fremden Gejandten am ſächſiſche 











— 656 — 


bungen; der Aufwand für die Yanbescollegien und Ganzleieı 
wurde von 190,000 auf 30,000 Thaler berabgejeßt; in dei 
welcher alle churſächſiſchen Münzbeamte entfernt waren, prägte 
Münzmeilter, Johann David Billert, ſchlechte Münzen unter 
Mappen und von 1757 an noch ſchlechtere unter preußiſchem S 
Mariengrojhen-Stüde).*) Unter den Hofbeamten, deren Gel 
berabgejeßt wurden, werden namentlich der Beichtvater der $ 
Suarini, und der Hof-Operndirector genannt, von welchen, wi 
eritere 12,000, der andere 15,000 Neichsthaler erhielten, w 
Friedrich auf 2000 Thaler für jeden herabfegte.**) Die Ope 
und Tänzer wurden zwar nicht entlafjen, erhielten aber Feine 

zogen daher zum großen Theil von Dresden hinweg. Der I 
Kapellmeilter Haffe verließ mit feiner Familie Dresden ſchon an 
1756, um ſich nad, Stalien zu begeben.***) Selbit die König 
vergebens die nöthigen Gelder für ſich und ihre Familie; jie n 
Bebürfnijjen, die fie auf 174,000 Thaler monatlid veranſch 
Gemahl gemwiefen. Gegen die überall vorgenommenen ſtarke 
von Rekruten für den preußifchen Dienjt erhoben jowohl ver 
Friedrich Chriſtian, als auch die Stände des Pandes vergebens 
Vorstellungen. Der Ehurprinz, der darauf hinwies, daß bier; 
gung feines Vaters nöthig jei, erhielt von dem König von P 
lie Mahnung, jih um ſolche Sachen nicht zu kümmern, und! 
bie ſich auf den ihrem Landesherrn jchuldigen Gehorſam beri 
ber König, jo lange er im Bejiße von Sachſen ſei, bätten ji 
Landesherrn zu betrachten und folglih ibm Seborjam zu ermı 
fanden die Vertreter und die Behörden des Yandes nody immi 
Monarchen thätige Beweife von ihrer Treue und Dienjtergeb 
An Drespen wurde im März 1:57 jo gewaltjam geworbe 

jungen Leute (von 18—32 Jahren) auf den Straßen aufgr 
Häufern holte; einige Kreuzfchüler, die ebenfalls ergriffen wo 

man auf Verwendung des Superintendenten am Ende wi 

damals unjhäßbaren Porzellan-Vorräthe in Dresden und 

ala ein erbeutetes Eigenthum für preußiiche Rechnung verkan 








— 638 — 


Winter des Jahres 1740 gleichfam, wenn ev auch nicht 
hielt. *) 

Damit es Icheine, als wollte er den Krieg nur vertheidigu 
und jich vor der Hand nur in Sachſen zu behaupten fuchen, ba 
Dresven, und namentlich die Neuſtadt befier befejtigen und in 
Stadt feite Lager anlegen laſſen. Gegen Ende April aber dr 
mit einem jtarfen Heerhaufen über Peterswalde in Böhmen ein 
andere preußiiche Armeecorp8 von verjchiedenen Seiten ber 
böhmiſche Gebiet betraten. Es galt, die Dejterreicher zu bi 
Heere der anderen Verbündeten ſich nähern fonnten. Bet dem 
Heere befanden ſich auch die ſächſiſchen Prinzen Xaver unt 
28. Februar Warſchau verlaffen hatten. Schon am 7. Mai 
ging ein preußifcher Adjutant mit mehreren blajenden Poſtillonen 
der die Nachricht von dem Siege nadı Berlin bradyte, welchen 
Preußen am Tage zuvor bei Prag über die Dejterreicher erfod 
anderen Berlujten mit dem Tode eines jeiner erfahreniten 
‘2jährigen Feldmarſchalls Grafen Schwerin, bezahlt batte, t 
14. Mai durch Dresden nah Rommern geführt wurde. ' 
nachher (18. Juni 1757) folgenden Siege der Oefterreicher bei 
bieje vorzugsweiſe einigen ſächſiſchen Cavallerie-Regimentern ( 
tulation der ſächſiſchen Armee in Polen geſtanden hatten und 
dem Heere des Feldmarſchalls Daun geſtoßen waren) und de 
jiihen General Benkendorf verdankten, zog jih Ariedrih n 
Theile jeined Heeres wieder nah Sachſen zurüd, während 
von Lothringen und Daun in die Paufig eindringenden Delte 
das nur von einigen preußischen Bataillonen bejeßte Zittau, 
ten Manufacturjtädte ihrer eigenen Bundesgenoffen, im Beil 
Xaver, mit Bomben und Feuerkugeln in Brand jchießen lief 
60 Häuſer jtehen blieben, 400 Einwohner ihren Tod unter 
fanden und der Schaden auf 10 Millionen NReichstbaler ver 
Die Preußen erhoben fortwährend jtarfe Kontributionen. 
nn wurde im ein — von n 120 000 Thal 








— 598 — 


am Reihäarme umer m Fran eis u Fu zu der 
ven Preußen zu beireien Die vertinizten Ser inzcdiauen Ar Ciatringn 
in dieſes Land mir nen ichenmzäleteten Rranndurumaen zur Terieerunaen 
ud würben tur Sachen. mean ihnen denſen Yazcnzear Petsemmı achmungen 
wäre, wahrjcheinlich eine Ychlmmumere Geißel werten kom. alö re Treuen 
‚Rard je in einem Kriege Der mu Frebloden derbandene Nmr „sniltänäller“ 
enichtt jo war es in mieten blatiacn Feldzũagen. tagt | R. „we mm 
nicht die geringite Rüchſicht auf Runteägmeiien nıhm, rieimcr % Srizeunt 
ir Glen vermebrie* Das baricien bie Tciterräder bei Nimm > Neck 
nppen und xranzoten in Thürmaen. Die Schladı hi Neckar ı) Ae 
vonder), in welcher Die Franzeſen und die Neidrsarmer nem Kerr IL 
gizlih geichlagen wurden, vereitelte Die Dofinung aut cine rare rei 

Schiend. Aut vie Königin ren Felen, Friedrich's umuröteiide \emren, 
be in Dresden tatı wie eine Sciangene übermadu mu. zer > eu den 
Verbündeten mit Zumericı einen Zieg unt dic cendlüde Friöizur mi tum 
wengiichen _joche erwartet bauc. made, wie ci beikt, die Nodrik: ven um 
un Triumpbe ter Fraıgen einen te nadıheiligen Eindrack NE fr. obme 
Des ſchon jeit einiger Zeit Fränfeind, einige Tage nadber. ım 1... Nemmlr 
fcih halb 3 Ubr, im 58. Lebensjabre an cinem beitizen SZ itaadune derſdied 


| — wurde am Nachmiuage desſelben Tages in ver könialichen Sum: 


e auf eine mit vielen Wachskerzen crieudıete Eitrade geitenn Em 


-M, Rovember Abends aber in vie königliche Gruft beizetege.”) Mir Adler⸗ 
haelle eilte Friedrich nach ver Schlacht bei Roßbach jeinem Heere in Schleifen 


a.Hilfe, dad ven ven Teiterreichern barı berrängt war; auch bier enticdhie® 
de Schlacht bei Yeutben (3. December) zu icinen &uniten, ie daß cr mit 
Ende des Jahres wieder in dem unbeſtrinenen Beñtze von Schleiien und 
Eadien war. 

Mit Anfang des Jahres 1.90 waren tie Ruſſen vie criten auf dem 
Kampiplate, invem ſie im Januar in Preußen eindrangen unt es tait obne 
Shrerrtjtreih in Beiig nabmen. Weil ſie in "önigäberg ven Füniglichen 
Gellegien, dem Adel und ver Bürgerihaft den Eid der Treue für ihre Kaijerin 

ommen und damit die Beſitznabme des Landes als eine fürmlicdhe Er⸗ 
thexung bezeichnet batten, mußte ſich der unichulvige Magiitrat zu Dresden 
hqewie von Firna, ;sreiberg und anderen Städten) einer äbnlihen Maßregel 
ixterwerjen und dem König von Preußen ebenfalls den Huldigungseid ſchwören. 

war am 13. Februar um 11 Ubr Vormittags, als der Stadtcemmandant 
eneralmajor ven sine mit nem Nlagmajer, einem Adjutanten und dem 
uditeur Philippi auf dem Rarbbauje erſchien und dem ſchon um 9 Ubr dabin 
ſchiedenen Rathe eröffnete, DaB er von jeinem Könige Ordre babe, ibm den 
Eid der Treue abzunehmen. Der bejtürzte Rarb (Chriitian Gottlob Schwarz: 
bach, regierender Bürgermeiſter,) Karl Samuel Freiberg, Rürgermeiſter, 
— — 

*) Schon im April war für die Wiedergeneſung der erkrankten Königin in den 
Kirchen gebetet, am 15. Mai aber fir ihre Wiedergenefung öffentlih uedanft 

wu dad Te Deum gejungen worden (Tresdn. Merkw. 1757, 5. 4 und 38ı. 

*) Conenl regens: der Titel „Oberbürgermeilter“ war damald noch nicht üblich: 


e wurde zuerft 1853 dem Bürgermeiiter Bfotenhauer (j. weiter unten) ortEitatutlidh beis 
gelegt. Bor der Städteordnung hie der jeweilige erite Bürgermeiiter Consul regen:: 


— 640 — 


Chriſtian Weinlig, Exconſul, Johann Gottfried Otto, Kammı 
und Schelcher, Senatoren, Jacoby, Stadtjchreiber) bat vergeber 
ben Bedenkzeit und wandte fich jchriftlich an den Feldmarſchal 
ebenfalls auf Vollziehung des vom Könige ertheilten Befehls 
einmal der Rücktritt von ihren Aemtern follte den Rathsmitg 
verlangten Eid mit ihrem Gewiſſen nicht vereinbaren Fonnten, ı 
Fink ließ Treppen und Thüren des Rathhauſes mit einer M 
unter einem Offizier und zwei Unteroffizieren bejeßen, welche 
erhielten, Niemand auszulaffen, jo daß der Rath den ganz 
darauf folgende Nacht gefangen gehalten wurde. Um 6 Uhr 
Fink aufs Neue und erflärte, daß er, wenn bis zum nädjiten 
die Eidesleiſtung nicht erfolgt jei, die Häuſer der Rathsherre 
demoliren laffen werde — „das ſchwöre ich Ihnen bei Got 
auf die Brujt fchlagend, hinzugefügt haben. Als hierauf am 
einige Militär-Abtheilungen in die Straßen einrüdten, erfann: 
er ſich der Gewalt nicht länger wiberjegen fünnte und jr 
aufgehobenen Fingern die ihm von dem genannten Aubiteur t 
formel nad und unterzeichnete jie, aber mit ausdrücklichen 
dem Churhauſe ſchuldigen Unterthbanspfliht und Ergebenheit. 
fange des Jahres war übrigens die Stadt mit einer ne 
belegt worden; der König von Preußen verlangte 500,000 T 
durch ein Patent vom 7. Tebruar in allen Käufern befar 
zur Aufbringung eines abjchlägigen Quantums von 200,C 
Hausbeliger von dem Werthe ihrer Häuſer 2 Procent umt 
5 Groſchen von jedem Miethzins: Thaler binnen vier Tager 
der Ichärfiten Execution abtragen ſollten. Mittlerweile hatte 
Ihauplaß auf einige Zeit von Sachen entfernt, das nur i 
preußiichen Corps unter Anführung des Prinzen Heinrich bi 
nad) der Mitte des Jahres Fam der Strieg wieder näher, 

Zeit, wo Friedrich entfernt war und mit den Ruſſen zu 

benugen wollte, Sachſen ganz von den Preußen zu befreie 
erjt bis in die Nähe von Görlik herangerüct, als Fried 
den Rufjen den Sieg bei Zorndorf abgewann, der es dem Ki 








— 64 — 


dem von dem preußijchen Feldkriegsdirectorium ebenfall® die Verordnung zu: 
gegangen war, in allen protejtantiichen Kirchen der Stabt an genanntem Qage 
äine Dankpredigt halten und unter Trompeten und Paufenfhall den Ambros 
faniihen Lobgeſang anjtimmen zu laffen, war berjenige, der dagegen mündlich 
und ſchriftlich die entjchiedenjten Vorjtellungen erhob und ſich erjt fügte, als 
im noh am Tage vor dem abzuhaltenden kirchlichen Dankfeſte ein letter 
ernjtlicher Bejcheid zuging, worin ihm eröffnet wurde, „daß das Generalfeld- 
kriegsdirectorium von der füniglichen Ordre nicht abgehen Fünnte, daß es dabei 
ſein ledigliches Bewenden haben und es zu des Superintendenten alleiniger 
Verantwortung gejtellt werden müßte, wenn derjelbe der königlichen Majeſtät 
ernitlihe Willengmeinung zu erfüllen ſich entziehen follte, und daß, dafern er 
bierunter von Anderen abgehalten werden möchte, diejelben ſich gleichfalls 
einem jchweren Reſentiment jeiner Föniglichen Majeftät in Preußen ohnnach— 
bleiblih erponiren würden“.*) Grit jegt erließ am Ende noch an demjelben 
Inge an die Prediger der Stadt eine Miſſive wegen der Feier des anbefohlenen 
Dankfeſtes, erbat aber darin zugleich für fi und jeine Amtsbrüder von Gott 
„den Geiſt der Weisheit und des Verftandes, damit jie dabei denken und 
teden möchten, was vor Ihm gefällig jei.”**) — Inzwiſchen war Daun in 
Sahjen eingerücdt, hatte bei Stolpen, zwei Meilen oberhalb Dresven, jein 
Lager aufgefchlagen und ji mit der Reichsarmee unter dem Herzog von 
Zweibrücken vereinigt. Prinz Heinridy von Preußen, der das Land bis hierher 
mit jeinem Eleinen Corps vertheidigt hatte, 309 jich vor der Uebermacht nad) 
Dresden zurück; die Neichstruppen nahmen den Sonnenftein, deſſen preußifcher 
Commandant fi mit der 1400 Mann jtarfen Bejagung zu Kriegsgefangenen 
ergab, umd jeiner Uebermacht vertrauend, machte Daun nun Anſtalt, die nur 
ſchwach bejetste Reſidenz zu belagern. Da erklärte deren Commundant, Graf 
Shmettau, dag er ſich, wenn der Feind eine Belagerung unternehme, 
genötigt jehen würde, die Worjtädte abzubrennen, um die Wälle und Feſtungs— 
werke, die angebli durch die hohen Häufer dev Vorjtadt dominirt würden, 
haltbarer zu machen. Wirklich lieg ev auch ſchon Pehkränze an den Häufern 
aufdängen und bremmbare Stoffe hineinbringen. Die ganze Stadt gerieth 
darüber in die äußerſte Bejtürzung. Der Churprinz, der Magijtrat und bie 
Einwohnerichaft baten um Schonung; ſelbſt die Yandjtände jendeten Abgeorpnete 
an Schmettau, um die der Stadt drohende Gefahr abzuwenden; Schmettau 
aber antwortete, dar bei ihm vor der Nothwendigkeit, die Stadt für feinen 
König zu erhalten, jede andere Rückſicht weichen müßte, daß die Sachſen nicht 
don ihm, als dein Feinde, Schonung der füniglichen Rejidenz erwarten dürften, 
wenn ihr Verbündeter vor den Thoren fie mit einer Belagerung bedrohe, und 
daß ſie ſich daher mit ihren Bitten und Vorſtellungen an Daun wenden 
möhten. Dear folgte dieſem an ſich ſehr richtigen Rathe; Daun aber, der 
N mit der Hoffnung auf eine leichte Eroberung ſchmeichelte und natürlicher 

eiſe den beablichtigten Angriff nicht ſogleich aufgeben wollte, verſuchte den 
Preußischen Commandanten zunächſt durd Drohungen zu jchreden, indem er 


*) Sienatum Dreßden den 2. September 1758. Bord.“ 

**, Die Brediger waren der Subjtitut des Stadtpredigerd, M. Mehners, der Garniſons— 
prediger M. Kluge, der Neuftädter Paſtor M. Gräfe, der Baftor der Annenkirche M Neu: 
Meilter, der Paſior zu Friedrichſtadt M. Schmidt, der Waifenhausprediger M. Burkhardt 
md der Stadttranfenhausprediger M. Holzmüller. 

41 


— 642 — 


erflärte, daß er für das Abbrennen ber Norjtäbte Schwere Ra 
nady der Eroberung der Stadt Feines Preußen jchonen wür 
erwiberte diefe Drohung mit einer anderen. Er würde fid 
äußeriten alle von Straße zu Straße vertheidigen, das € 
letzten Schußwehr machen und ſich ſchließlich unter defien Trün 
er wollte zu dieſem Zwecke, wie es hieß, Pulver in's Sch! 
Nornehmiten des Hofe8 und des Adels mit Gewalt dort ve 
und dann in den Gemächern des Churprinzen und inmitten 
föniglihen Familie die legten Unternehmungen des Feindes al 
chlieglich in die Luft zu ſprengen. Um diefer Drohung Nad 
lieg er einen Theil der Schloßzimmer mit einem Commando 
einem Major bejegen und das prinzliche Palais, ſowie aud 
Kirche bewachen. Dies wirkte, Daun zog ſich zurüd uw 
Schmettau aus den Häufern der Vorjtadt die brennbaren St 
nehmen.*) Daun wollte jich jebt gegen den Prinzen Heinr 
mit jeinem kleinen Corps in einer vortheilhaften Stellung ' 
und von den Delterreihern und Reichstruppen in die Mitt 
gänzlich aufgerieben werden jollte, als Friedrich felber pli 
Sachſen erjhien, und mit jeinem Bruder jich vereinigend, 

eitelte. Die Defterreicher verließen ihr feſtes Lager bei S 
folgte ihnen und erlitt (14. October) durch den berühntten nä« 
bei Hochkirch jene entjcheidende Niederlage, in deren Folge eı 
der Eile aus Dresden und von der Armee ſeines Brude 
bebürfnifje herbeigezogen und ſich mit einer von dem rin; 
zugeführten Verjtärfung von 6000 Mann vereinigt hatte, na 
brah. Daun blieb Dagegen in Sachſen, wo sriedrih nur ı 
unter Generalmajor von Fink zurücgelajjen hatte, und erjchien 
wieder vor Dresden, in dev Abjicht, jich diesmal nicht wie 
feinem Vorſatze abbringen zu laſſen. Die preußifche Gene 
‚Mapregeln, welche die Weberlegenheit des anrüdenvden ein 
verjtärkte namentlich fchleunigjt die Bejakung Dresdens. € 
4. November batte die Reichsarmee ihre Stellung verändert 


M 


treffen bis Freiberg vorrücken laſſen und zu Noſſen einen 9 








64 -- 


"würde. Schmettau antwortete, Dresden fei eine Feitung, der 
ihm anvertraut fei und er Fönne daher nicht umhin, die Vor 
zu laſſen, jobald diefe der Vertheidigung hinderlich wären; w 
Hof es bei dem Feldmarſchall Daun dahin bringen, daß diefe 
gebe, die Stadt auf diefer Seite nicht anzugreifen, jo wolle 
Vorſtädte unberührt laſſen. Der Hof ließ darauf erwiebern, 
Beziehung die Hände zu fehr gebunden ſeien. Wie Archenhol, 
fi der Hof hei der diesmal drohenden Gefahr überhaupt 
bei Schmettau’8 Anzeige von ber Nothwendigfeit der Abbre 
jtädte geheißen, man müſſe fich in der gegenwärtigen bebri 
gefallen laſſen. Wahrjcheinlid glaubte man nicht, daß 
Drohung wirklih ausführen würde, und wollte nicht durd) t 
langten bei Daun zu machenden Vorjtellungen die Unternehmun 
genofien abermals aufhalten. Selbjt der Magiſtrat, heiß 
einer öſterreichiſchen Beſitzuahme der Stadt das Ende alle 
erwartend, fich jet begnügt, mit Achjelzucen die Anzeige 
Commandanten zu beantworten und das Schicjal feiner Mitb: 
„So ſehr,“ fügt der genannte Gefchichtsichreiber hinzu, „hatt 
Monaten die Gelinnungen geändert und jo groß war bie 
Abend vernahm man, daß die Defterreiher zum Angriff auf 
Batterien angelegt bätten, womit jie die Rreußen allenfall 
fönnen, diefelbe zu verlafien, ohne jie vorher in Brand zu 
baber am 10. November früh gegen 3 Uhr vie öſterreichiſch 
die Vorſtadt anrücdten, erhielten die Freibataillone Befehl, ji 
zu ziehen, während drei Kanonenſchüſſe das Zeichen zum 
Der Befehl wurde fofort vollzogen und da zugleich von : 
aus Kanonen und Haubigen mit Feuerkugeln und Granatı 
jo waren in Eurzer Zeit überall jo viele Häufer abgebrannt, 
die Wälle gegen jeden Angriff zu jchüßen.”*) Die Pirnaij 
falt ganz in Flammen, — „ein jchredlicher Anblid für uns 
Augenzeuge, „bie wir in ber verjchlojjenen Stadt das Elent 
den, lautjchreienden Einwohner fahen, aber nicht helfen t 
traurige Schieffale befürchten mußten.” Die reibataillen 








— 646 — 


Beſatzung arger Grauſamkeiten beſchuldigte. Das Unglüd 
und feine Schilderung bedurfte feiner Uebertreibung; außer 
man an das Derfahren ber öſterreichiſchen Nerbündeten vor 
ſollen, um das Verfahren der feindlihen Preußen nicht ı 
zu finden.*) Es follten nady Ponickau's Bericht über 

Brand geitedt worben, 90 Perſonen — 20 Perjonen al 
Hirſch auf der Pirnaifhen Gaſſe — verbrannt oder ın 
über 3 Millionen Thaler an unbeweglichen und beweglid) 
[oren gegangen jein. Einem Schuhmacher jollte man fein 
Bettchen geriffen und in's Feuer geworfen haben. Schmettau 
durch Beglaubigungsschreiben, die er ih von dem Stadtrat 
meinderichtern außjtellen ließ, und der preußijche Geſandte 
unterließ nicht, Ponidau’s Bericht zu widerlegen und den - 
mandanten gegen die wiber ihn erhobenen Beichuldigunger 
nehmen. Einige Tage nad) dem Abzuge der Deiterreicher 

von Preußen in Dresden ein und verweilte bier bis zum 
Bon Seiten des Oberamtmanns und des Stadtratbes wurde a 
eine Verordnung erlaffen, nach welcher alle in den Vorſtäd' 
und abgebrannten Perſonen nad) den Gemeinden auf dem Rath 
und den ihnen durch den Brand erwachſenen Schaden angeb 
alles Bettelnd und Herumgehens bei den hiejigen Einwohner 
Strafe enthalten follten. Schon am 20. November waren für ' 
von Haus zu Haus und in allen Mobnungen freiwillige € 
worden; dann wurde am 26. November auch an allen Kircht 
geſetzte Beden für jie gefammelt. Die Gaben floffen aber i 
dem Umfange des Unglücks nur jpärlich, da die Kräfte alle 
nody geben konnten, ohnedies durch unaufbörliche Eontributic 
aufs Höchfte angelpannt waren.**) Der König von Preupen 
General: Feldfriegsdirectorium, wie die Stände des Meiße 
Nitterichaft und Städten durch ein Patent (Dresven 15. 

befannt machten, das erichöpfte Land für das Jahr 1759 

ungebeuren Auflage belaftet. Das Ausjchreiben verlangte SS 
1 Million ſchon zur Neujahrmeſſe abgeführt werben jollte 








— 648 — 


Bataillone in die Altjtadt ziehen, jowie auch fait alle Kanonen nı 
Stroh, Heu und Getreide herüber bringen, um fich blos auf bie 
der Altjtadt zu bejchränfen, da feine Samifon zur Beſetzung de 
Teftungswerfe der Neuftadt nicht ausreichend war. Man be 
jofortigen Angriff der Defterreicher auf diefer Seite, weßhalb a 
das Pflafter aufgeriffen und am zweiten Pfeiler von Stei 
Deffnung zur Anlegung einer Mine eingehauen wurde, um ihr 
in die Luft ſprengen zu können. In der Altitadt wurden alle ſächſif 
bie ſich daſelbſt aufbielten, aufgefudht und auf die Hauptwache i 
gebracht; diejenigen, die nicht gleich zu finden waren, mußten v 
wache abgeholt und abgeliefert werben; ebenjo brachte man 

reichifchen Triegsgefangenen Offiziere in ein bejonveres Haus, u 
zu laffen.*) Bald war die ganze Stadt gefperrt; jenjeit der ! 
bie Defterreicher alle Straßen und Wege befett, jo daß Niem 
und einpajjiren fonnte; auch Poften gingen und Famen nicht 

Leipziger Poftkutfchen von ben Defterreihern weggenommen ' 
Auch in Altjtadt waren alle Thore gejperrt, doch wurden die 
Borftädte gegen Erlegung von vier Grofchen ein= und ausgela| 
berrichte zwar noch fein Mangel, wohl aber an Fleiſch und a 
mitteln, da die Belagerer alles Schladhtvieh außerhalb der St 
nahmen und nichts in die Stadt ließen. Trotzdem mußten die h 
auf Rathsbefehl noch 4000 Pfund Fleiſch für die Garnifon 
Brauer erklärten bei der Sperrung der Stadt, fie hätten nur 

vorrätbig und Eönnten die Stadt nicht länger als acht Tage ı 
Getreide, Mehl und dergleichen fcheinen dagegen die preußi 
reichlich verjorgt gemwejen zu fein; noch am 28. Auguft wurb: 
Meblfäffern beladene auf ver Elbe liegende Schiffe abgelaven 

in den Zwinger gebracht, wo mehr als tauſend Fäſſer verglei 
lagen. Nach der Ankunft des Herzogs von Zweibrüden vor: 
ein ziemlich lebhafter Depeſchenwechſel zwiſchen den Belag 

preußifchen Commandanten, doch blieben die Bemühungen d 

entichloffenen General durd Drohungen oder durdy Vorſtel 

Unmöglichkeit eines Entjaßes zur Uebergabe und Gapitulation 

















— 650 — 


von der Bejagung, die gleih an der Stelle, wo fie fielen, b 
mußten, da man feine Todten vor die Stadt Ichaffen Fonnte; ı 
(ihen Zodten wurden während diefer Tage wieder an die F 
graben. In der Stadt Jelber herrſchte neben der drohenpiten 
der eınpfindlichjte Mangel und jelbjt unter der Bejaßung Un 
muth. Der Commandant ließ am 30. Augujt vor der He 
neuen Galgen aufricdhten, an vejjen oberen Duerbalfen ein 
Morten: „Strafe für die Plünderer und Aufwiegler” angejchl 
nächſten Tage wurde fat ununterbrochen mit Kanonen gefeu 
auf den Straßen nicht mehr jicher zu gehen war. Indeſſen 

des preußifchen Commandanten mit jeder Stunde bedenkliche 
tändig eingejchloffenen Stadt von aller Verbindung abgefchn 
weder von feinem Könige, noch von der allerdings bereits 

während die Faiferlihen Generäle nicht verjäumten, bei den 

zur Uebergabe ihm die Unmöglichkeit eined Entjaßes und di, 
längeren Widerſtandes eindringlich vorzuſtellen. So glaubte 

endlich der Zeitpunft gekommen jei, wo er durch eine ihm vo 
jelber empfohlene Capitulation einen ehrenvollen Abzug zu ge 
Michtigite, die Kaffen, zu retten fuchen müßte. Die Belagere 
bereitwillig die günftigjten Bedingungen, da jie wußten, was 
blieb — daß das Eorps des General Wunſch bereits im Aıırı 
Unterbandlungen begannen Schon am 2. September, nachdem 

gefeuert worden war. Am Nachmittag erfchien ein Stabsoffi; 
von Zweibrüden auf der Mitte der Brüde, mit welchem jich I 
eine halbe Stunde bei dem Grucifire unterredete; hierauf trat 

bis nächſtem Mittag eine Paufe ein, dann aber begann fie a: 
Abend diejes Tages (3. September) wurden dem Waijenhaufe 
drei Häufer in Brand geſetzt. Am 4. September früh vier 
Schießen endlich wieder auf. Es erjchien ein Stabsoffizier i 
Zweibrüden und Nachmittags um 3 Uhr ein zweiter und 
breitete jich in der Stadt die Kunde von der num wirflid 
Gapitulation. Laut derjelben jollte vie preußiſche Beſatzung 
Savallerie, Huſaren und Artilleriiten freien Abzug mit Ol 











an cr 


ee € 2 


* RT 


} Regiftratur: V 
den 


——— 





— 652 — 


truppen an dem Nirnaifchen Thore feine Dejerteure aufgenot 
jolche arretirt und ausgeliefert werden. Dies follte innegehal 
lange die preußifche Sarnifon nicht einen Kanonenſchuß weit 
entfernt fein würde. Die zum Transporte der preußifchen B 
Borjpannpferde und Wagen jollten vom Lande von Station 3 
entgeltlicy verabfolgt, eben jo die zum Transport auf der Elben 
berbeigefchafft werden. Die auf dem Marſche nöthige Foura 
Schein des Feldkriegscommiſſariats vom Lande unentgeltlich ge 
der Kammer: und Randesdeputation in Dresden Fürſorge getrofi 
bie Garnifon auf dem Marſche auf jeder Station gegen billige 
nöthigen Lebensmittel finde und weder dieſe noch die Eskorte 
zu leiden brauche. Schließlich jollten ale Minen innerhalb 
treulich angegeben werden.*) — Gleich nad Abſchluß der Gap 
die auf der Brüde errichtete Batterie abgetragen (die Zimme 
noch die ganze Nacht hindurch an der Heritellung der Paflı 
um jieben Uhr kam der Herzog von Zweibrüden mit mehreren 
die Brüde in die Stadt geritten, um jogleid) dem Churprinzen 
föniglichen Tamilie, die fi) aus dem Schloſſe und dem Palı 
bäude der Hofapotheke zurüdgezogen hatte, feinen Beſuch zu r 
zunächſt vier Compagnien Dejterreicher und Reichstruppen, jei 
Schaft mit den Preußen, die Brüde, das innere des Sch 
Pirnaiſche Thor befeßten und die auf den Thürmen der S 
preußiihen Wachen fogleih abtreten mußten. Kaum aber I 
von Zweibrüden eine halbe Stunde bei der Föniglichen Fami 
ein Offizier die Nachricht brachte, daß ein preußilches Hilfe 
und nur noch zwei Meilen von der Stabt entfernt jei. € 
Wunſch, der, nachdem er mit jeinem Fleinen Corps von ungef: 
Wittenberg und Torgau wieder eingenommen, ji in Eilmärjch 
gewendet, ven ihm entgegengejchidten Faiferlihen General B 
gefchlagen hatte, und jeßt, von ber bereits abgejchlojjenen € 
nicht unterrichtet, im Begriff war, die Neuftadt zu jtürmen 

entjfeßen. Hatte die Kunde von jeinem Anrüden den Abjichl: 
tion auf Seiten der Delterreicher beſchleunigt, jo wurde je 





Se a ee ae Te 


er 
d 





— 654 -- 


burg abgehen jollten; doch unterließ der Herzog von Zweibrü 
erjt genau durchfuchen und alles was jächjisch war, wegnehmen 
fanden jich einige 20 ſächſiſche Kanonen vor, welche die Preuß 
gedachten, die aber ſogleich in's Zeughaus zurüdgejchafft w 
die Bontons, die der Garnijon allerdings zugejtanden worde 
waren deren einige SO — mußten zurücbleiben. Am 8. Se 
halb fünf Nachmittags erfolgte der Ausmarih.**) Auf de 
gleichzeitig 18 beladene Schiffe ab. Die Oefterreiher um 
hatten ji auf der Brüde, längs. der Neuftädter Allee und 
jchwarzen Thores bis fat an die Trachenberge in zwei Reihen « 
welche die Sarnifon ihren Marjch nehmen mußte. Die Zugordi 
daß ſtets ein oder zwei Compagnien preußifcher Garnijon 
Equipagen, Cavallerie und Hufaren folgten; nad) der Avantg 
Magen des geheimen Kriegsdirectora von Bord, des geheimen 
mit jeinen Kanzleibeamten, der Gemahlin des Commandanten; 
garde Fam der Kommandant Graf von Schmettau jelber. Auf 
Gräfin Schmettau hatte jich ein Dresvener Bürger und Nageljd 
jih während der ganzen Zeit von dem Commandanten als Spüı 
laffen und viele hiefige Einmohner in's Unglüd gebradht hatt 
der Neuftäbter Wache erfannt, von dem Wagen berabgcrifje 
Der ganze Zug dauerte bis 8 Uhr und beitand aus 2 Gene 
jieren, 57 Dragonern, 71 Hufaren, 8 Kanonen, 22 Munition 
peter, 5 Hautboilten, 20 Fahnen, 15 Bäckereiwagen mit 5 
4 Kafjenwagen, 105 Kutihen, 379 Bagagewagen, 12 Mag 
Fuhrwerk und 2625 Mann Garnifon, mit Ausfchluß ber & 
Zahl allerdings ſehr bedeutend war, denn nicht nur, daß ſchor 
Uebergabe der Stadt viele Preußen zu den Thoren hinaus e 
jogar bier und da von den Feſtungswällen heruntergelafjen hatten 
bei dem Mariche. in der Neujtadt big an's Ichwarze Thor 
Mann mit und ohne Gewehr aus den Gliedern, ohne dal 
Difiziere e8 zu hindern vermodhten. Vor dem Thore, wo }i 
alle Ordnung auflöjte, wurde die Dejertion noch ärger. 
jolfen die preußischen Soldaten mit Gewalt aus den Gliei 








—2 
— me 


a * ed —— 

— u * 

y ’ 
Pr 


an 








— 656 — 


Armee bei Wilspruff mit den Preußen in's Gefecht; bei der Y 
wurde in Dresden Nachmittags 2 Uhr Lärm gejchlagen unt 
Hänger wieder bergeitellte Wilspruffer Thor wieder gejperri 
folgte auch der oben erwähnte ſchleunige Aufbruch der königli 
nah Böhmen. Dody brachten bald nachher einige Couriere d 
fi die Preußen wieder zurücdgezogen bätten. Hierauf folg 
tember in der Gegend von Meißen, wohin bie Preußen zu: 
zweites Xreffen, von welchem ſich beide Theile den Sieg 

Dresden wurden an bemjelben Tage 200 Verwundete und 

Neuftädter Rathhauſe untergebracht. Wenige Tage fpäter r. 
Heinrih in Sachſen ein, der bisher in der Lauſitz geitanden u 
Armee beobachtet hatte; ihm folgte Daun jelber, der am 29 
einer anfehnlichen Suite in Dresden anlangte, bei dem Dre 
danten Grafen Maguire abtrat und, nachdem er einige Stun 
wieder zu feiner Armee begab, die an dieſem Tage von frül 
die Nacht hinein auf drei bei Neuſtadt gejchlagenen Schil 
Elbe ging. Die Reichsarmee, bie einige Tage zuvor bat 
Nöthnitz wieder bezogen hatte, verließ dasfelbe am 6. Octob 
anderes bei Friedrichſtadt, wo der Prinz von Zweibrücken ſ 
im Brühl'ſchen Garten-Palais aufſchlug. Daun lagerte jich 
dem er ben Prinzen Heinricy verfolgt hatte, zwijchen Zehren 
309 Sich aber, al8 auch der General von Hüljen in Sachſen 

Preupen ein bedeutendes Uebergewicht gab, ebenfalld in 

Dresden zurüd. Endlich war auch der König von Preußen 

angelangt und Hatte mit feiner Armee ein Lager bei Wilsdr 
Daun’fche Armee follte in der Gegend von Dresden um 
Rückzuge nad) Böhmen gezwungen werden. Statt deſſer 
Deiterreihern und Reihstruppen, den General ink (welch 
12,000 Mann über Freiberg: nad) Dippoldiswalda abgejch 
Päffe von Ditendorf und Maren bejeßen zu lajjen und dan 
zwifchen der Daun'ſchen Armee und Böhmen abzufchneiden 
Hausborf mit einer Uebermacht von 40,000 Mann am 2 

geitalt einzuſchließen, daß ſich derjelbe nach tapferer und bi 








— 68 — 


ei gnen Bedarf, während die bedeutenden anderen Lieferungen, 
baar bezahlt werden ſollten, den Markt für die Einwohner 
leerten. Nach der von der kaiſerlichen Generalität erlafjenen € 
Ordnung vom 15. December, die der Magijtrat in allen Häı 
ließ, war der Wirth nur zur NVerabreihung von Obdach, Lager 
Holz und Ficht und zu zweimaliger Heizung täglich verpflichtet 
jollten nicht einzeln, jondern kameradſchaftsweiſe zu 6—8 

dabei ihre Feldfefjel, nicht aber die Geräthichaften des Wirthes 
allen Fällen, wo die Soldaten Ungebührlihes ven ihren Wirt 
follten ſich dieſe an den General von Marjchall wenden, t 
October Gouverneur von Dresden war. Der Rath mußte 

vember 1759 bis Ende Juni 1760 für Garnifon und Lazar 
lihen 18,804 Thaler bezahlen. 

Der Winterfeldzug von 1759—1760, wo zwei große Arm 
Entfernung von einander, zum Xheil nur durch Zeltveden un 
gefehlt, im Kampfe mit einer ungewöhnlichen Kälte und verhee 
das Feld behaupteten, lichtete die Reihen der Preußen mehr 
ſcheidende Schlachten es hätten thun können. Dazu war 
Niederlage von Maren ein zweiter empfindlicher Verluſt erf 
3. December nad einem blutigen Gefechte bei Meißen be 
General Bed den preußijchen General Dierfe nebſt dem Chrijl 
von Anhalt und mehreren anderen Oberoffizieren mit 1400 VD 
. gefangenen machte und dazu die ganze Equipage nebjt I Gef 
Es wurden dieſe Kriegsgefangenen am anderen Tage nad) 3 
und von bier nad) Böhmen abgeführt. Doc wußte der Kön 
dergleichen Berlufte, wie bereit8 erwähnt, durch unabläjjige Re 
wieder zu erfeßen. Auch Bei den Delterreichern wütheten d 
beerend genug und wurden durch jie auch in die Stadt 
Öfterreichifchen Lager ftarben im Januar in der furzen Frif 
Tagen allein gegen 000 Mann. Erſt als der Frühling ber 
die Heeresmaſſen, die Dresden jeit Monaten umzingelt battı 
wollen. Am 26. April 1760 verlieg die preußifche Armee Fri 
und die anderen eridhöpften Ortſchaften in der Nacbarichaf 








— 659 — 


kei Meien über bie Elbe gegangen war, um jeinen Marſch nad ber Laufik 
us dem hart bedrängten Schlefien anzutreten, brach auch die kaiſerliche Armee 
won Dresden auf, ging über die Elbe und nahm, den Preußen fortwährend 
gu Seite bleibend, ihren Weg ebenfalls nad Schlejien, während ein ſtarkes 
Werreichiiches Corps unter General Lascy, bei welchem ſich auch die vier 
hen Savallerie-Regimenter befanden, und das bei dem Uebergange ber 
nad) dem rechten Elbufer angegriffen und zuriidgebrängt worden war, 
Rüden nachfolgte. Wenige Tage nach dem Abzuge der kaiſerlichen Haupt⸗ 
semee rũckte die Reichsarmee vom Erzgebirge heran und bezog am 22. Juni das 
F abgeſteckte Lager bei ver Schäferei hinter Friedrichſtadt, während ber 
ichsgeneral Feldmarſchall Prinz von Zweibrüden fein Hauptquartier in ber 
Firnaiſchen Gaſſe im gräflih Hoym'ſchen Palais nahm.) Am 24. Juni 
kachte ein Courier mit blafenden Poſtillonen die Nachricht von dem durch 
hadon über Fouque erfochtenen Sieg bei Landshut nad) Dresven, weshalb 
ſa anderen Tage in den Feldlagern ‚und auf den Mällen Victoria geſchoſſen 
sr Die Hoffnung aber, daß die Erfolge der öſterreichiſchen Waffen in 
qhleſien die Kriegsnoth für die nächſte Zeit von Sachſen und feiner Haupt 
abziehen würde, blieb unerfüllt, denn ald Daun den Preußen auf dem 
nah Schlefien einen Vorſprung von einigen Xagemärjchen abgewonnen 
, wendete ji) der König von Preußen plößlicy wieder um und nahm 
m Marſch nad) Bauten zurüd, um mit feiner ganzen Macht über ben 
im Rüden beunrubigenden Lascy berzufallen, ber ſich aber in größter 
t zurüdzog und am 10. Juli mit feinem Corp@ und den ſachſiſchen 
imentern durch Dresden nad) Großfeblig ging, während bie Preußen 
its auf den Anhöhen von Weißig ſichtbar wurden. Friedrich hatte bes 
sfien, Dresden zu belagern und ji dieſer Stabt womdglid us 
lation zu bemädtigen, ehe Daun zurückkommen konnte. Am 12. Yuli 
bie preußifche Armee unter Anführung des Königs ihre Stellung bei 
ig und zog jich über bie Trachenberge nach Serfowi an der Elbe, wo 
halb die nöthigen Schiffbrüden zum Uebergang und zur Heritellung ber 
inbung mit dem bier zurücdgebliebenen auf dem linken Elbufer jtehenven 
— Corps des Generals von Hülſen geſchlagen wurden. Zur Verſtaͤrkung 



























nur 3625 Mann zählenden Dresdener Garniſon ließ jetzt der Commandirende 
F Reichsarmee mitten in ver Nacht 16 Bataillone und 18 Grenadier⸗ 
apagnien unter dem Feldmarſchall-Lieutenant Grafen Guasco, den General⸗ 
Mind von Würzburg und Graf Lamberg, ſowie 1148 Kroaten und 
a Hufaren, zujammen 10,285 Menn in die Yinien ber Vorſtaͤdte rüden, 
Srend er jelber zur Nereinigung mit Lascn’s Corps ſich am Morgen des 
Juli nach Dohna wendete. (Sleichzeitig bewirfte die preußiihe Armee 
Mm Uebergang über vie Elbe und nahm ihren Mari über Brieöniß, 
Iauen und Leubnig, we iie, mit dem linfen Flügel bis Plauen, mit dem 
Men bis an die Elbe ſich austehnend, ihr Yager nahm. Gegen Wittag 
kefekten bie Preugen ven Unruh'ſchen Garten, in Kanonenſchußweite vom 
Jegelſchlage und trieben die unter dem Obriſt von Zebtwig im Großen Garten 











% Das Hoym’khe Palais iit sept „Britig Hotel“. Es gehörte bis 1753 zu dem 
f der Morigftrahe gelegenen von Wolier&dori’ihen, nahmals von Limburg’iden, jet 
m Hotel de Sare gehörigen Falaız. 
42° . 





— 660 — 


jtehenden Kroaten in die Pirnaifche Vorjtadt zurüd. Da auf 
wo ſonach der erjte Angriff zu erwarten war, bie Linien der 
nicht ungejchloffen und unfertig waren und die Preußen durch ' 
Pirnaifhen Vorſtadt ven äußeren Roften und Werken ver Befabı 
abgewonnen und allen in den Linien ftehenden Truppen ben 
Ihnitten oder wenigjtens erjchwert haben würden, fo wurde 
augenblicklich verlaffen und alle Truppen aus den beiden Vorf 
Ssriebrichftabt in die Stadt gezogen. Nur die VBerfchanzung 
Wieſen blieben bejegt und in der Pirnaifchen Vorſtadt blieben 
noch bie Kroaten unter Obriſt v. Zedtwitz ftehen. Bei den Vorp 
erſchien jet der preußiſche Obriſt und Nojutant von Flı 
Trompeter und bebeutete den Obrijten, der König und der ( 
als Befehlshaber der preußiichen Infanterie, ließen dem Com 
Dresden fagen, „jobald derſelbe mit feiner Garnifon frei aı 
würde der König ihm alle honorablen Capitulationen geben, 
nad errichteten Batterien mit Dresven eben fo verfahren w 
Landshut.” Graf Maguire ließ durch den Obriften Zebtmig I 
Abgefandten zur Antwort geben: „Der General Wedel fei il 
fannt, e8 müßte aber der königlichen Majeſtät unbewußt fein, da 
die Ehre habe, die Faiferlihe Garniſon allhier zu befehligen, fo 
felbe, als ein großer Feldherr, einem alten und lange die 
vergleihen Zumuthungen nicht madyen ; er würde ſich bis zur 
vertheibigen und alles erwarten, was feine Majeſtät zu thun 
würde.” Nachdem die Truppen aus den Vorſtädten in bie 
waren, wurden alle brei Thore der Altjtadt gejperrt und die 
die MWälle beider Stäbte geführt, da auch die Neuftadbt von 
rechten Elbufer zurücdgebliebenen preußifchen Corps unter d 
Holjtein berennt war. Um 6 Uhr am nädjten Morgen 6 
Porfpiel zu der furchtbaren Verheerung, welde bie nädhite 
jollten, indem die Preußen die Stadt aus einer während 
Großen Garten errichteten Batterie mit Zmwölfpfündern, Haubi 
fugeln zu bejchießen begannen, worauf auch die noch in der ® 
Itadt ftehenden und von Preußen bereit8 bebrängten Kroaten 





— 662 — 


gegangenen Tagen. Um 9 Uhr Abends rücte abermals eine fei 
gegen da8 See: und Wilsbruffer-Thor an und alarmirte die $ 
ein heftiges Feuer, zog ſich aber vor dem Feuer, das fie von den Wäl 
ſchon nad) einer halben Stunde wieder zurüd, worauf die Nacht vo 
Schuß weiter geſchah. Doc) hatte der Graf Maguire der Bejakun; 
von allen Batterien aller Biertelftunden einen Kanonenfhup 
eine nad) einem jo heftigen euer eintretende Stille den in ber 
Succurs nit auf die Vermuthung bringen möchte, die Stat 
worben.*) Am 18. Juli hörte man von ben Anhöhen bint 
Hirſch wieder ftarfen, aber nicht lange anhaltenden Kanonen 
den Loſchwitzer Weingärten wurde mit Fleineın Gewehr gefe 
Höhen von Weißig erjchien die öſterreichiſche Cavallerie, wäh 
bei Blajewig eine Brüde fchlug, Truppen und Artillerie bini 
jih in feiner Stellung beim weißen Hirſch immer mehr veritä 
Batterien vor ber Altitadt wurde ben ganzen Tag über auf 
arbeitet. Auch war am ar zuvor das jchwere Belageru 
Magdeburg angelangt. Den 19. Juli endlih, am fechiten Tage 
fingen die Preußen an bie Stadt fürmlih zu bombardiren. 
Mörfer auf vier Hauptbatterien, an Zinzendorf's Garten, aı 
Garten, am Pirnaifchen Schlage und hinter dem böhmifche 
theilt und warfen damit, während auch die anderen Geſchü 
brochene® Teuer unterhielten, immer acht bundertpfündige Bo: 
die Stadt. An ein Löſchen des bald alfenthalben entitehend 
heute nicht mehr zu denken; eben jo wenig vermochte das 
Teuer der Beſatzung die feindlichen Batterien zum Schwei 
Um 8 Uhr brach zunächſt in der Kreuzgaſſe Feuer aus, da 
griff, da die Belagerer überall, wo aufſteigender Rauch e 
Feuer verrieth, ihre Bomben und Kugeln in folder Meng 
alle Rettungsverſuche jeheiterten. Das Amthaus auf der ! 
mit vielen Urkunden und Acten zunächſt ein Raub der Fla 
wohner der bedrohten Straßen flüchteten ſich anfänglich in di 
auch diefe unter den zujammenftürzenden Gebäuden und Mar 
mebr boten, stürzten die Unalüdliben auf die Straße Bi 








| 24 
wir: > 
‚ - 4 


nr] Bi 
— au 


r IS 7 
m. vu | icht 
er ker 


—— 


—— 


res ‚le ı 


sucht dr hatt 
* J 
| ange ey 
— 1 ana 
, — ‚eg 








— 664 — 


Erfolg. Die fünf Grenadier-Compagnien und 500 Freiwilligen, t 
Amadei durdy die Oſtrawieſen vorrüdend, zunächſt die Batterien a 
Garten angriffen, bemädhtigten jich zwar anfänglich derjelben, mı 
ſchließlich mit Zurüdlaffung der bereit8 eroberten Geſchütze zu 
brachten nur 1 Major und gegen 70 Gefangene in die Stadt. Das 
ward die ganze Nacht hindurch unterhalten. Bald brannte e8 faltan a 
jollen überhaupt an diefem einzigen Tage 1400 Bomben und 

in bie Stadt gejchoffen worden fein. Ein Glück für die Ei 
durch die endlich wieder hergejtellte Verbindung mit der Hauptar 
bie Vertreibung des preußifchen Corps auf dem rechten Elbi 
bie Belagerung ber Neuftadt aufgehoben und vorthin eine einig 
Zuflucht für das nadte Leben eröffnet war. In allen Straße: 
Fliehende, die mitten unter einjchlagenden Kugeln, verzweiflung 
Hangend und mit den wenigen Shabjeligfeiten, die jie in der 
jammenraffen fönnen, über die Elbbrüde zogen. In der Neuf! 
Häufer bi8 unter die Dächer mit Flüchtigen, Männern, raue 
ohne allen Standesunterfhied, angefüllt und als der Command 
ließ, daß die Wege nady Pirna, Stolpen und Baugen von ı 
GStreifereien befreit wären und jeder, der die Stadt verlajfen 

eilen möchte, waren bald auch die Landitraßen nach jenen Rid 
Slüchtenden bevedt. Die rührende Schilderung, die Archenl 
allgemeinen Flucht giebt, enthält Feine Uebertreibung. „reife ı 
erzählt er, „durch Alter und Schwadhheit zu Boden gebrüdt, k 
Stäben fort oder lehnten jih auf den Arm ihrer Söhne u 
große Bündel trugen und felber faum fort fonnten. Mütter, 

heit mit allen Gemädhlichfeiten des Lebens vertraut, — War 
mit ihren Säuglingen an der Bruſt und jeufzten zum Himm« 
Kinder weinten und Fleine jchrieen. Diele dieſer Flüchtlin 
Linderung ihres Unglüds im Gebet und beteten laut. Ei 
anderen. Der Anblid der rauchenden Stadt aber, der nageı 
ber Proſpect eines künftigen Elends machte jedoch diejen Troſt 
Da es an Pferden mangelte, ſchleppten viele an Wohlſtand 
gewöhnte Perſonen ihre geretteten Habſeligkeiten ſelbſt aufed 





la ; wu. 


N 


2, u... — J 
F pP P 
« en 














— 666 — 


Rothe vom Regiment Elerici mit einer Anzahl Freiwilliger gi 
wurde, veranlaßte den Brand und die Zeritörung des Waife 
feiner Kirche.) Am 21. Juli rücdte aber auch die faijerliche 
Weißig herunter, fette fi mit dem rechten Flügel an die Elbe 
nit dem linken an bie Anhöhe beim Kifchhaufe und jchlug bei 
Schiffbrüde nah der Oftrawiefe, mit einbrechender Nacht eine zn 
der Neujtabt, und jobald dieſe fertig war, ging auf beiden Brüd 
Infanterie und Cavallerie über die Elbe und begann aegen Mit 
beftigen Angriff auf die feindlichen Batterien. Yon der Garniſo 
Compagnien Srenadiere in die Gaffen der Vorjtäbte, um den % 
Corps zu deden. Die Batterien wurden nad hartnädigem 
größten Theil genommen und die darin befindlichen Geſchütze ver 
dem in ber Nacht vom 21. zum 22. Juli von den Defterri 
nommenen aber mißlungenen Verſuche, die das Belagerungdc 
fönigliche Armee zu überfallen, deren Hauptquartier jich in einig: 
vom Lager in dem Vorwerke bei dem nur durch VBorpojten ge 
Sruna befand, berichtet Archenholz als Augenzeuge. Man jd 
wie er jagt, den König jelber gefangen zu nehmen, und überba 
von Hohfirh zu erneuern. Mit anbrehendem Tage jollte 
Diefer Plan mißlang jedoch, jo raſch man auch dabei zu Wer 
preußifchen Feldwachen zogen ſich vor den anrüdenden leichten 
Truppen zurüd und der König hatte allerdings Faum Seit das 
fteigen und fih aus dem Dorfe zu entfernen. Aber mit 
Schnelligkeit ftand das preußiſche Heer in Schlachtordnung, nachdı 
Minuten zuvor der laute Ruf „zu den Maffen” es aus dem © 
hatte. Halb angekleidet jtürzten die Soldaten aus ihren Zelte 
in Reihe und Glied und fo rüdte das ganze Treffen in gejc 
dem Feinde entgegen, der fich eilig wieder zurüdzog, da eine für 
gar nicht in Daun's Abjicht gelegen hatte. Dennoch hatten die 
Angriffe jener Naht dem Bombardement jo gut wie ein Ende 
8 Uhr Vormittags (22.) kam der Feldmarſchall Daun in die 
fichtigte die hieſigen Werke, wie auch die feindlichen Batterien. 
der Daun'ſchen Armee befindlihen Prinzen Albert und GI 





— 667 — 


modernen Statuen und Marmorbildwerken noch übrig war, wurde größten— 
theils zertrümmert oder als Beute hinweggeführt.“) An eine Eroberung 
Dresdens war jetzt nicht mehr zu denken und die Belagerung wurde eigentlich 
nur noch zum Scheine fortgejegt. Da der Feind jenſeits der Elbe gänzlich, 
vertrieben war, rückte Oberjt von Zedtwitz mit den Kroaten und Hujaren 
ihen am 22. Juli wieder in die Oſtrawieſe herüber, um in der Friedrichſtadt 
und der Milspruffer Norjtadt zu patrouilliren und den Feind durch Fleine 
Gefechte zu ermüden. Indeſſen bemühte ſich der Feind, theils fein Lager zu 
befeitigen, theild neue Batterien, wie am 23. Juli auf der Anhöhe beim Feld— 
ihlögchen und bei der Ziegelhütte, anzulegen, arbeitete auch an der Brejch: 
batterie, wurde aber in jeinen Unternehmungen durch wirfjame Ausfälle, durch 
bie Angriffe der Kroaten und die Gefhüße der Feltung fortwährend gejtört 
und behindert. Am 24. Juli machte ein Corps der Daun'ſchen Armee einen 
Ausfall vor dem Wilsdruffer Thore, jchlug ſich über eine Stunde bei Oſtra, 
und brachte vier eroberte Kanonen mit in die Stadt. Am 25. Juli, wo 
man mit Tagesanbrudy eine feindliche Batterie am Jüdenteiche entdedte, die 
bald von der Bejagungs- Artillerie mit gutem Erfolge beſchoſſen wurde, gelang 
es endlich auch, nachdem die faiferliche Armee die erforderlichen Wagen ge- 
liefert hatte, den Nııhalt des an dem Walle zwijchen dem Pirnaifchen und See— 
Ihore befindlichen Nulwermagazins, das während der Feuersbrunſt fortwährend 
in größter Gefahr gejtanden hatte, nach Neuftadt hinüber zu jchaffen. Die 
Kroaten alarmirten den Feind faſt täglih; um 26. Juli griffen fie ihn bei 
Löbtau an, wo er zwei Bataillone Jäger jtehen hatte; an bemjelben Tage 
rüdte eine Abtheilung Freiwilliger in die Pirnaifche Vorſtadt, um diejelbe von 
den preußiſchen Jägern zu befreien. Nach Mitternadht (27.) geſchah von den 
Krouten ein Angriff auf die Batterie bei Moszinski's Garten, während bie 
Breſchbatterie am Waiſenhauſe rajirt ward (j. oben). So folgte Angriff auf 
Angriff. Zu den allerlei Hindernijjen, mit welchen die Belagerer jet zu 
kämpfen hatten, Fam noch ein bereits empfindlid) werdender Mangel an Lebens— 
mitteln und Munition. Die Dejterreicher waren Beherrjcher der Elbe und machten 
alle Zufuhr höchſt Tchwierig; am 27. Juli waren acht aus Magdeburg 
fommende, mit Lebensmitteln, Getreide und Munition beladene Schiffe in 
ihre Hände gefallen. Schon war daher Friedrich im Begriff das mißlungene 
Unternehmen der Belagerung aufzugeben, als die Nachricht von der Eroberung 
der Feſtung Glatz durch die Dejterreicher die Ausführung dieſes Entſchluſſes 
beichleunigte. Maguire lieg am Nachmittag des 28. Juli, nachdem die dieſe 
Botſchaft überbringenden Couriere angelangt waren, blajende Pojtillone um 
den Wall reiten und das laute „Nivat Maria Thereſia!“ der Garnijon erſcholl 
bis in's feindliche Yager. Am näcjten Tage Vormittags 11 Uhr wurde in 
der katholiſchen Kirche das Te Deum gejungen und Nachmittags 4 Uhr löſte 
man dreimal die Gefhüge rings um den Wall. Die gegen die feindlichen 
Batterien gerichteten Kanonen wurden dabei ſcharf geladen, wodurch die Be: 
deckungen in den Approchen jo jehr beläftigt wurden, daß fie ſich zurüdzogen. 
Um died zu benußen, lieg der Kommandant die Freiwilligen in der Vorſtadt 
durch eine Abtbeilung Grenadiere verjtärfen, welche die noch bier und ba 
versteckten preußijchen Jäger verjagten und noch einige Batterien überfielen 


*) Bergl. ©. 535. 





— 668 — 


und in Brand Itedten. Der König von Preußen erhielt die 
Nachricht von dem Verluſte von Glatz durdy den beim Ausfall 
öfterreihifchen General Nugent. „Wir müflen nah Schlejien 
wir nicht alles verlieren,“ fagte er, und fchon in der darauf folg 
riſchen und ftürmijhen Naht des 30. Juli brady er jein Yager 
mit feinem Heere über Kefjelsborf, nad Meißen. Die mit Tagesaı 
fehrenden djterreichiichen PBatrouillen meldeten, daß bie preußiſch 
jih zurüdzögen und als e8 Tag wurde, ſah man, daß ber Fei 
und die Blodade aufgehoben war. 

Dem König von Preußen foftete die mißlungene Belag 
2000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen — mi 
ermeßlichen Opfern und Verluften aber hatte das unglüdliche 
preußifche Unternehmung und feine Vertheidigung burdy die De 
zahlen müſſen! „Dresden ift nicht mehr ganz vorhanden,” jag 
erjtatter jener Tage. „Sein Schönites und Beßtes Liegt in : 
größten Paläfte und Straßen, wo Kunjt und Pracht mit ein 
Vorzug ftritten, jind Steinhunfen; die Haupt: und Kreuzfird) 
Thurm haben Teuerkugeln und Bomben ruinirt. Die reichit 
find arm geworben, denn was ihnen nody das Feuer übrig gelaf 
der Raub genommen. Viele jind von denen Flammen verze 
brannt, viele find von dem feindlichen Geſchütze und eingefal 
wo nicht umgefommen, doch hart bejchädigt worden. So jicht 
prangende Dresden jegund in feinen Ringmauern aus. Bü 
Blick auf die Vorftädte — o was vor Verwüſtung und öde 
man nicht allda. Hier hat ber u durch dreimalige Abbrem 
vollends den Garaus gemadht. ie heiligen Orte oder Kirche: 
eben nicht verfchont geblieben. Die St. Annenfirche hat dieß Un: 
getroffen; die Waifenhausfirhe mußte auch dergleichen erfah: 
nicht ein hartes Schicfful und Verhängnig über Dresden? Wer 
ehebem in ihrer Zierde und ihrem Flor gejehen und jelbige 
tradhtei, müßte fein menjchli Herz haben, wenn er bei ihr: 
jammernswertben Zuſtande nicht auf die äußerſte Art gerühr 
(eivigen Thränen bewogen werden jollte“.*) — Annerbalb 





— 672 — 


Tagen den Werth ihrer abgebrannten Häufer oder den Betrag 
jelben entjtandenen Schäden, jowie den Werth der durch Brar 
verlorenen Mobilien auf dem Rathhauſe in der dazu beitimmt 
anzuzeigen. Die Summe des gerichtlich beſchworenen Verluſte 
der abgebrannten Häujer innerhalb der Stabt allein betrug 1,17 
mit Ausſchluß der Kirchen, aller Föniglihen und geijtlihen Hi 
Häufer in den Vorſtädten. Cbenjowenig war die Summe db 
verluftes der Einwohner mit eingerechnet. Doc erging noch a 
1761 eine andere Verordnung des Rathes, aus welcher ſich ergi 
biefige durch das Bombarbement verunglüdte Einwohner bie 
ihrer an Grundjtüden und anderer Habe erlittenen Schäden trot 
Erinnerung nicht eingereicht hatten und „durch folche Hinterhalt 
der lanvesväterlichen Fürſorge Sr. Majeftät fih ganz unwi 
fondern auch einen ftrafbaren Ungehorfam gegen die höchſte Fönig 
meinung fih zu Schulden fommen ließen.” E38 jollten babe 
innerhalb der Stadt, in der Neujtabt und in den Vorſtädten 
oder Beraubung Schaden gelitten, denjelben binnen acht T 
Rathhauſe anzeigen, oder unnadjjichtlicher Zwangsmaßregeln 
Viele mochten allerdings unter dem Drude der Umftände ihr 
entfagt haben und e8 mochte auch auf Dresden Anwendung 
Baron von Gartenberg in jeinen vor dem Hubertusburger | 
Premierminijter übergebenen VBorfchlägen zur Wiederaufbelfung 
ſchen Länder jagt: „es ift eine betrübte Erinnerung des Krie 
auf den Rathhäuſern der Städte eine Reihe Schlüfjel zu un 
von den Einwohnern unerfchwinglicher Abgaben wegen verl 
antrifft.“) Eigenthümlid war eine Maßregel, deren man fü 
den durch Beraubung entitandenen Verluft der Einwohner ein' 
zugleihen; doch erfahren wir nichts Näheres über ihren Erfoli 
Theil der geraubten Sadyen war nämlich in die Hände ter J 
und von dieſen bejeitigt worden; um diefe zur Wiederherb 
gejtohlenen Gutes zu veranlafjen, wurde auf hoben Befehl ein 
Böhmen nad) Dresden berufen, welcher im Beijein des 

Schreiber und eines Amtsactuars der ganzen biejigen Juden 





— 693 — 


in bemfelben Monate kam nach einem fiegreichen Feldzuge in Schlejien und 
Brandenburg der König von Preußen felber nah Sachſen zurüd und gewann 
bem Feldmarſchall Daun, der ihm abermals gefolgt war und ein feites Lager 
kei Torgau bezogen hatte, am 4. November jenen denkwürdigen und blutigen 
Sieg ab, der ihn wieder in den Beſitz von Sachſen mit Ausnahme von Dres: 
ben brachte. Er nahm feine Winterquartiere in Leipzig. Daun, ber jchwer 
vwunbet worben war, begab ſich nah Wien, während an jeiner Stelle ber 
Graf Odonell den Oberbefehl der gefchlagenen Armee übernahm, ſich eilig 
mh Dresden wendete, um diejes zu jchügen, und das fejte Lager bei Plauen 
ka. Am 7. November trafen die Prinzen Albert und Clemens in Dresven 
du, bezogen ihre Zimmer im Schloſſe und begaben ji am 14. December 
wuähft nach rag, dann nah Warſchau. Dann nahm am 27. November 
ach die Taiferliche Generalität ihr Hauptquartier in Dresden, Graf Obonell 
in gräflih Hennicke'ſchen Hauſe am Jüdenhofe, nachdem einige Tage zuvor 
da ſtarkes öjterreichiiches Corps aus Schleſien angelangt war und ſich den 
wf den Dresdener Höhen lagernden kaiſerlichen Truppen angejchlojien hatte, 
wihrend verichiedene in der legten Gampagne hart mitgenommene Regimenter 
mn da nad) Böhmen zur Necrutirung abgingen. Die Faiferlihe Garnijon 
We ſich die Minterquartiere in der zerjtörten Reſidenz jo angenehm als 
Beh zu machen. Die Hofcomödianten hatten wieder ihre Vorftellungen 
lqennen und außerdem wurden für bejondere Gelegenheiten Bälle und allerlei 
were Feitlichkeiten veranitaltet. So begannen am 27. December auf hohe 
Klaubnig auch auf dem Gewandhauje öffentliche Bälle, jevoh ohne Masten, 
Wemit wöchentlich viermal (Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend) 
M Faſtnacht fortgefahren werden jollte. Mittlerweile jeufzte die Einwohner: 

abgefehen von dem jchweren Unglüde, von welchem ſie beimgejucht 
Werben war, unter dem Druce einer immer mehr zunehmenden Theurung, 
wer ber Stodung alles gewerblichen Verkehrs und Verdienſtes und unter 
mencherlei Bebrüdungen und Uebergriffen der Bejagung, die namentlich ihren 
Reperha Hier und da in der roheiten Weije fundgab. Schaarenweije gaben 
En, sie Bürger den Singechören ber Kreuzjchule bei ihren Umgängen das 

, um jie gegen Angriffe zu ſchützen, ſeitdem am zweiten Weihnadhts- 
Mertage vor einem Haufe der Heinen Brüdergaſſe einige Currentſchüler von 
ken im zweiten Stodwerfe liegenden kaiſerlichen Soldaten mit Steinen ges 
Werfen und einige berjelben verwundet worden waren.*) Der Gouverneur 
von Guasco ließ den Hauptthäter vor dem Haufe, wo der revel ge: 
| war, mit 50 Stockſchlägen beitrafen und das Pegiment mußte alle 
griätlihen und außergerichtlihen Kojten bezahlen. Doch wurde durch der: 
Heiden Strafen der Haß und die Spannung nur gejteigert, und am 31. Des 

fand man an ber Thür der zerjtörten Kreuzfirche einen die Kreuzſchule 
| den Brandbrief. Die Offiziere eines walloniſchen Regiments zeich- 
Neien fich durch Ungezogenheiten aus, vie jie auf öffentlicher Straße an den 
Feanen verübten. Um dem namentlich zur Abendzeit auf den Straßen jich 















*%), Die Berlepten waren der damals 15 jährige Chriit. Gottl. Bröder (geb. 1745 
R u bei Biſchofswerda, befannt durd feine lateiniihe Grammatik, Superintendent 
i te und Weddingen im Hildesheim'ſchen, geſt. 1819) und der nachmalige Paſtor 
ſcheile zu Brünberg bei Dresden, der Vater des nachmaligen Baftor Ziheile in 
en Dresden. 


48 





— 680 — 


inbrünjtiger Zuverſicht voll richtete man von dem Elend der Ger 
Blid auf die Zukunft, die jo unendlich viel zu heilen hatte. $ 
Tage war ein Feltactus in der Kreuzjchule, die während des. 
namentlich während des furdtbaren Brandes der Kreuzkirche ur 
blieben war. Jetzt zogen auch die jeither noch abwejend gemeje 
des königlichen Haufes wieder in Dresden ein. Am 9. April 1 
ber Kaiferin zum General der Cavallerie ernannte Prinz Albert 
am 14. April die jüngjte churprinzliche Herrichaft, Prinz Ma 
Prinzeſſin Therefia aus Prag, und am 15. April der franzöſiſ 
leumant Prinz Xaver aus Verjailles.*) Dem Letzteren folgten ar 
bie feither mit der franzöſiſchen Armee verbunden gemwejene hurfü 
grenabiergarbe, bie nun wieder zur Garnijon in Dresden blieb, und 
bie beiden churfürjtlichen Regimenter Prinz Friedrich und Sofep! 
Vorſtädte und in die Neuftadt gelegt wurden. Am 30. April en 
bie Rüdfehr des Königs und feines Premierminiſters Brül 
jiebenjähriger Abwejenheit. Die Trinzen Xaver und Albert wa 
Pförten entgegen gereijt, während ihn der Churprinz und bie | 
vor der Neuftabt empfingen. Am ſchwarzen Thore hatten ſich d 
die Viertelsmeiſter und Gemeinderichter verfammelt und auf 

wurden dreimal die Gejchüge gelöft. Am nächiten Tage wu 
Kirchen wegen der Heimfehr des Landesherrn unter Trompeten: 

ihall und abermaligem Kanonendonner das Te Deum gejungen. 

fammelte fi am 10. Mai der Ausſchuß der Pandftände (13 ve 
ihaft und 14 Städte), der am 11. Mai feine Sigungen im Hot: 
eröffnete, bi8 zum 13. Juni verfammelt blieb, und namentlid, 

beritellung des Steuercredits bie nöthigiten Norarbeiten für | 
Landtag dieſes Jahres abthun follte, der den 6. Augujt feinen ' 
und bi8 zum November dauerte. Außerdem war gleich nadı been 

eine Reftaurations-Commiljion niedergejeßt worden, zu welcher 

Näthe von Frikfh, von Gutihmid und von Wurmb, ſowie de 

director Heringen u, a. gehörten und bei weldyer der Salyriker 

Vrotofollant thätig war. Sie widmete ibre mwohltbätige Wir 

Zweigen der Pandeswohlfabrt und veranlafte verjchiedene darauf 
Geſeke Verorbuungen mie das Ebie san. ber: an Bird 


1 | 

















ee FE end 


wre ee N Fe ER er 


a — Pu — —F 


Frankre u” nd 
ee der framgi en er 
+ a — en TER, Ko mir 
Ba er Wr * ern —— — * 
— ——— Nr 
Re — — ar ae den grieden; DIE 
—— eg ee ee 
ir rer MR Dregben, Byte en —— Ze * 








— 632 — 


Zert und Mujit — „beides von dem größten Guſto“ — waren vo 
prinzejjin Antonia jelber, die auch die Rolle der Talejtris gab, währen 
Hauptrollen ebenfall® durch Glieder des Föniglihen Hauſes vert 
Die Zufchauer bejtanden nur aus dem Föniglichen Haufe jelber, be 
Generälen und Oberchargen bis zum Kanımerherrn.*) Aber au 
jollte nicht leer ausgehen; da e8 fein Brod hatte, ſollte es 
Spiele haben. Im Theater am Zwinger gab Moretti feine ' 
Vorſtellungen; im Juli gajtirten daſelbſt Signora Roſa und Eigı 
aus Baireuth mit italienijhen Intermezzi, die vom Hofe fleikig 
in engerem Kreiſe desjelben nachgeahnt wurden. Auf dem Neu 
initten zwijchen Trümmern jeit 1. uni ein Seiltänger jeine Sch 
geſchlagen, der zugleich eine Hundecomödie probucirte, aber am 2 
Unglüd hatte, Arm und Bein zu breden. Zur Erbeiterung des 
dann auh am 1. Auguſt nad) jiebenjähriger Unterbrechung 
Vogelſchießen auf der Mieje vor dem Pirnaiſchen Thore wie 
Eben war man bei Hofe mit den Norbereitungen zu neuen Feſt 
Ichäftigt, Die den Geburtstag des Königs, den 7. October, verherrli 
am 2. October hatte man in den Föniglichen Zimmern aberma 
jogenannte berrichaftliche Oper „Leucippo“ yprobirt, die wieder ı 
für den Hof bejtimmt war; am 5. October war zum breigigj 
innerungsfejt der Erlangung der polnischen Krone große Gala E 
Ihon war am Nachmittag alles zur Hauptprobe der genannten : 
reitihaft, als der plößliche Tod des Königs die feitliche Aufrı 
höchſte Bejtürzung verwandelte. Friedrich Auguſt IT. ſtarb bi 
vom Sclage gerührt, furz vor fünf Uhr, zwei Tage vor jeiner 
67. Jahre, nachdem er dreißig Jahre den ſächſiſchen Churbut und 
Krone getragen. Der eigentliche Regent Sachſens während bieje 
Brühl, der ſchon feit einiger Zeit erkrankt war, aber gegen feine 
angefämpft hatte, um unausgejeßt die Pflichten eines Günſtling 
und die Macht jeiner Stellung zu behaupten, entjagte bis auf de 
Conferenzminiſters all’ jeinen zahlreichen Aemtern und folgte jeine 
Herrn ſchon am 28. October desjelben Jahres.**) 











— 64 — 


betreffende Gegenjtände ausgedehnt werden jollte, eine eigene Behörd 
jicht, Belehrung und NAneiferung erhalten. Daß aber ver reid 
Fürſt neben dieſen und anderen, vorzugsmweile die materielle 
jeine® Landes bezwedenden Entwürfen und Anordnungen auch die 
Schönen nicht vergaß, bewies er durdy Erhebung der von jeinem 
1697 geftifteten Malerjchule zu einer Akademie der zeichne 
bildenden Künjte, für Maler, Bildhauer, Kupferjteher und ! 
Der geheime Pegationsrath Chrijtian Ludwig von Hagedorn, vo! 
der Entwurf zu der neuen Anjtalt ausgegangen war, wurde Gen: 
der Akademie, deren jährliches Einkommen der Churfürſt auf 16, 
erhöhte und die, während jie zunächſt manchen ſchon vorher in’E 
rufenen fremden und bejoldeten Künjtlern einen Mittelpunft erfolgrei 
jamfeit bot, für die Förderung der ſchönen Künjte in Sachſen, für 
allgemeineren Gefhmades und Kunitjinnes von jo großer Bed 
worden ijt, day ſich Friedrich Chrijtian damit ein unvergänglidhe: 
begründet hat.“) In der Reſidenz entwidelte ji unter dein w 
Einfluffe der neuen Regierung bald ein regeres Leben; allenthal 
thätige Hände bejchäftigt, Trümmer wegzuräumen und Neues an 
zu jegen. Aber das Pegentenleben des trefflichen yürjten war 3 
meſſen, al8 daß er feine Plane und Einrichtungen jelber hätte aus 
an deren Gedeihen ſich hätte freuen können. Noch waren die £ 
und Eidesleiftungen für den neuen Churfüriten noch nicht beendig 
jelbe am 15. December Abends plößlid, erkrankte; am nächſten 
in allen Kirchen vor und nad der Predigt für jeine Lebe 
gebetet, aber ſchon am 17. December früh gegen 2 Uhr hatte ihn 
fluß dahingerafft. Er hatte erft ein Alter von 41 Jahren erreic 
71 Tage das Glück genojjen, ein Nater jeines Volkes zu fein; a 
in dieſer kurzen Friſt gewollt und gewirft, warb für das Va 
Meorgenrötbe eine8 neuen Tages — denn jein Geiſt lebte fo 
Söhnen und Enteln. 

Triedrih August II. (geboren am 23. December 1750), der 
Friedrich Ehrijtian’s, war bei deſſen Tode erjt dreizehn Jahre alt (S. 6 
übernahm der Prinz Xaver, als ältelter Prinz des albertiniichen 
"Ay Boa newitnehornmen [ nn dt SUh nn (6 APR er 


fi ia 




















— 686 — 


ordnung vom 20. Februar 1764 für Sporteln-, Gerichts- und A 
Gebühren, durch welche alle entgegenſtehenden Verträge, Statuten 
wohnheiten in ganz Sachſen außer Kraft geſetzt werden ſollten; 

auf's Rathhaus berufenen Bürgerſchaft am 3. März kundgemac 
für die Lebensbedürfniſſe und Handwerker- und Arbeitslöhne, dei 
die Münzzerrüttung entſtandene große Willkürlichkeit beſchränkt werd 
ein Mandat vom 5. Mai (1764) wegen der dem Adminiſtrator 

gebenden Memorialien, wodurch allerdings das von Friedrich 

beſtätigte Recht des freien Zutritts wieder weſentlich eingeſchr' 
verordnet wurde, daß mit allen Memorialien die erſten Inſtar 
Collegien nicht übergangen und dagegen nur ſolche Supplicanten unn 
Gehör haben jollten, welche wegen verweigerter oder verzögerter &ı 
oder wegen Bedrückung von Seiten der Unter-Richter bei den orbent! 
ſtanzen feine Berüdfichtigung ihrer Beſchwerden gefunden hätten, 

alle Eingaben von immatriculirten Advocaten abgefaßt jein müßte 
eine am 26. Juli durch Anjchlag veröffentlichte Verordnung wider di 
jpiele, wodurch diejelben nur im churfürſtlichen Hoftheater (S. 5! 
und an Orten, wo mit obrigfeitliher Nerwilligung öffentliche ! 
Redouten gehalten würden, erlaubt, in Wirtbichaften und Schenfen 
100 Thlr., ingleichen die Wetten auf Kegelbahnen bei 20 Thlr. € 
boten wurden, und woran fidy eine ausführlichere Nerordnung gie 
halts vom 20. December 1766 reihte, durch welche zugleich alle Spi 
alle wegen des im Spiel oder durd Wetten verlornen Geldes au 
Wechſel oder andere Schuldverjchreibungen für ungültig erflärt wı 
ben Denuncianten mit Verſchweigung ihres Namens ein Drittel 

fannten Strafe verjprodhen ward; ein Mandat wider die Verl 
Unterthanen zum Wegzuge, vom 21. Augujt 1:64, wodurd) frühere 
biefer Art erneuert und dahin erläutert wurden, daß alle Einheim 
Fremde („rende Emiſſäre und pflichtvergefjene Unterthanen“), ı 
Einwohner dieſes Landes, bejonders die Grundbelißer in den St 
auf dem Lande, Fabrifanten, Manufacturiſten und andere nüßliche ( 
sum Megzuge in auswärtige Yande und nach fremden Orten aı 
ſuchte F * —U J —10 * M 











— 687 — 


und Geſetzen erſchien am 29. Auguſt 1764 auch eine neue Hofrangordnung 
(und Hofuniform-Reglement) in fünf Klafjen.*) 
ichtiger wurde die Zeit der Abminijtration, namentlich aud) für Dresden, 
durch die verjchiedenen Einrichtungen und Anjtalten, die zum größten 
Theil von Friedrich Chriftian angeregt oder begründet, unter Xaver in’8 Leben 
traten. Noch vor Ablauf des Jahres 1763 war das während des Strieges 
is feiner Thätigfeit gejtörte mediciniſch-chirurgiſche Collegium in der Neuſtädter 
Rajerne wieder in jeinen vorigen Stand gejeßt worden und hatte unter jeinen 
Lehrern (Hofrath Dr. Hänel, Hofmedicus Dr. Pitſchel und Generalſtabschirurg 
Baflermann) jeine orlefungen wieder begonnen. Der ebenfall® in die 
Zeit der Aominiftration fallenden Begründung des neuen für bie mebdicinijche 
: Wiflenfchaft wie für die mebicinijche Polizei gleich wichtigen Sanitätscolle- 
| ginms iſt ſchon früher gebacht worden. (S. 601.) Nachdem die eigent- 
lie Begründung 1765 erfolgt war, wurden die Stände von 1766 (Die, bei- 
ufig zu erwähnen, im Neujtädter Rathhauſe ihre Sigungen bielten) in ber 
Landiagspropoſition davon in Kenntniß geſetzt, aber erjt ein Mandat vom 13. 
September 1768 gab dem Wirkungskreiſe der neuen Anjtalt eine genauere 
deſtimmung. Sie jollte mit den mebdicinijchen Facultäten von Peipzig und 
Vittenberg (jedoch ohne Gerichtsbarkeit) die Obermebicinalbehörde des Chur⸗ 
ums bilden und erhielt den Meißener, Erzgebirgiichen, Voigtländifchen 
me Neuſtädter Kreis, die Oberlaujig und Henneberg als Amtsbezirk zuges 
wefen, während ben beiden Facultäten die übrigen Lanbestheile zugeordnet 
werden. Alle Obrigleiten und Beamte der genannten Kreife und Provinzen 
werden befehligt, den Verfügungen der neuen Behörde in allen Mebdicinal- 
Ingelegenheiten Folge zu leijten und alle Amts-, Land» und Stabtphyfici aufs 
giordert, innerhalb ſechs Wochen ein vollitändiges Verzeihnig von allen in 
been Bezirke ſich aufhaltenden medieinae practieis, Chirurgen, Apothefern, 
men und Mebicajtern bei dem Sanitätscollegium (oder beziehentlich bei 
ven beiden Faculläten) einzujenden und künftig vierteljährlih von allem, was 
m Medicinalwefen in ihrer Gegend vorgefallen (namentlich beim Ausbrud) 
etetender Krankheiten), pflichtmäßigen Bericht zu erjtatten. Nur den auf 
euer inländifchen Univerjität promovirten Aerzten war von jeßt an das Prakti⸗ 
arm gejtattet ; andere Aerzte, Geburtshelfer, Wundäarzte, Apotheker, Bader 
mb ſelbſt auf auswärtigen Univerjitäten promovirte Aerzte waren ber Prü— 
hg des SunitätScollegiums (oder einer dev beiden Facultäten) unterworfen. 
Die Brüfung der Hebeammen in den Städten und auf dem Sande blieb den 
Fyyſicis überlajjen. In allen Apotheken jollten gebrudte Nerzeichnijje der 
ar Praxis bejugten Aerzte zu finden jein, die Apotheken jelber aber jolften 
user Anordnung des Sanitätscollegiums alljährlich von den Land-, Amte- 
> Stabtphyjicis vijitirt und die Ausführung aller, jhon in einem früheren 
Geiepe (vom 29. Zuli 1750) gegen Quadjalber und Pfuſcher und gegen ben 
werlaubten Verkauf von Arzneimitteln getroffener, Nerfügungen ſtreng über: 
wacht werden. Das Sanitätscollegium, das jeinen Zi ebenfalls in der 
Raferne erhielt, beitand aus ſämmtlichen churfüritlichen Yeibärzten, dem jebes- 










Hinſichtlich dieſer Derordnungen vergl. Cod. Aug. Cont. J. S. 15, 497, 888, 
‚954; auch Dresdn. Mertw. 1764, 5. 10, 18, 38, 69, 85, 87, 1767, 
® mw. 





— 68 — 


maligen Generaljtabsarzte, dem Lehrer der Anatomie, dem jedesmalig: 
und dem Stadtphyſicus, dem churfüritlichen Leibchirurgen und dem ı 
lichen Hofapothefer.*) An die Wiedereröffnung des mediciniſch-chir 
Collegiums Tnüpfte ſich zunächſt am 1. März 1764 die Eröffnung 
Friedrich Chriftian begründeten Afademie der Künſte. In Lei 
eine Zeichnungs=, Malerei: und Architektur-Akademie, in Meißen eine 
ſchule, als Filial- Anftalten der Dresdener Afademie, in's Leben. 

Hutin, welcher 1776 jtarb, wirkte als Director der Dresdener, Adam 
Defer (geit. 1799) als Director der Leipziger, und Johann 

Ernſt Dietrich (geit. 1774) als Director der Meißener Anjtalt. Am 
des nächſten Jahres (dem Namendtage des Churfüriten) fand 
Zimmern des zweiten Stodwerfed des Alademiegebäudes (Fürſte 
Palais) die erfte Kunftausftellung ftatt, die am 16. März von d 
fürften, der Churfürftin- Mutter, dem Adminiftrator und den übrigen 
des churfüritlichen Haufes bejucht wurde, wobei ſich der Churfürit 3 
tector der Akademie erklärte. Dieſe vierzehntägige Ausſtellung w 
nun an alljährlih um diefelbe Zeit wiederholt.**) Faſt gleichzeiti— 
Kunftatademie, 14. April 1764, trat eine ebenfall8 bereits von 

Chriftian im Plane begründete Anftalt in Wirkſamkeit, welche die m 
Förderung und Hebung der Volkskraft zum Zwecke hatte: bie 

Oekonomie-, Manufactur: und Commerzien-Deputation um 
eigenen Director (Geheimrath von Wurmb) und aus bejfonders ' 
zahlten, nicht mehr von anderen Collegien dazu berufenen Mitgl 
ſtehend. Sie ſollte von jeßt an der eigentliche Mittelpunkt zur Beau 
und Leitung des Aderbaues, der Gewerbe, des Handels- und Fa 
werden, zu welchen Zwecke fie nebjt eigenem Inſiegel das Recht er 
allen Kreis: und Amtshauptleuten, Beamten und Stadtobrigfeiten u 
durch Refcripte (von den Schriftjäßigen aber nur mittel8 der Regieru 
weile, Berichte und Gutachten einzufordern, jowie für neue Anp 

und Erfindungen zur Aufmunterung und Unterjtüßung von Sei 
Prämien aufzufegen und Zu: und Vorſchüſſe zu ertheilen. Alle : 
feiten wurben angewiejen, die Deputation in Allem, was ihr zu wif 








— 690 — 


Schafzucht und die Entſtehung der churſächſiſchen Stammſchäfe 
Hohenſtein, Rennersdorf und Lohmen vorbereitet wurde, kann hier 
läufig erwähnt werden. Die Begründung der Bergakademie zu 
ſetzte den verſchiedenen neuen Einrichtungen dieſes Jahres die Kron 
bat unſtreitig von allen Anſtalten des Adminiſtrators den ausgebreit 
erlangt. Der einer Aushilfe ſehr bedürftige ſächſiſche Bergbau fo 
eine wiljenjchaftliche Begründung erhalten, deren Nothwendigfeit jchor 
Auguſt I. anerkannt, indem er zum Unterricht junger Leute in den R 
ihaften ein Fleines Kapital angewiejen hatte. Die Stiftung ber 
wurde am 1.3. November 1765 bei einem von der hurfürjtlichen Fe 
‚sreiberg unternommenen Ausfluge bejchlojjen und am 4. Deceml 
zeichnete der Adminiftrator die Stiftungsurfunde.. Mit der Einric 
Leitung der Anjtalt wurde der Oberberghauptmann von Oppel 
Generalbergeommifjar von Heynig betraut und Ditern 1766 beganı 
die Norlefungen.*) Endlich bildet gewiſſermaßen den Schlupitein v 
Merken die Erridtung ber Artilleriejhule (in Dresden), die, ni 
wechfeln mit der bereit8 1742 von dem General von Bodt errichteten | 
Akademie, durch tüchtige Ausbildung diefer Waffengattung für dir 
Armee, mit deren Neugeitaltung und Entwidelung Prinz Xaver 
in den leßten Jahren feiner Verwaltung ſehr eifrig bejchäftigt 
großer Wichtigkeit wurde. Sie wurde im Februar 1767 unter Ob 
von Fröde in der Kajerne eröffnet. Ihre Zöglinge beitanden theilt 
willigen, theils aus den brauchbarjten Leuten des Artilleriecorps, di 
Jahre hierzu ausgewählt werden follten. 

Der bereit8 unter Churfürjt Friedrich Chrijtian lebhaft 
Wiederaufbau der im Kriege zerjtörten Häuſer und Straßen w: 
Xaver noch regjamer aufgenommen und gefördert.**) Yu den th 
Begünftigungen und Ermunterungen der Bauthätigfeit, wodurch fi 
jtörten Stabttheile wenigftens theilweije bald ſchöner geſtalteten als d 
gebliebenen, gehört zunädhft ein vom Adminiſtrator am 30. Zuli 
laffenes Mandat, welches den in der Stadt und den Norjtädten al 
Häufern, außer auf bie drei gewöhnlichen, noch auf weitere Drei | 
im Ganzen auf 6 Jahre) Befreiuung von der Kinquartierung, vo 


” 4 





















— 692 — 


welchen ber Adminijtrator ſich niedernieg. Hierauf begann die 
mit dem Liede: „Es wollt’ uns Gott gnädig jein”; dann führ 
von 100 „Vocal- und njtrumentalvirtuofen” eine Gantate auf, ı 
ber Abminiftrator die Handlung der Grunpjteinlegung vollzog, in 
einer jilbernen Kelle den Kalk einwarf und dann drei Hammerſchl 
(durch die Maurermeilter Schmid und Spieß) zurechtgelegten Gru 
Der Stadtſyndicus Georg Friedr. Schröer hielt dabei die Anre 
Eonferenzminifter Graf von Rex beantwortete. Mährend der Hi 
Grundfteinlegung ward das Te Deum angeftimmt, zwifchen weld 
zwölf Kanonen und zuletzt jämmtlihe Geſchütze der Wälle gel 
während das auf dem Altmarkte aufgejtellte Regiment Xaver dr 
ſchoß. Der Diaconus M. Flachs fang die Collecte und ſprach 

worauf das Lied „Nun danket alle Gott” und das lateinifche „Sol 
bie Feierlichkeit bejchloß.*) Die Ausführung des Baues war vom 
Rathsbaumeiſter Schmid übertragen worden, weldyer der Frauenk 
terne aufgeſetzt hatte.**) Da aber der größere Theil des Nermögen 
firhe auf Dresdener Häufern hypothekariſch ausgeliehen geweſt 
beim Bombardement ein Raub der Flammen geworben, und durd) 
der Branbjtätten nur ein geringer Theil der Kapitalien gerettet w 
jo war man hinfichtlicy der bedeutenden Kojten, welde der Kir 
urfachte, vorzugsweiſe auf außergewöhnliche Hilfsmittel angemwiejer 
wiederholte Collecten, freiwillige Beilteuern und Vermächtniſſe uı 
bie Einrichtung einer Kotterie gehörten, die am 20. März 17 
nehmigung des Adminiſtrators eröffnet wurde und deren Ertri 
Kreuzkirche zugleich auch der neuzuerbauenden Annen: und Wai 
zufließen ſollte. Nah den erſten Bejtimmungen jollte jie 

Loojen und 5000 Gewinnen, mit 5 Thalern Einlage, bejtehen u 
Ziehung abgetban werden, um bie bei den aus mehreren Klajje 
Lotterien vorkommende Beichwerlichfeit des Erneuerns der Looſe 

und um unnöthigen Aufwand zu erſparen. Die Ziehung ſollte de 
(1765) ſtattfinden; der Abſatz der Looſe war jedoch bei dem 
Mangel an baarem Gelde ein ſo geringer, daß zunächſt der Zie 
zum 11. November verſchoben und vor dieſem Termin von der? 








— 693 — 


am 17. November wurde der Plan einer neuen dem Rathe zum Wieberaufr 
bau ber Kreuz⸗, Annen⸗ und Waiſenhauskirche vom Adminiſtrator gejtatteten 
Lotterie befannt gemacht, die aus 15,000 Loojen mit 8000 Gewinnen und 
7000 Nieten beitehen, ein Hauptgewinn von 12,000 Thalern bieten und in 
ſechs Klaſſen gezogen werben jollte. Die Einlage für alle ſechs Klaſſen be: 
trug 13 Thaler.“) Dieje Kirchenlotterien wurden mit ziemlich gutem Erfolge 
altjährlich Bis zum Jahre 1771 fortgefebt, wo die Lotterie zum Beſten ber 
Zudt- und Arbeitshäufer begann. Zu dem Reinertrage dieſer Rotterien wurde 
dem Rathe für den Kirchenbau auch noch eine Abgabe auf Wein, Bier und 
Getreide (für den Scheffel einen Groſchen) zunächſt auf zwei Jahre geftattet, 
die zweimal. verlängert wurde. Auf dieſe und ähnliche weder eben jehr zu=- 
verläfjigen noch reichlichen Hilfsmittel angemwiejen, fonnte man den Bau nur 
fangjam fortführen, jowie man zugleich auf die möglichſte Erſparniß bedacht 
ſein mußte. Deshalb war man auch auf den Vorſchlag des Baumeiſters 
Schmid eingegangen, den alten Thurm, ſoweit er noch ſtand (ſ. S. 674) bei 
dem neuen Bau zu benutzen; während man aber noch beſchäftigt war, ben- 
felben wieber in brauchbaren Stand zu jeßen, jtürzte er am 22. Juni 1765 
früh nach jieben Uhr plöglih mit furchtbarem Getöje über die Hälfte zu— 
fammen, nachdem ihn der mit jeiner Familie bereit8 darauf wohnende Thürmer, 
da er einen bevenklihen Riß bemerkt, faum eine Viertelſtunde zuvor verlafien 
hatte. Die gefährliche Abtragung eines über dem jteinernen Gange ſtehen 
gebliebenen jpigigen Flügels, der jeden Augenblid nachzuſtürzen brobte, unter 
nahm (1. Juli) ein Maurergejelle, Namens Liebe, mit einigen Gehilfen auf 
einer fünjtlihen Stangenleiter und für eine Belohnung von 100 Thalern. 
Pit der Abtragung des Uebrigen begann man ben 16. Auguft mittels eines 
erbauten Gerültes, nachdem man noch zuvor das große Zifferblatt und eine 
noch ſtehende Statue (. S. 347), ſowie bie Glocken glüdlich herunter ges 
bracht hatte. Der Einjturz des Thurmes machte übrigens eine Veränderung 
des Bauplanes mothwendig, die zu mehrfachen Verzögerungen führte. Es 
verfloſſen drei Jahre, ehe das Gebäude der Kirche aus dem Grunde gebracht 
warb; erit 1768, wo ber Oberlandbaumeiſter Erner bie Leitung des Baues 
übernahm, legte man ben Grund zu dem neuen Thurme, nachdem man fich 
erft jetzt über deſſen Anlage geeinigt hatte. Ein Streit, ob die Kirche gewölbt 
werben follte over nicht, ließ die Arbeit über ein Jahr lang ruhen. Es vergingen über: 
haupt 28 Jahre, ehe der Bau unter der Leitung des Rathsbaumeiſters Eigenwillig 
vollendet ward. Erſt zehn Jahre nad) der Regung des Thurmgrunbfteins waren 
Kiche und Thurm bis zur Höhe des Daches (mit einem Aufwand von 300,000 
Thlrn.) emporgebradit. ‚Zum Bau des Thurmes wurde am 31. Mai 1776 auf 
Anordnung des Bürgermeilter8 und bes damals zum Baue bejtellten Baubirectors, 
des Hofmaurermeijterd Bormann, von dem Rathsjeilermeifter Dir im Beijein bes 
genannten Baudirectord und des Baumeiſters Eigenwillig, des Vicegouverneurs 
und Generalmajors von Riedeſel und vieler anderer Zuſchauer, vor dem 
weinen Thore auf der Großenhainer Straße ein 1000 Ellen langes, 12 
-Sentner 61 Pfund ſchweres Aufzugsfeil gedreht. in zweites derartiges 
Seil, das im Jahre 1784 der Oberälteite der Seilerinnung Faber für ben- 
ſelben Zweck fertigte, mag 1600 Ellen und wog 142 Eentner. Am 10. und 


— — — 





*) Vergl. Dresdn. Merkw. 1766, ©. 6. 





— 69894 — 


11. November 1788 wurde der Thurm mit dem vom Rathsk 
Adolphi gefertigten Knopfe und mit dem vom SKupferichmied B 
fertigten Kreuze gejchmüdt, nachdem er ſchon im Jahre zuvor zwe 
glodengieger Augult Siegmund Weinhold gegofjene Seigerjchell 
hatte, welche am 23. December 1787, am Geburtstage des Churf 
eriten Male ſchlugen. Im November 1789 kam man mit ber 
des Thurmgerüjtes zu Stande; 1790 goß Weinhold das aus ı 
beitehende Geläute und am erjten Pfingitfeiertage (12. uni) 

4 Uhr wurde zum erjten Male damit geläutet. Im März 1791 
Taufitein aufgeftellt, den der Steinmeger Gremly nah einem E 
Profeffor Cafanova gefertigt hatte (er Fojtete 600 Thaler); die L 
von den Gebrüdern Wagner aus Schmiedefeld bei Suhla (für 12 
gebaut und am 17. Auguit 1792 an die Kircheninjpection abge 
Gehäufe dazu fertigten die Bildhauer Job. Siegmund Wolff und 
meilter Johann Michael Richter; dann wurde am 20. Octobe 
Akademiedirector Schönan der Kirche verehrte Altarbild enthüllt, 

der genannte Wolff den Rahmen gefertigt hatte; am 22. No 
felben Jahres endlich erfolgte nun die feierlihe Einweihung.*) 
. der Annenfirhe, deſſen Koſten durh einen Antheil an d 
ber obenerwähnten Yotterie, durch Collecten und durch Vorſchüſſ 
Nermögen der Sophienkirche gedecdt wurden, war dagegen bis zu 
vember 1766 bereit8 jomweit gebiehen, daß das Gebäude geho 
konnte.**) Die Leitung des Baues, wozu der Rathsbaumeijter 

Riß geliefert hatte, war dem Senator und Stabtjchreiber Yan 
tragen. Der Thurm wurde nur bis zum Hauptſims der Kirc 
und mit einem Fronton bededt, worin bis zur weiteren Aug 
Sloden angebracht wurden. Nachdem hierauf auch die innere 

und Ausihmüdung vollendet war, wurde das neue Gotteshaus an 
(20. Sonntag nad) Trinitatis) 1769 feierlichht eingeweiht. Der M 
Geijtlichfeit, die Schule und die Abgeordneten der eingepfarrten Ge 
jammelten jich hierzu früh 7 Uhr im Malerſaale, wo Superintende 
die Auszugspredigt hielt und zogen dann von bier aus unter Glodeng 
neue Kirche, wo wiederum am Ende zur Einweihung prediate.”**) & 








— 6% — 


und Waſſerkünſte im Zwinger, die in Juni (1766) wieder mit der: 
geſchmückt wurde, welche viele Jahre lang in der Herzogin Garten ı 
bie bereit erwähnte Erhöhung des Fürjtenberg’ihen Palais (I. 
zum Zwecke deu Kunſtakademie, jowie die Hinmwegräumung der 
Hauptwahe (j. S. 674) vor ber Frauenfirde. Ferner wurde : 
ang von dem dhurfürftlihen Schlojje nady dem Zwinger, ber : 
und dem Opernhaufe wieder hergejtellt, die Friedrichſtädter Allee mit 
Bänken verfehen und in Neujtadt vor dem fchwarzen Thore die 
Baugener Straße führende Allee angelegt. Auch das Luſtſchloß Pi 
1765 der bevorzugte Sommerſitz des Hofes, verjchönerte ſich unter 1 
des Adminiftrators, defien 34. Geburtstag bier am 25. Augujt 
bejonderen Tejtlichkeiten und einem glänzenden Feuerwerk gefeiert 
Der Rath, obgleich durch die ſtädtiſche Schuldenlajt und durch die Be 
welche die Bürgerjchaft über die jtädtifchen Anlagen führte, zur S 
angewiejen, war mit Heritellung der Commungebäude, mit neuer % 
ber Straßen und (1765) mit einer neuen Röhrwaifereinrichtung | 
mit deren Ausführung der Mechanikus Kirih als Wajjeriniy 
auftragt war. | 
Friedrich Augujt II. übernahm die Regierung nody einig 
vor erlangter Bolfjäßrigkeit, am 15. September jtatt am 23. Decem 
während bis zu dem leßteren Tage nur nod) die Reichsgejchäfte unt 
Namen fortgeführt wurden. Am 25. September wurde wegen des R 
antritts des Churfüriten in allen Kirchen ein Danfgebet gejprochen 
Kanonendonner das Te Deum gejungen. Der Hof war in Gala 
Churfürſt nahm von den Miniftern, Gejandten, dem Adel und jä 
Hofftaate die üblihen Beglüdwünjchungen entgegen. Dann wurde 
4. Januar 1769 den hieſigen Gejandtichaften und dem Hofe die bei 
Vermählung bes achtzehnjährigen Churfürjten mit dev jiebenze 
Prinzeſſin Maria Amalia Augujta von Pfalz: Jweibrüden befanr 
worauf nad) der üblichen Beglückwünſchungscour bei Hofe der Gabin 
Graf von Saden den Miniftern und fremden Gejandten ein 
Diner und Abends der churpfälzifche bevollmächtigte Minijter 2 


Hallberg im Hotel de Pologne ein Feſt für den hoben Adel gab, I 


— 617 — 


Dresden eingetroffen war, langte am nächſten Tage (29. Mitiags 12 Uhr) 
bie junge Churfürftin in Dresden an. Die Unorbnung der Vermählungs⸗ 
feierlichkeiten bildete in ihrer Einfachheit einen bezeichnenden Gegenjaß 
zu der Ueberfülle von Pracht und Prunk, womit, wie wir mehrfach ges 
iehen haben, frühere Ereigniſſe diefer Art gefeiert wurden, wenn auch bie 
Aufführung ber großen (ſchon im Jahre 1738 zum erjten Male gegebenen, 
an die Brühl'ſche Zeit erinnernden) Haſſe'ſchen Oper „Clemenza di Tito”, 
die Kapellmeiſter Naumann neu componirt hatte, allein einen Aufwand 
von 50,000 XThalern verurfaht haben fol. Der Einzug erfolgte ohne 
allen Prunf. In ihrem Reifewagen und in Neijekleivern, nur von einer 
Abtheilung Dragoner, von 12 vorreitenden Pojtillonen und eben fo vielen 
Jagdgehilfen geleitet, die von einem Oberforjtmeifter und einem Oberpoft- 
commifjar angeführt wurden, kam bie Churfürftin über Friedrichſtadt zum 
Seethore herein, begrüßt von dein lauten herzlichen Zurufe der Bürgerjchaft, 
ben Geläute der Glocken und hundert Kanonenihüffen. Bon dem Seethore 
bis zum Schloß waren die Feld- und Leibgarden-Regimenter der Garniſon 
aufgeftellt; vom Eingange des Schlofjes bis an die Treppe ſtand die Schweigzers 
garde, auf der Schloßtreppe jelber die Garde du Corps. Auf dem Altmarkte, 
wo von ber Scheffel: bis zur Wilspruffer-Gaffe die Schüßencompagnien und 
die Bürgerjchaft aufgeitellt waren, wurde bie Churfürftin von dem Rathe 
empfangen und der Syndicus Dr. Schröer hielt im Namen besjelben, während 
der Magen hielt, die Begrüßungsrebe, welche die Ehurfürftin mit einigen 
Worten erwiberte.e Am Scloffe wurde die hohe Braut von dem Churfüriten, 
ven Prinzen und ven oberjten Hofbeamten empfangen. Abends 6 Uhr erfolgte 
unter abermaligem Donner der Kanonen die feierliche Einfegnung durch ben 
Churfürſten von Trier, der jhon am 24. Januar in Dresden angelangt 
war. — Hierauf folgte am 4. April die feierlihe Erbhuldigung in ber 
Reſidenz von Seiten der Stände, der Collegien, der Ritterjchaft und ber 
Aemter und Städte des Meißnifchen Kreiſes, die hierzu befchieden waren — 
eine Seierlichkeit, wie fie jeit dem 15. April 1733 in Dresden nicht vorge 
fommen war.“) Schon am 20. März hatte man angefangen, ven hierzu 
nöthigen Balcon an der Treppe der Bildergalerie am Sübenhofe berzuftellen, 
während an demjelben Tage der auf’8 Nathhaus bejchievenen Bürgerfchaft 
dad für die Huldigungsfeierlichkeit zu beobachtende Reglement bekannt gemacht 
worden war. Die Feierlichfeit begann am genannten Tage früh 7 Uhr mit 
öffentlichem Gottesbienfte in der Sophienkirche, wo ber Oberhofprediger Dr. 
Hermann die Huldigungspredigt (Röm. 23, 1) hielt. Nach dem Gottesbienfte 
begaben ſich die Minijter, die Nitterfchaft, die Präfidenten und Räthe der 
Eollegien in den Propofitionsjaal des Schloffes, we der Gabinetsminifter 
und Landvoigt von Stammer, nachdem ber Churfürft auf dem Thronfeffel Platz 
genommen hatte, bie Anrede und ber Geheimrath von Thielau die Gegenrebe 
bielt und dann von den Verſammelten das Handgelöbniß geleitet wurde. 
Hierauf begab ſich der Churfürft vom Schloſſe aus nad) der Bildergalerie, 
wo die Secretarien, Erpeditioner und Dfficianten der Collegien, die cur: 
- Trftlihen Beamten aus den Memtern Dresden, Morikburg, Radeberg, 
Grüllenburg u. j. w., jowie der Dresdener Stabtrath, die Doctoren und 


*) €, Seite 581. 


— 698 — 


Advocaten, die Geijtlichfeit und die Schuldiener nebjt den Hofbe 
verjammelt waren und wo, nachdem der Ehurfürjt jich auf dem hier e 
Throne niedergelafjen hatte, abermals der Yandvoigt von Stammer d 
bielt, welche der Syndicus Dr. Echröer und im Namen der Geijtli 
Superintendent am Ende erwiderten. Schließlich Leilteten ſämmtliche 4 
Handgelöbnig und Huldigungseid. Unter dem Balcon, auf welden t 
fürit jetzt hinaus trat, harten die Bürger und Schugverwandten 
und Neujtadt, von Friedrichſtadt und den Norjtädten, jowie die Bü 
Einwohner der Aemter, Städte und Dörfer des Meißniſchen Kreijeg, 
Taufend an der Zahl, nach den Innungen und in bejter Ordnung a 
Auch an dieje hielt der Landvoigt von Stammer eine kurze Anrede, 
die geſammten Unterthanen des Schutzes und der Önade des Ch 
verjicherte. Hierauf verlas der Hofrath und geheime Referendar vor 
ben Huldigungseid und die Eidesformel, die jümmtlihe unten ver 
Unterthanen mit erhobenen Fingern nachſprachen und mit einem dr 
Hoch befräftigten.*) 

Das Negentenleben Friedrich Auguſt III iſt eines der läng 
merfwürdigiten, welche die ſächſiſche Geichichte aufzumweifen hat. M 
lihem Ernite hatte der jugendliche Fürſt die Bedeutung jeined Be 
griffen und benußte mit weifer Umjicht die Zeit des Friedens, d 
Fand während der erjten Hälfte jeiner fait jechzigjäbrigen Regierung 
freute, um die Spuren der leiten drangjalvollen Jahre vergejien zu 
neuen Wohlſtand zu erweden und zu gebeihlicher Blüthe zu füh 
bejtieg den Thron mit der Abjicht, ſein Volt nach Möglichkeit 
glüden, einem Entfchluffe, dem er unter allen Wandlungen ver 
niffe treu blieb, den er aber nicht durch Ichnelle durchgreifende 9 
jondern auf dem Wege bejonnener Prüfung verfolgte. Was er als 
wirth, al8 Gejebgeber und Reſtaurator ſeines Staates that, gejd 
aus Luft ar beitechendem Glanze oder aus Nachahmungsjucht, Toni 
er es nach reiflicher und jelbftitändiger Prüfung für gut erfannt b 
indem er, an biefem Grundfage fejthaltend, jeine landesväterliche Auf 
feit allen Zweigen der Nermwaltung und des Staatsbaushaltes wibı 
dieben der MWohlitand des Landes, Aderbau und Viehzucht, Handel 








treides, Mehles oder Brodes zunächſt bi8 Ende October bei Strafe be 
fiscation des Getreides, jowie auch der Pferde und Wagen; worauf bu 
anderes Mandat vom 10. September die Getreide-Ausfuhr bis auf 

Anordnung gänzlich verboten und allen Obrigfeiten auf’8 Strengſte anb 
ward,. Über den Getreidehandel genaue Aufficht zu führen und nament! 
im Sande umberftreifenden Aufkäufer, jomwie die gewiſſenhafte Ausf 
eines am 23. August erlaffenen, namentlich den wucheriſchen Getreide:! 
betreffenden bejonderen Mandats zu überwachen. Durh ein Mande 
5. October wurbe alle8 aus anderen Ländern oder audy aus jächliichen ! 
theilen und Städten auf die gewöhnlichen Mochenmärkte anderer Stät 
Tleden zu Waſſer und zu Lande zum Verkauf eingebrachtes Getreide, 
und Brod von allem Zoll, Geleits:, Wege:, Brüden: und Pflaſt 
jowie von ber GeneralsHandlungsaccife und der General-Acciseinnahıne 
Hierzu Fam ein der Bürgerſchaft am 12. October befannt gemachtes Ge 
welches das Branntweinbrennen aus Korn, Weizen, Gerſte, Hafeı 
apfeln und allen anderen Aderfrühten verbot, dagegen ein früber ı 
ergangene® Verbot des Kinbringens ausländischen Branntweines b 
Weiteres aufhob, aud das Branntweinbrennen aus Obſt, Honig und 
geitattete. Außerdem hatte der Churfürſt jchon im September dem Ra 
befohlen, einige tauſend Scheffel Getreide im Vorrath anzufchaffen, un! 
dem der Rath erklärt, daß hierzu fein Geld vorhanden jei, ein Dec 
Erborgung von 20 bis 30,000 Thalern erlaffen. Es wurden in dei 
5000 Scheffel auf dem Neuftäbter Rathhauſe und auf dem Gewandhar 
aufgefchüttet und den Bürgern der Scheffel mit 6 Thlrn., 1772 mit 6 
18 Gr. verfauft. Trotz diefer und anderer Vorkehrungen und nicht unbe 
ber Getreidezufuhren wurde der fortjchreitenden Noth nur in bejchränftem 
abgeholfen. Am 14. October fam ein großes mit 1600 Scheffeln 
beladenes Schiff aus Magdeburg bier an, von weldem der Schef 
5 Thalern 21 Groſchen an die Bürger und Ginwohner zu halben S 
und Viertelweife abgelaffen wurde. Im November und December wur 
fernerhin auf diefe Weife zugeführte Getreide mit 6 Thalern für den 
verfauft, joweit e8 überhaupt zum unmittelbaren Berfauf fam und ı 
bie Magazine und Provianthäufer gejchafft wurde, oder von den 








0 


ordentlihe KHauptcollecten veranjtaltet, dann aber zu Schluffe des S 
Einnahmen und Ausgaben der Armenkajje durch den Drud befannt g 
werden. Hatten jchon vorher die landesherrlihen Beiträge zur Arm 
jorgung eine wejentliche Einnahme derjelben gebildet, jo hatte jetzt der 
fürft zur Unterſtützung der neuen Anjtalt das monatliche Almoſen vom 1. 
an um ein Beträchtliche8 vermehrt und zugleich befohlen, mit einer vo 
ausgehenden feit dem 1. April begonnenen alltäglichen Spende von 2 Sd 
Roggenmehl zur VBerbadung für die Armen bis September fortzufahren. 
den außerordentlihen Sammlungen für die Armen wurde am 13. Apı 
Anfang gemacht und um veichlihere Gaben zu erlangen, bejorgten die 
glieder der Polizei-Commiſſion die Einjammlung perfönlid. Das Er 
war ein ziemlich gejegneted, denn man konnte vom 1. Mai an allwöd 
an 3500 verarınte Familien den vierten Theil eines monatlichen K 
beſtandes von ungefähr 2700 Thlrn. zu % in Brod, zu ’/; in Gelt 
theilen. Es wurden zu biefem Behufe wöchentlich ziemlih 10,000! 
Brod gebaden. Außerdem wurden anfänglich 1062, dann 1150 ve 
Kinder vom 5. bis 14. Jahre 25 Lehrern zum unentgeltlichen Inte 
übergeben und mehr als zur Hälfte wöchentlih mit 2 Pfund Brod 

jtüßt, ohne daß das ihren nothleidenden Aeltern ausgejeßte Almofen gejch 
ward. Beſondere Erwähnung verdient in Bezug auf die Unterjtüßun 
den Unterriht hülfsbedürftiger Kinder die Betheiligung der Dres 
sreimaurerlogen, die namentlid) auf Anregung des damaligen P 
Chriftian Ehregott Raſchig in Friedrichſtadt (1779 Hofprediger), mit 
tritt auswärtiger Logen, zu diefem Zwecke zunächſt auf ſechs Meonatı 
Subfeription eröffneten. Am 5. Mai wurde ferner eine ſchon am 25. 
tember 1771 erlaflene landesherrliche Verordnung erneuert, nach welche 
Diejenigen, welche bei der gegenwärtigen Theuerung den Nothleidende 
Samengetreide, Korn zur Brödung oder mit baarem Gelde zum Ge 
einfauf beifpringen wollten und ſolche Vorſchüſſe bei der Ortsobrigfei 
zeigten, aud, ihre forderungen in den Gerichtshandelsbüchern eintragen | 
bi8 Ende 1713 an des Schuldners Vermögen ein allen anderen Gläu 
vorangehendes Unterpfandrecht haben jollten. Nach der erjten Veror 
(bon 74 war dieſes Vorrecht nur ‚bis Ende 1772 ausgedehnt w 


: 4 

















E70 


bie genannten Preije überjtiegen hätte. Don fehr wohlthätigem Einfl 
währte ſich für die Stadt in diefer Zeit der Noth, wo der Wucher 
thätig war, das feit dem 1. December 1768 auf Veranlaffung und mi 
jtüßung der öfonomifchen Gefelichaft vom Stadtrath begründete Leihh 
Neuftädter Rathhauſe.“) Uebrigens Fällt in diefe Nothjahre eine der wi 
Veränderungen des ſächſiſchen Kameralweſens, die Einführung ber ſä 
Kafjenbillets, womit dem durch den Jiebenjährigen Krieg und bu 
Notbjahre entjtandenen Geldmangel abgeholfen werden ſollte. Das 

vom 6. Mai 1772 beitimmte die Summe dieſer unverzindbaren, nc 
Klafien auf 1, 2, 5, 10, 50 und 100 Thaler lautenden Kaſſenſch 
1,500,000 Thaler, zu deren Sicherheit die Pandacciseinkünfte 
wurden. Alle Kaſſen follten bei jever 2 Thaler überjteigenden Zah 
Hälfte des Betrags in folchen Zetteln anzunehmen verpflichtet jein und 
in gleihem Maße wieder ausgeben; doch jollten im Handel und War 
gleichen Zettel Niemand aufgebrungen, jondern allenfall® in der bierzı 
teten HauptauswechlelungssKkajfe, die ihren Sit in dem neuen Amth, 
ber Pirnaiſchen Gaffe erhielt, mit einem Berlujt von 31, Yroca 
baares Geld ausgewechjelt werden. Das Mandat wurde in Dresder 
September befannt gemacht und die Ausgabe der Kaſſenbillets beganı 
October. Der Widerwille aber, womit die ganze Maßregel vom Wr 
genommen wurde, ließ bie Kajjenbillets erit nach Verlauf von 20 
dem baaren Gelde gleichfommen, bis enblidy bei andauerndem Frie 
guter Staatswirtbfchaft ihr Erebit in jolher Weiſe jtieg, daß Die Au 
lungsfaffe nur mit Abzug von einen Pfennig vom Thaler baares Se 
zahlte. Den Höhepunkt feines Credits erreichte das Rapiergeld in di 
riode in den Jahren 1803 und 1804, um in den Striegsjahren 1 
1814 faft auf die Hälfte jeines Nennwerthes herabzujinfen.**) Cinige 
‚zuvor, 15. Augult (1772), waren auch die erjten ſächſiſchen Si 
pfennige im Umlauf gejeßt worden, da die ſeither gebräuchlichen 
pfennige größtentbeils heimlich aufgefammelt und in’s Ausland gejchaf 
aber ſchlechte Scheidemüngen beveingeführt worden waren, Theils 

Nachwehen der langen Kriegszeit, tbeild aber aud als unmittelbare I 
Elends und der Nabhrungslofigkeit der Jahre, bei welchen wir eben 
—W44 ae ie n ker. 3; ri - Kirn 











— 706 


Hälfte der Regierungszeit Friedrich’ Auguft’S heimſuchten. Zunächſt 
das Jahr 1784 eine ungeheure Ueberſchwemmung, welde die € 
verwüftete und unermeßlihen Schaden anrichtete.e Der Hochfluth 

ziemlich harter Winter vorangegangen, ber außerorbentlihe Unterfi 
nötig gemacht hatte, am 26. Februar trat Thauwetter ein und zr 
ipäter brach die Elbe auf und jtieg biß zum 1. März bis auf 12 ( 
300 über O an dem (1776 am 5. Pfeiler angebradhten) Elbmeſſ 
Fluth, wie jie jeit 1605 nicht dageweſen war. Der 8. Pfeiler de 
wurde fo jtarf beſchädigt, daß er einzuftürzen drohte. Seine Wiederhe 
toftete 4000 Thaler. Die Stadt Dresden berechnete überhaupt einen 
von 33,556 Thalern 2 Gr., während die Gefammtjumme bes in I 
gegend des Landes überhaupt erlittienen Schadens auf 538,743 T 
anichlagt ward.*) Der Churfürft befahl, am Charfreitage im ganze 
eine Collecte für die Beichädigten zu veranjtalten, weldye einen Ert 
36,778 Thalern gab. Außerdem gaben der Ehurfürjt für's Erſte zu 
nigen SHilfeleiftung 3973 Thaler, der Rath zur Bertheilung uni 
Hausbejiger 1777 Thlr. 21 Gr. 3 Pf., der Herzog von Sachſen 
2000 Thaler, die Dresdener Katholifen 1720 Thaler. Am 3. M 
bie Elbe wieder auf 3 Ellen berabgegangen. Die nächſte bedeuten 
brachte das Jahr 1799, wo die Elbe eine Höhe von 9, Ellen 

Seitdem gab man bei Eisfahrten zur Warnung für die Bewol 
Elbufer durh 10 von Dresden bi8 Wittenberg längs der Elbe 
jtellte Poften Signale mit Haubigen, machte auch Verjuche, jich | 
Eismaffen durch vierundzwanzigpfündige Bomben zu fprengen. € 
als Vorläufer der Drangjale des neuen Kriegs entitand im Xahre 18 
mals eine bedeutende Theuerung, die aber nad) langen Fräftigenden ; 
jahren bei weiten nicht fo ſchwer empfinden wurde wie die von 17 
obgleich der Preis des Getreides höher ſtieg als damals. Zur Ab: 
Noth wurde eine bejondere Commijjion ernannt und der Churfürſt 
jih auch diesmal, wie immer bei jolchen Gelegenheiten, durch hr 
reichliche Hilfeleiltungen aus. Er ſchickte allein nad) dem Gebirge a 
Unterftügungen an Lebensbebürfnifjen eine Baarjumme von mehr als 
Thalern und lie dabei der Amtsbauptmannichaft melden, er wol 








a8 


am Thore wieder abgeben mußten. Ihre Anzahl beitand am Ende 

bunderts ungefähr aus 900 Köpfen. Ton Wichtigkeit für das g 
eben waren die am 8. Januar 1780 erlaljenen General: Innung 
für Künjtler, Profejjionijten und Handwerker, durch welche, währe 
und Pflichten der Meijter, Gefellen und Lehrlinge either durch die | 
Statuten der einzelnen Innungen beſtimmt worden waren, die ver 
bei den Innungen und Zünften obwaltenden Mißbräude und 

Abhilfe finden und jämmtliche Innungen eine joweit als mögliı 
auf die vorhandenen Landesgejege und überhaupt auf gute Ord 
gründende Verfaſſung erhalten follten.*) ur Herjtellung eine 
Feuerpolizei auf dem Lande erfolgte am 18. Februar 1775 eine neu 
ordnung, während durd ein Generale vom 29. März 1790 

Häuſern in den Stäbten der Gebraudy der Schindel- und Strohi 
wenigen Ausnahmen unterfagt und für die Vertauſchung derjelben m 
und Scieferdädhern bei Schon ftehenden Gebäuden bejondere Begnab 
gejagt wurde. Auch für die Reſidenz verordnete ein Mandat vor 
1786 eine Beſſerung der Feuerlöſch-Anſtalten, nachdem am 21. Febr 
Jahres das Tlemming’iche, ehemal® Rutowski'ſche, Palais auf der . 
niebergebrannt war.**) Statt der jeit 1729 bejtehenden, nur auf 

Beifteuern begründeten Brandkafje, wurde zu Anfang des Jahres ° 
ihon feit 1763 in Vorichlag gewejene Brandajjecuranz für un 
Süter begründet, welcher jeder Eigenthümer nach ihm jelbjt beliebi 
die aber nicht unter der Hälfte des Werthes ſtehen und den wahr 
nicht überjteigen durfte, beitreten mußte.***) Für Dresden verbani 
ber Einrichtung der Brandverfiherungs-Anjtalt die Nummtertrung d 
mit weißen Nummern auf fhwarzen Tafeln, auf weldyen zugleid) 
lateiniſchen Buchſtaben A—D die vier verjchiedenen Wiertel ber 
zeichnet waren, während ein deutjches A dic Amtsjurisdiction andeute 
wurden im Juni (1787) zwei Feuercompagnien aus dem Inn 
der unzünftigen Bürgerfchaft errichtet, jede Compagnie zu 100 Ik 


*) Wie Seite 686 erwähnt worden ift, waren jchon 1765 die Annung: 
DAAIDETLD A LOIENGEN zur Nevidirung und Abänderung des Unjtatthaften 
worden. 








— 10 — 


(ſ. S. 694) war noch in die Regierungszeit Friedrich Auguft’3 gefi 
Ihmudlofe Waiſenhauskirche, zu deren Neubau am 30. Mai 

Grunpdftein gelegt wurde, ward am 15. October 1780 von dem € 
denten Rehkopf feierlich eingeweiht, wozu der Stabtrath, drei hieſig 
(Stadtprediger M. Mehnert, M. Burckhardt und M. Otto), ſowie! 
waijenhaus- Prediger Koch und der böhmijche Prediger M. Peter 
den Waiſenkindern, die zu diefer Feierlichfeit neu befleivet und m‘ 
und Blumenjträußen geſchmückt waren, die Lehrer der Anftalt, bi 
meilter, die Richter und Schöppen ber Pirnaifchen Vorftabt und 

Theil der Gemeinde ſich verjammelt hatten.) Am 1. Advent 
Jahres wurde auch bie über dem Pirnaiſchen Thore erbaute Yejtı 
fire durch den genannten Superintendenten eingeweiht, wobei dei 
Feltungsbaus Prediger Wolesfy eine Predigt bielt.**) Bald nachher 
Neubau der baufällig gewordenen Kohannisfirhe Der Gott 
berfelben war fchon 1784 gefchloffen und in die Waiſenhauskir 
worden; der Neubau des Kirchleins wurde aber erjt 1789 begonne 
1795 duch Eigenwillig mit einem Aufwande von 9000 Thalerı 
(ſ. S. 69). Die Sophienfirhe wurde 1772 innerlih und 
erneuert, mit einem neuen Dache und ftatt dc8 hölzernen Thores 
großen Brüdergafje zu mit einem eijernen verjehen; dann wurde 

ihr freiere Ausſicht zu geben, das hurfürftliche Hofbrauhaus abgeb 
bie Kirche mit einem fteinernen Vorhofe im Halbkreiſe eingejchloffe 
anderen Seite aber von dem prinzlichen Falais eine Mauer in ge 
bi8 zum Opernhauſe fortgeführt. ***) Am Sabre 1773 wurde au 
bem reformirten Bethauje (E. 695) befindliche Platz geebnet und 
Mauer —— welche mit den Häuſern der Kreuzgaſſe in gl 
lief. Daß der dem Blitze von jeher ausgeſetzt geweſene Sch 
(1775 und 1778) einen Blitzableiter erhielt, iſt ſchon früher erwäh 
eg war einer der erſten, die in Deutſchland angebracht wurden, ı 
dabei bemerfenswertb, daß bald nachher mehrere andere Föntgliche ı 
liche Gebäude, namentlich die Rathhäuſer, ſowie auch einzelne P 


mit Bligableitern verſehen wurden, deren man im Jahre —1805 
4 in Preäb sählte ) Sm Sabre 1802 wurbe das in 












FR 


Souterrains erhielten. Der Churfürjt war nicht nur bemüht, ſä 
Sammlungen anjehnlich zu vermehren, jondern wurde durch deren zwe 
Aufftellung in den neuen Räumen gewijjermaßen ihr zweiter Stifter, 
biefer Tempel der Kunft und Wijjenfchaft, dejjen Herſtellung einen 
aufwand von 83,000 Thalern erforderte, auch in Bezug auf die Sd 
er birgt, mit Recht feine Inſchrift (Frid. Aug. Elect. instauravit, auxit el 
trägt.*) — Auf dem Linke'ſchen Bade wurde am 22. Mai 1776 1 
erbaute Sommertbeater durch die Seiler'ſche Gejellichaft eingeweiht.‘ 
demfelben Jahre entjtand in der Nähe des Linke'ſchen Grunbdjtüces t 
ſchwimmende Elbbad, wozu ber italienijche Pageniprachlehrer Andre 
dem die Idee ausgegangen war, am 19. Mai 1785 die Concefjion erf 
Um bdiefelbe Zeit (1770—1780) entitanden auch die für das Artille 
Pontonfuhrweſen bejtimmten großen Schuppen auf der Mönchswieſe, vı 
einer noch heute vorhanden, die von dem Ingenieur-Oberſt Rehſchuhem 
Aufwande von 32,000 Thalern erbaut wurden, aber freilich nicht in Die 9 
verichönernden Bauten gehören. Dagegen erhielt Neuſtadt eine wirfli 
ſchönerung durdy eine mit Pappeln und Kajtanien bepflanzte Allee, wel 
Gouvernement von einem Thore zum andern anlegen und mit Ruhebär 
jehen ließ. Auf der Hauptallee (in Neuftabt), die jchon damals ein 
Spaziergang war, hatte 1779 ein gewijjer Bufetti eine Reſtaurationsbut 
nannte grüne Bude) angelegt. — In Friedrichſtadt ward jeit 177 
den Grafen Marcolini das ehemalige Brühl’iche Gartenpalais theils 
baut, theil8 verjchönert, und der Appellationsgerichtöpräfident und nı 
Conferenzminijter Graf von Hohenthal begründete 1797 das jogenannt 


*) Bergl. zunächſt ©. 666. — Die Inſchrift „Museum usui publico 
wurde am 14. April 1788 enthüllt. Ueber die Bereicherung und Aufitel 
Sammlungen, namentlid) der Bibliothek, die unter Friedrich) Auguft (bejond 
Erwerbung der Brühl’ihen und Bünau'ſchen Bibliotdef, j. ©. 683) beinahe 

älfte vermehrt wurde, des Antitenfabinet3 u. j. w., j. befonder3 Ebert's Gef 
öffentl. Bibliothek ea): Lipſius Bejchreibung der Antifengalerie (1798), Ei 
iiber die Borzelanfammlung: Gräße's Beichreibung der Porzellan- und Gefähf 
(1853), ©. 70 flg. — Das Münzfabinet erhielt u. a. im October 1788 einen 
lien Zuwachs durch den Ankauf der Wunderlich'ſchen und Madai'ſchen Sam 

"Mer m ne _ Ai Hohl > _ Pereährener Da 1120 —2 A nn ; 


91 I; 










— 


der Grundſtein gelegt, worauf am 31. October die feierliche Ein 
erfolgte. Der Churfürſt hatte 1500 Thaler zum Schulbau gegebe 
der Armenſchule beſtand ſeit 1786 eine Arbeitsſchule (Induſtr 
unter Obhut der Polizeicommiſſion. Das Seminar wurde (17 
42 Stellen gebradht, mit 12 churfürſtlichen und 3 ftändiichen Freijtel 
der oberiten Leitung einer bejonderen vom Kirchenratbe verorbnieten Eo 
übertragen. Es verbanfte jeine verbejjerte Einrichtung namentlich 

mühungen des Oberhofpredigers Dr. Reinhardt und feine gebeihliche Weiter 
(ung dem verdienjtoollen Dinter, welcher ihm von 1797—1807 als Dire 
itand. Zugleich |tellte jicy aber auch die Nothwendigfeit einer Ver 
der Gehalte ver Schullehrer heraus, von welchen 1799 mehr als & 
unter 80, theil3 unter 100 Thaler Einkommen hatten. Es follten t 
halte von nun an allmälig bis zu 100 Thalern erhöht werden, nacht 
vorher mehrfach auf eine derartige Gehaltsverbeſſerung Bedacht g 
worden war. So wurde 3. B. als 1793 die Einführung eines neue 
ver Leitung des Superintendenten Dr. Tittmann ummgeänderten) 8 
Geſangbuches angezeigt wurde, zugleich erflärt, daß der aus dem 
dieſes Gejangbuches entitehende Vortheil zur Erhöhung geringer ' 
und Schullehrergehalte verwendet werden jollte*) Auch auf dem neur 
wurde 1789 durch den Oberconfiftorialrath Dr. Rädler und den Rec 
in Neujtadbt eine Armen: und Induſtrieſchule (worin die Kind 
Unterricht, Brod und für ihre Arbeit, die in lache: und Mollfpinne 
Striden u. ſ. w. beitand, entjprechenden Lohn empfingen) begründet 
21. Juni feierlich eingeweiht, dann aber zur weiteren Fortführung dei 
Commiſſion übergeben.**) Diefer folgte eine ähnliche Anitalt an 
brunnen. Zur Garniſonsſſchule, die jeit 1771 duch den Sarnifo: 
Cantor Pſeilſchmidt zu einer guten Bürgerjchule entwickelt worden mx 
noch zwei bejondere Soldatenfinder-Schulen, eine fir die Garde du Eı 
dem Oberjten Graf Bellegarde (vor den Wilsdruffer Thore) erric 
andere für die Leibgrenadiergarde, die 1781 von dem Oberjten vo 
begründet wurde. Für die Katholifen wurde 1485 auf Koſten dei 
herrn im italienischen Dörfchen eine neue Hauptichule erbaut, die 

ce M— ‚s Ah SNhtmn für 50 Rinber orhffıe mine FR ( 


Fu 
























































— 716 — 


unterricht. Die neue Bürgerſchule in Neujtadt wurde am 16. Ma 
feierlich eröffnet.*) 

So war Dresden zwar nicht durch prächtige Bauwerke, nicht du 
blendenden Erjcheinungen und Zubehörungen eines glänzenden Hofleben 
unter den polniſchen Königen, jondern durch Entwidelung feines Yittlich: 
bürgerlichen, jeine® künſtleriſchen und wijjenfchaftlihen Lebens zu en 
blühendſten Städte Deutſchlands geworden, als neue Kriegsſtürme viele 
Errungenſchaften des Friedens auf lange Zeit wieder verwehten. De 
riſche Erbfolgefrieg, durch welchen Sachſen in inniger Vereinigu 
Preußen 1778 gegen Defterreich feine Ansprüche auf die buirifche A 
erbichaft geltend machte, hatte den Frieden nur auf furze ‚Zeit, ohne € 
und ohne wejentlichen Nachtheil für das Land, unterbrochen. Nachdem 
Unterhbandlungen zu feinem Ausgleich geführt hatten, wurde von P 
der Krieg eröffnet. Zu dem preußifchen Heere, das unter dem Ober 
des Prinzen Heinrich durch Sachſen nad Böhmen 309, während Fried 
jelber von Schlejien aus dort einrücdte, jtiegen 22,000 Mann Sachjen 
dem Befehle des Grafen Solms. Am 3. Juli (1778) langte der pre 
General von Möllendorf mit dem unter feinem Befehle jtehenden Er 
der Gegend von Neudorf an und empfing, nachdem er jein Hauptquar 
Vebigau genommen, einen Beſuch von der churfürjtlichen Generalität, ' 
er am andern Tage mit dem Prinzen Leopold von Braunjchweig, dem ſ 
Mürtemberg, den Generalen von Zaſtrow und von Schlieben durch den 
ßiſchen Gejandten dem Churfürften vorgeftellt wurde, der am Tage t 
Ankunft der preußifchen Truppen das Hoflager in Pillnig aufgehobeı 
und nach Dresden zurüdgefehrt war. Hierauf jah Dresden nah 3 
Jahren am 7. Juli wieder preußifhe Truppen, diesmal als Freund 
Verbündete, in jeine Mauern einziehen. Möllenvorf führte fein Corps 
bie Stadt, um ein Lager bei Plauen zu beziehen. Am nächtten Ta 
bie zur Armee des Prinzen Heinrich gehörige Artillerie über die Brücke, 
die Schloß: und Seegafle nad demjelben Lager. Der Durdizug \ 
jieben Stunden. Am Nachmittag machte Prinz Heinrich in Begleitur 
Fürſten von Anhalt:Bernburg, der Prinzen von Holjtein und von Naſſa 
einer glänzenden Suite feinen Befuch bei der churfüritlichen familie md 








u Re 


Hefien-Caffel ging am 19. October in die Gegend von Gamenz « 
wurde durch das Regiment Erbprinz von Braunſchweig erjegt. A 
November zog Prinz Heinrih in die Stadt in das zu feinem Aufı 
vorbereitete Brühl'ſche Palais, wo ihm beim Eintritt die preußiiche um! 
fürftlihe Generalität, die Minifter und der hohe Adel durch den prei 
Gefandten vorgeftellt wurden und er gegen Abend den Beſuch der | 
Anton und Marimilian empfing.- Hierauf verging fait fein Tag, oh 
das innige Einverjtändnig zwijchen dem fürjtlichen Gaſte und dem dh} 
lihen Hofe durch gegenfeitige Bejuche oder gegenjeitige Betheiligung 

veranftalteten Sejtlichkeiten und Qergnügungen bethätigt wurde. Am 7 
1779 wurde zunächſt zu Breslau ein Waffenſtillſtand abgefchloffen, ı 
am 10. März die Friedensunterhandlungen zu Teſchen folgten, an 
für Churfadhfen der Graf von Zinzendorf Theil nahm. Mittlerweile 

in der Gegend von Dresden wiederholt Mujterungen und Manöver t 
liegenden preußiihen und ſächſiſchen Truppen abgehalten, während t 
ben verfchiedenen Xheilen ber böhmijchen Grenze zurückkehrenden Trupp 
Geſchütze den bevorjtehenden Friedensabſchluß verfündeten. Die in $ 
befindlichen öjterreichifchen Geigeln waren ſchon im Januar gegen die 
ſchen ausgewechjelt worden. Am 15. Mai endlich brachte der vom 
Zingendorf als Courier abgejendete Ingenieur-Lieutenant Vogel unter 
von zwei Pojtoffizianten und begleitet von 20 blaſenden Rojtillonen di 
riht von dem namentlidy durch Vermittelung Frankreichs und Rußlaı 
13. Mai abgefchloffenen Frieden nad) Dresden, durch welchen Chu 
für feine Anjprühe 6 Millionen (innerhalb zwölf Jahre in halbj 
Terminen zahlbar) und außerdem die jtreitig geweſene Oberlehnshobe 
bie Schönburgifchen Recepherrichaften gewann.*) Die Friedensverkün 
wurde am 16. Mai durdy kirchliche Danfgebete, durch Abfingung 

Deum, wobei 124 Kanonen abgefeuert wurden, bei Hofe durch Gala, 
und Tafel und Abends durch einen glänzenden Ball gefeiert. Schon 
nächſten Tagen wurden die zur Vertheidigung der Stadt auf die Mi 
führten Gefhüße wieder in's Zeughaus zurüdgebraht. Die pre 
Truppen traten ihren Rückmarſch nad der Heimat an, und bereits ı 
Mat murben die jeitber von den Preußen beietten Bolten an den 








= Te 


worden zu jein vorgab, jo bevedete er die Gejellen jeiner Innung, ihre ‘ 
und deren Arbeit zu verlafjen, worauf dieje jih am 25. Auli auf 
— verſammelten und in die Werkſtätten zurückzukehren ſich we 
ie Geſellen mehrerer anderer Innungen ſchloſſen ſich ihnen an. Der 
commandant verhandelte mit ihnen und bemühte ſich, ſie zur Ordnung 
zubringen, und als ſie ſich nicht fügen wollten, wurden vor der Hau 
und auf dem Altmarkte Kanonen aufgefahren. Ja, man hielt es ſo 
nothwendig, am Sonnabend Abend, als der Churfürſt zur Stadt kan 
Pirnaiſchen Thore an bis ans Schloß ‚alle zwanzig Schritte einen Maı 
Gardecorps mit geladenem Piſtol und gejpanntem Sahne aufzuitelle 
Vorſichtsmaßregel, die dem Churfürſten, ohne deſſen Wiffen fie ang 
war, ſehr mißfiel. Von der zur Unterſuchung bdiejer Unruhen nieder: 
Commifjion wurde am 12. Auguft „zur richtigen Belehrung des Pub! 
im Dresdener Anzeiger „bie aftenmäßige Bewandniß des ganzen Borg 
befannt gemacht, „ba dieje Unruhen ſonder Zweifel auswärts nicht um! 
aber auch, wie es in folchen Fällen zu geihehen pflegte, von \ 
tungen und hiſtoriſchen Unrichtigfeiten nicht befreit geblieben jein w 
Das Publikum erfuhr hierdurch, außer dem angedeuteten Herga 
Sache, daB das Borgeben des gedachten Schneidergejellen in höhe: 
ſtanz unterſucht und dadurch dargethan worden jei, daß die ihm voı 
Meiſter angeblidy zugefügte Beleidigung genügend geahndet worden wäı 
Behauptung aber, als jei er von einem Rathsmitgliede beſchimpft 
nicht in der Wahrheit beruht habe; daß die Gefellen der anderen Sr 
auf vernünftige Vorſtellungen gar bald von ihrem Irrthume und zur X 
zurüdgebradht worden jeien, während gegen die Schneidergejellen erjt 
wirfjamften Zwangsmaßregeln habe verfahren werden müſſen; daß ge 
erwähnten Schneidergejellen und gegen einige andere, die einer vorz 
MWiderfeglichfeit und Verhetzung ſich jchuldig gemacht, die Unterſuchur 
geführt werde und ein Gefelle einer anderen Innung wegen abjon! 
aufrührerischer Yeußerungen nad dem Tumultmandat vom 18. Janua 
Jofort beitraft und bis auf weiteres in eine Strafanjtalt gebradyt wor 
Friedrich dev Große und Joſeph I. waren geitorben und die beiden 
Herricher, Friedrich Wilbelm IL. und Leopold IL., erfannten die Nothwe 


1 1 * Ip 

















dauerte.“) Der Kaijer begab ſich Schon um 8 Uhr nach Pillnitz zurüd und 
um 1 Uhr nad) Prag ab, während der König erit um 5 Uhr früb bie 
reife antrat und vom Churfürjten bi8 Morigburg das Geleit erhielt. A 
Monarchen ſich trennten, ergriff der König von Preußen die Hand 
seronprinzen, legte jie in die des Erzherzog und ermahnte die Prinzen 
gute Freundſchaft ihrer Väter auch nad, deren Tode fortzujeßen. Der & 
von Naffau, Graf Artois und die übrigen Gäſte blieben noch einige Ic 
Drespden.**) — Das Ergebnig der Pillniger Convention, von den Frai 
als Grund der Coalition Europa's gegen Frankreich betrachtet, entfefie 
Frankreich zuerjt alle Leidenjchaften gegen das Ausland. Friedrich 2 
erklärte fpäter ausdrücklich, an den Pillniger Berathungen, in welch 
Angelegenheiten Frankreichs verhandelt worden feien, feinen Antheil gene 
zu haben und was die von Deitereih und Preußen an ihn ergangene 
forderung anlangte, dem nach der Pillniger Zuſammenkunft (zwifchen X 
reih und Preußen) zu Berlin (7. Februar 1792) abgejchlojjenen und 
zeichneten Bünbnifje beizutreten, jo waren die zu Dresden deshalb eröj 
Unterhandlungen noch nicht geſchloſſen, al8 der Neichdtag zu Regen 
23. November 1792, den Reichskrieg gegen bie neue Republif der 
zojen bejchloß, zu welchem der Churfürft als Reichsſtand, aber ohr 
Macht gegen Frankreich aufzutreten, dem Reichsbeſchluſſe gemäß, ein drei 
und jpäter (1794) ein fünffaches Contingent jtellte. Schon im Sommer 
verfündeten die Durchzüge preußifcher Heeresabtheilungen durch Sachſe 
beginnenden Kriegsfturm. Auf dem Wege nach dem Rheine ging am 11. 
das preußifche Dragoner-Regiment von Tſchirsky durch Dresden und paı 
dabei vor dem auf dem Schloßbalcon ſtehenden Churfüriten; ihm folg 
12. das Tüfelier-Bataillon von Thadden, am 13. das Dragoner-Regimer 
Schmettau und das Infanterie-Regiment von Wolframsporf, am 1X 
Tüfelier-Bataillon Forcade und am 16. das Infanterie-Regiment Hohe 
defjen Chef, Prinz von Hohenlohe mit einigen jeiner Offiziere zur chu 
lihen Tafel gezogen wırde. Am 10. Februar 1793 rüdte die erſte Cı 
des ſächſiſchen (6000 Mann Starken) Reichscontingents unter Befeh 
GenerallieutenantS von Lindt aus, nachdem fie am Schloſſe in Para 
dem Ghurfürjten und den Prinzen vorbeigezogen war. Dann folgte 





— 723 — 


nommen, in der katholiſchen Kirche unter dem Donner von 124 Kanonen das 
Te Deum geſungen. Nachdem aber Preußen am Feldzuge des nächſten Jahres 
nur geringen Antheil genommen hatte, Schloß e8 am 5. April 1795 mit Frank⸗ 
veih ben Baſeler Separatfrievden, während die ſächſiſchen Truppen bei ber 
Fortdauer des Reichskrieges mit den Detterreichern vereinigt blieben und erft 
im September 1795, nachdem bie Franzoſen den Rhein überjchritten hatten 
und ſelbſt die inneren Provinzen Deutſchlands bedrohten, in ihr Vaterland 
zurücfehrten, aber nur, um ſchon zu Anfang des nächſten Jahres wieder nach 
dem Rheine aufzubrecyen, wo jie im Juni (1796) an dem Siege des Erz⸗ 
berzogs Karl bei Wetzlar mejentlihen Antheil hatten. Nachdem aber das 
jiegreihe VBordringen der Franzojen in Deutſchland ſchon andere Reichsftände 
zu Maffenftilitandsverträgen und Friedensſchlüſſen genöthigt Hatte, rief auch 
der Churfürſt feine Truppen zurüd und ſchloß am 13. Augujt 1796 mit der 
franzöfifchen Republik ebenfalls einen Waffenſtillſtands- und Neutralitätsvertrag, 
worauf er bei der Wiedereröffnung des Krieges zwiſchen Dejterreich und Frank: 
reich im ‚jahre 1799 mit dem ganzen nörblichen Deutfchland neutral blieb. 
Mit den unglüdlihen Ereignifjen, die jih an das jahr 1806 Fnüpfen, wo 
Sachſen wieder auf den Kriegsſchauplatz trat, beginnen wir den nädhiten Abs 
Ichnitt. Mittlerweile erfreute ſich das Land verhältnigmäßig friedlicher, Zu: 
jtände, jo wenig jie auch bei dem immer mehr jidy verbüjternden Horizonte 
Deutichlands befriedigen konnten. 

Es bleiben, ehe wir diefen Abjchnitt verlaffen, nur noch einige das 
churfürſtliche Haus betreffende Ereigniffe zu erwähnen übrig, womit wir an 
die (S. 697 erwähnte) Vermählung des Churfürften wieder anknüpfen. Es 
folgte diefer zunächſt 1774 die Vermählung der Schweiter des Ehurfürjten, 
Maria Amalia (j. ©. 618) mit dem Prinzen Karl Auguft von Pfalz: 
Zweibrüden, bem Bruder der Churfürjtin, der am 12. Februar in Drespen 
anlangte, worauf noch an demjelben Tage in der churfürjtlichen Kapelle die 
Bermählung vollzogen wurde. Am anderen Tage wurde in den Kirchen das 
Te Deum gejungen, mit allen Glocken geläutet und mit den Feſtungskanonen 
breimalige Salve gejchoffen. Die Neuvermählten verließen Dresden erjt am 
7. März, ohne daß bemerfenswerthe Feſtlichkeiten jtattgefunden hatten.“) 
Uebrigens fiel gerade in diefe Tage (25. Februar) der Tod des General: 
feldmarſchalls Chevalier de Sare, des legten ber natürlichen Söhne 
Auguſt des Starfen.**) Der lange Zug des überaus glänzenden fürſtlich— 
militairiichen Begräbniffes, wie man e8 ſeit den legten öffentlichen fürjtlichen 
Begräbniſſen in Dresden nicht gejehen hatte (vergl. 3.9. S. 513), bewegte 
ſich von des Chevalier Garten auf der Langen Gaſſe durch das Pirnaiſche 
Thor, über den Neumarkt, durch die Auguſtusſtraße, am Schloffe vorüber, 
durch den Tajchenberg, die Schloß: und Wilsdruffergajje hinab, nach Friedrich— 
jtabt auf den katholiſchen Kirchſof. Woran zog die von einem Major geführte 
Artillerie mit 12 Achtpfündern und Munitionswagen. Außer der Artillerie 
beitand das vorangehende militairiiche Geleit aus vier Schwadronen Reiterei 
und drei Bataillonen Infanterie, geführt von dem General Baudiſſin. Dieſen 


*) S. Dreadn. Merkw. 1774, ©. 13. 

++) ©. Seite 6385. Die Cbercommandantihaft der Feſtungen Dresden und Sönig- 
ftein, die er Altersſchwäche wegen niedergelegt hatte, bekleidete jeit dem 6. Februar 1770 
der Graf Baudiffin. 


46* 


= OL de 


folgten die Livreebedienten und Hausbeamten des Verftorbenen, das ſch 
verhüllte Trauerpferd und das prächtig aufgezäumte Treudenpferd, da 
geharnifchte, den Leibdegen des Verjtorbenen tragende Stallmeijter ritt. 
achtipännigen Leichenwagen, den 16 Unteroffizier, 4 Stabsoffiziere 
8 Kapitaind umgaben, folgten der Hoffourier und zwei erjte Marſchäll 
Herzog von Kurland zu Fuß mit des Chevalierd Generaladjutanten, 
Grafen von Eofel, Obrift-Lieutenant Graf Bellegarde, Graf Moszinski, Ti 
lihe Obrijten und andere Offiziere paarweife, das geheime Kriegsrathscolle 
das Kriegsgeriht und die Stabsfanzlei. Hieran fchloffen ſich wieder 
Schwadronen Reiterei und drei Bataillone Infanterie, geführt vom Ge 
lteutenant von Gersborf, ſowie eine große Anzahl herrichaftlicher Staatsiwa: 
Am 23. April 1780 ftarb auch die Churfürſtin-Mutter Maria An 
(j. S. 615 flg.), die vom 27.—29. in ihren mit rothem Sammet < 
ichlagenen Aubienzzimmer in der Tracht des Ordens der Sflavinnen öfft 
ausgejtelt war und am leßteren Tage Abends 8 Uhr in der Fathol 
Kirche beigejeßt wurbe.**) Ahr folgte am 8. September des nädhjten J 
ihr zweiter, von ihr beſonders begünjtigter Sohn Karl Marimilian.***) 
Wochen fpäter, am 29. September 1781, vermählte ſich des Churf 
zweiter Bruder, Prinz Anton, durch Procuration mit der Prinzeſſin? 
Carolina Antonia von Sardinien, wozu der Graf Marcolini im Auguft 
Qurin gereilt war. Die Prinzefjin traf am 24. October Mittags 1% 
(durch den Schäferfchlag) unter dem Donner der Kanonen in Dresder 
worauf Abends 6 Uhr die feierliche Einfegnung jtattfand. Am 25. ' 
unter abermaligem SKanenendonner in ver Fatholiihen Kirche das Te 
gefungen; am nächſten Tage war Hofball, am 27. große Oper (Naum 
Dfiris) und am 28. Ball und Souper, womit die Feltlichfeiten bejch 
wurden. Die Ehe war nur von kurzer Dauer, da die junge Prinzejlin, 
nicht 19 Sahre alt, [hon am 28. December 1782 verfchied. Dagegen w 
demfelben Jahre, 21. Juni, das churfürſtliche Paar durch die Geburt 
Prinzeſſin erfreut worden, die Nachmittagg 5 Ubr in der Hoffapelle 9 
wurde und die Namen Maria Auguſta erhielt. Das Volk begrüßte 
Ereigniß in der Rejidenz wie im ganzen Lande mit allgemeiner Theiln 
doch blieb dieſe Prinzefjin das einzige Mind, womit die lange und glü 





_ 75 — 


In Dresden wurde ber Zug, als er am 18. von Pillnig aus an der grünen 
Wieſe anlangte, mit 50, als er den Großen Garten berührte, abermals mit 
50 Kanonenjhüfjen begrüßt und als der Prinz feine Braut am Prinzenpalais 
empfing, donnerten jämmtliche Gefhüße der Feſtung. Am April 1792 ver- 
mählte jich endlich (durch Procuration) des Churfüriten jüngiter Bruder, 
Prinz Marimilian mit der Prinzefjin Carolina Maria Therejia von 
Parma, die am 9. Mai in Dresden eintraf und mit ben üblichen Teierlich- 
feiten empfangen warb.*) Ein Prinz, den am 5. April 1796 die Gemahlin 
des Prinzen Anton gebar, lebte nur wenige Stunden, einige Wochen päter 
ſtarb auch die einzige einjährige Tochter des Prinzen Anton. In demjelben 
Jahre, 16. uni, verſchied audy der Herzog von Kurland (j. S. 584), 
62 Jahre alt, nahdem ihm am 30. April feine Gemahlin vorangegangen 
war. Die Gemahlin des Prinzen Marimilian jtarb den 1. März 1804 
(ihr zu Ehren wurde am 26. Mai auf dem Gewandhauje von ber churfürjt- 
lihen Kapelle und den Sammerfängern eine von dem Cantor Chrijtian Ehre: 
gott Weinlig componirte Cantate aufgeführt). Sie war die neue Stamms 
erhalterin des Föniglihen Haufe Sachſen geworden. Der zwölfjährigen Ehe 
entiproffen drei Prinzen und vier Prinzejlinnen. Die ältejte Prinzefiin Maria 
Amalia Friederike Auguſta wurde geboren am 10. Augujt 1794; ihr folgte: 
am 27. April 1796 Prinzejjiin Maria Ferdinande (vermählt den 6. Mai 1821 
an ben Großherzog Ferdinand III. von Toscana), am 18. Mai 1797 Prinz 
Triedrih Augujt, am 1. Mai 1798 Prinz Clemens (jtarb den 4. Januar 
1822 zu Pifa), den 15. November 1799 Prinzeffin Maria Anna Carolina 
(vermählt den 28. October 1817 mit dem Erbgroßberzog Leopold von Tos⸗ 
cana), den 12. December 1801 Prinz Johann Nepomuk, den 6. December 
18053 die Prinzejjin Maria Joſepha, vermählt den 28. Auguft 1819 mit dem 
König von Spanien. 


Siebenter Abſchnitt. 


Aeunzehntes Jahrhundert. 


Oogleich Sachſen an dem 1805 zwiſchen Oeſterreich und Frank— 
reich ausgebrochnen Kriege keinen Antheil nahm, ſo litt es doch, nach⸗ 
dem es die Theuerungsverhältniſſe von 1804 kaum überwunden hatte, nicht 





*) S. Dresdn. Merkw. 1712. 





“ 

' 

— 
— 


7 


unbedeutend durch preußiiche Truppendurchmärjche, bie eine Folge jenes ! 
waren und wozu der König von Preußen die ſächſiſche Erlaubnig a 
October nachgeſucht und am 14. erhalten hatte. Auch ließ der Churfü 
preußifchen Rüjtungen, joweit fie der Behauptung der Neutralität galt 
anjchliegend, zur Dedung der Landesgrenzen ein Heer von 15,000 
mobil machen und unter General von Zezſchwitz nach der Mulde und 
aufbrechen, verjagte aber dem zwijchen Preußen und Rußland (3. No 
1805) zu Potsdam abgejchlojjenen geheimen Vertrage jeinen Beitritt, c 
der Kaifer Alerander, auf der Rüdreife von Potsdam zu feinem He 
Mähren, am 11. November perfönlih in Dresden einfprad) und dre 
bier verweilte. Che das Jahr zu Ende ging war Deutſchlands S 
durch die Schlacht bei Aufterlit und den Frieden von Preßburg entfc 
Nußland, wenn auch ohne Frieden gefchloffen zu haben, räumte das 
Deiterreich war geſchwächt, und gleichjam zur Ergänzung jenes Friedens 
zeichneten am 12. Juli 1806 ſechzehn jeitherige deutſche Neichsitäi 
Paris die Urkunde des Rheinbundes, der — nicht blos ein Er 
fremder Herrſchſucht, jondern zugleich auch die unvermeidlihe Kol: 
inneren Auflöfung der veralteten Reichsverfaſſung — gegen 9 Mi 
Deutſche der fühlichen und weitlihen Theile des Reichs von dem feit! 
Reichsverbande trennte und fie dem Protectorate und dev Gewalt des 
zöſiſchen Kaifers unterwarf. Das Deutfche Neich, eine nur nocd dem € 
nach beitehende Form, wurde am 6. Auguft 1806 thatſächlich aufgelöt, 
ber nunmehrige Erbfaijer von Oeſterreich, Franz I, vie römiſch-t 
Kaiferwürde niederlegte. Norddeutſchland, defjen mächtigjte Fürſten näd 
König von Preußen die Churfürften von Sachen und Heſſen wareı 
jest verlaffen und feinem eigenen Scidjal preisgegeben. Preupen: 
mühungen, durch einen zweiten dem Rheinbunde gegenüber jtehenden 
der norbbeutfchen Fürſten eine Bürgſchaft der Sicherheit zu begründen 
anlakten umjtändliche diplomatische Verhandlungen hinſichtlich der ge 
tigen Verhältniffe und ehe dieſe zu einen befriedigenden Ergebniſſe 
hatten, wurde Preußen durch Frankreichs Herausforderungen gezwunger 
Echmerte zu greifen, in Folge deffen auch der Churfürit von Sachſe 


2 


endlich genöthigt ſah, fein anfänglich nur zur Wahrung der Neutralit 








— 728 — 


Hofes, da Napoleon erklärt hatte, er würde, wenn der Churfürſt D 
verließe, dies als ein Zeichen perſönlicher Feindſchaft anſehen. P 
konnte Sachſen nicht mehr ſchützen, der Feind war bereits in das He 
Landes eingedrungen, was ſchien daher dem bedrängten Churfürſten, w 
ſein Gebiet nicht den ärgſten Feindſeligkeiten preisgeben wollte, anderes 
zu bleiben, als die dargebotene Hand des Siegers anzunehmen. Die 

ſich verbreitende Nachricht, daß der Churfürjt nicht abreije, verwande 
ängftliche Aufregung des Volkes in allgemeinen Jubel. Aber }o unge: 
zögernd der Churfürft jich anfänglich den preußijchen Unternehmungen 
ſchloſſen Haben mochte, eben fo ſchwer ſchien es ihm jeßt zu werden, be 
bündeten im Unglüde zu verlafjen. Erjt als aud) noch der Major von 
mann mit der Erklärung Napoleon's erjchienen war, daß wenn bie ſäck 
Truppen nicht augenblidlih von den Preußen abgerufen würden, das 
feindfelig behandelt werden würde, erfolgte der Befehl zum Rüdzuge u 
Major von Fund ging mit der Nachricht hiervon in das kaiſerliche 
quartier na) Halle ab. Napoleon befahl hierauf, alle Feindſeligkeiten 
zuftellen, erfannte Sachſens Neutralität an und erklärte jih zum F 
bereit, wenn ber Churfürft zum Rheinbunde treten würde. Ein hurfürj 
Patent vom 24. October berubigte das Volk durch die Bekannmachung 
feine weiteren Teindfeligfeiten zu beforgen wären, während Berthier, un 
Lande den Schuß neutralen Gebietes zu jichern, überall Tafeln mit de 
Schrift „Territoire de Saxe pays neutre“ errichten ließ. ber troß diejer 
Itandenen Neutralität blieb es dem Lande nicht eripart, des Kaiſers C 
zu fühlen. Es wurde mit einer Gontribution von 27 Millionen 5 
belegt und zur Bertbeilung und Erhebung dieſer und der höchſt drüc 
Requifitionen in vier Arrondiffements getheilt, in deren Hauptſtädten Di 
Leipzig, Naumburg und Wittenberg franzöfiihe Intendanten angeftellt w 
die von dem General-Intendanten aller eroberten Länder, den Grafen 
in Berlin abhängig waren.*) inige ſächſiſche Städte, wie Dresder 
Leipzig erhielten franzöjiihe Beſatzung und franzöſiſche Commandanten. 
Dresden erſchien als folder am 24. October der Faijerliche Obrijtlieu 
und Kammerherr Thiard und lieg am nächſten Tag, nachdem 10,000 | 
Batern don der Divijion des Generallieutenants Deroy und unter Bere 


— 16 — 


nun an die Machen der Stadt wie an den Thoren und Schlägen, ein 
welchem ſich alle Bürger, gleichviel ob angejeffen oder nicht, perjönlid 
ziehen mußten, obgleich von Zeit zu Zeit einzelne Abtheilungen ber 
gebliebenen Sadjen, die in der Folge ein Lager bei Gorbitz bezogen 
Stadt einrüdten und in Gemeinſchaft mit den Bürgern den War 
Patrouillen⸗Dienſt verfahen. Schon am 18. April bildete ſich eine 
Bürger-Gensdarmerie von 100 Mann, an deren Spitze ber $ 
Scheffel ftand und die während der Nacht in der Stadt und vor ben 
den Matrouillen-Dienft verfah. Einige Tage fpäter trat die Kaufme 
mit den Innungen der Chirurgen und ber Gold: und Silberarbeiter 3 
befonderen Corps zujammen, das in einer aus blauen Fracks, weißer 
und granen Beinfleidvern beftehenden Uniform die Hauptwache bezog 
bem ſich am 21. Mai ein von ber Bogenjchügengejellichaft gebildetes 
gleicher Weiſe uniformirtes Corps verband. Diejes vereinigte Corps (24 
bildete mit den Scheibenihüßen den Kern der nachherigen Nation« 
und bezog am erjten Pfingitfeiertage mit militärijcher Muſik die Wad 
Mitten in dieſer Friegeriihen Aufregung prangte am 30. April d 
in feitliher Beleuchtung, zur eier des don Napoleon bei Rohr ir 
erfochtenen Sieges, der am Vormittag auf föniglichen Befehl d 
Te Deum in der katholiſchen Kirche und durch eine dreimalige ©: 
gerade in Dresden befindlihen Militairs gefeiert worden war. Be 
her verbreitete ji) die Nachricht von der Annäherung der von dem 
Herzog Friedrih Wilden von Braunſchweig-Oels (mit e 
Hilfsgeldern) in Böhmen geworbenen Freiſchaar. Der Verſuch d 
ſchaarenführers Schill, die ſächſiſche Feſtung Wittenberg zu übe 
Ku Mai), wo ſich die aus Dresden dorthin in Sicherheit gebrachten 
fajfen und das Hauptdepot der Jächfiichen Artillerie befanden, w 
(ungen; der von Böhmen her gegen bie Hauptitabt des Landes unter 
Stich ſollte erfolgreicher fein. Bei feinem eriten Eindringen in 
wurde der Herzog von Braunfchweig (21. Mai) durch ein Fleines f 
Corps bei Zittau zurückgewieſen, und jchon glaubte jich die Reſidenz dun 
* Nähe — ar —— gegen weitere errezee 
| hi ATI CT . u. | 





der weitpbälifche General d'Albignac und jpäter der holländiſche 
Gratien mit den bis dahin zurüdgemwichenen Sachſen unter Thielmar 
nöthigte die Delterreicher, ji aus der Gegend von Leipzig nach Dres 
rüdzuziehen. Am 28. Juni wurden einige Magen verwundeter Oeſte 
in Dresden eingebracht, aber ſchon am nächſten Tage z0g Fürſt Lobkor 
bier wieder ab; General am Ende nahm jeinen Marih nad) Böhm 
der Herzog von Braunſchweig nah Chemnig zu. Dresden war ohne 
wieder von den Oeſterreichern befreit und die Wachen der Stadt ı 
Thore wurden wieber von der Bürgerichaft bezogen. Während am Pe 
des 30. Juni die letzten Defterreicher, die bei dem Großen Garten bive 
hatten, weiter nad) Pirna zu abzogen, jah man wenige Stunden ſpäter jc 
eriten Sachſen; am Nachmittag kamen die eriten Neiterpatrouillen 
Stadt und Abends von 9 Uhr an rüdten die die Vorhut bildenden \ 
unter Thielmann ein, zu deren Empfang bier und da die Häufer ill 
wurden. Am folgenden Tage (1. Juli) früh 9 Uhr ertönte das Gelän 
Gloden zum Empfange des Könige Jerome von Weſtphalen, der üı 
tiger Uniform an der Spiße jeiner jtattlichen Grenadiere in die Stadt ein 
im Brübl’Ichen Palais abitieg; die ihm folgenden weitphäliichen, bergifc 
holländischen Truppen, die in der Stadt und in den Vorſtädten eing 
wurden, beliefen ſich auf ungefähr 10,000 Mann. Am 2. Auli börte 
die Meſſe in der katholiſchen Hofkirche und am folgenden Tage hielt 

dem PBalaispla große Mujterung. Aber ſchon am +. war die Stal 
Neue von allen Truppen entblößt, jo dag die Bürger wieder alle Wac 
bejegen mußten. Thielmann war mit den Sachſen den zurüdgehendei 
reihern nad) Böhmen hin gefolgt und Jerome batte jich mit den 

Truppen nad dem Erzgebirge gegen den Herzog von Braunfchweig gı 
Zwar rüdten am 6. Juli wieder einige hundert Mann jächjiiche Ar 
und 80 Mann Artillerie mit 2 Kanonen in die Stadt und bejeßten di 
wachen, zogen aber jhon am 13., jene Wachen wiederum den $ 
überlafjend, wieder ab, denn General am Ende war zum zweiter 
vor Drespen angelangt. Am 14. war Dresden wieder von öjterre 
Militair beſetzt und Fürſt Lobkowitz (mit 3000 Mann Landwehr) me 
mals Commandant der Stadt. Die Oeſterreicher ſchienen ſich diesm 





— 740 — 


Sicherheit des Eigenthums u. ſ. w. mitzuwirken und nöthigen Fall 
Stadt gegen äußere Feinde zu vertheidigen, jedoch ohne verbunde 
ſich gegen einen Feind außerhalb der Stadt verwenden zu laſſen. 
nach dieſer Beſtätigung ernannte der König den Bürgermeiſter Dr. $ 
Hofrath und verlieh den acht Vierteldmeijtern ver Alt: und Neujtabt 
Zinde, Wejtmann, Adolph, Leonhardt, Hüttig, Voigt und Greifenh 
Hoffactor Scheffel (j. oben) die goldene Verdienſtmedaille. Bei eir 
Nationalgarden = Parade, die am Mittag des 19. Octobers jtattfar 
auch den Gardijten und Gensdarmen der Eid der Treue abgenomm 
war dies der freudig begrüßte Fag, wo der am 14. zu Mien zwi 
poleon und dem Kaifer von Defterreih abgeſchloſſene Friede 
Donner ber Feſtungsgeſchütze verfündigt wurde. Die franzöfijchen 
giſchen Truppen, bie jeither in und um Dresden gejtanden hatteı 
hierauf ab und am 22. October wurde zur Feier dieſes Friedens 
Gemährleijtung einer langen Friedenszeit in jich zu tragen ſchien 
Kirchen der Stadt unter Glodengeläute und SKanonendonner G 
abgehalten. Nachmittags donnerten die Geſchütze auf's Neue, als bei 
lichen Tafel der König die Gejundheit des Kaifers von Frankreich 
ber franzöfiiche Gejandte am ſächſiſchen Hofe, Bourgoing, die Geju 
föniglichen Familie ausbrachte. ALS hierauf am 29. die ganze Ste 
glänzend erleuchtet war, prangte am Cingange des Schloßthores ein 
die wie der Triumphbogen bes Jahres 1807 die Inſchrift: .‚Napole 
pacificatori® -— trug. Bald nach dieſer Friedensfeier — 1. Novemb: 
der König, von Napoleon wiederholt eingeladen, jeine Reiſe nad 
an, wo er am 13. anlangte und unter den dort verjannnelten ;yürfte 
Erfurt, vom Kaifer abermald mit bejonderer Auszeichnung empfangen 
handelt wurde, Seine Rückkehr erfolgte an jeinem Geburtstage, 
cember, Abends gegen 9 Uhr. Die Bürger-Gensdarmerie war 
diesmal eine Strede weit entgegen geritten und geleitete ihn in die £ 
ihn das Geläute der Sloden und 100 Kanonenſchüſſe begrüften. 
erleuchteten Straßen, durch welche der Zug ging, batte das Militän 
Bürgergarde eine Doppelreibe gebildet; auf der Brüde brannten K 
umd nachdem der Köntg im Schloſſe angelangt war, zogen die SA 








—— 


kleidet und zu dieſem Zwecke der Knopf, „darin keine ſchriftliche ot 
Nachricht zu finden geweſen,“ am 1. Auguſt abgenommen und, ı 
Schrift verfehen am 12. wieder aufgejeßt worden jei. In einigen 
feiten, wahrjcheinlich zu Gefängiiffen benukten Gewölben ver Feſt 
an diefem Thore, fand man Haken, Ringe und andere Gegenjtände, 
für Folterwerkzeuge hielt und die wahrfcheinlich die Sage erwedten, 
wie e8 einft von den Gemwölben der Junafernbaitei hieß, ein geheim: 
gehalten worben fei. In Neuſtadt erjtredte ſich die Abtragung t 
und Pallifaden » Vermahung vom jchwarzen Thore Bis zur Elb 
ſchwarze Thor felber, das erit 1802—1803 bei der Miederherjtellung 
jtäbter Feitungswerfe mit einem Koftenaufwande von 17,000 Thale 
Leitung des Ingenieur-OÖberiten von Haaks) eine neue Geitalt 
hatte, begann man im November des folgenden Jahres (1812) abzı 
Auch mit Abtragung der Altftädter Feſtungswerke (wie am Wilsdruff 
an der Stadtmauer der Breitengajfe, an der Baltion Mars vor I 
naifhen Thore) wurde im Jahre 1812 fortgefahren. 

Die Friedenszeit, die dem Wiener Vertrage folgte, barg in ihren 
nichts weniger als die Möglichkeit einer fejten Begründung des 
Napoleon ftand auf dem Gipfel feiner Macht und je jchwerer de 
und materielle Drud, womit fein eijerner Wille dieſe Macht zu 
juchte, empfunden ward, bejto Fräftiger entwickelte und rüjtete jich ir 
das allgemeine Miderjtreben gegen biefe Gewalt und zugleich das ji 
Nertrauen auf eine Entjcheidung, bie endlich Napoleon durch feinen ve! 
vollen Feldzug nach Rußland felber bejchleunigte.e Auch in Sad 
überall, wo der Wille des übermächtigen Kaijers jeinen Einfluß übe 
empfand man die volle Strenge des geijtigen Drudes, womit durd 
franzöſiſche Aufjiht und damit in Verbindung jtehende, das Gen 
Bücherweien betreffende Mandate das mündliche, gejchriebene und 
ort überwacht wurde.*) Eine ähnliche Benacdhtheiligung lajtete 
materiellen Leben. Induſtrie und Handel waren durd die Seejperre 
Gontinentalfyftem, wodurch nah Napoleon’s Plane zunächſt Eng 
aller Verbindung mit den europäiichen Feſtlande ausgeſchloſſen und ſei 
unterbrüct werben jollte, jo aut wie vernichtet. Selbit die vor de 





in Dresden eintraf und am 15. weiter ging.*) Um dieſelbe Zeit folgt 
wieder die Durchmärjche franzöfiicher und Nheinbunds- Truppen durch 
Stadt; jie begannen am 11. März mir 14,000 Mann Baiern unter € 
Graf Wrede; diejen folgten am 29. März eine Infanterie: Divijii 
4. franzöjiihen Armeecorps, ungefähr 12,000 Mann unter dem Herzo 
Abrantes, am 8. April vier franzöſiſche Savallerie-Regimenter, am 10 
5000 Mann italienische Fußgarde, am 19. April eine polnijche 1 
Nobelgarde, am 23. April zwei Regimenter franzöjiiher Garde un 
Regiment holländiſcher Garde unter dem Herzoge von Iſtrien und verſe 
‚andere Truppen, die größtentbeil® einige Tage hier Quartier nahmen 
wurde für den Mann für Quartier und Beföjtigung eine Vergütur 
8 Groſchen ausgejegt. Ende März war die ſächſiſche Armee aus der 
nah Polen aufgebroben. Napoleon verlief am 6. Mai St. Ele 
wie der Moniteur fagte, um die Weichjelarmee zu mujtern — und € 
auf feiner Reife zur großen Armee am 16. Mai Dresden, wo er, u 
von den Mächtigſten jeiner Verbündeten, ji noch eimmal in dem 
Glanze jeiner Macht und jeines Glückes jonnte. König Friedrich 

und Gemahlin waren dem Kaijer, der von jeiner Gemahlin Maria 
begleitet war, Tags zuvor bis Freiberg entgegen gereiſt und in der Na 
11 Uhr (16.) verfündeten Kanonendonner und Glocdengeläute Napı 
Ankunft. Das eben in Dresden befindliche franzöjiihe Militär hatte ı 
Garnijon und der Bürgergarde vom Freiberger Schlage bis zum S 
eine Doppelreihe gebildet, durch welche der Kaiſer mit jeinem überaus gi 
den Gefolge feinen Einzug hielt. Sein Gefolge beſtand aus 46 Per 
darunter befanden ſich Alexander Bertbier, Fürſt von Neufchatel, der < 
jecretär Maret, Herzog von Bajjano, Beſſieres, Herzog von Xltrien, - 
Herzog von Friaul, Caulincourt, Herzog von Nicenza, Graf Daru, be 
biſchof von Meceln de Pradt, Graf Montesquiou, die Oeneraladjı 
Graf Yobau und Graf Durosnel u. a. m. Das Gefolge der Kaiſerin 
nicht weniger als 177 Perjonen. Der Glanz, womit die franzöſiſchen 
mit den prächtigen Uniformen der Marjchälle und Großwürdenträge 
golpjtrogenden Yivreen und Equipagen Dresdens Straßen erfüllten, war 
während im Junebmen. Am eriten Prinajtfeiertage, den IT. Mai, wo 








ee 


nad Königftein unternommen hatten. Die Kaiſerin von Frankreich v 
Dresden erft am 4. Juni, nachdem jie Tharand, Königſtein, Pillnitz 
andere Punkte bejucht hatte. An demſelben Tage reiſte auch die Königin 
Meitpbalen nad Kaſſel zurüd. — Es war ein geräufch- und prunf 
Pfingitfeft, das der mächtige Kaijer, neuer großartiger Nlane voll und 
Siege gewiß, in Dresdens Mauern verlebt hatte, ein wunderbar prahleı 
Anfang jener blutigen vernichtenden Creigniffe, die ihn jieben Monate 

auf einem einjamen Schlitten wiederum durch unfere Stadt nach feinem 
zurüctrieben! Nach Dresden hatte der von ihm in das Lager Aleraı 
nad) Wilna abgejendete alte Graf von Narbonne die Nachricht gebracht 
Alerander den verjuchten Unterhandlungen nicht zugänglich geweſen jei. 
22. uni erfolgte Napoleon’8 Kriegserflärung gegen Rußland un 
folgenden Tage fetten ſich ſeine ungeheuren Heeresmaſſen in Bewegun 
jenſeit des Niemen und der Weichſel ihr Grab zu erobern. — Nach I 
Schweigen über die Erfolge des begonnenen Feldzuges verlautete die . 
von dem Siege an der Moskwa. Der Dresdener Rath erlieg am 25. 
tember folgende Befanntmadhung: „Da auf allerhödhlten Befehl Sr. I 
Majeſtät u. ſ. w. zur eier der bisherigen glorreichen Kortichritte der 
lih franzoͤſiſchen und allüürten Waffen und injonverheit de8 am «. 

Monats an der Mostwa über das rufjische Heer erfochtenen entſcheit 
Sieges, auf bevorftehenden Sonntag den 27. d. M. die ganze hiejige 

erleuchtet werben ſoll, jo wird folches den hiefigen Bürgern und Einwı 
zur Nachachtung andurch befannt gemacht, und haben die Hausbeſitzer 

wärtige Bekanntmachung bei ihren Miethsleuten herumzugeben.“ — 
während man am 27. diefen Sieg durdy Te Deum und Kanonendonner 

und Abends mit Crleuhtung der Stadt dem Föniglichen Befehle na 
war in Moskau's Flammen Napoleon’s Glücksſonne bereits unterge: 
und das euerzeichen zur allgemeineren Erhebung gegen ihn emporge 
Nach der Siegesfeier am 27. September fchien plöglich alle weitere Ic 
vom Kriegsichauplage verjtummt zu jein; zwar ſchlichen dunfle Gerüch 
großen verhängnigvollen Ereigniffen durch's Yand, aber e8 vergingen V 
ehe fie beftätigt wurden. Da hielt in der Nacht des 14. December 

3 Uhr) vor dem Hotel des franzöfiichen Gejandten, Baron de Ser 


— 








— 750 — 


Stadt umd jeine Anerdnungen ließen erfennen, daß er Dresten zum 
punft feiner Tperationen gegen ten nachdringenden Feind machen 
ſchnell als möglich wieder in Vertheidigungszuſtand ſetzen mwellte. 

Aber die nach den Ereigniſſen in Rußland lauter gewordene Sti 
aller Deutſchen hatte natürlicher Weiſe auch in Dresden ihren Rierert 
funden und die Franzoſen mußten bald nach ihrem Einzuge manche Bittere 
gebung diefer Stimmung erfahren. Dann hatten tie Bewohner ver Er 
befonderer Beruhigung an die jeither fortgejegte Abtragung der ;yeitun: 
die Hoffnung geknüpft, daß der Stadt in Zukunft die Gefahr einer neu 
ah oder Belagerung erjpart bleiben würde. lim je größer war ds 
Mikftimmung, als man aus den angeordneten Vorbereitungen erkannte, | 
Stadt zum Opfer einer, bei dem Mangel an binreichenden Truppen o 
haltlofen Bertheidigung auserforen jei. Dieſe Mipftimmung ſteigerte vi 
in den Nachmittagsſtunden desfelben Tages befannt wurde, daß der fran: 
Oberbefehlshaber die Abficht habe, einen Teiler ver Elbbrücke untern 
und im Notbfalle fprengen zu lajjen — eine Mapregel, die, um dem 
bringenden Feinde den Elbübergang zu erjchweren, allerdingd von auge 
lichem militärifchen Vortheil jein mochte, aber bei dem Schaden, weld 
Stabt dadurch zugefügt wurde, bei ber Leichtigkeit, womit der Feind, n 
bald ergab, andere Hilfsmittel zum Uebergange gewinnen fonnte, und bi 
Mangel an genügenden Truppen zur Verhinderung eines Uebergangsver 
dem Volke eben fo rüdjichtslos als ungerechtfertigt erjchien.*) A 
jammelten fit um bie Arbeiter auf der Brüde, die auf dem vierten 
bes Altſtädter Ufers mit Aufreiken bes Pflafters und dem Anfang der I 
arbeit befchäftigt waren, neugierige murrende Volfshaufen. Hatten r 
noch gezmweifelt, daß es wirklich auf eine Zerjtörung der Brüde abgejeh: 
und vermuthet, daß man vielleicht nur die Abſicht habe, die Brüde dur 
Pfahlwerk und eine Stüdbettung zu fhügen, jo mußte diefer Zweifel ſchw 
als man bemerfte, daß bereit der Anfang gemacht wurde, die Eranfen 
daten aus den Lazarethen ber Neuftadt nach der Altitadt zu ſchaffen, wi 
beabjichtigte Trennung ber beiden engverbundenen Stadttheile deutlich 
erfennen lich. Am andern Morgen entjtand auf der Brücke, wo Jich abe 
zablreiche Jufchaner verfammelt batten, zwiſchen einem betrunfenen franzöi 


a 
— 





— 5 — 


während die ganze Nacht hindurch ſtarke Reiterpatrouillen durch die © 
zogen. Auch ein großer Theil der franzdjifchen Beſatzung der Neujto 
es ruhig geblieben war, blieb auf der Straße gelagert. Obgleich diefe 7 
die Anwendung militärifher Strenge gleichſam herausgefordert hatten, 
doch von Seiten der NRubeltifter von den Waffen Fein ernftliher G 
gemacht, nicht einmal ein Gewehr abgefeuert worden. Dan verbanl 
der Eugen Mäßigung des Grafen Reynier, der ſich als Befehlshab 
jiebenten Armeecorps auch die Liebe und Verehrung ber unter feinem : 
jtehenden Sachſen erworben hatte, jo daß man jelbjt gemeine jächjiich 
daten laut ihr Mißfallen über die ihm an dieſem Tage widerfahren 
leidigungen äußern hörte, die er, wie jie fagten, um die Sachſen nic 
bient hätte. Am andern Morgen erjchien bei ihm eine Deputation bes 
und der Bürgerfchaft, um ihm ihr Bedauern über die Vorfälle des 
Tages zu erkennen zu geben. Er forderte nur, daß die Rädelsführ' 
dem (Sejebe beitraft würden, damit er nicht nöthig habe, deshalb eine X 
Commiſſion niederzujegen, und der Rath ließ dem zufolge wirklich ſck 
nächſten Tage die Nerhafteten auf den Königftein in Verwahrung bring 
wo fie allerdings ſchon im nächſten Monat auf Blücher's Veranlafjung 
entlaffen wurden. Am Tage nach dem Aufitande erlieg die Immediat-Com 
eine Befanntmachung, worin fie die Bewohner der Stadt erinnerte, „welche 
der König bei jeiner Abreije jeine getreuen Unterthanen ermahnt habe 
ruhiges ordnungsmäßiges Verhalten ven alten Ruf des ſächſiſchen Vo 
behaupten,” ferner auf das QTumultmandat vom 18. Januar 1791 v 
wovon ein Auszug beigefügt war, und jchließlich den Einwohnern zu b 
gab, daß „die auf der Brüde und ſonſt zur Sicherung der Stadt gege 
‚feindlichen Ueberfall getroffenen Veranitaltungen” nur im höchſten N 
zur Ausführung kommen jollten, und da weitere Störungen der öffeı 
Ruhe die traurigiten Folgen für das Mohl der Stadt baben Fünnten. 
der Rath ermahnte durdy einen Anjchlag von deinjelben Tage feine Mit 
„durch voreilige Aengftlichkeit in diefem verhängnißvollen Zeitpunfte n 
Bedrängniffe zu vermehren, ſondern mit ber den friedlichen Bürger ef 
Rube und Faſſung dem entgegen zu jeben, was die Vorſehung bei 
babe und menichlicher Wille micht au ändern vermöge,“ und in dieſ 








— 54 — 


pojten (auf dem rechten Elbufer) pajjiren wollte, mit einem von dem 
bureau (Altmarkt, im Breitenbauch'ſchen Hauje) auszujtellenden und 
franzöjischen Generaljtabshef Baron Grejjot (im Hotel de Pologne) 
Par, eben fo jeder hiefige Einwohner, der die Vorpoſten pafliren w 
einer auf gleiche Weije vilirten Ausgangskarte verjehen jein müßte.*) 
Nah Davouſt's Ankunft wurden alle Bertheidigungs-Anjt 
Neuſtadt und auf der Brücde mit neuem Eifer fortgefeßt. Die fr 
Norpoftenkette wurde von Neudorf bis zum weißen Hirſch ausged: 
ſchon geriethen am Mittag des 14. März 800 Mann Franzoſen un 
ſächſiſche Neiterei, die auf der Königsbrüder Straße vorgerüdt waren, 
Ruſſen in ein ernitliches Gefecht, das bis 4 Uhr dauerte und nad) 
mehrere verwundete Franzoſen und Sachſen in die Stadt gebracht 
Neugierige Einwohner ‚hatten ſich bei diefer Gelegenheit dreijt bis 
den Kampfplatz gewagt, und am anderen Tage erichien eine Bekannt 
des Inhalts, daß bis auf weitere Ordre alle Communication mit ber 
bes rechten Elbuferd aufgehoben jei und am allerwenigjten jich Jen 
an die Vorpoſten hinaus wagen follte, um nicht ale Feind ange 
werden; übrigens aber ſollte jeder Einwohner auf den eriten Kanoı 
der auf dem rechten Ufer fiele, Jich jofort nach Haufe begeben.**), D 
zeigte jich immer zahlreicher und die Vorpojtengefechte mehrten jich. 
Neuftadt und auf dem neuen Anbau wurde die Rage der Bewohne 
bedenklicher; manche derſelben beeilten ſich daher, ihre bejte Habe nad 
zu ſchaffen. Die Neuftädter Thore wurden verfchanzt und auf's Re 
Geſchütze gededt. Sechzehn Geſchütze fuhr man auf den Zwingerwal 
andere auf den Brühl’ihen Garten und in das Eleine Gehege, wo ' 
gebotenen Landleuten unter franzöfiicher Leitung eine Verſchanzung a; 
wurde. Zur Unterjtüßung der auf der Brücke arbeitenden Sappeuı 
30 Bergleute aus dem Plauen'ſchen Grunde berbeigezogen worden. € 
hier Tag und Nacht gearbeitet und am 17. März waren die Minen 
vollendet, die am 18. geladen und verbämmt wurden. Mit Schredi 
nun die Vorübergebenden die mit Pulver gefüllten Leitungsjchläuche 
verdedten Minen bervorbliden. Inzwiſchen wurden alle Kranfen un! 
fihe no in Neuſtadt befindlichen Munitionsvorrätbe nach Altitapt 
Ei“ | 7 — 7. Ar Mubennnlen sinnsınns oo _ MW 


— 6 


Torgau hin keine Uebergangspunkte der beiden Ufer mehr; das Land 
zwei Hälften getheilt, wovon ſich die eine im Beſitze der Verbünde 
andere noch in der Gewalt der Franzoſen befand. Zwar blieb die? 
vor der Hand noch von den erwähnten ſächſiſchen Schüßen beſetzt, doc 
biejelben Befehl, bei einem erniten Angriffe ver Ruſſen ibre Poſten 
laſſen und in den nod am rechten Ufer liegenden Kähnen nad Altita 
zujegen. Davouft verließ alsbald nad, erfolgter Sprengung der Br 
Stabt und folgte jeinen über Friedrichſtadt nach Meißen u. j. w. abzi 
Heerhaufen. Die in Drespen zurücgebliebenen Streitkräfte, über mel 
eneral Durutte den Oberbefehl übernahm, beitanden bierauf nur n 
einigen Bataillonen Franzojen mit einer Batterie, einem Würzburgiſch 
fanterie-Bataillon und einiger bairijcher Reiterei, ungefähr 3000 Mar 
außerdem aus den Sachſen unter General Lecoq, ungefähr 1760 Mi 
72 Offizieren und gegen 400 Pferden.*) Zwinger und Terrajje wurd 
Neue mit Gefhügen befebt, währenn man über der Brüdenkfluft auf dem 
der Altitäbter Seite einen Erdwall aufführte und bdenjelben zur Belt 
bes jenjeitigen Brüdeneinganges ebenfall® mit einem Geſchütze beſetzte. 
eriten Morgenjtunden bes nächſten Tages (20.) wurde in Neuftaht 
geſchoſſen. Die Koſaken ſchwärmten auf ihren flinfen Pferden bie 
die Neuſtädter Verichanzungen, wo die ſächſiſchen Schützen auf fie Feue 
und bis an die Elbe ober: und unterhalb der Stadt. Sie waren 
Bewohner Gegenftand allgemeiner Neugier, es fehlte daher, jelbit als r 
von beiden Ufern zu beſchießen begann, nicht an Zuſchauern, von wel 
diefev Gelegenheit zwei verwundet wurden. Kine Bekanntmachung, 
Rath an dieſem Tage auf ausprüdlichen Befehl des Interims-Commo 
General Durutte erließ, ermahnte die Bewohner der Altitant und d 
jtäbte jich ruhig in ihren Wohnungen zu halten, wofern der Feind es 
jih zu nähern und bie Poſten auf dem linfen Glbufer zu beunrubige 
gleich ward ihnen angedeutet, daß Diejenigen für Spione angejehen 
würden, welche die auf irgend einem Punkte verfammelten Truppen 
ichleichen fich unterfangen würden, und daß dieje bereits beordert mwäreı 
zu geben, wenn zujammengetretene Volkshaufen nicht auf das erſte Zei 
seritreuen würden.) Mean erkennt aus dieſen Bereblen die nah D 





— 


ſchwerfällig der andringenden Macht Napoleon's entgegen. Eine un 
Einquartierungslaſt und andere erſchöpfende Leiſtungen, waren 

Tribut, welchen das erſchöpfte Land zu dem Entſcheidungskampft 
mußte, zu deſſen blutigem Schauplatze es auserkoren war. Kaum 

Franzoſen befreit, ſah ſich Dresden, wo jetzt der ruſſiſche Oberſt von He 
Commandant war, wochenlang von ununterbrochenen Durchzügen üb 
die außergewöhnliche Maßregeln erforderten und ben Einwohnern j 
erſchwingliche Opfer auferlegten. — Zunächſt machte der Rath am 3 
eriten Einrüdens der Ruſſen in Altſtadt (27.) allen Hausbejigern 

daß alle Stuben und Behältniffe, wo fremde Truppen einquartiert 

wären, ſofort mit dem in allen Apotbefen gegen die anltedenden D: 
babenden Räuchermittel ausgeräuchert werden müßten, ſowie daß ſich 
mann bei breitägiger Gefängnißitrafe der Erfaufung alter Kleidungs| 
enthalten habe. ine andere Befanntmachung des Rathes von vemfelb 
beitimmte das Maaß der an bie einquartierten Ruffen zu verabre 
Belöftigung, die für den Gemeinen täglih in 1’, Pfund Brod, 

Graupen oder Reis oder 16 Loth Erben oder Linfen und ’a Kanne. 

wein, für den SubalternenOffizier in 1?/, Pfund Brod und 1 Pfund 
für die Stabskapitains in doppelten Portionen vergleichen beitehen 
As am 29. März Graf Winzingerode jein Quartier nad Altita 
legte, während die Neuftadt dein preußifchen Hauptquartier überlaſſe 
veröffentlichte der Rath, daß dieſer General als rujjiicher Comman! 
zum Beweis jeiner freunpfchaftlichen und wohlwollenden Selinnung 
hiefige Stadt allen handel- und gewerbtreibenden Einwohnern die Verfi 
gebe, daß der ruhige Fortgang des Handels und Gewerbes durdy I 
wejenheit der rufliihen Truppen feineswegs gejtört, vielmehr von t 
nannten General nicht nur gejhüßt, jondern auch gefördert werben 
Doc jollten wegen der nöthigen Leberjiht und Ordnung die freien 
nicht mit Buben bebaut, fondern die Märkte in Neujtadt auf dem abge 
Wallplatze am weißen Thore, in Altjtadt auf dem freien Plage zwiſch 
See: und Wilsdruffer Thore abgehalten werden, und nur die Gemüt 
Victualien=Verfäufer ihre feitherigen Plätze auf dem Alt⸗ und Neumar 
halten. Am 31. März traf ber Kronprinz von Preußen in & 








— 762 — 


und abgehende Briefe zu unterſuchen hatte. Das Hofpoſtamt muß: 
bekannt machen, daB eingetretener politiſcher Conjuncturen halber alle 
den Briefe zwei Stunden vor der Abgangszeit aufgegeben werden 

wenn ſie nicht bis zum nächſten Poſttage liegen bleiben ſollten, 

natürlich auch der gewerbliche Verkehr, dem ein ungehinderter Fortg 
geſichert worden war, bei ber gerade beginnenden Meſſe, mannigfache 
erlitt. — Neben Blücher’8 Aufrufen wurden noch verjchiedene ander 
clamationen an das ſächſiſche Volk in Dresven verbreitet, worum: 
des Grafen Wittgenjtein, eine aus jeinem Hauptquartiere zu Berl 
23. März, die andere aus dem Hauptquartiere zu Belzig vom 30. 
bejonders merkwürdig jind. „Brave Sachen,” heißt es in der erſter 
ſoll ich zu Euch) reden? Als Euer Feind? Das bin ih nicht. Ihr 
bievdere Deutſche und ich bin gefommen im Namen meines Kaiſers, 

Deutſche von dem ſchimpflichen Joche zu befreien. So will ih di 
Fuer Freund zu Euch reden. Wohl mögt Ihr tußen bei dem Anb 
Rujjen und Preußen, die bewaffnet in Euer Land rüden, wohl möget. 
fümmert fein und nicht wiſſen, was Ihr thun jollt, da Euer König Eir 
lajfen und Euch Ruhe geboten bat. Uber wenn ein Haus brennt, ' 
man nicht erjt den Eigenthümer fragen, ob man löfchen dürfe. Eures 
Haus brennt fon lange... .. Ihr aber ſteht nicht allein, mein 
mit jeiner ganzen Macht, der König von Preußen mit jeiner ganzen 
iind zu Eurer Hilfe und wenn Ihr nur wollt, jo werden wir in einen 
die Ketten abjchütteln. Aber wer nicht mit der Freiheit ijt, der iſt ge 
Darum wählt meinen brüderlichen Gruß oder mein Schwert. Vereint E 
ung, um Euren König und jeine Selbitjtändigfeit wieder zu erobern, dan 
er Euch, jo Gott will, noch (einmal) 45 Jahre in Frieden und Ueberfluß r 
Auf, auf! Bewaffnet Euch, und wäre e8 auch nur mit Senjen ımd ! 
Vertilgt die Fremdlinge von Eurem Boden!“ Die andere Proclamatiı 
begann mit den Worten: „Sadjen, ich betrat Euer Yand, um Euch mi 
zu überziehen, oder mit Euch vereint un Eure ;sreiheit, für die Wiederher 
Eurer geſchändeten Ehre zu kämpfen. Wählet! Cure Wahl kann Eure 
in Gefahr bringen, fann einft Eure Kinder bei dem Gedanken an ihre 
erröthen machen; ſie bält Deutichlands gezeitigte Befreiung micht auf! 








— 1664 — 


breitetes Büchlein „über Yandwehr und Landſturm“ galt. Gr batte 
er felber erzählt, bei dem für die beutiche Sache begeijterten Apr 
rath "Körner (in Neuftadt) einguartieren lajjen. Dresden wimn 
Kriegern, von Fremden, die hier Gejchäfte hatten, und von Flü 
welche, während Verbündete und Franzoſen nad Thüringen einander 
rüdten, das Sichere juchten und nach Kurzem Verweilen über die B 
Böhmen gingen. Unter ihnen war auch Goethe, der mehrmals das K 
Haus bejuchte, wo eben Theodor Körner zum lebten Male eingel 
um für jeinen neuen Beruf den elterlichen Segen zu empfangen. € 
jagt Arndt, fühlte jich beflommen und theilte weder Hoffnung noc 
an den neuen Dingen und als Körner, der Nater, begeiltert und bi 
reich ſich ausſprach, ermiberte ihm Goethe gleichlam erzümt: „Scht 
an Eueren Ketten; der Mann ilt Euch zu groß; Ihr werbert fie ı 
brechen!““) — Den ununterbrocdhenen Durchzügen ruffiiher und pı 
Truppen folgte endlich am 16. April das zweite ruſſiſche Heer unter 
Miloradowitfh. Der Durchzug diefes ungefähr 10,000 Dann 
Heeres, welden am 15. April eine jtarfe Kojafen-Abtheilung eröffnete, 
bi8 zum 21. Miloradowitſch nahm während diejer Zeit jein Din 
Hotel de Pologne. Unter jeinen MReitern befanden ſich große S 
kleinäugiger Kalmücen, mehrere Pulks jchöner donifher und eine 
ufrainifcher Koſaken, die jich von anderen Truppengattungen dieſer A 
graue riegmäntel und gleichfarbige Filzmützen mit metallenen Kreuz 
zeichneten. Zahlreiche Geihüte und endloje Reihen von Magen, tk 
Bagage, theild leer von rufjiihen Bauern geführt, folgten diefem Hei 
übrigens der Ruf jehr fchlechter Mannszucht voranging, jo daß die 
völfer manches Dorf ganz leer fanden, da ſich die Bewohner m 
Kindern, mit ihrem Vieh und ihrer tragbaren Habe in die Wälder a 
hatten. Ja e8 hieß, viele junge Landmädchen bätten jogar in den \ 
jteinen Zuflucht gefucht, um jich gegen jene Gewalttbätigfeiten zu ' 
wozu jich jelbjt in unjerer Stadt, wo Aufſicht und Ahndung ſtrenger 
habt werben konnten, zumeilen auf offener Straße die robe, durch fe 
ſtandsgefühl beherrichte Begierde hinreißen ließ. Dresden glich üb 
einem ziemlich mwüjten Kriegslager. Das reinlihe Anjehen der Stra! 








— 7166 — 


Stadt erleuchtet und das Nolf brachte beiden Fürſten ein Vebe 
Nejervebeer, das den Monarchen gefelgt war, zählte ungefähr 17 
mit 58 Gefhüßen. Am anderen Tage feierten die Rufen zu D 
in einigen anderen Städten Sachſens, wo an diejen Tage rufjiic 
rajteten) ihr nationales Oſterfeſt, wozu ſich die Soldaten jchon 
Morgenftunde in ihren beiten Kleidern zeigten und jich einander 
und Gering, mit dem üblichen „Gbrijtus it erjtanden“ und db. 
Küffen begrüßten. Für den Kaijer und jein Gefolge war in ei 
des Brühl’ihen Palais eine griechiſche Kapelle eingerichtet worde 
Mitternacht der feierliche Oſtergottesdienſt jtatttand; eine andere Ka: 
ſich im Gartenpalais des Prinzen Marimilian. Mittags Famen ' 
zu Tuße auf die an diefem Tage ganz bejonders glänzende Parade 
Gefolge bemerkte man einige engliſche Stabsoffiziere, aber auch den 
danten der Feſtung Torgau, den General von Thielmann, der ange 
ein Schreiben des Fürſten Molfonsfi nad) Dresven eingeladen wı 
damit er ſich von den Gejinnungen des Königs von Preußen und t 
von Rußland perſönlich überzeugen möchte. Nach der Parade ritten 
Monarchen dem Großfüriten Konjtanlin entgegen, welcher von P 
bie ruſſiſche Reiterei, “000 Mann auserlejener Truppen, mit ein 
ruſſiſcher Garde-Artillerie berbeiführte. Dieien folgten am 28. Apri 
Regimenter ruſſiſcher Kürafliere mit einem Mrtillerieparf von 12 1 
An demjelben Tage zogen diefe jümmtlichen Truppen aus der Stat 
Umgegend weiter. Ein Theil der ruſſiſchen Garde blieb in Altitabt, 
der preußiihen Garde in Neujtadt zurüd. An der Nacht vom 
30. April reifte zunächſt Kaifer Alerander von Dresden ab, um 
Altenburg zur Armee zu begeben, und früb S Uhr folgte ibm der $ 
Preußen. Ihre Wohnungen blieben von Schildwachen bejett und 
die beiden Monarchen würden jchon in den nächtten Tagen zurüdtehr: 
ihien eine jchnelle Entjcheivung zu boffen und dieſe lieg in der i 
auf ſich warten. 

Schon der ?. Mai führte zu dem blutigen Kampfe bei Lütz 
Großgörſchen). Man börte an diefem Tage in Dresden von früb 
am Mbenb entrernten Kanonendonner. Dabei aingen noch immer bei 





— 168 — 


rüdzuziehen. Eilig ſchickten nun die in Dresden befindlichen prei 
rufjiihen Behörden und Militairbeamten jih an, die Stadt zu ver 
Altitädter Lazarethe wurden geräumt und die Schwerverwundeten 3 
Neujtadt, die LTeichtverwundeten nad) Baugen abgeführt. Alle v 
berabführenden Straßen und Wege waren mit endlojen Wagenzüg 
zelnen Heerhaufen bebedt, die jih Tag und Nacht tobend und lär 
die Stadt nah dem Schwarzen Thore drängten. Am 7. Mai 
MWittgenjtein eintraf, begann der eigentlihe Durchzug der geregelte 
majjen, die theil® über die ſteinerne Brüde, theild über die Schiffl 
halb Dresden, theils über die Floßbrücke bei Neudorf gingen. 

von Preußen hatte ſich nach Meißen begeben, um den Theil jeine 
der dort (unter Blücher) über die Elbe ging, vorbeiziehen zu je 
hörte den ganzen Tag Ternen Geſchützdonner, denn der Nachtral 
bündeten bewerfitelligte jeinen Rüdzug im Gefecht mit den Franzoſ 
auf dem Fuße folgten und deren Vortrab an dieſem Tage nur no 
vier Stunden von Dresden (zwiſchen Noſſen und MWilspruff) er 
Nor Tagesanbruch (8. Mai) brady Kaijer Alerander nah Biſchofs 
der König von Preußen verließ die Neuftadt in den Mittagsjtunde 
legte jein Haiptquartier zunächſt nad Weißig (auf der Straße nad 
das Hauptheer der Werbündeten 309 unmittelbar auf der Yaufil 
weiter, während die in der Neuſtadt und deren Umgegend zurü 
Truppen nur dazu beitimmt waren, den Rüdzug zu deden. In 
war die hölzerne Ergänzungsbrüde mit Brennftoffen umwickelt unt 
fränzen und fcharfgeladenen Sranaten behängt worben, eben jo 
Rufen die Schiffbrüde oberhalb und die Floßbrücke unterhalb der 
Brennitoffen verjehen und alle nach dem 27. März wieder zum N 
fommenen-Kähne verjenkt oder zerjtört. ALS hierauf in den Vormitt 
bie von Miloradowitſch befehligte Nachhut des verbündeten Heeres, < 
mit den nachfolgenden Tranzojen plänfelnd, glücklich auf das recht 
langt war, wurden diefe Brüden in Brand gejtedt, womit alle Ve 
mittel zwiſchen ben beiden Ufern abermals abgejchnitten und Die be 
wieder durch den Elbitrom getrennt waren. An der Sciffbrüd 
ruflische General von Korf den Brüdenkopf nur mit einigen Sd 


2. le 


und einem Pagen begleitet über die Felder nach ver Elbe hinabgi 
ruſſiſche Schiffbrüde gelegen hatte. Hier fam ihm der mit ber 
vorangegangene Vicekönig entgegen, mit dem er nun allein, t: 
Kanonenfugeln, die vom jenjeitigen Ufer herüber famen, bis bi 
Ufer vorging, um bie jenjeitigen Poſten zu beobachten und jich ı 
biefem Punkte noch vorhandenen Webergangsmitteln zu überzeugen. 
Rückwege nahm er den Militairbauhof in Augenſchein, um zu ſeher 
an Holz und Baumaterialien zu finden war, und ritt erjt um 
einem kleinen Gefolge durch das Pirnaiſche Thor in die innere 
wo die Bürgergarde aufgejtellt war und die Sloden läuteten. Erna 
jeinen Weg über den Neumarkt, durch die Sporergajje und den - 
nad) dem Gehege und bis in die Gegend von Briesnit, wo zur 
jtellung der zeritörten Floßbrücke bereits Truppen verjammelt w 
7 Uhr Fam er enblidy von dieſer Necognoscirung in die Stadt zı 
Schloſſe, wo er jeine Wohnung nahm, erwarteten ihn die verſam 
börden und Hofbeamten. Der Nicekönig begab ſich in das Brühl’ 
Inzwiſchen waren mehr und mehr franzöfijche Truppen in die Stabt 
franzöfiiche Offiziere gingen recognoscirend bis an den Rand der B 
während die hinter dem jteinernen Geländer des jenjeitigen Pfeile 
ben jteinernen Schilverhäujern verborgenen ruſſiſchen Jäger bis ge 
herüberſchoſſen, wodurch mehrere Franzoſen und auch einzelne Einr 
tödtet und verwundet wurden. Am Cingange der Brüde (auf d 
Ufer) Hatten die Ruſſen eine Stücbettung aufgeivorfen und aud 
Mällen der Neuftadt Gejchüge aufgefahren. Um S Uhr zog ein 
alten Garde, der Chafjeurs und der Gensdarmerie in Dresden 
Abend wurde die Stadt erfolgter Anorbnung gemäß zu Ehren be 
erleuchtet, während dieſer noch jpät am Abend vie Immediat-Com 
ih in's Schloß berief und jeinen Zorn über bie Näthe des Köni 
über den General von Thielmann ausſprach, der in einem Schreiben an 
ſchall Ney nicht nur die verlangte Deffnung der Feſtung Torgau ı 
jondern auch binzugefügt hatte, ver König jtebe mit Dejterreih in U 
lung. Der Kaifer forderte, daß die Commiljion dem General die 
ber Feſtung Sofort anbefeblen jollte, und obgleich die Commiſſion 








— 12 — 
das Ohrläppchen fejter fajjend. „Weil das erforderlihe Holz da 
bei ber Hand war." — „Sechs Lage, das wäre ja eine Ewigkeit, 
Kaijer wieder an und erklärte nun dem Baumeilter, daß eine blos 
Verbindung, wie er jie verlange, in weit einfacherer Weije und in we 
Zeit berzujtellen jein würde, war aber audy mit den zwei Tagen 
zufrieden, binnen welcher Hauptmann das Werf jett berzuitellen 
„Sc jehe wohl, ich werde mich der Sache felber unterziehen müſſe 
der Kaiſer, das Obrläppchen freigebend, und ertbeilte hierauf, nachdern 
der Belihtigung an Ort und Stelle die Nacht hereingebrocdhen war 
dem Schloffe Lichter hatten herbeigeholt werden müſſen, jeinem % 
dem Oberjten Bernard, feine Befehle zu den nöthigen Noranital 
Tag über (am 9. Mai) waren Regimenter auf Negimenter (4. und 1 
corps) in die Stadt und in bie umliegenden Dörfer eingezogen 
begann der drüdendite Mangel an den nöthigiten Lebensbedürfniſſen. 
die mit Truppen überfüllte Umgegend nichts in die Stadt liefern fon 
in der Stabt jelber fajt Alles für das Militair in Bejchlag genomm 
war fajt nicht mehr zu haben, da die Bäder unter militairiſche 
bald nur für bie Soldaten baden mußten; die Kanne Butter Fo 
über 1 Thaler. Die erjte Mapregel, die nach dem Einrüden der 
ergriffen wurde, war ber im Namen der Immediat-Commiſſion aı 
vom Oberamtmann und Rathe befannt gemachte Befehl, daß ſämmtl 
Einwohner, bei Vermeitung der jchwerften Bejtrafung im Falle 
Angabe, „alle bei ſich habende Mehlvorräthe“ heim Rathe jofoı 
möchten, wobei auch die Nacht keinen Unterjchied machen jollte.*) J 
von den Ruſſen behaupteten Neujtabt war die Noth wo möglich noch 
man bei der Trennung von dem linfen Ufer und den dajelbit liegen 
mühlen und in Folge der Zerjtörung der Schiffmühlen des rechter 
aufgezehrten Mehlvorräthe nicht erjegen Fonnte. „Die Straßen be 
glihen einem Kriegslager. In den gegen die Kugeln gejhügten € 
itanden Pferde und Wagen mit jchlafenden Fuhrknechten. Hier lag 
ruſſiſcher Schügen auf einem jJicheren Plage und lieg Wäſche u 
auf aujammengejtellien Gewehren trodnen, dort jammelten dreiſte K 
rinnen Walsı & et. Bat 6 


— 


J + efpelin]]) A 





Di Fi 












angeitellte Perjonen, welche nicht auf Dresden wirklich angewiefen 
gültigen Erlaubnißfcheinen zu längerem Aufenthalte verjehen waren, | 
von bier hinweg nady dem Drie ihrer Beitimmung begeben jollten. 
lieferung der Quartierbillet, die der Controle wegen von Neuem ı 
wurben, ergab ſich allerdings, dag ſich einige taujend Franzoſen w 
ohne Beruf in Dresden aufgehalten hatten. Die Erleichterung waı 
nur eine unmerfliche, denn nach dem am 5. Juni zu Poiſchwitz abge] 
Waffenſtillſtande, der (mit Ausnahme eines Eleinen Theiles von | 
faft die ganze franzöjifche Armee wieder auf das unglüdliche Sachfeı 
wurde Dresden, ald Sit des großen Hauptquartiers, während 
monatlichen Waffenruhe mit einer Einquartierung belaftet, die hinſi— 
Truppenzabl brüdender war als irgend eine andere während dieſe 
und fait rings von Feldlagern immer mehr anwachjender Heerhaufen 
In den eriten Morgenjtunden des 10. Juni hielt Napole 
Slodengeläute und Kanonendonner abermals jeinen Einzug in Dri 
er diesmal (da e8 einen längeren Aufenthalt galt und er allen 3 
das Königliche Haus vermeiden wollte) im Marcolini'jhen P 
Friedrichſtadt feine Wohnung nahm, welches durch den Herzog von 
zu diefem Zwecke in Bereitfchaft gefegt worden war. Für das © 
Kaiſers waren 'größtentheild die Häufer in der Nähe des Palais in 
genommen. Der Prinz von Wagram (Berthier) aber hatte, neb 
Abjteigequartier im Brühl’ichen Palais, eben jo wie Gaulincourt, jeiı 
zimmer im linfen lügel der Ffaijerlihen Wohnung. Napoleon | 
jeinen jelbitjtändigen, ziemlid, einfachen Hofitaat eingerichtet und vo 
nur einige Kammerherren, Kammerjunfer und Hoffouriere angenon 
abwechjelnd Dienft thaten; wohl aber war er wie gewöhnlih t 
jtattlihen Garde umgeben, die zum großen Theil in Friedrichſtadt ei 
lag, ſodaß gerade der ärmſte Stabttheil mit am härteſten bevrüdt ı 
eben die berühmte Garde pflegte bei Einquartierungen bejondere ı 
genügfame Forderungen geltend zu machen, die manchen Quartier: 
ganzen täglichen Erwerb aufzehrten und mit den Verpflegungsregler 


deren eines am 14. Juni befannt gemacht wurde, nicht immer in 
1*) Das elezene Gieheas su welchem der Kailer y 























— 780 — 


eingemauert. Als der Maffenjtillitand zu Ende ging, war ver Pfeile 
bis zu der Höhe aufgeführt, wo die Bogen ji anjchliegen follten.* 
In jeinem Palais in Friedrichſtadt lebte Napoleon ziemlich 
einfadh; nur die Gegenwart der Garden, das Kommen und Ge 
biplomatifhen Senbboten, Adjutanten und Courieren und dann um 
ein Beſuch der Föniglichen Brüder und Neffen und anderer Fürften, 
Herzöge von Weimar und Defjau, verriethen die Anwejenheit des r 
Herrichers, der hier mit unermüdlichem Eifer Tag und Nacht an der 
zum Mibderjtande gegen feine immer gewaltiger anwachſenden Gegner 
Faſt die einzigen Vergnügungen, die jich, allerdings nur für einen bef 
Kreis, an das Faiferlihe Hoflager nüpften, waren (von Ende 
August) die franzöſiſchen Schaufpiele, für welche einige der vorzi 
Mitglieder der Parifer Bühne, Talma, St. Prir und Armand, ſ 
Damen Mars und Georges nad) Dresden berufen worden waren. 
zu dieſem Zwecke in dem Orangeriehauſe de8 Marcolini'ſchen ala! 
ein Eleines Theater bergeftellt worben, das aber außer dem Kaijer m 
Gefolge und der königlichen Familie nur eine Anzahl von ungefähr 
ladenen Perjonen aufnehmen konnte. Doc, fand einmal in der Rı 
Noritelung im Fleinen Opernhaufe für eine größere YJujchauerzahl 
welcher der franzöſiſche Kammerherr Turenne die Billets vertheilte; do 
auch bier, wenn der Kaiſer zugegen war, nur jolche zutrittsfähig, bie 
kleidung erjchienen.**) Andere TTeitlichfeiten hätten allerdinge mit 
der Stadt und ihrer Bewohner in bitterem Widerſpruch gejtanden. 
3. B. eine Verordnung der Kreisbehörde am 15. Juli befannt mad) 
die legten Kräfte der Grundbejißer und Einwohner des Meigener K 
Anſpruch genommen und die Außerften Mittel ergriffen werben müj 
die zum Dienjte der faiferlichen Armee gehörigen Pferde noch einige 
erhalten,” und alle Hafervorräthe bis auf den umentbehrlichiten 3 
Beichlag genommen .wurden, ben Cigenthümern von Luruspferden 
Ablieferung ſämmtlicher Torräthe anbefohlen ward, wurden durch 
quartierungslajt aud die legten Kräfte der Stadtbewohner in Any 
nommen. Wohl konnte es nicht fehlen, day viele Einwohner beı 
— in -nlelee iomfh en ee VE —— 



















— GBR: 


geſungen wurde, dem auch die königliche Familie beiwohnte. Mitar 
bie alte Kaiſergarde und die königliche Leibwache mit Muſik nach Neuf 
fie auf der Hauptſtraße an aufgeitellten langen Tafelreihen feitlich gejpeif 
An der Mitte diefer Zafelreihen waren Zelte aufgejchlagen, unter we 
Difiziere fpeiften und auf dem Tiſche, .an welchem die Generale und 
offiziere jaßen, prangte des Kaiſers mit Porbeerzweigen befränzte Büſ 
Offiziere und Gemeine der Garde hatten an biefem Tage doppelten € 
eine doppelte Kleifchportion aus den Magazinen erhalten und der Rd 
100 Eimer Wein gejpendet. Aber während bier die bevorzugten 
von zahlreihen Zufchauern umgeben, an reichlich beſetzten Tafeln jc 
unter Geſchützdonner laute Trinkſprüche ausgebracht wurden und ſich 
Duartiergeber den ungewöhnlichen Zufall gefallen ließ, von feinem & 
er Moden lang mit Noth und Sorge verpflegt hatte, bewirtbet zu 
mußte das heitere Schaufpiel einen eigentbümlichen Eindruck mache 
nad der Erzählung eines. Augenzeugen, franzöſiſche Soldaten, die a 
einem Krankenhauſe gefchlihen waren oder von einen entfernteren % 
famen, wo die Spenden minder veichlih ausgefallen waren, Brojc 
Speiferefte unter den Tifchen der beneideten Waffenbrüder aufjud 
diefe um Almojen und Erquickung anflebten; doch fanden auc 
verjchiedenen Lagern ähnliche Speilungen ſtatt. Die franzöfii 
ſächſiſchen Sappeurs tafelten auf der Kaiſerſchanze, die franzöfiiche unt 
Artillerie in einem öffentlichen Garten der Neuſtadt. Abends um 8 
der Kaifer, nachdem er den übrigen Theil des Tages in jeinem “ 
arbeitet hatte, in’8 königliche Schloß zur Geremonientafel. Als ı 
. die Gefundheiten des Kaifers, der Kaiferin und des Königs von ! 
gebradht wurden, bonnerten die Kanonen und gaben zugleih da 
zum Beginn eined von der franzöfijchen Artillerie gefertigten Feuer 
ber Brüde und auf dem Strome, wobei 1000 Mann zu beiden | 
Brüde in Neuftadt fortwährend Leuchtfugeln in die Luft ſchoſſen uı 
lich, dem Schlojje gegenüber und Alles überjtrablend, Napoleon’s ) 
body im der Yuft erjchien, um im nädhiten Augenblicke mit tauf 
emporjteigenden Schwärmern, Radeten und Yeuchtlugeln und unter ı 


Apr Her‘ in an \ 166 

























=. 7 


Blücher’8 nannte, zu vereiteln.*) Marihall St. Cyr langte (am 2 
Abends gegen I Uhr in einem Wagen in Dresden an; die Thore wurden 
des Stadt-Commandanten um 9 Uhr gejperrt. Am anderen Tage 
wurde in der Stadt Generalmarich gejchlagen und die Truppen rü 
in die Schanzen, theil8 zum Pirnaiſchen und Dippoldiswaldaer Schlı 
theils bivouaquirten ſie auf den ihnen angemwiejenen Sammelpläi 
Stadt und in den Vorſtädten. Das aus der Gegend von Gi 
Dresdens nächſte Umgebung zurüdgedrängte Corps des Marfchalls 
nahm jeine Stellung ringe um die Stadt, auf den Höhen von 
und Räcknitz, hinter dem Großen Garten, bei Sruna und Strieſen 
von Räcknitz nad) Plauen und Löbtau zu, die jie aber ſchon an di 
gegen die andringenden Ruſſen wenigſtens zum Theil verlajjen m: 
jih bis an die Verjchanzungen der Norjtädte zurüdzuziehen; 7 
hatte jein Hauptquartier bereits in Pirna. In der Stadt erfannte 
wenig das Vertheidigungscorps troß der guten Verichanzungen 
war, einen Angriff der vereinigten immer näher vüdenden Heere al 
Die meilten Bewohner der zunächſt bedrohten Vorſtädte Flüchteten, 
bie Gefahr kam, immer zahlreicher mit dem Beſten ihrer Habe in 
wo jie mit vielen Yandleuten, die ihre Hütten und Felder dem $ 
preisgegeben hatten und mit den kümmerlichen Ueberreiten ihres B 
Schug der Stadt juchten, mitten unter dem friegeriijhen Gewühle 
jammernden Weibern und Kindern auf den Stragen und öffentlich 
lagerten, wenn jie e8 nicht vorzogen, nad) dem rechten Elbufer zu 
Am 24.. Auguſt kam es jchon zu ernitlichen Gefechten. Die Infa 
Fürjten Kudaſchow griff die Dörfer Strehlen, Zichertnig und R 
und bie Franzoſen räumten diefelben nicht ohme Nerluft, indem jie j 
bie Landgräben unterhalb ber beiden legteren Dörfer zurückzogen 
Ruſſen jet ihre Tirailleurs über die Bergabhänge nach der Stad 
vorſchoben. Zwilhen Rädnigk und Plauen wurden die polnijchen 
von Kojaken zurückgedrängt. Die Vertheidigungslinie der ranzoje 
immer enger um die Stadt. Kine Divijion bejeßte die äußerten 
vom Elbberge an, eine andere wurde in der Pirnaiſchen Borjtadt ı 
en vier Hatarllnne elle rohen Garfe ab aka fan q 












=} j 1 7 r 1 4 




















=. 80 


zureizen, binjichtlih der Dresdener Einwohner allerlei Unwahrhei 
hatte. So war 3. B. das Gerücht verbreitet, day man bie in Die 
gebrachten Gefangenen durch die Straßen geführt und fie von be 
herab mit jiedendem Waſſer begofjen habe.*) Als die Nadıt ar 
ih die Stadt — wo man übrigend den Tag über eifrig mit Vor 
zur äußerſten Vertheidigung bejchäftigt gewejen war und 3. B. bie 
brüden und Gräben zunächſt gelegenen Häuſer hatte räumen und ı 
befegen lafjen — von einem großen Halbkreife ununterbrodener | 
umgeben, während öjtlih vom Großen Garten die Flammen der i 
brennenden Gehöfe den dunkeln Nachthimmel rötheten. Mit banger 
erwartete man den neuen Tag; der in ben Straßen tobende $ 
und das fortwährende Rollen der durdy die Stadt nach den Vorſ 
ihren Verſchanzungen fahrenden Geſchütze und Wagen, verjcheu 
jedem Auge den Schlaf. Das Palais des Großen Gartens, der 
im Beſitze ber Franzoſen befand, wurde mitten in Der Nacht 
Nerwundeten und Kranken geräumt, die jeither darin gelegen E 
um Mitternacht rapportirte Marihall St. Eyr an Napoleon, der 
biefem Tage Stolpen erreicht hatte, daß Dresden in diefem Auge 
ver Sehr jtarfen Armee der Rufjen, Preußen und Oeſterreicher, 
ungemein ftarfen Artillerietrain umgeben fei und allem Anſcheine 
gewaltjamen Angriff zu erwarten habe. Er jei entjchloffen, alles 
zu thun, könne aber mit feinen jungen Soldaten für nichts einjteh 
Als in den Morgenjtunden des 26. Auguft, des eriten \ 
blutigen Schladhttage, beim Großen Garten das Kleingewehrfeuer 
darauf auch Starker Geſchützdonner ſich vernehmen ließ, konnte Nien 
zweifeln, daß der Augenblid des gefürchteten Angriffs gekommen 
Preußen (unter General Ziethen) begannen um 5 Uhr einen er 
Angriff auf den Großen Garten, nachdem die Franzoſen zwijche 
4 Uhr das Dorf Strehlen freiwillig geräumt hatten. Um 6 Uhr 
bie Angriffe vom linken Flügel der Verbündeten aus; die Oeſterreich 
Reiſewitzen's Garten und alle Gehöfe an der Weißeritz bis zum 
die Scharfrichterei und das Feldſchlößchen und verjuchten bis zuı 
ſchlage und bis an die dortige Lünette vorzudringen, wo jie aber 





— — 


hier eilte der Kaiſer nach dem Pirnaiſchen Thore, um theils zu 

zu Pferde eine Recognoscirung vom Pillnitzer bis zum Freiber 
vorzunehmen, wobei er nur von Caulincourt und einem ſeiner 

begleitet war, der bei dieſer Gelegenheit durch eine Kugel verwu 
Seine übrige Suite mußte, damit er unbemerkter beobachten Fı 
Meg innerhalb der Vorſtädte fortjegen. Als er in die Nähe des 
chens kam, das bereit3 von den Dejterreichern genommen war unt 
jeinem Fernrohr beobachtete, befahl er dem Marſchall St. Cyr, das 
nehmen zu lafjen, was auch wirflid) gelang — eine Compagnie 

vertrieb die im Tanzſalon pojtirten öjterreidhifchen Jäger — doch 

Boften, da ſich die Dejterreicher hinter demjelben bereits zu fe 
hatten, vor der Hand nicht zu behaupten. Der Kaijer hatte fich 

Necognoscirung überzeugt, daß die Nerbündeten zum Hauptangri 
waren. „Man jollte e8 nicht glauben,” ſprach er, „da ſie Doch wi 
daß ich mit meiner ganzen Armee bier bin. Aber wir geben ihn 
feite; ich bin auf alles vorbereitet.“*) Inzwiſchen waren immer 

zöjiihe Truppen über die Brüden nad) den Vorjtädten gegangen 
Ausgängen fie fih in gebrängten Colonnen lagerten. Die Rei 
Latour-Maubourg, deren Kern die jächjiiche jchwere Neiterei Bi 
unter Pajol (zufammen 124 Cscadrons), zogen über die untere \ 
nach der Oftramwiefe, die Artillerie zum Theil über die obere € 
Aber e8 war immer nuc erjt ein Theil des franzöfifchen Heeres in 
gelangt und nad) den verjchiedenen Richtungen hin vertheilt, als 

nachdem er um 1 Uhr ganz allein eine zweite Necognoscirung vı 
bis zum Pirnaiſchen Schlage vorgenommen hatte, bald nah 3 Uhr di 
erhielt, daß der Feind den Angriff beginne. „A cheval!® rief eı 
vom Schloſſe aus auf jeinem weißen Schlachtrojje mit feiner gan 
an bie Brüde, wo er in einem von Gensdarmen webildeten Kreiſe 
ruhig und bejtimmt feine Befehle ertheilte. Mojutanten auf Adjutaı 
von bier aus theil® zu den Generalen an den bedrohten Runften | 
tbeild nady der Bautzner Strage, um die noch beranfommenden Tr 
Eile anzutreiben, die jegt im Laufjchritt über die Schiffbrüden, t 
corp8 mit ihrer Artillerie aber über die jteinerne Elbbrücke wogte 


— 799 — 


iait ihre ganze Beiatzung, wurde aber ven tem ſäachnichen DI 
Ullrich (geit. 1836 als Commandant res iãchñichen Ingenieurcerp 
tranzöfiihen Lieutenant Joſſe bis zum letzten Augenblicke tapfer va 
Innerhalb der immer mebr mit Trupren nick rülleneen Stadt 

in der peinliditen Ungewigbeit ver Entideaitung ter niditen Zn 
Geſchũtzdonner rüdte immer näber; unzählige Haubitzgranaten 
Augeln fchlugen in die Straßen und aut vie Täcer, zündeten i 
ftadt einige Häufer an und beſchädigten antere in der Stadt, man 
der Kreuz⸗ und Seegaſſe. Herabitürzente Scherntteine und Dachzie 
und verwunbeten, gleich den einfallenden Geſchoſſen, eine große An: 
den Straßen gedrängt Ttehenden Zolvaten und Pierre, ſowie auch 
Einwohner, die, noch Schlimmeres befürchtend, bald in den Kelle 
iuhten Während jeder flüchtigen Pauſe des dröbnenden Geſd 
vernahm man in den Strapen das grauenrolle (Keichrei der $ 
außerhalb. Die Vorſtadtthore öffneten jich nur, um jammernde | 
herein oder neue Streitmafjen hinaus zu lailen, wäbrend weichend 
von den an den Stabtausgängen aufgeitellten Gensdarmen und 

wieder in den Kampf getrieben wurden”) So wurten einige Sau 
Garde, die von den Treußen bi8 an die Mauer des Anten’ichen C 
rüdgedrängt wurden, von den Kugeln ihrer Waffenbrüder empfangen ı 
fih auf’8 Neue in den Kampf ſtürzen. Napoleon bielt inzwilcen ı 
an der Brüde, ruhig und ernit jeine Befeble ertbeilenn. Gegen 6 

bie Gefahr ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Der Geihügten: 
immer beftiger, der über die Stadt jich ergiegende Kugelregen imn 
und die in den Vorſtädten aufjteigenden jchwarzen Rauchwolken b 
bie Stellen, wo die Gejchofje gezündet hatten. Um viejelbe Zeit 

fih die Nachricht, dag die Stürmenden unaufbaltjam vorrüdten 
Preußen bereit® in die Pirnaiſche Porjtadt eingedrungen waäreı 
Napoleon verfäumte nicht den Augenklid, dem Kampte eine en 
Mendung zu geben. „Wie ein echter jeinem Gegner in's Tempo 
jagt After, „veränderte er augenblidlicy die Scene.” In ungeheuer 
brachen jeine Angriffs-Colonnen aus der Etadt hervor. Er warf di 
Flügel ber Berbinbeten den König von Neapel mit einem großen 








— 792 — 


auf Schußweite von den Verbündeten entfernt.) Auf dem linke 
waren die Bivouacs der Franzoſen nahe an der Etadt, doch hatte 
Großen Garten bejebt; auf dem rechten Flügel waren fie weiter 
Straße nad Freiberg vorgedrungen; dicht bei Friedrichſtadt hatte Mi 
Reiterei verfammelt, währen die Mafjen des Centrums vor den 
ber Seevoritadt lagerten. „Jeder juchte ſich hier jo gut als mi 
betten,“ erzählt Alter; „das Stroh zu den Lagerjtätten holte man 
zunächjt gelegenen Stadtgärten und Häufern, ja man bebvedte, al: 
Mitternadht zu regnen anfing, bie Gebliebenen damit und legte jid 
um fich dadurch deſto mehr von dem naffalten Boden zu entfernen. 
bereitete ſich fein leßtes Lager und Freund und Feind, Lebende u 
ſchliefen jet ruhig über und neben einander.” — Im Innern der S 
ging die Nacht unter fortbauerndem wüſten Kriegslärm. Unaufhörl 
Kriegsvölker im Sturmſchritt und mit Trommellärm über die Brü 
burdy die Straßen, unaufbörlidh rajjelten die Kanonen und die Mi 
wagen, alle ven für ven nächſten Tag ihnen bejtimmten Aufitellung 
zueilend. In diefen wilden Lärm miſchte jih das Wehllagen I 
wunbeten, die Obdach und Hilfe juchten, und das Angitgejchrei flı 
Einwohner, die mit Weibern und Kindern, beladen mit Betten und 
Geräth, fi durch die dichten Maſſen von Fußvolk und Reiterei, 
Ihüsgen und Pulverwagen drängten. Und al’ dieſes graufige Gen 
Straßen beleuchteten bier und da die Flammen ber in den V 
brennenden Häufer oder die Lichter, womit auf Befehl des Kaiſers, 
leuchtung der engeren Gaſſen (nicht, wie manche meinten, zur eier 
Ichehenen Entjegung der Stadt) die Fenſter der erjten Stocdwerk 
waren. 

Düfter und unter heftigem Regen tagte der 27. Augujt; bu 
von Anjtrengung und Hunger erjchöpft erhoben jich die Truppen zum 
Kampfe.. Napoleon ritt um 6 Uhr mit DBerthier, Gaulincourt u 
General von Gersdorf auf die Höhe vor dem Falkenſchlage. Hinter t 
erwähnten Schanze vor diefem Schlage wurde für ihn ein Zelt aufge 
aus der Papiermühle ein Tiſch nebit Stühlen berbeigebradht und ein 
MWachtfeuer angezündet, bei welchem er, einen Ritt nach der Pirnaiſchen 





0 


öfterreichijchen Batterie bei Räcknitz bemerkbare Reitergruppe Feuer zu 
Als Morean in den Armen des Oberjten Rapatel, jeines Freundes, c 
Ohnmacht erwachte, war jein erites Wort, wie es um den Kaifer ſteh 
jei gedankt!“ ſprach er, als man ihm jagte, daß diejer, über jein 
tief befümmert, aber jelber unverlegt in feiner Nähe jei, und fügte 
Rapatel gewendet mit großer Faſſung hinzu: „In bin verloren, mein 
aber e8 ijt ruhmvoll für eine fo edle Sadhe und unter den Aug 
ſolchen Fürjten zu ſterben.“ Dann jagte er zum Kaijer Alerander: 
Ihnen nichts von mir geblieben, Sire, al8 der Rumpf; aber das Her; 
da, und der Kopf gehört Ihnen.” Seinen Schmerz befämpfend ver 
hierauf eine Cigarre, die er rubig zu rauchen begann, während di 
Belavin Befehl erhielt, für ihn Sorge zu tragen. Schon einige 
vor biefem Unfalle hatte Napoleon den General von Gersdorf mit der 
an den König von Sachſen abgefchict, „der Feind jei jo gut wie c 
und kämpfe nur noch um den Rückzug“; wenige Stunden jpäter, na 
nachdem Schwarzenberg die Nachricht erhalten hatte, das die Trupp 
linfen Flügels gefchlagen und größtentheild gefangen genommen 
feien, fowie daß Vandamme mit 30,000 Mann die Elbe paſſirt 
Verbündeten die Verbindung mit Böhmen abzujchneiden drobe, 
Schlacht abgebroden und der Rüdzug nah Böhmen angeordnet. 
der rechte Flügel der Verbündeten noch überall feſt ſtand, obgleich d 
zoſen die Grüne Wieſe, Gruna, Seidnitz, Dobritz, Reif, Strehlen, ſi 
Rothe Haus, das Felbſchloͤßchen und alle Gehöfe bis nach Plauen g 
hatten, war auf dem linken duge auf dem Schlachtfelde zwiſchen der ! 
und der Elbe, wo Feldmarſchall Weißenwolf befehligte, eine vollſtändige 
lage das Sauptergebniß bes Tages gemwefen. Die öjterreihiiche Reiter 
Flügels war, wahrjcheinlich in der Hoffnung auf das Eintreffen des 
Ihen Corps, zurüdgezogen worden und hatte früb 4 Uhr ihren W 
Nauslis, Roßthal und das Juchhee in den Plauen’ihen Grund hi 
über Potſchappel nad, Gitterfee genommen. Da num hierdurch dieſer 
dejfen Truppenzahl ohnedies für das hier eingenommene Terrain ni 
reichte, faſt gänzlich von Reiterei entblößt war, auch an Artillerie 
litt, die Infanterie-Maſſen aber bei dem fortwährend berabjtrömende: 








— 1% — 


lung der Gefangenen auf's Neue widerlegten. Die Kirchen bliebe 
lang dem Gottesdienſte entzogen und wurden nicht nur durch den 
ber Gefangenen bejchäbigt und verunreinigt, jondern auch durch 
empörende Auftritte entweiht, indem man viele Verwundete ohne 9 
mern ließ oder Diejenigen, die über Nacht der Tod erlöft hatte, rc 
Straße warf.*) 

In der Nacht, die dem Schlachttage folgte, hatten ſich die 7 
nach der böhmischen Grenze gezogen; bie immer entfernter fallend 
verfündigten, daß ber Kriegsjturm aus der Gegend von Dresden jid 
Aber welches furchtbare Schaufpiel beleuchteten die Sonnenftrahle: 
28. Auguft, wo gleihjam Frieden verfündend zum erjten Male feit 
40 Stunden die Gloden der Stabt wieder ertönten, das büftere 
burchbrehen begannen! Die ganze Gegend rings um die Altitai 
grauenvolles Todtenfeld geworden. „Zahlloje Keichen von den vier | 
Völkern unjres Erdtheils, die auf dieſen Gefilden mit Erbitterun. 
batten”, jagt die „Darftellung”, „lagen halb entblößt oder ganz 
ausgeplündert, oft von gräßliden Wunden zerriffen, von Pferder 
von Wagen und Geſchützen überfahren, zerjtreut auf den Feldern unt 
Pferveleichen, oder im Schlamme verjtedt in abgelegenen Gräben uni 
ten” — darunter noch Sterbende und Schwerverwundete, von welche 
erſt jeßt von einem Mitleivigen den in einem Schuh oder Tſchako 
Labetrunf an gefammeltem Regenwaſſer empfing, wonad) er vielleich 
26. Auguft vergebens gelechzt hatte. Da und dort jchlichen Habgierig 
Gejchlehts herum, um Todten oder Sterbenden womöglih nod 
ihrer Kleidung zu nehmen oder um nad, Geld oder Kojtbarkfeiten | 
während Soldaten die unter zertrümmertem Kriegsgeräthe und den L 
gejprengter Pulverwagen zerjtreuten Waffen auffammelten. Die meijt 
lagen vor dem „iegelfchlage, beim Großen Garten, bei Moszinski 
und am Feldſchlößchen; doch waren bie gefallenen Franzoſen, wie ge 
bejonder8 in der Nähe der Stadt, jogleih nad) der Schlacht gri 
vericharrt worden und nur die friſch aufgeworfenen großen Hügel, ı 
bünner Dede bier und da noch einzelne Glieder bervorichauten, ließen 
wie verbeerend auch in ihren Reiben ver Tod gewüthet hatte Grit 








einem Theile ihrer Gäfte befreit wurde. Der Kaifer folgte j 
am 3. September Abends 7 Uhr in Begleitung des Königs ve 
Tags zuvor von ber Verfolgung der Verbündeten aus dem Erz 
gelehrt war. Aber Blücher ging, einer Schlacht ausweichend, x 
die Neiße zurüd, damit Napoleon ihm folgen möchte und das 
aufs Neue gegen Dresden vorbringen könnte. Wirfli war 
unter Schwarzenberg bereit wieder über die jähliihe Gr 
Napoleon war daher, ohne durch den zweiten Kriegszug nach di 
erreicht zu haben, jhon am 6. September wieder in Drespen, 
die böhmifche Armee zu wenden, die fich wieder im Beſitz 
Giephübel befand und deren Vortruppen unter Wittgenftein 
ſchon auf Dohna zurüdgebrängt hatten. Schon zeigten fi) zur 
Beitürzung der Einwohner bei Poſſendorf und Keffelsporf n 
Ichwärme, während auf den Laujiker Straßen preußiihe und ı 
Ihaaren bis Großenhayn und Dresden beranfamen. Zahlrei 
Heermafjen zogen nun von Baugen und Königsbrüd ber dı 
nad bem linken Elbufer, um dem von Böhmen her nahenden $ 
zu rüden. In den Reihen ver alten Garde ſah man manı 
ber, dem Spitale entronnen, mit verbundenem Kopfe und ohr 
die mit Sturmſchritt abziehenden Echaaren getreten war. N 
brach am 8. September um Mittag nadı Dohna auf, aus welch 
an biefem Tage innerhalb der Stadt Kanonendonner vernahm. 
den Franzoſen, ſich auf’8 Neue der böhmischen Päſſe zu bemäd 
Nachricht von Ney’s Niederlage bei Dennewitz (6. September) un! 
abermaligem Vorrücken bis Herrnhut (10. September) nöthig 
von der böhmijchen Grenze abermals nad) Dresden zurüdzug 
Streitfräfte nochmals nad) dem rechten Ufer zu werfen. Cr 
12. September wieder hier ein, begleitet von der alten und einige 
ber jungen Garbe, welche ſogleich über die Elbe gingen. Zn 
aber mußten jicy die Streitfräfte wiederum der böhmiſchen Gr 
ba ber Graf von der Lobau überfallen und bis hinter Gießhübel 
worden war. Der Kaiſer eilte ihm am 15. September mit fei 
Hilfe, drang bie Kulm vor, war aber, bei Nollendorf mit 
kahl 1 or 5 5 N ü A hermäls 















hänglichfeit zu geben und feſt zu ihrem König und ihrer Fal 
während eine andere königliche Kundmachung vom 27. Septemb 
galt, welches ermahnt wurde, jich durch die ausgeftreuten Proclan 
licher Heerführer nicht irreleiten zu lajjen, ſondern aud in dief 
harter Prüfungen den Geift der Ordnung zu bewähren, von we 
ber nie abgewichen jei. Wer die Abfichten und Pläne des ;yein 
begünitigte, bie es weiter, an ihren Unternehmungen ſich bet 
ohne Rüdjiht und Ausnahme nad) den gegen Rebellen und ? 
räther beitehenden Gejeten beitraft werben.*) — Napoleon bu 
länger mehr zögern, jeine Streitkräfte zufammenzuraffen und bu 
jcheidenden Streidh da8 Meß zu jprengen, das ſich immer enge 
jammen 309. In den legten Tagen des Septemberd zeigte j 
Truppen in und um Dresven eine lebhafte Bewegung. Das 

wurde allmälig aufgegeben und faſt ganz von Truppen entblößt 
Theil der Kriegsvölfer 309 jich nach der Mulde und nahm be 
über die Elbe feinen Weg zum großen Theile durch Drespen, 
diefer Tage durchſchnittlich 30,000 Mann Cinguartierung batte. 

fam mit feiner sheerabtheilung von der böhmiſchen Grenze u 
von Neapel aus der Gegend von Großenhayn zurüd, wo aud 

itanden batte, ver am 27. September von den Verbündeten ver 
gegriffen, bei Meißen über die Elbe ging. Alles was auf ben 
ufer und in den Gegenden, welche die yranzojen auf Nimmerw 
ließen, an Vieh und Nahrungsmitteln noch zu erbeuten geweſe 
binweggeführt. Faſt alle nad) dem linfen Elbufer ziehenden Sc 
Kühe, Schafe oder Ziegen vor ſich ber. Selbſt die veredelt: 
föniglihden Schäfereien waren nad langen Lnterhandlungen n 
Bedingung zurüdgegeben worben,, dag jie im Nothfall für die % 
Heeres nachträglich abgeliefert würden. Dem Corps des Fürſten 
folgte eine große Heerde geraubter abgemagerter Rinder, bie e 
der umzäunten Bürgerwieje vor dem Dohnaiſchen Schlage eingep 
Napoleon jelber hatte, wie e8 heißt, jeinen Gorpsbefehlahabern 
ertbeilt, alles Vieh wegzutreiben, die Waldungen zu verbrennen, | 
und andere Nabrungsgquellen zu zeritören und das linfe Elbufer d 





— 802 — 


haben, während ver Kaijer, als Marcolini wegen der Tchnellen 
ſtellungen machte und bemerkte, dag für die Perſonen des nötbi: 
des Königs doch nothwendig erjt Logis beitellt werden müßte, 
erwibert haben ſoll, die fünnten ja bivouaquiren. Dem General 
aber, der den Rath ertheilt hatte, dem Kaijer nicht zu folgen, 
Ausgang der Ereigniſſe auf dem Königjtein abzuwarten, hal 
erwibert, er wolle feinem Schidjale weder trogen noch jih ibm 
glaube durch feine Anweſenheit im Mittelpunfte der Gefahr jei 
lihen Lande noch nügen zu können, während ein Verſchlie 
Königstein ihn zwar perjönlich fihern, dem Pande aber nur g 
bringen könnte. Den König begleiteten der Cabinetsminiſter 
und ein Theil der geheimen Gabinet8-Ganzlei, doch blieb in Dre 
den Miniftern von Globig, von Zeihau, Graf von Hobent 
Noſtitz- Jaͤnckendorf, ſowie aus den geheimen Räthen von M 
Ferber und von Schönberg beſtehende Commiſſion zurück, 
ſchleunigen Fällen die erforderlichen Verfügungen treffen ſollte. 
Die in und um Dresden zurückgelaſſene Heeresmacht beſt 
14. und 1. Armeecorpd unter Marſchall Gouvion de St. € 
Grafen von der Lobau, mit Inbegriff der noch in den Spi 
lichen Mannfchaften, über 30,000 Mann. Graf Durosnel waı 
neur, Graf Dumas als General: Intendant zurüdgeblieben ; b. 
ein ganzes Heer (über 1000) Verwaltungsbeamten, Commiſſa 
Der größte Theil des 14. Armeecorps mit den Marihall ! 
T. October von Pirna ber nach Dresden. Oberhalb der € 
Sonnenjtein noch der einzige befeitigte Poſten im Beſitze der Fı 
Königſtein hatten die Verbündeten Neutralität zugeltanden, währ 
ber Lobau nod die Gebirgspäffe bei Gießhübel und Pirna zu 
Schon am nächſten Tage in den Nachmittagsjtunden begann 
heftigen Angriffe rufliicher Truppen auf die Außenwerke der 
größeren und Fleineren Gefechte, die von jekt an fait täglich 
fünfwöchentlihen Blockade der Stadt ji wiederholten. Auf 
Seite rüdte die Heered-Abtheilung des Generals Bennigjen bei 
zwifchen Dresden und Gießhübel noch zerjtreut jtebenden Fr 








— 804 — 


Ansjicht jtellte, die zu dem Aufenthalte in Dresden nicht beredhti 
aber Fein Weg mehr offen war, auf welchem die Ausgewiejei 
Heer-Abtheilungen hätten gelangen fünnen, jo mußte es beim ! 
Die Mehlvorräthe erichöpften ji; die Mühlen waren theils fü 
ſiſchen Felpbädereien in Beichlag genommen, theils durch die & 
Weißeritzthales von Seiten der Belagerer abgejchnitten; bald 
ganz ſtill, al8 die Belagerer fchlieglih aud noch das Wajfer ı 
Folge deſſen auch die durch die Plauen’sche Röhrenleitung gejpeifl 
Brunnen verjiegten. Die meiften Bäder begannen aus Mang 
vorrath ihre Badöfen zu ſchließen und da wo noch gebaden 
- von Zagesanbrudy an franzöfiiche Gensdarmen in den Bäderhä 
dem jtürmijchen Andrang der Hungernden und Bedürftigen tumul 
tritte zu verhindern oder den Soldaten, zum Nachtbeile der Ei 
Vorkauf zu fichern. Statt des Salzes bediente man ji, da d 
längerer Zeit nicht zugeführt worden war und die Franzoſen fi 
räthe zum Einpökeln des Fleiſches bemächtigt hatten, eines a 
Salpeter bereiteten Schießpulvers, das nur ein mangelhaftes Sı 
aber von den Magazinbeamten allen Denjenigen aufgedrungen n 
in den Vorrathshäuſern gewifje Yebensbedürfnijie wie Reis u. 
welche anderwärt® kaum noch zu haben waren. Nicht minder d 
bei Eintritt der Fälteren Jahreszeit der zunehmende Mangel a 
bedürfniffen, da die Stadt ſchon jeit dem Frühjahre wegen bi 
der Jufuhrwege und wegen Mangels an Fahrzeugen nur ſpär 
verjorgt worden war und die Belegung des Weißeritzthales d 
bündeten audy die Steinfohlenlager des Plauen'ſchen Grundes ak 
der Zugang zu ber Dresdener Haide aber durch die herumftreife 
jhaaren verhindert war. Bei ſolcher vollfommenen Abfperrung 
auch eine Verordnung des Finanz-Collegiums vom 23. October 
alle in die Hauptitadt einzuführenden Feuerungsbedürfniſſe bit 
bes nächiten Jahres von allen Abgaben befreit jein jollten, d 
lihen Mangel nicht abbelfen. Die Soldaten wußten allerdi 
Hilfe zu jchaffen, indem ſie die Holzhöfe plünderten oder im € 
(der obnedies einen Theil des Holzes zu den Werbauen der V 














— 806 — 


der Soldat empfing jtatt der drei Loth Rindfleiſch, auf welch 
(ängerer Zeit herabgejegt war, täglich ſechs Loth Pferdefleiſe 
Spende half, bewiejen die vielen Unglüdlichen, die bier und ! 
faulten Weberreiten der überall auf den Straßen umber liege 
Pferde fich zu jättigen juchten oder aus einem dürren Hund« 
bereiteten, oder Speijereite, Aepfel- und Kartoffelichalen aus 
erhebenden Mifthaufen aufjuchten, auf welchen nebenbei maı 
Krieger feine lebten Augenblide erwartete — „ja um mit eir 
Bild des entjeglihen Elends zu vollenden,” heißt e8 in der 
— „man jah einen Unglüdlicyen die unverdauten Kartoffeln, 

Leidensgenoſſen durch Erbredhen von jich gegeben, gierig verfchl 
wurde ber Tumult an den Bäckerläden und an allen Stellen w 
mittel feil geboten wurden, immer lauter, die Stimmung der E 
bie Franzoſen immer bitterer. Die Stadt war jeit dem 31. $ 
lagerungszuftand erklärt und damit Alles der militairifchen € 
ordnet. Am nächſten Tage mußten Oberamtmann und Rath aı 
des Gouverneurs Durosnel befannt machen, daß diejenigen Einw 
wie mehrfach vorgefommen, beleidigende Aeußerungen oder Thäi 
das franzöfiiche Militair zu Schulden fommen ließen, mit der a 
beitraft, und da die Stabt ſich gegenwärtig im Belagerungszu 
vor ein Faiferliches Kriegsgericht gejtellt und erſchoſſen werden ſi 
Tage zuvor waren die wenigen noch in Dresden befinbli 
Offiziere und Soldaten, die man nad) den Creigniffen bei Lei: 
als Bundesgenojjen betrachten durfte, entwaffnet worden, nach 
bereit8 feit dem 23. October die Pieferung von Mundvorraı 
bedarf entzogen hatte. Man hatte ihnen die Wahl gelafjen, d 
poleon den Eid der Treue zu jchwören oder die Feſtung zu 

jenigen, bie in ber Stadt bleiben wollten, mußten alle Triegeri 
nungen ablegen, auf Berpflegung verzichten, Pferde, Waffer 
liefern und wie Bürger leben. In gleicher Weile wurden a 
beutichen Bunbestruppen ber Franzoſen, namentlih die nor 
itebenden Weſtphalen entwaffnet und entlaffen, die wegen erbe 
viches unb anderer Beute ſchon jeit längerer Yeit mit den XAı 














— 808 — 


einen Wagen zu laden, wurben die nadten Körper oft mit De 
fanımengetreten.. Wohl mochte Dancer darunter jein, der e 
draußen in den Gruben feinen letzten Seufzer aushauchte.“) 
Erjt jetzt, nachdem der Verſuch, ſich aus der blodirten Stai 
weg zu verfchaffen, mißlungen war, jchienen audy die franzöfifche 
an eine Capitulation zu denken, worin die Bewohner der Stab 
bie einzige Rettung erkannt hatten. Am 8. November erjchienen bi. 
Oberſten Marion und Perin (Adjutant des Grafen Lobau) bei | 
des Belagerungscorpe, um im Auftrage des Marſchalls dem bi 
befehligenden Grafen Klenau eine Capitulation vorzufchlagen, ı 
biefem hierzu eine Aufforderung gejchehen war. Der Marſch 
feinem Vorſchlage fein Armeecorps unter der Bedingung für E 
daß jelbiges nach Frankreich zurüdtehren und nad jehs Mi 
gegen die Verbündeten dienen könnte; Graf Klenau erklärte 
Genehmigung fo günjtiger Capitulationspunfte feine Vollmad 
Gleichzeitig war jebt von den franzöfiihen Machthabern end! 
einheimifchen Behörden die früher verjagte Erlaubniß ertheilt 
geordnete zu dem Grafen Klenau zu fenden und um Gnade 
bitten zu laffen. Diefe Abgeoroneten, die ſich durch ihre unerı 
mühungen ein nicht geringes Verdienſt um die Stabt eriwarbe 
Confiftorial- Präfident von erber, der Kreishauptmann von > 
ber Bürgermeifter Johann Auguft Bed. Sie verfucdhten e8 ſchi 
vember, in das Hauptquartier des Grafen Klenau zu gelangen, 
von den Vorpoſten wiederholt abgewiefen und übergaben endlich 
8. November ein von ihnen unterzeichnetes Schreiben, das am 
Klenau’8 Hände gelangte und worin mit eindringlichen Worte 
lihe Lage der Stadt gefchildert war, „die ihrer Vernichtung 
wenn Gott die Herzen Derer, die über das Scidjal derſelbe 
hätten, nicht zu ihrem Beſten lenkte”, und die Hoffnung ausgel 
daß jet, wo die franzöfifchen Befehlshaber geneigt zu fein 
Gapitulation einzugeben, die Rückſicht auf die hier befindliche 
föniglichen Familie, die der allgemeinen Noth und Gefahr in 
ausgeſetzt jeien wie alle Einwohner, auf Yand, Kreis und Gi 





— 80 — 


(Lobau, Durosnel, Dumas, Claparede, Bonet, Mouton-Duvernet, 
Dumonceau, Razout, Gerard, Teſte-Freyre, Cafjagne), 20 Brigad 

1759 Offizieren und 27,714 Gemeinen; in den Spitälern I 
6000 Kranke zurüd. Die franzöſiſchen Gefchüge, weldye die Abzi 
Sieger überlaffen mußten, beitanden aus 25 Haubigen, 69 Ke 
anderen Geſchütze, 8 Mörſer, 26 Haubiten und 117 Feſtungskan 
größtentheil® ſächſiſches Cigenthum. Am Nachmittag des 11. Nove 
ein öſterreichiſcher und rujjiicher Offizier jowie der ſächſiſche E& 
Mellentin in bie Stadt, von welchen Letzterer das ſächſiſche Kriegs: 
nahm und die Kaſſen und Kunſtſchätze überwachen jollte, und c 
vember um 8 Uhr früh, nachdem den Beringungen des Nertrages 
Theil der Stadt und der Außenwerfe von den Werbünbeten bei 
waren, jo daß man bier und da im buntejten Gemisch Koſaken, $ 
und Franzojen neben einander al8 Scildwacen jtehen ſah, jaı 
zwijchen dem Pirnaifchen und Wilsdruffer Thore dic erfte ungefähr € 
itarfe Abtheilung der Franzoſen zum Abzuge und riüdte gegen 1 
klingendem Spiele nad) der Freiberger Straße hinaus, wo außerhal 
jtabtthores zu beiden Seiten öfterreihiiche Anfanterie, Reiterei unt 
Koſaken und ruſſiſche Landwehr aufgejtellt waren. Nor der an der 
gelegenen Schanze erſcholl der Befehl: „die Waffen nieder!“ Fri 
der Stabt herrjchenden Elende endlich entronnen zu fein, folgten 

und namentlich die jüngeren Soldaten diefem Befehle ohne Widerſt 
Offizieren und den alten Kriegern aber ſah man den Unmuth an, 

jih der harten Nothwendigkeit fügten, und Mancher tröjtete jich ımit 

Ausrufe: „der Kaifer lebt noch!" Die Mannſchaft jegte in ein; 
theilungen ihre Gewehre in Pyramiden zujammen, legte Seitengewehr 
tafhen und Trommeln ab und 309 auf ber Heerſtraße weiter. 

Schaufpiel wiederholte fih nun täglich bis zum 17. November. 3 
Abtheilung, die am 13. die Stadt verließ, führte Graf Yobau; mit der : 
15. verließ St. Eyr die Stadt und der lebten am 17. folgte ver 
Gouverneur Graf Durosnel. Schon in den eriten Tagen nad) dem 
der apitulation war in Dresden ein neues Leben eingezogen u 
athmend Fonnte nun auch die jchwergeprüfte Hauptitadt ihre Hoffnun 





— U — 


wurde.*) — Endlich geſchah unter dem ruffischen Gouvernement mancher 
die äußere Wiederberftellung oder Verjhönerung der Stadt. C 
jteht in diejer Beziehung die große Freitreppe der Brühl'ſchen Terraffı 
burch diejer reizende, feither faft ver Vergeſſenheit und dem Verfalle über 
Garten dem größeren Publifum zugänglicher gemacht und jeiner weitere 
wicelung nahe geführt wurde. Schon vorher hatte das Gouvernemen 
bequemeren Verbindung mit dem zu einem Ball und Goncertjaale ein 
teten Doublettenfaale und der griehiihen Kapelle, in ber Nähe der EI 
eine Peine hölzerne Treppe anlegen lajjen, die Jedermann zugänglich un 
Spaziergängern und Gejchäftsleuten vielfach benußt, eine eben jo nügli 
angenehine Verbindung zwiſchen der Neujtadt und eimem entlegenen 
der Pirnaiſchen Vorſtadt eröffnet und zugleich den lebhaften Wunſch 
hatte, daß diefe Nerbindung durch eine dauerhafte Treppe von Ste 
immer erhalten werde. Der Bau erfolgte 1814 nad einem Plane de 
baumeiſters Thormeier. Die Löwen ehemals am Fuße der Treppe (j. 
fertigte (nach Antifen) der Bildhauer Kühn. Gleichzeitig wurde an 
des feit langer Zeit in Trümmern liegenten Pavillons (auf der Ju 
bajtei, nad) dem Entwurfe des Landbaumeiſters Schuricht ein geſchmo 
Belvedere erbaut, nachdem das Bebürfnig eines NReftaurants 1 
ichnell beliebt gewordene Promenade jhon vorher einjtweilen du 
breternes Pofal in Fleinem Style zu befriedigen gefucht worden war.**) 
jchen der neuen Freitreppe und der Brücke verſah man das Elbufer ın 
eijernen Geländer. Wegen der von dem Gouvernement mit großer D) 
feit verlangten Miederherftellung der Brüde kam es zwijchen dem 
nement und dem Stadtrathe zu längeren Unterhandlungen, indem Diele 
die ihm auferlegte Verpflichtung zur Miederheritellung der jteinernen 
jowie zum Erjaß der zur Herjtelung der jeitherigen Holzüberbrüd 
Staatsmitteln vorgefchoffenen Gelder und Materialien Widerſpruch er 
‚solge der Weigerung des Stadtrathes, den Bau der jteinernen Böc 
Verzug zu beginnen und zu vollenten, hatte da8 Gouvernement (im Ju 
dem geheimen Finanzcollegium Befehl ertheilt, dieſen Bau, jedoch a 
nung bes Stabtrathes, ſofort zu bejorgen und die erforderlichen Gel 
ſchußweiſe aus der Hauptfaffe zu entnehmen, worauf das Werk mil 





— 812 — 


perjonen verunglüdten, mehrere benachbarte Häuſer ſtark beſchädigt, 
Fenſter in der Umgegend gejprengt, das Dach der Neuftäbter Kirche 
Kaferne abgedeckt und große Balken, Palijaden und Steine bis in 
jtädter Allee gejchleudert wurden. Nur dem Eifer einer großen Anz 
williger, meiſt ſächſiſcher Soldaten, welchen große Belohnung ve 
wurde und die mitten unter dem jprühenden Feuer die noch übrigen 
deutenden Pulvervorräthe in Sicherheit brachten, verdankte die € 
Bewahrung vor einem größeren Unglüd. Zur Beruhigung des P 
wurde am 6. Juli vom Generalmajor von Vieth (Chef der 4. Se 
Gouvernementsrathes) und dem Commandanten der Artillerie, Obeı 
Hoyer, befannt gemacht, daß auf Befehl des Generalgouverneurg alle 
der Ringmauern und Vorſtädte Dresdens vorhandenen Wulvervorrätbe 
und auch das noch in der Schanze am ſchwarzen Thore befindliche 
pulver nad) einem entfernten hierzu jorgfältig eingerichteten Pofale (3 
beim Gaſthofe zur Tanne) abgeführt werden jollten. Um der € 
möglichfte Erleichterung ber Einquartierungslaſt zu gönnen, war übri 
Souvernement ſchon im März (1814) ven allgemeinen Wunſ 
Kajernirung der Garnijon entgegen gekommen, und nachdem bie 
meifter und das zum SKafernirungsgejchäft verordnete Gomite mit Si 
auf die wohlthätigen Folgen diejer Kaſernirung die Einwohner au 
hatten, zur Einrichtung der Offizierswohnungen durch Beilteuer von 

Betten, Matraben und Deden behilflih zu jein, und die Neuſtädter 
‚zur Aufnahme der ruſſiſchen Sarnifon eingerichtet worden war, wurb 
am 3. April bezogen. Fürſt Repnin begab jich mit den Gouverneme 
und den übrigen Staatsbehörden, an der Spite von 4 Batailloner 
Kaſernenhof, wo die ruſſiſche Geiftlichfeit den neuen Aufenthalt ihrer C 
genojjen mit Furzer Teierlichfeit einweihte. Der Nerpflegungsbeda 
von ber Stadt beſchafft werden; bie Viertelsmeiſter baten daber i 
bürger wiederholt um Vorſchüſſe, da jie auf bie bdringendften Ge 
Unterftüßung aus Landeskajjen von dem Gouvernement nur die 

Refolution erhalten hätten, daß wenn der Werpflegungsbedarf ni, 
eigene Vorichüffe der Stadt gedeckt werden könnte, Das Kaſerneme 
aufgehoben und bie in den Stalernen befindlichen Truppen (gegen 400 





— 4 — 


jelben unter dem Namen eines Königreichs Sachſen zu verbinden.” * 
Friedrich Auguft jagte in jeiner „Rehtsverwahrung gegen bie 7 
proviſoriſche Beſitznahme feiner Staaten” (Friedrichsfelde den 4. 9 
1814), welche der ſächſiſche Miniſter Graf von der Schulenberg am 
vember den Congrekmächten mittheilte, „der große Zweck des glü 
endigten Krieges jei Erhaltung und Befeltigung der rechtmäßigen 
gewejen und die dazu verbündeten Mächte hätten es in feierlich 
clamationen mehrmals ausgeſprochen, dag ihre Abjiht nur auf 
heritellung des Rechtes und der politiichen Freiheit Europa’s, ıı 
Groberungen und Vergrößerungen gehe"**) — und je aufridht 
ſächſiſche Volk fih in dem legten Jahre an jenem Kampfe betheili 
um jo gebrüdter und trüber mußte im Wllgemeinen die Stimmu 
womit es diefen Wechjel der Dinge, die Uebergabe Sachſens an ein pr 
Gouvernement aufnahm, wenn es auch deutſche Yandöleute waren, 
an die Stelle der abziehenden Rufen traten. Der neue preußifche Go 
von der Ned, der mit dem Generalmajor von Saudi und dem 
rathe von Bülow am 6. November in Dresden eingetroffen war, na 
Wohnung im Prinzenpalaiß® und empfing bier am 9. November d 
und Militairbehörden. Fürſt Repnin reijte am 13. November na: 
ab; einige Tage fpäter mujterte der preußiihe Stadtcommandant, ' 
major von Dobſchütz, die Bürgergarde und Gensdarmerie und erkl 
daß fie in Zukunft mit dem bisherigen häufigen Machtdienjte verfchon 
jollte; zugleih machte er befannt, daß die auf den 19. November eint 
preußiſchen Truppen nur für die erjten drei Tage von den biejic 
wohnern verpflegt werden follten und daß von der Kriegsverwaltung 
den Quartierträgern zu diefer Verpflegung ein Zuſchuß von 4 Gr 
für jeden Unteroffizier und Gemeinen ausgejegt jei und dieſer Zuſchu 
erhoben werden könnte. Nachdem am 19. November eine preußifche C 
von ungefähr 2500 Mann, nämlich eine Schwadron Huſaren u 
Bataillone Infanterie, in Dresden eingerüdt war, zogen am 20. 9 
die jet dem 3. April ın der Kaſerne gelegenen Ruſſen ab, wel: 
24. November die lebten Koſaken folaten. Die Kaſernen wurden 
von einem Bataillon der preußiichen Garniſon und ben jeitber in d 





— 826 — 


bekannt zu machen, daß gegenwärtig jede in Worten oder Werken b 
Anhänglichkeit an die Perjon oder Sahe von Napoleon Bonaparte ein 
brechen wider die Sicherheit des Staates ausmache und jeder in viele 
ziehung Verdächtige, ohne Anjeben der Perſon, unverzüglich verbaftet un 
Unterfuhung und Beltrafung an das Dresdener Bureau der höheren ! 
abgeliefert werden follte.”*) Der Bann des Völkerrechtes, welchen bi 
bündeten Mächte über den nach Frankreich zurückgekehrten Kaiſer ausſpi 
koſtete auch Sachſen neue kriegeriſche Anſtrengungen; das General-Gou 
ment verordnete am 29. April die Mobilmachung von ſechs ſächſiſchen 
wehr-Regimentern und erließ am 5. Mai eine Aufforderung an Dieje 
bie ji) als reiwillige melden wollten — während die jächliiche Arn 
Lüttich ihrem befannten Schidjale erlag. Zugleich begannen wieder zaf 
Durchmärſche preußifcher und ruſſiſcher Truppen durch Sachſen unt 
Hauptitadt. Inzwiſchen hatten die Großmächte des Congreſſes jche 
12. März die Unmwiderruflichkeit ihrer Beſchlüſſe binfichtlih Sachjeng 
gejprochen und am 27. April einen entfcheidenden Termin von fünf Tage 
gejeßt, binnen welcher der König von Sachſen Vollmachten zur Abjchl 
der Verträge auszujtellen oder zu erwarten haben jollte, daß die ihm gen 
Anträge zurückgenommen und über die nach den bereits beſtehenden Me 
ihm noch gelaflenen Theile jeines Landes anderweit verfügt werden 

So Fan e8 endlidy zu jenem entjcheidenden „Friedensſchluſſe“ zı 
Sachſen und Preußen, der am 18. Mai von den ſächſiſchen Bevollmäd 
dem Grafen von der Schulenburg und dem geheimen Juſtizrath von € 
und preußijcher Seit von dem Fürſten von shardenberg und dem W 
Milhelm von Humboldt zu Wien unterzeichnet und am 21. Mai vom 
von Sachſen ratificirt wurde, und mit welchem Friedrich Auguſt für fi 
jeine Nachfommen auf ewige Zeiten einen 36% Tuadratmeilen umfa 
Theil feines Landes an den König von Preußen abtrat. In den bj 
worten, weldye der König am 22. Mai von Larenburg aus (wo er j 
dem 2. Mai aufbielt) an die Bewohner der an Preußen gefallenen % 
theile richtete, fagte er: „Der Erfolg aller menjchlichen Unternehmunge 
in Gottes Hand; meine Bemühungen, jo Ichmerzlihe Opfer abzumende 
vergeblich geweſen; ich ſoll von Euch jcheiden und das Band mus a 





— 828 — 


Atlaskiſſen trug. Dann folgten der Magiſtrat, die evangeliſche und kathol 
Geiftlichkeit, die Viertelsmeilter und vorjtädtiichen Gerichtsperfonen, 532 ! 
treter järnmtlicher Innungen, die Scheibenihüßen, 40 Abgeordnete der isr 
tifhen Gemeinde mit ihrem Rabbiner und zum Scluffe 30 Mann Bin 
garde. Am Pirnaiichen Schlage erhob ſich eine vom Hofbaumeilter Thorr 
erbaute 24 Ellen hohe Ehrenpforte mit der Snfchrift: „Salve Pater Patr 
Unter diefer nahmen Magijtrat und Geiftlichfeit Plaß; die Jungfrauen 
ihren Blumenkörbchen erhielten ihren Platz theil8 auf den Erhöhungen 
Ehrenpforte, tbeil8 an den inneren Seiten derſelben. Hieran jchloffen 
nah der Stadt hinein die Viertelsmeiſter und die Innungen mit ihren 
fignien. Von Glodengeläute, Mufif und dem Donner der Feſtungskan 
begrüßt, näherte ſich der Föniglihe Magen dem Schlage und als er unter 
Ehrenpforte hielt, ward er von den Mädchen förmlidy mit Blumen überſchi 
Hierauf folgten die Anreden des Bürgermeilters Dr. Schulz und des C 
hofpredigers Dr. Ammon, die der König buldvoll und gerührt beantwor 
und die Ueberreihung des genannten Gedichtes.“) Lauter Jubel der üb 
dicht gebrängten Menge erfüllte die Luft, als fich der Zug wieder in 
wegung fette und begleitete ihn bis in's Schloß; aus allen Fenſtern wit 
weiße Tücher ihren Willfommen und viele Häufer waren mit Blumengewi 
geſchmückt. Zum Schluß der Einzugsfeierlichfeit fangen die Chöre der Sch 
auf dem Altınarkte, außer einigen vom Cantor Meinlig componirten Ve 
des 61. Palmen, „Nun danfet alle Gott”, in welches die verfammelte M 
berzlich einftimmte,. Abends nach 9 Uhr zogen die NWierteldmeijter mit 
Singehören und Mufif vor dag Schloß und bradyten dem König ein X 
hoch; ihnen folgten die Leipziger Studenten, die mit 150 Nadeln von Neu 
ber über die Brüde famen und vor dem Schloſſe das Sachjenlied und 
den Flammen der zufammengeworfenen Fackeln ihr ewig friſches .„Gaudean 
anftimmten. Ihr Nebner war Alerander von Schönberg. Die Stadt 
glänzend erleuchtet — „oft mit Schmerzen, diesmal vom Herzen”, wie t 
der zahlreichen Transparente ſagte. Am nächſten Morgen brachte die „TI 
Big’ Iche Singafademie” dem König in feinen Zimmern einen Morgengejang 
Am Sonntage nad) dem Sinzuge (11. Juni) wurde wegen der Rückkehr 
Königs in allen Kirchen des Landes ein Dankfeſt mit Ableſung eines be 








— 830 — 


Generalität feierlich eröffnet. Durch Rejeript vom 21. Januar 1817 wı 
mit ihr die bereit? feit 1780 zur öffentlichen Anjtalt erhobene Thierarzı 
ſchule verbunden, zu deren jelbitjtändigeren Gejtaltung der König (16. $ 
1822) das Bähr'ſche Vorwerk (auf der äußeren Rampiſchen Gafje) erfa 
ließ. Im Sabre 1818 wurde der Akademie der durch Abtragung der Feſtur 
werte vom Brühl’fchen Garten bis zum Pirnaifchen Thore gewonnene R 
zur Anlegung eines botanischen Gartens angewiejen, um deſſen Entwidel 
jih Profeſſor Reichenbach, der feither Profefior in Leipzig, als Nachfe 
des jeitherigen Profeffors der Naturgeichichte Hofraths Treutler, 1820 
Dresden Fam, und ber Hofgärtner Terſcheck weientlichjte Verdienſte erwarbe 
Sm Jahre 1816 wurden audy die jeither in Dresden getrennt beſtand 
Anftalten der Ingenieur: und Artillerieihule unter dem Namen „Milit: 
Akademie” zu einem Snititute mit ſechs Lehrern vereinigt, dejjen (44) > 
linge nicht wie feither blos als Offiziere beim Ingenieur: und Artillerie-&o 
jondern auch bei der Infanterie und Gavallerie befördert werden jollten 
Das abelige Cadettencorps, mit weldhem, wie erwähnt, jeit 1814 

Tagen: $nftitut verbunden war, wurde dur einen föniglichen Befehl 

8. Auguft 1821 wieder auf 60 Zöglinge mit 30 Volontairen bejchränft, v 
welchen auch Bürgerliche Aufnahme finden Fonnten, und in feiner neuen 

ganijation unter feinem Comntandanten, dem General von Gersdorf, wi 
mehr feiner urjprünglichen militairifchen Bejtimmung übergeben, ohne daß 
Vorbereitung zur Univerjität u. |. w. ausgejchloffen wurde.***) An nm 
Unterriht8-Anftalten entjtanden in Dresden die Friedrich-Auguſt-Sch 
die vom Rathe beim 5Ojährigen Regierungs: Jubiläum des Könige im J 
1818 — „damit das Andenken an dieſes Jubiläum auch in den Gemüt 
der Nachkommen lebendig erhalten werbe und jegensreich fortwirfe" — 
allgemeine höhere Bürgerjchule für die Stadt und die Worjtädte begrü 
und am 26. April 1819 (am Jüdenhof) feierlich eröffnet wurde; ) fe 
das Blohmann’she Anjtitut und das Vitzthum'ſche Gejcled 


+) Vergl. „Geſchichte und gegenwärtige Einridytung der chirurgifcd) = medicini 
Akademie und der mit ihr verbundenen Thierarzneifchule* von Dr. Geiler, in 
re —* — Fire er Era Er re ann rF — en 











— 832 — 


anſehnlich unterſtützten Ganzen vereinigt wurde.*) Endlich trat nebe 
Friedrichſtädter Schullehrer: Seminar 1825 noch eine andere Anjtalt 
Art, das Flether’ihe Schullehrer- Seminar, in’s Peben, für w 
eine Freifran von Fletcher 1796 teftamentariih und für den Fall, daß 
Tochter Finderlos verjterben würde, 40,000 Thlr. beitimmt hatte, die 
zur Verfügung kamen und von deren ſeitdem aufgewachjenen Zinje 
auf der Freiberger Straße gelegenes Grundſtück angefauft wurde. 6 
zeitig mit biefem neuen Seminar wurde in demjelben Gebäude, als Ueb 
ichule für die Seminarijten, eine Freiſchule eröffnet.**) Die Fatho 
Freiſchule am Zwinger wurde in eine Hauptſchule umgebilvet un 
Eatholifche Freifchule am Duedbrunnen begründet, die am 2. Januar 
eingeweiht wurde. ***) Die Freimaurer-Loge Aſträa ftiftete 1816 eine Sonn 
ichule für Handwerfsfehrlinge und der Verein zu Rath und That 
nete am 7. Juli 1823 jeine Freiſchule fir arme Kinder protejtantiicher ( 
in dem bierzu erfauften und eingerichteten Haufe auf der Hundsgaſſe. 
anderer Verein wohlthätiger Menſchenfrennde gründete in der „evangeli 
Freiſchule“ eine ähnliche Anjtalt, die am 3. December 1826, nachde 
Verein die landesherrlihe Genehmigung erhalten, mit 30 Kindern ea 
wurde und um deren Begründung jicy namentlich der Superintendent Dr. 
tenreich großes Verdienſt erwarb.) In demjelben Jahre begründeten m 
Verehrer des Neuſtädter Paſtors Dr. Mori Ferdinand Schmalz, de 
October einen Ruf als Hauptpaftor an die Hamburger Katharinenkirc 
halten, aber auf Anſuchen jeiner Gemeinde und des Stadtrathes dieſer 


*, ©. Dr. 5. A. v. Ammon’s kurze Geſchichte der Augenbeiltunde in € 
(Leipzig 1324). 1830 wurte das Blinden-Ynftitut auf Rechnung der Staa 
übernommen und von der Anſtalt des Augenkranfen-Heil- und Unterftüßungs 
getrennt. Am 21. September 1835 wurde das jegige Gebäude der Blindenc 
welcher jeit 1832 Flemming's Schwiegerjogn Dr. C. A. Georgi vorjtand, und d 
eines der bedeutenditen und jegengreichiten Inſtitute diefer Art in Deutichland iſt, 
lid} gehoben und am 28. Eeptenber 1836 eingeweiht. s 

**) Der Director dieſes Seminars %. 2. Zahn wurde der lirheber der 2 
‚ tummenanitalt, imdem er 1823 einige taubjtumme KAnaben zu unterrichten b 
Johann Friedrich Jencke (damals Eemmarlehrer), der diefen Unterricht fortfehte 

Pr Haina mia J1443\ si — 











— 894 — 


treuer Bflege) Mie rege endlich im Allgemeinen das SJujammenlebı 
Wirken B Wiſſenſchaft und Kunſt war, bezeugen einige dieſen Zwec 
widmete Vereine. Im Jahre 1816 entitand auf Veranlafjung des ge 
Finanzrathe8 Blöde und unter Mitwirfung des Bergrathes Werne 
mineralogijhe Geſellſchaft, die der König beitätigte und weld 
Prinz Friedrich Auguft al8 Mitglied beitrat, und am 16. September 
zum Andenken ber Jubelfeier des Könige (wo auch der oben eı 
Augenfranten=Heil: und Unterjtügungsverein entitand), die Geſellſch« 
Natur= und Heilfunde, die von den Profejjoren der mediciniſchen A 
im Vereine mit anderen einheimijchen Gelehrten, Naturforfchern und 

begründet wurde und mit welcher jich jpäter die mineralogifche Gef 
vereinigte. Zu obigen Vereinen gejellte jih am 22. Februar 1828 ei 
jelihaft für Botanif und Gartenbau „Flora“, die im October d 
öffentlihe Ausjtellung feltener Früchte und Gewächſe im Großen Gart 
anftaltete. Für Erforſchung und Erhaltung vaterländiiher Geſchicht 
Kunſtdenkmale entitand am 19. Januar 1825 der ſächſiſche Altert 
verein, an deſſen Spige die Prinzen Friedrich) Augujt und Sobar 
Präjident und Tice-Präjident, und der Bibliothefar F. U. Ebert ala S 
traten und dem Dresden in der Folge zunächſt eine neue interefjante ( 
lung „das Muſeum vaterländijcher Alterthümer“ verbankte.**) Endlick 
ih an dieſe wiffenjchaftlichen Vereine, angeregt und vorbereitet durch ıu 
Künftler und Kunftfreunde, die Dresden berbeigezogen hatte, der fi 
Kunjtverein, der den auch hier gefeierten Gedächtnißtag Albrecht T 
den 7. April 1828, zur Veranlajjung jeiner Stiftung nahm und j 
Förderung ber bildenden Künſte und die Belebung der Theilnahme f 
jelben hauptſächlich durch Ankauf und Verlooſung, ſowie durch Aus 
von neueren Kunſtwerken zur Aufgabe machte. Gedenken wir aber 

der Vereine, welche jene Zeit hervorrief, ſo dürfen wir auch des Dr 
Griechenvereins nicht vergeſſen, der unter anderem am 28. Juni 
zum Beſten hilfsbedürftiger Griechen eine großartige Mufifaufführung 
Neuftädter Kirhe (Mozart’8 Requiem, Naumann's Paterunjer und H 
Halleluja) veranftaltete, an welcher ſich die königliche Kapelle, die K 
und Dpernjänger, dad Theaterchor, die Singechöre der verjchiedenen € 


ma fi 17h 1 n ze 9 m R 4 == ib: ip " i 














— 86 — 


Zahl der Leihbibliotheken vermehrte ſich bald auf 20, worunt 
Schmidt'ſche (1787 begründet) und Pochmann'ſche den erſten Raı 
haupteten. 

Das ſtädtiſche „Polizeimejen“ behielt in der Hauptſache bir 
Einrichtung, die e8 im Jahre 1814 durch das fremde Gouvernement e 
hatte. Das Stadtpolizei-Collegium beitand (Patent vom 2. De 
1817) aus einem Präjidenten, zwei Roiizeiräthen aus der Mitte des 
rathes und einigen außerorbentlichen Mitgliedern (dem Amtmann, dem 
jyndicus, dem Altjtädter und einem der heiden Neujtädter Stabdtrichte 
auf befondere Einladung des Präſidenten ven Situngen beizuwohnen B 
Zu dieſer Behörde gehörten die Logiserpedition, die PaRerpedition u: 
Dienjtbotenamt, zugleich wurde ihr (nebjt drei dazu ernannten Bauverjtän 
1825 die Baupolizei, die Aufjicht über das bürgerliche Bauwejen (P 
und Genehmigung der Riſſe u. ſ. mw.) übertragen, die jeither dem Gou 
der Rejidenz zugejtanden hatte. An den 8 Molizeibezirfen, in mel 
Stadt getheilt war, hatten 8 Polizeiinjpectoren mit einer Gensdarmer 
50 Man die Öffentliche Sicherheit und die Befolgung der Polizeigeſ 
überwaden. Am 30. März 1825 verlieg das Polizei-Collegium das 
haus auf der Töpfergaſſe und bezog das auf königliche Kojten von den 
des Oberfammerherrn von riefen erfaufte und hierzu eingerichtete Ha 
der Scheffelgaffe. Zur Leitung des gejammten Armenwejeng, dag 
ebenfalls eine neue Ummandelung erfuhr, war eine aus einem Directe 
Aujtizamtmann und einem Mitglievde des Stadtrathes bejtchende Com 
beitellt, während die Stadt zum Behufe der Armenpflege in 15 Diftri 
eben jo vielen Armenvorftehern und 54 Pflegen mit eben jo vielen $ 
pflegern getheilt war.**) In die Hauptfafje der Armencommijjion flofj 
Aufhebung der früher beitandenen Amts: und Raths-Almoſenkaſſen 
Allgemeinen für die Armenverjorgung bejtinmten Einnahmen, bejteh 
dem jährlichen Beitrage des Königs, der außer Naturallieferungen 14,40 
betrug, in anderen Unterjtüßungen aus landesherrlichen Kajjen, in t 
wöhnlihen Almojenjammlungen, den Erträgen gewijjer Gefälle ın 
außerordentlihen Beiträgen edler Menfchenfreunde, über deren Verw 
die Commiſſion jährlich Rechnung abzulegen hatte, Auch zum Bebı 








— 838 — 


tragen und der Graben ausgefüllt”) Nachdem im uni 1824 bi 
gefangenen aus ihren Gefängnifien unter der Saloınonisbaftei nach ‘ 
gebradyt worden waren, wurben ihre Kaſematten im Auguſt gejprengt; 
fing man an, die Fleiſchbänke für die Landfleifcher am Ausgange der 
gaſſe zu erbauen und das alte Fraumutterhaus abzutragen, den Vo 
reformirten Kirche zu erweitern (das ihm gegenüber liegende Preuß’ic 
wurde 1826 vollendet) und eine Berbindungsitraße zwijchen der Kı 
und der Dohnaiſchen Gaſſe herzuftellen, nachdem 1821 aud das 

gefallen und die Feitungsmauer von hier bis zur Salomonisbajtei ab 
und bereit8 das Schütze'ſche Haus (gegenüber dem Scubart’fchei 
Saul’ihen Haufe, ſ. S. 598) mit feinem auf dem ehemaligen Feltunc 
angelegten Garten, und rechts und links vom Seethore auf den verf 
Gräben Alleen, die Friedrichs- und Johannis: Allee, entitanden mare 
dem burd) die Abtragung der Feſtungswerke zwiſchen der Breitenge 
dem ehemaligen Wilsdruffer Thore gewonnenen Freiplage, wurden 1 
neuen Kaufballen erbaut; an der Sophienfirhe waren bie dafelbit ı 
findlihen Grüfte verjchüttet, die Umgebungsmauern bejeitigt und be 
mit Granitplatten belegt worden. Auf der Stelle eines Theilcs des 
füllten Stadtgrabens und des abgetragenen Walles hinter dem ital 
Dörfhen (und der Interims-Hauptwache an der Fatholiihen Kirche) 
Nähe des 1819 ebenfalls abgetragenen alten Elbausfalles, erbaute b 
H. W. Calberla jeine Zuderjiederei. In demjelben Jahre bey 
Bau des Thurmes der Annenkirde. Aus diefen wenigen Andı 
erhellt, wie ſchnell Dresden in jeiner Neugeftaltung vorwärts jch 
immer mehr den Ruf rechifertigte, ter mit jeden Jahre eine 

Anzahl von Fremden berbeizog, die eben fo jehr von den Weizen de 
und ihrer Umgebung, wie von ihren Schäßen der Kunft und Wi 
gefejjelt, auf längere oder fürzere Zeit hier ihren Aufenthalt nahmen.* 
für Leidende von nab und fern war die Stadt für die Sommermoı 
Art Wallfahrtsort geworben, jeitvem Dr. Friedrich Adolf Auguft | 
(jeit 1805 Beſitzer der Salomonisapothefe) 1S20 in einem von ihm ı 
Garten der Seevoritabt feine Trinkanſtalt für künſtliche Mineral 
eröffnet batte, die 1820 von 113 und 1521 icon von 576 Berjoner 





— 40 — 


Die Herzöge von Sachſen und die Fürſten von Reuß famen zur B 
des Jubelgreiſes perjönlih nad Dresden; Preußen und Oeſterrei 
durh außerordentliche Geſandte vertreten. Die verjchiedenen Stä 
Städte des Yandes, darunter die Lehrer und Studirenden Leipzigs, 
Deputationen. Am Vorabend des Feſtes hatte der Dresdener Star 
Aufführung einer von Friedrich Kuhn gedichteten, vom Muſikdirec 
componirten Cantate in der prachtvoll erleuchteten Krauenfirche ver 
welcher mit Ausnahme des Föniglichen Jubelpaares und des nad) Le 
jendeten Prinzen Friedrich, das ganze königliche Haus mit feinen f 
Gäſten beimohnte. Als der König, wie gewöhnlihd, am Sonnal 
Pillnig in die Stabt fam, waren die meilten Häuſer der Stadt Be 
Blumen und Flaggen gefhmüdt und die vom Rampiſchen Schlage 
Schloßplage dicht gedrängt ſtehende Menge begleitete ven Wagen m 
hörlichen Jubelrufen. Auch den Armen der Stadt wurde ein Feſttag 
wozu der König 500 Thaler verabreihen lieg. Am 20. Septem 
6 Uhr ertönte vom Kreuzthurme das Lied: „Sei Lob und Ehr’ dem 
Gut,” worauf fih um 8 Uhr vom Rathhauſe aus ein langer Feſt 
dem Magiltrat, den Piertelgmeiftern, den Gerichtöperfonen, ben > 
ältejten und vielen angejehenen Perſonen des Civil- und Militairjtar 
Gottesdienfte in die Kreuzkirche bewegte. Am Abend begann eine f 
allgemeine und glänzende Erleuchtung der Stadt und auf den Höh 
um die Stadt leuchteten Freudenfeuer empor. Nach dem im großer 
hauſe veranjtalteten Concerte 309 die Bürgerfchaft vom Gewandhauſe 
124 Radeln nad) dem Schloßplage, um dem Jubilar ein dreimaliges 
zu bringen. Später fuhr der König mit jämmtlichen hoben Herrſd 
22 Wagen durch die Stadt, um die Beleuchtung in Augenjchein zu n 
Zur Nachfeier diefes Feites fand am 23. September in ber Neuftädt 
von der Kapelle, unter Leitung Morlacchi's und Weber’s, eine Mujifau 
(mit einer von Friedrich Kind gedichteten und von Weber componirten ( 
hymne) zum Beiten der Armen jtatt, die über 1000 Thaler eintrı 
dringende Bitte der Stände, ihm vor dem japanischen Palais einen £ 
aus Pirnaifchem Sandftein ſetzen zu dürfen, batte der König abaelek 
jolhe Denkmäler nicht dem Lebenden gebührten und er das ibm wi 








— 42 — 


wandte, fondern 1,300,000° — durch den Tod entrifien. Big wei 
vor jeinem Ende hatte der Monardy mit berjelben Sorgfalt und 
haftigfeit wie in der Zeit des kräftigſten Munnesalters den R 
gejchäften obgelegen; noch am 30. April hatte er in Morigburg o 
am 1. Mat das Theater bejucht, aber in berjelben Nacht erfrantt 
er bereits am 2. Mai vie legte Delung. Tief und aufrichtig war k 
die jich über das ganze Land verbreitete, ald ſchon am 5. Mai, 
den Yeibärzten (DD. Althof, Kreyjig und Erdmann) unterzeichnete 
machung erjchien, die das Gefürchtete bejtätigte, „daß der König ı 
Morgen 748 Uhr ſanft entjchlafen je” — und es bedurfte fajt 
von der Landesregierung erlafjenen Aufforterung an die Untertha 
von ihnen innig empfundene Trauer über den Verluſt eined Regen 
dejjen gerechte und milde Regierung ſie fat 59 Jahre lang hindurc 
worden feien, auch durch äußere Merkzeichen an den Tag zu legen 
war e8 nicht die Monumentomanie unferer Tage, jondern die v 
getheilte Anerfenntnig einer Nationalfchuld, was bald nachher ein 
zulammenrief, der am 16. Juli an die Rejidenzbewohner, wie an I 
Sand, die Aufforderung richtete, durch freiwillige Beiträge die Erricht 
bes verewigten Fürſten würdigen Denfmals zu ermöglichen.*) Der 
Yeihnam war am 8. Mai bis Abends S Uhr im Gonferenzzin 
Schloffes öffentlich ausgejtellt, und wurde dann nad erfolgter E 
durch den Bischof Mauermann von einem feierlihen Zuge der ober 
hargen und der Generalität und unter dem Geläute der Gloden, 
Taradezimmer in die Gruft der fatholiichen Kirche getragen.**) 
König Anton, geboren am 27. December 1755, zählte bereits 5 
al8 er jeinem Bruder auf den Thron folgte (j. ©. 618). Er über: 
Regierung mit der Verficherung, „daß es fein ernfter und feiter Will 
Verwaltung des Königreich8 dergejtalt zu führen, daß Stände, Vaſa 
Unterthanen der landesherrlichen Fürſorge, welche ihnen unter ber 9 
jeines Bruders zu Theil geworden, ſich auch fernerhin zu erfreue 
und daß es daher jederzeit jeine angelegenjte Sorge jein werde, d 
Jeden Recht und Gerechtigkeit, auch binlängliches Gehör widerfahre u 
bei ſeinen woblbergebradten Rechten und Gerechtjamen m gettli 








— 844 — 


tativ-Verfaffung ſich erhoben und die Neife des Volkes für eine 
Zweifel zogen, die Nothmwendigfeit zeitgemäßer Nerbefjerungen in a: 
ziehung, wie in der Verwaltung, im Geſetz- und Proceßfache, im F 
in der Randescultur u. j. w. zugeitehen, jowie unter Anderem die Ab 
Frohndienſte, Die Verbejjerung ded Zunftweſens und die Einführung ı 
Städte: Ordnung als dringende Bebürfnijfe anerfennen mußten. 
Stände erhoben auf dem erjten unter König Anton am 6. Januar 
8. Juli) eröffneten Landtage ihre Stimmen für zeitgemäße Neforn 
Nothwendigkeit felbjt in der Landtagspredigt des Oberhofpredigers 
wurde. „Der Geift unferer Tage”, heißt e8 in der ſtändiſchen Ber 
Ichrift, „fordere weit mehr als das Volk vor Kahrzehnten von ſ 
tretern gefordert habe und man würde bad Vertrauen der Nation 
da8 Band, womit das Volk durch die ſtändiſche Verfaſſung an di 
gebunden ſei, ſchwächen und möglicher Weile Wünjche erwecken, 
füllung vielleiht faum heilſam jein würde, wollte man diejen Geif 
unbeadhtet lafjen.”*) Trotzdem wurde nur diefe und jene Conceſſio 
eine Veränderung ber jtändifchen Verfafjung aber durch die Fönigl 
lution abgelehnt. Die Unzufriedenheit im Lande wuchs, ohne daf 
würdige König eine Ahnung davon hatte. Natürlic war der Mil 
Volkes namentlich gegen die Mittelsperjon, die zwilchen König und 2 
den Cabinets-Miniſter Grafen von Einfiedel, gerichtet, in wel 
Denjenigen erkannte, der das Spitem der Stabilität gegen das de 
vertrat und durch feinen Ginfluß den Unterthan von jeinem König 
hielt. Man bejchuldigte ihn überdies, nicht ohne parteiliches Nerge| 
mannigfachen Verdienſte um den Staat, daß er jeine Stellung zur 5 
jeiner Privat: Intereffen benute und daß er eine große Anzahl vor 
talentvollere Leute zurüdjetend, mit Anhängern jeiner eigenen religti 
tung bejeßt habe, obſchon auch Männer wie Tindenau, Könnerig un 
unter feiner Verwaltung zu wichtigen Staatsämtern gelangt waren.* 
der Landmann unter Herrenrechhten und Servituten, jo jeufzte be: 
unter Mißbräuchen jtädtifcher Verfaſſung und Nerwaltung, unter Bea 
und Rolizeigewalt. Dazu famen die alten NReibungen zwiihen Pr 
und Katbolifen, nad deren Gleichitellung, wie man meinte, das G 








— 846 — 


tember gewußt haben, daß in wenigen Tagen auch in Dresden der St 
brechen würde, was auch wirklich am 9. September erfolgte. Schon fei 
Tagen waren aufrühreriihe Plafate an den Strapeneden gefunden 
und in öffentlichen Eoncerten hatte man, um jih an franzöſiſchem Rev 
Champagner zu berauſchen, die Marjeillaije verlangt. Abenps 8 
9. September zogen zwei Bolfshaufen, die jih in benadhbarten Wir 
gejammelt hatten, dusch den Pirnaifchen und Freiberger Schlag in t 
ein, um unter dem Gejchrei „isreibeit und Gleichheit! — Die Yeipzige 
ſollen leben!" das Werk des Aufruhrs zu beginnen. Die Haufen 
während ihres tobenden Zuges durch einige der Hauptjtraßen, wo 

die Laternen, dort die Fenſterſcheiben mißliebiger Perſonen zerfchlu 
allerlei Zulauf, und jammelten ſich endlich auf dem Altmarfte, wo t 
umgeworfen, bie Laternen zertrümmert und alsbald Anjtalten getroffer 
das Ratbhaus zu ftürmen, deſſen Thor die wachhabenden Rathsdie 
Andrang der Menge verjchloiien hatten. Man legte Leitern an den 
auf welchen die Perwegenjten des Haufens emporkletterten, in das H 
drangen, von innen das Thor. öffneten und nun, von den Nachd 
unterjtüßt, eine furdhtbare Verwüſtung beganıen, indem fie Gerät 
Acten und jelbjt Gelder durch die Fenſter auf die Straße warfen, 
von den Untenftehenden unter ermuthigendem Gebrüll zujammengetra; 
zu einer hohen Flamme aufloderten. Doc verjchonten die Zerſtöre 
Norjtelungen einiger beionnener Bürger wenigſtens die oberen, die X 
gelder, die Vormundſchaftsſtube und das Archiv enthaltenden Stockwer 
noch größerer Wuth jtürmte ein anderer Haufen das auf der Sch 
gelegene Polizeihaus. Hier drangen die Zerjtörer bis unter Das 
ale Räume ein, brachen die Fenſter ein und jchleuderten Alles, w 
in die Hände fiel, Möbel, Kleider, Papiere, Negiiter, Bücher ur 
unter wilden SJubelgejchrei der Menge, in die unten auflodernde 

welche in der engen Gajie bald die nächſten Häuſer bedrohte. T 
Sturmläuten und Feuerlärm berbeigerufenen Sprigen durften nur bi 
barten bedrohten Gebäude ſchützen und auch die nur fpärlich vertretene 
garde begnügte ſich mit Zufehen. Da der größte Theil der Garniſon 

war, jo Fonnte von der bewaffneten Macht nur eine Abtheilung $ 
no Vhthor SAanallerıe * m 


ort Hal | % i 1 












— 348 — 


ihn erblidte, von freudigen Zurufe begrüßt. Die Sammelpläge fül 
mit Bewaffneten und ſchon wenige Stunden nad) ber angejeßten Zei 
der zum Commandanten der Communalgarde ernannte General von E 
auf dem Altmiarkte die erite Muſterung über die neuen Waffenſchaaren 
die nun alsbald die Wachen der Stadt und deren äußere Schläge 

wehr von außen ber gefürdhteter Angriffe bejegten, denn e8 ging das 
daß die Landleute, weit Senjen, Heugabeln und Drejchflegeln bewaffnet 
Stadt einzubringen und ınit Gewalt die Abhilfe jener Klagen u 
ſchwerden zu fordern beabjichtigten, die jie jpäter (10. October) au 
lihem Wege durh ihre „Vorjtelung an die zur Aufrechtbaltu 
Ruhe verordnete Commiſſion“ ausführlih zur Sprache bradten.? 
Communal- und Bürgergarde verjab Tag und Nacht treuli ihren 
Es genügten wenige Tage, um eine einige taujend Mann zählende 

ihaar zufammen zu führen, die aus allen Ständen bunt gemifcht, a 
dem einheitlichen Streben durchdrungen war, für den Schuß des Eige 
für Sicherheit der öffentlihen Ruhe und Erhaltung eines gejeglichen 31 
mit Eifer und Aufopferung einzujtehen. Sie gewann unter der Leit 
Generals von Gablenz und jeine® General:Adjutanten Rittmeiiter von W 
die jich bald allgemein beliebt machten, ſchnell an innerer Organifati 
jelbjt an militairicher Aeuperlichfeit in den Bewegungen und in be 
babung der Waffen, worin einzelne Compagnien ſchon in den erjter 
mit gutem Beijpiele vorangingen.**) Die oberjte Peitung der Ne 
Communalgarde übernahm der Generalmajor von Schreibershofer 
11. September war die Ruhe völlig wieder bergeitellt. General von 

erließ eine Bekanntmachung, worin er den Bürgergarden für die zur He— 
der Ruhe und Ordnung geleijteten Dienjte die volljte Anerfennung 30 
zugleich die Hoffnung ausſprach, daß bei joldyen Gelinnungen feine 

Störungen eintreten würden; zugleich aber orbnete er an, day früh 
jedesmal die halbe Mannjchaft einer Compagnie ſich nah Hauje ı 
und bi8 um 11 Uhr vom Dienſte ausruben, um 11 Uhr aber wie 
dem Sammelplage erjcheinen jollte, um die andere Hälfte abzulöj 
bis 5 Uhr raſten ſollte, wo beide Abtheilungen der Compagnie 
auf dem Sammelplate aujammenzutreten und gemeinichaftlih ver 

Tall neyvichten hatte Nas (Sener 1: Ayre Hr WM 


| -ihpy 












































— 850 — 


tation ber Bürgerjchaft übergeben ward.*) Diejelbe Verjammlung wäh 
Vorſprecher, den Buchhändler Ehriftopb Arnold, Banquier Friebri 
Advocat Augujt Theodor Kunge, Kaufmann Friedrich Rudolf Pey 
meinderichter Friedrich Auguſt Rätzſch, Major Johann Tyriedrid 
Serre und Dr. Friedrich Adolf Auguft Struve, welde die Bürz 
Sinwohnerfchaft der Stadt Dresden, der Vorſtädte und der Frie 
vertreten, deren Klagen und Beſchwerden annehmen, erwägen, zujamn 
und in geeigneter Form vor den Thron des Königs bringen jollten 
am 13. September ihre Erwählung befannt madten und die Bürz 
Einwohnerfchaft aufforderten, vom 14. bi8 16. September auf beim $ 
Gewandhauſe ſich einzufinden und die dort für die Vorjprecher au 
Vollmacht nad) genommener Einfiht zu unterzeichnen. An demfelt 
(13.) batte auch die von dem Ober-Steuerprocurator Eifenjtud |] 
Neuftädter Bürgerfchaft ihre Eingabe an die Commiſſion abgefaf 
Wünſche und Beſchwerden in Bezug auf ſtädtiſche Angelegenheiten 

mit der Petition der Altjtädter Bürgerfchaft in der Hauptſache übereinſi 
1) gänzlihe Auflöfung des jeitherigen Polizei-Collegiumd und Rüd 
PBolizeiverwaltung in die Hände des Stadtrathes („denn obwohl in fo 
anderen Beziehung die hiejigen Bürger mit dem Stadtrathe nicht im 
frieven waren und wohl auch nicht jein fonnten, jo waren jie doc) 
zufrieden mit deſſen Polizeiverwaltung” — zugleich würde durch folc 
gabe, wie man meinte, am Beſten das im Volke umlaufende Ger: 
einer geheimen Polizei widerlegt werben); 2) bejjere Einrihtung uni 
Controle des Stabdtrathes, namentlih in Bezug auf Verwaltung de 
munalvermögens, durch Communrepräjeruianten („der Stadtmagijtrat ba 
wie fein anderer im Lande außer dem zu Leipzig, mit dem Communve 
wozu wir doch auch Alles rechnen müfjen, was er unter dem Naı 
Kämmereivermögen für fein Eigenthum hält, beliebig gejchaltet und 
die Dresdener Einwohner haben dabei nicht nur nicht concurrirt, jondı 
nicht8 davon erfahren” ;**) 3) daß Neuftabt:Drespen bei feinen ne 
Erweiterungen und wenn der neue Anbau dazu gejchlagen worden, n 
bebung der Hin und wieder beſtehenden Amtsjurispiction in der Jur 
für ſich beitebenb jein möge; 4) Vertretung der Stadt ber Yandtag 











— 852 — 


Vorſprecher nach und nad) ausführlichere Erörterungen und Entwün 
reichen wollten, als: Herſtellung eines die allgemeine Wohlfahrt 

gefährdenden Polizei-Inſtituts, Einführung einer das Intereſſe der 
ſchaft wahrenden Stadwerfaſſung; Aufhebung des Mahlzwangs; Au 
oder Beſchränkung mehrerer ſtädtiſcher Abgaben, wie Niederlag- oder 
geld, Wachtgeld, Brückengeld, Contribution u. ſ. w.; Schuß der Zur 
Innungsgerechtſame gegen Nichtbürger, Heritellung einer zweckmäßige 
commijjion; Aufhebung der durch die neuen Anbaue immer manni 
werdenden Jurisdictions-Conflicte zwiſchen Magiſtrat, Amt und Re 
Aufftelung einer allgemeinen Commun-Wafjercommilfion; Smancipa: 
Stadt von dem Immobiliar-Brandkaſſen-Inſtitute oder Umänderung 
Minderung der Landes und Stadtabgaben auf Brod, Fleiſch, Bier uni 
Beſſerung des Stadt-Armenweſens; Abjchreibung der Eommun=Decre 
caducen und moderirten Steuerfhode und Quatember und YAufbebı 
Nationalgarde. An allgemeinen Gegenjtänden waren hinzugefommer 
um eine andere ſtändiſche Verfaſſung zu Gunſten aller Staatsbürgen 
um Aufhebung des noch beſtehenden accijaliichen Verhältnijjes und V 
der Acciſe an die Grenze; Uıngeftaltung der Grenzzolle und Accisgef 
gänzliche Aufhebung des Geleits, um der inländifchen Induſtrie Sc 
Aufmunterung zu gewähren; Bitte um eine bejjere Münzverfaffung 
dag die Kojten für katholiſche Kirchen, Schulen, Kranfenhäujer und 

joldung der Fatholifchen Geiltlichen nicht mehr von den evangelijcher 
thanen übertragen werben müßten; Bitte um Abänderung der Recru 
gejege; Bitte um Preßfreiheit (in Angelegenheiten der Stadt und bei 
landes) und Bitte um gleichmäßige Vertheilung der Abgaben auch 

jeßt ausgenommenen Grundftüde.*) Auch die Advocaten Dresdens veı 
jih zur Einreihung einer Bittfchrift um eine Repräſentativ-Verfaſſi 
Deffentlichfeit, um Preßfreiheit, VBerantwortlichteit der Miniſter, Gleid 
dem Gejeße und bei den Laſten bes Staates. Dies war die nicht 

Summe von Beichwerden und Gebrechen, für weldye man von der 

Zufunft Abhilfe erwartete. mei andere Münjche, die hier und 

wurden, juchten die jicherjte Bürgſchaft für eine bejjere Zukunft dar 
Prinz Friedrich, der Hauptträger des Wolfsvertrauens, lieber gl 





— 854 — 


Bürgerpflicht fchnell Einhalt gethan; das Andenfen diejer Tage werbe 
ihm erlöfchen und wenn das Vertrauen des Königs ihm neue Pflicht 
Nechte gegeben, jo würde es fein unabläfjiges Beltreben fein, begr 
Befchwerden der biefigen Bürgerſchaft Genüge zu leiſten. Jetzt ab 
Ruhe und Ordnung wieder bergeitellt, werde e8 Tflicht, ven Bürger 
ungeftört dem friedlichen Verkehre ſich widmen zu laflen und einen , 
zu endigen, der für Handel und Gewerbe überhaupt und für den H 
eines Jeden insbejondere ftörend und verberblich zu werben drohe; d 
bürfniß einer aufßerorventlichen Bewaffnung jei in dem jeitherigen 1 
nicht mehr vorhanden und damit das Ausland ſich überzeuge, daß d 
für edlen Zweck ftattgefunden und daß der treue Sinn der Sacdhjen fi 
und Vaterland ſich auch hier wie überall bewährt, erwarte er mit Zu 
daß die in der nachfolgenden Bekanntmachung ausgefprohenen Mi 
ſchnell zur Ausführung fommen würden. Laut dieſer Befanntmadıı 
zur Aufrechtbaltung der Ruhe verordneten Commiſſion, bei welcher jeßt 
Johann an die Stelle des Meitregenten getreten war, jollten die 
leiftungen der jett bewaffneten Bürger nur noch auf einige Tage in 2 
genommen und auch diefe durch Theilnahme des Militaird baldigſt e 
werden, doch jei e& auch höchjt wünſchenswerth, eine neue Organija 
hiejigen Bürgerbewaffnung eintreten zu lafjen, einestheild um den viele: 
gehenden Bitten und Anträgen gerecht zu werben, anderntheils aber a 
in Zeiten wiederkehrender Gefahr einen Theil der Bürger wieder u 
Waffen treten zu lafien. Es follte daher zunächſt Jedem, vefien ( 
eder ſonſtige Verhältniſſe es wünſchenswerth machten, gejtattet jein, 
jeinem Compagnie Commandanten um Entlafjung zu melden, währ: 
aus dem General von Gablenz, dem General-Major von Schreibershı 
dem Hofrath von Langenn als königlichen Commiffarien, und aus zı 
lenden Mitgliedern der Communal- und Bürgergarde bejtehende Di 
ihre Vorfchläge zu einer neuen Organijation an die Commiljion 
laſſen ſollte. Hierauf erließ die Commiſſion am 18. September ei 
antwortung der von den biejigen Bürgern (unterm 12., 
16. September) eingereichten Petitionen, womit den meilten der 
gemachten Beſchwerden die erwünjchte Abhilfe zugelagt wurde. An t 








— 856 — 


Immobiliar-Brandkaſſen-Inſtitute wurde bemerft, daß die von be 
verjammelt gewejenen Ständen deshalb gejchehenen Vorjchläge nähe 
örterung unterlägen; binfichtlic einer Minderung der auf Brot, Fleiſ 
und inländifhem Weine liegenden Landes- und Stadbt-Abgaben hieß 
bie wegen der Kriegsfchulden beftehenden jtäbtifhen Abgaken nur ne 
Seit erforderlich fein würden, da diefe Schulden mit nächſtem Jahr 
wären, doch fjollte Schon von Michaelis an die Abgabe von einem 
vom Pfunde Fleiſch, von zwölf Groſchen vom Eimer inländifchen 
jowie die Abgabe von den zum Gewerbe dienenden Pferden aufbe 
Betreff der Landesabgaben, der Abänderung der Accis-Firation, Aı 
bes Geleit8 und Umgeitaltung des Abgaben: Spitems überhaupt, 
allentbalben gründliche Erörterungen der objchwebenden Beichwerden t 
betreffenden Behörden und möglichite Abhilfe der für ben inneren 
entitandenen Nachtheile zugejichert. Die Verwaltung des Armenweſe 
mehr in die Hände der Commun gelegt und eine möglichite Vereimic 
verjchiedenen Wohlthätigkeits-Anſtalten bezwedt werden. Wegen des 
um Aufhebung der Nationalgarde wurde auf die bereit? am 15. S 
erlafjene, die neue Organifation der Bürger-Bewaffnung betreffende | 
machung verwielen. Einer Vertretung der Bürgerichatt auf ven 
jeien König und Mitregent nicht abgeneigt, doch fünnte vor einer dei 
Berathung mit den Ständen feine bejtimmte Rejolution ertheilt werd« 
Abänderung des jeitherigen Recrutirungs-Syſtems ſei Gegenjtand 

örterung, deren Ergebniß den Ständen vorgelegt werden follte; n 
Antrag auf Geitattung der Preßfreiheit anlangte, jo wurde erwähnt, 
Senjur: Mandat von 1812 nur die nöthigiten Beichränfungen zur Ver 
bes Mißbranches der Preßfreiheit enthalte, dag aber von den evan 
geheimen Räthen Aufficht geführt werben follte, damit dieſe Bejchri 
nicht über Gebühr ausgedehnt würden. Der Antrag binfichtlih d 
wandes für den Fatholifchen Cultus, heißt e8 endlich, fcheine auf über 
Gerüchten zu beruhen; der Aufwand für Fatholiihe Kirhen, Schulen 
täler u. f. w. werde zum Theil durch Stiftungen und durdy die Beit 
Katholiken gedeckt — auch möchten die Einwohner Dresdens die TH 
des Königs an evanaeliichen Anitalten nicht vergeilen: übrigens ab 





— 862 — 


diefe Vorjicht gerechtfertigt war.) Den Anbrucd des dreifachen ; 
begrüßten drei Kanonenſchüſſe, das Geläute aller Glocken und Geſc 
Kreuztihurme. Früh 7 Uhr verfammelten ſich ver Magijtrat und die e 
Nepräfentanten auf dem Rathhauſe, wo der Geheimratb von Könn 
räftigen Worten die Einführung der Lebteren vollzog. Der Stabtra 
er unter Anderem in feiner Anſprache an diefen, werde fern v 
perjönlihen Nüdjicht die Wahl von Commun-Repräfentanten als ei 
liche8 Ereigniß erkennen, und die Männer, die mit ihm gemein 
für das Wohl der Commun zu forgen berufen jeien, mit rei 
grüßen. Wäre feither der Stabtrath bei dem Mangel einer öf 
Rechnungsablegung mancher Kritit ausgejeßt geweſen, babe er | 
guten Einrichtungen Tadel befürdten müfjen, weil Oeffentlichkei 
babe und die Stimme der Bürgerfchaft nicht gehört worden fei. 

bisher als eine von der Commun gefonderte Corporation, wohl gar 
ihr feindlih gegenüber ftehende Gewalt betrachtet und hierdurch i 
Autorität und Kraft geläbmt worden, jo werde jetzt dad Inſtitut bei 
jentanten, welche® ber Commun die Ueberzgeugung gebe, daß ihre © 
buch die von ihr felbit gewählten Männer vertreten, dad PVermög, 
mäßig verwaltet, Ausgabe und Einnahme gehörig controlirt würden, 

trauen zum Stabtrathe befeitigen, fein Anſehen und jeine Wirkſamkeit 
und Rath und Bürgerfchaft zu einem Ganzen verjchmelzen. Tom 9 
begaben fich in feierlihem, vom Geheimrath von Könnerig eröffnet: 
fammtlihe Magiftratsperfonen, mit den Bürgermeiltern Pohland um! 
an der Spite, die Commun-Repräfentanten, die jtäbtiichen und vorf 
Gemeindevoritände, die Innungsältelten, empfangen von den Geiftli 
vehrern und Schülern der Kreuzſchule und unter dem Geläute aller 
durch eine von der Communal- und Nationalgarde gebildete Doppelr 
ber Kreuzkirche und nach beendigtem Gottesdienſte, unter Anführung d 
lichkeit und Kreuzſchule, auf den Altmarkt zurüd in das von der Co 
und Bürgergarde gebildete Viereck, wo nun unter Slodengeläute : 
Donner von 100 Kanonenfhüffen zum Dante gegen den Höchften 
bergeftellte Ruhe und Ordnung, im Beifein des Prinzen Mitregen 
des Prinzen Kobann, ein feierliches „Herr Gott, Dich loben wi 











— 364 — 


nicht ohne Verdienſt für Erhaltung der öffentlichen Ordnung die Waf 
führt hatte. Als nämlih am +. December die von der Bürgerichaf: 
verlangte und von der Regierung bejchloffene Auflöjfung der Nat 
garde und deren Einverleibung in die Communalgarde der zu biejem 
im Gehege verjammelten Bürger-Gensdarmerie und Nationalgarde du 
Seneral von Gablenz befannt gemacht wurde, weigerte jih ein Th 
letzteren, der keineswegs unerwartet Fommenden Anordnung Gebor] 
eijten, und zog eigenmächtig in die Stadt zurüd, wo er mit tumultuc 
Färmen mehrere Straßen durchzog und vor dem prinzlihen Palais fr 
Marſeillaiſe aufipielen ließ. General von Gablenz machte hierauf am 

Tage befannt, daß diejenigen Nationalgarbijten, die an dieſen Auftritte 
genommen, jich der Aufnahme in die Communalgarde unwürdig gemach 
und biejen Corps, das ſich durch lobenswerthe Pflichttreue ausgezeichn 
angehören dürften, wenn jie nicht nachweiſen könnten, an jenen Xı 
nicht beteiligt gewejen zu jein, oder durch ein Ehrengeriht der Com 
garde freigefprochen worden wären. Sämmtlihe Waffen der Nation 
jollten binnen 48 Stunden auf dem Rathhauſe abgeliefert werben; 
die Schuldigen jollte die jtrengjte Unterfuhung jtattfinden; die B 
Bensdarmerie aber erhielt das Zeugniß, daß fie auch bei Die 
legenheit ven ſtets gezeigten trefflihen Bürgerfinn bewährt hätte." 
erfolgten verjchiedene Nerhaftungen; die Schuldigen unterzogen jid 
Ztrafe, Andere fügten jich der neuen Ordnung, wieder Andere war: 
durch die von der Negierung bei der Unterjuhung bewiejene Mäßig 
mutbigt, einer Partei in die Arme, die den Mißmuth gefränkter Eitelf 
die Bejorgnifje eines Furzfichtigen und beſchränkten Zunftgeiltes au 


*) Bergl. S. 85l. — Die Auflöiung der Nativnalgarde erfolgte in G 
des allerhöchſten Mandats vom 29. November 1830, die Organijation der Eoı 
garde betreffend, nebſt Regulativ, womit die feither ungeregelte Maffe in die 
Ordnung gebracht werden jollte. Der darin vorgezeichnete Zwed der Commu 
erledigte die jeitherige Beftimmung der Nationalgarde. „Die Kommunalgarden 
den Städten ald eine Vereinigung der wohlgejinnten Einwohner aller Stände 
Zwed der Erhaltung allgemeiner Sicherheit und öffentlider Ordnung und als ei 
sur Beförderung des Bemeinjinnes errichtet werden“ j. Geſetzſammlung 1830 
dad DisciplinarsNegulativ vom 5. Februar 1831 cbend. 1831 St. 6; auch: die 


2 = 





— 866 — 


von Gablenz am 26. Februar eine Befanntmachung, worin es bieg, d 
in einigen Tagen die Stände in der Rejivenz verfammeln würden, uı 
die wichtigiten Angelegenheiten des Landes zu beratben, daß firenge Er 
ber Ruhe in diefer Zeit zur doppelten Pflicht der Regierung werde, t 
redlichen Bürger der Stadt Sicherheit gegen jede Unordnung, Die brav 
treuen Communalgarden kräftige Unterjtügung verlangten; es jeien ba 
jtrengiten Maßregeln zur augenblidlihen Unterdrüdung jedes Auflaufes 
nommen und der Gommunalgarde wie dem Militaiv der Befehl 

worden, nach eriter vergeblicher Aufforderung zur Rückkehr der Ordnung 
Gebrauch von ihren Waffen zu machen. Auch wurde die frühere Beitir 
Lehrlinge, Weiber und Kinder Abends möglihft zu Haufe zu balten ı 
ber geringiten Ruheſtörung jchnell die Haußthüren zu verfchliegen, 

erneuert. Xroß diefer Maßregeln, zu weldhen aud die Zuſammen 
des Negiments Prinz Marimilian in und um Wilspruff (d. März) 

dauerten bieje vereinzelten Ruheſtörungen fort, die bald in tumultuc 
Geſchrei zujammengelaufener, aber beim Erjcheinen der Gommunalgarde 
wieder auseinander gehenden Haufen, bald in Arbeiter:Krawallen bei 
wie fie am 15. März am Weißerig-Uferbau vorfamen. Cinen bevent 
Charakter jchien ein in der Nacht des 17. März auf dag vor dem Bri 
Schlage gelegene Pulver-Magazin unternommener Angriff zu baben, d 
durch die Gegenwehr des Wachtpoitens und durch das Hinzukommen der A 
glüdlid abgewehrt wurde, in Folge deſſen aber die Verhaftung einig: 
dächtigen jtattfand, die man zum Theil aus ihren Wohnungen bolt 
jchwebte die Stadt täglich in Gefahr, neue ernitlihe Ruheſtörungen 
fahren. Diejenigen, die mit der Stimmung gewiljer Vollsihichten ı 
waren, mußten, daß al’ dieje kleinen QTumulte nur den Zweck hatte 
Band der Ordnung für einen erniteren Angriff zu lodern, obgleich die 
leute der Communalgarde am 23. März eine Bekanntmachung erließen, 
jie die Bejorgniffe des Publikums vor ernitlicheren Ruheſtörungen zu be 
tigen fuchten. Die Communalgarde war jest allerdings zu einer anjel 
wohlorganijirten Macht angewachſen — jie zählte 35 Compagnien vı 
bis 200 Mann, wovon 27 Compagnien auf Altitadt, ſechs auf Neujte 


1 





— 868 — 


Theil geheimen Zujammenfünfte wurde immer revolutionärer, bis endl 
16. April — jo lange hatte die Regierung gezögert, gegen dieſes 2 
energiſch einzufchreiten — von mehreren Nereinsmitgliedern eine gedrudt 
ititution, „wie fie das ſächſiſche Volk wünjchte”, verbreitet wurbe, bie, 1: 
tifel umfaflend, fein ſonderliches Zeugniß von der politischen Mür 
diefer Drespener Ultras, die jie verfaßt hatten, ablegte und das begeic 
Motto an der Stirn trug: „und wird jie nicht gewährt, jo Elopfen u 
Flintenkolben an“. est erfolgten Hausſuchungen und Verbaftungen. 
Vereinsmitglied (Schramm), das ſich namentlich der Verbreitung dieſen 
jtitution und anderer aufrühreriiher Schriften jchuldig gemacht Haben 
wurde noch an bemjelben Abend durch den Raths— Wachtmeijter zur 90 
in deſſen Wohnung, im Accishaufe auf der Scheffelgajje, in Verw 
gebracht. Ein anderes Mitglied, desjelben Vergehens bejchuldigt, ve 
man am anderen Morgen. Die Nachricht von der Verhaftung ihrer G 
war unter den Mitgliedern und Anhängern des Vereins ſchnell verbreit 
mit ihr die Poojung zur gewaltjamen Befreiung derjelben. Der 17 
bot al8 Sonntag günftige Gelegenheit zu Verſammlungen an öffentlichen 
und jhon Nachmittags gegen 4 Uhr verjammelten ſich auf dem Al 
verdaͤchtige Gruppen, die durch neuen Zufluß an Aufruhrluſtigen odeı 
gierigen fchnell vermehrt, bald eine dicht gejchlojfene Maſſe bildeten, 
welcher ſich verjchiedene Bewaffnete, zum Theil Communalgarbijten 
ohne weiße Binde, befanden. Das Ratbhaus war nur von einem jch 
Gommunalgarden: Piquet (15 Mann der S. Compagnie) bejeßt, da 
dennoch den Eingang gegen die jeßt mit dem Rufe: „Bürger heraus 
dringende Mafje jtandhaft vertheidigte, die Befreiung der Gefangenen 
nicht verhindern konnte, da ſich der eigentlich angreifende Theil der 
Ihnell nad, der auf der Scheffelgajje liegenden und unmittelbar zur Wi 
des Raths-Wachtmeiſters führenden Hinterthüre wendete, aus weldyer ma 
nachher, von lautem Jubelgeſchrei begrüßt, mit dem befveiten Gefa 
hervorbrach. Ein Zugführer der Communalgarde jelber ſtand an ber 
der Gewaltthat. Mit diefem Erfolge noch nicht befriedigt, wendete m 
aufs Meue gegen das Gommunalgarben-Piquet und verlangte die Ausliı 
eines Gardilten, der einen der QTumultuanien im Handgemenge des 








— 870 — 


hatte.“) Auch in Neuſtadt waren Geſchütze aufgefahren. Außer den Neugie 
welche durch diefe Vorjichtsmaßregeln berbeigezogen wurden, jaınmelten 
während jene Volksverſammlung auf dem Gewandhauſe ihre Berathı 
hielt, in den dem Markte zunächſt gelegenen Straßen zahlreihe Haufer 
Handwerfsgefellen, Lehrlingen und SHandarbeitern, die theils gedungen 
mochten, iheil8 nachträglich durch ausgeitreutes Geld gewonnen wurden. 
Offiziere der aufgeftellten Truppen fuchten die hier und da bereits andräng 
Haufen zum Auseinandergehen zu bewegen, jtatt deſſen aber füllten fi 
anftopenden Gaſſen, Bader: und Schöffergafje, mit immer neuen tob 
und jchreienden Verſtärkungen, die zum Theil unmittelbar aus jener 2 
verjammlung Tamen. Als die Dämmerung anbradh, verjudhten die T 
tuanten ernitlihe Angriffe; indem jie aus den Gaſſen gegen den Mar 
vordrangen, Militair und Communalgarde mit Steinwürfen angriffe 
‚ bier und da einzelne Abtheilungen der Communalgarde zurüddrängten 
der Schöffergafle verbarricadirte man ſich mit Buden; auf der Wilst 
Gaffe fing man an das Pflafter aufzureigen, um Steine zum Werf 
gewinnen, und die Schleugen aufzudeden, um das Anrücken der Reiter 
zuwehren. Steinwürfe und Drohungen wurden heftiger. Doch hielten V 
und Communalgarde die Ausgänge der Bader-, Schöſſer-, Wilspruffe 
Marktgaſſe ſtandhaft beſetzt. Das bis hierher nur paſſive Verbalte 
Militairs ermuthigte jedoch die Tumultuanten offenbar zu einem immer uı 
meren und tobenderen Andrange. Am ungeltümjten geberdeten fich Die in der‘ 
gaffe zufammengedrängten Haufen, die jeden Augenblick hervorzubrechen i 
und bie wiederholten Ermahnungen der befehligenden Offiziere mit 
Steinwürfen und Beichimpfungen erwiderten. Das Militair empfing gem 
Befehl, ohne Schonung Gewalt mit Gewalt zu befämpfen, im Sale ı 
Ermahnungen fruchtlos bleiben follten. Aber erſt nachdem die Tumult 
mit ber wiederholten Mahnung, friedlich auseinander zu geben, von 
Befehle in Kenntniß gefeßt worden waren, aber diefe Mahnung in der t! 
Meinung, daß doc nicht gejchoffen werden würde, auf's Neue mit Hol 
Steinwürfen erwidert hatten und Einzelne von dem Militair verwundet 
waren, wurbe von bem zweiten Gliede endlich Feuer gegeben, wort 
Saufen zwar auf einen Augenblick zurückwichen, aber bald genug erk 
T ii a m [em aa Re ArorF 4 rn # 























Be 


Beites berechnet jein.” An demjelben Tage erlieg auch ein Ausfc 
Commun-Repräjentanten eine Befanntmahung. „Dieſe Tage löjen all 
der Gefellichaft,“ heißt es in derielben, „lie befleden Alles, was 

heilig und ehrenwerth gewejen iſt, jie bejchimpfen die Hauptſtadt 

Angelichte unferes Jächjischen PVaterlandes und vor Denen, Die aus a 
bienter Gewohnheit auf Sachſen als auf das Land bingefeben baben, 
Licht und Recht, die herrlichſten Bejitthümer, hochgeachtet find. 
Regierung hat uns die Zuficherung gegeben, dag Alles, was wir ı 
bürfen, gewährt, was in biejer Zeit nicht beiteht, entfernt, was ei 
änderung bedarf, mit Bejonnenheit umgeordnet werden, daß namer 
Verfaſſung des Gewerbitandes, die mit dem deutichen Leben, mit de 
Gewohnheit eng verwachſen und durch viele Erfahrungen bewährt wı 
nicht willfürlih umgejtürzt werden jol. Sie giebt auf’8 Neue it 
baß aud nad) den Maßregeln, die ihr nach langem Mipderftreben Not 
feit geworden jind, die der Bürgerjchaft verjprodhene und gegebene 
nicht bejchränft und aufgehoben werden joll. Laßt Euch nicht abbri— 
dem Glauben, daß in Deutjchland und bei deutjhen Fürjten noch t 
das Heiligfte auf Erden ijt; bedenkt, dag Diejenigen, die aufregen u 
verbreiten, nur ihre Wünfche und Vortheile, nicht Euer Wohl beat 
erwägt die Nachtheile, die eine längere Dauer oder öftere Miederl 
ſolchen Lage der Dinge wie fie jetzt iſt, dem Rufe und als nothwend 
dem Wohlſtande unjerer Stadt bringen muß u. |. w.“ Nach einer 

machung der niebergejegten Gommijjion von demjelben Tage waren 

jammenfünfte und Beraibungen, jofern dazu nicht bejondere obr 
Erlaubniß erlangt worden, verboten; alle Diejenigen, die zu jolc 
Janmlungen aufforderten oder dabei die Function eines Vorſteh 
Spredyers übernehmen oder ſolche Verſammlungen bei fich gejtatten 

waren ftrafbar und fetten ſich jofortiger Verhaftung aus; alles zahlr 
jammentreten auf ven Straßen war unterjagt und Jollten ſolche Zuſamn 
wenn jie auf die Aufforderung der Behörden oder der bewaffneten Macht 
fort auseinander gingen, mit Waffengewalt auseinander getrieben we 
entjtehenden Aufläufen jollte mit ver Glode ein ZJeihen von 13 

gegeben werden, wonach jich Jeder rubig nach Haufe zu verfügen ba 








— 874 — 


jei, den Mitgliedern der biejigen Communalgarde, welche in ben legt: 
gangenen Tage ihre Dienjte mit Eifer und Pflichttreue erfüllt hätten, 
vollkommenſte Zufriedenheit zu erfennen zu geben; „Seine königliche 
hätte ſich auf’3 Neue überzeugt, dag das Inſtitut der Communalgarden 
all’ feine Mitglieder von gleichem Gefühl für Ordnung und Gejeglich 
jeelt wären, von unverkennbarem Nuten für das Gemeinwohl jei wı 
bleiben werde.” Wohl aber hatten die Erfahrungen der legten Ta 
Läuterung der Communalgarde nöthig gemacht und ſchon am 25. April 
170 Mann derjelben entwaffnet und 530 vom Dienite dispenfirt. 
Neuftäbter Eijenitrafanjtalt, wo die meilten der verhafteten Ruheſtö 
fangen jagen, war die aus Räthen der beiden oberjten Gerichtshöfe zuf 
gejebte Unterfuhungs-Commijfion aufs Thätigfte mit Kortführ 
im Altjtädter Rathhauſe vorbereiteten Unterſuchungen beſchäftigt. D 
abgekürztem Verfahren gefällten Urtheile wurden dem Könige und Mit 
zur Beſtätigung vorgelegt und mit Benennung der Namen der Veru 
öffentlich befannt gemadt. Schon am 21. April erfolgte eine derart 
fanntmahung und die Abführung des eriten Transportes Nerurtheilt 
dem Zucht: oder Arbeitshauſe. Inzwiſchen bauerten in Folge der 
die Verhaftungen fort, ſodaß die Gejammtzahl der Arreitanten bald a 
als 80 angewachſen war, wovon nad und nad 26 Perjonen zu Zu 
itrafe, 18 zu Gefängniß, zwei (der Advocat Mosdorf und der Nut 
Bertholdi*) zu 1öjähriger Feſtungsſtrafe verurtheilt und 41 wieber 
wurden.**) — Eine wahre Frühlingsſpende, die nach diejen banıgeı 
allenthalben Freude und Beruhigung verbreitete, war ein neued vom 
dem Mitregenten und dem Minifter von Lindenau unterzeichnete Rubli« 
vom 29. Mai als Antwort auf die eingegangenen Adreſſen und f 
ausgeiprochenen Verjicherungen alter Sachſentreue in Bezug auf bi 
Ereigniſſe. Es war, wie e8 hieß, vom Mitregenten jelber verfaßt u 
al8 der reinite Ausflug der Gejinnungen desjelben in jeiner verſö' 
milden, die Erfüllung alles Verheißenen abermals fejt und bieder ve 
den Sprache ein unvergängliches Denkmal fürjtlichen Biederjinns blei 
Nach jenen Apriljtürmen wurde in der Reſidenz und (jene 
Auguſt-Ereigniſſe abgerechnet) auch im übrigen Lande die Ordnu 








— 86 — 


über den Text: „Wer jeine Hand an den Pflug leget und Tiebet 
nicht geihidt zum Reihe Gottes” — den jcheidenden Ständen ı 
vollbrachten Werfe die kirchliche Weihe gab. Als der Gottesdicı 
Hoflfirhe begann, wurde von den in der Nähe aufgeitellten zwei 9 
Militair und einem Bataillon Communalgarde eine dreimalige Salt 
Nach dem Gottesdienſte begaben ſich Stadtratb und Commun-Rep: 
in das auf dem Freiplatze zwiſchen Schloß und Brüde von Mi 
Sommunalgarde gebildete, von Muſikchören durchflochtene Garre, 
nach gejchehener Uebergabe der Terfaflungsurfunde auf dem Balcon 
ben König und dem Mitregenten in Gemeinſchaft mit den verſamm 
wohnern ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Vom „grünen Thore” des 
aus, durch die Auguftusitraße, über den Neumarkt bis an's Lant 
von Communalgarde und Militair eine Haie gebildet. Der Balcor 
Georgenthore war mit Deden von rotem Sammet und mit einem 
Baldachin geihmüdt und außerhalb des Carré's, auf den Treppen u 
der Kirche, auf der Freitreppe der Terrafje, in den Pfeilern der Bri 
Kopf an Kopf gebrängt, eine unüberjehbare Nolfsmenge des Erſck 
geliebten Fürjten, um fie mit danfbarem lauten Jubel zu begrü 
zwijchen erfolgte (3/11 Uhr) in dem Paradezimmer des Föniglicher 
ber Landtagsabſchied (nach altem SHofceremoniell) und die Uebergab 
König vollzgogenen Perfafiungsurfunde an die Stände. König und 
jagen unter dem Thronhimmel; zur Nedhten und Linken desfelben 
Minijter, die Generalität und das diplomatijche Corps, innerhalb der 
der Landtagsmarſchall mit den Deputirten der Kreiſe und Städi 
Der feierlihe Act begann mit einer Rede des älteiten Conterenz 
von Noſtitz und Jänckendorf. „In ſchöner Lebereinjtimmung zwiſch 
herrn und Ständen,“ ſagte er unter Anderem, „in gemeinſamen 
mit Gewiſſenhaftigkeit, Fleiß und Anſtrengung ſei eine Verfaſſung 
und vollendet worden, die durch genaue Beachtung deſſen, was N 
Erfahrung und eigentbümliche Verhältniſſe lebrten und forderten, vd 
wohl zu erhöhen und zu fördern verjpredye. Sie jei zwar, wie jeb 
liche Werk, der Verbefjerung und Vervollitändigung fübig, enthalte 
in ibrer jegigen Geftalt die Grundlagen eines böber entwidelten St 








— 88 — 


ihren heißeſten Münjchen den Thron umgeben, um welchen jidh il 
wie fie felber, ftetS jo ebrfurdtsvoll und freudig verjammelt hätten 
williger jie dieſes altertbümliche Vorreht auf dem Altare des B 
niedergelegt, um jo ſtandhafter würden jie über den ebenfall$ gejchic 
gebrachten, aber von ihnen nie aufzugebenten Borzug wachen — 

aus der Nation in der Anhänglichkeit und Treue gegen das erh 
gentenhaus jie übertreffe. — Der feierlihe Augenblid dieſer Me 
übergabe wurde der NRefidenz durch 101 Kanonenfhüffe und durch 
läute aller Gloden verfündigt. ine eigenthümliche Bewegung der in 
des Schloffes dicht gedrängt harrenden Menge befundete die allgem: 
nahme an diefem Augenblide, das Gefühl und Bemwußtfein, daß 
bonner und Glodengeläute dad Meorgenlicht eines neuen Staatslebens 
Yaut und faſt unaufhörlidd war der Jubel, womit dieſes Gefühl vd: 
und der Freude ſich fundgab, als bald nachher, von dem von all 
hören angejtimmten Sachjenlieve und neuem Nanonendonner bei 
König und Mitregent mit den übrigen Prinzen auf dem Balcon des 
erjchienen. In demjelben Augenblide bewegte ſich unter Glodeng 
Kanonendonner vom grünen Thore des Schlofjes aus durch Die 

munalgarde und Militairv gebildete Haie ein von der neu unifor 
rittenen Communalgarde und von einer Schwabron Garbdereiter begle 
deſſen Mittelpunft der jehsjpännige Hofitaatsmagen bildete, in w 
Landtagsmarihall Graf von Bünau (auf Dahlen) mit dem 

lihen Secretair ſaß, welcher Letztere auf einem rotbjammtnen Kijfen 
faffungsurfunde trug. Ihm folgten vier zweijpännige Hofgalamazgeı 
Deputirten der Kreife und Städte. ALS die Verfajiungsurfunde in d 
des Landhauſes niedergelegt wurde, ertönten die leßten 24 Kanı 
worauf die Garden vor dem Schloſſe defilirten und der König 
Mitregent, nachdem fie in das Ihronzimmer zurücgetehrt waren, e 
tation des Stadtrathes und der Commun:Repräfentanten empfingen 
Föniglichen Zimmern war dann große Tafel von 200 Couverts, : 
alle Deputirte geladen waren. Außerdem feierten auch zahlreiche 9 
das Conitirutionsfeft durch fröhliche Gaftmähler. Um 2 Ubr 








— 880 — 


welches die Muſik mit „Den König ſegne Gott“ einfiel; dann b 
Bürgermeiſter ein Hoch auf die Innungen aus, welches abermal 
durch ein Hoch auf den Magiſtrat und die Commun-Repräſentanten 
Dann erfolgte die Uebergabe der Fahnen an die verſchiedenen Inm 
hierauf. dur die Schloß- und Rosmaringajjie nah dem Neuma 
und dort auseinander gingen. 

Alsbald traten nun auch die durch die Verfajjung bedingten 
in’8 Leben, deren Ausführung in außerordentlichen Sigungen bes 
Rathes unter unmittelbarem Norjige des Prinzen Mitregenten um 
rathen wurde, obgleich die eigentliche Verwirklichung des neuen conjti 
Staatslebend durh eine Reihe neuer auf den Boden der Verfa 
gründeter Gejege dem erjten jehr langen conjtituirenden Landtage (2 
1833 bis 30. October 1834) vorbehalten bleiben mußte. Das $ 
für die Fünftigen Ständeverjammlungen wurde am 24. Septembre 
durch das Gefeßblatt und durch bejonderen Abdruck befannt gem 
15. October erfolgte in Gemäßheit der neuen Verfaſſung die Einf 
Torftände der ſechs Minifterial-Departements, womit das 
Eabinetsminijterium und der geheime Rath aufgelöft wurden. An |! 
des Minifteriums des Innern trat der feitherige Conferenzminifter von 
deſſen einflußreichem und wichtigem Departement zugleich Alles wc 
und Gewerbfleiß, die technijchen Anjtalten und Induſtrievereine betr 
geordnet wurde, ſodaß damit auch die Jeither beitandene Commerzien-D 
jeither unter Director von Wietersheim, ihr Ende erreihte. Zu 
minifter wurde ber Geheimrath und Kanzler von Könnerig, der 
Function eines Miniſters des Föniglichen Hauſes für alle Angele 
die ſeither durch das Cabinet an den König gelangt waren, verein 
Finanzminiſter der ſeitherige Präſident des Finanzcollegiums von 
zum Miniſter des Cultus und öffentlichen Unterrichts der ſeitherige 
des dritten Departements der Landesregierung Dr. Müller, zum Krie, 
der bisherige Conferenzminijter von Zezſchwitz und zum Minifter 
wärtigen Angelegenheiten ver General von Minkwig ernannt. Der 
wirkliche Geheimratb von Carlowig wurde Staatsminijter ohne P 
und Mitglied des Geſammtminiſteriums, während ber jeitberige € 





— 8832 — 


den Verſammlungen der Behörde mit Stimmrecht beizuwohnen, währen 
von dem Miniſterium des Innern zu ernennender königlicher Commiſſ 
das Intereſſe des Staates bei den Armenverſorgungs-Angelegenheiten, na 
lich auch in Bezug auf diejenigen Anſtalten, welche Landesanſtalten 
und (wie das Jacobshospital) vom Staate der Verwaltung der Q 
verjorgungsbehörde überlafien waren, wahrnehmen ſollte. Die Wirkſ 
der Behörde umfaßte alle Stabttheile mit Einfchluß des neuen Anbaues 
der Scheunenhöfe ohne Unterſchied der Gerichtsbarkeit. Der ihr zugem 
Geſchäftskreis beitand und befteht in der Sorge, daß jedem zum Aufen 
in biefiger Stabt Berechtigten, der feinen oder der Seinigen Unterha 
beftreiten außer Stande ijt, auf die Dauer dieſes Unvermögens die ı 
gänglicy nöthige Unierjtügung vorfchußweile gewährt werbe, und in ber 
waltung aller öffentlihen Moblthätigkeitsanftalten, mit Ausnahme bes € 
ranfenhaufes, des Materni:, Bartholomäi- und Brüdenhofhospital® ( 
beſonderer Fundationsbejtimmungen) und des Waiſen- und Findelhaujes, ı 
ber Verwaltung (das Waiſen- und Findelhaus joweit ed die Aufnahm 
Kindern gegen Bezahlung betraf) des Stabtrathes verblieben. Zur Beſo 
ber umentgeltlihen Heilung ber Armen wurde eine gewiffe Anzahl von A 
und Wundärzten unter Ertbeilung beionderer Anjtruction angeltellt un! 
dem Armenfonds bejolvet, fofern fie nicht diefe Function als ein Ehr 
zu übernehmen bereit waren. Cine volljtändige Ueberſicht der Rejulta 
Armenverforgung, des Kaſſen- und Rechnungsweſens ſollte alljährlich 
den Druck öffentlich bekannt gemacht werden.*) 

Der Jahrestag der Verfaſſungs-Uebergabe wurde von nun an alljä 
als Feſttag begangen. Das erſte Conſtitutions-Feſt am 4. Sept 
1832, wozu der Rath am 28. Auguſt das Programm veröffentlichte, 
beſonders feſtlich, indem es außer durch Glockengeläute, Gottesdienſt, A 
ſpeiſung und Feuerwerk noch eine beſondere Weihe durch einen Feſta 
der Randleute der Dresdener Amtslandſchaft erhielt, die theils zum Dohnai 
theild zum Weißen Thore hereinfamen und von Communalgarde begleite 
nad) dem Landhaufe begaben und von bier aus um 12 Uhr in wohlgeorb 
Zuge mit Mufil vor das Schloß zogen, um dem Könige und dem Mitrec 
ihren beſonderen Dank für die ertheilte Verfaſſung kundzugeben. Ueber 





— 884 


die Beleuchtung der Stadt und der PVorjtädte durch zweckmäßigere Delb: 
tung möglichjt zu befjern gejucht Hatte. Die Cinrihtung und Peitun 
neuen Beleuchtung wurde von der (jeit 1814) mit der Oberauflicht nf 
Straßenbeleudtung beauftragten Tolizeibehörde den Mechanicus uni 
jpector Blochmann. übergeben. Am nordöjtlihen Ende des Swinger 
wurde hierauf eine Gasbereitungsanjtalt angelegt, von wo aus bit 
27. April 1823 — an welchem Tage die Stadt wegen der Gebu 
Prinzen Albert (jiehe unten) fejtlih erleuchtet war — ſchon die n 
Pläte und Gebäude, an der Fatholiihen Kirhe, am Schloſſe und Bı 
palais mit Gas beleuchtet wurden. Bis Ende de8 Jahres war berei 
Tajchenberg, die Schloßgafle, die Auguftusitrape und das Georgentht 
Gasröhren verjehen, nachdem an letterem im Sommer dieſes Jahr 
beiden Seitengänge für Fußgänger geöffnet worden waren. Am 15. De 
brannten die Flammen des in der Mitte des Altmarktes errichteten 

gußeijernen Kandelabers. Die auf dem Neumarfte Ende 1829 und $ 
1830 aufgeftellten Kandelaber brannten zum erjten Male am 6. Januar 
zur Eröffnung ber Pandesverjammlung dieſes Jahres; im Juli wurde 
in den vier Eden des Altmarktes Kandelaber errichtet, die zum erjten 
am 4. December ihr Licht ausftrahlten. Im jahre 1831 begann ma 
auf der Elbbrücke, auf dem Neuftädter Marftplake und ver Hauptſtraß 
röbren zu legen und die bier aufgeftellten Paternen brannten zum erjten 
am 12. December, zum Geburtstage des Prinzen ;fobann. Im Herbite 
fing man on, die Wilsdruffer Gaffe, den Milspruffer Tlag und die Sı 
gaffe mit Gasbeleuchtung zu verſehen und am 30. April 1834 brannte 
bie erjten Sasflammen. Im December erjtredte ji die Gasbeleuchtun 
die innere Pirnaijche Gaſſe und den Pirnaiſchen Platz. Zugleich wu 
dieſem Jahre eine neue Gasbereitungsanſtalt in der Wilsdruffer Vorſtal 
gerichtet, da die feitherige am Zwinger theils für die Beleuchtung aller 

theile nicht ausreichte, theils für die nahegelegenen Gebäude, Zwinger, € 
Schauſpielhaus u. ſ. w. mannigfahe Unannehinlichkeiten herbeifuhrte 

Januar 1835 war das Innere des Schloſſes und des Prinzenpalais, 

der Hof des Stallgebäudes mit Gas verſehen; faſt gleichzeitig ward 
Beleuchtung auf bie mittle, große und fleine Frauengaſſe, auf die Rosn 








— 886 — 


fih unter jeinem Bejiger 3. H. Geritfamp zum erſten Gajthof der 
erhob. Im März 1833 fing man an, die Anlagen vor dem Bilk 
Thore der neuen Poft wegen umzugeftalten und am 31. Juli 1832 n 
dem Antonsplage die Bohrung eines arteſiſchen Brunnens (auf fig 
Koften) begonnen worden, der am 4. Zuli 1833 bei einer Tiefe von 27 
das erfte Maffer (ungefähr 5 Dresdener Kannen in der Minute) ge 
aber bei der zur Erzielung eines beſſeren Erfolges fortgefegten Bohrun 
zu 420 Ellen) wieder wegfiel, jo daß man nad) viefem mißlungenen ® 
deffen Koften ſich auf ungefähr 7000 Thaler beliefen, Röhrwaſſer 

angelegte Baffin leitete und dasſelbe (November 1836) der öffentlich 
nugung überließ. Gleichzeitig (18. Auguft 1832) begann auf dem 

Elbufer der Zimmermeifter Paul Siemen auf jeinem Grunpftüde ( 
Königsbrüder Straße) einen ähnlichen Bohrverſuch, der nach vier] 
unermübdeter Arbeit (mit einem Kojtenaufwande von 7— 8000 Thaleı 
21. October 1836 bei einer Tiefe von 430 Ellen ein Springwaſſ 
ungewöhnlicher und ausdauernder Ergiebigkeit (140 Dresdener Meßkar 
der Minute) brachte, das mineralifche Beitandtheile und Salze enthäl 
Temperatur von 16 Grad NReaumur hat und in der Folge theils zur 
haltung eines auf dem Baugener Plage angelegten Springbrunnens ( 
dem Wärmegebalte des Waſſers auch im Winter jprubelt), theils zur 
Haltung eines Bades, jowie von dem Beliger ſelber und von Privaten 

ward. — Auf feiner Seite der Stadt zeigte jich übrigens die feii 
begonnene Verjchönerung ihrer nächften Umgebung in jo fchneller Entwi 
wie auf dem durch Bejeiligung der ehemaligen Feltungswerfe gewo 
Raume zwiſchen der Neuſtadt und dem neuen Anbaue oder Sande. 
waren in den legten Jahren jchnell verjchiedene neue Straßen, geſchm 
Häufer und Gärten, Alleen und Promenaden entitanden. Im März 
erhielten zunächit die vor dem Schwarzen Thore angelegten Straße 
Namen (am Glacis, Kajernenitraße, Wajjeritraße, Ober- und Unter: Fer 
u. ſ. w.) und 1835 mwurben diefe neuen Anlagen mit dem neuen Anba 
Antonftabt zu Dresdens viertem Stabttheile erhoben. Der Rath 

am 1. April befannt, daß die Vereinigung des neuen Anbaues mit den Sch 
böfen, der Friedrichſtadt und der jämmtlihen Vorſtädte mit der Stadtge 


aemeimamen Vierba) »henio N 46 rucrh 





























_ 888 — 


1831 aufgehoben und der größte Theil der Zöglinge in die ſeither nu 
Adelige beſtimmte Ritter-Akademie verſetzt, dagegen aber eine beſondere Arti 
Schule gebildet; dann folgte vier Jahre ſpäter die Vereinigung der Ritter-Ake 
(Cadettenhaus) mit der Artillerie-Schule unter dem Namen „Militair: 
dungsanftalt”, deren Zöglinge nach vem Regulativ vom 15. October 183 
einem vierjährigen Curſus zum Cintritt in die Armee als Portepeejunf: 
Cavallerie, Artillerie und Infanterie theoretiich und praftiich ausgebildet u: 
das Ingenieur⸗-Corps bergeitalt vorbereitet werden follten, daß fie als Jur 
bie Ingenieur-Bildungsanftalt eintreten konnten. Die Anjtalt hatte von j 
eine rein militairiihe Bejtimmung. — Ron Anjtalten anderer Art i 
Begründung de8 Fatholifhen Waifenhaujes (am Duedbrunnen 
gedenfen, welches für zwölf katholiſche Waifenfnaben, namentlih | 
deren Bäter in jächfiichen Meilitairdienjten gejtanden, errichtet und Bi 
lich des UnterrichtS mit der Fatholifchen Armenjchule vereinigt wurbe.*) 

fichtlih des Elementar-Schulwejens begann allmälig die durch das ! 
ihulgefeg vom 6. uni 1835 angebahnte Neugeltaltung. Bon 183 
1836 entitanden die erjten zwei Bezirksſchulen, cine auf der Breite 
(im ehemaligen Rathskeller), weldye am 12. October 1835, die andere 

Pirnaifchen Vorjtadt, weldye am 1. November 1836 cröffnet wurbe.**) - 
bie bereit8 beitehenden Vereine***) für wijlenjchaftlihe und künſtl 
gemeinnüßige und wohlthätige Zwecke reihte ji zunächſt als eine ru 
gewonnenen größeren Deffentlichfeit der ftatijtiihe Verein für das ! 
reih Sachſen, zunäcdjt mit dem ‚Jede, durd Sammlung und öffe 
Mittheilung zuverläfjiger Nachrichten über den Zuftand des Landes und 
Bewohner in allen den Beziehungen, welche in Itaatswirtbichaftlicher H 
von Wichtigkeit jind, zur Förderung der Landeskunde beizutragen. % 
Spige diejes Vereins trat der Central-Comité zu Dresden, an welchem 

allen Theilen des Landes gebildeten ZJweigvereine ihre Mittheilungen ı 
und auf Befehl des Königs auch die Landesbehörden die gewünjchten 

richten ertheilen jollten. Vorſtand des entral-Comite® war Kamn 
von Schlieben.) Der Bureau: Aufwand follte auf Staatsfojten be! 
werden. Anfangs 1831 gebilvet, hielt der Verein am 12. Mai dieſes 
in Gegenwart ber Yanditände und cines durch Karten eingelabenen Pub 





— 80 — 


fchräntungen entlajteten Bieres, um damit einen unerläßlihen Erſatz fi 
oft verfäljchten, aus jchlechten Kartoffeln bereiteten Branntwein zu gem 
und bemühte jich mit jeinen Beitrebungen eines jener zahlreichen Schui 
gegen die allgemein verbreitete Cholera zu bieten, von welcher damal 
Sachſen und Dresden von der Unterelbe und Oder ber bebroht war 
glüdliher Weiſe verjchont blieb.*) 

König Anton hatte während feiner Regierung die Freude, die For 
des Albertinifchen Stammes durch die Geburt von drei Prinzen gelid 
jeben. Das freubige Creigniß, daß den Prinzen Johann ber erite 
und präſumtive Qandeserbe geboren jei, ward der Stadt aın 23. April 
Nachts 1,1 Uhr durch die üblichen Nanonendonner verfündig. De 
geborene erhielt am anderen Tage in der Taufe die Namen Friedrich 
Albert; am Sonntage darauf, 27. April, wurde in allen Kirchen ein 
gebet verlefen und in ber Fatholifchen Kirche unter Kanonendonner das Tı 
gejungen; Abends wurde ein Yands und Wajjerfeuerwerf abgebrannt u 
Stadt war feitlih erleuchtet, wobei wie bereits erwähnt, an der Fathı 
Kirche zum erſten Male die Gaslaternen brannten.**) Diejem |] 
folgte am 4. Tebruer 1830 eine zweite Prinzejjin, Maria Elifabet 
5. April 1831 der zweite Prinz, der am nächſten Tage in ver 
während jein älterer Bruder den Namen Albert führte, mit Beziehun 
die Ahnen des ſächſiſchen Fürſtenhauſes den Namen Ernſt empfing 
ben 12. Mai 1847);***) am 3. Auguft 1832 der dritte Prinz F 
Auguft Georg, deilen Abends 39 Uhr zu Pillnis erfolgte Gebr 
Reſidenz zwei Stunden jpäter durch die üblichen Imal ſechzig Kanoneı 
fundgethban wurde; am 16. Auguft 1534 die Prinzeſſin Maria Si 
und am 4. Januar 1836 die Prinzejiin Anna Maria. Yu einem Fe 
allgemeinften Xheilnahme wurde die zweite Bermählung des Mitres 
mit der Prinzeſſin Maria Anna Yeopoldine, der am 27. Januar 18 
borenen vierten Tochter des Königs Mearimilian Joſeph von Baier 
Schweiter der Prinzejjin Amalia, Gemahlin des Prinzen Johann, der 
prinzejlin von Preußen und Zwillingsjchmweiter der Erzherzogin Sopt 
Dejterreih. Die erite Gemahlin des Mitregenten, Carolina (|. ©. 
war am 22. Mai 1832 zu Pillnig verſchieden. Am 26. März 183: 





— 892 — 


tanten, 80 Jungfrauen der Reſidenz und die Deputirten ſämmtlicher Innur 
zu einem feierlichen Zuge nach dem königlichen Palais. Inzwiſchen wa 
Friedrichſtadt früh 6 Uhr bei Fackelſchein und mit entſprechender Feierlic 
der Grundſtein zu dem Piedeſtal der Büſte des Königs gelegt worden, 

durch die Bewohner dieſes Stadttheiles ihren lovalen und dankbaren Gel 
ungen einen bleibenden Ausdruck verleihen wollten und die (am 26. Deceı 
1836 vollendet) noch jet mit der Antonftadt für die Reſidenz das Au 
Erinnerungszeichen an ben Namen bes verehrten Fürſten bildet. Drei G 
von 89, 84 und 82 Jahren thaten dabei die drei Hammerſchläge und P 
Burkhardt jprach die Morte der Weihe. Nach ',9 Uhr jeßte jich der 

vom Gewandhauſe aus in Bewegung. Wer von nicht officiellen Theilneh 
feinen Namen auf dem Rathhauſe angezeigt hatte und in jchwarzer Klei 
oder Uniform erjchien, konnte dem Zuge jih anfchliegen. Ein Mufi 
und zwei Compagnien der Bommunalgarde eröffnete denfelben; zwei Marjı 
führten den Zug der Jungfrauen; von fünf derjelben, die ebenfalle 
27. December geboren waren und vorangingen, trug eine, die zur Sprec 
erwählt war, auf einem Kiffen das zu jprechende Gedicht; dann Folgt: 
Beglückwünſchungs-Deputation, aus Mitgliedern des Stabtrathes und 
Commun-Repräſentanten beſtehend, vor welcher ein Stadtrathsmitglied 
Kiffen mit der auf dieſen Tag geprägten Denkmünze trug.*) Hieran ſchl 
ih die übrigen Mitglieder des Stadtrathes, des Stadtgerichtes, der Com 
Repräfentanten, die zum Zuge Geladenen, die \nnungen mit ihren Fe 
und Infignien und zum Schlufie wieder zwei Compagnien Communalg 
Herzlicdy wie bie Huldigungen jelber war die Aufnahme, welche jie bei 

föniglichen reife fanden. Als der Bürgermeifter die Denfmünze überr« 
ſprach der König: „Wenn Sie, Herr Bürgermeijter, mir etwas jchenfen, 

ih Ihnen nothwendig ein Gegengeſchenk machen” und überreichte ibm 
Civilverdienſtorden. Während die Sprecherin der in den Landesfarben 
mit Myrthen gefhmüdten Aungfrauen; dem Throne gegenüber ihr G 
ſprach, fnieten ihre vier Gefährtinnen neben ihr; die übrigen umgaben | 
einem Halbkreiſe. Sie wurden ſämmtlich mit einen Frühſtücke bewi 
welchem auch die Prinzen und Prinzeſſinnen beimohnten. Als ſich bi 
die Deputaltion aus ben Föniglihen Gemächern nah dem Freiplatze ;ı 





-- 894 — 


6. Juni 1836, Mittags 1/12 Uhr ſchloß er zu Pillnig feine Augen. 
8. Juni Abends 9 Uhr landete feine entjeelte Hülle auf der mit einem Th 
himmel bevedten Pillniger Fähre unter zahlreicher Begleitung und unter 
Seläute aller Gloden an der Appareille, wo fie von einer zahlreichen ! 
fammlung, von Deputationen des Stadtrathes und der Commun-Ptepräfentu 
empfangen und dann durch die von der Sarnifon und der Communalg 
gebildete Doppelreihe nach der Fatholifchen Kirche geleitet wurde, an t 
Pforte die Fatholifche Geiftlichfeit fie in Empfang nahm. Am 9. uni 
folgte die feierliche Ausstellung (in der Kreuzfapelle) und Abende 8 Uhr 
Beifegung. Am 29. Juni Nachmittags 4 Uhr war in allen Kirchen Tre 
und Gedaͤchtnißgottesdienſt. 

Friedrich Auguft II Hatte bereit? über fünf Sahre die Sorgen 
Pflihten der Regierung feines Oheims getheilt. Mas das Volk von 
neuen Könige zu erwarten hatte, war bereit hinreichend befundet woı 
Es fnüpften jih daher an feinen Antritt der jelbitjtändigen Regierung 
neuen Hoffnungen, fondern nur die Zuverſicht auf gebeihliche Kortentwide 
deffen, was ber mit ftrengfter Rechtlichfeit und Gewiffenhaftigfeit auf 
Wohl feines Volkes bedachte Fürſt begonnen und angebahnt hatte, Er 
fräftigte diefe Zuverjicht durch die Thronrede, womit er am 14. November 1 
den zweiten conftitutionelfen Landtag eröffnete. „Er werde,” fagte er ı 
anderem, „auf dem Grunde, ben jein Obeim, König Anton, gelegt, fortbe 
um dem Vaterlande die Wohlthaten einer guten Verwaltung und Geſetzge 
zu fihern, da8 Recht jtetS heilig zu halten und vor Allem den relig 
Sinn zu pflegen, den das Sachſenvolk bisher auf ehrenwertbe Weil: 
bewahren gewußt habe, und damit ben Beweis zu liefern, daß die Bahn, 
welcher Regierung und Volk jetzt wandele, die Bahn gegenfeitigen Vertrar 
diejenige fei, auf weldyer allein das wahrhaft Beite erreicht werden Fön 
Welchen hoben Werth er felber der Verfaſſung beilegte und wie er aud) 
Bolle das Bemwußtjein ihrer Bedeutung zu nähren fuchte, bewies ı 
Anderem die Anweifung von 260 Thalern aus der Givilliite zur Spe 
der Armen am Conſtitutionsfeſte. Einige Tage päter (12. September 1: 
erſchien im „Anzeiger“ die Kundmachung, daß der König, um allen Unterth 
ohne Ausnahme den Zutritt au feiner Perſon thunlichſt au erleichtern 

















— 89 — 


eine neue Ordnung, weldhe am 26. Auguft die Föniglihe Beſtätigung 
pfing.*) — Welchen frifchen Fräftigen Auffhwung, namentlih auch in 
bes mit den meiſten deutſchen Staaten abgejchloffenen und mehr und 
jich erweiternden Zoll- und Handels-Verbandes die mercantilen und induftr 
jowie die allgemeinen Verfehrsverhältnijje nahmen, das können allein in ! 
auf Dresden die verjchiedenen Unternehmungen darthun, die Schon in den 
Jahren nady Friedrich Auguſt's Regierungsantritt zur Ausführung f 
In dieſe Zeit fällt zunächſt die Erbauung und Eröffnung der Lei 
Dresdener Eijenbahn, der eriten größeren Eijenbahn Deutſchlands, 

buch die am 14. Mai 1835 gefchlojjene Actienzeichnung entfchieden, Ar 
1836 begonnen, am 19. Juli 1838 von Dresden aus bis zur Wein 
(an weldem Tage bier 3199 Billets ausgegeben wurden) und am 7. 
1839 volljtändig eröffnet wurde.**) Abends gegen 7 Uhr fuhren, vo 
Zurufe einer großen Menſchenmenge begrüßt, drei Yeipziger Züge üı 
biefigen Bahnhof ein, wo Bürgermeijter Hübler die Directoren mit eine 
empfing. Am anderen Tage erfolgte die feierliche Einweihung durch den ! 
der 7/9 Uhr in Begleitung der Königin und des Prinzen Johann neb 
mablin und Familie auf dem feſtlich geſchmückten Bahnhofe erihien um 
ben Directoren feierlih empfangen wurde. Nachdem die fönigliche J 
ben bejonders für fie bejtimmten mit Blumengewinden geſchmückten köniſ 
Magen beitiegen hatten, jeßten jich die Züge unter Kanonendonner balı 
einander in Bewegung; Abends nach 8 Uhr traf der Jug mit der Eöni, 
Familie wieder in Dresden ein. An dieſe Bahn reihte ji) zunächſ 
übrigen ſächſiſchen Bahnen wie der jächjiich=bairifchen nicht zu gedenke 
ebenfalls auf Actien (mit einem Anlage:Capital von 6 Millionen) begı 
ſächſiſch-ſchleſiſche Eiſenbahn, welhe am 10. Juni 1844 begonne 
21. December 1345 bis Bilchofswerda und am 23. Juni 1846 bis £ 
feierlich eröffnet und im December bis Löbau befahren, nachher am 31. 
1851 vom Staate übernommen wurde und deren Bahnhof ein Anziehung 
der Antonjtadt ward. Am 23. Juni 1845 Faufte die Regierung 52 Scheffe: 
zwiſchen dem Dippoldiswaldaer Scylage und Moszinski's Garten zur Un 
des Bahnhofs der ſächſiſch-böhmiſchen Eijenbabn, die auf Staat: 


im Herbſte desjelben Jahres begonnen und am 7. April 1551 mit 








— 912 — 


Nachmittag war eine neue dem Könige geltende Huldigung vorbereitet wo 
Vom Gewandhauſe aus bewegte ſich ein wohlgeordneter Zug über den 
markt nach dem Schloßplatze, der mit ſeiner Nachbarſchaft die andrän 
Menſchenmenge nicht zu faſſen vermochte. Ueberall wehten die jädhii 
und deutſchen Fahnen. Ein tauſendſtimmiges Hoch begrüßte den König 
er mit der königlichen Familie auf dem Balcon des Schloſſes erſchien 
die Geſangvereine ſtimmten ein Feſtlied an, auf welches eine längere huldi 
Anrede des Bürgermeiſters Hübler und ein neues dreimaliges Hoc f 
Dann, al8 der Jubel verjtummt war, laujchte man mit aufmerffamer ( 
der Stimme des geliebten Yandesherrn. „Ich danfe meinen lieben BDreson 
ſprach der König laut und vernehmlidh, „für den Beweis von Treue 
Vertrauen, den jie mir heute gegeben haben — mögen jie mir dieſe Geſinm 
in allen Wechfelfällen bewahren.” Dieſe Worte beantwortete ein abermı 
Hoch. Hierauf wurde von der Verſammlung das Sachſenlied angeitimmt, 

befjen Abjingung jich der Zug durch das Georgentbor nad) dem Altmarfte ber 
Eine Illumination ſchloß die Feier dieſes Tages, der bei aller Aufr: 
ohne Störung der Ordnung verlief. — Alsbald begannen nun in we 
Ausdehnung die Wirkungen der März: Errungenjchaften. Aus ven 

Volksverſammlungen entwicelten sich politiihe Vereine der verjchieb 
Färbung, in welchen Alle, die das Wohl des Volkes oder ihr eigenes | 
effe im Auge hatten, Gelegenheit fanden, ſich geltend zu machen, und 

welchen namentlich die Baterlandsvereine bald als ein feltgegliedertei 
(unter Peitung eines Hauptvereins) über das ganze Sand ſich verbreitete 
nad) und nad) das ganze Gebiet der Negierungsangelegenheiten „auf bre 
bemofratiicher Grundlage” in den Bereich ihrer Berathungen und Befi 
zogen, aber ſchon im Herbite des Jahres (mie eine am 3. Septemb 
Dresden abgehaltene Generalverfammlung ergab) jich wieder in deutſch 
demokratiſche Vaterlandsvereine (le&tere namentlidy unter Yeitung des App: 
Tzichirner) zu fpalten begannen. Ihr Gegengewicht bildeten die deut 
Vereine mit cinem gemäßigt liberalen Programm. Selbit ein republifaı 
Verein fand jeine Anhänger, während die entfejlelte Prejje allen a 
Gelegenheit gab, ſich ein Organ zu jchaffen oder durch Flugſchriften 


fliegende Blätter dag Volk für ihre Zwecke empfänglich zu machen, 








— 914 — 


Sigungsjaale der Zweiten Kammer eröffnet wurde und bis zum 17. Nov 
tagend, eine Neihe wichtiger Geſetze — wie das Geſetz, die Preßfreiheit 
Vereins- und Verfammlungsredht, die Communalgarde und die Entichäd 
ber im Dienfte verlegten Communalgardiſten, das öffentliche Strafverf 
mit Geſchwornen, die Rechtsverhältniffe der Deutich- Katholiken, die Erfi 
der Militairpflicht ohne Stellvertretung betreffend, und vor allem dad 
proviforifhe Wahlgejeg (vom 18. November 1848) — zur Folge 

Gefege, die dem Drange der Ereignijje entiprungen, mit wenigen Ausnı 
unter dem Einfluſſe veränderter Verhältnijfe allerdings bald wieder ihre 
verloren. Ihren wichtigſten, von allgemeinen weitgehenden Hoffnunge 
tragenen Augenblid feierte diefe Ständeverjammlung am 3. Juli, wo S 
minifter Braun dem Präfidenten der Zweiten Kammer (Rewiger) und © 
minifter von der Pfordten dem Präfidenten der Erjten Kammer das kön 
Decret vorlegten, welches die Anerkennung der von der ‚sranffurter Nat 
verfjammlung (am 28. uni) bejchlojienen Einführung einer deut 
Gentralgewalt, jowie der Wahl des Erzherzog Johann zum F 
verwefer verfündigte. Miniſter Braun bevorwortete die Uebergabe mit f 
der Anfprache: „Herr Präfident! Wenn au nur für einen Augenblid 
für einen Augenblid, der Epoche zu machen geeignet ijt in ber Gef 
erbitte ich mir Ihre Aufmerkſamkeit. Was jüngjt in Frankfurt beid 
wurde, ijt Ihnen befannt; es iſt damit ber erjte Grundjtein zur Eü 
Deutfchlands gelegt, zur Nerwirflihung der großen dee, welche bi 
Kurzem nod als ein Zraum erjchien, wenn auch als ein Traum, ve 
Beiten der Nation geträumt; Sachſens edler Fürjt zaubert nicht, der 
jchluffe der Nationalverfanunlung feine Anerkennung zu erteilen, da e 
dem gegebenen Worte bereit ijt, Rechte der Krone zu opfern, wo es gi 
Einheit des großen deutſchen Waterlanded zu erzielen. Seine Räth 
beauftragt, Died ber geehrten Kammer zu verfünden und deren verfaf 
mäßige ZJuftimmung darüber einzuholen u. j. w.“ Beide Kammern genı 
ten das Decret mit begeijterter Acclamation; Nachmittags drei Uhr 
ſämmtliche Landtagsabgeordnete mit den Minijtern nah Pillnis, um 
Könige für dieſe jofortige Anerkennung des Beichluffes und der Wat 
Nationalverfanmlung perjönlich ihren ebrerbietigiten Dank darzubringen. 











-- 918 — 


lihung zu bringen; das Programm des afgetretenen Miniſteriums 

16. März 1848 habe dazu nur „die Anfangsgründe" enthalten und das’ 
bätte jich die darin aufgejtellten Grundjäße bereit gejchaffen gehabt, ehe 
Minijterium berufen worden fei — gegenwärtig jei die Seit weiter 
geihritten und die Factoren der Geſetzgebung müßten ji ihr fügen. — 
neue Minijterium bejtand aus dem Oberappellationsrath Dr. Held, Präli 
des Minifteriums und Minifter der Juſtiz; Treibern von Beuſt, je 
Geſandter in Berlin, Minifter des Auswärtigen; von Ehrenjtein, Yin 
minifter, Dr. Weinlig, Minifter des Innern; von Buttlar, interimilti 
Kriegsminifter, an deſſen Stelle aber ſchon am 8. März der Oberftlieute 
ber Artillerie, Bernhard Rabenhorjt, zum Kriegsminiiter ernannt mı 
Es bezeichnete feinen Antritt mit der Publication der von der Frankf 
Rationalverfammlung erlafjenen und damals mit grogen Hoffnungen begri 
Grundrechte des deutſchen Volkes, hatte aber troßdem und jo verjüh 
auch da8 Programm war, womit ed auftrat, von Anfang an dem Mißtr 
der Kammern gegenüber mit einer jo jchwierigen Stellung zu Ffämpfen, 
eine neue bevorſtehende Kriſis unjchwer voraus zu jehen war. Inzwi 
hatte auh Sachſen ſich entichließen müfjen, jein Contingent zu den Bur 
truppen zu jtellen, welche den Kampf gegen Dänemark ausfechten fol 
nachdem das befannte Lied „Schleswig-Holſtein meerumſchlungen“ faft 
deutſchen Marſeillaiſe geworden war. Der König, der dieſem Unternehmen 
dadurch gerecht wurde, daß er ſeinen Neffen, den Prinzen Albert, an dem ; 
zuge Theil nehmen ließ, hielt am 22. März zu Leipzig und am 23. zu Dre 
(beim Heller) über die zum Abmarfche bereiten Truppen große Revue. Das 
aber verfolgte von dieſem Augenblide an die Kriegsbahn der ſächſiſchen Tru 
mit einer Aufmerkjamteit, neben welcher auf einige Zeit alle anderen Inter 
mehr oder weniger in den Hintergrund zu treten jchienen und begı 
mit lebhafter Befriedigung die erite Nachricht von dem neubewährten Rı 
ber ſächſiſchen Maffen (bei Düppel am 13. April) und von dem ritterli 
Antbeile, den Prinz Albert an dem Kampfe nahm.*) Aber währent 


Der jugendliche Prinz widerlegte ſchon damald in glänzender Weiſe de 
einem Berichte aus Dresden („Neue Preußiſche Zeitung“ Nr. 56, 1849) enthaltenen 
wur], „daß jeit Churfürſt Mori Fein Soldatenblut mehr in den Adern ber jädhli 








— 920 — 


in einer damals erſchienenen Schrift,“) „iſt der Umſturzpartei wohl ein größer 
Dorn im Auge als das ſtehende Heer, gerade weil dasſelbe die feſteſte Stür 
ber geſetzlichen Orbnung ift. Der erjte Angriff auf Den Geiſt besjelben 9 
ſchah durch die Forderung der Vereidung des Heeres auf die Verfaſſun 
aus welcher die jonderbare, gar nicht damit in Zuſammenhang jtehende Folgern 
hergeleitet wurde, daß nunmehr der Soldat auch an dem unbejchränften Be 
jammlungs= und Nereinigungsrechte Theil haben ſollte.“ Die Vereibung a 
die Verfaffung hatte aber, einige gegentheilige Erjcheinungen abgerechnet, ni 
bie üble Folge gehabt, welche ſich die Umjturzpartei davon verjprochen bat 
Dank jei es dem guten Geiite des Militairs, welches bald einjchen lem 
daß durch diefen Act im Mefentlihen in jeiner Stellung nichts geändert u 
insbefondere die Pflicht der Subordination und des Gehorfams nidt ; 
jhmälert werde. Nach diefer Richtung bin getäufcht, mochten ed vie Ü 
turzmänner wohl nur für angezeigt balten, die jogenannte Bürgerwehr, | 
eigentlihes Schooßkind, in um jo jorgfältigere Pflege zu nehmen. % 
demokratiſche Bürgerwehrverein in Dresden berief für den 8. April e 
Generalverjammlung der Bürgermwehrvereine Sachſens zujammen, die un 
Leitung ded Obmannes des Dresdener Wehrvereines, Dr. Mebing, des X 
mannes des Vaterlandsvereines, Dr. Mindwit, und des ehemaligen griechijd 
Oberftlieutenants und Abgeordneten Heinze (als Vorſtand eine& von der Erf 
Kammer niedergeſetzten „Wehrausſchuſſes“) im Saale des Odeums abgehal 
wurde und von Abgeordneten der demokratiſchen Bürgerwehrvereine t 
Dresden, Leipzig, Zittau, Marienberg, Lommatzſch, Crimmitzſchau, Ob 
oderwig und Wilspruff befuht war. Mean einigte jih über eine Gejamı 
organifation ber ſächſiſchen Bürgerwehr, Sachſen jollte in fünf Wehrfe 
und 25 Wehrbezirke eingetheilt und demgemäß die demofratiiche Wehrſch 
in Regimenter, Divijichen und Brigaden ygruppirt werben, aber von 
Kreißdirectionen und Amtshauptmannſchaften, wie ausbrüdlich verlangt wa 
unabhängig fein. Zum leitenden Ausſchuß für alle demokratiſchen Bürg 


injonderheit bei der Artillerie beſchäftigt gemwejen, bei welcher derjelbe gegemmärti: 
Hanptmann jteht ꝛc. ꝛc.“ — Schon in der nächſten Zeit jollte nicht nur dieſe Re 
fertigung der militairijhen Erziehung der Prinzen glänzend bewahrbeitet, jondern a 





—_ 99 — 


dem bafboffiziellen „Dresdener Journal“. Die Miniſter erließen eine die) 
Schritt rechtfertigende Proclamation an das ſächſiſche Volk. Mit die 
provocirten und feineswegs unerwarteten Maßregel der Regierung ſchien d 
Signal zum Ausbruche des Aufjtandes gegeben zu jein und bie deutſ 
Reihsverfajjung, von welcher erjt am 21. April (aber vor der Verſammlu 
im „Reußiihen Garten”) ein von Tzſchirner und Genojjen unterzeichne 
und in der „Dresdener Zeitung“ abgebrudter „Beriht an die Mäbler“ 

jagt hatte, „daß jie zwar einige leidliche Beitimmungen enthalte, aber doch 
der Hauptjache ganz undemokratiſch jei und dem Sejammtvaterlande unmögl 
frommen fönnte” — diejelbe Reichsverfaſſung mußte den Zweden des v 
bereiteten Aufftandes zum verhüllenden Panier dienen. Wer die Yuftäı 
mit Unbefangenbeit zu beurtbeilen vermochte, konnte leicht erfennen, daß bie 

forderte Anerkennung ber Reichsverfaſſung faum das Zauberwort geivefen j 
würde, ben erwacenden Damon der Empörung und des Bürgerfrieges 

bannen.*) Die Reihöverfajjung war nicht mehr Zwed, jondern Mittel; i 
Nichtanerfennung war nicht die Urſache des Aufitandes, wohl aber wurde 
von der äußerſten und focial-demofratiihen Linken, mweldhe bie Monarı 
aus ihrem Programme geftridhen hatte, dazu benußt, ſich auch die für 
Augenblid geblendete Maſſe der Gemäßigten und ver Freunde ber Einbe 
idee für kurze, aber entjcheidende Zeit dienitbar zu machen, ſodaß das Or, 
jener Partei, die „Dresdener Zeitung”, einige Tage jpäter (2. Mai) triumpbir 
und zugleich jpötlifch verfündigen Tonnte: „Das Barrifadenwetter und 

Revolutionshimmel thäten Wunder — heute babe ſich der Deutjche Ber 
durch jeine Vorſtände in allen Maßnahmen für jofortige Durchführung 

Reichsverfaſſung dem Vaterlandsvereine (jeinem Antipoden) angejchlofjen.“ 

Schon am 29. April war allenthalben eine drohende, durh den Sonn 
begünjtigte Aufregung bemerkbar, die, wie gewöhnlich, mit allerlei bedenklic 
Gerüchten genährt wurde. Die Nachricht von der gleichzeitigen Auflöh 
der Kamınern in Hannover und Berlin fchienen das Gerücht von einem „ 
beimen Einverſtändniſſe, zu einem gemeinfamen Streich gegen die Nechte 

Volkes“ zu bejtätigen. Ein an den Straßeneden feilgebotener, „Feu 
euer!” überfchriebener Aufruf forderte das deutſche Wolf zur jchleumi, 
Erhebung gegen bie Fürſten auf. In Berlin jollte bereits ein biluti 





— 124 — 


heit des Volkes, ſoweit e& ihr geitattet geweſen, erfüllt zu Haben, und fh 
von dem Beltreben, den Verdächtigungen der Minifter mit Anklagen geg 
biefelben zu antworten, auch unbefümmert um die Nachrede berjelben, t 
Reactionäre und Staatöbevorzugten.“ Der PVaterlandsverein, der an bie 
Abende zu einer überaus zahlreich bejuchten außerorbentlihen Verſammlu 
zufammengetreten war, erklärte fich mit allen Kammerbeichlüffen einverjtandı 
nahm den Antrag eined Mitgliedes an, „den Ausfhuß zu ermächtigen, ı 
ben bemofratifchen Vereinen der übrigen deutſchen Länder in Verbindung 
treten, damit größere Kraft und Einheit in die demofratifche Bewegung fün 
und einigte ſich fchließlich über zwei zu erlaffende Erklärungen. Mit | 
einen verjicherte der PVerein die Nationalverfammlung zu Frankfurt nicht ı 
feines vollen Beiſtandes bei Aufrechthaltung der Volfsherrichaft gegen 

Uebergriffe der Fürften, jondern forderte auch die hohe Berfammlung auf, ı 
Nachdruck die Tereidung des Militairs und der Bürgerwehr auf die Reid 
verfaflung in ganz Deutichland zu betreiben, mit der zweiten, die der Ver 
am anderen Tage den Miniftern als „Sturmadreſſe“ in Mafje zu üb 
bringen beſchloß, erflärte derfelbe, „daß er die von den Vertretern des beutid 
Volkes beichloffene und verkündete Reichsverfaffung als zu Recht beſteh 
anerfenne, jeine Kräfte zu deren unbebingter Durchführung der Nationalv 
fammlung zu Sranffurt zur Verfügung ftelle, jeden Widerftand gegen dieſe 7 
fafjung von oben al& revolutionären Act betrachte und das Gefammtminifteri 
für die Folgen einer ſolchen Revolution von oben allenthalben verantwort! 
mache.” Dieje beiven Erklärungen wurden am anderen Morgen durch 9 
ſchlag veröffentlicht und die Bewohner der Hauptitadt zugleich aufgeford 
fich der beabfichtigten Mafjendemonftration anzufchließen. Hierauf verfamm 
ih Vormittags 11 Uhr auf dem Pirnaifhen Plage eine ziemlich bedeute 
Menſchenmenge, die jich aber zum großen Theil nur zum Zuſchauen ein 
funden hatte, denn als ji eine Stunde fpäter der trotzdem jehr zablrei 
Zug, mit der deutjchen Fahne voran und angeführt von einigen Vormänn 
bes PVaterlandsvereing, in Bewegung fehte, bildeten Diejenigen, die fi n 
baran betheiligten, eine ziemlich dicht gebrängte Doppelreihe, durch welche 
durch die Pirnaiſche Gaſſe und über den Neumarkt feinen Weg nad t 
Juſtizminiſterium nahm. Dr. Minckwitz, als Spreder der aus drei Perſo 





— 2% — 


von Abende 6 Uhr an in bie Kafernen confignirt und an die ausmärtig. 
Sarnifonen war ſchon vorher Befehl ergangen, ſich zu jofortigen Aufbru 
bereit zu halten. 

Am nächften Morgen, Mittwoch, 2. Mai, wurde die Communalgar' 
durch Straßenanſchlag aufgefordert, ſich Nachmittage 2 Uhr zu den vom Au 
ſchuſſe bejchloffenen Urverfammlungen bataillonsweile an ſechs verfchieben 
Orten einzufinden. Zugleich erjchienen zwei Anjchläge vom Ausfhuß d 
Vaterlandsvereindg (Dr. Mindwig und H. Lindemann) und dem Arbeit 
vereine (Friedrich Grille, Obmann), welche bereit zum offenen gewaltfam 
Miderjtande gegen die Regierung aufforderten. „Segen die widerſpenſtig 
(der Reichsverfaſſung ſich widerjegenden) Regierungen,” hieß e8 in dx 
erfteren, „erhob fih das Volt zuerft in Würtemberg wie ein Mann u 
Militaiv und Bürgerwehr erflärten, mit Gut und Blut die Reichsverfaſſu 
burchjegen zu wollen, und der König hat ſich dem Volkswillen beugen müſſe 
bie Reichsverfaſſung warb in Kraft geſetzt. Schon erhebt das Bolt 
Baiern, Schlejien und Hannover feine Stimme für fein Recht, das es ſ 
burch feine Revolution erworben, für die höchſte und heiligfte feiner Errunge 
ſchaften, jeine Selbſtherrlichkeit. Sol Sachſen zurüdbleiben, fol es ji t 
Rufes unwürdig zeigen, den es fich durch fein Freiheitsftreben in -Deutfi 
land erworben? Die Stunde hat gefchlagen, wo das Volk durd die Th 
beweifen muß, daß es ein einiged jouveraines Volk fein will, es koſte w 
e8 wolle. Männer der Bürgerwehr, Männer vom Militair! erinnert Eu 
bag die Waffen, die Ihr tragt, alle Vollswaffen find u. f. w.’ Der Har 
werferverein erflärte, „daß man zwar den Wunfch nicht unterbrüden Fünn 
bie Frankfurter Profefjoren- Weisheit möchte nad einem langen ahre t 
Beifammenjeins etwas dem allgemeinen Volkswillen befjer Entſprechendes c 
diefe Neichsverfaflung hervorgebracht haben, dennoch aber dürfe man 
nicht gleichgültig anfehen, wenn an dem Wenigen, was fie geboten, nody : 
mäfelt werben ſollte“ Am Vormittag trat auch der Stadtrath der Adre 
ber Stadtverorbneten bei; Rath und Stadtverordnete erflärten in diefer Adref 
zu deren Uebergabe man nad) gejchehener Anfrage für den nächſten Tag Be 
mittags 10 Uhr eine Audienz bei dem Könige erlangte, daß ſie als geſetzl 
berufene Vertreter biejiger Gemeinde fich aebdrungen fühlten, in einer Zeit, ı 











— 930 — 


Abend zur Deckung der Pulverhäuſer abging. Um 5 Uhr Nachmittags rü 
bie reitende Batterie aus Radeberg ein, die mit zwei Geſchützen den Neuftä 
Brüdenausgang bejegte und mit dem Reſte der Batterie nad) dem Sci 
plate vorging. So beherrichten die Truppen das rechte Efbufer, die € 
brüde, den Schloßplatz, das Schloß und alle damit zuſammenhängenden 
bäude, als den eigentlihen Sclüffel der Altitadt, das Prinzenpalais, 
Terraffe und die Klepperftälle, von wo aus der Neumarkt bejchojjen we 
fonnte und das Zeughaus mit der daran ftoßenden Vorſtadt (äußere R 
piihe Gaſſe u. ſ. w.). Sie zeigten fi treu und zuverläffig und ale 
König im Schloßhofe unter die Soldaten trat, begrüßte ihn ein enthufiaftij 
Hurrah. Zugleich wurden num aber auch, Nachmittags 2 Uhr, da jchon 
deutlich genug zu erfennen war, daß man mehr als einen Straßentra 
zu befämpfen haben würde, mittelft einer Extra-Locomotive zwei Offiziere 
ber Leipziger Bahn entjendet, um bie leichte Infanterie aus Leipzig und 
Leib Regiment aus Chemnig herbeiguziehen; denn obgleich e8 gefährlich erjd 
bei ber weitverbreiteten Gährung das übrige Land und namentlich bie be 
Städte Leipzig und Chemnig von Truppen zu entblößen, jo batte dod 
Regierung beſchloſſen, ven Aufruhr mit allen ihr zu Gebote ftehenden Mi 
womöglih an der Wurzel zu faflen und in der Hauptitadt das Lant 
retten. Noch aber hoffte man, mit den eigenen Kräften ver Gährung Mı 
zu werben; noch wollte man bie preußifche Unterftüßung, deren man ſich 
diplomatiſchem Wege verjichert hatte, nicht ohne die dringendite Nothwendi 
in Anſpruch nehmen, um nicht durch den Einmarſch fremder Truppen 
Erbitterung zu noch gefährlicherem Ausbruche zu bringen. Es wurde t 
noch um 5 Uhr ein britter Offizier nah Görlig entfendet, um dem vor. 
Befehlshaber im Namen der Regierung mitzutbeilen, daß preußifche Tru 
erit auf weiteres Erfordern einrüden jollten. Die Verhältniffe änderten 
aber fo ſchnell und dergeſtalt, daß bie legte Hoffnung auf eine friet 
Löſung ſchwinden mußte und die Unmöglichkeit ſich herausſtellte, mit eig 
Kräften einen Sturm zu bejhwören, der offenbar nicht blos dem eig 
Lande galt. Schon wenige Stunden fpäter eilte daher jenem Offizier 
anderer nad, um ihm Gegenbefehle zu überbringen, und al8 auch die [ı 

Anfanterie ausblieb, deren Ankunft aus Leipzig man nod am Abend erw 











— 932 — 


Greigniffe), wurde mitteljt eines Leiterwagens leicht aufgefprengt; das Vol 
dringt ein und jchreit wiederholt nah Waffen; die zur Vertheidigung de 
Thores aufgejtellte Aufanterie geht beim erjten Anbrange mehrere Scrit! 
zurück (die Truppen hatten nody immer ven Befehl, nit angriffsweije 3 
verfahren, jondern ſich auf die unumgänglich nöthige Abwehr zu beichränfen 
ber Commandant der Infanterie (Oberitlieutenant von Polenz) ermahnt de 
Volk zurüdzugehen und läßt, als dies Nichts fruchtet, aber erjt nad dre 
maligem Trommelfchlag zum Auseinandergehen, von einem Theile der Mam 
ſchaft die erſte Salve geben, die vier Perſonen tödtet, einige andere verwunde 
Der Haufe wich für den Augenblid zurüd, aber wie gewöhnlich reizte d 
Anbli der eriten Opfer nur zu verdoppelter Erbitterung und erneuten Xı 
jtrengungen, welche zunächſt mit einem gegen die Infanterie gerichteten Hag 
von Steinwürfen begannen. Alsbald beganıen auch die unter dem ol 
befindlichen Turner und andere Bewaffnete auf das Militair zu feuern, a 
deffen Seite Lieutenant Krug von Nidda als erjtes Opfer fiel. Die Infanter 
zog jich hierauf in das Innere des Zeughaufes zurüd, während deſſen Cor 
mandant, Oberjt Dietrich, zur Beitreichung des gefprengten Gitterthores zw 
Geſchütze auffahren lief. Mit den erjten Schüffen am Zeughaufe waren n 
einem Male alle Zurien bes Nufitandes entfeffelt. Ein Theil der bier ve 
iammelten Menge legte auf Anordnung einzelner Führer einen der Gefallene 
einen alten Mann, feine Wunden entblößend, auf einen Wagen und begleit 
ihn dann, mit lauten Gejchrei Rache für Bürgerblut fordernd, durd) die Hauy 
jtragen der Stadt nad dem Schloffe, wo abermals mittel8 kurzer Knüt 
einige Fenſter eingefchlagen und heftige Schläge gegen das Hauptthor auf t 
Schloßgaſſe geführt wurden. Es ſchien dieſes Aufreizungsmittel, das Heru 
fahren des Gefallenen, faum noch nöthig zu fein; ſchon fah man die Ma 
der müffigen Zujchauer und Alles, was nicht zum Getriebe des Aufitand 
gehörte, ängftlich davon eilen; die in der Stadt befinpliden Magen u 
Droſchken juchten jo jchnell al8 möglich da8 Weite zu gewinnen, um ni 
zum Barrifadenbau verwendet zu werben, benn ſchon waren Tauſende v 
Händen bejchäftiat, die Straßen in Vertheidigungszujtand zu jeßen, die Schleußt 
bohlen aufzudecken ( um die Bewegungen * Reit terei zu bindern), das Straßt 


JF “ anf Grant ira sz1rhehern 











— 934 — 


aufreißens und des Barrifadenbaues betrieben ward. Der Communalgarden 
Commandant Lenz hatte, wegen Nichtabbaltung der beabfichtigten Parade ve 
mehreren Seiten infultirt und des Verrathes befchulpigt, da8 Commanl 
niedergelegt; nur die Flucht rettete ihn vor der Wuth der aufgehetzten Haufe 
bie feinen Tod forderten und ſich dafür an feinem koſtbaren Modemwaarenlag 
und feiner Wohnung (im Haufe der Löwenapotheke) rächten, wo Alles ve 
nichtet und bie werthvolliten Möbelftüde zum Barrifadenbau auf die Stra 
geworfen wurden. Aehnlich erging es allerdings aud den Wohnungen einig 
anderen mißliebigen Perfonen, ohne daß die Worte: „Heilig ift das Eige 
thum!“, die man alsbald mit Kreide an Thüren und Läden fchrieb, geg 
diefe und andere Gewaltthätigkeiten allentbalben Schuß bieten Tonnten. Ar 
der Commandant des vierten Bataillon, Advocat Böhme, der erklärt bat 
daß er fein Bataillon nur zur Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe vi 
wenden werde, mußte jich entfernen und verborgen halten. Mit Lenz zugle 
batte audy der Commandant des erften Bataillons, von Branbenjtein, c 
gedanft. Das Generalcommando zeigte dem Stadtrathe an, daß nad) d 
Nüdtritte des Commandanten Lenz fofort ein proviſoriſcher Kommandant 

ernennen fei, wozu ber älteſte Bataillonscommandant, Advocat Heinz (zwei 
Bataillon), berufen wurde. Als dieſer auf dem Rathhauſe erjchien, überna 
es Tzfchirner, ihn zu eınpfangen und anzureden und auf die hohe Bebeutu 
des ihm anvertrauten Poſtens und namentlicdy darauf aufmerffam zu mad 
daß e8 ſich darum handele, die Anerkennung der Reichsverfafjung zu erzwin 
und zu diefem Zwecke die Bataillone unter allen Umjtänden mit Munition 

verjehen und in den Kampf zu führen; Heinz aber entgegnete kurz und bünd 
gegen das Militair werde er die Communalgarde nicht führen und entfer 
jih wieder. Tzſchirner erklärte hierauf, daß es jeßt Zeit fei, einen e 
ſchiedenen Mann an die Spite der „Bürgerwehr” zu jtellen und man 
zeichnete al8 einen ſolchen den vormaligen Abgeorpneten der Eriten Kamı 
und ehemaligen griechiſchen Oberitlieutenant Heinze, dem nun auch von t 
Sicherbeitsaussfchuffe (oder der Commiſſion“, jo nannten ſich heute noch 

Elemente der proviforifhen Regierung) das Commando ohne Weiteres (1 
ohne daß der Stadtrath bei diefer Wahl zur Stimme fam) mit unbejchrän' 
Nollmacht übertragen warb und der das gebrudte Placat, wodurch nad 








Be — 


berüdfichtigt, ald man jeines Namens zu bebürfen glaubte, um ben erjier 
Schritten des Ausſchuſſes einen legaleren Anſtrich zu geben, bejchloß, un 
noch jo weit wie möglich die Intereſſen der Stadt zu wahren, in PBermanen 
auf dem Rathhauſe zu bleiben. Es waren die Stabträthbe Pfotenhauer 
Dr. Hertel, Flath und Meifel, die in diefer mißlichen Krijis treulich ausharrten 
Nach Einbrud der Naht ſah man auf den benadhbarten Höhen nad) der 
Gebirge zu eine ziemlich lange Meile (wahrjcheinlicy bereit gehaltene) Teuer 
zeichen brennen. In Folge derfelben und der jchon vorher an die verſchiedene 
Ortſchaften ergangenen Aufforderungen zum Zuzug nad Dresben, Famen i 
ber Nacht mehrere Boten, Deputationen und jelbit einzelne Abtheilunge 
Communalgarde in die Stadt, um bei dem Stabtrathe über den Stand de 
Dinge Nachfrage zu halten oder demſelben ihre Dienjte anzubieten. Tzſchirn 
und ber Commandant Heinze, bie dieſe Deputationen empfingen und bewil 
fommneten, forderten für dieſe wie für andere Unterjtügung Requiſitionen dt 
Stabtrathes, die derjelbe nothgebrungen und um feine Stellung nicht no 
Ihwieriger zu machen, ſchließlich (in Bezug auf auswärtige Communalgarbı 
auch ausfertigte, aber bei der Ausfertigung, da, wo es möglich war, mit de 
münblichen Bemerfen begleitete, daß es augenbtidlid, des Beiltandes noch nic 
bedürfe und daß der Zeitpunkt bei wirklich vorfommendem alle noch beitimt 
werden jollte.e Die Tharandter Communalgarde folgte zwar ihrer voram 
gehenden Deputation fait auf dem Fuße und zog gegen 200 Mann jtaı 
bier und da von lautem Jubel begrüßt, wirklich bis auf den Markt, tr 
aber, nachdem jich ihr Hauptmann (von Deblichlägel) auf dem Rathhau 
perfönlih von dem bedenklichen Stande der Dinge überzeugt batte, auge 
blidlih ihren Rückmarſch nah Tharandt an. Inzwifchen wurde die Na 
dazu benutzt, die Proletarier mit Senjen und Piken zu bewaffnen und Boı 
auf Lebensmittel u. |. w. auszuftellen, wozu man fid) alsbald der in db 
Sejjionszimmern vorgefundenen Rathsjiegel bediente. Auf dem Altmarl 
und anderwärtd wurden Kugeln gegofjen und Patronen gefertigt. In d 
Folge wurde die Patronenfabrifation von 40 bis 50 Menſchen in ver dritt 
Etage des Rathhaufes Tag und Nacht fortgeſetzt. 

Treitag, am 4. Mai, jtiegen mit dem eriten Zagedgrauen vom A 
marfte Nafeten empor; von der Barrifade auf der Schlohgaffe wurde ges 











-- 938 — 


bauer, der nach dem Neustädter Rathhauſe gegangen war, ſeine Vices übe 
tragen hatte, ſprach die Anſicht aus, daß unter den bejtehenden Verhälmiſſ 
bie Einjtellung der Teindfeligfeiten bis zur Rückkehr des Meinijters das G 
eignetjte jein würde, „um dur Erhaltung des status quo vom Donnersta 
die Möglichfeit zu Schaffen, die Aufregung des Volkes zu mäßigen und mitte 
Verhandlungen mit der Regierung die eingetretenen Konflicte ohne ferner 
Blutvergießen zu löſen.“ Auf den erjten Antrag der Deputation, die Trupp 
zurüdzuziehen und das Zeughaus zur Hälfte mit Communalgarde bejegen 
lafjen, erklärte der Gouverneur, nicht eingehen zu Fönnen, dagegen lieh 
jih nach) weiterer Unterhandlung und nachdem man darauf bingedeutet, d 
der Anblid der Reiterei und der Geſchütze auf dem Thenterplaße das 3 
am meijten erbittere, jchließlihh zu einer Konvention bereit finden, m 
welcher, vorausgejegt, daß man jich jedes Angriffes auf das Schloß und t 
Zeughaus enthalte und daß die Verbindung mit dem Zeughauſe über 
Terrafie und mit dem Schloßplaße frei und legterer neutral bleibe, 
anf dem Schloßplate befindliche Neiterei jowie die Geſchütze weiter n 
der Brüde und nad Neuftadt zurüdgezogen werden jollten. Der Maff 
ſtillſtand follte bis nächſten Mittag 12 Uhr dauern. Die Deputation 
flärte, daß deshalb augenblidlich eine Bekanntmachung erlafjen werben fo 
und entfernte jich, nachdem der Gouverneur vorher noch die Bedingung 
jtellt, daß ihm das Concept der Befanntmachung vor der Veröffentlichung v 
gelegt werde. Das Placat, das bald nachher der Sicherheitsausfhuß 
ihlagen ließ, defjen Concept aber dem Gouverneur erſt nach ber Veröfft 
lihung zugefertigt wurde, machte den Mitbürgern die zwijchen diejem ı 
der Deputation getroffene Verabredung befannt und verkündete, „daß währ 
ber Dauer der Convention von Seiten des Militairs Fein Angriff auf 
Conmmunalgarde oder da8 Volk jtattfinden, dagegen auch die Communalge 
oder das Volk fich jedes Angriffes oder einer Fortſetzung der Feindſeligkei 
insbejondere des Barrifadenbaues, zu enthalten habe.” Nachträglich endete ı 
der Gouverneur einen Offizier (Oberlieutenant von Kohtigfy) mit einem € 
naliiten, ala Barlamentär nad) dem Ratbbauje, um melden zu lafjen, daß 
Waffenitillftand für den Fall, daß auf der Neuitädter Seite fremde Zuzüge fü 
und dajelbit einen Angriff wagten, feine Geltung baben könnte. Die Barrifal 











— 940 — 


verkündenden Bekanntmachung, ſetzte er in allen anderen Erlaſſen die 
„Regierung“ feinen Namen ſtets an die Spitze des Triumvirats. Mit ! 
Wahl der proviforiihen Regierung wurde natürlich der Sicherheits-Ausſch 
für aufgelöjt erflärt und auch die anweſenden Mitglieder des Stabtrathes u 
des Stadtverordneten-Collegiums mußten fi), nun vollends aus jeder Am 
thätigfeit al8 Behörde verdrängt, in ein kleines Seitengemach nädjt | 
Acteninfpection zurüdziehen, da die proviſoriſche Regierung jofort von | 
fleinen Raths- und Commifjionsjtube, die Commandantſchaft von dem grof 
Sißungsjaale Bei genommen hatte und das Conferenzzimmer als Bun 
benußt wurde. Während der Nacht pflegten die Rathsmitglieder abmechie 
und mit einem Stroblager ſich begnügend, eine Eurze Raſt in ber brü 
Etage, unmittelbar neben der oben erwähnten Patronenfabrik, zu juchen. 

ber Proclamation der provijorifhen Regierung bieß e8: „Der König und 
Minijter jind entflohben. Das Land iſt ohne Regierung, jich ſelbſt überla| 
worden. Die Reichsverfaffung iſt verleugne. Mitbürger, das Vaterland 
in Gefahr! Es ijt nothwendig geworben, eine proviforifhe Regierung zu bilt 
Der Sicherheitd- Ausschuß zu Dresden und die Abgeordneten des Volkes ha 
nun unterzeichnete Mitbürger zur proviforifchen Regierung ernannt. ! 
Stadt Dresden ijt dem Vaterlande mit dem rühmlichſten Beifpiele vor 
gegangen und bat gefchworen, mit der Reichsverfaſſung zu leben und 
fterben! Wir ftelen Sachſen unter den Schuß der Regierungen Deutjchlar 
welche die Reichsverfaſſung anerkannt haben. Zuzug von allen Ortſcha 
bes Baterlandes ijt angeordnet und wird biermit angeordnet. Mir fort 
ben ftrengiten Gehorfam für die Befehle ber proviforiihen Regierung 

des Dbercommandanten Oberjtlieutenant Heinze. Wir werden Parlament 
an die Truppen jenden und ſie auffordern, den Befehlen der proviforif 
Regierung gleichfalls Gehorſam zu leilten..... Mitbürger, die große St 
der Entſcheidung iſt gekommen. et oder nie! yreiheit oder Sklave 
Wählt!” u. ſ. w. Durch Rundſchreiben wurde dieſe Bekanntmachung 

weiteren Verbreitung an die Ortsbehörden des Landes gegeben, mit 

Weiſung, das Proclama an dem Orte ihrer Wirkſamkeit bekannt zu ma 

und den weiteren Verfügungen der proviſoriſchen Regierung Folge zu lei 
In einem Schreiben an die Nationalverfammlung jtellte die proviſor 





— 94 — 


jaſt mehr als eine Kriegsliſt von Seiten des Zeughaus-⸗Commandanten, ı 
das Zeughaus gegen einen Angriff zu ſchützen, der in dieſem Augenblicke u 
bei der gegenwärtigen Stimmung der Mannſchaft allerdings Hätte gefährl 
werden können. Der Offizier, Hauptmann von Rohrſcheidt, den Obe 
Dietrich mit dem Auftrage abfendete, den Gouverneur von dem ejcheher 
zu benachrichtigen, verließ das Zeughaus in Begleitung des genannten Marſch 
von Bieberjtein, der ihn über die Barrifaden bringen wollte, ihm aber a 
bald unter dem Vorwande, daß nicht aus Mißverjtandnig vom Volke 
ihn gejchoffen würde, eine weiße Binde um den Arm gab und ihn Ihlü 
ih in Begleitung eines jubelnden Haufens nad dem Rathhauſe zu ziel 
wußte, wo jih nad) feinem Vorgeben der Gouverneur befinden jel 
Hier wurde der Offizier, der jedenfalls nur in Folge körperlicher und geifti 
Erihöpfung das Opfer dieſer ziemlich plumpen Täuſchung wurde, natür 
von Tzſchirner mit offenen Armen empfangen und dann auf den Balcon 

bräangt, um burd feine Erjcheinung und feine Worte gleihjam Zzjchirme 
triumpbirende Verkündigung zu bejtätigen, daß die Truppen im Zeughauſe ül 
gegangen feien und die anderen bald nachfolgen würden. Gleich darauf erliek 
proviforifche Regierung folgende Befanntmahung: „Sachen! Das brave für 
ſche Militair hat dem Gebote der Pflicht gegen bie heiligen Intereſſen 

Baterlandes Genüge geleifte. Das Zeughaus ift vom Militair und Bür, 
wehr gemeinschaftlich als Nationaleigentbum beſetzt. Deutſchland ijt ! 
ſächſiſchen Militair zum Dante verpflichtet. Sachſen jteht auf wie ein Ma: 
Das Volk, das ganze Volf ift eins! Es gilt nur, dem äußeren Fei 
entgegen zu treten” u. |. w. Vom Rathhauſe eilte jener Offizier nah 
Blodhaufe, wo er in der höchiten Aufregung von dem Vorgefallenen Ba 
eritattete; die weiße Binde an feinem Arme, fagte er, deute an, wozu ihn 
Gewalt der Umſtände geführt hätte; die Truppen hätten den Gehorjam 

weigert, da8 Zeughaus fei übergegangen, die Soldaten fraternifirten mit 

Volke und er bitte, vom Dienfte dispenjirt zu werden. Ein anderer Offi 
der Zeughausbejahung (Lieutenant Kritz), der wenige Augenblide jpäter 
nicht geringerer Aufregung in’8 Gouvernement jtürzte, bejtätigte dieſe Zuſti 
und erflärte, daß fie ihn veranlaßt hätten, feinen Poften zu verlajjen. 
Gouverneur wies Beide auf ihre Poſten zurüd.”) Aber auch Marſchall 











— 94 — 


zwiſchen dem Könige und den anderen Miniſtern zu unterhalten.“ In de 
nady 9 Uhr vom Stadtrath Meiſel ven Miniſtern überbracdhten Antwor 
Ichreiben des Stabtrathes erflärte dieſer, „er wäre, obſchon er ſich gleit 
geitern nach feiner Rüdfehr von Schlofje habe überzeugen müſſen, daß, zı 
mal da ji inzwilchen die Communalgarde aufgelöjt, der durch felbige 3 
erwartende Schuß für das Eigentbum, die Wahrung der Rube und Orbdaur 
in der Stabt nicht mehr gewährleiftet werde, durch einige Mitglieder vertrete 
auf dem Ratbhaufe und auf feinem Poſten geblieben, er hätte heute vor 
frühen Morgen bis gegen Mittag ſich wiewohl vergeblidh bemüht, die Herr 
Minifter und Organe der Regierung zu fuchen, um deren Beiltand, Ra 
und Hilfe zu erbitten,; er hätte, von allen Seiten verlajjfen, der ſich x 
Stunde zu Stunde jteigernden Perwidelung in feiner Weife einen Dam 
entgegen zu jeßen und das, was bis jetzt geichehen, zu verhindern vermod 
ba dies von der Regierung, welcher ſehr natürlich weit eher, ald dem Stab 
tathe, Mittel zu Gebote geitanden haben müßten, nicht zu erreichen geweſt 
jei, daher ſich auch die ſtädtiſche Behörde gegen alle VBerantwortlichkeit ve 
wahre.” Im der an bie Ueberreihung dieſes Schreibens ſich knüpfend 
Audienz, von welcher Stadtratb Meijel erit um 11 Uhr Naht auf bi 
Rathhaus zurückkehrte, ſprachen die Miniſter die Anjicht aus, der Stabtra 
jolfle die dem Könige und der conftitutionellen Regierung treugebliebenen u 
gutgejinnten Einwohner vereinigen, um den Aufitand zu dämpfen. Stadtra 
Meifel wies dagegen auf die Erfolglofigkeit und Gefahr eines ſolchen Verjud 
bin, da die Communalgarde gar nicht mehr erijtire und ein großer Theil d 
ruhigſten und friebliebendjten Einwohner es bereit® vorgezogen hätte, ! 
Stadt zu verlajjen, um den vorauszufehenden Gräueljcenen zu entgehen. € 
einziger Blid auf das Innere der Stadt und auf die jegige in den Straß 
wogende Bevölkerung gebe die Ueberzeugung, daß die Mehrzahl aus Menſch 
beitehe, die nicht einmal den Befehlen ihrer eigenen Führer gehorchten. Hiera 
erflärten die Minijter, dag unter foldyen Umjtänden die eingeleiteten Ma 
regeln zu volljtändiger Anwendung der Maffengewalt, jedoch mit möglichfl 
Schonung der Stadt, unvperzüglid zur Ausführung gebracht werd 
mühten. Meijel’8 Schilderung von dem Juftande der Altitabt war t 
Wahrheit nallfammes ir De tea in a urtoh 


oo tTtanp 1 1 7 

















— 46 — 


Unterbandlungen mit Senjenmännern und anderen Bewaffneten, Die in jeden 
Flüchtigen den „jchwarzgelben” Reactionär verfolgten. Späterbin, als jid 
der Kampf immer enger um die Altſtadt herumzog und die Inſurgenten jebeı 
Rlüchtigen als Spion niederzujchießen drohten, verbot ſich das Rettungsmitte 
der Flucht allerdings von ſelbſt und für viele Familien blieben für die nächſter 
qualvollen Tage die Hintergemächer oder Keller ihrer Wohnungen die einzig 
Zufludt. Doc veranlaßte der Commandant noch am Vormittage des nädjte 
Tages den Stabtrath, für Ausquartierung der Bewohner der in ver Schloß 
gaffe zwiſchen der erjten Barrifade und dem Schloſſe gelegenen Häuſer ihre 
Sicherheit wegen Sorge zu tragen, da dieje Käufer mit Vertheidigern bejet 
werden follten, worauf ungefähr 26 Familien meijtentheil8 in der Yüttichau 
jtraße untergebradyt wurden. Unter dem bunten wülten Gemiſch der Barrı 
Fadenvertheidiger und ber Bewaffneten, die jih in den Straßen drängte 
berrjchte eine Kampfluft, welche die Außerjte Kraftanjtrengung und den bar 
nädigjten MWiderftand erwarten ließ. Die Zabl der unter diefen Bemwaffnett 
befindlichen Communalgarbijten batte jich jedoch heute mehr und mehr ver 
mindert. Das bewaffnete Broletariat und fremder ungeregelter Zuzug bilvet 
bald die alleinige Streitmacht, unter welcher ſich faſt nur die Turner a 
befier pisciplinirte Schaar hervorthaten. Das Sturmläuten vermodte d 
Sommunalgarde eben fo wenig zurüd zu rufen, wie eine im Laufe bes Tagı 
von der provijoriihen Regierung erlafjene Aufforderung folgenden Inhalt: 
„Der gerechte Unwille des Volkes und der gutwilligen Bürgerwehr über d 
Theilnahmlojigkeit und Pflichtvergeflenheit des größten Theiles der Biefigı 
Sommunalgarde wählt von Stunde zu Stunde Ale Communalgarbiit 
werden daher auf das Ernſtlichſte aufgefordert, jich fofort auf ihre Samme 
pläße zu verfügen. Ein jeder Communalgardiſt, welcher binnen einer Stun 
nicht auf dem Sammelplage feines Bataillons erjcheint, wird durch die gefel 
lihen Zwangsmaßregeln mit entjchiedener Strenge dazu angehalten werbe 
Das Wohl des Baterlandes, die Ehre der Stadt jtehen auf dem Spiel 
Mitbürger, erfüllt Eure Bürgerpfliht aus Liebe zum Paterlande freimilli 
Bewahrt Eure eigene Ehre, bewahrt die Ehre der Stadt vor dem Schimp) 
daß Dresdens Bürger mit Zwang unter die Waffen getrieben werben mußten 
Die am Schluffe diefer Aufforderung ausgciprohene Drobuna murde au 

















— 948 — 


Truppen, mußte beim Vorgehen zum Angriffe noch eine bedeutende Reſer 
in Neuſtadt zurückbleiben, um etwaige aufrühreriſche Bewegungen in dieſte 
Stadttheile oder in der Antonſtadt zu verhindern und die Zuzüge abzuwehr 
die auch auf dem rechten Ufer befürchtet wurden. Noch einmal wollten ! 
Stadträthe Pfotenhauer und Meijel im Auftrage der auf dem Rathhar 
befindlichen Mitglieder des Stadtrathes und des Stadtverordnetencolleginm 
einen Berjuch machen, einen ernftlihen Kampf abzuwenden, und hatten j 
zu biefem Zwecke, ohne dag ihnen als Parlamentairs die provijoriiche I 
gierung das übliche Geleit gewährt hatte, auf verjchiedenen Umwegen n 
dem Gondelplage am Eingange des kleinen Geheges begeben, von wo 

in demjelben Augenblide nad Neuftabt überfuhren, als Artillerie und Infı 
terie mit lautem Hurrah über die Brüde nad Altitadt rüdten. Die Minii 
von Beuſt und Rabenhorſt gaben aber nur die beitimmte Erklärung, daß 
Aufitand mit aller Energie durch Militairgewalt unterdrückt werden würbe, 

es nach der eigenen NWerjicherung ber Altjtädter Behörden nicht mehr in de 
Macht liege, die Aufrührer vom Kampfe abzuhalten. Das Meilitair & 
Befehl, ji vor der Hand noch defenjiv zu verhalten und mit größtmöglid| 
Schonung zu verfahren; e8 jollte verjucht werben, durch Gernirung der St 
bie Injurgenten zu zwingen, jich zu ergeben; jei auf dieſe Weiſe ver un 
nicht zu erreichen, dann müßte zu den Außerften Mitteln verjchritten wert 
ALS Hierauf die beiden Abgeordneten erklärten, daß es dem Stabtrathe u 
jolden Umftänden faum länger vergönnt fein werbe, mit Erfolg auf t 
Rathhauſe thätig zu fein, wurde ihnen erwidert, daß eben eine Verordm 
ausgefertigt werde, welche ſämmtliche Behörden der Altjtadt anweife, jich n 
Neuftadt zurüdzuziehen, ſobald fie in ihren Altjtäbter Localen in ihrer Wi 
jamfeit verhindert würden. Bald nachdem bie beiden Stabträthe auf venfel 
Ummegen nad den Rathhauje zurüdgefehrt waren, traf daſelbſt dieſe V 
ordnung des Gejammtminijteriumd ein; die anweſenden Stadtratbsmitglie 
befchlofjen aber, um da8 communliche Anterefie unter allen Umtjtänden n 
Möglichkeit zu wahren, das Rathhaus nicht zu verlaffen, umjomehr, da 

ſchon ſeit Beginn des Aufitandes nicht mehr ausführbar gewejen war, Kai 
und Documente an einen ficheren Ort zu bringen. Doch verſuchte auch 

Regierung, ebe zur blutigen Enticherduma gejchritten warb, nodı einmal 














— 50 — 


nöthige Unterftüßung und Verjtärfung zugeführt werden fonnte. Den Au 
gangs- und Stüßpunft des linken Flügels, jowie das erjte Ziel einer Offen! 
bewegung mußte das Zeughaus bilden. Die weitere Linie bed Vordringe 
auf diefer Seite bezeichneten das Landhaus, das Gewandhaus und das „C 
francais“ (während diefer Tage der Sammelplat der Polen); um a 
Sicherheit gegen lanfenangriffe zu gewinnen, die durch die Rampiide ı 
Pirnaifche Gaſſe erfolgen Fonnten, mußte bier in breiterer Sronte vorgegan 
und die Frauenfirhe und der Neumarkt in den Kreiß der Operationsli 
gezogen werden. Auf dem rechten Flügel bezeichneten die Linie des V 
gehend: den Zwinger und die anjtoßenden Gebäude, die Sopbienfirce, 

Spiegelfabrif, die Poſt und endlich die polytechnifche Schule. Zwiſchen bie 
und der Seegafje hätten ſich die Spigen der beiden Flügel getroffen und 
Ring um die Stadt gefchlojjen. Natürlich geboten die Umjtände, wie 

wöhnlid) jo auch bier, mandyerlei Abweichungen von der Grundidee die 
DOperationsplanes. Außerdem hatte der Krieggminijter die nöthigen Belt 
zur Gernirung der äußeren Altſtadt durch die herbeizuziehende Reit 
(6 Schwabronen vom 2. und 2 Schwahronen vom 1. leichten Reiterregime 
ertheilt. Hierdurch jollte den Aufftändifchen die Verbindung mit den ini 
girten Yandestheilen und namentlich der Zuzug abgefchnitten, außerdem a 
auch den Tulvermagazinen (an den Schufterhäufern) der nöthige Sd 
zugeführt werden, die feit dem 3. Mai NAbenbe, außer ver gemöhnli. 
Magazinwahe (14 Mann de8 Regiment Albert) nur von einer Hei 
Reiterſchaar unter Nittmeifter von Uckermann vertheidigt und durch 

infurgirte Friedrichſtadt von dem rechten Elbufer abgejchnitten, mehrfac 
gefährlichen, aber energifch zurüdgewiejenen Bedrohungen ausgejegt waı 
und zunächſt erjt um 1 Uhr in ber Nacht vom 5. zum 6. Mai durd 
Compagnie des Regiments Prinz Albert unter Hauptmann von Carlor 
die bei Uebigau über die Elbe gejegt war, vie nöthige Verftärfung erbiel 
womit zugleid der Weg gefunden war, ben Truppen über Uebigau und V 
Itadt aus den Norräthen des Pulvermagazins den nötbigen Erſatz an Muni 
zuzuführen. Um 2 Uhr Nachmittags erhielten die Truppen des rechten Flü— 
den Befehl zum Vorgehen und damit zum Beginn des eigentlic 


1 7 





— 952 — 


geheime Hofrath Dr. Heinrich Wilhelm Schulz, der ſich während dieſer ver- 
bängnißvollen Tage auch um den Schutz der übrigen Sammlungen (im 
Zwinger) weſentliche Vervienite erwarb, wenigjtend die werthvollſten Gemälde 
in die hinteren Säle in Sicherheit zu bringen, jo daß man nur bie Be: 
ſchädigung von einigen Werfen berühmterer Meifter, wie Ruben? und Murille, 
zu beflagen hatte. Im Centrum hatte ſich ein jehr heftiges Teuer zwiſchen 
der Befagung des Schloffes und der Barrifade an „Stadt Gotha“ und ben 
benachbarten Erkerhäuſern entjponnen. Um 5 Uhr erfolgte von Seiten bes 
Kriegsminifters der Befehl zur Anwendung von Gefhügen, worauf in den 
rechten Gang des Georgenthores ein Sechspfünder gebracht wurde, bei deſſen 
erftem gegen die erwähnte Barrikade gerichteten Schuſſe faſt ſämmtliche Fenſter 
des Schloffes zeriprangen und die Kalkdecke des Ganggewölbes berabitürzte. 
Bald nachher wurde auch von der Auguſtusſtraße (bei der Bildergalerie) mit 
einem Geſchütze gegen die Barrifade an der Morigjtraße, die nächſt der an 
Engel’8 Reftauration die ftärfite der Stadt war, und gegen Hötel „Stadt Rom“ 
gefeuert. Auf dem rechten Flügel hatte ein Compagnie des Regiments Prinz 
Albert zunächſt das Theater und das italienijche Dörfchen bejegt; gegen 
7 Uhr aber erhielt eine Compagnie des Leibregimentd Befehl, jich mit dem 
Bajonett in den Beli dee Zwingerwallet zu jeßen, von wo aus die Truppen 
burch vorgegangene Turner beſchoſſen wurden. Die Beſitznahme dieſes zum 
weiteren Vorgehen jehr wichtigen Stüßpunftes gelang ohne große Schwierig: 
feit; jchwieriger war es allerdings, denfelben zu behaupten, da die Truppen 
hier von drei Seiten und zwar von dominirenden Punkten, von der Spiegel: 
fabrit und dem Dache der Sophienfirdhe, von dem Thurmhauſe und den 
Gebäuden der Djftra:Allee (namentlih dem Hänel’Ihen Haufe) aus jebr 
heftig beichoffen wurden. Die Inſurgenten hatten dieſe wichtigen Punkte mit 
ihren beiten Schützen bejeßt (im Thurmhauſe jtanden Chemniger Scharf: 
ſchützen), aber doc, verfäumt, den Packhof und die Stallgebüude zu bejegen, 
woburd) der Zwingerwall jedenfall® unbaltbar gewejen wäre. Das Fünigliche 
Stallgebäude wurde bald nachher von den Truppen bejeßt, wodurch der 
Gegner zunächſt aus dem erwähnten Edhaufe der Oftra-Allee verdrängt und 
bie mißliche Stellung der Zwingerwallbefagung, die nur binter den Bäumen 
einige Deckung fand, menigitens eimigermaßen gejichert wurde. Grit nad 
9 Uhr Abends wurde bier das beftige Feuer eingejtellt, wenn auch vereinzelte 











— % — 


Margaretbengajie, über die Barrifade an ber Zahnsgaſſe und am Polizei: 
hauſe nahm und endlich durch dag Leporini'ſche Haus wieder in das Ruh: 
haus gelangte, dad der Stadtrath von nun an nicht wieder verließ. Die 
Erklärungen und Bedingungen des Minijteriumd wurden dem Commando der 
provijoriichen Regierung mitgetheilt, blieben aber, wie vorauszujehen gewejen, 
ohne Antwort. Das Militair hatte nun zwar in Folge dieſer Verhandlungen 
den erwähnten Befehl zur Einjtellung des Feuers erhalten, da aber ba 
Plänferfeuer aus den Innern ver Stadt nad) kaum merfbarer Pauſe bald 
wieder begonnen wurde, hielten jich natürlicher Weile auch die Truppen an 
die verheigene Waffenruhe nicht gebunden, begnügten ſich aber für heute, di 
eingenommenen Stellungen eben nur zu behaupten. Die Nachricht von der 
Einzuge preußiicher Truppen hatte jih in Altitadt wie cin Lauffeuer ver: 
breitet und noch am Abend erjchien cine Proclamation der provijorijhe 
Regierung, womit Zzjchirner zwar feine Veriiherung von der Unmöglichkei 
einer preußijchen Unterſtützung Lügen jtrafen mußte, aber zum verdeppel 
treuen Ausharren im Kampfe „für die ;sreiheit” ermahnt wurde. Der Köni— 
von Sachſen bat preußiſches Militair berbeifommen lajjen, um jeine 
Eigenwillen dem Willen des Volkes gegenüber durchzuſetzen. Das ſächſiſch 
Volk, welches jeine beiten Söhne auf die Barrikaden gejandt hat, um für Mi 
Einheit und Freiheit Deutjchlands zu kämpfen und Sachſen insbejondere veı 
den unmwürdigen Feſſeln eines verrätheriihen Sonderbündniſſes au bewahren 
wird diefe Kunde mit einem Schrei des Entjeßens aufnehmen. Es ijt heut 
mit jeltenem Muthe gefämpft worden. Gegen bie von außen berbeigeführte 
Streitfräfte wird der Kampf mit verboppeltem Mutbe fortgejeßt werber 
Danf Euch, Ahr Helden ver Freiheit! Der Tod für die Freiheit iſt ſchö 
und der Sieg iſt Euer im Leben und Sterben!“ u. j. w.*) Es war in tt 
That auf Seiten der Aufftändiichen mit Muth und großer Hartnädigfeit ge 
fämpft worden und ber fortwährende zahlreiche Zuzug konnte dieſen Mut 
wohl fteigern, obgleich die Mehrzahl diefer fremden Gelichter und Geſtalle 
diefer „beiten Söhne des ſächſiſchen Volkes“, wie die proviſoriſche Regierun 
fie nannte, mehr geeignet war, ernjtliche Bejorgniffe einzuflößen; denn daß b 
dem entjchiedenen Verfahren und Vorgehen der Truppen, bei den anjehnlice 
Veritärkungen, bie jie erhalten hatten und nody erwarten fonnten, der Ride 


1) 














— %6 — 


haus und als diejes durch die aus der Schöjjer: und Schloßgajje auf ven 
Markt fallenden Kugeln mebr und mehr bedroht wurde, ausfchliegend das 
Rathhaus jelber, in deſſen Parterre man nach Beendigung des Kampfes 
noch einen Vorrath von 18 Gentnern Pulver fand. In dem bier imprevi: 
firten Laboratorium wurden beim Patronenfertigen ungejcheut Eigarren geraudt 
und in den nächſten Tagen etablirte der Mufifvirector Röckel dicht dabei 
jeine Pechjiederei im Dienſte des Ruſſen Bakunin, der ſich weder von ber 
proviforiichen Regierung, nody von ben Mitgliedern des Stabtratbes, nod 
von irgend einer Mahnung bumaner Rüdjicht in jenen branbftifterijchen 
Plänen bejchränfen Tieß, die nächjt den Unterminirungsverjuchen jchon heute 
einen bervortretenden Zug in dem Angriffs: oder Vertheidigungsinfteme ver 
Aufitändischen bildeten. Gegen Mittag erfchien ein dem Anjcheine nach fremder 
Arbeiter auf dem Rathhauſe und meldete dem Commandanten, dag er einen 
jiheren Plan entworfen habe, das Schloß in bie Luft zu Iprengen; er wollte 
von der leßten Barrifade auf ber Schloßgaſſe durch die Hauptſchleuße bis 
zum Georgenthore vordringen und dort eine Mine anlegen, in welche er ein 
Faß mit 4 Centner Pulver bringen wollte, um dasſelbe durch einen langen 
Zünder von der Barrifade aus in Brand zu fteden. Der Commandant Heinze 
entgegnete ihm, die Sache jei nicht fo leicht wie fie ſcheine, es fehle an Arbeitern 
und dem nötbigen Werkzeuge, au eigne ſich die Schleuße nicht zu einem 
ſolchen Unternehmen, und entließ den Mann. Daß aber der Plan troßpem 
zur Ausführung gebracht werden jollte (namentlich nachdem am ſpäteren Nach: 
mittage die erwähnten Bergleute angelangt waren) jcheint unter Anderem aus 
einem fpäter aufgefundenen Berichte der Bergleute an die proviforiiche Re: 
gierung hervorzugeben, worin gemeldet wird, daß der eingetriebene Stollen 
„verfchroten” jei. Der Hoffchleußenräumer hatte, al8 die Abjicht, derartige 
Minirungsverjuche zu unternehmen, lautbar wurde, den Hauptichlengenfanal 
durch Anjtauung des Waſſers der burch denſelben fließenden Kaitzbach un: 
zugänglid) gemacht; außerdem erhielt am anderen Morgen ein ingenieur: 
Offizier Befehl, die Schleugen und unterirdiihen Räumlichkeiten des Schloſſes 
und Prinzenpalais zu unterjuchen und wo nöthig zu verwahren; dies gejchab, 
aber ohne daß dergleihen Minirungsarbeiten DEIRUL ENDE Wahrnehmungen 
gemacht wurden. Bald nad jenem Fremden, ber das Schloß in die Yuf 








— N — 


Berge, als die zurückgebliebenen Schaaren während der erſten Morgenſtunden, 
theilweiſe ohne Kenntniß von dem Abzuge der Leiter, noch den letzten Ver— 
zweiflungskampf kämpften. Schon bald nach Mitternacht war es auf dem 
Rathhauſe ſtiller geworden; auch auf dem Markte ſelber hatte das Drängen 
und Treiben von Bewaffneten ſich vermindert. Um 3 Uhr Morgens war 
vom Rathhausbalcon herab und am Polizeihauſe (auf der Scheffelgaſſe) der 
Rückzug der proviſoriſchen Regierung über Tharandt nach Freiberg bekannt 
gemacht und letztere Stadt als vorlänfiger Sammelplatz bezeichnet worden. 
Tzſchirner, Heubner und Bakunin und die anderen haupfſächlichſten Führer 
verließen die Stadt mit dem erſten noch einigermaßen geordneten Haufen 
unter Anführung des Schriftſetzers Born und bes Adjutanten von Zychlinski: 
andere folgten theils in Haufen, theilß einzeln. Die große Plauenſche Gaſſe 
und die von dort aus nad Tharandt führende Chauffee bot in den erftn 
Morgenftunden ein Bild allgemeiner eiliger Flucht. Daß troßbem ein nidt 
unbeträchtliher Theil der Kämpfenden von dem beginnenden Abzuge feine 
Kenntniß erhielt und die hartnädige Vertheidigung der behaupteten Punkte 
der Stadt noch einige Stunden lang fortjegte, hatte vielleicht feinen Grund 
in dem Mangel einer geordneten Verbindung zwiſchen den Befehlshabern unt 
den GStreitfräften, mwahrfcheinlicher aber iſt es, daß die Leiter des Auf: 
ſtandes abfichtlich einen Theil ihrer Streitfräfte den Kampf fortführen ließen, 
um durch diefe Preisgegebenen die eigene Rettung zu ſichern. Denjelben 
Zweck jcheint auch ein gegen das Drangeriebaus unternommener Angriff, ſowie 
die, wie e8 beißt, auf einen von Bafunin zurüdgelaffenen Befehl, Meorgens 
4 Uhr in der Zwingerjtraße verübte Branpftiftung gehabt zu baben, in 
beren Folge drei Häufer völlig ausbrannten. Dieſe Häujer waren militairiſch 
völlig unwichtig, obgleich eine Abtheilung des Leibregiments eben im Begriff 
war, von dem der Schladig’Ihen Wirthſchaft gegenüber gelegenen Eckhauſe 
ber durdy Einjchlagen der Mauern in diejelben einzubringen, als das Feuer 
zum Ausbruche Fam. Die Branditiftung konnte daher nur den Zweck haben, 
bie Aufmerkſamkeit der Truppen zu theilen. Um 4 Uhr Morgens waren bie 
Zimmer der erjten Etage des Rathhauſes, wo fich die proviforifche Negierung, 
das Commando und das Bureau befunden hatten, ebenſo der Saal der dritten 
Etage, wo die Patronen gefertigt worden waren, bon ben Leuten verlaffen, 











— 980 — 


Deputation des Rathes (unter den Stadträthen Hermann und Lehmann), 
welche mit Hilfe einiger in Neuſtadt wohnenden Stadtverordneten und 
anderer zur Wahrung des communlichen Intereſſes bereiter Bürger unaus— 
gefegt bemüht geweſen war, alle Gejchäfte der ſtädtiſchen Behörde zu be 
forgen, jowie die in Folge höherer Befehle nöthig gewordenen Anordnungen 
auszuführen, daneben aber nicht die hartbedrängten Collegen in Altſtadt und 
die unter den Gräueln der Empörung und der Anarchie ſchmachtenden Mit: 
bürger vergejjen hatte, an das Kriegsminiſterium nachitehendes Geſuch ein: 
gereicht worden: „Das unheilvolle Zujammentreffen der Nerhältniffe, die, wie 
das Föniglihe Gejammt-Minijterium in der Bekanntmachung vom 7. d. M. 
nicht verfennt, in ber Leitung und Theilnahme von Ausländern ihren Grund 
zu haben jcheinen,*) hat unjere Stadt in ein unermeßliches Unglück geitürzt. 
Solches Unglüd würde ſich fteigern, wenn auf das Altſtädter Rathhaus, in 
welchen das Vermögen der Unmündigen, das ſtädtiſche Vermögen, die Grund: 
und Hypothekenbücher, die Archive des Stadtgerichte® aufbewahrt jind, ein 
Angriff mit Gefhüg erfolgen ſollte. Wir bringen aber auch joeben in 
jihere Erfahrung, day jich in dem Rathhauſe noch die Stadträthe Pfoten: 
bauer, Flath und Meifel im Intereſſe der Stadt befinden. Herzzereißende 
Theilnahme für dieſe und die Gewißheit der Häufung unabjehbaren Schadens 
für das Vermögen Unjchuldiger drängt und zu der janımervollen Bitte: um 
möglichite Schonung des Rathhauſes der Altitadt, joweit es ſtrategiſche Maß— 
regeln nur immer gejtatten können.“ Der Kriegsminijter hatte Hierauf ge: 
antwortet, „daß nicht blos gegen das Rathhaus mit möglichiter Schonung 
verfahren werde, jondern überhaupt die thunlichſte Schonung und Milde ob: 
walten jollte, wie dies jtet® die Abſicht des Minijteriums geweſen ſei.“ 
Sleichzeitig hatte die Deputation bejchloffen, an die Kämpfer in Altſtadt 
folgende Anſprache zu erlaffen: „Die ununterbrochen eintreffenden preußiſchen 
Truppenmafjen machen es den Kämpfern ber Altſtadt unmöglich, die Stadt 
länger zu halten. Um weiteres Blutvergiegen und unermeßliches Elend 
über Dresden zu verbüten, werben die Kämpfer ber Altſtadt im Namen der 
Menjchlichkeit dringend gebeten, ich zu ergeben! Noch ift e8 Zeit, denn 
beute Abend um 6 Uhr tritt das Standredht in Kraft!" Drei Neuftädter 


Rıırar Me —E —M fi n 1 













— 92 — 


einzelne Inſurgenten aufgreifen und fortführen, während dann und wann noch 
einzelne Schüſſe fielen. Wohl mochten Manche unter der durch die Straßen 
ziebenden Menge fein, bie bangen Herzens nad) vermißten Angehörigen |pähten, 
ungewig ob denfelben die Flucht gelungen oder das Roos der Gefangenjcaft 
zugefallen, oder ob ſie zu den Glüdlicheren gehörten, die ihre Schuld mit 
dem Tode gejühnt hatten, und von den zur Aufnahme ver Gefallenen durch 
die Straßen fahrenden Rüftwagen nach den Friedhöfen hinausgefchafft worden 
waren, um bort, nachdem fie eine Zeit lang ausgejtellt geblieben, ein gemein: 
james Grab zu finden. Die Frauenkirche war bald mit ungefähr 400 Ge: 
fangenen angefült. Zur Verfolgung ver flüchtig gewordenen Inſurgenten 
entjendete Generallieutenant von Schirnding gleih nad Beendigung des 
Kampfes (7/10 Uhr) noch zwei Schwahronen des 1. Reiter-Regiments mit 
“ einer balben reitenden Batterie, doch war die Zahl der Gefangenen, die von 
biefen jowie von den Cernirungstruppen überhaupt eingebracht wurden, eine 
verhältuigmäßig geringe, da die Hauptmaſſe der Aufftändiichen ſchon vor 
Tagesanbruch die Stadt verlajjen hatte, viele andere Zurüdgebliebene aber 
jich theils für den Augenblid zu verbergen und nachträglich unter Verkleidung 
oder auf andere Weiſe burchzufchleichen wußten. Der urjprünglidhe Blan der 
Inſurgenten aber, in reiberg, und wenn es dort nidyt ausführbar wäre, in 
Chemnitz jich wieder zu ſammeln und feitzujeßen, wurbe durch die Verfolgung, 
jowie durch den entjchiedenen Einſpruch der Bewohner verhindert. Schon 
hinter Freiberg zerjtreute fi) die ungefähr noch 2000 Mann ſtarke Haupt: 
colonne (unter Born) entweder gänzli oder in einzelne Kleine Haufen, bie 
meiſt bie injurgirte Pfalz zu erreichen juchten. Das eigentliche Haupt ber 
revolutionären Regierung, der Advocat Tzjchirner, entlam; Heubner aber und 
der Ruſſe Bakunin wurden in ber Nacht in einem Chemniger Gaſthauſe 
verhaftet und am nächſten Tage (10. Mai) in Drespen eingebradt. Schon 
am 8. Mai war in Yolge eines Beſchluſſes des Gejammt-Minijteriums die 
Stabt Dresden und deren Umgebung im Umfreife von 3 Meilen von 6 Uhr 
Abends des 9. Mai an in Kriegszuftand erflärt und dem Generallieutenant 
von Schirnding der Oberbefehl über die gefammte bewaffnete Macht über: 
tragen worden. Am Mittag des 9. Mai erichien die betreffende Bekannt: 
mahung auch an den Straßeneden der Altſtadt. Der Oberbefehblsbaber erlieh 








funft von Fremden mit den Dampfichiffen Controlmaßregeln angeordnet wären, 
zu deren Anwendung die Dampfjchiffe bis auf Weiteres am Elbberge in ver 
Nähe des Zollhauſes anzulegen und erſt von dort ihre Fahrten zu beginnen 
hätten. Weitere Befehle der Oberbeieblshaberichaft ergingen alsbald an alk 
Polizei: und Militairbebörden innerhalb des Kriegsitandsbezirfes zur Itrengen 
Controle über alle Reifenden und zur unnachſichtlichen Handhabung aller dies: 
falls erlaffenen fremdpolizeilidhen Nerordpnungen. 

Aus dem am 11. Mai ausgegebenen offiziellen Verzeichnifje der Todten 
und Verwundeten auf Seiten des Militaird ergab ih, daB der Verluſt 
ein weit geringerer war, als man nach dem hartnädigen Kampfe vermutbe 
batte. Die Zahl der Todten betrug nur 31 (23 Sachſen und S Preußen), 
die der Verwundeten 97 (63 Sachſen und 34 Preußen). Non den Veßteren, 
bie theils im Garnifonshospitale, theils in einem in der Meilitairbildungs: 
Anitalt eingerichteten Hilfshospitale untergebradyt waren, ſtarben nachträglid 
noch einige an ihren Wunden. Die Zabl der Todten und Verwundeten auf 
Seiten der Aufftändifchen war nur annähernd zu Ichägen, da ein Xbeil der 
Gefallenen oder an ihren Wunden Geftorbenen wohl ohne Angabe der Todesart 
beerdigt oder auf andere Weiſe bei Seite gebracht, viele Verwundete aber in 
Privathäufern verpflegt worden jein mögen, ohne daß die Behörden davon 
Kenntnig erhielten. Mean gab die Zuhl der Todten auf mehr als 200 an, 
barunter auch die Unglüdlichen mit inbegriffen, die auf ihren Berufswegen 
oder in ihren Häuſern von Kugeln getroffen worden waren, und berechnete 
die Zahl der Nerwundeten auf ungefähr diejelbe Shöbe.*) Nach amtlicen 
Nahrichten wurden 191 Gefallene und an ihren Wunden Gejtorbene auf den 
biefigen Kirchhöfen beerdigt. In Dresden jelber wurden 178 Gefallene auf: 
gefunden; darunter befanden ji 70 Bekannte (zur Hälfte aus Dresden, zur 
Hälfte aus dem Königreihe Sachſen und anderen deutſchen Ländern) un 
108 Unbefannte, von welchen leßteren «6 auf dem „weiten“ und 32 auf dem 
Annenkirchhofe beerdigt wurden. Non den bekannt gewordenen Todten gebörte 
nur ein ſehr geringer Theil den gebildeteren Ständen an. Dasjelbe Xer: 
hältniß zeigte jich bei den in den öffentlichen Krankenhäuſern verpflegten Ver— 
wunbeten, deren in den erjten Tagen nad) Beendigung des Kampfes noch % 
im Friedrichſtädter, 26 im Altjtädter Krankenhauſe und einige andere in ber 











— 0986 — 


Die Einquartierungsbehörde und die ihr untergeordneten Quartierämter 
waren in fortwährender Thätigkeit und die nicht unbedeutende Einquartierung 
womit die Einwohnerſchaft mehrere Wochen lang belegt werden mußte, gehoͤrte 
mit zu den empfindlichen Nachwehen der unglückſeligen Maitage. Doch war, 
während die Hälfte der ſächſiſchen Armee noch in Schleswig ſtand und das 
Geſchäft der vollſtändigen Umgeſtaltung und Vermehrung des Heeres (dasſelbe 
wurde im Laufe des Sommers auf 26,000 Mann erhöht) ale Kräfte in 
Anjpruch nahm, der weitere preußiiche Beiltand für den Sicherheitsdienſt im 
Rande jedenfall unentbehrlih. Die Diviſion des Generallieutenants von 
Holleben, im Ganzen aus elf Bataillonen und zwei Cavallerie-Regimentern 
beftehend, blieb bi8 zum 25. Mai theil® in Drespen, theils in anderen Theile 
des Landes und brach dann nad Erfurt auf, um von bier aus nach Baden 
zu gehen. Dafür traf in ben eriten Tagen des Juni die aus vier Landwehr: 
Bataillonen beitehenve Brigade des Generalmajor8 von Hobe in Dresden 
ein. Nachdem Ruhe und Ordnung im Lande mehr und mehr befejtigt waren, 
verfieß aud) der König nit der ganzen Föniglihen Familie am 5. Juli bie 
Zeitung Königitein, um die Sommerrefidenz Pillnig zu beziehen. Die Reile 
dorthin über Struppen und der Empfang in Pillnig gli) einer Huldigunge: 
ieier. Erſt am 20. Juli bejuchte der König zum erjten Dale wieder jeme 
Rejidenzitadt Dresden. Wenige Tage nad) der Ankunft des Königs in Pillnig 
zogen jämmtliche in Dresden befindliche an dem Kampfe betheiligt gewelene 
ſächſiſche und preußiſche Truppen dorthin, um vor dem Könige die Revue zu 
pafjiren, worauf diefelben im Schloßgarten, in Gegenwart der königlichen 
Familie, an bereit jtehenden Tafeln feſtlich bewirthet wurden. ALS bierauf 
am 15. Juli das preußiiche Füfilier-Bataillon Kaijer Alerander Dresden ver: 
ließ, wurde demjelben „von den im Mai 1849 in Drespen vereinigt gemejenen 
ſächſiſchen Truppen“ ein begeilterter Scheidegruß gewidmet, der von dem 
fortwährend ungejtört gebliebenen fameradfchaftlichen Einverjtändnijje zwiſchen 
den jächjtichen und preußiichen Truppen Zeugniß giebt. Der König lieg 
diefem Bataillone des Regiments Alerander ein Fahnenband mit der Aurjchrift: 
„Friedrich Auguſt den Tapfern — Dresden Mai 1849* verebren; ein aleichet 
Zeichen der Anerfennung wurde jpäter auch den anderen preußiſchen Bataillenen 
ertheilt, die am Kampfe jelber betbeiligt gewejen waren. Außerdem waren 








— 988 — 


Verlaufe der politiſchen Ereigniſſe dieſer Zeit (nachdem auch Die ſogenannte 
Dreikönigs- Verfaſſung, welche König Friedrich Auguſt ſchon am 30. Mai 
1849 durch eine neue Proclamation an ſein Volk als das Ergebniß der 
zwiſchen den ſächſiſchen, preußiſchen und hannöver'ſchen Bevollmächtigten zu 
Berlin gepflogenen Verhandlungen und als ein Zeugniß ſeines opferbereiten 
Strebens für die Einigung des deutſchen Vaterlandes verkündigt hatte, an den 
bald nachher eintretenden Verhältniſſen geſcheitert und ſchon am 2. September 
1850, nach einer Unterbrechung von zwei Jahren ſieben Monaten die Wieder— 
herſtellung des Bundestages zu Frankfurt erfolgt war) wurde Dresden zum 
Sitz der bekannten Miniſterial-Conferenzen erwählt, eine Wahl, die 
jedenfalls auf's Neue bekunden konnte, welchen ehrenvollen und zum Theil 
maßgebenden Einfluß Sachſen durch ſeinen Herrſcher dem deutſchen Ver— 
faſſungswerke gegenüber, dem auch dieſe Conferenzen galten, zu behaupten 
ſuchte. Die Conferenzen, zu welchen ſich die Bevollmächtigten aller deutſchen 
Bundesſtaaten verſammelten, begannen am 23. December 1850*) und dauern 
ohne irgend welches Rejultat bis zum 15. Mai 1851. Ihr Sit war das 
feit dem Tode des Prinzen Marimilian (3. Januar 18385) unbemwohnt ſtehende 
Brühl'ſche Palais. 

Die Spuren der Zerſtörung, welche die Maitage zurückgelaſſen batıen, 
verſchwanden allmälig, das Nertrauen auf dauernde Rube und Ordnung fonnt 
jid) wieder befeftigen und Alles, was unter Friedrich Auguſt's Megierung für 
die innere und äußere Entwidelung der Stadt, für Förderung des Gemein: 
wohles im Einzelnen und Allgemeinen fortgeführt oder neu begonnen worden 
war, entfaltete, jo weit es bie eben geſchilderten Ereignifje unterbrochen oder 
geitört hatten, auf's Neue die Triebfraft des Gedeihens. Es ijt dem, mai 
in Kiefer Beziehung bercits in dem vorher gegebenen allgemeinen Leberblide 
berührt worden iſt, wenig mebr hinzuzufügen. Die durch die Ereigniſſe dei 
Jahres 1849 auf furze Seit unterbrochene Bauthätigkeit nahm alskbald 
wieder einen neuen Aufſchwung. So wurde z. B. im Herbſte 1851 die nei 
angelegte Pragerſtraße jo weit vollendet, daß jie befahren werden kounte.* 
Mit gleihem Eifer wurde ber Ausbau der Marienbrüde betrieben, dar 
Muſeum feiner Vollendung entgegen geführt und die Mieberherftelung dei 
durch den Brand am ß. Mai 1849 zerjtörten Theiles des Zwingers be— 


— 





wsoawe 


— 989 —. 


Mangel an kleineren aber geſunden Wohnungen dadurch abzuhelfen, daß er es 
ſich zur Aufgabe machte, anf Actien Bauplätze anzukaufen und darauf ſeinem 
Zwecke entſprechende vermiethbare Gebäude herzuſtellen. Auch die Zabl der 
wohlthätigen Einrichtungen vermehrte jich weſentlich durch die von einem 

ine begründeten öffentlihen Speiſeanſtalten (die erſte: Annengafje, im 
Jacobshospitale). — Yon nenen Anftalten für den gewerblichen Verkehr ijt 
Die Entitehung einer Dresdener Producten-Handelsbörſe erwähnenswertb. 


* Sie verfammelte jich zum eriten Male am 15. November 1850, nachdem der 
: Rath durch eine Befanntmahung vom 6. November — „um auf ten Getreide: 


märkten, welche allmöcentlih Montage und Freitags gleichzeitig mit den 
Wochenmärkten allhiev abgehalten werben, den Verkehr möglichſt zu fördern 


und in WUebereinjtimmung mit mehrfach dahin gerichteten Anträgen“ — bie 


Einrichtung derjelben verfügt hatte. Kine den öffentlichen und Privatverfebr 
betreffende bedeutende Erleichterung anderer Art erfolgte im Auguft 1851, 
nachdem die früheren Briefjammlungen eingezogen worden waren, durch Ans 
fegung von Brieffäjten an verjchiedenen Punkten der Stadt und in den 
Vorftädten, zur Aufnahme von unfranfirten oder mit Frankomarken ver: 


“ jehenen Briefen. Das Jahr 1850 hatte eine neue Poſttaxordnung gebracht. 


Endli wurde im Parterre des Finanzhauſes das Staatstelegraphben: 
Bureau errichtet, das zu der nach den gejeglichen Beltimmungen Jeder⸗ 
monn zujtehenden Benußung der Stantstelegraphen Tag und Nacht ges 
öffnet blich. 

Für die ſtädtiſche Verwaltung brachten dieje Jahre, in Folge der 
unter Friedrich Auguſt's Negierung begonnenen durchgreifenden Neugeftaltungen 
der Juſtiz- und DVerwaltungsverhältniffe, wejentliche Veränderungen, indem 
im Jahre 1351 zunädjft die Abtretung der ftädtifhen Gerichtsbarkeit 
an den Staat erfolgte. Nach den hierzu zwijchen dem vom Juſtizminiſterium 
beftellten Commiſſar, Geheimen Juſtizrath Dr. Schröder, und der Stabts 
gemelibe gepflogenen Verhandlungen verpflichtere jich leßtere (laut Receß vom 

. September 1851) dem Staatsfiscus zu der (in Anlag des Gefehes vom 
23. November 1848, die Umgeltaltung der Unter-Gerichte u. ſ. w. betreffend) 
Beabfichtigten Errichtung von zwei collegialen Gerichtsbehörden in Dresden 
eine Selobeihilfe von 15,000 Thalern zu gewähren. Unerwartet dev Auss 
führung des Gejeßes von 1848 aber jollte 1. die der Stadt Drespen zus 
ftändige Municipal: Jurisdirection, und zwar jowohl die Ober: als die Erb: 
gerichtöbarfeit und 2. diejenige Patrimonialgerihtsbarfeit und Rolizeigewalt, 
welche dem Stadtrathe zu Dresden als Xerwalter des geiltlichen Brücken— 
amtes, des Maternihospitalamtes, des Veubniger Amtes, des Syndicatsgerichtes 
und des Religionsamtes daſelbſt über verjchiedene Ortichaften und Ortsantheile 
zugeltanden, an den Stant abgegeben und von demjelben zur Verwaltung auf 
eigene Rechnung vom 1. October übernommen werden, und zwar allenthalben 
in demſelben Umfange, in welchen dieje Jurisdirection, einſchließlich aller 
Zweige der obrigfeitlihen Nerwaltung auf den betreffenden Dörfern, either 
durch die vier Abtheilungen des Stadtgerichtes zu Dresden und deſſen 
Criminalgerichts- Abtheilung ausgeübt worden fei. Alle auf Privatrechtstiteln 
beruhenden Guts-, Lehn- und erbherrlihe Nugungen jollten dem jeitherigen 
Inhaber der genannten Jurisdirectionen verbleiben, auch an dem Patronatrechte 
bes Stadtrathes über Kirchen und Schulen und die ihnen gewidmeten Stiftungen 


— 90 — 


eben ſo wenig etwas geändert werden als an dem von ihm hierbei ſeither 
ausgeübten Rechte der weltlichen Coinſpection. Der Staat übernahm mit 
diefer Jurisdirection zugleih Das jeither beim Stabtgerichte nach den Be: 
jtimmungen ber Stäbteordnung angejtellte, von ver Oberbehörde beftätigte 
richterliche Perfonal (nah Maßgabe der Beitimmungen des Geſetzes vom 
23. November 1848), während die Stadtgemeinde dein Aujtizminijterium 
vorläufig Die auf der Frohngaſſe gelegenen Stabtgerichtögefängnifje und Be 
hufs des Fortbeftehens einer offenen Gerichtsitelle in Neuftabt die im dortigen 
Rathhauſe befindlichen Gerichtslocalitäten zur unentgeltlichen Benußung über: 
ließ. Die feierliche Webernahme der jtäbtifchen Gerichtsbarkeit Seiten des 
Staates geſchah am 1. October (1851) Vormittags 9 Uhr im Locale des 
Landgerichte® durch den königlichen Commiſſar, Appellationsrath Dr. von 
Stieglit, und in Gegenwart der Mitglieder ber neuen Gerichtöbehörden, dei 
föniglihden Stadtgerihte® und Föniglihen Yandgerichtes, eine 
Deputation des Stadtrathes und der Stabtverorpneten und ber gerictd 
untergebenen Dorfichaften. 

Die Verwaltung der Polizeigerichtsb arfeit innerhalb des Stakt: 
bezirkes wurde zur Zeit dem Stadtrathe und der Stabtpolizei-Deputation 
noch ungejchmälert überlafjen; aber jhon am 1. Mai 1853 wurde durd 
einen weiteren zwijchen dem Minijterium des Innern, durch den beauf: 
tragten Commiſſar, Negierungsratb von Burgsdorff, und dem Stabtrathe ab: 
gefchlofjenen Vertrag (vom 31. Januar 1853) auch die (nah SS 252—%3 
der Städteordnung) von der Stabtpolizeibehörde im Auftrage der Regierung 
innerhalb des ſtädtiſchen Gemeindebezirkes ausgeübte Verwaltung der Sicher: 
beitspolizei von Staate übernommen und die Stabtpolizeibehörde ven dem 
ihr either obgelegenen Auftrage, foweit er fih auf die Verwaltung der 
Sicherheitspoligei eritrecte, entbunden, während ſich der Stabtrath (in Ge 
mäßheit von SS 252— 253 der Städteorbnung) der Verwaltung der Mobl: 
fahrtspolizei im Auftrage der Regierung innerhalb des ſtädtiſchen Ge: 
meinbebezirfes auch fernerhin zu unterziehen batte. Die Stadt verpflichtete 
ſich dabei (ber Beitimmung bes J. 265 der Städteordnung entſprechend), zu 
den Koften der Verwaltung der Sicherheitöpolizei einen vom Tage der Ueber: 
nahme an beginnenden jährlichen Beitrag von 30,000 Thalern zu entrichten, 








— 1000 — 


große ſittliche Kraft, fein feſter Sinn für Alles, was er für Recht erkannt; 
und jeine Liebe zum engeren wie weiteren Vaterlande, im Verein mit einem 
treuen und tapferen Wolfe, haben Alles überwunden, und als er die Augen 
ihloß, war Sachſen eine der fräftigiten Stügen des mächtigen geeinten 
Deutſchlands und Sachſens Hauptitadt eine der ſchönſten und ftattlichiten 
Blüthen im Städtefranz des Deutjchen Reiches geworben. 

Im Jahre 1855 zählte Dresven 108,966 Einwohner, im Jahre 1874 
bereit8 197,295. Die ftätigfte und ſchnellſte Zunahme ver Bevölferung 
unferer Stabt innerhalb dieſes Zeitraumes brachten namentlich in Folge neuer 
Geſetze (Gewerbefreiheit, Freizügigkeit u. |. w.) die Jahre 1867 bis 1875, 
im Durchſchnitt jährlih 5100. Im Jahre 1880 hatte die Bevölkerung, 
immer fchneller anwachſend, das Nefultat der lebten Zählung um 23,00 
überjhritten.*) Der anjcheinend ftaunenswerthe Aufihwung in Handel, 
Gewerbe und Induſtrie, der dieſes Anwachſen ber Bevölferung naturgemäk 
begleitete, bedarf zur Zeit noch jeines Klärungsproceſſes, ehe er als fichere 
frudhttragende hiſtoriſche Thatſache verzeichnet werben kann. Mit der Zu: 
nahme der Bevölkerung aber geht natürlich die räumliche Ausdehnung ber 
Stadt Hand in Hand. Im Jahre 1854 zählte Dresden 236 Straßen un 
Gaſſen, 21 freie Plätze, 3 Eifenbahnhöfe und 12 öffentliche Gärten, im 
Ganzen 3735 Gebäude (3622 bewohnte und 113 unbemwohnte); im Jahre 
1875 — nachdem ver beengende und beängjtigende preußifche Schanzengürtel 
von 1866 (j. weiter unten) wieder befeitigt war — 358 Straßen und Gaflen, 
36 freie Plätze, 3 Eiſenbahnhöfe und 5 öffentliche Gärten, im Ganzen 
6338 Gebäude (633 mehr ald nad der Volkszählung von 1871). Im 
Sabre 1880 Hatte ſich die Zahl der Straßen und Gaſſen um 2 vermindert 
(356), dagegen die Zahl der freien Pläße, im Intereſſe der Verfchönerung 
der Stadt, um 23 vermehrt. — Wollen wir zunächſt das äußere Bild der 
Stadt im Auge behalten, fo tritt uns unter den dieſelbe wahrhaft Tchmüden: 
den Bauten, bie in diefer Periode vollendet wurden, zunächſt das Fönigliche 
Mufeum entgegen, deſſen Bau, wie (S. 898) erwähnt, bereits am 23. Juli 
1847 begonnen, aber nad) vielfachen Unterbrediungen erjt im Sabre 1854 
bi8 auf die innere Einrichtung vollendet wurde. Das Muſeum iſt unftreitig 
eines ber ſchönſten und großartigiten Bauwerke, welche die geſammte neuer 














— 41002 — 


wird in ben Herzen aller treuen Sachſen ein immerbar gejegnetes bleiben.*) 
Bon den übrigen Bauten, bie bald nad dem Regierungsantritt des Königs 
Johann angefangen oder vollendet wurden, ijt bejonders die Neuſtädter 
Kirche (Dreikönigskirche) zu erwähnen, welche bis zum Jahre 1854 an ber 
weitlichen Front nur ben Unterbau eines nicht zur Ausführung gefommenen 
Thurmes hatte, und in den Jahren 1854—1857 ihren jetzigen fchmuden 
Thurm nach dem Entwurfe des Oberlandbaumeifters Hänel (jtarb 1882) und 
bes Landbanmeiſters Marr erhielt. Die drei Könige über dem Thurmportale 
und die vier Evangeliften am erjten Stodwerfe des Thurmes find von ben 
Bildbauern Selig und Hauptmann ausgeführt worden. Die Koſten dieſes 
aus Poftelwiger Sandſtein ausgeführten Baues, mit Einrechnung der Koften 
für die Statuen, des Geläutes und des Uhrwerfes, ſowie des ſpäter (1859 
vorgenommenen Dachneubaues, beliefen fi) auf 330,000 Mark und wurden 
tbeil8 aus dem Kirchenvermögen entnommen, theils durch Vorſchüſſe aus 
Staats: und ſtädtiſchen Kaffen und durch öffentlihe Sammlungen gewonnen. 
Die Erneuerung des Innern der Kirche (zugleich mit Centralbeizung) erfolgte 





*) Gottfried Semper, geb. 1804 zu Hamburg, einer der — Baumeiſter der 
neueſten Zeit und zugleich der hervorragendſie Führer einer neuen und bedeutungsvollen 
Bauepoche, wurde 1834 an die Kunſtakademie zu Dresden berufen, und wo Semper's 
good wird, wird immer und überall feine® mächtigen Wirkens und Schaffens in 

redden gedacht, und bei einer Wanderung durd) die moderne Etadt finden wir allent- 
halben Zeugnile jeiner tiefen und nachhaltigen Einwirkung auf die Dresdener Ardhitelten- 
welt. ein erfte® Wert in Dresden war die Synago ge: dann folgte die Er- 
bauung der Billa Roſa an der Elbe im Nuftrage des Banquier Oppenheim (au? 
Königsberg) und das Palais an der Bürgerwieje (1836--46). Gleichzeitig mit der Billa 
Roſa (1838—41) baute er das Dresdener Hoftheater (1869 durh Brand vernidtet, 
ſ. weiter unten), eine der vollendetiten Schöpfungen der neueren Kunſtgeſchichte und epode- 
machend für den geſammten modernen Xhenterbau. Wenige Jahre nach Bollendumg 
diefes Theaters erhielt er den Auftrag zur Erbauung des Muſeums. Seine angeblide 
Betheiligung an dem Mai-Nufitande, oder vielmehr Ieine allgemeine politifche Richtung, 
madhte Kine glänzenden Thätigkeit in Dresden ein Ende. Er wendete fid) zunädjt nad 
Paris, dann nad) Yondon und folgte 1850 einem Rufe nah Zürid. Aber jein Name 
und fein Ruhm waren in Dresden nicht vergefjen. Im Frühjahre 1870 wurde er mit dem 
Baue des neuen (jefigen) Hoftheaters betraut, deffen Bau unter der Leitung jeines 
ältejten Eohnes, Manfred Semper, 1578 vollendet wurde. Gottfried Semper jtarb zu 
Kom am 15. Mai 1579, — Ernſt Rietſchel, geb. 15. December 1504 zu Pulsniß 











— 1004 — 


ſtudien betrachten. Oder iſt die Bevorzugung der Gothik wegen der ardi- 
teftonifchen Uurgebung wünjchenswertH? Im Gegentheil. Dresden hat einen 
einzigen gothiſchen Bau, weldyer übrigens in feiner Weiſe bedeutend hervor: 
tritt, die Sophienkirche.“) Alle wirkjansten Gebäude ber älteren zeit, 
die Frauenkirche, die Kreuzkirche, die katholiſche Hoffirdhe, das Königliche 
Schloß, dad japaniihe Palais, der Swinger u. ſ. w. jind durchweg im 
Renaiſſanceſtil, bald reiner, bald zopfiger. Und denſelben Stil haben aud 
alle neueren öffentlichen Bauten eingehalten, vor allem das Theater und bad 
neue Muſeum, ebenjo die Poſt und das (alte) Rolytechnicum, die Bahnhöfe 
und das Superiutenbentur:Gebäude. Es war nicht gedanfenlofes Haften am 
Alten und Hergebradhten, jondern maßvoll Fünftleriihe Einfiht in die ge 
gebenen örtlichen und zeitlichen Bedingungen, wenn ſich viele Baumeijter — 
zum Theil Künftler erften Ranges — die Aufgabe jtellten, die Fünitlerijce 
Einheit der baulihen Phyſiognomie Dresdens nicht zu durchbrechen, jondern 
nur bie Auswüchſe des entarteten Zopfitile® auf die urjprüngliche Form— 
ſchönheit der italieniichen Hochrenaiffance zurüdzuführen.” Ohne dem Ge: 
bäube der Kreuzſchule ala einheitlich Ganzem fein Verdienſt im Mindeſten 
abzufprechen, jchien es doch von Wichtigkeit, dem Urtheile einer jo gemichtigen 
Autorität, wie Hettner’8, über den Dresdener Bauftil im Allgemeinen und 
über die Verpflichtungen, die derfelbe gewijjermaßen den Architekten der Gegen: 
wart und Zukunft auferlegt, ein gefchichtliches Gedenken zu jichern.**) Die 
neue Kreuzfchule, die am 1. Mai 1866 feierlich eingeweiht wurde, bebedit 
einen Flächenraum von 5500 Quadratellen und beiteht aus dem Parterre, 
zwei Stagen und Dachetage, in welcher lesteren fih das Alumneum befindet. 
Die Treppenperjpective wird oben buch eine Nijche mit einer Figur abge: 
jchloffen, welche mit Buch und Tadel die alte Devije der Kreuzjchule „Schul 
erueis — Schola lucis,“ verjinnbildliht. Die Sculpturarbeiten des Fagçaden— 
baue wurden unter Hähnel’8 Leitung von den Bildhauern Hultzſch, Schwend 
und Kundmann ausgeführt; die durch zwei Etagen gehende Aula ijt mit einan 
Cyklus von Frescogemälden vom Hijtorienmaler Anton Dietricy geichmüdt. 
Vier größere Fresken zeigen Darftellungen aus dem Leben Abrahaın’s, Lurtius, 
Rudolph's von Habsburg und Luther's, während die Bilder Frieſe's Kunſt 
und Wiſſenſchaft und die verjchiedenen Gulturepochen illujtriren. Dir 








— 1006 — 


waren, darunter mehrere einfache Bürger und Handwerker Dresdens.*) Bei 
der Tafel ſprach König Johann folgenden Toaſt: „Fünfzig Sabre find beute 
verſtrichen, ſeitdem der ebrwürdige König Friedrich Auguft der Gerechte nad 
langer und jchmerzlicher Trennung in die Mitte feines treuen Volkes zurüd: 
fehrte. Wenige unter den bier Verjammelten waren, gleich mir, Zeugen des 
unendlichen Jubels, der damals alle Sachſenherzen durchdrang, aber vielen 
MWenigen it gewiß die Erinnerung daran unauslöfhlih in der Seele ge: 
blieben. Zwar miſchte fih auch Schmerz in bie Freude, und mancher 
Naterlandsfreund mochte mit Bangigfeit in die Zukunft des Landes bliden. 
Aber, Gott ſei Dank, es ift anders und bejjer gefommen, als bie bejorgten 
Gemüther erwarteten. Mit Gottvertrauen ergriff der fromme Königsgreis 
aufs Neue das Ruder des Staatsichiffer. Durch fein väterliches Maften, 
durdy die weijen, jeden echten Fortſchritt Fürdernden Negierungen jeiner beiden 
Nachfolger, Anton und Friedrich Auguft II., wurden nicht nur die Munden 
des Landes geheilt, es erhob jich auch Sachſen zu einem bis dahin nicht ge 
fannten Grade des Wohlſtandes. Der Name Sachen ijt geehrt in allen deutjchen 
Gauen und unverändert dauert das heilige Band der Liebe zwiſchen Volk 
und Königebaus und hat ji) auch in den leßten Tagen, als Gott uns eine 
neue Gnade erwies, auf's Schönjte bewährt.**) So erhebe ich denn das 
Glas, um einen doppelten Trinkſpruch auszubringen — der erjte Trunk ja 
ber Erinnerung an Friedrich Auguft ven Gerechten und die Männer geweiht, 
Die treu und feſt zu ihm jtanden im den Tagen der Notb. Auf ihr An: 
denfen! — Der zweite Trunf gelte dem theuren Waterlande und feinem 
ferneren Gedeihen, unerichütterlicy begründet durch gegenfeitige Liebe, Treue 
und Vertrauen zwilchen Fürſt und Volk. Das theuere Vaterland, es lebe 
hoch!“ — Dieje Worte cerregten in der Verjammlung allgemeinen Jubel, 
doch unterblieb auf das beitimmte Verlangen des Königs eine jede Ermiderung. 
Das ganze Felt aber gab in der damaligen erniten Zeit ein erhebenves Bild 
von dem innigen Bande, weldes Sachſens Rolf und Dpnaftie umſchließt 
und bis auf den heutigen Tag weder durch offene oder geheime An: 
ftrengungen äußerer oder innerer Feinde, durch Feine Unbill der Zeiten bat ge 
jtört werben fünnen. Ein Jahr nad diejem Feſte, war auch König Johann 
gezwungen, das Pand zu verlaſſen, aber auch er fonnte wieber zurückkthren 











— 1008 — 


gleitet und, abgejehen von ben Sänger: Deputationen fremder Länder und 
einzelnen Gefangvereinen, aus ungefähr 60 Sängerbünden aus allen Theilen 
Deutſchlands beftehend, mit ‚feinen wehenden Fahnen feinen Weg durd 
mehrere Straßen der Altitadt über die Auguftusbrüde nad dem Feſtplatz 
nahm. Am vierten Feſttage, an welchem man früh 7 Uhr eine Sängerfahrt 
nah dem Großen Garten unternahm, verjammelten ſich die Sänger Abends 
8 Uhr in der Feſthalle zu einer letzten gejelligen Zuſammenkunft, in welder 
feurige Abjchievsreden gehalten, das deutſche Vaterland, jeine Größe, jeine 
Freiheit und Einheit, wiederholt bejubelt und endlich die froben ſang- und 
Eangreihen Zage mit dem Abjchiebslied aus Otto's Burfchenfahrten ge 
ichloflen wurden. Das Lied war verflungen, zum Theil wohl auch vie Be: 
geifterung oder Schwärmerei von der politiichen einigenden Macht deutſchen 
Sanged. Die Sangesbrüber ftoben nad allen Winden, um bald genug die 
Leier mit dem Schwerte zu vertaufchen. 

Oeſterreich und Preußen hatten feit längerer Zeit in der deutjchen Frage 
einander fchroff gegenüber geitanden. Der Urfprung der Spannung lag fcheinbar 
zunächſt in der Schwierigkeit einer beiden Theilen gerecht werdenden Aus: 
gleihung der jchleswig = holfteinifhen Perhältniffe, während es Jedem, ver 
ſehen wollte und Fonnte, ſeit langer Zeit erfennbar gewejen war, daß Preußens 
eigentliche Abficht, daS bewußte Ziel feiner ganzen Politif darauf gerichtet 
war, Dejterreih aus dem deutjchen Bunde berauszudrängen und biejen in 
einen Bundesjtaat mit preußifcher Spige umzuwandeln. Die diplomatijchen 
Bemühungen der deutſchen Mittelſtaaten — Sachſen an der Spitze — ben 
alten Bund mit feinen Rechten aufrecht zu erhalten, blieben gegenüber dem 
energifchen, ſeines Zieles fich feit bewußten Vorgehen Preußens und dem 
ſchwankenden Verhalten Oeſterreichs, ohne wejentlihen Erfolg und gaben 
denjenigen Staaten, weldye den Ernſt der Tage erfannten, nur Zeit und Ge— 
legenheit, auf die drohende Entſcheidung durch das Schwert ſich vorzubereiten. 
Unter diefen war Sachſen mehr al® durch jeine geographifhe Lage durch die 
Conſequenzen jeiner jeitherigen Politif (unter dem Staatsminiſter von Beuft) 
befonders verpflichtet, dieje Eventualität aufs Schärfite in's Auge zu fajjen. 
Danf der trefflihen Verwaltung des Kriegsminifters von Rabenhorſt jtand 
ihm ein jchlagfertiged Heer zur Seite, dad freilih mur im Verein mit bei 





— 1010 — 


Reſidenz, begleitet von lebhaften ZJurufen, von aufrichtigen Zeichen treuer Liebe 
und Anhänglichkeit. Er felber ſchied von feinem Volke mit einer in Tauſenden 
von Gremplaren verbreiteten Anſprache: „An meine treuen Sadjen. Ein 
ungerechtfertigter Angriff nöthigt midy die Waffen zu ergreifen“, Tauteten 
jeine Worte. „Sachſen! Meil wir treu zur Sache ded Rechtes eines Bruder: 
ſtammes ftanden, weil wir fejthielten an dem Bande, welches das große deutſche 
Vaterland um|chlingt, weil wir bundeswidrigen Forderungen uns nicht fügten, 
werden wir feindlich behandelt. Mie fchmerzlid auch die Opfer jein mögen, 
die das Schickſal uns auferlegen wird, laßt ung muthig zum Kampfe geben 
für die heilige Sache! Zwar jind wir nur gering an Zahl, aber Gott ift in ven 
Schwachen mädhtig, die auf ihn bauen, und der Beiſtand des ganzen Bundes: 
treuen Deutjchlands wird uns nicht ausbleiben. Bin ich auch für den Augen: 
bli genöthigt, der Lebermadht zu weichen und Mid von Euch zu trennen, 
jo bleibe ih doch in der Mitte meines tapferen Heeres, wo ich mich immer 
noch in Sachſen fühlen werde, und hoffe, wenn der Himmel unjere Waffen 
jegnet, bald zu Euch zurüdzufehren. Feſt vertraue ich auf Eure Treue und 
Kiebe. Wie wir in guten Stunden zujammengehalten haben, jo werben wir 
auch in den Stunden der Prüfung zuſammenſtehen; vertraut auch Ihr auf 
mich, deren Wohl das Ziel meines Strebens war und bleibt. Mit Gott 
für das Recht, das fei unfer Wahlſpruch!“ Faſt gleichzeitig erfolgte ein 
autographirter und in fliegendenden Blättern verbreiteter Tagesbefehl an bie 
Armee: „Mein eifrigjtes Beitreben, dem theuren Waterlande den Frieden 
zu erhalten, ijt ohne Erfolg geblieben. Ein mächtiger Nachbar bedroht uns 
mit ungerechtem Angriffe, weil wir treu gehalten am guten Recht und an 
beſchworener Bundespflicht; e8 wird ein Kampf jein für Sachſens Chre, für 
Sachſens Unabhängigkeit! Schnell und freudig jeid Ihr zu den Fahnen 
geeilt; Euer König, Euer Heimathland bliden auf Euch mit feſtem Vertrauen, 
daß Ahr der Sachſen altberühmte Tapferkeit und Treue auf’8 Neue glänzend 
bewähren werdet. Der Herr der Heerjchaaren, in deſſen allmächtiger Hand 
bie Geſchicke der Völfer ruhen, ftärfe Cu und gebe Segen Euren Waffen. 
Johann.“ — In der Nacht vom 15. zum 16. hatte die preußiſche Elbarmee 
und bie erjte Armee von Berlin aus den Befehl erhalten, in Sachſen einzu: 
rüden.*) Die Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld überſchritt 








— 1011 — 


Das Land war ohne jeglichen militairiichen Schuß auf Gnade unb Un- 
gnabe einem mächtigen Feinde preisgegeben. Nur bie Feſtung Konigſtein hatte 
ihre feine Beſatzung behalten. Wohl aber hatte der König dafür zu forgen ſich 
bemüht, da während der Zeit, wo er genöthigt war, an der Spitze ber Armee 
zu wirfen, das Land nicht ohne Regierung bleibe, und zu dieſem Zwecke, als 
Spige der gejammten Landesverwaltung, als oberjte Negierungsbehörbe eine 
aus den Miniftern von Falkenitein, von Friefen, Dr. Schneider*) und Ge: 
neral von Engel beitehbende Landescommiſſion eingefeßt, welche während 
der Abmwejenheit des Königs die landesherrlihen Rechte desfelben, die Ver: 
faffung und die Gejeße des Landes thunlichſt aufrecht erhalten und für bie 
Fortbauer der Juſtizpflege und der Verwaltung Sorge tragen, dabei aber 
durch ein freundliche8 Entgegenfommen gegen die preußifchen Militair- und 
Civilbehörden dahin ftreben jollte, daß die dem Lande während bes Krieges 
umabweislich aufzulegenden Laſten und Beſchwerden möglichſt erleichtert und 
erträglih gemacht würden. Der Minilter von Beuft mochte nun zwar in 
feinem antipreußifchen Peſſimismus nicht ganz unrecht haben, als er dem 
Miniſter von riefen beim Abjchieve am 16. Juni feine Bedenfen gegen die, 
bauptjächlicy auf Frieſen's Borjchläge, erfolgte Einjegung der Landescommiſſion 
dahin ausſprach, daß die Preußen eine ſolche Landescommifjion, alſo bie 

ortdauer einer königlich ſächſiſchen Regierung während der Ocenpation bes 
andes, niemals anerkennen würden und Fönnten, und mit der Prophezeihung 
ſchloß, daß die Mitglieder der Landescommiſſion, wenn fie es verfuchen würden, 
ihre Inſtruction wirklich auszuführen, nad acht Tagen im günjtigiten Falle 
aus dem Lande gewiejen, wahrjcheinlicher aber in Magdeburg oder Spandau 
fiten würben,**) jo bat doch die Gejchichte des Landes und unferer Stadt 
diefer Landescommilfion das Zeugniß zu geben, daß jie unter den ſchwierigſten, 
drũckendſten und beängjtigenditen Verhältnifjen das Intereſſe des Könige, des 
Landes und feiner Regierung mit Ernft und Tact und mit unermüblicher Aus— 
dauer zu wahren gejucht hat. Sie trat gleich nachdem der König Dresden (am 
16. uni) verlafjen hatte, unter dem Vorſitze des Minifters von Falkenftein, 
als des ältejten der drei Minijter, in Thätigfeit und erließ an vemjelben Tage 
zwei Belanntmachungen, eine allgemeine Anjprahe an das Volk, worin fie 
erflärte, vaß fie ihrer Beitimmung gemäß bemüht jein werde, die Rechte bes 
Landesherrn Jowie die Rechte und Intereſſen aller Yandesbewohner zu fchüben, 
und eine Bekanntmachung, worin bie Behörden des Landes die im Mejent- 
lichen dahin gehenden Anweiſungen erhielten, daß durch die eingetretenen außer: 
ordentlichen Verhältniffe in den Aufgaben und amtlichen Pflichten der ver- 
fchiedenen Behörden etwas nicht geändert werde und bie Landescommiſſion 
erwarte, daß alle Behörden in diefer außerorventlichen Zeit mit verboppeltem 
Eifer und treuer Hingebung bemüht jein würden, ihre Pflichten zu erfüllen. 
Für die Unterbringung und Sicherung des bedeutenden und vor der Hand 
entbehrlichen Werthbeſtandes der Staatskaſſe hatte der Finanzminiſter von 
Frieſen in weijer Torjicht Schon länger vorher Sorge getragen. Die bairifche 
Regierung batte fich in bundesfreundlicher Sefälligfeit bereit erflärt, die Baar- 
*) Dr. Schneider, either Präjident des Uppellatisndgericht?, war erit in dieſen 
Tagen zum Auftizminifter ernannt worden, nachdem ber Suftizminter von Behr feinen 
— 28 erbeten und in der ehrendſten Weiſe erhalten hatte. 


”*, von Frieſen: „Erinnerungen aus meinem Leben“ II. ©. 178. 
as 





— 112 — 


beitände jowie die ſämmtlichen Staats- und fonftigen Werthpapiere in einem 
bieponiblen und gut geeigneten Cafjenlocale in Münden aufzunehmen, und 
waren nad Abſchluß der nötbigen Webereinkunft in München ſämmtliche jchr 
bedeutende Beſtände an Geld und Werthpapieren jo weit verpadt worden, 
daß fie auf die erjte Nachricht von dem Einrüden der Preußen in das Yand 
binnen wenigen Stunden von bier mit der Eifenbahn abgehen konnten. Schon 
einige Tage vor der entjcheidenden Abftimmung in Frankfurt (14. Juni) ſtand 
der Srtrazug, der biefe Schätze — dreiundeinhalb Millionen Thaler an baarem 
Gelde (theils Silber, theild Kajjenbillets) und dreiunddreißig Millionen an 
Staats- und jonjtigen Werthpapieren — nad München in Sicherheit bringen 
jollte, wohl verpadt und jtreng bewacht auf dem Böhmijchen Bahnhofe; die 
zur Begleitung diefer Sendung bejtimmten Beamten und Diener waren alle 
angewieſen, fich bereit zu halten, um zu jeder Zeit jofort abreijen zu fönnen, 
und als am Nachmittag genannten Tages von Frankfurt das Telegramm an: 
langte, welches den Beſchluß der Bundesverſammlung meldete, begab ſich 
Triefen fofort auf den Bahnhof und ordnete den unmittelbaren Abgang des 
Zuges an, der auch Furz darauf, im Ganzen etwa drei Stunden fpäter, als 
die Abftimmung in Frankfurt erfolgt war, den Bahnhof verlieg und über 
Prag und Regensburg nad München dampfte.*) 

Am 18. Juni rückten die erjten preußifchen Truppen in Dresden ein; 
mit ihnen erjchien der General der Infanterie Herwarth von Bittenfelo, der 
im Hötel Bellevue fein Abjteigequartier nahm. Generallieutenant von Engel 
machte ihm als Mitglied der Landescommijjion und im Auftrage derſelben 
fofort feinen Beſuch, um ihn von dem Beitehen der Yandescommiljion und von 
deren Aufgabe in Kenntnig zu feßen, wurde fehr freundlich empfangen, aber 
mit dem Beſcheid entlajjen, die Landescommiljion möge jich in allen gejchäft: 
lihen Angelegenheiten an den Eivilcommiffar für Sachſen, den Landrath von 
Murmb, wenden, der noch heute eintreffen werde; er, der General, com: 
manbdire nur die Armee, babe aber mit den Verhältniffen des Landes nidts 
zu thun. Hierauf machte ber General Herwarth von Bittenfeld, ber 
während jeines kurzen Aufenthaltes in Sachſen durch fein ernites und feites, 
aber dody auch mildes und wohlwollendes Auftreten den beiten Eindrud 
binterließ, den Mitgliedern ber Pandescommiljion Beſuche, weldye dieje einzeln 





"Ir ı 


oe 


— 1013 — 


richtige Mittheilungen bintergangen oder jeinen Anordnungen nidt Genũge 
geleiftet Hätten, und daß er nach demſelben Grundſatze und in derſelben Weile 
auch in Sachſen verfahren würde. Das ging nun allerdings etwa über bie 
Beuſt'ſche Propbezeiung binaus. Aber die rubige und beſonnene Haltung, 
womit die jächjiichen Minijter dieſe Aniprache aufnabmen, und die Bemerkung 
des Generals von Engel, daß es für dic gegenjeitige Stellung und im Interefie 
weiteren gejchäftlihen Zuſammenwirkens doch vielleicht beſſer jei, die Frage 
wegen eines eventuellen Todtſchießens jegt kei Seite zu laſſen, mecte den 
Herrn Fandrath doch wobl überzeugen, daß er jo erniten Männern gegenüber 
mit feinen brüsfen Drobungen nicht an die rechte Stelle gelangt jei, und 
die Verhandlungen nabmen von nun an aud für Weitereö einen den Ver⸗ 
bältniffen angemejjenen Ton an. Die preußiichen Truppen batten an allen 
Orten des Landes, wo jie einrüdten, vie öffentlichen Kaſſen in Beſchlag ge: 
nommen; am 18. und 19. waren auf Anordnung des Lanvratbes von Wurmb 
auch in Drespen die Kaſſen des Bezirfsgerichtes, des Forſtrentamtes u. f. w. 
in Beichlag genommen worden. Herr von MRurmb erflärte in jener Sigung 
die Wegnahme der öffentlichen Kafjen für ein Mißverſtändniß des Commandeurs 
der Avantgarde und die weggenommenen Beitände würden fofort wieder zurüd: 
gegeben werden. „Seiner Majeſtät dem Könige von Preußen liege nichte 


- ferner,” feßte er binzu, „als das, in die Thätigfeit der ſächſiſchen Regierung 


einzugreifen oder ſich mit ſächſiſchem Gelde zu bereichern.” Dennoch wurde an 
bemfelben Abend auch die Finanzhauptkaſſe von einem preußifchen Intendantur⸗ 
Beamten verjchlofjen und verfiegelt und erſt nach langen Verhandlungen 
zwiſchen riefen und Herrn von Wurmb wieder entjiegelt, nachdem Frieſen 
im Einverſtändniß mit der Pandescommiljion dem Civilcommijjar für die 
Dauer der Occupation eine täglihe Zahlung von 10,000 Thalern zuge: 
ſichert Hatte. 

Am 19. Juni, unmittelbar nad) dem Einmarſche der preußischen Truppen, er: 
Bielt der Polizeidirecter Schwauß vom Seneral-Gouverneur Herwarth von Bitten- 
feld in vielen gedruckten Exemplaren nachjtehende Proclamation mit der Weifung, 
fie öffentlich anfchlagen zu laffen: „Sachſen! Ich rüde in Euer Yand ein; nicht 
aber als Euer Feind, denn ich weiß, dag Eure Sympathien nicht zuſammen⸗ 
fallen mit den Bejtrebungen Eurer Regierung. Sie ift e8 gewejen, die nicht 
eher geruht Hat, als bis aus dem Bündniß von Defterreih und Preußen 
die Feindſchaft beider entitanden; jie allein ijt die Veranlaſſung, daß 
Euer jchönes Land zunächſt der Schauplaß dieſes Krieges werben wird; aber 
meine Truppen werden Euch in demjelben Maße als Freunde, ygleichwie als 
Einwohner unjeres eigenen Yandes behandeln, ala Ihr ung entgegenfommen und 
bereit jein werdet, die nicht zu vermeidenden Leiden des Krieges zu ertragen. 
Sm Eurer Hand aljo wird e8 liegen, die Leiden des Krieges zu mildern und 
Beitrebungen zu vereiteln, die fo gern ein Gefühl von Feindſeligkeit den 
verwandten Nolksitämmen einimpfen möchten.” Das Anfchlagen dieſer Pro: 
elamation, die jo völlig grundloje Beichuldigungen gegen die ſächſiſche Regierung 
enthielt und nur dazu beitragen konnte, die ohnedies ſchon gereizte Stimmung 
im Lande noch mehr zu verbittern, wurde natirlih vom Molizeidirector in 
Uebereinftimmung mit der Landescommiſſion verweigert. Als jie hierauf ber 
Gouverneur wiederholt durch preußiſche Soldaten anjchlagen ließ, war fie 
jebesmal am anderen Morgen in der ganzen Stabt abgeriffen und blieb 


— 1014 — 


Ihließlih nur an einer Stelle, an dem Hötel Bellevue, der Wohnung dei 
Gouverneurs und des Herrn von Wurmb, wo ein preußiſcher Wachtpojten 
ſtand. Bei der trefflichen Einrichtung des preußifchen Recognoscirungsweiens 
war ed auffällig, daß das Commando des Corps unmittelbar nad dem Ein: 
marjche, wahrjcheinlid) auf Grund (namentlich von Berliner Blättern aus: 
gehender) unrichtiger Nachrichten, der Meinung zu fein fchien, daß ſich in 
der Nähe der Stadt eine bedeutende feindliche Macht befinde, von welcher 
ein Angriff zu befürchten jei. So wurde zwei Tage nad) dem Einmarſche 
die ganze Beſatzung alarmirt und an der fübweltlichen Seite der Stadt zu: 
Jammengezogen; man pflanzte Kanonen auf und traf alle Vorbereitungen, um 
einen feindlichen Angriff zurüdzumeifen; aucd wurden die Bewohner ver 
Häufer diefes Stadttheiles bedeutet, fich bereit zu halten, um ihre Wohnungen 
jeden Augenblid verlafjen zu können. Da ſich aber bald genug ergab, daß 
fein Feind in der Nähe war, jo wurden diefe Eriegeriichen Vorbereitungen aud 
bald wieder eingeftelt. Die Stimmung der Dresvdener Bevölferung — fo weit jie 
nicht annerioniftiih angehaudht oder gefärbt war — wurde der preußiſchen 
Verwaltung und Beſatzung gegenüber, namentlich in Folge von verjchiedenen 
Vorkommniſſen, wozu auch die Plünderung der von Frau von Beujt be 
wohnten Billa in Raubegajt gehörte, immer peinliher und unangenebmer. 
Das Publifum höheren und niederen Standes verhielt ſich den Preupen 
gegenüber durchaus würdig und ruhig, aber im Ganzen doch jehr zurüd: 
hbaltend und jeden Conflict vermeidend. Deffentlihe Concerte unterblieben 
völlig oder wurden nicht beſucht. Die Damen der höheren oder mittleren 
Stände ſah man nur felten und dann nur in Trauer auf den Straßen und 
ein näherer Umgang ver Einheimiſchen mit den preußiſchen Offizieren over Sol: 
daten blieb wenig bemerfbar. In Preußen hatte man ſich hinſichtlich ver 
Stimmung der Sachſen offenbar getäuſcht; man ſchien durch die Daritellungen 
oder Hebereien der annerionijtiichen Partei und ihrer Blätter irregerübrt, wirk: 
(ih der Meinung zu fein, pas ſächſiſche Volk werde die Preußen mit ofjenen 
Armen empfangen, um von dem Drucke feiner eigenen Regierung befreit zu werzen. 
Die gegentheilige Wahrnehmung mußte natürlich ſehr unangenehm berühren, 
und war man in Berlin, wie es hieß, mit dem Gange ber Dinge in Sachſen 
Sehr unzufrieden, indem man annahm, daß General Herwarth von Bittenfeld 





— WI — 


anderen Ausrüjtungsgegenjtänden verlangt, deren Kojten natürlich von den 
täglich zu zahlenden 10,000 Thalern nicht in Abrechnung Famen. Weil man 
ferner vorgab oder annahm, daß ohne Wijjen der Yandescommillion, in Sachfen 
eine geheime Nebenregierung beitehe, welche directe Befehle vom Könige und 
bon dem Minijter von Beuſt erbalte und welcher die unteren Bebörden mehr 
gehorchten ald der Landescommijjion, jo wurde von Seiten bes Militair— 
Gouverneurs angeordnet, das zunächit dev Geheime Regierungsrath Häpe 
(im Minifterium des Innern), der Polizeidirector Schwauß und der Polizei: 
Inſpector Ridart binnen 23 Stunden das Yand zu verlajjen hätten, wibrigens 
falls fie als „Spione“ behandelt, d. h. erjchofjen werden jollten. Ein Proteſt 
der Yandescommifjion gegen diefe Maßregel blieb ohne Erfolg und die drei 
genannten Herren verließen am 29. Juni die Stadt und das Land, um erſt 
nach dem Friedensabſchluſſe zwiichen Preußen und Sachſen, im October biers 
ber und in ihre amtliche Thätigfeit zurückzukehren. Ziemlich um diejelbe Zeit 
verbreitete jich die Nachricht, dag die beiden Elbbrücden in Dresden gejprengi 
werben jollten, und wurden zu diejem Behufe auch wirklich große Minen 
gegraben, was natürlich, da der Verkehr in der Stadt und deren Umgegend 
ohnedies in der bejchwerlichiten Weije gebeinmt war, die Einwohner in Die 
ängitlichtte Beſorgniß verjegßte. Noch gebrücter und angſtvoller wurde Die 
Stimmung, als ſich die Nachricht verbreitete, daß Dresden in eine Feſtung 
umgewandelt und zumächjt die Stadt auf dem linken Ufer der Elbe mit einem 
Sürtel von Schanzen umgeben werben jollte, die nad) dem Plane der 
Militairbehörde ganz nahe an die Stadt, zum Theil unmittelbar an bie legten 
Häujer derjelben fommen jollten, wodurch natürlid) nicht blos die Ausdehnung 
der Stadt nad) diefer Richtung unmöglich gemacht, jondern auch der Werth 
der angrenzenden Grundſtücke wejentlich beeinträchtigt wurde. Auch ein Theil 
bes Großen Gartens mit jeinen herrlichen alten Bäumen jollte dieſem Plane 
zum Opfer fallen. Alle Noritellungen von Seiten ber Yandescommijlion 
gegen dieſe Maßregel, jelbit die Bitte, die Schanzen wenigjtens in einer 


größeren Entfernung von der Stadt anzulegen - - was nidyt nur für biefe 
letztere weniger drüdend gewejen wäre, ſondern auch in militairischer Beziehung 
zweckmäßiger erihien — blieb wnberüdjichtigt. Herr von Wurmb erklärte, 


wie riefen in jeinen „Erinnerungen“ erzählt, die Anlegung der Schanzen 
in unmittelbarjter Nähe der Ztadt jei nicht aus militairiſchen Gründen be: 
ichlofien worden, jondern aus politiihen, man wolle eben den Bewohnern 
von Dresden recht deutlih und fühlbar machen, welche Nachtheile ihnen bie 
Bolitit des Königs bringe und Yepteren zugleich, wenn ev etwa in ‚solge Des 
wechjelnden Kriegsglückes und mit Hilfe fremder Truppen zurüdtime, in Die 
Lage jegen, „daß jede auf die Schanze abgeſcheſſene ſächſiſche Kugel feine 
eigene Stadt Dresten treffen müſſe.“ Rur jtimmt mit Diefer tundgebung Des 
errn von Wurmb die Tharfache nicht ganz überein, daß mit dieſem höchſt 

ftipieligen Schanzenbau ſelbſt nah ver Schlacht von Königsgrätz ned) fort: 
efahren wurde, nachdem jede Möglichkeit eines feindlihen Angrifies auf 
Dresden ausgeſchloſſen war und cs jelbit von preußiſchen Ingenieuren an: 
erfannt wurde, dag, wenn Dresten in Zukunit wirfli einmal ernſtlich be: 
feftigt werden jolle, vieje tbeuren Schanzen geratezu hinderlich fein würden 
und wahrjcheinlich vorher wieder entiernt werven müßten. Selbſt als bereits 
(nad dem Nifolsburger Frieden) die ‚sriedensunterhandlungen zwiſchen Kreußen 





_ 4016 — 


und Sachſen in Berlin gepflogen wurden, fing man auch auf dem redhten 
Elbufer an, Schanzen zu bauen und den dortigen ſchönen Wald nieberzu: 
Ihlagen. Minijter von Faltenjtein und Oberbürgermeijter Pfotenhauer be: 
richteten darüber an den in Berlin befindlichen Minijter von riefen mit der 
inftändigen Bitte, Alles zu thun, um dieſe Maßregel, über welche in Dresden 
bie größte Aufregung berrichte, rüdgängig zu machen, indem zugleich darauf 
bingewiejen wurde, daß jelbit die mit dem Schanzenbau bejchäftigten preußiſchen 
ngenieur: Offiziere es offen ausgefprochen hätten, daß die auf dem rechten 
Elbufer zu bauenden Schangen militairiih ganz ohne Zweck und Nuten 
fein. Minifter von Friefen erhielt, wie er in feinen „Erinnerungen“ (2. Br. 
S. 267 fig.) erzählt, faft diefelbe Antwort, wie in Dresden, al® er e& ver: 
ſucht hatte, gegen den auf dem linken Ufer beabjichtigten Schanzenbau Ein: 
ſpruch zu erheben. Der Schanzenbau fei fein militatrifcher, fondern mehr 
eine politiſche Maßregel, d. 5. e8 galt, das ſächſiſche Volf für jeine Stimmung 
und Gefinnung, den König für feine Politik mit der empfindlichen Schädigung 
der Hauptjtabt zu trafen oder beide gefügiger zu machen. Dieſer fomit nur 
bemonjtrative Schanzenbau auf beiden Ufern der Elbe verjchlang einen Auf: 
wand von mehreren Hunberttaufenden unb fo jchwer e8 dem Chronijten aud 
werden mag, angeſichts ber jetigen Stellung Sachſens zu Preußen und zum 
Reiche ſolche wunde Stellen in der Geſchichte unferer Stadt wieder zu ent: 
büllen, jo bat fih doch gerade dieſe drückende Maßregel der preußifchen 
Deccupation fo tief in die Erinnerung der Bewohner Dresdens eingegraben, 
daß fie weniger als manche andere Bedrüdung mit Stillſchweigen übergangen 
werben darf. Für ben Schanzenbau auf dem linfen Elbufer fehlte es bald 
an den nöthigen Arbeitern. Die Landescommifjion batte jich, nachdem jie lich 
vergeblich bemüht hatte, die für die Stadt jo überaus nacdhtheilige Maßregel 
abzuwenden, bereit erflärt, ven Bau der Schanzen durch ſächſiſche Arbeiter 
ausführen zu laffen, ſowie die erforderlihe Menge von Eijenbahnfchienen, die 
nöthigen Palifjaden u. f. w. und ungefähr 6000 Schanzarbeiter zu beichaffen. 
Trogßdem, daß ji) damals fehr viele brod- und arbeitslofe Leute in und um 
Dresden berumtrieben, fo meldeten ſich doch troß mehrfacher Aufforderung je 
wenige Arbeiter, daß damit nicht viel anzufangen war. Theil war es lin: 
muth über das Linternehmen felber, was die Leute abbielt, an diefen Bauten 











— 1018 — 


vorfommend und mit der Bemerfung empfing, daß er Alles ihun werde, wad 
in jeinen Kräften jtände, um dem Lande die Laſten des Krieges zu erleichtern 
und ein gutes Verhältniß mit der Landescommijjion aufrecht zu erbalten. 
Am 29. Juli fam durch ein Telegramm des Minifters Beuft, das Uber Paris 
an die franzöfiiche Geſandtſchaft in Dresden gerichtet war, die erſte Nachricht 
von dem am 26. Juli in Nikolsburg abgefchloffenen Waffenſtillſtande zwijcen 
Preußen und Delterreih und von den zugleich verabredeten Friedens-Präli— 
ininarien nady Dresden, in welchen die territoriale Integrität Sachjens zu: 
gelihert worden war. Die weiteren Verhandlungen, Beſchlüſſe und Greignifie, 
die ſich an dieſe Nifolsburger Verträge Fnüpften, gehören ber allgemeinen 
Geſchichte an; auf die Lage der Dinge in Sachſen und Drespen blieben jene 
Verträge und Friedens: Präliminarien vor der Hand ohne den geringiten Einfluß, 
obgleich durch diejelben auch Die Hoffnung auf einen Frieden zwifchen Preupen 
und Sachfen näher gerüdt zu jein ſchien. Die mit dem Kriegszujtande und der 
Occupation verfnüpften Bebrüdungen und Leiden, deren wir genug gejchilbert 
haben, dauerten fort, zum Theil in erhöhtem Maße, bis Ausgang October, 
nachdem nad langen Verhandlungen endlich der Friedensvertrag zwiſchen 
Preußen und Sachſen zu Stande gefonmen war. Am 19. Auguft batte jih 
der Minifter von riefen, nachdem er jich zuvor bei dem Könige Jobann in 
Hieping bei Wien feine Inſtruction geholt, in Begleitung des ebemaligen 
ſächſiſchen Geſandten am preußiſchen Hofe, Grafen von Hohenthal, nach Berlin 
begeben, um jene Verhandlungen zu beginnen, an welchen jpäter auch, nament: 
(ih für die Dilitairangelegenheiten, ver Generalmajor von Fabrice in hervor: 
ragender Weiſe betheiligt war. Erit am 22. October konnte Miniſter von 
‚riefen mit dem Friedensvertrage von Berlin nady Dresden und von bier 
nad Zeplig reijen, wo ber König und die Königin an demjelben Tage von 
Carlsbad eintrafen. Am folgenden Tage früb reiſte Herr von Zobel mit ver 
vollzogenen Ratifications-Urkunde nach Berlin und am 25. erfolgte in der 
gewöhnlichen Weiſe der Austaujch der Ratifications-Urfunden, und mit dieiem 
Moment hörten auch die täglichen Zahlungen von 10,000 Thlrn. an den 
Civil-Commiffar in Dresden auf. Die Hauptpunfte des ‘Friedensvertrages 
jind befannt: Eine Kriegsfojten- Entihädigung von 10 Millionen Ibirn.; 
Abtretung des gefammten Poſt- und Telegraphenweſens an Preußen; Saciene 


— 1019 — 


den Stunden ber Zrübjal. Mit der .alten Liebe, welche durch die vielen 
Beweife der Anhänglichkeit, die Ich erhalten, wenn dies denkbar wäre, noch 
inniger geworben ift, werde Ich die Tage die Mir Gott noch jchenft, der 
Heilung der Wunden des Landes, der Förderung ſeines Wohlſtandes und 
ber bejonnenen Fortentwickelung unjerer politiichen Inſtitutionen widmen. Mit 
berfelben Treue, mit dev Ich zu dem alten Bunde geitanden bin, werde ch 
auch an der neuen erbindung, in die Ich jebt getreten, halten und 
fo weit e8 in meinen Kräften jtebt, Alles anwenden, un biejelbe für 
unfer engere8 wie für unjer weiteres Vaterland möglichit jegensreich werben 
zu lafjen.” Der Tagesbefehl an die Armee lautete: „Soldaten! Die Stunde 
ber Heimfehr bat gejchlagen. Ahr Fehrt in das Naterland zurüd, zwar nicht 
mit Sieg gekrönt, zwar nach mandyem herben Verluſte, aber doch mit un 
verlebter Friegerifcher Ehre und mit dem von beiden Theilen Euch einjtimmig 
zuerlannten Ruhme der Tapferkeit, der Ausdauer und der unerjchütterlichen 
Pflichttreue unter ſchweren, unbeilvollen Verhältniffen. Solvaten! Ihr gebt 
neuen Berhältnijfen entgegen, bewährt aud in ihnen Eure Dienjtwilligkeit, 
Eure Ordnungsliebe, Euren Gehorſam, jihert Euch durch Fameradichaftliches 
Entgegenfommen die Achtung und Liebe des Heeres, un dejjen Seite hr 
künftig zu ſtreiten bejtimmt feid; Ihr werdet jo am beiten meinen Abſichten 
entiprechen.“ Am 26. Nachmittage kam der König mit der Königin von 
Tepliß zunächſt nah Pillnitz zurück. War jchon von der Yandesgrenze an, 
ohne vorbereitete Seierlichfeiten, ohne Reden und Chrenpforten — zu dem 
Allen war feine Zeit vorhanden gewejen — die Freude über die Rückkehr 
des geliebten Landesvaters zu einem fajt überwältigenden Austrude gelangt, 
fo erreichte die frendige Begeifterung auf der legten Strede von der Station 
Niederſedlitz an bis Pillnig, wo ſich Tauſende von der ländlichen Bevölkerung 
der ganzen Umgegend und von Einwohnern Dresdens — auch jehr viele Preußen, 
der Gouverneur General von QTümpling an der Spige — verjammtelt hatten, 
ihren höchiten Gipfel. Alles drängte ſich jubelnd herbei, um das geliebte 
Königspaar, wenn auch nur von Weiten, zu jehen. In noch weit erheben: 
derer Meije äußerte jich die allgemeine Freude, als am 3. November die fönig: 
liche Familie — der König und die Königin, der Prinz Georg und bie 
Prinzeſſin Georg — ihren Einzug in Dresden hielt. Da war nichts künſtlich 
Borbereiteted und Semachtes, jondern Alles nur der wahre ungeheuchelte Aus— 
brucd der Freude und Liebe eines Molfes, das mit der langerjehnten Nüdfehr 
bes gelichten Königs zugleich Die Befreiung von einem jchweren, fajt un: 
erträglich gewordenen Drude, vie Rückkehr zu jicheren gejeßlichen Zuſtänden 
feierte. Das Königspaar hielt feinen Einzug in feinem von Blumen fajt 
überhäuften Wagen — in allen Straßen von jubelnden Menjchen, aus allen 
Fenitern von wehenden Ziüchern begrüßt — durch denjelben Stadtzugang, 
wo an dem benfwürbigen 7. juli 1815 König Friedrich Auguſt I., nad 
langer Gefangenſchaft beimfehrend, von jeinen getreuen Nejidenzbewohnern 
empfangen worden war; aber der Jubel und Die Freude, mit welcher König 
Johann empfangen ward, konnte in zweifacher Beziehung freudiger und aufs 
richtiger fein, denn König Johann fehrte heim, nicht blos im Belige der un: 
getheilten Liebe jeines Volkes, jondern auch im Beſitze ſeines ungetheilten 
Landes. Auch die bald darauf in die Heimath zurücdtehrenden Truppen wurden 
alfenthalben von der Bevölkerung mit lebhaften Jubel empfangen. Der König 





— 1R0 — 


batte unmittelbar nad) jeiner Rückkehr die Landescommiſſion aufgelöft und bie 
Regierung wieder jelbjt in die Hand genommen. Am 16. November reilte 
der König in Begleitung des Krenprinzen Albert zum Beluche des Königs 
von Preußen nad) Berlin. Der König von Preußen war dem Könige Johann 
bis Süterbogf entgegen gefahren und dort in dejjen Wagen eingejtiegen, von 
den richtigen Gefühle ausgehend, dag der immerhin peinliche Moment des 
eriten Wiederſehens im engeren Verfehr der beiden Monarchen beifer und 
leichter verlaufen werde, als im Beifein ber vielen Perfonen, die auf dem 
Berliner Bahnhofe den König von Sachſen und jeinen als Heerführer berühmt 
gewordenen Sohn, den Kronprinzen, erwarteten. Die Zufammenfunft ver 
Monarchen diente nicht blos dazu, den neuen Bund zu befiegeln, ſondern 
auch, über Vergangenes binweggehend, das alte vertrauliche und wahrhaft 
freundfchaftliche Verhältnig zwijchen den beiden Monarchen wieder berzuitellen, 
wie ed bis zum Tode des Königs Johann ungeſchwächt fortgebauert hat. 
Nachdem mit der Rückkehr des Königs wieder friedliche Zuſtände und 
die Hoffnung auf Sicherung des gewonnenen Friedens in Dresden eingezogen 
waren, entwicelten ſich auch jchnell wieder alle Blüthen friedlichen Lebens; 
namentlich) äußerte ſich das Nertrauen auf eine neue befjere Zeit auf dem 
Gebiete der Induſtrie, des Handels und der Bauthätigkeit. Freilich Eonnten 
jih die Zeichen diefes neuen Aufichwunges noch nicht mit dem Bilde meilen, 
zu welchem jich Dresden bald nad Beendigung des deutſch-franzöſiſchen 
Krieges entwicelte. Neuentjtandene Straßen jchmüdten ſich mit ftattlichen 
Gebäuden und die öffentlichen Anlagen legten immer freundlidheren Schmud 
an. Namentlidy waren es die jchönen von der Bürgerwieje ausgehenden, 
zwijchen der heutigen Parkitrage und der alten Strehlener Straße gelegenen 
und bis zum Zoologiſchen Garten*) fich erjtredenden trefflichen Tart: 
anlagen, welche jich einer fchnellen Tortentwidelung erfreuten. Diefelben 
wurden vom Jahre 1863 ab nad) dem Plane des General-Gartendirecters 
Lenns in Potsdam unter Aufficht des Föniglihen Garten-Directord Kraufe vom 
Stadtgärtner Gröbfe ausgeführt und brachte ven Großen Garten nach und nad 
in immer größere und angenchmere Verbindung mit der Stadt. In bem 
erwähnten Stabttherle, auf der immer mehr ſich verichönernden Wiener Straht 
und am Musgange der villengejchmücten Beuſtſtraße — dem fogenannten 





— 1022 — 


der Theaterjeite gelegenen Sälen verwahrten Kunſtſchätze, die ſchon durch die 
blofe Hitze gefährdet waren, in größere Sicherheit zu bringen. Gegen 
3,2 Uhr erichien der König, der gleidy nad) dem Empfang des Telegramms 
von Pillnitz berbeigeeilt war, in Begleitung des Prinzen Georg und ber 
Minifter von Friefen und von Fabrice. Seine erjte Frage war, ob ein Rer: 
luſt an Menjchenleben zu beklagen fei, und als diefe Frage verneint wurde, 
that er die Yeußerung, „dab ınan dann alles Andere mannbaft ertragen müßte.“ 
Der Brand war durch die Unvorfichtigfeit eines Beleuchtungsgehilfen, Namens 
Theoder Junghans, verurfacht worden, welcher im Auftrage des Beleuchtunge: 
Inſpectors Fahrenwald auf dem großen Bodenraume mit der Anfertigung von 
transportablen Gasſchläuchen beſchäftigt geweſen war. Außer dem Gebäude 
jelber, defjen Geſammtherſtellungskoſten 386,000 Thlr. betragen hatten und das 
von Seiten des Fiscus mit 120,000 Thlrn. und von Seiten der Föniglichen 
Civillifte mit 30,000 Thlen. bei der Magdeburger Feuerverſicherungs-Geſell⸗ 
Schaft verjichert war, beflagte man bejonders den Verluſt reicher Samntlungen 
von allerlei zu den Roritellungen verwendeten Gegenjtänden, eines reichen 
Vorraths von geihmadvollem Mobiliar und mwerthvollen Decorationen, jowie 
der Kolofjaljtatue Leſſing's, der Hauterelief8 von Rietfchel und des Bacchus— 
zuges von Hähnel. Die in Folge diejed traurigen Creigniffes im Publikum 
erwachten Beſorgniſſe binjichtlich der Erhaltung des ausgezeichneten Künitler: 
perjonal® unjerer Bühne wurden durch den Entſchluß des Königs erledigt, 
daß in wenigen Monaten, |pätejtens bis zum Beginne des neuen Jahres, ein 
geräumiged Interimd=: Theater für Opern und größere Aufführungen er: 
richtet werden follte. Dasjelbe wurde von dem Zimmermeiſter Richter in ven 
Zwinger:Anlagen erbaut und am 2. December mit der Aufführung von 
Goethe's „Iphigenia“ eröffnet. Als der König und die Königin in der 
Borjtellung erjchienen, wurden fie von einem vom Oberbürgermeiſter Pfoten: 
bauer ausgebrachten Hoc begrüßt; das Orcheiter jpielte die Sachfenhymne 
und Fräulein Ulrich ſprach tief ergriffen und tief ergreifend den Prolog. 
Wiederum ſtehen wir an ber Schwelle eines neuen Krieges, an ber 
Schwelle mweltbewegender Ereigniffe, welche ganz Deuffchland in fieberhafte 
Aufregung verjegten. Am 19, Junt war von Seiten Frankreichs die Kriege— 
erklärung am Preußen und die mit demjelben verbundenen deutjchen Staaten 





— 1023 — 


unferer Stabt war während biefer Seit, wie überall, natürlich in reger Be- 
wegung. Mit Begierde wurden bie Tageshblätter verfchlungen und allentbalben 
Ertrablätter ausgeboten und gefauft und auf den Straßen und an öffentlichen 
Orten bewegte man fich mit al’ feinen Gedanken nur auf franzdjischem Boden. 
König Wilhelm, Kronprinz von Preußen, Bismard und Moltke, Kronprinz 
Albert, Prinz Friedrich Karl, Blumenthal, Manteuffel und Soeben — 
Napoleon, Mac-Mahon, Froſſard und Bazaine — Loire: und Maasarmee — 
Mars-la-Tour, Beaumont und Sedan waren Namen, die von Mund zu 
Mund gingen; bei dem Namen Seban aber, wo am 1. September der zer: 
fchmetternde Schlag fiel, der Napoleon und feine Soldaten in Gefangenſchaft 
brachte, flammten alle Herzen auf in Danf und Jubel über den nunmehr 
enbgiltig errungenen Sieg. Man begrüßte diefe Nachricht in Dresden wie 
überall durch ein glänzende SUumination. Wenn man Kriegdgefangene ale 
Siegesbeute betrachten darf, fo erhielt auch Drespen feinen reichlichen Theil 
an franzöfiichen Gefangenen. Zunächſt hatte die Stadt Gelegenheit, die Be⸗ 
tanntfchaft von Turkos zu machen, die unter gehöriger Bededung deutſcher 
Soldaten bier anfamen; dann folgten Mannfchaften verjchiedener anderer 
Truppengattungen. Diefelben wurden anfänglich in den SKajernen, dann in 
einem jtreng bewachten Baradenlager bei Uebigau untergebracht, das ſie aber 
fpäter wegen Hochwaſſers wieder verlaffen mußten, um anderwärts unter: 
gebracht zu werben. — Am 10. Mai 1871 war endlic der Abfchluß des 
definitiven Tsriedeng in Frankfurt a. M. erfolgt und zwei Monate Tpäter 
rüftete ji) auch Dresden zu dem Willlommen, womit e8 wie andere Haupt- 
und Reſidenzſtädte feine heimfehrenden Krieger empfangen wollte. Todesmuthig 
und jehr oft entjcheidend hatte das Jächjifche Armeecorps bei Met, Beaumont, 
Sedan zu großen Siegen mitgewirkt, hatte alle Laſten und Beſchwerden ber 
fünfmonatlihen Belagerung von Paris mitgetragen und bei Brie und 
Champigny mit jchweren Opfern die Sprengung des Eifengürteld um Paris 
verhindern helfen. Dresden war auf's Feſtlichſte gefhmüdt, al8 der Tag 
bes Einzuges, der 11. Juli, erſchien. Ohne auf Einzelheiten des von der 
Stadt angelegten Feſtkleides einzugehen, fei hier nur erwähnt, daß jich be- 
fonders die Pragerſtraße durch ihren reichen und künſtleriſch-harmoniſchen 
Schmud hervorthat. Auf dem Altmarkte prangte die farbige Germania bes 
Bildhauers Henze, während fih am Nufgange der Auguſtusbrücke zwei 
Bictorien erhoben, die von demjelben Bildhauer gefertigt waren. Die zum 
Einzuge beitimmten Truppen, die jhon einige Tage vorher in der nächſten 
Umgegend der Stadt concentrirt worden waren, hatten beim Großen Garten und 
am Böhmischen Bahnhofe Aufjtellung genommen, wo König Johann, freudig 
von ihnen begrüßt, ihre Fronte abritt. Hierauf festen jich die Truppen durch die 
Pragerftraße in Bewegung; voran ein Savalcade berittener Bürger, dann an der 
Spite des Zuges der Held von St. Privat und Beaumont, Kronprinz Albert, 
als Seneralfelomarjchall des neubegründeten deutjchen Staijerreiches mit feinem 
Stabe (der Maasarmee), dann Prinz Georg, der tapfere Führer des ſächſiſchen 
Armeecorps. Ihnen folgten die Negimenter der 23. Anfanterie-Divijion, bie 
ſächſiſchen Jägerbataillone 12 und 13, das Pionnierbataillon, das erjte Reiter: 
regiment, die erjte Abteilung der Feldartillerie, die Savallerie-Divijion, ber 
Train, die Feldlazarethe u. ſ. w. Der Jubel der Zufchauermafje war uns 
befchreiblich, Frauen und Mädchen ermübeten nicht mit Spenden von Blumen, 





— 1024 .— 


Kränzen, Bändern und Tücherjchwenfen, und Zaufende von Händen reichten 
ben Norüberziehenden mit freudigem Gruße Erfriihungen dar. Der Empfang 
anf dein Neumarkte, wo die ſtädtiſchen Behörden mit vielen Feſttheilnehmern 
verſammelt waren, verfnüpfte jich mit einer tief erareifenden Scene.*) ALS der 
Kronprinz den Plab erreichte, lenkte er fein Pferd nad) der daſelbſt für bie 
PVerwundeten und Invaliden errichteten Tribüne und reichte diefen mit freund: 
fihem Gruße und unter dem “Jubel der gerührten Menge einen der em: 
pfangenen Lorbeerfränze. — Dem Einzuge folgte ein großes Generals: und 
Dffizier8- Diner im Föniglihen Scloffe, während den Soldaten auf der 
jogenannten Sängerwiefe beim Waldſchlößchen ein fröhliches Feſt bereitet 
ward. Der Jubel verhallte, die Kränze wurden welf, nicht aber jo jchnell 
verjiegten die ftillen Thränen Derjenigen, deren Angehörige nidyt mit heim: 
gekehrt waren. Der Albertverein, mit ver in werfthätiger Liebe und Sorge 
unermüblichen Kronprinzefiin Carola an ber Spige, und der ſächſiſche Yandes: 
verein zur Pflege im Felde verwundeter oder erfrankter Krieger fanden ein 
weites Feld opferreicher Thätigfeit, aber fie jind nicht mitde geworden, Thränen 
zu trodnen und, ihrer edlen Beitimmung eingedenk, fo viel als möglich all 
die Peiden zu lindern, die ber blutige Krieg hervorgebradit. 

Nur einige Züge aus dem Bilde, zu welchem ſich Dresden nach dem 
Kriege mit reger Thätigfeit entwidelte, mögen hier hervorgehoben werben. 
In Neuftadt regten ſich alsbald Taufende von Händen zur Erbauung neuer 
großartiger Kafernen; außerdem entitand hier (1871—1873) das Albert: 
Theater; in Altitadt wurde (1872—1873) das neue Polytechnikum, 
(1872—1874) die rujfifhe Kirche und (1872) das Rejidenz- Theater 
erbaut; auf dem Theaterplage wuchs allmälig der neue Kunjttempel empor, 
die Terrafjentreppe ſchmückte jich mit Meiſter Schilling’8 herrlichen Gruppen 
der vier Tagedzeiten und die Stadt erhielt zur Erinnerung an die Begründung 
bes neuen Kaijerreiches einen Kaiſer Wilhelm, einen Bismard- und einen 
Moltkeplatz, während das immer mehr fi) ausdehnende Stadtgebiet durch 
Anlegung von Pferbebahnen ein neues und bequemes Verkehrsmittel gewann. 

Ein Jahr war nad) jenen Ereigniffen und Siegesfejtlichfeiten in’s Yand 
gegangen und wieberum rüjtete und ſchmückte jich das ganze Sachjenland zu 
einer Feier, deren Mittelpunft Dresden war — zu einem Kubiläum in der 








— 106 — 


Hausminifterium. Hilfsbedürftigkeit, Würdigkeit und Unbefcholtenheit, nit 
Nerfchiedenheit des Standes, der Religion oder Confeſſion ſollte die Bedingung 
der Nerleihung des Stipendiums fein. Den eigentlichen Mittelpunkt ver Feſt— 
weihe bildete bie Cinfegnung des Königlichen Jubelpaares am Morgen dee 
10. November im Eckparadeſaale des Föniglichen Schlofjes, der wohl nod nie 
eine fo auserlefene glänzende Verſammlung gefehen hatte.*) Zwiſchen den beiden 
Fenſtern nach dem Theater hin war ein einfacher Altar errichtet, über deſſen 
Dede ſich ein einfaches jilbernes Erucifir, drei brennende Kerzen an jeder 
Seite, erhob. ' Tor dem Altare war der mächtige Teppich ausgebreitet, ven, 
mit feinen Wappen verjehen, der gejammte Adel des Landes dem Jubelpaare 
dargebradht hatte. Auf dem Teppich erhob jid, für das einzufegnende Jubel— 
paar der Baldachin, den Namens der rauen Sachſens rau von Falkenſtein 
verehrt hatte. Neben dem Altare zur Linken und Rechten waren Kniebetpulte 
für die Fatholifhen Mitglieder und Verwandten des Föniglichen Haufes auf: 
gejtellt, anf denen fich nachher der Kronprinz und die Kronprinzeljin Carola, 
Erzherzog Karl Yudwig, Prinz und Prinzeſſin Georg, die Prinzeflin ven 
Senna, der Graf von Flandern und Prinz Karl Theodor von Baiern nieder- 
liegen. Hinter dem Baldachin waren zwei prächtige Lehnſeſſel für den deut— 
Ihen Kaifer und die Kaiferin aufgeftellt. Von halb 10 Uhr an begann id 
der Eaal zu füllen. Bald darauf erfchien ber Bifchof Forwerk in meißjeidenem 
gelddurchwirften Nespermantel, mit der Biſchofsmütze auf dem Haupte und 
dem Krummjtabe in der Rechten; ihm folgten acht Fatholifche Geiſtliche. Nad: 
dem das Jubelbrautpaar unter dem Baldachin, die nächſten Anverwandten zu 
den Seiten des Altar und bie glänzende Schaar der übrigen Theilnehmer 
hinter dem Kaiſerpaare Plaß genommen, begann ber Biſchof Forwerk jeine 
Weiherede nach dem Terte: „Gott ift die Liebe, und wer in der Liebe bleibe, 
ber bleibet in Gott und Gott in ihm” und knüpfte dann an feine ergreifend 
Anrede den Segensſpruch, zu welchem das Brautpaar nieberfniete, während id 
bie Verfammelten erhoben: „Und nun frage ich Eure königliche Meajeftäten: 
verjprechen Sie vor dem Angefichte Gottes, dem unauflöslichen Bunde, den 
Sie vor 50 Jahren gejchloffen baben bis an’s Ende Ihrer Tage treu zu 
bleiben und in ewiger Eintracht und wechjeljeitiger Hilfeleijtung gemeinichaftlid 
Gott zu dienen, bis Sie der Tod ſcheidet?“ Der König ſprach ein later 





Dorwort zur erſten Auflage. 


— 














An dem Proſpecte, welchen der Verfaſſer feiner Arbeit vorausſendele, 
verſprach er den Freunden einer gefchichtlichen Yectüre im Allgemeinen, ben 
Freunden, Bürgern und Einwohnern Dresdens insbejondere eine möglichjt 
freute und volljtändige Schilderung aller derjenigen bedeutenderen Ereigniffe, 
‚bie von ber früheiten Zeit bis auf unfere Tage in Dresdens Wohl und Ent— 
widelung fördernd oder ftörend eingegriffen baben und von welchen einzelne, 
mit ihrer Bedeutung weit über bie Grenzen der Stadt hinausreichend, auch 
die Theilnabme folder Leſer in Anfpruch nehmen können, die Dresden nicht 
ihre Heimat nennen. Aber er wollte zugleich auch jener beimathlichen 
Theilnahme gerecht werden, welche auch die Erwähnung weniger bebeutenberer 
Erſcheinungen und Ginzelbeiten nidyt gern mifjen will — denn wie es in 
dem Haufe, das unfere Wiege barg, Dinge giebt, deren Wertb und Bebeu- 
Hung für unſere Theilnahme und Grinnerung Derjenige nicht zu würdigen 
vermag, der außerhalb jtebt oder den es als Gaſt aufnimmt, fo bat auch eine 
vWalerſtadt Vieles, das uns, fo unfcheinbar es auch fei, mit feiner Wergangen- 
beit lieb und werth geworden ijt, oder das wir im Andenken erhalten wifjen 
wollen, wenn dev Hauch dev Zeit es verwehte Es jollte daber, ohne nach 
Met der Chroniken joldhe Einzelheiten in zufammenbanglojer Reihenfolge zu 
geben, überall wo es der Zuſammenhang gejtattete, auch in Aufführung ſelbſt 
weniger wejentlicher Greigniffe und Grjcheinungen die größtmöglichjte Voll— 
ſtändigkeit angejtrebt werden. Das Bud follte eine zujfammenbängenbe 
 Bectüire bilden, aber mit Hilfe eines beigefügten volljtändigen Sach- und 
| Namensregiiters aud für Diejenigen brauchbar werden, die für Einzel: 
beiten in ber Gejchichte und Topographie Dresdens ſich interejjirend, durch 
j agen ſich Ausfunft und Aufichluß verjchaffen wollen. 





— WI — 


Der Verfaſſer wiederholt dieſe in dem Proſpecte enthaltenen Andeutungen 
über Form und Inhalt ſeiner nun vollendeten Arbeit mit der Hoffnung, 
ihnen möglichſt nachgekommen zu ſein, und hat nur noch die verbindlichſte 
Dankſagung an diejenigen Gönner und Freunde hinzuzufügen, welche ihn 
durch Mittheilung zum Theil ſeltener Werke oder durch handſchriftliche Notizen 
in den Stand ſetzten, fein Material, deſſen hauptſächlichſte Quellen im Texte 
aufgeführt jind, zu ergänzen und zu berichtigen, Bejonderen Dank jchulde 
er Herrn Bürgermeilter Neubert für die Erlaubniß zur Benutzung des 
Rathsarchivs. 


Hainsberg bei Dresden, im März 1862. 


M. 3. Lindau. 


Borwort zur zweiten Auflage. 


Das Werk ift in feiner neuen Auflage Hinfichtlich jeiner urfprünglicen 
Anlage fait unverändert geblieben, hat aber durch eine jorgfältige Mevijion 
mancherlei Verbefjerungen und Vermehrungen gewonnen und ijt vor Allen 
bis zur neuejten Zeit, dem Megierungsantritt Sr. Majeſtät des Königs 
Albert, fortgeführt worden. Die treffliche und reiche Ausſtattung, welche 
der Herr Nerleger dieſer Auflage bat angebeihen laffen, wird in nicht geringem 











Verzeichniß der Mluftrationen. 


Seite ber 
Einſchaltung Erwähnung 
— ber Stadt Dresden . . BE N l — 
n a Dresden vom Jahre 159 . Are a ——— 235 
rfgräfliche Reſidenzſchloß um das Jahr 1500 . I o951 351 
Das di 55 Reſiden —— im XVII. . Jahrhundert ) 330 
von Sa 10 996 296 
irjt * von Sachſen eh ea 2328 
Dresden vor 300 Jahren . . ke ee ee ARE 306 
Das Hiegel- oder Wafferthor bis zu m Jabre 50 . 2... | 988 383 
Das Kreuz⸗ oder Salomonisthor bis zum — DER ae ——— | 
Eine Muſterung im —— — Stallhof . . ER BT. 386 
Die alte Frauenkirche und der Pulverthurm in Ba 394 
von Alt:Dresden (j epige Neuftadt) im xvu. Jahrhundert 469 459 
ficht von Dresden im XV. Jahrhundert . kr 505 
Das re zu Ulten-Drekden (jebige Neuftadt) 1528-1760 . | a9 59 
Dos Rathhaus auf dem Altmarkte bis zum Sabre 1707... | 521 
Das Brüdenthor (am jegigen Schlohplaß) um das Jahr 1555 . . 56 b26 
Entwur} des Reiterdentmals —— * —— FE. 586 
Der Hägerhof im Jahre 1620. . RE ' 5.98 44R 
DaB Zeughaus im Fahre 15698 . . : 2: 2 2 2 2 nen 598 
Der tmarft im Lan Wi. — 600 400 
Die alte Kreuzti 5* Jahre 1700 | 688 663 
Die alte Saba mistiche £ —— Sabre — | | 
Der Neumarkt im Jahre 17 469 669 
Der age Markt im Kahre 1750 . 696 696 
507 


alte ee rg bis ich —* 


alte Sophien che bia zum Jahre 1865 . . WER 

Seethor um das Fahr 1800 . ET 4 

Wilsdrufferthor um das Fahr a eur ' 
alte Theater bi8 zum Jahre 140 . . ie ar 780 
öden aus der Bogelperjpective (im nr 1828) 4 a fe 6 mn TE 324 
e Thor bis zum Jahre 1820 . . er ar — 837 
48 ſe Belvedere bis zum Jahre 170 Ze er 637 
Belvedere bis zum Jahre 1840 | 398 
Er und bad alte O ST nach ber Mai-Revolution IBI9 958 38 
ruppeneinzug am 11, Ku 871 + 1024 1024 
Goldene Hodyzeit am 10. — 182. c07 7ſceiditd 106 





m * 





Fa 
PN a. * 
LIE EEE Zu 
4‘. x 
rn 
urn“ * 


— 
En: ‘ 
N5 

er 


_ u — 


Hofkirche, wo ein — celebrirt und der Ambroſianiſche E 
gejungen warb, während außerhalb ber Kirche, wo ſich bi ie 
Menſchenmaſſe ſoga bis auf die luftigen Gerüſte des Theaterbaues verſtuegen 
hatte, Kanonendonner, Gewehrſalven und Militairmuſik den Lobgeſang weiter 
trugen. Nachdem mit dem 12. November die offiziellen Feſtlichkeiten beendigt 
und bie fürſtlichen Gäſte den Hof und die Stadt zum Theil wieder verlaſſen 
hatten, erließ das hohe Königspaar am 14. folgende Dankſagung im „Dresdener 
Journal“, die den eigentlichen Gehalt des Feſtes ſelber und feinen Eindrud 
am beiten dyarakterijirt: „Die vielen Beweiſe berzlicher und warmer Theil: 
nahme, die Unz bei dem Jubelfeſte Unferer Verbindung aus allen Klaffen des 
Volkes, von Einzelnen wie von ganzen Genoffenjchaften, durd Wort und 
Schrift, wie duch jinnige Gaben und Stiftungen aller Art, in jo reichem 
Maße zugefommen jind, haben Uns innig gerührt und. erfreut, Insbeſondere 
haben Wir es dankbar anzuerkennen, daß die Stände bed Landes Uns durch 
eine reihe Bewilligung die Mittel dargeboten haben, für die Zwecke ver Er: 
ziehung und des Umterrichtes in umfänglicyer Weiſe zu jorgen. Dieſe all— 
gemeine und herzliche Theilnahme ift Uns ein neuer Beweis gewejen von dem 
innigen und feiten Bande, welches Sadyjen und jein Fürſtenhaus verbindet; 
ſie hat Uns von Neuem gezeigt, daß das ſächſiſche Volk die Freuden und 
Peiben feiner Fürſten als die feinigen mit fühlt und empfindet, Wir fühlen 
Uns daher gedrungen, Unſern Danf dafür hierdurch öffentlich auszuſprechen. 
sobann, Amalia.” 

Es jollte dies nicht blos eine Dankfagung für die zum Jubelfeſte von 
Seiten des ganzen Volkes dargebrachten Beweiſe von Liebe, Verehrung und Treue 
fein; ſie wurde leider nur zu bald zum letzten Dankesgruße, womit der eble umb 
erhabene Fürjt von feinem ihn verehrenden Volke Abſchied nahm. Im Juli bes 
nächitfolgenden Jahres begann König Johann zu fränfeln und am 29, October 
1873 ging die Trauerbotjcaft durch das Yand: „König Johann — todt!“ Am 
29. October Mittwoch früh 5 Uhr war der edle jeltene Fürjt in Pillnig 
von binnen genommen — Am 30. Abends führte das Dampfſchiff 
„Saronia” auf einem mit ſchwarzem Tuche behangenen Ded, unter einem mit 
goldener Krone und weißen Reiherfedern geſchmückten jchwarzen Baldachin, 
den rothſammetnen goldverzierten Sarg jtill und feierlich nad Dresden. Als 
das Schiff in Sicht Fam, wurde gegenüber der Brühl'ſchen Terrafje der erfte 
Kanonenſchuß gelöjt, dem dann von Minute zu Minute weitere Kanonenſchüſſe 
folgten. Jugleih begann das Geläute der Glocken aller Kirchen. Vom 
Belvedere der Terraſſe herab erklang ein Trauermarich und dann, während 
der Sarg gelandet wurde, das Mendelsſohn'ſche Lied: „Es it beitimmt in 
Gottes Rath”. Still und ernſt jeßte ſich bierauf der Jug in Bewegung. 
Der Zudrang war ımgebeuer, aber allenthalben gab ſich die tiefjte Ergriffen— 
WRührung und Trauer fund. Unmittelbar hinter dem Sarge folgten der 

nehrige König Albert, der Prinz Georg, mit dem üblichen Gefolge, 

ı die fremden Fürſten, bie zur ZTrauerfeterlichfeit herangereift waren, und 
von fremden Fürſten abgeorbneten Vertreter, bie Staatsminifter, bie 
toren und Deputationen der beiden Kammern, die Generalität und bie 
ir-Deputationen, der Stadtrath und bie Stabtverorbneten. Am 31. Octo: 
gte die Beifekung der königlichen Leiche in der Gruft der Fatholifchen 


— 128 — 


Das ſächſiſche Volk hatte einen jeiner beiten und ebelften Fürſten ver: 
loren, aber es war glüdlich genug, feinem neuen Könige all’ die Yiebe und 
Merehrung, womit e8 den Heimgegangenen bis zum leßten Atheinzuge begleitet 
hatte, gleichſam als neu und friſch erblühte Blume darbringen zu Fönnen: 


König Albert’S ruhmwürdige Vergangenheit bejtrablt hell und 
lauter die Bahn, die er ala Regent und als Feldherr zu wandeln 
berufen ift. Gott ſegne jein friedliches Scepter und, wenn es Notb 
thut, fein ſchneidiges Schwert, zum Heile des geeinten Deuticen 
Reiches und des theuren ſächſiſchen Vaterlandes. 





Inhalls-Verzeichniß. 


Die angegebenen Zablen bezeichnen bie betreifenbe Seite bes Textes, 


Abgaben, jtädt., ver zgl. Steuern. 
F ott, jene: 2 
Ablaß B 10 on, 
= Brief des Eardinal3 von Gurf 263, 
„. »Sandel 268. 
Abſchaffung des Bettelns j. Almoſenordnung. 
Abtra 5 der Feſtungswerke ſ. Feſtungs— 


Übzugsredhi 427. 
Acciſe 161 fig. 
Aderbau 332. 
Actien-Majichinenbaus®erein 897, 
— Wehr 897. ” * 
Abelheid, Aebtiſſin zu Seußlitz W. 
Adelstanz 126. 
Adolf von Nafjau, König, bedrängt das 
Meihener Sand 85 flp. 
Adreßbuch 992. 
ocaten 75. 
aten-Berein M4. 
icher Verein j. Vereine, 
Aocıhe, Yebtijfin zu Seußlitz 108. 
e3, Churfuͤrſt Moritz' Gemahlin 296. 
{demien der Kinfte —— Malerakad.) 
684, 688, 819, 833. 
* m -chirurg. (vergl. Eollegium) 


Albaus, Anib, rnit 533, 569. 







Albert, — Sachſen⸗ Teſchen 


Albert, — Auguſt, Prinz 884, 80, 


g. 
„Erxonprinz 998, 1009, 1022, 
„ König 1027. 
Albertsbahn 8%. 
Nlberitheater 104. 
Albertverein 1024. 
Albina 359 
Albrecht der Stolze, Marfaraf 47. 
Albrecht, Herzog v. Sachſen 52. 
von ENGER 82,85,2, 
‚ Kailer 86 fig 
Albrecht ne BT — 160, 175, 


“ Biſchof zu Meißen nn. 


[. 


| 
Bi 


Altert 





Albrechtsburg 19, 

Albrechtsorden 993. 

— — 1. 

Albuzzi, Ther,, Elingerin 595. 

Alexander, Kaijer von Rußland 785. 
reöden 726, 765 flg. 

Alerander- Megiment 952 

Alexii⸗Kapelle 62 ftg., , 131, 254. 

Allee, Neuftäbter, 6 

Almojenordnung 181. 

Altarftiftungen 121, ‚neh — 263, 292, 


Altdresden, en Dreifönigsfiede 
. 1 u, . Dreifönigs 
* De: Näuberbanden geplündert 


r Klofter Al Fr a £ 

— erhält Stadtrecht 130, 

2 durch bie zu iten vermüftet 14. 

* von den Böhmen in Brand ge— 
ſtecht 176. 


* in feinen Privilegien beftäti 
147, 200. — 


Begnadi ng für, 251. 

x“. Rathhaus zu, 177, 152. 

- Ordnung wegen der Kirchen» umb 
Schuldiener 300. 


® joll bejejtigt werden 303. 
Ne von Ehurfürjt Johann Friedrich 
geplündert 307. 
= un Neudresden vereinigt 313. 
erhält den Namen Neuftadt f. d. 
Altenzelle 4D. 
rn umsmufeum ſ Muſeum. 
umsverein ſ. Vereine. 
Altfiſchersdorf 211. 
Altmarkt 324, 415, 600. 
Amalia Rrinzeffin, Königin, 811; 1025 AK 4 
Amalia (Maria Amalia Friederife Augu 
Prinzeſſin 5. 
am Ende, Caspar, 224 (ſ. Ende). 
Ammon, von, Dr., Oberhofprediger, 816, 
987. 
—— 4. 
Umtshaus 71 


ı Anatomielammer 450, 


66 








Anglicanifche Gemeinde MI. Ä 
Anna, Wilhelms 111. ®emablin 169. 
„Friedrich des Frriedfertigen Gemahlin 
134 


„  Ehurfürjtin, 310, 308, 371. 

„ Marie, Prinzeſſin 890. 

„ Sophie, Gem. 

520, 566. * 
Annenlirche 346, 451,525, 663, 694, 709,838. 
Annenſchule 549, 619, 695. 
Untifenjoammlung 533, 711. 


Anton, Clemens Theodor, Prinz, 618, 724, | 


801, König 342. 
Antond-Garten f. Gärten. 
Antonsplap 884. 

Antonitabt 886. 

Anzeiger, Dreddener, 835. 
Upothefer und ibre Privilegien 223. 
Apotheter-Taren 225, 360. 
Uppellationsgericht 603. 
Arbeitertaren ſ. Handwerkertaxen. 
Arbeiterunruhen j. Unruhen. 
Arbeiterverein 926, 

Arbeitsichulen 714. 


Armbruſtſchützen (ſ Bogenſchützen), 181 flg., | 
I 


351. 
Armendiſtricte 881, 992, 
Armenbaus 525. 
Armenſchulen 579, 
AUrmenverjorgung 701 file. 
Armenverjorgungsbehörde 881. 
Urmenwejen 836. 
Arndt, E, M., 765. 
Arnold d. Weitphalia, Baumeijter, 199. 
Amold, Ehr., Buchhändler, 525. | 
Arras, Hans von, Dresdener Vogt 177. 
Artefiiher Brunnen 886. 
Artilleriefchule 601, 6%. 
Artois, Graf von, 721. 
Aſyl für taubjtumme Mädchen 
Audienzen, Öffentlihe, 84. 
Auflöjung der Kammer (1549) 
Aufzüge 415, 429 fig. 
? 1 ale sin wi met 


902. 


921 flg- 


1032 


| Bürenbab im Schloßhofe 429 fa. 


ob. Georg’3 III. 500, | 


Bahnhöfe 1004. 
Bakunin, M. 947 flo. 
Baleftra, Bildh. 526. 
Ballette 431 flo. 
Ballhaus 495, 710. 
Balthajar, Landgraf in Thüringen, 108, 
113, 125. 

Banferottirer-Mandat 636. 

Banner, ru General, 460 fig. 
Banner, ſächſ. 811 jla. 

Bannpfennig 14. 

Barbara, Herz. Georgs Gem., 233, 253, 279. 


| Barbarasltar 104. 


Barchenthof 346. 

Barfüßer⸗Kirche 72, 113, 292, 395. 

Barfüßer-Kloſter 70 flg, 100, 125, 148, 
19, 291. 


| Barradenbau 510. 


| Bau 


 Barrifadenbau 99 fa. 


Barrifadentampf j. Mai-Aufſtand. 
Barthel, Melchior, 347. 
Bartholomäus-Hospital 58, 103, 121, 189, 
248, 293, 333. 
ftirchlein 58, 247, 298. 


| Baudiffin, Graf, Comm. dv. Dresden, 72. 


Bauernaufjtände 719 fig. 
Bauernhodhzeit 554 fig. 
Bauernfrieg 274 flo. 
——— 898. 

Jandwerker von der Werbung befreit 5%, 
Daumgärtner, Auguftinermönd 267. 
Bauorönungen 210, 229, 487, 528. 
Baupolizei 836. 

Baujchule 833. 

Bauftener 249. 

Bauverein, gemeinnüßiger, 988, 

Bebrach, Franz, 189, 

Bedell 89. 

Befejtigung der Stadt (vergl. Feſtungswerle 
247 flg., 308, 336 flo. 

Befeitigungsarbeiten 779. 

Begräbnif (vergl. Leichenbegängniy) Heinrid 


— 4108 — 


BEP mmtman. an 


— —3 735. 





hing h —* 

er talt für "Binder 837. 
gen) 5 Er uw 1 lergt, l. . 
“08, a8, 487, 542, 571. * 


von, Staatsminiſter, 943 flg,, 
Bevilaqun, General, 910 tig. 
Bevölferung der Stadt 466, 519, 638, 765, 


— le 888, 900, 

i u 

irföborfteher & 860. 

Bibel Ehurfürft —n 340. 

— 3— 379 

Bibliothek (churf. u. königl.) 451, 521, 532, 


* 
Biener, ar? — meiſter, 323, 330, 
Bierbrauerei 4 id 
Bier⸗ u. Bein han in ger Häujern 245, 
—— 

wan „ 24. 
— 5 
Billige Zeiten 218, 23 
Biner, Theodicus, "Vürgermeifter, 153. 
Birthalgens 8 480, 


Blanfenwalde j. Plankenwalde. 
Blaſewitz 
Blinden=Inftitut 819, 830, 885, 900. 
Blitableiter Eu 
Blohmann, 8. &,, Schulrath, 830. 
Blochmann ſches Inſſun | 
— . an et gebäude). 
r, marſchall 9. 
Blum, Nicl, Pfarrer, * 
Blum, Rob., 905. 
5 dejien Zodtenjeier, 916. 
Bodt, von, General, 531, 620. 
Böhmifche, Gemeinde 91. 
er, oh. Friedr., 535 flg. 


en fü en 301, 632, 
Bogen eölan eben 32 flo. 
arbement der Stadt Ai ig. 
Sorman — 


NE | 
berfammerherr, 729. 
Sean , Hofmaler 507. 


ra te and, Biürgermitr., 168, 208 flag. 
Beine ge Beuerdbrinfe) 226, 261. 8 
Brandaflecurang 708 
Brandbettler 571 
Brandenburg, Otto u. Conrad, Martar. 85. 





| Brandenburg, EEE Johann, 91,95, 


* u Da bon, 107. 
Hermann, Marfaraf von, 92. 
Branditifter (verbrannt) 705. 
Branbitiftungen am 978 sig. 
EHINGEN 2 166, 217. 
Braun, Dr., A. 8. 5, Minifter, 910 fig. 
Brauns br 709. 


weig 3 Otto von, 115. 
Herzog von, 736. 


| Brennbichl V. 


Brieffäften 989. 
Brieffammlung * 885. 
Briesnitz 11, 


Brod⸗ und — — 229, 


Brod- und Mebhltare 702 lg. 

Bröder, Chr. Gottl., 673. 

Bruderfri a 170 fig. 

Brüde ſ. Elbbrücke. 

Brückenamt 64 —F 97, 152, 164 fig., 189, 
208, 214, „901. 

Brüdenbrüder h " Enlandabrüber. 

Brüdenhofhogpital 141, 227, 371, 526. 

Brüdenmännden 70, 

— 8.76, 141, 155, 164 fig. 

Brüdenpfennige 

Brüdenjtraße 5 


Brü aft Trinitatis 245. 
* St. Nicolai 245. 
> —* lieben en a 
fig., 682 


Bl Graf en 
Brü * er —— 
Brũhl'ſches Palais —8 
Brunnen 480. 


Buccentauro 544, 558. 
Bucdruder 218. 
Buchdruckereien 835. 
Buchdruckerkunſt, JubHäum der, 618. 
Buchführer (Buchhändler) 269. 
Buchhandlungen 
Budlinge (Buling) Familie ber, 104. 
Buchner, Kent, Beugs und Baumeifter 334. 
Budtheil 39 
Büchjjenmeifter 408. 
Bücjenfhüpen 181 fig. 
Bünau, Bitter von, 1% 
„  ntber von, 130. 
Bündniß zwiichen Karl IV. und Friedrich 
b. Erniten 108, 
der Städte Meihen, Dresden und 
Hayn init dem daufi iger Sechs⸗ 
jtädien 125. 
Bürgerbewaffnung 75, 183. 
Bürgergarde (j. — — 544, 557. 
Bürgergehorjam 416. 
en 136 lg, 864 
Bürgerbospital 89, 
66* 





Bürgermeiſter 76, 580 flg. 

Bürgerſchaft, —*—— 408 flg., 626 

Bürgerichule, höhere, |. ur zu Neuftadt. 

Bürgerihulen 900, 1021. 

Bürgerverein 865 fg. 

Bürgerwehrverein 9 9. 

Bürgeriwieje 480. 

Burchard, Biſchof zu Meiken, 28. 

Burggrafen 25. 

Bußmänner, Yamilie der, 104, 135. 

Bußmann, Lorenz, 121. 

Burgsdorff, von, — 990. 

Buttlar, von, Oberft ‚918. 

Byner, ‚Gregor, 248, 088. 

Byner, Beter, Bürgermeiiter, 282. 

Cadettencorps 819, SW. 

Cadettenſchule 509. 

Cäfius, M., Nicolaus, Nector, 294. 

Cafs reale 898. 

en, 62 2 

Galberla, G. ® 

Calviniften 494. 

Canaletto j. Belotto. 

Cantoreitnaben 340. 

Canzleıhaus 342. 

Sap-itranıs 191 &: 

Capitulation der Stadt 650 
" der Armee bei 

809. 


Carcer 34. 
Carlowitz, Ruh von, Dresdener Boigt 


m 
Ebenpeit 633, 


Re sn — 909. 
Garneval, |. Faſmachisfeſt. 
Carolina (Friederike Franziska), Kronprin⸗ 

zeſſin 1024, Königin 1027. 
Carpzow, Ur. Superint. 412, 507, 517. 
Carrouſſel 514. 
Carus, Ur., geh. Medicinalrath, 
Ealanova, Joh. 688. 
Gellarius, M. Joh., eriter evangel. Pfarrer, 
zu, 248. 


“us, 


Genfur, Nufbebung derjelben 900. 


1034 


Clemens, Prinz, 673. 


Cohläus, Dr. Joh., 276. 
Eollectionsgebäude 521. 

Collegienhaus 586. 

Collegium, mebdic.hirurg., 600 flg., 829. 
Eommerziendeputation 683. 


Commiſſion 3. — d. öffentl. Ruhe 


g 
> — d. Gewerbsverh. 


Communalgarde ber 8. 910 fig. 
” aufgel oft 987. 
berittene, 864. 


| Communalgarden-Ausfhuß 925. 


Fahne 519. 

Commun- Repräfentanten 858 fig. 
Comödie u. |. w. ſ. Komödie. 
Concordienbudh 400. 
—— eiten 572 flg. 
Confirmation f. Bejtätigung. 
Con der Große, Markgraf v. Meißen, 

37—4. 


„ Biſchof v. Meißen, 81. 

„ II, Biſchof v. Meißen, 112. 

rector parvulorum, 58. 
a Brüden- u. Bürgermitr., 


Eonfiitorien 298. 
Eonjtantia, Heinrih de3 Erl. Gem. 52. 
Conftitution j. Verfaſſung. 
Conftitutionen 329. 
Eonttitutionsfeft 882. 
Continentaliyftem 742. 
Gontributionen 465, 565, 627, 640. 
Corradini, Ant., 526. 
Eofel, Gräfin, 540 flg. 
„ Graf, Oberft, 621. 
Eoiel’iher Garten 800. 
Eojel'iches Palais 992. 
Coſſebaude 474. 
Erell, Dr. Wicol., 348, 380, 389 Tla., 
Grueifir auf ber Brücke, 497 fla., 527, 
S16. 


398. 
194, 








er Gieges 816. 
ber — e von Paris 


2 des Rarijer Friedens 818. 
7 „ der Nüdfehr des rn 


Daum, Graf, f. Seomare, 64 tig. 
DAvbia, Nuntius, 515. 
Davanıt, Rarihall, 534, 758. 
Decifionen 485 
Dedo 11. von Wettin 30. 
enfjionerfähnlein 437, 463. 
Def ioner-Orbnung 419, 486, 
I Ne et 419 flg., 569. 
He Hans, 252, 
een Chriſtian, ‚Graf, 340. 
Denkmal am Bilsdruffer Thore 338. 
— SE Augujt der Gerechte 898, 


em im Mai nef. Krieger 985. 
Friedrich Auguſt II. 1002, 
— 51. 

en — yon gr tlg. 


Deu 
De :H#atholiflen 5 
en ag 


za 2 3 





en 704 fig. 
Diestan, { Dtto von, 307 
Dietrid) der Bedrängte, 
450. 
Markgraf von ne 
„ Bildof von Meißen, MW 
Zu, Di Markgraf, 82 fla., 2, 
ch, Oberlondbaumeijter, 653. 
finger, Hofjumelier, 534. 
poldismwalde 80, 83. 
2 —* che Gejellihaft 506. 
urg, W, 126 fin. 
u von, 25 ng 
Dohna, Ertenbert, Burggrai, 
Dtto, Burgaraf, 8 
Conrad, Burgaraf, 66. 
Caspar, Buraggraf, 67. 
* Heide von, 100. 
te und Maul von, 126. 
maler, 530. 
Domblüthe, Dr., — — 515. 


ſJ. Neuftädter Kirche) 9, 131, 
141 350. M. 00, 
Drei Rofen re 
Dresden —— u. Neubresben) 
s 31 
„  Amter Conrad d. Gr., 37 fl 
-. „ Ditte db. —— fig. 
VDietrich d. Bebrängten 49. 


— v. Meißen, 


— 





Dresben ald markgräfl. Reſidenz. 
: — RT, 


— d. Erufen, 10 * 


F d. Strengen —* 
Brig @ilhehm 1, 12. 
Sn eich dem Sri In 

e en e 

ieh gen, 


151. 
Churf. Friedrich d. Sanfte 
mütbigen, 151—1%, 
Ernit u. Albrecht, 193— 211. 
rzog Albrecht, 214-234, 
erzog Georg, 135—284. 
erzog Seinrid), 285— 205, 


dem Admini —*— edri 
Wilhelm, 38 —* 

Chriſtian II. 3BIB—ALT. 

= Beorg 1. 417—483, 






Georũ ii 484-501, 
Weorg il], An 


an, une 
tr, 684606, 
ng Aridi Auguſt T., 


König Anton, B42—H04, 
— Auguſt I,, 


Abnig —— —. 
Abnig Albert, 1027. 
Dreifi ſche Sing-Atndemie BOR, 
Droichten 897. 
Drudfchug, Keipn. Birger, 127. 
ru e rger, 1% 
Dürre, große, 321. 
Duellmanbdat 571. 
Durchmärſche ſ. Truppendurdmäride, 
Durosnel, Graf, Gouv. v. Dresben, 769 fig. 
Eckard an af zu Meihen, 31. 
2 araf zu ** I. 
2 Bio u Merjeburg, 
wur I. und II. Warfgraten —* Meihen, 


Goethe Vergleich 175. 

i renjtein, —— Minifter, WIR, 
Ebrlih, 3. & „„wathöbert, Ur, 
Ehrlicy'iche Ztiftum wr2 fig. 

Eigentillig, Rathabaumeliter, 6993 fig. 

re —*8* ha, 777 f 

inguartierung ‚ dii 

Einqua Orbnung #1 Hip, 656, 


| Einauartierungs- Reglement 3* 


a Graf, Eabinetminifter, 775, 844, 


Einfpännige — 
Einwohneramt 992 
— der Ehurfürftin pewig ( (h d.) 400. 
des Kaiſers Mathiad 43 
„ ver —— ara Joſepha 


der ſhrichſte Maria Antonie 


* — N urfürſtin Maria Amalie 
Auguſte 697. 

„der Verbündeten 765, 811. 

— Ben unge Friedrich Auguft i. Rück⸗ 


— ee Bfarrer, 


„ ber rinzeſſin Amalia Auguſta 84. 
— der Prinzeſſin Carolina (Earola) 994. 
„ ber Fan Maria 1025. 
ber Eu ppen (1871) 1023 — 
Eiſenbahn, FR Rai ig —— 
M ⸗ſchleſiſche, 896 
" Kal ch⸗böhmiſche, 
— Fan — . Alberts⸗ 
Eiſenberg, Sob. at Biſchof von Meiken, 
264, 271, 
Eifenjtud, Ober-Gteuerprocurater, 850 fig. 
Elb-Armee, preußifche, 1012 fig. 
Elbbrüde (Auguftusbrüde) 27, 60, 137, 
200, ; ; ZU, 735. 
= urkundlich zuerft als fteinerne 
Brüde erwähnt, 61, 
„ Ablaß zu Guniten der Kreuz 
firhe und Brüde, 65. 
R Ablaß zu Gunften der Stapelle 
auf der Brüde (ſ. Alexii-Ka⸗ 
pelle), 62. 
durch Elbſluthen beſchädigt, 69 
129, 152, 167, 0, 


f 


mit Schenfungen bedadıt, 65, 153, 
unterminiet und gejprengt, 755. 


1036 


—— —— 716. 
öfterreichiicher, 620 fig. 
Exbäuldigungen(f, Su Hulb ——— 


Erbverbrüderung ei Hefien 115, 156. 
— zwiſchen Albrecht und feinen 
Söhnen 235. 


Erich, Ambrofius, Amtsjchöffer, 314. 
Emmft, u 193, 211, 214. 
Ernit, Prin 
—*— Mefie 287. 
Bredigt 287. 
Emmner, Oberfanbbaumeifter, 693 fie. 
Exorcismus 389 
Erulanten 478, 
Babe, ®raf von, General, Kriegsminiſter, 


ng. 
Fabricius, K. Maler, 450. 
— eroberte, 621. 
Falkenhof 446 fig. 
Falkenſtein, Otto, Graf v., 97. 
a von, Staatöminifter, %9, 
1011 flg. 
— 496. 
tnachtfeitlichleiten 326, 387, 514, 542 
an „Rathömaurermeifter 
geigenbhume 1 


igenhaus — 

— a, Poſtmeiſter, 332. 
dinanb, — 

eftungsbau | efeftigum 
tungsbaukirche 383, 7 10 

tungswerke 303, 336, 479, 497, 562, 


Q., 713. 
abgetragen 741, 837. 


| fFeuerordnung 261, 479, 488. 


Seueröbrünite (vergl. 
203, 602 flag. 

Feuercompagnie 708. 

Seuerfafie 78. 


Brände) 479, 506, 








245. Friedrich der Klei 
®ottl., 819. „ te — 
Generalfeldmarſchall, 529, „ ber Ermhır, bes * 


fl 
Slemming’ihes Balnis 529, 559. 
| ge a 


Y ICE " er, rt. bon 
Flinz 9. 


Flora, Gefell r Botan. 854, 
2 3* 1— 


u. 
„iz m — — 


— 4 edfertige 131, 134, 166. 
treitbare 126, 134, 151 1 


z ve: — Churfürft, 


— ge N "Georg's Sohn 282, 

Hi in —— ap 
a Auquft 1., Prinz, 

fuͤrſt und König ——— 
—— —* —— — Churfürſt 


⸗ rk * hey Ka 
nig 











Fotius, Mathias, 70. 

anciötaner-stlojter |. Barfüßerkloſter. 
ir der 

F *— Barlament 913. 

Franz, Meifter je — —— 221. 
17 mzöfer-Haus 3 

Frauen⸗ oder — 262, 

rau Uirche 5 fla., 210. 


x gehört unter das Patronat 5 1. ri ‚725, 341; 2 
des Geußliger Klojters 95. regent u. Kam 868, 394, 996 
Pr Batronat fommt an den Mark⸗ I Auguſt, Prinz, 10 


grafen 129. 
als "(ae 344. 


. a a ng, D84, 675; Chur⸗ 
E —— * 


© Zu: © Ar 5 "Baer 621 jlg,, 
627, 6: fg. 679 

” BilbemL, Ri ng v. Preuße⸗ 

II. König von P 


Wi eu, 165 18: 





riedrichitädter Kirche 531. 
itrahe 885. 
riefen, Graf, General u, Cabinetsminijter, 


585 la. 
er v., Staatöminijter, 1011 fig. 


E tadt vo — 712. 


N ihäufer > 241, * 357, 405. 


Freimaurerlogen 702. Friefengafje 
eimaurerſtift 703. | Friesland 235 fi 
iredoute 921. — Joſ., gofnar, 6 617 N. · 
reiſchule, ———— 832. ndienfte, Ab ber — 


mr fatholiiche, 832. 
= — und That 706, 832. 


702 
reitreppe des Brühl’fcdhen Gartens 820. 
denpoligei 392 
eben, Brager, 457. 
ejtpbäl., 478. 
Nimmegen, 1. 
Ultranjtädter, 564. 
Dreöbener, 628. 
Hubertöburger, 678. 
ſchener 118 
oſener, 729 fig. 
win 121 ji. 
a; = — und Preußen 


* 3. 
v Be 929 fig. 


Fo nleihnamsbrüderjchaft a 
Frohnleichnamsfeſt 63. 
Truenclara, Da. Sejandter, 609. 
Fürftenberg, Egon, Fürſt von, 515, 567. 
Graf von, 434. 
Fürftenber ſches Haus 696. 

Far 247, 308. 

Funk, v., Seneral, 127. 
Fuhfohle der Maria 280. 
| Fußturnier — Turniere. 

re jtäbtifches, 180. 

ablenz, v., General u, Gouv. 845 ilg- 

Gärtner, Andr., 539. 
Galerie-Commij ion 1000, 
Gallusmarkt 258. 
Garniſonkirche 521. 
Garniſonſchule 714 
Garten, Anton’s, 598. 
botamiſcher, 830 


3 a2 3 2 3 7 3 3 


— — 

28 

| 

2— 
— 

ER 
2 





— 1038 — 


Garten, Brübl’icher, 817. 
Broßer, 46, 526, 666, 820. 
* italienifcher, 493, 496. 
j Rieſchiſcher 497. 
. türfijcher, 497. 
zoologiſcher, 1020, 
Sasbeleuchtung 883 fig. 
Gajtgeberordnung 360. 
Gaſthöſe, Verordnung wegen der, 364. 
„ mn Altmarft 364, 
Gaudy, v., Generalmajor, 823. 
Geburtsfeſt des Königs Anton 891. 
Gedächtnißſchrift des Annenthurms 347. 
desKreuzthurmknopfes 348. 
Geheimraͤths⸗Collegium 329. 
Beier, Oberhofprediger, 502. 
Beilt j. Bartholomäus-Hospital. 
Geißler j. rlagellanten. 
Geißlerfahrten 112. 
Geleitägeld ſ. Pilaftergeleite. 
Gelenius, Mector, 578. 
Gemäldegalerie 533, 593, 712, 1001 fig. 
Generalaccidpadht 685. 
Beneralcommando der Eommunalgarde 343. 
eneraldirection des Hoftheaters u. j. mw. 597. 
General-&nnungsartifel 708. 
&eneralrevijionsrath 976 fig. 
Gene, Hans, Bürgermeilter, 117. 
Genua, Herzog von, 393. 
Georg, Derzog, 221, 235 Tlg., 23. 
Georg, Friedrig —* Prinz, SW. 
Georgenſchloß 252 fig. 
Georgi, Minifter, 910 fig. 
—— 4. 
Gerberhaus 159. 
Gerichtsbarkeit, ſtädtiſche (ſ,. Ober: und In: 
tergerichte) 89, 
131 17 rla., 158, 
168, 488, 
r z an ben Staat ab- 
getreten USA flg. 
Gersdorf, ig von, 98. 
Berung, Biſchef. 
| in ” — 





Gewerbe- und Berjonalftenergejek 89. 
Gewerbeverein 889. 
Gendeler, Paul, Bürgermeifter, 157. 
„  Brüdenmeiiter 241. 

Glas zhütten Ih). | 
Sleinigf, Hans, Biirgermeiiter, 282, 
Glocken 230, 349, 524, 530, 531. ” 
Glodentaufe 230. 
$lomace 3. 
Gnade, römiſche, 122, 222, 
Gnabenprediger 262. 
Götteraufzüge 514, 539. 
Götz, Ludwig, Mector, 221. 

„kaiſerl. General, 446, 
Goldenes Hochzeitöfeit (bes Königs Johann) 

1024 fla. 
Sorbit, Nicol von, 241. 
Gotteskaſtenbrod 482, | 
Gottſchad, Mector d. Anmenichule 619. 
Souriefj, General, rufj. Stadteomm. 311. 
Gouvernement, preuß., 823 Tla. 

* ruſſiſches, 811 flg. 
Gouvernementshaus 558. 
Gouvernementsrath 812. 

Gouvion, St. Eyr, Marſchall, 502 jla. 

Gräbel, 3. 3., 08. 

Brafenſehde 102. 

Grefendorf, Conrad v., Voigt zu Dieipen 128. 

Greſer, Daniel, Superint., 208, 312 la. 

Öriechenverein 834. 

Griechiſche Kapelle, ſ. Kapelle. 

Griesbach, M., 398. 

Gröbel, Ehr. E. 2 Hector, 716, 531. 

&röger, Math., 451. 

Grono, Bapt,, Hojmaler, 524. 

Große, Familie, 100, 104. 

Grüne Bude TI2. 

Grünes Gewölbe 534, 722. 

Grumbad 467. 

Grumbkow, von, Generals Feldbmaricall und 
Miniiter, 554 flg. 

Grung 464, 

| Weundregie 918. 








utin, Charles, ZW. 
— 142, 188, 254, 525, 89. 
Sehens 141, 232. 
ägerhof 342, 433, 448, 506. 
agddienfte und 3 agpaclber 20 — 
* 220, 
—* 138. 
—* Palais ſ. Palais. 
ena 727. 
encke, hack Fr., 832. 
enſſch, Rathsherr, Si. 
erome, König v. Weſtphalen, 736. 
Unminationen (. Feitlichkeiten) 732. 
mmediat-Gommiffion 748. 
nduftrie-Schulen j. Arbeitsſchulen. 
ngenieursAfadentie 


Innungen u. Innungsweſen 41flg., 106 flg., 


— ejege 204 flg., 321, 686. 
nnungsfahnen 879. 
nterbiet 81. 
nterim 312. 
nterimskirche 530 fg. 
nterimstbeater 1022. 
Inventionshaus 785. 
Kobft, Markgraf v. Meiben, 122, 126. 
Jobſtal, Baltian, Spittelmeifter, 28. 
Jockrin, Hang, Dürgermeifter, 221. 
Johann, Prinz 725, 341, 354 fig.; König: 
998 fig., 1024. 
Johann, Georg 1., 
hr Georg 1 L: 
ii Georg III. Ehuri., 502—509. 
— Georg IV., Churf, 509-511. 
F Georg, Prinz 1025. 
>; p. Dejterreid) 91. 
z König b. Böhmen 101. 


[7 © derzog 261, JS, 
Friedrich, Churf, 37-306 iſg. 


V, Don Weißenbach, Biſchof, 179. 

VI von Saalbaufen, Biſchof, 262, 
650, 

5 X, v, Haugwitz, Bilchof, 320, 343. 


Churf. 414, 418—483. 
Ehurf. 428, 484-501. 


1040 


ne] 2 605, 707. 
3 ug 

M — To. 

" nn ngungen 7% 157. 


„ al8 Nerzte 225 
-Begräbnigplag is. 
Juben afle 227. 
udenbaug 181. 
— 157, 187, 358, 521. 
üdenteich I00. 


änger "Scans Bürgermeifter, 502. 
ungfernbafter 384. 
upiterbaftei 305. 
uterbog 8. 
uſtizpacht 707. 

Jutta von Thüringen 47, 52. 
„Friedrich d. Kleinen Gem. 87. 
„ von Böhmen 101. 


| Kaiſerſchanze 728. 


Kaitzbach 167, 189. 
Sammererebittafe, a 


: Kammerinechte 44 


a — — ————— — — —— — 


Kampfjagen 541. 
Kampfſpiele ſ. Turniere. 
Kapelle des Rathhaufes ſ. Rathhaus. 
„des Schloſſes ſ. Hofkapelle. 
auf der Brücke ſ. Alexii-Kapelle 
Kapelle, griechiſche, 817. 
„muſibkaliſche, 537, 833. 
Kapellmeifter 537. 
Karl IV., Kaifer, 107 flg. 
Karl, Herzog v. Kurland, 584, 725. 
Karl XII. von Schweden 518, 566. 
Kartagh, Hans, Brüdenmeifter, 164. 
Kafernenbau 510, 531, 1024. 
Kaſernenknaben |. Soldatenfnaben. 
Kafernirung der Garnijon 822. 
alas 704. 
Katharina, Friedrich des Streitbaren Gem. 
150. 159, 
Derzon Heinrich's Gemahlın, 


Katholische Urmenfreifchufe 714. 








Land» und a 569. 
Landwehr 813 

Langen, a lath von, 920. 
Langſpießer 409 

Zaubler, Franz, 523. 

—— Paul, Superint., 412. 
Lazarethe 368 

Le nflepper 332. 

Leibgarde 510, 916. 


Leichenbegängniß Churfürft Ehrijtian’3 II. 


se oda Georg’8 I. 483. 
© ohann Georg’3 IV. 513. 
— des Chev. de Saxe 723. 
R Friedrich Auguft II. 997. 

des Königs Johann 1027. 


Leihhaus 689, 704, 895. 
Teinweber⸗Orbnung 202. 

Leonhardi, Oberpofkommifiar, 572. 
Leopold 11. 720. 

Leopold, Herzog von Oeſterreich 52. 
Zeppert, Hofnarr und Scaufpieler 59. 
Senbnit 279, 294, 318, 333. 

Leyſer, Polyc., Hofprediger, 401. 
Lichtfreunde 905. 

Riedertafel 905. 

Rilie, Axel⸗ 473. 

Lilienſtein 633. 

Linar, Graf Rochus, 335 flg. 

Linde’ ſches Sn Theater. 
Lindemann, M ee 315. 
Sindenau, v., Stantsminiiter, 853 fla. 


Lindich. oh. (Ridelitz v.) Bürgermitr. 76, 


Lobau, Gaſ, 802 flg. 


dobiowib, v. Geſandter, 175. 

Koch 227. 

Lodron, Joh., Bapt. Graf, 307 Tip. 
Löſchner, Dr., Superint., 521 flg. 


Lösnig 38. 

Löwe, goldener, 209, 606, 
Römenbebälter (ber Brüde) 330. 
imwenbaus 336, 428. 


Logengebüude 899, 


1042 
Macdonald, Marihall 800. 


— ee nn nn I I nn 


— 


Mädchenichufe 578. 

Männergejangfeit 905. 

Mäßigkeitsverein 889. 

Magdalena, veraog? Georg Tochter 273, 


Siönla, Semahlin Joham 
Georg'3 I., 414, 484. 

» Sibylla, „Gemahlin Joham 
Georgs 430, 465. 


4 


Maguire, Graf, er Seernl und Gom. 


Mabteinfepung 518 fg NE „ 3. 
Mai-Aufftand 
Mai-Gefangene 984 fg. 
Majeitätsbrief 442. 
Maleralademie (ſ. Afademie) 537. 
Maltig, Hand von, 162. 
Maltzahn, v., preuß. Gefandter, 630. 
Manpdelgloh, v., a 90 fie. 
Manufacturhaus 195. 
Marcolini, Graf, 684, 724. 
Marcolini’s Balais ij. Palais) 899. 
Margaretha, u des Sanftmüthigen 
Gemahlin, 160, 12. 
(Carol. Fried.) Prin;., 98. 
Maria Amalia, Vrinzeſſin, 618, 79. 
„ Anna Leopoldine, Königin, 6% ie. 
„ Anna, Brinzeffin, 612. 
. Anna Carol., Brinzejiin, 725. 
„Antonia, Churfürftin, 612, 124. 
„  Mugujta Friederike, Brinzeiiin, M. 
„ Eleonore v. Schweden 458. 
Joſepha, Churfürjtin, 543 le. 
Joſepha, Brinzeliin, 611. 
Marienapoibefe 223 Tlq 
Marienbrüde 896. 
Marientirhe j. Frauenkirche. 
Marienjtiftung 902, 


| Markgrafen 22, 31. 


Marftordnung 361, 401 flag. 
Marttzoll 78, 109. 
| Marmoriliule 197. 











wpesig '"woggunig mon 'y Diana -jcH pe 'nuemgap wild Vor an 5 






= 
a— 





— 104 — 


Ober- und Untergerichte 488. Peußler, Andreas, Apothefer, 22£. 
Dbitbau 334. Balz, Ehurf. Friedrich v. d., 4. 
Obſt- und Yujtgärten 210. Pfarrlirche, fathol., in-Neuftabt, 901. 
Odonell, Braf, öiterr. Comm. 673. Pfarrlehn (Dresdener) 280. 
Deconomijche Bejellichaft 689. Pfingjten, geh. Referend., 564. 
Deffentlihleit und Mündlichleit 911 flag. Pflaſtergeleite 20], 900. 

Delänik, Friedrich von, 128. Pflajterung der Straßen 201, 301. 
Dejterreicher j. Belagerung. Pilug, Deingen, 123. 

Obmgelb 163. „  Nicol., 162. 

Olaſch 514. Dr. Sigismund, 221. 


Opern 504, 537, 594 fla., 681. | n.%. Oberfammerberr, 514. 
Omnibus 897. Pfordten, von ‚der, Minijter, 910 fig. 
Opernhaus 432,521, 597, 594, 711,958 fig. | Pforte, Benno von der, 174. 

Oppel, Rob. G. von, 474. Pfotenhauer, Stadtr., Bürgermeister, Ober: 
Oppel, von, Bolizeidirector, 848 fig. | bürgermeijter, 916 jlg. 


Biul, General, 466. 


Drangerie 525, 6%. Ä 
FAitipr, Landgraf von Heſſen, 298, 38, 
326. 


Drangeriehaus 525, 898. 

Ordnung des Raths wegen Kleidung, Ber: 
löbnifien, Hochzeiten, Hindtaufen x. 394 Phips, ſpaniſcher, 371. 
397. Photius |. Fotius. 


DOrganijationd-Commilffion 864. Piccolomini 472. 
Orfjeläfa, Gräfin, 529. Bierius, Urban, Superint., 389. 
Oſtra 4, 154, 209, 332, 494, 531. Biejchen 140. 
Ditra-Ullee 595. Pilgerfahrt Herzog Albrecht'& 196 fla. 
Ditra-Brüde 494. Billnit 513, 720, 840. 
Dfitra-Borwerf 451. PBillniger Convention 722 flo. 
Dtto der Meiche, Markgr. v. Meihen, 44 fig. | Pipping, Oberhofprediger, 578. 
„ ber Große 28 flag. Pirna 83, 87, 9%, 125, 531. 
Dttofar, Herzog v. Böhmen, #8. Pirnaiſches Elend 464 flg. 
DOrenitierna, Kanzler, 455 flag. | Birnaiiche Gaſſe 227. 
Padagogiſcher Verein j. Verein. ' Bimaijches Thor 383, 837. 
Baer, Kapellmeister, T45. Pirnaiſche Vorſtadt ſ. Vorjtädte. 
Pageninſtitut ſ. Silberpagen. Piſtoris, Simon, Kanzler, 285. RR 
Palais, Brübl’iches, 634, 759. Blanfenwalde, Herm. v. Brüdenmitr. (6. 


Platzbäcker 243. 


„Cooſel'ſches, j. Eojel’jches Palais. | 

„ Im Großen Garten 496. Blauen 103, 472, 

„ Japanijches, 529, 711. Plauenihe Mühle 563, 

x furländiiches, 829, ' Plebanus infirmornm 168. 

„Marcolini's, 778. Podiebrad, Georg, 170 fig, 198. 

„ auf der Birnaiihen Gaſſe 610. Töllnig, Bernb., 41. 

„  prinzliches, ſ. Prinzenpalais. Pöpelmann, Oberlandbaumitr., 520, 527 19. 
türkiiches, 497. Polenz, Romualdo von, Pfarrer, 115. 


Palavicini, Kapellmeifter, 49. Rolizei-Bezirte 992. 





oftweien 331, 572. 
323. 
p 12. 
ragaw, Barthel, Apotheker, 223 
gerwittiwen-Stiftung 379 fig. 
Vredigtamts⸗Candid⸗Verein 904. 
ng, und Berbote dagegen 270, 313. 
Ben rüden in Sachſen ein 621 ig 
„ „  „ Dreöden ein 631 flg., 
1866) 1012. 
„ bremen die Borftädte ab 641 fig. 
» belagem und Bo ambiren Dresden 


Preußiſche afetruppen N (18%) 952. 
„ en a 1012 fie. 


—ã— 
Privilegium (jtädt.), böſe Schuldner anzu= 
alten, 78. 
über den Marttzoll 78. 
für die Ge mmorenen gegen Un⸗ 


bilden 
” wegen der "Herrenböfe 7 
wegen der Hutung 79. 
„ wegen der peinlichen Gerichts⸗ 
barfeit 
„ einen dirſch in der Dresdener 


Heide zu jagen 104. 
wegen des Salzverkaufs 114, 
241, 406. 


„ wegen des Sgdtrechts von Alt⸗ 
dresden 130. 

wegen ber böhm. Malze 222. 

wegen der freien Häufer 406. 

n wegen der Rechnungsablegung 


Betätigung ſ. Beftätigung. 

ebordnung 571. 

opius, Andr., 152. 
bucten-Sanbelöbörje 989. 
oles, Andreas, 157 

„Nic., Spirtelmeite, 170 
bianthaus gem Sügerbo 

ae egierung (1. N a ufftant) 


⁊ 


52 Ns. „ Stabdtichreiber, 314. 
erhäufer 955 fig. 
vermagazin 955. 
vermübhle 556. 
Ivertburm 506. 
chenſtein 80. 
ramidengebäude 530. 
andt, von, 1001. 
Ouatemberfteuer 475, 528. 
Quedborntapelle 68 flg., 263. 
Quinque, Heinrich, Stüdgiener, 181. 
Duintantennen, 499 jig. 
Babener, ©. 64. 
Rabenhorit, v.,  ciesgminier 918, 1008. 
Rabenftein 705 
— 80, 90, 
Radebeul 140. 


Nadegaſt 8. 





1035 


— — — mm —— —r r —— — — — — — —— — — — — — — — — — — — — —— — 


— De dv. Thüringen, 14. 


Haube bunden %. 

Rampiſches Thor 307. 

Rath huldigt d. König v. Preußen 639 fl 

Rathhaus (zu Neudredden und at 
12 fl 126, 384, 521, 


846 
(Meuftädter) 506, 599. 
NRathmänner 75. 
Rathskellerwirthſchaften 42. 
a ang 600 200. 
Rathsmalzhaus 627 
Rathstöchterſchule 831. 
Rathswahlordnung 200. 
Rautenfrone, Haußorden der, 113. 
Realſchulen 713, 
Resimumgsablegung d. Raths f. Privilegium. 
Ned, v preuß. Minifter, 823. 
Rector parvulorum 58. 
Nectoren 412, 579 fig., 716. 
Redoutenſaal 711. 
Reformation 270 fig. 

Cinführung | ber, 2385 fig. 
Reformationzfeft, jährl., 
Reformationsjubelfeſt |. Subitäum. 
Reformirte Gemeinde 577. 


; 125, 


” 


irche 695. 
Neggio, Bilhof von, 277. 
negimentabe ud 521. 
ierungs⸗Jubildum |. Jubiläum. 
— Dr. Superint., 710. 
—— — te 77. 
Reichsverfaſſung flg. 
Reichsverweſer, Erzh. Sohann, 914. 
Reinhardt, Dr., O erhofprebigen, 00. 
Rein ichhaltung der Straßen 36 
Reißiger, Kapellmeiſter, 887. 
Reiterſtatue Auguſt 1I. 586. 
Reithaus 451, 496, 521. 
Reitzenſtein, von, Phil, 539. 
Religiondamt 294, 300, 525. 
Repnin, Fürft, Gen. -Goup., 811, 815 flg. 


nei Zagtheater 1024. 
taurations⸗Commiſſion 680. 
Nebeningen. Schlacht bei, 41. 
NReynhard, Hans, Steinfegm metiter, 230. 
Neynier, Graf, General, 49 lg. 
Rheinbund 726. 

Nichelieu, — v., 610. 

Richtung, Dresdener, 135. 

Niddag, Markgraf v. Meipen, 31. 
Rieſenſaal 309, 431, 449, 519. 
Rietſchel, Ernfi, Bildhauer, 1001 fig. 
Ningrennen 414. 
Nitterafademie 529 flg. 
Nitterlehen 102. 

anitter Diele (j. Turniere) 400. 
Rochlitz 280 

Rochlitzer Vertrag 84. 

Rochow, von, Boligeipräfibent, 819. 


— 1046 — 


Nöhrenleitung 899. Schlacht bei Keſſelsdorf 627 fig. 
Röhrhaus 324. " „Roßbach 639. 
Rofing, Bürgermeiiter, 467. r „Freiberg 677. 
Ronge, Sohb., 906 flag. u Jena 72T. 
Kojen, Frhr. von, Oberjt, 80 jla. r „ »reöden 783 fig. 
Rojentig 96. je „ Kulm 797. 
Rohkarzneigarten 715. " „ Dennewig 798. 
Roth, Dr. Sebajtian, Leibarzt, 283. — Leipzig SB. 
Rother Thurm zu Meißen 124, 220. „ Königaräß 1017. 
Hottmeifler 447, 467. Schlachthof 187. 
Rückkehr des Churprinzen Friedr. Ehriftian | Schläge der Borjtädte 532, 789, 
675. Sclemiß, Hugold von, 130, 141, 168, 212. 


re des Churf. Friedr. Aug. II. 680. | Schleußen 435. 
„ bes Königs Friedrich Auguſt I. Schlick, Graf, 442. 


774, 826. Sclittenfahrtordnung 505. 

„ bes Königs Johann (1866) 1019. | Schloß, angebl. v. Dtto d. Reichen erb., 46. 
Nüdiger Franz, 121. „ zu Heinrich des Erlauchten Zeit 
Müfttammer 534. 53 flg., 70. 

Rupprecht, Pfalzgraf, 126. — als Wohnſitz Frriedr,d. Kleinen 0 fla, 
Kuffiicher Feldzug 745 flg. „ buch Wilhelm 1. erweitert, 120, 
Ruſſiſche Kirche 1024. „bdesgl. durch Ernſt u. Alhrecht 1%. 
NRutowsfi, Graf, 685 fig. „  KErmeiterung d.Her;. Georg, 232,251. 
Sachſen wird Königreich 729 flg. „  Ermweiterung d. Churf. Morig, 3M. 
Sadung, Strafe der, 331. w m "___w,, Yuguit, 33. 
Sängerbundfeft, erſtes bdeutfches, 1006 fig. „ ., 469 ilg., 519, 589 fig. 
Sängerchor der Kreuzichule 673. Sclopbrand 519 flg. 
Säuglingsbewahranftalt 902. Schloßkapelle 410, 496, 590. 

Salmuth, Hofprediger, 339 flg. Schloßthurm 496, TIO. 

Salomonistenpel 534. Schmalkaldiſcher Bund 306 fig. 
Salomonisthor 305, 383. Schmaltz'ſche Stiftung 822. 

Salzbandel 406. Scmelj: und Münzbaus 330. 

Salzhaus 358. Schmettau, Graf, preuf. Eomm,, 611 flag, 
Salzfaufprivilegium (j. Brivilegium) 400 fig. | Schmidt, Rathebaumeifter, 525. 


Sammlungen für Kunſt und Wiſſenſchaſt | Schmiedeberg, Valentin, 197. 
499, 521, 532, 833, 887. Schneeberger Bergwerte 198. 

Sand (von Altdresden) 606. Scdneiderei #3. 

Sanitätöcollegium 601, 687. Scneiberin, Anna, 271. 


Sartorius, Severin, 224, Scmeiderinnung, Statuten der, 204 jla. 
Saturnusfeit 550. Schönau, Prof., 688. 
Saul'ſches Haus 598, Schönberg, von, Bergbauptmann, 463. 
Scäferei, ipanijche, GW. Sifrid von, 135. 


Schankordnung %. R Caspar, Bijchof, 162. 
Schansarbeiten 304. Unton von, 296 









— 107 — 


Schwarzbach, Chr., Bürgermitr., 523, 639. 
Schwarzburg, Gimther von, 38 fig. 
Schwarzburg, Heintid) von, 98, 101. 

} "er Koh Free? Gr., v. 134, 172. 
Schwarzer Tod 10 ſlg. 
Schwarzes Thor 529. 
Schwarzfürber 3:22. 
Schwauß, Polizeidirector, 1012 fig. 
Schweiternbaus 903. 
Sebottendorf, v., Geh. Rath, +78. 
Sechsſtädte, Lauſitzer, 123. 
Seconda'ſche Geſellſchaft 596, 8. 
Seebach, Thilo von, 139, 191. 
Seelbäder 121. 
Seelgeräthe 125, 139. 
Seen bei Dreeden 142, 167, 188, 350. 
Seeſalz 4%. 


Stadtdorf 63. 

Stadtguardei 336. 
Stadtlrantenhaug 899. 
StadtpolizeisCollegium :c. |. Polizei. 
Stadtpoitanitalt 885. 

Stadtprediner 288, 298. 


Stadtrath |. Rath 2 fig. 


Seethor 178, 188, 227, 44, 336, 597, 741. 


Seethorbrũcke 640. 
Seiler'ſche Gejellichaft 506. 
Seltenreih, Dr., Superint., 332. 


Sertowitz 139. 
Serbelloni, Feldmarſchall, 616. 
Seußlitz 55, 71, 95. 
Sibylla, Eliſab, Gent. Zoh. Georg I. +14. 
Sicherheitsausſchuß 933. 
Sicherheitspolizei (vergl. Polizei) 850. 
vom Staate tibernomnien, 
90 fig. 
Sidonia, Beraog Albrecht's Gent., 175, 2. 
” aria, Prinzeifin, 8%. 
Sievershauſen 327. 
Silbers&hronif 1026. 
Silberfammer 1%. 
Silbermanı, Gottfr., 524. 
Silberpagen-Inititut 715. 
Silveiter, L., Hofmaler, 580. 
Sing-Umgänge 345, 673. 
Slinitz, Hugoid von, ſ. Schleiniß. 
Societät, chriſtl. Liebe u. ſ. w., 707. 
Societãtsbrauerei 897. 
Söldner 409, 486. 
Soldatenfuaben-Znititut 601. 
Sonnenſtein 743. 
Sonntagsſchule 832. 
Sophia, Ehrijtian’3 I. Gem., 34. 
»  Ehurtürftin-Wittwe, 399, 412,429. 
„ arie Tsriederife, Brinz., 993. 
Sophienkirche (vergl, Barfüßerkirche) 410f1g., 
300 jlg., «10, 885, 1004. 
Sorben > flg. 
Sorlyfi, de, 492. 
Sparkaſſe 837, 805. 
Sparre, Reichsrath, 453. 
Speijennftalten 989. 
Spiegeljabrit 967. 
Spittel 152, 187, 189, 214. 
Spittelmeifter 187, 153, 241, 256. 
eg en 257. 
porergafie 44. 
Stadtbiener 860. 


Stadtjiegel 15. 

Stadtverordnete 880. 
Stadtviertel 345, 489 fig. 
Stadtvögte 75, 136. 
Stadtwappen 251. 

Stadtwehr 386. 

Städtebeten j. Beten. 
Städteordnung 358. 

Stätten« und Budengelder 246. 
Stahlhangich, General, 480 fly. 
Stahlidjiegen 428, 4. 
Stallgebäude 34H flg., 386, 521, 592. 
Stapelgerechtigkeit 167, 183, 246. 


Statiſtiſcher Verein |. Berein. 


Ctatthalterichaft 515. 


Statuten, jtädt., 487. 


„ Betätigung ſ. Bejtütigung. 
Stefigen, Bürgermeiiter, 522. 
Stein, Freih. von 763. 
Steinbach, Hofprediger, 389. 
Steintohlenbau 323. 
Steinmetzer 343. 


: Etephan, Baltor, WI. 


Stephanijten WI. 

Sterben, großes, 176. 

Sternerbund 115. 

Stetten, Hans von, 46T. 

Steuern #1, 44. 

Steuerverfafjung 485. 

Stiftälehn W. 

Stistungsbrief fir das Jacobshospital 254. 

Stock (cippus) 89. 

Stodfiihbuden 521. 

Stöckel, Buchdruder, 259, 271 fig. 

Straßen, neue, 897. 

Stragenbau-&ommiffion 689. 

Straßenbeleuchtung 498. 

Strajennamen 827. 

Struve, Dr. F. A., 838. 

Stüdgießer 181. 

Stumpf, Lorenz, Pfarrer, 222, 263. 

Sudpanien 37. 

Sulkowski, Graf, Cabinetsminiſter, 585. 

Sunderſiechen-Hospital j. Bartholomäuss 
hospital. 

Superintendenten +12, 635, 700. 

Superintendentur 1003. 

Suppane 150. 

Swantewit S jlg. 

Synagoge 197, WO. 

Synodaldecret 485. 

Zabafrauchen 479, 911. 

Tännicht, Blaſewitzer, 504. 

Tagewachtordnung 385 flg., 48. 


Talma TXI. 


67 


Tanne, grüne, 606. 
ze en Den 70, 142, 177. 
Tabberge 168. 
Taubjtummenanitalt 832. 
Tauffeite ſ. Hoffeftlichkeiten. 
Taren fiir Lebensbedürfniiie, Handm. nnd 
— 686. 
Taxordnung, geridtl., 686. 
Telegraphenbureau 989. 
Termineihäuſer 142, 223. 
Terraſſe, ſ. Garten, Brühl. 
Terraſſentreppe 1024. 
Teſtament Herzog Albrecht's, ſ. Erbvertrag. 
R erzog Georg's 287. 
arand, 80, 83, 171, 234. 
arandt, Gebritder von, 187. 
arandter Wald 416. 
eater, j. Hoftheater, Operr= und Schau⸗ 
ſpielhaus 70, 897, 1002, 1021. 
im Großen Garten 526. 
„des Linke'ſchen Bades 597 ilg. 
eaterbrand, 1021 fig. 
eler, Benno, 3. 
Thenius, Dr., Confiitorialrath, IS. 
Therefia, Maria, Königin, 724, 84. 
2 Carolina Maria, Prinz. 725. 


1048 


Trödelbuden 521. 

Irodenbeit 209, 250. 
Trompeterihlößchen 551. 

Troſt, Meldior, 338. 

Zroßer 308. 

Zruppendurhmärjche 470, 734 flg., 818. 
Tſchirnhauſen, Walther von, 535 tlg. 


Tuchmacher 88, 106, 20: 


QTuchverfauf- und Gewandienitt-Ordnung 
(1295) 88, 106 fig. 


‚ Zürfengefahr 215, 305. 


Türteniteuer 215, 251. 
Türkin, getauft, 415. 


Tumulte f. Unruben. 


— 


Turnerwaffenſchaar 912 flg. 
Zurniere 269, 326, 372 flg., 

539 flg., 548. 
Qurnlebrerbildungsanitalt 4. 
Turnverein g. 
Taechmeiſter 204. 


SC HN, 


Ueberſchwemmungen ſ. Elbfluthen. 


Theuerung 81, 97, 143, 158, 260, 371, 438, 


451, 551, 657, 706. 
Thiard, Commandant v. Dresden 123 flg. 
Thile, Alex., IN. 
nn v., General, TH). 
Thierarzneiichule 714, 830. 
Thierhatz 415, 43. 

Thimo von Wettin 36. 

„Biſchof, 129. 
Thomaätlofter (Xeipzig) 4. 
Thorbaus, neues, 252. 
Thorun (Burg) 0. 
Thorwadchtbienit 537. 
Throniaal 898. 

Fiedneitiftung 904. 
Tieffenbach, General, 446 flag. 
Tiſchtrunkbrauen 166. 


Uebigau 555. 

Ullmann auf Molbad) 128. 

Umgeld j. Ohmgeld. 

Unbejcheidengeit (Qerordnung desw. +. 
Ungehoriam der Bürger (Verordnung Hit. 
Univerfitäten 136, 466. 

Unruhen (1830) 343 lg. 

— (1831) 365 lg. 

R (18348) %5 fla. 

— (1849) |. Mai-Aufſtand. 
Unruh'ſcher Garten 659. 
Unterguardei 183. 

Unfchlittzinfen 222. 
Unterfuhungscommisjion 860. 
Utraquiften 171 Ilg. 

Baganten 482, 

Walori, Marauis be, 024 
VBaterlandsverein Y12 fla., 921 fla. 
Venusbaſtei 593. " 
Venusfeſt 526, >44. 

Beräufkerung der Mark 156. 
Verbot des blauen Montaod 243. 














DATE DUE 


NT 





STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES 
STANFORD, CALIFORNIA 
94305 


—— 


— 100 — 


Wilsdruffer ——— 317. Zeughaus, Be 338 fUg. 43,593, WS ilg. 
Rindmühlenber un iegeldädyer + 
Binzingerode Graf, 7 7597 2,18. Ziegelthor (j. Bafferthor) 305, 3883. 
Wiprecht von Groitid) 35 iehbrunnen 519. 
Bitbihaft, luſtige, >41 flg., 617. igeuner 145, 331. 
Wittigo, Bifchot, 53, 81, 87, 57, 54, 98, Yimmerleute 243. 
Wisleben, Heinrich von, 130, 14. immermann, Pjarrer, 44. 
Dietrih von, 136 Sin Rathaherr, +1. 
Wladislaus, König von Böhmen, 1%. inzendort, General, Comni. von Dresden 


Sohifahrtäpoligei (vergl. Bolizei, 555, MI. 


Wolkenſtein 130 ingenborf'8 Garten 530. 

Wollenweber 106, 334. Zips |. Phips. 

Woog, Stadtprediger, die. obel, von, Geh. Rath, 1018. 

Wrongel, General, 417. ollverband 883. 

Wunderzeichen 452. oologiiher Garten 102). 

Wunſch, General, 652 Kr ihertmig 333, 785 flg. 

Rurmb, von, Eivilcomm far, 1012 fig. Iſchinsky, v., Stanismniiter, wyilg, Wi. 

Burzener Fehde 301 flg. Zuderfiederei 987. 

Wylich, von, General, 632. günfte und Bunftweien 43 6. Innungen 

are Auguit Albrecht Franz, Prinz, SH, ufammentunft Johann Georg's II. mit 

BU; Adminiſtrator 6R4—6W. jeinem Bruder MM. 

—53 e 227. in Pillnitz 720 flog. 
auckeroda 135. weibrücken, Her zog von, 641 f 
eitichriften 834. winger 3%, 533, 711, —X of 

Zeughaus, altes, IN. - Smingergarten 197. 


ET Y. 2