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-TA ^^S'^P^ö
TAUL JOSePH SACHS
HARVARD COLLEGE LIBRARY
|m|h|TH1S VOLUME FROM THE
LJKmI HARVARD COLLECTION OF
^Ipf BOOKS ON THE FINE ARTS IS
^^ THE GIFT OF PROFESSOR
PAUL J. SACHS OF THE CLASS OF 1900,
OF THE FOGG MUSEUM OF ART
GESCHICHTE
DER
METALLKUNST
ERSTER BAND.
<r.
GESCHICHTE
D£K
METÄLLKUNST.
VON
DR. HERM. LÜEß und Dß. MAX CßELTZ
LEITER DEE FACHSCHULE Vts. DIB AM KCL. KUNSTGEWERBE-MUSELM
SOLINGER INDUSTRIE BERLIN,
ZWEI BÄNDE.
EESTEE BAND;
KUNSTGESCHICHTE DEE UNEDLEN METALLE:
SCHMIEDEISEN, GÜSSHSES, BRONZE, ZISN, BLEI IIM ZISK
BEARBEITET VON
DR. HERMANN LOER.
MIT 445 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN ABBILDUNGEN,
STUTTGART.
VERLAS VON FERDINAND ENKE.
1904.
VA 'A^--:.2G
DiTick der Union Deutsche Verlagsgesellscbaft in Stiittgait.
Vorwort.
>as vorliegende Buch ist als der erste Teil einer Folge von
Schriften über die Geschichte der Metallkunst entstanden. In
möglichster Kürze wird darin ein Ueberblick über das unend-
lich reiche Kunstschaffen der Schmiede und Gießer zu geben versucht.
Die Aufgabe des Verfassers konnte es nicht sein, die zahllosen auf
diesem Gebiete noch schwebenden Fragen zu lösen, die sich in den meisten
Fällen auf die genauere Festlegung der Entstehungszeit und auf die aus-
führenden Meister beziehen, oder wenn diese bekannt sind, auf ihre Be-
teiligung an der künstlerischen Erfindung der Werke.
In erster Linie kam es darauf an, eine für die Gebiete der Metall-
kunst bis heute fehlende Zusammenstellung der bedeutsamsten Werke
zu geben und die wichtigeren darüber bekannten Nachrichten auf Grund-
lage der bis in die jüngste Zeit darüber veröffentlichten, sehr verstreuten
Einzeluntersuchungen vergleichend beizufügen. Die wichtigeren benützten
Quellen sind im Texte angeführt. Besonders empfindlich machte sich der
Mangel an Vorarbeiten über die Geschichte der Schmiedekunst bis zum
17. Jahrhundert geltend. Die Angaben über die älteren deutschen
Schmiedewerke sind in der Hauptsache den Inventaren der Kunstdenk-
mäler entnommen.
Der begrenzte Umfang des vorliegenden Bandes erforderte Beschrän-
kung nach verschiedenen Seiten hin.
Die Entwicklung der im Laufe der Zeiten sehr wechselvollen Tech-
niken wurde bei den angeführten Kunstwerken nicht verfolgt.
Ebenso wurde von einer Bewertung der Werke nach künstlerischen
Gesichtspunkten stets da abgesehen, wo andere leicht zugängliche, in der
Regel zitierte Schriften alle wünschenswerte Auskunft darüber geben.
Sondergebiete, die genau genommen in den Rahmen der vorliegenden
Ausführungen fallen würden, aber eine zusammenfassende Behandlung
bereits anderweit erfahren haben, wurden nicht berührt. Besonders gilt
das von den Schutz- und Trutzwaffen, von den Glocken und den Medaillen
und Plaketten.
Im dritten Abschnitte dieses Buches wurde aus gleichen Gründen
weniger das bereits mehrfach ausführlicher beschriebene Kleingerät aus
VI Vorwort.
Zinn berücksichtigt, als vielmehr das noch niemals im Zusammenhange
gewürdigte Gebiet der Rundplastik.
Die Kunst des Altertums ist nur soweit behandelt, als es für das
Verständnis der Entwicklung in der christlichen Zeit unerläßlich schien.
Die Ausführungen erstrecken sich bis zum Jahre 1900. Von einer
eingehenderen Würdigung der Schmiedekunst des 19. Jahrhunderts wurde
jedoch Abstand genonmien, weil es auf Grundlage der bisherigen Zeit-
schriftenliteratur u. dergl. nicht möglich war, den vielen, in neuerer Zeit
in fast allen deutschen Städten schaffenden tüchtigen Meistern einiger-
maßen gerecht zu werden.
Der geschichtliche üeberblick ist femer auf Werke europäischer
Herkunft beschränkt worden, und naturgemäß sind vor allem die Leistungen
deutscher Künstler berücksichtigt.
Bei der Einteilung ist von dem üblichen Schema nach „Stilen** ab-
gesehen, weil die gebräuchlichen Bezeichnungen der Kulturperioden klare
Zeitvorstellungen bisher nicht vermittelt haben. Die Gruppenscheidung
ist deshalb kurzer Hand nach Jahrhunderten geschehen, und innerhalb
dieser Grenzen ist nach der Bestimmung und Herkunft der Werke ge-
gliedert.
Im zweiten und dritten Hauptabschnitte mußte die landschaftliche
Gruppenbildung, die bei der Schmiedeisenkunst durchgehends an zweiter
Stelle Berücksichtigung fand, in den Vordergrund treten.
Durch die Kapiteltrennung nach Jahrhunderten waren in einigen
Fällen etwas gewaltsame Scheidungen unvermeidlich, durch Verweise auf
die zugehörigen Textabschnitte ist dieser Mangel nach Möglichkeit auszu-
gleichen versucht.
Die zahlreichen Abbildungen werden von jedem, dem umfangreiches
Studienmaterial nicht jederzeit zur Verfügung steht, als eine wertvolle
Sammlung gewürdigt werden, die die oft kurzen Angaben des Textes ver-
vollständigt.
Von der bildlichen Wiedergabe mancher wichtiger Metallwerke mußte
leider abgesehen werden, da Unterlagen für die Reproduktion nur mit
Aufwendung zu großer Kosten erreichbar gewesen wären. In manchen
Fällen haben Hinweise auf anderweit publizierte Abbildungen genügen
müssen.
Berlin-Solingen, im August 1904.
Herrn. Lüer.
Inhaltsübersicht.
Seite
I>ie Schmiedeisenkunst mit Anhang Gußeisenkunst 1
DieZeitbiszum 13. Jahrhundert 1
Beschläge 1
Gitter 16
Dreizehntes Jahrhundert 22
Beschläge ; 22
Gitter 36
Geräte 38
Vierzehntes und fünfzehntes Jahrhundert 41
Baubeschlagteile 42
Gitter ; . . . . 45
Beschläge 66
Lichtgerät . . : 84
Wandarme 98
Brunnenhauben 101
Hansgerät 103
Sechzehntes und siebzehntes Jahrhundert 104
Gitter ;.....:... 105
Beschläge 181
Lichtgerät 191
Wandarme ;;.:;; 193
Grabkreuze 195
Verschiedenes Gerät 197
Eisenfeinarbeiten 198
Achtzehntes Jahrhundert . 202
Gitter 204
Beschläge 242
Wandarme :;:.... 248
Grabkreuze 250
Geräte 251
Neunzehntes Jahrhundert und Geschichte der Gußeisenkunst . . . 254
Die Bronzekunst 263
Das Altertum .:....:.... 265
Von der Antike bis zum 13. Jahrhund ert . . . . 274
Byzanz und Italien 274
Deutschland 279
Niederlande 305
Frankreich 306
England 309
Spanien 310
Vni Inhaltsübersicht.
Seite
Dreizehntes Jahrhundert 310
Deutschland 311
Niederlande 318
Frankreich 319
England 320
Italien 322
Vierzehntes Jahrhundert 322
Deutschland und Niederlande 323
Frankreich 337
England 337
Italien 338
Rußland 341
Fünfzehntes Jahrhundert 341
Deutschland und Niederlande 842
Frankreich 376
England 378
Italien 380
Sechzehntes Jahrhundert 399
Deutschland und Niederlande 400
Italien 457
Spanien 476
Frankreich 478
England 482
Siebzehntes Jahrhundert 483
Deutschland und Niederlande 484
England 500
Italien 501
Frankreich 508
Achtzehntes Jahrhundert 515
Deutschland 516
Niederlande 527
Frankreich 528
England 546
Italien 546
Spanien 548
Skandinavien 548
Rußland 548
Neunzehntes Jahrhundert 549
Deutschland 550
Frankreich 584
Schweiz 596
Niederlande 597
Italien 600
England 602
Skandinavien und Russland 605
Blei-, Zinn- und Zinkknnst 607
Ortsverzeichnis 635
Eünstlerverzeichnis 652
Die Schmiedeisenkunst.
Die Zeit bis zum 13. Jahrhundert.
on einer künstlerischen Bearbeitung des Eisens, insbesondere
^h|^ von einer kunstvollen Formung durch Schmieden im Altertume
jCS ist wenig bekannt. Wären damals die Schmiede schon Künstler
gewesen, wie in späterer Zeit, dann müßten ausgeführte Werke trotz der
leichten Vergänglichkeit des Eisens in größerer Zahl erhalten sein , aber
selbst in Pompeji sind nur einige wenige schmiedeeiserne Geräte gefunden
worden, die uns eine höhere Achtung vor der Leistungsfähigkeit der
Schmiede der römischen Kaiserzeit abnötigen. Erwähnt sei als ein schönes
antikes Schmiedewerk besonders ein schlanker Kandelaber im Museum zu
Pompeji. Erst gegen das Ende des ersten nachchristlichen Jahrtausends
nahm die Schmiedekunst einen lebhafteren Aufschwung. Freilich klären
uns über die Schaffensweise auch dieser Periode erhaltene Schmiedearbeiten
nicht auf, doch bei gemalten und plastischen Darstellungen des 9. und
10. Jahrhunderts mehren sich auf Türen Beschlagmuster, bei denen es
sich nur um Eisenarbeiten handeln kann. Hingewiesen sei beispielsweise
auf die Türbeschläge in der Bibel Karls des Kahlen, die im 9. Jahr-
hundert entstand (jetzt Bibl. nationale in Paris)^ dann besonders auf die
Darstellungen im Prümer Antiphonar aus dem 10. Jahrhundert (jetzt
Bibl. nat., Paris) und auf die Reliefs am Elfenbeinweihwassergefäß der-
selben Zeit im Dome zu Aachen u. a. m.
Diese bildlichen Darstellungen und nur wenig jüngere in größerer
Anzahl erhaltene Eisenarbeiten lassen annehmen, daß die Entwicklung
der Schmiedekunst, damals bei dem Beschlagwerk der Türen ihren Aus-
gang genommen hat.
Der einzige Schriftsteller, der die Entwicklung der Schmiedekunst im tüf-
Zusammenhange dargestellt hat, J. Starkie Gardner in dem South Ken- ^^^
sington Museum arthandbook: Ironwork, glaubt, daß britische Schmiede
die ersten waren, die technisch wie ästhetisch gleich wichtige eiserne
Türausrüstungen in reicherer Weise ausbildeten. Und wenn auch sicher-
lich durch die Eigenart der britischen Kulturentwicklung, die durch Ver-
mischung verschiedener einheimischer und zugewanderter Volkselemente
Lüer, Unedle MetaUe. 1
Zeit bis zum 18. Jahrhundert.
dem europäischen Festlande in manchen Punkten vorausgeeilt war, auch
für das Gedeihen der eine vielseitige Erfahrung vorau.ssetzenden Schmied-
eisenkunst der Boden in bester Weise bereitet war, so darf man Gardner
doch in seinen Ausführungen um so weniger zustimmen, als er bei seinen
Untersuchungen die den erhaltenen Arbeiten vorausgehenden bildlichen
Darstellungen völlig unberücksichtigt gelassen hat.
Gewisse verwandtschaftliche Züge sowohl in der Hauptgliederung
wie in Einzelformen sind bei den ältesten Eisenbeschlägen in den Län-
dern des mittleren und nördlichen Europas unverkennbar, doch die mut-
maßlich vorhandenen Beziehungen sind selten festzustellen. Eine genauere
Datierung der alten Eisenwerke ist vorläufig auch nur selten möglich;
oft wird das Jahr der Kirchenweihe auch für die Beschläge der Türen
mit Geltung haben, zumeist aber kann man nur annäherungsweise die
Entstehungszeit auf das 11. oder 12. Jahrhundert ansetzen. Die Miniaturen
lassen erkennen, daß höchst kunstreiche Beschläge, die im Formcharakter
wenig von erhaltenen Arbeiten des 11. oder 12. Jahrhunderts abweichen,
schon im 10. Jahrhundert gefertigt wurden.
Allgemein läßt sich sagen, daß die Meister damals bei ihren Beschlag-
arbeiten von wesentlich anderen Gesichtspunkten geleitet wurden, wie sie
uns heute maßgeblich sind, und daß man sich hüten muß, auf Grund neu-
zeitiger Zweckvorstellungen gar verurteilend den alten Werken gegenüber-
zutreten, wie es oft genug geschehen ist. Der Zweck der alten Beschläge
sollte oflfenbar nicht nur der sein, die Türen fest in den Angeln zu halten,
um ein leichtes Oeflfnen und Schließen zu ermöglichen; diese Aufgabe
hatte man seit Jahrtausenden befriedigend in einfachster kunstloser Weise
gelöst. Auch die schmückende Bedeutung des Beschlagwerkes dürfte nicht
zuerst erwogen sein. Das wichtigste Ziel, das man anfangs zu erreichen
strebte, war sicherlich, den Holzplanken der Türen einen wirksamen Schutz
gegen gewaltsame Zerstörungsabsichten zu schaffen.
Die Kulturverhältnisse änderten sich im Laufe der Jahrhunderte, der
Schutzzweck der Beschläge trat wohl mehr und mehr in den Hintergrund.
Allein man blieb zuerst der Ueberlieferung treu und erblickte kein Kunst-
verbrechen darin, den praktisch bedeutsamen Beschlagteilen ausschließlich
schmückende hinzuzufügen. Im einzelnen Falle ist es natürlich unmöglich,
zu entscheiden, welche Absichten die Künstler bei ihren Beschlagarbeiten
leiteten.
Der Verwitterung des Holzes scheint man in den meisten Fällen
dadurch vorgebeugt zu haben, daß man die Türen zunächst mit wohl
meist farbigem Leder überzog; in verschiedenen Fällen liefern erhaltene
Keste des Leders den Beweis dafür. Zugleich erreichte man durch diese
Unterlage auch ein stärkeres Hervortreten der schönen Beschläge.
Die deutschen Beschläge, von denen nur einige Beispiele hier be-
Beschläge, Deutschland.
sprochen werden sollen, sind durch besonderen Reichtum ihrer Erfindung
ausgezeichnet, und es ist schwierig, sie ihren Formen nach in Gruppen
zu sondern; immerhin sind landschaftliche Unterschiede unverkennbar.
Die französischen und englischen Beschläge sind weniger abwechslungsreich,
aber sie verraten eine höher entwickelte Schulung in der omamentalen
Komposition. Bei den in größerer Anzahl erhaltenen ältesten Türbeschlägen
der sächsischen Lande ist eine klare Anordnung der Beschlagteile nur
selten zu finden. Da die Türen aus senkrecht gestellten Bohlen hergestellt
wurden, so mußten horizontal darüber gelegte Eisenteile für den Zusammen-
halt am geeignetsten sein, das wußten auch die alten Meister und richteten
sich im wesentlichen danach. Allein einige schlichte Horizontalschienen
genügten schon damals weder den praktischen noch den Schönheitsan-
forderungen, die Zwischenräume sollten ausgefüllt werden. Als primitivste
Art der künstlerischen Lösung möchte man da die bezeichnen, die sich
an der Kirchtür zu Beiersdorf im jetzigen Königreich Sachsen erhalten
hat. Zwischen den wagrechten Flachstäben ist in buntem Durcheinander
allerhand aus Eisen geschmiedetes Getier verstreut, Vögel, Schlangen,
Salamander und Fische; als Verkörpe-
rungen der vier Elemente hat man sie
gedeutet.
Im verwandten Beschläge der Kirch-
tür zu Eisdorf im Kreise Merseburg
(Fig. 1 , S. 3) finden sich auch größere
vierfäßige Tiere, z, B. Hirsche, unter
den Darstellungen. Die an den Enden
gespaltenen und ankerartig auseinander
gebogenen Hauptschienen laufen selbst
wieder in Tierköpfe aus und ein dichtes
Fischgrätenmuster ist mit dem Meißel
darauf eingehauen. Die Verzierung der
Beschlagteile durch eingehauene Linien-
muster ist in der Frühzeit in allen Län-
dern verbreitet, später wird sie vielfach
durch eine Modellierung ersetzt.
Beim Türbeschlage der Kirche in Steudnitz in Thüringen sind von den
Horizontalschienen in unvollkommener Regelmäßigkeit kleine gebogene
Glieder abgezweigt, die ebenfalls sämtlich in Tierköpfe endigen. Aus
einem nicht ersichtlichen Grunde ist die zweite Schiene von oben nicht
völlig über die Tür geführt und gespalten. Die beiden Endigungen sind
zu Halbrunden gebogen, die wieder von größeren, mehrfach verzweigten
Beschlagteilen umschlossen werden.
Das in seiner Einfachheit vollkommenste deutsche Beschlagbeispiel,
Fig. 1. Türbeschlag in Eisdorf. S. 3.
4 Zeit bis Enm 13. Jahrhundert
von dem man annimmt, daQ es anch noch im 12. Jahrhundert entstanden sei,
findet sich in Braunschiveig. Zwei schlichte Bänder gliedern die Tür in
drei rechteckige Felder, die untereinander gleich gefüllt sind mit je vier
paarweise von einer Mittelrippe auswachsenden Schneckenwindungen. In
Fig. 1. TnrbeschlBg in SindelÜiiBen. S. 6.
sämtliche Beschlagteile sind kräftige längslaufende Hohlkehlen hinein-
gehauen.
Keben diesen die TUrfläche grundmusterartig bekleidenden Beschlägen
finden sich aber im nördlichen Mitteldeutschland vermutlich auch noch
aus dem 12. Jahrhundert solche, bei denen die Querschienen sämtlich von
BeachUlge, Deutschland. 5
einer Längsseite der TUr ausgelien und mit ihren rundlich gebogenen,
gegenständigen Abzweigungen eine bald breitere, bald schmälere Holzfläche
schützend bekleiden.
Auf der KirchtOr in Alsen im Kreise Kalbe finden sich nur zwei
gleiche derartige Beschlagteile oben und unten angebracht; die Zweige
endigen bei diesem Beispiele zum Teil in Tierköpfen und die Mittelrippen
sind mit einem Fischgräten- und Kreuzbandmuster bebauen.
Sieben solcher rerscbiedenartig verzweigter Beschlagteile schlitzen die
KirchtQr in AHpenig in Sachsen.
Die westdeutschen Beschl^e des II. und 12. Jahrhunderts weichen
Fig. 3. Tarb«9f!ilae in Mittfllheim. S. 8.
von den bisher angeführten Beispielen zumeist wesentlich ab, die Ver-
teilung der Eisenteile laßt künstlerisch Überlegene Meister erkennen.
In manchen Einzelheiten nähert sich der Beschlf^ an der bedeut-
samen Kirche zu Sinddßngen in Württemberg (Fig. 2, S. 4) den mittel-
deutschen Werken. Die vermutlich nach den Plänen des Abtes Wilhelm
von Hirsau erbaute Kirche wurde 1083 geweiht, und man darf wohl an-
nehmen, daß der sehr reiche Beschlag der Tür auch dem 11. Jahrhundert
angehört. Charakteristisch für die FrUhzeit sind besonders die zumeist
stumpf auf die Hauptteile stoßenden Abzweigungen.
Von einer Reihe westdeutscher Beschlagwerke möchte man annehmen,
6 Zeit bii zum 18. Jahrhundert.
daß sie nicht ganz unabhängig voneinander und von Iranzösischen Ar-
beiten entstanden sind (s. S. 11).
In der Hauptgliederung wie in Einzelheiten zeigen z. B. die Tür-
beschläge der um die Mitte des 11. Jahrhunderts erbauten Kirche
S. Emmeran in Regensburg, des NiedermOnstera ebendort, der Abteikirche
in Alpirsbach, der Kirche in Maulbromi, der Prämonstratenserkirche in
Amstein, zwei Beschlagwerke der Zisterzienserabtei Eberbach und der
von allen angeftihrten reichste und schönste Beschlag au der Pfarrkirche
St. Egidius in dem von Eberbach nicht fernen
Mittelheim (Fig. 3, S. 5) u. a. m. entschiedene
Gleichartigkeit. DieHauptelemente dieser Be-
schläge sind an den Enden mehrfach ge-
spaltene, hufeisenförmige Glieder, die zu je
zweien gegenübergestellt, ebenfalls an den
Enden gespaltene Schienen einschließen ; hin-
gewiesen sei darauf, daß bei dem älteren
Sindelfinger Beispiel auch bereits kleine Huf-
eisenglieder in nicht ganz unähnlicher An-
ordnung vorkommen, und daß eine vielleicht
noch engere Verwandtschaft, auch in der
Gesamtkomposition, sich in Zeichnungen von
TOrbeschl^en in dem schon erwähnten
PrUmer Antiphonar aus der zweiten Hälfte
des 10. Jahrhunderts findet.
In einzig dastehender Art sind solche in
Doppel Voluten gespaltenen Sich elglie der an
der HaupttUr der Kirche in Boppard a. Rh.
verwendet- In bereicherter Form sind vier
Türbe,chi.6 fn'oJafendorf. s, «. Füllungen gitterartig damit bekleidet, und
unten sind sie in regelmäßiger Anordnung
zu einem breiten Friese zusammengestellt.
Als letzte Gruppe deutscher Eisenbeschläge aus dem Beginne unseres
Jahrtausends seien schließlich einige Arbeiten aus Kärnten angeführt,
wo zu allen Zeiten die Schmiedekunst in höchster BlOte stand. Zwei Bei-
spiele in Friesach und Grafendorf im Dekanat Friesach (Fig. 4, S. 6) sind
untereinander fast gleich, weichen aber von allen Beschlägen, die sonst
aus deutschen Landen bekannt sind, stark ab. Die Türen sind auf einer
quer darüber gebreiteten Blechunterlage durch Vertikalschienen in drei
Felder von gleicher Breite gegliedert; bei der Grafendorfer, oben halb-
runden Tür sind die Seitenfelder ununterbrochen oben im Halbrund herum-
geführt und ein schlichtes füllendes Rankenband wirkt wie eine breite Borte.
Das Mittelfeld ist gefüDt mit Ringen, die sich überschneiden. Der Be-
Bescbia^, England.
schlag der TUr in Friesacli weicht von jenem nur dadurch ab, daß alle
Felder auch oben stumpf endigen.
An mancherlei Lebewesen erinnemde seltsame Bildungen entstehen
bei der Bearbeitung des Schmiedeisens fast unwillkürlich, solche Gebilde
aber auf Flächen auch zu inhaltlich zusammenhängenden Darstellungen
vereinigt zu haben, darf als eine Eigentümlichkeit der Schmiede des nörd-
lichen Europas gelten. Aehnlich
wie bei den angefahrten deut-
schen Beschlagbeispielen in
Wahren und Beiersdorf hat man
in den skandinavischen
Ländern vielleicht schon zu
Ende des ersten Jahrtausends
und wie datierte Werke be-
weisen noch im 16. und 17. Jahr-
hundert Menschen und Tiere io
Eisen geschmiedet auf die Türen
geheftet, und Gardner nimmt an,
daß durch die in England ein-
gedrungenen Dänen die Vorliebe
für solche Motive auch auf das
britische Inselreicb übertragen
worden sei. Gewiß ist, daß bei
den ältesten englischen eisen-
beschlagenen Türen derartige Ge-
bilde keine Seltenheit sind.
Daneben kommen häufiger
Flecbtmotive vor, wie sie schon
Jahrhunderte früher von den
irischen Mönchen in den reich-
verzierten Handschriften mit be-
sonderer Vorliebe gezeichnet Fig. S. TUrheBchlag in Hormeail, 8,t.
wurden. An der Kirchtür in
Hormead (Fig. 5, S. 7) wird die mittlere Hauptfläche von einem solchen
aus sieb schneidenden Kreissegmenten gebildeten Flechtmuster gefüllt. Die
hier aus den Schienen der Randstreifen herauswachsenden, an einem Ende
doppelt geteilten Schnörkel können ebenfalls in ihrer Art als typische
Bildungen in den englischen Beschlägen angesehen werden; in Frankreich
siad sie selten und in Deutschland sind entweder beide Endigungen dieser
C'Schnörkel ungeteilt oder beide doppelt geteilt.
Ein Beschlag an der Kirche in Eastwood erinnert in seiner Gesamt-
anordoung an die angeßlhrten Beispiele in Alpirsbach, Maulbronn etc.;
8 Zeit bis zum 18. Jahrhundert.
die an den Enden der Horizontalschienen ansetzenden Schnörkel gleichen
aber wieder denen an der Tür zu Hormead.
Als Typus einer verwandten Gruppe darf der Beschlag an der Kirchtür
in Haddiscoe angesehen werden. An die Stelle der großen Sichelglieder
sind im Winkel gebogene getreten und die Horizontalschienen schweben
nicht frei, sondern wachsen aus jenen Beschlagteilen hervor. Und wie
diese Anordnung sich mehr dem Bau einer wachsenden Pflanze nähert,
so sind auch die Abzweigungen entsprechend als blattartige Gebilde be-
handelt.
Die Mitte der Tür bekleidet ein Kreuz, dessen Arme wiederum als
Kreuze mit zahlreichen rundgebogenen Blattabzweigungen gestaltet sind.
In der Mitte des Kreuzes findet sich ein durchbrochenes Geflechtmuster,
das in einem kleinen Hakenkreuze oben noch einmal wiederkehrt.
Gleichartig gegliederte Beschlagwerke , bei denen jedoch die beiden
Hauptquerschieneh nur an einer Längskante von großen sichelförmigen
Gliedern umschlossen werden, sind zum Teil erhalten in Stillingfleet und
Willingale Spain.
Die Endigungen der großen Beschlagbögen des Beschlages in Stilling-
fleet erinnern an Tierköpfe, als füllende Teile waren anscheinend in
größerem umfange figürliche Elemente verwendet. Nur im oberen Teile
der Tür sind noch ein Schiff mit hochgebogenem Vorderteil und zwei
menschliche Gestalten vorhanden. Die Mitte der Tür durchquert ein aus
dünnen, schnurartig gewundenen Rundeisenstäben geflochtenes Band.
Die Hufeisenglieder des Beschlages in Willingale Spain endigen ebenfalls
in drachenkopfartigen Spaltungen. Als Füllglieder sind Stäbe verwendet,
die beiderseits mit kleinen C-Schnörkeln berandet oder fiederblattartig ge-
spalten sind. Bemerkenswert ist auch hier die bei englischen Beschlägen
häufiger vorkommende, reizvolle schmale Randborte, bei der von der
Innenkante der Eisenschiene in dichter Folge einwärts gebogene Blättchen
abgespalten sind.
Derselbe Beschlagtypus findet sich in England auch auf Doppeltüren
in symmetrischer Gegenüberstellung auf beiden Flügeln, z. B. in Semper-
ingham und an der Kathedrale von Durham.
Bei dem Beschläge in Sempermgham, der als eine Arbeit aus dem
Anfange des 13. Jahrhunderts angesehen wird, ist als Schmuckmotiv fast
allein ein in Blätter endigender C-Schnörkel mit Mittelzunge verwendet.
Die Hauptbeschlagbänder sind damit ausgestattet, an den Randschienen
ziehen sie sich als Boi*te gereiht hin und im übrigen sind auf der Tür-
fläche immer je vier solcher Schnörkel zu einer Rosette vereinigt. Oben
finden sich im Beschläge ein vierfüßiges Tier und eine menschliche Figur
in primitiver Darstellung.
Mit zu den reichsten und schönsten englischen Beschlägen gehört
Beschl&ge, England.
der an der ZfurAom- Kathedrale (Fif? . 6, S. 9), der angeblich um 1 135 ent-
standen ist. Gardner sieht ihn wegen einer Reihe, wie es scheinen mdchte,
nicht ganz triftiger Gründe fUr eine französische Arbeit an. Als im wesent-
lichen entscheidendes Merkmal daftlr, daß es sich nicht um eine einheimische
Arbeit handelt, wird geltend gemacht die Art der Rankenendigungen, bei
denen neben eiaer Mittelzunge zwei ungleiche Schnörkel herauswachsen.
Weiter nimmt er an, daß die Herstellung des Beschlagwerkes in zahl-
reichen kleinen Teilen dem fran-
zösischen Brauche entsprechend
sei, in England aber nicht vor-
komme. Nun finden sich aber
dreiteihge , allerdings symmetri-
sche Endigungen auch bei an-
scheinend zn Anfang des 12. Jahr-
hunderts hergestellten , typisch
englischen Beschlägen vor (z. B.
an der Margaret Rodingkirche,
Essej) und vielfache Teilungen
auch von zusammengehörigen
Gliedern lassen sich ebenfalls
nachweisen (z. B. in HormeadV
Die vielfache Teilung scheint an
sich schon gegen den Import zu
sprechen , da doch . die Gefahr
eines verkehrten Zusammenfügens
sehr groß gewesen wäre. Alle
solche Schlußfolgerungen sind ge-
wagt, zuerst müßte zuverlässig
die Pr^e beantwortet werden,
wann der Beschlag entstanden ist,
und das wird niemals möglich
sein.
DernächstliegendeGedankebei Fig.o. Tari)«scbiug in Durham. s».
der Prüfung des Durhambeschl^es
ist eigentlich der, daS es sich um eine Arbeit des beginnenden 13. Jahr-
hunderts handelt. Schon die Überaus lebensvolle Art der RankenfUhrung
scheint gegen die angenommene Entstehungszeit (um 1135) zu sprechen,
ganz besonders in Frankreich, denn dort ist kein Beschlag aus der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts erhalten, der eine ähnliche Vollkommenheit
des Linienempändens wahrnehmen ließe. Von den von Gardner als ver-
wandt herangezc^enen, nach seiner Annahme obendrein später ausgeführten
Beschlägen läßt sich das gewiß nicht sagen. Auch dürfen für die Her-
10 Zeit bie zum IS- Jabrhanaeii
kunftsfrage die mit den RankenkreuzeD Terschlungeneii Vierecke mit ihren
UberschDeidenden Querschienen nicht unbeachtet bleiben; es sind Flecbt-
muster, auf die auch bei den BescM^en in Uormead und Haddiscoe hin-
gewiesen wurde und die nicht auf Frankreich als Ursprungsland hinweisen.
Schließlich wird man in der Annahme, daß es sieb um eine englische
Arbeit des 13. Jahrhunderts handeln möchte, noch durch den Vergleich
mit den Beschlägen der St. ^iiows-Abteikirche bestärkt, die in Portalen
von 1160 und 1190 angebracht waren. Bei diesen findet sich durchaus
der gleiche fortlaufende ßankentjpus in etwas ungelenkerer Form und
mit Kopfendigungen : doch die Endigungen scheinen der Art der Ranken-
fUbrung gegenüber erst in zweiter Linie von Wichtigkeit zu sein.
Mit dieser einen Ausnahme betrachtet Qardner die französische
Schmiedeisenkunst im Beginne des 2. Jahrtausends als völlig abhängig
von England und zwar besonders deshalb, weil die auch in Frankreich
anfangs herrschende Bescblagform mit den aus großen Hufeisengliedem
herauswachsenden, auch bei geschlossenen TUren frei auf der Außenseite
sichtbaren Angelbändern als mißverstandene und den ursprünglichen Zweck
verfehlende Nachbildung angesehen werden müßte. Ob nun aber das
teilweise Verdecken der Angelbänder durch die äußere TUrleibung solch
wichtige, praktische Gründe hatte, wie Gardner annimmt, oder ob man
etwa deshalb den Beschlag bis an die Kante der Türflügel rückte, weil
sonst bei geöffneter Tür ein kahler Rand sichtbar gewesen wäre, oder ob
endlich traditionelle Uebung diese Anordnung zumeist beibehalten ließ,
das sei dahingestellt; man wird daraufhin schwerlich ein Abhängigkeits-
verhältnis konstruieren dürfen.
Allem Anschein nach kommen große, hufeisen-
förmige Beschlagteile in Frankreich auch bereits im
11. Jahrhundert, wenn nicht früher, vor; es bedarf
noch einer Prüfung der bildlichen Darstellungen, um
diese Frage zu klären. In mannigfaltigen Wand-
lungen der Formen und der Ausgestaltung bald
mit, bald ohne Mittelschiene bleiben die Hufeisen-
glieder dort bis ins 13. Jahrhundert hinein in den
Beschlägen tonangebend. Auch Tierkopfendigungen
fehlen bei den französischen Beschlägen nicht, wenn
sie auch seltener vorkommen als in Deutschland,
TürbeBchiag in Pontigiiy. den nordischen Ländern und in England. Ganze
menschliche Gestalten und Tiere sind von franzö-
sischen Schmieden in den Beschlagwerken wie es scheint kaum dargestellt.
Einen in seinen wesentlichen Zügen bereits bekannten Typus ver-
tritt der Beschlag an der Kirche in Fontigny (Fig. 7, S. 10), Die Tür ist
wie bei den Kirchen in Eastwood, Maulbronn, Eberhach u. a. durch Quer-
c
)
3
)
-3
S
Beschläge, Frankreich. H
schienen gegliedert, von denen in diesem Falle nur zwei von hufeisen-
förmigen Gliedern umschlossen werden; die eigentlichen Angelbänder sind
wie auch bei den Beispielen im westlichen Deutschland und in England
auf die Rückseite verlegt. Fast gleichzeitig trat in den drei großen Nach-
barländern in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Vorliebe für
diese Art der Beschläge hervor.
Wenn sich auch die Vorstufen für diesen Beschlagtypus bereits einige
Jahrhunderte früher auf deutschen Miniaturen nachweisen lassen, so scheint
doch seine eigentliche Ausbildung in Frankreich geschehen zu sein, von
wo anscheinend auch die Weiterverbreitung ausging.
Die künstlerische Einwirkung Frankreichs auf England und Deutsch-
land läßt sich für jene Zeit in vielen Fällen bestimmt nachweisen. Be-
sonders deutlich kann man die technische und formale Entwicklung der
Bauten Hand in Hand mit der Ausbreitung der französischen geistlichen
Ordensgemeinschaften verfolgen, unter denen vor allem die Zisterzienser
in Betracht kommen. Pontigny ist Zisterzienserabtei, ebenso Mmdhronn
und JEberbachj damit ist die Ursache der Aehnlichkeit auch in ihren Tür-
beschlägen einigermaßen aufgeklärt. Eine höchst bedeutsame Einrichtung
wurde von den französischen Orden mit nach Deutschland übernommen,
nämlich die, daß Handwerker mit ihnen in engem Verhältnis standen.
Insbesondere weiß man von den Cluniacensern, deren Bewegung in Deutsch-
land von Hirsau ausging, daß bei ihnen die Institution der Konversen
bestand, das heißt Handwerker, vor allem fabri lignarii et ferrarii latomi
quoque et muratores, die als Laien dem Kloster dienstbar waren (Dehio
und Bezold, Die kirchl. Bank. d. Abendlandes, Bd. VII S. 211). Diese
Klosterhandwerker wurden in der Umgebung der neuen Ansiedlungen
die Lehrmeister.
Die technische Befähigung, allen Aufgaben gerecht zu werden, man-
gelte den deutschen Schmieden nicht, es bedurfte nur der künstlerischen
Anregung, ihrem Können Ausdruck zu verleihen. Die unter französischer
Leitung in deutschen Landen begründeten Ordensbauten wurden also für
einen weiten Umkreis die erfrischenden Quellen für Künstler aller Art.
Der Beschlag in Pontigny und die sehr verwandten Beschläge an
der Nordtür der Kirche in Chahlis (Yonne) und an den Westtüren in
Yezeley (Annales arch^ologiques de Didron Bd. XV. Abb. S. 270) müssen
bereits als die vollkommensten Beispiele ihrer Art in Frankreich an-
gesehen werden. Möglicherweise sind die Beschläge der Kirche in Montreal
bei Pontigny und die an der Kathedrale von Le Puy zu ihren nächsten
Vorstufen zu rechnen.
Bei dem Beschlag in Montreal sind die Angelbänder mit ihren be-
reichernden Formen wieder als Hauptteile behandelt, sie wachsen aus
einem Hufeisengliede heraus und sind an den Längskanten mit ähnlichen
12
Zeit bia zum 13. Jahrhundert.
Gebilden ausgestattet. Die freien QuerscMenen sind ätinlich, aber von der
Längsmitte symmetrisch gegliedert.
In Le Puy (Fig. 8, S. 12) ist der Beschlag auf einer Doppeltür sym-
metrisch verteilt. Die sichtbar nicht mit Angelbändem verbundenen Sichel-
teile erscheinen durch tiefe Spaltung verdoppelt; stumpf vor ihrer OeÖhung
und auf den Mitten der Türflügel sind beiderseits ankerartig gespaltene
Querschienen angeordnet und aus kleinen Gliedern gebildete Bänder queren
die Flügel in den Zwischenräumen.
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pH
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}£>4f^l f\
Fig. B. Türbeschlne in La Puy en Vflay. S. il.
In nahen Beziehungen zu dJeiten Beschlägen stehen auch die an den
Kirchtflren in Jibretiil, Lerrottx und Le Dotat, deren Schienenendigungen
Gardner als besonders charakteristisch für die französische Art der Formung
ansieht. Die stark zusammengebogenen, die Schienen umschließenden
Sichelglieder endigen in EbieuH und Letroux in Tierköpfe. Die Be-
schlagteile sind auch bei diesen Beispielen über zwei Türflügel sym-
metrisch verteilt. Die Entstehungszeit der letztgenannten wird zumeist
um ein Jahrhundert auseinandergerückt, der Beschlag zu Ebreuil soll zu
Anfang des 12., der zu Lerrotu- zu Anfang des 13. Jahrhunderts gefertigt
Beachl&^e, Frankreich. 13
sein; man möchte beide in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts ver-
weisen. Einen in den Ginzelformen durchaus gleichartigen Beschlag an
der Kirche in Neuvy-St. Sepulcre hält auch Viollet-Le Duc für eine
Arbeit aus dem Ende des 12. Jahrhunderts.
Einige in der Gesamtanordnung von den bisher angeführten wesent-
lich abweichende französische Bescfalf^e mögen noch kurz betrachtet
werden.
Fast TOD einer Hand gefertigt zu sein scheinen die BeschUge an
den auch baulich einer Gruppe an-
gehörenden auvergna tischen Kir-
chen in Orcival (Fig. 9, S. 13)
und St. Julien in Brioudc. Von
den Angelbändern gehen hier
rechtwinklig in symmetrischer
Oegenilberstellung zwei den An-
gelhändern ähnlich gestaltete, aber
reichere Glieder aus. Die Zwi-
schenräume sind mit gleichartigen
Gebilden gefüllt, die ebenfalls zu-
meist stumpf von den Kanten der
Türen ausgehen. Die Bogenendi-
guDgen weisen Dreiblnttformen
auf, wie sie sich auch bei den
angefahrten Beispielen finden.
Bemerkt sei, daß auch bei dem
Beschläge in Orcival einzelne Teile
auf der Rückseite der Tür mit
KSpfen endigen.
Neue Beschlagmotive in Ver-
einigung mit bereits bekannten
finden sich an der Wesfctür der ^^^ Tiiri,e..hiag in Omvai. s.»-
Kathedrale von Angers (Fig. 10,
S. 14). ObschoD die Bauzeit dieser Kirche weit in das 13. Jahrhundert
hinaufreicht, darf man doch als Entstehungszeit des Bescblagwerkes noch
das 12. Jahrhundert annehmen.
Aehnlich dem Beschläge von Pontigny sind auch in Angers große
Sichelglieder einander gegenübergestellt, die zum Teil Horizontalscbienen,
teils gleicharmige Kreuze mit Reifen auf den Mitten einschließen. Die
Zwischenräume füllen verschiedene kleine geometrische Gebilde, die ebenso
wie ein Teil der großen Beschlagglieder durchbrochen sind.
Wie eine Vorstufe des Beschlages in Angers erscheint das Beschlag-
werk auf den HaupttUren der Kirche zu Faray Je Motiial, bei dem eben-
14 Zeit biB zam 13. Jahrhundert.
falls an den Endeo gespaltene Kreuze von je vier Sichelgliedern um-
schlossen sind.
In den südlicher gelegenen Ländern sind kunstvolle eiserne TUr-
beschläge, deren Entstehungszeit bis in den Beginn unseres Jahrtausends
TUrbeschlfig In Anger
Beichl&ge. Spanien. 15
zurDckreicbt , in etlichen Beispielen nur noch in Spanien erhalten, und
zvar besonders in der an die Pyrenäen grenzenden Provinz Katalonien.
An^fllhrt sei der Beschlag in Marcevols (Fig. 11, S. 15).
Eine allzu große eigene Erfindungsgabe verraten die spanischen Be-
Fig. II. TUrbeschtug in Uarcevols. 8. 16.
schlage des 12. Jahrhunderts nicht, sie gleichen einander in hohem Ma6e,
und die Vermutung liegt nahe, daß sUd französische Vorbilder benutzt
sind. Der umgekehrte Weg ist deshalb schwerlich anzunehmen, weil
auch die spanische Baukunst jener Zeit entschieden in einem Abhängig-
keitsTerhiUtnisse von Frankreich steht. Die sUdfranzösischen Beispiele,
16 Zeit bis Eum 13. Jahrhundert
die als die Vorbilder der spanischen Schmiede gelten dürfen, sind er-
balten in Louderville und in Cadiae im Vall^e d'Aure (Hautes Pyren^es),
und dargestellt ist ein in Frage kommender Beschlag auch im Friese aa
der Hauptfassade von St. Tropbimes in Arles, der um 1170 entstanden
sein soll. Der Beschlag an der Eircbe in Cadtac ist aus zahlreichen
Querscbienen gebildet, aus denen paarweise Spiralschnörkel heraus-
wachsen, deren Oeffuungen im allgemeinen der senkrechten Mitte zuge-
kehrt sind.
Nach demselben Schema sind fast alle spanischen Beschlag werke
geschmiedet. Bisweilen sind die Spiralen, wie an der Tür von St. Juan
de las Abailesas, palmetten artig angeordnet.
Gitter. Aus gekreuzten Stäben gebildete kleinere Eisengitter waren, wie z. B.
Funde in Pompeji erkennen lassen, schon in antik-römischer Zeit in Ge-
brauch. Im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung sind häufiger in
Bronze gegossene Gitter nachweisbar. £rst seit dem II. Jahrhundert
mehren sich große in Eisen geschmiedete Gitter, die in den Kirchen zum
Gitter, Frankreich,
Lner, Cnedle MelkUe.
18 Zeit bis zum 13, JaJirhundert
Abschluß der Kapellen, zur ümfriedigung von Grabmälem und einzelner
Teile kostbaren Kirchenbesitzes gewiß deshalb besonders gern verwendet
wurden, weil sie sich ebenso sehr durch Festigkeit wie Durchsichtigkeit
auszeichneten.
Eines der ältesten und schönsten Eisengitter ist in Frankreich in
der Kirche von Le Puy erhalten, deren Türbeschlag bereits besprochen
Flg. 11, Gitter, Frankreich 13. JnUrh, Pm-I; Äw, rf« an» -licor. S, »0.
wurde. Breite, durch ein eingehauenes Kankenornament verzierte Schienen
bilden die Umrahmung und zwischen senkrechten Stäben bildet eiii immer
wiederholtes, durch umgelegte Bunde in allen Teilen gefestigtes Spiral-
muster die Fällung. Diese Art der Gitterbildung ist typisch filr das 11. bis
13. Jahrhundert, es kommen aber in den Grundmotiven wesentlich ver-
einfachte und ebenso bereicherte Werke vor.
Gitter, Frankreich. 19
Bei dem an Schönheit kaum hinter dem erstgenannten zurückbleibenden
Cborgitter der Kirche Sainte Foi in Conques (Aveyron) bildet eine obere
Reihe'~:Ton paarweis hochgestellten, palmettenartig gefüllten S-Schnörkeln
eine noch von spitzzackig endigenden Stäben Überragte Borte.
In der Kirche St. Aventin (Fig. 12, S. 16) sind die Vertikalfelder
20 Zeit bis zum 13. Jahrhundert.
eines verwandten Qitters abwechselnd mit C- und S-fSrmif^en Gliedern
dictt gefüllt.
Zu höchstem Reichtum ist der Gittertypus dann gesteigert in den
GitterttlrflUgeln aus der Abtei Ourscamp in der Picardie (Fig. 13, S. 17)
und bei einem sehr ähnlichen Gitter, von dem sich in den Annales
arch^ologiques (Didron) Bd. X S. 116 eine Abbildung findet. Beide ge-
hören vielleicht bereits dem 13. Jahrhundert an.
Gitter ähnlicher Art scheinen in Frankreich vielerorten als Chorab-
schlUsse gedient zu haben, so z. B. in Parts in der Kathedrale, in der
Kirche St. Germer bei Beauvais, in St. Denis etc.
Als Beispiele eines zweiten Typus mQssen einige wie man annimmt
aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammende französische Gitter gelten,
von denen das eine unbekannter Herkunft jetzt in Paris im Mus^e des
arts d^coratifs verwahrt wird (Fig. 14, S. 18), während das andere sich
ehernes in Cluny befunden haben soll. Durch geringe Abänderung der
Einzelformen des ersten Typus und eine neue Art der Anordnut^ wird
der Eindruck eines völlig anderen Gittertypus erzielt, dessen Hauptmotiv
der Vierpaß ist, und der zu größter Verbreitung in Italien gelangte, ohne
daß bisher auf die älteren französischen Vorstufen hingewiesen wäre.
In Spanien finden sich Beispiele des ersten, den dortigen Tflr-
hesch^en so sehr verwandten Typus in der Kathedrale von Palencia
GiUer. England. 21
(Fig. 15, S. 19), in einer Kapelle des Kreuzganges der Kathedrale tob
Pamplona, in Avila und an anderen Orten.
Eine Reihe gleichartiger Gitter ist auch in England erhalten. Das
durch Entst«hungszeit (11. Jahrhundert) und Arbeit hervorragendste befand
sich in der Kathedrale von Winchester (Fig. 16, S. 20). Bei diesem Gitter
ist die Ausstattung der Rankenendigungen durch kleine, in Form der
heraldischen Lilie gebogene Bildungen bemerkenswert.
Die ttbrigeo verwandten noch in englischen Kirchen vorhandenen,
teils bereits dem 13. Jahrhundert angehörenden Gitter sind, wie die Mehr-
zahl der französischen Gitter, aus mehr oder minder spiralig gerollten
C-Schnörkeln zusammengesetzt. Ein Beispiel dieses Typus aus der Zeit
um 1200 erhielt sich im Chor der Kathedrale von Lincoln, ein etwas
22 13. Jahrhunderb.
jüngeres in der Kathedrale von Canterbury. Das Bruchstück eines solchen
Gitters bewahrt die St. Älbans-Kirche. Ein Gitter, dessen Felder, ähn-
lich dem französischen in St. Aventin, verschiedenartig mit C-, E- und
S-Schnörkeln gefüllt sind, ist aus der Kathedrale in Chichester in das
South Kensington-Museum in London gelangt.
In Deutschland und den Niederlanden sind Gitter des reicheren
Spiraltypus nicht erhalten. Die Halle in Brügge bewahrt aber aus dem
13. Jahrhundert eine seltene Abart dieser Gitterform. Bei diesem Bei-
spiele wachsen die Spiralen sämtlich in derselben aufsteigenden Richtung
aus senkrechten Schienen heraus, in den Spiralreihen herrscht also nur
vertikale Symmetrie, nicht wie sonst in der Regel auch horizontale.
Nur zwei dem C-Schnörkeltypus angehörige Gitter, die möglicher-
weise erst im 14. Jahrhundert entstanden aber auch hier schon erwähnt
werden mögen, sind in Deutschland bekannt geworden. Das eine dieser
Gitter bildete ehemals den Chorabschluß in der Michaeliskirche in Lüne-
burg (Fig. 17, S. 21), das andere befindet sich noch im Dome zu Hildes^
heim. Bei beiden Gittern endigen die C-Schnörkel in Blättern, die bei
dem Hildesheimer Beispiele durchbrochen sind, und deren Formen in
reichster Mannigfaltigkeit wechseln.
Dreizehntes Jahrhundert.
Das 13. Jahrhundert ist die erste Glanzperiode der Schmiedekunst,
besonders in Frankreich, den Niederlanden und England.
In Vervollkommnung der Technik, in Vevedlung der Formen, im
Reichtum der Erfindung und schließlich auch in der Mannigfaltigkeit der
Verwendung nimmt die Schmiedeisenkunst einen gewaltigen Aufschwung.
Tür- Den ersten Platz behaupten auch jetzt die Beschläge an den Kirch-
' türen, es entstehen Werke, deren Großartigkeit niemals wieder erreicht,
geschweige denn überboten wäre.
Französischen Meistern aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts
gebührt der Ruhm, die schönsten Beschlagwerke aller Zeiten geschafien zu
haben. In schwächeren Tönen klangen in England, den Niederlanden
und Deutschland die Saiten aus, die jene Künstler kraftvoll angeschlagen
hatten.
Die Beschläge an den beiden Seitentoren der Westseite der Kathedrale
von PaWs (Fig. 18, S. 23 u. Fig. 19, S.24), insbesondere die der Annenpforte,
bezeichnen den Höhepunkt der französischen Schmiedeisenkunst. Bei
diesem Beschlagwerke sind die sich breit über die Fläche verzweigenden
Hauptquerschienen auch zugleich die Türangeln; drei dieser mächtigen
Be«chl&ge, Frankreich. 23
Rankenarme halten jeden Flügel der Doppeltür. Zwischen diesen Haupt-
beschlagteile Q sind kleinere angeordnet, die hier wohl kaum noch die Auf-
gabe erfOllen sollten, das Hotzwerk der TUr vor gewaltsamer Zerstörung
Fig. 38. TUrbcBchllig BD Kotre-Dsme in Paria. S. 11.
ZU schützen, ästhetisches Bedürfnis allein wird der Anlaß gewesen sein,
in diesem Punkte der TJeberlieferung zu folgen.
Das Schema der Notre-Dame-Beschläge ist überaus einfach , sie be-
wahren dadurch die wunderTolie Klarheit trotz der unendlichen Fülle
verschiedenartigster Einzelformen. Der lebensvolle Eindruck der tausend-
föltig vei-zweigtea Ranken mit allen hineingefiocbtenen Vögeln und Fabel-
24 13. Jahrhundert.
wesen wird durch die kräftige Modellierudg aller Teile aufs höchste ge-
Die Ausfuhr uDgsart, die die alten SchmiedekUnstler bei diesen Be-
schlägen anwendeten, ist von Viollet-le-Duc aufs sorgfaltigste untersucht,
im Dictionnaire de l'Architecture Bd. VIII S. 302 fif. gibt er darüber jede
wünschenswerte Auskunft. Der gewaltige Eindruck, den diese Meister-
werke auf alle späteren Geschlechter hervorriefen, spiegelt sich am deut-
hchsten in der mystischen PersSnlichkeit des im Volksglauben lebenden
Flg. 1». TUrl>i.-9cLlas an Notre-Uame In Paris {l'ei]). 8. 33.
Meisters wider. Man hielt es jahrhundertelang für unmöglich, daß ein
gewöhnlicher Sterblicher ohne übernatürliche Hilfsmittel solches Wunder-
werk in Eisen zu schmieden vermocht hätte; und noch der zu Anfang des
17. Jahrhunderts lebende, geschickteste Schmiedemeister seiner Zeit, Mathurin
Jousse, glaubte, daß der Künstler der Notre-Dame-Türen mit Hilfe eines
verlorenen Geheimnisses sein Werk vollbracht habe, ja er meinte sogar,
daß der Künstler die Fähigkeit besessen habe, das Eisen wie andere Me-
talle zu gießen, was man zu Anfang des 17. Jahrhunderts nur sehr
mangelhaft verstand.
Beicbläge. Frankreich. 25
la der Ueberlieferung lebt noch beute auch der Name des Schmiedes
ron Notre-Dame, Biscornette soll er geheißen haben. Doch keine glaub-
TDtbeschliB in Enibrnn.
26 13. Jahrhundert.
würdige Quelle vermag die Richtigkeit dieses Namens zu bestätigen und
es ist schon verschiedentlich nachgewiesen, daß auch er nur ein Produkt
der erregten Phantasie ist. Der Teufel in höchsteigener Person wurde
als der Verfertiger des
Beschlagwerkes angesehen,
und nur eine zarte Um-
schreibung seines nicht gern
genannten Kamens ist B i s-
cornette oder Biscomet,
das heißt der Doppelt-
gehörnte. Daß nur der
Satan die Beschläge ge-
schaffen habe, dafQr wollte
das Volk auch einen Be-
weis erblicken in der an-
scheinend unverziert ge-
bliebenen mittleren Westtür
der Kathedrale; an dieser
fUr den Eingang des AUer-
heiligsten bestimmten Pforte
soll die Kunst des Bösen
gescheitelt sein. Ueber der
Sage steht die künstlerische
Tat; wir vermögen diese
in ihrer Größe umso leichter
zu ermessen, seitdem nach
einem recht trocken ausge-
fallenen Entwürfe Viollet-
le-Ducs von dem Pariser
Schmiede Boulanger bald
nach der Mitte des 19. Jahr-
hunderts auch die Mitteltür
ein Beschlag werk erhalten
hat, das äußerlich und tech-
nisch wohl den Beschlägen
der seitlichen Türen ähnelt,
Fig.ai. TarbesciUüE in Nornich, s. »7. künstlerisch aber Wenig mit
ihnen gemein hat.
Was sonst in Frankreich an etwa gleichzeitigen und form verwandten
Beschlag werken entstand, steht unendlich an Größe und Erfindung hinter
der Leistung des Pariser Meisters zurück. Man wollte wohl nicht einmal
in den Verdacht kommen, mit der köstlichen Schöpfung jenes in Wett-
Beechlüge, England. 27
bewerb zu treten. Eine Reihe immerhin noch schöner TOrbeschläge blieben
besonders in der Isle de France und der Normandie aus dem 13. Jahrhundert
erhalten.
Die in erster Reihe zu nennenden Beschläge an TUren der Kathedralen
Ton Sens, Noyon und Mouen schließen sich in der kräftig modellierenden
Behandlung des Eisens den Pariser Vorbildern an; die Beschläge in Laon
sind in Art der älteren Werke flach gehalten.
Von den wenigen bedeutsamen Bescbli^werken dieser Zeit im süd-
lichen Frankreich seien die von VioUet-le-Duc erneuerten in Vezelay und
die Yon den genannten in der Komposition
wesentlich abweichenden in Embrun (Hautes
Alpes) und in Äyen (Correze) besonders her-
vorgehoben.
Das Eisenwerk von Notre-Dame in Em-
brun (Fig. 20, S. 25) ist unsymmetrisch über
beide Flügel verteilt, und auseinander her-
vorwachsende Spiralranken sind nicht ver-
wendet. Auf dem einen Flügel bilden große
Hufeisenglieder mit Mittelschiene das Haupt-
motiv, auf dem anderen von einer Mittelrippe
symmetrische, geradlinige ZweiggerUste. Aus
diesen Hauptformen wachsen dicht angeordnete,
am Ende aufgerollte Fiederblättchen heraus.
Bei dem Beschläge in Ayen sind zumeist
T- artige Glieder mit Blattendigungen ohne
Verbindung symmetrisch Ober die TUrSäche
verteilt.
Nächst den französischen Beschlag-
arbeiten des 13. Jahrhunderts haben englische
Schmiede die hervorragendsten Werke dieser Art geschaffen. Wenn
auch in England kein TUrbeschlag ernstlich mit dem Pariser zu ver-
gleichen ist, die Falle der damals im Inselreiche geschaffenen Werke
und der leichte Schwung der Eisenranken in immer neuer Anordnung
nötigt uns zu höchster Achtung vor dem Können der englischen Meister.
In der HauptUnienfUhrung und in der Modellierung der Teile folgen auch
die englischen Beschläge den Vorbildern an den Notre-Dame-TOren , im
Gegensatz zu den französischen Beispielen sind aber die Ranken Windungen
zumeist sehr dünn und bisweilen senkrecht wachsend angeordnet. Tierische
Gebilde kommen nur selten noch in den englischen Beschlägen des 13. Jahr-
hunderts vor. Den Notre-Dame-Typus io vereinfachter Form zeigen die
Beschläge an der Allerheiligenkirche in LeightonSuzzard , an der ehe-
maligen Friedhofskapelle in Norwich (Fig. 21, S. 26), an der Kirche in
. Teile des TOrbeacliUges:
28 13' J&hrbuDderi
Eaton Bray (Bedfordshire), an der Peterskirche in Colehester und an der
Kathedrale in Lichßeld; von diesem letzten im 19. Jahrhundert restau-
rierten Beschlag gibt eine im Jahre 1782 angefertigte Zeichnung das
zuverlässigste Bild.
Am ChaptefHouse in York ist der Beschlag auf den Ttlren in A.rt
eines Baumes angeordnet, dessen Wurzeln sogar angedeutet sind und
dessen sj'mmetrisch auf beiden
Seiten des Mittels chaftes verteilte
Abzweigungen mit Ausnahme zweier
rosettenartig gestalteter Teile in
dichten Spiralen die Flächen füllen.
Neben der oberen Mittelendigun^
des Beschlages sind in Gegenüber-
stellung zwei Vögel in hohem Relief
angebracht, deren Schweife von tief
herabhängenden Ranken gebildet
sind. Die Mitten der rosettenartigen
Teile sind noch durch ein buckel-
ähnlich vortretendes Rankenmuster
Bei dem ebenfalls zum Teil
senkrecht wachsenden Beschlag-
werke der Kathedrale in Chester
{Fig. 22, S. 27) sind besonders die
Knotenpunkte der überaus zierlichen
Ranken zweige in einfach schöner
Weise ausgestattet.
Als ein anscheinend in der
Detail beh an dlung weniger hervor-
ragender, in Anordnung und Linien-
Fig. IS. Teil dea Tarbeschiages in Radrord. f1]hi-ung der aufsteigenden reich-
gegliederten Ranken jedoch vor-
trefiFlicher Beschlag sei der an der SUdtUr der Abteikirche in Radford
(Nottinghamshire) (Fig. 23, S. 28) genannt.
Die im 12, Jahrhundert den Eindruck der Beschläge in fast allen
L!Lndem bestimmenden großen Hufeisenglieder kommen nur bei wenigen
wichtigeren Beispielen des 13. Jahrhunderts noch einmal vor. An einer
TUr des Merton-College in Oxford lassen die mit jenen Sichelgliedem
vereinigten Ranken durch ihre Verteilung und Anordnung und durch die
plastische Behandlung den Beschlag sogleich als ein Werk des 13. Jahr-
hunderts erkennen. Noch mehr verwischen die lebensvoll empfundenen
Einzelformen bei dem höchst reizvollen Beschläge der Market Deeptng-
Beachläge, Deutschland.
Kirche (Fig. 24, S, 29) den in der Hauptgliederong beibehaltenen Typns
des 12. Jahrhunderts. In mannigfaltigster Weise verstanden es die eng-
hschen Schmiede des 13. Jahrhunderts, die im Grunde sehr einfachen
Formelemente noch bei zahheichen hier nicht angeftlhrten Beschlägen za
Terarheiten; Oardner spricht sich in seiner bereits angeführten Schrift
Ironwork Bd. I eingehender darüber aus, der Hinweis möge hier ge-
oDgen. Bemerkt sei hier nur, daß
auch in England dies hohe künst-
lerische Können der Schmiede,
das in einem engbegrenzten Zeit-
räume die köstlichsten Werke
entstehen läßt, bald auf eine sehr
mittelmäßige Stufe sinkt , wie
später an Beispielen zu zeigen
sein wird.
Nur in einer Stadt des Kon-
tinents, in Lüttich, entstanden
im '13. Jahrhundert einige Be-
schl^e , die mit den Pariser
Arbeiten in der Linienführung,
in der Anordnung der Teile und
auch in der Art der technischen
Durchführung sehr verwandt sind.
Das jetzt im Altertumsmuseum
in Lattich verwahrte hochbedeut-
same Eisenwerk (Fig. 25, S. 30),
das ehemals die Tür der dortigen
Paulskirche schmückte, erinnert
in seinen leichten Banken zugleich
auch an englische Beispiele. Ein
zweiter in der Kirche St. Jacques
erhaltener schöner Beschlag be-
kleidet die Tür eines Sakristei-
schrankes, deren acht durch je
zwei eiserne Angelbänder paarweis zu einem Flügel verbundenen Teile er
dicht mit seinen durch Fünfblätter bereicherten Ranken überspannt.
Fast unabhängig von äußeren Einflüssen scheinen die deutschen
fUsenbeschlagarbeiten des 13. Jahrhunderts entstanden zu sein. Nennens-
werte Fortschritte sind vom 12. zum 13. Jahrhundert nur bei sehr wenigen
Werken der deutschen Schmiedekunst zu verzeichnen, zumeist wurden die
Oberlieferten Motive mit geringen Abänderungen weiter verwendet. Auch
die großen technischen Neuerungen, die in Frankreich und England All-
30 13, Jahrhundert.
gemeinf^ut der Schiniede geworden waren, insbesondere das plastische
Formen der einzelnen Teile in Gesenken, blieben in Deutschland iin-
behannt; die Beschläge des 13, Jahrhunderts sind in Deutschland ebenso
flach behandelt wie die früheren.
Die hervorragendste Leistung deutscher Schmiedekunst des 13. Jahr-
hunderts ist der Beschlag an
der HaupttUr der im Jahre 1283
vollendeten Elisabethkirche in
Marburg (Fig. 26, S. 31). Es
ist eine Schöpfung erfrischender
Eigenart, deren rein formale
Mängel man selbst den gleich-
artigen Riesenleistungen unserer
westlichen Nachbarn gegenüber
leicht vergißt. Das Über die
Doppeltür symmetrisch verteilte
Eisenwerk ist auf beiden Flügeln
von einer Rankenbort« 'um-
zogen. Die mit den Angel-
bändern verbundenen, in ihren
Hauptlinien an die großen
Sichelglieder erinnernden Be-
schlagteile sind oben und unten
auffallend verschieden gestaltet,
doch ohne daß dieses störend
empfunden würde. Nicht nur
die Art und Anordnung der
den Eindruck des Ganzen Jetzt
wesenthch bestimmenden Blät-
ter, auch die Endigungen der
wagrechten Schienen und die
füllenden Teile weichen wesent-
lich voneinander ab. Der zwi-
schen den Angelbandteilen an-
geordnete kreuzförmige Beschlag
FiB- 26 Turbcschiag in Lüttich, 8. it. ist die Veränderte Darstellung
eines oftmals früher verwende-
ten Beschlaggliedes, das in Deutschland und Frankreich sonst gleich-
artig nicht bekannt ist, eine gewisse Verwandtschaft läßt nur derselbe
Beschlagteil an der Eirchtür in Tttnstall (Norfolk, England) erkennen.
Mehrere alte eiserne Türbeschlagwerke haben sich in dem Magde-
burger Dome erhalten, unter denen dasjenige einer Tür am unteren Chor-
Bescfat&Ke, Deutschland. 31
eini^aDge durch die kecke Art seiner Verzweigung Ton besonderem Interesse
ist, zwar mag es bereits dem frohen 14, Jahrhundert angehören.
Die beiden Angelbänder bekleiden hier toe der w^rechten Mitte sym-
metrisch die Tür, doch nicht wie gewöhnlich als formal völhg selbständige
Fig. le. TQrbeaclilBg in MMbnrg. S. <o.
Teile, sondern di« nach innen abgezweigten schlanken Schienen kreuzen
sich auf der Mittellinie. Die nach außen gerichteten Zweige sind im
Gegensatz dazu kurz und in scharfem Bogen rückwärts gewendet. Alle
Teile endigen in drei flache Blätter, die am ehesten Eichblättem vergleich-
bar sind.
32 13. Jahrhundert.
Bewegte Komposition und lebensvoll aus den Zweigen herauswachsende
Blätter finden sich nur an wenigen deutschen Beschlagbeispielen des
13. Jahrhunderts. Auch in bedeutenden Mittelpunkten des Kunstschaffens«,
wie z. B. in Regensburg, fanden die neuen Formen nicht so bald Einlaß,
wie der an der Nordtür des dortigen Domes angebrachte Beschlag er-
kennen läßt. Bei diesem wachsen aus den beiden Hauptquerschienen
stumpf nach oben und unten kleine Schäfte mit paarig daran gereihten
Spiralschnörkeln heraus, die Türfläche dazwischen füllen dieselben Gebilde
zu Kreuzen oder in H-Form zusammengestellt.
In sichtlich engem Zusammenhange mit älteren, in sächsischen Landen
erhaltenen Beschlägen (s. S. 3) steht dort noch eine Gruppe, als deren
Entstehungszeit das 13. Jahrhundert gelten muß. Diese Werke, die be-
sonders in der Anordnung der Beschlagteile eher einer primitiveren Periode
anzugehören scheinen, verraten doch in manchen Einzelheiten den Einfluß
vom Westen kommender Neuerungen.
An erster Stelle ist der Beschlag an der Kirchtür in Wahren bei
Leipzig zu nennen (Fig. 27, S. 33). Er ist in einen breiten, seitlich und
oben herumgeführten Bortenteil und ein wagrecht und senkrecht geteiltes
Mittelfeld gegliedert. Die palmettenartig wachsenden Füllmotive tragen den
Stempel des 13. Jahrhunderts, während Doppelhakenglieder und C- und
S-förmige Gebilde ebenso wie die merkwürdige, in das Beschlagmuster
komponierte figürliche Darstellung nicht als wesentlich neue Errungen-
schaft für die sächsische Schmiedekunst jener Zeit gelten können. Auch
die Verzierung der Schienen durch eingehauene Gräten- und Zickzack-
muster fand sich, wie erwähnt wurde, vorzugsweise bei älteren Werken.
Arbeiten geringerer und weniger origineller Meister sind die Beschläge
an den Kirchtüren in Zwätzen (Bezirk Jena) und in Waldkirchen.
Gleichmäßig horizontal gegliedert ist der Zivätzener Beschlag. Die
Flächen zwischen den kräftigen Querschienen sind teils mit rosetten artigen
Gebilden, teils mit reihenweise gegenübergestellten Doppelhaken oder
sichelförmigen Gliedern gefüllt, die in ihrer Ausgestaltung und Anordnung
an die Beschläge in Arnstein, in Mittelheim u. a. 0. (s. S. 6) erinnern.
An der Kirchtür in Waldkirchen sind die Querschienen des Be-
schlages teils schlicht über die Türfläche geführt, teils sind sie auf einer
Seite gekürzt und dann durch verzweigte Endigungen als wachsend
gekennzeichnet. An die völlig querende obere und mittlere Schiene und
vermutlich ursprünglich auch an die untere sind beiderseits als Kreise
zusammenschließende Halbrunde gelegt, die in der Regel durch Doppel-
haken getrennt sind und X-förraige Glieder einschließen. Dieselben Ele-
mente sind mit geringfügigen Aenderungen, aber ohne erkennbare Regel-
mäßigkeit in den Zwischenräumen der übrigen Schienen verteilt.
Die Reihe der angeführten deutschen Beschlagbeispiele des 13. Jahr-
Bescbl&ge, Oesterreicb.
huoderts ließe sich für Sachsen, das deren besonders viele aufzuweisen
bat. und auch f(lr die westdeutschen Gebiete noch wesentlich vermehren,
doch von höherem Interesse ist die Entwicklung der Beschläge in Oester-
reich. Eisenwerke, die mit gleichzeitigen französischen und englischen
Fig, «7. TUrbeschlBg in Wahren. S. S2.
Arbeiten vei^leichbar wären, fehlen in Oesterreich ganz und gar, in ihren
Formen sind die Schmiede ein Jahrhundert zurückgeblieben. Allein die
wenigen erhaltenen Beschläge sind stattlich, und Klarheit und Gesetz-
■näSigkeit der Anordnung zeichnet sie besonders aus vor den meisten
sächsischen.
34 13. Jahrhundert.
Die dem 13. Jahrhundert angebörigea oder wenig jängeren Beschläge
sind, wie die sächsischen durch Querschienen kräftig gegliedert, die seitlich
mit stumpf daran stoßenden Gebilden besetzt sind, oder deren Zwiscfaea-
HLume mit gleichmäßig gereihten Gliedern gefüllt sind. Ein sonst auf
deutschem Bodea nicht nachweisbares Motiv findet sich an der äußeren
Tür des Treppenhäuschens der Liebfrauenkirche in Wiener-Neustadt, näm-
lich eine Ärkadenreihe, deren Oeffnungen gefüllt sind mit Figuren in Form
der heraldischen Lilie auf der Spitze einer Winkelschiene, vei^leichbajr
der Kreuzblume auf «inem GKebel. Solche Bogenstellungen kommen auch
bei alten schwedischen TUrbeschlägen vor, z. B. in Skonherga bei Soder-
Fig. 9S. Tnifaenbe schlag ans St. Denis. Parti, llui. Canueti*!. 8. SS.
köping; eine Beziehung zwischen beiden Beispielen wird man jedoch
schwerlich annehmen mögen.
Das Hauptschmu ckmotiv bildet die heraldische Lilienform, teils auch
auf Spitzen von Winkelschienen gereiht, bei einem schönen, ehemals in
Piesting (Niederösterreicb) befindlichen Beschlagwerke.
Bei dem Beschläge der Basilika in Seckau, dessen Querschienen in
Doppelvoluten endigen und von S-fÖrmigen Gliedern gekreuzt werden, ist
besonders bemerkenswert eine die Mitte der Tttr senkrecht überziehende,
leicht gewellte Schiene, aus der drei lappige Blätter herauswachsen.
Truhen- KuTz angefUhrt sei noch, daS reiche Eisenbeschl^e im 13. Jahr-
beschiage. ]iUQ jgj-t und vermutlich auch schon früher nicht für Türen allein ausge-
führt wurden. Der sichere Schutz, den das eiserne Stab- und Ranken-
werk dem Holze gegen unerwünschte Eingriffe gewährte, mußte vor allem
auch ftlr die Behälter von Wert sein, in denen man zu jener Zeit die
TrabeDbeschläge. 35
kostbarsten BesitzstUche verwahrte, für die Truhen. Die wenigen in
Deutschland, Frankreich und England erhaltenen Schatzkästen jener Zeit
sind ringsum mit kräftigen, meist quer zur Paserrichtung des Holzes
gerichteten, geraden Schienen hescblagen, die bald von sichelförmigen
Gliedern gekreuzt sind oder aus denen in Oegenttberstellung Voluten
herauswachsen und zwischen denen auch ringförmige oder kreuzartige
Teile angeordnet sind.
Eine französische Truhe dieser Art aus der Abtei St. Denis (Fig. 28,
S.''34) befindet sich jetzt in Paris im Mus4e Carnavalet; sie ist das
schönste bekannte Beispiel dieser Gruppe. Eine andere, wenn auch dieser
an Schönheit nachstehende, etwa gleichzeitige französische Truhe besitzt
F[g. M. Tmlienbescblag ans Herford, Berlin, Ktaulgtietrln-Mua. S. 35.
das South KensingtoQ-Museum in London. Deutsche ähnliche
Arbeiten werden im Kunstgewerbemuseum in Berlin aus der Johannis-
kirche in Serford (Fig. 29, S. 35), im Dommuseum in Trier und im
Leibnizhause in Hannover verwahrt. Einen verwandten Truhentjpus
aus jüngerer Zeit, vermutlich dem 14. Jahrhundert, besitzt die Gesell-
schaft zur Erhaltung der Denkmäler im Elsaß in Straßbttrg.
Im Anschluß an diese Qruppe möge ein in der Kunsthistorischen
Sammlung in Innsbruck befindlicher, vielleicht noch dem 12. Jahrhundert
entstammender Holzsarg erwähnt werden, der ebenfalls durch Eisenbeachläge
von besonderem Reize zusammengehalten wird. Der mit einem Deckel
in Form eines Satteldaches verschlossene rechteckige Kasten ist an den
Kanten mit Schienen beschlagen, die durch abgespaltene, einfache oder
verdoppelte Spiralschnörkel, zum Teil an längeren Stielen, bereichert sind.
Die Kopf- und Fußplatte sind durch Kreuze und der Deckel durch ge-
schmiedete, keck aufgerichtete TierkSpfe mit langen Hörnern ausgezeichnet.
36 18. Jahrhundert.
Gitter. Nur klein ist die Zahl der Gitter, die ihren Formen nach als typische
Arbeiten des 13. Jahrhunderts anzusehen und den schönsten Türbeschlägen
als ebenbürtige Leistungen an die Seite gestellt werden können. Nur
Frankreich und England können sich des Besitzes solcher Werke
rühmen, und das hervorragendste englische Gitter, das an Schönheit auch
von einem französischen kaum übertroflPen wird, wird noch wertvoller da-
durch, daß es das einzige erhaltene Schmiedewerk jener Zeiten überhaupt
ist, dessen Meister bekannt ist, und über das sogar eine Urkunde aussagt,
für welchen Preis es hergestellt wurde.
Dieses köstliche Gitter (Fig. 30, S. 37), das man im 19. Jahrhundert
bereits einmal als „altes Eisen" verkaufen wollte, befindet sich in der
Westminsterabtei zu London über dem Grabmal der Eleanor von Kastilien,
und der Schöpfer dieses Kunstwerkes war Thomas de Leghtone, das
heißt wohl unzweifelhaft der Schmied Thomas von Leighton-Buzeard^ wo
noch ein dem Gitter durchaus verwandter Türbeschlag (s. S. 27) erhalten
ist. Im Jahre 1294 war es vollendet und nach heutigem Gelde wurden
etwa 4000 Mark dafür bezahlt. Das, Gitter schwebt leicht vorgeneigt
zwischen zwei Pfeilern über dem Steinsarkophage; bis auf den Boden
reichende Eisenstützen sind nicht vorhanden. Man hat aber die Ver-
mutung ausgesprochen, daß für die große bezahlte Summe auch vielleicht
der jetzt freie Raum bis zum Boden mit einem Gitter geschmückt ge-
wesen sei. Es besteht aus elf rechteckigen, senkrecht aneinanderstoßen-
den Feldern, die, jedes von dem anderen abweichend, an einem Mittel-
schaft mit aufsteigenden Schneckenranken oder ähnlich angeordneten
Blattbündeln geftOlt sind. Das Schmiedewerk jedes Feldes gleicht also
etwa einem reich ausgestalteten Beschlagbande. Oben und unten verbinden
schlichte Schienen die Teile. Die senkrechten Mittel- und Trennungsschienen
sind zu Dreizackspitzen ausgeschmiedet, die zusammen den bekrönenden
Abschluß bilden. Man nimmt an, daß diese Domfortsätze von vornherein
bestimmt waren, Lichter zu tragen, und eine Reihe jüngerer, zweifellos
für diesen Zweck gefertigter Gitterleuchter (Herse) scheinen dieses zu be-
stätigen. Der Reiz der Linienführung wird auch bei diesem wundervollen
Werke gesteigert durch die in allen Teilen durchgeführte kräftige Mo-
dellierung.
Ein zweites, etwa gleichzeitig mit jenem geschaffenes Gitter soll sich
in derselben Äbteikirche am Grabmal König Heinrichs IIL befunden haben;
als sein Verfertiger wird Henry of Lewes genannt. Weitere Gitter,
die sich in den Hauptformen dem am Eleanorgrabmal anschließen, die
aber die modellierende Behandlung vermissen lassen, sind in Malpas und
Icklingivorth erhalten. Andere unter dem Einflüsse des Eleanorgitters
entstandene Beispiele finden sich noch in Tinswell, Ärborfield, Santon,
Filby und anderen Orten.
Gitter, Frankreicli. 37
Die Mehrzahl der franzSsischenEisengitter der Zeit bis zum 13. Jahr-
hundert wurde bereits kurz besprochen, es erübrigt nur noch, einige in
der Art der AusfQhniDg den Notre- Dame-Beschlägen nahestehenden Ar-
beiten den etwa gleichzeitigen englischen Meisterleistungen gegentlberzu-
Fig. BO. Gitter in der Westin in steribtel in Loodon. S. 3«.
stellen. Wie schon angedeutet ist, unterscheiden sich diese in der Kathe-
drale von St. Denis und in Braine bei Soisson erhalt«nen Gitter von den
früher besprochenen (französischen) nicht nur durch ihren ungleich voll-
kommeneren Entwurf, sondern vor allem wieder durch die ModelUerung
38 13. Jahrhundert.
aller Teile. Das reichste dieser nur zum Teil erhaltenen Gitter befindet
sich in St, Denis^ es ist dem Eleanorgitter so nahe verwandt, daß man
eine direkte Beziehung zwischen beiden annehmen muß.
Mit größter Wahrscheinlichkeit darf man annehmen, daß Thomas
de Leghtone in Frankreich war und die Erfindung auch des englischen
Gitters auf das französische Werk zurückgeht; der von englischer Seite
(Gardner) gemachte schwache Versuch, das Abhängigkeitsverhältnis um-
zukehren, weil man allein für das englische Werk den Zeitpunkt der
Entstehung kennt, dürfte wenig Beifall finden.
Ebenso wie bei dem Eleanorgitter wachsen auch bei demjenigen in
St Denis aus senkrechten Schienen die Ranken heraus und füllen ein
rechteckiges Feld, an das ohne Unterbrechung andere gereiht sind. Hinter
den Rankenmustern angebrachte Stäbe sind allein dazu bestimmt, dem
Ganzen eine größere Festigkeit zu verleihen.
Nur wenig diesem an Reichtum nachstehend ist ein zweites in St. Denis
verwahrtes Gitter. Von jenem unterscheidet es sich in der Konstruktion
besonders dadurch, daß die Ranken nicht in Verbindung mit geraden
Schienen gebracht sind; allein kräftige Bunde halten die in einen recht-
eckigen Raum komponierten Teile zusammen. Die Ranken und Blätter
sind ferner nicht der unendlich sorgsamen Detailbehandlung unterworfen ;
einen reizvollen Wechsel von Licht und Schatten hat man bei den Ranken
durch ein herzförmiges, mit der Spitze nach vorn gekehrtes Profil erreicht.
Das am wenigsten prunkvolle Gitter dieser Gruppe ist das in St. Ived
in Brainc, Im Aufbau nimmt es eine Mittelstellung zwischen den ge-
nannten ein ; die Ranken wachsen nicht aus senkrechten Schienen heraus,
aber sie sind durch solche in senkrechte Felder geschieden und durch
Bunde daran befestigt. Auch sind im Gegensatz zu den vorherbesprochenen
Gittern bei diesem die Ranken über die Breitseite und nicht über die
hohe Kante gebogen, also in der Art, die auch bei den einfacheren Grund-
mustergittern jener Zeit zumeist angewendet wurde.
Daß im 13. Jahrhundert auch Eisengitter für die großen Fenster-
rosen der Kirchen (Dijon, Paris etc.) ausgeführt wurden, sei wenigstens
erwähnt.
Geräte. Bei den bisher betrachteten Eisenarbeiten war in bald größerem, bald
geringerem Maße die schutzverleihende Festigkeit für die Verwendung
des an sich wenig kostbaren Metalles ausschlaggebend gewesen, eine
kleine Gruppe französischer Werke läßt aber erkennen, daß man im
13. Jahrhundert das geschmiedete Eisen auch bereits aus überwiegend
künstlerischen Gründen anderen Stoffen vorzog. Als Beispiele dafür ist
zuerst ein in Noyon erhaltener Ständer für die Osterkerze anzuführen (Fig. 31,
S. 39); ein köstliches Dokument für die gewaltige Kunsthöhe der Zeit.
Geiste, Frankreich.
Dieser .^oße Standleuchter,
. der sich im Hospital jener Stadt
befindet, gleicht in seiner Arbeit ^j
dem Notre-Dame-Beschlage und pH
dem reichsten Gitter in St. Denis. ^^
Er ruht auf drei aus Stabbtludeln
gebildeten Füßen, die untereinan-
der durch überleitende Blattvolu-
ten verbunden und durch Blätter
und Fröchte, die aus den einzelnen
Stäben herauswachsen, bereichert
sind. Auch der Schaft ist aus
einem lockeren Stabbündel ge-
bildet, kräftige Bunde gliedern
ihn. An den Knotenpunkten sprießt
Blattwerk hervor und Getier be-
lebt die einzelnen Stäbe. Ein
BiDtenbfischel bildet um den Dom
für die Kerze den reichen Ab-
schluS. .
Von einem formverwandten,
auch hervorragend schönen ge-
schmiedeten Kaminbocke des
13. Jahrhunderts, der sich ehe-
mals in Vezelay befunden haben
soll , gibt Yiollet-le-Duc in
seinem Dict. du mobilier S. 139
eine Abbildung. .^rJKd^^
Ein sehr viel einfacheres,
durch die Kraft seiner Formen
immer noch hervorragendes fran-
zösisches Schmiedewerk dieser
Art und Zeit ist ein Lesepult in
der Kirche St. Martin in Brives.
Auch dieses ruht auf drei ge-
bogenen Fußen, auf denen phan-
tastische Bestien lagern. Der
Bdndelschaft ist, mit Ausnahme
des mittleren, reicher gestalteten,
durch schlichte Knäufe gegliedert.
Die obere Bekrönung bilden vier „ "■*■ '^-
, , , . ,. , rn- , ^ Osterkerzenl«ncliter ig Novon, HospiUl.
langhalsige, dicke Tierköpfe. s. ss.
40 13. Jahrhundert.
Eine Reihe durch besondere Kunstformen nicht ausgezeichneter eiserner
Stehpulte und Klappstühle mit Ledersitz sind außerdem aus dem 13. Jahr-
hundert erhalten, darauf sei nur hingewiesen.
Nur eine das französische Kunstschaffen jener Zeit glänzend belegende
Gruppe von Eisenarbeiten bedarf noch einer kurzen Betrachtung, die
Hostieneisen, die keine Zeit und kein Land später in ähnlicher Schön-
heit hervorgebracht hat. Diese Hostieneisen haben bekanntlich die Form
von Zangen mit großen rechteckigen oder runden ebenen, gegeneinander
schließenden Backen, in deren vertiefte Darstellung der dazwischen ge-
brachte Teig gepreßt und von den erhitzten Eisen gebacken wird.
In die eine, selten in beide Backenflächen dieser, einen Plattendurch-
messer von etwa 25 Zentimeter erreichenden Geräte wurden bisweilen
Szenen mit zahlreichen Figuren in vertieftem (negativ) Relief eingegraben,
in gleicher Weise wie es heute noch bei Petschaften, Münzstempeln und
ähnlichen Gegenständen geschieht. Diese ohne Erwärmung des Metalles
ausgeführte Arbeit wird als „Schneiden* oder „Metallschnitt* bezeichnet
und geschieht mit Hilfe von Grabsticheln und kleinen, Punzen genannten
Meißeln verschiedenster Form. Bei den großen, früher betrachteten Eisen-
werken wird von dieser Technik nur ausnahmsweise Gebrauch gemacht
sein, im allgemeinen suchte der Schmied offenbar seinen Stolz darin, alle
die kleinen und feinen Formen durch Hämmern am erhitzten Eisen her-
vorzubringen, sofern er sich nicht, wie bei den meisten durch Modellierung
bereicherten Werken, der Gesenke* bediente.
Diese, sicher schon seit dem 9. Jahrhundert zur Herstellung der
Hostien gebrauchten Eisengeräte sind in größerer Anzahl aus dem 13. Jahr-
hundert erhalten. In der Regel freilich ist die nur auf einer der Backen
eingeschnittene Zeichnung einfach, man beschränkte sich auf das Mono-
gramm Christi oder eine heraldische Lilie. Unter den figürlichen Szenen
wird die Kreuzigungsdarstellung bevorzugt, daneben kommen vor Dar-
stellungen der Auferstehung, Christus als Majestas Domini, die Geburts-
darstellung, selten die Kreuztragung Christi u. a. m.
Die schönste erhaltene Arbeit dieser Art besitzt wohl das Cluny-
Museum in Paris, Beide Backenflächen weisen zahlreiche Figuren auf.
In der Mitte ist beiderseits Christus dargestellt; in den Feldern ringsum
sind in einem Falle die zwölf Apostel, im anderen sechs Szenen aus dem
Leben Christi eingeschnitten.
Baubeschlagteile, Italien. 41
Vierzehntes und fiin&elmtes Jalirlinndert.
Die Schmiedeisenarbeiten aus der Zeit des 14. bis zum Beginn des
16. Jahrhunderts bilden ihrem Formcharakter nach eine Gruppe, die zweck-
mäßig ungeteilt zu betrachten ist.
In den Ländern nordwärts der Alpen ist das 14. Jahrhundert für
die Schmiedekunst eine Zeit des Stillstandes oder gar des Bückschreitens
und Arbeiten aus dieser Zeit sind seltener. Zwar üben die Schmiede
emsig ihr Handwerk weiter, doch hervorragende Leistungen sind nur in
geringer Zahl zu verzeichnen, erst das folgende Jahrhundert bringt einen
erneuten Aufschwung. Die Arbeitsweise der Schmiede änderte sich.
Wenn auch weiter ebenso wie vorher die grobe Formung der Eisenteile
in erhitztem Zustande vorgenommen wurde, so wurde doch die Gestalt
der Eisenformen in der Begel jetzt mit Meißeln und Feilen am kalten
Metalle hervorgebracht. Die Technik folgte dem nach eleganter Zierlich-
keit und Leichtigkeit strebenden Geschmacke; dasselbe gilt ja von der
gesamten Kunst jener Zeit, nicht zum wenigsten von der Architektur. Eine
stärkere Beeinflussung der Schmiedekunst vom Süden, die von verschie-
denen Seiten für diese Zeit angenommen ist, läßt sich kaum nachweisen ;
gewisse Verwandtschaftlichkeit in den Formen der nordeuropäischen und
italienischen Schmiede dürften auf gleiche Quellen — die Architektur — ,
aber selten auf direkte Abhängigkeit zurückzuführen sein. Die Arbeits-
gebiete der Schmiede blieben in den genannten Ländern im wesentlichen
dieselben vne in den Jahrhunderten vorher, in erster Linie waren weiter
ihre Hauptaufgaben die Gitter und die Beschläge der Türen und Möbel.
Konnte aber bei Betrachtung der früheren Jahrhunderte von einer
italienischen Schmiedekunst kaum gesprochen werden, so ändert sich das
mit dem 14. Jahrhundert völlig, Italien tritt mit seinen eigenartigen
Leistungen aus jener Zeit in den Vordergrund des Interesses. Ein der
deutschen und französischen Schmiedeisenkunst an Umfang und künst-
lerischer Kraft völlig gleichwertiges Schaflfen blieb zwar dem Süden über-
haupt versagt, aber eine Reihe von Werken wird immer zu den eigen-
artigsten und schönsten dieses Kunstzweiges gerechnet werden müssen.
In Toskana und Oberitalien, den Landschaften, in denen die neuere
italienische Kunst zu ihrer Höhe heranreifte, sind auch die meisten und
besten Schmiedewerke entstanden. Beziehungen zu den nördlichen Län-
dern, besonders wie schon früher erwähnt wurde, zu Frankreich, sind
ebenso wie auf anderen Gebieten der Kunst nicht ohne Einfluß auf
Technik und Formgebung geblieben, allein andere Natur- und Kultur-
verhältnisse haben die Schmiede ItaUens doch zumeist in der Zweck-
42 14. und 15. Jahrhundert.
bestimmung und im Formcharakter andere Wege gefuhrt, wie sie die
Eisenkünstler der nördlichen Länder eingeschlagen hatten.
Zur Verherrlichung der Gotteshäuser entstanden im Norden fast
allein hervorragende Schmiedewerke, aadei's in Italien; zu der fröhlichen
Farbenpracht der mit Marmor inkrustierten Kirchen würde hier die ernste
Art des Schmiedeisens vielleicht weniger gestimmt haben. Die Schniiede-
kunst Italiens entwickelt sich Hand in Hand mit dem EmporblUhen der
politischen Macht und der zunehmenden Wohlhabenheit, die sich äußerte
im Errichten trutzig-monumentaler Palastbauten, mit denen zugleich sich
das nach neuen künstlerischen Ausdruckmitteln ringende Bedürfnis ein-
stellte, das die Schmiede für einige Jahrhunderte in erster Linie be-
schäftigen sollte.
Bau- Noch heute begegnet man auf Schritt und Tritt besonders in den
"uut^ toskanischen Städten an den alten festungsartigen Wohnbauten der Nobili
und an den mächtigen turmbewehrten munizipalen Residenzen ReLhea
eiserner Fassadenzieraie , Ober deren praktische Bedeutung man in der
Regel durch die fortbestehende Verwendung bald aufgeklärt wird.
Baubeacblogtflile, Italien. ' 43
Id greifbarer Höhe rom Boden bemerkt man zunächst wenig vor-
tretende aufgebogene Eisen, die unten einen beweglichen Ring tragen;
ihre Bestimmung war und ist es bis heute geblieben, die Zug- und Reittiere
daran zu befestigen. In einfachsten, aber fast stetig wechselnden Formen
finden sie sich bereits in großer Zahl an den Palastbauten des 13. Jahr-
hunderts. Die obere freie Endigung ist meist mit wenigen kräftigen
Hamm erschlagen und Mieißelhieben zu einem phantastischen Kopfe ge-
staltet und einfachste, mit Meißeln oder kräftigen Punzen eingehauene
Musterung ziert ihre Flächen. Doch
schon bald wurde die Ausschmückung
sorgfaltiger durchgeführt , die Haken-
kSpfe wurden reicher gestaltet und
lebendiger wurde der Schmuck des
Halses. Es entstanden Bitdungen, wie
sie den Beschauer in Florenz am Pa-
lazzo Vecchio und am Bai^ello (beide
aus dem 13. Jahrhundert) erfreuen.
Andere Kisenhaken ragen in den oberen
Stockwerken neben den Fenstern heraus;
sie sind meist leichter gestaltet, treten
weiter vor wie die Sockelhaken und
tragen am vorderen Ende einen Ring
an lai^em Stiele. Wenn auch ihre
eigentliche Bestimmung nicht unzwei-
deutig feststeht, so darf man doch an-
nehmen, daß sie hauptsächlich dazu
dienen sollten, bei festlichen Gelegen-
heiten auf durchgezf^enen Stangen
Teppiche zu tri^en, oder in anderen
Fällen auch Tücher zum Schutz gegen
die sengenden Strahlen der sDdlichen
Sonne.
Neben diesen Hakenbildungen ge-
hören zur Eisenausstattung der Palast-
fassaden schon früh die Fahnen- und
Fackelbalter und die PechkranzkSrbe ;
einige Beispiele aus dem 14. Jahrhundert
sind erhalten. Angeblich hatten -nur ire- Fig m. Laterne »mPHi. stroMi
wisse angesehene Familien ursprfingbcb
das Recht, ihre Gebäude von außen durch Fackeln und Feuerkörbe, die zu-
gleich auftreten, zu beleuchten, anderen weniger angesehenen scheint . . .
die Beleuchtung der Zinnen des Gebäudes gestattet gewesen zu sein ..."
44 14- >ii«l 13' Jahrhundert.
(Steche, Ueber Kleinwerke italienischer Schmiedekunst, Kunst und Ge-
werbe (Schorn) 1881 S. 68). Die einfachsten, aus Oese und darüber an-
gebrachtem Ringe gebildeten Fackelhalter wurden im 15. Jahrhundert
mehr und mehr bereichert und an die Stelle der schlichten Pechkranz-
körbe traten mehrfach aufs kunstvollste gestaltete Laternen. Köstlich ist
die Reihe der zwölf zugleich die Fferdehaken ersetzenden Fackelhalter von
mehr als l'/> Meter Höhe am Palazzo del Podesta in ^o^o^nn (1485 bis
1500). Doch der Höbepunkt des Könnens
der italienischen Schmiede war daran noch
nicht erreicht. Die Schöpfung des Florentiner
Meisters Niccolo Grosso, genannt Ca-
parra, bilden den Mittelpunkt im gesamten
italienischen Kunstschaffen dieser Art; von
seiner Hand entstanden die Eisenkunstwerke
am Palazzo Strozzi in Florenz, an die sich
die gleichartigen Arbeiten am Palazzo Gua-
dagni (Fig. 32 , S. 42) und am Palazzo
Riccardi anlehnen.
Der Palazzo Strozzi ist an seinen drei
freiliegenden Seiten am Sockel mit Reihen
kraftvoll einfacher Fackelhalter besetzt. Nur
fUr die vier Ecken des Palastes sind Ge-
bilde gleicher Bestimmung von Caparra
geschaffen, die alle früheren Werke dieser
Art an Erfind ungsreichtum und technischer
Meisterschaft unendlich übertreffen (Fig. 33,
S. 42). Ein aufragender geflügelter Dracben-
leib mit weiblichem Kopf ruht auf einer
reichgegliederten Konsole, Über die hinten
der kräftige Ring gelagert ist. Als Höhe
dieser Prachtstücke werden 88 Zentimeter,
als Ringdurchmesser 41 Zentimeter ange-
geben. An Schönheit wetteifern mit diesen Fackelhaltem Caparras
Laternen an demselben Palaste (Fig. 34, S. 43); nicht im heutigen Sinne
ind es Laternen, durch einen gerade aufstrebenden Mitteldom und
nen Kranz schlanker, kühn auswärtsgebogener Bekrönungszacken sind
e als Pechkranzkörbe gekennzeichnet. Als Trageglied ist wiederum die
Konsole verwendet; vom auf ballusterartigem Zwischengliede erhebt sich
in Form eines sechsseitigen Rundtempelchens der Laternenkörper mit
seiner Zackenkrone und den Mondsicheln des Strozziwappens.
Man hat von diesen Arbeiten Caparras gesagt, sie entsprächen der
Schmiedetechnik nicht sonderlich, Semper sagt, es seien »nicht mehr
Gitter, Italien. 45
^anz schmiedeeiseme Zierden*', Steche sagt (a. a. 0.) von der Laterne,
daß sie «in ihrem oberen Teile als Nachbildung einer vollständigen
Architektur im kleinen nichts mehr mit der Schmiedetechnik zu schaffen
hat, sondern dem Gußstil angehört **. Solche engherzig befangenen, theo-
retischen Grübeleien entsprungenen Urteile, die sich leicht vermehren
ließen , wird heute niemand mehr teilen ; was sich in einem bestimmten
Materiale ausführen läßt, kann unmöglich seiner Eigenart zuwider, wohl
aber unzweckmäßig oder häßlich sein. Voll und ganz und ohne jede
Einschränkung schätzen wir diese Leistungen eines der größten Schmiede-
künstler. Und dieser Meister war sich seines Könnens ganz bewußt, das
bezeugt der italienische Künstlerbiograph Vasari, der durch mancherlei
Angaben die Persönlichkeit dieses seltsamen Mannes kennzeichnet.
Caparras Schmiedeisenwerke am Strozzipalaste sind die typischen
Repräsentanten der gleichartigen, ums Jahr 1500 in Florenz entstandenen
Arbeiten, wie sie sich außer an den angeführten Palästen beispielsweise
noch finden am Palazzo Gondi, am Palazzo Roselli del Turco (Fig. 35,
S. 44) u. a. m. Solchen Werken gegenüber sind die gleichzeitigen im
Norden vorkommenden, nicht selten vortrefflichen Hausanker doch nur
von geringer Bedeutung.
Die Gitterschmiedekunst Italiens gewinnt erhöhtes Interesse auch noch bitter.
dadurch, daß uns bei einer Reihe noch im 14. Jahrhundert entstandener
und zum Teil erhaltener Werke die Namen der Meister und die Zeit der
Herstellung tiberliefert ist.
Die Kunstform der Gitter wird im 14. und 15. Jahrhundert von einem
Typ beherrscht, dessen einfaches Schema die Meister doch stets neu und
eigenartig auszugestalten wußten und dessen Leitmotiv, wohl sicherlich
im Anschluß an die älteren französischen Vorbüder (s. S. 20), der Vier-
paß ist.
Die älteste italienische Form dieser Gitterart ist in der Abbildung
auf Seite 46 wiedergegeben; das vermutlich ehemals vergoldete Gitter
befindet sich in der Markuskirche in Venedig und dürfte ums Jahr 1300
entstanden sein. Diesem verwandt ist ein Gitter in Santo Stefano in
Venedig und das Gitter am Grabmal der Skaliger in Verona^ das von
Bovinio di Campilione 1380 ausgeführt wurde (Fig. 37, S. 47).
Gemeinsam diesen Gittern ist die ungegliederte Aneinanderfügung
der zu einem Stück verschweißten Vierpässe, in denen höchstens, wie bei
dem Gitter der Skaligergräber , das Füllmotiv — in diesem Falle das
Wappenzeichen der Skaliger, die Leiter — mit kräftigen Nieten befestigt
ist. Die Umrahmung ist äußerst einfach und den oberen Abschluß bildet
eine Zackenreihe.
Neben diesen Gitterwerken einfacher Art entstehen schon im 14. Jahr-
46 14. und 15. Jahrhundert
hundert in manchen Einzelheiten bereicherte. Man begann die Pässe einzeln
oder in Gruppen durch Stäbe zu trennen, die durch Vernieten ungleich
breiter Eisen profiliert erscheinen und die mit Zahnschnittkanten, gewun-
denen Bändern, Rosetten oder Knöpfen weiter ausgeschmückt wurden. Für
die Schönheit der Wirkung bestimmend wurde insbesondere ein hiDZu-
gefngter breiter, zumeist aus Blech ausgehauener, reich omameatierter
oberer Fries. Diese Gliederung wurde im großen und ganzen auch im
15. Jahrhundert beibehalten ; daß auch die Paßglieder oft bei den jOngeren
Arbeiten reicher ausgestaltet wurden, möge nicht unerwähnt bleiben.
Fig. W. ßitter, VensiliB. San Murco. S. 4E.
Werke der gekennzeichneten Art aus dem 14. Jahrhundert sind
z.';B. dos im Dome zu Oriieto befindliche mit der Inschrift: ,Conte
Lelli de Senis me fecit, Ann. 1387", dann das ebenfalls bezeichnete,
von Giovanni Cristoro im Jahre 1348 vollendete Gitter im Dome zu
Prato, das Gitter vom Jahre 1371 in Santa Croce in Florenz (Fig. 38, S. 48),
das noch besondere ausgezeichnet ist durch die in reichster, fensterartiger
Maßwerkteilung ausgeführte Tür (Fig. 39, S. 49). Wohl um die Wende
vom 14. zum 15. Jahrhundert dürfte das Gitter in Santa Trinita in Florette
(Fig. 40, S. 50^ und das Gitter an der äußeren Kapelle des Palazzo Publico
in Siena (Fig. 41, S. 51) entstanden sein.
lieber Sieneser Meister und ihre Gitterarbeiteu geben weiter urkund-
liche Notizen Auskunft. Bertino di Piero aus Ronen fertigte in den
Jahren 1384, 1387 und 1388 mehrere Gitterstücke für den Dom. Andrea
d i Sano lieferte 1392 für den Dom ein kleines Gitter (graticola) und 1402
wird angegeben, daß Jacomo di Giovanni ein Gitterwerk för die Kanzel
Gitter, ItAÜes.
dieses Oottesli&uses lieferte. Die Critterarbeiten für die Kapelle des Palazzo
E*nblico in Siena wurden 1436 von Niccolo di Paolo begonnen und
Fig. ST. Qicter aa den Skaligergräbsm in Verona. B. iB.
Dach seinem Tode von Oiacomo di Vita und dessen Sobne Giovanni
di Vita im Jahre 1445 vollendet. Ebenfalls dem 15. Jahrhundert gehört
das schöne Gitter im Palazzo dei Diavoli in Siena an.
48 14. und 15. Jahrhundert.
Zahlreich Snden sich auch seit dem 14. Jahrhundert an den italieDi-
schen Palästen zumeist einfache, aus gekreuzten Stäben gebildete Fenster-
gitter.
Ueberaus kunstreich gestaltet sind vielfach die auch nicht seltenen
schmiedeisemen Oberlichtgitter.
Mit den Gitterwerken des 14. Jahrhunderts in Italien können sich
Fig- S8- tiltler in Santa l'roce In Florenz. S. ifl.
nur wenige gleichzeitige in Deutschland, Frankreich und England er-
haltene messen, im 15. Jahrhundert wird abev die Ueberlegenheit des
Südens bereits wieder ausgeglichen. Immerbin sind auch die Leistungen
der Gitterschmiede des 14. Jahrhunderts in den nördlichen Ländern be-
deutsam genug, um neben den jüngeren Werken etwas näher betrachtet
zu werden.
Am spärlichsten sind Gitter des 14. Jahrhunderts in Deutschland
Gitter, Deutechl&nd. 49
erhalten. Ein wahrscheinlich dem Anfange dieses Säkulums angehöriges
sehr merkwürdiges Werk befindet sich in der Marienkirche in Wismar
und umgibt den Bronzetaufkessel.
Auf einem von Klauenftlfien getragenen Ringe sind senkrechte Stäbe
angeordnet, die ebenso wie der obere Abschlußring mit tauartig gewun-
denem und durch Knoten gegliedertem Eisenwerk umflochten sind. Das
Flg. 9B. Gitter in Santa Croce in Florenz, S. la.
Plecht- und Knotenmotiv ist in der alten Schmiedekunst häu6ger, z. B.
auch bei Türringen verwendet; in dem Umfange und mit ähnlichem Ge-
schick wie bei dem Gitter in Wismar kommt es nicht mehr vor, und
man wundert sich nicht, daß auch bei diesem Werke der Sage nach der
Teufel dem Schmiede seine Hilfe gewährt hat.
Obschon anzunehmen ist, daß auch in anderen großen Kirchen, die im
U. Jahrhundert besonders im Norden Deutschlands entstanden, Eisengitter
Liier, Unedle Hetalle. 4
50 14. und Id. Jahrhundert.
nicht völlig fehlten, erhalten geblieben ist von bemerkenswerten Arbeiten
dieser Zeit nur ein schönes Abschlußgitter in der Ereuzhapelle auf SchJoji
Karlstein bei Prag, das um die Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut wurde.
Dieses Gitter ist in seinem unteren Hauptteile aus schlichten, schräg ge-
kreuzten Stäben gebildet, die oben durch einen breiten, wenig verzierten
AbschluBstreifen zusammengehalten werden. Von höherer künstlerischer
Bedeutung ist der schöne Aufsatz darüber; auf kurzen Stäben erhebt sich
ein großer Spitzbogen, dessen FuBpunkte mit den Seitenwänden durch
wagrechte Schienen verbunden sind. Dieses Eisengerippe ist dann mit
Fig. 40. Gitter in Santa Trlnita in Florenz. S. 4S.
einer höchst geschmackvollen, aus unten offenen Maßwerkgliedem ge-
bildeten Behangborte ausgestattet.
Aehnliche Schmuckmotive, wie sie dieses Gitter aufweist, finden sich
auch bei den meisten deutschen Gittern des 15. Jahrhunderts, besonders
bei den zahlreichen größeren Gittern in den Kirchen Westdeutschlands.
In Mittel- und Norddeutscbl&nd sind überhaupt bemerkenswerte Eisen-
gitter auch im 15. Jahrhundert kaum erhalten, freilich das vielleicht
großartigste Werk der deutschen Schmied eis enkunst jener Zeit be wundem
wir im Dome zu Magdeburg, aber es steht vereinzelt im Lande (Ab-
bildung in: E. Flottwell, Mittelalterliche Bau- und Eunstdenkmaler in
Magdeburg. Magdeburg 1891). Aufs reichste entfaltete sich auch die
Gitter, Deutschland. 5X
Oitterschmiedekunst in diesem Jahrhunderte im stldöstlicben Deutschland,
es entstanden dort zahlreiche, zumeist zwar kleinere Werke, besonders
Gitter für Sakramentshäuschen , die den köstlichen Beschlagarbeiten, von
denen noch zu sprechen ist, würdig zur Seite stehen.
Das hervorragendste deutsche Eisengitter, das im Jahre 1498 als
Abschluß für die Bischof-Ernst'Kapelle im Magdeburger Dome vollendet
52 14* ^u^cl 15. Jahrhundert.
wurde, möge zuerst etwas näher betrachtet werden. Das mächtige, etwa
15 m breite und 6 m hohe Gitter zeugt in allen Teilen von einer Er-
findungsfreudigkeit und einer Sorgsamkeit und Solidität der Arbeit, die
schwerlich zu überbieten sind. Der Zusammenbau der Teile ist ähn-
lich, wie etwa der Tischler ein solches Werk aus Holz konstruiert
haben würde. Neun durch Querriegel und ein kräftiges Hauptgesims
untereinander verbundene Pfosten bilden das Gerüst, die Umrahmung
der aus gekreuzten Stäben gebildeten GitterfUllungen. Das ganze Rahmen-
werk, dessen senkrechte Stäbe teils vom, teils auf der Rückseite durch
kräftige Dreikantschienen und gewimdene Dienste verstärkt wird, besteht
der Dicke nach aus drei Lagen, die durch wechselsweises Uebereinander-
greifen überaus feste Eckverbände ermöglichen. Die beiden äußeren
Lagen sind breiter als die mittlere, so daß Nuten entstehen, in die die
Gitterfüllungen eingelassen sind.
Aus übereinander gelegten Schichten sind auch die Maßwerkfriese auf
den wagrechten Schienen gebildet.
Das Gitter ist mit zwei großen doppelflügeligen Toren ausgestattet,
durch die noch je eine kleinere reicher ausgestaltete Pforte bequemeren
Eingang gestattet. Diese kleinen Türen sind durch ihren Spitzbogen-
abschluß und Maßwerkfüllungen besonders kenntlich gemacht. Die großen
Türen weichen nur in der Dekoration des Querriegels von den übrigen
Gitterfeldern ab.
Die vierkantigen Gitterstäbe sind stets auf einem Teil ihrer Länge
durchlocht, so daß andere sie durchqueren, mit dem folgenden Teile durch-
dringen sie die kreuzenden Stäbe. Als ein wirksames, häufig wieder-
kehrendes Ziermotiv sind noch die Ringe hervorzuheben, die in regel-
mäßiger Anordnung an Kreuzpunkten mit dem Stabwerk verbunden sind.
Manches erinnert an diesem Werke an das berühmte, künstlerisch
gewiß nicht höher stehende ältere Gitter in St. Croce in Florenz (S. 46)
und ähnliche Formen wird man auch bei englischen Gittern des 15. Jahr-
hunderts finden, aber auch hier ist die Benutzung gleichartiger, im Süden
wie im Norden in der Architektur zu findender Vorbilder wahrscheinlicher
wie eine direkte Abhängigkeit.
Die westdeutschen Gitter des 15. Jahrhunderts unterscheiden sich
von diesem Magdeburger Werke meist wesentlich, sie sind in allen Teilen
schlichter und lockerer behandelt, breite, reichornamentierte Friese kommen
nicht vor. Die zur Füllung oder Bekrönung vorherrschend verwendeten
einfachen Maßwerkformen sind aus flachen Schienen gebogen und durch
Bunde oder Nieten mit dem gewöhnlich aus senkrechten Stäben gebildeten
Gitterwerk verbunden.
Ein typisches Gitter der Art ist in Kempen am Niederrhein erhalten;
es wurde im Jahre 1463 von Meister Peter von Straelen gefertigt.
Gitter, Deutschland. 53
der gewiß auch ein verwandtes, in seinem Heimatsorte Straelen noch
Yorhandenes öitter ausgeführt hat.
Auch für den Dom in Köln wurden im 15. Jahrhundert verschiedene,
nicht unbedeutende Schmiedeisengitter hergestellt, über deren wichtigstes
nur noch eine Tuschzeichnung aus dem Jahre 1633 einigen Aufschluß
gibt. Es diente als Abschluß der Dreikönigskapelle und umgab auch
den dort aufgestellten Reliquienschrein. Eine Beschreibung der Abbildung
(von Schnütgen) besagt: „Einfaches, oben durch einen blauen Pries be-
säumtes Oitterwerk schließt vom die Kapelle ab, in welches der ähnlich
behandelte Gitterschrank so weit hineinragt, daß hinter ihm noch Raum
für den Altar bleibt. . . . Das tiefprofilierte, weit ausladende Gesims um-
gibt mit seinem zierlichen Hängefries auch die Seitenwände, und ver-
goldete, so streng wie reich stilisierte Armleuchter verzieren die Vorder-
seite, während zahlreiche Leuchteiieller die Firsten des Walmdaches
beleben und ein hoch hinaufragendes Gehege von Eisenstangen den oben
flatternden Kerzen Halt bietet. In seiner bunten Bemalung muß dieser
kunstvolle Apparat von prachtvoller Wirkung gewesen sein.** (Zeitschr.
für chrisÜ. Kunst 1896, S. 320.)
Erhalten ist im Kölner Dome noch ein aus dicht gekreuzten Stäben
gebildetes Gitter mit einer Bekrönung aus schlanken Fialen, die unten
durch nach oben offene Maßwerkbögen verbunden sind.
Ein ähnliches, etwas reicheres Gitter der Zeit um 1500 befindet sich
im Straffbiirger Münster vor dem Taufsteine. Auch hier bestehen die
Füllungen aus schräg gekreuzten Stäben. Die Ständer zeigen die Formen
sehr schlanker Strebepfeiler. Die Bekrönung besteht aus großen, oben
offenen, sich kreuzenden Halbkreisbögen, die mit Maßwerk und kurzen
Schnörkeln gefüllt sind. Die Eckständer wachsen oben in eine Blüte an
schlankem Stiele aus.
Ein eisernes Treppengitter in der Leonhardkirche in Frankfurt a. -M.,
die in Eisen ausgeführten Gitter und der unterbau einer Kanzel in Ober-
dkbach bei Bacharach a. Rhein, einige Gitter im Dome zu Konstanz am
Bodensee und schließlich ein höchst reizvolles, mit Leuchterarmen aus-
gestattetes Gitter in der Stadtkirche in Friedberg (Oberhessec) sind der-
selben Gruppe beizurechnen.
Künstlerisch bedeutsame Fenstergitter von Wohnhäusern sind aus
jener Zeit in Deutschland wenige erhalten, ein schönes Beispiel findet
sich in Metz. Es zeigt den Typus des rechtwinklig vortretenden Fenster-
korbes. Die Füllungen bestehen aus senkrechten, in Wellenlinien ge-
bogenen Stäben, die zusammen eine Art Rautenmuster bilden, das von
den Schmieden für gleiche Zwecke häufig benutzt wurde. Die Eckstäbe
des Gitters wachsen in Fialen aus und die Vorderseite ist von einem
geschweiften Maßwerkgiebel bekrönt.
54 14. und 15. Jahrhundert.
Im südlichen und südöstlichen Deutschland sind wenige größere
selbständige eiserne Gitterschranken aus dem 15. Jahrhundert erhalten.
Unter diesen verdient ein vermutlich um 1470 entstandenes Kapellen-
abschlußgitter in der St. Ulrichskirche in Augsburg besondere Beachtung
(Fig. 42, S. 55). Das Gitter ist in zwei rechteckigen Türflügeln zu öffnen.
Der Teil im Spitzbogen darüber ist unbeweglich. Die in je zwei Felder
senkrecht geteilten Flügel sind gleichmäßig mit einem Maßwerkmuster
gefüllt, in dem große Spitzovale den Ton angeben. Die Türfelder werden
oben im Bogen durch giebelartige Musterungen bekrönt.
Wie schon erwähnt wurde, sind die reizvollsten Gitterarbeiten jener
Zeit im deutschen Süden die weniger ausgedehnten Verschlüsse der Sakra-
mentshäuschen. Zierlichkeit der Formen und leichte Konstruktionen, bei
denen das Blech in weitestem Umfange dienstbar gemacht wurde, sind
allen diesen Gitterarbeiten gemein. Sakramentshäuschen in schlanker
Turmform, deren berühmtestes Beispiel von Adam Krafts Hand för die
Lorenzkirche in Nürnberg geschaffen wurde, gab es damals in mehr oder
minder reicher Form in allen Teilen Deutschlands, kunstreiche Eisengitter
schätzte aber daran eigentlich nur der deutsche Süden. Bei verhältnis-
mäßig geringem Wechsel der Formen verdienen diese Eisenarbeiten doch
höchste Bewunderung.
In der Regel sind es Gitter in hoher, oft spitzbogig überhöhter
Rechtecksform. Ein breiter, meist mit krausen aus Blech ausgehauenen
Blattranken belegter Fries umgibt die Gitter, und teilt sie bisweilen
auch in der Länge und Breite. Gekreuzte, flache oder vierkantige
Stäbe, aus verschiedenen Schichten gearbeitete Maßwerkmuster oder
auch aus Blech gehauene Gruppen krausen Blattwerks füllen die
Rahmen aus.
Zu den einfachen Beispielen sind noch die Tabernakelgitter in jE^-
Ungen und im Ulmer Münster zu rechnen. In Ulm sind die kleinen
Rautenfelder gleichmäßig mit Yierpässen, in Eßlingen mit verschiedenen
Maßwerkmustem gefüllt.
Unvergleichlich reiche Schmiedearbeiten wurden für die Sakraments-
häuschen in Tirol ausgeführt, leider sind die Hauptwerke nicht mehr in
ihrer ersten Gestalt und ^n ihrem ersten Aufstellungsplatze erhalten. Eins
der Hauptwerke besitzt jetzt das South- Kensington-Museum in dem
Tabernakelgitter, das aus Ottoburg in Tirol stammen soll. Dieses in Form
eines sechseckigen Rundbaues gestaltete, mit Strebepfeilern, Giebeln, Fialen,
reichsten MaßwerkfüUungen und erkerartigen Vorbauten ausgestattete
eiserne, jetzt dachlose, wenig über ein Meter hohe Häuschen bezeichnet
neben einem im Jahre 1655 zu einer Kanzel umgebauten, jedoch anschei-
nend in allen Teilen erhaltenen Tabernakel in Feldberg in Tirol wohl den
Höhepunkt der Verwendbarkeit des Eisens für ähnliche Zwecke. Die
Gitter. Deutschland. 55
zeichnerische Rekoostruktion dieses letzten ganz aus Eisenblech gefügten,
laut Insclirift im Jahre 1509 (oder 1520?) errichteten Werkes ergah, daß
es Ober einem Steinunterbau von einer mit sechs sehr tiefen Eanelluren
r, Angabarg, St. Ulrichakirche. S, 6
versehenen Eisensäule getragen wurde, die in ein breites, aus Blattrankea
gebildetes KapiUil endigte. Wie bei dem Eraftschen Werke in KUmherg
erhob sich dartlber in mehreren Geschossen der weitere turmartige Bau
und endigte auch wie jenes in einer Uhergebogenen Kreuzblume. Tu Holz
14. und 15. Jahrhundert.
geschnitzte Figuren stei-
gerten Qocb den Reich-
tum des luftigen, bemal-
ten und vergoldeten
Strebenwerkes. Die den
geheiligten ßaum um-
schließenden Gitter sind
hier am einfachsten
bebandelt, nur die TQr
ist fensterurtig mit
Haß werk verkleidet.
Ausfllhrliche Beschrei-
bung und Abbildungen
finden sich in: Mittei-
lungen der Zentralkom-
mission 1858 S. 16 ff.
Die Gitter am Ta-
bernakel der Kirche in
Heiligenblut sind als
weitere sehr bemerkens-
werte Leistungen an-
zuführen. Von anderen
trefflichen Arbeiten die-
ser Art seien noch er-
wähnt: die Tür am
Tabernakel der Bene-
fiziatenkirche in Vor-
demberg, im Dome in
Preßburg eine höchst
geschmackvolle Qitter-
tür (Fig. 43, S. 56),
die laut Inschrift von
Sigmund Fischer,
Schlosser zu Wien,
gefertigt wurde und
schließlich in der Hei-
hgen Geistkirche in
Küniggrätz an dem im
Jahre 1497 errichteten
Tabernakel.
Maßwerkformen be-
lakeitiir, Preßburg, Dom. s u stimmen aucb bei den
Gitter, England. 57
Gittern der übrigen europäischen Länder im 14. und 15. Jahrhundert
zu allermeist den Eindruck.
Den angeführten rheinischen Arbeiten sehr verwandt sind einige in
niederländischen Städten erhaltene Gitter, besonders gilt das von
einem in der Kathedrale in Herzogenbusch (Bois-le-Duc) befindlichen und
einem anderen in der Großen Kirche in Breda. Bei dem Bredaer Gitter
ist das Korbflechtmotiv höchst geschickt verwendet, das sich auch findet
bei dem auf Seite 82 abgebildeten schönen Sprechgitter im South-Kensing-
ton-Museum. Eiserne Flechtbänder halten etwas über der Mitte und oben
die außerdem durch Maßwerkbögen verbundenen Stäbe zusammen. Im
Formcharakter schließen sich diesen Werken noch vortreffliche, frei auf
dem Markte in Mecheln stehende, wohl zur Befestigung des Viehes be-
stimmte niedrige Gitter an, die erst im Jahre 1531 von Jean de Cuyper,
d. J., einem Schmiede in jener Stadt, gefertigt wurden.
Eine Reihe schöner in England aus dem 15. Jahrhundert erhaltener
Gitter läßt drei Haupttypen erkennen. Die erste Gruppe verwendet in
reichster Weise Maßwerk und Bauformen in der Art der süddeutschen
Tabemakelgitter. Die zweite Gruppe wird durch den Vierpaß in netz-
artiger Anordnung gekennzeichnet. Die dritte Gruppe endlich umfaßt
die aus schlichten senkrechten Vierkantstäben gebildeten Gitter mit einer
wenig verzierten oberen Querverbindung.
Wohl das reichste englische Gitterwerk dieser Zeit befindet sich jetzt
in der St. Georg-Kapelle in Windsor^ ehemals stand es vor dem Grab-
male Königs Eduard IV. in Windsor. Es tritt in Form eines halben
Sechsecks vor. Die Hauptständer sind in Form von Strebepfeilern ge-
gliedert und mit Fialen ausgestattet. Fensterartige Maßwerkmuster bilden
die Füllungen, das Mittelfeld ist oben durch einen Baldachin ausgezeich-
net, der in denselben Formen aufs reichste durchgebildet ist; die Ueber-
lieferung verbindet dieses Gitter mit Quinten Massys, dem Nieder-
länder Maler, dem noch andere Schmiedewerke zugeschrieben werden.
Daß das Gitter die Arbeit eines niederländischen Meisters ist, wird mit
Sicherheit angenommen.
Durch Reichtum der Erfindung weit weniger bedeutsam ist das Gitter
an der Kapelle Heinrichs V. in der Westminsterabtei , das von Roger
Johnson in London im Jahre 1428 gefertigt wurde (Fig. 44, S. 58). Das
Gitter füllt den flach spitzbogig überwölbten Eingang. Der rechteckige
Hauptteil des Gitters ist durch zwei die Tür begrenzende kräftige Schienen
senkrecht und einmal in der Mitte quer geteilt. Die ganze Fläche ist in
eng quadriertem Grunde mit Vierpaßmaßwerk gemustert , das unter der
mittleren und oberen Querschiene von einer Bogenreihe begrenzt wird.
Abweichendes Maßwerk mit Betonung senkrechter Linien weist der Bogen-
teil des Gitters auf. Die Reliefierung des Maßwerks ist wie bei ver-
58 14> und 15. Jahrhundeii.
wandten deutschen Arbeiten durch UebereinanderfUgen mehrerer Schichten
erzielt.
Noch ein Gitter dieser Art findet sich an einem Seiteneingange zum
Chor der Kathedale in Canterbury.
Fig. **. Gitter. Londop, Wentminaterabtei.
Die in Deutschland unbekannt gebliebenen Vierpaßgitter hat man in
England verschiedentlich ausgeführt und bei diesem Ziermotiv wird die
Annahme zutreffen, daß die zwiscben Frankreich und England bestehenden
Beziehungen nicht ohne Einwirkung waren. Die Yierpässe sind auch bei
Qitter, Frankreich. 59
den englischen Gittern bald in ein Netz sich kreuzender Stäbe eingelassen,
bald in unmittelbarer Berührung aneinander gereiht. Beispiele dieses
Typus sind oder waren vorhanden in den Kathedralen von Chichester
(jetzt im South-Eensington-Museum in London) und Salishury^ andere in
Wells^ Christchurch, Hants.
Die aus gereihten Yierkantstäben gebildeten öitter wurden besonders
als ümfriedigung von Grabmälem in den Kirchen verwendet.
Ein paar ebenso einfache wie schöne Beispiele schützen in der Kathe-
drale von Canterbury die Gräber des Schwarzen Prinzen und Heinrichs IV.
Man nimmt an, daß ein Meister beide fertigte, obschon die Grabmäler
nicht gleichzeitig entstanden. Die hohen durch sechs kräftigere Ständer
unterbrochenen Yierkantstäbe sind übereck gestellt. Den oberen Abschluß
bildet eine breite Schiene mit Zinnenrand. Die strebepfeilerartig ge-
gliederten Ständer überragen das Gitter und tragen in der Mitte einer
bekrönenden Erweiterung einen Kerzendom. Die ernst monumentale
Wirkung dieser Werke dürfte kaum zu übertreffen sein. Verwandte Bei-
spiele sind an der Kanzel in Ärundel^ als Kapellengitter in Ely^ als Grab-
gitter im S. Johns College in Cambridge und an anderen Orten erhalten.
Vortreffliche Eisengitter aus dem 14. und 15. Jahrhundert haben
auch in Frankreich in größerer Anzahl den Stürmen der Zeit getrotzt.
In weitgehendster Weise in Anlehnung an die Bauformen dieser Zeit
komponierte Maßwerkgitter, wie sie in Italien, Deutschland und England
mehr oder minder zahlreich anzufahren waren, sind in Frankreich sehr
selten; als Beispiel dieser Gruppe kann die wohl um 1500 entstandene
Sakristeitür in der Kathedrale von Bouen gelten. An erster Stelle stehen
hier die Stabgitter in verschiedenartiger Ausgestaltung.
Zu den schönsten Leistungen der französischen Schmiedekunst des
15. Jahrhunderts gehört ein Gitter in Puy-en'Velay. Sehr sparsam sind
bei diesem Maßwerk und andere Bauformen verwendet, nicht zur Ver-
dichtung des Gitterwerkes, sondern nur als gutes Hilfsmittel, um eine dem
Auge wohlgefällige Verbindung und Gruppenteilung der Stabreihen zu
erzielen. Die rhythmisch mit gewundenen Stäben wechselnden Vierkant-
stabe sind übereck gestellt, unten sind die Stäbe mit einem hohen vier-
kantigen normal gestellten Fuße versehen, oben tragen sie ähnliche acht-
eckige Verstärkungen, die durch eine Bogenreihe verbunden sind. Je
neun Stäbe überschneiden oben geschweifte Maßwerkspitzbögen, die kreuz-
blumenartig endigen und herauswachsen aus größer, kräftiger und reicher
als die übrigen Stäbe gestalteten Ständern. Nach oben offene flache
Bögen bekrönen das Gitter.
Eine Reihe ebenfalls dem 15. Jahrhundert angehöriger, sehr bedeutender
Stabgitter, an denen Maßwerkformen gar nicht vorkommen, schmücken
noch einige Kirchen in Toulouse.
60 14. und 15. Jahrhundert.
Bei den fast vier Meter hohen, aus dicht gestellten, durch drei Quer-
schienen verbundenen Vierkantstäbeu gefügten Gittern in der Kirche
St. Semin hat das ZierbedUrfnis in den Bekrönungen allein seinen Ausdruck
gefunden. Alle Stäbe endigen Über der oberen Querschiene in sehr natur-
ähnlichen Blättern und BiUten von wechelnden Formen, einzelne durch die
Form ihrer Bekrönung abweichende Stäbe überragen als belebende Elemente
die übrigen.
Die Stäbe eines verwandten, im Chor der Kathedrale in Toulouse
erhaltenen Qitters wachsen oben abwechselnd in schreckhaft geformte
Fig. U. Gitter in Lungeac. S, «o.
Torgebogene Tierköpfe und heraldische Lilien aus; die Stöbe sind bei
diesem Beispiele nicht übereck gestellt.
Yierpafigitter, von denen einige Beispiele in Frankreich, wie früher
ausgeführt wurde, mit gröBter Wahrscheinlichkeit dem 13, Jahrhundert
zuzurechnen sind, sind auch aus dem 14. und 15. Jahrhundert erhalten.
Das schönste Werk dieser Art, bei dessen Altersbestimmung die Ansichten
zwischen den beiden Jahrhunderten schwanken, befindet sich in der Kirche
in Langeac (Fig. 45, S. 60), Ohne trennende Stäbe sind die an den Kreuz-
punkten mit Rosetten besetzten, diagonal stehenden Yierpässe aneinander-
gereiht. Senkrechte Ständer, die oben unter einer Blatthnospe einen kleinen
Schild tragen, überragen das Gitter samt seiner über einem gewundenes
Querstabe angeordneten Zackenborte, die aus abwechselnd aufwärts und
Gitter, Frankreich. 61
abwärts gerichteten halben Ylerpässen gebildet ist und ähnlich wie die
Ständer in BlatthUschel auswachsen. In welchem Maße bei diesem Gitter
italienische EinäUsse mitgewirkt haben, durfte schwer zu entscheiden sein.
Da die Vorstufen in Frankreich nicht fehlen, hindert nichts, es als eine
selbständige französische Arbeit anzusehen.
Flg. 48. Fenstergitter aus Bourgea, B. «i.
Ein in seiner Art einzig dastehendes französisches Gitter, das wohl
mit Sicherheit dem 14. Jahrhundert zugeschrieben werden darf, befand
sich ehemals in S. Denis. Es besteht aus senkrechten, oben und unten
dorch Querschienen verbundenen Stäben, deren Zwischenräume gefUllt
sind mit Obereinander angeordneten gabelrutenförmigen Gliedern, die an
den Stäben scharf aufwärts geknickt sind und an der Spitze wie an den
62 14* und 15. Jahrhundert.
rund einwärts gebogenen Endigungen Viereckblätter tragen. In je drei
solcher Blätter wachsen auch die Stäbe oben aus.
Künstlerisch bedeutsame Fenstergitter, die in Deutschland und Eng--
land im 14. und 15. Jahrhundert nur selten ausgeführt wurden, müssen
in Frankreich auch an Wohnhäusern ein gern gesehenes Schmuck- und
Schutzmittel gewesen sein. Die den Fenstern korbartig vorgesetzten Gitter
scheinen ebenso wie in Italien den in die Laibung eingelassenen vor-
gezogen zu sein.
Neben einfachen aus gekreuzten Vierkantstäben gebildeten Fenster-
gittern kommen sehr reiche Beispiele vor.
Bei einem aus Bourges stammenden Beispiele (Fig. 46, S. 61), das
noch im 14. Jahrhundert entstanden sein dürfte, sind die Querstöbe durch
dichtgereihte herzförmige Gebilde verbunden. Alle Stäbe sind gewunden
und an den Kreuzpunkten mit Rosetten besetzt.
Ein besonders schönes Fenstergitter des 15. Jahrhunderts aus Troyes
ist senkrecht in der Mitte und durch zwei Schienen ungleichmäßig quer
geteilt, derart, daß die oberen Felder am kleinsten, die unteren am größten
sind. Diese Felder sind dicht gemustert mit paarig gegenübergestellten
8-Schnörkeln von wechselnder Größe. Rosetten zieren die Hauptkreuz-
punkte und zwei geschweifte Spitzbögen von halber Breite des Gitters
mit Krabben und Kreuzblume bilden die Bekrönung.
Neben solchen Fensterkörben dürften damals in Frankreich halbrunde
Oberlichtgitter, in Art der älteren italienischen, mit strahlig angeordneten
Füllgliedern nicht gefehlt haben.
Den südfranzösischen nahe verwandt sind eine Reihe von Gitter-
werken im nordöstlichen Spanien. Der Typus des Stabgitters mit spar-
sam eingeflochtenen Bauformen herrscht bei ihnen vor. In den Bekrö-
nungen werden, wie in Toulouse, großblätterige Blüten und Blattbüschel
gern verwendet.
Reich an schönen Gittern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, be-
sonders vor den Seitenkapellen, ist die Kathedrale in Barcelona (Fig. 47, S. 63).
Die Gitter sind gleichartig aus dicht gereihten runden Stäben gebildet, die
durch wenige kantige Querstäbe verbunden sind. Flügeltüren in den Mitten
der Gitter sind durch reichere Gestaltung hervorgehoben. Strebepfeiler-
artige oben in Fialen auswachsende Glieder bezeichnen die Seitenlinien und
meist auch die Mitten der Türen, die entsprechend durch einen oder zwei
geschweifte Spitzbogengiebel mit kräftiger Kreuzblume überspannt sind.
Verschiedenartig gestaltet sind bei den Gittern auch die gewiß nicht un-
absichtlich so überaus zackigen Blatt- und Blütenbüschel auf der oberen
Querschiene. Bei einigen der Gitter sind die Stäbe an den Querschienen
noch durch eine schmale Maßwerkborte verbunden.
Ein ausgezeichnetes Gitter desselben Typus verschließt den Eingang
F[g, 4T Qitter in Barcetonit. S. S
64 14- und 15. Jahrhundert.
einer Kapelle der Kirche San Pablo in Saragoza. Breite, wagrechie
Schienen mit aufliegendem Rankenomatnent verbinden hier die im obereo
Teile gewundenen Vierkantstäbe.
In der Kathedrale zu Pamplona befindet sich vor der Capilla Major
ein mächtiges, fast 10 m hohes Gitter derselben Art. Andere sind in den
Fig. «S. Fenatergitter in Ssluni&aca. S. tt.
Kathedralen von Palencia, Leon, Burgos und Toledo erhalten, wo sie
teils auch als Schranken vor Grabmälern errichtet sind.
Vierpaßgitter scheinen in Spanien fiir umfangreiche Abschlösse nicht
gefertigt zu sein, sie finden sich Überhaupt selten. Ein schönes Beispiel
ist in der Kathedrale von Barcelona die Gittertür an der Treppe zur
Kanzel, aber sie soll die Arbeit eines deutschen Meisters, des Michel
Locher und seines Gesellen Johann Frederich und im Jahre 1443 von
GitUr, Spanien. 65
diesen beiden ausgefOhrt sein. Bei der durcli einen reichen Spitzbo|;;en-
Wiraperg bekrönten TUr sind die zu einem Stück Tersch weißten Pässe
einzeln in die Rauten des aus schräg gekreuzten vierkantigen Stäben ge-
bildeten Gitterwerks eingepaßt. Die Stabkreuzungen sind mit Rosetten
besetzt.
Bemerkt sei noch, daß dem Steingeländer der Eanzeltreppe folgend
eine eiserne Zackenborte angebracht ist, die in der Art der Gitterbe-
krönungen in derselben Kathedrale, aus gereihten Bluten besteht.
Fig. IB. Kam in Bitter (!) aaa Spanien. i'nWi, Laum,
Die eisernen Fenstergitter, die anscheinend in Spanien auch bereits
in den vorhergehenden Jahrhunderten nicht selten waren, wurden seit dem
15. Jahrhundert mit besonderer Sorgfalt behandelt. Ein schönes Gitter
in ebener Korbform, das wohl gegen das Jahr 1500 in Gerona entstanden
sein dürfte, zeigt Tom und an den Schmalseiten ein dichtes, aus schlichten
durcheinander geschobenen Rundstäben gefügtes Netzwerk. Die BekrÖnung
bildet ein Maßwerkwimperg, ganz ähnlich dem an der KanzeltUr in Barce-
lona. Ein in Spanien neues, wohl von der Nachbarhalbinsel übernommenes
Motiv, sind die vier an den Ecken des Gitters vortretenden geflügelten
Drachen.
LBer, TTpedle Metalle. 5
66 l'^- und 15. Jahrhundert.
Mehrere vortreffliche, untereinander verschiedene Beispiele, die dem
beginnenden 16. Jahrhundert angehören, zieren die 1512 erbaute Casa
de las Cochas in Salamanca (Fig. 48, S. 64). In den Einzelformen gehen
sie noch völlig mit den Gittern des vorhergehenden Jahrhunderts zusammen.
Die ebene, rechteckige Vorderseite des einen an der Fassade des Palastes
angebrachten Gitters, ist aus abwechselnd schlichten, übereck gestellten
und gewundenen Vierkanteisen gebildet. Vier schlanke, ebenfalls vier-
kantige, oben fialenartig endigende Pfeiler gliedern das Gitter senkrecht
Drei paarweise durch ein Zierband verbundene Vierkantstäbe begrenzen
die Stäbe oben und unten und überspannen sie in der Mitte. Das Mittel-
band mit dem „Englischen Gruße '^ in durchbrochener Schrift tragt
zwischen den Pfeilern je einen Maßwerkspitzbogen mit breitblättrigen
Krabben und krauser Kreuzblume. Inmitten dieser Bögen sind Wappen-
schilde angeordnet, die überhaupt an spanischen Schmiedearbeiten der
Zeit selten fehlen.
Ein zweites Gitter an demselben Bauwerk weicht von jenem beson-
ders dadurch ab, daß die Vorderfläche nicht eine Ebene bildet. Die auch
abwechselnd schlicht vierkantigen und gewundenen Stäbe sind vielmehr
durch Querbänder verbunden, die in drei Halbrunden vortreten.
Zu den meistbewunderten Eisengittern spanischer Herkunft ist noch
ein im Louvre in Paris verwahrtes zu rechnen (Fig. 49, S. 65). Dieses
zumeist als Kamingitter angesprochene Kunstwerk ist der Seitenansicht
einer mit weiten Maßwerkfenstem durchbrochenen, mit Strebepfeilern,
Fialen, Rankenfriesen und dergleichen ausgestatteten Kathedrale des
15. Jahrhunderts nachgebildet. Die ganze Art der Arbeit erinnert an an-
geführte süddeutsche Beispiele, und die Möglichkeit eines Zusammen-
hanges ist nicht völlig abzuweisen.
Beschläge. Die reizvollsten Türbeschläge aus dem 14. und 15. Jahrhundert finden
sich zweifellos in Deutschland.
Sachsen macht seiner Ueberlieferung in dem wohl der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts angehörenden trefflichen Beschlagwerke am Triangel
des Domes in Erfurt (Fig. 50, S. 67) alle Ehre; es ist gewiß als die eigen-
artigste und schönste Leistung der Schmiedekunst dieser Zeit anzusehen.
Die durch einen reichen Mittelpfeiler geteilte Tür ist auf beiden Flügeln
völlig ungleich beschlagen. Den rechten Flügel bekleidet gleichmäßig
ein aus immer wiederholten Stab- und Blattformen gebildetes Grund-
muster im Anschluß an drei Querschienen, denen auf dem linken Flügel
drei in Blattranken auswachsende gegenübergestellt sind. Die Blätter,
besonders die der Ranken, weisen die bei den meisten Beschlägen des
14. Jahrhunderts ganz ähnlich wiederkehrende Gestalt auf, die in ein Vier-
eck einzuzeichnen ist und der Form der Weinblätter am nächsten kommt.
Beschläge, DeutachlanU. 67
Die in Erfurt auf einem Flügel noch beibehaltenen Spiralranken ver-
scbwindeo Übrigens im 14. Jahrhundert mehr und mehr und mit ihnen
die selbständigen, mit den Angelbändem nicht verbundenen Beschl^^ile.
Pig M, TflcbcBChlBg In ErfiirC, Dom.
Das Streben, die Tfirfläche möglichst reich zu füllen, hörte aber damit
nicht auf. Man suchte nur den auch jetzt über Gebühr ausgedehnten
Beschlaggliedern den Schein praktischer Berechtigung zu verleihen.
68 H. und 15. Jahrhundert.
Ein ansehnliches Beschlagwerk befand sich ehemals in Oberwesel am
Rhein; die acht die Tür bekleidenden Angelb'änder waren dort einfach
und symmetrisch schräg nach außen verzweigt. Von ungleich frischerer
Wirkung ist ein wohl annähernd gleichzeitiger Beschlag in Schloß Lcihneck.
Auf der zweiflügligen Tür sind die Angelbänder buschartig ausgebreitet,
nur annähernd symmetrisch auf beiden Flügeln, und diese. Art der Ver-
zweigung scheint besser dem etwas krausen Blattwerk jener Zeit zu ent-
sprechen, wie eine strenge Gleichmäßigkeit.
Abweichungen von den hier gekennzeichneten Beschlagtypen kommen
vor, zumeist wurden aber bei den in großer Zahl erhaltenen Beispielen
die bekannten Motive verwendet.
In seltsamer Mischung hat ein alter Schmied an dem sehr bedeutenden
Türbeschlage von Notre-Dame in Hai (Belgien) alte und neue Formen
zu vereinigen gewußt. Aus den drei kräftigen gefurchten Angelbändem
wachsen spiralig aufgerollte, ebenfalls gefurchte Zweige heraus, vier Paare
an der mittleren, je drei Paare an der oberen und unteren Schiene. Oben
und unten kommt aber zu den aufgerollten Zweigen noch ein Paar fast
gerade abstehender hinzu, zwischen denen in der Achse der Mittelschiene
ein ebenfalls kunstvoll ausgebildeter Schloßkasten und ein Türring an-
gebracht sind. Die ganze Anordnung erinnert stark an Werke des 13. Jahr-
hunderts, aber die Entstehung in etwas jüngerer Zeit wird offenkundig
besonders durch die zackigen Blätter an unregelmäßig gebogenen Stielen.
Die größeren Türbeschläge, besonders die Angelbänder, lassen ähn-
lich wie in den Jahrhunderten vorher, auch im 14. und 15. Jahrhundert
nicht immer ohne weiteres erkennen, ob sie dem älteren oder jüngeren
angehören. Viele Beschläge des 15. Jahrhunderts lassen nur aus Einzel-
heiten ersehen, daß sie nicht gar schon im 13. Jahrhundert entstanden;
die Wandlungen des Geschmackes drangen ehemals langsam in abge-
legene Gegenden vor. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß im 15. Jahr-
hundert die Zweige der Beschläge noch unregelmäßiger in ihrer Be-
wegung und die Blätter noch zackiger und krauser wurden. Das einheit-
liche Blatt wurde auch oft in ein Rankenmuster aufgelöst, das nur noch
eine blattförmige, eine viereckige oder auch kreisrunde Umrißlinie bei-
behält. Bisweilen wurden die Blätter auch ersetzt durch geometrisch mit
Maßwerk gemusterte Scheiben.
Aus der Fülle der in allen Teilen Deutschlands, besonders zahlreich
zwar im Süden und Westen, erhaltenen Türbeschläge sind, abgesehen
von einer etwas genauer zu betrachtenden eigenartigen südostdeutschen
Gruppe, nur wenige besonders anzuführen. Die zwar ziemlich reichen
Beschläge, wie sie sich beispielsweise erhalten haben in Zülpich (katho-
lische Pfarrkirche), in Ktdrich (Rheingau) an einem Schranke der Sa-
kristei, in der Pfarrkirche in HaUenheim, in SoUtude, Marhach und
Beschläge^ Deutschland. 69
anderen Orten Württembergs, in Orh (Kreis Gelnhausen) u. s. w., sind von
allgemeiner Bedeutung nicht. Als einer der vorzüglichsten Beschläge des
15. Jahrhunderts muß aber der an der Sakristeitür der Stadtkirche in
Markgröningen in Württemberg gelten. Die beiden Angelbänder sind in
drei gerade, mäßig divergierende Hauptzweige gespalten, aus denen aus
meist S-förmig gebogenen Stielen die Blätter wachsen. Diese Blätter
aber bestehen aus zart durchbrochenem Rankenwerk von prickelndem Beiz.
Eine höchst geschmackvolle, ebenfalls mit durchbrochenem Rankenwerk
geschweifte Platte mit schönem Ringe bekleidet die Mitte, und ein gewiß
diesen Teilen gleichwertiges Schloßblech wird ehemals den sichtlich dafür
bestimmten Raum gefüllt haben (Abb. in Bau- u. Eunstdenkm. Württem-
bergs I. S. 361).
Diesem trefflichen Werke ebenbürtig ist der Beschlag an der Tür
des Saales im alten Rathaus in München^ das in der Zeit zwischen 1470
und 1480 entstand und jedenfalls gleichzeitig der Beschlag. Auf jedem
der beiden Türflügel wächst aus den beiden breiten Angelbändem jeder-
seits zartes Rankenwerk heraus mit Blättern in der gewöhnlichen Vierecks-
form, aber zumeist durchbrochen gemustert. Ueber die Rankenanfänge
hinaus setzen sich die Schienen in eigenartig reizvoller Weise fort, sie
nehmen an einer Verbreiterung Kreuzansätze an und endigen stumpf in
einem breiten Fiederblatte. In unauffälliger Art sind die vier Angel-
bänder voneinander abweichend ausgestaltet. Die Mitten der Flügel
zieren je eine durchbrochene Vierecksplatte mit Ring und symmetrisch
über beide Flügel verteilt ist der Schloßbeschlag.
Ein seltener Beschlagtypus aus der Zeit um 1500, der sich an einer
jetzt im Germanischen Museum in Nürnberg verwahrten Tür befindet,
verdient noch der besonderen Hervorhebung (Fig. 51, S. 70). Die Formen
der Angelbänder mit ihren Zweigen, Blättern und Blüten, und ebenso
der herzförmige Türring mit seiner Unterlagsplatte und die Zierformen des
Schloßbleches sind bei diesem Beispiele in Zeichnung und ModeUierung
Naturvorbildem möglichst nahe gebracht. Die beigegebene Abbildung
läßt die Einzelheiten hinreichend erkennen. Daß die Arbeit in allen Teilen
einen besonders guten Geschmack bekundet, läßt sich kaum sagen, aber
als ein Dokument für das nach Neuheit ringende Streben der Zeit ist sie
von höchstem Interesse.
Mit etwas veränderten Einzelformen und zumeist noch koketter be-
wegten und vielfach sich kreuzenden Ranken liebte auch das beginnende
16. Jahrhundert noch ähnliche Türbeschläge. Eine Anzahl solcher be-
sonders schöner Arbeiten sind beispielsweise im Rathause zu Sterzing
(Fig. 52, S. 71) und im Schloß Tratzherg erhalten.
Eine Gmppe von Türbeschlägen aus dem 15. und beginnenden
16. Jahrhundert, die von der Art der bisher besprochenen Beispiele sehr
70 14. und 15. Jahrhundert.
wesentlich abweicht, ist im südöstlichen Deutschland, in Böhmen,
Ungarn und Polen entstanden und in größerer Zahl erhalten. Das Eigen-
artige und Gemeinsame bei diesen TQrbeschlägen ist, abgesehen von ihrer
Fig. M. TUibescbtag, Karnberg.
gewöhnlich mehrfarbigen Bemalung, daß sie stoffmusterartig die Holzfläche
f;leichmäßig ohne Unterbrechung bekleiden, derart, daß auch die Zwischen-
räume des aus gekreuzten Schienen gebildeten Leitmusters mit verziertem
Metall gefüllt sind. Die Vorstufen dieser Beschlagart sind weit zurück-
Beschläge, DeuUcbland. 71
zuTerfo^en und finden sieb au et in denselben Landschaften. Die
trtäier (S. 6) angeführten Beschläge in Friesach und Grafendorf in
Kirnten tnflssen als die ältesten verwandten Beispiele angesehen werden.
Tarbesching in Steizing, Ratbao
Bei diesen beiden Türen ist zwar das Blech als gleichmäßige Unterlage
und nicht wie fast ausnahmslos bei den jüngeren Türen als Füllmittel
benOtzt, auch ist es völlig unverziert geblieben, dennoch wird man an
nnen Zusammenhang mit den neueren Arbeiten denken dürfen. Unter-
72 14- and 15. Jahrhundert.
l^en scImiUckender oder wie angenommen ist auch symbolisclier Art
wurden zwar bereits im 12. Jahrhundert und der Folgezeit oftmals ver-
wendet, doch nur weiche Stoffe, besonders farbiges Leder dienten dann
zur Hervorhebung der Be-
schlagteile und möglicher-
weise zugleich als Schutz-
mittel fUr das Holz gej^en
Witterungseinflilsse.
Bei den hier zu be-
trachtenden Türbescblägen
scheint der dekorative
Zweck der BlechfUllungen
zu überwiegen, denn nur in
sehr geringer Stärke wur-
den sie verwendet. Dünn
sind zumeist auch die sich
kreuzenden Schienen , so
daß die Türen nur wie
sehr flach reliefierte Ebe-
nen erscheinen. Die Schie-
nen sind fast durchgehecds
unrerziert geblieben , nur
mit rund- oder rosetten-
köpfigen N^eln beschla-
gen. Die Füllungen sind
in der Regel mit in Blech
gestanzten Flachrelieffigu-
ren verziert, seltener durch-
brochen gemustert. Das
reichste und schönste Bei-
spiel dieser Gruppe ist
die SakristeitUr in Brück
a. d. Mur (Steiermark)
(Fig. 53, S. 72). Die
Schienen kreuzen sich in
schräger Richtung und
bilden Quadraten ange-
^, .o n.,. , ..1 ■ » , j « o ™ näherte Rautenfelder, die
Fig. B». TUrbeäClilag in Btuck i. d. Mar. S. 'S.
mit kaum einmal wieder-
holten zartesten Mustern gefüllt sind. Maßwerk und spitzblätter^e Ranken
sind die Motive, mit denen der erfindungsreiche Künstler seine Zieraufgabe
in köstlichster Weise löste. Die Rankenmuster sind aus Blech heraus-
Beschläge, Deutschland. 73
gehauen und mit dem Treibhammer von der Rückseite an einzelnen Stellen
gebeult, das Maßwerk erhält einen besonderen Reiz dadurch, daß es aus
mehreren gegeneinander abgesetzten Schichten gearbeitet ist. Die Mitte
der Tür ist durch einen Klopfring auf großer Platte besonders ausge-
zeichnet; Ring und Platte sind in einer den Rautenfüllungen entsprechend
reichen Weise mit Maßwerkdurchbrechungen geschmückt. Der Grund unter
den Mustern war in den Yiereckfeldem abwechselnd blau und rot bemalt,
die Schienen waren vergoldet.
Eine Reihe von Türen, bei denen die Rautenfelder auch mit durch-
brochen gemusterten Blechen gefüllt sind, haben sich aus der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts in Krdkau erhalten. Die Füllungen zeigen
bei diesen Türen geringen Wechsel, auch kommt nur ein einziges Muster
in stetiger Wiederholung vor. Bevorzugt hat man rosettenartige Motive,
daneben kommt der heraldische Adler vor.
Am verbreitetsten sind die Türen mit gestanzten Ornamenten. Als
Nürnberger Arbeiten angesehen werden zwei im Kunstgewerbemuseum
m Berlin befindliche und eine dritte im Nordböhmischen Museum
in Beichenberg, Diese Türen gleichen sich annähernd. Bei allen sind
in flachem Relief abwechselnd Löwen und Reichsadler, bei zweien in einer
Felderreihe der Nürnberger Adler in das Blech gestanzt.
Mehrere sehr ähnliche Türen sind im Rathaus in Breslau erhalten.
Bei diesen finden sich neben Löwen und Adlern auf je zwei Felder ver-
teilte Darstellungen des ^Englischen Grußes". Von anderen verwandten
Beispielen anzuführen ist die Tür in der Piastenkirche in Krems a, D.,
eine im Mährischen Gewerbemuseum in Brunn verwahrte Tür aus
Proßnitz mit dem Wappen der Pemstein und eine Tür in der Jakobskirche
in Loäse (Ungarn), diese letztere mit senkrecht und wagrecht sich kreuzen-
den Schienen.
Bei einer Tür in Schloß Karlstein bei Prag ist das Muster auf den
Rautenfbllungen nur gemalt. Mit dem schwarzen österreichischen Adler
auf Goldgrund wechselt der weiße Löwe Böhmens auf rotem Grunde. Die
Schienen sind mit goldenen Rosenranken auf schwarzem Grunde bemalt
und die Nagelrosetten sind golden und schwarz.
Dieser Gruppe beizurechnen ist auch eine wundervolle Tür, die jetzt
das Museum in Nischburg besitzt. Bei diesem Beispiel werden die Rauten-
felder nicht durch Eisenschienen gebildet, sondern kräftige vierkantige
Hölzer sind an deren Stelle getreten. Und wie anzunehmen ist, war auch
ehemals nicht der Grund vor allem durch Ornamente bereichert, sondern
die vortretenden Rippen. Diese sind mit eisernen durchbrochenen Ranken-
und Maßwerkbändem belegt, die seitlich mit einer Lihenborte über die
Holzer greifen. Und ebenso schön, wie geschichtlich wertvoll ist die eben-
falls aus Eisenblech herausgehauene, auf der Randleiste herumgeführte
74 14* und 15. Jahrhundert.
böhmische Inschrift, die besagt, daß diese Tür im Jahre 1490 unter Hrozek
von Prossowitz, Berghauptmann von Purglitz, verfertigt wurde.
Schließlich mögen im Zusammenhange mit den angeführten Bei-
spielen noch ein paar bemerkenswerte Türen kurz besprochen werden,
bei denen zwar nicht mehr von einem Beschläge die B.ede sein kann, bei
denen sich aber, wie man sagen könnte, das Eisenwerk vom Holze gelöst
und zu etwas Selbständigem, zu einem Gitterwerk geworden ist. Direr
ganzen Erfindung und Ausführungsweise und schließlich ihrem Entstehungs-
kreise nach gehören sie zu den vorstehend beschriebenen.
Die bekanntesten dieser Art, die sich in der Spitalkirche in Krems
a. 2). befinden, sind untereinander fast gleich. Sie werden getragen an-
statt von Holzbohlen von einem aus schlichten, kräftigen Yierkantstäben
geschmiedeten Gitter, über das wagrecht und senkrecht sich kreuzende
flache Schienen gelegt sind, die zwischen schmalen Randleisten mit auf-
liegenden Blechranken verziert sind, und deren quadratische Zwischen-
räume mit durchbrochenen Blechplatten gefüllt sind. Die Muster der
Füllungen zeichnen sich besonders dadurch aus, daß mannigfache, der
Leidensgeschichte Christi entnommene figürliche Szenen neben Jagddar-
stellungen, dem Monogramm Christi u. a. m. nicht ungeschickt ornamental
verwertet sind.
Eine dritte ähnliche Tür befindet sich an einem Tabernakel in Znaim
in Mähren.
Die in Frankreich aus dem 14. und 15. Jahrhundert, z. B. in
JRouen, Chalons sur Marne, Goutances, Bayeux und anderen Orten an
Eirchtüren erhaltenen Eisenbeschläge sind von geringer Bedeutung und
ebensowenig besitzt England hervorragendere Werke der Art aus jener
Zeit, obschon man besonders an Sakristei- und Schatzkammertüren selten
auf das Beschlagwerk verzichtete. Beispiele finden sich in Winchester^
Great Casterton^ in der Westminsterabtei zu London und in Wells.
In zunehmendem Maße erlangten aber in diesen Jahrhunderten ein-
zelne, früher von den Schmieden weniger beachtete Beschlagteile künst-
lerische Bedeutung, insbesondere die Schloßplatten, dann die Türringe
und Griffe, die Türklopfer und schließlich die Sprechgitter.
Diese Beschlagteile, die damals in fast allen europäischen Ländern
in reichster Weise ausgestaltet wurden, sind zweckmäßig gesondert zu
betrachten.
Die Schloßbleche, deren schmückende Aufgabe auch in jener Zeit
die praktische zumeist aufwog, finden sich in reichster Form besonders
in Frankreich und Deutschland.
In Deutschland ist die gebräuchlichste Form ein an der Riegelkante
gerade abschließendes und von da aus verbreitertes Blech, das dann in
mannigfachster Weise durch Schweifung der Kanten, durch Auflagen und
Schloßblecbe, Deutschland. 75
Eckfortsätze ausgeschmückt wurde. Besonderer Wert wurde in der Regel
auf eine gute ScUUsselfUbrung gelegt, die ein langes Tasten und Suchen
nach dem SchlUsseJloche unnötig machte.
Eins der schönsten und größten deutschen Schloßbleche des 15. Jahr-
hunderts besitzt das Museum in Klagenfurt, es schmückte wie die meisten
dieser Art eine Truhe, falls es nicht etwa nur ein »Meisterwerk' ohne
praktischen Zweck ist. Die Verteilung des Schmuckes auf der Grund-
platte ist die typische. Ein breiter Streifen an der Riegelkante ist von der
fibrigen Schloßblechfläche abgeteilt. Erhaben aufliegende, wie bei der
Sakristeitür in Brück (S. 72) aus verschiedenen Schichten hergestellte
Fig. M. Bchlofiblech, Deutschland, 1B. Jahrb. La<ufoii, 3cuth Ktn:-3i<a. S. TG,
fensterartig gegliederte Maßwerkmuster bedecken die durch ein dreikan-
tiges Randstäbchen eingefaßte Fläche.
Bei anderen deutseben Schloßblechen der Zeit ist die Hauptfläche in
der Regel sehr viel einfacher verziert, ein mehr oder minder reicher
breiter Randstreifen fehlt aber kaum einmal. Maßwerkmuster flnden sich
häufig, ebenso gern wurde aber das auch sonst bei den Angelbandbeschlägen
beliebte krause Blattrankenmuster angewendet, dann auch schlichte oder
in Rosetten endigende Spiralranken, die als SchlüsselfUhrung zur Seite
des Schlüsselloches meist symmetrisch aufsteigen. Oder die Hauptöäche ist
bis auf eine einfache SchlüsselfUhrung unverziert geblieben und Eckblätter
bieten den Ersatz (Fig. 54, S. 75 und Fig 55, S. 76).
Eine im 15. Jahrhundert seltene SchloQblechform befand sich ehemals
76 14. und 15. Jahthondert.
an dem schönen Gitter der Waldsteinlcapelle ia der Kirche in Hall (Tirol).
Die Grundplatte zeigt die Form eines Quadrates, das oben herzförmig mit
der Spitze nach außen Terbreitert ist. Die Fläche ist hier bedeckt mit
reichen Wappen und einem Paar heraldischer Löwen, die aus Blech heraus-
gehauen sind. Als SchlUsselfUhrung dient ein unter dem SchlOsseUoch
angebrachter kleiner Drache.
In Suddeutschland sind die schönsten Arbeiten der Art entstanden,
vielleicht übertrafen die steiermürkischen Schlösser damals auf diesem
Gebiet« alle deutschen Meister.
Fig. K. BchloBblecb, Dentschlaod, le. JaLrli. LoHia«, San» Krmi.-Miu. 6. 75.
Während nun die deutschen Schloßbleche jener Zeit in den aller-
melsten Fällen die Scbließvorrichtungen völlig verdecken, bevorzugte man
in Frankreich Schlösser mit äußerlich eingreifender Falle. Falle und
Schloßblech war man bestrebt formal zu einem Ganzen zu verbinden.
Die technische Teilung sollte aber nicht nur fUr das Auge schwer erkenn'
bar sein, man suchte auch oft das Schlüsselloch so zu verbergen, daß
erst der Druck auf eine Feder oder die Verstellung eines Schiebers dem
auch kunstreich gestalteten Schlüssel den Eingang öfFuete. Die Vor-
liebe für kräftige plastische Behandlung , die schon bei den älteres
Eisenarbeiten in Frankreich so nachdrücklich heiTOrtrat, zeigt sich auch
Schloßbleche, Frankreich. 77
wieder an den Schloßbeschlägen. Ein flaches, durch Ausbauen dünner
Schichten erzieltes Relief befriedigte die französischen Meister nur selten,
sie arbeiteten aus dem vollen Stoffe ganze Architekturen und Figuren
heraus; Prachtwerke ganz eigener Art entstanden in großer Anzahl. Die
ft^mzösischen SchloBbeschl^e bestehen zumeist aus einer rechteckigen
Grundplatte, die plastische Ausschmückung darauf ist wie eine Umrahmung
am den die Mitte von der Oberkante her bedeckenden Fallriegel aus-
gestaltet
Maßwerkmuster, mit Fialen bekrönte Giebel und Figurennischen, auch
Felder mit komplizierten figürlichen Szenen bedecken die Flächen voll-
ständig.
Schloeblech, Frankrei
Ein seltenes Beispiel dieser Art, das im Jahre 1880 in Diisseldorf
(Kat. Nr. 1111 b) ausgestellt war (aus der Sammlung Spitzer, Paris)
(Fig. 56, S. 77), ist in der Form eines dreiteiligen Elappaltars überaus
reich gestaltet. Auf der von Maßwerkfeldem umrahmten Hiegelplatte
thront oben Christus als Weltenrichter über Gestalten der Auferstehenden
und Verdammten, und die beiden Seitenflügel zeigen unter einer drei-
teiligen Baldachinarchitektur in voll vortretenden Figuren noch einmal
den Eingang zur Hölle und ins Himmelreich.
Ein anderes Schloß der Art, das in den fünfziger Jahren des 19. Jahr-
hunderts vom Fürsten SoltikofF fUr etwa 2000 Mark erworben wurde, war
in Fonn einer Eirchenfassade mit Fenstern und Baldachinnischen, in denen
Heilige standen, ausgeschmückt. Reiche Schloßbeschl^e dieser Gruppe
besitzen das Louvremuseum und besonders das Clunymuseum in
78 1^ vnd 15. Jahrhundert
Paris, andere finden sicli in französisclien Provinziainiuseen, z.B.
in Eouen und Le Maus, auch in den großen Museen des Übrigen Europa
und in Händen der Priratsammler sind solche kostbare Eisenwerke erbalten.
Den reichen deutschen und französischen Schloß bekleidungen des
15. Jahrhunderts gegenüber treten die der anderen Länder zurtlck. Am
ehesten können sich mit jenen vielleicht noch die spanischen Ar-
beiten messen; die englischen
Schloßbeschläge sind von beson-
derem Interesse nicht.
N^eben den Schloß platten
wurden im 15. Jahrhundert be-
sonders die Türgriffe und die
vielfach zugleich als Klopfer
dienenden TUrringe aufs reichste
in Eisen ausgeführt.
Äucb Deutschland nimmt
bei dieser Beschlaggruppe eine
höchst ehrenvolle Stellung ein,
wieder besonders in seinen süd-
lichen Landesteilen.
Die TUrringe mit ihren oft
großen TTnterlagspIatten zieren
zumeist die Mitte der Tür, die
in der Regel bUgelartigen Griffe
sind gewöhnlich in der Nähe
des Schlosses angebracht.
Die mit durchbrochenen
Blattranken oder mit Maßwerk
gemusterten Platten sind bald
rund, baliT' eckig. Die Ringe sind
zumeist herzförmig, derart, daß
die der Spitze gegenüberliegende
Seite geteilt ist und zwischen
den aufgerollten Enduiungen die
Flg. 6J. TflrriDg in DinkelsbUhl. S. TS. -n „ ■ ■ ■ .
Befestigungsöse trägt; sie smd
bisweilen hohl gearbeitet mit einer auf dem Grundringe halbrund vor-
tretenden Schauseite.
Von dem schönen Ringe an der SakristeitUr in Bruch (S. 72) wurde
bereits gesprochen, ähnliche, wenn auch minder reiche Werke sind nicht
allzu selten. Mit durchbrochen gearbeiteten Blattranken ist die Grund-
platte eines venvandten Beschlages in der St. Georgskirebe in Dinkeh-
bähl dicht gefüllt, der Ring zeigt Maßwerkformen (Fig. 57, S. 78).
Türgriffe. Deutechland. 79
Runde oder rosettenartige Grundplatten sind bei den Türringen der-
selben Zeit gleichartig gemustert mit Maßwerk und Blattranken oder
strablicli angeordneten Blättern. Die Ringe wechseln mannigfach ihre
Gestalt; Paßformen und Vielecke oft mit sich überschneidenden Endigungen
der Glieder, auch strickartig gewundene, durch Kuoten unterbrochene
Ringe kommen vor. Ein vortreffliches Beispiel aus Lüneburg sei noch
angeführt.
Die BQgelghffe sind zumeist auf zwei kleinen Grundplatten angebracht,
bei denen die runde und quadratische TJrarißlinie vorherrscht. Die Griffe
sind bald flach, bald walzenförmig (Fig. 58, S. 79). Bei den ilachen ist
die Vorderseite meist mit Maßwerk oder Banken belegt, bei den walzen-
förmigen ist in der Regel ein Eerustab rings mit einem durchbrochenen
Muster überzogen. Wohl die schönsten erhaltenen Tüi^iffe dieses Typus,
Fig. BS. BQgelgriff, DentBcbland, le. Jahrh. XamUre, armiim. Miu, S. 7«,
die zwar schon dem Anfange des 16. Jahrhunderts ihre Entstehung danken,
schmückten ehemals eine Tür im Rathause zu Ulm und werden nebst der
köstlichen Türklinke und den beiden Ängelbändem jetzt in der dortigen
Ennst Sammlung verwahrt (Fig. 59, S. 80). Zwei verschiedene Griffe be-
fanden sich hier an derselben Tür, einer noch pi^chtiger als der andere.
Im einen Falle ist der Griffbügel aus einem kräftigen gewundenen Längs-
stabe gebildet, der vor zwei reich mit Maßwerk gemusterten, nur in der
Größe gleichen runden Grundplatten gehalten wird. Im anderen Falle
bilden sechs dünne gewundene, durch Maßwerkfensterchen verbundene
Stabe auf einer eigenartig geformten, fensterartig durchbrochenen, oben
mit Fialen und Raukenmustern bereicherten Grundplatte die Griffvorrichtung.
Auf dem Bügel ruht, vielleicht als Symbol der Wachsamkeit, ein Hund.
Zahlreiche einfachere Griffe finden sich in vielen Museen.
Der Ringtypus ist in zahlreichen, aus Eisen gearbeiteten Beispielen
meist aus dem 15. Jahrhundert auch in England, Frankreich, Italien
und Spanien erhalten.
Besonders verbreitet ist der oft zugleich als Klopfer dienende Ring
in England, doch Arbeiten dieser Art, die an künstlerischem Arbeits-
aufwande mit den angeführten deutschen Werken wetteifern könnten, gibt
80 14. und 15. Jahrhundert.
es nicht. Die fast ausnahmslos runden Orundplatten sind nur sparsam, die
Ringe überhaupt kaum verziert (zahlreiche Abbildungen finden sich in
Brandon, An Analysis of gothik architecture Bd. II). Die meist mit einem
drehbaren BUgel ausgestatteten englischen Griffe der Zeit sind ebenso-
wenig von allgemeinem Interesse.
Flg. 6». TUrbesthliigteiJe vom Jahr« 1509 aus dem Eatlianse in Ulm. 8. i».
Die französischen Türgriffe und TOrringe sind mit wenigen Aus-
nahmen, z. B. an den Kathedralen in Rotten und Ecreux, nicht Ton größerer
Wichtigkeit, nur in Spanien sind noch durch Größe und Arbeit im-
ponierende Werke dieser Art entstanden.
An der Kathedrale in Tarragoua findet sich das reichste Paar (Fig. 60,
S. 81), der Klopfring ist hier in einer Gesichtsmaske beweglich, die in der
Mitte einer runden MaSwerkplatte befestigt ist. Eine spitzovale, ebenfalls
Tflrringe und Törklopfer. 81
mit Maßwerk durchbrochen gemusterte Platte mit einem Drachen darauf
bildet unten das Widerlager des Ringes. Die beiden sich berührenden
Platten sind von einer breiten Blattborte eingefaßt und ihre Höhe zusammen
soll 7ä cm betragen. Dieses auf beiden Türflügeln in gleicher Form
angebrachte Werk ist nur als ein Prunkbeschlag anzusehen, das viel zu
hocH befestigt ist, um einem praktischen Zwecke dienen zu können. Be- .
merkt sei nur, daß bei dieser gänzlich mit EUuten aus Kupferblech be-
Fig, so. TUrbest^hlag in Tarragona, Kathedrale, 8. SO.
schlagenen Tür auch die Angelhänder in derselben Weise wie jene Ringe
mit Maßwerk durchbrochen und mit derselben Blattborte eingefaßt sind.
Ändere überaus geschmackvolle eiserne TUrringe, bei denen wohl auch
stets die Bedeutung des Klopfers überwiegt, sind in Toledo, Sarcdona,
Zaragoza und anderen Orten Spaniens erbalten.
Die ausgeprägter durch ihre schlankere oder bammerartige Form als
Klopfer gekennzeichneten eisernen Türbeschläge haben in Deutschland
eine höhere künstlerische Bedeutung nicht erlangt, die schönsten Arbeiten
dieser Art dUrf^n neben Italien wohl in Frankreich geschaffen sein,
wo sie bereits seit dem 12. Jahrhundert in Eisen ausgeftlhrt wurden.
LQer, Unedle Uetalle. 6>
82 14. und 15. Jahrhundert.
Vielleicht der scliönste eiserne Tilrklopfer des 15. Jahrhunderts
schmückte die Tür eines Hauses in der Rue de la Prison in Puy en Velaif.
Die hochrechteckige, oben giebelartig abgeschlossene Grundplatte ist seit-
lich mit iialenbekrönten Strebepfeilern eingefaßt, und dazwischen mit einem
schönen Maßwerkmuster
gefüllt. Unterhalb der
Giebelääche ist der leicht
gebogene, vierkantige,
durch ein kräftiges, zart
profiliertes Band geglie-
derte, nach unten zu an
Stärke zunehmende Klop-
fer in einem Gelenke be-
weglich angebracht. Das
Ganze ein Meisterwerk vollendeten Formempfindens. Nächst diesem ver-
dient der Eisenklopfer eines Hauses in Troi/es (jetzt dort im Museum)
rühmlichst hervorgehoben zu werden. Die Grundplatte ist auch hier mit
Maßwerk zwischen flankierenden Säulchen bekleidet, an den schlichten
TQrklopfer und Sprechgitter. 83
Hammer gelehnt steht aher in diesem Falle auf einer Konsole eine aus
dem vollen Eisen he raus modellierte wappenhaltende Knabengestalt.
In der Anordnung ähnliche, aber künstlerisch zurückstehende Klopfer
sind erhalten in ChäicauduH, in Bourges (Fig. 61 , S. 82), in Auxerre,
mit einem menschlichen Beine als Hammer in Toulmise, in Rodez, am
Hospital zu Beaune und in verschiedenen europäischen Museen, z. B.
zu Florenz im Bargello.
Die in England, Spanien und Italien in großer Zahl gefertigten
scfamiedeisemen Türhämmer sind durchgehends wesentlich einfacher ge-
staltet, doch auch in ihrer Schlicht-
heit oft Ton hohem Reiz. Der Hin-
weis darauf möge hier genügen.
In der Reihe der Türbeschläge
des 15. Jahrhunderts ist schließlich
noch der kleinen Sprech- oder Schau-
gitter zu gedenken, die vor Oeffnung
der Tür ermöglichten, den Einlaß-
b^ehrenden mit prüfendem Blick zu
betrachten oder mit Worten abzu--
fertigen.
In Deutschland kommen diese
kleinen Sprechgitter nur in einfach-
ster Form Tor, ein aus gekreuzten
Stäben gebildetes Netz mußte den
Zweck erfüllen , kunstreichere Bei-
spiele finden sich in England, z. B.
an der Tür der St. Georges Chapel in
Windsor, besonders aber in Frank-
reich und ein wahres Frachtwerk
ist eine im South Kensington-
Museum in London verwahrte, als
flämisch bezeichnete Arbeit dieser Art {Fig. 62, S. 82). Die hoch-
rechteckige Platte dieses Meisterwerkes ist in reichsten Maßwerkformen
gemustert und oben und unten mit zierlich gearbeiteten Gesimsen abge-
schlossen. Die obere Hälfte bedeckt zum Teil ein Wappen, die untere
Hälfte mit der Sprechöffnung ist durch einen fensterkorbartigen Vorbau
erweitert, der aus schlanken Fialen gebildet ist, die durch Maßwerk
und vor der Oeffnung durch ein dichtes Korbgeflecht verbunden sind.
Die französischen Beispiele sind in der Regel aus einer Platte ge-
bildet, die zwischen fialenbekrönten Strebepfeilern eine kleine Uaßwerk-
durchbrechung ausweist (Fig. 63, S. 83). Ein schönes Beispiel am
Hospital in Beaune ist aus rechtwinklig sich kreuzenden Stäbchen ge-
84 14. und 15. Jahrhundert.
bildet, die oben durch eine reiche Maßwerkbekrönung und unten durch
ein Gesims bereichert sind.
Geräte. Mannigfache andere Aufgaben beschäftigten die Schmiede und Schlosser
aller Länder im 15. Jahrhundert neben den großartigen Gitter- und Be-
schlagarbeiten, Aufgaben, die ihnen vorher nur vereinzelt zugefallen waren .
In erster Linie von Interesse ist das in allen nur möglichen Formen
ausgeführte eiserne Beleuchtungsgerät. Die zahlreichsten und reizvollsten
teils großen Hängeleuchter aus dieser Zeit danken wir deutschen Meistern.
Unübertroffen in der Schönheit der Verhältnisse und Luftigkeit des Auf-
baues ist der Kronleuchter in der Pfarrkirche zu Vreden in Westfalen, von
einem Bürger dieser Stadt, dem Schmiede Gert. Bulsinck gefertigt, und
im Jahre 1489 der Kirche von der Zunft der Schmiede zum Geschenk
dargeboten. (Abb. in J. H. von Hefner-Alteneck. Eisenwerke oder
Ornamentik der Schmiedekunst. Frankfurt a. M. 1870 u. 1885.)
Der sechsseitige Unterteil dieser Lichtkrone von mehr als 2 m im
Durchmesser ist mit einem ebenfalls sechsseitigen kronenartigen Ober-
teile durch Ketten und eine Mittelstange verbunden, die zwischen zwei
gleichen aus Holz geschnitzten Figuren der Madonna mit Christkind hin-
durchgeführt ist. Die Ecken und Mitten des aus zwei Reifen gebildeten
Hauptteiles zieren Baldachinnischen mit den in Holz geschnitzten Figuren
der zwölf Apostel. Vor jeder Figur ist ein Lichtarm angebracht. Ohne
Ueberfüllung ist der Leuchter mit zierlich durchbrochenen bald hängenden
bald krönend überragenden Füllgliedern aufs reichste ausgestattet. Die
Eisenteile waren verzinnt und die Figuren buntfarbig bemalt. Mit Stolz
durfte der Meister an solchem Werk seinen Namen der Nachwelt über-
liefern.
In einer Zeit der Mißachtung alten Kunstfleißes war diese Lichtkrone
zum Gerumpel getan, bis man um die Mitte des 19. Jahrhunderts dieses
unschätzbare Dokument der Vergangenheit wieder würdigen lernte und
es mit Ergänzung der mittlerweile verlorenen Teile und Auffrischung
der vorhandenen in neuer Schönheit seiner Bestimmung wieder übergab.
An diesen Vredener Kronleuchter erinnert in einigen Punkten ein
anderer, ebenfalls in Westfalen erhaltener. Dieser künstlerisch geringere
Leuchter wurde für die Probsteikirche in Dortmund wohl annähernd gleich-
zeitig mit jenem hergestellt. Es ist auch ein stattliches Werk von
1,60 m Höhe. An die Stelle des Reiftypus ist eine Laternenform ge-
treten. Ueber der mit zwölf Lichttellern ausgestatteten Bodenplatte tragen
sechs schlanke Säulchen ebensoviele Spitzbögen und darüber einen Zacken-
reif mit hohen geschweiften Bügeln, die sich in einer kleinen Krone ver-
einigen, aus der Blüten herauswachsen. Auch die eisernen TraggUeder
dieses Leuchters sind nicht unverziert geblieben.
Lichtgerät, Deutschland. ' 85
Wieder in andere Form gekleidet ist der bei diesen Kronleuchtern
leitende künstlerische Gedanke bei einer Reihe untereinander nahe ver-
wandter wenig jüngerer Werke, die ebenfalls aus der Hand westfälischer
Jffeister hervorgingen. Bei diesen höchst imposanten Leuchtern, von denen
zwei fast übereinstimmende sich in Cdlcar und Osnabrück befinden und
ein dritter sich in Kempen erhalten hat, tritt allerdings die Eisenarbeit
der des Schnitzers gegenüber durchaus in den Hintergrund, dennoch mögen
sie hier nicht übergangen werden.
Auch bei diesen Leuchtern ist die Doppelfigur einer Madonna in die
Mitte gestellt, aber weit mehr als bei den Leuchtern in Vreden und Osna-
brück erscheint bei ihnen die Figur als die Hauptsache und nicht aus
künstlerischem Bedürfnis dem Beleuchtungsgerät hinzugefügt. Bei den
Lichtkronen in Calcar und Osnabrück umgibt reiches in Holz geschnitztes
Rankenwerk mandorlaförmig die Figur. Von einem sockelartigen Teile
unter der Madonna gehen strahlenförmig sechs vielfach durcheinander
gewundene eiserne Rankenarme mit zackigen Blättern aus, die vom die
Lichtteller tragen. Bei dem Kempener Leuchter fehlt das die Madonna
umrahmende Schnitzwerk; sehr zum Vorteil des Ganzen. Die Eisenarme,
acht an der Zahl, zeichnen sich durch besondere Eleganz der Linien-
führung aus und sind in ihrem Verhältnis zu den übrigen Teilen treflFlich
abgewogen.
Diesen verwandte Kronleuchter, bei denen aber das die Madonna um-
gebende Holzgehäuse in Bauformen aufgeführt ist, und nur die einfachen
Eerzenhalter und in einem Falle auch der tragende mit Blättern und
Rosetten ausgestattete Bügel in Eisen gefertigt ist, befinden sich in der
Johanniskirche in Lüneburg und im Dome zu JRatzeburg.
Einige zwar dem Vredener Leuchter auch nicht gleichwertige, aber
bei einem geringeren Arbeitsaufwande hoch künstlerische, ganz aus Eisen
gefertigte Kronleuchter sind aus der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert
in den sächsischen Landen erhalten.
Aus der Hand eines Meisters könnten einige Lichtkronen in den Domen
zu Magdeburg (im Jahre 1494 gestiftet) und Halberstadt hervorgegangen
sein. Bei ihnen trägt der mit zierlichem durchbrochenem Rankenwerk
gemusterte Reif kurze, einfache Lichtarme. Bei den beiden im wesent-
Uchen gleichen Magdeburger Leuchtern verbinden in geschweifter Linie
aufsteigende, mit zierlichem Blattwerk bereicherte Bügel den Lichterkranz
mit einem kleinen kronenartigen Reif. Am Halberstädter Leuchter (Fig. 64,
S. 86) hat man mit zur Hälfte aus Stäben, zur Hälfte aus Ketten ge-
bildeten Gliedern, die von einem lockeren Blattknauf in der Mitte umhüllt
sind, die ähnlich gestalteten Teile verbunden.
In dem an schönen Lichtgeräten reichen Dome zu Halberstadt be-
findet sich auch das seltene Beispiel eines Eisenkronleuchters, der in An-
86 U. und 15. Jahrhundert.
lehnung an die alten Reif krönen das himmlische Jerusalem darstell eo
soll. Der Mauerreif ist mit zwölf Türmen, in denen die Apostel stehen,
geschmückt und zur Aufnahme von sechzig Kerzen eingerichtet.
Der Kronleuchter wurde gestiftet von Balthasar r. I^euenstadt, dessen
Wappen viermal daran angebracht ist.
Einen anderen Leuchtertypus, mit mehreren übereinander angeord-
neten Reifen, vertritt die schöne eiserne Lichtkrone von fast 2 m Durch-
messer im Dome zu Merseburg. Zwei mit durchbrochenem Laubwerk
gezierte Kränze und darüber ein Baldachin mit zwei in Holz geschnitzten
Fig. 94. Kronleuehter in Halberstadt, Dom. S. 8S.
Schutzheiligen der Stadt bilden das Gerüst, an dem die Tüllen für
40 Kerzen, zu 24, 12 und 4 übereinander angebracht sind.
Bei kleineren Kronleuchtern begann man zu Ende des 15. Jahrhun-
derts auch mit großem Geschick Hirsch- oder Elcbgeweihe mit eisernem
Gerüst zu verbinden; auch von dieser Gruppe haben sich eine Reihe statt-
licher Beispiele im nördlichen Deutschland erhalten. Fünf solcher Licht-
kronen schmücken noch den Fürstensaal des Rathauses in Lüneburg. In-
mitten eines schmalen gezackten Reifen, der die Lichtarme trägt, ist
zwischen aufragenden Hirschgeweihen ein aus Holz geschnitzter Heiliger
angeordnet. Ein hochovaler, mit ^Kasen" und Blattwerk bereicherter Eisen-
bOgel, der oben in einer kleinen Krone endigt, trägt das Ganze. Hängende
bemalte Wappensohilde , die bei den wenigsten der angeführten Kron-
leuchter fehlen, vervollständigen auch diese Lünebuiger Werke.
Verwandte Leuchter gibt es im hannövriscben Lande noch in den
Lichtgerät, Deutachland. g7
Kirchen zu Locktum und Reepsholt, ein dritter aus Rtestedt wird jetzt
im Provinzialmuseum zu Hannover verwahrt.
Im südlichen Deutschland entstanden besonders im 16. Jahrhundert
zahlreiche kleinere Hängeleuchter, bei denen in der Regel ein weihlicher
Oberkörper nach hinten zu in Geweihe auswächst, die sogenannten Leuchter-
weibchen. Bei diesen trat aber die Eisenarbeit ganz und gar in den
Hintergrund, der Hinweis darauf möge deshalb genUgen.
Fig. Bö. Hlngelenchter, Dentscblaad, le. Jabrh. »««An, Sal.Miu. S. m.
Einer Gruppe einfacherer, laterneuartiger eiserner Hängeleuchter ist
noch zu gedenken, die in den verschiedensten Teilen Deutschlands vor-
kommen, bis nach Ungarn hinein. Ihr wesentlichster Bestandteil sind
zumeist lange, parallel angeordnete senkrechte Schienen, die durch etliche
Reifen verbunden sind, so daß das Ganze eine längliche Walzenform er-
hält. Die Llchtttlllen sind bald außen bald innen daran angebracht.
Das reichste und schönste Beispiel dieser Art aus der zweiten Hälite
des 15. Jahrhunderts besitzt das bayrische Nationalmuseum in München
(Fig. 65, S. 87). Eine beachtenswerte Leistung ist der Leuchter in der
14> und 15. Jahrhundert
Kirche in Bartf'eld in Ungarn , einfachste Beispiele tler Gruppe sind er-
halten in St. Wolfgant/ (Salzburg), in Lübeck, Lüneburg und anderen Orten.
Die nächst den deutschen Arbeiten durch den damit verknüpften
Namen berühmteste Licbtkrone bewahrt die Peterskirche in Löwen. Der
Lichtgerät, Dentechland. 80
als Maler so berühmte Quinten Massjs soll der Verfertiger gewesen sein,
rermutlicb war es ein Verwandter, vielleicht ein Bruder mit Vornamen
Josse, von dem noch die Rede sein wird. Mit Sicherheit darf angenommen
werden, daß dieser Kronleuchter noch dem 15, Jahrhundert angehört, im
folgenden sind die in Gent, Hai und Bastonges erhaltenen Lichtkronen
entstanden.
Daß in Frankreich im lf>. Jahrhundert eiserne Kronleuchter ge-
fertigt wurden, ist aus Inventaren und Rechnungen jener Zeit ersichtlich.
Einige wenig bedeutende Beispiele sind in Spanien erhalten. Von den
köstlichen Eisenlatemen, die in Italien zur selben Zeit geschaffen wurden,
ist auf S. 44 gesprochen worden.
Eiserne Wandleuchter dieser Zeit sind auch in Deutschland in reicherer
Form nur selten noch an ihrem Bestimmungsorte zu finden. Die schönsten
sind im Rheinlande erhalten, besonders im alten Rathause zu Köln. Von
weiteren Beispielen seien angeführt die in Wankum (Rheinland), in Till
bei Calcar und schließlich noch ein in Friedberg in Hessen mit dem auf
3. 53 erwähnten Gitter verbundener Leuchter.
An anderer Stelle (S. 36) war bereits die Rede von einer in früheren
Jahrhunderten bisweilen vorkommenden Beleuchtungsvorrichtung , die in
den Kirchen bei festlichen Anlässen mit Kerzen besetzt wurde, dem Oitter-
leuchter, auch Herse genannt. Ein paar trefflicher solcher in Eisen ge-
schmiedeter Werke des 15, Jahrhunderts besitzen wir im Dome zu Köln
und im Monster zu Xanten. Der Kölner (Fig. 66, S. 88), auf einem reich
profilierten und kunstvoll bemalten Holzunterteil zwischen zwei Pfeilern
des Chores angebrachte Apparat läßt kaum erkennen, welchem Zwecke
er dienen soll. Das eiserne Gitterwerk ist aus senkrechten, durch Quer-
schienen verbundenen Stäben gebildet, und durch MaSwerkbögen mit Lilien*
endigungen bereichert. Das Ganze ist eine den Gittern in Kempen und
Straelen nahe verwandte Arbeit. Deutlicher verrät seine Bestimmung der
90 14. und 15. Jahrhundert.
Gitterleuchter in Xanten (Fig. 67, S. 89). Zwei Maßwerktonsolen tr^en
hier eine reich verzierte Schiene von mäßiger Breite, auf der zwischen
Maßwerkbögen die
Eerzenhalter gereiht
sind.
Diesen Gitter-
leuchtem beizurech-
nen ist ein Überreich
mit Kerzenhaltern
besetztes Eisengerttst
in Kap eile nform, das
sich ehemals auf dem
Nonnberg bei Salz-
burg befand, und be-
stimmt war, bei der
Totenfeier hoher
Verstorbener ent-
zündet zu werden.
Auch bei diesem nur
zum geringen Teile
erhaltenen Eisenbau
waren in erster
Linie Maßwerkfor-
men schmtlckeud
verwendet.
In Frankreich
und England wa-
ren schon in den
Jahrhunderten vor-
her Beleuchtungs-
geräte ähnlicher Art
gefertigt , aus dem
15. Jahrhundert
scheinen bemerkens-
werte Beispiele nicht
erhalten zu sein.
Ueberaus groß
Fig. flS. Ten«berlei.chler In OsniibrUck (nafh Ciilhaband), S, «, j^*^ ^'^^^ ^^^ "^^^ ^*''
in fast allen euro-
päischen Ländern im 15. Jahrhundert gefertigten eisernen Standleuchter
in bald einfacher, bald reicher Form. Die Mehrzahl ist mit etlichen,
oftmals sehr vielen Kerzentellern in verschiedener Anordnung au^erfistet
Lichtger&t, Dent«chl&nd. 9X
In Deutschland entstanden die schönsten eisernen Licbtständer
wiederum in den westlichen Gebieten.
In einer Reibe Tortrefflicher Beispiele kommt der sogenannte Teneber-
leucbter vor, bei dem die Eerzenteller auf zwei nach oben zusammen-
laufenden Schienen Übereinander aafi^eordnet sind. Die am Karfreitag
entzOodeten Kerzen dieser Leuchter wurden beim Absingen der Psalmen
in bestimmter Folge nacheinander gelöscht. Der stattlichste dieser Gruppe
befindet sich im Dome in Osnabrück (Fig. 68, S. 90). Ein auf drei ge-
b«^enen Füßen ruhender, durch drei Knäufe gegliederter Schaft teilt sieb
oben in drei Arme, von denen die beiden äußeren einwärts gebogenen Maß-
werkrosetten einschließen und mit Nasen besetzt sind. Diese zierlichen Arme
tragen einen gleichartig profilierten, mit Rosenmaßwerk gefüllten Dreiecks-
rahmen, auf dessen Schrägseiten 15 Lichtdome befestigt sind. Ringe auf
den Fußen sind als Handhaben gedacht. Man hat diesen schönen Leuchter
14. und IS. -lahrhundert.
Totenleiicht« in Köln, St. Colnmh» (nacli GaühaTjancl). S. »
Lichtgerät, Deutecblajid. 93
als eine wahrscheinlich niederländische Arbeit bezeichnet; kaum mit Recht.
Die geTählten Formen, ebenso wie die Behandlungsweise des Metalles
waren den deutschen Meistern jener Zeit geläufig, wie Beispiele genug
beweisen.
Ein jenem ähnlicher Mettenleuchter derselben Zeit befindet sich in
Z)äM'eH (KreisKem-
pen). Einvortrefif- l "t* 1 »4* j
lieber eiserner Ker-
ze ns tänder, bei dem
eine umrandete, mit
sechs aufragenden
heraldischen Lilien
besetzte, wagrechte
Platte zur Auf-
nahme der Lichter
bestimmt ist, be-
sitzt das Münster
in Xanten (Fig. 69,
S. 91). Mit Nasen
besetzte BOgel und
gerade , zu den
Ecken der PUtte
hinaufgeführte
Streben verbinden
dieselbe mit einem
kräftigen Mittel-
schafte, der unten
in Tier leicht ein-
wärts gebogene
Fflße geteilt ist.
Von verwandten
Beispielen sind an-
zuführen die Leuch-
ter in Gaesdonk
(Kreis Eleve) und
in der Pfarrkirche
der Stadt Kleve.
In den Kir-
chen zu Kidrich FIk. ". Kerzenstander in Chap«Ile-ti-\Valtiiifl (nach »«ilhnband).
und Bauenthal im ' "^
Rheingau haben sich weiter ein paar besonders schöner, form verwandter
Standleuchter erhalten , die auf sechseckigen , übereinander angeordneten
14. und 15. Jahrhnadert.
Reifen zaUreiche Lichter
aufnehmen können. Mittel-
Rchaft; und Füße sind bei
beiden Beispielen aus kräf-
tigen Vierkantstäben gewun-
den, die die Reifen tri^en-
den Streben sind ähnlich wie
bei den vorher angeführten
Beispielen gestaltet.
Nicht selten wurden in
Deutschland auch die einzeln
vor dem Altare aufgestellten
Osterleuchter , die nur eine
große Kerze zu tragen hat-
ten , in Schmiedeisen aus-
geführt. Die künstlerische
Aufgabe bei diesen war es
besonders, den hohen, zu-
meist auch von drei ge-
bogenen FDßen getragenen
Schaft zu bereichern und
zu gliedern.
Ein paar schöne, wohl
als Osterleuchter zu betrach-
tende Eisenständer befinden
sich in der Quirinskirche in
Neuß a. Rhein, ein anderer
in Semishätn in Hessen und
noch solch ein Oerät mit
besonders reizvoll gearbeite-
tem Eerzenhalter in St. Geoi^
in Hagenau.
Einige Lichtständer be-
sonderer Art, die wohl teils
noch im 15. Jahrhundert
entstanden sind, haben sich
in Groß St. Martin , St. Co-
lumba und St. Gereon in
Köln erhalten , sie mögen
als Totenleuchter verwendet
sein {Fig. 70, S. 92). Ein
reich profilierter Steinsoekel
Lichtgerät, Niederlande.
95
bildet bei ihnen den Fuß. In wechselnder Querschnittform erhebt sich
darüber ein schlanker Eisenständer und endigt oben frei bald kreuzartig,
bald in durchbrochenem Blattwerk, dessen Gesamtform einer heraldischen
Lilie gleicht. Die
Kerzendome sind bei f J
diesen Beispielen un-
ten, nahe demStein-
soekel , angebracht,
Ringe halten die
hohen Lichter oben.
In der Höhe dieser
Hinge zieren Wap-
pensehilde die Stän-
der und kleine
Maßwerkarme zum
Tragen eines Weih-
wasserkessels ver-
Tollstandigen diese
Kultgeräte«
In belgischen
Kirchen sind einige
eiserne Kerzenstän-
der aus dem 15. Jahr-
hundert erhalten, bei
denen die Lichttüllen
auf bald runden,
bald eckigen, meist
zu mehreren überein-
ander angeordneten
Reifen befestigt sind.
Die beiden her-
Yorragendsten • Bei-
spiele dieser Art
befinden sich in
Chapelle - d - Wattine
(Fig. 71, S. 93). Im
Aufbau und in den
Schmuckformen sind
sie den deutschen
Arbeiten sehr ver-
wandt. Von einem
dreifüßigen Mittel- '^'•^ -• ^XTÄ^^^^tie"- "'"'''''•
96 14. und 15. Jahrhundert.
Schaft sind blDtentrageode Maßwerkstreben zum RanJe des großen sechs-
seitigen unteren Lichtkranzes abgezweigt, der bei beiden Beispielen mit
einer durchbrocben gearbeiteten Insehrift (Ave Maria) geflUlt ist. Bei
dem reicheren der beiden Leuchter tragen mit Blattzacken besetzte, ein-
wärts gebogene Stäbe einen
zweiten, ebenfalls sechsseitigen
kronenartigen kleinen Reif, der
nur zum Tr^en einer Mittel-
kerze eingerichtet ist. Auf
dem entsprechenden Teile des
zweiten Leuchters werden die
Kerzen von Gliedern in Form
von Maßwerkkonsolen ge-
tragen.
Wesentlich einfacher sind
Kerzenständer derselben Zeit
in Ypcrn, Toumay und Licr,
bei denen jedesmal drei Ker-
zenreifen angebracht sind.
In Frankreich scheinen in
Eisen kunstvoll geschmiedete
Kerzenständer im 15. Jahr-
hundert nur in geringer Zahl
entstanden zu sein, erbalten
sind zum wenigsten nicht
allzuviele. Zu den allerbesten
Beispielen dieser Gruppe ge-
hört aber der Osterleuchter in
der Kathedrale zu Noyon
{Fig. 72, S. 94} der freilich
stark in Anlehnung an den
früher (S. 38) erwähnten, im
Hospital derselben Stadt
befindlichen Leuchter des
13. Jahrhunderts entstanden ist.
Einen schönen, vielleicht noch im 14. Jahrhundert gefertigten Leuchter
für fünf Kerzen, deren jede von einem besonderen Arme getragen wird,
besitzt das Cluny-Museum in Paris.
Andere, den deutschen und belgischen ähnliche, angeblich in Frank-
reich entstandene Lichtständer, befinden sich im South Kensington-
Museum in London (Fig. 73, S. 05).
Reich an schönen eisernen Kerzen Ständern, die anscheinend zumeist
s TuufkesseldeckeU in Hai (nach Gailhali
, Unedle Metalle.
98 14. und 15. Jahrhundert.
im 15. Jahrhundert entstanden sind, ist Spanien. Der dreifüßige Mittel-
Ständer bildet auch hier die Regel, in der weiteren Ausgestaltung weichen
aber die spanischen Lichtträger vielfach von den vorher angefCQirten
mehr oder minder ab.
Bei einer Gruppe wird von nasenbesetzten Streben zuerst ein zur
Aufnahme des abtropfenden Wachses bestimmter Teller und darüber ein
kleiner, die Lichttülle umschließender Reif getragen. Blatt- und Bluten-
formen in derselben Art, wie sie die Gitter des 15. Jahrhunderts z. B. in
Barcelona bekrönen, bilden die Hauptziermotive bei einer zweiten Gruppe
von Standleuchtem. Spitzige Blätter umkleiden dann oben den Kerzen-
halter, und an langen Stielen wachsen Blüten bald aus einem Blattkranze
in der Mitte des Schaftes hervor, bald steigen sie neben dem Schafte
über dem Dreifuße auf. Einige typische Beispiele solcher Leuchter von
fast 2 m Höhe besitzt das Diöcesan-Museum in Vieh (Provinz Barcelona).
In Spanien sind auch aus jener Zeit kleinere, für den Gebrauch im
Hause oder für den Altartisch bestimmte eiserne Leuchter, die in den
nördlichen Ländern seltener gefertigt wurden, in größerer Zahl erhalten.
Wand- Noch eine Gruppe kirchlicher Eisengeräte, nämlich die mit wechseln-
flXII16. ^^
den sinnreichen Hebevorrichtungen ausgestatteten Tragarme der Tauf-
kesseldeckel, verdient etwas näher betrachtet zu werden. Im Gebiete des
Niederrheines treten diese mächtigen Schmiedewerke wie es scheint erst
im 15. Jahrhundert auf, und sind dort in geringer Anzahl erhalten. Die
bedeutendsten Beispiele, die noch im 15. oder zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts entstanden, sind die in der Peterskirche in Löwen (Fig. 74,
S. 96), in der Frauenkirche in Eal (Fig. 75, S. 97) und in der Peters-
kirche in Zülpich,
Als Schöpfer des gewaltigen Eisenarmes in Löicen galt wiederum
(vergl. S. 57, 58 u. 101) lange der Maler Quinten Massjs, allein wieder
scheint das ruhmreiche Schaffen dieses Künstlers das Können eines anderen
Meisters derselben Familie verdunkelt zu haben. Nach den bisherigen
Ermittelungen ist nicht Quinten, sondern einJoostMassys der Schmied
dieses Prachtwerkes gewesen. Die Untersuchungen darüber sind noch
nicht abgeschlossen und stellen die Fragen durchaus noch nicht völlig
klar. Vergl. Gailhabaud, L'Architecture Bd. 4 und Rooses-Reber,
Gesch. der Antwerpener Malerschule. München 1899. S. 34 ff.
Daß der Maler Quinten nicht der Schmied des Wandarmes gewesen
sein kann, darf daraus geschlossen werden, daß dieses Eisenwerk kaum
vor dem Jahre 1505 gefertigt sein kann und der Maler damals schon
lange dem Schmiedehandwerk entsagt hatte.
Ueber den etwa 2 m vortretenden Wandarm selbst ist zu sagen, daß
er drehbar ist an einer kräftigen sechseckigen, mehr als 3 m hohen Schiene,
Wandarme, Niederluide.
daß das in FiscbblasenmaSwerk durchbrochene Qerflst ebenfalls aus sechs-
kantigen Stäben geschmiedet ist, und daß die freien Endigungen an der
Yorderkante und oben in krauses Blattwerk auswachsen.
Der Tauftesselarm in Hai aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ist
wesentlich einfacher gestaltet. Die schUchten gefasten Schienen sind
100 14. und 15. Jahrbundert.
hier nur mit einzelnen aus Blättern und heraldischen Lilien gebildeten
Gruppen besetzt, die im Inneren des Armdreiecks aus Maßwerknasen
hervorwachsen.
i\^_^^m I g
f
. Lesepolt In Patin, Cluny-Uussam (nach Gailhabnad).
Der Wandarm in Zülpiclt ist wesentlich leichter und zierlicher in
der Gesamtkonatruktion und in den Einzelformen, er tr%t nicht wie die
Brunnenhauben, Niederlande. IQl
erstgenannten einen Bronzedeckel (der in Löwen nicht mehr vor-
handen ist), sondern einen leichteren aus Holz geschnitzten. Die aus
flachen Eisenstäben gebogenen Zierformen dieses Deckels sind ähnlich
denen, die bei den rheinischen Gittern des 15. Jahrhunders verwendet
wurden.
Der einzige bedeutendere deutsche Taufkesselarm, der sich in den
Formen jenen belgischen anschließt, aber bereits der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts angehört, befindet sich in St. Columba in Köln (Fig. 76,
S. 99).
Kleine eiserne Wandarme aus der Zeit um 1500 dienen im Münster
zu Tanten als Altarkonsolen. Bei diesen ist eine das Armdreieck füllende
Platte dicht mit durchbrochenen Blattranken belegt.
Ein zierlicher Maßwerkwandarm derselben Zeit ist im Plückhof in
Köln erhalten.
Yon sonstigen für kirchliche Zwecke gefertigten Eisenarbeiten ist die
Kanzel in Oberdiebach bereits genannt (S. 53). Andere derartige Werke
des 15. Jahrhunderts haben sich in Spanien, in Toledo und Burgos
erhalten.
Ein überaus reich und zierlich in Maßwerkformen durchbrochen
gearbeitetes Ciborium in Turmform befindet sich in der Wenzelskapelle
in Prag.
In Eisen geschmiedete Lesepulte des 14. und 15. Jahrhunderts sind
nicht allzu selten. Ein paar besonders schöne französische Beispiele be-
finden sich in der Abteikirche in Cerisy-la-Foret (Manche) und im Cluny-
Museum in Fans (Fig. 77, S. 100).
Belgien besitzt in der Kathedrale in Toumay solch ein Gerät.
Verwandter Art ist ein schmiedeiserner Taufkissenhalter (in Klapp-
stuhlform) in Xanten.
In St. Maria im Kapitol in Köln befindet sich ein Handtuchhalter
mit durchbrochener eiserner Vorderwand und Seitenteüen.
Zu den reizvoUsten Werken, die Schmiedekünstler des 15. Jahr- Brannen-
hunderts geschaffen haben, gehören noch die zum Nutz und Schmuck auf
Höfen und öffentlichen Plätzen aufgestellten Brunnenhauben. In Deutsch-
land sind Meisterwerke dieser Art nur aus den folgenden Jahrhunderten
erhalten, etliche köstliche Beispiele des 15. Jahrhunderts finden sich aber
in niederländischen und französischen Städten.
Das reichste unter diesen Werken ist die schon erwähnte Eisenlaube
in Antwerpen (Fig. 78, S. 102); sie trägt die Jahreszahl 1470 und galt
lange Zeit als Werk des Malers Quinten Massys, der damals aber noch
ein Kind war. In jüngerer Zeit hat man den damals etwa 25jährigen
Joost Massys aus Löwen als den Künstler dieses Schmiede Werkes an-
102 14. und 15. Jahrbimdert.
gesehen, doch wird auch im Jahre 1453 schon in Antwerpen ein Schmied
Jan Massys erwähnt, der der Verfertiger sein könnte.
Vier kräftige , in Form von
Bündelpfeilern gebildete Stützen,
die ia schlanke Fialen aus wach-
sen, tragen die aus Blattranken
geflochtene Haube. An jedem der
Pfeiler steht auf einer Konsole
zwischen dem Rankenwerk eine
kleine, aus dem Tollen Eisen ge-
arbeitete Gestalt eines «wilden "
behaarten Mannes oder eines sol*
eben Weibes , alle mit Keulen
bewaffnet. Inmitten oben, wo die
tragenden Bogenrippen sich in
einem kapitälartigeo Knaufe ver-
einigen, steht die etwa ein halbes
Meter hohe Figur eines gehar-
nischten Mannes, der in der Rech-
ten eine abgehauene Hand hoch
hält, ein auf die sagenhafte Ent-
stehung Antwerpens hindeutendes
Symbol. Unter der Haube war
ehemals ein vielleicht kunstToU
gestaltetes Rad befestigt, das als
Windevorrichtung filr das in
Eimern geschöpfte Wasser diente.
Von solchen vermutlich in
größerer Anzahl in den Nieder-
landen ausgeführten eisernen
Brunnenhauben hat nur eine sich
noch in Brüssel an der Porte de
Hai erhalten und man weiß, daß
ehemals vor dem Stadthause in
Antwerpen ein Ziehbrunnen in
gleicher Weise ausgerüstet war.
Die beiden schönsten unter-
einander form verwandten franzö-
sischen Brunnenhauben sind in
FiR. TS. BrunneliliLUbe in Antwerpen. S. 101. tt..i< .• i i>. i-
^ Höfen aufgestellt, die eme mi
Hofe des Cluny-Museums in Faris (Fig. 79, S. 103), die andere in
Nantes im Schlosse der Herzöge von Bret^ipie. Von einem dem Ant-
Bmnnenhauben, Frankreich. 103
werpener Brunnen nur entfernt Tergleichbaren Keichtnm ist bei den
französischen Arbeiten nichts walmehnibar. Lockere Blatt- und BlUten-
bekrönunf^en und schlicht vier-
kantige, zum Teil gewundene
StÄbe, sind die ebenso beschei-
denen, wie könstlerisch wirk-
samen Ziermittel, deren sich
die Schöpfer dieser Meister-
werke bedienten. Bei dem
Brunnen in Paris tragen drei
Yierkantpfeiler die Spitzbogen-
haube mit dem in Maßwerk-
formen durchbrochenen Rade
daran. Auf sieben Stützen
ruht das breite Laubendach in
Nantes, bei dem durch eine
ganz eigenartige Konstruktion
eine besonders reizvolle Linien-
wirkung erzielt wird, und das
auch mit drei Winderädem
ausgestattet ist.
Einfacher und trockener in
der Gestaltung ist die Brunnen-
haube in dem an schönen
Eisenarbeiten reichen Hospital
Schließlich ist noch ver-
schiedener Haus- und Klein-
geräte zu gedenken , die die
kunstgetlbten Hände der Schlos-
ser und Schmiede des 15, Jahr-
hunderts schufen.
Die seit Jahrhunderten in
Eisen gefertigten Eaminböcke
wurden auch in diesem Zeit-
abschnitte wohl häufiger, wie
die sparsam erhaltenen Beispiele
erkennen lassen , in kraftvoll
schönen Formen ausgeführt, in
Deutschland freilich war in dieser Zeit wohl schon allgemein der Eamin
durch den Kachelofen ersetzt, aus dem Grunde fehlen bei uns die zu
BrnoDeulaube ia Faria, Clnnj-Hua. S. l
104 16. und 17. Jahrhundei-t.
jenem gehörigen Geräte, in Frankreich, Italien, Spanien und auch, in
Portugal sind aber Kaminböcke, Zangen und Schüreisen aus dem 15. Jahr-
hundert bekannt.
Durch besondere Feinheit der Arbeit sind neben den früher be-
sprochenen Schloßbeschlägen auch französische Geräte des 15. Jahrhunderts
ausgezeichnet. Erwähnt sei eine in Form eines stumpfen Maßwerk-
türmchens gestaltete Tischuhr (abgebildet in Gardner: Ironwork II S. 123).
Fast zarten Goldschmiedearbeiten kommen bisweilen die in Frankreicli
zahlreich gefertigten Taschenbügel gleich.
Sechzelmtes und siebzehntes Jalirhnndert.
Das 16. Jahrhundert ist wie für alle Gebiete des Eunstscha£fens auch
für die Arbeiten in Eisen eine Zeit durchgreifender Wandlung. Die Art
der Formgestaltung, das Maß und der Zweck der Verwendung verschieben
sich gegen früher, auch neue technische Verfahren kommen auf. Zwar
diese Aenderungen vollziehen sich langsam, wie es scheinen möchte lang-
samer, als bei anderen Handwerken; bis gegen das 17. Jahrhundert hin
entstehen Eisenarbeiten, bei denen man schwanken kann, ob sie nicht
etwa noch dem 15. Jahrhundert angehören.
In Ueberfülle entstanden im 16. Jahrhundert Schmiede werke aller
Art, in keinem Lande aber mehr und schönere Arbeiten als in Deutsch-
land. Die Menge des verwendeten Eisens kann für alle Zeiten als ein
Maßstab für die Stufe des erreichten allgemeinen und insbesondere des
technischen Wissens gelten, und an der Ueberfülle der Schmiedearbeiten
allein könnte man erkennen, daß das 16. Jahrhundert ein wissenschaftlich
bedeutendes gewesen ist. In der Tat haben ja eine ganze Reihe großer
Erfindungen unserer Zeit schon damals ernsthafte Vorläufer gehabt.
Für den Schmied und Schlosser war besonders die Gewinnung und
Vorbereitung des Eisens von großer Wichtigkeit. Gleichmäßige Be-
schaffenheit und möglichst handliches Rohmaterial erleichterten ihm die
Arbeit in hohem Maße. Aus der überaus weitgehenden Verwendung
dünner Rundstäbe kann man schließen, daß nicht, wie zumeist in den
vorhergehenden Perioden, erst die Schmiede in den Werkstätten ihre kost-
bare Zeit damit hinzubringen brauchten, grobe Klötze in die erwünschten
Stärken auszustrecken, die Hammerwerke lieferten offenbar bereits damals
überallhin Stabeisen in verschiedenen gängigen Kalibern. Von früher nicht
gekannten Zierverfahren wandten die Schlosser im 16. Jahrhundert be-
sonders gern die Aetzung an, daneben bisweilen die Tauschierung.
Gitter, Deutschland. 105
Während die Beschläge, zum wenigsten in ihrer Ausdehnung, auf
Türen und Möhehi sehr zurückgingen, gewannen die Gitterwerke immer
mehr an Bedeutung.
Aber man f&hlt zumeist, daß nicht zunehmende Unsicherheit dazu
zwang, Werke verschiedenster Art mittels fester Schranken vor gewalt-
samen Eindringlingen zu schützen; aus künstlerischem Bedürfnis heraus
entstanden gewiß die meisten Gitter. Wie man Bilder in Rahmen fügt,
so gab man den plastischen Werken in jener Zeit die Gitter.
Wohl verraten die Schmiedewerke gewisser deutscher Landschaften
auch ferner ein auf dem Nachwirken vielhundertjähriger Ueberlieferung
begründetes besonders hohes Können, aber an Sorgsamkeit und liebevoller
Hingabe an ihr edles Handwerk fehlt es auch bei den bescheiden wirken-
den Meistern in den abgelegensten deutschen Städten nicht. Ueberall in
deutschen Landen ließ eine schier unversiegbare Schmuck- und Schaffens-
freudigkeit Schmiedearbeiten entstehen, auf denen noch jetzt unser Auge
mit Freude ruht.
Der Baukunst entlehnte Formen wurden besonders bei den Gitter- und
Beschlagwerken im 16. und 17. Jahrhundert in Deutschland nicht mehr
verwendet. , Durchzüge und Flechtungen mit allerlei Laub- und Blumen-
werk" , d. h. aus dünnen Rundstäben gebogene einander durchquerende
Banken mit einfach geformten Blättern und blütenartigen Bildungen
wurden neben einem netzartigen Sprossenwerk, das den kunstreichen
Linienzügen der Schreibmeister jener Zeit oder den bekannten „Knoten'^
Dürers vergleichbar ist, in Deutschland die Lieblingsmotive der Gitter-
schmiede.
In England und Frankreich scheinen im IG. Jahrhundert größere
Schmiedewerke von künstlerischer Bedeutung kaum geschaffen zu sein,
erhalten ist zum wenigsten so gut wie nichts der Art.
Die großartigen spanischen und italienischen Gitterwerke des 16. Jahr-
hunderts bewahrten einen ernsten, monumentalen Charakter, kräftige,
nebeneinandergereihte Stäbe gaben darin zumeist den Ton an.
Die von den deutschen Schmieden im 16. Jahrhundert aufgenommenen
Formen erwiesen sich als höchst entwicklungsfähig, bis zum Ausgange
des 17. Jahrhunderts wurde man nicht müde, die erhaltenen Anregungen
immer wieder neuartig zu verwerten, erst um die Mitte dieses Jahrhunderts
wurden merkbare Wandlungen überall erkennbar, aber das Hauptmotiv
blieb auch jetzt noch die Spiralranke.
Die Entwicklung der deutschen Gitterschmiedekunst des 16. und öitter.
17. Jahrhunderts , die in erster Linie von Bedeutung ist und an erster
Stelle betrachtet werden soll, läßt sich erfreulicherweise in weit höherem
Maße, wie es in den vorhergehenden Abschnitten möglich war, an datierten
106 16. und 17. Jahrhundert.
Werken verfolgen. Bei einer beträchtlichen Reihe schönster Gitter sind
sogar die Meister und andere Einzelheiten über ihre Entstehung bekannt.
Die Untersuchung beginnt damit auf einigermaßen sicheren Füßen zu
stehen und gewinnt einen lebendigeren Ausdruck. Von den datierten
Werken soll bei der Betrachtung der verschiedenen Landesgruppen in
jedem Falle ausgegangen werden.
Einige Werke aus dem 16. Jahrhundert, die in der Gestaltung noch
ganz und gar den Ueberlieferungen der vorhergehenden Periode folgten,
wurden bereits angeführt, sehr zahlreich sind aber bedeutendere Eisen-
arbeiten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts überhaupt nicht.
Die Formen der Eisengitter des 16. und 17. Jahrhunderts im Strom-
gebiete des Rheines mögen zuerst etwas genauer auf ihre fort-
schreitende Entwicklung hin untersucht werden.
Die in langsamer Folge im Laufe der beiden Jahrhunderte ent-
standenen Gitter zweier bedeutender oberrheinischer Kirchen, der Dome
in Freiburg i. B. und in Konstanz^ gewähren allein schon einen Ueber-
blick über die Wandlungen des Geschmackes auf dem Gebiete der
Schmiedekunst in jenem Zeiträume, von einer Deutlichkeit, wie er in
kaum einem anderen Teile Deutschlands noch möglich ist. Nur einige
der zumeist die Kapellen vom Hauptschiff abschließenden Gitter mit be-
kannter Entstehungszeit sollen aus der großen Zahl dort vorhandener aus-
gewählt und untereinander und mit früheren Werken verglichen werden.
Als erstes sei ein Gitter im Freihurger Münster angeführt, das die
Jahreszahl 1538 trägt (Fig. 80, S. 107). Es ist ein Stabgitter, in dem
weder Gliederung noch Füllformen wesentlich von dem abweichen, was
man ein halbes Jahrhundert früher als neu bezeichnet haben wird. Nur
Einzelheiten lassen erkennen, daß seit etlichen Jahrzehnten eine neue
Formenwelt die deutschen Künstler begeisterte.
Im unteren Teile des Gitters leben die Maßwerkmotive fort, unter der
oberen Querschiene sind palmettenartige Füllglieder angeordnet, die in
erster Linie auf das 16. Jahrhundert als Entstehungszeit hinweisen, auch
die bekrönenden strahlig gefüllten Rundbögen wird man bei Werken des
15. Jahrhunderts kaum finden.
Eine um etwa 20 Jahre jüngere Gittertür, an der Treppe zur Kanzel
in derselben Kirche, zeigt den gleichen Aufbau, in den Füllungen ist
aber alles verschwunden, was an die Bauformen des 15. Jahrhunderts
erinnerte. Die für die Folgezeit typischen Gitterelemente sind, wenn auch
in einfachster Form, bereits darin verwendet, nämlich die Spiralranke mit
einfachen Blättchen und die Spindelblume, bei der in einfacher Gegen-
überstellung oder in strahliger Anordnung gebogene Lanzettblättchen und
Staubfäden ähnliche Stäbchen unter einer spindelförmigen Drahtspirale
angeordnet sind.
Gitter, Rhemgebiet.
107
Mit Bereicherung ron Blättern, die den Einfluß Holbeins und der
deutschen Eleinmeister erkennen lassen, finden sich dieselben Motive bei
einem Münstergitter Tom Jahre 1568 und einem anderen mit der in aus-
geschnittenen Ziffern eingefllgten Jahreszahl 1570 (Fig. 81, S. 108), das
Fig. BO. Gitter
Jahre iGsa in Freibnrg i. B. (nacb J Ruchdorff) B l
neben den neuen Formen wieder merkwürdig umfangreich mit Spitzbogen
und MaßwerkmotdTen ausgestattet ist.
Die Qitter im Dome zu Konstanz sind besonders für die Entwicklung
der Eisenformen im 17. Jahrhundert von Interesse. Die rheinischen
108 16- und 17. Jahrhundert.
Werke des 16. Jahrhunderts sollen aber an der Hand weiterer Beispiele
noch etwas näher untersucht werden.
nach J. RsacbdoTff). B. 1
Zu den frühesten Gittern, die die entwickelten Formen des 16. Jahr-
hunderts erkennen lassen, muß ein prächtiges Fenstergitter am Haupt-
Gitter, Rheingebiet. 109
saale des Schlosses Zell bei Koblenz angesehen werden, wenn man an-
nehmen darf, daß seine Herstellung mit der Vollendung des Schlosses (mit
Ausnahme des jüngeren Zwischenbaues) im Jahre 1543 zusammenfällt.
Das Gitter ist in seinem unteren Hauptteile aus senkrecht und wag-
reclit gekreuzten und durcheinander geschobenen Rundstäben gebildet und
in symmetrischer Verteilung mit Ringen und Vierpässen ausgestattet, eine
längst bekannte Art der Bereicherung, die z. B. auch bei der Bischof
Ernst-Kapelle in Magdeburg angewendet wurde. Auf das 16. Jahrhundert
deutet die weitere Ausschmückung der Ringe hin, besonders aber zeigt
der dreieckige Aufbau über dem Gitter die typischen Blumen und Ranken
dieses Jahrhunderts. Die Ranken sind an einigen Stellen durcheinander
geschoben, an anderen durch Bunde zusammengehalten. Zu beachten ist
besonders die Art, in der die einzelnen Teile auseinander her vor wachsen.
Die schlicht natürliche Führung der Linien verliert sich seit dem Ende
des 16. Jahrhunderts immer mehr, im allgemeinen kann in der un-
gekünstelten Rankenbildung besonders ein Zeichen früher Entstehung er-
blickt werden (Abb. in Ortwein, Deutsche Renaiss. Bd. 5. Taf. 38).
Den rheinischen Arbeiten beigerechnet werden darf auch ein besonders
reiches und schönes Gitter am Grabmal des Landgrafen Ludwig und seiner
Gemahlin in der Marienkirche in Marburg a, d. Lahn (Fig. 82, S. 110).
Der leider unbekannte Meister hat sein Werk nur mit seinem Mono-
gramm und der Jahreszahl 1592 versehen. Ausgeprägt neue Motive sind
unter den Schmuckformen dieses höchst geschmackvoll komponierten
Gitters dem in Zell gegenüber kaum zu finden. Künstlerisch wohl-
berechnet erscheint die Verwendung schlichter Rundstäbe im unteren
Teile des Gitters und die Anordnung leichterer, geometrisch gemusterter
Gitterfelder darüber, die dann überleiten zu der lockeren, im Maßstabe
wechselnden Rankenbekrönung. Auf die etwas humoristisch wirkende Dar-
stellung des Sündenfalles oben auf den Ranken und zwischen den vom
Künstler als Paradiesesbäume aufgefaßten, hoch das Ganze überragenden
Blütengebilden sei schließlich noch hingewiesen.
Die im Anfange des 17. Jahrhunderts im Stromgebiete des Rheines
gefertigten Gitter lassen auch bemerkenswerte Neuerungen nicht erkennen.
Bei dem schönen Oberlichtgitter über dem Portal des in den Jahren 1601
bis 1607 erbauten, als Friedrichsbau bezeichneten Teiles des Heidelberger
Schlosses tritt wenigstens andeutungsweise eine in gewissen Teilen Deutsch-
lands schon etwas früher vorkommende Art der Rankenführung zu Tage,
die bald zum Leitmotiv in den Gittermustem wurde, und in der wieder-
holten Berührung mehrerer einander durchdringender Spiralen zu erblicken
ist. Auch die Betonung der wichtigsten Rankenkreuzungspunkte durch
umgelegte trichterförmige Muffen ist ein in dieser Zeit häufiger, unter
anderem am Taufkesselarm vom Jahre 1594 in Maria im Kapitel zu Köln
110 16. und 17. Jahrbundert.
TOrkommendes Motiv, das in der Zukunft in anderer Form immer mebr
fta Bedeutunff gewann. Stärker als bei diesem tritt bei einem ähnlichen
Oberlicbtgitter vom Jahre 1609 in Sulzfeld a. M. das die Mitte füllende
Netzwerk hervor, das aber im Rheingebiete auch bereits bei Beispieleit,
die der zweiten Hälfte de.<s 16. Jahrhunderts angeboren dürften, häufiger
vorkommt.
Fig. 83, Oitter (Oberteil) von lesa In ÜfarbnrB a. d. Lohn. B. ia>.
Die Gitter im MUnster zu Konstanz sind teils bezeichnet, teils sind
sie nach den bekannten Stiftungsjabren der Altäre in den Kapellen, die
sie abschließen, mit leidlicher Zuverlässigkeit zu datieren. Hier sollen
zunächst zwei der Gitter betrachtet werden, von denen das eine (Fig. 83,
S. 111) mutmaßlich 1628 entstand und das andere (Fig. 84, S. 112) grofl
die Jahreszahl 1646 aufweist. Es sind Werke, die ein ungewöhnlich
Gitter, Rheiogebiet.
hohes KQnaen und feines Formempfinden verraten, und die zugleich zu
den selbständigsten und eigenartigsten Schöpfungen des 17. Jahrhunderts
auf dem Gebiete der Oitterschmiedekunst zu rechnen sind.
Abgesehen von den kräftigen Konstniktionsschienen ist auch in diesen
6itt«m fast ausschließlich Rundeisen von gleichmäßiger Stärke verarbeitet,
aber die Führung der Linien ist eine völlig neuartige geworden. Gerade
112 16- '^"^ 17. Jahrhundert.
Linien kreuzen oder stoßen stumpf auf Kankenzüge und diese Ranken
sind nicht mehr, wie bei den älteren Beispielen, in natOrlich wachsender
Art miteinander verbunden, rückläufig entwickelt sich von einem scharf
geknickten Rankenzuge aus unvermittelt ein neuer. Die Kficklauftendenz
tritt Überall zu T^e, besonders auch in der Zeichnung der bald die
Hanken als Ausgangs- oder Endmotiv abschließenden, bald sie unter-
brechenden grotesken Gebilde. Silhouettenartig ausgeschnittene FigureQ
kommen auch bei älteren Gittern vor, aber sie waren dann entweder als
fast selbständige Teile zwischen das Rankenwerk gestellt, oder aber die
Stelle von Bluten oder Blättern ersetzend mit den Ranken verbunden.
Außer durch solche groteske Figuren sind die Ranken bei den
Konstanzer Beispielen auch verschiedentlich nur aus ästhetischen Gründen
plötzlich stark verbi'eitert, abgeflacht und durchbrochen. Auffallend zahl-
reich und groß sind älteren Beispielen gegenüber die sehr spitz aus-
laufenden, an Stelle von Blättern h er vorsprieli enden Nebenspiralen. An
Gitter, Rheingebiet. 113
den Berührungspunkten sind die Ranken in der Regel nicht durch ein-
fache Bunde vereinigt, reidher gestaltete Deckplatten werden mit Vorliebe
hinzugefügt. Auch an Rollwerkformen erinnernde Motive kommen vor
als gespaltene und durch einen Querstab verbundene Endigungen.
Alle diese Formen waren wohl den Baukünstlern und zeichnenden
Meistern schon längst geläufig, bei Eisengittem kommen sie kaum früher
vor. Ob bei den Konstanzer Gittern der ausführende Schmied auch der
erfindende Künstler war, oder ob ein anderer Meister, wie es schon bei
noch zu besprechenden älteren hervorragenden Schmiedewerken der Fall
war, die Entwürfe lieferte, ist unbekannt. Deutsche Omamentstichwerke
mit Gitterentwürfen, die als Vorbilder in den Schmieden verbreitet waren,
sind aus jener Zeit nicht bekannt.
Einige Anklänge lassen die Konstanzer Gitter an Erfindungen des
Straßburgers Wendel Dietterlin erkennen, in dessen 1598 erschienener
»Arcbitectura" sich auch etliche höchst interessante Gitterentwürfe finden.
Die Möglichkeit einer Beziehung zu diesem Werke ist sogar etwas fester
befjrründet. Man darf annehmen, daß die beiden Gitter von 1628 und
1646 von dem Konstanzer Bürger und Stadtschlosser Johann
Reifell gefertigt sind, von dem bekannt ist, daß er in den Jahren 1641
bis 1644 für die Hofkirche in Luzern ein noch erhaltenes, sehr bemerkens-
wertes Gitter fertigte, das den perspektivisch dargestellten Einblick in
eine Bogenarchitektur wiedergibt.
Das Gitter in Luzern ist das älteste erhaltene dieser merkwürdigen Art,
doch ein schon um 40 Jahre früher entstandener Entwurf des erfindungs-
reichen Dietterlin leiht demselben Gedanken Ausdruck (Tafel 159 der
Architectura). Die Vermutung, daß Meister Reife 11 das sicherlich damals
schon berühmte, im nahen Straßburg erschienene Werk sehr genau kannte,
ist gar zu naheliegend.
Die beiden Konstanzer Gitter weichen in der Komposition sehr von-
einander ab, und nur die Tatsache, daß Reif eil um das Jahr 1640 bereits
ein weithin bekannter Meister sein mußte, läßt darauf schließen, daß auch
das vortreffliche Gitter vom Jahre 1628 sein Werk ist. Bei dem 1646
aufgesteUten Gitter wird Reifells Urheberschaft durch einen Vergleich
mit dem Luzemer Gitter feststehend, die Gleichartigkeit der Motive ist
entscheidend. Freilich perspektivisch ist das Gitter in Konstanz nicht, nur
ein fensterartiges Gebilde in der Mitte erinnert daran, daß der Meister
sich auch mit Bauformen vertraut gemacht hatte, um sie seinen Zwecken
nutzbar zu machen. Außer diesen Arbeiten sind weitere Gitter im Münster
zu Konstanz^ in Einsiedeln ^ in Zürich^ auf Reichenau-Mittelzell und
anderen Orten erhalten, die die Werkstatt Reifells oder doch die Be-
nutzung seiner Werke vermuten lassen.
lieber das großartigste dieser Gitter in der Kirche des Benediktiner-
Lüer, Unedle Metalle. 8
114 16. und 17. Jahrhundert.
stiites Maria-Einsiedeln (Fig. 85, S, 114) sind einige urkundliche Notizen
erhalten. Im Auftrage des FOrstabtes Augustin II. von Reding wurde es
in den Jahren 1675 — 1684 von dem Klosterbruder Vinzenz Nußbaumer
aus Äegeri (am Zuger S«e) gefertigt. Schon die perspektivische Eom-
position deutet auf Beziehungeo zum Meister Keifell hin, die Gleich-
artigkeit der Gruppenmotive und Einzelformen mit den Gittern in Luzem
und Konstanz, die zuerst iu Betracht kommen, läßt sogar mit Sicherheit
Fig. K. Gitter in »itria-Einsiedeln, auHgenUirt iftTG— l«S4. S. in.
annehmen, daß Nußhaumer seine Kunst in der Schmiede Reifells
erlernte.
Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts zeigen die Eisengitter, be-
sonders im oberrheinischen Gebiet, vrieder mancherlei Wandlungen in
Komposition und Formgebung.
In den Füllungen wurde die Spiralranke mehr wie je vorher zum '
herrschenden Motiv. Aber während früher die Rankenzüge nur in seltenen
Fällen mehr als zwei oder drei Windungen aufwiesen, wurden jetzt in
den Hauptranken vier bis sechs Windungen bevorzugt, und nebeneinander
angeordnete Spiralen wurden in der Regel derart miteinander verbunden,
daß gegenseitig die äußere Windung der einen etwa die dritte Windung
der anderen berührte. Die Berührungsstellen wurden regelmäßig ver-
Gitter, Rheingebiet
schweißt, flach gehämmert, häufiger als früher in pbaotastischeii Formen
ausgestaltet und an Stelle der vorher Qblichen eingehaueneo Innen-
n l«8S in Zürich
zeiclinung oft plastisch ausgearbeitet. Die Mitten der Spiralen, die
man früher durch größere BiUten, Blätter oder andere stark bervor-
tretende Gebilde besonders betonte, wurden am Ende des 17, Jahrhunderts
116 16. und 17. Jahrbondert.
nicht mehr in ähnlicher Weise vor anderen Teilen ausgezeichnet. Schon
um die Mitte des Jahrhunderts hatte man sich vielfach mit einer flach-
geschlagenen Rundung begnügt, schlieBltch zog man es vor, nahe der
Mitte irgend ein groteskes Gebilde anzubringen, aus dem meist mehrere
dünne Spiralschnörkel herauswuchsen, und die Mittelwindung des Ranken-
zuges spitz auslaufen zu lassen.
Am Schlüsse des Jahrhunderts mischten sich, zunächst zaghaft, schmale
Akanthusblättchen in das Rankenwerk, um bald darauf für einige Zeit
alles zu überwuchern.
Ein Oberlichtgitter vom Jahre 1680 an der Eatharinenkirche in Fra»k-
Pig. er. Gitter, ehemsb in Wettingen. S. lie,
furt a. M. läßt die Mehrzahl dieser Eigentümlichkeiten schon einiger-
maßen ausgeprägt zu Tage treten. Fortgeschrittenere Entwicklang zeigt
eine vortreffliche Gittertür vom Jahre 1698 im Rathause in Zürich (Fig. 86,
S. 115).
Das reichste und schönste Beispiel dieses Gittertypus im oberrheinischea
Gebiet, dessen Entstehungsjahr leider nicht bekannt ist, aber wohl um
1690 angesetzt werden darf, befand sich ehemals in der Zürich nicht
fernen Zisterzienser-Abteikirche in Wettingen (Fig. 87, S. 116),
Im niederrheinischen Gebiet zeigte sich schon gegen die Mitte des
17, Jahrhundeiis bisweilen eine gewisse Verwilderung in den Rankenzügen
der Gitter, die wohl besonders dadurch genährt wurde, daß man an Stelle
des ßundeisens Flacheisen zu verwenden begann, Schonausdem Jahre 1627
ist in der Abteikirche in Brauweiler ein Stabgitter mit Rankenbekrönung
erhalten, das mit den oberrheinischen Gittern den Vergleich nicht aus-
Gitter, Rhein fcebiet.
hälL Gin diesem ver-
wandtes Gitter yom
Jahre 1644 befand sich
ehemals im Dome in
Ailenberg. Ein Ober-
lieb t^tt er vom Jahre
1688 am Spanischen
Bau in Xöln, das der-
selben Art beizurech-
nen ist, ist interessant
durch die umfanfip'eiche
Verwendung verdop-
pelter oder gespaltener
roll werkartiger Endi-
gungen, auf die auch
bei oberrheinischen Git-
tern hingewiesen wurde.
Außer den ange-
führten zeitlich fest-
legbaren Gittern sind
im ganzen Gebiete des
Rheines noch zahl-
reiche ausgezeichnete
Schmiede werke dieser
Art erhalten, die durch
Vei^leich mit den da-
tierten Arbeiten eini-
germaßen zuverUissig
zeitlich zu ordnen sein
würden; nur um das
Entwicklungsbild zu
Terrollständigen, sollen
einige hier ai^efUhrt
werden.
Große Gitterwerke,
die wohl zumeist bald
Dach dem Jahre 1600
entstanden sein dürften,
finden sich in mehreren
Kölner Kirchen. Die
Hauptfelder dieser Git-
ter sind in der Reget
118 16. und 17. Jahrhundert.
aus schlichten oder teilweise verdickten und profilierten Rimdstäben ge-
bildet. Knotenvrerk und Ranken fDllen in bald größerem, bald gerinf^erem
Umfange die Türen der Gitter und bilden in reichster und schönster
Komposition besonders die Bekrönungeu. Hingewiesen sei auf die Gitter
in St. Peter, in der Maria-Himmelfahrtkirche, in Maria im Kapitol und
im Dome (Abbildungen bei Raschdorff a. a. 0.).
Von größeren Gitterwerken des oberrheinischen Gebietes sei noch der
sehr interessante, zum größten Teile aus Eisen geschmiedete Lettner in
der Stadtkircbe in Nürtingen am Neckar besonders hervorgehoben ; er
dürfte auch bereits dem 17. Jahrhundert angehören.
Schöne Oberlichter (Fig. 88, S. 117 u. Fig. 89, S. 118) und Fenster-
gitter scheinen in den rheinischen Städten an den Häusern der wohl-
habenden Bürger wie an den Palästen und auch an Kirchen allgemein
zum Schutz und Schmuck verwendet zu sein; die Mehrzahl der erhaltenen
Beispiele ist im 17. Jahrhundert gefertigt. Senkrecht oder schräg ge-
kreuzte Rundstäbe bilden bei den Fenstergittern das Gerippe, mit dem
man ring- oder herzförmige Glieder in rhythmischer Verteilung verflocht,
die durch ßache gezackte oder schmale spiralig gerollte Blättchen, Masken
u. a. m. bereichert wurden. Ein aus Ranken mit Blättern und Spindel-
blumen gebildeter Aufbau bekrönt häufiger die Fensterkörbc. Seltener
sind die Gitter allein mit großen RankenzUgen geftlllt.
Bemerkenswerte eiserne Treppengitter sind spärlich erhalten. Ein in
der Leonhardskirche in Frankfurt a. M. befindliches Treppengeländer
wurde bereits früher erwähnt, ein zweites, wesentlich jüngeres, schönes
Beispiel besitzt Frankfurt im Turmaufgange der in den Jahren 1678 bis
1680 erbauten Katharinenkirche.
An öffentlichen Brunnen hat man im Rheingebiete das Eisen in
Gitter, Bayern und Franken. 119
16. und 17. Jahrhundert nur in bescheidenem Maße bald zur Umgitterung,
bald zu Armen für die Laufrohre verarbeitet. Brunnengitter finden sich
z. B. in Bernkastei und Frankfurt^ Rohr arme in Tübingen.
In Bayern und Franken, mit den Mittelpunkten des deutschen
Kunstschaffens im Reformationszeitalter, gewann die Oitterschmiedekunst
eine der rheinischen ähnliche Bedeutung erst in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts.
Eines der ältesten bayrischen Gitterwerke ist das in der Stadtpfarr-
kirche (Zu unserer lieben Frau) in Ingolstadt. Es ist zwischen den Schluß-
pfeilem des Mittelschiffs aufgestellt und wurde im Jahre 1561 vom
Schlossermeister Mathäus Andres ausgeführt. Ein breiter, schöner Rund-
eisenrankenfries schließt das aus schlichten Stäben gefügte Gitter oben
ab. Von der Mitte symmetrisch wachsen die lockeren Windungen aus
einer Vase heraus. Naturgemäß entsprießt eine zwanglos der anderen.
Blatter und Masken, wie sie aus den Stichen der Eleinmeister damals
bekannt waren, zweigen sich ab und bilden die Rankenmittelpunkte. Ein
paar freie, von einer Spindelblume überragte Ranken bekrönen die Mitte
des Ganzen.
Ein bescheidenes Werk ist dies zwar der imposanten Leistung des Nürn-
berger Meisters gegenüber, dem Gitter, das Paulus Kuhn im Jahre 1587
zur Umfassung des „Schönen Brunnens'' schuf. Der zu Ende des 14. Jahr-
hunderts errichtete Brunnen wurde in jenem Jahre in ein neues farbiges
Gewand gekleidet und man wünschte auch an Stelle des alten ein neues
prächtiges Gitter herumzuführen. Paulus Kuhn aus Augsburg wurde damit
beauftragt, und er fertigte es „viel schöner und künstlicher, als es ihm
angedingt worden'' , was man ihm dadurch lohnte, daß ihm für jedes
Pfund 1^2 Kreuzer mehr bezahlt wurde, als vereinbart war. Im ganzen
erhielt der Meister für seine Arbeit 854 Gulden. Die Füllungen des
Gitters sind aus schräg gekreuzten Stäben mit je fünf darin verteilten
einfachen Ziergliedern gebildet. Bewunderungswürdiges Können lassen
aber schon die mächtigen senkrechten Ständer erkennen, bei denen sich
noch Formen des 15. Jahrhunderts mit den neuartigen Blumen und Roll-
werkmotiven mischen. Von höchstem Reichtum war aber die Bekrönung
des Gitters, aus ihr sprach die ehrliche Freudigkeit des Schaffens, die
Liebe des Meisters zu seinem Handwerk und das Bedürfnis, nicht nur der
bezahlten Pflicht zu genügen; ein Denkmal wollte Meister Kuhn sich und
dem Können seiner Zeit setzen. Mit Wehmut nur können wir heute den
Brunnen betrachten, über dessen vergangene Pracht allein Zeichnungen
Aufschluß geben.
Was die Unbilden der Witterung zerstörten und ersetzt werden mußte,
wird man bedauern, was aber Menschenhände in elendem Kunstfanatismus
vemichteten, erfüllt mit Empörung. Bis zum Jahre 1821 war das Gitter
120 16. und 17. Jahrhundert.
vollständig erhalten, dann entschied man, daß die Bekrönung des Oittei
die ja zwei Jahrhunderte jünger war als der Brunnen selbst, als stillos
zu entfernen sei. Wie ein Hohn auf jene Weisen grinst nun die Narren-
krone vom Gitter herab.
Kaum auszudenken ist, welch farbenfreudiges Bild der Brunnen im
Jahre 1587 geboten haben muß, nachdem die Steinarbeit ebenso wie das
neue Gitter aufs reichste bemalt und vergoldet waren, wofür allein 1500 Gulden
aufgewendet wurden.
Erwähnt sei schließlich noch, daß im Jahre 1587 zugleich mit dem
Gitter auch eine reiche eiserne Wetterfahne, wohl an die Stelle einer ein-
facheren, auf die Spitze des Brunnens gesetzt wurde, die man 1821 eben-
falls entfernte (nähere Angaben über die Geschichte des Brunnens siehe
Bergau, Der Schöne Brunnen zu Nürnberg, Berlin 1871).
Annähernd gleichzeitig mit diesem köstlichen Nürnberger Werke ent-
stand in Atigsburg^ wie man nach der Bezeichnung H. M. 1588 mit
Sicherheit annehmen darf, von der Hand des durch andere vollbezeichnete
Arbeiten und aus urkundlichen Nachrichten bekannten Hans Mezger ein
Gitter, das zwar jenem künstlerisch nicht gleichwertig ist, aber doch zu
den bedeutendsten Schmiedeleistungen der Zeit gehört. Dieses große Gitter
umgibt das im Jahre 1580 von Jakob Fugger gestiftete Familiengrab in
der Ulrichskirche (Fig. 90, S. 121).
Die Ständer des Gitters sind mit Ausnahme des unteren vierkantigen
übereck gestellten Teiles rund, in Art gedrehter Treppengitterdoggen
profiliert und mit eingehauenen Blattornamenten bereichert. Die in der
Mitte wagrecht geteilten Felder sind mit lockeren Rundeisenranken, in den
Türen auch mit Knotengeschlinge gefüllt; dieselben Motive wurden auch
in der Bekrönung verarbeitet, aber große Spindelblumen steigern oben
noch die Pracht. Alle die Einzelgebilde, die auch bei den rheinischen
Gittern derselben Zeit als typisch hervorgehoben wurden, finden sich hier
vereinigt in einem Reichtum, der am Rheine nicht seinesgleichen hat. In
dem Rankenwerk und alles überragend, über den Mitten der Bekrönungen
sind immer wiederholt die Wappenzeichen der Fugger, die heraldische
Lilie und ein Doppel-W angebracht.
Von Hans Mezger wurde auch das große Gitter der Bartholomäus-
kapelle in derselben Kirche gefertigt, hier findet sich die Bezeichnung
,Hans Mezger 97« (1597) am Schloß.
Schließlich wissen wir, daß der Meister Arbeiten für das Schloß
Velthums in Tirol ausführte. Mancherlei ist in jüngster Zeit über die
Persönlichkeit dieses Kunstschmiedes festgestellt (Friesenegger, Zeitschr.
d. histor. Vereins für Schwaben und Neuburg 1901, S. 263—274). Der
Vater Hans Mezgers war ebenfalls Schmied, er starb 1594. Hans wurde
1553 geboren, er fertigte 1580 sein Meisterstück, er wurde 1594 »Vor-
Gitter, Bayern und Franken. 121
geher" der Schmiede, 1599 — 1611 gehörte er dem Kleinen Rate an nnd
bekleidete sonst verschiedene Ehrenämter. Er starb zu Ende des Jahres
1611 oder im Anfang des Jahres 1612.
In Manchen war fUr die Micbaeliskirche in den Jahren 1586 — 1588
ein Meister KolbauQ mit Schmiedearbeiten beschäftigt. Vermutlich sind
sein Werk einige große dort erhaltene Kapellengitter, die in ihrer eigen-
Fig. 90. Gitter in Angsbarg am Faggerdenkmal, 8. lao.
artigen Ausgestaltung eine Sonderstellung in der Gitterschmiedekunst jener
Zeit einnehmen.
Aus dem Jahre 1594 ist wiederum in Augsburg ein höchst geschmack-
volles Qitter erhalten, es umgibt den bekannten Äugustusbrunnen und ist
von 6eorg Scheff von Heilbronn gefertigt, der im Jahre 1566 in Augs-
burg Meister wurde (Fig. 91, S. 122). Uebereck gestellte, durch Profile
gegliederte Vierkantstäbe sind unterbrochen durch doggenartige Rund-
stiibe, die oben große Spindelblumen tragen, zwischen denen eine reiche
RankenbekrSnung ausgespannt ist. Neben manchen Einzelformen lassen
122 16- und 17. Jahrhundert.
besonders wied«r die RUcklaufinotiTe in den Ranken die der Zeit um 160O
eigenartigen kOostlerischen Tendenzen erkennen.
Einige datierbare scbdne Beispiele TOn Fenster- und OberlicliJ^tteni
sind besonders in Franken erhalten, die nur wenig von den rheinischen
Fig. 91. Oitter vom 3ahr» 1591 in Augsburg am Angnstusbrunnen. S. iti.
Gittern abweichen. Ein mit Ranken und Knotenwerk gefülltes Gitter
vom Jahre 1590 befindet sich in Nürnberg am Topplerhause.
Aus schräg gekreuzten Vierkantstäben gebildete Fenstergitter Tom
Jahre 1595 sind am Rathause in Würsburg erhalten. Reiches Rankenwerk
mit Bluten und Blättern bekrönt die Gitter und FUllglieder verschiedener
Gestalt sind im Stabwerk verteilt.
Gitter, Bayern und Franken. 123
Gitter ähnlicher Art, aber in die Laibung der Fenster eingelassen,
also ohne Bekrönung, befinden sich am Pellerhause in Nürnberg aus dem
Jahre 1605.
Sehr früh zeigen sich in Franken Gitterformen, die in anderen
deutschen Landschafben wesentlich später auftraten, dann allerdings so-
gleich auf der Stufe einer fortgeschritteneren Entwicklung.
In Altdorf bei Nürnberg ist ein geschmiedetes Grabkreuz vom Jahre
1614 erhalten, das in der phantastischen Ausgestaltung seiner Ranken
an die 60 bis 80 Jahre jüngeren Gitter in der Katharinenkirche in
Frankfurt a. M. und dem ehemals in Wettingen befindlichen erinnert
(s. S. 116). Die Rundeisenschnecken wachsen an vielen Stellen, ohne
daß praktische Gründe es erforderlich machen, in groteske Silhouetten aus,
die eine mit Meißeln eingehauene Innenzeichnung erhalten haben.
Man könnte an der richtigen Datierung dieses Kreuzes zweifeln,
wenn nicht die Art der Rankenführung, vor allem die Verbindungs-
weise nebeneinander angeordneter Windungen doch auf den Beginn des
17. Jahrhunderts hinwiesen. Und weiter wird die Richtigkeit der
Datierung gestützt durch ein nur wenig jüngeres Oberlichtgitter in
Nürnberg vom Jahre 1626, das in der Bildung entschiedene Verwandt-
schaft mit dem Kreuze erkennen läßt, und bei dem bereits die jüngere
Entwicklungsstufe durch die Verschmelzung der Windungen deutlich er-
kennbar wird.
Andere bayerische, gleichzeitig mit jenen oder sogar ziemlich viel
später entstandene Gitter zeigen gegenüber den Gittern aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts nur in geringem Maße auffallende Neuerungen.
Die Rücklaufmotive, die Art der Rankenverbindung, die Formen der
Blätter, die eingehauenen Innenzeichnungen auf den flach gehämmerten
Teilen deuten zwar meist auf das 17. Jahrhundert hin, aber die Kompo-
sition unterscheidet sich kaum von der der älteren Werke. Beispiele
dieser Art sind das schöne Oberlicht über dem Nürnberger Rathausportale
vom Jahre 1617, die Gitter an der Lorenzkirche (Fig. 92, S. 124), die die
Jahreszahl 1649 tragen und ein treffliches Gitter in der Annakirche zu
Augsburg vom Jahre 1666.
Erst die bayrischen Gitter aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhun-
derts lassen fast durchgehends in gesteigerter Zierlichkeit und mit Ver-
meidung aller kompakten Gebilde die Formungstendenzen erkennen, die
bei dem Altdorfer Kreuze und dem Nürnberger Oberlicht vom Jahre 1626
zuerst sich zeigten. Die Ranken wurden vielfach in ihrer ganzen Aus-
dehnung, nicht wie auch vorher schon nur an den Verzweigungen, auf der
Vorder- und Rückseite flach gehämmert. Die zahlreichen kleinen Neben-
ranken erhielten durch leicht vortretende Verdickungen, durch ein-
gehauene Modellierung und vielfach auch durch rundliche Endverbreiterung
124 16- und IT. Jahrhundert.
einen ausffesprochen pflanzlichen Charakter. Dem oberrheinischen Gitter-
typus dieser Zeit g^enUber zeigt der bayrische manche Eigenart.
Die bedeutendsten Gitter dieser Periode sind in Augsburg aus den
Jahren 1688 vor der St. Lukaskapelle und von 1692 (Fig. 93, S. 125)
vor der St. Gertrudkapelle des Domes und in der Ulrichskirche vor der
Ällerheiligenkapelle (Fig. 94, S. 126) in der im Jahre 1698 errichteten
ISakristei erhalten.
Etwa zur selben Zeit dUrfte das Ghorgitter im Ulmer MUnster ent-
Fig. »i. Oitter vom Jahre i«le in KOmberg, Lorenzkirch«. S. 1^3,
standen sein und ein durch jüngere Zutaten verändertes Gitter in St. Em-
meran in Regensbnrg.
Ein großes Choi^tter mit der Jahreszahl 1690, das zwar seine
deutsche Herkunft und seine Entstehuugszeit am Ende des 17. Jahrhun-
derts nicht verleugnet, aber doch in Formen und Komposition durchaus
von den übrigen deutschen Gittern dieser Periode abweicht, befindet sich
in Obemiarchthal (im wUrttem bergischen Donaukreise).
Einen den vorher genannten Beispielen sehr verwandten Charakter
tragen in diesem Gitter die schmaleren friesartig gereihten RankenfKllungen
der Längsfelder und die Bekrönung. Durchaus fremdartig erscheint je-
doch an dem Gitter die Art der senkrechten Gliederung. Breite, aus
je vier vierkantigen Stäben gebildete Pilaster mit Basis und Kapital
Gitter. Bajreru und Franken.
flarüderen den mittleren TUrteil des Gitters, und die quadratischen Haupt-
felder fQllen Stabmuster, fUr die in Deutschland alle Vorstufen fehlen.
2 in A-ngsbuTB, Dom. S. 1
Die BekrSnung stimmt nicht zum ganzen, wie es sonst stets der Fall
ist, sie' ist zu luftige zu leicht, kurz, aus allem spricht an diesem Werke
eine seltsame Sprache.
16. und 17. Jahrhandert.
Des Rätsels Lösung ist die, daß der Entwurf des Gitters im
Auftrage des Abtes Nikolaus in Paris gefertigt wurde und die Aus-
P<g. m. Oitti-r vom Jahre tei« in Augsburg, Ulricbsklrche. S. 111.
filhrung vom Klo s t e r s chl oss e r Hans Rieger in Obcrviarchthd
herrührt.
Gitter, Oesterreichische Länder. 127
In Frankreich blühten damals die Künste und nicht zum wenigsten
die Schmiedekunst, in Deutschland war man wohl der Rankenzüge über-
drüssig^, und so sehr verwunderlich ist es nicht, daß man sich den „Riß*'
zu einem kostbaren Werk, das in jeder Einsicht Eindruck machen sollte,
von dort verschrieb. Aber freilich, jener Entwurf mußte stark abweichen
vom ausgefbhrten Werk, das lehrt ein Blick auf das Gitter selbst und
wird bestätigt durch die französischen Gitter jener Zeit (s. S. 163). Sei
es, daß der biedere deutsche Schmied die französischen Formen nicht
völlig verstand und unbewußt änderte, oder daß ihm die Schönheit der
zierlichen Windungen über die gebrochenen französischen Linien jener
Zeit ging, der Hauptwunsch des Auftraggebers, etwas durchaus Eigen-
artiges zu erhalten, wurde erfüllt.
In den jetzt zur österreichischen Monarchie gehörigen Län-
dern lassen die erhaltenen Eisengitter des 16. und 17. Jahrhunderts im
ganzen den gleichen Entwicklungsgang erkennen, zeigen aber doch manche
Eigenart der Formgebung.
Einige der bedeutendsten deutschen Gitterarbeiten wurden im 16. Jahr-
hundert in Tiroler Kirchen aufgestellt. Eine gefestigte üeberlieferung
ließ vermutlich in den ersten Jahren dieses Säkulums einige Werke ent-
stehen, wie sie in keinem deutschen Lande aus jener Zeit in ähnlicher
Schönheit erhalten sind.
Das hervorragendste dieser Gitter schließt die von Florian von Waldauf
zu Waldstein (1440 — 1510) und seiner Gemahlin Barbara von Mitterhofer
bereits im Jahre 1495 gestiftete und nach und nach immer reicher aus-
gestattete Kapelle in der Pfarrkirche in Hall auf zwei Seiten ab (Fig. 95, S. 128).
Die Hauptgitterfelder sind aus schlichten schräg gekreuzten Yierkantstäben
gebildet, die Türflügel füllt zum Teil ein Maßwerkgrundmuster. Keichste
Formentfaltung zeichnet die Bekrönung aus; nebeneinander gereihte, in-
einander greifende und unten spiralig gerollte und mit Ranken ausgefüllte
Spitzbogenmotive mit Krabben und Kreuzblumen und über den Türflügeln
die großen Wappen der Stifter bilden das breite Muster. Die Formen-
sprache des 15. Jahrhunderts feiert einen letzten Triumph in diesem
schönen Werke.
Aehnlich ist es bei einem zweiten, wesentlich abweichenden Gitter,
das sich jetzt im Nationalmuseum in München befindet. Soweit
festzustellen ist, stammt es aus Rettenschöß bei Kufstein, sein Entstehungs-
jahr ist unbekannt, die Formen weisen aber unzweideutig auf die Zeit
um 1500, am ehesten auf das beginnende 16. Jahrhundert hin. Es
ist oben spitzbogig geschlossen und wird eine Oeffnung gleicher Form
gefüllt haben. Eine zweiflügelige Tür in der Mitte gestattet den Durch-
gang. Türflügel und Umrahmung sind mit Ausnahme des oberen Bogen-
teiles, in dem der Tiroler und der Reichsadler ihren Platz gefunden haben.
X28 16- und 17. Jabrbundert.
mit Ranken gefüllt, die in ihrer unregelmäBigen Führung und in ihren
Blättern und BiUten, Überhaupt in den Einzelformen auch mehr an die
Bildungen des späten 15, Jahrhunderts erinnern, wie an die entwickelten
Kankengitter des 16. Jahrhunderts. Aber man möchte doch dieses Gritt-er-
werk wie eine Brücke betrachten, die hinüberführt zu den in sorglicher
Kegelmäßigkeit gezeichneten Eisenwindungen mit den entsprechend streng
stilisierten Spindelblumen der jüngeren Zeit. Als einziges erhaltenes Bei-
Fig. «E. Gitter in Hall. S. 1I7.
Spiel, das die Gitterformen der beiden Jahrhunderte deutlich verbindet,
ist es Ton besonderem Interesse.
Das größte und berühmteste Gitter in Tirol, das erst der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört und das Grabmal des Kaisers Maxi-
milian I. in der Hofkirche in Innsbruck umgibt (Fig. 96, S. 129), wurde fem
vom Bestimmungsorte ausgeführt, obschon es scheint, daß man ursprünglich
den ehrenvollen Auftrag zwei Innsbrucker Ueistem zugedacht hatte, die ver-
mutlich im Jahre 1564 einer Epidemie zum Opfer fielen, die Ihre Heimat-
stadt heimsuchte. So zwangen die Verhältnisse dazu, Verhandlungen mit
auswärtigen Meistern anzuknüpfen, über die wir dank der Untersuchungen
D. Ton Schönherr's {Gesammelte Schriften, Innsbruck 1900, Bd. 1 S. 287 ff.)
tiitter. Oesterreicbische L&oder. 129
einigermaßen gut unterrichtet sind, und die fUr die Geschiclite der deutschen
Schmiedekunst von höchstem Interesse sind.
Nachdem die Innsbrucker Meister ,in den letzten Sterbläufen" mit dem
Tode abgegangen waren, wurde der Innsbrucker Regierung vom Herzog
Albrecht von Bayern Hans Metzger, Schlosser und BUrger in Mitn-
rhen, vermutlich der Vater des bei Gelegenheit seiner Äugsburger Arbeiten
Is. S. 120) erwähnten Meisters, als geeignet fUr die schöne Aufgabe emp<
fohlen. Mit diesem kam auch ein Vertrag zu stände, nach dem er für
Fig. 9S. Gitter In Innsliruck am (iral.miil KaUer Maximiliam I. von Jörg S
1372 vollendet. S. 188.
Eisen und Arbeit 1050 Gulden und eine Werkstatt in Innsbruck erhalten
sollte. Der Meister sollte die „zierlichsten und fQrnemsten stuck" mit
eifi^ener Hand ausführen. Allein die entscheidende Genehmigung wurde
vom Erzherzog Ferdinand von Tirol diesem Vertrage versagt, dieser
wünschte, daß einem ihm , dienstlich verpflichteten' Schlosser, der auch
sein Können bereits bewährt hatte, und von dem man erwarten könne,
daß er auch „dieses werk mit allem vleiß schön und zierlich verfertigen'
werde , der Auftrag übergeben würde , dem MUnchener Meister solle
.glimpflich' davon Mitteilung gemacht werden.
Dem Wunsche des Erzherzogs entsprechend wurde im Jahre 1568
die Herstellung des Gitters dem „khunstlichen gueten Arbeiter' Meister
LDer, Uaedle Hetalle. 9
130 16- ^"^^ 17. Jahrhundert.
Jörg Schmidhammer, Büchsenmeister und Schlosser zu Frag
übertr^en. Dieser ausgezeichnete Künstler, der seit dem Jahre 1559 in
Vrag lebte, hatte dort für das Fürstengrab im St. Veitsdome ein großes
kastliches Gitter geschaffen (Fig. 97, S. 130 und Fig. 98, S. 131), dem.
wie schon Kaiser Ferdinand I. bestimmt hatte, das Gitter in InnshTtAck
sich anschließen sollte, und von dem eine Zeichnung an die dortige
Regierung gesandt war. In Anlehnung an dieses Vorbild wurde die zur
Ausführung gelangte Zeichnung von dem Maler Paul Trabel in Innsbruck
hergestellt.
Jörg Schmidhammer verpflichtete sich, „ein schön, zierlichs eisen-
Fig. BT. Gilter ia Prag, Dom, von Jörg ScLmidhammer. S, no.
gätter von allerlei laub- und pluemwerch auch zügen und seulen fleißig
sauber* auszuführen. Für das ganze große Werk von Ö4 Innsbrucker
Werkschuh Länge und 7 Fuß 7 Zoll Höhe sollte er einschließlich des
Transportes bis Linz und eingerechnet die Aufstellung 1500 Gulden erhalten.
Zur AusfUbriiDg wurden ihm die nötigen Mengen Eisen in den gewünschten
Fassons bereitgestellt. Er erhielt: ,Dückhs rambeisen, seilen eisen, schar-
sachstachel, leisteneisen, clains g'attereisen, stangen, schlossplech, khlains
zaineisen und gefüerte stangen". Im Jahre 1573 war das Gitter vollemiet
und bereits in Innsbruck. Es wurde aufs reichste bemalt und vei^oldet
und die Verhandlungsberichte mit den Malern sind ebenfalls erhalten.
Mancherlei Auskünfte über Jörg Schmidhammer erfahren wir aus
einem Nachlaßinventare des 1577 verstorbenen Meisters, das im Prager
Gitter, OetterreichiBcbe Lander. 131
Stadtarchiv aufgefunden worden ist. Von besonderem Interesse ist die
Werkstatteinrichtung, die mit allen Einzelheiten aufgeführt wird (ver-
öffentlicht TOn G. E. Pazaurek, Kunstschmiede- und Schlosserarbeiten
des 13. bis 18. Jahrhunderts, Leipzig 1895).
Verwunderlich ist nicht, daß das großartige Gitter Schmidhammers
auch die Innsbrucker heimische Schmiedekunst heilsam förderte. Einige,
allerdings im Vergleich zu jenem, bescheidene Werke entstanden dort wenig
später in ähnlichen Formen. Eine GittertUr am Eingange zur Silbernen
Kapelle (neben der Hof kirche) wird zugleich mit dieser im Jahre 1578 ent-
standen sein. Zehn Jahre später fertigte der Hofschlosser Hans Beck
Fig. »8. Gitter in Prag, Dom, von Jörg Schmidhainnier. 8. ISO.
von Innsbruck das Trennungsgitter zwischen dem alten und damals hinzu-
gefQgten jüngeren Teile dieser Grabkapelle. Ein treffliches Gruftgitter in
der Hof kirche ist voll bezeichnet: Paulus Kien 1582; ob dieser Meister
etwa mit dem Nürnberger Paulus Kuhn oder Köhn identisch ist, was
bei der Gleichgültigkeit jener Zeit gegen eine gleichmäßige Namenschreib-
weise den übrigen Umständen nach möglich wäre, mag vielleicht noch
einmal aufgeklärt werden.
Die bedeutendsten Gitterwerke der Folgezeit entstanden aber zumeist
in den östlicher gelegenen Landesteilen; Salzburg, Steiermark, Kämthen,
Ober- und Niederösterreich, Mähren und Böhmen sind in schwankendem
Grade an der Weiterentwicklung beteiligt.
Ein ausgezeichnetes Gitter aus der Zeit um 158P, in der itlr seine
132 18- und 17. Jabrbundert.
Zeit typischen Formgestaltung mit Durchzügen und Flecttungen und allerlei
Laub- und Blumenwerk, umgibt das Grabmal des Zacbarias von Keuhaus
und seiner Oemahlin in der Allerheiligenkapelle zu Teltsck in Mähren.
Mancherlei sonst in dieser Zeit nicht vorkommende Motive Süden
sich besonders in den umrahmenden Streifen der GittertDr des in den
Fig. M, (iittfirtOr in Scckan, um iG»o. S. 139.
Jahren 1587 bis 1592 errichteten Mausoleums des Herzogs Karl II. in
Sevkau (Steiermark) (Fig. 99, S. 132). Der Hofschlosser Lukas Seen
war der Verfertiger, sonstiges ist darüber nicht bekannt. Das wohl sicher
mit dem Mausoleum zugleich ausgeführte Gitter erinnert in Einzelheiten
an etwa hundert Jahre jUngere französische und auch an gleichzeitige
italienische Arbeiten; vermutlich geht der Entwurf auf einen der Archi-
tekten des Mausoleums, den Italiener Theodorus Cypsius zurück.
Ein angeblich 1599 entstandenes Gitter, das in seiner Bankenbekrönung
Gitter, Oe8t«rreichiscbe L&nder. 133
dieses Datum zu bestätigen scheint, umgibt den erst im Jabre 1667 auf-
gestellten Boppelaltar in St. Wolfgang (.Oberösterreich).
Eine Reibe schönster Gitterarbeiten, deren Entstehungszeit in das
Fig. IiM. Brunnenlanbe auf SchlaB Xeuhans. S. \K.
letzte Viertel des 16. Jahrhunderts fällt, befinden sich auf Schloß Ncu-
hatts an der böhmisch-mährischen Grenze, das in den Jahren 1554 bis
1580 erbaut wurde. Vor den Fenstern, als BrUstungen auf den Ver-
bindungsgalerien, zwischen den Säulen des Hofes sind sie angebracht.
Der höchste Reichtum ist wohl entfalt€t bei der auf dem Rande des
'. und IT. Jahrb ändert.
Gitter (Brunnenlauben), Oesterreichische Länder. 135
ScUofibmnnens im Jahre 1596 errichteten Eisenlaube. Man hat auf die
XJebereinstimmung dieses Werkes mit dem Grabgitter in Teltsch hinge-
wiesen. Fast alle Schmuckmotive stimmen in der Tat übereiu, und mög-
lich ist, daß auch jenes Gitter in Neuhaus ausgeführt wurde.
Die aus Eisen geschmiedeten Brunnenlauben, die im westlichen und
nördhchen Deutschland gänzlich fehlen, gehören in den österreichischen
Landen noch in zahlreichen anderen Orten zu den Glanzleistungen der
Gitterschraiedekunst. Die Mehrzahl gehört dem 16. Jahrhundert an, leider
ist nur in seltenen Fällen über die Entstehungszeit und die Meister ge-
naueres bekannt.
Zum Teil gleichen sie in der Art des Aufbaues den früher be-
sprochenen französischen und niederländischen Hauben, oft begnügt
man sich aber nicht damit, ein zierlich geflochtenes Rankendach auf
die mehr oder minder verzierten Stützen zu setzen, auch die Zwischen-
räume zwischen diesen wurden mit reichstem Gitter werk gefüllt; ein Bei-
spiel der letzten Art ist auch der Brunnen auf Schloß Neuhaus (Fig. 100,
S. 133).
Neben diesen laubenartigen XJeberdachungen kommt auch in 0 ester-
reich die im übrigen Deutschland übliche, oben nicht verbundene Um-
gitterung vor.
Eine verhältnismäßig noch einfache Laube überspannt das ehemals
offene Becken eines Brunnens am Kleinen Ring in Prag (Fig. 101, S. 134).
Er soll im Jahre 1560 gefertigt sein und bis auf Zutaten, die anscheinend
im 17. Jahrhundert, vielleicht an Stelle stark verletzter Teile hinzukamen,
wird diese Angabe zutreffend sein.
Noch einfacher ist eine dreiseitig aufgebaute Haube vom Jahre 1564
aus Neunkirchen (Niederösterreich), die jetzt einen Brunnen auf Schloß
Stixenstein ziert.
Ein köstliches Werk ist die die Jahreszahl 1570 tragende Brunnen-
laube auf Schloß Grafenegg (Niederösterreich), die ehemals einen Brunnen-
rand im Hofe des alten Landhauses in Wien zierte (Fig. 102, S. 136).
Von Brunnenlauben, über deren Entstehungszeit nichts näheres be-
kannt ist, die aber ihren Formen nach zu urteilen im 16. Jahrhundert
entstanden sein dürften, sind zu nennen die im ehemaligen Eonventgarten
in Saar (Mähren) erhaltene, eine andere in Biegersburg (Steiermark),
weitere auf Schloß Seebenstein (Niederösterreich) und im Stifte St. Florian
(Oberösterreich). Im 17. Jahrhundert sind die Brunnenlauben im Hofe
der sogen. Stallburg in Wien (1675), im Stifte Vorau (Steiermark), in
Loretto (Kämthen) und eines der schönsten Werke dieser Art auf dem
Hauptplatze in Brtick a. d. Mur (Steiermark) gefertigt.
Von der köstlichen Brunnenlaube in Bruch (Fig. 103, S. 137) ist be-
kannt, daß sie im Jahre 1626 ausgeführt wurde, und auf den Namen des
. und 17. Jahrhundert.
Brunn enlitabe auf SchloS Qrafenegg v
Gitter (BrunnenlanbeD), Oeflt«rreichiBehe Lftnder.
Meisters darf man vielleicht aus der launigen Inschrift schließen, deren
eine Strophe lautet:
,Icb Hana Praater Trank ich das Wasser so gern als Wein,
Trink lieber Wein als Wa«er. So könnt ich ein reicher Prasaer sein.*
138 16- nnd n- JahAnndert.
Allem Anscheine nach vurde aber im Jahre 1626 nicht auch das
Gitterwerk geschmiedet, das die die Haube tragenden Ständer bis zur
Fig. 11)4. Gitter vom Kali
halben Höhe verbindet, dieses dürfte erst in der zweiten Hälfte des
17, Jahrhunderts hinzugeftigt sein.
In ähnlicher Reihenfolge wie in Bayern und im Rheingebiete vollziehen
sich auch im 17. Jahrhundert die Formwandlungen in den österreichischen
Gitter, Oesterretcbische Länder. 139
Landeo, und nacb den für die westliclieren Gegenden zusammengestellten
Merkmalen darf man im allgemeinen auch die österreichischen Gitter
zeitlich ordnen, doch eine Reihe ihrer Entstehung nach festlegbarer her-
Torraf^ndercr Arbeiten dieses Jahrhunderts muß im Interesse der örtlichen
Entwicklung noch angefUhrt: werden.
Bei Graz (Steiermark) wurde im Jahre 1606 ein Ealvarienberg an-
gelegt, dessen Stationen mit ausgezeichneten geschmiedeten Oittern, mut-
maßlich aus derselben Zeit, verschlossen sind (Fig. 104, S. 138). In Graz
Flg. ICE. Gitter Tom Jahr« leg; in Salzborg, Florians brunnen. S. im.
wird in einem Rechnungsbeleg vom Jahre 1600 ein Hofschlosser
Wilhelm Rueprecht genannt, möglich, daß er mit jenen Arbeiten in
Beziehung zu bringen ist. Die Gitter lassen die fUr das 17. Jahrhundert
typischen Neuerungen deutlich erkennen.
Die Ranhenanßlnge und -endigungen, die geraden Verbindungen
zwischen zwei im Gegensinne gerollten Windungen, die nn zahlreichen
Stellen der Ranken und Stäbe vorgenommenen, mit eingehauenem Muster
versehenen Verbreiterungen mit ihren spiralig gerollten schmalen Blättern,
die ROcklaufmotive u. a. m. sind ähnlich bei Gittern des 16. Jahrhunderts
nicht zu finden.
140 16. und 17. Jahrhundert
Wenn diese Gitter aber wirklich, wie angenommen werden darf, nocli
dem Beginne des 17. Jahrhunderts angehören, dann muß ihr Verfertiger
besonders fortschrittlich gesinnt gewesen sein.
Die meisten sicher datierbaren Gitter der folgenden Jahrzehnte sind
nicht in gleichem Maße als neuartig zu bezeichnen, fast durchgehends läBt
aber doch die Art der Bankenyerbindung allein schon die Entstehungszeit
zutreffend festsetzen. Angeführt seien die schönen Fenstergitter des in
den Jahren 1621 bis 1630 erbauten Waldsteinpalastes in Prag und an dem
im Jahre 1644 vollendeten Zeughause in Graz^ dann das große Gitter
vom Jahre 1662 in der Benediktinerkirche in Lambach (Oberösterreich).
Noch im Jahre 1687 entstand in Sahburg ein nicht unbedeutendes
Gitter, das auch bei sorgsamer Prüfung kaum wesentliche Abweichungen
vom Gittertypus des 16. Jahrhunderts finden läßt; es erhielt auf dem
Becken des Floriansbrunnens seinen Platz (Fig. 105, S. 139).
Die strahlig komponierten oder aus gleichmäßig gereihten Motiven
gebildeten Muster der Gitterfelder deuten noch am ehesten auf ihre Ent-
stehungszeit hin. Die Bekrönung zeigt etwas ungelenk geführte Ranken
mit silhouettenartig ausgeschnittenen Figuren, kleinen Blättern, Rosetten
und in der Regel einer einfachen Spindelblume in der Mitte; in große
vorgebogene Spindelblumen wachsen die acht Eckständer aus.
Der Verfertiger dieses Gitters war Wolf Guggenb erger; er erhielt
den Auftrag, trotzdem der Salzburger Stadtschlosser Wolf Hapacher
sein Anrecht auf die Ausführung nachdrücklich geltend zu machen versucht
hatte. Das Gitter fand in Entwurf und Ausführung den vollen Beifall
der bei seiner Ausstellung auf dem Rathause versammelten Ratsherrn,
man bewilligte dem Meister sogar anstatt des ausbedungenen Lohnes von
10 Pfennigen für das Pfund deren 12. Im ganzen wurden für das Gitter
49 Gulden und 24 Pfennige bezahlt, dazu ein Gulden für den Gesellen.
Selbst damals würde kaum jemand für den Lohn etwas besseres haben
leisten können, unter die künstlerisch wertvollsten Gitter jener Zeit ist
es ja zweifellos nicht zu rechnen. Ueber die Bemalung des Gitters ist
bekannt, daß die Stäbe grün gestrichen und die Rosetten, Bunde und
Engelsköpfe vergoldet wurden; die größeren Figuren erhielten ihre Innen-
zeichnung in den natürlichen Farben.
Für die Entwicklung der österreichischen Schmiedekunst weit bedeut-
samer ist ein um elf Jahre älteres Gitter in der Vorhalle der Serviten-
kirche in Wien (Fig. 106, S. 141). Die mit der Jahreszahl 1676 darauf
eingehauenen Buchstaben M. A. B. S. dürften zu lesen sein als: Meister
A B , Schlosser; wer dieser Meister war, ist leider bisher nicht
bekannt.
Die allein in Betracht konamende Bekrönung erinnert in ihren sehr
warten Ranken, die bis zu sechs Spiralwindungen aufweisen, in der höchst
Gitter, Oest«rreic)mdie Länder. 141
phantastischen Ausf^estaltuag der Verbreiterungen nnd in der überaus feineu
pUstischen Durchziselierung aller Teile am meisten an das Wettiuger
fiitter (s. S. 116).
Eine diesem Wiener Gitter gleichwertige Schönheit der Linienführung
und Formverteilung wird kaum wieder erreicht, der Eindruck der meisten
Gitter, die man ihrer Gestaltung nach annähernd in dieselbe Zeit setzen
darf, ist weniger leicht. Gute verwandte Beispiele finden sich %. B, im
SÜfie Schläge (Oberösterreich), in der Salvatorkirche (Fig. 107, S. 142>
und in der Georgskirche in Prag und mit der Jahreszahl 1685 auf dem
Heiligen Berge von Fribram im Kreise Prag.
Im Mittelfelde mit Banken ähnlicher Art ausgestattet ist ein im
Übrigen perspektivisch komponiertes Gitter {aus Eisgruh), das jetzt als
Friedhofstor in Kostl (Mähren) dient. Man darf annehmen, daß dieses
Tor nicht völlig unabhängig von den Schweizer perspektivischen Gittern
entstanden ist; seine Entstehungszeit wird um 1670 anzusetzen sein.
Die letzte Entwicklungsstufe der Gitterformen im 17. Jahrhundert
wird auch in den österreichischen Landen dadurch gekennzeichnet, daß
die Ranken mit allen ihren Abzweigungen wieder einen durchaus pflanz-
142 16. und 17. Jahrhundert.
liehen Charakter annehmen. In leichtester Andeutung ist diese mehr
äuSerliche Neuerung schon bei dem Gitter der Servitenkirche zu erkennen.
Bald wurden alle die bis dahin dtlnnen, schlicht erscheinenden Seiten-
spiralen knorpelig verdickt und blattartig modelliert, dann wurden diese
Verdickungen auch im Umriß zackiger und lappiger und schließlich bildete
Fig. loT. Gitter In Prsg, Salvutorkirche. S. Ml.
das in der Kunst jener Zeit allgemein wieder aufgenommene Akanthus-
blatt auch das HauptMlmotiv in den Gitterranken.
In ganz Deutschland entstanden in der Zeit um 1700 Akanthusranken-
gitter. Eines der frühesten Beispiele des entwickelteren Typus mit kräftigen,
bauchig aufgetriebenen Blättern dürfte aber das Gittertor des in den
Jahren 1G80 bis 1688 erbauten Schlosses Troja bei Prag sein.
Selten sind in Gitterwerken aus dem Ende des 17. Jahrhunderts die
neben den Akanthusranken in der Dekorationskunst damals beliebten
Oitter, Schlesien. 143
f^ßblQtif^en PflanzeD verwendet. In reichster Weise zu großen Bltlten-
bDscheln und Giünzeu Tereioigt, finden sich diese Motive iu der BekrSnung
des großen Gitters, das das Langhaus und die Vorhalle der Kirche des
Stißes St. Florian (Oberösterreich) trennt (Fig. 108, S. US). Der Meister
Fig. loS' Oitter im SÜftf St. Florian, um isgB. S. 143.
dieses bedeutenden Werkes war Hanns Meßner in Passau. Im Jahre 1698
erhielt er eine Abschlagszahlung darauf, im ganzen wurde ihm die Summe
von 2700 Gulden dafUr bezahlt und außerdem 80 Gulden Lieferkosten.
Zahlreiche, teils glänzende Beispiele der Gitterschmiedekunst sind
seit der Mitte des 16. und im 17. Jahrhundert auch in Schlesien und
144 16. und 17. Jahrhundert.
Sachsen gefertigt. Wesentliche Abweichungen von den gekennzeichneten
Formwandlungen in den verschiedenen Zeitabschnitten sind nicht wahr-
nehmbar, wie an einer Anzahl der wichtigsten datierbaren Werke zu
zeigen versucht werden soll.
Gitter von besonders imponierender Größe oder anderen seltenen Vor-
zügen gibt es in Schlesien aus dem 16. und 17. Jahrhundert nicht. Zu den
bedeutendsten Leistungen gehören eine Brunnenhaube, etliche Taufstein-
gitter und einige Eapellengitter. Aber auch an vielen noch kleineren
Arbeiten muß die stetig neue Komposition und Ausgestaltung des fast
allein verwendeten Rankenmotivs bewundert werden.
Die ältesten Beispiele dieses Typus dürften die jetzt im Museum
Schlesischer Altertümer verwahrten Oberlicht- und Fenstergitter
vom alten Leinwandhaus (jetzt Stadthaus) in Breslau sein, man nimmt
an, daß sie um das Jahr 1540 entstanden.
Aus dem Jahre 1564 ist eine Gitterfüllung in der Elisabethkirche in
JBreslmi erhalten. Die Rankenführung bei diesem Gitter ist für seine
Entstehungszeit ungewöhnlich, insofern als die äußeren Spiralen nicht aus
der größten Windung der Innenspiralen herauswachsen, sondern erst aus
der zweiten Windung.
Eines der schönsten schlesischen Gitterwerke umgibt, auf einem Stein-
sockel aufgestellt, in acht Feldern den Taufstein der Maria-Magdalenen-
kirche in Breslau, Es wurde, wie die Inschrift bekundet, im Jahre 1576
von Simon Laubener und seinem Gesellen Salomon Schmidt ge-
fertigt. Die Eckständer zeigen eine ähnliche Ausbildung wie diejenigen am
Schönen Brunnen in Nürnberg (vom Jahre 1586). Die Felder sind mit
reichstem Rankengeschlinge und kunstvoll geflochtenem Knoten werk in
vier je einmal wiederholten Mustern gefüllt. Rankenwindungen bilden
auch die Bekrönung jedes Feldes. Auf der Mitte jeder Bekrönung ist
abwechselnd der böhmische Löwe und der Reichsadler als Silhouette aus-
geschnitten angebracht.
Sehr verwandt in den Formen ist ein Gitter, das in der katholischen
Kirche in Schiveidnitz demselben Zwecke dient. Die Bezeichnung am
Schlosse besagt, daß ein Meister Andriß im Jahre 1591 der Verfertiger
war. Aus den erhaltenen Rechnungsbelegen ergibt sich, daß er in vier
Raten 421/« ^^Xqy, 45 Mark, ISV« Mark und 28 Mark und 4 W.-Groschen
dafür erhielt.
Ein den Breslauer Werken ebenbürtiges Gitter wurde im Jahre 1608
in Hagenau L Schi, für das Grabmal der Herzogin Anna von Württem-
berg gefertigt.
In der katholischen Pfarrkirche in Neiße hat sich ein im selben Jahre
laut Bezeichnung vom Meister N. K. hergestelltes Kapellengitter erhalten.
Durchaus dem Formkreise der angeführten Beispiele gehört auch das
Gitter, Schlesien. 145
stattliche Gitter vom Jahre 1617 an, das den in einer Ecke aufgestellten
Taufkessel der Peter- und Paulskirclie in Görlitz vom Kirchenraume ab-
schließt;.
Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts blieben überhaupt in
Schlesien fast ausnahmslos in den Gittern die Formen und die Art der
Komposition beibehalten, die seit der Mitte des vorhergehenden Jahr-
hunderts bekannt waren. Als Beispiel dafür angeführt seien das laut
Inschrift im Jahre 1627 gefertigte Taufsteingitter in der Pfarrkirche zu
Xeißc und die Gittertür vom Jahre 1652 an der Kanzel der Elisabeth-
kirche in Breslau.
Einige, wenn auch nicht sehr umfangreiche, doch vortreffliche Gitter-
arbeiten in der Maria-Magdalenenkirche in Breslau zeigen entschiedene
Neuerungen. Meister Georg Rolcke fertigte im Jahre 1661 das Geländer
und die Tür für eine Treppe im nördlichen SeitenschiflF. Die Felder, be-
sonders des Geländers, sind mit rein abstrakten Linienzügen gemustert,
nichts erinnert daran an pflanzliche Bildungen. Die zierlichen Spiralen
mit ihren Verzweigungen endigen ohne Blätter oder Blüten, statt dessen
sind wieder einzelne Stellen der Windungen flach verbreitert, grotesk aus-
gebildet und mit eingehauenen Linien gemustert. Auch die aus einer
Rundung in scharfem Knick zurückgebogenen Motive lassen erkennen,
daß der Meister die Werke anderer deutscher Landschaften studiert hatte.
In anderen Breslauer Kirchen finden sich Gitter derselben Art, die
vermutlich auch annähernd gleichzeitig mit denen Rolcke s, möglicherweise
ebenfalls von ihm gefertigt wurden. Insbesondere zu nennen ist das
Chorgitter in der Vinzenzkirche.
Diesen Arbeiten verwandt ist auch die Glanzleistung der schlesischen
Schmiedekunst, die Brunnenhaube in Neiße. Auf dem mittleren Eisen-
reif findet sich die Inschrift „Ao 1686 aus Belieben eines löblichen
Magistrates machte mich Wilhelm Hellew^eg Zeugwarter*. Der
wohl in seiner Eigenschaft als Büchsenmacher zur Aufsicht über das
Zeughaus angestellte Meister Helle weg war also der trefi'liche Künstler.
Bei den vorher genannten Gittern waren die Ranken noch aus über-
wiegend schlichten Rundstäben gebogen, bei der Brunnenlaube ist eine
Wandlung durchgeführt, die, wie auch früher besprochene Beispiele ersehen
lassen, fast überall in Deutschland damals hervortrat, die Rankenstäbe sind
nämlich auf der Vorder- und Rückseite flach gehämmert und vorn überall
mit eingehauenen Linien gemustert. (Abb. inFritsch, Deutsche Renaiss.).
Von trefflichen schlesischen Akanthusrankengittern aus dem Ende
des 17. Jahrhunderts seien genannt die Chorgitter der Klosterkirche in
Leiihus und der Kirche in Wartha und das Taufsteingitter der Kath.
Pfarrkirche in Glatz. Gleichzeitig entstanden auch in Schlesien Gitter,
bei denen ähnlich dem früher angeführten Gitter im Stifte St. Florian
Lfter, Unedle Metalle. 10
ipd 17. Jahrhundert.
die Ranken in Verbindung; mit großen dünnen Äbuntkusblättern noch durcli
natui^hnlich gestaltete Kränze, Festons u. dergl. bereichert -wurden.
Gitter, Sachsen. 147
Als die bedeutendsten Arbeiten dieser Art sind im und am Jesuiten-
kollegium in Liegnitz das große Abschlußgitter vor der Haupttreppe
und die Fenster- und Oberlichtgitter zu nennen.
Das älteste erhaltene größere Gitter werk in Sachsen umgibt das
Grabmal des Kurfürsten Johann Friedrich I. und der Sibylla in der Stadt-
kirche in Weimap\ Es trägt die Meisterbezeichnung H. L. 1555, der
Uhrmacher und Kleinschmied Hans Lampe in Jena war der Verfertiger.
Die zwölf auf den vier Seiten zu je dreien angeordneten Felder zeigen
ein gleiches Muster, das gebildet ist aus dem Umriß einer sechsblättrigen
Rosette mit Diagonalstäben. Als Stabendigungen innerhalb der Kosette
und in vier ihrer Außenzwickel sind Blütenmotive angebracht, die an die
einfachste Form der Spindelblumen erinnern; Ranken kommen in dem
ganzen Gitterwerk noch nicht vor.
Für die deutsche Gitterschmiedekunst des 16. Jahrhunderts typische
Arbeiten sind in Sachsen erst aus dem Ende des Jahrhunderts erhalten.
Das umfangreichste und immerhin den besten Beispielen seiner Art
beizurechnende Gitter befindet sich am Grabmale des Kurfürsten Moritz
im Dome zu Freiberg (Fig. 109, S. 146). Die Dresdener Meister Hans
Weber und HansKlencke haben es ausgeführt; im Jahre 1595 konnte
es aufgestellt werden.
Das aus zahlreichen großen aneinander gereihten Feldern gebildete
Gitterwerk zeigt besondere Abweichungen von dem Rundstabrankentypus
der Zeit um 1600 nicht; die Art der Linienführung und Einzelmotive ist
im ganzen die damals überall in Deutschland herrschende. Daß der
Meister ängstlich bemüht gewesen ist, kein Feld einem anderen gleich zu
gestalten, legt Zeugnis ab für den liebevollen Ernst, mit dem er sich der
ehrenvollen Aufgabe widmete.
Als das edelste Werk der sächsischen Gitterschmiedekunst muß die
zur Grabkapelle der Familie v. Bünau führende Tür in der Kirche in
Lauenstein angesehen werden (Fig. 110, S. 148).
Ueber den Meister dieses schönen Werkes ist leider nichts bekannt,
man weiß nur, daß es im Jahre 1611 vollendet war. Die Komposition
dieses Gitters ist in der Beschränkung auf Ranken meisterlich gelungen,
von einer frischen Lebendigkeit, ein Vorzug, der nicht allen Feldern am
Gitter des Moritzgrabmales nachzurühmen ist. Auch Form und Verteilung
der besonders zahlreich vorkommenden Blätter und Blüten zeugen von
feinstem Empfinden. Auch von diesem Gitter kann man sagen, daß es
im einzelnen nicht viel neues für seine Zeit bietet, und doch erkennt man
eine Meisterhand daran von ganz eigenartiger Gestaltungskraft, nirgendwo
ist sonst in Deutschland etwas geschaffen worden, das man mit diesem
schönen Gitter verwechseln könnte.
Einige für die Geschichte der sächsischen Schmiedekunst nicht un-
16. und 17. Jahrhundert.
. Oitt^rtUr in LBuensteii
wichtige Gitter aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts sind eben-
falls in Freiberg erhalten. Darunter wurde nachweislich eine Gittertor,
Gitter, Sachaeo. 149
die den kleinen, liinter der durch ihre Skulpturen hochberOhmten Goldenen
Pforte gelegenen Friedhof gegen die Str&ße verscliließt, von «Abr. El.
Hehner Hufschmit 1672" gefertigt (Fig. 111, S. 149). Auch dieser
Meister hielt an fast schon veralteten Formen fest, nur durch Einzelheiten
Fig. 111. GiltortBr in Freiberg i. S., lS7i heiffesttUt, 8. ÜB.
tißt sich das Gitter von solchen unterscheiden, die um hundert Jahre
früher entstanden. Aehnlich verhält es sich mit dem großen, künst-
lerisch aber nicht sehr hochstehenden TJmfassiingsgitter der Boseschen
tirabkapelle in der Marienkirche in Zwickau, das vom Meister Daniel
Vogel im Jahre 1678 ausgeführt wurde.
150 16. und 17. Jahrhundert.
Die aus leichten, mit grotesken Gebilden ausgestatteten und mitein-
ander verschweißten Spiralranken gebildeten Gitter, die in anderen deutsclien
Landen am Ende des 17. Jahrhunderts zahlreich entstanden, scheinen in
Sachsen kaum gefertigt zu sein, ziemlich früh dürfte aber das dünne
Akanthuslaubwerk in den Gittern verwendet sein.
Auf dem alten Johanneskirchhofe in Leipzig ist in eine Bogen-
öffhung, die aus dem Jahre 1680 stammt, ein (in seinem Unterteile später
ergänztes) Gitter eingepaßt, dessen große Spiralwindungen mit breitem
Akanthuslaub umwachsen sind.
Wesentlich bescheidener tritt das Akanthusmotiv in einem Oberlicht
der Rückseite des Palais im Großen Garten zu Dresden auf. Nach der
Entstehungszeit des Schlosses in den Jahren 1679 — 1680 darf auch das
Gitter datiert werden.
Spärlicher verteilt als in den bisher betrachteten deutschen Ländern
finden sich hervorragende Schmiedeisengitter aus dem 16. und 17. Jahr-
hundert in Nord- und Nordostdeutschland. Von nicht geringer
Bedeutung waren für die Entwicklung der Gitterschmiedekunst am Rheine
und in Süddeutschland die in unmittelbarem Auftrage der Kirchen ge-
fertigten Arbeiten, vor allem also die großen Chorgitter und die Kapellen-
gitter. Im protestantischen Norden war ein Bedürfnis in den Kirchen fOr
solche Eisenschranken höchst selten vorhanden.
Von besonderem Interesse ist es aber, daß eines der großartigsten
Gitterwerke des deutschen Nordens, vermutlich in den letzten Jahren der
katholischen Herrschaft, im Dome zu Schleswig als Schranke zwischen
dem hohen Chore und dem Pfarrchore Aufstellung fand. Ueber den
Meister und das Entstehungsjahr dieses eigenartig schönen Werkes ist
nichts bekannt, doch sein Formcharakter und die berechtigte Annahme,
daß es sich noch um eine Arbeit aus der katholischen Zeit des Schleswiger
Domes handelt, gestatten seine Ausführung um das Jahr 1530 anzusetzen.
Das Gitter ist aus senkrecht und wagrecht sich kreuzenden Yierkant-
st'äben gefQgt und die quadratischen Felder sind mit Maßwerk gefüllt,
das in jedem Felde aus zwei Fischblasenmotiven gebildet ist. In der
oberen Felderreihe, von halber Breite der übrigen, sind delphinartige
Wesen angeordnet, die den Einfluß italischer Formen unzweideutig er-
kennen lassen. Die Stabkreuzungen sind auf einer Seite mit Blattrosetten
besetzt. Die Bekrönung des Gitters bilden nach oben offene Bögen mit
krausen zackigen Blattbüscheln, die auf den Spitzen abwechselnd um ge-
wundene Spindeln — wie sie im 16. und 17. Jahrhundert in ähnlicher
Form so zahlreich verwendet wurden — angeordnet sind.
Das nachweisbar älteste norddeutsche Rankengitter hat sich auf dem
Flure des Rathauses zu Lüneburg erhalten (Fig. 112, S. 151). Dieses
überaus schöne Werk trägt die Jahreszahl 1576 und den Namen Hans
Gitter, NorddeuUchland. 151
Rüge; man Dimmt an, daß Kuge der Verfertiger war. In dem LUne-
bnrger Eämmereibuch findet sich in den Jahren 1560 und 1580 ein Sciunied
Hans Rugliese angeführt, der wahrscheinlich mit jenem Hans Euge
identisch ist (nach einer mir von Herrn Dr. W. Behncke gewordenen
Mitteilung).
Flg. 119. Oltter In Lflneburg vqid Jahre 1B7«. S. leo.
Große, kaum verzweigte und fast blattlose Ranken von vier bis fünf
kouzentriscben Spiral Windungen, die, zu je zweien durch Bunde vereinigt,
aber seltsamerweise nicht auseinander hervorwachsend, ftlnf Felder des
Gitters füllen , verleihen ihm ein sehr eigenartiges Gepräge. In einigen
Feldern sind nur Ranken kleinerer Form verbunden, in anderen mit einer
152 16. und 17. Jahrhundert.
großen Spirale etliche kleine. Die Windungen tragen in der Mitte je eine
Spindelblume, nur die kleinsten eine Rosette. Freie Ranken mit Blumen
verschiedener Form und mit grotesken Masken sind zwischen oben her-
vorragenden Stäben angeordnet, die in große, vorgebogene Spindelblumen
auswachsen.
Ueber der Mitte des als Tür zu öffnenden Gitterteiles ist aus einer
quadratischen Blechtafel ein reiches Wappen ausgehauen, das oben auch
die Jahreszahl enthält. Unter dem Wappen steht zwischen durchbrochenen
Omamentstreifen im ausgeschnittenen Grunde groß der vorher ange-
gebene Name.
Ein vortreffliches Gitter der Zeit um 1578 befindet sich in der
Martinskirche zu Stadthagen (Schaumburg-Lippe) vor dem Epitaph des
Grafen Otto IV. Die Einzelmotive sind die in jener Zeit üblichen, von
Erfindungsreichtum und feinem Empfinden des unbekannten Meisters zeugt
aber die Komposition.
In Braunschweig ist neben anderen vielleicht noch im 16. Jahr-
hundert hergestellten Gittern eine gute Rankengittertür vom Jahre 1594
im Ereuzgange der Kirche Hinterbrüdern anzuführen.
Bemerkenswerte Gitterfüllungen , die wahrscheinlich im Jahre 1589
ausgeführt wurden, sind am Taufkesselumbau in der Nikolaikirche in
Rostock i. M. angebracht.
Ein Prachtwerk ist das Gitter, das vor dem Grabmal des im Jahre
1571 gestorbenen Grafen Joachim Sparr in der Marienkirche in Berlin
aufgerichtet wurde; seinem Formcharakter nach möchte man aber an-
nehmen, daß es erst etwa um das Jahr 1600 entstand. Bedeutsam ist
dieses Gitter besonders durch seine überaus stattliche Bekrönung, deren
hoch das Rankenwerk überragende Stäbe in übereinander oder kreuz-
artig angeordneten Spindelblumen endigen , und zum Teil noch FigQrchen
tragen.
Die Jahreszahl 1587 trägt ein tüchtiges, oben im Halbkreis abge-
schlossenes Eisengitter vor der Dombrowskikapelle in der katholischen
Pfarrkirche in Rheden (Westpreußen). Das Gitter ist in zwanzig Felder
geteilt, deren Rankenmuster in der Regel doppelt vorkommen. Die vier
mittleren Felder unten bilden die Tür, die Felder darüber enthalten die
Familienwappen der Stifter und die Jahreszahl.
Einige kleinere, aber höchst geschmackvolle Gittertüren, die noch in
dem letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts gefertigt wurden, schließen
die Taufkapelle und die Kanzeltreppe im Dome zu Königsberg ab.
Die Kanzeltür wurde im Jahre 1589 gestiftet und vielleicht noch
in demselben Jahre ausgeführt, für die Tür der Taufkapelle scheint als
Entstehungsjahr 1595 festzustehen. Die Gitter sind so verwandter Art,
daß für beide ein Meister angenommen werden darf.
Gitter, Dänemark. 153
Die oben lialbrunde Tür zur Taufkapelle trägt die als Peter Resekirch
zu lesenden Anfangsbuchstaben P. R. des Stifters mit dessen Kaufmanns-
monograinm. Das Schild mit den Schriftzeichen wird gehalten von zwei
Tortrefflich in flachem Relief getriebenen männlichen Wesen mit Pisch-
schwänzen, aus denen einfach geführte Ranken hervorwachsen. Gut in
Form und Verteilung sind auch die ebenfalls zum Teil plastisch behan-
delten MitielfüUungen der Spiralen.
Die rechteckige Kanzeltür ist durch eine reiche Bekrönung beson-
ders ausgezeichnet.
Im 17. Jahrhundert sind in Norddeutschland nur wenige Gitter werke
gefertigt, die auch in der Größe über das gewöhnliche Maß hinausgingen.
Zahlreich erhaltene treffliche kleinere Gitterarbeiten geben aber das Bild
einer höchst lebendigen Entwicklung, leider ist nur selten die Entstehungs-
zeit der Werke genau anzugeben.
Im westlichen Teile Norddeutschlands sind als Arbeiten des 17. Jahr-
hunderts anzuführen etliche Fenstergitter am Schloß in Wernigerode i, Ä,
ein Ausschaugitter vor einer großen Maueröffnung und ein Gitter in der
Martinskirche in Halberstadt ^ ein Gittertor, das jetzt am «Haus der
Vater** in Hannover aufgestellt ist und die Türen im Lettner des Domes
in Hildcsheim^ der selbst mit der Jahreszahl 1546 bezeichnet ist.
Ein zeitlich sicher festlegbares, vortreffliches Gitterwerk vom Jahre
1675 ist am Taufbecken der Martinskirche in Braunschweig erhalten; in
der Hauptlinienführung gleicht es im ganzen noch Werken der Zeit um
1600, die Einzelformen würden aber über die Entstehungszeit kaum Zweifel
aufkommen lassen.
Die Jahreszahl 1685 findet sich in dem Rankenwerk einer Gitterttir
des Domes in Schleswig. Die Art der Führung und Verzweigung und
die Flachheit der fast rein linearen, kaum an irgendwelche Naturgebilde
erinnernden Rankenzüge würde auch hier ohne weiteres auf eine Arbeit
aus dem Ende des Jahrhunderts schließen lassen.
Daß sich auch als höchst seltene norddeutsche Arbeit wohl des
17. Jahrhunderts im Hofe des Schlosses Breitenburg (Kreis Steinburg,
Holstein) eine eiserne Brunnenhaube befindet, soll nicht unerwähnt bleiben.
Sechs gewundene Stützen tragen in diesem Falle das aus Rundeisenstäben
geflochtene Dach.
Bemerkt sei hier, daß etliche ausgezeichnete Eisengitter im Gebiete
des jetzigen Königreiches Dänemark ganz unter deutschem Einflüsse
oder gar von deutschen Meistern ausgeführt wurden.
Ein prachtvolles Werk ist das Gitter im Dome von Roskilde an der
Grabkapelle Christians IV. (1588—1648), die im Jahre 1617 errichtet
wurde (Fig. 113, S. 154). Bezeichnet ist das Gitter auf der unteren Tür-
schiene: , Caspar Fincke bin ich genant — Diser Arbeit bin ich be-
154 16- und 17. Jahrhundert.
kant". Meister Fiticke führte dieses künstlerisch uod technisch gleich
hervorragende Gitter im Jahre 1619 aus. Koch ein anderes, wohl etwas
jüngeres, ebenfalls ungewöhnlich schönes Gitter ist in Jioskilde erhalten.
Flg. 113. Gitter in Roskilde vom Jubre leis. S. ih3.
Eine ansehnliche Leistung ist auch ein Gitter vom Jahre 1641 in
der Frauenkirche zu AaJborg.
Eine GittertQr der St. Petrikapelle in Kopenhagen vom Jahre 1684
ist bezeichnet: HAMÜNNICH FECIT.
In den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts, vermutlich im Jahre 16dS,
entstand eine Gittertür der Kirche von TisIctJ.
Gitter, NorddeuUchland. 155
Vielleicht die meisten Gitter, besonders aus der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts, haben sich im deutschen Norden in Danz'ig erhalten.
An erster Stelle zu nennen sind in der Marienkirche das vortrefflich
komponierte Gitter vor der St. Jakobskapelle und das ebenso eigen-
artige vrie geschmackvolle Gitter vor dem Orabmal des Simon Bahr vom
Jahre 1620 (Fig. 114, S. 155).
Das untere Drittel des Gitters vor der Jakobskapelle ist mit Aus-
nahme der TOr aus doggenartigen Stäben gebildet. Die Hauptfelder sind
Fig. IN. Qitter in Danzlg. Marienkirche, nm 1030. S. ISG.
gefüllt mit Knotenwerk und fast blattlosen Ranken. Flache, bald rund-
Uch, bald grotesk ausgestaltete Gebilde zieren zielfach die Mitten, und
spitze homartige Auswüchse durchdringen strahlig die Spiralwindungeu
and die Obrigen Verzweigungen.
Aehnliche Formen kommen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
besonders im östlichen Deutschland häufiger vor, fllr Damig sind sie
geradezu typisch, wie das Gitter des Brunnenhäuschens und die Ober-
lichter des im Jahre 1605 vollendeten Zeughauses und die schönen TOren
(Fig. 115, S. 156) des um 1630 errichteten Brunnens auf dem Langen
Markte erkennen lassen. Bei dem Grabgitter sind nur in der Bekrönuug
derartige Ranken verwendet, der künstlerisch wertvollere Teil ist bei diesem
der aus kräftigen vierkantigen Stäben gebildete untere Hauptteil.
Kur wenige bemerkenswerte Gitter des 17. Jahrhunderts sind in der
Mark Brandenbui^ erhalten.
In Berlin ist ein ganz stattliches Qitter in der Nikolaikirche vor dem
156 1^- uii'l 1'^- Jahrhundert
Grabmal der t. Eotteritz vom Jahre 1610 aufgestellt. Im Aufbau gleicht
es dem Gitter Tor der Jakobskapelle in Damig, aber in der Führung und
Ausgestaltung der Banken erreicht es nicht dessen küDstlerische Feinheit.
Als Werk der Ueber^&ngzeit zum 18. Jahrhundert sei schließlich
eine Anno 1700 bezeichnete GittertHr in Zinna erwähnt. Die Felder
Fig. lie. Oitter vom Brunnen aul dem Landen Harkte in Banzig, nm lean. S. IN.
dieser TUr sind mit dichtbelaubten, dünnblätterigen Akanthusspiralen
gefüllt.
Die Betrachtung hat et^eben, daß das bei weitem wichtigste Zier-
element in den deutschen Gittern des 16. und 17. Jahrhunderts die Ranke
oder im weiteren Sinne die Spirale ist. Außer den angefahrten Gitter-
typen anderer Art, hätten weitere erwähnt werden können, bei denen
Gitter, Spanien. 157
die Felder stoffmusterartig, durch Reihung einfacher Formen gefüllt sind,
doch diese Gitter sind für die Entwicklung in Deutschland belanglos.
Nächst den deutschen Gitterarbeiten sind im 16. Jahrhundert bei
^veitem von größtem Interesse die spanischen. Die zum Teil geradezu
kolossalen Eisenschranken der spanischen Kirchen bilden zeitlich und ört-
lich, technisch und künstlerisch eine Gruppe, der eine andere nicht anzu-
reihen ist. Es sind nicht Schmiedearbeiten im engeren Sinne, nicht der
Formung und Verbindung des glühenden Eisens danken sie in erster
Linie ihre künstlerische Gestalt. Holz, Bronze und besonders Blech als
Bekleidungsstoff und als Material für die in größtem Reichtume verwen-
deten plastischen Dekorationen wurde beim Aufbau dieser Gitterwerke
gleichwertig neben dem massiven Eisen verarbeitet.
Breite, reichst ornamentierte, horizontale Friese im Schema des von
Säulen getragenen Gebälkes begrenzen und gliedern die mächtigen, oft in
mehreren Reihen übereinander angeordneten, ebenfalls reich verzierten,
meist schlank balusterförmigeu Stabsysteme, und über das Ganze zieht
sich eine prunkvolle Bekrönung. Die Stäbe sind stets aus dem vollen
Eisen geschmiedet, aber schon bei den eingeschalteten breiteren kantigen
oder runden Ständern umkleidet oft getriebenes Blech einen Holzkern.
Aehnlich sind zumeist die Querfriese ausgeführt. Auch vollrunde Zier-
teile, besonders Figuren, wurden häufig in zwei Hälften aus Blech ge-
hämmert und dann zusammengefügt. Die Motive der schmuckfreudigen
italienischen Dekorationskünstler der Zeit um 1500 verbreiteten sich im
Anfange des 16. Jahrhunderts schnell in Spanien, schon früh findet man
sie auch in den Gittern und äußerlich nicht abweichend von den gleich-
zeitig in Stein oder Holz ausgeführten Formen. Farben und Gold wurden
wohl ausnahmslos verwendet, um die Pracht dieser Werke noch mehr zu
steigern.
Die Kunst des Architekten, des Bildhauers und Goldschmiedes er-
scheint bei diesen Gitterwerken mit dem Können des Schmiedes vereint,
und schon die Zeitgenossen bezeichneten die Meister als Bildner und Bau-
künstler. In vielen Fällen sind die Namen der Meister und die Ent-
stehungszeit der Gitter überliefert.
Aufgestellt waren die Gitter auch im 16. Jahrhundert in den Kirchen
vor den Seitenkapellen (Fig. 116, S. 158), um Grabmäler, und besonders
als Schranken zwischen Chor und Schiff und als Abschluß der hinter dem
Chore liegenden Capilla Mayor.
Die rundliche Formung aller omamentalen Teile und zumeist auch
der Stäbe steht, ähnlich wie in Deutschland, auch bei den spanischen Gittern
des 16. Jahrhunderts im entscheidendsten Gegensatz zu den älteren Ar-
beiten. Für Spanien glaubt man diese Wandlung insbesondere mit einem
Meister in Verbindung bringen zu dürfen, der bereits 1482 in Toledo
158 16- uud 17. Jahrhundert.
als Scilmied nachweisbar ist, nämlicli dem Juan Francis. Von diesem
befindet sich im South Kens. -Museum in London ein Gitter aus Afiia
mit der Bezeichnung ,obrti de maestre Juan Francis (od. Francis?) maestro
major de las obras de tierro", das bereits die entwickelten Formen des
FiE 11« Kapcllengitter in Pulencia, Kathedrale. S. ill7.
sogen. Plateresque-Stiles des 16. Jahrhunderts aufweist. Von demselben
Meister wurde gefertigt das Gitter in der Hauptkirche von AvUa, das
ähnlich dem Londoner Beispiele bezeichnete Gitter vor der Capilla Mayor
in der Colegiata der Universität Alcala de Henares, vielleicht auch
ebendort die schönen Fenstergitter und die mit der Jahreszahl 1525 be-
zeichnete Kanzel in der Kathedrale von Ävila (Fig. 117, S. 159), Nur
Gitter. Spanien. 159
das Piedestal ist bei dieser aus massiven) £isen gefertigt. Der sechs-
seitige Oberbau besteht aus Holz und ist mit reich getriebenen dUnnen
£isenpl&tten belegt. (Vergl. über diese und andere spanische Arbeiten:
Gardner, Iroawork II. Band, Riaüo, The industrial arts in Spain,
Fig. in. Kunzd in Avilu vom Jahre 1526. S. 1GS.
London 1879 und Andrew N. Prentice, Renaissance architecture and
Ornament in Spain, London 1893.)
Eine Reihe großartigster Werke schuf Meister Francisco de Sala-
manca. Für die Kathedrale von ScfUla führte er in den Jahren 1518
16. nnd IT. Jabrbundert.
Fig. 118. Qitter in Sevilla, ausgemhrt ms-l533. S. leo.
bis 1533 dos Fron^itter der Capilla Hajor mit einer Kanzel an^ljeiler
Seite aus (Fi^. 118, S. 1(30), andere Gitter für die Klosterkirche in
Guadalupe und für die Katbedrale in Satamanca; wahrscheinlich arbeitete
Gitter, Spanien. 161
er auch für die dortige Universität. In der Cartuja bei Burgos umgab
er die Grabmaler des Johann und der Isabella von Portugal und des
Infanten Don Alonso mit würdigen Eisenschranken.
Die Seitengitter der Gapilla Mayor in Sevilla fertigte im Jahre 1518
Sancho Munez von Cuenca; dieser Meister schuf für dieselbe Kathedrale
im Jahre 1519 das Ghorgitter.
Zu den schönsten Beispielen gehört das reiche Gitter vor der Capilla
reale in der Kathedrale von Granada (Fig. 119, S. 162). Eine Inschrift
daran besagt: ,,Maestro Bartolome me fec.*^, es entstand in den
Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts. Die in köstlicher Feinheit ge-
triebenen Figuren und Ornamente sind bei der kolossalen Größe besonders
zu allen Zeiten bewundert. Auf reiche Farbigkeit verzichtete man auch
hier nicht; die Ornamente waren vergoldet, die Figuren bunt bemalt.
Bekannt ist, daß Meister Bartolome auch in Jaen und Sevilla arbeitete.
Ein paar Riesenschranken begrenzen ferner den Chor und die Gapilla
Mayor der Kathedrale von Toledo. Kleinere Gitter schließen dort die
Heiligegeistkapelle und die Taufkapelle ab.
Das Gitter der Capilla Mayor ist ein Werk des Meisters Francisco
Villalp ando aus Valladolid (oder Palencia?)^ es wurde im Jahre 1548
vollendet. Die Hauptstützen daran sind in Bronze gegossen und vielleicht
eine Arbeit des Fernando Bravo, der als Mitarbeiter am Gitter bekannt
ist. Die anderen genannten Gitter in Toledo wurden von Domingo
Cespedes von Toledo ausgeführt; ebenfalls im Jahre 1548 war das
Chorgitter fertiggestellt, das Gitter der Heiligengeistkapelle wurde bereits
im Jahre 1529 vollendet.
Als einer der vorzüglichsten Gitterschmiede in Spanien muß weiter
Cristoval de Andino genannt werden. Nicht durch Größe, aber durch
einfachste, schönste Komposition und Formgebung ausgezeichnet ist sein
Gitter vor der Capilla del Condestabile in der Kathedrale von Burgos.
Es ist bezeichnet „Ab Andino. A. D. MDXXIII**. Ein zweites Gitter von
seiner Hand findet sich dort vor der Capilla de la Presentacion.
Im Jahre 1520 führte der Künstler das Gitter vor der Capilla Mayor
in der Kathedrale von Palencia aus und im Jahre 1530 erhielt er Be-
Zahlung für das Gitter der Capilla de San Pedro in derselben Kathedrale.
Als Arbeit Andinos hat man auch das überaus reiche von Diego
Sylve bezeichnete Eisenwerk der Escalera dorada, der goldenen Treppe
im nördlichen Querschiff der Kathedrale in Burgos angesehen.
Eine Anzahl schönster Gitter, von verschiedenen Meistern ausgeführt,
sind auch in der Kathedrale von Cuenca erhalten.
Als Werk des Sancho Munez, dem Künstler des Chorgitters in
Sevilla^ gilt das Gitter hinter dem Hochaltar. Das im Jahre 1517
vollendete Gitter der Capilla Mayor schuf Hernando de Arena s.
Lfter, Unedle Metalle. 11
16. und 17. Jahrhundert.
Die Aufzählung der bedeutenderen spanischen Qitterwerke des 16. Jahr-
hunderts ist mit den genannten noch nicht erschöpft, auch zahlreiche
. aitter in Or&nads, Katliedritle. 8. l
Meistemamen , die zum Teil mit bestimmten Werken zu rerbinden sind,
sind außer den angeführten noch bekannt, hier mdge aber der Hinweis
auf die schon vorher zitierten Schriften genügen.
Gitter, Frankreich. 163
Dem gewaltigen Aufschwünge der Schmiedekunst folgte in Spanien
schnell ein lange dauernder Tiefstand. Schon im letzten Drittel des
16. Jahrhunderts entstanden nur noch wenige bedeutende Gitterwerke und
aus dem 17. Jahrhundert sind nennenswerte Arbeiten überhaupt nicht
bekannt.
Ueber die französische Gitterschmiedekunst des 16. Jahrhunderts
ist ein völlig sicheres urteil nicht zu fallen, erhaltene Werke gibt es kaum
und in Schriftquellen ist nur ein mangelhafter Ersatz dafUr zu finden.
Möglich ist, daß auch etliche Eisenschranken aus dieser Zeit der Revo-
lution zum Opfer gefallen sind, allein alle Anzeichen sprechen dafür, daß
die Eisenkünstler des 16. Jahrhunderts fast ausschließlich mit anderen
Aufgaben beschäftigt waren, auf die noch zurückzukommen sein wird.
Einige Aufschlüsse über die Art der an königlichen Bauten in großer
Menge ausgeitlhrten Schlosserarbeiten geben die Rechnungsberichte, die
von Delaborde herausgegeben sind. Die zahlreichsten Arbeiten wurden
wohl um die Mitte und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von
den Schmieden Anthoine Morisseau in Pam und Mathurin Bon in
St. Germain-en-Laye für das dortige Schloß und das Schloß in Fon-
tainebleau ausgeführt.
Eine neue langdauemde Blüteperiode waren aber für die französische
Gitterschmiedekunst das 17. und 18. Jahrhundert. Und wenn auch die
meisten und schönsten Werke dieser Zeit vernichtet sind, so ist uns doch
die Mehrzahl zum wenigsten in Abbildungen erhalten geblieben.
Die französische Gitterschmiedekunst des 17. und 18. Jahrhunderts
ist auf Grundlage der Abbildungen verlorener Werke und im Zusammen-
hange mit den itlr die Werkstätten geschafienen Stichfolgen in jüngster
Zeit ausführlich untersucht worden von A. Brüning (Die Schmiedekunst
seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, Leipzig, E. A. Seemann, 1902). Ein-
gehend beschäftigt sich mit demselben Gebiete auch Gardner in dem
zweiten Bande seines schon erwähnten Werkes „Ironwork* (London 1896).
Die Schmiedeisenornamentstiche im allgemeinen behandelt Du plessis in
seinem Aufsatze: La serrurerie, in der Revue des arts däcoratifs Bd. 7,
S. 161 ff. und als Abbildungswerk besonders für französische Gitter des
17. und 18. Jahrhunderts sei angeführt: Daly, Motifs divers de serrurerie,
Paris, Ducher & Cie. Zahlreiche wichtige Angaben finden sich in den
Ton Guiffrey herausgegebenen Comptes des bätiments und in dem Werke
von Dussieux: Le Chäteau de Versailles. Diese Arbeiten sind auch
vorzugsweise den folgenden Ausführungen zu Grunde gelegt.
Deberaus schwierig ist es, die Art der französischen Gitter des
17. Jahrhunderts kurz zu charakterisieren. Man kann sagen, daß zur
Zeit Ludwigs XIII. einfach und in Anlehnung an pflanzliche Bildungen
gef&hrte Linien mit spiraligen Endigungen vorherrschten, während später
164 16. und 17. Jahrhundert.
die gebrochenen Linien für den Eindruck des Ganzen bestimmend wurden.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurden die Motive antiker Reliefomamente
vorübergehend in den Qittern tonangebend, dann wurde mehr und mehr
eine architektonische Art des Aufbaues, eine senkrechte Teilung oder
Begrenzung durch pfeilerartige Glieder aufgenommen, und giebelarti^e
Aufbauten über den Gebälkfriesen der Gittertore wurden zur Regel. In
den Füllungen fanden sich dabei aus Geraden und Bogen in gebrochener
Linienführung gefügte, mit Blättern bereicherte Muster.
Zu den schönsten französischen Schmiedeisengittern dieser Periode
sind einige im Louvre in Paris erhaltene zu rechnen, darunter wohl als
ältestes Werk eine Brüstung im sogenannten Croisde Karls IX., die nacli
dem verschiedentlich im Gitter groß angebrachten „H* während der Re-
gierung Heinrichs IV., also um 1600 entstanden sein dürfte.
Diese Brüstung ist in demselben Formkreise ausgestaltet, wie die um
einige Jahrzehnte jüngeren, noch weit großartigeren Schmiedeisenarbeiten
des Schlosses Maisons-sur-Seine bei St. Germain-en-Laye , das in den
Jahren 1642 — 1651 für den Präsidenten des Parlaments Ren^ de Longueil
von Fran^ois Mansart erbaut wurde. Die beiden Hauptschmiedewerke
dieses Schlosses sind die beiden jetzt im Louvre in Paris vor der Apollo-
galerie und dem Saale der antiken Bronzen aufgestellten mächtigen, in
blankem Eisen ausgeführten Gittertore (Fig. 120, S. 165, Fig. 121, S. 166
und Fig. 122, S. 167), von denen alte Beschreibungen der Umgebung von
Paris angeben, daß das eine von einem französischen, das andere von
einem deutschen Schmiede gefertigt sei.
Antike Motive sind in diesen großartigen Schöpfungen in höchst
eigenartiger, strenger symmetrischer Form verarbeitet. Eine breite, aus
flechtbandartig verbundenen Ringen gebildete Borte umzieht ringsum die
Türen und ist quer über den Türflügeln hergeführt. Aehnliche schmä-
lere, mit Rosetten gefüllte Bänder begrenzen außerdem die Felder. Der
obere Türteil ist in beiden Fällen symmetrisch gefüllt mit einem nach
den Seiten in üppige Akanthusranken auswachsenden männlichen ge-
flügelten Oberkörper, den zwei Putten bekrönen. Die durch senkrechte
Mittelbänder und ein ovales Feld gegliederten Flügel sind im einen
Falle mit vollem Akanthuslaubwerk , im anderen mit einem Geflecht-
muster, das einen Baluster umschließt, gefüllt. In den Mittelovalen
der Flügel finden sich die Abzeichen Merkurs in Verbindung mit Aehren
und Blattwerk. Löwenmasken sind auf den Hauptpunkten der Um-
rahmung angebracht, ein Satyrkopf tritt aus dem Friese unterhalb des
Oberlichtes hervor.
Die Erfindung dieser Türen wird Jean Marot zugeschrieben. Unter
den zahlreich erhaltenen Entwürfen für Eisenarbeiten verschiedener
Art dieses Meisters befindet sich auch der Stich einer Tür, die an-
Gitter, Frankreich.
Fig. na. Tat am dem Sohlo.«« Maisona-sur-Seine, jetit im i,o..rr(-J(w«™, Pnr
. und 17. Jahihondert.
nähernd derjenigen vor der Apollogalerie gleicht, und bezeichnet ist
.Porte de fer du vestibule du Cbateau de Maisons. Jean H&rot fecit'.
Brüning uimmt an (a. a. 0. S. 24), daß es sich Tielleicht um die Ab-
bildung eines Tores handelt, das als Gegenstück zu dem noch erhaltenen
gedient hat.
Gitter, Frankreich. 167
Ä.uf Marot dUrften dann auch einige Brüstungs^iptter desselben Schlosses
zurQckzufllhren sein, unter anderen das Gitter des Belvedere- und des
Voltaire-Zimmers. Auch in diesen Gittern sind Tomehmlich antikisierende
EUemente verwendet.
£iliche ebenfalls um die Mitte den 17. Jahrhunderts entstandene
Oitter verwandter Art haben sich an dem für den Parlamentspräsidenten
Claude BuIUon erbauten Schloß Videville (Dep. Seine-et-Oiae) erhalten.
Sie sind als Brüstungen auf Galerien, als Fenster- und Türgitter dort
■verwendet. Auch die Gitter im Park des Schlosses Carrottges (Ome) und
des Chäteau de Vaux le Vicomte gehören künstlerisch und zeitlich der-
selben Gruppe an.
Flg. 13t. TUr la ParU, Lodvt«. Siebe Fig. ito, S, IM. 3. lu.
Sonst sind nur über wenige Gitterarbeiten aus der ersten Hälfte des
17, Jahrhunderts Nachrichten oder Abbildungen Überliefert. Für Schloß
Ftmtainfibleau sollen im Jahre 1634 die Gittertore unter der Escalier du
fer ä cheval und im Jahre 1640 von dem Schmied Achill Fojart von
Paris Brüstungsgitter und die Gittertür der Porte Dauphine gefertigt sein.
In einem 1642 herausgegebenen Werke; Le Tresor des merveilles de . . .
Fontainebleau par le R. P. F. Pierre Dan, ist die Rede von „ramages
et balustrades de fer bien peints et dorez". Bedeutende Gitterarbeiten
wurden dort nach den Ausweisen der Comptes des bätiments in den
Sechzigerjahren ausgeführt von Fleurant Fromentel und anderen
Schmieden.
Für die Entfaltung der französischen Schmiedekunst des 17. Jahr-
hunderts von allet^rößter Bedeutung war das Schloß von Versailles, die
168 l(i- und 17- Jahrhundert
eisernen Gitter, BalkonbrUstungeii und Ausbauten mtlssen iür den künst-
lerischen Gesamteindruck dieses ft)r die Fttrstensitze ganz Europas vorbild-
lich gewordenen Bauwerkes von entscheidendem Einfluß gewesen sein.
Erhalten sind an Ort und Stelle nur wenige kleinere Gitter, darunter
BalkoubrUstungen (Fig. 123, S. 168). Stiche und Rechnungsberichte ge-
währen aber Über Entstehung und Verwendung des Eisens im Yersailler
Schloß ein einigermaßen zuverBssiges Bild.
Im Auftrage Ludwigs XIV. wurden die Eisengitter des Schlosses in
der Hauptsache in den Jahren 1664 — 1680 von verschiedenen Schmieden
ausgeftlhrt. Daß auch der ältere Schloßbau Ludwigs XIII. schon mit
Fig. las. Balkoneitler in Versailles, Schloß. S. i«8.
Eisengittern reich geschmOckt war, lassen die Stiche des Israel Silvestre
vom Jahre 1664 ersehen. Unter anderem umzog eine fortlaufende Balkon-
brQstung das Schloß im ersten Obergeschoß.
In UeberfUIle wurden aber an der seit 1661 im Umbau begriffenen
gewaltigen Schloßanlage Ludwigs XIV. hohe freistehende und niedr^e
am Bauwerke selbst angebrachte Eisenschranken verwendet.
Ein Stich Silvestres vom Jahre 1674 gibt eine Gesamtansicht des
Neubaues. Die kolossalen, in Absätzen nach hinten zu enger werdenden
Vorhöfe waren danach vorn und etwa in der Mitte der ganzen Anlage
durch Gitter geschieden und schlössen die Wohnung des «allerheiligsten*
Königs von der Außenwelt wirksam ab.
Vergoldete Balkonbrüstungen zierten auch damals die Fassaden und
als Gitterwerke ganz eigener Art müssen die im Jahre 1671 von den
Schmieden Mathurin le Breton und Christoph le Mangin je fdr
2500 Franks angefertigten vergoldeten „Voliferen" in der Cour de marbre
Gitter. Frankreich. 169
genannt werden, die in der Höhe eines Geschosses als erkerartige Qitter-
rorbaaten in den Ecken angehracht waren. Al^ebildet finden sie sich
auf Stichen Lepautres vom Jahre 1676.
Auf Stichen Silvestres aus den Jahren 1682 und 1684 fehlen sie
und zugleich lassen diese Abbildungen erkennen, daß in jenen Jahren
noch andere Veränderungen mit den Eisenarbeiten in den Höfen des
Schlosses vorgenommen waren, insbesondere waren die großen Abschluß-
Fig. 114. Vorbafglttcr am Schlosae za Versailles. S. IM.
gitter durch neue, reichere ersetzt (Fig. 124, S. 169), Die Arbeiten für
die neuen Gitter scheinen im Jahre 1678 begonnen zu haben, in diesem
Jahre findet sich in den RechnungsbUchem die Notiit: Pour les piedestauz
et grilles de fer qui doibvent fermer la cour .... 15000 Livres. Im
Jahre 1680 mOssen die neuen Gitter bereits aufgestellt gewesen sein, denn
es werden Zahlungen fUr die Gitter des ,cour et avantcour" verzeichnet.
Als ausfOhrende Meister werden Luchet, Hast^ und Fordrin genannt.
(Guiflrey, Comptes des bätimaux Bd. I, S. 1013, 1153, 1272 etc.)
In derselben Zeit (1677 — 1679) entstanden auch die Gittertore zur
Escalier du Roi; als ihr Verfertiger wird Simon Delobel genannt, von
170 16- ""d !'■ Jahrhundert.
dem auch zahlreiche BalkonbrQstungen und andere GitterarbeiteD in Ver-
sailles ausgeführt wurden.
Auch im Park von Versailles waren eiserne Brüstungen, Trennungs-
schranken, Tore und verwandte Arbeiten zahlreich verteilt, unter denea
eine der merkwürdigsten und umfangreichsten der eiserne Triumphbogea
im Bosquet de l'arc de triomphe war, wo sich außerdem eiserne Gittet-
pyramiden u. a. m. befanden, alles Arbeiten des schon genannten Delobel
aus den Jahren 1677 — 1683, Drei für die Grotte der Thetis schon im
Fig. 116. TreppeQglttflr un ScbloS Or. Trianon, Tarsailles. S. i:o.
Jahre 1666 von Matburin le Breton ausgefUhrte Gittertore mußten
mit jener schon im Jahre 1686 anderen Bauausführungen weichen.
Eine fUr die Persönlichkeit Ludwigs XIV. und sein offenbar doch
tiefer gehendes künstlerisches Interesse an allen in Versailles aus-
geführten Arbeiten sehr bezeichnende Notiz gibt Dussieux in seinem
ausgezeichneten Werke : Le Chäteau de Versailles 2. Ed. Bd. 2, S. 260.
Er hat festgestellt, daß die Eisengitter am Bosquet des Domes den Be-
suchern auf ausdrücklichen Befehl des Königs besonders gezeigt werden
mußten.
Von in Versailles aus dem 17. Jahrhundert erhaltenen Arbeiten sei
nur noch genannt das Gitter am Eingang zum großen Gemüsegarten nnd
das Geländer einer Freitreppe an dem in den Jahren 1687 — 1688 erbauten
Gitter, Frankreich. 171
Schlosse Grand Trianon, eine Arbeit des Schmiedes Alexis Fordrin
(Fig. 125, S. 170).
Auch an anderen unter Ludwig XIV. erbauten oder erweiterten
Schlössern und Staatsbauten war dem Schmiedeisen eine sehr bevorzugte
Stellung eingeräumt. Teils bedeutende Gitteranlagen fanden sich bei-
spielsweise in Meudon^ St Cloud^ Clagny^ Sceaux und besonders in Marly.
In Sceaux gab es unter anderem ähnlich wie in Versailles ein doppeltes
Vorhofgitter. Das Schloß Marly wurde rings von einer zwar erst im
Anfange des 18. Jahrhunderts ausgeführten eisernen Brüstung umzogen;
schöne Gitter befanden sich auch im Innern und in den Parkanlagen.
Bekannt ist, daß dort um das Jahr 1680 ein Schmied Michel Hast^
Taisn^ arbeitete, auf den ein Teil der älteren Gitter zurückzuführen
sein wird. Ein Schmied des gleichen Namens, vermutlich derselbe, fertigte
im Jahre 1676 auch Gitter für Clagny^ die mit etwa 5000 Franks be-
zahlt wurden.
In den Kirchen, in denen man in Frankreich während des 16. Jahr-
hundert für reichere Trennungsschranken dem Steine in zierlichster Be-
arbeitung den Vorzug gegeben hatte, mehrten sich im 17. Jahrhundert
wiederum die Eisengitter, und einige derselben sind aus jener Zeit er-
halten, von anderen geben uns Stiche eine leidliche Vorstellung.
An erster Stelle genannt zu werden verdient das Chorgitter der Erche
Val-de-6räce in Paris. Es wurde in dem Jahre 1666 von den Meistern
Jean Demouchy und Säbastien Math^rion ausgeführt (Fig. 126,
S. 172).
Große Gitteranlagen befanden sich etwa aus derselben Zeit in St,
Denis,
Weiter anzuführen sind einige Kapellengitter in den Kathedralen von
Bouen und Dijon und das ein wenig jüngere wohl um 1680 gefertigte
Gitter im Chor von St. Eustache in Paris^ von dem ebenfalls Stiche be-
kannt sind, z. B. in einer bei N. de Poilly erschienenen Folge.
Eine Reihe kleinerer aber trefflicher Gitter des 17. Jahrhunderts
haben sich in Privatbauten erhalten. In dem angeführten Werke von
Daly sind einige Oberlichtergitter und Balkonbrüstungen aus Paris und
Toulouse abgebildet, die zum Teil noch in der ersten Hälfte oder um
die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sind.
In wirksamster Weise vervollständigt wird das Bild der französischen
Oitterschmiedekunst des 17. Jahrhunderts, das nach den an bekannten
Stellen ausgeführten Arbeiten zu gewinnen ist, durch die in Menge erhal-
tenen Entwürfe, nach denen vermutlich noch zahlreiche Gitter ange-
fertigt wurden.
Die ältesten in Stichen erhaltenen Gitterentwürfe, deren Entstehungs-
zeit von Gardner (Ironwork II, S. 159) in die Zeit um 1615 angesetzt
172 16. und 17- Jahrhundert.
wird, sind bezeichnet P. G., was auf den Namen Pierre Gaudin ^•
deutet wird.
In der im Jahre 1627 erschienenen Folge von Stichen und Abreibungen
des Matburin Jousse: La fidelle ouverture de l'art du serrurier, fehlen
Fig. ise. rhorgitter vom Jahre lfl«6 in fler Kirche Val-de-Oräce in Paris. S. m.
Abbildungen von Gittern, nur zwei EntwUrfe fUr Brunnenbauben im Typus
der z. B. im Hofe des Clunj-Museums aus dem 15. Jahrhundert und
eines im Museum zu Toulouse aus dem 16. Jahrhundert erhaltenen finden
sich in dem Hefte.
Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wird die dekorative Kunst be-
herrscht TOn den Entwürfen der großen Ornamentmeister, des Jean Marot,
Gitter, Italien. 173
des Jean Lepautre und des Jean B^rain (eingehende Angaben darüber bei
Brüning a. a. 0.). Den Anregungen dieser folgen zahlreiche Stecher, und
die Schlosser selbst veröflfentlichen eigene Entwürfe oder die von ihnen
ausgeführten Arbeiten. Besonders hervorzuheben sind einige Stichfolgen
des Michel Hast^, von denen zwar nur eine 1663 erschienene Folge von
sechs Blättern, die dem Achitekten de Lespine gewidmet ist, ihm mit Sicher-
heit zugeschrieben werden kann.
In Italien scheint im 16. und 17. Jahrhundert der vorher fast allein
vorkommende Vierpaßgittertjpus, für hervorragendere Arbeiten kaum noch
angewendet zu sein, das Stabgitter trat zumeist an dessen Stelle, seine
Art lebte aber fort, wenn auch mit einigen Abwandlungen. Die wich-
tigste seit dem Ende des 15. Jahrhunderts am Paßgitter auftretende
Aenderung war eigentlich mehr technischer Art; die Pässe wurden nicht
mehr, wie vorher zu einem Stück verschweißt, sondern gewöhnlich aus
vier C-fbrmig gebogenen Teilen mit eingeschalteten Zwickelfüllmotiven
gebildet, die durch Umlegen von Bunden vereinigt werden. Ferner wurde
zumeist die Achsenrichtung der Pässe in sich verschoben, an die Stelle
der bisherigen +- Anordnung der Bogensegmente trat die mit schräg X ge-
stellten Achsen.
Daneben kamen schon im Ausgange des 15. Jahrhunderts Kom-
binationen vor, wie man sie z. B. an dem Gittertor im Palazzo Bevilaqua
in Bologna findet, das vermutlich gleichzeitig mit diesem Bau ent-
standen ist.
Schon im 16. Jahrhundert wurden bisweilen den C-förmigen zum
Gittermuster vereinigten Teilen S-förmig gebogene vorgezogen; das 17. Jahr-
hundert benutzte diese Anregung weiter und bereichert die S-Glieder durch
ein scharf geknicktes Mittelstück.
Die in ihren wesentlichen Zügen skizzierten, vielfach hin und her
schwankenden Hauptform Wandlungen vom 14. bis zum 17. Jahrhundert
sind bei den im Grundmusterschema gestalteten Gittern begleitet von
Aenderungen in den Füllformen und in der Behandlung und Querschnitt-
form des verwendeten Eisens. Nur hingewiesen sei darauf, und erwähnt
sei zugleich, daß Rundeisenstäbe nur selten verarbeitet wurden.
Auch bei den Stabgittern, die ihre Aufgabe in der Hauptsache lösten
durch gleichlaufende, bisweilen rostartig sich kreuzende Stäbe ohne Netz-
fQllung, lassen sich in den verschiedenen Jahrhunderten ebenfalls die Typen
der vorherrschenden Gliederungsarten erkennen. Ein fortschreitendes
Streben nach Bereicherung im ganzen und in den Einzelheiten ist un-
Terkennbar leitend. Die ältesten Stabgitter sind aus schlichten vierkan-
tigen Stäben gebildet, breitere Querteilungen finden sich nicht, in der
Regel nur oben und unten Schienen, die den Zusammenhalt herstellen.
Oben pflegen die Stäbe in Spitzen und vorgebogene Haken auszulaufen
174 16' und 17. Jahrhundert.
oder eine gleicliartige , dichter als der Abstand der Stäbe ausgeführte
Zackenborte bildet den oberen Abschluß.
Wesentlich belebter erscheinen im allgemeineD schon die Stab^tter
Fig. 13T, Gitter in Bologna, Cap. äi San Damenico. 3. ITS.
des 15. Jahrhunderts. Breite, mit Vierpässen oder ähnlichen Formen ge-
füllte Streifen teilen und umrahmen die Gitter senkrecht und in der Quere.
Man wechselte auch gern in der Querschnittstellung der zumeist ai^ewen-
deten Yierkantstäbe und zwar in der Art. d&B die stärkeren, das GerOst
Gitter, Italien. 175
bildenden, vom eine Fläche, die eigentlichen Gittersfcäbe vom eine Kante
zeigen. Die Stäbe selbst werden bisweilen durch übergeschobene Messing-
Inäufe gegliedert.
Im 16. und 17. Jahrhundert, vielfach auch noch im 18. Jahrhundert,
bheb die Gliederung der Stabgitter in den Hauptteilen unverändert (Fig. 127,
S. 174). Gestatteten es Zweck und Mittel, dann wurde das Stab werk in
möglichstem Reichtum mit schmückenden und füllenden Elementen durch-
setzt. Blankes Messing wurde in gesteigertem Maße zu Knäufen, Basen
und Kapitalen, zu Blättern, Blütenkelchen, Balustergalerien, bekrönenden
Gliedern und anderem Beiwerk in Verbindung mit dem schwarzen Eisen
verarbeitet in äußerst wirksamer Wahl.
Als das prunkvollste italienische Gitter des 17. Jahrhunderts muß der
Lettner in der Certosa von Pavia gelten (Fig. 128, S. 176). Allerdings
ist bei diesem Werke der Hauptanteil an der Arbeit nicht dem Eisen-
schmiede, sondern dem Messinggießer und dem Ziseleur zugefallen. Dieser
Lettner wnrde im Auftrage des Priors Torechio nach dem Entwürfe des
Francesco Villa von Pietro Ripa 1660 ausgeführt; die Messingteile
wurden von Ambrogio Scagni gegossen (vergl. Carlo Magenta, La
Certosa di Pavia, Milano 1897, S. 354 u. 355).
Schon im 17. Jahrhundert verzichtete man oft, Hand in Hand mit
gleichartigen Aenderungen in der Steinarchitektur, auf die bis dahin herr-
schende Geradlinigkeit im Grundriß. Diesem Kurvenbedürfnis, das in
der Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreichte, folgte viel-
fach das die Stäbe verbindende Schnörkelwerk.
Die italienischen Schmiede, die bis zum 17. Jahrhundert eine be-
merkenswerte Selbständigkeit bewahrt hatten, konnten sich wohl in der
jüngeren Zeit nicht ganz den Einflüssen der in den zahlreichen französi-
schen und deutschen Oraamentstichwerken für Schlosser veröffentlichten
Vorbildern entziehen, die Gleichartigkeit der Erfindung deutet oftmals
darauf hin.
Mit den Paß- und Stabgittern, die in erster Linie in den Kirchen
als Kapellenabschlüsse oder bei Bauten aller Art als Tore verwendet
wurden, war die Schaffenskraft der italienischen Schmiede nicht erschöpft.
Andere Zwecke führten zu anderen Lösungen, das beweisen vor allem
die überaus reizvollen Fenster- und Oberlichtgitter, die Gitter der Balkone,
Treppen, Haustabernakel u. a. m.
Die Fenstergitter an den Straßenseiten der Paläste blieben fast aus-
nahmslos in den Grenzen ernster Einfachheit. An den Bauten des 15. und
16. Jahrhunderts finden sich in gleichförmiger Wiederkehr bald solche,
die aus senkrechten und wagrechten „durchsteckten" Stäben gefertigt
sind und ein quadriertes Netzwerk bilden, bald solche, bei denen die schräg-
laufenden Stäbe ein Rautenmuster darstellen, bald endlich solche, bei
I. und 17. Jahrhundert.
denen das Gitter gebildet wird aus Stäben, die in Wellenlinien gebogen
und derart durch Bunde vereinigt sind, daß ein Netz von spitzovalen
Maschen entsteht.
Weiter ausschmückende FUllformen Icnrnmen kaum vor, einen Wechsel
Gitter, Italien. 177
erstrebt man eher durch die Art der Stellung zum Fenster oder durch
Befestigungsglieder zu erreichen. Bald sind die Gitter in die Laibung
des Fensters unmittelbar eingelassen, bald treten sie kastenartig vor,
und in diesem Falle sind bisweilen die unteren, mit der Fenstersohlbank
verbundenen Stützpunkte durch kleine Bronzezierate, wie Eugelknäufe,
Fabeltiere, Schildkröten u. dergl. bereichert. Ein wenig bewegter wurden
oft die Fenstergitter der Paläste im 17. Jahrhundert gestaltet; die bis
dabin zumeist in einer Ebene liegenden Stäbe wurden in gleicher Krüm-
mung ausgebogen.
Auch dichter mit Schnörkelwerk gefüllte Seitenteile, Umrahmungs-
und Querstreifen wurden in der jüngeren Zeit häufig ausgeführt ; besonders
die Yenetianer Schmiede zeichneten sich durch die Erfindung immer neuer
Bildungen aus, die oft auch von den kurz gekennzeichneten Haupttypen
völlig abwichen.
Die in der Regel halbrunden, in den Türbögen angebrachten Ober-
lichtgitter traten ebenfalls in verschiedenen, nur in den Einzelheiten wech-
selnden Mustern auf, deren einfachste auch neben den reicher gestalteten
immer wieder ausgeführt wurden.
Die aus schlichten vierkantigen, bisweilen in sich gedrehten, sich
schräg durchquerenden Stäben gefügten Gitter dürften wohl als die ein-
fachsten und vielleicht auch als die zuerst vorkommenden anzusehen sein.
Jedenfalls nur wenig später wurden aber ein paar Typen ausgebildet, die
mit besonderer Vorliebe immer und immer wieder neuartig verarbeitet
wurden.
Das Leitmotiv des ersten ist die Strahlengliederung, das des zweiten
die Gliederung durch konzentrische Bögen, und schließlich die Ver-
bindung beider Arten zu einer dritten.
Bei der radialen Anordnung bildeten anfänglich die von einem kleinen
in der Mitte des unteren Horizontalstabes angebrachten Halbkreisbogen
ausgehenden geraden Stäbe den Hauptbestandteil; C-förmige Schnörkel,
Ringe u. dergl., die in der Anordnung der Bogenlinie folgen, werden
dabei zumeist als Füllformen verwendet.
In jüngerer Zeit fielen die Stäbe vielfach fort, an ihre Stelle traten
unmittelbar aus Stabeisen geformte längliche Gebilde, die ebenfalls wenig-
stens an den Endpunkten mit Schnörkeln vereinigt wurden. Bis gegen
das 18. Jahrhundert bewahrten die einzelnen Strahlenglieder in sich die
Symmetrie zu ihrer Längslinie (dem Radius), dann aber wurde diese viel-
fach gelöst; mannigfach gebrochene, aus Geraden und Bögen gebildete
Schnörkel traten an ihre Stelle, eine Symmetrie blieb nur bestehen in
den beid«0i Hälften der Gitter.
Als Füllformen der durch konzentrische Bögen gegliederten Ober-
lichtgitter wurden anfangs auch mit Vorliebe die Vierpässe, dann die
Ltter, Unedle Metalle. 12
178 16. und 17. Jahrhundert.
daraus abgeleiteten Bildungen in bald inetr randlichen, bald mehr läng-
lichen Bildungen verwendet. Die reizvollsten Oberlichtgitter durften jenem
Typus angehören, dem durch die radiale Gliederung gemeinsam mit der
durch Bögen das Oepräge verliehen wird. Eine Reihe von köstlichsten
Werken dieser Art findet sich z. B. aus dem 16. Jahrhundert in Lucca
(Fig. 129, S. 178).
Die Brüstungen der Balkone und die anscheinend verhättnisniaßig
selten in Italien ausgeführten eisernen Treppengeländer gesondert in ihrer
Entwicklung und ihren Formtypen zu besprechen, erscheint kaum nötig,
wesentlich neues lehren sie nicht, da sie in ihrer Ausgestaltung den bis-
her besprochenen Gittern folgen.
lieber die Oitterschmiedekunst in England im 16. Jahrhundert bis
zum letzten Drittel des 17. Jahrhunderts ist nicht allzuviel zu sagen,
künstlerisch bedeutsamere Werke entstanden nur sehr wenige. Erst ein
französischer Künstler brachte neues Leben, regte durch tüchtiges Beispiel
die englischen Schmiede zu neuem Schaffen an.
Die Gitterarbeiten dieser Jahrhunderte sind ausführlicher mit zahl-
reichen Illustrationen in: A bistory of Renaissance Architecture in England
by Reginald Bloemfield, London 1897, p. 384 ff. behandelt worden.
Gitter, England. 179
einige Aufsätze von Nelson Dawson darüber sind veröffentlicht in der
Architectural Review Bd. 3 u. 4, weiteres findet sich bei Gardner im
ersten Bande seines: Jronwork und bei Brüning a. a. 0. S. 52.
Das bei weitem reichste und schönste eiserne Gittertor des 16. Jahr-
hunderts in England befindet sich in der Westkapelle der Kathedrale von
Uly und ist nach Gardner in der Zeit zwischen 1515 bis 1533 ausgeführt.
Die Annahme, daß es sich um die Arbeit eines ausländischen Schmiedes,
vielleicht eines Flamen, handelt, muß nach den sonst aus der Zeit in
England erhaltenen Arbeiten als zutreffend bezeichnet werden. Die Maß-
werkarkaden, die Rankenauflagen auf der mittleren Querschiene, die Ranken
in spitzbogig geschlossenen Oberteile und die senkrechte Mittelschiene
zeigen reicher entwickelte Motive des 15. Jahrhunderts.
Der Typus der spezifisch englischen Gitter des 16. Jahrhunderts ist
überaus einfach. Schlichte oder gewundene, vielfach gemischt verwendete,
nebeneinander gereihte Vierkantstäbe werden oben durch einfache Quer-
schienen mit geringen schmückenden Zutaten abgeschlossen. Als Beispiele
sind zu nennen ein Gitter in der Kathedrale von Canterbury am Grabmal
des Dean Wotton, f 1566, ein anderes in Currey Rivell (Somersetshire)
an einem Monument von 1593 und noch eins in der Kirche von Ludlotc
an dem die Jahreszahl 1592 tragenden Walter-Monument.
Noch dieselbe Gestaltungsweise findet sich an einem Grabgitter der
Kirche von Burford (Oxfordshire) aus der Zeit um 1625, und selbst Gitter
aas der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lassen keinerlei Einfluß der
großartigen in Frankreich und Deutschland gefertigten Eisenschranken
erkennen.
Durchgreifende Formwandlungen in der Gitterschmiedekunst zeigen
sich erst unter dem Einflüsse der hervorragenden, in England ausgeführten
Arbeiten des französischen Schmiedes Jean Tijou, in dem letzten Jahr-
zehnt des 17. Jahrhunderts, die gegenteilige Ansicht Dawsons (a. a. 0.)
scheint einer Widerlegung kaum zu bedürfen.
Christopher Wren, der große englische Architekt jener Zeit, scheint
Tijou veranlaßt zu haben nach England zu kommen. Für die Bauten
Wrens war Tijou in erster Linie tätig. In den Jahren 1689 bis 1700
schmiedete er eine Reihe prächtigster jetzt zum Teil verstreuter Gitter
für das Schloß und die Gärten von Hampton Court (Fig. 130, S. 180);
als Mitarbeiter scheint daran der englische Schmied Huntingdon Schaw
von Nottingham angesehen werden zu dürfen. Zwischen den Jahren 1693
und 1711 führte Tijou unter anderem die sehr bedeutenden Gitter vor
dem Chorumgange der auch von Wren erbauten St. Paulskirche in Lon-
dm aus.
Ueber das umfangreiche Schafifen Tijous erhält man weitere Aus-
künfte durch ein von ihm selbst im Jahre 1693 herausgegebenes Werk,
180 16. und 17. Jahrhundert.
das in einer Neuausgabe mit ausführlicher, sein Schaffen behandelnder
Vorrede tod Gardner 1890 in London erschienen ist. Im Titel seines
Werkes gibt Tijou an, daß die Vorliefen von ihm selbst entworfen und
gezeichnet, und daß die Mehrzahl fllr das Königliche Schloß zu Bampton
Court und die Häuser mehrerer Personen von Bang ausgeführt seien.
Ein Vergleich der Stiche mit erhaltenen Werken ergibt, daß auf den
Tafeln 2, 4, 12, 16, 19 und 20 ftir Bampton Court ausgeführte Schmiede-
werke dargestellt sind.
Flg. 130. Gitter aua Uampton Court In Landau, Kwi* Km.-Miu. S. 17».
Für Chatstvorth ausgeführte Gitterarbeiten sind auf den Tafeln 6 bis
10 abgebildet, auf Tafel 17 Gitter des Hofgartens von Bnrleigh. Auf
Tafel 18 ist ein Treppenbaluster wiedergegeben, der sich in dem Geländer
der von Wren erhauten Bibliothek des Trinity College in Cambridge ver-
wendet findet, das der Londoner Schmied Patridge fertigte. Tijou lieferte
Entwürfe zu Schmiedearbeiten auch ftlr die Architekten Talman und
Vanbrugb. Zahlreiche Aufträge haben ihn außerhalb der Hauptstadt
beschäftigt und an vielen Orten sind besonders treffliche, teils offenbar
wesentlich jüngere Gittertore erbalten, die zum wenigsten die Einwirkung
seiner Vorbilder erkennen lassen, wie die Abbildungen in den vorher ge-
nannten Schriften erkennen lassen.
Die Gestaltungs weise Tijous, der ein bedeutsames selbständiges Mo-
Beschläge, Deutschland. 181
ment nicht abzusprechen ist, steht naturgemäß in engen Beziehungen zu
den bedeutenden Schmiede werken, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts in Frankreich entstanden. In den Stichen erscheinen die Kom-
positionen Tijous, besonders den französischen Arbeiten gegenüber, zu reich
und zu dicht geftillt mit breitem Bandwerk und vollen Akanthusblättern,
gegen die erhaltenen Arbeiten ist dieser leichte Vorwurf weniger zu er-
heben und man hat vermutet, daß die Schwülstigkeit der Vorlagen wohl
auf Bechnung der Stecher zu setzen ist.
Fast mehr noch als in den Jahrhunderten vorher wurden auch im Beschläge
16. und 17. Jahrhundert kleinere Arbeiten aufs kunstreichste in Eisen
gefertigt, an erster Stelle mögen wiederum die Beschläge der Türen und
Möbel ein wenig näher betrachtet werden.
Ihre gegen Einbruch schützende Bedeutung hatten die Beschläge
mittlerweile so gut wie ganz verloren. Ohne ihre natürliche Aufgabe, die
Türen, Fenster oder Truhendeckel beweglich und verschließbar zu machen,
zu vergessen, betrachtete man sie immer mehr als ein höchst dankbares
Ziermittel. Die über das notwendige Maß vielfach weit hinausgehende
Große bei verhältnismäßig geringer Stärke kann darüber nicht im
Zweifel lassen.
An Außentüren, an Kirchenportalen und Haustoren legte man auf
Beschläge nur noch geringen Wert, die schönsten Beispiele finden sich
an den Türen reich ausgestatteter Innenräume.
In den deutschen Ländern blieben die Beschlagmotive, die im
15. Jahrhundert vorherrschend gewesen waren, noch bis um die Mitte des
16. Jahrhunderts in Anwendung, langsamer anscheinend, wie in der Gitter-
schmiedekunst, bürgern sich bei den Beschlägen neue Formelemente ein,
die mit denen der Gitter, nur in flacher Ausführung, nahe verwandt sind.
Neben den Bankenzügen mit ihren phantastischen Endigungen und allen
den eng an die Stiche der Kleinmeister sich anlehnenden, überwiegend
pflanzlichen Mustern ^ wurden ganz besonders die Mauresken, die wohl
durch Peter Flötners Stiche in weiten Kreisen bekannt geworden waren,
als dankbare Motive von den Schlossern aufgenommen. Mit den neuen
Formen begann dann die schmückende Ausgestaltung bei den Beschlägen
weit mehr ins einzelne zu gehen und neue technische Verfahren zu Hilfe
zu nehmen. Die ebenen oft nur wenig oder gar nicht durchbrochenen
Flächen gestatteten eine feinere Ausbildung ohne besondere Schwierigkeiten,
und weil es sieh zumeist um Teile handelte, die dem kunstfreudigen Auge
des Beschauers sehr nahe gerückt waren, ohne den Einflüssen der Witterung
ausgesetzt zu sein, und schließlich auch, weil die Eisenteile mit höchst
kunstvollen Holzarbeiten in Einklang stehen mußten, wurde eine mehr
oder minder reiche, zarte Flächenverzierung bei den Beschlägen zur Regel.
182 16. und 17. Jahrhundert.
Eine der mit größtem Erfolge aucli bei allen Arten von Beschl^en
im 16. und 17. Jahrliundert in Deutschland angewendeten Schmucktecluiilcen
war die Aetzung, meist derart ausgeführt, daß das Muster sich leicht er-
TUrbeacbläge, Deutschland, erste H.ilfte des 10. Jabrii..
haben von dem heran sgeittzten Grunde abhob. Nicht selten wurde zur
Steigerung der Wirkung bei so verzierten Platten eine leichte farbige
Behandlung oder Vergoldung zu Hilfe genommen. Der geraubte Grund
Beschläge, Deutschland. IgB
wurde wohl mit; einer lichten Farbe eingerieben, während man dem blanken
Reliefmuster durch mäßige Erwärmung eine blaue TSnung gab. Die
blaue Anlaufrärbung wurde auch mit Vorliebe bei Beschlägen angewendet,
deren blank polierte Fläche durch leicht eingebunzte Innenzeicbnungen
belebt war, und die nun häufig durch Abdecken einzelner Teile ein blankes
Huster auf blau angelassenem Grunde oder umgekehrt aufweisen.
Kach und nach änderten die einzelnen Beschlagteile ihre Hauptumriß-
formen nicht unwesentlich.
Die Angelbänder, die bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts noch
meist im Anschluß an die Vorbilder der früheren Jahrhunderte mehr oder
minder reich verzweigt gestaltet waren, wurden seitdem fast ausnahmslos
aus bald kräftigeren, bald sehr dünnen Eisenplatten herausgehauen, meist
mit Durchbrechungen und lebendig bewegtem Kontur. Je nach Art der
Türen oder Truhendeckel traten sie bald senkrecht zur Drehachse bis
Dber die Mitte der Holzflächen hinaus oder sie breiteten sich in der Rich-
tung der Längsrahmenhölzer und auf diesen aus.
Die SchloSbleche weisen noch vielfach bis gegen das 17. Jahrhundert
die Qrundformen auf, die sie im 1-5. Jahrhundert angenommen hatten;
erst mit der zunehmenden Vorliebe für Vermehrung parallel angeordneter
Riegel erhalten sie dementsprechend ihre größte Breite oft quer zur
Riegelrichtung. Auch die zum Zwecke der SchlttsselfUhrung um das
184 16. unil 17. Jahrhundert.
Schlüssellocli aufgenieteten Verzierungen zeigten, zum wenigsten im
16. Jahrhundert, noch häufig die einfachen Spiralmotive, nur der Orund
darunter wurde sehr viel reicher durchgebildet, als es im 15. Jahrhundert
zu geschehen pflegte. Und während bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts
das Schloßblech in den meisten Fällen das in oder hinter der Tür an-
gebrachte Schloß schätzend überldeidete, wurde seitdem und besonders im
17. Jahrhundert das Schloßbleeh sehr oft die Qrundplatte ftlr auch in
sich reich verzierte, zum größten Teil offen konstruierte, kunstreiche
dösser.
Mit den Schloßblechen wurden, in weiterem Umfange Oberhaupt erst
seit dem 16. Jahrhundert, TUrklluken verbunden, die ebenfalls kunstvoll
ge.staltet wurden.
Neben den großen Schloßblechen kommen dann auch zierliche Schlüssel-
schildchen immer mehr in Aufnahme.
Die Türklopfer in ringartigen Formen behielten ihre alte Be-
deutung bei, wurden aber ebenfalls wesentlich reicher und bewegter aus-
gebildet.
Die meisten und schausten Beschläge entstanden auch im 16. und
17. Jahrhundert in den südlichen deutschen Ländern.
Etliche gute Angelbänder, die wohl noch in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts entstanden sein dürften, befinden sich z. B. im Qerma-
nischen Museum in Nürnberg (Fig. 131, S. 182), andere wohl noch
aus der Mitte des Jahrhunderts besitzt das Kunstgewerbemuseum
BeschlSige, DenUchland. 185
in Berlin. Aus der Zeit um 1590 befinden sich in dem damals erbauten
Topplerliaiise in Nürnberg neben anderen Beschlägen auch gute Angel-
bSnder.
Ein ausgezeichnetes, fOr das 16. Jahrhundert typisches Schloßblech
mit aufliegender SchlOsselfUhrung und geätztem Grunde befindet sich im
Qer manischen Museum in Nürnberg (Fig. 132, S. 1S3). Ein ähn-
licheV, von 39 cm Länge, dessen Spiralauflage aber nicht erhalten ist,
befindet sich im Hamburgischen Museum für KuQst und Ge-
FIe. im. TfliTlnge, Dentschland. it. und 17. Jahrb., UBitclm, A'af.-,Vu. S. lae.
werbe (Fig. 133, S. 18i). Bei einem zweiten in diesem Museum er-
haltenen SchloBblech derselben Zeit, das wohl einst eine Truhe schmückte,
ist das Mittelfeld, innerhalb einer geätzten Umrahmung, mit einem aus
Blech ausgehauenen grotesken Rankenmuster mit trefflicher Innen gravi erung
bedeckt.
Eine ähnliche durchbrochene SchloBauflage aus dem Kloster Crom-
bach tr^t die Meisterbezeichnung: ,1595 von Diederich Hablitzell
aus dem Lant Lottrinen von Walderfaneun."
Die Klopfringe des 16. Jahrhunderts (Fig. 134, S. 185) sind denen
des folgenden gegenüber noch verhältnismäßig ruhig gehalten. Sie sind
zumeist auf runder, durchbrochener Grundplatte, wie auch früher in einem
18g 16. und 17. Jahrhundert.
Tortretenden Knaufe beweglich befestt};rt. Der meist breit-ovale Ring ist
zu den Seiten des Eoaufes gewfihnlicE stark verdickt und wächst in
Blattwerk aus. Der untere geteilte King wurde häufig zu einem lockeren
Knoten verflochten oder es wurde auch die Form des Ringes am Dreh-
punkte in ähnlicher Weise unten noch einmal wiederholt Ein Beispiel
der ersten Art vom Jahre 1590 befindet sich im Topplerhause in Nüm-
Flg. las. TürbeBcUiig vod iaso im Pellerbause in NarDberg. 8. I87.
berg, ein Beispiel der zweiten Gruppe, das bezeichnet ist: .Hans Mez-
ger 97", ist in der Bartholomäuskapelle der Ulricbskirche in Auf/sburg
erhalten (s. S. 120).
Die schönsten deutschen Beschlagbeispiele des 17. Jahrhunderts dürften
sieb noch an den Plätzen ihrer Bestimmung in Nürnberg, Augsburg und
Ulm erhalten haben. Angelbänder, Griffe, Klopfer, SchlUsselschilder und
Schlösser von reizvollster Erfindung und flottester Ausführung finden sich
dort vielfach an den Türen vereint vor. Zu den schönsten gehören die
an der Haustür des im Jahre 1605 vollendeten Pellerhauses in Nürnberg
Beschläge. Deutachland. 187
(Fig. 135, S. 186) und diejenigen im Rathause zu Auffsburg (Fig. 136,
S. 187), das in den Jahren 1615 bis 1620 erbaut wurde. Bekannt ist,
daß die meisten Schlosser- und Schmiedearbeiten für diesen Prachtbau
von dem schon frflher genannten Oeorg Scheff von Heilbronn und
dessen im Jahre
1575 in Augsburg
geborenen Sohne
Bartholme ge-
fertigt wurden.
Diesen vor- __
trefflichen Wer- KT!/^'
ken gleichwertig
sind die ebenfalls
um das Jahr 1620
ausgel^hrten Be-
schlagarbeiten im
Hflnster und in g
der Spitalkircbe I
in Ulm, ober C
deren Meister lei- ^
der bisher nichts V
bekannt gewor- ^
den ist.
Für das we-
gen seiner im
Laufe etlicher
Jahrhunderte ge-
fertigten
Schmiedearbeiten
bereits rühmlichst
erwähnte Stift
St. Fhrian fer-
tigte zu Ende des
17. Jahrhunderts Fig. isa. TOrheacWagteile im Rathauae zD Augsburg. S. 187.
Meister Joseph
Feldberger in Lim reiche Beschläge; von ihnen wird angegeben, daß
sie blau poliert und mit goldenen Röschen besetzt waren, und daß auch
die 6ehäuse der Schlösser vergoldet und gestochen waren.
Von dem auch durch andere Arbeiten bekannten Nürnberger Eisen-
künstler Bartholomäus Hoppert ist ein bezeichnetes reiches Schloß
vom Jahre 1675 in Dresden erhalten.
Daß bisweilen auch damals noch größere Beschlagwerke für Kirchen-
188 16. und 17. Jahrhundert.
tore ausgeführt wurden, sieht man z. B. an dem Portale der 163t> neu
erbauten Stadtkircbe in Rudolstadl.
In den außerdeutschen Ländern scheint im 16. und 17. Jahrhundert
die Vorliehe für kunstvolle Beschläge nicht in demselben Maße verbreitet
gewesen zu sein, insbesondere sind reichere Angelbeschli^e sonst kaum
nachweisbar.
In Frankreich wurden besonders die Schloßbleche, Schlüssel, Klopfer
und Riegelbleche künstlerisch ausgestaltet, und zwar wiederum in einer
Fig. 137. SchloBbleCh, Frankreich, 16. Jahrb.. Parli, Clun^Miu. S. 168.
Weise, die nichts gemein hat mit der in Deutschland geübten. Die
französischen Scbloßbleche des 16. Jahrhunderts zeigen zumeist sehr
einfache Umrißformen und die bevorzugte Dekorationstechnik ist das
Treiben an Stelle des früher zumeist geübten Metallschnittes.
Im Uus^e CluQy und im Louvre-Museum sind eine größere Anzahl
trefflichster Beispiele des 16. Jahrhunderts erhalten. Eines der grCSteo
Scbloßbleche ist nach Art eines in die Breite gezogenen italienischen
Palastfensters des 15. Jahrhunderts gegliedert, mit Seitenpilastem, Onw-
mentfriesen und einem reich figürlichen, getriebenen Mittelfelde (Fig. 137,
BeschlKge, Frankreich.
S. 188). Ein anderes verwandtes Schild weist im Mittelfelde das Wappen
der Katharina von Medici auf. Noch andere Beschlagteile, besonders
Riegelplatten, deuten durch Monogramme und Embleme darauf hin,
daB sie für Heinrich II. und seine Geliebte Diana von Poitiers ausgeführt
wurden — einige Beispiele dieser Gruppe besitzt auch das Museum
fOr Kunst und Gewerbe in Hamburg.
Die französischen TUrklopfer des 16. Jahrhunderts bestehen bald aus
einem Ringe auf reich getriebener Grund-
platte , bald schließen sie sich in der
Komposition den älteren Beispielen an, bei
denen ein meist ögUrlich gestaltetes, aus
dem vollen Eisen rundplastisch gearbeitetes
hammerartiges Glied vor einer als Nische
ausgebildeten Platte senkrecht angebracht
war. Noch andere Modelle finden sich
z. B. unter den Stichen des Androuet Du-
cerceau.
Eine größere Keihe bester Beispiele
befinden sich in den genannten Pariser
Museen und anderen Sammlangen.
Reichere in Eisen geschnittene Schlüssel
kommen auch in Deutschland wohl im
16. Jahrhundert vor, doch den französischen
Prachtwerken dieser Zeit sind sie nicht
vergleichbar (Fig. 138, S. 189). Man nimmt
gewiß mit Recht an, daß diese köstlichen
Kleinwerke nicht fUr den praktischen Ge-
brauch, sondern als Meisterstücke gefertigt
wurden.
Heber die Art der französischen Be-
schläge des 17. Jahrhunderts geben uns am
besten die Stiche Auskunft; ausgeführte
Arbeiten sind nur spärlich erhalten (Fig. 139,
S. 190). Hingewiesen sei auf das schon
frdher erwähnte Schlosserbuch des Mathurin
Jousse (1627), das Vorlagenwerk Hugues Brisville's (1663 und folgende
Jahre), auf die Stiche Jean Le Pautre's, Mich. Haste's u. a. m.
An die Stelle der Treibarbeit trat im 17. Jahrhundert besonders bei
den SchloQblechen zu allermeist die Gravierung, und durch den Werkstatt-
brauch, von den gestochenen Platten wie von einer Kupferstichplatte
AbiOge oder wie man sagt Abreibungen zu nehmen, sind uns besonders
zahlreiche Schloßbleche in Abbildung mit Meisterbezeichnung erhalten.
LvHüonr Soutk Kern
190 16. und 17. Jahrhundert.
Groteskes Kankenwerk wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
bei diesen Beschlagplatten vorwiegend verwendet und verwandte Motive
wurden auch bei den TUrklopfem und SchlQssein verarbeitet.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts begannen, ebenso wie es bei
den Gittern der Fall war, im Ornament und in den Umrißlinien der Be-
schlagteile die gebrochenen Linien mit akanthusartigen Blättern den Ton
anzugeben. Schon um die Mitte des Jahrhunderts scheint man in Frank-
reich bereits weniger, wie man nach den zahlreichen Stichen annehmen
Beachläj^e. England, Spanien. 191
möchte, das Eisen für kunstvolle Beschläge angewendet zu haben; die
GroldbroQze entsprach seitdem mehr dem PrachtbedUrfnis dieser Zeit.
Nur wenig ist über die englischen Eisenbeschläge des 16. und
17. Jahrhunderts zu sagen. Bemerkenswerte Beschläge aus dem 16. Jahr- .
hundert sind kaum bekannt, erst aus der zweiten Hälfte des folgenden Jahr-
hunderts sind außer Entwürfen des früher genannten Jean Tijou einige
eigenartige und schöne Beispiele im South Kensington-Museum
erhalten. Die Verzierungen sind bei diesen Beschlägen gleichartig in
der Hauptsache in der Weise ausgeführt, daß eine schlichte Grundplatte
mit einem aus einer zweiten Platte ausgeschnittenen, dichten, reliefartig
Fig. 140. äcbloBblech, England. U. Jsbrb.. Londim, Sauih KtHi.-H^t. S. 1»1.
behandelten und gravierten, grotesken Rankenmuster belegt ist (Fig. 140,
S. 191), Als Meister des einen dieser schönen Werke wird Richard
Bickford in London angegeben.
In Spanien wurden auch im IG. Jahrhundert zum Verschluß der
großen Gitter treffliche in Eisen geschnittene Fallriegel gefertigt, auf die
bei dieser Gelegenheit noch einmal hingewiesen sei (eine größere Anzahl
von Beispielen ist abgebildet in der Zeitschr. d. MUnchener Kunstgewerbe-
vereins 1895, Beilage S. 13 f.). Auch eine Reihe guter spanischer Tür-
klopfer und besonders Beschläge von Kabinetten sind aus derselben Zeit
erhalten.
Nichts wesentlich Neues bieten die Eisenbeschlagarbeiten Italiens
Dach der Mitte des Jahrtausends.
In nicht geringem Umfange wurde auch im 16. und 17. Jahrhundert
das Eisen zu Beleucbtungsgeräten verarbeitet.
192 16. und 17. JabrbuDdert.
In Deutschland, das, wie gezeigt wurde, auf diesem Gebiete der
SchmiedekuDst schon im 15. Jahrhundert eine Vorrangstellung einnahm,
wurden auch die besten erhaltenen Lichtkronen des 16. Jahrhunderts ge-
fertigt. Die beiden schönsten, untereinander fast gleichen deutschen
Kronleuchter, deren Entstehung man in das Ende des 16. Jahrhunderts
ansetzt, schmücken den Friedenssaal im Rathaus in Münster i. W. (Fig. 141,
S. 192) und den Friedenssaal im Rathaus in Osnabrück. (Näheres bei
Kisa, der .Friedenssaal" in Osnabrück, in Zeitschrift des Kunstgewerbe-
Vereins München 1894.)
Fig. 111. EroDleachtar in MUnster i. W. S. isa.
Eine große, aus vier übereinander angeordneten Reifen gebildete Licht-
krone, die im Jahre 1507 gestiftet wurde, befindet sich außer einer älteren
früher erwähnten im Baiherstädter Dom.
Im Dome zu Brandenburg befindet sich außer einem schönen ver-
goldeten Radleuchter vom Jahre 1539 noch ein eigenartiger Bogenleuchter
derselben Zeit, bei dem die Kerzenbalter über einem hochkantstehenden
HalbkreisbOgel befestigt sind.
Im allgemeinen gab man damals, nicht nur in Deutschland, den
Messingkronleuchtem entschieden den Vorzug, wie die übergroße Menge
der erhaltenen Beispiele erkennen läßt.
Außerhalb Deutschlands sind nur wenig erwähnenswerte Kronleuchter
aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten.
In den Niederlanden dürfte der mit dem Drachen bekrönte in
St, Bavo in Gent der wichtigste sein.
Licht|;erftte, Verschiedene Länder. 193
Das Cluny-Museum in Paris besitzt einen Kronleuchter aus po-
liertem Eisen, der angeblich fUr Ludwig XIV., jedenfalls in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts, gefertigt wurde.
f^iseme Wachskerzen Ständer, Totenleuchter, Oitterleucbter , Altar-
leuchter, Wandleuchter und Tisch-
leuchter sind in Deutschland
auch aus dem 16. und 17. Jahr-
hundert zahlreich erhalten.
Im Aufbau gleichen sie im
allgemeinen den älteren, nur die
MaßwertmotiTe sind verdrängt
von Rundeisenranben, die in ihrer
Ausgestaltung die gleichen Wand-
lungen erfahren, auf die bei den
Gittern hingewiesen wurde. Von
kllnstleriscber Bedeutung sind sie
nur in selteDsten Fällen; beson-
ders erwähnt sei nur der treff-
liche Qitterleuchter der Pfarr-
kirche io Geisenkeim im Rhein-
gau aus der Zeit um 1600.
Die Kerzen stand er lehnen
sich im Aufbau an die antiken
Kandelaber an, die zwar in der
Regel in Bronzeguß ausgeführt
waren, aber wie das selten schöne
und bereits erwähnte Beispiel im
Uuseum zu Pompeji beweist, auch
bisweilen schon im Altertum in
Eisen geschmiedet wurden.
£in schlanker, unten zumeist
mit lanzettförmigen Blättern um-
hQllter, oben scbranbenartjg ge-
wundener Mittelstamm wird von
drei FUßen getragen und oben
1 1 .. ^- 11. 11 o Fig.l«, FfnsterteuchWr in Bureoa- S. is9.
Ton emem kelcbartigen Abschlutt
mit Platte und Dom bekrönt. Auch bei diesen Geräten zeichnen sich die
älteren den jüngeren gegenüber durch eine kraftvolle Einfachheit aus.
VieUeicht der größte und schönste eiserne Kandelaber — ein Teneber-
leuchter — , der im 16. Jahrhundert geschaffen wurde, ist eine spanische
Arbeit und in der Kathedrale von Surgos erhalten (Fig. 142, S. 193).
Die Schmied eisernen Wandarme, die in Deutschland bis gegen
LSer, Unedle HeUlle. 13
194 16' unii 1'?' Jahrhundert.
das 16, Jahrhundert nur selten angefertigt wurden, kamen seitdem immer
mehr in Aufnahme, und zahlreiche treffliebe Beispiele sind besonders aus
dem 17. Jahrhundert in allen deutschen Ländern erhalten. Sie dienten
den verschiedensten Zwecken. An den Innungs- und Wirtshäusern trugen
sie die Gi Idenabzeichen und die Xamenschilder, innerhalb und außerhalb
der Gebäude fanden sie sich als Träger von Laternen. Seltener ^nu-den
sie auch damals in Deutschland über den Tauf kesseln angebracht, um
deren Deckel zu tragen (Beispiel in der Nikolaikirche in Lemgo). In der
Gestaltung zeigen sie im Norden und Süden Deutschlands große Ver-
wandtschaft, hl der Regel wurde eine schlichte, weit vorn^^ende, vorn
Fig. US. Wandarm im SeeachlaS Ort. S. IM.
hochgebogene und in eine Spindelblume oder dergleichen auswachsende
Schiene von einer aus Kundeisen geschmiedeten Rankenkonsole gestützt
und schr^ seitlich mit der Wand verbundene Stäbe verleihen den Armen
Halt gegen den Druck des Windes. Vorn hängt das mehr oder minder
reich umrahmte Schild mit aufgemalten Abzeichen und Namen oder Em-
blemen, die die Bestimmung des Hauses kundgeben (Fig. 143, S. 194).
In den Niederlanden finden sich diese Arme, wie schon im 15. Jahr-
hundert, in äußerst kräftiger Ausführung auch im 16. und 17. Jahrhun-
dert, besonders als Träger der Taufkesseldeckel. In der Großen Kirche
in Breila hat sich ein schönes Beispiel aus der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts erhalten. Trefflich ist auch der Arm in St. Martin zu Ypern
und der schon dem 17. Jahrhundert angehörende Arm in der Hauptkircbe
von Bixmunde (1626). Einer der schönsten erhaltenen Wirtshausarme
dieser Zeit Überhaupt dürfte der am sogen. Freitagsmarkt in Brügge sein
(Fig. 144, S. 195).
Erwähnt sei schließlich noch ein Leuchterwandarm in der Frauen-
Wandarme und Grabkrence. 195
kirche in Brügge, der im Jahre 1700 von dem auch durch andere Ar-
beiten bekannten Meister Jan ßjckam gefertigt wurde und in Form einer
mit Üppigem Akanthuslaub ausgestatteten Terzweigten Kanke gestaltet ist.
In Frankreich und England sind erhaltene Schmiedeisenwandarne
aus dem 16. und 17. Jahrhundert nicht nachweisbar. Zahlreiche Ent-
würfe lassen aber darauf schließen, daß wenigstens in Frankreich Werke
dieser Art nicht unbekannt waren. Es sei nur hingewiesen auf die Stiche
des Andr. Ducerceau, des Math. Jousse, des Jean Le Fautre und des
Mich. Hast^.
Flg. IM, Wuidinn am Freitagamarkt In BrOgge. 8. IM.
Schon früher wurde einmal auf schmiedeiseme Grabkreuze hingewiesen,
hier mag noch hinzugefügt werden, daß sie seit dem 16. Jahrhundert in
großer Zahl im südlichen Deutschland und den Alpenländem
gefertigt wurden und erhalten sind. Auch ihre schmUckende Ausge-
staltung geschah im 16. und 17. Jahrhundert fast ausnahmslos mit Kund-
eisenranken, deren Einzelformen sich in gleicher Weise wie bei den
Gittern wandeln.
In einer interessanten Studie über die schmiedeisemen Grabkreuze in
Tirol (von Demminger in der Zeitschrift Kunst und Kunsthandwerk
1899, S. 291 f.) weist der Verfasser darauf hin, daß diese Kreuze zuerst
nicht, wie Grabsteine, bestimmten Personen geweiht wurden, sondern
\QQ 16. und 17. Jahrhondert
an den Enden der Gräberreihen als Ständer für WeÜLwasserkessel auf-
gestellt waren.
In allen Teilen Deutschlands und ebenso in den auBerdeutschen Län-
dern behielt dann das Eisen seine Wertschätzung fUr aller Art Kamin-
und Herdgerät. Auch ganit aus Schmiedeisen gefertigte oder mit ge-
schmiedeten! Rankenwerk verzierte Oefen sind aus dem 17. Jahrhundert
erhalten , z. B. auf Schloß Rötheistein bei Admont aus der Mitte des
17. Jahrhunderts.
Kunstreich geschmiedete GlockenstOhle
sind weiter als Arbeiten der Eisenschmiede
anzuführen; waren sie in zierlicher Form an
den Haustüren der Wohnhäuser angebracht,
wurde auch die Zugstange und der Handgriff
nicht selten reicher geschmückt.
Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts haben sich einige trefflich ge-
schmiedete, als Pokale oder Innungszeichen
der Schlosser verwendete sehr große Schlüs-
sel erhalten. Einer dieser Schlüssel, der sich
im Mainzer Museum befindet, wurde von
Michael Platter im Jahre 1662 gefertigt.
Ein besonders schönes Beispiel im Mfln-
chener Nationalmuseum stammt aus
einer Zunftstube in TJnterfranken und wurde
im Jahre 1680 hei^estellt (Fig. 145, S. 106).
Auch in Kopenhagen hat sich solch ein
Innungsschlüssel vom Jahre 1669 erhalten.
Als seltene Werke deutscher Schmiede-
kunst mögen ein Jagdfalkenbauer im Besitz
F' US zunftachiüssei ^^^ Berliner Kunstgewerbemuseums
ans Franken, jwut*™, jfBt.-M«. aus der zweiten Hälfte des 16, Jahrhunderts
und eine 10 Meter hohe GartenpTramide aus
Billwärder bei Hamburg (jetzt vor dem Hamburger Museum fOr
Kunst und Gewerbe aufgestellt), in der Zeit um 1700 entstanden,
nicht unerwähnt bleiben.
Ausführlicher gewürdigt zu werden verdienten die besonders in
Deutschland, den Niederlanden und Frankreich im 16. und 17, Jahr-
hundert oft überaus reizvoll in Schmiedeisen gestalteten Hausanker, Ea-
minaufsätze, Turmkreuze, W^etterfahnen, Dachrinnenarme und dergleichen,
doch der Hinweis muß genügen.
Von kirchlichen größeren Schmiedeisenarbeiten aus derselben Zeit
wurden bereits einige Kanzeln in spanischen Kirchen angeführt.
Verschiedene Geiftte. 197
FQt die Jakobskirche in Boskowitz in Mähren wurde im Jahre 1626
TOD dem Schlosser Fiota Sylvester aus Chiavenna eine Kanzel an-
gefertigt, die nach der Fiiialkirche Allerheiligen verbracht und dann durch
eine andere ersetzt wurde.
Opferstöcke und Weihbeckenständer mögen ebenfalls genannt sein als
Arbeiten der Schmiede in Deutschland.
Die ursprünglich wohl allein zur Herstellung der Hostien in den
Kirchen und Klöstern verwen-
deten Oblateneisen (s. S. 40)
wurden in jUngerer Zeit auch
in den Familien zur Herstellung
von Adventskuchec und der-
gleichen gebraucht. Zahlreiche
Beispiele mit eingegrabenen
Wappen, Inschriften und christ-
lichen Symbolen sind in guter
AusfDhruQg aus dem 16. und
17. Jahrhundert erhalten, wie
nicht unerwähnt bleiben soll.
Von den schmiedeisemen
Gebrauchsgeräten Italiens
mag hier noch besonders der
Becken Ständer gedacht werden.
Die bald zur Aufnahme
wärmender Holzkohlen , bald
als WaschgeßtBe hergerichteten
Kupfer- oder Messingbecken
ruhten in der Zeit bis zum
16. Jahrhundert zumeist auf
einem dreiftlßigen tischartigen
Bisen gestelle, von dessen kräf-
tigem Mittelstamme auch nach
" Fig. 11«, B ecken stftnüer des 16. Jahrhunderts
oben hin drei Arme auswach- in Mlena, Casa di S. Caterlna. S. 187,
sen, deren wagerechte Verbin-
dungen oben die Unterlage für das Becken bilden (Fig. 146, S. 197).
Oftmals ist, wie z. B. bei einem in London befindliehen Beispiele, das Becken
Ton einem hochaufgerichteten Arme Überragt, der an einem Haken eine
Lampe oder ein Räuchergefäß tragen sollte. Die Behandlung der Einzel-
fonnen erinnert an die Pferderinge der Paläste und in den Zwickel-
(QUungen an die durchbrochenen Blechfriese der älteren Maßwerkgitter.
Bei den jQngeren Beckenständem , besonders bei denen des 17. und
18. Jahrhunderts, vereinigen sich in der Regel die Füße und das obere
198 16. und 17. Jahrhundert.
Traggertist nicht an einem geraden Mittelgliede. Die Ftiße, jetzt oft vier,
steigen bei diesen vielmehr in bewegter Linienführung von unten nach
oben auf, werden durch einzelne Ringe oder dergleichen zusammengehalten
und die Zwischenräume oft in reichster Weise mit zierlich geschmiedeten
Ornamenten gefüllt.
An die Stelle der tragbaren Heizbecken trat in Italien in großen
vornehmen Häusern der Kamin; auch zu seiner Ausstattung wurde in
Italien gern das Schmiedeisen verarbeitet. Die zur Aufnahme der Holz-
scheite bestimmten Feuerböcke sind in kunstvoller Ausgestaltung zahlreich
erhalten, seltener finden sich die zugehörigen Schüreisen und Zangen in
reicherer Schmiedeisenarbeit; eine vollständige Eamineinrichtung mit Eisen-
geraten ist z. B. in Florenz im Bargello, dem jetzigen Nationalmuseum,
erhalten.
Eisenfein- Aus allen diesen doch überwiegend mit den groben Werkzeugen des
arbeiten, gchmiedes und Schlossers gefertigten Eisenarbeiten fallt eine umfangreiche
Gruppe oft mit raffiniertester Feinheit geschaffener Eisenwerke heraus,
die zu allermeist ohne eine praktische Bestimmung nur als Prunkstücke
bestimmt waren oder auch, ähnlich wie es bei den reichen Schloßbeschlägen
erwähnt wurde, als Meisterstücke entstanden.
Die vornehmsten Techniken, die bei diesen Arbeiten in Anwendung
kamen, waren der Eisenschniit, das Aetzen und die Tauschierung, die an
einzelnen Stücken in vollendetster Darstellungskunst vereinigt zu bewun-
dem sind.
Deutschland und Italien sind die Ursprungsländer fast aller
bedeutenden Arbeiten der Art und Zeit, und in Deutschland kommen
wohl allein Nürnberger und Augshurger Künstler in Betracht. Die Glanz-
werke der Waffen- und HamischkünsÜer würden im Grunde dieser Gruppe
beizurechnen sein, doch sie würden über den Rahmen dieser Schrift
hinaus gehen. Arbeiten anderer Art sind hier kurz zu betrachten.
Die künstlerisch und technisch hervorragendste Leistung dieser Zeit
dürfte ein in Eisen geschnittener Lehnstuhl sein, der bezeichnet ist:
«Thomas Ruker fecit 1574*^ und sich seit dem 18. Jahrhundert in Enjg-
land in Privatbesitz befindet. Ueber den Künstler ist nicht mehr be-
kannt, als daß er in Augsburg gelebt hat. Die Geschichte des Stuhles
steht jedoch fest. Er wurde von der Stadt Augsburg dem Kaiser Rudolf II.
geschenkt, im Jahre 1648 wurde er von den Schweden aus Prag entführt
und durch eine schwedische Familie später nach England gebracht. In
über 130 Feldern findeil sich daran Szenen aus dem Leben Rudolfs 11.
(nach anderen Angaben Darstellungen aus der Geschichte Roms) und
aus dem Alten Testament (nähere Angaben und Abbildungen in: The
Art Journal 1898, S. 298 ff.).
Eisenf einarbeiten, Deutschland. 199
EiD höchst achtbares deutsches Werk, das angeblich im Jahre 1588
gefertigt wurde, ist eine eiserne Truhe aus der Ambraser Sammlung in
Wien. Der auf einer von vier EugelfÜßen getragenen kräftigen schlichten
Platte ruhende, etwa würfelförmige Körper ist an den senkrechten Kanten
mit gedrungenen dorischen Säulen besetzt und den postamentartig aus-
gebildeten Deckel krönt ein Ritter zu Pferde. Die Vorderseite ist kassetten-
artig profiliert und trägt einen wohlgebildeten Schloßkasten. Zur Oeffnung
ist die Kenntnis des komplizierten Mechanismus erforderlich. Die in den
Formen sehr eigenartig antikisierend gestaltete Kassette ist ganz bemalt
und mit verschiedenen Aufschriften versehen, deren Zuverlässigkeit jedoch
ebenso wie die angegebene Jahreszahl nicht ganz unzweifelhaft zu sein
scheint.
Das bedeutendste Werk deutscher Eisenätzkunst des 16. Jahrhunderts
dürfte die mit zahlreichen und überaus reich und schön ornamentierten Hilfs-
teilen ausgestattete Ziehbank sein, die der Bezeichnung nach im Jahre 1565
f&r den Kurfürsten August I. von Sachsen gefertigt und durch eine allem
Anscheine nach frevelhafte Unbedachtsamkeit als total verschmutztes und
wertlos verachtetes Stück in Dresden veräußert und vor einer Reihe von
Jahren in den Besitz des Gluny-Museums in Paris gelangt ist (vergl.
Aufsatz von Champeaux in Revue des arts d^coratifs 1882 — 1883,
S. 77 ff.). Ueber die Herkunft dieses köstlichen Werkes hat bisher nichts
ermittelt werden können, doch dürfte wohl auch hier ein Nürnberger oder
Augsburger Künstler anzunehmen sein. Im Königlichen Museum in
Dresden befinden sich noch einige gleichartig verzierte Werkzeuge und
auch etliche Vorlegemesser.
Kleinere Kassetten, teils ganz aus Eisen, teils aus Holz mit Eisenbelag
und reichem geätzten Schmuck, sind in Deutschland zahlreich aus dem
16. Jahrhundert erhalten.
Im 17. Jahrhundert entstanden in Deutschland Feinarbeiten in Eisen
von der künstlerischen Vollkommenheit der älteren nur noch wenige. Die
Aetztechnik wurde seltener geübt, nur im Eisenschnitt erreichten einige
Künstler ein virtuoses Können. Der berühmteste unter ihnen war Gottfried
Leigebe, über den schon ältere Quellen, wie Andreas Grulden in
seiner Fortsetzung der Neudörferischen Nachrichten (um 1602), Doppel-
mayr, Historische Nachrichten (1730) und Sandrart in der „Akademie^
ausführlich berichten.
Doppelmayr gibt an, daß Leigebe im Jahre 1630 zu Freistadt in
Schlesien geboren wurde und im Jahre 1645 nach Nürnberg kam. Hier
fertigte er ein jetzt in München verwahrtes Schachspiel, dessen weiße
Figuren in Silber und dessen schwarze in Eisen geschnitten -waren. Seine
Hauptwerke sind die aus schweren Eisenklötzen herausgearbeiteten Reiter-
statuetten Kaiser Leopolds (in Kopenhagen)^ König Karls H. von England
200 16- und 17. Jahrhundert.
(in Dresden) und des KurfUrsten Friedrich Wilhelm von Bmadenburg (ia
Berlin), in dessen Dienste er 1668 trat. Auch zahlreiche kleinere Eisen»
schnittarbeiten, wie Degengefäße und Knäufe, Hirschfängergriffe u. a. m.,
gingen aus seiner kunstgeUbten Hand hervor und sind zum Teil noch
Bchreibkassette, Italien II
nachweisbar (nähere Angaben Über den KUnstler sind zusammengestellt
bei BrQnnig, Die Schmiedekunst. Leipzig, H. Seemann 1902, S. 67 ff.).
Neben Leigebe muß der schon früher genannte, im Jahre 1648 ge-
borene Bartholomäus Hoppert, der seit 1677 in Nürnberg tätig war, ein
sehr geachteter EisenkUnstler gewesen sein. Als sein Haupt- und Meister*
werk bezeichnet Doppelmayr eine auch in seinem Werke abgebildete
Eisenfeinarbeiten, Frankreich. 201
Kassette, die für 1000 Taler angekauft und dem Kaiser Leopold geschenkt
wurde. In den Einzelformen ist bei dieser Arbeit ein französischer Einfluß
unverkennbar, was leicht dadurch zu erklären ist, daß Hopp er t mehrere
Jahre im Dienste Ludwigs XIV. tätig war.
Das Museum in Kassel besitzt ein kleines in Eisen geschnittenes Hoch-
relief des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, das bezeichnet
ist: i,Jusso fecit 1677.*
Die italienischen Arbeiten dieser Gruppe sind zumeist noch reicher
und zierlicher durchgebildet als die deutschen. Die Flächen und Reliefs
sind bei ihnen gewöhnlich noch mit Einlagen in Grold und Silber aus-
gestattet.
Eines der prachtvollsten Beispiele dieser Art ist eine als Schreib-
kasten bestimmte Kassette im k. k. Museum in Wien^ die im Jahre 1567
von Joseph de Vici geschaffen wurde (Fig. 147, S. 200).
Mailand war besonders wegen solcher Arbeiten im 16. Jahrhundert
berühmt und als dort entstanden gelten z. B. eine im Besitz des South
Kensington-Museums in Lofidon befindliche Spiegelfassung und ein
Schachbrett.
Ob eine durch die letzte Pariser Weltausstellung weiten Kreisen be-
kannt gewordene, blank polierte Eisenstatuette Ludwigs XIV. als ein in der
Technik Leigebes aus dem vollen geschnittenes französisches Werk an-
gesehen werden darf, steht nicht unzweifelhaft fest. Man weiß aus An-
gaben Davilers in seinem Cours d'Architecture vom Jahre 1691, daß man
damals in Frankreich bereits ein schmiedbares Gußeisen herzustellen ver-
stand, das der Nachziselierung keinerlei Schwierigkeiten bot. Da weiter
bekannt ist, daß am Hofe Ludwigs XIV. einmal eine in Eisen gegossene
Statuette als eine höchst erstaunliche Leistung der Kunsttechnik bewundert
worden ist, liegt die Annahme nahe, daß es sich um jenes jetzt in Privat-
besitz befindliche Werk handelt.
Einige andere größere französische Eisenschnitt- oder Tauschier-
arbeiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert waren auf der Ausstellung des
Burlington Fine Arts Club im Jahre 1900 zu sehen, darunter besonders
eine Kassette mit dem Mediciwappen.
Von den wenigen nachweisbaren englischen Eisenfeinarbeiten sei
eine Holzkassette angeführt, die auf einem Samtbezuge mit zart durch-
brochenen eisernen Rankenmustem bedeckt ist. Sie befindet sich im
Besitze des Berliner Kunstgewerbemuseums und dürfte aus dem
Nachlasse der im Jahre 1694 gestorbenen Königin Maria, der Gemahlin
Wilhelms IH., stammen, worauf das in das Ornament eingefügte Mono-
gramm und andere Anzeichen hindeuten.
202 18. Jahrhundert.
Achtzehntes Jahrhundert.
Im 18. Jahrhundert ist der deutschen Schmiedeisenkunst nach umfang
und künstlerischem Werte nur die französische an die Seite zu stellen,
in allen übrigen Ländern entstanden nur Eisenarbeiten von mäßiger
Bedeutung.
Die Aufgaben der Schmiede änderten sich im 18. Jahrhundert nicht
sonderlich. Mehr noch wie vorher sind die bedeutendsten Schöpfungen
der Eisenmeister im Gebiete der Gitterschmiedekunst zu suchen. Die in
den beiden vorhergehenden Jahrhunderten so meisterlich geübten Techniken
des Schneidens, Aetzens und Tauschierens wurden selten und nur bei
Gegenständen geringer Größe angewendet. Auch eiserne Beschläge finden
sich an Türen dieser Zeit nur ausnahmsweise und an Möbeln so gut wie
gar nicht mehr. Entschiedener als in den vorhergehenden Jahrhunderten
traten im 18. Jahrhundert kurz aufeinander folgende Wandlungen des
Formgeschmackes auch an den Schmiedeisenarbeiten hervor.
Im Beginne des Jahrhunderts, bis um das Jahr 1715, blieben in den
deutschen Gittern mit spitzzackigem Akanthuslaubwerk besetzte Banken
das fast allein herrschende Ziermotiv. Dann zeigten sich in dem jetzt
durchgehends aus vielfach flachen Vierkantstäben gebogenem Rankenwerk,
meist als Verbindung zweier im Gegensinne gerollter Windungen, gerade,
meist etwas breitere profilierte Glieder, und während solche gradlinigen
Elemente in den Gittern immer weiteren Raum einnahmen, traten die
Spiralen zurück und schrumpften zu C-Schnörkeln mit zugleich schmäler
gewordenen Blättern zusammen. Andere Elemente, wie mit Rosetten be-
setzte, aus fiachen gekreuzten Stäbchen gebildete Gittermuster, weiter
palmettenartige Bildungen, Blumen in fast natürlichen Formen, Baldachine
und andere Architekturmotive, Vasen ^. Wappen und Getier wurden in die
Muster hineinkomponiert.
Die Vorstufen dieser eigenartigen Ornamentik sind in Deutschland
weit zurückzuverfolgen ; eine nahe verwandte, zwar mehr gelockerte Kom-
positionsweise fallt besonders auf bei einer Reihe von Gittern aus der
Mitte des 17. Jahrhunderts. Wenn man trotzdem französischen Werken
den entscheidensten Einfluß auf die Entwicklung dieser Ornamentik bei-
mißt, so darf das nur auf die unmittelbaren Vorstufen bezogen werden,
die ihrerseits zweifellos nicht unabhängig von älteren deutschen Zierformen
entstanden waren.
Der starke französische Einfluß auf die deutsche Schmiedeisenoma-
mentik des 18. Jahrhunderts wurde besonders genährt durch die damals
zahlreich in Anlehnung an die schon früher angeführten Vorbilderstiche
französischer Meister in Deutschland, besonders in Augsburg veröffent-
lichtea Stichfolgen (näheres über die Stecher und ihre Arbeiten bei
Bröning, Die Schmiedeknnst, Leipzig 1902, S. 72 und folgende). Durch
die damals auch in Deutschland teils ron Berufstechem , teils von zeich-
204 18. Jahrhundert bis um 1715.
nerisch geschulten Schlossern entworfenen Vorlagen wurde schon damals
für das Ornament der Zeit von etwa 1715 — 1745 die heute wieder auf-
genommene Bezeichnung „Laub- und Bandelwerk*" verbreitet.
Gegen die Mitte des Jahrhunderts setzte dann die mit dem Namen
Rokoko belegte Eunstperiode ein.
Die geradlinigen Elemente wurden aus dem Inneren der Omament-
massen mehr und mehr verdrängt und C-Schnörkel an C-Schnörkel g^e-
reiht. Die schlanken zackigen Blätter wurden zumeist breiter und lappiger,
oft muschelartig gestaltet und wuchsen dann hahnenkammartig aus den
Eurvenstäben hervor.
Gegen Ende des Jahrhunderts, anscheinend in den Siebzigerjahren,
setzte auch in Deutschland bei den aus jener Zeit verhältnismäßig sehr
spärlich erhaltenen Schmiedeisengittem eine heftige Reaktion gegen den
Ueberreichtum der Eurvenornamentik ein. üeberwiegend geradliniges
Stabwerk in einfachsten Eombinationen mit wenigen antikisierenden Zier-
formen ausgestattet, kennzeichnet den Geschmack dieser Zeit.
Die Schmiede der westlichen und südlichen deutschen
Landesteile zeigen sich im 18. Jahrhundert mehr wie in den vorher-
gehenden Jahrhunderten ihren norddeutschen Handwerksgenossen überlegen.
Von den Gittern aus dem Beginne des 18. Jahrhunderts, bei denen
also noch die mit Akanthuslaub besetzten großen Spiralranken das Haupt-
ftlUmotiv bilden, sollen die wichtigeren, einigermaßen zuverlässig datier-
baren nur angeführt werden.
Ein perspektivisch komponiertes Gitter dieses Typus befindet sich in
der Stiftskirche von Ellwangen vor der im Jahre 1701 gestifteten Nepo-
mukkapelle. Vielleicht das bedeutendste Beispiel ist das ebenfalls per-
spektivische Gitter, das die Ulrichskirche in Augsburg nahe dem Eingange
quer durchteilt; es wurde im Jahre 1712 ausgeführt (Fig. 148, S. 203).
Bemerkt zu werden verdient dabei, daß in der reichen, in Holz geschnitzten
Umrahmung bereits stark die Motive der folgenden Periode, das Laub-
und Bandelwerk, in den Vordergrund tritt. Schon früher wurde darauf
hingewiesen, daß die Schmiede besonders zähe an den einmal aufgenom-
menen Formen festhalten.
Das Gitter am Äugsburger Merkurbrunnen vom Jahre 1716 ist der-
selben Gruppe beizurechnen.
Ein Gitter des Rankentypus mit stumpfen Blättern in der alten Ea-
pelle in Begensburg^ das angeblich im Jahre 1726 angefertigt wurde,
möchte man auch eher als Arbeit aus dem Ende des 17. Jahrhunderts
ansehen.
In Ulm war ein Meister Job. VitusBunz für das Münster in ähn-
lichem Sinne tätig.
Ein höchst reizvolles Gitter, das die Jahreszahl 1716 trägt, dient als
Gitter, Deutschland. 205
Kapellenabscbluß in der Kirche des Stiftes Stams in Tirol (Fig. 149,
S. 205). Im oberen Bogenfelde sind in anmutigster Weise die Äkanthus-
ranken mit natürlich gebildeten Blättern und BlQten, besonders zahl-
reichen Rosen, untermischt.
Pig. U9. CiHer vom Jahre Uli im Stift Stiims. S. a05.
Mehrere künstlerisch vielleicht noch höher stehende Gitter in der
Abtei Wilten bei Innsbruck durften Ton demselben unbekannten Meister
ausgefabrt worden sein.
In St. Florian (Oberösterreich) arbeitete zu Anfang des 18. Jahr-
206 Zeit um 1715—1745.
' hunderts der Schmied Sebastian Zierlewang ftlr das frUher genannte
Kloster vermutlich in gleichem Formcharakter (Abbildungen standen dem
Verfasser nicht zur Verfügung). Von seiner Hand entstand, wie ange-
nommen wird, das im Jahre 1704 in der Frauenkapelle aufgestellte Gitter
und sicher im Jahre 1705 die beiden Gruftgitter, für die er 410 fl, erhielt.
Im Park des jetzigen Theresianum in Wien befindet sich ein per-
Fie l""' Treppengitter in Aacben. S. ins.
spektivisches Akanthusrankengitter, das zur Zeit Karls VI. (1711 — 1740),
Termutlicb um 1715, gefertigt wurde.
Prachtvolle Scbmicdeleistungen sind die ganz zu Anfang des Jahr-
hunderts (1701) entstandenen Gitter der Klosterkirche zu Trebnite in
Schlesien.
Etwas rückständig in der Formengebung ist das vom Stiftsschlosser
Jakob Majr im Jahre 1727 als Abschluß der Hochbergschen Kapelle
in der Viuzenzkirche in Breslau gefertigte Gitter,
Die Periode von 1715 bis etwa 1745, die Zeit der Laub- und
Bandelwerkformen , bezeichnet wohl den Höhepunkt der deutschen
Schmiedekunst des 18. Jahrhunderts, in überreicher Menge entstanden
Gitter, Deutechland. 207
an zahlreichen Orten kUnstierisch und techniach gleich hervorragende
Werke,
Wenn auch das sUdliche Westdeutschland in dieser Periode an Zahl
bedeutenderer Werke hinter den südöstlichen Landesteilen zurücksteht, so
Fig. i&l. Gitter in W«inKiirten i. B. ß. lOH.
siud doch auch dort eine Reihe trefflicher Leistungen zu verzeichnen. All-
gemein kann man sagen, daß im 18. Jahrhundert in Deutschland, wie schon
früher in Frankreich, filr die Residenzen der weltlichen und geistlichen
Fürsten die reichsten Schmiedewerke entstanden. Dementsprechend verloren
in den einzelnen Landesteilen manche vorher für das Schmiedehandwerk be-
sonders wichtigen Städte an Bedeutung und andere nahmen ihren Platz ein.
208 Zeit um 1715—1745.
Im Niederrheiogebiete und in Westfalen sind nur wenige bedeuten-
dere Schmiedewerke anzuftlliren. An erster Stelle beachtet zu werden
verdient hier jedenfalls die Schmiedeisenausstattung eines Privathauses in
Aachen, des Hauses, das der Bürgermeister von Wespien um das Jahr
1740 erbauen ließ. Die schönen Gitter am Balkon und im Treppenhause
(Fig. 150, S. 20G) sind ihrer Qesamtkomposition nach kaum noch in den
Kreis des Laub- und Bandelwerktypus zu rechnen, doch fehlt anderseits
noch die fUr die Folgezeit so charakteristische Rokaillebildung.
Im mittel- und oberrheinischen Gebiete sind bemerkenswerte,
zuverlässig datierbare Gitter ebenfalls spärlich erhalten.
In Mainz befindet sich ara großherzoglichen Palast aus der Zeit 1731
bis 1739 ein Balkongitter im Laub- und Bandelwerktypus.
Ein Tor und Gitter vom Jahre 1 742 im Römer zu Frankfurt a. M.
läßt bereits Form Wandlungen durchblicken, die einige Jahre später zur
allgemeinen Herrschaft kommen.
Eines der schönsten und größten rheinischen Schmiedewerke dieser
Zeit ist das wiederum perspektivische Torgitter in der Kirche von Wein-
garten (Kreis Karlsruhe) (Fig. 151, S. 207).
Noch in den Zwanzigerjahren (1727?) entstand das große Gitter der
Kirche in Scköntkal i. W. (Fig. 152, S. 208).
Auch die Reihe der Konstanzer Domgitter wird in der ersten Hälile
des 18. Jahrhunderts weiter vervollsfändigt (Fig. 153, S. 209).
Gitter, RheJDgebiet
Einige vortreffliche Laub- und Baadelwerkgitter haben sich in Zürich
erhalten, daranter besonders ein ausgezeichnetes Oberlicht vom Jahre 1726
am Hause „Zum Stein-Böcklin" (Fig. 154, S. 210).
Fig. 1E3, (iitter io KoDHliuiz, S. aas.
Besonders bemerkenswert durch seinen reichen Gitterschmuck ist das
in den Jahren 1732—1735 erbaute Rathaus in Schwäbisch Eall. Ein
Gittertor, Oberlichtgitter, BalkonbrOstungen und Fensterkörbe zieren die
Fassade.
Lll«r. unedle HeUlle. 14
210 Zeit um 1715— 1745.
In den Dreißigerjabren begann Würshurg sich zu einem glanzvollen
Mittelpunkte der westdeutschen Schmiedeisenkunst zu entwickeln.
Wahre Prachtwerke, deren bedeutendstes leider Terschollen ist, ent-
standen für das damals bischöfliebe Schloß und den Dom. Daak der
sorgfältigen Untersuchungen BrUnings in meinem schon verschiedentlich
genannten Buche ,Die Schmiedekunst" , sind wir kaum in einem anderen
Falle so gut unterrichtet, wie über die Entwicklung der Arbeiten in Würz-
burg und Ober die in Betracht kommenden Künstler.
Da hier nur kurze Angaben möglich erscheinen, sei auf jene Schrift
besonders hingewiesen und zur Ergänzung der Abbildungen auf das
Tafelwerk von F. Ehemann, Kunstschmiedearbeiten aus dem IG. bis
18. Jahrhundert, Berlin 1884.
Die besten Würzburger Schmied ewerke sind Arbeiten des Job. Georg
Oegg (1703—1780) aus Siltz in Tirol und des Stadtschlossers Markus
Gattinger.
Das erste größere Scbmiedewerk, das dem Meister Oegg zugeschrieben
werden darf, ist das Gitter der SchÖnbornschen Kapelle am Dom, die 1736
geweiht wurde.
Genauere Nachrichten sind erhalten über das 1821 aus gewissenlosem
Unverstand entfernte Ehren hofgitter vor dem Schlosse. Der Meister be-
gann im Jahre 1737 damit, und es scheint 1741 vollendet gewesen zu
sein; erhaltene Stiebe (Abb. hei Brflning a. a. 0. S. 117) geben über
seine Gestalt Auskunft. Wie auch andere Arbeiten Oeggs aus dieser Zeit
erkennen lassen, arbeitete der Meister damals noch überwiegend in den
Formen des Laub- und Bandelwerks. Die Mehrzahl der erhaltenen
Würzburger Schmiedewerke entstand gegen die Mitte des Jahrhunderts
und in den folgenden Jahrzehnten im Formkreise das Rokoko, auf
S. 227 wird darüber näheres gesagt.
Ab Nürnberger Arbeiten des Laub- und Bandelwerktypus seien das
Gitter auf der KarlsbrUcke vom Jahre 1728 und ein schönes Oberlicht im
Gitter, Franken und Bayern
Manchener Nationalmuseuin mit der Jahreszahl ll'dQ genannt. In
Regensburg ist das Toi^itter von St. £mmeraii ein sehr reiches, dicht
komponiertes Werk derselben Art, das um 1733 gefertigt sein soll.
212 Zeit ÜB» 1715—1745.
Das Hauptwerk dieser Periode in Augsburg ist die große, nahe am
Eingange in der Kreuzkirche aufgestellte Gitterschranke (Fig. 155, S. 211).
Der Stadtscblo.sser Joh. Mich. Hoch und sein Geselle Job. 6. Rummel
haben es in den Jahren 1741 — 1744 verfertigt.
Einige schöne Gitter dieser Zeit sind in uad um München erbalten,
genaue Daten Über die einzelnen Werke sind zwar bisher selten bekannt.
Wohl um 1725 dürfte das Gitter in der Heiligengeistkircbe ge-
fertigt sein.
Sehr früh treten in München die für die folgende Periode charakte-
ristischen muscheligen Bildungen im Gitterwerk auf. In den Dreißiger-
Fig, 168. Oberlichtgitter in Wien. 8. i«.
juhren leitete Fran^ols Cuvilli^s (näheres über die Entwürfe des Künst-
lers für Schmiedeisen bei Brüning a. a. 0. S. 110) die Ausstattung der
reichen Zimmer in der Residenz, und nach seinen Entwürfen sind jeden-
falls verschiedene erhaltene Gitter ausgeführt, die schon die Wand-
lungen der Laub- und Bandelwerkformen zu den Rokokoformen deutlich
erkennen lassen. Ab der Schmied dieser Gitter wird Nikolaus Bern-
eckher genannt.
Von demselben Meister wurden auch die reizvollen Gitterarbeiten
am ehemals Preysingschen Palais in München ausgeführt, die ebenfalls
gegenüber anderen deutschen Schmiedearbeiten dieser Zeit wesentlich fort-
geschrittenere Farmen zeigen. Bekannt ist, daß Berneckher in der vom
Kurfürsten Mas Emanoel eingerichteten Schlosserei sein Handwerk er-
lernte unter Leitung des französischen Schlossers Antoine Motte und
des Kunst- und Eisendrechslers Franijois Houard.
In der Klosterkirche des unweit München gelegenen Diessen befindet
Gitter, Franken und Bafera. 213
sich ein sehr geschmackrolles Gitter in Laub- und Bandelwerkformea,
das bezeichnet ist:
„Marx Kriner. Pii^er. schlosser In Minichen 1739."
Fig. 16T. GiUertoc ia Wien. S. a
Die ungleicli meisten und großartigsten Werke der Schmiedekunst
entstanden in dem hier betrachteten Zeitabschnitte unbedingt in den sfid-
n Schlofl Belvedere in Wie
Östlichen deutschen Ländern, vor allem in Ober- und Niederösterreich
mit W^» als dem Mittelpunkte. Nur einige der bedeutendsten Gitter-
(iitter, OesterreichiBche Länder. 215
werke können besprochen werden; zur Vervollständigung sei hingewiesen
auf Ilg und Eabdebo, Wiener Schmiedewerke des 17, und 18. Jahr-
hunderts, Dresden 1883. Mit 60 Lichtdrucktafeln.
Die Laub- und Bandelwerkperiode setzt in Wien mit etlichen in
ihrer Art unttbertroffenen Werken ein, den Oberlichtgittem am Palais der
Ungarischen Garde (ehemals Trautsonscher Palast) (Fig. 156, S. 212).
Fis. IM. Mittelteil eines Gittertores vom SchloB Belvedere. 8. 91S.
Dieser Palast wurde im Jahre 1712 im Bau vollendet, und wenn, wie
mfui annehmen darf, die Gitter gleichzeitig entstanden, wären es in Deutsch-
land, soweit bekannt ist, überhaupt die frühesten Schmiedearbeiten in
jenem Fonncharakter.
Nur um wenige Jahre jUnger sind, wiederum der Erbauungszeit nach
fjerechnet, die großen Gittertore an dem im Jahre 1719 eingeweihten
Kloster der Salesianerinnen in Wien (Fig. 157, S. 213).
Jedenfalls zu Anfang der Zwanzigerjahre entstanden die Oberaus
prachtvollen Eisengittertore des Belvedere (F^;. 158, S. 214 u. Fig. 159,
216 Zeit um 1715—1745.
S. 215), denen schon in einer 1727 erschienenen Dissertation die höchste
Lobpreisung zu Teil wurde (s. Ilg und Eabdebo).
An dem im Jahre 1725 vollendeten Palais Schwarzenber^ gehören
die BrUstungsgitter der SäulenvorhaUe zu den schönsten ihrer Art. Es
scheint Daniel Gran, einer der herrorr^endsten Dekorationskünstler der Zeit,
dazu die Entwürfe geliefert zu haben, die von dem Schlosser Schenaeckh
mit französischen Gehilfen ausgeführt sein sollen. Auch bei einer Reihe
anderer Schmiedewerke gilt Gran mehr oder minder begründet als der
Erfinder (.vergl. Schirek, Die Kunstschlosserei in Mähren, BrOnn 1893.
und Ilg, Mitt. des k. k. Oesterr. Mus. N.F.II. S.281).
Eine zuverlässige Nachricht gibt Auskunft Über die Entstehung des
Balkongitters im Hofe des alten Rathauses Über dem Andromedabrunnen
Donners (Fig. 160, S. 216). Der Wiener Schmied Simon Vogel erhielt
dafUr im Jahre 1725 eine Bezahlung von 460 Gulden.
Die Jahreszahl 1731 ti^gt an den Pilastersockeln ein mächtiges
Prunktor vor der Prinz Eugenkapelle in der Stepbanskirche. Schließlich
seien als Hauptwerke der Wiener Schmiedekunst im Laub- und Bandel-
werkform kreise noch die Gitter an der im Jahre 1744 gestifteten Johsnnes-
kapelle an der Donau genannt, in denen sich aber schon einzelne Rokaille-
motive finden (Fig. 161, S. 217).
Aehnlich bedeutsame Schmiedewerke wie in der Hauptstadt finden
sich aus dieser Zeit an vielen Orten der österreichischen Monarchie.
Im Stifte Sl. Florian mUssen wiederum ein paar treffliche Gitter an-
geführt werden. Das eine neben der Probstei aufgestellte ti^^ die Jahres-
Gitter, Oeaterreichische Länder.
FlS' IBi, »itter in Wien. Johanneskapclle. ü. 91«.
zahl 1721 und daneben die Buchstaben - 1. B. P., was zu lesen ist als
Joannes Bnptista Praepositus (Fig. 162, 3. 218). Gefertigt wurde es fUr
etva 460 Gulden von dem Schmied {Nikolaus Peigine, der damals in
218 Zeit um 1715—1745
St. Florian tätif; war und auch das vor der Treppe aufgestellte Gitter mit
der Jahreszahl 1730 ausführte (Fig. 163, S. 219). Beide zeigea ent-
schiedene Verwandtschaft, das jüngere nur entwickeltere Formen (vergl.
Czerny, Kunst und Kunstgewerbe im Stifte St. Florian, S. 208).
Fig. 101. Qitter vom Jahr« 1791 Im Stifte SC. Florian.
Unter die vorzüglichsten Scbmiedewerke dieser Zeit muß auch ein
Torgitter mit der Jahreszahl 1727 im bischöflichen Palast von St. Polten
(Fig. 164, S. 220) gerechnet werden.
Für die Wallfahrtskirche am Hafnerberge bei Pottenstein wurden
Gitter, OesterreichiHche Länder. 219
(nach Angabe von Ilg) zwischen 17Ü9 und 1745 eiserne Torgitter an-
gefertigt. Auch für das Stift Klostemeuburg wurden in dieser Zeit aus-
gezeichnete Gitterarbeiten ausgeführt (Fig. 165, S. 221).
Mit den Schmiedewerken des Belvedere hat man die ähnlich reichen
nnd schönen Gitter des Schlosses Schloßhof a. d. March, die um das Jahr
1728 entstanden sind, in Beziehung gebracht (Fig. 166, S. 222, Fig. 167,
S. 223 u. Fig. 168, S. 224). Man hat für sie wegen ihrer großen Ver-
Fl^. IN. OitterbckrDnang vom Jahre 1190 im Stifte St. Florian. 8. aie.
wandtschaft im Gesamtaufbau wie in den Einzelformen denselben Schmied
angenommen. Angeblich sollen die Schloßhofer Gitter von einem Schmiede
aus Holitsch ausgeführt sein; zuverlässige Nachrichten fehlen überhaupt.
Hingewiesen ist femer bereits (von Ilg) auf die Achnlichkeit jener
Gitter mit denen des Schlosses Esterhazy in Ungarn und dem Gittertor
der Kirche in Großweikersdorf.
Von den mährischen Schmiedearbeiten dieser Zeit verdienen erwähnt
zu werden die Gitter im Schlosse und im Parke von Ntkolsburg^ die alle
von dem Hofschlosser Heinrich Förster in Brunn gefertigt wurden,
vielleicht auch nach Entwürfen Daniel Grans (vergl. Schirek, die Kunst-
Schlosserei in Mähren, BrQnn 1893, S. 16).
Fig. IM. Oitt«Ttor vom Jahre 17IT in St. PSlMn. tj. 118.
In größerer Anzahl finden sich gute Gitter der Laub- und Bandel-
werkperiode auch in Sahburg, Gras und besonders in Prag.
In Schlesien, Sachsen und dem ganzen nördlichen Deutsch*
Gitter, Schlesien und Sacfasen. 221
land sind k&iun nennenswert« Schmiedeisenfi^itter ans dieser Zeit erholten
und auch wohl nicht entstanden, nur einige gut datierbare Werke mögen
angefahrt werden.
Ein reit der Jahreszahl 1747 hezeichnetes Gittertor der Universität
in Breslau gehört noch ganz dem Laub- und Bandelwerktypus an.
Auf dem Eliaskirchhofe in Dresden befindet sich ein Gitter vom Jahre
1726 in jenem Formcharakter. Ein anderes stattliches Gruftgitter in
Dresden mit der Jahreszahl 1733 ist neben jenen Ornamentformen zum
großen Teile mit Schrift in durchbrochenem Grunde gefüllt.
In der Nikolaikirche in Berlin befindet sich am Grabmale des Ministers
n SchloB ScUoUhor.
Gitter, NorddeutGcblaud. 223
Ton Kraut ein Gitter mit reicher Laub- und BandelwerkbekrönUDg, dessen
Entstehung im Jahre 1725 angenommen wird.
Um das Jahr 1741 wurde fUr den Moltkestubl in der Nikoluikirche
in Mostock ein sehr geschmackvolles Gitter in denselben Formen aus-
geftlhrt (Fig. 109, S. 225).
Um das Jahr 1745, in einigen Gegenden früher, in anderen später,
Fig. l«T. Teil eines Gittertores vam Schloß ScbloShot. 8. 11«.
wurden, wie bereits gesagt ist, in der deutschen Schmiedekunst die
Formen herrschend, die man mit dem Namen Rokoko belegt hat. Die
Wandlung tritt zuerst in Einzelheiten auf, erst allmählich wird auch die
Oesamtkomposition eine andere; deutlicher wie eine Beschreibung, werden
auch hier die Abbildungen sprechen. Die wichtigeren Werke, besonders
die, über deren Ursprung irgendwelche Nachrichten Aufschluß gehen,
wUen in derselben landschaftlichen Gruppierung, wie vorher, kurz be-
sprochen weidflB.
224 Zeil um 1745—1775.
In voller Entwicklung treten uns die Rokokofonnen aß Eiseoarbeiten
im Treppenhause und im Konzertsaale des Schlosses Brühl bei Köln a.Rh,
entgegen. Das schöne Qeländer und eine große, in der Mitte l^nj^nde
Laterne sind Arbeiten der Schlosser Eöbst und Muller und wurden Ton
Fig. US. Treppengitler am Schloß SchloBhof. 8. il».
diesen im Jahre 1743 geliefert, wie es scheinen möchte, nach Entwürfen
des Fran^ois Cevilli^s, der an der Ausschmückung des Schlosses, wie fest-
steht, bedeutenden Anteil hat.
Ueber die reichen Gitter der in den Jahren 1753 — 1756 erbauten
Jesuitenkirche in Mannheim (Fig. 170, S. 226) ist zuverlässiges nicht be-
kannt, man glaubt den Schlosser Peter Schoch als ihren Verfertiger
ansehen zu dürfen.
Gitter, Bheingebiet.
Treffliche Scluniedearbeitet] wurdeo auch fUr das id den Jahren 1750
bis 1776 erbaute Schloß in Zar/srw^ ausgeführt. Ein schönes dreiteiliges
Gartentor zeigt gewisse Verwandtschaft mit den Gittern des Würzburger
Meisters Gattinger.
Am Chorgitter im Münster von Ueberlingen gibt nur die Zahl 1754
das Sotstehungsjahr an, eine Meisterbezeicbnung fehlt,
£ines der reichsten überhaupt geschaffenen Scbmiedewerke ist das
Chorf^tter der ehemaligen Abteikirche in Zwiefalten in Württemberg, das
Fig. 1««. Gitter in Rostock. 8. in.
ein Schlosser Joseph BOssel von Rankweil bei Feldkirch in den Jahren
1751 — 1756 ausführte. Eine mächtige architektonische Komposition mit
^ulen, verkröpftem Gebälk und phantastischen Volutengiebeln ist, zu
einem raffiniert perspektivisch gezeichneten Linienmuster aufgelöst, in die
Gitterebene gebracht. (Große Abbildungen in: W.Kick, Barock, Rokoko
und Louis XVI ... mit Text von Dr. B. Pfeiffer, Stuttgart, o. J.)
Erinnert sei bei dieser Gelegenheit noch einmal daran, wie unendlich
fruchtbar sich gerade bei Gittern der zuerst bei Wendel Dietterlin in seiner
,Ärchitektura' vom Jahre 1598 nachweisbare Gedanke, die Linienperspek-
tive zu verwerten, erwiesen hat. Man hat die ästhetische Berechtigung
solcher Gitterkompositionen erwogen, doch möchte die Frage, ganz be-
sonders einer Leistung wie dem Zwiefaltener Gitter gegenüber, als müßig
Laer, Unedle Metalle. 15
erscheinen. (Vergl. Minkus, Die perspektiTiscIien Gitter des 18. Jahr-
hunderts. Kunstgewerbeblatt 1898, S. 33 ff.)
Bei den meisten oft recht ansehnlichen Schweizer Gittern dieser
Zeit, deren eine ganze Reihe besonders in Basel und Zürich erhalten sind.
Gitter, Franken und Bajern. 227
ist das Entstehungsjahr nur selten bekannt. Näheres weiß man aber
über das schöne Chorgitter der Stiftskirche Ton St. Gallen. Dieses in
maßvollen Rokokofonuen gestaltete Gitter wurde entworfen von Anton
Dirr von TJeberlingen und ausgeführt von dem gallischen Hofschlosser
Jos. Mayer von BrUtschwil, der im Jahre 1772 dafür Bezahlung erhielt.
Auf die köstlichen Würzburger Gitter der Rokokozeit wuide schon
vorher bingewiesen (S. 210), sie befinden sich zumeist an Ort und Stelle.
Brüning nimmt an (a. a. 0. S. 122), daß wenigstens die vor 1753
Fig. 171. üilter in Wnrzburg- S. »27.
entstandenen vom Meister Oegg nach den Entwürfen des Schloßarchitekten
Balthasar Neumann ausgeführt wurden, auf Orund der Zeichnungen in
dessen erhaltenem Skizzen buche.
Nach den daran befindlichen Wappen wurden, wie Brüning fest-
gestellt hat, das Portal am Rennwege und die Seitenteile des Garten-
einganges am Rennwege in den Jahren 174Ö — 1749 ausgeführt, in den
folgenden fünf Jahren das Gartentor am Rennwege (Fig. 171, S. 227) und
die Seitengitter dort in der Flucht der Vorderfront, von 1755 — 1779 das
Mittelportal des Garteneingangs am Residenzplatze (Fig. 172, S. 228) und
der Torbogen am Rennwege. Nicht vor dem Jahre 1770 können, der
Erbauungszeit nach, die Gitter in den Arkaden angefertigt sein.
Bei den jUngeren Gittern, besonders bei dem Mittelportal des Garten-
einganges am Residenzplatze, ist eine verschiedenartige Formbehandlung
228 Zeit um 1745-1775.
der Teile ganz auß^allend; die klassizistisclieii Elemente begannea damals
auch in der Schmiedeisenkunst bereits Boden zu fassen.
Soweit nach seinen bekannten Werken zu urteilen ist, reichte das
Können des schon vorher genannten Wflrzbut^er Stadtschlossers Markus
Gattinger nicht völlig an die Gestaltungskraft Meister Oeggs heran und
es erscheint glaubhaft, daß beide einander in Feindschaft gegenüberstanden.
Die untereinander sehr vervfandten großen Chorgitter im Dome zu
Witrzburg und in der Abtei Amorbach wurden von Gattinger gefertigt.
Fig. ua. Gitter in Würaburg. S. ai7.
Für das im Jahre 1750 vollendete Gitter in Ämorbach erhielt er 4650 Gulden
und (i Dukat«n Aufgeld. Auch fiber die bedeutenden Zahlungen an Oegg
— in den Jahren 1752—1754 erhielt er 33784 Gulden — geben erhaltene
Rechnungsbeläge Auskunft.
Das bedeutendste Rokokogitter in Augsburg (Fig. 173, S. 229) wurde
von Job. Samuel Birckenfeld, einem auch durch seine trefflichen
Vorbilderstiche fUr Seh mied eisen arbeiten bekannten Meister (s. Brüning
a. a. 0. S. 113), im Jahre 1760 für die Barfüßerkirche vollendet.
Ueber Entstehungsjahr und Meister der ofTenbar in dieser Zeit ge-
fertigten schönen Schmiedearbeiten am Palais des Freiherm von Schätzler
in Augsburg ist näheres nicht bekannt.
Als tUchtigt^ bayerische Schmiedeleistungen der Bokokozeit mögen
Gitter, Oeeterreichiscbe Länder. 229
schließlich auch das Eingangsgitter in der Kirche von Fürstenfeldbruck
bei Manchen (Fig. 174, S. 230) und die vortreflflichen Oberlichtgitter an
der Kirche und am Kloster von Oltobewren (Bezirksamt Memmingen) er-
wälmt werden.
Ueber die österreichischen Schmiedearbeiten der Rokokozeit, die
an Zahl und künstlerischer Bedeutung weit hinter den Werken der voraus-
gehenden Geschmacksperiode zurückstehen, ist nicht allzuviel bekannt. In
den Urkunden des Stiftes St. Florian ist uns aber wiederum der Meister
Qberhefert, der einige treffhche dort erhaltene Gitter gefertigt hat. An-
gegeben wird, daß dort ein Meister Ludwig Gattringer in Linz (nicht
zu verwechseln mit Gattinger in Würzburg) seit 1747 die Schlosserarbeiten
för die Bibliothek und im Jahre 1749 zwei Gitter für den Vorraum, die
letzteren für 750 Gulden, ausgeführt hat. Das im Gange zu dem Mine-
ralienkabinett aufgestellte Gitter scheint Gattringer erst im Jahre 1773
geliefert zu haben (Czernj a. a. 0. S. 210).
Iq Wien sollen die schönen Oberlicbl^tter am Uinisterium des Inneren
um 1753 gefertigt sein. Anscheinend um dieaelbe Zeit entstand das
höchst geschmackvolle Balkongitter an einem Hause der BrünnerstraBe
(Fig. 175, S. 231).
Flg. 174. Oitter in FDrstenreldbruck. S. SM.
Ein Kapellen gitter in der Dominikanerkirche ist bezeichnet: .S. Y.
F. 17ti9". Man hat als den Verfertiger einen gleichnamigen Sohn des
Simon Vogel, der das Balkongitter im Rathaushofe ausführte, vermutet.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurden die Schmiedearbeiten fflr
Schloß Schönbrunn ausgeführt. Das Hauptwerk, das große Meidlinger-
tor, würde man den Formen nach in die Zeit um 1725 ansetzen, das
Doppelmonogramm der Maria Theresia und Josephs U. gestattet aber
kaum eine Datierung vor 1763. Ein großes Hofgitter und zahlreiche
Gitter. ScbleBien und Sacbeen. 231
BalkoDgitter, die annähernd um dieselbe Zeit entstanden, aind in bewegten
Rokokoformea ausgefUhrt.
In der Hofkirche zu Fürstenfeld in Steiermark wurde das treffliche
Chor^tter unter dem Äbte Martin (1761 — 1779) von einem Mitgüede der
seit alters her beim Kloster beschäftigten Schlosserfamilie Oberögger
in Brttck angefertigt.
In Salzburg sind als größere vortreffliche Gitterwerke dieser Zeit die
vorderen Abschlußgitter in der Franziskanerkirche, in der Peterskirche
(bez. 1768) und in der Michaelskirche zu nennen.
Fig. 176. Bslkongitter In Wien. S. 130,
Der Späteren Rokokozeit gehören ein paar fast Oberreiche Gittertore
am Komitatshause in Sevcs in Ungarn an.
In Böhmen befindet sich auf Schloß Dobris ein Rokokogitter mit der
Jahreszahl 1765.
Ueber mährische Schmiedeisengitter ii. dergl. aus dieser Zeit vergl.
Schirek, Die Kunstschlosserei in Mähren, Brunn 1893, S. 15 S.
In Schlesien und Sachsen arbeiteten die Schmiede, soweit aus den
wenigen datierbarea Arbeiten zu ersehen ist, um die Mitte des Jahrhun-
derts noch in den Laub- und Bändel werkformen, teils mit einzelnen Ro-
caileelementen.
Als eine schlesische Arbeit dieser Art sei ein Gittertor vom Jahre 1755
in Kloster Trebnitz genannt.
Ein besonders bemerkenswertes sächsisches Werk ist das Gitter, das
für die Leipziger Stadtbibliothek vom Schlosser Gottl. Böttger um das
Jahr 1750 gefertigt wurde. Der Meister, über den näheres bekannt ist
(vergl. Wustmann, Leipziger Schlosserarbeiten des 18. Jahrhunderts,
232 Zeit um 1775—1800.
Gewerbehalle 1886, S. 91), hatte es ebenso wie andere für die Bibliothek
geplante und zum Teil in Entwürfen erhaltene Gitter durch „leichtes
Schnerkel-Werck und Frantz-Laub von Eißen" verziert.
Eine Laub- und Bändel werkgittertür aus dem Jahre 1751, vom ehe-
maligen, an Schmiedearbeiten reichen Johannesfriedhof in Leipzig^ befindet
sich jetzt dort im Kunstgewerbemuseum.
Im ganzen nördlichen Deutschland sind Schmiedeisengitter von
einiger künstlerischer Bedeutung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sehr
dünn gesät.
Am Schloß Sanssouci bei Potsdam (erbaut 1745 — 1747) ist ein
Brüstungsgitter zu erwähnen und die reichen Gitterlauben mit Pilastem,
Gesimsen, Festons u. dergl., die an Stelle baufällig gewordener hölzerner
im Jahre 1770 von Potsdamer Schlossern für mehr als 10000 Taler
ganz in Eisen aufgeführt wurden (Manger, Baugeschichte von Potsdam,
S. 343). In Berlin ist das Gitter vor der Universität (erbaut 1754 — 1764)
von einigem Interesse. Ein ansehnliches Balkongitter aus der Zeit um
1752 befindet sich am königlichen Palais an der Leinstraße in Hannover.
Mit der fröhlich bewegten Kunst der R-okokoperiode welkte auch die
deutsche Gitterschmiedekunst dahin, um bald gänzlich durch die Eisen-
gußtechnik, die bis dahin nur vereinzelt einmal zu Hilfe genommen war,
verdrängt zu werden. Der Uebergang aus der Kurven- und Muschel-
ornamentik zu den einfacheren, an antike Vorbilder sich anlehnenden Mustern
der als Zopfzeit (nach der damaligen Mode des Zopftragens) bezeichneten
Periode, vollzog sich naturgemäß auch nicht plötzlich, doch kann man im
großen und ganzen das Jahr 1775 als den Wendepunkt ansetzen. In
abgelegeneren Gebieten finden sich aber reinste Rokokobildungen bis gegen
das Jahr 1790, so z. B. in Königsberg in der Altroßgärter Kirche ein
Oberlicht vom Jahre 1784.
Glanzwerke der Gitterschmiedekunst aus der Zeit der Geschmacks-
wandlung wurden um das Jahr 1775 in Augsburg für das Schülesche
Fabrikgebäude gefertigt. Das Treppengeländer und die imposante Be-
krönung des Gittertores, als deren Verfertiger ein Meister Endres an-
gesehen wird, befinden sich jetzt im Hamburgischen Museum für Kunst
und Gewerbe (näheres siehe im „Führer" des Museums S. 795 f.).
In Nürnberg haben sich einige vortreflFliche Oberlicht- und Fenster-
gitter aus dem Ende des Jahrhunderts erhalten.
In der Kirche von Salem (Kreis Konstanz) befinden sich in der Chor-
brüstung streng klassizistisch komponierte Eisengitter, die im Anschluß
an die übrige Ausstattung der Kirche um das Jahr 1790 gefertigt wurden.
Von den in Oesterreich im letzten Viertel des Jahrhunderts aus-
geführten Gittern seien erwähnt ein Kapellengitter in der Michaelskirche
Gitter, Deutschland. 233
in TV7«». eine Torbekrönung vom Jahre 1782 in der Wiener Vorstadt
Landstraße und ein Balkongitter am Ungarisclien Ministerium in Wien
(Fig. 176. S. 233).
Eine Charakteristik der nicht sonderlicli bedeutenden deutschen Oma-
mentstiche aus dem Ende des Jahrhunderts gibt BrUning a. a. 0. S. 134.
Der Formenkreis, der in Deutschland als Laub- und Bandelwerk be-
zeichnet wurde, hatte sich in Frankreich schon beinahe ein halbes
Jahrhundert frQher entwickelt, aber kam hier in den Schmiedeisengittern
niemals zu dem Reichtume der Entfaltung wie im südlichen Deutschland.
Fig. IT«. BalkonEitter in Wleo. S. aas.
Und man kann auch sagen, daß die Geschmackswandlung , die sich in
Deutschland bei den Schmiedewerken um das Jahr 1745 ansetzen läßt,
in Frankreich in ähnlichem Sinne schon im Anfang des Jahrhunderts
festzustellen ist.
Die Umformung vollzog sich jedoch in Frankreich sehr allmählich
und in etwas anderer Art wie in Deutschland. Während bei uns als
erste Anzeichen eines neuheitsbedUrftigen Geschmackes in den Yierziger-
jahren einzelne Rocaillemotive in dem Laub- und Bandelwerk der Gitter
wahrnehmbar sind, blieben in Frankreich die Einzelmotive bis gegen
das Jahr 1740 fast unverändert, aber die Art der Linienführung und
der Gesamtkomposition änderte sich bereits in den ersten Jahrzehnten
des 18. Jahrhunderts wie bei uns um dessen Mitte. Die klassizistische
Geschmacksströmung endlich kam in der französischen Gitterschmiedekunst
nicht wesentlich früher als in der deutschen zum Ausdruck, also ebenfalls
etwa in den Siebzigerjahren.
Wie schon früher erwähnt wurde, sind auch von den französischen
Gitterwerken des 18. Jahrhunderts zahlreiche der Revolution zum Opfer
IS. Jahrhundert
gefallen, und um ein vollständiges Bild zu gewinnen, ist ein Studium der
in Eupfe 1*311011 folgen erschienenen Entwürfe kaum entbehrlich.
Ausführlicher kritisch behandelt sind die Schmiedeisen-Omamentstecher
Gitter, Frankreich.
Fig. 1T8. Gitter in Seas. S. SM.
in den scIiod frQlier (S. 163), genannten Scliriften, hier seien nur die ein-
floBreiclisten Meister erwähnt.
Daniel Marot, der Sohn Jean Marots, gab im Jahre 1712 eine Folge
236 18. Jahrhundert.
von 6 Blatt: Nouveau Li vre de Serrurerie .... heraus. Im Jahre 1738
erschienen Gitterentwürfe in dem Werke des Fran9oisBlondel: Distribution
des maisons de plaisance. Um das Jahr 1740 dürfte das Schlosserbuch
des Gabriel Huquier erschienen sein. Zahlreiche Gitterentwürfe finden
sich in Vorlagewerken des C. E. Briseux aus den Jahren 1752 und 1761.
Im Jahre 1767 veröflfentlichte der größte Eisenkünstler des 18. Jahr-
hunderts, Jean Lamour, auf Foliotafeln seine bis heute erhaltenen Werke.
Schliesslich seien noch die Stichfolgen des Jean Fran^ois Forty und des
Deboeuf du Saint-Laurent aus den Siebzigerjahren erwähnt.
Von ausgeführten Gittern wurden die für das Schloß Marly^ zumeist
um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts entstandenen, bereits erwähnt;
in den Jahren von 1696 — 1705 wurden dort für Schmiedearbeiten
265 761 Livres bezahlt. Allzuviel künstlerische Aufträge sind sonst bis
gegen Ende des 18. Jahrhunderts den Schmieden für die königlichen
Schlösser in der Nachbarschaft von Paris nicht zu teil geworden. Eine
Reihe bedeutender Gitter wurde für Kirchen ausgeführt, doch auch
von diesen Arbeiten sind nicht alle unversehrt geblieben. Ein Gitter in
der Kathedrale von St. -Denis ^ das angeblich im Jahre 1709 von P. Denis
errichtet wurde (Gardner a. a. 0. Bd. II S. 167) und die etwa zur selben
Zeit nach den Entwürfen Robert de Cotte's hergestellten Gitter für Kotre-
Dame in Paris (näheres bei Brüning, a. a. 0. S. 47) wurden in der
Revolution zerstört.
Erhalten sind die einige Jahrzehnte jüngeren Gitter in St. Ouen zu
Ronen (1743) und die in den Kathedralen von Beauvais und Amiens;
die letzteren wurden nach den Entwürfen des Ren6 Michel Slodtz vom
Schlosser Deyrens in Corhie ausgeführt.
Ein ausgezeichnetes Gittertor, das vermutlich in der Zeit zwischen
1730 und 1740 von Pierre Delphin in Paris gefertigt wurde, befindet
sich noch am Hotel Dieu in Troyes (Fig. 177, S. 234), ein anderes, etwa
aus derselben Zeit, schließt den Hof des Erzbischöflichen Palais in Setis
ab (Fig. 178, S. 235).
Alle diese Arbeiten werden aber übertroflFen von den um die Mitte
des Jahrhunderts von JeanLamour in Nancy ausgeführten Werken, ins-
besondere von der einzig dastehenden in Eisen geschmiedeten Monumental-
schöpfung auf dem Stanislausplatz.
Jean Lamour, der Hofschlosser des Königs Stanislaus Leszczjnski,
wurde 1698 als Sohn des Stadtschlossers in Nancy geboren. Nach Lehr-
jahren und Studien in Metz und Paris übernahm er im Jahre 1720
das väterliche Geschäft. Als seine erste größere Arbeit wird ein Gitter
für die Kirche St.-Epure erwähnt, für das er 1728 1150' Livres erhielt.
Die Glanzzeit seiner Tätigkeit begann bald nach dem Einzüge des Königs
Stanislaus in Nancy im Jahre 1737.
Gitter, Frankreich.
238 18. Jahrhundert
Scbon 1738 bekam Lamour den Auftrag, Gitter für die Grabkapelle
des Königs in Notre-Dame de Bon Secours in Nanct/ herzustellen; diese
blieben ebensowenig erbalten wie die bald darauf für das Schloß Chantcheux
bei Luneville und die für Commeraj ausgeführten, doch finden sich Ab-
bildungen in dem angeführten Stichwerke des Meisters.
Das Hauptwerk Lamours ist die Ausstattung der Place ßoyale
(jetzt Place Stanislas), (tlr das ihm 149324 Livres bezahlt wurden (Fig. 179,
S. 237, Fig. 180, S. 238 u. Fig. 181, S. 239). Der über hundert Meter
Flg. ISO. üitUr in N^ucy, StanblsUHpIntz. 8.239.
lange und breite Platz ist rings von Gebäuden umgeben, an der Südseite
steht das mächtige Hütel de Ville, auf die schmäleren Seiten münden Straßen
und an den Ecken sind zwischen den Bauten Oeffnungen gelassen. Diese
Zwischenräume schmückte L a m o u r mit seinen Eisenaufbauten und Por-
talen, und auch die umliegenden Bauten erhielten ihre Schmied ei senzierate
von seiner Hand. Der Grundgedanke der ganzen Anl^e soll auf den
Architekten Emmanuel H4r^ zurückgehen, die Erfindung der Eisenwerke
im einzelnen darf für Lamour in Anspruch genommen werden.
Außer den Baikonen an den Fassaden schuf Lamour ftlr das Hotel
Gitter, Frankreich,
de Ville besonders noch das prachtvolle Treppengitter; als Entgelt für
die Arbeiten diese-s Bauwerks erhielt er 60411 Livres.
Noch ein anderer Platz in Nancy, die Place de la Carri&re, ist mit
Gitterwerken Lamours ausgestattet. Weiter fertigte der Meister für die
240 18. Jahrhundert.
Kathedrale zwei Grabkapellengitter; vier andere Gitter sind dort bezeichnet:
Jean Marie 1750.
Der König, der von Anfang an lebhafteste Teilnahme, besonders
an dem Hauptwerke Lamours gezeigt hatte, ehrte den Meister aufs
höchste, und als echten KUnstler schätzten ihn auch seine Mitbürger.
Er starb im Jahre 1771. (Näheres über Lamour in seinem eigenen
Stichwerke [Neuausgabe von Dr. Joseph, Berlin, Hesling], bei BrQoing
a.a.O. S, 90 ff, und bei Cournault, Jean Lamour, serrurier du roi
Stanislns ä Nancy. Paris, Rouam 1886.)
Fig. ISi. Treppengitter am SchloQ Gr. Trianon. S. 141,
Das Kocailleornament bewahrte, wie schon oben bemerkt wurde,
seine Schätzung bei den Schmieden in Frankreich im allgemeinen bis
gegen die Siebzigerjahre , dann nahmen auch die Eisenkünstler die
strengeren antikisierenden Formen auf. Blankes oder doch scharfkantig
gefeiltes Eisen in Verbindung mit Bronze kennzeichnet besonders die
Geschmacksrichtung der letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Mehr
wie je vorher verlangte man damals äulterste Vollendung und Exaktheit
in der Oberflächenbehandlung. Einige eiserne Treppengeländer sind be-
zeichnende Beispiele daftlr.
In blankem Eisen mit BronzeausschmUckung wurde um das Jahr 1763
das große Treppengeländer des Palais Rojale in Paris, vermutlich nach
den Modellen des Jacques Caffieri, vom Schlosser Courbin ausgeführt
(Ohampeaux, Dictionnair des fondeurs etc.).
Das köstliche Treppengitter im Petit TrianoB in Versailles soll
zwischen 1765 und 17ti8 von dem Schlosser Gamain gefertigt sein. Auch
Gitter, Frankreich. 241
hier ist neben dem Eisen Bronze verwendet, aber das s&uber bearbeitete
Eisen hat einen grOnen Anstrich erhalten.
Die um dieselbe Zeit entstandene schöne Brüstung an der Nord-
westecke des Schlosses Grand Trianon (Fig. 182, S. 240} ist ohne
Bronze ausgeführt.
Treppenbrüstungen von gleicher Vortrefflichkeit wurden auch gefertigt
Rlr das Schloß in Compi^gne, und in Paris fUr das Marineministerium,
das Hotel d'Armenonville (jetzt im Mus^e des arts d^coratifs) und
fttr die Ecole militaire (1752—1773 erbaut) (Fig. 183, S. 241).
Ein mächtiges eisernes Vorbofportal, dem leider die Belcrönung fehlt,
entstand in derselben Zeit fUr die Ecole mihtaire in Paris (Fig. 184, S. 242).
Etwtts junger ist das Vorbofgitter und Tor (mit später hinzugefügter Be-
krönung) am jetzigen Palais de Justice in Paris (Fig. 185, S, 243), eine
Arbeit des Schlossers Bigonnet, der 200000 Livres dafUr erhielt.
Von Schmiedeisenarbeiten aus dieser Zeit f&r Pariser Kirchen seien
angefOhrt das Kanzeltreppengeländer in St. Roch, das aus blankem Eisen
und Bronze vermutlich von dem für diese Kirche besonders tätigen Schlosser
Oarnier gefertigt wurde, und das Kommuniongitter in St-Germain-
l'Auxerrois (Fig. 186, S. 244), das als eine Arbeit des Schlossers Pierre
Damiez angesehen wird.
An Privathäusem haben sich besonders in Paris und Versailles
etliche gute Balkongitter erhalten.
, Cnedle Hetitlle.
242 18' JahrbuDdert.
Daß auch in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts noch
eine Reihe bemerkenswerter Omamentstichfolgen fUr Schmiede in Frank-
reich erschienen, sei wenigstens erwähnt (nähere Angaben daröber und
Fig. 184. Gitter in PaHa, Ecole miliUire. S. 111.
über die angefilhrten Werke bei Brüning a. a. 0. S. 103 ff. und bei
Gardner a. a. 0. Bd. II.).
BesciiiaBe Eiseme Türbeschläge haben im 18. Jahrhundert allein in Deutschland
noch eine künstlerische Bedeutung. Die seit Jahrhunderten besonders im
Beschl&ge, Deutschland nad Oetterreich.
sfldöstlichen Deutschland geübte Beschlagart, äach geschmiedete Zierteile
auf einer Blechunterlage zu Terteilen, wurde im 18. Jahrhundert zu ihrer
reizvollsten Entwicklung gebracht, und zwar entstand die Mehrzahl der
erhaltenen Beispiele auch wieder in sUdostdeutschen Gebieten.
Frag ist besonders reich an derart ausgeschmückten Ttlren, und
244 18. Jahrhundert.
vielleicht das schönste erhaltene Beispiel Überhaupt findet sidi dort an
der St. Niklaskirche. In flachen Laub- und Bandelwerkformen ist hier
auf der Türfläche ein besonders trefflich komponiertes Gittertor dargestellt.
Einfacher ist ein Gittertormotiv auf einer Tür der Thomaskirche verwendet.
In der Regel sind rechteckig umgrenzte Felder gleichmäßig mit dem
Eisenhelag gefQUt, wie z. B. an der för die Karlskirche gefertigten TOr.
Fig. im. Oitter in Paris, St-Oermaid-l'
Auch tinden sich mehrere Beispiele in Prag, bei denen in alter Weise
Schienen auf der Blechunterlage schräg gekreuzt sind, und die Rautea
gleichzeitig durch eine Hosette oder dergleichen verziert sind.
In TFien befindet sich ein ausgezeichneter Beschlag derselben Art
an einer Tür der Rochuskirche. Bei diesem Beispiele sind auch die eben-
falls in geschmackvollsten Laub- und Bändel werkformen gestalteten Angel-
bänder auf den Rückseiten der Türflügel besonders bemerkenswert.
Eine Reibe guter Beispiele dieses Beschlagtypus hat sich femer in
Schlesien erhalten, so in Breslau an der Universität, in Liegnits am ehe-
Beschl&ge, Deutschland und Oeaterreich.
Flg. IST. Tarbeachlog in Liegniti
n)ll^^n Ereisgericht (Fig. 187, S. 245) und am Jesuitenkollegium.
Schließlich aucb an einem Görlitser Prirathause.
Diesen Beispielen, die wohl ausnahmslos in der ersten Hälfte des
246 18' Jahrhundert.
1 8. Jahrhunderts entstanden, schließen sich einige etwas jüngere imsfidvest-
lichen Deutschland an.
Rocaillebeschl(^ zeigen zwei KassentUren im BQrgerspital zu Straßburg
und eine Tür im nördlichen Flügel des Wämburger Schlosses, vermutlich
auch eine Arbeit des Meisters Oegg.
Wohl das jüngste Beispiel dieses Beschlagtypus ans dem 18, Jahr-
hundert und zugleich eines der schönsten deutschen Eisenwerke dieser
Zeit überhaupt ist die wohl um 1780 gefertigte Tür an der Reichen
Kapelle in München mit köstlich getriebenen Auflt^en.
Gute Beschläge anderer Art aus der Mitte des Jahrhunderts, wie
Beachliljfe, Deatechland und Oeaterreicb. 247
2. B. an einer Tttr des Zeughauses in Augsburg (Fig. 188, S. 246) —
hier sind die Ängelbänder und das Kastenschloß mit Rocaillemotiven und
krausem Blattwerk ausgestattet — und an einer Tür der Klosterkirche in
Ottobeuren — mit Rocaillegittern in vertieften Fällungen — gehören zu
den Seltenheiten in dieser Zeit.
Fig. 18». Türklopfer in NUrnlierg, G«rnian, Hus. 8. 218.
In größerer Anzahl haben sich besonders aus der ersten Hälfte des
Jahrhunderts noch Schlösser mit kunstreich durchbrochenen, getriebenen
oder gravierten Deckplatten, die bisweilen auch aus Messing gearbeitet
wurden , erhalten. Auch Schlüssel in zierlichster Ausfuhrung zeugen
davon, daß die Schlosser des 18. Jahrhunderts die kalte Behandlung des
Eisens noch zu Üben verstanden.
Künstlerisch wertvolle eiserne TUrklopfer aus dem 18. Jahrhundert
248 18- Jabrhundert.
sind selten, ein ausgezeichnetes Beispiel besitzt das Germanische
Museum in Nürnberg, angeblich eine Arbeit des Hofschlossers J. Chr.
Böckel in Kassel (Fig. 189, S. 247).
Ab Höbelbeschlag hat das Eisen im 18. Jahrhundert einzig noch
Fig. ISO. '\^'andanii in Salzburg. S. u».
an Truhen in Niederdeutschland eine gewisse Bedeutung; ein gutes Bei-
spiel vom Jahre 1711 besitzt das Berliner Kunstgewerbemuseum.
Eiserne Wandarme sind aus dem 18. Jahrhundert besonders zahlreich
in Deutschland erhalten , darunter einige , die an Größe , Reichtum und
Schönheit alle älteren hinter sich lassen. Sie finden sich in allen Gegen-
den, besonders aber im Süden Deutschlands, wie frUher an Wirts- und
Wandarme, Deutschland und Oesterreich.
249
Innungshäusem mit daran hängenden Schilden und Emblemen und auch
▼ielerorfcen als Träger von Laternen.
Ofhnals finden sich solche Arme in Deutschland noch am Platze ihrer
Bestimmung, in größerer Anzahl z. B. in Salzburg (Fig. 190, S. 248).
Einige ausgezeichnete Beispiele besitzen auch die größeren deutschen
Museen, unter anderem das Kunstgewerbemuseum in Berlin einen
Fig. 191. Grabkrenz in Spital am Pyhm. S. 260.
mächtigen Arm aus Würzburg, der als eine Arbeit des Meisters Oegg,
jedenfalls mit Recht, angesehen wird, dann das Hamburgische Museum
fQr Kunst und Gewerbe einen ähnlich bedeutenden Arm, ebenfalls
aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, von einem Augshurger Brauhause.
Qegen Ende des Jahrhunderts wurden die Wandarme in Deutschland
immer seltener imd dürftiger in der Ausgestaltung, ein leidlich gutes Bei-
spiel aus dieser Zeit findet sich z. B. in Bonlanden in Württemberg.
250 18- Jahrhundert
Außerhalb Deutsclilands wurden kDnsÜerisch wertvolle Schmiedeisen-
waodarme im 18. Jahrhundert anscheinend nur spärlich gefertigt. Prscht-
voll sind aber die Latemenarme an den besprochenen Eisengittem auf
dem Stanislausplatz in Nancy.
Auch die Vorliebe für geschmiedete Grabkreuze erscheint im 18. Jahr-
hundert gegen ftüher eher gesteigert denn yermindert, Beispiele, darunter
hervorragend schöne Werke, sind im ganzen südlichen Deutschland fast
allerorten erhalten.
Ein schönes Kreuz in Spital am Fyhm in Steiermark (Fig. 191,
S. 249) zeigt zierlich geflochtene Akanthusranken , die auf den Beginn
des Jahrhunderts hindeuten.
In Freiburg i. B. findet sich ein Grabkreuz, das man den Laub- und
Bandelwerkformen nach in die Zeit um 1730 ansetzen möchte.
Gtabkrense, Deutschland und Oeaterreich. 251
Ein Kreuz in ähnUrheii Formen, das in Ulm erhalten ist, soll dort
im Jahre 1737 vom Stadtschmied Woydt gefertigt sein.
Auf eine Entstehungszeit um das Jahr 1760 deuten bei einem hSchst
geschmackvollen Kreuze in Nikolsburg i. Mähren die Formen hin (Abb.
bei Schirek a. a. 0. S. XXX).
Etwas jünger noch dürfte ein Kreuz auf dem Währinger Friedhofe
in Wien sein (Fig. 192, S. 250).
Mit der Kreuzform besonders glücklich vereinbar erscheinen aber die
Fig. 1B3, Kronleachter Id Graz, Museum. S. 961.
klassizistischen Farmen zu Ende des 18. Jahrhunderts, es sind vielleicht
die schönsten geschmiedeten Grabkreuze, die aus dieser Zeit erhalten sind.
Aq erster Stelle anzuführen ist ein wohl um 1780 gefertigtes Kreuz im
Berliner Kunstgewerbemuseum. Ein annähernd gleichwertiges Kreuz
mit der Jahreszahl 1799 befindet sich in Garmisch in Bayern.
Ein wenig abgeschwächt erscheint im 18. Jahrhundert die Bedeutung seunch-
des Schmiedeiseos fUr Beleuchtungsgeräte. ""^^
Eiserne Kronleuchter wurden nur in sehr geringer Anzahl kunstreich
«o^estattet. Ein gutes Beispiel, das den Formen nach wohl um 1730
entstanden ist, befindet sieb im Landesmuseum in Graz (Fig. 193, S. 251).
252 18. Jahrhundert
Die Kerzenständer in den Kirchen sind im 18. Jalirhundert ebenso
dUrftif^ wie die vereinzelt nachweisbaren Kandelaber in Profanbauten.
Fast das einzige Lichtgerät, an dem damals die Schlosser ihr Können
in geschmackvoller Form des öfteren zum Ausdruck gebracht haben, ist
die Laterne. Vortreffliche Eisenlatemen, bald an einem Arme, bald von
der Decke hoher Bäume herabhängend, bald auch anf Sockeln angebracht,
sind in größerer Anzahl erhalten.
Vielleicht die reizvollste Gruppe ist die, bei der die senkrechten
Kahmenstäbe und oberen Bügel mit leichtem getriebenen Blumen- und
Rankenwerk ausgeschmückt sind. Beispiele dieser Art kommen häufi^r
in Ungarn vor, einige besitzt auch das Kunstgewerbemuseum in
Berlin und das Museum in Linz a. D. (Fig. 104, S. 252).
Von anderen bemerkenswerten Schmiedeisenarbeiten des 18. Jakr*
hunderts mögen noch angeführt werden die in mehreren Beispielen erhaltenen
Aufsätze für die Rezeptiertische der Apotheken. Ein solcher Aufsatz in
der Apotheke des Juliusspitals in WUrzhurg wird als eine Arbeit Oeggä
BeleuchtungBget^t« u. a.
angesehen , ein zweites Beispiel befindet Eich in der Mohrenapotheke in
Satfreuth, ein drittes besitzt das Berliner Kunstgewerbemuseum
(Fig. 195, S. 253), (Vergl. Mitteilungen aus dem German. Museum, Bd. I.
1884—86. Taf. VU u. Vni.)
Eine TortreflFliche Schmiedearbeit aus dem Ende des Jahrhunderts
ist der Eisen auf satz und Schwengel eines Hofbrunnens (Pumpe) in
In den Kirchen in Grabow und Ludwigslust in Mecklenburg haben
sich Tom Jahre 1785 und 1804 je ein trefflicher eiserner Taufbecken-
Fig, IM. Bekröming eines Rezept ierllacliaiifsatz es in Berlin, Kunstgew.-Mns. S. isa.
Ständer erhalten, die anscheinend beide von dem Schlosser A. Niens an-
gefertigt wurden; nur der in Ludwigslust ist bezeichnet.
Als eine seltene französische Arbeit aus dem Jahre 17C9 sei schließ-
lich noch der schmiedeiseme Ältartisch in Fecquencourt erwähnt.
Ueber größere Eisenfeinarbeiten, die den Kassetten des 16. und
n. Jahrhunderts vergleichbar wären, ist aus dem 18. Jahrhundert nichts
zu berichten. Wenn wieder, wie bisher, von den Waffen abgesehen wird,
^rde die Tauschierarbeit in Eisen nur noch in allerkleinstem Maßstabe
an Dosen und dei^leichen geübt, die Eisenschnitttechuik kam nur, wie
erwähnt wurde, noch ab und zu bei Schlüsseln zur Geltung.
254 19. Jahrhundert. Schmiedeisen.
Neimzelintes JalirliiLiidert, und die (rescliiclite
der (rußeisenkimst.
Die Schmiedeisenkunst gewährt in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts ein trauriges Bild, Arbeiten, die über das Maß ödester Hand-
werksmäßigkeit hinausgingen, entstanden kaum. Die wichtigsten Aufgaben
hatten die Eisengießer den Schmieden abgerungen. Erst langsam gewann
die Erkenntnis Boden, daß der Ersatz des geschmiedeten Eisens durch
gegossenes doch als ein vollgültiger nicht angesehen werden dürfe.
In Frankreich kam man zuerst zur Einsicht, bereits im Jahre 1844
findet sich in den Annales archeologiques, Seite 226 ein vernichtendes
Urteil über das Gußeisen. Dort heißt es: „. . . Car c'est la fönte qui a
d^trönä le fer; la fönte, cette mati^re inerte, sans ^lasticit^ ni souplesse,
cette agglom^ration de particules soud^es par le feu, v^ritable päte durcie
qui r^siste, se gerce, puis tombe en ^clats au moindre choc . . . le ridicule
est d'avoir voulu imiter avec la fönte, la delicatesse et la l^geretä du fer
forgd . . .^ Und diese Ueberzeugung begann man auch bereits damals
unter der Führung Viollet-le-Ducs in die Tat umzusetzen, wie die in
demselben Aufsatze abgebildeten Beschläge für die Kirche St.-Madeleine
in Vezelay von der Hand des Pariser Schmiedes Boulanger beweisen.
Nur wenig später wurden nach dem Entwürfe Viollet-le-Ducs von
demselben Meister die Beschläge an der Mitteltür von Notre-Dame in
Faris ausgeflihrt, die zwar neben den gewaltigen alten Beschlägen dieser
Kathedrale unendlich trocken erscheinen, aber technisch doch eine außer-
ordentliche Leistung sind.
Gitterarbeiten in Anlehnung an die mittelalterlichen Vorbilder ent-
standen ebenfalls, z. B. für Notre-Dame in Faris ^ für die Kathedrale in
St.'Denis und für St.-Sernin in Toulouse.
In Deutschland, England, Italien und den übrigen europäischen
Ländern begann, von bescheidenen Ausnahmen abgesehen, die Schmied-
eisenkunst erst einige Jahrzehnte später zu neuem Leben zu erwachen,
um dann verhältnismäßig schnell wieder eine achtungswerte Höhe des
Könnens zu erreichen. Ueber die Art der Arbeiten und die bedeutenderen
Werkstätten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geben die
Ausstellungsberichte die beste Auskunft; der Hinweis darauf muß hier
genügen.
Ueberall begann man damit in engerer oder freierer Anlehnung an
die heimatlichen Werke der Vergangenheit neue Gitter, Beschläge und
Kleinarbeiten aller Art zu schmieden.
Ein bewußtes starkes Abweichen von den Formkreisen früherer Jahr-
Gußeisenkniist seit dem 15. Jahrhundert. 255
hunderte zeigte sich erst in jüngster Zeit, besonders bei einigen groß-
artigen deutschen Gitterwerken auf der Pariser Weltausstellung 1900.
Seitdem sind höchst anerkennenswerte Schmiedeleistungen in neuartigen
Formen in den europäischen Hauptstädten keine Seltenheiten mehr. In
Berlin hat insbesondere die im Jahre 1902 yoUendete Hochbahn Gelegenheit
zur Herstellung einiger sehr reizvoller Gitter gegeben.
Die Yon manchen Seiten gehegte Erwartung, daß mehr und mehr
die großartigen Eisenbauten der Ingenieure im Sinne steinerner Monumental-
bauten durch schmückendes Beiwerk, auch im landläufigen Sinne, zu
Kunstwerken werden könnten, zeigt, wie es scheinen möchte, ein Verkennen
des eigentlichen Wesens der Eisenkonstruktionen.
Die modernen Eisenkonstruktionen möchte man als „Form^ gewordene
Mathematik bezeichnen, sie bilden eine, wenn man will, höchste und
äußerste Grenze echten künsÜerischen Schaffens, sofern man ihnen ihre
Eigenart läßt und klar und deutlich zeigt, daß die Berechnung zu dieser
oder jener Eonstruktionsweise und zu einem bei allen erforderlichen Graden
der Sicherheit möglichst geringen Materialaufwande geführt hat. Es kann
hier nur eine Wahl geben künstlerisch zu schaffen, entweder man zeige
die durch Berechnung gefundene, sicherlich noch immer zu yeryollkommnende
Schönheit der Gesamtkonstruktion, oder man behandle die Eisenteile wie
ein beliebiges Baumaterial, dessen Stärkeabmessungen dann aber äußer-
lich nicht nach der Berechnung, sondern nach einem auf Erfahrung
begründeten ästhetischen Empfinden gewählt werden müssen.
Die Gußeisenkunst.
Noch etliche Jahrhunderte später als das Schmiedeisen begann das
in flüssigem Zustande in Formen gefüllte Eisen irgendwelche Bedeutung
in der Kunst zu gewinnen. Soweit die jüngsten Untersuchungen fest-
gestellt haben, wurde das Gußeisen zum wenigsten im Abendlande nicht
vor dem 15. Jahrhundert künstlerisch verwertet, und auch dann noch in
sehr bescheidenem Maße. Die Angaben, daß man bereits im Altertume
es verstanden hätte. Eisen zu gießen, dürften als Fabeln oder Mißdeutungen
alter Berichte anzusehen sein.
Technische Schwierigkeiten, die bei der Gewinnung und der Ver-
arbeitung des Eisens überhaupt von jeher ausschlaggebend für den
Umfang und die Art seiner Verwendung gewesen sind, haben in besonders
hohem Maße der Gußeisenkunst hinderlich im Wege gestanden.
Heizkörper und Feuerungsgeräte, wie Ofen- und Kaminplatten, Ofen-
füße und Kaminböcke erscheinen zuerst in einer etwas reicheren Aus-
bildung in Eisen gegossen.
256 Gußeisenkunst im 15. und 16. Jahrhundert
Ueber die ältesten gußeisernen Oefen aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts finden sich Angaben in Beck, Geschichte des Eisens Bd. I,
S. 948.
Im nordwestlichen Deutschland und im Elsaß, dann auch im
Harze und in Thüringen entstanden wohl die ältesten Eisenkunst-
gußarbeiten. Im 16. Jahrhundert scheint der Eisenkunstguß aber bereits
weit verbreitet gewesen zu sein und die erhaltenen Arbeiten aus dieser
Zeit sind sehr zahlreich.
Näheres wissen wir über den Ofenkunstguß der Eisenhütte des Klosters
Haina in Hessen dank den urkundlichen Feststellungen von L. Bickell:
Die Eisenhütten des Klosters Haina und der dafür tätige Formschneider
Philipp Soldan von Frankenberg, Marburg 1889 (mit Tafeln).
Im Zusammenhange stellt den Ofenkunstguß des 16. Jahrhunderts
dar Beck a. a. 0. Bd. II, S. 293 flF.
Offene Kamine, bei denen eine eiserne Reliefplatte an der Rückwand
angebracht war, kommen in Deutschland im 16. Jahrhundert bisweilen
in denselben Räumen neben Oefen vor. „Die Oefen bestanden aus Orund-
und Deckplatten, Seiten- und Stimplatten, letztere durch rinnenförmige
Leisten und Gegenleisten mit Schrauben verbunden. In ältester Zeit,
ca. 1480 bis gegen 1540 hin, schlössen die relativ hohen und schmalen
weit ins Zimmer vortretenden Oefen vorn dreiseitig ab, später herrschte
die einfache rechteckige Form bei niedrigeren und breiteren Verhältnissen
vor. Ein solcher Bau bildete nun entweder für sich den Ofen, oder er
erhielt einen eisernen Aufsatz, ursprünglich dem polygonalen Schluß ent-
sprechend sechsseitig, später vierseitig, oder endlich erhielt er einen
schöneren Aufsatz aus gebrannten Kacheln.'^ (Bickell, a. a. 0. S. 9 — 10.)
Auf den Gußeisenplatten aus dem 15. und dem Beginne des 16. Jahr-
hunderts finden sich Bauformen, wie Wimperge auf Säulen und Heiligen-
figuren in flachem Relief. Ein Ofen aus Platten dieser Art befindet sich
z. B. auf der Feste Kohurg,
Gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts beginnen bibUsche Szenen,
allegorische Figuren und Wappen vorzuherrschen , auf einer Platte im
Museum in Strasburg ist ein Turnier dargestellt.
Neben den. Ofenplatten entstanden im 16. Jahrhundert auch bereits
zahlreiche gußeiserne Grabplatten. Beispiele dieser Zeit finden sich in
Lübeck^ in Helmstedt^ in Gr.- Wartenberg i. Schlesien, in Marienstadt bei
Altenkirchen, und sicherlich werden auch unter den gegen Ende des
19. Jahrhunderts aus der Kilianskirche in Gorbach i. S. als altes Eisen
für 137 Taler verkauften Grabplatten zahlreiche Werke des 16. Jahr-
hunderts gewesen sein.
In Frankreich kommen Gußeisenöfen höchst selten vor, wohl aber
seit dem 15. Jahrhundert Kaminplatten und Kaminböcke.
Gaßeisenkunst im 17. Jahrhundert. 257
Eine Rechnungsnotiz aus den Jahren 1548 — 1550 gibt beispielsweise
an, daß für das Zimmer der Königin im Schlosse SL-Germain-en-Laye
eine Kaminplatte mit der Figur eines Herkules darauf beschafft sei.
(Delaborde, Comptes des bat. Bd. II, S. 314.)
In den übrigen europäischen Kulturländern scheint damals die Guß-
eisenkunst in ähnlicher Weise entwickelt gewesen zu sein.
Das 17. Jahrhundert scheint zunächst eine wesentliche Erweiterung
dem Kunstgebiete nicht gebracht zu haben.
In Deutschland wurden Oefen und Grabplatten aus Gußeisen in ge-
steigertem Maße verwendet. Während im 15. und zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts eiserne Oefen ihres hohen Preises wegen nur in öff'entlichen Ge-
bäuden, in Klöstern und Schlössern aufgestellt zu sein scheinen (im Kloster
Wolf a. d. Mosel wurden im Jahre 1507 nach heutigem Gelde etwa
80 Mark fär einen Ofen bezahlt, für einen in Augsburg im Jahre 1510
in der Gerichtsstube gesetzten eisernen Ofen zahlte man gar über
200 Mark nach heutigem Gelde. Beck a. a. 0. Bd. II, S. 316, 317), so
soll schon im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts ein eiserner Ofen
zu den wichtigsten Geschenken für einen jungen Hausstand gehört haben,
aber erst im 17. Jahrhundert dürften solche Oefen in Deutschland in
keinem Bürgerhause mehr gefehlt haben.
Als Reliefmotive kommen auf den eisernen Platten im 17. Jahrhundert,
ähnlich wie auf den Tonkacheln, der Reichsadler, Fürstenwappen, Wappen
der Zünfte und mannigfache figürliche und landschaftliche Szenen vor.
Die Eisengrabplatten wurden, wie ein Beispiel in der Paulinenkirche
in Leipzig beweist, auch buntfarbig bemalt.
Eine seltene Verwendungsart von gußeisernen Reliefplatten ist an
Schloß Gehren in Thür. nachweisbar: sieben solcher, die Jahreszahlen 1576
und 1604 aufweisender Platten finden sich dort am Treppenaufgange.
Biblische Szenen, die Lebensalter in zehn Stufen, Wappen und anderes
ist darauf in Relief dargestellt.
Eine höchst wichtige Notiz über die französische Gußeisenkunst am
Ende des 17. Jahrhunders gibt Daviler in seinem Cours d'architecture,
Paris 1696, Seite 107. Er sagt, Gußeisen werde nicht nur zu Röhren,
Töpfen und Kaminplatten verarbeitet, man habe seit einigen Jahren ein
(wie er wohl irrtümlich annimmt) verlorenes Geheimnis entdeckt, dem
Gußeisen eine weichere Oberfläche zu geben, die eine Nachziselierung
gestatte. Man fertige nun Balkon- und Treppengitter, Chorschranken
und anderes mehr aus Gußeisen. Er führt schließlich bestimmte ausge-
führte Beispiele an.
Ob die deutsche Eisengießkunst damals bereits zu einer ähnlichen
Vollkommenheit gediehen war, ist bisher nicht festgestelt.
Zu einer ernstlichen Ausnützung scheinen die gekennzeichneten Er-
Lüer, Unedle Metalle. 17
258 Gußeisen im 18. und 19. Jahrhundert.
rungenschaften auch in Frankreich kaum gekommen zu sein, denn in der
Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert wird (1773) von derselben
Sache als von etwas ziemlich Neuem gesprochen und hinzugefügt, daß sie
nicht die verdiente Beachtung fände, obschon das säuberst nachgearbeitete,
vielleicht gar polierte Gußeisen doch besonders bei Treppengeländern,
Kronleuchtern, Wandarmen und dergleichen einen vortrefflichen Ersatz fOr
die überaus kostbare Bronze zu bieten vermöchte.
Solange man beim Gußeisen eine tadellos saubere Oberfläche erst
durch höchst mühevolle Nacharbeit erzielen konnte, und nicht schon in
der Form, war es nicht allzu verwunderlich, daß man geschmiedetes Eisen
oder Bronze vorzog, wenn die Mittel irgend dafür vorhanden waren.
Für die Entwicklung des deutschen Eisenkunstgusses, ja vielleicht
f[ir den Eisenguß seit der Mitte des 18. Jahrhunderts überhaupt, scheint
von allergrößter Bedeutung das Hüttenwerk Lauchhammer gewesen zu
sein. Schon um die Mitte des 18. Jahrhundert sollen Eisentechniker
aller Länder die vortrefflichen Einrichtungen des im Jahre 1724 begründeten
Werkes studiert haben. Der Kunstguß in höherem Sinne begann den
Nachrichten zufolge dort im Jahre 1781. Eine Chronik aus dem Jahre 1825
berichtet über die teils großen freiplastischen, figürlichen und Reliefwerke,
zumeist nach antiken Vorbildern, und über die zahlreichen Gegenstände
anderer Art, wie Beleuchtungsgeräte, Torflügel, Kruzifixe, die seit dem
Jahre 1784 in Lauchhammer in Eisen gegossen wurden; nicht angeführt
ist die Brunnenfigur eines Neptun, die nach Rietschels Modell um das
Jahr 1825 dort für die Stadt Nordhausen ausgeführt wurde. Eine Ueber-
arbeitung scheint bei diesen Gußwerken nicht vorgenommen zu sein, man
hatte es gelernt, die Formen und das Eisen in einer Vollkommenheit her-
zustellen, die vorher nicht annähernd erreicht war.
Die großartigen technischen Fortschritte und der soziale Tiefstand
der Zeit wirkten wohl ganz besonders in Deutschland darauf hin, daß um
das Jahr 1800 eine Gußeisenzeit anhob, die noch unendlich weit die
Wünsche übertraf, die z. B. in der französischen Enzyklopädie ge-
äußert waren.
Schmiedeisen, Bronze, ja selbst die edlen Metalle wurden eine Zeit-
lang vom Gußeisen verdrängt.
In Deutschland schwangen sich neben Lauchhammer -das Königliche
Eisenwerk in Glekvitz in Oberschlesien, die im Jahre 1804 begründete
Königliche Eisengießerei zwBerlin^ die Königliche Sayner-Hütte
im Westerwalde, dann besonders die Gießereien zu Horowitz in Böhmen,
die Königshütte und Mägdesprung im Harz, Wasseralfingen in Württem-
berg und andere mehr zu einer bedeutsamen, künstlerischen Höhe auf.
„Fönte de Berlin*" war sprichwörtlich für Eisenguß waren von höchster Voll-
kommenheit und von oft geradezu minutiöser Feinheit.
tiuBeiaenkunBt im 19. Jahrhundert. 259
Zahlreiche, teils sehr bedeutende Werke der Berliner Eisengießerei sind
aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch erhalten, aber die geringe
Beachtung, die man ihnen leider heute schenkt, wird noch viele ver-
schwinden lassen; ganz besonders liegt diese Gefahr vor bei den oft
ganz vortrefflichen EisenguSarbeiten an Bauten, deren Abbruch bevorsteht.
(Eine Geschichte der Berliner Eisengießerei zu schreiben, wird eine der
dankbarsten Aufgaben sein; es sei nicht versäumt, hier dazu anzuregen.)
Schon im Jahre 1811 entstand das Denkmal der Königin Luise zu
Gransee, bald darauf die Denkmäler Theodor Kömers in Wöbbelin und
des Feldmarschalls Courbi&re in Graudenz.
Fig. iw, GnfieiseDBelander der SchloSbraeke in Bsrlln. S. \at.
Das großartige Hauptwerk der Berliner Gießerei ist das Denkmal
auf dem Kreuzberge in Berlin, das in den Jahren 1818—1821 nach
Schinkels Entwurf und nach figürlichen Modellen von Rauch, Tieck und
Wichmann ausgefdhrt wurde.
Vermutlich gleichen Ursprungs ist das Denkmal des 1818 gestorbenen
öeneraifeldmarschalls Barclay de Tolly, das nach Schinkels (?) Modell
in Säbitschen (Ostpreußen) im Jahre 1821 errichtet wurde.
Ebenfalls nach Schinkels Entwürfen wurde auch die schöne Eisen-
brüstung der in den Jahren 1822 — 1824 erbauten SchloßbrUcke in Berlin
(Fig. 196, S. 259) in der Königlichen Gießerei hergestellt.
Von größeren Arbeiten sind weiter zu erwähnen die an vielen
Berliner Bauten erhaltenen Balkongitter, Gartengitter, Kandelaber und
große Vasen, unter denen besonders namhaft gemacht werden die
t Alexandervase " mit Reliefs aus Thorwaldsens Alexanderzuge, die Vase
260 Gußeisenkunst im 19. Jahrhundert.
mit den Lebensaltern und Jahreszeiten nach Vollgolds Modell und die
a athenische Vase**.
Von den Kleinarbeiten der Berliner Gießerei seien das „Eiserne
Kreuz**, die »Neujahrskarten** und die zarten durchbrochenen Schmuck-
sachen angeführt, von denen zahlreiche Beispiele im Berliner Kunst-
gewerbemuseum und in der Sammlung der Bergakademie
verwahrt werden.
In den außerdeutschen Ländern hat das Gußeisen während der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht völlig die umfassende Bedeutung für das
Gebiet der dekorativen Kunst erlangt wie bei uns, aber an zahlreichen
Versuchen, dieses billige Material der allgemeinen Verwendung zu er-
schließen, fehlt es besonders in Frankreich und England auch nicht.
Als die ersten monumentalen französischen Eisenguß werke gelten die
vier Löwen an der Fassade des Palais de Tinstitut in Paris, die bezeichnet
sind: „Fonderie de Creuzot 1810**.
Im Rapport du Jury central der Pariser Weltausstellung des Jahres
1839 wird angegeben, daß der große Aufschwung der französischen Eisen-
gießerei erst mit dem Jahre 1834 eingesetzt habe und daß große Gußeisen-
monumente bereits die öffentlichen Plätze zierten.
Auf der Ausstellung wurden mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet
die Gießereien von Emile Martin & Cie. in Garchisi und von Calla
in Paris, Eine Silbermedaille erhielten die Gießereien von Muel in Tusey,
von Andr^ in Val ä'Osne und Sautelet jeune & Cie. in Orleans,
Die Gießerei von Calla scheint für den Kunstguß die bedeutendste
gewesen zu sein, sie hat zuerst Gußeisenarbeiten für Monumentalbauten
geliefert, z. B. für das Palais Royale Kandelaber, Balkons u. a. Auch
soll sie als erste in Frankreich im Jahre 1829 große Statuen in Eisen
gegossen haben. Unter anderem wurden die großen Figuren der Fontaine
de Richelieu in Paris dort hergestellt.
Ein gutes Bild der französischen Eisengießkunst dieser Zeit gewährt
z. B. ein Musterbuch des genannten Gießers Andr^, in dem neben Gittern,
Beschlägen und Geräten aller Art auch Figuren nicht fehlen. Man empfahl
in Frankreich, die schönen erhaltenen Schmiedeisenarbeiten einfach in
Gußeisen nachzubilden, so ist z. B. ein bei Bance ain^ 1826 erschienenes
Werk: Modules de serrurerie choisis parmi ce que Paris ofiEre de plus
remarquable, in diesem Sinne herausgegeben.
In England gab Melby Pugin im Jahre 1836 ein Vorlagenwerk
heraus, in dem Gegenstände der verschiedensten Art auch für Ausführung
in Eisenguß abgebildet sind.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschoben sich wohl die
Aufgaben für den Eisenkunstguß ein wenig, doch erst in den letzten
Jahrzehnten läßt sich eine materialgemäße Beschränkung feststellen; für
Gußeisenkanst im 19. Jahrhandert 261
Gitter oder große Tore, für Schmucksachen und große plastische Werke,
die gar bestimmt sind, unter freiem Himmel zu stehen, würde man jetzt
schwerlich noch das Gußeisen für tauglich erachten.
Ein ziemlich klares Bild über die Entwicklung des Eisengusses geben
die Berichte der großen Ausstellungen ; hier möge nur noch das Wichtigste
aus einem kurzen Berichte über „die Eisenarbeiten auf der Wiener
Weltausstellung 1873 ** angeführt werden (Blätter für Kunstge-
werbe 1874, Seite 61).
Es heißt dort: ,» Waren die Ausführungen in Schmiedeisen im Industrie-
palaste relativ selten zu sehen und beschränkten sie sich wesentlich auf
die Herstellung kleinerer Arbeiten, so fanden sich dort dagegen Arbeiten
in Gußeisen in Menge und von besonderer Güte.
Die große Fontaine, der Mittelpunkt der Rotunde, ein Werk Durennes,
war hiervon eine der bedeutendsten Leistungen. Das weltberühmte Eta-
blissement, die Fonderie Val d^Osne, das erste Frankreichs, legt
gleichfalls den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf den Guß von figuralen
Gegenständen. Seine Statuen, Lampenträger, Brunnenfiguren sind noch von
der letzten Pariser Ausstellung her (1867) im besten Angedenken gewesen.
Hier sehen wir den Kunstguß auf seiner höchsten Stufe der Vollendung. . . .
Kleinere Gegenstände in Eisenguß vermißten wir jedoch in der franzö-
sischen Ausstellung. Jedenfalls können sich den Franzosen, wenn es sich
nicht um große Ausführungen von Figuralem handelt, die deutschen
Gießereien an die Seite stellen, ja man wird finden, daß diese sie sogar
in gewissen Richtungen übertreffen. Es gilt dies von den Gießereien von
Ilsenburg^ Lauchhammer und Wasseralfingen. So befaßt sich Ilsenburg
erfolgreich mit der Imitation und dem Nachguß alter Arbeiten. Ein fein
ziselierter Schild nach Cellini gelingt dort in Gußeisen gerade so fein
und gut, wie der Abguß eines ledernen, mit eingeschnittenem feinem
Ornament verzierten alten Buchdeckels. Von Lauchhammer sahen wir
einen schönen Pavillon, eine Stiege, gute Oefen und Heizgarnituren. In
letzter Richtung schließt sich Kaiserslautern würdig an. . . .
Unter den Arbeiten der österreichischen Aussteller waren jene
aus der Wagnerschen Gießerei, darunter vorzüglich Kandelaber,
Stiegengeländer etc., vor allem bedeutend und anerkennenswert. Auch die
Erzherzog Albrechtsche Gießerei in Teschen brachte einige gute
Oefen neben anderen, die zum Teil schon etwas stilwidrig ausgefallen waren.
Wir sind aber gewohnt, so geringe Anforderungen an die dekorative Seite
solcher Ausführungen zu stellen, daß wir uns selbst die Mißhandlung
antikisierender Formen noch gefallen ließen und nur froh waren, wenigstens
keinen gotischen Gußeisenofen zu finden. (Wie sie z. B. auf der Berliner
Ausstellung des Jahres 1844 vorhanden waren. Anm. d. Verf.) . . .
Unter den Eisenwerken Ungarns ist die Gießerei von Schlick in
262 Gußeisenkunst im 19. Jahrhundert.
Pest am besten yertreten gewesen. Sie sandte unter anderem ein großes
Abschlußgitter, gut in griechischem Stile gehalten. . . .
Von den italienischen Ausstellern sei Gambiaggio (Mailand}
genannt seiner großen Gitter vom Palazzo della Cassa wegen, die er recht
verdienstlich nach Mengonis Zeichnung ausführte.
England war nur durch eine einzige Fabrik, aber durch diese
glänzend vertreten. Die Coalbrock-dale Company sandte eine ganze
Reihe der mannigfaltigsten und technisch wie künstlerisch gleich lobens-
werten Arbeiten. Auffallend an den fast durchgehends gut gezeichneten
Gegenständen ist die allzuhäufige und mitunter nur wenig passende Ver-
wendung des naturalistischen Pflanzenornamentes. . . .''
Dieser in mancher Beziehung bemerkenswerte Bericht läßt das Gebiet
der Gußeisenkunst doch noch als ein überaus breites erscheinen. Erst
wenn sich weiterhin immer mehr die Erkenntnis Bahn bricht, daß das
Gußeisen nur dann omamental ausgestattet werden soll, wenn es zugleich
auch voll und ganz die im Einzelfalle notwendige praktische Aufgabe zu
erfüllen vermag, dann wird die Gußeisenkunst vollberechtigt neben der
Kunst des Schmiedes stehen.
Die Bronzekunst.
Das Altertum.
wie ältesten kunstreichen Bronzearbeiten, deren Entstehung mit
i Sicherheit auf einen enger begrenzten Zeitabschnitt festzulegen
) ist, entstammen dem Pharaonenlande, doch scheint Ober
das zweite vorchristliche Jahrtausend keines der erhaltenen ägyptischen
Bronzewerke zu rück datier bar zu sein. Den Oberkörper eines dünnwandig
. gegossenen Figürchens, das wohl eine
mehrhundertjährige Uebung in der Technik
voraussetzen läßt, besitzt die ägyptische
Abteilung der Kgl. Berliner Museen aus
der Zeit Ramses II., etwa 14. Jahrhundert
V. Chr. IJeberaus zahlreich erhalten sind
'. Ilom, M»i. eapilol.
266 Da« Altertum.
größere ägyptische Bronzefiguren aus dem letzten vorchristlichen Jahr-
tausend. Eines der köstlichsten Bronzeguß trerke dieser Zeit ist die fast
völlig mit zartesten verschiede nfarbigen Gold- und Silberei nlagen bedeckte
Statuette der Königin Koromama im Louvre in Paris.
Von anderen semitischen Völkern des Altertums scheinen besonders
die Phönizier im Ei'zguB Hervorr^endes geleistet zu haben. Im ersten
Buch der Könige ist zu lesen,
daß König Salomo sich Werk-
ieute erbat vom Könige Hiram
von Tyrus zum Bau der Stifts-
hUtte und zur Herstellung
großer Erz werke. Genannt
werden dort unter vielen an-
deren in Bronzeguß ausgefOhr-
ten Gegenständen besonders
zwei eherne Säulen von 18 El-
len Höhe und 12 Ellen Um-
fang mit Knäufen von 5 Ellen
Höhe , dann das gewaltige
„eherne Meer" von 10 Ellen
Weite und 5 Ellen Höhe, das
auf zwölf ehernen Rindern
ruhte.
Zur höchsten Blüte ge-
langte die Bronzekunst in vor-
christlicher Zeit in den Ländern
des griechischen Kultur-
kreises. Bereits in der sogen,
mykenischen Periode entstan-
den kOnsÜerisch bedeutsame
Bronzeguß werke, größere bohl-
gegossene, ügUrliche Bronzen
scheinen jedoch kaum vor dem
6. Jahrhundert ausgeführt zu
sein, und in diese Zeit ver-
legten die Griechen selbst die
Erfindung der Erzgießkunst
'^' '" ' "'''"' '"■ ■ durch die samischen Künstler
Kboikos und Theodoros. Für große Metallbildwerke scheint man sich
in der ßegel auch damals noch der Treibtechnik bedient zu haben. Auf
dem griechischen Festlande gelangte im (i. Jahrhundert die Erzgießkunst
zuerst in Argos und Siki/on zu höherer Entfaltung. Eines der berOhm-
Griechenland. 267
testen Sronzewerke dieser Zeit war die Apollostatue des Kanachos von
Sikyon im Branchidenheiligtume zu Milet.
ZaMreich sind die Bronzeskulpturen der großen griechisclien Bildner
des 5. Jahrhunderts, von denen wir Kunde und zum Teil Marmomach-
bildungen haben, wenn auch nur wenige größere Originalwerke dieser
Zeit erhalten sind, deren berühmteste die Statue des erst vor wenigen
JahreQ in Delphi ausgegrabenen , Wagen lenkers" (Fig. 197, S. 265)
Fig. MO. Hermes. Utapit, Km, >uu. 8. 9)1.
und die Figur des .Domausziehers" im Kapitolinischen Museum in
Bom (Fig. 198, S. 265) sind.
Bronzestatuen Ton Siegern im Wettkampfe waren gepriesene Werke
des Pythagoras. Eine kolossale Erzfigur von 30 Ellen Höhe schuf
der athenische Hauptmeister der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, Ka-
268 Das Altertum.
lamis, für Apollonia am Schwarzen Meere. — Allbekannt sind einige
der in Nachbildungen erhaltenen Bronzebildwerke des ebenfalls in Athen
schaffenden Mjron, besonders der Diskuswerfer und die Gestalt des
cspiegcr Ftrtt, Lout,
Griechenland. 269
Harsias. Berttlimter noch waren im Altertume des Meisters eherne Euh
und seine Siegergestalten.
Auch der größte unter allen griechischen Bildhauern, Pbidias, war
ein Meister im Erzguß. Sein Werk war die um die Mitte des 5. Jahr-
hunderts entstandene eherne Gestalt der Athena Lemnia auf der Bui^
Ton Athen; die ebendort aufgestellte bronzene Kolossalstatue der Athena
Fig. xol. Lumpenkrona (Ansioht der Unteiaeitel, Ctriima, arnmus. S. iJt.
Promachos soll nach des Meisters Entwurf von einem älteren Praxiteles
ansgefnhrt sein. FUr Ephesos schuf Phidias eine eherne Diana.
Von den attischen Bronzebildnern der zweiten Hälfte des 5. Jahr-
hunderts sei weiter genannt Kresilas &ns Ki/donia auf Kreta, der wahr-
scheinlich aus der Schule Myrons h error gegangen ist.
Auf dem Peloponnes war damals Polyklet der führende Bildner,
und als Meister im Erzguß vor allen gepriesen. Ira Wettstreit mit Phidias
und anderen KQnstlem schuf auch er eine ebeme Amazone. Allbekannt
sind weiter die, wie auch jene Amazone, in großen Marmorkopien er-
haltenen, ursprünglich in Erz gegossenen Gestalten des Doryphoros und
des Diadumenos.
270 I>ft8 Altertum.
Auf ein Original dieser Periode geht auch die bekannte Bronzefigur
des Idolino in den Uffizieo in Florenz zurück (Fig. 199, S. 266).
Den griechischen Bronzebüdnem des 4. Jahrhunderts wird nach-
gerühmt, daß sie sich nicht genUgen ließen, formal und technisch voll-
endete Werke zu schaffen, sie sollen es verstanden haben, durch Zusätze
zum Metall bestimmte Teile ihrer Gestalten der Natur auch in der Farbe
Fig. SOS. QTKTierte SUckaeite eines Spiegels ans Pntsneste. Btnstt, Vnniun, S. *it.
näher zu bringen. So heißt es, Silanion habe bei einer Gestalt der
sterbenden Jokaste die Todesblässe auf den Wangen kenntlich gemacht
Unter den peloponnesischen Bildhauern dieses Jahrhunderts, die den
attischen gegenüber auch jetzt das Erz als bildsamen Stoff dem Marmor
vorzogen, ist au erster Stelle Lysippos zu nennen. Die von ihm be-
kannten Werke waren sämtlich in Bronze ausgeführt. Er schuf mehrere
Zeusstatuen, darunter ein Kolossalbild fUr den Markt von Tarent von
60 Fuß Höhe. Von anderen Werken seiner Hand seien angeftlhrt mehrere
Heraklesstatuen, ein Eros, Siegei^estalten und Bildnisse berühmter Männer,
Griechenland. 271
besonders Alezanders des Großen. Darunter das großartige in Dion und
später in Rom aufgestellte Reiterstandbild des Königs, umgeben von
fDnfundzwanzig Reiterbildem der in der Sclilaclit am Granikus gefallenen
Jünglinge, und eine andere mit Leocbares gemeinsam geschaffene, in
Delphi aufgestellte Gruppe, die Alexander auf der Löwenjagd darstellte.
Erhalten ist von diesen aus schriftlichen Ueberlieferungen bekannten
Werken des Lyslppos nichts, doch sind einige davon auch in guten
Nachbildungen auf uns gekommen. Auf eherne Originale des Meisters
gehen zurück die Statue des Apoxjomenos im Vatikan, die Statuen
eines auf die Keule gestützten Herakles in Florenz und wahrscheinlich
auch die köstliche Bronzefigur des auf einem Felsblock sitzenden Hermes
in Neapel (Fig. 200, S. 267) und eine Statue Alezanders des Großen in
München.
Auf einen Sohn des Ljsippos, Bo^thos, will man die Bronsestatue
des .betenden Knaben' in Berlin zurückfuhren.
Ghares, ein Schüler des Lysippos, war der Schöpfer des Kolosses
von Rhodos, des gewaltigen, etwa 30 Meter hohen Erzbildes des Helios,
272 Das Altertum.
das im Jahre 2S4 t. Chr. an der Hafeneinfahrt aufgestellt wurde. Diesem
ehernen , Weltwunder", dem größten bis dahin geschaffenen Erzbilde,
folgten fast nur noch kleinere, zumeist sittenbildliche Darstellungen in
Bronzeguß. Älexandrinische Meister haben vor allen TrefEliches in solchen
Werken geleistet.
Daß die griechischen Bronzektln stier ihr hohes Können auch an
Kleinwerken aller Art betätigten, bedarf kaum der Hervorhebung. Eöst-
liche Spiegel, Gefiiße, Dreiftlße,
Kandelaber, Lampen und andere in
Erz gegossene Geräte sind auch aus
der Bluteperiode des griechischen
Schaffens genugsam erhalten und
bekannt (Fig. 201, S. 268).
Auch in Italien scheißt der
Bronzeguß schon im Anfange des
ersten vorchristlichen Jahrtausends
eine künstlerische Pflege erfahren zu
haben, als Meister auf diesem Ge-
biete haben sich zuerst die Etrus-
ker bewährt. Von größeren figOr-
lichen Erzwerken, die Überaus zahl-
reich in ihren Städten aufgestellt
waren, hat sich aus der älteren
Zeit nichts erhalten. Vielleicht ist
die Kapitolinische Wölfin in Som
eine etniskische Arbeit (die Fiirflr-
g j,, eben des Komulus und Kemus daran
sind im 16. Jahrhundert hinzugefllgt).
Das hohe Können der etruskischen ErzkUnstler um die Mitte des
1. Jahrtausends v. Chr. bezeugen besonders einige erhaltene größere
Geräte, wie z. B. der Kandelaber von Volterra in Florenz und die große
kronleuchteiartige Hängelampe im Museum zu Cortona (Fig. 202, S. 269).
Unter den zumeist jüngeren etruskischen Bronzearbeiten zeichnen sich
besonders aus die zahlreich erhaltenen, mit reichen figürlichen und oma-
mentalen Gravierungen geschmückten Cisten und Handspiegel (Fig. 203,
S. 270).
Griechische und etruskische Bronzebildwerke kamen in übergroßer
Menge durch die EroberungszUge der Römer in ihre Hauptstadt und eine
freie organische Entwicklung des eigenen Schaffens wurde sicherlich durch
die Uebermacbt des Kindrucks fremden Überlegenen Kunstschaffens dort
verhindert. Bis in die römische Eaiserzeit hinein sind Kamen römischer
Bildner selten , griechische Künstler mußten weiterhin zumeist die ud-
Italien. 273
geheuren Bedürfnisse der Weltstadt befriedigen. Unter den im engeren
Sinne römischen Bronzebildwerken stehen an erster Stelle porträtplastische
Arbeiten und Eleinwerke aller Art.
Die Ueberlieferung gibt Kunde von einer riesenhaften Erzfigur, größer
Doch als der Koloß von Rhodos, die Nero sich errichten ließ ^
goldenen Hause; als Meister dieses Werkes irird wiederum ein Grieche
Zenodoros genannt. Einzig erhalten von den großen in Som auf-
gestellten Bronzedenkmälem ist die bekannte Reiterfigur Marc Aureis
auf dem Kapitol (Fig. 204, S. 271). In reicher Fülle sind Erzwerke aller
Art in Herkulanum und Pompeji gefunden worden. Das Museum in
Lll«r, L~D«dle Metalle. 18
274 ^'>'' ^^^ Antike bis zum 13. Jahrhundert.
Neapel besitzt jetzt diese Schätze und unter den vielen großen und
kleinen figürlichen Bronzen finden sieh wiederum einige sehr bedeutende
porträtplastische Leistungen der Eaiserzeit (Fig. 205, S. 272).
Von nicht geringerem künstlerischen Werte sind die in unendlicher
Mannigfaltigkeit gestalteten und ausgeschmückten bronzenen Geräte, die
durch die Ausgrabungen der verschütteten Städte zu Tage gefordert sind.
In Bronze gegossene Tischges teile, Dreifüße, Sesselstutzen, Kandelaber,
Lampengestelie, Lampen, Heizgeräte und tausenderlei andere Dinge in
anmutigen Formen gewähren uns ein Bild des römischen metallenen Haus-
rates im Beginn unserer Zeitrechnung von einer wohl lückenlosen Voll-
ständigkeit (Fig. 206, S. 273 und Fig. 207, S. 274).
Ton der Antike bis zum 13. Jahrhundert.
Byzanz und Italien.
Mit der Verlegung des Mittelpunktes der römischen Weltmacht nach
der Stadt Constantins, nach Byzanz, begann im Jahre 330 n. Chr. eine
neue Aera auch für die Kunst. Mit zahlreichen antiken Kunstwerken
Byzanz. 275
kamen auch Künstler in die bis dahin bescheidene Stadt am Bosporus,
denen die Aufgabe zufiel, die neue Hauptstadt zum glänzenden Sitze der
Weltbeherrscher umzugestalten.
Die Bildner und Erzgießer fanden besonders Gelegenheit, auch die
schwierige Technik des Gusses großartiger Werke späteren Generationen
zu überliefern.
Erhalten ist wenig von den gewaltigen Bronzebildem, die im Auf-
trage der Kaiser für die öflFentlichen Plätze geschaflfen wurden, aber schrift-
liche Nachrichten geben doch hinreichend Aufschluß, um die Henlichkeit
des alten Byzanz ahnen zu lassen. (Unger, Quellen der Byzantinischen
Kunstgeschichte. Wien 1878.)
Berichtet wird besonders von einer Reihe großer Reiterdenkmäler
auf hohen Säulen. Erwähnt werden die Reitermonumente Theodosius d. G.,
die des Arcadius, des Theodosius und eine Statue des Anastasius, die aus
dem Erz des eingeschmolzenen Denkmals Theodosius d. G. gefertigt
wurde. Die Reiterstatue Justinians, die im Jahre 543 neben der Sophien-
kirche errichtet wurde, ist erst im 16. Jahrhundert eingeschmolzen, aus-
führliche Berichte geben darüber Auskunft. (Unger, a. a. 0. S. 137 flf.)
Eine Beschreibung aus dem 6. Jahrhundert sagt von dem Monument,
daß auf einem Unterbau eine ungeheure Säule errichtet war. „Das beste
Erz aber, in Tafeln und Ringen gegossen, umgibt allenthalben die
Steine. . . - Auf der Spitze der Säule aber stand ein übergroßes ehernes
Pferd, gen Osten gewandt, ein Schaustück, sehr der Rede wert. Es
gleicht einem schreitenden und deutlich vorwärts drängenden. Von den
Vorderfiißen hebt es leicht den linken in die Höhe, als ob es auf dem
vor ihm liegenden Boden fortschreiten wolle, der andere aber steht auf
dem Steine fest, über dem er sich befindet, als wenn er den Schritt auf-
nehmen wolle ; die hinteren aber zieht es so zusammen, als wenn sie sich
bereit hielten, wenn an sie die Reihe käme, nicht stehen zu bleiben. Auf
diesem ehernen Pferde aber ritt die Statue des Kaisers, einem Kolosse
ähnlich. Das Bild stellt sich aber als ein Achilleus dar, denn so nennt
man das Kostüm, das er trägt. Denn die Schuhe hat er untergebunden,
und die Knöchel sind ohne Schienen. Dann ist er nach Heldenart gepanzert,
und ein Helm schützt ihm das Haupt, das Schrecken zu verbreiten
scheint. ..."
Von den zahlreichen Bronzewerken, die im Hippodrom aufgestellt
waren, scheinen nur wenige Arbeiten byzantinischer Künstler gewesen zu
sein, vielmehr waren die Figuren des Herakles, der Helena, die verschiedenen
Tiere, die Wagenlenker u. a. m. aus Italien und Qriechenland zusammen-
getragen. Eine Arbeit des 8. Jahrhunderts mag vielleicht die Brunnen-
figur der Eirene gewesen sein, die ihr Sohn Constantin ihr zu Ehren
im Hippodrom aufstellen ließ.
276 ^on der Antike bis zum 13. Jahrhundert.
Auch für Geräte, insbesondere für Beleuchtungszwecke, war die Bronze
damals ein bevorzugtes Material. Wir wissen, daß zur Zeit Constantins
für die römischen Basiliken Leuchter bis dreihundert Pfund im Gewicht
gegossen wurden, mit" in Silber eingelegten Darstellungen.
In Italien scheinen in der zweiten Hälfte des ersten christlichen
Jahrtausends größere Bronzewerke nicht mehr entstanden zu sein, die
Mehrzahl der dort aus dieser Zeit erhaltenen Werke dürfte nicht von
einheimischen Künstlern ausgeführt sein.
Vor allem in Frage kommt eine kolossale in Barletta in ApuUen
befindliche Bronzefigur, von der angegeben wird, daß sie das Werk eines
Meisters Polyphobos in Konstantinopel sei und den Kaiser Heraklius
(610—641) darstelle (Fig. 208, S. 277). (Schulz, Denkmäler der Kunst
des Mittelalters in TJnteritalien, Bd. II, S. 143 ff.)
Die große erzene Reiterstatue Theoderichs, die Karl der Große aus
Ravenna nach Aachen brachte, um sie vor seinem Palaste aufzustellen,
soll aus einer Statue des byzantinischen Kaisers Zeno hergerichtet sein.
SchUeßlic^h war auch die als Regisole bezeichnete Reiterstatue aus Ravenfm,
die bis zum Jahre 1697 (?) in Pavia stand, und von der noch bildliche
Darstellungen erhalten sind, mutmaßlich ein byzantinisches Werk.
Die überwiegende Abhängigkeit Italiens von Byzanz in künstlerischen
Dingen blieb auch in den ersten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends
bestehen. Das Eindringen nordischer Elemente ist selten in dieser Zeit
nachweisbar, aber z. B. bei den sehr bedeutenden, mit getriebenen Erz-
reliefs beschlagenen Türflügeln an S. Zeno in Verona^ die teils vielleicht
schon dem Beginne des 11. Jahrhunderts, teils dem 12. Jahrhundert an-
gehören, durch B eissei wahrscheinlich gemacht. (Zeitschrift für christl.
Kunst, Bd. V., S. 341.)
Eine Reihe anderer höchst eigenartiger im Norden und Süden der
Halbinsel aufgestellter Kirchentore mit Bronzebeschlag wurden im 11.
und 12. Jahrhundert von byzantinischen Meistern ausgeführt. Zwar die
Gußtechnik kam auch bei diesen am Dome von Ämalfi (1066), an der
Klosterkirche von Monte Cassino (1070), an San Paolo f. 1. m. in Rom
(1070), an San Angelo auf dem Berge Gargano (1076), an San Sal-
vatore in Atrani (1087), am Dome von Salerno (1084) und an der
Markuskirche in Venedig (1112) zumeist erhaltenen Türflügeln so gut
wie gar nicht zur Geltung. Auf einer Holzunterlage wurden kräftige
durch stärkere bronzene Leisten umrahmte Erzplatten befestigt, die aber
nicht wie in Verona durch Reliefs geschmückt waren, sondern deren ver-
tiefte Zeichnung mit Silber oder einer farbigen Masse ausgelegt und deren
Fleischteile mit Silber plattiert wurden. (Näheres und Abbild, bei Schulz,
a. a. 0. Bd. II und Tafelband.)
Diese eigenartige Ausführung, die wohl zum Teil auf einen Tiefstand
Italien. 277
4er Gußtechoik zurUck^brbar ist, war jedoch nicht neu, wie hervorgehoben
-werden mag, denn schon bei Türflügeln, die Papst Hilarius (f 469) den
Kapellen der H. H. Jo-
hannes und des H.Kreu-
zes gab , wird ange-
j;eben, daß in das Erz
silberne Zierarte ein-
^lassen waren; auch
Bronzele achter wurden,
■wie erwähnt ist, be-
reits damals in gleicher
Weise geschmückt. Die
.angeführten Tore sind
Tzum Teil durch ihre
Inschriften als byzan-
tinische Arbeiten ge-
liennze lehnet, teils las-
sen andere Anhalts-
punkte unzweifelhaft
■darauf schließen. Nur
■die jüngste der ge-
nannten Türen in Ve-
nedig^ mit der In-
^schrift: .Leo deMolino
hoc opus fieri jmsit',
hat man als eine Vene-
tianer Arbeit in An-
lehnung an die fremden
Werke angesehen.
Im 12. Jahrhun-
■dert entstanden aber
auch in schriftlich als
itahenische Schöpfun-
gen bezeichnete Tür-
flügel, die zwar wesent-
hcbe Eigenart jauch
nicht sogleich erkennen
lassen.
Die Felder blieben
•an den Türen aus der
ersten Hälfte des Jahr-
Jiunderts, mit Ausnahme
Fig. 20B. Herukllaa. BaTlBttu. S. 37«.
Von der Antike bis zum 13- Jahrhundert.
Tat (Tfil) in TroJ». Dom. 8, a
einer vielleicht schon in dieser Zeit entstandenen TUr am SOdpoiial des
Domes in Pisa, noch eben, jedoch die Umrahmungsleisten und von
Löwenmasken gehaltenen Türringe lassen ein Streben nach kräftigereni
Italien, Deutschland. 279
plastischen Schmuck erkennen. Dies gilt von der Tür an der Grabkapelle
Boemunds von Antiochien in Canosa, einem Werke des Meisters Rogerius
Ton Amalfi aus dem Jahre 1111 und den Türen am Dome in Troja
(Fig. 209, S. 278), die Oderisio Berardi von Benevent in den Jahren
1119 und 1127 vollendete.
Erst die Erztüren der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zeigen
vollständigen Reliefschmuck. Angeführt seien die durch besondere Schön-
heit hervorragenden Torflügel am Dome in Benevent, vermutlich auch
von dem genannten Oderisio Berardi gegen 1160 ausgeführt (vergl.
Barbier de Montault, Revue de Part chr^t. 1883. S. Uff.), die um
1180 von Barisanus von Traui für Trani, Bavello und für das Nord-
portal des Domes in Monreale gefertigten, dann eine 1180 von Bonanus
in Pisa für den dortigen Dom gefertigte (zweite) durch Feuer zerstörte
Tür, eine von demselben Meister für das Westportal des Domes in Mon-
reale gearbeitete und schließlich die um die Wende des 12. und 13. Jahr-
hunderts entstandenen Türen im Baptisterium des Lateran in Born, die
von den Meistern Uberto und Piero aus Lausanne angefertigt wurden.
Andere nennenswerte italienische Erzarbeiten aus dieser Zeit sind
nicht erhalten. Der bekannte Markuslöwe, das Wahrzeichen Venedigs,
gilt bald als eine altetruskische , bald als eine Venetianer Arbeit des
12. Jahrhunderts. Das schönste mittelalterliche Bronzewerk in Italien,
der siebenarmige Leuchter im Mailänder Dome, ist zweifellos die Schöp-
fung eines nordeuropäischen Künstlers (s. S. 298).
Zu mannigfaltigerer und höherer Entfaltung als in Italien gelangte
die Erzarbeit und besonders die Bronzegießkunst bald nach der Mitte
des ersten Jahrtausends im westlichen Europa, in Frankreich, Deutschland
und den Niederlanden.
Deutschland.
Die ältesten bekannten und erhaltenen großen deutschen Erzguß werke
entstanden in der Residenz und zu Lebzeiten Karls des Großen. Woher
die Künstler kamen oder in welcher Schule sie die Kunst erlernten, die
großen im Aachener Münster befindlichen Türflügel und die Brüstungs-
gitter (Fig. 210, S. 280) in Erz zu gießen, ist unbekannt. Aber ersicht-
lich ist, daß sowohl bei den vier Türenpaaren, wie bei den acht Gittern
antike Vorbilder nachzubilden versucht wurden. Aus allen Ländern „dies-
seits des Meeres** zog der große Kaiser Werkleute herbei, des Bronzegusses
kundige dürfte er, wenn nicht in Byzanz, am ehesten in Frankreich ge-
funden haben.
In derselben Werkstatt entstanden zweifeUos auch die für die Schloß-
kirche in Ingelheim ausgeführten nicht erhaltenen Türflügel.
280 ^on i^i Antike bis zum 13. .Tahrhtmdert.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit läSt sich femer als ein in der Aachener
GiefihUite zu Anfang des 9. Jahrhunderts entstandenes Werk eine erzene
Heiterstatuette betrachten, die als ein PortrMbildnis des Kaisers Karl
selbst gilt, und aus dem Metzer Dome in das Mus^e Gamavalet in Paris
gelangt ist.
Die im Aachener Münster befindliche in Erz gegossene .Wölfin*'
Guilbabaud), UflnsteT.
ist eine antike Arbeit, nach Strzjgowski wahrscheinlich ein hellenisti-
sches Originalwerk ; der ebenso wie jene ehemals am Brunnen im Vor-
hofe des Munsters aufgestellte Pinienzapfen scheint (nach Strzygowski)
eine Arbeit aus dem Anfange des 11. Jahrhunderts zu sein.
In der nachbarolingiscben Zeit wurde das technische Können der
Deutschland. 281
deutschen Ktinstier immer weiter entwickelt und auch die künstlerische-
Leistungsfähigkeit hielt sich auf einer achtbaren Höhe.
Aus dem 10. und 11. Jahrhundert sind neben kleineren Bronzeguß-
werken auch etliche höchst bedeutsame Gußleistungen erhalten, an deren
Spitze der großartige siebenarmige Leuchter im Münster zu Essen anzu-
führen ist, dessen Entstehungszeit um das Jahr 1000 durch die daran
angebrachte Inschrift: „Mathild Abbatissa me fieri jussit et Christo conse-
craTit" unzweideutig festgelegt ist, da bekannt ist, daß die Aebtissin
Mathilde von 974 — 1011 regierte. (Grosse Abbildung in: Aus'm Weerth,
KuDstdenkm. d. christl. Mittelalt. i. d. ßheinlanden. Leipzig und Bonn
1857^68.)
Die Grundform dieses prachtvollen Bronzewerkes geht zurück auf
den siebenarmigen Leuchter des Tempels in Jerusalem, der im Jahre 70-
n. Chr. vom Kaiser Titus zerstört wurde, auf dessen Triumphbogen auf
dem Forum in Rom sich die Reliefdarstellung jenes Lichtständers
erhalten hat.
Die christliche Kirche verlieh dem siebenarmigen Leuchter eine
symbolische Bedeutung, erblickte in ihm ein Sinnbild Christi. Das Licht
des Leuchters wurde auf Christus, die Apostel und Heiligen bezogen.
(Vergl. Pfeifer, der siebenarmige Leuchter im Dome zu Braunschweig.
Zeitschr. f. ehr. Kunst 1898, Sp. 33 und Springer, Ikonographische
Studien IV in Mitt. der Zentr.-Komm. zur Erf. der Baudenkm. 1860
Bd. V, S. 309 fiF.) Die ältesten siebenarmigen Leuchter des Mittelalters
werden in einem Inventar zu Fontenelle 806 und der Abtei Freisingen 957
erwähnt. (Ebend.)
Der Leuchter in Essen ist, wie Clemen in: Kunstdenkmäler der
Rheinprovinz Bd. II, Teil 3, S. 40flF. angibt: »in einzelnen Zylindern und
Trommeln gegossen, die mit starken Eisenstangen zusammengesetzt sind
(nur die unter den Leuchtertellern hingeführte horizontale Stange ist
späterer Zusatz). Die Bronze war ehemals vergoldet, in die Knäufe
waren Kristalle und Edelsteine eingefügt (jetzt durch farbige Glasflüsse
ersetzt). Die Ziselierung ist mit technischer Virtuosität durchgeführt.
Der Leuchter ruht mit vier Löwenfüßen auf dem marmornen Untersatz.
Die sechs Dübellöcher, die sich an dessen Seiten befinden, weisen auf
ehemaligen Metallbeschlag. Die nägelartig rund herum auf den Unter-
satz aufgesetzten Löwenköpfe sind verlötet. An den vier Ecken des Fußes
ehemals die vier Winde, zwei abgebrochen, nur der Aquilo ganz erhalten^
sitzende halbnackte menschliche Oestalt mit Spruchband aber Tierkopf
mit Hörnern. . . .*
Fast gleichzeitig mit diesem überaus schönen Leuchter entstanden
in Niederdeutschland einige ebenfalls nicht unbedeutende Bronzeguß werke.
Im Jahre 990 beschenkte der Bischof von Verden das Kloster Corvey
282 Von der Antike bis zum 13. JahrfauDdert.
mit sechs erzenen Säulen. Sechs weitere ließ der Abt Deutliemar oder
Thiatmar, der von 983 bis 1001 regierte, bald darauf angeblich in Correy
selbst durch den Erzgießer Gottfried ausfuhren. Im Jahre 1004 wurde
sogar im Auftrage des Abtes Hosad von Correy dem gelehrten Mönche
Widnkind, dem Geschichtsschreiber der Sachsen, ein Bronzedenkmal in
Gestalt einer Säule gesetzt.
Fig. Sil. Der ,Kalserstabl- In Goalar. S. au.
Noch eines bedeutsamen, einst in Corvey vorhandenen, aus Kupfer
gefertigten Werkes ist zu gedenken, eines Kronleuchters, Über den nur
schriftliche Nachrichten noch Aufschluß geben (vergl. Effmann, Zeitschr.
f. ehr. Kunst 1890, S. 211ff.|. Diese Lichtkrone, die, ebenfalls im Auf-
trage des genannten Abtes Thiatmar, vielleicht auch von dem Meister
Gottfried gefertigt wurde, ist in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
von den Mönchen des Klosters vernichtet worden , um die Goldschicht
Fig. 313. TOr in Hildesheim, 1
284 ^ön der Antike bis zum 13. Jahrhundert.
darauf zur Münzprägung zu gewinnen. Ein kurzer Bericht aus dem
17. Jahrhundert gibt an, daß von dem etwa drei Handbreiten hohen mit
Reliefs geschmückten und stark vergoldeten Reife in der Größe eines
Wagenrades Arme nach außen vortraten, die die Kerzen oder vielleicht
ursprünglich Lampen trugen. In der Gestaltung muß jedenfalls dieser
Leuchter von dem bald darauf herrschend gewordenen Typus der Licht-
ironen (vergl. S. 287) abgewichen sein, als deren Vorbild er anzusehen ist.
Ein allem Anscheine nach hochbedeutsames Guß werk wurde um die-
.^elbe Zeit auch in Trier vollendet, ein Tauf brunnen für St. Maximin, als
dessen Meister die Mönche Gozbert und Absalom bekannt sind.
Vielleicht sind auch die mit einem schönen in palmettenartige Blüten
:auswachsenden durchbrochenen Rankenmuster gefüllte Rücklehne und
oberen Seitenteile am Kaiserstuhl in Goslar um das Jahr 1000 in
Deutschland entstanden (Fig. 211, S. 282).
Großartiger wie die angeführten Bronzewerke waren die, die im
-weiteren Verlauf des 11. Jahrhunderts in Hildesheim entstanden, das mit
iseinem großen Bischof Bernward jetzt der Mittelpunkt des deutschen
Kunstschaffens wurde.
Die Hauptschöpfung, die unter der Leitung dieses kunstsinnigen,
vielleicht selbst künstlerisch befähigten Kirchenfürsten entstand, waren
•die beiden mächtigen ehernen Türflügel im Hildesheimer Dome, die im
.Jahre 1015 aufgestellt wurden (Fig. 212, S. 283). Die nächste Anregung
:zur Ausführung dieser gewaltigen, in je acht Feldern mit fast vollrund
vortretenden Relieffiguren geschmückten Türplatten, mögen die Türen
.am Münster zu Aachen gegeben haben, und die diesen in der Ausgestaltung
verwandte Tür am Dom in Mainz ^ die im Auftrage des Erzbischofs
Willigis im Jahre 1007 von Beringer in Bronze gegossen wurden.
Weiter mögen für die Reliefausschmückung, die an den Türen in
Aachen und Mainz fehlt, altchristliche Holztüren, besonders vielleicht die
von Sa. Sabina in Rom vorbildlich gewesen sein. Dargestellt sind auf
♦der Bernwardstür auf dem linken Flügel absteigend Scenen aus der
•Schöpfungsgeschichte bis zu Kains Brudermord, auf dem rechten Flügel
acht neutestamentarische Bilder, unten anfangend mit der Verkündigung
und abschließend mit der Himmelfahrt Christi (vergl. B eis sei, der heilige
Bemward von Hildesheim, Hildesheim 1895, S. 39 ff.).
Das nächstbedeutende Bronzewerk, das unter Bernward in Hildesheim
gegossen wurde, ist die jetzt zu Seiten des Hochaltars im Dome aufgestellte,
fast 5 Meter hohe Christussäule, die von einem langen in Spiralwindungen
herumlaufenden Relieffriese mit Darstellungen aus dem Leben Christi
bedeckt ist (Fig. 213, S. 285).
Auch für die Entstehung dieses Monumentes dürften die oben er-
wähnten Säulen des unfernen Klosters Corvey nicht ohne Einfluß gewesen
286 ^OD der Antike bis zum 13. Jahrhundert.
sein, die Art der künstlerischen Ausgestaltung geht aber wieder auf ältere
Vorbilder zurück, insbesondere auf die Trajans- und Marc Aurelssäulen,
die Bernward bei seinem Aufentbalte in Rom im Jahre 1001 sah.
Die Säule stand ursprünglich hinter dem Kreuzaltare in St. Michael.
Auf ihrem Kapital, das im 17. Jahrhundert zum Glockenguß verwendet
Fig. 2tl. Leuchter in Hildesheim, Mngdalenenkircbe. S. iSe.
wurde, trug sie ein ebenfalls nicht erhaltenes Kreuz. (Beissel a. a. 0.
S. 45 ff.)
Kaum weniger bemerkenswert ist weiter ein gegossenes Leucbterpaar,
das auf Bernward zurückgeht (Fig. 214, S. 286). Diese Leuchter sind
annähernd gleich geformt, 43 cm hoch und waren ehemals vei^oldet.
Eine lateinische Inschrift lautet in der Uebersetzung : „Bernward ließ
diesen Leuchter durch seinen Schüler im ersten Aufblähen dieser Kunst
DeutacfalMd. 287
weder aus Gold, noch aus Silber, sondern so, wie du siehst, gießen."
(Näheres bei Beissel a. a. 0. S. 37ir.)
Eid Hauptwerk Berwards, die große Lichtkrone der Michaelskirche,
ist durch mutwilligen Unverstand ira 17. Jahrhundert zerstört worden
(Kratz, Der Dom in Hildesheim, Hildesheim 1840, S. 100). Doch wie es
scheint, ist uns in einem der beiden nur wenig jüngeren Kronleuchter im
Dome zu Hildesheim ein wenigstens annähernd getreues Abbild des ver-
lorenen erhalten. Von dem größeren der beiden, glücklich in seinen
^^^y^.,/„.*V.i^|
Fig. Sl6, Eranlencbter in Hildesheim, Dom. S. 28r.
Hauptteilen bis auf unsere Tage geretteten, vom Bischof Hezilo (1054
bis 1079) geschenkten köstlichen Kunstdenkmale sagt Kratz a. a. 0.
S. 78, daß Hezilo das Gerät zu demselben noch teilweise in Bernwards
Werkstatt vorfand, ,denn nach dem Plane dieses Künstlers sollte es
ein Nachbild von dem in seinem MichaelismUnster aufgehängten Kron-
leuchter werden; ihn überraschte leider der Tod, und es blieb unvollendet"
(Fig. 215, S. 287).
Der 6 Meter im Durchmesser große mit reich durchbrochenen Laub-
werkbändem gemusterte Reif ist im Wechsel durch zwölf Türme und Tore
gegliedert und trägt 72 Leuchter. In den Toren standen vermutlich die
12 Apo.stet und in den offenen Nischen der Türme die Figuren von
24 Propheten und 24 Tugenden; die Namen über den OeffnuDgen lassen
zum wenigsten darauf schließen. Erhalten ist keine der Figuren, und
nun hat deshalb auch angenommen, daß Lampen in den Nischen auf-
gestellt waren. Keiche Muster in sogen. Email brun und Vergoldung
288 ^(*>i '^^^ Antike bU zum 13. Jahrhundert.
überzogen die Kupferflächen. Inschriften verherrlichen das in der Licht-
krone dargestellte himmlische Jerusalem (nach Offenb. Johannis Kap. 21)
und die Jungfrau Maria, der sie geweiht wurde.
Der Kronleuchter hat eine bewegte Geschichte hinter sich und ist
auch nur mit knapper Not der Zerstörung entgangen; er ist mehrmals
restauriert, die letzte Wiederherstellung noch nicht abgeschlossen.
Der zweite Kronleuchter im Hildeskelmer Dome ist jenem gleichartig,
aber weniger reich gestaltet und nur von halber GrSße. Der üeber-
lieferung nach ist er aber der ältere von beiden, er soll noch vom Bischof
Azelin (1044—1054) gestiftet sein.
Der Gedanke, das hinuuUsche Jerusalem im Lichtgerät darzustellen,
ist, so weit bekannt ist, in annähernd reicher Form von einem Künstler
Flg. ai«. KronUncliter io Aachen, HDnster. B. aM.
vor Bern ward nicht verkörpert, wenn auch Metallreife, selbst in Verbin-
dung mit TUrmcheu, als Lampen- oder Kerzenträger schon früher in den
christlichen Kirchen Verwendung gefunden hatten.
Noch zwei solch mächtiger, in der Ausgestaltung verwandter, zwar
etwa um ein Jahrhundert jüngerer Lichtkronen sind in Deutschland
erhalten, die eine, ein Geschenk Friedrichs Barbarossa, im Münster zu
Aachen (Fig. 21ü, S. 288), die andere, eine Stiftung des Abtes Hertwig,
in der ehemaligen Äbteikirche zu Komburg bei Schwäbisch-Hall (Fig. 217,
S. 289). (Beschreibung beider in Bock, der Kronleuchter . . . im . ■ -
Münster zu Aachen, Leipzig 18Ö4).
Die Mehrzahl der ähnlichen ehemals in Deutschland vorhandenen
Werke ist verloren. Außer den bereits genannten seien davon noch
erwähnt die unter dem Bischof Keginbald gestiftete Lichtkrone, die den
Dom in Spcier zierte, aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, die Lichtkrone
in der Stiftskirche zu Weißetiburg i. E., die als ein Geschenk des Franken-
königs Dagobert angeseben wurde , ein Kronleuchter , der Tom Abte
Hermatm I. um das Jahr 1100 nach S. Pantaleon in Köln gestiftefwurde
und zwei Lichtkronen, die unter dem Stiftsdechanten Stavilo fUr St. Severin
in Köln ausgeführt wurden, von deren größerer sich nur eine ungenaue
Abschrifl der Inschrift erhalten hat. (Bock, Das heilige Köln). Ein sehr
großer und reicher Kronleuchter, vermutlich aus derselben Zeit, befand
sich ehemals in St. Lambert in Lattich. Auch in Frankreich scheint,
wie hier sogleich erwähnt werden mag, eine Reihe derartiger Lichtträger
aus dem 12. Jahrhundert vorhanden gewesen zu sein, die teils erst in
Fig. IIT. Kronleuchter in Eomburg, Abteikircbe. S. 2es.
der großen Revolution vernichtet wurden. Einiges Nähere ist bekannt
Ober die Licbtkronen, die sich ehemals in der Kathedrale 'von Sayeux,
in St. Remy in Rheims und im Dome in Toni befanden.
Sttddeutschland hat nur wenige Werke aufzuweisen, die den ange-
fthrten vergleichbar sind, doch war man auch dort in jenen Zeiten im
Srzguß nicht unerfahren, und wenn die zeitliche Bestimmung richtig ist,
entstanden dort schon in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts die reich
gestalteten und mit Silberauflagen verzierten sogenannten Tassiloleuchter
im Stifte Kremsmünster (Fig. 218, S. 290). (Mitt. zur Erf. u. Erh. der
Baudenkm. 1859, S. 44ff. mit Abb.)
Um die Mitte des 10. Jahrhunderts sollen (nach Sighart, Gesch. der
EOnste in Bayern I, S. 121) ftir die Wallfahrtskirche zu Mauerskirchen bei
Braunau bereits ein paar eherne Bilder des Herzogs Heinrich I. von Bayern
LSei, Unedle Metalle. 19
290 Vo» ^ci' Antike bis zum 13- Jabrhundert
und seines Feldherm Raboto ausgeführt sein, in Erfüllung eines Gelabdes,
das der Herzog vor seinem siegreich beendeten Auszuge gegen die Ungarn
im Jahre 948 getan hatte.
Weiter wird von dem im Jahre 1004 gestorbenen Bischof Gottschalk
zu Freising berichtet, daß er einen Erzgießer nach Tege}-nsee entlieh,
Fig. 218. Tiusiloleachter Im Stifte Kremamflnster. S. %S».
WO, wie wir wissen, damals ein Meister Werinher ein kunstreiches
Taufbecken goß.
Ein paar merkwürdige Arbeiten, die mutmaßlich auch noch in spatkaro-
ÜDgisch-ottonischer Zeit entstanden, befinden sich am Ostgiebel des Mflnsters
in Konstanz. Es sind drei gravierte und vergoldete Eupfermedaillons, auf
deren mittlerem eine Majestas Domini und auf deren seitlichen S. Eouad
und S. Pelagius dargestellt sind.
Deattcbland.
Das erhaltene Hauptwerk der süddeutschen Erzgießkunst aus dem Be-
ginne unseres Jahrtausends ist die TUr am Dome zu Augsburg, deren Ent-
stehung wohl mit Recht in der Zeit zwischen 1060 und 1063 angenommen
TOr in Augabnrg, Dom.
ist (Fig. 219, S. 291). Die Tür ist im Gegensatz zur Hildesheimer Tür aus
einzelnen sehr flach reliefierten umrahmten Tafeln zusammengesetzt, von
33 Tafeln sind 10 doppelt, in fast völliger Gleichheit vorhanden. Lange
hat die Deutung des Zusammenhanges der Reliefs Schwierigkeiten bereitet.
292 Von der Antike bis zum 18. Jahrbundert
Merz hat in seiner Schrift: Die Bildwerke an der Erztür des Augs-
btirger Doms, Stuttgart 1885, nachgewiesen, daß an Stelle der erhaltenen
Tür ursprünglich zwei gleiche aus je 28 Feldern (einschlieBlich zweier
Felder mit Löwen köpf tUrrin gen) in vier senkrechten Reihen geftigte vor-
Fig. 130. LOvendenkmal in Braanachwcig. S. in.
handen waren, und daß die Reliefs mit alttestamentUchen Szenen auf
den Mittelreihen und die ReUeföguren der Könige, Priester, Propheten etc.
auf den Äußenreihen in ihrer Gesamtheit die ecclesia, die Kirche, dar-
stellen sollen.
Ein paar ganz eigenartige Lichtgeräte, die beide im 11. Jahrhundert
Bentachland. 293
entstanden zu sein scheinen und sich im Dame zu Erfurt befinden, mögen
ferner hier erwähnt werden. Das eine ist ein Kandelaber mit einer fast
lebensgroßen, als Wolfram bezeichneten Gestalt in langem Gewände auf
einem von vier Drachen getragenen
Postamente. Eine Inschrift darauf
lantet ohne die Abkürzungen: .Wolf-
ramus. — ora pro nobis sancta Dei
genetrix. — Hiltiburc. — Ut digni
ofBciamus gratia Dei*. Man darf
annehmen, daß die Stifter in den
Namen genannt werden.
Der zweite jetzt im Schutzge-
wölbe verwahrte Beleuchtungskörper
ist eine Ampel mit zwölf sternförmig
angeordneten Tüllen für die Oel-
dochte, die an einem röhrenförmigen
Oberteile hängen, der auf vier Keifen
mit biblischen Darstellungen in fla-
chem Relief geschmückt ist, und aus
dessen oberer, glockenförmiger Endi-
gung acht Tierköpfe an gebogenen
Hälsen herauswachsen. Beide Werke
sind zweifellos Arbeiten sächsischer
Künstler und von außerordentlicher
Bedeutung (vergl. B u c h n e r , Zeit-
schrift fQr christliche Kunst 1903,
Sp. 143— 15Ö).
Im 12. Jahrhundert scheint der
Kreis der Orte, an denen der Erz-
guß eine künstlerische Pflege erfuhr,
wesentlich erweitert zu sein, üeberall
sind aus dieser Zeit in Deutschland
Bronzewerke erhalten , über deren
Ursprung in vorher künstlerisch
wenig hervorgetretenen Landschaften
uud Städten wir zum Teil unterrichtet
sind. Daß das nördliche Deutschland
die Vorrangstellung behauptet, kann
kaum wundernehmen. Im alten säch- "'"'- '"■ ^'^tÄe^^Dam!' ;':",^:^'"""""
sischen Lande entstand vielleicht das
schönste und eigenartigste Erzgußwerk des 12. Jahrhunderts, der große
Idwe, den Herzog Heinrich der Löwe vor seiner Burg Dankwarderode
294 Von der Antike bis zum 13. .Tahrhundert.
in Braunscktveig im Jahre 1166 als ein Denkmal auf hohem Sockel auf-
stellen ließ (Fig. 220, S. 292).
Diesem ersten selbständigen freiplastischen Werke in Deutschland
sind einige um dieselbe Zeit f^eschaffene Schöpfungen der Porträtplastik
an die Seite zu stellen, die erzene Grab-
platte des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben
(t 1080) im Dome zu Merseburg (Fig. 221,
S. 293), die Reliefplatte des Erzbischofs
Friedrich von Wettin (t 1152) (Fig. 222,
S. 294) und des Erzbischofs Wichmann
(t 1192) oder Ludolf (f 1205) {Fig. 223,
S. 295) im Magdeburger Dome. Auf allen
dreien sind die Bilder der Verstorbenen inner-
halb eines erhöhten Bandes in etwa Lebens-
größe dargestellt.
Die Grabplatte Friedrichs von Wettin
steht, wie Ad. Goldschmidt nachgewiesen
hat (Jahrb. d. preuB. Kunstsammlungen 1900,
S. 227), in unmittelbarem Zusammenhanij^
mit einem großen sächsischen Bronzenerke.
das wie jene Platte damals in Magdeburg
ausgeführt wurde, nämlich zu der £orssun-
schen Tür an der Sophienkircbe in Now-
gorod, die dem Inhalt ihrer zwar reicheren
Reliefdarstellungen nach der Augsburger TQr
verwandt ist. Diese Türflügel wurden zwi-
schen 1152 und 1156 in Magdeburg durch
den Meister Riquinus und seine Gehilfen
Abraham und Waismuth gegossen, und
auf Grund der gleichartigen Detailbehandlung
glaubt Goldschmidt denselben Riquinus als
den Verfertiger jener Grabplatte annehmen
zu dürfen. Die Neigung des Künstlers zur
Porträtbildner ei läßt er auch auf den TOr-
Fig^Mä. Oraükapeiie Friedrichs flügeln erkennen, auf denen er sich und
seine Gehilfen in Zeittracht dargestellt hat.
Eine Bronzetür am Dome in Gnesen mit 18 ReKefdarstellungen aus
dem Leben des hl. Adalbert ist als weiteres hervorragendes deutsches
Gußwerk des 12, Jahrhunderts anzuführen, lieber eine Bronzetttr dieser
Zeit, die sich ehemals in Petershausen in Baden befand, geben nur un-
genügende Nachrichten Aufschluß.
In größerer Anzahl hat sich in Deutschland ein in Bronze gegossenes
Deutachlani). 295
Türbeschlagmotiv auch an sonst mit Eisen armierten TUren erhalten,
das schon im Altertum verwendet wurde, nämlich eine Löwenmaske
mit Ring im Maule. Angeführt seien die vier Beispiele am Dome in
Trier mit der auch technisch sehr bemerkenswerten Inschrift: „Magister
Nicolaus et Magister Johannes de Bincio nos fecerunt" und: „Quod
fore cera dedit, tulit ignis et es tibi regdit."
Als Werke der Braunschweiger Gieß-
hStte dürfen außer dem Löwenmonumente
noch ein paar andere dort erhaltene aus-
gezeichnete Erzwerke angesehen werden,
deren eines, der Marienaltartisch (Fig. 224,
S. 296) auf fQnf ehernen Säulen, nach-
weislich von Mathilde, der Gemahlin Hein-
richs des Löwen, im Jahre 1188 auf dem
Hochchor errichtet wurde, während das
andere großartigere , der siebenarmige
Leuchter (Fig. 225, S. 297), der sehr un-
sicheren Tradition nach von Herzog Hein-
rich nebst anderen Kostbarkeiten aus dem
Orient mitgebracht sein soll; urkundlich
erwähnt wird er zuerst im Jahre 1223,
Gegen die Richtigkeit der Ueberlieferung
spricht jede Ueberlegung, man darf mit
Sicherheit die Entstehung in Niedersachsen
annehmen. Ob bei der Modellgestaltung
ein französischer Künstler behilflich war,
wie Pfeifer (a. a. 0.) besonders aus der
Formverwandtschaft mit dem (nur zum
kleinen Teil erhaltenen) Kandelaber in
St. Remy zu Reims folgern zu dürfen
glaubt, muß dahingestellt bleiben, beson-
ders wahrscheinlich ist die Annahme aber
nicht. Der Leuchter hat ohne den Stein-
sockel eine Höhe von 4,80 m und zwischen
, .. o • ■ T. -, j Fip. m. firHhplttltp des Enbischofs
den äußeren Armen eme Breite von 4 m. WichmunnDderLiiduirin Magdeburg.
Die ursprüngliche Aufstellung, vielleicht
vor dem Eauptaltare auf dem hohen Chore, ist bisher nicht unzweifelhaft
festgestellt. (Die Füllungen am Fuße des Leuchters sind um 1830 an
Stelle der verlorenen alten eingefügt.)
Ein diesem Kandelaber sehr verwandter befand sich bis zum Jahre
1792 in der Michaeliskirche zu Lüneburg. Auch er galt der Ueberlieferung
nach als ein Geschenk Heinrichs des Löwen, und neuere Untersuchungen
296 Von der Antike bis inm 13. Jahrhundert.
haben es wahrscheinlich gemacht, daß dieser Fürst ihn bei Gelegenheit
des Todes seines im Jahre 1167 in Lünebui^ ums Leben gekommenen
Sohnes stiftete. Einige vor seinem Einschmelzen beigestellte Zeichnungen
n BmuD schweig, Dom (Dach Gallhabaad).
lassen die Bedeutung dieses großartigen, zweifellos auch niederdeutschen
Gußwerkes zum wenigsten annähernd ermessen. Die Fußbildung ist der
des Braunschweiger Leuchters ähnlich. Der obere Aufbau ist einfacher
Deutschland. 297
und zeigt nicht die elegante Biegung der Arme, vielmehr ist wie beim
Essener Leuchter die einfache Halbkreislinie bei je zwei gegenüberstehenden
Armen im Anschluß an das Vorbild aus dem Tempel in Jerusalem bei-
Fig. US. Siebe n^mlgei Leuchter in Braunsclin'eig, Dom. S. 196.
■•ehalten. Von besonderem Interesse ist auch die bei anderen Leuchtern
nicht in gleicher Art wiederkehrende Symbolik in der Gestaltung des
298 Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert.
FuQes (vergl. Graeven, Der untergegaogene siebenarmige Leuchter des
Michaelisklosters in Lüneburg, Zeitschr. f. christ. Kunst 1902, Sp. 33 ff.)-
Noch einige kaum minder bedeutende Bronzekandelaber, die eben-
falls in der zweiten Hälfte des 12. oder zu Anfang des 13, Jahrhunderts
entstanden sein müssen, bestätigen das glänzende Können deutscher Meister
jener Zeit. Leider sind deren reichste in deutschen Kirchen noch ver-
wahrte nur teilweise erhalten, vom Leuchter im Veitsdome in Prag
(B er
Ol ß
Fie. 136. KandelaberruB io PraR, Uum. S. 2es.
in Mittelalt. Kunstdenkm. d. Österr. Kaiserstaates Bd. I S. 197 ff., über
den Klostemeu burger; Derselbe, in Mitt. d. Zentralkomm. 1861, Bd. 6
S. 331 ff.).
Künstlerisch den genannten nicht ganz ebenbürtig und weniger reich
ausgestaltet ist der siebenarmige Leuchter in der Busdorfkirche zu Pader-
born. (Vergl. Ludorff, Bau- und Kunstdenkm. von Westfalen Bd. VD
S. 124 Taf. 95.) Der Dom von Bamberg besitzt einen hohen pracht-
vollen Wandelleuchter . . . mit Emails, wahrscheinlich einst siebenarmig,
jetzt verunstaltet (Sighart).
Von einem Kandelaber, der vielleicht noch im 11, Jahrhundert für
St. Severin in Köln ausgeführt wurde, ist nur eine Aufzeichung der In-
schrift erhalten (Bock, Das heilige Köln).
Der schönste unter allen großen siebenarmigen Leuchtern, die als
Werke niederdeutscher Künstler gelten dürfen, steht in bester Erhaltung
im Mailänder Dome (Fig. 227, S. 299 und Fig. 228. S. 300). Dieses kost-
liehe als .Baum der JuD^^rau" bezeicbnete Denkmal mittelalterlicher
-^<)tist, dos woU um das Jahr 1200 entstanden ist, zeugt tod einem
^'^hdiiiieit'üsitine im Qesamtaufbau und in allen Einzelteilen, von einer Er-
Fig. 19T. SlebeDormiger Lencbler in Hsiland, Dom. S. 2W.
findungskraft und einem Sinne für plastische Darstellung, wie man es
sonst nur von den großartigsten Schöpfungen der deutschen und fran-
zösischen Baukunst und Bildnerei des 12. und 13. Jahrhunderts rflhmlich
sagen kann.
300 Von der Antike bis zum 13. JahrbuDdcrt
Den glänzendsten Mittelpunkt des ganzen über i m hohen Werkes
bildet mit der reichen Darstellung des Zuges der heiligen drei Könige
und der Madonna der zweite. Knauf oberhalb des Fußes. In Verbindung
mit strengen RankenzUgen finden sich ferner am Leuchter die zwölf
Zeichen des Tierkreises, acht Gestalten der Tugenden und Laster, vier
Flg. %W. Fufi des alebenarmlgen Leuchters im Dome zu UallsDd. S. its.
freie Künste, die ParadiesesfiUsse , acht Prophetenfiguren und allerband
Getier.
Die bisherigen Untersuchungen Über dieses Prachtwerk sind sehr qd-
genügend, ein nur halbwegs sicherer Nachweis Ober die Herkunft liegt nicht
vor. Als eine itaUeniscbe Arbeit wird der Leuchter selbst in Italien nicht
angesehen, neben Deutschland und den Niederlanden könnte nur Franfc*
reich noch als das Entstehungsland in Betracht kommen. Das einzige
erhaltene größere französische Bronzewerk, das zum Vergleich herang^
Deutschland. 301
zogen werden kann, der Leuchterfuß in Reims (s. S. 308), ist besonders
in den Figuren sehr viel befangener; am nächsten verwandt in Haltung
und Gebärde sind den Figuren des Mailänder Leuchters die des Prager
Fußes. Auch im Rankenomament schließt er sich an eine Reihe deutscher
Guß werke am ehesten an.
Von größeren und figürlichen deutschen Erzgußwerken, die im 12.
oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden, sind noch von beson-
derem Interesse ein Taufkessel im Dome zu Osnahrück, ein etwa 1 m
hoher, aus fünf Stücken zusammengesetzter gekreuzigter Christus in Werden
(Rheinland), der „Crodoaltar" in Goslar und die Figur einer sitzenden
Maria, unbekannter aber vermutlich deutscher Herkunft im Kestn er-
Museum in Hannover.
Der Taufkessel in Osnabrück enthält in der Inschrift: „Wilbernus
Petre confert istut tibi donum, Ut per te summum possit habere bonu(m)'*
den Namen des Stifters. Als Meister nennt sich Gerardus. Das schlicht
eimerförmige Gefäß ruht auf drei Klauenfüßen. Am Oberteile zwischen
zwei Inschriftbändern finden sich in nach oben offenen Halbrunden flache
Rehefs, die auf die Taufe Bezug haben. Ein ähnlicher Taufkessel be-
findet sich nach Mit ho ff im Dorfe Oesede.
Ein Meister Gherardus goß auch den Taufkessel in Sieh bei Ham-
burg, dieser wird aber von Lotz (Topogr.) als „gotisch* angesprochen.
An dem aus Bronzeblechen zusammengefügten, anscheinend aus dem
Kloster Hersfeld stammenden und vielleicht noch dem 11. Jahrhundert
augehörenden Cordoaltar in der allein erhaltenen Vorhalle des Goslarer
Doms sind vor allem die vier tragenden Figuren bemerkenswert. (Vergl.
Wulff, Kunstdenkm. der Prov. Hannover S. 47, Abb. S. 59.)
Die vortrefflich modellierte Madonna in Hannover^ in etwa ein Viertel
Lebensgröße, hielt ehemals ein Christuskin^d auf dem Schöße.
Von den überaus zahlreichen kleineren in Bronze gegossenen Gegen-
ständen, die sich in Deutschland aus dem 12. Jahrhundert erhalten haben,
sollen wenigstens einige der wichtigsten gruppenweise angeführt werden.
Kunstreich gestaltete drei- oder vierfüßige, teils mit Email ge-
schmückte Altarleuchter in der Größe von etwa 15 — 30 cm befinden
sich im Hildesheimer Dom, in der Jakobikirche in Stendal, im Dome zu
Fritzlar, im Kloster Äu am Inn, in Ueberlingen in Baden und im Museum
zu Stuttgart.
Neben diesen besten Beispielen des gewöhnlichen Typus, bei dem
aus dem drei- oder vierteiligen Unterteil ein Schaft hervorwächst, der
oben Lichtteller und Eerzendorn trägt, kommen Leuchter in phantastischen
Formen vor, besonders solche, bei denen eine Tierfigur den tragenden
Unterteil bildet.
Den Leuchterunterteilen auf mehreren Füßen ähnlich gestaltet, auch
302 Von der Antike bis zum 13. Jahrhundert.
zum Teil als solche augesprocben , sind einige ausgezeichnete Füße von
Kruzifixen, deren reichste und schönste wohl die in Haus Offer, genannt
nuhr i. W. (Fig. 229, S. 302), im Dome zu Chur (Schweiz), in der
Michaelisbirche zu Lüneburg, im Kunstgetcerbemusaim in Berlin (Inv.
N. K. 4165) und im Sotitli Kensington-Museum in London (Obernetter,
Ausstellung München 1876 Nr. 82) verwahrten sind.
Bei dem Kreuzfuße in Offer tragen zwei auf quadratischem, abgestumpft
pyramidenförmigen, durchbrochenen Unterteil stehende Engel eine Hülse,
in der das Figürchen Abra-
hams (?) angebracht ist. Aehn-
lich ist die Anordnung bei einem
der Füße in Chur. Dieser zeigt
(nach Rahn, Oesch.d.b. Künste
in d. Schw. S. 278): ,auf nied-
riger PUnthe zwei Engel, die in
gebückter Haltung einander
gegenüberstehen und mit äußer-
ster Anstrengung den zylindri-
schen Fuß des (nicht mehr vor-
handenen) Kreuzes tragen. Unter
diesem Einsätze zwischen den
Engeln ruht eine bärtige Figur,
die ihr Gewand Über sich zieht,
oder dasselbe ablegt. Sie stellt
Adam vor, wie die Inschrifl
erklärt, der zu neuem Leben
erwacht." Da.sselbe Motiv ist
Fig. a» KreuzhiD in Haus off«r, gen. Ruiir i. w. auch am Lüneburger Kreuzfuße
verwendet. (Vergl, Vogell,
Kuostarbeiten aus Niedersachsens Vorzeit.)
Ein zweiter KreuzfuS im Dome zu Chur, der in acht Feldern mit
durchbrochenen Ranken und vier darüber sitzenden Evangelistengestalten
geschmückt ist, ist das Werk eines Meisters Azzo (Rahn a. a. 0.
S. 278 f.).
Nur wenige Beispiele ganz in Bronze gegossener ReliquienkästAii
aus dem 12. Jahrhundert sind in Deutschland bekannt. (Auf die köst-
lichen in Kupfer gegossenen Zierate an einigen der großen rheinischen
Reliquienschreine sei hier nur hingewiesen.) Das hemerkenswertest«
darunter befindet sich in Xanten, ist bausförmig mit gewalmtem Dache,
und scheint ehemals eine Kreuzigungsgruppe getragen zu haben (Fig. 230,
S. 303). Die Wände sind in durchbrochenem Grunde mit Reliefbildem
und sitzenden Figuren auf den Ecken des Daches verziert (Christus in
Deutschland. 303
Mandorla nod EvaDgelistensymbole, Verkündigung und Apostel). Ein
ähnliches ßeliquiar besitzt das Nationalmuseum in München (Katalog
Bd. V Nr. 254).
Unter den in Bronze gegossenen Reliquiartjpen anderer Art sind
Ton besonderem Interesse die btlsten- und kopfförmigen, die vergoldet
und mit Bemalung vorkommen. Das am reichsten ausgestattete unter
Flg. tso. Kastenrellquiar in Xanten, Dom. S. 30i,
diesen ist das in Cappenberg i. W. Andere befinden sich im Kestner-
Museum in Hannover (aus Fischbeck, Fig. 231, S. 304), im Stifte Melk
(Niederösterreich) und im Dome zu Erfurt; ein in Kupfer getriebenes
and vergoldetes Kopfreliquiar aus der Lambertskirche in Düsseldorf be>
sitzt der FUrst von Eohenzollern in Sigmaringen.
Solche Köpfe wurden im 12. Jahrhundert auch biiuSger als Gieß-
gefäße (Aquamanilen) verwendet, wie eine Keihe erhaltener Stücke beweist,
von denen die wichtigsten sich im Nationalmuseum in Budapest, in der
Marienkirche zu Stendal und im Münster zu Aachen befinden.
Im allgemeinen bevorzugte man fUr Gießgefäße, mit deren künst-
lerischer Ausgestaltung man anscheinend im S. Jahrhundert begann, phan-
304 ^on der Antike bia zum 18. Jahrhanderi
tastische Tierformen. Aus dem 12. Jahrhundert sind Aquamanilen in
Greifenform, in Form von Löwen, in Hahnform, in Art von Centauren
gestaltete u. a. m. in größerer Zahl erhalten.
Ueberaus kunstreich verziert wurden auch in Deutschland damals
die Räucherbecken. Wie solch ein Werk aufs beste zu gestalten und
in Bronzeguß auszuführen sei, lehrt in ausführlicher Beschreibung der um
das Jahr 1100 in Nieder deutschland lebende Mönch Theopbilus in seiner
bekannten Schedula
(TJebersetzung von I
fQr Eunstgesch. B<
Annales arcb^olog. ]
eine Rekonstruktion (
In ihren Hauptb
zeit im wesentlicher
kommen R'äucherb«
christlicher Zeit vo
antiquarium in Man
spiel beweist (Roi
werbeblfttt 1892, S.
zum Stehen eingericl
napfartigen Untertei
reich ausgeschmückt
sind verschiebbar a
die durch Oesen g<
Fig. 111. Koprreiiquiur ans Fiachbcck. einer Tragplatte be
a«««r, ff«<«r.Jf-™™. S.HflS. j^ Q^^^^ ^^jj^ g^^^
Das schönste deutsche in Bronze (Kupfer?) geg<
des 12. Jahrhunderts beiludet sich jetzt im Dome zu
i. d. Eifel, Fig. 232, S. 305). Es zeigt im Quersc
Kreuzform und ist turmartig aufgebaut. Unten finden sich zwischen
Rankendurchbrechungen vier unbekleidete Gestalten, fiber diesen die Halb-
figuren von Aron, Moses, Isaak und Jeremias. Auf den Dächern der
Kreuzarme haben Abel, Melchisedek, Abraham mit Isaak und Isaak
mit Jakob ihren Platz gefunden. Inmitten der vier Nebentürme thront
oben in der Mitte Salomo auf einem Löwensessel. Die Tragplatte ist
mit den Halbfiguren der Evangelisten geziert. Schriftbänder beziehen
sich auf die Darstellungen; am Fuße nennt der Meister (?) seinen Namen
Gozbertus.
Auch einige in Bronze gegossene eimerförmige Weihwassergefaße
(Sprengkessel) sind in Deutschland aus dem 12. Jahrhundert erhalten;
angeführt seien die Beispiele in Sigmaringen, aus der Abteikirche von
Reickenau, im Dome zu Speier und in der Stiftskirche zu Berchtesgaden.
Niederlande. 305
VieEeicht geliört das in der Kirche zu WaUenhorst bei Osnabrück noch
m diese Zeit.
Hinjfewiesen sei schließlich noch auf eine Gruppe in verschiedenen
Teilen Deutschlands und auch in den Nachbarländern Torkommender
runder BronzescbUsseln, auf denen sich verschiedenartige allegorische und
Fig. lai. Bancherbeckfn aus Bnchholz i. d. Eifel. Trier, Dom. S. Ml.
mythologische Darstellungen, zumeist aber die Personifikationen der
Tugenden und Laster eingraviert finden. (Näheres bei G r e m p 1 e r,
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift Bd. V S. 271 ff.)
Niederlande.
Zweifellos in engem Zusammenhange mit den niederdeutschen Gieß-
htttten gelangte die ErzguBtechnik in den Niederlanden seit dem 11. Jahr-
hundert auf eine hohe Stufe der Entwicklung. Kleinere, fUr den
täglichen Gebrauch bestimmte GuBwaren beschäftigten wohl die nieder-
Lner, Dnedle Metalle. 20
306 Von der Antike bis zum 13. Jahrhundert
ländischen Gießer in erster Linie (Dinant war für diese Gegenstände der
Herstelluugsmittelpunkt, daher die Bezeichnung Dinanterie), doch fehlen
schon aus dem 12. Jahrhundert einige, auch künstlerisch sehr bedeutsame
größere Guß werke nicht.
Das älteste und schönste unter diesen Monumenten ist das Tauf-
hecken in der Bartholomäuskirche zu Lüttich (ursprünglich ebenda in der
Frauenkirche; Abb. in: Heibig, La sculpture ... au pays de Liege . . .
Taf. 7 und 8).
Auf dem walzenförmigen, oben und unten durch Profile begrenzten
Kessel sind in kräftigem Relief biblische und legendarische Taufszenen
in bewundernswürdiger Einfachheit dargestellt.
Das Gefäß ruht auf einem Unterteile, aus dem 12 Rinder mit ihrer
vorderen Hälfte herausragen, die der Inschrift nach die Nachfolger der
Apostel darstellen, durch deren Vermittlung sich in die Stadt Gottes der
Strom ergießt, der die glücklichen Bewohner reinigt.
Ueber Zeit und Verfertiger dieses vortrefflichen Werkes geben In-
schriften keine Auskunft, aber schriftliche Nachrichten lassen keinerlei
Zweifel darüber, daß es unter Abt Helinus von Lambert Patras, einem
Gießer in Dinant, im Jahre 1112 ausgeführt wurde (Cahier et Martin,
Melanges d'archeologie Bd. IV S. 99 ff.).
Ein zweiter Bronzetaufkessel aus St. Germain in Tirlemont (fläni.
Thienen) befindet sich jetzt im Museum zu Brüssel, er trägt die Jahres-
zahl 1149.
Der Kessel mit vierzehn heiligen Figuren und Gruppen in einer
Arkadenreihe, ruht auf einem von vier liegenden Löwen getragenen Fuße,
aus dessen pfeilerartigem Mittelschaft zwei Vorderkörper von Löwen mit
darauf reitenden Figuren herausragen*
Frankreich.
In Frankreich sind größere Bronzewerke noch früher als in Deutsch-
land nachweisbar, dennoch ist die Gießtechnik, wenn man von den letzten
Jahrhunderten absieht, niemals auch nur annähernd so umfangreich künst-
lerisch verwertet wie gerade bei uns.
In St. Hilaire in Poitiers befand sich bereits im 7. Jahrhundert ein
allem Anscheine nach als Lesepult benutztes Gerät, dessen Oberteil ein
vergoldeter Adler bildete, der auf einer Stütze befestigt war, deren Fuß
die Evangelisten und andere Figuren schmückten.
Im 10. und 11. Jahrhundert werden gleichartige Geräte erwähnt,
doch erst aus späteren Jahrhunderten sind sie in größerer Anzahl er-
halten (vergl. S. 359).
Frankreich. 307
Der bekannte, in Paris (Bibl. nat.) verwahrte bronzene sogen. D^obert-
stuhl (Fif^. 233, S. 307) wird in seinem unteren Teile auf den Bischof
Eligius von A^oyon (588 — 659) zurückgeführt; die BUcklehne wurde durch
den Äbt Suger von St. Denis im 12. Jahrhundert hinzugeftigt.
In einem Inventare von Fontenelle in der Normandie aus dem
Fig. «as, DBgobertstnhI. r»r(t, Bibl. nai. S. aoj.
Jahre 806 wird ein siebenarmiger Leuchter erwähnt, der mutmaßlich
auch in Erz gegossen war.
Bronzene TUrringe in Löwenmasken wurden im 11. Jahrhundert
!- B. fUr die Kirche in Puy-en-Velay und die Kathedrale von Noyon
au^efilhrt.
Ginige Hauptdenkmale der Erzgießkunst entstanden im 12. Jahr-
bundert in Frankreich. Der schon genannte Abt Suger ließ im Jahre
lUO für die Kirche von St. Denis große Türflügel in Bronze gießen.
308 Von der Antike bis zum 13. Jahrhundert.
auf denen in Relief die Leidensgeschichte, die Auferstehung und die
Himmelfahrt Christi dargestellt waren; im Jahre 1706 waren die Flügel
noch erhalten. Auch Bronzegitter ließ derselbe Abt für St. Denis an-
fei'tigen, die erst im Anfange des 10. Jahrhunderts zerstört sein sollen.
Das großartigste französische Oußwerk des 12. Jahrhunderts dürfte
Flg. S34. PuÜteil von einem Biebenarmigen Kandelaber in Reims. St. Remy. S. S09.
der siebenarmige Leuchter in St. Remj zu Heims gewesen sein, von Aem
leider auch nur ein überaus schönes Bruchstück erhalten ist (Fig. 234,
S. 308).
Der Kandelaber fiel, wie zahllose edelste alte französische Kunst-
werke, den Stürmen der Revolution zum Opfer, nur eine Beschreibung
aus dem 17. Jahrhundert vervollständigt das erhaltene Drittel des Fußes
Pronkreicb, Eagland.
ZU einem Gesamtbilde. Nach dieser BeschreibuDg war der Leuchter
13 Fuß hoch und 15 hreit, er bestand aus acht Teilen, lieber dem drei-
seidgen Fuße verzweigte sich der Mittelschaft symmetrisch jederseits in
drei Arme, die, wie der Mittelschafl, oben einen Kerzenteller trugen, und
an deren Schnittpunkten auf Knäufen und auf Vasen, die von geflügelten
Gestalten getragen wurden, Kristalle funkelten. Nach Didron (Manuel
des Oeuvres de bronze etc.) sollen
sich ähnliche Kandelaber in der
Abteikirche von Chtny und in der
Kathedrale von Bat/eux befunden
iiaben. Ein roh modellierter in
Bronze gegossener Taufkessel, an-
geblich aus dem 12. Jahrhundert,
ist (nach Fortnum) in der Kirche
von Sf. Evrouet in der Normandie
erhalten.
Auch kleinere Altarleuchter,
Rsuchergefäße u. dei^l. in Bronze-
guß kommen in Frankreich in ähn-
hchen Formen vor, wie sie die
deutschen Meister des 12. Jahrhun-
derts bildeten, doch stehen die fran-
zösischen Werke den deutschen, so-
weit die erhaltenen Beispiele einen
Schluß gestatten, im allgemeinen an
Erfindungsreichtum nach.
Schließlich sei eines flachen
in Bronze gegossenen Buchdeckels
gedacht, der in durchbrochenem
Grunde das Lamm Gottes und die
vier Paradiesströme mit gravierter
Innenzeichnung aufweist und als
eine französische Arbeit des 12. Jahr-
hunderts gilt. (Zeitschr. f. christl.
Kunst 1890, Sp. 181.)
England.
In England ist der Erzguß nie-
mals zu einer nur annähernd äbn-
hchen Entfaltung gekommen, wie
auf dem europäischen Festlande, die
310 13. Jahrhundert.
Mehrzahl der dort erhaltenen Bronzewerke ist nicht von einheimischen
Meistern ausgeführt.
Das älteste anzuführende Werk, der künstlerisch für seine Zeit sehr
hoch stehende Gloucester-Leuchter im South Kens.-Museum in London
(Fig. 235, S. 309), scheint als eine englische Arbeit des 12. Jahrhunderts
angesehen werden zu müssen, obschon sonst keine Spuren verraten, daß
man damals in England die schwierige Technik des Erzgusses in einiger
Vollkommenheit gepflegt hat. Der etwa ein halbes Meter hohe Glou-
cester-Leuchter gleicht im Aufbau und in der Symbolik der Darstellung
besonders den Bernwards-Leuchtern, ist aber noch reicher und freier
in den Einzelformen. Den ursprünglichen Bestimmungsort des schon früh
nach Frankreich gelangten Leuchters bekundet eine Inschrift auf dem
Spiralbande des Schaftes, die zugleich mit einiger Sicherheit auf seine
Entstehungszeit schließen läßt, sie lautet: „Abbatis Petri gregis et devotio
mitis me dedit ecclesie sei Petri Gloecestre". Es ist festgestellt, daß ein
Abt Petrus zu Anfang des 12. Jahrhunderts dort regierte, vermutlich bis
1112, in dieser Zeit dürfte also der Leuchter angefertigt sein, der Form-
charakter kann diese Annahme nur bestätigen.
Spanien.
Maurische Künstler scheinen die Technik des Bronzegusses im
Mittelalter nach Spanien gebracht zu haben, eine bescheidene Reihe dort
erhaltener Erzarbeiten läßt über diesen Ursprung keinen Zweifel.
Unter anderem ist im Museum zu Gordova ein Hirsch erhalten^ der
als eine maurische Arbeit des 10. Jahrhunderts gilt und der mutmaßlich
zu einem Brunnen gehörte.
Als eine um das Jahr 1000 entstandene spanisch-maurische Arbeit
vrird zumeist auch der große in Erz gegossene Greif angesehen, der
sich im Campo Santo zu Pisa befindet (nach Prisse d'Avennes ist es
eine in Aegypten gefertigte arabische Arbeit aus dem Anfange des
11. Jahrhunderts).
Dreizelmtes Jalirlumdert.
Das 13. Jahrhundert ist für die Bronzekunst nicht in gleichem
Maße eine Periode des Fortschritts, wie es die vorhergehenden Jahr-
hunderte gewesen waren. Es möchte fast scheinen, als ob einerseits die
Erkenntnis, die älteren Meisterwerke an künstlerischer Kraft nicht über-
Deutschland. 311
bieten zu können, zu einer Schlaffheit im Streben geführt hätte und als
ob anderseits die jetzt -überall ohne Schwierigkeit beherrschte Gußtechnik
und vielleicht auch der jetzt geringer veranschlagte Wert der Bronze
den Reiz in den Gemeinden abschwächte, bedeutsame Bronzewerke in
ihren Kirchen aufzustellen.
Die Anzahl der im Vergleich zu den älteren, wirklich bedeutenden
Erzarbeiten des 13. Jahrhunderts ist nicht sehr groß.
Deutschland.
Eine Reihe deutscher Gußwerke gehören wiederum zu den besten, die
damals in Europa geschaffen wurden, insbesondere einige große Tauf-
kessel, die, wie hier erwähnt sein möge, in Niederdeutschland oft als
Fünte bezeichnet werden. Das schönste unter diesen Taufbecken, vielleicht
das schönste seiner Art überhaupt, schmückt noch heute den Dom der
Bemwardsstadt (Fig. 236, S. 312 und Fig. 237, S. 313). Das Entstehungs-
jahr dieses köstlichen Hildesheimer Werkes ist unbekannt und war auch
nach dem inschriftlich genannten Stifter Wilbernus bisher nicht zu er-
mitteln. (Ein Stifter gleichen Namens nennt sich auf dem oben ange-
ftlhrten Tauf kessel in Osnabrück.) Seiner Gestaltungsweise und der Form
der Buchstaben nach, ist es dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts
zuzuweisen.
Das auf vier knieenden Gestalten ruhende, mit Reliefs geschmückte
Becken schließt ein ebenfalls relifierter kegelförmiger Deckel mit reichem
Knauf.
Das Abflußrohr mit den vier kugelhaltenden Adlerklauen ist in Blei
gegossen. Die Höhe des ganzen Werkes beträgt 1,80 m, der größte
Durchmesser 1,03 m.
Die tragenden Gestalten sind als Paradiesflüsse gekennzeichnet. In
den durch Säulen und Eleeblattbögen begrenzten vier Hauptfeldern des
Kessels ist dargestellt die Taufe Christi, der Zug der Juden durch den
Jordan, das Wappen des Hildesheimischen Hochstiftes mit den Bischöfen
Godehard und Epiphanius und dem Schenkgeber Wilbernus, im vierten
Felde der Zug der Juden durch das Rote Meer.
Die gleichartig begrenzten vier Felder des Deckels sind mit Relief-
bildern des bethlehemitischen Kindermords, der büßenden Magdalena, der
Werke der Barmherzigkeit und Aarons Bestätigung im Priestertume ge-
schmückt. Alle Darstellungen sind durch Beischriften gekennzeichnet
und in ihrer sinnbildlichen Verwendung erläutert. (Näheres über die
Darstellungen in Bertrams Aufsatz in Zeitschr. für christl. Kunst 1900,
S. 129 u. 161.)
312 13. Johrbundert.
Diesem Hildesheimer Taufbecken gegenüber ein bescheidenes Werk
ist im Bremer Dome erhalten. Bemerkenswert ist daran weniger der
Schmuck des Kessels (zwei Ärkadenreihen von je 26 Feldern mit zum
Teil wiederholten Helieffiguren und Brustbildern) als die vier Träger.
Fig. 93a. Taufbeckeb. Hililesbeim, Dom. 8. 111.
Das Gefäß ruht hier auf vier im ganzen gleichen, auf liegenden Löwen
reitenden Gestalten, die an sich vortrefflich sind, besonders in ihren Größen-
Verhältnissen zum Ganzen gut abgewogen erscheinen. (Das Motiv findet
sich in anderer Form auch an dem erwähnten Taufkessel aus Tirlemont,
siehe S. 306.)
Deutschland. 313
Aas dem Ende des 13. Jahrhunderts befinden sich in Niederdeutschland
einige ausgezeichnete Bronzetauf becken in der Martinskirche in Halber-
stadt nnd in der Marienkirche zu Hostock i. M. ; vielleicht gehört auch der
Taufkessel von St. Marien in Wismar noch dem 13. Jahrhundert an.
Fig. IST. TaafbeckeQ. Hildeaheini, Dom. 6. sll.
Der Halberstädter Taufkessel ruht, wie der Hildesheimer, auf vier
die Paradiesströme verkörpernden Gestalten. Das Becken ist unter Spitz-
bc^enarkaden , deren immer zwei und zwei durch eine Säule getrennt
sind, mit Reliefs aus der Jugendgeschicbte Christi bis zur Taufe ge-
schmfickt. Das Oanze ist jetzt buntfarbig bemalt; ob eine alte Bemalung
vorhanden war, ist nicht ermittelt.
314 13. Jahrhundert.
Auch das Taufbecken in Rostock (Fig. 238, S. 314) wird von vier
männlichen Figuren getragen, die umgewendete schlanke Gefäße halten,
aber auffallenderweise durch Aufschriften nicht als die ParadiesstrSme,
sondern als die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde bezeichnet
sind. Ein hoher kegelför-
miger Deckel, der in einem
kräftigen Knauf endigt, auf
dem eine Taube (?) mit aus-
gebreiteten Flügeln steht,
schließt den Kessel ab. Die
volle Höhe beträgt an-
nähernd 3 m. Entstehungs-
zeit und Herkunft gibt
genau die Inschrift an; zum
Osterfeste 1290 wurde das
Werk in Rostock vollendet.
Am Gefäß sind zwischen
InschriftVändern in zwei
Bogenreihen von je 16 Fel-
dern, Szenen aus dem Leben
Christi derart dargestellt,
daß zumeist nur eine Halb-
reÜeffigur in jedes Feld
gebracht ist. Der Deckel
ist ebenfalb durch Inschrifl-
bänder gegliedert und in
drei Beiben Übereinander
mit Figuren geschmückt, die
künstlerisch höher stehen
wie die am Gefäß und auch
im Gegensatz zu diesen
einzeln gegossen und be-
festigt sind.
Dargestellt sind unten
auf dem Deckel die Taufe
und die Himmelfahrt Christi
und heilige Figuren, im
Fig. 288. Tanniecken in Kontock i, H., MoricDkirehe. Mittelbande Christus zwi-
^ ^'*' sehen den klugen und
törichten Jungfrauen, oben noch drei heilige Frauen.
Die verschiedenartige Behandlung der Figuren auf Gefäß und Deckel
läßt annehmen, daß verschiedene Meisterhände, vermutlich derselben Werk-
DeuUchland. 315
statt, an diesem schönen Werbe gearbeitet haben. (Vei^l. Schlies, Ab-
handlung in Zeitschr. fUr christl. Kunst. 1804, Sp. 129 ff.)
Die künstlerisch in manchen Teilen höher stehende Taufe in Wismar
ruht auf drei besonders schönen £ngebgestalten , um den unteren Rand
zieht sich ein dichter Weinlaubkranz mit Trauben. Das Becken ist wie
bei dem Rostocker Werke in zwei Reihen mit Reliefdarstellungen aus dem
Flg. 339. Taufbecken in Brandenburg a. d. H., Gndebardikircbe. S. 31«,
Leben und Leiden Christi geschmückt; ein Deckel ist nicht vorhanden.
(Zeitschr. für christl. Kunst 1898, Sp. 85 ff., mit Abb.)
Eine Reihe weiterer niederdeutscher Taufkessel des 13. Jahrhunderts
ist wesentlich einfacher; hingewiesen sei auf die zu Büsum (gleiche in
Kellinghtisen, Rendsburg und Bramstedt), die in Halberstadt in der
Johanniskirche im Westendorfe und in Oslerwiech bei Halberstadt und
schUeßhch auf eine Gruppe in Nord-Hannover, von denen der von sechs
Figuren getragene Kessel aus dem Jahre 1284 in Imsum der reichste ist,
während die in Nordleda und Twistringen ohne figürlichen Schmuck sind.
316 13. Jahrhundert.
Im östlichen Deutschland haben sich Bronzetaufkessel aus dem
13. Jahrhundert in der Godehardikirche zu Brandenburg a. d. Harel
(Fig. 239, S. 315) und in der Peter-Paulskirche zu Liegnitz erhalten, die
jedoch den angeführten reichsten Beispielen dieser Zeit gegenüber auch
von geringerer Bedeutung sind.
Von einem ehemals in Tilleda befindlichen Taufbecken, anscheinend
aus dieser Zeit, ist nur eine der höchst eigenartigen Tragefiguren, der
^PUsterich* in Sondershausen erhalten.
Das einzige größere Erzgußwerk des 13. Jahrhunderts, das in Süd-
Fig. S40. Tuafbecken in Würzborg, Dom. S. Sls.
deutschland anzuführen ist, ist der Taufkessel im Dome zu Würzhitrg
(Fig. 240, S. 316), eine Arbeit des Meisters Eckhard von Worms aus
dem Jahre 1279. In acht, durch kräftig vortretende Strebepfeiler ge-
trennten Feldern, die oben mit je zwei Maßwerkgiebeln abgeschlossen
sind, hat der Künstler wiederum zumeist Szenen aus dem Leben Christi
in kräftigem Belief dargestellt, nämhch die VerkUnd^ung, die Geburt,
die Taufe im Jordan, die Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, das
Abendmahl und das Jüngste Gericht. In dem Auferstehungshilde haben
auch die Gestalten des Stifters Waltherus und des Meisters Eckhard ihren
Platz gefunden.
Die Reihe der größeren deutschen plastisch dekorierten Bronzewerke
Deutochlaud. 3X7
des 13. Jahrhunderts ist damit einigermaßen erschöpft, einige Grabplatten
aber, die sich in St. Andreas zu Verden a. d. Aller und im Dome zu
Hildesheim befinden, sind als aur in der Fläche durch eingetiefte Linien
gemusterte Werke besonders deshalb von nicht geringerem Interesse, weil
sie die ältesten Beispiele solcher, in der Folgezeit überaus zahlreich ge-
fertigten gravierten Grabmonumente in
Deutschland sind. Innerhalb eines Schrift-
randes ist in Verden die Gestalt des Bischofs
Yso von Welpe, t 1231, und in Hildes-
hfiim die Figur des Bischofs Otto von
Braunschweig, f 1279 (Fig. 241, S. 317),
in kräftiger schöner Zeichnung eingraviert.
Beide halten als Symbole ihrer Stiftungen
Eirchenmodelle in den Händen. (Abb. in
Creeny, Fac-similes of monumental
brasses, London 1884, Taf. 1.)
Große Erztüren entstanden nach dem
12. Jahrhundert in Deutschland nicht
mehr (wenn man von der neuesten Zeit
absieht), soweit Bronzegußzierate über-
haupt an den Türen Verwendung fanden,
beschränkte man sich zumeist auf Klopf-
ringe in Form von Löwenmasken oder
Köpfen anderer Bestien in mehr oder
minder reicher, oft durchbrochener Grund-
platte. Von solchen Beachlagteilen ist
auch aus dem 13. Jahrhundert eine Reihe
schönster Beispiele erhalten, erwähnt
seien nur diejenigen an der Petrikircbe
in LabeeTi (am Eingange der Sakristei),
an St. Stephani in Helmstedt, am Dome
zu Paderborn und an der Elisabethkirche
in Marburg.
Daß die Herstellung von gegossenen
Altarleuchtern (Fig. 242, S. 318), von
Raucherbecken , Aquamanilen (Fig. 243,
S. 318 und Fig. 244, S. 319), Kruzifixen und anderen kleinen kirchlichen
Getuten auch im 13. Jahrhundert in weitem Umfange gepflegt wurde,
bedarf kaum der besonderen Erwähnung, Zwar neue Typen wurden kaum
geschaffen und auch hier mag gesagt sein, daß es besonders bei diesen
Kleinarbeiten nicht immer leicht ist, sie der Formbildung nach dem
12. oder 13. Jahrhundert zuzuweisen.
Fig. 94t. Leuchter. KOnd-i*. Nal.-M-i. S- SIT.
Niederlande.
In den Niederlanden sind aus dem 13. Jahrhundert neben Kleingerät,
wie dem schönen Uäucherbecken des Meisters Keinenis im Museum ru
Lille, nur die bereits ira Jahre 1566 zerstörten in Bronze gegossenen Bilder
auf den Gräbern der Bischöfe Walter de Marvis (f 1252) und Walter
de Croix (f 1254) von Tournay anzuführen. Näheres ist Ober diese Werke
nicht bekannt; die Gestalt des Bischofs Walter soll auf einer von sechs
Löwen getragenen Platte dargestellt gewesen sein.
Frankreich.
In Frankreich nahm die Entwicklung der Bronzekunst im 13. Jahr-
hundert einen ähnlichen Lauf wie in Deutschland, von einer Steigerung
des Bedürfnisses oder der Schaffenslust kann im ganzen auch dort nicht
gesprochen werden.
Erhalten sind in Frankreich noch weniger Qußwerke aus dieser Zeit
als bei uns; daß sehr viel mutwillig zerstört ist, darüber lassen ältere
Berichte keinen Zweifel.
Zu den bedeutendsten Leistungen der französischen Meister gehören
jedenfalls die Grabplatten, die in Deutschland im 13. Jahrhundert kaum
Fig. Ml. AqunmaDilen. Kopmhagen, XbI.-Hui. 8.317.
in größerem Umfange gefertigt wurden, in Frankreich aber, zum Teil
reich mit Grubenschmelz verziert, ganz besonders bevorzugt gewesen zu
sein scheinen. Ein paar ausgezeichnete in Bronze gegossene Grab-
monumente dieser Zeit sind die der Bischöfe Eberhard {tl223) und Gott-
fried (t 1237) in der Kathedrale von Arnims (Fig. 245, S. 320). Die
gleichartig komponierten Platten werden von sechs kleinen Löwen ge-
tragen. Die in kräftigem Belief vortretenden Gestalten sind segnend in
vollem Ornat dargestellt unter einer Kleeblattbogennische mit TUrmchen
und Giebeln. Kleine Engelsfiguren zur Seite halten Kerzen und schwingen
Bauchfässer. Eine Inschrift ist über den Bogen und den größten Teil
des Randes geführt. Ein Vergleich dieser Platten mit jüngeren flandri-
schen Arbeiten führt zu der Annahme, daß auch sie nicht in Frankreich
entstanden sind, vielmehr in einer der alten belgischen Gießerstädte.
320 13. Jahrhundert.
Von den mit Schmelz verzierten ReHefgrabmälem, die im allgemeinen
aus einzelnen in Kupfer getriebenen Teilen Über einem Holzkeme be-
standen, seien die noch erhaltenen des Jean de France {tl247), des Sohnes
des heiligen Ludwig in St. Denis
und der Blanche, Gemahlin Jo-
hanns I., Herzogs von Britan-
nien, jetzt im Louvre zu Paris,
angefahrt.
Als das Werk eines deut-
schen Meisters, des Johann
Ton Köln, sei das Bronzegrab-
mal des Bonifazius von Sa-
voyen, Erzbischofs von Canter-
bury, in der Abtei Hautecombe
erwähnt. (Näheres Über die
Werke dieser Art in Frankreich
bei Texier, Dictionnaire d'or-
ffevrerie Sp. 1597 ff.)
Einige vortreffUche Aqua-
manilen in Form von Rittern
zu Pferde, die im BargcUo zu
Florenz und im Museo cirico
zu Bologna verwahrt werden,
gelten als französische Arbeiten
des 13. Jahrhunderts. Ein ähn-
liches Gerät wurde in England
im Tyne gefunden und mag
gleichen Ursprungs sein.
England.
Von einer durch einhei-
mische Meister ausgeübten Erz-
gießkunst ist in England im
13. Jahrhundert anscheinend
nur in geringem Umfange zu
sprechen.
Von den schönsten engli-
schen Brouzegrabmälem, dem
der Königin Eleanor und König
Heinrichs HI. in der Wcstminsterahtei , ist bekannt, daß die Figuren im
Jahre 1291 von Meister William Torel gegossen wurden, der zwar
England. 321
Goldschmied und Borger zu London genannt, aber als zugewandert an-
gesehen wird. Die vergoldeten Figuren ruhen mit ihren Grundplatten,
die auf der Schrägkante die Inschrift tragen, auf Marmorunterbauten.
Derselbe Meister führte die nicht mehr erhaltenen Bilder jener
Königin für die Kathedrale in Lincoln und für die Kirche der Schwarzen
Fig. ue. St. Petrus Id Rom, Petetskirch«. S. Sil.
Brüder in London aus. Einige der kleinen Seitenfiguren am Monument in
der letztgenannten Kirche wurden modelliert und gegossen von William
of Suffolk, andere von Meister Alexander of Abingdon, und die
Wachsmodelle einiger wurden von Dennjnge de Kejns, wahrschein-
lich einem Franzosen, angefertigt (Fortnum, Descriptive Catalogue of
the bronzes ... in the South Kens.-Mus. London 1876. S. CXCI).
Auch reich mit Grubenschmelz verzierte Grabmäler, Arbeiten fran-
zösischer Meister, sind aus dem 13. Jahrhundert in Fingland bekannt,
Liter, Unedle HetoUe. 21
322 14. Jahrhundert.
insbesondere zu nennen ist das Grabmal des William de Yalence, £arl
of Pembroke (f 1296), in der Westminsterabtei.
Auf die Einführung der in England zahlreich vorkommenden grayierten
Grabplatten aus Deutschland oder den Niederlanden läßt die Bezeichnung'
«CuUen plate*' (Köln) schließen. Die älteste gravierte Platte war in
England anscheinend die des Simon de Beauchamp (f 1208) in der Pauls-
kirche zu Bedword; von den erhaltenen Werken dieser Art soll das
Epitaph des John d'Aubernoun (t 1277) in Stoke d^Äbemon in Surrey
das höchste Alter besitzen, jedoch jünger sein als die auf S. 317 ange-
führte Platte in Verden.
Italien.
In Italien ist erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts ein Wiederauf-
leben der Bronzekunst feststellbar. Nicht unbeteiligt an diesem Auf-
schwünge war der größte italienische Bildner jener Zeit, Nicolo Pisano.
Nach dem Entwürfe dieses Künstlers soll von Maestro Rosso die be-
krönende Gruppe der drei mit dem Rücken gegeneinander stehenden
lebensgroßen weiblichen Figuren mit Greifen über den Köpfen am großen
Brunnen in Perugia in Bronzeguß ausgeführt sein, der um das Jahr 1280
vollendet wurde.
In Venedig regten die an der Markuskirche vorhandenen alten byzan-
tinischen Erztüren zu neuem Schaffen an. Magister Bertucius aurifex
venetus nennt sich als der Verfertiger der im Jahre 1300 vollendeten
Türen für dieselbe Kirche, die im Schuppenmuster durchbrochen und auf
den Rahmenteilen mit Köpfen u. dergl. in Hochrelief geschmückt sind.
Als das plastisch bedeutendste italienische Guß werk des 13. Jahr-
hunderts ist die sitzende überlebensgroße Statue St. Petri in der Peters-
kirche zu Rom (Fig. 246, S. 321) anzusehen, wenn die Entstehungszeit,
•die viel umstritten ist, richtig angesetzt ist (vergl. W ick hoff, Zeitschr.
f. bild. Kunst 1890, S. 109).
Vierzehntes Jahrhundert.
Mit dem 14. Jahrhundert beginnt die Bronzekunst in Deutschland
und den Niederlanden einen erneuten Aufschwung zu nehmen, auch in
Italien bereitet sich langsam aber stetig die Glanzperiode vor, in der das
Erz zu Werken gestaltet wurde, wie sie seit dem Altertume nicht mehr
entstanden waren. In Frankreich scheinen damals Erzwerke von einiger
Dentschlancl. 323
Bedeutung nicht entstanden zu sein und England deckte seinen Bedarf,
in vielleicht noch höherem Maße wie vorher, durch Bezug aus den Nieder-
landen.
Deutschland und Niederlande.
Das wichtigste Erzguß werk, das in Deutschland im 14. Jahrhundert
entstand, ist zweifellos das in etwa Dreiviertel natürlicher Größe ausgeführte
Reiterbild des Drachentöters St. Georg, das im Auftrage Kaiser Karls IV.
im Jahre 1373 von den ihrer Herkunft und Schule nach unbekannten
Künstlern Martin und Georg von Clussenbach vollendet und auf
einem Sockel frei auf dem Hradschin in Frag aufgestellt wurde (Fig. 247,
S. 325). Die ehemals vorhandene Inschrift lautete: Anno 1373 hoc opus
immaginis St. Georgi per Martinum et Georgium de Clussenbach con-
flatum est.
Wenn man von diesem einzig dastehenden Glanzwerke absieht, ist
leicht ersichtlich, daß Niederdeutschland mit seinen Leistungen auf dem
Gebiete der Bronzekunst das Schaffen des deutschen Südens auch ferner-
hin überragt.
Neben den selbst in kleineren Kirchen kaum noch fehlenden mehr
oder minder kunstreich verzierten Glocken, die als vielfach bearbeitetes
Sondergebiet auch ferner hier unberücksichtigt bleiben sollen, waren die
Bronzekünstler ähnlich wie früher in erster Linie mit der Herstellung
von Taufkesseln und anderer großer und kleiner Kirchengeräte beschäf-
tigt. Meisterbezeichnungen finden sich häufig an den Tauf kesseln, doch
leider sind es nur Namen, die uns die Inschriften verraten, über die
Persönlichkeiten der Künstler wissen wir aus dieser Zeit so gut wie nichts.
Gleiche, an Gußwerken derselben Zeit aber an fern liegenden Orten
wiederkehrende Meisterbezeichnungen haben zu den verschiedensten An-
nahmen geführt (vergl. Schnaase, Gesch. d. bild. K. Bd. VI, 2. Aufl.,
S. 499); jetzt dürfte feststehen, daß verschiedene tüchtige Erzgießer da-
mals, vielleicht auf bestimmte Aufträge hin, häufiger die Stätten ihrer
Tätigkeit wechselten.
Wahrscheinlich gemacht ist dieses unter anderen durch die Unter-
suchung Hachs (Repertorium für Kunstwissenschaft 1881, S. 177 ff.) bei
einem der tüchtigsten Künstler jener Zeit, dem Hans Apengeter „van
Sassenlant^. Das älteste mit diesem Namen bezeichnete Werk ist ein
großer siebenarmiger Leuchter im Dome zu Kolberg aus dem Jahre 1327,
das nächste ein Tauf kessel vom Jahre 1337 in der Marienkirche zu Lübeck
und weiter in der Nikolaikirche in Kiel ebenfalls ein Taufkessel mit der
Jahreszahl 1344. Hach spricht die begründete Vermutung aus, daß der
Meister nacheinander in diesen Orten und vielleicht darauf noch in Halber-
Stadt tätig war.
324 14. Jahrhundert.
Mit den älteren siebenarmigen Leuchtern oder den Taufkesseln in
Lüttich oder Hildesheim sind zwar diese Werke des Meisters Hans
künstlerisch nicht auf eine Stufe zu stellen, dennoch sind es treffliche
Leistungen, deren figürlicher Schmuck nicht einwandfrei, aber, wie in
jeder Kritik anerkannt wurde, durch „ungewöhnlich würdige* Gewand-
behandlung ausgezeichnet ist.
Der Kolherger Leuchter ruht mit seinem schlichten runden Fuße
auf dem Rücken dreier Löwen. Die durch Knäufe gegliederten großen
Arme sind in der üblichen Art angebracht, der ebenfalls durch Wülste
unterbrochene Mittelschaft ist zwischen diesen mit Apostelfiguren in Relief
verziert.
Das Lübecker Taufbecken wird von drei knieenden Engelsgestalten
getragen und gleicht hierin ebenso wie in seiner ganzen übrigen Aus-
gestaltung sehr dem oben erwähnten Tauf kessel in Wismar, und zweifellos
mit Recht nimmt Schlie (a. a. 0.) an, daß Apengeter dieses als Vor-
bild benutzte.
Bei der Kieler Fünte ruht das Becken auf vier sitzenden Löwen,
auf der Wandung sind außer vielen ringsum angeordneten kleinen Wappen-
schildern wiederum in zwei Arkadenreihen Szenen aus der Geschichte
Christi von der Verkündigung bis zur Kreuzigung in Relief dargestellt.
Von den übrigen im nördlichen Deutschland aus dem 14. Jahr-
hundert erhaltenen Tauf kesseln, die von höherem künstlerischen Interesse
im allgemeinen nicht sind, sei nur das Notwendigste, besonders über die
datierten Beispiele angegeben.
In Wittenburg i. M, befindet sich ein Taufbecken vom Jahre 1342,
von Meister Wilkinus gefertigt. Vier Gestalten in Gewand mit Ka-
puze tragen das Gefäß, das mit Christus und den Aposteln in fast voU-
runden Einzelfiguren und rundlaufenden Inschriften verziert ist.
Diesem nahe verwandt im Aufbau und figürlichen Schmuck ist die
Fünte vom Jahre 1365 in Parchim, eine Arbeit des Meisters Hermann,
der sich mit folgenden Worten nennt: „Leven Lude wetted dat, Mest.
Herm. gud did vad" (Liebe Leute wisset das, Meister Hermann goß dies
Faß). Der Kessel ist durch schöne Schrift und eine naturalistische Blatt-
borte ausgezeichnet.
Vielleicht bereits dem Anfange des 15. Jahrhunderts gehört der
Taufkessel im Dome zu Schwerin an. Er ist achtseitig und wird von
acht gepanzerten Rittern getragen. Auf jeder Seite sind unter einer
Doppelbogennische biblische Szenen und Figuren in Relief dargestellt
(vergl. Schlie a. a. 0. Sp. 90).
Von geringerer Bedeutung sind die Taufbecken im Dome zu Kolberg
vom Jahre 1355, die in St. Marien zu Ängermünde (von Meister Jo-
hannes Justus), in der Marienkirche z\x Frankfurt a. 0. (von Meister
Deutachluid. 325
Arnold), beide vom Jahre 1376, und das aus dem Jahre 1398 ia der
Nikolaikircbe zu Spandau. Bemerkenswert ist aber die ehemals ver-
goldete Taufe in S. Nikolaus zu Elbing, die 1387 von Meister Bern-
St. Qearg io Frag, Hradscbln.
liuser gegossen wurde. Dieses Taufbecken ist achtseitig, am Fuße stehen
zwischen acht liegenden Löwen unter Spitzbögen Prophetenfigiiren. Am
GefUß sind in reicher Architekturumrahmung Szenen aus der Geschichte
Christi und eine thronende Maria in Belief dargestellt.
326 14. Jahrhundert.
Zu den kunstvolleren Tauf kesseln des 14. Jahrhunderts gehören einig&
ira hannoverschen Lande. Der beste darunter befindet sich in St. BlasieD
in Münden, er ist ein Werk des Meisters Nikolaus von Stettin
vom Jahre 1392. Eigenartig ist besonders der Fußteil. Vier liegende
Löwen tragen Stützen mit je einem geflügelten Drachen und einer männ-
lichen Gestalt auf dessen vorgestreckten Eopfe. Am Becken stehen auf
Konsolen unter einer reizvoll gestalteten Wimpergenreihe 13 Heilige und
Märtyrer in Relief.
Verwandt untereinander im Aufbau sind die Fünten im Dome zu
Bardowieck vom Jahre 1367 (Fig. 248, S. 327) und in Beetzendorf vom
Jahre 1368. Die erstere ist mit Christus und den Aposteln in Relief und
darunter mit gravierten Köpfen und Wappen in kleinen Runden verziert.
An der anderen Fünte sind Christus am Kreuz, S. Petrus, S. Mauritius^
Maria, Adler, Löwen und in ebenfalls darunter gereihten Rimden Szenen
aus dem Leben Christi dargestellt.
Einen ungewöhnHchen Schmuck zeigte ein von Figuren getragener,
ehemals in St. Michael zu Lüneburg vorhandener Taufkessel. Die Wan-
dung des Gefäßes war hier mit 60 kleinen Reliefs in grundmusterartig
aneinander gereihten Vierpässen verziert.
In Thüringen ist ein unbedeutendes Taufbecken zu Sangerhausen^
in der Ulrichskirche aus dem Jahre 1369 erhalten.
Ein kunstreiches, aber in seiner Ausgestaltung merkwürdig rückstän-
diges Taufbecken ist das allein in Süddeutschland im Dome zu Salzburg
vom Jahre 1321 erhaltene. Das mäßig hohe Gefäß wird von vier liegen-
den Löwen getragen und in der flachbogigen Arkadenreihe der Wandung
umschließt jedes Feld die Figur eines heiligen Bischofs in Hochrelief.
Wenn die deutliche Inschrift nicht unzweifelhaft zur Zeit der Ent-
stehung des Beckens eingefügt wäre, so würde man überzeugt sein, ein
Werk des 12. Jahrhunderts vor sich zu haben. Die Löwen und das Ge-
fäß sind aus wesentlich in der Farbe verschiedener Bronze gegossen, das
hat die Annahme bekräftigt, daß die Löwen die Ueberreste eines Werkes
aus dem 12. Jahrhundert seien, und das Becken eine Kopie des vielleicht
zu Schaden gekommenen, ursprünglich zu den Löwen gehörigen (vergL
Heider, Mittelalterl. Kunstdenkm. d. österr. K.-St. L, S. 166 Taf. 27).
Im Anschluß an die Tauf brunnen sei auch eines der ältesten deutschen
auf unsere Tage geretteten Marktbrunnens gedacht. Dieses treffliche in
der alten Kaiserstadt Goslar befindliche Werk, das um das Jahr 1300 ent-
standen sein dürfte, besteht aus zwei runden in Erz gegossenen schlichten
Becken ungleicher Größe, die durch einen kräftigen Mittelschaft verbunden
sind, der in seiner oberen Verlängerung durch einen vergoldeten Adler
bekrönt ist. (Näheres in: Kunstdenkmäler der Prov. Hannover Bd. II
S. 306 mit Abb.)
Deatschluid. 327
In der Art des erwlhnten großen Eolberger Leuchters ist aus dem
14. Jahrhundert noch eine größere Anzahl erhalten. Bald ist nur ein
gerader Schaft zum Tragen einer großen Kerze eingerichtet, bald tr^
ein Mittelschaft symmetrisch daraus hervorwachsende Zweige; neben den
siebenarraigen Leuchtern kommen fünf- und dreiarmige Tor. Der aus-
Fig. SM, TiLafbecken in Bardowieck, Dom, S. Sit.
ladende, runde oder Tierseitige Fuß ruht zumeist auf liegenden Löwen,
mehr oder weniger kräftige Wülste gliedern den Schaft und die Arme,
der Fuß und die kapitälartigen Lichtteller sind durch reichere Profiliening
ausgezeichnet. Andere schmückende plastische Zutaten kommen nur in
einzelnen Fällen vor.
Vermutlich ein Werk des schon genannten Meisters Arnold, dem
328 14. Jahrhundert.
Verfertiger des Taufkessels in der Marienkirche zu Frankfurt a. 0., ist
der in derselben Kirche erhaltene siebenarmige Leuchter. Dieses 4,68 m
hohe Lichtgerät ruht auf vier Adlern. Fuß und Schaft schmücken viele
figürliche, biblische Darstellungen, die gebogenen Arme Wappenschilde,,
zum Teil mit dem märkischen Adler.
Ein siebenarmiger Leuchter von fast 2^/2 m Höhe mit der Jahres-
zahl 1400 befand sich (nach Mithoff) ehemals in der Nikolaikirche zu
Lüneburg.
Einen jetzt nur noch fUnfarmigen Kandelaber besitzt die Stiftskirche
in Gandersheim.
Drei große dreiarmige Leuchter des 14. Jahrhunderts haben sich im
Dome zu Halberstadt erhalten.
Der siebenarmige Leuchter in der Königinklosterkirche zu Älibrünn
ist als ein vermutlich süddeutsches Gußwerk dieser Zeit zu erwähnen.
Drei große Standleuchter für eine Kerze, Arbeiten des Meisters
Joh. Jos^s von Dinant aus dem Jahre 1360, befinden sich schließlich
noch in der Frauenkirche zu Tongern bei Lüttich. Die schlichte Schönheit
dieser wiederum von Löwen getragenen Kandelaber beruht vor allem auf
einer äußerst feinen Profilierung des Fußes, der gliedernden Wulste und
des Kerzentellers, der überdies durch aufliegende Blätter kapitälartig aus-
gestaltet ist.
Von demselben Meister hat sich in jener Kirche aus dem Jahre 1372
auch eines der im 14. Jahrhundert anscheinend noch selten gefertigten Chor-
pulte erhalten, bei denen der Rücken eines großen Adlers oder auch eines
Pelikans mit einer Vorrichtung zur Buchauflage versehen ist. In diesem
Falle bekrönt ein Adler einen von drei liegenden Löwen getragenen archi-
tektonischen Unterbau.
Ueber verschiedene Gußarbeiten, die ein Neffe dieses Meisters, Nicolas
Jos^s, in den Jahren 1386 und 1390 für die Kirche im Champmol bei
Dijon lieferte, geben erhaltene Rechnungsnotizen Auskunft; nach diesen
handelte es sich um zwei große Bronzesäulen mit Blattwerk und oben mit
Engelfiguren nach Modellen des Pierre Beauneveu und um ein reiches
Adlerlesepult. Außerdem führte der Meister im Jahre 1392 vier Bronze-
engel ftlr den Altar der Schloßkapelle von Argilly bei Nuyts aus. (MarchaU
La sculpture et les chefs-d'oeuvre d'orfevrerie Beiges. Bruxelles 1895
S. 270 und Pit, Le travail du cuivre dans les Pays-Bas aux XIV* et XV*
siöcles in: Revue de l'art chr^tien 1890, S. 456.)
Eine oft bedeutende Monumentalität zeichnet die immer mehr in
Aufnahme kommenden ehernen Grabmäler des 14. Jahrhunderts aus.
Zwar tritt daran die Arbeit des Bildhauers in den Hintergrund, um so
großartiger ist aber bei der Mehrzahl die zeichnerische Leistung.
Als eines der wichtigsten und schönsten, auch im Beiwerk plastisch
Deutschland. 329^
gearbeiteten Grabmäler ist das nur teilweise erhaltene, in der Johannis-
kapelle des Kölner Domes befindliche, des Erzbischofs Eonrad von Hoch-
staden (f 1261) zu nennen, das seinem Formcharakter nach im 14. Jahr-
hundert ausgeführt wurde. (Abb. und Beschreibung in Boisser^e,.
Ansichten etc. des Domes von Köln. S. 128. Taf. IX.)
Die Mehrzahl der Grabplatten ist völlig eben und das Bild de&
Verstorbenen und der umrahmende Plattengrund ist nach Art der schoa
angefahrten ältesten Beispiele in Verden und Hildesheim, durch mäßig
starkes Ausheben des Grundes oder durch vertiefte Zeichnungslinien zur
Darstellung gebracht. Das Material dieser „gravierten'' Platten scheint
selten Bronze im engeren Sinne zu sein, Kupfer oder seine Mischung mit
Galmei (Zink), das Messing ist für die Bearbeitung mit Meißeln und Grab-
sticheln geeigneter.
Diese „Messingsteine**, wie ihre alte niederdeutsche Bezeichnung'
wohl wegen ihrer Befestigung auf einer Kalksteinplatte war, kommen
schon im 14. Jahrhundert besonders in zweierlei Arten vor. Entweder ist
die große, aus einer Reihe dicht aneinander schließender rechteckiger
Teile gebildete Tafel ziemlich gleichmäßig mit Gravierung bedeckt oder
das durch gravierte Innenzeichnung ausgeführte Bild des Verstorbenen
ist für sich im Umriß ausgeschnitten, in eine Steinplatte bis zur Ober-
kante eingelassen, und in einem gewissen Abstände bilden Plattenstreifen
mit Schrift und den Evangelistenzeichen oder anderen Gebilden auf den
Ecken die Umrahmung. Selten ist auf der sonst ebenen gravierten Tafel
die Gestalt des Verstorbenen plastisch hervorgehoben. (Zahlreiche gute Ab-
bildungen mit Text in Creeny, Fac-similes of monumental brasses in
the Continent of Europe. 1884.)
Die großartigsten Grabmäler dieser Art sind aus dem 14. Jahr-
hundert in Deutschland erhalten, und wenn nicht einige, aber unzweideutige
Hinweise erkennen ließen, daß diese schon damals über das ganze nörd-
liche Deutschland verteilten Kunstwerke zu allermeist flandrischer Herkunft
sind, würde man schwerlich darauf gekommen sein, eine Entstehung
außerhalb Deutschlands anzunehmen. Die Untersuchung über ihren Ur-
sprung und über die Zusammengehörigkeit der unbekannten Meister ging
aus von den noch jetzt in größerer Anzahl in Lübeck erhaltenen Monu-
menten. (Vergl. Wilh. Brehmer, Lübecks messingene Grabplatten aus
dem 14. Jahrhundert in Hanseat. Gesch.-Blätter 1883, S. 13 ff. Siehe auch
Lisch, Messingschnitt und Kupferstich des Mittelalters in: Deutsches Kunst-
blatt 1851 und 1852 und Pit, a. a. 0., S. 459 ff.)
Die Quellen, auf die sich die Verweisung nach Flandern stützt,
sind besonders die Testamente des Lübeckischen Bürgermeisters Her-
mann Gallin und des Lübeckischen Ratsherrn Wedekin Warendorp,
von denen das des letzteren im Jahre 1350 errichtet wurde. Gallin
330 U. Jahrhundert.
verfügt: „Ibidem in ecclesia (sancte Marie) eligo sepeliri, ubi proyi-
sores mei comparabunt et poni facient super meum sepulcrum unum
flamingicum auricalcium figurationibus bene factum lapidem
funebralem/ Daß aber nicht etwa nur die unbearbeiteten Platten
von Flandern bezogen wurden, läßt Warendorps Bestimmung ersehen:
,Item Yolo, quod lapis bonus in Flandria factus ponatur in sepulcrum
meum.*
Von anderen Gründen spricht für die Verweisung der Platten an
flandrische Meister noch die Tatsache, daß im nördlichen Frankreich und
in Flandern mehr als anderswo schon seit dem 12. Jahrhundert kunstreich
in Steinplatten gravierte Darstellungen auf eine dauerhaftere Ausführung
in Metall hinweisen mußte.
üeber dreizehn ehemals in Lübecker Kirchen vorhandene gravierte
Grabplatten des 14. Jahrhunderts geben Nachrichten Auskunft, erhalten
haben sich aber nur fünf davon.
Die älteste darunter bedeckt in der Domkirche das Grab des im Jahre
1341 gestorbenen Bischofs Heinrich von Bockholt (Fig. 249, S. 331). Die
Gestalt des Bischofs ruht in diesem Falle voUrund in Lebensgröße auf der
völlig mit Gravierung bedeckten Tafel, und zeigt selbst auf der Kleidung
reiche gravierte Musterung.
Nur wenig jünger ist in derselben Kirche die Platte mit den neben-
einander darauf eingravierten Bildern der Lübeckischen Bischöfe Burchard
von Serken (1276—1318) und Johann von Mul (1341—1350) (Fig. 250,
S. 333).
Plastische Zutaten fehlen an diesem Denkmal, das auch durch seine
bedeutende Größe (3,64 X 1,89 m gegenüber der Platte des Bischofs
Bockholt, 2,75 X 1,32 m) und die sehr viel reichere Ausschmückung des
Grundes einen wesentlich anderen Eindruck weckt. Vt^ährend auf der
ersten Platte zur Seite des Verstorbenen nur vier Engelsfiguren mit Kerzen
und Rauchfässern in den verhältnismäßig einfach in der Mitte mit einem
Lilien- und umrahmenden Giebelnischen- und Maßwerkmuster gefllllten
Grund hineinkomponiert sind (also die gleiche Komposition wie bei den
erwähnten Reliefplatten in Amiens s. S. 319), zeigt die größere Tafel
reichste Komposition im Ornament und viele Figuren, die zum Teil in
zusammenhängenden Bildern vereinigt sind. Auch der stark hervortretende
fensterartige Grund, der jede der Hauptfiguren umschließt, verleiht der
Doppelplatte ein besonderes Gepräge.
Wiederum ein wenig jünger ist eine Platte über der Grabstätte des
Ratsherrn Johann Klingenberg (f im Jahre 1356) in der Petrikirche.
Diese Platte mißt 3 m in der Höhe und 1,71 m in der Breite, in allen
Einzelheiten läßt sie die Hand des Meisters der Doppelplatte erkennen.
Die beiden anderen noch in Lübeck aus dem 14. Jahrhundert er-
haltenen Platten, die des Bürgermeisters Bruno Wareodorp (t 1369), die
jetzt im Chontmg&nge der Marienkirche aufgestellt ist, und die des Bischofs
Fig. MS. Grabplatte ita Bischofs Heinrich von Bockholt In Labeok, Dom. S. S3o.
Bertram Cremon (f 1377) in der Domkirche, weichen Ton den erstge-
nannten in der Ausftlhrungsweise wesentlich ab und gehören der Art an,
332 14. Jahrhundert.
bei welcher das Bild des Verstorbenen, im Umriß ausgeschnitten, und nur
mit einem umrahmenden Streifen umgeben, in die Steinplatte eingelassen ist.
Ein genaues Studium dieser verschiedenen Grabplatten hat (Brehmer)
durch Vergleich mit anderen noch erhaltenen, zur Aufstellung einer Meister-
reihe geführt, über deren einzelne Persönlichkeiten zwar Näheres nicht
bekannt ist, deren Künstlerschaft in den mutmaßlich von ihnen geschaflfenen
Werken jedoch einigermaßen lebendig hervortritt.
Der erste Meister, der messingene Grabplatten fertigte, bei denen
•das Bild des Verstorbenen innerhalb eines durch gravierte Muster ge-
füllten Grundes gebettet erscheint, dürfte der Künstler der Bockholtplatte
gewesen sein. Andere Werke derselben Art, d. h. mit Rundfigur, sind
von ihm nicht nachweisbar, Brehmer (a. a. 0. S. 28) hält es jedoch nicht
für ausgeschlossen, daß eine nur in Abbildung bekannte Platte, die
ehemals das Grab Herzog Ottos des Strengen von Braunschweig-Lüne-
burg (t 1330) und seiner Gemahlin Mechtildis (f 1319) in der Michaelis-
kirche zu Lüneburg bedeckte, von ihm herrühren könnte, und neuerdings
ist dem Meister die Grabplatte eines jungen Geistlichen im Dome zu
Erfurt zugewiesen. (Buchner, Zeitschr. f. christl. Kunst 1903, S. 161 f.)
Der Bockholtplatte verwandt erscheint Brehmer auch die auf dem Grabe
einer Frau Ramborg von Wiik (f 1327) in der Kirche zu Aker in Schweden.
Von einem Vorläufer dieses Künstlers war nach Brehmer vermutlich
eine nicht erhaltene Platte, die das Grab des Ratsherrn Arnold Wlome
^u Lübeck zierte. „Ihre Eigentümlichkeit bestand darin, daß Gesicht und
Hände der dargestellten Figur aus Holz gebildet waren und erhaben aus
•dem Untergründe hervortraten, und daß die (im übrigen wahrscheinlich
in Gravierung ausgeführte) Figur des Ratsherrn an beiden Seiten von
einer größeren Zahl kleinerer Bilder umgeben war, deren jedes ein
eigenes Spruchband besaß." (Brehmer a. a. 0. S. 26.)
Deutlich kenntlich sind die Arbeiten des Meisters, der dem der
Bockholtplatte folgte und als dessen Werk die des Ratsherrn Klingenberg
und der Bischöfe Serken und Mul in Lübeck anzusehen sind. Als seine
früheste und in gewisser Hinsicht schönste Schöpfung dieser Art darf
"die Platte des im Jahre 1319 gestorbenen Königs Erich Menved und seiner
im selben Jahre gestorbenen Gemahlin Ingeborg in der Kirche zu Ring'
Medt in Dänemark gelten. Gegen die Zuschreibung kann nicht die Tat-
sache angeführt werden, daß die Platte erst viele Jahre nach dem Tode
^er beiden ausgeführt sein kann.
Dieselbe Hand verraten die Platten der Bischöfe Ludolf und Hein-
rich von Bülow (t 1329 und f 1347) im Dome zu Schwerin i. M. (Doppel-
platte), die des Abtes Thomas in der Abteikirche zu St. Albnns (England),
•die Platte des Bürgermeisters Albert Hoevener in der Nikolaikirche zu
ßtralsimd^ und die des Bürgermeisters Joh. von Soest und seiner Ge-
334 H. Jahrhundert.
mahlin zu Thorn in der Johanniskirche. (Zwei gleichartige Platten sollen
sich dort in der Marienkirche befunden haben.) Vermutlich sind auch die
für die Grabstätten Lübecker Ratsherren in den Fünfziger- und Sechziger-
jahren angefertigten, nicht erhaltenen Platten, Arbeiten dieses Künstlers
gewesen und schließlich noch eine Platte, von der in England nur ein
Bruchstück erhalten ist.
Der Meister scheint gegen 1365 gestorben zu sein, aber ein Schüler,
vielleicht sein Sohn, übertraf ihn noch im Reichtume der Erfindung aller
zierenden Einzelheiten. In Lübeck sind Arbeiten dieses Künstlers nicht
erhalten. Brehmer schreibt ihm zu die Platte des Bürgermeisters Andr.
Bundison und Frau (f 1363 und f 1360) in Ripen in Dänemark, die
Platte der Bischöfe Gottfried und Friedrich von Bülow (f 1314 und f 1375)
im Schweriner Dom und die ehemals in der Abteikirche zu AUenberg
bei Köln vorhandene, nur im Abdruck erhaltene Platte des Bischofs
Wiebold von Culm (f 1398), und erwähnt andere, die ihm in England zu-
gesprochen werden (a. a. 0. S. 33. Anm. 2).
Es möchte scheinen, daß auch die jetzt im Museum zu Brüssel ver-
wahrte (von Brehmer nicht erwähnte) Platte des Johann und Qerard
de Heere (f 1332 und f 1398) eine Arbeit dieses Künstlers ist, und vielleicht
war auch die ehemals auf dem Grabe des Bischofs Niels Jepsen (f 1395)
im Dome zu Boskilde in Dänemark vorhandene Platte sein Werk.
Mit dem Tode dieser Meister erlosch diese eigenartige und schöne
Kunstübung nicht, wie später zu zeigen sein wird, es sei nur noch einmal
darauf hingewiesen, daß es flandrische Künstler waren, die solch Großes
ungenannt vollbrachten.
Hier möge noch der Ansicht Brehmers Raum vergönnt sein, daß
die erwähnten Platten des Bürgermeisters Warendorp und des Bischofs
Cremon in Anlehnung an die weit vollkommeneren flandrischen Vorbilder,
von Lübecker Meistern gefertigt seien.
Verschiedene bisher nicht angeführte, in gleicher Technik hergestellte
Platten lassen erkennen, daß nicht die wenigen Künstler, deren Werke
zum Teil in Gruppen zusammenstellbar waren, die einzigen waren, die im
14. Jahrhundert mit solchem Werk beschäftigt waren, doch bei dem
Mangel jeglicher bestimmten Nachrichten sind die angestellten Unter-
suchungen über weitergehende Werkstattbeziehungen bisher nicht weit
gediehen.
Angeführt seien nur die Platte des Bischofs Heinrich von Leslau
(t 1398) im Dome zu Breslau^ bei der die Gestalt des Toten in reicher
Architekturumrahmung „in getriebener Arbeit als Flachbild* dargestellt
ist (Kunstdenkm. d. Prov. Schlesien I. S. 171), die Platte des Kunz von
Liebenstein (tl391) in der katholischen Pfarrkirche zu Neumark (West.-Pr.),
bei der die Ritterfigur in einfach diagonal gestreiftem Grunde, mit Wappen-
Deutschland. 335
haitendea Engeln zur Seite und von einem Inschrifbrande umschlossen,
dargestellt ist, und schließlicli einige Platten, bei denen im Umriß aus-
{i^eschnitteiie Gestalten nur durch einen davon getrennten Schriftrand mit
Eckninden umrahmt sind, und die sich in Leubus i. Schi, und im Dome
ZQ Paderborn befinden.
Auf das eigenartige, künstlerisch zwar nicht sehr hoch stehende Orab-
mal König Christophs 11. (t 1333) und der Königin Euphemia (f 1330) in
Soröe (Oänem.) sei hier schließlich noch hingewiesen. Auf altarartigem,
mit gegossenen Hochreliefs geschmücktem Unterbau ruhen die lebens-
Fig. 951. TOrrlDK in Stettin, SchloSkirche. S. 3>S.
großen vollrunden GuSfiguren der beiden Verstorbenen. Es ist das einzige
größere Gußwerk, von dem man annehmen möchte, daß es im 14. oder
zu Anfang des 15. Jahrhunderts in Dänemark selbst und nicht in Deutsch-
land oder den Niederlanden entstand,
Unter den Bronzekleinarbeiten des 14. Jahrhunderts finden sich
ebensowenig wie in anderen Ländern auch in Deutschland und den
Niederlanden kaum solche, die mit den schönen Werken des 12. Jahr-
hunderts etwa auf eine Stufe zu stellen wären. Zu erwähnen sind aber
etliche Beschlagteile von KirchtQren, Klopfringe auf großen Unterl^^-
platten, die in ihrer phantasievollen Ausgestaltung die Uehrzahl der an-
gefOhrten Beispiele des vorhergehenden Jahrhunderts hinter sich lassen.
Au erster Stelle zu nennen ist der jedenfalls um das Jahr 1400
336 14. Jahrhundert.
entstandene Beschlag an der Schloßbirclie in Stettin, bei dem ein ring-
trf^;;ei)der Greifenkopf aus einer großen durchbrochenen Grundplatte her-
Torragt, die gebildet ist aus Weinlaub und vier Runden mit der Darstellung
des Stammbaumes der Maria in flachem Relief (Fig. 251, S. 335).
Verwandter Art ist der Beschlag an der Marienkirche in Colherg.
Bei diesem ist eine Löwenmaske von acht Runden umgeben, deren
Fig. iM. TUrbeachlae in LQbeck, Bathaas. S. 3S«.
Zwickel gleichfalls mit Weinranken gefüllt sind, und in denen oben der
thronende Christus, unten Christus am Kreuze, dann zwei Propheten und
die vier Evangelistensymbole in Relief dargestellt sind.
Die gleiche Anordnung zeigt eine TUrplatte im Rathause in Lübeck,
auch aus der Zeit um 1400 (Fig. 252, S. 336). Hier ist eine thronende
Kaiserfigur umschlossen von sieben Kurfürsten in Runden, deren Zwickel
ähnlich wie in Stettin und Colberg mit Blättern und Trauben gefüllt sind-
Frankteich, Euj^laad, 337
Ein weiteres vortreffliches Beschlagbeispiel befindet sicli an der
Petrikirche in Hamburg. In der außen rundlaufenden Majuskelinschrift
ist als das Jahr der Grundsteinlegung des Turmes 1342 angegeben und
der Beschlag dürfte selbst nicht wesentlich später entstanden sein. Eine
LSwenmasbe mit Ring bildet das MittelstUck der aus einei- rundgelegten
zwölfblätterigen Weinranke in durchbrochenem Grunde von schlicht rundem
Schriftrande umschlossenen Grundplatte. Einfacher ist die wohl um
dieselbe Zeit entstandene LöwenkopftUrptatte an der Lorenzkirche in
Nümherg (Fig. 253, S. 337).
Endlich sei die Ringplatte
am Dome in Güstrow i, M, er-
wähnt, bei der ein menschlicher
Kopf innerhalb eines Blattkranzes
einen Ring aus anscheinend vor-
geschichtlicher Zeit ti^t.
Frankreich.
Nennenswerte französische
ErzguBwerke des 14. Jahrhunderts
sind nicht bekannt. Bei figürlichen
Arbeiten kam damals in Frank-
reich die Treibtechnik in Kupfer
wieder in gesteigerte Aufnahme
und wurde mit großem Geschick
gettbt, wie unter anderen einige
Madonnenstatuetten in etwa ein Fig. tu. Tttrrine m Knmberg, LoienzkirciKi.
riertel Lebensgröße beweisen, deren
eine von besonderer Schönheit sich z. B. in der Sammlung Lippmann
in Berlin befindet.
England.
In England ist wiederum der metallene Schmuck der Grabmäler des
14. Jahrhunderts von höherer künstlerischer Bedeutung. Neben den aus
Flandern bezogenen gravierten Platten {vergl. Boutell, The monumental
brasses of England, London 1849) sind auch einige kunstreiche Monu-
mente von englischen Künstlern aus jener Zeit erhalten.
Mutmaßlich das Werk eines Schülers des früher genannten William
Torel war das Grabmal König Eduards III. (f 1377) in der Westminster-
abtei mit in Erz gegossener Hauptfigur in einer Baldacbinumrahmung,
mit Engelfiguren in den seitlichen Strebepfeilemischen und mit vergoldeten
Bronzefiguren und emaillierten Wappenschildern am Unterbau.
Lüer, Unedle Metalle. 22
338 14. Jahrhundert.
In derselben Kirche befindet sich das ganz ähnliche Grabmal
Richards IL (f 1460) und der Königin Anna, das zu Lebzeiten des Königs
von den Londoner Meistern Nickolas Broker und Geoffery Prest
ausgeführt wurde.
Als das Werk eines nicht englischen Künstlers gilt jedoch das Grab-
monument des Schwarzen Prinzen (f 1376) in der Kathedrale von Canter-
hury mit der vollrund gegossenen Gestalt des Fürsten und ebenfalls mit
Schmelzzieraten.
Italien.
Italien besitzt aus dem 14. Jahrhundert neben kleineren ein -weit-
berühmtes in Erz gegossenes Monumentalwerk, die Tür des Andrea
Pisano am Florentiner Baptisterium.
Diese köstlichen Türflügel sind das einzige bezeichnete Werk dieses
ersten der großen Florentiner Bildner, man liest darauf: Andreas Ugolini
Nini me fecit. A. D. MCCCXXX. Im Jahre 1330 wurden also die Mo-
delle der Tür vollendet. Die Gußausführung nahm darauf noch sechs
Jahre in Anspruch.
In 28 kräftig umrahmten Feldern sind auf den beiden Flügeln in
je zwei Reihen nebeneinander, in den oberen 20 Füllungen das Leben
Johannes des Täufers und darunter acht Tugendgestalten in hohem Relief
dargestellt. Die reiche Umrahmung der Tür ist wesentlich jünger, sie
wurde vonVittorio Ghiberti, einem Sohne Lorenzo Ghibertis, in den
Jahren 1452 bis 1464 ausgeführt (Fig. 300, S. 396).
Andrea Pisanos Tür war das erste große Bronzewerk in Florenz
und war auch als solches dort von allergrößter Bedeutung. Wo Maestro
Rosso , der Gießer der Bekrönungsgruppe am Brunnen zu Perugia (s. S. 322),
seine technische Ausbildung erfahren hatte, ist nicht bekannt, daß aber
um das Jahr 1300 der Erzguß auch im großen in Venedig geübt wurde,
lehrt die Tür des Bertucius. Wenn auch aus den folgenden Jahrzehnten
erhaltene Werke von dem Weiterblühen der Gießkunst in Venedig kein
Zeugnis ablegen, so scheinen die Fertigkeiten sich doch vererbt zu haben,
denn auch die Türflügel für das Florentiner Bapstisterium wurden von
Venezianer Gießern ausgeführt, deren Kunst vielleicht den Meister Andrea
bei seinem Aufenthalte in der Lagunenstadt erst dazu angeregt hatte,
selbst ein Erzwerk zu schaffen.
Größere figürliche Bronzewerke der Zeit um 1340 zieren die Fassade
des Domes von Orvieto. Die vier etwa IV« m hohen vollrunden Evan-
gelistensymbole und die beiden einen Baldachin tragenden Engel zur
Seite einer Andrea Pisano zugeschriebenen Madonna über dem Haupt-
portal sollen von Lorenzo Maitani gegossen sein. Der Guß der Madonna
soll vom Meister Buzio di Biaggio ausgeführt sein.
Italien, Spanien.
Äußer diesen Bronzewerken sind nur noch ein paar große Licht-
geräte von besonderer Schönheit aus dem 14. Jahrhundert in Itahen er-
balten, eine etwa 1 m hohe vergoldete Hängelaterne im Falazzo Pubblico
zu Siena und ein Oster-
kerzenständer in S. Petro-
nio in Bolofftia (Fig. 254,
S. 339).
Die Laterne ist ein
vierseitiger Turmbau mit
Wimpergen und Maß-
werkfenstem an den Sei-
ten und Baldachinen mit
Figuren auf den abge-
stumpften senkrechten
Kanten. Der Kerzenteller
mit Lichtdom bildet zwi-
schen dem Aufhänge-
bQgel die BekrÖnung.
Der Kandelaber wird,
nach Art der gleichzeiti-
gen deutschen Arbeiten
derselben Bestimmung,
von drei Löwen getragen.
Der ausladende Pußteil
ist kuppelartig gewölbt
und an den rundbogig
ausgeschnittenen Seiten
mit Maßwerk verziert.
Der unten kantige Schaft
ist dort ebenfalls mitMaß-
werk blenden geschmückt
und durch stark vortre-
tende fein profilierte
Wulste gegliedert. Der
Lichtteller ist kapitäll-
artig mit krausem Blatt-
werk belegt.
Spanien.
In Bronze ausge-
führte TUrbescblagwerke
Fig. 261. Osterkerzenetllnder in Bologna, S. Fetronia. S. i3».
340 14, Jahrhundert.
sind in Spanien als Arbeiten des 14. Jahrhunderts zu erwähnen. Auch
damals waren es dort, so weit erhaltene Arbeiten ein Urteil gestatten,
die Araber allein, die befähigt waren, das Erz kOnsÜerisch, wenn auch
ohne besondere gußtechnische Leistung, zu behandeln.
Fig. 286, THr (Teil) mit Klopfer in ConJova. S. a«.
An den Kathedralen von Toledo, Cordova und Sevilla sind große
Türflügel erhalten, deren Holzwerk teils beiderseits mit reich ornamen-
tierten Bronzeplatten und schönen Klopfringen beschlagen ist. Die Be-
schlagplatten sind mit geometrischem Bandwerk, Inschriften und VPappen
gemustert (Fig. 255, S. 340).
Spanien, Rußland. 341
Die Tür in Toledo wurde der Inschrift nach im Jahre 1337, eine
der Türen in Cordova im Jahre 1377 gefertigt.
In Cordova sollen ehemals 21 solcher mit reichen Bronzezieraten
versehenen Türen vorhanden gewesen sein.
Gleichartige Türen befinden sich, wie erwähnt sein möge, aus der-
selben Zeit neben älteren und jüngeren in größerer Anzahl in Kairo,
Ranfeenmuster, geometrisches Bandwerk und Inschriften bekleiden auch
bei diesen ganz oder zum Teil die Holzflächen. (Vergl. Prisse d'Avennes,
L^art arabe, Paris 1877, Textband S. 270 ff. u. Tafeln.)
BuBland.
In Rußland griff man in der Dekoration einiger mit Bronzeplatten
beschlagenen Türen im 14. Jahrhundert auf die von byzantinischen Künst-
lern besonders an den italienischen Türen im 11. Jahrhundert geübte
Tauschiertechnik zurück. Bei einer im Jahre 1336 unter dem Erzbischof
Basilius für Nowgorod ausgeführten Tür sind die Darstellungen in Gold-
linien eingelegt, bei einer gleichzeitig gefertigten Tür in Älexandrotva
ist die Zeichnung in Silber tauschiert. Gleichartige Türen befinden sich
in Susdal und Moskau, (Abb. in Antiquitäes de Tempire Russe Bd. VI
Taf. 32 ff.)
Ftinfzeliiites Jahrhundert.
Die Bronzekunst hat im 15. Jahrhundert in Deutschland und in den
Niederlanden künstlerisch und technisch wesentliche Fortschritte nicht zu
verzeichnen, mit einer verfeinerten und bereicherten Gestaltung der Werke
nahm aber die Kunst zugleich an Ausdehnung wiederum zu. Rückständig
in der Ausübung des Erzgusses blieb auch jetzt noch das südliche Deutsch-
land, nur wenige Werke wurden südwärts einer Linie gefertigt, die von
den Niederlanden nach Ungarn hinüberzuziehen ist. Nur Nürnberg nimmt
eine Sonderstellung ein, hier entstanden schon bald nach der Mitte des
15. Jahrhunderts zahlreiche schöne Bronzegußarbeiten in der Werkstatt
der berühmtesten deutschen Gießerfamilie Vischer. Nur wenige Werke,
die im 15. Jahrhundert aus dieser Gießerei hervorgingen, blieben aber
im südlichen Deutschland, die Mehrzahl wurde nordwärts gesandt, auch
ein beredtes Zeichen dafür, daß damals im deutschen Süden der Geschmack
an edlen Erzschöpfungen noch schlummerte. In Frankreich, Spanien und
England blieb im 15. Jahrhundert der Erzguß von geringer Bedeutung,
die Treibarbeit in Kupfer wurde aber in Frankreich weiter entwickelt.
342 IS* Jahrhundert.
Alle Länder überflügelte mit seinen zahlreichen großartigsten Guß-
werken Italien. Mit einem Schlage erscheinen dort alle technischen
Schwierigkeiten überwunden, sobald das künstlerische Bedürfnis vorlag.
Deutschland und Niederlande.
Die Mehrzahl und die schönsten der von deutschen und flandrischen
Meistern in Bronze und Kupfer gefertigten Werke entstanden auch im
15. Jahrhundert für die Gotteshäuser, und wenn auch im einzelnen die
Aufgaben annähernd die gleichen blieben wie früher, so fehlte es doch
auch an neuen nicht, und zu den für die Kirchen ausgeführten Werken
kamen mehr wie vorher Gußaufträge für die Stadthäuser und die Häuser
der wohlhabenden Bürger.
Von den größeren Werken stehen der Zahl nach wieder die Tauf-
kessel mit in erster Reihe, und etliche darunter sind auch zu den künst-
lerisch wertvollsten Bronze werken zu rechnen.
Die meisten deutschen Taufkessel des 15. Jahrhunderts überragt an
Reichtum und an Trefflichkeit der Modellierung ein niederländischer, in
der Kathedrale von Herzogenbusch (Bois-le-Duc) erhaltener. Dieses schone
Guß werk wurde nach dem Entwurf des Baumeisters Duhamel im Jahre 1492
von Jan Aert (oder Arnt) aus MaestricM ausgeführt, der auch für die
Frauenkirche dieser Stadt ein Taufbecken und für die Franziskanerkirche
einen siebenarmigen Leuchter goß.
üeber einem reich profilierten Rosettensockel tragen sechs auf
Stäbe gestützte Männer in der Zeittracht das mäßig tiefe Becken, das
von einem ebenfalls gegossenen, hohen, turmartig in Bauformen aufgeführten
Deckel verschlossen wird, in dessen Stockwerken übereinander die Taufe
Christi durch Johannes, dann der Evangelist Johannes und ein heiliger
Bischof, zwischen beiden ehemals die Madonna, schließlich Gott- Vater
unter einem Baldachin plastisch dargestellt sind und der in seinem Auf-
hängepunkte von einem Pelikan bekrönt ist.
Künstlerisch gleichwertig ist das Taufbecken der Frauenkirche in
Hal^ ein Werk des Meisters Will au me Lef^bvre, Gießers inToumayy
vom Jahre 1446 (Fig. 75, S. 97). Der auf acht liegenden Löwen
ruhende, unten achtseitige, reich gegliederte, oben in vier Maßwerk-
nischen mit sitzenden Figuren geschmückte Fuß trägt ein im Vergleich
zu den älteren Beispielen kleines Becken. Der eigenartig in zwei walzen-
förmigen Absätzen aufsteigende hohe Bronzedeckel ist an seinem unteren
Hauptteile mit den vollrunden Figürchen der zwölf Apostel in Doppelgiebel-
nischen geschmückt. Auf dem ersten Absätze sind als Freifigürchen die
Heiligen Hubert, Martin und Georg zu Pferde und die Figur des Stifters
dargestellt, die Gruppe der Taufe Christi im Jordan bildet die Bekrönung.
Niederlande, Deutschland. 343
Nur erwähnt sei das wenig verzierte Taufbecken in St. Martin zu
WycJc bei Maestricht, das im Jahre 1482 von Jan van Venloo ge-
gossen wurde.
In Westfalen befindet sich das bemerkenswerteste eherne Taufbecken
des 15. Jahrhunderts in der Reinoldikirche zu Dortmund. Der Meister
Johannes Winnenbrock hat es im Jahre 1469 gegossen. Das halb-
kugelige, mit Ornament- und Schriftbändern umzogene Gefäß ruht mit
einem gedrungenen Mittelschafte auf einer geraden, weit ausladenden, auf
sechs liegenden Löwen ruhenden Fußplatte mit schrägem Schriftrande.
Als ein reizvolles neues Motiv kommen sechs zierliche Strebepfeiler hinzu,
die die Fußplatte mit dem Beckenrande verbinden.
Von demselben Meister ist noch ein Taufbecken in der Lamberti-
kirche zu Kösfeld i. W. erhalten, das er, wie die Inschrift vermeldet,
gemeinsam mit Claes Potgeiter in Dortmund im Jahre 1504
ausführte.
In Hannover mit Ostfriesland sind zahlreiche Bronzetaufbecken aus
dem 15. Jahrhundert erhalten, die wichtigsten in den alten Kirchen der
Stadt Hannover, Der Entstehungszeit und Gestaltung nach an erster
Stelle anzuführen ist der Kessel in der Kreuzkirche. Drei knieende
Männer in Zeittracht tragen das Becken, auf dessen Wandung in Maß-
werkarkaden, die durch kräftig vortretende Strebepfeiler getrennt sind,
eine Kreuzigungsgruppe und einzelne Heiligenfiguren in Relief dargestellt
sind. Um die Mitte des Jahrhunderts scheinen die Taufen in der
Aegidienkirche und Marktkirche entstanden zu sein. Beide zeigen poly-
gone Kelchform mit schöner Profilierung. Der Fußrand ruht auf liegen-
den Löwen, die Oefäßwandung zieren Heiligenfiguren.
In Nordhannover wurden die meisten, zwar künstlerisch nicht her-
vorragenden Fünten von der im Bremischen ansässigen Oießerfamilie
Klinge ausgeführt (vergl. Hach im Repertor. für Kunstwissensch. 1881.
S. 160 ff.).
Zwei ansehnliche Taufkessel haben sich auch aus dem 15. Jahr-
hundert in Lübeck erhalten. Der eine im Dome ist ein Werk des Meisters
Laurenz Groven vom Jahre 1455, der andere im Aufbau jenem
gleichende in der Jakobikirche (Fig. 256 , S. 344) wurde im Jahre 1466
gegossen.
Beide Fünten werden von einem Mittelschafte und drei knieenden
Engeln getragen. Auf der Wandung stehen bei beiden unter einem oben
rund laufenden Schriftbande in zwölf durch Strebepfeiler getrennten
Feldern unter reich mit Maßwerk, Krabben u. dergl. in durchbrochener
Ausführung vemerten, geschweift-spitzbogigen Baldachinen die fast voll-
rund vortretenden Apostel auf Konsolen. Die in Holz geschnitzten Deckel
entstammen dem 17. Jahrhundert.
344 15- Jahrhundert.
In Meckleobui^ gehört derselben Gruppe das Taufbecken vom Jahre
1450 in der Jakobs- und Dionysiuskirclie iD Gadcbusch an.
Tüchtige Gießer waren in jener Zeit auch in Bratmschtceig tätig'.
Fig. iM. Taufkessel in LQbeck, Jakobibircbe. S. MS.
wie besonders eine Reihe dort und an anderen Orten erhaltener Taufkessel
erkennen lassen.
Im Aufbau wiederum den Lübecker Werken ähnlich sind die Tauf-
kessel in der Barfüßerkirche und Martinikirche (Fig. 257, S. 345) zu
Deutschland. 345
SrauHSchiceig, der letztere trägt die Jahreszahl 1441, der andere dürfte
um dieselbe Zelt entstanden sein; der Meister ist bei beiden Taufen
unbeliannt.
Ein Meister Ludwig Gropengheter in Sraunschtveig nennt sich
Fig. tG7. Tanrbecken 1d Braunachweig, Unrlinikirche. S. 3U. |Ueb«r das Elaengitter vcrgl. 8. 163.)
als den Verfertiger des Taufkessels vom Jahre 1421 in der Eatharinen-
tirche zu Sahwedel. Ein Heinrich Qrashere (oder GrawereV) von
JBraunschweig goß 148ö die Taufe in Laiscn (Provinz Brandenburg).
Die beiden fast gleichen Taufbecken in der Frauenkirche und Ulrichs-
346 IS. Jahrhundert.
kirche in Halle goß zu Magtlehurg im Jahre 1430 Meister Ludolf von
Bramischueig mit seinem Sohne Heinrich (Kunstdenkm. d. ProT. Sachsen.
N. r. Bd. I, S. 67 u. S. 188. Mit Abb.)- Ihr Werk scheint auch der im
Jahre 1437 gegossene Taufkessel der Marienkirche in Berlin zu sein.
Von den zahlreichen in märkischen Kirchen aus dem 15. Jahrhundert
noch erhaltenen Taiifkesseln sind am bemerkenswertesten die in der
Marienkirche zu Stendal vom Jahre 1464 (Fig. 258, S. 346) (ein großes
Fig. «68. Tuarbecken In Stendal, Uarienklrcho. ä. su.
und reiches Taufbecken, das sich [nach Lotz] ehemals dort in der Nikolai-
kirche befand, ist verloren) und in der Eatharinenkirche zu Brandenbarg
(Fig. 259, S. 347).
Der Kessel in Brandenburg ist ein Werk des Meisters Tjterich
Molner von Erfurt. Vor anderen deutschen Taufen des 15. Jahrhunderts
ist er ausgezeichnet durch einen schönen, ebenfalls gegossenen Deckel in
Turmform.
Der im Aufbau eigenartigste und schönste deutsche Taufkesset hat
sich in Sachsen erhalten, in der Marienkirche zu Wittenberg. Ein er-
Fig. MB. Tftufbecken in BrandfiDbarg a. ä. H., Katharinenkirche. S. w«,
höhtes Interesse gewinnt dieses vortreflfliche Werk noch dadurch, daß
Hermann Vischer, der Vater des großen Nürnberger Meisters Peter
348 1^- Jahrhundert.
Vi seh er, ihn im Jahre 1457 vollendete. Ein reiches, auf vier Lö\ven
ruhendes, aus frei behandelten Baugliedern gestaltetes, mit allerhand
Getier und vier Apostelfiguren geschmücktes Fußgerüst trägt ein gerades,
mäßig hohes, achtseitiges Becken mit Apostelfiguren, die durch Strebe-
pfeiler getrennt sind , auf den Wandungsflächen (Abb. in S c h a d o \v ,
Wittenbergs Denkmäler).
Ein sehr verwandtes, etwas einfacheres Taufbecken, das sich vor
etlichen Jahren im Kunsthandel befand, mag etwas später in derselben
Nürnberger Werkstatt entstanden sein.
Von den in Schlesien aus dem 15. Jahrhundert erhaltenen Tauf-
kesseln gehört der in der Elisabethkirche zu Breslau zu den am eigen-
artigsten und reichst gestalteten in Deutschland. Er ruht auf kauernden
Gestalten und in den Bogenfeldern des Gefäßes sind Scenen aus der
Leidensgeschichte Christi dargestellt.
Von den aus dieser Zeit in Polen (z. B. Krakau, Kreuzkirche) und
Ungarn (z. B. Schäßburg) erhaltenen Bronzetaufen sind zum Teil deutsche
Gießemamen in den Inschriften überliefert.
In Süddeutschland ist außer einem (von Sighart als rohe Arbeit be-
zeichneten) Taufkessel in der Martinskirche zu Amberg (aus Straubing
dorthin gebracht), als ein treffliches Werk nur das eherne Taufbecken in
der Sebalduskirche in Nürnberg (Fig. 260, S. 349) anzuführen , das mut-
maßlich noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstand.
Das Becken ruht mit einem gedrungenen Schafte, der mit einer Heiz-
vorrichtung zur Erwärmung des Taufwassers ausgestattet ist, auf einem
profilierten Fußrande, an dem auf vorgekröpften Sockeln die Figuren der
vier Evangelisten stehen. Am Schaft sind in zwölf mit Maßwerk ver-
zierten Bogennischen Heiligenfiguren in Flachrelief angebracht, am Becken
in 21 gleichen Nischen die Apostelfiguren und die anderer Heiliger.
Als eine fast allen diesen angeführten Taufbecken im 15. Jahr-
hundert gemeinsame Eigenart tritt im Gegensatz zu denen des vorher-
gehenden Jahrhunderts die kräftige Horizontalgliederung durch starke
Profile und zumeist eine ebenso energische Vertikalteilung durch Strebe-
pfeiler hervor. Auch Freifiguren sind in weiterem Umfange daran zur
Ausschmückung verwendet, überhaupt ist auf eine lebendigere Licht- und
Schattenwirkung hingearbeitet.
Eine größere Mannigfaltigkeit der Ausführung und Erfindung und
daneben eine sehr gesteigerte Verbreitung ist den metallenen Grabmälern
in Deutschland im 15. Jahrhundert nachzurühmen. (Viele der im folgen-
den erwähnten Platten sind abgebildet in Creeny, Monumental brasses.)
In Flandern, den nordischen Ländern und in Niederdeutschland sind
aus diesem Jahrhundert eher weniger denn mehr erhalten, die meisten
und schönsten Werke finden sich jetzt in Sachsen, Schlesien und Posen.
Deutschland. 349
Die Berorzugung der gravierten Platten dauerte fort, aber weDii
ancli die besten älteren in der Schönheit der Zeichnung und im Reich-
tum der Erfindung nicht übertrofTen wurden, so kommt doch bei etlichen
Platten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine, nur bei einem
älteren Beispiele in Braunschii:eig nachweisbare, äußerst flache Relief-
granerung zu hochkUnstleri scher Entwicklung.
Fig. ä«(i. Tantbechen in Xarnl>erg, Hebaliiuskirche. ä. 3te.
Auch in der Komposition zeigen sich bei den gravierten Platten
Nenerungen. Einige der größten und schönsten lassen zwar wesentliche
Aendenmgen in der Hinsicht, gegenüber den Hauptwerken des 14. Jahr-
hunderts kaum erkennen; eine reiche Nischen- und Wimpergarchitektur
schmflckt auch bei ihnen die das Mittelfeld mit der Figur umrahmende
Plattenäsche. Am meisten fallt eine neuartige Behandlung des Grundes
350 15. Jahrhundert.
um die Hauptfigur auf; war dieser früher bei den besten Beispielen mit
einem oft sehr zarten Grundmuster gleichmäßig gefüllt, so wurde es im
15. Jahrhundert zur Regel, das Mittelfeld als eine vertiefte Nische deut-
licher zu kennzeichnen durch einen hinter der Figur, gewöhnlich bis zur
Schulterhöhe aufgehängten, mit großem Granatapfelmuster bedeckten
Teppich und einen auch zumeist perspektivisch eingezeichneten Fliesen-
fußboden.
Bei den weniger reichen Platten begnügte man sich jetzt damit,
die Figuren der Verstorbenen innerhalb des im allgemeinen nicht fehlen-
den Schriftrandes unter einem von zwei schlanken Säulchen getragenen
Baldachin aufzustellen, die architektonische Musterung zu seiten der Figur
aber fortzulassen. In dieser Art sind auch die aus dem 15. Jahrhundert
zahlreicher erhaltenen reliefierten Grabplatten komponiert.
Ein im 15. Jahrhundert häufiger vorkommender Grabplattentjpus
ist noch der, bei dem entweder die ganze oder der Oberteil der Fläche
eine bildmäßige Darstellung mit einer größeren Anzahl Figuren aufweist;
die Inschrift pflegt dann in mehreren Zeilen unter dieser DarsteUung an-
geordnet zu sein.
Neben den auf schlichten Steintafeln angebrachten Platten ent-
standen im 15. Jahrhundert auch einige Hochgräber, bei denen die Platten
mit den rund gearbeiteten Gestalten der Toten auf reichst gestalteten,
aus Stein oder ebenfalls aus Erz gegossenen altarartigen Aufbauten ge-
lagert sind.
In Flandern ist die Mehrzahl der metallenen Grabmonumente in
Brügge erhalten. In der Frauenkirche befindet sich das Grabmal der
Maria von Burgund, deren fast vollrunde, in den Jahren 1495 — 1501 von
Piter de Beckere in Brüssel (f 1527) gegossene Gestalt auf einem
kunstvoll mit emailliertem Wappen geschmückten Marmorunterbau ruht.
Die schönsten gravierten Platten des 15. Jahrhunderts sind dort die
des Joris de Munter (f 1439) und seiner Gemahlin (f 1423), die der
Cateline Colaert (1465) und ihres Bruders und die des Martin de Visch
(t 1452), alle drei in Brügge.
Als Beispiele einer bildmäßig gravierten Platte sei die des Jakob
Schielewaerts (f 1483), ebenfalls in Brügge^ erwähnt. Der Verstorbene
ist hier innerhalb eines Schriftrandes im Kreise seiner Schüler dargestellt.
Noch ein im Jahre 1830 zerstörtes Hochgrab mit zahlreichen kleinen
Figuren der Evangelisten und von vierundzwanzig Fürsten und Fürstinnen
an den Seiten, und den drei lebensgroßen erzenen Rundfiguren des Grafen
Ludwig III. von Flandern (f 1342) mit seiner Gemahlin und Tochter
befand sich ehemals in der Eollegiatkirche S. Pierre in Lille.
Jakob de Gerines hat es im Auftrage Philipps des Kühnen im
Jahre 1455 vollendet (Pit a. a. 0. S. 457). Derselbe Meister führte im
Niederlande, Deutschland. 351
Auftrage jenes Fürsten auch ein Orabmal für die Herzogin Johanna von
Flandern aus, das bereits im 16. Jahrhundert wieder zerstört wurde.
Endlich sei an dieser Stelle erwähnt, daß zehn von diesem Künstler im
Jabre 1462 oder 1463 ausgeführte Bronzefiguren von etwa 50 cm Höhe,
forstliche Herren und Damen in Zeittracht, die sich ehemals am Burgun-
dischen Hause in Amsterdam befanden, jetzt im dortigen Museum ver-
^wahrt werden. (Six, Gazette des Beaux Arts 1896. S. 388 mit Abb.)
Bei den deutschen Metallgrabplatten sind im 15. Jahrhundert
'wenigstens einige Namen einheimischer Meister nachweisbar, daß aber
noch ein großer Teil der erhaltenen Denkmäler aus Flandern bezogen
iw-urde, wird anzunehmen sein, ob zwar die in Schlesien noch zu Ende
des 15. Jahrhunderts vorkommende Bezeichnung „flandrese magisterium"
als entscheidend für einen Bezug der Platten von Flandern nach dorthin
gelten darf, bleibe dahingestellt. Fest steht, daß in Schlesien damals
iv^enigstens ein Meister, Jodocus Tauchen, mit der Anfertigung gravierter
Messinggrabplatten beschäftigt war.
Eine wichtige Rolle begann in der Grabmalkunst der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts die Familie Vischer zu spielen. Zwar sind aus
diesem Zeiträume nur zwei bezeichnete Werke vom bedeutendsten Träger
dieses Namens erhalten; einige andere sind der Werkstatt mit Sicherheit
und noch andere sind ihr mit einiger Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben.
Unter den rheinischen Metallgrabmälern des 15. Jahrhunderts be-
finden sich auch einige Hochgräber, unter denen das des Erzbischofs
Friedrich von Saarwerden (f 1414) im Dome zu Köln vielleicht das be-
deutendste ist. Das auf dem reich mit Figuren geschmückten Sandstein-
sockel ruhende Bild des Toten ist vollrund gegossen, wie man wohl an-
nehmen darf, in Köln selbst. Von einem Kölner Meister scheinen auch
ein paar Hochgräber gefertigt zu sein, bei denen sowohl die Deckplatte,
wie die kleinen Platten an den Seiten der Steinaufbauten in Gravierung
ausgeführt sind. Das eine dieser Gräber ist das der Katharina von
Bourbon (t 1469) in Nymwegen, Nach alter Ueberlieferung ist es von
William Leomansz von Köln geschaffen, und die Verwandtschaft mit
diesem Werk hat (Greeny) zu der Annahme geführt, daß auch das im
Aufbau gleichartige Grabmal des Herzogs Johann I. von Cleve (f 1481)
und seiner Gemahlin in Cleve von demselben Künstler gefertigt sei.
Von anderen gravierten Platten sind die des Herzogs Gerhard II.
von Jülich (t 1475) in Altenherg^ die des Kardinals Cusano (t 1464) in
Cues und die des Herzogs Johann II. mit Gemahlin in Cleve noch an-
zuführen.
In Hannover haben sich im Dome zu Hildesheim zwei einfachere
gravierte Platten mit den Gestalten der Dompröbste Eckhard von Hanensee I.
und II. (t 1406 und f 1460) erhalten. Die vortreffliche Reliefgußplatte
352 15- Jahrhundert.
des Bischofs Bartholdus (t 1502) im Dome zu Verden gehört auch an-
scheinend noch dem 15. Jahrhundert an.
Von den noch in Lübeck erhaltenen gravierten Platten ist die
3 John LUneborch ii
des Bürgermeisters John LUneborch (f 1474) ein ausgezeichnetes Werk
des 15. Jahrhunderts (Fig. 2Ö1, S. 352).
In Sachsen befinden sich die wichtigeren Metallgrabmäler dieser Zeit
DenUchland, 35g
in Halherstadt, Nordhausen, Magdeburg, Erfurt, Naumburg, Weimar,
Altenburg, Rfimhild und Meißen. Die an diesen Orten erhaltenen Platten
sind zum Teil in der üblichen Weise graviert, teils sind die Tertieften
Zeichnungslinien offenkundig beim Quß der Platten mit entstanden und
nur nachgearbeitet; das gilt insbesondere von der Mehrzahl ier Meißener
^Verke. Aus getriebenen TeilstUcken zusammengesetzt ist (nach Qurlitt,
Bau- und Kunstdenkm. d. Kgr. Sachsen, Bd. 17) die Flachreliefplatte der
KurfUrstin Elisabeth (f 1484) in der Faulinerkirche in Leipzig, und in
derselben Technik soll die Platte des Bischofs Dietrich IV. (f 1494) im
Dome zu Naumburg ausgeführt sein. In Relief oder vollrund gegossen
Fie. asa. Grabmal des Erzbiachots Ernst yod Sachsen in Magdeburg, Dom. 8. SB3.
sind die Platte auf dem Hochgrabe Friedrichs des Streitbaren (f 1428)
und die Grabplatte des Bischofs Sigismund von WUrzburg (f 1457), beide
im Dome zu Meißen, die Grabplatte des Kanonikus Konrad Stein (t 1499)
im Erfurter Dome, das Hochgrab des Erzbischofs Ernst von Sachsen
(t 1513) im Dome zu Magdeburg und die Grabgestalt des Grafen Otto IV.
von Henneberg in der Stiftskirche zu Römhild.
Das Grabmal in Magdeburg (Fig. 262, S. 353) ist ein bezeichnetes
Werk Peter Vischers yon Nürnberg (, Gemacht zu Nurmberg von mir
Peter Fischer rotgieszer und ist vollbracht worden do man zalt 1495 jar.'),
mit Sicherheit demselben Künstler zuzuschreiben ist das Grabmal in Röm-
hild, die Platte des Konrad Stein in Erfurt (Bucbner, Zeitschr. für
Christi. Kunst 1903, Sp. 173 ff.) und ein Teil der Meißener Platten, deren
LOer, Unedle UetuUe. 23
354 1^' Jahrhundert.
andere man, mit Ausnahme der ältesten des Herzogs Friedrich des Streite-
baren, als Arbeiten Hermann Vischers, Peters Vater, des Meisters des
Wittenberger Tauf kesseis, ansieht, von dessen Hand vielleicht auch die
Grabplatte Hunolds von Plettenberg (f 1475) und der Schriftrand der
Platte Heinrichs von Gerbstädt (f 1451), beide im Kreuzgange des Domes
zu Erfurt, herrühren. (Buchner, a. a. 0. Sp. 167 fF.).
Das bei weitem großartigste unter allen diesen Werken ist das
Monument des Erzbischofs Ernst in Magdeburg. Schon die Abmessungen
des ehernen Aufbaues sind ungewöhnliche, es hat eine Länge von 3,20 m,
eine Breite von 1,45 m und eine Höhe von 1,10 m. Die Gestalt des
Kirchenfürsten lagert, angetan mit dem bischöflichen Ornat, in Lebens-
größe in fast voller Rundung auf der Deckplatte unter einem reichen
Baldachin. Der Bischof stützt seine Füße auf einen wappenhaltenden
liegenden Löwen, sein Haupt ruht auf Kissen. Auf den Ecken der Platte
tragen zierliche Postamente die vollrund dargestellten Evangelistenzeichen.
Der Unterbau des Denkmals ist durch Säulchen in abwechselnd breitere
und schmälere Nischen mit Kielbogengiebeln geteilt. In den schmäleren
Nischen stehen auf voi*tretenden Sockeln, an den Langseiten die zwölf
Apostel, an den Schmalseiten die Heiligen Stephanus und Mauritius. In
den breiteren Nischen sind Wappen angebracht, unter jedem ein Fabel-
tierchen.
Von allen anderen Metallgrabmälern im Aufbau durchaus abweichend
gebildet ist das Römhilder. Dieses vermutlich noch bei dem im Jahre 1487
gestorbenen Hermann Vi scher in Auftrag gegebene Monument ist im.
Anschluß an ältere Steindenkmäler Hennebergischer Grafen in derselben
Kirche ausgeführt. Graf Otto IV. ist als Freifigur in Lebensgröße auf
einem Löwen aufrecht stehend dargestellt. Hinter der Rittergestalt sind
in Art einer rechteckigen Umrahmung Bronzestreifen mit Inschrift und
Wappenschilde in die Wand eingefügt. Die Inschrift gibt das Todesjahr
(1502) des Grafen in der auffallenden Schreibweise: „Anno domini MCCCC
und in dem LXXXXXII Jar ..." an; die letzten Zeichen der Jahreszahl
sind durch nachträgliche Gravierung hinzugefügt, nur der Teil MCCCCLXXX
ist von dem Meister, der den Guß ausführte, in der Annahme, daß der
Besteller noch vor Ablauf des 15. Jahrhunderts sterben werde, in der
Form, wie angegeben ist, mit eingegossen (Do ebner, Die ehernen Denk-
male Hennebergscher Grafen von Peter Vischer, München 1840 S. 13 ff.
mit Abb.).
Man darf mit einiger Sicherheit dieses Grabmal als eins der ersten
selbständigen Werke Peter Vischers betrachten.
Im ganzen östlichen Deutschland finden sich nun aus dem 15. Jahr-
hundert weitere Grabplatten, die ihren Ursprung in der Vischerschen
Gießhütte zu Nürnberg vermuten lassen.
Deutachland. 355
In der Mark BrandeDburg ist nur ein bedeutenderes Werk aus dieser
Zeit erbalten, die in flachem Relief mit Tertieflen ZeichnunjirBlinieii ge-
arbeitete Platte des Bischofs Johannes VII. von Deher (t 1455) im Dome
Fig. iM. Grabplatte des Bischors Johann IV. Roth in Breslau, Dom. S. 36«.
ZU Färstenwalde (Abb. in Bau- und Kunstdenkm. d. Prov. Brandenburg).
In Erfindung und Ausführung zeigt diese Platte eine nahe Verwandt-
schaft; mit einer Breslauer Platte, der des Bischofs Peter Nowag (f 1456)
356 1^- Jahrhundert.
im dortigen Dome, die man als eine Arbeit Hermann Vischers an-
gesprochen hat.
Mit Sicherheit ist die Tätigkeit der Vischerschen Werkstatt in
dieser Zeit für Schlesien noch nicht nachweisbar, wohl aber wissen 'wir,
daß ein anderer Künstler, Jodocus Tauchen, damals sich eines nicht
unbedeutenden Rufes in solcher Arbeit erfreute (Schulz, Schlesiens
Kunstleben im 15. bis 18. Jahrhundert, S. 2). Meister Jodocus wurde
wahrscheinlich zu Anfang des 15. Jahrhunderts in Liegnitz geboren, 1451
wird er zuerst in Breslau genannt. Er war als Steinmetz und Bau-
künstler tätig und war überdies städtischer Büchsengießer. Wir wissen,
daß der Erzbischof von Gnesen, Johann VI. von Sprowa (f 1464), im
Jahre 1462 eine eherne gravierte Grabplatte bei ihm in Auftrag gab,
für die ihm als Muster empfohlen wurden die Grabtafeln der Erzbischöfe
Nikolaus von Tramba (t 1421) und Albert I. Jastrzembice (t 1436) in
Gnesen.
Von diesen Grabmälern ist leider nicht eines erhalten, und nur die
zeitliche und örtliche Nähe könnte vermuten lassen, daß einige der in
Breslau damals aufgestellten Grabplatten von Tauchen ausgeführt sein
möchten.
Außer der Grabplatte des Bischofs Peter kommt noch in Betracht
die ebenfalls in sehr flachem Relief gearbeitete Platte des Bischofs Rudolf
von Rüdesheim (t 1482) im Dome und die jetzt im Museum Schles.
Altertümer in Breslau verwahrte Platte Herzog Wenzels von Sagan
(tl488), die sich ehemals in der Barbarakirche zw Breslau befand; auch
diese letztere hat man der Vischerschen Werkstatt zugeschrieben.
Aus dem Jahre 1496 befindet sich endlich auch eine Grabplatte im
Breslauer Dom (Fig. 263, S. 355), die für den Bischof Johann IV. Roth
(t 1506) angefertigt wurde, mit der Bezeichnung „gemacht zu nurinberg
fon mir peter fischer im 1496 jar.** Diese Platte ist nicht, wie die vorher
genannten, in der Art der älteren gravierten Platten gegossen, sondern
völlig als Reliefplatte ausgeführt.
Die Tätigkeit der Vischerschen Gießhütte ist noch im 15. Jahr-
hundert weiter in der Provinz Posen zu verfolgen, wenn auch hier die
Zuteilung der einzelnen Grabplatten, die teils flach „nur in eingegrabener
Zeichnung", teils in flachem Relief gegossen sind, nicht mit voller Sicher-
heit feststeht.
In Frage kommen hier zunächst als Werke des 15. Jahrhunderts
in Posen die Platten des Woiwoden von Posen, Lucas de Gorka (t 1475),
(Fig. 264, S. 357) des Bischofs Andreas IV. Opalinski (f 1479), des Bischofs
Uriel de Gorka (t 1498) — diese drei Platten im Dome — , des Felix
Paniewski, Kastellans von Lemberg (t 1488), in der Dominikanerkirche und
im Dome zu Gnesen die Platte des Erzbischofs Jacob de Sienno (f 1480).
Deatochland. 357
Ehrenberg (Qeschiclite d. Kunst im Gebiete der ProT. Posen) nimmt
an , daß die Platten des Bischofs Andreas und des Lucas Qorka der
Vischerschen Werkstatt entstammen «und zwar entweder aus den
letzten Jahren der Tätigkeit des Hermann Yischer oder der Frtlbzeit
des Peter Viacher*.
Ebenfalls als Arbeiten Peter Vischers gelten ihm die Platten des
TIriel Gorka und des Felix Paniewski. Die Platte des Jacob de Sienno
ist nacb £brenberg möglicher-
■weise eine Breslatier Arbeit.
Justi (Repertorium ftlrKunst-
'wissenscbaft, 1901) siebt in der
Platte des Lucas Gorka mit zu-
verlässiger Begründung ein Werk
Feter Yischers aus dem Anfange
der Neunzigerjabre , das in An-
lehnung an die ältere, mögUcher-
weise tod Hermann Yischer
herrQbrende Platte des Bischofs
Andreas entstand. Yon den an-
deren angeführten Tafeln betrach-
tet Justi nur noch die des Uriel
Gorka als eine Arbeit Peters aus
dem Ende der Neunzigerjabre,
ohne ihm die Übrigen abzusprechen.
Im Anschluß an die Grab-
platten in Posen sei ein Denkmal
in der Kathsrinenkirche zaBrauns-
herg in Ostpreußen erwähnt, das
iHr das Grab des im Jabre 1467
gestorbenen Bischofs Paul Stange
Ton Legendorf im Jahre 1494 von
seinem Nachfolger gestiftet wurde. Fig.«««. orabpiatta dsa ldcm de uurn»
Die im Umriß ausgeschnittene Ge-
stalt mit gravierter Innenzeichnung ist innerhalb eines umrahmenden
Schriftrandes dargestellt und scheint in keiner Beziehung zu den vorher
^nannten Werken zu stehen.
Auch im sDdUchen Deutschland ist aus dem 15. Jahrhundert eine
größere Reihe metallener Grabmäler erhalten, unter denen sich zwar den
besten in Norddeutschland vorhandenen Monumenten ebenbürtige kaum
befinden, von denen aber etliche wiederum der Yischerschen Werk-
statt zuzuweisen sind, und schon als solche eine besondere Aufmerk-
samkeit verdienen.
358 1^* Jahrhundert.
Besonders zahlreich sind erzene Grabplatten von Domherrn und
Bischöfen in verschiedenartiger Ausführung im Dome zu Bamberg er-
halten (sämtlich beschrieben in M. Landgraf, Der Dom in Bambergt
Bamberg 1836). Die älteste, anscheinend noch im 14. Jahrhundert ent-
standene, in Gravierung ausgeführte Platte ist die des Fürstbischofs Lam-
bert von Brunn (f 1399). Platten von Domherren teils erhaben gegossen,
teils eben mit vertiefter Liniendarstellung, folgen in den nächsten Jahr-
zehnten. Als die erste aus der Vischerschen Werkstatt gelieferte Platte
gilt die des Fürstbischofs Georg von Schaumberg (f 1475). Erhaltene
Rechnungen geben weiter über die Arbeiten dieser Gießhütte für Bamberg
Aufschluß. Verzeichnet ist neben Zahlungen an Meister Peter Vischer
auch ein Betrag von sechs Gulden, der dem Maler Eatzheimer „für die
Visierung zum Guß** ausgehändigt wurde. In welchem Umfange solche
Zeichnungen dem Meister Peter als Vorbild bei der Ausführung zu
dienen hatten, ist nicht unzweifelhaft feststehend, möglicherweise handelte
es sich nur um Porträts, die im übrigen volle Freiheit ließen.
Justi sagt (a. a. 0, S. 40 Anm. 9) im Hinblick auf die von Peter
Vischer für Bamberg ausgeführten Domherrenplatten: „Sie wurden meist
nach einem festen Schema, ohne wesentliche Beteiligung des Meisters,
gearbeitet und stehen deshalb teilweise auf einer tieferen Stufe der Ent-
wicklung als die gleichzeitigen eigenen Arbeiten des Meisters."
Mit Sicherheit als Arbeiten der Vischerschen Gießhütte be-
stimmbar sind in Bamberg noch die Platten des Fürstbischofs Heinrich Groft
von Trockau (t 1501), des Fürstbischofs Veit I. (t 1503), des Domherrn
Eberhard von Rabenstein (f 1505) und des Fürstbischofs Georg H. (t 1508).
Die Platte des Fürstbischofs Heinrich wurde bereits im Jahre 1489
geliefert, auch die anderen werden zu Lebzeiten der dargestellten Personen,
doch wohl erst im 16. Jahrhundert ausgeführt sein.
Nur noch zwei vortreffliche Reliefplatten des 15. Jahrhunderts sind
im südlichen Deutschland und zwar in der Stiftskirche zu Ellwangen i. W*
erhalten, die mit einiger Gewißheit als Arbeiten der Vischerschen Werk-
statt zu betrachten sind. Die eine dieser Platten mit den Gestalten der
Stifter Hariolf und Erlolf scheint zum Jubiläum des Klosters im Jahre
1464 für das Grab jener ausgeführt zu sein, wie man annimmt von
Hermann Vischer. Die andere Platte, auf der die beiden Pröbste Joh.
V. Hirnheim (f 1460) und Albr. v. Rechberg (f 1502) vor einer Retas
knieend dargestellt sind, ist jedenfalls eine Arbeit Meister Peters aus
dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Von anderen Erzgrabmälern Süddeutschlands aus jener Zeit ist zu
erwähnen die in der Komposition von allen deutschen Werken der Art
wesentlich abweichende Platte des Erzbischofs Robert Hallun von Salis-
bury (tl417) im Münster zu Konstanz. Die im Umriß ausgeschnittene
DeuUchlaad, Niederlande. 359
Fifi^ur wird umralmit ron einer ebenfalls ausgescbnitteneu Kischenarchi-
tehtur, und das Ganze umsctilieBt ein schmales Scbriftband. Die Metall-
teile sind eben und nur durch eingravierte Linien gemustert. Möglich
ist (wie Otte annimmt), daß diese Platte in England angefertigt ist.
Ebenfalls eine Sonderstellung nimmt das Grabmal des Konrad v. Weins-
berg und seiner Gemahlin am Westportal der Kirche des ehemaligen
Zisterzienserklosters zu Sckönthü i. W. ein. Bei diesem um die Mitte
des 15. Jahrhunderts ent-
standenen Monumente sind
die beiden Verstorbenen in
fast Lebensgroße, ähnlich
wie bei dem vorher genann-
ten Grabmal in Römhild, als
Freifiguren vollmnd darge-
stellt.
Fast allein in den Nie-
derlanden und im westlichen
Deutschland ist ans dem
15, Jahrhundert eine Gruppe
der vortrefflichen Ghorpulte
mit einem bekrönenden Adler
oder Pelikan erhalten. Aus
dem vorbeigehenden Jahr-
hundert wurde das besonders
schSne Werk dieser Art vom
Meister Johann Jos&s bereits
angeftlhrt, im Aufbau sind
die jüngeren Werke jenem
sehr verwandt.
Der gewöhnlich auf ■-
Löwen ruhende Unterteil ist
bald ein aus Strebepfeilern,
MaBwerk und anderen Archi- ^'b- '«s- LBsepnit in Aachen, MUnswr (nach
tekturformen gestalteter Bal-
dachinbau, bald sind Glieder der angegebenen Art um einen mehr oder
minder reich gegliederten, gedrehten Mittelschaft angeordnet.
Vier solcher Adlerpulte befinden sich noch in Tottmai, und zwar in
den Kirchen Saint-Nicolas aus dem Jahre 1383, in Saint-Piat vom Jahre
1403, in Saint-Jacques vom Jahre 1411 und in Saint-Brice aus der Zeit
um 1480.
Man muß annehmen, daß alle diese Werke in Toumai selbst gegossen
wurden, vermuthch zum Teil von dem schon genannten Quillaume
360 IS- Jabrbnndert.
LeffebTre, der aolcbe Pulte aucb fUr die Kirchen in Leiiee uuA AveJgbt^n
gegossen haben soll.
Das AdlerpuU in Sainti-Etienne zu Freeren wurde im Jabre 1428 vom
Meister Louis de Hamale gegossen, das Pult in Saint-Donatien zu Brügge
wurde dort von Thomas Huppyn im Jahre 1431 ausgeführt, und 62 Livres
wurden ihm dafür gezahlt. Das Ädlerpult in St. Peter und Paul in Leuze
wurde vor 1449 gegossen, das Pult mit
dem Pelikan in St. Martin zu Chietres
wurde im Jahre 1484 zu Brügge ge-
fertigt. Nichts Näheres Ober die Ent-
stebungszeit bekannt ist bei den Pulten
in St. Martin zu Saint-Gkislain, in
St. Martin zu Hai, in St. Germain zu
Tirlemont, in Andennes und bei dem
als besonders scbQn gerühmten, nicht er-
haltenen Pulte in St. Lambert zu LütUch.
Von zwei ehemals in St. Peter in Löireti
vorhandenen Pulten, von denen eines im
Jabre 1798 nach Oscott bei Birmingham
verkauft wurde, nimmt man an (Pin-
chart), daß sie von Meister Renier
van Thienen wohl in der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts gegossen
wurden.
Von den in Deutschland erhaltenen
Adlerpulten ist keines seiner Herkunft
nach und nur wenige sind der Zeit nach
bestimmt festlegbar, aber sie gehören
wohl sämtlich dem 15. Jahrhundert an.
Ob es Arbeiten deutscher Meister sind,
wird schwer zu entscheiden sein, die An-
nahme liegt nahe, daß sie wenigsteos
in der Mehrzahl von Flandern bezogen
PiB- S9». Lea«|inlt in Dortmund, WUrden.
Roinoldikirche. S. sao. . ,. fi . t mn
In die Zeit um 1400 setzt man das
Adlerpult im Aachener MUnster (Fig. 265, S. 359). Diesem ähnlich, aber
reicher und mit Figuren in dem Baldachinunterbau ist das in der kathol.
Pfarrkirche zu Erkelenz, das im Jabre 1440 vollendet sein soll. Und
wiederum beiden verwandt ist das aus Altenherg stammende Adlerpult
in der Maxkircbe zu Düsseldorf, das im Jahre 1449 gefertigt sein soll.
Eine andere Gruppe bilden die Adlerputte in der Reinoldikirche zu
Dortmund (Fig. 266, S. 360), das weniger reiche, aus einem Adler auf
Niederlande, Deutschland. f)6I
Steiusockel gebildete dort in der Marienkirche erhaltene und das in der
Kirclie zu Marienfeld bei Gütersloh. Möglich ist, wie man vermutet hat,
daß das Pult in der Reinoldikirche , und vielleicht auch die beiden an-
deren, Arbeiten der Dortmunder, bereits früher genannten Meister, Joh.
Winnenbrock und Claes Pot-
geiter sind.
Bei dem einzigen in Köln in
St. Severin erhaltenen Pulte wird der
Bronzeadler von einem HolzgerUst
getragen und im Dome zu Halberstadt
ist von einem solchen Pulte nur noch
der auf einer Halbkugel stehende
Adler vorhanden.
Außerhalb Deutschlands und der
Niederlande befindliehe, doch mut-
maßlich dort entstandene Adlerpulte
sind die im Münster zu Sem, in der
Markuskirche und im Museo Correr
zu Venedig (Fig. 2G7, S. 301), im
Mus^e Cluny in Paris etc.
In keinem anderen Lande wurde
im 15. Jahrhundert auch die Bronze
oder das Messing in ähnlich großem
Umfange zu Beleuchtungsgeräten ver-
arbeitet wie in Deutschland und den
Niederlanden.
Große und kunstreich gestaltete
Lichtkronen und Kandelaber sind be-
sonders dort noch an zahlreichen
Orten erhalten.
Den Lichtkronen wandte man
wie schon in früheren Jahrhunderten
auch jetzt wieder vor allem in Deutsch-
land ganz besondere Sorgfalt zu.
Vereinzelt taucht das alte Motiv
der Reifkrone mit Zinnenkranz und
Türmen wieder auf. Die Formen ^'«-""' i-e-epuit tajen.dig. mu.. cor«r.
sind in den Einzelteilen andere ge-
worden, ebenso die AusFUhrungsweise. Qold und Silber und zarte Gold-
schmiedetechniken wird man vergeblich an den Lichtkronen dieser Zeit
suchen. In den Einzelheiten war alles derber geworden, wie der Guß,
der auch für alle Zierteile jetzt fast ausschließlich angewendet wurde, es
362 1^' Jahrhundert
ohne besondere Schwierigkeiten zuließ. Allein als auch bei Tage wirk-
same Schmuckstücke in den großen Räumen sind die besten Kronleuchter
des 15. Jahrhunderts würdige Denkmäler des Könnens ihrer Meister.
Weit mehr als in den wenigen Reif krönen zeigt sich die Erfindungs-
kraft jener Zeit in den Armkronleuchtern. Bei den stattlichsten unter
diesen ist das Mittelstück turmartig in den Bauformen jener Zeit aufs
reichste gestaltet und nicht selten mit Figuren ausgestattet. Und in einem
oder auch mehreren Kreisen übereinander von oben geringerem Durch-
messer wachsen entsprechend reiche Rankenarme, die vorn einen Teller
und Kerzendorn tragen, von diesem Mittelstück aus.
Der kurz gekennzeichnete Typus des Armkronleuchters kommt in
einigen sehr reizvollen Abarten vor, auf die bei Aufzählung der wich-
tigsten Werke hinzuweisen sein wird.
In mannigfacher Gestalt kommen die Kandelaber vor. Bisweilen sind
sie nur zum Tragen einer Kerze bestimmt, dann kommen aber auch
Leuchter für drei, fünf, sieben und neun Kerzen vor. Im Reichtum ihres
Schmuckes bleiben sie ebenso wie die Kronleuchter weit hinter den Glanz-
werken des 12. und 13. Jahrhunderts zurück, doch sind etliche höchst
achtenswerte Werke darunter.
In den Niederlanden sind nur wenige Kronleuchter aus dem 15. Jahr-
hundert erhalten und zwar nur solche mit strahlig angeordneten Armen.
Wohl der reichste und schönste unter ihnen befindet sich in der
Kathedrale von Herzogenhusch^ er wurde im Jahre 1424 den Bürgern
dieser Stadt für ihre Tapferkeit bei der Belagerung von Braine-le-Comte
gestiftet. In dem mittleren Turmbau, der gebildet ist aus schlanken
Strebepfeilern mit zierlich durchbrochenen Maßwerkgiebeln, steht eine
kampfbereite Ritterfigur und kleine Lanzenträger stehen außen am Fuße
des Tuimes. Zwölf blattbesetzte Rankenarme tragen je einen Kerzen-
teUer mit Tülle.
Eine Lichtkrone mit Madonnenfigur befindet sich im Johannesspital
zu Brügge^ eine ähnliche in St. Jakob im Haag ging in Privatbesitz über.
Erwähnt sei hier auch eine im Dom zu Lübeck erhaltene Lichtampel,
die im Jahre 1461 vom Bischof Albert von Brügge dorthin geschenkt
wurde.
In größerer Anzahl erhalten und künstlerisch bedeutender sind die
großen flandrischen Standleuchter des 15. Jahrhunderts.
Der vorzüglichste unter ihnen ist der siebenarmige Leuchter in
St. Leonard in Leau (Fig. 268, S. 363). Dieses 5,68 m hohe Gerät wird
von drei sitzenden Löwen und drei Hunden getragen. In etwa halber
Höhe des Mittelschaftes zweigen sich die sechs kerzentragenden Neben-
arme in radialer Anordnung ab. Etwas höher am Schaft wachsen drei
weitere Arme heraus, die oben die Figuren der Maria, St. Johannis und
der Maria Magdalena tragen. Am Mittelschaft des Leuchters ist als Haupt-
figur der Gruppe Christus am Kreuze dargestellt Unten ist am Leuchter
in geeigneter Höhe ein Lesepult mit kleinem Lichtarm darOber angebracht.
Dieses in allen Einzelheiten Überaus geschmackvoll durchgebildete
Prachtwerk wird dem Meister Renier van Thienen in Brüssel zuge-
schrieben, über den einiges Kähere bekannt ist. Er bekleidete verschiedene
städtische Ehrenämter und war in den Jahren 1485 und 1490 sogar Bürger-
meister. Man weiß auch, daß der Künstler mehrfach Kandelaber fertigte,
-364 15- Jabrbimdert
darunter im Jahre 1482 noch einen für die Kirche in Leau, der einem
anderen ähnlich werden sollte, den er für St. Qudula in Brüssel ausgefilhit
hatte. Angegeben wurde bereits, daß man zwei ehemals in St. Peter in
Lötcen Torhandene Adlerpulte als seine Arbeiten ansieht, bekannt ist, daß
er auch einen
Kandelaber ftlr
diese Kirche fer-
tigte.
Auch über
einige Aufti^e,
die der Meister
zu Anfang des
16. Jahrhunderts
erhielt, sind wir
unterrichtet. Im
Jahre 1509 hatte
er für Margarete
von Oesterreich
Bekrön ungsfigu-
ren ftlr Pfeiler
im Schloßhofe zu
Brflsse/ zugießen,
und schließlich ist
als sein Werk das
Grabmal Adolphs,
Herrn von Raven-
stein, in der Do-
minik anerkir ch e
zu Brflssel anzu-
fahren.
Koch andere
flandrische Mei-
ster sind bekannt,
die in jener Zeit
vortreffliche Kan-
delaber ausge-
führt haben.
Fig. »S9. Kandelaber in Gaaria. Kirche (nach Oailhaband). 8. 8»». ,^ . . ,
Willaume
Leffebvre von Toumai, der bereits als Verfertiger des schönen Tauf-
kessels in Hai und verschiedener Adlerpulte genannt wurde, goß im
Jahre 1442 einen Osterleuchter mit der bekrönenden Gestalt der heiligen
Katharina, der auch zugleich als Lesepult eingerichtet ist, für St Catherine
in Toumai, jetzt in der Kirche von St. Gliislain. Derselbe Meister goß
auch Leuchter filr St. Piere in Antoinif und für St. Jacques in Löwen.
Henry Hubert tob Dinant fertigte im Jsbre 1435 einen Kan-
delaber von 625 Pfund Gewicht für die Marienkapelle der Abteikirche
366 15. Jahrhundert.
von SainUVaast. Für dieselbe Kirche goß auch Michel Le Maire^
genannt Miquiel de Gand (f 1446), Gießer in Tournai, verschiedenes
Lichtgerät und andere Gegenstände.
Ueber den Meister des großen dreiaimigen Pultleuchters in der
Kirche zu Gaurin (Fig. 269, S. 364) ist nichts bekannt.
Ueber eine Reihe großer Kandelaber des 15. Jahrhunderts sind nur
kurze Nachrichten erhalten. In der Kathedrale zu Lüttich sollen vor und
hinter dem Schreine des heiligen Lambertus Kandelaber von gewaltigen
Abmessungen gestanden haben, der eine mit sieben, der andere mit neun
konsolförmig geschwungenen Armen,
Im Jahre 1499 stand, wie angegeben wird, ein großer Osterleuchter
in der Abteikirche von Val-des-Ecoliers in Mons.
Ein um das Jahr 1500 in Brüssel gegossener, sehr großer Kande-
laber befand sich in der Frauenkirche zu Namur.
Dem Lichtgerät beizurechnen sind auch einige zur Aufnahme großer
Kerzen eingerichtete, in Messing gegossene Gitter, die als „Herse* be-
zeichnet werden und von denen schon beim Schmiedeisen verschiedentlich
gesprochen wurde.
Nur wenige solcher in Flandern gefertigten Gitterleuchter sind be-
kannt. Erhalten ist solch ein besonders stattliches, oben mit 24 Kerzen-
dornen ausgestattetes Werk in St. Victor zu Xanten (Fig. 270, S. 365), es
wurde laut Inschrift im Jahre 1501 in Mastricht gegossen und gilt als
ein Werk des Meisters Aert, der im Jahre 1492 das Taufbecken filr
Herzogenbusch goß. (Vergl. Helbing, La sculpture ... au pays de Liege*
Bruges 1890, S. 148 ff.)
Ein gleichwertiger kleinerer Gitterleuchter befand sich ehemals in
der Abteikirche zu Gembloux^ nur eine gute Zeichnung ist von ihm er-
halten. (Abb. in Ysendyck, Documents classes de Part dans les Pays-
Bas H. 4.)
Beim deutschen Messinglichtgerät des 15. Jahrhunderts sind, wie
schon hervorgehoben wurde, die Lichtkronen in erster Linie von Interesse.
Vermutlich einer der ersten größeren Reif kronleuchter, die nach dem
12. Jahrhundert wieder gefertigt wurden, ist der im Münster zu Einbeck
(Hannover), der gestiftet wurde von dem im Jahre 1429 gestorbenen
Kanonikus Degenhard Ree.
Der etwa 2,50 m in der Weite messende Reif dieses Leuchters ist
mit Zinnen bekrönt und in Maßwerkmustern durchbrochen. 24 gegossene
Figuren — Apostel und Propheten, die Apostel in nischenartiger Um-
rahmung — schmücken die Außenseite des Reifes (vergl. Mithoff, Kunst-
denkm. und Altertümer im Hannoverschen II, S. 38).
Aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts haben sich mehrere Messing-
reifkronen in Halberstadt erhalten. An dem einen dieser Kronleuchter
Niederlande, Deutochland. 3S7
iD der Moritzkirche vom Jahre 1488 treten sechs TUrmcfaen als Leuchter-
träger vor, zwischen diesen sind immer je drei, oben mit Kerzendomen
ausgerüstete Giebelfelder angeordnet, zwischen denen wieder zwei kleine
übereck gestellte TUrmchen Platz gefunden haben. Zarte Maßwerkmuster
bereichern den nicht ganz 2 m weiten Kronleuchter in allen Teilen (vergl.
Bau- und Kunstdenkm. d. Prov. Sachsen, Bd. 23, S. 385).
Ein im Jahre 1494 vom Dechanten Dr. Jordan Heyne gestifteter
Fig. iTi. Kronteacbter in Kalberg, Uftrlenkirche, S. sst.
Kronleuchter in der Liebfrauenkirche ist aus vier übereinander angeord-
neten, oben enger werdenden Reifen gebildet, die mit TUrmchen geschmückt
sind und einen größeren Mittelturm umschließen (ebend. S. 345).
Noch ein reich gestalteter, in Messing gegossener Keifkronleuchter der
Zeit um 1500 befindet sich im Dome zu Münster i. W. Der aus dicht
gereihten, sieh kreuzenden, mit MaSwerkformen gefüllten Eielbogengliedem
gebildete Reif ist mit vier Türmen geschmückt, in denen geflügelte Engel-
figuren stehen. {Abb. im Kunstgewerbeblatt 1897, Tafel S. 64—65).
868 15. Jabrbundert.
Nur im nordwestlicben Deutschland sdieiDen im 15. Jahrhundert solclie
messingene Beifkronleuchter gefertigt zu sein, sonst finden sie sich nicht.
Im nordöstlichen Deutschland hat der Messiu^^ßkronleuchter damals
eine andere eigenartige Ausbildung
erfahren. Die schönsten Beispiele
dieses Typus befinden sich in der
Marienkirche zu Colherg (Fig. 271,
S. 367), in der Marienkii-che zu
Danziff und in der Pfarrkirche zu
Braunsberg in Ostpreußen,
Bei allen diesen Leuchtern bil-
den beblätterte BUgel, aus denen
je ein Arm mit Kerzenteller hervor-
w'ächst, eine eiförmige Hülle um
eine in der Mitte aufgestellte Marien-
figur; die Zahl der Arme ist ver-
schieden. Nur der Colberger Leuch-
ter ist zeithch bestimmter festlegbar;
es ist die sogenannte Holkenkrone,
und von dieser wird schon im Jahre
1424 angegeben, daß acht Motten
Land zur Beschaffung der Kerzen
dazu gestiftet seien.
Noch eine in Messingguß aus-
geführte Lichtkrone , die sich im
Dome zu Lübeck befindet (Fig. 272,
S. 3Ö8), ist ihrer von dem gewöhn-
lichen Kronleuchtertypus abweichen-
den Gestalt wegen besonders her-
vorzuheben. Dieses über 2 m hohe,
als „Müllerkrone" bezeichnete bunt-
farbig bemalte Licht^eriit ist ab
reicher Baldachinbau über einer als
Mauerkranz mit Zinnen und aus-
gekragten Türmchen gestalteten
Grundplatte errichtet Unter dem
Fig, 87a. „Mauerkrone" in LUheck, Dom. Mittelbaldachin sitzen zwei Bischofs-
^- *'^' gestalten. Johannes der Täufer und
eine gekrönte Figur mit Palmenzweig und Turm stehen unter den kleinen
spitztürmigen Seitenbaldachinen. Die Kerzen werden an den Ecken von
je einer knieenden Diakonengestalt auf einer Stange getragen, abgebogene
Arme sind nicht vorhanden.
Dentschland. 369
Ein ebenfalls in Messing massir gegossener und auch farbig be-
malter, ebendort erhaltener und zum Aufhängen eingerichteter, auf Wolken
knieender, geflügelter Engel, der vor sich einen Stableuchter zur Auf-
Fig, in. Eronle achter in Ooslar, Ratbaus, S. stsi,
nähme einer Kerze trägt , wird bisweilen als das Gegengewicht der
.Müllerkrone' bezeichnet, scheint aber als selbständiges Licbtgerät be-
stimmt zu sein.
Yon messingenen Armkronleuchtem des 15. Jahrhunderts ist in Nord-
deutschland nur der im Rathause zu Goslar von einiger Bedeutung (Fig. 273,
S. 369). Eine Marienügur steht in dem von einer Bischofsgestalt be-
LOer, ÜnedlB SetaU«. 24
370
15. Jahrhundert.
krönten Mittelbau, um den in zwei Kreisen Qbereinantier die Ranken&rme
angeordnet sind.
Als die schönsten deutschen Ärmkronleuchter jener Zeit sind wohl
die im Bathaiise zu Breslau und die im Dome zu Augsburg anzusehen.
Andere gute Beispiele sind er-
halten in den Rathäusern zu
liegenshurg und München, dieser
von Jörg dem Rotgießer, auf
Schloß Laxenburg, für Oel und
Kerzen, im Jahre 1404 von
den Gesellen der Rotschmiede-
zunft der Nicolaikirche in Eger
gestiftet, in der Klosterkirche
zu Sekau, in Murau in Steier-
mark und in verschiedenen
Museen.
Besonders kunstreich ge-
staltete Messingkandelaber sind
aus dem 15. Jahrhundert in
Deutschland nicht erhalten, die
irgendwie bemerkenswerten mö-
gen jedoch nicht unerwähnt
bleiben.
Beziehungen zu den gleich-
artigen flandrischen Arbeiten
verraten die dreiarmigen Kan-
delaber in St. Victor zu Xanten
(Fig. 274, S. 370) und in der
Kirche zu Cappenberg i. W.
In St. Cunibert zu Köln
ist ein großer fönfarmiger Pas-
sionsteuchter anzuftkhren.
Im Dome zu Münster sollen
sich außer zwei großen, von je
drei Löwen getr^enen Stand-
leuchtem, die Reste eines fUnfarmigen und eines Teneberleuchters befinden.
Im Dome zu Osnahrürk ist ein Messingosterleuchter erhalten.
Ein siebenarmiger Leuchter vom Jahre 1436 befindet sich in der
Kirche zu Mölln; er ist annähernd 2 m hoch und wird von drei Löwen
getragen.
Aus dem Jahre 1475 ist ein 3 m hoher dreiarmiger Leuchter in der
Lieb Frauenkirche zu HallH'rstadt anzuführen.
Fig.i
Deutachland. 371
In demselben Jsbre goß Meister Hermann Bonstede den fünf-
armigen Leuchter mit einer Marienfigur fllr die Kirche in Perleberg bei
Stendal. Für die Johanneskirche in Werben bei Havelberg goß derselbe
Meister im Jahre 1487 einen solchen Leuchter.
Ein großer siebenarmiger Leuchter in der Erzbischof-Ernst-Kapelle
des Magdeburger Domes aus dem Jahre 1494 ist möglicherweise von
Peter Vischer in Nürnberg gegossen.
Fig. a75. Siebenanniger Leuchter in Viborg, Dom. B. 9T1,
Aus dem Jahre 1496 endlich ist ein großer siebenarmiger Leuchter
im Dome zu Viborg in Dänemark erhalten (Fig. 275, S. 371). Stifter
und Künstler sind darauf verzeichnet; DirckRop zu Lübeck war sein
Verfertiger. Von einem siebenarmigen Leuchter in der Kirche zu Lund
in Dänemark (Fig. 276, S. 372), der wohl um dieselbe Zeit entstand, darf
jedenfalls auch deutscher Ursprung angenommen werden, er ist dann der
reichst geschmückte unter allen deutschen Werken dieser Art. Ein zierlich
372 IS. Jahrhundert.
durchbrochener Maßwerksteg verbindet die Eerzecteller und auf vier Ober
dem Fuße kreuzweise hervorwachsenden konsolförmig aufgebogenen Armen
sind die vollrund gegossenen Evangetistenzeichen aufgestellt.
In Sdddeutschland kann als einziger großer Messingkandelaber aus
dieser Zeit nur ein siebenarmiger Leuchter in Brunn genannt werden.
Kleinere Ältarleuchter des
15. Jahrhunderts ohne bemerkens-
werte Eigenart finden sieb vieler-
orten in Deutschland. Bisweilen
ruht ibr Fuß auf Löwen, zumeist
sind einige profilierte Wulste am
runden Schaft der wichtigste
Schmuck.
Neben diesen Hauptgnippen
entstanden in Deutschland und den
Niederlanden im 15. Jahrhundert
noch eine Reihe bedeutsamer Ein-
zelwerke und in reicher Uenge ver-
schiedenstes mehr oder minder
kunstreich gestaltetes Kleingerät.
Ueber diese Arbeiten ist noch kurz
zu berichten.
Eines der eigenartigsten fland-
lischen Gußwerke dieser Zeit scheint
der gP^ron" in Lüttich gewesen zu
sein. Es war dieses eine im Jahre
1449 auf einem Marmor unterbau
errichtete Säule, auf deren Kapital
drei unbekleidete Frauengestalten
eine Strahlenkrone mit Pinienzapfen
und Blutenkreuz trugen. Dieses
Lutticher Freiheitsdenkmal wurde
im Jahre 1467 im Auftrage Karls
des Kühnen nach Brügge geschafft,
nach weiteren zehn Jahren der Stadt
Lflttich zurückgegeben und im Jahre
1693 zerstört.
Ein Meister Martin van Rode oder van Tetrode führte in Kupfer-
treibarbeit eine 5 m hohe Figur St. Michaels aus für den Turm des Stadt-
hauses in Brüssel, der im Jahre 1454 vollendet wurde. Im Louvre in
Paris befindet sich das seltene Beispiel einer weiblichen Porträtfigur, die als
ein flandrisches Werk des 15. Jahrhunderts gilt (Fig. 277 und 278, S. 373).
Niederlaode, Deutechland. 373
Zu den reizvollsten und größten deutschen Gußwerken gebSrt das in
den Jahren 1476 bis 1479 vom Goldschmied Nikolaus Rughesee und
dem Erzgießer Nikolaus Gruden gegossene Tabernakel in der Marien-
kirche zu Lübeck (im Jabre 1855 restauriert) (Fig. 279, S. 374). Das in
zierlichen Bauformen gestaltete, schlank aufragende (9,(34 m hoch) Monu-
RUckunaicbt.
ment ruht auf Löwen. Enget mit den Leidensgeräten knieen am Sockel
und heilige Figuren sind am ganzen oberen Aufbau verteilt.
Bei ein paar anderen niederdeutschen Sakramentshäuscben sind nur
die in den meisten Fällen kunstreich in Scbmiedeisen gearbeiteten TOren
in Bronzeguß ausgeführt.
374 15' Jahrhundert
•*■ Besonders glUcklicli im Entwurf ist die Tür am Tabernakel der Stifts-
kirche zu Osnairück. Durchbrochene MaBwerkmuster mit Baldachin-
abs c hl Ussen bilden den
Grund fllr eine Figur
Johannes des Täufers
und eine VerkUndigungs-
darstellung. An den
Ecken sind in Vierpässen
die Evangelistenzeichen
angebracht.
Figuren reicher ist
die TabernakeltQr in
St. Blasien zu Münden.
In leicht umrahmten,
nicht durchbrochenen
Feldern ist in der Mitte
das Lamm Gottes und
in den vier Hauptfeldern
eine Majestas Domini,
eine Kreuzigungsgruppe,
die Auferstehung Christi
und das Jüngste Gericht
dai^estellt. Oben und
unten schließen Schrift-
bänder die Platte ab
(Abb.inMithoff,Kunst-
denkm. u. Altert. II,
Taf. 5).
Eine nur mit Maß-
werk gemusterte in
Bronze gegossene Taber-
nakeltfir befindet sich
in Wien in der Maria-
Stiegenkirche.
An den AußentOren
wurde auch im 15. Jahr-
hundert die Bronze nur
zu Klopfern, zumeist in
der schon früher Üblichen
Pig. »J». Tabernttkel in Lübeck, Mariankirche. 8. 373. _ , t - .
b orm der iiowenmaske
mit Ring, verarbeitet. Beispiele, die als damals entstanden gelten, befinden
sich an der Marktkirche in Hannover, am Dome in Posen, am Dome
DeutBcbland. 375
in Beval (Fig. 280, S. 375), in Bleicherode in S-, am Münster in Konstanz
und an anderen Orten.
Im Dome zu Augsburg ist ein Bronzealtar vom Jahre 1447 an-
zuführen, bei dem unter drei von Säulen getrt^enen Maßwerkgiebeln drei
Figuren stehen; ein ähnlicher Altar, auch vermutlich Augsburger Arbeit
(nach Sighart), soll sich in der Markuskirche in Venedig befinden.
Ein ansprechender kleiner Brunnen mit flachrundem Becken und turm-
&hnljchem Mittelteil in Erzguß steht in der Sakristei des Klosters Lütte
(Fig. 281, S. 376).
In Bronze gegossene Sprengkessel aus dem 15. Jahrhundert sind
z. B. in St. Cunibert in Köln und in der Pfarrkirche zu Straelen erhalten.
Ein besonders zierlich mit Maßwerkdurchbrechungen geschmücktes Bronze-
rauchfaß besitzt der Dom in Paderborn.
GieSgefäße, fUr die auch im 15. Jahrhundert phantastische Tierformen
bevorzugt wurden, sind in Kirchen und Sammlungen in größerer Anzahl
erhalten.
Schließlich möge als eine besonders zarte Bronzegußarbeit der sehr
schöne Beschlag eines Antiphonariums im Dome zu Saab erwähnt werden
(Fig. 282, S. 377)
15. JahrhuQilert.
Frankreich.
Ueber die französische BronzekuQst des 15. Jahrhunderts ist nicht
allzuviel Rühmliches zu berichten, auch wenn man wieder berücksichtigt,
daß in Frankreich mehr als in anderen Ländern der Zerstörungswut zum
Opfer gefallen ist. Im nördlichen Frankreich wurde jedenfalls der Be-
darf an Bronzegußarbeiten vorzugsweise aus flandrischen Werkstätten ge-
Pig. 181. Brnnaen im Kloster LQne. S. 9TS.
deckt, und wenn man Vasari Glauben schenken darf, hat auch ein
Italiener Simone Ghini (1407 — 1491) zahlreiche Erzgrabmaler in fran-
zösischem Auftrage ausgeführt.
Das bedeutendste französische Bronzewerk des 15. Jahrhunderts dürfte
das „Monument de la Pucelle" bei Orleans gewesen sein. Auf großem
Steinunterbau knieten vor einer Pieta die Jeanne d'Arc und Karl VII.,
und diese fast lebensgroßen Gestalten waren von einem Ereuz überragt
Das Denkmal war 1458 errichtet; im Jahre 1567 wurde es zerstört bis
auf die Gestalt des Königs, im Jahre 1571 wurde es von Hector Lescot
Frankreich. 377
wieder beigestellt (Abb. und näbere Angaben in Miliin, Antiquitäes
natimiales. Paris 1791, Bd. II, p^. 2).
Ein französischer Meister Pierre Crosnier von Tours soll im Jabre
1482 Bronzeleuchter fUr die Kirche in Bunl gegossen haben.
Ein Meister Henrion Costerel hat zwischen 1495 und 1505 eine
Fig. ist. Beschlag eines Antiphonariums in Baab, Dom. S. S7G.
knieende Statue Heinrichs von Lotbringen, Bischofs von Mets fUr dessen
Grabmal in der Kapelle des Schlosses Joinville gegossen.
Urkundliche Beweise liegen daftlr vor, daß im 15. Jahrhundert in
Frankreich auch Adlerlesepulte gegossen wurden (Gay, Gilossaire arcb^ol.
S. 13). Erhalten sind zwei solcher Pulte in den Kirchen zu Hosnay und
Honfleur, beide auf runden profilierten Ständern.
Eine vortreffliche, in Kupfer getriebene, 1,12 m hohe Engelsfigur
378 IS. Jahrhundert.
uus dem 15. Jahrhundert ist auf dem Chäteau du Lude (Sarthe) als
Wetterfahne aufgebracht. — Französischen Ursprungs scheint weiter eine
Reihe ausgezeichneter figürlicher Kleinbronzen zu sein. Erwähnt sei eine
Reiterstatuette der Jeanne d'Arc im Clunjmuseum (Fig. 283, S. 378).
Fig. JM. Jeottue d'Arc. Pari; auuy-MiH. 8. »'S.
eine Gruppe, der heilige Hubertus vor dem Hirsche knieend, in der
Sammlung des Baron Arthur Schickler, und der schöne als heilige
Portunada bezeichnete Reliquienkopf in der Kirche von S. Fortunade
(Correze).
England.
In England ist aus dem 15. Jahrhundert nur ein wichtigeres Bronze-
werk anzuführen, das Grabmal des Grafen Richard Beauchamp (f 1439)
in Wanckk.
380 15. Jahrhundert.
Im Jahre 1453 wurden zur Ausführung dieses Hochgrabes der Gießer
William Austin, der Kupferschmied Thomas Stevens und der
Marmorarbeiter John Essex verpflichtet. Die Ritterfigur sollte in bestem
Messing gegossen werden und 14 Figuren für den Unterbau sollten in
getriebener Arbeit ausgeführt werden.
Italien.
Die Bronzearbeiten aller Länder werden überstrahlt von den Guß-
werken der italienischen Meister des 15. Jahrhunderts.
Volkstümlich in dem Sinne, wie man in den Niederlanden und
Deutschland die Erzgießkunst jener Zeit nennen darf, wurde zwar der
Bronzeguß in Italien nicht, er blieb hier beschränkt auf wenige Orte und
nicht allzuviele Meister, und dementsprechend ist die Menge der geschaffenen
Werke sehr viel geringer als im Norden. Allein den besten italienischen
Gußwerken vermögen wir künstlerisch Gleichwertiges nicht gegenüber zu
stellen, so hoch man auch einige unserer schönsten Bronzegrabmäler ein-
schätzen mag, und auch technisch wurden im Norden nicht annähernd
solch hohe Aufgaben bewältigt, wie sie die italienischen Gießer glanzvoll
gelöst haben.
Die Hauptguß werke Italiens im 15. Jahrhundert waren eine Reihe
großer Reiterdenkmäler und Türen, daneben Figuren und Gruppen ver-
schiedener Größe, Porträtbüsten, Grabmäler, und die Bronzeausstattung
einiger Kanzeln, Altäre und Taufbrunnen.
In Florenz begann mit einem Türenpaar das ruhmvolle Schaffen.
Von den drei großen Toren des Florentiner Baptisteriums sollte im
Anschluß an die Tür Andrea Pisanos ein zweites Flügelpaar geschaffen
werden. Im Jahre 1401 wurde eine Konkurrenz ausgeschrieben, an der
sich Lorenzo Ghiberti (1378—1455), Filippo Brunellescho (1377
bis 1446), Jacopo della Quercia (1374? — 1438) und vier andere
Künstler beteiligten. Die von Ghiberti und Brunellescho zur Preis-
bewerbung eingesandten, in Erz gegossenen Reliefs je eines Türfeldes,
darstellend die Opferung Isaaks, werden noch im Bargello zu Florenz
verwahrt. Sie bestätigen die Angabe Vasaris, daß Brunelleschos Modell
in mehreren Teilen und Ghibertis in eins gegossen sei.
Ghiberti erhielt einstimmig den Auftrag, die Tür auszuführen, und
mit Beihilfe zum Teil auch berühmter Meister vollendete er sie in den
Jahren von 1403 — 1424. Unter den Mitarbeitern ist besonders Michelozzo
(1391 — 1472) zu nennen, dessen Tätigkeit als Gießer zumeist dabei hervor-
gehoben wird ; wie weit das mit Recht geschieht, ist nicht völlig festgestellt.
Dargestellt sind auf zwanzig Feldern dieser (nördlichen) Tür, Szenen
AUS dem Leben Christi, und darunter in acht Feldern die vier Evangelisten
und vier Kirchenväter (Fig. 284, S. 379). Ein ebenfalls in Erz gegossenes,
mit reichen Laub- und Frueh^owinden geziertes Oewände umrahmt die
Flügel.
Während Ghiberti mit der Tür beschäftigt war, schuf er noch große
382 15. JahrhuDdert,
Erzstatuen für Außenni sehen der Kirche Orsanmichele in Florenz und zwar
als die erste große frei aufgestellte Bronzefigur in Florenz Oberhaupt, im
Jahre 1414 die Gestalt Johannes d. T. und im Jahre 1422 den hl. Matthäus,
dessen Guß zuerst mißlang und vom Künstler, um seinen Ruf zu wahren,
auf eigene Kosten mit glücklichem Erfolg wiederholt wurde. Eine dritte
Figur, die des hl. Stephanus, die bis dahin an jener Kirche in Marmor-
ausftlhrung vorhanden gewesen war, wurde im Jahre 1428 durch eine
Erzfigur Ghibertis ersetzt.
Nach Vollendung des zweiten TOren-
paares am Baptisterium sollte auch die
dritte (östliche) Tür solch einen erzenen
Schluß erhalten , und wiederum erhielt
Ghiberti den Auftrag. In den Jahren
1425—1452 modellierte und goß Ghi-
berti die beiden letzten Flügel, die in
der Gliederung von der Tür Pisanos
imd der ersten Tür Ghibertis abweichen
und in allen Teilen noch reicher aus-
gestaltet sind (Fig. 285, S.381). In zehn
größeren Feldern sind alttestamentari-
sche Szenen dargestellt, in die Nischen
und Runde der ringsum laufenden Rand-
streifen beider Flügel sind Einzelfiguren
und Brustbilder, darunter ein Selbst-
bildnis des Künstlers, schmückend ein-
gefügt, zarter und lebendiger ist auch
der naturalistische Schmuck des Ge-
wändes.
Von anderen Bronzewerken Ghi-
bertis sind anzuftthren zwei im Jahre
Fig. asfl. Donateiio Amor. 1427 vollendete Reliefs ftlr den Tauf-
nort-i. Kai-gtiio. ,88s. bruHneH in S. Giovanni zu Siena, dar-
stellend Johannes vor Herodes und die Taufe Christi, dann die Reliefs
am Schrein des hl. Zenobius im Florentiner Dome, die Grabplatte des
Lionardo Dati (f 1423) mit der Flachrelieffigur des Verstorbenen in
S. Maria Novella zu Floretts und das Türchen am Marmortabemakel von
S. Maria Nuova (1450) mit dem ßeliefbilde des thronenden Christus,
Die Gußwerke Ghibertis, insbesondere die Türen, hatten zahlreichen
Künstlern zur Ausbildung ihres technischen Könnens Gelegenheit geboten,
die meisten der erzgießenden Bildner des 15. Jahrhunderts gingen aus
dieser Schule hervor.
Der größte unter allen Donateiio (138ö — 1466) schuf, soweit mit
Sicherheit nachweisbar ist, sein erstes Bronzewerk, die Figur des Papstes
Johann XXIII. an dessen gemeinsam mit Michelozzo gefertigtem Girabmale
im Baptisterium zu Florenz, erst um das Jahr 1425. Wie angenommen
wird, entstammt derselben Zeit eine Statuette Johannes d. T. von fast einem
Meter Höhe, die wahrscheinlich als Bekrönungsfigur des Taufbeckens im
Dome zu Orvteto bestimmt war, und Donatello im Jahre 1423 in Auftrag
gegeben war. Im Jahre 1427 vollendete
auch er ein Relief fDr den Taufbrunnen
in Siena, die Uebergabe des Hauptes
Johannes d. T. an Herodes, und im fol-
genden Jahre drei EinzelfigUrchen für
diesen Brunnen, auch diese Werke in
Gemeinschaft mit Michelozzo.
Gegen die Mitte der dreißiger Jahre
entstanden zwei der berühmtesten Bronze-
äguren des Meisters, der Amor (Fig. 286,
S. 382) und die unendlich schöne Gestalt
des David (Fig. 287, S. 383), beide für
Gosimo de Medici. Mutmaßlich um das
Jahr 1440 führte Donatello auch zwei
mäßig große zweiflügelige ErztUren für
die Sakristei von S. Lorenzo in Florenz
aus. In einfacher Umrahmung sind die
fünf Felder jedes Flügels in flachem Re-
lief mit je zwei stehenden Heiligen-
figuren geschmückt (Fig. 288, S. 384).
Um dieselbe Zeit scheint die jetzt
in der L(^gia dei Lanzi in Florenz auf-
gestellte Bronzegruppe der Judith über
dem Leichnam des Holofemes gegossen
zu sein (Fig. 289, S. 385).
Im Jahre 1443 wurde Donatello Fig.asT. Don.teiio Da^id jt«™,
nach Padua berufen, und neben um-
fangreichen Bronzearbeiten für den Santo entstand hier sein großartigstes
Qußwerk, das Reiterstandbild des venezianischen Söldnerfilhrers Gatta-
melata (Fig. 290, S. 386).
Für den Hochaltar des Domes modellierte der Meister zuerst einen
Kruzifixus.
Im Jahre 1446 erhielt er den Auftrag, das Keiterdenkmal auszuführen.
Der Gattamelata, das erste erzene Reiterstandbild seit der Zeit der
byzantinischen Kaiser, wenn man absieht von dem wesentlich kleineren Bilde
des St. Georg in Prag, wurde im Jahre 1453 vor dem Santo aufgestellt.
384 15. Jahrhundert.
Gleichzeitig mit dem Gattamelsta begann der Meister seine Arbeiten
ftlr den Bronzealtar des Domes, der den älteren ersetzen sollte, für den
der Kruzifixus geschaffen war. Im Jahre 1448 konnten auf einem vor-
Fig, JSS. Donatello. Tür in di
läu6g in Holz errichteten Altare die Statuen der Madonna und sechs Heiliger
aufgestellt und vier figurenreiche Reliefs mit Wunderdarstellungen des
hl, Antonius, die Evangelistensymbole und zwölf Reliefs musizierender
Italien. 385
Engel (Fig. 291, S. 387) angebracht werden. In den beiden folgenden
Jabren kamen noch zwei Engelreliefs und eine Pietas hinzu. Eine Reihe
von Schülern waren bei
diesem großen Werke mit
tätig, deren Mitarbeit bald
mehr, bald minder hervor-
tritt. Ueber die Beteiligung
des Meisters an der Guß-
ausfnhrung ist Sicheres nicht
bekannt; PomponiusOau-
rikus (um 1500) gibt an,
daß Donatello niemals
selbst gegossen habe; in
Padua soll ein dort an-
sässiger OlockengieSer die
Modelle des Künstlers in
Erz gegossen haben, auch
sollen die Pisaner Meister
Giovanni und Antonio
Gelino dort für Donatello
als Gießer und Ziseleure
tätig ge-rresen sein.
Noch während Dona-
tello in Padua beschäftigt
-war, traten neue große Auf-
gaben an ihn heran, zu
deren Ausführung er je-
doch zumeist nicht kam.
Für Modena sollte er eine
Statue des Borso d'Este
schaffen, die aber gar nicht
begonnen zu sein scheint.
Auch fUr Mantua scheint
ihm ein Reiterbüd Ludo-
vicos III. GoDzaga Über-
tr^en zu sein, fSr das
als Vorarbeiten einige er-
haltene BrottzebUsten dieses
Fürsten entstanden se
mögen.
Im Jahre 1457 erhielt der Meister große Aufträge fUr die Stadt und
den Dom zu Siena, von denen insbesondere eine Bronzestatue Johannes d. T.
Laer, fDedle HeUUe. 2.}
386 1^- Jahrhundert
für die Tau fka pelle des Domes damals Tollend et wurde. Die letzten
Jahre seines Lebens verbrachte der Meister wieder in Florenz, um die
beiden freistehenden Bronzekanzeln für S. Lorenzo im Auftrage Cosimos
de Medici auszuführen. Von seinen Schülern Bertoldo und Bellano
wurden diese letzten großen Werke des Meisters nach seinem Tode nicht
Fig. zso. Uanateno. OaCtameluta in Padaa. S. SBs.
ganz in seinem Sinue vollendet und ziseliert. Erst im 16. Jahrhundert
erfolgte die ungeschickte Zusammenstellung.
Zu diesen großen in Erzguß ausgeführten Arbeiten Donatellos
kommen noch zahlreichere kleine, vor allem Reliefs, zum Teil in kleinstem
Maßstabe. Besonders angeführt sei noch als ein bezeichnetes Werk der
überaus schöne Degengriff im Museum zu Turin, und schließlich sei auch
erwähnt, daß der große bronzene Pferdekopf im Museum zu Neapel,
Italien. 387
den man wobl für ein antikes Werk gehalten hat, Donatello zuge-
schrieben wird.
Nächst Ghiberti und Donatello hat Ton den großen italienischen
Bildhauern des 15. Jahrhunderts die zahlreichsten und größten Erzguß-
werke Andrea del Verrocchio (1435 — 1488) geschaffen. Zum ersten Male
tritt dieser in der Schule eines Ooldschmiedes herangebildete Meister als
Fig. Ml. Donatflla. Reliefs vom Hochaltar des BantO in Padna. 8. 986.
ErzgieBer bei der SakristeitUr im Dome zu Florenz hervor ; er lieferte fUr
diese im Jahre 1467 die Bronze und den Guß zweier Felder. Sein erstes
selbständiges Erzgußwerk war das Grabmal des Piero und Giovanni de
Medici in der Sakristei von S. Lorenzo in Florenz^ das er im Jahre 1472
vollendete (Fig. 292, S. 388). Dieses höchst eigenartige Monument steht
in einer TUmische vor einem in Bronze gegossenen Geflechtgitter; ein
Porph^rsarkophag bildet den Kern itir reichste Bronzeauflagen.
Seine ersten freiflgilrlichen Bronzen sind die ebenso wie jenes Grab-
15. Jabibundert
mal im Auftrage Lorenzo de Medicis fi^escliafFene köstliche jugeßdliche
Gestalt des David (1476) im Bargello (Fig. 293, S. 389) und die Bnitmeo-
figur de3 EDaben mit dem Fisch, jetzt im Palazzo Tecchio zu Florenz
(Fig. 294, S. 390).
Itaüen. 386
Im Jahre 1483 vollendete der Meister „die großartigste Gruppe der
FrDlireDaissance", Christus und Thomas, fUr eine Nische von Orsanmichele
(Fig. 295, S. 301).
Von der Republik Venedig hatte Yerrocchio im Jahre 1479 sein
gewaltigstes Erzgußwerk in Auftrag erhalten, das Reiterstandbild des
Condottiere Bartolomeo Colleoni, das in Venedig im Jahre 1496 vor S. Gio-
vanni e Paolo aufgestellt
wurde (Fig. 296, S. 392).
Der Meister hat dessen
Vollendung nicht mehr
erlebt, es wird ausdrück-
lich berichtet, daß er in-
folge einer Erkältung, die
er sich beim Ouß des
Denkmals zugezogen hatte,
starb; AI. Leopardi,
der im Jahre 1490 mit
der Fertigstellung betraut
wurde, hat es vergeblich
versucht, durch große An-
bringung seines Namens
den Ruhm dieser Schöp-
fung ftlr sich allein in
Anspruch zu nehmen.
Von der Hand des
ebenfalls als Goldschmied
gebildeten Antonio Pol-
laiuolo (1429—1498)
sind besonders einige
große , in vollendeter
Technik ausgeführte Erz-
grabmäler und eine Reihe
figOrlicher Eleinbronzen
erhalten. Erst im Jahre
1489 kam der Künstler
zur Ausführung der in
der Peterskirche zu Rom
aufgestellten Grabmonu-
•* Flg. 8»». VeiTochio, David in Florenz, Bargello. 8. aas,
mente der Päpste Sixtus I V .
und Innocenz Vin. Das im Jahre 1493 vollendete Grabmal Sixtus IV. ist
ein Bodengrab von eigenartiger Anlage (Fig. 297, S. 393). Die Relief-
figur des Papstes mit vollrund gearbeitetem, auf ein Kissen gebettetem
15. Jahrhundert.
Fig. 11*4. VeiTaccbiD, Brunnenflgur i
Kopfe ruht, umgeben von sieben Relieffiguren der Tugenden, auf einem
am Boden verbreiterten mäßig hohen Unterbau, dessen breite Eehlung
durch strebenartig anliegende Ähanthusvoluten in Felder geteilt ist, die
mit zehn Getitalten von Wissenschaften und Etlasten in Relief geschmQckt
Fig. i«fi. Verrocchia, Christus nnJ Thomas iD Florenz, Orsanmichele. 8. BN.
sind. Ein nied-
riges einfaches
Gitter umf^bt das
Qrabmal. Das
Grabmal Inno-
cenz VIII. ist an
einem Pfeiler als
Wandgrab , nacb
dem Neubau der
Peterskircbe nicht
ganz der Absicht
des Künstlers ent-
sprechend, aufge-
steUt (Fig. 298,
S.S94). Ueberder
auf einem Parade-
bette ruhenden
Gestalt des Pap-
stes ist an der
Wand noch ein-
mal die ToUrunde
Kolossalfigur des-
selben auf dem
Throne sitzend
dargestellt. Zwi-
schen reichen
Pilastem ihm zur
Seite sind je zwei
Beliefgestalten
der Kardinal-
tugenden ange-
bracht, und das
obere Halbrund
über einem weit
vortretenden, von
Eonsolen getra-
genen Gesims, das
wohl ursprüng-
lich zur Auf-
nahme der Sar-
kophagfigur be-
stimmt war, füllen
Fig. a»». VeiToochio, Colleonl in YensdiB-
894 1^- Jahrhimaert
drei theologische Tugenden in Eehef. — Noch einer Erztür ist zu (ge-
denken, als deren Mitarbeiter Verrocchio bereits genannt wurde, die
aber in der Hauptsache von Lucca della Robbia (1400 — 1482) unter
Beihilfe von Michelozzo und den Gießern Maso und Giovanni di Bar-
tolomeo ausgeführt wurde.
Diese zur alten Sakristei des
Domes in Florenz fahrende
Tür war bereits im Jahre 1437
Donatello in Äuilr^ ge-
geben, der zu ihrer Ausfüh-
rung nicht kam, im Jahre 1446
wurde Lucca della Robbia
die Herstellung überwiesen.
Jeder Flügel der Tür ist
in fltnf Felder geteilt, auf deren
schlichter Umrahmung Kdpfe
hervorragen. Die Felder sind
in hohem Relief gleichartig mit
einer sitzenden Gestalt zwi-
schen zwei Engeln gefüllt,
oben die Madonna und Christus
auf dem Grabe sitzend, dar-
unter die Evangelisten und
unten die Kirchenväter.
Man nimmt im allgemeinen
an, daß Michelozzo nur als
technischer Leiter bei diesen
Türflügeln beteiligt gewesen
ist, doch hat man ihm auch
die Modelle zu den vier unte-
ren Feldern der Tür zuge-
schrieben.
Die weiteren bedeutenden
Erzgußwerke des 15. Jahr-
hunderts mögen nach den
Städten, ftlr die sie ausgeftthrt
wurden, noch kurz betrachtet
werden.
In Itom entstanden außer
den Grabmälem Pollaiuolos
nur wenige größere Gußwerke,
Fie-Ms. APoiininoio, örabmai des Papst«. ^[j^^^ darunter, ein Bodenerab
Innocenz VIII. in Kom, Peterekirche. 8.39*. o
auf niedriger Marmorbasis mit der Rclieffigur Papst Martins V. vor dem
Hauptaltare in S. GioTanni in Laterano, ist eine Arbeit des Florentinern
Fig. im. Bmno di aer Lupo nnd Pssquiiio da Hontspalciano, Gitter. Prnto, Dom. S. 3ftS-
Simone Gbini (1407—1491), der zahlreiche Eragußgrabmäler filr Frank-
reich ausgefllhrt haben soll.
396 IS. Jahrhundert
Ein künstlerisch nicht sehr hervorr^endes Erzgufiwerk ist die Hanpt-
tÜT der Peterskirche in Rom, die von Antonio Filarete, ebenfalls einem
Florentiner, in den Jabren 1439 — 1445 ausgeführt wurde (vergl. Tschudi
im Repertoriam fUr Kunstwissenschaft 1884, S. 291 ff.)-
Von Filarete sind auch einige kleinere Bronzen erhalten, unter
anderem eine Nachbildung des Marc Äurel vom Jahre 14G5 in Dresden.
Ais Mitarbeiter am Taufbrunnen in S. Giovaani zu Sicna wurden
bereits Qhiberti und Donatello genannt; den Entwurf dieses Bruanens
hatte im Jahre 1416 der größte Sieneser Bildner Jacopo della Quercia
(1371—1438) in Auftrag erhalten, dessen AusfDhrung dann seiner Leitung
unterstellt wurde. Von den Bronzebildwerken des in Marmor aufgeführten
Brunnens wurde von ihm das gegen 1430 vollendete Relief mit der Aus-
weisung des Zacharias aus dem Tempel modelliert. Die beiden Reliefs
mit Darstellungen der Qeburt und Predigt des Johannes und drei der
Jugendgestalten zwischen den Reliefs sind Arbeiten des Goldschmiedes
Turino di Sano und seiner Söhne, insbesondere des Giov. di Turino.
Italien. 397
Von diesen Künstlern wurde im Jabre 1429 aucli die bronzene Wölfin
■vor dem Palazzo Publico in Siena vollendet. Eine Arbeit Giovannis ist
der Bronzeengel, der als Tr^er des Weihbeckeus im Dome aufgestellt ist.
In weiterem Umfange als Erzbildner
tätig war auch der Sieneser Meister Lorenzo
Veccbietta (um 1412— 1480). Sein Haupt-
werk ist das Bronzetabemakel auf dem Hoch-
altar des Domes in Siena, das er in den
Jahren 146&— 1472 ausführte. In der Spital-
kirche befindet sieb eine von dem Künstler
im Jabre 1466 geschenkte Bronzestatue
Christi. Andere QuB arbeiten des Meisters
sind die Grabfigur des Marino Soccino (jetzt
im Bargello), die Statuetten Maria und
Jobannis zur Seite des Kreuzes in der Kirche
S, Pietro a Ovile zu Siena und eine Auf-
erstehung Christi im Palazzo Cbigi.
Als Arbeiten des Francesco di Gior-
gio (1439 — 1502) seien noch einige große,
neben Vecchiettas Tabernakel aufgestellte
Bronzeengel und zwei ebendort befindliche
leucbter tragen de Engel von Giovanni di
Stefano erwähnt.
In Ferrara sind die beiden bedeutend-
sten Erzgußwerke, die Reiterstatue Nico-
las ni. und eine Figur des Borso d'Este,
die in den Jahren 1451 und 1454 von Nic-
colo und Giovanni Baroncelli voll-
endet wurden, nicht erhalten.
Dieselben Künstler begannen für den
Hauptaltar der dortigen Kathedrale die Aua-
fOhrung fünf überlebensgroßer Erzfiguren,
eines EJiizifixus mit Johannes, Maria und
den heiligen Mauritius und Georg, die von
dem Donatelloscbüler D o m e n i c o di Paris
vollendet wurden.
Ein großes für Mailand geplantes
erzenes Reiterdenkmal des Francesco Sforza,
zu dem der auf allen Gebieten der Kunst und
Technik gleich erfahrene große Leonardo
da Vinci Modelle gefertigt hatte, kam leider
nicht zur Ausführung, nur erhaltene Skizzen Fig. aoi- Kandelaber, bez. ues.
398 15- JahrbuDdert
des Meisters lassen uns die Art des Werkes ahnen. (MülIer-Waide,
Jahrbuch der preuß. Kunstsammlungen 1897, Bd. XVIII, S. 92 £F.)
In Prato sei scbließlicli noch das schöne Gitter vor der Capella della.
Cintola im Dome erwähnt, das im Jahre 144+ von Bruno di ser Lapo
begonnen und im Jahre 1464 von Pasquino da MontepuIcianOf
einem Mitarbeiter an Füaretes BronzetUr in Rom, vollendet wurde
(Fig. 299, S. 395).
Das Gitter gleicht in der Komposition den in Eisen geschmiedeten
Fig. SOI. Normer, Italien, 16. Johrh. Parte, Limeri. 8, SM.
derselben Zeit. Senkrechte Felder sind mit je fönf von Ringen um-
schlossenen Vierpaß bildungen gefüllt, ein reicher Rankenfries zwischen
Profilstäben bildet mit einer Bekrönung von Leuchtern und Palmebten den
oberen Abschluß.
Auf die fast Überreiche Umrahmung der TUr Andrea Pisanos am
Florentiner Baptisterium, die in den Jahren 1452 — 1464 von Vittori»
Ghiberti, einem Sohne des Lorenzo Ghiberti, ausgeftlhrt wurde, ist
schon früher hingewiesen (Fig. 300, S. 396).
Aus der Reihe der nicht allzuzahlreich erhaltenen Bronzegeräte des
Italien. 399
15. Jahrhunderts seien angeführt der überaus schöne Kandelaber vom
Jahre 1468 im Kunstgewerbemuseum zu Berlin (Fig. 301, S. 397)
und der ebenfalls vortreffliche Mörser im Louvre zu Paris (Fig. 302,
S. 898).
Auf die in großer Menge verstreut erhaltenen kleineren figürlichen
Bronzen, Büsten, Plaketten u. dergl. näher einzugehen, würde hier zu weit
führen. (Wichtige Mitteilungen darüber von allgemeinem Interesse gibt
Bode im ,Pan« 1896, S. 250ff.)
Seclizelmtes Jahrhimdert
Das 16. Jahrhundert läßt die Entwickelung der Bronzekunst besonders
in Deutschland auf das lebhafteste bewegt erscheinen. Starke Wandlungen
sind nach jeder Richtung hin wahrnehmbar.
Hatte noch im 15. Jahrhundert der deutsche Norden einschließlich
der Niederlande der Zahl der geschaffenen Werke nach das südliche
Deutschland unendlich überwogen, und war er mit seinen besten Leistungen
künstlerisch nicht dahinter zurückgeblieben, so ist von nun an für Jahr-
hunderte ein Niedergang der Erzgießkunst im Norden unverkennbar, in
Süddeutschland, und nicht in Nürnberg allein, wurden fortan die zahl-
reichsten und schönsten Bronzewerke geschaffen. Zwar stärker noch als
im 16. trat im folgenden Jahrhundert diese Wandlung hervor, doch Schritt
zu halten vermögen die tüchtigen nieder- und mitteldeutschen Gießer
schon im 16. Jahrhundert nicht mehr mit ihren Werkgenossen südwärts
des Maines.
Allgemein läßt sich sagen, daß ähnlich wie in Italien bereits im
15. Jahrhundert die Persönlichkeiten der Bildner in der Bronzekunst in
den Vordergrund treten, in Deutschland im 16. Jahrhundert die Gießer
mit ihrem zumeist technisch und künstlerisch gleichwertigen Schaffen die
Mittelpunkte der Entwickelung in den einzelnen Landesteilen bilden.
Im ganzen waren die einzelnen Gießerwerkstätten mit sachlich ver-
wandten Aufgaben beschäftigt, und unter diesen überwogen mehr wie je
vorher die Grabmäler.
Den Grabmonumenten zunächst stehen an künstlerischer und tech-
nischer Bedeutung die öffentlich aufgestellten Brunnen, die zu allermeist
von süddeutschen Künstlern geschaffen wurden, dann die Taufbecken, deren
beste im nördlichen Deutschland und den Niederlanden entstanden.
Werke aller Art, Einzelfiguren und Reliefs, Gitter, Türen und Tür-
beschlagteile, Beleuchtungskörper und Kleingerät für kirchlichen und
400 16. Jahrhundert.
weltlichen Gebrauch vervollständigen das schöne Gesamtbild der deutschen
Erzgießkunst des 16. Jahrhunderts.
In Italien folgte auf die gewaltige Blüte der Bronzekunst des
15. Jahrhunderts im 16. zunächst ein gelinder Rückschlag. An tech-
nischer Leistungsfähigkeit blieben aber die Meister des 16. Jahrhunderts
nicht hinter ihren Vorgängern zurück, wie zahlreiche großartigste Gußwerke
bekunden. Von besonderem Interesse ist die italienische Erzgießkunst
des 16. Jahrhunderts dadurch, daß über die Ausführung einiger erhaltener
Werke eingehende schriftliche Nachrichten zum ersten Male allen wün-
schenswerten Bescheid erteilen.
In Spanien sind im 16. Jahrhundert die Guß werke italienischer und
niederländischer Meister von größerer Bedeutung.
In Frankreich haben neben itaUenischen Künstlern auch einheimische
Meister eine Reihe ausgezeichneter Gußwerke geschaffen.
Deutschland und Niederlande.
Zeitlich und dem Werte ihres Schaffens nach steht an der Spitze der
deutschen Erzgießereien des 16. Jahrhunderts die Vischersche Werk-
statt in Nürnberg. Die von dem Begründer dieser Gießhütte, Hermann
Vi scher, und seinem Sohne Peter in der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts ausgeführten Werke wurden bereits besprochen (S. 347 ff.), hier
soll das, was über sie und die jüngeren Glieder der Familie bekannt ist,
nachgetragen und das gemeinsame Schaffen der Werkstatt im 16. Jahr-
hundert zusammenhängend in möglichster Kürze behandelt werden.
Die Nachrichten über die Persönlichkeiten der Familie Vi seh er, über
ihre Arbeitsweise und über den Anteil der verschiedenen Mitglieder an
den ausgeführten Arbeiten sind äußerst unzureichend, lieber Lobpreisungen
ihres Könnens und kurze Angaben gehen die üeberlieferungen der zeit-
genössischen Schriftsteller kaum hinaus, die Beurteilung der künstlerischen
Stellung der Vischerwerkstatt ist infolgedessen in neuerer Zeit eine sehr
verschiedene gewesen. Man war so weit gegangen, der Werkstatt die
Erfindung, den eigentlich künstlerischen Anteil an den Gußwerken im
großen und ganzen abzusprechen. Beweiskräftige Unterlagen für diese
Annahme fehlen, wenn man von einigen der früher erwähnten un-
wichtigen Bamberger Grabplatten absieht. Jede unbefangene Beurteilung
der Vischerschen Werke im Rahmen der gesamten Kunst ihrer Zeit läßt
aber über das erfindende Schaffen der ebenso gießkundigen Meister einen
Zweifel kaum aufkommen.
Erst nach dem im Jahre 1487 erfolgten Tode Hermann Vischers,
der als Fremder im Jahre 1453 das Bürgerrecht in Nürnberg erwarb,
fertigte sein berühmter, vermutlich im Jahre 1460 geborener Sohn Peter,
Deutschland. 401
der bis dahin nur Gehilfe des Vaters gewesen war, sein Meisterstück,
und wurde im selben Jahre als Meister in die Gilde aufgenommen.
Aus Peter Vischers erster Ehe mit Margareta Groß sind drei
Söhne entsprossen, Hermann (geb. 1486? f 1516), Peter (geb. 1487,
t 1528) und Hans (geb. gegen 1490, f nach 1549). Nach dem Tode
der Frau Margareta heiratete der Meister seine zweite Frau, Dorothea, die
ihm die einzige Tochter Margareta schenkte, und auch bereits im Jahre 1493
starb. Eine dritte Ehe ging dann der Meister wiederum mit einer
Margareta ein, der die künstlerisch nicht hervorgetretenen Söhne Jakob
und Paul entsprossen sind. Auch diese Frau ging dem Meister im Tode
voran, der selbst im Jahre 1529 starb.
Hans Vischer führte nach des Vaters Tode noch eine Reihe von
Jahren die Werkstatt weiter; gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts stellte
sich aus nicht klar ersichtlichen Ursachen ein schneller Niedergang ein.
Im Jahre 1549 sah sich Hans Vischer genötigt, Nürnberg zu ver-
lassen und in Eichstätt Arbeit zu suchen.
Der künstlerisch begabteste unter den Söhnen scheint Peter gewesen
zu sein, doch ist nur sehr wenig Sicheres über seine Arbeiten bekannt, so
sehr man sich auch bereits bemüht hat, seinen Anteil an den Werken der
Hütte auszusondern. (Vergl. über die Familie Vischer und ihre Werke:
Bergan, Peter Vischer und seine Söhne. In Dohme, Kunst und Künstler
Bd. I, Nr. XXXVII; Bode, Geschichte der deutschen Plastik, Berlin 1887,
S. 139 ff.; Seeger, Peter Vischer der Jüngere, Leipzig 1897; Weiz-
säcker, Peter Vischer, Vater und Sohn, im: Repertorium für Kunst-
wissenschaft 1900, S. 299 — 312 und L. Justi, Vischerstudien , ebendort
1901, S. 36—54.)
Wie bei der Mehrzahl der bereits angeführten Werke, die bis um
das Jahr 1500 aus der Vischerwerkstatt hervorgingen, nur auf
Grund der Vergleichung mit der entschieden ausgesprochenen Eigen-
art der wenigen mit voller Bestimmtheit dort entstandenen Arbeiten, der
Ursprung zu erkennen war, so ist es auch bei einem Teile der zahlreichen
Werke, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dort geschaffen
wurden. Hier soll weiter versucht werden, das Verzeichnis in möglichster
Vollständigkeit zu ergänzen.
Aehnlich wie für die Dome in Meißen und Barnberg dieVischersche
Gießhütte in fortlaufender Reihe Erzgrabplatten für geistliche Herren
und Fürsten lieferte, so geschah es auch, wie mit Sicherheit angenommen
werden darf, anfangend bald nach dem Jahre 1500, für den Dom in
Würzhurg.
Von den zahlreichen dort erhaltenen Platten gelten insbesondere
als Arbeiten der Vischerwerkstatt die des Georg v. Giech (f 1501),
des Lorenz v. Bibra (f 1519), deren Entwurf Bode dem Tilman Riemen-
L tt e r , Unedle Metalle. 26
402 16- Jtthihnndert.
Schneider zuschreiben zu dürfen glaubt, des Peter t. Aufseß (j 1522)
und des Joh. v. Guttenberg {f 1583).
Nach Peter Vischers d. Ae- Tode (1529) hat, wie man glaubt,
Hans Vischer die Arbeiten fUr Wärzburg fortgesetzt; urkundliche Be-
lege, wie sie flir die Bamberger Platten vorhanden sind, oder Bezeich-
nungen fehlen jedoch Überhaupt.
Die für Meißen im ersten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts
mutmaßlich von Peter Vischer
gefertigten, zum Teil besonders
schönen Platten sind die des
Herzogs Albrecht (t 1500), der
Herzogin Amalje (t 1502), der
HerzoginSidome(tl510)(Fig.303,
S. 402) und die des Herzogs
Friedrich HI-, die wahrscheinlich
kurz nach 1510 ausgeführt wurde.
Um dieselbe Zeit entstan-
den von des Meisters Hand die
Überaus großartig gezeichnete
Tafel des Jobann v. Heringen
und die Platte des Johann
v. Lasphe im Kreuzgange und
im Dome zu Erfurt (Buchner,
Zeitschr. f. chrisÜ. Kunst. 1903.
Sp. 178-183).
Nach Torgau wurde vou
Peter Viseber im Jahre 1504
eine Platte für das Grab der
Herzogin Sophie (t 1503) ge-
liefert, an der, wie nachgewiesen
ist, der Maler Jacopo de' Barbari
einen jedenfalls nicht hoch an-
riß, soa. pBterViHcher, GrabiilMte der Henogin zuschlaitenden Anteil &m Ent-
SMonle in Meiflen, Dom. 8. *oa. " , - ,- ,
würfe hat. Wahrscneinlicb um
das Jahr 1505 entstand wieder in der Vischerwerkstatt eine Platte
ftlr den Dom in Posen, die des Propstes Bemh. Lubranski (t 1499)
(Fig. 304, S. 403).
Weiter wurden etwa in der Zeit von 1505—1510 einige bedeutende
Grabmonumente von Peter Vischer nach Kralaii geliefert und zwar die
Platte des Filippus Gallimachus Buonacorsi (tl497) [Dominikanerkirche],
die Platten des Peter Salomon (t 1506) und des Peter Kmity (t 1505)
Detttachland. 403
[Marienkirche] und schließlicti das aus Terschiedeoen , kaum gleichzeitig
entstandenen Teilen bestehende Grabmal des im Jahre 1503 verstorbenen
Kardinals Friedrich Cazmiri (Domkirche.)
Die drei ersten dieser Krakau^ Denkmäler sind Reliefplatten , am
Grabmal des Kardinals Friedrich ist die Deckplatte mit dessen über-
lebensgroßer Gestalt in
vertiefter Zeichnung aus-
geführt, vielleicht noch zu
seinen Lebzeiten. An den
Seiten des Monumentes
finden sich in Relief Engel
mit Wappen und auf Del-
phinen reitende Amoretten,
auf einer grofien Vorder-
platte ist ebenfalls in Relief
die Madonna vor einem von
zwei Engeln gehaltenen
Vorhange dargestellt, vor
ihr kniet der Kardinal, dem
St. Stanislaus zur Seite den
Tod zuführt; diese Tafel
ist 1510 datiert.
Vermutlich auch noch
im ersten Jahrzehnt des
16. Jahrhunderts wurden
von Peter Viseher zwei
in der Fonngebung ver-
wandte umfangreiche Dop-
pelgrabmäler für die Stifts-
kirche in JRömhild, wo
damals bereits ein Vischer-
werk aufgestellt war, und
für die Stadtkirche in
^ec/i/nt^en geschafiFen. Beide
sind als Hochgräber ange-
legt, und das Römhilder
folgt im Aufbau im ganzen dem Magdeburger Orabmal, dessen Modelle
zum Teil dabei verwendet wurden.
Das ältere scheint das Römhilder Monument (Fig. 305, S. 404) mit
den etwa in Halbrelief vortretenden, dreiviertel lebensgroßen Gestalten
des Grafen Hermann Vin. von Henneberg und seiner Gemahlin Elisabeth,
Tochter des Albrecht Achilles von Brandenburg, zu sein.
404 16- Jahrhundert.
Mit der Entstehung des Hechingcr Grabmales fGr den Qrafen Eitel
Friedrieb II. von Hohenzollern und seiner Oemablin Magdalena, Mark-
gräfin von Brandenburg, deren Gestalten den beiden Römbilder Figuren
annähernd gleichen, hat
man eine Hand Zeichnung
Dürers , angebHch vom
Jahre 1517, als Entwurf
in Verbindung gebracht,
wie es scheint, mit Un-
recht. Da von der Jahres-
zahl dieser Platte nur die
Ziffern MCCCCC gegossen
sind, so ist anzunehmen,
daß sie vor dem Jahre
1510 entstand, da sonst
auch die X sogleich im Guß
hinzugeftlgt sein würde.
Das Hechinger Grab-
mal ist nicht mehr als
Hochgrab erhalten , es
wurde im Jahre 1782 bis
auf die Platt« einge-
schmolzen. Spuren lassen
aber darauf schließen, da6
diese nicht wie die R^m-
hilder Platte auf vollen
Seitenwänden ruhte, son-
dern vielleicht nur von
vier Engeln getragen
wurde.
Bei beiden Monumen-
ten ist offenkundig eine
Bildnisähnlichkeit nicht
angestrebt.
Während diese GuB-
II. werke in der Vischer-
hütte vollendet wurden,
war auch bereits mit der größten und berühmtesten Schöpfung Peter
Vischers und s^ner Söhne, dem Grabmal des heiligen Sebaldus für die
Sebalduskirche in Nürnberg, begonnen worden (Fig. 306, S. 405).
Schon aus dem Jahre 1488 ist ein Entwurf zu einem Gehäuse fllr
den Silbersarg des Heiligen von unbekannter Hand, wie man jetzt an-
nimmt von Peter Vischer, erhalten. Doch erst als man im Jahre 1507
durch Sammlungen größere Geldmittel gewonnen hatte, erfolgte der Auf-
Pig. SM. Feter Viacher, Orobmat dea heiligEn Bebsidas in Kflmberg, Sebaldnskitche. 8. tot,
trag an Meister Peter, der am 7. Juni dieses Jahres eine Anzahlung von
100 fl. erhielt. Inschriften an dem in zwei Teilen gegossenen Sockel
406 16. Jahrhundert
lassen die rüstige Arbeit erkennen: «ein Anfang gießt mich Peter Vischer
1508* und , gemacht von mir Peter Vischer 1509**.
Kurz vor 1512 schrieb ein Augenzeuge (Cocleus) über das Grrabmal:
„Quis vero solertior Petro Fischer in celandis fundendisque metallis?
Vidi egum totum sacellum ab eo in aes fusum, imaginibusque celatum ..-*',
danach muß damals bereits ein größerer Teil vollendet gewesen sein.
Doch scheint darauf die Arbeit ins Stocken geraten zu sein, denn im
Jahre 1514 wurde der Meister zur Vollendung aufgefordert, die, wie eine
weitere Inschrift besagt, erst fünf Jahre später erfolgte: »Petter Vischer
purger zu Nurmberg machet das werk mit seinen Sunnen und ward
folbracht im jar 1519 und ist allein got dem allmechtigen zu lob und
sanct Sebolt dem himelfürsten zu eren mit hilff frummer leut von dem
allmossen bezalt/
Neue Sammlungen waren notwendig, um dem Meister den Rest
seiner Forderungen bezahlen zu können, im ganzen erhielt er 3145 fl.
und 16 Schilling.
Peter Vischer hat, wie die Inschrift besagt, das Werk mit seinen
Söhnen ausgeführt, ob aber den Söhnen, wie Seeger a. a. 0. annimmt,
insbesondere Peter dem Jüngeren, die Erfindung vorzugsweise zu
danken ist, darüber ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen.
Das Gehäuse zeigt eine seltsame Mischung von Baumotiven, wie sie
im 15. Jahrhundert in Deutschland vorherrschten, und von Bildungen,
die aus der italienischen Zierformenwelt jener Zeit übernommen sind,
doch das ganze Werk ist in einem entschieden einheitlichen Formcharakter
gestaltet.
Der Aufbau erhebt sich über einer auf großen Schnecken ruhenden
Platte. Acht Hauptpfeiler tragen drei Gewölbekappen, jede mit eigen-
artig gegliedertem, mäßig hohen Turmdache. Den Hauptpfeilem sind
Dienste mit reichst gestalteten Basen vorgelegt, die auf Kapitalen in
etwa halber Höhe des Denkmals die Apostelfiguren tragen.
Schlanke Säulchen ragen auch zwischen den Pfeilern bis zu den
Gewölbeöffnungen auf; sie wachsen ebenfalls aus einem aufs kunstreichste
gebildeten Sockel heraus und verbreitern sich stark in Höhe des bis
zwischen die Pfeiler vortretenden sargtragenden Innensockel-Gesimses-
Zahllose Gestalten, Tiere und Fabelwesen, allegorische und mythologische
Darstellungen sind über den ganzen Aufbau verteilt. Der innere Unter-
satz für den Sarg S. Sebalds ist an den Langseiten mit je zwei Reliefs
aus dem Leben des Heiligen verziert, an der einen Schmalseite steht die
Figur S. Sebalds und als deren Gegenstück an der anderen Meister Peter
Vischer selbst in seinem Arbeitskleide (Fig. 307, S. 407).
Eine Reihe weiterer, in der Zeit von 1510 — 1520 entstandener Figuren
und Platten für Grabmonumente sind der Vischerwerkstatt mit mehr oder
DeutBcHand. 407
minder sicherer Begründung zuzuschreiben. Ganz zu Anfang dieses Zeit-
rsumes wird die in vertiefter, durch Striehlagen schattierter Zeichnung
ausgeführte Platte ftlr das Grabmal des Andreas Szamotulski, Woiwoden
von Posen (t 1511) für Samter gegossen sein.
Im Jahre 1513 entstanden die nächst dem Sebaldusgrab berühmtesten
Fig. 307. Peter Viacher, Bildnisflgor des Meistera am Sebaldusgrab in NUrnlicrg. S. 40«
Werke Peter Vischers, die beiden überlebensgroßen Rittergestatten
Arthur und Theoderich für das Grabmal des Kaisers Maximilian in der
Hofkirche zu Innsbruck (Fig. 308, S. 408 und Fig. 309, S. 409) (vergl.
S. 418). Der Nachweis, daß diese beiden köstlichsten Statuen an jenem
Grabmale im Modell und Ausführung Peter Vischer mit Recht zuge-
schrieben werden, obschon sie, abgesehen von der Jahreszahl 1513, nicht
408 16' Jahrhaudert.
signiert sind und aucb in Urkunden nicht näher bezeichnet werden, ist
mit untrüglicher Sicherheit erbracht (vergl. D. Schönherr, Gesammelte
Schriften S. 178 ff.). Ob die zweifellos edelste Gestalt von beiden, die des
Königs Arthur, wie Seeger (a. a. 0. S. 123) will, dem jüngeren Peter
Yischer angehört, das muß vorläufig dahingestellt bleiben.
Wahrscheinlich ebenfalls im Jahre 1513 wurde bei Peter Vischer
ein großartiges Werk anderer Art in Auftrag gegeben, ein Gitter vor die
Grabkapelle der Fugger in der
Annakirehe zu Augsburg. In-
folge eines Zerwürfnisses mit
dem Auftraggeber kam das Gitter
nicht an seinen Bestimmungsort
und blieb viele Jahre unvollendet
liegen. Der Nürnberger Rat
beauftragte schließlich Hans
Vischer mit der Anpassung
und Vollendung fUr den großen
Saal des Rathauses, in dem es
im Jahre 1540 aufgestellt wurde
{Fig. 310, S. 410). Aber leider
wurde es im Jahre 1806 von
dort entfernt und in frevelhaftem
Unverstände der Zerstörung über-
geben; nur Zeichnungen sind
davon noch erhalten (vergl.
Mummenhof, Das Rathaus in
Nürnberg. Nüraberg 1891.
S. 97 ff.).
Etwa gleichzeitig mit diesen
Arbeiten wurde in der Vischer*
hütte auch die Gedäcbtnistafel
des Propstes Anton Kreß (f läl3)
für die Lorenzkirche in Nürnberg
gegossen; man hat diese aus-
gezeichnete kleine flachreliefierte
Tafel , auf der der Verstorbene
vor einem Kruzifizus knieend
dargestellt ist, dem jüngeren
Hermann Vi scher zuge-
schrieben.
Nur wenig später wird das
Pig. soa. Pet«r Vischer,' König Arthur /i l i i ti ■ »
in Innsbruck, Hofkirche. s. »07. Urabmal der üerzogin Anna
Deutschland. 409
(f 1514), mit den lebensgroßen, vollrunden Gestalten der Fürstin und
ihres Gemahls, des späteren Könißs Friedrich I. von Dänemark, in der
Klosterkirche zu Bordesholm entstanden sein, bei der ebenfalls ,an Peter
Vischer als Urheber" gedacht ist; ein künstlerisch besonders hoch-
stehendes Werk ist es nicht.
Allgemein als ein Werk Peter Vischers anerkannt ist eine zweite,
in jene Gegend gelieferte Grabplatte, die des Gotthard Wigerinck (f 1518)
in der Marienkirche in Lübeck (Fig. 311, S. 411); bei dieser überaus
schönen Reliefplatte, deren Mitte ein Wappen einnimmt, wird auch eine
weitgehende Mitarbeit der Söhne
Peters vermutet.
Schließlich sind in neuerer
Zeit auch die Grabplatten des
Markgrafen Friedrich 11. (f 1517)
und der Markgräfin Ottilie
(t 1517) in der katholischen
Stiftskirche zu Baden im
Schwarzwald der Werkstatt
Peter Vischers zugeschrieben
(Vischer, Jahrb. d. pr. Eunsts.,
Bd. X, S. 166 £F.).
Soweit bis jetzt festgestellt
■st, bewahrte die Vis eher Werk-
statt im dritten Jahrzehnt des
16. Säkulums bei weitem nicht
den Schaffensumfang, wie im
vorhergehenden, dennoch sind
wieder eine Reihe bedeutsamer
dort gefertigter Grabmonumente
aus diesem Zeiträume erhalten.
An erster Stelle muß die
Platte der Margarete Tucher
(f 1521) im Dome zu Regens-
burg genannt werden, die be-
zeichnet ist mit den Buchstaben
P und V, zwischen die eine an
späteren Arbeiten der Familie
öfter wiederkehrende Werkstatt-
marke gesetzt ist und darunter:
Normberge 1521. Es ist ein
kleineres Epitaph, bei dem über „,,„„.,-, ^ „, . ™. , , v
^ '^ ' Fig. so». Peter Vischer, KSiiig Theoderich
der Schriftfläche in Relief die in Innsbruck, Hotkirche. 8, 107.
DenUchluid. 411
BegegnDDg Christi mit dem kananäischen Weibe, deren Tochter er heilen
soll, d&i^estellt ist, nach Evangelium Matth. Kap. 15, wie nach Angabe
auf einer jUngeren Wiederholung der Platte (im Nationalmuseum in
ifünchen) angenommen wird, die im Jahre 1543 fUr den Pfalzgrafen Otto
Heinrich von Hans Vischer ausgeführt wurde.
Diesem Epitaph steht künstlerisch die Grabplatte der Familie Eißen
in der Äegidienkirche zu ^ärn&m/ nahe; sie ist auch gleichartig signiert.
Im Bildfelde ist eine Beweinung des Leichnams Christi dargestellt; zu
Seiten des Kreuzes steht die Jahreszahl 1522. Als Meister dieser Platte
412 16. Jahrhundert.
sowohl wie des Tucherepitaphs hat man Peter Vischer den Jüngeren
vermutet.
Derselben Gruppe gehören die beiden gleichen Gedenktafeln des
Rechtsgelehrten Henning Göde (f 1521) im Dome zu Erfurt und in der
Schloßkirche zu Wittenberg an. Die beiden Platten, auf denen in Relief
die Krönung der Maria dargestellt ist, wurden vermutlich erst von den
Testamentsvollstreckern Gödes in Auftrag gegeben.
In der Stadtkirche zu Weimar scheint die sehr schöne, nicht voll-
ständig erhaltene Reliefgrabplatte der Kurfürstin Margarete (f 1521),
der zweiten Gemahlin Johanns des Beständigen, in Peter Vischers
Werkstatt entstanden zu sein (Abb. in Bau- und Kunstdenkmäler Thü-
ringens, Bd. P, S. 338).
Im Jahre 1524 erhielt der Meister, wie man annimmt, wieder einen
Auftrag von Polen her; die Grabplatte des Nikolaus Tomicki, Bischofs
von Krakau und Posen, in der katholischen Pfarrkirche zu Tomice ^ die
damals als Ersatz einer vorher in Stein ausgeführten Platte bestellt wurde,
gilt als sein Werk.
Einige bezeichnete Werke der Vischerwerkstatt, von denen eines
bereits im Jahre 1525 vollendet war, während die anderen später ent-
standen und über die in jüngster Zeit auch interessante urkundliche
Nachrichten zutage gefördert sind (Redlich, Kardinal Albrecht von Bran-
denburg und das neue Stift zu Halle. Mainz 1900. S. 146 flF.)i befinden
sich in der Stiftskirche zu Äschaffenburg. Es sind dieses die Gedenk-
tafel des Kardinals Albrecht von Brandenburg, eine dieser als Gegen-
stück aufgerichtete Platte mit der Madonna und der sogen. Altar der
heiligen Margareta. Die Werke stehen in solch nahem historischem Zu-
sammenhange, daß auch die beiden jüngeren schon hier mit besprochen
werden müssen.
Wir wissen, daß Kardinal Albrecht im Jahre 1523 einen Sohn
Peter Vischers zu sich entbot, um mit ihm die Ausführung eines Guß-
werkes, jedenfalls der Gedenkplatte, zu besprechen. Schon ein Viertel-
jahr später wurde dem Kardinal berichtet, daß das Werk in Arbeit sei
und er zahlte 100 fl. Vorschuß darauf.
Weitere Auskunft über die Tafel gibt die Inschrift darauf: „Op. M.
Petri Fischers Normberge 1525." Das „M" ist (nach Redlich) sicher-
lich als „meum** zu lesen, und es ist bemerkenswert, daß der Meister
ein Werk ausdrücklich als das seinige bezeichnet, bei dem einer der
Söhne, wahrscheinlich Peter, gewiß künstlerisch in weiterem Umfange
beteiligt war; z. B. wird der Kopf des Kardinals von dem Sohne, den
er zu sich bestellt hatte, während dessen Anwesenheit nach der Natur
modelliert sein.
Aufgestellt war die Platte ursprünglich an einem Pfeiler im hohen
Deutschland. 413
Chor der Stiftskirche zu Halle^ deren Begründer Kardinal Albrecht war,
und ihr gegenüber befand sich damals, ebenso wie später in Aschaffenbtirg^
die zweite Tafel mit dem Marienbilde (vergl. Redlich a. a. 0. S. 154 f.).
Diese Tafel wurde im Jahre 1529, kurz nach Meister Peters Tode,
bei seinem Sohne Hans in Auftrag gegeben und schon im folgenden
Jahre vollendet, wie die Inschrift besagt: »Johannes Vischer Noric.
Faciebat MDXXX.«
Schließlich das dritte Werk, der sogen. Altar der heiligen Marga-
reta, ein Baldachinaufbau in Gestalt einer großen, an den Seiten mit
Wappen und unten reich gravierten, von vier schlanken, vierkantigen
Pfeilern getragenen Platte, wurde im Jahre 1536 vollendet. Auch dieses
Gußwerk, das jetzt einen Sarg, angeblich den der heiligen Margareta, trägt,
dient allem Anscheine nach nicht seiner ursprünglichen Bestimmung.
Vielmehr hat Redlich überzeugend nachgewiesen, daß dieser Aufbau
ebenfalls für die Stiftskirche in Halle ausgeführt wurde, um den Sarg
des Kardinals Albrecht zu tragen und von ihm selbst im Jahre 1540 als
«das messing gegossen gehewss umb meyn grabe" bezeichnet wurde.
Ein urkundlicher Nachweis, daß der Baldachin in der Vischer-
werkstatt, d. h. von Hans Vischer, ausgeführt wurde, ist nicht er-
bracht, doch darf man daran nicht zweifeln.
Noch einige zum Teil bedeutende Erzgrabmäler der Vischerwerk-
statt sind aus der Zeit gegen 1530 erhalten.
Schon im Jahre 1524 zu einem Teil vollendet war das Grabmal der
Kurfürsten Joachim L und Johann Ciceros von Brandenburg, das nach
seiner Fertigstellung im Jahre 1530 in der Klosterkirche zu Lehnin und
später (im Jahre 1545) im Dome zu Berlin aufgestellt wurde (Fig. 312,
S. 414).
Dieses eigenartige Doppelgrabmal mit zwei Figurenplatten über-
einander gilt bald als das Grab der beiden genannten Fürsten, bald nur
als das Johann Ciceros (vergl. Rabe, Das Grabmal des Kurfürsten
Johann Cicero von Brandenburg. Berlin 1843).
Man nimmt jetzt im allgemeinen an, daß Joachim zunächst für sich
die untere Platte gießen ließ und daß er im Jahre 1524 bei seiner An-
wesenheit in Nürnberg, gemeinsam mit seinem Bruder, dem Kardinal
Albrecht, den oberen Aufbau mit der Bildnisplatte als Denkmal für den
Vater bestellte. Die Kurfürsten sind auf beiden Platten in Lebensgröße
dargestellt, unten in flachem Relief, fast vollrund auf der oberen Platte,
die auf sechs kurzen Pfeilern ruht, neben denen je ein Löwe sitzt.
lieber die Entstehungszeit der unteren Platte ist näheres nicht be-
kannt, die obere wurde im Jahre 1524 bei Peter Vischer in Auftrag
gegeben und von seinem Sohne Hans vollendet, dieser setzte auch seinen
Namen darauf -Johannes Vischer Noric. Facieb. 1530".
414 I(^- Jahrhundert,
Ohne besonderen künstlerischen Wert ist die nachweisbar in der
VischerhOtte gegossene Grabplatte der Herzogin Helene von Mecklen-
burg (t 1524) im Dome zu Schwerin, die im Jahre 1527 vollendet war.
Eine ähnliche Tafel in der Kirche des Klosters Heilsbronn, die zum
Gedächtnis der Familie Haydeck gestiftet wurde, wird ebenfalls der Werk-
statt zugeschrieben.
Ein künstlerisch hervorragendes Werk ist endlich aas dieser Zeit die
Grabplatte des Kurfürsten Friedrich des Weisen (f 1525) in der Schloß-
kirche zu Wittenbei^, mit der Inschrift .Opvs. M(eum) Petri. Fischer.
Norimbergensis. 1527". Diese Grabtafel ist in der Geschichte der Fa-
milie Vischer auch dadurch von besonderem Interesse, daß sie das
einzige gröflere Gufiwerk ist, das in der Hauptsache als ein Werk des
jüngeren Peter Vischer urkundlich beglaubigt ist, denn er beruft sich
darauf bei seinem Gesuch um Aufnahme als Meister in die Nümberf^r
Gilde.
Nur wenige Grabmaler aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren sind
noch auf die Vischerwerkstatt zurückzuführen.
Durchaus im Anschluß an die Torhei^enannte Grabplatte Friedrichs
Deutschland. 415
des Weisen schuf im Jahre 1534 Hans Vischer ebenfalls für die Witten--
berger Schloßkirche das Denkmal des Kurfürsten Johann des Beständigen,
das mit der Jahreszahl und dem Monogramme des Künstlers bezeichnet
ist, und über deren Ausführung die Rechnungen erhalten sind.
Im Dome zu Gnesen wird die Grabplatte des Domherrn Joh. Groth
(t 1532) als ein Werk Hans Vischers angesehen, ebenso gilt das Grab-
mal Walters v. Kronberg, ehemals in der Deutschordenskirche zu
Mergentheim ^ von dem angegeben wird, daß es vor 1543 entstand, als
sein Werk.
Als Gegenstück der um das Jahr 1513 gegossenen Platte des Anton
Kreß goß Hans Vischer die Denktafel für Hektor Pömer (f 1541), den
letzten Propst der Lorenzkirche in Nürnberg.
Um dieselbe Zeit entstanden auch die Epitaphien für den Bischof
von Augsburg, Christoph v. Stadion (f 1543), die jetzt hinter dem
Hochaltare der Aegidienkirche zu Nürnberg aufgestellt sind.
Ein bezeichnetes Werk Hans Vischers ist wieder das Grabmal des
Bischofs Sigismund v. Lindenau (f 1544) im Dome zu Merseburg,
Die letzte Grabplatte der Vischerhütte scheint endlich die des
Andreas Grodzicki (f 1550) im Posener Dome zu sein.
Schon zu Ende des 15. Jahrhunderts scheint man sich in der Vischer-
werkstatt nicht ausschließlich auf die Ausführung von Grabmonumenten
beschränkt zu haben, in größerer Anzahl sind jedoch meist kleinere
Guß werke anderer Art erst seit dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahr-
hunderts nachweisbar, und dann, wie es scheint, nur Arbeiten der Söhne
Peter Vischers.
Eine mit der Jahreszahl 1490 bezeichnete einzelne Figur, ein knieender
Mann mit einem Ast in den Händen, im Nationalmuseum in München^
darf mit Sicherheit als eine Arbeit Peter Vischers betrachtet werden.
Die Bestimmung ist nicht klar ersichtlich, vielleicht war sie als Trage-
figur gedacht.
Eine Wiederholung der Figur des heiligen Mauritius am Grabmal des
Erzbischofs Ernst in Magdeburg schenkte Peter Vischer dem Peter Imhof
„für seinen Vorschub bei des heiligen Schalt Sarggehäuß**. Als Brunnen-
figur ist sie zu Nürnberg im Hofe des Hauses Therienstr. 7 aufgestellt.
Aus den Jahren 1507, 1509 und 1511 sind Bildnismedaillen erhalten,
wahrscheinlich alle drei von der Hand Peter Vischers d. J. (vergl. Seeger
a. a. 0. S. 7 ff.). Auf der vom Jahre 1509 gibt der Künstler sein Selbst-
bildnis, auf den beiden anderen das seines Bruders Hermann.
Vielleicht darf auch die Plakette mit dem Profilbildnis des älteren
Peter Vischer im South-Kensington-Museum zu London als eine Arbeit
des jüngeren Peter aus derselben Zeit angesehen werden.
Mit der Jahreszahl 1515 und der schon erwähnten Werkstattmarke
416 16. Jahrhundert.
bezeichnet ist eine Plakette mit dem Salvator mundi im Gothaer Museum ,
auch diese ist möglicherweise vom jüngeren Peter Vischer modelliert.
Als eine Arbeit desselben oder Hermann Vischers aus der Zeit um
1514 galt bisher die Madonnenfigur in etwa halber Lebensgröße in der
Sebalduskirche zu Nürnberg^ die neuerdings Stefan Godl zugeschrieben
ist (Daun, Zeitschr. für BUd. Kunst 1901. S. 283).
Mit Sicherheit sind dem jüngeren Peter ferner vier Plaketten mit
Orpheus und Eurydice zuzuschreiben, von denen sich die wahrscheinlicli
älteste in der Sammlung Dreyfuß in Pam befindet, während die drei
anderen, vermutlich um 1520 entstandenen, im Kgl. Museum in Berlin^
im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg und im Stift S.
Faul in Kärnten verwahrt werden. Sie sind bezeichnet mit einer Marke,
die gebildet ist aus zwei gebogenen, mit einem Pfeil durchbohrten Fischen.
Als Werke des jüngeren Peter sind ferner noch die beiden schönen
Tintenfässer zu erwähnen, die sich bei DrurvFortnum in Sanmore
(Fig. 314, S. 417) und im Ashmole-Museum zu Oxford befinden. Bei
beiden ist eine unbekleidete Figur neben einem Gefäß dargestellt, doch
ist die Haltung der Figur, die Form des Gefäßes und das Beiwerk nicht
in beiden Fällen gleich. Beide sind ähnlich wie die Plaketten bezeichnet ;
das Beispiel in Oxford zeigt außerdem die Buchstaben P. V. und die
Jahreszahl 1525.
Schließlich ist Peter Vischer d. J. noch die Figur einer Eva (0,47 m
hoch) in der Sammlung Hainauer in Berlin zugeschrieben (Abb. in: Die
Sammlung Oskar Hainauer, herausgegeben von W. Bode. Berlin 1897.
S. 23).
Sehr wenig bekannt ist über das selbständige Schaffen von Peter
Vischers ältestem Sohne Hermann (hingewiesen sei auf die genannten
Schriften und auf die Abhandlung im Jahrb. d. preuß. Kunsts. 1891.
S. 50 ff.).
Als Werke Hans Vischers sind endlich noch anzuführen der große,
vielleicht noch bei Peter Vischer bestellte Wenzelleuchter im Dome zu
Prag^ der bogenschießende Apollo in fast halber Lebensgröße, auf reichem
Sockel im Germanischen Museum zu Nürnberg^ beide im Jahre 1 532
vollendet, und vielleicht auch die Figur eines schreitenden Jünglings im
Nationalmuseum zu München.
Der Leuchter wurde von den Brauern der Altstadt Prag zum An-
denken an die Errettung von feindlicher Bedrängnis gestiftet. Auf einem
Unterbau mit wappenhaltenden sitzenden Löwen steht unter einem Bal-
dachin die fast lebensgroße Gestalt S. Wenzels, ihm zur Seite Kinder-
figuren, üeber dem Baldachin bildet in der Mitte ein großer, angeblich
später hinzugefügter Kerzenteller die Bekrönung.
Die Figur des Apollo ist für die Gesellschaft der Bogenschützen ent-
Deutacbland. 417
standen, man hat iliD wohl aLs Arbeit des jüngeren Peter angesehen, da
aber die Gestalt mit dem Sockel zugleich gefertigt zu sein scheint und
dieser nur von Hans gegossen sein kann, wird für beide Teile nur an
ihn zu denken sein. Daß die Figur in Anlehnung an einen Stich des
Jacopo de' Barbari modelliert zu sein scheint, sei auch hier erwähnt.
Fig. 313, Peter Viacber d. J., TintenraS, Sammlung Dniry Fortuum ia Sanmore. 8. «IB.
Angegeben wurde schon oben, dafi Hans Vischer im Jahre 1549
Nürnberg verließ, um in Eichstätt Arbeit zu suchen. Schon im Jahre 1544
hatte er sein Haus verkaufen müssen.
Man hat gesagt, daß der Wandel des Geschmackes am Niedergange
der VischerhOtte Schuld gewesen sei, da man gegen die Mitte des
16. Jahrhunderts große farbige Marmorgrabraäler den erzenen voi^ezogen
LQer, Cnedle Uet&lle. 37
418 16. Jahrhundert
habe. Mit ebensoviel Berechtigung kann man auch sagen, daß zahl-
reiche andere damals in Süddeutschland aufblühende Gießereien der
Yischerwerkstatt die Aufträge, die ihr bis dahin allein zuflössen, ent-
zogen.
In der Ausdehnung des Schaffens blieben zwar sämtliche deutsche
Erzgießereien des 16. Jahrhunderts hinter der Vischerschen weit zurück,
doch leisteten etliche technisch und künstlerisch fast Gleichwertiges.
In der ersten Hälfte des Jahrhunderts gilt das z. B. von einigen der
Künstler, die bei dem Gusse des überaus großartigen Grabmals Kaiser
Maximilians (f 1519) in der Hofkirche in Innsbruck außer Peter Vischer
beteiligt waren.
Dieses Grabmal (Fig. 314, S. 419, Fig. 308, S. 408, Fig. 309, S. 409
und Fig. 96, S. 129) nimmt in der Geschichte der deutschen Erzgießkunst
eine so wichtige Stellung ein, daß etwas näher darauf einzugehen ist
(ausführliche Darstellung der Geschichte dieses Monumentes in D. Schön-
herr, Gesammelte Schriften, Innsbruck 1900. S. 149—299).
Im Jahre 1502 scheinen die Vorarbeiten für das Grabmal begonnen
zu sein. Ursprünglich sollten nicht nur Erzgestalten um das Grab
und oben darauf aufgestellt werden, auch dieses selbst sollte in
Bronze gegossen und mit 24 Erzreliefs geschmückt werden. Alles
war noch großartiger geplant, als es zur Ausführung kam. Um den
Mittelbau, mit der knieenden Gestalt des Kaisers darauf, sollten 40
überlebensgroße Gestalten, darstellend hervorragende Habsburger, dann
100 kleine Bronzefiguren „seiner kais. majestet sippschafflt heiligen*
und 32 Brustbilder angeordnet werden. Das Gesamtgewicht des für das
Grabmal nötigen Erzes wurde auf über 1026 Zentner berechnet, und alle
Bilder sollten vergoldet werden.
Der Mittelbau wurde schließlich in Marmor ausgeführt mit der
knieenden Gestalt des Kaisers oben darauf und umschlossen von einem
reichen Schmiedeeisengitter (siehe S. 128). Ringsherum wurden nur 28
große Figuren aufgestellt, von den weiter geplanten kamen nur 23, jetzt
in der Silbernen Kapelle verwahrte kleine Figuren und die 32 nicht er-
haltenen Brustbilder zur Ausführung.
Den Auftrag zum Entwurf und zur Ausführung des ganzen Monu-
mentes hatte der Maler Gilg Sesselschreiber erhalten. Im Jahre 1508
begann dieser in Innsbruck mit den Ausführungsarbeiten, und fast zugleich
mit ihm kam von Nürnberg als Gießer Stephan Godl mit drei Gesellen,
dem die Leitung einer der schon in Mühlau bestehenden Stückgießereien
tibertragen wurde; ein Versuch des Kaisers, Peter Vischer nach dort zu
ziehen, war fehlgeschlagen. Godl erhielt zunächst insbesondere den Auf-
trag, die erwähnten 100 kleinen Figuren zu gießen. Für den Guß der
großen Figuren hatte der Kaiser den Gießer und Büchsenmeister Peter
Leimioger oder Löffler bestimmt. Dieser Peter Löffler gofi das
erste BUd für das Grabmal, die durch ihren tadellosen GuB und Torztlgliche
Ziselierung hervorragende Statue König Ferdinands von Portugal, die im
wesentlichen im Jahre 1511 vollendet wurde.
Die Arbeiten in Innsbruck gingen trotz aller Mahnungen äußerst
langsam von statten, der Kaiser entschloß sich deshalb, die Brustbilder
420 16. Jahrhundert.
in Augsburg gießen zu lassen, und wie schon früher berichtet ist, er-
hielt auch Peter Vischer im Jahre 1513 den Auftrag auf zwei der
großen Figuren, für die ihm noch in demselben Jahre 1000 Gulden be*
zahlt wurden, d. h. 28 Gulden für den Zentner (s. S. 407). Im Jahre 1514
wurde auch in Landshut eine der Statuen bestellt, doch ist von dort
keine Arbeit nach Innsbruck gekommen.
Ueber den Stand der Arbeiten in Innsbruck war schon im Jahre 1513
ein Inventar aufgenommen (abgedruckt bei Schönherr a. a. 0. S. 173),
das dem Kaiser vorgelegt wurde, der dazu bemerkt, daß er für den Preis
des bis dahin noch einzig vollendeten Bildes (König Ferdinand) in Nürn-
berg sechs oder sieben hätte gießen lassen können.
Aus dem Jahre 1516 ist wiederum ein Inventar erhalten, aus dem
zu ersehen ist, daß damals sechs der großen Figuren ganz oder teilweise
vollendet waren, sieben andere teils erst im Modell, teils bereits in der
Porm vorhanden waren.
Trotz der schlechten Fortschritte, die die Arbeiten unter Sessel-
schreibers Leitung nahmen, konnte sich der Kaiser nicht entschließen,
ihn durch einen zuverlässigeren Künstler zu ersetzen. Erst im Jahre 1518
kam es dazu. StephanGodl, der bis dahin 19 kleine Bilder gegossen
hatte, sein tüchtiges Können insbesondere aber durch den Guß der Statue
Albrechts von Habsburg (später als Rudolf von Habsburg bezeichnet),
erwiesen hatte, wurde zum Nachfolger bestimmt.
Durch den Tod des Kaisers (1519) traten Verzögerungen in den
Arbeiten ein, als tatkräftiger Förderer erwies sich Erzherzog Ferdinand,
der im Jahre 1522 zum Gubemator von Tirol ernannt wurde. Godl goß
nun alle Jahr wenigstens eine Statue.
Im Jahre 1525 beauftragte der Erzherzog den Meister, das Bild eines
nackten Mannes, einen Ellenbogen hoch, zu gießen und „all sein kunst,
wie hoch er die herfürzu bringen vermag*, darauf zu verwenden, «also,
daß der guß wol fall und man dem mit aus feilen oder in ander weg
nit zu helfen bedürft. Der Künstler sollte damit bekunden, daß er das-
selbe zu leisten vermöge, wie irgend ein anderer deutscher Gießer.
Dreiundzwanzig große Statuen waren im Jahre 1528 vollendet, dann
traten wiederum Stockungen ein, doch als Stephan Godl im Jahre 1534
starb, fehlte von den heute vorhandenen großen Bildern nur noch eines.
Der Meister hatte im ganzen 17 große und 23 kleine Figuren ftir
das Grabmal gegossen.
Bernhard Godl, wahrscheinlich ein Neffe Stephans, setzte die
Arbeiten, ohne sie wesentlich zu fördern, fort, bis auch er im Jahre 1539
starb.
Als dann im folgenden Jahre auch der vielseitig gebildete Meister
Jörg Kölderer starb, der die Zeichnungen zu den kleinen Figuren her-
Deutschland. 421
gestellt hatte und damit beauftragt gewesen war, einen geeigneten Auf-
stellungsplatz für das Grabmal in Wien oder Wiener-Neustadt zu erkunden,
und der auch sonst den Arbeiten vielfach beratend zur Seite gestanden
hatte, da trat für Jahre hinaus ein Stillstand dabei ein.
Erst im Jahre 1548 wurden vom Kaiser der Gießer Gregor Löffler
und der Maler Christoph Amberger zur Vollendung bestellt. Nach
Ambergers Entwurf wurde jetzt die Statue Chlodwicbs gegossen und zwar,
wie Löffler versprochen hatte, in »einem Stuck* und »ganz und rein,
sauber und zierlich".
Dieses war dann das letzte der für die Umgebung des Grabmals
gegossenen Bilder; für den Guß vorbereitet war noch im Jahre 1560 die
Statue Karls des Großen, zur Ausführung kam sie aber nicht mehr.
Inzwischen, im Jahre 1553, hatte man mit der Errichtung der Hof-
kirche zum heiligen Kreuz in Innsbruck begonnen, die von Kaiser Fer-
dinand zur Aufnahme des Monumentes bestimmt war, und es mußte nun
auch an die Ausführung des Grabes selbst gedacht werden.
Erst im Jahre 1559 kommen aber die Arbeiten für das Grabmal
wieder in Fluß. Während man bis dahin noch nicht vom ursprünglichen
Plane abgewichen war, beschloß man nun, den Mittelbau statt in Bronze
in Marmor auszuführen, die knieende Gestalt des Kaisers, die Tugenden,
die „Kindlen*^, Adler und Wappen oben darauf aber, wie beabsichtigt,
in Bronze zu gießen.
Die Gebrüder Abel, zwei Bildhauer und ein Maler, wurden mit der
Ausführung betraut, kamen aber über Vorarbeiten nicht hinaus. Durch
ihr Bemühen kam aber der Niederländer Alexander Colin nach Inns-
bruck und mit ihm neues Leben.
Neben der Ausführung der vom Maler Florian Abel entworfenen
Marmorreliefs war Colin auch mit den Modellen für die letzten Guß werke
beschäftigt. Im Jahre 1569 waren die Tugenden im Modell vollendet,
zu ihrem Guß war man genötigt, Hans Lendenstreich von München
heranzuziehen, der sie noch im Jahre 1570 fertigstellte.
Die Tätigkeit Lendenstreichs für das Denkmal währte nicht lange,
andere Gußwerke lieferte er nicht mehr.
Die bekrönende knieende Gestalt des Kaisers Maximilian wurde
wiederum erst nach einer langen Frist gegossen. Im Jahre 1582 tauchte
in Innsbruck der welsche Gießer Ludwig de Duca auf, mit diesem ward
1583 der Vertrag zum Guß des Bildes abgeschlossen mit der Verpflich-
tung, es im Falle des Mißiingens auf eigene Kosten durch Alexander
Colin aufs neue schneiden zu lassen. Der Guß scheint ohne Zwischen-
fälle von statten gegangen zu sein; im Jahre 1584 war auch diese Figur
endlich auf dem Monumente aufgestellt und das in der Geschichte der
deutschen Gießkunst ganz besonders auch durch die vielen noch darüber
422 16. Jahrhundert
bekannten Einzelheiten so außerordentlich interessante Denkmal voll*
endet.
Der einstige Wunsch Kaiser Maximilians, in Innsbruck durch Heran*
Ziehung eines tüchtigen Meisters eine Bildungsstätte für Tiroler Erzgießer
erstehen zu lassen, ging nur unvollkommen in Erfüllung. Neben den
Arbeiten für das Eaisergrab und in der Folge sind nur noch wenige
bedeutendere Gußwerke in Innsbruck entstanden.
An erster Stelle zu nennen ist ein Brunnen, der im Auftrage des
Erzherzogs Ferdinand im Jahre 1564 für den Tiergarten bei Innsbruck
gegossen wurde. Der Entwurf dieses mit einer kleinen Figur des AktäoD
bekrönten Brunnens war in Prag angefertigt, die Ausführung wurde
Gregor Lö ff 1er übertragen. Dieser setzte sich zur Herstellung des Modelles
mit Colin in Verbindung und überließ mit Genehmigung der Regierung
^seiner langjährigen Schwachheit^ wegen den Guß seinem Sohne Han&
Christoph Löffler. Der mit Aktäon und anderen Figuren gezierte Aufsatz,
dieses Brunnens ist in der Ambraser Sammlung erhalten (vergl. Schön*
herr, Ges. Sehr. S. 509 ff. und J. v. Schlosser, Album ausgewählter
Gegenstände der Eunstindusfcr. Samml. d. allerh. Kaiserh. Wien 1901»
Taf. 24).
Als Arbeiten derselben Künstler erwähnt seien noch die Grabtafela
Gregor Löfflers und seiner Gattin (um 1566), ehemals in der Kirche zu
Hötting bei Innsbruck (jetzt im Museum zu Innsbruck)^ eine im Jahre 1568-
gegossene Gedenktafel auf dem Haller Salzberge^ das Epitaph der Familie
Dreyling in der Pfarrkirche zu Schwaz (1578) mit der Bezeichnung:
„Mir gab Alexander Colin den Possen, Hans Christoph Löffler hat
mich gegossen 1578^, und endlich das Grabmal der Freifrau Benigna v..
Wolkenstein (f 1586) in 3Ieran.
In Nürnberg gelangten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts-
insbesonders die Namen der Erzgießer Labenwolf und Wurzelbauer
zu höchstem Ansehen. Nachrichten über diese Künstler sind nur spärlich
erhalten, zusammengestellt sind sie zuerst von Bergan in der Zeitschrift
für Büdende Kunst 1879/80, Bd. 15, S. 16 ff. und S. 52 ff'. Weiter vergl.
die Aufsätze von Bergan, Kunstgewerbeblatt 1885, S. 139, von Boschs
Mitteilungen aus dem Germ. Museum, Nürnberg 1886, Bd. 1, S. 164, von
Friis, Tidsskrift for Kunstindustri, Kopenhagen 1889, S. 19, von Drach,.
Bayer. Gew.-Zeitung 1888, S. 291 und die Schrift von Chytil, Der Prager
Venusbrunnen, Prag 1902.
Pankraz Labenwolf wurde im Jahre 1492 in Nürnberg geboren,,
und man glaubt, daß er in Peter Vischers Werkstatt seine Kunst
erlernt hat. Im Jahre 1519 fertigte er als Meisterstück einen Weihkessel,,
und im Jahre 1539 soll er Hans Vi sc her bei der Fertigstellung des
Fuggergitters behilflich gewesen sein. In den Fünfzigerjahren goß er
Deutschland. 428
einige Orabplatten, unter denen die TorzDglichete, die des Grafen Weraher
T. Zimbern (f 1554), sich in der Stsdtkirche zu Meßkirch bei Sigmaringen
befindet. In dem umrahmenden Omamentbande findet sich die Jahres-
zahl 1551, bezeichnet ist die Tafel: .Bancracz Labenwolf, zu NOmbei^
Fig. S15. Pankroz Labenwolf, BraaneD In NOniberg, B&tbanshof. 6. *H.
auf der SchmelczhQtten gos mich." (Abb. in Eunstdenkmäler d. Groß-
herzogt. Baden, Bd. I., Taf. IV). Im selben Jabre goß der Meister ein
Grabmal des Starosten Odnoflsky in Lemberg auf Bestellung des Joachim
Fraischlich in Krakau.
Als sein Werk gilt femer die große Grabplatte des Alexius MUnzer
424 16. Jahrhundert.
von Bamberg (f 1537) und seiner Gemahlin (f 1552) auf dem Johannis-
friedhofe in Nürnberg.
Vor allem berühmt geworden ist aber der Künstler durch seine in
Erz gegossenen Brunnen, von denen der eine mit der Inschrift: „Anno
Domini MDL VII. P. L." sich noch im Hofe des Rathauses zu Nürnberg
befindet (Fig. 315, S. 423\ der andere, weit bekanntere, mit dem „Ganse-
männchen** ebendort auf dem Markte hinter der Frauenkirche steht
(Fig. 316, S. 425).
Beide Brunnen sind nur von bescheidenen Abmessungen. Aeußerst
glücklich im Aufbau ist aber der ßathausbrunnen, und vortreflElich in der
Auffassung ist die volkstümliche Figur des anderen. Im Jahre 1562 hatte
Pankraz Labenwolf gemeinsam mit dem Goldschmied Wenzel Jam-
nitzer auch Entwürfe zu einem offenbar sehr kunstreichen Brunnen fQr
Kaiser Ferdinand I. gefertigt, von denen leider keiner zur Ausführung
kam (Bosch a. a. 0.). Pankraz Labenwolf starb im Jahre 1563; auf
einer Medaille vom Jahre 1543 und in einem Kupferstiche vom Jahre
1554 ist uns das Bildnis des Künstlers überliefert.
Sein Sohn Georg Labenwolf führte die väterliche Werkstatt weiter.
Genaueres bekannt ist über dieses Meisters Hauptwerk, einen großen
Brunnen, den er im Jahre 1576 von König Friedrich II. von Dänemark
für das damals im Bau begriffene Schloß Kronborg in Auftrag erhielt.
Ende des Jahres 1582 wurde der Brunnen vollendet, der Künstler stellte
ihn mit Hilfe seines Sohnes Lienhard und zweier Gesellen selbst in
Kronborg auf. Der gegen 200 Zentner schwere Brunnen soll im ganzen
über 5000 Taler gekostet haben.
Der Brunnen stand bis zum Jahre 1659 an seinem Bestimmungs-
platze und ist seitdem nicht mehr nachweisbar. Erhalten sind von ihm
nur einige Abbildungen in Doppelmayrs ^Nachrichten von Nümbergi-
schen Künstlern'* auf Tafel 11 und in dem Skizzenbuche des Nürnberger
Baumeisters W. J. Stromer.
Nur wenige alte Angaben geben uns Bescheid über ein Brunnen-
werk, das Georg Labenwolf im Jahre 1570 oder 1571 für den Landgrafen
Wilhelm IV. von Hessen-Kassel gegossen hat (vergl. Drach a. a. O.).
Dieser Brunnen, der für das Bad- und Lusthaus in der Aue zu Kassel
bestimmt war, war mit zehn Bildern (Figuren ?) geschmückt, deren Modelle
von Paul Kremer zu Nürnberg in Holz geschnitten waren.
Aus derselben Quelle erfahren wir auch, daß gleichzeitig ein Meister
Markus Labenwolf zu Augsburg einen „springenden Brunnen* mit der
Darstellung des Parisurteils für die Anlagen jenes Lusthauses geliefert
hat. In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis dieser Markus zu den
Nürnberger Labenwolfs stand, ist bisher nicht bekannt, auch sind andere
Werke von ihm noch nicht nachgewiesen.
DentBcbland. 425
Ob diese EOnstler such mit der AusfQhrung der Brunnen betraut
wurden, über die der Landgraf im Jabre 1579 unterhandelte, tmd zu
denen er bestimmte Wünsche äußerte (Dracb a. a. 0. S. 294 f.), ist nicht
ermittelt.
Vennutlicb bei seinem Besuche am Hofe Wilhelms IV. wurde der
Fig. SIS. FanbraE Labenwolt, QKnsemADncben-BruDnen in Nnraberg, 8. «14.
berühmte Astronom Tycho Brake mit den Brunnen der Labenwolf be-
kannt, und auf die Empfehlung des Landgrafen bin wird Georg Laben-
wolf die Äufli^e ftlr den Eronborgbrunnen und den für die Sternwarte
üraniborg gelieferten erhalten haben, der (nach Zedlers Eonvers.-
426 16. Jahrhundert.
Lexikon) ausgestattet war „mit unzählbaren vielen und schonen In-
ventionen von Röhren, Bildern, Tieren, Vögeln*.
Der einzige noch erhaltene Brunnen Georg Labenwolfs — von un-
sicheren Werken abgesehen — befindet sich im Hofe des Seminargebäudes
in Altdorf bei Nürnberg, wo er im Jahre 1576 aufgestellt wurde. In der
Mitte einer in Kupfer getriebenen Schale erhebt sich ein sehr zierlicher,
2 m hoher, in Bronze gegossener Aufsatz, der von einer Minerva
bekrönt wird. Nicht mit voller Sicherheit sind dem Meister die Bronze-
reliefs an dem im Jahre 1560 errichteten Grabmale des Wolfgang Münzer
auf dem Johannisfriedhofe in Nürnberg zuzuschreiben. Ebensowenig sind
eine Brunnengruppe mit Herkules und Antäus im Hofe des Hauses
Potzelgasse 37 und ein kleiner Brunnenaufsatz aus einem Hause in der
Winklerstraße in Nürnberg mit Bestimmtheit auf den Künstler zurück-
zuführen.
Schließlich sei die auf Grund der bekannten Beziehungen des Pankraz
Labenwolf zu Wenzel Jamnitzer ausgesprochene Vermutung angeführt,
daß vier nach Modellen dieses Goldschmiedes in Bronze ausgeführte Figuren
der Jahreszeiten (71cm hoch) von Georg Labenwolf gegossen wurden.
Diese Figuren sind allein übrig geblieben (in der k. k. Schatzkammer
in Wien) von einem sehr berühmten großen Tafelaufsatze, den Jamnitzer
im Auftrage Kaiser Maximilians H. fertigte und dessen Edelmetallteile im
18. Jahrhundert eingeschmolzen wurden (vergl. v. Schlosser, a. a. 0.
Tafel 25 mit Text).
In nahen verwandtschaftlichen und Lehrbeziehungen zu den Laben-
wolf stand Benedikt Wurzelbauer, der im Jahre 1548 in Nürnberg
geboren wurde. Er war ein Großsohn des Pankraz und erlernte die
Gießerei bei seinem Onkel Georg Labenwolf. Auch Wurzelbauer ist
durch seine Brunnen berühmt geworden und sein bekanntestes Werk ist
der „Tugendbrunnen** neben der Lorenzkirche in Nürnberg ^ den er im
Jahre 1589 voUendete (Fig. 317, S. 427).
Aehnlich dem Kronborgbrunnen Labenwolfs ist auch bei diesem ein
inmitten eines steinernen Beckens aufgestellter Rundpfeiler in drei Stock-
werken mit Figuren geschmückt und zwar unten mit sechs allegorischen
weiblichen Gestalten (Glaube, Geduld, Hoffnung, Liebe, Großmut, Tapfer-
keit), darüber mit sechs posaunenblasenden Knaben und oben mit einer
Gestalt der Gerechtigkeit. Dünne Wasserstrahlen entsprießen den Po-
saunen, den Brüsten der Tugenden und anderen OefiFnungen. Der Brunnen
ist bezeichnet: Benedict Wurzelbauer. Anno Domini MDLXXXIX.
Ein etwas jüngeres Gußwerk des Meisters, das bereits verloren schien,
ist zum wenigsten in seinen Teilen nach mancherlei Abenteuern wieder
am Orte seiner Bestimmung angekommen, der im Jahre 1599 für Christoph
Popel V. Lobkovic in Prag gefertigte Brunnen.
Fig. B17. Benedikt Wurzelbauer, Tugendbranuen in Nürnberg, S.iae.
Die BekrönuDgsfigur dieses Brunnens, eine Venus mit Amor, wurde-
j Dreißigjährigen Kriege von den Schweden nach Stockholm entfUhrt und
t vor etlichen Jahren Tom Kunstgewerbemuseum in Prag erworben.
428 ^6* Jahrhundert.
Der Sockel der Figur mit dem großen Becken hatte sich mit einigen
Abänderungen im Waldsteinschen Garten in Frag erhalten. Die Zusammen-
gehörigkeit der Teile war nachweisbar durch eine in dem schon erwähnten
Studienbuche Stromers und eine andere jüngst im Eunsthandel aufge-
tauchte Zeichnung des Brunnens (vergl. Chytil a. a. 0., mit Lichdruck-
tafeln).
Nichts erhalten ist von einem umfangreichen Erzbrunnen, den Wurzel-
bauer im Auftrage des Markgrafen von Baden-Durlach fiir das Schloß
Durlach im Jahre 1605 goß. Bekannt ist nur, daß die Gestalten Herkules,
Pallas, Venus, Diana und Ceres ihn schmückten.
Auch kleinere Gußarbeiten, wie einige Epitaphien auf dem Johannis-
friedhofe in Nürnberg werden ohne sicheren Anhalt auf den Meister
zurückgeführt. Im Jahre 1618 goß er etliche OfenfQße fttr das neue
Rathaus seiner Heimatstadt. Er starb im Jahre 1620, sein Bildnis ist
uns in zwei Kupferstichen überliefert. Wiederum führte ein Sohn, der im
Jahre 1595 geborene Johann Wurzelbauer, die Gießerei des Vaters
weiter, von ihm wird noch an anderer Stelle zu reden sein.
Zu glänzendster Entfaltung gelangte die Bronzekunst noch in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in München, Drei Künstler waren
es vornehmlich, mit denen die noch in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts fortdauernde Blütezeit des Erzgusses in München kam und
verlosch, Peter Candid, Hubert Gerhard und Hans Krumper.
Das Schaffen dieser und anderer mit ihnen wirkenden Künstler soll,
soweit es sich um Werke der Gießkunst handelt, kurz im Zusanunenhange
betrachtet werden. Daß viele auf die Urheberschaft der anzuführenden
Werke bezügliche Fragen noch ungelöst sind, mag im voraus erwähnt
werden.
Peter Candid auch Candido, eigentlich Pieter de Witte, war
um 1548 in Brügge geboren, war längere Zeit in Italien und kam im
Jahre 1586 (nicht schon 1578) nach München^ wo er 1628 gestorben ist
(vergl. ßee, Peter Candid, Leipzig 1885).
Hubert Gerhard war ebenfalls Niederländer und etwa von 1584 bis
1609 in bayerischen Diensten.
Hans Krumper war in Weilheim in Oberbayem geboren, in den
Hofzahlamtsrechnungen findet sich sein Name zuerst im Jahre 1587, er
starb im Jahre 1634.
Alle drei werden bald als Maler, bald als Bildhauer bezeichnet, doch
scheinen Gerhard und besonders Krumper bei den Erzgußarbeiten
weniger die erfindenden als die ausführenden Meister gewesen zu sein.
Die meisten Gußwerke dieser Künstler sind erhalten, teils nicht mehr
an ihrem ersten Bestimmungsplatze. Sie befinden sich in München^ in
und an der Residenz, in und an der Michaelskirche, in der Frauenkirche,
. Ferse asbrunnen in MUncbcn, Residenz (GrotteoliofJ. S. «30.
430 16. Jahrhundert.
auf dem Marienplatze und im Nationalmuseum. Besonders schlecht unter-
richtet sind wir über die zahlreichen Bronzeskulpturen der Residenz.
Erhalten sind dort aus der Zeit um 1600 zwei Brunnen; von einer
anscheinend großartigen Brunnenanlage mit vielen Bronzefiguren ist nur
eine Beschreibung des bekannten Augsburger Patriziers Philipp Hain-
hofer vom Jahre 1611 erhalten (Haeutle, Gesch. d. Residenz in München.
Leipzig 1883. S. 21—22).
Im Grottenhofe befanden sich ehemals außer dem jetzt dort stehenden
Perseusbrunnen (Fig. 318, S. 429) und den acht Knabenfiguren noch vier
kleine Brunnen mit den erzenen Figuren der Jahreszeiten. Diese Figuren
befinden sich jetzt anscheinend im Nationalmuseum in München und
gelten dort als Arbeiten Candids und Krumpers. Nach einer ver-
mutlich darauf bezüglichen Rechnungsnotiz (Haeutle S. 43) soll der
Goldschmied Georg Mair die Modelle geschnitten und der Guß von Dionys
Frey und Bartholomäus Wenglein besorgt sein (R^e nimmt an, daß
Mair die Gußstücke verschnitten, d. h. ziseliert habe).
Der Perseusbrunnen, der jezt noch in der Mitte des reizvollen Grotten-
hofes steht, galt stets als ein Werk Hubert Gerhards nach einer Zeich-
nung des Christoph Schwarz. R ä e (S. 93) glaubt an eine starke Teilnahme
Candids beim Perseus, den er geradezu den Kanon seiner Kunstweise
nennen möchte. Ueber den Meister der Knabenfiguren dieses Hofes ist
nichts bekannt.
Ueber Meister und Entstehungszeit des großen und schönen Wittels-
bacherbrunnens im Brunnenhofe der Residenz (Fig. 319, S. 431) weiß man
auch nichts Bestimmtes. Er gilt als ein gemeinsames Werk Candids und
Krumpers; R^e glaubt, daß auf Candid nur die Figuren der „Elemente*"
auf dem Rande des Beckens zurückgehen. Fest steht, daß bereits im Jahre
1576 au dem Brunnen gearbeitet wurde, und zwar soll als Gießer damals
Hans Reissinger von Augsburg daran beschäftigt gewesen seio. Später
hat der Brunnen Umwandlungen erfahren, und bei dieser Gelegenheit mögen
die „Elemente** hinzugekommen sein. In der Mitte des Brunnenbeckens
auf reichem Postamente steht die geharnischte Figur Ottos von Witteis-
bach, auf dem Becken sind die vier „Elemente" (Neptun, Vulkan, Juno^
Ceres) stehend dargestellt, als liegende bärtige Männer sind die vier
bayrischen Hauptflüsse (Donau, Lech, Isar, Inn) dargestellt, und zwischen
diesen Figuren zieren Tritonen und Seeungeheuer die Brüstung des
Brunnens.
Auf der Kuppel eines kleinen Rundtempels im Hofgarten steht eine
etwa lebensgroße weibliche Figur (Fig. 320, S. 432), eine etwas eigenartige
Darstellung der Bavaria, die schon Hainhof er (1611) in Verbindung mit
dem erwähnten Brunnenwerke beschreibt. Das Rundtempelchen wurde im
Jahre 1615 errichtet, und wohl etwa gleichzeitig wird die Figur dort auf-
Deatscbland. 431
gestellt sein. Angenommen wird, daß sie von Erumper nscli Candids
Entwurf ausgefDhrt ist.
Mit einer Reite vor trefflicher Erzguß werke ist endlicb noch di»
Westfassade der Residenz ausgestattet. Auf den Giehelflächen der beiden
Portale lagern links die Gestalt der Prudentia und Justitia, rechts die
16. Jahrbnndert
Fortitudo und Temperontiu. Zu den Seiten der Tore sitzen auf Sockeln
wappenbaltende Löwen. Zwischen den Portalen steht in einer großen,
ebenfalls in Erz gegossenen Nische die gekrönte Madonna mit dem Kinde
Fig. am. Bavariu in HUncli«)), Hofgartea. S- «30.
als Patrona Bavariae (Fig. 321, S. 433), und darunter ist eine reiche La-
terne für ein ewiges Licht angebracht.
ßee nimmt jedenfalls mit Recht an, daß alle diese Werke, mit Aus-
schluß zweier Löwen, die nach Gerhards Modellen von Carlo Peltagio
(noch unter Herzog Wilhelm V.) für die S. Michaelskirche gegossen wurden (im
Deutschlftna. 433
Jahre 1615 wurden sie an der Residenz aufgestellt), nach Candids Ent-
würfen oder Modellen von Erumper ausgeführt sind, und daß wahrschein-
lich der Goldschmied Georg Mair die feine Ziselierarbeit besorgt hat.
Im Gegensatz dazu gibt Haeutle (a. a. 0. S. 59) an, daß diese Bild-
Ftg. 33t. Patrooa Bavariiie in Jinncben, Residenz (Weatfussade). S. 131.
werke (mit Ausschluß der Löwen) nach Mairs Modellen von Bartho-
lomäus Wenglein gegossen seien, nur die Laterne nach dem Modelle
eines Sohnes des Bauamtsverwalters Schön,
Die Bionzewerke der Michaelskirche sind noch im 16. Jahrhundert
entstanden. Weit berühmt ist die große Gestalt des Erzengels Michael
an der Hauptfassade. Martin Frey erhielt im Jahre 1588 für den Guß
mar, Dnedla Metalle. 28
434 16. Jahrhundert.
des Bildes 300 fl. und ,fUr St. Michaelbild zu foi-mieren und zu ver-
schuaitten" erhielt Hubert Gerhard im Jahre 1592 800 fi. Ree hält
den Haler Christ. Schwarz fOr den „künstlerischen Urheber" der Gruppe.
In der Kirche sind als bedeutsame ErzguBwerke aus dieser Zeit zu
nennen ein großer geflügelter Engel (Fig. 322, S. 434) neben einem
schwarzmarmomen Taufbecken, eine knie ende Magdalena am Kreuze mit
der Gestalt Christi, vier Kandelaber und die Grabplatte und eine Büst«
Herzogs Wilhelms Y. Die figürlichen Werke und die Grabplatte befinden
sich nicht mehr am ursprünglichen Standorte. (Gmelin, Die St. Michaels-
kirche in München. Bamberg 1890, S. 62.)
Der Taufengel, der Kruzifixus mit Magdalena und die vier Kande-
laber scheinen nach Peter Candids Entwürfen von Gerhard oder
Krumper ausgeführt zu sein, auch Pellagio wird als beteiligt genannt.
Das Modell der Magdalena fertigte Hans Keichel, er erhielt im Jahre
1595 , wegen der Magdalena zu Possiren 100 fl."
Eines der großartigsten deutschen Gußwerke aus dieser Zeit ist das
Grabmal Kaiser Ludwigs in der Frauenkirche in 3filnchen (Fig. 323,
S. 435); es wurde im Jahre 1622 errichtet. Klarheit Über die Beteihgung
der verschiedenen Künstler haben bisher die Untersuchungen auch noch
nicht zu bringen vermocht. Anscheinend stammt der Entwurf von Peter
Candid, die Ausführung teils Ton Hans Erumper, teils tob Dio-
njsius Frey, der einige der Hauptfiguren goß.
Die auf den Mitten der Langseiten des Monumentes stehenden
Gestalten sind die Herzöge Albrecht V. und Wilhelm IV. Die knieenden
436 16. Jahrhundert.
geharniscliten Männer auf den Ecken tragen Standarten mit Inschriften,
die auf die vier mit dem bayrischen Herrschershause zusammen-
hängenden Kaiser und deren Gemahlinnen Bezug haben. Oben auf
den Schmalseiten des Aufbaues thronen zwei Tugendgestalten, die
Weisheit und Tapferkeit. Die Länge des Monumentes ist 4,80 m, die
Breite 3,20 m, die Höhe 3,80 m (vergl. Eunstdenkmäler Bayerns von
Bezold und Riehl, Bd. I, Lieferung 13, S. 974 flf.; Zeitschrift d. Münch.
Kunstgewerbevereins 1893, S. 35 ff. und S. 41. ff. und R^e, Peter Candid,
S. 85 ff. und S. 229).
ursprünglich in der Frauenkirche auf dem Hochaltare stand auch
die Madonnenfigur, die seit dem Jahre 1638 auf dem Marienplatze
hoch oben auf der bekannten Säule steht. Die Figur dürfte auch nach
Candids Entwurf von Krumper ausgeführt sein, die übrigen Teile
der Säule sind jedoch erst nach Candids Tode von anderen Künstlern
geschaffen. Fest steht, daß die Kindergruppen von Bernhard Ernst
gegossen sind, doch weiß man nicht, ob auch die Modelle dazu von ihm
herrühren. Man hat auch als Mitarbeiter an der Säule den Bildhauer
König und den Glockengießer Küstler genannt, doch sind urkundliche
Belege dafür nicht zu erbringen.
Die Säule erhebt sich auf einem Unterbau, auf dessen Ecken Engel
mit Ungeheuern kämpfen, die den Aberglauben, die Pest, den Krieg und
die Hungersnot darstellen sollen. Diese Gruppen, die Zierate in der
Kehle unter der Säulenbasis, das Kapital der Säule und die Ecklatemen
auf der das Monument umschließenden Balustrade sind wie die Madonna
oben in Erz gegossen, die übrigen Teile sind in Marmor ausgeführt.
Im Nationalmuseum in München sind außer den früher genannten
Figuren der Jahreszeiten zwei etwa halblebensgroße Bronzegestalten der-
selben Zeit, eine Virtus und eine Venus erhalten, die auch als Arbeiten
Krumpers nach Candid gelten (R^e glaubt, daß nur die Virtus auf
Candid zurückgeht). Das Museum besitzt ferner eine bronzene Kolossal-
gruppe von Mann, Frau und Kind auf hohem Postament, die als Werk
Hubert Gerhards angesehen wird und für die als Mitarbeiter Carlo
Pellagio und die Gießer Pietro di Neve, Kornel Anton Man, Martin
Frey in München und Peter Wagner zu Augsburg genannt werden.
Diese ursprünglich im Schloßhofe zu Kirchheim, später in Augsburg auf-
gestellte Gruppe, deren Bedeutung nicht feststeht, wurde im Jahre 1590
in Hans Fuggers Auftrage ausgeführt.
Endlich sei von den in München befindlichen Werken noch das im
Jahre 1589 errichtete Bronzeepitaph mit der lebensgroßen Relieffigur des
Herzogs Ferdinand von Bayern angeführt, das jetzt in der Heiliggeist-
kirche aufgestellt und nur seiner Entstehungszeit wegen dem Gerhard
zugeschrieben ist.
Deutschland. 437
Hubert Gerhards Hauptwerk, von dem Bee auch annimmt, daß
der Entwurf auf Gandid zurückgeht, ist der große Augustusbrunnen in
Augsburg (Fig. 324, S. 437). In den Jahren 1590 und 1591 erhielt
Gerhard Zahlungen für seine Arbeiten an diesem Brunnen, im ganzen
etwa 3000 fl.
B^e glaubt, daß Gerhard auch die Ziselierung der Figuren im wesent-
Fig. 82t. Hnbert Gerhard, Augoatasbrunnen In Augsburg. 8. 137.
lichea selbst ausgeführt habe, und daß Ton den Goldschmieden Gregor
Mair, der im Jahre 1591 fUr «die großen Bilder zum rörpronnen zu ver-
schneiden" 470 fl. erhält, und Jakob Schönerer, der in den Jahren 1591
und 1593 fUr seine Mitarbeit 204 Q. empfängt, nur die feine Ziselierung
der Haare, Gewänder, Schmuckteile etc. besorgt wurde. Die 2'/» m hohe
Figur des Augustus goß Peter Wagner, ein tüchtiger Äugshurger Gießer,
und erhielt 270 fl. dafür.
Die großen Figuren auf dem Beckenrande sollen die einst bei Augs-
burg zusammenfließenden Flüsse Singold, Wertach, Lech und Brunnenbach
darstellen. Das hohe mittlere Steinpostament für die Augustusfigur ist
16. Jahrhondert.
Fig. 3SG. BnmneDstiule in Kempteu,
mit Ausnahme der Kinder-
figuren mit den wasser-
speienden Delphinen und der
Bocksköpfe im 18. Jahr-
hundert erneuert.
Ein höchst anmutiges,
weniger umfangreiches Guß-
■werk, die bronzene Brunnen-
s&ule auf dem Marktplatze
in Kempten in Bayern
(Fig. 325, S. 438), steht in
seiner Formgebung den
Candid-Krumperschen
Arbeiten so nahe, daß man
sie diesen Künstlern zu-
schreiben würde, auch wenn
nicht bekannt wäre, daß sie
im Jahre 1601 in Wdlhetm,
der nahe bei München ge-
legenen Heimat Krumpers,
gegossen ist.
Den Werken der her-
vorragendsten süddeutschen
Erzkflnstler sollen in grup-
penweiser Betrachtung die
wichtigeren, noch im Laufe
des 16. Jahrhunderts in
Erzguß ausgeführten Brun-
nen, Grabmäler, Taufkessel
etc. anreiht werden.
Die Erfindung und Guß-
ausfUhruQg kunstreich ge-
stalteter Erzbrunnen zeich-
net die süddeutschen Gießer
des 16. Jahrhunderts ganz
besonders vor denen des
übrigen Deutschland aus —
in Norddeutschland ist aus
jener Zeit nur in Lüneburff
von einem Marktbrunnen
der nicht sehr bedeutende
Schaft mit bekrönender
Deutacbland. 439
Diana aus Bronze erhalten; Über die süddeutschen Arbeiten dieser Art
möge zuerst weiteres berichtet werden.
Zu den bedeutendsten Bronzebrunnen des 16. Jahrhunderts gehört der
Fig. Bifl, Brunnen In Prag, Belveder« garten. S. 140.
im Belrederegarten zu Pray. Mit dein Entwurf dieses Gußwerkes wurde
im Jahre 1562 TOm Kaiser Ferdinand sein Hofmaler Franz de Tertio
440 16- Jahrhundert.
beauftragt. Das Holzmodell schnitzte Hans Preysser, der Bildhauer
Erzherzogs Ferdinand in Prag, und den Erzguß führte Thomas Jarosch
aus Brunn ^ kaiserlicher Büchsenmacher auf der Prager Burg, aus mit
Beihilfe von Laurenz Klicka (Kricka) und Wolf Hofprugger
(Fig. 32(5, S. 439).
Ein in Erz gegossenes Brunnenwerk eigener Art, das in den Jahren
1589 — 1590 von Marx Wennig und Thomas Auer gegossen wurde,
befindet sich im Hofe des Landhauses in Graz in Steiermark (Fig. 327,
S. 441).
Der metallene Schmuck dieses Brunnens hat die in jener Zeit gerade
im südöstlichen Deutschland so vielfach in Schmiedeisen ausgeführte Form
einer Laube. Das mit Meerjungfrauen, Delphinen und Genien ausgezierte
Laubendach ruht auf fünf reich gegliederten Säulen, die unten an den
Ecken der Steinbrüstung als Satyrkaryatiden gestaltet sind.
Bezahlt wurden für den Brunnen insgesamt 860 fl. 24 kr.
Die beiden Meister waren in Graz ansässig, über Auer weiß man
näheres nicht, wohl aber über Wennig.
Marx Wennig war der Sohn des Regensburger Büchsenmeisters
QeorgWennig, erlernte bei diesem, wie er selbst angibt, die Gießerei
und lebte bis 1575 ebenfalls in Regensburg. In diesem Jahre bewarb er sich
um die Stelle eines „Füchsen- und Glockengießers" in Graz^ doch erst auf
ein zweites Gesuch hin hatte seine Bewerbung Erfolg, und seine Tätig-
keit als solcher ist zu verfolgen (vergL Mitteilungen der k. k. Zentral-
kommission 1889, N. F. 15, S. 8 und Repertorium für Kunstwissenschaft
1886, Bd. 9, S. 189).
Ueber einen verlorenen Brunnen, den der schon bei Gelegenheit des
Witteisbacherbrunnens in der Münchener Residenz genannte Augsburger
Meister Hieronymus Reissinger für das Schloß Velthums in Tirol goß,
sind nur kurze Notizen überliefert (Schönherr, Ges. Sehr. S. 639). Wir
wissen, daß der Brunnen im Jahre 1584 vollendet war, vom Meister selbst
aufgestellt wurde, und daß er 581 fl. 55 kr. dafür erhielt.
Zu Ende des Jahrhunderts begann man in Süddeutschland auch bei
sonst aus Stein gefertigten Brunnen die Wasserausflußöffiiungen mit gro-
tesken Bronzemasken zu schmücken, insbesondere geschah dieses in Ulm.
Die bronzenen Grabmäler Süddeutschlands aus dem 16. Jahrhundert
sind, soweit sie nicht bereits angeführt wurden, im allgemeinen künstlerisch
und technisch nicht besonders hervorragend, nur weniges ist darüber noch
zu sagen.
Ganz besonders zahlreich sind Epitaphien in Franken entstanden und
erhalten.
Auf die in Nürnberg, besonders auf dem Johannisfriedhof, erhaltenen
Arbeiten dieser Art wurde verschiedentlich hingewiesen; zahlreiche Ab-
Fig. iiJ. BruDDenlmilie
bilduDgen finden sich in dem Tafelwerk von Gerl&ch und Bosch, Die
BroDzeepitaphien der Friedhöfe zu Nürnberg, Wien, 1896, In welchen
Gießhntten außer der Vischerschen noch die Erzgrahplatten im Würz-
burger Dome und in der NeumUnsterkirche gegossen sind, ist nicht bekannt.
442 16. Jahrhundert.
Einige Bronzeepitaphien der Stiftskirche in Aschaffenburg ^ z. B. das
des Melchior von Grönroth vom Jahre 1584, wurden von Hieronymus
Hack aus Mainz gegossen.
Verschiedene Gießernamen haben uns die Epitaphien im Bamherger
Dome und der Michaelskirche überliefert. Hans Krebs in Bamberg goß
die Platte des Domdechanten Georg Stiber (f 1515), Kunz Müllig in
Bamberg goß die Tafeln des Andreas Tockler (f 1535) und Reimers von
Streitberg (f 1541), Sebastian Roth in Forchheim goß die Platten Kaspars
von Würzburg (f 1571) und Philipps von Seckendorf (f 1573), Balthasar
Lichten felser in Bamberg goß die Grabtafel Joachims von Rotenhan
(t 1593) und für die Pfarrkirche in Weismain die Tafel des Peter Schrötz
(t 1594).
Ueber die Gießer der Qrabtafeln in der Pfarrkirche in Lichte^ifels
ist nichts bekannt.
Einige bemerkenswerte Grabplatten sind noch im südlichen Baden
in Meßkirch^ Badolßell und Villingen erhalten. Die Platte des Pankraz
Labenwolf in Meßkirch wurde bereits erwähnt, noch ein anderer zu
großem Ansehen gelangter Gießer hat dorthin ein schönes Werk geliefert,
Wolfgang Neidhardt aus Ulm.
Neidhardt goß das Epitaph des Grafen Wilhelm von Zimbern. In
einer reichen mit Wappen ausgestatteten Umrahmung ist im Mittelrelief
der Ritter vor einem Kruzifix knieend dargestellt, ihm zu Füßen liegt ein
Löwe, hinter ihm steht sein Pferd, die Stadt Jerusalem bildet den Hinter-
grund. Das Werk ist bezeichnet „Aus dem feur bin ich geflossen Wolf-
gang Neidhardt in Ulm hat mich gössen 1599".
Das dort befindliche Epitaph des Herrn Jakob Freiherrn von Wald-
burg und Wolfegg (f 1589) ist in gleicher Weise wie das Zimbemsche
Epitaph von Jonas Gesus zu Konstanz bezeichnet.
Ein vortreffliches Werk ist auch die etwas ältere Gedächtnisplatte
des Wolfif von Honburg in Badolfzell^ sie ist bezeichnet: »Aus dem Feir
flos ich Hans Algeer gos mich zu Ulm Got sei mit uns allen 1568."
Die Bronzegedenktafel des „erenhafft und from jeronymus baldter*
in Villingen ist H. K. bezeichnet, was man als Hans Krauth gedeutet
hat, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dort als tüchtiger
Hafner ansässig war; wer den Guß der Platte besorgte, ist nicht bekannt.
Im nördlichen Deutschland entstand die umfangreichste, mit lebens-
großen vergoldeten Bronzefiguren ausgestattete Grabmalanlage des 16. Jahr-
hunderts in dem als Grabkapelle Herzogs Heinrich des Frommen (t 1541)
und seiner Nachkommen ausgestatteten Chorraume des Domes zu Frei-
berg in Sachsen.
Der erste Plan zu diesem großartigen Werke wurde im Auftrage
des Kurfürsten August im Jahre 1585 von dem Architekten Nosseni aus-
Fig. S18. Fieav dar Karfdrstin Anna In FreiberK, Dom. S. tu.
444 16. Jahrhundert.
gearbeitet. Seit dem Jahre 1590 war der Bildgießer Carlo de Cesare
aus Florenz in Freiberg damit beschäftigt, die zwischen der reichen Säulen-
und Pilasterbekleidung der Wände aufgestellten Figuren zu gießen (Fig. 328,
S. 443).
Nur eines der acht erzenen Fürstenbilder, die Statue Johann Georgs I.,
wurde von dem Venezianer Pietro Boselli gegossen und erst im 18. Jahr-
hundert aufgestellt.
Den Boden dieser Grabkapelle und der angrenzenden Kapellen bedecken
28 gravierte Bildplatten, die zum Teil dem 17. Jahrhundert angehören.
Die Mehrzahl dieser Tafeln, vielleicht alle, wurden in den Werk-
stätten der zu bedeutendem Ansehen gelangten Freiherger Erzgießer-
familie Hilliger oder Hilger nach gelieferten Entwürfen ausgeführt.
Die Todesdaten dieser Platten umfassen einen Zeitraum von hundert
Jahren. (Nähere Angaben über die Grabkapelle etc. in Bau- und Eunst-
denkmäler d. Kgr. Sachsen, Bd. III, S. 46 ff.)
Das bedeutendste Glied jener Gießerfamilie (vergl. Schmidt, Die
Glocken- und Stückgießerfamilie Hilliger, Mitt. d. Freiberger Altert.-Ver-
eins, Heft 4, S. 341) und der Begründer ihres hohen Rufes war der im
Jahre 1576 gestorbene Wolf Hilger. Er soll von den Freiberger Platten
die der Herzogin Katharina, Gemahlin Herzog Heinrichs (f 1561), und die
Tafeln für «mindestens sieben der meist in zartem Alter verstorbenen
Kinder des KurfUrsten August" gefertigt haben.
Für das Marmorgrabmal des Kurfürsten Moritz im Freiberger Dome,
das ursprünglich auch als Erzgußwerk geplant war, goß er das Kruzifix,
vor dem der Fürst kniet.
Gemeinsam mit Oswald Hilger goß Wolf im Jahre 1545 eine zum
Teil bemalte Stiftungstafel mit den Brustbildern des Kurfürsten Johann
Friedrich, Luthers und der Prinzen Johann Wilhelm und Johann Friedrich
für die Schloßkirche in Torgau.
Für die Petrikirche in Wolgast goß Wolf Hilger das Epitaph Herzog
Philipps I. von Pommern (f 1560) (Kugler, Kl. Schriften I, S. 819).
Als teilweise emailliert wird das von dem Meister um 1580 gegossene
Epitaph des Sebastian Hilger (f 1570) in der Thomaskirche in Leipzig
bezeichnet (Bau- u. Kunstdenkm. d. Kgr. Sachsen, Bd. 17, S. 75, Taf. XV).
In derselben Kirche wird dem Meister das Epitaph des Nikolaus Seleneccer
(t 1592) zugeschrieben (ebend. S. 76).
Der älteste im Jahre 1538 geborene Sohn Wolf Hilgers war Martin
Hilger (f 1601). Er fertigte ebenfalls mehrere der Freiberger gravierten
Grabplatten (aus den Jahren 1593 und 1594).
In den Jahren 1577 — 1588 lebte der Meister in Graz und entfaltete
dort als Stück- und Glockengießer eine umfangreiche Tätigkeit (Mitt. d.
Zentralkommission 1889, Bd. 15, S. 2).
Deutschland. 445
Nach des Vaters Tode hatte er die Freiherger Werkstatt und auch
die Leitung der kurfürstlichen Gießstätte in Dresden übernommen.
In Dresden goß er 53 messingene „Säulen mit Kapitalen, Postamenten,
Bild- und Laubwerk^ für die Schranken im Hofe des neuen Stallgebäudes.
Martin Hilger starb im Jahre 1601; er hinterließ mehrere Söhne,
die ebenfalls als Gießer Tüchtiges leisteten (s. S. 491).
In Sachsen tat sich im 16. Jahrhundert noch ein Gießer hervor, der
vordem in Nürnberg ansässig und mit Peter Vischer nahe verwandt war,
Meister Peter Mül ich. Der Vater dieses Erzgießers, ebenfalls Peter ge-
heißen und auch Gießer, war verheiratet mit der Schwester Martha des
älteren Peter Vischer. Der jüngere Peter Mülich scheint um 1490 in
Nürnberg geboren zu sein ; nachdem er sein Meisterrecht erlangt hatte,
wanderte er im Jahre 1523 nach Zwickau aus, wo er gegen ein Gehalt
von 50 fl. und ein Winterhofkleid in den Dienst des Kurfürsten Friedrich
des Weisen trat.
Er goß vornehmlich Geschütze, doch sind auch einige Epitaphien
von ihm bekannt.
In der Stadtkirche zu Weimar sind die Grabplatten der Margareta
Johanna, Tochter Johanns des Beständigen (f 1535), und Johann Fried-
richs I. Sohn Johann Ernst (geboren und gestorben 1536) von ihm im
Jahre 1536 gegossen und beide voll bezeichnet. Vom Jahre 1539 be-
findet sich eine von ihm gegossene Denktafel des Anarck Herrn zu Wilden-
fels-Schönkirchen und Ronneburg auf dem Schloß zu Ältenburg.
Man nimmt an, daß der früher genannte Kunz Müllig (Mülich,
Müh lieh), von dem zwei Epitaphien in Bamberg erhalten sind, der
Bruder Peters gewesen ist (Berg au, Die Stückgießer Mülich, Wart-
burg 1882, S. 9).
Sachsen und Thüringen ist verhältnismäßig reich an zum Teil tüchtigen
bronzenen Grabmälem aus dem 16. Jahrhundert, deren Bezeichnungen
uns noch verschiedene Meister nennen, über die jedoch bisher Näheres
nicht bekannt ist.
Bemerkenswerte Gußwerke befinden sich außer den bereits angeführten
aus dieser Zeit noch im Dom und in der Liebfrauenkirche zu Halberstadt
(darunter aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Platten von Hans
Meisner und Hans Wilken in Braunschweig und von Georg Wolgast
in Halle) ^ in der Marienkirche zu Wittenberg (Denkmal Lindemann von
Ulrich Grebel in Leipzig 1536 gegossen), m Eisleben (Grabmal des Grafen
Hoyer von Mansfeld vom Jahre 1541), im 3ferseburger Dome (Grabmal des
Thilo von Trotha, erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, des Sigismund von
Lindenau [f 1544] u. a.), in Leipzig ehemals in der Johanniskirche und
Johanniskirchhof, in der Thomaskirche und in der Paulinerkirche (darunter
Platten der Meister Christoff Grosse und Joh. Behem), im Dome zu
446 1^' Jahrhundert.
Erfurt (gravierte Grabplatte des Kanonikus Herrn. Schindeleyb [f 1427]
und Reliefgußplatte des Konrad von Breitenbach [f 1579] mit der Signatur
des Melchior Möringk, der 1584 — 1636 in Erfurt als Gießer ansässig
war), in der Stadtkirche zu Weimar (darunter die Platten Johann Friedrichs I.
des Großmütigen und seiner Gemahlin; die „Visierung** dazu wurde von
Peter Maler geliefert, die „Muster zu den Messingtafifeln** von Bildschnitzer
Hermann zw Er fürt und der Guß wurde besorgt von Jakob Schlaf in
Eisleben) und in der Stadtkirche zu Jena (Grabplatte Dr. Martin Luthers,
die ursprünglich für sein Grab in Wittenberg bestimmt war). (Näheres
über alle diese Werke in Bau- und Kunstdenkmälern der Provinz Sachsen,
des Königreichs Sachsen und Thüringens.)
Schlesien ist arm an bronzenen Grabdenkmälern aus dem 16. Jahr-
hundert.
In Breslau befinden sich einige Platten in der Magdalenenkirche und
eine Platte vom Jahre 1540 (bez. V. A. G. H.), ganz ähnlich der Grab-
platte des Bischofs Johann IV. Roth im Dome von Peter Vi scher, an
der Südseite der Elisabethkirche. Einige Grabplatten aus der ersten Hälfte
des Jahrhunderts sind in Anrtaherg^ eine aus dem Ende des Jahrhunderts
in Nieder-Planitz erhalten. Vielleicht entstanden auch die Platten Konrads
von Sagan und des Boleslaus Altus in Leubus erst im 16. Jahrhundert.
Auch im nördlichen Westdeutschland sind nicht viele Erzgrabmaler
aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Doch sind einige ausgezeichnete Werke
darunter.
In der Martinskirche in Kassel befindet sich aus der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts die trefiFliche Relief grabplatte der Christina von Sachsen,
Gemahlin Philipps des Großmütigen, über deren Meister wir Genaueres
wissen. Zum wenigsten ist zweifellos festgestellt, daß das Modell von
Philipp Soldan von Frankenberg in Hessen herrührt, einem Meister,
der besonders zahlreiche Modelle für gußeiserne Ofenplatten gefertigt hat
(B ick eil, Die Eisenhütten des Klosters Haina und der dafür tätige Form-
schneider Philipp Soldan von Frankenberg. Marburg, Elvert 1889).
Im Rheinlande befindet sich eines der köstlichsten Erzgußwerke aus
dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts überhaupt, in der Schatzkammer
des Domes zu Köln,, Es ist dieses das vergoldete Epitaph des Fürst-
bischofs von Cambray, Jakob von Croy (f 1516), das jedenfalls kurz nach
dessen Tode entstand. Ueber die Herkunft oder gar über den Meister
ist nichts bekannt, man nimmt an, daß ein flandrischer Künstler dies zier-
liche Werk schuf.
In Anlehnung an italienische Formen jener Zeit ist eine reiche Nische
gebildet, in der in vollrunden Figuren die Anbetung der heiligen drei
Könige dargestellt ist. Die Höhe des Epitaphs beträgt nur 1 Meter, die
Breite 0,88 Meter und die Tiefe 0,31 Meter.
Deutsclilaiid. 447
Zwei gravierte Grabplatten der AebtissiDnen Agnes von Beichlingen
(t 1533) und Katharina von Tecklenburg (f 1560) befinden sich im Dome
zu Essen,
Die wenigen westfälischen Grabplatten des 16. Jahrhunderts in den
Domen zu Münster und Paderborn sind von höherer Bedeutung nicht.
Im Hannoverschen ist insbesondere die große gravierte Grabplatte
in der Großen Kirche zu Emden anzuführen, die ehemals das Grab des
Magister Hermann Wessels (f 1507) deckte, jetzt an der Wand des
Abendmahlschores angebracht ist (Beschreibung in Mit hoff, Kunstdenkm.
und Altertümer im Hannoverschen, Bd. VIII, S. 66). Ueber die Her-
kunft der Platte ist nichts bekannt, doch ist hier wohl an Flandern zu
denken.
Tüchtige Gießer waren im 16. Jahrhundert in Südhannover und im
Braunschweigischen ansässig, insbesondere sind die Familien Mente, auch
Menten oder Menthen, in Braunschweig und Pelckinck, auch
Pellckinck oder Pelckin, in Hildesheim zu nennen.
Von den in diesen Landen erhaltenen bronzenen Grabmälern sind
nur wenige mit Bestimmtheit auf einzelne Meister zurückführbar. Von
den im Kreuzgange des Domes in Hildesheim befindlichen Platten wurde
die des Kanonikus von Veitheim (+ 1531) von Cort Mente gegossen
(Mithoff, Kunstdenkm. und Altert., Bd. III, S. 117 fi^.). Derselbe Meister
goß im Jahre 1541 die Grabplatte Herzog Erichs des Aelteren in St. Blasien
in Münden (Mithoff a. a. 0., Bd. II, S. 140).
Ueber die Meister einiger vortrefflicher gravierter Grabplatten des
16. Jahrhunderts in Lübeck ist wiederum nichts bekannt, bei der Mehr-
zahl wird flandrische Herkunft anzunehmen sein. In der Marienkirche
befinden sich die Platten des Bürgermeisters Tidemann Berck (f 1521)
und Frau, des Hermann Hutterock (f 1505) und Frau, des Bartholomäus
Heisegger (f 1517), des Gotthard von Hoveln (f 1555), des Senators
gleichen Namens (f 1571) und Frau, und der Eheleute Gruber „gemaket
unde gelecht Anno 1557 **.
In der Jakobikirche ist die jetzt an einem Pfeiler angebrachte Grab-
platte des Erzpriesters Karsten Middeldorp (f 1562) und Frau anzuführen,
im Dome die Platte des Bischofs Johann Tidemann (t 1561).
Ein Meister TileBruick oder Bruith (vermutlich in Flandern) fertigte
die ausgezeichnete Grabplatte der Herzogin Sophie von Mecklenburg
(t 1504) mit deren Relieffigur vor einem Granatapfelteppich und in einer
Umrahmung mit Schrift und Wappen in der Marienkirche zu Wismar
(Crull, Zeitschr. für christl. Kunst I [1888], S. 351 mit Abb.).
In Pommern wurde die Hilgersche Grabplatte in Wolgast bereits
erwähnt, anzuführen ist außerdem eine Flachrelieftafel Reimers vom Wolde
und seiner Frau vom Jahre 1559 in der Marienkirche zu ÄnJclam (Kugler,
448 16- Jabrbandert
Kl. Schriften I, S, 818) und eiu vermutlich von demselben unbekannten
Meister gefertigtes Reliefepitaph in Polzin.
Das hervorragendste Grabmal, das in den Niederlanden aus dem
16. Jahrhundert hier in Betracht kommt, befindet sich als Gegenstück
des früher erwähnten Monumentes der Maria von Burgund in der Frauen-
kirche zu Sritgge. Dieses im Auftrage Philipps IL von Jacques Jonghe-
linck in Antwerpen (1530 — 1606) ausgeführte Grabmal Karls des Kühnen
(Fig. 329, S. 448J besteht ebenso wie jenes aus einem reich ornamentierten
Fig. m. Jacques Jongbelinck, Ornbmal Karla des KUhnen ia BrOgge. Fraaeakirche. E. 44B.
Marmoninterbau, auf dem die in Bronze gegossene Figur des Toten ruht,
Jongbelinck hatte im Jahre 1558 den Auftrag erhalten; er modellierte
und goß die Figur, die Wappen und sonstigen Zierate nach Entwürfen
des Marc Gheeraerts. Die Figur allein kostete 10500 Livree.
Von Jongbelinck n-urden, wie hier erwähnt werden mag, auch
noch eine Reihe anderer größerer Erzarbeiten ausgeführt.
Mai^arete von Parma beauftragte ihn im Jahre 1566, einen Gupido,
einen Neptun und zwei Maskarons fUr ,1a nouvelle fontaine de la
Feuill^e' im Park des Palastes der Herzöge von Brabant zu gießen.
Ein zweiter Gupido, wiederum als Fontiinenfigur bestimmt, wurde ihm
Niedertaade. 449
im Jahre 1597 Obertragen, außerdem andere Figuren, ftlr die er 500 Florins
erliielt.
Im Jabre 1570 erhielt er mit seinem Bruder Nikolas den Auftrag
auf acht Bronzestatuen: Apollo, Bac-
chus, Diana, Saturn, Jupiter, Mars,
Merkur und Venus.
Sein Werk war femer die im
Jahre 1571 in der Zitadelle von Ant-
icerpen errichtete, aber bald darauf
zerstörte, 15 Fuß hohe erzene Denk-
malfigur (Reiterstatue ?) des Herzogs
Alba.
Einen vom Antwerpener Magistrat
bei ihm im Jahre 1605 bestellten
Kruzifixus f[lr die Place de Meir konnte
er nicht mehr rollenden (Marchai,
La sculpture et les chefs-d'oeurre
d'orf^vrerie Beiges, Bruxelles 1895,
S. 329 ff.).
Bronzeue Taufkessel finden sich
ebenso wie früher auch im 16. Jahr-
hundert am zahlreichsten im nördlichen
Deutschland und in den Niederlanden,
hier verwendet man auch weiterhin
auf diese Gußwerke alle Sorgfalt und
bestes Können.
In den Niederlanden haben sich
besonders schfine Beispiele in Zutphen,
in Tpem und in Breda erhalten (Abb.
in Ysendyck unter Fonts baptimaux).
Der Taufkessel in der Walpurgis-
kirche in Zutphen (Fig. 330, S. 449)
ist der einzige, Qber dessen Entstehungs-
zeit und Meister wir etwas wissen,
Qilles Tan den Eynde in Mechetn
goß ihn im Jahre 1527. Der Kessel
ist in Form eines Kelchglases gebildet,
der breite, auf sechs Löwen ruhende Fib sao oüies van den Evnde
Fuß und das Gefäß sind reich pro- Taufbecken in Zntphen, Walparglaklrcbe.
filiert, sonst ohne besonderen Schmuck.
Reicfagestaltet und mit Figuren geschmUckt ist der Deckel; er ist
turmartig aufgebaut mit Strebepfeilern und Fialen und in den Einzelheiten
Lflei, Unedle HeUlle. 29
450 16. Jahrhundert.
mit den von Italien übernommenen Formen ausgeziert. Jünger, wohl eret
um das Jahr 1600 entstanden, ist das Taufbecken in St. Martin zu Ypem,
(Ysendyck gibt an, daß es seinem Formcharakter nach ein Werk des
Bildhauers Taillebert sein könnte.) Ein gedrücktkugeliges Becken wird
von einem runden Schaft und vier Hermen getragen, denen auf dem
mäßig hohen Deckel vier Karyatiden entsprechen, die eine profilierte
Platte tragen.
Das reizvollst erfundene Werk ist aber der Taufkessel in der Großen
Kirche zu Breda. Der Beckenteil ist wiederum kelchförmig, doch im
Querschnitt vierpaßartig. Die Wülste und Kehlen an Gefäß und Fuß
sind mit Pfeifen und Blattborten geschmückt, am Gefäß sind außerdem
Köpfe mit Ringen im Maule rundlaufend angeordnet. Der Deckel ist
turmartig ausgestaltet; vier schlanke vierkantige, allseitig mit Kandelaber-
ornament bedeckte schlanke Pfeiler, die oben durch durchbrochenes Orna-
ment verbunden sind, und ein rundes Mittelsäulchen tragen eine quadratische
profilierte Platte. Auch diese Platte ist ringsum mit Ornamentfüllungen
bereichert. Auf den Ecken ragen fialenartige Glieder auf und in der
Mitte ein kräftiger profilierter Schaft.
Den niederländischen Tauf kesseln, besonders dem in Breda, im Aufbau
nahe verwandt sind die Taufen in Emmerich (Aus'm Weerth, Taf. 11 ^)
und in der Martinikirche zu Minden^ diese mit Hausmarke, Wappen und
Jahreszahl 1583 (Blätter für Archit. u. Kunsthandw. Bd. 14, Taf. 119).
In Kölner Kirchen sind drei Bronzetaufbecken des 16. Jahrhunderts
anzuführen, die dort entstanden sein werden. Der Taufkessel in St. Maria
im Kapitol mit dem Reiterbilde des heiligen Martin ist im Jahre 1594
vom Meister H. Weck rat gegossen, üeber den Taufkessel in St. Peter,
der ebenfalls mit einem Reiterbilde geschmückt ist, ist nur das Ent-
stehungsjahr 1569 durch die Inschrift bekannt. Nur dem Formcharakter
nach dem 16. Jahrhundert zuzuweisen ist das pokalförmige Taufbecken
in St. Kolumba, auf dessen Deckel als Bekrönung die Taufe Christi durch
Johannes dargestellt ist (siehe Fig. 76 auf S. 99).
Ein vortrefflicher pokalförmiger Bronzetauf kessel, wohl noch aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts, ist in der Elisabethkirche zu Marburg erhalten
und laut Inschrift ein Werk des JakobRottenberger. Am zierlichen
Fuße ist in vollrunden Figuren die Taufe Christi durch Johannes dargestellt.
Das Gefäß umziehen oben Schriftbänder und ein erhabener Rankenfries
mit Engelsköpfen. Den flachen Deckel bekrönt die Halbfigur Gottvaters.
Ein reicheres Werk ist auch das von einem unbekannten Meister
im Jahre 1568 vollendete Taufbecken in der Stadtkirche zu Stadthagen
(Beschreib. Darst. d. älteren Bau- und Kunstdenkm. d. Fürstent. Schaum-
burg-Lippe S. 65).
In Hannover und Braunschweig ist eine Gruppe von untereinander
DeuUchland. 451
fast gleichen, reich geschmückten T&uf kesseln besonders bemerkenswert,
die von verschiedenen bekannten Qießern zu verschiedenen Zeiten bus-
gefohrt wurden Und sich in Hildesheim, Peine, Goslar und Helmstedt
Alle sind pokalartig gegliedert und mit einem Deckel versehen. Die
breite Fuflplatte wird gewöhn-
lich von Kinderfiguren getragen,
an dem durch einen starken
Wulst unterbrochenen Schaft
sind die Figuren der Apostel an-
gebracht und flache biblische
Reliefs mit vielen Figuren be-
kleiden die Wandung. Am flach-
runden Deckel sind ringsum an-
einander gereihte , flach klee-
blattbogige Felder ebenfalls mit
figürlichen Reliefs gefallt. In der
Mitte des Deckels erhebt sich
ein starker profilierter Schaft,
dessen BekrÖnung eine Dar-
stellung der Dreieinigkeit bildet.
Das älteste Beispiel dieser
Gruppe ist der Taufkessel des
Hans Sievers vom Jahre 1547
in S. Andreas in Hildeskeim; er
ist bezeichnet in lateinischen
Majuskeln: Gotis unser Hoffnung.
Hans Sivvercz hat mich gegossen
Anno MCCCCCXXXXVn (Mit-
hoff, Kunstdenkm. u. Altert.
Bd. m, S. 152).
Hans Pelkinck in Hildes-
heim goß im Jahre 1561 das
Taufbecken fUr die Jakobikirche
in Feine (Mithoff a. a. 0.
S. 213). Magnus Karsten in
Goslar goß im Jahre 1573 den
Taufkessel fUr die dortige Markt-
kirche (Mithoff a. a. 0. S. 55). Fig-asi. Dietrich Mente, Taufbecken in HiWas-
1.^ - ,r . ''*'"■ Miehaelskirche. 8. »6».
Mante Pelkinck in Hildesheim
goß im Jahre 1590 den Taufkessel fDr S. Stephani in Helmstedt (Bau-
und Kunstdenkm. d. Herzt. Braunschweig, I, S. 64, Taf. XI) und im Jahre
452 16. Jahrhundert.
1592 das Taufbecken in der heiligen Kreuzkirche in Hildesheim (Mit-
hoff a. a. 0. S. 140). Das jüngste Beispiel der Gruppe endlich goß erst
im Jahre 1618 Dietrich Mente in Hildesheim für die dortige Michaels-
kirche (Fig. 331, S. 451).
Ein Meister Heinrich Mente zu Braunschweig nennt sich schon auf
dem Taufbecken vom Jahre 1508 in der Stephanskirche zu Tangemiünde,
und mit dem Zusatz „der Jüngere*^ bezeichnet sich offenbar derselbe
Meister auf dem Taufkessel vom Jahre 1510 in Northeim (Mithoff a. a. 0.
Bd. II, S. 159).
Der schon früher (S. 447) genannte Meister Cord Mente goß im
Jahre 1571 die mit sechs Relief bildem geschmückte sogen. Juliustaufe
für die Marienkirche in Wolfenbüttel, (üeber die Gießerfamilie Mente
finden sich ausführh'chere Nachrichten in: Mithoff, Mittelalterl. Künstler
u. Werkmeister Niedersachsens etc. Hannover 1883. S. 222 ff.)
Den Deckel zu der Taufe in der Lambertikirche zu Hildesheim vom
Jahre 1504 goß nach der Mitte des Jahrhunderts Hans Meißner zu
Braunschweig ^ von dem auch andere Werke erhalten sind, und der, wie
man weiß, unter dem Namen Hans von Nürnberg im Jahre 1551 auf
zehn Jahre vom Rate zu Braunschweig als Zeug- und Schützenmeister
angestellt wurde.
Die ehernen Tauf kessel des 16. Jahrhunderts in Holstein und Mecklen-
burg sind künstlerisch von höherem Interesse nicht, die bezeichneten Werke
mögen nur aufgezählt werden.
Den Taufkessel in Mölln goß im Jahre 1509 Peter Wulf. Meister
Reumer goß im Jahre 1515 den in Flintheck, Die Taufen zu Kröpelin
vom Jahre 1508 und in der Petrikirche zu Rostock vom Jahre 1512 goß
Andreas Ribe (Zeitschr. f. ehr. Kunst 1894, S. 378). Evert Wichten-
dahl goß im Jahre 1570 den Taufkessel in Flau (Schlie, Kunst- und
Gesch.-Denkm. i, Großhzt. Mecklenb. Bd. IV, S. 591 mit Abb.).
Der Taufkessel in der Marienkirche zu JDanzig soll ebenso wie das
schöne ihn umgebende Messinggitter in den Jahren 1551 — 1555 in Utrecht
gegossen sein (Lübke, Deutsche Renaiss. Bd. II, S. 236).
Eine durch reichen, turmartig durchbrochenen und mit Figuren aus-
gestatteten Deckel bemerkenswerte eherne Taufe in der Marienkirche zu
Salzwedel goß mit dem umschließenden Gitter in den Jahren 1520 — 1522
Meister Hans von Colin zu Nürnberg (Fig. 332, S. 453). Andere be-
merkenswerte Bronzetauf kessel süddeutscher Meister sind aus dem 16. Jahr-
hundert kaum anzuführen.
Um Taufkessel und Sakramentshäuschen aufgestellte oder auch als
Chorschranken verwendete Messinggitter sind aus dem 16. Jahrhundert
verschiedentlich in reicherer Ausführung besonders in Deutschland und
den Niederlanden erhalten. Bisweilen sind bei diesen Gittern alle Teile
Deutachlaud. Niederlande. 453
iD Metall gegossen, bisweilen ist auch das allein gegossene dünnere Stab-
werk in ein aiis Stein und Holz gebildetes Gerüst eingefUgt, so ist es
z. B. bei dem großen Ghorgitter in St. Bavo zu Hartem. Bei diesem zu
1, Hurienkirche. 8, 4<
Anfang des 16. Jahrhunderts gefertigten Gitter sind in rhythmischem Wech-
sel verschiedenartig gestaltete Stäbe oben durch ein reich verschlungenes
Bogen- und Rankenwerk verbunden, und ein gleichartiges, durchbrochenes
Ornament bildet Ober der oberen Rabraenleiste die BekrÖnung.
454 16. Jahrhundert.
Das Tabemakelgitter in der Jakobikirche zu Löwen ist bezeichnet:
Dit Werck heft ghegote Jan Veldener A° 1568. Gruppenweise, zwischen
stärkeren, mit Hermen ausgestatteten Pfeilern angeordnete, kannelierte
Säulchen tragen ein Gebälk, auf dem über den Pfeilern die Evangelisten-
figuren stehen, und auf dem zwischen den Figuren eine reiche durch-
brochene Rollwerkbekrönung mit Fruchtbündeln, Masken und einer weib-
lichen Mittelherme, fünf Kerzendorne trägt.
Ein künstlerisch vielleicht noch höher stehendes Gitter umgibt das
Tabernakel in S. Leonard zu Leau^ es soll nach dem Entwürfe des Comelis
de Vriendt (Floris) in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgeführt
sein. Zwischen kannelierten Pfeilern sind schlanke Baluster gruppen-
weise vereinigt, darüber sind auf dem Gebälk zwischen je zwei Leuchtern
reiche durchbrochene, aus Bandwerk, Figuren und Fruchtbündeln gebildete
Bekrönungen angebracht, aus denen in der Mitte auch ein Kerzenhalter
herauswächst (diese drei Gitter sind abgebildet bei Ysendyck).
Bereits erwähnt wurde, daß das Taufbeckengitter in der Marien-
kirche zu Danzig eine niederländische Arbeit kurz nach der Mitte des
16. Jahrhunderts ist. Zierliche korinthische Säulen, die im unteren Teile
mit Ornament umkleidet sind, tragen ein Gebälk mit verziertem Fries.
In der Marienkirche in Lübeck ist ein messingenes Chorgitter er-
halten, als dessen Entstehungsjahr 1518 angegeben wird. In seiner Aus-
gestaltung ist es dem Harlemer Gitter verwandt, und man ist auch bei
dem Lübecker Gitter geneigt, an niederländische Herkunft zu denken (siehe
d. Abb. auf S. 374).
In demselben Formkreise und noch unbeeinflußt von italienischen
Vorbildern ist auch das oben angeführte Sdlzwedeler Taufgitter ge-
staltet.
Im Aufbau dem Löwener Gitter verwandt ist das in der Marien-
kirche zu BostocJc. Dieses nicht mehr vollständige, jetzt die Taufe um-
gebende Gitter war ehemals als Schranke vor dem Altar im Chore auf-
gestellt (Schlie a. a. 0. Bd. I, S. 26 mit Abb.).
Eines der bedeutendsten Messinggitter des 16. Jahrhunderts, bei dem
wohl deutsche Künstler nicht unbeteiligt sind, schließt die Jagellonen-
kapelle im Dome zu Krakau ab. Angeblich wurde es in den Jahren
1525—1527 von einem Gießer Servacius nach der Zeichnung eines
Meisters Sebald ausgeführt (Odrzywolski, Die Renaissance in Polen,
Taf. 15). Aus schlanken Pfeilern, die durch ein Gebälk und schmälere
Gesimse verbunden sind, ist ein Geinist gebildet, das in drei Reihen über-
einander mit schlanken profilierten Stäben gefüllt ist. Eine Tür mit
Giebelbekrönung unterbricht den Aufbau bis zur Höhe des Gebälkes.
Kunstreicher noch als alle diese Werke war das früher angeführte,
vernichtete Gitter, das in Peter Vi schers Werkstatt für die Grabkapelle
Ntederlaade. Deutachland. 455
der Fu^ger gefertigt und später im Rathause zu Nürnberg aufgestellt
wurde (s. S. 412).
Abgesehen von den in diesen Gittern angebrachten Türen, kommen
auch einzelne in Bronze gegossene Türen im 16. Jahrhundert in Deutsch-
land bisweilen vor, z. B. in der Magdalenenkirche in Breslau und in
Sehroda in Posen.
Bronzene Türbeschläge von höherer künstlerischer Bedeutung sind in
Deutschland im 16. Jahrhundert nicht viele entstanden. Die besten er-
haltenen Werke der Art sind wohl der „Türzieher" mit der Figur der
Lukrezia aus Schloß Ambras, jetzt in den Kaiserl. Sammlungen in
Wien, der vor wenigen Jahren
vom Kunstgewerbemuseum
in Berlin erworbene schöne
vergoldete Klopfring {Fig. 333.
S. 455), und die im Besitze
dieses Museums und im Ham-
burger Museum für Kunst
und Gewerbe befindlichen
Türklopfer und Griffe, die von
Hubert Gerhard und seinen
Mitarbeitern fQr das Schloß
Kirchheim ausgeführt wurden
(Fig. 334, S. 456).
MessingenesBeleuchtungs-
gerät aus dem 16. Jahrhundert
ist in Deutschland nicht selten,
doch bieten diese Arbeiten zu-
meist künstlerisch wenig Hervorragendes. Die Kronleuchter bestehen,
wie schon in der Regel im 15. Jahrhundert, aus Armen, die in einem
oder mehreren Kreisen um einen profilierten Schaft angeordnet sind.
Sofern man nicht, wie beinahe in den meisten Fällen, auch die Einzel-
formen in Anlehnung an die älteren Vorbilder gestaltete, erhielt jetzt
der Schaft unten zur Zier eine kräftige Kugel und die Arme verloren
den rankenartigen Charakter, sie wurden strenger C/>-förmig gebildet
mit grotesken Endigungen und Verstärkungen. In den Formen der Kron-
leuchter sind auch die Wandleuchter ausgeführt.
Größere Standleuchter kommen verschiedentlich in Anlehnung an
italienische Vorbilder gestaltet vor, selten sind aber große siebenarmige
Leuchter aus dem 16. Jahrhundert.
Nur in selteneren Fällen sind die Beleuchtungsgeräte jener Zeit genau
datierbar oder gar auf bestimmte Meister zurückzuführen.
Von dem bereits vorher erwähnten Hans Meißner in Braun schweig
456 1(>- Jahrhundert
wurden für den Dom in Salberstadt eine Lampe in Laternenform und för
die M artin skircbe in Braunschweig Ärmleucliter an der Kanzel geflossen.
Zu den schönsten Messingkronleuchtem des Id. Jahrhunderts werden
die in der Ändreaskirche zu Eislehen und in der Stadtkirche zu Schmal-
kalden gerechnet (Lübke, Deutsche Renaiss. II, S. 371 und S. 478).
Gute Lichtkronen und Wandleucbter dieser Zeit haben sich auch in
der Oeorgenkirche in Wismar
und in der Petri- und Jakobi-
kirche zu Rostock erhalten.
In der Marienkirche zu
Danzig befinden sich Arm-
leuchter vom Jahre 1517.
In der ebenfalls sn schö-
nem alten Lichtgerät reichen
Nikolaikircbe in Reval tragen
einige Wandleuchter die Jahres-
zahlen 1557 und 1558; ein
großer siebenarmiger Leuchter
in dieser Kirche wurde im
Jahre 1519 gestütet.
Zwei Kronleuchter in der
Johanneskirche zu Thom, die
den früher angeführten Leuch-
tern in Kolberg, Braunsberg
etc. sehr verwandt sind, wurden
pjjj ,„ im Jahre 1580 von Andres
Leim ausgetuhrt, Kwgelhan in Thom gegossen.
Von dem Üblichen Schema
weicht ein wenig der von Alexander Colin für die Kirche in Seef'eld
entworfene Kronleuchter ab, dessen Originalzeichnung erhalten ist (Schön-
herr, Ges. Schriften, S. 554).
Die Werke der deutschen BronzekUnstler des 16. Jahrhunderts sind
im Vorstehenden nicht annähernd erschöpfend aufgezählt, insbesondere
sind die Kleinwerke so gut wie unberücksichtigt geblieben; die TJhren
und wissenschaftlichen Instrumente verdienten insbesondere eine eingehendere
Betrachtung, als sie hier gegeben werden kann. Angeführt seien als eine
interessante Qruppe noch die Schweizer Fasteten dosen, die auch aus dem
17. Jahrhundert in trefflichen Beispielen erhalten sind.
Die Treibte chnik in Kupfer und Messing hat in Deutschland im
16, Jahrhundert eine höhere Bedeutung noch nicht gewonnen; als hervor-
ragender Künstler auf diesem Gebiete wird nur Sebastian Lindenast
in NUmherg genannt.
Deutschland, Italien. 457
In zahllosen Exemplaren erhalten sind besonders aus dem 16. Jahr-
hundert die in Nürnberg mit Hilfe von Stempeln geschlagenen Messing-
schOsseln, die gewöhnlich ein figürliches Mittelrelief und auf dem Rande
rein omamentale Schriftzeichen aufweisen. Diese Schüsseln finden sich
oftmals als Taufbecken verwendet, künstlerische Bedeutung haben sie nur
selten (vergl. Stegmann, Zur Geschichte der Herstellung und Verzierung
der geschlagenen Messingschüsseln, Mitt. aus dem Germ. Nat.-Mus. 1899,
S. 11 f. u. 17 f.).
Italien.
In Italien folgte auf die großartige Entfaltung der Erzgießkunst im
15. Jahrhundert zunächst eine Zeit, in der verhältnismäßig wenige be-
deutende Bronzewerke entstanden. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts wendet sich der Geschmack wieder in weitgehendstem Maße dem
Erz zu, die Meister Benvenuto Cellini, Leone und Pompeo Leoni
und Giovanni da Bologna zählen zu den gerühmtesten in der Ge-
schichte der Bronzekunst.
Von dem größten Bildner des 16. Jahrhunderts, von Michelangelo,
sind Modelle für die Ausführung in Bronzeguß nur vereinzelt geschafl'en
worden. Die Statue Papst Julius II, für das Portal von San Petronio in
Bologna^ die im Jahre 1508 von Bernardino d'Antonio gegossen wurde,
wurde schon bald nach ihrer Entstehung wieder vernichtet. Die Figur
eines jetzt verschollenen, als Geschenk für den Marschall Gi^, den Günst-
ling am Hofe Ludwigs XIII. von Frankreich, bestimmten David, goß nach
des Meisters Modell Benedetto da Rovezzano (Gaz. archeol. 1885,
S. 77 ff., Taf. 9).
Dieser Meister Benedetto (ca. 1480 — 1560) führte auch im Auftrage
Ludwigs Xn. das Grabmal Ludwigs von Orleans für die Kapelle der
Gölestinerinnen in Paris aus; das für die Kapelle in Windsor bestimmte
Grabmal des Kardinals Wolsey, dessen Bronzeteile im Jahre 1646 als
altes Metall verkauft wurden, vollendete der Künstler nicht.
Auch Bernardino d^Antonio hat sich noch anderweitig als Gießer
hervorgetan, er führte die große Gruppe der Predigt Johannis des Täufers
am Baptisterium in Florenz nach dem Modelle des Giov. Francesco
Rustici (1474 — 1554) im Jahre 1511 in Bronze aus.
Rusticis Modelle für ein großes Reiterbild König Franz I. von Frank-
reich kamen nicht zur Ausführung.
Ein Reiterdenkmal Heinrichs II. von Frankreich erhielt ebenfalls ein
italienischer Künstler, ein Schüler Michelangelos, Daniele da Volterra
(1509 — 1566) in Auftrag, doch vollendete er in Bronzeguß nur das Pferd.
Ein Florentiner Bildhauer Piero Torrigiano (1472 — 1528) war zu
Anfang des 16. Jahrhunderts besonders in England tätig; einige treff-
15. Jahrhundert
Fig. 3S5. Jacopo !>ansovino, Sakristeilftr in Venedig, Markaskirche. S. 4
Italien. 459
liehe Grabmonumente mit großen Bronzefiguren sind von ihm in der
Westrainsterabtei in London erhalten (s. S. 482).
Einige grSßere Erzguß werke ttlhrte im ersten Drittel des Jahr-
hunderts auch Baccio da Montelupo (1469 — 1583?) aus; sein Haupt-
werk ist die Statue des Jo-
hannes Ev. an Or San Michele
in Florenz.
Die Bronzegruppe der Ent-
hauptung des Täufers am Flo-
rentiner Baptisterium ist ein
Werk des Vincenzo Danti
(1530—1576), der auch die
sitzend« Statue Papst Pauls IIl.
für den Domplatz in Perugia
ausführte.
Die sitzende Bronzefigur
desselben Papstes für sein Grab-
mal im Chor der Peterskirebe
in Itom schuf um die Mitte des
16. Jahrhunderts der Lombarde
Guglielmo della Porta, nach
dessen Modellen auch für die
Cap. Cesi in Santa Maria Mag-
giore in Rom die Statuen der
Kardinäle Paolo und Federigo
G«5i gegossen wurden.
Für das Grabmal Papst
Pauls IV. in der Minerva in Rom
modellierten und gössen Jacopo
und Thomaso Casignola
gegen 1560 die Bildnisstatue.
Eine große vor der Santa
Gasa in der Kirche zu Loreto
aufgestellte, sitzende Statue des
Papstes Sixtus V. goß nach
dem Modelle des Bernardino
Calcagni ein Meister An chise Flg ssa. Alessandro Leopsrdi, FuB eines Fahnan-
_ . xT I 1-1 I mastes in Venedig. S. *»i.
Censori. ^aeh Ualcagnis
Modell wurde für dieselbe Kirche auch eine Bronzetür ausgeführt, die
nach seinem Tode (1593) von Tarqu. Giacometfci und Bastiano
Sebastiani im Jahre 1600 vollendet wurde.
FOr das Grabmal des Kardinals Gaetani de Sermoneto in Loreto wurde
460 16. Jahrhundert.
nach Calcagnis Modell in den Achtzigerjahren die Figur des Geistlichen
in Bronze ausgeführt (Gharapeaux, Dict. des fondeurs etc.).
Eine Keihe bedeutender Gußwerke schuf der in Florenz gebildete,
aber seit 1527 in Venedig tätige Jacopo Sansorino (1486 — 1570)
für Bauten der Lagunenstadt. Vor allem zu nennen sind die vier um
1550 vollendeten Figuren (Apollo, Minerva, Pallas, Pai) an der nun zer-
störten Loggietta. Eine sitzende Statue des Gelehrten Thomas von
Barenna ist über dem Portal von San Giuliano aufgestellt. Berühmt ist
die kleine eherne Sakristeitür des Meisters in der Markuskirche (Fig. 335,
3. 458), wo auch sechs Reliefs des Meisters mit Darstellungen der Wunder
Fig. 33?. Brnnnenrand in Venedig, Dogenpalast, 8. «».
des heiligen Markus an der Chorbalustrade und die Statuetten der sitzenden
Evangelisten erhalten sind. Für die Frarikirche führte endlich der Meister
noch eine kleine sitzende Johannesfigur, die über dem Taufbecken auf-
gestellt ist, aus.
Lazzaro da Lorenzo, gen. Calamech oder Calamecca
<t nach 1576), fUhrte für Messina eine Bronzestatue des Don Juan
d'Austria zur Erinnerung au dessen Sieg bei Lepanto aus (Champeaux,
Dict. des fondeurs, Bd. I, S. 220).
In Venedig erfuhr die ErzgieSkunst überhaupt während des ganzen
16. Jahrhunderts eine besondere Pflege. Zahlreiche tüchtige, wenn auch
vielfach kleinere oder mehr ornamentale Bronzewerke entstanden dort und
besonders auch im nahen Padua damals in großer Menge.
Der Vollender des CoUeoni-Monumentes , Alessandro Leopsrdi,
Italien. 461
fahrte in den Jahren 150] — 1505 die drei schönen BronzefUße der Fahnen-
masten vor der Markuskircbe aus (Fig. 336, S. 459), Sein Werk sind
auch die drei jetzt in der Akademie befindlichen Kandelaber, die zu den
Wahlurnen des Großen Rates gehören. Auch ein Teil des reichen Bronze-
schmuckes der Grabkapelle des Kardinals Zeno (f 1500) in San Marco,
Fig. 399. Olialamo Campagna, Hocholtaigruppe in Venedig, San Olorglo Hagglore. S. *ti,
die in den Jahren 1505 — 1515 errichtet wurde, scheint auf ihn zurück-
zugehen. Diese reiche Orabanlage ist ein Werk verschiedener Meister.
Der künstlerische Hauptanteil daran wird den Lombardi zugesprochen,
nach ihren Modellen sollen Giov. Alberghetti und Pietro Giovanni
delle Gampane in Bronze gegossen haben, von denen sich der letztere
am Sockel der Madonna auf dem Altare allein bezeichnete.
16. Jahrhundert.
Weit berUlimt sind in
Venedig die beiden bronzenen
Bninneni^nder im Hofe des
Dogenpalastes. Der eine der-
selben wurde im Jahre 1556
von Nicola de' Conti, der
andere im Jahre 1559 von
Älfonso Alberghetti aus-
geführt (Fig. 337, S. 460).
Aus der Schule Sansorinos
ging Alessandro Vittoria
aus Trient (1525—1608) her-
vor , der auch eine Anzahl
nicht unbedeutender Bronze-
werke geschaffen hat. Er fer-
tigte für die Kirche San
Francesco della Vigna zwei
Statuetten am Weihwasser-
becken und drei große Altar-
statuen in Bronze. Für die
Cap. del Rosario in San Gio-
vanni e Paolo fertigte er die
beiden Kandelaber (jetzt im
Mus. Correr, siehe Fig. 351,
S. 475) und sechs ovale Reliefs
mit Propheten und Sibyllen.
Einige fUr seine Darstellungs-
weise bezeichnende Bronze-
figuren besitzt auch das Kgl.
Museum in Berlin.
Künstlerisch dem Vittoria
fiberlegen ist der ebenfalls als
Bronzebildner tätige Schfiler
Sansovinos Girolamo Cam-
pagna. Sein Hauptwerk ist
die eigenartige Hochaltar-
gruppe in San Giorgio Mag-
giore in Venedig (Fig. 338,
S. 4Ö1); die Evangelisten
tr^en halbknieend eine große
Weltkugel mit der Gestalt
Christi oben darauf. Für den
Italie
4m
Hochaltar von San Kedentore schuf er die Bronzestatuen des hl. Markus
und Franziskus zu Seiten des Gekreuzi^n, fiir San Tommaso die Statuen
des hl. Petrus und Thomas, fUr S. Maria de' Miracoli die Gestalten des
hl. Franz und der hl. Klara vor der Choibalustrade. Andere Gußwerke
des Künstlers befinden sich in Verona und Fadua.
Von Tiziano Äspetti (1552 — 1Ö07) seien die großen Bronzefif^uren
S. Pauli und Mosis an
derFassade von S.Fran-
cesco della Vigna in
Venedig angeführt.
Als der bedeu-
tendste Meister der Pa-
duaner GießhUtte
ist Andrea Briosco,
genannt Biccio (1470
bis 1532), zu nennen,
er hat insbesondere
als Dekor ationsktlnstler
Ausgezeichnetes gelei-
stet. Sein berühmtestes
Werk ist der große
Kandelaber im Santo
zu Fadua, der ira Jahre
1516 vollendet wurde
(siehe Fig. 350, S. 474).
Hobel und Geräte in
BronzeguB für die Be-
dürfnisse von Küche Flg. SM, Benvenuto CeUlni. Cnaimo I. Tod Medid.
, TT ■ j ■ in Floreni, Bargello. S, 488.
und Haus sind in
größter Mannigfaltigkeit in seiner Werkstatt geschaffen und zumeist jetzt
in Museen verwahrt.
Acht Erzreliefs vom Grabmal der Torriani in San Fermo in Verona
gelangten in den Louvre in Paris, eine treffliche Bildnisbilste von seiner
Hand befindet sieh am Grabmal des Ant. Trombetta im Santo zu l'adua.
Zu einer Über seine künstlerische Leistungsfähigkeit hinausgehenden
Berühmtheit gelangte von den italienischen Bronzebildnern des 16. Jahr-
hunderts Benvenuto Cellini, der im Jahre 1500 in 7'Vo;ck2 geboren wurde
[Plön, Benvenuto Cellini. Paris 1883), Doch wenn auch das Schaffen
dieses Meisters nicht ganz dem Bilde entspricht, das eine gläubige Phan-
tasie auf Grund seiner eigenen Ruhmredigkeit von ihm entwarf, so danken
wir ihm doch eine Reihe bedeutender Werke und för die Geschichte der
Technik und insbesondere der Gußtechnik unschätzbare Dokumente.
464 16. Jahrhundert
In der tod Cellini verfaßten Abhandlung Über die Goldschmiedekunst
und die Bildnerei (Uebersetzung von Justus Brinckmann, Leipzig, See-
mann, 1SIJ7) beschreibt er aufs genaueste die Einformung, den Guß und
alle bei der Ausführung von Gußwerken zu beachtenden Maßnahmen.
Diese Mitteilungen enthalten noch einen gesteigerten Wert dadurch, dass
die Werke, deren Ausführung er beschreibt, erbalten sind.
Das erste große Bronzewerk des EUnsUers entstand in Frankreich,
Fig. a*l. Pompeo Leoni, Figuren vom Grabmal KwIb V., in Msdrid, Eseorial. S. MJ.
WO er sich während der Jahre 1540 — 1545 im Dienste König Franz I.
aufhielt, es ist das in einem Halbrund komponierte Relief der Nymphe von
Fontainebleau, das als Tympnnon Über einer TOr jenes Schlosses bestimmt
war; das Relief befindet sich jetzt im Louvre.
Bekannter noch als dieses Werk ist die in der Loggia dei Lanid in
Florenz auf reichstem Bronzesockel aufgestellte Gruppe des Perseus und
der Medusa, die Cellini im Auftrage Cosimos I. ron Medici um 1550
ausführte (Fig. 339, S. 4G2).
Fig. Ml. OiO». da Bologn», Keptuasbronnen io Bologna.
LUer, Cnadle Mctsll«.
466 16- Jahrhondert.
Ehe er an den Quß dieser groBen, in einem StDck gegossenen Qruppe
ging, versuchte er an hleineren Bronzewerken die zur Verfügung stehenden
Formmaterialien. Das Relief mit dem Hunde und die Büste Cosimos
(Fig. 340, S. 463), beide im Bargello in Florenz, entstanden damals.
Außerdem geht
eine Reihe erhaltener
kleinerer Bronzen, dar-
unter ein Modell des
Perseus (im Bargello)
auf Gellini zurück, auch
das Kgl. Museum in
Berlin besitzt einige
Werke dieser Axt,
die ihm zugeschrieben
werden.
Eine äußerst um-
fangreiche Tätigkeit als
Erzbildner im großen
und kleinen entfalteten
in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts
der Paduaner Leone
Leoni (1509—1590)
und sein Sohn Pom-
peo Leoni in zum
Teil gemeinsamem
Schaffen {vei^l. Plön,
Leone Leoni et Pompeo
Leoni. Paris 1887).
Die großen Bronze-
werke dieser Künstler
entstanden zu aller-
meist für das Ausland,
besonders für Karl V,
und Philipp U. Neben
J zahlreichen Büsten die-
i ser Fürsten und ihrer
Verwandtschaft sind an
I großen Werken Leone
I Leonis besonders zu
nennen : die allegorische
Fie Bi». Olov. da Bologna, Figur der Badenden anf Fontane ,, 'j. j n
Tribolos in Floram, VUIa Petra]«. 8. *fl». Umppe mit der «C-
Italien. 467
stalt Karls Y., derea Aufschrift „Gaesaris virtute domitus furor" auf dessen
kriegerische Erfolge hinweist, dann die Statuen Philipps II., der Kaiserin
Isabella und der Königin Marie von Ungarn, die alle in den FQnfz^er-
jahren in Mailand gegossen wurden und sich jetzt im Prado in Madrid
befinden.
Für die Piazza maggiore in Guastalla entstand in den Sechzigerjahren
die Statue des Ferrante Oonzaga. Eine sitzende Bronzefignr des Vincenzo
Oonzaga ist Ober dessen Grabmal im Palast zu Sahionetta aufgestellt.
In der Kathedrale zu
Mailand befindet sich von
Leone Leoni das groß-
artige Grabmal des Her-
zogs von Marignan mit
Reliefs und lebensgroßen
Bronzestatuen, darunter
die Gestalt des Herzogs;
auch zwei große dazu
gehörige Kandelaber sind
Leonis Werk.
Von Leone Leoni
wurdeninJIfaiJancJ schließ-
lich noch die meisten
Statuen für den grofien
Ältar von San Lorenzo
im Escurisl zu Mailand
gegossen , der im Jahre
1579 seinem Sohne Pom-
peo gemeinsam mit dem
Architekten Herrera u. a.
in Auftrag gegeben und
im Jahre 1590 vollendet
wurde.
Pompeo Leonis
Hauptwerke waren die
Grabmäler Karls V. und
Philipps n. in der Capilla
Major von San Lorenzo
im Escurial mit den
lebensgroßen vergoldeten
BroDze^uren dieser Für-
sten und ihrer nächsten
Anverwandten, in Grup- ^'e-S"- Giov. da B<,logn»,^MBrkl.r in Florenz, Bargello.
468 IS. Jahrhnndert
p«n ZU je fünf knieenden Gestalten vereiniKt (Fig. 341, S. 464). Pompeo
Leoni modellierte auch die Statuen des Herzc^ und der Herzogin von
Lerma (Valladolid, Museum), die in Madrid von dem spanischea
Gießer Juan de Arfe gegossen wurden.
, Denkmal PerdiDanda I,
Künstlerisch jenen Meistern überlegen und in der Fnichtharkeit des
Schaffens ihnen nicht nachstehend war der durch seine in Italien ge-
schaffenen Werke zu höchstem Ruhm gelangte vlämische Bildhauer, der
Italien. 469
anter dem Xamen Gioyanni da Bologna (1524 — 1608) bekannt ist
^Tergl. Desjardins, Jean de Bologne. Paris, Quantin 1883).
Der in Douay geborene Meister erlernte seine Kunst in Antwerpen.
Im Jahre 1550 kam er
nach Born, dann nach
Florenz. Sein erstes
großes Bronzewerk war
der schöne Neptunsbrun-
nen in Bologna (Fig. 342,
S. 465), den er im Jahre
1563 von Papst Pius IV.
in Auftrag erhielt und im
Jahre 1567 vollendete.
Die Figuren und alle de-
korativen Teile sind daran
von Zanobi Portigiani
in Bronzeguß ausgeführt.
Die Brunnen Skulp-
turen des Meisters zählen
-überhaupt zu seinen be-
sten Schöpfungen. Von
hoher Anmut ist die
Bronzefigur der Badenden
auf der Fontäne Tribo-
los, die fDr die Villa di
<;astello bei Florenz ent-
stand und später in die
VillaPetrajakam(Fig.343,
S. 466). Die völlig un-
bekleidete Gestalt ist dai--
f^estellt, wie sie das
Wasser aus ihren langen
Haaren herausdrOckt ; ein
'geistvolles Motiv, das auf
Tribolo zurückgehen soll.
Wahrscheinlich als Brun-
nenfigur gedacht war auch
die köstliche Bronzege-
stalt des Merkur auf
dem Windhauch (jetzt im Bargello in Florenz, Fig. 344, S. 467).
Nächst den Brunnen sind des Künstlers bedeutendste Werke mehrere
große erzene Keitermonumente, deren zwei in Florenz stehen; das Denk-
470 16. Jahrhundert.
mal Cosimos I. auf der Piazza della Signoria, das im Jahre 1594 yon
Giov. Alberghetti im Guß vollendet wurde, und das im Jahre 1608
aufgestellte, von Pietro Tacca gegossene Reiterbild Ferdinands I. auf der
Piazza dell' Annunziata (Fig. 345, S. 468). Nicht vollenden konnte der
Meister das im Jahre 1604 begonnene Reiterbild König Heinrichs IV. fQr
Paris und das im Jahre 1606 begonnene, für Madrid bestimmte Denkmal
PhiKpps m.
Von anderen größeren Bronze werken des Giovanni da Bologna
sind besonders anzuführen sechs Statuen der Tugenden (Fig. 346, S. 469),
Reliefs und Einderfiguren für die Gap. Grimaldi in Gentia, die im Jahre
1580 vollendet wurde (die Bildwerke befinden sich jetzt in der Universitats-
kapelle), die Statue des hl. Lukas für Or San Michele in Florenz^ die in
den Jahren 1600 — 1602 entstand und von Alberghetti gegossen wurde,
und eine Statue des Mars in der Eingangshalle derUffizien in Florenz.
Hervorragend sind ferner verschiedene in Bronze gegossene Kruzifixe des
Meisters (in Florenz, Pisa^ Dresden etc.) In großer Menge erhalten (be-
sonders im Bargello in Florenz) sind kleinere Bronzen des Meisters, Sta-
tuetten, Gruppen, Tierfiguren, teils Nachbildungen größerer Werke und
vielfach von Schülern ausgeführt, insbesondere von Antonio Susini.
Die Aufzählung der für die Erzgießkunst des 16. Jahrhimderts in
Italien in Betracht kommenden Hauptmeister und ihrer wichtigsten Werke
bedarf noch einer Ergänzung; besonders über die Brunnen, die Türen und
ihre Beschläge und das Beleuchtungsgerät sei noch einiges hier nach-
getragen.
Künstlerisch ausgestaltete Brunnen entstanden in Italien schon seit
Jahrhunderten, für ihre Form und Anlage war aber vor dem 16. Jahr-
hundert der praktische Zweck in erster Linie entscheidend. Dann aber
begann man die belebende Wirkung des fließenden oder strahlenden
Wassers in der umgebenden Landschaft rein künstlerisch zu schätzen, mit
Vorliebe wurden jetzt Brunnen auch in Gärten aufgestellt. Der Charakter
der Brunnen des 16. Jahrhunderts erscheint dem der älteren gegenüber
wesentlich verändert, dem flüssigen Elemente wird die Bewegung im Auf-
bau mehr und mehr angepaßt und die Linien der Wasserstrahlen ver-
vollständigen erst das Bild eines jeden Brunnens, ihre Mitwirkung am
künstlerischen Eindruck ist von vornherein mitberechnet.
Gilt das im hohen Maße von den Brunnen des Giovanni da Bologna,
so trifft es auch zu für diejenigen anderer Meister, insbesondere für die
des schon genannten Tribolo, dessen zweite große für die Villa di CasteUo
geschaffene Fontäne mit einer Bronzegruppe des Herkules und Antaus
von Bartolommeo Ammanati (1511 — 1592) bekrönt ist. Im Wettbewerb
mit Giov. da Bologna und anderen Meistern erhielt Ammanati auch den
Auftrag für den mit großen Bronzefiguren ausgestatteten Neptunsbrunnen
Italien. 471
(mit Marmormittelgruppe) auf der Piazza della Signoria in Florenz, der
im Jahre 1571 vollendet wurde (Fig. 347, S. 471).
Fnr üom entstand (1585) von der Hand des Taddeo Landini (t 1594)
die treffliche Fontana delle Tartarughe auf der Piazza Tartarugha mit
vier bronzenen JUnglingsgestalten und ebensoviel bronzenen Schildkröten
oben auf dem Beckeurande (Fig. 348, S. 472).
Die ErztOren, die in der Geschichte der italienischen GieSkunst solch
wichtige Elolle spielen, bescl^ftigten auch verschiedene Meister des 16. J^hr-
Fig. SIT. Bartolomnif 0 Ammanatl, Neptonsbianneii in Florenz. S. I7i.
bunderts. Eine Reihe bedeutender Werke der Art ist erhalten, von
größerem allgemeinen Interesse sind aber vielleicht die vielfach köstlich
erfundenen TOrklopfer, die besonders in diesem Jahrhundert mit Vorliebe
in Bronze gegossen wurden.
Einer BronzetQr, die Jacopo Sansovino ftlr die Markuskirche in
Venedig ausführte, wurde bereits gedacht, ebenso der Tür Calcagnis
fUr die Kirche in Loreto.
Zahlreiche Künstler wirkten mit an den drei großen Türen der Fassade
des Domes in Pisa, die an Stelle der durch Feuer zerstörten Türen des
12. Jahrhunderts traten. Die jetzigen Pisaner TUren gelten im allgemeinen
als Werke des Giov. da Bologna; neuerdings hat man den künstlerischen
472 16. Jahrhundert
Hauptanteil daran deniGioT.Batt.Gaccini(1562 — 1612) und demNiedei^
länder Pietro Francavilla {1548 — 1618) zugesprochen; der Guß dieser
Türen wurde von Domenico Portigiani au^efilhrt (Beschreibung und
Abbildungen in Desjardins, Jean de Bologne. S. 101 ff.).
Die nicht selten 40 — 50 cm hohen bronzenen Türklopfer haben zu-
meist eine Lyraform, die mit Blattwerk, Füllhörnern, Delphinen, Muscheln,
und besonders Figuren oft aufs reichste ausgestaltet ist.
Fig. 3is. Taddeo LsDdini. Fontane delle Tartarughe in Rom. 3. l'l
Besonders zahlreich entstanden solche Klopfer für die Paläste der
oberitalienischen Städte, und Beispiele des 16. Jahrhunderts finden sich
noch häufiger an ihrem ursprünglichen Bestimmungsplatze (Fig. 349,
S. 473). Die Mehrzahl der besten Klopfer jener Zeit findet sich in allen
größeren Museen Europas zerstreut, ausgezeichnete Beispiele besonders
auch im Berliner Kunstgewerbemuseum.
Unter dem italienischen Beleuchtungsgerät in Bronze nimmt im
16, Jahrhundert der Kandelaber die wichtigste Stellung ein, und die
größten und reichsten Beispiele entstanden wiederum im nördlichen Italien.
Vor allen berühmt ist der fast 4 m hohe, überaus reich auch mit
Fig. at». TOrklopfev in Venedie. Pal. Trevisan. S. 4JS.
Floren geschmückte Erzkandelaber des Andrea Briosco (Riccio) aus
der Zeit um 1510 im Santo zu Padim (Fig. 350, S. 474). .Dieses Werk
resümiert das ganze ornamentale Wissen und Können der damaligen Pa-
duaner; an Fleiß, Gediegenheit, Detailgeschmack hat es kaum seines-
gleichen. AlleiD es ist des Gaten
zu viel; die GliedeniDg hat wohl
doppelt so viele Absätze oder
Stockwerke, als ein antiker Leuch-
ter bei gleicher Größe haben
wdrde, und diese einzelnen Ab-
teilungen sind untereinander zu
gleichartig im Maßstab* (Burck-
hsrdt, Cicerone).
Venedig ist besonders reich
e.a trefflichen Beispielen, die alle
mehr oder minder Riccios Torbilde
folgen. In der Uarkuskirche sind
vor dem Altar der Madonna zwei
Kandelaber des Camillo Alberti
vom Jahre 1520 aufgestellt, vor
dem Sakramentsaltare stehen zwei
Kandelaber des Maffeo Oliviere,
die im Jahre 1527 gestiftet wur-
den. Die Kandelaber des Ales-
sandro Vittoria, die im Jahre
1571 för S. Giovanni e Paolo ge-
fertigt wurden und jetzt im
Museo Correr aufgestellt sind,
wurden bereits erwähnt (Fig. 351,
S. 475). Der Zeit um 1600 ent-
stammen die reichen Über 2 m
hohen Kandelaber des Andrea
d' A lessandro von Brescia neben
dem Hochaltar in Sa. Maria della
Salute (Fig. 352, S. 476); Werke
desselben Meisters sind wahrschein-
lich der Kandelaber und sechs
Leuchter in Santo Spirito.
Vier schöne Kandelaber in
der Certosa von Pavia wurden
nach den Modellen des Annibale
Fontana (1540—1587) von
Francesco Brambilla gegossen.
Ku nstreiche italienische Bron ze-
kandelaber des 16. Jahrhunderts
gelangten anscheinend schon frUh
auch in deutsche Kirchen, z. B.
in die Martinskirche zu Freßburg.
In Erz gegossene große Kron-
leuchter scheinen in Italien auch
im 16. Jahrhundert nur wenige
entstanden zu sein.
Ein außerordentlich schönes
und eigenartig erfundenes Werk
ist der durch die Pendelver-
suche Galiläis berühmt gewordene
Hängeleuchter im Dome zu Fisa,
eine Arbeit des Battista Lo-
renzi, 1527—1594 (Fig. 353,
S. 477).
Ein fast 3 m hober Krön-
leuchter in Form eines Palm-
baumes mit Figuren und Orna-
menten in der Kirche von Yal
ä'Elsa soll auf Giovanni da
Bologna zurückgehen, als dessen
Werk an dieser Stelle auch der
bronzene Fackelhalter an einer
Ecke zwischen Pal. Strozzi und
dem Mercato vecchio in Florenz
erwähnt sei.
An dieser Stelle zu erwähnen
ist auch der äußerst geschmack-
volle Fackel- oder Fahnenhalter
am Pal. Magnißco in Siena, der
von 6iacomo Cozzarelli im
Jahre 1508 in Bronze gegossen
wurde (Fig. 354, S. 478).
Der Ueberblick über das
reiche Schaffen der italienischen
BronzekUnstler darf nicht abge-
schlossen werden , ohne einer
Gruppe reichst und zierlich de-
korierter Bronze- und Messing-
arbeiten zu gedenken, die ganz
besonders in Venedig im 16. Jahr-
hundert angefertigt wurden. Die
zumeist gravierten, bisweilen in
16. Jahibondert,
den HaupÜinien durch.
Silberauflagen bereicher-
ten Ornamente dieser
Schüsseln, Leuchter, Dosen
etc., sind vielfach in offen-
kundiger Anlehnung an
Vorbilder mohammedani-
scher Künstler entstanden,
teils auch vielleicht von
solchen in Venedig aus-
geführt.
Die großen Schflsseln,
zu denen vielfach Kannen
gehören, kommen auch
nicht selten mit dem
italienischen Ornament des
16. Jahrhunderts bedeckt
vor, auch bei diesen sind
neben der Gravierung
Silbereinlt^^en nicht un-
gewöhnlich. Zahlreiche
Beispiele dieser zum Teil
bezeichneten Arbeiten sind
in den großen Museen
erhalten, ganz besonders
in London.
Spanien.
In Spanien ist die
Bronzekunst niemals zu
einer ähnlich bedeutenden
Entfaltung gelangt wie in
den Kachbarländem , die
besten und größten der
dort erhaltenen Werke
sind Schöpfungen auslän-
discher Meister, besonders
der vorher genannten
Leoni. Doch im 16. Jahr-
hundert sind zum wenig-
sten einige einheimische
Italien. 477
tachtige Erzgießer in Spanien tätig, Ton denen Werke nachweisbar sind
^vergl. Riaiio, The industrial arts in Spain, London, Ghapman and Hall
1890, Bd. I S. 74 ff.). Als Gießer nach Modellen Pompeo Leonis
wurde bereits Juan de Arfe, ein auch als Goldschmied bekannter
Meister, genannt.
Flg. SKS. BattisU Lorenzi, HSngeleucIiter In Pisa, Dam. S. 475.
Einige vortreffliche Bronzewerke in Sevilla sind Arbeiten des Barto-
lom^ Morel.
Eine als «Giralda* bezeichnete Statue ist am Turm der Eathedrale
aufgestellt, für die von ihm noch ein Chorpult und ein Teneberleuchter
(Fig. 355, S. 479) ausgeführt wurden. Der Leuchter, ein reich mit Figuren
478 18. Jahrhundert.
(^ziertes, großartiges Werk, soll im Jahre 1562 entstanden sein unter Bei-
hilfe des Juan Giralte, eines Niederländers, des Juan BitaYasquez
und des Pedro Delgado.
Zur selben Zeit arbeitete ein Meister Vlllalpando für die Kathedrale
in Toledo. Sein Werk ist das Gitter der Capilla Major mit den ver-
goldeten Kanzeln, Arbeiten, für die sonst in jener Zeit in Spanien das
Eisen bevorzugt wurde. Von ihm wurden auch das Taufbecken, das
BrUstungsgitter am Altar der
Madonna im Chor und die Re-
liefs am sogen. Löwentor in
Erz ausgefUhrt.
Als noch bessere Arbeiten
bezeichnet Ri an o (a. a. O.
S. 76) die in vei^oldeter Bronze
gefertigten Chorpulte in der-
selben Kathedrale, die im Jahre
1562 von Juan Navarro
modelliert wurden. Die mit
Büsten und Reliefs verwerte
Bronzekanzel der Kathedrale
von Santiago ist bezeichnet:
Joannes Baptista Gelma,
Äragonensis patria pingendi
artifex salutis anno 1563. Com-
postelle faciebafc,'
Ein Meister fast gleichen
Namens, Cela, fertigte in den
Jahren 1574—1579 ein bron-
zenes Chorgitter fUr Saragossa.
Für das Grabmal des Kar-
iena, dinals Cisneros in San Rdefonso
zu Älcala begann im Jahre
1566 Nie. de Vergara eine Bronzebalustrade, die im Jahre 1574 von
seinem Sohne vollendet wurde (Faber, Konv.-Lex. Bd. V S. 56).
Werke mehr dekorativer Art sind es also, die von spanischen KOnst-
lem im 16. Jahrhundert in Bronze ausgeführt wurden, größere figürliche
Monumente, Grabmäler und Brunnen scheinen damals in Spanien nicht
entstanden zu sein.
Frankreich.
In Frankreich sind während des 14. und 15. Jahrhunderts grdßere
Bronzewerke nur in geringer Zahl entstanden, erst im 16. Jahrhundert
Frankreich. 479
tritt FraDkreicb in den Kreis der im Erzguß besonders hervorragenden
Länder.
Die ersten bedeutenderen GuBwerke, von denen wir wissen, wurden
im Änilrage des Kardinals Georg von Amboise fUr Schloß Gaillon bei
Ronen ausgeführt. Insbesondere wurde
im Jahre 1509 eine Statue des hl.
Geoi^ nach dem Modelle des Jeban
de Bonny von Nie. Manger mit
Hilfe von Jacques Billon und Jean
Helot gegossen; der letzte Meister
goß für dasselbe Schloß schon im
Jahre 1508 eine Statue des hl. Jo-
hannes.
In Paris fertigte im Jabre 1516
Jacques Bronchet ein großes
Kruzifix mit Johannes und Maria zur
Seite, das später Über der HaupttUr
des Hotel Dieu bei Nötre-Dame auf-
gestellt wurde.
Vor allem ist aber dem eifrigen
Bemflhen des kunstsinnigen Königs
Franz I. der erneute Aufschwung der
französischen ßießkunst zu danken.
Aufträge fUr die königlichen Schlösser
boten Gelegenheit, den Bronzeguß im
großen zu Üben. Bekannt ist, daß
der König um 154U Abgüsse von
antiken Bildwerken aus Italien kom-
men ließ, die unter der Leitung des
italienischen Malers Primaticcio in
Fontainebleau in Bronze nachgegossen
wurden. V a s a r i , der bekannte
KOnsÜerbiograph , schreibt, er wolle
nicht verschweigen, daß Primaticcio
zur Ausftlhrung jener Statuen so vor-
treffhche Gießer hatte, daß die Güsse
nicht nur genau ausfielen, sondern
auch mit einer so reinen Oberfläche, daß sie des Ausputzens gar nicht
bedurften. Die bei diesen, zum Teil erhaltenen Arbeiten, beteiligten
Meister waren insbesondere Pierre Bontemps, Francisque Rjbon,
Pierre Beauchesne und Benoist le Bouchet (vergi. De Laborde,
Comptes des batimens, Bd. I S. 191, 200 ff.).
480 16- Jahrhundert.
Auch Benvenuto Cellini war damals fUr Frana I. ia Fofäainebleau
tätig, wie bereits frOher gesagt ist, und in seiner Lebensbeschreibiug
spricht er auch von französischen Erzgießem, doch nur um diesen gegen-
über sein überlegenes Können zu betonen.
Für das Schloß Ckenonceau bei Blois erteilte der König im Jahre 1553
dem Meister Cardin Chantelon, genannt Valence, in Tours deo
Auftrag auf eine bronzene Fontäne.
Ausgezeichnete Erzbildwerke entstanden als Schöpfungen der großen
französischen Bildhauer der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. J e a a
Fig. 96S. O. Pilon, Figui des Runzlers de Birague in Farlt, Laitert. B. ISO.
Qoujon, der tüchtigste unter ihnen, hat nur filr dasChäteau d'Anet
einige Modelle fUr die Ausführung in Bronze geschaffen.
Eifriger als Erzbildner tätig war Germain Pilon (f 1590). Von seiner
Hand sind an dem 1583 vollendeten Grabmal Heinrichs II. und seiner
Gemahlin Katharina von Medici in der Kathedrale von Saint-Denis die
beiden knieenden Gestalten des Königspaares oben auf dem Marmoraufbau;
von den vier großen Tugendgestalten an den Ecken des Grabmales sind
zwei Werke des Ponce Jacquino (Abb. in Palustre, La Renaissance
en France. Bd. H S. 111 ff.).
Eine große knieende Bronzegestalt des Kanzlers de Birague schuf
Pilon für dessen im Jahre 1585 in der Kirche Sainte-Catherine du Val
des Ecoliers errichtetes Grabmal (Fig. 356, S. 480) ; die Figur befindet
Frankreich. 481
sich jetzt im Louvre in Paris (vergl. Courajod, Germ. Pilon et le
tombeau de Birague, Paris 1878).
Für das Grabmal des Prälaten Jean de MorviUiers in Blois model-
lierte Pilon dessen in Bronze gegossene Büste (jetzt in OrUans), Eine
Bronzebüste Karls IX. von Frankreich, die als ein Werk Pilons gilt, be-
findet sich in der Wallace-Collection in London. Auch Medaillen
Pilons sind bekannt.
Die Hauptwerke des Pierre Biard (1559 — 1609) sind ebenfalls
einige mit großen Bronzefiguren geschmückte Grabmäler.
Er schuf am Grabmal des Fran^ois de Foix in der Augustinerkirche
zu Bordeaux im Jahre 1597 die großen Tugendgestalten. Erhalten ist
von seinen Bronzewerken nur die köstlich bewegte Gestalt „La Renommee*"
von dem im übrigen auch zerstörten Grabmonument der Marguerite de
Foix, der Gemahlin des Duc d'Epernon, das ehemals in der Kirche zu
Cadillac stand. Die genannte Bekrönungsfigur befindet sich jetzt im
Louvre, eine Wiederholung befand sich im Schloß JRichelieu in Poitou.
Bartheiemi Prieur (geb. gegen 1550, gest. 1611) war der Meister
des Monumentes mit der Urne, die das Herz des Connetable Anne de Mont-
morenci aufnahm und in der Kirche der Cölestiner zu Paris im Jahre 1573
errichtet wurde. Neben der Säule mit der Urne standen drei Bronze-
figuren, die Frieden, Gerechtigkeit und Mäßigkeit darstellten (Abb. in
Miliin, Antiquitdes nationales I. S. 71).
Bei einem ähnlichen Denkmal des Künstlers, das für das Herz
Heinrichs IH. im Jahre 1594 in Saint-Cloud aufgestellt wurde (jetzt in
Saint'Denis) war nur die Urne in Bronze gegossen.
Im Auftrage Heinrichs IV. führte Prieur für Fontainebleau eine
Fontäne in Bronze aus, auf deren Mittelsockel eine nach antikem Vor-
bilde modellierte Diana mit Hirschkuh stand. Vier Hunde saßen neben
dem Sockel und aus vier Hirschköpfen an der Basis floß das Wasser.
Die in Malmaison wieder aufgefundene Diana ist bezeichnet: B. P. 1602,
auch die Hunde sind erhalten und im Louvre ausgestellt (Abb. des ganzen
Brunnens in: Pierre Dan, Le Tresor des merveilles de . . . Fontainebleau,
Paris 1642, S. 174).
Im Louvre befinden sich weiter zwei Bronzebüsten des Meisters, die
Heinrichs IV. mit Lorbeerkranz und die des Jean d' Alesso.
Auch zwei dort verwahrte Bronzefiguren vom Grabmal des Christophe
de Thou (ehemals in Saint- Andr^-des-Arts in Paris\ die in Nachbildung
der liegenden Gestalten Michelangelos in der Mediceerkapelle entstanden
sind, werden Prieur zugeschrieben.
Noch eines Bronzewerkes, das jedenfalls nicht französischen Ursprungs
war, mag, seiner einstigen Aufstellung in Besangon wegen, hier gedacht
werden. Patte gibt in seinem Werke: Monuments erig^s en France ä la
Lfler, unedle Metalle. 31
482 16- Jahrhundert.
gloire de Louis XV, Paris 1765 uuf Seite 91 einige Angäbet) über eine in
Besan^on in einer Nische am Rathaase aufgestellte Statue Kaiser Karls V.
Der Kaiser war danach sitzend in römischer Tracht dargestellt, mit
Schwert in der rechten, dem Reichsapfel in der linken Hand. Zu seinen
Fußen saß ein ebenfalls bronzener Adler, aus dessen beiden Köpfen sich
Fig. SM. Grubmal Heinrichs VII. UDd seiner Qemahlin in LondoD, Westmlnaterabtai. S. 4U.
Wasser in ein Brunnenbecken ergoß. Ueber die Entstehung gibt Patte
uns an, daß man das Standbild errichtete, als die Franche-Comt^ zu
Spanien gehörte, also wahrscheinlich noch im 16. Jahrhundert.
England.
In England sind die wenigen aus dem 16. Jahrhundert erhaltenen
bedeutenderen Erzgußwerke zumeist von italienischen Künstlern ausgeführt.
Pietro Torregiano vor allem ist der Meister des Grabmals Heinrichs VII.
England. 483
und seiner Gemahlin Elisabeth von York, das im Jahre 1519 vollendet
und in der großen, 1502 — 1520 erbauten Chorkapelle der Westminster-
dbtei aufgestellt wurde (Fig. 357, S. 482). Die lebensgroßen, vergoldeten
Bronzegestalten des Königspaares ruhen auf einem durch vergoldete
Bronzereliefs ausgezierten altarartigen Unterbau aus schwarzem Marmor.
Umgeben ist das Monument von einem großartigen, etwa 3 m hohen, in
Maßwerkformen durchbrochenen Bronzegitter, das mit jetzt zumeist ver-
lorenen Figuren von etwa 50 cm Höhe und oben mit kräftigen Kerzen-
armen ausgestattet ist. Dieses Gitterwerk soll noch zu Lebzeiten des
Königs (t 1509) begonnen sein und ist ein Werk der englischen Meister
Humfray Walker und Nicholas Even. Dieselben Künstler scheinen
auch die drei großen bronzenen Gittertore ausgeführt zu haben, die die
Eingänge zur Kapelle abschließen.
Von Torregiano ist auch das Grabmal der Mutter Heinrichs VII.,
der Margarete von Bichmond (f 1509), im Seitenschiff derselben Kapelle.
Bei diesem Monument ruht die zum Teil mit Lackfarben bemalte lebens-
große Bronzegestalt in einer ebenfalls in Bronze gegossenen durchbrochenen
Baldachinnische auf schwarzem Marmorunterbau mit vergoldeten Bronze-
Wappenschildern.
Endlich soll von Torregiano noch ein Bronzebildnis des Earl of
Derby für die Kirche von Ormskirh^ Lancashire, ausgeführt sein.
Siebzelmtes Jalirliimdert.
Im 17. Jahrhundert wurden die bis dahin in der Geschichte der neueren
Erzplastik hervorragendsten Länder, Deutschland und Italien, überflügelt
von Frankreich. Die politischen Verhältnisse und die durch sie bedingte
gesamte wirtschaftliche Lage dürften damals, wie in früheren Zeiten, das
Ansteigen und Sinken der Bronzekunst in erster Linie herbeigeführt haben,
nebenher werden auch rein äußere Geschmackswandlungen in gleichem
Sinne mitgewirkt haben.
Neuartige Aufgaben traten weder in Italien noch in Deutschland an
die Erzkünstler heran. Brunnen und Grabmäler beschäftigten auch jetzt
noch ab und zu die Schaffenskraft der Bildner, aber die Aufträge reichten
nicht aus, um dauernd leistungsfähige Gießer zu erhalten.
In Frankreich aber wurden zur Verherrlichung des Königtums Guß-
leistungen vollbracht, wie sie kaum je vorher in gleicher technischer Voll-
kommenheit zustande gebracht wurden.
484 17. Jahrhundert.
Deutschland nnd Niederlande.
In Deutschland behielten Nürnberg und Augsburg auch jetzt noch
eine Vorrangstellung als Gießerstädte.
In Nürnberg erhielt insbesondere Johann Wurzelbauer, der im
Jahre 1595 als Sohn Benedikt Wurzelbauers (s. S. 426) geboren wurde, die
Ueberlieferungen der Vergangenheit lebendig. Von ihni ist bekannt, daß
er für den im Jahre 1624 gestifteten Hauptaltar des Domes in Krdkau
zwölf große Heiligenfiguren, acht Engelgestalten, die vier Hauptstützen
und die Kuppel darüber gefertigt hat. Er führte weiter den im Jahre 1624
von Johannes und Georg Starck gestifteten Krucifizus für die Sebaldus-
kirche in Nürnberg aus. Für das Grab des schwedischen Obersten Klaus
Hastfer, der im Jahre 1634 bei Nürnberg gefallen war, goß er die nicht
mehr erhaltene Platte, deren Holzmodell sich im German. Museum in
Nürnberg befindet. Eine größere Anzahl der Epitaphien des Johannes-
friedhofes sollen sein Werk sein, besonders das des Martin Preller und
Frau (1630) und der Familie Schuhknecht (1643). Ein großes Chorpult
mit 24 Domhermwappen und den Figuren des hl. Kilian und der Maria
im Dome zu Würzburg ist bezeichnet: ^ Hanns Wurtzelbauer in Würtz-
burg goß mich 1644.** Er wurde auch mit der Lieferung von Bronzegrab-
mälem nach Wehnar betraut und im Jahre 1653 soll er einige große
und reichgeschmückte Kronleuchter für Moskau gegossen haben. Im
Jahre 1656 ist er gestorben und auf dem Johannisfriedhofe bestattet.
Einer alten, aber wenig bekannt gewordenen Nürnberger Gießerfamilie
gehört auch Meister Jakob Weinmann an, von dem eine Reihe be-
zeichneter Epitaphien auf dem Johannisfriedhofe in Nürnberg imd im
Dome zu Bamberg erhalten sind.
In Bamberg ist die Platte des Domkustos Michael Groß von Trockau
bezeichnet: „Jacob Weinmann 1614**. Auch die Platte des Domherrn
Wolfgang Albert von Würzburg (f 1610) trs^t seine Signatur. In Nürn-
berg ist die dem Andenken des Doktors der Rechte Georg Rem (t 1625)
gewidmete Platte mit dem vollen Namen des Meisters bezeichnet, andere
weniger bedeutende Platten zeigen nur die eingeschlagenen Buchstaben I. W.
(vergl. Bosch, Mitt. aus d. Germ. Mus. 1892, S. 102).
Das einzige große und künstlerisch hochbedeutende Erzgußwerk, das
im 17. Jahrhundert in Nürnberg entstand, ereilte das überaus traurige
Geschick, in Deutschland nie seiner Bestimmung zugeführt zu werden,
nämlich der Neptun- oder Peuntbrunnen (vergL E. Mummenhof, Der
Neptunbrunnen zu Nürnberg, seine Entstehung und Geschichte. Nürn-
berg 1902).
Die Ausführung dieses Brunnens wird auf einen dem Rat der Stadt
486 17. Jahrhundert.
gegenüber von Ofctavio Piccolomini, Herzog von Amalfi, geäußerten Wunsch
zurückgeführt, zur Erinnerung an das von ihm auf dem Schießplatze zu
St. Johannis am 4. Juli 1650 veranstaltete Bankett, ein Monument zu
errichten. Im Jahre 1660 hatte der Plan des Brunnens bereits festere
Form gewonnen. Aus diesem Jahre sind bereits Kostenanschläge des
Georg Schweigger gemeinsam mit Christoph Ritter und des Wolf
Hieronymus Herold (1627 — 1693) erhalten. Im Jahre 1668 scheint
das großartige Werk in der Hauptsache vollendet gewesen zu sein.
Als der eigentliche künstlerische Schöpfer des Brunnens scheint (nach
Mummenhof) Georg Schweigger gelten zu müssen.
Mit ihm arbeitete sein Lehrer Christoph Bitter. Der Gießer des
Ganzen war Herold, und als weitere Mitarbeiter sind Johann Jakob
Wolrab und Jeremias Eisler bekannt.
Aufgestellt wurde der Brunnen nicht; nachdem er bereits jahrelang'
in der Werkstatt gelagert hatte, wurde er im Jahre 1702 in ein eigens
dafür errichtetes Haus auf der Peunt gebracht.
Welche Gründe diese betrübliche Tatsache notwendig erscheinen
ließen, ist nicht völlig aufgeklärt.
Schon im Jahre 1680 hatte man sich mit dem Gedanken eines Ver-
kaufs getragen, erst über 100 Jahre später, im Jahre 1797 kam es
wirklich dazu. Zar Paul I. erwarb damals den Brunnen für 66000 fl.,
um ihn in etwas vereinfachtem Aufbau in dem Parke von Peterhof bei
St. Petersburg aufzustellen (Fig. 358, S. 485).
In jüngster Zeit (1902) hat man den schweren Verlust dieses her-
vorragenden Werkes dadurch wieder auszugleichen versucht, daß man
einen getreuen Nachguß nach dem Original herstellte, der nun den Haupt-
markt Nürnbergs schmückt.
Für Frag goß Herold die überlebensgroße Figur des heiligen Nepomuk
in Bronze. Nach einem kleinen Tonmodell des Matthias Rauchmüller
schnitzte der Bildhauer Bokoff zu Bonsperg eine »acht Schuch* hohe
Statue in Holz. Diese wurde nach Nürnberg gebracht und dort von
Herold gegossen. Im Jahre 1683 erhielt sie ihren Platz auf der Brücke
in Prag, Die Figur kostete über 7000 Gulden.
Ein Bruder des Wolf Hieronymus Herold war Balthasar Herold
(geb. 1625 in Nürnberg, f 1683 in Wien). Dieser wurde im Jahre 1667
damit betraut, die Mariensäule am Hof in Wien in Bronze zu gießen.
Dieses Werk wurde in Anlehnung an die früher erwähnte Münchener
Mariensäule von dem Hofarchitekten und Theatermaler Ludwig Burnaccini
entworfen.
Nicht bekannt ist, in welchem näheren verwandtschaftlichen Ver-
hältnis zu diesen Meistern der Erzgießer Georg Herold stand, der die
Bronzearbeiten für das Grabmal des Markgrafen Joachim Ernst (f 1625)
Deutficbland. 487
in der Elosterkirclie in Heilsbronn ausfQhrte. Das Wachsmodell zur
Statue fertigte laut Kontrakt vom 6. Mai 1625 nach einem ihm zuge-
stellten .Contrefait" Meister Abraham Gross in Kulmbach für den Be-
trag von 3200 Beicbsthalern. Herold erhielt für den &uß 500 Reichs-
thaler. (Vergl. F. H. Hofmaon, Die Kunst am Hofe der Markgrafen
von Brandenburg-Fränkische Linie. Straßburg 1901. S. 83.)
Fig. M». A. de Vrtes nad W. Neldtaud, Uerknrbniiinaii in Aagsborg, 8. *9».
Als tüchtige Gießer von Epitaphien in Nürnberg verzeichnet Doppel-
mayr noch Sebastian Denn er (f 1691), Friedrich Hinter-
häusel et 1708) und Johann Georg Ramstek (f 1176).
Ramsteck goß unter anderem auch für das vorhergenannte Grabmal
in Heilshronn im Jahre 1712 die Inschrifttafeln. Einige tUcbtige Epi-
taphien Denners mit voller Bezeichnung befinden sich z. B. im Histo-
rischen Museum in Frankfurt a. M.
In Augsburg, der neben Nürnberg bedeutendsten deutschen Gießer-
488 17. Jahrhundert.
Stadt des 17. Jahrhunderts, war um die Wende dieses und des 16. Jahr-
hunderts Meister Wolfgang Neidhard von Ulm als Erzgießer hoch-
geachtet. Ein Werk des Künstlers, das Epitaph des Grafen Wilhelm v.
Zimbem in Meßkirch in Baden, wurde bereits früher erwähnt. Weit groß-
artigere Gußwerke sind von ihm in Augsburg erhalten, insbesondere führte
er nach den Modellen des Niederländers Adriaen deVries den Merkur-
brunnen und den Herkulesbrunnen aus (Buchwald, Adriaen de Vries,
Leipzig 1899, S. 14 flF.).
Der Merkurbrunnen (Fig. 359, S. 487) wurde im Jahre 1599 , der
Herkulesbninnen im Jahre 1602 vollendet. Der Guß des Herkules (Fig. 360,
S. 489) mißlang zunächst (1597), „des sculptoris Mantel und Form nvar
gebrochen und das Zeug teils ausgelaufen'', und Adriaen de Yries
mußte ein zweites Modell herstellen. Aehnliches Mißgeschick hat die
tüchtigsten Gießer aller Zeiten und trotz aller Vorsicht betroffen.
Bei beiden Brunnen sind die mittleren marmornen Figurensockel
erneuert, ohne dass ihre ursprüngliche Form wesentlich verändert ist.
Am Herkulesbrunnen wurde zuletzt (1828) die Mittelsäule nach einem zu
dem Zwecke ausgeführten genauen Holzmodell in Eisen nachgegossen.
Die sämtlich in Bronze ausgeführten figürlichen Teile der Brunnen haben
bisher allen Einflüssen der Witterung standgehalten (Beschreibung der
Brunnen in Zeitschrift für bild. Kunst 1881/82, S. 1 flF. u. 37 flF.).
Wolf gang Neidhard war Äugsburger Stadtstück- und Glocken-
gießer und hat als solcher auch die zahlreichen Bronzegußarbeiten für das
zu Anfang des 17. Jahrhunderts erbaute Bathaus ausgeführt. Erwähnt sei
der Adler für den vorderen Giebel, dessen Form von Christ. Murmann
geschnitten wurde, und der alles in allem 2000 fl. kostete, weiter goß er
Wappen, Postamente und Kapitale korinthischer Säulen, Büsten römischer
Kaiser, Oberlichtgitter, Wandleuchter und Deckenzierate (Buff, Zeitschr.
d. bist. Vereins für Schwaben u. Neuburg 1887, S. 230 f., 248 f.).
Bemerkt zu werden verdient, daß Wolfgang Neidhard sogar mit
dem Rate der Stadt Danzig über den Guß eines Brunnenbildes verhandelte;
der geplante Brunnen wurde auch ausgeführt, doch ist aus den Akten
nicht ersichtlich, ob die Ausführung in Neidhards Werkstatt geschah
(Buchwald a. a. 0. S. 81).
Ein anderer, zur selben Zeit in Augsburg tätiger, ausgezeichneter
Bildhauer und Erzgießer war Hans Reichel aus Rain, Sein Werk ist
besonders die Kolossalgruppe des Erzengels Michael am Augsburger
Zeughause, die im Jahre 1607 vollendet wurde. Für die Ulrichskirche
schuf er im Jahre 1605 den Bronzealtar mit den vier großen Gestalten:
Christus am Kreuz, Magdalena am Kreuze knieend, und Maria und Johannes
zur Seite des Kreuzes stehend. Möglicherweise ist Reichel auch der
Meister der beiden trefflichen erzenen Kinderfiguren, die als Träger des
'Weihwasserbeckens in der ülricbskircbe neben einer vierseitigen Mittel-
stütze stehen.
Als Bildner nicht herTOrrageod war der Meister des im Jahre 1638
vollendeten Neptunbrunnens, Johannes Gerold. Man bat die Vermutung
ausgesprochen, daß die Augsburger Meister mit ihrem Kate unzufrieden
waren, als dieser zu wiederholten Malen große Aufliröige an ausländische
Künstler statt an einheimische erteilte, und daß der Bat nur, um an-
Fig. 3»0. Ä. de Vries und W. Neidhard, H erhole Bbtnnnen in Angaburg. 8, IM.
scbaulicb das fUr solche Werke nicht geschulte Können der Augsburger
Bildbauer zu beweisen, den Neptunbrunnen von Gerold als abschrecken-
des Beispiel ausführen ließ. Wie dem auch sei, mit den älteren Brunnen
ist er nicht auf eine Stufe zu stellen. Er soll ursprünglich in einem
Garten gestanden haben und erst nach mancherlei Umstellungen auf den
Fischmarkt gelangt sein. Auch hier wird die Figur von einer gußeisernen
Säule (von 1840) getragen.
Nicht ohne Bedeutung war auch noch im 17. Jahrhundert die von
Sebald Kopp geleitete ForchTieimcr Gießhütte, auf die besonders einige
490 17. Jahrhundert.
Grabplatten im Bamberger Dome zurückzuführen sind, und in der, -wie
aus Rechnungsnotizen zu ersehen ist, in den Fünfzigerjahren auch größere
Erzgußarbeiten für den Peters- und Georgenaltar in jener Kirche aus-
geführt wurden, die im 19. Jahrhundert zerstört worden sind. Von den
Bronzeepitaphien ist besonders das des Fürstbischofs Philipp Valentin
Y. Bineck im Jahre 1671 von Sebald Kopp gegossen.
Wie es scheint, entstanden auch in München noch in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts einige große in Bronze gegossene Gestalten. Berichtet
wird sehr unzureichend über ein Brunnen werk im Residenzgarten, das
zur Zeit des Kurfürsten Max Emanuel ausgeführt sein soll, und dessen
Hauptfigur ein Neptun war (Haeutle, Gesch. d. Residenz in München,
S. 94.).
Endlich wurde auch in dem erzberühmten Innsbruck die Gießkunst
im 17. Jahrhundert noch gepflegt, es entstand dort damals sogar eines
der ausgezeichnetsten deutschen Werke überhaupt. Erzherzog Leopold V.,
der damalige Landesfürst von Tirol, beauftragte den Bildhauer Kaspar Gras
damit, das Modell für einen großen Brunnen mit Nymphen, Tritonen, Kinder-
figuren und einem etwa zwei Drittel lebensgroßen Reiterbilde des Herzogs
in der Mitte auszuführen. Das Werk kam auch zustande, Meister Heinrich
Reinhardt besorgte im Jahre 1627 den Guß. Doch wegen der unruhigen
Zeiten scheint der Brunnen damals nicht im Zusammenhange aufgestellt
zu sein, zerstreut erhielten die Figuren ihre Plätze im Hofgarten und
vor dem alten Theater, ein Teil kam später nach Schloß Ambras. Erst
in jüngster Zeit, im Jahre 1893, hat man sich der ursprünglichen Be-
stimmung der Figuren erinnert und sie nun wieder vereinigt als Brunnen
vor den Innsbrucker Stadtsälen aufgestellt.
Künstlerisch bedeutsam ist dieses Werk noch dadurch, daß bei ihm
zum ersten Male bei einem so großen Bronzemonumente der Reiter auf
springendem Pferde dargestellt wurde, ein Motiv, das in der Folgezeit noch
mehrfach von Bildhauern in größerem Maßstabe behandelt worden ist.
Noch andere Werke des Kaspar Gras, die wohl ebenfalls mit Hilfe
Reinhardts in Bronze gegossen wurden, sind in Tirol erhalten (Atz,
Kunstgesch. in Tirol u. Vorarlberg, S. 396). Nicht mehr vollständig und
in seinem ursprünglichen Aufbau befindet sich das Grabmal des Erz-
herzogs Max in der Pfarrkirche in Innsbruck. Im Kloster Wüten sind
ein Kruzifix und der Riese Haimon Arbeiten des Künstlers.
Ein größeres süddeutsches Erzgußwerk des 17. Jahrhunderts, dessen
Meister bisher nicht bekannt geworden ist, ist die Brunnenfigur des
heiligen Willibald in Eichstätt i. B. Der Brunnen wurde im Jahre 1695 im
Auftrage des Fürstbischofs Job. Euchar Schenk von Kastell ausgeführt;
die bekrönende Bronzefigur mag in Nürnberg oder Forchheini gegossen
sein (Abb. in Eichstätts Kunst, Festschrift. München 1901, S. 58).
Deutscliland. 491
Im nördlichen Deutschland waren im 17. Jahrhundert nur wenige
Gießer befähigt, einen künstlerischen Auftrag auszuführen.
In Sachsen bewahrte die Familie Hilger (Hilliger) noch einige
Jahrzehnte ihren Ruf (s. S. 444), doch über den Guß einfacher Grabplatten
ging die Leistungsfähigkeit kaum noch hinaus. Im Jahre 1624 wurde
der Dresdener Bürgermeister und kurfürstliche Stückgießer Hans Hilger^
der zweite im Jahre 1567 in Freiberg getaufte Sohn des früher genannten
Martin Hilger, beauftragt, die lebensgroße Statue der Sophie Ton Branden-
burg, Gemahlin Christians L, für die Grabkapelle in Freiberg in Bronze
zu gießen, allein der Meister berichtet über die großen damit verbundenen
Schwierigkeiten, deren er sich nicht gewachsen fühlte. Er sagt, daß
zuerst das „Conterfet" in Wachs bossiert werden müsse, dann sei das*
Formen, Brennen und Binden der Form, das Verschneiden und Aus-
bereiten des Bildes so mühsam und «ein so ungewöhnlich Tun% daß der
gewünschte Kostenanschlag nicht vorher aufstellbar sei, doch möchte das
Bild ohne das Metall wohl auf 1500 fl. zu stehen kommen. Im Jahre
1628 wird berichtet, daß mit dem Bossieren ein Anfang gemacht sei
und mit allem Fleiß fortgefahren werde, dann aber fehlen alle Nachrichten
über die Vollendung der Statue, man muß deshalb annehmen, daß der
Guß mißlang. An dem für jene Figur vorgesehenen Platze steht jetzt
die Bronzestatue Johann Georgs I. von dem Venezianer Erzgießer Pietro-
Boselli (Schmidt, Archiv für sächs. Gesch. 1873, S. 151).
Wir wissen, daß Hans Hilger außer zahlreichen Glocken und Ge-
schützen ein großes bronzenes Kruzifix goß, das für die Eibbrücke in
Dresden bestimmt war, dort aber nicht aufgerichtet wurde, vielmehr nach
Prag gelangte, wo es auf der Karlsbrücke seinen Platz fand. Hans Hilger
starb im Jahre 1640. Sein ältester Sohn Hans Wilhelm Hilger über-
nahm dann die Leitung der kurfürstlichen Gießhütte in Dresden^ er goft
die letzte der zahlreichen Bronzeplatten des Freiberger Domes vom Jahre
1643. Auch darüber ist die Rechnung erhalten, und wir ersehen daraus^
daß „die Tafel zu formen und gießen, blank auszubereiten und polieren,
das Conterfet, die Wappen, Compartamenta und Schriften einwärts zu
hauen, schwarz einzulassen und gänzlich fertig zu machen, für den Zentner
fertigen Guß 21 fl.** bezahlt wurde.
Auf die teils mehr, teils minder kunstreichen Grabplatten in Alten-
burg (Museum), Neuhaus (Kirche), Weimar (Stadtkirche) und in Leipzig
(Thomaskirche) sei nur hingewiesen; die Gießer dieser Platten sind nicht
bekannt.
In der Nikolaikirche in Zerbst befindet sich ein in Bronze gegossener
Taufkessel, der als „etwas stumpf im Guß, aber von ansprechender Kom-
position* bezeichnet wird, „namentlich der Deckel reich mit Engelfigür-
chen, Engelköpfen, Masken und Volutenwerk geschmückt" (Lübke).
492 17. Jahrhundert.
In der Liebfrauenkirche zu Halberstadt befindet sich ein im Jahre 1614
von Mathias Eippmann in Halberstadt gegossener Taufkessel mit
Deckel, der von einer Madonna gekrönt ist.
In Schlesien sind aus dem 17. Jahrhundert sehr wenige Bronzeguß-
arbeiten vorhanden, unter denen nur das Bronzeepitaph des Kanonikus
Friedr. Bergh (f 1625) mit dessen lebensgroßer Bronzebüste im Dome
zu Breslau und einige Werke des Adriaen de Vries von Bedeutung
sind (s. S. 495).
Im nordöstlichen Deutschland befindet sich in der Neuen Kirche
der Altstadt Königsberg hinter dem Altar ein Bronzeepitaph vom Jahre
1639, an dessen Ohrmuschelomamentumrahmung zwei Statuetten (Moses
und Johannes der Täufer) angebracht sind.
Das einzige hervorragende Gußwerk, die Gestalt des Neptun auf dem
Brunnen vor dem Arthushof in Danzig (Fig. 361, S. 493), ist jedenfalls
nicht von einem einheimischen Meister ausgeführt (s. S. 498).
Sehr spärlich ist auch die Zahl der im 17. Jahrhundert im nord-
westlichen Deutschland entstandenen Bronzeskulpturen, deren Reihe aber
wiederum durch Werke des Adriaen de Vries (in Bückeburg und
Stadthagen) bereichert wird (s. S. 496).
In St. Michael in Hildesheim befindet sich der schon früher (S. 452)
erwähnte Taufkessel des Meisters Diderich Mente vom Jahre 1618.
Eine „Metall "-Relief platte vom Jahre 1675 in der Stadtkirche zu
Celle erwähnt Mithoff.
Ein bronzenes Balustergitter im Dome zu Münster soll unter Bischof
Bernhard v. Galen aus Kanonen gegossen sein, die den Niederländern
abgenommen wurden.
In St. Alban in Köln wird der Taufkessel vom Jahre 1642 als ein
einheimisches Gußwerk angesehen (Bock).
Am lebendigsten blieb während des 17. Jahrhunderts im nördlichen
Deutschland die Gußtechnik in Lübeck und Holstein.
In Lübeck sind als die hervorragendsten Gußleistungen die Gitter
in der Marienkirche (vor der Bremerkapelle) vom Jahre 1636 und in
der Petrikirche aus den Jahren 1621, 1639 und 1644 zu nennen, die
jedenfalls als einheimische Arbeiten angesehen werden dürfen.
Eine Bronzetaufe in der Kirche zu Husum vom Jahre 1643 und eine
fast gleiche in der Kirche zu Hattstedt (Kreis Husum) vom Jahre 1(547
goß Lorenz Karstensen, im Anschluß an die alten in jener Gegend
vorhandenen Werke; nur die Einzelheiten sind dem Zeitgeschmack an-
gepasst. Die vier Evangelisten tragen das Becken, dessen Wandung noch
durch sechs vollrunde Apostelfiguren gegliedert wird.
Ueberaus mannigfaltig nach Form und Bestimmung ist aber das in
allen Teilen Deutschlands im Laufe des 17. Jahrhunderts entstandene
DeataeUand. 493
MessingkleiDgerät, unter dem Leuchter aller Art den weitesten Raum
einnehmen.
Große, mit zahlreichen strahlig angeordneten Armen ausgestattete.
Flg. Stl, }I«ptDnbruiiiicn in Danzig. S. 4SI.
am profilierten Schaft unten mit einer Kugel oder mit anderen auf die
Sonderbestimmimg bezugnehmenden Gebilden beschwerte Kronleuchter
494 1''- Jahrhundert.
fehlten im 17. Jahrhundert kaum in einer größeren Kirche. Vielleicht
darf man si^n, daß die schönsten Beispiele in den deutschen Kflsten-
ländem entstanden sind.
Hingewiesen sei besonders auf die Wand- und Kronleuchter in Lübeck
(Fig. 362, S. 494) (Katharinenkirclie , Jakobikirche , Petrikirche et«.), in
Wismar (St. Jürgen, Kronleuchter von 1608 und 1649; Wandleuchter Ton
Fig. s«i. Kronicacbter in Lflbeck, EatbarlnenkJrcb«. S. tM.
1616, 1696 etc. etc.), in Bostock (Jakobikirche, Kronleuchter von 1602
und 1603, beide nachweisbar Nürnberger Arbeiten; Wandleuchter von
1614, 1617 etc.) und in Eeval (Nikolaikirche, Kronleuchter von 1615,
1645, 1648, 1652, 1691, 1692 etc.).
Ein ansprechender Ältarleuchter mit zwei c^-förmigen Armen vom
Jahre 1G23 befindet sich in der Neuen Kirche von Pelltvorm (Holstein).
Zwei Altarleuchter der Kirche in Amau (Ostpreußen) goß in Anlehnung
an italienische Vorbilder im Jahre 1690 Daniel Klein.
Deutschland. 405
Scbon mehrfacli geaannt wurde der Name des niederländischen Bild-
hauers Adriaen de Vries, dessen zuallermeist in Prag ausgeführte
Werke hier im Zusammenhange noch kurz betrachtet werden mögen.
(Buchwald, Ädriaen de Vries, Leipzig 1899. Ilg, Adriaen de Vries,
Jahrb. der kunstbistorischen Sammlungen des allerb. Kaiserhauses. Wien
1883. S. 118 und 1887, S. 89.)
Adriaen de Vries stammte aus dem Haag, er scheint dort um das
Jahr 1560 geboren zu sein,
üeber seine Jugend- und Lehr-
jahre ist so gut wie nichts be-
kannt, zweifellos fest steht nur,
daß Giovanni da Bologna ent-
scheidenden Einfluß auf sein
Schaffen gewann.
Im Jahre 1594 fertigte er
im Auftrage Rudolfs IL in Prag
die große Bronzegruppe: Merkur
und Psyche {jetzt im Louvre
in Paris) und wohl kurz dar-
auf die Gruppe : Psyche von drei
Amoren zum Olymp getragen
(jetzt Stockholm, Museum).
Weitere bedeutende Ar-
beiten für Deutschland folj^en
kurz darauf. Zunächst die bei-
den schönen Brunnen für Augs-
burg (s. S. 488). Bucbwald
(a. a. 0., S. 31) glaubt dem
Meister noch die in Augsburg
(Maximiliansmuseum) be-
findliche Bronzefigur eines Tri-
tonen (0,Ö0 m hoch) zuschreiben
zu dürfen, als deren ehemaliger
Standort „die neyeZeyl im obem Fig. s»».
Tir „xi. •! r 1 1. 111 ' 1 Adriaen de Vries, Kaiser Radolt II. In Wien. 8. WS.
Wassertnurm lest^estelit ist.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts ist de Vries wieder fWr Kaiser
Rudolf II. tätig, er liefert zwei kunstreiche bronzene Tischfüße, zwei
Btlsten des Kaisers (Fig. 363, S. 495), eine Gruppe „Herkules, Dejanira
und der Gentaur' und andere zumeist kleinere Bronzewerke.
Wahrscheinlich bald nach 1607 entstand die sehr bemerkenswerte
springend dai^estellte Reiterstatuette des Herzogs Heinrich Julius Ton
Braunschweig {Braunschweig, Museum).
496 17. Jahrhundert
Im Jahre 1604 vollendete der Künstler eine GeiBelungsgruppe, von
der die Christusgestalt allein sich in der Kirche zu Bothsürben i. Schles.
befindet. Aus dem Jahre 1607 ist die fast lebensgroße Gestalt des
Schmerzensmann in der Liechtensteingalerie in Wien erhalten.
In JEdinburg (Nationalgallery) befindet sich eine bronzene Simson-
gruppe vom Jahre 1612, die deVries nach einem Vorbilde des Giovanni
da Bologna ausführte.
Aus dem Jahre 1614 ist eine kleine freie Bronzekopie des Meisters
nach dem Farnesischen Stier erhalten {Gotha^ Museum). In demselben
Jahre entstand das große ßelief mit dem Martyrium des hl. Vinzenz im
Dome zu Breslau.
Eine Reihe ausgezeichneter Bronzewerke entstanden dann für den
Fürsten Ernst von Schaumburg. Im Jahre 1615 vollendete der Künstler
das Taufbecken für die kurz vorher erbaute lutherische Kirche in Bücke-
bürg, und er verstand es, für das im Laufe der vorausgehenden Jahr-
hunderte so wenig abwechslungsreich gestaltete Gerät eine eigenartige,
höchst künstlerische Form zu finden. (Ueber die Darstellungen im einzelnen
siehe Buchwald a. a. 0., S. 64flF.)
Mit über lebensgroßen Bronzefiguren und mit Reliefs stattete der
Meister das Grabmal des Fürsten (f 1622) in dem von ihm um das Jahr
1620 erbauten Mausoleum an der Martinskirche in Stadthagen aus. Der
Künstler hat den Marmorsarkophag des Fürsten als das Grab Christi dar-
gestellt mit vier erzenen Kriegergestalten zur Seite und der ebenfalls
in Bronze gegossenen Gestalt des auferstehenden Heilandes oben darauf
(Buchwald, S. 66—72).
Im Jahre 1621 modellierte deVries zwei große Bronzegruppen für
den Schloßgarten in BücJceburg, darstellend den Raub der Proserpina
(Fig. 364, S. 497) und Venus und Adonis (oder Diana und Aktäon). End-
lich werden einige bronzene Pferdestatuetten und die 40 cm hohen Figuren
von Adam und Eva auf der Ahrensburg bei Bückeburg dem Künstler zu-
geschrieben. Noch während dieser Arbeiten für den Fürsten Ernst hatte
Adriaen deVries im Jahre 1616 einen Vertrag unterzeichnet, der ihn
verpflichtete, dem Könige Christian IV. von Dänemark für einen Hof des
Schlosses Frederiksborg auf Seeland einen Brunnen zu liefern (Friis, Fre-
deriksborgfontaenerne, Tidsskrift for Kunstindustri 1890, S. 141 flF.).
Ueber diesen nicht mehr an seinem Bestimmungsplatze erhaltenen^
zum Teil von Schülern des Meisters ausgeführten Brunnen schrieb am
7. März des Jahres 1623 der Prinz Christian der Jüngere von Anhalt in
sein Tagebuch: „in Mitten des Platzes ist ein schöner Brunnen mit
9 Metallenen Bildern lebensgroße gezieret und zu Pra{f gegossen, welche
mit 10000 Rthir. ist gezahlt worden«.
Diese Notiz ist auch für die Geschichte der Gießtechnik von be-
Deutschland. 407
sonderem Interesse, denn wir Temehmen daraus ausdrücklich, daS in
Prag damals Oießer vorhanden waren, die solch bedeutenden Aufgaben
gewachsen waren. Auch die Bronzegußwerke für den Fürsten Ernst
Fig. 38J. Adrinen de Vries, Raqb der Ptoserpinn in BUckeburg, S. *M.
kamen von Prag, doch fehlen Über ihre Ausftlhrung bestimmte Angaben,
und leider ist der Käme des Gießers ja auch in jenem Tagebuche nicht
genannt. In einem Briefe des Künstlers vom Jahre 1626 wird aber bei
Gelegenheit der Ausitihrung von Bronzewerken ein Meseran Sehliger
LDer, Unedle »etiUe. 32
498 17. Jahrhundert.
genannt, der vermutlich der Gießer jener Arbeiten und vielleicht auch der
älteren war. Daß Adriaen de Vries sich mit der Gußausfährung seiner
Werke nicht abgab, darf aus einem Briefe des Augsburger Gießers Wolf-
gang Neidhard an den Rat in JDanzig geschlossen werden, in dem er
sagt: „Dan der Aderian (Adriaen de Yries) nempt sie das güssen nit An,
dann er bossir num Ins wax**.
Die Bronzen des Frederiksborger Brunnens, der bekrönende Neptun,
drei Tritonen, drei Genien mit schreitenden Löwen, drei Nymphen auf
Delphinen, drei Putti und drei Gestalten der Lebensalter, kamen während
des Krieges mit Schweden um das Jahr 1660 nach Drottninglwlm und
von dort eine der Figuren nach Heleneborg.
Nach Drottningholm gelangten auch noch Gruppen und Figuren, die
Adriaen de Vries im Auftrage Wallensteins für dessen in Prag erbauten
Palast modellierte, und von denen fünf Figuren zu einem Brunnen vereinigt
waren. Bei der Einnahme Prags durch die Schweden im Jahre 1648
wurden diese Erzfiguren mit anderen Kunstschätzen von den Eroberem
in die Heimat mitgenommen.
Eine ursprünglich zur Bekrönung dieses Brunnens bestimmte Laokoon-
gruppe trägt die Jahreszahl 1623. An ihre Stelle trat auf Wunsch
Wallensteins ein Neptun, der mit der Jahreszahl 1627 versehen ist. Die
um die Mittelfigur aufgestellten Gestalten zweier Flußgötter und zweier
Nymphen entstanden in den Jahren 1624 und 1625.
Die übrigen Figuren und Gruppen waren Venus und Adonis (1624),
ein Bacchus (1624), die Ringer (1625) und ein Apollo aus derselben Zeit.
Wahrscheinlich ebenfalls aus Wallensteins Besitz stammt ein in Drottning-
holm befindliches bronzenes Pferd in halber Lebensgröße (1622).
Von zwei anderen dort vorhandenen Bronzegruppen (beide von 1622)
des Adriaen de Vries, einer allegorischen Darstellung (nackte Frau auf
einem am Boden liegenden Manne stehend) und Herkules, Nessus und
Dejanira, sind die Auftraggeber nicht bekannt. (Boettiger, Bronsarbeten
i Swerge af Adrian de Fries, Stockholm 1864, mit vielen Lichtdruck-
tafeln, und Buchwald a. a. 0. S. 74 ff.)
Von einer großen Erzfigur, dem Neptun auf dem Brunnen am Langen
Markte in Danzig^ ist die Urheberschaft des Adriaen de Vries mit größter
Wahrscheinlichkeit nachgewiesen. Fest steht, daß diese Figur im Modell
im Jahre 1620 vollendet war; die Wasser des Brunnens sprangen zuerst
im Jahre 1633 (Fig. 361, S. 493).
Bemerkt sei endlich, daß die angeführten Werke des Meisters zumeist
bezeichnet sind „Adrianvs Fries Hagiensis**, die jüngeren mit dem Zu-
sätze „Bataws** und auch fast sämtlich ihr Entstehungsjahr tragen. Der
Künstler starb am 11. Mai des Jahres 1627 in Prag.
Eine Reihe hervorragender Erzgußarbeiten wurden im 17. Jahr-
Niederlande. 499
hundert auch von Niederländer Künstlern in der Heimat und für diese
ausgeführt.
Hendrik de Keyser von Utrecht (geb. 1565 oder 1567) vollendete
im Jahre 1620 das 1616 begonnene Grabmal Wilhelms des Schweigsamen
in der Neuen Kirche zu Delft An diesem großartigen, in schwarzem und
weißem Marmor aufgeführten Monumente ist zu Häupten der liegenden,
aus weißem Marmor gebildeten Grabfigur des Statthalters noch eine
sitzende Figur des Prinzen in Bronze aufgestellt, und zu Füßen der Marmor-
figur sitzt eine große eherne ßuhmesgöttin mit ausgebreiteten Flügeln
(Abb. in Marchai a. a. 0., Taf. VII, S, 351).
Demselben Meister wird auch die vortreffliche Denkmalstatue des
Erasmus vom Jahre 1622 auf dem Großen Markte zu Rotterdam zuge-
schrieben.
Martin van Calster, von dem bekannt ist, daß er im Jahre 1595
heiratete und im Jahre 1628 starb, modellierte in den Jahren 1602 — 1603
für einen Brunnen in Mecheln einen Neptun mit Dreizack, auf einem See-
ungeheuer reitend; diese Gruppe wurde von Pierre de Clercq in Bronze
gegossen.
Ein großer 600 Pfund schwerer Bronzechristus, der ehemals auf
dem Pont N^ron in Valenciennes aufgerichtet war, und sich jetzt dort in
Saint-Gery befindet, wurde dort im Jahre 1604 von Jacques Perdry
gegossen.
Gaspard de Turkelsteyn goß im Jahre 1610 einen 6000 Pfund
schweren wappenhaltenden Löwen nach dem Modelle des Jean de
Montfort für das sonst aus schwarzem Marmor gefertigte Grabmal
Johanns II. von Brabant und seiner Gemahlin Margareta von York in
S. Gudula in Brüssel.
Von dem im Jahre 1602 in Brüssel geborenen und im Jahre 1654
in Gent lebend verbrannten Jeröme du Quesnoy d. J. wurde im Jahre
1619 die höchst anmutige Brunnenfigur des Manneken-pis in Brüssel im
Auftrage der Steuereinnehmer der Stadt für 50 Gulden in Bronze ausgeführt.
Jean Cauthals, Gießer in Mecheln^ goß im Jahre 1635, angeblich
aus der Bronze des Standbildes Albas von Jonghelinck, einen Kruzifixus
für den „Meir* in Mecheln. Schon in den Jahren 1594 — 1595 hatte der
Meister einen Bronzechristus für die Große Brücke in Mecheln gegossen.
Von einem unbekannten Künstler, vielleicht von Jean Thonon, wurde
wahrscheinlich in Dinant im Jahre 1631 auf Kosten der zweiunddreißig
Zünfte der Stadt Lüttich eine Denkmalstatue des Bürgermeisters Guillaume
Beeckraan gegossen und in der Vorhalle des Stadthauses zu Lüttich auf-
gestellt. Im Jahre 1638 erhielt die Figur ihren Platz auf einem Straßen-
brunnen, und im Jahre 1649 wurde sie zerstört.
Kolossale Bronzefiguren (12 Fuß hoch), Werke des Arthur Quellinus
500 17. Jahrhundert.
d. Aelt. von Antwerpen (getauft 1609, f lö68), bekrönen die beiden
Hauptgiebel des Stadthauses, des jetzigen königlichen Palastes, in Amster-
dam, Auf dem Vordergiebel stehen die Gestalten: Friede, Gerechtigkeit
und Weisheit, auf dem Giebel der Rückseite die Gestalten: Mäßigkeit,
Wachsamkeit und diese überragend in der Mitte die Figur des Atlas mit
einer riesigen Weltkugel.
Von bronzenen oder messingenen Geräten u. dergl., die im 17. Jahr-
hundert in den Niederlanden entstanden, seien erwähnt ein Lesepult vom
Jahre 1605 in S. Sauveur zu Brügge^ ein ehemals in Nötre-Dame in
Brügge vorhandener, im Jahre 1625 von Gregor van Halle ausgeführter
Kronleuchter (von dem zwölf Statuetten erhalten sind), ein im Auftrage
des Rates von Valenciennes von Meister Mathieu du Moulin de Soignies
für Nötre-Dame la Grande in Valenciennes ausgeführter vierundzwanzig-
armiger Kronleuchter, dann die von Nicolas Bello, „batteur" in Dinanty
im Jahre 1629 für die dortige Kirche ausgeführten noch erhaltenen
Kandelaber, ein Adlerpult in Saint-Quentin ^ das 1638 wahrscheinlich in
Toumai gegossen wurde, und die Chorabschlußtüren in S. Jacques in
Brügge^ die bezeichnet sind „Gillis Moerman Fe. 1683",
Nur wenige größere Bronzewerke, außer den bereits angeführten des
Adriaen de Vries, sind in den skandinavischen Ländern aus dem 17. Jahr-
hundert erhalten.
Im Jahre 1608 entstand die nicht unbedeutende Gestalt einer Caritas
für den Marktbrunnen in Kopenhagen^ sie wurde von dem Nürnberger
Meister Peter Hoff mann in Helsingör gegossen nach dem Modelle des
Stadtzios Otte oder Otto (Tidsskr. for Kunstind. 1892, S. 161flF. mit Abb.).
Ein pokalformiges Taufbecken vom Jahre 1619 mit kleinen Evangelisten-
figuren am Deckel, einer Taufe Christi in Relief und einem Wappen an
der Gefäßwandung befindet sich in der Frauenkirche zu Aalberg in
Dänemark.
England.
Einige nicht unbedeutende Erzgußmonumente sind aus dem 17. Jahr-
hundert in England erhalten. Das hervorragendste darunter, die Reiterstatue
König Karls I. auf Charing-Cross in London^ ist allerdings das Werk eines
zugewanderten Künstlers, des Franzosen Hubert le Sueur, doch soll dieses
ein wenig überlebensgroße Standbild in London im Jahre 1633 gegossen
sein. Das Denkmal entstand im Auftrage des Earl of Portland und war
für dessen Park in Rohampton bestimmt. In der englischen Revolution
sollte es zerstört werden und war einem gewissen John Rivett zum Ein-
schmelzen übergeben, doch dieser verbarg das Kunstwerk, und im Jahre
1675 konnte es seinen jetzigen Standort auf öfi'entlichem Platze erhalten.
(Näheres und Abb. im Art Journal 1901, S. 35 ff.) Von le Sueur, der um
England, Italien. 501
das Jahr 1652 in London starb, sind noch eine Reihe anderer in England
ausgeführter Bronzewerke nachweisbar, die nicht mehr sämtlich vorhanden
sind. In der Gemäldegalerie in Oxford befindet sich von ihm eine
Bronzestatue Williams, Earl of Pembroke. Laut erhaltener Rechnungen
yom Jahre 1640 führte er auch eine Statue und eine Büste Jakobs I. und
noch eine Figur Karls I. in Bronze aus. Auch wird als Bronzewerk des
Künstlers noch die Brunnenfigur eines Merkur (für Sommerset House?)
genannt.
Aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sind auch zwei Grab-
mäler in der Westminsterabtei in London erhalten, deren Figuren in
Erzguß ausgeführt sind; beide sind Werke des Nicholas Stone. Bei
dem Grabmal des Herzogs von Richmond und seiner Gemahlin vom
Jahre 1623 ruhen die lebensgroßen, vergoldeten Figuren der Ver-
storbenen auf marmornem Unterbau, unter einem von vier lebensgroßen
weiblichen Gestalten getragenen Bronzebaldachin, der von einem Genius des
Ruhmes bekrönt ist. Beim Grabmal des Georges Villiers, Herzogs von
Buckingham, und Gemahlin sitzen neben dem Marmoraufbau, auf dem
wieder die Figuren der Verstorbenen in vergoldeter Bronze liegen, vier
lebensgroße klagende Erzgestalten und der Genius des Ruhmes steht leb-
haft bewegt zu Füßen der Toten.
Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dürfte in England nur
noch die im Jahre 1685 aufgestellte Bronzestatue König Jakobs I., ein
Werk des Grinling Gibbons (1648—1721) in den Whitehall-Gardens in
London anzuführen sein.
Italien.
In Italien entstanden besonders in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts noch eine Reihe höchst bedeutsamer Erzgußwerke, insbesondere
zeichnen sich die in der Schule des Giovanni da Bologna gebildeten
Künstler aus, denen auch die Aufgabe zufiel, mehrere vom Meister be-
gonnene Werke zu Ende zu führen.
An der Vollendung der beiden großen, bei Giovanni da Bologna
in Auftrag gegebenen Denkmäler, dem im Jahre 1604 begonnenen Reiter-
bilde König Heinrichs IV. von Frankreich und dem im Jahre 1606 be-
gonnenen gleichartigen Monumente König Philipps III. von Spanien, war
vor allem Pietro Tacca (1577—1640) beteiligt.
Sein Werk ist in der Hauptsache das für den Pont Neuf in Paris
ausgeführte, in der großen Revolution zum größten Teil zerstörte Denk-
mal Heinrichs IV. Pferd und Reiter, die zusammen fast sechs Meter
hoch waren, vollendete der auch im Gießen erfahrene Tacca im Jahre 1610,
doch erst im Jahre 1614 kamen Pferd und Reiter nach mancherlei Gefahren
in Paris an. Am Sockel des Denkmals saßen vier Sklavenfiguren, die
502 1'- Jahrhundert.
nacb einem Modelle des Pietro Francavilla (1548 — 1618), einem
Nieder^nder von Geburt, von Francesco Bordoni in Paris aus-
geführt wurden und sich jetzt im Leu vre befinden.
P. Tm.ch, Denkmal Philip;
Das Reiterbild Philipps III. wurde ebenfalls von Tacca im Modell
vollendet und in Bronze i^e^ossen. Im Jahre 1615 wurde es nach Spanien
abgesandt, und im Sommer des folgenden Jahres konnte das Denkmal im
Schloßgarten zu Madrid aufgestellt werden. Im Jahre 1848 wurde das
Italien. 503
Honument auf dem Großen Plotize von Madrid aufgestellt (Justi, Zeit-
schrift f. bild. Kunst 18. 1882/83. S. 308ff.).
Für Spanien schuf Tacca einige Jahrzehnte später noch ein großes
künstlerisch und technisch dem ersten überlegenes Reiterdenknial, bei dem
König PhUipp IV. auf springendem Pferde dargestellt ist (Fig. 365, S. 502).
Dieses letzte Werk Taccas wurde im Jahre 1640 vollendet, und noch
bevor es in Spanien eintraf, starb der Meister. Auch dieses Monument
Fig. Mt. P. T*GCa, Brnanen in Floreoz, Piazza del Annanziata. 8. 6DS,
wurde verschiedentlich umgesetzt, seine jetzige Aufstellung auf der Plaza
de Oriente in Madrid wurde im Jahre 1844 bewerkstelligt.
Der Gedanke, Pferde auf den Hinterbeinen stehend bildnerisch dar-
zustellen, war nicht ganz neu und war in kleinerem Maßstabe auch bereits
früher zur Ausitlhrung gebracht (z. B. auch in Innsbruck, s. S. 490), in
dem gewattigen Maßstäbe der Statue Philipps IV. war die Ueberwindung
der technischen Schwierigkeiten aber etwas unerhörtes (die Geschichte
des Denkmals behandelt eingehend Justi a. a. 0., S. 312f. und 387f.).
1?. JahrhniideTt.
P. Taccft, Kami
Tacca selbst hatte sich mit der Ausfuhrung eines großen Reiter-
monumentes mit kurbettierendem Pferde auch bereits eingehend beschäftigt,
ehe er den Auftrag für das Denkmal Philipps IV. erhielt. In der Löwen-
burg bei Kassel ist das Bronzemodell des Denkmals erhalten, das Herzog
Italien. 505
Karl Emanuel tod Savoyeti im Jahre 1619 bei dem Künstler fUr Turin
bestellte, das aber nicht zur Ausführung im ji^oQen gelangte. Pferd und
Reiter zeigen bei diesem Weik eine gleichartige Haltung wie bei dem
Denkmal Philipps IV. (Justi a. a. 0. 1886, S. 815).
Yon den in Italien gebliebenen Erzgußwerken Pietro Taccas sind
von besonderem künstlerischen Werte die beiden Bninuen auf der Piazza
Fig. 3t8. Denbmul iea Runuccio Funese in Fiscenzn. S. bUt.
del Annunziata in Florenz (Fig. 36Ö, S. 503) und die -vier Sklavenfiguren
am Sockel des Marmorstandbildes Ferdinands I. am Hafen von Livomo.
Außerdem sind von Tacca in Bronze ausgeführt mehrere Kruzifixe, der
Eber im Mercato Nuovo in Florenz, einige Vögel, zwei Kaminböcke
(Fig. 367, S. 504) und zwei Türklopfer im Bargello zu Florenz u. a. m.
Zwei große Reiterdenkmäler sind aus dem 17, Jahrhundert auch in
ItaUen erhalten, die Standbilder der Alessandro und Banuccio Farnese
506 17. Jahrhundert.
auf dem Großen Platze in Piacenza^ die nach den Modellen des Fran-
cesco Mocchi (1580 — 1646) im Jahre 1625 von dem römischen Gießer
Marcello, wie es heißt, jede „in einem Guß", vollendet wurden (Fig. 368,
S. 505).
Die sitzende Statue des Papstes Alexander VIT. für ein in Ferrara
im Jahre 1675 aufgestelltes Denkmal wurde im Jahre 1660 von Lorenz o
Caprioli in Venedig gegossen. Die Figur wurde im Jahre 1796 zerstört,
nur der Kopf und einige kleine Teile sind davon erhalten (Champeaux,
Dict. des fondeurs etc. S. 232).
Einige Erzgußwerke größten Maßstabes entstanden nach Entwürfen
des Lorenzo Bernini (1598 — 1680) fQr die Peterskirche in Rom
(Stanislao Fraschetti, II Bernini, Milano 1900). Vor allem berühmt, fast
berüchtigt, ist das gewaltige, 29 Meter hohe eherne Tabernakel, das im
Jahre 1633 in der Vierung jener größten christlichen Kirche aufgestellt
wurde. Vier gewundene, geblümte Säulen tragen einen Baldachin, auf
dessen Ecken kolossale Engelgestalten gestellt sind. Säulen und Figuren
sind nach den Modellen des Niederländers Fran^ois du Quesnoy von
den Erzgießern Gregorio de ßossi und Ambrosio Lucenti ge-
gossen. Das Metall, im Gewichte von 186392 Pfund, wurde zum Teil
vom Pantheon des Agrippa in Rom genommen.
In gleichem Maßstabe ist die „Catedra" im Chor derselben Kirche
gehalten. Dieses kolossale, im Auftrage des Papstes Alexander VIL aus-
geführte Bronze werk mit dem Throne des Apostelfürsten, beginnt imten
mit den vier Freifiguren der Kirchenväter und wächst um ein ovales
Fenster herum zur üppigsten Wanddekoration mit Engelscharen in Wolken
und Strahlen aus. Ein Gießer Giovanni Pescina goß alles nach den
Modellen Berninis. Das Gesamtgewicht der Bronzeteile wird auf
219060 Pfund angegeben.
Eine sitzende überlebensgroße eherne Porträtfigur des Papstes
Urban VIII. schmückt dessen von Bernini geschaffenes Grabmal in der
Peterskirche.
Endlich ist in der Sakramentskapelle der Peterskirche noch die Erz-
dekoration des Tabernakels und Altars Berninis Werk.
Von anderen Bronzewerken des Meisters seien angeführt eine Büste
Papst Urbans VIII., ein Kruzifix im Escurial zu Madrid und eine Kopie
des Borghesischen Fechters.
Zahlreiche, zum Teil auch sehr große Erzgußwerke entstanden nach
Modellen des Bologneser Meisters Alessandro Algardi (1583 — 1654). In
der Sala grande des Konservatorenpalastes in Rom ist die überlebensgroße
sitzende Gestalt des Papstes Innocenz X., eines der vorzüglichsten Werke des
Künstlers; auch eine Bronzebüste desselben Papstes von Algardi ist er-
halten. Von einer Bronzegruppe des Erzengels Michael befindet sich das
Italien. 507
Modell im Museo civico in Bologna. In Gemüt wurde der reiche, be-
sonders aus BQsten bestehende Bronzeschmuck der Capella de Franzoni
in der Kirche San Carlo unter der Leitung Algardis ausgeführt.
Verkleinerte Nachbildungen von Figuren und Gruppen Algardis
sind außerdem zahlreich erhalten.
Von den vielen weniger bekannten italienischen Künstlern des 17. Jahr-
himderts, die Modelle für den Erzguß lieferten oder als Gießer tätig waren,
mögen nur noch einige genannt werden.
Zu Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts sind eine Reihe
bedeutender Bronzewerke Ton Fran-
cesco Brambilla und Andrea Biffi
gemeinsam mit dem Gießer Giovanni
Busca ftlr den Dom in Mailand aus-
geführt. Der Bronzeschmuck der Kan-
zeln im Chor und das Tabernakel des
Hauptaltars waren gemeinsame Arbeiten
dieser Künstler. Von Biffi allein wur-
den (1602) zwei Tugendfiguren für das
Grabmal des Carlo Borromeo und (1603)
die Büste dieses Heiligen über dessen
Epitaph ausgeführt (Champeaux, Dict.
des fondeurs, S. 17Ö u. 125).
Für die Kathedrale in Bergamo
modellierte und goß Capo dal Camillo
im Jahre 1603 zwei Bronzekanzeln.
Desselben Künstlers Werk sind zwei
Kandelaber in Sa. Maria maggiore zu
Bergamo.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts Fi8»«9 Turkiopto m itaiie», Ende de«
17. Jahrb. Btrtln, Kuntffftie.-Miit. S. bOS.
fertigte Antonio Calegari mit seinem
Vater Santo Calegari und dem Gießer Doraenico Filiberti ver-
schiedene Bronzearbeiten fflr den Dom in Bergamo (.Champeaux a. a, 0.,
S. 226 u. 223).
Hieronimo Castelli in Mailand goß das reiche Bronzegitter auf
dem Altar der Kapelle der heiligen Reliquien in der Certosa von Paiia.
Der Franzose Ouillaume Berthelot (f 1648 in Paris) führte in
Born einige größere Bronzearbeiten aus. Sein Werk ist die Madonna auf
der nach Modemos Entwurf errichteten Säule vor Sa. Maria maggiore.
Für den Altar der Capella San Paolo dieser Kirche schuf er die Bronze-
statue des Apostels Paulus und zwei große Engelfiguren, fUr die Villa
Borghese eine Bronzefigur des Narclssus.
Ein ausgezeichnetes italienisches TOrbeschlagstUck, wie angenommen
508 17. Jahrhundert.
wird, aus dem Ende des 17. Jahrhunderts (nicht des 18. Jahrhunderts!),
besitzt das Berliner Kunstf?ewerbe-Museum (Fig. 369, S. 507).
Schließlich sei hier der bis auf Einzelheiten in Kupfer getriebenen
Eolossalfigur des heiligen Carlo Borromeo in Ärona am Lago maggiore
gedacht, die nach einem Modell des Bildhauers Cerano von Bernardo
Falcone und SiroZanella zu Ende des 17. Jahrhunderts (1674?) er-
richtet wurde.
Frankreich.
Die französischen Erzbildner des 17. Jahrhunderts waren fast aus-
schließlich mit Arbeiten zur Verherrlichung ihrer Könige beschäftigt.
Neben einer Reihe öffentlich aufgestellter Denkmäler entstanden in größter
Menge Erzfiguren zur Ausschmückung der königlichen Gäi-ten, besonders
in Versailles und Marly, und für die Schlösser selbst Türen, Treppen-
geländer, Beschläge an Fenstern und Türen, Kamingerät und Ausstattungs-
teile aller Art.
Die notwendigsten Angaben über die sämtlich zerstörten Denkmäler
und verwandte Werke mögen im Zusammenhange hier vorangestellt
werden.
Das älteste große Reitermonument, das in Frankreich entstand, scheint
das des Connetable Anne de Montmorency (1493 — 1567) gewesen zu sein,
wie es scheint, wurde es um das Jahr 1600 in Chantilly aufgestellt. Doch
nach den wenigen Nachrichten, die darüber erhalten sind, war dieses
Werk nicht gegossen, sondern in Kupfer getrieben. Ein zuverlässiger
Berichterstatter, dem zweifellos das Denkmal aus eigener Anschauung
wohl bekannt war, Patte, schreibt in seinem Werke, „Monuments ^rig<$s
en France ä la gloire de Louis XV. Paris 1765*, darüber folgendermaßen:
„Die erzene Reiterstatue des letzten Connetable von Montmorency, die
man dem Schlosse von Chantilly gegenüber siehi, ist eines der ersten
Monumente dieser Art, deren in Frankreich Erwähnung geschieht. Der
Connetable ist in antiker Rüstung dargestellt, mit dem gezogenen Schwerte
in der Hand; sein auf dem Boden liegender Helm stützt einen Fuß des
Pferdes. Diese Statue, die in Kupfer getrieben ist, in der Art der Alten,
wird von Kennern geschätzt.**
lieber die Künstler dieses Reiterbildes ist nichts bekannt.
Von dem Denkmale Heinrichs IV., das von Pietro Tacca vollendet
und im Jahre 1615 in Paris aufgestellt wurde, war früher die Rede.
Auch wurde bereits von dem Reiterbilde Karls I. gesprochen, das
Hubert le Sueur im Jahre 1633 vollendete.
Ein für Nancy begonnenes erzenes Reitermonument Herzog Hein-
richs n. von Lothringen wurde nur zum Teil vollendet. Die Brüder
David und Antoine Chaligny in Nancy wurden um das Jahr 1621
Frankreich. 509
damit beauftragt, und in Anlehnung an das Denkmal Cosimos I. in
Florenz sollen sie ihre Arbeit begonnen haben. Nach dem Tode Davids
(1631) wurde das Pferd von Antoine fertig gestellt. Der Krieg mit Frank-
reich verhinderte dann die Vollendung; das Pferd wurde nach Paris ent-
ftthrt. Ein Bronzemodell der ganzen Denkmalanlage befindet sich im
Museum zu Nancy-
Schon der Vater der Künstler, Jean Ghalignj, hatte sich im
BronzeguS hervorgetan, und Antoine wurde unter Ludwig XIV. Com-
missaire g^n^ral des fontes
de l'artillerie de France; er
starb im Jahre 1666 (Cham-
peaux, Dict. des fondeurs,
S. 266).
Im Jahre 1639 voll-
endete Pierre Biard d. J.
(1592—1661) im Auftrage
Richelieus eine Bildnisfigur
König Ludwigs XIII. zu dem
BroDzepferde, das bereits im
Jahre 1564 von Daniele da
Volterra für ein Reiter-
denhmal Känig Heinrichs IL
ausgeführt war. Dieses Reiter-
bild Ludwigs XIII. wurde in-
mitten der Place Boyale in
Paris errichtet.
In demselben Jahre voll-
endete Biard noch ein sehr FiB.sTo. jesn v»riD, Ludwig xiii. j-orü, to»..«.
großes Bronzewerk , eine
Galatea von 12 Fuß Höhe, mit einem Seeungeheuer zu den FUßen von
8 Fuß Länge (Ghampeaux a. a. 0., S. 123).
Ein Denkmal in Art eines Triumphbogens mit den Bronzestatuen
des zehnjährigen Ludwig XIV. inmitten seiner Eltern wurde im Jahre 1647
Ton Simon Guillain für den Pont au Ghange in Paris ausgeführt.
Die Figuren dieses Monumentes sind im Louvre erhalten.
Michel Anguier (1614 — 1690) modellierte im Jahre 1651 eine
Figur Ludwigs XIII. in etwa halber Lebensgröße, die in Narbonne in
großem Maßstabe in Erz gegossen wurde, um dort auf einem Platze auf-
gestellt zu werden.
Von demselben Künstler sind zahlreiche kleine Bronzewerke erhalten
(Ghampeaux a. a. 0., S. 27).
Schon in der ersten Hälfte des Jahrhunders scheint auch der Vlame
510 17. Jahrhundert.
Jean Varin (geb. gegen 1599, gest. 1672) in Paris als Poitratbildner
tätig gewesen zu sein. Außer erhaltenen Büsten König Ludwigs XIII.
(Fig. 370, S. 509) und des Kardinals Richelieu soll er auch eine große
Bronzestatue Ludwigs XIV. geschaffen haben (vergl. L'Art 1881, Bd. 26,
S. 289 ff.).
Im Jahre 1686 wurde in Paris ein 13 Fuß hohes Standbild Lud-
wigs XIV. auf der Place des Victoires aufgestellt, das von dem Nieder-
länder Martin Desjardins (Van den Bogaerts) modelliert und un-
geteilt gegossen wurde.
In allen älteren Beschreibungen wird dieses Denkmal als ein Bronze-
werk bezeichnet, nach Gonse (Sculpt. fran^.) soll es in vergoldetem Blei
ausgeführt gewesen sein.
Desjardins führte auch ein großes erzenes Reiterbild Ludwigs XIV.
für die Place Bellecour in Lyon aus, für dessen Sockel die Brüder
Nicolas (1656—1733) und Guillaume Coustou (1677—1746) um das
Jahr 1715 die beiden großen liegenden Gestalten der Saöne und Rhone
ausführten, die allein von dem Denkmal im Hotel de ville zu Lyon er-
halten sind.
Mehrere Denkmäler Ludwigs XIV. modellierte und goß Charles
Antoine Coyzevox (1640 — 1720) (vergl. Jouin, Ant. Coyzevox. Paris
1883).
Im Jahre 1689 vollendete der Künstler ein jetzt im Garten des
Musee Carnavalet in Paris aufgestelltes Standbild des Königs für das
Hotel de ville in Paris^ mit der Bezeichnung: »Fait et fondu par Ant.
Coyzevox, sculpteur ord. du Roy".
Sein Hauptwerk war das große im Jahre 1689 vollendete, für Nantes
bestimmte, aber im Jahre 1726 in Bennes errichtete Reitermonument des
Königs, dessen beide großen Sockelreliefs sich jetzt im Museum zu
Bennes befinden.
Coyzevox führte auch mehrere Bronzebüsten Ludwigs XIV., des
jugendlichen Ludwig XV., Cond^s, Turennes u, a. aus. Drei Bronze-
figuren in annähernd Lebensgröße, Klugheit, Treue und Friede darstellend,
befinden sich an dem von ihm geschaffenen Grabmale des Kardinals
Mazarin, früher in der Kapelle des ehemaligen College Mazarin in Paris.
Die jetzt im Louvre befindlichen Figuren sind bezeichnet: A. Coyzevox,
f. 1692 (Fig. 371, S. 511).
Neben Girardon arbeitete Coyzevox am Grabmal des Marquis
Louvois in der Kapuzinerkirche zu Paris; von den beiden Bronzefiguren
an diesem Monumente, darstellend die Wachsamkeit und die Klugheit,
war die erstere von Coyzevox, die andere von Girardon.
Im Jahre 1687 erhielt Pierre Füget (1622—1694) den Auftrag
für ein bronzenes Reiterdenkmal, das in Marseille aufgestellt werden
sollte. Das Monument kam nicht zur Ausführung, docli die Verhandlungen
darüber sind erhalten und zum Teil von hohem Interesse (Lagrange,
Pierre Puget. Paris 1868. S. 221 S.).
Etienoe Lehongre {1628 — 1690) modellierte und goß eine Reiter-
statue Ludwigs XIV., die, wie angegeben wird, im Jahre 1690 vollendet
Fig. 311. Antoine Cofzevoi, arabmal des KoFdinula Mozarin, J'an
war, aber erst im Jahre 1725 in Dijon aufgestellt wurde. Ob, wie es
heißt, das Pferd dieses Denkmals das von den Brüdern Chaligny ftlr
Nancy ausgeführte ist (siehe oben), wurde bisher nicht mit Bestimmtheit
Eia 21 Fu0 hohes Reiterbild des Königs, das nach dem Modelle
512 1'- Jahrhundert.
Franfois Girardons (1628 — 1715) tob dem berühmtesten Gießer
Frankreichs, dem Schweizer Johann Balthasar Keller, unjfeteilt ge-
gossen wurde, wurde im Jahre 1699 auf dem Yendömeplatze in Paris
aufgestellt (Fig. 372. S. 512). Im Jahre 1686 war Girardon bereits am
Modelle beschäftigt, in den Jahren 1691 und 1692 geschah die Ein-
formung und der Guß.
Ueber die GußausfUhrung dieses Denkmales finden sich genaue, durch
zahlreiche Kupfertafeln
veranschaulichte Angaben
in: Boffrand,Description
de ce qui a 6ti pratique
pour fonder en bronze
d'un seul Jet In figure
^questre de Louis XIV.
Paris 1743.
Keller war im Jahre
1683 zum Commissaire
g^n^ral des fontes de
France ernannt, und hatte
in dieser Stellung den
Guß zahlreicher groß-
artiger, besonders fiQr das
Schloß und den Park
von Versailles bestimmter
Werke zu leiten. Er war
laut Vertrag vom 22. De-
zember 1683 verpflichtet,
alle ihm vom Marquis de
Louvois für den König in
Auftrag gegebenen Sta-
tuen im Wacbsausschmelz-
verfahren — ä cire perdue
— zu gießen. Für jede Statue in der Höhe zwischen 6 und 8 Fuß erhielt
er 1200 Franken, doch sollte er dafUr die Wachsmodelle von den ge-
schicktesten Bildhauern nacharbeiten und alles für die Herstellung der
Form Notwendige auf eij^ene Kosten beschaffen, nur das Gußmetall wurde
ihm geliefert. Für jede Statue, die die Höhe von 8 Fuß überschritt,
sollten ihm 300 Franken mehr gezahlt werden, und für jede Figur, die
nicht die Größe von 5^* Fuß erreichte, 300 Franken weniger.
Job. Baltb. Keller arbeitete gemeinsam mit seinem älteren Bruder
Joh. Jakob Keller, der schon vor ihm in Paris ansässig war, und
auf dessen Veranlassung er nach dort kam, um die Gießerei zu erlernen.
Fnuikreicb. 513
In den königlichen Rechnungen findet sich der Name Keller
(.Kellair*) zuerst im Jahre 1669, erst seit dem Jahre 1683 kommt er
häufiger vor. Bis zum Jahre 1681 wurden die filr VersMÜes ausgeführten
Bronzen von Ambroise Duval grossen.
Die Ton diesen und anderen KUustlern fUr Versailles gegosseuen,
wenigstens zum Teil erhaltenen Werke sind zahllos, und ungeheure Summen
wurden von Ludwig XIV. dafDr ausgegeben. Nur die hauptsächlichsten
Werke mSgen hier erwähnt werden.
Auf der „Terrasse" vor dem Mittelbau des Schlosses waren vier von
Flg. il3. AntoiDe CoyiGTOx and J. B, KeUer, „La Dordogne" in Vera>ill«B. 8. fiis.
Keller g^ossene Bronzestatuen, Bacchus, Apollo von Belvedere, Mer-
kur, genannt Äntinous Ton Belvedere, und Silen mit Bacchus, aufgestellt.
Das im Jahre 1684 angelegte ^Parterre d'Eau" zierten vier von
Keller in Bronze gegossene Gruppen der Hauptströme Frankreichs;
Seine und Uame waren von Lehongre modelliert, Garonne und Dor-
dogne von Coyzevoi (Fig. 373, S. 513), Loire und Loiret von Regnau-
din und Rhone und Saöne von Tuby.
Außerdem waren dort erzene Kindergruppen und Nymphen aufgestellt.
Die Kinder waren nach Modellen von Legros, Poultier, van Clfeve
und Lespignola von Aubry, Roger, Bonvallet und Taubin ge-
gossen. Die Nymphen modellierten Raon, Lehongre, Magnier und
Legros.
An das Parterre d'Eau grenzten rechts und links zwei ,cabiuets de
Lflet, DDsdIe Metalle. S3
514 17. Jahrhundert.
verdure a Titalienne**, die ^cabinets de Diane et du Point-du-jour*, die
ebenfalls 1684 angelegt wurden. In beiden waren von Keller im Jahre
1687 in Bronze gegossene Tiergruppen nach den Modellen von Tan
Cl^ve und Houzeau aufgestellt.
Das „Parterre du Nord" (1664) war mit 14 nach Modellen Ballins
von Duval gegossenen Bronzevasen geschmückt.
In der „All^e d'Eau** (1668—1669), die von Ludwig XIV. nach den
22 dort aufgestellten Eindergruppen als „L^all^e d^enfants*^ bezeichnet
wurde, waren die zu je dreien vereinigten Einderfiguren (nach den Mo-
dellen Languedocs?) von Duval, Warin, Monnier und Langlois
gegossen.
Reich mit Bronze werken ausgestattet war endlich auch das «Parterre
du midi''. Am Eingang lagen zwei Marmorsphinxe mit je einem Amor,
die von Duval nach Modellen Leramberts gegossen waren. Weiter
waren dort zahlreiche Bronzevasen aufgestellt, die zum Teil nach Mo-
dellen Ballins und Bert ins ebenfalls von Duval gegossen waren.
Im „Cour de marbre** des Versailler Schlosses wurde im Jahre 1673
eine Fontäne aufgestellt mit einer vergoldeten Bronzegruppe, ein Triton
mit zwei Amoren, die von Duval gegossen wurde; diese Fontäne wurde
bereits im Jahre 1684 wieder zerstört, als der Hof neu ausgeschmückt
wurde.
Eöstlichste vergoldete Bronzearbeiten wurden auch zur Ausstattung
des Schlosses selbst ausgefUhrt. Eleine Brunnen, Türen, Balustraden,
Eamineinrichtungen, Wand- und Eronleuchter, Tür-, Fenster- und Möbel-
beschläge und sonstige Geräte aller Art wurden in Bronze gegossen und
aufs feinste ziseliert.
Einer der vorzüglichsten Eünstler war für diese Arbeiten in den
letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts Domenico Cucci, der in
Todi bei Rom geboren war, um 1664 nach Frankreich kam und dort um
1700 gestorben ist.
Eines der Hauptwerke Cuccis war die im Jahre 1679 vollendete
Bronzebalustrade der großen Schloßtreppe, für die er 31 200 Franken er-
hielt. Für die Bronzeeinfassungen der Türen in jenem Treppenhause
erhielt er (1680) 5200 Franken. Im Jahre 1672 wurden ihm für Tür-
und Fensterbeschläge der „Grands appartements'' 13100 Franken gezahlt,
im Jahre 1681 für gleichartige Arbeiten 20500 Franken.
Von bronzebeschlagenen und mit Figuren ausgestatteten Möbeln, die
Cucci ausführte, waren die hervorragendsten die mit der Darstellung
des Triumphes Apollos und der Diana. Für diese Arbeiten, die im Jahre
1667 vollendet waren, erhielt er 30500 Franken.
Das alles sind nur aus der Gesamtheit gegriffene Beispiele, die An-
gaben ließen sich unendlich vermehren. Verwiesen sei auf: Guiffrey,
Frankreich. 515
Comptes des Bätiments; Dussieux, Le chäteau de Versailles, und für
Abbildungen: Baldus, Palais de Versailles, und die Kupferstiche des
Israel Silvestre.
Gegenüber den zahlreichen besten Bronzewerken, die in königlichem
Auftrage entstanden, treten die wenigen im 17. Jahrhundert für französische
Kirchen geschaffenen Erzarbeiten ganz und gar zurück, nur einige Werke
dieser Art mögen angeführt werden.
Pierre Puget modellierte f\lr Saint-Cyr einen in Bronze gegossenen
Altar, der zu den Hauptwerken dieses Künstlers gerechnet wird (La-
grange, Pierre Puget, S. 90).
Für die Karmeliterkirche in Lyon wurde nach dem Entwürfe Berninis
in vergoldetem Kupfer ein Tabernakel ausgeführt mit der Figur des auf-
erstandenen Christus zwischen zwei Engeln, den Evangelisten und Engeln
mit Rauchfässern.
Ein auf der Pariser Weltausstellung 1889 ausgestelltes Adlerlesepult
des 17. Jahrhunderts wurde, wie die Inschrift besagt, in Bauen gegossen.
Zwei Erzgießer in Toulon, Fran^ois Bärage und Joseph Bar-
baroux, verpflichteten sich im Jahre 1635 zwei Kandelaber von über
1^,'2 Meter Höhe für die dortige Kathedrale zu gießen.
Für die Kirche der Cölestinerinnen in Paris goß ein Meister Bernard
le Bei in Abbeville im Jahre 1618 einen Hängeleuchter in Kronenform
(Abb. in Miliin, Antiquit^s nationales I, PL 21).
Achtzehntes Jahrhundert.
Während des 18. Jahrhunderts bewahrte Frankreich unbedingt die
einmal gewonnene Vorrangstellung auf dem Gebiete der Bronzekunst;
neben einer Reihe größter Werke, die wiederum sämtlich zerstört sind,
entstanden köstlichste Kleinwerke in vergoldeter Bronze, in einer sonst
nirgends erreichten Feinheit der Ausführung.
Die deutsche Erzgießkunst stand seit dem Ende des 17. Jahrhunderts
nicht mehr ganz auf eigenen Füßen, die lebensvolle Pflege überlieferten
Könnens war gestört. Die Meister, die die wenigen großen künstlerisch
bedeutenden Bronzewerke um das Jahr 1700 in Deutschland gössen, waren
Ausländer oder hatten ihre Erfahrungen im Auslande gesammelt.
Künstlerisch und technisch war Paris die Hohe Schule für alle Ge-
biete der Bronzekunst geworden und mit dem Sinken der Fähigkeiten in
den übrigen europäischen Ländern steigerte sich der französische Einfluß,
und französische Meister fanden überallhin ihren Weg.
516 18* Jahrhundert.
Deutschland.
Die in dem Entwicklungsabschnitte der deutschen Gießkunst yom
Ausgange des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts glanzTollsten Namen
sind Andreas Schlüter, der Bildhauer, und Johann Jacobi, der Gießer.
Gemeinsame Werke dieser Meister waren das im Jahre 1697 in Berlin
gegossene eherne Standbild des Kurfürsten Friedrich III., das über hundert
Jahre später, im Jahre 1803 in Königsberg aufgestellt wurde, und das im
Jahre 1700 in Berlin ungeteilt gegossene Reiterbild Friedrich Wilhelms
des Großen Kurfürsten (Fig. 374, S. 517).
Andreas Schlüter wurde in Hamburg im Jahre 1664 geboren, er
trat im Jahre 1694 in den Dienst des Kurfürsten Friedrich HL in Berlin
und starb im Jahre 1714 in Petersburg, wo er das letzte Jahr seines
Lebens verbracht hatte (Dohme, Andreas Schlüter. In Dohme, Kunst
und Künstler. Bd. I).
Johann Jacobi wurde im Jahre 1664 in Hotnburg v. d. H. ge-
boren, erlernte das Schmiedehandwerk und in Paris die Erzgießkunst in
der von Keller geleiteten Gießerei. Er starb im Jahre 1725.
Genaueres bekannt ist über die Entstehung des Reitermonumentes
(vergl. insbesondere Paul Seidel, Der Große Kurfürst in der Plastik
seiner Zeit. HohenzoUem-Jahrbuch 1898, S. 101 flf.).
Das große, für den Guß bestimmte Modell des Denkmals entstand
im Jahre 1698. Als Vorbild für das Denkmalpferd diente ein besonders
schönes Pferd aus dem Besitze des Markgrafen Philipp Wilhelm von
Schwedt. Den Kopf des Fürsten modellierte der Künstler naturwahr nach
zahlreich vorhandenen gemalten und plastischen Porträtbildnissen.
Als wichtigste Gehilfen Schlüters bei diesem Denkmal scheinen
Nahl, Herfort, Henzi und Backer gelten zu dürfen, von denen be-
kannt ist, daß sie im Jahre 1703 nach Schlüters Skizzen die vier
Sklavenfiguren am Sockel modellierten; Nahl und Back er modellier^
ten außerdem nach den Entwürfen des Malers Wentzel die Reliefs am
Sockel.
Da von einem Augenzeugen des Gusses angegeben wird, daß: «Reuter
und Pferd in einem Stück und nicht jedes ä parte gegossen'' wurde, darf
man annehmen, daß von Johann Jacobi das in Paris damals übliche
und von Boffrand (s. S. 512) beschriebene Verfahren der Einformung
angewendet wurde. Zur Herstellung des Gußmodells wurden 966 Pfund
Gelbwachs gebraucht und den Bedarf an Metall veranschlagte Jacobi anf
500 Zentner, von denen aber 200 Zentner als für den Guß notwendiger
üeberschuß zu rechnen wBren. Er schlug deshalb vor, 230 Zentner
Kupfer, 40 Zentner gelbes Messing und 30 Zentner gutes Zinn zu kaufen.
die übrigen 200 Zentner aber leibveise dem Zeoghause zu entaehmen;
aus den Rechnungen gebt jedoch hervor, daß im ganzen etwa 524 Zentner
rig. »4. Andreu Schlüter nad Jobum Jacobl, Der QraSe Kuifarat in Berlin. S. 6IA.
Kupfer nnd Messing und 50 Zentner Zinn gekauft wurden. Am 2. No-
Tember 1700 war alles fßr den Guß vorbereitet, der in Gegenwart der
518 18. Jahrhundert.
vornehmen Gesellschaft mit dem Markgrafen Christian Ludwig an der
Spitze glücklich von statten ging.
Im Jahre 1703 wurde das noch auf einem provisorischen Sockel auf-
gestellte Reiterbild feierlichst enthüllt. Im Jahre 1709 scheinen erst die
vier Sklavenfiguren und im folgenden Jahre auch die Reliefs in Bronze-
guß vollendet zu sein. Die Gesamtausgaben für die Ausführung des Denk-
mals ohne die Kosten für den Bildhauer betrugen rund 47500 Taler.
Besonders bemerkenswert ist, daß damals und für lange Zeit Jacob i
als der eigentliche Schöpfer des Denkmals galt, er wurde mit Ehren über-
häuft, er erhielt eine goldene Kette mit dem Bilde des Kurfürsten und
sein Bildnis wurde auf öffentliche Kosten in Kupfer gestochen; selbst auf
die Gehilfen wurden die Gnadenbeweise ausgedehnt. Von irgend welchen
Auszeichnungen Schlüters verlautet nichts, und erst in neuerer Zeit ist
ihm die Anerkennung zu teil geworden, die ihm als Bildner eines der
edelsten Monumente aller Zeiten gebührt.
Erwähnt sei noch, daß sich eine kleine von Jacobi gegossene Bronze-
nachbildung des Denkmals in der Abteilung der deutschen Skulpturen der
Kgl. Museen in Berlin befindet.
Wenige Jahre später, im Jahre 1711, wurde auch im Rheinlande ein
großes in Bronze gegossenes Reiterbild errichtet, das Denkmal des Kur^
fürsten Johann Wilhelm in Düsseldorf (Fig. 375, S. 519), ein tüchtiges
Werk des Niederländer Meisters Gabriel de Grupello (geb. 1644 in
Grammont, f 1730 auf Schloß Ehrenstein bei Aachen).
Grupello war im Jahre 1695 von jenem Fürsten nach Düsseldorf
berufen und hat dort neben dem im Jahre 1703 begonnenen Reitermonu-
mente andere größere Werke geschaffen, darunter auch noch einige in
Bronzeguß. In einer Reisebescbreibung des Freiherrn v. Vohenstein
aus dem Jahre 1709 heißt es bei den Mitteilungen über Düsseldorf:
„Folgenden Tags besahen wir das Gießhaus und traffen daselbst neben
vielen trefflichen Statuen, daß jetzmahligen ChurfÜrsten Johann Wilhelm
in marmorstein gehauenes Bildnüß an. Es wäre auch ein dessein von
einer Pyramide projectirt, und dessen Ober- und untertheil bereits ver-
fertiget, welche in bronce gegossen werden solle . . .* (Ann. d. bist. Ver.
für d. Niederrhein, Heft 18, S. 170).
Ein in Bronze gegossener Erucifixus des Künstlers soll sich in der
Sakristei von St. Andreas in Düsseldorf befinden.
Ein Werk Grupellos soll auch das Bronzemonument auf dem Parade-
platz in 3Iannheim sein, das im Jahre 1741 von Düsseldorf nach Mann-
heim gebracht wurde und im Jahre 1893 zu einer Brunnenanlage er-
weitert wurde. Es gilt als ein Erinnerungsdenkmal der pfälzischen
Kriege gegen Frankreich oder nach anderer Auffassung als eine Allegorie
auf den Wechsel der Zeiten.
Deutacbland. 519
Die außer den wenigen genannten im Laufe des 18. Jahrhunderts auf
deutschem Boden noch entstandenen größeren Gußwerke wurden nicht
mehr in Bronze ausgeführt. Ein veränderter Geschmack, die bedeutenden
Kosten und sicherlich nicht zuletzt die technischen Schwierigkeiten wirkten
gemeinsam darauf hin, ein bis dabin in Deutschland ftlr öffentlich auf-
Pig. an. Onbriel de Orapello, Kqrfatat Johknn Wilbelm in Daassidorf. S. HS.
gestellte Bildwerke kaum verwendetes Material, das Blei, in weiterem
Umfange durch den Guß künstlerisch zu gestalten ; darüber wird an anderer
Stelle zu sprechen sein. Gleicherweise führten in Deutschland Sparsam-
keitsrOcksichten und die immer mehr verringerte Erfahrung im Guß um-
fangreicher Bronzewerke dazu, große Figuren auf kaltem Wege aus dünnen
Kupfertafeln zu treiben.
Noch in den Neunzigerjahren des 17. Jahrhunderts wurde die große
520 18. JahrhuDdert.
Dreifaltigkeitsgruppe auf der Pestsäule in Wien nach dem Modelle Paul
Strudels von dem »kais. Jubellier von Augsburg Herrn Christonen
Radt und dem hiesigen (Wien) bürgl. Goldschmied Emanuel Bau-
hof .. .* in Kupfer getrieben.
Die Reihe der großen in Kupfer getriebenen Werke des 18. Jahr-
hunderts eröffnet die im Jahre 1717 aufgestellte Kolossalfigur des Herkules
auf der Wilhelmshöhe bei Kassel^ die von dem Atigsburger Goldschmied
Joh. Jakob Anthoni in den Jahren 1714 — 1717 über einem Holz-
modelle geformt wurde.
Eine Kolossalfigur der Madonna wurde im Jahre 1726 yon den Gold-
schmieden Christ. Hennick imd Joh. Breinniger in Cinselsau fbr
den First der ehemaligen Cisterzienserkirche in Schönthal i. W. in Kupfer
getrieben.
Das bedeutsamste in Kupfer getriebene deutsche Bildwerk des 18. Jahr-
hunderts ist jedenfalls die Reiterstatue Augusts des Starken in Dresden-
Neustadt (Fig. 376, S. 521). Die Verhandlungen über die Ausführung
dieses Denkmals, das ursprünglich in Bronze gegossen werden sollte, sind
durch mehrere Jahrzehnte zu verfolgen, dennoch ist der Bildhauer des
schließlich ausgeführten Modells nicht mit Sicherheit anzugeben. Die Treib-
arbeit wurde, besonders weil ein zuverlässiger Gießer nicht gefunden
werden konnte, zuletzt dem Augsburger „Kunstkanonenschmied^ Ludwig
Wiedemann übertragen, der im Jahre 1733 an August III. berichtet,
daß die Statue vollendet sei und mit der Vergoldung begonnen werden
könne. Im Jahre 1736 wurde das Reiterbild endlich enthüllt. (AusftUir-
liche Angaben über die Geschichte des Denkmals gibt Sponsel im: Neuen
Archiv für Sachs. Gesch. u. Altertumsk., Bd. XXII, S. 102—150.)
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in Eichstätt u JB.
eine Mariensäule errichtet, die von einer Madonnenfigur bekrönt ist, welche
nach dem Modelle Moritz Pedettis im Jahre 1777 von den Eichstatter
Gürtlermeistern Thomas und Franz Xaver Conrad, Vater und Sohn,
in Kupfer getrieben wurde.
Um das Jahr 1770 errichtete Friedrich d. Gr. in Potsdam eine Werk-
statt für Kupfertreiberei, aus der eine Reihe bedeutsamer Werke hervorging.
Außer kleineren Arbeiten entstand hier die kolossale, eine Krone hoch-
haltende Gruppe der drei Grazien auf der Kuppel des Neuen Palais bei
Potsdam.
Auch die große Gestalt des Atlas mit der Weltkugel auf der Kuppel
des Potsdamer Rathauses wurde dort von Jury im Jahre 1776 in Kupfer
getrieben. Eine schon im Jahre 1754 an dieser Stelle aufgerichtete Atlas-
gruppe in Bleiguß war vom Sturme herabgeweht.
Von Jury und dem Klempner Gerike wurde auch um das Jahr
1800 nach Schadows Modell die Quadriga für das Brandenburger Tor
Flg. fr«. Denkmal Angnata des Starken in Dresden-Nenatadt. B. 610,
in Berlin in Kupfer getrieben. Die Viktoria wie die Pferde worden fllr
dieses große Werk zunächst in voller Größe in Eichenholz geschnitten,
und nach diesen Vorbildern, wie Schndow selbst angibt, nicht über
diesen Holzmodellen, wurden Pferde und Siegesgöttin getrieben.
522 18. Jahrhundert.
Als bedeutsamer Abschluß der monumentalen deutschen Kupfer* und
Bronzebildnerei des 18. Jahrhunderts entstand endlich im Südosten des
Reiches, in dem Gebiete wo wenigstens der Bleiguß fortlaufend im großen
geübt war, ein großes Reiterstandbild, das Denkmal Josephs IL in Wteti
von Franz Zauner, Edlem v. Felpatan (geb. 1746 in Felpatan,
t 1822 in Wien), Fig. 377, S. 523,
Der Künstler kam im Jahre 1768 nach Wien an die Akademie und
wurde nebenher von Melchior Hefel aus Kaltenbrunn in der Gießerei
unterwiesen. In dieser Zeit fertigte er bereits ein Bronzewerk, die
2 Fuß hohe Büste des Arztes Brambilla. In den Jahren 1776—1781 bei
seinem Aufenthalte in Rom hatte er weiter Gelegenheit, Erfahrungen im
Erzguß zu sammeln und endlich studierte er das auf S. 535 erwähnte Werk
von Mariette über den Guß des Denkmals Ludwigs XV. So vorbereitet,
konnte er den ehrenvollen Auftrag für das genannte große Reiterbild
übernehmen. In den Jahren 1795 — 1797 führte er einen Versuchsguß aus,
dann ging er an die Einformung der Reiterfigur, die im Jahre 1800
fehlerfrei aus der Form kam, und endlich an den Guß des Pferdes, das im
Jahre 1803 glücklich vollendet wurde (Ellmaurer, Le monument de
Joseph II, Vienne 1807).
Von den kleineren figürlichen Bronzegußarbeiten, die während des
18. Jahrhunderts in Deutschland entstanden, sind von besonderem Interesse
die Werke zweier besonders in Wien tätiger Künstler, deren meiste und
berühmteste Schöpfungen in Blei gegossen wurden, des Raphael Donner
(1693—1741) und Balthasar Moll (1717—1785), vergL S. 622.
Von Raphael Donner sind zu nennen ein Satyr mit Amor, Christi
Abnahme vom Kreuz, mehrere Relief darstellungen, darunter Thetis und
Vulkan, das Urteil des Paris, die Taufe Christi, eine Szene aus dem Leben
Davids, der Feldmarschall Dann u. a. m. Die beiden im Hofmuseum in
Wien befindlichen Bronzebüsten der Maria Theresia und Franz I. sollen
im Jahre 1750 von Matthäus Donner, einem jüngeren Bruder Ra-
phaels, ausgeführt sein (Stolz, üeber die Bildhauer G. R. Donner und
Franz Zauner in: Der Kirchenschmuck, 1889, S. 129 flF.).
Spärlicher sind die Bronze werke Balthasar Molls. Eine Büste
Franz I. (1766) befindet sich im Botanischen Garten des Parkes von
Schönbrunn ^ eine andere in der Amhraser Sammlung in Wien. Ein
großes Relief medaillon des Feldmarschalls Anton v. CoUoredo (ca. 1777)
ist als Gegenstück von Donners Medaillon des Feldmarschalls Daun in
der Militärakademie zu Wiener - Neustadt angebracht, und auf Schloß
Ambras befindet sich ein gleichzeitiger Bronzenachguß nach dem von
Moll für Mariazell in Silber ausgeführten Antependium mit Brustbildern
der kaiserlichen Familie (II g. Der Bildhauer Moll in Ber. u. Mitt. d.
Altertums- Ver. zu Wien, 1889, S. 129 flF.).
Nichts bekannt ist Qber die Entstehung einiger aus der Zeit um
1700 erhaltener kleiner in Bronze gegossener Reiterbilder deutscher Fürsten.
Fig. 377. Franz Zauner, Kaiser Joaeph II. i« Wien. S. BM.
Eine Statuette des Kurfilrsten Maximilian Emanuel von Bayern zu
Pferde im Nationalmuseum in München gilt als das Modell eines Denk-
mals, das diesem Fürsten in München errichtet werden sollte.
524 IB. Jahrhundert.
Die Beiterstaiuette Augusts des Starken im Grünen Gewölbe zu
Dresden wird zumeist als Arbeit des Dresdener Stückgießers Michael
Weinhold bezeichnet. Sponsel (a. a. 0.) zweifelt nicht daran, daß
dieses Modell in Paris entstanden ist.
In Krautheim i. Bad. befindet sich eine Bronzegruppe, der heilige
Antonius mit dem Christkinde, die als „eine Augsburger oder Münchener
Arbeit ersten Ranges*^ aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts bezeichnet
wird (Kraus, Kunstdenkm. d. Grhzgt. Baden, Kreis Mosbach, S. 95, Taf. XII).
Hingewiesen sei auch auf eine Reihe Bronzestatuetten (30 — 80 cm
hoch) aus dem 18. Jahrhundert, die sich im Leipziger Gewandhause be-
finden, über deren Herkunft jedoch bisher Näheres nicht ermittelt wurde.
Ueberwiegend wohl in Anlehnung an französische Vorbilder begann
man im 18. Jahrhundert auch in Deutschland fürstliche Wohnungen mit
mannigfachen Geräten und Beschlägen in vergoldeter Bronze auszustatten.
Wohl die vorzüglichsten Arbeiten dieser Art wurden im Auftrage
Friedrichs des Großen für das Potsdamer Stadtschloß und für Sanssouci
hergestellt.
Durch die Untersuchungen Paul Seidels (Jahrbuch der Kgl. Preuß.
Kunstsammlungen 1895, S. 48 fi^.) sind die ausgezeichneten Künstler be-
kannt geworden, denen die überaus geschmackvolle und reiche Ausstattung
besonders der Bibliothek in Sanssouci und des Bronzesaales im Potsdamer
Stadtschlosse zu danken sind.
Der Entwurf der Bibliothek (Fig. 378, S. 525) scheint auf Johann
August Nahl d. A. (1710—1781) zurückzugehen. Nach dessen Entwürfen
scheinen die Bildhauer Becker und Giese, die sonst kaum bekannt sind,
gearbeitet zu haben. Die Beschläge mit Ausnahme der vier Reliefs, die
Giese auch in Bronze ausführte, wurden von dem Goldschmied Kelly
gegossen und ziseliert.
Eine Balustrade aus vergoldeter Bronze trennte ehemals auch den
Alkoven im Schlafzimmer des Königs in Sanssouci von dem Hauptraume.
Die mit vier Kinderfiguren geschmückte Brüstung wurde urkundlich nach
Nahls Entwurf von dem Goldschmied Ludwig Siegmund Wiedemann
in Messing gegossen und vergoldet.
Der Bronzesaal im Stadtschloß bildet den Höhepunkt dieser Kunst-
weise in Deutschland überhaupt. Er entstand in den Jahren 1754 und
1755. Die beiden vornehmlich daran beteiligten Künstler waren die
Modelleure Kambly und Schwitzer. Kambly hatte die Modelle f&r
die Beschläge der Türen und Wandschränke mit ihren Sopraporten, der
Pilaster, Fenterwände etc. herzustellen. Schwitzer die Modelle f&r die
Tische und Spiegelrahmen. Kambly übernahm auch die Ausführung,
Vergoldung und Befestigung der Bronzen; als Ziseleur stand ihm dabei
Geoffroy zur Seite und als Vei^folder Morel.
Deutacblsad. 525
Johann Melchior Eambly war in Deutschland der zweifellos be-
deutendste Meister seiner Art, er war Schweizer und kam um 1748 als
35jähriger Mann nach Berlin; Über seine Ausbildung ist nur bekannt, daß
Bibliothek Friedrlchi d. Or, in Scblofi Sanssouci. 8. 5
er in Schaffhausen die Bildhauerkunst erlernt hat, und daß er nebenher
auch Goldschmiede- und Tischlerarbeiten gefertigt hat.
In Berlin erwarb er durch seine Arbeiten bald das Vertrauen des
526 18. Jahrhundert.
Königs, schon im Jahre 1752 erhielt er eine Eonzession, laut der er
„eine Fabrik von Bronze-Dor^e- Arbeit in Potsdam anlegen und die darin
verfertigten Waren sowohl inner- als außerhalb Landes verkaufen dürfe *-
In den Fünfziger- und Sechzigerjahren lieferte Kambly noch zahl-
reiche mit Bronze beschlagene Möbel, Uhren u. dergl. auch für das Neue
Palais, über die Seidel a. a. 0. ausführlich berichtet.
Schon bevor der Bronzesaal entstand, wurden für das Stadtschloß noch
eine Reihe nicht unbedeutender Bronzearbeiten ausgeführt, deren Meister
bekannt sind.
Im Treppenhause wurde nach dem Modelle des Johann Peter
Benkert ein Geländer in Bronze gegossen und von Goldschmied V erdeil
in Beruft vergoldet; es wurde im Jahre 1746 aufgestellt. Kelly fertigte
für denselben Raum Troph'äengehänge und ähnliche für den großen
Marmorsaal. Andere Bronzezierate für diesen Saal führte der Goldschmied
Habermann aus, drei Reliefs der schon genannte Giese und 18 Kapi-
tale fertigte Kambly.
Anfang der Fünfzigerjahre wurden auch, wie erwähnt sein möge,
noch mehrere Pariser Bronzekünstler nach Potsdam gezogen, der Gießer
Daniel Valy, der Vergolder Jean Audibert, der Modelleur Coussinet
und der schon genannte Vergolder Morel und Ziseleur Geoffroy, die
jedoch im allgemeinen nur Gehilfen Kamblys waren. Als ihre selb-
ständigen Arbeiten werden vier Kronleuchter im Neuen Palais und einer
im Japanischen Häuschen genannt.
Im übrigen fließen die Nachrichten über Künstler, die im 18. Jahr-
hundert in Deutschland Goldbronzearbeiten geschaffen haben, sehr spär-
lich. Einiges bekannt ist noch über einen in München tätigen Bildhauer
und Gießer Wilhelm deGroff, der seine Ausbildung in Paris erhielt und
im Jahre 1715 vom Kurfürsten Maximilian Emanuel nach der bayrischen
Hauptstadt berufen wurde. Er führte neben zahlreichen größeren Bild-
werken in Stein und Blei für die Münchener Residenz und die Schlösser
in Nymphenburg und Schleißheim auch Dekorationsgegenstände in ver-
goldeter Bronze aus. Bis zum Jahre 1740 bezog er für seine Leistungen
sehr beträchtliche Summen, für die Ausstattung der Reichen Zimmer in
der Münchener Residenz erhielt er allein 7500 Gulden.
Für das Schloß in Ansbach waren um die Mitte des Jahrhunderts
als „Mössing- Gießer" tätig Joseph Bianchini und Ange Guillard,
als „Ciselier" bis 1746 Houdan, später Scheider. üeber die von
diesen Künstlern ausgeführten Arbeiten ist Näheres nicht bekannt. (VergL
F. H. Hof mann. Die Kunst am Hofe der Markgrafen von Brandenburg,
Fränkische Linie. Straßburg 1901.)
Deutschland, Niederlande. 527
Niederlande.
Unter den wenigen großen figürlichen Bronze werken, die in den
Niederlanden im 18. Jahrhundert entstanden, sind einige Porträtstatuen
an erster Stelle anzuführen.
Auf dem Hause der Brauergilde am Großen Platz in Brüssel wurde
im Jahre 1697 eine Steinstatue des Statthalters Maximilian Emanuel von
Bayern von dem Bildhauer Marc Devos in Brüssel (1650 — 1717) auf-
gestellt; sie wurde vom Sturme herabgeworfen und durch eine in Bronze
gegossene ersetzt.
Diese Statue scheint im Jahre 1751 zerstört zu sein, jedenfalls wurde
in diesem Jahre dem Goldschmied Simon in Brüssel für denselben Platz
eine Reiterstatue des Prinzen Karl Alexander von Lothringen in Auftrag
gegeben, die von ihm in Kupfer getrieben und vergoldet wurde und
schon im folgenden Jahre aufgestellt wurde. Im Jahre 1795 wurde auch
dieses Werk zerstört. (De man et, Note sur la statue de Maximilien-
Emanuel . . .; Bull, des comm. roy. d'art et d'archeol. 1879, S. 42, und
Marchai a. a. 0. S. 507.)
Eine Denkmalstatue Karl Alexanders war in Brüssel auch auf der
Place Royale nach dem Modelle des Pierre Antoine Verschaffelt
(1710—1793) errichtet.
Von demselben Künstler wurde in Born im Jahre 1740 die kolossale
Bronzestatue des Erzengels Michael für die Engelsburg ausgeführt, und
in der Hofkirche in Mannheim ist der Bronzeschmuck des Hauptaltars
sein Werk; auch für den Lustgarten in Schwetzingen soll Vers chaf feit
Bronzewerke geschaffen haben.
Für eine zu Anfang des 18. Jahrhunderts im Hofe des Hotel de ville
in Brüssel aufgestellte Fontäne führte der Bildhauer Pierre Denis
Plumier (getauft 1688, f 1721) vier Kinderfiguren und Ornamente in
Bronze aus.
Einige hervorragende Kupfer- und Bronzearbeiten entstanden auch
in diesem Jahrhundert noch für niederländische Kirchen, vor allem Türen
und Gitter.
Besonders reich ausgestaltete Türen in „cuivre dorä" fertigte Guil.
de Vos in den Jahren 1708 und 1711 für S. Bavo in Gent.
In Nötre-Dame in Tongern befindet sich eine Tür mit der Bezeich-
nung „Christian Schwertfeeger Leodius me fecit A° 1711**.
In der Großen Kirche in Bordrecht schließt ein in den Jahren
1711 — 1715 gefertigtes Messinggitter den Chor ab, und eine dort erhaltene
reiche bronzene Gittertür wurde im Jahre 1758 gestiftet.
Michel van der Voort führte im Jahre 1725 für das große Kupfer-
528 IS. Jahrhundert
lesepult der Michaelstirclie in Gent die des Teufel besiegende Oesitslt des
Erzengels MicKael im Gewichte von 800 Pfiiod aus.
In der Kathedrale zu Tpem befindet sich ein kunstreiches in Bronze
gegossenes Lesepult, das hezeichnet ist: W. Pompe sculpsit, J. Ferrier
fecit Äntv. 1752.
Frankreich.
In Frankreich wurde die R«ihe der Bronzedenkmäler Ludwigs XIV.
im 18. Jahrhundert noch yermehrt.
Nach dem Modelle des Vlamen Simon Hurtrelle (1648—1742),
von dem im Louvre eine Pieta von eigenartiger AufTassung erhalten ist
Fig. 378. Simon Hnrtrel, PieU. Parit, i»»>r*. 8. Bis.
(Fig. 379, S. 528), wurde in Paris die Reiterstatue des Königs gegossen,
die im Jahre 1718 in Montpellier errichtet wurde.
Im Jahre 1732 erhielten die Brüder Guillaume und Nicolas
Goustou, die bereits am Reiterdenkmale Ludwigs XIV. von Desjardins
in Lifon mitgearbeitet hatten, den Auftrag f^r ein zweites gleichartiges
Denkmal, das ebenfalls dort aufgestellt werden sollte; dieses Monument
scheint jedoch Über das Modell nicht hinausgelangt zu sein.
Frankreich. 529
Gegen die Mitte des Jahrhunderts begann man mit der Errichtung
von Benbmälern Ludwigs XV. Im Zusammenhange finden sich deren Be-
schreibungen und Abbildungen in Patte, Monuments ärig^es en France
k la gloire de Louis XV., Paris 1707.
Fig. oao. Lemoyoe and Varin. Ludwig XV., ehrmaU in Bordesax (nach Patlc). S. M».
Im Jahre 1743 wurde in Bordeaux ein Reiterbild dieses Königs ent-
hüllt, das nach dem Modelle des Bildhauers Jean Baptiste Lemoyne
(1704—1778) Ton dem Gießer Varin in Erz gegossen wurde (Fig. 379,
Liier, DnedlB Metalle. 84
g30 18' Jahrhundert
S. 529). Der Guß miQlan}^ zunächst, nor die untere Hälfte der Form
wurde mit Metall gefüllt, doch der Gießer soll sich eines auch in anderen
Fig. 381- Leiaoyne uii<] Gor, Ladwig XV.. ehemals in Reanes (nach Patte), S. &3i.
ähnlichen Fällen mit Erfolg angewendeten Verfahrens bedient haben, den
Guß zu vollenden, ohne den gelungenen Teil unbenutzt zu lassen. Es
wurde zu dem Zwecke die Form Ober der mißlungenen oberen Hälfte des
Bildwerkes noch einmal ausgeführt und mit Metall gefüllt.
11 zum Denkmal Liiilifiea XV., TUr Rouen bestimmt.
Nach Lemoynes Modell entstand im Jahre 1754 ein Bronzestand-
bild Ludwigs XV. für Rennes, das der berühmteste französische 6ießer
jener Zeit, Pierre Gor, Commissaire g^neral des fontes ä l'arsenal de
18. Jahrhundert.
Paris, ausfllhrte (Fig. 381, S. 530). Im Jahre 1757 erhielt LemoyDe
noch den Auftrag auf ein Denkmal des Königs fUr Mouen, das nicht aus-
HUnMIi
<l P. L. Cyin^, Ludwig XV., ebemala in Nancy (nncb Putte). 8. tu.
geführt wurde, Ton dem sich aber ein Bronzemodell im Louvre befindet
(Fig. 382, S. 531). Ludwig XY. ist hier auf einem von drei Eriegem ge-
tragenen Schilde stehend dargestellt.
Fig. SM. BoDCbardon und Gor, Ludwig W., eheniBls in Paris |nach Patte). B. BS«.
Barth^lemi Guibal (1699—1757) und Paul Louis CyffU
(1724 — 1806) führten gemeinsam die Statue Ludwigs XV. tü.T Nancy aus,
die TOR ihnen im Jahre 1755 in Lunevilh auch gegossen wurde (Fig. 383,
534 IS- Jahrhundert.
S, 532). Die großen Sockelfiguren dieses Denkmals waren wie eine Reihe
anderer großer, von diesen KünsÜem für Nancy geschaffener Bildwerke
in Blei gegossen.
Nach dem Modelle des Bildhauers Edmonde Bouchardon (1698
Fig. SB5. Pigalle und Gor, Ludwig XV., ehemals iu Reims (nach Palt»). 8. 53«.
bis 1762) wurde im Jahre 1758, nachdem der zuerst damit beauftragte
Gießer Varin im Jahre 17ö3 gestorben war, von Pierre Gor die Keiter-
atatue des Königs für die Place de Louis XV. (Place de la Concorde)
in Faris gegossen (Fig. 384, S. 533). Ueber die Gußausfllhrung wird
eingehend berichtet in dem mit zahlreichen Kupfertafeln ausgestatteten
"Werke von Mariette, Description des traTaux qui ont preeöd^, accom-
Fig. ass. LwehevSque und Meier. Gustav Wbso in Stockholm. 8. 687.
paf^n^ et suivi la fönte en bronze d'un seul jet de la statue ^questre de
Lonis XV. Paris 1768. Die Geschichte des Werkes behandelt ausftlhr-
536 18. Jafarhttndeit.
lieh Roserot in Gazette des beaux-arts 1897 (Bd. I, S. 195 ff., 377 9,,
Bd. II, S. 159 ff.).
Jeaa Baptiste Pigalle (1714—1785), der nach Bouchardons
Tode dessen fUr Paris geschaffenes Denkmal, insbesondere den mit Eck-
figuren geschmückten Sockel vollendete, erhielt im Jahre 1756 den Auf-
Fig. 3S7. Lurche vtrqiie und Me)er, liiisUv A<loir in Btockbalm. S. E3I.
trag auf ein Standbild Ludwigs fUr die Stadt Reims, das in den Jahren
1762—1763 von Gor gegossen wurde (Fig. 385, S. 534). (Tarbe, La
vie et les oeuvres de Jean Baptiste Pigalle. Paris 1859, S. 101 ff.)
Mehrere große erzene Monumente wurden von französischen Meistern
auch für das Ausland geschaffen.
Der schon genannte Saly modellierte das Reiterdenkmal Friedrichs V.
Frank reicb.
5S7
4 i
auf dem Großen Platze ia Kopenhagen, das von Gor im Jahre 1771 ge-
gossen wurde.
Etienne Maurice Falconet (171 6— 1791) wurde im Jahre 1766 von
Katharina II. nach Petersburg berufen, um ein Reiterbild Peters des
Großen auszuführen. Der Künst-
ler stellte den Zaren auf einem
unregelmäßig behauen en gewal-
tigen Pelssockel auf springen-
dem Pferde dar. Die Ausfüh-
rung nahm acht Jahre in An-
spruch; dem Künstler gelang
zunächst nur der Guß der un-
teren Hälfte, der obere Teil
wurde in der von Varin beim
Denkmal Ludwigs XV. für Bor-
deaux angewendeten Art nach-
gegossen.
Pierre Hubert Larche-
vfeque (1721—1778) model-
lierte das Standbild Gustav
Wasas (Fig. 386, S. 535) und
die Reiterfigur Gustav Adolfs
(Fig. 387, S. 536) für Stock-
holm; beide Werke wurden in
den Siehenziger Jahren von dem
Gießer Meier in Bronze aus-
geführt.
Für die königlichen Gär-
ten wurden in Frankreich im
18. Jahrhundert größere Bronze-
figuren seltener ausgeführt, die
Arbeiten waren besonders in
Versailles im wesentlichen ab-
geschlossen, und man bevor-
zugte Blei- und Marmorskulp-
turen.
Zu den mit Recht berühm-
testen französischen Bronzebüdwerken des 18. Jahrhunderts gehört die
Diana des Jean Aatoine Houdon (1740—1828) im Louvre (Fig. 388,
S. 537). Der Künstler gilt auch als ausgezeichneter Gießer , und insbe-
sondere soll er diese etwa lebensgroße, überaus schöne weibliche Gestalt
seihst gegossen haben. Von anderen Bronzewerken des Künstlers seien
538 18- Jahrhundert.
erwähnt die Bttsten Rousseaus und Voltaires im Louvre und die BOste
des Prinzen Heinrich, des Bruders Friedrichs des GroSen, im Xeuen
Palais in Totsdam.
Ein überwältigendes Bild Tomehmsten Oeschmackes und hödisten
Könnens gewähren die noch in reichster Mannigfaltigkeit erhaltenen k5st-
Fig. SS». Chiuesbche Porzellanvaae In rr&nzUsischer Bronze russung, Zeit LndviK' ^V.
Farli, LoHvrm. S. Ml.
liehen französischen Goldbronzearheiten, besonders die Beleuchtungsgeräte
aller Art, Uhren, Möbel-, Tür- und Fensterbeschläge der Zeit Ludwigs XV.
und Ludwigs XVL
Die Oberflächenbehandlung, die Feinheit der Ziselierung ist es zum
guten Teil, die den Dekorationsbronzen jener Epoche solch einen unend-
lich pikanten Reiz verleiht. Als die vorzüglichsten Ziseleure, die auch
18. Jahrhundert.
Fig. s»i. K&minbock, Zeit Ludwige XV, r,iru, Itut. <l
für die kfiniglicheo Schlösser zahlreiche Arbeiten ausftihrten, seiea beson-
ders genannt der schon in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts
tätige Boulle, Cauvet, Jacques Caffieri, Philippe Caffieri d. J-,
Gouthifere, Forestier, Gobert und Thomire.
Kommode von Chr. Cressenl. Lenion. üammiimj W^laa
Frankreich.
541
Besonders hingewiesen sei noch auf die nach Modellen Falconets
und Claude Michels, genannt Clodion, ausgeführten Goldbronzen,
die auch rein bildhauerisch den besten Werken ihrer Zeit beizurechnen sind.
Die größten öffent-
lichen Sammlungen von
Werken dieser Art befin-
den sich im Louvre in
Paris und im Hertford
H o u s e (Wallace CoUection)
in London. Die beigegebe-
nen Abbildungen {Fig. 389
bis398,S. 538— 545) ver-
anschaulichen das franzö-
sische Schaffen dieser Art
in typischen Beispielen.
(Näheres und zahlreiche
Tafeln in Molinier, Le
mobilier royal fran^is.
Paris 1902; Molinier,
La collecfcion Wallace;
und Williamson, Les
meubles d'art du mobilier
national. Paris 1883.)
Ausgezeichnete, zum
Teil erhaltene Bronzearbei-
ten wurden in reichem
Maße währenddes IS.Jahr-
hunderts auch ftlr fran-
zösische Kirchen ausge-
führt.
Die Altäre selbst
wurden mit Bronzefiguren
und Omameuten ausge-
stattet, und kunstvolle
Bronzeleuchter und Kruzi-
fixe vervollständigten den
glänzenden Schmuck. Un-
ter anderem weiß man,
daß Philippe Caffieri
für Nötre-Dame in Paris
um 1760 mehrere Leuch-
tei^p^ppen und andere
18. JabrbandeTt.
Fig. 3'
er, Zeil Ludwigs XVI.,
Gegenstände in vergoldeter Bronze fertigte, die sämtUcli zerstört zu sein
scheinen. In den Kathedralen von Baijeux und Clennont sind aber Arbeiten
desselben Meisters aus der Zeit um 1770 erhalten.
Für den Hauptaltar von S. Siilpice in Faris modellierte Edmonde
BouchardoQ zwei knteende Enf^lfiguren , die is Bronze gegossen und
vergoldet wurden.
J?^.
Fig-a
Im J&lire 1778 wurde zur Ausführung des auch mit reichem Bronze-
schmuck versehenen Hauptaltars der Kathedrale in Noyon mit vier EUnst-
lera ein Vertrag abgeschlossen (Champeaux a. a. 0., S. 328).
544 IS- Jabrhundert,
Aus Marmor und Bronze wurde im 18. Jahrhundert femer der
70 Fuß hohe Altar der Kathedrale zu Sens gefertigt (Rev. des arts decor.
1880—1881, S. 432).
Vier lebensgroße Engel mit den
Leidensgeräteu goß um das Jahr 1700
ein Meister Roger Schabol (+ 1720)
LQer, Dnedle Hetalle.
546 18. Jahrhundert.
für den Chor von Nötre-Dame in Paris. — Ein Lesepult aus vergoldeter
Bronze in S. Roch in Paris ist bezeichnet: „Fait par Pierre Leclair,
fondeur, quay Pelletier ä Paris 1741.*
England.
Nur eine bescheidene Anzahl größerer Bronzewerke, zum Teil von
Niederländer Künstlern, entstand im 18. Jahrhundert in England.
Sir Henry Cheere (1648—1721) führte für das All-Souls-College
in Oxford 24 Bronzebüsten von Leitern dieses Instituts aus, die dort im
großen Saale der Bibliothek aufgestellt wurden, und ebendort eine Statue
des Begründers dieser Bibliothek, des Christophe Codrington.
Von Francis Bird (1667 — 1731) befand sich eine Bronzefigur Hein-
richs VL im Eton-College,
Eine Bronzestatue Eduards VL vom Jahre 1737 im Guyspital in
London ist das Werk des Antwerpener Meisters Pieter Schee-
maecker d. J. (1691—1770).
Dessen Landsmann Jean Michel Rysbrack (1692 — 1770) schuf
die bronzene Reiterstatue Wilhelms HI. in Bristol.
Ein Werk John Bacons (1740 — 1799) ist endlich eine Bronzegruppe
im Somerset-House in London, bei der eine Statue Georgs IH. mit einer
liegenden Gestalt „of father Thames" vereinigt ist.
Italien.
In stärkerem Grade noch als in Deutschland sank in Italien die
Bronzekunst im 18. Jahrhundert von ihrer einstigen Höhe herab. Ins-
besondere mit kleinen Bronzenachbildungen antiker Bildwerke und mit
der Ausführung kleiner Figuren und Reliefs nach eigenen Modellen be-
schäftigten sich die Florentiner Meister Maximilian Soldani (f 1740),
Giovanni Zoffoli und G. Boschi in Born. Beschläge für Möbel sollen
Francesco Ladetto in Turin und Giovanni Paolo Venasca an-
gefertigt haben (Fortnum, descriptive catalogue of the Bronzes . . .
London 1876. S. CXXXV f.).
Pietro Bracci in Bom modellierte eine sitzende Statue des Papstes
Clemens XII. für dessen Grabmal in der Cap, Corsini in S. Giovanni in
Laterano zu JBöm, die von Francesco Giardoni gegossen wurde. Auch
eine in Bronze gegossene Büste Benedikts XIV. modellierte er und außer-
dem Kinderfiguren für den Hauptaltar von S. Maria maggiore, die von
Torrigiani gegossen und vergoldet wurden (Champeaux, Dict. des
fond. S. 174.).
Die im Jalire 1750 entstandene VortQr der jetzt zerstörten Lo^^etta
in Venedig ist eine Arbeit des Antonio Gai (Fig. 399, S. 547).
Benincasa da Gubbio goß das Tabernakel und zwei Engeläguren
nach den Modellen des Giro Ferri für den Hauptaltar von S. Maria
548 IS- Jahrhundert.
della Navicella in Born (Champeaux a. a. 0. S. 98), — Eine in Bronze
gegossene und vergoldete Madonnenstatue, die von Matte o Bottiglieri
und Francesco Pagano ausgeführt und auf einem in Neapel im Jahre
1748 errichteten Obelisken aufgestellt wurde, war, soweit bekannt ist,
eines der wenigen größeren italienischen Gußwerke der Zeit,
Spanien und Portugal.
Ueber die Ausführung größerer figürlicher Erzgußwerke in Spanien
während des 18, Jahrhunderts ist bisher nichts bekannt geworden.
In Portugal wurde das einzige ältere dort entstandene Reitermonument
Josephs L im Jahre 1774 nach dem Modelle des Bildhauers Machado
de Castro von Bartolomeo de Costa in Bronze gegossen,
Skandinavien.
Für die skandinavischen Länder und für Rußland führten im 18. Jahr-
hundert, wie schon erwähnt wurde, französische Meister mehrere große
Erzmonumente aus.
Das Reiterbild Friedrichs V, in Kopenhagen goß im Jahre 1771 nach
dem Modelle Saly's Pierre Gor.
Die Statue Gustav Wasas in StocTcholm goß im Jahre 1770 der
Gießer Meier nach dem Modelle des Franzosen Larchev^que (Fig. 386,
S. 535); im Jahre 1777 führten dieselben Künstler dort das Reitermonu-
ment Gustav Adolfs aus (Fig. 387, S. 536).
Der Schwede S er gel, ein Schüler Larchev^ques, modellierte das
Standbild Gustavs IIL und leitete dessen Ausführung in Bronzeguß im
Jahre 1796.
Rußland.
In Petersburg befindet sich angeblich noch ein bronzenes Reiterstand-
bild Peters des Großen, das zur Regierungszeit der Kaiserin Elisabeth
(1741 — 1765) von dem Italiener Rastrelli in Bronze gegossen sein soll,
aber erst durch Paul I. im Jahre 1800 aufgestellt wurde.
Weitberühmt ist das schon früher angeführte Reiterdenkmal des-
selben Fürsten, das von dem Franzosen Falconet in den Jahren 1766
bis 1774 in Petersburg ausgeführt wurde.
Seitdem wurde in Rußland der Erzguß im großen gepflegt, und eine
Reihe nicht unbedeutender Werke entstand von der Hand einheimischer
Künstler.
19. Jahrhundert, Überblick. 549
Nennzelmtes Jahrhundert.
Eine neue Glanzperiode der Bronzekunst, die sich fast gleichmäßig
über sämtliche Kulturländer erstreckte, begann mit dem 19. Jahrhundert.
In einer von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zunehmenden Menge ist insbe-
sondere die Zahl der Bronzedenkmäler fast ins Unendliche gewachsen.
In früheren Zeiten war die Ausführung eines Monumentes in Erz ein
Ereignis, und nur Modelle weniger bester Künstler wurden auserwählt,
in diesem edelsten Materiale der Nachwelt überliefert zu werden. Im
yerflossenen Jahrhundert wurde das wesentlich anders, technische Schwie-
rigkeiten lernte man spielend zu überwinden, und der Quß, auch der
größten Werke, findet heutzutage überhaupt keinerlei Beachtung mehr.
Durch die vervollkommneten technischen Hilfsmittel und neue Formver-
fahren wurde schließlich auch die GußausfQhrung verbilligt. So kam
man vielfach dazu, wahllos die Modelle den Gießereien zu überliefern.
In den letzten Jahrzehnten wuchs neben den Denkmälern auch die
Zahl der mit Bronzefiguren geschmückten Brunnen.
Auch figürliche Kleinbronzen und in Bronze und Messing gegossene
Geräte, besonders im Anschluß oder in Nachbildung alter Werke, wurden
in größter Menge gefertigt.
Hervorzuheben ist, daß das bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
faßt ausschließlich für die Herstellung der Gußformen angewendete Wachs-
ausschmelzverfahren dann durch eine Formweise ersetzt wurde, die durch
die Entwicklung der Eisengußtechnik am Ende des 18. Jahrhunderts zu
hoher Bedeutung gelangt war, die Teilformerei in Sand.
Erst in den letzten Jahrzehnten wandte man sich dem altbewährten
Wachsverfahren beim Bildsäulenguß fast allgemein wieder zu. (Näheres
darüber in Lüer, Technik der Bronzeplastik. Leigzig, Seemann 1902.
S. 86 ff.)
Neben den verschiedenen Gußverfahren behauptete die Treibtechnik
im 19. Jahrhundert eine wichtige Stellung, insbesondere bei Werken, bei
denen möglichste Leichtigkeit aus praktischen Rücksichten erwünscht
war, doch wurde sie auch bei Denkmälern und Brunnenskulpturen ange-
wendet.
In beschränktem Maße bediente man sich zur Ausführung von Kupfer*-
figuren auch des elektrolytischen Reproduktionsverfahrens.
Endlich spielten zu Anfang des Jahrhunderts auch für größere
plastische Monumente das Gußeisen und später das Zink als billigere
Surrogate neben der Bronze eine nicht unwichtige Rolle.
550 19. Jahrhundert
Deutschland.
Die deutsche Bildgießerei des 19. Jahrhunderts nahm in Berlin ihren
Ausgang. Die wichtigsten Förderer waren zunächst Gottfried Scha-
dow (1764—1850) und Christian Rauch (1777—1857) (vergl. be-
sonders Eggers, Chr. Dan. Rauch. 3 Bde. Berlin 1873—1881).
Schadow, der anfänglich mit der Ausführung eines Erzdenkmals
Friedrichs des Großen für Berlin beauftragt war, bemühte sich vor allem,
im Auslande die Form- und Gießtechnik gründlich kennen zu lernen, er
war zu dem Zwecke in Kopenhagen, Stockholm und Petersburg.
Als es sich aber darum handelte, im Jahre 1818 die erste große
Denkmaliigur, den Blücher für Rostock, in Bronze zu gießen, wagte doch
Schadow nicht, den Guß deutschen, damals bereits im statuarischen
Eisenguß wohlgeschulten Meistern anzuvertrauen, sondern veranlaßte die
Berufung des Gießers Lequine und des Ziseleurs Cou^ aus Paris. So
erhielt der Held der Freiheitskriege ein Denkmal von der Hand fran-
zösischer Meister. Nicht unerwähnt bleibe, daß Goethe vorgeschlagen
hatte, die Statue von Pflug&Sohn in Gera in Kupfer treiben zu lassen.
Schadows Lutherstandbild für Wittetiberg wurde im Jahre 1819
ebenfalls von Lequine und Co\i6 ausgeführt.
Ueber den Gießer von Schadow's Bronzestatuette Friedrichs d. Gr.
mit den beiden Windspielen in Sanssouci (0,88 m hoch) ist Näheres nicht
bekannt (Fig. 400, S. 551).
Rauch wollte bei seinem ersten großen, in Breslau aufgestellten
Blücherstandbilde zuerst die Hilfe der Franzosen beim Guß der Figur
umgehen und wandte sich, wie Eggers a. a. 0. angibt, an den deutschen,
in Rom lebenden Gießer Hopfgarten. Doch dieser übte noch das alte
Wachsausschmelzverfahren, dem Rauch seltsamerweise mißtraute, weil er
aus eigener Erfahrung nur das in Berlin beim Eisenguß und auch von
Lequine angewendete Formverfahren in Sand kannte. So mußte sich
Rauch entschließen, auch seine Blüchergestalt im Jahre 1820 von Le-
quine mit Beihilfe Georg Reisingers, des Leiters der Berliner Stück'^
gießereiy gießen zu lassen. Mit der Ziselierung wurde der Franzose
Vuarin betraut. Guß und Nacharbeiten des Sockels sollten von Cou^
ausgeführt werden.
Weitere große Gußarbeiten standen bevor, und die Frage, welches
Formverfahren dabei zur Anwendung kommen sollte, beschäftigte Rauch
aufs lebhafteste, da ihn die Leistungen der Franzosen durchaus nicht voll
befriedigten. Fast scheint es, als ob von vornherein die Ziselierung, in
der die Franzosen unbestritten Meister waren, auch stets der Anlaß
wurde, die Herstellung der Form und den Guß nur ihnen anzuvertrauen.
Dentschland. 551
Zwar verankßte Kauch im Jahre 1824 Anfragen nach Petersburg und
erhielt den Bescheid, daß man dort und in Moskau noch im WachsTer-
fahren arbeite und weiter dabei zu bleiben gedächte. Zur gründlichen
Prüfung dieses Verfahrens scheint es trotzdem deutscherseits damals nicht
gekommen zu sein.
Auch die Berliner Königliche Gießerei übte schließlich den Bronze-
guß nach der beim Eisenguß seit Jahrzehnten angewendeten Methode
L e q u i n e s , der im Jahre
1824 sogar als Lehrer einer
neugegrUndeten Kunstguß-
schule angestellt, und dem
dann auch die Ausfuhrung
des Berliner BlOcherdenb-
males nach Bauchs Modell
übertragen wurde.
Auch eine Ziselierschule
wurde eingerichtet mit Cou^
als Lehrer. Beide Anstalten
standen unter der Oberauf-
sicht Rauchs. Die Erfolge
blieben jedoch aus, und
Rauch äußerte im Jahre
1827, daß es ihm zweck-
mäßiger schiene, Qießeleven
in Paris selbst bilden zu
lassen bei Crozatier und
Carbonneaux, deren her-
Torr^ende Leistungen der
Künstler selbst im Jahre
1826 an Ort und Stelle
kennen gelernt hatte.
Veranlaßt war diese
entschiedene Meinungsäuße-
rung Bauchs besonders
durch die Mißerfolge L e-
quines. Zwar war der
Breslauer Blücher besser aus "'« *^ ^''"^'"'' ^'^''^^^ "" ""'■ '" ^'""""'"'■
der Form gekommen , als
seine ersten nach Schadows Modellen gegossenen Arbeiten, doch umso
grSflere NachUissigkeit in jeder Beziehung brachte hei den nun folgenden
Gußwerken das Vertrauen zu seinen Fähigkeiten ins Wanken.
Als der Franzose schließlich hei der Statue Friedrich Wilhelms I.
552 19. Jahrhundert.
für Gumbinnen einen völligen Fehlguß geliefert hatte , wurde er plötzlich
im Jahre 1828 angewiesen, die ihm seit elf Jahren überlassene Werkstatt
in der Königlichen Gießerei zu räumen, und sein auch Ton Rauch unter-
stützter Protest vermochte nichts gegen diese Verordnung auszurichten.
Die Berliner Gießereischule hörte damit auf, weiter zu bestehen.
Indessen sollten die mit Hopfgarten in Born angeknüpften Ver-
handlungen Erfolg haben. 0 bschon dieser vollauf beschäftigt war, hatte
ihn doch nie der Wunsch verlassen, nach Berlin überzusiedeln (Eggers,
Rauch).
Um Rauchs Wünschen entgegen zu kommen, hatte Hopf garten
schon im Jahre 1823, nachdem sein Mitarbeiter Jollage in Paris die
neue Teilformerei in Sand studiert hatte, einen Versuch in diesem Ver-
fahren gemacht, und nach den Mißerfolgen Lequines entschloß er sich
endlich, eine Eunstgießerei in Berlin einzurichten.
Im Jahre 1828 war er dort bereits in reger Tätigkeit. Von ihm
oder nach anderen Angaben von einem älteren Bruder dieses römischen
Hopfgarten wurde nach Rauchs Modell das Franckedenkmal für
Halle, nach Tiecks ModeU die Statue Friedrich Wilhelms H. für Buppin
u. a. m. gegossen.
Gleichzeitig hatte ein anderer deutscher Meister, Chr. Heinrich
Fischer, eine eigene Gießerei in Berlin eröffnet, die ebenfalls durch
Rauch und Tieck mit allen Mitteln gefördert wurde (Eggers, Rauch,
Bd. III, S. 101 ff.).
Fischer goß nach Rietschels Modellen die Nebenfiguren zu dem
für Dresden bestimmten Denkmale Friedrich Augusts in den Jahren 1833
bis 1836.
Im Jahre 1836 goß er das Standbild Justus Mosers für Osnabrück,
dann die vor dem Alten Museum in Berlin aufgestellte Amazone nach
Kiß' Modell.
Von seinen anderen, teils bereits früher ausgeführten Guß werken
seien noch genannt zwei kolossale Hirsche und eine Viktoria nach Rauch,
eine 7 Fuß hohe Venus für Charlottenhof, nach Tiecks Modellen die
Genien auf Löwe und Panther auf der Treppe des Berliner Schauspiel-
hauses und das Standbild des Eopernikus u. a. für die Stadt Thom.
Die Fi scher sehe Gießerei bestand bis zum Jahre 1845.
Von großer Wichtigkeit für die Berliner Gießkunst wurden die Be-
ziehungen, die Rauch im Jahre 1838 mit dem Eisenhüttenwerk Lauch-
hammer anknüpfte. Für den Dom in Posen sollten die großen von Rauch
modellierten Statuen der Polenkönige Boleslaw und Mieczyslaw in Bronze
gegossen werden. Für die Ausführung kamen die Gießereien von Hopf-
garten, Fischer und die Königliche Eisengießerei zunächst in
Betracht. Mit der letzteren, als der mindestfordernden, wurde der Ver-
Fig. 401. Rauch und Friebel, Denkmal Friedrichs d. Gr. in Berlin. S. Ml.
trag abgeschlossen, doch da die AusfUhruDgsbedinguDgen Rauchs Wün-
schen durchaus nicht entsprachen, wieder gelöst. Nun wandte man sich
554 19. Jahrhundert.
nach Lauchhammer, wo man dem Künstler das Recht der Oberaufsicht
zugestand.
Lauchhammer hatte bis dahin nur den Kunstguß in Eisen geübt,
in dem es schon seit reichlich einem halben Jahrhundert Vorzügliches
leistete. Das Vertrauen, auch in Bronzeguß etwas Tüchtiges schaffen zu
können , hätte man besonders dieser Gießerei , aber auch der Königlichen
Berliner Eisengießerei bereits zwanzig Jahre früher entgegenbringen können,
die trüben Erfahrungen mit den französischen Gießern wären dann erspart
geblieben; diese Angelegenheit bleibt unerklärt in der Geschichte der
neuen deutschen Erzgießkunst.
Der Guß der Bronzestatuen gelang unter Leitung des vortrefflichen
Friebel aufs beste. Rauch selbst kam nach Lauchhammer und war
I
freudig überrascht über die Leistung.
In seinem Tagebuche schreibt er, daß er nie vorher einen solch
dünnen und an der Oberfläche so schönen Guß gesehen habe, und daß
er sich entschloß, die Figuren nicht zu ziselieren, sondern nur das Nötigste
daran mit den Punzen und der Feile zu tun und im übrigen nur mit
Scheide Wasser abzubrennen.
Dieser gute Erfolg veranlaßte Rauch, dem Werke weitere Modelle
zur Gußausführung zu übergeben, und andere Künstler, zunächst Kiß
und Rietschel, der selbst eine Zeitlang auf dem Werke angestellt war,
folgten seinem Beispiele.
Für Berlin wurde Lauchhammer von besonderer Bedeutung durch
den genannten Gießmeister und Ziseleur Karl Ludwig Friebel. Friebel
siedelte als Nachfolger Fischers im Jahre 1845 nach Berlin über mit
dem ehrenvollen Auftrage, Rauchs Denkmal Friedrichs des Großen in
Bronzeguß auszufahren (Fig. 401, S. 553). Schon rechtzeitig vorher waren
große Werkstätten für die Modell- und Ziselierarbeiten und ebenfalls eine
neue Gießerei errichtet.
Im Jahre 1851 waren alle Teile, Nebenfiguren und Reliefs gegossen
und wurden noch vor der Zusammenfligung ausgestellt ; noch am 31, Mai
desselben Jahres wurde das großartige. Unter den Linden errichtete
Monument enthüllt.
Von Friebel wurden weiter nach Rauchs Modellen die Denkmalstatuen
Yorks und Gneisenaus für Berlin gegossen u. a. m. Er starb im Jahre 1856.
Die Gießerei wurde fortgeführt von Gladenbeck, der die Baulich-
keiten, später gemeinsam mit seinem Sohne, bis zu ihrem Abbruche im
Jahre 1887 inne hatte. Die Gladenbecksche Gießerei wurde dann
in erweiterter Form nach Friedrichshagen bei Berlin verlegt, wo sie
schließlich in die noch blühende Aktiengesellschaft vorm. Gladen-
beck & Sohn umgewandelt wurde.
Auch der Ruf der Gladenbeckschen Gießerei wurde durch Werke
begründet, die nach Modellen Rauchs gegossen wurden: die Thaerstatue
fllr Berlin (185Ö) und die Kantstatue für Königsberg (1857).
Neben Berlin und Lauchhammer hatten sich indessen auch in anderen
Fig. 101, Bauch und Stiglmuicr, Denkmal Uai Jaaephs 1. in München. S. ekb.
deutschen Städten einige Gießereien zu hoher Leistungsfähigkeit auf-
Der Zeit der Begründung und dem Umfange ihres Schaffens nach
an der Spitze steht unter diesen die Königliche Erzgießerei in
München (v. Miller, Zeitschr. d. Münchener Kunstgewerbevereins 1875
556 19* Jahrhundert.
u. Eggers, Rauch, Bd. II u. III). Auch für das Entstehen und Ge-
deihen dieser Kunstwerkstätte war Bauch als erfahrener Praküker und
schaflPender Meister von größtem Einfluß.
Der erste Leiter dieser Gießerei war Stiglmaier. Bei einem Auf-
enthalte in Berlin zur Erlei-nung des dort geübten Formyerfahrens kam
er bald in enge Beziehungen zu Rauch. — Die erste große Aufgabe, die
Stiglmaier bewältigen sollte, war der Guß des Max- Joseph-Denkmals
nach Rauchs Modell für München (Fig. 402, S. 555).
Im September des Jahres 1830 wurde mit dem Einformen des Löwen-
sockels begonnen. Der Guß gelang in mehreren Teilen sogleich voll-
kommen. Ein schweres Mißgeschick traf jedoch den für seine Arbeit
begeisterten Stiglmaier beim Guß der Königsfigur, die er entgegen
Rauchs Rat ungeteilt eingeformt hatte. Das flüssige Metall durchbrach
die Form und nichts war von diesem ersten Guß zu retten.
Ungesäumt machte sich der Meister daran, die Arbeit aufs neue auf-
zunehmen. Dieses Mal trennte er aber Ober- und Unterkörper, Kopf und
Arme voneinander. Im Jahre 1833 wurden die Gußarbeiten glücklich zu
Ende geführt. Zur Ziselierung zog man zunächst den Franzosen Yuar in
herbei, der auch die Nacharbeit an der Breslauer Blücherstatue besorgt
hatte, doch dessen nachlässiges Verhalten zwang bald dazu, ihn durch
deutsche Meister zu ersetzen, die ihre Aufgabe zur Zufriedenheit erfüllten.
Nach Stiglmaiers Tode übernahm dessen auch bildhauerisch ver-
anlagter und in Paris als Ziseleur ausgebildeter Neffe Ferd. v. Miller
die Leitung der Gießerei (vergl. Fritz v. Miller, Ferdinand v. Miller sen.
der Erzgießer. München 1904 — nicht im Buchhandel), die im Jahre
1871 in den Besitz der Familie v. Miller überging und seit des Vaters
Tode im Jahre 1887 von seinen Söhnen unter dem Namen Königliche
Erzgießerei weitergeführt wird.
Die wohl sonst unerreichte Leistungsfähigkeit dieser Gießerei mögen
einige auf zuverlässigen Angaben beruhende Zahlen verdeutlichen.
Außer den Kolossalfiguren und Gruppen der Bavaria in München,
der Germania auf dem Niederwald, den Quadrigen auf dem Siegestor in
München und auf dem Hoftheater in Dresden wurden in der Gießerei
in dem Zeiträume von 1824 — 1904 gegossen: 22 Reiterstatuen, 163 Stand-
bilder und Denkmalgruppen mit zusammen 187 Figuren, 28 Brunnen mit
zusammen 73 Figuren, 10 Tore, 15 Kriegerdenkmäler, 65 Grabdenkmäler,
viele Büsten, Figuren, Gruppen, Reliefs u. a. m.
Noch eine bayrische Kunstgießerei gewann schon in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutenden Ruf, die Gießerei Daniel
Burgschmiets in Nürnberg, Auch zu deren Aufblühen trug Rauch
nicht unwesentlich bei, und ihr erstes großes Erzgußwerk wurde nach
seinem Modelle ausgeführt.
In Nürnberg sollte ein Dürerdenkiual errichtet werden, und König
Ludwig versprach einen namhaften Beitrag, wenn man auf seinen Wunsch
Fig. 403. Rauch und Burgschmiet, DOreidenkaiiil In Nllniberg. S. SES.
einginge, das Modell Rauch zu übertragen und den Ouß in München aus-
ftlhren zu lassen. Rauch erhielt auch, obschon man io Nürnberg einen
558 19. Jahrhundert.
einheimischen Bildhauer vorgezogen hätte, im Jahre 1827 den Aufkrag
für das Denkmal; als es sich jedoch um die Frage des Gießers handelte,
wollte die Stadt Peter Vischers nicht nachgeben. Der zweite Bürger-
meister Nürnbergs schrieb unter anderem in dieser Angelegenheit an
Rauch: „Wenn jeder Kunstfreund als entschieden annehmen muß, daß
der Entwurf des Denkmals und das Modell des Standbildes nur dem
größten Bildhauer Deutschlands gebührt, so ist es doch für den noch
nicht erloschenen Kunstruhm und noch mehr für den wiedererwachten
Kunstsinn der hiesigen Stadt ebenso wichtig als wünschenswert, daß das
Denkmal hier ausgeführt und vollendet werde. . . . Unsere ßotgießer
haben zwar von der Kunst ihres alten Gewerbsgenossen, des Verfertigers
des Grabmales Sebaldi, kein großes Erbteil übrig behalten, aber hinsicht-
lich des Technischen der Gießerei dürfte man ihnen ausgezeichnete Kennt-
nisse und Erfahrungen nicht absprechen können. . . . Das neueste Kunst-
werk des erfahrenen Rotgießers Rupprecht, ein Standbild von Erz,
6^2 Fuß hoch, zirka 2000 Pfd. Berl. schwer, ist aus der Form makellos
hervorgegangen und ist bestimmt, in dem Dome zu Bamberg aufgestellt
zu werden. Es befindet sich jetzt unter dem Meißel eines genialen jungen
Mannes, des Bildhauers Burgschmiet../ (Dieses Werk ist die Statue
des letzten Fürstbischofs Georg Karl v. Fechenbach von Bamberg und
Würzburg an dessen Grabmal im Dome zu Bamberg.)
Als Rauch auf jenes Schreiben hin selbst in Nürnberg gewesen
war, erreichte er beim Könige die Genehmigung, daß die Dürerstatue
dort gegossen wurde.
Im Jahre 1837 erhielt Burgschmiet das Modell der Figur, und
nachdem einige Probestücke vortrefflich im Guß gelungen waren, begann
er mit der Einformung des Oberkörpers, der im folgenden Jahre wohl-
gelungen aus der Form kam. König Ludwig selbst sah den Guß und
war höchst befriedigt. Im Jahre 1840 war der Guß der ganzen Statue
aufs beste vollendet (Fig. 403, S. 557).
Burgschmiet führte dann noch zahlreiche große Modelle in
Bronze aus.
Im Jahre 1855 trat Burgschmiets Schwiegersohn Chr. Lenz in die
Firma ein; im Jahre 1858 starb der Begründer.
Die von Lenz und dem Stiefsohne Burgschmiets fortgeftthrte Gießerei
hieß hinfort: Gebrüder Lenz-Herold. Seit 1871 besteht die Gießerei
unter der Firma Chr. Lenz.
Die angeführten Gießereien wurden die Lehrwerkstätten für eine Reihe
anderer, ebenfalls zum Teil zu hohem Ansehen gelangter Gießer in ver-
schiedenen deutschen Städten.
Ein ausgezeichneter Schüler Burgschmiets war insbesondere Georg
Howaldt, der in Braimschiveig eine Werkstatt für Erzguß und Treib-
DeutBchl&nd. 559
arbeiten in Kupfer begründete (H. Riegel, Eunstgescb. Vortrüge und
Aufsätze. BrauDschweig 1877. S. 352 ff.).
Der Ruf dieser Anstalt wurde begrOodet durch den treffücb gelun-
Fig. 404. BieUcbel und Howuldt, Denkmal Leasings in Braunschneiic. S. Kt.
genen Guß des Braunschweiger Lessingdenkmals nach Rietschels
Modeü im Jahre 1852 (Fig. 404, S. 559).
Weitere ehrenvotle Gußaufträge folgten sogleich, die alle aufs beste
auageftthrt wurden. Ihre besondere Berühmtheit verdankt aber die
560 19- Jahrhundert.
Howaldtsche Werkstatt weniger den Guß werken, als yielmehr den
großartigen in Kupfer getriebenen Arbeiten, von denen besonders an-
geführt seien die auf dem Braunschweiger Schloß aufgestellte Brunonia
mit dem Viergespann, zum ersten Male ausgeführt in den Jahren 1858
bis 1863, zum zweiten Male nach dem Brande des Schlosses in den Jahren
1865—1868, und die Reiterdenkmäler der Herzöge Karl Wilhelm Ferdi-
nand und Friedrich Wilhelm von Braunschweig aus den Jahren 1870 bis
1874 (Fig. 405, S. 561).
Georg Howaldt starb im Jahre 1883, sein Sohn führte die Werk-
statt fort bis zu seinem Tode im Jahre 1891; mit ihm erlosch die Firma.
Ein anderer Schüler Burgschmiets, Wilhelm Pelargus, richtete
in Stuttgart eine Erzgießerei ein, aus der auch etliche größere Werke
hervorgingen.
In Wien begann um die Mitte des Jahrhunderts Anton Pernkorn
aus Erfurt, ein Schüler Stigimaiers, als erster wieder seit Entstehung des
Reiterdenkmals Josephs IL, den Erzguß im großen auszuüben (Eitel-
b erger, Zeitschr. f. bild. Kunst 1879, Beibl. S. 51 f.).
Das erste bedeutende Werk des Künstlers war eine elf Fuß hohe
Reitergruppe des Ritters Georg im Kampfe mit dem Drachen, das in der
fürstlich Salmschen Gießerei in Bronze gegossen und im Palais
Montenuovo in der Bankgasse zu Wien aufgestellt wurde.
In den Jahren 1853 — 1859 goß Fernkorn im k. k. Artilleriegieß-
hause, das nun wieder in eine Kunstgießerei umgewandelt wurde, die
Reiterstatue des Erzherzogs Karl, andere große Gußwerke folgten.
Fernkorn standen beim Guß zur Seite Franz Pönninger und
Röhlich, die nach des Meisters Ausscheiden die Leitung der k. k. Kunst-
erzgießerei übernahmen.
Von großer Bedeutung war in Wien während des ganzen 19. Jahr-
hunderts die Gießerei kleiner figürlicher Bronzen und von bronzenen Geraten
aller Art (Folnesics, Kunstgewerbeblatt 1885, S. 147 ff.). Der Be-
gründer dieser Industrie war Jos. Georg Danninge r. Er eröffiiete
seine Werkstatt bereits im Jahre 1795 und blieb bis zum Jahre 1835 fast
ohne Wettbewerb.
Im Jahre 1831 errichtete „ein Preuße* Jos. Glanz in Wiett eine
Eisengießerei, im Jahre 1838 ging er zur Bronzefabrikation über, und aus
seiner Schule ging der Erzgießer Turbain hervor, der in den Siebziger-
jahren in Wien mit dem Guß großer Modelle begann.
Einige weniger bedeutende Bronzegießereien waren schon um oder
bald nach der Mitte des Jahrhunderts auch in anderen deutschen Städten,
z. B. in Hannover, mit größeren Gußaufgaben beschäftigt, und in jüngster
Zeit haben neben den alten, weiter bestehenden Werkstätten unter anderen
die Gießereien von Alb. Bierling in Dresden, Paul Stotz in Stuttgart,
DeDtscUand. 561
Schäffer & Walcker in Berlin und die Gießerei und Treibwerkstätte
Ton Martin & Piltztng in Serlin ihre Leistungsrähigkeit an monumen-
talen Werken bewiesen.
In der folgenden Liste, die auf Vollsfändigkeit noch durchaus keinen
Anspruch erheben kann, die aber tlber die Leistungsfähigkeit der deutschen
Pig. 405. Q. HowBidt, Denkmal Heizoga Friedrich Wilhelm in BraDnacbweig, 8. Bio.
Gießereien beredteste Auskunft gibt, sind die größeren, im Id. Jahrhundert
entstandenen Bronzebild werke der deutschen Städte zusammengestellt.
Daß eine große Keihe bedeutsamer Bronzedenkmäler von deutschen
Meistern im 19. Jahrhundert auch fUr das Ausland geschaffen wurde, sei
hier nur erwähnt, in der Liste sind diese Werke unberücksichtigt geblieben.
Die in der nachstehenden Liste hauptsächlich angeftlhrten Literatur-
nachweise sind al^ekOrzt:
Lil«r, Un«dlfl Metalle. 36
562 19* Jahrhundert.
Zeitschrift für bildende Kunst — Z. f. b. E. (B. = Beiblatt).
Faber, Konversationslexikon für bildende Kunst — Faber.
Maertens, Deutsche Bildsäulen (Tafeln mit Beschreibung) — Maertens.
Deutsche Bauzeitung — D. Bauz.
(Nur die Namen der Gießer sind gesperrt gedruckt; die fehlenden Namen der
Gießer und Gießereien waren bisher nicht zu ermitteln).
Aachen. Kriegerdenkmal von Friedr. Drake, Guß von Gladenbeck in Berlin um
1870. (Z. f. b. K. 1869/70, V. B. S. 198.)
Äibling. Denkmal : Zur Erinnerung an den Abschied der Königin Therese von ihrem
Sohn Otto, König der Griechen (mit einer Maria), nach eigenem Modell von
Sti gl maier gegossen. Anfang Dreißigerjahre. (Faber V, S. 67.)
Altenburg. Siegesdenkmal von 0. Fritzsche, Berlin, Guß von Lenz in Nürnberg.
17. Juni 1880 enthüllt. (D. Bauz. 1880, S. 313.)
Angermünde. Denkmal: Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. von Alb. Manthe. (Z. f.
b. K. 1890/91, B. S. 346.)
AnnOfberg, Standbild: Barbara Uttmann von Rob. Henze in Dresden, enthüllt
16. Nov. 1886. (Z. f. b. K. 1887/88, B. S. 92.)
Ansbach. Standbild: Platen von Halbig, Guß von der KgL Erzgießerei München
1858.
Arad. Märtyrerdenkmal von Hussar, vollendet von Zala, Guß von Turbain in Wien.
(Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 536.)
Arolsen, Standbild: Kaiser Wilhelm I. von Wödtke, Guß in Lauchhammer 1899.
Augsburg. Denkmal: Fugger von Brugger, Guß von der KgL Erzgießerei
München 1857.
— Siegesdenkmal von Zumbusch, Guß von Lenz in Nürnberg, enthüllt 2. Sept. 1876.
(Z. f. b. K. 1875/76. B. S. 823.)
— Denkmal : L. A. v. Riedinger von Gedon , Guß von Riedinger in Augsburg um
1880. (Z. f. b. K. 1880/81, B. S. 643.)
Babelsberg. Figur des Erzengels Michael von Kiß, Guß von Friebel in Berlin 1851.
Bamberg, Dom. Standbild am Grabmal des Fürstbischofs Karl v. Fechenbach von Bam-
berg und Würzburg, Modell und Guß von Rupprecht, Nürnberg, ziseliert von
Burgschmiet 1827. (Faber V, S. 69.)
— Standbild: Bischof Erthal von Widemann, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München 1865.
— Brunnen mit Figur König Max* I., Modell und Guß von Miller, München
(Kgl. Erzgießerei) 1880. (Z. f. b. K. 1877/78, B. S. 562, 742. Maertens.)
— Standbild: Luitpold von Bayern, Modell und Guß von Ferd. v. Miller (KgL Erz-
gießerei München) 1899.
Bayreuth. Standbild: Jean Paul von Schwanthaler, Guß von Stiglmaier, enthüllt
14. Nov. 1841. (Faber V, S. 67, 69.)
— Standbild: König Maximilian IL von Brugger, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München, enthüllt 30. Juni 1861.
Beigard a. Pers. Standbild: Kaiser Wilhelm I. von G. Meyer, Guß in Lauch-
hammer 1898.
Berchtesgadetu Standbild: Prinzregent Luitpold, Modell und Guß von Ferd. v. Miller
(KgL Erzgießerei München) 1893.
Berlin. Standbild; Blücher von Rauch, Guß und Ziselierung von Lequine, Rei-
singer undVuarin in Berlin 1826. (Berlin und seine Bauten 1877, S. 108
und Maertens.)
— Amazone von Kiß. Guß von Fischer in Berlin, Ziselierung von Bötticher 1839.
— Viktoria im Schloßgarten in Cbarlottenburg von Rauch, Guß von Fischer 1840.
Deutschland. 553
Berlin. Viktoria aaf Friedenssäule auf dem Belle- Allianceplatz, Modell nach Rauch»
von Schivelbein, Guß in Lauchhammer 1843.
— Zwei Rossebändiger von Peter Klodt von Jürgensberg in Petersburg, 1844 auf-
gestellt. (Faber V, S. 77.)
— Denkmal: Friedrich der Große von Rauch, Guß von Friebel in Berlin, 1851
enthüllt.
— Reitergruppe : St. Georg im Schloßhof von Eiß, Guß in Lauchhammer, 1865 auf-
gestellt.
— Standbild: York von Rauch, Guß von Friebel 1855. (Berlin und seine Bauten,
S. 108.)
— Standbild : Gneisenau von Rauch, Guß von Friebel 1855. (Berlin und seine Bauten,
S. 108.)
— Standbild: Thaer von Rauch und Hagen, Guß von Gladenbeck, Berlin 1860.
(Berlin und seine Bauten, S. 109.)
— Standbild: Zieten (1791, Marmor, von Schadow), Modell für den Bronzeguß von
Kiß 1857.
— Standbild: JKeith (1786, Marmor), ModeU für den Bronzeguß von Kiß 1857.
— Löwentöter vor dem Alten Museum von A. Wolff, Fünfzigerjahre.
— Standbild: Winterfeld (1777. Marmor), Modell für den Bronzeguß von Kiß 1860.
— Standbild: Seidlitz (1778, Marmor), Modell für den Bronzeguß von Kiß 1861.
— Standbild: Schwerin (1771, Marmor), Modell für den Bronzeguß von Kiß, Guß im
Kgl. Gewerbeinstitut in Berlin 1861.
— Standbild : Leopold von Dessau (1800, Marmor), Modell für den Bronzeguß von Kiß.
(Berlin und seine Bauten, S. 104.)
— Standbild: Beuth von Kiß, Reliefs von Drake 1861. (Berlin und seine Bauten,
S. 109.)
— Grabdenkmal : Ravene auf dem Friedhof vor dem Oranienburger Tor von Bläser,
1867 vollendet. (Z. f. b. K. 1867/68, B. S. 187.)
— Standbild: Jahn von Encke, 10. Aug. 1872 enthüllt.
— Standbild: Schinkel von Drake, Guß von Gladenbeck in Berlin, 15. Nov. 1869
enthüllt. (Z. f. b. K. 1869/70, V. B. S. 46 und Maertens.)
— Reiterdenkmal: Friedrich Wilhelm IlL von Alb. WolflF, Guß in Lauchhammer,
16. Juni 1871 enthüllt. (Maertens.)
— Standbilder am Rathaus: Kurfürst Friedrich I. von Encke und Kaiser Wilhelm I.
von Keil, Guß von Gladenbeck in Berlin, 1871 vollendet. (L. A. Meyer, Das
neue Rathaus zu Berlin, 1886, S. 9.)
— Siegessäule auf dem Königsplatz mit Borussia von Drake, Guß von Gladenbeck
in Berlin mit Reliefs von Wolff (Guß von Eichwede, Hannover), von Schulz,
Guß in der Kgl. Eisengießerei Berlin), von Calandrelli und von Keil, am
2. Sept. 1873 enthüllt. (Z. f. b. K. 1872/73, B. S. 809—817.)
— Denkmal: Freiherr v. Stein von Schievelbein und Hagen, Guß von Gladen-
beck in Berlin, am 26. Okt. 1875 enthüllt. (D. Bauz. 1875, S. 451. Z. f. b. K.
1875/76, B. S. 169-173 und Maertens.)
— Wrangelbrunnen, ehemals auf dem Kemperplatz von Hagen,. Guß von Gladen-
beck, 1877 enthüllt, (Z. f. b. K. 1876/77, B. S. 422.)
— Standbild: Graf Brandenburg von Hagen, 1862 aufgestellt. (Z. f. b. K. 1877/78,
B. S. 246. Berlin und seine Bauten, S. 109.)
— Kriegerdenkmal für 1864, 1866, 1870/71 im Friedrichshain, Gruppe von Calandrelli,
Siebzigerjahre.
— Standbild: Wrangel von Keil, Guß von Gladenbeck, 1. Nov. 1880 enthüllt.
(D. Bauz. 1880, S. 503.)
564 19. Jahrhundert.
Berlin. Standbild : Alb. y. Graefe von Siemering, Gaß von Gladenbeck, am 22. Mai
1882 enthüllt. (Z. f. b. K. 1881/82, S. 533. D. Bauz. 1882, S. 262.)
— Reiterdenkmal : Friedrich Wilhelm IV. von Calandrelli, Guß von Gladenbeck,
am 10. Juni 1886 enthüllt. (D. Bauz. 1886, S. 290 ff. Maertens.)
— Statuen in der Ruhmeshalle im Zeughaus:
Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst von Encke.
Friedrich I. von Brunow.
Friedrich Wilhelm I. von Hilgers.
Friedrich IL von Encke.
Friedrich Wilhelm IL von Brunow, Guß in Lauchhammer.
Friedrich Wilhelm III. von Hundrieser, Guß in Lauchhammer.
Friedrich Wilhelm IV. von Schüler, Guß in Lauchhammer.
Wilhelm I. von Siemering und viele Feldherrenbüsten. (Führer durch die Bnhmes-
halle und die Sammlungen, Berlin 1903.)
— Standbild: Kaiser Wilhelm I. in SchOneberg bei Berlin von F. Görling, Guß von
Gladenbeck. (Z. f. b. K. 1891/92, B. S. 848.)
— Schloßbrunnen von R. Begas, Guß von Gladenbeck, am 1. Nov. 1891 enthüllt
(Fig. 406, S. 565). (D. Bauz. 1891, S. 697 ff. Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 77.
1889/90, B. S. 500. 1891/92, B. S. 76.)
— Standbild: Mitscherlich von Hartzer, enthüllt am 1. Dez. 1894. (Z. f. b. K. 1894.'95.
B. S. 121.)
— Wandbrunnen an der Gabelung der Rosenthaler* und Gormannstraße von Uechtritz.
Guß in Lauchhammer, um 1895. (Z. f. b. K. 1893/94, B. S. 150.)
— Amazone zu Pferde (neben der Nationalgalerie aufgestellt) von Louis Tuaillon.
(Z. f. b. K. 1895/96, S. 25.)
— Standbild: Markgraf Waldemar auf der Mühlendammbrücke von ünger, Guß in
Lauchhammer, um 1893.
— Denkmal: Luther von M. P. Otto, [vollendet von Toberentz am 11. Juni 1895.
(Z. f. b, K. 1894/95, B. S. 475.)
— Gertraudengruppe von Siemering, Guß in Lauchhammer 1896.
— Nationaldenkmal: Kaiser Wilhelm L, Reiterbild mit Postament und LGwensockel,
Guß von Walter und Paul Gladenbeck, Friedrichshagen, Figuren Krieg
und Fri eden , Guß von Martin u. Piltzin g. In Kupfer getrieben : die beiden
Viergespanne von Martin u. Piltzing und Gustav Lind, Berlin, die
Adler auf Halle von K n o d t in Bockenheim bei Frankfurt a. M. Am 22. Mätz
1897 enthüllt. (Zentrbl. d. Bauverw. 1897, S. 137. Z. f. b. K. 1896/97, S. 140.)
— Vier Gruppen auf der Potsdamerbrücke: Siemens von J. Moser, Helmholtz von
M. Klein, Gauß von Janensch, Röntgen von Felderhoff. Guß inLauchhammer
1898. (Z. f. b. K. 1897/98, B. S. 268.)
— Figuren im Reichstagsgebäude : Deutsche Kaiser von Wiedemann, Baumbach, Brütt,
Breuer, Manzel, Vogel und Maison, teils gegossen in Lauchhammer, 1898
enthüllt (Z. f. b. K. 1898/99, B. S. 108.)
— Denkmal: Schulze-Delitzsch von Hans Arnold, am 4. Aug. 1899 enthüllt Haupt-
figur Marmor. (D. Bauz. 1899, S. 399. Z. f. b. K. 1896/97, B. S. 186.)
— Sechs große Tierfiguren im Tiergarten von Siemering, Guß in Lauchhammer 1900.
— Denkmal: Bismarck von Begas, Guß von Martin u. Piltzing in Berlin, am
16. Juni 1901 enthüllt. (Z. f. b. K. 1896/97, B. S. 37—41. 1900/01, B. S. 489.)
— Kupfertreibarbeiten. Gruppen auf dem Schauspielhaus : Auf dem Westgiebel
Pegasus, auf dem Ostgiebel Apollo auf Greifenwagen von Rauch und Tieck.
— Standbild der Berolina v. Hundrieser, von Peters in Kupfer getrieben, am 17. Dez.
1895 enthüllt (Z. f. b. K. 1895/96, B. S. 160.)
Deutschland.
Berlin. Figuren anf dem Reich gtagagebäu de : Berittene Herolde von Maüon, von
G. Enodt in Frankfurt a. H., in Kupfer getrieben, Neunzigeijabre.
566 Id- Jahrhundert.
Berfi. Standbild: Berchtold V. von Zähringen von Tscharmer, Guß von der K gl. Erz-
gießerei München (Miller), 1849. (Faber V, S. 69— 70.)
— Brunnenfigur von Christen, Guß von der Kgl. Erzgießerei München 1863.
Bernburg. Standbild : Wolfgang v. Anhalt von Robert Henze, 1880 enthüllt. (D. Bauz.
1880, S. 503.)
Bielefeld. Standbild : Der Große Kurfürst von Fritz Schaper, 1899. (Z. f. b. K. 1898/^9,
B. S. 488.)
Bochum. Standbild: Bismarck von Hundrieser, Guß in Lauchhammer 1896.
Bonn. Standbild : Beethoven von Hähnel, Guß von ßurgschmiet in Nürnberg 1845.
— Standbild: Arndt von Affinger, Guß von Howaldt in Braunschweig 1865.
Braunau. Standbild : Palm von C. EnoU, Guß in der Kgl.ErzgießereiMünchen
(Miller), 1866 enthüllt. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 126.)
Braunschweig. Standbild: Lessing von Rietschel, Guß von Howaldtin Braunschweig
1853. (Maertens.)
— Brunnen mit Figur Heinr. d. Löwen von A. Breymann (oder Winter?), Guß von
Howaldt. (Maertens.)
— Standbild: Gauß von Schaper, Guß von Howaldt 1880.
— Siegesdenkmal von Breymann, vollendet von Diez, Guß von Howaldt 1881 ent-
hüllt. (D. Bauz. 1881, S. 209. Maertens.)
— Vier liegende Löwen und vier Tugendgestalten auf der Okerbrücke von Müller,
Charlottenburg. (Z. f. b. K. 1898/99, B. S. 397.)
— Kupfertreibarbeiten. Gruppe auf dem Schlosse: Brunonia von Rietschel.
Zum ersten Male ausgeführt 1858—1863, zum zweiten Male 1865—1868, getrieben
von Howaldt.
— Reiterbild: Herzog Friedrich Wilhelm von H&hnel, getrieben von Howaldt jl874.
— Reiterbild: Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Pönninger, getrieben von HJo-
waldt.
Bremen. Standbild: Gustav Adolf von Fogelberg, Guß in der Kgl. Erzgießerei
München (Miller), 1853.
— Standbild: Kömer von Deneys, 1867.
— Kriegerdenkmal 1870/71 von Keil, 1875 enthüllt.
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm L von Bärwald, 18. Okt. 1893 enthüllt. (Z. f. b. K.
1893/94, B. S. 113 ff. mit Abb.)
— Standbild: Kolumbus von Habich, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
1896.
— Teichmannbrunnen von Maison, Guß von der Kgl. Erzgießerei München 1899.
— Domtüren von K. Meurer. (Kunst unserer Zeit 1899, S. 73.)
— Gildemeisterbrunnen, Bronzegruppe von A. Sommer.
Bremerhaven. Standbild : Smidt von Wem. Stein. (Z. f. b. K. 1886/87, B. S. 461.)
Breslau. Standbild: Blücher von Rauch, Guß von Lequine 1827.
— Reiterdenkmal: Friedrich der Große von Kiß, Guß von Klagemann in Breslau
1847.
(Faber Konv.-Lex. V, S. 64 und 70.)
— Reiterdenkmal: Friedrich Wilhelm IIL von Kiß, Guß in Lauchhammer 186L
— Standbild: K. G. Suarez von Peter Breuer. (Z. f. b. K. 1896/97, B. S. 90—91.)
— Reiterdenkmal : Kaiser Wilhelm L von Chr. Behrens, Guß in der Kgl. Erzgießerei
München (Miller), am 6. Sept. 1896 enthüllt. (D. Bauz. 1896. S. 543.)
— Standbild: Bismarck von Breuer, Guß in Lauchhammer 1900.
— Standbild: Moltke von üechtritz, Guß in Lauchhammer 1900.
Brieg. Standbild : Friedrich der Große von Sußmann-Hellbom. (Z. f. b. K. 1875/76,.
B. S. 232 und 1894 S. 186.)
Deutschland. 567
Bromberg. Reiterbild: Kaiser Wilhelm I. von Calandrelli, am 1. April 1894 (?) enthüllt.
(Z. f. b. K. 1890/91, B. S. 519.)
BHlckenau. Standbild: König Ludwig I., Modell und Guß von Ferd. v. Miller
(Kgl. Erzgießerei München) 1897.
Budapest. Standbild: Erzherzog Joseph von Halbig, Guß in der Kgl. Erzgießerei
München (Miller), am 25. April 1869 enthüllt. (Z. f. b. K. 1869, B. S. 134—135.)
— Denkmal: EötvGs von Haszar, Guß in der Kgl. Kunst-Erzgießerei Wien.
(Z. f. b. K. 1878/79, B. S. 566.)
— Denkmal: Szechenyi von Jos. Engel, Guß von Röhlich und Pönninger
(Kgl. Kunst-Erzgießerei in Wien), am 28. Mai 1880 enthüllt. (Z. f. b. K.
1879/80, B. S. 566.)
— Standbild: Andrassy von Kiß, Guß in Lauchhammer 1896.
Burg bei Magdeburg. Denkmal: Kaiser Wilhelm L von Habs, Guß von Martin
und Piltzing in Berlin, am 2. September 1892 enthüllt. (Z. f. b. K. 1891/92,
B. S. 595.)
Cannstatt Reiterdenkmal: König Wilhelm von Württemberg von Halbig, Guß in
der Kgl. Gießerei München (Miller), am 27. Sept. 1875 enthüllt. (D. Bauz.
1875, S. 471.)
Charlottenburg. Standbild: Werner v. Siemens von Wandschneider, Guß in Lauch-
hammer 1899.
Chemnitz. Reiterdenkmal : Kaiser Wilhelm I. von Rümann, Guß inLauchhammer 1899.
— Standbild: Bismarck von Rümann, Guß in Lauchhammer 1899.
— Standbild: Moltke von Rümann, Guß in Lauchhammer 1899.
Darmstadt. Standbild: Großherzog Ludwig L von Schwanthaler , Guß von Stigl-
maier in München, 1843. (Faber V, S. 70.)
— Kriegerdenkmal von A. Herzig, am 18. Aug. 1879 enthüllt. (D. Bauzeitung 1879,
S. 354.)
— Denkmal: Aug. Metz, Büste und Knabenfiguren von B. König, Guß von Pelargus
in Stuttgart, am 28. Nov. 1879 enthüllt. (D. Bauz. 1879, S. 524.)
Debrezin. Statue: Csokonay von Izzo, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
1871.
Dessau. Brunnendenkmal : Moses Mendelssohn von Heinr. Hoffmeister. (Z. f. b. K. 1890,
S. 276.)
— Denkmal: Kaiser Wilhelm L von Alezander Tondeur, Guß von Martin und Pilt-
zing in Berlin. (Z. f. b. K. 1892, S. 191.)
Detmold. Kupfertreibarbeit: Hermannsdenkmal, Modell und Ausführung von Bändel,
1875 enthüllt. (Thorbecke. Zur Gesch. d. Hermannsdenkmals, Detmold 1875
und Z. f. b. K. 1874/75, B. S. 737—740.)
DinkelsbiihL Standbild: Christoph v. Schmid von Widemann, Guß von der Kgl. Erz-
gießerei München.
Dortmund. Denkmal: Kaiser Wilhelm I. von Schilling, Guß in Lauchhammer
1894.
— Statue: Kaiser Friedrich III. von Wandschneider, Guß in Lauchhammer 1898.
Dresden. Denkmal: Friedrich August I. von Rietschel, Guß der Hauptfigur bei
Schrödtel in Dresden mißlungen, in Lauchhammer vollendet, Guß der
Nebenfiguren von Fischer in Berlin 1843 (Maertens).
— Standbild: Maria v. Weber von Rietschel 1860.
— Standbild: Friedrich August II. von Hähnel, Guß von Lenz u. Herold in Nürn-
berg 1867. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 181 und Maertens.)
— Nymphenbrunnen von Broßmann 1865. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 26.)
— Annenbrunnen von Henze 1870.
568 19. Jahrhundert.
Dresden. Standbild: Kömer von Hähnel, Guß von Lenz, Nürnberg. (Z. f. b. K.
1870/71, B. S. 93 und Maertens.)
— Denkmal: Rietschel von Schilling, Guß in Lauchhammer» am 21. Febr. 1876
enthüllt. (Z. f. b. K. 1875/76, B. S. 372—373.)
— Quadriga vor dem Hoftheater (Bacchus und Ariadne auf Pantherwagen) von Schilling,
Guß von der Egl. Erzgießerei München 1877.
— Gänsediebbrunnen von Diez, Guß von Bierling, Dresden 1880.
— Siegesdenkmal von Rob. Henze, am 2. Sept. 1880 enthüllt. (D. Bauz. 1880,
S. 263.)
— Denkmal: Julius Otto von G. Eietz, Guß von Bierling, Dresden. (Z. f. b. E. 1885/86,
B. S. 753.)
— St. Georgsbrunnen von Hähnel, Guß von Pirner u. Franz, Dresden, Juli 1887
enthüllt. (Z. f. b. E. 1886/87, B. S. 684.)
— Wettin-Obelisk: Figuren von Schilling, Guß in Lauchhammer, Obelisk in Eupfer
getrieben, 1889 enthüllt. (D. Bauz. 1896, S. 223 f.)
— Beiterdenkmal : Eönig Johann von Schilling, Guß in Lauchhammer und von
Bierling, Dresden 1889. (Z. f. b. E. 1888/89, B. S. 406 u. 524 und Maertens.)
— Standbild: Gottfried Semper von Schilling, Guß in Lauchhammer, am 1. Sept.
1892 enthüllt. (D. Bauz. 1890, S. 260; Z. f. b. E. 1891/92, B. S. 596.)
— 2 Brunnen: , Stürmende Wogen* und „Stille Wasser" von Robert Dietz, Guß von
Bierling, Dresden, am 1. Sept. 1894 enihüUt. (Z. f. b. E. 1892./93, B. S. 412
u. 1895/96, S. 89 ff. und B. S. 29.)
— Denkmal: Ludwig Richter von Eircheisen, Guß von Rin ekle ben. Braunschweig,
am 28. Sept 1898 enthüllt. (Z. f. b. E. 1898/99, B. S. 56.)
— Denkmal : Bismarck von Robert Diez. (Z. f. b. E. 1898/99, B. S. 280.)
— Gruppen auf der EarolabrÜcke von H. Hartmann und Oskar Rühm, Guß von Bier-
ling und Pirner u. Franz, Dresden. (Z. f. b. E. 1898/99, B. S. 524.)
Duisburg. Reiterdenkmal: Eaiser Wilhelm I. von Reusch, Guß von Seh äff er und
Walcker. Berlin, am 2. Sept. 1898 enthüllt. (D. Bauz. 1898, S. 544 und
Z. f. b. E. 1897/98, B. S. 522.)
Düren. Denkmal: Eaiser Wilhelm L von üphues, am 22. März 1891 enthüllt
(Z. f. b. E. 1890/91, B. S. 892.)
Düsseldorf. Denkmal: P. v. Cornelius von Donndorf, Guß von Bierling, Dresden.
(Z. f. b. E. 1878/79, B. S. 699, Maertens.)
— Erinnerungsdenkmal an den Besuch des Eaiserpaares 1884, von E. Janssen and
Jos. Tüshans. (Z. f. b. E. 1887/88, B. S. 340.)
— Reiterdenkmal: Eaiser Wilhelm L von E. Janssen, am 18. Okt. 1896 enthüllt
(D. Bauz. 1896, S. 542 und Z. f. b. E. 1896/97, B. S. 48, 56.)
— Standbild: Bismarck von Röttger u. Bauer, Guß in Lauchhammer 1899.
Ehemhurg bei Ereuznach. Denkmal: Hutten-Sickingen, von Cauer, am 11. Juni 1889
enthüllt, Guß in Lauchhammer.
Eisenach. Standbild: Bach von Donndorf, Guß von Howaldt in Braunschweig, am
28. Sept. 1884 enthüllt. (Z. f. b. E. 1882/83, B. S. 596 u. 1884/85, B. S. 60.)
Eisleben. Standbild: Luther von Siemering, Guß von Gladenbeck in Berlin,
10. Nov. 1883 enthüllt. (Z. f. b. E. 1882/83, B. S. 660 und 1888/84, B. S. 95.)
Elberfeld. Eriegerdenkmal von Albermann, Guß in Lauchhammer, am 30. Juni 1881
enthüllt. (D. Bauz. 1881, S. 411.)
— Standbild: Eaiser Friedrich III. von Eberlein, Guß von Gladenbeck, Berlin-
Friedrichshagen, am 18. Okt. 1893 enthüllt (Maertens.)
— Reiterdenkmal: Eaiser Wilhelm I. von Eberlein, Guß von Schaff er u. Walcker,
Berlin, am 18. Okt. 1893 enthüllt (Z. f. b. E. 1893/94, B. S. 40 und Maertens.)
Deutschland. 569
Elberfeld, Standbild: Bismarck von Lud. Bruno w, am 1. April 1898 enthüllt.
(Z. f. b. K. 1897/98. B. S. 263.)
Elbing, Kriegerdenkmal , Modell und Guß von der Kg 1. Erzgießerei München
1887.
Erfurt. Monumentalbrunnen von Architekt Stockhardt und Bildhauer H. Hoffmeister,
Treibarbeit und Guß von Howaldt, Braunschweig, einige Teile getrieben von
F. Peters, Berlin, am 6. Sept. 1890 enthüllt. (D. Bauz. 1890, S. 469 und
Z. f. b. K. 1889/90, B. S. 500.)
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Lud. Brunow 1898. (Z. f. b. K. 1897/98,
B. S. 828.)
Erlangen. Standbild: Markgraf Friedrich Alezander von Schwanthaler, Guß in der
Kgl. Erzgießerei München, am 25. Aug. 1843 enthüllt. (Faber III,
S. 533—34.)
— Standbild: Herz von Zumbusch, Guß von Lenz, Nürnberg, am 5. Mai 1875 ent-
hüllt. (Z. f. b. K. 1874/75, B. S. 508.)
— Pauli-Brunnen: Entwurf von Fr. Wandeijer, Figuren von Schwabe, Guß von Lenz
in Nürnberg (Z. f. b. K. 1890/91, S. 76—78.)
Essen. Standbild: A. Krupp (an der Limbecker Chaussee) von Aloys Mayer und
Joseph Menges, Guß von Rupp, München. (Z. f. b. K. 1891/92, B. S. 596.)
— Standbild: A. Krupp (Marktplatz) von F. Schaper.
— Grabmal: Krupp von Otto Lang, Guß in der Kgl. Erzgießerei München (Miller),
1890 enthüllt. (D. Bauz. 1899, S. 121.)
— Reiterbild: Kaiser Wilhelm I. von Yolz, Guß von Stotz, Stuttgart.
Eutin. Denkmal: K. M. v. Weber von Peterich, Guß von Gladenbeck in Berlin-
Friedrichshagen, 1890 enthüllt. (Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 659 und Maertens.)
Falkenstein. Standbild: Bismarck von Starke, Guß in Lauchhammer 1900.
Forst i. L. Standbild: Bismarck von M. Unger, Guß in Lauchhammer 1896.
Frankfurt a. M. Denkmal: Goethe von Schwanthaler, Guß von der Kgl. Erz-
gießerei München 1844. (Kaber V, S. 311.)
— Denkmal: Schiller von Dillemann, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Miller), 1864 aufgestellt.
— Denkmal : Bismarck von Siemering. (D. Bauz. 1898, S. 65.)
— Galvano plastische Werke. Denkmal: Gutenberg von Ed. v. d. Launitz 1840.
Die drei Hauptfiguren sind sogleich galvanisch ausgeführt, die Nebenfiguren
zuerst Zinkguß, später (1892) auch galvanisch hergestellt.
— Kriegerdenkmal von Rud. Eckhardt, galvanoplastische Ausführung von G. v. Kreß
und Sohn. (Z. f. b. K. 1872/73, B. S. 772.)
— Kupfertreibarbeit. Atlasgruppe auf dem Bahnhofsgebäude von Herold, ge-
trieben von Howaldt in Braunschweig 1889. (Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 508.)
Frankfurt a. 0. Reiterdenkmal : Kaiser Wilhelm I., 18. Juni 1900 enthüllt.
Framensbad. Standbild: Kaiser Franz von Schwanthaler, Guß von der Kgl. Erz-
gießerei München (Miller) 1853.
Freiburg i. B. Siegesdenkmal von Moest, Guß von Lenz, Nürnberg 1876.
— Brunnen: Modell und Guß von Miller (Kgl. Erzgießerei München) 1894.
Friesack. Denkmal: Kurfürst Friedrich v. Brandenburg von Calandrelli, Guß von
Schäffer u. Walcker in Berlin, am 13. Okt. 1894 enthüllt. (Z. f. b. K. 1894/95,
B. S. 25.)
Fulda. Standbild: Bonifacius von Henschel 1842.
Fürth. Kriegerdenkmal von Hirth, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1888.
— Brunnen von Maison, Guß von der Kgl. Erzgießerei München (Miller) 1890.
570 19- Jahrhundert.
Gera. Standbild: Fürst Reuß Heinrich Posthumus von A. v. Ereling, Guß von Lenz
in Nürnberg 1870 (?)
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Eberlein, Guß von Schaff er u. Walcker,
Berlin, am 22. März 1894 enthüllt. (Z. f. b. K. 1893/94, B. S. 319.)
Görlitz, Brunnen von Roh. Toberentz, Guß in Lauchhammer. (Z. f. b. E. 1882/83,
B. S. 87 ff.)
— Denkmal: Prinz Friedrich Karl, Guß in Lauchhammer.
— Standbild: Jakob Böhme von Pfuhl, Guß in Lauchhammer 1898.
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm L von Joh. Pfuhl, Guß in Lauchhammer.
(Z. f. b. K. 1892/93, B. S. 428—429.)
Göttingen, Standbild : Friedrich Wohler von Hartzer. (Z. f. b. K. 1889/90. B. S. 545.)
Graz, Standbild: Weiden von Hans Graßer, 1859 errichtet
— Standbild: Erzherzog Johann von Franz Pönninger, Guß in der k. k. Kunst-Erz-
gießerei Wien, am 8. Sept. 1878 enthüllt. (Z. f. b. K. 1877/78, B. S. 774.)
— Standbild: Franz IL von Marchesi, in Mailand gegossen um 1840.
Großwardein. Denkmal : Die Himmelfahrt Maria darstellend, von Georg Ruß. (Z. f.
b. K. 1888/89, B. S. 628.)
Gtimbinnen. Denkmal: Friedrich Wilhelm L von Rauch, Guß von Lequinein Berlin,
1835 aufgestellt.
Halle, Standbild: Franke von Rauch, Guß von Hopfgarten in Berlin, um 1828.
— Standbild: Händel von Heide!, 1859 enthüllt. (Z. f. b. K. 1867/68, S. 79.)
— Brunnendenkmal mit Landsknecht von Schaper, Guß in Lauchhammer.
— Siegesdenkmal mit Figur der Borussia von Schaper. (Z. f. b. K. 1876/77, B.
S. 277.)
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm L von Architekt Bruno Schmitz und Bildhauer
Peter Breuer, Guß in Lauchhammer, am 26. Aug. 1901 enthüllt. (D. Bans.
1901, S. 422 f. Abb. S. 493.)
Hamburg. Denkmal : Lessing von Schaper, Guß von Gladenbeck, am 8. Sept. 1881
enthüllt (Fig. 407, S. 571). (D. Bauz. 1881, S. 443.)
— 20 Statuen deutscher Kaiser am Rathaus von B. Kruse, W. Giesecke, W. Komm,
K. Garbe, Fr. Pfannschmidt, R. Thiele, H. Küsthardt, Rob. Ockelmann, £. Pfeiffer,
C. Echtermayer, C. Hilgers, Aug. Herzig, Jos. v. Kramer, J. Ungerer, F. Hartzer,
C. Börner, A. Vogel. 4 Bürgertugenden von Thiele, Hamburg und Grarbers,
Dresden, 2 Rednerfiguren von Ungerer, Justitia von Offermann, Dresden, Adam
und Eva von Ungerer. Guß sämtlicher am und im Ratbause aufgestellter
Figuren in Lauchhammer.
— Rathausbrunnen von v. Kramer, Guß in Lauchhammer 1896.
— Kriegerdenkmal von Schilling.
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Joh. Schilling, enthüllt am 20. Juni 1903.
(Z. f. b. K. 1897/98, B. S. 289—92 und D. Bauz. 1900, S. 331 f.)
— Kupfertreibarbeiten. Karlsbrunnen von Volmer, Figur und vier Löwen in
Kupfer getrieben von Jos. Bauer.
— für das Rathaus: 4 Wächterfiguren und 4 wappenhaltende Figuren von Bömer.
Hamburg und von Kramer, München, 9 Namensheilige der alten Hamburger
Kirchspiele von Denoth, Pfeiffer, Thiele, Kruse , Kumm, Vogel, Ockelmann und
Offermann. Treibarbeit von Knodt, Frankfurt, Seitz, München, Hjgin
Kiene, Holzkirchen, Peters, Berlin und von der Karlshütte.
Hanau, Denkmal : Gebr. Grimm von Eberle, Guß von Klement(K gl. Erzgießerei?)
München, am 18. Okt 1896 enthüllt (Z. f. b. K. 1896/97, B. S. 43.)
Hannover. Standbild: v. Alten von Kümmel, Guß von Bernstorff u. Eichwede
in Hannover 1847.
Hannover. Reiterdenknial : KSnig Enut August von A. Wolff, Guß -n
Q. Eichwede 1860.
Fig. W7. F. Scfaaper, Les^singdenbrnal in Hamburg, SuB von Gludenbecb. S. SJD.
Hannover. Sttudbild: Schiller von Engelhard, GuB von Bernfitorff u. Eichwede
572 19. Jahrhundert.
Hannover, Sachsenroß von A. Wolff, Guß von Bernstorffu. Eichwede um 1865.
— StÄndbild: Marschner von Hartzer, Guß von Gladenbeck in Berlin 1877.
— Standbild: Bödeker von Dopmeyer, Guß von Howaldt, Braunschweig 1880.
— Rathausbrunnen von C.W. Hase und Engelhard, Guß von Gladenbeck 1881.
— Standbild: Karraarsch von Rassau, Guß vonBierling, Dresden, am 17. Okt. 188S
enthüllt. (Z. f. b. K. 1883/84, B. S. 44 und 53 ff.)
— Kriegerdenkmal von Volz, Karlsruhe, Guß von Gladenbeck, 1884 enthüllt. (Z. f.
b. K. 1879/80, B. S. 470.)
— Figur der Hannovera von Waegener, Guß in Lauchhammer, Neunzigerjahre.
— Holzmarktbrunnen, Entwurf von 0. Lüer, Figur von Gundelach, Guß in Lauch-
hammer, 1896 enthüllt. (D. Bauz. 1897, S. 100 f. m. Abb.)
— Brunnen an der Wasserkunst von Gundelach, Guß von Gladenbeck 1900.
— Standbild: Luther von Dopmeyer, Guß von Gladenbeck 1900.
— Denkmal: Hölty, Entwurf von 0. Lüer, Modell von Gundelach, Guß von Gladen-
beck 1900.
Hartenstein. Standbild: Flemming von Meißner, Guß in Lauch hammer 1896.
Heidelberg, Standbild: Karl v, Wrede von Brugger, Guß in der Kg 1. Erzgießerei
München, 1860 errichtet.
— Standbild: Scheffel von Adolf Heer, Guß von Gladenbeck. (Z. f. b. K. 1890/91,
B. S. 26.)
Heilbronn, Standbild: Rob. v. Mayer von Rümann, am 25. Nov. 1892 enthüllt
(D. Bauz. 1892, S. 607.)
— Denkmal : Kaiser Wilhelm I. von W. Rümann, am 2. Sept. 1903 enthüllt (Z. f. b. K
1892/93, S. 555-556.)
Hietzing. Standbild: Kaiser Max von Mexiko von Meixner, um 1870.
Hildesheim, Standbild: Bischof Bemward von Ferd. Hartzer, am 28. Sept. 1893 ent-
hüllt. (Z. f. b. K. 1893/94, B. S. 7.)
— Denkmal: Kaiser Wilhelm I. von 0. Lessing. (Z. f. b. K. 1897/98, B. S. 506.)
Hohensyburg, Denkmal; Kaiser Wilhelm I. von H. Stier. Figuren von A. u. K. Donn-
dorf. 1901.
Jena. Bismarckbrunnen von Hildebrand, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1894.
Insterburg, Kriegerdenkmal von Zitzmann, Guß von Gladenbeck in Berlin. (Z. f. b. K.
1888/89, B. S. 708.)
Iserlohn. Siegesdenkmal mit Statue Kaiser Wilhelm I. von Geyer, Guß von Gladen-
beck, 1883 enthüllt
Itzehoe. Standbild : Kaiser Wilhelm I. von Karl Günther. (Z. f. b. K. 1889/90, B. S. 464.)
Karlsruhe, Denkmal : Großherzog Karl Friedrich von Schwanthaler, Guß in der Kgl.
Erzgießerei München 1843.
— Standbild: Minister Winter von Reich, Guß von Burgschmiet 1851.
— Grabdenkmal: Scheffel von Heer, Guß von Stotz, Stuttgart (Z. f. b. K. 1888/89,
B. S. 675.)
— Nymphengruppe von Weltring, Guß in Lauchhammer. (Z. f. b. K. 1890,^91, S. 29
und 522, 1891/92, S. 20.)
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Ad. Heer, Guß von Schaff er u. Walker,
Berlin. (D. Bauz. 1897, S. 548.)
Kelheim. Tor an der Befreiungshalle von Gärtner, Guß in der Kgl. Erzgießerei
Hünchen (Miller).
Kassel Denkmal: Spohr von Hartzer, 1883 enthüllt. (?) (Z. f. b. K. 1881/82, B. S. 158.)
Kiel, Prinz Heinrich-Brunnen von V..Lürßen, Guß von Schäffer u. Walker,
Berlin. (Z. f. b. K. 1889/90, S. 54.)
Deutschland. 573
Kiel, Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Brütt.
— Denkmal : Bismarck von Harro Magnussen, am 10. Nov. 1897 enthüllt. (Z. f. b. K.
1897/98, B. S. 89.)
— Denkmal: Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein von Christensen, Guß in Lauch-
hammer 1900.
Kissingen. Standbild: Bismarck von Manger, am 29. April 1877 enthüllt.
Klagenfuri. Denkmal: Maria Theresia von Pönninger, Guß in der k. k. Kunst- £r z-
gießerei, Wien (Röhlich), 1873 enthüllt. (Z. f. b. K. 1872/73, B. S. 141 f.)
Kohurg. Standbild: Herzog Ernst I. von Schwanthaler, Guß in der Kgl. Gießerei
München (Miller), vor 1848.
— Standbild: Prinz Albert, Guß von Lenz in Nürnberg.
Köhlern. Kupfertreib ar bei t. Reiterfigur : Kaiser Wilhelm L von Hundrieser,
in Kupfer getrieben von Rinkleben, Braunschweig, am 31. Aug. 1897 enthüllt.
(D. Bauz. 1897, S. 441 und 581 m. Abb.)
Köln, Reiterdenkmal: Friedrich Wilhelm IV. von Bläser, Guß von Gladenbeck in
Beriin. (Z. f. b. K. 1865/66, B. S. 147. Maertens.)
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Drake, Guß von Gladenbeck 1867. (Z. f.
b. K. 1865/66, B. S. 147. Maertens.)
— Denkmal: Friedrich Wilhelm IIL von Bläser u.a., Guß in Lauchhammer, am
26. Sept. 1878 enthüllt. (Z. f. b. K. 1876/77, B. S. 677, 1877/78, B. S. 741 und
1878/79, B. S. 21—28.)
— Standbild: Bismarck von Schaper, Guß von Gladenbeck, am 1. April 1879 ent-
hüllt. (D. Bauz. 1879, S. 213 und Z. f. b. K. 1878/79, B. S. 438 und 464.)
— Standbild: Moltke von Schaper, Guß in Lauchhammer, am 26. Okt. 1881 enthüllt.
(Z. f. b. K. 1881/82, B. S. 44.)
— Domtüren, nach Hugo Schneiders Entwurf in Kassel ausgeführt. (Zeitschr. für
Christi. Kunst, Bd. H, S. 241 und Bd. IV. S. 233.
— Denkmal: Richartz von Albermann, Guß von der Akt.-Ges. Gladenbeck 1900.
Königsberg. Reiterdenkmal: Friedrich Wilhelm III. von Kiß, Guß in Lauchhammer
1851. (Bau- und Kunstdenkmäler, Ostpreußen, Bd. VU, S. 120.)
— Standbild: Kant von Rauch, Guß von Gladenbeck, 1864 aufgestellt. (Bau- und
Kunstdenkmäler, Ostpreußen, Bd. VII, S. 120.)
— Standbild: Herzog Albrecht v. Preußen von Reusch, Guß von Schaeffer u.
Walker, Berlin. (Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 254 und 1890/91, B. S. 45 und 414.)
— Standbild: Kaiser Wilhelm! von Reusch, Guß von Schäffer u. Walker, Berlin,
am 4. Sept. 1894 enthüllt. (D. Bauz. 1893, S. 363 und Z. f. b. K. 1894/95, B.
S. 25.)
Konitz. Statue: Kaiser Wilhelm I. von Künne, Guß in Lauchhammer 1899.
Konstanz. Kaiserbrunnen von H. Baur, am 30. Okt. 1897 enthüllt (Z. f. b. K. 1897/98,
S. 76.)
Krefeld. Kriegerdenkmal von H. Walger, am 19. Juni 1875 enthüllt. (Z. f. b. K. 1874/75,
B. S. 636.)
Kreuznach. Hutten-Sickingen-Denkmal von Gauer. Guß in Lauchhammer 1889.
(Maertens.)
Kyffhäuser, Kupfertreib arbeit. Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Hund-
rieser, in Kupfer getrieben von H. Seitz, München. Figur der Geschichte
von Hundrieser, getrieben von Kiene, München.
Landau. Reiterstatue: Luitpold von Bayern von Rümann, Guß von der Kgl. Erz-
gießerei München (Miller) 1892.
Landsberg a. W. Brunnenfiguren von Uechtritz, Guß in Lauchhammer 1897.
Landshut Denkmal: Ludwig der Reiche von Brugger 1858.
574 19. Jahrhundert.
Landshut Denkmal: König Maximilian II. von Bernhard 1868.
Laumgefi, Statue Albertus Magnus, Modell und Guß von der Egl. Erzgießerei
München (Miller) 1881.
Leipzig. Denkmal: Hahnemann von E. Steinhäuser 1849 (?).
— Denkmal: Thaer von Rietschel 1850.
— Denkmal: Leibniz auf dem Thomaskirchhof von Hähne! , Guß von Lenz, Nürnberg,
am 25. Okt. 1883 enthüllt. (Z. f. b. E. 1882/83. B. S. 733 und 1883/84, B. S. 44.)
— Reformationsdenkmal von Schilling, Guß in Lauchhammer, am 10. Nov. 1883
enthüllt. (Z. f. b. E. 1883/84, B. S. 71.)
— Mende-Brunnen von Gnauth und Ungerer, Guß in der Egl. Erzgießerei München
(Miller), am 1. Sept. 1886 enthüllt. (Z. f. b. E. 1885/86, B. S. 715 ff. Maertena.)
— Siegesdenkmal von Siemering, Guß von Gladenbeck, Berlin und in Lauch-
hammer, Germania, in Eupfer getrieben von Howaldt, Braunschweig,
am 18. Aug. 1888 enthüllt. (Z. f. b. E. 1887/88, B. S. 645 und 676. Maertens.)
— Denkmal: Mendelssohn von W. Stein, Guß von Howaldt. (Z. f. b. E. 1891/92, B.
S. 476.)
— Denkmal: Bismarck von Lehnert und Joseph Mayr, Guß von Rupp, München, am
18. Okt. 1897. (Z. f. b. E. 1897/98, B. S. 11.)
Lemberg. Denkmal: Graf Alexander Fredo von Leonard Manconi, Guß von Erupp,
Wien, am 25. Okt 1897 enthüllt. (Z. f. b. E. 1897/98, B. S. 55.)
Liboch bei Prag. Standbilder in der böhmischen Ehrenhalle: Märchenprinzessin
Libussa, Eönig Ottokar, Held Ziska etc. etc. von Schwanthaler, Guß in der
Egl. Erzgießerei München (Miller) 1850. (Faber V, S. 75.)
Lichtenthai. Eriegerdenkmal , Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Egl. Erz-
gießerei München) 1879.
Lichterfelde. Standbild: Eaiser Wilhelm I. von Franz Eeil.
Liegnitz. Standbild : Eaiser Wilhelm I. von Bärwald. (Z. f. b. E. 1895/96, B. S. 304.)
Lindau. Standbild: Eönig Max II. von Halbig, Guß von der Egl. Erzgießerei
München (Miller) 1859.
— Brunnen von Rümann, Guß in der Egl. Erzgießerei München (Miller) 1884.
Lübeck. Denkmal: Geibel von Volz, Guß von Gladenbeck. (Z. f. b. K. 1888/89, B.
S. 397.)
Magdeburg. Denkmal: Bürgermeister Franke von Bläser, Guß von Howaldt in
Braunschweig 1853.
— Reiterdenkmal: Eaiser Wilhelm I. von Siemering, Guß in Lauchhammer, am
25. Aug. 1897 enthüllt. (Z. f. b. E. 1896/97, B. S. 526 und D. Bauz. 1897, S. 458 f.)
— Eupfer treibarbeit. Standbild: Bismarck von Echtermeier und Pfeifer, in
Eupfer getrieben, von Rinckleben, Howaldts Nachfolger in Braunschweig,
am 1. April 1899 enthüllt (D. Bauz. 1899, S. 197.)
Maikammer. Standbild: General Hartmann, Modell und Guß von Ferd. v. Miller
(Egl. Erzgießerei München) 1900.
Mainz. Denkmal: Gutenberg von Thorwaldsen, Guß von Grozatier, Paris, 1837 er-
richtet. (Faber V, S. 71.)
— Denkmal: Schiller von Scholl, Guß von Lenz, 1862 aufgestellt
Mannheim. Standbild: Schiller von Causer, Guß von der Egl. Erzgießerei
München (Miller) 1862.
— Standbild: Iffland von Widemann, Guß in der Egl. Erzgießerei München
1864.
— Standbild: v. Dalberg von Widnmann, Guß in der Egl. Erzgießerei München
(Miller), 1866 enthüllt (Z. f. b. E. 1866/67, B. S. 29 und 96.)
— Reiterdenkmal: Eaiser Wilhelm I. von Eberlein, Guß von Schaffet u. Walker
Deutschland. 5 75
in Berlin, am 14. Okt. 1894 enthüllt. (D. Bauz. 1894. S. 524 und Z. f. b. K.
1894/95, B. S. 25.)
Mannheim, Brunnen von HofFart, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1893.
— Denkmal: Bismarck von Hundrieser, Guß in Lauchhammer 1899.
Marbach. Denkmal: Schiller von E. Rau, Guß von Pelargus, Stuttgart. (Z. f. b. K.
1874/75, B. S. 318.)
Marienberg. Statue: Heinrich der Fromme von Offermann, Guß in Lauchhammer
1900.
Meißen. Standbild: Albrecht der Beherzte von Hultzsch.
— Denkmal: Böttger von Andresen, Guß von Pirneru. Franz, Dresden, am 17. Okt.
1892 enthüllt (Z. f. b. K. 1891/92. B. S. 60.)
Merseburg. Denkmal: Kaiser Friedrich III. von Hundrieser, Guß in Lauchhammer.
— Statue: Kaiser Wilhelm L von Wödtke, Guß in Lauchhammer 1897.
Meßkirch. Standbild: Kreutzer von Baur, 1883 errichtet.
Metz. Reiterstatue: Kaiser Wilhelm I., Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Kgl. Erz-
gießerei München) 1892.
— Standbild: Prinz Friedrich Karl, Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Kgl. Erz-
gießerei München) 1898.
Mittemcald. Standbild : Klotz, Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Kgl. Erzgießerei
München) 1890.
Möhra. Denkmal: Luther von Ferd. Müller, Guß von Burgschmiet 1861.
MiMheim a. Rhein. Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Clemens Buscher, Guß
von Schäffer u. Walker, Berlin 1898. (Z. f. b. K. 1897/98, B. S. 522.)
München, Denkmal: Kurfürst Maxi, von Thorwaldsen, Guß von Stiglmaier 1839.
— Grabstatue: General Becker von Schwanthaler , Guß von Stiglmaier, Ende der
Zwanzigerjahre. (Faber V, S. 67 und 72 (?).
— Grabmal: Karoline v. Mannlich, nach eigenem Modell gegossen von Stiglmaier.
Zwanzigerjahre. (Faber V, S. 67 (?).
— Tor für die Glyptothek von Klenze, Guß von Stiglmaier 1834.
— Denkmal: König Max I. Joseph von Rauch, Guß von Stiglmaier 1835. (Faber V,
S. 72.)
— Zwölf Witteisbacher Statuen in der Residenz (Thronsaal) von Schwanthaler, Guß
und Feuervergoldung von Stiglmaier, 1836 begonnen, 1844 vollendet. (Faber
V, S. 67 und 72.)
— Standbild: Tilly in der Feldherrnhalle von Schwanthaler (Brugger?), Guß von
Stiglmaier, 1844 aufgestellt. (Faber V, S. 73.)
— Standbild: Wrede in der Feldherrnhalle von Schwanthaler (Brugger?), Guß von
Stiglmaier, 1844 aufgestellt. (Faber V, S. 73.)
— Grabstatue: v. Keßling von Halbig, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Miller, vormals Stiglmaier), um 1845. (Faber V, S. 73.)
— Denkmal: Kreitmayr von Schwanthaler, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1845 aufgestellt. (Faber V, S. 73.)
— Tor für die Kunstausstellung von Gärtner, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München (Müler) 1845.
— Quadriga auf dem Siegestor von Brugger (Wagner?), Guß in der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1847. (Faber V, S. 73.)
— Standbild: Gluck von Brugger, Guß in der Kgl. Erzgießerei München (Miller)
1848—49. (Faber V, S. 73 und 225.)
— Standbild: Orlando di Lasso von Widnmann, Guß in der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1848—49. (Faber V, S. 73.)
576 19* Jahrhundert.
München, Bavaria von Schwanthaler, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Miller), um 1850. (Faber V, S. 73.)
— Brunnen von Schwanthaler, Guß von der Kgl. Erzgießerei München (Miller)
1853.
— Standbild: Graf Deroy von Halbig, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1856.
— Denkmal: Westenrieder von Widnmann, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1854.
— Denkmal: Schiller von Widnmann, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Müler) 1863.
— Denkmal: Ludwig I. von Widnmann, Guß in der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1862.
— Denkmal: Kurfürst Max Emanuel von Brugger, Guß in der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1861.
— Standbild: Schelling von Brugger, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1861.
— Standbild: Fraunhofer von Halbig, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1868. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 52.)
— Fischbrunnen von Knoll, Guß von der Kgl. Erzgießerei München (Miller), am
19. Sept. 1866 enthüllt. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 125, 140 und 153.)
— Standbild: Rumford von Zumbusch von der Kgl. Erzgießerei München (Miller)
1868. (Z. f. b. K. 1865/66, S. 219.)
— Standbild: Klenze von Brugger, Guß von der Kgl. ErzgießereiMünchen (Miller)
am 27. Mai 1867 enthüllt. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 130.)
— Standbild: Gärtner von Widnmann, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller), am 27. Mai 1867 enthüllt. (Z. f. b. K. 1866/67, B. S. 130.)
— Standbild: Goethe von Widnmann, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller), am 28. Aug. 1869 enthüllt. (Z. f. b. K. 1868/69, B. S. 215.)
— Kriegerdenkmal: Feldhermhalle, Modell und Guß von Fe r d. v. Miller (Kgl. Erz-
gießerei München), am 12. März 1892 enthüllt. (D. Bauz. 1892, S. 143.)
— Denkmal: König Max II. von Zumbusch, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller), 1875 enthüllt. (Z. f. b. K. 1866/67, S. 53 ff. und D. Bauz. 1875, S. 451.)
— Reiterdenkmal: Castor und Polluz von Widnmann, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1888.
— Standbild: St. Georgius von Eberle, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1889.
— Denkmal: Gabelsberger von Eberle, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1890. (Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 523.)
— Tor an der Bennokirche von Romeis u. Miller, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1895.
— Germanenbrunnen von Bemauer, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Milller) 1896.
— Standbild: Prinzregent Luitpold von Rümann, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1898.
— Denkmal: Genius und Amoretten von Bemauer, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1898.
— Friedensdenkmal von Petzold, Düll u. Heilmayr, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München (Miller) 1899.
— Standbild: König Max II. von Pruska, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1900.
Magister. Denkmal : v. Fürstenberg von Fleige 1875.
Deutschland. 577
Kaugard t. P. Statue: Bismarck von G. Meyer, Guß in Lauchhammer 1897.
Keuhrandenhurg, Standbild: Reuter, Guß in Lauchhammer. (Z. f. b. E. 1889/90,
B. S. 325.)
— Viktoria Ton M. WolfF, Guß in Lauchhammer 1895.
Neuruppin, Standbild: Friedrich Wilhelm IL nach Tieck, Guß von Hopfgarten in
Berlin 1829.
— Standbild: Schinkel von M. Wiese, Guß von Gladenbeck. (D. Bauz. 1883,
S. 530 und Z. f. b. K. 1881/82, B. S. 637.)
Neustadt a. d. H. Germania, Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Kgl. Erzgießerei
München) 1899.
Xeustettin i. P. Standbild: Kaiser Wilhelm I. von Wandschneider, Guß in Lauch-
hammer 1898.
Nettstrelüz. Kriegerdenkmal: Gruppe von M. Wolff, Guß in Lauchhammer 1899.
Niederwald. Nationaldenkmal von Schilling, Guß der Germania von der Kgl. Erz-
gießerei München, Guß der Reliefs, Adler und Wappen in Lauchhammer
1877—1883. (Z. f. b. K. 1874/75, B. S. 302 u. 334, 1878/79, B. S. 699 u. 1883/84,
B. S. 44 und 45.)
Nordhauaen. Standbild: Luther von Karl Schuler, Guß in Lauchhammer. (Z. f.
b. K. 1884/85, B. S. 79.)
Nürnberg. Denkmal: Dürer von Rauch, Guß von Burgschmiet in Nürnberg 1837
bis 1840 (Maertens).
— Denkmal: Hans Sachs von Kraußer, Guß von Lenz in Nürnberg. (Z. f. b. K.
1872/73, B. S. 726.)
— Kriegerdenkmal von Fr. Wanderer, 1876 enthüllt. (Z. f. b. K. 1876/77, B. S. 26.)
— Brunnendenk mal : Grübel, Entwurf von Wanderer, Modell von Roßner, Guß von
Lenz, am 3. Juni 1881 enthüllt. (Z. f. b. K. 1880/81, B. S, 606.)
— Plerrerbrunn^n von Schwabe, Guß von Lenz, am 16. Okt. 1890 enthüllt. (Z. f.
b. K. 1890/91, S. 56.)
— Denkmal: Martin Behaim von Rösner, Guß von Lenz, am 12. Sept. 1890 enthüllt.
(Z. f. b. K. 1890/91, B. S. 26.)
— Nachguß des Peuntbrunnen (s. S. 484), Guß von Lenz, 1902 enthüllt.
Ohligs. Kriegerdenkmal von Manthe, Guß von Martin u.Piltzing in Berlin.
Osnabrück. Denkmal: J. Moser von Drake, Guß von Fischer, Berlin 1836.
— Kriegerdenkmal: Germania von Henze, Guß in Lauchhammer, Reliefbild des
Kaisers von Schuler, Guß von Gladenbeck, 1880 enthüllt. (D. Bauz. 1881, S.29.)
— Standbild: Stüve von Pohlmann, Guß von Gladenbeck. (D. Bauz. 1882, S. 449.)
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm L von Ad. Heer, Guß von Seh äff er u. Walker,
Berlin 1898. (Z. f. b. K. 1897/98, S. 522.)
Ostrowo. Standbild: Kaiser Wilhelm L von G. Meyer, Guß in Lauchhammer 1900.
Parchim. Denkmal: Moltke von Brunow 1876.
Partenkirchen. Figur des heiligen Florian auf Brunnen von E. Seidl, von Miller
in Kupfer getrieben (?) 1899. (Z. f. b. K. 1898/99, B. S. 397.)
Passau. Standbild: König Max L Joseph von Jorhan 1824.
Pforzheim, Kriegerdenkmal von Moest, Guß von Lenz in Nürnberg, am 18. Mai
1879 enthüUt. (D. Bauz. 1879, S. 222.)
— Denkmal: Bismarck von Dittler.
— Denkmal: Kaiser Wilhelm L von Baerwald.
Pola. Standbild: Tegetthoff von Kundtmann. (Z. f. b. K. 1872/73, B. S. 238.)
Porta Westfalika. Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm L von Zumbusch, Guß von der
Kgl. Kunst-Erzgießerei Wien, am 18. Okt. 1896 enthüllt. (Z. f. b. K.
1896/97, B. S. 43 und D. Bauz. 1898, S. 1 ff. und 1896, S. 542.)
L ü e r , unedle Metalle 37
578 lö- Jahrhundert.
Posen. Standbilder im Dom: Boleslaw und Mieczyalaw von Rauch, Guß in Lauch-
hammer um 1840.
— Kriegerdenkmal mit Standbild Kaiser Wilhelms I. von R. Bärwald, am 10. Mai
1888 enthüllt. (Z. f. b. K. 1886/87, B. S. 668.)
— Brunnen mit Perseus und Andromeda von Job. Pfuhl. (Z. f b. K. 1887 88, B. S. 600.)
PoUdmn. Standbild: Friedrich Wilhelm III. von Kiß 1851 (?).
— Denkmal: Friedrich Wilhelm I. von Hilgers 1885.
Prag. Denkmal: Karl IV. von Jul. Hähnel, Guß von Burgschmiet, 1848 enthüllt
— Reiterdenkmal : Kaiser Franz, Entwurf von Jos. Kranner, Modell von Max, (4uß von
der Kgl. Erzgießerei München (Miller) 1848/49. (Faber V, S. 73.)
— Denkmal: Radetzky von Jos. u. Em. Max, Goß von Lenz, Nürnberg 1861.
— Standbild: Jungmann von Lud. Schimeck.
Premlau. Reiterstatue : Kaiser Wilhelm I. von Schilliug, Guß in Lauchhammer 1898.
— Statue: Moltke von Schilling, Guß in Lauchhammer 1899.
— Statue: Bismarck von Schilling, Guß in Lauchhammer 1899.
Preßburg. Denkmal : Maria Theresia von Fadruß, 1896 (?) enthüllt. (Z. f. b. K. 1894/'9o.
B. S. 107.)
Rawitzsch. Standbild: Kaiser Wilhelm I. von G. Meyer, Guß in Lauchhammer 189b.
Regensburg. Der innere Giebel der Walhalla mit nordischen Gottheiten von Stigl-
maier. (Faber V, S. 67.)
— Tor für die Walhalla von Klenze, Guß von Stiglraaier 1842.
— Standbild: Bischof Sailer von Widnmann, Guß von der Kgl. Erzgießerei
München 1868. (Z. f. b. K. 1867/68, B. S. 7.)
Reiclienbadi. Statue: Kaiser Wilhelm I. von Calandrelli, Guß in Lauch ha mmer
1897.
Reichenhall. Standbilder: S. Ruppert und S. Benno am Brunnen nach Schwanthaler.
Guß von Stiglmaier. (Faber V, S. 73.)
Repten. Standbild: Herkules von Wadere, Guß von der Kgl. Erzgießerei München
(Miller) 1894.
Reutlingen. Denkmal: Nat.-Ök. List von Kietz, Guß von Howaldt in Braunschweig
1854.
Rostock. Denkmal: Blücher von Schadow, Guß von Lcquine in Berlin 1818.
Ruhrort. Standbild: Kaiser Wilhelm I. von Eberlein, Guß von Akt.- Ges. vorm.
Gladenbecku. Sohn in Berlin-Friedrichshagen , 1896 enthüllt (D. Bauz.
1896, S. 543.)
Saarlouis. Kriegerdenkmal von G. Meyer. Guß in Lauchhammer 1900.
Salzburg. Denkmal : Mozart von Schwanthaler, Guß von Stiglmaierl 841 . (Faber T,
S. 67.)
— Standbild: Schiller von Meißner, Guß in der K. K. Kunsterzgießerei Wien
(Femkom). (Z. f. b. K. 1867/G8. B. S. 16.)
Schmölln. Standbild: Kaiser Wilhelm I. von Habs, Guß in Lauchhammer 1895.
Schwerin. Standbild: Großherzog Paul Friedrich von Rauch, Guß in Lauchhammer.
1849 aufgestellt.
— Kriegerdenkmal: Statue der Megalopolis von Willgohs, Guß in Lauchhammer.
am 2. Dez. 1874 enthüllt. (Z. f. b. K. 1872/73, B. S. 404 und 1874/75. B. S. 31.»
— Reiterdenkmal: Großherzog Friedrich Franz II. von L. Brunow, am 24. Aug. 1893
enthüllt. (Z. f. b. K. 1892/93, B. S. 555.)
Siegen. Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Reusch, am 18. Okt. 1892 enthüllt
(Z. f. b. K. 1892/93, B. S. 42.)
Sigmaringen. Standbild : Fürst Anton von Hohenzollern von Donndorf, am 21. Okt.
1890 enthüllt. (Z. f. b. K. 1891, B. S. 61.)
Deutschland. 579
Spandau. Standbild : Kurfürst Joachim IL, von £. Encke, Guß in Lauchhammer,
am 1. Nov. 1890 enthüllt. (Z. f. b. K. 1889/90, B. S. 75.)
— Standbild: Kaiser Friedrich IIL von Manthe, am 18. Okt. 1892 enthüllt. (Z. f. b. K.
1892/93, B. S. 42.)
Pr. Stargard. Standbild: Kaiser Wilhelm L von Habs, Guß in Lauchhammer 1895.
Siamberg. Tor am Mausoleum des Prinzen Karl von Klenze, Guß von Stiglmaier
1837.
Stettin. Reiterfigur: Kaiser Wilhelm I. von Hilgers, Guß von Schaff er u. Walker
in Berlin, am 1. Nov. 1894 enthüllt. (D. Bauz. 1894, S. 552.)
— Denkmal: Löwe von GlÜmer, Guß in Lauchhammer 1897.
— Brunnenfiguren von Felderhoff, Guß in Lauchhammer 1900.
— Kupfertreibarbeit. Brunnen von Manzel , am 23. Sept. 1898 enthüllt. (Z. f.
b. K. 1898,/99. B. S. 8.)
Ste^yr. Denkmal : Wemdl von Tilgner, am 10. Nov. 1894 enthüllt. (Z. f. b. K. 1894/95,
B. S. 88.)
Straßburg. Denkmal: Gutenberg von David d' Angers, Guß von Soyer in Paris 1840.
— Denkmal : Kleber von Filippe Graß, 1840 errichtet. (Faber V, S. 61 und 493 und
Z. f. b. K. 1872/73, B. S. 774.)
— Denkmal: Lezay-Mamesia von F. Graß 1857.
— Statuen : Bismarck und Moltke von Karl Gauer u. Sohn. (Z. f. b. K. 1882/83 , B.
S. 733.)
Stuttgart. Denkmal: Schiller von Thorwaldsen, Guß von Stiglmaier 1838 (Maertens).
— Wilhelmsdenkmal von Martin Wagner, Guß von Stiglmaier in München 1842.
(Faber V, S. 74.)
— Reiterdenkmal: Eberhard i. Bart von L. v. Hofer, Guß in der KgL Erzgießerei
München (Miller) 1859.
— Standbild: Konkordia von Hof er u, Wagner, Guß von der KgL Erzgießerei
München (Miller) 1863.
— Reiterdenkmal: König Wilhelm von Württemberg von Hofer, Guß in der Kgl.
Erzgießerei München (Miller), am 25. Okt. 1884 enthüllt. (Z. f. b. K.
1884/85, B. S. 111.)
— Denkmal: Herzog Christoph von Paul Müller, Guß von Pelargus d. J. in Stuttgart.
(Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 585.)
— Eugensbrunnen von 0. Rieth, Guß von Stotz in Stuttgart, 27. April 1890 enthüllt
— Reiterdenkmal: Kaiser Wilhelm I. von Thiersch u. Rümann, Guß von Stotz, Stutt-
gart, 1898 enthüllt. (Z. f. b. K. 1892/93, B. S. 530 u. 1896/97, B. S. 55.)
Swinemünde. Denkmal : Kaiser Wilhelm I. von Calandrelli, Guß in Lauchhammer
um 1894.
Tetschen. Statue: Joseph IL von 0. Rassau, Guß von Bierling, Dresden, am 14. Mai
1885 vollendet. (Z. f. b. K. 1884/85, B. S. 526.)
Thorn. Standbild: Kopemikus von Tieck, Guß von F. W. Fischer, Berlin 1850.
Tölz. Kriegerdenkmal von Müller u. Schwarzgruber, Guß von der Kgl. Erzgießere:
München (Miller) 1887.
— Standbild: Winzerer von Schwarzgruber, Guß von der Kgl. Erzgießere
München (Miller) 1887.
Trier. Standbild: Kaiser Wilhelm L, Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Kgl. Erz
gießerei München) 1893.
— Balduinbrunnen , Modell und Guß von Ferd. v. Miller (Kgl. Erzgießere:
München) 1896.
Tübingen. Denkmal: Uhland von Kietz, Guß von Pelargus in Stuttgart. (Z. f. b. K
1874/75, B. S. 318.)
580 Id* Jahrhandert.
JJnnai.W. Kriegerdenkmal von Flügge, Guß von der K gl. Erzgieße reiMünchen
(Miller) 1884.
Warschau. Denkmal: Eopemikus von Thorwaldsen 1880. (Faber V, S. 77.)
Weil die Stadt. Denkmal: Kepler von Kreling, Guß von Lenz u. Herold, Ende
Juni 1870 enthüllt. (Z. f. b. K. 1869/70, B. S. 182.)
Weimar, Denkmal : Herder von Schaller, Guß von der Kgl. ErzgießereiMünchen
(Miller) 1850.
— Denkmal: Goethe-Schiller von Rietschel, Guß von der Kgl. Erzgießerei Mün.
eben (Miller) 1857.
— Standbild: Wieland von Gaseer, Guß von der Kgl. Erzgießerei München 1859.
— Denkmal: Karl August von Donndorf, Guß in Lauchhammer 1875.
— Kriegerdenkmal von Härtel, Guß (?) von Howaldt 1886 (?).
— Brunnen von Donndorf, am 20. Okt. 1895 enthüllt. (Z. f. b. K. 1895/96, B. S. 56.)
Werden. Statue: Kaiser Friedrich HL von Albermann, Guß in Lauchhammer
1900.
Wien. Denkmal: Kaiser Franz II. von Marchesi, in Mailand gegossen, 1846 errichtet
— Austriabrunnen von Schwanthaler, Guß von der Kgl. Erzgießerei in München
(Miller), 1846 errichtet. (Z. f. b. K. 1878/79, B. S. 70.)
— Reiterbil4 : St. Georg mit Drachen, Palais Montenuovo, von Femkorn, Guß in der
Fürstlich Salmschen Erzgießerei, ausgeführt um 1850.
— Reiterdenkmal: Erzherzog Karl, Modell und Guß von Fernkorn, am 22. Mai 1860
enthüllt.
— Resselmonument : Modell und Guß von Fernkorn 1863.
— Reiterdenkmal: Prinz Eugen von Fernkorn, Guß in der K. K. Kunsterzgießerei
Wien (Fernkorn) 1865 (Fig. 408, S. 581).
— Reiterdenkmal: Schwarzenberg von Hähnel, Guß in der K. K. Kunsterzgießerei
Wien (Femkom), am 20. Okt. 1867 enthüllt. (Z. f. b. K. 1867/68, B. S. 3— 4.)
— Bronzefignrenschmuck des neuen Opernhauses von Hähnel, Guß in der K. K. Kunst-
erzgießerei Wien 1864—68.
— Denkmal: Schiller von Schilling, Guß in der K. K. Kunsterzgießerei Wien.
(Z. f. b. K. 1872/78, S. 288.)
— Denkmal: Beethoven von Zumbusch, Guß von C. Turbain in Wien, am 1. Mai
1880 enthüllt (Fig. 409, S. 582). (Z. f. b. K. 1879/80, B. S. 265 u. 483.)
— 4 Greifen für die Stephanienbrücke von Haefner, Guß von Hollenbach, Wien.
(Z. f. b. K. 1885/86, B. S. 119.)
— Tegetthofiinonument von Kundmann, Guß von der K. K. Kunsterzgießerei
Wien (Röhlich u. Pönninger), 1886 enthüllt. (Z. f. b. K. 1885/86, B. S. 119 und
1886/87, B. S. 49, Abb. S. 89.)
— Maria Theresia-Monument von Zumbusch, Guß teils in der K. K. Kunst erz-
gießerei Wien (Röhlich u. Pönninger), teils von Turbain, Wien, am
13. Mai 1888 enthüllt (Fig. 410, S. 583). (Z. f. b. K. 1882/83, B. S. 246, 1885;B5.
B. S. 118 und 1887/88, B. S. 422.)
— Engelbrunnen von A. P. Wagner. (Z. f. b. K. 1895/96, B. S. 10.)
— 4 Bronzeviktorien vor Mittelbauten der Museen von Kundmann. (Z. f. b. K. 1 889/90,
S. 263.)
— Denkmal: Liebenberg von Fr. S. Silbemagel. (Z. f. b. K. 1890/91, S. 27.)
— Denkmal: Radetzky von Zumbusch. am 24. April 1892 enthüllt. (Z. f. b. K. 1891/92,
S. 454.)
— Centaurengruppen an der Akademie der Künste von E. v. Hofmann, Guß von
Turbain 1895 (?). (Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 446.)
— Denkmal : Erzherzog Albrecht von Zumbusch 1899. (Z. f. b. K. 1898/99, B. S. 424.)
mesbaden. Standbild; Kaiser Friedrich von Uphuea, Guß von Martin u. Filtzing
in Berlin, am 18. Okt. 1897 enthüllt (Z. f. b. K. lö97/^8, B. S. 43.)
— Denkmali BiBmarck von E. Herter, am 9.0kt.]898 enthflUt. (Z.f.b.K. lag&SS. S. 9.)
582 19- Jahrhundert.
Wühelmsltafen. Statue: Prinz Ädalbert von Preußen von Schuler, Guß in Lauch-
haminer, am Iß. Sept. 1882 enthüllt (D, Bauz. 1833. S. 449 und Z. f. b. E.
1881/82, B. S. 26.)
Wittenberg. Denkmal: Lutber von Schadow, GuB von Lequine in Berlin, 1819.
Fig. 40». Znialiuacli und Turbatn, BcEtbOVendenlimäl in Wien. S. i>eo.
Wittenberg. Standbild: Meianclithoa von Drake 1866.
Wonns. Denkmal Luther von Rietschel, Guß in Laachhammer 1868.
Wört/i. Bayerndenkmal von BOmann u. Thiersch, Goß in der Kgl. Erzgieß.
München (Miller), am 6. Aug. 1889 enthflllt. (D. Bauz. 1889, S. 413 f.)
ll'örfh. R«iterdeukmEil : Eaiser Friedrieb 111. von Baumbacb, GuS in Laucbbamroer
und von Gladenbeck. Berlin, am 18. Okt. 1895 eutbUllt. (D. Bauz. 1895,
S. 536.)
Wfirsburg. Standbild: BiBcliof Julius von WidnmanD, Guß von der Kgl. Erzgießerci
Manchen. (Faber T, S. 74.)
Wilrzbjtrg. Franconiabrunnen; Modell und Guß von der Kgl. Erzgieflere
München (Miller) 1899.
— Eilianebninnen von Balthasar Schmitt, Guß in der Kgl. Erzgießerei Manche]
(Miller), am 8. Juli 1895 enthüllt. (Z. f. b. K. I894;95, B. S. 508.)
ZitUm. Statue: Bi^marck von Hüttig, GuQ in Laucbhammer 1900.
Zirickau i. S. Statue: Bismarck von Drisohler. Guß in Lauchbammer 1898.
584 Id. Jahrhundert.
Frankreich.
In keinem Lande ist die Bronzekunst im 19. Jahrhundert zu einer
glanzvolleren Entfaltung gelangt, wie in Frankreich. Auch Deutschland
steht, wenn man die künstlerischen Gesamtleistungen beider Länder
gegeneinander abwägt, erst an zweiter Stelle. Paris blieb wie in den
vorhergehenden Jahrhunderten der Mittelpunkt der französischen Erz-
plastik, hier allein gab es in Frankreich Gießereien von Weltruf. Als die
bedeutendsten sind zu nennen die Gießereien von A. J. M. Carbonneaux
(1789—1843), (Champeaux, Dict. des fondeurs, S. 234 f.), von Ch. Cro-
zatier (1795 — 1855), (Champeaux a. a. 0., S. 347 f.), von N. Soyer,
von Richard Eck und Durand, von Fr. Barbedienne (1810— 1892),
(Champeaux a. a. 0., S. 59 fiF.) und von Süsse fr^res (Le Roy de
Sainte Croix, L'art industr. et omam. fran<;ais au XIX® si^cle. La
maison Süsse freres de Paris. Paris, Plön et Cie.).
Die Zahl der in Paris selbst aufgestellten Bronzewerke ist überaus
groß, nur einige der bedeutenderen können hier angeführt werden.
Das erste großartige Bronzemonument, das im 19. Jahrhundert in
Paris errichtet wurde, war die am 10. Aug. 1810 enthüllte, mit Bronze-
reliefs umhüllte Colonne de la Grande Arm^e auf dem Vendöme-Platz,
die zuerst eine Statue Napoleons von Chaudet trug, die im Jahre 1814
eingeschmolzen wurde. Eine zweite Statue des Kaisers von Seurre wurde
im Jahre 1833 auf der Säule errichtet, an deren Stelle im Jahre 1863
eine der ersten nachgebildete Napoleonsstatue von Dumont trat. (Inven-
taire g^n^ral des Richesses d'art de la France. Paris. Monuments civils.
Bd. L 1879, S. 343—365.)
Ein ähnliches Werk ist die im Jahre 1840 vollendete Colonne de
Juillet auf dem Bastilleplatz (Fig. 411, S. 585). Die Säule, ein gewaltiges
Bronzeguß werk von Soyer und Ing^, ist bekrönt von einem vergoldeten
Bronzegenius der Freiheit nach dem Modelle Dumonts. (Invent. g^n^ral
a. a. 0., S. 329—338 und Faber, Konv.-Lex., Bd. V, S. 61.)
Zur Gruppe der unpersönlichen Nationaldenkmäler gehört auch die
Quadriga auf dem Triumphbogen des Carrousel-Platzes , die nach dem
Modelle Fr. J. Bosios von Crozatier in Bronze gegossen und im Jahre
1828 an Stelle einer unter Napoleon I. in Blei gegossenen aufgestellt
wurde. (Inv. g^n^ral a. a. 0., S. 258.)
Im Anschluß daran sei endlich das am 19. Nov. 1899 enthüllte Denk-
mal „Triumph der Republik" auf der Place de la Republic erwähnt, das
nach den Modellen der Brüder Morice und Dalous in Bronze ge-
gossen wurde. (Deutsche Bauzeitung 1883, S. 350, 1899, S. 601 und
Zeitschr. f. bild. Kunst 1889, Beibl. S. 197.)
Von den weni-
gen ehernen Königs-
denkmälem in Paris
wurde das Reiterbild
Heinrichs IV. auf
dem Pont Neuf, das
nach dem Modelle
Lemots von Pig-
giani (in dem für
die Zeit ungewöhn-
lichen Wachsaus-
schmelzverfahreo)
gegossen wurde, im
Jahre 1818 aufge-
stellt. Zum Guß war
verwendet das Me-
tall einer Bronze-
statue Napoleons von
Houdon, der Statue
Napoleons von der
Vendömesäule und
einer Statue Desaixs
von Dejoui.(InveEt.
g^nör. a.a.O., S. 348
und Paber a. a. 0.,
S. 61.)
Im Jahre 1822
wurde auf der
Place des Victoires
ein Reiterbild Lud-
wigs XIV. nach
Bosios Modell, ge-
gossen vonCarbon-
neaus, errichtet.
BroQzestatuen
Ludwigs des Heili-
gen und Philipp
Augusts , die erste
von Dumont, die
andere von E t e x,
wurden im Jahre
1843 auf Säulen an
'. Jahrhundert.
der Place du Tröne aufgestellt. Bei Notie-Dame endlich ist das jüngste
der Pariser Königsmonumente, das Reiterbild Karls des Großen mit seinen
Paladinen Roland und Olivier, von Röchet errichtet.
i and Baibedlenne, Gambe tiamoaunient it
588 19- Jahrhundert.
Nur wenige von den in Paris Staatsmännern, Feldherren, Gelehrten,
Künstlern und anderen Persönlichkeiten gewidmeten Denkmälern können
hier erwähnt werden.
Zu den ältesten Bronzebildwerken des 19. Jahrhunderts dieser Art
gehören in Paris einige Werke des trefflichen David d'Angers, das
Standbild des Anatomen Bichat (Guß von Eck & Durand) und des
Kriegsarztes Larray, das im Jahre 1850 enthüllt wurde. (Inv. g^n^r.
Paris, Monura. civ. II, S. 65.)
Im Jahre 1873 wurde das Reiterbild der Jeanne d'Arc von Frdmiet
auf der Place de Rivoli enthüllt (Fig. 412, S. 586). (Inv. gen^r. a. a. O.,
S. 45.)
Um 1880 entstand die ßeiterstatue des Etienne Marcel neben dem
Hotel de Ville, deren Modell von Idrac begonnen und von Marqueste
vollendet wurde, und deren Guß von Thiebaut fr eres ausgeführt wurde.
(Inv. g^n^r. Bd. III, S. 20 und Rev. d. arts dec. 1887/88, S. 223.)
Das Gambettadenkmal im Louvrehofe, dessen Modell eine gemein-
same Arbeit des Architekten Boileau d. J. und des Bildhauers Paul
Aub^ ist, und dessen Bronzeteile von Barbedienne gegossen wurden,
wurde am 18. Juli 1888 enthüllt (Fig. 413, S. 487). (Zeitschr. für bUd.
Kunst 1887/88, Beibl. S. 706.)
Eine große Reihe künstlerisch bedeutsamer, mit Erzskulpturen ge-
schmückter Monumentalbrunnen entstand in Paris im Verlaufe des 19. Jahr-
hunderts, deren wichtigste der Zeitfolge nach angeführt seien.
Fontaines du march^ Saint-Martin mit drei Bronzefiguren von Geis
(1806). (Inv. g^n^r. Paris. Mon. civ. I, S. 208.)
Zwei Brunnen auf der Place de la Concorde mit Bronzestatuen von
Gechter, Husson, Lanno, Debay, Valois, Moine, Elshoecht,
Merlieux, Teuch^res und Brion aus den Jahren 1838 und 1839.
(Inv. g^n^r. a. a. 0., S. 215 f.) Nach anderen Angaben sollen diese
Figuren in Eisen gegossen und mit einem galvanischen Kupfemiederschlag
überzogen sein; ein in Paris vielfach angewendetes Verfahren.
Fontaine Molifere mit der sitzenden Bronzestatue Moli^res von
Seurre d. Aelt., Guß von Soyer (1841). (Inv. g^n^r. a. a. 0., S. 220.)
Fontaines des arts et m^tiers mit Bronzefiguren von Ott in und
Gumery (1860). (Inv. gener. a. a. 0., S. 228.)
Fontaine Saint-Michel mit Bronzefiguren von Barre, Guillaume,
Robert und Gumery, der Gruppe St. Michael mit dem Teufel kämp*
fend von Duret und geflügelten Drachen von Jacquemart (1860 bis
1861). (Inv. g^n^r. a. a. 0., S. 227.)
Fontaines du Th^ätre-Fran^ais mit Kinderfiguren von Hoch und
Ende und Nymphen von Moreau und Carrier-Belleuse (1874). (Inv.
göndr. a. a. 0., S. 232 f.)
500 19. Jahrhundert.
Fontaine de TObservatoire mit den Figuren der vier Weltteile von
Garpeaux, der von diesen getragenen Weltkugel von Legrin und See-
pferden und Schildkröten von Fr^niiet (1874), (Fig. 4U, S. 589). (Inv.
g^nör. a. a. 0., S. 233 f. und Zeitschr. f. bild. Kunst 1889, Beibl. S. 198.)
Ueberaus zahlreich sind weiter
in Paris die zur Zierde der öffent-
lichen Gärten und Schmuckplätze,
zumeist in den letzten Jahrzehnten
aufgestellten Bronzefiguren und Grup-
pen , Über die alle näheren Angaben
im Inv. göner. Paris Monum. civ.
Bd. II und Bd. III gegeben werden.
Solche Werke finden sich besonders
im Jardin du Luxembourg (hier allein
Über zwanzig), im Parc Monceau und
im Jardin des Plantes (Fig. 4 1 5,
8. 590, Fig. 416, S. 591 und Fig. 417,
S. 592).
Von noch größerer Bedeutung
fflr die Geschichte der französischen
Erzplastik des 19. Jahrhunderts sind
die Grabmonumeute , vor allem die
auf dem berühmtesten Pariser Fried-
hofe, dem Pfere Lachaise.
Nach Bosios Modell wurden
(1830) die Statuen und Reliefs am
Grabmal der Gräfin Demidoff von
Soyer gegossen. (Taber a. a. O.,
S. 60.)
Am häufigsten findet sich an
Büsten und Medaillons aus der Zeit
um 1840 der Name David d'Angers'.
Im Jahre 1837 entstand die Grab-
statue Casimir Perriers von Gortot.
Aus jüngerer Zeit sei erwähnt das
Grabmal Baudry mit Büste von D u-
bois und zwei Statuen von Mercier (,1889). Der Guß wurde von
Barbedienne ausgeführt. (Zeitschr. für bild. Kunst 1889/90, Beibl.
S. 308.) Das Grabmal des Erzgießers Barbedienne (f 1892) ist mit einer
Büste von Chapu und drei Gestalten von Boucher geschmückt. Dalou
modellierte die Büste am Grabmal Jouy (1899 enthüllt) und die Büste
und Statue am Grabmal Floquet (1899 enthüllt).
19. Jahrhundert.
Auf dem Montmartre-Friedhofe seien genannt das Grabmal Gavaignac
mit einer liegenden Bronzefigur von Rüde, Guß von Eck & Durand 1847,
und das Grabmal Castagnary mit Büste von Bodin (1888).
Fig. tu. »erci«, .,Q]ari& victis" <I873) in P&ris, Hü(«l de Ville (ehem. Square MontholoD). S. SM.
Alle näheren Angaben über die Pariser Grabmäler finden sich in
dem Invent. gen^ral. Paris. Monum. civ. Bd. 111.
Hingewiesen sei weiter auf den umfangreichen Schmuck von Bronze-
figuren und Gruppen an und in einigen neueren Pariser Monumentalbauten,
insbesondere an der Oper und dem Hotel de ViUe, deren Modelle ron
Flg. 118. Buboia, Denkmal Anne da Montmorency in Chantilly. S. ss».
den bedeutendsten französischen Bildhauern geschaffen wurden. (Alles
Nähere im Inv. g4n^ral. Paris. Monuin. civ. Bd. I.)
Laer, Unedle Metall«. 38
Fig. 41«. Debay und Carlionaeanx, Denkmal Ludvlgs XIY. In Hontpellier. S. S
Frankreicb,
595
Endlich dUrfen von den ftir Pariser Kirchen ausgeführten großen
BronzetUren die der Madelaine-Kirche nicht unerwähnt bleiben, die nach
Triquettis Modell im Jahre 1839 von Richard, Eck & Durand ge-
gossen wurde. (Gonse, Sculpture fran^., S. 269.)
Von den zahlreichen für andere französische Städte im Laufe des
19. Jahrhunderts geschaffenen Bronze monumenten mögen hier wenigstens
einige der wichtigeren genannt werden.
Bordeaux. Reiterstatue Ludwigs XVI. von Pierre Cortot (1787—1843), Guß von
Crozatier in Pai-JB. (Champeaux. Dict. d. fond., 8.325 u. 348.)
Boulogne. Bronzeatatue Napoleons I. von J.A.Hou-
don , wurde zum UuB der Reiterfigur Hein-
richs IV. in Paria verwendet.
Crt«'H. Standbild Ludwiga XIV. von Petitot, ttufl
von Crozatier (um 1327). (Rt-un. boc. d.
beam-arta des dep. 189ß, XX, S. 470.)
ChüHtilly, Beiterstatue des Connetablo Anne de
Montmorency von Duboia (Fig. 418, S, 593).
Dampierre, Chäienu <le. Standbild Ludwig» XIH.
von Fr. Rade, 1840 in Auftrag gegeben.
(Bulletin de l'art anc. et mod. 1900, S. 5.)
Gr&ioble. Standbild Bayard von Baggi. Guß von
Crozatier, 1823 nufgeatellt.
Lai'at. Standbild Ambros Par^ von David d'Angere,
Guß von Soyer.
Lyon. Reiteratatue Ludwigs XIV. von F. F. Lemot,
Guß in der .Fonderie du Roule" zu Paris,
1825 voltendet. {Rev. d. I'art fr. anc. et mod.
1896, S. 2S.)
Mömpelgard. Standbild Cuvier von David d'Angers.
Montdidier. Standbild Parmentier von Moldecchi,
Guß von Calla d. J. 1846.
Montpellier. Reiteratatue Ludwige XIV. von J. B.
J. De Bay (1 1863), Guß von Carbonneau.
Dict. d. fond-, S. 234).
Nancy. Standbild EOnig Stanislaua von G. Jacquot, Gui
Nerac. SUndbild Heinrichs IV. von De Bay, Guß von Carbonneaux.
Rennes. ReiterBtatue Ludwigs XIV. von Raggi.
Reims. Beiterstatue der Jeanne d'Arc von Duboia. (Zeilschr. f. bild. Kunat 1895/96,
S. 94 mit Tafel.)
Ronen. Standbild: Corneille von David d'Angera.
SMan. Standbild: Tureune von Fran;. Ooia.
I (Fig. 419. S. 594), (Champeaux,
1 Soyer 1831.
Versailles. Bciterslatue : Ludwigs XIV.
(Pferd), 1P32 (?) aufgeatellt, Guß von
S. 241.)
— Standbild: Jeanne d'Arc von Fran?. Go
Petitot (Kenigsfigur) und Cartellier
ozatier. (Cfaampeaui, Dict. d. fond.,
(Nagler, KUnstl.-Lex.)
Yon einigen zu Anfang des Jahrhunderts entstandenen Bronzereiter-
bildem Napoleons I. ist nicht bekannt, wo sie sich befinden oder ob sie
596
19. Jahrhundert.
überhaupt erhalten sind. Die eine wurde 1801 von Fran^. Gois ausge-
führt (Faber, Konv.-Lex. V, S. 245), eine zweite von J. G. Moitte (1746
bis 1810) (Michaud, Biogr. univ.) und eine dritte von J. H. Brunot
(Champeaux, Dict. d. fond., S. 194).
Nicht näher einzugehen ist hier auf die hochbedeutende französische
Eleinrelief- (Plaketten, Medaillons und Medaillen) und Büstenplastik des
19. Jahrhunderts, die vornehmlich, soweit die Bronze als Ausführungs-
material in Betracht kommt, an die Namen David d'Angers, Chap-
lain, Charpentier und Rodin (Fig. 420, S. 595), geknüpft ist.
Als ein in Kupfer getriebenes französisches Eolossalwerk sei die
Fig. 421. R. Lalique, Gitter ans einem Ausstellnngsschranke, Paris 1900.
Berlin, Kunaigetoerhtmu9eum, S. 696.
Figur der .Freiheit« von Bartholdi im Hafen von New York genannt
(Centralbl. d. Bauverw. 1887 und Deutsche Bauz. 1884, S. 285.)
Auf die zahllosen französischen Eleinbronzen des 19. Jahrhunderts
kann nur hingewiesen werden, mancherlei wertvolle Nachrichten darüber
finden sich besonders in den Berichten über die Pariser Ausstellungen.
In Abbildung (Fig. 421, S. 596) beigefügt ist der vom Kunst-
gewerbe-Museum in Berlin angekaufte Teil eines Ziergitters von dem
bekannten Pariser Bildhauer und Goldschmiede Ren^ Lalique, das in
dessen Schauschranke auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900
seinen Platz hatte.
Schweiz.
In Pariser Gießereien ausgeführt wurden auch, wie hier erwähnt
werden mag, einige der bedeutendsten Bronzedenkmäler der Schweiz; das
Reiterdenkmal des Herzogs Karl von Braunschweig (1879 enthüllt) wurde
Frankreich, Schweiz, Niederlande. 597
Dach Galns Modell von Barbedienne gegossen. (Zeitschr. f. b.
Kunst 1878/79, Beibl. S. 24 u. 710 und Champeaux, Dict. d. fond.) Die
Reiterstatue des Generals Dufour wurde nach dem Modelle Alfred
Lanz' Ton Thiäbaut gegossen (Zeiischr. f. b. Kunst 1883/84, Beibl.
S. 520) und von Crozatier wurde die ebenso wie jene beiden Denk-
mäler in Genf aufgestellte Statue J. J. Rousseaus gegossen. (Champeaux,
Dict. d. fond.)
Von dem Schweizer Geschütz- und Glockengießer Rütschi in Aarau
wurde die Reiterstatue Rudolfs von Erlach in Bern gegossen, die im
Jahre 1849 aufgestellt wurde.
Der Gießer des von R. Kißling modellierten Escherdenkmals in
Zürich ist nicht ermittelt. (Zeitschr. f. b. Kunst 1883/84, Beibl. S. 466.)
Der Stadtbrunnen in Genf wurde nach dem Modelle des Bildhauers
Leb in der Kgl. Erzgießerei in München gegossen.
Niederlande.
In den Niederlanden entstanden seit den Vierzigerjahren des 19. Jahr-
hunderts zahlreiche große Bronzegußwerke, deren wichtigste genannt wer-
den mögen (vergl. besonders Marchai, La sculpture et les chefs-d'oeuvre
de Porf^Trerie Beiges, Brüssel 1895.)
Amsterdam, Standbild: Rembrandt von Rojer, 1852 vollendet.
— Standbild: Vondel von Royer, 1867 vollendet.
— Standbild: Thorbecke von Leenhoff, um 1876 vollendet.
Antwerpen, Standbild: Rubens von Wilh. Geefs, 1840 (1843?) vollendet.
— Standbild: Teniers d. J. von J. J. du Caju, 1867 vollendet.
— Reiterdenkmal : Leopold I. von Jos. Geef, 1868 vollendet.
— Brunnen mit Figur der Salvius Brabo von Lambeaux, 1887 vollendet.
— Standbild: H. Gonscience von Fr. Joris.
Brügge, Standbild: Simon Stevin, von £. L. Simonis, 1846 vollendet
— Standbild : Jean van Eyck von Pickery, um 1878 vollendet. (Galvanisch ausgeführt
in Brüssel)
BrüsseL Standbild: Andre Vesale von J. G. Geefs, 1844 vollendet.
— Reiterdenkmal: Karl Alexander von Lothringen von Louis Jehotte, 1848 vollendet.
— Reiterstatue (auf dem Gildehaus der Brauer am Großen Platz) : Karl Alezander von
Lothringen von J. Jacquet» 1853 vollendet.
— Reiterstatue : Gottfried von Bouillon von L. E. Simonis, Ausführung von W. de
Groot, 1848 vollendet (Fig. 422, S. 598).
— Figur (im Akademiegarten): Kain von L. Jehotte 1851.
— Congreßsäule , 1859 vollendet, mit Bronzestandbild Leopold I. von G. Geefs, zwei
allegorischen Bronzestatuen (Freiheit der Presse und Freiheit des Unterrichts)
von Jos. Geefs, zwei Bronzestatuen (freies Vereinsrecht und Freiheit des Kultus)
und zwei BronzelOwen von Ch. A. Fraikin.
— Gruppe: Egmont und Hoom von Ch. A. Fraikin, 1864 vollendet.
— Standbild: Theod. Verhaegen, von G. Geefs, 1865 vollendet.
19. Jahrhundert.
Brüssel. Vier allegOTÜcbe Koloaa&IGgaren an der Kuppel des JusLitpalastea (
vollendet) von Dutrieux, Desenrans, Vin^^tte und Detombay.
— Gruppe (in Anlagen der Avenue Louise): Pferdebändiger von Viofotte.
Brüssel. Figur (Patais des beauz-arU): Die Malerei, von G. H. Melot.
— Figur (Akademiegarten): Sieger, von J, Geefs,
Delfl. Standbüd: Hugo de Groot (Grotins) von Stracke, 1886 voUendet.
Haag. Reiteretatue : Wilhelm I. von v. NieuTlterk, 1845 vollendet.
— Standbild: Wilhelm I. von Royer, 1848 vollendet.
— Standbild: Wilhelm IL von Georges, 1S53 vollendet.
— Denkmal zur Erinnerang an die Wiederhentellung der niederländischen Unab-
hängigkeit (1813) mit großen Bronzeflguren von J. Jebotte, 1869 vollendet.
— Standbild: Spinoza von Heiamer, Guß von Thiebaut in Paris, 1880 vollendet.
Hu}/. Standbild: Joa. Lebeau von G. Geefs, 1868 vollendet.
Ixelles bei BrOasel. Denkmal (Gruppe): Wiertz von Jaequet, 1881 (?) vollendet.
LÜilkh. Standbild : Gr^try von G. Geefs, 1840 vollendet.
— Standbild: Andre Dumont von A. E. Simonis, 186G vollendet.
— Reiterstatue: Kar! der Große von L. Jehotte, 1868 vollendet.
— Tiergruppen im Parc d'Avruy von Mignon u. Halkin.
Mona. Standbild: Leopold I. von L. E. Simonia, 1877 vollendet.
Rotterdam. Standbild: van Hogendorp von Jos. Geefs, 1867 vollendet.
Termotuie. Standbild: de Smet von Chr. A. Fraikin.
Tongern. Kolosaalfigur dea Amhiorix von J. Bertin. 1866 vollendet.
Die belgische Bronze-Kleinplastik ist in neuerer Zeit zu hohem An-
sehen gelangt, besonders durch Const&ntin Meunier in Brüssel,
zu dessen besten Werken die kleine in Abbildung (Fig. 423, S. 599)
beigeftlgte Gruppe zu rechnen ist.
Italien.
In Italien wurde bis weit in das 10. Jahrhundert hinein im Wachs-
ausschmelzverfahren gegossen, überhaupt scheint sich die Sandformerei
dort nie im gleichen Maße eingebürgert zu haben wie in Deutschland und
G. Montevcdere, Viktor Emunuel in Bologna. B. tat.
Italien. 601
Frankreich. Die zahllosen KacbgUsse besonders nach antiken Bronzen
wurden zumeist im Wachs verfahren gegossen, aber auch die meisten Mo-
nuraentalwerke des 19. JahrhuBderts wurden nach verbtlrgten KachricbteD
im gleichen Verfahren ausgeführt.
Unter den italienischen Gießern des letztverflossenen Jahrhunderts
waren die hervorragendsten Francesco Bighetti {f 1820) und sein Sohn
Luigi Righetti in Rom und Neapel tätig, Manfredini ia Mailand,
Papi in Florenz und in neuerer Zeit besonders Alessandro Nelli in
Eom. (Z. f. b. K. 1882,83, Bd. 18, B. S. 276.)
Von Righetti wurden fllr Neapel gegossen: Eine Reiterstatue
Napoleons I, nach Canovas Modell, deren Pferd i. J. 1814 vollendet war,
Fig. t!5. Bnrzagbi, Viktor Emannel In Qenna. S. SD!,
und die Reiterstatuen Karls III., ebenfalls nach Ganova, um 1820 und
Ferdinand I. nach Ant. Call i. J. 1828.
Die Friedensgöttin auf dem von sechs Rossen gezogenen Wagen des
in Mailand 1838 vollendeten Ärco della Pace wurde nach dem Modelle
Abondio Sangiorgios von Manfredini in Mailand gegossen.
Im Jahre 1845 wurde in Messina nach Teneranis Modell eine Statne
602 19. Jahrhundert.
Ferdinands IL von Neapel aufgestellt, die in der Kg 1. Erzgießerei in
München gegossen war. Von derselben Gießerei wurde im Jahre 1875
für Venedig das Standbild Manin ausgeführt.
Noch vor der Mitte des Jahrhunderts entstand weiter die Bronze-
reiterstatue des Herzogs Emanuel Filibert von Savoyen in Turin von
Marocchetti.
Die Mehrzahl der italienischen Bronzedenkmäler des 19. Jahrhunderts
entstand in den drei letzten Jahrzehnten, etliche davon mögen noch ge-
nannt sein.
Alessandria. Standbild : Urbano Rattazzi von Giulio Montevedere, in Florenz gegossen.
(Z. f. b. K. 1882/83, B. S. 549.)
Bologna. Reiteretatue : Viktor Emanuel von Montevedere 1888 (Fig. 424, S. 600).
Brescia. Standbild: Amoldo da Brescia von Tabacchi, Guß von Nelli, 1882 aufgestellt.
Cadore. Standbild: Tizian von Dal Zotto, Guß von De Poli in Ceneda. (Z. f. b. K.
1879/80, B. S. 724.)
Chiaveri. Standbild: Gius. Mazzini von A. ßivalta, Guß von Conversini in Pistoja.
(Z. f. b. K. 1887/88, B. S. 580.)
Florenz. Standbild: Garibaldi von Zocchi 1890.
— Reiterstatue: Viktor Emanuel von Zocchi 1890.
Genua. Reiterstatue: Viktor Emanuel von Barzaghi 1886 (Fig. 425, S. 601).
Mailand. Standbild : AI. Manzoni von Barzaghi, gegossen in Mailand 1882. (Z. f. b. K.
1882/83, B. S. 596.)
— Reiterstatue: Garibaldi von Dimenes 1896.
— Reiterstatue: Viktor Emanuel von Ercole Rosa 1896. (Z. f. b. K. 1895/96, B. S. 508.)
— Standbild: Cavour von Tabacchi.
Pavia. Denkmal: Garibaldi von Eg. Pozzi. (Z. f. b. K. 1888/89, B. S. 219.)
Rom. Denkmal: Gebrüder Cairoli von Ercole Rosa, Guß von Nelli 1883. (Z. f. b. K.
1882/88, B. S. 614.)
— Denkmal: Garibaldi von Gallori 1895. (Z. f. b. K. 1895/96, B. S. 28.)
— Standbild: Minghetti von Gangeri 1895. (Z. f. b. K. 1895/96, B. S, 29.)
Turin. Denkmal: Amadeo VI. von Palagi 1853.
— Reiterstatue: Carlo Alberto von Marocchetti 1861.
— Standbild: Massimo d*Azeglio von Balzio 1873.
— Reiterstatue: La Marmora, Guß von Papi in Florenz.
— Reiterstatue: Viktor Emanuel von Costa, Guß von Nelli. (Z. f . b. K. 1884. 85, B.
S. 258 und 433.)
Venedig. Standbild: Goldoni von Dal Zotto, Guß von Argnati in Venedig. (Z. f. b. K.
1883/84, B. S. 240.)
— Reiterstatue: Viktor Emanuel von E. Ferrari, Guß in der Hauptsache von Nelli
in Rom (Fig. 426, S. 603). (Z. f. b. K. 1884/85. B. S. 433 und 1886/87, B. S. 505.)
— Standbild: Garibaldi von Micheli 1887.
Verona. Reiterstatue: Viktor Emanuel von Borghi 1885.
England.
üeber die englischen Gießereien des 19. Jahrhunderts ist bisher wenig
bekannt, die Zahl der größeren Bronzewerke ist aber nicht unbeträchtlich.
Fig. IM. Ferrari und Nelll, Viktor Emanuel In Venedig.
604 Id. Jahrhundert.
besonders in London. Von den dort errichteten Erzdenkn^ern seien er-
wähnt: die Reiterbilder Williams IIL (1808) von John Bacon (1777 bis
1859), Georgs III. (1836), Modell und Guß von Matthew Coats Wyatt,
Georgs IV. von Fr. Chantrey (1781—1842), Richard!., Löwenhera (1855)
von Marocchetti, des Herzogs von Wellington (1840—1846) von Wyatt,
Flg. tiT. Foley, Lord Hardinge. OuB von Elkington In London. 8. «oG.
eine zweite Reiterstatue des Herzogs von Chantrey (1844 enthüllt) und
weiter die Standbilder des Herzogs von Bedford (1819), George Cannings
(t 1827) und des Heraogs von York (1833) auf der YorksäuJe errichtet,
diese drei von Westmacott, des Herzogs von Kent (um 1830) von
Seh. Gashagan, William Pitts (f 1806) von Chantrey, John Frank-
lins von Noble (1847—1848), des Heraogs von Portland (f 1848) von
England, Skandinavien, Rußland. 605
Thom. Campbell, der Königin Viktoria (sitzend, Fünfzigerjahre) von
Bell, Sidney-Herberts von Foley (Z. f. b. K. 1867, B. S. 130), Lord
Clydes (f 1863) von Marocchetti, des Herzogs von Derby (1874 errichtet)
von Noble, des John Fox Burgoyne (f 1871) von Boehm, des Prinzen
Albert (sitzend) von Foley (Z. f. b. K. 1874/75, B. S. 350), des Lord
Beaconsfield (1883 enthüllt) von Raggi etc. etc.
Von den in anderen Städten Großbritanniens errichteten Erzdenkmälem
seien erwähnt in Belfast die Statue des Herzogs von Belfast (1856) von
Patrick Mac Dowell, in BolUm die Statue Cromptons von Marshall,
in Dublin die Statuen Oliver Goldsmiths und Burkes von Foley, in Lime'
rieh die Statue des Grafen Fitzgibbon (1758) von Mac Dowell, in
Liverpool die Statuen Huskissons von Gibson (Guß der Kgl. Erzgießerei
in München) und Lord Beaconsfields von Birch, in Manchester die
Statue Sir Rob. Peels von Marshall und in Windsor Castle die Reiter-
statue Georgs IV. von William Theed. (?) (Vergl. Fortnum, Catal. of
bronzes in South Kens. Mus. und Faber, Konversationslexikon, Bd. Y,
S. 75 f.)
Auf der Londoner Weltausstellung des Jahres 1862 war die im
Jahre 1856 vollendete Reiterstatue des Lord Hardinge, die nach Foleys
Modell von Elkington in London gegossen war, ausgestellt (Fig. 427,
S. 604).
Skandinavien und Rußland.
Die Bronzekunst der skandinavischen Länder gewann auch im 19. Jahr-
hundert noch nicht völlige Unabhängigkeit von Deutschland und Frank-
reich. Zuverlässige Nachrichten über die dortigen Gießereien fehlen eben-
so wie über die russischen. In den Gießereien zu Petersburg und Moskau
wurden in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eine Reihe großer Gußwerke
im Wachsausschmelzverfahren hergestellt. Als Bildhauer und Erzgießer
ist besonders zu nennen: der Deutschrusse Clodt von Jürgensburg.
Von ausgeführten Werken in jenen Ländern sind in der nachstehenden
Liste einige der wichtigeren genannt.
Christiania, Reiterstatue: Karl XIV. von Johann von Bergsliens 1875.
Oothenburg, Standbild: Gustav Adolf von Fogelberg, Guß der Kgl. Erzgießerei
München (Miller), gegen 1850.
Kopenhagen, Reiterstatue: Friedrich VII. von Wilhelm Bissen 1878 (Champeauz, Biet.
d. fond.).
— Standbild: Holberg von Th. Stein 1878.
— Standbild : Bischof Münster von Th. Stein.
— Standbild: Oersted von Jerichau, Guß von Conradsen.
Stockholm. Standbild: Karl XIII. von E. G. Goethe, Guß von Carbonneaux in
Paris 1888.
606 19- Jahrhundert.
Stockholm, Standbild: Karl XII. von Molin; soll von dem Nürnberger Georg
Herold i. J. 1867 in Stockholm gegossen sein. (Z. f. b. £. 1866/67, B. S. 123.
1868/69, B. S. 52.)
— Standbild: Berzelius von Ovarnstrom (?), Guß der Egl. ErzgiefiereiinMünchen
(Miller).
Kiew. Standbild: Fürst Wladimir von Clodt.
Kronstadt. Standbild: Peter der Große von Jacques, um 1836. (Dussieux, Lesartistes
fran^. ä T^trang.)
Petersburg. Standbild: (?) Suworow von Koslowsky 1801.
— Standbild: (?) Barclay de Tolly 1834.
— Zwei Gruppen: Bossebändiger auf der Anitschobrücke von Clodt 1839.
— Standbild : Krylow von Clodt.
— Reiterstatue: Nikolaus I. von Clodt 1859.
Warschau. Standbild : Paskiewitsch von N. S. Pimenhoff, 1870 enthüllt, in Petersburg
gegossen. (Z. f. b. K. 1869/70, B. S. 184.)
♦♦►
Blei-, Zinn- und Zinkkunst.
>ie verhältnismäßig weichen und leicht schmelzbaren Metalle Zinn
und Blei haben in der Kunst eine ähnliche Verwendung ge-
funden wie die Bronze. Das Zinn wurde insbesondere zu Ge-
räten und Gefäßen verarbeitet und das Blei hat zeitweise in der großen
Plastik eine sehr bedeutende Rolle gespielt. Obschon aber beide Metalle
seit Jahrtausenden wohlbekannt sind, scheint man mit ihrer im höheren
Sinne künstlerischen Gestaltung erst im zweiten nachchristlichen Jahr-
tausend begonnen zu haben.
Für die Entfaltung der Zinnkunst Im mittleren Europa war vor allem
die Erschließung der Zinngruben im böhmisch-sächsischen Erzgebirge von
höchster Bedeutung. Die Gewinnung des Zinns soll dort im 12. Jahr-
hundert begonnen haben, bis dahin war besonders das englische Zinn in
alle Welt versandt, das bis heute seiner Vortrefiflichkeit wegen hoch ge-
schätzt ist.
Die ältesten größeren kunstreich verzierten Zinngußwerke, die bekannt
sind, entstammen anscheinend zum Teil noch dem 13. Jahrhundert, es
sind Tauf kessel ganz in der Art der damals zumeist in Bronze gegossenen.
Solche Zinntaufbecken scheinen damals in allen Teilen des Deutschen
Reiches gefertigt zu sein, am zahlreichsten erhalten haben sie sich, be-
sonders aus der Zeit vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, in den östlichen
Ländern, vornehmlich in Böhmen.
Ueber die Entstehung der ältesten Werke dieser Art geben nur selten
Inschriften einige Auskünfte.
Ihren Formen nach dem 13. Jahrhundert zuzuweisen sind der von
Figuren getragene Kessel in der Nikolaikirche zu EostocJc (Schlie, Kunst-
denkm. Mecklenburgs I. S. 140), die Taufe in der Ev. Oberkirche in Lieg-
nitz (Kunstdenkm. d. Prov. Schlesien III. S. 223), und diejenige in Helle-
feld /. W. (Mitteil. d. k. k. Zentr.-Komm. XI. S. LXXXI. Fig. 3). Ein
Zinntaufbecken in Benatek bei Prag scheint (nach Lotz, Topogr.) die
Jahreszahl 1289 zu tragen.
Unter einigen im nördlichen Hannover erhaltenen Taufkesseln ist
besonders anzuführen der ehemals in Siegelsum befindliche, der laut In-
schrift vom Meister Hermannus im Jahre 1317 gegossen wurde.
Lüer, Unedle Metalle. 89
610
14. und 15. Jahrhundert
Nur wenig jQnger ist der jetzt im Dome zu Mainz aufgestellte
Taufkessel, der im Jahre 1323 vom Meister Johannes von Mainz
för die dortige Liebfrauentaufkirche im Auftrage des Domstifles ge-
fertigt wurde.
Vermutlich ebenfalls noch dem 14. Jahrhundert gehören die auf drei
schlanken FuSen ruhenden Taufkessel in der Kirche zu Raigem, Mähren
(Fig. 428, S. 610),
und in der hl. Kreuz-
kapelle zu Karlstein
bei Pr^ an.
Von Zinn werken
anderer Art aus die-
ser Zeit seien er-
wähnt an einem
Brunnen in Käls-
hcim in Baden des-
sen mit Tierköpfen
geschmücktes Bek-
ken (Eunstdenkm.
Badens (IV. S. 146.
Abb. S. 148), ein
2 '/: m hoher Kande-
laber in der Elisa-
bethkirche in Mar-
burg, und ein eben-
solches Gerät in der
Pfarrkirche zu Geln-
hausen , als dessen
Entstehungszeit
Otte das 13. Jahr-
hundert angibt.
Aus dem 15. Jahr-
hundert ist im west-
lichen Deutschland
nur ein Taufbecken
(Kessel ?) in TÄenti«*-
umso zahlreicher sind
Taarb ecken in Raigern I. S
bronn in Baden bekannt (Kunstdenkm. 11. S. 62)
fast durchgehends von drei schlanken Fußeu getr^ene Zinutaufbecken
aus dieser Zeit in Böhmen anzutreffen, mit zum Teil slawischen inschrift-
licben Bezeichnungen.
Hingewiesen sei auf die Taufen in Prag in der Domkirche vom Jahre
1406 und in der Teynkirche vom Jahre 1414, in Mies bei Eger, in
Zinn und B]ei. 611
Tabor , in Schlau, ia Beckin und in Ninümrg bei Podiebrad, die von
Andreas Staczek in Kuttenberg gegossen wurde.
Fig. 42». Harktbrunnen Id BrauDschweig. 6. flu.
Diese Taufkessel Überragt weit an kUnsUerisclier Bedeutung ein
noch zu Anfang des 15. Jahrhunderte geschaffenes Monumeatalwerk , der
Brunnen auf dem Markte in Braunsckwäg (Fig. 429, S. 611).
612 15. und 16. Jahrhundert.
Dieser höchst eigenartige und schöne Brunnen, der im Jahre 1408
von einem unbekannten Meister gefertigt wurde, ist im Jahre 1847 wieder
hergestellt worden. Eine inmitten eines steinernen Beckens stehende Säule
aus Stein trägt drei übereinander angeordnete, nach oben kleiner werdende,
reich mit Figuren geschmückte Becken, und ist von einem zierlich durch-
brochenen Helme bekrönt.
lieber Form und Ausschmückung des in Zinn gegossenen Gebrauchs-
gerätes geben erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts gefertigte, erhaltene
Arbeiten eine deutliche Vorstellung, üeber ältere Arbeiten der Art ist
wenig bekannt.
Angegeben wird aber z. B. , daß bereits im 13. Jahrhundert in
Nürnberg die Zinngießer ein Handwerk betrieben hätten. Im 14. Jahr-
hundert soll ein Meister Sebald Ruprecht in Augsburg Zinnarbeiten
gefertigt haben, die ein silbergleiches Ansehen gehabt hätten. Aehnliches
wird berichtet von Martin Harscher (1439 — 1523) in Nürnberg.
In den Jahren 1314 und 1344 werden zu Rostock und Wismar Zinn-
gießer angeführt, die im Gegensatz zu den in Bronze gießenden ,Apen-
ghetern", „Kannengheter** genannt werden.
Unter Karl IV. sollen sich zahlreiche italienische Zinngießer in Böhmen
angesiedelt haben. In Prag insbesondere wurden in der städtischen Schmelz-
hütte im Teinhof Schüsseln, Teller, Löffel u. a. m. in Zinn gegossen
(Macht in Mitteil. d. k. k. österr. Mus. 1893, S. 409 u. 428).
Von den wenigen bemerkenswerten aus dem 15. Jahrhundert erhal-
tenen Gefäßen ist ein 70 cm hoher Krug der Breslauer Bäckerinnung mit
der Jahreszahl 1497 und seinem gravierten Schmuck als ein besonders
typisches Werk für die Eigenart der Zinnkunst um das Jahr 1500 zu
betrachten (Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift Bd. I. S. 195 mit Abb.)-
Neben solchen einfach geformten und auf kaltem Wege verzierten
Trinkgeräten scheint man auch bereits im 15. Jahrhundert Gefäße von
lebendig bewegter Gestalt gefertigt zu haben, wie sie z. B. in Wismar
in mehreren Trinkkrügen mutmaßlich aus jener Zeit erhalten sind, die
die Form von sitzenden Löwen mit zwei großen seitlichen Henkeln zeigen
(Bau- und Eunstdenkm. Mecklenburgs IL S. 216).
Das 16, Jahrhundert und das erste Viertel des 17. Jahrhunderts war
die Glanzperiode des Zinngerätes. Doch auch an größeren, wohl zumeist
in Blei gegossenen Werken fehlt es aus dieser Zeit nicht.
Die weitaus besten Humpen und Kannen der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts entstanden wiederum in ostdeutschen Gebieten, vornehm-
lich in Schlesien.
Die Verzierungsweise blieb die gleiche wie bei dem schon angefalirten
Breslauer Kruge. Die im Querschnitt oben und unten zumeist runde
und im mittleren Hauptteile vieleckige Wandung der Gefäße wurde ge-
Zürn uod Blei. 613
wohnlich mit einfp^vierton , in Giebelnischen stehenden Heiligenfijpiren
und biblischen Szenen, z. B. der Kreuzigung Christi, geschtnUckt.
Beispiele dieser Art sind der Humpea der Schwiebuaer Tuchmacher-
innung vom Jahre 1503 im Berliner Kunstgewerbemuseum, die Kanne der
Breslauer Seiler vom Jahre 1511 im Museum Schlesischer Altertümer in
Breslau , die Kanne der Löwenberger Tuchkoappen vom Jahre 1523
(Fig. 430, S. 013), die Abendmahlakanne in Dürrenmungenau (über die
beiden letzteren vei^l. Schles. Yorz. in Bild und Schrift Bd. III, S. 53,
mit Tafeln), ein Innungshumpen in Sagan i. S., der in Breslau im Jahre
1542 gefertigt wurde (bezeichnet: W(ratislavia) , die Kanne der Schuh-
macher in Göllnitz in Ungarn rom Jahre 1527 u. a. m.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Ausschmückung der
Zinngeräte und Oefäße mit Zieraten, die in der Gußform Torgebildet waren
und mit dem Gefäßkgrper zu-
gleich entstanden, die Regel.
Selten finden sich Schüsseln
und Teller , bei denen der
Grund der Ornamente durch
Aetzung auf den sonst fertig
bearbeiteten Stücken nach-
träglich leicht vertieft wurde.
Die Zinngeräte mit einge-
gossenem Ornament könnte
man in zwei Gruppen teilen,
die äußerlich wesentlich von-
einander abweichen und in
der Regel auch durch die
mutmaßlich bei Herstellung
der Guß form angewendete
Technik verschieden zu sein
scheinen.
Bei der einen Gruppe
findet sich als fast ausschließ-
licher Dekor das während des
ganzen 16. Jahrhunderts so
_, 1 1- 1 j ir 1 Pie *^- Kanne der Tuchmacher »u LSttenlierg
überaus behebte Mauresken- vom Jahre i6zs. s. sia.
Ornament, das in den Mo-
tiven und in der Ausführung — ebene Muster und vertiefter Grund —
in Anlehnung an die Vorbilder der Moslem gebildet vnirde. So verzierte
Zinngeräte machen in der Regel den Eindruck, als ob ihre Musterung in
der metallenen Gußform durch Aetzung entstanden sei.
Bei der zweiten, wichtigeren Gruppe sind die Reliefomsmente flach
614 16. Jahrhundert.
gerundet, reiche Blattrankenmuster im Geschmack der Zeit wechseln mit
umgrenzten Feldern, die mit den mannigfaltigsten figürlichen Darstellungen
gefüllt sind. Daß die vertiefte Herstellung des Musters in der Gußform
durch Gravierung ge.schah, darüber kann bei dieser Gruppe ein Zweifel
nicht bestehen.
Fig. «ai. TeiiiperaDtia-Schüas«! van C. Enderleln. 8. tu.
Grundlegende Untersuchungen Über die Zinnkunst und ihre Meister
während des 16. und 17. Jahrhunderts sind Hans Demiani zu danken
in seinem Werke: Fran^ois Briot, Caspar Enderlein und das Edelzinn,
Leipzig, Htersemann 1897. Ergänzende Aufsätze desselben Verfassers in:
Zeitschrift für bild. Kunst 1899, S. 205, und im: Bepertorium fßr Kunst-
wissenschaft 1899, S. 307.
Fran^ois Briot und Caspar Enderlein sind die Meister, aus
deren Hand die edelsten Werke der ZinngieBerkunst hervorgingen , zu-
meist große runde Schüsseln mit zugehörigen Kannen, die nach dem
Zinn und Blei. 615
Mittelbilde auf den SchQsseln benannt werden, und deren berOhmteste die
«TeroperKntia'-SchUssel und -Kanne ist (Fig. 431 und 432).
Fran^ois Briot lebte um das Jabr 1600 in Montbeliard , er war
der kUnstleriscbe Vorbildner des von Basel gebürtigen und in Nürnberg
tätigen Caspar Enderlein (1560—1633). (Vergl. aucb Tuetey, Le
graveur lorrain Fran^ois Briot. Paris 1887, und J, Lessing im Jahrb.
d. preuß. Eunstsamml. Bd. X, S. 171.)
Nürnberg war um das Jahr 1600 der Mittelpunkt der deutschen
Zinngießerkunst, und die Zahl der erhaltenen, damals dort gefertigten
Werke ist sehr groß. Die Meister sind
nur in seltenen Fällen feststellbar; eine
Gruppe TortreiFlicher Teller und Schüs-
seln mit der Bezeichnung : NH zu Seiten
einer Kanne sind von Demiani auf
Nicolaus Horchhairaer zurückge-
führt.
Die örtliche Entstehung ist bei den
Zinngeräten aus dem 16. und den folgen-
den Jahrhunderten zumeist aus einge-
schlagenen Stempeln erkennbar, deren
Verwendung bereits im 14. Jahrhundert
nachweisbar ist.
Zweck der Stempelung war es, ein-
mal die Beschaffe nheit des Materiales,
die von geschworenen Meistern des Zinn-
gießeramtes festgestellt wurde , durch
Einschlagen des entsprechenden Zeichens
(, Gehaltsmarke " oder , Beschauzeichen ")
dem Käufer kenntlich zu machen. In
Nürnberg wurden z. B. die Arbeiten aus
.gemeinem Zinn", d. h. Zinn, dem ein Fi)
Zehntel Blei zugesetzt war, mit dem
Stadtwappen gezeichnet. Die aus englischem Zinn gefertigten Arbeiten
wurden mit Adler und Krone und was „auf englische Art gemacht und
bunziert' war, mit Adler, Krone und Rose gezeichnet.
Neben diesem Beschauzeichen , dessen Motiv wohl allerorten das
Stadtwappen oder ein Teil desselben war, schlug in der Regel auch der
Qießer seine Werkstattmarke ein, die zu deuten heute nur selten gelingt
(vergl. Zoellner, Zinnstempel und Zinnmarken in: Zeitschrift für bild.
Kunst 1897— 1898, S. 159, 1898—1899, S, 97, 122, und Berling, Stadt-
marken der Zinngießer von Dresden, Leipzig und Chemnitz in: Neues
Archiv für sächs. Gesch. etc. 1895, S. 123).
616 16- Jahrhundert.
In welchem Maße die Zinngießer jener Zeit auch zugleich an der
Herstellung der Gußformen beteiligt waren, ist bisher nur ungenügend
aufgeklärt. Sicherlich wurden gleiche Gußformen vielfach in verschiedenen
Gießereien benutzt.
Mannigfaltiger wird im 16. Jahrhundert auch die Herstellung größerer
Werke in Blei- oder Zinnguß.
Ein Tauf kessel in der Trinitatiskirche in Frag wurde im Jahre 1502
von Meister Wenzel gegossen (Lotz, Topogr.).
In Leitmeritz befinden sich (nach Lübke) zwei «vorzüglich schön
ornamentierte" Taufbecken aus dem Jahre 1521. Meister Stephan
Lichtenhahn goß im Jahre 1563 den bemalten Zinntauf kessel der
Nikolaikirche zu Berlin (Lotz, Topogr.). Vom Jahre 1567 endlich ist
ein Taufkessel in der Bartholomäuskirche in Zerbst erhalten.
Ein besonders anmutiges Werk ist der ganz aus Blei gegossene, etwa
2 m hohe Brunnen hinter der Kirche in St Wolf gang (von dem Sighart
und Lotz angeben, daß er in Bronze gegossen sei). Inmitten eines
flachen, von kräftiger Mittelstütze getragenen Beckens steht auf zierlich
ausgestalteter Säule die Gestalt St. Wolfgangs. Ueber die Entstehung
geben die reizvollen Inschriften Genaueres an: »Got hab uns all in seiner
Acht, maister lienhard hat mich gemacht. Dorch maister lienhard
rannmacher, stat prunnenmaister czu passau**, und weiter: »Ich pin zu
den eren sankt Wolfgang gemacht abt Wolfgang Haberl zu mansee hat
mich petracht zu nucz und zu framen den armen pilgrumb dye nit haben
gelt umb wein dye sollen pey dissen wasser frehlich sein. Anno den
1515 jar ist das werk volpracht gott sey gelobt.* (Mitteil. d. k. k.
Zentr.-Komm. 1869, S. LXX, mit 3 Abb.).
Ueber einige nicht erhaltene größere deutsche Bleigußwerke geben
schriftliche Nachrichten kurze Auskunft.
Hans von Schweinichen berichtete um die Mitte des Jahrhunderts
von Figuren der Tugenden und Laster, von Kronleuchtern u. a. m. , die
im Harze in Blei gegossen seien (Beck, Gesch. d. Eisens Bd. ü, S. 782).
„Vier zinnerne Weiblein** wurden für die Badestube des Landgrafen
Wilhelm IV. in der Aue zu Kassel von Kasseler Goldarbeitem ausgeführt
(Drach, Bayr. Gew.-Ztng. 1888, S. 297).
Im Hofgarten zu München sollen sich (nach R6e, Peter Gandid, S. 15)
im 16. Jahrhundert die in Blei gegossenen Figuren der neun Musen be-
funden haben.
Auch in jüngerer Zeit sehr häufig gefertigte Zinn- oder Bleisärge
sind aus dem 16. Jahrhundert erhalten, z. B. in Krakau.
Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts verlor die Zinngerätgießerei immer
mehr an künstlerischer Bedeutung, der Geschmack der Wohlhabenden
wandte sich mehr und mehr dem weiß glasierten und buntfarbig bemalten
Zinn und Blei. 617
Tone, der Fayence zu. Für Trinkgeräte blieb zwar das Zinn immer noch
bevorzugt, und besonders in den Innungsstuben haben sich auch aus dieser
Zeit trefflich gestaltete und verzierte Humpen und Pokale erhalten, doch
vielleicht von höherem Interesse ist die überaus umfangreiche Verwendung
des Bleies in der Großplastik, wie sie ganz besonders in Frankreich da-
mals in Aufnahme kam.
Man hat heute fast vergessen, welch vorzügliches Material das Blei
in gewissen Fällen auch für großplastische Werke ist, umso nachdrück-
licher ist auf die noch zahlreich erhaltenen alten Bleibildwerke hinzu-
weisen.
Ueber die aus dem 17. Jahrhundert in Versailles erhaltenen, noch
näher zu besprechenden Bleiguß werke hat der Bildhauer P. Roche Unter-
suchungen angestellt, über die er in Art et D^coration 1902 S. 172 ff.
schreibt. Es heißt dort: „Ces statues d'un gris dälicat, d^une mati^re
souple et de reäets assortis, se sont couvertes graduellement d^une patine
blanchissante et veloutee qui prend, sous l'ombre verte de sous-bois, une
valeur unique et une finesse d^licieuse *
Die Versailler Bleiskulpturen waren ursprünglich zu allermeist ver-
goldet, aber mit Recht hebt Roche hervor, daß das Blei dieser Bereiche-
rung durchaus nicht bedarf. Die Naturpatina jener Skulpturen ist jetzt,
nachdem das Gold zumeist vergangen ist, von einer Schönheit, die in
ihrer Eigenart der Patina der Bronze gleichzuachten ist. Analysen haben
ergeben, daß bei den besterhaltenen Werken Blei mit sehr geringen un-
absichtlichen Beimengungen anderer Metalle verwendet wurde. Die Blei-
skulpturen mit einem Zusätze von etwa 20 ®/o Zinn haben den Witterungs-
einflüssen viel weniger gut standgehalten, obschon sie eine größere Härte
besitzen.
Daß man ursprünglich bei den ungeheuren Bedürfnissen für die
königlichen Gärten in Frankreich das Blei auch nur der geringeren Kosten
wegen anwandte, ist nicht zu bezweifeln. Es geht das schon daraus her-
vor, daß man es nicht in seiner natürlichen Farbe stehen ließ.
Es fehlte damals an Erfahrungen über Bleiskulpturen, die allen
Witterungsunbilden lange Zeit ausgesetzt gewesen waren. Uns lehren die
erhaltenen Werke, daß immer da, wo nicht mechanische Zerstörung in
besonderem Maße zu befürchten ist, also z. B. bei Brunnengruppen, die
von Wasser rings umgeben sind, reines Blei im höchsten Maße bildhauerisch
verwendbar ist.
Die erste Bleigruppe, die für den Versailler Schloßpark gefertigt
wurde, scheint ein für eine Fontäne bestimmter Amor mit Schwan, ein
Werk des „Plombier" Pierre de la Haye vom Jahre 1665 gewesen zu
sein (Nolhac, Gazette des beaux-arts 1899, S. 89).
Bald darauf, in den Jahren 1667 — 1674, entstanden die zahlreichen
618 IT. Jabrbundert.
Bleigußarbeiten für das ,Lab7rinth' in Versailles. Die nach Modellen
von Mazeline, Masson, Legeret und anderen gegossenen Tiere waren
in äiesem Falle naturfarben bemalt.
Gleichzeitig entstanden die Bleiskulpturen für das , Bassin d'ApolIon*
(1668 — 1670) und wenig später die Bleigruppen für die „Pyramide", das
, Bassin du Dragon', das „Bassin de Cörfes et de Flore" (Fig. 433, S. 618),
das „Bassin des Latone', das .Parterre du I^ord", das „Bassin de Bacchus
Fig. l»3. Taby. BasilD de Flore in Vsrsaillea. S. <1B.
et de Saturne* etc. etc. Die namhaftesten Künstler (die im zweiten Haupt-
teile dieses Buches angeführt sind) waren an diesen Arbeiten beteiligt.
(Näheres über diese Arbeiten in Dussieuz, Le chäteau de Versailles
Bd. n.)
Selbst für die Aufstellung im Schlosse von Versailles verschmähte
man damals vergoldete Bleifiguren nicht. So wurden z. B. im Jahre 1672
filr vermutlich vier Figuren der Jahreszeiten im „grand cabinet de l'ap-
partement bas" 4800 Franken bezahlt (Guiffrey, Gomptes des bäL I,
S. 587).
Auch jtlr den Schloßpark in MarJy entstanden damals in Blei ge-
Zina und Blei. 619
f(ossene Gruppen und Reliefs. Hier scheint besonders Antoine Coyzevoz
die Modelle geschaffen zu haben, unter anderem für die Kaskade acht
Kindergruppen mit Schalen.
In Paris selbst wurde, wie mau weiß, nach dem Modelle des Pierre
Oranier im Jahre 1691 eine Bleifigur für die .Laterne" des Invaliden-
hauses ausgeführt und zu Ende des 17. oder zu Beginn des 18. Jahr-
Fig. Mi. Lamoareni. Denkmal Cbristlans V. in KopenbagCD. S- *1*.
hunderts fertigte Ph. Bertrand die vergoldete Gestalt eines sitzenden
Christus ftlr den Pont Neuf.
In den Jahren 1681 — 1688 schuf ein französischer Meister, Abr, C.
Lamoureux, sogar ein großes Reiterstandbild in Bleiguß, nämlich das
Denkmal König Christians V. in Kopenhagen (Fig. 434, S. 619).
Mf^lich ist es, daß die Anregung, große Bildwerke in Blei zu
gießen, von den Niederlanden ausging. Bekannt ist nämlich, daß J^rome
620 17. und 18. Jahrhundert.
du Quesnoy d. J. schon im Jahre 1653 für den Garten des alten Palastes
der Herzöge von Brabant in Brüssel einen Adler und einen Herkules in
vergoldetem Blei ausführte.
Angegeben wird weiter, daß ein holländischer Bildhauer Larson im
Jahre 1654 in Berlin zwölf Kinderfiguren modellierte, die, in Blei ge-
gossen, dort im Lustgarten aufgestellt sein sollen.
Im 18. Jahrhundert nahm die Verwendung des Bleies in der Groß-
plastik einen noch wesentlich größeren Umfang an, und auch in Deutsch-
land, ganz besonders in Oesterreich, lernte man den Wert des zunächst
häßlichen und scheinbar zu weichen Metalles immer mehr schätzen.
In Frankreich setzte man die Bleigußarbeiten für die großen Spring-
brunnenanlagen in Versailles weiter fort. Der Bildhauer Rousseau
lieferte noch im Jahre 1738 Bleiskulpturen für das schon im Jahre 1676
begonnene „Nouveau bosquet du Dauphin". In den Jahren 1739 und
1740 scheinen die letzten großen Bleigruppen für das auch bereits gegen
1680 begonnene „Bassin de Neptune" gefertigt zu sein. Insbesondere
schufen Sigisbert und Nicolas Adam im Jahre 1739 das Modell der
großen Mittelgruppe „Neptun und Amphitrite**, die von Montheau (?)
gegossen wurde (Fig. 435, S. 621). (Dussieux a. a. 0. und Thirion,
Les Adam et Clodion. Paris 1885. S. 109).
Von Bleigußwerken, die im 18. Jahrhundert in Paris aufgestellt
wurden, seien angeführt ein Wandbrunnen im Hofe der Polizeipräfektur
(Abb. in Daly, Motifs histor.), eine Fontäne nach dem Modelle des Bild-
hauers Slodtz im Garten des Msr. Jannel bei der Barri^re-Blanche, eine
Reihe massiv gegossener Gruppen des Bildhauers de Fernex, die im Palais
Royal als Eerzenträger dienten, und besonders die im Jahre 1783 im Park
Monceau aufgestellte (in der Revolution zerstörte) Figur einer Negerin,
ein Werk Houdons. Von dieser Figur wird angegeben, daß sie natur-
farben bemalt war und in der einen Hand eine weiße Marmordraperie,
in der anderen eine goldene Kanne hielt (Gonse, Sculpt. fran9. S. 241).
Großartige Bleibrunnen mit vielen großen und kleinen Figuren zieren
noch heute den Stanislausplatz in Nancy ^ von dessen schmiedeisemen
Gitterwerken, innerhalb deren die Bleibrunnen aufgestellt sind, früher
(S. 236) gesprochen wurde. In den Rechnungsberichten des Königs Stanis-
laus vom Jahre 1761 sind Zahlungen über die Bleigruppen an den Bild-
hauer Barth^lemy Guibal verzeichnet. Nicht unerwähnt bleibe, daß
auch die großen Sockelfiguren an dem im Jahre 1755 gegossenen Denk-
male Ludwigs XV. auf demselben Platze in Nancy, ein gemeinsames Werk
B. Guibals und P. L. Cyffl^s, in Blei ausgeführt waren (s. S. 532,
Abb. 383). Der Gießer jener Werke war vielleicht Louis Briey, der
damals als „Maitre plombier ** fQr König Stanislaus tätig war (Cham-
peaux, Dict. d. fond.).
Zinn und Blei.
Die bei weitem tu eisten und berühmtesten Bleibildwerke , die im
18. Jahrhundert von deutschen Künstlern geschaffen wurden, entstanden,
wie schon gesagt wurde, in Oesterreich.
622 18. Jahrhundert.
Die Bildhauer Rafael Donner (1693— 1741) und Balthasar Moll
(1717 — 1785) sind es, deren Leistungen als Bleiplastiker in erster Reihe
von Bedeutung sind. Die großartigste Schöpfung Donners ist der im
Jahre 1739 vollendete Brunnen auf dem Neumarkte in Wien (Fig. 436,
S. 623), dessen bleierne Bildwerke, um sie nicht einem drohenden Ver-
derben anheimfallen zu lassen, vor etlichen Jahren getreu in Bronze
nachgegossen worden sind.
Ein zweiter, etwa um dieselbe Zeit entstandener, in Blei gegossener
Wandbrunnen mit Perseus und Andromeda ziert den Hof des alten Rat-
hauses in Wien (Fig. 437, S. 624).
Ein in Preßburg erhaltenes großes Bleigußwerk Donners ist die
Reitergruppe des heiligen Martin (Fig. 438, S. 625). (Vergl. Ilg, Allgeni.
Kunstchronik 1884.)
Im Dome zu Gurk befindet sich eine lebensgroße Pieta des Künstlers
in Bleiguß (Abb. in List, Bildhauerarbeiten in Oesterreich-Ungam • . . .
Wien 1896 — 1901, Taf. 54). Von anderen Bleigußwerken Donners
seien angefQhrt zwei Kruzifixe für die Burgkapelle in Wten^ eine
Merkurstatue in Klosterneuburg (Fig. 439, S. 626) und eine Madonna
für den Kirchhof an demselben Orte. (Näheres über Raf. Donner schreibt
Dernjac in der Oesterr.-ungar. Revue 1889, und Stolz im „Kirchen-
schmuck" 1889.)
Balthasar Moll schuf für Klagenfurt das im Jahre 1765 ent-
hüllte Denkmal der Maria Theresia, mit der Statue der Kaiserin in
Bleiguß. Ein in Blei gegossenes, im Jahre 1781 vollendetes Reiter-
bild Kaiser Franz I. von Moll, das ehemals im Paradiesgärtchen auf-
gestellt war, befindet sich seit dem Jahre 1819 im Kaisergarten der Hof-
burg in Wien.
Teilweise früher entstanden von Balthasar Molls Hand eine Reihe
in Wien erhaltener Bleisärge österreichischer Fürsten und Fürstinnen,
unter denen einige durch höchste Prachtentfaltung ausgezeichnet sind.
Besonders gilt das von dem im Jahre 1751 vollendeten Sarkophage der
im Jahre 1750 gestorbenen Kaiserin Elisabeth Christina, der Gemahlin
Karls VI. und dem Doppelsarkophage der Kaiserin Maria Theresia (f 1780)
und Franz I. von Lothringen (f 1765), der noch zu Lebzeiten beider im
Jahre 1754 von Moll geschaflfen wurde (Abbildungen dieser und anderer
von B. Moll gefertigten Sarkophage in List, Bildhauerarbeiten in Oester-
reich-Ungam, Wien 1896—1901. Taf. 27 ff. üeber das Leben und SchafiTen
B. Molls schreibt Näheres Ilg in Berichte und Mitteilungen des Alter-
tumsvereins zu Wien, Bd. 25 und 26, Jahrgang 1889 und 1890).
Von anderen österreichischen Künstlern zeichneten sich als Blei-
plastiker noch besonders aus Joh. H agenauer (1732 — 1810) und Franz
Xaver Messerschmidt (1732 — 1783). Hagenauers Werk ist die
Zinn und Blei.
18. Jahrhundert.
Fig. 131, S. Donner,
Uarieosäule, die im Jahre 1771 vor dem Dome in Sahburg aufgestellt
wurde, dann eine ansprechende, 41 cm hohe Gruppe: der gefesselte
Prometheus, aus dem Jahre 1759. Messerschmidt schuf um das Jahr
Zinn und Blei.
Fig. 133. R. Donner, S. Martin in Preßbur^.
LQcr. Unedle Metolie.
626 18- Jabrhundert.
1760 eine Bieistatue der Kaiserin Maria Theresia im ungaHüclien Krönungs-
omat (in Laxenburg bei Wien), dann für die Fassade des Savoy. Damen-
stiftes in Wien um das Jahr 1768 eine Gruppe der unbefleckten Empfäng-
nis Maria. Weiter sei von des Künstlers Bleigußwerken genannt die BOsie
Flg. 43«. R. Donner. Uerkur ia Klosteraeubarg. 8. <«.
des , Kapuziners" im Städtischen Museum in Preßburg (Abbildungen bei
List, a. a. 0. Taf. 47 und 55. Vergl. Ilg, F. Messerschmidts Leben und
Werke. Prag 1885).
Schließlich seien noch angeführt Tobias Kracker, der Bildner der
Bleisarkophage Kaiser Leopolds I. (t 1705) und Kaiser Josephs I. (t 1711)
Zinn und Blei. 627
und Franz Kohl, der um 1750 die Bleifigurengruppen über dem Portal
der Peterskirche in Wien arbeitete (Abb. dieser Werke bei List, a. a. 0.
Taf. 25, 26 und 15).
Nur weniges kann über die Bleiplastik des 18. Jahrhunderts im west-
lichen Süddeutschland mitgeteilt werden.
Für das Schloß Schleißheim bei München goß ein Franzose Jacques
Villemotte Anfang der Zwanzigerjahre zwei Gartenvasen von 15 Fuß
Höhe ,mit erhebten Figuren oder Historien reich mit Laubwerk geziert**
in Blei, für die über 5000 Gulden bezahlt wurden (Mayerhofen).
Für Schloß Nymphenburg haben Wilhelm de Groff und dessen
Sohn Karl de Groff wenig später Bleigruppen geschaflfen. Im Jahre
1737 hatte Wilhelm de Groff dorthin „bereits 12 Gruppen in Blei
gefertigt, diejenigen abgerechnet, die um die große Kaskade standen*'
(Nagler, Künstl. Lex.).
Von nicht geringem Interesse ist es, daß man für die Residenz in
Würzburg an Stelle der sonst üblichen Goldbronzebeschläge, z. B. auf den
Türen Beschläge aus „feuervergoldetem ** Blei anbrachte (R^nard).
Zu größerer Bedeutung gelangte die Bleiplastik noch in Berlin. Zu
den prachtvollsten Leistungen gehören auch hier etliche Sarkophage preus-
sischer Fürsten und Fürstinnen. Sie wurden zum Teil nach Modellen
Andreas Schüters von Johann Jacobi (s. S. 516) zu Anfang des
Jahrhunderts gegossen.
Die hervorragendsten unter diesen Särgen sind die des Großen Kur-
fürsten und seiner zweiten Gemahlin Dorothea, dann nach Schlüters
Modell die Särge der Königin Sophie Charlotte (f 1705), Fig. 440,
S. 628, König Friedrichs L (f 1713), Fig. 441, S. 629, und des Prinzen
Friedrich Ludwig (f 1708), des ältesten Sohnes des späteren Königs
Friedrich Wilhelm L; der letztere wird dem Künstler von Nicolai zu^
geschrieben.
Eine reichere Arbeit ist auch der Sarg des Markgrafen Philipp
Wilhelm von Schwedt (f 1711). (Nähere Angaben in: Borrmann, Bau-
und Kunstdenkmäler von Berlin. Berlin 1893, S. 165 fiF.)
Für Potsdam entstanden um die Mitte des Jahrhunderts auch einige
große frei aufgestellte Bleiguß werke, unter denen das bedeutendste die
Neptunsgruppe im Springbrunnen des Lustgartens am Stadtschlosse ist.
Sie soll nach einem Entwürfe Knobeisdorfs von Nahl, Benkert und
Heymüller modelliert und von Benjamin Giese gegossen sein, von
dem Nicolai angibt, daß er «in Potsdam und Sanssouci verschiedene
bleyeme und metallne (d. h. bronzene) Bildsäulen verfertigt*^ habe.
Ueber eine in Blei gegossene „Glücksgöttin" im Potsdamer Lust-
garten ist Näheres nicht bekannt, ebenso über einen im Jahre 1754 auf
dem Potsdamer Rathause aufgestellten Atlas mit der Weltkugel, der vom
g28 13. Jahrhundert.
Sturme herabge werfen und 1776 durch einen in Kupfer getriebenen er-
Betzt wurde.
Nichts erhalten ist auch von den Bleiguß werken des in Bariin im
Jahre 1756 gestorbenen englischen Bildbauers Earl King, von dem
Nicolai angibt, daß er verschiedene bleierne Statuen geschaffen habe.
Nur wenige große Bleigußwerke entstanden während des 18. Jahr-
hunderts in England und Irland. Der Bildhauer Henry Cheere schuf
Fig. MO. Schlüter uDd Jacobi, Sarkophug der KönigiD Sophie Charlotte von PrenSen
um das Jahr 1700 eine Statue Shakespeares für das Theater Drury-Lane
und nach dem Modelle Peter Scbeemakers eine Figur für den Hyde-
Park-Comer in ioM(/on (Champeaui, Dict. d. fond.). Eine in Blei ge-
gossene Reiterstatue Geoi^s III., die unter Leitung Joseph Wiltons
nach einem Modelle von Beaupr^ gegossen wurde, befand sich ehemals
auf dem Berkely-Square in London (Fortnum). In Dublin goß John van
Most, der in den Jahren 1750 — 1787 in Irland tätig war, die Bleistatuen
Williams III. und Georgs IL ftlr CoUege und Stephens Green (Fortnum).
Fast scheint es, als ob im 18. Jahrhundert die Verarbeitung des
Zinnes zu häuslichem Kleiogerät, insbesondere zu Speisegeschirr, wieder
einen erneuten Aufschwung genommen hat.
Der Verwendbarkeit von Zinngerät im Hause kam jedenfalls der
Formgeschmack und die Dekorationsweise dieser Zeit besonders ent-
Während in den Jahrhunderten vorher die z. B. für Speiseteller be-
s Königs Friedrich 1. von PrenBcn
sonders ungeeignete Gravierung oder Reliefverzierung Üblich war, be-
schränkte man im 18. Jahrhundert den Schmuck der Geschirre fast allein
auf geschmackvolle Führung der TJmriSlinien und eine eigenartige, viel-
fach in gewundener Linie geführte flache Faltung oder Berippung (Fig. 442,
S. 630 und Fig. 443, S. 631).
Seit dem Beginne des 19. Jahrhunderts wurden Zinngeräte fOr den
häuslichen Bedarf zunächst künstlerisch immer mehr vernachlässigt. Erst
allmählich mit der steigenden Wertschätzung der alten Geräte des 16. und
630 Id. Jahrhundert.
17. Jahrhunderts nahm di« Zinngußtechnik einen erneuten Aufschwung.
Man begann in Anl^nang an alte Modelle besonders den neuzeitlichea
Bedürfnissen angepaßte TrinkgefaSe herzustellen. Die Firmen Lichtinger
in München, Pruckner in Landshut, Ertel in Eger und Zampoai in
Graz taten sich durch Arbeiten dieser Art hervor.
Neue Wege ging auf diesem Eunstgebiete mit großem Erfolge be-
Flg. ta. Ziangeachlrr d«9 18. Juhrhanderta (In FrivatbeslU). S. ti»,
sonders die Firma E. Eajser in Köln a. Rh. (vetgl. Deutsche Kunst
und Dekoration 1898/1899, S. 245 ff.).
In Frankreich ist der Hauptrepräsentant für die in gleichen Bahnen
wie bei uns Über alte Motive zu neuartigem Schaffen in jüngster Zeit
fortgeschrittene Entwicklung der Pariser Zinngießer Jules Brateau.
Mehr in das eigentliche Qebiet der Plastik greifen zumeist die Zinn-
guSarbeiten des Bildhauers R. Lärche hinüber, deren bedeutendes Gewicht
schon ihrer Bestimmung als Tafelaufsätze u. dergl. ein wenig hinder-
lich ist (Fig. 444, S. 632).
FOr große bildnerische Werke hat man im 19. Jahrhundert das Blei
nur selten verwendet.
Zinn und Blei. 631
Das größte französische BleiguSverh dürft« die irohl gegen 1810
entstandene, im Jahre 1828 durch einen Bronzegufi ersetzte Quadriga
nach dem Modelle von Franij. Fred. Lemot (1773—1827) mit Pferden
nach Modellen von S. Marcus auf dem Are de triomphe du Garrousel
im Hofe des Louvre zu IPans gewesen sein, deren Höhe auf 3,20 m und
deren Länge auf 4,70 m angegeben wird (Inv. G^n^ral, Paris, Moniun. civ.
Bd. I, 1879, S. 258).
Fig. m. ZinngeacbiiT des is. Jahihanderts (in Privatbesitz). S. »i».
Im Jahre 1807 wurde auf der Säule der Place de Chätelet in Paris
die in Blei gegossene Gestalt einer Viktoria nach dem Modelle von Louis
Simon Boizot (1743—1809) errichtet (Champeaui, Dict. d. fond.;
nach dem Invent. g^n^ral ist die Figur in Bronze gegossen).
In Nanct/ soll die dort befindlii^e, nach einem Modelle von Nie. Lepy
ausgeführte Reiterstatue lUn^s U. in Blei gegossen sein (Faber, Koot.-
Lex. Bd. V, S. 61). — Ein durch seine Verbindung von Marmor und Zinn
bemerkenswertes neueres Werk ist das Watteaumonument im Jardin du
Luxembourg in Paris. Die fast ein Meter hohe Zinnbüste an diesem
Denkmale nach dem Modelle von Gauguin und Guillaume aus dem
Jahre 1896 wurde von Coupierre-Drouard gegossen.
632 19' Jahrhundert.
Unter den deutschen Künstlern tat sich zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts wiederum ein Wiener Bildhauer, Martin Fischer, der schon
im Jahre 1798 ein Brunnenmonument , den Mosesbruimen in Wien, in
Bleiguß ausgeführt hatte, auf demselben Gebiete hervor; noch vier weitere
Brunnen sollen nach seinen Modellen in Blei gegossen sein (Folnesics,
Kunstgewerbeblatt 1885, S. U7).
In größerer Menge wurden nach Modellen verschiedener Bildhauer
für die Schlösser und Parks Ludwigs 11, von Bayern in Linderhof und
Herrenchiemsec Figuren, Brunnen u. dergl. außer in Zink auch in ,Hart-
Flg. Ui. R. Larcbe, Tafelanfsatz. Farli, Muiti if« Lunrnbourg. S. «30.
blei" von der Eönigl. Erzgießerei in München gegossen (Mitteilung
der Gießerei).
Nur eine der deutschen Denkmalstatuen, die K, v. Blüchers in Altona,
ist nach dem Modelle des Bildhauers Schiller im Jahre 1852 von Howaldt
in Braunschweig in BleiguQ ausgeführt.
Eine umfangreichere Verwendung als Zinn und Blei hat in der Plastik
des 19. Jahrhunderts das Zinkmetall gefunden.
Man überschätzte bei diesem bis dahin fast unbekannten Metalle
einige sehr hervortretende vorteilhafte Eigenschaften, insbesondere die
gute und leichte Gießbarkeit und die Billigkeit, übersah aber, daß
dem Zink doch im Grunde alle die künstlerisch bedeutsamen Vorzüge
mangeln, die es für die Bildnerei dauernd geeignet erscheinen lassen
Zink. 633
könnteo und deren Vorhandensein wir in höchstem Maße an der Bronze
schätzen.
Den wenig beneidenswerten Ruhm, das Zink in die Plastik eingeführt
iD haben, gem^t Berlin. In der KSniglichen Eisengießerei wurden
im Jahre 1832 die ersten Gießversuche damit angestellt, die bald auch
bei Modellen größten Maßstabes Erfolg hatten.
Fiff. Hi- R. Larcbe. MlUelgnippe des TarelaufantEes Fig. in.
Auf der Allgemeinen Ausstellung deutscher Gewerbeerzeugnisse des
.Jahres 1844 in Berlin waren bereits von der Königlichen Eisengießerei
und von der Berliner Gießereifirma Devaranne große Zinkgußarbeiten
ausgestellt.
Der Guß geschab, wie damals auch ausschließlich bei der Bronze, in
Sand. Man goß die Modelle in vielen Teilen, da ja deren Vereinigung
durch Zinnlot äußerst leicht zu bewerkstelligen war.
634 Id* Jahrhundert.
Um die in der Farbe besonders unschöne und gegen Witterungs-
einflüsse sehr empfindliche Oberfläche zu verhüllen und zu schützen, be-
diente man sich schon damals galyanisch hergestellter üeberzüge. Man
verkupferte, versilberte, ja vergoldete sogar die ZinkguBmonumente, allen-
falls begnügte man sich aber auch mit einem Oelfarbeanstrich.
In der Folgezeit taten sich im Guß großer Zinkbildwerke in Berlin
besonders hervor der „Akademische Künstler** Moritz Geiß und die
Gießereien von A. Castner & Gie. und Gladenbeck & Sohn.
Von größeren Berliner Zinkgußwerken seien als Beispiele angeführt
zwei um die Mitte des Jahrhunderts von 6. Genschow modellierte kolos-
sale Obotriten für die Schloßbrücke in Schwerin i. Jf., das nach Modellen
von H. und F. Schubert von Geiß in Berlin gegossene, im Jahre 1867
enthüllte Jubeldenkmal des Herzogs Leopold Friedrich in Dessau^ die
Viktoria nach Chr. Rauch am Kriegerdenkmal in Lyck aus dem Jahre
1875 und die Germania nach Neumanns Modell an dem im Jahre 1880
enthüllten Kriegerdenkmal in Moabit-Berlin,
Auch die süddeutschen Gießereien konnten sich dem Bedürfnisse nach
billigen Monumentalbildwerken nicht entziehen. Schon um die Mitte des
Jahrhunderts entstanden auch in Wien, Stuttgart und München große
Zinkskulpturen.
Erwähnt seien von älteren süddeutschen Werken dieser Art eine in
der Fürstlich Salmschen Gießerei in Wien gegossene Gruppe ,Der
Kampf mit dena Drachen* nach Fernkorns Modell (Münchener Aus-
stellung 1854), die Kolossalstatuen Heinrich der Löwe und Ludwig von
Bayern nach dem Modelle Konr. Knolls am alten Bathause in München
(Gießer unbekannt) und vier Musen auf dem Theater in Stuttgart^ die
nach dem Modelle W. Brauns (f 1863) von Pelargus in Stuttgart in
Zink gegossen wurden.
In Frankreich und den übrigen europäischen Kulturländern hat man
es ebenfalls an Versuchen nicht fehlen lassen, das Zink der Monumental-
skulptur dienstbar zu machen, doch man scheint nirgends so weit gegangen
zu sein, wie bei uns.
Erfreulicherweise wird auch in Deutschland das Zink für künstlerische
Zwecke immer seltener verwendet, eine den Geschmack zersetzende Gefahr
bildet es heute vielleicht nur noch in der traurig minderwertigen Bazar-
plastik, doch damit steht es auch in den Nachbarländern nicht besser,
wie ein Blick in Pariser und Londoner Schaufenster lehrt.
Ortsverzeichnis.
B =. Bronze, Kupfer, Messing. E — Schmiedeisen, Gußeisen. Z = Zinn, Zink, Blei.
A.
Aachen. Adlerpalt B 360
Denkmäler B 276. 562
Gitter ^ 208 ; B 279
Eopfreliquiar B 808
Licbtkrone B 288
Türflügel B 279
Wölfin B 280
Aalborg. Gitter E 154
Ahrensburg b. Bückeburg. Statuetten B 496
Aibling. Denkmal B 562
St Albans. Gitter E 22
Türbescblag E 10
Alcala. Balustrade B 478
Alessandria. Denkmal B 602
Alezandrowa. Tür B 841
Allerheiligen. Kanzel E 197
Alpirsbach. Türbeschlag E 6
Alsen. Türbeschlag E 5
Altbrünn. Leuchter B 828
Altdorf b. Nürnberg. Brunnen B 426
Grabkreuz E 128
Altenberg. Adlerpult B 860
Gitter ^117
Grabplatten B 884. 851
Altenburg. Denkmal B 562
Gedenk- und Grabplatten 853. 445. 491
Altena. Denkmal Z 682
Altpenig. Türbeschlag E 5
Amalfi. Türflügel B 276
Amberg. Taufkessel B 848
Ambras (Schloß). Antependium B 522
Brunnenfiguren B 490
Amiens. Gitter E 286
Grabm&ler B 819
Amsterdam. Denkmäler B 597
Figuren ^ 351. 500
Amorbach. Gitter E 228
Anclam. Grabplatte B 447
Andennes. Adlerpult B 860
Anet, Ch&teau d\ Bronzearbeiten 480
Angermünde. Denkmal B 562
Taufbecken B 824
Angers. Türbeschlag E 13
Annaberg. Denkmal B 562
Grabplatten ^ 446
Ansbach. Messingarbeiten 526
Denkmal B 562
Antoing. Leuchter B 865
Antwerpen. Brunnenlaube E 101
Denkmäler B 449. 597
Apollonia. Statue B 268
Arad. Denkmal B 562
Arborfield. Gitter ^ 86
Argilly. Engelfigur B 828
Arles. Türbeschlag E 16
Aman. Leuchter B 494
Aiiistein. Türbeschlag E 6
Arolsen. Denkmal B 562
Arona. Kolossalfigur B 508
Arundel. Gitter E 59
Aschaffenburg. Grabplatten B 412. 442
Athen. Athenafiguren B 269
Atrani. Tür B 276
' Au, Kloster. Leuchter B 801
Augsburg. Altäre B 875. 488
Bronzearbeiten für das Rathaus 488
Brunnen B 487. 488. 489. 495
Denkmäler B 562
Figuren und Gruppen B 488
Gitter E 54. 120 ff. 204. 212. 228. 282
636
OrtsTerzeichnis.
Augsburg. Gitter B 408
Kronleuchter B 870
Tür B 291
Tflrbeschl&ge E 186 f.
Wandarm E 249
Auzerre. Türklopfer E 88
Avelghem. Adlerpult B 860
SainirAventin. Gitter E 19
Avüa. Gitter E 21. 158
Ayen. Türbescblag E 27
B.
Babelsberg. Figur B 562
Baden. Grabplatten B 409
Bamberg. Brunnen B 562
Denkmäler B 562
Grabmäler B 358.442.445.484.490.558
Gußarbeiten für Altar B 490
Wandleuchter B 298
Barcelona. Gitter E 62. 64
Standleuchter E 98
Türring E 81
Bardowieck. Taufbecken B 326
Barletta. Denkmal i? 276
Bartfeld. Hängeleuchter E 88
Basel. Gitter E 226
Bastonges. Kronleuchter E 89
Bayeux. Bronzearbeiten 542
Lichtgeräte B 289. 809
Türbeschlag E 74
Bayreuth. Aufsatz f. d. Rezeptiertisch J^258
Standbilder B 562
Beaune. Brunnenhaube E 103
Sprechgitter E 83
Türklopfer E 83
Beauvais. Gitter £ 286
Bechin. Taufbecken ^611
Bedword. Grabplatte B 822
Beetzendorf. Taufbecken B 326
Beiersdorf. Türbeschlag E 8
Belfast Denkmal B 605
Beigard a. P. Denkmal B 562
Benatek. Taufbecken Z 609
Benevent. Tür B 279
Berchtesgaden. Weihwassergefäß B 304
Denkmal B 562
Bergamo. Kandelaber, Kanzeln B 507
Berlin. Kgl. Eisengießerei E 258. 259- 260
Kgl. Eisengießerei B 551. 552. 568
Kgl. Eisengießerei Z 638
Berlin. Kgl. Gewerbeinstitut 563
Aufsatz f. d. Rezeptiertisch E 253
Brückenbrüstung E 259
Denkmäler, Brunnen und Figuren und
Grappen an öffentlichen Bauten B
516 ff. 521. 551. 552. 554. 555. 562 ff.
Denkmal Z 634
Denkmal E 259
Falkenbauer ^196
Figuren und Reliefs in Sammlungen
B 265. 271. 416
Figuren Z 620
Gitter B 596
Gitter E 152. 155. 221. 232. 255
Grabdenkmäler B 413. 563
Grabkreuz J^ 251
Humpen Z 613
Kandelaber B 399
Kassette E 201
Kreuzfuß B 302
Laterne E 252
Reiterstatuette E 200
Särge Z 627
Taufkessel B 846
Taufkessel Z 616
Truhenbeschlag E 35. 248
Türbeschläge E 78. 185
Türklopfer B 455. 472. 508
Wandarm E 249
Bern. Adlerpult J9 861
Brunnenfigur B 566
Denkmäler B 566. 597
Bernburg. Denkmal B 566
Bemkastel. Gitter ^119
Besannen. Statue B 481 f.
Bielefeld. Denkmal B 566
Bleicherode. Türklopfer B 875
Blois. Brunnen B 480
Bochum. Denkmal B 566
Bologna. Aquamanilen B 820
Brunnen B 469
Denkmal B 602
Fackelhalter E 44. 173
Figuren und Gruppen B 457. 507
Kerzenständer B 839
Bolton. Denkmal B 605
Bonlanden. Wandarm E 249
Bonn. Denkmäler J3 566
Boppard a. Rh. Türbeschlag E 6
Bordeaux. Grabfiguren B 481
Denkmal 529. 595
Ortaverzeichnifl.
637
Bordesbolm. Grabmal B 409
Boskowitz. Kanzel 1^ 197
Boulogne. Denkmal B 595
Bourges. Gitter E 62
Türklopfer E 83
Braine. Gitter E 87
Bramstedt. Taufkessel B 315
Brandenburg a. d. H. Kronleuchter E 192
Taufbecken B 316. 846
Braunau. Denkmal B 566
Braunsberg. Kronleuchter B 868
Braunschweig. Altar B 295
Brunnen Z 611
Brunnen B 566
Denkmäler B 293 f. 559. 560. 566
Gitter E 152 f.
Grabplatte B 349. 357
Leuchter B 295. 456
Quadriga B 560
Reiterstatuette B 495
Taufbecken B 344. 345
Tflrbeschlag E 4
Braunweiler. Gitter ^116
Breda. Gitter E 57
Taufkessel B 450
Taufkesselarm E 194
Breitenburg, Schloß. Brunnenhaube E
153
Bremen. Denkmäler B 566
Brunnen B 566
Taufbecken jB 312
Türen B 566
Bremerhaven. Denkmal B 566
Brescia. Denkmal B 602
Breslau. Denkmal 550. 566
Gitter E 144 f. 206. 221
Grabplatten B 334. 356. 446. 492
Kronleuchter B 370
Relief B 496
Taufbecken B 848
Tür -B 455
Türbeschlag E 73. 244
Zinngefäße Z 612. 613
Brieg. Standbild B 566
Brioude. Türbeschlag i^ 13
Bristol. Denkmal B 546
Bromberg. Denkmal B 566
Brück a. d. Mur. Brunnenlaube E 135.
187. 188
Türbeschlag E 72. 78
Brückenau. Denkmal B 567
Brügge. Adleipult B 860
Denkmäler B 872. 597
Gitter E 22
Grabmonumente ^ 850. 448
Kronleuchter B 362. 500
Lesepult B 500
Türen B 500
Wandarm E 194. 195
Brühl, Schloß. Gitter E 224
Brunn. Kandelaber B 372
Türbeschlag E 73
Brüssel. Brunnenfiguren ^ 499. 527
Brunnenhaube E 102
Denkmäler B 527. 597. 598
Figuren Z 620
Figuren u. Gruppen B 372. 597. 598
Grabplatte B 334
Kandelaber ^ 364
Statuen B 527
Taufkessel B 306
Budapest. Denkmäler B 567
Kopfreliquiar B 308
Bückeburg. Figuren und Gruppen B 496
Taufbecken B 496
Bueil. Leuchter B 377
Büsum. Taufkessel B 815
Burford. Gitter E 179
Burg. Denkmal B 566
Burgos. Gitter ^64. 161
Kanzel E 101
Teneberleuchter E 193
Burleigh. Gitter E 180
C.
Cadiac. Türbeschlag E 16
Cadillac. Grabmalfigur B 481
Cadore. Denkmal i^ 602
Ga^n. Denkmal B 595
Galcar. Kronleuchter E 85
Cambridge. Gitter E 59. 180
Cannstatt. Denkmal B 567
Canosa. Tür B 279
Canterbury. Grabmal B 838
Gitter E 22. 58. 59. 179
Cappenberg i. W. Kandelaber B 70
ReUquiar B 308
Carrouges (Schloß). Gitter E 167
Celle. ReUefplatte B 492
Gerisy-la-For^t. Lesepult E 101
Chablis. Türbeschlag ^11
638
OrtsTerzeichnis.
Chalons sur Marne. Tflrbeschlag E 74
Champmol. Adlerpult, Säulen B 328
Chanteheuz. Gitter E 238
Ghantilly. Denkmäler B 508. 595
Ghapelle-ä- Wattine. KerzensiAnder E 95
Charlottenburg. Denkmal B 567
Charlottenhof. Figuren, Hirsche B 552
Chäteaudun. Türklopfer E 83
Chatsworth. Gitter E 180
Chemnitz. Denkmäler B 567
ehester. Türbeschlag E 28
Chiaveri. Denkmal B 602
Chichester. Gitter E 22. 59
Chi^yres. Adlerpult B 360
Christchurch. Gitter E 59
Christiania. Denkmal B 605
Chur. Ereuzfuß B 302
Clagny. Gitter ^171
Clermont. Bronzearbeiten 542
Cleve. Grabmal B 351
St. Cloud. Gitter E 171
Cluny. Gitter E 20
Kandelaber B 309
Coalbrock - dale - Company. Eisengießerei
262
Colberg. Kronleuchter B 368
Türbeschlag B 336
Colchester. Türbeschlag E 28
Commercy. Gitter E 238
Compidgne. Gitter J^ 241
Conques. Gitter E 19
Corbach i. N. Grabplatte E 256
Cordova. Hirsch B 310
Tür B 340. 341
Cortona. Hängelampe B 272
Corvey. Säulen B 281. 282
Coutances. Türbeschlag E 74
Crombach. Schioßblech E 185
Cuenca. Gitter E 161
Cues. Grabplatte B 351
Currey Rivell. Gitter E 179
D.
Dampierre, Chätean de. Standbild B 595
Danzig. Brunnenfigur B 488. 492. 498
Gitter E 155. 156
Gitter B 454
Lichtgei^t B 368. 456
Tauf kessel B 452
Darmstadt. Denkmäler B 567
Debrezin. Statue B 567
Delft. Denkmal B 598
Grabmal B 499
Delphi. Wagenlenker B 267
Denkmal ^ 271
Dessau. Denkmäler B 567
Denkmal Z 634
Detmold. Denkmal ^ 567
Diessen. Gitter E 212
Dijon. Denkmal jB 511
Gitter E \n
Dinant. Kandelaber B 500
Dinkelsbühl. Denkmal B 567
Türring E 78
Dion. Denkmal B 211
Dixmunde. Wandarm E 194
Dobris (Schloß). Gitter E 231
Dordrecht. Gitter, Gittertür B 527
Dortmund. Adlerpult B 360
Denkmäler B 567
Kronleuchter E 84
Taufbecken ^ 343
Dresden. Kurfürstliche Gießhütte B 491
Denkmäler, Brunnen etc. B 520. 552.
567 f.
Gitter E 150. 221
Reiterstatuetten B 396. 524
Reiterstatuette E 200
Säulen B 445
Schloßblech ^ 187
Werkzeuge E 199
Drottningholm. Brunnen B 498
Figuren und Gruppen B 498
Dülken. Lichtständer E 93
Düsseldorf. Adlerpult ^ 360
Denkmäler B 518. 568
Kopfreliquiar B 303
Kruzifix B 518
Schloßblech E 11
Düren. Denkmal B 568
Dürrenmungenau. Abendmahlskanne Z 618
Dublin. Denkmäler B 605
Denkmäler Z 628
Duisburg. Denkmal B 568
Durham. Türbeschlag E 8
Durlach. Brunnen B 428
E.
Eastwood. Türbeschlag E 7. 10. 11
Eaton Bray. Türbeschlag E 28
Ortsrerzeichnis.
639
Eberbacb. Tflrbeschlag E 6. 10. 11
Ebernbnrg. Denkmal B 568
Ebraeil. Türbeschlag E 12
Edinburg. Gruppe B 496
Eger. Kronleuchter B 870
Eichstätt i. B. Brunnenfigur B 490
Mariensänle B 520
Einbeck. Kronleuchter B 866
Einaiedeln. Gitter E 118
Eisdorf. Tflrbeschlag E 8
Eisenach. Denkmal B 568
Eisgrub. Gitter E 141
Eisleben. Denkmal B 568
Grabmal B 445
Kronleuchter B 456
Elberfeld. Denkmäler B 568. 569
Elbing. Denkmal B 569
Taufbecken B 825
Ellwangen. Gitter E 204
Grabplatten B 858
Ely. Gitter ^ 59. 179
Embrun. Tflrbeschlag E 27
Emden. Grabplatte B i/^1
Emmerich. Tauf kessel B 450
Ephesos. Figur B 269
Erfurt Brunnen und Denkmal B 569
Grabplatten B 858. 854. 402. 412. 446
Lichtger&t B 298
Reliquiar B 808
Tflrbeschlag E 66 f.
Erkelenz. Adlerpult B 860
Erlangen. Brunnen und Denkmftler 569
Essen. Denkmäler B 569
Grabplatten B 447
Leuchter B 281
Eßlingen. Gitter E 54
Esterhazy. Schloßgitter E 219
Eton-GoUege. Figur B 546
Eutin. Denkmal B 569
Evreuz. Tflrbeschläge E 80
F.
Falkenstein. Denkmal B 569
Feldberg. Gitter E 54
Ferrara. Altarfiguren B 897
Denkmäler B 897
Statue B 506
Füby. Gitter E 86
Flintbeck. Taufkessel B 452
Florenz. Aquamanilen B 820
Baubeechlagteile E 48 f.
Brunnen und Brunnenfiguren B 888.
469. 471. 505
Denkmäler B 469. 470. 602
Figuren, Tiere und Gruppen B 270. 271.
882. 888. 888. 889. 457. 459. 464. 469.
470. 505
Gitter E 46. 206
Kamingei^t E 198
Kanzeln B 886
Klein-Bronzen 466. 470
Licht- und Feuerungsgerät B 272. 475.
505
Reliefs B 882. 466
Tflren und Beschläge B 838. 380. 882.
883. 894. 898. 505
Tflrklopfer E 88
Fontainebleau. Brunnen B 481
Figuren B 479
Gitter E 168. 167
Fontenelle. Leuchter B 807
Forst i. L. Denkmal B 569
Frankfurt a. M. Denkmäler und Gruppen
B 569
Gitter E 53. 116. 118. 119. 208
Grabplatten B 487
Frankfurt a. 0. Denkmal B 569
Leuchter B 828
Taufbecken B 824
Franzensbad. Standbild B 869
Frederiksborg (Schloß). Brunnen B 496.
498
Freeren. Adlerpult B 860
Freiberg. Gitter E 147. 148
Grabmäler B 442. 444. 491
Kruzifix B 444
Freiburg i.B. Brunnen B 569
Gitter E 106
Grabkreuz E 250
Freising. Erzgießerei B 290
Friedberg. Gitter E 58
Leuchter E 89
Friesach. Türbeschlag E 6
Denkmal B 569
Fritzlar. Leuchter B 801
Fflrstenfeld. Gitter E 281
Fürstenfeldbruck. Gitter E 229
Fflrstenwalde. Grabplatte B 855
Fürth. Brunnen und Denkmal B 569
Fulda. Denkmal B 569
640
Orttivisrzeichnis.
9.
Gadebusch. Taufbecken B 844
Gaeadonk. Leuchter E 93
Gaülon. Statuen B 479
Gandersheim. Kandelaber B 328
Gargano (Berg). Tür B 276
Garmisch. Grabkreuz E 251
Gaurin. Leuchter B 866
Gehren (Schloß). Reliefplatte E 257
Geisenheim. Gitterleuchter E 198
Gelnhausen. Kandelaber Z 610
Gembloux. Gitterleuchter B 366
Genf. Brunnen B 597
Denkmäler B 597
Gent. Kronleuchter E 192
Lesepult B 528
Türen B 527
Genua. Denkmal B 602
Figuren u. Reliefs B 470
Kapellenschmuck B 507
Gera. Denkmäler ^ 570
Gerona. Gitter E 65
Glatz. Gitter E 145
Gleiwitz. Eisengießerei E 258
Gnesen. Grabplatten B 856. 415
Tür ß 294
GöUnitz. Kanne Z 618
Görlitz. Denkmäler u. Brunnen B 570
Gitter E 145
Türbeschlag E 245
Gothenburg. Denkmal B 605
Göttingen. Denkmal B 570
Goslar. Brunnen B 826
Crodoaltar B 801
Kaiserstnhl ^ 284
Kronleuchter B 869
Taufbecken ß 451
Gotha. Gruppe B 496
Plakette B 416
Grabow. Taufbeckenständer E 258
Grafendorf. Türbeschlag J^ 6 .
Grafenegg (Schloß). Brunnenlaube E 135
Granada. Gitter i; 161
Gransec. Denkmal E 259
Graudenz. Denkmal E 259
Graz. Brunnenhaube B 440
Denkmäler B 570
Gitter E 189. 140. 220
Kronleuchter E 251
Great Casterton. Türbeschlag E 74
Gr^noble. Denkmal B 595
Großwardein. Denkmal B 570
Großweikersdorf. Gitter E 219
Guadalnpe. Gitter E 160
Gnastalla. Denkmal B 467
Güstrow i. M. Türring B 337
Gumbinnen. Denkmal B 552. 570
Gurk. Figur Z 620
U.
Haag. Denkmäler B 599
Kronleuchter ß 862
Haddiscoe. Türbeschlag E 8
Hagenau i. Schi. Gitter E 144
Standleuchter E 94
Hai. Adlerpult B 860
Kronleuchter i? 89
Taufbecken B 842
Türbeschlag E 68
Wandarm ^ 98. 99
Halberstadt. Adlerpult B 861
Gitter E 158
Grabmäler B 853. 445
Kronleuchter E 85. 192
Lichtgerät B 828. 366. 867. 870. 456
Taufbecken B 813. 815. 492
Hall i. Tirol. Gitter E 127
Schloßblech E 76
Hall, Schwäbisch. Gitter E 209
Halle. Baldachinaufbau B 412
Denkmäler B 552. 570
Gedenkplatten B 413
Taufbecken ^ 846
Haller Salzberg. Gedenktafel B 422
Hamburg. Brunnen, Denkmäler etc. B 570
Gartenpyramide ^196
Gitter E 232
Plakette B 416
Schloßbleche E 185. 189
Türringe B 887. 455
Wandarm E 249
Hampton Court. Gitter E 179. 180
Hanau. Denkmal B 570
Hannover. Brunnen B 572
Denkmäler B 570 fP.
Gitter ^ 153. 232
Kopfreliquiar B 303
Kronleuchter E 87
Figur B 801
Taufbecken B 843
Ortsverzeichnis.
641
Hannover. Türklopfer B 374
Truhenbeschlag E 35
Hants. Gitter E 59
Harlem. Gitter B 453
Hartenstein. Denkmal 572
Hattenheim. TOrbeschlag E 68
Hattstedt. Taufbecken B 492
Hecbingen. Grabmal B 403
Heidelberg. Denkmäler B 572
Heilbronn. Denkmäler B 572
Heiligenblut. Gitter E 56
Heilsbronn (Kloster). Grabmäler B 414. 487
Heleneborg. Brunnenfigur B 498
Hellefeld i. W. Taufbecken Z 609
Helmstedt. Grabplatte E 256
Taufkessel B 451
Türbeschlag B 317
Herrenchiemsee. Brunnen, Figuren Z 682
Herrnsheim. Standleuchter E 94
Herzogenbusch. Gitter E 57
Kronleuchter B 362
Taufbecken B 342
Heves. Gitter E 231
Hietzing. Denkmal B 572
Hildesheim. Christussäule ^ 284
Denkmäler B 572
Gitter E 22
Gittertür ^ 153
Grabplatten B 317. 351. 447
Lichtgerät B 285 ff. 301
Taufbecken B 311. 451. 452. 492
Tür B 284
Hötting. Grabtafeln B 422
Hohensyburg. Denkmal B 572
Honfleur. Adlerpult B 377
Hormead. Türbeschlag E 7
Horowitz. Eisengießerei 258
Husum. Taufbecken B 492
Huy. Denkmal B 599
1.
Icklingworth. Gitter E 36
Ilsenburg. Eisengießerei 261
Imsum. Taufkessel i^ 315
Ingelheim. Tür B 279
Ingolstadt. Gitter E 119
Innsbruck. Brunnen B 422. 490
Gitter E 128. 131
Grabskulpturen B 407. 418—422. 490
Lüer, Unedle Metalle.
Innsbruck. Sargbeschlag E 35
Insterburg. Denkmal B 572
Iserlohn. Denkmal B 572
Itzehoe. Denkmal B 572
Ixelles. Denkmal B 599
J.
Jena. Brunnen B 572
Grabplatte B 446
Joinville. Grabfigur ß 377
Kairo. Türen B 341
Kaiserslautern. Eisengießerei 261
Karlshütte B 570.
Karlsruhe. Denkmäler B 572
Gitter E 225
Karlstein. Gitter E 50
Taufkesscl Z 610.
Türbeschlag ^ 73
Kassel. Brunnen B 424
Denkmal B 572
Figuren Z 616
Grabplatte B 446
Reiterstatuette P 504
Relief E 201
Kelheim. Tor B 572
Kellinghusen. Taufkessel B 315
Kempen. Gitter £^ 52
Kronleuchter E 85
Kempten. Brunnensäule B 488
Kidrich. Standleuchter E 93
Türbeschlag J5; 68
Kiel. Brunnen B 572
Denkmäler B 573
Tauf kessel ^ 323. 324
Kiew. Denkmal B 606
Kirchheim. Gruppe B 436
Kissingen. Denkmal B 573
Klagenfurt. Denkmal B 573
Denkmal Z 622
Schloßblech E Ih
Kleve. Standleuchter E 93
Klostemeuburg. Gitter £ 219
Leuchter B 298
Statuen Z 622
Koblenz. Denkmal B 573
Koburg. Denkmäler B 573
41
642
Ortsverzeichnis.
Eoburg. Ofenplatten E 256
Köln. Adlerpult B 861
Denkmäler B 573
Gitter E 53. 117
Gitterleuchter E 89
Grabmäler B 329. 851. 446
Handtuchhalter E 101
Eerzenständer E 94
Lichtgerat B 289. 298. 370
Sprengkessel B 875
Taufkessel B 450. 492
Türen B 573
Wandanne E 101. 109
Wandleuchter E 89
Eöniggrätz. Gitter E 56
Königsberg. Epitaph B 492
Gitter E 152. 232
Denkmäler B 516. 555. 573
Königshütte i. H. Eisengießerei 258
Kösfeld i. W. Taufbecken B 348
Kolberg. Leuchter B 328. 324
Taufbecken B 824
Komburg. Kronleuchter B 288
Konitz. Denkmal B 573
Konstanz. Brunnen B 573
Gitter E 53. 106. 110. 113. 208
Grabplatte B 858
Medaillons B 290
Türklopfer B 875
Kopenhagen. Brunnenfigur B 500
Denkmäler B 587. 548. 605
Denkmal Z 619
Gitter E 154
Innungsschlüssel ^196
Reiterstatuette E 199
Kostl. Gitter ^ 141
Krakau. Altarschmuck B 484
Gitter B 454
Grabplatten B 402
Särge Z 616
Türbeschlag E 78
Krautheim i. Bad. Gruppe B 524
Krefeld. Denkmal B 578
Krems a. D. Türbeschlag E 78. 74
Kremsmünster (Stift). Leuchter B 289
Kreuznach. Denkmal B 573
Kröpelin. Taufbecken B 452
Kronborg. Brunnen i? 424
Kronstadt. Denkmal B 606
Külsheim i. B. Brunnen Z 610
Kyffhäuser. Denkmal B 578
L.
Lahneck. Türbeschlag E 68
Lambacb. Gitter E 140
Landau. Denkmal B 573
Landsberg a. W. Brunnen B 578
Landshut. Denkmäler B 578. 574
Landstraße. Gitter E 283
Langeac. Gitter ^ 60
Laon. Türbeschlag E 27
Lauchhammer. Eisen- und Erzg^eßerei E
258. 261. B 552. 554. 562 flf. 567 ff.
572 ff. 577 ff. 582. 583
Lauenstein. Gitter E 147
Lauingen. Denkmal B 574
Laval. Denkmal B 595
Laxenburg. Eronleuchter B 370
Statue Z 626
Leau. Gitter B 454
Leuchter J9 862. 364
Le Dorat. Türbeschlag E 12
Leighton-Buzzard. Türbeschlag E 27
Leipzig. Brunnen B 574
Denkmäler B 574
Gitter ^ 150. 231. 232
Grabplatten E 257. B 353. 444. 445.
491
Statuetten B 524
Leitmei-itz. Taufbecken Z 616
Le Maus. Schloßblech E 78
Lemberg. Denkmal ^ 574
Grabmal B 423
Lemgo. Tauf kesselarm ^194
Lenzen. Taufbecken B 845
Leon. Gitter E 64
Le Puy. Gitter E 18
Türbeschlag E 11
Leubus. Gitter E 145
Gi-abplatteu J9 335. 446
Leuze. Adlerpult B 360
Levroux. Türbeschlag E 12
Liboch b. Prag. Standbilder B 574
Lichfield. Türbeschlag E 28
Lichtenfels. Grabtafeln B 442
Lichtenthai. Denkmal B 574
Lichterfelde. Denkmal B 574
Liegnitz. Denkmal B 574
Gitter E 147
Taufbecken B 816
Taufbecken Z 609
Türbeschlag A' 244
Ortsverzeichnis.
643
Lier. Kerzenständer E 96
Lille. Grabmal B 350
Käucherbecken B 318
Limerick. Denkmal B 605
Lincoln. Gitter E 21
Grabfiguren B 321
Lindau. Brunnen B 574
Denkmal B 574
Linderhof. Brunnen und Figuren Z 632
Linz a. D. Laterne E 252
Liverpool. Denkmäler B 605
Livorno. Denkmalfiguren B 505
Lochtum. Kronleuchter E 87
Lo6se. Türbeschlag E 73
Löwen. Adlerpulte B 360. 364
Gitter B 454
Kronleuchter E 88
Leuchter B 364. 365
Wandarm E 98. 99
Löwenberg. Krug Z 613
London. Büste Z^ 481
Denkmäler B 500. 604. 605
Denkmäler Z 628
Feinarbeiten in Eisen 201
Figuren und Gruppen i^ 501. 546
Gitter E 36. 57. 83. 179. 191
Goldbronzearbeiten B 541
Grabmäler B 320 ff, 337. 459. 483. 501
Kreuzfuß B 302
Leuchter -B 310
Lichtstander E 96
Plakette B 415
Schüsseln etc. B 476
Türbeschlag E 74
Truhenbeschlag E 35
Loreto. Brunnenlaube E 135
Statue B 459
Tür 5 459. 460. 471
Louderville. Türbeschlag E 16
Lucca. Gitter E 178
Lude, Chäteau du. Figur B 378
Ludlow. Gitter E 179
Ludwiglust. Tauf beckenständer E 253
Lübeck. Denkmal B 574
Gitter B 454. 492
Grabplatten -B 329 ff. 334. 352. 409. 447
Grabplatte E 256
Hängeleuchter E 88
Lichtgerat B 362. 368. 494
Tabernakel B 373
Tauf kessel B 323. 324. 843
Lübeck. Türklopfer B 317. 386
Lüne, Kloster. Brunnen B 375
Lüneburg. Brunnen B 438
Gitter E 22. 150
Kandelaber 1^ 295. 328
Kreuzfuß B 302
Lichtgerät E 85. 86. 88
Taufkessel B 326
Türgriff A' 79
Lüttich. Adlerpult B 360
Denkmäler B 499. 599
Gruppe B 599
Lichtgerät ^ 289. 366
.Peron- B 372
Taufbecken B 306
Türbeschlag i? 29
Lund. Leuchter B 371
Luzern. Gitter ^113
Lyck. Denkmal Z 634
Lyon. Denkmäler B 510. 528. 595
Tabernakel ß 515
Madrid. Denkmäler B 502. 503
Figuren B 467
Mägdesprung i. H. Eisengießerei 258
Maestricht. Leuchter und Taufbecken B
342
Magdeburg. Denkmäler B 574
Gitter J5; 50. 51
Grabmäler B 294. 353. 354
Leuchter B 371
Kronleuchter E 85
Türbeschlag E 30
Maikammer. Denkmal B 574
Mailand. Denkmäler B 397. 602
Feinarbeiten in Eisen 201
Figuren und Gruppen B 467. 507. 601
Gitter E 262
Kandelaber B 279. 298. 467
Kanzelschmuck B 507
Tabernakel B 507
Mainz. Denkmäler B 574
Gitter E 208
Taufkessel ^610
Tür B 284
Zunftschlüssel E 196
Maison-sur-Seine. Gitter E 164
Malmaison. Figur B 481
Malpas. Gitter E 36. 224
644
Ortsverzeichnis.
Mannheim. Altarschmuck B 527
Brunnen B 518. 575
Denkmaler B 618. 574. 575
Räucberbecken B 304
Manchester. Denkmal B 605
Mantua. Denkmal B 385
Marbach. Denkmal B 575
Marburg. Gitter E 109
Kandelaber Z 610
Taufkessel B 450
Türbeschlag E 30. 68
Türbeschlag B 317
Marcevols. Türbeschlag ^15
Maria-Einsiedeln. Gitter ^114
Marienberg. Denkmal B hlb
Marienfeld. Adlerpult B 361
Marienstadt. Grabplatten E 256
Market Deeping. Türbeschlag E 28
Markgröningen. Türbeschlag E 69
Marly. Gitter E 171. 236
Gruppen und Reliefs Z 618
Marseille. Denkmal ^510
Mauerskirchen. Figur B 289
Maulbronn. Türbeschlag E 6. 10. 11
Mecheln. Brunnenfigur B 499
Gitter E 57
Kruzifix B 499
Meißen. Denkmäler B 575
Grabmäler B 353. 402
Melk. Kopfreliquiar B 803
Meran. Grabmal B 422
Mergentheim. Grabplatte J9 415
Merseburg. Denkmäler B 575
Grabmäler B 294. 415. 445
Kronleuchter E 86
Messina. Denkmäler B 460. 601
Meßkirch. Denkmal B 575
Grabplatten B 423. 442. 488
Metz. Denkmäler B hlb
Gitter E 53
Meudon. Gitter J5: 171
Mies. Taufbecken Z 610
Milet. Figur B 267
Minden. Taufkessel B 450
Mittelheim. Türbeschlag E 6
Mittenwald. Denkmal B 575
Möhra. Denkmal B 575
Mölln. Leuchter B 370
Tauf kessel B 452
Mömpelgard. Denkmal i^ 595
Monreale. Tür B 279
Mons. Denkmal B 599
Leuchter B 366
Montdidier. Denkmal ^ 595
Monte Gassino. Tür B 276
Montpellier. Denkmäler B 528. 595
Montreal. Türbeschlag E \\
Moskau. Kronleuchter B 484
Tür B 341
Mühlheim a. Rhein. Denkmal B 575
München. Kgl. £rzgießerei (Stiglmaier*
Miller) B 555. 556. 562. 566 ff. 572 flP.
577 ff. 582 ff. 583. 597. 602. 60ö.
606
Brunnen B 430. 490. 576
Denkmäler B 556. 575. 576
Figuren und Gruppen B 271. 415, 41G.
430. 431. 433. 434. 436. 575
Figuren Z 616. 634
Gitter E 127. 211. 212
Goldbronzearbeiten 526
Grabmäler B 434 ff.
Hangeleuchter E 87
Lichtgerät B 370. 434
Reliquiar B 303
Reiterstatuette B 523
Schachfiguren £ 199
Zunftschlüssel E 196
Türbeschläge E 69. 246
Türen B 374. 575. 576
Grabplatte B 447
Taufbecken B 326
Münster i. W. Denkmal B 576
Gitter B 492
Grabplatten B 447
Kronleuchter E 192
Lichtgerät B 367. 370
Murau. Kronleuchter B 370
Ä'.
Namur. Kandelaber B 366
Nancy. Brunnen iif 620
Denkmäler B 508. 533. 595
Denkmäler Z 620. 631
Gitter E 236. 238
Latemenarm E 250
Nantes. Brunnenlaube 1:7 102. 103
Narbonne. Figur B 509
Naugard i. P. Denkmal B hll
Naumburg. Grabmal B 353
OrisTerzeichnis.
645
Neapel. Denkmäler B 601
Figuren und Köpfe B 271. 274. 386.
548
Neisse. Brunnenhaube ^145
Gitter E 144. 145
Nerac. Denkmal B 595
Neubrandenburg. Denkm&ler B 577
Neubaus. Grabplatten B 491
Neuhaus (Schloß). Brunnenhaube E 135
Gitter E 133
Neumark. Grabplatte B 334
Neunkirchen. Brunnenhaube E 135
Neuruppin. Denkmäler B 577
Neuß. Standleuchter E 94
Neustadt a. d. H. Denkmal B 577
Neustettin i. P. Denkmal B hll
Neustrelitz. Denkmal B hll
Neuvy St S^pulcre. Türbeschlag E 13
Nieder-Planitz. Grabplatte B 446
Niederwald. Denkmal B hll
Nikolsburg. Gitter E 219
Grabkreuz E 251
Nimburg. Taufbecken Z611
Nischburg. Türbeschlag E 73
Nordhausen. Brunnenfigur E 258
Denkmal B 577
Grabmal B 353
Nordleda. Taufbecken B 315
Northeim. Taufbecken B 452
Norwich. Türbeschlag E 27
Nowgorod. Türen B 294. 341
Noyon. Altarschmuck B 543
Leuchter E 38. 96
Türbeschlag E 27
Türring B 307
Nürnberg. Brunnen und Brunnenfiguren
B 415. 424. 426. 484 if. 577
Denkmäler B 557. 577
Figuren B 416
Gitter B 455.
Gitter E 119. 122. 123. 210. 232
Grabmäler und Grabplatten B 404. 408.
411. 415. 424. 426. 428. 440. 484. 487
Kruzifix B 484
Taufbecken B 348
Türbeschlag B 337
Türbeschläge E 69. 184. 185. 186. 248
Nürtingen a. N. Lettner ^118
Nymphenburg. Goldbronzearbeiten 526
Gruppen Z 627
Njmwegen. Grabmal B 351
0.
Oberdiebach. Gitter E 53
Kanzel E 101
Obei-marchthal. Gitter E 124
Oberwesel. Türbeschlag E 68
Oesede. Taufbecken B 301
Oifer (Haus), genannt Ruhr i. W. Kreuzfuß
B 802
Ohligs. Denkmal B 577.
Orb. Türbeschlag E 69
Orcival. Türbeschlag E 13
Orleans. Büste B 481
Denkmal B 376
Ormskirk. Bildnis B 483
Orvieto. Figuren B 338. 383
Gitter E 46
Oscott. Adlerpult B 360
Osnabrück. Denkmäler B 552. 577
Leuchter B 370
Lichtgerät E 85. 91. 192
Taufkessel B 301
Tür B 374
Osterwieck. Taufbecken B 315
Oatrowo. Denkmal B 577
Ottobeuren. Gitter E 229
Türbeschlag E 247
Ottoburg. Gitter E 54
Ourscamp. Gitter E 20
Oxford. Figuren und Büsten B 501. 546
Tintenfaß B 416
Türbeschlag E 28
P.
Paderborn. Grabplatten B 335. 447
Leuchter B 298
Rauchfaß B 375
Türbeschlag B 817
Podua. Büste B 463
Denkmal B 383
Figuren und Reliefs B 384
Kandelaber B 463. 473
Palencia. Gitter E 20. 64. 161
Pamplona. Gitter E 21. 64
Paray-le-Monial. Türbeschlag E 13
Parchim. Denkmal B 577
Taufbecken B 324
Paris. Fonderie du Roule B 595
Büsten B 481. 510. 538
Brunnen und Brunnenfiguren B 481.588
646
Ortsverzeichnis.
Paris. Brunnen E 260
Brunnenhaabe E 102. 103
Stuhl B 307
Denkmäler und Modelle dafür B 501.
502. 509. 512. 532. 534. 536. 584 ff.
Figuren, Gruppen u. Reliefs B 266. 280.
372. 378. 416. 463. 464. 495. 509.
510. 528. 537. 542. 544. 590
Figuren u. Gruppen Z 619. 620. 631
Gitter E 20. 66. 164. 171. 236. 240.
241. 254
Goldbronzearbeiten 541
Grabfiguren und Grabmäler B 320. 457.
481. 510
Hostieneisen E 40
Kruzifix B 479
Lesepult E 101
Lesepulte B 361. 546
Lichtgerät E^^. 193
Lichtgerät B 515. 541
Mörser B 399.
Reiterstatuette E 201
Tiere E 260
Truhenbeschlag E 35
Türbeschläge E 22. 78. 188. 189. 254.
Türen B 595
Ziehbank E 199
Partenkirchen. Brunnen B hll
Passau. Denkmal B hll
Pavia. Denkmal B 602
Gitter E 175
Gitter B 507
Kandelaber B 474
Pecquencourt. Altartisch E 253
Peine. Taufbecken B 451
Pellworm (Holstein). Leuchter B 494
Perleberg. Leuchter -B 371
Perugia. Brunnenfiguren B 322
Statue B 459
Peterhof. Brunnen B 486
Petersburg. Denkmäler B 537. 548. 606
Petershausen. Tür B 294
Pforzheim. Denkmäler B hll
Piacenza. Denkmäler B 506
Piesting. Türbeschlag E 34
Pisa. Greif i^ 810
Hängeleuchter B 475
Türen B 278. 471
Plan. Taufbecken B 452
Poitiers. Lesepult B 306
Pola. Denkmal B hll
Polzin. Grabplatte B 448
Pompeji. Gitter E 16
Kandelaber E 1
Pontigny. Türbeschlag ^10. 11
Porta Westfalika. Denkmal B hll
Posen. Denkmäler und Brunnen B 578
Statuen B 552
Grabplatten B 356. 402. 415
Türklopfer B 374
Potsdam. Büste B 538
Brunnenfiguren Z 627
Denkmäler B 578
Gitter E 232
Goldbronzearbeiten 524 ff.
Gruppen B 520
Statuette B 550
Pottenstein. Gitter E 218
Prag. Brunnen B 426 ff. 439
Brunnenlaube £ 135
Ciborium E 101
Denkmäler B 578
Figuren und Gruppen B 323. 486. 495
Gitter E 130. 140. 141. 220
Kruzifix B 491
Leuchter B 298. 416
Stuhl E 198
Taufbecken Z 610. 616
Türbeschläge E 243. 244
Prato. Gitter E 46
Gitter B 398
Prenzlau. Denkmäler B 578
Preßburg. Büste Z 622
Denkmal B 578
Denkmal Z 620
Gitter E 56
Kandelaber /^ 475
Pribram. Gitter E 141
Proßnitz. Türbeschlag E 73
Puy-en-Velay. Gitter E 59
Türklopfer JR; 82
Ttirring B 307
Raab. Buchbeschlag B 375
Radford. Türbeschlag E 28
Radolfzell. Grabplatten 2? 442
Raigern. Taufkessel Z 610
Ratzeburg. Kronleuchter E 85
Ravello. Tür B 279
Rauenthal. Standleuchter E 93
OrUrerzeichois.
647
Rawitzsch. Denkmal B 578
Reepsholt. Kronleuchter E 87
Regensburg. Denkmal B 578
Giebelfigaren B 578
Gitter E 124. 204. 211
Grabplatte B 409
Kronleuchter B 370
Tor B 578
Türbeschlag E 6. 82
Reichenau. Gitter E 113
Weihwasserge^lß B 304
Reichenbach. Denkmal B 578
Reichenberg. Türbeschlag E 78
Reichenhall. Denkmäler B 61S
Reims s. Rheims
Rendsburg. Taufkessel B 315
Rennes. Denkmäler B 510. 531. 595.
Repten. Denkmal B 578
Rettenschöß. Gitter E 127
Reutlingen. Denkmal B 578.
Reval. Lichtgerät B 456. 494
Türklopfer B 375
Rheden. Gitter E 152
Rheims (Reims). Denkmäler B 536. 595
Lichtgerät B 289. 301. 308
Rhodos. Koloß B 271
Richelieu (Schloß). Figur B 481
Riegersburg. Brunnenlaube E 135
Riestedt. Kronleuchter E 87
Ringstedt. Grabplatte B 332
Ripen. Grabplatten B 834
Rodez. Türklopfer A' 83
Römhild. Grabmäler B 353. 354. 403
Rötheistein (Schloß). Ofen E 196
Rom. Altarschmuck B 506
Brunnen B 471
Büsten B 506. 546
,Catedra' in S. Peter B 506
Denkmäler B 211. 273. 602
Figuren und Tiere B 267.271.272.322.
506. 507. 527. 546. 548
Grabmäler B 394. 395. 459
Tabernakel B 506. 548
Türen B 276. 279. 396
Roskilde. Gitter E 153. 154
Grabplatte B 334
Rosnay. Adlerlesepult B 377
Rostock. Denkmal B 550. 578
Gitter E 152. 223
Gitter B 454
Lichtgerät B 456. 494
Rostock. Taufbecken B 813. 314. 452
Taufbecken Z 609
Rothsürben i. Schi es. Ghristusgestalt B 496
Rotterdam. Denkmäler B 499. 599
Ronen. Adlerlesepult B 515
Denkmäler B 532. 595
Gitter E 59. 171. 236
Türbeschläge E 27. 74. 78. 60
Rudolstadt. Türbeschlag E 188
Ruhr i. W. (Haus Offer). Kreuzfuß B 302
Ruhrort. Denkmal B 578.
Ruppin. Denkmal B 552
S.
Saar. Brunnenlaube J? 185
Saarlouis. Denkmal B 578
Sabionetta. Figur B 407
Sagan i. S. Humpen Z 618
Saint-Albans. Grabplatte B 832
Saint-Cyr. Altar B 515
Saint-Denis. Gitter £20. 87. 61. 171.236! 254.
Gitter B 308
Grabmäler B 320. 480. 481
Türflügel B 807
Truhenbeschlag E 35
Saint-Evrouet. Taufkessel B 809
Saint-Fortunade. Reliquienkopf i^ 878
Saint-Germain-en-Laye. Gitter £^163
Kaminplatte E 257
Saint-Germer. Gitter E 20
Saint-Ghislain. Adlerpult B 860
Leuchter. B 865
Saint-Quentin. Adlerpult B 500
Saint- Vaast. Kandelaber B 366
Salamanca. Gitter E 66. 160
Salem. Gitter E 232
Salemo. Tür B 276
Salisbury. Gitter E 59
Salzburg. Denkmäler B 578
Gitter £ 59. 140. 220. 231
Gitterleuchter E 90
Gruppe. Mariensäule Z 624
Taufbecken B 326
Wandarm A' 249
Salzwedel. Gitter B 452
Taufbecken B 345. 452
Samter. Grabmal B 407
San Juan de las Abadcsas. Türbeschlag E16
Sankt Florian (Stift). Brunnenlaube £ 135
Gitter E 143. 216. 229
648
Ortsverzeichnis.
Sankt Florian (Stift). Türbeschlag E 187
Sankt Gallen. Gitter E 227
Sankt Paul in Eämthen. Plakette i^ 416
Sankt Polten. Gitter E 218
Sankt Wolfgang. Brunnen Z 616
Gitter E 133
Hängeleuchter E 88
Sangerhausen. Taufbecken B 326
Sanmore. Tintenfaß B 416
Santiago. Kanzel B 478
Santon. Gitter E 86
Sai-agossa. Gitter E 64
Gitter B 478
Türring E 81
Saynerhütte. Eisengießerei 258
Sceaux. Gitter ^171
Schläge (Stift). Gitter E 141
Schlau. Taufbecken if 611
Schleißheim. Goldbronzearbeiten B 526
Vasen Z 627
Schleswig. Gitter E 150. 163
Schloßhof a. d. March. Gitter ^219
Schmalkalden. Kronleuchter B 456
Schmölln. Denkmal B 578
Schönbrunn. Gitter E 230
Büste B 522
Schönthal i. W. Figur B 520
Gitter E 208
Grabmäler B 859
Schroda. Gitter B 455-
Schwaz. Epitaph B 422
Schweidnitz. Gitter J? 144
Schwerin i. M. Denkmäler B 578
Figuren Z 634
Grabplatten B 832. 334. 414
Taufbecken B 324
Schwetzingen. Bronze werke B 527
Seckau. Gitter E 132
Kronleuchter B 370
Türbeschlag E 34
Sedan. Denkmal ^ 595
Seebenstein (Schloß). Brunnenlaube E 185
Seefeld. Kronleuchter B 456
Semperingham. Türbeschlag E 8
Sens. AlUr B 544
Gitter j; 286
Türbeschlag E 27
Sevilla. Chorpult. Figur B 477
Gitter E 159. 161
Leuchter. Tür B 340
Siegel sum. Taufbecken Z 609
Siegen. Denkmal B 578
Siek. Taufkessel B 301
Siena. Figuren u. Gruppen B 885. 397
Fackelhalter B 475
Gitter E 46. 47
Lichtgerät i^ 339
Taberoakel B 397
Taufbrunnen B 382. 383. 396
Sigmaringen. Denkmal B 578
Weihwassergefäß B 304
Sindelfingen. Türbeschlag E 5
Skonberga. Türbeschlag E 34
Solitude. Türbeschlag E 68
Sondershausen. Taufbecken B 316
Soröe. Grabplatte B 385
Spandau. Denkmäler B 579
Taufbecken B 325
Speier. Kronleuchter B 288
Weihwassergeföß J9 304
Spital am Pyhm. Grabkreuz E 258
Stadthagen. Gitter E 152
Grabmal B 496
Taufbecken ^ 450
Stams (Stift). Gitter E 205
Pr. Stargard. Denkmal B 579
Starnberg. Tor B 579
Stendal. Kopfreliquiar B 303
Leuchter B 801
Taufbecken B 346
Sterzing. Türbeschlag E 69
Stettin. Brunnen und Denkmäler B 579
Türbeschlag B 336
Steudnitz. Türbeschlag E 8
Steyr. Denkmal 1^ 579
Stillingfleet. Türbeschlag E 8
Stixenstein (Schloß). Brunnenlanbe £'135
Stockholm. Brunnen B 427
Denkmäler B 587. 548. 605. 606
Stoke d'Abernon. Grabplatte B 822
Straelen. Sprengkessel B 875
Gitter E 53
Stralsund. Grabplatte B 332
Straßburg. Brunnenaufsatz und -Schwengel
E 253
Denkmäler B 579
Gitter E 53
Ofenplatten J? 256
Truhenbeschlag E 85
Türbeschlag J? 246
Stuttgart. Brunnen u. Denkmäler B 579
Figuren Z 684
Ortsverzeichnis.
649
Stuttgart. Leuchter B 301
Salzfeld a. M. Gitter B 110
Susdal. Tfir B 841
Swinemünde. Denkmal B 579
Szibitschen. Denkmal E 259
T.
Tabor. Taufbecken Z 611
Taogermünde. Taufbecken B 452
Tarent. Statue B 270
Tarragona. TQrring E 80
Tegemsee. Taufbecken B 290
Teltsch. Gitter E 132. 135
Termonde. Denkmal B 599
Tescben. Eisengießerei E 261
Tetschen. Denkmal B 579
Thennenbronn. Taufbecken Z 610
Thom. Denkmäler B 552. 579
Grabplatten B 334
Kronleuchter B 456
Till. Wandleuchter E 89
Tilleda. Taufbecken B 316
Tinswell. Gitter E 36
Tirlemont. Adlerpult B 360
Tiated. Gitter E 154
Tölz. Denkmäler B 579
Toledo. Chorpulte B 478
Gitter E 64. 161
Gitter B 478
Kanzel jE; 101
Kanzel B 478
Reliefs i^ 478
Taufbecken B 478
Tür B 340. 341
Türring JE; 81
Tomice. Grabplatte B 412
Tongern. Chorpult B 323
Kollossalfigur B 599
Leuchter B 328
Tür B 527
Torgau. Grabplatte B 402
Stiftungstafel B 444
Toul. Kronleuchter B 289
Toulon. Lichtgerät B 515
Toulouse. Gitter E 59. 60. 171. 254
Türklopfer E 83
Toumay. Adlerpulte B 359
Grabplatten J? 318
Kerzenständer E 96
Lesepult J^ 101
Toumay. Leuchter B 365
Trani. Tür B 279
Tratzberg. Türbeschlag E 69
Trebnitz- Gitter E 206. 231
Trier. Brunnen und Denkmal B 579
Räucherbecken B 304
Taufbrunnen B 284
Truhenbeschlag E 35
Türbeschlag i^ 295
Troja (Schloß). Gitter E 142
Troja. Tür B 279
Troyes. Gitter E 62. 236
Türklopfer E 82
Tübingen. Denkmal B 579
Rohrarme ^119
Tunstall. Türbeschlag E 30
Turin. Degengriff B 386
Denkmäler B 602
Twistringen. Taufbecken B 315
Ueberlingen. Leuchter B 301
Gitter E 225
Ulm. Brunnenmasken B 440
Epitaphien B 442
Gitter E b4. 124
Grabkreuz ^ 251
Türbeschläge E 79. 186. 187
Unna i. W. Denkmal B 580
Uraniborg. Brunnen B 425
V.
Valenciennes. Kronleuchter B 500
Kruzifizus B 499
Valladolid. StÄtuen B 468
Vaux, Chäteau de. Gitter E 167
Velthums. Brunnen B 440
Venedig. Adlerpulte B 361
Altar B 375
Brunnenränder B 462
Denkmäler B 389. 602
Fahnenmasten B 461
Figuren und Gruppen B 460 ff.
Gitter E 45
Kandelaber 461. 462. 474
Kapellenschmuck 2^ 461
Markuslöwe B 279
Türen B 276. 277. 322. 338. 471. 547
Verden a. d. A. Grabplatten B 317. 352
650
Ortsverzeichnis.
Verona. Denkmal B 602.
Gitter E 45
Tür B 276
Versailles. Gartenvasen ^514
Brunnen u. a. Z 617 ff.
Denkmäler B 595
Figuren und Gruppen B 513. 514
Gitter E 167. 170. 240. 241
Goldbronzearbeiten 514
Vezelay. Türbeschlag i^ 11. 27. 254
Eaminbock E 39
Viborg. Leuchter B 371
Vieh. Leuchter E 98
Videville (Schloß). Gitter E 167
Villingen. Grabplatten B 442
Vorau (Stift). Brunnenlaube E 135
Vordemberg. Gitter E 56
Vreden. Kronleuchter E 84
W.
Wahren. Türbeschlag E 32
Waldkirchen. Türbeschlag E 32
Wallenhorst. Weihwassergefäß B 305
Wankum. Lichtgerät E 89
Warschau. Denkmäler B 580. 606
Gr. Wartenberg. Grabplatte E 256
Wartha. Gitter E 145
Warwich. Grabmal B 378
Wasseralfingen i. W. Eisengießerei 258.
261
Weil die Stadt. Denkmal B 580
Weimar. Denkmäler und Brunnen B 580
Gitter E 147
Grabplatten B 353. 412. 445. 446. 484.
491
Weingarten. Gitter E 208
Weismain. Grabtafel B 442
Weißenburg i. E. Kronleuchter B 288
Wells. Gitter E 59
Türbeschlag E 74
Werben. Leuchter J9 371
Werden. Kruzifixus B 301
Statue B 580
Wernigerode i. H. Gitter E 153
Wettingen. Gitter ^116
Wien. K. k. Kunsterzgießerei B 560. 567.
570. 573. 577. 578. 580
Fürstlich Salmsche Gießerei B 560. 580
Brunnen -E 261
Brunnen Z 622. 632
Wien. Brunnenlaube E 135
Büsten B 495. 522
Denkmäler und Brunnen B 580
Denkmal Z 622
Figuren und Gruppen B 426. 496. 560.
580
Gitter E 140. 206. 214. 215. 230. 233
Grabkreuz E 251
Gruppen Z 626. 627. 634
Kruzifixe Z 622
Mariensäule B 486
Pestsäule B 520
Särge Z 622
Schreibkassette JB^ 201
Tabeinakeltür B 374
Tischfüße B 495
Truhe E 199
Türbeschlag E 244
Türklopfer B 455
Wiener-Neustadt. Reliefmedaillon B 522
Türbeschlag E 34
Wiesbaden. Denkmäler B 581
Wilhelmshaven. Denkmal B 582
Wilhelmshöhe b. Kassel. Herkules B 520
Willingale Spain. Türbeschlag E 8
Wilten. Figuren B 490
Gitter ^ 205
Winchester. Gitter E 21
Türbeschlag E 74
Windsor. Denkmal B 605
Gitter E hl, 83
Grabmal B 457
Wismar. Gitter E 49
Grabplatte J8 447
Lichtgerät B 456. 494
Taufbecken B 313. 315
Trinkkrüge Z 612
Wittenberg. Denkmäler B 550. 582
Grabmäler B 412. 414. 415. 445
Taufbecken B 346
Wittenburg i. M. Taufbecken B 324
Wöbbelin. Denkmal E 259
Wörth. Denkmäler B 582. 583
Wolfenbüttel. Taufbecken B 452
Wolgast. Grabplatten B 444. 447
Worms. Denkmal B 582
Würzburg. Aufsatz für den Rezeptiertisch
^252
Beschläge Z 627
Brunnen B 583
Chorpult B 484
Ortsverzeichnis.
651
WOrzburg. Denkmal B 583
Gitter E 122. 210. 227. 228
Grabplatten B 441
Tauf kessel B 316
Türbeschlag E 246
Wandarm E 249
Wyck. Taufbecken B 343
X.
Xanten. Gitterleuchter E 89
Gitterleuchter B 366
Kandelaber B 370
Lichtständer E 93
Reliquienkasten B 302
Tauf kissenhalter E 101
Wandarm ^ 101
York. Türbeschlag ^ 28
Ypem. Kerzenstander E 96
Ypem. Lesepult B 528
Taufbecken B 449. 450
Wandarm £: 194
Zaragoza s. Saragossa.
Zell. Gitter E 109
Zerbst. Taufbecken J? 491
Taufbecken Z 616
Zinna. Gitter E 156
Zittou. Denkmal B 583
Znaim. Türbeschlag £ 74
Zülpich. Türbeschlag E Q^
Wandarm E 98. 100
Zürich. Denkmal B 597
Gitter E 113. 116. 209. 226
Zutphen. Taufbecken B 449
Zwätzen. Türbeschlag E 32
Zwickau. Gitter E 149
Statue B 583
Zwiefalten. E 225
Verzeichnis
der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer
Abel, Gebrüder 421
Abingdon, A. of 321
Abraham 294
Absalon 284
Adam, N. 620
Adam, S. 620
Aert (oder Amt) 342. 866
Affinger 566
Alberghetti, A. 462
Alberghetti, G. 461. 470
Albermann 568. 573. 580
Alberti 474
Alexander of Abingdon 321
Algardi 506. 507
Algeer 442
Amberger 421
Ammanati 470
Andino, Cristoval de 161
Andre 260. 261
Andrea d*Ale8sandro 474
Andres 119
Andresen 575
Andriß 144
Anguier 509
Anthoni 520
Apengeter 323. 324
Arenas, H. de 161
Arfe, J. de 468. 477
Argnati 602
Arnold 327
Arnold, H. 564
Aspetti 463
Aub^ 588
Aubry 513
Audibert 526
Aaer 440
Austin 380
B.
Backer 516
Bacon 546. 604
Bärwald 566. 574. 577.
578
Ballin 514
Balzio 602
Bändel 567
Barbaroux 515
Barbedienne 584. 588. 590.
597
Barisanus 279
Baroncelli. N. und G. 397
Barre 588
Bartholdi 596
Bartolome 161
Barzaghi 602
Bauer 568. 570
Bauhof 520
Baumbach 564. 583
Baur 573. 575
Beauchesne 479
Beauneveu 328
Beaupr^ 628
Beck 131
Becker 524
Beckere, P. de 350
Begas 564
Behem 445
Behrens 566
Bell 605
Bellano 386
Bello 500
Benincasa da Gubbio 547
Benkert 526. 627
Berage 515
Bergs] iens 605
Beringer 284
Bemard le Bei 515
Bernardino d* Antonio 457
Bernauer 576
Bernhard 574
Bemeckher 212
Bemhuser 325
Bernini 506. 515
Bemstorff und Eichwede
570 ff.
Bemward 284 ff.
Berthelot 507
Bertin 514
Bertin, J. 599
Bertino de Piero 46
Bertoldo 386
Bertrand 619
Bertucius 322. 338
Biaggio, B. di 338
Bianchini 526
Biard, d. Ae. 481
Biard, d. J. 509
Bichford 191
Bierling 560. 568. 572. 579
Biffi 507
Bigonnet 241
Billon 479
Bincio, J. de 295
Birckenfeldt 228
Bird 546
Yerzeicbois der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer.
653
Bisco rnette 25
Böckel 248
BisRen 605
Bläser 568. 573. 574
Boehm 605
Bömer 570
Boethos 271
Böttger 281
Bötticher 562
Boileau 588
Boizot 631
Bokoff 486
Bologna, G. da 457. 469 if.
496. 501
Bon 161
Bonanus 279
Bonnj, J. de 479
Bonstede 371
Bontemps 479
Bonvallet 513
Bordoni 502
Borghi 602
Boschi 546
Boselli 444. 491
Bosio 584. 585. 590
Bottiglieri 548
Bouchardon 534. 536. 542
Boucber 590
Bouchet le 479
Boulanger 26. 254
Boulle 540
Bracci 546
Branibilla 474. 507
Brateau 680
Brauns 634
Bravo 161
Breinniger 520
Breuer 564. 566. 570
Breymann 566
Briey 620
Brion 588
Briosco (Riccio) 463. 473
Briot 614
Broker 838
Bronchet 479
Broßmann 567
Briitt 564. 573
Brugger 562. 572. 573. 575
576
Bruich oder Bruith 447
Brunellescbo 380
Brunot 596
Brunow 564. 569. 577. 578
Bussel 225
Bulsinck 84
Bunz 204
Busca 507
Burgschmiet 556. 558. 562
566. 572. 575. 577. 578
Buscher 575
C.
Caccini 472
Ca!ns 597
Calandrelli 578. 579
Gali 601
Galcagni 459, 471
Galegari, A. 507
Gnlegari, S. 507
Gaffieri, J. 540
Gaffieri, P. d. .J. 540. 541
Galamech (L. da Lorenzo)
460
Calandrelli 563. 564. 567
569
Galla 260. 595
Galster, M. van 499
Gambiaggio 262
Gamillo, G. dal 507
Gampagna 462
Gampbell 605
Gampilione, B. di 45
Capara 44
Gaprioli 506
Gandid (P. de Witte) 428
430. 431. 433 ff.
Ganova 601
Garbonneaux 551. 584. 585
595. 605
Garpeaux 590
Carrier-Belleuse 588
Gartellier 595
Gasignola , J. und Tb. 459
Gastelli 507
Gastner und Gie. 634
Gastro, M. de 548
Gauer 568. 579
Gautbals 499
Gauvet 540
Gela 478
Gelino, G. und A. 385
Gellini 457. 463. 464. 466
Gelma 478
Gensori 459
Gerano 508
Gesare, G. de 444
Gespedes 161
Ghaligny, D. 508. 511
Chaligny, A. 508. 509.
511
Ghaligny, J. 509
Ghantelon (Valence) 480
Ghantrey 604
Gfaaplain 596
Ghapu 590
Ghares 271
Gharpentier 595
Chaudet 584
Cheere 546. 628
Christen 566
Gbristensen 573
Glercq, P. de 499
Glöve, van 513. 514
Glussenbach, M. und G. von
323
Gölln, H. von 452
Golin 421. 422. 456
Conrad, Th. und F. X.
520
Gonradsen 605
Conti, N. de 462
Gonversini 602
Cortot 590. 595
Costerel 377
Costa, de 548
Costa, P. 602
Cou6 550. 551
Coupierre*Drouard 631
Courbin 240
Coussinet 526
Goustou, G. 510. 528
Coustou, N. 510. 528
Coyzevox 510. 513. 619
Gozzarrelli 475
Cristoro 46
Cristoval de Andino 161
Crozatier 551. 574. 584. 595
597
Crosnier 377
Gucci 514
Guyper, J. de 57
Gyffle 533. 620
654
Verzeichnis der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer.
Dalou 584. 590
Dal Zotto 602
Danninger 560
Danti 459
David, P. J. (d* Angers) 579
588. 590. 595. 596
Debay 588. 595
De Groot 597
Dejouz 585
Delgado 478
Delobel 169. 170
Delphin 236
Demouchy 171
Deneys 566
Denis 236
Denner 487
Denoth 570
Desjardins 510. 528
De Poli 602
Desenfans 598
Detombay 598
Devaranne 633
Deyrens 236
Diez 566. 568
Dillemann 569
Dirnen es 602
Dittier 577
Donatello 382 ff.
Donndorf 568. 572. 578.
580
Donner, R. 522. 622
Donner, M. 522
Dopmeyer 572
Drake, 562. 563. 573. 582
Drischler 583
Dubois 590 595
Duca, L. de 421
Du Caju 597
Düll 576
Duhamel 342
Dumiez 241
Dumont 584. 585
Du Moulin 500
Du Quesnoy, J. 620
Du Quesnoy, F. 506
Durennes 261
Duret 588
Dutrieux 598
Duval 513. 514
£.
Eberle 570. 576
Eberlein 568. 570. 574. 578
Eck u. Durand 584. 588. 592
Eckhard von Worms 316
Eckhardt 569
Echtermeier 570. 574
Eichwede 563
Eligius 307
Elkington 605
Elshoecht 588
Encke 563. 564. 579
Ende 588
Enderlein 614
Endres 232
Engel 566
Engelhard 571. 572
Eisler 486
Ernst 436
Ertel 630
Etex 585
Even 483
Eynde, J. v. d. 449
F.
Padruß 578
Falcone 508
Falconet 537. 541. 548
Feldberger 187
Felderhoff 564. 579
Fernes 620
Fernkorn 560. 580. 634
Ferrari 602
Ferri 547
Ferner 528
Filarete 396
Filiberti 507
Fincke 153
Fischer, C. H. 552. 562. 567
Fischer, F. W. 579
Fischer, M. 632
' Fischer, S. 56
Fleige 576
Flügge 580
Förster 219
Fogelberg 566. 605
Foley 605
Fontana 474
Fordrin 169. 171
Forestier 540
Fraikin 597. 599
Francavilla 472. 502
Frances 158
Frederich 64
Fremiet 588. 590
Frey, D. 430. 435
Frey, M. 433. 436
Friebel 554. 662. 563
Pritsche 562
Fromentel 167
G.
Grupello 518
Gärtner 572. 575
Gai 547
Gallori 602
Gamin 240
Gangeri 602
Ganguie 631
Garbe 570
Garbers 570
Garnier 241
Gashagan 604
Gasser 580
Gattinger 210. 225. 228
Gattringer 229
Gaudin 172
Gechter 588
Gedon 562
Geefs, G. 597. 599
Geefs, Jos. 597. 598. 599
Geefs, Wilh. 597
Geiß, Moritz 634
Genschow 634
Geoffroy 524. 526
Georges 599
Gerardus 301
Gerhard 428. 430. 432. 434.
436. 437. 455
Gerike 520
Gerines, de J. 350. 351*
Gerold 489
Gesus 442
Geyer 572
Gherardus 301
Ghiberti, L. 380. 381. 382
Ghiberti, V. 398
Ghini 376. 395
Giacometti 459
Verzeichnifl der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer.
655
Giardoni 546
Gibbons 501
Gibson 605
Giese 524. 526. 627
Giesecke 570
Giorgio, F. di 397
Giovanni, J. di 46
Giovanni da Bologna 457.
469 if. 496. 501
Giralte 478
Girardon 510. 512
Gladenbeck (Gladenbeck &
Sohn und Aktiengesell-
Bchaft vorm. Gladenbeck
ftSohn)554. 562ff. 568ff.
572 ff. 577. 578. 583. 634
r^ladenbeck, W. u. P. 564
Glanz 560
Glümer 579
Gnauth 574
Gobert 540
Godl, B. 420
Godl, S. 418. 420
Görling 564
Goethe 605
Gois 588. 595. 596
Gor 531. 534. 536. 537. 548
Gottfried 282
Gujon 480
Gouthidre 540
Gozbert (Gozbertus) 284. 304
Granier 619
Gras 490
Grashere (oder Grawere) 345
Graß 579
Graßer 570
Grebel 445
Groff, K. de 627
Groff, W. de 526. 627
Gropengheter 345
Groß 487
Grosse 445
Grosso (Capara) 44
Groven 343
Gruden 373
Gubbio, B. da 547
Günther 572
Guggenberger 140
Guibal, B. 533. 620
Guillain 509
Guillard 526
GuiUaume 588. 631
Gumery 588
Gundelach 572
H.
Habermann 526
Habich 566
Hablitzell 185
Habs 567. 578. 579
Hack 442
Haefner 580
Hähnel 566 ff. 574. 578. 580
Härtel 580
Hagen 563
Hagenauer 622
Halbig 562. 567. 574 ff.
Halkin 599
Halle, G. van 500
Hans von Colin 452
Hans (Johann) von Köln 320
Hapacher 140
Harscher 612
Hartmann 568
Hartzer 564. 570. 572
Hast^ 169. 171
Haszar 567
Heer 572. 577
Hefel 522
Heidel 570
Heilmayr 576
Heleweg 145
Helot 479
Henares, A. de 158
Hennick 520
Henschel 569
Henze 562. 566 ff. 577
Henzi 516
Herfort 516
Hermann 324
Hermann 446
Hermannus 609
Herold, A. 569
Herold, B. 486
Herold. G. 486
Herold, G. 606
Herold, W. H. 486
Herter 581
Herzig 567. 570
Hexamer 599
Heymüller 627
I
Hildebrand 572
Hilger, H. 491
Hilger, H. W. 491
Hilger, M. 444. 445
Hilger, 0. 444
Hilger. W. 444.
Hilgers 564. 570. 578. 579
Hinterhäusel 487
Hirth 569
Hoch 588
Hoch, J. M. 212
Hofer, L. v. 579
Hoffart 575
Hoffmann 500
Hoffmeister 567. 569
Hofmann, £. v. 580
Hofprugger 440
Hollenbach 580
Hopfgarten 550. 552. 570
577
Hoppert 187. 200
Horchhaimer 615
Houard 212
Houdon 526. 537. 585. 595
620
Houzeau 514
Howaldt 558. 559. 560. 566
568. 569. 572. 574. 578
580. 632
Hubert 365
Hüttig 583
Hultzsch 575
Hundneser 564. 566. 573.575
Huppyn 360
Hurtrelle 528
Hussar 562
Husson 588
I.
Idrac 588
Izzo 567
J.
Jacomo di Giovanni 46
Jacquemart 588
Jacques 606
Jacquet 597. 599
Jacquino 480
Jacquot 595
Jakobi 516. 518. 627
656
Verzeicbms der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer.
Jamnitzer 424. 426
Janensch 564
Janssen 568
Jarosch 440
Jehotte, J. 599
Jehotte, L. 597. 599
Jörg, der Rotgießer 370
Johann von Köln 320
Johann (Hans) von Colin
452
Johannes 610
Johnson 57
Jollage 552
Jonghelinck, J. 448. 499
Jonghelinck, N. 449
Jorhan 577
Joris, Fr. 597
Joses, J. 328
Josäs, N. 328
Jürgensburg, C. v. 605. 606
Juiy 520
Kaiamis 268
Kambly 524. 525. 526
Karsien 451
Karstensen 492
Kayser 630
Keil 563. 566. 574
Keller, J. B. 512. 513. 514
Keller, J. J. 512
Kelly 524. 526
Keyser, H. de 499
Kien 131
Kiene 570. 573
Kietz 568. 578. 579
King 628
Kippmann 492
Kircheisen 568
Kiß 552. 554. 562. 563. 566.
567. 578. 578
Kißling 597
Klagemann 566
Klein, D. 494
Klein, M. 564
Klement 570
Klencke 147
Klenze 575. 578
Klicka (Kncka) 440
Klinge 343
Knodt 564. 565. 570
KnoU 834. 566. 576
KObst 224
Kölderer 420
Köln, J. V. 320
König 567
Kohl 627
Kolhauß 121
Kopp 489. 490
Koslowsky 606
Kracker 626
Kramer, J. v. 570
Kraußer 577
Krauth 442
Krebs 442
Kreling, A. v. 570
Kremer 424
Kreß, G. v. 569
Kresilas 269
Kriner 213
Krumper 428. 430. 431. 433.
484. 436. 437
Krupp 574
Kruse 570
Kümmel 570
Künne 573
Küsthardt 570
Küstler 486
Kuhn 119
Kumm 570
Kundtmann 577. 580
Kwgelhan 456
L.
Labenwolf, G. 424. 425. 426
Labenwolf, L. 424
Labenwolf, M. 424
Labenwolf, P. 422. 424. 426.
442
Ladetto 546
Lalique 596
Lambeaux 597
Lamour 236. 238
Lamoureux 619
Lampe 147
Landini 471
Lang 569
Langlois 514
Languedoc 514
Lanno 588
Lanz 597
Lapo, Bruno di ser 398
Lärche 680
Larcheveque 537. 548
Larson 620
Laubener 144
Launitz, £. v. d. 569
Leb 597
Le Bouchet 479
Leclair 546
Leenhof 597
Lefebvre 342. 359. 360. 364
Legeret 618
Leghtone, T. de 36
Legrin 590
LegroB 513
Lehnert 574
Lehongre 511. 513
Leigebe 199
Leiminger, P. (Löffler) 419
Lemot 585. 595. 681
Lemoyne 529. 531. 582
Lendenstreich 421
Lenz (Lenz-Herold) 558. 562.
567 ff. 573. 574. 577. 57S.
580
Leochares 271
Leomansz 351
Leoni, L. 457. 466. 467.
476
Leoni, P. 457. 466. 467
Leopardi 389. 460. 461
Lepy 631
Lequine 550. 551. 552. 562.
566. 570. 578. 582
Lerambert 514
Lespignola 513
Lessing 572
Lescot 876
Lesueur 500
Lewes, Henry of 36
Lichtenfelser 442
Lichtenhahn 616
Lichtinger 630
Lind 564
Lindenast 456
Locher, Michel 64
Löffler, G. 421. 422
Löffler, H. C. 422
Löffler, P. (Leiminger) 419
Lombardi (Familie) 461
VerzeichiiM der Schmiede, Gießer, Ziaeleare und Bildhauer.
657
Lorenz! 475
Melot 598
Moser 564
Lorenzo, L. da (Calamech
Meier 537. 548
Most, J. ran 628
oder Calamecca) 460
Meißner (Hans von Nüm*
Motte 212
Hamale, L. de 860
herg) 445. 452. 455
Muel 260
Lucenti 506
Meißner 572. 578
Müller 224
Luchet 169
Meixner 572
Müller 566
Lodolf Ton Braunschweig
Mengoni 262
Müller, F. 575
und Sohn 346
Mente (Menten, Menthen),
Müller, P. 579
Lttrssen 572
Familie 447
MüUch, K. (Müllig, Mühlich)
Lysippos 270. 271
Mente, C. 447. 452
442. 445
Mente, D. 452. 492
Mülich, R d. Ae. 445
M.
Mente, H. d. J. 452
MüKch, P. d. J. 445
JMmw
Mercier 590
Munez 161
Mac Dowell 605
1
Merlieux 588
Murmann 488
' Magnier 513
Messerschmidt 622
Myron 268
Magnussen 578
Meßner 143
Mair, G. 480. 433. 437
Metzger, H. 129
N.
Maison 564. 565. 566. 569
Mezger, H. 120. 186
X « 9
Maitani 338
Meunier 599
Nahl 516. 627
Manconi 574
Meurer 566
Navarro 478
Manfredini 601
Meyer, G. 562. 577. 578
Neidhardt 442. 488. 498
Manger, U. 573
Michel (Clodion) 541
Nelli 601. 602
Manger, N. 479
Maire, M. le (Miquiel de
Neumann 634
Mangln, Chr. le 168
Gand) 366
Neve, P. de 436
Manthe 562. 577. 579
Michelangelo 457
Nicolaus 295
Manzel 564. 579
Micbeli 602
Nicolaus von Stettin 326
Marcello 506
Michelozzo 380. 383. 394
Niens 253
Marchesi 570. 580
Mignon 599
Nieuvkerk 599
Marcus 631
Miller, F. v. 556. 562. 566.
Nohle 604
Marie 240
567. 569. 574 ff. 579
Nosseni 442
Marocchetti 602. 604
Mocchi 506
Nußbaumer 114
Marqueste 588
Mönngk 446
Martin und Piltzing 561.
Moermann 500
0-
564. 567. 577. 581
Moest 577
\fm
Martin et Cie. 260
Molner 346
Oberögger 231
Marshall 605
Moine 588
Ockelmann 570
Masson 618
Moitte 596
Oegg 210. 227. 228. 246.
Massys, Jan 102
Moldecchi 595
252
Massys, Joost 98. 101
Molin 606
Offermann 570
Massys, Q. 57. 89. 98. 101
Moll 522. 622
Oliviere 474
Math^rion 171
Montelupo, B. da 459
Otte oder Otto 500
Breton, M. le 168. 170
Montevedere 602
Ottin 588
Man 436
Montheau 620
Otto 564
Max, E. 578
Monnier 514
Ovamstrom 606
Max, J. 578
Montepulciano, P. da 398
Mayer, A. 569
Montfort, J. de 499
p.
Mayer, J. 227
Moreaa 588
X •
Mayr, Jak. 206
Morel 524. 526
Pagano 548
\ Mayr, Jos. 574
Morel, B. 477
Palagi 602
^ Mazeline 618
Morice, Brüder 584
Paolo, N. di 47
;;; Mehner 149
Moriaseau 161
Papi 601. 602
Lüer, Unedle Metalle.
42
658
Verzeichnis der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer.
Paris, D. di 897
Patras 306
Patridge 180
Pedetti 520
Pelargus 560. 567. 575. 579.
634
Pelckinck (Pelking, Pellc-
kinck, Peickin), Familie
447
Pelkinck, H. 451
Pelkinck, M. 451
Peigine 217
PeUagio 432. 434. 436
Perdry 499
Pescina 506
Peterich 569
Peters 564. 569. 570
Petitot 595
Petzold 576
Pfannschmidt 570
Pfeifer 574
Pfeiffer 570
Pflug und Sohn 550
Pfuhl 570. 578
Phidias 269
Pickery 597
Piero 279
Plumier 527
Campane, P. G. delle 461
Pigalle 536
Piggiani 585
Pilon 480. 481
Pimenhoff 606
Pirner und Franz 568. 575
Pisano, A. 338
Pisano, N. 822
Platter 196
Pönninger 560. 566. 570
573
Pohlmann 577
Pollaiuollo 389
Polyklet 269
Polyphobos 276
Pompe 528
Porta, G. della 459
Portigiani, D. 472
Portigiani, Z. 469
Potgeiter 343. 361
Poultier 513
Poyart 167
Pozzi 602
Prasser 187
Praxiteles 269
Prest 838
Preyßer 440
Prieur 481
Primaticcio 479
Pruckner 680
Pruska 576
Puget 510. 515
Pythagoras 267
Q.
Quellinus, A. d. Ae. 499
Quercia, J. della 880. 396
Radt 520
Raggi 595. 605
Ramstek 487
Rannmacher 616
Raon 518
Rassau 572. 579
Rastrelli 548
Rau 575
Rauch 259. 550 ff. 562 ff.
564. 566. 570. 573. 577
578. 634
Kauchmüller 486
Regnaudin 513
Reich 572
Reichel 484. 488
Reifell 118. 114
Reinerus 818
Reinhardt 490
Reisinger 550. 562
Reissinger 430. 440
Reumer 452
Reusch 568. 578. 578
Reyns, D. de 821
Rhoikos 266
Ribe 452
Richard, Eck & Durand
584. 595
Riedinger 562
Riccio (A. Briosco) 463. 473
Rieger 126
Rietschel 258. 552. 554. 559
566. 567. 574. 580. 582
Righetti, F. und L. 601
Rinckleben 568. 573. 574
Ripa 175
Riquinus 294
Ritter 486
Rivaita 602
Robbia 894
Robert 588
Röchet 586
Rode, M. V. (oder V.Tetrode)
372
Rodin 592. 596
Röhlich 560
Rösner 577
Röttger 568
Roger 513
Rogerius 279
Rolcke 145
Rop 371
Rosa 602
Rossi, G. de 506
Roßner 577
Rosso 322. 388
Roth 442
Rottenberger 450
Rovezzano, B. de 457
Rousseau 620
Royer 597. 599
Rüde 592. 595
Rühm 568
Rümann 567. 572 ff. 576
579. 582
Rueprecht 139
Ratschi 597
Rüge 150. 151
Rughesee (Rumhesee, Ra-
wesee) 373
Ruker 198
Rummel 212
Rupp 569. 574
Rupprecht 558. 562
Ruprecht 612
Ruß 570
Rustici 457
Rybon 479
Ryckam 195
Rysbrack 546
S.
Salamanca, F. da 159
Saly 536. 548
Verzeichnis der Schmiede, Gießer, Ziseleure and Bildhauer.
659
Sangiorgio 601
Sano, A. di 46
Sano, T. di 396
Sansovino 460. 471
Saatelet jeune et Cie. 260
Scagni 175
Schabol 544
Schadow 520. 521. 550. 551
578. 582
Schäflfer Ä Walcker 568 ff.
572 ff. 577. 577. 579
Schaller 580
Schaper 566. 569. 570. 573
Schaw 179
Scheemaker 546. 628
Scheff, G. 121. 187
Scheff, B. 187
Schenneckh 216
Schiller 632
SchiUing 567. 568. 570. 574
577. 578. 580
Schimeck 578
Schinkel 259
Schivelbein 563
Schlaf 446
Schlick 261
Schlüter 516. 518. 627
Schmidhammer 180
Schmidt 144
Schmitt 583
Schneider 526
Schoch 224
Schön 438
Schönerer 437
Scholl 574
Schrödtel 567
Schubert, H. u. F. 634
Schüler 564
Schuler 577. 582
Schulz 568
Schwabe 569. 577
Schwanthaler 562. 567. 569
572. 574 ff. 578. 580
Schwarz 480. 434
Schwarzgruber 579
Schweiger 486
Schwertfeger 527
Schwitzer 524
Sebastiani 459
Seen 182
Sehliger 497
Seidl 577
Seitz 570- 573
Senis, Conte L. de 46
Sergel 548
Servacius 454
Seurre 584. 588
Siemering 564. 568. 569. 574
Sievers 451
Silanion 270
Silbemagel 580
Simon 527
Simonis, E. L. 597
Simonis, L. £. 599
Slodtz 620
Soldan, P. von Frankenberg
446
Soldani 546
Sommer 566
Soyer (Soyer & Ing^) 579
584. 588. 590. 595
Staczek 611
Starke 569
Stefano, G. di 397
Stein, Th. 605
Stein, W. 566. 574
Steinhäuser 574
Stevens 880
Stiglmaier (Kgl.Erzgießerei,
München) 556. 562. 575
578. 579
Stockhardt 569
Stone 501
Stotz 560. 569. 572. 579
Strack^ 598
Straelen, P. von 52
Strudel 520
Sueur, H. le 500
Suffolk, W. of 321
Suger 307
Susini 470
Süsse fr^res 584
Sußmann-Hellbom 566
Sylvester 197
Tabacchi 602
Tacca 470. 501 ff. 508
Täubin 513
Tauchen 351. 356
' Theed 605
Teuch^res 588
Tenerani 601
Tertio, F. de 439
Theodords 266
Thiebauti 588. 597. 599
Thiele 570' .
Thienen, B. van 360. 863
Thomire 540
Thonon 499 . .
Thorwaldadn 674. 575. 579
580 :.' '
Tieck 552. 559. 564. 577. 579
Tilgner 379
Toberentz 564. 570
Tondeur »567
Torel 820
Torrigiano 457. 482. 483. 546
Triquetti 595
Tscharmekr 566
Tuaillon .'564
Tuby 518
Turbain 560. 562. 580
Turino, G. di 896. 397
Turkelstäyn, G. de 499
Tüshans M8
Tijou 179J 180. 181. 191
U.
überto 279
üechtritz 564. 566. 573
ünger 564. 569
üngerer 570. 574
Uphues 568. 581
V.
Valois 588
Valy 526
Varin 510. 229. 534
Yasquez 478
Vecchietta 397
Veldener 454
Venasca 546
Venloo, J. van 348
Verdeil 526
Vergara, N. de 478
Verrochio, A. del 887. 394
Verschaffelt 527
Vici, J. de 201
Vinci, L. da 397
660
Verzeichnis der Schmiede, Gießer, Ziseleure und Bildhauer.
Villalpando 161. 478
Villemotte 627
Vin^otte 598
Vischersche Gießhütte 353
bis 358. 400—418
Vischer, P. d. Ae. 353. 354
356 flF. 371. 400 ff. 445
446
Vischer, P. d. J. 401. 406
408. 412. 414. 415 ff.
Vischer, Hans 402. 415. 416
417. 422
Vischer, Herrn, d. Ae. 347
354. 356. 357. 400
Vischer, Herrn, d. J. 401
408. 416
Vita, Giacomo und Gio-
vanni di 47
Vittoria 462. 474
Vogel, A. 564. 570
A^'ogel, D. 149
Vogel, S. 216. 230
Volmer 570
Volterra, D. da 457. 509
Volz 569. 572. 574
Voort, M. van der 527
Vos, G. de 527
Vriendt, C. de 454
Vries, A. de 488. 492.
495 ff.
Vuarin 550. 556. 562
Wadere 578
Waegener 572
Wagner 261
Wagner, A. P. 680
Wagner, M. 575. 579
Wagner, P. 436. 437
Waismnth 294
Walger 573
Walker 483
Wanderer 569. 577
Wandschneider 567. 577
Warin 514
Weber 147
Weckrat 450
Weinhold 524
Wein mann 484
Weltring 572
Wenglein 430. 433
Wennig, G. 440
Wennig, M. 440
Werinher 290
Westmacott 604
Wenzel 616
Wichmann 259
Wichtendahl 452
Wiedemann 520. 524
Wiednmann 562. 564. 567
574 ff. 578. 583
Wiese 577
Wilken 445
Wilkinns 324
Willgohs 578
Wilton 628
Winnenbrock 343. 361
Winter 566
Wödtke 562. 575
Wolff, A. 563. 571. 572
Wolff, M. 577
Wolgast 445
Wolrab 486
Woydt 251
Wulf 452
Wurzelbauer, B. 422. 426
428
Wurzelbauer, J. 42a 484
Wyatt 604
Zala 562
Zamponi 630
Zanella 508
Zauner 522
Zenodoros 273
Zierlewang 206
Zitzmann 572
Zocchi 602
Zoffoli 546
Zumbusch 562. 569.576.577
580
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This book should be xetumed to thc
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