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Full text of "Geschichte der Metallkunst"

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-TA  ^^S'^P^ö 


TAUL   JOSePH  SACHS 


HARVARD  COLLEGE  LIBRARY 

|m|h|TH1S  VOLUME  FROM  THE 
LJKmI  HARVARD  COLLECTION  OF 
^Ipf  BOOKS  ON  THE  FINE  ARTS  IS 
^^  THE  GIFT  OF  PROFESSOR 
PAUL  J.  SACHS  OF  THE  CLASS  OF  1900, 
OF  THE   FOGG    MUSEUM    OF  ART 


GESCHICHTE 

DER 

METALLKUNST 


ERSTER  BAND. 


<r. 


GESCHICHTE 

D£K 

METÄLLKUNST. 

VON 

DR.  HERM.  LÜEß  und  Dß.  MAX  CßELTZ 

LEITER  DEE  FACHSCHULE  Vts.  DIB  AM  KCL.  KUNSTGEWERBE-MUSELM 

SOLINGER  INDUSTRIE  BERLIN, 

ZWEI    BÄNDE. 
EESTEE  BAND; 

KUNSTGESCHICHTE  DEE  UNEDLEN  METALLE: 

SCHMIEDEISEN,  GÜSSHSES,  BRONZE,  ZISN,  BLEI  IIM  ZISK 

BEARBEITET  VON 
DR.  HERMANN  LOER. 

MIT  445  IN  DEN  TEXT  GEDRUCKTEN  ABBILDUNGEN, 


STUTTGART. 

VERLAS  VON   FERDINAND    ENKE. 

1904. 


VA  'A^--:.2G 


DiTick  der  Union  Deutsche  Verlagsgesellscbaft  in  Stiittgait. 


Vorwort. 


>as  vorliegende  Buch  ist  als  der  erste  Teil  einer  Folge  von 
Schriften  über  die  Geschichte  der  Metallkunst  entstanden.  In 
möglichster  Kürze  wird  darin  ein  Ueberblick  über  das  unend- 
lich reiche  Kunstschaffen  der  Schmiede  und  Gießer  zu  geben  versucht. 

Die  Aufgabe  des  Verfassers  konnte  es  nicht  sein,  die  zahllosen  auf 
diesem  Gebiete  noch  schwebenden  Fragen  zu  lösen,  die  sich  in  den  meisten 
Fällen  auf  die  genauere  Festlegung  der  Entstehungszeit  und  auf  die  aus- 
führenden Meister  beziehen,  oder  wenn  diese  bekannt  sind,  auf  ihre  Be- 
teiligung an  der  künstlerischen  Erfindung  der  Werke. 

In  erster  Linie  kam  es  darauf  an,  eine  für  die  Gebiete  der  Metall- 
kunst bis  heute  fehlende  Zusammenstellung  der  bedeutsamsten  Werke 
zu  geben  und  die  wichtigeren  darüber  bekannten  Nachrichten  auf  Grund- 
lage der  bis  in  die  jüngste  Zeit  darüber  veröffentlichten,  sehr  verstreuten 
Einzeluntersuchungen  vergleichend  beizufügen.  Die  wichtigeren  benützten 
Quellen  sind  im  Texte  angeführt.  Besonders  empfindlich  machte  sich  der 
Mangel  an  Vorarbeiten  über  die  Geschichte  der  Schmiedekunst  bis  zum 
17.  Jahrhundert  geltend.  Die  Angaben  über  die  älteren  deutschen 
Schmiedewerke  sind  in  der  Hauptsache  den  Inventaren  der  Kunstdenk- 
mäler entnommen. 

Der  begrenzte  Umfang  des  vorliegenden  Bandes  erforderte  Beschrän- 
kung nach  verschiedenen  Seiten  hin. 

Die  Entwicklung  der  im  Laufe  der  Zeiten  sehr  wechselvollen  Tech- 
niken wurde  bei  den  angeführten  Kunstwerken  nicht  verfolgt. 

Ebenso  wurde  von  einer  Bewertung  der  Werke  nach  künstlerischen 
Gesichtspunkten  stets  da  abgesehen,  wo  andere  leicht  zugängliche,  in  der 
Regel   zitierte   Schriften    alle    wünschenswerte  Auskunft    darüber    geben. 

Sondergebiete,  die  genau  genommen  in  den  Rahmen  der  vorliegenden 
Ausführungen  fallen  würden,  aber  eine  zusammenfassende  Behandlung 
bereits  anderweit  erfahren  haben,  wurden  nicht  berührt.  Besonders  gilt 
das  von  den  Schutz-  und  Trutzwaffen,  von  den  Glocken  und  den  Medaillen 
und  Plaketten. 

Im  dritten  Abschnitte  dieses  Buches  wurde  aus  gleichen  Gründen 
weniger  das   bereits  mehrfach   ausführlicher   beschriebene  Kleingerät   aus 


VI  Vorwort. 

Zinn   berücksichtigt,   als   vielmehr  das  noch  niemals  im  Zusammenhange 
gewürdigte  Gebiet  der  Rundplastik. 

Die  Kunst  des  Altertums  ist  nur  soweit  behandelt,  als  es  für  das 
Verständnis   der  Entwicklung   in  der  christlichen  Zeit  unerläßlich  schien. 

Die  Ausführungen  erstrecken  sich  bis  zum  Jahre  1900.  Von  einer 
eingehenderen  Würdigung  der  Schmiedekunst  des  19.  Jahrhunderts  wurde 
jedoch  Abstand  genonmien,  weil  es  auf  Grundlage  der  bisherigen  Zeit- 
schriftenliteratur u.  dergl.  nicht  möglich  war,  den  vielen,  in  neuerer  Zeit 
in  fast  allen  deutschen  Städten  schaffenden  tüchtigen  Meistern  einiger- 
maßen gerecht  zu  werden. 

Der  geschichtliche  üeberblick  ist  femer  auf  Werke  europäischer 
Herkunft  beschränkt  worden,  und  naturgemäß  sind  vor  allem  die  Leistungen 
deutscher  Künstler  berücksichtigt. 

Bei  der  Einteilung  ist  von  dem  üblichen  Schema  nach  „Stilen**  ab- 
gesehen, weil  die  gebräuchlichen  Bezeichnungen  der  Kulturperioden  klare 
Zeitvorstellungen  bisher  nicht  vermittelt  haben.  Die  Gruppenscheidung 
ist  deshalb  kurzer  Hand  nach  Jahrhunderten  geschehen,  und  innerhalb 
dieser  Grenzen  ist  nach  der  Bestimmung  und  Herkunft  der  Werke  ge- 
gliedert. 

Im  zweiten  und  dritten  Hauptabschnitte  mußte  die  landschaftliche 
Gruppenbildung,  die  bei  der  Schmiedeisenkunst  durchgehends  an  zweiter 
Stelle  Berücksichtigung  fand,  in  den  Vordergrund  treten. 

Durch  die  Kapiteltrennung  nach  Jahrhunderten  waren  in  einigen 
Fällen  etwas  gewaltsame  Scheidungen  unvermeidlich,  durch  Verweise  auf 
die  zugehörigen  Textabschnitte  ist  dieser  Mangel  nach  Möglichkeit  auszu- 
gleichen versucht. 

Die  zahlreichen  Abbildungen  werden  von  jedem,  dem  umfangreiches 
Studienmaterial  nicht  jederzeit  zur  Verfügung  steht,  als  eine  wertvolle 
Sammlung  gewürdigt  werden,  die  die  oft  kurzen  Angaben  des  Textes  ver- 
vollständigt. 

Von  der  bildlichen  Wiedergabe  mancher  wichtiger  Metallwerke  mußte 
leider  abgesehen  werden,  da  Unterlagen  für  die  Reproduktion  nur  mit 
Aufwendung  zu  großer  Kosten  erreichbar  gewesen  wären.  In  manchen 
Fällen  haben  Hinweise  auf  anderweit  publizierte  Abbildungen  genügen 
müssen. 

Berlin-Solingen,  im  August  1904. 

Herrn.  Lüer. 


Inhaltsübersicht. 


Seite 

I>ie   Schmiedeisenkunst  mit  Anhang  Gußeisenkunst 1 

DieZeitbiszum  13.  Jahrhundert 1 

Beschläge 1 

Gitter 16 

Dreizehntes  Jahrhundert 22 

Beschläge ; 22 

Gitter 36 

Geräte 38 

Vierzehntes  und  fünfzehntes  Jahrhundert 41 

Baubeschlagteile 42 

Gitter ;    .     .     .     .  45 

Beschläge 66 

Lichtgerät .    .    : 84 

Wandarme 98 

Brunnenhauben 101 

Hansgerät 103 

Sechzehntes  und  siebzehntes  Jahrhundert 104 

Gitter ;.....:...  105 

Beschläge 181 

Lichtgerät 191 

Wandarme ;;.:;; 193 

Grabkreuze 195 

Verschiedenes  Gerät 197 

Eisenfeinarbeiten 198 

Achtzehntes  Jahrhundert  . 202 

Gitter 204 

Beschläge 242 

Wandarme :;:....  248 

Grabkreuze 250 

Geräte 251 

Neunzehntes  Jahrhundert  und  Geschichte  der  Gußeisenkunst       .     .     .  254 

Die  Bronzekunst 263 

Das  Altertum .:....:....  265 

Von  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhund  ert    .     .     .     . 274 

Byzanz  und  Italien 274 

Deutschland 279 

Niederlande 305 

Frankreich 306 

England 309 

Spanien 310 


Vni  Inhaltsübersicht. 

Seite 

Dreizehntes  Jahrhundert 310 

Deutschland 311 

Niederlande 318 

Frankreich 319 

England 320 

Italien 322 

Vierzehntes  Jahrhundert 322 

Deutschland  und  Niederlande 323 

Frankreich 337 

England 337 

Italien 338 

Rußland 341 

Fünfzehntes  Jahrhundert 341 

Deutschland  und  Niederlande 842 

Frankreich 376 

England 378 

Italien 380 

Sechzehntes  Jahrhundert 399 

Deutschland  und  Niederlande 400 

Italien 457 

Spanien 476 

Frankreich 478 

England 482 

Siebzehntes  Jahrhundert 483 

Deutschland  und  Niederlande 484 

England 500 

Italien 501 

Frankreich 508 

Achtzehntes  Jahrhundert 515 

Deutschland 516 

Niederlande 527 

Frankreich 528 

England 546 

Italien 546 

Spanien 548 

Skandinavien 548 

Rußland 548 

Neunzehntes  Jahrhundert 549 

Deutschland 550 

Frankreich 584 

Schweiz 596 

Niederlande 597 

Italien 600 

England 602 

Skandinavien  und  Russland 605 

Blei-,  Zinn-  und  Zinkknnst 607 

Ortsverzeichnis 635 

Eünstlerverzeichnis 652 


Die  Schmiedeisenkunst. 


Die  Zeit  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

on  einer  künstlerischen  Bearbeitung  des  Eisens,  insbesondere 
^h|^  von  einer  kunstvollen  Formung  durch  Schmieden  im  Altertume 
jCS  ist  wenig  bekannt.  Wären  damals  die  Schmiede  schon  Künstler 
gewesen,  wie  in  späterer  Zeit,  dann  müßten  ausgeführte  Werke  trotz  der 
leichten  Vergänglichkeit  des  Eisens  in  größerer  Zahl  erhalten  sein ,  aber 
selbst  in  Pompeji  sind  nur  einige  wenige  schmiedeeiserne  Geräte  gefunden 
worden,  die  uns  eine  höhere  Achtung  vor  der  Leistungsfähigkeit  der 
Schmiede  der  römischen  Kaiserzeit  abnötigen.  Erwähnt  sei  als  ein  schönes 
antikes  Schmiedewerk  besonders  ein  schlanker  Kandelaber  im  Museum  zu 
Pompeji.  Erst  gegen  das  Ende  des  ersten  nachchristlichen  Jahrtausends 
nahm  die  Schmiedekunst  einen  lebhafteren  Aufschwung.  Freilich  klären 
uns  über  die  Schaffensweise  auch  dieser  Periode  erhaltene  Schmiedearbeiten 
nicht  auf,  doch  bei  gemalten  und  plastischen  Darstellungen  des  9.  und 
10.  Jahrhunderts  mehren  sich  auf  Türen  Beschlagmuster,  bei  denen  es 
sich  nur  um  Eisenarbeiten  handeln  kann.  Hingewiesen  sei  beispielsweise 
auf  die  Türbeschläge  in  der  Bibel  Karls  des  Kahlen,  die  im  9.  Jahr- 
hundert entstand  (jetzt  Bibl.  nationale  in  Paris)^  dann  besonders  auf  die 
Darstellungen  im  Prümer  Antiphonar  aus  dem  10.  Jahrhundert  (jetzt 
Bibl.  nat.,  Paris)  und  auf  die  Reliefs  am  Elfenbeinweihwassergefäß  der- 
selben Zeit  im  Dome  zu  Aachen  u.  a.  m. 

Diese  bildlichen  Darstellungen  und  nur  wenig  jüngere  in  größerer 
Anzahl  erhaltene  Eisenarbeiten  lassen  annehmen,  daß  die  Entwicklung 
der  Schmiedekunst,  damals  bei  dem  Beschlagwerk  der  Türen  ihren  Aus- 
gang genommen  hat. 

Der  einzige  Schriftsteller,  der  die  Entwicklung  der  Schmiedekunst  im  tüf- 
Zusammenhange  dargestellt  hat,  J.  Starkie  Gardner  in  dem  South  Ken-  ^^^ 
sington  Museum  arthandbook:  Ironwork,  glaubt,  daß  britische  Schmiede 
die  ersten  waren,  die  technisch  wie  ästhetisch  gleich  wichtige  eiserne 
Türausrüstungen  in  reicherer  Weise  ausbildeten.  Und  wenn  auch  sicher- 
lich durch  die  Eigenart  der  britischen  Kulturentwicklung,  die  durch  Ver- 
mischung verschiedener  einheimischer   und  zugewanderter  Volkselemente 

Lüer,  Unedle  MetaUe.  1 


Zeit  bis  zum  18.  Jahrhundert. 


dem  europäischen  Festlande  in  manchen  Punkten  vorausgeeilt  war,  auch 
für  das  Gedeihen  der  eine  vielseitige  Erfahrung  vorau.ssetzenden  Schmied- 
eisenkunst der  Boden  in  bester  Weise  bereitet  war,  so  darf  man  Gardner 
doch  in  seinen  Ausführungen  um  so  weniger  zustimmen,  als  er  bei  seinen 
Untersuchungen  die  den  erhaltenen  Arbeiten  vorausgehenden  bildlichen 
Darstellungen  völlig  unberücksichtigt  gelassen  hat. 

Gewisse  verwandtschaftliche  Züge  sowohl  in  der  Hauptgliederung 
wie  in  Einzelformen  sind  bei  den  ältesten  Eisenbeschlägen  in  den  Län- 
dern des  mittleren  und  nördlichen  Europas  unverkennbar,  doch  die  mut- 
maßlich vorhandenen  Beziehungen  sind  selten  festzustellen.  Eine  genauere 
Datierung  der  alten  Eisenwerke  ist  vorläufig  auch  nur  selten  möglich; 
oft  wird  das  Jahr  der  Kirchenweihe  auch  für  die  Beschläge  der  Türen 
mit  Geltung  haben,  zumeist  aber  kann  man  nur  annäherungsweise  die 
Entstehungszeit  auf  das  11.  oder  12.  Jahrhundert  ansetzen.  Die  Miniaturen 
lassen  erkennen,  daß  höchst  kunstreiche  Beschläge,  die  im  Formcharakter 
wenig  von  erhaltenen  Arbeiten  des  11.  oder  12.  Jahrhunderts  abweichen, 
schon  im  10.  Jahrhundert  gefertigt  wurden. 

Allgemein  läßt  sich  sagen,  daß  die  Meister  damals  bei  ihren  Beschlag- 
arbeiten von  wesentlich  anderen  Gesichtspunkten  geleitet  wurden,  wie  sie 
uns  heute  maßgeblich  sind,  und  daß  man  sich  hüten  muß,  auf  Grund  neu- 
zeitiger Zweckvorstellungen  gar  verurteilend  den  alten  Werken  gegenüber- 
zutreten, wie  es  oft  genug  geschehen  ist.  Der  Zweck  der  alten  Beschläge 
sollte  oflfenbar  nicht  nur  der  sein,  die  Türen  fest  in  den  Angeln  zu  halten, 
um  ein  leichtes  Oeflfnen  und  Schließen  zu  ermöglichen;  diese  Aufgabe 
hatte  man  seit  Jahrtausenden  befriedigend  in  einfachster  kunstloser  Weise 
gelöst.  Auch  die  schmückende  Bedeutung  des  Beschlagwerkes  dürfte  nicht 
zuerst  erwogen  sein.  Das  wichtigste  Ziel,  das  man  anfangs  zu  erreichen 
strebte,  war  sicherlich,  den  Holzplanken  der  Türen  einen  wirksamen  Schutz 
gegen   gewaltsame  Zerstörungsabsichten  zu  schaffen. 

Die  Kulturverhältnisse  änderten  sich  im  Laufe  der  Jahrhunderte,  der 
Schutzzweck  der  Beschläge  trat  wohl  mehr  und  mehr  in  den  Hintergrund. 
Allein  man  blieb  zuerst  der  Ueberlieferung  treu  und  erblickte  kein  Kunst- 
verbrechen darin,  den  praktisch  bedeutsamen  Beschlagteilen  ausschließlich 
schmückende  hinzuzufügen.  Im  einzelnen  Falle  ist  es  natürlich  unmöglich, 
zu  entscheiden,  welche  Absichten  die  Künstler  bei  ihren  Beschlagarbeiten 
leiteten. 

Der  Verwitterung  des  Holzes  scheint  man  in  den  meisten  Fällen 
dadurch  vorgebeugt  zu  haben,  daß  man  die  Türen  zunächst  mit  wohl 
meist  farbigem  Leder  überzog;  in  verschiedenen  Fällen  liefern  erhaltene 
Keste  des  Leders  den  Beweis  dafür.  Zugleich  erreichte  man  durch  diese 
Unterlage  auch  ein  stärkeres  Hervortreten  der  schönen  Beschläge. 

Die  deutschen  Beschläge,  von  denen  nur  einige  Beispiele  hier  be- 


Beschläge,  Deutschland. 


sprochen  werden  sollen,  sind  durch  besonderen  Reichtum  ihrer  Erfindung 
ausgezeichnet,  und  es  ist  schwierig,  sie  ihren  Formen  nach  in  Gruppen 
zu  sondern;  immerhin  sind  landschaftliche  Unterschiede  unverkennbar. 
Die  französischen  und  englischen  Beschläge  sind  weniger  abwechslungsreich, 
aber  sie  verraten  eine  höher  entwickelte  Schulung  in  der  omamentalen 
Komposition.  Bei  den  in  größerer  Anzahl  erhaltenen  ältesten  Türbeschlägen 
der  sächsischen  Lande  ist  eine  klare  Anordnung  der  Beschlagteile  nur 
selten  zu  finden.  Da  die  Türen  aus  senkrecht  gestellten  Bohlen  hergestellt 
wurden,  so  mußten  horizontal  darüber  gelegte  Eisenteile  für  den  Zusammen- 
halt am  geeignetsten  sein,  das  wußten  auch  die  alten  Meister  und  richteten 
sich  im  wesentlichen  danach.  Allein  einige  schlichte  Horizontalschienen 
genügten  schon  damals  weder  den  praktischen  noch  den  Schönheitsan- 
forderungen, die  Zwischenräume  sollten  ausgefüllt  werden.  Als  primitivste 
Art  der  künstlerischen  Lösung  möchte  man  da  die  bezeichnen,  die  sich 
an  der  Kirchtür  zu  Beiersdorf  im  jetzigen  Königreich  Sachsen  erhalten 
hat.  Zwischen  den  wagrechten  Flachstäben  ist  in  buntem  Durcheinander 
allerhand  aus  Eisen  geschmiedetes  Getier  verstreut,  Vögel,  Schlangen, 
Salamander  und  Fische;  als  Verkörpe- 
rungen der  vier  Elemente  hat  man  sie 
gedeutet. 

Im  verwandten  Beschläge  der  Kirch- 
tür  zu  Eisdorf  im  Kreise  Merseburg 
(Fig.  1 ,  S.  3)  finden  sich  auch  größere 
vierfäßige  Tiere,  z,  B.  Hirsche,  unter 
den  Darstellungen.  Die  an  den  Enden 
gespaltenen  und  ankerartig  auseinander 
gebogenen  Hauptschienen  laufen  selbst 
wieder  in  Tierköpfe  aus  und  ein  dichtes 
Fischgrätenmuster  ist  mit  dem  Meißel 
darauf  eingehauen.  Die  Verzierung  der 
Beschlagteile  durch  eingehauene  Linien- 
muster ist  in  der  Frühzeit  in  allen  Län- 
dern verbreitet,  später  wird  sie  vielfach 
durch  eine  Modellierung  ersetzt. 

Beim  Türbeschlage  der  Kirche  in  Steudnitz  in  Thüringen  sind  von  den 
Horizontalschienen  in  unvollkommener  Regelmäßigkeit  kleine  gebogene 
Glieder  abgezweigt,  die  ebenfalls  sämtlich  in  Tierköpfe  endigen.  Aus 
einem  nicht  ersichtlichen  Grunde  ist  die  zweite  Schiene  von  oben  nicht 
völlig  über  die  Tür  geführt  und  gespalten.  Die  beiden  Endigungen  sind 
zu  Halbrunden  gebogen,  die  wieder  von  größeren,  mehrfach  verzweigten 
Beschlagteilen  umschlossen  werden. 

Das   in    seiner  Einfachheit  vollkommenste  deutsche  Beschlagbeispiel, 


Fig.  1.    Türbeschlag  in  Eisdorf.     S.  3. 


4  Zeit  bis  Enm  13.  Jahrhundert 

von  dem  man  annimmt,  daQ  es  anch  noch  im  12.  Jahrhundert  entstanden  sei, 
findet  sich  in  Braunschiveig.  Zwei  schlichte  Bänder  gliedern  die  Tür  in 
drei  rechteckige  Felder,  die  untereinander  gleich  gefüllt  sind  mit  je  vier 
paarweise  von  einer  Mittelrippe  auswachsenden  Schneckenwindungen.    In 


Fig.  1.    TnrbeschlBg  in  SindelÜiiBen.    S.  6. 

sämtliche    Beschlagteile  sind   kräftige  längslaufende    Hohlkehlen    hinein- 
gehauen. 

Keben  diesen  die  TUrfläche  grundmusterartig  bekleidenden  Beschlägen 
finden  sich  aber  im  nördlichen  Mitteldeutschland  vermutlich  auch  noch 
aus  dem  12.  Jahrhundert  solche,  bei  denen  die  Querschienen  sämtlich  von 


BeachUlge,  Deutschland.  5 

einer  Längsseite  der  TUr  ausgelien  und  mit  ihren  rundlich  gebogenen, 
gegenständigen  Abzweigungen  eine  bald  breitere,  bald  schmälere  Holzfläche 
schützend  bekleiden. 

Auf  der  KirchtOr  in  Alsen  im  Kreise  Kalbe  finden  sich  nur  zwei 
gleiche  derartige  Beschlagteile  oben  und  unten  angebracht;  die  Zweige 
endigen  bei  diesem  Beispiele  zum  Teil  in  Tierköpfen  und  die  Mittelrippen 
sind  mit  einem  Fischgräten-  und  Kreuzbandmuster  bebauen. 

Sieben  solcher  rerscbiedenartig  verzweigter  Beschlagteile  schlitzen  die 
KirchtQr  in  AHpenig  in  Sachsen. 

Die  westdeutschen  Beschl^e  des  II.  und  12.  Jahrhunderts  weichen 


Fig.  3.    Tarb«9f!ilae  in  Mittfllheim.    S.  8. 

von  den  bisher  angeführten  Beispielen  zumeist  wesentlich  ab,  die  Ver- 
teilung der  Eisenteile  laßt  künstlerisch  Überlegene  Meister  erkennen. 

In  manchen  Einzelheiten  nähert  sich  der  Beschlf^  an  der  bedeut- 
samen Kirche  zu  Sinddßngen  in  Württemberg  (Fig.  2,  S.  4)  den  mittel- 
deutschen Werken.  Die  vermutlich  nach  den  Plänen  des  Abtes  Wilhelm 
von  Hirsau  erbaute  Kirche  wurde  1083  geweiht,  und  man  darf  wohl  an- 
nehmen, daß  der  sehr  reiche  Beschlag  der  Tür  auch  dem  11.  Jahrhundert 
angehört.  Charakteristisch  für  die  FrUhzeit  sind  besonders  die  zumeist 
stumpf  auf  die  Hauptteile  stoßenden  Abzweigungen. 

Von  einer  Reihe  westdeutscher  Beschlagwerke  möchte  man  annehmen, 


6  Zeit  bii  zum  18.  Jahrhundert. 

daß   sie   nicht  ganz   unabhängig  voneinander  und  von  Iranzösischen  Ar- 
beiten entstanden  sind  (s.  S.  11). 

In  der  Hauptgliederung  wie   in   Einzelheiten   zeigen  z.  B.   die  Tür- 
beschläge   der    um    die    Mitte    des    11.   Jahrhunderts    erbauten    Kirche 
S.  Emmeran  in  Regensburg,  des  NiedermOnstera  ebendort,  der  Abteikirche 
in  Alpirsbach,  der  Kirche  in  Maulbromi,   der  Prämonstratenserkirche  in 
Amstein,   zwei   Beschlagwerke   der   Zisterzienserabtei  Eberbach   und   der 
von  allen  angeftihrten  reichste  und  schönste  Beschlag  au  der  Pfarrkirche 
St.  Egidius  in  dem  von  Eberbach  nicht  fernen 
Mittelheim  (Fig.  3,  S.  5)  u.  a.  m.  entschiedene 
Gleichartigkeit.   DieHauptelemente  dieser  Be- 
schläge   sind    an    den   Enden    mehrfach    ge- 
spaltene,  hufeisenförmige  Glieder,   die  zu  je 
zweien    gegenübergestellt,    ebenfalls    an    den 
Enden  gespaltene  Schienen  einschließen ;  hin- 
gewiesen   sei    darauf,    daß    bei    dem   älteren 
Sindelfinger  Beispiel  auch  bereits  kleine  Huf- 
eisenglieder   in    nicht   ganz    unähnlicher  An- 
ordnung vorkommen,  und   daß  eine  vielleicht 
noch    engere  Verwandtschaft,     auch    in    der 
Gesamtkomposition,   sich  in  Zeichnungen  von 
TOrbeschl^en     in     dem     schon     erwähnten 
PrUmer   Antiphonar    aus    der   zweiten  Hälfte 
des  10.  Jahrhunderts  findet. 

In  einzig  dastehender  Art  sind  solche  in 
Doppel  Voluten  gespaltenen  Sich  elglie  der  an 
der  HaupttUr  der  Kirche  in  Boppard  a.  Rh. 
verwendet-  In  bereicherter  Form  sind  vier 
Türbe,chi.6  fn'oJafendorf.  s, «.  Füllungen  gitterartig  damit  bekleidet,  und 
unten  sind  sie  in  regelmäßiger  Anordnung 
zu  einem  breiten  Friese  zusammengestellt. 

Als  letzte  Gruppe  deutscher  Eisenbeschläge  aus  dem  Beginne  unseres 
Jahrtausends  seien  schließlich  einige  Arbeiten  aus  Kärnten  angeführt, 
wo  zu  allen  Zeiten  die  Schmiedekunst  in  höchster  BlOte  stand.  Zwei  Bei- 
spiele in  Friesach  und  Grafendorf  im  Dekanat  Friesach  (Fig.  4,  S.  6)  sind 
untereinander  fast  gleich,  weichen  aber  von  allen  Beschlägen,  die  sonst 
aus  deutschen  Landen  bekannt  sind,  stark  ab.  Die  Türen  sind  auf  einer 
quer  darüber  gebreiteten  Blechunterlage  durch  Vertikalschienen  in  drei 
Felder  von  gleicher  Breite  gegliedert;  bei  der  Grafendorfer,  oben  halb- 
runden Tür  sind  die  Seitenfelder  ununterbrochen  oben  im  Halbrund  herum- 
geführt und  ein  schlichtes  füllendes  Rankenband  wirkt  wie  eine  breite  Borte. 
Das  Mittelfeld  ist  gefüDt  mit  Ringen,   die   sich   überschneiden.     Der  Be- 


Bescbia^,  England. 


schlag  der  TUr  in  Friesacli  weicht  von  jenem  nur  dadurch  ab,  daß  alle 
Felder  auch  oben  stumpf  endigen. 

An  mancherlei  Lebewesen  erinnemde  seltsame  Bildungen  entstehen 
bei  der  Bearbeitung  des  Schmiedeisens  fast  unwillkürlich,  solche  Gebilde 
aber  auf  Flächen  auch  zu  inhaltlich  zusammenhängenden  Darstellungen 
vereinigt  zu  haben,  darf  als  eine  Eigentümlichkeit  der  Schmiede  des  nörd- 
lichen Europas  gelten.  Aehnlich 
wie  bei  den  angefahrten  deut- 
schen Beschlagbeispielen  in 
Wahren  und  Beiersdorf  hat  man 
in  den  skandinavischen 
Ländern  vielleicht  schon  zu 
Ende  des  ersten  Jahrtausends 
und  wie  datierte  Werke  be- 
weisen noch  im  16.  und  17.  Jahr- 
hundert Menschen  und  Tiere  io 
Eisen  geschmiedet  auf  die  Türen 
geheftet,  und  Gardner  nimmt  an, 
daß  durch  die  in  England  ein- 
gedrungenen Dänen  die  Vorliebe 
für  solche  Motive  auch  auf  das 
britische  Inselreicb  übertragen 
worden  sei.  Gewiß  ist,  daß  bei 
den  ältesten  englischen  eisen- 
beschlagenen Türen  derartige  Ge- 
bilde keine  Seltenheit  sind. 

Daneben  kommen  häufiger 
Flecbtmotive  vor,  wie  sie  schon 
Jahrhunderte  früher  von  den 
irischen  Mönchen  in  den  reich- 
verzierten Handschriften  mit  be- 
sonderer       Vorliebe         gezeichnet  Fig.  S.    TUrheBchlag  in  Hormeail,    8,t. 

wurden.     An     der    Kirchtür     in 

Hormead  (Fig.  5,  S.  7)  wird  die  mittlere  Hauptfläche  von  einem  solchen 
aus  sieb  schneidenden  Kreissegmenten  gebildeten  Flechtmuster  gefüllt.  Die 
hier  aus  den  Schienen  der  Randstreifen  herauswachsenden,  an  einem  Ende 
doppelt  geteilten  Schnörkel  können  ebenfalls  in  ihrer  Art  als  typische 
Bildungen  in  den  englischen  Beschlägen  angesehen  werden;  in  Frankreich 
siad  sie  selten  und  in  Deutschland  sind  entweder  beide  Endigungen  dieser 
C'Schnörkel  ungeteilt  oder  beide  doppelt  geteilt. 

Ein  Beschlag  an  der  Kirche  in  Eastwood  erinnert  in  seiner  Gesamt- 
anordoung  an   die  angeßlhrten  Beispiele  in  Alpirsbach,   Maulbronn  etc.; 


8  Zeit  bis  zum  18.  Jahrhundert. 

die  an  den  Enden  der  Horizontalschienen  ansetzenden  Schnörkel  gleichen 
aber  wieder  denen  an  der  Tür  zu  Hormead. 

Als  Typus  einer  verwandten  Gruppe  darf  der  Beschlag  an  der  Kirchtür 
in  Haddiscoe  angesehen  werden.  An  die  Stelle  der  großen  Sichelglieder 
sind  im  Winkel  gebogene  getreten  und  die  Horizontalschienen  schweben 
nicht  frei,  sondern  wachsen  aus  jenen  Beschlagteilen  hervor.  Und  wie 
diese  Anordnung  sich  mehr  dem  Bau  einer  wachsenden  Pflanze  nähert, 
so  sind  auch  die  Abzweigungen  entsprechend  als  blattartige  Gebilde  be- 
handelt. 

Die  Mitte  der  Tür  bekleidet  ein  Kreuz,  dessen  Arme  wiederum  als 
Kreuze  mit  zahlreichen  rundgebogenen  Blattabzweigungen  gestaltet  sind. 
In  der  Mitte  des  Kreuzes  findet  sich  ein  durchbrochenes  Geflechtmuster, 
das  in  einem  kleinen  Hakenkreuze  oben  noch  einmal  wiederkehrt. 

Gleichartig  gegliederte  Beschlagwerke ,  bei  denen  jedoch  die  beiden 
Hauptquerschieneh  nur  an  einer  Längskante  von  großen  sichelförmigen 
Gliedern  umschlossen  werden,  sind  zum  Teil  erhalten  in  Stillingfleet  und 
Willingale  Spain. 

Die  Endigungen  der  großen  Beschlagbögen  des  Beschlages  in  Stilling- 
fleet  erinnern  an  Tierköpfe,  als  füllende  Teile  waren  anscheinend  in 
größerem  umfange  figürliche  Elemente  verwendet.  Nur  im  oberen  Teile 
der  Tür  sind  noch  ein  Schiff  mit  hochgebogenem  Vorderteil  und  zwei 
menschliche  Gestalten  vorhanden.  Die  Mitte  der  Tür  durchquert  ein  aus 
dünnen,  schnurartig  gewundenen  Rundeisenstäben  geflochtenes  Band. 

Die  Hufeisenglieder  des  Beschlages  in  Willingale  Spain  endigen  ebenfalls 
in  drachenkopfartigen  Spaltungen.  Als  Füllglieder  sind  Stäbe  verwendet, 
die  beiderseits  mit  kleinen  C-Schnörkeln  berandet  oder  fiederblattartig  ge- 
spalten sind.  Bemerkenswert  ist  auch  hier  die  bei  englischen  Beschlägen 
häufiger  vorkommende,  reizvolle  schmale  Randborte,  bei  der  von  der 
Innenkante  der  Eisenschiene  in  dichter  Folge  einwärts  gebogene  Blättchen 
abgespalten  sind. 

Derselbe  Beschlagtypus  findet  sich  in  England  auch  auf  Doppeltüren 
in  symmetrischer  Gegenüberstellung  auf  beiden  Flügeln,  z.  B.  in  Semper- 
ingham  und  an  der  Kathedrale  von  Durham. 

Bei  dem  Beschläge  in  Sempermgham,  der  als  eine  Arbeit  aus  dem 
Anfange  des  13.  Jahrhunderts  angesehen  wird,  ist  als  Schmuckmotiv  fast 
allein  ein  in  Blätter  endigender  C-Schnörkel  mit  Mittelzunge  verwendet. 
Die  Hauptbeschlagbänder  sind  damit  ausgestattet,  an  den  Randschienen 
ziehen  sie  sich  als  Boi*te  gereiht  hin  und  im  übrigen  sind  auf  der  Tür- 
fläche immer  je  vier  solcher  Schnörkel  zu  einer  Rosette  vereinigt.  Oben 
finden  sich  im  Beschläge  ein  vierfüßiges  Tier  und  eine  menschliche  Figur 
in  primitiver  Darstellung. 

Mit   zu  den  reichsten    und   schönsten   englischen  Beschlägen   gehört 


Beschl&ge,  England. 


der  an  der  ZfurAom- Kathedrale  (Fif? .  6,  S.  9),  der  angeblich  um  1 135  ent- 
standen ist.   Gardner  sieht  ihn  wegen  einer  Reihe,  wie  es  scheinen  mdchte, 
nicht  ganz  triftiger  Gründe  fUr  eine  französische  Arbeit  an.    Als  im  wesent- 
lichen entscheidendes  Merkmal  daftlr,  daß  es  sich  nicht  um  eine  einheimische 
Arbeit  handelt,  wird  geltend  gemacht  die  Art  der  Rankenendigungen,  bei 
denen  neben  eiaer  Mittelzunge   zwei   ungleiche  Schnörkel  herauswachsen. 
Weiter  nimmt  er   an,   daß   die  Herstellung  des  Beschlagwerkes  in  zahl- 
reichen kleinen  Teilen   dem  fran- 
zösischen    Brauche     entsprechend 
sei,   in   England   aber   nicht   vor- 
komme.     Nun    finden    sich    aber 
dreiteihge ,     allerdings    symmetri- 
sche   Endigungen    auch    bei    an- 
scheinend zn  Anfang  des  12.  Jahr- 
hunderts    hergestellten ,      typisch 
englischen  Beschlägen   vor   (z.  B. 
an     der    Margaret    Rodingkirche, 
Essej)    und    vielfache    Teilungen 
auch      von       zusammengehörigen 
Gliedern      lassen     sich     ebenfalls 
nachweisen    (z.  B.    in    HormeadV 
Die    vielfache  Teilung   scheint  an 
sich  schon  gegen  den  Import  zu 
sprechen ,     da    doch  .  die    Gefahr 
eines  verkehrten  Zusammenfügens 
sehr    groß    gewesen    wäre.     Alle 
solche  Schlußfolgerungen  sind  ge- 
wagt,    zuerst    müßte    zuverlässig 
die    Pr^e     beantwortet     werden, 
wann  der  Beschlag  entstanden  ist, 
und    das    wird    niemals    möglich 
sein. 

DernächstliegendeGedankebei  Fig.o.  Tari)«scbiug  in  Durham.   s». 

der  Prüfung  des  Durhambeschl^es 

ist  eigentlich  der,  daS  es  sich  um  eine  Arbeit  des  beginnenden  13.  Jahr- 
hunderts handelt.  Schon  die  Überaus  lebensvolle  Art  der  RankenfUhrung 
scheint  gegen  die  angenommene  Entstehungszeit  (um  1135)  zu  sprechen, 
ganz  besonders  in  Frankreich,  denn  dort  ist  kein  Beschlag  aus  der  ersten 
Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  erhalten,  der  eine  ähnliche  Vollkommenheit 
des  Linienempändens  wahrnehmen  ließe.  Von  den  von  Gardner  als  ver- 
wandt herangezc^enen,  nach  seiner  Annahme  obendrein  später  ausgeführten 
Beschlägen  läßt  sich  das  gewiß  nicht  sagen.     Auch   dürfen  für  die  Her- 


10  Zeit  bie  zum  IS-  Jabrhanaeii 

kunftsfrage  die  mit  den  RankenkreuzeD  Terschlungeneii  Vierecke  mit  ihren 
UberschDeidenden  Querschienen  nicht  unbeachtet  bleiben;  es  sind  Flecbt- 
muster,  auf  die  auch  bei  den  BescM^en  in  Uormead  und  Haddiscoe  hin- 
gewiesen wurde  und  die  nicht  auf  Frankreich  als  Ursprungsland  hinweisen. 
Schließlich  wird  man  in  der  Annahme,  daß  es  sieb  um  eine  englische 
Arbeit  des  13.  Jahrhunderts  handeln  möchte,  noch  durch  den  Vergleich 
mit  den  Beschlägen  der  St.  ^iiows-Abteikirche  bestärkt,  die  in  Portalen 
von  1160  und  1190  angebracht  waren.  Bei  diesen  findet  sich  durchaus 
der  gleiche  fortlaufende  ßankentjpus  in  etwas  ungelenkerer  Form  und 
mit  Kopfendigungen :  doch  die  Endigungen  scheinen  der  Art  der  Ranken- 
fUbrung  gegenüber  erst  in  zweiter  Linie  von  Wichtigkeit  zu  sein. 

Mit  dieser  einen  Ausnahme  betrachtet  Qardner  die  französische 
Schmiedeisenkunst  im  Beginne  des  2.  Jahrtausends  als  völlig  abhängig 
von  England  und  zwar  besonders  deshalb,  weil  die  auch  in  Frankreich 
anfangs  herrschende  Bescblagform  mit  den  aus  großen  Hufeisengliedem 
herauswachsenden,  auch  bei  geschlossenen  TUren  frei  auf  der  Außenseite 
sichtbaren  Angelbändern  als  mißverstandene  und  den  ursprünglichen  Zweck 
verfehlende  Nachbildung  angesehen  werden  müßte.  Ob  nun  aber  das 
teilweise  Verdecken  der  Angelbänder  durch  die  äußere  TUrleibung  solch 
wichtige,  praktische  Gründe  hatte,  wie  Gardner  annimmt,  oder  ob  man 
etwa  deshalb  den  Beschlag  bis  an  die  Kante  der  Türflügel  rückte,  weil 
sonst  bei  geöffneter  Tür  ein  kahler  Rand  sichtbar  gewesen  wäre,  oder  ob 
endlich  traditionelle  Uebung  diese  Anordnung  zumeist  beibehalten  ließ, 
das  sei  dahingestellt;  man  wird  daraufhin  schwerlich  ein  Abhängigkeits- 
verhältnis konstruieren  dürfen. 

Allem  Anschein  nach  kommen  große,  hufeisen- 
förmige Beschlagteile  in  Frankreich  auch  bereits  im 
11.  Jahrhundert,  wenn  nicht  früher,  vor;  es  bedarf 
noch  einer  Prüfung  der  bildlichen  Darstellungen,  um 
diese  Frage  zu  klären.  In  mannigfaltigen  Wand- 
lungen der  Formen  und  der  Ausgestaltung  bald 
mit,  bald  ohne  Mittelschiene  bleiben  die  Hufeisen- 
glieder dort  bis  ins  13.  Jahrhundert  hinein  in  den 
Beschlägen  tonangebend.  Auch  Tierkopfendigungen 
fehlen  bei  den  französischen  Beschlägen  nicht,  wenn 
sie  auch  seltener  vorkommen  als  in  Deutschland, 
TürbeBchiag  in  Pontigiiy.  den  nordischen  Ländern  und  in  England.  Ganze 
menschliche  Gestalten  und  Tiere  sind  von  franzö- 
sischen Schmieden  in  den  Beschlagwerken  wie  es  scheint  kaum  dargestellt. 
Einen  in  seinen  wesentlichen  Zügen  bereits  bekannten  Typus  ver- 
tritt der  Beschlag  an  der  Kirche  in  Fontigny  (Fig.  7,  S.  10),  Die  Tür  ist 
wie  bei  den  Kirchen  in  Eastwood,  Maulbronn,  Eberhach  u.  a.  durch  Quer- 


c 

) 

3 

) 

-3 
S 

Beschläge,  Frankreich.  H 


schienen  gegliedert,  von  denen  in  diesem  Falle  nur  zwei  von  hufeisen- 
förmigen Gliedern  umschlossen  werden;  die  eigentlichen  Angelbänder  sind 
wie  auch  bei  den  Beispielen  im  westlichen  Deutschland  und  in  England 
auf  die  Rückseite  verlegt.  Fast  gleichzeitig  trat  in  den  drei  großen  Nach- 
barländern in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  die  Vorliebe  für 
diese  Art  der  Beschläge  hervor. 

Wenn  sich  auch  die  Vorstufen  für  diesen  Beschlagtypus  bereits  einige 
Jahrhunderte  früher  auf  deutschen  Miniaturen  nachweisen  lassen,  so  scheint 
doch  seine  eigentliche  Ausbildung  in  Frankreich  geschehen  zu  sein,  von 
wo  anscheinend  auch  die  Weiterverbreitung  ausging. 

Die  künstlerische  Einwirkung  Frankreichs  auf  England  und  Deutsch- 
land läßt  sich  für  jene  Zeit  in  vielen  Fällen  bestimmt  nachweisen.  Be- 
sonders deutlich  kann  man  die  technische  und  formale  Entwicklung  der 
Bauten  Hand  in  Hand  mit  der  Ausbreitung  der  französischen  geistlichen 
Ordensgemeinschaften  verfolgen,  unter  denen  vor  allem  die  Zisterzienser 
in  Betracht  kommen.  Pontigny  ist  Zisterzienserabtei,  ebenso  Mmdhronn 
und  JEberbachj  damit  ist  die  Ursache  der  Aehnlichkeit  auch  in  ihren  Tür- 
beschlägen einigermaßen  aufgeklärt.  Eine  höchst  bedeutsame  Einrichtung 
wurde  von  den  französischen  Orden  mit  nach  Deutschland  übernommen, 
nämlich  die,  daß  Handwerker  mit  ihnen  in  engem  Verhältnis  standen. 
Insbesondere  weiß  man  von  den  Cluniacensern,  deren  Bewegung  in  Deutsch- 
land von  Hirsau  ausging,  daß  bei  ihnen  die  Institution  der  Konversen 
bestand,  das  heißt  Handwerker,  vor  allem  fabri  lignarii  et  ferrarii  latomi 
quoque  et  muratores,  die  als  Laien  dem  Kloster  dienstbar  waren  (Dehio 
und  Bezold,  Die  kirchl.  Bank.  d.  Abendlandes,  Bd.  VII  S.  211).  Diese 
Klosterhandwerker  wurden  in  der  Umgebung  der  neuen  Ansiedlungen 
die  Lehrmeister. 

Die  technische  Befähigung,  allen  Aufgaben  gerecht  zu  werden,  man- 
gelte den  deutschen  Schmieden  nicht,  es  bedurfte  nur  der  künstlerischen 
Anregung,  ihrem  Können  Ausdruck  zu  verleihen.  Die  unter  französischer 
Leitung  in  deutschen  Landen  begründeten  Ordensbauten  wurden  also  für 
einen   weiten  Umkreis   die   erfrischenden  Quellen   für  Künstler   aller  Art. 

Der  Beschlag  in  Pontigny  und  die  sehr  verwandten  Beschläge  an 
der  Nordtür  der  Kirche  in  Chahlis  (Yonne)  und  an  den  Westtüren  in 
Yezeley  (Annales  arch^ologiques  de  Didron  Bd.  XV.  Abb.  S.  270)  müssen 
bereits  als  die  vollkommensten  Beispiele  ihrer  Art  in  Frankreich  an- 
gesehen werden.  Möglicherweise  sind  die  Beschläge  der  Kirche  in  Montreal 
bei  Pontigny  und  die  an  der  Kathedrale  von  Le  Puy  zu  ihren  nächsten 
Vorstufen  zu  rechnen. 

Bei  dem  Beschlag  in  Montreal  sind  die  Angelbänder  mit  ihren  be- 
reichernden Formen  wieder  als  Hauptteile  behandelt,  sie  wachsen  aus 
einem  Hufeisengliede  heraus  und  sind  an  den  Längskanten  mit  ähnlichen 


12 


Zeit  bia  zum  13.  Jahrhundert. 


Gebilden  ausgestattet.   Die  freien  QuerscMenen  sind  ätinlich,  aber  von  der 
Längsmitte  symmetrisch  gegliedert. 

In  Le  Puy  (Fig.  8,  S.  12)  ist  der  Beschlag  auf  einer  Doppeltür  sym- 
metrisch verteilt.  Die  sichtbar  nicht  mit  Angelbändem  verbundenen  Sichel- 
teile erscheinen  durch  tiefe  Spaltung  verdoppelt;  stumpf  vor  ihrer  OeÖhung 
und  auf  den  Mitten  der  Türflügel  sind  beiderseits  ankerartig  gespaltene 
Querschienen  angeordnet  und  aus  kleinen  Gliedern  gebildete  Bänder  queren 
die  Flügel  in  den  Zwischenräumen. 


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pH 


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}£>4f^l  f\ 


Fig.  B.    Türbeschlne  in  La  Puy  en  Vflay.    S.  il. 

In  nahen  Beziehungen  zu  dJeiten  Beschlägen  stehen  auch  die  an  den 
Kirchtflren  in  Jibretiil,  Lerrottx  und  Le  Dotat,  deren  Schienenendigungen 
Gardner  als  besonders  charakteristisch  für  die  französische  Art  der  Formung 
ansieht.  Die  stark  zusammengebogenen,  die  Schienen  umschließenden 
Sichelglieder  endigen  in  EbieuH  und  Letroux  in  Tierköpfe.  Die  Be- 
schlagteile  sind  auch  bei  diesen  Beispielen  über  zwei  Türflügel  sym- 
metrisch verteilt.  Die  Entstehungszeit  der  letztgenannten  wird  zumeist 
um  ein  Jahrhundert  auseinandergerückt,  der  Beschlag  zu  Ebreuil  soll  zu 
Anfang  des  12.,  der  zu  Lerrotu-  zu  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  gefertigt 


Beachl&^e,  Frankreich.  13 


sein;  man  möchte  beide  in  die  zweite  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  ver- 
weisen. Einen  in  den  Ginzelformen  durchaus  gleichartigen  Beschlag  an 
der  Kirche  in  Neuvy-St.  Sepulcre  hält  auch  Viollet-Le  Duc  für  eine 
Arbeit  aus  dem  Ende  des  12.  Jahrhunderts. 

Einige  in  der  Gesamtanordnung  von  den  bisher  angeführten  wesent- 
lich abweichende  französische  Bescfalf^e  mögen  noch  kurz  betrachtet 
werden. 

Fast  TOD  einer  Hand  gefertigt  zu  sein  scheinen  die  BeschUge  an 
den  auch  baulich  einer  Gruppe  an- 
gehörenden auvergna tischen  Kir- 
chen in  Orcival  (Fig.  9,  S.  13) 
und  St.  Julien  in  Brioudc.  Von 
den  Angelbändern  gehen  hier 
rechtwinklig  in  symmetrischer 
Oegenilberstellung  zwei  den  An- 
gelhändern  ähnlich  gestaltete,  aber 
reichere  Glieder  aus.  Die  Zwi- 
schenräume sind  mit  gleichartigen 
Gebilden  gefüllt,  die  ebenfalls  zu- 
meist stumpf  von  den  Kanten  der 
Türen  ausgehen.  Die  Bogenendi- 
guDgen  weisen  Dreiblnttformen 
auf,  wie  sie  sich  auch  bei  den 
angefahrten  Beispielen  finden. 
Bemerkt  sei,  daß  auch  bei  dem 
Beschläge  in  Orcival  einzelne  Teile 
auf  der  Rückseite  der  Tür  mit 
KSpfen  endigen. 

Neue  Beschlagmotive  in  Ver- 
einigung   mit    bereits   bekannten 

finden   sich    an   der  Wesfctür   der  ^^^    Tiiri,e..hiag  in  Omvai.   s.»- 

Kathedrale   von  Angers  (Fig.  10, 

S.  14).  ObschoD  die  Bauzeit  dieser  Kirche  weit  in  das  13.  Jahrhundert 
hinaufreicht,  darf  man  doch  als  Entstehungszeit  des  Bescblagwerkes  noch 
das  12.  Jahrhundert  annehmen. 

Aehnlich  dem  Beschläge  von  Pontigny  sind  auch  in  Angers  große 
Sichelglieder  einander  gegenübergestellt,  die  zum  Teil  Horizontalscbienen, 
teils  gleicharmige  Kreuze  mit  Reifen  auf  den  Mitten  einschließen.  Die 
Zwischenräume  füllen  verschiedene  kleine  geometrische  Gebilde,  die  ebenso 
wie  ein  Teil  der  großen  Beschlagglieder  durchbrochen  sind. 

Wie  eine  Vorstufe  des  Beschlages  in  Angers  erscheint  das  Beschlag- 
werk  auf  den  HaupttUren  der  Kirche  zu  Faray  Je  Motiial,  bei  dem  eben- 


14  Zeit  biB  zam  13.  Jahrhundert. 

falls  an  den  Endeo  gespaltene  Kreuze  von  je  vier  Sichelgliedern  um- 
schlossen sind. 

In    den   südlicher  gelegenen   Ländern   sind   kunstvolle    eiserne    TUr- 
beschläge,  deren  Entstehungszeit  bis  in  den  Beginn  unseres  Jahrtausends 


TUrbeschlfig  In  Anger 


Beichl&ge.  Spanien.  15 

zurDckreicbt ,  in  etlichen  Beispielen  nur  noch  in  Spanien  erhalten,  und 
zvar  besonders  in  der  an  die  Pyrenäen  grenzenden  Provinz  Katalonien. 
An^fllhrt  sei  der  Beschlag  in  Marcevols  (Fig.  11,  S.  15). 

Eine  allzu  große  eigene  Erfindungsgabe  verraten  die  spanischen  Be- 


Fig.  II.    TUrbeschtug  in  Uarcevols.    8. 16. 

schlage  des  12.  Jahrhunderts  nicht,  sie  gleichen  einander  in  hohem  Ma6e, 
und  die  Vermutung  liegt  nahe,  daß  sUd französische  Vorbilder  benutzt 
sind.  Der  umgekehrte  Weg  ist  deshalb  schwerlich  anzunehmen,  weil 
auch  die  spanische  Baukunst  jener  Zeit  entschieden  in  einem  Abhängig- 
keitsTerhiUtnisse   von   Frankreich   steht.     Die   sUdfranzösischen    Beispiele, 


16  Zeit  bis  Eum  13.  Jahrhundert 

die  als  die  Vorbilder  der  spanischen  Schmiede  gelten  dürfen,  sind  er- 
balten in  Louderville  und  in  Cadiae  im  Vall^e  d'Aure  (Hautes  Pyren^es), 
und  dargestellt  ist  ein  in  Frage  kommender  Beschlag  auch  im  Friese  aa 
der  Hauptfassade  von  St.  Tropbimes  in  Arles,  der  um  1170  entstanden 
sein  soll.  Der  Beschlag  an  der  Eircbe  in  Cadtac  ist  aus  zahlreichen 
Querscbienen  gebildet,  aus  denen  paarweise  Spiralschnörkel  heraus- 
wachsen, deren  Oeffuungen  im  allgemeinen  der  senkrechten  Mitte  zuge- 
kehrt sind. 

Nach  demselben  Schema  sind  fast  alle  spanischen  Beschlag  werke 
geschmiedet.  Bisweilen  sind  die  Spiralen,  wie  an  der  Tür  von  St.  Juan 
de  las  Abailesas,  palmetten artig  angeordnet. 

Gitter.  Aus  gekreuzten  Stäben  gebildete  kleinere  Eisengitter  waren,  wie  z.  B. 

Funde  in  Pompeji  erkennen  lassen,  schon  in  antik-römischer  Zeit  in  Ge- 
brauch.    Im   ersten   Jahrtausend   unserer   Zeitrechnung   sind   häufiger    in 


Bronze   gegossene   Gitter   nachweisbar.     £rst  seit   dem    II.  Jahrhundert 
mehren  sich  große  in  Eisen  geschmiedete  Gitter,  die  in  den  Kirchen  zum 


Gitter,  Frankreich, 


Lner,  Cnedle  MelkUe. 


18  Zeit  bis  zum  13,  JaJirhundert 

Abschluß  der  Kapellen,  zur  ümfriedigung  von  Grabmälem  und  einzelner 
Teile  kostbaren  Kirchenbesitzes  gewiß  deshalb  besonders  gern  verwendet 
wurden,  weil  sie  sich  ebenso  sehr  durch  Festigkeit  wie  Durchsichtigkeit 
auszeichneten. 

Eines   der   ältesten   und   schönsten   Eisengitter  ist  in  Frankreich    in 
der  Kirche  von  Le  Puy  erhalten,   deren  Türbeschlag   bereits  besprochen 


Flg.  11,    Gitter,  Frankreich  13.  JnUrh,    Pm-I;  Äw,  rf«  an»  -licor.    S,  »0. 

wurde.  Breite,  durch  ein  eingehauenes  Kankenornament  verzierte  Schienen 
bilden  die  Umrahmung  und  zwischen  senkrechten  Stäben  bildet  eiii  immer 
wiederholtes,  durch  umgelegte  Bunde  in  allen  Teilen  gefestigtes  Spiral- 
muster die  Fällung.  Diese  Art  der  Gitterbildung  ist  typisch  filr  das  11.  bis 
13.  Jahrhundert,  es  kommen  aber  in  den  Grundmotiven  wesentlich  ver- 
einfachte und  ebenso  bereicherte  Werke  vor. 


Gitter,  Frankreich.  19 

Bei  dem  an  Schönheit  kaum  hinter  dem  erstgenannten  zurückbleibenden 
Cborgitter  der  Kirche  Sainte  Foi  in  Conques  (Aveyron)  bildet  eine  obere 


Reihe'~:Ton  paarweis  hochgestellten,  palmettenartig  gefüllten  S-Schnörkeln 
eine  noch  von  spitzzackig  endigenden  Stäben  Überragte  Borte. 

In   der   Kirche  St.  Aventin   (Fig.  12,   S.  16)   sind   die  Vertikalfelder 


20  Zeit  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

eines   verwandten  Qitters   abwechselnd   mit  C-   und   S-fSrmif^en   Gliedern 
dictt  gefüllt. 

Zu  höchstem  Reichtum  ist  der  Gittertypus  dann  gesteigert  in  den 
GitterttlrflUgeln  aus  der  Abtei  Ourscamp  in  der  Picardie  (Fig.  13,  S.  17) 
und  bei  einem  sehr  ähnlichen  Gitter,  von  dem  sich  in  den  Annales 
arch^ologiques  (Didron)  Bd.  X  S.  116  eine  Abbildung  findet.  Beide  ge- 
hören vielleicht  bereits  dem  13.  Jahrhundert  an. 


Gitter  ähnlicher  Art  scheinen  in  Frankreich  vielerorten  als  Chorab- 
schlUsse  gedient  zu  haben,  so  z.  B.  in  Parts  in  der  Kathedrale,  in  der 
Kirche  St.  Germer  bei  Beauvais,  in  St.  Denis  etc. 

Als  Beispiele  eines  zweiten  Typus  mQssen  einige  wie  man  annimmt 
aus  dem  12.  und  13.  Jahrhundert  stammende  französische  Gitter  gelten, 
von  denen  das  eine  unbekannter  Herkunft  jetzt  in  Paris  im  Mus^e  des 
arts  d^coratifs  verwahrt  wird  (Fig.  14,  S.  18),  während  das  andere  sich 
ehernes  in  Cluny  befunden  haben  soll.  Durch  geringe  Abänderung  der 
Einzelformen  des  ersten  Typus  und  eine  neue  Art  der  Anordnut^  wird 
der  Eindruck  eines  völlig  anderen  Gittertypus  erzielt,  dessen  Hauptmotiv 
der  Vierpaß  ist,  und  der  zu  größter  Verbreitung  in  Italien  gelangte,  ohne 
daß  bisher  auf  die  älteren  französischen  Vorstufen  hingewiesen  wäre. 

In  Spanien  finden  sich  Beispiele  des  ersten,  den  dortigen  Tflr- 
hesch^en   so   sehr   verwandten  Typus   in   der  Kathedrale   von  Palencia 


GiUer.  England.  21 


(Fig.  15,  S.  19),  in  einer  Kapelle  des  Kreuzganges  der  Kathedrale  tob 
Pamplona,  in  Avila  und  an  anderen  Orten. 

Eine  Reihe  gleichartiger  Gitter  ist  auch  in  England  erhalten.  Das 
durch  Entst«hungszeit  (11.  Jahrhundert)  und  Arbeit  hervorragendste  befand 
sich  in  der  Kathedrale  von  Winchester  (Fig.  16,  S.  20).   Bei  diesem  Gitter 


ist  die  Ausstattung   der   Rankenendigungen    durch   kleine,   in   Form   der 
heraldischen  Lilie  gebogene  Bildungen  bemerkenswert. 

Die  ttbrigeo  verwandten  noch  in  englischen  Kirchen  vorhandenen, 
teils  bereits  dem  13.  Jahrhundert  angehörenden  Gitter  sind,  wie  die  Mehr- 
zahl der  französischen  Gitter,  aus  mehr  oder  minder  spiralig  gerollten 
C-Schnörkeln  zusammengesetzt.  Ein  Beispiel  dieses  Typus  aus  der  Zeit 
um  1200  erhielt  sich  im   Chor   der  Kathedrale   von  Lincoln,   ein  etwas 


22  13.  Jahrhunderb. 


jüngeres  in  der  Kathedrale  von  Canterbury.  Das  Bruchstück  eines  solchen 
Gitters  bewahrt  die  St.  Älbans-Kirche.  Ein  Gitter,  dessen  Felder,  ähn- 
lich dem  französischen  in  St.  Aventin,  verschiedenartig  mit  C-,  E-  und 
S-Schnörkeln  gefüllt  sind,  ist  aus  der  Kathedrale  in  Chichester  in  das 
South  Kensington-Museum  in  London  gelangt. 

In  Deutschland  und  den  Niederlanden  sind  Gitter  des  reicheren 
Spiraltypus  nicht  erhalten.  Die  Halle  in  Brügge  bewahrt  aber  aus  dem 
13.  Jahrhundert  eine  seltene  Abart  dieser  Gitterform.  Bei  diesem  Bei- 
spiele wachsen  die  Spiralen  sämtlich  in  derselben  aufsteigenden  Richtung 
aus  senkrechten  Schienen  heraus,  in  den  Spiralreihen  herrscht  also  nur 
vertikale  Symmetrie,  nicht  wie  sonst  in  der  Regel  auch  horizontale. 

Nur  zwei  dem  C-Schnörkeltypus  angehörige  Gitter,  die  möglicher- 
weise erst  im  14.  Jahrhundert  entstanden  aber  auch  hier  schon  erwähnt 
werden  mögen,  sind  in  Deutschland  bekannt  geworden.  Das  eine  dieser 
Gitter  bildete  ehemals  den  Chorabschluß  in  der  Michaeliskirche  in  Lüne- 
burg (Fig.  17,  S.  21),  das  andere  befindet  sich  noch  im  Dome  zu  Hildes^ 
heim.  Bei  beiden  Gittern  endigen  die  C-Schnörkel  in  Blättern,  die  bei 
dem  Hildesheimer  Beispiele  durchbrochen  sind,  und  deren  Formen  in 
reichster  Mannigfaltigkeit  wechseln. 


Dreizehntes  Jahrhundert. 

Das  13.  Jahrhundert  ist  die  erste  Glanzperiode  der  Schmiedekunst, 
besonders  in  Frankreich,  den  Niederlanden  und  England. 

In   Vervollkommnung   der  Technik,    in  Vevedlung   der  Formen,   im 

Reichtum  der  Erfindung  und  schließlich  auch  in  der  Mannigfaltigkeit  der 

Verwendung  nimmt  die  Schmiedeisenkunst  einen  gewaltigen  Aufschwung. 

Tür-  Den  ersten  Platz  behaupten  auch  jetzt  die  Beschläge  an  den  Kirch- 

'  türen,   es  entstehen  Werke,   deren  Großartigkeit  niemals  wieder  erreicht, 

geschweige  denn  überboten  wäre. 

Französischen  Meistern  aus  dem  Anfange  des  13.  Jahrhunderts 
gebührt  der  Ruhm,  die  schönsten  Beschlagwerke  aller  Zeiten  geschafien  zu 
haben.  In  schwächeren  Tönen  klangen  in  England,  den  Niederlanden 
und  Deutschland  die  Saiten  aus,  die  jene  Künstler  kraftvoll  angeschlagen 
hatten. 

Die  Beschläge  an  den  beiden  Seitentoren  der  Westseite  der  Kathedrale 
von  PaWs  (Fig.  18,  S.  23  u.  Fig.  19,  S.24),  insbesondere  die  der  Annenpforte, 
bezeichnen  den  Höhepunkt  der  französischen  Schmiedeisenkunst.  Bei 
diesem  Beschlagwerke  sind  die  sich  breit  über  die  Fläche  verzweigenden 
Hauptquerschienen   auch   zugleich   die   Türangeln;   drei   dieser  mächtigen 


Be«chl&ge,  Frankreich.  23 

Rankenarme  halten  jeden  Flügel  der  Doppeltür.  Zwischen  diesen  Haupt- 
beschlagteile Q  sind  kleinere  angeordnet,  die  hier  wohl  kaum  noch  die  Auf- 
gabe erfOllen  sollten,  das  Hotzwerk  der  TUr  vor  gewaltsamer  Zerstörung 


Fig.  38.    TUrbcBchllig  BD  Kotre-Dsme  in  Paria.     S.  11. 

ZU  schützen,  ästhetisches  Bedürfnis   allein  wird   der  Anlaß    gewesen  sein, 
in  diesem  Punkte  der  TJeberlieferung  zu  folgen. 

Das  Schema  der  Notre-Dame-Beschläge  ist  überaus  einfach ,  sie  be- 
wahren dadurch  die  wunderTolie  Klarheit  trotz  der  unendlichen  Fülle 
verschiedenartigster  Einzelformen.  Der  lebensvolle  Eindruck  der  tausend- 
föltig  vei-zweigtea  Ranken  mit  allen  hineingefiocbtenen  Vögeln  und  Fabel- 


24  13.  Jahrhundert. 

wesen  wird  durch  die  kräftige  Modellierudg  aller  Teile  aufs  höchste   ge- 


Die  Ausfuhr uDgsart,  die  die  alten  SchmiedekUnstler  bei  diesen  Be- 
schlägen anwendeten,  ist  von  Viollet-le-Duc  aufs  sorgfaltigste  untersucht, 
im  Dictionnaire  de  l'Architecture  Bd.  VIII  S.  302  fif.  gibt  er  darüber  jede 
wünschenswerte  Auskunft.  Der  gewaltige  Eindruck,  den  diese  Meister- 
werke auf  alle  späteren  Geschlechter  hervorriefen,  spiegelt  sich  am  deut- 
hchsten  in  der  mystischen  PersSnlichkeit   des   im  Volksglauben   lebenden 


Flg.  1».    TUrl>i.-9cLlas  an  Notre-Uame  In  Paris  {l'ei]).    8.  33. 

Meisters  wider.  Man  hielt  es  jahrhundertelang  für  unmöglich,  daß  ein 
gewöhnlicher  Sterblicher  ohne  übernatürliche  Hilfsmittel  solches  Wunder- 
werk in  Eisen  zu  schmieden  vermocht  hätte;  und  noch  der  zu  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts  lebende,  geschickteste  Schmiedemeister  seiner  Zeit,  Mathurin 
Jousse,  glaubte,  daß  der  Künstler  der  Notre-Dame-Türen  mit  Hilfe  eines 
verlorenen  Geheimnisses  sein  Werk  vollbracht  habe,  ja  er  meinte  sogar, 
daß  der  Künstler  die  Fähigkeit  besessen  habe,  das  Eisen  wie  andere  Me- 
talle zu  gießen,  was  man  zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  nur  sehr 
mangelhaft  verstand. 


Beicbläge.  Frankreich.  25 

la  der  Ueberlieferung  lebt  noch  beute  auch  der  Name  des  Schmiedes 
ron  Notre-Dame,  Biscornette  soll  er  geheißen  haben.    Doch  keine  glaub- 


TDtbeschliB  in  Enibrnn. 


26  13.  Jahrhundert. 

würdige  Quelle  vermag  die  Richtigkeit  dieses  Namens  zu  bestätigen    und 
es  ist  schon  verschiedentlich  nachgewiesen,  daß  auch  er  nur  ein  Produkt 
der   erregten  Phantasie   ist.     Der  Teufel   in   höchsteigener  Person  wurde 
als     der     Verfertiger      des 
Beschlagwerkes  angesehen, 
und    nur    eine    zarte    Um- 
schreibung seines  nicht  gern 
genannten  Kamens  ist  B  i  s- 
cornette    oder   Biscomet, 
das     heißt     der     Doppelt- 
gehörnte.      Daß     nur     der 
Satan    die    Beschläge    ge- 
schaffen habe,  dafQr  wollte 
das   Volk   auch   einen   Be- 
weis  erblicken   in   der  an- 
scheinend    unverziert     ge- 
bliebenen mittleren  Westtür 
der   Kathedrale;    an  dieser 
fUr  den  Eingang  des  AUer- 
heiligsten  bestimmten  Pforte 
soll   die    Kunst    des   Bösen 
gescheitelt  sein.   Ueber  der 
Sage  steht  die  künstlerische 
Tat;    wir    vermögen    diese 
in  ihrer  Größe  umso  leichter 
zu  ermessen,  seitdem   nach 
einem  recht  trocken  ausge- 
fallenen Entwürfe  Viollet- 
le-Ducs   von   dem  Pariser 
Schmiede  Boulanger  bald 
nach  der  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts auch  die  Mitteltür 
ein   Beschlag  werk   erhalten 
hat,  das  äußerlich  und  tech- 
nisch wohl  den  Beschlägen 
der  seitlichen  Türen  ähnelt, 
Fig.ai.   TarbesciUüE  in  Nornich,   s.  »7.  künstlerisch  aber  Wenig  mit 

ihnen  gemein  hat. 
Was  sonst  in  Frankreich  an  etwa  gleichzeitigen  und  form  verwandten 
Beschlag  werken  entstand,  steht  unendlich  an  Größe  und  Erfindung  hinter 
der  Leistung  des  Pariser  Meisters  zurück.    Man  wollte  wohl  nicht  einmal 
in  den  Verdacht  kommen,    mit  der  köstlichen  Schöpfung  jenes  in  Wett- 


Beechlüge,  England.  27 


bewerb  zu  treten.  Eine  Reihe  immerhin  noch  schöner  TOrbeschläge  blieben 
besonders  in  der  Isle  de  France  und  der  Normandie  aus  dem  13.  Jahrhundert 
erhalten. 

Die  in  erster  Reihe  zu  nennenden  Beschläge  an  TUren  der  Kathedralen 
Ton  Sens,  Noyon  und  Mouen  schließen  sich  in  der  kräftig  modellierenden 
Behandlung  des  Eisens  den  Pariser  Vorbildern  an;  die  Beschläge  in  Laon 
sind  in  Art  der  älteren  Werke  flach  gehalten. 

Von  den  wenigen  bedeutsamen  Bescbli^werken  dieser  Zeit   im   süd- 
lichen Frankreich  seien  die  von  VioUet-le-Duc  erneuerten  in  Vezelay  und 
die    Yon    den   genannten  in   der  Komposition 
wesentlich  abweichenden  in  Embrun  (Hautes 
Alpes)  und  in  Äyen  (Correze)  besonders  her- 
vorgehoben. 

Das  Eisenwerk  von  Notre-Dame  in  Em- 
brun  (Fig.  20,  S.  25)  ist  unsymmetrisch  über 
beide  Flügel  verteilt,  und  auseinander  her- 
vorwachsende Spiralranken  sind  nicht  ver- 
wendet. Auf  dem  einen  Flügel  bilden  große 
Hufeisenglieder  mit  Mittelschiene  das  Haupt- 
motiv, auf  dem  anderen  von  einer  Mittelrippe 
symmetrische,  geradlinige  ZweiggerUste.  Aus 
diesen  Hauptformen  wachsen  dicht  angeordnete, 
am  Ende  aufgerollte  Fiederblättchen  heraus. 
Bei  dem  Beschläge  in  Ayen  sind  zumeist 
T- artige  Glieder  mit  Blattendigungen  ohne 
Verbindung  symmetrisch  Ober  die  TUrSäche 
verteilt. 

Nächst     den     französischen     Beschlag- 
arbeiten des  13.  Jahrhunderts  haben  englische 

Schmiede  die  hervorragendsten  Werke  dieser  Art  geschaffen.  Wenn 
auch  in  England  kein  TUrbeschlag  ernstlich  mit  dem  Pariser  zu  ver- 
gleichen ist,  die  Falle  der  damals  im  Inselreiche  geschaffenen  Werke 
und  der  leichte  Schwung  der  Eisenranken  in  immer  neuer  Anordnung 
nötigt  uns  zu  höchster  Achtung  vor  dem  Können  der  englischen  Meister. 
In  der  HauptUnienfUhrung  und  in  der  Modellierung  der  Teile  folgen  auch 
die  englischen  Beschläge  den  Vorbildern  an  den  Notre-Dame-TOren ,  im 
Gegensatz  zu  den  französischen  Beispielen  sind  aber  die  Ranken  Windungen 
zumeist  sehr  dünn  und  bisweilen  senkrecht  wachsend  angeordnet.  Tierische 
Gebilde  kommen  nur  selten  noch  in  den  englischen  Beschlägen  des  13.  Jahr- 
hunderts vor.  Den  Notre-Dame-Typus  io  vereinfachter  Form  zeigen  die 
Beschläge  an  der  Allerheiligenkirche  in  LeightonSuzzard ,  an  der  ehe- 
maligen Friedhofskapelle  in  Norwich  (Fig.  21,  S.  26),   an   der  Kirche   in 


.    Teile  des  TOrbeacliUges: 


28  13'  J&hrbuDderi 

Eaton  Bray  (Bedfordshire),  an  der  Peterskirche  in  Colehester  und  an  der 
Kathedrale  in  Lichßeld;  von  diesem  letzten  im  19.  Jahrhundert  restau- 
rierten Beschlag  gibt  eine  im  Jahre  1782  angefertigte  Zeichnung  das 
zuverlässigste  Bild. 

Am  ChaptefHouse  in  York  ist  der  Beschlag  auf  den  Ttlren  in  A.rt 
eines  Baumes  angeordnet,  dessen  Wurzeln  sogar  angedeutet  sind  und 
dessen  sj'mmetrisch  auf  beiden 
Seiten  des  Mittels chaftes  verteilte 
Abzweigungen  mit  Ausnahme  zweier 
rosettenartig  gestalteter  Teile  in 
dichten  Spiralen  die  Flächen  füllen. 
Neben  der  oberen  Mittelendigun^ 
des  Beschlages  sind  in  Gegenüber- 
stellung zwei  Vögel  in  hohem  Relief 
angebracht,  deren  Schweife  von  tief 
herabhängenden  Ranken  gebildet 
sind.  Die  Mitten  der  rosettenartigen 
Teile  sind  noch  durch  ein  buckel- 
ähnlich   vortretendes  Rankenmuster 


Bei  dem  ebenfalls  zum  Teil 
senkrecht  wachsenden  Beschlag- 
werke  der  Kathedrale  in  Chester 
{Fig.  22,  S.  27)  sind  besonders  die 
Knotenpunkte  der  überaus  zierlichen 
Ranken  zweige  in  einfach  schöner 
Weise  ausgestattet. 

Als    ein     anscheinend    in    der 
Detail beh an dlung    weniger    hervor- 
ragender, in  Anordnung  und  Linien- 
Fig.  IS.  Teil  dea  Tarbeschiages  in  Radrord.       f1]hi-ung    der    aufsteigenden    reich- 
gegliederten    Ranken    jedoch    vor- 
trefiFlicher  Beschlag  sei   der  an   der  SUdtUr  der  Abteikirche   in  Radford 
(Nottinghamshire)  (Fig.  23,  S.  28)  genannt. 

Die  im  12,  Jahrhundert  den  Eindruck  der  Beschläge  in  fast  allen 
L!Lndem  bestimmenden  großen  Hufeisenglieder  kommen  nur  bei  wenigen 
wichtigeren  Beispielen  des  13.  Jahrhunderts  noch  einmal  vor.  An  einer 
TUr  des  Merton-College  in  Oxford  lassen  die  mit  jenen  Sichelgliedem 
vereinigten  Ranken  durch  ihre  Verteilung  und  Anordnung  und  durch  die 
plastische  Behandlung  den  Beschlag  sogleich  als  ein  Werk  des  13.  Jahr- 
hunderts erkennen.  Noch  mehr  verwischen  die  lebensvoll  empfundenen 
Einzelformen  bei   dem  höchst  reizvollen  Beschläge   der  Market  Deeptng- 


Beachläge,  Deutschland. 


Kirche  (Fig.  24,  S,  29)  den  in  der  Hauptgliederong  beibehaltenen  Typns 
des  12.  Jahrhunderts.  In  mannigfaltigster  Weise  verstanden  es  die  eng- 
hschen  Schmiede  des  13.  Jahrhunderts,  die  im  Grunde  sehr  einfachen 
Formelemente  noch  bei  zahheichen  hier  nicht  angeftlhrten  Beschlägen  za 
Terarheiten;  Oardner  spricht  sich  in  seiner  bereits  angeführten  Schrift 
Ironwork  Bd.  I  eingehender  darüber  aus,  der  Hinweis  möge  hier  ge- 
oDgen.  Bemerkt  sei  hier  nur,  daß 
auch  in  England  dies  hohe  künst- 
lerische Können  der  Schmiede, 
das  in  einem  engbegrenzten  Zeit- 
räume die  köstlichsten  Werke 
entstehen  läßt,  bald  auf  eine  sehr 
mittelmäßige  Stufe  sinkt ,  wie 
später  an  Beispielen  zu  zeigen 
sein  wird. 

Nur  in  einer  Stadt  des  Kon- 
tinents, in  Lüttich,  entstanden 
im  '13.  Jahrhundert  einige  Be- 
schl^e ,  die  mit  den  Pariser 
Arbeiten  in  der  Linienführung, 
in  der  Anordnung  der  Teile  und 
auch  in  der  Art  der  technischen 
Durchführung  sehr  verwandt  sind. 
Das  jetzt  im  Altertumsmuseum 
in  Lattich  verwahrte  hochbedeut- 
same Eisenwerk  (Fig.  25,  S.  30), 
das  ehemals  die  Tür  der  dortigen 
Paulskirche  schmückte,  erinnert 
in  seinen  leichten  Banken  zugleich 
auch  an  englische  Beispiele.  Ein 
zweiter  in  der  Kirche  St.  Jacques 
erhaltener  schöner  Beschlag  be- 
kleidet die  Tür  eines  Sakristei- 
schrankes, deren  acht  durch  je 
zwei  eiserne  Angelbänder  paarweis  zu  einem  Flügel  verbundenen  Teile  er 
dicht  mit  seinen  durch  Fünfblätter  bereicherten  Ranken  überspannt. 

Fast  unabhängig  von  äußeren  Einflüssen  scheinen  die  deutschen 
fUsenbeschlagarbeiten  des  13.  Jahrhunderts  entstanden  zu  sein.  Nennens- 
werte Fortschritte  sind  vom  12.  zum  13.  Jahrhundert  nur  bei  sehr  wenigen 
Werken  der  deutschen  Schmiedekunst  zu  verzeichnen,  zumeist  wurden  die 
Oberlieferten  Motive  mit  geringen  Abänderungen  weiter  verwendet.  Auch 
die  großen  technischen  Neuerungen,  die  in  Frankreich  und  England  All- 


30  13,  Jahrhundert. 

gemeinf^ut  der  Schiniede  geworden  waren,  insbesondere  das  plastische 
Formen  der  einzelnen  Teile  in  Gesenken,  blieben  in  Deutschland  iin- 
behannt;  die  Beschläge  des  13,  Jahrhunderts  sind  in  Deutschland  ebenso 
flach  behandelt  wie  die  früheren. 

Die  hervorragendste  Leistung  deutscher  Schmiedekunst  des  13.  Jahr- 
hunderts ist  der  Beschlag  an 
der  HaupttUr  der  im  Jahre  1283 
vollendeten  Elisabethkirche  in 
Marburg  (Fig.  26,  S.  31).  Es 
ist  eine  Schöpfung  erfrischender 
Eigenart,  deren  rein  formale 
Mängel  man  selbst  den  gleich- 
artigen Riesenleistungen  unserer 
westlichen  Nachbarn  gegenüber 
leicht  vergißt.  Das  Über  die 
Doppeltür  symmetrisch  verteilte 
Eisenwerk  ist  auf  beiden  Flügeln 
von  einer  Rankenbort«  'um- 
zogen. Die  mit  den  Angel- 
bändern  verbundenen,  in  ihren 
Hauptlinien  an  die  großen 
Sichelglieder  erinnernden  Be- 
schlagteile sind  oben  und  unten 
auffallend  verschieden  gestaltet, 
doch  ohne  daß  dieses  störend 
empfunden  würde.  Nicht  nur 
die  Art  und  Anordnung  der 
den  Eindruck  des  Ganzen  Jetzt 
wesenthch  bestimmenden  Blät- 
ter, auch  die  Endigungen  der 
wagrechten  Schienen  und  die 
füllenden  Teile  weichen  wesent- 
lich voneinander  ab.  Der  zwi- 
schen den  Angelbandteilen  an- 
geordnete kreuzförmige  Beschlag 
FiB-  26    Turbcschiag  in  Lüttich,   8.  it.  ist   die    Veränderte   Darstellung 

eines  oftmals  früher  verwende- 
ten Beschlaggliedes,  das  in  Deutschland  und  Frankreich  sonst  gleich- 
artig nicht  bekannt  ist,  eine  gewisse  Verwandtschaft  läßt  nur  derselbe 
Beschlagteil  an  der  Eirchtür  in  Tttnstall  (Norfolk,  England)  erkennen. 

Mehrere   alte  eiserne  Türbeschlagwerke  haben   sich   in   dem  Magde- 
burger Dome  erhalten,  unter  denen  dasjenige  einer  Tür  am  unteren  Chor- 


Bescfat&Ke,  Deutschland.  31 

eini^aDge  durch  die  kecke  Art  seiner  Verzweigung  Ton  besonderem  Interesse 
ist,  zwar  mag  es  bereits  dem  frohen  14,  Jahrhundert  angehören. 

Die  beiden  Angelbänder  bekleiden  hier  toe  der  w^rechten  Mitte  sym- 
metrisch die  Tür,  doch  nicht  wie  gewöhnlich  als  formal  völhg  selbständige 


Fig.  le.     TQrbeaclilBg  in  MMbnrg.     S.  <o. 

Teile,  sondern  di«  nach  innen  abgezweigten  schlanken  Schienen  kreuzen 
sich  auf  der  Mittellinie.  Die  nach  außen  gerichteten  Zweige  sind  im 
Gegensatz  dazu  kurz  und  in  scharfem  Bogen  rückwärts  gewendet.  Alle 
Teile  endigen  in  drei  flache  Blätter,  die  am  ehesten  Eichblättem  vergleich- 
bar sind. 


32  13.  Jahrhundert. 


Bewegte  Komposition  und  lebensvoll  aus  den  Zweigen  herauswachsende 
Blätter  finden  sich  nur  an  wenigen  deutschen  Beschlagbeispielen  des 
13.  Jahrhunderts.  Auch  in  bedeutenden  Mittelpunkten  des  Kunstschaffens«, 
wie  z.  B.  in  Regensburg,  fanden  die  neuen  Formen  nicht  so  bald  Einlaß, 
wie  der  an  der  Nordtür  des  dortigen  Domes  angebrachte  Beschlag  er- 
kennen läßt.  Bei  diesem  wachsen  aus  den  beiden  Hauptquerschienen 
stumpf  nach  oben  und  unten  kleine  Schäfte  mit  paarig  daran  gereihten 
Spiralschnörkeln  heraus,  die  Türfläche  dazwischen  füllen  dieselben  Gebilde 
zu  Kreuzen  oder  in  H-Form  zusammengestellt. 

In  sichtlich  engem  Zusammenhange  mit  älteren,  in  sächsischen  Landen 
erhaltenen  Beschlägen  (s.  S.  3)  steht  dort  noch  eine  Gruppe,  als  deren 
Entstehungszeit  das  13.  Jahrhundert  gelten  muß.  Diese  Werke,  die  be- 
sonders in  der  Anordnung  der  Beschlagteile  eher  einer  primitiveren  Periode 
anzugehören  scheinen,  verraten  doch  in  manchen  Einzelheiten  den  Einfluß 
vom  Westen  kommender  Neuerungen. 

An  erster  Stelle  ist  der  Beschlag  an  der  Kirchtür  in  Wahren  bei 
Leipzig  zu  nennen  (Fig.  27,  S.  33).  Er  ist  in  einen  breiten,  seitlich  und 
oben  herumgeführten  Bortenteil  und  ein  wagrecht  und  senkrecht  geteiltes 
Mittelfeld  gegliedert.  Die  palmettenartig  wachsenden  Füllmotive  tragen  den 
Stempel  des  13.  Jahrhunderts,  während  Doppelhakenglieder  und  C-  und 
S-förmige  Gebilde  ebenso  wie  die  merkwürdige,  in  das  Beschlagmuster 
komponierte  figürliche  Darstellung  nicht  als  wesentlich  neue  Errungen- 
schaft für  die  sächsische  Schmiedekunst  jener  Zeit  gelten  können.  Auch 
die  Verzierung  der  Schienen  durch  eingehauene  Gräten-  und  Zickzack- 
muster fand  sich,  wie  erwähnt  wurde,  vorzugsweise  bei  älteren  Werken. 
Arbeiten  geringerer  und  weniger  origineller  Meister  sind  die  Beschläge 
an  den  Kirchtüren  in  Zwätzen  (Bezirk  Jena)  und  in   Waldkirchen. 

Gleichmäßig  horizontal  gegliedert  ist  der  Zivätzener  Beschlag.  Die 
Flächen  zwischen  den  kräftigen  Querschienen  sind  teils  mit  rosetten artigen 
Gebilden,  teils  mit  reihenweise  gegenübergestellten  Doppelhaken  oder 
sichelförmigen  Gliedern  gefüllt,  die  in  ihrer  Ausgestaltung  und  Anordnung 
an  die  Beschläge  in  Arnstein,  in  Mittelheim   u.  a.  0.  (s.  S.  6)   erinnern. 

An  der  Kirchtür  in  Waldkirchen  sind  die  Querschienen  des  Be- 
schlages teils  schlicht  über  die  Türfläche  geführt,  teils  sind  sie  auf  einer 
Seite  gekürzt  und  dann  durch  verzweigte  Endigungen  als  wachsend 
gekennzeichnet.  An  die  völlig  querende  obere  und  mittlere  Schiene  und 
vermutlich  ursprünglich  auch  an  die  untere  sind  beiderseits  als  Kreise 
zusammenschließende  Halbrunde  gelegt,  die  in  der  Regel  durch  Doppel- 
haken getrennt  sind  und  X-förraige  Glieder  einschließen.  Dieselben  Ele- 
mente sind  mit  geringfügigen  Aenderungen,  aber  ohne  erkennbare  Regel- 
mäßigkeit in  den  Zwischenräumen  der  übrigen  Schienen  verteilt. 

Die  Reihe  der  angeführten  deutschen  Beschlagbeispiele  des  13.  Jahr- 


Bescbl&ge,  Oesterreicb. 


huoderts  ließe  sich  für  Sachsen,  das  deren  besonders  viele  aufzuweisen 
bat.  und  auch  f(lr  die  westdeutschen  Gebiete  noch  wesentlich  vermehren, 
doch  von  höherem  Interesse  ist  die  Entwicklung  der  Beschläge  in  Oester- 
reich.     Eisenwerke,  die  mit  gleichzeitigen  französischen  und  englischen 


Fig,  «7.    TUrbeschlBg  in  Wahren.    S.  S2. 

Arbeiten  vei^leichbar  wären,  fehlen  in  Oesterreich  ganz  und  gar,  in  ihren 
Formen  sind  die  Schmiede  ein  Jahrhundert  zurückgeblieben.  Allein  die 
wenigen  erhaltenen  Beschläge  sind  stattlich,  und  Klarheit  und  Gesetz- 
■näSigkeit  der  Anordnung  zeichnet  sie  besonders  aus  vor  den  meisten 
sächsischen. 


34  13.  Jahrhundert. 

Die  dem  13.  Jahrhundert  angebörigea  oder  wenig  jängeren  Beschläge 
sind,  wie  die  sächsischen  durch  Querschienen  kräftig  gegliedert,  die  seitlich 
mit  stumpf  daran  stoßenden  Gebilden  besetzt  sind,  oder  deren  Zwiscfaea- 
HLume  mit  gleichmäßig  gereihten  Gliedern  gefüllt  sind.  Ein  sonst  auf 
deutschem  Bodea  nicht  nachweisbares  Motiv  findet  sich  an  der  äußeren 
Tür  des  Treppenhäuschens  der  Liebfrauenkirche  in  Wiener-Neustadt,  näm- 
lich eine  Ärkadenreihe,  deren  Oeffnungen  gefüllt  sind  mit  Figuren  in  Form 
der  heraldischen  Lilie  auf  der  Spitze  einer  Winkelschiene,  vei^leichbajr 
der  Kreuzblume  auf  «inem  GKebel.  Solche  Bogenstellungen  kommen  auch 
bei  alten  schwedischen  TUrbeschlägen  vor,  z.  B.  in  Skonherga  bei  Soder- 


Fig.  9S.    Tnifaenbe schlag  ans  St.  Denis.    Parti,  llui.  Canueti*!.    8.  SS. 

köping;  eine  Beziehung  zwischen  beiden  Beispielen  wird  man  jedoch 
schwerlich  annehmen  mögen. 

Das  Hauptschmu ckmotiv  bildet  die  heraldische  Lilienform,  teils  auch 
auf  Spitzen  von  Winkelschienen  gereiht,  bei  einem  schönen,  ehemals  in 
Piesting  (Niederösterreicb)  befindlichen  Beschlagwerke. 

Bei  dem  Beschläge  der  Basilika  in  Seckau,  dessen  Querschienen  in 
Doppelvoluten  endigen  und  von  S-fÖrmigen  Gliedern  gekreuzt  werden,  ist 
besonders  bemerkenswert  eine  die  Mitte  der  Tttr  senkrecht  überziehende, 
leicht  gewellte  Schiene,  aus  der  drei  lappige  Blätter  herauswachsen. 

Truhen-  KuTz  angefUhrt  sei   noch,   daS   reiche   Eisenbeschl^e  im  13.  Jahr- 

beschiage.  ]iUQ jgj-t  und  vermutlich  auch  schon  früher  nicht  für  Türen  allein  ausge- 
führt wurden.  Der  sichere  Schutz,  den  das  eiserne  Stab-  und  Ranken- 
werk dem  Holze  gegen  unerwünschte  Eingriffe  gewährte,  mußte  vor  allem 
auch   ftlr   die  Behälter   von  Wert  sein,   in   denen   man   zu  jener  Zeit  die 


TrabeDbeschläge.  35 


kostbarsten  BesitzstUche  verwahrte,  für  die  Truhen.  Die  wenigen  in 
Deutschland,  Frankreich  und  England  erhaltenen  Schatzkästen  jener  Zeit 
sind  ringsum  mit  kräftigen,  meist  quer  zur  Paserrichtung  des  Holzes 
gerichteten,  geraden  Schienen  hescblagen,  die  bald  von  sichelförmigen 
Gliedern  gekreuzt  sind  oder  aus  denen  in  Oegenttberstellung  Voluten 
herauswachsen  und  zwischen  denen  auch  ringförmige  oder  kreuzartige 
Teile  angeordnet  sind. 

Eine  französische  Truhe  dieser  Art  aus  der  Abtei  St.  Denis  (Fig.  28, 
S.''34)  befindet  sich  jetzt  in  Paris  im  Mus4e  Carnavalet;  sie  ist  das 
schönste  bekannte  Beispiel  dieser  Gruppe.  Eine  andere,  wenn  auch  dieser 
an  Schönheit  nachstehende,  etwa  gleichzeitige  französische  Truhe  besitzt 


F[g.  M.    Tmlienbescblag  ans  Herford,    Berlin,  Ktaulgtietrln-Mua.     S.  35. 

das  South  KensingtoQ-Museum  in  London.  Deutsche  ähnliche 
Arbeiten  werden  im  Kunstgewerbemuseum  in  Berlin  aus  der  Johannis- 
kirche  in  Serford  (Fig.  29,  S.  35),  im  Dommuseum  in  Trier  und  im 
Leibnizhause  in  Hannover  verwahrt.  Einen  verwandten  Truhentjpus 
aus  jüngerer  Zeit,  vermutlich  dem  14.  Jahrhundert,  besitzt  die  Gesell- 
schaft zur  Erhaltung  der  Denkmäler  im  Elsaß  in  Straßbttrg. 

Im  Anschluß  an  diese  Qruppe  möge  ein  in  der  Kunsthistorischen 
Sammlung  in  Innsbruck  befindlicher,  vielleicht  noch  dem  12.  Jahrhundert 
entstammender  Holzsarg  erwähnt  werden,  der  ebenfalls  durch  Eisenbeachläge 
von  besonderem  Reize  zusammengehalten  wird.  Der  mit  einem  Deckel 
in  Form  eines  Satteldaches  verschlossene  rechteckige  Kasten  ist  an  den 
Kanten  mit  Schienen  beschlagen,  die  durch  abgespaltene,  einfache  oder 
verdoppelte  Spiralschnörkel,  zum  Teil  an  längeren  Stielen,  bereichert  sind. 
Die  Kopf-  und  Fußplatte  sind  durch  Kreuze  und  der  Deckel  durch  ge- 
schmiedete, keck  aufgerichtete  TierkSpfe  mit  langen  Hörnern  ausgezeichnet. 


36  18.  Jahrhundert. 


Gitter.  Nur  klein  ist  die  Zahl  der  Gitter,  die  ihren  Formen  nach  als  typische 

Arbeiten  des  13.  Jahrhunderts  anzusehen  und  den  schönsten  Türbeschlägen 
als  ebenbürtige  Leistungen  an  die  Seite  gestellt  werden  können.  Nur 
Frankreich  und  England  können  sich  des  Besitzes  solcher  Werke 
rühmen,  und  das  hervorragendste  englische  Gitter,  das  an  Schönheit  auch 
von  einem  französischen  kaum  übertroflPen  wird,  wird  noch  wertvoller  da- 
durch, daß  es  das  einzige  erhaltene  Schmiedewerk  jener  Zeiten  überhaupt 
ist,  dessen  Meister  bekannt  ist,  und  über  das  sogar  eine  Urkunde  aussagt, 
für  welchen  Preis  es  hergestellt  wurde. 

Dieses  köstliche  Gitter  (Fig.  30,  S.  37),  das  man  im  19.  Jahrhundert 
bereits  einmal  als  „altes  Eisen"  verkaufen  wollte,  befindet  sich  in  der 
Westminsterabtei  zu  London  über  dem  Grabmal  der  Eleanor  von  Kastilien, 
und  der  Schöpfer  dieses  Kunstwerkes  war  Thomas  de  Leghtone,  das 
heißt  wohl  unzweifelhaft  der  Schmied  Thomas  von  Leighton-Buzeard^  wo 
noch  ein  dem  Gitter  durchaus  verwandter  Türbeschlag  (s.  S.  27)  erhalten 
ist.  Im  Jahre  1294  war  es  vollendet  und  nach  heutigem  Gelde  wurden 
etwa  4000  Mark  dafür  bezahlt.  Das,  Gitter  schwebt  leicht  vorgeneigt 
zwischen  zwei  Pfeilern  über  dem  Steinsarkophage;  bis  auf  den  Boden 
reichende  Eisenstützen  sind  nicht  vorhanden.  Man  hat  aber  die  Ver- 
mutung ausgesprochen,  daß  für  die  große  bezahlte  Summe  auch  vielleicht 
der  jetzt  freie  Raum  bis  zum  Boden  mit  einem  Gitter  geschmückt  ge- 
wesen sei.  Es  besteht  aus  elf  rechteckigen,  senkrecht  aneinanderstoßen- 
den Feldern,  die,  jedes  von  dem  anderen  abweichend,  an  einem  Mittel- 
schaft mit  aufsteigenden  Schneckenranken  oder  ähnlich  angeordneten 
Blattbündeln  geftOlt  sind.  Das  Schmiedewerk  jedes  Feldes  gleicht  also 
etwa  einem  reich  ausgestalteten  Beschlagbande.  Oben  und  unten  verbinden 
schlichte  Schienen  die  Teile.  Die  senkrechten  Mittel-  und  Trennungsschienen 
sind  zu  Dreizackspitzen  ausgeschmiedet,  die  zusammen  den  bekrönenden 
Abschluß  bilden.  Man  nimmt  an,  daß  diese  Domfortsätze  von  vornherein 
bestimmt  waren,  Lichter  zu  tragen,  und  eine  Reihe  jüngerer,  zweifellos 
für  diesen  Zweck  gefertigter  Gitterleuchter  (Herse)  scheinen  dieses  zu  be- 
stätigen. Der  Reiz  der  Linienführung  wird  auch  bei  diesem  wundervollen 
Werke  gesteigert  durch  die  in  allen  Teilen  durchgeführte  kräftige  Mo- 
dellierung. 

Ein  zweites,  etwa  gleichzeitig  mit  jenem  geschaffenes  Gitter  soll  sich 
in  derselben  Äbteikirche  am  Grabmal  König  Heinrichs  IIL  befunden  haben; 
als  sein  Verfertiger  wird  Henry  of  Lewes  genannt.  Weitere  Gitter, 
die  sich  in  den  Hauptformen  dem  am  Eleanorgrabmal  anschließen,  die 
aber  die  modellierende  Behandlung  vermissen  lassen,  sind  in  Malpas  und 
Icklingivorth  erhalten.  Andere  unter  dem  Einflüsse  des  Eleanorgitters 
entstandene  Beispiele  finden  sich  noch  in  Tinswell,  Ärborfield,  Santon, 
Filby  und  anderen  Orten. 


Gitter,  Frankreicli.  37 

Die  Mehrzahl  der  franzSsischenEisengitter  der  Zeit  bis  zum  13.  Jahr- 
hundert  wurde  bereits  kurz  besprochen,  es  erübrigt  nur  noch,  einige  in 
der  Art  der  AusfQhniDg  den  Notre- Dame-Beschlägen  nahestehenden  Ar- 
beiten den  etwa  gleichzeitigen  englischen  Meisterleistungen  gegentlberzu- 


Fig.  BO.    Gitter  in  der  Westin  in  steribtel  in  Loodon.    S.  3«. 

stellen.  Wie  schon  angedeutet  ist,  unterscheiden  sich  diese  in  der  Kathe- 
drale von  St.  Denis  und  in  Braine  bei  Soisson  erhalt«nen  Gitter  von  den 
früher  besprochenen  (französischen)  nicht  nur  durch  ihren  ungleich  voll- 
kommeneren Entwurf,   sondern  vor   allem  wieder  durch  die  ModelUerung 


38  13.  Jahrhundert. 


aller  Teile.  Das  reichste  dieser  nur  zum  Teil  erhaltenen  Gitter  befindet 
sich  in  St,  Denis^  es  ist  dem  Eleanorgitter  so  nahe  verwandt,  daß  man 
eine  direkte  Beziehung  zwischen  beiden  annehmen  muß. 

Mit  größter  Wahrscheinlichkeit  darf  man  annehmen,  daß  Thomas 
de  Leghtone  in  Frankreich  war  und  die  Erfindung  auch  des  englischen 
Gitters  auf  das  französische  Werk  zurückgeht;  der  von  englischer  Seite 
(Gardner)  gemachte  schwache  Versuch,  das  Abhängigkeitsverhältnis  um- 
zukehren, weil  man  allein  für  das  englische  Werk  den  Zeitpunkt  der 
Entstehung  kennt,  dürfte  wenig  Beifall  finden. 

Ebenso  wie  bei  dem  Eleanorgitter  wachsen  auch  bei  demjenigen  in 
St  Denis  aus  senkrechten  Schienen  die  Ranken  heraus  und  füllen  ein 
rechteckiges  Feld,  an  das  ohne  Unterbrechung  andere  gereiht  sind.  Hinter 
den  Rankenmustern  angebrachte  Stäbe  sind  allein  dazu  bestimmt,  dem 
Ganzen  eine  größere  Festigkeit  zu  verleihen. 

Nur  wenig  diesem  an  Reichtum  nachstehend  ist  ein  zweites  in  St.  Denis 
verwahrtes  Gitter.  Von  jenem  unterscheidet  es  sich  in  der  Konstruktion 
besonders  dadurch,  daß  die  Ranken  nicht  in  Verbindung  mit  geraden 
Schienen  gebracht  sind;  allein  kräftige  Bunde  halten  die  in  einen  recht- 
eckigen Raum  komponierten  Teile  zusammen.  Die  Ranken  und  Blätter 
sind  ferner  nicht  der  unendlich  sorgsamen  Detailbehandlung  unterworfen ; 
einen  reizvollen  Wechsel  von  Licht  und  Schatten  hat  man  bei  den  Ranken 
durch  ein  herzförmiges,  mit  der  Spitze  nach  vorn  gekehrtes  Profil  erreicht. 

Das  am  wenigsten  prunkvolle  Gitter  dieser  Gruppe  ist  das  in  St.  Ived 
in  Brainc,  Im  Aufbau  nimmt  es  eine  Mittelstellung  zwischen  den  ge- 
nannten ein ;  die  Ranken  wachsen  nicht  aus  senkrechten  Schienen  heraus, 
aber  sie  sind  durch  solche  in  senkrechte  Felder  geschieden  und  durch 
Bunde  daran  befestigt.  Auch  sind  im  Gegensatz  zu  den  vorherbesprochenen 
Gittern  bei  diesem  die  Ranken  über  die  Breitseite  und  nicht  über  die 
hohe  Kante  gebogen,  also  in  der  Art,  die  auch  bei  den  einfacheren  Grund- 
mustergittern jener  Zeit  zumeist  angewendet  wurde. 

Daß  im  13.  Jahrhundert  auch  Eisengitter  für  die  großen  Fenster- 
rosen der  Kirchen  (Dijon,  Paris  etc.)  ausgeführt  wurden,  sei  wenigstens 
erwähnt. 

Geräte.  Bei  den  bisher  betrachteten  Eisenarbeiten  war  in  bald  größerem,  bald 

geringerem  Maße  die  schutzverleihende  Festigkeit  für  die  Verwendung 
des  an  sich  wenig  kostbaren  Metalles  ausschlaggebend  gewesen,  eine 
kleine  Gruppe  französischer  Werke  läßt  aber  erkennen,  daß  man  im 
13.  Jahrhundert  das  geschmiedete  Eisen  auch  bereits  aus  überwiegend 
künstlerischen  Gründen  anderen  Stoffen  vorzog.  Als  Beispiele  dafür  ist 
zuerst  ein  in  Noyon  erhaltener  Ständer  für  die  Osterkerze  anzuführen  (Fig.  31, 
S.  39);   ein  köstliches  Dokument  für   die  gewaltige  Kunsthöhe  der  Zeit. 


Geiste,  Frankreich. 

Dieser  .^oße    Standleuchter, 
.  der    sich  im  Hospital  jener  Stadt 

befindet,   gleicht  in   seiner  Arbeit  ^j 

dem     Notre-Dame-Beschlage    und  pH 

dem  reichsten  Gitter  in  St.  Denis.  ^^ 

Er  ruht  auf  drei  aus  Stabbtludeln 
gebildeten  Füßen,  die  untereinan- 
der durch  überleitende  Blattvolu- 
ten verbunden  und  durch  Blätter 
und  Fröchte,  die  aus  den  einzelnen 
Stäben  herauswachsen,  bereichert 
sind.  Auch  der  Schaft  ist  aus 
einem  lockeren  Stabbündel  ge- 
bildet, kräftige  Bunde  gliedern 
ihn.  An  den  Knotenpunkten  sprießt 
Blattwerk  hervor  und  Getier  be- 
lebt die  einzelnen  Stäbe.  Ein 
BiDtenbfischel  bildet  um  den  Dom 
für  die  Kerze  den  reichen  Ab- 
schluS.  . 

Von  einem  formverwandten, 
auch  hervorragend  schönen  ge- 
schmiedeten Kaminbocke  des 
13.  Jahrhunderts,  der  sich  ehe- 
mals in  Vezelay  befunden  haben 
soll ,  gibt  Yiollet-le-Duc  in 
seinem  Dict.  du  mobilier  S.  139 
eine  Abbildung.  .^rJKd^^ 

Ein  sehr  viel  einfacheres, 
durch  die  Kraft  seiner  Formen 
immer  noch  hervorragendes  fran- 
zösisches Schmiedewerk  dieser 
Art  und  Zeit  ist  ein  Lesepult  in 
der  Kirche  St.  Martin  in  Brives. 
Auch  dieses  ruht  auf  drei  ge- 
bogenen Fußen,  auf  denen  phan- 
tastische Bestien  lagern.  Der 
Bdndelschaft  ist,  mit  Ausnahme 
des  mittleren,  reicher  gestalteten, 
durch  schlichte  Knäufe  gegliedert. 

Die   obere  Bekrönung  bilden  vier         „  "■*■  '^- 

,        ,    ,  .  ,.  ,       rn-     ,        ^  Osterkerzenl«ncliter  ig  Novon,  HospiUl. 

langhalsige,   dicke  Tierköpfe.  s.  ss. 


40  13.  Jahrhundert. 


Eine  Reihe  durch  besondere  Kunstformen  nicht  ausgezeichneter  eiserner 
Stehpulte  und  Klappstühle  mit  Ledersitz  sind  außerdem  aus  dem  13.  Jahr- 
hundert erhalten,  darauf  sei  nur  hingewiesen. 

Nur  eine  das  französische  Kunstschaffen  jener  Zeit  glänzend  belegende 
Gruppe  von  Eisenarbeiten  bedarf  noch  einer  kurzen  Betrachtung,  die 
Hostieneisen,  die  keine  Zeit  und  kein  Land  später  in  ähnlicher  Schön- 
heit hervorgebracht  hat.  Diese  Hostieneisen  haben  bekanntlich  die  Form 
von  Zangen  mit  großen  rechteckigen  oder  runden  ebenen,  gegeneinander 
schließenden  Backen,  in  deren  vertiefte  Darstellung  der  dazwischen  ge- 
brachte Teig  gepreßt  und  von  den  erhitzten  Eisen  gebacken  wird. 

In  die  eine,  selten  in  beide  Backenflächen  dieser,  einen  Plattendurch- 
messer von  etwa  25  Zentimeter  erreichenden  Geräte  wurden  bisweilen 
Szenen  mit  zahlreichen  Figuren  in  vertieftem  (negativ)  Relief  eingegraben, 
in  gleicher  Weise  wie  es  heute  noch  bei  Petschaften,  Münzstempeln  und 
ähnlichen  Gegenständen  geschieht.  Diese  ohne  Erwärmung  des  Metalles 
ausgeführte  Arbeit  wird  als  „Schneiden*  oder  „Metallschnitt*  bezeichnet 
und  geschieht  mit  Hilfe  von  Grabsticheln  und  kleinen,  Punzen  genannten 
Meißeln  verschiedenster  Form.  Bei  den  großen,  früher  betrachteten  Eisen- 
werken wird  von  dieser  Technik  nur  ausnahmsweise  Gebrauch  gemacht 
sein,  im  allgemeinen  suchte  der  Schmied  offenbar  seinen  Stolz  darin,  alle 
die  kleinen  und  feinen  Formen  durch  Hämmern  am  erhitzten  Eisen  her- 
vorzubringen, sofern  er  sich  nicht,  wie  bei  den  meisten  durch  Modellierung 
bereicherten  Werken,  der  Gesenke*  bediente. 

Diese,  sicher  schon  seit  dem  9.  Jahrhundert  zur  Herstellung  der 
Hostien  gebrauchten  Eisengeräte  sind  in  größerer  Anzahl  aus  dem  13.  Jahr- 
hundert erhalten.  In  der  Regel  freilich  ist  die  nur  auf  einer  der  Backen 
eingeschnittene  Zeichnung  einfach,  man  beschränkte  sich  auf  das  Mono- 
gramm Christi  oder  eine  heraldische  Lilie.  Unter  den  figürlichen  Szenen 
wird  die  Kreuzigungsdarstellung  bevorzugt,  daneben  kommen  vor  Dar- 
stellungen der  Auferstehung,  Christus  als  Majestas  Domini,  die  Geburts- 
darstellung, selten  die  Kreuztragung  Christi  u.  a.  m. 

Die  schönste  erhaltene  Arbeit  dieser  Art  besitzt  wohl  das  Cluny- 
Museum  in  Paris,  Beide  Backenflächen  weisen  zahlreiche  Figuren  auf. 
In  der  Mitte  ist  beiderseits  Christus  dargestellt;  in  den  Feldern  ringsum 
sind  in  einem  Falle  die  zwölf  Apostel,  im  anderen  sechs  Szenen  aus  dem 
Leben  Christi  eingeschnitten. 


Baubeschlagteile,  Italien.  41 


Vierzehntes  und  fiin&elmtes  Jalirlinndert. 

Die  Schmiedeisenarbeiten  aus  der  Zeit  des  14.  bis  zum  Beginn  des 
16.  Jahrhunderts  bilden  ihrem  Formcharakter  nach  eine  Gruppe,  die  zweck- 
mäßig ungeteilt  zu  betrachten  ist. 

In    den  Ländern  nordwärts   der  Alpen  ist   das   14.  Jahrhundert    für 
die  Schmiedekunst  eine  Zeit  des  Stillstandes  oder  gar  des  Bückschreitens 
und   Arbeiten    aus   dieser   Zeit  sind   seltener.     Zwar   üben   die   Schmiede 
emsig   ihr  Handwerk  weiter,   doch  hervorragende  Leistungen  sind  nur  in 
geringer  Zahl  zu  verzeichnen,  erst  das  folgende  Jahrhundert  bringt  einen 
erneuten   Aufschwung.      Die    Arbeitsweise    der    Schmiede    änderte    sich. 
Wenn    auch  weiter  ebenso  wie  vorher  die  grobe  Formung   der  Eisenteile 
in   erhitztem  Zustande  vorgenommen  wurde,   so  wurde   doch  die  Gestalt 
der  Eisenformen  in   der   Begel  jetzt   mit  Meißeln  und  Feilen   am  kalten 
Metalle  hervorgebracht.    Die  Technik  folgte  dem  nach  eleganter  Zierlich- 
keit  und  Leichtigkeit  strebenden  Geschmacke;   dasselbe   gilt  ja  von   der 
gesamten  Kunst  jener  Zeit,  nicht  zum  wenigsten  von  der  Architektur.    Eine 
stärkere  Beeinflussung   der  Schmiedekunst  vom  Süden,   die  von  verschie- 
denen Seiten  für  diese  Zeit  angenommen  ist,  läßt  sich  kaum  nachweisen ; 
gewisse  Verwandtschaftlichkeit  in  den  Formen  der  nordeuropäischen  und 
italienischen  Schmiede  dürften  auf  gleiche  Quellen  —  die  Architektur  — , 
aber  selten   auf  direkte  Abhängigkeit  zurückzuführen  sein.     Die  Arbeits- 
gebiete der  Schmiede  blieben  in  den  genannten  Ländern  im  wesentlichen 
dieselben  vne  in  den  Jahrhunderten  vorher,   in  erster  Linie  waren  weiter 
ihre  Hauptaufgaben  die  Gitter  und  die  Beschläge  der  Türen  und  Möbel. 
Konnte   aber  bei  Betrachtung   der  früheren  Jahrhunderte   von  einer 
italienischen  Schmiedekunst  kaum  gesprochen  werden,  so  ändert  sich  das 
mit   dem    14.  Jahrhundert  völlig,   Italien  tritt  mit  seinen  eigenartigen 
Leistungen   aus  jener  Zeit  in   den  Vordergrund  des  Interesses.     Ein  der 
deutschen   und  französischen   Schmiedeisenkunst   an   Umfang  und  künst- 
lerischer Kraft  völlig  gleichwertiges  Schaflfen  blieb  zwar  dem  Süden  über- 
haupt versagt,   aber  eine  Reihe  von  Werken  wird  immer   zu   den  eigen- 
artigsten und  schönsten  dieses  Kunstzweiges  gerechnet  werden  müssen. 

In  Toskana  und  Oberitalien,  den  Landschaften,  in  denen  die  neuere 
italienische  Kunst  zu  ihrer  Höhe  heranreifte,  sind  auch  die  meisten  und 
besten  Schmiedewerke  entstanden.  Beziehungen  zu  den  nördlichen  Län- 
dern, besonders  wie  schon  früher  erwähnt  wurde,  zu  Frankreich,  sind 
ebenso  wie  auf  anderen  Gebieten  der  Kunst  nicht  ohne  Einfluß  auf 
Technik  und  Formgebung  geblieben,  allein  andere  Natur-  und  Kultur- 
verhältnisse  haben   die   Schmiede   ItaUens   doch   zumeist   in   der  Zweck- 


42  14.  und  15.  Jahrhundert. 

bestimmung  und   im   Formcharakter  andere  Wege   gefuhrt,   wie   sie    die 
Eisenkünstler  der  nördlichen  Länder  eingeschlagen  hatten. 

Zur  Verherrlichung  der  Gotteshäuser  entstanden  im  Norden  fast 
allein  hervorragende  Schmiedewerke,  aadei's  in  Italien;  zu  der  fröhlichen 
Farbenpracht  der  mit  Marmor  inkrustierten  Kirchen  würde  hier  die  ernste 
Art  des  Schmiedeisens  vielleicht  weniger  gestimmt  haben.  Die  Schniiede- 
kunst  Italiens  entwickelt  sich  Hand  in  Hand  mit  dem  EmporblUhen  der 
politischen  Macht  und  der  zunehmenden  Wohlhabenheit,  die  sich  äußerte 
im  Errichten  trutzig-monumentaler  Palastbauten,  mit  denen  zugleich  sich 
das  nach  neuen  künstlerischen  Ausdruckmitteln  ringende  Bedürfnis  ein- 
stellte, das  die  Schmiede  für  einige  Jahrhunderte  in  erster  Linie  be- 
schäftigen sollte. 
Bau-  Noch   heute   begegnet  man   auf  Schritt  und  Tritt   besonders   in   den 

"uut^  toskanischen  Städten  an  den  alten  festungsartigen  Wohnbauten  der  Nobili 


und  an  den  mächtigen  turmbewehrten  munizipalen  Residenzen  ReLhea 
eiserner  Fassadenzieraie ,  Ober  deren  praktische  Bedeutung  man  in  der 
Regel  durch  die  fortbestehende  Verwendung  bald  aufgeklärt  wird. 


Baubeacblogtflile,  Italien.       '  43 


Id   greifbarer  Höhe   rom  Boden   bemerkt  man   zunächst  wenig  vor- 
tretende  aufgebogene  Eisen,    die   unten   einen  beweglichen  Ring  tragen; 
ihre  Bestimmung  war  und  ist  es  bis  heute  geblieben,  die  Zug-  und  Reittiere 
daran  zu  befestigen.   In  einfachsten,  aber  fast  stetig  wechselnden  Formen 
finden  sie  sich  bereits  in  großer  Zahl  an  den  Palastbauten  des  13.  Jahr- 
hunderts.    Die  obere   freie  Endigung  ist  meist  mit  wenigen  kräftigen 
Hamm  erschlagen   und   Mieißelhieben   zu    einem  phantastischen  Kopfe  ge- 
staltet  und   einfachste,   mit  Meißeln   oder   kräftigen   Punzen   eingehauene 
Musterung    ziert    ihre    Flächen.     Doch 
schon    bald   wurde    die   Ausschmückung 
sorgfaltiger    durchgeführt ,    die    Haken- 
kSpfe     wurden     reicher     gestaltet     und 
lebendiger     wurde     der     Schmuck     des 
Halses.     Es  entstanden  Bitdungen,    wie 
sie    den  Beschauer  in  Florenz  am    Pa- 
lazzo  Vecchio   und   am   Bai^ello   (beide 
aus     dem     13.   Jahrhundert)     erfreuen. 
Andere  Kisenhaken  ragen  in  den  oberen 
Stockwerken  neben  den  Fenstern  heraus; 
sie    sind   meist  leichter  gestaltet,  treten 
weiter    vor    wie    die    Sockelhaken    und 
tragen    am    vorderen   Ende    einen  Ring 
an    lai^em    Stiele.      Wenn     auch    ihre 
eigentliche   Bestimmung    nicht    unzwei- 
deutig feststeht,   so  darf  man  doch  an- 
nehmen,   daß    sie    hauptsächlich     dazu 
dienen    sollten,    bei   festlichen  Gelegen- 
heiten    auf     durchgezf^enen     Stangen 
Teppiche    zu    tri^en,    oder   in    anderen 
Fällen  auch   Tücher   zum  Schutz  gegen 
die    sengenden    Strahlen   der    sDdlichen 
Sonne. 

Neben  diesen  Hakenbildungen  ge- 
hören zur  Eisenausstattung  der  Palast- 
fassaden schon  früh  die  Fahnen-  und 
Fackelbalter  und  die  PechkranzkSrbe ; 
einige  Beispiele  aus  dem  14.  Jahrhundert 

sind  erhalten.  Angeblich  hatten  -nur  ire-  Fig  m.  Laterne  »mPHi.  stroMi 

wisse  angesehene  Familien  ursprfingbcb 

das  Recht,  ihre  Gebäude  von  außen  durch  Fackeln  und  Feuerkörbe,  die  zu- 
gleich auftreten,  zu  beleuchten,  anderen  weniger  angesehenen  scheint  . . . 
die  Beleuchtung  der  Zinnen  des  Gebäudes  gestattet  gewesen  zu  sein  ..." 


44  14-  >ii«l  13'  Jahrhundert. 

(Steche,  Ueber  Kleinwerke  italienischer  Schmiedekunst,  Kunst  und  Ge- 
werbe (Schorn)  1881  S.  68).     Die  einfachsten,  aus  Oese  und  darüber  an- 
gebrachtem  Ringe   gebildeten  Fackelhalter   wurden   im    15.  Jahrhundert 
mehr   und   mehr   bereichert  und  an  die  Stelle   der  schlichten  Pechkranz- 
körbe traten  mehrfach  aufs  kunstvollste  gestaltete  Laternen.   Köstlich  ist 
die  Reihe  der  zwölf  zugleich  die  Fferdehaken  ersetzenden  Fackelhalter  von 
mehr  als    l'/>  Meter  Höhe  am  Palazzo  del  Podesta  in  ^o^o^nn  (1485  bis 
1500).     Doch   der  Höbepunkt  des  Könnens 
der  italienischen  Schmiede  war  daran  noch 
nicht  erreicht.  Die  Schöpfung  des  Florentiner 
Meisters    Niccolo    Grosso,    genannt    Ca- 
parra,  bilden  den  Mittelpunkt  im  gesamten 
italienischen  Kunstschaffen  dieser  Art;    von 
seiner  Hand  entstanden  die  Eisenkunstwerke 
am  Palazzo  Strozzi  in  Florenz,  an  die  sich 
die  gleichartigen  Arbeiten  am  Palazzo  Gua- 
dagni    (Fig.  32 ,    S.  42)    und    am    Palazzo 
Riccardi  anlehnen. 

Der  Palazzo  Strozzi  ist  an  seinen  drei 
freiliegenden  Seiten   am  Sockel  mit  Reihen 
kraftvoll  einfacher  Fackelhalter  besetzt.  Nur 
fUr   die   vier  Ecken  des   Palastes    sind   Ge- 
bilde   gleicher   Bestimmung   von  Caparra 
geschaffen,   die  alle  früheren  Werke  dieser 
Art  an  Erfind ungsreichtum  und  technischer 
Meisterschaft  unendlich  übertreffen  (Fig.  33, 
S.  42).  Ein  aufragender  geflügelter  Dracben- 
leib   mit   weiblichem   Kopf   ruht    auf   einer 
reichgegliederten  Konsole,    Über  die  hinten 
der  kräftige  Ring   gelagert  ist.     Als  Höhe 
dieser  Prachtstücke   werden   88  Zentimeter, 
als    Ringdurchmesser    41  Zentimeter   ange- 
geben.     An   Schönheit   wetteifern   mit   diesen    Fackelhaltem    Caparras 
Laternen  an  demselben  Palaste  (Fig.  34,  S.  43);  nicht  im  heutigen  Sinne 
ind    es   Laternen,     durch    einen    gerade    aufstrebenden    Mitteldom    und 
nen   Kranz   schlanker,  kühn   auswärtsgebogener  Bekrönungszacken  sind 
e  als  Pechkranzkörbe  gekennzeichnet.    Als  Trageglied  ist  wiederum  die 
Konsole  verwendet;  vom  auf  ballusterartigem  Zwischengliede  erhebt  sich 
in    Form    eines    sechsseitigen    Rundtempelchens    der   Laternenkörper   mit 
seiner  Zackenkrone  und  den  Mondsicheln  des  Strozziwappens. 

Man  hat  von  diesen  Arbeiten  Caparras  gesagt,  sie  entsprächen  der 
Schmiedetechnik  nicht  sonderlich,     Semper  sagt,    es  seien  »nicht  mehr 


Gitter,  Italien.  45 


^anz  schmiedeeiseme  Zierden*',  Steche  sagt  (a.  a.  0.)  von  der  Laterne, 
daß  sie  «in  ihrem  oberen  Teile  als  Nachbildung  einer  vollständigen 
Architektur  im  kleinen  nichts  mehr  mit  der  Schmiedetechnik  zu  schaffen 
hat,  sondern  dem  Gußstil  angehört **.  Solche  engherzig  befangenen,  theo- 
retischen Grübeleien  entsprungenen  Urteile,  die  sich  leicht  vermehren 
ließen ,  wird  heute  niemand  mehr  teilen ;  was  sich  in  einem  bestimmten 
Materiale  ausführen  läßt,  kann  unmöglich  seiner  Eigenart  zuwider,  wohl 
aber  unzweckmäßig  oder  häßlich  sein.  Voll  und  ganz  und  ohne  jede 
Einschränkung  schätzen  wir  diese  Leistungen  eines  der  größten  Schmiede- 
künstler. Und  dieser  Meister  war  sich  seines  Könnens  ganz  bewußt,  das 
bezeugt  der  italienische  Künstlerbiograph  Vasari,  der  durch  mancherlei 
Angaben  die  Persönlichkeit  dieses  seltsamen  Mannes  kennzeichnet. 

Caparras  Schmiedeisenwerke  am  Strozzipalaste  sind  die  typischen 
Repräsentanten  der  gleichartigen,  ums  Jahr  1500  in  Florenz  entstandenen 
Arbeiten,  wie  sie  sich  außer  an  den  angeführten  Palästen  beispielsweise 
noch  finden  am  Palazzo  Gondi,  am  Palazzo  Roselli  del  Turco  (Fig.  35, 
S.  44)  u.  a.  m.  Solchen  Werken  gegenüber  sind  die  gleichzeitigen  im 
Norden  vorkommenden,  nicht  selten  vortrefflichen  Hausanker  doch  nur 
von  geringer  Bedeutung. 

Die  Gitterschmiedekunst  Italiens  gewinnt  erhöhtes  Interesse  auch  noch    bitter. 
dadurch,   daß  uns  bei  einer  Reihe  noch  im  14.  Jahrhundert  entstandener 
und  zum  Teil  erhaltener  Werke  die  Namen  der  Meister  und  die  Zeit  der 
Herstellung  tiberliefert  ist. 

Die  Kunstform  der  Gitter  wird  im  14.  und  15.  Jahrhundert  von  einem 
Typ  beherrscht,  dessen  einfaches  Schema  die  Meister  doch  stets  neu  und 
eigenartig  auszugestalten  wußten  und  dessen  Leitmotiv,  wohl  sicherlich 
im  Anschluß  an  die  älteren  französischen  Vorbüder  (s.  S.  20),  der  Vier- 
paß ist. 

Die  älteste  italienische  Form  dieser  Gitterart  ist  in  der  Abbildung 
auf  Seite  46  wiedergegeben;  das  vermutlich  ehemals  vergoldete  Gitter 
befindet  sich  in  der  Markuskirche  in  Venedig  und  dürfte  ums  Jahr  1300 
entstanden  sein.  Diesem  verwandt  ist  ein  Gitter  in  Santo  Stefano  in 
Venedig  und  das  Gitter  am  Grabmal  der  Skaliger  in  Verona^  das  von 
Bovinio  di  Campilione  1380  ausgeführt  wurde  (Fig.  37,  S.  47). 

Gemeinsam  diesen  Gittern  ist  die  ungegliederte  Aneinanderfügung 
der  zu  einem  Stück  verschweißten  Vierpässe,  in  denen  höchstens,  wie  bei 
dem  Gitter  der  Skaligergräber ,  das  Füllmotiv  —  in  diesem  Falle  das 
Wappenzeichen  der  Skaliger,  die  Leiter  —  mit  kräftigen  Nieten  befestigt 
ist.  Die  Umrahmung  ist  äußerst  einfach  und  den  oberen  Abschluß  bildet 
eine  Zackenreihe. 

Neben  diesen  Gitterwerken  einfacher  Art  entstehen  schon  im  14.  Jahr- 


46  14.  und  15.  Jahrhundert 

hundert  in  manchen  Einzelheiten  bereicherte.  Man  begann  die  Pässe  einzeln 
oder  in  Gruppen  durch  Stäbe  zu  trennen,  die  durch  Vernieten  ungleich 
breiter  Eisen  profiliert  erscheinen  und  die  mit  Zahnschnittkanten,  gewun- 
denen Bändern,  Rosetten  oder  Knöpfen  weiter  ausgeschmückt  wurden.  Für 
die  Schönheit  der  Wirkung  bestimmend  wurde  insbesondere  ein  hiDZu- 
gefngter  breiter,  zumeist  aus  Blech  ausgehauener,  reich  omameatierter 
oberer  Fries.  Diese  Gliederung  wurde  im  großen  und  ganzen  auch  im 
15.  Jahrhundert  beibehalten ;  daß  auch  die  Paßglieder  oft  bei  den  jOngeren 
Arbeiten  reicher  ausgestaltet  wurden,  möge  nicht  unerwähnt  bleiben. 


Fig.  W.    ßitter,  VensiliB.  San  Murco.    S.  4E. 

Werke  der  gekennzeichneten  Art  aus  dem  14.  Jahrhundert  sind 
z.';B.  dos  im  Dome  zu  Oriieto  befindliche  mit  der  Inschrift:  ,Conte 
Lelli  de  Senis  me  fecit,  Ann.  1387",  dann  das  ebenfalls  bezeichnete, 
von  Giovanni  Cristoro  im  Jahre  1348  vollendete  Gitter  im  Dome  zu 
Prato,  das  Gitter  vom  Jahre  1371  in  Santa  Croce  in  Florenz  (Fig.  38,  S.  48), 
das  noch  besondere  ausgezeichnet  ist  durch  die  in  reichster,  fensterartiger 
Maßwerkteilung  ausgeführte  Tür  (Fig.  39,  S.  49).  Wohl  um  die  Wende 
vom  14.  zum  15.  Jahrhundert  dürfte  das  Gitter  in  Santa  Trinita  in  Florette 
(Fig.  40,  S.  50^  und  das  Gitter  an  der  äußeren  Kapelle  des  Palazzo  Publico 
in  Siena  (Fig.  41,  S.  51)  entstanden  sein. 

lieber  Sieneser  Meister  und  ihre  Gitterarbeiteu  geben  weiter  urkund- 
liche Notizen  Auskunft.  Bertino  di  Piero  aus  Ronen  fertigte  in  den 
Jahren  1384,  1387  und  1388  mehrere  Gitterstücke  für  den  Dom.  Andrea 
d  i  Sano  lieferte  1392  für  den  Dom  ein  kleines  Gitter  (graticola)  und  1402 
wird  angegeben,  daß  Jacomo  di  Giovanni  ein  Gitterwerk  för  die  Kanzel 


Gitter,  ItAÜes. 


dieses  Oottesli&uses  lieferte.    Die  Critterarbeiten  für  die  Kapelle  des  Palazzo 
E*nblico    in  Siena  wurden  1436   von   Niccolo   di  Paolo  begonnen   und 


Fig.  ST.    Qicter  aa  den  Skaligergräbsm  in  Verona.    B.  iB. 

Dach  seinem  Tode  von  Oiacomo  di  Vita  und  dessen  Sobne  Giovanni 
di  Vita  im  Jahre  1445  vollendet.  Ebenfalls  dem  15.  Jahrhundert  gehört 
das  schöne  Gitter  im  Palazzo  dei  Diavoli  in  Siena  an. 


48  14.  und  15.  Jahrhundert. 

Zahlreich  Snden  sich  auch  seit  dem  14.  Jahrhundert  an  den  italieDi- 
schen  Palästen  zumeist  einfache,  aus  gekreuzten  Stäben  gebildete  Fenster- 
gitter. 

Ueberaus  kunstreich  gestaltet  sind  vielfach  die  auch  nicht  seltenen 
schmiedeisemen  Oberlichtgitter. 

Mit    den  Gitterwerken   des    14.  Jahrhunderts   in  Italien   können  sich 


Fig-  S8-    tiltler  in  Santa  l'roce  In  Florenz.    S.  ifl. 

nur  wenige  gleichzeitige  in  Deutschland,  Frankreich  und  England  er- 
haltene messen,  im  15.  Jahrhundert  wird  abev  die  Ueberlegenheit  des 
Südens  bereits  wieder  ausgeglichen.  Immerbin  sind  auch  die  Leistungen 
der  Gitterschmiede  des  14.  Jahrhunderts  in  den  nördlichen  Ländern  be- 
deutsam genug,  um  neben  den  jüngeren  Werken  etwas  näher  betrachtet 
zu  werden. 

Am  spärlichsten  sind  Gitter  des  14.  Jahrhunderts  in  Deutschland 


Gitter,  Deutechl&nd.  49 

erhalten.  Ein  wahrscheinlich  dem  Anfange  dieses  Säkulums  angehöriges 
sehr  merkwürdiges  Werk  befindet  sich  in  der  Marienkirche  in  Wismar 
und  umgibt  den  Bronzetaufkessel. 

Auf  einem  von  Klauenftlfien  getragenen  Ringe  sind  senkrechte  Stäbe 
angeordnet,  die  ebenso  wie  der  obere  Abschlußring  mit  tauartig  gewun- 
denem und  durch  Knoten  gegliedertem  Eisenwerk  umflochten  sind.     Das 


Flg.  9B.    Gitter  in  Santa  Croce  in  Florenz,    S.  la. 

Plecht-  und  Knotenmotiv  ist  in  der  alten  Schmiedekunst  häu6ger,  z.  B. 
auch  bei  Türringen  verwendet;  in  dem  Umfange  und  mit  ähnlichem  Ge- 
schick wie  bei  dem  Gitter  in  Wismar  kommt  es  nicht  mehr  vor,  und 
man  wundert  sich  nicht,  daß  auch  bei  diesem  Werke  der  Sage  nach  der 
Teufel  dem  Schmiede  seine  Hilfe  gewährt  hat. 

Obschon  anzunehmen  ist,  daß  auch  in  anderen  großen  Kirchen,  die  im 
U.  Jahrhundert  besonders  im  Norden  Deutschlands  entstanden,  Eisengitter 

Liier,  Unedle  Hetalle.  4 


50  14.  und  Id.  Jahrhundert. 

nicht  völlig  fehlten,  erhalten  geblieben  ist  von  bemerkenswerten  Arbeiten 
dieser  Zeit  nur  ein  schönes  Abschlußgitter  in  der  Ereuzhapelle  auf  SchJoji 
Karlstein  bei  Prag,  das  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  erbaut  wurde. 
Dieses  Gitter  ist  in  seinem  unteren  Hauptteile  aus  schlichten,  schräg  ge- 
kreuzten Stäben  gebildet,  die  oben  durch  einen  breiten,  wenig  verzierten 
AbschluBstreifen  zusammengehalten  werden.  Von  höherer  künstlerischer 
Bedeutung  ist  der  schöne  Aufsatz  darüber;  auf  kurzen  Stäben  erhebt  sich 
ein  großer  Spitzbogen,  dessen  FuBpunkte  mit  den  Seitenwänden  durch 
wagrechte  Schienen   verbunden   sind.     Dieses   Eisengerippe   ist   dann  mit 


Fig.  40.    Gitter  in  Santa  Trlnita  in  Florenz.    S.  4S. 

einer   höchst  geschmackvollen,    aus   unten    offenen  Maßwerkgliedem   ge- 
bildeten Behangborte  ausgestattet. 

Aehnliche  Schmuckmotive,  wie  sie  dieses  Gitter  aufweist,  finden  sich 
auch  bei  den  meisten  deutschen  Gittern  des  15.  Jahrhunderts,  besonders 
bei  den  zahlreichen  größeren  Gittern  in  den  Kirchen  Westdeutschlands. 
In  Mittel-  und  Norddeutscbl&nd  sind  überhaupt  bemerkenswerte  Eisen- 
gitter auch  im  15.  Jahrhundert  kaum  erhalten,  freilich  das  vielleicht 
großartigste  Werk  der  deutschen  Schmied  eis enkunst  jener  Zeit  be  wundem 
wir  im  Dome  zu  Magdeburg,  aber  es  steht  vereinzelt  im  Lande  (Ab- 
bildung in:  E.  Flottwell,  Mittelalterliche  Bau-  und  Eunstdenkmaler  in 
Magdeburg.     Magdeburg  1891).     Aufs   reichste   entfaltete   sich   auch  die 


Gitter,  Deutschland.  5X 

Oitterschmiedekunst  in  diesem  Jahrhunderte  im  stldöstlicben  Deutschland, 
es  entstanden  dort  zahlreiche,   zumeist   zwar   kleinere  Werke,    besonders 


Gitter  für  Sakramentshäuschen ,  die  den  köstlichen  Beschlagarbeiten,  von 
denen  noch  zu  sprechen  ist,  würdig  zur  Seite  stehen. 

Das   hervorragendste   deutsche   Eisengitter,   das  im   Jahre  1498   als 
Abschluß  für  die  Bischof-Ernst'Kapelle  im  Magdeburger  Dome  vollendet 


52  14*  ^u^cl  15.  Jahrhundert. 


wurde,  möge  zuerst  etwas  näher  betrachtet  werden.  Das  mächtige,  etwa 
15  m  breite  und  6  m  hohe  Gitter  zeugt  in  allen  Teilen  von  einer  Er- 
findungsfreudigkeit und  einer  Sorgsamkeit  und  Solidität  der  Arbeit,  die 
schwerlich  zu  überbieten  sind.  Der  Zusammenbau  der  Teile  ist  ähn- 
lich, wie  etwa  der  Tischler  ein  solches  Werk  aus  Holz  konstruiert 
haben  würde.  Neun  durch  Querriegel  und  ein  kräftiges  Hauptgesims 
untereinander  verbundene  Pfosten  bilden  das  Gerüst,  die  Umrahmung 
der  aus  gekreuzten  Stäben  gebildeten  GitterfUllungen.  Das  ganze  Rahmen- 
werk, dessen  senkrechte  Stäbe  teils  vom,  teils  auf  der  Rückseite  durch 
kräftige  Dreikantschienen  und  gewimdene  Dienste  verstärkt  wird,  besteht 
der  Dicke  nach  aus  drei  Lagen,  die  durch  wechselsweises  Uebereinander- 
greifen  überaus  feste  Eckverbände  ermöglichen.  Die  beiden  äußeren 
Lagen  sind  breiter  als  die  mittlere,  so  daß  Nuten  entstehen,  in  die  die 
Gitterfüllungen  eingelassen  sind. 

Aus  übereinander  gelegten  Schichten  sind  auch  die  Maßwerkfriese  auf 
den  wagrechten  Schienen  gebildet. 

Das  Gitter  ist  mit  zwei  großen  doppelflügeligen  Toren  ausgestattet, 
durch  die  noch  je  eine  kleinere  reicher  ausgestaltete  Pforte  bequemeren 
Eingang  gestattet.  Diese  kleinen  Türen  sind  durch  ihren  Spitzbogen- 
abschluß und  Maßwerkfüllungen  besonders  kenntlich  gemacht.  Die  großen 
Türen  weichen  nur  in  der  Dekoration  des  Querriegels  von  den  übrigen 
Gitterfeldern  ab. 

Die  vierkantigen  Gitterstäbe  sind  stets  auf  einem  Teil  ihrer  Länge 
durchlocht,  so  daß  andere  sie  durchqueren,  mit  dem  folgenden  Teile  durch- 
dringen sie  die  kreuzenden  Stäbe.  Als  ein  wirksames,  häufig  wieder- 
kehrendes Ziermotiv  sind  noch  die  Ringe  hervorzuheben,  die  in  regel- 
mäßiger Anordnung  an  Kreuzpunkten  mit  dem  Stabwerk  verbunden  sind. 

Manches  erinnert  an  diesem  Werke  an  das  berühmte,  künstlerisch 
gewiß  nicht  höher  stehende  ältere  Gitter  in  St.  Croce  in  Florenz  (S.  46) 
und  ähnliche  Formen  wird  man  auch  bei  englischen  Gittern  des  15.  Jahr- 
hunderts finden,  aber  auch  hier  ist  die  Benutzung  gleichartiger,  im  Süden 
wie  im  Norden  in  der  Architektur  zu  findender  Vorbilder  wahrscheinlicher 
wie  eine  direkte  Abhängigkeit. 

Die  westdeutschen  Gitter  des  15.  Jahrhunderts  unterscheiden  sich 
von  diesem  Magdeburger  Werke  meist  wesentlich,  sie  sind  in  allen  Teilen 
schlichter  und  lockerer  behandelt,  breite,  reichornamentierte  Friese  kommen 
nicht  vor.  Die  zur  Füllung  oder  Bekrönung  vorherrschend  verwendeten 
einfachen  Maßwerkformen  sind  aus  flachen  Schienen  gebogen  und  durch 
Bunde  oder  Nieten  mit  dem  gewöhnlich  aus  senkrechten  Stäben  gebildeten 
Gitterwerk  verbunden. 

Ein  typisches  Gitter  der  Art  ist  in  Kempen  am  Niederrhein  erhalten; 
es  wurde  im  Jahre  1463  von  Meister  Peter  von  Straelen  gefertigt. 


Gitter,  Deutschland.  53 


der  gewiß   auch   ein   verwandtes,   in  seinem   Heimatsorte   Straelen  noch 
Yorhandenes  öitter  ausgeführt  hat. 

Auch  für  den  Dom  in  Köln  wurden  im  15.  Jahrhundert  verschiedene, 
nicht  unbedeutende  Schmiedeisengitter  hergestellt,  über  deren  wichtigstes 
nur  noch  eine  Tuschzeichnung  aus  dem  Jahre  1633  einigen  Aufschluß 
gibt.  Es  diente  als  Abschluß  der  Dreikönigskapelle  und  umgab  auch 
den  dort  aufgestellten  Reliquienschrein.  Eine  Beschreibung  der  Abbildung 
(von  Schnütgen)  besagt:  „Einfaches,  oben  durch  einen  blauen  Pries  be- 
säumtes Oitterwerk  schließt  vom  die  Kapelle  ab,  in  welches  der  ähnlich 
behandelte  Gitterschrank  so  weit  hineinragt,  daß  hinter  ihm  noch  Raum 
für  den  Altar  bleibt.  .  .  .  Das  tiefprofilierte,  weit  ausladende  Gesims  um- 
gibt mit  seinem  zierlichen  Hängefries  auch  die  Seitenwände,  und  ver- 
goldete, so  streng  wie  reich  stilisierte  Armleuchter  verzieren  die  Vorder- 
seite, während  zahlreiche  Leuchteiieller  die  Firsten  des  Walmdaches 
beleben  und  ein  hoch  hinaufragendes  Gehege  von  Eisenstangen  den  oben 
flatternden  Kerzen  Halt  bietet.  In  seiner  bunten  Bemalung  muß  dieser 
kunstvolle  Apparat  von  prachtvoller  Wirkung  gewesen  sein.**  (Zeitschr. 
für  chrisÜ.  Kunst  1896,  S.  320.) 

Erhalten  ist  im  Kölner  Dome  noch  ein  aus  dicht  gekreuzten  Stäben 
gebildetes  Gitter  mit  einer  Bekrönung  aus  schlanken  Fialen,  die  unten 
durch  nach  oben  offene  Maßwerkbögen  verbunden  sind. 

Ein  ähnliches,  etwas  reicheres  Gitter  der  Zeit  um  1500  befindet  sich 
im  Straffbiirger  Münster  vor  dem  Taufsteine.  Auch  hier  bestehen  die 
Füllungen  aus  schräg  gekreuzten  Stäben.  Die  Ständer  zeigen  die  Formen 
sehr  schlanker  Strebepfeiler.  Die  Bekrönung  besteht  aus  großen,  oben 
offenen,  sich  kreuzenden  Halbkreisbögen,  die  mit  Maßwerk  und  kurzen 
Schnörkeln  gefüllt  sind.  Die  Eckständer  wachsen  oben  in  eine  Blüte  an 
schlankem  Stiele  aus. 

Ein  eisernes  Treppengitter  in  der  Leonhardkirche  in  Frankfurt  a.  -M., 
die  in  Eisen  ausgeführten  Gitter  und  der  unterbau  einer  Kanzel  in  Ober- 
dkbach  bei  Bacharach  a.  Rhein,  einige  Gitter  im  Dome  zu  Konstanz  am 
Bodensee  und  schließlich  ein  höchst  reizvolles,  mit  Leuchterarmen  aus- 
gestattetes Gitter  in  der  Stadtkirche  in  Friedberg  (Oberhessec)  sind  der- 
selben Gruppe  beizurechnen. 

Künstlerisch  bedeutsame  Fenstergitter  von  Wohnhäusern  sind  aus 
jener  Zeit  in  Deutschland  wenige  erhalten,  ein  schönes  Beispiel  findet 
sich  in  Metz.  Es  zeigt  den  Typus  des  rechtwinklig  vortretenden  Fenster- 
korbes. Die  Füllungen  bestehen  aus  senkrechten,  in  Wellenlinien  ge- 
bogenen Stäben,  die  zusammen  eine  Art  Rautenmuster  bilden,  das  von 
den  Schmieden  für  gleiche  Zwecke  häufig  benutzt  wurde.  Die  Eckstäbe 
des  Gitters  wachsen  in  Fialen  aus  und  die  Vorderseite  ist  von  einem 
geschweiften  Maßwerkgiebel  bekrönt. 


54  14.  und  15.  Jahrhundert. 


Im  südlichen  und  südöstlichen  Deutschland  sind  wenige  größere 
selbständige  eiserne  Gitterschranken  aus  dem  15.  Jahrhundert  erhalten. 
Unter  diesen  verdient  ein  vermutlich  um  1470  entstandenes  Kapellen- 
abschlußgitter  in  der  St.  Ulrichskirche  in  Augsburg  besondere  Beachtung 
(Fig.  42,  S.  55).  Das  Gitter  ist  in  zwei  rechteckigen  Türflügeln  zu  öffnen. 
Der  Teil  im  Spitzbogen  darüber  ist  unbeweglich.  Die  in  je  zwei  Felder 
senkrecht  geteilten  Flügel  sind  gleichmäßig  mit  einem  Maßwerkmuster 
gefüllt,  in  dem  große  Spitzovale  den  Ton  angeben.  Die  Türfelder  werden 
oben  im  Bogen  durch  giebelartige  Musterungen  bekrönt. 

Wie  schon  erwähnt  wurde,  sind  die  reizvollsten  Gitterarbeiten  jener 
Zeit  im  deutschen  Süden  die  weniger  ausgedehnten  Verschlüsse  der  Sakra- 
mentshäuschen. Zierlichkeit  der  Formen  und  leichte  Konstruktionen,  bei 
denen  das  Blech  in  weitestem  Umfange  dienstbar  gemacht  wurde,  sind 
allen  diesen  Gitterarbeiten  gemein.  Sakramentshäuschen  in  schlanker 
Turmform,  deren  berühmtestes  Beispiel  von  Adam  Krafts  Hand  för  die 
Lorenzkirche  in  Nürnberg  geschaffen  wurde,  gab  es  damals  in  mehr  oder 
minder  reicher  Form  in  allen  Teilen  Deutschlands,  kunstreiche  Eisengitter 
schätzte  aber  daran  eigentlich  nur  der  deutsche  Süden.  Bei  verhältnis- 
mäßig geringem  Wechsel  der  Formen  verdienen  diese  Eisenarbeiten  doch 
höchste  Bewunderung. 

In  der  Regel  sind  es  Gitter  in  hoher,  oft  spitzbogig  überhöhter 
Rechtecksform.  Ein  breiter,  meist  mit  krausen  aus  Blech  ausgehauenen 
Blattranken  belegter  Fries  umgibt  die  Gitter,  und  teilt  sie  bisweilen 
auch  in  der  Länge  und  Breite.  Gekreuzte,  flache  oder  vierkantige 
Stäbe,  aus  verschiedenen  Schichten  gearbeitete  Maßwerkmuster  oder 
auch  aus  Blech  gehauene  Gruppen  krausen  Blattwerks  füllen  die 
Rahmen  aus. 

Zu  den  einfachen  Beispielen  sind  noch  die  Tabernakelgitter  in  jE^- 
Ungen  und  im  Ulmer  Münster  zu  rechnen.  In  Ulm  sind  die  kleinen 
Rautenfelder  gleichmäßig  mit  Yierpässen,  in  Eßlingen  mit  verschiedenen 
Maßwerkmustem  gefüllt. 

Unvergleichlich  reiche  Schmiedearbeiten  wurden  für  die  Sakraments- 
häuschen in  Tirol  ausgeführt,  leider  sind  die  Hauptwerke  nicht  mehr  in 
ihrer  ersten  Gestalt  und  ^n  ihrem  ersten  Aufstellungsplatze  erhalten.  Eins 
der  Hauptwerke  besitzt  jetzt  das  South- Kensington-Museum  in  dem 
Tabernakelgitter,  das  aus  Ottoburg  in  Tirol  stammen  soll.  Dieses  in  Form 
eines  sechseckigen  Rundbaues  gestaltete,  mit  Strebepfeilern,  Giebeln,  Fialen, 
reichsten  MaßwerkfüUungen  und  erkerartigen  Vorbauten  ausgestattete 
eiserne,  jetzt  dachlose,  wenig  über  ein  Meter  hohe  Häuschen  bezeichnet 
neben  einem  im  Jahre  1655  zu  einer  Kanzel  umgebauten,  jedoch  anschei- 
nend in  allen  Teilen  erhaltenen  Tabernakel  in  Feldberg  in  Tirol  wohl  den 
Höhepunkt    der  Verwendbarkeit  des   Eisens   für   ähnliche  Zwecke.      Die 


Gitter.  Deutschland.  55 

zeichnerische  Rekoostruktion  dieses  letzten  ganz  aus  Eisenblech  gefügten, 
laut  Insclirift  im  Jahre  1509  (oder  1520?)  errichteten  Werkes  ergah,  daß 
es  Ober  einem  Steinunterbau   von   einer  mit  sechs  sehr  tiefen  Eanelluren 


r,  Angabarg,  St.  Ulrichakirche.    S,  6 


versehenen  Eisensäule  getragen  wurde,  die  in  ein  breites,  aus  Blattrankea 
gebildetes  KapiUil  endigte.  Wie  bei  dem  Eraftschen  Werke  in  KUmherg 
erhob  sich  dartlber  in  mehreren  Geschossen  der  weitere  turmartige  Bau 
und  endigte  auch  wie  jenes  in  einer  Uhergebogenen  Kreuzblume.    Tu  Holz 


14.  und  15.  Jahrhundert. 

geschnitzte  Figuren  stei- 
gerten Qocb  den  Reich- 
tum des  luftigen,  bemal- 
ten     und     vergoldeten 
Strebenwerkes.  Die  den 
geheiligten  ßaum    um- 
schließenden Gitter  sind 
hier     am     einfachsten 
bebandelt,  nur  die  TQr 
ist      fensterurtig      mit 
Haß  werk       verkleidet. 
Ausfllhrliche  Beschrei- 
bung und  Abbildungen 
finden  sich  in:   Mittei- 
lungen der  Zentralkom- 
mission  1858  S.  16  ff. 
Die  Gitter  am  Ta- 
bernakel der  Kirche  in 
Heiligenblut    sind     als 
weitere  sehr  bemerkens- 
werte   Leistungen     an- 
zuführen.  Von  anderen 
trefflichen  Arbeiten  die- 
ser Art  seien  noch  er- 
wähnt:    die    Tür     am 
Tabernakel   der   Bene- 
fiziatenkirche    in    Vor- 
demberg, im  Dome  in 
Preßburg    eine    höchst 
geschmackvolle  Qitter- 
tür  (Fig.  43,    S.  56), 
die   laut  Inschrift   von 
Sigmund    Fischer, 
Schlosser      zu      Wien, 
gefertigt     wurde     und 
schließlich  in  der  Hei- 
hgen      Geistkirche     in 
Küniggrätz  an  dem  im 
Jahre  1497  errichteten 
Tabernakel. 

Maßwerkformen  be- 
lakeitiir,  Preßburg,  Dom.   s  u  stimmen    aucb  bei  den 


Gitter,  England.  57 


Gittern    der   übrigen   europäischen  Länder    im   14.  und   15.  Jahrhundert 
zu  allermeist  den  Eindruck. 

Den  angeführten  rheinischen  Arbeiten  sehr  verwandt  sind  einige  in 
niederländischen  Städten  erhaltene  Gitter,  besonders  gilt  das  von 
einem  in  der  Kathedrale  in  Herzogenbusch  (Bois-le-Duc)  befindlichen  und 
einem  anderen  in  der  Großen  Kirche  in  Breda.  Bei  dem  Bredaer  Gitter 
ist  das  Korbflechtmotiv  höchst  geschickt  verwendet,  das  sich  auch  findet 
bei  dem  auf  Seite  82  abgebildeten  schönen  Sprechgitter  im  South-Kensing- 
ton-Museum.  Eiserne  Flechtbänder  halten  etwas  über  der  Mitte  und  oben 
die  außerdem  durch  Maßwerkbögen  verbundenen  Stäbe  zusammen.  Im 
Formcharakter  schließen  sich  diesen  Werken  noch  vortreffliche,  frei  auf 
dem  Markte  in  Mecheln  stehende,  wohl  zur  Befestigung  des  Viehes  be- 
stimmte niedrige  Gitter  an,  die  erst  im  Jahre  1531  von  Jean  de  Cuyper, 
d.  J.,  einem  Schmiede  in  jener  Stadt,  gefertigt  wurden. 

Eine  Reihe  schöner  in  England  aus  dem  15.  Jahrhundert  erhaltener 
Gitter  läßt  drei  Haupttypen  erkennen.  Die  erste  Gruppe  verwendet  in 
reichster  Weise  Maßwerk  und  Bauformen  in  der  Art  der  süddeutschen 
Tabemakelgitter.  Die  zweite  Gruppe  wird  durch  den  Vierpaß  in  netz- 
artiger Anordnung  gekennzeichnet.  Die  dritte  Gruppe  endlich  umfaßt 
die  aus  schlichten  senkrechten  Vierkantstäben  gebildeten  Gitter  mit  einer 
wenig  verzierten  oberen  Querverbindung. 

Wohl  das  reichste  englische  Gitterwerk  dieser  Zeit  befindet  sich  jetzt 
in  der  St.  Georg-Kapelle  in  Windsor^  ehemals  stand  es  vor  dem  Grab- 
male Königs  Eduard  IV.  in  Windsor.  Es  tritt  in  Form  eines  halben 
Sechsecks  vor.  Die  Hauptständer  sind  in  Form  von  Strebepfeilern  ge- 
gliedert und  mit  Fialen  ausgestattet.  Fensterartige  Maßwerkmuster  bilden 
die  Füllungen,  das  Mittelfeld  ist  oben  durch  einen  Baldachin  ausgezeich- 
net, der  in  denselben  Formen  aufs  reichste  durchgebildet  ist;  die  Ueber- 
lieferung  verbindet  dieses  Gitter  mit  Quinten  Massys,  dem  Nieder- 
länder Maler,  dem  noch  andere  Schmiedewerke  zugeschrieben  werden. 
Daß  das  Gitter  die  Arbeit  eines  niederländischen  Meisters  ist,  wird  mit 
Sicherheit  angenommen. 

Durch  Reichtum  der  Erfindung  weit  weniger  bedeutsam  ist  das  Gitter 
an  der  Kapelle  Heinrichs  V.  in  der  Westminsterabtei ,  das  von  Roger 
Johnson  in  London  im  Jahre  1428  gefertigt  wurde  (Fig.  44,  S.  58).  Das 
Gitter  füllt  den  flach  spitzbogig  überwölbten  Eingang.  Der  rechteckige 
Hauptteil  des  Gitters  ist  durch  zwei  die  Tür  begrenzende  kräftige  Schienen 
senkrecht  und  einmal  in  der  Mitte  quer  geteilt.  Die  ganze  Fläche  ist  in 
eng  quadriertem  Grunde  mit  Vierpaßmaßwerk  gemustert ,  das  unter  der 
mittleren  und  oberen  Querschiene  von  einer  Bogenreihe  begrenzt  wird. 
Abweichendes  Maßwerk  mit  Betonung  senkrechter  Linien  weist  der  Bogen- 
teil des   Gitters   auf.     Die  Reliefierung  des   Maßwerks  ist  wie   bei  ver- 


58  14>  und  15.  Jahrhundeii. 

wandten  deutschen  Arbeiten  durch  UebereinanderfUgen  mehrerer  Schichten 
erzielt. 

Noch  ein  Gitter  dieser  Art  findet  sich  an  einem  Seiteneingange  zum 
Chor  der  Kathedale  in  Canterbury. 


Fig.  **.    Gitter.  Londop,  Wentminaterabtei. 


Die  in  Deutschland  unbekannt  gebliebenen  Vierpaßgitter  hat  man  in 
England  verschiedentlich  ausgeführt  und  bei  diesem  Ziermotiv  wird  die 
Annahme  zutreffen,  daß  die  zwiscben  Frankreich  und  England  bestehenden 
Beziehungen  nicht  ohne  Einwirkung  waren.    Die  Yierpässe  sind  auch  bei 


Qitter,  Frankreich.  59 


den  englischen  Gittern  bald  in  ein  Netz  sich  kreuzender  Stäbe  eingelassen, 
bald  in  unmittelbarer  Berührung  aneinander  gereiht.  Beispiele  dieses 
Typus  sind  oder  waren  vorhanden  in  den  Kathedralen  von  Chichester 
(jetzt  im  South-Eensington-Museum  in  London)  und  Salishury^  andere  in 
Wells^  Christchurch,  Hants. 

Die  aus  gereihten  Yierkantstäben  gebildeten  öitter  wurden  besonders 
als  ümfriedigung  von  Grabmälem  in  den  Kirchen  verwendet. 

Ein  paar  ebenso  einfache  wie  schöne  Beispiele  schützen  in  der  Kathe- 
drale von  Canterbury  die  Gräber  des  Schwarzen  Prinzen  und  Heinrichs  IV. 
Man  nimmt  an,  daß  ein  Meister  beide  fertigte,  obschon  die  Grabmäler 
nicht  gleichzeitig  entstanden.  Die  hohen  durch  sechs  kräftigere  Ständer 
unterbrochenen  Yierkantstäbe  sind  übereck  gestellt.  Den  oberen  Abschluß 
bildet  eine  breite  Schiene  mit  Zinnenrand.  Die  strebepfeilerartig  ge- 
gliederten Ständer  überragen  das  Gitter  und  tragen  in  der  Mitte  einer 
bekrönenden  Erweiterung  einen  Kerzendom.  Die  ernst  monumentale 
Wirkung  dieser  Werke  dürfte  kaum  zu  übertreffen  sein.  Verwandte  Bei- 
spiele sind  an  der  Kanzel  in  Ärundel^  als  Kapellengitter  in  Ely^  als  Grab- 
gitter im  S.  Johns  College  in  Cambridge  und  an   anderen  Orten  erhalten. 

Vortreffliche  Eisengitter  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert  haben 
auch  in  Frankreich  in  größerer  Anzahl  den  Stürmen  der  Zeit  getrotzt. 
In  weitgehendster  Weise  in  Anlehnung  an  die  Bauformen  dieser  Zeit 
komponierte  Maßwerkgitter,  wie  sie  in  Italien,  Deutschland  und  England 
mehr  oder  minder  zahlreich  anzufahren  waren,  sind  in  Frankreich  sehr 
selten;  als  Beispiel  dieser  Gruppe  kann  die  wohl  um  1500  entstandene 
Sakristeitür  in  der  Kathedrale  von  Bouen  gelten.  An  erster  Stelle  stehen 
hier  die  Stabgitter  in  verschiedenartiger  Ausgestaltung. 

Zu  den  schönsten  Leistungen  der  französischen  Schmiedekunst  des 
15.  Jahrhunderts  gehört  ein  Gitter  in  Puy-en'Velay.  Sehr  sparsam  sind 
bei  diesem  Maßwerk  und  andere  Bauformen  verwendet,  nicht  zur  Ver- 
dichtung des  Gitterwerkes,  sondern  nur  als  gutes  Hilfsmittel,  um  eine  dem 
Auge  wohlgefällige  Verbindung  und  Gruppenteilung  der  Stabreihen  zu 
erzielen.  Die  rhythmisch  mit  gewundenen  Stäben  wechselnden  Vierkant- 
stabe sind  übereck  gestellt,  unten  sind  die  Stäbe  mit  einem  hohen  vier- 
kantigen normal  gestellten  Fuße  versehen,  oben  tragen  sie  ähnliche  acht- 
eckige Verstärkungen,  die  durch  eine  Bogenreihe  verbunden  sind.  Je 
neun  Stäbe  überschneiden  oben  geschweifte  Maßwerkspitzbögen,  die  kreuz- 
blumenartig endigen  und  herauswachsen  aus  größer,  kräftiger  und  reicher 
als  die  übrigen  Stäbe  gestalteten  Ständern.  Nach  oben  offene  flache 
Bögen  bekrönen  das  Gitter. 

Eine  Reihe  ebenfalls  dem  15.  Jahrhundert  angehöriger,  sehr  bedeutender 
Stabgitter,  an  denen  Maßwerkformen  gar  nicht  vorkommen,  schmücken 
noch  einige  Kirchen  in  Toulouse. 


60  14.  und  15.  Jahrhundert. 

Bei  den  fast  vier  Meter  hohen,  aus  dicht  gestellten,  durch  drei  Quer- 
schienen  verbundenen  Vierkantstäbeu  gefügten  Gittern  in  der  Kirche 
St.  Semin  hat  das  ZierbedUrfnis  in  den  Bekrönungen  allein  seinen  Ausdruck 
gefunden.  Alle  Stäbe  endigen  Über  der  oberen  Querschiene  in  sehr  natur- 
ähnlichen Blättern  und  BiUten  von  wechelnden  Formen,  einzelne  durch  die 
Form  ihrer  Bekrönung  abweichende  Stäbe  überragen  als  belebende  Elemente 
die  übrigen. 

Die  Stäbe  eines  verwandten,  im  Chor  der  Kathedrale  in  Toulouse 
erhaltenen   Qitters   wachsen   oben   abwechselnd   in   schreckhaft  geformte 


Fig.  U.    Gitter  in  Lungeac.    S,  «o. 

Torgebogene   Tierköpfe   und   heraldische   Lilien    aus;    die  Stöbe   sind  bei 
diesem  Beispiele  nicht  übereck  gestellt. 

Yierpafigitter,  von  denen  einige  Beispiele  in  Frankreich,  wie  früher 
ausgeführt  wurde,  mit  gröBter  Wahrscheinlichkeit  dem  13,  Jahrhundert 
zuzurechnen  sind,  sind  auch  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert  erhalten. 
Das  schönste  Werk  dieser  Art,  bei  dessen  Altersbestimmung  die  Ansichten 
zwischen  den  beiden  Jahrhunderten  schwanken,  befindet  sich  in  der  Kirche 
in  Langeac  (Fig.  45,  S.  60),  Ohne  trennende  Stäbe  sind  die  an  den  Kreuz- 
punkten mit  Rosetten  besetzten,  diagonal  stehenden  Yierpässe  aneinander- 
gereiht. Senkrechte  Ständer,  die  oben  unter  einer  Blatthnospe  einen  kleinen 
Schild  tragen,  überragen  das  Gitter  samt  seiner  über  einem  gewundenes 
Querstabe  angeordneten  Zackenborte,   die   aus  abwechselnd  aufwärts  und 


Gitter,  Frankreich.  61 

abwärts  gerichteten  halben  Ylerpässen  gebildet  ist  und  ähnlich  wie  die 
Ständer  in  BlatthUschel  auswachsen.  In  welchem  Maße  bei  diesem  Gitter 
italienische  EinäUsse  mitgewirkt  haben,  durfte  schwer  zu  entscheiden  sein. 
Da  die  Vorstufen  in  Frankreich  nicht  fehlen,  hindert  nichts,  es  als  eine 
selbständige  französische  Arbeit  anzusehen. 


Flg.  48.    Fenstergitter  aus  Bourgea,     B.  «i. 

Ein  in  seiner  Art  einzig  dastehendes  französisches  Gitter,  das  wohl 
mit  Sicherheit  dem  14.  Jahrhundert  zugeschrieben  werden  darf,  befand 
sich  ehemals  in  S.  Denis.  Es  besteht  aus  senkrechten,  oben  und  unten 
dorch  Querschienen  verbundenen  Stäben,  deren  Zwischenräume  gefUllt 
sind  mit  Obereinander  angeordneten  gabelrutenförmigen  Gliedern,  die  an 
den  Stäben  scharf  aufwärts  geknickt  sind  und  an  der  Spitze  wie  an  den 


62  14*  und  15.  Jahrhundert. 


rund  einwärts   gebogenen  Endigungen  Viereckblätter  tragen.     In  je  drei 
solcher  Blätter  wachsen  auch  die  Stäbe  oben  aus. 

Künstlerisch  bedeutsame  Fenstergitter,  die  in  Deutschland  und  Eng-- 
land  im  14.  und  15.  Jahrhundert  nur  selten  ausgeführt  wurden,  müssen 
in  Frankreich  auch  an  Wohnhäusern  ein  gern  gesehenes  Schmuck-  und 
Schutzmittel  gewesen  sein.  Die  den  Fenstern  korbartig  vorgesetzten  Gitter 
scheinen  ebenso  wie  in  Italien  den  in  die  Laibung  eingelassenen  vor- 
gezogen zu  sein. 

Neben  einfachen  aus  gekreuzten  Vierkantstäben  gebildeten  Fenster- 
gittern kommen  sehr  reiche  Beispiele  vor. 

Bei  einem  aus  Bourges  stammenden  Beispiele  (Fig.  46,  S.  61),  das 
noch  im  14.  Jahrhundert  entstanden  sein  dürfte,  sind  die  Querstöbe  durch 
dichtgereihte  herzförmige  Gebilde  verbunden.  Alle  Stäbe  sind  gewunden 
und  an  den  Kreuzpunkten  mit  Rosetten  besetzt. 

Ein  besonders  schönes  Fenstergitter  des  15.  Jahrhunderts  aus  Troyes 
ist  senkrecht  in  der  Mitte  und  durch  zwei  Schienen  ungleichmäßig  quer 
geteilt,  derart,  daß  die  oberen  Felder  am  kleinsten,  die  unteren  am  größten 
sind.  Diese  Felder  sind  dicht  gemustert  mit  paarig  gegenübergestellten 
8-Schnörkeln  von  wechselnder  Größe.  Rosetten  zieren  die  Hauptkreuz- 
punkte und  zwei  geschweifte  Spitzbögen  von  halber  Breite  des  Gitters 
mit  Krabben  und  Kreuzblume  bilden  die  Bekrönung. 

Neben  solchen  Fensterkörben  dürften  damals  in  Frankreich  halbrunde 
Oberlichtgitter,  in  Art  der  älteren  italienischen,  mit  strahlig  angeordneten 
Füllgliedern  nicht  gefehlt  haben. 

Den  südfranzösischen  nahe  verwandt  sind  eine  Reihe  von  Gitter- 
werken im  nordöstlichen  Spanien.  Der  Typus  des  Stabgitters  mit  spar- 
sam eingeflochtenen  Bauformen  herrscht  bei  ihnen  vor.  In  den  Bekrö- 
nungen  werden,  wie  in  Toulouse,  großblätterige  Blüten  und  Blattbüschel 
gern  verwendet. 

Reich  an  schönen  Gittern  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts,  be- 
sonders vor  den  Seitenkapellen,  ist  die  Kathedrale  in  Barcelona  (Fig.  47,  S.  63). 
Die  Gitter  sind  gleichartig  aus  dicht  gereihten  runden  Stäben  gebildet,  die 
durch  wenige  kantige  Querstäbe  verbunden  sind.  Flügeltüren  in  den  Mitten 
der  Gitter  sind  durch  reichere  Gestaltung  hervorgehoben.  Strebepfeiler- 
artige oben  in  Fialen  auswachsende  Glieder  bezeichnen  die  Seitenlinien  und 
meist  auch  die  Mitten  der  Türen,  die  entsprechend  durch  einen  oder  zwei 
geschweifte  Spitzbogengiebel  mit  kräftiger  Kreuzblume  überspannt  sind. 
Verschiedenartig  gestaltet  sind  bei  den  Gittern  auch  die  gewiß  nicht  un- 
absichtlich so  überaus  zackigen  Blatt-  und  Blütenbüschel  auf  der  oberen 
Querschiene.  Bei  einigen  der  Gitter  sind  die  Stäbe  an  den  Querschienen 
noch  durch  eine  schmale  Maßwerkborte  verbunden. 

Ein  ausgezeichnetes  Gitter  desselben  Typus  verschließt  den  Eingang 


F[g,  4T      Qitter  in  Barcetonit.    S.  S 


64  14-  und  15.  Jahrhundert. 

einer  Kapelle  der  Kirche  San  Pablo  in  Saragoza.  Breite,  wagrechie 
Schienen  mit  aufliegendem  Rankenomatnent  verbinden  hier  die  im  obereo 
Teile  gewundenen  Vierkantstäbe. 

In  der  Kathedrale  zu  Pamplona  befindet  sich  vor  der  Capilla  Major 
ein  mächtiges,  fast  10  m  hohes  Gitter  derselben  Art.   Andere  sind  in   den 


Fig.  «S.    Fenatergitter  in  Ssluni&aca.    S.  tt. 

Kathedralen  von  Palencia,  Leon,  Burgos  und  Toledo  erhalten,   wo  sie 
teils  auch  als  Schranken  vor  Grabmälern  errichtet  sind. 

Vierpaßgitter  scheinen  in  Spanien  fiir  umfangreiche  Abschlösse  nicht 
gefertigt  zu  sein,  sie  finden  sich  Überhaupt  selten.  Ein  schönes  Beispiel 
ist  in  der  Kathedrale  von  Barcelona  die  Gittertür  an  der  Treppe  zur 
Kanzel,  aber  sie  soll  die  Arbeit  eines  deutschen  Meisters,  des  Michel 
Locher  und  seines  Gesellen  Johann  Frederich  und  im  Jahre  1443  von 


GitUr,  Spanien.  65 


diesen  beiden  ausgefOhrt  sein.  Bei  der  durcli  einen  reichen  Spitzbo|;;en- 
Wiraperg  bekrönten  TUr  sind  die  zu  einem  Stück  Tersch weißten  Pässe 
einzeln  in  die  Rauten  des  aus  schräg  gekreuzten  vierkantigen  Stäben  ge- 
bildeten Gitterwerks  eingepaßt.  Die  Stabkreuzungen  sind  mit  Rosetten 
besetzt. 

Bemerkt  sei  noch,  daß  dem  Steingeländer  der  Eanzeltreppe  folgend 
eine  eiserne  Zackenborte  angebracht  ist,  die  in  der  Art  der  Gitterbe- 
krönungen  in  derselben  Kathedrale,  aus  gereihten  Bluten  besteht. 


Fig.  IB.    Kam  in  Bitter  (!)  aaa  Spanien.    i'nWi,  Laum, 

Die  eisernen  Fenstergitter,  die  anscheinend  in  Spanien  auch  bereits 
in  den  vorhergehenden  Jahrhunderten  nicht  selten  waren,  wurden  seit  dem 
15.  Jahrhundert  mit  besonderer  Sorgfalt  behandelt.  Ein  schönes  Gitter 
in  ebener  Korbform,  das  wohl  gegen  das  Jahr  1500  in  Gerona  entstanden 
sein  dürfte,  zeigt  Tom  und  an  den  Schmalseiten  ein  dichtes,  aus  schlichten 
durcheinander  geschobenen  Rundstäben  gefügtes  Netzwerk.  Die  BekrÖnung 
bildet  ein  Maßwerkwimperg,  ganz  ähnlich  dem  an  der  KanzeltUr  in  Barce- 
lona. Ein  in  Spanien  neues,  wohl  von  der  Nachbarhalbinsel  übernommenes 
Motiv,  sind  die  vier  an  den  Ecken  des  Gitters  vortretenden  geflügelten 
Drachen. 

LBer,  TTpedle  Metalle.  5 


66  l'^-  und  15.  Jahrhundert. 


Mehrere  vortreffliche,  untereinander  verschiedene  Beispiele,  die  dem 
beginnenden  16.  Jahrhundert  angehören,  zieren  die  1512  erbaute  Casa 
de  las  Cochas  in  Salamanca  (Fig.  48,  S.  64).  In  den  Einzelformen  gehen 
sie  noch  völlig  mit  den  Gittern  des  vorhergehenden  Jahrhunderts  zusammen. 
Die  ebene,  rechteckige  Vorderseite  des  einen  an  der  Fassade  des  Palastes 
angebrachten  Gitters,  ist  aus  abwechselnd  schlichten,  übereck  gestellten 
und  gewundenen  Vierkanteisen  gebildet.  Vier  schlanke,  ebenfalls  vier- 
kantige, oben  fialenartig  endigende  Pfeiler  gliedern  das  Gitter  senkrecht 
Drei  paarweise  durch  ein  Zierband  verbundene  Vierkantstäbe  begrenzen 
die  Stäbe  oben  und  unten  und  überspannen  sie  in  der  Mitte.  Das  Mittel- 
band mit  dem  „Englischen  Gruße '^  in  durchbrochener  Schrift  tragt 
zwischen  den  Pfeilern  je  einen  Maßwerkspitzbogen  mit  breitblättrigen 
Krabben  und  krauser  Kreuzblume.  Inmitten  dieser  Bögen  sind  Wappen- 
schilde angeordnet,  die  überhaupt  an  spanischen  Schmiedearbeiten  der 
Zeit  selten  fehlen. 

Ein  zweites  Gitter  an  demselben  Bauwerk  weicht  von  jenem  beson- 
ders dadurch  ab,  daß  die  Vorderfläche  nicht  eine  Ebene  bildet.  Die  auch 
abwechselnd  schlicht  vierkantigen  und  gewundenen  Stäbe  sind  vielmehr 
durch  Querbänder  verbunden,  die  in  drei  Halbrunden  vortreten. 

Zu  den  meistbewunderten  Eisengittern  spanischer  Herkunft  ist  noch 
ein  im  Louvre  in  Paris  verwahrtes  zu  rechnen  (Fig.  49,  S.  65).  Dieses 
zumeist  als  Kamingitter  angesprochene  Kunstwerk  ist  der  Seitenansicht 
einer  mit  weiten  Maßwerkfenstem  durchbrochenen,  mit  Strebepfeilern, 
Fialen,  Rankenfriesen  und  dergleichen  ausgestatteten  Kathedrale  des 
15.  Jahrhunderts  nachgebildet.  Die  ganze  Art  der  Arbeit  erinnert  an  an- 
geführte süddeutsche  Beispiele,  und  die  Möglichkeit  eines  Zusammen- 
hanges ist  nicht  völlig  abzuweisen. 

Beschläge.  Die  reizvollsten  Türbeschläge  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert  finden 

sich  zweifellos  in  Deutschland. 

Sachsen  macht  seiner  Ueberlieferung  in  dem  wohl  der  ersten  Hälfte 
des  14.  Jahrhunderts  angehörenden  trefflichen  Beschlagwerke  am  Triangel 
des  Domes  in  Erfurt  (Fig.  50,  S.  67)  alle  Ehre;  es  ist  gewiß  als  die  eigen- 
artigste und  schönste  Leistung  der  Schmiedekunst  dieser  Zeit  anzusehen. 
Die  durch  einen  reichen  Mittelpfeiler  geteilte  Tür  ist  auf  beiden  Flügeln 
völlig  ungleich  beschlagen.  Den  rechten  Flügel  bekleidet  gleichmäßig 
ein  aus  immer  wiederholten  Stab-  und  Blattformen  gebildetes  Grund- 
muster im  Anschluß  an  drei  Querschienen,  denen  auf  dem  linken  Flügel 
drei  in  Blattranken  auswachsende  gegenübergestellt  sind.  Die  Blätter, 
besonders  die  der  Ranken,  weisen  die  bei  den  meisten  Beschlägen  des 
14.  Jahrhunderts  ganz  ähnlich  wiederkehrende  Gestalt  auf,  die  in  ein  Vier- 
eck einzuzeichnen  ist  und  der  Form  der  Weinblätter  am  nächsten  kommt. 


Beschläge,  DeutachlanU.  67 


Die  in  Erfurt  auf  einem  Flügel  noch  beibehaltenen  Spiralranken  ver- 
scbwindeo  Übrigens  im  14.  Jahrhundert  mehr  und  mehr  und  mit  ihnen 
die  selbständigen,  mit  den  Angelbändem  nicht  verbundenen  Beschl^^ile. 


Pig  M,    TflcbcBChlBg  In  ErfiirC,  Dom. 


Das  Streben,  die  Tfirfläche  möglichst  reich  zu  füllen,  hörte  aber  damit 
nicht  auf.  Man  suchte  nur  den  auch  jetzt  über  Gebühr  ausgedehnten 
Beschlaggliedern  den  Schein  praktischer  Berechtigung  zu  verleihen. 


68  H.  und  15.  Jahrhundert. 


Ein  ansehnliches  Beschlagwerk  befand  sich  ehemals  in  Oberwesel  am 
Rhein;  die  acht  die  Tür  bekleidenden  Angelb'änder  waren  dort  einfach 
und  symmetrisch  schräg  nach  außen  verzweigt.  Von  ungleich  frischerer 
Wirkung  ist  ein  wohl  annähernd  gleichzeitiger  Beschlag  in  Schloß  Lcihneck. 
Auf  der  zweiflügligen  Tür  sind  die  Angelbänder  buschartig  ausgebreitet, 
nur  annähernd  symmetrisch  auf  beiden  Flügeln,  und  diese.  Art  der  Ver- 
zweigung scheint  besser  dem  etwas  krausen  Blattwerk  jener  Zeit  zu  ent- 
sprechen, wie  eine  strenge  Gleichmäßigkeit. 

Abweichungen  von  den  hier  gekennzeichneten  Beschlagtypen  kommen 
vor,  zumeist  wurden  aber  bei  den  in  großer  Zahl  erhaltenen  Beispielen 
die  bekannten  Motive  verwendet. 

In  seltsamer  Mischung  hat  ein  alter  Schmied  an  dem  sehr  bedeutenden 
Türbeschlage  von  Notre-Dame  in  Hai  (Belgien)  alte  und  neue  Formen 
zu  vereinigen  gewußt.  Aus  den  drei  kräftigen  gefurchten  Angelbändem 
wachsen  spiralig  aufgerollte,  ebenfalls  gefurchte  Zweige  heraus,  vier  Paare 
an  der  mittleren,  je  drei  Paare  an  der  oberen  und  unteren  Schiene.  Oben 
und  unten  kommt  aber  zu  den  aufgerollten  Zweigen  noch  ein  Paar  fast 
gerade  abstehender  hinzu,  zwischen  denen  in  der  Achse  der  Mittelschiene 
ein  ebenfalls  kunstvoll  ausgebildeter  Schloßkasten  und  ein  Türring  an- 
gebracht sind.  Die  ganze  Anordnung  erinnert  stark  an  Werke  des  13.  Jahr- 
hunderts, aber  die  Entstehung  in  etwas  jüngerer  Zeit  wird  offenkundig 
besonders  durch  die  zackigen  Blätter  an  unregelmäßig  gebogenen  Stielen. 

Die  größeren  Türbeschläge,  besonders  die  Angelbänder,  lassen  ähn- 
lich wie  in  den  Jahrhunderten  vorher,  auch  im  14.  und  15.  Jahrhundert 
nicht  immer  ohne  weiteres  erkennen,  ob  sie  dem  älteren  oder  jüngeren 
angehören.  Viele  Beschläge  des  15.  Jahrhunderts  lassen  nur  aus  Einzel- 
heiten ersehen,  daß  sie  nicht  gar  schon  im  13.  Jahrhundert  entstanden; 
die  Wandlungen  des  Geschmackes  drangen  ehemals  langsam  in  abge- 
legene Gegenden  vor.  Im  allgemeinen  läßt  sich  sagen,  daß  im  15.  Jahr- 
hundert die  Zweige  der  Beschläge  noch  unregelmäßiger  in  ihrer  Be- 
wegung und  die  Blätter  noch  zackiger  und  krauser  wurden.  Das  einheit- 
liche Blatt  wurde  auch  oft  in  ein  Rankenmuster  aufgelöst,  das  nur  noch 
eine  blattförmige,  eine  viereckige  oder  auch  kreisrunde  Umrißlinie  bei- 
behält. Bisweilen  wurden  die  Blätter  auch  ersetzt  durch  geometrisch  mit 
Maßwerk  gemusterte  Scheiben. 

Aus  der  Fülle  der  in  allen  Teilen  Deutschlands,  besonders  zahlreich 
zwar  im  Süden  und  Westen,  erhaltenen  Türbeschläge  sind,  abgesehen 
von  einer  etwas  genauer  zu  betrachtenden  eigenartigen  südostdeutschen 
Gruppe,  nur  wenige  besonders  anzuführen.  Die  zwar  ziemlich  reichen 
Beschläge,  wie  sie  sich  beispielsweise  erhalten  haben  in  Zülpich  (katho- 
lische Pfarrkirche),  in  Ktdrich  (Rheingau)  an  einem  Schranke  der  Sa- 
kristei, in   der   Pfarrkirche   in  HaUenheim,    in   SoUtude,   Marhach  und 


Beschläge^  Deutschland.  69 


anderen  Orten  Württembergs,  in  Orh  (Kreis  Gelnhausen)  u.  s.  w.,  sind  von 
allgemeiner  Bedeutung  nicht.  Als  einer  der  vorzüglichsten  Beschläge  des 
15.  Jahrhunderts  muß  aber  der  an  der  Sakristeitür  der  Stadtkirche  in 
Markgröningen  in  Württemberg  gelten.  Die  beiden  Angelbänder  sind  in 
drei  gerade,  mäßig  divergierende  Hauptzweige  gespalten,  aus  denen  aus 
meist  S-förmig  gebogenen  Stielen  die  Blätter  wachsen.  Diese  Blätter 
aber  bestehen  aus  zart  durchbrochenem  Rankenwerk  von  prickelndem  Beiz. 
Eine  höchst  geschmackvolle,  ebenfalls  mit  durchbrochenem  Rankenwerk 
geschweifte  Platte  mit  schönem  Ringe  bekleidet  die  Mitte,  und  ein  gewiß 
diesen  Teilen  gleichwertiges  Schloßblech  wird  ehemals  den  sichtlich  dafür 
bestimmten  Raum  gefüllt  haben  (Abb.  in  Bau-  u.  Eunstdenkm.  Württem- 
bergs I.  S.  361). 

Diesem  trefflichen  Werke  ebenbürtig  ist  der  Beschlag  an  der  Tür 
des  Saales  im  alten  Rathaus  in  München^  das  in  der  Zeit  zwischen  1470 
und  1480  entstand  und  jedenfalls  gleichzeitig  der  Beschlag.  Auf  jedem 
der  beiden  Türflügel  wächst  aus  den  beiden  breiten  Angelbändem  jeder- 
seits  zartes  Rankenwerk  heraus  mit  Blättern  in  der  gewöhnlichen  Vierecks- 
form, aber  zumeist  durchbrochen  gemustert.  Ueber  die  Rankenanfänge 
hinaus  setzen  sich  die  Schienen  in  eigenartig  reizvoller  Weise  fort,  sie 
nehmen  an  einer  Verbreiterung  Kreuzansätze  an  und  endigen  stumpf  in 
einem  breiten  Fiederblatte.  In  unauffälliger  Art  sind  die  vier  Angel- 
bänder voneinander  abweichend  ausgestaltet.  Die  Mitten  der  Flügel 
zieren  je  eine  durchbrochene  Vierecksplatte  mit  Ring  und  symmetrisch 
über  beide  Flügel  verteilt  ist  der  Schloßbeschlag. 

Ein  seltener  Beschlagtypus  aus  der  Zeit  um  1500,  der  sich  an  einer 
jetzt  im  Germanischen  Museum  in  Nürnberg  verwahrten  Tür  befindet, 
verdient  noch  der  besonderen  Hervorhebung  (Fig.  51,  S.  70).  Die  Formen 
der  Angelbänder  mit  ihren  Zweigen,  Blättern  und  Blüten,  und  ebenso 
der  herzförmige  Türring  mit  seiner  Unterlagsplatte  und  die  Zierformen  des 
Schloßbleches  sind  bei  diesem  Beispiele  in  Zeichnung  und  ModeUierung 
Naturvorbildem  möglichst  nahe  gebracht.  Die  beigegebene  Abbildung 
läßt  die  Einzelheiten  hinreichend  erkennen.  Daß  die  Arbeit  in  allen  Teilen 
einen  besonders  guten  Geschmack  bekundet,  läßt  sich  kaum  sagen,  aber 
als  ein  Dokument  für  das  nach  Neuheit  ringende  Streben  der  Zeit  ist  sie 
von  höchstem  Interesse. 

Mit  etwas  veränderten  Einzelformen  und  zumeist  noch  koketter  be- 
wegten und  vielfach  sich  kreuzenden  Ranken  liebte  auch  das  beginnende 
16.  Jahrhundert  noch  ähnliche  Türbeschläge.  Eine  Anzahl  solcher  be- 
sonders schöner  Arbeiten  sind  beispielsweise  im  Rathause  zu  Sterzing 
(Fig.  52,  S.  71)  und  im  Schloß  Tratzherg  erhalten. 

Eine  Gmppe  von  Türbeschlägen  aus  dem  15.  und  beginnenden 
16.  Jahrhundert,  die  von  der  Art  der  bisher  besprochenen  Beispiele  sehr 


70  14.  und  15.  Jahrhundert. 

wesentlich  abweicht,  ist  im  südöstlichen  Deutschland,  in  Böhmen, 
Ungarn  und  Polen  entstanden  und  in  größerer  Zahl  erhalten.  Das  Eigen- 
artige und  Gemeinsame  bei  diesen  TQrbeschlägen  ist,  abgesehen  von  ihrer 


Fig.  M.    TUibescbtag,  Karnberg. 


gewöhnlich  mehrfarbigen  Bemalung,  daß  sie  stoffmusterartig  die  Holzfläche 
f;leichmäßig  ohne  Unterbrechung  bekleiden,  derart,  daß  auch  die  Zwischen- 
räume des  aus  gekreuzten  Schienen  gebildeten  Leitmusters  mit  verziertem 
Metall  gefüllt  sind.      Die  Vorstufen   dieser  Beschlagart  sind  weit  zurück- 


Beschläge,  DeuUcbland.  71 


zuTerfo^en  und  finden  sieb  au  et  in  denselben  Landschaften.  Die 
trtäier  (S.  6)  angeführten  Beschläge  in  Friesach  und  Grafendorf  in 
Kirnten  tnflssen  als  die  ältesten  verwandten  Beispiele  angesehen  werden. 


Tarbesching  in  Steizing,  Ratbao 


Bei  diesen  beiden  Türen  ist  zwar  das  Blech  als  gleichmäßige  Unterlage 
und  nicht  wie  fast  ausnahmslos  bei  den  jüngeren  Türen  als  Füllmittel 
benOtzt,  auch  ist  es  völlig  unverziert  geblieben,  dennoch  wird  man  an 
nnen  Zusammenhang  mit   den  neueren  Arbeiten  denken   dürfen.     Unter- 


72  14-  and  15.  Jahrhundert. 

l^en  scImiUckender  oder  wie  angenommen  ist  auch  symbolisclier  Art 
wurden  zwar  bereits  im  12.  Jahrhundert  und  der  Folgezeit  oftmals  ver- 
wendet,  doch  nur  weiche  Stoffe,   besonders  farbiges  Leder  dienten  dann 

zur  Hervorhebung  der  Be- 
schlagteile und  möglicher- 
weise zugleich  als  Schutz- 
mittel fUr  das  Holz  gej^en 
Witterungseinflilsse. 

Bei  den  hier  zu  be- 
trachtenden Türbescblägen 
scheint  der  dekorative 
Zweck  der  BlechfUllungen 
zu  überwiegen,  denn  nur  in 
sehr  geringer  Stärke  wur- 
den sie  verwendet.  Dünn 
sind  zumeist  auch  die  sich 
kreuzenden  Schienen ,  so 
daß  die  Türen  nur  wie 
sehr  flach  reliefierte  Ebe- 
nen erscheinen.  Die  Schie- 
nen sind  fast  durchgehecds 
unrerziert  geblieben ,  nur 
mit  rund-  oder  rosetten- 
köpfigen  N^eln  beschla- 
gen. Die  Füllungen  sind 
in  der  Regel  mit  in  Blech 
gestanzten  Flachrelieffigu- 
ren verziert,  seltener  durch- 
brochen gemustert.  Das 
reichste  und  schönste  Bei- 
spiel dieser  Gruppe  ist 
die  SakristeitUr  in  Brück 
a.  d.  Mur  (Steiermark) 
(Fig.  53,  S.  72).  Die 
Schienen  kreuzen  sich  in 
schräger  Richtung  und 
bilden  Quadraten  ange- 
^,    .o    n.,. ,     ..1     ■    »     ,      j  «       o  ™  näherte  Rautenfelder,    die 

Fig.  B».    TUrbeäClilag  in  Btuck  i.  d.  Mar.    S.  'S. 

mit  kaum  einmal  wieder- 
holten zartesten  Mustern  gefüllt  sind.  Maßwerk  und  spitzblätter^e  Ranken 
sind  die  Motive,  mit  denen  der  erfindungsreiche  Künstler  seine  Zieraufgabe 
in  köstlichster  Weise  löste.     Die  Rankenmuster   sind   aus  Blech    heraus- 


Beschläge,  Deutschland.  73 


gehauen  und  mit  dem  Treibhammer  von  der  Rückseite  an  einzelnen  Stellen 
gebeult,  das  Maßwerk  erhält  einen  besonderen  Reiz  dadurch,  daß  es  aus 
mehreren  gegeneinander  abgesetzten  Schichten  gearbeitet  ist.  Die  Mitte 
der  Tür  ist  durch  einen  Klopfring  auf  großer  Platte  besonders  ausge- 
zeichnet; Ring  und  Platte  sind  in  einer  den  Rautenfüllungen  entsprechend 
reichen  Weise  mit  Maßwerkdurchbrechungen  geschmückt.  Der  Grund  unter 
den  Mustern  war  in  den  Yiereckfeldem  abwechselnd  blau  und  rot  bemalt, 
die  Schienen  waren  vergoldet. 

Eine  Reihe  von  Türen,  bei  denen  die  Rautenfelder  auch  mit  durch- 
brochen gemusterten  Blechen  gefüllt  sind,  haben  sich  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  in  Krdkau  erhalten.  Die  Füllungen  zeigen 
bei  diesen  Türen  geringen  Wechsel,  auch  kommt  nur  ein  einziges  Muster 
in  stetiger  Wiederholung  vor.  Bevorzugt  hat  man  rosettenartige  Motive, 
daneben  kommt  der  heraldische  Adler  vor. 

Am  verbreitetsten  sind  die  Türen  mit  gestanzten  Ornamenten.  Als 
Nürnberger  Arbeiten  angesehen  werden  zwei  im  Kunstgewerbemuseum 
m  Berlin  befindliche  und  eine  dritte  im  Nordböhmischen  Museum 
in  Beichenberg,  Diese  Türen  gleichen  sich  annähernd.  Bei  allen  sind 
in  flachem  Relief  abwechselnd  Löwen  und  Reichsadler,  bei  zweien  in  einer 
Felderreihe  der  Nürnberger  Adler  in  das  Blech  gestanzt. 

Mehrere  sehr  ähnliche  Türen  sind  im  Rathaus  in  Breslau  erhalten. 
Bei  diesen  finden  sich  neben  Löwen  und  Adlern  auf  je  zwei  Felder  ver- 
teilte Darstellungen  des  ^Englischen  Grußes".  Von  anderen  verwandten 
Beispielen  anzuführen  ist  die  Tür  in  der  Piastenkirche  in  Krems  a,  D., 
eine  im  Mährischen  Gewerbemuseum  in  Brunn  verwahrte  Tür  aus 
Proßnitz  mit  dem  Wappen  der  Pemstein  und  eine  Tür  in  der  Jakobskirche 
in  Loäse  (Ungarn),  diese  letztere  mit  senkrecht  und  wagrecht  sich  kreuzen- 
den Schienen. 

Bei  einer  Tür  in  Schloß  Karlstein  bei  Prag  ist  das  Muster  auf  den 
Rautenfbllungen  nur  gemalt.  Mit  dem  schwarzen  österreichischen  Adler 
auf  Goldgrund  wechselt  der  weiße  Löwe  Böhmens  auf  rotem  Grunde.  Die 
Schienen  sind  mit  goldenen  Rosenranken  auf  schwarzem  Grunde  bemalt 
und  die  Nagelrosetten  sind  golden  und  schwarz. 

Dieser  Gruppe  beizurechnen  ist  auch  eine  wundervolle  Tür,  die  jetzt 
das  Museum  in  Nischburg  besitzt.  Bei  diesem  Beispiel  werden  die  Rauten- 
felder nicht  durch  Eisenschienen  gebildet,  sondern  kräftige  vierkantige 
Hölzer  sind  an  deren  Stelle  getreten.  Und  wie  anzunehmen  ist,  war  auch 
ehemals  nicht  der  Grund  vor  allem  durch  Ornamente  bereichert,  sondern 
die  vortretenden  Rippen.  Diese  sind  mit  eisernen  durchbrochenen  Ranken- 
und  Maßwerkbändem  belegt,  die  seitlich  mit  einer  Lihenborte  über  die 
Holzer  greifen.  Und  ebenso  schön,  wie  geschichtlich  wertvoll  ist  die  eben- 
falls aus  Eisenblech  herausgehauene,    auf  der  Randleiste  herumgeführte 


74  14*  und  15.  Jahrhundert. 


böhmische  Inschrift,  die  besagt,  daß  diese  Tür  im  Jahre  1490  unter  Hrozek 
von  Prossowitz,  Berghauptmann  von  Purglitz,  verfertigt  wurde. 

Schließlich  mögen  im  Zusammenhange  mit  den  angeführten  Bei- 
spielen noch  ein  paar  bemerkenswerte  Türen  kurz  besprochen  werden, 
bei  denen  zwar  nicht  mehr  von  einem  Beschläge  die  B.ede  sein  kann,  bei 
denen  sich  aber,  wie  man  sagen  könnte,  das  Eisenwerk  vom  Holze  gelöst 
und  zu  etwas  Selbständigem,  zu  einem  Gitterwerk  geworden  ist.  Direr 
ganzen  Erfindung  und  Ausführungsweise  und  schließlich  ihrem  Entstehungs- 
kreise nach  gehören  sie  zu  den  vorstehend  beschriebenen. 

Die  bekanntesten  dieser  Art,  die  sich  in  der  Spitalkirche  in  Krems 
a.  2).  befinden,  sind  untereinander  fast  gleich.  Sie  werden  getragen  an- 
statt von  Holzbohlen  von  einem  aus  schlichten,  kräftigen  Yierkantstäben 
geschmiedeten  Gitter,  über  das  wagrecht  und  senkrecht  sich  kreuzende 
flache  Schienen  gelegt  sind,  die  zwischen  schmalen  Randleisten  mit  auf- 
liegenden Blechranken  verziert  sind,  und  deren  quadratische  Zwischen- 
räume mit  durchbrochenen  Blechplatten  gefüllt  sind.  Die  Muster  der 
Füllungen  zeichnen  sich  besonders  dadurch  aus,  daß  mannigfache,  der 
Leidensgeschichte  Christi  entnommene  figürliche  Szenen  neben  Jagddar- 
stellungen, dem  Monogramm  Christi  u.  a.  m.  nicht  ungeschickt  ornamental 
verwertet  sind. 

Eine  dritte  ähnliche  Tür  befindet  sich  an  einem  Tabernakel  in  Znaim 
in  Mähren. 

Die  in  Frankreich  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert,  z.  B.  in 
JRouen,  Chalons  sur  Marne,  Goutances,  Bayeux  und  anderen  Orten  an 
Eirchtüren  erhaltenen  Eisenbeschläge  sind  von  geringer  Bedeutung  und 
ebensowenig  besitzt  England  hervorragendere  Werke  der  Art  aus  jener 
Zeit,  obschon  man  besonders  an  Sakristei-  und  Schatzkammertüren  selten 
auf  das  Beschlagwerk  verzichtete.  Beispiele  finden  sich  in  Winchester^ 
Great  Casterton^  in  der  Westminsterabtei  zu  London  und  in  Wells. 

In  zunehmendem  Maße  erlangten  aber  in  diesen  Jahrhunderten  ein- 
zelne, früher  von  den  Schmieden  weniger  beachtete  Beschlagteile  künst- 
lerische Bedeutung,  insbesondere  die  Schloßplatten,  dann  die  Türringe 
und  Griffe,  die  Türklopfer  und  schließlich  die  Sprechgitter. 

Diese  Beschlagteile,  die  damals  in  fast  allen  europäischen  Ländern 
in  reichster  Weise  ausgestaltet  wurden,  sind  zweckmäßig  gesondert  zu 
betrachten. 

Die  Schloßbleche,  deren  schmückende  Aufgabe  auch  in  jener  Zeit 
die  praktische  zumeist  aufwog,  finden  sich  in  reichster  Form  besonders 
in  Frankreich  und  Deutschland. 

In  Deutschland  ist  die  gebräuchlichste  Form  ein  an  der  Riegelkante 
gerade  abschließendes  und  von  da  aus  verbreitertes  Blech,  das  dann  in 
mannigfachster  Weise  durch  Schweifung  der  Kanten,  durch  Auflagen  und 


Schloßblecbe,  Deutschland.  75 

Eckfortsätze  ausgeschmückt  wurde.  Besonderer  Wert  wurde  in  der  Regel 
auf  eine  gute  ScUUsselfUbrung  gelegt,  die  ein  langes  Tasten  und  Suchen 
nach  dem  SchlUsseJloche  unnötig  machte. 

Eins  der  schönsten  und  größten  deutschen  Schloßbleche  des  15.  Jahr- 
hunderts besitzt  das  Museum  in  Klagenfurt,  es  schmückte  wie  die  meisten 
dieser  Art  eine  Truhe,  falls  es  nicht  etwa  nur  ein  »Meisterwerk'  ohne 
praktischen  Zweck  ist.  Die  Verteilung  des  Schmuckes  auf  der  Grund- 
platte ist  die  typische.  Ein  breiter  Streifen  an  der  Riegelkante  ist  von  der 
fibrigen  Schloßblechfläche  abgeteilt.  Erhaben  aufliegende,  wie  bei  der 
Sakristeitür  in   Brück   (S.  72)    aus   verschiedenen    Schichten   hergestellte 


Fig.  M.    Bchlofiblech,  Deutschland,  1B.  Jahrb.     La<ufoii,  3cuth  Ktn:-3i<a.    S.  TG, 

fensterartig  gegliederte  Maßwerkmuster  bedecken  die  durch  ein  dreikan- 
tiges Randstäbchen  eingefaßte  Fläche. 

Bei  anderen  deutseben  Schloßblechen  der  Zeit  ist  die  Hauptfläche  in 
der  Regel  sehr  viel  einfacher  verziert,  ein  mehr  oder  minder  reicher 
breiter  Randstreifen  fehlt  aber  kaum  einmal.  Maßwerkmuster  flnden  sich 
häufig,  ebenso  gern  wurde  aber  das  auch  sonst  bei  den  Angelbandbeschlägen 
beliebte  krause  Blattrankenmuster  angewendet,  dann  auch  schlichte  oder 
in  Rosetten  endigende  Spiralranken,  die  als  SchlüsselfUhrung  zur  Seite 
des  Schlüsselloches  meist  symmetrisch  aufsteigen.  Oder  die  Hauptöäche  ist 
bis  auf  eine  einfache  SchlüsselfUhrung  unverziert  geblieben  und  Eckblätter 
bieten  den  Ersatz  (Fig.  54,  S.  75  und  Fig  55,  S.  76). 

Eine  im  15.  Jahrhundert  seltene  SchloQblechform  befand  sich  ehemals 


76  14.  und  15.  Jahthondert. 

an  dem  schönen  Gitter  der  Waldsteinlcapelle  ia  der  Kirche  in  Hall  (Tirol). 
Die  Grundplatte  zeigt  die  Form  eines  Quadrates,  das  oben  herzförmig  mit 
der  Spitze  nach  außen  Terbreitert  ist.  Die  Fläche  ist  hier  bedeckt  mit 
reichen  Wappen  und  einem  Paar  heraldischer  Löwen,  die  aus  Blech  heraus- 
gehauen sind.  Als  SchlUsselfUhrung  dient  ein  unter  dem  SchlOsseUoch 
angebrachter  kleiner  Drache. 

In  Suddeutschland  sind  die  schönsten  Arbeiten  der  Art  entstanden, 
vielleicht  übertrafen  die  steiermürkischen  Schlösser  damals  auf  diesem 
Gebiet«  alle  deutschen  Meister. 


Fig.  K.    BchloBblecb,  Dentschlaod,  le.  JaLrli.    LoHia«,  San»  Krmi.-Miu.    6.  75. 

Während  nun  die  deutschen  Schloßbleche  jener  Zeit  in  den  aller- 
melsten  Fällen  die  Scbließvorrichtungen  völlig  verdecken,  bevorzugte  man 
in  Frankreich  Schlösser  mit  äußerlich  eingreifender  Falle.  Falle  und 
Schloßblech  war  man  bestrebt  formal  zu  einem  Ganzen  zu  verbinden. 
Die  technische  Teilung  sollte  aber  nicht  nur  fUr  das  Auge  schwer  erkenn' 
bar  sein,  man  suchte  auch  oft  das  Schlüsselloch  so  zu  verbergen,  daß 
erst  der  Druck  auf  eine  Feder  oder  die  Verstellung  eines  Schiebers  dem 
auch  kunstreich  gestalteten  Schlüssel  den  Eingang  öfFuete.  Die  Vor- 
liebe für  kräftige  plastische  Behandlung ,  die  schon  bei  den  älteres 
Eisenarbeiten  in  Frankreich  so  nachdrücklich  heiTOrtrat,   zeigt  sich  auch 


Schloßbleche,  Frankreich.  77 

wieder  an  den  Schloßbeschlägen.  Ein  flaches,  durch  Ausbauen  dünner 
Schichten  erzieltes  Relief  befriedigte  die  französischen  Meister  nur  selten, 
sie  arbeiteten  aus  dem  vollen  Stoffe  ganze  Architekturen  und  Figuren 
heraus;  Prachtwerke  ganz  eigener  Art  entstanden  in  großer  Anzahl.  Die 
ft^mzösischen  SchloBbeschl^e  bestehen  zumeist  aus  einer  rechteckigen 
Grundplatte,  die  plastische  Ausschmückung  darauf  ist  wie  eine  Umrahmung 
am  den  die  Mitte  von  der  Oberkante  her  bedeckenden  Fallriegel  aus- 
gestaltet 

Maßwerkmuster,  mit  Fialen  bekrönte  Giebel  und  Figurennischen,  auch 
Felder  mit  komplizierten  figürlichen  Szenen  bedecken  die  Flächen  voll- 
ständig. 


Schloeblech,  Frankrei 


Ein  seltenes  Beispiel  dieser  Art,  das  im  Jahre  1880  in  Diisseldorf 
(Kat.  Nr.  1111  b)  ausgestellt  war  (aus  der  Sammlung  Spitzer,  Paris) 
(Fig.  56,  S.  77),  ist  in  der  Form  eines  dreiteiligen  Elappaltars  überaus 
reich  gestaltet.  Auf  der  von  Maßwerkfeldem  umrahmten  Hiegelplatte 
thront  oben  Christus  als  Weltenrichter  über  Gestalten  der  Auferstehenden 
und  Verdammten,  und  die  beiden  Seitenflügel  zeigen  unter  einer  drei- 
teiligen Baldachinarchitektur  in  voll  vortretenden  Figuren  noch  einmal 
den  Eingang  zur  Hölle  und  ins  Himmelreich. 

Ein  anderes  Schloß  der  Art,  das  in  den  fünfziger  Jahren  des  19.  Jahr- 
hunderts vom  Fürsten  SoltikofF  fUr  etwa  2000  Mark  erworben  wurde,  war 
in  Fonn  einer  Eirchenfassade  mit  Fenstern  und  Baldachinnischen,  in  denen 
Heilige  standen,  ausgeschmückt.  Reiche  Schloßbeschl^e  dieser  Gruppe 
besitzen  das  Louvremuseum  und  besonders  das  Clunymuseum  in 


78  1^  vnd  15.  Jahrhundert 

Paris,   andere   finden   sicli  in  französisclien  Provinziainiuseen,  z.B. 
in  Eouen  und  Le  Maus,  auch  in  den  großen  Museen  des  Übrigen  Europa 
und  in  Händen  der  Priratsammler  sind  solche  kostbare  Eisenwerke  erbalten. 
Den    reichen    deutschen   und    französischen   Schloß bekleidungen    des 
15.  Jahrhunderts  gegenüber  treten  die  der  anderen  Länder  zurtlck.     Am 
ehesten   können   sich    mit  jenen    vielleicht   noch   die    spanischen   Ar- 
beiten messen;  die  englischen 
Schloßbeschläge  sind  von  beson- 
derem Interesse  nicht. 

N^eben  den  Schloß  platten 
wurden  im  15.  Jahrhundert  be- 
sonders die  Türgriffe  und  die 
vielfach  zugleich  als  Klopfer 
dienenden  TUrringe  aufs  reichste 
in  Eisen  ausgeführt. 

Äucb  Deutschland  nimmt 
bei  dieser  Beschlaggruppe  eine 
höchst  ehrenvolle  Stellung  ein, 
wieder  besonders  in  seinen  süd- 
lichen Landesteilen. 

Die  TUrringe  mit  ihren  oft 
großen  TTnterlagspIatten  zieren 
zumeist  die  Mitte  der  Tür,  die 
in  der  Regel  bUgelartigen  Griffe 
sind  gewöhnlich  in  der  Nähe 
des  Schlosses  angebracht. 

Die  mit  durchbrochenen 
Blattranken  oder  mit  Maßwerk 
gemusterten  Platten  sind  bald 
rund,  baliT' eckig.  Die  Ringe  sind 
zumeist  herzförmig,  derart,  daß 
die  der  Spitze  gegenüberliegende 
Seite   geteilt    ist    und    zwischen 

den  aufgerollten  Enduiungen  die 

Flg.  6J.    TflrriDg  in  DinkelsbUhl.    S.  TS.  -n   „      ■  ■         ■     . 

Befestigungsöse    trägt;    sie    smd 

bisweilen  hohl   gearbeitet    mit    einer   auf  dem  Grundringe  halbrund  vor- 
tretenden Schauseite. 

Von  dem  schönen  Ringe  an  der  SakristeitUr  in  Bruch  (S.  72)  wurde 
bereits  gesprochen,  ähnliche,  wenn  auch  minder  reiche  Werke  sind  nicht 
allzu  selten.  Mit  durchbrochen  gearbeiteten  Blattranken  ist  die  Grund- 
platte eines  venvandten  Beschlages  in  der  St.  Georgskirebe  in  Dinkeh- 
bähl  dicht  gefüllt,  der  Ring  zeigt  Maßwerkformen  (Fig.  57,  S.  78). 


Türgriffe.  Deutechland.  79 

Runde  oder  rosettenartige  Grundplatten  sind  bei  den  Türringen  der- 
selben Zeit  gleichartig  gemustert  mit  Maßwerk  und  Blattranken  oder 
strablicli  angeordneten  Blättern.  Die  Ringe  wechseln  mannigfach  ihre 
Gestalt;  Paßformen  und  Vielecke  oft  mit  sich  überschneidenden  Endigungen 
der  Glieder,  auch  strickartig  gewundene,  durch  Kuoten  unterbrochene 
Ringe  kommen  vor.  Ein  vortreffliches  Beispiel  aus  Lüneburg  sei  noch 
angeführt. 

Die  BQgelghffe  sind  zumeist  auf  zwei  kleinen  Grundplatten  angebracht, 
bei  denen  die  runde  und  quadratische  TJrarißlinie  vorherrscht.  Die  Griffe 
sind  bald  flach,  bald  walzenförmig  (Fig.  58,  S.  79).  Bei  den  ilachen  ist 
die  Vorderseite  meist  mit  Maßwerk  oder  Banken  belegt,  bei  den  walzen- 
förmigen ist  in  der  Regel  ein  Eerustab  rings  mit  einem  durchbrochenen 
Muster  überzogen.    Wohl  die  schönsten  erhaltenen  Tüi^iffe  dieses  Typus, 


Fig.  BS.    BQgelgriff,  DentBcbland,  le.  Jahrh.    XamUre,  armiim.  Miu,    S.  7«, 

die  zwar  schon  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  ihre  Entstehung  danken, 
schmückten  ehemals  eine  Tür  im  Rathause  zu  Ulm  und  werden  nebst  der 
köstlichen  Türklinke  und  den  beiden  Ängelbändem  jetzt  in  der  dortigen 
Ennst Sammlung  verwahrt  (Fig.  59,  S.  80).  Zwei  verschiedene  Griffe  be- 
fanden sich  hier  an  derselben  Tür,  einer  noch  pi^chtiger  als  der  andere. 
Im  einen  Falle  ist  der  Griffbügel  aus  einem  kräftigen  gewundenen  Längs- 
stabe gebildet,  der  vor  zwei  reich  mit  Maßwerk  gemusterten,  nur  in  der 
Größe  gleichen  runden  Grundplatten  gehalten  wird.  Im  anderen  Falle 
bilden  sechs  dünne  gewundene,  durch  Maßwerkfensterchen  verbundene 
Stabe  auf  einer  eigenartig  geformten,  fensterartig  durchbrochenen,  oben 
mit  Fialen  und  Raukenmustern  bereicherten  Grundplatte  die  Griffvorrichtung. 
Auf  dem  Bügel  ruht,  vielleicht  als  Symbol  der  Wachsamkeit,  ein  Hund. 
Zahlreiche  einfachere  Griffe  finden  sich  in  vielen  Museen. 

Der  Ringtypus  ist  in  zahlreichen,  aus  Eisen  gearbeiteten  Beispielen 
meist  aus  dem  15.  Jahrhundert  auch  in  England,  Frankreich,  Italien 
und  Spanien  erhalten. 

Besonders  verbreitet  ist  der  oft  zugleich  als  Klopfer  dienende  Ring 
in  England,  doch  Arbeiten  dieser  Art,  die  an  künstlerischem  Arbeits- 
aufwande  mit  den  angeführten  deutschen  Werken  wetteifern  könnten,  gibt 


80  14.  und  15.  Jahrhundert. 

es  nicht.  Die  fast  ausnahmslos  runden  Orundplatten  sind  nur  sparsam,  die 
Ringe  überhaupt  kaum  verziert  (zahlreiche  Abbildungen  finden  sich  in 
Brandon,  An  Analysis  of  gothik  architecture  Bd.  II).  Die  meist  mit  einem 
drehbaren  BUgel  ausgestatteten  englischen  Griffe  der  Zeit  sind  ebenso- 
wenig von  allgemeinem  Interesse. 


Flg.  6».    TUrbesthliigteiJe  vom  Jahr«  1509  aus  dem  Eatlianse  in  Ulm.    8.  i». 

Die  französischen  Türgriffe  und  TOrringe  sind  mit  wenigen  Aus- 
nahmen, z.  B.  an  den  Kathedralen  in  Rotten  und  Ecreux,  nicht  Ton  größerer 
Wichtigkeit,  nur  in  Spanien  sind  noch  durch  Größe  und  Arbeit  im- 
ponierende Werke  dieser  Art  entstanden. 

An  der  Kathedrale  in  Tarragoua  findet  sich  das  reichste  Paar  (Fig.  60, 
S.  81),  der  Klopfring  ist  hier  in  einer  Gesichtsmaske  beweglich,  die  in  der 
Mitte  einer  runden  MaSwerkplatte  befestigt  ist.  Eine  spitzovale,  ebenfalls 


Tflrringe  und  Törklopfer.  81 


mit  Maßwerk  durchbrochen  gemusterte  Platte  mit  einem  Drachen  darauf 
bildet  unten  das  Widerlager  des  Ringes.  Die  beiden  sich  berührenden 
Platten  sind  von  einer  breiten  Blattborte  eingefaßt  und  ihre  Höhe  zusammen 
soll  7ä  cm  betragen.  Dieses  auf  beiden  Türflügeln  in  gleicher  Form 
angebrachte  Werk  ist  nur  als  ein  Prunkbeschlag  anzusehen,  das  viel  zu 
hocH  befestigt  ist,  um  einem  praktischen  Zwecke  dienen  zu  können.  Be-  . 
merkt  sei  nur,   daß  bei   dieser  gänzlich   mit  EUuten  aus  Kupferblech  be- 


Fig,  so.    TUrbest^hlag  in  Tarragona,  Kathedrale,    8.  SO. 

schlagenen  Tür  auch  die  Angelhänder  in  derselben  Weise  wie  jene  Ringe 
mit  Maßwerk  durchbrochen  und  mit  derselben  Blattborte  eingefaßt  sind. 
Ändere  überaus  geschmackvolle  eiserne  TUrringe,  bei  denen  wohl  auch 
stets  die  Bedeutung  des  Klopfers  überwiegt,  sind  in  Toledo,  Sarcdona, 
Zaragoza  und  anderen  Orten  Spaniens  erbalten. 

Die  ausgeprägter  durch  ihre  schlankere  oder  bammerartige  Form  als 
Klopfer  gekennzeichneten  eisernen  Türbeschläge  haben  in  Deutschland 
eine  höhere  künstlerische  Bedeutung  nicht  erlangt,  die  schönsten  Arbeiten 
dieser  Art  dUrf^n  neben  Italien  wohl  in  Frankreich  geschaffen  sein, 
wo  sie  bereits  seit  dem  12.  Jahrhundert  in  Eisen  ausgeftlhrt  wurden. 
LQer,  Unedle  Uetalle.  6> 


82  14.  und  15.  Jahrhundert. 

Vielleicht  der  scliönste  eiserne  Tilrklopfer  des  15.  Jahrhunderts 
schmückte  die  Tür  eines  Hauses  in  der  Rue  de  la  Prison  in  Puy  en  Velaif. 
Die  hochrechteckige,  oben  giebelartig  abgeschlossene  Grundplatte  ist  seit- 
lich mit  iialenbekrönten  Strebepfeilern  eingefaßt,  und  dazwischen  mit  einem 
schönen  Maßwerkmuster 
gefüllt.  Unterhalb  der 
Giebelääche  ist  der  leicht 

gebogene,  vierkantige, 
durch  ein  kräftiges,  zart 
profiliertes  Band  geglie- 
derte, nach  unten  zu  an 
Stärke  zunehmende  Klop- 
fer  in  einem  Gelenke  be- 
weglich angebracht.    Das 


Ganze  ein  Meisterwerk  vollendeten  Formempfindens.  Nächst  diesem  ver- 
dient der  Eisenklopfer  eines  Hauses  in  Troi/es  (jetzt  dort  im  Museum) 
rühmlichst  hervorgehoben  zu  werden.  Die  Grundplatte  ist  auch  hier  mit 
Maßwerk   zwischen   flankierenden  Säulchen   bekleidet,   an    den  schlichten 


TQrklopfer  und  Sprechgitter.  83 


Hammer  gelehnt   steht  aher  in  diesem  Falle  auf  einer  Konsole  eine  aus 
dem  vollen  Eisen  he  raus  modellierte  wappenhaltende  Knabengestalt. 

In  der  Anordnung  ähnliche,  aber  künstlerisch  zurückstehende  Klopfer 
sind  erhalten  in  ChäicauduH,  in  Bourges  (Fig.  61 ,  S.  82),  in  Auxerre, 
mit  einem  menschlichen  Beine  als  Hammer  in  Toulmise,  in  Rodez,  am 
Hospital  zu  Beaune  und  in  verschiedenen  europäischen  Museen,  z.  B. 
zu  Florenz  im  Bargello. 

Die  in  England,  Spanien  und  Italien  in  großer  Zahl  gefertigten 
scfamiedeisemen  Türhämmer  sind   durchgehends  wesentlich  einfacher  ge- 
staltet,  doch  auch  in  ihrer  Schlicht- 
heit oft  Ton  hohem  Reiz.    Der  Hin- 
weis  darauf  möge  hier  genügen. 

In  der  Reihe  der  Türbeschläge 
des  15.  Jahrhunderts  ist  schließlich 
noch  der  kleinen  Sprech-  oder  Schau- 
gitter zu  gedenken,  die  vor  Oeffnung 
der  Tür  ermöglichten,  den  Einlaß- 
b^ehrenden  mit  prüfendem  Blick  zu 
betrachten  oder  mit  Worten  abzu-- 
fertigen. 

In  Deutschland  kommen  diese 
kleinen  Sprechgitter  nur  in  einfach- 
ster Form   Tor,    ein   aus   gekreuzten 
Stäben    gebildetes    Netz    mußte    den 
Zweck    erfüllen ,    kunstreichere    Bei- 
spiele finden  sich  in  England,  z.  B. 
an  der  Tür  der  St.  Georges  Chapel  in 
Windsor,  besonders  aber  in  Frank- 
reich   und   ein    wahres   Frachtwerk 
ist  eine   im   South  Kensington- 
Museum  in  London  verwahrte,   als 
flämisch   bezeichnete   Arbeit   dieser   Art  {Fig.  62,   S.  82).      Die   hoch- 
rechteckige   Platte   dieses   Meisterwerkes  ist  in  reichsten  Maßwerkformen 
gemustert  und  oben  und  unten  mit  zierlich  gearbeiteten  Gesimsen  abge- 
schlossen.    Die  obere  Hälfte  bedeckt  zum  Teil  ein  Wappen,  die  untere 
Hälfte  mit   der  Sprechöffnung  ist  durch  einen  fensterkorbartigen  Vorbau 
erweitert,    der    aus   schlanken   Fialen   gebildet   ist,    die   durch   Maßwerk 
und   vor   der   Oeffnung   durch   ein   dichtes   Korbgeflecht  verbunden   sind. 
Die   französischen  Beispiele   sind   in   der  Regel   aus  einer  Platte  ge- 
bildet,  die  zwischen  fialenbekrönten  Strebepfeilern  eine  kleine  Uaßwerk- 
durchbrechung    ausweist    (Fig.  63,    S.  83).      Ein    schönes    Beispiel    am 
Hospital   in  Beaune  ist  aus   rechtwinklig   sich  kreuzenden   Stäbchen  ge- 


84  14.  und  15.  Jahrhundert. 


bildet,    die   oben   durch  eine  reiche  Maßwerkbekrönung  und  unten  durch 
ein  Gesims  bereichert  sind. 

Geräte.  Mannigfache  andere  Aufgaben  beschäftigten  die  Schmiede  und  Schlosser 

aller  Länder  im  15.  Jahrhundert  neben  den  großartigen  Gitter-  und  Be- 
schlagarbeiten, Aufgaben,  die  ihnen  vorher  nur  vereinzelt  zugefallen  waren . 

In  erster  Linie  von  Interesse  ist  das  in  allen  nur  möglichen  Formen 
ausgeführte  eiserne  Beleuchtungsgerät.  Die  zahlreichsten  und  reizvollsten 
teils  großen  Hängeleuchter  aus  dieser  Zeit  danken  wir  deutschen  Meistern. 
Unübertroffen  in  der  Schönheit  der  Verhältnisse  und  Luftigkeit  des  Auf- 
baues ist  der  Kronleuchter  in  der  Pfarrkirche  zu  Vreden  in  Westfalen,  von 
einem  Bürger  dieser  Stadt,  dem  Schmiede  Gert.  Bulsinck  gefertigt,  und 
im  Jahre  1489  der  Kirche  von  der  Zunft  der  Schmiede  zum  Geschenk 
dargeboten.  (Abb.  in  J.  H.  von  Hefner-Alteneck.  Eisenwerke  oder 
Ornamentik  der  Schmiedekunst.     Frankfurt  a.  M.  1870  u.  1885.) 

Der  sechsseitige  Unterteil  dieser  Lichtkrone  von  mehr  als  2  m  im 
Durchmesser  ist  mit  einem  ebenfalls  sechsseitigen  kronenartigen  Ober- 
teile durch  Ketten  und  eine  Mittelstange  verbunden,  die  zwischen  zwei 
gleichen  aus  Holz  geschnitzten  Figuren  der  Madonna  mit  Christkind  hin- 
durchgeführt  ist.  Die  Ecken  und  Mitten  des  aus  zwei  Reifen  gebildeten 
Hauptteiles  zieren  Baldachinnischen  mit  den  in  Holz  geschnitzten  Figuren 
der  zwölf  Apostel.  Vor  jeder  Figur  ist  ein  Lichtarm  angebracht.  Ohne 
Ueberfüllung  ist  der  Leuchter  mit  zierlich  durchbrochenen  bald  hängenden 
bald  krönend  überragenden  Füllgliedern  aufs  reichste  ausgestattet.  Die 
Eisenteile  waren  verzinnt  und  die  Figuren  buntfarbig  bemalt.  Mit  Stolz 
durfte  der  Meister  an  solchem  Werk  seinen  Namen  der  Nachwelt  über- 
liefern. 

In  einer  Zeit  der  Mißachtung  alten  Kunstfleißes  war  diese  Lichtkrone 
zum  Gerumpel  getan,  bis  man  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  dieses 
unschätzbare  Dokument  der  Vergangenheit  wieder  würdigen  lernte  und 
es  mit  Ergänzung  der  mittlerweile  verlorenen  Teile  und  Auffrischung 
der  vorhandenen  in  neuer  Schönheit   seiner  Bestimmung  wieder  übergab. 

An  diesen  Vredener  Kronleuchter  erinnert  in  einigen  Punkten  ein 
anderer,  ebenfalls  in  Westfalen  erhaltener.  Dieser  künstlerisch  geringere 
Leuchter  wurde  für  die  Probsteikirche  in  Dortmund  wohl  annähernd  gleich- 
zeitig mit  jenem  hergestellt.  Es  ist  auch  ein  stattliches  Werk  von 
1,60  m  Höhe.  An  die  Stelle  des  Reiftypus  ist  eine  Laternenform  ge- 
treten. Ueber  der  mit  zwölf  Lichttellern  ausgestatteten  Bodenplatte  tragen 
sechs  schlanke  Säulchen  ebensoviele  Spitzbögen  und  darüber  einen  Zacken- 
reif mit  hohen  geschweiften  Bügeln,  die  sich  in  einer  kleinen  Krone  ver- 
einigen, aus  der  Blüten  herauswachsen.  Auch  die  eisernen  TraggUeder 
dieses  Leuchters  sind  nicht  unverziert  geblieben. 


Lichtgerät,  Deutschland.  '  85 


Wieder  in  andere  Form  gekleidet  ist  der  bei  diesen  Kronleuchtern 
leitende  künstlerische  Gedanke  bei  einer  Reihe  untereinander  nahe  ver- 
wandter wenig  jüngerer  Werke,  die  ebenfalls  aus  der  Hand  westfälischer 
Jffeister  hervorgingen.  Bei  diesen  höchst  imposanten  Leuchtern,  von  denen 
zwei  fast  übereinstimmende  sich  in  Cdlcar  und  Osnabrück  befinden  und 
ein  dritter  sich  in  Kempen  erhalten  hat,  tritt  allerdings  die  Eisenarbeit 
der  des  Schnitzers  gegenüber  durchaus  in  den  Hintergrund,  dennoch  mögen 
sie  hier  nicht  übergangen  werden. 

Auch  bei  diesen  Leuchtern  ist  die  Doppelfigur  einer  Madonna  in  die 
Mitte  gestellt,  aber  weit  mehr  als  bei  den  Leuchtern  in  Vreden  und  Osna- 
brück erscheint  bei  ihnen  die  Figur  als  die  Hauptsache  und  nicht  aus 
künstlerischem  Bedürfnis  dem  Beleuchtungsgerät  hinzugefügt.  Bei  den 
Lichtkronen  in  Calcar  und  Osnabrück  umgibt  reiches  in  Holz  geschnitztes 
Rankenwerk  mandorlaförmig  die  Figur.  Von  einem  sockelartigen  Teile 
unter  der  Madonna  gehen  strahlenförmig  sechs  vielfach  durcheinander 
gewundene  eiserne  Rankenarme  mit  zackigen  Blättern  aus,  die  vom  die 
Lichtteller  tragen.  Bei  dem  Kempener  Leuchter  fehlt  das  die  Madonna 
umrahmende  Schnitzwerk;  sehr  zum  Vorteil  des  Ganzen.  Die  Eisenarme, 
acht  an  der  Zahl,  zeichnen  sich  durch  besondere  Eleganz  der  Linien- 
führung aus  und  sind  in  ihrem  Verhältnis  zu  den  übrigen  Teilen  treflFlich 
abgewogen. 

Diesen  verwandte  Kronleuchter,  bei  denen  aber  das  die  Madonna  um- 
gebende Holzgehäuse  in  Bauformen  aufgeführt  ist,  und  nur  die  einfachen 
Eerzenhalter  und  in  einem  Falle  auch  der  tragende  mit  Blättern  und 
Rosetten  ausgestattete  Bügel  in  Eisen  gefertigt  ist,  befinden  sich  in  der 
Johanniskirche  in  Lüneburg  und  im  Dome  zu  JRatzeburg. 

Einige  zwar  dem  Vredener  Leuchter  auch  nicht  gleichwertige,  aber 
bei  einem  geringeren  Arbeitsaufwande  hoch  künstlerische,  ganz  aus  Eisen 
gefertigte  Kronleuchter  sind  aus  der  Wende  vom  15.  zum  16.  Jahrhundert 
in  den  sächsischen  Landen  erhalten. 

Aus  der  Hand  eines  Meisters  könnten  einige  Lichtkronen  in  den  Domen 
zu  Magdeburg  (im  Jahre  1494  gestiftet)  und  Halberstadt  hervorgegangen 
sein.  Bei  ihnen  trägt  der  mit  zierlichem  durchbrochenem  Rankenwerk 
gemusterte  Reif  kurze,  einfache  Lichtarme.  Bei  den  beiden  im  wesent- 
Uchen  gleichen  Magdeburger  Leuchtern  verbinden  in  geschweifter  Linie 
aufsteigende,  mit  zierlichem  Blattwerk  bereicherte  Bügel  den  Lichterkranz 
mit  einem  kleinen  kronenartigen  Reif.  Am  Halberstädter  Leuchter  (Fig.  64, 
S.  86)  hat  man  mit  zur  Hälfte  aus  Stäben,  zur  Hälfte  aus  Ketten  ge- 
bildeten Gliedern,  die  von  einem  lockeren  Blattknauf  in  der  Mitte  umhüllt 
sind,  die  ähnlich  gestalteten  Teile  verbunden. 

In  dem  an  schönen  Lichtgeräten  reichen  Dome  zu  Halberstadt  be- 
findet sich  auch  das  seltene  Beispiel  eines  Eisenkronleuchters,  der  in  An- 


86  U.  und  15.  Jahrhundert. 

lehnung  an  die  alten  Reif  krönen  das  himmlische  Jerusalem  darstell  eo 
soll.  Der  Mauerreif  ist  mit  zwölf  Türmen,  in  denen  die  Apostel  stehen, 
geschmückt  und  zur  Aufnahme  von  sechzig  Kerzen  eingerichtet. 

Der  Kronleuchter  wurde  gestiftet  von  Balthasar  r.  I^euenstadt,  dessen 
Wappen  viermal  daran  angebracht  ist. 

Einen  anderen  Leuchtertypus,  mit  mehreren  übereinander  angeord- 
neten Reifen,  vertritt  die  schöne  eiserne  Lichtkrone  von  fast  2  m  Durch- 
messer im  Dome  zu  Merseburg.  Zwei  mit  durchbrochenem  Laubwerk 
gezierte  Kränze  und  darüber  ein  Baldachin  mit  zwei  in  Holz  geschnitzten 


Fig.  94.    Kronleuehter  in  Halberstadt,  Dom.    S.  8S. 

Schutzheiligen  der  Stadt  bilden  das  Gerüst,  an  dem  die  Tüllen  für 
40  Kerzen,  zu  24,  12  und  4  übereinander  angebracht  sind. 

Bei  kleineren  Kronleuchtern  begann  man  zu  Ende  des  15.  Jahrhun- 
derts auch  mit  großem  Geschick  Hirsch-  oder  Elcbgeweihe  mit  eisernem 
Gerüst  zu  verbinden;  auch  von  dieser  Gruppe  haben  sich  eine  Reihe  statt- 
licher Beispiele  im  nördlichen  Deutschland  erhalten.  Fünf  solcher  Licht- 
kronen schmücken  noch  den  Fürstensaal  des  Rathauses  in  Lüneburg.  In- 
mitten eines  schmalen  gezackten  Reifen,  der  die  Lichtarme  trägt,  ist 
zwischen  aufragenden  Hirschgeweihen  ein  aus  Holz  geschnitzter  Heiliger 
angeordnet.  Ein  hochovaler,  mit  ^Kasen"  und  Blattwerk  bereicherter  Eisen- 
bOgel,  der  oben  in  einer  kleinen  Krone  endigt,  trägt  das  Ganze.  Hängende 
bemalte  Wappensohilde ,  die  bei  den  wenigsten  der  angeführten  Kron- 
leuchter fehlen,  vervollständigen  auch  diese  Lünebuiger  Werke. 

Verwandte  Leuchter  gibt   es   im   hannövriscben  Lande   noch   in  den 


Lichtgerät,  Deutachland.  g7 

Kirchen   zu   Locktum   und  Reepsholt,    ein   dritter  aus  Rtestedt  wird  jetzt 
im  Provinzialmuseum  zu  Hannover  verwahrt. 

Im  südlichen  Deutschland  entstanden  besonders  im  16.  Jahrhundert 
zahlreiche  kleinere  Hängeleuchter,  bei  denen  in  der  Regel  ein  weihlicher 
Oberkörper  nach  hinten  zu  in  Geweihe  auswächst,  die  sogenannten  Leuchter- 
weibchen.  Bei  diesen  trat  aber  die  Eisenarbeit  ganz  und  gar  in  den 
Hintergrund,  der  Hinweis  darauf  möge  deshalb  genUgen. 


Fig.  Bö.    Hlngelenchter,  Dentscblaad,  le.  Jabrh.    »««An,  Sal.Miu.    S.  m. 

Einer  Gruppe  einfacherer,  laterneuartiger  eiserner  Hängeleuchter  ist 
noch  zu  gedenken,  die  in  den  verschiedensten  Teilen  Deutschlands  vor- 
kommen, bis  nach  Ungarn  hinein.  Ihr  wesentlichster  Bestandteil  sind 
zumeist  lange,  parallel  angeordnete  senkrechte  Schienen,  die  durch  etliche 
Reifen  verbunden  sind,  so  daß  das  Ganze  eine  längliche  Walzenform  er- 
hält.    Die  Llchtttlllen  sind  bald  außen  bald  innen  daran  angebracht. 

Das  reichste  und  schönste  Beispiel  dieser  Art  aus  der  zweiten  Hälite 
des  15.  Jahrhunderts  besitzt  das  bayrische  Nationalmuseum  in  München 
(Fig.  65,  S.  87).     Eine  beachtenswerte  Leistung   ist   der  Leuchter   in  der 


14>  und  15.  Jahrhundert 


Kirche  in  Bartf'eld  in  Ungarn ,    einfachste  Beispiele  tler  Gruppe  sind  er- 
halten in  St.  Wolfgant/  (Salzburg),  in  Lübeck,  Lüneburg  und  anderen  Orten. 
Die   nächst   den   deutschen    Arbeiten    durch   den   damit    verknüpften 
Namen  berühmteste  Licbtkrone  bewahrt   die  Peterskirche  in  Löwen.    Der 


Lichtgerät,  Dentechland.  80 

als  Maler  so  berühmte  Quinten  Massjs  soll  der  Verfertiger  gewesen  sein, 
rermutlicb  war  es  ein  Verwandter,  vielleicht  ein  Bruder  mit  Vornamen 
Josse,  von  dem  noch  die  Rede  sein  wird.  Mit  Sicherheit  darf  angenommen 
werden,  daß  dieser  Kronleuchter  noch  dem  15,  Jahrhundert  angehört,  im 
folgenden  sind  die  in  Gent,  Hai  und  Bastonges  erhaltenen  Lichtkronen 
entstanden. 

Daß  in  Frankreich  im  lf>.  Jahrhundert  eiserne  Kronleuchter  ge- 
fertigt wurden,  ist  aus  Inventaren  und  Rechnungen  jener  Zeit  ersichtlich. 
Einige  wenig  bedeutende  Beispiele  sind  in  Spanien  erhalten.  Von  den 
köstlichen  Eisenlatemen,  die  in  Italien  zur  selben  Zeit  geschaffen  wurden, 
ist  auf  S.  44  gesprochen  worden. 


Eiserne  Wandleuchter  dieser  Zeit  sind  auch  in  Deutschland  in  reicherer 
Form  nur  selten  noch  an  ihrem  Bestimmungsorte  zu  finden.  Die  schönsten 
sind  im  Rheinlande  erhalten,  besonders  im  alten  Rathause  zu  Köln.  Von 
weiteren  Beispielen  seien  angeführt  die  in  Wankum  (Rheinland),  in  Till 
bei  Calcar  und  schließlich  noch  ein  in  Friedberg  in  Hessen  mit  dem  auf 
3.  53  erwähnten  Gitter  verbundener  Leuchter. 

An  anderer  Stelle  (S.  36)  war  bereits  die  Rede  von  einer  in  früheren 
Jahrhunderten  bisweilen  vorkommenden  Beleuchtungsvorrichtung ,  die  in 
den  Kirchen  bei  festlichen  Anlässen  mit  Kerzen  besetzt  wurde,  dem  Oitter- 
leuchter,  auch  Herse  genannt.  Ein  paar  trefflicher  solcher  in  Eisen  ge- 
schmiedeter Werke  des  15,  Jahrhunderts  besitzen  wir  im  Dome  zu  Köln 
und  im  Monster  zu  Xanten.  Der  Kölner  (Fig.  66,  S.  88),  auf  einem  reich 
profilierten  und  kunstvoll  bemalten  Holzunterteil  zwischen  zwei  Pfeilern 
des  Chores  angebrachte  Apparat  läßt  kaum  erkennen,  welchem  Zwecke 
er  dienen  soll.  Das  eiserne  Gitterwerk  ist  aus  senkrechten,  durch  Quer- 
schienen  verbundenen  Stäben  gebildet,  und  durch  MaSwerkbögen  mit  Lilien* 
endigungen  bereichert.  Das  Ganze  ist  eine  den  Gittern  in  Kempen  und 
Straelen  nahe  verwandte  Arbeit.    Deutlicher  verrät  seine  Bestimmung  der 


90  14.  und  15.  Jahrhundert. 

Gitterleuchter  in  Xanten  (Fig.  67,  S.  89).     Zwei  Maßwerktonsolen  tr^en 
hier  eine   reich   verzierte  Schiene   von  mäßiger  Breite,    auf  der  zwischen 

Maßwerkbögen  die 
Eerzenhalter  gereiht 
sind. 

Diesen  Gitter- 
leuchtem  beizurech- 
nen ist  ein  Überreich 
mit  Kerzenhaltern 
besetztes  Eisengerttst 
in  Kap  eile  nform,  das 
sich  ehemals  auf  dem 
Nonnberg  bei  Salz- 
burg befand,  und  be- 
stimmt war,  bei  der 

Totenfeier  hoher 
Verstorbener  ent- 
zündet zu  werden. 
Auch  bei  diesem  nur 
zum  geringen  Teile 
erhaltenen  Eisenbau 
waren  in  erster 
Linie  Maßwerkfor- 
men schmtlckeud 
verwendet. 

In  Frankreich 
und  England  wa- 
ren schon  in  den 
Jahrhunderten  vor- 
her Beleuchtungs- 
geräte ähnlicher  Art 
gefertigt ,    aus    dem 

15.  Jahrhundert 
scheinen  bemerkens- 
werte Beispiele  nicht 
erhalten  zu  sein. 
Ueberaus    groß 

Fig.  flS.    Ten«berlei.chler  In  OsniibrUck  (nafh  Ciilhaband),    S,  «,         j^*^  ^'^^^  ^^^  "^^^  ^*'' 

in  fast  allen  euro- 
päischen Ländern  im  15.  Jahrhundert  gefertigten  eisernen  Standleuchter 
in  bald  einfacher,  bald  reicher  Form.  Die  Mehrzahl  ist  mit  etlichen, 
oftmals  sehr  vielen  Kerzentellern  in  verschiedener  Anordnung  au^erfistet 


Lichtger&t,  Dent«chl&nd.  9X 

In  Deutschland  entstanden  die  schönsten  eisernen  Licbtständer 
wiederum  in  den  westlichen  Gebieten. 

In  einer  Reibe  Tortrefflicher  Beispiele  kommt  der  sogenannte  Teneber- 
leucbter  vor,  bei  dem  die  Eerzenteller  auf  zwei  nach  oben  zusammen- 
laufenden Schienen  Übereinander  aafi^eordnet  sind.  Die  am  Karfreitag 
entzOodeten  Kerzen   dieser  Leuchter  wurden  beim  Absingen  der  Psalmen 


in  bestimmter  Folge  nacheinander  gelöscht.  Der  stattlichste  dieser  Gruppe 
befindet  sich  im  Dome  in  Osnabrück  (Fig.  68,  S.  90).  Ein  auf  drei  ge- 
b«^enen  Füßen  ruhender,  durch  drei  Knäufe  gegliederter  Schaft  teilt  sieb 
oben  in  drei  Arme,  von  denen  die  beiden  äußeren  einwärts  gebogenen  Maß- 
werkrosetten einschließen  und  mit  Nasen  besetzt  sind.  Diese  zierlichen  Arme 
tragen  einen  gleichartig  profilierten,  mit  Rosenmaßwerk  gefüllten  Dreiecks- 
rahmen, auf  dessen  Schrägseiten  15  Lichtdome  befestigt  sind.  Ringe  auf 
den  Fußen  sind  als  Handhaben  gedacht.   Man  hat  diesen  schönen  Leuchter 


14.  und  IS.  -lahrhundert. 


Totenleiicht«  in  Köln,  St.  Colnmh»  (nacli  GaühaTjancl).    S.  » 


Lichtgerät,  Deutecblajid.  93 


als  eine  wahrscheinlich  niederländische  Arbeit  bezeichnet;  kaum  mit  Recht. 

Die   geTählten  Formen,   ebenso   wie   die  Behandlungsweise   des  Metalles 

waren    den   deutschen  Meistern  jener   Zeit  geläufig,  wie  Beispiele   genug 

beweisen. 

Ein  jenem  ähnlicher  Mettenleuchter   derselben  Zeit   befindet   sich   in 

Z)äM'eH  (KreisKem- 

pen).     Einvortrefif-  l  "t*  1  »4*  j 

lieber  eiserner  Ker- 
ze ns  tänder,  bei  dem 

eine  umrandete,  mit 

sechs    aufragenden 

heraldischen  Lilien 
besetzte,  wagrechte 

Platte  zur  Auf- 
nahme der  Lichter 
bestimmt  ist,  be- 
sitzt das  Münster 
in  Xanten  (Fig.  69, 
S.  91).  Mit  Nasen 
besetzte  BOgel  und 
gerade ,  zu  den 
Ecken    der   PUtte 

hinaufgeführte 
Streben  verbinden 
dieselbe  mit  einem 
kräftigen  Mittel- 
schafte, der  unten 
in  Tier  leicht  ein- 
wärts gebogene 
Fflße  geteilt  ist. 
Von  verwandten 
Beispielen  sind  an- 
zuführen die  Leuch- 
ter in  Gaesdonk 
(Kreis  Eleve)  und 
in  der  Pfarrkirche 
der  Stadt  Kleve. 

In     den    Kir- 
chen      zu      Kidrich  FIk.  ".    Kerzenstander  in  Chap«Ile-ti-\Valtiiifl  (nach  »«ilhnband). 

und  Bauenthal  im  '   "^ 

Rheingau  haben  sich  weiter  ein  paar  besonders  schöner,  form  verwandter 

Standleuchter  erhalten ,    die  auf  sechseckigen ,   übereinander  angeordneten 


14.  und  15.  Jahrhnadert. 


Reifen  zaUreiche  Lichter 
aufnehmen  können.  Mittel- 
Rchaft;  und  Füße  sind  bei 
beiden  Beispielen  aus  kräf- 
tigen Vierkantstäben  gewun- 
den, die  die  Reifen  tri^en- 
den  Streben  sind  ähnlich  wie 
bei  den  vorher  angeführten 
Beispielen  gestaltet. 

Nicht  selten  wurden  in 
Deutschland  auch  die  einzeln 
vor  dem  Altare  aufgestellten 
Osterleuchter ,  die  nur  eine 
große  Kerze  zu  tragen  hat- 
ten ,  in  Schmiedeisen  aus- 
geführt. Die  künstlerische 
Aufgabe  bei  diesen  war  es 
besonders,  den  hohen,  zu- 
meist auch  von  drei  ge- 
bogenen FDßen  getragenen 
Schaft  zu  bereichern  und 
zu  gliedern. 

Ein  paar  schöne,  wohl 
als  Osterleuchter  zu  betrach- 
tende Eisenständer  befinden 
sich  in  der  Quirinskirche  in 
Neuß  a.  Rhein,  ein  anderer 
in  Semishätn  in  Hessen  und 
noch  solch  ein  Oerät  mit 
besonders  reizvoll  gearbeite- 
tem Eerzenhalter  in  St.  Geoi^ 
in  Hagenau. 

Einige  Lichtständer  be- 
sonderer Art,  die  wohl  teils 
noch  im  15.  Jahrhundert 
entstanden  sind,  haben  sich 
in  Groß  St.  Martin ,  St.  Co- 
lumba  und  St.  Gereon  in 
Köln  erhalten ,  sie  mögen 
als  Totenleuchter  verwendet 
sein  {Fig.  70,  S.  92).  Ein 
reich   profilierter  Steinsoekel 


Lichtgerät,  Niederlande. 


95 


bildet  bei  ihnen  den  Fuß.  In  wechselnder  Querschnittform  erhebt  sich 
darüber  ein  schlanker  Eisenständer  und  endigt  oben  frei  bald  kreuzartig, 
bald  in  durchbrochenem  Blattwerk,  dessen  Gesamtform  einer  heraldischen 
Lilie     gleicht.      Die 

Kerzendome  sind  bei       f  J 

diesen  Beispielen  un- 
ten, nahe  demStein- 
soekel ,  angebracht, 
Ringe  halten  die 
hohen  Lichter  oben. 
In  der  Höhe  dieser 
Hinge  zieren  Wap- 
pensehilde die  Stän- 
der und  kleine 
Maßwerkarme  zum 
Tragen  eines  Weih- 
wasserkessels ver- 
Tollstandigen  diese 
Kultgeräte« 

In  belgischen 
Kirchen  sind  einige 
eiserne  Kerzenstän- 
der aus  dem  15.  Jahr- 
hundert erhalten,  bei 
denen  die  Lichttüllen 
auf  bald  runden, 
bald  eckigen,  meist 
zu  mehreren  überein- 
ander angeordneten 
Reifen  befestigt  sind. 
Die  beiden  her- 
Yorragendsten  •  Bei- 
spiele dieser  Art 
befinden  sich  in 
Chapelle  -  d  -  Wattine 
(Fig.  71,  S.  93).  Im 
Aufbau  und  in  den 
Schmuckformen  sind 
sie  den  deutschen 
Arbeiten  sehr  ver- 
wandt. Von  einem 
dreifüßigen     Mittel-  '^'•^  -•  ^XTÄ^^^^tie"- "'"'''''• 


96  14.  und  15.  Jahrhundert. 

Schaft  sind  blDtentrageode  Maßwerkstreben  zum  RanJe  des  großen  sechs- 
seitigen  unteren  Lichtkranzes  abgezweigt,   der  bei  beiden  Beispielen   mit 
einer   durchbrocben    gearbeiteten   Insehrift   (Ave  Maria)    geflUlt   ist.      Bei 
dem  reicheren  der  beiden  Leuchter  tragen  mit  Blattzacken  besetzte,    ein- 
wärts   gebogene    Stäbe    einen 
zweiten,  ebenfalls  sechsseitigen 
kronenartigen  kleinen  Reif,  der 
nur  zum  Tr^en  einer  Mittel- 
kerze   eingerichtet    ist.       Auf 
dem  entsprechenden  Teile   des 
zweiten  Leuchters  werden   die 
Kerzen  von  Gliedern  in  Form 
von      Maßwerkkonsolen       ge- 
tragen. 

Wesentlich  einfacher  sind 
Kerzenständer  derselben  Zeit 
in  Ypcrn,  Toumay  und  Licr, 
bei  denen  jedesmal  drei  Ker- 
zenreifen angebracht  sind. 

In  Frankreich  scheinen  in 
Eisen  kunstvoll  geschmiedete 
Kerzenständer  im  15.  Jahr- 
hundert nur  in  geringer  Zahl 
entstanden  zu  sein,  erbalten 
sind  zum  wenigsten  nicht 
allzuviele.  Zu  den  allerbesten 
Beispielen  dieser  Gruppe  ge- 
hört aber  der  Osterleuchter  in 
der  Kathedrale  zu  Noyon 
{Fig.  72,  S.  94}  der  freilich 
stark  in  Anlehnung  an  den 
früher  (S.  38)  erwähnten,  im 
Hospital  derselben  Stadt 
befindlichen  Leuchter  des 
13.  Jahrhunderts  entstanden  ist. 
Einen  schönen,  vielleicht  noch  im  14.  Jahrhundert  gefertigten  Leuchter 
für  fünf  Kerzen,  deren  jede  von  einem  besonderen  Arme  getragen  wird, 
besitzt  das  Cluny-Museum  in  Paris. 

Andere,  den  deutschen  und  belgischen  ähnliche,  angeblich  in  Frank- 
reich entstandene  Lichtständer,  befinden  sich  im  South  Kensington- 
Museum  in  London  (Fig.  73,  S.  05). 

Reich  an  schönen  eisernen  Kerzen  Ständern,   die   anscheinend  zumeist 


s  TuufkesseldeckeU  in  Hai  (nach  Gailhali 


,  Unedle  Metalle. 


98  14.  und  15.  Jahrhundert. 


im  15.  Jahrhundert  entstanden  sind,  ist  Spanien.  Der  dreifüßige  Mittel- 
Ständer  bildet  auch  hier  die  Regel,  in  der  weiteren  Ausgestaltung  weichen 
aber  die  spanischen  Lichtträger  vielfach  von  den  vorher  angefCQirten 
mehr  oder  minder  ab. 

Bei  einer  Gruppe  wird  von  nasenbesetzten  Streben  zuerst  ein  zur 
Aufnahme  des  abtropfenden  Wachses  bestimmter  Teller  und  darüber  ein 
kleiner,  die  Lichttülle  umschließender  Reif  getragen.  Blatt-  und  Bluten- 
formen in  derselben  Art,  wie  sie  die  Gitter  des  15.  Jahrhunderts  z.  B.  in 
Barcelona  bekrönen,  bilden  die  Hauptziermotive  bei  einer  zweiten  Gruppe 
von  Standleuchtem.  Spitzige  Blätter  umkleiden  dann  oben  den  Kerzen- 
halter, und  an  langen  Stielen  wachsen  Blüten  bald  aus  einem  Blattkranze 
in  der  Mitte  des  Schaftes  hervor,  bald  steigen  sie  neben  dem  Schafte 
über  dem  Dreifuße  auf.  Einige  typische  Beispiele  solcher  Leuchter  von 
fast  2  m  Höhe  besitzt  das  Diöcesan-Museum  in  Vieh  (Provinz  Barcelona). 

In  Spanien  sind  auch  aus  jener  Zeit  kleinere,  für  den  Gebrauch  im 
Hause  oder  für  den  Altartisch  bestimmte  eiserne  Leuchter,  die  in  den 
nördlichen  Ländern  seltener  gefertigt  wurden,  in  größerer  Zahl  erhalten. 

Wand-  Noch  eine  Gruppe  kirchlicher  Eisengeräte,  nämlich  die  mit  wechseln- 

flXII16.  ^^ 

den  sinnreichen  Hebevorrichtungen  ausgestatteten  Tragarme  der  Tauf- 
kesseldeckel, verdient  etwas  näher  betrachtet  zu  werden.  Im  Gebiete  des 
Niederrheines  treten  diese  mächtigen  Schmiedewerke  wie  es  scheint  erst 
im  15.  Jahrhundert  auf,  und  sind  dort  in  geringer  Anzahl  erhalten.  Die 
bedeutendsten  Beispiele,  die  noch  im  15.  oder  zu  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts entstanden,  sind  die  in  der  Peterskirche  in  Löwen  (Fig.  74, 
S.  96),  in  der  Frauenkirche  in  Eal  (Fig.  75,  S.  97)  und  in  der  Peters- 
kirche in  Zülpich, 

Als  Schöpfer  des  gewaltigen  Eisenarmes  in  Löicen  galt  wiederum 
(vergl.  S.  57,  58  u.  101)  lange  der  Maler  Quinten  Massjs,  allein  wieder 
scheint  das  ruhmreiche  Schaffen  dieses  Künstlers  das  Können  eines  anderen 
Meisters  derselben  Familie  verdunkelt  zu  haben.  Nach  den  bisherigen 
Ermittelungen  ist  nicht  Quinten,  sondern  einJoostMassys  der  Schmied 
dieses  Prachtwerkes  gewesen.  Die  Untersuchungen  darüber  sind  noch 
nicht  abgeschlossen  und  stellen  die  Fragen  durchaus  noch  nicht  völlig 
klar.  Vergl.  Gailhabaud,  L'Architecture  Bd.  4  und  Rooses-Reber, 
Gesch.  der  Antwerpener  Malerschule.     München  1899.     S.  34  ff. 

Daß  der  Maler  Quinten  nicht  der  Schmied  des  Wandarmes  gewesen 
sein  kann,  darf  daraus  geschlossen  werden,  daß  dieses  Eisenwerk  kaum 
vor  dem  Jahre  1505  gefertigt  sein  kann  und  der  Maler  damals  schon 
lange  dem  Schmiedehandwerk  entsagt  hatte. 

Ueber  den  etwa  2  m  vortretenden  Wandarm  selbst  ist  zu  sagen,  daß 
er  drehbar  ist  an  einer  kräftigen  sechseckigen,  mehr  als  3  m  hohen  Schiene, 


Wandarme,  Niederluide. 


daß  das  in  FiscbblasenmaSwerk  durchbrochene  Qerflst  ebenfalls  aus  sechs- 
kantigen Stäben  geschmiedet  ist,  und  daß  die  freien  Endigungen  an  der 
Yorderkante  und  oben  in  krauses  Blattwerk  auswachsen. 

Der  Tauftesselarm   in  Hai   aus   der  Mitte   des  15.  Jahrhunderts   ist 
wesentlich    einfacher    gestaltet.     Die    schUchten   gefasten   Schienen    sind 


100  14.  und  15.  Jahrbundert. 

hier  nur  mit  einzelnen  aus  Blättern  und  heraldischen  Lilien  gebildeten 
Gruppen  besetzt,  die  im  Inneren  des  Armdreiecks  aus  Maßwerknasen 
hervorwachsen. 


i\^_^^m  I  g 


f 


.    Lesepolt  In  Patin,  Cluny-Uussam  (nach  Gailhabnad). 


Der  Wandarm  in  Zülpiclt   ist   wesentlich   leichter   und  zierlicher  in 
der  Gesamtkonatruktion  und  in  den  Einzelformen,  er  tr%t  nicht  wie  die 


Brunnenhauben,  Niederlande.  IQl 


erstgenannten  einen  Bronzedeckel  (der  in  Löwen  nicht  mehr  vor- 
handen ist),  sondern  einen  leichteren  aus  Holz  geschnitzten.  Die  aus 
flachen  Eisenstäben  gebogenen  Zierformen  dieses  Deckels  sind  ähnlich 
denen,  die  bei  den  rheinischen  Gittern  des  15.  Jahrhunders  verwendet 
wurden. 

Der  einzige  bedeutendere  deutsche  Taufkesselarm,  der  sich  in  den 
Formen  jenen  belgischen  anschließt,  aber  bereits  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts  angehört,  befindet  sich  in  St.  Columba  in  Köln  (Fig.  76, 
S.  99). 

Kleine  eiserne  Wandarme  aus  der  Zeit  um  1500  dienen  im  Münster 
zu  Tanten  als  Altarkonsolen.  Bei  diesen  ist  eine  das  Armdreieck  füllende 
Platte  dicht  mit  durchbrochenen  Blattranken  belegt. 

Ein  zierlicher  Maßwerkwandarm  derselben  Zeit  ist  im  Plückhof  in 
Köln  erhalten. 

Yon  sonstigen  für  kirchliche  Zwecke  gefertigten  Eisenarbeiten  ist  die 
Kanzel  in  Oberdiebach  bereits  genannt  (S.  53).  Andere  derartige  Werke 
des  15.  Jahrhunderts  haben  sich  in  Spanien,  in  Toledo  und  Burgos 
erhalten. 

Ein  überaus  reich  und  zierlich  in  Maßwerkformen  durchbrochen 
gearbeitetes  Ciborium  in  Turmform  befindet  sich  in  der  Wenzelskapelle 
in  Prag. 

In  Eisen  geschmiedete  Lesepulte  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  sind 
nicht  allzu  selten.  Ein  paar  besonders  schöne  französische  Beispiele  be- 
finden sich  in  der  Abteikirche  in  Cerisy-la-Foret  (Manche)  und  im  Cluny- 
Museum  in  Fans  (Fig.  77,  S.  100). 

Belgien  besitzt  in  der  Kathedrale  in  Toumay  solch  ein  Gerät. 
Verwandter  Art  ist  ein  schmiedeiserner  Taufkissenhalter   (in  Klapp- 
stuhlform) in  Xanten. 

In  St.  Maria  im  Kapitol  in  Köln  befindet  sich  ein  Handtuchhalter 
mit  durchbrochener  eiserner  Vorderwand  und  Seitenteüen. 

Zu  den  reizvoUsten  Werken,  die  Schmiedekünstler  des  15.  Jahr-  Brannen- 
hunderts  geschaffen  haben,  gehören  noch  die  zum  Nutz  und  Schmuck  auf 
Höfen  und  öffentlichen  Plätzen  aufgestellten  Brunnenhauben.  In  Deutsch- 
land sind  Meisterwerke  dieser  Art  nur  aus  den  folgenden  Jahrhunderten 
erhalten,  etliche  köstliche  Beispiele  des  15.  Jahrhunderts  finden  sich  aber 
in  niederländischen  und  französischen  Städten. 

Das  reichste  unter  diesen  Werken  ist  die  schon  erwähnte  Eisenlaube 
in  Antwerpen  (Fig.  78,  S.  102);  sie  trägt  die  Jahreszahl  1470  und  galt 
lange  Zeit  als  Werk  des  Malers  Quinten  Massys,  der  damals  aber  noch 
ein  Kind  war.  In  jüngerer  Zeit  hat  man  den  damals  etwa  25jährigen 
Joost  Massys  aus  Löwen  als  den  Künstler  dieses  Schmiede  Werkes  an- 


102  14.  und  15.  Jahrbimdert. 

gesehen,  doch  wird  auch  im  Jahre  1453  schon  in  Antwerpen  ein  Schmied 

Jan  Massys  erwähnt,  der  der  Verfertiger  sein  könnte. 

Vier  kräftige ,   in  Form     von 
Bündelpfeilern    gebildete    Stützen, 
die   ia   schlanke   Fialen   aus  wach- 
sen,   tragen    die  aus   Blattranken 
geflochtene  Haube.    An  jedem    der 
Pfeiler    steht    auf    einer    Konsole 
zwischen    dem    Rankenwerk    eine 
kleine,   aus  dem  Tollen  Eisen   ge- 
arbeitete    Gestalt    eines    «wilden " 
behaarten  Mannes  oder  eines  sol* 
eben    Weibes ,     alle    mit    Keulen 
bewaffnet.    Inmitten  oben,  wo  die 
tragenden    Bogenrippen     sich     in 
einem   kapitälartigeo  Knaufe  ver- 
einigen, steht  die  etwa  ein  halbes 
Meter    hohe    Figur    eines    gehar- 
nischten Mannes,  der  in  der  Rech- 
ten  eine    abgehauene  Hand   hoch 
hält,   ein  auf  die  sagenhafte  Ent- 
stehung Antwerpens   hindeutendes 
Symbol.     Unter    der   Haube    war 
ehemals    ein    vielleicht    kunstToU 
gestaltetes  Rad  befestigt,    das  als 
Windevorrichtung     filr      das      in 
Eimern  geschöpfte  Wasser  diente. 
Von    solchen    vermutlich     in 
größerer   Anzahl    in    den  Nieder- 
landen      ausgeführten       eisernen 
Brunnenhauben   hat  nur  eine  sich 
noch  in  Brüssel   an  der  Porte  de 
Hai  erhalten  und   man  weiß,    daß 
ehemals    vor    dem  Stadthause    in 
Antwerpen     ein    Ziehbrunnen     in 
gleicher   Weise    ausgerüstet    war. 
Die    beiden   schönsten  unter- 
einander   form  verwandten   franzö- 
sischen   Brunnenhauben     sind    in 

FiR.  TS.    BrunneliliLUbe  in  Antwerpen.     S.  101.  tt..i<  .•        i    i>.  i- 

^  Höfen    aufgestellt,    die    eme    mi 

Hofe   des   Cluny-Museums   in   Faris  (Fig.  79,  S.  103),    die  andere   in 
Nantes   im  Schlosse   der  Herzöge   von  Bret^ipie.     Von    einem   dem  Ant- 


Bmnnenhauben,  Frankreich.  103 

werpener  Brunnen  nur  entfernt  Tergleichbaren  Keichtnm  ist  bei  den 
französischen  Arbeiten  nichts  walmehnibar.  Lockere  Blatt-  und  BlUten- 
bekrönunf^en  und  schlicht  vier- 
kantige, zum  Teil  gewundene 
StÄbe,  sind  die  ebenso  beschei- 
denen, wie  könstlerisch  wirk- 
samen Ziermittel,  deren  sich 
die  Schöpfer  dieser  Meister- 
werke bedienten.  Bei  dem 
Brunnen  in  Paris  tragen  drei 
Yierkantpfeiler  die  Spitzbogen- 
haube mit  dem  in  Maßwerk- 
formen  durchbrochenen  Rade 
daran.  Auf  sieben  Stützen 
ruht  das  breite  Laubendach  in 
Nantes,  bei  dem  durch  eine 
ganz  eigenartige  Konstruktion 
eine  besonders  reizvolle  Linien- 
wirkung erzielt  wird,  und  das 
auch  mit  drei  Winderädem 
ausgestattet  ist. 

Einfacher  und  trockener  in 
der  Gestaltung  ist  die  Brunnen- 
haube in  dem  an  schönen 
Eisenarbeiten   reichen   Hospital 


Schließlich  ist  noch  ver- 
schiedener Haus-  und  Klein- 
geräte zu  gedenken ,  die  die 
kunstgetlbten  Hände  der  Schlos- 
ser und  Schmiede  des  15,  Jahr- 
hunderts schufen. 

Die  seit  Jahrhunderten  in 
Eisen  gefertigten  Eaminböcke 
wurden  auch  in  diesem  Zeit- 
abschnitte wohl  häufiger,  wie 
die  sparsam  erhaltenen  Beispiele 
erkennen  lassen ,  in  kraftvoll 
schönen  Formen  ausgeführt,  in 
Deutschland  freilich  war  in  dieser  Zeit  wohl  schon  allgemein  der  Eamin 
durch   den  Kachelofen   ersetzt,   aus   dem  Grunde    fehlen   bei   uns   die   zu 


BrnoDeulaube  ia  Faria,  Clnnj-Hua.    S.  l 


104  16.  und  17.  Jahrhundei-t. 


jenem  gehörigen  Geräte,  in  Frankreich,  Italien,  Spanien  und  auch,  in 
Portugal  sind  aber  Kaminböcke,  Zangen  und  Schüreisen  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert bekannt. 

Durch  besondere  Feinheit  der  Arbeit  sind  neben  den  früher  be- 
sprochenen Schloßbeschlägen  auch  französische  Geräte  des  15.  Jahrhunderts 
ausgezeichnet.  Erwähnt  sei  eine  in  Form  eines  stumpfen  Maßwerk- 
türmchens  gestaltete  Tischuhr  (abgebildet  in  Gardner:  Ironwork  II  S.  123). 
Fast  zarten  Goldschmiedearbeiten  kommen  bisweilen  die  in  Frankreicli 
zahlreich  gefertigten  Taschenbügel  gleich. 


Sechzelmtes  und  siebzehntes  Jalirhnndert. 

Das  16.  Jahrhundert  ist  wie  für  alle  Gebiete  des  Eunstscha£fens  auch 
für  die  Arbeiten  in  Eisen  eine  Zeit  durchgreifender  Wandlung.  Die  Art 
der  Formgestaltung,  das  Maß  und  der  Zweck  der  Verwendung  verschieben 
sich  gegen  früher,  auch  neue  technische  Verfahren  kommen  auf.  Zwar 
diese  Aenderungen  vollziehen  sich  langsam,  wie  es  scheinen  möchte  lang- 
samer, als  bei  anderen  Handwerken;  bis  gegen  das  17.  Jahrhundert  hin 
entstehen  Eisenarbeiten,  bei  denen  man  schwanken  kann,  ob  sie  nicht 
etwa  noch  dem  15.  Jahrhundert  angehören. 

In  Ueberfülle  entstanden  im  16.  Jahrhundert  Schmiede  werke  aller 
Art,  in  keinem  Lande  aber  mehr  und  schönere  Arbeiten  als  in  Deutsch- 
land. Die  Menge  des  verwendeten  Eisens  kann  für  alle  Zeiten  als  ein 
Maßstab  für  die  Stufe  des  erreichten  allgemeinen  und  insbesondere  des 
technischen  Wissens  gelten,  und  an  der  Ueberfülle  der  Schmiedearbeiten 
allein  könnte  man  erkennen,  daß  das  16.  Jahrhundert  ein  wissenschaftlich 
bedeutendes  gewesen  ist.  In  der  Tat  haben  ja  eine  ganze  Reihe  großer 
Erfindungen  unserer  Zeit  schon  damals  ernsthafte  Vorläufer  gehabt. 

Für  den  Schmied  und  Schlosser  war  besonders  die  Gewinnung  und 
Vorbereitung  des  Eisens  von  großer  Wichtigkeit.  Gleichmäßige  Be- 
schaffenheit und  möglichst  handliches  Rohmaterial  erleichterten  ihm  die 
Arbeit  in  hohem  Maße.  Aus  der  überaus  weitgehenden  Verwendung 
dünner  Rundstäbe  kann  man  schließen,  daß  nicht,  wie  zumeist  in  den 
vorhergehenden  Perioden,  erst  die  Schmiede  in  den  Werkstätten  ihre  kost- 
bare Zeit  damit  hinzubringen  brauchten,  grobe  Klötze  in  die  erwünschten 
Stärken  auszustrecken,  die  Hammerwerke  lieferten  offenbar  bereits  damals 
überallhin  Stabeisen  in  verschiedenen  gängigen  Kalibern.  Von  früher  nicht 
gekannten  Zierverfahren  wandten  die  Schlosser  im  16.  Jahrhundert  be- 
sonders gern  die  Aetzung  an,  daneben  bisweilen  die  Tauschierung. 


Gitter,  Deutschland.  105 


Während  die  Beschläge,  zum  wenigsten  in  ihrer  Ausdehnung,  auf 
Türen  und  Möhehi  sehr  zurückgingen,  gewannen  die  Gitterwerke  immer 
mehr  an  Bedeutung. 

Aber  man  f&hlt  zumeist,  daß  nicht  zunehmende  Unsicherheit  dazu 
zwang,  Werke  verschiedenster  Art  mittels  fester  Schranken  vor  gewalt- 
samen Eindringlingen  zu  schützen;  aus  künstlerischem  Bedürfnis  heraus 
entstanden  gewiß  die  meisten  Gitter.  Wie  man  Bilder  in  Rahmen  fügt, 
so  gab  man  den  plastischen  Werken  in  jener  Zeit  die  Gitter. 

Wohl  verraten  die  Schmiedewerke  gewisser  deutscher  Landschaften 
auch  ferner  ein  auf  dem  Nachwirken  vielhundertjähriger  Ueberlieferung 
begründetes  besonders  hohes  Können,  aber  an  Sorgsamkeit  und  liebevoller 
Hingabe  an  ihr  edles  Handwerk  fehlt  es  auch  bei  den  bescheiden  wirken- 
den Meistern  in  den  abgelegensten  deutschen  Städten  nicht.  Ueberall  in 
deutschen  Landen  ließ  eine  schier  unversiegbare  Schmuck-  und  Schaffens- 
freudigkeit Schmiedearbeiten  entstehen,  auf  denen  noch  jetzt  unser  Auge 
mit  Freude  ruht. 

Der  Baukunst  entlehnte  Formen  wurden  besonders  bei  den  Gitter-  und 
Beschlagwerken  im  16.  und  17.  Jahrhundert  in  Deutschland  nicht  mehr 
verwendet.  ,  Durchzüge  und  Flechtungen  mit  allerlei  Laub-  und  Blumen- 
werk"  ,  d.  h.  aus  dünnen  Rundstäben  gebogene  einander  durchquerende 
Banken  mit  einfach  geformten  Blättern  und  blütenartigen  Bildungen 
wurden  neben  einem  netzartigen  Sprossenwerk,  das  den  kunstreichen 
Linienzügen  der  Schreibmeister  jener  Zeit  oder  den  bekannten  „Knoten'^ 
Dürers  vergleichbar  ist,  in  Deutschland  die  Lieblingsmotive  der  Gitter- 
schmiede. 

In  England  und  Frankreich  scheinen  im  IG.  Jahrhundert  größere 
Schmiedewerke  von  künstlerischer  Bedeutung  kaum  geschaffen  zu  sein, 
erhalten  ist  zum  wenigsten  so  gut  wie  nichts  der  Art. 

Die  großartigen  spanischen  und  italienischen  Gitterwerke  des  16.  Jahr- 
hunderts bewahrten  einen  ernsten,  monumentalen  Charakter,  kräftige, 
nebeneinandergereihte  Stäbe  gaben  darin  zumeist  den  Ton  an. 

Die  von  den  deutschen  Schmieden  im  16.  Jahrhundert  aufgenommenen 
Formen  erwiesen  sich  als  höchst  entwicklungsfähig,  bis  zum  Ausgange 
des  17.  Jahrhunderts  wurde  man  nicht  müde,  die  erhaltenen  Anregungen 
immer  wieder  neuartig  zu  verwerten,  erst  um  die  Mitte  dieses  Jahrhunderts 
wurden  merkbare  Wandlungen  überall  erkennbar,  aber  das  Hauptmotiv 
blieb  auch  jetzt  noch  die  Spiralranke. 

Die  Entwicklung   der   deutschen  Gitterschmiedekunst  des  16.  und  öitter. 
17.  Jahrhunderts ,    die   in   erster  Linie  von  Bedeutung  ist  und  an  erster 
Stelle  betrachtet  werden  soll,  läßt  sich  erfreulicherweise  in  weit  höherem 
Maße,  wie  es  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  möglich  war,  an  datierten 


106  16.  und  17.  Jahrhundert. 


Werken  verfolgen.  Bei  einer  beträchtlichen  Reihe  schönster  Gitter  sind 
sogar  die  Meister  und  andere  Einzelheiten  über  ihre  Entstehung  bekannt. 
Die  Untersuchung  beginnt  damit  auf  einigermaßen  sicheren  Füßen  zu 
stehen  und  gewinnt  einen  lebendigeren  Ausdruck.  Von  den  datierten 
Werken  soll  bei  der  Betrachtung  der  verschiedenen  Landesgruppen  in 
jedem  Falle  ausgegangen  werden. 

Einige  Werke  aus  dem  16.  Jahrhundert,  die  in  der  Gestaltung  noch 
ganz  und  gar  den  Ueberlieferungen  der  vorhergehenden  Periode  folgten, 
wurden  bereits  angeführt,  sehr  zahlreich  sind  aber  bedeutendere  Eisen- 
arbeiten aus  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  überhaupt  nicht. 

Die  Formen  der  Eisengitter  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  im  Strom- 
gebiete des  Rheines  mögen  zuerst  etwas  genauer  auf  ihre  fort- 
schreitende Entwicklung  hin  untersucht  werden. 

Die  in  langsamer  Folge  im  Laufe  der  beiden  Jahrhunderte  ent- 
standenen Gitter  zweier  bedeutender  oberrheinischer  Kirchen,  der  Dome 
in  Freiburg  i.  B.  und  in  Konstanz^  gewähren  allein  schon  einen  Ueber- 
blick  über  die  Wandlungen  des  Geschmackes  auf  dem  Gebiete  der 
Schmiedekunst  in  jenem  Zeiträume,  von  einer  Deutlichkeit,  wie  er  in 
kaum  einem  anderen  Teile  Deutschlands  noch  möglich  ist.  Nur  einige 
der  zumeist  die  Kapellen  vom  Hauptschiff  abschließenden  Gitter  mit  be- 
kannter Entstehungszeit  sollen  aus  der  großen  Zahl  dort  vorhandener  aus- 
gewählt und  untereinander  und  mit  früheren  Werken  verglichen  werden. 

Als  erstes  sei  ein  Gitter  im  Freihurger  Münster  angeführt,  das  die 
Jahreszahl  1538  trägt  (Fig.  80,  S.  107).  Es  ist  ein  Stabgitter,  in  dem 
weder  Gliederung  noch  Füllformen  wesentlich  von  dem  abweichen,  was 
man  ein  halbes  Jahrhundert  früher  als  neu  bezeichnet  haben  wird.  Nur 
Einzelheiten  lassen  erkennen,  daß  seit  etlichen  Jahrzehnten  eine  neue 
Formenwelt  die  deutschen  Künstler  begeisterte. 

Im  unteren  Teile  des  Gitters  leben  die  Maßwerkmotive  fort,  unter  der 
oberen  Querschiene  sind  palmettenartige  Füllglieder  angeordnet,  die  in 
erster  Linie  auf  das  16.  Jahrhundert  als  Entstehungszeit  hinweisen,  auch 
die  bekrönenden  strahlig  gefüllten  Rundbögen  wird  man  bei  Werken  des 
15.  Jahrhunderts  kaum  finden. 

Eine  um  etwa  20  Jahre  jüngere  Gittertür,  an  der  Treppe  zur  Kanzel 
in  derselben  Kirche,  zeigt  den  gleichen  Aufbau,  in  den  Füllungen  ist 
aber  alles  verschwunden,  was  an  die  Bauformen  des  15.  Jahrhunderts 
erinnerte.  Die  für  die  Folgezeit  typischen  Gitterelemente  sind,  wenn  auch 
in  einfachster  Form,  bereits  darin  verwendet,  nämlich  die  Spiralranke  mit 
einfachen  Blättchen  und  die  Spindelblume,  bei  der  in  einfacher  Gegen- 
überstellung oder  in  strahliger  Anordnung  gebogene  Lanzettblättchen  und 
Staubfäden  ähnliche  Stäbchen  unter  einer  spindelförmigen  Drahtspirale 
angeordnet  sind. 


Gitter,  Rhemgebiet. 


107 


Mit  Bereicherung  ron  Blättern,  die  den  Einfluß  Holbeins  und  der 
deutschen  Eleinmeister  erkennen  lassen,  finden  sich  dieselben  Motive  bei 
einem  Münstergitter  Tom  Jahre  1568  und  einem  anderen  mit  der  in  aus- 
geschnittenen Ziffern   eingefllgten  Jahreszahl  1570  (Fig.  81,  S.  108),    das 


Fig.  BO.    Gitter 


Jahre  iGsa  in  Freibnrg  i.  B.  (nacb  J  Ruchdorff)     B  l 


neben  den  neuen  Formen  wieder  merkwürdig  umfangreich  mit  Spitzbogen 
und  MaßwerkmotdTen  ausgestattet  ist. 

Die  Qitter  im  Dome  zu  Konstanz  sind  besonders  für  die  Entwicklung 
der  Eisenformen   im    17.  Jahrhundert   von  Interesse.     Die    rheinischen 


108  16-  und  17.  Jahrhundert. 

Werke  des  16.  Jahrhunderts  sollen  aber  an  der  Hand  weiterer  Beispiele 
noch  etwas  näher  untersucht  werden. 


nach  J.  RsacbdoTff).    B.  1 


Zu  den  frühesten  Gittern,  die  die  entwickelten  Formen  des  16.  Jahr- 
hunderts erkennen   lassen,   muß    ein   prächtiges  Fenstergitter  am  Haupt- 


Gitter,  Rheingebiet.  109 


saale  des  Schlosses  Zell  bei  Koblenz  angesehen  werden,  wenn  man  an- 
nehmen darf,  daß  seine  Herstellung  mit  der  Vollendung  des  Schlosses  (mit 
Ausnahme  des  jüngeren  Zwischenbaues)  im  Jahre  1543  zusammenfällt. 

Das  Gitter  ist  in  seinem  unteren  Hauptteile  aus  senkrecht  und  wag- 
reclit  gekreuzten  und  durcheinander  geschobenen  Rundstäben  gebildet  und 
in  symmetrischer  Verteilung  mit  Ringen  und  Vierpässen  ausgestattet,  eine 
längst  bekannte  Art  der  Bereicherung,  die  z.  B.  auch  bei  der  Bischof 
Ernst-Kapelle  in  Magdeburg  angewendet  wurde.  Auf  das  16.  Jahrhundert 
deutet  die  weitere  Ausschmückung  der  Ringe  hin,  besonders  aber  zeigt 
der  dreieckige  Aufbau  über  dem  Gitter  die  typischen  Blumen  und  Ranken 
dieses  Jahrhunderts.  Die  Ranken  sind  an  einigen  Stellen  durcheinander 
geschoben,  an  anderen  durch  Bunde  zusammengehalten.  Zu  beachten  ist 
besonders  die  Art,  in  der  die  einzelnen  Teile  auseinander  her  vor  wachsen. 
Die  schlicht  natürliche  Führung  der  Linien  verliert  sich  seit  dem  Ende 
des  16.  Jahrhunderts  immer  mehr,  im  allgemeinen  kann  in  der  un- 
gekünstelten Rankenbildung  besonders  ein  Zeichen  früher  Entstehung  er- 
blickt werden  (Abb.  in  Ortwein,  Deutsche  Renaiss.  Bd.  5.  Taf.  38). 

Den  rheinischen  Arbeiten  beigerechnet  werden  darf  auch  ein  besonders 
reiches  und  schönes  Gitter  am  Grabmal  des  Landgrafen  Ludwig  und  seiner 
Gemahlin  in  der  Marienkirche  in  Marburg  a,  d.  Lahn  (Fig.  82,  S.  110). 
Der  leider  unbekannte  Meister  hat  sein  Werk  nur  mit  seinem  Mono- 
gramm und  der  Jahreszahl  1592  versehen.  Ausgeprägt  neue  Motive  sind 
unter  den  Schmuckformen  dieses  höchst  geschmackvoll  komponierten 
Gitters  dem  in  Zell  gegenüber  kaum  zu  finden.  Künstlerisch  wohl- 
berechnet erscheint  die  Verwendung  schlichter  Rundstäbe  im  unteren 
Teile  des  Gitters  und  die  Anordnung  leichterer,  geometrisch  gemusterter 
Gitterfelder  darüber,  die  dann  überleiten  zu  der  lockeren,  im  Maßstabe 
wechselnden  Rankenbekrönung.  Auf  die  etwas  humoristisch  wirkende  Dar- 
stellung des  Sündenfalles  oben  auf  den  Ranken  und  zwischen  den  vom 
Künstler  als  Paradiesesbäume  aufgefaßten,  hoch  das  Ganze  überragenden 
Blütengebilden  sei  schließlich  noch  hingewiesen. 

Die  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  im  Stromgebiete  des  Rheines 
gefertigten  Gitter  lassen  auch  bemerkenswerte  Neuerungen  nicht  erkennen. 
Bei  dem  schönen  Oberlichtgitter  über  dem  Portal  des  in  den  Jahren  1601 
bis  1607  erbauten,  als  Friedrichsbau  bezeichneten  Teiles  des  Heidelberger 
Schlosses  tritt  wenigstens  andeutungsweise  eine  in  gewissen  Teilen  Deutsch- 
lands schon  etwas  früher  vorkommende  Art  der  Rankenführung  zu  Tage, 
die  bald  zum  Leitmotiv  in  den  Gittermustem  wurde,  und  in  der  wieder- 
holten Berührung  mehrerer  einander  durchdringender  Spiralen  zu  erblicken 
ist.  Auch  die  Betonung  der  wichtigsten  Rankenkreuzungspunkte  durch 
umgelegte  trichterförmige  Muffen  ist  ein  in  dieser  Zeit  häufiger,  unter 
anderem  am  Taufkesselarm  vom  Jahre  1594  in  Maria  im  Kapitel  zu  Köln 


110  16.  und  17.  Jahrbundert. 

TOrkommendes  Motiv,  das  in  der  Zukunft  in  anderer  Form  immer  mebr 
fta  Bedeutunff  gewann.  Stärker  als  bei  diesem  tritt  bei  einem  ähnlichen 
Oberlicbtgitter  vom  Jahre  1609  in  Sulzfeld  a.  M.  das  die  Mitte  füllende 
Netzwerk  hervor,  das  aber  im  Rheingebiete  auch  bereits  bei  Beispieleit, 
die  der  zweiten  Hälfte  de.<s  16.  Jahrhunderts  angeboren  dürften,  häufiger 
vorkommt. 


Fig.  83,    Oitter  (Oberteil)  von  lesa  In  ÜfarbnrB  a.  d.  Lohn.    B.  ia>. 

Die  Gitter  im  MUnster  zu  Konstanz  sind  teils  bezeichnet,  teils  sind 
sie  nach  den  bekannten  Stiftungsjabren  der  Altäre  in  den  Kapellen,  die 
sie  abschließen,  mit  leidlicher  Zuverlässigkeit  zu  datieren.  Hier  sollen 
zunächst  zwei  der  Gitter  betrachtet  werden,  von  denen  das  eine  (Fig.  83, 
S.  111)  mutmaßlich  1628  entstand  und  das  andere  (Fig.  84,  S.  112)  grofl 
die  Jahreszahl    1646   aufweist.     Es   sind   Werke,   die   ein   ungewöhnlich 


Gitter,  Rheiogebiet. 


hohes  KQnaen  und  feines  Formempfinden  verraten,  und  die  zugleich  zu 
den  selbständigsten  und  eigenartigsten  Schöpfungen  des  17.  Jahrhunderts 
auf  dem  Gebiete  der  Oitterschmiedekunst  zu  rechnen  sind. 


Abgesehen  von  den  kräftigen  Konstniktionsschienen  ist  auch  in  diesen 
6itt«m  fast  ausschließlich  Rundeisen  von  gleichmäßiger  Stärke  verarbeitet, 
aber  die  Führung  der  Linien  ist  eine  völlig  neuartige  geworden.    Gerade 


112  16-  '^"^  17.  Jahrhundert. 

Linien  kreuzen  oder  stoßen  stumpf  auf  Kankenzüge  und  diese  Ranken 
sind  nicht  mehr,  wie  bei  den  älteren  Beispielen,  in  natOrlich  wachsender 
Art  miteinander  verbunden,  rückläufig  entwickelt  sich  von  einem  scharf 
geknickten  Rankenzuge  aus  unvermittelt  ein  neuer.  Die  Kficklauftendenz 
tritt  Überall  zu  T^e,  besonders  auch  in  der  Zeichnung  der  bald  die 
Hanken   als  Ausgangs-   oder   Endmotiv   abschließenden,    bald   sie    unter- 


brechenden grotesken  Gebilde.  Silhouettenartig  ausgeschnittene  FigureQ 
kommen  auch  bei  älteren  Gittern  vor,  aber  sie  waren  dann  entweder  als 
fast  selbständige  Teile  zwischen  das  Rankenwerk  gestellt,  oder  aber  die 
Stelle  von  Bluten  oder  Blättern  ersetzend  mit  den  Ranken  verbunden. 

Außer  durch  solche  groteske  Figuren  sind  die  Ranken  bei  den 
Konstanzer  Beispielen  auch  verschiedentlich  nur  aus  ästhetischen  Gründen 
plötzlich  stark  verbi'eitert,  abgeflacht  und  durchbrochen.  Auffallend  zahl- 
reich und  groß  sind  älteren  Beispielen  gegenüber  die  sehr  spitz  aus- 
laufenden,  an  Stelle  von  Blättern   h er vorsprieli enden  Nebenspiralen.     An 


Gitter,  Rheingebiet.  113 


den  Berührungspunkten  sind  die  Ranken  in  der  Regel  nicht  durch  ein- 
fache Bunde  vereinigt,  reidher  gestaltete  Deckplatten  werden  mit  Vorliebe 
hinzugefügt.  Auch  an  Rollwerkformen  erinnernde  Motive  kommen  vor 
als  gespaltene  und  durch  einen  Querstab  verbundene  Endigungen. 

Alle  diese  Formen  waren  wohl  den  Baukünstlern  und  zeichnenden 
Meistern  schon  längst  geläufig,  bei  Eisengittem  kommen  sie  kaum  früher 
vor.  Ob  bei  den  Konstanzer  Gittern  der  ausführende  Schmied  auch  der 
erfindende  Künstler  war,  oder  ob  ein  anderer  Meister,  wie  es  schon  bei 
noch  zu  besprechenden  älteren  hervorragenden  Schmiedewerken  der  Fall 
war,  die  Entwürfe  lieferte,  ist  unbekannt.  Deutsche  Omamentstichwerke 
mit  Gitterentwürfen,  die  als  Vorbilder  in  den  Schmieden  verbreitet  waren, 
sind  aus  jener  Zeit  nicht  bekannt. 

Einige  Anklänge  lassen  die  Konstanzer  Gitter  an  Erfindungen  des 
Straßburgers  Wendel  Dietterlin  erkennen,  in  dessen  1598  erschienener 
»Arcbitectura"  sich  auch  etliche  höchst  interessante  Gitterentwürfe  finden. 
Die  Möglichkeit  einer  Beziehung  zu  diesem  Werke  ist  sogar  etwas  fester 
befjrründet.  Man  darf  annehmen,  daß  die  beiden  Gitter  von  1628  und 
1646  von  dem  Konstanzer  Bürger  und  Stadtschlosser  Johann 
Reifell  gefertigt  sind,  von  dem  bekannt  ist,  daß  er  in  den  Jahren  1641 
bis  1644  für  die  Hofkirche  in  Luzern  ein  noch  erhaltenes,  sehr  bemerkens- 
wertes Gitter  fertigte,  das  den  perspektivisch  dargestellten  Einblick  in 
eine  Bogenarchitektur  wiedergibt. 

Das  Gitter  in  Luzern  ist  das  älteste  erhaltene  dieser  merkwürdigen  Art, 
doch  ein  schon  um  40  Jahre  früher  entstandener  Entwurf  des  erfindungs- 
reichen Dietterlin  leiht  demselben  Gedanken  Ausdruck  (Tafel  159  der 
Architectura).  Die  Vermutung,  daß  Meister  Reife  11  das  sicherlich  damals 
schon  berühmte,  im  nahen  Straßburg  erschienene  Werk  sehr  genau  kannte, 
ist  gar  zu  naheliegend. 

Die  beiden  Konstanzer  Gitter  weichen  in  der  Komposition  sehr  von- 
einander ab,  und  nur  die  Tatsache,  daß  Reif  eil  um  das  Jahr  1640  bereits 
ein  weithin  bekannter  Meister  sein  mußte,  läßt  darauf  schließen,  daß  auch 
das  vortreffliche  Gitter  vom  Jahre  1628  sein  Werk  ist.  Bei  dem  1646 
aufgesteUten  Gitter  wird  Reifells  Urheberschaft  durch  einen  Vergleich 
mit  dem  Luzemer  Gitter  feststehend,  die  Gleichartigkeit  der  Motive  ist 
entscheidend.  Freilich  perspektivisch  ist  das  Gitter  in  Konstanz  nicht,  nur 
ein  fensterartiges  Gebilde  in  der  Mitte  erinnert  daran,  daß  der  Meister 
sich  auch  mit  Bauformen  vertraut  gemacht  hatte,  um  sie  seinen  Zwecken 
nutzbar  zu  machen.  Außer  diesen  Arbeiten  sind  weitere  Gitter  im  Münster 
zu  Konstanz^  in  Einsiedeln ^  in  Zürich^  auf  Reichenau-Mittelzell  und 
anderen  Orten  erhalten,  die  die  Werkstatt  Reifells  oder  doch  die  Be- 
nutzung seiner  Werke  vermuten  lassen. 

lieber  das  großartigste  dieser  Gitter  in  der  Kirche  des  Benediktiner- 

Lüer,  Unedle  Metalle.  8 


114  16.  und  17.  Jahrhundert. 

stiites  Maria-Einsiedeln  (Fig.  85,  S,  114)  sind  einige  urkundliche  Notizen 
erhalten.  Im  Auftrage  des  FOrstabtes  Augustin  II.  von  Reding  wurde  es 
in  den  Jahren  1675 — 1684  von  dem  Klosterbruder  Vinzenz  Nußbaumer 
aus  Äegeri  (am  Zuger  S«e)  gefertigt.  Schon  die  perspektivische  Eom- 
position  deutet  auf  Beziehungeo  zum  Meister  Keifell  hin,  die  Gleich- 
artigkeit der  Gruppenmotive  und  Einzelformen  mit  den  Gittern  in  Luzem 
und  Konstanz,  die  zuerst  iu  Betracht  kommen,  läßt  sogar  mit  Sicherheit 


Fig.  K.    Gitter  in  »itria-Einsiedeln,  auHgenUirt  iftTG— l«S4.    S.  in. 

annehmen,  daß  Nußhaumer  seine  Kunst  in  der  Schmiede  Reifells 
erlernte. 

Im  letzten  Viertel  des  17.  Jahrhunderts  zeigen  die  Eisengitter,  be- 
sonders im  oberrheinischen  Gebiet,  vrieder  mancherlei  Wandlungen  in 
Komposition  und  Formgebung. 

In  den  Füllungen  wurde  die  Spiralranke  mehr  wie  je  vorher  zum ' 
herrschenden  Motiv.  Aber  während  früher  die  Rankenzüge  nur  in  seltenen 
Fällen  mehr  als  zwei  oder  drei  Windungen  aufwiesen,  wurden  jetzt  in 
den  Hauptranken  vier  bis  sechs  Windungen  bevorzugt,  und  nebeneinander 
angeordnete  Spiralen  wurden  in  der  Regel  derart  miteinander  verbunden, 
daß  gegenseitig  die  äußere  Windung  der  einen  etwa  die  dritte  Windung 
der   anderen    berührte.      Die   Berührungsstellen   wurden  regelmäßig   ver- 


Gitter,  Rheingebiet 


schweißt,  flach  gehämmert,  häufiger  als  früher  in  pbaotastischeii  Formen 
ausgestaltet    und    an   Stelle    der    vorher    Qblichen    eingehaueneo    Innen- 


n  l«8S  in  Zürich 


zeiclinung  oft  plastisch  ausgearbeitet.  Die  Mitten  der  Spiralen,  die 
man  früher  durch  größere  BiUten,  Blätter  oder  andere  stark  bervor- 
tretende  Gebilde  besonders  betonte,  wurden  am  Ende  des  17,  Jahrhunderts 


116  16.  und  17.  Jahrbondert. 

nicht  mehr  in  ähnlicher  Weise  vor  anderen  Teilen  ausgezeichnet.  Schon 
um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  hatte  man  sich  vielfach  mit  einer  flach- 
geschlagenen Rundung  begnügt,  schlieBltch  zog  man  es  vor,  nahe  der 
Mitte  irgend  ein  groteskes  Gebilde  anzubringen,  aus  dem  meist  mehrere 
dünne  Spiralschnörkel  herauswuchsen,  und  die  Mittelwindung  des  Ranken- 
zuges spitz  auslaufen  zu  lassen. 

Am  Schlüsse  des  Jahrhunderts  mischten  sich,  zunächst  zaghaft,  schmale 
Akanthusblättchen  in  das  Rankenwerk,  um  bald  darauf  für  einige  Zeit 
alles  zu  überwuchern. 

Ein  Oberlichtgitter  vom  Jahre  1680  an  der  Eatharinenkirche  in  Fra»k- 


Pig.  er.    Gitter,  ehemsb  in  Wettingen.    S.  lie, 

furt  a.  M.  läßt  die  Mehrzahl  dieser  Eigentümlichkeiten  schon  einiger- 
maßen ausgeprägt  zu  Tage  treten.  Fortgeschrittenere  Entwicklang  zeigt 
eine  vortreffliche  Gittertür  vom  Jahre  1698  im  Rathause  in  Zürich  (Fig.  86, 
S.  115). 

Das  reichste  und  schönste  Beispiel  dieses  Gittertypus  im  oberrheinischea 
Gebiet,  dessen  Entstehungsjahr  leider  nicht  bekannt  ist,  aber  wohl  um 
1690  angesetzt  werden  darf,  befand  sich  ehemals  in  der  Zürich  nicht 
fernen  Zisterzienser-Abteikirche  in  Wettingen  (Fig.  87,  S.  116), 

Im  niederrheinischen  Gebiet  zeigte  sich  schon  gegen  die  Mitte  des 
17,  Jahrhundeiis  bisweilen  eine  gewisse  Verwilderung  in  den  Rankenzügen 
der  Gitter,  die  wohl  besonders  dadurch  genährt  wurde,  daß  man  an  Stelle 
des  ßundeisens  Flacheisen  zu  verwenden  begann,  Schonausdem  Jahre  1627 
ist  in  der  Abteikirche  in  Brauweiler  ein  Stabgitter  mit  Rankenbekrönung 
erhalten,   das   mit  den   oberrheinischen  Gittern  den  Vergleich  nicht  aus- 


Gitter,  Rhein  fcebiet. 


hälL     Gin  diesem  ver- 
wandtes     Gitter     yom 
Jahre  1644  befand  sich 
ehemals     im    Dome    in 
Ailenberg.     Ein  Ober- 
lieb  t^tt  er    vom    Jahre 
1688      am    Spanischen 
Bau  in  Xöln,  das  der- 
selben   Art    beizurech- 
nen ist,  ist  interessant 
durch  die  umfanfip'eiche 
Verwendung      verdop- 
pelter oder  gespaltener 
roll  werkartiger     Endi- 
gungen,   auf  die  auch 
bei  oberrheinischen  Git- 
tern hingewiesen  wurde. 
Außer   den   ange- 
führten    zeitlich    fest- 
legbaren   Gittern    sind 
im  ganzen  Gebiete  des 
Rheines     noch     zahl- 
reiche    ausgezeichnete 
Schmiede  werke    dieser 
Art  erhalten,  die  durch 
Vei^leich  mit  den  da- 
tierten   Arbeiten    eini- 
germaßen     zuverUissig 
zeitlich  zu  ordnen  sein 
würden;    nur    um    das 
Entwicklungsbild       zu 
Terrollständigen,  sollen 
einige    hier    ai^efUhrt 
werden. 

Große  Gitterwerke, 
die  wohl  zumeist  bald 
Dach  dem  Jahre  1600 
entstanden  sein  dürften, 
finden  sich  in  mehreren 
Kölner  Kirchen.  Die 
Hauptfelder  dieser  Git- 
ter sind   in   der  Reget 


118  16.  und  17.  Jahrhundert. 

aus  schlichten  oder  teilweise  verdickten  und  profilierten  Rimdstäben  ge- 
bildet. Knotenvrerk  und  Ranken  fDllen  in  bald  größerem,  bald  gerinf^erem 
Umfange  die  Türen  der  Gitter  und  bilden  in  reichster  und  schönster 
Komposition  besonders  die  Bekrönungeu.  Hingewiesen  sei  auf  die  Gitter 
in  St.  Peter,  in  der  Maria-Himmelfahrtkirche,  in  Maria  im  Kapitol  und 
im  Dome  (Abbildungen  bei  Raschdorff  a.  a.  0.). 

Von  größeren  Gitterwerken  des  oberrheinischen  Gebietes  sei  noch  der 
sehr  interessante,  zum  größten  Teile  aus  Eisen  geschmiedete  Lettner  in 
der  Stadtkircbe  in  Nürtingen  am  Neckar  besonders  hervorgehoben ;  er 
dürfte  auch  bereits  dem  17.  Jahrhundert  angehören. 


Schöne  Oberlichter  (Fig.  88,  S.  117  u.  Fig.  89,  S.  118)  und  Fenster- 
gitter scheinen  in  den  rheinischen  Städten  an  den  Häusern  der  wohl- 
habenden Bürger  wie  an  den  Palästen  und  auch  an  Kirchen  allgemein 
zum  Schutz  und  Schmuck  verwendet  zu  sein;  die  Mehrzahl  der  erhaltenen 
Beispiele  ist  im  17.  Jahrhundert  gefertigt.  Senkrecht  oder  schräg  ge- 
kreuzte Rundstäbe  bilden  bei  den  Fenstergittern  das  Gerippe,  mit  dem 
man  ring-  oder  herzförmige  Glieder  in  rhythmischer  Verteilung  verflocht, 
die  durch  ßache  gezackte  oder  schmale  spiralig  gerollte  Blättchen,  Masken 
u.  a.  m.  bereichert  wurden.  Ein  aus  Ranken  mit  Blättern  und  Spindel- 
blumen gebildeter  Aufbau  bekrönt  häufiger  die  Fensterkörbc.  Seltener 
sind  die  Gitter  allein  mit  großen  RankenzUgen  geftlllt. 

Bemerkenswerte  eiserne  Treppengitter  sind  spärlich  erhalten.  Ein  in 
der  Leonhardskirche  in  Frankfurt  a.  M.  befindliches  Treppengeländer 
wurde  bereits  früher  erwähnt,  ein  zweites,  wesentlich  jüngeres,  schönes 
Beispiel  besitzt  Frankfurt  im  Turmaufgange  der  in  den  Jahren  1678  bis 
1680  erbauten  Katharinenkirche. 

An    öffentlichen    Brunnen    hat    man   im  Rheingebiete   das   Eisen   in 


Gitter,  Bayern  und  Franken.  119 


16.  und  17.  Jahrhundert  nur  in  bescheidenem  Maße  bald  zur  Umgitterung, 
bald  zu  Armen  für  die  Laufrohre  verarbeitet.  Brunnengitter  finden  sich 
z.  B.  in  Bernkastei  und  Frankfurt^  Rohr  arme  in  Tübingen. 

In  Bayern  und  Franken,  mit  den  Mittelpunkten  des  deutschen 
Kunstschaffens  im  Reformationszeitalter,  gewann  die  Oitterschmiedekunst 
eine  der  rheinischen  ähnliche  Bedeutung  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts. 

Eines  der  ältesten  bayrischen  Gitterwerke  ist  das  in  der  Stadtpfarr- 
kirche (Zu  unserer  lieben  Frau)  in  Ingolstadt.  Es  ist  zwischen  den  Schluß- 
pfeilem  des  Mittelschiffs  aufgestellt  und  wurde  im  Jahre  1561  vom 
Schlossermeister  Mathäus  Andres  ausgeführt.  Ein  breiter,  schöner  Rund- 
eisenrankenfries  schließt  das  aus  schlichten  Stäben  gefügte  Gitter  oben 
ab.  Von  der  Mitte  symmetrisch  wachsen  die  lockeren  Windungen  aus 
einer  Vase  heraus.  Naturgemäß  entsprießt  eine  zwanglos  der  anderen. 
Blatter  und  Masken,  wie  sie  aus  den  Stichen  der  Eleinmeister  damals 
bekannt  waren,  zweigen  sich  ab  und  bilden  die  Rankenmittelpunkte.  Ein 
paar  freie,  von  einer  Spindelblume  überragte  Ranken  bekrönen  die  Mitte 
des  Ganzen. 

Ein  bescheidenes  Werk  ist  dies  zwar  der  imposanten  Leistung  des  Nürn- 
berger Meisters  gegenüber,  dem  Gitter,  das  Paulus  Kuhn  im  Jahre  1587 
zur  Umfassung  des  „Schönen  Brunnens''  schuf.  Der  zu  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts errichtete  Brunnen  wurde  in  jenem  Jahre  in  ein  neues  farbiges 
Gewand  gekleidet  und  man  wünschte  auch  an  Stelle  des  alten  ein  neues 
prächtiges  Gitter  herumzuführen.  Paulus  Kuhn  aus  Augsburg  wurde  damit 
beauftragt,  und  er  fertigte  es  „viel  schöner  und  künstlicher,  als  es  ihm 
angedingt  worden'' ,  was  man  ihm  dadurch  lohnte,  daß  ihm  für  jedes 
Pfund  1^2  Kreuzer  mehr  bezahlt  wurde,  als  vereinbart  war.  Im  ganzen 
erhielt  der  Meister  für  seine  Arbeit  854  Gulden.  Die  Füllungen  des 
Gitters  sind  aus  schräg  gekreuzten  Stäben  mit  je  fünf  darin  verteilten 
einfachen  Ziergliedern  gebildet.  Bewunderungswürdiges  Können  lassen 
aber  schon  die  mächtigen  senkrechten  Ständer  erkennen,  bei  denen  sich 
noch  Formen  des  15.  Jahrhunderts  mit  den  neuartigen  Blumen  und  Roll- 
werkmotiven mischen.  Von  höchstem  Reichtum  war  aber  die  Bekrönung 
des  Gitters,  aus  ihr  sprach  die  ehrliche  Freudigkeit  des  Schaffens,  die 
Liebe  des  Meisters  zu  seinem  Handwerk  und  das  Bedürfnis,  nicht  nur  der 
bezahlten  Pflicht  zu  genügen;  ein  Denkmal  wollte  Meister  Kuhn  sich  und 
dem  Können  seiner  Zeit  setzen.  Mit  Wehmut  nur  können  wir  heute  den 
Brunnen  betrachten,  über  dessen  vergangene  Pracht  allein  Zeichnungen 
Aufschluß  geben. 

Was  die  Unbilden  der  Witterung  zerstörten  und  ersetzt  werden  mußte, 
wird  man  bedauern,  was  aber  Menschenhände  in  elendem  Kunstfanatismus 
vemichteten,  erfüllt  mit  Empörung.    Bis  zum  Jahre  1821  war  das  Gitter 


120  16.  und  17.  Jahrhundert. 


vollständig  erhalten,  dann  entschied  man,  daß  die  Bekrönung  des  Oittei 
die  ja  zwei  Jahrhunderte  jünger  war  als  der  Brunnen  selbst,  als  stillos 
zu  entfernen  sei.  Wie  ein  Hohn  auf  jene  Weisen  grinst  nun  die  Narren- 
krone vom  Gitter  herab. 

Kaum  auszudenken  ist,  welch  farbenfreudiges  Bild  der  Brunnen  im 
Jahre  1587  geboten  haben  muß,  nachdem  die  Steinarbeit  ebenso  wie  das 
neue  Gitter  aufs  reichste  bemalt  und  vergoldet  waren,  wofür  allein  1500  Gulden 
aufgewendet  wurden. 

Erwähnt  sei  schließlich  noch,  daß  im  Jahre  1587  zugleich  mit  dem 
Gitter  auch  eine  reiche  eiserne  Wetterfahne,  wohl  an  die  Stelle  einer  ein- 
facheren, auf  die  Spitze  des  Brunnens  gesetzt  wurde,  die  man  1821  eben- 
falls  entfernte  (nähere  Angaben  über  die  Geschichte  des  Brunnens  siehe 
Bergau,  Der  Schöne  Brunnen  zu  Nürnberg,  Berlin  1871). 

Annähernd  gleichzeitig  mit  diesem  köstlichen  Nürnberger  Werke  ent- 
stand in  Atigsburg^  wie  man  nach  der  Bezeichnung  H.  M.  1588  mit 
Sicherheit  annehmen  darf,  von  der  Hand  des  durch  andere  vollbezeichnete 
Arbeiten  und  aus  urkundlichen  Nachrichten  bekannten  Hans  Mezger  ein 
Gitter,  das  zwar  jenem  künstlerisch  nicht  gleichwertig  ist,  aber  doch  zu 
den  bedeutendsten  Schmiedeleistungen  der  Zeit  gehört.  Dieses  große  Gitter 
umgibt  das  im  Jahre  1580  von  Jakob  Fugger  gestiftete  Familiengrab  in 
der  Ulrichskirche  (Fig.  90,  S.  121). 

Die  Ständer  des  Gitters  sind  mit  Ausnahme  des  unteren  vierkantigen 
übereck  gestellten  Teiles  rund,  in  Art  gedrehter  Treppengitterdoggen 
profiliert  und  mit  eingehauenen  Blattornamenten  bereichert.  Die  in  der 
Mitte  wagrecht  geteilten  Felder  sind  mit  lockeren  Rundeisenranken,  in  den 
Türen  auch  mit  Knotengeschlinge  gefüllt;  dieselben  Motive  wurden  auch 
in  der  Bekrönung  verarbeitet,  aber  große  Spindelblumen  steigern  oben 
noch  die  Pracht.  Alle  die  Einzelgebilde,  die  auch  bei  den  rheinischen 
Gittern  derselben  Zeit  als  typisch  hervorgehoben  wurden,  finden  sich  hier 
vereinigt  in  einem  Reichtum,  der  am  Rheine  nicht  seinesgleichen  hat.  In 
dem  Rankenwerk  und  alles  überragend,  über  den  Mitten  der  Bekrönungen 
sind  immer  wiederholt  die  Wappenzeichen  der  Fugger,  die  heraldische 
Lilie  und  ein  Doppel-W  angebracht. 

Von  Hans  Mezger  wurde  auch  das  große  Gitter  der  Bartholomäus- 
kapelle in  derselben  Kirche  gefertigt,  hier  findet  sich  die  Bezeichnung 
,Hans  Mezger  97«  (1597)  am  Schloß. 

Schließlich  wissen  wir,  daß  der  Meister  Arbeiten  für  das  Schloß 
Velthums  in  Tirol  ausführte.  Mancherlei  ist  in  jüngster  Zeit  über  die 
Persönlichkeit  dieses  Kunstschmiedes  festgestellt  (Friesenegger,  Zeitschr. 
d.  histor.  Vereins  für  Schwaben  und  Neuburg  1901,  S.  263—274).  Der 
Vater  Hans  Mezgers  war  ebenfalls  Schmied,  er  starb  1594.  Hans  wurde 
1553  geboren,  er  fertigte  1580  sein  Meisterstück,   er  wurde  1594  »Vor- 


Gitter,  Bayern  und  Franken.  121 

geher"  der  Schmiede,  1599 — 1611  gehörte  er  dem  Kleinen  Rate  an  nnd 
bekleidete  sonst  verschiedene  Ehrenämter.  Er  starb  zu  Ende  des  Jahres 
1611   oder  im  Anfang  des  Jahres  1612. 

In  Manchen  war  fUr  die  Micbaeliskirche  in  den  Jahren  1586 — 1588 
ein  Meister  KolbauQ  mit  Schmiedearbeiten  beschäftigt.  Vermutlich  sind 
sein  Werk  einige  große  dort  erhaltene  Kapellengitter,  die  in  ihrer  eigen- 


Fig.  90.    Gitter  in  Angsbarg  am  Faggerdenkmal,    8.  lao. 

artigen  Ausgestaltung  eine  Sonderstellung  in  der  Gitterschmiedekunst  jener 
Zeit  einnehmen. 

Aus  dem  Jahre  1594  ist  wiederum  in  Augsburg  ein  höchst  geschmack- 
volles Qitter  erhalten,  es  umgibt  den  bekannten  Äugustusbrunnen  und  ist 
von  6eorg  Scheff  von  Heilbronn  gefertigt,  der  im  Jahre  1566  in  Augs- 
burg Meister  wurde  (Fig.  91,  S.  122).  Uebereck  gestellte,  durch  Profile 
gegliederte  Vierkantstäbe  sind  unterbrochen  durch  doggenartige  Rund- 
stiibe,  die  oben  große  Spindelblumen  tragen,  zwischen  denen  eine  reiche 
RankenbekrSnung  ausgespannt  ist.     Neben   manchen  Einzelformen  lassen 


122  16-  und  17.  Jahrhundert. 

besonders  wied«r  die  RUcklaufinotiTe  in  den  Ranken  die  der  Zeit  um  160O 
eigenartigen  kOostlerischen  Tendenzen  erkennen. 

Einige  datierbare  scbdne  Beispiele  TOn  Fenster-  und  OberlicliJ^tteni 
sind   besonders   in  Franken  erhalten,    die  nur  wenig  von  den  rheinischen 


Fig.  91.    Oitter  vom  3ahr»  1591  in  Augsburg  am  Angnstusbrunnen.    S.  iti. 

Gittern    abweichen.     Ein    mit   Ranken    und  Knotenwerk  gefülltes   Gitter 
vom  Jahre  1590  befindet  sich  in  Nürnberg  am  Topplerhause. 

Aus  schräg  gekreuzten  Vierkantstäben  gebildete  Fenstergitter  Tom 
Jahre  1595  sind  am  Rathause  in  Würsburg  erhalten.  Reiches  Rankenwerk 
mit  Bluten  und  Blättern  bekrönt  die  Gitter  und  FUllglieder  verschiedener 
Gestalt  sind  im  Stabwerk  verteilt. 


Gitter,  Bayern  und  Franken.  123 


Gitter  ähnlicher  Art,  aber  in  die  Laibung  der  Fenster  eingelassen, 
also  ohne  Bekrönung,  befinden  sich  am  Pellerhause  in  Nürnberg  aus  dem 
Jahre  1605. 

Sehr  früh  zeigen  sich  in  Franken  Gitterformen,  die  in  anderen 
deutschen  Landschafben  wesentlich  später  auftraten,  dann  allerdings  so- 
gleich auf  der  Stufe  einer  fortgeschritteneren  Entwicklung. 

In  Altdorf  bei  Nürnberg  ist  ein  geschmiedetes  Grabkreuz  vom  Jahre 
1614  erhalten,  das  in  der  phantastischen  Ausgestaltung  seiner  Ranken 
an  die  60  bis  80  Jahre  jüngeren  Gitter  in  der  Katharinenkirche  in 
Frankfurt  a.  M.  und  dem  ehemals  in  Wettingen  befindlichen  erinnert 
(s.  S.  116).  Die  Rundeisenschnecken  wachsen  an  vielen  Stellen,  ohne 
daß  praktische  Gründe  es  erforderlich  machen,  in  groteske  Silhouetten  aus, 
die  eine  mit  Meißeln  eingehauene  Innenzeichnung  erhalten  haben. 

Man  könnte  an  der  richtigen  Datierung  dieses  Kreuzes  zweifeln, 
wenn  nicht  die  Art  der  Rankenführung,  vor  allem  die  Verbindungs- 
weise nebeneinander  angeordneter  Windungen  doch  auf  den  Beginn  des 
17.  Jahrhunderts  hinwiesen.  Und  weiter  wird  die  Richtigkeit  der 
Datierung  gestützt  durch  ein  nur  wenig  jüngeres  Oberlichtgitter  in 
Nürnberg  vom  Jahre  1626,  das  in  der  Bildung  entschiedene  Verwandt- 
schaft mit  dem  Kreuze  erkennen  läßt,  und  bei  dem  bereits  die  jüngere 
Entwicklungsstufe  durch  die  Verschmelzung  der  Windungen  deutlich  er- 
kennbar wird. 

Andere  bayerische,  gleichzeitig  mit  jenen  oder  sogar  ziemlich  viel 
später  entstandene  Gitter  zeigen  gegenüber  den  Gittern  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  nur  in  geringem  Maße  auffallende  Neuerungen. 
Die  Rücklaufmotive,  die  Art  der  Rankenverbindung,  die  Formen  der 
Blätter,  die  eingehauenen  Innenzeichnungen  auf  den  flach  gehämmerten 
Teilen  deuten  zwar  meist  auf  das  17.  Jahrhundert  hin,  aber  die  Kompo- 
sition unterscheidet  sich  kaum  von  der  der  älteren  Werke.  Beispiele 
dieser  Art  sind  das  schöne  Oberlicht  über  dem  Nürnberger  Rathausportale 
vom  Jahre  1617,  die  Gitter  an  der  Lorenzkirche  (Fig.  92,  S.  124),  die  die 
Jahreszahl  1649  tragen  und  ein  treffliches  Gitter  in  der  Annakirche  zu 
Augsburg  vom  Jahre  1666. 

Erst  die  bayrischen  Gitter  aus  dem  letzten  Viertel  des  17.  Jahrhun- 
derts lassen  fast  durchgehends  in  gesteigerter  Zierlichkeit  und  mit  Ver- 
meidung aller  kompakten  Gebilde  die  Formungstendenzen  erkennen,  die 
bei  dem  Altdorfer  Kreuze  und  dem  Nürnberger  Oberlicht  vom  Jahre  1626 
zuerst  sich  zeigten.  Die  Ranken  wurden  vielfach  in  ihrer  ganzen  Aus- 
dehnung, nicht  wie  auch  vorher  schon  nur  an  den  Verzweigungen,  auf  der 
Vorder-  und  Rückseite  flach  gehämmert.  Die  zahlreichen  kleinen  Neben- 
ranken erhielten  durch  leicht  vortretende  Verdickungen,  durch  ein- 
gehauene Modellierung  und  vielfach  auch  durch  rundliche  Endverbreiterung 


124  16-  und  IT.  Jahrhundert. 

einen  ausffesprochen  pflanzlichen  Charakter.  Dem  oberrheinischen  Gitter- 
typus dieser  Zeit  g^enUber  zeigt  der  bayrische  manche  Eigenart. 

Die  bedeutendsten  Gitter  dieser  Periode  sind  in  Augsburg  aus  den 
Jahren  1688  vor  der  St.  Lukaskapelle  und  von  1692  (Fig.  93,  S.  125) 
vor  der  St.  Gertrudkapelle  des  Domes  und  in  der  Ulrichskirche  vor  der 
Ällerheiligenkapelle  (Fig.  94,  S.  126)  in  der  im  Jahre  1698  errichteten 
ISakristei  erhalten. 

Etwa  zur  selben  Zeit  dUrfte  das  Ghorgitter  im   Ulmer  MUnster    ent- 


Fig.  »i.    Oitter  vom  Jahre  i«le  in  KOmberg,  Lorenzkirch«.    S.  1^3, 

standen  sein  und  ein  durch  jüngere  Zutaten  verändertes  Gitter  in  St.  Em- 
meran  in  Regensbnrg. 

Ein  großes  Choi^tter  mit  der  Jahreszahl  1690,  das  zwar  seine 
deutsche  Herkunft  und  seine  Entstehuugszeit  am  Ende  des  17.  Jahrhun- 
derts nicht  verleugnet,  aber  doch  in  Formen  und  Komposition  durchaus 
von  den  übrigen  deutschen  Gittern  dieser  Periode  abweicht,  befindet  sich 
in  Obemiarchthal  (im  wUrttem bergischen  Donaukreise). 

Einen  den  vorher  genannten  Beispielen  sehr  verwandten  Charakter 
tragen  in  diesem  Gitter  die  schmaleren  friesartig  gereihten  RankenfKllungen 
der  Längsfelder  und  die  Bekrönung.  Durchaus  fremdartig  erscheint  je- 
doch an  dem  Gitter  die  Art  der  senkrechten  Gliederung.  Breite,  aus 
je   vier   vierkantigen    Stäben   gebildete    Pilaster    mit   Basis    und  Kapital 


Gitter.  Bajreru  und  Franken. 


flarüderen  den  mittleren  TUrteil  des  Gitters,  und  die  quadratischen  Haupt- 
felder fQllen  Stabmuster,    fUr   die   in  Deutschland   alle  Vorstufen   fehlen. 


2  in  A-ngsbuTB,  Dom.    S.  1 


Die  BekrSnung  stimmt  nicht  zum  ganzen,  wie  es  sonst  stets  der  Fall 
ist,  sie' ist  zu  luftige  zu  leicht,  kurz,  aus  allem  spricht  an  diesem  Werke 
eine  seltsame  Sprache. 


16.  und  17.  Jahrhandert. 


Des    Rätsels    Lösung    ist    die,     daß    der    Entwurf   des    Gitters    im 
Auftrage    des   Abtes   Nikolaus   in   Paris    gefertigt   wurde   und   die    Aus- 


P<g.  m.    Oitti-r  vom  Jahre  tei«  in  Augsburg,  Ulricbsklrche.    S.  111. 

filhrung   vom  Klo  s  t  e  r  s  chl  oss  e  r  Hans  Rieger  in  Obcrviarchthd 
herrührt. 


Gitter,  Oesterreichische  Länder.  127 

In  Frankreich  blühten  damals  die  Künste  und  nicht  zum  wenigsten 
die  Schmiedekunst,  in  Deutschland  war  man  wohl  der  Rankenzüge  über- 
drüssig^, und  so  sehr  verwunderlich  ist  es  nicht,  daß  man  sich  den  „Riß*' 
zu  einem  kostbaren  Werk,  das  in  jeder  Einsicht  Eindruck  machen  sollte, 
von  dort  verschrieb.  Aber  freilich,  jener  Entwurf  mußte  stark  abweichen 
vom  ausgefbhrten  Werk,  das  lehrt  ein  Blick  auf  das  Gitter  selbst  und 
wird  bestätigt  durch  die  französischen  Gitter  jener  Zeit  (s.  S.  163).  Sei 
es,  daß  der  biedere  deutsche  Schmied  die  französischen  Formen  nicht 
völlig  verstand  und  unbewußt  änderte,  oder  daß  ihm  die  Schönheit  der 
zierlichen  Windungen  über  die  gebrochenen  französischen  Linien  jener 
Zeit  ging,  der  Hauptwunsch  des  Auftraggebers,  etwas  durchaus  Eigen- 
artiges zu  erhalten,  wurde  erfüllt. 

In  den  jetzt  zur  österreichischen  Monarchie  gehörigen  Län- 
dern lassen  die  erhaltenen  Eisengitter  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  im 
ganzen  den  gleichen  Entwicklungsgang  erkennen,  zeigen  aber  doch  manche 
Eigenart  der  Formgebung. 

Einige  der  bedeutendsten  deutschen  Gitterarbeiten  wurden  im  16.  Jahr- 
hundert in  Tiroler  Kirchen  aufgestellt.  Eine  gefestigte  üeberlieferung 
ließ  vermutlich  in  den  ersten  Jahren  dieses  Säkulums  einige  Werke  ent- 
stehen, wie  sie  in  keinem  deutschen  Lande  aus  jener  Zeit  in  ähnlicher 
Schönheit  erhalten  sind. 

Das  hervorragendste  dieser  Gitter  schließt  die  von  Florian  von  Waldauf 
zu  Waldstein  (1440 — 1510)  und  seiner  Gemahlin  Barbara  von  Mitterhofer 
bereits  im  Jahre  1495  gestiftete  und  nach  und  nach  immer  reicher  aus- 
gestattete Kapelle  in  der  Pfarrkirche  in  Hall  auf  zwei  Seiten  ab  (Fig.  95,  S.  128). 
Die  Hauptgitterfelder  sind  aus  schlichten  schräg  gekreuzten  Yierkantstäben 
gebildet,  die  Türflügel  füllt  zum  Teil  ein  Maßwerkgrundmuster.  Keichste 
Formentfaltung  zeichnet  die  Bekrönung  aus;  nebeneinander  gereihte,  in- 
einander greifende  und  unten  spiralig  gerollte  und  mit  Ranken  ausgefüllte 
Spitzbogenmotive  mit  Krabben  und  Kreuzblumen  und  über  den  Türflügeln 
die  großen  Wappen  der  Stifter  bilden  das  breite  Muster.  Die  Formen- 
sprache des  15.  Jahrhunderts  feiert  einen  letzten  Triumph  in  diesem 
schönen  Werke. 

Aehnlich  ist  es  bei  einem  zweiten,  wesentlich  abweichenden  Gitter, 
das  sich  jetzt  im  Nationalmuseum  in  München  befindet.  Soweit 
festzustellen  ist,  stammt  es  aus  Rettenschöß  bei  Kufstein,  sein  Entstehungs- 
jahr ist  unbekannt,  die  Formen  weisen  aber  unzweideutig  auf  die  Zeit 
um  1500,  am  ehesten  auf  das  beginnende  16.  Jahrhundert  hin.  Es 
ist  oben  spitzbogig  geschlossen  und  wird  eine  Oeffnung  gleicher  Form 
gefüllt  haben.  Eine  zweiflügelige  Tür  in  der  Mitte  gestattet  den  Durch- 
gang. Türflügel  und  Umrahmung  sind  mit  Ausnahme  des  oberen  Bogen- 
teiles,  in  dem  der  Tiroler  und  der  Reichsadler  ihren  Platz  gefunden  haben. 


X28  16-  und  17.  Jabrbundert. 

mit  Ranken  gefüllt,  die  in  ihrer  unregelmäBigen  Führung  und  in  ihren 
Blättern  und  BiUten,  Überhaupt  in  den  Einzelformen  auch  mehr  an  die 
Bildungen  des  späten  15,  Jahrhunderts  erinnern,  wie  an  die  entwickelten 
Kankengitter  des  16.  Jahrhunderts.  Aber  man  möchte  doch  dieses  Gritt-er- 
werk  wie  eine  Brücke  betrachten,  die  hinüberführt  zu  den  in  sorglicher 
Kegelmäßigkeit  gezeichneten  Eisenwindungen  mit  den  entsprechend  streng 
stilisierten  Spindelblumen  der  jüngeren  Zeit.    Als  einziges  erhaltenes  Bei- 


Fig.  «E.    Gitter  in  Hall.    S.  1I7. 

Spiel,   das   die  Gitterformen   der   beiden  Jahrhunderte   deutlich   verbindet, 
ist  es  Ton  besonderem  Interesse. 

Das  größte  und  berühmteste  Gitter  in  Tirol,  das  erst  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  angehört  und  das  Grabmal  des  Kaisers  Maxi- 
milian I.  in  der  Hofkirche  in  Innsbruck  umgibt  (Fig.  96,  S.  129),  wurde  fem 
vom  Bestimmungsorte  ausgeführt,  obschon  es  scheint,  daß  man  ursprünglich 
den  ehrenvollen  Auftrag  zwei  Innsbrucker  Ueistem  zugedacht  hatte,  die  ver- 
mutlich im  Jahre  1564  einer  Epidemie  zum  Opfer  fielen,  die  Ihre  Heimat- 
stadt heimsuchte.  So  zwangen  die  Verhältnisse  dazu,  Verhandlungen  mit 
auswärtigen  Meistern  anzuknüpfen,  über  die  wir  dank  der  Untersuchungen 
D.  Ton  Schönherr's  {Gesammelte  Schriften,  Innsbruck  1900,  Bd.  1  S.  287  ff.) 


tiitter.  Oesterreicbische  L&oder.  129 

einigermaßen  gut  unterrichtet  sind,  und  die  fUr  die  Geschiclite  der  deutschen 
Schmiedekunst  von  höchstem  Interesse  sind. 

Nachdem  die  Innsbrucker  Meister  ,in  den  letzten  Sterbläufen"  mit  dem 
Tode  abgegangen  waren,  wurde  der  Innsbrucker  Regierung  vom  Herzog 
Albrecht  von  Bayern  Hans  Metzger,  Schlosser  und  BUrger  in  Mitn- 
rhen,  vermutlich  der  Vater  des  bei  Gelegenheit  seiner  Äugsburger  Arbeiten 
Is.  S.  120)  erwähnten  Meisters,  als  geeignet  fUr  die  schöne  Aufgabe  emp< 
fohlen.     Mit  diesem  kam    auch   ein  Vertrag   zu  stände,   nach  dem  er  für 


Fig.  9S.    Gitter  In  Innsliruck  am  (iral.miil  KaUer  Maximiliam  I.  von  Jörg  S 
1372  vollendet.    S.  188. 

Eisen  und  Arbeit  1050  Gulden  und  eine  Werkstatt  in  Innsbruck  erhalten 
sollte.  Der  Meister  sollte  die  „zierlichsten  und  fQrnemsten  stuck"  mit 
eifi^ener  Hand  ausführen.  Allein  die  entscheidende  Genehmigung  wurde 
vom  Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  diesem  Vertrage  versagt,  dieser 
wünschte,  daß  einem  ihm  , dienstlich  verpflichteten'  Schlosser,  der  auch 
sein  Können  bereits  bewährt  hatte,  und  von  dem  man  erwarten  könne, 
daß  er  auch  „dieses  werk  mit  allem  vleiß  schön  und  zierlich  verfertigen' 
werde ,  der  Auftrag  übergeben  würde ,  dem  MUnchener  Meister  solle 
.glimpflich'   davon  Mitteilung  gemacht  werden. 

Dem  Wunsche   des  Erzherzogs   entsprechend   wurde   im  Jahre  1568 
die  Herstellung  des  Gitters   dem  „khunstlichen   gueten  Arbeiter'  Meister 
LDer,  Uaedle  Hetalle.  9 


130  16-  ^"^^  17.  Jahrhundert. 

Jörg  Schmidhammer,  Büchsenmeister  und  Schlosser  zu  Frag 
übertr^en.  Dieser  ausgezeichnete  Künstler,  der  seit  dem  Jahre  1559  in 
Vrag  lebte,  hatte  dort  für  das  Fürstengrab  im  St.  Veitsdome  ein  großes 
kastliches  Gitter  geschaffen  (Fig.  97,  S.  130  und  Fig.  98,  S.  131),  dem. 
wie  schon  Kaiser  Ferdinand  I.  bestimmt  hatte,  das  Gitter  in  InnshTtAck 
sich  anschließen  sollte,  und  von  dem  eine  Zeichnung  an  die  dortige 
Regierung  gesandt  war.  In  Anlehnung  an  dieses  Vorbild  wurde  die  zur 
Ausführung  gelangte  Zeichnung  von  dem  Maler  Paul  Trabel  in  Innsbruck 
hergestellt. 

Jörg  Schmidhammer  verpflichtete  sich,   „ein  schön,  zierlichs  eisen- 


Fig.  BT.    Gilter  ia  Prag,  Dom,  von  Jörg  ScLmidhammer.    S,  no. 

gätter  von  allerlei  laub-  und  pluemwerch  auch  zügen  und  seulen  fleißig 
sauber*  auszuführen.  Für  das  ganze  große  Werk  von  Ö4  Innsbrucker 
Werkschuh  Länge  und  7  Fuß  7  Zoll  Höhe  sollte  er  einschließlich  des 
Transportes  bis  Linz  und  eingerechnet  die  Aufstellung  1500  Gulden  erhalten. 
Zur  AusfUbriiDg  wurden  ihm  die  nötigen  Mengen  Eisen  in  den  gewünschten 
Fassons  bereitgestellt.  Er  erhielt:  ,Dückhs  rambeisen,  seilen  eisen,  schar- 
sachstachel,  leisteneisen,  clains  g'attereisen,  stangen,  schlossplech,  khlains 
zaineisen  und  gefüerte  stangen".  Im  Jahre  1573  war  das  Gitter  vollemiet 
und  bereits  in  Innsbruck.  Es  wurde  aufs  reichste  bemalt  und  vei^oldet 
und  die  Verhandlungsberichte  mit  den  Malern  sind  ebenfalls  erhalten. 

Mancherlei  Auskünfte  über  Jörg  Schmidhammer  erfahren  wir  aus 
einem  Nachlaßinventare  des  1577   verstorbenen  Meisters,   das   im  Prager 


Gitter,  OetterreichiBcbe  Lander.  131 

Stadtarchiv  aufgefunden  worden  ist.  Von  besonderem  Interesse  ist  die 
Werkstatteinrichtung,  die  mit  allen  Einzelheiten  aufgeführt  wird  (ver- 
öffentlicht TOn  G.  E.  Pazaurek,  Kunstschmiede-  und  Schlosserarbeiten 
des   13.  bis   18.  Jahrhunderts,  Leipzig  1895). 

Verwunderlich  ist  nicht,  daß  das  großartige  Gitter  Schmidhammers 
auch  die  Innsbrucker  heimische  Schmiedekunst  heilsam  förderte.  Einige, 
allerdings  im  Vergleich  zu  jenem,  bescheidene  Werke  entstanden  dort  wenig 
später  in  ähnlichen  Formen.  Eine  GittertUr  am  Eingange  zur  Silbernen 
Kapelle  (neben  der  Hof  kirche)  wird  zugleich  mit  dieser  im  Jahre  1578  ent- 
standen sein.    Zehn  Jahre  später  fertigte  der  Hofschlosser  Hans  Beck 


Fig.  »8.    Gitter  in  Prag,  Dom,  von  Jörg  Schmidhainnier.    8.  ISO. 

von  Innsbruck  das  Trennungsgitter  zwischen  dem  alten  und  damals  hinzu- 
gefQgten  jüngeren  Teile  dieser  Grabkapelle.  Ein  treffliches  Gruftgitter  in 
der  Hof kirche  ist  voll  bezeichnet:  Paulus  Kien  1582;  ob  dieser  Meister 
etwa  mit  dem  Nürnberger  Paulus  Kuhn  oder  Köhn  identisch  ist,  was 
bei  der  Gleichgültigkeit  jener  Zeit  gegen  eine  gleichmäßige  Namenschreib- 
weise den  übrigen  Umständen  nach  möglich  wäre,  mag  vielleicht  noch 
einmal  aufgeklärt  werden. 

Die  bedeutendsten  Gitterwerke  der  Folgezeit  entstanden  aber  zumeist 
in  den  östlicher  gelegenen  Landesteilen;  Salzburg,  Steiermark,  Kämthen, 
Ober-  und  Niederösterreich,  Mähren  und  Böhmen  sind  in  schwankendem 
Grade  an  der  Weiterentwicklung  beteiligt. 

Ein  ausgezeichnetes  Gitter  aus  der  Zeit  um  158P,   in   der   itlr   seine 


132  18-  und  17.  Jabrbundert. 

Zeit  typischen  Formgestaltung  mit  Durchzügen  und  Flecttungen  und  allerlei 
Laub-  und  Blumenwerk,  umgibt  das  Grabmal  des  Zacbarias  von  Keuhaus 
und  seiner  Oemahlin  in  der  Allerheiligenkapelle  zu  Teltsck  in  Mähren. 

Mancherlei   sonst  in   dieser  Zeit   nicht    vorkommende  Motive   Süden 
sich    besonders  in   den   umrahmenden  Streifen   der  GittertDr   des  in   den 


Fig.  M,    (iittfirtOr  in  Scckan,  um  iG»o.    S.  139. 

Jahren  1587  bis  1592  errichteten  Mausoleums  des  Herzogs  Karl  II.  in 
Sevkau  (Steiermark)  (Fig.  99,  S.  132).  Der  Hofschlosser  Lukas  Seen 
war  der  Verfertiger,  sonstiges  ist  darüber  nicht  bekannt.  Das  wohl  sicher 
mit  dem  Mausoleum  zugleich  ausgeführte  Gitter  erinnert  in  Einzelheiten 
an  etwa  hundert  Jahre  jUngere  französische  und  auch  an  gleichzeitige 
italienische  Arbeiten;  vermutlich  geht  der  Entwurf  auf  einen  der  Archi- 
tekten des  Mausoleums,  den  Italiener  Theodorus  Cypsius  zurück. 

Ein  angeblich  1599  entstandenes  Gitter,  das  in  seiner  Bankenbekrönung 


Gitter,  Oe8t«rreichiscbe  L&nder.  133 

dieses  Datum  zu  bestätigen  scheint,  umgibt  den  erst  im  Jabre  1667  auf- 
gestellten Boppelaltar  in  St.  Wolfgang  (.Oberösterreich). 

Eine   Reibe   schönster   Gitterarbeiten,   deren  Entstehungszeit   in  das 


Fig.  IiM.    Brunnenlanbe  auf  SchlaB  Xeuhans.    S.  \K. 

letzte  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  fällt,  befinden  sich  auf  Schloß  Ncu- 
hatts  an  der  böhmisch-mährischen  Grenze,  das  in  den  Jahren  1554  bis 
1580  erbaut  wurde.  Vor  den  Fenstern,  als  BrUstungen  auf  den  Ver- 
bindungsgalerien, zwischen  den  Säulen  des  Hofes  sind  sie  angebracht. 
Der   höchste   Reichtum    ist   wohl   entfalt€t  bei   der   auf  dem   Rande   des 


'.  und  IT.  Jahrb ändert. 


Gitter  (Brunnenlauben),  Oesterreichische  Länder.  135 


ScUofibmnnens  im  Jahre  1596  errichteten  Eisenlaube.  Man  hat  auf  die 
XJebereinstimmung  dieses  Werkes  mit  dem  Grabgitter  in  Teltsch  hinge- 
wiesen. Fast  alle  Schmuckmotive  stimmen  in  der  Tat  übereiu,  und  mög- 
lich ist,  daß  auch  jenes  Gitter  in  Neuhaus  ausgeführt  wurde. 

Die  aus  Eisen  geschmiedeten  Brunnenlauben,  die  im  westlichen  und 
nördhchen  Deutschland  gänzlich  fehlen,  gehören  in  den  österreichischen 
Landen  noch  in  zahlreichen  anderen  Orten  zu  den  Glanzleistungen  der 
Gitterschraiedekunst.  Die  Mehrzahl  gehört  dem  16.  Jahrhundert  an,  leider 
ist  nur  in  seltenen  Fällen  über  die  Entstehungszeit  und  die  Meister  ge- 
naueres bekannt. 

Zum  Teil  gleichen  sie  in  der  Art  des  Aufbaues  den  früher  be- 
sprochenen französischen  und  niederländischen  Hauben,  oft  begnügt 
man  sich  aber  nicht  damit,  ein  zierlich  geflochtenes  Rankendach  auf 
die  mehr  oder  minder  verzierten  Stützen  zu  setzen,  auch  die  Zwischen- 
räume zwischen  diesen  wurden  mit  reichstem  Gitter  werk  gefüllt;  ein  Bei- 
spiel der  letzten  Art  ist  auch  der  Brunnen  auf  Schloß  Neuhaus  (Fig.  100, 
S.  133). 

Neben  diesen  laubenartigen  XJeberdachungen  kommt  auch  in  0  ester- 
reich die  im  übrigen  Deutschland  übliche,  oben  nicht  verbundene  Um- 
gitterung vor. 

Eine  verhältnismäßig  noch  einfache  Laube  überspannt  das  ehemals 
offene  Becken  eines  Brunnens  am  Kleinen  Ring  in  Prag  (Fig.  101,  S.  134). 
Er  soll  im  Jahre  1560  gefertigt  sein  und  bis  auf  Zutaten,  die  anscheinend 
im  17.  Jahrhundert,  vielleicht  an  Stelle  stark  verletzter  Teile  hinzukamen, 
wird  diese  Angabe  zutreffend  sein. 

Noch  einfacher  ist  eine  dreiseitig  aufgebaute  Haube  vom  Jahre  1564 
aus  Neunkirchen  (Niederösterreich),  die  jetzt  einen  Brunnen  auf  Schloß 
Stixenstein  ziert. 

Ein  köstliches  Werk  ist  die  die  Jahreszahl  1570  tragende  Brunnen- 
laube auf  Schloß  Grafenegg  (Niederösterreich),  die  ehemals  einen  Brunnen- 
rand im  Hofe  des  alten  Landhauses  in  Wien  zierte  (Fig.  102,  S.  136). 

Von  Brunnenlauben,  über  deren  Entstehungszeit  nichts  näheres  be- 
kannt ist,  die  aber  ihren  Formen  nach  zu  urteilen  im  16.  Jahrhundert 
entstanden  sein  dürften,  sind  zu  nennen  die  im  ehemaligen  Eonventgarten 
in  Saar  (Mähren)  erhaltene,  eine  andere  in  Biegersburg  (Steiermark), 
weitere  auf  Schloß  Seebenstein  (Niederösterreich)  und  im  Stifte  St.  Florian 
(Oberösterreich).  Im  17.  Jahrhundert  sind  die  Brunnenlauben  im  Hofe 
der  sogen.  Stallburg  in  Wien  (1675),  im  Stifte  Vorau  (Steiermark),  in 
Loretto  (Kämthen)  und  eines  der  schönsten  Werke  dieser  Art  auf  dem 
Hauptplatze  in  Brtick  a.  d.  Mur  (Steiermark)  gefertigt. 

Von  der  köstlichen  Brunnenlaube  in  Bruch  (Fig.  103,  S.  137)  ist  be- 
kannt, daß  sie  im  Jahre  1626  ausgeführt  wurde,  und  auf  den  Namen  des 


.  und  17.  Jahrhundert. 


Brunn enlitabe  auf  SchloS  Qrafenegg  v 


Gitter  (BrunnenlanbeD),  Oeflt«rreichiBehe  Lftnder. 


Meisters    darf  man  vielleicht  aus  der  launigen  Inschrift  schließen,    deren 
eine  Strophe  lautet: 


,Icb  Hana  Praater  Trank  ich  das  Wasser  so  gern  als  Wein, 

Trink  lieber  Wein  als  Wa«er.  So  könnt  ich  ein  reicher  Prasaer  sein.* 


138  16-  nnd  n-  JahAnndert. 

Allem  Anscheine  nach  vurde  aber  im  Jahre  1626  nicht  auch  das 
Gitterwerk   geschmiedet,   das   die   die  Haube   tragenden   Ständer   bis  zur 


Fig.  11)4.    Gitter  vom  Kali 


halben   Höhe  verbindet,    dieses    dürfte   erst   in   der  zweiten  Hälfte    des 
17,  Jahrhunderts  hinzugeftigt  sein. 

In  ähnlicher  Reihenfolge  wie  in  Bayern  und  im  Rheingebiete  vollziehen 
sich  auch  im  17.  Jahrhundert  die  Formwandlungen  in  den  österreichischen 


Gitter,  Oesterretcbische  Länder.  139 

Landeo,  und  nacb  den  für  die  westliclieren  Gegenden  zusammengestellten 
Merkmalen  darf  man  im  allgemeinen  auch  die  österreichischen  Gitter 
zeitlich  ordnen,  doch  eine  Reihe  ihrer  Entstehung  nach  festlegbarer  her- 
Torraf^ndercr  Arbeiten  dieses  Jahrhunderts  muß  im  Interesse  der  örtlichen 
Entwicklung  noch  angefUhrt:  werden. 

Bei  Graz  (Steiermark)  wurde  im  Jahre  1606  ein  Ealvarienberg  an- 
gelegt, dessen  Stationen  mit  ausgezeichneten  geschmiedeten  Oittern,  mut- 
maßlich aus  derselben  Zeit,  verschlossen  sind  (Fig.  104,  S.  138).  In  Graz 


Flg.  ICE.    Gitter  Tom  Jahr«  leg;  in  Salzborg,  Florians brunnen.    S.  im. 

wird  in  einem  Rechnungsbeleg  vom  Jahre  1600  ein  Hofschlosser 
Wilhelm  Rueprecht  genannt,  möglich,  daß  er  mit  jenen  Arbeiten  in 
Beziehung  zu  bringen  ist.  Die  Gitter  lassen  die  fUr  das  17.  Jahrhundert 
typischen  Neuerungen  deutlich  erkennen. 

Die  Ranhenanßlnge  und  -endigungen,  die  geraden  Verbindungen 
zwischen  zwei  im  Gegensinne  gerollten  Windungen,  die  nn  zahlreichen 
Stellen  der  Ranken  und  Stäbe  vorgenommenen,  mit  eingehauenem  Muster 
versehenen  Verbreiterungen  mit  ihren  spiralig  gerollten  schmalen  Blättern, 
die  ROcklaufmotive  u.  a.  m.  sind  ähnlich  bei  Gittern  des  16.  Jahrhunderts 
nicht  zu  finden. 


140  16.  und  17.  Jahrhundert 


Wenn  diese  Gitter  aber  wirklich,  wie  angenommen  werden  darf,  nocli 
dem  Beginne  des  17.  Jahrhunderts  angehören,  dann  muß  ihr  Verfertiger 
besonders  fortschrittlich  gesinnt  gewesen  sein. 

Die  meisten  sicher  datierbaren  Gitter  der  folgenden  Jahrzehnte  sind 
nicht  in  gleichem  Maße  als  neuartig  zu  bezeichnen,  fast  durchgehends  läBt 
aber  doch  die  Art  der  Bankenyerbindung  allein  schon  die  Entstehungszeit 
zutreffend  festsetzen.  Angeführt  seien  die  schönen  Fenstergitter  des  in 
den  Jahren  1621  bis  1630  erbauten  Waldsteinpalastes  in  Prag  und  an  dem 
im  Jahre  1644  vollendeten  Zeughause  in  Graz^  dann  das  große  Gitter 
vom  Jahre  1662  in  der  Benediktinerkirche   in  Lambach  (Oberösterreich). 

Noch  im  Jahre  1687  entstand  in  Sahburg  ein  nicht  unbedeutendes 
Gitter,  das  auch  bei  sorgsamer  Prüfung  kaum  wesentliche  Abweichungen 
vom  Gittertypus  des  16.  Jahrhunderts  finden  läßt;  es  erhielt  auf  dem 
Becken  des  Floriansbrunnens  seinen  Platz  (Fig.  105,  S.  139). 

Die  strahlig  komponierten  oder  aus  gleichmäßig  gereihten  Motiven 
gebildeten  Muster  der  Gitterfelder  deuten  noch  am  ehesten  auf  ihre  Ent- 
stehungszeit hin.  Die  Bekrönung  zeigt  etwas  ungelenk  geführte  Ranken 
mit  silhouettenartig  ausgeschnittenen  Figuren,  kleinen  Blättern,  Rosetten 
und  in  der  Regel  einer  einfachen  Spindelblume  in  der  Mitte;  in  große 
vorgebogene  Spindelblumen  wachsen  die  acht  Eckständer  aus. 

Der  Verfertiger  dieses  Gitters  war  Wolf  Guggenb erger;  er  erhielt 
den  Auftrag,  trotzdem  der  Salzburger  Stadtschlosser  Wolf  Hapacher 
sein  Anrecht  auf  die  Ausführung  nachdrücklich  geltend  zu  machen  versucht 
hatte.  Das  Gitter  fand  in  Entwurf  und  Ausführung  den  vollen  Beifall 
der  bei  seiner  Ausstellung  auf  dem  Rathause  versammelten  Ratsherrn, 
man  bewilligte  dem  Meister  sogar  anstatt  des  ausbedungenen  Lohnes  von 
10  Pfennigen  für  das  Pfund  deren  12.  Im  ganzen  wurden  für  das  Gitter 
49  Gulden  und  24  Pfennige  bezahlt,  dazu  ein  Gulden  für  den  Gesellen. 
Selbst  damals  würde  kaum  jemand  für  den  Lohn  etwas  besseres  haben 
leisten  können,  unter  die  künstlerisch  wertvollsten  Gitter  jener  Zeit  ist 
es  ja  zweifellos  nicht  zu  rechnen.  Ueber  die  Bemalung  des  Gitters  ist 
bekannt,  daß  die  Stäbe  grün  gestrichen  und  die  Rosetten,  Bunde  und 
Engelsköpfe  vergoldet  wurden;  die  größeren  Figuren  erhielten  ihre  Innen- 
zeichnung in  den  natürlichen  Farben. 

Für  die  Entwicklung  der  österreichischen  Schmiedekunst  weit  bedeut- 
samer ist  ein  um  elf  Jahre  älteres  Gitter  in  der  Vorhalle  der  Serviten- 
kirche  in  Wien  (Fig.  106,  S.  141).  Die  mit  der  Jahreszahl  1676  darauf 
eingehauenen  Buchstaben  M.  A.  B.    S.  dürften  zu  lesen  sein  als:  Meister 

A B ,  Schlosser;  wer  dieser  Meister  war,  ist  leider  bisher  nicht 

bekannt. 

Die  allein  in  Betracht  konamende  Bekrönung  erinnert  in  ihren  sehr 
warten  Ranken,  die  bis  zu  sechs  Spiralwindungen  aufweisen,  in  der  höchst 


Gitter,  Oest«rreic)mdie  Länder.  141 

phantastischen  Ausf^estaltuag  der  Verbreiterungen  nnd  in  der  überaus  feineu 
pUstischen  Durchziselierung  aller  Teile  am  meisten  an  das  Wettiuger 
fiitter  (s.  S.   116). 

Eine  diesem  Wiener  Gitter  gleichwertige  Schönheit  der  Linienführung 
und  Formverteilung  wird  kaum  wieder  erreicht,  der  Eindruck  der  meisten 
Gitter,  die  man  ihrer  Gestaltung  nach  annähernd  in  dieselbe  Zeit  setzen 
darf,  ist  weniger  leicht.  Gute  verwandte  Beispiele  finden  sich  %.  B,  im 
SÜfie  Schläge    (Oberösterreich),   in   der  Salvatorkirche  (Fig.  107,  S.  142> 


und  in  der  Georgskirche  in  Prag  und  mit  der  Jahreszahl  1685  auf  dem 
Heiligen  Berge  von  Fribram  im  Kreise  Prag. 

Im  Mittelfelde  mit  Banken  ähnlicher  Art  ausgestattet  ist  ein  im 
Übrigen  perspektivisch  komponiertes  Gitter  {aus  Eisgruh),  das  jetzt  als 
Friedhofstor  in  Kostl  (Mähren)  dient.  Man  darf  annehmen,  daß  dieses 
Tor  nicht  völlig  unabhängig  von  den  Schweizer  perspektivischen  Gittern 
entstanden  ist;  seine  Entstehungszeit  wird  um  1670  anzusetzen  sein. 

Die  letzte  Entwicklungsstufe  der  Gitterformen  im  17.  Jahrhundert 
wird  auch  in  den  österreichischen  Landen  dadurch  gekennzeichnet,  daß 
die  Ranken  mit  allen  ihren  Abzweigungen  wieder  einen  durchaus  pflanz- 


142  16.  und  17.  Jahrhundert. 

liehen  Charakter  annehmen.  In  leichtester  Andeutung  ist  diese  mehr 
äuSerliche  Neuerung  schon  bei  dem  Gitter  der  Servitenkirche  zu  erkennen. 
Bald  wurden  alle  die  bis  dahin  dtlnnen,  schlicht  erscheinenden  Seiten- 
spiralen knorpelig  verdickt  und  blattartig  modelliert,  dann  wurden  diese 
Verdickungen  auch  im  Umriß  zackiger  und  lappiger  und  schließlich  bildete 


Fig.  loT.    Gitter  In  Prsg,  Salvutorkirche.    S.  Ml. 

das  in  der  Kunst  jener  Zeit  allgemein  wieder  aufgenommene  Akanthus- 
blatt  auch  das  HauptMlmotiv  in  den  Gitterranken. 

In  ganz  Deutschland  entstanden  in  der  Zeit  um  1700  Akanthusranken- 
gitter.  Eines  der  frühesten  Beispiele  des  entwickelteren  Typus  mit  kräftigen, 
bauchig  aufgetriebenen  Blättern  dürfte  aber  das  Gittertor  des  in  den 
Jahren  1G80  bis  1688  erbauten  Schlosses  Troja  bei  Prag  sein. 

Selten  sind  in  Gitterwerken  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts  die 
neben    den    Akanthusranken   in    der    Dekorationskunst    damals    beliebten 


Oitter,  Schlesien.  143 

f^ßblQtif^en  PflanzeD  verwendet.  In  reichster  Weise  zu  großen  Bltlten- 
bDscheln  und  Giünzeu  Tereioigt,  finden  sich  diese  Motive  iu  der  BekrSnung 
des  großen  Gitters,  das  das  Langhaus  und  die  Vorhalle  der  Kirche  des 
Stißes  St.  Florian  (Oberösterreich)  trennt  (Fig.  108,  S.  US).   Der  Meister 


Fig.  loS'    Oitter  im  SÜftf  St.  Florian,  um  isgB.    S.  143. 

dieses  bedeutenden  Werkes  war  Hanns  Meßner  in  Passau.  Im  Jahre  1698 
erhielt  er  eine  Abschlagszahlung  darauf,  im  ganzen  wurde  ihm  die  Summe 
von  2700  Gulden  dafUr  bezahlt  und  außerdem  80  Gulden  Lieferkosten. 
Zahlreiche,  teils  glänzende  Beispiele  der  Gitterschmiedekunst  sind 
seit  der  Mitte  des  16.  und  im  17.  Jahrhundert  auch  in  Schlesien  und 


144  16.  und  17.  Jahrhundert. 


Sachsen  gefertigt.  Wesentliche  Abweichungen  von  den  gekennzeichneten 
Formwandlungen  in  den  verschiedenen  Zeitabschnitten  sind  nicht  wahr- 
nehmbar, wie  an  einer  Anzahl  der  wichtigsten  datierbaren  Werke  zu 
zeigen  versucht  werden  soll. 

Gitter  von  besonders  imponierender  Größe  oder  anderen  seltenen  Vor- 
zügen gibt  es  in  Schlesien  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert  nicht.  Zu  den 
bedeutendsten  Leistungen  gehören  eine  Brunnenhaube,  etliche  Taufstein- 
gitter und  einige  Eapellengitter.  Aber  auch  an  vielen  noch  kleineren 
Arbeiten  muß  die  stetig  neue  Komposition  und  Ausgestaltung  des  fast 
allein  verwendeten  Rankenmotivs  bewundert  werden. 

Die  ältesten  Beispiele  dieses  Typus  dürften  die  jetzt  im  Museum 
Schlesischer  Altertümer  verwahrten  Oberlicht-  und  Fenstergitter 
vom  alten  Leinwandhaus  (jetzt  Stadthaus)  in  Breslau  sein,  man  nimmt 
an,  daß  sie  um  das  Jahr  1540  entstanden. 

Aus  dem  Jahre  1564  ist  eine  Gitterfüllung  in  der  Elisabethkirche  in 
JBreslmi  erhalten.  Die  Rankenführung  bei  diesem  Gitter  ist  für  seine 
Entstehungszeit  ungewöhnlich,  insofern  als  die  äußeren  Spiralen  nicht  aus 
der  größten  Windung  der  Innenspiralen  herauswachsen,  sondern  erst  aus 
der  zweiten  Windung. 

Eines  der  schönsten  schlesischen  Gitterwerke  umgibt,  auf  einem  Stein- 
sockel aufgestellt,  in  acht  Feldern  den  Taufstein  der  Maria-Magdalenen- 
kirche  in  Breslau,  Es  wurde,  wie  die  Inschrift  bekundet,  im  Jahre  1576 
von  Simon  Laubener  und  seinem  Gesellen  Salomon  Schmidt  ge- 
fertigt. Die  Eckständer  zeigen  eine  ähnliche  Ausbildung  wie  diejenigen  am 
Schönen  Brunnen  in  Nürnberg  (vom  Jahre  1586).  Die  Felder  sind  mit 
reichstem  Rankengeschlinge  und  kunstvoll  geflochtenem  Knoten  werk  in 
vier  je  einmal  wiederholten  Mustern  gefüllt.  Rankenwindungen  bilden 
auch  die  Bekrönung  jedes  Feldes.  Auf  der  Mitte  jeder  Bekrönung  ist 
abwechselnd  der  böhmische  Löwe  und  der  Reichsadler  als  Silhouette  aus- 
geschnitten angebracht. 

Sehr  verwandt  in  den  Formen  ist  ein  Gitter,  das  in  der  katholischen 
Kirche  in  Schiveidnitz  demselben  Zwecke  dient.  Die  Bezeichnung  am 
Schlosse  besagt,  daß  ein  Meister  Andriß  im  Jahre  1591  der  Verfertiger 
war.  Aus  den  erhaltenen  Rechnungsbelegen  ergibt  sich,  daß  er  in  vier 
Raten  421/«  ^^Xqy,  45  Mark,  ISV«  Mark  und  28  Mark  und  4  W.-Groschen 
dafür  erhielt. 

Ein  den  Breslauer  Werken  ebenbürtiges  Gitter  wurde  im  Jahre  1608 
in  Hagenau  L  Schi,  für  das  Grabmal  der  Herzogin  Anna  von  Württem- 
berg gefertigt. 

In  der  katholischen  Pfarrkirche  in  Neiße  hat  sich  ein  im  selben  Jahre 
laut  Bezeichnung  vom  Meister  N.  K.  hergestelltes  Kapellengitter  erhalten. 

Durchaus  dem  Formkreise  der  angeführten  Beispiele  gehört  auch  das 


Gitter,  Schlesien.  145 


stattliche  Gitter  vom  Jahre  1617  an,  das  den  in  einer  Ecke  aufgestellten 
Taufkessel  der  Peter-  und  Paulskirclie  in  Görlitz  vom  Kirchenraume  ab- 
schließt;. 

Bis  in  die  zweite  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  blieben  überhaupt  in 
Schlesien  fast  ausnahmslos  in  den  Gittern  die  Formen  und  die  Art  der 
Komposition  beibehalten,  die  seit  der  Mitte  des  vorhergehenden  Jahr- 
hunderts bekannt  waren.  Als  Beispiel  dafür  angeführt  seien  das  laut 
Inschrift  im  Jahre  1627  gefertigte  Taufsteingitter  in  der  Pfarrkirche  zu 
Xeißc  und  die  Gittertür  vom  Jahre  1652  an  der  Kanzel  der  Elisabeth- 
kirche in  Breslau. 

Einige,  wenn  auch  nicht  sehr  umfangreiche,  doch  vortreffliche  Gitter- 
arbeiten  in  der  Maria-Magdalenenkirche  in  Breslau  zeigen  entschiedene 
Neuerungen.  Meister  Georg  Rolcke  fertigte  im  Jahre  1661  das  Geländer 
und  die  Tür  für  eine  Treppe  im  nördlichen  SeitenschiflF.  Die  Felder,  be- 
sonders des  Geländers,  sind  mit  rein  abstrakten  Linienzügen  gemustert, 
nichts  erinnert  daran  an  pflanzliche  Bildungen.  Die  zierlichen  Spiralen 
mit  ihren  Verzweigungen  endigen  ohne  Blätter  oder  Blüten,  statt  dessen 
sind  wieder  einzelne  Stellen  der  Windungen  flach  verbreitert,  grotesk  aus- 
gebildet und  mit  eingehauenen  Linien  gemustert.  Auch  die  aus  einer 
Rundung  in  scharfem  Knick  zurückgebogenen  Motive  lassen  erkennen, 
daß  der  Meister  die  Werke  anderer  deutscher  Landschaften  studiert  hatte. 

In  anderen  Breslauer  Kirchen  finden  sich  Gitter  derselben  Art,  die 
vermutlich  auch  annähernd  gleichzeitig  mit  denen  Rolcke s,  möglicherweise 
ebenfalls  von  ihm  gefertigt  wurden.  Insbesondere  zu  nennen  ist  das 
Chorgitter  in  der  Vinzenzkirche. 

Diesen  Arbeiten  verwandt  ist  auch  die  Glanzleistung  der  schlesischen 
Schmiedekunst,  die  Brunnenhaube  in  Neiße.  Auf  dem  mittleren  Eisen- 
reif findet  sich  die  Inschrift  „Ao  1686  aus  Belieben  eines  löblichen 
Magistrates  machte  mich  Wilhelm  Hellew^eg  Zeugwarter*.  Der 
wohl  in  seiner  Eigenschaft  als  Büchsenmacher  zur  Aufsicht  über  das 
Zeughaus  angestellte  Meister  Helle  weg  war  also  der  trefi'liche  Künstler. 

Bei  den  vorher  genannten  Gittern  waren  die  Ranken  noch  aus  über- 
wiegend schlichten  Rundstäben  gebogen,  bei  der  Brunnenlaube  ist  eine 
Wandlung  durchgeführt,  die,  wie  auch  früher  besprochene  Beispiele  ersehen 
lassen,  fast  überall  in  Deutschland  damals  hervortrat,  die  Rankenstäbe  sind 
nämlich  auf  der  Vorder-  und  Rückseite  flach  gehämmert  und  vorn  überall 
mit  eingehauenen  Linien  gemustert.  (Abb.  inFritsch,  Deutsche  Renaiss.). 

Von  trefflichen  schlesischen  Akanthusrankengittern  aus  dem  Ende 
des  17.  Jahrhunderts  seien  genannt  die  Chorgitter  der  Klosterkirche  in 
Leiihus  und  der  Kirche  in  Wartha  und  das  Taufsteingitter  der  Kath. 
Pfarrkirche  in  Glatz.  Gleichzeitig  entstanden  auch  in  Schlesien  Gitter, 
bei  denen   ähnlich  dem   früher   angeführten   Gitter   im  Stifte  St.  Florian 

Lfter,  Unedle  Metalle.  10 


ipd  17.  Jahrhundert. 


die  Ranken  in  Verbindung;  mit  großen  dünnen  Äbuntkusblättern  noch  durcli 
natui^hnlich  gestaltete  Kränze,  Festons  u.  dergl.  bereichert  -wurden. 


Gitter,  Sachsen.  147 


Als  die  bedeutendsten  Arbeiten  dieser  Art  sind  im  und  am  Jesuiten- 
kollegium  in  Liegnitz  das  große  Abschlußgitter  vor  der  Haupttreppe 
und  die  Fenster-  und  Oberlichtgitter  zu  nennen. 

Das  älteste  erhaltene  größere  Gitter  werk  in  Sachsen  umgibt  das 
Grabmal  des  Kurfürsten  Johann  Friedrich  I.  und  der  Sibylla  in  der  Stadt- 
kirche  in  Weimap\  Es  trägt  die  Meisterbezeichnung  H.  L.  1555,  der 
Uhrmacher  und  Kleinschmied  Hans  Lampe  in  Jena  war  der  Verfertiger. 
Die  zwölf  auf  den  vier  Seiten  zu  je  dreien  angeordneten  Felder  zeigen 
ein  gleiches  Muster,  das  gebildet  ist  aus  dem  Umriß  einer  sechsblättrigen 
Rosette  mit  Diagonalstäben.  Als  Stabendigungen  innerhalb  der  Kosette 
und  in  vier  ihrer  Außenzwickel  sind  Blütenmotive  angebracht,  die  an  die 
einfachste  Form  der  Spindelblumen  erinnern;  Ranken  kommen  in  dem 
ganzen  Gitterwerk  noch  nicht  vor. 

Für  die  deutsche  Gitterschmiedekunst  des  16.  Jahrhunderts  typische 
Arbeiten  sind  in  Sachsen  erst  aus  dem  Ende  des  Jahrhunderts  erhalten. 
Das  umfangreichste  und  immerhin  den  besten  Beispielen  seiner  Art 
beizurechnende  Gitter  befindet  sich  am  Grabmale  des  Kurfürsten  Moritz 
im  Dome  zu  Freiberg  (Fig.  109,  S.  146).  Die  Dresdener  Meister  Hans 
Weber  und  HansKlencke  haben  es  ausgeführt;  im  Jahre  1595  konnte 
es  aufgestellt  werden. 

Das  aus  zahlreichen  großen  aneinander  gereihten  Feldern  gebildete 
Gitterwerk  zeigt  besondere  Abweichungen  von  dem  Rundstabrankentypus 
der  Zeit  um  1600  nicht;  die  Art  der  Linienführung  und  Einzelmotive  ist 
im  ganzen  die  damals  überall  in  Deutschland  herrschende.  Daß  der 
Meister  ängstlich  bemüht  gewesen  ist,  kein  Feld  einem  anderen  gleich  zu 
gestalten,  legt  Zeugnis  ab  für  den  liebevollen  Ernst,  mit  dem  er  sich  der 
ehrenvollen  Aufgabe  widmete. 

Als  das  edelste  Werk  der  sächsischen  Gitterschmiedekunst  muß  die 
zur  Grabkapelle  der  Familie  v.  Bünau  führende  Tür  in  der  Kirche  in 
Lauenstein  angesehen  werden  (Fig.  110,  S.  148). 

Ueber  den  Meister  dieses  schönen  Werkes  ist  leider  nichts  bekannt, 
man  weiß  nur,  daß  es  im  Jahre  1611  vollendet  war.  Die  Komposition 
dieses  Gitters  ist  in  der  Beschränkung  auf  Ranken  meisterlich  gelungen, 
von  einer  frischen  Lebendigkeit,  ein  Vorzug,  der  nicht  allen  Feldern  am 
Gitter  des  Moritzgrabmales  nachzurühmen  ist.  Auch  Form  und  Verteilung 
der  besonders  zahlreich  vorkommenden  Blätter  und  Blüten  zeugen  von 
feinstem  Empfinden.  Auch  von  diesem  Gitter  kann  man  sagen,  daß  es 
im  einzelnen  nicht  viel  neues  für  seine  Zeit  bietet,  und  doch  erkennt  man 
eine  Meisterhand  daran  von  ganz  eigenartiger  Gestaltungskraft,  nirgendwo 
ist  sonst  in  Deutschland  etwas  geschaffen  worden,  das  man  mit  diesem 
schönen  Gitter  verwechseln  könnte. 

Einige  für  die  Geschichte  der   sächsischen  Schmiedekunst  nicht   un- 


16.  und  17.  Jahrhundert. 


.    Oitt^rtUr  in  LBuensteii 


wichtige  Gitter  aus  dem  letzten  Drittel  des  17.  Jahrhunderts  sind   eben- 
falls in  Freiberg  erhalten.     Darunter   wurde   nachweislich  eine  Gittertor, 


Gitter,  Sachaeo.  149 

die  den  kleinen,  liinter  der  durch  ihre  Skulpturen  hochberOhmten  Goldenen 
Pforte  gelegenen  Friedhof  gegen  die  Str&ße  verscliließt,  von  «Abr.  El. 
Hehner  Hufschmit  1672"  gefertigt  (Fig.  111,  S.  149).  Auch  dieser 
Meister  hielt  an  fast  schon  veralteten  Formen  fest,  nur  durch  Einzelheiten 


Fig.  111.    GiltortBr  in  Freiberg  i.  S.,  lS7i  heiffesttUt,    8.  ÜB. 

tißt  sich  das  Gitter  von  solchen  unterscheiden,  die  um  hundert  Jahre 
früher  entstanden.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  dem  großen,  künst- 
lerisch aber  nicht  sehr  hochstehenden  TJmfassiingsgitter  der  Boseschen 
tirabkapelle  in  der  Marienkirche  in  Zwickau,  das  vom  Meister  Daniel 
Vogel  im  Jahre  1678  ausgeführt  wurde. 


150  16.  und  17.  Jahrhundert. 


Die  aus  leichten,  mit  grotesken  Gebilden  ausgestatteten  und  mitein- 
ander verschweißten  Spiralranken  gebildeten  Gitter,  die  in  anderen  deutsclien 
Landen  am  Ende  des  17.  Jahrhunderts  zahlreich  entstanden,  scheinen  in 
Sachsen  kaum  gefertigt  zu  sein,  ziemlich  früh  dürfte  aber  das  dünne 
Akanthuslaubwerk  in  den  Gittern  verwendet  sein. 

Auf  dem  alten  Johanneskirchhofe  in  Leipzig  ist  in  eine  Bogen- 
öffhung,  die  aus  dem  Jahre  1680  stammt,  ein  (in  seinem  Unterteile  später 
ergänztes)  Gitter  eingepaßt,  dessen  große  Spiralwindungen  mit  breitem 
Akanthuslaub  umwachsen  sind. 

Wesentlich  bescheidener  tritt  das  Akanthusmotiv  in  einem  Oberlicht 
der  Rückseite  des  Palais  im  Großen  Garten  zu  Dresden  auf.  Nach  der 
Entstehungszeit  des  Schlosses  in  den  Jahren  1679 — 1680  darf  auch  das 
Gitter  datiert  werden. 

Spärlicher  verteilt  als  in  den  bisher  betrachteten  deutschen  Ländern 
finden  sich  hervorragende  Schmiedeisengitter  aus  dem  16.  und  17.  Jahr- 
hundert in  Nord-  und  Nordostdeutschland.  Von  nicht  geringer 
Bedeutung  waren  für  die  Entwicklung  der  Gitterschmiedekunst  am  Rheine 
und  in  Süddeutschland  die  in  unmittelbarem  Auftrage  der  Kirchen  ge- 
fertigten Arbeiten,  vor  allem  also  die  großen  Chorgitter  und  die  Kapellen- 
gitter. Im  protestantischen  Norden  war  ein  Bedürfnis  in  den  Kirchen  fOr 
solche  Eisenschranken  höchst  selten  vorhanden. 

Von  besonderem  Interesse  ist  es  aber,  daß  eines  der  großartigsten 
Gitterwerke  des  deutschen  Nordens,  vermutlich  in  den  letzten  Jahren  der 
katholischen  Herrschaft,  im  Dome  zu  Schleswig  als  Schranke  zwischen 
dem  hohen  Chore  und  dem  Pfarrchore  Aufstellung  fand.  Ueber  den 
Meister  und  das  Entstehungsjahr  dieses  eigenartig  schönen  Werkes  ist 
nichts  bekannt,  doch  sein  Formcharakter  und  die  berechtigte  Annahme, 
daß  es  sich  noch  um  eine  Arbeit  aus  der  katholischen  Zeit  des  Schleswiger 
Domes  handelt,  gestatten  seine  Ausführung  um  das  Jahr  1530  anzusetzen. 

Das  Gitter  ist  aus  senkrecht  und  wagrecht  sich  kreuzenden  Yierkant- 
st'äben  gefQgt  und  die  quadratischen  Felder  sind  mit  Maßwerk  gefüllt, 
das  in  jedem  Felde  aus  zwei  Fischblasenmotiven  gebildet  ist.  In  der 
oberen  Felderreihe,  von  halber  Breite  der  übrigen,  sind  delphinartige 
Wesen  angeordnet,  die  den  Einfluß  italischer  Formen  unzweideutig  er- 
kennen lassen.  Die  Stabkreuzungen  sind  auf  einer  Seite  mit  Blattrosetten 
besetzt.  Die  Bekrönung  des  Gitters  bilden  nach  oben  offene  Bögen  mit 
krausen  zackigen  Blattbüscheln,  die  auf  den  Spitzen  abwechselnd  um  ge- 
wundene Spindeln  —  wie  sie  im  16.  und  17.  Jahrhundert  in  ähnlicher 
Form  so  zahlreich  verwendet  wurden  —  angeordnet  sind. 

Das  nachweisbar  älteste  norddeutsche  Rankengitter  hat  sich  auf  dem 
Flure  des  Rathauses  zu  Lüneburg  erhalten  (Fig.  112,  S.  151).  Dieses 
überaus  schöne  Werk  trägt  die  Jahreszahl  1576  und   den  Namen  Hans 


Gitter,  NorddeuUchland.  151 

Rüge;  man  Dimmt  an,  daß  Kuge  der  Verfertiger  war.  In  dem  LUne- 
bnrger  Eämmereibuch  findet  sich  in  den  Jahren  1560  und  1580  ein  Sciunied 
Hans  Rugliese  angeführt,  der  wahrscheinlich  mit  jenem  Hans  Euge 
identisch  ist  (nach  einer  mir  von  Herrn  Dr.  W.  Behncke  gewordenen 
Mitteilung). 


Flg.  119.    Oltter  In  Lflneburg  vqid  Jahre  1B7«.    S.  leo. 

Große,  kaum  verzweigte  und  fast  blattlose  Ranken  von  vier  bis  fünf 
kouzentriscben  Spiral  Windungen,  die,  zu  je  zweien  durch  Bunde  vereinigt, 
aber  seltsamerweise  nicht  auseinander  hervorwachsend,  ftlnf  Felder  des 
Gitters  füllen ,  verleihen  ihm  ein  sehr  eigenartiges  Gepräge.  In  einigen 
Feldern  sind  nur  Ranken  kleinerer  Form  verbunden,  in  anderen  mit  einer 


152  16.  und  17.  Jahrhundert. 


großen  Spirale  etliche  kleine.  Die  Windungen  tragen  in  der  Mitte  je  eine 
Spindelblume,  nur  die  kleinsten  eine  Rosette.  Freie  Ranken  mit  Blumen 
verschiedener  Form  und  mit  grotesken  Masken  sind  zwischen  oben  her- 
vorragenden Stäben  angeordnet,  die  in  große,  vorgebogene  Spindelblumen 
auswachsen. 

Ueber  der  Mitte  des  als  Tür  zu  öffnenden  Gitterteiles  ist  aus  einer 
quadratischen  Blechtafel  ein  reiches  Wappen  ausgehauen,  das  oben  auch 
die  Jahreszahl  enthält.  Unter  dem  Wappen  steht  zwischen  durchbrochenen 
Omamentstreifen  im  ausgeschnittenen  Grunde  groß  der  vorher  ange- 
gebene Name. 

Ein  vortreffliches  Gitter  der  Zeit  um  1578  befindet  sich  in  der 
Martinskirche  zu  Stadthagen  (Schaumburg-Lippe)  vor  dem  Epitaph  des 
Grafen  Otto  IV.  Die  Einzelmotive  sind  die  in  jener  Zeit  üblichen,  von 
Erfindungsreichtum  und  feinem  Empfinden  des  unbekannten  Meisters  zeugt 
aber  die  Komposition. 

In  Braunschweig  ist  neben  anderen  vielleicht  noch  im  16.  Jahr- 
hundert hergestellten  Gittern  eine  gute  Rankengittertür  vom  Jahre  1594 
im  Ereuzgange  der  Kirche  Hinterbrüdern  anzuführen. 

Bemerkenswerte  Gitterfüllungen ,  die  wahrscheinlich  im  Jahre  1589 
ausgeführt  wurden,  sind  am  Taufkesselumbau  in  der  Nikolaikirche  in 
Rostock  i.  M.  angebracht. 

Ein  Prachtwerk  ist  das  Gitter,  das  vor  dem  Grabmal  des  im  Jahre 
1571  gestorbenen  Grafen  Joachim  Sparr  in  der  Marienkirche  in  Berlin 
aufgerichtet  wurde;  seinem  Formcharakter  nach  möchte  man  aber  an- 
nehmen, daß  es  erst  etwa  um  das  Jahr  1600  entstand.  Bedeutsam  ist 
dieses  Gitter  besonders  durch  seine  überaus  stattliche  Bekrönung,  deren 
hoch  das  Rankenwerk  überragende  Stäbe  in  übereinander  oder  kreuz- 
artig angeordneten  Spindelblumen  endigen ,  und  zum  Teil  noch  FigQrchen 
tragen. 

Die  Jahreszahl  1587  trägt  ein  tüchtiges,  oben  im  Halbkreis  abge- 
schlossenes Eisengitter  vor  der  Dombrowskikapelle  in  der  katholischen 
Pfarrkirche  in  Rheden  (Westpreußen).  Das  Gitter  ist  in  zwanzig  Felder 
geteilt,  deren  Rankenmuster  in  der  Regel  doppelt  vorkommen.  Die  vier 
mittleren  Felder  unten  bilden  die  Tür,  die  Felder  darüber  enthalten  die 
Familienwappen  der  Stifter  und  die  Jahreszahl. 

Einige  kleinere,  aber  höchst  geschmackvolle  Gittertüren,  die  noch  in 
dem  letzten  Jahrzehnt  des  16.  Jahrhunderts  gefertigt  wurden,  schließen 
die  Taufkapelle  und  die  Kanzeltreppe  im  Dome  zu  Königsberg  ab. 

Die  Kanzeltür  wurde  im  Jahre  1589  gestiftet  und  vielleicht  noch 
in  demselben  Jahre  ausgeführt,  für  die  Tür  der  Taufkapelle  scheint  als 
Entstehungsjahr  1595  festzustehen.  Die  Gitter  sind  so  verwandter  Art, 
daß  für  beide  ein  Meister  angenommen  werden  darf. 


Gitter,  Dänemark.  153 


Die  oben  lialbrunde  Tür  zur  Taufkapelle  trägt  die  als  Peter  Resekirch 
zu  lesenden  Anfangsbuchstaben  P.  R.  des  Stifters  mit  dessen  Kaufmanns- 
monograinm.  Das  Schild  mit  den  Schriftzeichen  wird  gehalten  von  zwei 
Tortrefflich  in  flachem  Relief  getriebenen  männlichen  Wesen  mit  Pisch- 
schwänzen,  aus  denen  einfach  geführte  Ranken  hervorwachsen.  Gut  in 
Form  und  Verteilung  sind  auch  die  ebenfalls  zum  Teil  plastisch  behan- 
delten MitielfüUungen  der  Spiralen. 

Die  rechteckige  Kanzeltür  ist  durch  eine  reiche  Bekrönung  beson- 
ders ausgezeichnet. 

Im  17.  Jahrhundert  sind  in  Norddeutschland  nur  wenige  Gitter  werke 
gefertigt,  die  auch  in  der  Größe  über  das  gewöhnliche  Maß  hinausgingen. 
Zahlreich  erhaltene  treffliche  kleinere  Gitterarbeiten  geben  aber  das  Bild 
einer  höchst  lebendigen  Entwicklung,  leider  ist  nur  selten  die  Entstehungs- 
zeit der  Werke  genau  anzugeben. 

Im  westlichen  Teile  Norddeutschlands  sind  als  Arbeiten  des  17.  Jahr- 
hunderts anzuführen  etliche  Fenstergitter  am  Schloß  in  Wernigerode  i,  Ä, 
ein  Ausschaugitter  vor  einer  großen  Maueröffnung  und  ein  Gitter  in  der 
Martinskirche  in  Halberstadt ^  ein  Gittertor,  das  jetzt  am  «Haus  der 
Vater**  in  Hannover  aufgestellt  ist  und  die  Türen  im  Lettner  des  Domes 
in  Hildcsheim^  der  selbst  mit  der  Jahreszahl  1546  bezeichnet  ist. 

Ein  zeitlich  sicher  festlegbares,  vortreffliches  Gitterwerk  vom  Jahre 
1675  ist  am  Taufbecken  der  Martinskirche  in  Braunschweig  erhalten;  in 
der  Hauptlinienführung  gleicht  es  im  ganzen  noch  Werken  der  Zeit  um 
1600,  die  Einzelformen  würden  aber  über  die  Entstehungszeit  kaum  Zweifel 
aufkommen  lassen. 

Die  Jahreszahl  1685  findet  sich  in  dem  Rankenwerk  einer  Gitterttir 
des  Domes  in  Schleswig.  Die  Art  der  Führung  und  Verzweigung  und 
die  Flachheit  der  fast  rein  linearen,  kaum  an  irgendwelche  Naturgebilde 
erinnernden  Rankenzüge  würde  auch  hier  ohne  weiteres  auf  eine  Arbeit 
aus  dem  Ende  des  Jahrhunderts  schließen  lassen. 

Daß  sich  auch  als  höchst  seltene  norddeutsche  Arbeit  wohl  des 
17.  Jahrhunderts  im  Hofe  des  Schlosses  Breitenburg  (Kreis  Steinburg, 
Holstein)  eine  eiserne  Brunnenhaube  befindet,  soll  nicht  unerwähnt  bleiben. 
Sechs  gewundene  Stützen  tragen  in  diesem  Falle  das  aus  Rundeisenstäben 
geflochtene  Dach. 

Bemerkt  sei  hier,  daß  etliche  ausgezeichnete  Eisengitter  im  Gebiete 
des  jetzigen  Königreiches  Dänemark  ganz  unter  deutschem  Einflüsse 
oder  gar  von  deutschen  Meistern  ausgeführt  wurden. 

Ein  prachtvolles  Werk  ist  das  Gitter  im  Dome  von  Roskilde  an  der 
Grabkapelle  Christians  IV.  (1588—1648),  die  im  Jahre  1617  errichtet 
wurde  (Fig.  113,  S.  154).  Bezeichnet  ist  das  Gitter  auf  der  unteren  Tür- 
schiene:  , Caspar  Fincke   bin  ich  genant  —  Diser  Arbeit  bin  ich  be- 


154  16-  und  17.  Jahrhundert. 

kant".  Meister  Fiticke  führte  dieses  künstlerisch  uod  technisch  gleich 
hervorragende  Gitter  im  Jahre  1619  aus.  Koch  ein  anderes,  wohl  etwas 
jüngeres,  ebenfalls  ungewöhnlich  schönes  Gitter  ist  in  Jioskilde  erhalten. 


Flg.  113.    Gitter  in  Roskilde  vom  Jubre  leis.    S.  ih3. 

Eine  ansehnliche  Leistung  ist  auch  ein  Gitter  vom  Jahre  1641  in 
der  Frauenkirche  zu  AaJborg. 

Eine  GittertQr  der  St.  Petrikapelle  in  Kopenhagen  vom  Jahre  1684 
ist  bezeichnet:  HAMÜNNICH  FECIT. 

In  den  letzten  Jahren  des  17.  Jahrhunderts,  vermutlich  im  Jahre  16dS, 
entstand  eine  Gittertür  der  Kirche  von  TisIctJ. 


Gitter,  NorddeuUchland.  155 

Vielleicht  die  meisten  Gitter,  besonders  aus  der  ersten  Hälfte  des 
17.  Jahrhunderts,  haben  sich  im  deutschen  Norden  in  Danz'ig  erhalten. 

An  erster  Stelle  zu  nennen  sind  in  der  Marienkirche  das  vortrefflich 
komponierte  Gitter  vor  der  St.  Jakobskapelle  und  das  ebenso  eigen- 
artige vrie  geschmackvolle  Gitter  vor  dem  Orabmal  des  Simon  Bahr  vom 
Jahre   1620  (Fig.  114,  S.  155). 

Das  untere  Drittel  des  Gitters  vor  der  Jakobskapelle  ist  mit  Aus- 
nahme  der  TOr  aus  doggenartigen  Stäben  gebildet.   Die  Hauptfelder  sind 


Fig.  IN.    Qitter  in  Danzlg.  Marienkirche,  nm  1030.    S.  ISG. 

gefüllt  mit  Knotenwerk  und  fast  blattlosen  Ranken.  Flache,  bald  rund- 
Uch,  bald  grotesk  ausgestaltete  Gebilde  zieren  zielfach  die  Mitten,  und 
spitze  homartige  Auswüchse  durchdringen  strahlig  die  Spiralwindungeu 
and  die  Obrigen  Verzweigungen. 

Aehnliche  Formen  kommen  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
besonders  im  östlichen  Deutschland  häufiger  vor,  fllr  Damig  sind  sie 
geradezu  typisch,  wie  das  Gitter  des  Brunnenhäuschens  und  die  Ober- 
lichter des  im  Jahre  1605  vollendeten  Zeughauses  und  die  schönen  TOren 
(Fig.  115,  S.  156)  des  um  1630  errichteten  Brunnens  auf  dem  Langen 
Markte  erkennen  lassen.  Bei  dem  Grabgitter  sind  nur  in  der  Bekrönuug 
derartige  Ranken  verwendet,  der  künstlerisch  wertvollere  Teil  ist  bei  diesem 
der  aus  kräftigen  vierkantigen  Stäben  gebildete  untere  Hauptteil. 

Kur  wenige  bemerkenswerte  Gitter  des  17.  Jahrhunderts  sind  in  der 
Mark  Brandenbui^  erhalten. 

In  Berlin  ist  ein  ganz  stattliches  Qitter  in  der  Nikolaikirche  vor  dem 


156  1^-  uii'l  1'^-  Jahrhundert 

Grabmal  der  t.  Eotteritz  vom  Jahre  1610  aufgestellt.  Im  Aufbau  gleicht 
es  dem  Gitter  Tor  der  Jakobskapelle  in  Damig,  aber  in  der  Führung  und 
Ausgestaltung  der  Banken  erreicht  es  nicht  dessen  küDstlerische  Feinheit. 
Als  Werk  der  Ueber^&ngzeit  zum  18.  Jahrhundert  sei  schließlich 
eine   Anno    1700    bezeichnete    GittertHr    in  Zinna    erwähnt.     Die  Felder 


Fig.  lie.    Oitter  vom  Brunnen  aul  dem  Landen  Harkte  in  Banzig,  nm  lean.    S.  IN. 

dieser   TUr   sind    mit    dichtbelaubten,   dünnblätterigen   Akanthusspiralen 
gefüllt. 

Die  Betrachtung  hat  et^eben,  daß  das  bei  weitem  wichtigste  Zier- 
element in  den  deutschen  Gittern  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  die  Ranke 
oder  im  weiteren  Sinne  die  Spirale  ist.  Außer  den  angefahrten  Gitter- 
typen anderer  Art,   hätten    weitere   erwähnt   werden  können,    bei   denen 


Gitter,  Spanien.  157 


die  Felder  stoffmusterartig,  durch  Reihung  einfacher  Formen  gefüllt  sind, 
doch  diese  Gitter  sind  für  die  Entwicklung  in  Deutschland  belanglos. 

Nächst  den  deutschen  Gitterarbeiten  sind  im  16.  Jahrhundert  bei 
^veitem  von  größtem  Interesse  die  spanischen.  Die  zum  Teil  geradezu 
kolossalen  Eisenschranken  der  spanischen  Kirchen  bilden  zeitlich  und  ört- 
lich, technisch  und  künstlerisch  eine  Gruppe,  der  eine  andere  nicht  anzu- 
reihen ist.  Es  sind  nicht  Schmiedearbeiten  im  engeren  Sinne,  nicht  der 
Formung  und  Verbindung  des  glühenden  Eisens  danken  sie  in  erster 
Linie  ihre  künstlerische  Gestalt.  Holz,  Bronze  und  besonders  Blech  als 
Bekleidungsstoff  und  als  Material  für  die  in  größtem  Reichtume  verwen- 
deten plastischen  Dekorationen  wurde  beim  Aufbau  dieser  Gitterwerke 
gleichwertig  neben  dem  massiven  Eisen  verarbeitet. 

Breite,  reichst  ornamentierte,  horizontale  Friese  im  Schema  des  von 
Säulen  getragenen  Gebälkes  begrenzen  und  gliedern  die  mächtigen,  oft  in 
mehreren  Reihen  übereinander  angeordneten,  ebenfalls  reich  verzierten, 
meist  schlank  balusterförmigeu  Stabsysteme,  und  über  das  Ganze  zieht 
sich  eine  prunkvolle  Bekrönung.  Die  Stäbe  sind  stets  aus  dem  vollen 
Eisen  geschmiedet,  aber  schon  bei  den  eingeschalteten  breiteren  kantigen 
oder  runden  Ständern  umkleidet  oft  getriebenes  Blech  einen  Holzkern. 
Aehnlich  sind  zumeist  die  Querfriese  ausgeführt.  Auch  vollrunde  Zier- 
teile, besonders  Figuren,  wurden  häufig  in  zwei  Hälften  aus  Blech  ge- 
hämmert und  dann  zusammengefügt.  Die  Motive  der  schmuckfreudigen 
italienischen  Dekorationskünstler  der  Zeit  um  1500  verbreiteten  sich  im 
Anfange  des  16.  Jahrhunderts  schnell  in  Spanien,  schon  früh  findet  man 
sie  auch  in  den  Gittern  und  äußerlich  nicht  abweichend  von  den  gleich- 
zeitig in  Stein  oder  Holz  ausgeführten  Formen.  Farben  und  Gold  wurden 
wohl  ausnahmslos  verwendet,  um  die  Pracht  dieser  Werke  noch  mehr  zu 
steigern. 

Die  Kunst  des  Architekten,  des  Bildhauers  und  Goldschmiedes  er- 
scheint bei  diesen  Gitterwerken  mit  dem  Können  des  Schmiedes  vereint, 
und  schon  die  Zeitgenossen  bezeichneten  die  Meister  als  Bildner  und  Bau- 
künstler. In  vielen  Fällen  sind  die  Namen  der  Meister  und  die  Ent- 
stehungszeit der  Gitter  überliefert. 

Aufgestellt  waren  die  Gitter  auch  im  16.  Jahrhundert  in  den  Kirchen 
vor  den  Seitenkapellen  (Fig.  116,  S.  158),  um  Grabmäler,  und  besonders 
als  Schranken  zwischen  Chor  und  Schiff  und  als  Abschluß  der  hinter  dem 
Chore  liegenden  Capilla  Mayor. 

Die  rundliche  Formung  aller  omamentalen  Teile  und  zumeist  auch 
der  Stäbe  steht,  ähnlich  wie  in  Deutschland,  auch  bei  den  spanischen  Gittern 
des  16.  Jahrhunderts  im  entscheidendsten  Gegensatz  zu  den  älteren  Ar- 
beiten. Für  Spanien  glaubt  man  diese  Wandlung  insbesondere  mit  einem 
Meister  in  Verbindung   bringen   zu   dürfen,   der  bereits    1482   in  Toledo 


158  16-  uud  17.  Jahrhundert. 

als  Scilmied  nachweisbar  ist,  nämlicli  dem  Juan  Francis.  Von  diesem 
befindet  sich  im  South  Kens. -Museum  in  London  ein  Gitter  aus  Afiia 
mit  der  Bezeichnung  ,obrti  de  maestre  Juan  Francis  (od.  Francis?)  maestro 
major  de  las  obras  de  tierro",  das   bereits  die   entwickelten  Formen   des 


FiE  11«     Kapcllengitter  in  Pulencia,  Kathedrale.    S.  ill7. 

sogen.  Plateresque-Stiles  des  16.  Jahrhunderts  aufweist.  Von  demselben 
Meister  wurde  gefertigt  das  Gitter  in  der  Hauptkirche  von  AvUa,  das 
ähnlich  dem  Londoner  Beispiele  bezeichnete  Gitter  vor  der  Capilla  Mayor 
in  der  Colegiata  der  Universität  Alcala  de  Henares,  vielleicht  auch 
ebendort  die  schönen  Fenstergitter  und  die  mit  der  Jahreszahl  1525  be- 
zeichnete Kanzel   in   der   Kathedrale   von  Ävila  (Fig.  117,  S.  159),     Nur 


Gitter.  Spanien.  159 


das  Piedestal  ist  bei  dieser  aus  massiven)  £isen  gefertigt.  Der  sechs- 
seitige Oberbau  besteht  aus  Holz  und  ist  mit  reich  getriebenen  dUnnen 
£isenpl&tten  belegt.  (Vergl.  über  diese  und  andere  spanische  Arbeiten: 
Gardner,    Iroawork  II.    Band,   Riaüo,    The   industrial   arts   in   Spain, 


Fig.  in.     Kunzd  in  Avilu  vom  Jahre  1526.    S.  1GS. 

London  1879  und  Andrew  N.  Prentice,  Renaissance  architecture  and 
Ornament  in  Spain,  London   1893.) 

Eine  Reihe  großartigster  Werke  schuf  Meister  Francisco  de  Sala- 
manca.     Für  die  Kathedrale  von  ScfUla  führte  er  in  den  Jahren  1518 


16.  nnd  IT.  Jabrbundert. 


Fig.  118.    Qitter  in  Sevilla,  ausgemhrt  ms-l533.    S.  leo. 

bis  1533  dos  Fron^itter  der  Capilla  Hajor  mit  einer  Kanzel  an^ljeiler 
Seite  aus  (Fi^.  118,  S.  1(30),  andere  Gitter  für  die  Klosterkirche  in 
Guadalupe  und  für  die  Katbedrale  in  Satamanca;  wahrscheinlich  arbeitete 


Gitter,  Spanien.  161 


er  auch  für  die  dortige  Universität.  In  der  Cartuja  bei  Burgos  umgab 
er  die  Grabmaler  des  Johann  und  der  Isabella  von  Portugal  und  des 
Infanten  Don  Alonso  mit  würdigen  Eisenschranken. 

Die  Seitengitter  der  Gapilla  Mayor  in  Sevilla  fertigte  im  Jahre  1518 
Sancho  Munez  von  Cuenca;  dieser  Meister  schuf  für  dieselbe  Kathedrale 
im  Jahre  1519  das  Ghorgitter. 

Zu  den  schönsten  Beispielen  gehört  das  reiche  Gitter  vor  der  Capilla 
reale  in  der  Kathedrale  von  Granada  (Fig.  119,  S.  162).  Eine  Inschrift 
daran  besagt:  ,,Maestro  Bartolome  me  fec.*^,  es  entstand  in  den 
Zwanzigerjahren  des  16.  Jahrhunderts.  Die  in  köstlicher  Feinheit  ge- 
triebenen Figuren  und  Ornamente  sind  bei  der  kolossalen  Größe  besonders 
zu  allen  Zeiten  bewundert.  Auf  reiche  Farbigkeit  verzichtete  man  auch 
hier  nicht;  die  Ornamente  waren  vergoldet,  die  Figuren  bunt  bemalt. 
Bekannt  ist,  daß  Meister  Bartolome  auch  in  Jaen  und  Sevilla  arbeitete. 

Ein  paar  Riesenschranken  begrenzen  ferner  den  Chor  und  die  Gapilla 
Mayor  der  Kathedrale  von  Toledo.  Kleinere  Gitter  schließen  dort  die 
Heiligegeistkapelle  und  die  Taufkapelle  ab. 

Das  Gitter  der  Capilla  Mayor  ist  ein  Werk  des  Meisters  Francisco 
Villalp ando  aus  Valladolid  (oder  Palencia?)^  es  wurde  im  Jahre  1548 
vollendet.  Die  Hauptstützen  daran  sind  in  Bronze  gegossen  und  vielleicht 
eine  Arbeit  des  Fernando  Bravo,  der  als  Mitarbeiter  am  Gitter  bekannt 
ist.  Die  anderen  genannten  Gitter  in  Toledo  wurden  von  Domingo 
Cespedes  von  Toledo  ausgeführt;  ebenfalls  im  Jahre  1548  war  das 
Chorgitter  fertiggestellt,  das  Gitter  der  Heiligengeistkapelle  wurde  bereits 
im  Jahre  1529  vollendet. 

Als  einer  der  vorzüglichsten  Gitterschmiede  in  Spanien  muß  weiter 
Cristoval  de  Andino  genannt  werden.  Nicht  durch  Größe,  aber  durch 
einfachste,  schönste  Komposition  und  Formgebung  ausgezeichnet  ist  sein 
Gitter  vor  der  Capilla  del  Condestabile  in  der  Kathedrale  von  Burgos. 
Es  ist  bezeichnet  „Ab  Andino.  A.  D.  MDXXIII**.  Ein  zweites  Gitter  von 
seiner  Hand  findet  sich  dort  vor  der  Capilla  de  la  Presentacion. 

Im  Jahre  1520  führte  der  Künstler  das  Gitter  vor  der  Capilla  Mayor 
in  der  Kathedrale  von  Palencia  aus  und  im  Jahre  1530  erhielt  er  Be- 
Zahlung  für  das  Gitter  der  Capilla  de  San  Pedro  in  derselben  Kathedrale. 

Als  Arbeit  Andinos  hat  man  auch  das  überaus  reiche  von  Diego 
Sylve  bezeichnete  Eisenwerk  der  Escalera  dorada,  der  goldenen  Treppe 
im  nördlichen  Querschiff  der  Kathedrale  in  Burgos  angesehen. 

Eine  Anzahl  schönster  Gitter,  von  verschiedenen  Meistern  ausgeführt, 
sind  auch  in  der  Kathedrale  von  Cuenca  erhalten. 

Als  Werk  des  Sancho  Munez,  dem  Künstler  des  Chorgitters  in 
Sevilla^  gilt  das  Gitter  hinter  dem  Hochaltar.  Das  im  Jahre  1517 
vollendete  Gitter  der  Capilla  Mayor  schuf  Hernando  de  Arena s. 

Lfter,  Unedle  Metalle.  11 


16.  und  17.  Jahrhundert. 


Die  Aufzählung  der  bedeutenderen  spanischen  Qitterwerke  des  16.  Jahr- 
hunderts  ist  mit   den   genannten   noch  nicht  erschöpft,   auch  zahlreiche 


.    aitter  in  Or&nads,  Katliedritle.    8.  l 


Meistemamen ,  die  zum  Teil  mit  bestimmten  Werken  zu  rerbinden  sind, 
sind  außer  den  angeführten  noch  bekannt,  hier  mdge  aber  der  Hinweis 
auf  die  schon  vorher  zitierten  Schriften  genügen. 


Gitter,  Frankreich.  163 


Dem  gewaltigen  Aufschwünge  der  Schmiedekunst  folgte  in  Spanien 
schnell  ein  lange  dauernder  Tiefstand.  Schon  im  letzten  Drittel  des 
16.  Jahrhunderts  entstanden  nur  noch  wenige  bedeutende  Gitterwerke  und 
aus  dem  17.  Jahrhundert  sind  nennenswerte  Arbeiten  überhaupt  nicht 
bekannt. 

Ueber  die  französische  Gitterschmiedekunst  des  16.  Jahrhunderts 
ist  ein  völlig  sicheres  urteil  nicht  zu  fallen,  erhaltene  Werke  gibt  es  kaum 
und  in  Schriftquellen  ist  nur  ein  mangelhafter  Ersatz  dafUr  zu  finden. 
Möglich  ist,  daß  auch  etliche  Eisenschranken  aus  dieser  Zeit  der  Revo- 
lution zum  Opfer  gefallen  sind,  allein  alle  Anzeichen  sprechen  dafür,  daß 
die  Eisenkünstler  des  16.  Jahrhunderts  fast  ausschließlich  mit  anderen 
Aufgaben  beschäftigt  waren,  auf  die  noch  zurückzukommen  sein  wird. 
Einige  Aufschlüsse  über  die  Art  der  an  königlichen  Bauten  in  großer 
Menge  ausgeitlhrten  Schlosserarbeiten  geben  die  Rechnungsberichte,  die 
von  Delaborde  herausgegeben  sind.  Die  zahlreichsten  Arbeiten  wurden 
wohl  um  die  Mitte  und  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  von 
den  Schmieden  Anthoine  Morisseau  in  Pam  und  Mathurin  Bon  in 
St.  Germain-en-Laye  für  das  dortige  Schloß  und  das  Schloß  in  Fon- 
tainebleau  ausgeführt. 

Eine  neue  langdauemde  Blüteperiode  waren  aber  für  die  französische 
Gitterschmiedekunst  das  17.  und  18.  Jahrhundert.  Und  wenn  auch  die 
meisten  und  schönsten  Werke  dieser  Zeit  vernichtet  sind,  so  ist  uns  doch 
die  Mehrzahl  zum  wenigsten  in  Abbildungen  erhalten  geblieben. 

Die  französische  Gitterschmiedekunst  des  17.  und  18.  Jahrhunderts 
ist  auf  Grundlage  der  Abbildungen  verlorener  Werke  und  im  Zusammen- 
hange mit  den  itlr  die  Werkstätten  geschafienen  Stichfolgen  in  jüngster 
Zeit  ausführlich  untersucht  worden  von  A.  Brüning  (Die  Schmiedekunst 
seit  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts,  Leipzig,  E.  A.  Seemann,  1902).  Ein- 
gehend beschäftigt  sich  mit  demselben  Gebiete  auch  Gardner  in  dem 
zweiten  Bande  seines  schon  erwähnten  Werkes  „Ironwork*  (London  1896). 
Die  Schmiedeisenornamentstiche  im  allgemeinen  behandelt  Du plessis  in 
seinem  Aufsatze:  La  serrurerie,  in  der  Revue  des  arts  däcoratifs  Bd.  7, 
S.  161  ff.  und  als  Abbildungswerk  besonders  für  französische  Gitter  des 
17.  und  18.  Jahrhunderts  sei  angeführt:  Daly,  Motifs  divers  de  serrurerie, 
Paris,  Ducher  &  Cie.  Zahlreiche  wichtige  Angaben  finden  sich  in  den 
Ton  Guiffrey  herausgegebenen  Comptes  des  bätiments  und  in  dem  Werke 
von  Dussieux:  Le  Chäteau  de  Versailles.  Diese  Arbeiten  sind  auch 
vorzugsweise  den  folgenden  Ausführungen  zu  Grunde  gelegt. 

Deberaus  schwierig  ist  es,  die  Art  der  französischen  Gitter  des 
17.  Jahrhunderts  kurz  zu  charakterisieren.  Man  kann  sagen,  daß  zur 
Zeit  Ludwigs  XIII.  einfach  und  in  Anlehnung  an  pflanzliche  Bildungen 
gef&hrte  Linien  mit  spiraligen  Endigungen  vorherrschten,  während  später 


164  16.  und  17.  Jahrhundert. 


die  gebrochenen  Linien  für  den  Eindruck  des  Ganzen  bestimmend  wurden. 
Um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  wurden  die  Motive  antiker  Reliefomamente 
vorübergehend  in  den  Qittern  tonangebend,  dann  wurde  mehr  und  mehr 
eine  architektonische  Art  des  Aufbaues,  eine  senkrechte  Teilung  oder 
Begrenzung  durch  pfeilerartige  Glieder  aufgenommen,  und  giebelarti^e 
Aufbauten  über  den  Gebälkfriesen  der  Gittertore  wurden  zur  Regel.  In 
den  Füllungen  fanden  sich  dabei  aus  Geraden  und  Bogen  in  gebrochener 
Linienführung  gefügte,  mit  Blättern  bereicherte  Muster. 

Zu  den  schönsten  französischen  Schmiedeisengittern  dieser  Periode 
sind  einige  im  Louvre  in  Paris  erhaltene  zu  rechnen,  darunter  wohl  als 
ältestes  Werk  eine  Brüstung  im  sogenannten  Croisde  Karls  IX.,  die  nacli 
dem  verschiedentlich  im  Gitter  groß  angebrachten  „H*  während  der  Re- 
gierung Heinrichs  IV.,  also  um  1600  entstanden  sein  dürfte. 

Diese  Brüstung  ist  in  demselben  Formkreise  ausgestaltet,  wie  die  um 
einige  Jahrzehnte  jüngeren,  noch  weit  großartigeren  Schmiedeisenarbeiten 
des  Schlosses  Maisons-sur-Seine  bei  St.  Germain-en-Laye ,  das  in  den 
Jahren  1642 — 1651  für  den  Präsidenten  des  Parlaments  Ren^  de  Longueil 
von  Fran^ois  Mansart  erbaut  wurde.  Die  beiden  Hauptschmiedewerke 
dieses  Schlosses  sind  die  beiden  jetzt  im  Louvre  in  Paris  vor  der  Apollo- 
galerie und  dem  Saale  der  antiken  Bronzen  aufgestellten  mächtigen,  in 
blankem  Eisen  ausgeführten  Gittertore  (Fig.  120,  S.  165,  Fig.  121,  S.  166 
und  Fig.  122,  S.  167),  von  denen  alte  Beschreibungen  der  Umgebung  von 
Paris  angeben,  daß  das  eine  von  einem  französischen,  das  andere  von 
einem  deutschen  Schmiede  gefertigt  sei. 

Antike  Motive  sind  in  diesen  großartigen  Schöpfungen  in  höchst 
eigenartiger,  strenger  symmetrischer  Form  verarbeitet.  Eine  breite,  aus 
flechtbandartig  verbundenen  Ringen  gebildete  Borte  umzieht  ringsum  die 
Türen  und  ist  quer  über  den  Türflügeln  hergeführt.  Aehnliche  schmä- 
lere, mit  Rosetten  gefüllte  Bänder  begrenzen  außerdem  die  Felder.  Der 
obere  Türteil  ist  in  beiden  Fällen  symmetrisch  gefüllt  mit  einem  nach 
den  Seiten  in  üppige  Akanthusranken  auswachsenden  männlichen  ge- 
flügelten Oberkörper,  den  zwei  Putten  bekrönen.  Die  durch  senkrechte 
Mittelbänder  und  ein  ovales  Feld  gegliederten  Flügel  sind  im  einen 
Falle  mit  vollem  Akanthuslaubwerk ,  im  anderen  mit  einem  Geflecht- 
muster, das  einen  Baluster  umschließt,  gefüllt.  In  den  Mittelovalen 
der  Flügel  finden  sich  die  Abzeichen  Merkurs  in  Verbindung  mit  Aehren 
und  Blattwerk.  Löwenmasken  sind  auf  den  Hauptpunkten  der  Um- 
rahmung angebracht,  ein  Satyrkopf  tritt  aus  dem  Friese  unterhalb  des 
Oberlichtes  hervor. 

Die  Erfindung  dieser  Türen  wird  Jean  Marot  zugeschrieben.  Unter 
den  zahlreich  erhaltenen  Entwürfen  für  Eisenarbeiten  verschiedener 
Art    dieses   Meisters    befindet    sich    auch   der    Stich    einer   Tür,    die   an- 


Gitter,  Frankreich. 


Fig.  na.    Tat  am  dem  Sohlo.««  Maisona-sur-Seine,  jetit  im  i,o..rr(-J(w«™,  Pnr 


.  und  17.  Jahihondert. 


nähernd    derjenigen    vor   der    Apollogalerie   gleicht,    und   bezeichnet     ist 
.Porte  de  fer  du  vestibule  du  Cbateau  de  Maisons.    Jean  H&rot  fecit'. 


Brüning  uimmt  an  (a.  a.  0.  S.  24),  daß  es  sich  Tielleicht  um  die  Ab- 
bildung eines  Tores  handelt,  das  als  Gegenstück  zu  dem  noch  erhaltenen 
gedient  hat. 


Gitter,  Frankreich.  167 

Ä.uf  Marot  dUrften  dann  auch  einige  Brüstungs^iptter  desselben  Schlosses 
zurQckzufllhren  sein,  unter  anderen  das  Gitter  des  Belvedere-  und  des 
Voltaire-Zimmers.  Auch  in  diesen  Gittern  sind  Tomehmlich  antikisierende 
EUemente  verwendet. 

£iliche  ebenfalls  um  die  Mitte  den  17.  Jahrhunderts  entstandene 
Oitter  verwandter  Art  haben  sich  an  dem  für  den  Parlamentspräsidenten 
Claude  BuIUon  erbauten  Schloß  Videville  (Dep.  Seine-et-Oiae)  erhalten. 
Sie  sind  als  Brüstungen  auf  Galerien,  als  Fenster-  und  Türgitter  dort 
■verwendet.  Auch  die  Gitter  im  Park  des  Schlosses  Carrottges  (Ome)  und 
des  Chäteau  de  Vaux  le  Vicomte  gehören  künstlerisch  und  zeitlich  der- 
selben Gruppe  an. 


Flg.  13t.    TUr  la  ParU,  Lodvt«.    Siebe  Fig.  ito,  S,  IM.    3.  lu. 

Sonst  sind  nur  über  wenige  Gitterarbeiten  aus  der  ersten  Hälfte  des 
17,  Jahrhunderts  Nachrichten  oder  Abbildungen  Überliefert.  Für  Schloß 
Ftmtainfibleau  sollen  im  Jahre  1634  die  Gittertore  unter  der  Escalier  du 
fer  ä  cheval  und  im  Jahre  1640  von  dem  Schmied  Achill  Fojart  von 
Paris  Brüstungsgitter  und  die  Gittertür  der  Porte  Dauphine  gefertigt  sein. 
In  einem  1642  herausgegebenen  Werke;  Le  Tresor  des  merveilles  de  .  .  . 
Fontainebleau  par  le  R.  P.  F.  Pierre  Dan,  ist  die  Rede  von  „ramages 
et  balustrades  de  fer  bien  peints  et  dorez".  Bedeutende  Gitterarbeiten 
wurden  dort  nach  den  Ausweisen  der  Comptes  des  bätiments  in  den 
Sechzigerjahren  ausgeführt  von  Fleurant  Fromentel  und  anderen 
Schmieden. 

Für  die  Entfaltung  der  französischen  Schmiedekunst  des  17.  Jahr- 
hunderts von  allet^rößter  Bedeutung  war  das  Schloß  von   Versailles,  die 


168  l(i-  und  17-  Jahrhundert 

eisernen  Gitter,  BalkonbrUstungeii  und  Ausbauten  mtlssen  iür  den  künst- 
lerischen Gesamteindruck  dieses  ft)r  die  Fttrstensitze  ganz  Europas  vorbild- 
lich gewordenen  Bauwerkes  von  entscheidendem  Einfluß  gewesen  sein. 
Erhalten  sind  an  Ort  und  Stelle  nur  wenige  kleinere  Gitter,  darunter 
BalkoubrUstungen  (Fig.  123,  S.  168).  Stiche  und  Rechnungsberichte  ge- 
währen aber  Über  Entstehung  und  Verwendung  des  Eisens  im  Yersailler 
Schloß  ein  einigermaßen  zuverBssiges  Bild. 

Im  Auftrage  Ludwigs  XIV.  wurden  die  Eisengitter  des  Schlosses  in 
der  Hauptsache  in  den  Jahren  1664 — 1680  von  verschiedenen  Schmieden 
ausgeftlhrt.     Daß   auch   der   ältere   Schloßbau   Ludwigs  XIII.   schon    mit 


Fig.  las.    Balkoneitler  in  Versailles,  Schloß.    S.  i«8. 

Eisengittern  reich  geschmOckt  war,  lassen  die  Stiche  des  Israel  Silvestre 
vom  Jahre  1664  ersehen.  Unter  anderem  umzog  eine  fortlaufende  Balkon- 
brQstung  das  Schloß  im  ersten  Obergeschoß. 

In  UeberfUIle  wurden  aber  an  der  seit  1661  im  Umbau  begriffenen 
gewaltigen  Schloßanlage  Ludwigs  XIV.  hohe  freistehende  und  niedr^e 
am  Bauwerke  selbst  angebrachte  Eisenschranken  verwendet. 

Ein  Stich  Silvestres  vom  Jahre  1674  gibt  eine  Gesamtansicht  des 
Neubaues.  Die  kolossalen,  in  Absätzen  nach  hinten  zu  enger  werdenden 
Vorhöfe  waren  danach  vorn  und  etwa  in  der  Mitte  der  ganzen  Anlage 
durch  Gitter  geschieden  und  schlössen  die  Wohnung  des  «allerheiligsten* 
Königs  von  der  Außenwelt  wirksam  ab. 

Vergoldete  Balkonbrüstungen  zierten  auch  damals  die  Fassaden  und 
als  Gitterwerke  ganz  eigener  Art  müssen  die  im  Jahre  1671  von  den 
Schmieden  Mathurin  le  Breton  und  Christoph  le  Mangin  je  fdr 
2500  Franks  angefertigten  vergoldeten  „Voliferen"  in  der  Cour  de  marbre 


Gitter.  Frankreich.  169 

genannt  werden,  die  in  der  Höhe  eines  Geschosses  als  erkerartige  Qitter- 
rorbaaten  in  den  Ecken  angehracht  waren.  Al^ebildet  finden  sie  sich 
auf  Stichen  Lepautres  vom  Jahre  1676. 

Auf  Stichen  Silvestres  aus  den  Jahren  1682  und  1684  fehlen  sie 
und  zugleich  lassen  diese  Abbildungen  erkennen,  daß  in  jenen  Jahren 
noch  andere  Veränderungen  mit  den  Eisenarbeiten  in  den  Höfen  des 
Schlosses  vorgenommen  waren,  insbesondere  waren  die  großen  Abschluß- 


Fig.  114.    Vorbafglttcr  am  Schlosae  za  Versailles.    S.  IM. 

gitter  durch  neue,  reichere  ersetzt  (Fig.  124,  S.  169),  Die  Arbeiten  für 
die  neuen  Gitter  scheinen  im  Jahre  1678  begonnen  zu  haben,  in  diesem 
Jahre  findet  sich  in  den  RechnungsbUchem  die  Notiit:  Pour  les  piedestauz 
et  grilles  de  fer  qui  doibvent  fermer  la  cour  ....  15000  Livres.  Im 
Jahre  1680  mOssen  die  neuen  Gitter  bereits  aufgestellt  gewesen  sein,  denn 
es  werden  Zahlungen  fUr  die  Gitter  des  ,cour  et  avantcour"  verzeichnet. 
Als  ausfOhrende  Meister  werden  Luchet,  Hast^  und  Fordrin  genannt. 
(Guiflrey,  Comptes  des  bätimaux  Bd.  I,  S.  1013,  1153,  1272  etc.) 

In  derselben  Zeit   (1677 — 1679)  entstanden   auch   die  Gittertore   zur 
Escalier  du  Roi;  als  ihr  Verfertiger  wird  Simon  Delobel  genannt,  von 


170  16-  ""d  !'■  Jahrhundert. 

dem  auch  zahlreiche  BalkonbrQstungen  und  andere  GitterarbeiteD  in  Ver- 
sailles ausgeführt  wurden. 

Auch  im  Park  von  Versailles  waren  eiserne  Brüstungen,  Trennungs- 
schranken, Tore  und  verwandte  Arbeiten  zahlreich  verteilt,  unter  denea 
eine  der  merkwürdigsten  und  umfangreichsten  der  eiserne  Triumphbogea 
im  Bosquet  de  l'arc  de  triomphe  war,  wo  sich  außerdem  eiserne  Gittet- 
pyramiden  u.  a.  m.  befanden,  alles  Arbeiten  des  schon  genannten  Delobel 
aus  den  Jahren  1677 — 1683,     Drei   für  die  Grotte  der  Thetis   schon  im 


Fig.  116.    TreppeQglttflr  un  ScbloS  Or.  Trianon,  Tarsailles.    S.  i:o. 

Jahre  1666  von  Matburin  le  Breton  ausgefUhrte  Gittertore  mußten 
mit  jener  schon  im  Jahre   1686  anderen  Bauausführungen  weichen. 

Eine  fUr  die  Persönlichkeit  Ludwigs  XIV.  und  sein  offenbar  doch 
tiefer  gehendes  künstlerisches  Interesse  an  allen  in  Versailles  aus- 
geführten Arbeiten  sehr  bezeichnende  Notiz  gibt  Dussieux  in  seinem 
ausgezeichneten  Werke :  Le  Chäteau  de  Versailles  2.  Ed.  Bd.  2,  S.  260. 
Er  hat  festgestellt,  daß  die  Eisengitter  am  Bosquet  des  Domes  den  Be- 
suchern auf  ausdrücklichen  Befehl  des  Königs  besonders  gezeigt  werden 
mußten. 

Von  in  Versailles  aus  dem  17.  Jahrhundert  erhaltenen  Arbeiten  sei 
nur  noch  genannt  das  Gitter  am  Eingang  zum  großen  Gemüsegarten  nnd 
das  Geländer  einer  Freitreppe  an  dem  in  den  Jahren  1687 — 1688  erbauten 


Gitter,  Frankreich.  171 


Schlosse  Grand  Trianon,  eine  Arbeit  des  Schmiedes  Alexis  Fordrin 
(Fig.  125,  S.  170). 

Auch  an  anderen  unter  Ludwig  XIV.  erbauten  oder  erweiterten 
Schlössern  und  Staatsbauten  war  dem  Schmiedeisen  eine  sehr  bevorzugte 
Stellung  eingeräumt.  Teils  bedeutende  Gitteranlagen  fanden  sich  bei- 
spielsweise in  Meudon^  St  Cloud^  Clagny^  Sceaux  und  besonders  in  Marly. 
In  Sceaux  gab  es  unter  anderem  ähnlich  wie  in  Versailles  ein  doppeltes 
Vorhofgitter.  Das  Schloß  Marly  wurde  rings  von  einer  zwar  erst  im 
Anfange  des  18.  Jahrhunderts  ausgeführten  eisernen  Brüstung  umzogen; 
schöne  Gitter  befanden  sich  auch  im  Innern  und  in  den  Parkanlagen. 
Bekannt  ist,  daß  dort  um  das  Jahr  1680  ein  Schmied  Michel  Hast^ 
Taisn^  arbeitete,  auf  den  ein  Teil  der  älteren  Gitter  zurückzuführen 
sein  wird.  Ein  Schmied  des  gleichen  Namens,  vermutlich  derselbe,  fertigte 
im  Jahre  1676  auch  Gitter  für  Clagny^  die  mit  etwa  5000  Franks  be- 
zahlt wurden. 

In  den  Kirchen,  in  denen  man  in  Frankreich  während  des  16.  Jahr- 
hundert für  reichere  Trennungsschranken  dem  Steine  in  zierlichster  Be- 
arbeitung den  Vorzug  gegeben  hatte,  mehrten  sich  im  17.  Jahrhundert 
wiederum  die  Eisengitter,  und  einige  derselben  sind  aus  jener  Zeit  er- 
halten, von  anderen  geben  uns  Stiche  eine  leidliche  Vorstellung. 

An  erster  Stelle  genannt  zu  werden  verdient  das  Chorgitter  der  Erche 
Val-de-6räce  in  Paris.  Es  wurde  in  dem  Jahre  1666  von  den  Meistern 
Jean  Demouchy  und  Säbastien  Math^rion  ausgeführt  (Fig.  126, 
S.  172). 

Große  Gitteranlagen  befanden  sich  etwa  aus  derselben  Zeit  in  St, 
Denis, 

Weiter  anzuführen  sind  einige  Kapellengitter  in  den  Kathedralen  von 
Bouen  und  Dijon  und  das  ein  wenig  jüngere  wohl  um  1680  gefertigte 
Gitter  im  Chor  von  St.  Eustache  in  Paris^  von  dem  ebenfalls  Stiche  be- 
kannt sind,  z.  B.  in  einer  bei  N.  de  Poilly  erschienenen  Folge. 

Eine  Reihe  kleinerer  aber  trefflicher  Gitter  des  17.  Jahrhunderts 
haben  sich  in  Privatbauten  erhalten.  In  dem  angeführten  Werke  von 
Daly  sind  einige  Oberlichtergitter  und  Balkonbrüstungen  aus  Paris  und 
Toulouse  abgebildet,  die  zum  Teil  noch  in  der  ersten  Hälfte  oder  um 
die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  entstanden  sind. 

In  wirksamster  Weise  vervollständigt  wird  das  Bild  der  französischen 
Oitterschmiedekunst  des  17.  Jahrhunderts,  das  nach  den  an  bekannten 
Stellen  ausgeführten  Arbeiten  zu  gewinnen  ist,  durch  die  in  Menge  erhal- 
tenen Entwürfe,  nach  denen  vermutlich  noch  zahlreiche  Gitter  ange- 
fertigt wurden. 

Die  ältesten  in  Stichen  erhaltenen  Gitterentwürfe,  deren  Entstehungs- 
zeit von  Gardner  (Ironwork  II,  S.  159)  in  die  Zeit  um  1615  angesetzt 


172  16.  und  17-  Jahrhundert. 

wird,    sind    bezeichnet   P.  G.,    was    auf   den   Namen   Pierre  Gaudin   ^• 
deutet  wird. 

In  der  im  Jahre  1627  erschienenen  Folge  von  Stichen  und  Abreibungen 
des  Matburin  Jousse:  La  fidelle   ouverture   de   l'art   du   serrurier,   fehlen 


Fig.  ise.    rhorgitter  vom  Jahre  lfl«6  in  fler  Kirche  Val-de-Oräce  in  Paris.    S.  m. 

Abbildungen  von  Gittern,  nur  zwei  EntwUrfe  fUr  Brunnenbauben  im  Typus 
der  z.  B.  im  Hofe  des  Clunj-Museums  aus  dem  15.  Jahrhundert  und 
eines  im  Museum  zu  Toulouse  aus  dem  16.  Jahrhundert  erhaltenen  finden 
sich  in  dem  Hefte. 

Seit  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  wird   die  dekorative  Kunst  be- 
herrscht TOn  den  Entwürfen  der  großen  Ornamentmeister,  des  Jean  Marot, 


Gitter,  Italien.  173 


des  Jean  Lepautre  und  des  Jean  B^rain  (eingehende  Angaben  darüber  bei 
Brüning  a.  a.  0.).  Den  Anregungen  dieser  folgen  zahlreiche  Stecher,  und 
die  Schlosser  selbst  veröflfentlichen  eigene  Entwürfe  oder  die  von  ihnen 
ausgeführten  Arbeiten.  Besonders  hervorzuheben  sind  einige  Stichfolgen 
des  Michel  Hast^,  von  denen  zwar  nur  eine  1663  erschienene  Folge  von 
sechs  Blättern,  die  dem  Achitekten  de  Lespine  gewidmet  ist,  ihm  mit  Sicher- 
heit zugeschrieben  werden  kann. 

In  Italien  scheint  im  16.  und  17.  Jahrhundert  der  vorher  fast  allein 
vorkommende  Vierpaßgittertjpus,  für  hervorragendere  Arbeiten  kaum  noch 
angewendet  zu  sein,  das  Stabgitter  trat  zumeist  an  dessen  Stelle,  seine 
Art  lebte  aber  fort,  wenn  auch  mit  einigen  Abwandlungen.  Die  wich- 
tigste seit  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts  am  Paßgitter  auftretende 
Aenderung  war  eigentlich  mehr  technischer  Art;  die  Pässe  wurden  nicht 
mehr,  wie  vorher  zu  einem  Stück  verschweißt,  sondern  gewöhnlich  aus 
vier  C-fbrmig  gebogenen  Teilen  mit  eingeschalteten  Zwickelfüllmotiven 
gebildet,  die  durch  Umlegen  von  Bunden  vereinigt  werden.  Ferner  wurde 
zumeist  die  Achsenrichtung  der  Pässe  in  sich  verschoben,  an  die  Stelle 
der  bisherigen  +- Anordnung  der  Bogensegmente  trat  die  mit  schräg  X  ge- 
stellten Achsen. 

Daneben  kamen  schon  im  Ausgange  des  15.  Jahrhunderts  Kom- 
binationen vor,  wie  man  sie  z.  B.  an  dem  Gittertor  im  Palazzo  Bevilaqua 
in  Bologna  findet,  das  vermutlich  gleichzeitig  mit  diesem  Bau  ent- 
standen ist. 

Schon  im  16.  Jahrhundert  wurden  bisweilen  den  C-förmigen  zum 
Gittermuster  vereinigten  Teilen  S-förmig  gebogene  vorgezogen;  das  17.  Jahr- 
hundert benutzte  diese  Anregung  weiter  und  bereichert  die  S-Glieder  durch 
ein  scharf  geknicktes  Mittelstück. 

Die  in  ihren  wesentlichen  Zügen  skizzierten,  vielfach  hin  und  her 
schwankenden  Hauptform  Wandlungen  vom  14.  bis  zum  17.  Jahrhundert 
sind  bei  den  im  Grundmusterschema  gestalteten  Gittern  begleitet  von 
Aenderungen  in  den  Füllformen  und  in  der  Behandlung  und  Querschnitt- 
form  des  verwendeten  Eisens.  Nur  hingewiesen  sei  darauf,  und  erwähnt 
sei  zugleich,  daß  Rundeisenstäbe  nur  selten  verarbeitet  wurden. 

Auch  bei  den  Stabgittern,  die  ihre  Aufgabe  in  der  Hauptsache  lösten 
durch  gleichlaufende,  bisweilen  rostartig  sich  kreuzende  Stäbe  ohne  Netz- 
fQllung,  lassen  sich  in  den  verschiedenen  Jahrhunderten  ebenfalls  die  Typen 
der  vorherrschenden  Gliederungsarten  erkennen.  Ein  fortschreitendes 
Streben  nach  Bereicherung  im  ganzen  und  in  den  Einzelheiten  ist  un- 
Terkennbar  leitend.  Die  ältesten  Stabgitter  sind  aus  schlichten  vierkan- 
tigen Stäben  gebildet,  breitere  Querteilungen  finden  sich  nicht,  in  der 
Regel  nur  oben  und  unten  Schienen,  die  den  Zusammenhalt  herstellen. 
Oben  pflegen  die  Stäbe  in  Spitzen   und   vorgebogene  Haken   auszulaufen 


174  16'  und  17.  Jahrhundert. 

oder  eine  gleicliartige ,   dichter   als   der  Abstand    der  Stäbe   ausgeführte 
Zackenborte  bildet  den  oberen  Abschluß. 

Wesentlich  belebter  erscheinen   im  allgemeineD  schon  die  Stab^tter 


Fig.  13T,    Gitter  in  Bologna,  Cap.  äi  San  Damenico.    3.  ITS. 

des  15.  Jahrhunderts.  Breite,  mit  Vierpässen  oder  ähnlichen  Formen  ge- 
füllte Streifen  teilen  und  umrahmen  die  Gitter  senkrecht  und  in  der  Quere. 
Man  wechselte  auch  gern  in  der  Querschnittstellung  der  zumeist  ai^ewen- 
deten  Yierkantstäbe  und  zwar  in  der  Art.  d&B  die  stärkeren,  das  GerOst 


Gitter,  Italien.  175 


bildenden,  vom  eine  Fläche,  die  eigentlichen  Gittersfcäbe  vom  eine  Kante 
zeigen.  Die  Stäbe  selbst  werden  bisweilen  durch  übergeschobene  Messing- 
Inäufe  gegliedert. 

Im  16.  und  17.  Jahrhundert,  vielfach  auch  noch  im  18.  Jahrhundert, 
bheb  die  Gliederung  der  Stabgitter  in  den  Hauptteilen  unverändert  (Fig.  127, 
S.  174).  Gestatteten  es  Zweck  und  Mittel,  dann  wurde  das  Stab  werk  in 
möglichstem  Reichtum  mit  schmückenden  und  füllenden  Elementen  durch- 
setzt. Blankes  Messing  wurde  in  gesteigertem  Maße  zu  Knäufen,  Basen 
und  Kapitalen,  zu  Blättern,  Blütenkelchen,  Balustergalerien,  bekrönenden 
Gliedern  und  anderem  Beiwerk  in  Verbindung  mit  dem  schwarzen  Eisen 
verarbeitet  in  äußerst  wirksamer  Wahl. 

Als  das  prunkvollste  italienische  Gitter  des  17.  Jahrhunderts  muß  der 
Lettner  in  der  Certosa  von  Pavia  gelten  (Fig.  128,  S.  176).  Allerdings 
ist  bei  diesem  Werke  der  Hauptanteil  an  der  Arbeit  nicht  dem  Eisen- 
schmiede, sondern  dem  Messinggießer  und  dem  Ziseleur  zugefallen.  Dieser 
Lettner  wnrde  im  Auftrage  des  Priors  Torechio  nach  dem  Entwürfe  des 
Francesco  Villa  von  Pietro  Ripa  1660  ausgeführt;  die  Messingteile 
wurden  von  Ambrogio  Scagni  gegossen  (vergl.  Carlo  Magenta,  La 
Certosa  di  Pavia,  Milano  1897,  S.  354  u.  355). 

Schon  im  17.  Jahrhundert  verzichtete  man  oft,  Hand  in  Hand  mit 
gleichartigen  Aenderungen  in  der  Steinarchitektur,  auf  die  bis  dahin  herr- 
schende Geradlinigkeit  im  Grundriß.  Diesem  Kurvenbedürfnis,  das  in 
der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  seinen  Höhepunkt  erreichte,  folgte  viel- 
fach das  die  Stäbe  verbindende  Schnörkelwerk. 

Die  italienischen  Schmiede,  die  bis  zum  17.  Jahrhundert  eine  be- 
merkenswerte Selbständigkeit  bewahrt  hatten,  konnten  sich  wohl  in  der 
jüngeren  Zeit  nicht  ganz  den  Einflüssen  der  in  den  zahlreichen  französi- 
schen und  deutschen  Oraamentstichwerken  für  Schlosser  veröffentlichten 
Vorbildern  entziehen,  die  Gleichartigkeit  der  Erfindung  deutet  oftmals 
darauf  hin. 

Mit  den  Paß-  und  Stabgittern,  die  in  erster  Linie  in  den  Kirchen 
als  Kapellenabschlüsse  oder  bei  Bauten  aller  Art  als  Tore  verwendet 
wurden,  war  die  Schaffenskraft  der  italienischen  Schmiede  nicht  erschöpft. 
Andere  Zwecke  führten  zu  anderen  Lösungen,  das  beweisen  vor  allem 
die  überaus  reizvollen  Fenster-  und  Oberlichtgitter,  die  Gitter  der  Balkone, 
Treppen,  Haustabernakel  u.  a.  m. 

Die  Fenstergitter  an  den  Straßenseiten  der  Paläste  blieben  fast  aus- 
nahmslos in  den  Grenzen  ernster  Einfachheit.  An  den  Bauten  des  15.  und 
16.  Jahrhunderts  finden  sich  in  gleichförmiger  Wiederkehr  bald  solche, 
die  aus  senkrechten  und  wagrechten  „durchsteckten"  Stäben  gefertigt 
sind  und  ein  quadriertes  Netzwerk  bilden,  bald  solche,  bei  denen  die  schräg- 
laufenden Stäbe   ein   Rautenmuster   darstellen,   bald   endlich   solche,   bei 


I.  und  17.  Jahrhundert. 


denen  das  Gitter  gebildet  wird  aus  Stäben,  die  in  Wellenlinien  gebogen 
und  derart  durch  Bunde  vereinigt  sind,  daß  ein  Netz  von  spitzovalen 
Maschen  entsteht. 

Weiter  ausschmückende  FUllformen  Icnrnmen  kaum  vor,  einen  Wechsel 


Gitter,  Italien.  177 


erstrebt  man  eher  durch  die  Art  der  Stellung  zum  Fenster  oder  durch 
Befestigungsglieder  zu  erreichen.  Bald  sind  die  Gitter  in  die  Laibung 
des  Fensters  unmittelbar  eingelassen,  bald  treten  sie  kastenartig  vor, 
und  in  diesem  Falle  sind  bisweilen  die  unteren,  mit  der  Fenstersohlbank 
verbundenen  Stützpunkte  durch  kleine  Bronzezierate,  wie  Eugelknäufe, 
Fabeltiere,  Schildkröten  u.  dergl.  bereichert.  Ein  wenig  bewegter  wurden 
oft  die  Fenstergitter  der  Paläste  im  17.  Jahrhundert  gestaltet;  die  bis 
dabin  zumeist  in  einer  Ebene  liegenden  Stäbe  wurden  in  gleicher  Krüm- 
mung ausgebogen. 

Auch  dichter  mit  Schnörkelwerk  gefüllte  Seitenteile,  Umrahmungs- 
und Querstreifen  wurden  in  der  jüngeren  Zeit  häufig  ausgeführt ;  besonders 
die  Yenetianer  Schmiede  zeichneten  sich  durch  die  Erfindung  immer  neuer 
Bildungen  aus,  die  oft  auch  von  den  kurz  gekennzeichneten  Haupttypen 
völlig  abwichen. 

Die  in  der  Regel  halbrunden,  in  den  Türbögen  angebrachten  Ober- 
lichtgitter  traten  ebenfalls  in  verschiedenen,  nur  in  den  Einzelheiten  wech- 
selnden Mustern  auf,  deren  einfachste  auch  neben  den  reicher  gestalteten 
immer  wieder  ausgeführt  wurden. 

Die  aus  schlichten  vierkantigen,  bisweilen  in  sich  gedrehten,  sich 
schräg  durchquerenden  Stäben  gefügten  Gitter  dürften  wohl  als  die  ein- 
fachsten und  vielleicht  auch  als  die  zuerst  vorkommenden  anzusehen  sein. 
Jedenfalls  nur  wenig  später  wurden  aber  ein  paar  Typen  ausgebildet,  die 
mit  besonderer  Vorliebe  immer  und  immer  wieder  neuartig  verarbeitet 
wurden. 

Das  Leitmotiv  des  ersten  ist  die  Strahlengliederung,  das  des  zweiten 
die  Gliederung  durch  konzentrische  Bögen,  und  schließlich  die  Ver- 
bindung beider  Arten  zu  einer  dritten. 

Bei  der  radialen  Anordnung  bildeten  anfänglich  die  von  einem  kleinen 
in  der  Mitte  des  unteren  Horizontalstabes  angebrachten  Halbkreisbogen 
ausgehenden  geraden  Stäbe  den  Hauptbestandteil;  C-förmige  Schnörkel, 
Ringe  u.  dergl.,  die  in  der  Anordnung  der  Bogenlinie  folgen,  werden 
dabei  zumeist  als  Füllformen  verwendet. 

In  jüngerer  Zeit  fielen  die  Stäbe  vielfach  fort,  an  ihre  Stelle  traten 
unmittelbar  aus  Stabeisen  geformte  längliche  Gebilde,  die  ebenfalls  wenig- 
stens an  den  Endpunkten  mit  Schnörkeln  vereinigt  wurden.  Bis  gegen 
das  18.  Jahrhundert  bewahrten  die  einzelnen  Strahlenglieder  in  sich  die 
Symmetrie  zu  ihrer  Längslinie  (dem  Radius),  dann  aber  wurde  diese  viel- 
fach gelöst;  mannigfach  gebrochene,  aus  Geraden  und  Bögen  gebildete 
Schnörkel  traten  an  ihre  Stelle,  eine  Symmetrie  blieb  nur  bestehen  in 
den  beid«0i  Hälften  der  Gitter. 

Als  Füllformen  der  durch  konzentrische  Bögen  gegliederten  Ober- 
lichtgitter wurden  anfangs  auch  mit  Vorliebe   die  Vierpässe,   dann   die 

Ltter,  Unedle  Metalle.  12 


178  16.  und  17.  Jahrhundert. 

daraus  abgeleiteten  Bildungen  in  bald  inetr  randlichen,  bald  mehr  läng- 
lichen Bildungen  verwendet.  Die  reizvollsten  Oberlichtgitter  durften  jenem 
Typus  angehören,  dem  durch  die  radiale  Gliederung  gemeinsam  mit  der 
durch  Bögen  das  Oepräge  verliehen  wird.  Eine  Reihe  von  köstlichsten 
Werken  dieser  Art  findet  sich  z.  B.  aus  dem  16.  Jahrhundert  in  Lucca 
(Fig.  129,  S.  178). 

Die  Brüstungen   der  Balkone   und   die   anscheinend   verhättnisniaßig 


selten  in  Italien  ausgeführten  eisernen  Treppengeländer  gesondert  in  ihrer 
Entwicklung  und  ihren  Formtypen  zu  besprechen,  erscheint  kaum  nötig, 
wesentlich  neues  lehren  sie  nicht,  da  sie  in  ihrer  Ausgestaltung  den  bis- 
her besprochenen  Gittern  folgen. 

lieber  die  Oitterschmiedekunst  in  England  im  16.  Jahrhundert  bis 
zum  letzten  Drittel  des  17.  Jahrhunderts  ist  nicht  allzuviel  zu  sagen, 
künstlerisch  bedeutsamere  Werke  entstanden  nur  sehr  wenige.  Erst  ein 
französischer  Künstler  brachte  neues  Leben,  regte  durch  tüchtiges  Beispiel 
die  englischen  Schmiede  zu  neuem  Schaffen  an. 

Die  Gitterarbeiten  dieser  Jahrhunderte  sind  ausführlicher  mit  zahl- 
reichen Illustrationen  in:  A  bistory  of  Renaissance  Architecture  in  England 
by  Reginald  Bloemfield,  London  1897,  p.  384  ff.  behandelt  worden. 


Gitter,  England.  179 


einige  Aufsätze  von  Nelson  Dawson  darüber  sind  veröffentlicht  in  der 
Architectural  Review  Bd.  3  u.  4,  weiteres  findet  sich  bei  Gardner  im 
ersten  Bande  seines:  Jronwork  und  bei  Brüning  a.  a.  0.  S.  52. 

Das  bei  weitem  reichste  und  schönste  eiserne  Gittertor  des  16.  Jahr- 
hunderts in  England  befindet  sich  in  der  Westkapelle  der  Kathedrale  von 
Uly  und  ist  nach  Gardner  in  der  Zeit  zwischen  1515  bis  1533  ausgeführt. 
Die  Annahme,  daß  es  sich  um  die  Arbeit  eines  ausländischen  Schmiedes, 
vielleicht  eines  Flamen,  handelt,  muß  nach  den  sonst  aus  der  Zeit  in 
England  erhaltenen  Arbeiten  als  zutreffend  bezeichnet  werden.  Die  Maß- 
werkarkaden, die  Rankenauflagen  auf  der  mittleren  Querschiene,  die  Ranken 
in  spitzbogig  geschlossenen  Oberteile  und  die  senkrechte  Mittelschiene 
zeigen  reicher  entwickelte  Motive  des  15.  Jahrhunderts. 

Der  Typus  der  spezifisch  englischen  Gitter  des  16.  Jahrhunderts  ist 
überaus  einfach.  Schlichte  oder  gewundene,  vielfach  gemischt  verwendete, 
nebeneinander  gereihte  Vierkantstäbe  werden  oben  durch  einfache  Quer- 
schienen mit  geringen  schmückenden  Zutaten  abgeschlossen.  Als  Beispiele 
sind  zu  nennen  ein  Gitter  in  der  Kathedrale  von  Canterbury  am  Grabmal 
des  Dean  Wotton,  f  1566,  ein  anderes  in  Currey  Rivell  (Somersetshire) 
an  einem  Monument  von  1593  und  noch  eins  in  der  Kirche  von  Ludlotc 
an  dem  die  Jahreszahl  1592  tragenden  Walter-Monument. 

Noch  dieselbe  Gestaltungsweise  findet  sich  an  einem  Grabgitter  der 
Kirche  von  Burford  (Oxfordshire)  aus  der  Zeit  um  1625,  und  selbst  Gitter 
aas  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  lassen  keinerlei  Einfluß  der 
großartigen  in  Frankreich  und  Deutschland  gefertigten  Eisenschranken 
erkennen. 

Durchgreifende  Formwandlungen  in  der  Gitterschmiedekunst  zeigen 
sich  erst  unter  dem  Einflüsse  der  hervorragenden,  in  England  ausgeführten 
Arbeiten  des  französischen  Schmiedes  Jean  Tijou,  in  dem  letzten  Jahr- 
zehnt des  17.  Jahrhunderts,  die  gegenteilige  Ansicht  Dawsons  (a.  a.  0.) 
scheint  einer  Widerlegung  kaum  zu  bedürfen. 

Christopher  Wren,  der  große  englische  Architekt  jener  Zeit,  scheint 
Tijou  veranlaßt  zu  haben  nach  England  zu  kommen.  Für  die  Bauten 
Wrens  war  Tijou  in  erster  Linie  tätig.  In  den  Jahren  1689  bis  1700 
schmiedete  er  eine  Reihe  prächtigster  jetzt  zum  Teil  verstreuter  Gitter 
für  das  Schloß  und  die  Gärten  von  Hampton  Court  (Fig.  130,  S.  180); 
als  Mitarbeiter  scheint  daran  der  englische  Schmied  Huntingdon  Schaw 
von  Nottingham  angesehen  werden  zu  dürfen.  Zwischen  den  Jahren  1693 
und  1711  führte  Tijou  unter  anderem  die  sehr  bedeutenden  Gitter  vor 
dem  Chorumgange  der  auch  von  Wren  erbauten  St.  Paulskirche  in  Lon- 
dm  aus. 

Ueber  das  umfangreiche  Schafifen  Tijous  erhält  man  weitere  Aus- 
künfte  durch  ein  von  ihm  selbst  im  Jahre  1693  herausgegebenes  Werk, 


180  16.  und  17.  Jahrhundert. 

das  in  einer  Neuausgabe  mit  ausführlicher,  sein  Schaffen  behandelnder 
Vorrede  tod  Gardner  1890  in  London  erschienen  ist.  Im  Titel  seines 
Werkes  gibt  Tijou  an,  daß  die  Vorliefen  von  ihm  selbst  entworfen  und 
gezeichnet,  und  daß  die  Mehrzahl  fllr  das  Königliche  Schloß  zu  Bampton 
Court  und  die  Häuser  mehrerer  Personen  von  Bang  ausgeführt  seien. 
Ein  Vergleich  der  Stiche  mit  erhaltenen  Werken  ergibt,  daß  auf  den 
Tafeln  2,  4,  12,  16,  19  und  20  ftir  Bampton  Court  ausgeführte  Schmiede- 
werke dargestellt  sind. 


Flg.  130.    Gitter  aua  Uampton  Court  In  Landau,  Kwi*  Km.-Miu.    S.  17». 

Für  Chatstvorth  ausgeführte  Gitterarbeiten  sind  auf  den  Tafeln  6  bis 
10  abgebildet,  auf  Tafel  17  Gitter  des  Hofgartens  von  Bnrleigh.  Auf 
Tafel  18  ist  ein  Treppenbaluster  wiedergegeben,  der  sich  in  dem  Geländer 
der  von  Wren  erhauten  Bibliothek  des  Trinity  College  in  Cambridge  ver- 
wendet findet,  das  der  Londoner  Schmied  Patridge  fertigte.  Tijou  lieferte 
Entwürfe  zu  Schmiedearbeiten  auch  ftlr  die  Architekten  Talman  und 
Vanbrugb.  Zahlreiche  Aufträge  haben  ihn  außerhalb  der  Hauptstadt 
beschäftigt  und  an  vielen  Orten  sind  besonders  treffliche,  teils  offenbar 
wesentlich  jüngere  Gittertore  erbalten,  die  zum  wenigsten  die  Einwirkung 
seiner  Vorbilder  erkennen  lassen,  wie  die  Abbildungen  in  den  vorher  ge- 
nannten Schriften  erkennen  lassen. 

Die  Gestaltungs weise  Tijous,  der  ein  bedeutsames  selbständiges  Mo- 


Beschläge,  Deutschland.  181 


ment  nicht  abzusprechen  ist,  steht  naturgemäß  in  engen  Beziehungen  zu 
den  bedeutenden  Schmiede  werken,  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts in  Frankreich  entstanden.  In  den  Stichen  erscheinen  die  Kom- 
positionen Tijous,  besonders  den  französischen  Arbeiten  gegenüber,  zu  reich 
und  zu  dicht  geftillt  mit  breitem  Bandwerk  und  vollen  Akanthusblättern, 
gegen  die  erhaltenen  Arbeiten  ist  dieser  leichte  Vorwurf  weniger  zu  er- 
heben und  man  hat  vermutet,  daß  die  Schwülstigkeit  der  Vorlagen  wohl 
auf  Bechnung  der  Stecher  zu  setzen  ist. 

Fast   mehr  noch   als   in  den  Jahrhunderten  vorher  wurden  auch  im  Beschläge 
16.  und  17.  Jahrhundert  kleinere   Arbeiten    aufs   kunstreichste   in  Eisen 
gefertigt,  an  erster  Stelle  mögen  wiederum  die  Beschläge  der  Türen  und 
Möbel  ein  wenig  näher  betrachtet  werden. 

Ihre  gegen  Einbruch  schützende  Bedeutung  hatten  die  Beschläge 
mittlerweile  so  gut  wie  ganz  verloren.  Ohne  ihre  natürliche  Aufgabe,  die 
Türen,  Fenster  oder  Truhendeckel  beweglich  und  verschließbar  zu  machen, 
zu  vergessen,  betrachtete  man  sie  immer  mehr  als  ein  höchst  dankbares 
Ziermittel.  Die  über  das  notwendige  Maß  vielfach  weit  hinausgehende 
Große  bei  verhältnismäßig  geringer  Stärke  kann  darüber  nicht  im 
Zweifel  lassen. 

An  Außentüren,  an  Kirchenportalen  und  Haustoren  legte  man  auf 
Beschläge  nur  noch  geringen  Wert,  die  schönsten  Beispiele  finden  sich 
an  den  Türen  reich  ausgestatteter  Innenräume. 

In   den   deutschen  Ländern  blieben  die  Beschlagmotive,   die  im 

15.  Jahrhundert  vorherrschend  gewesen  waren,  noch  bis  um  die  Mitte  des 

16.  Jahrhunderts  in  Anwendung,  langsamer  anscheinend,  wie  in  der  Gitter- 
schmiedekunst, bürgern  sich  bei  den  Beschlägen  neue  Formelemente  ein, 
die  mit  denen  der  Gitter,  nur  in  flacher  Ausführung,  nahe  verwandt  sind. 
Neben  den  Bankenzügen  mit  ihren  phantastischen  Endigungen  und  allen 
den  eng  an  die  Stiche  der  Kleinmeister  sich  anlehnenden,  überwiegend 
pflanzlichen  Mustern ^  wurden  ganz  besonders  die  Mauresken,  die  wohl 
durch  Peter  Flötners  Stiche  in  weiten  Kreisen  bekannt  geworden  waren, 
als  dankbare  Motive  von  den  Schlossern  aufgenommen.  Mit  den  neuen 
Formen  begann  dann  die  schmückende  Ausgestaltung  bei  den  Beschlägen 
weit  mehr  ins  einzelne  zu  gehen  und  neue  technische  Verfahren  zu  Hilfe 
zu  nehmen.  Die  ebenen  oft  nur  wenig  oder  gar  nicht  durchbrochenen 
Flächen  gestatteten  eine  feinere  Ausbildung  ohne  besondere  Schwierigkeiten, 
und  weil  es  sieh  zumeist  um  Teile  handelte,  die  dem  kunstfreudigen  Auge 
des  Beschauers  sehr  nahe  gerückt  waren,  ohne  den  Einflüssen  der  Witterung 
ausgesetzt  zu  sein,  und  schließlich  auch,  weil  die  Eisenteile  mit  höchst 
kunstvollen  Holzarbeiten  in  Einklang  stehen  mußten,  wurde  eine  mehr 
oder  minder  reiche,  zarte  Flächenverzierung  bei  den  Beschlägen  zur  Regel. 


182  16.  und  17.  Jahrhundert. 

Eine  der  mit  größtem  Erfolge  aucli  bei  allen  Arten  von  Beschl^en 
im  16.  und  17.  Jahrliundert  in  Deutschland  angewendeten  Schmucktecluiilcen 
war  die  Aetzung,  meist  derart  ausgeführt,  daß  das  Muster  sich  leicht  er- 


TUrbeacbläge,  Deutschland,  erste  H.ilfte  des  10.  Jabrii.. 


haben  von  dem  heran sgeittzten  Grunde  abhob.  Nicht  selten  wurde  zur 
Steigerung  der  Wirkung  bei  so  verzierten  Platten  eine  leichte  farbige 
Behandlung  oder  Vergoldung  zu  Hilfe  genommen.     Der  geraubte  Grund 


Beschläge,  Deutschland.  IgB 

wurde  wohl  mit;  einer  lichten  Farbe  eingerieben,  während  man  dem  blanken 
Reliefmuster  durch  mäßige  Erwärmung  eine  blaue  TSnung  gab.  Die 
blaue  Anlaufrärbung  wurde  auch  mit  Vorliebe  bei  Beschlägen  angewendet, 
deren  blank  polierte  Fläche  durch  leicht  eingebunzte  Innenzeicbnungen 
belebt  war,  und  die  nun  häufig  durch  Abdecken  einzelner  Teile  ein  blankes 
Huster  auf  blau  angelassenem  Grunde  oder  umgekehrt  aufweisen. 

Kach  und  nach  änderten  die  einzelnen  Beschlagteile  ihre  Hauptumriß- 
formen nicht  unwesentlich. 

Die  Angelbänder,  die  bis  gegen  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  noch 


meist  im  Anschluß  an  die  Vorbilder  der  früheren  Jahrhunderte  mehr  oder 
minder  reich  verzweigt  gestaltet  waren,  wurden  seitdem  fast  ausnahmslos 
aus  bald  kräftigeren,  bald  sehr  dünnen  Eisenplatten  herausgehauen,  meist 
mit  Durchbrechungen  und  lebendig  bewegtem  Kontur.  Je  nach  Art  der 
Türen  oder  Truhendeckel  traten  sie  bald  senkrecht  zur  Drehachse  bis 
Dber  die  Mitte  der  Holzflächen  hinaus  oder  sie  breiteten  sich  in  der  Rich- 
tung der  Längsrahmenhölzer  und  auf  diesen  aus. 

Die  SchloSbleche  weisen  noch  vielfach  bis  gegen  das  17.  Jahrhundert 
die  Qrundformen  auf,  die  sie  im  1-5.  Jahrhundert  angenommen  hatten; 
erst  mit  der  zunehmenden  Vorliebe  für  Vermehrung  parallel  angeordneter 
Riegel  erhalten  sie  dementsprechend  ihre  größte  Breite  oft  quer  zur 
Riegelrichtung.     Auch   die    zum    Zwecke   der   SchlttsselfUhrung   um    das 


184  16.  unil  17.  Jahrhundert. 

Schlüssellocli    aufgenieteten    Verzierungen    zeigten,     zum    wenigsten     im 

16.  Jahrhundert,  noch  häufig  die  einfachen  Spiralmotive,  nur  der  Orund 
darunter  wurde  sehr  viel  reicher  durchgebildet,  als  es  im  15.  Jahrhundert 
zu  geschehen  pflegte.  Und  während  bis  zu  Beginn  des  16.  Jahrhunderts 
das  Schloßblech  in  den  meisten  Fällen  das  in  oder  hinter  der  Tür  an- 
gebrachte Schloß  schätzend  überldeidete,  wurde  seitdem  und  besonders  im 

17.  Jahrhundert  das  Schloßbleeh  sehr  oft  die  Qrundplatte  ftlr  auch  in 
sich   reich    verzierte,    zum    größten  Teil    offen   konstruierte,   kunstreiche 

dösser. 
Mit  den  Schloßblechen  wurden,  in  weiterem  Umfange  Oberhaupt   erst 


seit  dem  16.  Jahrhundert,  TUrklluken  verbunden,  die  ebenfalls  kunstvoll 
ge.staltet  wurden. 

Neben  den  großen  Schloßblechen  kommen  dann  auch  zierliche  Schlüssel- 
schildchen  immer  mehr  in  Aufnahme. 

Die  Türklopfer  in  ringartigen  Formen  behielten  ihre  alte  Be- 
deutung bei,  wurden  aber  ebenfalls  wesentlich  reicher  und  bewegter  aus- 
gebildet. 

Die  meisten  und  schausten  Beschläge  entstanden  auch  im  16.  und 
17.  Jahrhundert  in  den  südlichen  deutschen  Ländern. 

Etliche  gute  Angelbänder,  die  wohl  noch  in  der  ersten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts  entstanden  sein  dürften,  befinden  sich  z.  B.  im  Qerma- 
nischen  Museum  in  Nürnberg  (Fig.  131,  S.  182),  andere  wohl  noch 
aus   der  Mitte   des  Jahrhunderts   besitzt   das   Kunstgewerbemuseum 


BeschlSige,  DenUchland.  185 


in  Berlin.  Aus  der  Zeit  um  1590  befinden  sich  in  dem  damals  erbauten 
Topplerliaiise  in  Nürnberg  neben  anderen  Beschlägen  auch  gute  Angel- 
bSnder. 

Ein  ausgezeichnetes,  fOr  das  16.  Jahrhundert  typisches  Schloßblech 
mit  aufliegender  SchlOsselfUhrung  und  geätztem  Grunde  befindet  sich  im 
Qer manischen  Museum  in  Nürnberg  (Fig.  132,  S.  1S3).  Ein  ähn- 
licheV,  von  39  cm  Länge,  dessen  Spiralauflage  aber  nicht  erhalten  ist, 
befindet    sich   im   Hamburgischen   Museum   für   KuQst   und  Ge- 


FIe.  im.    TfliTlnge,  Dentschland.  it.  und  17.  Jahrb.,  UBitclm,  A'af.-,Vu.    S.  lae. 

werbe  (Fig.  133,  S.  18i).  Bei  einem  zweiten  in  diesem  Museum  er- 
haltenen SchloBblech  derselben  Zeit,  das  wohl  einst  eine  Truhe  schmückte, 
ist  das  Mittelfeld,  innerhalb  einer  geätzten  Umrahmung,  mit  einem  aus 
Blech  ausgehauenen  grotesken  Rankenmuster  mit  trefflicher  Innen  gravi  erung 
bedeckt. 

Eine  ähnliche  durchbrochene  SchloBauflage  aus  dem  Kloster  Crom- 
bach  tr^t  die  Meisterbezeichnung:  ,1595  von  Diederich  Hablitzell 
aus  dem  Lant  Lottrinen  von  Walderfaneun." 

Die  Klopfringe  des  16.  Jahrhunderts  (Fig.  134,  S.  185)  sind  denen 
des  folgenden  gegenüber  noch  verhältnismäßig  ruhig  gehalten.  Sie  sind 
zumeist  auf  runder,  durchbrochener  Grundplatte,  wie  auch  früher  in  einem 


18g  16.  und  17.  Jahrhundert. 

Tortretenden  Knaufe  beweglich  befestt};rt.  Der  meist  breit-ovale  Ring  ist 
zu  den  Seiten  des  Eoaufes  gewfihnlicE  stark  verdickt  und  wächst  in 
Blattwerk  aus.  Der  untere  geteilte  King  wurde  häufig  zu  einem  lockeren 
Knoten  verflochten  oder  es  wurde  auch  die  Form  des  Ringes  am  Dreh- 
punkte in  ähnlicher  Weise  unten  noch  einmal  wiederholt  Ein  Beispiel 
der  ersten  Art  vom  Jahre  1590  befindet  sich  im  Topplerhause  in   Nüm- 


Flg.  las.    TürbeBcUiig  vod  iaso  im  Pellerbause  in  NarDberg.    8.  I87. 

berg,  ein  Beispiel  der  zweiten  Gruppe,  das  bezeichnet  ist:  .Hans  Mez- 
ger  97",  ist  in  der  Bartholomäuskapelle  der  Ulricbskirche  in  Auf/sburg 
erhalten  (s.  S.  120). 

Die  schönsten  deutschen  Beschlagbeispiele  des  17.  Jahrhunderts  dürften 
sieb  noch  an  den  Plätzen  ihrer  Bestimmung  in  Nürnberg,  Augsburg  und 
Ulm  erhalten  haben.  Angelbänder,  Griffe,  Klopfer,  SchlUsselschilder  und 
Schlösser  von  reizvollster  Erfindung  und  flottester  Ausführung  finden  sich 
dort  vielfach  an  den  Türen  vereint  vor.  Zu  den  schönsten  gehören  die 
an  der  Haustür  des  im  Jahre  1605  vollendeten  Pellerhauses  in  Nürnberg 


Beschläge.  Deutachland.  187 


(Fig.   135,  S.  186)   und   diejenigen   im  Rathause  zu  Auffsburg  (Fig.  136, 
S.  187),   das  in   den  Jahren  1615  bis  1620   erbaut  wurde.     Bekannt  ist, 
daß    die   meisten  Schlosser-   und  Schmiedearbeiten   für  diesen   Prachtbau 
von    dem   schon   frflher   genannten   Oeorg   Scheff  von  Heilbronn  und 
dessen   im   Jahre 
1575  in  Augsburg 
geborenen  Sohne 
Bartholme    ge- 
fertigt wurden. 

Diesen    vor-  __ 

trefflichen    Wer-  KT!/^' 

ken   gleichwertig 
sind  die  ebenfalls 
um  das  Jahr  1620 
ausgel^hrten  Be- 
schlagarbeiten im 
Hflnster    und    in       g 
der     Spitalkircbe       I 
in      Ulm,      ober      C 
deren  Meister  lei-     ^ 
der  bisher  nichts      V 
bekannt     gewor-       ^ 
den  ist. 

Für  das  we- 
gen    seiner     im 

Laufe  etlicher 
Jahrhunderte  ge- 
fertigten 
Schmiedearbeiten 
bereits  rühmlichst 
erwähnte  Stift 
St.  Fhrian  fer- 
tigte zu  Ende  des 

17.    Jahrhunderts  Fig.  isa.    TOrheacWagteile  im  Rathauae  zD  Augsburg.     S.  187. 

Meister  Joseph 

Feldberger  in  Lim  reiche  Beschläge;  von  ihnen  wird  angegeben,  daß 
sie  blau  poliert  und  mit  goldenen  Röschen  besetzt  waren,  und  daß  auch 
die  6ehäuse  der  Schlösser  vergoldet  und  gestochen  waren. 

Von  dem  auch  durch  andere  Arbeiten  bekannten  Nürnberger  Eisen- 
künstler  Bartholomäus  Hoppert  ist  ein  bezeichnetes  reiches  Schloß 
vom  Jahre  1675  in  Dresden  erhalten. 

Daß  bisweilen  auch  damals  noch  größere  Beschlagwerke  für  Kirchen- 


188  16.  und  17.  Jahrhundert. 

tore  ausgeführt  wurden,  sieht  man  z.  B.  an  dem  Portale  der  163t>  neu 
erbauten  Stadtkircbe  in  Rudolstadl. 

In  den  außerdeutschen  Ländern  scheint  im  16.  und  17.  Jahrhundert 
die  Vorliehe  für  kunstvolle  Beschläge  nicht  in  demselben  Maße  verbreitet 
gewesen  zu  sein,  insbesondere  sind  reichere  Angelbeschli^e  sonst  kaum 
nachweisbar. 

In  Frankreich  wurden  besonders  die  Schloßbleche,  Schlüssel,  Klopfer 
und  Riegelbleche  künstlerisch  ausgestaltet,  und  zwar  wiederum  in    einer 


Fig.  137.     SchloBbleCh,  Frankreich,  16.  Jahrb..  Parli,  Clun^Miu.    S.  168. 

Weise,  die  nichts  gemein  hat  mit  der  in  Deutschland  geübten.  Die 
französischen  Scbloßbleche  des  16.  Jahrhunderts  zeigen  zumeist  sehr 
einfache  Umrißformen  und  die  bevorzugte  Dekorationstechnik  ist  das 
Treiben  an  Stelle  des  früher  zumeist  geübten  Metallschnittes. 

Im  Uus^e  CluQy  und  im  Louvre-Museum  sind  eine  größere  Anzahl 
trefflichster  Beispiele  des  16.  Jahrhunderts  erhalten.  Eines  der  grCSteo 
Scbloßbleche  ist  nach  Art  eines  in  die  Breite  gezogenen  italienischen 
Palastfensters  des  15.  Jahrhunderts  gegliedert,  mit  Seitenpilastem,  Onw- 
mentfriesen  und  einem  reich  figürlichen,  getriebenen  Mittelfelde  (Fig.  137, 


BeschlKge,  Frankreich. 


S.  188).  Ein  anderes  verwandtes  Schild  weist  im  Mittelfelde  das  Wappen 
der  Katharina  von  Medici  auf.  Noch  andere  Beschlagteile,  besonders 
Riegelplatten,  deuten  durch  Monogramme  und  Embleme  darauf  hin, 
daB  sie  für  Heinrich  II.  und  seine  Geliebte  Diana  von  Poitiers  ausgeführt 
wurden  —  einige  Beispiele  dieser  Gruppe  besitzt  auch  das  Museum 
fOr  Kunst  und  Gewerbe  in  Hamburg. 

Die  französischen  TUrklopfer  des  16.  Jahrhunderts  bestehen  bald  aus 
einem  Ringe  auf  reich  getriebener  Grund- 
platte ,  bald  schließen  sie  sich  in  der 
Komposition  den  älteren  Beispielen  an,  bei 
denen  ein  meist  ögUrlich  gestaltetes,  aus 
dem  vollen  Eisen  rundplastisch  gearbeitetes 
hammerartiges  Glied  vor  einer  als  Nische 
ausgebildeten  Platte  senkrecht  angebracht 
war.  Noch  andere  Modelle  finden  sich 
z.  B.  unter  den  Stichen  des  Androuet  Du- 
cerceau. 

Eine  größere  Keihe  bester  Beispiele 
befinden  sich  in  den  genannten  Pariser 
Museen  und  anderen  Sammlangen. 

Reichere  in  Eisen  geschnittene  Schlüssel 
kommen  auch  in  Deutschland  wohl  im 
16.  Jahrhundert  vor,  doch  den  französischen 
Prachtwerken  dieser  Zeit  sind  sie  nicht 
vergleichbar  (Fig.  138,  S.  189).  Man  nimmt 
gewiß  mit  Recht  an,  daß  diese  köstlichen 
Kleinwerke  nicht  fUr  den  praktischen  Ge- 
brauch, sondern  als  Meisterstücke  gefertigt 
wurden. 

Heber  die  Art  der  französischen  Be- 
schläge des  17.  Jahrhunderts  geben  uns  am 
besten  die  Stiche  Auskunft;  ausgeführte 
Arbeiten  sind  nur  spärlich  erhalten  (Fig.  139, 
S.  190).  Hingewiesen  sei  auf  das  schon 
frdher  erwähnte  Schlosserbuch  des  Mathurin 

Jousse  (1627),  das  Vorlagenwerk  Hugues  Brisville's  (1663  und  folgende 
Jahre),  auf  die  Stiche  Jean  Le  Pautre's,  Mich.  Haste's  u.  a.  m. 

An  die  Stelle  der  Treibarbeit  trat  im  17.  Jahrhundert  besonders  bei 
den  SchloQblechen  zu  allermeist  die  Gravierung,  und  durch  den  Werkstatt- 
brauch, von  den  gestochenen  Platten  wie  von  einer  Kupferstichplatte 
AbiOge  oder  wie  man  sagt  Abreibungen  zu  nehmen,  sind  uns  besonders 
zahlreiche   Schloßbleche    in   Abbildung  mit  Meisterbezeichnung   erhalten. 


LvHüonr  Soutk  Kern 


190  16.  und  17.  Jahrhundert. 

Groteskes  Kankenwerk  wurde  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
bei  diesen  Beschlagplatten  vorwiegend  verwendet  und  verwandte  Motive 
wurden  auch  bei  den  TUrklopfem  und  SchlQssein  verarbeitet. 


In  der  zweiten  Hälfte  des  Jahrhunderts  begannen,  ebenso  wie  es  bei 
den  Gittern  der  Fall  war,  im  Ornament  und  in  den  Umrißlinien  der  Be- 
schlagteile die  gebrochenen  Linien  mit  akanthusartigen  Blättern  den  Ton 
anzugeben.  Schon  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  scheint  man  in  Frank- 
reich  bereits  weniger,   wie  man   nach   den  zahlreichen  Stichen  annehmen 


Beachläj^e.  England,  Spanien.  191 

möchte,    das  Eisen    für   kunstvolle  Beschläge  angewendet   zu  haben;   die 
GroldbroQze  entsprach  seitdem  mehr  dem  PrachtbedUrfnis  dieser  Zeit. 

Nur  wenig  ist  über  die  englischen  Eisenbeschläge  des  16.  und 
17.  Jahrhunderts  zu  sagen.  Bemerkenswerte  Beschläge  aus  dem  16.  Jahr-  . 
hundert  sind  kaum  bekannt,  erst  aus  der  zweiten  Hälfte  des  folgenden  Jahr- 
hunderts sind  außer  Entwürfen  des  früher  genannten  Jean  Tijou  einige 
eigenartige  und  schöne  Beispiele  im  South  Kensington-Museum 
erhalten.  Die  Verzierungen  sind  bei  diesen  Beschlägen  gleichartig  in 
der  Hauptsache  in  der  Weise  ausgeführt,  daß  eine  schlichte  Grundplatte 
mit  einem  aus  einer  zweiten  Platte  ausgeschnittenen,  dichten,   reliefartig 


Fig.  140.    äcbloBblech,  England.  U.  Jsbrb..  Londim,  Sauih  KtHi.-H^t.    S.  1»1. 

behandelten  und  gravierten,  grotesken  Rankenmuster  belegt  ist  (Fig.  140, 
S.  191),  Als  Meister  des  einen  dieser  schönen  Werke  wird  Richard 
Bickford  in  London  angegeben. 

In  Spanien  wurden  auch  im  IG.  Jahrhundert  zum  Verschluß  der 
großen  Gitter  treffliche  in  Eisen  geschnittene  Fallriegel  gefertigt,  auf  die 
bei  dieser  Gelegenheit  noch  einmal  hingewiesen  sei  (eine  größere  Anzahl 
von  Beispielen  ist  abgebildet  in  der  Zeitschr.  d.  MUnchener  Kunstgewerbe- 
vereins 1895,  Beilage  S.  13  f.).  Auch  eine  Reihe  guter  spanischer  Tür- 
klopfer  und  besonders  Beschläge  von  Kabinetten  sind  aus  derselben  Zeit 
erhalten. 

Nichts  wesentlich  Neues  bieten  die  Eisenbeschlagarbeiten  Italiens 
Dach  der  Mitte  des  Jahrtausends. 

In  nicht  geringem  Umfange  wurde  auch  im  16.  und  17.  Jahrhundert 
das  Eisen  zu  Beleucbtungsgeräten  verarbeitet. 


192  16.  und  17.  JabrbuDdert. 

In  Deutschland,  das,  wie  gezeigt  wurde,  auf  diesem  Gebiete  der 
SchmiedekuDst  schon  im  15.  Jahrhundert  eine  Vorrangstellung  einnahm, 
wurden  auch  die  besten  erhaltenen  Lichtkronen  des  16.  Jahrhunderts  ge- 
fertigt. Die  beiden  schönsten,  untereinander  fast  gleichen  deutschen 
Kronleuchter,  deren  Entstehung  man  in  das  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
ansetzt,  schmücken  den  Friedenssaal  im  Rathaus  in  Münster  i.  W.  (Fig.  141, 
S.  192)  und  den  Friedenssaal  im  Rathaus  in  Osnabrück.  (Näheres  bei 
Kisa,  der  .Friedenssaal"  in  Osnabrück,  in  Zeitschrift  des  Kunstgewerbe- 
Vereins  München  1894.) 


Fig.  111.    EroDleachtar  in  MUnster  i.  W.    S.  isa. 

Eine  große,  aus  vier  übereinander  angeordneten  Reifen  gebildete  Licht- 
krone, die  im  Jahre  1507  gestiftet  wurde,  befindet  sich  außer  einer  älteren 
früher  erwähnten  im  Baiherstädter  Dom. 

Im  Dome  zu  Brandenburg  befindet  sich  außer  einem  schönen  ver- 
goldeten Radleuchter  vom  Jahre  1539  noch  ein  eigenartiger  Bogenleuchter 
derselben  Zeit,  bei  dem  die  Kerzenbalter  über  einem  hochkantstehenden 
HalbkreisbOgel  befestigt  sind. 

Im  allgemeinen  gab  man  damals,  nicht  nur  in  Deutschland,  den 
Messingkronleuchtem  entschieden  den  Vorzug,  wie  die  übergroße  Menge 
der  erhaltenen  Beispiele  erkennen  läßt. 

Außerhalb  Deutschlands  sind  nur  wenig  erwähnenswerte  Kronleuchter 
aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert  erhalten. 

In  den  Niederlanden  dürfte  der  mit  dem  Drachen  bekrönte  in 
St,  Bavo  in  Gent  der  wichtigste  sein. 


Licht|;erftte,  Verschiedene  Länder.  193 

Das  Cluny-Museum  in  Paris  besitzt  einen  Kronleuchter  aus  po- 
liertem Eisen,  der  angeblich  fUr  Ludwig  XIV.,  jedenfalls  in  der  zweiten 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts,  gefertigt  wurde. 

f^iseme  Wachskerzen  Ständer,    Totenleuchter,    Oitterleucbter ,    Altar- 
leuchter, Wandleuchter  und  Tisch- 
leuchter sind   in  Deutschland 
auch  aus  dem  16.  und  17.  Jahr- 
hundert zahlreich  erhalten. 

Im  Aufbau  gleichen  sie  im 
allgemeinen  den  älteren,  nur  die 
MaßwertmotiTe  sind  verdrängt 
von  Rundeisenranben,  die  in  ihrer 
Ausgestaltung  die  gleichen  Wand- 
lungen erfahren,  auf  die  bei  den 
Gittern  hingewiesen  wurde.  Von 
kllnstleriscber  Bedeutung  sind  sie 
nur  in  selteDsten  Fällen;  beson- 
ders  erwähnt  sei  nur  der  treff- 
liche Qitterleuchter  der  Pfarr- 
kirche io  Geisenkeim  im  Rhein- 
gau aus  der  Zeit  um  1600. 

Die  Kerzen  stand  er  lehnen 
sich  im  Aufbau  an  die  antiken 
Kandelaber  an,  die  zwar  in  der 
Regel  in  Bronzeguß  ausgeführt 
waren,  aber  wie  das  selten  schöne 
und  bereits  erwähnte  Beispiel  im 
Uuseum  zu  Pompeji  beweist,  auch 
bisweilen  schon  im  Altertum  in 
Eisen  geschmiedet  wurden. 

£in  schlanker,  unten  zumeist 
mit  lanzettförmigen  Blättern  um- 
hQllter,  oben  scbranbenartjg  ge- 
wundener Mittelstamm   wird  von 

drei   FUßen   getragen    und    oben 

1    1  ..  ^-  11.     11    o  Fig.l«,    FfnsterteuchWr  in  Bureoa-    S.  is9. 

Ton  emem  kelcbartigen  Abschlutt 

mit  Platte  und  Dom  bekrönt.   Auch  bei  diesen  Geräten  zeichnen  sich  die 
älteren  den  jüngeren  gegenüber  durch  eine  kraftvolle  Einfachheit  aus. 

VieUeicht  der  größte  und  schönste  eiserne  Kandelaber  —  ein  Teneber- 
leuchter  — ,  der  im  16.  Jahrhundert  geschaffen  wurde,  ist  eine  spanische 
Arbeit  und  in  der  Kathedrale  von  Surgos  erhalten  (Fig.  142,  S.  193). 

Die   Schmied  eisernen  Wandarme,    die   in   Deutschland   bis   gegen 
LSer,  Unedle  HeUlle.  13 


194  16'  unii  1'?'  Jahrhundert. 

das  16,  Jahrhundert  nur  selten  angefertigt  wurden,  kamen  seitdem  immer 
mehr  in  Aufnahme,  und  zahlreiche  treffliebe  Beispiele  sind  besonders  aus 
dem  17.  Jahrhundert  in  allen  deutschen  Ländern  erhalten.  Sie  dienten 
den  verschiedensten  Zwecken.  An  den  Innungs-  und  Wirtshäusern  trugen 
sie  die  Gi Idenabzeichen  und  die  Xamenschilder,  innerhalb  und  außerhalb 
der  Gebäude  fanden  sie  sich  als  Träger  von  Laternen.  Seltener  ^nu-den 
sie  auch  damals  in  Deutschland  über  den  Tauf  kesseln  angebracht,  um 
deren  Deckel  zu  tragen  (Beispiel  in  der  Nikolaikirche  in  Lemgo).  In  der 
Gestaltung  zeigen  sie  im  Norden  und  Süden  Deutschlands  große  Ver- 
wandtschaft,   hl  der  Regel  wurde  eine  schlichte,   weit  vorn^^ende,  vorn 


Fig.  US.    Wandarm  im  SeeachlaS  Ort.    S.  IM. 

hochgebogene  und  in  eine  Spindelblume  oder  dergleichen  auswachsende 
Schiene  von  einer  aus  Kundeisen  geschmiedeten  Rankenkonsole  gestützt 
und  schr^  seitlich  mit  der  Wand  verbundene  Stäbe  verleihen  den  Armen 
Halt  gegen  den  Druck  des  Windes.  Vorn  hängt  das  mehr  oder  minder 
reich  umrahmte  Schild  mit  aufgemalten  Abzeichen  und  Namen  oder  Em- 
blemen, die  die  Bestimmung  des  Hauses  kundgeben  (Fig.  143,  S.  194). 

In  den  Niederlanden  finden  sich  diese  Arme,  wie  schon  im  15.  Jahr- 
hundert, in  äußerst  kräftiger  Ausführung  auch  im  16.  und  17.  Jahrhun- 
dert, besonders  als  Träger  der  Taufkesseldeckel.  In  der  Großen  Kirche 
in  Breila  hat  sich  ein  schönes  Beispiel  aus  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts erhalten.  Trefflich  ist  auch  der  Arm  in  St.  Martin  zu  Ypern 
und  der  schon  dem  17.  Jahrhundert  angehörende  Arm  in  der  Hauptkircbe 
von  Bixmunde  (1626).  Einer  der  schönsten  erhaltenen  Wirtshausarme 
dieser  Zeit  Überhaupt  dürfte  der  am  sogen.  Freitagsmarkt  in  Brügge  sein 
(Fig.  144,  S.  195). 

Erwähnt   sei  schließlich   noch  ein  Leuchterwandarm   in  der  Frauen- 


Wandarme  und  Grabkrence.  195 

kirche  in  Brügge,  der  im  Jahre  1700  von  dem  auch  durch  andere  Ar- 
beiten bekannten  Meister  Jan  ßjckam  gefertigt  wurde  und  in  Form  einer 
mit  Üppigem  Akanthuslaub  ausgestatteten  Terzweigten  Kanke  gestaltet  ist. 
In  Frankreich  und  England  sind  erhaltene  Schmiedeisenwandarne 
aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert  nicht  nachweisbar.  Zahlreiche  Ent- 
würfe lassen  aber  darauf  schließen,  daß  wenigstens  in  Frankreich  Werke 
dieser  Art  nicht  unbekannt  waren.  Es  sei  nur  hingewiesen  auf  die  Stiche 
des  Andr.  Ducerceau,  des  Math.  Jousse,  des  Jean  Le  Fautre  und  des 
Mich.   Hast^. 


Flg.  IM,   Wuidinn  am  Freitagamarkt  In  BrOgge.    8.  IM. 

Schon  früher  wurde  einmal  auf  schmiedeiseme  Grabkreuze  hingewiesen, 
hier  mag  noch  hinzugefügt  werden,  daß  sie  seit  dem  16.  Jahrhundert  in 
großer  Zahl  im  südlichen  Deutschland  und  den  Alpenländem 
gefertigt  wurden  und  erhalten  sind.  Auch  ihre  schmUckende  Ausge- 
staltung geschah  im  16.  und  17.  Jahrhundert  fast  ausnahmslos  mit  Kund- 
eisenranken, deren  Einzelformen  sich  in  gleicher  Weise  wie  bei  den 
Gittern  wandeln. 

In  einer  interessanten  Studie  über  die  schmiedeisemen  Grabkreuze  in 
Tirol  (von  Demminger  in  der  Zeitschrift  Kunst  und  Kunsthandwerk 
1899,  S.  291  f.)  weist  der  Verfasser  darauf  hin,  daß  diese  Kreuze  zuerst 
nicht,    wie   Grabsteine,   bestimmten   Personen   geweiht   wurden,    sondern 


\QQ  16.  und  17.  Jahrhondert 

an  den  Enden   der  Gräberreihen   als   Ständer  für  WeÜLwasserkessel  auf- 
gestellt waren. 

In  allen  Teilen  Deutschlands  und  ebenso  in  den  auBerdeutschen  Län- 
dern behielt  dann  das  Eisen  seine  Wertschätzung  fUr  aller  Art  Kamin- 
und  Herdgerät.  Auch  ganit  aus  Schmiedeisen  gefertigte  oder  mit  ge- 
schmiedeten!  Rankenwerk  verzierte  Oefen  sind  aus  dem  17.  Jahrhundert 
erhalten ,  z.  B.  auf  Schloß  Rötheistein  bei  Admont  aus  der  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts. 

Kunstreich  geschmiedete  GlockenstOhle 
sind  weiter  als  Arbeiten  der  Eisenschmiede 
anzuführen;  waren  sie  in  zierlicher  Form  an 
den  Haustüren  der  Wohnhäuser  angebracht, 
wurde  auch  die  Zugstange  und  der  Handgriff 
nicht  selten  reicher  geschmückt. 

Aus  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts haben  sich  einige  trefflich  ge- 
schmiedete, als  Pokale  oder  Innungszeichen 
der  Schlosser  verwendete  sehr  große  Schlüs- 
sel erhalten.  Einer  dieser  Schlüssel,  der  sich 
im  Mainzer  Museum  befindet,  wurde  von 
Michael  Platter  im  Jahre  1662  gefertigt. 
Ein  besonders  schönes  Beispiel  im  Mfln- 
chener  Nationalmuseum  stammt  aus 
einer  Zunftstube  in  TJnterfranken  und  wurde 
im  Jahre  1680  hei^estellt  (Fig.  145,  S.  106). 
Auch  in  Kopenhagen  hat  sich  solch  ein 
Innungsschlüssel  vom  Jahre  1669  erhalten. 
Als  seltene  Werke  deutscher  Schmiede- 
kunst mögen  ein  Jagdfalkenbauer  im  Besitz 
F'    US    zunftachiüssei  ^^^    Berliner    Kunstgewerbemuseums 

ans  Franken,  jwut*™,  jfBt.-M«.  aus  der  zweiten  Hälfte  des  16,  Jahrhunderts 
und  eine  10  Meter  hohe  GartenpTramide  aus 
Billwärder  bei  Hamburg  (jetzt  vor  dem  Hamburger  Museum  fOr 
Kunst  und  Gewerbe  aufgestellt),  in  der  Zeit  um  1700  entstanden, 
nicht  unerwähnt  bleiben. 

Ausführlicher  gewürdigt  zu  werden  verdienten  die  besonders  in 
Deutschland,  den  Niederlanden  und  Frankreich  im  16.  und  17,  Jahr- 
hundert oft  überaus  reizvoll  in  Schmiedeisen  gestalteten  Hausanker,  Ea- 
minaufsätze,  Turmkreuze,  W^etterfahnen,  Dachrinnenarme  und  dergleichen, 
doch  der  Hinweis  muß  genügen. 

Von  kirchlichen  größeren  Schmiedeisenarbeiten  aus  derselben  Zeit 
wurden  bereits  einige  Kanzeln  in  spanischen  Kirchen  angeführt. 


Verschiedene  Geiftte.  197 

FQt  die  Jakobskirche  in  Boskowitz  in  Mähren  wurde  im  Jahre  1626 
TOD  dem  Schlosser  Fiota  Sylvester  aus  Chiavenna  eine  Kanzel  an- 
gefertigt, die  nach  der  Fiiialkirche  Allerheiligen  verbracht  und  dann  durch 
eine  andere  ersetzt  wurde. 

Opferstöcke  und  Weihbeckenständer  mögen  ebenfalls  genannt  sein  als 
Arbeiten  der  Schmiede  in  Deutschland. 

Die  ursprünglich  wohl  allein  zur  Herstellung  der  Hostien  in  den 
Kirchen  und  Klöstern  verwen- 
deten Oblateneisen  (s.  S.  40) 
wurden  in  jUngerer  Zeit  auch 
in  den  Familien  zur  Herstellung 
von  Adventskuchec  und  der- 
gleichen gebraucht.  Zahlreiche 
Beispiele     mit      eingegrabenen 

Wappen,  Inschriften  und  christ- 
lichen Symbolen   sind  in  guter 

AusfDhruQg    aus    dem    16.  und 

17.  Jahrhundert   erhalten,    wie 

nicht    unerwähnt    bleiben    soll. 
Von   den    schmiedeisemen 

Gebrauchsgeräten      Italiens 

mag   hier   noch   besonders   der 

Becken  Ständer  gedacht  werden. 
Die    bald    zur    Aufnahme 

wärmender     Holzkohlen ,     bald 

als  WaschgeßtBe  hergerichteten 

Kupfer-     oder     Messingbecken 

ruhten    in    der    Zeit    bis    zum 

16.  Jahrhundert    zumeist     auf 

einem    dreiftlßigen   tischartigen 

Bisen gestelle,  von  dessen  kräf- 
tigem Mittelstamme  auch  nach 
"  Fig.  11«,    B ecken stftnüer  des  16.  Jahrhunderts 

oben    hin    drei   Arme    auswach-  in  Mlena,  Casa  di  S.  Caterlna.    S.  187, 

sen,  deren  wagerechte  Verbin- 
dungen oben  die  Unterlage  für  das  Becken  bilden  (Fig.  146,  S.  197). 
Oftmals  ist,  wie  z.  B.  bei  einem  in  London  befindliehen  Beispiele,  das  Becken 
Ton  einem  hochaufgerichteten  Arme  Überragt,  der  an  einem  Haken  eine 
Lampe  oder  ein  Räuchergefäß  tragen  sollte.  Die  Behandlung  der  Einzel- 
fonnen  erinnert  an  die  Pferderinge  der  Paläste  und  in  den  Zwickel- 
(QUungen  an  die  durchbrochenen  Blechfriese  der  älteren  Maßwerkgitter. 
Bei  den  jQngeren  Beckenständem ,  besonders  bei  denen  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts,  vereinigen  sich  in  der  Regel   die  Füße  und  das   obere 


198  16.  und  17.  Jahrhundert. 


Traggertist  nicht  an  einem  geraden  Mittelgliede.  Die  Ftiße,  jetzt  oft  vier, 
steigen  bei  diesen  vielmehr  in  bewegter  Linienführung  von  unten  nach 
oben  auf,  werden  durch  einzelne  Ringe  oder  dergleichen  zusammengehalten 
und  die  Zwischenräume  oft  in  reichster  Weise  mit  zierlich  geschmiedeten 
Ornamenten  gefüllt. 

An  die  Stelle  der  tragbaren  Heizbecken  trat  in  Italien  in  großen 
vornehmen  Häusern  der  Kamin;  auch  zu  seiner  Ausstattung  wurde  in 
Italien  gern  das  Schmiedeisen  verarbeitet.  Die  zur  Aufnahme  der  Holz- 
scheite bestimmten  Feuerböcke  sind  in  kunstvoller  Ausgestaltung  zahlreich 
erhalten,  seltener  finden  sich  die  zugehörigen  Schüreisen  und  Zangen  in 
reicherer  Schmiedeisenarbeit;  eine  vollständige  Eamineinrichtung  mit  Eisen- 
geraten  ist  z.  B.  in  Florenz  im  Bargello,  dem  jetzigen  Nationalmuseum, 
erhalten. 

Eisenfein-  Aus  allen  diesen  doch  überwiegend  mit  den  groben  Werkzeugen  des 
arbeiten,  gchmiedes  und  Schlossers  gefertigten  Eisenarbeiten  fallt  eine  umfangreiche 
Gruppe  oft  mit  raffiniertester  Feinheit  geschaffener  Eisenwerke  heraus, 
die  zu  allermeist  ohne  eine  praktische  Bestimmung  nur  als  Prunkstücke 
bestimmt  waren  oder  auch,  ähnlich  wie  es  bei  den  reichen  Schloßbeschlägen 
erwähnt  wurde,  als  Meisterstücke  entstanden. 

Die  vornehmsten  Techniken,  die  bei  diesen  Arbeiten  in  Anwendung 
kamen,  waren  der  Eisenschniit,  das  Aetzen  und  die  Tauschierung,  die  an 
einzelnen  Stücken  in  vollendetster  Darstellungskunst  vereinigt  zu  bewun- 
dem sind. 

Deutschland  und  Italien  sind  die  Ursprungsländer  fast  aller 
bedeutenden  Arbeiten  der  Art  und  Zeit,  und  in  Deutschland  kommen 
wohl  allein  Nürnberger  und  Augshurger  Künstler  in  Betracht.  Die  Glanz- 
werke der  Waffen-  und  HamischkünsÜer  würden  im  Grunde  dieser  Gruppe 
beizurechnen  sein,  doch  sie  würden  über  den  Rahmen  dieser  Schrift 
hinaus  gehen.     Arbeiten  anderer  Art  sind  hier  kurz  zu  betrachten. 

Die  künstlerisch  und  technisch  hervorragendste  Leistung  dieser  Zeit 
dürfte  ein  in  Eisen  geschnittener  Lehnstuhl  sein,  der  bezeichnet  ist: 
«Thomas  Ruker  fecit  1574*^  und  sich  seit  dem  18.  Jahrhundert  in  Enjg- 
land  in  Privatbesitz  befindet.  Ueber  den  Künstler  ist  nicht  mehr  be- 
kannt, als  daß  er  in  Augsburg  gelebt  hat.  Die  Geschichte  des  Stuhles 
steht  jedoch  fest.  Er  wurde  von  der  Stadt  Augsburg  dem  Kaiser  Rudolf  II. 
geschenkt,  im  Jahre  1648  wurde  er  von  den  Schweden  aus  Prag  entführt 
und  durch  eine  schwedische  Familie  später  nach  England  gebracht.  In 
über  130  Feldern  findeil  sich  daran  Szenen  aus  dem  Leben  Rudolfs  11. 
(nach  anderen  Angaben  Darstellungen  aus  der  Geschichte  Roms)  und 
aus  dem  Alten  Testament  (nähere  Angaben  und  Abbildungen  in:  The 
Art  Journal  1898,  S.  298  ff.). 


Eisenf einarbeiten,  Deutschland.  199 

EiD  höchst  achtbares  deutsches  Werk,  das  angeblich  im  Jahre  1588 
gefertigt  wurde,  ist  eine  eiserne  Truhe  aus  der  Ambraser  Sammlung  in 
Wien.  Der  auf  einer  von  vier  EugelfÜßen  getragenen  kräftigen  schlichten 
Platte  ruhende,  etwa  würfelförmige  Körper  ist  an  den  senkrechten  Kanten 
mit  gedrungenen  dorischen  Säulen  besetzt  und  den  postamentartig  aus- 
gebildeten Deckel  krönt  ein  Ritter  zu  Pferde.  Die  Vorderseite  ist  kassetten- 
artig profiliert  und  trägt  einen  wohlgebildeten  Schloßkasten.  Zur  Oeffnung 
ist  die  Kenntnis  des  komplizierten  Mechanismus  erforderlich.  Die  in  den 
Formen  sehr  eigenartig  antikisierend  gestaltete  Kassette  ist  ganz  bemalt 
und  mit  verschiedenen  Aufschriften  versehen,  deren  Zuverlässigkeit  jedoch 
ebenso  wie  die  angegebene  Jahreszahl  nicht  ganz  unzweifelhaft  zu  sein 
scheint. 

Das  bedeutendste  Werk  deutscher  Eisenätzkunst  des  16.  Jahrhunderts 
dürfte  die  mit  zahlreichen  und  überaus  reich  und  schön  ornamentierten  Hilfs- 
teilen ausgestattete  Ziehbank  sein,  die  der  Bezeichnung  nach  im  Jahre  1565 
f&r  den  Kurfürsten  August  I.  von  Sachsen  gefertigt  und  durch  eine  allem 
Anscheine  nach  frevelhafte  Unbedachtsamkeit  als  total  verschmutztes  und 
wertlos  verachtetes  Stück  in  Dresden  veräußert  und  vor  einer  Reihe  von 
Jahren  in  den  Besitz  des  Gluny-Museums  in  Paris  gelangt  ist  (vergl. 
Aufsatz  von  Champeaux  in  Revue  des  arts  d^coratifs  1882 — 1883, 
S.  77  ff.).  Ueber  die  Herkunft  dieses  köstlichen  Werkes  hat  bisher  nichts 
ermittelt  werden  können,  doch  dürfte  wohl  auch  hier  ein  Nürnberger  oder 
Augsburger  Künstler  anzunehmen  sein.  Im  Königlichen  Museum  in 
Dresden  befinden  sich  noch  einige  gleichartig  verzierte  Werkzeuge  und 
auch  etliche  Vorlegemesser. 

Kleinere  Kassetten,  teils  ganz  aus  Eisen,  teils  aus  Holz  mit  Eisenbelag 
und  reichem  geätzten  Schmuck,  sind  in  Deutschland  zahlreich  aus  dem 
16.  Jahrhundert  erhalten. 

Im  17.  Jahrhundert  entstanden  in  Deutschland  Feinarbeiten  in  Eisen 
von  der  künstlerischen  Vollkommenheit  der  älteren  nur  noch  wenige.  Die 
Aetztechnik  wurde  seltener  geübt,  nur  im  Eisenschnitt  erreichten  einige 
Künstler  ein  virtuoses  Können.  Der  berühmteste  unter  ihnen  war  Gottfried 
Leigebe,  über  den  schon  ältere  Quellen,  wie  Andreas  Grulden  in 
seiner  Fortsetzung  der  Neudörferischen  Nachrichten  (um  1602),  Doppel- 
mayr,  Historische  Nachrichten  (1730)  und  Sandrart  in  der  „Akademie^ 
ausführlich  berichten. 

Doppelmayr  gibt  an,  daß  Leigebe  im  Jahre  1630  zu  Freistadt  in 
Schlesien  geboren  wurde  und  im  Jahre  1645  nach  Nürnberg  kam.  Hier 
fertigte  er  ein  jetzt  in  München  verwahrtes  Schachspiel,  dessen  weiße 
Figuren  in  Silber  und  dessen  schwarze  in  Eisen  geschnitten  -waren.  Seine 
Hauptwerke  sind  die  aus  schweren  Eisenklötzen  herausgearbeiteten  Reiter- 
statuetten Kaiser  Leopolds  (in  Kopenhagen)^  König  Karls  H.  von  England 


200  16-  und  17.  Jahrhundert. 

(in  Dresden)  und  des  KurfUrsten  Friedrich  Wilhelm  von  Bmadenburg  (ia 
Berlin),  in  dessen  Dienste  er  1668  trat.  Auch  zahlreiche  kleinere  Eisen» 
schnittarbeiten,  wie  Degengefäße  und  Knäufe,  Hirschfängergriffe  u.  a.  m., 
gingen   aus  seiner  kunstgeUbten   Hand  hervor   und  sind  zum   Teil    noch 


Bchreibkassette,  Italien  II 


nachweisbar  (nähere  Angaben  Über  den  KUnstler  sind  zusammengestellt 
bei  BrQnnig,  Die  Schmiedekunst.  Leipzig,  H.  Seemann  1902,  S.  67  ff.). 
Neben  Leigebe  muß  der  schon  früher  genannte,  im  Jahre  1648  ge- 
borene Bartholomäus  Hoppert,  der  seit  1677  in  Nürnberg  tätig  war,  ein 
sehr  geachteter  EisenkUnstler  gewesen  sein.  Als  sein  Haupt-  und  Meister* 
werk   bezeichnet  Doppelmayr  eine  auch  in  seinem  Werke  abgebildete 


Eisenfeinarbeiten,  Frankreich.  201 

Kassette,  die  für  1000  Taler  angekauft  und  dem  Kaiser  Leopold  geschenkt 
wurde.  In  den  Einzelformen  ist  bei  dieser  Arbeit  ein  französischer  Einfluß 
unverkennbar,  was  leicht  dadurch  zu  erklären  ist,  daß  Hopp  er  t  mehrere 
Jahre  im  Dienste  Ludwigs  XIV.  tätig  war. 

Das  Museum  in  Kassel  besitzt  ein  kleines  in  Eisen  geschnittenes  Hoch- 
relief des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg,  das  bezeichnet 
ist:  i,Jusso  fecit  1677.* 

Die  italienischen  Arbeiten  dieser  Gruppe  sind  zumeist  noch  reicher 
und  zierlicher  durchgebildet  als  die  deutschen.  Die  Flächen  und  Reliefs 
sind  bei  ihnen  gewöhnlich  noch  mit  Einlagen  in  Grold  und  Silber  aus- 
gestattet. 

Eines  der  prachtvollsten  Beispiele  dieser  Art  ist  eine  als  Schreib- 
kasten bestimmte  Kassette  im  k.  k.  Museum  in  Wien^  die  im  Jahre  1567 
von  Joseph  de  Vici  geschaffen  wurde  (Fig.  147,  S.  200). 

Mailand  war  besonders  wegen  solcher  Arbeiten  im  16.  Jahrhundert 
berühmt  und  als  dort  entstanden  gelten  z.  B.  eine  im  Besitz  des  South 
Kensington-Museums  in  Lofidon  befindliche  Spiegelfassung  und  ein 
Schachbrett. 

Ob  eine  durch  die  letzte  Pariser  Weltausstellung  weiten  Kreisen  be- 
kannt gewordene,  blank  polierte  Eisenstatuette  Ludwigs  XIV.  als  ein  in  der 
Technik  Leigebes  aus  dem  vollen  geschnittenes  französisches  Werk  an- 
gesehen werden  darf,  steht  nicht  unzweifelhaft  fest.  Man  weiß  aus  An- 
gaben Davilers  in  seinem  Cours  d'Architecture  vom  Jahre  1691,  daß  man 
damals  in  Frankreich  bereits  ein  schmiedbares  Gußeisen  herzustellen  ver- 
stand, das  der  Nachziselierung  keinerlei  Schwierigkeiten  bot.  Da  weiter 
bekannt  ist,  daß  am  Hofe  Ludwigs  XIV.  einmal  eine  in  Eisen  gegossene 
Statuette  als  eine  höchst  erstaunliche  Leistung  der  Kunsttechnik  bewundert 
worden  ist,  liegt  die  Annahme  nahe,  daß  es  sich  um  jenes  jetzt  in  Privat- 
besitz befindliche  Werk  handelt. 

Einige  andere  größere  französische  Eisenschnitt-  oder  Tauschier- 
arbeiten aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert  waren  auf  der  Ausstellung  des 
Burlington  Fine  Arts  Club  im  Jahre  1900  zu  sehen,  darunter  besonders 
eine  Kassette  mit  dem  Mediciwappen. 

Von  den  wenigen  nachweisbaren  englischen  Eisenfeinarbeiten  sei 
eine  Holzkassette  angeführt,  die  auf  einem  Samtbezuge  mit  zart  durch- 
brochenen eisernen  Rankenmustem  bedeckt  ist.  Sie  befindet  sich  im 
Besitze  des  Berliner  Kunstgewerbemuseums  und  dürfte  aus  dem 
Nachlasse  der  im  Jahre  1694  gestorbenen  Königin  Maria,  der  Gemahlin 
Wilhelms  IH.,  stammen,  worauf  das  in  das  Ornament  eingefügte  Mono- 
gramm und  andere  Anzeichen  hindeuten. 


202  18.  Jahrhundert. 


Achtzehntes  Jahrhundert. 

Im  18.  Jahrhundert  ist  der  deutschen  Schmiedeisenkunst  nach  umfang 
und  künstlerischem  Werte  nur  die  französische  an  die  Seite  zu  stellen, 
in  allen  übrigen  Ländern  entstanden  nur  Eisenarbeiten  von  mäßiger 
Bedeutung. 

Die  Aufgaben  der  Schmiede  änderten  sich  im  18.  Jahrhundert  nicht 
sonderlich.  Mehr  noch  wie  vorher  sind  die  bedeutendsten  Schöpfungen 
der  Eisenmeister  im  Gebiete  der  Gitterschmiedekunst  zu  suchen.  Die  in 
den  beiden  vorhergehenden  Jahrhunderten  so  meisterlich  geübten  Techniken 
des  Schneidens,  Aetzens  und  Tauschierens  wurden  selten  und  nur  bei 
Gegenständen  geringer  Größe  angewendet.  Auch  eiserne  Beschläge  finden 
sich  an  Türen  dieser  Zeit  nur  ausnahmsweise  und  an  Möbeln  so  gut  wie 
gar  nicht  mehr.  Entschiedener  als  in  den  vorhergehenden  Jahrhunderten 
traten  im  18.  Jahrhundert  kurz  aufeinander  folgende  Wandlungen  des 
Formgeschmackes  auch  an  den  Schmiedeisenarbeiten  hervor. 

Im  Beginne  des  Jahrhunderts,  bis  um  das  Jahr  1715,  blieben  in  den 
deutschen  Gittern  mit  spitzzackigem  Akanthuslaubwerk  besetzte  Banken 
das  fast  allein  herrschende  Ziermotiv.  Dann  zeigten  sich  in  dem  jetzt 
durchgehends  aus  vielfach  flachen  Vierkantstäben  gebogenem  Rankenwerk, 
meist  als  Verbindung  zweier  im  Gegensinne  gerollter  Windungen,  gerade, 
meist  etwas  breitere  profilierte  Glieder,  und  während  solche  gradlinigen 
Elemente  in  den  Gittern  immer  weiteren  Raum  einnahmen,  traten  die 
Spiralen  zurück  und  schrumpften  zu  C-Schnörkeln  mit  zugleich  schmäler 
gewordenen  Blättern  zusammen.  Andere  Elemente,  wie  mit  Rosetten  be- 
setzte, aus  fiachen  gekreuzten  Stäbchen  gebildete  Gittermuster,  weiter 
palmettenartige  Bildungen,  Blumen  in  fast  natürlichen  Formen,  Baldachine 
und  andere  Architekturmotive,  Vasen  ^.  Wappen  und  Getier  wurden  in  die 
Muster  hineinkomponiert. 

Die  Vorstufen  dieser  eigenartigen  Ornamentik  sind  in  Deutschland 
weit  zurückzuverfolgen ;  eine  nahe  verwandte,  zwar  mehr  gelockerte  Kom- 
positionsweise fallt  besonders  auf  bei  einer  Reihe  von  Gittern  aus  der 
Mitte  des  17.  Jahrhunderts.  Wenn  man  trotzdem  französischen  Werken 
den  entscheidensten  Einfluß  auf  die  Entwicklung  dieser  Ornamentik  bei- 
mißt,  so  darf  das  nur  auf  die  unmittelbaren  Vorstufen  bezogen  werden, 
die  ihrerseits  zweifellos  nicht  unabhängig  von  älteren  deutschen  Zierformen 
entstanden  waren. 

Der  starke  französische  Einfluß  auf  die  deutsche  Schmiedeisenoma- 
mentik  des  18.  Jahrhunderts  wurde  besonders  genährt  durch  die  damals 
zahlreich   in  Anlehnung  an  die  schon  früher  angeführten  Vorbilderstiche 


französischer  Meister  in   Deutschland,  besonders   in  Augsburg    veröffent- 
lichtea    Stichfolgen   (näheres    über    die    Stecher   und    ihre    Arbeiten    bei 


Bröning,  Die  Schmiedeknnst,  Leipzig  1902,  S.  72  und  folgende).   Durch 
die  damals  auch  in  Deutschland  teils  ron  Berufstechem ,  teils  von  zeich- 


204  18.  Jahrhundert  bis  um  1715. 

nerisch  geschulten  Schlossern  entworfenen  Vorlagen  wurde  schon  damals 
für  das  Ornament  der  Zeit  von  etwa  1715 — 1745  die  heute  wieder  auf- 
genommene Bezeichnung  „Laub-  und  Bandelwerk*"  verbreitet. 

Gegen  die  Mitte  des  Jahrhunderts  setzte  dann  die  mit  dem  Namen 
Rokoko  belegte  Eunstperiode  ein. 

Die  geradlinigen  Elemente  wurden  aus  dem  Inneren  der  Omament- 
massen  mehr  und  mehr  verdrängt  und  C-Schnörkel  an  C-Schnörkel  g^e- 
reiht.  Die  schlanken  zackigen  Blätter  wurden  zumeist  breiter  und  lappiger, 
oft  muschelartig  gestaltet  und  wuchsen  dann  hahnenkammartig  aus  den 
Eurvenstäben  hervor. 

Gegen  Ende  des  Jahrhunderts,  anscheinend  in  den  Siebzigerjahren, 
setzte  auch  in  Deutschland  bei  den  aus  jener  Zeit  verhältnismäßig  sehr 
spärlich  erhaltenen  Schmiedeisengittem  eine  heftige  Reaktion  gegen  den 
Ueberreichtum  der  Eurvenornamentik  ein.  üeberwiegend  geradliniges 
Stabwerk  in  einfachsten  Eombinationen  mit  wenigen  antikisierenden  Zier- 
formen ausgestattet,  kennzeichnet  den  Geschmack  dieser  Zeit. 

Die  Schmiede  der  westlichen  und  südlichen  deutschen 
Landesteile  zeigen  sich  im  18.  Jahrhundert  mehr  wie  in  den  vorher- 
gehenden Jahrhunderten  ihren  norddeutschen  Handwerksgenossen  überlegen. 

Von  den  Gittern  aus  dem  Beginne  des  18.  Jahrhunderts,  bei  denen 
also  noch  die  mit  Akanthuslaub  besetzten  großen  Spiralranken  das  Haupt- 
ftlUmotiv  bilden,  sollen  die  wichtigeren,  einigermaßen  zuverlässig  datier- 
baren  nur  angeführt  werden. 

Ein  perspektivisch  komponiertes  Gitter  dieses  Typus  befindet  sich  in 
der  Stiftskirche  von  Ellwangen  vor  der  im  Jahre  1701  gestifteten  Nepo- 
mukkapelle.  Vielleicht  das  bedeutendste  Beispiel  ist  das  ebenfalls  per- 
spektivische Gitter,  das  die  Ulrichskirche  in  Augsburg  nahe  dem  Eingange 
quer  durchteilt;  es  wurde  im  Jahre  1712  ausgeführt  (Fig.  148,  S.  203). 
Bemerkt  zu  werden  verdient  dabei,  daß  in  der  reichen,  in  Holz  geschnitzten 
Umrahmung  bereits  stark  die  Motive  der  folgenden  Periode,  das  Laub- 
und Bandelwerk,  in  den  Vordergrund  tritt.  Schon  früher  wurde  darauf 
hingewiesen,  daß  die  Schmiede  besonders  zähe  an  den  einmal  aufgenom- 
menen Formen  festhalten. 

Das  Gitter  am  Äugsburger  Merkurbrunnen  vom  Jahre  1716  ist  der- 
selben Gruppe  beizurechnen. 

Ein  Gitter  des  Rankentypus  mit  stumpfen  Blättern  in  der  alten  Ea- 
pelle  in  Begensburg^  das  angeblich  im  Jahre  1726  angefertigt  wurde, 
möchte  man  auch  eher  als  Arbeit  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
ansehen. 

In  Ulm  war  ein  Meister  Job.  VitusBunz  für  das  Münster  in  ähn- 
lichem Sinne  tätig. 

Ein  höchst  reizvolles  Gitter,  das  die  Jahreszahl  1716  trägt,  dient  als 


Gitter,  Deutschland.  205 

Kapellenabscbluß  in  der  Kirche  des  Stiftes  Stams  in  Tirol  (Fig.  149, 
S.  205).  Im  oberen  Bogenfelde  sind  in  anmutigster  Weise  die  Äkanthus- 
ranken  mit  natürlich  gebildeten  Blättern  und  BlQten,  besonders  zahl- 
reichen  Rosen,  untermischt. 


Pig.  U9.    CiHer  vom  Jahre  Uli  im  Stift  Stiims.     S.  a05. 

Mehrere  künstlerisch  vielleicht  noch  höher  stehende  Gitter  in  der 
Abtei  Wilten  bei  Innsbruck  durften  Ton  demselben  unbekannten  Meister 
ausgefabrt  worden  sein. 

In  St.  Florian  (Oberösterreich)   arbeitete   zu  Anfang   des    18.  Jahr- 


206  Zeit  um  1715—1745. 

'  hunderts  der  Schmied  Sebastian  Zierlewang  ftlr  das  frUher  genannte 
Kloster  vermutlich  in  gleichem  Formcharakter  (Abbildungen  standen  dem 
Verfasser  nicht  zur  Verfügung).  Von  seiner  Hand  entstand,  wie  ange- 
nommen wird,  das  im  Jahre  1704  in  der  Frauenkapelle  aufgestellte  Gitter 
und  sicher  im  Jahre  1705  die  beiden  Gruftgitter,  für  die  er  410  fl,  erhielt. 
Im  Park   des  jetzigen  Theresianum   in   Wien   befindet  sich   ein  per- 


Fie  l""'    Treppengitter  in  Aacben.    S.  ins. 

spektivisches  Akanthusrankengitter,  das  zur  Zeit  Karls  VI.  (1711 — 1740), 
Termutlicb  um  1715,  gefertigt  wurde. 

Prachtvolle  Scbmicdeleistungen  sind  die  ganz  zu  Anfang  des  Jahr- 
hunderts (1701)  entstandenen  Gitter  der  Klosterkirche  zu  Trebnite  in 
Schlesien. 

Etwas  rückständig  in  der  Formengebung  ist  das  vom  Stiftsschlosser 
Jakob  Majr  im  Jahre  1727  als  Abschluß  der  Hochbergschen  Kapelle 
in  der  Viuzenzkirche  in  Breslau  gefertigte  Gitter, 

Die  Periode  von  1715  bis  etwa  1745,  die  Zeit  der  Laub-  und 
Bandelwerkformen ,  bezeichnet  wohl  den  Höhepunkt  der  deutschen 
Schmiedekunst  des  18.  Jahrhunderts,    in  überreicher  Menge  entstanden 


Gitter,  Deutechland.  207 

an    zahlreichen   Orten    kUnstierisch    und    techniach    gleich   hervorragende 
Werke, 

Wenn  auch  das  sUdliche  Westdeutschland  in  dieser  Periode  an  Zahl 
bedeutenderer  Werke  hinter  den  südöstlichen  Landesteilen  zurücksteht,  so 


Fig.  i&l.    Gitter  in  W«inKiirten  i.  B.    ß.  lOH. 

siud  doch  auch  dort  eine  Reihe  trefflicher  Leistungen  zu  verzeichnen.  All- 
gemein kann  man  sagen,  daß  im  18.  Jahrhundert  in  Deutschland,  wie  schon 
früher  in  Frankreich,  filr  die  Residenzen  der  weltlichen  und  geistlichen 
Fürsten  die  reichsten  Schmiedewerke  entstanden.  Dementsprechend  verloren 
in  den  einzelnen  Landesteilen  manche  vorher  für  das  Schmiedehandwerk  be- 
sonders wichtigen  Städte  an  Bedeutung  und  andere  nahmen  ihren  Platz  ein. 


208  Zeit  um  1715—1745. 

Im  Niederrheiogebiete  und  in  Westfalen  sind  nur  wenige  bedeuten- 
dere Schmiedewerke  anzuftlliren.  An  erster  Stelle  beachtet  zu  werden 
verdient  hier  jedenfalls  die  Schmiedeisenausstattung  eines  Privathauses  in 
Aachen,  des  Hauses,  das  der  Bürgermeister  von  Wespien  um  das  Jahr 
1740  erbauen  ließ.  Die  schönen  Gitter  am  Balkon  und  im  Treppenhause 
(Fig.  150,  S.  20G)  sind  ihrer  Qesamtkomposition  nach  kaum  noch  in  den 
Kreis  des  Laub-  und  Bandelwerktypus  zu  rechnen,  doch  fehlt  anderseits 
noch  die  fUr  die  Folgezeit  so  charakteristische  Rokaillebildung. 

Im  mittel-  und  oberrheinischen  Gebiete   sind  bemerkenswerte, 
zuverlässig  datierbare  Gitter  ebenfalls  spärlich  erhalten. 


In  Mainz  befindet  sich  ara  großherzoglichen  Palast  aus  der  Zeit  1731 
bis  1739  ein  Balkongitter  im  Laub-  und  Bandelwerktypus. 

Ein  Tor  und  Gitter  vom  Jahre  1 742  im  Römer  zu  Frankfurt  a.  M. 
läßt  bereits  Form  Wandlungen  durchblicken,  die  einige  Jahre  später  zur 
allgemeinen  Herrschaft  kommen. 

Eines  der  schönsten  und  größten  rheinischen  Schmiedewerke  dieser 
Zeit  ist  das  wiederum  perspektivische  Torgitter  in  der  Kirche  von  Wein- 
garten (Kreis  Karlsruhe)  (Fig.  151,  S.  207). 

Noch  in  den  Zwanzigerjahren  (1727?)  entstand  das  große  Gitter  der 
Kirche  in  Scköntkal  i.  W.  (Fig.  152,  S.  208). 

Auch  die  Reihe  der  Konstanzer  Domgitter  wird  in  der  ersten  Hälile 
des  18.  Jahrhunderts  weiter  vervollsfändigt  (Fig.  153,  S.  209). 


Gitter,  RheJDgebiet 


Einige  vortreffliche  Laub-  und  Baadelwerkgitter  haben  sich  in  Zürich 
erhalten,  daranter  besonders  ein  ausgezeichnetes  Oberlicht  vom  Jahre  1726 
am  Hause   „Zum  Stein-Böcklin"  (Fig.  154,  S.  210). 


Fig.  1E3,    (iitter  io  KoDHliuiz,    S.  aas. 

Besonders  bemerkenswert  durch  seinen  reichen  Gitterschmuck  ist  das 
in  den  Jahren  1732—1735  erbaute  Rathaus  in  Schwäbisch  Eall.  Ein 
Gittertor,  Oberlichtgitter,  BalkonbrOstungen  und  Fensterkörbe  zieren  die 
Fassade. 

Lll«r.  unedle  HeUlle.  14 


210  Zeit  um  1715— 1745. 

In  den  Dreißigerjabren  begann  Würshurg  sich  zu  einem  glanzvollen 
Mittelpunkte  der  westdeutschen  Schmiedeisenkunst  zu  entwickeln. 

Wahre  Prachtwerke,  deren  bedeutendstes  leider  Terschollen  ist,  ent- 
standen für  das  damals  bischöfliebe  Schloß  und  den  Dom.  Daak  der 
sorgfältigen  Untersuchungen  BrUnings  in  meinem  schon  verschiedentlich 
genannten  Buche  ,Die  Schmiedekunst" ,  sind  wir  kaum  in  einem  anderen 
Falle  so  gut  unterrichtet,  wie  über  die  Entwicklung  der  Arbeiten  in  Würz- 
burg und  Ober  die  in  Betracht  kommenden  Künstler. 

Da  hier  nur  kurze  Angaben  möglich  erscheinen,  sei  auf  jene  Schrift 
besonders  hingewiesen  und  zur  Ergänzung  der  Abbildungen  auf  das 
Tafelwerk  von  F.  Ehemann,  Kunstschmiedearbeiten  aus  dem  IG.  bis 
18.  Jahrhundert,  Berlin  1884. 

Die  besten  Würzburger  Schmied ewerke  sind  Arbeiten  des  Job.  Georg 


Oegg  (1703—1780)  aus  Siltz  in  Tirol  und  des  Stadtschlossers  Markus 
Gattinger. 

Das  erste  größere  Scbmiedewerk,  das  dem  Meister  Oegg  zugeschrieben 
werden  darf,  ist  das  Gitter  der  SchÖnbornschen  Kapelle  am  Dom,  die  1736 
geweiht  wurde. 

Genauere  Nachrichten  sind  erhalten  über  das  1821  aus  gewissenlosem 
Unverstand  entfernte  Ehren hofgitter  vor  dem  Schlosse.  Der  Meister  be- 
gann im  Jahre  1737  damit,  und  es  scheint  1741  vollendet  gewesen  zu 
sein;  erhaltene  Stiebe  (Abb.  hei  Brflning  a.  a.  0.  S.  117)  geben  über 
seine  Gestalt  Auskunft.  Wie  auch  andere  Arbeiten  Oeggs  aus  dieser  Zeit 
erkennen  lassen,  arbeitete  der  Meister  damals  noch  überwiegend  in  den 
Formen  des  Laub-  und  Bandelwerks.  Die  Mehrzahl  der  erhaltenen 
Würzburger  Schmiedewerke  entstand  gegen  die  Mitte  des  Jahrhunderts 
und  in  den  folgenden  Jahrzehnten  im  Formkreise  das  Rokoko,  auf 
S.  227  wird  darüber  näheres  gesagt. 

Ab  Nürnberger  Arbeiten  des  Laub-  und  Bandelwerktypus  seien  das 
Gitter  auf  der  KarlsbrUcke  vom  Jahre  1728  und  ein  schönes  Oberlicht  im 


Gitter,  Franken  und  Bayern 


Manchener  Nationalmuseuin  mit  der  Jahreszahl  ll'dQ  genannt.  In 
Regensburg  ist  das  Toi^itter  von  St.  £mmeraii  ein  sehr  reiches,  dicht 
komponiertes  Werk  derselben  Art,  das  um  1733  gefertigt  sein  soll. 


212  Zeit  ÜB»  1715—1745. 

Das  Hauptwerk  dieser  Periode  in  Augsburg  ist  die  große,  nahe  am 
Eingange  in  der  Kreuzkirche  aufgestellte  Gitterschranke  (Fig.  155,  S.  211). 
Der  Stadtscblo.sser  Joh.  Mich.  Hoch  und  sein  Geselle  Job.  6.  Rummel 
haben  es  in  den  Jahren  1741 — 1744  verfertigt. 

Einige  schöne  Gitter  dieser  Zeit  sind  in  uad  um  München  erbalten, 
genaue  Daten  Über  die  einzelnen  Werke  sind  zwar  bisher  selten  bekannt. 

Wohl  um  1725  dürfte  das  Gitter  in  der  Heiligengeistkircbe  ge- 
fertigt sein. 

Sehr  früh  treten  in  München  die  für  die  folgende  Periode  charakte- 
ristischen  muscheligen  Bildungen  im  Gitterwerk  auf.     In  den  Dreißiger- 


Fig,  168.    Oberlichtgitter  in  Wien.    8.  i«. 

juhren  leitete  Fran^ols  Cuvilli^s  (näheres  über  die  Entwürfe  des  Künst- 
lers für  Schmiedeisen  bei  Brüning  a.  a.  0.  S.  110)  die  Ausstattung  der 
reichen  Zimmer  in  der  Residenz,  und  nach  seinen  Entwürfen  sind  jeden- 
falls verschiedene  erhaltene  Gitter  ausgeführt,  die  schon  die  Wand- 
lungen der  Laub-  und  Bandelwerkformen  zu  den  Rokokoformen  deutlich 
erkennen  lassen.  Ab  der  Schmied  dieser  Gitter  wird  Nikolaus  Bern- 
eckher genannt. 

Von  demselben  Meister  wurden  auch  die  reizvollen  Gitterarbeiten 
am  ehemals  Preysingschen  Palais  in  München  ausgeführt,  die  ebenfalls 
gegenüber  anderen  deutschen  Schmiedearbeiten  dieser  Zeit  wesentlich  fort- 
geschrittenere Farmen  zeigen.  Bekannt  ist,  daß  Berneckher  in  der  vom 
Kurfürsten  Mas  Emanoel  eingerichteten  Schlosserei  sein  Handwerk  er- 
lernte unter  Leitung  des  französischen  Schlossers  Antoine  Motte  und 
des  Kunst-  und  Eisendrechslers  Franijois  Houard. 

In  der  Klosterkirche  des  unweit  München  gelegenen  Diessen  befindet 


Gitter,  Franken  und  Bafera.  213 

sich   ein    sehr  geschmackrolles   Gitter   in   Laub-   und  Bandelwerkformea, 
das  bezeichnet  ist: 

„Marx  Kriner.     Pii^er.     schlosser  In  Minichen  1739." 


Fig.  16T.    GiUertoc  ia  Wien.    S.  a 


Die   ungleicli   meisten   und   großartigsten  Werke    der  Schmiedekunst 
entstanden  in  dem  hier  betrachteten  Zeitabschnitte  unbedingt  in  den  sfid- 


n  Schlofl  Belvedere  in  Wie 


Östlichen  deutschen  Ländern,  vor  allem  in  Ober-  und  Niederösterreich 
mit  W^»  als   dem  Mittelpunkte.     Nur   einige   der  bedeutendsten  Gitter- 


(iitter,  OesterreichiBche  Länder.  215 

werke  können  besprochen  werden;  zur  Vervollständigung  sei  hingewiesen 
auf  Ilg  und  Eabdebo,  Wiener  Schmiedewerke  des  17,  und  18.  Jahr- 
hunderts, Dresden  1883.     Mit  60  Lichtdrucktafeln. 

Die  Laub-  und  Bandelwerkperiode  setzt  in  Wien  mit  etlichen  in 
ihrer  Art  unttbertroffenen  Werken  ein,  den  Oberlichtgittem  am  Palais  der 
Ungarischen  Garde   (ehemals   Trautsonscher  Palast)   (Fig.  156,   S.  212). 


Fis.  IM.    Mittelteil  eines  Gittertores  vom  SchloB  Belvedere.    8.  91S. 

Dieser  Palast  wurde  im  Jahre  1712  im  Bau  vollendet,  und  wenn,  wie 
mfui  annehmen  darf,  die  Gitter  gleichzeitig  entstanden,  wären  es  in  Deutsch- 
land, soweit  bekannt  ist,  überhaupt  die  frühesten  Schmiedearbeiten  in 
jenem  Fonncharakter. 

Nur  um  wenige  Jahre  jUnger  sind,  wiederum  der  Erbauungszeit  nach 
fjerechnet,  die  großen  Gittertore  an  dem  im  Jahre  1719  eingeweihten 
Kloster  der  Salesianerinnen  in  Wien  (Fig.  157,  S.  213). 

Jedenfalls  zu  Anfang  der  Zwanzigerjahre  entstanden  die  Oberaus 
prachtvollen  Eisengittertore  des  Belvedere  (F^;.  158,  S.  214  u.  Fig.  159, 


216  Zeit  um  1715—1745. 

S.  215),  denen  schon  in  einer  1727  erschienenen  Dissertation  die  höchste 
Lobpreisung  zu  Teil  wurde  (s.  Ilg  und  Eabdebo). 

An  dem  im  Jahre  1725  vollendeten  Palais  Schwarzenber^  gehören 
die  BrUstungsgitter  der  SäulenvorhaUe  zu  den  schönsten  ihrer  Art.  Es 
scheint  Daniel  Gran,  einer  der  herrorr^endsten  Dekorationskünstler  der  Zeit, 
dazu  die  Entwürfe  geliefert  zu  haben,  die  von  dem  Schlosser  Schenaeckh 
mit  französischen  Gehilfen  ausgeführt  sein  sollen.  Auch  bei  einer  Reihe 
anderer  Schmiedewerke  gilt  Gran  mehr  oder  minder  begründet  als  der 
Erfinder  (.vergl.  Schirek,  Die  Kunstschlosserei  in  Mähren,  BrOnn  1893. 
und  Ilg,   Mitt.  des  k.  k.  Oesterr.  Mus.  N.F.II.  S.281). 


Eine  zuverlässige  Nachricht  gibt  Auskunft  Über  die  Entstehung  des 
Balkongitters  im  Hofe  des  alten  Rathauses  Über  dem  Andromedabrunnen 
Donners  (Fig.  160,  S.  216).  Der  Wiener  Schmied  Simon  Vogel  erhielt 
dafUr  im  Jahre  1725  eine  Bezahlung  von  460  Gulden. 

Die  Jahreszahl  1731  ti^gt  an  den  Pilastersockeln  ein  mächtiges 
Prunktor  vor  der  Prinz  Eugenkapelle  in  der  Stepbanskirche.  Schließlich 
seien  als  Hauptwerke  der  Wiener  Schmiedekunst  im  Laub-  und  Bandel- 
werkform kreise  noch  die  Gitter  an  der  im  Jahre  1744  gestifteten  Johsnnes- 
kapelle  an  der  Donau  genannt,  in  denen  sich  aber  schon  einzelne  Rokaille- 
motive  finden  (Fig.  161,  S.  217). 

Aehnlich  bedeutsame  Schmiedewerke  wie  in  der  Hauptstadt  finden 
sich  aus  dieser  Zeit  an  vielen  Orten  der  österreichischen  Monarchie. 

Im  Stifte  Sl.  Florian  mUssen  wiederum  ein  paar  treffliche  Gitter  an- 
geführt werden.    Das  eine  neben  der  Probstei  aufgestellte  ti^^  die  Jahres- 


Gitter,  Oeaterreichische  Länder. 


FlS'  IBi,    »itter  in  Wien.  Johanneskapclle.    ü.  91«. 

zahl  1721  und  daneben  die  Buchstaben  - 1.  B.  P.,  was  zu  lesen  ist  als 
Joannes  Bnptista  Praepositus  (Fig.  162,  3.  218).  Gefertigt  wurde  es  fUr 
etva  460  Gulden  von  dem  Schmied  {Nikolaus  Peigine,  der  damals  in 


218  Zeit  um  1715—1745 

St.  Florian  tätif;  war  und  auch  das  vor  der  Treppe  aufgestellte  Gitter  mit 
der  Jahreszahl  1730  ausführte  (Fig.  163,  S.  219).  Beide  zeigea  ent- 
schiedene Verwandtschaft,  das  jüngere  nur  entwickeltere  Formen  (vergl. 
Czerny,  Kunst  und  Kunstgewerbe  im  Stifte  St.  Florian,  S.  208). 


Fig.  101.    Qitter  vom  Jahr«  1791  Im  Stifte  SC.  Florian. 


Unter  die  vorzüglichsten  Scbmiedewerke  dieser  Zeit  muß  auch  ein 
Torgitter  mit  der  Jahreszahl  1727  im  bischöflichen  Palast  von  St.  Polten 
(Fig.  164,  S.  220)  gerechnet  werden. 

Für   die    Wallfahrtskirche   am  Hafnerberge    bei  Pottenstein    wurden 


Gitter,  OesterreichiHche  Länder.  219 


(nach  Angabe  von  Ilg)  zwischen  17Ü9  und  1745  eiserne  Torgitter  an- 
gefertigt. Auch  für  das  Stift  Klostemeuburg  wurden  in  dieser  Zeit  aus- 
gezeichnete Gitterarbeiten  ausgeführt  (Fig.  165,  S.  221). 

Mit  den  Schmiedewerken  des  Belvedere  hat  man  die  ähnlich  reichen 
nnd  schönen  Gitter  des  Schlosses  Schloßhof  a.  d.  March,  die  um  das  Jahr 
1728  entstanden  sind,  in  Beziehung  gebracht  (Fig.  166,  S.  222,  Fig.  167, 
S.  223  u.  Fig.  168,  S.  224).     Man   hat  für   sie  wegen  ihrer  großen  Ver- 


Fl^.  IN.    OitterbckrDnang  vom  Jahre  1190  im  Stifte  St.  Florian.    8.  aie. 

wandtschaft  im  Gesamtaufbau  wie  in  den  Einzelformen  denselben  Schmied 
angenommen.  Angeblich  sollen  die  Schloßhofer  Gitter  von  einem  Schmiede 
aus  Holitsch  ausgeführt  sein;  zuverlässige  Nachrichten  fehlen  überhaupt. 

Hingewiesen  ist  femer  bereits  (von  Ilg)  auf  die  Achnlichkeit  jener 
Gitter  mit  denen  des  Schlosses  Esterhazy  in  Ungarn  und  dem  Gittertor 
der  Kirche  in  Großweikersdorf. 

Von  den  mährischen  Schmiedearbeiten  dieser  Zeit  verdienen  erwähnt 
zu  werden  die  Gitter  im  Schlosse  und  im  Parke  von  Ntkolsburg^  die  alle 
von  dem  Hofschlosser  Heinrich  Förster  in  Brunn  gefertigt  wurden, 
vielleicht  auch  nach  Entwürfen  Daniel  Grans  (vergl.  Schirek,  die  Kunst- 
Schlosserei  in  Mähren,  BrQnn  1893,  S.  16). 


Fig.  IM.    Oitt«Ttor  vom  Jahre  17IT  in  St.  PSlMn.    tj.  118. 

In  größerer  Anzahl   finden  sich  gute  Gitter  der  Laub-  und  Bandel- 
werkperiode  auch  in  Sahburg,  Gras  und  besonders  in  Prag. 

In  Schlesien,   Sachsen   und   dem   ganzen  nördlichen   Deutsch* 


Gitter,  Schlesien  und  Sacfasen.  221 

land  sind  k&iun  nennenswert«  Schmiedeisenfi^itter  ans  dieser  Zeit  erholten 
und  auch  wohl  nicht  entstanden,  nur  einige  gut  datierbare  Werke  mögen 
angefahrt  werden. 

Ein   reit  der  Jahreszahl  1747   hezeichnetes  Gittertor   der  Universität 
in   Breslau  gehört  noch  ganz  dem  Laub-  und  Bandelwerktypus  an. 


Auf  dem  Eliaskirchhofe  in  Dresden  befindet  sich  ein  Gitter  vom  Jahre 
1726  in  jenem  Formcharakter.  Ein  anderes  stattliches  Gruftgitter  in 
Dresden  mit  der  Jahreszahl  1733  ist  neben  jenen  Ornamentformen  zum 
großen  Teile  mit  Schrift  in  durchbrochenem  Grunde  gefüllt. 

In  der  Nikolaikirche  in  Berlin  befindet  sich  am  Grabmale  des  Ministers 


n  SchloB  ScUoUhor. 


Gitter,  NorddeutGcblaud.  223 

Ton  Kraut  ein  Gitter  mit  reicher  Laub-  und  BandelwerkbekrönUDg,  dessen 
Entstehung  im  Jahre  1725  angenommen  wird. 

Um  das  Jahr  1741  wurde  fUr  den  Moltkestubl  in  der  Nikoluikirche 
in  Mostock  ein  sehr  geschmackvolles  Gitter  in  denselben  Formen  aus- 
geftlhrt  (Fig.  109,  S.  225). 

Um  das  Jahr  1745,  in  einigen  Gegenden  früher,   in  anderen  später, 


Fig.  l«T.    Teil  eines  Gittertores  vam  Schloß  ScbloShot.    8. 11«. 

wurden,  wie  bereits  gesagt  ist,  in  der  deutschen  Schmiedekunst  die 
Formen  herrschend,  die  man  mit  dem  Namen  Rokoko  belegt  hat.  Die 
Wandlung  tritt  zuerst  in  Einzelheiten  auf,  erst  allmählich  wird  auch  die 
Oesamtkomposition  eine  andere;  deutlicher  wie  eine  Beschreibung,  werden 
auch  hier  die  Abbildungen  sprechen.  Die  wichtigeren  Werke,  besonders 
die,  über  deren  Ursprung  irgendwelche  Nachrichten  Aufschluß  gehen, 
wUen  in  derselben  landschaftlichen  Gruppierung,  wie  vorher,  kurz  be- 
sprochen weidflB. 


224  Zeil  um  1745—1775. 

In  voller  Entwicklung  treten  uns  die  Rokokofonnen  aß  Eiseoarbeiten 
im  Treppenhause  und  im  Konzertsaale  des  Schlosses  Brühl  bei  Köln  a.Rh, 
entgegen.  Das  schöne  Qeländer  und  eine  große,  in  der  Mitte  l^nj^nde 
Laterne  sind  Arbeiten  der  Schlosser  Eöbst  und  Muller  und  wurden  Ton 


Fig.  US.    Treppengitler  am  Schloß  SchloBhof.    8.  il». 

diesen  im  Jahre  1743  geliefert,  wie  es  scheinen  möchte,  nach  Entwürfen 
des  Fran^ois  Cevilli^s,  der  an  der  Ausschmückung  des  Schlosses,  wie  fest- 
steht, bedeutenden  Anteil  hat. 

Ueber  die  reichen  Gitter  der  in  den  Jahren  1753 — 1756  erbauten 
Jesuitenkirche  in  Mannheim  (Fig.  170,  S.  226)  ist  zuverlässiges  nicht  be- 
kannt, man  glaubt  den  Schlosser  Peter  Schoch  als  ihren  Verfertiger 
ansehen  zu  dürfen. 


Gitter,  Bheingebiet. 


Treffliche  Scluniedearbeitet]  wurdeo  auch  fUr  das  id  den  Jahren  1750 
bis  1776  erbaute  Schloß  in  Zar/srw^  ausgeführt.  Ein  schönes  dreiteiliges 
Gartentor  zeigt  gewisse  Verwandtschaft  mit  den  Gittern  des  Würzburger 
Meisters  Gattinger. 

Am  Chorgitter  im  Münster  von  Ueberlingen  gibt  nur  die  Zahl  1754 
das   Sotstehungsjahr  an,  eine  Meisterbezeicbnung  fehlt, 

£ines  der  reichsten  überhaupt  geschaffenen  Scbmiedewerke  ist  das 
Chorf^tter  der  ehemaligen  Abteikirche  in  Zwiefalten  in  Württemberg,  das 


Fig.  1««.    Gitter  in  Rostock.    8.  in. 

ein  Schlosser  Joseph  BOssel  von  Rankweil  bei  Feldkirch  in  den  Jahren 
1751 — 1756  ausführte.  Eine  mächtige  architektonische  Komposition  mit 
^ulen,  verkröpftem  Gebälk  und  phantastischen  Volutengiebeln  ist,  zu 
einem  raffiniert  perspektivisch  gezeichneten  Linienmuster  aufgelöst,  in  die 
Gitterebene  gebracht.  (Große  Abbildungen  in:  W.Kick,  Barock,  Rokoko 
und  Louis  XVI  ...  mit  Text  von  Dr.  B.  Pfeiffer,  Stuttgart,  o.  J.) 

Erinnert  sei  bei  dieser  Gelegenheit  noch  einmal  daran,  wie  unendlich 
fruchtbar  sich  gerade  bei  Gittern  der  zuerst  bei  Wendel  Dietterlin  in  seiner 
,Ärchitektura'  vom  Jahre  1598  nachweisbare  Gedanke,  die  Linienperspek- 
tive  zu  verwerten,  erwiesen  hat.  Man  hat  die  ästhetische  Berechtigung 
solcher  Gitterkompositionen  erwogen,  doch  möchte  die  Frage,  ganz  be- 
sonders einer  Leistung  wie  dem  Zwiefaltener  Gitter  gegenüber,  als  müßig 
Laer,  Unedle  Metalle.  15 


erscheinen.     (Vergl.  Minkus,    Die  perspektiTiscIien  Gitter  des  18.  Jahr- 
hunderts. Kunstgewerbeblatt  1898,  S.  33  ff.) 


Bei   den   meisten   oft  recht   ansehnlichen   Schweizer  Gittern  dieser 
Zeit,  deren  eine  ganze  Reihe  besonders  in  Basel  und  Zürich  erhalten  sind. 


Gitter,  Franken  und  Bajern.  227 

ist  das  Entstehungsjahr  nur  selten  bekannt.  Näheres  weiß  man  aber 
über  das  schöne  Chorgitter  der  Stiftskirche  Ton  St.  Gallen.  Dieses  in 
maßvollen  Rokokofonuen  gestaltete  Gitter  wurde  entworfen  von  Anton 
Dirr  von  TJeberlingen  und  ausgeführt  von  dem  gallischen  Hofschlosser 
Jos.  Mayer  von  BrUtschwil,  der  im  Jahre  1772  dafür  Bezahlung  erhielt. 

Auf  die  köstlichen  Würzburger  Gitter  der  Rokokozeit  wuide  schon 
vorher  bingewiesen  (S.  210),  sie  befinden  sich  zumeist  an  Ort  und  Stelle. 

Brüning  nimmt  an  (a.  a.  0.  S.  122),  daß  wenigstens  die  vor  1753 


Fig.  171.    üilter  in  Wnrzburg-    S.  »27. 

entstandenen  vom  Meister  Oegg  nach  den  Entwürfen  des  Schloßarchitekten 
Balthasar  Neumann  ausgeführt  wurden,  auf  Orund  der  Zeichnungen  in 
dessen  erhaltenem  Skizzen  buche. 

Nach  den  daran  befindlichen  Wappen  wurden,  wie  Brüning  fest- 
gestellt hat,  das  Portal  am  Rennwege  und  die  Seitenteile  des  Garten- 
einganges  am  Rennwege  in  den  Jahren  174Ö — 1749  ausgeführt,  in  den 
folgenden  fünf  Jahren  das  Gartentor  am  Rennwege  (Fig.  171,  S.  227)  und 
die  Seitengitter  dort  in  der  Flucht  der  Vorderfront,  von  1755 — 1779  das 
Mittelportal  des  Garteneingangs  am  Residenzplatze  (Fig.  172,  S.  228)  und 
der  Torbogen  am  Rennwege.  Nicht  vor  dem  Jahre  1770  können,  der 
Erbauungszeit  nach,  die  Gitter  in  den  Arkaden  angefertigt  sein. 

Bei  den  jUngeren  Gittern,  besonders  bei  dem  Mittelportal  des  Garten- 
einganges am  Residenzplatze,   ist  eine  verschiedenartige  Formbehandlung 


228  Zeit  um  1745-1775. 

der  Teile  ganz  auß^allend;  die  klassizistisclieii  Elemente  begannea  damals 
auch  in  der  Schmiedeisenkunst  bereits  Boden  zu  fassen. 

Soweit  nach  seinen  bekannten  Werken  zu  urteilen  ist,  reichte  das 
Können  des  schon  vorher  genannten  Wflrzbut^er  Stadtschlossers  Markus 
Gattinger  nicht  völlig  an  die  Gestaltungskraft  Meister  Oeggs  heran  und 
es  erscheint  glaubhaft,  daß  beide  einander  in  Feindschaft  gegenüberstanden. 

Die  untereinander  sehr  vervfandten  großen  Chorgitter  im  Dome  zu 
Witrzburg  und  in  der  Abtei  Amorbach  wurden  von  Gattinger  gefertigt. 


Fig.  ua.    Gitter  in  Würaburg.    S.  ai7. 

Für  das  im  Jahre  1750  vollendete  Gitter  in  Ämorbach  erhielt  er  4650  Gulden 
und  (i  Dukat«n  Aufgeld.  Auch  fiber  die  bedeutenden  Zahlungen  an  Oegg 
—  in  den  Jahren  1752—1754  erhielt  er  33784  Gulden  —  geben  erhaltene 
Rechnungsbeläge  Auskunft. 

Das  bedeutendste  Rokokogitter  in  Augsburg  (Fig.  173,  S.  229)  wurde 
von  Job.  Samuel  Birckenfeld,  einem  auch  durch  seine  trefflichen 
Vorbilderstiche  fUr  Seh  mied  eisen  arbeiten  bekannten  Meister  (s.  Brüning 
a.  a.  0.  S.  113),  im  Jahre  1760  für  die  Barfüßerkirche  vollendet. 

Ueber  Entstehungsjahr  und  Meister  der  ofTenbar  in  dieser  Zeit  ge- 
fertigten schönen  Schmiedearbeiten  am  Palais  des  Freiherm  von  Schätzler 
in  Augsburg  ist  näheres  nicht  bekannt. 

Als    tUchtigt^   bayerische   Schmiedeleistungen   der  Bokokozeit   mögen 


Gitter,  Oeeterreichiscbe  Länder.  229 

schließlich  auch  das  Eingangsgitter  in  der  Kirche  von  Fürstenfeldbruck 
bei  Manchen  (Fig.  174,  S.  230)  und  die  vortreflflichen  Oberlichtgitter  an 
der  Kirche  und  am  Kloster  von  Oltobewren  (Bezirksamt  Memmingen)  er- 
wälmt  werden. 

Ueber  die  österreichischen  Schmiedearbeiten  der  Rokokozeit,  die 
an  Zahl  und  künstlerischer  Bedeutung  weit  hinter  den  Werken  der  voraus- 


gehenden Geschmacksperiode  zurückstehen,  ist  nicht  allzuviel  bekannt.  In 
den  Urkunden  des  Stiftes  St.  Florian  ist  uns  aber  wiederum  der  Meister 
Qberhefert,  der  einige  treffhche  dort  erhaltene  Gitter  gefertigt  hat.  An- 
gegeben wird,  daß  dort  ein  Meister  Ludwig  Gattringer  in  Linz  (nicht 
zu  verwechseln  mit  Gattinger  in  Würzburg)  seit  1747  die  Schlosserarbeiten 
för  die  Bibliothek  und  im  Jahre  1749  zwei  Gitter  für  den  Vorraum,  die 
letzteren  für  750  Gulden,  ausgeführt  hat.     Das  im  Gange  zu  dem  Mine- 


ralienkabinett  aufgestellte  Gitter  scheint  Gattringer  erst  im  Jahre   1773 
geliefert  zu  haben  (Czernj  a.  a.  0.  S.  210). 

Iq  Wien  sollen  die  schönen  Oberlicbl^tter  am  Uinisterium  des  Inneren 
um  1753  gefertigt  sein.  Anscheinend  um  dieaelbe  Zeit  entstand  das 
höchst  geschmackvolle  Balkongitter  an  einem  Hause  der  BrünnerstraBe 
(Fig.  175,  S.  231). 


Flg.  174.    Oitter  in  FDrstenreldbruck.    S.  SM. 

Ein  Kapellen gitter  in  der  Dominikanerkirche  ist  bezeichnet:  .S.  Y. 
F.  17ti9".  Man  hat  als  den  Verfertiger  einen  gleichnamigen  Sohn  des 
Simon  Vogel,  der  das  Balkongitter  im  Rathaushofe  ausführte,  vermutet. 

Um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  wurden  die  Schmiedearbeiten  fflr 
Schloß  Schönbrunn  ausgeführt.  Das  Hauptwerk,  das  große  Meidlinger- 
tor,  würde  man  den  Formen  nach  in  die  Zeit  um  1725  ansetzen,  das 
Doppelmonogramm  der  Maria  Theresia  und  Josephs  U.  gestattet  aber 
kaum   eine   Datierung   vor    1763.     Ein   großes   Hofgitter   und    zahlreiche 


Gitter.  ScbleBien  und  Sacbeen.  231 

BalkoDgitter,  die  annähernd  um  dieselbe  Zeit  entstanden,  aind  in  bewegten 
Rokokoformea  ausgefUhrt. 

In  der  Hofkirche  zu  Fürstenfeld  in  Steiermark  wurde  das  treffliche 
Chor^tter  unter  dem  Äbte  Martin  (1761 — 1779)  von  einem  Mitgüede  der 
seit  alters  her  beim  Kloster  beschäftigten  Schlosserfamilie  Oberögger 
in  Brttck  angefertigt. 

In  Salzburg  sind  als  größere  vortreffliche  Gitterwerke  dieser  Zeit  die 
vorderen  Abschlußgitter  in  der  Franziskanerkirche,  in  der  Peterskirche 
(bez.   1768)  und  in  der  Michaelskirche  zu  nennen. 


Fig.  176.    Bslkongitter  In  Wien.    S.  130, 

Der  Späteren  Rokokozeit  gehören  ein  paar  fast  Oberreiche  Gittertore 
am  Komitatshause  in  Sevcs  in  Ungarn  an. 

In  Böhmen  befindet  sich  auf  Schloß  Dobris  ein  Rokokogitter  mit  der 
Jahreszahl  1765. 

Ueber  mährische  Schmiedeisengitter  ii.  dergl.  aus  dieser  Zeit  vergl. 
Schirek,  Die  Kunstschlosserei  in  Mähren,  Brunn  1893,  S.  15  S. 

In  Schlesien  und  Sachsen  arbeiteten  die  Schmiede,  soweit  aus  den 
wenigen  datierbarea  Arbeiten  zu  ersehen  ist,  um  die  Mitte  des  Jahrhun- 
derts noch  in  den  Laub-  und  Bändel  werkformen,  teils  mit  einzelnen  Ro- 
caileelementen. 

Als  eine  schlesische  Arbeit  dieser  Art  sei  ein  Gittertor  vom  Jahre  1755 
in  Kloster  Trebnitz  genannt. 

Ein  besonders  bemerkenswertes  sächsisches  Werk  ist  das  Gitter,  das 
für  die  Leipziger  Stadtbibliothek  vom  Schlosser  Gottl.  Böttger  um  das 
Jahr  1750  gefertigt  wurde.  Der  Meister,  über  den  näheres  bekannt  ist 
(vergl.   Wustmann,   Leipziger   Schlosserarbeiten    des    18.  Jahrhunderts, 


232  Zeit  um  1775—1800. 


Gewerbehalle  1886,  S.  91),  hatte  es  ebenso  wie  andere  für  die  Bibliothek 
geplante  und  zum  Teil  in  Entwürfen  erhaltene  Gitter  durch  „leichtes 
Schnerkel-Werck  und  Frantz-Laub  von  Eißen"  verziert. 

Eine  Laub-  und  Bändel werkgittertür  aus  dem  Jahre  1751,  vom  ehe- 
maligen, an  Schmiedearbeiten  reichen  Johannesfriedhof  in  Leipzig^  befindet 
sich  jetzt  dort  im  Kunstgewerbemuseum. 

Im  ganzen  nördlichen  Deutschland  sind  Schmiedeisengitter  von 
einiger  künstlerischer  Bedeutung  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  sehr 
dünn  gesät. 

Am  Schloß  Sanssouci  bei  Potsdam  (erbaut  1745 — 1747)  ist  ein 
Brüstungsgitter  zu  erwähnen  und  die  reichen  Gitterlauben  mit  Pilastem, 
Gesimsen,  Festons  u.  dergl.,  die  an  Stelle  baufällig  gewordener  hölzerner 
im  Jahre  1770  von  Potsdamer  Schlossern  für  mehr  als  10000  Taler 
ganz  in  Eisen  aufgeführt  wurden  (Manger,  Baugeschichte  von  Potsdam, 
S.  343).  In  Berlin  ist  das  Gitter  vor  der  Universität  (erbaut  1754 — 1764) 
von  einigem  Interesse.  Ein  ansehnliches  Balkongitter  aus  der  Zeit  um 
1752  befindet  sich  am  königlichen  Palais  an  der  Leinstraße  in  Hannover. 

Mit  der  fröhlich  bewegten  Kunst  der  R-okokoperiode  welkte  auch  die 
deutsche  Gitterschmiedekunst  dahin,  um  bald  gänzlich  durch  die  Eisen- 
gußtechnik, die  bis  dahin  nur  vereinzelt  einmal  zu  Hilfe  genommen  war, 
verdrängt  zu  werden.  Der  Uebergang  aus  der  Kurven-  und  Muschel- 
ornamentik zu  den  einfacheren,  an  antike  Vorbilder  sich  anlehnenden  Mustern 
der  als  Zopfzeit  (nach  der  damaligen  Mode  des  Zopftragens)  bezeichneten 
Periode,  vollzog  sich  naturgemäß  auch  nicht  plötzlich,  doch  kann  man  im 
großen  und  ganzen  das  Jahr  1775  als  den  Wendepunkt  ansetzen.  In 
abgelegeneren  Gebieten  finden  sich  aber  reinste  Rokokobildungen  bis  gegen 
das  Jahr  1790,  so  z.  B.  in  Königsberg  in  der  Altroßgärter  Kirche  ein 
Oberlicht  vom  Jahre  1784. 

Glanzwerke  der  Gitterschmiedekunst  aus  der  Zeit  der  Geschmacks- 
wandlung wurden  um  das  Jahr  1775  in  Augsburg  für  das  Schülesche 
Fabrikgebäude  gefertigt.  Das  Treppengeländer  und  die  imposante  Be- 
krönung  des  Gittertores,  als  deren  Verfertiger  ein  Meister  Endres  an- 
gesehen wird,  befinden  sich  jetzt  im  Hamburgischen  Museum  für  Kunst 
und  Gewerbe  (näheres  siehe  im  „Führer"  des  Museums  S.  795  f.). 

In  Nürnberg  haben  sich  einige  vortreflFliche  Oberlicht-  und  Fenster- 
gitter aus  dem  Ende  des  Jahrhunderts  erhalten. 

In  der  Kirche  von  Salem  (Kreis  Konstanz)  befinden  sich  in  der  Chor- 
brüstung streng  klassizistisch  komponierte  Eisengitter,  die  im  Anschluß 
an  die  übrige  Ausstattung  der  Kirche  um  das  Jahr  1790  gefertigt  wurden. 

Von  den  in  Oesterreich  im  letzten  Viertel  des  Jahrhunderts  aus- 
geführten Gittern  seien  erwähnt  ein  Kapellengitter  in  der  Michaelskirche 


Gitter,  Deutschland.  233 

in  TV7«».  eine  Torbekrönung  vom  Jahre  1782  in  der  Wiener  Vorstadt 
Landstraße  und  ein  Balkongitter  am  Ungarisclien  Ministerium  in  Wien 
(Fig.   176.  S.  233). 

Eine  Charakteristik  der  nicht  sonderlicli  bedeutenden  deutschen  Oma- 
mentstiche  aus  dem  Ende  des  Jahrhunderts  gibt  BrUning  a.  a.  0.  S.  134. 

Der  Formenkreis,  der  in  Deutschland  als  Laub-  und  Bandelwerk  be- 
zeichnet wurde,  hatte  sich  in  Frankreich  schon  beinahe  ein  halbes 
Jahrhundert  frQher  entwickelt,  aber  kam  hier  in  den  Schmiedeisengittern 
niemals  zu  dem  Reichtume  der  Entfaltung  wie  im  südlichen  Deutschland. 


Fig.  IT«.    BalkonEitter  in  Wleo.    S.  aas. 

Und  man  kann  auch  sagen,  daß  die  Geschmackswandlung ,  die  sich  in 
Deutschland  bei  den  Schmiedewerken  um  das  Jahr  1745  ansetzen  läßt, 
in  Frankreich  in  ähnlichem  Sinne  schon  im  Anfang  des  Jahrhunderts 
festzustellen  ist. 

Die  Umformung  vollzog  sich  jedoch  in  Frankreich  sehr  allmählich 
und  in  etwas  anderer  Art  wie  in  Deutschland.  Während  bei  uns  als 
erste  Anzeichen  eines  neuheitsbedUrftigen  Geschmackes  in  den  Yierziger- 
jahren  einzelne  Rocaillemotive  in  dem  Laub-  und  Bandelwerk  der  Gitter 
wahrnehmbar  sind,  blieben  in  Frankreich  die  Einzelmotive  bis  gegen 
das  Jahr  1740  fast  unverändert,  aber  die  Art  der  Linienführung  und 
der  Gesamtkomposition  änderte  sich  bereits  in  den  ersten  Jahrzehnten 
des  18.  Jahrhunderts  wie  bei  uns  um  dessen  Mitte.  Die  klassizistische 
Geschmacksströmung  endlich  kam  in  der  französischen  Gitterschmiedekunst 
nicht  wesentlich  früher  als  in  der  deutschen  zum  Ausdruck,  also  ebenfalls 
etwa  in  den  Siebzigerjahren. 

Wie  schon  früher  erwähnt  wurde,  sind  auch  von  den  französischen 
Gitterwerken   des  18.  Jahrhunderts  zahlreiche  der  Revolution  zum  Opfer 


IS.  Jahrhundert 


gefallen,  und  um  ein  vollständiges  Bild  zu  gewinnen,  ist  ein  Studium  der 
in  Eupfe  1*311011  folgen  erschienenen  Entwürfe  kaum  entbehrlich. 

Ausführlicher  kritisch  behandelt  sind  die  Schmiedeisen-Omamentstecher 


Gitter,  Frankreich. 


Fig.  1T8.    Gitter  in  Seas.    S.  SM. 

in  den  scIiod  frQlier  (S.  163),  genannten  Scliriften,  hier  seien  nur  die  ein- 
floBreiclisten  Meister  erwähnt. 

Daniel  Marot,  der  Sohn  Jean  Marots,  gab  im  Jahre  1712  eine  Folge 


236  18.  Jahrhundert. 


von  6  Blatt:  Nouveau  Li  vre  de  Serrurerie  ....  heraus.  Im  Jahre  1738 
erschienen  Gitterentwürfe  in  dem  Werke  des  Fran9oisBlondel:  Distribution 
des  maisons  de  plaisance.  Um  das  Jahr  1740  dürfte  das  Schlosserbuch 
des  Gabriel  Huquier  erschienen  sein.  Zahlreiche  Gitterentwürfe  finden 
sich  in  Vorlagewerken  des  C.  E.  Briseux  aus  den  Jahren  1752  und  1761. 
Im  Jahre  1767  veröflfentlichte  der  größte  Eisenkünstler  des  18.  Jahr- 
hunderts, Jean  Lamour,  auf  Foliotafeln  seine  bis  heute  erhaltenen  Werke. 
Schliesslich  seien  noch  die  Stichfolgen  des  Jean  Fran^ois  Forty  und  des 
Deboeuf  du  Saint-Laurent  aus  den  Siebzigerjahren  erwähnt. 

Von  ausgeführten  Gittern  wurden  die  für  das  Schloß  Marly^  zumeist 
um  die  Wende  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  entstandenen,  bereits  erwähnt; 
in  den  Jahren  von  1696 — 1705  wurden  dort  für  Schmiedearbeiten 
265  761  Livres  bezahlt.  Allzuviel  künstlerische  Aufträge  sind  sonst  bis 
gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  den  Schmieden  für  die  königlichen 
Schlösser  in  der  Nachbarschaft  von  Paris  nicht  zu  teil  geworden.  Eine 
Reihe  bedeutender  Gitter  wurde  für  Kirchen  ausgeführt,  doch  auch 
von  diesen  Arbeiten  sind  nicht  alle  unversehrt  geblieben.  Ein  Gitter  in 
der  Kathedrale  von  St. -Denis ^  das  angeblich  im  Jahre  1709  von  P.  Denis 
errichtet  wurde  (Gardner  a.  a.  0.  Bd.  II  S.  167)  und  die  etwa  zur  selben 
Zeit  nach  den  Entwürfen  Robert  de  Cotte's  hergestellten  Gitter  für  Kotre- 
Dame  in  Paris  (näheres  bei  Brüning,  a.  a.  0.  S.  47)  wurden  in  der 
Revolution  zerstört. 

Erhalten  sind  die  einige  Jahrzehnte  jüngeren  Gitter  in  St.  Ouen  zu 
Ronen  (1743)  und  die  in  den  Kathedralen  von  Beauvais  und  Amiens; 
die  letzteren  wurden  nach  den  Entwürfen  des  Ren6  Michel  Slodtz  vom 
Schlosser  Deyrens  in  Corhie  ausgeführt. 

Ein  ausgezeichnetes  Gittertor,  das  vermutlich  in  der  Zeit  zwischen 
1730  und  1740  von  Pierre  Delphin  in  Paris  gefertigt  wurde,  befindet 
sich  noch  am  Hotel  Dieu  in  Troyes  (Fig.  177,  S.  234),  ein  anderes,  etwa 
aus  derselben  Zeit,  schließt  den  Hof  des  Erzbischöflichen  Palais  in  Setis 
ab  (Fig.  178,  S.  235). 

Alle  diese  Arbeiten  werden  aber  übertroflFen  von  den  um  die  Mitte 
des  Jahrhunderts  von  JeanLamour  in  Nancy  ausgeführten  Werken,  ins- 
besondere von  der  einzig  dastehenden  in  Eisen  geschmiedeten  Monumental- 
schöpfung auf  dem  Stanislausplatz. 

Jean  Lamour,  der  Hofschlosser  des  Königs  Stanislaus  Leszczjnski, 
wurde  1698  als  Sohn  des  Stadtschlossers  in  Nancy  geboren.  Nach  Lehr- 
jahren und  Studien  in  Metz  und  Paris  übernahm  er  im  Jahre  1720 
das  väterliche  Geschäft.  Als  seine  erste  größere  Arbeit  wird  ein  Gitter 
für  die  Kirche  St.-Epure  erwähnt,  für  das  er  1728  1150'  Livres  erhielt. 
Die  Glanzzeit  seiner  Tätigkeit  begann  bald  nach  dem  Einzüge  des  Königs 
Stanislaus  in  Nancy  im  Jahre  1737. 


Gitter,  Frankreich. 


238  18.  Jahrhundert 

Scbon  1738  bekam  Lamour  den  Auftrag,  Gitter  für  die  Grabkapelle 
des  Königs  in  Notre-Dame  de  Bon  Secours  in  Nanct/  herzustellen;  diese 
blieben  ebensowenig  erbalten  wie  die  bald  darauf  für  das  Schloß  Chantcheux 
bei  Luneville  und  die  für  Commeraj  ausgeführten,  doch  finden  sich  Ab- 
bildungen in  dem  angeführten  Stichwerke  des  Meisters. 

Das  Hauptwerk  Lamours  ist  die  Ausstattung  der  Place  ßoyale 
(jetzt  Place  Stanislas),  (tlr  das  ihm  149324  Livres  bezahlt  wurden  (Fig.  179, 
S.  237,  Fig.  180,  S.  238  u.  Fig.  181,  S.  239).     Der  über  hundert  Meter 


Flg.  ISO.    üitUr  in  N^ucy,  StanblsUHpIntz.    8.239. 

lange  und  breite  Platz  ist  rings  von  Gebäuden  umgeben,  an  der  Südseite 
steht  das  mächtige  Hütel  de  Ville,  auf  die  schmäleren  Seiten  münden  Straßen 
und  an  den  Ecken  sind  zwischen  den  Bauten  Oeffnungen  gelassen.  Diese 
Zwischenräume  schmückte  L  a  m  o  u  r  mit  seinen  Eisenaufbauten  und  Por- 
talen, und  auch  die  umliegenden  Bauten  erhielten  ihre  Schmied  ei  senzierate 
von  seiner  Hand.  Der  Grundgedanke  der  ganzen  Anl^e  soll  auf  den 
Architekten  Emmanuel  H4r^  zurückgehen,  die  Erfindung  der  Eisenwerke 
im  einzelnen  darf  für  Lamour  in  Anspruch  genommen  werden. 

Außer  den  Baikonen  an  den  Fassaden  schuf  Lamour  ftlr  das  Hotel 


Gitter,  Frankreich, 


de  Ville   besonders   noch  das   prachtvolle  Treppengitter;   als  Entgelt   für 
die  Arbeiten  diese-s  Bauwerks  erhielt  er  60411  Livres. 

Noch  ein  anderer  Platz  in  Nancy,    die  Place  de  la  Carri&re,  ist  mit 
Gitterwerken  Lamours  ausgestattet.    Weiter  fertigte  der  Meister  für  die 


240  18.  Jahrhundert. 

Kathedrale  zwei  Grabkapellengitter;  vier  andere  Gitter  sind  dort  bezeichnet: 
Jean  Marie  1750. 

Der  König,  der  von  Anfang  an  lebhafteste  Teilnahme,  besonders 
an  dem  Hauptwerke  Lamours  gezeigt  hatte,  ehrte  den  Meister  aufs 
höchste,  und  als  echten  KUnstler  schätzten  ihn  auch  seine  Mitbürger. 
Er  starb  im  Jahre  1771.  (Näheres  über  Lamour  in  seinem  eigenen 
Stichwerke  [Neuausgabe  von  Dr.  Joseph,  Berlin,  Hesling],  bei  BrQoing 
a.a.O.  S,  90  ff,  und  bei  Cournault,  Jean  Lamour,  serrurier  du  roi 
Stanislns  ä  Nancy.  Paris,  Rouam  1886.) 


Fig.  ISi.    Treppengitter  am  SchloQ  Gr.  Trianon.    S.  141, 

Das  Kocailleornament  bewahrte,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde, 
seine  Schätzung  bei  den  Schmieden  in  Frankreich  im  allgemeinen  bis 
gegen  die  Siebzigerjahre ,  dann  nahmen  auch  die  Eisenkünstler  die 
strengeren  antikisierenden  Formen  auf.  Blankes  oder  doch  scharfkantig 
gefeiltes  Eisen  in  Verbindung  mit  Bronze  kennzeichnet  besonders  die 
Geschmacksrichtung  der  letzten  Jahrzehnte  des  18.  Jahrhunderts.  Mehr 
wie  je  vorher  verlangte  man  damals  äulterste  Vollendung  und  Exaktheit 
in  der  Oberflächenbehandlung.  Einige  eiserne  Treppengeländer  sind  be- 
zeichnende Beispiele  daftlr. 

In  blankem  Eisen  mit  BronzeausschmUckung  wurde  um  das  Jahr  1763 
das  große  Treppengeländer  des  Palais  Rojale  in  Paris,  vermutlich  nach 
den  Modellen  des  Jacques  Caffieri,  vom  Schlosser  Courbin  ausgeführt 
(Ohampeaux,  Dictionnair  des  fondeurs  etc.). 

Das  köstliche  Treppengitter  im  Petit  TrianoB  in  Versailles  soll 
zwischen  1765  und  17ti8  von  dem  Schlosser  Gamain  gefertigt  sein.   Auch 


Gitter,  Frankreich.  241 

hier  ist  neben  dem  Eisen  Bronze  verwendet,  aber  das  s&uber  bearbeitete 
Eisen  hat  einen  grOnen  Anstrich  erhalten. 

Die  um  dieselbe  Zeit  entstandene  schöne  Brüstung  an  der  Nord- 
westecke des  Schlosses  Grand  Trianon  (Fig.  182,  S.  240}  ist  ohne 
Bronze  ausgeführt. 

Treppenbrüstungen  von  gleicher  Vortrefflichkeit  wurden  auch  gefertigt 
Rlr  das  Schloß  in  Compi^gne,  und  in  Paris  fUr  das  Marineministerium, 
das  Hotel  d'Armenonville  (jetzt  im  Mus^e  des  arts  d^coratifs)  und 
fttr  die  Ecole  militaire  (1752—1773  erbaut)  (Fig.  183,  S.  241). 


Ein  mächtiges  eisernes  Vorbofportal,  dem  leider  die  Belcrönung  fehlt, 
entstand  in  derselben  Zeit  fUr  die  Ecole  mihtaire  in  Paris  (Fig.  184,  S.  242). 
Etwtts  junger  ist  das  Vorbofgitter  und  Tor  (mit  später  hinzugefügter  Be- 
krönung)  am  jetzigen  Palais  de  Justice  in  Paris  (Fig.  185,  S,  243),  eine 
Arbeit  des  Schlossers  Bigonnet,  der  200000  Livres  dafUr  erhielt. 

Von  Schmiedeisenarbeiten  aus  dieser  Zeit  f&r  Pariser  Kirchen  seien 
angefOhrt  das  Kanzeltreppengeländer  in  St.  Roch,  das  aus  blankem  Eisen 
und  Bronze  vermutlich  von  dem  für  diese  Kirche  besonders  tätigen  Schlosser 
Oarnier  gefertigt  wurde,  und  das  Kommuniongitter  in  St-Germain- 
l'Auxerrois  (Fig.  186,  S.  244),  das  als  eine  Arbeit  des  Schlossers  Pierre 
Damiez  angesehen  wird. 

An  Privathäusem  haben  sich  besonders  in  Paris  und  Versailles 
etliche  gute  Balkongitter  erhalten. 


,  Cnedle  Hetitlle. 


242  18'  JahrbuDdert. 

Daß  auch  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  18.  Jahrhunderts  noch 
eine  Reihe  bemerkenswerter  Omamentstichfolgen  fUr  Schmiede  in  Frank- 
reich   erschienen,   sei  wenigstens   erwähnt  (nähere  Angaben  daröber  und 


Fig.  184.    Gitter  in  PaHa,  Ecole  miliUire.     S.  111. 

über    die   angefilhrten  Werke    bei   Brüning  a.  a.  0.  S.  103  ff.    und   bei 
Gardner  a.  a.  0.  Bd.  II.). 

BesciiiaBe  Eiseme  Türbeschläge  haben  im  18.  Jahrhundert  allein  in  Deutschland 

noch  eine  künstlerische  Bedeutung.     Die  seit  Jahrhunderten  besonders  im 


Beschl&ge,  Deutschland  nad  Oetterreich. 


sfldöstlichen  Deutschland  geübte  Beschlagart,  äach  geschmiedete  Zierteile 
auf  einer  Blechunterlage  zu  Terteilen,  wurde  im  18.  Jahrhundert  zu  ihrer 


reizvollsten  Entwicklung  gebracht,    und  zwar  entstand   die  Mehrzahl  der 
erhaltenen  Beispiele  auch  wieder  in  sUdostdeutschen  Gebieten. 

Frag   ist   besonders    reich    an    derart   ausgeschmückten  Ttlren,    und 


244  18.  Jahrhundert. 

vielleicht  das  schönste  erhaltene  Beispiel  Überhaupt  findet  sidi  dort  an 
der  St.  Niklaskirche.  In  flachen  Laub-  und  Bandelwerkformen  ist  hier 
auf  der  Türfläche  ein  besonders  trefflich  komponiertes  Gittertor  dargestellt. 
Einfacher  ist  ein  Gittertormotiv  auf  einer  Tür  der  Thomaskirche  verwendet. 
In  der  Regel  sind  rechteckig  umgrenzte  Felder  gleichmäßig  mit  dem 
Eisenhelag  gefQUt,  wie  z.  B.  an  der  för  die  Karlskirche  gefertigten  TOr. 


Fig.  im.    Oitter  in  Paris,  St-Oermaid-l' 

Auch  tinden  sich  mehrere  Beispiele  in  Prag,  bei  denen  in  alter  Weise 
Schienen  auf  der  Blechunterlage  schräg  gekreuzt  sind,  und  die  Rautea 
gleichzeitig  durch  eine  Hosette  oder  dergleichen  verziert  sind. 

In  TFien  befindet  sich  ein  ausgezeichneter  Beschlag  derselben  Art 
an  einer  Tür  der  Rochuskirche.  Bei  diesem  Beispiele  sind  auch  die  eben- 
falls in  geschmackvollsten  Laub-  und  Bändel  werkformen  gestalteten  Angel- 
bänder  auf  den  Rückseiten  der  Türflügel  besonders  bemerkenswert. 

Eine  Reibe  guter  Beispiele  dieses  Beschlagtypus  hat  sich  femer  in 
Schlesien  erhalten,  so  in  Breslau  an  der  Universität,  in  Liegnits  am  ehe- 


Beschl&ge,  Deutschland  und  Oeaterreich. 


Flg.  IST.    Tarbeachlog  in  Liegniti 


n)ll^^n    Ereisgericht    (Fig.    187,    S.    245)    und    am    Jesuitenkollegium. 
Schließlich  aucb  an  einem  Görlitser  Prirathause. 

Diesen  Beispielen,   die   wohl   ausnahmslos    in   der  ersten  Hälfte  des 


246  18'  Jahrhundert. 

1 8.  Jahrhunderts  entstanden,  schließen  sich  einige  etwas  jüngere  imsfidvest- 
lichen  Deutschland  an. 

Rocaillebeschl(^  zeigen  zwei  KassentUren  im  BQrgerspital  zu  Straßburg 
und  eine  Tür  im  nördlichen  Flügel  des  Wämburger  Schlosses,  vermutlich 
auch  eine  Arbeit  des  Meisters  Oegg. 


Wohl  das  jüngste  Beispiel  dieses  Beschlagtypus  ans  dem  18,  Jahr- 
hundert und  zugleich  eines  der  schönsten  deutschen  Eisenwerke  dieser 
Zeit  überhaupt  ist  die  wohl  um  1780  gefertigte  Tür  an  der  Reichen 
Kapelle  in  München  mit  köstlich  getriebenen  Auflt^en. 

Gute   Beschläge   anderer  Art   aus   der  Mitte   des   Jahrhunderts,   wie 


Beachliljfe,  Deatechland  und  Oeaterreicb.  247 

2.  B.  an  einer  Tttr  des  Zeughauses  in  Augsburg  (Fig.  188,  S.  246)  — 
hier  sind  die  Ängelbänder  und  das  Kastenschloß  mit  Rocaillemotiven  und 
krausem  Blattwerk  ausgestattet  —  und  an  einer  Tür  der  Klosterkirche  in 
Ottobeuren  —  mit  Rocaillegittern  in  vertieften  Fällungen  —  gehören  zu 
den  Seltenheiten  in  dieser  Zeit. 


Fig.  18».    Türklopfer  in  NUrnlierg,  G«rnian,  Hus.    8.  218. 

In  größerer  Anzahl  haben  sich  besonders  aus  der  ersten  Hälfte  des 
Jahrhunderts  noch  Schlösser  mit  kunstreich  durchbrochenen,  getriebenen 
oder  gravierten  Deckplatten,  die  bisweilen  auch  aus  Messing  gearbeitet 
wurden ,  erhalten.  Auch  Schlüssel  in  zierlichster  Ausfuhrung  zeugen 
davon,  daß  die  Schlosser  des  18.  Jahrhunderts  die  kalte  Behandlung  des 
Eisens  noch  zu  Üben  verstanden. 

Künstlerisch   wertvolle   eiserne  TUrklopfer   aus  dem  18.  Jahrhundert 


248  18-  Jabrhundert. 

sind  selten,  ein  ausgezeichnetes  Beispiel  besitzt  das  Germanische 
Museum  in  Nürnberg,  angeblich  eine  Arbeit  des  Hofschlossers  J.  Chr. 
Böckel  in  Kassel  (Fig.  189,  S.  247). 

Ab  Höbelbeschlag  hat  das  Eisen  im   18.  Jahrhundert  einzig  noch 


Fig.  ISO.    '\^'andanii  in  Salzburg.    S.  u». 

an  Truhen  in  Niederdeutschland  eine  gewisse  Bedeutung;  ein  gutes  Bei- 
spiel vom  Jahre  1711  besitzt  das  Berliner  Kunstgewerbemuseum. 

Eiserne  Wandarme  sind  aus  dem  18.  Jahrhundert  besonders  zahlreich 
in  Deutschland  erhalten ,  darunter  einige ,  die  an  Größe ,  Reichtum  und 
Schönheit  alle  älteren  hinter  sich  lassen.  Sie  finden  sich  in  allen  Gegen- 
den, besonders  aber  im  Süden  Deutschlands,    wie  frUher   an  Wirts-   und 


Wandarme,  Deutschland  und  Oesterreich. 


249 


Innungshäusem  mit  daran  hängenden  Schilden  und  Emblemen  und  auch 
▼ielerorfcen  als  Träger  von  Laternen. 

Ofhnals  finden  sich  solche  Arme  in  Deutschland  noch  am  Platze  ihrer 
Bestimmung,  in  größerer  Anzahl  z.  B.  in  Salzburg  (Fig.  190,  S.  248). 
Einige  ausgezeichnete  Beispiele  besitzen  auch  die  größeren  deutschen 
Museen,  unter  anderem  das  Kunstgewerbemuseum   in  Berlin  einen 


Fig.  191.    Grabkrenz  in  Spital  am  Pyhm.    S.  260. 

mächtigen  Arm  aus  Würzburg,  der  als  eine  Arbeit  des  Meisters  Oegg, 
jedenfalls  mit  Recht,  angesehen  wird,  dann  das  Hamburgische  Museum 
fQr  Kunst  und  Gewerbe  einen  ähnlich  bedeutenden  Arm,  ebenfalls 
aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  von  einem  Augshurger  Brauhause. 

Qegen  Ende  des  Jahrhunderts  wurden  die  Wandarme  in  Deutschland 
immer  seltener  imd  dürftiger  in  der  Ausgestaltung,  ein  leidlich  gutes  Bei- 
spiel aus  dieser  Zeit  findet  sich  z.  B.  in  Bonlanden  in  Württemberg. 


250  18-  Jahrhundert 

Außerhalb  Deutsclilands  wurden  kDnsÜerisch  wertvolle  Schmiedeisen- 
waodarme  im  18.  Jahrhundert  anscheinend  nur  spärlich  gefertigt.  Prscht- 
voll  sind  aber  die  Latemenarme  an  den  besprochenen  Eisengittem  auf 
dem  Stanislausplatz  in  Nancy. 


Auch  die  Vorliebe  für  geschmiedete  Grabkreuze  erscheint  im  18.  Jahr- 
hundert gegen  ftüher  eher  gesteigert  denn  yermindert,  Beispiele,  darunter 
hervorragend  schöne  Werke,  sind  im  ganzen  südlichen  Deutschland  fast 
allerorten  erhalten. 

Ein  schönes  Kreuz  in  Spital  am  Fyhm  in  Steiermark  (Fig.  191, 
S.  249)  zeigt  zierlich  geflochtene  Akanthusranken ,  die  auf  den  Beginn 
des  Jahrhunderts  hindeuten. 

In  Freiburg  i.  B.  findet  sich  ein  Grabkreuz,  das  man  den  Laub-  und 
Bandelwerkformen  nach  in  die  Zeit  um  1730  ansetzen  möchte. 


Gtabkrense,  Deutschland  und  Oeaterreich.  251 

Ein  Kreuz  in  ähnUrheii  Formen,  das  in  Ulm  erhalten  ist,  soll  dort 
im  Jahre  1737  vom  Stadtschmied  Woydt  gefertigt  sein. 

Auf  eine  Entstehungszeit  um  das  Jahr  1760  deuten  bei  einem  hSchst 
geschmackvollen  Kreuze  in  Nikolsburg  i.  Mähren  die  Formen  hin  (Abb. 
bei  Schirek  a.  a.  0.  S.  XXX). 

Etwas  jünger  noch  dürfte  ein  Kreuz  auf  dem  Währinger  Friedhofe 
in  Wien  sein  (Fig.  192,  S.  250). 

Mit  der  Kreuzform  besonders  glücklich  vereinbar  erscheinen  aber  die 


Fig.  1B3,    Kronleachter  Id  Graz,  Museum.    S.  961. 

klassizistischen  Farmen  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts,  es  sind  vielleicht 
die  schönsten  geschmiedeten  Grabkreuze,  die  aus  dieser  Zeit  erhalten  sind. 
Aq  erster  Stelle  anzuführen  ist  ein  wohl  um  1780  gefertigtes  Kreuz  im 
Berliner  Kunstgewerbemuseum.  Ein  annähernd  gleichwertiges  Kreuz 
mit  der  Jahreszahl  1799  befindet  sich  in  Garmisch  in  Bayern. 


Ein  wenig  abgeschwächt  erscheint  im  18.  Jahrhundert  die  Bedeutung  seunch- 


des  Schmiedeiseos  fUr  Beleuchtungsgeräte.  ""^^ 


Eiserne  Kronleuchter  wurden  nur  in  sehr  geringer  Anzahl  kunstreich 
«o^estattet.  Ein  gutes  Beispiel,  das  den  Formen  nach  wohl  um  1730 
entstanden  ist,  befindet  sieb  im  Landesmuseum  in  Graz  (Fig.  193,  S.  251). 


252  18.  Jahrhundert 

Die  Kerzenständer  in  den  Kirchen  sind  im  18.  Jalirhundert  ebenso 
dUrftif^  wie  die  vereinzelt  nachweisbaren  Kandelaber  in  Profanbauten. 

Fast  das  einzige  Lichtgerät,  an  dem  damals  die  Schlosser  ihr  Können 
in  geschmackvoller  Form  des  öfteren  zum  Ausdruck  gebracht  haben,  ist 
die  Laterne.  Vortreffliche  Eisenlatemen,  bald  an  einem  Arme,  bald  von 
der  Decke  hoher  Bäume  herabhängend,  bald  auch  anf  Sockeln  angebracht, 
sind  in  größerer  Anzahl  erhalten. 


Vielleicht  die  reizvollste  Gruppe  ist  die,  bei  der  die  senkrechten 
Kahmenstäbe  und  oberen  Bügel  mit  leichtem  getriebenen  Blumen-  und 
Rankenwerk  ausgeschmückt  sind.  Beispiele  dieser  Art  kommen  häufi^r 
in  Ungarn  vor,  einige  besitzt  auch  das  Kunstgewerbemuseum  in 
Berlin  und  das  Museum  in  Linz  a.  D.  (Fig.  104,  S.  252). 

Von  anderen  bemerkenswerten  Schmiedeisenarbeiten  des  18.  Jakr* 
hunderts  mögen  noch  angeführt  werden  die  in  mehreren  Beispielen  erhaltenen 
Aufsätze  für  die  Rezeptiertische  der  Apotheken.  Ein  solcher  Aufsatz  in 
der  Apotheke  des  Juliusspitals  in  WUrzhurg  wird  als  eine  Arbeit  Oeggä 


BeleuchtungBget^t«  u.  a. 


angesehen ,  ein  zweites  Beispiel  befindet  Eich  in  der  Mohrenapotheke  in 
Satfreuth,  ein  drittes  besitzt  das  Berliner  Kunstgewerbemuseum 
(Fig.  195,  S.  253),  (Vergl.  Mitteilungen  aus  dem  German.  Museum,  Bd.  I. 
1884—86.     Taf.  VU  u.  Vni.) 

Eine   TortreflFliche   Schmiedearbeit   aus   dem  Ende   des  Jahrhunderts 
ist    der    Eisen  auf satz    und    Schwengel    eines    Hofbrunnens    (Pumpe)    in 


In    den  Kirchen   in  Grabow  und  Ludwigslust  in  Mecklenburg  haben 
sich   Tom  Jahre    1785   und  1804  je   ein   trefflicher  eiserner  Taufbecken- 


Fig,  IM.    Bekröming  eines  Rezept ierllacliaiifsatz es  in  Berlin,  Kunstgew.-Mns.    S.  isa. 

Ständer  erhalten,  die  anscheinend  beide  von  dem  Schlosser  A.  Niens  an- 
gefertigt wurden;  nur  der  in  Ludwigslust  ist  bezeichnet. 

Als  eine  seltene  französische  Arbeit  aus  dem  Jahre  17C9  sei  schließ- 
lich noch  der  schmiedeiseme  Ältartisch  in  Fecquencourt  erwähnt. 

Ueber  größere  Eisenfeinarbeiten,  die  den  Kassetten  des  16.  und 
n.  Jahrhunderts  vergleichbar  wären,  ist  aus  dem  18.  Jahrhundert  nichts 
zu  berichten.  Wenn  wieder,  wie  bisher,  von  den  Waffen  abgesehen  wird, 
^rde  die  Tauschierarbeit  in  Eisen  nur  noch  in  allerkleinstem  Maßstabe 
an  Dosen  und  dei^leichen  geübt,  die  Eisenschnitttechuik  kam  nur,  wie 
erwähnt  wurde,  noch  ab  und  zu  bei  Schlüsseln  zur  Geltung. 


254  19.  Jahrhundert.    Schmiedeisen. 


Neimzelintes  JalirliiLiidert,  und  die  (rescliiclite 

der  (rußeisenkimst. 

Die  Schmiedeisenkunst  gewährt  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahr- 
hunderts ein  trauriges  Bild,  Arbeiten,  die  über  das  Maß  ödester  Hand- 
werksmäßigkeit hinausgingen,  entstanden  kaum.  Die  wichtigsten  Aufgaben 
hatten  die  Eisengießer  den  Schmieden  abgerungen.  Erst  langsam  gewann 
die  Erkenntnis  Boden,  daß  der  Ersatz  des  geschmiedeten  Eisens  durch 
gegossenes  doch  als  ein  vollgültiger  nicht  angesehen  werden  dürfe. 

In  Frankreich  kam  man  zuerst  zur  Einsicht,  bereits  im  Jahre  1844 
findet  sich  in  den  Annales  archeologiques,  Seite  226  ein  vernichtendes 
Urteil  über  das  Gußeisen.  Dort  heißt  es:  „.  .  .  Car  c'est  la  fönte  qui  a 
d^trönä  le  fer;  la  fönte,  cette  mati^re  inerte,  sans  ^lasticit^  ni  souplesse, 
cette  agglom^ration  de  particules  soud^es  par  le  feu,  v^ritable  päte  durcie 
qui  r^siste,  se  gerce,  puis  tombe  en  ^clats  au  moindre  choc  .  .  .  le  ridicule 
est  d'avoir  voulu  imiter  avec  la  fönte,  la  delicatesse  et  la  l^geretä  du  fer 
forgd  .  .  .^  Und  diese  Ueberzeugung  begann  man  auch  bereits  damals 
unter  der  Führung  Viollet-le-Ducs  in  die  Tat  umzusetzen,  wie  die  in 
demselben  Aufsatze  abgebildeten  Beschläge  für  die  Kirche  St.-Madeleine 
in  Vezelay  von  der  Hand  des  Pariser  Schmiedes  Boulanger  beweisen. 

Nur  wenig  später  wurden  nach  dem  Entwürfe  Viollet-le-Ducs  von 
demselben  Meister  die  Beschläge  an  der  Mitteltür  von  Notre-Dame  in 
Faris  ausgeflihrt,  die  zwar  neben  den  gewaltigen  alten  Beschlägen  dieser 
Kathedrale  unendlich  trocken  erscheinen,  aber  technisch  doch  eine  außer- 
ordentliche Leistung  sind. 

Gitterarbeiten  in  Anlehnung  an  die  mittelalterlichen  Vorbilder  ent- 
standen ebenfalls,  z.  B.  für  Notre-Dame  in  Faris ^  für  die  Kathedrale  in 
St.'Denis  und  für  St.-Sernin  in  Toulouse. 

In  Deutschland,  England,  Italien  und  den  übrigen  europäischen 
Ländern  begann,  von  bescheidenen  Ausnahmen  abgesehen,  die  Schmied- 
eisenkunst erst  einige  Jahrzehnte  später  zu  neuem  Leben  zu  erwachen, 
um  dann  verhältnismäßig  schnell  wieder  eine  achtungswerte  Höhe  des 
Könnens  zu  erreichen.  Ueber  die  Art  der  Arbeiten  und  die  bedeutenderen 
Werkstätten  in  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  geben  die 
Ausstellungsberichte  die  beste  Auskunft;  der  Hinweis  darauf  muß  hier 
genügen. 

Ueberall  begann  man  damit  in  engerer  oder  freierer  Anlehnung  an 
die  heimatlichen  Werke  der  Vergangenheit  neue  Gitter,  Beschläge  und 
Kleinarbeiten  aller  Art  zu  schmieden. 

Ein  bewußtes  starkes  Abweichen  von  den  Formkreisen  früherer  Jahr- 


Gußeisenkniist  seit  dem  15.  Jahrhundert.  255 


hunderte  zeigte  sich  erst  in  jüngster  Zeit,  besonders  bei  einigen  groß- 
artigen deutschen  Gitterwerken  auf  der  Pariser  Weltausstellung  1900. 
Seitdem  sind  höchst  anerkennenswerte  Schmiedeleistungen  in  neuartigen 
Formen  in  den  europäischen  Hauptstädten  keine  Seltenheiten  mehr.  In 
Berlin  hat  insbesondere  die  im  Jahre  1902  yoUendete  Hochbahn  Gelegenheit 
zur  Herstellung  einiger  sehr  reizvoller  Gitter  gegeben. 

Die  Yon  manchen  Seiten  gehegte  Erwartung,  daß  mehr  und  mehr 
die  großartigen  Eisenbauten  der  Ingenieure  im  Sinne  steinerner  Monumental- 
bauten durch  schmückendes  Beiwerk,  auch  im  landläufigen  Sinne,  zu 
Kunstwerken  werden  könnten,  zeigt,  wie  es  scheinen  möchte,  ein  Verkennen 
des  eigentlichen  Wesens  der  Eisenkonstruktionen. 

Die  modernen  Eisenkonstruktionen  möchte  man  als  „Form^  gewordene 
Mathematik  bezeichnen,  sie  bilden  eine,  wenn  man  will,  höchste  und 
äußerste  Grenze  echten  künsÜerischen  Schaffens,  sofern  man  ihnen  ihre 
Eigenart  läßt  und  klar  und  deutlich  zeigt,  daß  die  Berechnung  zu  dieser 
oder  jener  Eonstruktionsweise  und  zu  einem  bei  allen  erforderlichen  Graden 
der  Sicherheit  möglichst  geringen  Materialaufwande  geführt  hat.  Es  kann 
hier  nur  eine  Wahl  geben  künstlerisch  zu  schaffen,  entweder  man  zeige 
die  durch  Berechnung  gefundene,  sicherlich  noch  immer  zu  yeryollkommnende 
Schönheit  der  Gesamtkonstruktion,  oder  man  behandle  die  Eisenteile  wie 
ein  beliebiges  Baumaterial,  dessen  Stärkeabmessungen  dann  aber  äußer- 
lich nicht  nach  der  Berechnung,  sondern  nach  einem  auf  Erfahrung 
begründeten  ästhetischen  Empfinden  gewählt  werden  müssen. 


Die  Gußeisenkunst. 

Noch  etliche  Jahrhunderte  später  als  das  Schmiedeisen  begann  das 
in  flüssigem  Zustande  in  Formen  gefüllte  Eisen  irgendwelche  Bedeutung 
in  der  Kunst  zu  gewinnen.  Soweit  die  jüngsten  Untersuchungen  fest- 
gestellt haben,  wurde  das  Gußeisen  zum  wenigsten  im  Abendlande  nicht 
vor  dem  15.  Jahrhundert  künstlerisch  verwertet,  und  auch  dann  noch  in 
sehr  bescheidenem  Maße.  Die  Angaben,  daß  man  bereits  im  Altertume 
es  verstanden  hätte.  Eisen  zu  gießen,  dürften  als  Fabeln  oder  Mißdeutungen 
alter  Berichte  anzusehen  sein. 

Technische  Schwierigkeiten,  die  bei  der  Gewinnung  und  der  Ver- 
arbeitung des  Eisens  überhaupt  von  jeher  ausschlaggebend  für  den 
Umfang  und  die  Art  seiner  Verwendung  gewesen  sind,  haben  in  besonders 
hohem  Maße  der  Gußeisenkunst  hinderlich  im  Wege  gestanden. 

Heizkörper  und  Feuerungsgeräte,  wie  Ofen-  und  Kaminplatten,  Ofen- 
füße und  Kaminböcke  erscheinen  zuerst  in  einer  etwas  reicheren  Aus- 
bildung in  Eisen  gegossen. 


256  Gußeisenkunst  im  15.  und  16.  Jahrhundert 

Ueber  die  ältesten  gußeisernen  Oefen  aus  dem  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts finden  sich  Angaben  in  Beck,  Geschichte  des  Eisens  Bd.  I, 
S.  948. 

Im  nordwestlichen  Deutschland  und  im  Elsaß,  dann  auch  im 
Harze  und  in  Thüringen  entstanden  wohl  die  ältesten  Eisenkunst- 
gußarbeiten. Im  16.  Jahrhundert  scheint  der  Eisenkunstguß  aber  bereits 
weit  verbreitet  gewesen  zu  sein  und  die  erhaltenen  Arbeiten  aus  dieser 
Zeit  sind  sehr  zahlreich. 

Näheres  wissen  wir  über  den  Ofenkunstguß  der  Eisenhütte  des  Klosters 
Haina  in  Hessen  dank  den  urkundlichen  Feststellungen  von  L.  Bickell: 
Die  Eisenhütten  des  Klosters  Haina  und  der  dafür  tätige  Formschneider 
Philipp  Soldan  von  Frankenberg,  Marburg  1889  (mit  Tafeln). 

Im  Zusammenhange  stellt  den  Ofenkunstguß  des  16.  Jahrhunderts 
dar  Beck  a.  a.  0.  Bd.  II,  S.  293 flF. 

Offene  Kamine,  bei  denen  eine  eiserne  Reliefplatte  an  der  Rückwand 
angebracht  war,  kommen  in  Deutschland  im  16.  Jahrhundert  bisweilen 
in  denselben  Räumen  neben  Oefen  vor.  „Die  Oefen  bestanden  aus  Orund- 
und  Deckplatten,  Seiten-  und  Stimplatten,  letztere  durch  rinnenförmige 
Leisten  und  Gegenleisten  mit  Schrauben  verbunden.  In  ältester  Zeit, 
ca.  1480  bis  gegen  1540  hin,  schlössen  die  relativ  hohen  und  schmalen 
weit  ins  Zimmer  vortretenden  Oefen  vorn  dreiseitig  ab,  später  herrschte 
die  einfache  rechteckige  Form  bei  niedrigeren  und  breiteren  Verhältnissen 
vor.  Ein  solcher  Bau  bildete  nun  entweder  für  sich  den  Ofen,  oder  er 
erhielt  einen  eisernen  Aufsatz,  ursprünglich  dem  polygonalen  Schluß  ent- 
sprechend sechsseitig,  später  vierseitig,  oder  endlich  erhielt  er  einen 
schöneren  Aufsatz  aus  gebrannten  Kacheln.'^    (Bickell,  a.  a.  0.  S.  9 — 10.) 

Auf  den  Gußeisenplatten  aus  dem  15.  und  dem  Beginne  des  16.  Jahr- 
hunderts finden  sich  Bauformen,  wie  Wimperge  auf  Säulen  und  Heiligen- 
figuren in  flachem  Relief.  Ein  Ofen  aus  Platten  dieser  Art  befindet  sich 
z.  B.  auf  der  Feste  Kohurg, 

Gegen  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  beginnen  bibUsche  Szenen, 
allegorische  Figuren  und  Wappen  vorzuherrschen ,  auf  einer  Platte  im 
Museum  in  Strasburg  ist  ein  Turnier  dargestellt. 

Neben  den. Ofenplatten  entstanden  im  16.  Jahrhundert  auch  bereits 
zahlreiche  gußeiserne  Grabplatten.  Beispiele  dieser  Zeit  finden  sich  in 
Lübeck^  in  Helmstedt^  in  Gr.- Wartenberg  i.  Schlesien,  in  Marienstadt  bei 
Altenkirchen,  und  sicherlich  werden  auch  unter  den  gegen  Ende  des 
19.  Jahrhunderts  aus  der  Kilianskirche  in  Gorbach  i.  S.  als  altes  Eisen 
für  137  Taler  verkauften  Grabplatten  zahlreiche  Werke  des  16.  Jahr- 
hunderts gewesen  sein. 

In  Frankreich  kommen  Gußeisenöfen  höchst  selten  vor,  wohl  aber 
seit  dem  15.  Jahrhundert  Kaminplatten  und  Kaminböcke. 


Gaßeisenkunst  im  17.  Jahrhundert.  257 


Eine  Rechnungsnotiz  aus  den  Jahren  1548 — 1550  gibt  beispielsweise 
an,  daß  für  das  Zimmer  der  Königin  im  Schlosse  SL-Germain-en-Laye 
eine  Kaminplatte  mit  der  Figur  eines  Herkules  darauf  beschafft  sei. 
(Delaborde,  Comptes  des  bat.  Bd.  II,  S.  314.) 

In  den  übrigen  europäischen  Kulturländern  scheint  damals  die  Guß- 
eisenkunst in  ähnlicher  Weise  entwickelt  gewesen  zu  sein. 

Das  17.  Jahrhundert  scheint  zunächst  eine  wesentliche  Erweiterung 
dem  Kunstgebiete  nicht  gebracht  zu  haben. 

In  Deutschland  wurden  Oefen  und  Grabplatten  aus  Gußeisen  in  ge- 
steigertem Maße  verwendet.  Während  im  15.  und  zu  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts eiserne  Oefen  ihres  hohen  Preises  wegen  nur  in  öff'entlichen  Ge- 
bäuden, in  Klöstern  und  Schlössern  aufgestellt  zu  sein  scheinen  (im  Kloster 
Wolf  a.  d.  Mosel  wurden  im  Jahre  1507  nach  heutigem  Gelde  etwa 
80  Mark  fär  einen  Ofen  bezahlt,  für  einen  in  Augsburg  im  Jahre  1510 
in  der  Gerichtsstube  gesetzten  eisernen  Ofen  zahlte  man  gar  über 
200  Mark  nach  heutigem  Gelde.  Beck  a.  a.  0.  Bd.  II,  S.  316,  317),  so 
soll  schon  im  zweiten  Jahrzehnt  des  16.  Jahrhunderts  ein  eiserner  Ofen 
zu  den  wichtigsten  Geschenken  für  einen  jungen  Hausstand  gehört  haben, 
aber  erst  im  17.  Jahrhundert  dürften  solche  Oefen  in  Deutschland  in 
keinem  Bürgerhause  mehr  gefehlt  haben. 

Als  Reliefmotive  kommen  auf  den  eisernen  Platten  im  17.  Jahrhundert, 
ähnlich  wie  auf  den  Tonkacheln,  der  Reichsadler,  Fürstenwappen,  Wappen 
der  Zünfte  und  mannigfache  figürliche  und  landschaftliche  Szenen  vor. 

Die  Eisengrabplatten  wurden,  wie  ein  Beispiel  in  der  Paulinenkirche 
in  Leipzig  beweist,  auch  buntfarbig  bemalt. 

Eine  seltene  Verwendungsart  von  gußeisernen  Reliefplatten  ist  an 
Schloß  Gehren  in  Thür.  nachweisbar:  sieben  solcher,  die  Jahreszahlen  1576 
und  1604  aufweisender  Platten  finden  sich  dort  am  Treppenaufgange. 
Biblische  Szenen,  die  Lebensalter  in  zehn  Stufen,  Wappen  und  anderes 
ist  darauf  in  Relief  dargestellt. 

Eine  höchst  wichtige  Notiz  über  die  französische  Gußeisenkunst  am 
Ende  des  17.  Jahrhunders  gibt  Daviler  in  seinem  Cours  d'architecture, 
Paris  1696,  Seite  107.  Er  sagt,  Gußeisen  werde  nicht  nur  zu  Röhren, 
Töpfen  und  Kaminplatten  verarbeitet,  man  habe  seit  einigen  Jahren  ein 
(wie  er  wohl  irrtümlich  annimmt)  verlorenes  Geheimnis  entdeckt,  dem 
Gußeisen  eine  weichere  Oberfläche  zu  geben,  die  eine  Nachziselierung 
gestatte.  Man  fertige  nun  Balkon-  und  Treppengitter,  Chorschranken 
und  anderes  mehr  aus  Gußeisen.  Er  führt  schließlich  bestimmte  ausge- 
führte Beispiele  an. 

Ob  die  deutsche  Eisengießkunst  damals  bereits  zu  einer  ähnlichen 
Vollkommenheit  gediehen  war,  ist  bisher  nicht  festgestelt. 

Zu  einer   ernstlichen  Ausnützung  scheinen  die  gekennzeichneten  Er- 

Lüer,  Unedle  Metalle.  17 


258  Gußeisen  im  18.  und  19.  Jahrhundert. 

rungenschaften  auch  in  Frankreich  kaum  gekommen  zu  sein,  denn  in  der 
Enzyklopädie  von  Diderot  und  d'Alembert  wird  (1773)  von  derselben 
Sache  als  von  etwas  ziemlich  Neuem  gesprochen  und  hinzugefügt,  daß  sie 
nicht  die  verdiente  Beachtung  fände,  obschon  das  säuberst  nachgearbeitete, 
vielleicht  gar  polierte  Gußeisen  doch  besonders  bei  Treppengeländern, 
Kronleuchtern,  Wandarmen  und  dergleichen  einen  vortrefflichen  Ersatz  fOr 
die  überaus  kostbare  Bronze  zu  bieten  vermöchte. 

Solange  man  beim  Gußeisen  eine  tadellos  saubere  Oberfläche  erst 
durch  höchst  mühevolle  Nacharbeit  erzielen  konnte,  und  nicht  schon  in 
der  Form,  war  es  nicht  allzu  verwunderlich,  daß  man  geschmiedetes  Eisen 
oder  Bronze  vorzog,  wenn  die  Mittel  irgend  dafür  vorhanden  waren. 

Für   die   Entwicklung   des   deutschen  Eisenkunstgusses,  ja  vielleicht 
f[ir  den  Eisenguß  seit  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  überhaupt,  scheint 
von   allergrößter  Bedeutung   das  Hüttenwerk  Lauchhammer   gewesen   zu 
sein.     Schon   um    die  Mitte    des    18.   Jahrhundert  sollen   Eisentechniker 
aller  Länder  die  vortrefflichen  Einrichtungen  des  im  Jahre  1724  begründeten 
Werkes    studiert  haben.     Der  Kunstguß   in   höherem  Sinne   begann  den 
Nachrichten  zufolge  dort  im  Jahre  1781.    Eine  Chronik  aus  dem  Jahre  1825 
berichtet  über  die  teils  großen  freiplastischen,  figürlichen  und  Reliefwerke, 
zumeist   nach   antiken  Vorbildern,    und  über  die  zahlreichen  Gegenstände 
anderer  Art,  wie  Beleuchtungsgeräte,  Torflügel,  Kruzifixe,   die  seit  dem 
Jahre  1784  in  Lauchhammer  in  Eisen  gegossen  wurden;  nicht  angeführt 
ist   die  Brunnenfigur    eines  Neptun,    die  nach  Rietschels  Modell  um  das 
Jahr  1825  dort  für  die  Stadt  Nordhausen  ausgeführt  wurde.    Eine  Ueber- 
arbeitung  scheint  bei  diesen  Gußwerken  nicht  vorgenommen  zu  sein,  man 
hatte  es  gelernt,  die  Formen  und  das  Eisen  in  einer  Vollkommenheit  her- 
zustellen, die  vorher  nicht  annähernd  erreicht  war. 

Die  großartigen  technischen  Fortschritte  und  der  soziale  Tiefstand 
der  Zeit  wirkten  wohl  ganz  besonders  in  Deutschland  darauf  hin,  daß  um 
das  Jahr  1800  eine  Gußeisenzeit  anhob,  die  noch  unendlich  weit  die 
Wünsche  übertraf,  die  z.  B.  in  der  französischen  Enzyklopädie  ge- 
äußert waren. 

Schmiedeisen,  Bronze,  ja  selbst  die  edlen  Metalle  wurden  eine  Zeit- 
lang vom  Gußeisen  verdrängt. 

In  Deutschland  schwangen  sich  neben  Lauchhammer  -das  Königliche 
Eisenwerk  in  Glekvitz  in  Oberschlesien,  die  im  Jahre  1804  begründete 
Königliche  Eisengießerei  zwBerlin^  die  Königliche  Sayner-Hütte 
im  Westerwalde,  dann  besonders  die  Gießereien  zu  Horowitz  in  Böhmen, 
die  Königshütte  und  Mägdesprung  im  Harz,  Wasseralfingen  in  Württem- 
berg und  andere  mehr  zu  einer  bedeutsamen,  künstlerischen  Höhe  auf. 
„Fönte  de  Berlin*"  war  sprichwörtlich  für  Eisenguß  waren  von  höchster  Voll- 
kommenheit und  von  oft  geradezu  minutiöser  Feinheit. 


tiuBeiaenkunBt  im  19.  Jahrhundert.  259 

Zahlreiche,  teils  sehr  bedeutende  Werke  der  Berliner  Eisengießerei  sind 
aus  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  noch  erhalten,  aber  die  geringe 
Beachtung,  die  man  ihnen  leider  heute  schenkt,  wird  noch  viele  ver- 
schwinden lassen;  ganz  besonders  liegt  diese  Gefahr  vor  bei  den  oft 
ganz  vortrefflichen  EisenguSarbeiten  an  Bauten,  deren  Abbruch  bevorsteht. 
(Eine  Geschichte  der  Berliner  Eisengießerei  zu  schreiben,  wird  eine  der 
dankbarsten  Aufgaben  sein;   es  sei  nicht  versäumt,  hier  dazu  anzuregen.) 

Schon  im  Jahre  1811  entstand  das  Denkmal  der  Königin  Luise  zu 
Gransee,  bald  darauf  die  Denkmäler  Theodor  Kömers  in  Wöbbelin  und 
des  Feldmarschalls  Courbi&re  in  Graudenz. 


Fig.  iw,    GnfieiseDBelander  der  SchloSbraeke  in  Bsrlln.    S.  \at. 

Das  großartige  Hauptwerk  der  Berliner  Gießerei  ist  das  Denkmal 
auf  dem  Kreuzberge  in  Berlin,  das  in  den  Jahren  1818—1821  nach 
Schinkels  Entwurf  und  nach  figürlichen  Modellen  von  Rauch,  Tieck  und 
Wichmann  ausgefdhrt  wurde. 

Vermutlich  gleichen  Ursprungs  ist  das  Denkmal  des  1818  gestorbenen 
öeneraifeldmarschalls  Barclay  de  Tolly,  das  nach  Schinkels  (?)  Modell 
in  Säbitschen  (Ostpreußen)  im  Jahre  1821  errichtet  wurde. 

Ebenfalls  nach  Schinkels  Entwürfen  wurde  auch  die  schöne  Eisen- 
brüstung der  in  den  Jahren  1822 — 1824  erbauten  SchloßbrUcke  in  Berlin 
(Fig.  196,  S.  259)  in  der  Königlichen  Gießerei  hergestellt. 

Von  größeren  Arbeiten  sind  weiter  zu  erwähnen  die  an  vielen 
Berliner  Bauten  erhaltenen  Balkongitter,  Gartengitter,  Kandelaber  und 
große  Vasen,  unter  denen  besonders  namhaft  gemacht  werden  die 
t Alexandervase "  mit  Reliefs   aus  Thorwaldsens  Alexanderzuge,    die  Vase 


260  Gußeisenkunst  im  19.  Jahrhundert. 


mit   den  Lebensaltern   und   Jahreszeiten  nach  Vollgolds   Modell   und  die 
a athenische  Vase**. 

Von  den  Kleinarbeiten  der  Berliner  Gießerei  seien  das  „Eiserne 
Kreuz**,  die  »Neujahrskarten**  und  die  zarten  durchbrochenen  Schmuck- 
sachen angeführt,  von  denen  zahlreiche  Beispiele  im  Berliner  Kunst- 
gewerbemuseum und  in  der  Sammlung  der  Bergakademie 
verwahrt  werden. 

In  den  außerdeutschen  Ländern  hat  das  Gußeisen  während  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  nicht  völlig  die  umfassende  Bedeutung  für  das 
Gebiet  der  dekorativen  Kunst  erlangt  wie  bei  uns,  aber  an  zahlreichen 
Versuchen,  dieses  billige  Material  der  allgemeinen  Verwendung  zu  er- 
schließen, fehlt  es  besonders  in  Frankreich  und  England  auch  nicht. 

Als  die  ersten  monumentalen  französischen  Eisenguß  werke  gelten  die 
vier  Löwen  an  der  Fassade  des  Palais  de  Tinstitut  in  Paris,  die  bezeichnet 
sind:   „Fonderie  de  Creuzot  1810**. 

Im  Rapport  du  Jury  central  der  Pariser  Weltausstellung  des  Jahres 
1839  wird  angegeben,  daß  der  große  Aufschwung  der  französischen  Eisen- 
gießerei erst  mit  dem  Jahre  1834  eingesetzt  habe  und  daß  große  Gußeisen- 
monumente bereits  die  öffentlichen  Plätze  zierten. 

Auf  der  Ausstellung  wurden  mit  einer  goldenen  Medaille  ausgezeichnet 
die  Gießereien  von  Emile  Martin  &  Cie.  in  Garchisi  und  von  Calla 
in  Paris,  Eine  Silbermedaille  erhielten  die  Gießereien  von  Muel  in  Tusey, 
von  Andr^  in  Val  ä'Osne  und  Sautelet  jeune  &  Cie.  in  Orleans, 

Die  Gießerei  von  Calla  scheint  für  den  Kunstguß  die  bedeutendste 
gewesen  zu  sein,  sie  hat  zuerst  Gußeisenarbeiten  für  Monumentalbauten 
geliefert,  z.  B.  für  das  Palais  Royale  Kandelaber,  Balkons  u.  a.  Auch 
soll  sie  als  erste  in  Frankreich  im  Jahre  1829  große  Statuen  in  Eisen 
gegossen  haben.  Unter  anderem  wurden  die  großen  Figuren  der  Fontaine 
de  Richelieu  in  Paris  dort  hergestellt. 

Ein  gutes  Bild  der  französischen  Eisengießkunst  dieser  Zeit  gewährt 
z.  B.  ein  Musterbuch  des  genannten  Gießers  Andr^,  in  dem  neben  Gittern, 
Beschlägen  und  Geräten  aller  Art  auch  Figuren  nicht  fehlen.  Man  empfahl 
in  Frankreich,  die  schönen  erhaltenen  Schmiedeisenarbeiten  einfach  in 
Gußeisen  nachzubilden,  so  ist  z.  B.  ein  bei  Bance  ain^  1826  erschienenes 
Werk:  Modules  de  serrurerie  choisis  parmi  ce  que  Paris  ofiEre  de  plus 
remarquable,  in  diesem  Sinne  herausgegeben. 

In  England  gab  Melby  Pugin  im  Jahre  1836  ein  Vorlagenwerk 
heraus,  in  dem  Gegenstände  der  verschiedensten  Art  auch  für  Ausführung 
in  Eisenguß  abgebildet  sind. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  verschoben  sich  wohl  die 
Aufgaben  für  den  Eisenkunstguß  ein  wenig,  doch  erst  in  den  letzten 
Jahrzehnten  läßt  sich  eine  materialgemäße  Beschränkung  feststellen;  für 


Gußeisenkanst  im  19.  Jahrhandert  261 


Gitter  oder  große  Tore,  für  Schmucksachen  und  große  plastische  Werke, 
die  gar  bestimmt  sind,  unter  freiem  Himmel  zu  stehen,  würde  man  jetzt 
schwerlich  noch  das  Gußeisen  für  tauglich  erachten. 

Ein  ziemlich  klares  Bild  über  die  Entwicklung  des  Eisengusses  geben 
die  Berichte  der  großen  Ausstellungen ;  hier  möge  nur  noch  das  Wichtigste 
aus  einem  kurzen  Berichte  über  „die  Eisenarbeiten  auf  der  Wiener 
Weltausstellung  1873 **  angeführt  werden  (Blätter  für  Kunstge- 
werbe 1874,  Seite  61). 

Es  heißt  dort:  ,» Waren  die  Ausführungen  in  Schmiedeisen  im  Industrie- 
palaste relativ  selten  zu  sehen  und  beschränkten  sie  sich  wesentlich  auf 
die  Herstellung  kleinerer  Arbeiten,  so  fanden  sich  dort  dagegen  Arbeiten 
in  Gußeisen  in  Menge  und  von  besonderer  Güte. 

Die  große  Fontaine,  der  Mittelpunkt  der  Rotunde,  ein  Werk  Durennes, 
war  hiervon  eine  der  bedeutendsten  Leistungen.     Das  weltberühmte  Eta- 
blissement, die  Fonderie  Val  d^Osne,  das  erste  Frankreichs,  legt 
gleichfalls  den  Schwerpunkt  seiner  Tätigkeit  auf  den  Guß  von  figuralen 
Gegenständen.   Seine  Statuen,  Lampenträger,  Brunnenfiguren  sind  noch  von 
der  letzten  Pariser  Ausstellung  her  (1867)  im  besten  Angedenken  gewesen. 
Hier  sehen  wir  den  Kunstguß  auf  seiner  höchsten  Stufe  der  Vollendung.  .  .  . 
Kleinere  Gegenstände  in  Eisenguß  vermißten  wir  jedoch  in  der  franzö- 
sischen Ausstellung.     Jedenfalls  können  sich  den  Franzosen,  wenn  es  sich 
nicht  um  große  Ausführungen  von  Figuralem   handelt,    die  deutschen 
Gießereien  an  die  Seite  stellen,  ja  man  wird  finden,  daß  diese  sie  sogar 
in  gewissen  Richtungen  übertreffen.     Es  gilt  dies  von  den  Gießereien  von 
Ilsenburg^  Lauchhammer  und  Wasseralfingen.     So  befaßt  sich  Ilsenburg 
erfolgreich  mit  der  Imitation  und  dem  Nachguß  alter  Arbeiten.     Ein  fein 
ziselierter    Schild    nach  Cellini    gelingt   dort    in  Gußeisen  gerade  so  fein 
und  gut,    wie   der  Abguß   eines   ledernen,    mit  eingeschnittenem  feinem 
Ornament  verzierten    alten  Buchdeckels.     Von   Lauchhammer   sahen   wir 
einen  schönen  Pavillon,   eine  Stiege,  gute  Oefen  und  Heizgarnituren.    In 
letzter  Richtung  schließt  sich  Kaiserslautern  würdig  an.  .  .  . 

Unter  den  Arbeiten  der  österreichischen  Aussteller  waren  jene 
aus  der  Wagnerschen  Gießerei,  darunter  vorzüglich  Kandelaber, 
Stiegengeländer  etc.,  vor  allem  bedeutend  und  anerkennenswert.  Auch  die 
Erzherzog  Albrechtsche  Gießerei  in  Teschen  brachte  einige  gute 
Oefen  neben  anderen,  die  zum  Teil  schon  etwas  stilwidrig  ausgefallen  waren. 
Wir  sind  aber  gewohnt,  so  geringe  Anforderungen  an  die  dekorative  Seite 
solcher  Ausführungen  zu  stellen,  daß  wir  uns  selbst  die  Mißhandlung 
antikisierender  Formen  noch  gefallen  ließen  und  nur  froh  waren,  wenigstens 
keinen  gotischen  Gußeisenofen  zu  finden.  (Wie  sie  z.  B.  auf  der  Berliner 
Ausstellung  des  Jahres  1844  vorhanden  waren.   Anm.  d.  Verf.)  .  .  . 

Unter  den  Eisenwerken  Ungarns  ist  die  Gießerei  von  Schlick  in 


262  Gußeisenkunst  im  19.  Jahrhundert. 

Pest  am  besten  yertreten  gewesen.     Sie  sandte  unter  anderem  ein  großes 
Abschlußgitter,  gut  in  griechischem  Stile  gehalten.  .  .  . 

Von  den  italienischen  Ausstellern  sei  Gambiaggio  (Mailand} 
genannt  seiner  großen  Gitter  vom  Palazzo  della  Cassa  wegen,  die  er  recht 
verdienstlich  nach  Mengonis  Zeichnung  ausführte. 

England  war  nur  durch  eine  einzige  Fabrik,  aber  durch  diese 
glänzend  vertreten.  Die  Coalbrock-dale  Company  sandte  eine  ganze 
Reihe  der  mannigfaltigsten  und  technisch  wie  künstlerisch  gleich  lobens- 
werten Arbeiten.  Auffallend  an  den  fast  durchgehends  gut  gezeichneten 
Gegenständen  ist  die  allzuhäufige  und  mitunter  nur  wenig  passende  Ver- 
wendung des  naturalistischen  Pflanzenornamentes.  .  .  .'' 

Dieser  in  mancher  Beziehung  bemerkenswerte  Bericht  läßt  das  Gebiet 
der  Gußeisenkunst  doch  noch  als  ein  überaus  breites  erscheinen.  Erst 
wenn  sich  weiterhin  immer  mehr  die  Erkenntnis  Bahn  bricht,  daß  das 
Gußeisen  nur  dann  omamental  ausgestattet  werden  soll,  wenn  es  zugleich 
auch  voll  und  ganz  die  im  Einzelfalle  notwendige  praktische  Aufgabe  zu 
erfüllen  vermag,  dann  wird  die  Gußeisenkunst  vollberechtigt  neben  der 
Kunst  des  Schmiedes  stehen. 


Die  Bronzekunst. 


Das  Altertum. 

wie  ältesten  kunstreichen  Bronzearbeiten,  deren  Entstehung  mit 
i  Sicherheit  auf  einen  enger  begrenzten  Zeitabschnitt  festzulegen 
)  ist,  entstammen  dem  Pharaonenlande,  doch  scheint  Ober 
das  zweite  vorchristliche  Jahrtausend  keines  der  erhaltenen  ägyptischen 
Bronzewerke  zu  rück  datier  bar  zu  sein.    Den  Oberkörper  eines  dünnwandig 

.  gegossenen    Figürchens,     das    wohl    eine 

mehrhundertjährige  Uebung  in  der  Technik 
voraussetzen  läßt,  besitzt  die  ägyptische 
Abteilung  der  Kgl.  Berliner  Museen  aus 
der  Zeit  Ramses  II.,  etwa  14.  Jahrhundert 
V.  Chr.     IJeberaus  zahlreich  erhalten  sind 


'.  Ilom,  M»i.  eapilol. 


266  Da«  Altertum. 

größere  ägyptische  Bronzefiguren  aus  dem  letzten  vorchristlichen  Jahr- 
tausend.  Eines  der  köstlichsten  Bronzeguß  trerke  dieser  Zeit  ist  die  fast 
völlig  mit  zartesten  verschiede nfarbigen  Gold-  und  Silberei nlagen  bedeckte 
Statuette  der  Königin  Koromama  im  Louvre  in  Paris. 

Von  anderen  semitischen  Völkern  des  Altertums  scheinen  besonders 
die  Phönizier  im  Ei'zguB  Hervorr^endes  geleistet  zu  haben.  Im  ersten 
Buch  der  Könige  ist  zu  lesen, 
daß  König  Salomo  sich  Werk- 
ieute  erbat  vom  Könige  Hiram 
von  Tyrus  zum  Bau  der  Stifts- 
hUtte  und  zur  Herstellung 
großer  Erz  werke.  Genannt 
werden  dort  unter  vielen  an- 
deren in  Bronzeguß  ausgefOhr- 
ten  Gegenständen  besonders 
zwei  eherne  Säulen  von  18  El- 
len Höhe  und  12  Ellen  Um- 
fang mit  Knäufen  von  5  Ellen 
Höhe ,  dann  das  gewaltige 
„eherne  Meer"  von  10  Ellen 
Weite  und  5  Ellen  Höhe,  das 
auf  zwölf  ehernen  Rindern 
ruhte. 

Zur  höchsten  Blüte  ge- 
langte die  Bronzekunst  in  vor- 
christlicher Zeit  in  den  Ländern 
des  griechischen  Kultur- 
kreises. Bereits  in  der  sogen, 
mykenischen  Periode  entstan- 
den kOnsÜerisch  bedeutsame 
Bronzeguß  werke,  größere  bohl- 
gegossene, ügUrliche  Bronzen 
scheinen  jedoch  kaum  vor  dem 
6.  Jahrhundert  ausgeführt  zu 
sein,  und  in  diese  Zeit  ver- 
legten die  Griechen  selbst  die 
Erfindung  der  Erzgießkunst 
'^'  '"  '      "'''"'      '"■     ■  durch   die   samischen  Künstler 

Kboikos  und  Theodoros.  Für  große  Metallbildwerke  scheint  man  sich 
in  der  ßegel  auch  damals  noch  der  Treibtechnik  bedient  zu  haben.  Auf 
dem  griechischen  Festlande  gelangte  im  (i.  Jahrhundert  die  Erzgießkunst 
zuerst  in  Argos  und  Siki/on   zu  höherer  Entfaltung.     Eines  der  berOhm- 


Griechenland.  267 

testen  Sronzewerke   dieser  Zeit  war   die  Apollostatue    des  Kanachos  von 
Sikyon  im  Branchidenheiligtume  zu  Milet. 

ZaMreich  sind  die  Bronzeskulpturen  der  großen  griechisclien  Bildner 
des  5.  Jahrhunderts,  von  denen  wir  Kunde  und  zum  Teil  Marmomach- 
bildungen  haben,  wenn  auch  nur  wenige  größere  Originalwerke  dieser 
Zeit  erhalten  sind,  deren  berühmteste  die  Statue  des  erst  vor  wenigen 
JahreQ    in    Delphi    ausgegrabenen    ,  Wagen lenkers"    (Fig.  197,    S.  265) 


Fig.  MO.    Hermes.    Utapit,  Km,  >uu.    8.  9)1. 

und  die  Figur  des  .Domausziehers"  im   Kapitolinischen  Museum   in 
Bom  (Fig.  198,  S.  265)  sind. 

Bronzestatuen  Ton  Siegern  im  Wettkampfe  waren  gepriesene  Werke 
des  Pythagoras.  Eine  kolossale  Erzfigur  von  30  Ellen  Höhe  schuf 
der  athenische  Hauptmeister  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts,  Ka- 


268  Das  Altertum. 

lamis,  für  Apollonia  am  Schwarzen  Meere.  —  Allbekannt  sind  einige 
der  in  Nachbildungen  erhaltenen  Bronzebildwerke  des  ebenfalls  in  Athen 
schaffenden   Mjron,    besonders    der    Diskuswerfer    und    die   Gestalt   des 


cspiegcr    Ftrtt,  Lout, 


Griechenland.  269 

Harsias.     Berttlimter  noch  waren  im  Altertume  des  Meisters  eherne  Euh 
und  seine  Siegergestalten. 

Auch  der  größte  unter  allen  griechischen  Bildhauern,  Pbidias,  war 
ein  Meister  im  Erzguß.  Sein  Werk  war  die  um  die  Mitte  des  5.  Jahr- 
hunderts entstandene  eherne  Gestalt  der  Athena  Lemnia  auf  der  Bui^ 
Ton  Athen;  die  ebendort  aufgestellte  bronzene  Kolossalstatue  der  Athena 


Fig.  xol.    Lumpenkrona  (Ansioht  der  Unteiaeitel,    Ctriima,  arnmus.    S.  iJt. 

Promachos  soll  nach  des  Meisters  Entwurf  von  einem  älteren  Praxiteles 
ansgefnhrt  sein.     FUr  Ephesos  schuf  Phidias  eine  eherne  Diana. 

Von  den  attischen  Bronzebildnern  der  zweiten  Hälfte  des  5.  Jahr- 
hunderts sei  weiter  genannt  Kresilas  &ns  Ki/donia  auf  Kreta,  der  wahr- 
scheinlich aus  der  Schule  Myrons  h  error  gegangen  ist. 

Auf  dem  Peloponnes  war  damals  Polyklet  der  führende  Bildner, 
und  als  Meister  im  Erzguß  vor  allen  gepriesen.  Ira  Wettstreit  mit  Phidias 
und  anderen  KQnstlem  schuf  auch  er  eine  ebeme  Amazone.  Allbekannt 
sind  weiter  die,  wie  auch  jene  Amazone,  in  großen  Marmorkopien  er- 
haltenen, ursprünglich  in  Erz  gegossenen  Gestalten  des  Doryphoros  und 
des  Diadumenos. 


270  I>ft8  Altertum. 

Auf  ein  Original  dieser  Periode  geht  auch  die  bekannte  Bronzefigur 
des  Idolino  in  den  Uffizieo  in  Florenz  zurück  (Fig.  199,  S.  266). 

Den  griechischen  Bronzebüdnem  des  4.  Jahrhunderts  wird  nach- 
gerühmt, daß  sie  sich  nicht  genUgen  ließen,  formal  und  technisch  voll- 
endete Werke  zu  schaffen,  sie  sollen  es  verstanden  haben,  durch  Zusätze 
zum  Metall  bestimmte  Teile  ihrer  Gestalten  der  Natur  auch  in  der  Farbe 


Fig.  SOS.    QTKTierte  SUckaeite  eines  Spiegels  ans  Pntsneste.    Btnstt,  Vnniun,    S.  *it. 

näher  zu  bringen.  So  heißt  es,  Silanion  habe  bei  einer  Gestalt  der 
sterbenden  Jokaste  die  Todesblässe  auf  den  Wangen  kenntlich  gemacht 
Unter  den  peloponnesischen  Bildhauern  dieses  Jahrhunderts,  die  den 
attischen  gegenüber  auch  jetzt  das  Erz  als  bildsamen  Stoff  dem  Marmor 
vorzogen,  ist  au  erster  Stelle  Lysippos  zu  nennen.  Die  von  ihm  be- 
kannten Werke  waren  sämtlich  in  Bronze  ausgeführt.  Er  schuf  mehrere 
Zeusstatuen,  darunter  ein  Kolossalbild  fUr  den  Markt  von  Tarent  von 
60  Fuß  Höhe.  Von  anderen  Werken  seiner  Hand  seien  angeftlhrt  mehrere 
Heraklesstatuen,  ein  Eros,  Siegei^estalten  und  Bildnisse  berühmter  Männer, 


Griechenland.  271 

besonders  Alezanders  des  Großen.  Darunter  das  großartige  in  Dion  und 
später  in  Rom  aufgestellte  Reiterstandbild  des  Königs,  umgeben  von 
fDnfundzwanzig  Reiterbildem  der  in  der  Sclilaclit  am  Granikus  gefallenen 
Jünglinge,  und  eine  andere  mit  Leocbares  gemeinsam  geschaffene,  in 
Delphi  aufgestellte  Gruppe,  die  Alexander  auf  der  Löwenjagd  darstellte. 
Erhalten  ist  von  diesen  aus  schriftlichen  Ueberlieferungen  bekannten 
Werken   des  Lyslppos  nichts,    doch  sind  einige  davon  auch  in  guten 


Nachbildungen  auf  uns  gekommen.  Auf  eherne  Originale  des  Meisters 
gehen  zurück  die  Statue  des  Apoxjomenos  im  Vatikan,  die  Statuen 
eines  auf  die  Keule  gestützten  Herakles  in  Florenz  und  wahrscheinlich 
auch  die  köstliche  Bronzefigur  des  auf  einem  Felsblock  sitzenden  Hermes 
in  Neapel  (Fig.  200,  S.  267)  und  eine  Statue  Alezanders  des  Großen  in 
München. 

Auf  einen  Sohn  des  Ljsippos,  Bo^thos,  will  man  die  Bronsestatue 
des  .betenden  Knaben'  in  Berlin  zurückfuhren. 

Ghares,  ein  Schüler  des  Lysippos,  war  der  Schöpfer  des  Kolosses 
von  Rhodos,  des  gewaltigen,   etwa  30  Meter  hohen  Erzbildes  des  Helios, 


272  Das  Altertum. 

das  im  Jahre  2S4  t.  Chr.  an  der  Hafeneinfahrt  aufgestellt  wurde.  Diesem 
ehernen  , Weltwunder",  dem  größten  bis  dahin  geschaffenen  Erzbilde, 
folgten  fast  nur  noch  kleinere,  zumeist  sittenbildliche  Darstellungen  in 
Bronzeguß.  Älexandrinische  Meister  haben  vor  allen  TrefEliches  in  solchen 
Werken  geleistet. 

Daß  die  griechischen  Bronzektln stier  ihr  hohes  Können  auch  an 
Kleinwerken  aller  Art  betätigten,  bedarf  kaum  der  Hervorhebung.  Eöst- 
liche  Spiegel,  Gefiiße,  Dreiftlße, 
Kandelaber,  Lampen  und  andere  in 
Erz  gegossene  Geräte  sind  auch  aus 
der  Bluteperiode  des  griechischen 
Schaffens  genugsam  erhalten  und 
bekannt  (Fig.  201,  S.  268). 

Auch  in  Italien  scheißt  der 
Bronzeguß  schon  im  Anfange  des 
ersten  vorchristlichen  Jahrtausends 
eine  künstlerische  Pflege  erfahren  zu 
haben,  als  Meister  auf  diesem  Ge- 
biete haben  sich  zuerst  die  Etrus- 
ker  bewährt.  Von  größeren  figOr- 
lichen  Erzwerken,  die  Überaus  zahl- 
reich in  ihren  Städten  aufgestellt 
waren,  hat  sich  aus  der  älteren 
Zeit  nichts  erhalten.  Vielleicht  ist 
die  Kapitolinische  Wölfin  in  Som 
eine  etniskische  Arbeit  (die  Fiirflr- 
g  j,,  eben  des  Komulus  und  Kemus  daran 

sind  im  16.  Jahrhundert  hinzugefllgt). 
Das  hohe  Können  der  etruskischen  ErzkUnstler  um  die  Mitte  des 
1.  Jahrtausends  v.  Chr.  bezeugen  besonders  einige  erhaltene  größere 
Geräte,  wie  z.  B.  der  Kandelaber  von  Volterra  in  Florenz  und  die  große 
kronleuchteiartige  Hängelampe  im  Museum  zu  Cortona  (Fig.  202,  S.  269). 
Unter  den  zumeist  jüngeren  etruskischen  Bronzearbeiten  zeichnen  sich 
besonders  aus  die  zahlreich  erhaltenen,  mit  reichen  figürlichen  und  oma- 
mentalen Gravierungen  geschmückten  Cisten  und  Handspiegel  (Fig.  203, 
S.  270). 

Griechische  und  etruskische  Bronzebildwerke  kamen  in  übergroßer 
Menge  durch  die  EroberungszUge  der  Römer  in  ihre  Hauptstadt  und  eine 
freie  organische  Entwicklung  des  eigenen  Schaffens  wurde  sicherlich  durch 
die  Uebermacbt  des  Kindrucks  fremden  Überlegenen  Kunstschaffens  dort 
verhindert.  Bis  in  die  römische  Eaiserzeit  hinein  sind  Kamen  römischer 
Bildner   selten ,    griechische  Künstler    mußten   weiterhin   zumeist  die  ud- 


Italien.  273 

geheuren  Bedürfnisse  der  Weltstadt  befriedigen.  Unter  den  im  engeren 
Sinne  römischen  Bronzebildwerken  stehen  an  erster  Stelle  porträtplastische 
Arbeiten  und  Eleinwerke  aller  Art. 

Die  Ueberlieferung  gibt  Kunde  von  einer  riesenhaften  Erzfigur,  größer 


Doch  als  der  Koloß  von  Rhodos,  die  Nero  sich  errichten  ließ  ^ 
goldenen  Hause;  als  Meister  dieses  Werkes  irird  wiederum  ein  Grieche 
Zenodoros  genannt.  Einzig  erhalten  von  den  großen  in  Som  auf- 
gestellten Bronzedenkmälem  ist  die  bekannte  Reiterfigur  Marc  Aureis 
auf  dem  Kapitol  (Fig.  204,  S.  271).  In  reicher  Fülle  sind  Erzwerke  aller 
Art  in   Herkulanum   und  Pompeji  gefunden   worden.     Das  Museum   in 

Lll«r,  L~D«dle  Metalle.  18 


274  ^'>''  ^^^  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

Neapel  besitzt  jetzt  diese  Schätze  und  unter  den  vielen  großen  und 
kleinen  figürlichen  Bronzen  finden  sieh  wiederum  einige  sehr  bedeutende 
porträtplastische  Leistungen  der  Eaiserzeit  (Fig.  205,  S.  272). 

Von  nicht  geringerem  künstlerischen  Werte  sind  die  in  unendlicher 
Mannigfaltigkeit  gestalteten  und  ausgeschmückten  bronzenen  Geräte,  die 
durch  die  Ausgrabungen  der  verschütteten  Städte  zu  Tage  gefordert  sind. 


In  Bronze  gegossene  Tischges teile,  Dreifüße,  Sesselstutzen,  Kandelaber, 
Lampengestelie,  Lampen,  Heizgeräte  und  tausenderlei  andere  Dinge  in 
anmutigen  Formen  gewähren  uns  ein  Bild  des  römischen  metallenen  Haus- 
rates im  Beginn  unserer  Zeitrechnung  von  einer  wohl  lückenlosen  Voll- 
ständigkeit (Fig.  206,  S.  273  und  Fig.  207,  S.  274). 


Ton  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

Byzanz  und  Italien. 

Mit  der  Verlegung  des  Mittelpunktes  der  römischen  Weltmacht  nach 
der  Stadt  Constantins,  nach  Byzanz,  begann  im  Jahre  330  n.  Chr.  eine 
neue   Aera   auch  für   die   Kunst.     Mit  zahlreichen   antiken   Kunstwerken 


Byzanz.  275 

kamen  auch  Künstler  in  die  bis  dahin  bescheidene  Stadt  am  Bosporus, 
denen  die  Aufgabe  zufiel,  die  neue  Hauptstadt  zum  glänzenden  Sitze  der 
Weltbeherrscher  umzugestalten. 

Die  Bildner  und  Erzgießer  fanden  besonders  Gelegenheit,  auch  die 
schwierige  Technik  des  Gusses  großartiger  Werke  späteren  Generationen 
zu  überliefern. 

Erhalten  ist  wenig  von  den  gewaltigen  Bronzebildem,  die  im  Auf- 
trage der  Kaiser  für  die  öflFentlichen  Plätze  geschaflfen  wurden,  aber  schrift- 
liche Nachrichten  geben  doch  hinreichend  Aufschluß,  um  die  Henlichkeit 
des  alten  Byzanz  ahnen  zu  lassen.  (Unger,  Quellen  der  Byzantinischen 
Kunstgeschichte.   Wien  1878.) 

Berichtet  wird  besonders  von  einer  Reihe  großer  Reiterdenkmäler 
auf  hohen  Säulen.  Erwähnt  werden  die  Reitermonumente  Theodosius  d.  G., 
die  des  Arcadius,  des  Theodosius  und  eine  Statue  des  Anastasius,  die  aus 
dem  Erz  des  eingeschmolzenen  Denkmals  Theodosius  d.  G.  gefertigt 
wurde.  Die  Reiterstatue  Justinians,  die  im  Jahre  543  neben  der  Sophien- 
kirche errichtet  wurde,  ist  erst  im  16.  Jahrhundert  eingeschmolzen,  aus- 
führliche Berichte  geben  darüber  Auskunft.  (Unger,  a.  a.  0.  S.  137  flf.) 
Eine  Beschreibung  aus  dem  6.  Jahrhundert  sagt  von  dem  Monument, 
daß  auf  einem  Unterbau  eine  ungeheure  Säule  errichtet  war.  „Das  beste 
Erz  aber,  in  Tafeln  und  Ringen  gegossen,  umgibt  allenthalben  die 
Steine.  .  .  -  Auf  der  Spitze  der  Säule  aber  stand  ein  übergroßes  ehernes 
Pferd,  gen  Osten  gewandt,  ein  Schaustück,  sehr  der  Rede  wert.  Es 
gleicht  einem  schreitenden  und  deutlich  vorwärts  drängenden.  Von  den 
Vorderfiißen  hebt  es  leicht  den  linken  in  die  Höhe,  als  ob  es  auf  dem 
vor  ihm  liegenden  Boden  fortschreiten  wolle,  der  andere  aber  steht  auf 
dem  Steine  fest,  über  dem  er  sich  befindet,  als  wenn  er  den  Schritt  auf- 
nehmen wolle ;  die  hinteren  aber  zieht  es  so  zusammen,  als  wenn  sie  sich 
bereit  hielten,  wenn  an  sie  die  Reihe  käme,  nicht  stehen  zu  bleiben.  Auf 
diesem  ehernen  Pferde  aber  ritt  die  Statue  des  Kaisers,  einem  Kolosse 
ähnlich.  Das  Bild  stellt  sich  aber  als  ein  Achilleus  dar,  denn  so  nennt 
man  das  Kostüm,  das  er  trägt.  Denn  die  Schuhe  hat  er  untergebunden, 
und  die  Knöchel  sind  ohne  Schienen.  Dann  ist  er  nach  Heldenart  gepanzert, 
und  ein  Helm  schützt  ihm  das  Haupt,  das  Schrecken  zu  verbreiten 
scheint.  ..." 

Von  den  zahlreichen  Bronzewerken,  die  im  Hippodrom  aufgestellt 
waren,  scheinen  nur  wenige  Arbeiten  byzantinischer  Künstler  gewesen  zu 
sein,  vielmehr  waren  die  Figuren  des  Herakles,  der  Helena,  die  verschiedenen 
Tiere,  die  Wagenlenker  u.  a.  m.  aus  Italien  und  Qriechenland  zusammen- 
getragen. Eine  Arbeit  des  8.  Jahrhunderts  mag  vielleicht  die  Brunnen- 
figur der  Eirene  gewesen  sein,  die  ihr  Sohn  Constantin  ihr  zu  Ehren 
im  Hippodrom  aufstellen  ließ. 


276  ^on  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 


Auch  für  Geräte,  insbesondere  für  Beleuchtungszwecke,  war  die  Bronze 
damals  ein  bevorzugtes  Material.  Wir  wissen,  daß  zur  Zeit  Constantins 
für  die  römischen  Basiliken  Leuchter  bis  dreihundert  Pfund  im  Gewicht 
gegossen  wurden,  mit"  in  Silber  eingelegten  Darstellungen. 

In  Italien  scheinen  in  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  christlichen 
Jahrtausends  größere  Bronzewerke  nicht  mehr  entstanden  zu  sein,  die 
Mehrzahl  der  dort  aus  dieser  Zeit  erhaltenen  Werke  dürfte  nicht  von 
einheimischen  Künstlern  ausgeführt  sein. 

Vor  allem  in  Frage  kommt  eine  kolossale  in  Barletta  in  ApuUen 
befindliche  Bronzefigur,  von  der  angegeben  wird,  daß  sie  das  Werk  eines 
Meisters  Polyphobos  in  Konstantinopel  sei  und  den  Kaiser  Heraklius 
(610—641)  darstelle  (Fig.  208,  S.  277).  (Schulz,  Denkmäler  der  Kunst 
des  Mittelalters  in  TJnteritalien,  Bd.  II,  S.  143  ff.) 

Die  große  erzene  Reiterstatue  Theoderichs,  die  Karl  der  Große  aus 
Ravenna  nach  Aachen  brachte,  um  sie  vor  seinem  Palaste  aufzustellen, 
soll  aus  einer  Statue  des  byzantinischen  Kaisers  Zeno  hergerichtet  sein. 
SchUeßlic^h  war  auch  die  als  Regisole  bezeichnete  Reiterstatue  aus  Ravenfm, 
die  bis  zum  Jahre  1697  (?)  in  Pavia  stand,  und  von  der  noch  bildliche 
Darstellungen  erhalten  sind,  mutmaßlich  ein  byzantinisches  Werk. 

Die  überwiegende  Abhängigkeit  Italiens  von  Byzanz  in  künstlerischen 
Dingen  blieb  auch  in  den  ersten  Jahrhunderten  des  zweiten  Jahrtausends 
bestehen.  Das  Eindringen  nordischer  Elemente  ist  selten  in  dieser  Zeit 
nachweisbar,  aber  z.  B.  bei  den  sehr  bedeutenden,  mit  getriebenen  Erz- 
reliefs beschlagenen  Türflügeln  an  S.  Zeno  in  Verona^  die  teils  vielleicht 
schon  dem  Beginne  des  11.  Jahrhunderts,  teils  dem  12.  Jahrhundert  an- 
gehören, durch  B eissei  wahrscheinlich  gemacht.  (Zeitschrift  für  christl. 
Kunst,  Bd.  V.,  S.  341.) 

Eine  Reihe  anderer  höchst  eigenartiger  im  Norden  und  Süden  der 
Halbinsel  aufgestellter  Kirchentore  mit  Bronzebeschlag  wurden  im  11. 
und  12.  Jahrhundert  von  byzantinischen  Meistern  ausgeführt.  Zwar  die 
Gußtechnik  kam  auch  bei  diesen  am  Dome  von  Ämalfi  (1066),  an  der 
Klosterkirche  von  Monte  Cassino  (1070),  an  San  Paolo  f.  1.  m.  in  Rom 
(1070),  an  San  Angelo  auf  dem  Berge  Gargano  (1076),  an  San  Sal- 
vatore  in  Atrani  (1087),  am  Dome  von  Salerno  (1084)  und  an  der 
Markuskirche  in  Venedig  (1112)  zumeist  erhaltenen  Türflügeln  so  gut 
wie  gar  nicht  zur  Geltung.  Auf  einer  Holzunterlage  wurden  kräftige 
durch  stärkere  bronzene  Leisten  umrahmte  Erzplatten  befestigt,  die  aber 
nicht  wie  in  Verona  durch  Reliefs  geschmückt  waren,  sondern  deren  ver- 
tiefte Zeichnung  mit  Silber  oder  einer  farbigen  Masse  ausgelegt  und  deren 
Fleischteile  mit  Silber  plattiert  wurden.  (Näheres  und  Abbild,  bei  Schulz, 
a.  a.  0.  Bd.  II  und  Tafelband.) 

Diese  eigenartige  Ausführung,  die  wohl  zum  Teil  auf  einen  Tiefstand 


Italien.  277 

4er  Gußtechoik  zurUck^brbar  ist,  war  jedoch  nicht  neu,  wie  hervorgehoben 
-werden  mag,  denn  schon  bei  Türflügeln,  die  Papst  Hilarius  (f  469)  den 
Kapellen  der  H.  H.  Jo- 
hannes und  des  H.Kreu- 
zes   gab ,    wird    ange- 
j;eben,  daß  in  das  Erz 
silberne    Zierarte    ein- 
^lassen  waren;    auch 
Bronzele achter  wurden, 
■wie  erwähnt   ist,    be- 
reits damals  in  gleicher 
Weise  geschmückt.  Die 
.angeführten  Tore   sind 
Tzum   Teil    durch    ihre 
Inschriften   als   byzan- 
tinische   Arbeiten    ge- 
liennze lehnet,  teils  las- 
sen   andere    Anhalts- 
punkte     unzweifelhaft 
■darauf  schließen.     Nur 
■die    jüngste     der    ge- 
nannten Türen   in   Ve- 
nedig^    mit     der     In- 
^schrift:  .Leo  deMolino 
hoc  opus   fieri  jmsit', 
hat  man  als  eine  Vene- 
tianer   Arbeit    in    An- 
lehnung an  die  fremden 
Werke  angesehen. 

Im  12.  Jahrhun- 
■dert  entstanden  aber 
auch  in  schriftlich  als 
itahenische  Schöpfun- 
gen bezeichnete  Tür- 
flügel, die  zwar  wesent- 
hcbe  Eigenart  jauch 
nicht  sogleich  erkennen 
lassen. 

Die  Felder  blieben 
•an  den  Türen  aus  der 
ersten  Hälfte  des  Jahr- 
Jiunderts,  mit  Ausnahme 

Fig.  20B.    Herukllaa.    BaTlBttu.    S.  37«. 


Von  der  Antike  bis  zum  13-  Jahrhundert. 


Tat  (Tfil)  in  TroJ».  Dom.    8,  a 


einer  vielleicht  schon  in  dieser  Zeit  entstandenen  TUr  am  SOdpoiial  des 
Domes  in  Pisa,  noch  eben,  jedoch  die  Umrahmungsleisten  und  von 
Löwenmasken   gehaltenen  Türringe  lassen   ein  Streben   nach  kräftigereni 


Italien,  Deutschland.  279 


plastischen  Schmuck  erkennen.  Dies  gilt  von  der  Tür  an  der  Grabkapelle 
Boemunds  von  Antiochien  in  Canosa,  einem  Werke  des  Meisters  Rogerius 
Ton  Amalfi  aus  dem  Jahre  1111  und  den  Türen  am  Dome  in  Troja 
(Fig.  209,  S.  278),  die  Oderisio  Berardi  von  Benevent  in  den  Jahren 
1119  und  1127  vollendete. 

Erst  die  Erztüren  der  zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts  zeigen 
vollständigen  Reliefschmuck.  Angeführt  seien  die  durch  besondere  Schön- 
heit hervorragenden  Torflügel  am  Dome  in  Benevent,  vermutlich  auch 
von  dem  genannten  Oderisio  Berardi  gegen  1160  ausgeführt  (vergl. 
Barbier  de  Montault,  Revue  de  Part  chr^t.  1883.  S.  Uff.),  die  um 
1180  von  Barisanus  von  Traui  für  Trani,  Bavello  und  für  das  Nord- 
portal des  Domes  in  Monreale  gefertigten,  dann  eine  1180  von  Bonanus 
in  Pisa  für  den  dortigen  Dom  gefertigte  (zweite)  durch  Feuer  zerstörte 
Tür,  eine  von  demselben  Meister  für  das  Westportal  des  Domes  in  Mon- 
reale gearbeitete  und  schließlich  die  um  die  Wende  des  12.  und  13.  Jahr- 
hunderts entstandenen  Türen  im  Baptisterium  des  Lateran  in  Born,  die 
von  den  Meistern  Uberto  und  Piero  aus  Lausanne  angefertigt  wurden. 

Andere  nennenswerte  italienische  Erzarbeiten  aus  dieser  Zeit  sind 
nicht  erhalten.  Der  bekannte  Markuslöwe,  das  Wahrzeichen  Venedigs, 
gilt  bald  als  eine  altetruskische ,  bald  als  eine  Venetianer  Arbeit  des 
12.  Jahrhunderts.  Das  schönste  mittelalterliche  Bronzewerk  in  Italien, 
der  siebenarmige  Leuchter  im  Mailänder  Dome,  ist  zweifellos  die  Schöp- 
fung eines  nordeuropäischen  Künstlers  (s.  S.  298). 

Zu  mannigfaltigerer  und  höherer  Entfaltung  als  in  Italien  gelangte 
die  Erzarbeit  und  besonders  die  Bronzegießkunst  bald  nach  der  Mitte 
des  ersten  Jahrtausends  im  westlichen  Europa,  in  Frankreich,  Deutschland 
und  den  Niederlanden. 

Deutschland. 

Die  ältesten  bekannten  und  erhaltenen  großen  deutschen  Erzguß  werke 
entstanden  in  der  Residenz  und  zu  Lebzeiten  Karls  des  Großen.  Woher 
die  Künstler  kamen  oder  in  welcher  Schule  sie  die  Kunst  erlernten,  die 
großen  im  Aachener  Münster  befindlichen  Türflügel  und  die  Brüstungs- 
gitter (Fig.  210,  S.  280)  in  Erz  zu  gießen,  ist  unbekannt.  Aber  ersicht- 
lich ist,  daß  sowohl  bei  den  vier  Türenpaaren,  wie  bei  den  acht  Gittern 
antike  Vorbilder  nachzubilden  versucht  wurden.  Aus  allen  Ländern  „dies- 
seits des  Meeres**  zog  der  große  Kaiser  Werkleute  herbei,  des  Bronzegusses 
kundige  dürfte  er,  wenn  nicht  in  Byzanz,  am  ehesten  in  Frankreich  ge- 
funden haben. 

In  derselben  Werkstatt  entstanden  zweifeUos  auch  die  für  die  Schloß- 
kirche in  Ingelheim  ausgeführten  nicht  erhaltenen  Türflügel. 


280  ^on  i^i  Antike  bis  zum  13.  .Tahrhtmdert. 

Mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  läSt  sich  femer  als  ein  in  der  Aachener 
GiefihUite  zu  Anfang  des  9.  Jahrhunderts  entstandenes  Werk  eine  erzene 
Heiterstatuette  betrachten,  die  als  ein  PortrMbildnis  des  Kaisers  Karl 
selbst  gilt,  und  aus  dem  Metzer  Dome  in  das  Mus^e  Gamavalet  in  Paris 
gelangt  ist. 

Die   im   Aachener  Münster  befindliche  in   Erz   gegossene    .Wölfin*' 


Guilbabaud),  UflnsteT. 


ist  eine  antike  Arbeit,  nach  Strzjgowski  wahrscheinlich  ein  hellenisti- 
sches Originalwerk ;  der  ebenso  wie  jene  ehemals  am  Brunnen  im  Vor- 
hofe des  Munsters  aufgestellte  Pinienzapfen  scheint  (nach  Strzygowski) 
eine  Arbeit  aus  dem  Anfange  des  11.  Jahrhunderts  zu  sein. 

In    der  nachbarolingiscben   Zeit    wurde    das   technische  Können  der 


Deutschland.  281 


deutschen  Ktinstier  immer  weiter  entwickelt  und  auch  die  künstlerische- 
Leistungsfähigkeit  hielt  sich  auf  einer  achtbaren  Höhe. 

Aus  dem  10.  und  11.  Jahrhundert  sind  neben  kleineren  Bronzeguß- 
werken auch  etliche  höchst  bedeutsame  Gußleistungen  erhalten,  an  deren 
Spitze  der  großartige  siebenarmige  Leuchter  im  Münster  zu  Essen  anzu- 
führen ist,  dessen  Entstehungszeit  um  das  Jahr  1000  durch  die  daran 
angebrachte  Inschrift:  „Mathild  Abbatissa  me  fieri  jussit  et  Christo  conse- 
craTit"  unzweideutig  festgelegt  ist,  da  bekannt  ist,  daß  die  Aebtissin 
Mathilde  von  974 — 1011  regierte.  (Grosse  Abbildung  in:  Aus'm  Weerth, 
KuDstdenkm.  d.  christl.  Mittelalt.  i.  d.  ßheinlanden.  Leipzig  und  Bonn 
1857^68.) 

Die  Grundform  dieses  prachtvollen  Bronzewerkes  geht  zurück  auf 
den  siebenarmigen  Leuchter  des  Tempels  in  Jerusalem,  der  im  Jahre  70- 
n.  Chr.  vom  Kaiser  Titus  zerstört  wurde,  auf  dessen  Triumphbogen  auf 
dem  Forum  in  Rom  sich  die  Reliefdarstellung  jenes  Lichtständers 
erhalten    hat. 

Die  christliche  Kirche  verlieh  dem  siebenarmigen  Leuchter  eine 
symbolische  Bedeutung,  erblickte  in  ihm  ein  Sinnbild  Christi.  Das  Licht 
des  Leuchters  wurde  auf  Christus,  die  Apostel  und  Heiligen  bezogen. 
(Vergl.  Pfeifer,  der  siebenarmige  Leuchter  im  Dome  zu  Braunschweig. 
Zeitschr.  f.  ehr.  Kunst  1898,  Sp.  33  und  Springer,  Ikonographische 
Studien  IV  in  Mitt.  der  Zentr.-Komm.  zur  Erf.  der  Baudenkm.  1860 
Bd.  V,  S.  309  fiF.)  Die  ältesten  siebenarmigen  Leuchter  des  Mittelalters 
werden  in  einem  Inventar  zu  Fontenelle  806  und  der  Abtei  Freisingen  957 
erwähnt.    (Ebend.) 

Der  Leuchter  in  Essen  ist,  wie  Clemen  in:  Kunstdenkmäler  der 
Rheinprovinz  Bd.  II,  Teil  3,  S.  40flF.  angibt:  »in  einzelnen  Zylindern  und 
Trommeln  gegossen,  die  mit  starken  Eisenstangen  zusammengesetzt  sind 
(nur  die  unter  den  Leuchtertellern  hingeführte  horizontale  Stange  ist 
späterer  Zusatz).  Die  Bronze  war  ehemals  vergoldet,  in  die  Knäufe 
waren  Kristalle  und  Edelsteine  eingefügt  (jetzt  durch  farbige  Glasflüsse 
ersetzt).  Die  Ziselierung  ist  mit  technischer  Virtuosität  durchgeführt. 
Der  Leuchter  ruht  mit  vier  Löwenfüßen  auf  dem  marmornen  Untersatz. 
Die  sechs  Dübellöcher,  die  sich  an  dessen  Seiten  befinden,  weisen  auf 
ehemaligen  Metallbeschlag.  Die  nägelartig  rund  herum  auf  den  Unter- 
satz aufgesetzten  Löwenköpfe  sind  verlötet.  An  den  vier  Ecken  des  Fußes 
ehemals  die  vier  Winde,  zwei  abgebrochen,  nur  der  Aquilo  ganz  erhalten^ 
sitzende  halbnackte  menschliche  Oestalt  mit  Spruchband  aber  Tierkopf 
mit  Hörnern.  .  .  .* 

Fast  gleichzeitig  mit   diesem   überaus   schönen   Leuchter   entstanden 

in  Niederdeutschland  einige  ebenfalls  nicht  unbedeutende  Bronzeguß  werke. 

Im  Jahre  990  beschenkte  der  Bischof  von  Verden  das  Kloster  Corvey 


282  Von  der  Antike  bis  zum  13.  JahrfauDdert. 

mit  sechs  erzenen  Säulen.  Sechs  weitere  ließ  der  Abt  Deutliemar  oder 
Thiatmar,  der  von  983  bis  1001  regierte,  bald  darauf  angeblich  in  Correy 
selbst  durch  den  Erzgießer  Gottfried  ausfuhren.  Im  Jahre  1004  wurde 
sogar  im  Auftrage  des  Abtes  Hosad  von  Correy  dem  gelehrten  Mönche 
Widnkind,  dem  Geschichtsschreiber  der  Sachsen,  ein  Bronzedenkmal  in 
Gestalt  einer  Säule  gesetzt. 


Fig.  Sil.    Der  ,Kalserstabl- In  Goalar.    S.  au. 

Noch  eines  bedeutsamen,  einst  in  Corvey  vorhandenen,  aus  Kupfer 
gefertigten  Werkes  ist  zu  gedenken,  eines  Kronleuchters,  Über  den  nur 
schriftliche  Nachrichten  noch  Aufschluß  geben  (vergl.  Effmann,  Zeitschr. 
f.  ehr.  Kunst  1890,  S.  211ff.|.  Diese  Lichtkrone,  die,  ebenfalls  im  Auf- 
trage des  genannten  Abtes  Thiatmar,  vielleicht  auch  von  dem  Meister 
Gottfried  gefertigt  wurde,  ist  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
von   den   Mönchen   des  Klosters   vernichtet   worden ,    um  die  Goldschicht 


Fig.  313.    TOr  in  Hildesheim,  1 


284  ^ön  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 


darauf  zur  Münzprägung  zu  gewinnen.  Ein  kurzer  Bericht  aus  dem 
17.  Jahrhundert  gibt  an,  daß  von  dem  etwa  drei  Handbreiten  hohen  mit 
Reliefs  geschmückten  und  stark  vergoldeten  Reife  in  der  Größe  eines 
Wagenrades  Arme  nach  außen  vortraten,  die  die  Kerzen  oder  vielleicht 
ursprünglich  Lampen  trugen.  In  der  Gestaltung  muß  jedenfalls  dieser 
Leuchter  von  dem  bald  darauf  herrschend  gewordenen  Typus  der  Licht- 
ironen  (vergl.  S.  287)  abgewichen  sein,  als  deren  Vorbild  er  anzusehen  ist. 
Ein  allem  Anscheine  nach  hochbedeutsames  Guß  werk  wurde  um  die- 
.^elbe  Zeit  auch  in  Trier  vollendet,  ein  Tauf  brunnen  für  St.  Maximin,  als 
dessen  Meister  die  Mönche  Gozbert  und  Absalom  bekannt  sind. 

Vielleicht  sind  auch  die  mit  einem  schönen  in  palmettenartige  Blüten 
:auswachsenden  durchbrochenen  Rankenmuster  gefüllte  Rücklehne  und 
oberen  Seitenteile  am  Kaiserstuhl  in  Goslar  um  das  Jahr  1000  in 
Deutschland  entstanden  (Fig.  211,  S.  282). 

Großartiger  wie  die  angeführten  Bronzewerke  waren  die,  die  im 
-weiteren  Verlauf  des  11.  Jahrhunderts  in  Hildesheim  entstanden,  das  mit 
iseinem  großen  Bischof  Bernward  jetzt  der  Mittelpunkt  des  deutschen 
Kunstschaffens  wurde. 

Die  Hauptschöpfung,    die    unter    der  Leitung   dieses  kunstsinnigen, 

vielleicht   selbst  künstlerisch   befähigten  Kirchenfürsten  entstand,   waren 

•die   beiden   mächtigen  ehernen  Türflügel  im  Hildesheimer  Dome,   die  im 

.Jahre  1015  aufgestellt  wurden  (Fig.  212,  S.  283).    Die  nächste  Anregung 

:zur  Ausführung  dieser  gewaltigen,   in  je  acht  Feldern   mit  fast  vollrund 

vortretenden   Relieffiguren   geschmückten   Türplatten,    mögen    die   Türen 

.am  Münster  zu  Aachen  gegeben  haben,  und  die  diesen  in  der  Ausgestaltung 

verwandte   Tür   am   Dom   in   Mainz  ^    die    im   Auftrage   des   Erzbischofs 

Willigis  im  Jahre  1007  von  Beringer  in  Bronze  gegossen  wurden. 

Weiter  mögen  für  die  Reliefausschmückung,  die  an  den  Türen  in 
Aachen  und  Mainz  fehlt,  altchristliche  Holztüren,  besonders  vielleicht  die 
von  Sa.  Sabina  in  Rom  vorbildlich  gewesen  sein.  Dargestellt  sind  auf 
♦der  Bernwardstür  auf  dem  linken  Flügel  absteigend  Scenen  aus  der 
•Schöpfungsgeschichte  bis  zu  Kains  Brudermord,  auf  dem  rechten  Flügel 
acht  neutestamentarische  Bilder,  unten  anfangend  mit  der  Verkündigung 
und  abschließend  mit  der  Himmelfahrt  Christi  (vergl.  B  eis  sei,  der  heilige 
Bemward  von  Hildesheim,  Hildesheim  1895,  S.  39  ff.). 

Das  nächstbedeutende  Bronzewerk,  das  unter  Bernward  in  Hildesheim 
gegossen  wurde,  ist  die  jetzt  zu  Seiten  des  Hochaltars  im  Dome  aufgestellte, 
fast  5  Meter  hohe  Christussäule,  die  von  einem  langen  in  Spiralwindungen 
herumlaufenden  Relieffriese  mit  Darstellungen  aus  dem  Leben  Christi 
bedeckt  ist  (Fig.  213,  S.  285). 

Auch  für  die  Entstehung  dieses  Monumentes  dürften  die  oben  er- 
wähnten Säulen  des  unfernen  Klosters  Corvey  nicht  ohne  Einfluß  gewesen 


286  ^OD  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

sein,  die  Art  der  künstlerischen  Ausgestaltung  geht  aber  wieder  auf  ältere 
Vorbilder  zurück,  insbesondere  auf  die  Trajans-  und  Marc  Aurelssäulen, 
die  Bernward  bei  seinem  Aufentbalte  in  Rom  im  Jahre  1001  sah. 
Die  Säule  stand  ursprünglich  hinter  dem  Kreuzaltare  in  St.  Michael. 
Auf  ihrem  Kapital,   das  im  17.  Jahrhundert  zum  Glockenguß  verwendet 


Fig.  2tl.    Leuchter  in  Hildesheim,  Mngdalenenkircbe.    S.  iSe. 

wurde,  trug  sie  ein  ebenfalls  nicht  erhaltenes  Kreuz.     (Beissel  a.  a.  0. 
S.  45  ff.) 

Kaum  weniger  bemerkenswert  ist  weiter  ein  gegossenes  Leucbterpaar, 
das  auf  Bernward  zurückgeht  (Fig.  214,  S.  286).  Diese  Leuchter  sind 
annähernd  gleich  geformt,  43  cm  hoch  und  waren  ehemals  vei^oldet. 
Eine  lateinische  Inschrift  lautet  in  der  Uebersetzung :  „Bernward  ließ 
diesen  Leuchter   durch  seinen  Schüler  im  ersten  Aufblähen  dieser  Kunst 


DeutacfalMd.  287 

weder  aus  Gold,  noch  aus  Silber,  sondern  so,  wie  du  siehst,  gießen." 
(Näheres  bei  Beissel  a.  a.  0.  S.  37ir.) 

Eid  Hauptwerk  Berwards,  die  große  Lichtkrone  der  Michaelskirche, 
ist  durch  mutwilligen  Unverstand  ira  17.  Jahrhundert  zerstört  worden 
(Kratz,  Der  Dom  in  Hildesheim,  Hildesheim  1840,  S.  100).  Doch  wie  es 
scheint,  ist  uns  in  einem  der  beiden  nur  wenig  jüngeren  Kronleuchter  im 
Dome  zu  Hildesheim  ein  wenigstens  annähernd  getreues  Abbild  des  ver- 
lorenen  erhalten.     Von    dem   größeren   der   beiden,    glücklich   in   seinen 


^^^y^.,/„.*V.i^| 


Fig.  Sl6,    Eranlencbter  in  Hildesheim,  Dom.    S.  28r. 

Hauptteilen  bis  auf  unsere  Tage  geretteten,  vom  Bischof  Hezilo  (1054 
bis  1079)  geschenkten  köstlichen  Kunstdenkmale  sagt  Kratz  a.  a.  0. 
S.  78,  daß  Hezilo  das  Gerät  zu  demselben  noch  teilweise  in  Bernwards 
Werkstatt  vorfand,  ,denn  nach  dem  Plane  dieses  Künstlers  sollte  es 
ein  Nachbild  von  dem  in  seinem  MichaelismUnster  aufgehängten  Kron- 
leuchter werden;  ihn  überraschte  leider  der  Tod,  und  es  blieb  unvollendet" 
(Fig.  215,  S.  287). 

Der  6  Meter  im  Durchmesser  große  mit  reich  durchbrochenen  Laub- 
werkbändem  gemusterte  Reif  ist  im  Wechsel  durch  zwölf  Türme  und  Tore 
gegliedert  und  trägt  72  Leuchter.  In  den  Toren  standen  vermutlich  die 
12  Apo.stet  und  in  den  offenen  Nischen  der  Türme  die  Figuren  von 
24  Propheten  und  24  Tugenden;  die  Namen  über  den  OeffnuDgen  lassen 
zum  wenigsten  darauf  schließen.  Erhalten  ist  keine  der  Figuren,  und 
nun  hat  deshalb  auch  angenommen,  daß  Lampen  in  den  Nischen  auf- 
gestellt   waren.     Keiche   Muster   in   sogen.   Email  brun    und   Vergoldung 


288  ^(*>i  '^^^  Antike  bU  zum  13.  Jahrhundert. 

überzogen  die  Kupferflächen.  Inschriften  verherrlichen  das  in  der  Licht- 
krone dargestellte  himmlische  Jerusalem  (nach  Offenb.  Johannis  Kap.  21) 
und  die  Jungfrau  Maria,  der  sie  geweiht  wurde. 

Der  Kronleuchter  hat  eine  bewegte  Geschichte  hinter  sich  und  ist 
auch  nur  mit  knapper  Not  der  Zerstörung  entgangen;  er  ist  mehrmals 
restauriert,  die  letzte  Wiederherstellung  noch  nicht  abgeschlossen. 

Der  zweite  Kronleuchter  im  Hildeskelmer  Dome  ist  jenem  gleichartig, 
aber  weniger  reich  gestaltet  und  nur  von  halber  GrSße.  Der  üeber- 
lieferung  nach  ist  er  aber  der  ältere  von  beiden,  er  soll  noch  vom  Bischof 
Azelin  (1044—1054)  gestiftet  sein. 

Der  Gedanke,  das  hinuuUsche  Jerusalem  im  Lichtgerät  darzustellen, 
ist,   so  weit  bekannt  ist,   in  annähernd  reicher  Form  von  einem  Künstler 


Flg.  ai«.    KronUncliter  io  Aachen,  HDnster.    B.  aM. 

vor  Bern  ward  nicht  verkörpert,  wenn  auch  Metallreife,  selbst  in  Verbin- 
dung mit  TUrmcheu,  als  Lampen-  oder  Kerzenträger  schon  früher  in  den 
christlichen  Kirchen  Verwendung  gefunden  hatten. 

Noch  zwei  solch  mächtiger,  in  der  Ausgestaltung  verwandter,  zwar 
etwa  um  ein  Jahrhundert  jüngerer  Lichtkronen  sind  in  Deutschland 
erhalten,  die  eine,  ein  Geschenk  Friedrichs  Barbarossa,  im  Münster  zu 
Aachen  (Fig.  21ü,  S.  288),  die  andere,  eine  Stiftung  des  Abtes  Hertwig, 
in  der  ehemaligen  Äbteikirche  zu  Komburg  bei  Schwäbisch-Hall  (Fig.  217, 
S.  289).  (Beschreibung  beider  in  Bock,  der  Kronleuchter  .  .  .  im  .  ■  - 
Münster  zu  Aachen,  Leipzig  18Ö4). 

Die  Mehrzahl  der  ähnlichen  ehemals  in  Deutschland  vorhandenen 
Werke  ist  verloren.  Außer  den  bereits  genannten  seien  davon  noch 
erwähnt  die  unter  dem  Bischof  Keginbald  gestiftete  Lichtkrone,  die  den 
Dom  in  Spcier  zierte,  aus  der  Mitte  des  11.  Jahrhunderts,  die  Lichtkrone 
in  der  Stiftskirche  zu  Weißetiburg  i.  E.,  die  als  ein  Geschenk  des  Franken- 


königs  Dagobert  angeseben  wurde ,  ein  Kronleuchter ,  der  Tom  Abte 
Hermatm  I.  um  das  Jahr  1100  nach  S.  Pantaleon  in  Köln  gestiftefwurde 
und  zwei  Lichtkronen,  die  unter  dem  Stiftsdechanten  Stavilo  fUr  St.  Severin 
in  Köln  ausgeführt  wurden,  von  deren  größerer  sich  nur  eine  ungenaue 
Abschrifl  der  Inschrift  erhalten  hat.  (Bock,  Das  heilige  Köln).  Ein  sehr 
großer  und  reicher  Kronleuchter,  vermutlich  aus  derselben  Zeit,  befand 
sich  ehemals  in  St.  Lambert  in  Lattich.  Auch  in  Frankreich  scheint, 
wie  hier  sogleich  erwähnt  werden  mag,  eine  Reihe  derartiger  Lichtträger 
aus  dem  12.  Jahrhundert  vorhanden  gewesen  zu  sein,   die  teils  erst  in 


Fig.  IIT.    Kronleuchter  in  Eomburg,  Abteikircbe.    S.  2es. 

der  großen  Revolution  vernichtet  wurden.  Einiges  Nähere  ist  bekannt 
Ober  die  Licbtkronen,  die  sich  ehemals  in  der  Kathedrale 'von  Sayeux, 
in  St.  Remy  in  Rheims  und  im  Dome  in  Toni  befanden. 

Sttddeutschland  hat  nur  wenige  Werke  aufzuweisen,  die  den  ange- 
fthrten  vergleichbar  sind,  doch  war  man  auch  dort  in  jenen  Zeiten  im 
Srzguß  nicht  unerfahren,  und  wenn  die  zeitliche  Bestimmung  richtig  ist, 
entstanden  dort  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  die  reich 
gestalteten  und  mit  Silberauflagen  verzierten  sogenannten  Tassiloleuchter 
im  Stifte  Kremsmünster  (Fig.  218,  S.  290).  (Mitt.  zur  Erf.  u.  Erh.  der 
Baudenkm.  1859,  S.  44ff.  mit  Abb.) 

Um  die  Mitte  des  10.  Jahrhunderts  sollen  (nach  Sighart,  Gesch.  der 
EOnste  in  Bayern  I,  S.  121)  ftir  die  Wallfahrtskirche  zu  Mauerskirchen  bei 
Braunau  bereits  ein  paar  eherne  Bilder  des  Herzogs  Heinrich  I.  von  Bayern 
LSei,  Unedle  Metalle.  19 


290  Vo»  ^ci'  Antike  bis  zum  13-  Jabrhundert 

und  seines  Feldherm  Raboto  ausgeführt  sein,  in  Erfüllung  eines  Gelabdes, 
das  der  Herzog  vor  seinem  siegreich  beendeten  Auszuge  gegen  die  Ungarn 
im  Jahre  948  getan  hatte. 

Weiter  wird  von  dem  im  Jahre  1004  gestorbenen  Bischof  Gottschalk 
zu   Freising  berichtet,   daß   er  einen  Erzgießer  nach   Tege}-nsee   entlieh, 


Fig.  218.    Tiusiloleachter  Im  Stifte  Kremamflnster.    S.  %S». 

WO,   wie  wir  wissen,    damals  ein  Meister  Werinher  ein  kunstreiches 
Taufbecken  goß. 

Ein  paar  merkwürdige  Arbeiten,  die  mutmaßlich  auch  noch  in  spatkaro- 
ÜDgisch-ottonischer  Zeit  entstanden,  befinden  sich  am  Ostgiebel  des  Mflnsters 
in  Konstanz.  Es  sind  drei  gravierte  und  vergoldete  Eupfermedaillons,  auf 
deren  mittlerem  eine  Majestas  Domini  und  auf  deren  seitlichen  S.  Eouad 
und  S.  Pelagius  dargestellt  sind. 


Deattcbland. 


Das  erhaltene  Hauptwerk  der  süddeutschen  Erzgießkunst  aus  dem  Be- 
ginne unseres  Jahrtausends  ist  die  TUr  am  Dome  zu  Augsburg,  deren  Ent- 
stehung wohl  mit  Recht  in  der  Zeit  zwischen  1060  und  1063  angenommen 


TOr  in  Augabnrg,  Dom. 


ist  (Fig.  219,  S.  291).  Die  Tür  ist  im  Gegensatz  zur  Hildesheimer  Tür  aus 
einzelnen  sehr  flach  reliefierten  umrahmten  Tafeln  zusammengesetzt,  von 
33  Tafeln  sind  10  doppelt,  in  fast  völliger  Gleichheit  vorhanden.  Lange 
hat  die  Deutung  des  Zusammenhanges  der  Reliefs  Schwierigkeiten  bereitet. 


292  Von  der  Antike  bis  zum  18.  Jahrbundert 

Merz  hat  in  seiner  Schrift:  Die  Bildwerke  an  der  Erztür  des  Augs- 
btirger  Doms,  Stuttgart  1885,  nachgewiesen,  daß  an  Stelle  der  erhaltenen 
Tür  ursprünglich  zwei  gleiche  aus  je  28  Feldern  (einschlieBlich  zweier 
Felder  mit  Löwen  köpf tUrrin  gen)  in  vier  senkrechten  Reihen  geftigte  vor- 


Fig.  130.    LOvendenkmal  in  Braanachwcig.    S.  in. 

handen  waren,  und  daß  die  Reliefs  mit  alttestamentUchen  Szenen  auf 
den  Mittelreihen  und  die  ReUeföguren  der  Könige,  Priester,  Propheten  etc. 
auf  den  Äußenreihen  in  ihrer  Gesamtheit  die  ecclesia,  die  Kirche,  dar- 
stellen sollen. 

Ein  paar  ganz  eigenartige  Lichtgeräte,  die  beide  im  11.  Jahrhundert 


Bentachland.  293 

entstanden  zu  sein  scheinen  und  sich  im  Dame  zu  Erfurt  befinden,  mögen 

ferner  hier  erwähnt  werden.     Das  eine  ist  ein  Kandelaber  mit  einer  fast 

lebensgroßen,   als  Wolfram  bezeichneten  Gestalt  in  langem  Gewände  auf 

einem  von  vier  Drachen   getragenen 

Postamente.      Eine    Inschrift    darauf 

lantet  ohne  die  Abkürzungen:  .Wolf- 

ramus.  —  ora   pro  nobis  sancta  Dei 

genetrix.   —   Hiltiburc.  —   Ut   digni 

ofBciamus    gratia    Dei*.     Man    darf 

annehmen,    daß    die    Stifter    in    den 

Namen  genannt  werden. 

Der  zweite  jetzt  im  Schutzge- 
wölbe verwahrte  Beleuchtungskörper 
ist  eine  Ampel  mit  zwölf  sternförmig 
angeordneten  Tüllen  für  die  Oel- 
dochte,  die  an  einem  röhrenförmigen 
Oberteile  hängen,  der  auf  vier  Keifen 
mit  biblischen  Darstellungen  in  fla- 
chem Relief  geschmückt  ist,  und  aus 
dessen  oberer,  glockenförmiger  Endi- 
gung acht  Tierköpfe  an  gebogenen 
Hälsen  herauswachsen.  Beide  Werke 
sind  zweifellos  Arbeiten  sächsischer 
Künstler  und  von  außerordentlicher 
Bedeutung  (vergl.  B  u  c  h  n  e  r ,  Zeit- 
schrift fQr  christliche  Kunst  1903, 
Sp.  143— 15Ö). 

Im  12.  Jahrhundert  scheint  der 
Kreis  der  Orte,  an  denen  der  Erz- 
guß eine  künstlerische  Pflege  erfuhr, 
wesentlich  erweitert  zu  sein,  üeberall 
sind  aus  dieser  Zeit  in  Deutschland 
Bronzewerke  erhalten ,  über  deren 
Ursprung  in  vorher  künstlerisch 
wenig  hervorgetretenen  Landschaften 
uud  Städten  wir  zum  Teil  unterrichtet 
sind.  Daß  das  nördliche  Deutschland 
die  Vorrangstellung  behauptet,    kann 

kaum  wundernehmen.   Im  alten  säch-        "'"'-  '"■  ^'^tÄe^^Dam!'  ;':",^:^'""""" 
sischen  Lande  entstand  vielleicht  das 

schönste  und   eigenartigste  Erzgußwerk   des  12.  Jahrhunderts,   der  große 
Idwe,  den  Herzog  Heinrich  der  Löwe   vor   seiner  Burg  Dankwarderode 


294  Von  der  Antike  bis  zum  13.  .Tahrhundert. 

in  Braunscktveig  im  Jahre  1166  als  ein  Denkmal  auf  hohem  Sockel  auf- 
stellen ließ  (Fig.  220,  S.  292). 

Diesem  ersten  selbständigen  freiplastischen  Werke  in  Deutschland 
sind  einige  um  dieselbe  Zeit  f^eschaffene  Schöpfungen  der  Porträtplastik 
an  die  Seite  zu  stellen,  die  erzene  Grab- 
platte des  Gegenkönigs  Rudolf  von  Schwaben 
(t  1080)  im  Dome  zu  Merseburg  (Fig.  221, 
S.  293),  die  Reliefplatte  des  Erzbischofs 
Friedrich  von  Wettin  (t  1152)  (Fig.  222, 
S.  294)  und  des  Erzbischofs  Wichmann 
(t  1192)  oder  Ludolf  (f  1205)  {Fig.  223, 
S.  295)  im  Magdeburger  Dome.  Auf  allen 
dreien  sind  die  Bilder  der  Verstorbenen  inner- 
halb eines  erhöhten  Bandes  in  etwa  Lebens- 
größe dargestellt. 

Die   Grabplatte   Friedrichs   von  Wettin 
steht,   wie  Ad.  Goldschmidt  nachgewiesen 
hat  (Jahrb.  d.  preuB.  Kunstsammlungen  1900, 
S.  227),   in   unmittelbarem  Zusammenhanij^ 
mit  einem  großen  sächsischen  Bronzenerke. 
das    wie  jene  Platte    damals   in  Magdeburg 
ausgeführt  wurde,  nämlich  zu  der  £orssun- 
schen   Tür   an   der  Sophienkircbe   in   Now- 
gorod, die  dem  Inhalt  ihrer  zwar  reicheren 
Reliefdarstellungen  nach  der  Augsburger  TQr 
verwandt  ist.     Diese  Türflügel  wurden  zwi- 
schen   1152  und  1156  in  Magdeburg  durch 
den  Meister  Riquinus   und  seine  Gehilfen 
Abraham   und  Waismuth  gegossen,   und 
auf  Grund  der  gleichartigen  Detailbehandlung 
glaubt  Goldschmidt  denselben  Riquinus  als 
den  Verfertiger  jener  Grabplatte    annehmen 
zu  dürfen.     Die  Neigung  des  Künstlers  zur 
Porträtbildner  ei  läßt  er  auch  auf  den  TOr- 
Fig^Mä.   Oraükapeiie  Friedrichs        flügeln    erkennen,    auf   denen    er    sich  und 
seine  Gehilfen  in  Zeittracht   dargestellt  hat. 
Eine  Bronzetür   am  Dome  in  Gnesen  mit  18  ReKefdarstellungen  aus 
dem  Leben   des   hl.  Adalbert   ist   als   weiteres   hervorragendes    deutsches 
Gußwerk  des  12,  Jahrhunderts  anzuführen,     lieber  eine  Bronzetttr  dieser 
Zeit,   die  sich  ehemals  in  Petershausen  in  Baden  befand,  geben  nur  un- 
genügende Nachrichten  Aufschluß. 

In  größerer  Anzahl  hat  sich  in  Deutschland  ein  in  Bronze  gegossenes 


Deutachlani).  295 

Türbeschlagmotiv  auch  an  sonst  mit  Eisen  armierten  TUren  erhalten, 
das  schon  im  Altertum  verwendet  wurde,  nämlich  eine  Löwenmaske 
mit  Ring  im  Maule.  Angeführt  seien  die  vier  Beispiele  am  Dome  in 
Trier  mit  der  auch  technisch  sehr  bemerkenswerten  Inschrift:  „Magister 
Nicolaus  et  Magister  Johannes  de  Bincio  nos  fecerunt"  und:  „Quod 
fore  cera  dedit,  tulit  ignis  et  es  tibi  regdit." 
Als  Werke  der  Braunschweiger  Gieß- 
hStte  dürfen  außer  dem  Löwenmonumente 
noch  ein  paar  andere  dort  erhaltene  aus- 
gezeichnete Erzwerke  angesehen  werden, 
deren  eines,  der  Marienaltartisch  (Fig.  224, 
S.  296)  auf  fQnf  ehernen  Säulen,  nach- 
weislich von  Mathilde,  der  Gemahlin  Hein- 
richs des  Löwen,  im  Jahre  1188  auf  dem 
Hochchor  errichtet  wurde,  während  das 
andere  großartigere ,  der  siebenarmige 
Leuchter  (Fig.  225,  S.  297),  der  sehr  un- 
sicheren Tradition  nach  von  Herzog  Hein- 
rich nebst  anderen  Kostbarkeiten  aus  dem 
Orient  mitgebracht  sein  soll;  urkundlich 
erwähnt  wird  er  zuerst  im  Jahre  1223, 
Gegen  die  Richtigkeit  der  Ueberlieferung 
spricht  jede  Ueberlegung,  man  darf  mit 
Sicherheit  die  Entstehung  in  Niedersachsen 
annehmen.  Ob  bei  der  Modellgestaltung 
ein  französischer  Künstler  behilflich  war, 
wie  Pfeifer  (a.  a.  0.)  besonders  aus  der 
Formverwandtschaft  mit  dem  (nur  zum 
kleinen  Teil  erhaltenen)  Kandelaber  in 
St.  Remy  zu  Reims  folgern  zu  dürfen 
glaubt,  muß  dahingestellt  bleiben,  beson- 
ders wahrscheinlich  ist  die  Annahme  aber 
nicht.  Der  Leuchter  hat  ohne  den  Stein- 
sockel eine  Höhe  von  4,80  m  und  zwischen 

,        ..    o  •  ■         T.      -,  j  Fip.  m.  firHhplttltp  des  Enbischofs 

den  äußeren  Armen   eme  Breite  von  4  m.      WichmunnDderLiiduirin  Magdeburg. 
Die    ursprüngliche    Aufstellung,    vielleicht 

vor  dem  Eauptaltare  auf  dem  hohen  Chore,  ist  bisher  nicht  unzweifelhaft 
festgestellt.  (Die  Füllungen  am  Fuße  des  Leuchters  sind  um  1830  an 
Stelle  der  verlorenen  alten  eingefügt.) 

Ein  diesem  Kandelaber  sehr  verwandter  befand  sich  bis  zum  Jahre 
1792  in  der  Michaeliskirche  zu  Lüneburg.  Auch  er  galt  der  Ueberlieferung 
nach  als  ein  Geschenk  Heinrichs  des  Löwen,  und  neuere  Untersuchungen 


296  Von  der  Antike  bis  inm  13.  Jahrhundert. 

haben  es  wahrscheinlich  gemacht,  daß  dieser  Fürst  ihn  bei  Gelegenheit 
des  Todes  seines  im  Jahre  1167  in  Lünebui^  ums  Leben  gekommenen 
Sohnes  stiftete.    Einige  vor  seinem  Einschmelzen  beigestellte  Zeichnungen 


n  BmuD schweig,  Dom  (Dach  Gallhabaad). 


lassen  die  Bedeutung  dieses  großartigen,  zweifellos  auch  niederdeutschen 
Gußwerkes  zum  wenigsten  annähernd  ermessen.  Die  Fußbildung  ist  der 
des  Braunschweiger  Leuchters  ähnlich.     Der   obere  Aufbau  ist  einfacher 


Deutschland.  297 

und  zeigt  nicht  die  elegante  Biegung  der  Arme,  vielmehr  ist  wie  beim 
Essener  Leuchter  die  einfache  Halbkreislinie  bei  je  zwei  gegenüberstehenden 
Armen    im   Anschluß    an  das  Vorbild  aus  dem  Tempel  in  Jerusalem  bei- 


Fig.  US.     Siebe n^mlgei  Leuchter  in  Braunsclin'eig,  Dom.    S.  196. 

■•ehalten.     Von  besonderem  Interesse  ist  auch  die  bei  anderen  Leuchtern 
nicht  in  gleicher   Art   wiederkehrende   Symbolik   in   der   Gestaltung   des 


298  Von  der  Antike  bis  zum  18.  Jahrhundert. 

FuQes  (vergl.  Graeven,  Der  untergegaogene  siebenarmige  Leuchter  des 
Michaelisklosters  in  Lüneburg,  Zeitschr.  f.  christ.  Kunst  1902,  Sp.  33  ff.)- 
Noch  einige  kaum  minder  bedeutende  Bronzekandelaber,  die  eben- 
falls in  der  zweiten  Hälfte  des  12.  oder  zu  Anfang  des  13,  Jahrhunderts 
entstanden  sein  müssen,  bestätigen  das  glänzende  Können  deutscher  Meister 
jener  Zeit.  Leider  sind  deren  reichste  in  deutschen  Kirchen  noch  ver- 
wahrte nur  teilweise  erhalten,  vom  Leuchter  im  Veitsdome  in  Prag 
(B  er 

Ol  ß 


Fie.  136.    KandelaberruB  io  PraR,  Uum.     S.  2es. 

in  Mittelalt.  Kunstdenkm.  d.  Österr.  Kaiserstaates  Bd.  I  S.  197  ff.,  über 
den  Klostemeu burger;  Derselbe,  in  Mitt.  d.  Zentralkomm.  1861,  Bd.  6 
S.  331  ff.). 

Künstlerisch  den  genannten  nicht  ganz  ebenbürtig  und  weniger  reich 
ausgestaltet  ist  der  siebenarmige  Leuchter  in  der  Busdorfkirche  zu  Pader- 
born. (Vergl.  Ludorff,  Bau-  und  Kunstdenkm.  von  Westfalen  Bd.  VD 
S.  124  Taf.  95.)  Der  Dom  von  Bamberg  besitzt  einen  hohen  pracht- 
vollen Wandelleuchter  .  .  .  mit  Emails,  wahrscheinlich  einst  siebenarmig, 
jetzt  verunstaltet  (Sighart). 

Von  einem  Kandelaber,  der  vielleicht  noch  im  11,  Jahrhundert  für 
St.  Severin  in  Köln  ausgeführt  wurde,  ist  nur  eine  Aufzeichung  der  In- 
schrift erhalten  (Bock,  Das  heilige  Köln). 

Der  schönste  unter  allen  großen  siebenarmigen  Leuchtern,  die  als 
Werke  niederdeutscher  Künstler  gelten  dürfen,  steht  in  bester  Erhaltung 
im  Mailänder  Dome  (Fig.  227,  S.  299  und  Fig.  228.  S.  300).   Dieses  kost- 


liehe  als  .Baum  der  JuD^^rau"  bezeicbnete  Denkmal  mittelalterlicher 
-^<)tist,  dos  woU  um  das  Jahr  1200  entstanden  ist,  zeugt  tod  einem 
^'^hdiiiieit'üsitine  im  Qesamtaufbau  und  in  allen  Einzelteilen,  von  einer  Er- 


Fig.  19T.    SlebeDormiger  Lencbler  in  Hsiland,  Dom.     S.  2W. 

findungskraft  und  einem  Sinne  für  plastische  Darstellung,  wie  man  es 
sonst  nur  von  den  großartigsten  Schöpfungen  der  deutschen  und  fran- 
zösischen Baukunst  und  Bildnerei  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  rflhmlich 
sagen  kann. 


300  Von  der  Antike  bis  zum  13.  JahrbuDdcrt 

Den  glänzendsten  Mittelpunkt  des  ganzen  über  i  m  hohen  Werkes 
bildet  mit  der  reichen  Darstellung  des  Zuges  der  heiligen  drei  Könige 
und  der  Madonna  der  zweite.  Knauf  oberhalb  des  Fußes.  In  Verbindung 
mit  strengen  RankenzUgen  finden  sich  ferner  am  Leuchter  die  zwölf 
Zeichen  des  Tierkreises,  acht  Gestalten  der  Tugenden  und  Laster,  vier 


Flg.  %W.    Fufi  des  alebenarmlgen  Leuchters  im  Dome  zu  UallsDd.    S.  its. 

freie  Künste,   die   ParadiesesfiUsse ,   acht  Prophetenfiguren   und  allerband 
Getier. 

Die  bisherigen  Untersuchungen  Über  dieses  Prachtwerk  sind  sehr  qd- 
genügend,  ein  nur  halbwegs  sicherer  Nachweis  Ober  die  Herkunft  liegt  nicht 
vor.  Als  eine  itaUeniscbe  Arbeit  wird  der  Leuchter  selbst  in  Italien  nicht 
angesehen,  neben  Deutschland  und  den  Niederlanden  könnte  nur  Franfc* 
reich  noch  als  das  Entstehungsland  in  Betracht  kommen.  Das  einzige 
erhaltene   größere  französische  Bronzewerk,   das  zum  Vergleich  herang^ 


Deutschland.  301 


zogen  werden  kann,  der  Leuchterfuß  in  Reims  (s.  S.  308),  ist  besonders 
in  den  Figuren  sehr  viel  befangener;  am  nächsten  verwandt  in  Haltung 
und  Gebärde  sind  den  Figuren  des  Mailänder  Leuchters  die  des  Prager 
Fußes.  Auch  im  Rankenomament  schließt  er  sich  an  eine  Reihe  deutscher 
Guß  werke  am  ehesten  an. 

Von  größeren  und  figürlichen  deutschen  Erzgußwerken,  die  im  12. 
oder  zu  Beginn  des  13.  Jahrhunderts  entstanden,  sind  noch  von  beson- 
derem Interesse  ein  Taufkessel  im  Dome  zu  Osnahrück,  ein  etwa  1  m 
hoher,  aus  fünf  Stücken  zusammengesetzter  gekreuzigter  Christus  in  Werden 
(Rheinland),  der  „Crodoaltar"  in  Goslar  und  die  Figur  einer  sitzenden 
Maria,  unbekannter  aber  vermutlich  deutscher  Herkunft  im  Kestn er- 
Museum in  Hannover. 

Der  Taufkessel  in  Osnabrück  enthält  in  der  Inschrift:  „Wilbernus 
Petre  confert  istut  tibi  donum,  Ut  per  te  summum  possit  habere  bonu(m)'* 
den  Namen  des  Stifters.  Als  Meister  nennt  sich  Gerardus.  Das  schlicht 
eimerförmige  Gefäß  ruht  auf  drei  Klauenfüßen.  Am  Oberteile  zwischen 
zwei  Inschriftbändern  finden  sich  in  nach  oben  offenen  Halbrunden  flache 
Rehefs,  die  auf  die  Taufe  Bezug  haben.  Ein  ähnlicher  Taufkessel  be- 
findet sich  nach  Mit  ho  ff  im  Dorfe  Oesede. 

Ein  Meister  Gherardus  goß  auch  den  Taufkessel  in  Sieh  bei  Ham- 
burg, dieser  wird  aber  von  Lotz  (Topogr.)  als  „gotisch*  angesprochen. 
An  dem  aus  Bronzeblechen  zusammengefügten,  anscheinend  aus  dem 
Kloster  Hersfeld  stammenden  und  vielleicht  noch  dem  11.  Jahrhundert 
augehörenden  Cordoaltar  in  der  allein  erhaltenen  Vorhalle  des  Goslarer 
Doms  sind  vor  allem  die  vier  tragenden  Figuren  bemerkenswert.  (Vergl. 
Wulff,  Kunstdenkm.  der  Prov.  Hannover  S.  47,  Abb.  S.  59.) 

Die  vortrefflich  modellierte  Madonna  in  Hannover^  in  etwa  ein  Viertel 
Lebensgröße,  hielt  ehemals  ein  Christuskin^d  auf  dem  Schöße. 

Von  den  überaus  zahlreichen  kleineren  in  Bronze  gegossenen  Gegen- 
ständen, die  sich  in  Deutschland  aus  dem  12.  Jahrhundert  erhalten  haben, 
sollen  wenigstens  einige  der  wichtigsten  gruppenweise  angeführt  werden. 
Kunstreich  gestaltete  drei-  oder  vierfüßige,  teils  mit  Email  ge- 
schmückte Altarleuchter  in  der  Größe  von  etwa  15 — 30  cm  befinden 
sich  im  Hildesheimer  Dom,  in  der  Jakobikirche  in  Stendal,  im  Dome  zu 
Fritzlar,  im  Kloster  Äu  am  Inn,  in  Ueberlingen  in  Baden  und  im  Museum 
zu  Stuttgart. 

Neben  diesen  besten  Beispielen  des  gewöhnlichen  Typus,  bei  dem 
aus  dem  drei-  oder  vierteiligen  Unterteil  ein  Schaft  hervorwächst,  der 
oben  Lichtteller  und  Eerzendorn  trägt,  kommen  Leuchter  in  phantastischen 
Formen  vor,  besonders  solche,  bei  denen  eine  Tierfigur  den  tragenden 
Unterteil  bildet. 

Den  Leuchterunterteilen  auf  mehreren  Füßen  ähnlich  gestaltet,  auch 


302  Von  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

zum  Teil  als  solche  augesprocben ,  sind  einige  ausgezeichnete  Füße  von 
Kruzifixen,  deren  reichste  und  schönste  wohl  die  in  Haus  Offer,  genannt 
nuhr  i.  W.  (Fig.  229,  S.  302),  im  Dome  zu  Chur  (Schweiz),  in  der 
Michaelisbirche  zu  Lüneburg,  im  Kunstgetcerbemusaim  in  Berlin  (Inv. 
N.  K.  4165)  und  im  Sotitli  Kensington-Museum  in  London  (Obernetter, 
Ausstellung  München  1876  Nr.  82)  verwahrten  sind. 

Bei  dem  Kreuzfuße  in  Offer  tragen  zwei  auf  quadratischem,  abgestumpft 
pyramidenförmigen,  durchbrochenen  Unterteil  stehende  Engel  eine  Hülse, 
in  der  das  Figürchen  Abra- 
hams (?)  angebracht  ist.  Aehn- 
lich  ist  die  Anordnung  bei  einem 
der  Füße  in  Chur.  Dieser  zeigt 
(nach  Rahn,  Oesch.d.b. Künste 
in  d.  Schw.  S.  278):  ,auf  nied- 
riger PUnthe  zwei  Engel,  die  in 
gebückter  Haltung  einander 
gegenüberstehen  und  mit  äußer- 
ster  Anstrengung  den  zylindri- 
schen Fuß  des  (nicht  mehr  vor- 
handenen) Kreuzes  tragen.  Unter 
diesem  Einsätze  zwischen  den 
Engeln  ruht  eine  bärtige  Figur, 
die  ihr  Gewand  Über  sich  zieht, 
oder  dasselbe  ablegt.  Sie  stellt 
Adam  vor,  wie  die  Inschrifl 
erklärt,  der  zu  neuem  Leben 
erwacht."  Da.sselbe  Motiv  ist 
Fig.  a»  KreuzhiD  in  Haus  off«r,  gen.  Ruiir  i.  w.  auch  am  Lüneburger  Kreuzfuße 
verwendet.  (Vergl,  Vogell, 
Kuostarbeiten   aus   Niedersachsens  Vorzeit.) 

Ein  zweiter  KreuzfuS  im  Dome  zu  Chur,  der  in  acht  Feldern  mit 
durchbrochenen  Ranken  und  vier  darüber  sitzenden  Evangelistengestalten 
geschmückt  ist,  ist  das  Werk  eines  Meisters  Azzo  (Rahn  a.  a.  0. 
S.  278  f.). 

Nur  wenige  Beispiele  ganz  in  Bronze  gegossener  ReliquienkästAii 
aus  dem  12.  Jahrhundert  sind  in  Deutschland  bekannt.  (Auf  die  köst- 
lichen in  Kupfer  gegossenen  Zierate  an  einigen  der  großen  rheinischen 
Reliquienschreine  sei  hier  nur  hingewiesen.)  Das  hemerkenswertest« 
darunter  befindet  sich  in  Xanten,  ist  bausförmig  mit  gewalmtem  Dache, 
und  scheint  ehemals  eine  Kreuzigungsgruppe  getragen  zu  haben  (Fig.  230, 
S.  303).  Die  Wände  sind  in  durchbrochenem  Grunde  mit  Reliefbildem 
und  sitzenden  Figuren   auf  den   Ecken  des  Daches  verziert   (Christus  in 


Deutschland.  303 

Mandorla  nod  EvaDgelistensymbole,  Verkündigung  und  Apostel).  Ein 
ähnliches  ßeliquiar  besitzt  das  Nationalmuseum  in  München  (Katalog 
Bd.  V  Nr.  254). 

Unter  den  in  Bronze  gegossenen  Reliquiartjpen  anderer  Art  sind 
Ton  besonderem  Interesse  die  btlsten-  und  kopfförmigen,  die  vergoldet 
und   mit   Bemalung  vorkommen.     Das   am   reichsten   ausgestattete   unter 


Flg.  tso.    Kastenrellquiar  in  Xanten,  Dom.    S.  30i, 

diesen  ist  das  in  Cappenberg  i.  W.  Andere  befinden  sich  im  Kestner- 
Museum  in  Hannover  (aus  Fischbeck,  Fig.  231,  S.  304),  im  Stifte  Melk 
(Niederösterreich)  und  im  Dome  zu  Erfurt;  ein  in  Kupfer  getriebenes 
and  vergoldetes  Kopfreliquiar  aus  der  Lambertskirche  in  Düsseldorf  be> 
sitzt  der  FUrst  von  Eohenzollern  in  Sigmaringen. 

Solche  Köpfe  wurden  im  12.  Jahrhundert  auch  biiuSger  als  Gieß- 
gefäße (Aquamanilen)  verwendet,  wie  eine  Keihe  erhaltener  Stücke  beweist, 
von  denen  die  wichtigsten  sich  im  Nationalmuseum  in  Budapest,  in  der 
Marienkirche  zu  Stendal  und  im  Münster  zu  Aachen  befinden. 

Im  allgemeinen  bevorzugte  man  fUr  Gießgefäße,  mit  deren  künst- 
lerischer Ausgestaltung  man  anscheinend  im  S.  Jahrhundert  begann,  phan- 


304  ^on  der  Antike  bia  zum  18.  Jahrhanderi 

tastische  Tierformen.  Aus  dem  12.  Jahrhundert  sind  Aquamanilen  in 
Greifenform,  in  Form  von  Löwen,  in  Hahnform,  in  Art  von  Centauren 
gestaltete  u.  a.  m.  in  größerer  Zahl  erhalten. 

Ueberaus  kunstreich  verziert  wurden  auch  in  Deutschland  damals 
die  Räucherbecken.  Wie  solch  ein  Werk  aufs  beste  zu  gestalten  und 
in  Bronzeguß  auszuführen  sei,  lehrt  in  ausführlicher  Beschreibung  der  um 
das  Jahr  1100  in  Nieder deutschland  lebende  Mönch  Theopbilus  in  seiner 

bekannten   Schedula 

(TJebersetzung  von  I 

fQr   Eunstgesch.    B< 

Annales  arcb^olog.  ] 

eine  Rekonstruktion  ( 
In  ihren  Hauptb 

zeit  im  wesentlicher 

kommen    R'äucherb« 

christlicher   Zeit  vo 

antiquarium  in  Man 

spiel    beweist    (Roi 

werbeblfttt  1892,  S. 

zum  Stehen  eingericl 

napfartigen  Untertei 

reich  ausgeschmückt 

sind  verschiebbar  a 

die   durch   Oesen   g< 
Fig.  111.  Koprreiiquiur  ans  Fiachbcck.      einer   Tragplatte  be 

a«««r,  ff«<«r.Jf-™™.    S.HflS.  j^  Q^^^^  ^^jj^  g^^^ 

Das  schönste  deutsche  in  Bronze  (Kupfer?)  geg< 
des  12.  Jahrhunderts  beiludet  sich  jetzt  im  Dome  zu 
i.  d.  Eifel,   Fig.  232,    S.  305).     Es   zeigt  im  Quersc 

Kreuzform  und  ist  turmartig  aufgebaut.  Unten  finden  sich  zwischen 
Rankendurchbrechungen  vier  unbekleidete  Gestalten,  fiber  diesen  die  Halb- 
figuren von  Aron,  Moses,  Isaak  und  Jeremias.  Auf  den  Dächern  der 
Kreuzarme  haben  Abel,  Melchisedek,  Abraham  mit  Isaak  und  Isaak 
mit  Jakob  ihren  Platz  gefunden.  Inmitten  der  vier  Nebentürme  thront 
oben  in  der  Mitte  Salomo  auf  einem  Löwensessel.  Die  Tragplatte  ist 
mit  den  Halbfiguren  der  Evangelisten  geziert.  Schriftbänder  beziehen 
sich  auf  die  Darstellungen;  am  Fuße  nennt  der  Meister  (?)  seinen  Namen 
Gozbertus. 

Auch  einige  in  Bronze  gegossene  eimerförmige  Weihwassergefaße 
(Sprengkessel)  sind  in  Deutschland  aus  dem  12.  Jahrhundert  erhalten; 
angeführt  seien  die  Beispiele  in  Sigmaringen,  aus  der  Abteikirche  von 
Reickenau,  im  Dome  zu  Speier  und  in  der  Stiftskirche  zu  Berchtesgaden. 


Niederlande.  305 

VieEeicht  geliört    das  in  der  Kirche  zu   WaUenhorst  bei  Osnabrück  noch 
m  diese  Zeit. 

Hinjfewiesen  sei  schließlich  noch  auf  eine  Gruppe  in  verschiedenen 
Teilen  Deutschlands  und  auch  in  den  Nachbarländern  Torkommender 
runder  BronzescbUsseln,  auf  denen  sich  verschiedenartige  allegorische  und 


Fig.  lai.    Bancherbeckfn  aus  Bnchholz  i.  d.  Eifel.    Trier,  Dom.    S.  Ml. 

mythologische  Darstellungen,  zumeist  aber  die  Personifikationen  der 
Tugenden  und  Laster  eingraviert  finden.  (Näheres  bei  G  r  e  m  p  1  e  r, 
Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift  Bd.  V  S.  271  ff.) 

Niederlande. 

Zweifellos  in  engem  Zusammenhange  mit  den  niederdeutschen  Gieß- 
htttten  gelangte  die  ErzguBtechnik  in  den  Niederlanden  seit  dem  11.  Jahr- 
hundert auf  eine  hohe  Stufe  der  Entwicklung.  Kleinere,  fUr  den 
täglichen   Gebrauch  bestimmte  GuBwaren    beschäftigten  wohl  die  nieder- 

Lner,  Dnedle  Metalle.  20 


306  Von  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert 


ländischen  Gießer  in  erster  Linie  (Dinant  war  für  diese  Gegenstände  der 
Herstelluugsmittelpunkt,  daher  die  Bezeichnung  Dinanterie),  doch  fehlen 
schon  aus  dem  12.  Jahrhundert  einige,  auch  künstlerisch  sehr  bedeutsame 
größere  Guß  werke  nicht. 

Das  älteste  und  schönste  unter  diesen  Monumenten  ist  das  Tauf- 
hecken in  der  Bartholomäuskirche  zu  Lüttich  (ursprünglich  ebenda  in  der 
Frauenkirche;  Abb.  in:  Heibig,  La  sculpture  ...  au  pays  de  Liege  .  .  . 
Taf.  7  und  8). 

Auf  dem  walzenförmigen,  oben  und  unten  durch  Profile  begrenzten 
Kessel  sind  in  kräftigem  Relief  biblische  und  legendarische  Taufszenen 
in  bewundernswürdiger  Einfachheit  dargestellt. 

Das  Gefäß  ruht  auf  einem  Unterteile,  aus  dem  12  Rinder  mit  ihrer 
vorderen  Hälfte  herausragen,  die  der  Inschrift  nach  die  Nachfolger  der 
Apostel  darstellen,  durch  deren  Vermittlung  sich  in  die  Stadt  Gottes  der 
Strom  ergießt,  der  die  glücklichen  Bewohner  reinigt. 

Ueber  Zeit  und  Verfertiger  dieses  vortrefflichen  Werkes  geben  In- 
schriften keine  Auskunft,  aber  schriftliche  Nachrichten  lassen  keinerlei 
Zweifel  darüber,  daß  es  unter  Abt  Helinus  von  Lambert  Patras,  einem 
Gießer  in  Dinant,  im  Jahre  1112  ausgeführt  wurde  (Cahier  et  Martin, 
Melanges  d'archeologie  Bd.  IV  S.  99  ff.). 

Ein  zweiter  Bronzetaufkessel  aus  St.  Germain  in  Tirlemont  (fläni. 
Thienen)  befindet  sich  jetzt  im  Museum  zu  Brüssel,  er  trägt  die  Jahres- 
zahl 1149. 

Der  Kessel  mit  vierzehn  heiligen  Figuren  und  Gruppen  in  einer 
Arkadenreihe,  ruht  auf  einem  von  vier  liegenden  Löwen  getragenen  Fuße, 
aus  dessen  pfeilerartigem  Mittelschaft  zwei  Vorderkörper  von  Löwen  mit 
darauf  reitenden  Figuren  herausragen* 


Frankreich. 

In  Frankreich  sind  größere  Bronzewerke  noch  früher  als  in  Deutsch- 
land nachweisbar,  dennoch  ist  die  Gießtechnik,  wenn  man  von  den  letzten 
Jahrhunderten  absieht,  niemals  auch  nur  annähernd  so  umfangreich  künst- 
lerisch verwertet  wie  gerade  bei  uns. 

In  St.  Hilaire  in  Poitiers  befand  sich  bereits  im  7.  Jahrhundert  ein 
allem  Anscheine  nach  als  Lesepult  benutztes  Gerät,  dessen  Oberteil  ein 
vergoldeter  Adler  bildete,  der  auf  einer  Stütze  befestigt  war,  deren  Fuß 
die  Evangelisten  und  andere  Figuren  schmückten. 

Im  10.  und  11.  Jahrhundert  werden  gleichartige  Geräte  erwähnt, 
doch  erst  aus  späteren  Jahrhunderten  sind  sie  in  größerer  Anzahl  er- 
halten (vergl.  S.  359). 


Frankreich.  307 

Der  bekannte,  in  Paris  (Bibl.  nat.)  verwahrte  bronzene  sogen.  D^obert- 
stuhl  (Fif^.  233,  S.  307)  wird  in  seinem  unteren  Teile  auf  den  Bischof 
Eligius  von  A^oyon  (588 — 659)  zurückgeführt;  die  BUcklehne  wurde  durch 
den  Äbt  Suger  von  St.  Denis  im  12.  Jahrhundert  hinzugeftigt. 

In    einem    Inventare    von    Fontenelle    in    der    Normandie    aus    dem 


Fig.  «as,    DBgobertstnhI.    r»r(t,  Bibl.  nai.    S.  aoj. 

Jahre  806  wird  ein  siebenarmiger  Leuchter  erwähnt,  der  mutmaßlich 
auch  in  Erz  gegossen  war. 

Bronzene  TUrringe  in  Löwenmasken  wurden  im  11.  Jahrhundert 
!-  B.  fUr  die  Kirche  in  Puy-en-Velay  und  die  Kathedrale  von  Noyon 
au^efilhrt. 

Ginige  Hauptdenkmale  der  Erzgießkunst  entstanden  im  12.  Jahr- 
bundert  in  Frankreich.  Der  schon  genannte  Abt  Suger  ließ  im  Jahre 
lUO  für   die   Kirche   von   St.  Denis   große   Türflügel  in  Bronze  gießen. 


308  Von  der  Antike  bis  zum  13.  Jahrhundert. 

auf  denen  in  Relief  die  Leidensgeschichte,  die  Auferstehung  und  die 
Himmelfahrt  Christi  dargestellt  waren;  im  Jahre  1706  waren  die  Flügel 
noch  erhalten.  Auch  Bronzegitter  ließ  derselbe  Abt  für  St.  Denis  an- 
fei'tigen,  die  erst  im  Anfange  des  10.  Jahrhunderts  zerstört  sein  sollen. 
Das   großartigste  französische  Oußwerk   des  12.  Jahrhunderts  dürfte 


Flg.  S34.    PuÜteil  von  einem  Biebenarmigen  Kandelaber  in  Reims.  St.  Remy.    S.  S09. 

der  siebenarmige  Leuchter  in  St.  Remj  zu  Heims  gewesen  sein,  von  Aem 
leider  auch  nur  ein  überaus  schönes  Bruchstück  erhalten  ist  (Fig.  234, 
S.  308). 

Der  Kandelaber  fiel,  wie  zahllose  edelste  alte  französische  Kunst- 
werke, den  Stürmen  der  Revolution  zum  Opfer,  nur  eine  Beschreibung 
aus  dem  17.  Jahrhundert  vervollständigt  das  erhaltene  Drittel  des  Fußes 


Pronkreicb,  Eagland. 


ZU  einem  Gesamtbilde.  Nach  dieser  BeschreibuDg  war  der  Leuchter 
13  Fuß  hoch  und  15  hreit,  er  bestand  aus  acht  Teilen,  lieber  dem  drei- 
seidgen  Fuße  verzweigte  sich  der  Mittelschaft  symmetrisch  jederseits  in 
drei  Arme,  die,  wie  der  Mittelschafl,  oben  einen  Kerzenteller  trugen,  und 
an  deren  Schnittpunkten  auf  Knäufen  und  auf  Vasen,  die  von  geflügelten 
Gestalten  getragen  wurden,  Kristalle  funkelten.  Nach  Didron  (Manuel 
des  Oeuvres  de  bronze  etc.)  sollen 
sich  ähnliche  Kandelaber  in  der 
Abteikirche  von  Chtny  und  in  der 
Kathedrale  von  Bat/eux  befunden 
iiaben.  Ein  roh  modellierter  in 
Bronze  gegossener  Taufkessel,  an- 
geblich aus  dem  12.  Jahrhundert, 
ist  (nach  Fortnum)  in  der  Kirche 
von  Sf.  Evrouet  in  der  Normandie 
erhalten. 

Auch  kleinere  Altarleuchter, 
Rsuchergefäße  u.  dei^l.  in  Bronze- 
guß kommen  in  Frankreich  in  ähn- 
hchen  Formen  vor,  wie  sie  die 
deutschen  Meister  des  12.  Jahrhun- 
derts bildeten,  doch  stehen  die  fran- 
zösischen Werke  den  deutschen,  so- 
weit die  erhaltenen  Beispiele  einen 
Schluß  gestatten,  im  allgemeinen  an 
Erfindungsreichtum  nach. 

Schließlich  sei  eines  flachen 
in  Bronze  gegossenen  Buchdeckels 
gedacht,  der  in  durchbrochenem 
Grunde  das  Lamm  Gottes  und  die 
vier  Paradiesströme  mit  gravierter 
Innenzeichnung  aufweist  und  als 
eine  französische  Arbeit  des  12.  Jahr- 
hunderts gilt.  (Zeitschr.  f.  christl. 
Kunst  1890,  Sp.  181.) 


England. 

In  England  ist  der  Erzguß  nie- 
mals  zu  einer  nur  annähernd  äbn- 
hchen  Entfaltung  gekommen,  wie 
auf  dem  europäischen  Festlande,  die 


310  13.  Jahrhundert. 


Mehrzahl  der   dort   erhaltenen  Bronzewerke  ist  nicht  von  einheimischen 
Meistern  ausgeführt. 

Das  älteste  anzuführende  Werk,  der  künstlerisch  für  seine  Zeit  sehr 
hoch  stehende  Gloucester-Leuchter  im  South  Kens.-Museum  in  London 
(Fig.  235,  S.  309),  scheint  als  eine  englische  Arbeit  des  12.  Jahrhunderts 
angesehen  werden  zu  müssen,  obschon  sonst  keine  Spuren  verraten,  daß 
man  damals  in  England  die  schwierige  Technik  des  Erzgusses  in  einiger 
Vollkommenheit  gepflegt  hat.  Der  etwa  ein  halbes  Meter  hohe  Glou- 
cester-Leuchter  gleicht  im  Aufbau  und  in  der  Symbolik  der  Darstellung 
besonders  den  Bernwards-Leuchtern,  ist  aber  noch  reicher  und  freier 
in  den  Einzelformen.  Den  ursprünglichen  Bestimmungsort  des  schon  früh 
nach  Frankreich  gelangten  Leuchters  bekundet  eine  Inschrift  auf  dem 
Spiralbande  des  Schaftes,  die  zugleich  mit  einiger  Sicherheit  auf  seine 
Entstehungszeit  schließen  läßt,  sie  lautet:  „Abbatis  Petri  gregis  et  devotio 
mitis  me  dedit  ecclesie  sei  Petri  Gloecestre".  Es  ist  festgestellt,  daß  ein 
Abt  Petrus  zu  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  dort  regierte,  vermutlich  bis 
1112,  in  dieser  Zeit  dürfte  also  der  Leuchter  angefertigt  sein,  der  Form- 
charakter kann  diese  Annahme  nur  bestätigen. 


Spanien. 

Maurische  Künstler  scheinen  die  Technik  des  Bronzegusses  im 
Mittelalter  nach  Spanien  gebracht  zu  haben,  eine  bescheidene  Reihe  dort 
erhaltener  Erzarbeiten  läßt  über  diesen  Ursprung  keinen  Zweifel. 

Unter  anderem  ist  im  Museum  zu  Gordova  ein  Hirsch  erhalten^  der 
als  eine  maurische  Arbeit  des  10.  Jahrhunderts  gilt  und  der  mutmaßlich 
zu  einem  Brunnen  gehörte. 

Als  eine  um  das  Jahr  1000  entstandene  spanisch-maurische  Arbeit 
vrird  zumeist  auch  der  große  in  Erz  gegossene  Greif  angesehen,  der 
sich  im  Campo  Santo  zu  Pisa  befindet  (nach  Prisse  d'Avennes  ist  es 
eine  in  Aegypten  gefertigte  arabische  Arbeit  aus  dem  Anfange  des 
11.  Jahrhunderts). 


Dreizelmtes  Jalirlumdert. 

Das  13.  Jahrhundert  ist  für  die  Bronzekunst  nicht  in  gleichem 
Maße  eine  Periode  des  Fortschritts,  wie  es  die  vorhergehenden  Jahr- 
hunderte gewesen  waren.  Es  möchte  fast  scheinen,  als  ob  einerseits  die 
Erkenntnis,  die  älteren  Meisterwerke  an  künstlerischer  Kraft  nicht  über- 


Deutschland.  311 


bieten  zu  können,  zu  einer  Schlaffheit  im  Streben  geführt  hätte  und  als 
ob  anderseits  die  jetzt  -überall  ohne  Schwierigkeit  beherrschte  Gußtechnik 
und  vielleicht  auch  der  jetzt  geringer  veranschlagte  Wert  der  Bronze 
den  Reiz  in  den  Gemeinden  abschwächte,  bedeutsame  Bronzewerke  in 
ihren  Kirchen  aufzustellen. 

Die  Anzahl  der  im  Vergleich  zu  den  älteren,  wirklich  bedeutenden 
Erzarbeiten  des  13.  Jahrhunderts  ist  nicht  sehr  groß. 


Deutschland. 

Eine  Reihe  deutscher  Gußwerke  gehören  wiederum  zu  den  besten,  die 
damals  in  Europa  geschaffen  wurden,  insbesondere  einige  große  Tauf- 
kessel, die,  wie  hier  erwähnt  sein  möge,  in  Niederdeutschland  oft  als 
Fünte  bezeichnet  werden.  Das  schönste  unter  diesen  Taufbecken,  vielleicht 
das  schönste  seiner  Art  überhaupt,  schmückt  noch  heute  den  Dom  der 
Bemwardsstadt  (Fig.  236,  S.  312  und  Fig.  237,  S.  313).  Das  Entstehungs- 
jahr dieses  köstlichen  Hildesheimer  Werkes  ist  unbekannt  und  war  auch 
nach  dem  inschriftlich  genannten  Stifter  Wilbernus  bisher  nicht  zu  er- 
mitteln. (Ein  Stifter  gleichen  Namens  nennt  sich  auf  dem  oben  ange- 
ftlhrten  Tauf kessel  in  Osnabrück.)  Seiner  Gestaltungsweise  und  der  Form 
der  Buchstaben  nach,  ist  es  dem  zweiten  Viertel  des  13.  Jahrhunderts 
zuzuweisen. 

Das  auf  vier  knieenden  Gestalten  ruhende,  mit  Reliefs  geschmückte 
Becken  schließt  ein  ebenfalls  relifierter  kegelförmiger  Deckel  mit  reichem 
Knauf. 

Das  Abflußrohr  mit  den  vier  kugelhaltenden  Adlerklauen  ist  in  Blei 
gegossen.  Die  Höhe  des  ganzen  Werkes  beträgt  1,80  m,  der  größte 
Durchmesser  1,03  m. 

Die  tragenden  Gestalten  sind  als  Paradiesflüsse  gekennzeichnet.  In 
den  durch  Säulen  und  Eleeblattbögen  begrenzten  vier  Hauptfeldern  des 
Kessels  ist  dargestellt  die  Taufe  Christi,  der  Zug  der  Juden  durch  den 
Jordan,  das  Wappen  des  Hildesheimischen  Hochstiftes  mit  den  Bischöfen 
Godehard  und  Epiphanius  und  dem  Schenkgeber  Wilbernus,  im  vierten 
Felde  der  Zug  der  Juden  durch  das  Rote  Meer. 

Die  gleichartig  begrenzten  vier  Felder  des  Deckels  sind  mit  Relief- 
bildern des  bethlehemitischen  Kindermords,  der  büßenden  Magdalena,  der 
Werke  der  Barmherzigkeit  und  Aarons  Bestätigung  im  Priestertume  ge- 
schmückt. Alle  Darstellungen  sind  durch  Beischriften  gekennzeichnet 
und  in  ihrer  sinnbildlichen  Verwendung  erläutert.  (Näheres  über  die 
Darstellungen  in  Bertrams  Aufsatz  in  Zeitschr.  für  christl.  Kunst  1900, 
S.  129  u.  161.) 


312  13.  Johrbundert. 

Diesem  Hildesheimer  Taufbecken  gegenüber  ein  bescheidenes  Werk 
ist  im  Bremer  Dome  erhalten.  Bemerkenswert  ist  daran  weniger  der 
Schmuck  des  Kessels  (zwei  Ärkadenreihen  von  je  26  Feldern  mit  zum 
Teil  wiederholten   Helieffiguren    und   Brustbildern)    als    die  vier   Träger. 


Fig.  93a.    Taufbeckeb.     Hililesbeim,  Dom.     8.  111. 

Das  Gefäß  ruht  hier  auf  vier  im  ganzen  gleichen,  auf  liegenden  Löwen 
reitenden  Gestalten,  die  an  sich  vortrefflich  sind,  besonders  in  ihren  Größen- 
Verhältnissen  zum  Ganzen  gut  abgewogen  erscheinen.  (Das  Motiv  findet 
sich  in  anderer  Form  auch  an  dem  erwähnten  Taufkessel  aus  Tirlemont, 
siehe  S.  306.) 


Deutschland.  313 

Aas  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts  befinden  sich  in  Niederdeutschland 
einige  ausgezeichnete  Bronzetauf  becken  in  der  Martinskirche  in  Halber- 
stadt nnd  in  der  Marienkirche  zu  Hostock  i.  M. ;  vielleicht  gehört  auch  der 
Taufkessel  von  St.  Marien  in   Wismar  noch  dem  13.  Jahrhundert  an. 


Fig.  IST.    TaafbeckeQ.    Hildeaheini,  Dom.    6.  sll. 

Der  Halberstädter  Taufkessel  ruht,  wie  der  Hildesheimer,  auf  vier 
die  Paradiesströme  verkörpernden  Gestalten.  Das  Becken  ist  unter  Spitz- 
bc^enarkaden ,  deren  immer  zwei  und  zwei  durch  eine  Säule  getrennt 
sind,  mit  Reliefs  aus  der  Jugendgeschicbte  Christi  bis  zur  Taufe  ge- 
schmfickt.  Das  Oanze  ist  jetzt  buntfarbig  bemalt;  ob  eine  alte  Bemalung 
vorhanden  war,  ist  nicht  ermittelt. 


314  13.  Jahrhundert. 

Auch  das  Taufbecken  in  Rostock  (Fig.  238,  S.  314)  wird  von  vier 
männlichen  Figuren  getragen,  die  umgewendete  schlanke  Gefäße  halten, 
aber  auffallenderweise  durch  Aufschriften  nicht  als  die  ParadiesstrSme, 
sondern  als  die  vier  Elemente  Feuer,  Wasser,  Luft  und  Erde  bezeichnet 
sind.  Ein  hoher  kegelför- 
miger Deckel,  der  in  einem 
kräftigen  Knauf  endigt,  auf 
dem  eine  Taube  (?)  mit  aus- 
gebreiteten Flügeln  steht, 
schließt  den  Kessel  ab.  Die 
volle  Höhe  beträgt  an- 
nähernd 3  m.  Entstehungs- 
zeit und  Herkunft  gibt 
genau  die  Inschrift  an;  zum 
Osterfeste  1290  wurde  das 
Werk  in  Rostock  vollendet. 
Am  Gefäß  sind  zwischen 
InschriftVändern  in  zwei 
Bogenreihen  von  je  16  Fel- 
dern, Szenen  aus  dem  Leben 
Christi  derart  dargestellt, 
daß  zumeist  nur  eine  Halb- 
reÜeffigur  in  jedes  Feld 
gebracht  ist.  Der  Deckel 
ist  ebenfalb  durch  Inschrifl- 
bänder  gegliedert  und  in 
drei  Beiben  Übereinander 
mit  Figuren  geschmückt,  die 
künstlerisch  höher  stehen 
wie  die  am  Gefäß  und  auch 
im  Gegensatz  zu  diesen 
einzeln  gegossen  und  be- 
festigt sind. 

Dargestellt  sind  unten 

auf  dem  Deckel  die  Taufe 

und  die  Himmelfahrt  Christi 

und    heilige    Figuren,    im 

Fig.  288.    Tanniecken  in  Kontock  i,  H.,  MoricDkirehe.  Mittelbande    Christus     zwi- 

^  ^'*'  sehen      den     klugen     und 

törichten  Jungfrauen,  oben  noch  drei  heilige  Frauen. 

Die  verschiedenartige  Behandlung  der  Figuren  auf  Gefäß  und  Deckel 
läßt  annehmen,  daß  verschiedene  Meisterhände,  vermutlich  derselben  Werk- 


DeuUchland.  315 

statt,  an  diesem  schönen  Werbe  gearbeitet  haben.   (Vei^l.  Schlies,  Ab- 
handlung in  Zeitschr.  fUr  christl.  Kunst.  1804,  Sp.  129  ff.) 

Die  künstlerisch  in  manchen  Teilen  höher  stehende  Taufe  in  Wismar 
ruht  auf  drei  besonders  schönen  £ngebgestalten ,  um  den  unteren  Rand 
zieht  sich  ein  dichter  Weinlaubkranz  mit  Trauben.  Das  Becken  ist  wie 
bei  dem  Rostocker  Werke  in  zwei  Reihen  mit  Reliefdarstellungen  aus  dem 


Flg.  339.    Taufbecken  in  Brandenburg  a.  d.  H.,  Gndebardikircbe.    S.  31«, 

Leben   und  Leiden  Christi   geschmückt;    ein  Deckel   ist  nicht  vorhanden. 
(Zeitschr.  für  christl.  Kunst  1898,  Sp.  85  ff.,  mit  Abb.) 

Eine  Reihe  weiterer  niederdeutscher  Taufkessel  des  13.  Jahrhunderts 
ist  wesentlich  einfacher;  hingewiesen  sei  auf  die  zu  Büsum  (gleiche  in 
Kellinghtisen,  Rendsburg  und  Bramstedt),  die  in  Halberstadt  in  der 
Johanniskirche  im  Westendorfe  und  in  Oslerwiech  bei  Halberstadt  und 
schUeßhch  auf  eine  Gruppe  in  Nord-Hannover,  von  denen  der  von  sechs 
Figuren  getragene  Kessel  aus  dem  Jahre  1284  in  Imsum  der  reichste  ist, 
während  die  in  Nordleda  und  Twistringen  ohne  figürlichen  Schmuck  sind. 


316  13.  Jahrhundert. 

Im  östlichen  Deutschland  haben  sich  Bronzetaufkessel  aus  dem 
13.  Jahrhundert  in  der  Godehardikirche  zu  Brandenburg  a.  d.  Harel 
(Fig.  239,  S.  315)  und  in  der  Peter-Paulskirche  zu  Liegnitz  erhalten,  die 
jedoch  den  angeführten  reichsten  Beispielen  dieser  Zeit  gegenüber  auch 
von  geringerer  Bedeutung  sind. 

Von  einem  ehemals  in  Tilleda  befindlichen  Taufbecken,  anscheinend 
aus  dieser  Zeit,  ist  nur  eine  der  höchst  eigenartigen  Tragefiguren,  der 
^PUsterich*  in  Sondershausen  erhalten. 

Das  einzige  größere  Erzgußwerk  des  13.  Jahrhunderts,   das  in  Süd- 


Fig.  S40.    Tuafbecken  in  Würzborg,  Dom.    S.  Sls. 

deutschland  anzuführen  ist,  ist  der  Taufkessel  im  Dome  zu  Würzhitrg 
(Fig.  240,  S.  316),  eine  Arbeit  des  Meisters  Eckhard  von  Worms  aus 
dem  Jahre  1279.  In  acht,  durch  kräftig  vortretende  Strebepfeiler  ge- 
trennten Feldern,  die  oben  mit  je  zwei  Maßwerkgiebeln  abgeschlossen 
sind,  hat  der  Künstler  wiederum  zumeist  Szenen  aus  dem  Leben  Christi 
in  kräftigem  Belief  dargestellt,  nämhch  die  VerkUnd^ung,  die  Geburt, 
die  Taufe  im  Jordan,  die  Kreuzigung,  Auferstehung,  Himmelfahrt,  das 
Abendmahl  und  das  Jüngste  Gericht.  In  dem  Auferstehungshilde  haben 
auch  die  Gestalten  des  Stifters  Waltherus  und  des  Meisters  Eckhard  ihren 
Platz  gefunden. 

Die  Reihe  der  größeren  deutschen  plastisch  dekorierten  Bronzewerke 


Deutochlaud.  3X7 

des  13.  Jahrhunderts  ist  damit  einigermaßen  erschöpft,  einige  Grabplatten 
aber,  die  sich  in  St.  Andreas  zu  Verden  a.  d.  Aller  und  im  Dome  zu 
Hildesheim  befinden,  sind  als  aur  in  der  Fläche  durch  eingetiefte  Linien 
gemusterte  Werke  besonders  deshalb  von  nicht  geringerem  Interesse,  weil 
sie  die  ältesten  Beispiele  solcher,  in  der  Folgezeit  überaus  zahlreich  ge- 
fertigten gravierten  Grabmonumente  in 
Deutschland  sind.  Innerhalb  eines  Schrift- 
randes  ist  in  Verden  die  Gestalt  des  Bischofs 
Yso  von  Welpe,  t  1231,  und  in  Hildes- 
hfiim  die  Figur  des  Bischofs  Otto  von 
Braunschweig,  f  1279  (Fig.  241,  S.  317), 
in  kräftiger  schöner  Zeichnung  eingraviert. 
Beide  halten  als  Symbole  ihrer  Stiftungen 
Eirchenmodelle  in  den  Händen.  (Abb.  in 
Creeny,  Fac-similes  of  monumental 
brasses,  London  1884,  Taf.  1.) 

Große  Erztüren  entstanden  nach  dem 
12.  Jahrhundert  in  Deutschland  nicht 
mehr  (wenn  man  von  der  neuesten  Zeit 
absieht),  soweit  Bronzegußzierate  über- 
haupt an  den  Türen  Verwendung  fanden, 
beschränkte  man  sich  zumeist  auf  Klopf- 
ringe in  Form  von  Löwenmasken  oder 
Köpfen  anderer  Bestien  in  mehr  oder 
minder  reicher,  oft  durchbrochener  Grund- 
platte. Von  solchen  Beachlagteilen  ist 
auch  aus  dem  13.  Jahrhundert  eine  Reihe 
schönster  Beispiele  erhalten,  erwähnt 
seien  nur  diejenigen  an  der  Petrikircbe 
in  LabeeTi  (am  Eingange  der  Sakristei), 
an  St.  Stephani  in  Helmstedt,  am  Dome 
zu  Paderborn  und  an  der  Elisabethkirche 
in  Marburg. 

Daß  die  Herstellung  von  gegossenen 
Altarleuchtern  (Fig.  242,  S.  318),  von 
Raucherbecken ,  Aquamanilen  (Fig.  243, 
S.  318  und  Fig.  244,  S.  319),  Kruzifixen  und  anderen  kleinen  kirchlichen 
Getuten  auch  im  13.  Jahrhundert  in  weitem  Umfange  gepflegt  wurde, 
bedarf  kaum  der  besonderen  Erwähnung,  Zwar  neue  Typen  wurden  kaum 
geschaffen  und  auch  hier  mag  gesagt  sein,  daß  es  besonders  bei  diesen 
Kleinarbeiten  nicht  immer  leicht  ist,  sie  der  Formbildung  nach  dem 
12.  oder  13.  Jahrhundert  zuzuweisen. 


Fig.  94t.    Leuchter.    KOnd-i*.  Nal.-M-i.    S-  SIT. 

Niederlande. 

In  den  Niederlanden  sind  aus  dem  13.  Jahrhundert  neben  Kleingerät, 
wie  dem  schönen  Uäucherbecken  des  Meisters  Keinenis  im  Museum  ru 
Lille,  nur  die  bereits  ira  Jahre  1566  zerstörten  in  Bronze  gegossenen  Bilder 
auf  den   Gräbern   der  Bischöfe   Walter   de   Marvis  (f  1252)   und  Walter 


de  Croix  (f  1254)  von  Tournay  anzuführen.  Näheres  ist  Ober  diese  Werke 
nicht  bekannt;  die  Gestalt  des  Bischofs  Walter  soll  auf  einer  von  sechs 
Löwen  getragenen  Platte  dargestellt  gewesen  sein. 


Frankreich. 

In  Frankreich  nahm  die  Entwicklung  der  Bronzekunst  im  13.  Jahr- 
hundert einen  ähnlichen  Lauf  wie  in  Deutschland,  von  einer  Steigerung 
des  Bedürfnisses  oder  der  Schaffenslust  kann  im  ganzen  auch  dort  nicht 
gesprochen  werden. 

Erhalten  sind  in  Frankreich  noch  weniger  Qußwerke  aus  dieser  Zeit 
als  bei  uns;  daß  sehr  viel  mutwillig  zerstört  ist,  darüber  lassen  ältere 
Berichte  keinen  Zweifel. 

Zu  den  bedeutendsten  Leistungen  der  französischen  Meister  gehören 
jedenfalls  die  Grabplatten,  die  in  Deutschland  im  13.  Jahrhundert  kaum 


Fig.  Ml.    AqunmaDilen.     Kopmhagen,  XbI.-Hui.    8.317. 

in  größerem  Umfange  gefertigt  wurden,  in  Frankreich  aber,  zum  Teil 
reich  mit  Grubenschmelz  verziert,  ganz  besonders  bevorzugt  gewesen  zu 
sein  scheinen.  Ein  paar  ausgezeichnete  in  Bronze  gegossene  Grab- 
monumente  dieser  Zeit  sind  die  der  Bischöfe  Eberhard  {tl223)  und  Gott- 
fried (t  1237)  in  der  Kathedrale  von  Arnims  (Fig.  245,  S.  320).  Die 
gleichartig  komponierten  Platten  werden  von  sechs  kleinen  Löwen  ge- 
tragen. Die  in  kräftigem  Belief  vortretenden  Gestalten  sind  segnend  in 
vollem  Ornat  dargestellt  unter  einer  Kleeblattbogennische  mit  TUrmchen 
und  Giebeln.  Kleine  Engelsfiguren  zur  Seite  halten  Kerzen  und  schwingen 
Bauchfässer.  Eine  Inschrift  ist  über  den  Bogen  und  den  größten  Teil 
des  Randes  geführt.  Ein  Vergleich  dieser  Platten  mit  jüngeren  flandri- 
schen Arbeiten  führt  zu  der  Annahme,  daß  auch  sie  nicht  in  Frankreich 
entstanden  sind,  vielmehr  in  einer  der  alten  belgischen  Gießerstädte. 


320  13.  Jahrhundert. 

Von  den  mit  Schmelz  verzierten  ReHefgrabmälem,  die  im  allgemeinen 
aus  einzelnen  in  Kupfer  getriebenen  Teilen  Über  einem  Holzkeme  be- 
standen, seien  die  noch  erhaltenen  des  Jean  de  France  {tl247),  des  Sohnes 
des  heiligen  Ludwig  in  St.  Denis 
und  der  Blanche,  Gemahlin  Jo- 
hanns I.,  Herzogs  von  Britan- 
nien, jetzt  im  Louvre  zu  Paris, 
angefahrt. 

Als  das  Werk  eines  deut- 
schen Meisters,  des  Johann 
Ton  Köln,  sei  das  Bronzegrab- 
mal des  Bonifazius  von  Sa- 
voyen,  Erzbischofs  von  Canter- 
bury,  in  der  Abtei  Hautecombe 
erwähnt.  (Näheres  Über  die 
Werke  dieser  Art  in  Frankreich 
bei  Texier,  Dictionnaire  d'or- 
ffevrerie  Sp.  1597  ff.) 

Einige  vortreffUche  Aqua- 
manilen in  Form  von  Rittern 
zu  Pferde,  die  im  BargcUo  zu 
Florenz  und  im  Museo  cirico 
zu  Bologna  verwahrt  werden, 
gelten  als  französische  Arbeiten 
des  13.  Jahrhunderts.  Ein  ähn- 
liches Gerät  wurde  in  England 
im  Tyne  gefunden  und  mag 
gleichen  Ursprungs  sein. 

England. 

Von  einer  durch  einhei- 
mische Meister  ausgeübten  Erz- 
gießkunst ist  in  England  im 
13.  Jahrhundert  anscheinend 
nur  in  geringem  Umfange  zu 
sprechen. 

Von  den  schönsten  engli- 
schen Brouzegrabmälem,  dem 
der  Königin  Eleanor  und  König 
Heinrichs  HI.  in  der  Wcstminsterahtei ,  ist  bekannt,  daß  die  Figuren  im 
Jahre    1291   von   Meister   William    Torel   gegossen   wurden,    der   zwar 


England.  321 

Goldschmied  und  Borger  zu  London  genannt,  aber  als  zugewandert  an- 
gesehen wird.  Die  vergoldeten  Figuren  ruhen  mit  ihren  Grundplatten, 
die  auf  der  Schrägkante  die  Inschrift  tragen,  auf  Marmorunterbauten. 

Derselbe    Meister    führte    die   nicht    mehr   erhaltenen    Bilder   jener 
Königin  für  die  Kathedrale  in  Lincoln  und  für  die  Kirche  der  Schwarzen 


Fig.  ue.    St.  Petrus  Id  Rom,  Petetskirch«.    S.  Sil. 

Brüder  in  London  aus.  Einige  der  kleinen  Seitenfiguren  am  Monument  in 
der  letztgenannten  Kirche  wurden  modelliert  und  gegossen  von  William 
of  Suffolk,  andere  von  Meister  Alexander  of  Abingdon,  und  die 
Wachsmodelle  einiger  wurden  von  Dennjnge  de  Kejns,  wahrschein- 
lich einem  Franzosen,  angefertigt  (Fortnum,  Descriptive  Catalogue  of 
the  bronzes  ...  in  the  South  Kens.-Mus.  London  1876.     S.  CXCI). 

Auch  reich  mit  Grubenschmelz  verzierte  Grabmäler,   Arbeiten  fran- 
zösischer Meister,   sind   aus   dem    13.  Jahrhundert  in  Fingland   bekannt, 
Liter,  Unedle  HetoUe.  21 


322  14.  Jahrhundert. 


insbesondere  zu  nennen  ist  das  Grabmal  des  William  de  Yalence,    £arl 
of  Pembroke  (f  1296),  in  der  Westminsterabtei. 

Auf  die  Einführung  der  in  England  zahlreich  vorkommenden  grayierten 
Grabplatten  aus  Deutschland  oder  den  Niederlanden  läßt  die  Bezeichnung' 
«CuUen  plate*'  (Köln)  schließen.  Die  älteste  gravierte  Platte  war  in 
England  anscheinend  die  des  Simon  de  Beauchamp  (f  1208)  in  der  Pauls- 
kirche zu  Bedword;  von  den  erhaltenen  Werken  dieser  Art  soll  das 
Epitaph  des  John  d'Aubernoun  (t  1277)  in  Stoke  d^Äbemon  in  Surrey 
das  höchste  Alter  besitzen,  jedoch  jünger  sein  als  die  auf  S.  317  ange- 
führte Platte  in  Verden. 

Italien. 

In  Italien  ist  erst  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts  ein  Wiederauf- 
leben der  Bronzekunst  feststellbar.  Nicht  unbeteiligt  an  diesem  Auf- 
schwünge war  der  größte  italienische  Bildner  jener  Zeit,  Nicolo  Pisano. 
Nach  dem  Entwürfe  dieses  Künstlers  soll  von  Maestro  Rosso  die  be- 
krönende Gruppe  der  drei  mit  dem  Rücken  gegeneinander  stehenden 
lebensgroßen  weiblichen  Figuren  mit  Greifen  über  den  Köpfen  am  großen 
Brunnen  in  Perugia  in  Bronzeguß  ausgeführt  sein,  der  um  das  Jahr  1280 
vollendet  wurde. 

In  Venedig  regten  die  an  der  Markuskirche  vorhandenen  alten  byzan- 
tinischen Erztüren  zu  neuem  Schaffen  an.  Magister  Bertucius  aurifex 
venetus  nennt  sich  als  der  Verfertiger  der  im  Jahre  1300  vollendeten 
Türen  für  dieselbe  Kirche,  die  im  Schuppenmuster  durchbrochen  und  auf 
den  Rahmenteilen  mit  Köpfen  u.  dergl.  in  Hochrelief  geschmückt  sind. 

Als  das  plastisch  bedeutendste  italienische  Guß  werk  des  13.  Jahr- 
hunderts ist  die  sitzende  überlebensgroße  Statue  St.  Petri  in  der  Peters- 
kirche zu  Rom  (Fig.  246,  S.  321)  anzusehen,  wenn  die  Entstehungszeit, 
•die  viel  umstritten  ist,  richtig  angesetzt  ist  (vergl.  W  ick  hoff,  Zeitschr. 
f.  bild.  Kunst  1890,  S.  109). 


Vierzehntes  Jahrhundert. 

Mit  dem  14.  Jahrhundert  beginnt  die  Bronzekunst  in  Deutschland 
und  den  Niederlanden  einen  erneuten  Aufschwung  zu  nehmen,  auch  in 
Italien  bereitet  sich  langsam  aber  stetig  die  Glanzperiode  vor,  in  der  das 
Erz  zu  Werken  gestaltet  wurde,  wie  sie  seit  dem  Altertume  nicht  mehr 
entstanden  waren.     In  Frankreich  scheinen  damals  Erzwerke  von  einiger 


Dentschlancl.  323 


Bedeutung  nicht  entstanden  zu  sein  und  England  deckte  seinen  Bedarf, 
in  vielleicht  noch  höherem  Maße  wie  vorher,  durch  Bezug  aus  den  Nieder- 
landen. 

Deutschland  und  Niederlande. 

Das  wichtigste  Erzguß  werk,  das  in  Deutschland  im  14.  Jahrhundert 
entstand,  ist  zweifellos  das  in  etwa  Dreiviertel  natürlicher  Größe  ausgeführte 
Reiterbild  des  Drachentöters  St.  Georg,  das  im  Auftrage  Kaiser  Karls  IV. 
im  Jahre  1373  von  den  ihrer  Herkunft  und  Schule  nach  unbekannten 
Künstlern  Martin  und  Georg  von  Clussenbach  vollendet  und  auf 
einem  Sockel  frei  auf  dem  Hradschin  in  Frag  aufgestellt  wurde  (Fig.  247, 
S.  325).  Die  ehemals  vorhandene  Inschrift  lautete:  Anno  1373  hoc  opus 
immaginis  St.  Georgi  per  Martinum  et  Georgium  de  Clussenbach  con- 
flatum  est. 

Wenn  man  von  diesem  einzig  dastehenden  Glanzwerke  absieht,  ist 
leicht  ersichtlich,  daß  Niederdeutschland  mit  seinen  Leistungen  auf  dem 
Gebiete  der  Bronzekunst  das  Schaffen  des  deutschen  Südens  auch  ferner- 
hin überragt. 

Neben  den  selbst  in  kleineren  Kirchen  kaum  noch  fehlenden  mehr 
oder  minder  kunstreich  verzierten  Glocken,  die  als  vielfach  bearbeitetes 
Sondergebiet  auch  ferner  hier  unberücksichtigt  bleiben  sollen,  waren  die 
Bronzekünstler  ähnlich  wie  früher  in  erster  Linie  mit  der  Herstellung 
von  Taufkesseln  und  anderer  großer  und  kleiner  Kirchengeräte  beschäf- 
tigt. Meisterbezeichnungen  finden  sich  häufig  an  den  Tauf  kesseln,  doch 
leider  sind  es  nur  Namen,  die  uns  die  Inschriften  verraten,  über  die 
Persönlichkeiten  der  Künstler  wissen  wir  aus  dieser  Zeit  so  gut  wie  nichts. 

Gleiche,  an  Gußwerken  derselben  Zeit  aber  an  fern  liegenden  Orten 
wiederkehrende  Meisterbezeichnungen  haben  zu  den  verschiedensten  An- 
nahmen geführt  (vergl.  Schnaase,  Gesch.  d.  bild.  K.  Bd.  VI,  2.  Aufl., 
S.  499);  jetzt  dürfte  feststehen,  daß  verschiedene  tüchtige  Erzgießer  da- 
mals, vielleicht  auf  bestimmte  Aufträge  hin,  häufiger  die  Stätten  ihrer 
Tätigkeit  wechselten. 

Wahrscheinlich  gemacht  ist  dieses  unter  anderen  durch  die  Unter- 
suchung Hachs  (Repertorium  für  Kunstwissenschaft  1881,  S.  177  ff.)  bei 
einem  der  tüchtigsten  Künstler  jener  Zeit,  dem  Hans  Apengeter  „van 
Sassenlant^.  Das  älteste  mit  diesem  Namen  bezeichnete  Werk  ist  ein 
großer  siebenarmiger  Leuchter  im  Dome  zu  Kolberg  aus  dem  Jahre  1327, 
das  nächste  ein  Tauf  kessel  vom  Jahre  1337  in  der  Marienkirche  zu  Lübeck 
und  weiter  in  der  Nikolaikirche  in  Kiel  ebenfalls  ein  Taufkessel  mit  der 
Jahreszahl  1344.  Hach  spricht  die  begründete  Vermutung  aus,  daß  der 
Meister  nacheinander  in  diesen  Orten  und  vielleicht  darauf  noch  in  Halber- 
Stadt  tätig  war. 


324  14.  Jahrhundert. 


Mit  den  älteren  siebenarmigen  Leuchtern  oder  den  Taufkesseln  in 
Lüttich  oder  Hildesheim  sind  zwar  diese  Werke  des  Meisters  Hans 
künstlerisch  nicht  auf  eine  Stufe  zu  stellen,  dennoch  sind  es  treffliche 
Leistungen,  deren  figürlicher  Schmuck  nicht  einwandfrei,  aber,  wie  in 
jeder  Kritik  anerkannt  wurde,  durch  „ungewöhnlich  würdige*  Gewand- 
behandlung ausgezeichnet  ist. 

Der  Kolherger  Leuchter  ruht  mit  seinem  schlichten  runden  Fuße 
auf  dem  Rücken  dreier  Löwen.  Die  durch  Knäufe  gegliederten  großen 
Arme  sind  in  der  üblichen  Art  angebracht,  der  ebenfalls  durch  Wülste 
unterbrochene  Mittelschaft  ist  zwischen  diesen  mit  Apostelfiguren  in  Relief 
verziert. 

Das  Lübecker  Taufbecken  wird  von  drei  knieenden  Engelsgestalten 
getragen  und  gleicht  hierin  ebenso  wie  in  seiner  ganzen  übrigen  Aus- 
gestaltung sehr  dem  oben  erwähnten  Tauf  kessel  in  Wismar,  und  zweifellos 
mit  Recht  nimmt  Schlie  (a.  a.  0.)  an,  daß  Apengeter  dieses  als  Vor- 
bild benutzte. 

Bei  der  Kieler  Fünte  ruht  das  Becken  auf  vier  sitzenden  Löwen, 
auf  der  Wandung  sind  außer  vielen  ringsum  angeordneten  kleinen  Wappen- 
schildern wiederum  in  zwei  Arkadenreihen  Szenen  aus  der  Geschichte 
Christi   von   der  Verkündigung   bis  zur  Kreuzigung  in  Relief  dargestellt. 

Von  den  übrigen  im  nördlichen  Deutschland  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert erhaltenen  Tauf  kesseln,  die  von  höherem  künstlerischen  Interesse 
im  allgemeinen  nicht  sind,  sei  nur  das  Notwendigste,  besonders  über  die 
datierten  Beispiele  angegeben. 

In  Wittenburg  i.  M,  befindet  sich  ein  Taufbecken  vom  Jahre  1342, 
von  Meister  Wilkinus  gefertigt.  Vier  Gestalten  in  Gewand  mit  Ka- 
puze tragen  das  Gefäß,  das  mit  Christus  und  den  Aposteln  in  fast  voU- 
runden  Einzelfiguren  und  rundlaufenden  Inschriften  verziert  ist. 

Diesem  nahe  verwandt  im  Aufbau  und  figürlichen  Schmuck  ist  die 
Fünte  vom  Jahre  1365  in  Parchim,  eine  Arbeit  des  Meisters  Hermann, 
der  sich  mit  folgenden  Worten  nennt:  „Leven  Lude  wetted  dat,  Mest. 
Herm.  gud  did  vad"  (Liebe  Leute  wisset  das,  Meister  Hermann  goß  dies 
Faß).  Der  Kessel  ist  durch  schöne  Schrift  und  eine  naturalistische  Blatt- 
borte ausgezeichnet. 

Vielleicht  bereits  dem  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  gehört  der 
Taufkessel  im  Dome  zu  Schwerin  an.  Er  ist  achtseitig  und  wird  von 
acht  gepanzerten  Rittern  getragen.  Auf  jeder  Seite  sind  unter  einer 
Doppelbogennische  biblische  Szenen  und  Figuren  in  Relief  dargestellt 
(vergl.  Schlie  a.  a.  0.  Sp.  90). 

Von  geringerer  Bedeutung  sind  die  Taufbecken  im  Dome  zu  Kolberg 
vom  Jahre  1355,  die  in  St.  Marien  zu  Ängermünde  (von  Meister  Jo- 
hannes Justus),  in  der  Marienkirche  z\x  Frankfurt  a.  0.  (von  Meister 


Deutachluid.  325 

Arnold),  beide  vom  Jahre  1376,  und  das  aus  dem  Jahre  1398  ia  der 
Nikolaikircbe  zu  Spandau.  Bemerkenswert  ist  aber  die  ehemals  ver- 
goldete Taufe   in  S.  Nikolaus   zu  Elbing,   die  1387   von  Meister  Bern- 


St.  Qearg  io  Frag,  Hradscbln. 


liuser  gegossen  wurde.  Dieses  Taufbecken  ist  achtseitig,  am  Fuße  stehen 
zwischen  acht  liegenden  Löwen  unter  Spitzbögen  Prophetenfigiiren.  Am 
GefUß  sind  in  reicher  Architekturumrahmung  Szenen  aus  der  Geschichte 
Christi  und  eine  thronende  Maria  in  Belief  dargestellt. 


326  14.  Jahrhundert. 


Zu  den  kunstvolleren  Tauf  kesseln  des  14.  Jahrhunderts  gehören  einig& 
ira  hannoverschen  Lande.  Der  beste  darunter  befindet  sich  in  St.  BlasieD 
in  Münden,  er  ist  ein  Werk  des  Meisters  Nikolaus  von  Stettin 
vom  Jahre  1392.  Eigenartig  ist  besonders  der  Fußteil.  Vier  liegende 
Löwen  tragen  Stützen  mit  je  einem  geflügelten  Drachen  und  einer  männ- 
lichen Gestalt  auf  dessen  vorgestreckten  Eopfe.  Am  Becken  stehen  auf 
Konsolen  unter  einer  reizvoll  gestalteten  Wimpergenreihe  13  Heilige  und 
Märtyrer  in  Relief. 

Verwandt  untereinander  im  Aufbau  sind  die  Fünten  im  Dome  zu 
Bardowieck  vom  Jahre  1367  (Fig.  248,  S.  327)  und  in  Beetzendorf  vom 
Jahre  1368.  Die  erstere  ist  mit  Christus  und  den  Aposteln  in  Relief  und 
darunter  mit  gravierten  Köpfen  und  Wappen  in  kleinen  Runden  verziert. 
An  der  anderen  Fünte  sind  Christus  am  Kreuz,  S.  Petrus,  S.  Mauritius^ 
Maria,  Adler,  Löwen  und  in  ebenfalls  darunter  gereihten  Rimden  Szenen 
aus  dem  Leben  Christi  dargestellt. 

Einen  ungewöhnHchen  Schmuck  zeigte  ein  von  Figuren  getragener, 
ehemals  in  St.  Michael  zu  Lüneburg  vorhandener  Taufkessel.  Die  Wan- 
dung des  Gefäßes  war  hier  mit  60  kleinen  Reliefs  in  grundmusterartig 
aneinander  gereihten  Vierpässen  verziert. 

In  Thüringen  ist  ein  unbedeutendes  Taufbecken  zu  Sangerhausen^ 
in  der  Ulrichskirche  aus  dem  Jahre  1369  erhalten. 

Ein  kunstreiches,  aber  in  seiner  Ausgestaltung  merkwürdig  rückstän- 
diges Taufbecken  ist  das  allein  in  Süddeutschland  im  Dome  zu  Salzburg 
vom  Jahre  1321  erhaltene.  Das  mäßig  hohe  Gefäß  wird  von  vier  liegen- 
den Löwen  getragen  und  in  der  flachbogigen  Arkadenreihe  der  Wandung 
umschließt  jedes  Feld  die  Figur  eines  heiligen  Bischofs  in  Hochrelief. 

Wenn  die  deutliche  Inschrift  nicht  unzweifelhaft  zur  Zeit  der  Ent- 
stehung des  Beckens  eingefügt  wäre,  so  würde  man  überzeugt  sein,  ein 
Werk  des  12.  Jahrhunderts  vor  sich  zu  haben.  Die  Löwen  und  das  Ge- 
fäß sind  aus  wesentlich  in  der  Farbe  verschiedener  Bronze  gegossen,  das 
hat  die  Annahme  bekräftigt,  daß  die  Löwen  die  Ueberreste  eines  Werkes 
aus  dem  12.  Jahrhundert  seien,  und  das  Becken  eine  Kopie  des  vielleicht 
zu  Schaden  gekommenen,  ursprünglich  zu  den  Löwen  gehörigen  (vergL 
Heider,  Mittelalterl.  Kunstdenkm.  d.  österr.  K.-St.  L,  S.  166  Taf.  27). 

Im  Anschluß  an  die  Tauf  brunnen  sei  auch  eines  der  ältesten  deutschen 
auf  unsere  Tage  geretteten  Marktbrunnens  gedacht.  Dieses  treffliche  in 
der  alten  Kaiserstadt  Goslar  befindliche  Werk,  das  um  das  Jahr  1300  ent- 
standen sein  dürfte,  besteht  aus  zwei  runden  in  Erz  gegossenen  schlichten 
Becken  ungleicher  Größe,  die  durch  einen  kräftigen  Mittelschaft  verbunden 
sind,  der  in  seiner  oberen  Verlängerung  durch  einen  vergoldeten  Adler 
bekrönt  ist.  (Näheres  in:  Kunstdenkmäler  der  Prov.  Hannover  Bd.  II 
S.  306  mit  Abb.) 


Deatschluid.  327 

In  der  Art  des  erwlhnten  großen  Eolberger  Leuchters  ist  aus  dem 
14.  Jahrhundert  noch  eine  größere  Anzahl  erhalten.  Bald  ist  nur  ein 
gerader  Schaft  zum  Tragen  einer  großen  Kerze  eingerichtet,  bald  tr^ 
ein  Mittelschaft  symmetrisch  daraus  hervorwachsende  Zweige;  neben  den 
siebenarraigen  Leuchtern   kommen    fünf-  und    dreiarmige  Tor.     Der  aus- 


Fig.  SM,    TiLafbecken  in  Bardowieck,  Dom,    S.  Sit. 

ladende,  runde  oder  Tierseitige  Fuß  ruht  zumeist  auf  liegenden  Löwen, 
mehr  oder  weniger  kräftige  Wülste  gliedern  den  Schaft  und  die  Arme, 
der  Fuß  und  die  kapitälartigen  Lichtteller  sind  durch  reichere  Profiliening 
ausgezeichnet.  Andere  schmückende  plastische  Zutaten  kommen  nur  in 
einzelnen  Fällen  vor. 

Vermutlich  ein  Werk  des  schon  genannten  Meisters  Arnold,   dem 


328  14.  Jahrhundert. 


Verfertiger  des  Taufkessels  in  der  Marienkirche  zu  Frankfurt  a.  0.,  ist 
der  in  derselben  Kirche  erhaltene  siebenarmige  Leuchter.  Dieses  4,68  m 
hohe  Lichtgerät  ruht  auf  vier  Adlern.  Fuß  und  Schaft  schmücken  viele 
figürliche,  biblische  Darstellungen,  die  gebogenen  Arme  Wappenschilde,, 
zum  Teil  mit  dem  märkischen  Adler. 

Ein  siebenarmiger  Leuchter  von  fast  2^/2  m  Höhe  mit  der  Jahres- 
zahl 1400  befand  sich  (nach  Mithoff)  ehemals  in  der  Nikolaikirche  zu 
Lüneburg. 

Einen  jetzt  nur  noch  fUnfarmigen  Kandelaber  besitzt  die  Stiftskirche 
in  Gandersheim. 

Drei  große  dreiarmige  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts  haben  sich  im 
Dome  zu  Halberstadt  erhalten. 

Der  siebenarmige  Leuchter  in  der  Königinklosterkirche  zu  Älibrünn 
ist  als  ein  vermutlich  süddeutsches  Gußwerk  dieser  Zeit  zu  erwähnen. 

Drei  große  Standleuchter  für  eine  Kerze,  Arbeiten  des  Meisters 
Joh.  Jos^s  von  Dinant  aus  dem  Jahre  1360,  befinden  sich  schließlich 
noch  in  der  Frauenkirche  zu  Tongern  bei  Lüttich.  Die  schlichte  Schönheit 
dieser  wiederum  von  Löwen  getragenen  Kandelaber  beruht  vor  allem  auf 
einer  äußerst  feinen  Profilierung  des  Fußes,  der  gliedernden  Wulste  und 
des  Kerzentellers,  der  überdies  durch  aufliegende  Blätter  kapitälartig  aus- 
gestaltet ist. 

Von  demselben  Meister  hat  sich  in  jener  Kirche  aus  dem  Jahre  1372 
auch  eines  der  im  14.  Jahrhundert  anscheinend  noch  selten  gefertigten  Chor- 
pulte erhalten,  bei  denen  der  Rücken  eines  großen  Adlers  oder  auch  eines 
Pelikans  mit  einer  Vorrichtung  zur  Buchauflage  versehen  ist.  In  diesem 
Falle  bekrönt  ein  Adler  einen  von  drei  liegenden  Löwen  getragenen  archi- 
tektonischen Unterbau. 

Ueber  verschiedene  Gußarbeiten,  die  ein  Neffe  dieses  Meisters,  Nicolas 
Jos^s,  in  den  Jahren  1386  und  1390  für  die  Kirche  im  Champmol  bei 
Dijon  lieferte,  geben  erhaltene  Rechnungsnotizen  Auskunft;  nach  diesen 
handelte  es  sich  um  zwei  große  Bronzesäulen  mit  Blattwerk  und  oben  mit 
Engelfiguren  nach  Modellen  des  Pierre  Beauneveu  und  um  ein  reiches 
Adlerlesepult.  Außerdem  führte  der  Meister  im  Jahre  1392  vier  Bronze- 
engel ftlr  den  Altar  der  Schloßkapelle  von  Argilly  bei  Nuyts  aus.  (MarchaU 
La  sculpture  et  les  chefs-d'oeuvre  d'orfevrerie  Beiges.  Bruxelles  1895 
S.  270  und  Pit,  Le  travail  du  cuivre  dans  les  Pays-Bas  aux  XIV*  et  XV* 
siöcles  in:  Revue  de  l'art  chr^tien  1890,  S.  456.) 

Eine  oft  bedeutende  Monumentalität  zeichnet  die  immer  mehr  in 
Aufnahme  kommenden  ehernen  Grabmäler  des  14.  Jahrhunderts  aus. 
Zwar  tritt  daran  die  Arbeit  des  Bildhauers  in  den  Hintergrund,  um  so 
großartiger  ist  aber  bei  der  Mehrzahl  die  zeichnerische  Leistung. 

Als  eines  der  wichtigsten  und  schönsten,  auch  im  Beiwerk  plastisch 


Deutschland.  329^ 


gearbeiteten  Grabmäler  ist  das  nur  teilweise  erhaltene,  in  der  Johannis- 
kapelle  des  Kölner  Domes  befindliche,  des  Erzbischofs  Eonrad  von  Hoch- 
staden  (f  1261)  zu  nennen,  das  seinem  Formcharakter  nach  im  14.  Jahr- 
hundert ausgeführt  wurde.  (Abb.  und  Beschreibung  in  Boisser^e,. 
Ansichten  etc.  des  Domes  von  Köln.     S.  128.  Taf.  IX.) 

Die  Mehrzahl  der  Grabplatten  ist  völlig  eben  und  das  Bild  de& 
Verstorbenen  und  der  umrahmende  Plattengrund  ist  nach  Art  der  schoa 
angefahrten  ältesten  Beispiele  in  Verden  und  Hildesheim,  durch  mäßig 
starkes  Ausheben  des  Grundes  oder  durch  vertiefte  Zeichnungslinien  zur 
Darstellung  gebracht.  Das  Material  dieser  „gravierten''  Platten  scheint 
selten  Bronze  im  engeren  Sinne  zu  sein,  Kupfer  oder  seine  Mischung  mit 
Galmei  (Zink),  das  Messing  ist  für  die  Bearbeitung  mit  Meißeln  und  Grab- 
sticheln geeigneter. 

Diese  „Messingsteine**,  wie  ihre  alte  niederdeutsche  Bezeichnung' 
wohl  wegen  ihrer  Befestigung  auf  einer  Kalksteinplatte  war,  kommen 
schon  im  14.  Jahrhundert  besonders  in  zweierlei  Arten  vor.  Entweder  ist 
die  große,  aus  einer  Reihe  dicht  aneinander  schließender  rechteckiger 
Teile  gebildete  Tafel  ziemlich  gleichmäßig  mit  Gravierung  bedeckt  oder 
das  durch  gravierte  Innenzeichnung  ausgeführte  Bild  des  Verstorbenen 
ist  für  sich  im  Umriß  ausgeschnitten,  in  eine  Steinplatte  bis  zur  Ober- 
kante eingelassen,  und  in  einem  gewissen  Abstände  bilden  Plattenstreifen 
mit  Schrift  und  den  Evangelistenzeichen  oder  anderen  Gebilden  auf  den 
Ecken  die  Umrahmung.  Selten  ist  auf  der  sonst  ebenen  gravierten  Tafel 
die  Gestalt  des  Verstorbenen  plastisch  hervorgehoben.  (Zahlreiche  gute  Ab- 
bildungen mit  Text  in  Creeny,  Fac-similes  of  monumental  brasses  in 
the  Continent  of  Europe.    1884.) 

Die  großartigsten  Grabmäler  dieser  Art  sind  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert in  Deutschland  erhalten,  und  wenn  nicht  einige,  aber  unzweideutige 
Hinweise  erkennen  ließen,  daß  diese  schon  damals  über  das  ganze  nörd- 
liche Deutschland  verteilten  Kunstwerke  zu  allermeist  flandrischer  Herkunft 
sind,  würde  man  schwerlich  darauf  gekommen  sein,  eine  Entstehung 
außerhalb  Deutschlands  anzunehmen.  Die  Untersuchung  über  ihren  Ur- 
sprung und  über  die  Zusammengehörigkeit  der  unbekannten  Meister  ging 
aus  von  den  noch  jetzt  in  größerer  Anzahl  in  Lübeck  erhaltenen  Monu- 
menten. (Vergl.  Wilh.  Brehmer,  Lübecks  messingene  Grabplatten  aus 
dem  14.  Jahrhundert  in  Hanseat.  Gesch.-Blätter  1883,  S.  13  ff.  Siehe  auch 
Lisch,  Messingschnitt  und  Kupferstich  des  Mittelalters  in:  Deutsches  Kunst- 
blatt 1851   und  1852  und  Pit,  a.  a.  0.,  S.  459  ff.) 

Die  Quellen,  auf  die  sich  die  Verweisung  nach  Flandern  stützt, 
sind  besonders  die  Testamente  des  Lübeckischen  Bürgermeisters  Her- 
mann Gallin  und  des  Lübeckischen  Ratsherrn  Wedekin  Warendorp, 
von  denen    das    des    letzteren   im   Jahre    1350    errichtet    wurde.      Gallin 


330  U.  Jahrhundert. 


verfügt:  „Ibidem  in  ecclesia  (sancte  Marie)  eligo  sepeliri,  ubi  proyi- 
sores  mei  comparabunt  et  poni  facient  super  meum  sepulcrum  unum 
flamingicum  auricalcium  figurationibus  bene  factum  lapidem 
funebralem/  Daß  aber  nicht  etwa  nur  die  unbearbeiteten  Platten 
von  Flandern  bezogen  wurden,  läßt  Warendorps  Bestimmung  ersehen: 
,Item  Yolo,  quod  lapis  bonus  in  Flandria  factus  ponatur  in  sepulcrum 
meum.* 

Von  anderen  Gründen  spricht  für  die  Verweisung  der  Platten  an 
flandrische  Meister  noch  die  Tatsache,  daß  im  nördlichen  Frankreich  und 
in  Flandern  mehr  als  anderswo  schon  seit  dem  12.  Jahrhundert  kunstreich 
in  Steinplatten  gravierte  Darstellungen  auf  eine  dauerhaftere  Ausführung 
in  Metall  hinweisen  mußte. 

üeber  dreizehn  ehemals  in  Lübecker  Kirchen  vorhandene  gravierte 
Grabplatten  des  14.  Jahrhunderts  geben  Nachrichten  Auskunft,  erhalten 
haben  sich  aber  nur  fünf  davon. 

Die  älteste  darunter  bedeckt  in  der  Domkirche  das  Grab  des  im  Jahre 
1341  gestorbenen  Bischofs  Heinrich  von  Bockholt  (Fig.  249,  S.  331).  Die 
Gestalt  des  Bischofs  ruht  in  diesem  Falle  voUrund  in  Lebensgröße  auf  der 
völlig  mit  Gravierung  bedeckten  Tafel,  und  zeigt  selbst  auf  der  Kleidung 
reiche  gravierte  Musterung. 

Nur  wenig  jünger  ist  in  derselben  Kirche  die  Platte  mit  den  neben- 
einander darauf  eingravierten  Bildern  der  Lübeckischen  Bischöfe  Burchard 
von  Serken  (1276—1318)  und  Johann  von  Mul  (1341—1350)  (Fig.  250, 
S.  333). 

Plastische  Zutaten  fehlen  an  diesem  Denkmal,  das  auch  durch  seine 
bedeutende  Größe  (3,64  X  1,89  m  gegenüber  der  Platte  des  Bischofs 
Bockholt,  2,75  X  1,32  m)  und  die  sehr  viel  reichere  Ausschmückung  des 
Grundes  einen  wesentlich  anderen  Eindruck  weckt.  Vt^ährend  auf  der 
ersten  Platte  zur  Seite  des  Verstorbenen  nur  vier  Engelsfiguren  mit  Kerzen 
und  Rauchfässern  in  den  verhältnismäßig  einfach  in  der  Mitte  mit  einem 
Lilien-  und  umrahmenden  Giebelnischen-  und  Maßwerkmuster  gefllllten 
Grund  hineinkomponiert  sind  (also  die  gleiche  Komposition  wie  bei  den 
erwähnten  Reliefplatten  in  Amiens  s.  S.  319),  zeigt  die  größere  Tafel 
reichste  Komposition  im  Ornament  und  viele  Figuren,  die  zum  Teil  in 
zusammenhängenden  Bildern  vereinigt  sind.  Auch  der  stark  hervortretende 
fensterartige  Grund,  der  jede  der  Hauptfiguren  umschließt,  verleiht  der 
Doppelplatte  ein  besonderes  Gepräge. 

Wiederum  ein  wenig  jünger  ist  eine  Platte  über  der  Grabstätte  des 
Ratsherrn  Johann  Klingenberg  (f  im  Jahre  1356)  in  der  Petrikirche. 
Diese  Platte  mißt  3  m  in  der  Höhe  und  1,71  m  in  der  Breite,  in  allen 
Einzelheiten  läßt  sie  die  Hand  des  Meisters  der  Doppelplatte  erkennen. 

Die  beiden   anderen   noch  in   Lübeck  aus   dem  14.  Jahrhundert  er- 


haltenen  Platten,  die  des  Bürgermeisters  Bruno  Wareodorp  (t  1369),  die 
jetzt  im  Chontmg&nge  der  Marienkirche  aufgestellt  ist,  und  die  des  Bischofs 


Fig.  MS.    Grabplatte  ita  Bischofs  Heinrich  von  Bockholt  In  Labeok,  Dom.    S.  S3o. 

Bertram  Cremon  (f  1377)   in   der   Domkirche,   weichen   Ton   den   erstge- 
nannten in  der  Ausftlhrungsweise  wesentlich  ab  und  gehören  der  Art  an, 


332  14.  Jahrhundert. 


bei  welcher  das  Bild  des  Verstorbenen,  im  Umriß  ausgeschnitten,  und  nur 
mit  einem  umrahmenden  Streifen  umgeben,  in  die  Steinplatte  eingelassen  ist. 

Ein  genaues  Studium  dieser  verschiedenen  Grabplatten  hat  (Brehmer) 
durch  Vergleich  mit  anderen  noch  erhaltenen,  zur  Aufstellung  einer  Meister- 
reihe geführt,  über  deren  einzelne  Persönlichkeiten  zwar  Näheres  nicht 
bekannt  ist,  deren  Künstlerschaft  in  den  mutmaßlich  von  ihnen  geschaflfenen 
Werken  jedoch  einigermaßen  lebendig  hervortritt. 

Der  erste  Meister,  der  messingene  Grabplatten  fertigte,  bei  denen 
•das  Bild  des  Verstorbenen  innerhalb  eines  durch  gravierte  Muster  ge- 
füllten Grundes  gebettet  erscheint,  dürfte  der  Künstler  der  Bockholtplatte 
gewesen  sein.  Andere  Werke  derselben  Art,  d.  h.  mit  Rundfigur,  sind 
von  ihm  nicht  nachweisbar,  Brehmer  (a.  a.  0.  S.  28)  hält  es  jedoch  nicht 
für  ausgeschlossen,  daß  eine  nur  in  Abbildung  bekannte  Platte,  die 
ehemals  das  Grab  Herzog  Ottos  des  Strengen  von  Braunschweig-Lüne- 
burg  (t  1330)  und  seiner  Gemahlin  Mechtildis  (f  1319)  in  der  Michaelis- 
kirche zu  Lüneburg  bedeckte,  von  ihm  herrühren  könnte,  und  neuerdings 
ist  dem  Meister  die  Grabplatte  eines  jungen  Geistlichen  im  Dome  zu 
Erfurt  zugewiesen.  (Buchner,  Zeitschr.  f.  christl.  Kunst  1903,  S.  161  f.) 
Der  Bockholtplatte  verwandt  erscheint  Brehmer  auch  die  auf  dem  Grabe 
einer  Frau  Ramborg  von  Wiik  (f  1327)  in  der  Kirche  zu  Aker  in  Schweden. 

Von  einem  Vorläufer  dieses  Künstlers  war  nach  Brehmer  vermutlich 
eine  nicht  erhaltene  Platte,  die  das  Grab  des  Ratsherrn  Arnold  Wlome 
^u  Lübeck  zierte.  „Ihre  Eigentümlichkeit  bestand  darin,  daß  Gesicht  und 
Hände  der  dargestellten  Figur  aus  Holz  gebildet  waren  und  erhaben  aus 
•dem  Untergründe  hervortraten,  und  daß  die  (im  übrigen  wahrscheinlich 
in  Gravierung  ausgeführte)  Figur  des  Ratsherrn  an  beiden  Seiten  von 
einer  größeren  Zahl  kleinerer  Bilder  umgeben  war,  deren  jedes  ein 
eigenes  Spruchband  besaß."     (Brehmer  a.  a.  0.  S.  26.) 

Deutlich  kenntlich  sind  die  Arbeiten  des  Meisters,  der  dem  der 
Bockholtplatte  folgte  und  als  dessen  Werk  die  des  Ratsherrn  Klingenberg 
und  der  Bischöfe  Serken  und  Mul  in  Lübeck  anzusehen  sind.  Als  seine 
früheste  und  in  gewisser  Hinsicht  schönste  Schöpfung  dieser  Art  darf 
"die  Platte  des  im  Jahre  1319  gestorbenen  Königs  Erich  Menved  und  seiner 
im  selben  Jahre  gestorbenen  Gemahlin  Ingeborg  in  der  Kirche  zu  Ring' 
Medt  in  Dänemark  gelten.  Gegen  die  Zuschreibung  kann  nicht  die  Tat- 
sache angeführt  werden,  daß  die  Platte  erst  viele  Jahre  nach  dem  Tode 
^er  beiden  ausgeführt  sein  kann. 

Dieselbe  Hand  verraten  die  Platten  der  Bischöfe  Ludolf  und  Hein- 
rich von  Bülow  (t  1329  und  f  1347)  im  Dome  zu  Schwerin  i.  M.  (Doppel- 
platte), die  des  Abtes  Thomas  in  der  Abteikirche  zu  St.  Albnns  (England), 
•die  Platte  des  Bürgermeisters  Albert  Hoevener  in  der  Nikolaikirche  zu 
ßtralsimd^  und   die  des  Bürgermeisters  Joh.  von  Soest  und  seiner  Ge- 


334  H.  Jahrhundert. 


mahlin  zu  Thorn  in  der  Johanniskirche.  (Zwei  gleichartige  Platten  sollen 
sich  dort  in  der  Marienkirche  befunden  haben.)  Vermutlich  sind  auch  die 
für  die  Grabstätten  Lübecker  Ratsherren  in  den  Fünfziger-  und  Sechziger- 
jahren angefertigten,  nicht  erhaltenen  Platten,  Arbeiten  dieses  Künstlers 
gewesen  und  schließlich  noch  eine  Platte,  von  der  in  England  nur  ein 
Bruchstück  erhalten  ist. 

Der  Meister  scheint  gegen  1365  gestorben  zu  sein,  aber  ein  Schüler, 
vielleicht  sein  Sohn,  übertraf  ihn  noch  im  Reichtume  der  Erfindung  aller 
zierenden  Einzelheiten.  In  Lübeck  sind  Arbeiten  dieses  Künstlers  nicht 
erhalten.  Brehmer  schreibt  ihm  zu  die  Platte  des  Bürgermeisters  Andr. 
Bundison  und  Frau  (f  1363  und  f  1360)  in  Ripen  in  Dänemark,  die 
Platte  der  Bischöfe  Gottfried  und  Friedrich  von  Bülow  (f  1314  und  f  1375) 
im  Schweriner  Dom  und  die  ehemals  in  der  Abteikirche  zu  AUenberg 
bei  Köln  vorhandene,  nur  im  Abdruck  erhaltene  Platte  des  Bischofs 
Wiebold  von  Culm  (f  1398),  und  erwähnt  andere,  die  ihm  in  England  zu- 
gesprochen werden  (a.  a.  0.  S.  33.  Anm.  2). 

Es  möchte  scheinen,  daß  auch  die  jetzt  im  Museum  zu  Brüssel  ver- 
wahrte (von  Brehmer  nicht  erwähnte)  Platte  des  Johann  und  Qerard 
de  Heere  (f  1332  und  f  1398)  eine  Arbeit  dieses  Künstlers  ist,  und  vielleicht 
war  auch  die  ehemals  auf  dem  Grabe  des  Bischofs  Niels  Jepsen  (f  1395) 
im  Dome  zu  Boskilde  in  Dänemark  vorhandene  Platte  sein  Werk. 

Mit  dem  Tode  dieser  Meister  erlosch  diese  eigenartige  und  schöne 
Kunstübung  nicht,  wie  später  zu  zeigen  sein  wird,  es  sei  nur  noch  einmal 
darauf  hingewiesen,  daß  es  flandrische  Künstler  waren,  die  solch  Großes 
ungenannt  vollbrachten. 

Hier  möge  noch  der  Ansicht  Brehmers  Raum  vergönnt  sein,  daß 
die  erwähnten  Platten  des  Bürgermeisters  Warendorp  und  des  Bischofs 
Cremon  in  Anlehnung  an  die  weit  vollkommeneren  flandrischen  Vorbilder, 
von  Lübecker  Meistern  gefertigt  seien. 

Verschiedene  bisher  nicht  angeführte,  in  gleicher  Technik  hergestellte 
Platten  lassen  erkennen,  daß  nicht  die  wenigen  Künstler,  deren  Werke 
zum  Teil  in  Gruppen  zusammenstellbar  waren,  die  einzigen  waren,  die  im 
14.  Jahrhundert  mit  solchem  Werk  beschäftigt  waren,  doch  bei  dem 
Mangel  jeglicher  bestimmten  Nachrichten  sind  die  angestellten  Unter- 
suchungen über  weitergehende  Werkstattbeziehungen  bisher  nicht  weit 
gediehen. 

Angeführt  seien  nur  die  Platte  des  Bischofs  Heinrich  von  Leslau 
(t  1398)  im  Dome  zu  Breslau^  bei  der  die  Gestalt  des  Toten  in  reicher 
Architekturumrahmung  „in  getriebener  Arbeit  als  Flachbild*  dargestellt 
ist  (Kunstdenkm.  d.  Prov.  Schlesien  I.  S.  171),  die  Platte  des  Kunz  von 
Liebenstein  (tl391)  in  der  katholischen  Pfarrkirche  zu  Neumark  (West.-Pr.), 
bei  der  die  Ritterfigur  in  einfach  diagonal  gestreiftem  Grunde,  mit  Wappen- 


Deutschland.  335 

haitendea  Engeln  zur  Seite  und  von  einem  Inschrifbrande  umschlossen, 
dargestellt  ist,  und  schließlicli  einige  Platten,  bei  denen  im  Umriß  aus- 
{i^eschnitteiie  Gestalten  nur  durch  einen  davon  getrennten  Schriftrand  mit 
Eckninden  umrahmt  sind,  und  die  sich  in  Leubus  i.  Schi,  und  im  Dome 
ZQ  Paderborn  befinden. 

Auf  das  eigenartige,  künstlerisch  zwar  nicht  sehr  hoch  stehende  Orab- 
mal  König  Christophs  11.  (t  1333)  und  der  Königin  Euphemia  (f  1330)  in 
Soröe  (Oänem.)  sei  hier  schließlich  noch  hingewiesen.  Auf  altarartigem, 
mit  gegossenen  Hochreliefs  geschmücktem  Unterbau  ruhen  die  lebens- 


Fig.  951.    TOrrlDK  in  Stettin,  SchloSkirche.    S.  3>S. 

großen  vollrunden  GuSfiguren  der  beiden  Verstorbenen.  Es  ist  das  einzige 
größere  Gußwerk,  von  dem  man  annehmen  möchte,  daß  es  im  14.  oder 
zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  in  Dänemark  selbst  und  nicht  in  Deutsch- 
land oder  den  Niederlanden  entstand, 

Unter  den  Bronzekleinarbeiten  des  14.  Jahrhunderts  finden  sich 
ebensowenig  wie  in  anderen  Ländern  auch  in  Deutschland  und  den 
Niederlanden  kaum  solche,  die  mit  den  schönen  Werken  des  12.  Jahr- 
hunderts etwa  auf  eine  Stufe  zu  stellen  wären.  Zu  erwähnen  sind  aber 
etliche  Beschlagteile  von  KirchtQren,  Klopfringe  auf  großen  Unterl^^- 
platten,  die  in  ihrer  phantasievollen  Ausgestaltung  die  Uehrzahl  der  an- 
gefOhrten  Beispiele  des  vorhergehenden  Jahrhunderts  hinter   sich   lassen. 

Au  erster   Stelle   zu   nennen   ist  der   jedenfalls   um  das   Jahr    1400 


336  14.  Jahrhundert. 

entstandene  Beschlag  an  der  Schloßbirclie  in  Stettin,  bei  dem  ein  ring- 
trf^;;ei)der  Greifenkopf  aus  einer  großen  durchbrochenen  Grundplatte  her- 
Torragt,  die  gebildet  ist  aus  Weinlaub  und  vier  Runden  mit  der  Darstellung 
des  Stammbaumes  der  Maria  in  flachem  Relief  (Fig.  251,  S.  335). 

Verwandter  Art  ist  der  Beschlag  an  der  Marienkirche  in  Colherg. 
Bei    diesem    ist   eine    Löwenmaske   von    acht    Runden    umgeben,    deren 


Fig.  iM.    TUrbeachlae  in  LQbeck,  Bathaas.    S.  3S«. 

Zwickel  gleichfalls  mit  Weinranken  gefüllt  sind,  und  in  denen  oben  der 
thronende  Christus,  unten  Christus  am  Kreuze,  dann  zwei  Propheten  und 
die  vier  Evangelistensymbole  in  Relief  dargestellt  sind. 

Die  gleiche  Anordnung  zeigt  eine  TUrplatte  im  Rathause  in  Lübeck, 
auch  aus  der  Zeit  um  1400  (Fig.  252,  S.  336).  Hier  ist  eine  thronende 
Kaiserfigur  umschlossen  von  sieben  Kurfürsten  in  Runden,  deren  Zwickel 
ähnlich  wie  in  Stettin  und  Colberg  mit  Blättern  und  Trauben  gefüllt  sind- 


Frankteich,  Euj^laad,  337 

Ein  weiteres  vortreffliches  Beschlagbeispiel  befindet  sicli  an  der 
Petrikirche  in  Hamburg.  In  der  außen  rundlaufenden  Majuskelinschrift 
ist  als  das  Jahr  der  Grundsteinlegung  des  Turmes  1342  angegeben  und 
der  Beschlag  dürfte  selbst  nicht  wesentlich  später  entstanden  sein.  Eine 
LSwenmasbe  mit  Ring  bildet  das  MittelstUck  der  aus  einei-  rundgelegten 
zwölfblätterigen  Weinranke  in  durchbrochenem  Grunde  von  schlicht  rundem 
Schriftrande  umschlossenen  Grundplatte.  Einfacher  ist  die  wohl  um 
dieselbe  Zeit  entstandene  LöwenkopftUrptatte  an  der  Lorenzkirche  in 
Nümherg     (Fig.    253,      S.    337). 

Endlich  sei  die  Ringplatte 
am  Dome  in  Güstrow  i,  M,  er- 
wähnt, bei  der  ein  menschlicher 
Kopf  innerhalb  eines  Blattkranzes 
einen  Ring  aus  anscheinend  vor- 
geschichtlicher Zeit  ti^t. 

Frankreich. 

Nennenswerte  französische 
ErzguBwerke  des  14.  Jahrhunderts 
sind  nicht  bekannt.  Bei  figürlichen 
Arbeiten  kam  damals  in  Frank- 
reich die  Treibtechnik  in  Kupfer 
wieder  in  gesteigerte  Aufnahme 
und  wurde  mit  großem  Geschick 
gettbt,   wie   unter   anderen   einige 

Madonnenstatuetten    in    etwa    ein      Fig.  tu.  Tttrrine  m  Knmberg,  LoienzkirciKi. 
riertel  Lebensgröße  beweisen,  deren 

eine  von  besonderer  Schönheit  sich  z.  B.  in  der  Sammlung  Lippmann 
in  Berlin  befindet. 

England. 

In  England  ist  wiederum  der  metallene  Schmuck  der  Grabmäler  des 
14.  Jahrhunderts  von  höherer  künstlerischer  Bedeutung.  Neben  den  aus 
Flandern  bezogenen  gravierten  Platten  {vergl.  Boutell,  The  monumental 
brasses  of  England,  London  1849)  sind  auch  einige  kunstreiche  Monu- 
mente von  englischen  Künstlern  aus  jener  Zeit  erhalten. 

Mutmaßlich  das  Werk  eines  Schülers  des  früher  genannten  William 
Torel  war  das  Grabmal  König  Eduards  III.  (f  1377)  in  der  Westminster- 
abtei  mit  in  Erz  gegossener  Hauptfigur  in  einer  Baldacbinumrahmung, 
mit  Engelfiguren  in  den  seitlichen  Strebepfeilemischen  und  mit  vergoldeten 
Bronzefiguren  und  emaillierten  Wappenschildern  am  Unterbau. 
Lüer,  Unedle  Metalle.  22 


338  14.  Jahrhundert. 


In  derselben  Kirche  befindet  sich  das  ganz  ähnliche  Grabmal 
Richards  IL  (f  1460)  und  der  Königin  Anna,  das  zu  Lebzeiten  des  Königs 
von  den  Londoner  Meistern  Nickolas  Broker  und  Geoffery  Prest 
ausgeführt  wurde. 

Als  das  Werk  eines  nicht  englischen  Künstlers  gilt  jedoch  das  Grab- 
monument des  Schwarzen  Prinzen  (f  1376)  in  der  Kathedrale  von  Canter- 
hury  mit  der  vollrund  gegossenen  Gestalt  des  Fürsten  und  ebenfalls  mit 
Schmelzzieraten. 

Italien. 

Italien  besitzt  aus  dem  14.  Jahrhundert  neben  kleineren  ein  -weit- 
berühmtes  in  Erz  gegossenes  Monumentalwerk,  die  Tür  des  Andrea 
Pisano  am  Florentiner  Baptisterium. 

Diese  köstlichen  Türflügel  sind  das  einzige  bezeichnete  Werk  dieses 
ersten  der  großen  Florentiner  Bildner,  man  liest  darauf:  Andreas  Ugolini 
Nini  me  fecit.  A.  D.  MCCCXXX.  Im  Jahre  1330  wurden  also  die  Mo- 
delle der  Tür  vollendet.  Die  Gußausführung  nahm  darauf  noch  sechs 
Jahre  in  Anspruch. 

In  28  kräftig  umrahmten  Feldern  sind  auf  den  beiden  Flügeln  in 
je  zwei  Reihen  nebeneinander,  in  den  oberen  20  Füllungen  das  Leben 
Johannes  des  Täufers  und  darunter  acht  Tugendgestalten  in  hohem  Relief 
dargestellt.  Die  reiche  Umrahmung  der  Tür  ist  wesentlich  jünger,  sie 
wurde  vonVittorio  Ghiberti,  einem  Sohne  Lorenzo  Ghibertis,  in  den 
Jahren  1452  bis  1464  ausgeführt  (Fig.  300,  S.  396). 

Andrea  Pisanos  Tür  war  das  erste  große  Bronzewerk  in  Florenz 
und  war  auch  als  solches  dort  von  allergrößter  Bedeutung.  Wo  Maestro 
Rosso ,  der  Gießer  der  Bekrönungsgruppe  am  Brunnen  zu  Perugia  (s.  S.  322), 
seine  technische  Ausbildung  erfahren  hatte,  ist  nicht  bekannt,  daß  aber 
um  das  Jahr  1300  der  Erzguß  auch  im  großen  in  Venedig  geübt  wurde, 
lehrt  die  Tür  des  Bertucius.  Wenn  auch  aus  den  folgenden  Jahrzehnten 
erhaltene  Werke  von  dem  Weiterblühen  der  Gießkunst  in  Venedig  kein 
Zeugnis  ablegen,  so  scheinen  die  Fertigkeiten  sich  doch  vererbt  zu  haben, 
denn  auch  die  Türflügel  für  das  Florentiner  Bapstisterium  wurden  von 
Venezianer  Gießern  ausgeführt,  deren  Kunst  vielleicht  den  Meister  Andrea 
bei  seinem  Aufenthalte  in  der  Lagunenstadt  erst  dazu  angeregt  hatte, 
selbst  ein  Erzwerk  zu  schaffen. 

Größere  figürliche  Bronzewerke  der  Zeit  um  1340  zieren  die  Fassade 
des  Domes  von  Orvieto.  Die  vier  etwa  IV«  m  hohen  vollrunden  Evan- 
gelistensymbole und  die  beiden  einen  Baldachin  tragenden  Engel  zur 
Seite  einer  Andrea  Pisano  zugeschriebenen  Madonna  über  dem  Haupt- 
portal sollen  von  Lorenzo  Maitani  gegossen  sein.  Der  Guß  der  Madonna 
soll  vom  Meister  Buzio  di  Biaggio  ausgeführt  sein. 


Italien,  Spanien. 


Äußer   diesen   Bronzewerken   sind   nur  noch   ein   paar  große   Licht- 
geräte  von  besonderer  Schönheit  aus  dem  14.  Jahrhundert  in  Itahen  er- 
balten, eine  etwa  1  m  hohe  vergoldete  Hängelaterne  im  Falazzo  Pubblico 
zu   Siena  und  ein  Oster- 
kerzenständer  in  S.  Petro- 
nio  in  Bolofftia  (Fig.  254, 
S.   339). 

Die  Laterne  ist  ein 
vierseitiger  Turmbau  mit 
Wimpergen  und  Maß- 
werkfenstem  an  den  Sei- 
ten und  Baldachinen  mit 
Figuren  auf  den  abge- 
stumpften senkrechten 
Kanten.  Der  Kerzenteller 
mit  Lichtdom  bildet  zwi- 
schen dem  Aufhänge- 
bQgel  die  BekrÖnung. 

Der  Kandelaber  wird, 
nach  Art  der  gleichzeiti- 
gen  deutschen  Arbeiten 
derselben  Bestimmung, 
von  drei  Löwen  getragen. 
Der  ausladende  Pußteil 
ist  kuppelartig  gewölbt 
und  an  den  rundbogig 
ausgeschnittenen  Seiten 
mit  Maßwerk  verziert. 
Der  unten  kantige  Schaft 
ist  dort  ebenfalls  mitMaß- 
werk blenden  geschmückt 
und  durch  stark  vortre- 
tende fein  profilierte 
Wulste  gegliedert.  Der 
Lichtteller  ist  kapitäll- 
artig  mit  krausem  Blatt- 
werk belegt. 

Spanien. 

In  Bronze  ausge- 
führte  TUrbescblagwerke 

Fig.  261.   Osterkerzenetllnder  in  Bologna,  S.  Fetronia.    S.  i3». 


340  14,  Jahrhundert. 

sind  in  Spanien  als  Arbeiten  des  14.  Jahrhunderts  zu  erwähnen.  Auch 
damals  waren  es  dort,  so  weit  erhaltene  Arbeiten  ein  Urteil  gestatten, 
die  Araber  allein,  die  befähigt  waren,  das  Erz  kOnsÜerisch,  wenn  auch 
ohne  besondere  gußtechnische  Leistung,  zu  behandeln. 


Fig.  286,    THr  (Teil)  mit  Klopfer  in  ConJova.    S.  a«. 

An  den  Kathedralen  von  Toledo,  Cordova  und  Sevilla  sind  große 
Türflügel  erhalten,  deren  Holzwerk  teils  beiderseits  mit  reich  ornamen- 
tierten Bronzeplatten  und  schönen  Klopfringen  beschlagen  ist.  Die  Be- 
schlagplatten sind  mit  geometrischem  Bandwerk,  Inschriften  und  VPappen 
gemustert  (Fig.  255,  S.  340). 


Spanien,  Rußland.  341 


Die  Tür  in  Toledo  wurde  der  Inschrift  nach  im  Jahre  1337,  eine 
der    Türen  in  Cordova  im  Jahre  1377  gefertigt. 

In  Cordova  sollen  ehemals  21  solcher  mit  reichen  Bronzezieraten 
versehenen  Türen  vorhanden  gewesen  sein. 

Gleichartige  Türen  befinden  sich,  wie  erwähnt  sein  möge,  aus  der- 
selben Zeit  neben  älteren  und  jüngeren  in  größerer  Anzahl  in  Kairo, 
Ranfeenmuster,  geometrisches  Bandwerk  und  Inschriften  bekleiden  auch 
bei  diesen  ganz  oder  zum  Teil  die  Holzflächen.  (Vergl.  Prisse  d'Avennes, 
L^art  arabe,  Paris  1877,  Textband  S.  270  ff.  u.  Tafeln.) 

BuBland. 

In  Rußland  griff  man  in  der  Dekoration  einiger  mit  Bronzeplatten 
beschlagenen  Türen  im  14.  Jahrhundert  auf  die  von  byzantinischen  Künst- 
lern besonders  an  den  italienischen  Türen  im  11.  Jahrhundert  geübte 
Tauschiertechnik  zurück.  Bei  einer  im  Jahre  1336  unter  dem  Erzbischof 
Basilius  für  Nowgorod  ausgeführten  Tür  sind  die  Darstellungen  in  Gold- 
linien eingelegt,  bei  einer  gleichzeitig  gefertigten  Tür  in  Älexandrotva 
ist  die  Zeichnung  in  Silber  tauschiert.  Gleichartige  Türen  befinden  sich 
in  Susdal  und  Moskau,  (Abb.  in  Antiquitäes  de  Tempire  Russe  Bd.  VI 
Taf.  32  ff.) 


Ftinfzeliiites  Jahrhundert. 

Die  Bronzekunst  hat  im  15.  Jahrhundert  in  Deutschland  und  in  den 
Niederlanden  künstlerisch  und  technisch  wesentliche  Fortschritte  nicht  zu 
verzeichnen,  mit  einer  verfeinerten  und  bereicherten  Gestaltung  der  Werke 
nahm  aber  die  Kunst  zugleich  an  Ausdehnung  wiederum  zu.  Rückständig 
in  der  Ausübung  des  Erzgusses  blieb  auch  jetzt  noch  das  südliche  Deutsch- 
land, nur  wenige  Werke  wurden  südwärts  einer  Linie  gefertigt,  die  von 
den  Niederlanden  nach  Ungarn  hinüberzuziehen  ist.  Nur  Nürnberg  nimmt 
eine  Sonderstellung  ein,  hier  entstanden  schon  bald  nach  der  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  zahlreiche  schöne  Bronzegußarbeiten  in  der  Werkstatt 
der  berühmtesten  deutschen  Gießerfamilie  Vischer.  Nur  wenige  Werke, 
die  im  15.  Jahrhundert  aus  dieser  Gießerei  hervorgingen,  blieben  aber 
im  südlichen  Deutschland,  die  Mehrzahl  wurde  nordwärts  gesandt,  auch 
ein  beredtes  Zeichen  dafür,  daß  damals  im  deutschen  Süden  der  Geschmack 
an  edlen  Erzschöpfungen  noch  schlummerte.  In  Frankreich,  Spanien  und 
England  blieb  im  15.  Jahrhundert  der  Erzguß  von  geringer  Bedeutung, 
die  Treibarbeit  in  Kupfer  wurde  aber  in  Frankreich  weiter  entwickelt. 


342  IS*  Jahrhundert. 


Alle  Länder  überflügelte  mit  seinen  zahlreichen  großartigsten  Guß- 
werken Italien.  Mit  einem  Schlage  erscheinen  dort  alle  technischen 
Schwierigkeiten   überwunden,    sobald   das  künstlerische  Bedürfnis  vorlag. 

Deutschland  und  Niederlande. 

Die  Mehrzahl  und  die  schönsten  der  von  deutschen  und  flandrischen 
Meistern  in  Bronze  und  Kupfer  gefertigten  Werke  entstanden  auch  im 
15.  Jahrhundert  für  die  Gotteshäuser,  und  wenn  auch  im  einzelnen  die 
Aufgaben  annähernd  die  gleichen  blieben  wie  früher,  so  fehlte  es  doch 
auch  an  neuen  nicht,  und  zu  den  für  die  Kirchen  ausgeführten  Werken 
kamen  mehr  wie  vorher  Gußaufträge  für  die  Stadthäuser  und  die  Häuser 
der  wohlhabenden  Bürger. 

Von  den  größeren  Werken  stehen  der  Zahl  nach  wieder  die  Tauf- 
kessel mit  in  erster  Reihe,  und  etliche  darunter  sind  auch  zu  den  künst- 
lerisch wertvollsten  Bronze  werken  zu  rechnen. 

Die  meisten  deutschen  Taufkessel  des  15.  Jahrhunderts  überragt  an 
Reichtum  und  an  Trefflichkeit  der  Modellierung  ein  niederländischer,  in 
der  Kathedrale  von  Herzogenbusch  (Bois-le-Duc)  erhaltener.  Dieses  schone 
Guß  werk  wurde  nach  dem  Entwurf  des  Baumeisters  Duhamel  im  Jahre  1492 
von  Jan  Aert  (oder  Arnt)  aus  MaestricM  ausgeführt,  der  auch  für  die 
Frauenkirche  dieser  Stadt  ein  Taufbecken  und  für  die  Franziskanerkirche 
einen  siebenarmigen  Leuchter  goß. 

üeber  einem  reich  profilierten  Rosettensockel  tragen  sechs  auf 
Stäbe  gestützte  Männer  in  der  Zeittracht  das  mäßig  tiefe  Becken,  das 
von  einem  ebenfalls  gegossenen,  hohen,  turmartig  in  Bauformen  aufgeführten 
Deckel  verschlossen  wird,  in  dessen  Stockwerken  übereinander  die  Taufe 
Christi  durch  Johannes,  dann  der  Evangelist  Johannes  und  ein  heiliger 
Bischof,  zwischen  beiden  ehemals  die  Madonna,  schließlich  Gott- Vater 
unter  einem  Baldachin  plastisch  dargestellt  sind  und  der  in  seinem  Auf- 
hängepunkte von  einem  Pelikan  bekrönt  ist. 

Künstlerisch  gleichwertig  ist  das  Taufbecken  der  Frauenkirche  in 
Hal^  ein  Werk  des  Meisters  Will  au  me  Lef^bvre,  Gießers  inToumayy 
vom  Jahre  1446  (Fig.  75,  S.  97).  Der  auf  acht  liegenden  Löwen 
ruhende,  unten  achtseitige,  reich  gegliederte,  oben  in  vier  Maßwerk- 
nischen mit  sitzenden  Figuren  geschmückte  Fuß  trägt  ein  im  Vergleich 
zu  den  älteren  Beispielen  kleines  Becken.  Der  eigenartig  in  zwei  walzen- 
förmigen Absätzen  aufsteigende  hohe  Bronzedeckel  ist  an  seinem  unteren 
Hauptteile  mit  den  vollrunden  Figürchen  der  zwölf  Apostel  in  Doppelgiebel- 
nischen geschmückt.  Auf  dem  ersten  Absätze  sind  als  Freifigürchen  die 
Heiligen  Hubert,  Martin  und  Georg  zu  Pferde  und  die  Figur  des  Stifters 
dargestellt,  die  Gruppe  der  Taufe  Christi  im  Jordan  bildet  die  Bekrönung. 


Niederlande,  Deutschland.  343 


Nur  erwähnt  sei  das  wenig  verzierte  Taufbecken  in  St.  Martin  zu 
WycJc  bei  Maestricht,  das  im  Jahre  1482  von  Jan  van  Venloo  ge- 
gossen wurde. 

In  Westfalen  befindet  sich  das  bemerkenswerteste  eherne  Taufbecken 
des  15.  Jahrhunderts  in  der  Reinoldikirche  zu  Dortmund.  Der  Meister 
Johannes  Winnenbrock  hat  es  im  Jahre  1469  gegossen.  Das  halb- 
kugelige, mit  Ornament-  und  Schriftbändern  umzogene  Gefäß  ruht  mit 
einem  gedrungenen  Mittelschafte  auf  einer  geraden,  weit  ausladenden,  auf 
sechs  liegenden  Löwen  ruhenden  Fußplatte  mit  schrägem  Schriftrande. 
Als  ein  reizvolles  neues  Motiv  kommen  sechs  zierliche  Strebepfeiler  hinzu, 
die  die  Fußplatte  mit  dem  Beckenrande  verbinden. 

Von  demselben  Meister  ist  noch  ein  Taufbecken  in  der  Lamberti- 
kirche  zu  Kösfeld  i.  W.  erhalten,  das  er,  wie  die  Inschrift  vermeldet, 
gemeinsam  mit  Claes  Potgeiter  in  Dortmund  im  Jahre  1504 
ausführte. 

In  Hannover  mit  Ostfriesland  sind  zahlreiche  Bronzetaufbecken  aus 
dem  15.  Jahrhundert  erhalten,  die  wichtigsten  in  den  alten  Kirchen  der 
Stadt  Hannover,  Der  Entstehungszeit  und  Gestaltung  nach  an  erster 
Stelle  anzuführen  ist  der  Kessel  in  der  Kreuzkirche.  Drei  knieende 
Männer  in  Zeittracht  tragen  das  Becken,  auf  dessen  Wandung  in  Maß- 
werkarkaden, die  durch  kräftig  vortretende  Strebepfeiler  getrennt  sind, 
eine  Kreuzigungsgruppe  und  einzelne  Heiligenfiguren  in  Relief  dargestellt 
sind.  Um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  scheinen  die  Taufen  in  der 
Aegidienkirche  und  Marktkirche  entstanden  zu  sein.  Beide  zeigen  poly- 
gone  Kelchform  mit  schöner  Profilierung.  Der  Fußrand  ruht  auf  liegen- 
den Löwen,  die  Oefäßwandung  zieren  Heiligenfiguren. 

In  Nordhannover  wurden  die  meisten,  zwar  künstlerisch  nicht  her- 
vorragenden Fünten  von  der  im  Bremischen  ansässigen  Oießerfamilie 
Klinge  ausgeführt  (vergl.  Hach  im  Repertor.  für  Kunstwissensch.  1881. 
S.  160  ff.). 

Zwei  ansehnliche  Taufkessel  haben  sich  auch  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert in  Lübeck  erhalten.  Der  eine  im  Dome  ist  ein  Werk  des  Meisters 
Laurenz  Groven  vom  Jahre  1455,  der  andere  im  Aufbau  jenem 
gleichende  in  der  Jakobikirche  (Fig.  256 ,  S.  344)  wurde  im  Jahre  1466 
gegossen. 

Beide  Fünten  werden  von  einem  Mittelschafte  und  drei  knieenden 
Engeln  getragen.  Auf  der  Wandung  stehen  bei  beiden  unter  einem  oben 
rund  laufenden  Schriftbande  in  zwölf  durch  Strebepfeiler  getrennten 
Feldern  unter  reich  mit  Maßwerk,  Krabben  u.  dergl.  in  durchbrochener 
Ausführung  vemerten,  geschweift-spitzbogigen  Baldachinen  die  fast  voll- 
rund  vortretenden  Apostel  auf  Konsolen.  Die  in  Holz  geschnitzten  Deckel 
entstammen  dem  17.  Jahrhundert. 


344  15-  Jahrhundert. 

In  Meckleobui^  gehört  derselben  Gruppe  das  Taufbecken  vom  Jahre 
1450  in  der  Jakobs-  und  Dionysiuskirclie  iD  Gadcbusch  an. 

Tüchtige   Gießer   waren  in  jener  Zeit   auch   in  Bratmschtceig   tätig'. 


Fig.  iM.    Taufkessel  in  LQbeck,  Jakobibircbe.    S.  MS. 

wie  besonders  eine  Reihe  dort  und  an  anderen  Orten  erhaltener  Taufkessel 
erkennen  lassen. 

Im  Aufbau  wiederum  den  Lübecker  Werken  ähnlich  sind  die  Tauf- 
kessel in    der   Barfüßerkirche  und   Martinikirche    (Fig.  257,   S.  345)   zu 


Deutschland.  345 

SrauHSchiceig,  der  letztere  trägt  die  Jahreszahl  1441,  der  andere  dürfte 
um  dieselbe  Zelt  entstanden  sein;  der  Meister  ist  bei  beiden  Taufen 
unbeliannt. 

Ein  Meister  Ludwig  Gropengheter  in  Sraunschtveig  nennt  sich 


Fig.  tG7.   Tanrbecken  1d  Braunachweig,  Unrlinikirche.   S.  3U.   |Ueb«r  das  Elaengitter  vcrgl.  8. 163.) 

als  den  Verfertiger  des  Taufkessels  vom  Jahre  1421  in  der  Eatharinen- 
tirche  zu  Sahwedel.  Ein  Heinrich  Qrashere  (oder  GrawereV)  von 
JBraunschweig  goß  148ö  die  Taufe  in  Laiscn  (Provinz  Brandenburg). 

Die  beiden  fast  gleichen  Taufbecken  in  der  Frauenkirche  und  Ulrichs- 


346  IS.  Jahrhundert. 

kirche  in  Halle  goß  zu  Magtlehurg  im  Jahre  1430  Meister  Ludolf  von 
Bramischueig  mit  seinem  Sohne  Heinrich  (Kunstdenkm.  d.  ProT.  Sachsen. 
N.  r.  Bd.  I,  S.  67  u.  S.  188.  Mit  Abb.)-  Ihr  Werk  scheint  auch  der  im 
Jahre  1437  gegossene  Taufkessel  der  Marienkirche  in  Berlin  zu  sein. 

Von  den  zahlreichen  in  märkischen  Kirchen  aus  dem  15.  Jahrhundert 
noch  erhaltenen  Taiifkesseln  sind  am  bemerkenswertesten  die  in  der 
Marienkirche  zu  Stendal  vom  Jahre  1464  (Fig.  258,  S.  346)   (ein  großes 


Fig.  «68.    Tuarbecken  In  Stendal,  Uarienklrcho.    ä.  su. 

und  reiches  Taufbecken,  das  sich  [nach  Lotz]  ehemals  dort  in  der  Nikolai- 
kirche befand,  ist  verloren)  und  in  der  Eatharinenkirche  zu  Brandenbarg 
(Fig.  259,  S.  347). 

Der  Kessel  in  Brandenburg  ist  ein  Werk  des  Meisters  Tjterich 
Molner  von  Erfurt.  Vor  anderen  deutschen  Taufen  des  15.  Jahrhunderts 
ist  er  ausgezeichnet  durch  einen  schönen,  ebenfalls  gegossenen  Deckel  in 
Turmform. 

Der  im  Aufbau  eigenartigste  und  schönste  deutsche  Taufkesset  hat 
sich   in  Sachsen  erhalten,    in   der  Marienkirche   zu   Wittenberg.     Ein  er- 


Fig.  MB.    Tftufbecken  in  BrandfiDbarg  a.  ä.  H.,  Katharinenkirche.    S.  w«, 

höhtes  Interesse  gewinnt  dieses  vortreflfliche  Werk  noch  dadurch,    daß 
Hermann  Vischer,  der  Vater  des  großen  Nürnberger  Meisters  Peter 


348  1^-  Jahrhundert. 


Vi  seh  er,  ihn  im  Jahre  1457  vollendete.  Ein  reiches,  auf  vier  Lö\ven 
ruhendes,  aus  frei  behandelten  Baugliedern  gestaltetes,  mit  allerhand 
Getier  und  vier  Apostelfiguren  geschmücktes  Fußgerüst  trägt  ein  gerades, 
mäßig  hohes,  achtseitiges  Becken  mit  Apostelfiguren,  die  durch  Strebe- 
pfeiler getrennt  sind ,  auf  den  Wandungsflächen  (Abb.  in  S  c  h  a  d  o  \v , 
Wittenbergs  Denkmäler). 

Ein  sehr  verwandtes,  etwas  einfacheres  Taufbecken,  das  sich  vor 
etlichen  Jahren  im  Kunsthandel  befand,  mag  etwas  später  in  derselben 
Nürnberger  Werkstatt  entstanden  sein. 

Von  den  in  Schlesien  aus  dem  15.  Jahrhundert  erhaltenen  Tauf- 
kesseln gehört  der  in  der  Elisabethkirche  zu  Breslau  zu  den  am  eigen- 
artigsten und  reichst  gestalteten  in  Deutschland.  Er  ruht  auf  kauernden 
Gestalten  und  in  den  Bogenfeldern  des  Gefäßes  sind  Scenen  aus  der 
Leidensgeschichte  Christi  dargestellt. 

Von  den  aus  dieser  Zeit  in  Polen  (z.  B.  Krakau,  Kreuzkirche)  und 
Ungarn  (z.  B.  Schäßburg)  erhaltenen  Bronzetaufen  sind  zum  Teil  deutsche 
Gießemamen  in  den  Inschriften  überliefert. 

In  Süddeutschland  ist  außer  einem  (von  Sighart  als  rohe  Arbeit  be- 
zeichneten) Taufkessel  in  der  Martinskirche  zu  Amberg  (aus  Straubing 
dorthin  gebracht),  als  ein  treffliches  Werk  nur  das  eherne  Taufbecken  in 
der  Sebalduskirche  in  Nürnberg  (Fig.  260,  S.  349)  anzuführen ,  das  mut- 
maßlich noch  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  entstand. 

Das  Becken  ruht  mit  einem  gedrungenen  Schafte,  der  mit  einer  Heiz- 
vorrichtung zur  Erwärmung  des  Taufwassers  ausgestattet  ist,  auf  einem 
profilierten  Fußrande,  an  dem  auf  vorgekröpften  Sockeln  die  Figuren  der 
vier  Evangelisten  stehen.  Am  Schaft  sind  in  zwölf  mit  Maßwerk  ver- 
zierten Bogennischen  Heiligenfiguren  in  Flachrelief  angebracht,  am  Becken 
in  21  gleichen  Nischen  die  Apostelfiguren  und  die  anderer  Heiliger. 

Als  eine  fast  allen  diesen  angeführten  Taufbecken  im  15.  Jahr- 
hundert gemeinsame  Eigenart  tritt  im  Gegensatz  zu  denen  des  vorher- 
gehenden Jahrhunderts  die  kräftige  Horizontalgliederung  durch  starke 
Profile  und  zumeist  eine  ebenso  energische  Vertikalteilung  durch  Strebe- 
pfeiler hervor.  Auch  Freifiguren  sind  in  weiterem  Umfange  daran  zur 
Ausschmückung  verwendet,  überhaupt  ist  auf  eine  lebendigere  Licht-  und 
Schattenwirkung  hingearbeitet. 

Eine  größere  Mannigfaltigkeit  der  Ausführung  und  Erfindung  und 
daneben  eine  sehr  gesteigerte  Verbreitung  ist  den  metallenen  Grabmälern 
in  Deutschland  im  15.  Jahrhundert  nachzurühmen.  (Viele  der  im  folgen- 
den erwähnten  Platten  sind  abgebildet  in  Creeny,  Monumental  brasses.) 

In  Flandern,  den  nordischen  Ländern  und  in  Niederdeutschland  sind 
aus  diesem  Jahrhundert  eher  weniger  denn  mehr  erhalten,  die  meisten 
und  schönsten  Werke  finden  sich  jetzt  in  Sachsen,  Schlesien  und  Posen. 


Deutschland.  349 

Die  Berorzugung  der  gravierten  Platten  dauerte  fort,  aber  weDii 
ancli  die  besten  älteren  in  der  Schönheit  der  Zeichnung  und  im  Reich- 
tum der  Erfindung  nicht  übertrofTen  wurden,  so  kommt  doch  bei  etlichen 
Platten  aus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  eine,  nur  bei  einem 
älteren  Beispiele  in  Braunschii:eig  nachweisbare,  äußerst  flache  Relief- 
granerung  zu  hochkUnstleri scher  Entwicklung. 


Fig.  ä«(i.    Tantbechen  in  Xarnl>erg,  Hebaliiuskirche.     ä.  3te. 

Auch  in  der  Komposition  zeigen  sich  bei  den  gravierten  Platten 
Nenerungen.  Einige  der  größten  und  schönsten  lassen  zwar  wesentliche 
Aendenmgen  in  der  Hinsicht,  gegenüber  den  Hauptwerken  des  14.  Jahr- 
hunderts kaum  erkennen;  eine  reiche  Nischen-  und  Wimpergarchitektur 
schmflckt  auch  bei  ihnen  die  das  Mittelfeld  mit  der  Figur  umrahmende 
Plattenäsche.     Am  meisten   fallt  eine  neuartige  Behandlung  des  Grundes 


350  15.  Jahrhundert. 


um  die  Hauptfigur  auf;  war  dieser  früher  bei  den  besten  Beispielen  mit 
einem  oft  sehr  zarten  Grundmuster  gleichmäßig  gefüllt,  so  wurde  es  im 
15.  Jahrhundert  zur  Regel,  das  Mittelfeld  als  eine  vertiefte  Nische  deut- 
licher zu  kennzeichnen  durch  einen  hinter  der  Figur,  gewöhnlich  bis  zur 
Schulterhöhe  aufgehängten,  mit  großem  Granatapfelmuster  bedeckten 
Teppich  und  einen  auch  zumeist  perspektivisch  eingezeichneten  Fliesen- 
fußboden. 

Bei  den  weniger  reichen  Platten  begnügte  man  sich  jetzt  damit, 
die  Figuren  der  Verstorbenen  innerhalb  des  im  allgemeinen  nicht  fehlen- 
den Schriftrandes  unter  einem  von  zwei  schlanken  Säulchen  getragenen 
Baldachin  aufzustellen,  die  architektonische  Musterung  zu  seiten  der  Figur 
aber  fortzulassen.  In  dieser  Art  sind  auch  die  aus  dem  15.  Jahrhundert 
zahlreicher  erhaltenen  reliefierten  Grabplatten  komponiert. 

Ein  im  15.  Jahrhundert  häufiger  vorkommender  Grabplattentjpus 
ist  noch  der,  bei  dem  entweder  die  ganze  oder  der  Oberteil  der  Fläche 
eine  bildmäßige  Darstellung  mit  einer  größeren  Anzahl  Figuren  aufweist; 
die  Inschrift  pflegt  dann  in  mehreren  Zeilen  unter  dieser  DarsteUung  an- 
geordnet zu  sein. 

Neben  den  auf  schlichten  Steintafeln  angebrachten  Platten  ent- 
standen im  15.  Jahrhundert  auch  einige  Hochgräber,  bei  denen  die  Platten 
mit  den  rund  gearbeiteten  Gestalten  der  Toten  auf  reichst  gestalteten, 
aus  Stein  oder  ebenfalls  aus  Erz  gegossenen  altarartigen  Aufbauten  ge- 
lagert sind. 

In  Flandern  ist  die  Mehrzahl  der  metallenen  Grabmonumente  in 
Brügge  erhalten.  In  der  Frauenkirche  befindet  sich  das  Grabmal  der 
Maria  von  Burgund,  deren  fast  vollrunde,  in  den  Jahren  1495 — 1501  von 
Piter  de  Beckere  in  Brüssel  (f  1527)  gegossene  Gestalt  auf  einem 
kunstvoll  mit  emailliertem  Wappen   geschmückten  Marmorunterbau  ruht. 

Die  schönsten  gravierten  Platten  des  15.  Jahrhunderts  sind  dort  die 
des  Joris  de  Munter  (f  1439)  und  seiner  Gemahlin  (f  1423),  die  der 
Cateline  Colaert  (1465)  und  ihres  Bruders  und  die  des  Martin  de  Visch 
(t  1452),  alle  drei  in  Brügge. 

Als  Beispiele  einer  bildmäßig  gravierten  Platte  sei  die  des  Jakob 
Schielewaerts  (f  1483),  ebenfalls  in  Brügge^  erwähnt.  Der  Verstorbene 
ist  hier  innerhalb  eines  Schriftrandes  im  Kreise  seiner  Schüler  dargestellt. 

Noch  ein  im  Jahre  1830  zerstörtes  Hochgrab  mit  zahlreichen  kleinen 
Figuren  der  Evangelisten  und  von  vierundzwanzig  Fürsten  und  Fürstinnen 
an  den  Seiten,  und  den  drei  lebensgroßen  erzenen  Rundfiguren  des  Grafen 
Ludwig  III.  von  Flandern  (f  1342)  mit  seiner  Gemahlin  und  Tochter 
befand  sich  ehemals  in  der  Eollegiatkirche  S.  Pierre  in  Lille. 

Jakob  de  Gerines  hat  es  im  Auftrage  Philipps  des  Kühnen  im 
Jahre  1455  vollendet  (Pit  a.  a.  0.  S.  457).     Derselbe  Meister  führte  im 


Niederlande,  Deutschland.  351 


Auftrage  jenes  Fürsten  auch  ein  Orabmal  für  die  Herzogin  Johanna  von 
Flandern  aus,  das  bereits  im  16.  Jahrhundert  wieder  zerstört  wurde. 
Endlich  sei  an  dieser  Stelle  erwähnt,  daß  zehn  von  diesem  Künstler  im 
Jabre  1462  oder  1463  ausgeführte  Bronzefiguren  von  etwa  50  cm  Höhe, 
forstliche  Herren  und  Damen  in  Zeittracht,  die  sich  ehemals  am  Burgun- 
dischen Hause  in  Amsterdam  befanden,  jetzt  im  dortigen  Museum  ver- 
^wahrt  werden.  (Six,  Gazette  des  Beaux  Arts  1896.  S.  388  mit  Abb.) 

Bei  den  deutschen  Metallgrabplatten  sind  im  15.  Jahrhundert 
'wenigstens  einige  Namen  einheimischer  Meister  nachweisbar,  daß  aber 
noch  ein  großer  Teil  der  erhaltenen  Denkmäler  aus  Flandern  bezogen 
iw-urde,  wird  anzunehmen  sein,  ob  zwar  die  in  Schlesien  noch  zu  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  vorkommende  Bezeichnung  „flandrese  magisterium" 
als  entscheidend  für  einen  Bezug  der  Platten  von  Flandern  nach  dorthin 
gelten  darf,  bleibe  dahingestellt.  Fest  steht,  daß  in  Schlesien  damals 
iv^enigstens  ein  Meister,  Jodocus  Tauchen,  mit  der  Anfertigung  gravierter 
Messinggrabplatten  beschäftigt  war. 

Eine  wichtige  Rolle  begann  in  der  Grabmalkunst  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  die  Familie  Vischer  zu  spielen.  Zwar  sind  aus 
diesem  Zeiträume  nur  zwei  bezeichnete  Werke  vom  bedeutendsten  Träger 
dieses  Namens  erhalten;  einige  andere  sind  der  Werkstatt  mit  Sicherheit 
und  noch  andere  sind  ihr  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  zuzuschreiben. 
Unter  den  rheinischen  Metallgrabmälern  des  15.  Jahrhunderts  be- 
finden sich  auch  einige  Hochgräber,  unter  denen  das  des  Erzbischofs 
Friedrich  von  Saarwerden  (f  1414)  im  Dome  zu  Köln  vielleicht  das  be- 
deutendste ist.  Das  auf  dem  reich  mit  Figuren  geschmückten  Sandstein- 
sockel ruhende  Bild  des  Toten  ist  vollrund  gegossen,  wie  man  wohl  an- 
nehmen darf,  in  Köln  selbst.  Von  einem  Kölner  Meister  scheinen  auch 
ein  paar  Hochgräber  gefertigt  zu  sein,  bei  denen  sowohl  die  Deckplatte, 
wie  die  kleinen  Platten  an  den  Seiten  der  Steinaufbauten  in  Gravierung 
ausgeführt  sind.  Das  eine  dieser  Gräber  ist  das  der  Katharina  von 
Bourbon  (t  1469)  in  Nymwegen,  Nach  alter  Ueberlieferung  ist  es  von 
William  Leomansz  von  Köln  geschaffen,  und  die  Verwandtschaft  mit 
diesem  Werk  hat  (Greeny)  zu  der  Annahme  geführt,  daß  auch  das  im 
Aufbau  gleichartige  Grabmal  des  Herzogs  Johann  I.  von  Cleve  (f  1481) 
und  seiner  Gemahlin  in  Cleve  von  demselben  Künstler  gefertigt  sei. 

Von  anderen  gravierten  Platten  sind  die  des  Herzogs  Gerhard  II. 
von  Jülich  (t  1475)  in  Altenherg^  die  des  Kardinals  Cusano  (t  1464)  in 
Cues  und  die  des  Herzogs  Johann  II.  mit  Gemahlin  in  Cleve  noch  an- 
zuführen. 

In  Hannover  haben  sich  im  Dome  zu  Hildesheim  zwei  einfachere 
gravierte  Platten  mit  den  Gestalten  der  Dompröbste  Eckhard  von  Hanensee  I. 
und  II.  (t  1406  und  f  1460)  erhalten.     Die  vortreffliche  Reliefgußplatte 


352  15-  Jahrhundert. 

des  Bischofs  Bartholdus  (t  1502)   im  Dome    zu   Verden  gehört  auch    an- 
scheinend noch  dem  15.  Jahrhundert  an. 

Von    den    noch    in    Lübeck    erhaltenen    gravierten    Platten    ist    die 


3  John  LUneborch  ii 


des  Bürgermeisters  John  LUneborch  (f   1474)    ein  ausgezeichnetes  Werk 
des  15.  Jahrhunderts  (Fig.  2Ö1,  S.  352). 

In  Sachsen  befinden  sich  die  wichtigeren  Metallgrabmäler  dieser  Zeit 


DenUchland,  35g 

in  Halherstadt,  Nordhausen,  Magdeburg,  Erfurt,  Naumburg,  Weimar, 
Altenburg,  Rfimhild  und  Meißen.  Die  an  diesen  Orten  erhaltenen  Platten 
sind  zum  Teil  in  der  üblichen  Weise  graviert,  teils  sind  die  Tertieften 
Zeichnungslinien  offenkundig  beim  Quß  der  Platten  mit  entstanden  und 
nur  nachgearbeitet;  das  gilt  insbesondere  von  der  Mehrzahl  ier  Meißener 
^Verke.  Aus  getriebenen  TeilstUcken  zusammengesetzt  ist  (nach  Qurlitt, 
Bau-  und  Kunstdenkm.  d.  Kgr.  Sachsen,  Bd.  17)  die  Flachreliefplatte  der 
KurfUrstin  Elisabeth  (f  1484)  in  der  Faulinerkirche  in  Leipzig,  und  in 
derselben  Technik  soll  die  Platte  des  Bischofs  Dietrich  IV.  (f  1494)  im 
Dome  zu  Naumburg  ausgeführt  sein.     In  Relief  oder  vollrund  gegossen 


Fie.  asa.    Grabmal  des  Erzbiachots  Ernst  yod  Sachsen  in  Magdeburg,  Dom.     8.  SB3. 

sind  die  Platte  auf  dem  Hochgrabe  Friedrichs  des  Streitbaren  (f  1428) 
und  die  Grabplatte  des  Bischofs  Sigismund  von  WUrzburg  (f  1457),  beide 
im  Dome  zu  Meißen,  die  Grabplatte  des  Kanonikus  Konrad  Stein  (t  1499) 
im  Erfurter  Dome,  das  Hochgrab  des  Erzbischofs  Ernst  von  Sachsen 
(t  1513)  im  Dome  zu  Magdeburg  und  die  Grabgestalt  des  Grafen  Otto  IV. 
von  Henneberg  in  der  Stiftskirche  zu  Römhild. 

Das  Grabmal  in  Magdeburg  (Fig.  262,  S.  353)  ist  ein  bezeichnetes 
Werk  Peter  Vischers  yon  Nürnberg  (, Gemacht  zu  Nurmberg  von  mir 
Peter  Fischer  rotgieszer  und  ist  vollbracht  worden  do  man  zalt  1495  jar.'), 
mit  Sicherheit  demselben  Künstler  zuzuschreiben  ist  das  Grabmal  in  Röm- 
hild, die  Platte  des  Konrad  Stein  in  Erfurt  (Bucbner,  Zeitschr.  für 
Christi.  Kunst  1903,  Sp.  173  ff.)  und  ein  Teil  der  Meißener  Platten,  deren 
LOer,  Unedle  UetuUe.  23 


354  1^'  Jahrhundert. 


andere  man,  mit  Ausnahme  der  ältesten  des  Herzogs  Friedrich  des  Streite- 
baren,  als  Arbeiten  Hermann  Vischers,  Peters  Vater,  des  Meisters  des 
Wittenberger  Tauf  kesseis,  ansieht,  von  dessen  Hand  vielleicht  auch  die 
Grabplatte  Hunolds  von  Plettenberg  (f  1475)  und  der  Schriftrand  der 
Platte  Heinrichs  von  Gerbstädt  (f  1451),  beide  im  Kreuzgange  des  Domes 
zu  Erfurt,  herrühren.     (Buchner,  a.  a.  0.  Sp.  167  fF.). 

Das  bei  weitem  großartigste  unter  allen  diesen  Werken  ist  das 
Monument  des  Erzbischofs  Ernst  in  Magdeburg.  Schon  die  Abmessungen 
des  ehernen  Aufbaues  sind  ungewöhnliche,  es  hat  eine  Länge  von  3,20  m, 
eine  Breite  von  1,45  m  und  eine  Höhe  von  1,10  m.  Die  Gestalt  des 
Kirchenfürsten  lagert,  angetan  mit  dem  bischöflichen  Ornat,  in  Lebens- 
größe in  fast  voller  Rundung  auf  der  Deckplatte  unter  einem  reichen 
Baldachin.  Der  Bischof  stützt  seine  Füße  auf  einen  wappenhaltenden 
liegenden  Löwen,  sein  Haupt  ruht  auf  Kissen.  Auf  den  Ecken  der  Platte 
tragen  zierliche  Postamente  die  vollrund  dargestellten  Evangelistenzeichen. 
Der  Unterbau  des  Denkmals  ist  durch  Säulchen  in  abwechselnd  breitere 
und  schmälere  Nischen  mit  Kielbogengiebeln  geteilt.  In  den  schmäleren 
Nischen  stehen  auf  voi*tretenden  Sockeln,  an  den  Langseiten  die  zwölf 
Apostel,  an  den  Schmalseiten  die  Heiligen  Stephanus  und  Mauritius.  In 
den  breiteren  Nischen  sind  Wappen  angebracht,  unter  jedem  ein  Fabel- 
tierchen. 

Von  allen  anderen  Metallgrabmälern  im  Aufbau  durchaus  abweichend 
gebildet  ist  das  Römhilder.  Dieses  vermutlich  noch  bei  dem  im  Jahre  1487 
gestorbenen  Hermann  Vi  scher  in  Auftrag  gegebene  Monument  ist  im. 
Anschluß  an  ältere  Steindenkmäler  Hennebergischer  Grafen  in  derselben 
Kirche  ausgeführt.  Graf  Otto  IV.  ist  als  Freifigur  in  Lebensgröße  auf 
einem  Löwen  aufrecht  stehend  dargestellt.  Hinter  der  Rittergestalt  sind 
in  Art  einer  rechteckigen  Umrahmung  Bronzestreifen  mit  Inschrift  und 
Wappenschilde  in  die  Wand  eingefügt.  Die  Inschrift  gibt  das  Todesjahr 
(1502)  des  Grafen  in  der  auffallenden  Schreibweise:  „Anno  domini  MCCCC 
und  in  dem  LXXXXXII  Jar  ..."  an;  die  letzten  Zeichen  der  Jahreszahl 
sind  durch  nachträgliche  Gravierung  hinzugefügt,  nur  der  Teil  MCCCCLXXX 
ist  von  dem  Meister,  der  den  Guß  ausführte,  in  der  Annahme,  daß  der 
Besteller  noch  vor  Ablauf  des  15.  Jahrhunderts  sterben  werde,  in  der 
Form,  wie  angegeben  ist,  mit  eingegossen  (Do ebner,  Die  ehernen  Denk- 
male Hennebergscher  Grafen  von  Peter  Vischer,  München  1840  S.  13  ff. 
mit  Abb.). 

Man  darf  mit  einiger  Sicherheit  dieses  Grabmal  als  eins  der  ersten 
selbständigen  Werke  Peter  Vischers  betrachten. 

Im  ganzen  östlichen  Deutschland  finden  sich  nun  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert weitere  Grabplatten,  die  ihren  Ursprung  in  der  Vischerschen 
Gießhütte  zu  Nürnberg  vermuten  lassen. 


Deutachland.  355 

In  der  Mark  BrandeDburg  ist  nur  ein  bedeutenderes  Werk  aus  dieser 
Zeit  erbalten,  die  in  flachem  Relief  mit  Tertieflen  ZeichnunjirBlinieii  ge- 
arbeitete Platte  des  Bischofs  Johannes  VII.  von  Deher  (t  1455)  im  Dome 


Fig.  iM.    Grabplatte  des  Bischors  Johann  IV.  Roth  in  Breslau,  Dom.    S.  36«. 

ZU  Färstenwalde  (Abb.  in  Bau-  und  Kunstdenkm.  d.  Prov.  Brandenburg). 
In  Erfindung  und  Ausführung  zeigt  diese  Platte  eine  nahe  Verwandt- 
schaft; mit  einer  Breslauer  Platte,  der  des  Bischofs  Peter  Nowag  (f  1456) 


356  1^-  Jahrhundert. 


im  dortigen  Dome,    die  man  als  eine  Arbeit  Hermann  Vischers    an- 
gesprochen hat. 

Mit  Sicherheit  ist  die  Tätigkeit  der  Vischerschen  Werkstatt  in 
dieser  Zeit  für  Schlesien  noch  nicht  nachweisbar,  wohl  aber  wissen  'wir, 
daß  ein  anderer  Künstler,  Jodocus  Tauchen,  damals  sich  eines  nicht 
unbedeutenden  Rufes  in  solcher  Arbeit  erfreute  (Schulz,  Schlesiens 
Kunstleben  im  15.  bis  18.  Jahrhundert,  S.  2).  Meister  Jodocus  wurde 
wahrscheinlich  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  in  Liegnitz  geboren,  1451 
wird  er  zuerst  in  Breslau  genannt.  Er  war  als  Steinmetz  und  Bau- 
künstler tätig  und  war  überdies  städtischer  Büchsengießer.  Wir  wissen, 
daß  der  Erzbischof  von  Gnesen,  Johann  VI.  von  Sprowa  (f  1464),  im 
Jahre  1462  eine  eherne  gravierte  Grabplatte  bei  ihm  in  Auftrag  gab, 
für  die  ihm  als  Muster  empfohlen  wurden  die  Grabtafeln  der  Erzbischöfe 
Nikolaus  von  Tramba  (t  1421)  und  Albert  I.  Jastrzembice  (t  1436)  in 
Gnesen. 

Von  diesen  Grabmälern  ist  leider  nicht  eines  erhalten,  und  nur  die 
zeitliche  und  örtliche  Nähe  könnte  vermuten  lassen,  daß  einige  der  in 
Breslau  damals  aufgestellten  Grabplatten  von  Tauchen  ausgeführt  sein 
möchten. 

Außer  der  Grabplatte  des  Bischofs  Peter  kommt  noch  in  Betracht 
die  ebenfalls  in  sehr  flachem  Relief  gearbeitete  Platte  des  Bischofs  Rudolf 
von  Rüdesheim  (t  1482)  im  Dome  und  die  jetzt  im  Museum  Schles. 
Altertümer  in  Breslau  verwahrte  Platte  Herzog  Wenzels  von  Sagan 
(tl488),  die  sich  ehemals  in  der  Barbarakirche  zw  Breslau  befand;  auch 
diese  letztere  hat  man  der  Vischerschen  Werkstatt  zugeschrieben. 

Aus  dem  Jahre  1496  befindet  sich  endlich  auch  eine  Grabplatte  im 
Breslauer  Dom  (Fig.  263,  S.  355),  die  für  den  Bischof  Johann  IV.  Roth 
(t  1506)  angefertigt  wurde,  mit  der  Bezeichnung  „gemacht  zu  nurinberg 
fon  mir  peter  fischer  im  1496  jar.**  Diese  Platte  ist  nicht,  wie  die  vorher 
genannten,  in  der  Art  der  älteren  gravierten  Platten  gegossen,  sondern 
völlig  als  Reliefplatte  ausgeführt. 

Die  Tätigkeit  der  Vischerschen  Gießhütte  ist  noch  im  15.  Jahr- 
hundert weiter  in  der  Provinz  Posen  zu  verfolgen,  wenn  auch  hier  die 
Zuteilung  der  einzelnen  Grabplatten,  die  teils  flach  „nur  in  eingegrabener 
Zeichnung",  teils  in  flachem  Relief  gegossen  sind,  nicht  mit  voller  Sicher- 
heit feststeht. 

In  Frage  kommen  hier  zunächst  als  Werke  des  15.  Jahrhunderts 
in  Posen  die  Platten  des  Woiwoden  von  Posen,  Lucas  de  Gorka  (t  1475), 
(Fig.  264,  S.  357)  des  Bischofs  Andreas  IV.  Opalinski  (f  1479),  des  Bischofs 
Uriel  de  Gorka  (t  1498)  —  diese  drei  Platten  im  Dome  — ,  des  Felix 
Paniewski,  Kastellans  von  Lemberg  (t  1488),  in  der  Dominikanerkirche  und 
im  Dome  zu  Gnesen  die  Platte  des  Erzbischofs  Jacob  de  Sienno  (f  1480). 


Deatochland.  357 

Ehrenberg  (Qeschiclite  d.  Kunst  im  Gebiete  der  ProT.  Posen)  nimmt 
an ,  daß  die  Platten  des  Bischofs  Andreas  und  des  Lucas  Qorka  der 
Vischerschen  Werkstatt  entstammen  «und  zwar  entweder  aus  den 
letzten  Jahren  der  Tätigkeit  des  Hermann  Yischer  oder  der  Frtlbzeit 
des  Peter  Viacher*. 

Ebenfalls  als  Arbeiten  Peter  Vischers  gelten  ihm  die  Platten  des 
TIriel  Gorka   und   des  Felix  Paniewski.     Die  Platte   des  Jacob  de  Sienno 
ist  nacb  £brenberg  möglicher- 
■weise  eine  Breslatier  Arbeit. 

Justi  (Repertorium  ftlrKunst- 
'wissenscbaft,  1901)  siebt  in  der 
Platte  des  Lucas  Gorka  mit  zu- 
verlässiger Begründung  ein  Werk 
Feter  Yischers  aus  dem  Anfange 
der  Neunzigerjabre ,  das  in  An- 
lehnung an  die  ältere,  mögUcher- 
weise  tod  Hermann  Yischer 
herrQbrende  Platte  des  Bischofs 
Andreas  entstand.  Yon  den  an- 
deren angeführten  Tafeln  betrach- 
tet Justi  nur  noch  die  des  Uriel 
Gorka  als  eine  Arbeit  Peters  aus 
dem  Ende  der  Neunzigerjabre, 
ohne  ihm  die  Übrigen  abzusprechen. 

Im  Anschluß  an  die  Grab- 
platten in  Posen  sei  ein  Denkmal 
in  der  Kathsrinenkirche  zaBrauns- 
herg  in  Ostpreußen  erwähnt,  das 
iHr  das  Grab  des  im  Jabre  1467 
gestorbenen  Bischofs  Paul  Stange 
Ton  Legendorf  im  Jahre  1494  von 

seinem  Nachfolger  gestiftet  wurde.  Fig.«««.  orabpiatta  dsa  ldcm  de  uurn» 

Die  im  Umriß  ausgeschnittene  Ge- 
stalt mit  gravierter  Innenzeichnung   ist    innerhalb   eines    umrahmenden 
Schriftrandes  dargestellt  und  scheint  in  keiner  Beziehung  zu  den  vorher 
^nannten  Werken  zu  stehen. 

Auch  im  sDdUchen  Deutschland  ist  aus  dem  15.  Jahrhundert  eine 
größere  Reihe  metallener  Grabmäler  erhalten,  unter  denen  sich  zwar  den 
besten  in  Norddeutschland  vorhandenen  Monumenten  ebenbürtige  kaum 
befinden,  von  denen  aber  etliche  wiederum  der  Yischerschen  Werk- 
statt zuzuweisen  sind,  und  schon  als  solche  eine  besondere  Aufmerk- 
samkeit verdienen. 


358  1^*  Jahrhundert. 


Besonders  zahlreich  sind  erzene  Grabplatten  von  Domherrn  und 
Bischöfen  in  verschiedenartiger  Ausführung  im  Dome  zu  Bamberg  er- 
halten (sämtlich  beschrieben  in  M.  Landgraf,  Der  Dom  in  Bambergt 
Bamberg  1836).  Die  älteste,  anscheinend  noch  im  14.  Jahrhundert  ent- 
standene, in  Gravierung  ausgeführte  Platte  ist  die  des  Fürstbischofs  Lam- 
bert von  Brunn  (f  1399).  Platten  von  Domherren  teils  erhaben  gegossen, 
teils  eben  mit  vertiefter  Liniendarstellung,  folgen  in  den  nächsten  Jahr- 
zehnten. Als  die  erste  aus  der  Vischerschen  Werkstatt  gelieferte  Platte 
gilt  die  des  Fürstbischofs  Georg  von  Schaumberg  (f  1475).  Erhaltene 
Rechnungen  geben  weiter  über  die  Arbeiten  dieser  Gießhütte  für  Bamberg 
Aufschluß.  Verzeichnet  ist  neben  Zahlungen  an  Meister  Peter  Vischer 
auch  ein  Betrag  von  sechs  Gulden,  der  dem  Maler  Eatzheimer  „für  die 
Visierung  zum  Guß**  ausgehändigt  wurde.  In  welchem  Umfange  solche 
Zeichnungen  dem  Meister  Peter  als  Vorbild  bei  der  Ausführung  zu 
dienen  hatten,  ist  nicht  unzweifelhaft  feststehend,  möglicherweise  handelte 
es  sich  nur  um  Porträts,  die  im  übrigen  volle  Freiheit  ließen. 

Justi  sagt  (a.  a.  0,  S.  40  Anm.  9)  im  Hinblick  auf  die  von  Peter 
Vischer  für  Bamberg  ausgeführten  Domherrenplatten:  „Sie  wurden  meist 
nach  einem  festen  Schema,  ohne  wesentliche  Beteiligung  des  Meisters, 
gearbeitet  und  stehen  deshalb  teilweise  auf  einer  tieferen  Stufe  der  Ent- 
wicklung als  die  gleichzeitigen  eigenen  Arbeiten  des  Meisters." 

Mit  Sicherheit  als  Arbeiten  der  Vischerschen  Gießhütte  be- 
stimmbar sind  in  Bamberg  noch  die  Platten  des  Fürstbischofs  Heinrich  Groft 
von  Trockau  (t  1501),  des  Fürstbischofs  Veit  I.  (t  1503),  des  Domherrn 
Eberhard  von  Rabenstein  (f  1505)  und  des  Fürstbischofs  Georg  H.  (t  1508). 

Die  Platte  des  Fürstbischofs  Heinrich  wurde  bereits  im  Jahre  1489 
geliefert,  auch  die  anderen  werden  zu  Lebzeiten  der  dargestellten  Personen, 
doch  wohl  erst  im  16.  Jahrhundert  ausgeführt  sein. 

Nur  noch  zwei  vortreffliche  Reliefplatten  des  15.  Jahrhunderts  sind 
im  südlichen  Deutschland  und  zwar  in  der  Stiftskirche  zu  Ellwangen  i.  W* 
erhalten,  die  mit  einiger  Gewißheit  als  Arbeiten  der  Vischerschen  Werk- 
statt zu  betrachten  sind.  Die  eine  dieser  Platten  mit  den  Gestalten  der 
Stifter  Hariolf  und  Erlolf  scheint  zum  Jubiläum  des  Klosters  im  Jahre 
1464  für  das  Grab  jener  ausgeführt  zu  sein,  wie  man  annimmt  von 
Hermann  Vischer.  Die  andere  Platte,  auf  der  die  beiden  Pröbste  Joh. 
V.  Hirnheim  (f  1460)  und  Albr.  v.  Rechberg  (f  1502)  vor  einer  Retas 
knieend  dargestellt  sind,  ist  jedenfalls  eine  Arbeit  Meister  Peters  aus 
dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts. 

Von  anderen  Erzgrabmälern  Süddeutschlands  aus  jener  Zeit  ist  zu 
erwähnen  die  in  der  Komposition  von  allen  deutschen  Werken  der  Art 
wesentlich  abweichende  Platte  des  Erzbischofs  Robert  Hallun  von  Salis- 
bury  (tl417)  im  Münster  zu  Konstanz.    Die  im  Umriß  ausgeschnittene 


DeuUchlaad,  Niederlande.  359 

Fifi^ur  wird  umralmit  ron  einer  ebenfalls  ausgescbnitteneu  Kischenarchi- 
tehtur,  und  das  Ganze  umsctilieBt  ein  schmales  Scbriftband.  Die  Metall- 
teile sind  eben  und  nur  durch  eingravierte  Linien  gemustert.  Möglich 
ist   (wie  Otte  annimmt),  daß  diese  Platte  in  England  angefertigt  ist. 

Ebenfalls  eine  Sonderstellung  nimmt  das  Grabmal  des  Konrad  v.  Weins- 
berg und    seiner   Gemahlin   am   Westportal   der  Kirche    des    ehemaligen 
Zisterzienserklosters  zu  Sckönthü  i.  W.  ein.    Bei  diesem  um  die  Mitte 
des     15.  Jahrhunderts     ent- 
standenen   Monumente    sind 
die    beiden  Verstorbenen   in 
fast    Lebensgroße,     ähnlich 
wie  bei  dem  vorher  genann- 
ten Grabmal  in  Römhild,  als 
Freifiguren    vollmnd   darge- 
stellt. 

Fast  allein  in  den  Nie- 
derlanden und  im  westlichen 
Deutschland  ist  ans  dem 
15,  Jahrhundert  eine  Gruppe 
der  vortrefflichen  Ghorpulte 
mit  einem  bekrönenden  Adler 
oder  Pelikan  erhalten.  Aus 
dem  vorbeigehenden  Jahr- 
hundert wurde  das  besonders 
schSne  Werk  dieser  Art  vom 
Meister  Johann  Jos&s  bereits 
angeftlhrt,  im  Aufbau  sind 
die  jüngeren  Werke  jenem 
sehr  verwandt. 

Der      gewöhnlich      auf  ■- 
Löwen  ruhende  Unterteil  ist 
bald  ein   aus  Strebepfeilern, 

MaBwerk  und  anderen  Archi-  ^'b-  '«s-   LBsepnit  in  Aachen,  MUnswr  (nach 

tekturformen  gestalteter  Bal- 
dachinbau,  bald   sind  Glieder  der  angegebenen  Art  um  einen  mehr  oder 
minder  reich  gegliederten,  gedrehten  Mittelschaft  angeordnet. 

Vier  solcher  Adlerpulte  befinden  sich  noch  in  Tottmai,  und  zwar  in 
den  Kirchen  Saint-Nicolas  aus  dem  Jahre  1383,  in  Saint-Piat  vom  Jahre 
1403,  in  Saint-Jacques  vom  Jahre  1411  und  in  Saint-Brice  aus  der  Zeit 
um  1480. 

Man  muß  annehmen,  daß  alle  diese  Werke  in  Toumai  selbst  gegossen 
wurden,   vermuthch    zum    Teil    von   dem   schon   genannten   Quillaume 


360  IS-  Jabrbnndert. 

LeffebTre,  der  aolcbe  Pulte  aucb  fUr  die  Kirchen  in  Leiiee  uuA  AveJgbt^n 
gegossen  haben  soll. 

Das  AdlerpuU  in  Sainti-Etienne  zu  Freeren  wurde  im  Jabre  1428  vom 
Meister  Louis  de  Hamale  gegossen,  das  Pult  in  Saint-Donatien  zu  Brügge 
wurde  dort  von  Thomas  Huppyn  im  Jahre  1431  ausgeführt,  und  62  Livres 
wurden  ihm  dafür  gezahlt.  Das  Ädlerpult  in  St.  Peter  und  Paul  in  Leuze 
wurde  vor  1449  gegossen,  das  Pult  mit 
dem  Pelikan  in  St.  Martin  zu  Chietres 
wurde  im  Jahre  1484  zu  Brügge  ge- 
fertigt. Nichts  Näheres  Ober  die  Ent- 
stebungszeit  bekannt  ist  bei  den  Pulten 
in  St.  Martin  zu  Saint-Gkislain,  in 
St.  Martin  zu  Hai,  in  St.  Germain  zu 
Tirlemont,  in  Andennes  und  bei  dem 
als  besonders  scbQn  gerühmten,  nicht  er- 
haltenen Pulte  in  St.  Lambert  zu  LütUch. 
Von  zwei  ehemals  in  St.  Peter  in  Löireti 
vorhandenen  Pulten,  von  denen  eines  im 
Jabre  1798  nach  Oscott  bei  Birmingham 
verkauft  wurde,  nimmt  man  an  (Pin- 
chart),  daß  sie  von  Meister  Renier 
van  Thienen  wohl  in  der  zweiten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  gegossen 
wurden. 

Von  den  in  Deutschland  erhaltenen 
Adlerpulten  ist  keines  seiner  Herkunft 
nach  und  nur  wenige  sind  der  Zeit  nach 
bestimmt  festlegbar,  aber  sie  gehören 
wohl  sämtlich  dem  15.  Jahrhundert  an. 
Ob  es  Arbeiten  deutscher  Meister  sind, 
wird  schwer  zu  entscheiden  sein,  die  An- 
nahme liegt  nahe,  daß  sie  wenigsteos 
in  der  Mehrzahl  von  Flandern  bezogen 

PiB- S9».    Lea«|inlt  in  Dortmund,  WUrden. 

Roinoldikirche.    S.  sao.  .       ,.     fi   .  t  mn 

In  die  Zeit  um  1400  setzt  man  das 

Adlerpult  im  Aachener  MUnster  (Fig.  265,  S.  359).    Diesem  ähnlich,  aber 

reicher  und  mit  Figuren  in  dem  Baldachinunterbau  ist  das  in  der  kathol. 

Pfarrkirche   zu  Erkelenz,   das   im  Jabre   1440   vollendet  sein   soll.     Und 

wiederum   beiden   verwandt   ist  das   aus  Altenherg  stammende   Adlerpult 

in   der  Maxkircbe   zu  Düsseldorf,   das  im  Jahre  1449  gefertigt  sein  soll. 

Eine  andere  Gruppe  bilden  die  Adlerputte  in   der  Reinoldikirche   zu 

Dortmund  (Fig.  266,   S.  360),   das   weniger  reiche,  aus  einem  Adler  auf 


Niederlande,  Deutschland.  f)6I 

Steiusockel  gebildete  dort  in  der  Marienkirche  erhaltene  und  das  in  der 
Kirclie  zu  Marienfeld  bei  Gütersloh.  Möglich  ist,  wie  man  vermutet  hat, 
daß  das  Pult  in  der  Reinoldikirche ,  und  vielleicht  auch  die  beiden  an- 
deren, Arbeiten  der  Dortmunder,  bereits  früher  genannten  Meister,  Joh. 
Winnenbrock  und  Claes  Pot- 
geiter  sind. 

Bei  dem  einzigen  in  Köln  in 
St.  Severin  erhaltenen  Pulte  wird  der 
Bronzeadler  von  einem  HolzgerUst 
getragen  und  im  Dome  zu  Halberstadt 
ist  von  einem  solchen  Pulte  nur  noch 
der  auf  einer  Halbkugel  stehende 
Adler  vorhanden. 

Außerhalb  Deutschlands  und  der 
Niederlande  befindliehe,  doch  mut- 
maßlich dort  entstandene  Adlerpulte 
sind  die  im  Münster  zu  Sem,  in  der 
Markuskirche  und  im  Museo  Correr 
zu  Venedig  (Fig.  2G7,  S.  301),  im 
Mus^e  Cluny  in  Paris  etc. 

In  keinem  anderen  Lande  wurde 
im  15.  Jahrhundert  auch  die  Bronze 
oder  das  Messing  in  ähnlich  großem 
Umfange  zu  Beleuchtungsgeräten  ver- 
arbeitet wie  in  Deutschland  und  den 
Niederlanden. 

Große  und  kunstreich  gestaltete 
Lichtkronen  und  Kandelaber  sind  be- 
sonders dort  noch  an  zahlreichen 
Orten  erhalten. 

Den  Lichtkronen  wandte  man 
wie  schon  in  früheren  Jahrhunderten 
auch  jetzt  wieder  vor  allem  in  Deutsch- 
land ganz  besondere  Sorgfalt  zu. 

Vereinzelt  taucht  das  alte  Motiv 
der  Reifkrone   mit  Zinnenkranz  und 

Türmen  wieder  auf.  Die  Formen  ^'«-""'  i-e-epuit  tajen.dig.  mu..  cor«r. 
sind  in  den  Einzelteilen  andere  ge- 
worden, ebenso  die  AusFUhrungsweise.  Qold  und  Silber  und  zarte  Gold- 
schmiedetechniken  wird  man  vergeblich  an  den  Lichtkronen  dieser  Zeit 
suchen.  In  den  Einzelheiten  war  alles  derber  geworden,  wie  der  Guß, 
der  auch  für  alle  Zierteile  jetzt  fast  ausschließlich  angewendet  wurde,  es 


362  1^'  Jahrhundert 


ohne  besondere  Schwierigkeiten  zuließ.  Allein  als  auch  bei  Tage  wirk- 
same Schmuckstücke  in  den  großen  Räumen  sind  die  besten  Kronleuchter 
des  15.  Jahrhunderts  würdige  Denkmäler  des  Könnens  ihrer  Meister. 

Weit  mehr  als  in  den  wenigen  Reif  krönen  zeigt  sich  die  Erfindungs- 
kraft jener  Zeit  in  den  Armkronleuchtern.  Bei  den  stattlichsten  unter 
diesen  ist  das  Mittelstück  turmartig  in  den  Bauformen  jener  Zeit  aufs 
reichste  gestaltet  und  nicht  selten  mit  Figuren  ausgestattet.  Und  in  einem 
oder  auch  mehreren  Kreisen  übereinander  von  oben  geringerem  Durch- 
messer wachsen  entsprechend  reiche  Rankenarme,  die  vorn  einen  Teller 
und  Kerzendorn  tragen,  von  diesem  Mittelstück  aus. 

Der  kurz  gekennzeichnete  Typus  des  Armkronleuchters  kommt  in 
einigen  sehr  reizvollen  Abarten  vor,  auf  die  bei  Aufzählung  der  wich- 
tigsten Werke  hinzuweisen  sein  wird. 

In  mannigfacher  Gestalt  kommen  die  Kandelaber  vor.  Bisweilen  sind 
sie  nur  zum  Tragen  einer  Kerze  bestimmt,  dann  kommen  aber  auch 
Leuchter  für  drei,  fünf,  sieben  und  neun  Kerzen  vor.  Im  Reichtum  ihres 
Schmuckes  bleiben  sie  ebenso  wie  die  Kronleuchter  weit  hinter  den  Glanz- 
werken  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  zurück,  doch  sind  etliche  höchst 
achtenswerte  Werke  darunter. 

In  den  Niederlanden  sind  nur  wenige  Kronleuchter  aus  dem  15.  Jahr- 
hundert erhalten  und  zwar  nur  solche  mit  strahlig  angeordneten  Armen. 

Wohl  der  reichste  und  schönste  unter  ihnen  befindet  sich  in  der 
Kathedrale  von  Herzogenhusch^  er  wurde  im  Jahre  1424  den  Bürgern 
dieser  Stadt  für  ihre  Tapferkeit  bei  der  Belagerung  von  Braine-le-Comte 
gestiftet.  In  dem  mittleren  Turmbau,  der  gebildet  ist  aus  schlanken 
Strebepfeilern  mit  zierlich  durchbrochenen  Maßwerkgiebeln,  steht  eine 
kampfbereite  Ritterfigur  und  kleine  Lanzenträger  stehen  außen  am  Fuße 
des  Tuimes.  Zwölf  blattbesetzte  Rankenarme  tragen  je  einen  Kerzen- 
teUer  mit  Tülle. 

Eine  Lichtkrone  mit  Madonnenfigur  befindet  sich  im  Johannesspital 
zu  Brügge^  eine  ähnliche  in  St.  Jakob  im  Haag  ging  in  Privatbesitz  über. 
Erwähnt  sei  hier  auch  eine  im  Dom  zu  Lübeck  erhaltene  Lichtampel, 
die  im  Jahre  1461  vom  Bischof  Albert  von  Brügge  dorthin  geschenkt 
wurde. 

In  größerer  Anzahl  erhalten  und  künstlerisch  bedeutender  sind  die 
großen  flandrischen  Standleuchter  des  15.  Jahrhunderts. 

Der  vorzüglichste  unter  ihnen  ist  der  siebenarmige  Leuchter  in 
St.  Leonard  in  Leau  (Fig.  268,  S.  363).  Dieses  5,68  m  hohe  Gerät  wird 
von  drei  sitzenden  Löwen  und  drei  Hunden  getragen.  In  etwa  halber 
Höhe  des  Mittelschaftes  zweigen  sich  die  sechs  kerzentragenden  Neben- 
arme in  radialer  Anordnung  ab.  Etwas  höher  am  Schaft  wachsen  drei 
weitere  Arme  heraus,  die  oben  die  Figuren  der  Maria,  St.  Johannis  und 


der  Maria  Magdalena  tragen.  Am  Mittelschaft  des  Leuchters  ist  als  Haupt- 
figur der  Gruppe  Christus  am  Kreuze  dargestellt  Unten  ist  am  Leuchter 
in  geeigneter  Höhe  ein  Lesepult  mit  kleinem  Lichtarm  darOber  angebracht. 


Dieses  in  allen  Einzelheiten  Überaus  geschmackvoll  durchgebildete 
Prachtwerk  wird  dem  Meister  Renier  van  Thienen  in  Brüssel  zuge- 
schrieben, über  den  einiges  Kähere  bekannt  ist.  Er  bekleidete  verschiedene 
städtische  Ehrenämter  und  war  in  den  Jahren  1485  und  1490  sogar  Bürger- 
meister.   Man  weiß  auch,  daß  der  Künstler  mehrfach  Kandelaber  fertigte, 


-364  15-  Jabrbimdert 

darunter  im  Jahre  1482  noch  einen  für  die  Kirche  in  Leau,  der  einem 
anderen  ähnlich  werden  sollte,  den  er  für  St.  Qudula  in  Brüssel  ausgefilhit 
hatte.  Angegeben  wurde  bereits,  daß  man  zwei  ehemals  in  St.  Peter  in 
Lötcen  Torhandene  Adlerpulte  als  seine  Arbeiten  ansieht,  bekannt  ist,  daß 

er  auch  einen 
Kandelaber  ftlr 
diese  Kirche  fer- 
tigte. 

Auch  über 
einige  Aufti^e, 
die  der  Meister 
zu  Anfang  des 
16.  Jahrhunderts 
erhielt,  sind  wir 
unterrichtet.  Im 
Jahre  1509  hatte 
er  für  Margarete 
von  Oesterreich 
Bekrön  ungsfigu- 
ren  ftlr  Pfeiler 
im  Schloßhofe  zu 
Brflsse/ zugießen, 
und  schließlich  ist 
als  sein  Werk  das 
Grabmal  Adolphs, 
Herrn  von  Raven- 
stein,  in  der  Do- 
minik anerkir  ch  e 
zu  Brflssel  anzu- 
fahren. 

Koch  andere 
flandrische  Mei- 
ster sind  bekannt, 
die  in  jener  Zeit 
vortreffliche  Kan- 
delaber ausge- 
führt haben. 
Fig.  »S9.    Kandelaber  in  Gaaria.  Kirche  (nach  Oailhaband).    8. 8»».  ,^ . .  , 

Willaume 
Leffebvre  von  Toumai,  der  bereits  als  Verfertiger  des  schönen  Tauf- 
kessels in  Hai  und  verschiedener  Adlerpulte  genannt  wurde,  goß  im 
Jahre  1442  einen  Osterleuchter  mit  der  bekrönenden  Gestalt  der  heiligen 
Katharina,  der  auch  zugleich  als  Lesepult  eingerichtet  ist,  für  St  Catherine 


in  Toumai,  jetzt  in  der  Kirche  von  St.  Gliislain.     Derselbe  Meister  goß 
auch  Leuchter  filr  St.  Piere  in  Antoinif  und  für  St.  Jacques  in  Löwen. 

Henry  Hubert  tob  Dinant  fertigte   im  Jsbre   1435    einen  Kan- 
delaber von  625  Pfund  Gewicht  für  die  Marienkapelle  der  Abteikirche 


366  15.  Jahrhundert. 


von  SainUVaast.  Für  dieselbe  Kirche  goß  auch  Michel  Le  Maire^ 
genannt  Miquiel  de  Gand  (f  1446),  Gießer  in  Tournai,  verschiedenes 
Lichtgerät  und  andere  Gegenstände. 

Ueber    den   Meister   des    großen    dreiaimigen   Pultleuchters   in    der 
Kirche  zu  Gaurin  (Fig.  269,  S.  364)  ist  nichts  bekannt. 

Ueber  eine  Reihe  großer  Kandelaber  des  15.  Jahrhunderts  sind  nur 
kurze  Nachrichten  erhalten.  In  der  Kathedrale  zu  Lüttich  sollen  vor  und 
hinter  dem  Schreine  des  heiligen  Lambertus  Kandelaber  von  gewaltigen 
Abmessungen  gestanden  haben,  der  eine  mit  sieben,  der  andere  mit  neun 
konsolförmig  geschwungenen  Armen, 

Im  Jahre  1499  stand,  wie  angegeben  wird,  ein  großer  Osterleuchter 
in  der  Abteikirche  von  Val-des-Ecoliers  in  Mons. 

Ein  um  das  Jahr  1500  in  Brüssel  gegossener,  sehr  großer  Kande- 
laber befand  sich  in  der  Frauenkirche  zu  Namur. 

Dem  Lichtgerät  beizurechnen  sind  auch  einige  zur  Aufnahme  großer 
Kerzen  eingerichtete,  in  Messing  gegossene  Gitter,  die  als  „Herse*  be- 
zeichnet werden  und  von  denen  schon  beim  Schmiedeisen  verschiedentlich 
gesprochen  wurde. 

Nur  wenige  solcher  in  Flandern  gefertigten  Gitterleuchter  sind  be- 
kannt. Erhalten  ist  solch  ein  besonders  stattliches,  oben  mit  24  Kerzen- 
dornen  ausgestattetes  Werk  in  St.  Victor  zu  Xanten  (Fig.  270,  S.  365),  es 
wurde  laut  Inschrift  im  Jahre  1501  in  Mastricht  gegossen  und  gilt  als 
ein  Werk  des  Meisters  Aert,  der  im  Jahre  1492  das  Taufbecken  filr 
Herzogenbusch  goß.  (Vergl.  Helbing,  La  sculpture  ...  au  pays  de  Liege* 
Bruges  1890,  S.  148  ff.) 

Ein  gleichwertiger  kleinerer  Gitterleuchter  befand  sich  ehemals  in 
der  Abteikirche  zu  Gembloux^  nur  eine  gute  Zeichnung  ist  von  ihm  er- 
halten. (Abb.  in  Ysendyck,  Documents  classes  de  Part  dans  les  Pays- 
Bas  H.  4.) 

Beim  deutschen  Messinglichtgerät  des  15.  Jahrhunderts  sind,  wie 
schon  hervorgehoben  wurde,  die  Lichtkronen  in  erster  Linie  von  Interesse. 

Vermutlich  einer  der  ersten  größeren  Reif  kronleuchter,  die  nach  dem 
12.  Jahrhundert  wieder  gefertigt  wurden,  ist  der  im  Münster  zu  Einbeck 
(Hannover),  der  gestiftet  wurde  von  dem  im  Jahre  1429  gestorbenen 
Kanonikus  Degenhard  Ree. 

Der  etwa  2,50  m  in  der  Weite  messende  Reif  dieses  Leuchters  ist 
mit  Zinnen  bekrönt  und  in  Maßwerkmustern  durchbrochen.  24  gegossene 
Figuren  —  Apostel  und  Propheten,  die  Apostel  in  nischenartiger  Um- 
rahmung —  schmücken  die  Außenseite  des  Reifes  (vergl.  Mithoff,  Kunst- 
denkm.  und  Altertümer  im  Hannoverschen  II,  S.  38). 

Aus  der  zweiten  Hälfte  des  Jahrhunderts  haben  sich  mehrere  Messing- 
reifkronen in  Halberstadt   erhalten.     An  dem  einen  dieser  Kronleuchter 


Niederlande,  Deutochland.  3S7 

iD  der  Moritzkirche  vom  Jahre  1488  treten  sechs  TUrmcfaen  als  Leuchter- 
träger vor,  zwischen  diesen  sind  immer  je  drei,  oben  mit  Kerzendomen 
ausgerüstete  Giebelfelder  angeordnet,  zwischen  denen  wieder  zwei  kleine 
übereck  gestellte  TUrmchen  Platz  gefunden  haben.  Zarte  Maßwerkmuster 
bereichern  den  nicht  ganz  2  m  weiten  Kronleuchter  in  allen  Teilen  (vergl. 
Bau-  und  Kunstdenkm.  d.  Prov.  Sachsen,  Bd.  23,  S.  385). 

Ein  im   Jahre   1494   vom    Dechanten  Dr.  Jordan   Heyne   gestifteter 


Fig.  iTi.    Kronteacbter  in  Kalberg,  Uftrlenkirche,    S.  sst. 

Kronleuchter  in  der  Liebfrauenkirche  ist  aus  vier  übereinander  angeord- 
neten, oben  enger  werdenden  Reifen  gebildet,  die  mit  TUrmchen  geschmückt 
sind  und  einen  größeren  Mittelturm  umschließen  (ebend.  S.  345). 

Noch  ein  reich  gestalteter,  in  Messing  gegossener  Keifkronleuchter  der 
Zeit  um  1500  befindet  sich  im  Dome  zu  Münster  i.  W.  Der  aus  dicht 
gereihten,  sieh  kreuzenden,  mit  MaSwerkformen  gefüllten  Eielbogengliedem 
gebildete  Reif  ist  mit  vier  Türmen  geschmückt,  in  denen  geflügelte  Engel- 
figuren  stehen.     {Abb.  im  Kunstgewerbeblatt  1897,  Tafel  S.  64—65). 


868  15.  Jabrbundert. 

Nur  im  nordwestlicben  Deutschland  sdieiDen  im  15.  Jahrhundert  solclie 
messingene  Beifkronleuchter  gefertigt  zu  sein,  sonst  finden  sie  sich  nicht. 
Im  nordöstlichen  Deutschland  hat  der  Messiu^^ßkronleuchter  damals 
eine  andere  eigenartige  Ausbildung 
erfahren.  Die  schönsten  Beispiele 
dieses  Typus  befinden  sich  in  der 
Marienkirche  zu  Colherg  (Fig.  271, 
S.  367),  in  der  Marienkii-che  zu 
Danziff  und  in  der  Pfarrkirche  zu 
Braunsberg  in  Ostpreußen, 

Bei  allen  diesen  Leuchtern  bil- 
den beblätterte  BUgel,  aus  denen 
je  ein  Arm  mit  Kerzenteller  hervor- 
w'ächst,  eine  eiförmige  Hülle  um 
eine  in  der  Mitte  aufgestellte  Marien- 
figur; die  Zahl  der  Arme  ist  ver- 
schieden. Nur  der  Colberger  Leuch- 
ter ist  zeithch  bestimmter  festlegbar; 
es  ist  die  sogenannte  Holkenkrone, 
und  von  dieser  wird  schon  im  Jahre 
1424  angegeben,  daß  acht  Motten 
Land  zur  Beschaffung  der  Kerzen 
dazu  gestiftet  seien. 

Noch  eine  in  Messingguß  aus- 
geführte Lichtkrone ,  die  sich  im 
Dome  zu  Lübeck  befindet  (Fig.  272, 
S.  3Ö8),  ist  ihrer  von  dem  gewöhn- 
lichen Kronleuchtertypus  abweichen- 
den Gestalt  wegen  besonders  her- 
vorzuheben. Dieses  über  2  m  hohe, 
als  „Müllerkrone"  bezeichnete  bunt- 
farbig bemalte  Licht^eriit  ist  ab 
reicher  Baldachinbau  über  einer  als 
Mauerkranz  mit  Zinnen  und  aus- 
gekragten Türmchen  gestalteten 
Grundplatte  errichtet  Unter  dem 
Fig,  87a.   „Mauerkrone"  in  LUheck,  Dom.  Mittelbaldachin  sitzen  zwei  Bischofs- 

^-  *'^'  gestalten.   Johannes  der  Täufer  und 

eine  gekrönte  Figur  mit  Palmenzweig  und  Turm  stehen  unter  den  kleinen 
spitztürmigen  Seitenbaldachinen.  Die  Kerzen  werden  an  den  Ecken  von 
je  einer  knieenden  Diakonengestalt  auf  einer  Stange  getragen,  abgebogene 
Arme  sind  nicht  vorhanden. 


Dentschland.  369 

Ein  ebenfalls  in  Messing  massir  gegossener  und  auch  farbig  be- 
malter, ebendort  erhaltener  und  zum  Aufhängen  eingerichteter,  auf  Wolken 
knieender,   geflügelter  Engel,    der   vor  sich  einen  Stableuchter  zur  Auf- 


Fig,  in.    Eronle achter  in  Ooslar,  Ratbaus,    S.  stsi, 

nähme  einer  Kerze  trägt ,  wird  bisweilen  als  das  Gegengewicht  der 
.Müllerkrone'  bezeichnet,  scheint  aber  als  selbständiges  Licbtgerät  be- 
stimmt zu  sein. 

Yon  messingenen  Armkronleuchtem  des  15.  Jahrhunderts  ist  in  Nord- 
deutschland  nur  der  im  Rathause  zu  Goslar  von  einiger  Bedeutung  (Fig.  273, 
S.  369).     Eine  Marienügur   steht   in   dem  von   einer   Bischofsgestalt  be- 
LOer,  ÜnedlB  SetaU«.  24 


370 


15.  Jahrhundert. 


krönten  Mittelbau,  um  den  in  zwei  Kreisen  Qbereinantier  die  Ranken&rme 

angeordnet  sind. 

Als   die   schönsten   deutschen  Ärmkronleuchter  jener  Zeit  sind  wohl 

die  im  Bathaiise  zu  Breslau  und  die  im  Dome  zu  Augsburg  anzusehen. 
Andere  gute  Beispiele  sind  er- 
halten in  den  Rathäusern  zu 
liegenshurg  und  München,  dieser 
von  Jörg  dem  Rotgießer,  auf 
Schloß  Laxenburg,  für  Oel  und 
Kerzen,  im  Jahre  1404  von 
den  Gesellen  der  Rotschmiede- 
zunft  der  Nicolaikirche  in  Eger 
gestiftet,  in  der  Klosterkirche 
zu  Sekau,  in  Murau  in  Steier- 
mark und  in  verschiedenen 
Museen. 

Besonders  kunstreich  ge- 
staltete Messingkandelaber  sind 
aus  dem  15.  Jahrhundert  in 
Deutschland  nicht  erhalten,  die 
irgendwie  bemerkenswerten  mö- 
gen jedoch  nicht  unerwähnt 
bleiben. 

Beziehungen  zu  den  gleich- 
artigen flandrischen  Arbeiten 
verraten  die  dreiarmigen  Kan- 
delaber in  St.  Victor  zu  Xanten 
(Fig.  274,  S.  370)  und  in  der 
Kirche  zu  Cappenberg  i.  W. 

In  St.  Cunibert  zu  Köln 
ist  ein  großer  fönfarmiger  Pas- 
sionsteuchter  anzuftkhren. 

Im  Dome  zu  Münster  sollen 
sich  außer  zwei  großen,  von  je 
drei  Löwen  getr^enen   Stand- 

leuchtem,  die  Reste  eines  fUnfarmigen  und  eines  Teneberleuchters  befinden. 
Im  Dome  zu  Osnahrürk  ist  ein  Messingosterleuchter  erhalten. 
Ein   siebenarmiger  Leuchter   vom   Jahre    1436  befindet  sich   in   der 

Kirche  zu  Mölln;  er  ist  annähernd  2  m  hoch  und  wird  von  drei  Löwen 

getragen. 

Aus  dem  Jahre  1475  ist  ein  3  m  hoher  dreiarmiger  Leuchter  in  der 

Lieb  Frauenkirche  zu  HallH'rstadt  anzuführen. 


Fig.i 


Deutachland.  371 

In  demselben  Jsbre  goß  Meister  Hermann  Bonstede  den  fünf- 
armigen  Leuchter  mit  einer  Marienfigur  fllr  die  Kirche  in  Perleberg  bei 
Stendal.  Für  die  Johanneskirche  in  Werben  bei  Havelberg  goß  derselbe 
Meister  im  Jahre  1487  einen  solchen  Leuchter. 

Ein  großer  siebenarmiger  Leuchter  in  der  Erzbischof-Ernst-Kapelle 
des  Magdeburger  Domes  aus  dem  Jahre  1494  ist  möglicherweise  von 
Peter  Vischer  in  Nürnberg  gegossen. 


Fig.  a75.    Siebenanniger  Leuchter  in  Viborg,  Dom.    B.  9T1, 

Aus  dem  Jahre  1496  endlich  ist  ein  großer  siebenarmiger  Leuchter 
im  Dome  zu  Viborg  in  Dänemark  erhalten  (Fig.  275,  S.  371).  Stifter 
und  Künstler  sind  darauf  verzeichnet;  DirckRop  zu  Lübeck  war  sein 
Verfertiger.  Von  einem  siebenarmigen  Leuchter  in  der  Kirche  zu  Lund 
in  Dänemark  (Fig.  276,  S.  372),  der  wohl  um  dieselbe  Zeit  entstand,  darf 
jedenfalls  auch  deutscher  Ursprung  angenommen  werden,  er  ist  dann  der 
reichst  geschmückte  unter  allen  deutschen  Werken  dieser  Art.    Ein  zierlich 


372  IS.  Jahrhundert. 

durchbrochener  Maßwerksteg  verbindet  die  Eerzecteller  und  auf  vier  Ober 
dem  Fuße  kreuzweise  hervorwachsenden  konsolförmig  aufgebogenen  Armen 
sind  die  vollrund  gegossenen  Evangetistenzeichen  aufgestellt. 

In  Sdddeutschland  kann  als  einziger  großer  Messingkandelaber  aus 
dieser  Zeit  nur  ein  siebenarmiger  Leuchter  in  Brunn  genannt  werden. 

Kleinere  Ältarleuchter  des 
15.  Jahrhunderts  ohne  bemerkens- 
werte Eigenart  finden  sieb  vieler- 
orten  in  Deutschland.  Bisweilen 
ruht  ibr  Fuß  auf  Löwen,  zumeist 
sind  einige  profilierte  Wulste  am 
runden  Schaft  der  wichtigste 
Schmuck. 

Neben  diesen  Hauptgnippen 
entstanden  in  Deutschland  und  den 
Niederlanden  im  15.  Jahrhundert 
noch  eine  Reihe  bedeutsamer  Ein- 
zelwerke  und  in  reicher  Uenge  ver- 
schiedenstes mehr  oder  minder 
kunstreich  gestaltetes  Kleingerät. 
Ueber  diese  Arbeiten  ist  noch  kurz 
zu  berichten. 

Eines  der  eigenartigsten  fland- 
lischen  Gußwerke  dieser  Zeit  scheint 
der  gP^ron"  in  Lüttich  gewesen  zu 
sein.  Es  war  dieses  eine  im  Jahre 
1449  auf  einem  Marmor  unterbau 
errichtete  Säule,  auf  deren  Kapital 
drei  unbekleidete  Frauengestalten 
eine  Strahlenkrone  mit  Pinienzapfen 
und  Blutenkreuz  trugen.  Dieses 
Lutticher  Freiheitsdenkmal  wurde 
im  Jahre  1467  im  Auftrage  Karls 
des  Kühnen  nach  Brügge  geschafft, 
nach  weiteren  zehn  Jahren  der  Stadt 
Lflttich  zurückgegeben  und  im  Jahre 
1693  zerstört. 

Ein  Meister  Martin  van  Rode  oder  van  Tetrode  führte  in  Kupfer- 
treibarbeit eine  5  m  hohe  Figur  St.  Michaels  aus  für  den  Turm  des  Stadt- 
hauses in  Brüssel,  der  im  Jahre  1454  vollendet  wurde.  Im  Louvre  in 
Paris  befindet  sich  das  seltene  Beispiel  einer  weiblichen  Porträtfigur,  die  als 
ein  flandrisches  Werk  des  15.  Jahrhunderts  gilt  (Fig.  277  und  278,  S.  373). 


Niederlaode,  Deutechland.  373 

Zu  den  reizvollsten  und  größten  deutschen  Gußwerken  gebSrt  das  in 
den  Jahren  1476  bis  1479  vom  Goldschmied  Nikolaus  Rughesee  und 
dem  Erzgießer  Nikolaus  Gruden  gegossene  Tabernakel  in  der  Marien- 
kirche zu  Lübeck  (im  Jabre  1855  restauriert)  (Fig.  279,  S.  374).  Das  in 
zierlichen  Bauformen  gestaltete,  schlank  aufragende  (9,(34  m  hoch)  Monu- 


RUckunaicbt. 


ment  ruht  auf  Löwen.     Enget  mit  den  Leidensgeräten  knieen  am  Sockel 
und  heilige  Figuren  sind  am  ganzen  oberen  Aufbau  verteilt. 

Bei  ein  paar  anderen  niederdeutschen  Sakramentshäuscben  sind  nur 
die  in  den  meisten  Fällen  kunstreich  in  Scbmiedeisen  gearbeiteten  TOren 
in  Bronzeguß  ausgeführt. 


374  15'  Jahrhundert 

•*■  Besonders  glUcklicli  im  Entwurf  ist  die  Tür  am  Tabernakel  der  Stifts- 
kirche zu  Osnairück.  Durchbrochene  MaBwerkmuster  mit  Baldachin- 
abs c  hl  Ussen  bilden  den 
Grund  fllr  eine  Figur 
Johannes  des  Täufers 
und  eine  VerkUndigungs- 
darstellung.  An  den 
Ecken  sind  in  Vierpässen 
die  Evangelistenzeichen 
angebracht. 

Figuren  reicher  ist 
die  TabernakeltQr  in 
St.  Blasien  zu  Münden. 
In  leicht  umrahmten, 
nicht  durchbrochenen 
Feldern  ist  in  der  Mitte 
das  Lamm  Gottes  und 
in  den  vier  Hauptfeldern 
eine  Majestas  Domini, 
eine  Kreuzigungsgruppe, 
die  Auferstehung  Christi 
und  das  Jüngste  Gericht 
dai^estellt.  Oben  und 
unten  schließen  Schrift- 
bänder  die  Platte  ab 
(Abb.inMithoff,Kunst- 
denkm.  u.  Altert.  II, 
Taf.  5). 

Eine  nur  mit  Maß- 
werk gemusterte  in 
Bronze  gegossene  Taber- 
nakeltfir  befindet  sich 
in  Wien  in  der  Maria- 
Stiegenkirche. 

An  den  AußentOren 
wurde  auch  im  15.  Jahr- 
hundert die  Bronze  nur 
zu  Klopfern,  zumeist  in 

der  schon  früher  Üblichen 
Pig.  »J».    Tabernttkel  in  Lübeck,  Mariankirche.    8.  373.  _  ,         t  -  . 

b  orm    der   iiowenmaske 

mit  Ring,  verarbeitet.    Beispiele,  die  als  damals  entstanden  gelten,  befinden 

sich  an  der  Marktkirche  in  Hannover,  am   Dome  in    Posen,  am    Dome 


DeutBcbland.  375 

in  Beval  (Fig.  280,  S.  375),  in  Bleicherode  in  S-,  am  Münster  in  Konstanz 
und  an  anderen  Orten. 

Im  Dome  zu  Augsburg  ist  ein  Bronzealtar  vom  Jahre  1447  an- 
zuführen, bei  dem  unter  drei  von  Säulen  getrt^enen  Maßwerkgiebeln  drei 
Figuren  stehen;  ein  ähnlicher  Altar,  auch  vermutlich  Augsburger  Arbeit 
(nach  Sighart),  soll  sich  in  der  Markuskirche  in   Venedig  befinden. 

Ein  ansprechender  kleiner  Brunnen  mit  flachrundem  Becken  und  turm- 
&hnljchem  Mittelteil  in  Erzguß  steht  in  der  Sakristei  des  Klosters  Lütte 
(Fig.  281,  S.  376). 


In  Bronze  gegossene  Sprengkessel  aus  dem  15.  Jahrhundert  sind 
z.  B.  in  St.  Cunibert  in  Köln  und  in  der  Pfarrkirche  zu  Straelen  erhalten. 
Ein  besonders  zierlich  mit  Maßwerkdurchbrechungen  geschmücktes  Bronze- 
rauchfaß  besitzt  der  Dom  in  Paderborn. 

GieSgefäße,  fUr  die  auch  im  15.  Jahrhundert  phantastische  Tierformen 
bevorzugt  wurden,  sind  in  Kirchen  und  Sammlungen  in  größerer  Anzahl 
erhalten. 

Schließlich  möge  als  eine  besonders  zarte  Bronzegußarbeit  der  sehr 
schöne  Beschlag  eines  Antiphonariums  im  Dome  zu  Saab  erwähnt  werden 
(Fig.  282,  S.  377) 


15.  JahrhuQilert. 


Frankreich. 

Ueber  die  französische  BronzekuQst  des  15.  Jahrhunderts  ist  nicht 
allzuviel  Rühmliches  zu  berichten,  auch  wenn  man  wieder  berücksichtigt, 
daß  in  Frankreich  mehr  als  in  anderen  Ländern  der  Zerstörungswut  zum 
Opfer  gefallen  ist.  Im  nördlichen  Frankreich  wurde  jedenfalls  der  Be- 
darf an  Bronzegußarbeiten  vorzugsweise  aus  flandrischen  Werkstätten  ge- 


Pig.  181.    Brnnaen  im  Kloster  LQne.    S.  9TS. 

deckt,  und  wenn  man  Vasari  Glauben  schenken  darf,  hat  auch  ein 
Italiener  Simone  Ghini  (1407 — 1491)  zahlreiche  Erzgrabmaler  in  fran- 
zösischem Auftrage  ausgeführt. 

Das  bedeutendste  französische  Bronzewerk  des  15.  Jahrhunderts  dürfte 
das  „Monument  de  la  Pucelle"  bei  Orleans  gewesen  sein.  Auf  großem 
Steinunterbau  knieten  vor  einer  Pieta  die  Jeanne  d'Arc  und  Karl  VII., 
und  diese  fast  lebensgroßen  Gestalten  waren  von  einem  Ereuz  überragt 
Das  Denkmal  war  1458  errichtet;  im  Jahre  1567  wurde  es  zerstört  bis 
auf  die  Gestalt  des  Königs,  im  Jahre  1571  wurde  es  von  Hector  Lescot 


Frankreich.  377 

wieder  beigestellt  (Abb.  und  näbere  Angaben  in  Miliin,  Antiquitäes 
natimiales.     Paris  1791,  Bd.  II,  p^.  2). 

Ein  französischer  Meister  Pierre  Crosnier  von  Tours  soll  im  Jabre 
1482  Bronzeleuchter  fUr  die  Kirche  in  Bunl  gegossen  haben. 

Ein  Meister  Henrion  Costerel  hat  zwischen  1495  und  1505  eine 


Fig.  ist.    Beschlag  eines  Antiphonariums  in  Baab,  Dom.    S.  S7G. 

knieende  Statue  Heinrichs  von  Lotbringen,  Bischofs  von  Mets  fUr  dessen 
Grabmal  in  der  Kapelle  des  Schlosses  Joinville  gegossen. 

Urkundliche  Beweise  liegen  daftlr  vor,  daß  im  15.  Jahrhundert  in 
Frankreich  auch  Adlerlesepulte  gegossen  wurden  (Gay,  Gilossaire  arcb^ol. 
S.  13).  Erhalten  sind  zwei  solcher  Pulte  in  den  Kirchen  zu  Hosnay  und 
Honfleur,  beide  auf  runden  profilierten  Ständern. 

Eine   vortreffliche,   in   Kupfer  getriebene,    1,12  m   hohe   Engelsfigur 


378  IS.  Jahrhundert. 

uus  dem  15.  Jahrhundert  ist  auf  dem  Chäteau  du  Lude  (Sarthe)  als 
Wetterfahne  aufgebracht.  —  Französischen  Ursprungs  scheint  weiter  eine 
Reihe  ausgezeichneter  figürlicher  Kleinbronzen  zu  sein.  Erwähnt  sei  eine 
Reiterstatuette  der  Jeanne  d'Arc  im  Clunjmuseum  (Fig.  283,  S.  378). 


Fig.  JM.    Jeottue  d'Arc.    Pari;  auuy-MiH.    8.  »'S. 

eine  Gruppe,  der  heilige  Hubertus  vor  dem  Hirsche  knieend,  in  der 
Sammlung  des  Baron  Arthur  Schickler,  und  der  schöne  als  heilige 
Portunada  bezeichnete  Reliquienkopf  in  der  Kirche  von  S.  Fortunade 
(Correze). 

England. 
In  England  ist  aus  dem  15.  Jahrhundert  nur  ein  wichtigeres  Bronze- 
werk anzuführen,  das  Grabmal  des  Grafen  Richard  Beauchamp  (f  1439) 
in   Wanckk. 


380  15.  Jahrhundert. 


Im  Jahre  1453  wurden  zur  Ausführung  dieses  Hochgrabes  der  Gießer 
William  Austin,  der  Kupferschmied  Thomas  Stevens  und  der 
Marmorarbeiter  John  Essex  verpflichtet.  Die  Ritterfigur  sollte  in  bestem 
Messing  gegossen  werden  und  14  Figuren  für  den  Unterbau  sollten  in 
getriebener  Arbeit  ausgeführt  werden. 

Italien. 

Die  Bronzearbeiten  aller  Länder  werden  überstrahlt  von  den  Guß- 
werken der  italienischen  Meister  des  15.  Jahrhunderts. 

Volkstümlich  in  dem  Sinne,  wie  man  in  den  Niederlanden  und 
Deutschland  die  Erzgießkunst  jener  Zeit  nennen  darf,  wurde  zwar  der 
Bronzeguß  in  Italien  nicht,  er  blieb  hier  beschränkt  auf  wenige  Orte  und 
nicht  allzuviele  Meister,  und  dementsprechend  ist  die  Menge  der  geschaffenen 
Werke  sehr  viel  geringer  als  im  Norden.  Allein  den  besten  italienischen 
Gußwerken  vermögen  wir  künstlerisch  Gleichwertiges  nicht  gegenüber  zu 
stellen,  so  hoch  man  auch  einige  unserer  schönsten  Bronzegrabmäler  ein- 
schätzen mag,  und  auch  technisch  wurden  im  Norden  nicht  annähernd 
solch  hohe  Aufgaben  bewältigt,  wie  sie  die  italienischen  Gießer  glanzvoll 
gelöst  haben. 

Die  Hauptguß  werke  Italiens  im  15.  Jahrhundert  waren  eine  Reihe 
großer  Reiterdenkmäler  und  Türen,  daneben  Figuren  und  Gruppen  ver- 
schiedener Größe,  Porträtbüsten,  Grabmäler,  und  die  Bronzeausstattung 
einiger  Kanzeln,  Altäre  und  Taufbrunnen. 

In  Florenz  begann  mit  einem  Türenpaar  das  ruhmvolle  Schaffen. 

Von  den  drei  großen  Toren  des  Florentiner  Baptisteriums  sollte  im 
Anschluß  an  die  Tür  Andrea  Pisanos  ein  zweites  Flügelpaar  geschaffen 
werden.  Im  Jahre  1401  wurde  eine  Konkurrenz  ausgeschrieben,  an  der 
sich  Lorenzo  Ghiberti  (1378—1455),  Filippo  Brunellescho  (1377 
bis  1446),  Jacopo  della  Quercia  (1374? — 1438)  und  vier  andere 
Künstler  beteiligten.  Die  von  Ghiberti  und  Brunellescho  zur  Preis- 
bewerbung eingesandten,  in  Erz  gegossenen  Reliefs  je  eines  Türfeldes, 
darstellend  die  Opferung  Isaaks,  werden  noch  im  Bargello  zu  Florenz 
verwahrt.  Sie  bestätigen  die  Angabe  Vasaris,  daß  Brunelleschos  Modell 
in  mehreren  Teilen  und  Ghibertis  in  eins  gegossen  sei. 

Ghiberti  erhielt  einstimmig  den  Auftrag,  die  Tür  auszuführen,  und 
mit  Beihilfe  zum  Teil  auch  berühmter  Meister  vollendete  er  sie  in  den 
Jahren  von  1403 — 1424.  Unter  den  Mitarbeitern  ist  besonders  Michelozzo 
(1391 — 1472)  zu  nennen,  dessen  Tätigkeit  als  Gießer  zumeist  dabei  hervor- 
gehoben wird ;  wie  weit  das  mit  Recht  geschieht,  ist  nicht  völlig  festgestellt. 

Dargestellt  sind  auf  zwanzig  Feldern  dieser  (nördlichen)  Tür,  Szenen 
AUS  dem  Leben  Christi,  und  darunter  in  acht  Feldern  die  vier  Evangelisten 


und  vier  Kirchenväter  (Fig.  284,  S.  379).  Ein  ebenfalls  in  Erz  gegossenes, 
mit  reichen  Laub-  und  Frueh^owinden  geziertes  Oewände  umrahmt  die 
Flügel. 

Während  Ghiberti  mit  der  Tür  beschäftigt  war,  schuf  er  noch  große 


382  15.  JahrhuDdert, 

Erzstatuen  für  Außenni sehen  der  Kirche  Orsanmichele  in  Florenz  und  zwar 
als  die  erste  große  frei  aufgestellte  Bronzefigur  in  Florenz  Oberhaupt,  im 
Jahre  1414  die  Gestalt  Johannes  d.  T.  und  im  Jahre  1422  den  hl.  Matthäus, 
dessen  Guß  zuerst  mißlang  und  vom  Künstler,  um  seinen  Ruf  zu  wahren, 
auf  eigene  Kosten  mit  glücklichem  Erfolg  wiederholt  wurde.  Eine  dritte 
Figur,  die  des  hl.  Stephanus,  die  bis  dahin  an  jener  Kirche  in  Marmor- 
ausftlhrung  vorhanden  gewesen  war,  wurde  im  Jahre  1428  durch  eine 
Erzfigur  Ghibertis  ersetzt. 

Nach  Vollendung  des  zweiten  TOren- 
paares  am  Baptisterium  sollte  auch  die 
dritte  (östliche)  Tür  solch  einen  erzenen 
Schluß  erhalten ,  und  wiederum  erhielt 
Ghiberti  den  Auftrag.  In  den  Jahren 
1425—1452  modellierte  und  goß  Ghi- 
berti die  beiden  letzten  Flügel,  die  in 
der  Gliederung  von  der  Tür  Pisanos 
imd  der  ersten  Tür  Ghibertis  abweichen 
und  in  allen  Teilen  noch  reicher  aus- 
gestaltet sind  (Fig.  285,  S.381).  In  zehn 
größeren  Feldern  sind  alttestamentari- 
sche  Szenen  dargestellt,  in  die  Nischen 
und  Runde  der  ringsum  laufenden  Rand- 
streifen beider  Flügel  sind  Einzelfiguren 
und  Brustbilder,  darunter  ein  Selbst- 
bildnis des  Künstlers,  schmückend  ein- 
gefügt, zarter  und  lebendiger  ist  auch 
der  naturalistische  Schmuck  des  Ge- 
wändes. 

Von    anderen    Bronzewerken   Ghi- 
bertis sind   anzuftthren   zwei  im  Jahre 
Fig.  asfl.   Donateiio    Amor.  1427   vollendete   Reliefs   ftlr  den  Tauf- 

nort-i.  Kai-gtiio.     ,88s.  bruHneH   in   S.  Giovanni  zu  Siena,  dar- 

stellend Johannes  vor  Herodes  und  die  Taufe  Christi,  dann  die  Reliefs 
am  Schrein  des  hl.  Zenobius  im  Florentiner  Dome,  die  Grabplatte  des 
Lionardo  Dati  (f  1423)  mit  der  Flachrelieffigur  des  Verstorbenen  in 
S.  Maria  Novella  zu  Floretts  und  das  Türchen  am  Marmortabemakel  von 
S.  Maria  Nuova  (1450)  mit  dem  ßeliefbilde  des  thronenden  Christus, 

Die  Gußwerke  Ghibertis,  insbesondere  die  Türen,  hatten  zahlreichen 
Künstlern  zur  Ausbildung  ihres  technischen  Könnens  Gelegenheit  geboten, 
die  meisten  der  erzgießenden  Bildner  des  15.  Jahrhunderts  gingen  aus 
dieser  Schule  hervor. 

Der  größte  unter  allen  Donateiio  (138ö — 1466)  schuf,  soweit  mit 


Sicherheit  nachweisbar  ist,  sein  erstes  Bronzewerk,  die  Figur  des  Papstes 
Johann  XXIII.  an  dessen  gemeinsam  mit  Michelozzo  gefertigtem  Girabmale 
im  Baptisterium  zu  Florenz,  erst  um  das  Jahr  1425.     Wie  angenommen 
wird,  entstammt  derselben  Zeit  eine  Statuette  Johannes  d.  T.  von  fast  einem 
Meter  Höhe,  die  wahrscheinlich  als  Bekrönungsfigur  des  Taufbeckens  im 
Dome  zu  Orvteto  bestimmt  war,  und  Donatello  im  Jahre  1423  in  Auftrag 
gegeben  war.    Im  Jahre  1427  vollendete 
auch   er   ein  Relief  fDr  den  Taufbrunnen 
in    Siena,    die    Uebergabe    des    Hauptes 
Johannes  d.  T.  an  Herodes,   und  im  fol- 
genden  Jahre    drei    EinzelfigUrchen    für 
diesen    Brunnen,    auch    diese    Werke    in 
Gemeinschaft  mit  Michelozzo. 

Gegen  die  Mitte  der  dreißiger  Jahre 
entstanden  zwei  der  berühmtesten  Bronze- 
äguren  des  Meisters,  der  Amor  (Fig.  286, 
S.  382)  und  die  unendlich  schöne  Gestalt 
des  David  (Fig.  287,  S.  383),  beide  für 
Gosimo  de  Medici.  Mutmaßlich  um  das 
Jahr  1440  führte  Donatello  auch  zwei 
mäßig  große  zweiflügelige  ErztUren  für 
die  Sakristei  von  S.  Lorenzo  in  Florenz 
aus.  In  einfacher  Umrahmung  sind  die 
fünf  Felder  jedes  Flügels  in  flachem  Re- 
lief mit  je  zwei  stehenden  Heiligen- 
figuren geschmückt  (Fig.  288,  S.  384). 

Um  dieselbe  Zeit  scheint  die  jetzt 
in  der  L(^gia  dei  Lanzi  in  Florenz  auf- 
gestellte Bronzegruppe  der  Judith  über 
dem  Leichnam  des  Holofemes  gegossen 
zu  sein  (Fig.  289,  S.  385). 

Im  Jahre    1443  wurde   Donatello        Fig.asT.   Don.teiio    Da^id    jt«™, 
nach    Padua   berufen,    und    neben    um- 
fangreichen Bronzearbeiten  für  den  Santo  entstand  hier  sein  großartigstes 
Qußwerk,    das   Reiterstandbild   des   venezianischen   Söldnerfilhrers  Gatta- 
melata  (Fig.  290,  S.  386). 

Für  den  Hochaltar  des  Domes  modellierte  der  Meister  zuerst  einen 
Kruzifixus. 

Im  Jahre  1446  erhielt  er  den  Auftrag,  das  Keiterdenkmal  auszuführen. 
Der  Gattamelata,  das  erste  erzene  Reiterstandbild  seit  der  Zeit  der 
byzantinischen  Kaiser,  wenn  man  absieht  von  dem  wesentlich  kleineren  Bilde 
des  St.  Georg  in  Prag,  wurde  im  Jahre  1453  vor  dem  Santo  aufgestellt. 


384  15.  Jahrhundert. 

Gleichzeitig  mit  dem  Gattamelsta  begann  der  Meister  seine  Arbeiten 
ftlr  den  Bronzealtar  des  Domes,  der  den  älteren  ersetzen  sollte,  für  den 
der   Kruzifixus   geschaffen   war.     Im  Jahre  1448  konnten  auf  einem  vor- 


Fig,  JSS.    Donatello.    Tür  in  di 


läu6g  in  Holz  errichteten  Altare  die  Statuen  der  Madonna  und  sechs  Heiliger 
aufgestellt  und  vier  figurenreiche  Reliefs  mit  Wunderdarstellungen  des 
hl,  Antonius,    die  Evangelistensymbole   und    zwölf  Reliefs    musizierender 


Italien.  385 

Engel  (Fig.  291,  S.  387)  angebracht  werden.  In  den  beiden  folgenden 
Jabren  kamen  noch  zwei  Engelreliefs  und  eine  Pietas  hinzu.  Eine  Reihe 
von  Schülern  waren  bei 
diesem  großen  Werke  mit 
tätig,  deren  Mitarbeit  bald 
mehr,  bald  minder  hervor- 
tritt. Ueber  die  Beteiligung 
des  Meisters  an  der  Guß- 
ausfnhrung  ist  Sicheres  nicht 
bekannt;  PomponiusOau- 
rikus  (um  1500)  gibt  an, 
daß  Donatello  niemals 
selbst  gegossen  habe;  in 
Padua  soll  ein  dort  an- 
sässiger OlockengieSer  die 
Modelle  des  Künstlers  in 
Erz  gegossen  haben,  auch 
sollen  die  Pisaner  Meister 
Giovanni  und  Antonio 
Gelino  dort  für  Donatello 
als  Gießer  und  Ziseleure 
tätig  ge-rresen  sein. 

Noch  während  Dona- 
tello in  Padua  beschäftigt 
-war,  traten  neue  große  Auf- 
gaben an  ihn  heran,  zu 
deren  Ausführung  er  je- 
doch zumeist  nicht  kam. 
Für  Modena  sollte  er  eine 
Statue  des  Borso  d'Este 
schaffen,  die  aber  gar  nicht 
begonnen  zu  sein  scheint. 
Auch  fUr  Mantua  scheint 
ihm  ein  Reiterbüd  Ludo- 
vicos  III.  GoDzaga  Über- 
tr^en  zu  sein,  fSr  das 
als  Vorarbeiten  einige  er- 
haltene BrottzebUsten  dieses 
Fürsten  entstanden  se 
mögen. 

Im  Jahre  1457  erhielt  der  Meister  große  Aufträge  fUr  die  Stadt  und 
den  Dom  zu  Siena,  von  denen  insbesondere  eine  Bronzestatue  Johannes  d.  T. 
Laer,  fDedle  HeUUe.  2.} 


386  1^-  Jahrhundert 

für  die  Tau  fka  pelle  des  Domes  damals  Tollend  et  wurde.  Die  letzten 
Jahre  seines  Lebens  verbrachte  der  Meister  wieder  in  Florenz,  um  die 
beiden  freistehenden  Bronzekanzeln  für  S.  Lorenzo  im  Auftrage  Cosimos 
de  Medici  auszuführen.  Von  seinen  Schülern  Bertoldo  und  Bellano 
wurden  diese  letzten  großen  Werke  des  Meisters  nach  seinem  Tode  nicht 


Fig.  zso.    Uanateno.  OaCtameluta  in  Padaa.    S.  SBs. 

ganz   in    seinem  Sinue   vollendet  und  ziseliert.     Erst  im  16.  Jahrhundert 
erfolgte  die  ungeschickte  Zusammenstellung. 

Zu  diesen  großen  in  Erzguß  ausgeführten  Arbeiten  Donatellos 
kommen  noch  zahlreichere  kleine,  vor  allem  Reliefs,  zum  Teil  in  kleinstem 
Maßstabe.  Besonders  angeführt  sei  noch  als  ein  bezeichnetes  Werk  der 
überaus  schöne  Degengriff  im  Museum  zu  Turin,  und  schließlich  sei  auch 
erwähnt,   daß   der   große   bronzene  Pferdekopf  im  Museum  zu  Neapel, 


Italien.  387 

den  man  wobl  für   ein   antikes  Werk  gehalten  hat,   Donatello  zuge- 
schrieben wird. 

Nächst  Ghiberti  und  Donatello  hat  Ton  den  großen  italienischen 
Bildhauern  des  15.  Jahrhunderts  die  zahlreichsten  und  größten  Erzguß- 
werke Andrea  del  Verrocchio  (1435 — 1488)  geschaffen.  Zum  ersten  Male 
tritt   dieser  in  der  Schule  eines  Ooldschmiedes  herangebildete  Meister  als 


Fig.  Ml.    Donatflla.    Reliefs  vom  Hochaltar  des  BantO  in  Padna.    8.  986. 

ErzgieBer  bei  der  SakristeitUr  im  Dome  zu  Florenz  hervor ;  er  lieferte  fUr 
diese  im  Jahre  1467  die  Bronze  und  den  Guß  zweier  Felder.  Sein  erstes 
selbständiges  Erzgußwerk  war  das  Grabmal  des  Piero  und  Giovanni  de 
Medici  in  der  Sakristei  von  S.  Lorenzo  in  Florenz^  das  er  im  Jahre  1472 
vollendete  (Fig.  292,  S.  388).  Dieses  höchst  eigenartige  Monument  steht 
in  einer  TUmische  vor  einem  in  Bronze  gegossenen  Geflechtgitter;  ein 
Porph^rsarkophag  bildet  den  Kern  itir  reichste  Bronzeauflagen. 

Seine  ersten  freiflgilrlichen  Bronzen  sind  die  ebenso  wie  jenes  Grab- 


15.  Jabibundert 


mal  im  Auftrage  Lorenzo  de  Medicis  fi^escliafFene  köstliche  jugeßdliche 
Gestalt  des  David  (1476)  im  Bargello  (Fig.  293,  S.  389)  und  die  Bnitmeo- 
figur  de3  EDaben  mit  dem  Fisch,  jetzt  im  Palazzo  Tecchio  zu  Florenz 
(Fig.  294,  S.  390). 


Itaüen.  386 

Im  Jahre  1483  vollendete  der  Meister  „die  großartigste  Gruppe  der 
FrDlireDaissance",  Christus  und  Thomas,  fUr  eine  Nische  von  Orsanmichele 
(Fig.  295,  S.  301). 

Von  der  Republik  Venedig  hatte  Yerrocchio  im  Jahre  1479  sein 
gewaltigstes  Erzgußwerk  in  Auftrag  erhalten,  das  Reiterstandbild  des 
Condottiere  Bartolomeo  Colleoni,  das  in  Venedig  im  Jahre  1496  vor  S.  Gio- 
vanni e  Paolo  aufgestellt 
wurde  (Fig.  296,  S.  392). 
Der  Meister  hat  dessen 
Vollendung  nicht  mehr 
erlebt,  es  wird  ausdrück- 
lich berichtet,  daß  er  in- 
folge einer  Erkältung,  die 
er  sich  beim  Ouß  des 
Denkmals  zugezogen  hatte, 
starb;  AI.  Leopardi, 
der  im  Jahre  1490  mit 
der  Fertigstellung  betraut 
wurde,  hat  es  vergeblich 
versucht,  durch  große  An- 
bringung seines  Namens 
den  Ruhm  dieser  Schöp- 
fung ftlr  sich  allein  in 
Anspruch  zu  nehmen. 

Von  der  Hand  des 
ebenfalls  als  Goldschmied 
gebildeten  Antonio  Pol- 
laiuolo  (1429—1498) 
sind  besonders  einige 
große ,  in  vollendeter 
Technik  ausgeführte  Erz- 
grabmäler  und  eine  Reihe 
figOrlicher  Eleinbronzen 
erhalten.  Erst  im  Jahre 
1489  kam  der  Künstler 
zur  Ausführung  der  in 
der  Peterskirche  zu  Rom 
aufgestellten     Grabmonu- 

•*  Flg.  8»».    VeiTochio,  David  in  Florenz,  Bargello.    8.  aas, 

mente  der  Päpste  Sixtus  I V . 

und  Innocenz  Vin.  Das  im  Jahre  1493  vollendete  Grabmal  Sixtus  IV.  ist 
ein  Bodengrab  von  eigenartiger  Anlage  (Fig.  297,  S.  393).  Die  Relief- 
figur  des  Papstes  mit  vollrund  gearbeitetem,  auf  ein  Kissen  gebettetem 


15.  Jahrhundert. 


Fig.  11*4.    VeiTaccbiD,  Brunnenflgur  i 


Kopfe  ruht,  umgeben  von  sieben  Relieffiguren  der  Tugenden,  auf  einem 
am  Boden  verbreiterten  mäßig  hohen  Unterbau,  dessen  breite  Eehlung 
durch  strebenartig  anliegende  Ähanthusvoluten  in  Felder  geteilt  ist,  die 
mit  zehn  Getitalten  von  Wissenschaften  und  Etlasten  in  Relief  geschmQckt 


Fig.  i«fi.    Verrocchia,  Christus  nnJ  Thomas  iD  Florenz,  Orsanmichele.    8.  BN. 


sind.  Ein  nied- 
riges einfaches 
Gitter  umf^bt  das 
Qrabmal.  Das 
Grabmal  Inno- 
cenz  VIII.  ist  an 
einem  Pfeiler  als 
Wandgrab ,  nacb 
dem  Neubau  der 
Peterskircbe  nicht 
ganz  der  Absicht 
des  Künstlers  ent- 
sprechend, aufge- 
steUt  (Fig.  298, 
S.S94).  Ueberder 
auf  einem  Parade- 
bette ruhenden 
Gestalt  des  Pap- 
stes ist  an  der 
Wand  noch  ein- 
mal die  ToUrunde 
Kolossalfigur  des- 
selben auf  dem 
Throne  sitzend 
dargestellt.  Zwi- 
schen reichen 
Pilastem  ihm  zur 
Seite  sind  je  zwei 
Beliefgestalten 
der  Kardinal- 
tugenden ange- 
bracht, und  das 
obere  Halbrund 
über  einem  weit 
vortretenden,  von 
Eonsolen  getra- 
genen Gesims,  das 
wohl  ursprüng- 
lich zur  Auf- 
nahme der  Sar- 
kophagfigur be- 
stimmt war,  füllen 


Fig.  a»».    VeiToochio,  Colleonl  in  YensdiB- 


894  1^-  Jahrhimaert 

drei  theologische  Tugenden  in  Eehef.  —  Noch  einer  Erztür  ist  zu  (ge- 
denken,  als   deren  Mitarbeiter  Verrocchio   bereits   genannt  wurde,   die 
aber  in  der  Hauptsache  von  Lucca  della  Robbia  (1400 — 1482)  unter 
Beihilfe  von  Michelozzo  und  den  Gießern  Maso  und  Giovanni  di  Bar- 
tolomeo     ausgeführt     wurde. 
Diese  zur  alten  Sakristei  des 
Domes    in    Florenz    fahrende 
Tür  war  bereits  im  Jahre  1437 
Donatello     in    Äuilr^     ge- 
geben,   der   zu   ihrer   Ausfüh- 
rung nicht  kam,  im  Jahre  1446 
wurde  Lucca  della   Robbia 
die  Herstellung  überwiesen. 

Jeder  Flügel  der  Tür  ist 
in  fltnf  Felder  geteilt,  auf  deren 
schlichter  Umrahmung  Kdpfe 
hervorragen.  Die  Felder  sind 
in  hohem  Relief  gleichartig  mit 
einer  sitzenden  Gestalt  zwi- 
schen zwei  Engeln  gefüllt, 
oben  die  Madonna  und  Christus 
auf  dem  Grabe  sitzend,  dar- 
unter die  Evangelisten  und 
unten  die  Kirchenväter. 

Man  nimmt  im  allgemeinen 
an,  daß  Michelozzo  nur  als 
technischer  Leiter  bei  diesen 
Türflügeln  beteiligt  gewesen 
ist,  doch  hat  man  ihm  auch 
die  Modelle  zu  den  vier  unte- 
ren Feldern  der  Tür  zuge- 
schrieben. 

Die  weiteren  bedeutenden 
Erzgußwerke  des  15.  Jahr- 
hunderts mögen  nach  den 
Städten,  ftlr  die  sie  ausgeftthrt 
wurden,  noch  kurz  betrachtet 
werden. 

In  Itom  entstanden  außer 

den     Grabmälem     Pollaiuolos 

nur  wenige  größere  Gußwerke, 

Fie-Ms.  APoiininoio,  örabmai  des  Papst«.  ^[j^^^  darunter,  ein  Bodenerab 

Innocenz  VIII.  in  Kom,  Peterekirche.    8.39*.  o 


auf  niedriger  Marmorbasis  mit  der  Rclieffigur  Papst  Martins  V.  vor  dem 
Hauptaltare    in  S.  GioTanni  in  Laterano,  ist  eine  Arbeit  des  Florentinern 


Fig.  im.    Bmno  di  aer  Lupo  nnd  Pssquiiio  da  Hontspalciano,  Gitter.    Prnto,  Dom.    S.  3ftS- 

Simone  Gbini  (1407—1491),  der  zahlreiche  Eragußgrabmäler  filr  Frank- 
reich ausgefllhrt  haben  soll. 


396  IS.  Jahrhundert 

Ein  künstlerisch  nicht  sehr  hervorr^endes  Erzgufiwerk  ist  die  Hanpt- 
tÜT  der  Peterskirche  in  Rom,  die  von  Antonio  Filarete,  ebenfalls  einem 
Florentiner,  in  den  Jabren  1439 — 1445  ausgeführt  wurde  (vergl.  Tschudi 
im  Repertoriam  fUr  Kunstwissenschaft  1884,  S.  291  ff.)- 

Von  Filarete  sind  auch  einige  kleinere  Bronzen  erhalten,  unter 
anderem  eine  Nachbildung  des  Marc  Äurel  vom  Jahre  14G5  in  Dresden. 

Ais  Mitarbeiter  am   Taufbrunnen  in  S.  Giovaani  zu  Sicna  wurden 


bereits  Qhiberti  und  Donatello  genannt;  den  Entwurf  dieses  Bruanens 
hatte  im  Jahre  1416  der  größte  Sieneser  Bildner  Jacopo  della  Quercia 
(1371—1438)  in  Auftrag  erhalten,  dessen  AusfDhrung  dann  seiner  Leitung 
unterstellt  wurde.  Von  den  Bronzebildwerken  des  in  Marmor  aufgeführten 
Brunnens  wurde  von  ihm  das  gegen  1430  vollendete  Relief  mit  der  Aus- 
weisung des  Zacharias  aus  dem  Tempel  modelliert.  Die  beiden  Reliefs 
mit  Darstellungen  der  Qeburt  und  Predigt  des  Johannes  und  drei  der 
Jugendgestalten  zwischen  den  Reliefs  sind  Arbeiten  des  Goldschmiedes 
Turino  di  Sano  und  seiner  Söhne,  insbesondere  des  Giov.  di  Turino. 


Italien.  397 

Von  diesen  Künstlern  wurde  im  Jabre  1429  aucli  die  bronzene  Wölfin 
■vor  dem  Palazzo  Publico  in  Siena  vollendet.  Eine  Arbeit  Giovannis  ist 
der  Bronzeengel,  der  als  Tr^er  des  Weihbeckeus  im  Dome  aufgestellt  ist. 

In  weiterem  Umfange  als  Erzbildner 
tätig  war  auch  der  Sieneser  Meister  Lorenzo 
Veccbietta  (um  1412— 1480).  Sein  Haupt- 
werk ist  das  Bronzetabemakel  auf  dem  Hoch- 
altar des  Domes  in  Siena,  das  er  in  den 
Jahren  146&— 1472  ausführte.  In  der  Spital- 
kirche befindet  sieb  eine  von  dem  Künstler 
im  Jabre  1466  geschenkte  Bronzestatue 
Christi.  Andere  QuB arbeiten  des  Meisters 
sind  die  Grabfigur  des  Marino  Soccino  (jetzt 
im  Bargello),  die  Statuetten  Maria  und 
Jobannis  zur  Seite  des  Kreuzes  in  der  Kirche 
S,  Pietro  a  Ovile  zu  Siena  und  eine  Auf- 
erstehung Christi  im  Palazzo  Cbigi. 

Als  Arbeiten  des  Francesco  di  Gior- 
gio (1439 — 1502)  seien  noch  einige  große, 
neben  Vecchiettas  Tabernakel  aufgestellte 
Bronzeengel  und  zwei  ebendort  befindliche 
leucbter  tragen  de  Engel  von  Giovanni  di 
Stefano  erwähnt. 

In  Ferrara  sind  die  beiden  bedeutend- 
sten  Erzgußwerke,  die  Reiterstatue  Nico- 
las ni.  und  eine  Figur  des  Borso  d'Este, 
die  in  den  Jahren  1451  und  1454  von  Nic- 
colo  und  Giovanni  Baroncelli  voll- 
endet wurden,  nicht  erhalten. 

Dieselben  Künstler  begannen  für  den 
Hauptaltar  der  dortigen  Kathedrale  die  Aua- 
fOhrung  fünf  überlebensgroßer  Erzfiguren, 
eines  EJiizifixus  mit  Johannes,  Maria  und 
den  heiligen  Mauritius  und  Georg,  die  von 
dem  Donatelloscbüler  D o m e n i c o  di  Paris 
vollendet  wurden. 

Ein  großes  für  Mailand  geplantes 
erzenes  Reiterdenkmal  des  Francesco  Sforza, 
zu  dem  der  auf  allen  Gebieten  der  Kunst  und 
Technik  gleich  erfahrene  große  Leonardo 
da  Vinci  Modelle  gefertigt  hatte,  kam  leider 
nicht  zur  Ausführung,  nur  erhaltene  Skizzen        Fig.  aoi-  Kandelaber,  bez.  ues. 


398  15-  JahrbuDdert 

des  Meisters  lassen  uns  die  Art  des  Werkes  ahnen.  (MülIer-Waide, 
Jahrbuch  der  preuß.  Kunstsammlungen  1897,  Bd.  XVIII,  S.  92  £F.) 

In  Prato  sei  scbließlicli  noch  das  schöne  Gitter  vor  der  Capella  della. 
Cintola  im  Dome  erwähnt,  das  im  Jahre  144+  von  Bruno  di  ser  Lapo 
begonnen  und  im  Jahre  1464  von  Pasquino  da  MontepuIcianOf 
einem  Mitarbeiter  an  Füaretes  BronzetUr  in  Rom,  vollendet  wurde 
(Fig.  299,  S.  395). 

Das  Gitter  gleicht  in  der  Komposition  den  in  Eisen  geschmiedeten 


Fig.  SOI.    Normer,  Italien,  16.  Johrh.     Parte,  Limeri.    8,  SM. 

derselben  Zeit.  Senkrechte  Felder  sind  mit  je  fönf  von  Ringen  um- 
schlossenen Vierpaß bildungen  gefüllt,  ein  reicher  Rankenfries  zwischen 
Profilstäben  bildet  mit  einer  Bekrönung  von  Leuchtern  und  Palmebten  den 
oberen  Abschluß. 

Auf  die  fast  Überreiche  Umrahmung  der  TUr  Andrea  Pisanos  am 
Florentiner  Baptisterium,  die  in  den  Jahren  1452 — 1464  von  Vittori» 
Ghiberti,  einem  Sohne  des  Lorenzo  Ghiberti,  ausgeftlhrt  wurde,  ist 
schon  früher  hingewiesen  (Fig.  300,  S.  396). 

Aus  der  Reihe  der  nicht   allzuzahlreich  erhaltenen  Bronzegeräte  des 


Italien.  399 

15.  Jahrhunderts  seien  angeführt  der  überaus  schöne  Kandelaber  vom 
Jahre  1468  im  Kunstgewerbemuseum  zu  Berlin  (Fig.  301,  S.  397) 
und  der  ebenfalls  vortreffliche  Mörser  im  Louvre  zu  Paris  (Fig.  302, 
S.  898). 

Auf  die  in  großer  Menge  verstreut  erhaltenen  kleineren  figürlichen 
Bronzen,  Büsten,  Plaketten  u.  dergl.  näher  einzugehen,  würde  hier  zu  weit 
führen.  (Wichtige  Mitteilungen  darüber  von  allgemeinem  Interesse  gibt 
Bode  im  ,Pan«   1896,  S.  250ff.) 


Seclizelmtes  Jahrhimdert 

Das  16.  Jahrhundert  läßt  die  Entwickelung  der  Bronzekunst  besonders 
in  Deutschland  auf  das  lebhafteste  bewegt  erscheinen.  Starke  Wandlungen 
sind  nach  jeder  Richtung  hin  wahrnehmbar. 

Hatte  noch  im  15.  Jahrhundert  der  deutsche  Norden  einschließlich 
der  Niederlande  der  Zahl  der  geschaffenen  Werke  nach  das  südliche 
Deutschland  unendlich  überwogen,  und  war  er  mit  seinen  besten  Leistungen 
künstlerisch  nicht  dahinter  zurückgeblieben,  so  ist  von  nun  an  für  Jahr- 
hunderte ein  Niedergang  der  Erzgießkunst  im  Norden  unverkennbar,  in 
Süddeutschland,  und  nicht  in  Nürnberg  allein,  wurden  fortan  die  zahl- 
reichsten und  schönsten  Bronzewerke  geschaffen.  Zwar  stärker  noch  als 
im  16.  trat  im  folgenden  Jahrhundert  diese  Wandlung  hervor,  doch  Schritt 
zu  halten  vermögen  die  tüchtigen  nieder-  und  mitteldeutschen  Gießer 
schon  im  16.  Jahrhundert  nicht  mehr  mit  ihren  Werkgenossen  südwärts 
des  Maines. 

Allgemein  läßt  sich  sagen,  daß  ähnlich  wie  in  Italien  bereits  im 
15.  Jahrhundert  die  Persönlichkeiten  der  Bildner  in  der  Bronzekunst  in 
den  Vordergrund  treten,  in  Deutschland  im  16.  Jahrhundert  die  Gießer 
mit  ihrem  zumeist  technisch  und  künstlerisch  gleichwertigen  Schaffen  die 
Mittelpunkte  der  Entwickelung  in  den  einzelnen  Landesteilen  bilden. 

Im  ganzen  waren  die  einzelnen  Gießerwerkstätten  mit  sachlich  ver- 
wandten Aufgaben  beschäftigt,  und  unter  diesen  überwogen  mehr  wie  je 
vorher  die  Grabmäler. 

Den  Grabmonumenten  zunächst  stehen  an  künstlerischer  und  tech- 
nischer Bedeutung  die  öffentlich  aufgestellten  Brunnen,  die  zu  allermeist 
von  süddeutschen  Künstlern  geschaffen  wurden,  dann  die  Taufbecken,  deren 
beste  im  nördlichen  Deutschland  und  den  Niederlanden  entstanden. 

Werke  aller  Art,  Einzelfiguren  und  Reliefs,  Gitter,  Türen  und  Tür- 
beschlagteile,   Beleuchtungskörper    und    Kleingerät    für    kirchlichen    und 


400  16.  Jahrhundert. 


weltlichen  Gebrauch  vervollständigen  das  schöne  Gesamtbild  der  deutschen 
Erzgießkunst  des  16.  Jahrhunderts. 

In  Italien  folgte  auf  die  gewaltige  Blüte  der  Bronzekunst  des 
15.  Jahrhunderts  im  16.  zunächst  ein  gelinder  Rückschlag.  An  tech- 
nischer Leistungsfähigkeit  blieben  aber  die  Meister  des  16.  Jahrhunderts 
nicht  hinter  ihren  Vorgängern  zurück,  wie  zahlreiche  großartigste  Gußwerke 
bekunden.  Von  besonderem  Interesse  ist  die  italienische  Erzgießkunst 
des  16.  Jahrhunderts  dadurch,  daß  über  die  Ausführung  einiger  erhaltener 
Werke  eingehende  schriftliche  Nachrichten  zum  ersten  Male  allen  wün- 
schenswerten Bescheid  erteilen. 

In  Spanien  sind  im  16.  Jahrhundert  die  Guß  werke  italienischer  und 
niederländischer  Meister  von  größerer  Bedeutung. 

In  Frankreich  haben  neben  itaUenischen  Künstlern  auch  einheimische 
Meister  eine  Reihe  ausgezeichneter  Gußwerke  geschaffen. 

Deutschland  und  Niederlande. 

Zeitlich  und  dem  Werte  ihres  Schaffens  nach  steht  an  der  Spitze  der 
deutschen  Erzgießereien  des  16.  Jahrhunderts  die  Vischersche  Werk- 
statt in  Nürnberg.  Die  von  dem  Begründer  dieser  Gießhütte,  Hermann 
Vi  scher,  und  seinem  Sohne  Peter  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts ausgeführten  Werke  wurden  bereits  besprochen  (S.  347  ff.),  hier 
soll  das,  was  über  sie  und  die  jüngeren  Glieder  der  Familie  bekannt  ist, 
nachgetragen  und  das  gemeinsame  Schaffen  der  Werkstatt  im  16.  Jahr- 
hundert zusammenhängend  in  möglichster  Kürze  behandelt  werden. 

Die  Nachrichten  über  die  Persönlichkeiten  der  Familie  Vi  seh  er,  über 
ihre  Arbeitsweise  und  über  den  Anteil  der  verschiedenen  Mitglieder  an 
den  ausgeführten  Arbeiten  sind  äußerst  unzureichend,  lieber  Lobpreisungen 
ihres  Könnens  und  kurze  Angaben  gehen  die  üeberlieferungen  der  zeit- 
genössischen Schriftsteller  kaum  hinaus,  die  Beurteilung  der  künstlerischen 
Stellung  der  Vischerwerkstatt  ist  infolgedessen  in  neuerer  Zeit  eine  sehr 
verschiedene  gewesen.  Man  war  so  weit  gegangen,  der  Werkstatt  die 
Erfindung,  den  eigentlich  künstlerischen  Anteil  an  den  Gußwerken  im 
großen  und  ganzen  abzusprechen.  Beweiskräftige  Unterlagen  für  diese 
Annahme  fehlen,  wenn  man  von  einigen  der  früher  erwähnten  un- 
wichtigen Bamberger  Grabplatten  absieht.  Jede  unbefangene  Beurteilung 
der  Vischerschen  Werke  im  Rahmen  der  gesamten  Kunst  ihrer  Zeit  läßt 
aber  über  das  erfindende  Schaffen  der  ebenso  gießkundigen  Meister  einen 
Zweifel  kaum  aufkommen. 

Erst  nach  dem  im  Jahre  1487  erfolgten  Tode  Hermann  Vischers, 
der  als  Fremder  im  Jahre  1453  das  Bürgerrecht  in  Nürnberg  erwarb, 
fertigte  sein  berühmter,  vermutlich  im  Jahre  1460  geborener  Sohn  Peter, 


Deutschland.  401 


der    bis   dahin  nur  Gehilfe   des  Vaters   gewesen   war,   sein  Meisterstück, 
und  wurde  im  selben  Jahre  als  Meister  in  die  Gilde  aufgenommen. 

Aus  Peter  Vischers  erster  Ehe  mit  Margareta  Groß  sind  drei 
Söhne  entsprossen,  Hermann  (geb.  1486?  f  1516),  Peter  (geb.  1487, 
t  1528)  und  Hans  (geb.  gegen  1490,  f  nach  1549).  Nach  dem  Tode 
der  Frau  Margareta  heiratete  der  Meister  seine  zweite  Frau,  Dorothea,  die 
ihm  die  einzige  Tochter  Margareta  schenkte,  und  auch  bereits  im  Jahre  1493 
starb.  Eine  dritte  Ehe  ging  dann  der  Meister  wiederum  mit  einer 
Margareta  ein,  der  die  künstlerisch  nicht  hervorgetretenen  Söhne  Jakob 
und  Paul  entsprossen  sind.  Auch  diese  Frau  ging  dem  Meister  im  Tode 
voran,  der  selbst  im  Jahre  1529  starb. 

Hans  Vischer  führte  nach  des  Vaters  Tode  noch  eine  Reihe  von 
Jahren  die  Werkstatt  weiter;  gegen  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  stellte 
sich  aus  nicht  klar  ersichtlichen  Ursachen  ein  schneller  Niedergang  ein. 
Im  Jahre  1549  sah  sich  Hans  Vischer  genötigt,  Nürnberg  zu  ver- 
lassen und  in  Eichstätt  Arbeit  zu  suchen. 

Der  künstlerisch  begabteste  unter  den  Söhnen  scheint  Peter  gewesen 
zu  sein,  doch  ist  nur  sehr  wenig  Sicheres  über  seine  Arbeiten  bekannt,  so 
sehr  man  sich  auch  bereits  bemüht  hat,  seinen  Anteil  an  den  Werken  der 
Hütte  auszusondern.  (Vergl.  über  die  Familie  Vischer  und  ihre  Werke: 
Bergan,  Peter  Vischer  und  seine  Söhne.  In  Dohme,  Kunst  und  Künstler 
Bd.  I,  Nr.  XXXVII;  Bode,  Geschichte  der  deutschen  Plastik,  Berlin  1887, 
S.  139  ff.;  Seeger,  Peter  Vischer  der  Jüngere,  Leipzig  1897;  Weiz- 
säcker, Peter  Vischer,  Vater  und  Sohn,  im:  Repertorium  für  Kunst- 
wissenschaft 1900,  S.  299 — 312  und  L.  Justi,  Vischerstudien ,  ebendort 
1901,  S.  36—54.) 

Wie  bei  der  Mehrzahl  der  bereits  angeführten  Werke,  die  bis  um 
das  Jahr  1500  aus  der  Vischerwerkstatt  hervorgingen,  nur  auf 
Grund  der  Vergleichung  mit  der  entschieden  ausgesprochenen  Eigen- 
art der  wenigen  mit  voller  Bestimmtheit  dort  entstandenen  Arbeiten,  der 
Ursprung  zu  erkennen  war,  so  ist  es  auch  bei  einem  Teile  der  zahlreichen 
Werke,  die  in  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  dort  geschaffen 
wurden.  Hier  soll  weiter  versucht  werden,  das  Verzeichnis  in  möglichster 
Vollständigkeit  zu  ergänzen. 

Aehnlich  wie  für  die  Dome  in  Meißen  und  Barnberg  dieVischersche 
Gießhütte  in  fortlaufender  Reihe  Erzgrabplatten  für  geistliche  Herren 
und  Fürsten  lieferte,  so  geschah  es  auch,  wie  mit  Sicherheit  angenommen 
werden  darf,  anfangend  bald  nach  dem  Jahre  1500,  für  den  Dom  in 
Würzhurg. 

Von  den  zahlreichen  dort  erhaltenen  Platten  gelten  insbesondere 
als  Arbeiten  der  Vischerwerkstatt  die  des  Georg  v.  Giech  (f  1501), 
des  Lorenz  v.  Bibra  (f  1519),  deren  Entwurf  Bode  dem  Tilman  Riemen- 

L  tt  e  r ,  Unedle  Metalle.  26 


402  16-  Jtthihnndert. 

Schneider  zuschreiben  zu  dürfen  glaubt,  des  Peter  t.  Aufseß  (j  1522) 
und  des  Joh.  v.  Guttenberg  {f  1583). 

Nach  Peter  Vischers  d.  Ae-  Tode  (1529)  hat,  wie  man  glaubt, 
Hans  Vischer  die  Arbeiten  fUr  Wärzburg  fortgesetzt;  urkundliche  Be- 
lege, wie  sie  flir  die  Bamberger  Platten  vorhanden  sind,  oder  Bezeich- 
nungen fehlen  jedoch  Überhaupt. 
Die  für  Meißen  im  ersten 
Jahrzehnt  des  16.  Jahrhunderts 
mutmaßlich  von  Peter  Vischer 
gefertigten,  zum  Teil  besonders 
schönen  Platten  sind  die  des 
Herzogs  Albrecht  (t  1500),  der 
Herzogin  Amalje  (t  1502),  der 
HerzoginSidome(tl510)(Fig.303, 
S.  402)  und  die  des  Herzogs 
Friedrich  HI-,  die  wahrscheinlich 
kurz  nach  1510  ausgeführt  wurde. 
Um  dieselbe  Zeit  entstan- 
den von  des  Meisters  Hand  die 
Überaus  großartig  gezeichnete 
Tafel  des  Jobann  v.  Heringen 
und  die  Platte  des  Johann 
v.  Lasphe  im  Kreuzgange  und 
im  Dome  zu  Erfurt  (Buchner, 
Zeitschr.  f.  chrisÜ.  Kunst.  1903. 
Sp.  178-183). 

Nach  Torgau  wurde  vou 
Peter  Viseber  im  Jahre  1504 
eine  Platte  für  das  Grab  der 
Herzogin  Sophie  (t  1503)  ge- 
liefert, an  der,  wie  nachgewiesen 
ist,  der  Maler  Jacopo  de'  Barbari 
einen  jedenfalls  nicht  hoch  an- 
riß, soa.  pBterViHcher,  GrabiilMte  der  Henogin  zuschlaitenden  Anteil  &m  Ent- 
SMonle  in  Meiflen,  Dom.    8.  *oa.  "  ,     -   ,-  , 

würfe   hat.     Wahrscneinlicb   um 

das  Jahr  1505  entstand  wieder  in  der  Vischerwerkstatt  eine  Platte 
ftlr  den  Dom  in  Posen,  die  des  Propstes  Bemh.  Lubranski  (t  1499) 
(Fig.  304,  S.  403). 

Weiter  wurden  etwa  in  der  Zeit  von  1505—1510  einige  bedeutende 
Grabmonumente  von  Peter  Vischer  nach  Kralaii  geliefert  und  zwar  die 
Platte  des  Filippus  Gallimachus  Buonacorsi  (tl497)  [Dominikanerkirche], 
die  Platten  des  Peter  Salomon  (t  1506)  und  des  Peter  Kmity  (t  1505) 


Detttachland.  403 

[Marienkirche]  und  schließlicti  das  aus  Terschiedeoen ,  kaum  gleichzeitig 
entstandenen  Teilen  bestehende  Grabmal  des  im  Jahre  1503  verstorbenen 
Kardinals  Friedrich  Cazmiri  (Domkirche.) 

Die  drei  ersten  dieser  Krakau^  Denkmäler  sind  Reliefplatten ,  am 
Grabmal  des  Kardinals  Friedrich  ist  die  Deckplatte  mit  dessen  über- 
lebensgroßer Gestalt  in 
vertiefter  Zeichnung  aus- 
geführt, vielleicht  noch  zu 
seinen  Lebzeiten.  An  den 
Seiten  des  Monumentes 
finden  sich  in  Relief  Engel 
mit  Wappen  und  auf  Del- 
phinen reitende  Amoretten, 
auf  einer  grofien  Vorder- 
platte ist  ebenfalls  in  Relief 
die  Madonna  vor  einem  von 
zwei  Engeln  gehaltenen 
Vorhange  dargestellt,  vor 
ihr  kniet  der  Kardinal,  dem 
St.  Stanislaus  zur  Seite  den 
Tod  zuführt;  diese  Tafel 
ist  1510  datiert. 

Vermutlich  auch  noch 
im  ersten  Jahrzehnt  des 
16.  Jahrhunderts  wurden 
von  Peter  Viseher  zwei 
in  der  Fonngebung  ver- 
wandte umfangreiche  Dop- 
pelgrabmäler  für  die  Stifts- 
kirche in  JRömhild,  wo 
damals  bereits  ein  Vischer- 
werk  aufgestellt  war,  und 
für  die  Stadtkirche  in 
^ec/i/nt^en  geschafiFen.  Beide 
sind  als  Hochgräber  ange- 
legt, und  das  Römhilder 
folgt  im  Aufbau  im  ganzen  dem  Magdeburger  Orabmal,  dessen  Modelle 
zum  Teil  dabei  verwendet  wurden. 

Das  ältere  scheint  das  Römhilder  Monument  (Fig.  305,  S.  404)  mit 
den  etwa  in  Halbrelief  vortretenden,  dreiviertel  lebensgroßen  Gestalten 
des  Grafen  Hermann  Vin.  von  Henneberg  und  seiner  Gemahlin  Elisabeth, 
Tochter  des  Albrecht  Achilles  von  Brandenburg,  zu  sein. 


404  16-  Jahrhundert. 

Mit  der  Entstehung  des  Hechingcr  Grabmales  fGr  den  Qrafen  Eitel 
Friedrieb  II.  von  Hohenzollern  und  seiner  Oemablin  Magdalena,  Mark- 
gräfin von  Brandenburg,    deren  Gestalten  den  beiden  Römbilder  Figuren 

annähernd  gleichen,  hat 
man  eine  Hand  Zeichnung 
Dürers ,  angebHch  vom 
Jahre  1517,  als  Entwurf 
in  Verbindung  gebracht, 
wie  es  scheint,  mit  Un- 
recht. Da  von  der  Jahres- 
zahl dieser  Platte  nur  die 
Ziffern  MCCCCC  gegossen 
sind,  so  ist  anzunehmen, 
daß  sie  vor  dem  Jahre 
1510  entstand,  da  sonst 
auch  die  X  sogleich  im  Guß 
hinzugeftlgt  sein  würde. 
Das  Hechinger  Grab- 
mal ist  nicht  mehr  als 
Hochgrab  erhalten ,  es 
wurde  im  Jahre  1782  bis 
auf  die  Platt«  einge- 
schmolzen. Spuren  lassen 
aber  darauf  schließen,  da6 
diese  nicht  wie  die  R^m- 
hilder  Platte  auf  vollen 
Seitenwänden  ruhte,  son- 
dern vielleicht  nur  von 
vier  Engeln  getragen 
wurde. 

Bei  beiden  Monumen- 
ten ist  offenkundig  eine 
Bildnisähnlichkeit  nicht 
angestrebt. 

Während  diese  GuB- 
II.  werke  in  der  Vischer- 
hütte  vollendet  wurden, 
war  auch  bereits  mit  der  größten  und  berühmtesten  Schöpfung  Peter 
Vischers  und  s^ner  Söhne,  dem  Grabmal  des  heiligen  Sebaldus  für  die 
Sebalduskirche  in  Nürnberg,  begonnen  worden  (Fig.  306,  S.  405). 

Schon  aus  dem  Jahre  1488  ist  ein  Entwurf  zu  einem  Gehäuse  fllr 
den  Silbersarg   des  Heiligen  von  unbekannter  Hand,   wie  man  jetzt  an- 


nimmt   von  Peter  Vischer,   erhalten.     Doch  erst  als  man  im  Jahre  1507 
durch  Sammlungen  größere  Geldmittel  gewonnen  hatte,  erfolgte  der  Auf- 


Pig.  SM.    Feter  Viacher,  Orobmat  dea  heiligEn  Bebsidas  in  Kflmberg,  Sebaldnskitche.    8.  tot, 

trag  an  Meister  Peter,  der  am  7.  Juni  dieses  Jahres  eine  Anzahlung  von 
100  fl.    erhielt.      Inschriften  an    dem   in   zwei  Teilen   gegossenen  Sockel 


406  16.  Jahrhundert 


lassen  die  rüstige  Arbeit  erkennen:   «ein  Anfang  gießt  mich  Peter  Vischer 
1508*  und  , gemacht  von  mir  Peter  Vischer  1509**. 

Kurz  vor  1512  schrieb  ein  Augenzeuge  (Cocleus)  über  das  Grrabmal: 
„Quis  vero  solertior  Petro  Fischer  in  celandis  fundendisque  metallis? 
Vidi  egum  totum  sacellum  ab  eo  in  aes  fusum,  imaginibusque  celatum  ..-*', 
danach  muß  damals  bereits  ein  größerer  Teil  vollendet  gewesen  sein. 
Doch  scheint  darauf  die  Arbeit  ins  Stocken  geraten  zu  sein,  denn  im 
Jahre  1514  wurde  der  Meister  zur  Vollendung  aufgefordert,  die,  wie  eine 
weitere  Inschrift  besagt,  erst  fünf  Jahre  später  erfolgte:  »Petter  Vischer 
purger  zu  Nurmberg  machet  das  werk  mit  seinen  Sunnen  und  ward 
folbracht  im  jar  1519  und  ist  allein  got  dem  allmechtigen  zu  lob  und 
sanct  Sebolt  dem  himelfürsten  zu  eren  mit  hilff  frummer  leut  von  dem 
allmossen  bezalt/ 

Neue  Sammlungen  waren  notwendig,  um  dem  Meister  den  Rest 
seiner  Forderungen  bezahlen  zu  können,  im  ganzen  erhielt  er  3145  fl. 
und  16  Schilling. 

Peter  Vischer  hat,  wie  die  Inschrift  besagt,  das  Werk  mit  seinen 
Söhnen  ausgeführt,  ob  aber  den  Söhnen,  wie  Seeger  a.  a.  0.  annimmt, 
insbesondere  Peter  dem  Jüngeren,  die  Erfindung  vorzugsweise  zu 
danken  ist,  darüber  ist  die  Untersuchung  noch  nicht  abgeschlossen. 

Das  Gehäuse  zeigt  eine  seltsame  Mischung  von  Baumotiven,  wie  sie 
im  15.  Jahrhundert  in  Deutschland  vorherrschten,  und  von  Bildungen, 
die  aus  der  italienischen  Zierformenwelt  jener  Zeit  übernommen  sind, 
doch  das  ganze  Werk  ist  in  einem  entschieden  einheitlichen  Formcharakter 
gestaltet. 

Der  Aufbau  erhebt  sich  über  einer  auf  großen  Schnecken  ruhenden 
Platte.  Acht  Hauptpfeiler  tragen  drei  Gewölbekappen,  jede  mit  eigen- 
artig gegliedertem,  mäßig  hohen  Turmdache.  Den  Hauptpfeilem  sind 
Dienste  mit  reichst  gestalteten  Basen  vorgelegt,  die  auf  Kapitalen  in 
etwa   halber  Höhe   des  Denkmals    die   Apostelfiguren    tragen. 

Schlanke  Säulchen  ragen  auch  zwischen  den  Pfeilern  bis  zu  den 
Gewölbeöffnungen  auf;  sie  wachsen  ebenfalls  aus  einem  aufs  kunstreichste 
gebildeten  Sockel  heraus  und  verbreitern  sich  stark  in  Höhe  des  bis 
zwischen  die  Pfeiler  vortretenden  sargtragenden  Innensockel-Gesimses- 
Zahllose  Gestalten,  Tiere  und  Fabelwesen,  allegorische  und  mythologische 
Darstellungen  sind  über  den  ganzen  Aufbau  verteilt.  Der  innere  Unter- 
satz für  den  Sarg  S.  Sebalds  ist  an  den  Langseiten  mit  je  zwei  Reliefs 
aus  dem  Leben  des  Heiligen  verziert,  an  der  einen  Schmalseite  steht  die 
Figur  S.  Sebalds  und  als  deren  Gegenstück  an  der  anderen  Meister  Peter 
Vischer  selbst  in  seinem  Arbeitskleide  (Fig.  307,  S.  407). 

Eine  Reihe  weiterer,  in  der  Zeit  von  1510 — 1520  entstandener  Figuren 
und  Platten  für  Grabmonumente  sind  der  Vischerwerkstatt  mit  mehr  oder 


DeutBcHand.  407 

minder  sicherer  Begründung  zuzuschreiben.  Ganz  zu  Anfang  dieses  Zeit- 
rsumes  wird  die  in  vertiefter,  durch  Striehlagen  schattierter  Zeichnung 
ausgeführte  Platte  ftlr  das  Grabmal  des  Andreas  Szamotulski,  Woiwoden 
von  Posen  (t  1511)  für  Samter  gegossen  sein. 

Im  Jahre  1513  entstanden  die  nächst  dem  Sebaldusgrab  berühmtesten 


Fig.  307.    Peter  Viacher,  Bildnisflgor  des  Meistera  am  Sebaldusgrab  in  NUrnlicrg.    S.  40« 

Werke  Peter  Vischers,  die  beiden  überlebensgroßen  Rittergestatten 
Arthur  und  Theoderich  für  das  Grabmal  des  Kaisers  Maximilian  in  der 
Hofkirche  zu  Innsbruck  (Fig.  308,  S.  408  und  Fig.  309,  S.  409)  (vergl. 
S.  418).  Der  Nachweis,  daß  diese  beiden  köstlichsten  Statuen  an  jenem 
Grabmale  im  Modell  und  Ausführung  Peter  Vischer  mit  Recht  zuge- 
schrieben werden,  obschon  sie,  abgesehen  von  der  Jahreszahl  1513,  nicht 


408  16'  Jahrhaudert. 

signiert  sind  und  aucb  in  Urkunden  nicht  näher  bezeichnet  werden,  ist 
mit  untrüglicher  Sicherheit  erbracht  (vergl.  D.  Schönherr,  Gesammelte 
Schriften  S.  178  ff.).  Ob  die  zweifellos  edelste  Gestalt  von  beiden,  die  des 
Königs  Arthur,  wie  Seeger  (a.  a.  0.  S.  123)  will,  dem  jüngeren  Peter 
Yischer  angehört,  das  muß  vorläufig  dahingestellt  bleiben. 

Wahrscheinlich  ebenfalls  im  Jahre  1513  wurde  bei  Peter  Vischer 
ein  großartiges  Werk  anderer  Art  in  Auftrag  gegeben,  ein  Gitter  vor  die 
Grabkapelle  der  Fugger  in  der 
Annakirehe  zu  Augsburg.  In- 
folge eines  Zerwürfnisses  mit 
dem  Auftraggeber  kam  das  Gitter 
nicht  an  seinen  Bestimmungsort 
und  blieb  viele  Jahre  unvollendet 
liegen.  Der  Nürnberger  Rat 
beauftragte  schließlich  Hans 
Vischer  mit  der  Anpassung 
und  Vollendung  fUr  den  großen 
Saal  des  Rathauses,  in  dem  es 
im  Jahre  1540  aufgestellt  wurde 
{Fig.  310,  S.  410).  Aber  leider 
wurde  es  im  Jahre  1806  von 
dort  entfernt  und  in  frevelhaftem 
Unverstände  der  Zerstörung  über- 
geben; nur  Zeichnungen  sind 
davon  noch  erhalten  (vergl. 
Mummenhof,  Das  Rathaus  in 
Nürnberg.  Nüraberg  1891. 
S.  97  ff.). 

Etwa  gleichzeitig  mit  diesen 
Arbeiten  wurde  in  der  Vischer* 
hütte  auch  die  Gedäcbtnistafel 
des  Propstes  Anton  Kreß  (f  läl3) 
für  die  Lorenzkirche  in  Nürnberg 
gegossen;  man  hat  diese  aus- 
gezeichnete kleine  flachreliefierte 
Tafel ,  auf  der  der  Verstorbene 
vor  einem  Kruzifizus  knieend 
dargestellt  ist,  dem  jüngeren 
Hermann  Vi  scher  zuge- 
schrieben. 

Nur  wenig  später  wird  das 
Pig.  soa.    Pet«r  Vischer,' König  Arthur  /i     l       i      i  ti  ■         » 

in  Innsbruck,  Hofkirche.   s.  »07.  Urabmal     der     üerzogin     Anna 


Deutschland.  409 

(f  1514),  mit  den  lebensgroßen,  vollrunden  Gestalten  der  Fürstin  und 
ihres  Gemahls,  des  späteren  Könißs  Friedrich  I.  von  Dänemark,  in  der 
Klosterkirche  zu  Bordesholm  entstanden  sein,  bei  der  ebenfalls  ,an  Peter 
Vischer  als  Urheber"  gedacht  ist;  ein  künstlerisch  besonders  hoch- 
stehendes Werk  ist  es  nicht. 

Allgemein  als  ein  Werk  Peter  Vischers  anerkannt  ist  eine  zweite, 
in  jene  Gegend  gelieferte  Grabplatte,  die  des  Gotthard  Wigerinck  (f  1518) 
in  der  Marienkirche  in  Lübeck  (Fig.  311,  S.  411);  bei  dieser  überaus 
schönen  Reliefplatte,  deren  Mitte  ein  Wappen  einnimmt,  wird  auch  eine 
weitgehende  Mitarbeit  der  Söhne 
Peters  vermutet. 

Schließlich  sind  in  neuerer 
Zeit  auch  die  Grabplatten  des 
Markgrafen  Friedrich  11.  (f  1517) 
und  der  Markgräfin  Ottilie 
(t  1517)  in  der  katholischen 
Stiftskirche  zu  Baden  im 
Schwarzwald  der  Werkstatt 
Peter  Vischers  zugeschrieben 
(Vischer,  Jahrb.  d.  pr.  Eunsts., 
Bd.  X,  S.  166  £F.). 

Soweit  bis  jetzt  festgestellt 
■st,  bewahrte  die  Vis  eher  Werk- 
statt im  dritten  Jahrzehnt  des 
16.  Säkulums  bei  weitem  nicht 
den  Schaffensumfang,  wie  im 
vorhergehenden,  dennoch  sind 
wieder  eine  Reihe  bedeutsamer 
dort  gefertigter  Grabmonumente 
aus  diesem  Zeiträume  erhalten. 

An  erster  Stelle  muß  die 
Platte  der  Margarete  Tucher 
(f  1521)  im  Dome  zu  Regens- 
burg genannt  werden,  die  be- 
zeichnet ist  mit  den  Buchstaben 
P  und  V,  zwischen  die  eine  an 
späteren  Arbeiten  der  Familie 
öfter  wiederkehrende  Werkstatt- 
marke gesetzt  ist  und  darunter: 
Normberge    1521.     Es    ist    ein 

kleineres  Epitaph,  bei  dem  über  „,,„„.,-,   ^     „,  .    ™.    ,    ,  v 

^      '^    '  Fig.  so».    Peter  Vischer,  KSiiig  Theoderich 

der    Schriftfläche    in    Relief   die  in  Innsbruck,  Hotkirche.    8, 107. 


DenUchluid.  411 

BegegnDDg  Christi  mit  dem  kananäischen  Weibe,  deren  Tochter  er  heilen 
soll,  d&i^estellt  ist,  nach  Evangelium  Matth.  Kap.  15,  wie  nach  Angabe 
auf  einer  jUngeren  Wiederholung   der  Platte   (im  Nationalmuseum  in 


ifünchen)  angenommen  wird,  die  im  Jahre  1543  fUr  den  Pfalzgrafen  Otto 
Heinrich  von  Hans  Vischer  ausgeführt  wurde. 

Diesem  Epitaph  steht  künstlerisch  die  Grabplatte  der  Familie  Eißen 
in  der  Äegidienkirche  zu  ^ärn&m/  nahe;  sie  ist  auch  gleichartig  signiert. 
Im  Bildfelde  ist  eine  Beweinung  des  Leichnams  Christi  dargestellt;  zu 
Seiten  des  Kreuzes  steht  die  Jahreszahl  1522.    Als  Meister  dieser  Platte 


412  16.  Jahrhundert. 


sowohl  wie  des  Tucherepitaphs  hat  man  Peter  Vischer  den  Jüngeren 
vermutet. 

Derselben  Gruppe  gehören  die  beiden  gleichen  Gedenktafeln  des 
Rechtsgelehrten  Henning  Göde  (f  1521)  im  Dome  zu  Erfurt  und  in  der 
Schloßkirche  zu  Wittenberg  an.  Die  beiden  Platten,  auf  denen  in  Relief 
die  Krönung  der  Maria  dargestellt  ist,  wurden  vermutlich  erst  von  den 
Testamentsvollstreckern  Gödes  in  Auftrag  gegeben. 

In  der  Stadtkirche  zu  Weimar  scheint  die  sehr  schöne,  nicht  voll- 
ständig erhaltene  Reliefgrabplatte  der  Kurfürstin  Margarete  (f  1521), 
der  zweiten  Gemahlin  Johanns  des  Beständigen,  in  Peter  Vischers 
Werkstatt  entstanden  zu  sein  (Abb.  in  Bau-  und  Kunstdenkmäler  Thü- 
ringens, Bd.  P,  S.  338). 

Im  Jahre  1524  erhielt  der  Meister,  wie  man  annimmt,  wieder  einen 
Auftrag  von  Polen  her;  die  Grabplatte  des  Nikolaus  Tomicki,  Bischofs 
von  Krakau  und  Posen,  in  der  katholischen  Pfarrkirche  zu  Tomice ^  die 
damals  als  Ersatz  einer  vorher  in  Stein  ausgeführten  Platte  bestellt  wurde, 
gilt  als  sein  Werk. 

Einige  bezeichnete  Werke  der  Vischerwerkstatt,  von  denen  eines 
bereits  im  Jahre  1525  vollendet  war,  während  die  anderen  später  ent- 
standen und  über  die  in  jüngster  Zeit  auch  interessante  urkundliche 
Nachrichten  zutage  gefördert  sind  (Redlich,  Kardinal  Albrecht  von  Bran- 
denburg und  das  neue  Stift  zu  Halle.  Mainz  1900.  S.  146  flF.)i  befinden 
sich  in  der  Stiftskirche  zu  Äschaffenburg.  Es  sind  dieses  die  Gedenk- 
tafel des  Kardinals  Albrecht  von  Brandenburg,  eine  dieser  als  Gegen- 
stück aufgerichtete  Platte  mit  der  Madonna  und  der  sogen.  Altar  der 
heiligen  Margareta.  Die  Werke  stehen  in  solch  nahem  historischem  Zu- 
sammenhange, daß  auch  die  beiden  jüngeren  schon  hier  mit  besprochen 
werden  müssen. 

Wir  wissen,  daß  Kardinal  Albrecht  im  Jahre  1523  einen  Sohn 
Peter  Vischers  zu  sich  entbot,  um  mit  ihm  die  Ausführung  eines  Guß- 
werkes, jedenfalls  der  Gedenkplatte,  zu  besprechen.  Schon  ein  Viertel- 
jahr später  wurde  dem  Kardinal  berichtet,  daß  das  Werk  in  Arbeit  sei 
und  er  zahlte  100  fl.  Vorschuß  darauf. 

Weitere  Auskunft  über  die  Tafel  gibt  die  Inschrift  darauf:  „Op.  M. 
Petri  Fischers  Normberge  1525."  Das  „M"  ist  (nach  Redlich)  sicher- 
lich als  „meum**  zu  lesen,  und  es  ist  bemerkenswert,  daß  der  Meister 
ein  Werk  ausdrücklich  als  das  seinige  bezeichnet,  bei  dem  einer  der 
Söhne,  wahrscheinlich  Peter,  gewiß  künstlerisch  in  weiterem  Umfange 
beteiligt  war;  z.  B.  wird  der  Kopf  des  Kardinals  von  dem  Sohne,  den 
er  zu  sich  bestellt  hatte,  während  dessen  Anwesenheit  nach  der  Natur 
modelliert  sein. 

Aufgestellt  war   die  Platte  ursprünglich  an   einem  Pfeiler  im  hohen 


Deutschland.  413 


Chor  der  Stiftskirche  zu  Halle^  deren  Begründer  Kardinal  Albrecht  war, 
und  ihr  gegenüber  befand  sich  damals,  ebenso  wie  später  in  Aschaffenbtirg^ 
die  zweite  Tafel  mit  dem  Marienbilde  (vergl.  Redlich  a.  a.  0.  S.  154  f.). 
Diese  Tafel  wurde  im  Jahre  1529,  kurz  nach  Meister  Peters  Tode, 
bei  seinem  Sohne  Hans  in  Auftrag  gegeben  und  schon  im  folgenden 
Jahre  vollendet,  wie  die  Inschrift  besagt:  »Johannes  Vischer  Noric. 
Faciebat  MDXXX.« 

Schließlich  das  dritte  Werk,  der  sogen.  Altar  der  heiligen  Marga- 
reta,  ein  Baldachinaufbau  in  Gestalt  einer  großen,  an  den  Seiten  mit 
Wappen  und  unten  reich  gravierten,  von  vier  schlanken,  vierkantigen 
Pfeilern  getragenen  Platte,  wurde  im  Jahre  1536  vollendet.  Auch  dieses 
Gußwerk,  das  jetzt  einen  Sarg,  angeblich  den  der  heiligen  Margareta,  trägt, 
dient  allem  Anscheine  nach  nicht  seiner  ursprünglichen  Bestimmung. 
Vielmehr  hat  Redlich  überzeugend  nachgewiesen,  daß  dieser  Aufbau 
ebenfalls  für  die  Stiftskirche  in  Halle  ausgeführt  wurde,  um  den  Sarg 
des  Kardinals  Albrecht  zu  tragen  und  von  ihm  selbst  im  Jahre  1540  als 
«das  messing  gegossen  gehewss  umb  meyn  grabe"  bezeichnet  wurde. 

Ein  urkundlicher  Nachweis,  daß  der  Baldachin  in  der  Vischer- 
werkstatt,  d.  h.  von  Hans  Vischer,  ausgeführt  wurde,  ist  nicht  er- 
bracht, doch  darf  man  daran  nicht  zweifeln. 

Noch  einige  zum  Teil  bedeutende  Erzgrabmäler  der  Vischerwerk- 
statt  sind  aus  der  Zeit  gegen  1530  erhalten. 

Schon  im  Jahre  1524  zu  einem  Teil  vollendet  war  das  Grabmal  der 
Kurfürsten  Joachim  L  und  Johann  Ciceros  von  Brandenburg,  das  nach 
seiner  Fertigstellung  im  Jahre  1530  in  der  Klosterkirche  zu  Lehnin  und 
später  (im  Jahre  1545)  im  Dome  zu  Berlin  aufgestellt  wurde  (Fig.  312, 
S.  414). 

Dieses  eigenartige  Doppelgrabmal  mit  zwei  Figurenplatten  über- 
einander gilt  bald  als  das  Grab  der  beiden  genannten  Fürsten,  bald  nur 
als  das  Johann  Ciceros  (vergl.  Rabe,  Das  Grabmal  des  Kurfürsten 
Johann  Cicero  von  Brandenburg.    Berlin  1843). 

Man  nimmt  jetzt  im  allgemeinen  an,  daß  Joachim  zunächst  für  sich 
die  untere  Platte  gießen  ließ  und  daß  er  im  Jahre  1524  bei  seiner  An- 
wesenheit in  Nürnberg,  gemeinsam  mit  seinem  Bruder,  dem  Kardinal 
Albrecht,  den  oberen  Aufbau  mit  der  Bildnisplatte  als  Denkmal  für  den 
Vater  bestellte.  Die  Kurfürsten  sind  auf  beiden  Platten  in  Lebensgröße 
dargestellt,  unten  in  flachem  Relief,  fast  vollrund  auf  der  oberen  Platte, 
die  auf  sechs  kurzen  Pfeilern  ruht,  neben  denen  je  ein  Löwe  sitzt. 

lieber  die  Entstehungszeit  der  unteren  Platte  ist  näheres  nicht  be- 
kannt, die  obere  wurde  im  Jahre  1524  bei  Peter  Vischer  in  Auftrag 
gegeben  und  von  seinem  Sohne  Hans  vollendet,  dieser  setzte  auch  seinen 
Namen  darauf  -Johannes  Vischer  Noric.  Facieb.  1530". 


414  I(^-  Jahrhundert, 

Ohne  besonderen  künstlerischen  Wert  ist  die  nachweisbar  in  der 
VischerhOtte  gegossene  Grabplatte  der  Herzogin  Helene  von  Mecklen- 
burg (t  1524)  im  Dome  zu  Schwerin,  die  im  Jahre  1527  vollendet  war. 

Eine  ähnliche  Tafel  in  der  Kirche  des  Klosters  Heilsbronn,  die  zum 
Gedächtnis  der  Familie  Haydeck  gestiftet  wurde,  wird  ebenfalls  der  Werk- 
statt zugeschrieben. 

Ein  künstlerisch  hervorragendes  Werk  ist  endlich  aas  dieser  Zeit  die 
Grabplatte  des  Kurfürsten  Friedrich  des  Weisen  (f  1525)  in  der  Schloß- 


kirche zu  Wittenbei^,  mit  der  Inschrift  .Opvs.  M(eum)  Petri.  Fischer. 
Norimbergensis.  1527".  Diese  Grabtafel  ist  in  der  Geschichte  der  Fa- 
milie Vischer  auch  dadurch  von  besonderem  Interesse,  daß  sie  das 
einzige  gröflere  Gufiwerk  ist,  das  in  der  Hauptsache  als  ein  Werk  des 
jüngeren  Peter  Vischer  urkundlich  beglaubigt  ist,  denn  er  beruft  sich 
darauf  bei  seinem  Gesuch  um  Aufnahme  als  Meister  in  die  Nümberf^r 
Gilde. 

Nur  wenige  Grabmaler  aus  den  Dreißiger-  und  Vierzigerjahren  sind 
noch  auf  die  Vischerwerkstatt  zurückzuführen. 

Durchaus  im  Anschluß    an  die  Torhei^enannte  Grabplatte  Friedrichs 


Deutschland.  415 


des  Weisen  schuf  im  Jahre  1534  Hans  Vischer  ebenfalls  für  die  Witten-- 
berger  Schloßkirche  das  Denkmal  des  Kurfürsten  Johann  des  Beständigen, 
das  mit  der  Jahreszahl  und  dem  Monogramme  des  Künstlers  bezeichnet 
ist,  und  über  deren  Ausführung  die  Rechnungen  erhalten  sind. 

Im  Dome  zu  Gnesen  wird  die  Grabplatte  des  Domherrn  Joh.  Groth 
(t  1532)  als  ein  Werk  Hans  Vischers  angesehen,  ebenso  gilt  das  Grab- 
mal Walters  v.  Kronberg,  ehemals  in  der  Deutschordenskirche  zu 
Mergentheim ^  von  dem  angegeben  wird,  daß  es  vor  1543  entstand,  als 
sein  Werk. 

Als  Gegenstück  der  um  das  Jahr  1513  gegossenen  Platte  des  Anton 
Kreß  goß  Hans  Vischer  die  Denktafel  für  Hektor  Pömer  (f  1541),  den 
letzten  Propst  der  Lorenzkirche  in  Nürnberg. 

Um  dieselbe  Zeit  entstanden  auch  die  Epitaphien  für  den  Bischof 
von  Augsburg,  Christoph  v.  Stadion  (f  1543),  die  jetzt  hinter  dem 
Hochaltare  der  Aegidienkirche  zu  Nürnberg  aufgestellt  sind. 

Ein  bezeichnetes  Werk  Hans  Vischers  ist  wieder  das  Grabmal  des 
Bischofs  Sigismund  v.  Lindenau  (f  1544)  im  Dome  zu  Merseburg, 

Die  letzte  Grabplatte  der  Vischerhütte  scheint  endlich  die  des 
Andreas  Grodzicki  (f  1550)  im  Posener  Dome  zu  sein. 

Schon  zu  Ende  des  15.  Jahrhunderts  scheint  man  sich  in  der  Vischer- 
werkstatt  nicht  ausschließlich  auf  die  Ausführung  von  Grabmonumenten 
beschränkt  zu  haben,  in  größerer  Anzahl  sind  jedoch  meist  kleinere 
Guß  werke  anderer  Art  erst  seit  dem  zweiten  Jahrzehnt  des  16.  Jahr- 
hunderts nachweisbar,  und  dann,  wie  es  scheint,  nur  Arbeiten  der  Söhne 
Peter  Vischers. 

Eine  mit  der  Jahreszahl  1490  bezeichnete  einzelne  Figur,  ein  knieender 
Mann  mit  einem  Ast  in  den  Händen,  im  Nationalmuseum  in  München^ 
darf  mit  Sicherheit  als  eine  Arbeit  Peter  Vischers  betrachtet  werden. 
Die  Bestimmung  ist  nicht  klar  ersichtlich,  vielleicht  war  sie  als  Trage- 
figur gedacht. 

Eine  Wiederholung  der  Figur  des  heiligen  Mauritius  am  Grabmal  des 
Erzbischofs  Ernst  in  Magdeburg  schenkte  Peter  Vischer  dem  Peter  Imhof 
„für  seinen  Vorschub  bei  des  heiligen  Schalt  Sarggehäuß**.  Als  Brunnen- 
figur  ist  sie   zu  Nürnberg  im  Hofe  des  Hauses  Therienstr.  7  aufgestellt. 

Aus  den  Jahren  1507,  1509  und  1511  sind  Bildnismedaillen  erhalten, 
wahrscheinlich  alle  drei  von  der  Hand  Peter  Vischers  d.  J.  (vergl.  Seeger 
a.  a.  0.  S.  7  ff.).  Auf  der  vom  Jahre  1509  gibt  der  Künstler  sein  Selbst- 
bildnis, auf  den  beiden  anderen  das  seines  Bruders  Hermann. 

Vielleicht  darf  auch  die  Plakette  mit  dem  Profilbildnis  des  älteren 
Peter  Vischer  im  South-Kensington-Museum  zu  London  als  eine  Arbeit 
des  jüngeren  Peter  aus  derselben  Zeit  angesehen  werden. 

Mit  der  Jahreszahl  1515    und  der  schon  erwähnten  Werkstattmarke 


416  16.  Jahrhundert. 


bezeichnet  ist  eine  Plakette  mit  dem  Salvator  mundi  im  Gothaer  Museum , 
auch  diese  ist  möglicherweise  vom  jüngeren  Peter  Vischer  modelliert. 

Als  eine  Arbeit  desselben  oder  Hermann  Vischers  aus  der  Zeit  um 
1514  galt  bisher  die  Madonnenfigur  in  etwa  halber  Lebensgröße  in  der 
Sebalduskirche  zu  Nürnberg^  die  neuerdings  Stefan  Godl  zugeschrieben 
ist  (Daun,  Zeitschr.  für  BUd.  Kunst  1901.  S.  283). 

Mit  Sicherheit  sind  dem  jüngeren  Peter  ferner  vier  Plaketten  mit 
Orpheus  und  Eurydice  zuzuschreiben,  von  denen  sich  die  wahrscheinlicli 
älteste  in  der  Sammlung  Dreyfuß  in  Pam  befindet,  während  die  drei 
anderen,  vermutlich  um  1520  entstandenen,  im  Kgl.  Museum  in  Berlin^ 
im  Museum  für  Kunst  und  Gewerbe  in  Hamburg  und  im  Stift  S. 
Faul  in  Kärnten  verwahrt  werden.  Sie  sind  bezeichnet  mit  einer  Marke, 
die  gebildet  ist  aus  zwei  gebogenen,  mit  einem  Pfeil  durchbohrten  Fischen. 

Als  Werke  des  jüngeren  Peter  sind  ferner  noch  die  beiden  schönen 
Tintenfässer  zu  erwähnen,  die  sich  bei  DrurvFortnum  in  Sanmore 
(Fig.  314,  S.  417)  und  im  Ashmole-Museum  zu  Oxford  befinden.  Bei 
beiden  ist  eine  unbekleidete  Figur  neben  einem  Gefäß  dargestellt,  doch 
ist  die  Haltung  der  Figur,  die  Form  des  Gefäßes  und  das  Beiwerk  nicht 
in  beiden  Fällen  gleich.  Beide  sind  ähnlich  wie  die  Plaketten  bezeichnet ; 
das  Beispiel  in  Oxford  zeigt  außerdem  die  Buchstaben  P.  V.  und  die 
Jahreszahl  1525. 

Schließlich  ist  Peter  Vischer  d.  J.  noch  die  Figur  einer  Eva  (0,47  m 
hoch)  in  der  Sammlung  Hainauer  in  Berlin  zugeschrieben  (Abb.  in:  Die 
Sammlung  Oskar  Hainauer,  herausgegeben  von  W.  Bode.  Berlin  1897. 
S.  23). 

Sehr  wenig  bekannt  ist  über  das  selbständige  Schaffen  von  Peter 
Vischers  ältestem  Sohne  Hermann  (hingewiesen  sei  auf  die  genannten 
Schriften  und  auf  die  Abhandlung  im  Jahrb.  d.  preuß.  Kunsts.  1891. 
S.  50  ff.). 

Als  Werke  Hans  Vischers  sind  endlich  noch  anzuführen  der  große, 
vielleicht  noch  bei  Peter  Vischer  bestellte  Wenzelleuchter  im  Dome  zu 
Prag^  der  bogenschießende  Apollo  in  fast  halber  Lebensgröße,  auf  reichem 
Sockel  im  Germanischen  Museum  zu  Nürnberg^  beide  im  Jahre  1 532 
vollendet,  und  vielleicht  auch  die  Figur  eines  schreitenden  Jünglings  im 
Nationalmuseum  zu  München. 

Der  Leuchter  wurde  von  den  Brauern  der  Altstadt  Prag  zum  An- 
denken an  die  Errettung  von  feindlicher  Bedrängnis  gestiftet.  Auf  einem 
Unterbau  mit  wappenhaltenden  sitzenden  Löwen  steht  unter  einem  Bal- 
dachin die  fast  lebensgroße  Gestalt  S.  Wenzels,  ihm  zur  Seite  Kinder- 
figuren, üeber  dem  Baldachin  bildet  in  der  Mitte  ein  großer,  angeblich 
später  hinzugefügter  Kerzenteller  die  Bekrönung. 

Die  Figur  des  Apollo  ist  für  die  Gesellschaft  der  Bogenschützen  ent- 


Deutacbland.  417 

standen,  man  hat  iliD  wohl  aLs  Arbeit  des  jüngeren  Peter  angesehen,  da 
aber  die  Gestalt  mit  dem  Sockel  zugleich  gefertigt  zu  sein  scheint  und 
dieser  nur  von  Hans  gegossen  sein  kann,  wird  für  beide  Teile  nur  an 
ihn  zu  denken  sein.  Daß  die  Figur  in  Anlehnung  an  einen  Stich  des 
Jacopo  de'  Barbari  modelliert  zu  sein  scheint,  sei  auch  hier  erwähnt. 


Fig.  313,    Peter  Viacber  d.  J.,  TintenraS,    Sammlung  Dniry  Fortuum  ia  Sanmore.    8.  «IB. 

Angegeben  wurde  schon  oben,  dafi  Hans  Vischer  im  Jahre  1549 
Nürnberg  verließ,  um  in  Eichstätt  Arbeit  zu  suchen.  Schon  im  Jahre  1544 
hatte  er  sein  Haus  verkaufen  müssen. 

Man  hat  gesagt,  daß  der  Wandel  des  Geschmackes  am  Niedergange 
der  VischerhOtte  Schuld  gewesen  sei,  da  man  gegen  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  große  farbige  Marmorgrabraäler  den  erzenen  voi^ezogen 
LQer,  Cnedle  Uet&lle.  37 


418  16.  Jahrhundert 


habe.  Mit  ebensoviel  Berechtigung  kann  man  auch  sagen,  daß  zahl- 
reiche andere  damals  in  Süddeutschland  aufblühende  Gießereien  der 
Yischerwerkstatt  die  Aufträge,  die  ihr  bis  dahin  allein  zuflössen,  ent- 
zogen. 

In  der  Ausdehnung  des  Schaffens  blieben  zwar  sämtliche  deutsche 
Erzgießereien  des  16.  Jahrhunderts  hinter  der  Vischerschen  weit  zurück, 
doch  leisteten  etliche  technisch  und  künstlerisch  fast  Gleichwertiges. 

In  der  ersten  Hälfte  des  Jahrhunderts  gilt  das  z.  B.  von  einigen  der 
Künstler,  die  bei  dem  Gusse  des  überaus  großartigen  Grabmals  Kaiser 
Maximilians  (f  1519)  in  der  Hofkirche  in  Innsbruck  außer  Peter  Vischer 
beteiligt  waren. 

Dieses  Grabmal  (Fig.  314,  S.  419,  Fig.  308,  S.  408,  Fig.  309,  S.  409 
und  Fig.  96,  S.  129)  nimmt  in  der  Geschichte  der  deutschen  Erzgießkunst 
eine  so  wichtige  Stellung  ein,  daß  etwas  näher  darauf  einzugehen  ist 
(ausführliche  Darstellung  der  Geschichte  dieses  Monumentes  in  D.  Schön- 
herr, Gesammelte  Schriften,  Innsbruck  1900.   S.  149—299). 

Im  Jahre  1502  scheinen  die  Vorarbeiten  für  das  Grabmal  begonnen 
zu  sein.  Ursprünglich  sollten  nicht  nur  Erzgestalten  um  das  Grab 
und  oben  darauf  aufgestellt  werden,  auch  dieses  selbst  sollte  in 
Bronze  gegossen  und  mit  24  Erzreliefs  geschmückt  werden.  Alles 
war  noch  großartiger  geplant,  als  es  zur  Ausführung  kam.  Um  den 
Mittelbau,  mit  der  knieenden  Gestalt  des  Kaisers  darauf,  sollten  40 
überlebensgroße  Gestalten,  darstellend  hervorragende  Habsburger,  dann 
100  kleine  Bronzefiguren  „seiner  kais.  majestet  sippschafflt  heiligen* 
und  32  Brustbilder  angeordnet  werden.  Das  Gesamtgewicht  des  für  das 
Grabmal  nötigen  Erzes  wurde  auf  über  1026  Zentner  berechnet,  und  alle 
Bilder  sollten  vergoldet  werden. 

Der  Mittelbau  wurde  schließlich  in  Marmor  ausgeführt  mit  der 
knieenden  Gestalt  des  Kaisers  oben  darauf  und  umschlossen  von  einem 
reichen  Schmiedeeisengitter  (siehe  S.  128).  Ringsherum  wurden  nur  28 
große  Figuren  aufgestellt,  von  den  weiter  geplanten  kamen  nur  23,  jetzt 
in  der  Silbernen  Kapelle  verwahrte  kleine  Figuren  und  die  32  nicht  er- 
haltenen Brustbilder  zur  Ausführung. 

Den  Auftrag  zum  Entwurf  und  zur  Ausführung  des  ganzen  Monu- 
mentes hatte  der  Maler  Gilg  Sesselschreiber  erhalten.  Im  Jahre  1508 
begann  dieser  in  Innsbruck  mit  den  Ausführungsarbeiten,  und  fast  zugleich 
mit  ihm  kam  von  Nürnberg  als  Gießer  Stephan  Godl  mit  drei  Gesellen, 
dem  die  Leitung  einer  der  schon  in  Mühlau  bestehenden  Stückgießereien 
tibertragen  wurde;  ein  Versuch  des  Kaisers,  Peter  Vischer  nach  dort  zu 
ziehen,  war  fehlgeschlagen.  Godl  erhielt  zunächst  insbesondere  den  Auf- 
trag, die  erwähnten  100  kleinen  Figuren  zu  gießen.  Für  den  Guß  der 
großen  Figuren  hatte  der  Kaiser  den  Gießer  und  Büchsenmeister  Peter 


Leimioger   oder  Löffler  bestimmt.     Dieser  Peter  Löffler  gofi  das 
erste  BUd  für  das  Grabmal,  die  durch  ihren  tadellosen  GuB  und  Torztlgliche 


Ziselierung  hervorragende  Statue  König  Ferdinands  von  Portugal,  die  im 
wesentlichen  im  Jahre  1511  vollendet  wurde. 

Die  Arbeiten    in  Innsbruck    gingen    trotz    aller  Mahnungen    äußerst 
langsam  von   statten,   der  Kaiser  entschloß  sich  deshalb,   die  Brustbilder 


420  16.  Jahrhundert. 


in  Augsburg  gießen  zu  lassen,  und  wie  schon  früher  berichtet  ist,  er- 
hielt auch  Peter  Vischer  im  Jahre  1513  den  Auftrag  auf  zwei  der 
großen  Figuren,  für  die  ihm  noch  in  demselben  Jahre  1000  Gulden  be* 
zahlt  wurden,  d.  h.  28  Gulden  für  den  Zentner  (s.  S.  407).  Im  Jahre  1514 
wurde  auch  in  Landshut  eine  der  Statuen  bestellt,  doch  ist  von  dort 
keine  Arbeit  nach  Innsbruck  gekommen. 

Ueber  den  Stand  der  Arbeiten  in  Innsbruck  war  schon  im  Jahre  1513 
ein  Inventar  aufgenommen  (abgedruckt  bei  Schönherr  a.  a.  0.  S.  173), 
das  dem  Kaiser  vorgelegt  wurde,  der  dazu  bemerkt,  daß  er  für  den  Preis 
des  bis  dahin  noch  einzig  vollendeten  Bildes  (König  Ferdinand)  in  Nürn- 
berg sechs  oder  sieben  hätte  gießen  lassen  können. 

Aus  dem  Jahre  1516  ist  wiederum  ein  Inventar  erhalten,  aus  dem 
zu  ersehen  ist,  daß  damals  sechs  der  großen  Figuren  ganz  oder  teilweise 
vollendet  waren,  sieben  andere  teils  erst  im  Modell,  teils  bereits  in  der 
Porm  vorhanden  waren. 

Trotz  der  schlechten  Fortschritte,  die  die  Arbeiten  unter  Sessel- 
schreibers Leitung  nahmen,  konnte  sich  der  Kaiser  nicht  entschließen, 
ihn  durch  einen  zuverlässigeren  Künstler  zu  ersetzen.  Erst  im  Jahre  1518 
kam  es  dazu.  StephanGodl,  der  bis  dahin  19  kleine  Bilder  gegossen 
hatte,  sein  tüchtiges  Können  insbesondere  aber  durch  den  Guß  der  Statue 
Albrechts  von  Habsburg  (später  als  Rudolf  von  Habsburg  bezeichnet), 
erwiesen  hatte,  wurde  zum  Nachfolger  bestimmt. 

Durch  den  Tod  des  Kaisers  (1519)  traten  Verzögerungen  in  den 
Arbeiten  ein,  als  tatkräftiger  Förderer  erwies  sich  Erzherzog  Ferdinand, 
der  im  Jahre  1522  zum  Gubemator  von  Tirol  ernannt  wurde.  Godl  goß 
nun  alle  Jahr  wenigstens  eine  Statue. 

Im  Jahre  1525  beauftragte  der  Erzherzog  den  Meister,  das  Bild  eines 
nackten  Mannes,  einen  Ellenbogen  hoch,  zu  gießen  und  „all  sein  kunst, 
wie  hoch  er  die  herfürzu bringen  vermag*,  darauf  zu  verwenden,  «also, 
daß  der  guß  wol  fall  und  man  dem  mit  aus  feilen  oder  in  ander  weg 
nit  zu  helfen  bedürft.  Der  Künstler  sollte  damit  bekunden,  daß  er  das- 
selbe zu  leisten  vermöge,  wie  irgend  ein  anderer  deutscher  Gießer. 

Dreiundzwanzig  große  Statuen  waren  im  Jahre  1528  vollendet,  dann 
traten  wiederum  Stockungen  ein,  doch  als  Stephan  Godl  im  Jahre  1534 
starb,  fehlte  von  den  heute  vorhandenen   großen  Bildern  nur  noch  eines. 

Der  Meister  hatte  im  ganzen  17  große  und  23  kleine  Figuren  ftir 
das  Grabmal  gegossen. 

Bernhard  Godl,  wahrscheinlich  ein  Neffe  Stephans,  setzte  die 
Arbeiten,  ohne  sie  wesentlich  zu  fördern,  fort,  bis  auch  er  im  Jahre  1539 
starb. 

Als  dann  im  folgenden  Jahre  auch  der  vielseitig  gebildete  Meister 
Jörg  Kölderer  starb,  der  die  Zeichnungen  zu    den  kleinen  Figuren  her- 


Deutschland.  421 


gestellt  hatte  und  damit  beauftragt  gewesen  war,  einen  geeigneten  Auf- 
stellungsplatz für  das  Grabmal  in  Wien  oder  Wiener-Neustadt  zu  erkunden, 
und  der  auch  sonst  den  Arbeiten  vielfach  beratend  zur  Seite  gestanden 
hatte,  da  trat  für  Jahre  hinaus  ein  Stillstand  dabei  ein. 

Erst  im  Jahre  1548  wurden  vom  Kaiser  der  Gießer  Gregor  Löffler 
und  der  Maler  Christoph  Amberger  zur  Vollendung  bestellt.  Nach 
Ambergers  Entwurf  wurde  jetzt  die  Statue  Chlodwicbs  gegossen  und  zwar, 
wie  Löffler  versprochen  hatte,  in  »einem  Stuck*  und  »ganz  und  rein, 
sauber  und  zierlich". 

Dieses  war  dann  das  letzte  der  für  die  Umgebung  des  Grabmals 
gegossenen  Bilder;  für  den  Guß  vorbereitet  war  noch  im  Jahre  1560  die 
Statue  Karls  des  Großen,  zur  Ausführung  kam  sie  aber  nicht  mehr. 

Inzwischen,  im  Jahre  1553,  hatte  man  mit  der  Errichtung  der  Hof- 
kirche zum  heiligen  Kreuz  in  Innsbruck  begonnen,  die  von  Kaiser  Fer- 
dinand zur  Aufnahme  des  Monumentes  bestimmt  war,  und  es  mußte  nun 
auch  an  die  Ausführung  des  Grabes  selbst  gedacht  werden. 

Erst  im  Jahre  1559  kommen  aber  die  Arbeiten  für  das  Grabmal 
wieder  in  Fluß.  Während  man  bis  dahin  noch  nicht  vom  ursprünglichen 
Plane  abgewichen  war,  beschloß  man  nun,  den  Mittelbau  statt  in  Bronze 
in  Marmor  auszuführen,  die  knieende  Gestalt  des  Kaisers,  die  Tugenden, 
die  „Kindlen*^,  Adler  und  Wappen  oben  darauf  aber,  wie  beabsichtigt, 
in  Bronze  zu  gießen. 

Die  Gebrüder  Abel,  zwei  Bildhauer  und  ein  Maler,  wurden  mit  der 
Ausführung  betraut,  kamen  aber  über  Vorarbeiten  nicht  hinaus.  Durch 
ihr  Bemühen  kam  aber  der  Niederländer  Alexander  Colin  nach  Inns- 
bruck und  mit  ihm  neues  Leben. 

Neben  der  Ausführung  der  vom  Maler  Florian  Abel  entworfenen 
Marmorreliefs  war  Colin  auch  mit  den  Modellen  für  die  letzten  Guß  werke 
beschäftigt.  Im  Jahre  1569  waren  die  Tugenden  im  Modell  vollendet, 
zu  ihrem  Guß  war  man  genötigt,  Hans  Lendenstreich  von  München 
heranzuziehen,  der  sie  noch  im  Jahre  1570  fertigstellte. 

Die  Tätigkeit  Lendenstreichs  für  das  Denkmal  währte  nicht  lange, 
andere  Gußwerke  lieferte  er  nicht  mehr. 

Die  bekrönende  knieende  Gestalt  des  Kaisers  Maximilian  wurde 
wiederum  erst  nach  einer  langen  Frist  gegossen.  Im  Jahre  1582  tauchte 
in  Innsbruck  der  welsche  Gießer  Ludwig  de  Duca  auf,  mit  diesem  ward 
1583  der  Vertrag  zum  Guß  des  Bildes  abgeschlossen  mit  der  Verpflich- 
tung, es  im  Falle  des  Mißiingens  auf  eigene  Kosten  durch  Alexander 
Colin  aufs  neue  schneiden  zu  lassen.  Der  Guß  scheint  ohne  Zwischen- 
fälle von  statten  gegangen  zu  sein;  im  Jahre  1584  war  auch  diese  Figur 
endlich  auf  dem  Monumente  aufgestellt  und  das  in  der  Geschichte  der 
deutschen  Gießkunst  ganz  besonders  auch  durch  die  vielen  noch  darüber 


422  16.  Jahrhundert 


bekannten    Einzelheiten    so    außerordentlich   interessante    Denkmal    voll* 
endet. 

Der  einstige  Wunsch  Kaiser  Maximilians,  in  Innsbruck  durch  Heran* 
Ziehung  eines  tüchtigen  Meisters  eine  Bildungsstätte  für  Tiroler  Erzgießer 
erstehen  zu  lassen,  ging  nur  unvollkommen  in  Erfüllung.  Neben  den 
Arbeiten  für  das  Eaisergrab  und  in  der  Folge  sind  nur  noch  wenige 
bedeutendere  Gußwerke  in  Innsbruck  entstanden. 

An  erster  Stelle  zu  nennen  ist  ein  Brunnen,  der  im  Auftrage  des 
Erzherzogs  Ferdinand  im  Jahre  1564  für  den  Tiergarten  bei  Innsbruck 
gegossen  wurde.  Der  Entwurf  dieses  mit  einer  kleinen  Figur  des  AktäoD 
bekrönten  Brunnens  war  in  Prag  angefertigt,  die  Ausführung  wurde 
Gregor  Lö ff  1er  übertragen.  Dieser  setzte  sich  zur  Herstellung  des  Modelles 
mit  Colin  in  Verbindung  und  überließ  mit  Genehmigung  der  Regierung 
^seiner  langjährigen  Schwachheit^  wegen  den  Guß  seinem  Sohne  Han& 
Christoph  Löffler.  Der  mit  Aktäon  und  anderen  Figuren  gezierte  Aufsatz, 
dieses  Brunnens  ist  in  der  Ambraser  Sammlung  erhalten  (vergl.  Schön* 
herr,  Ges.  Sehr.  S.  509  ff.  und  J.  v.  Schlosser,  Album  ausgewählter 
Gegenstände  der  Eunstindusfcr.  Samml.  d.  allerh.  Kaiserh.  Wien  1901» 
Taf.  24). 

Als  Arbeiten  derselben  Künstler  erwähnt  seien  noch  die  Grabtafela 
Gregor  Löfflers  und  seiner  Gattin  (um  1566),  ehemals  in  der  Kirche  zu 
Hötting  bei  Innsbruck  (jetzt  im  Museum  zu  Innsbruck)^  eine  im  Jahre  1568- 
gegossene  Gedenktafel  auf  dem  Haller  Salzberge^  das  Epitaph  der  Familie 
Dreyling  in  der  Pfarrkirche  zu  Schwaz  (1578)  mit  der  Bezeichnung: 
„Mir  gab  Alexander  Colin  den  Possen,  Hans  Christoph  Löffler  hat 
mich  gegossen  1578^,  und  endlich  das  Grabmal  der  Freifrau  Benigna  v.. 
Wolkenstein  (f  1586)  in  3Ieran. 

In  Nürnberg  gelangten  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts- 
insbesonders  die  Namen  der  Erzgießer  Labenwolf  und  Wurzelbauer 
zu  höchstem  Ansehen.  Nachrichten  über  diese  Künstler  sind  nur  spärlich 
erhalten,  zusammengestellt  sind  sie  zuerst  von  Bergan  in  der  Zeitschrift 
für  Büdende  Kunst  1879/80,  Bd.  15,  S.  16  ff.  und  S.  52  ff'.  Weiter  vergl. 
die  Aufsätze  von  Bergan,  Kunstgewerbeblatt  1885,  S.  139,  von  Boschs 
Mitteilungen  aus  dem  Germ.  Museum,  Nürnberg  1886,  Bd.  1,  S.  164,  von 
Friis,  Tidsskrift  for  Kunstindustri,  Kopenhagen  1889,  S.  19,  von  Drach,. 
Bayer.  Gew.-Zeitung  1888,  S.  291  und  die  Schrift  von  Chytil,  Der  Prager 
Venusbrunnen,  Prag  1902. 

Pankraz  Labenwolf  wurde  im  Jahre  1492  in  Nürnberg  geboren,, 
und  man  glaubt,  daß  er  in  Peter  Vischers  Werkstatt  seine  Kunst 
erlernt  hat.  Im  Jahre  1519  fertigte  er  als  Meisterstück  einen  Weihkessel,, 
und  im  Jahre  1539  soll  er  Hans  Vi  sc  her  bei  der  Fertigstellung  des 
Fuggergitters   behilflich   gewesen   sein.     In   den   Fünfzigerjahren   goß   er 


Deutschland.  428 

einige  Orabplatten,  unter  denen  die  TorzDglichete,  die  des  Grafen  Weraher 
T.  Zimbern  (f  1554),  sich  in  der  Stsdtkirche  zu  Meßkirch  bei  Sigmaringen 
befindet.  In  dem  umrahmenden  Omamentbande  findet  sich  die  Jahres- 
zahl 1551,   bezeichnet  ist  die  Tafel:  .Bancracz  Labenwolf,  zu  NOmbei^ 


Fig.  S15.    Pankroz  Labenwolf,  BraaneD  In  NOniberg,  B&tbanshof.    6.  *H. 

auf  der  SchmelczhQtten  gos  mich."  (Abb.  in  Eunstdenkmäler  d.  Groß- 
herzogt. Baden,  Bd.  I.,  Taf.  IV).  Im  selben  Jabre  goß  der  Meister  ein 
Grabmal  des  Starosten  Odnoflsky  in  Lemberg  auf  Bestellung  des  Joachim 
Fraischlich  in  Krakau. 

Als  sein  Werk  gilt  femer  die  große  Grabplatte  des  Alexius  MUnzer 


424  16.  Jahrhundert. 


von  Bamberg  (f  1537)  und  seiner  Gemahlin  (f  1552)  auf  dem  Johannis- 
friedhofe  in  Nürnberg. 

Vor  allem  berühmt  geworden  ist  aber  der  Künstler  durch  seine  in 
Erz  gegossenen  Brunnen,  von  denen  der  eine  mit  der  Inschrift:  „Anno 
Domini  MDL VII.  P.  L."  sich  noch  im  Hofe  des  Rathauses  zu  Nürnberg 
befindet  (Fig.  315,  S.  423\  der  andere,  weit  bekanntere,  mit  dem  „Ganse- 
männchen**  ebendort  auf  dem  Markte  hinter  der  Frauenkirche  steht 
(Fig.  316,  S.  425). 

Beide  Brunnen  sind  nur  von  bescheidenen  Abmessungen.  Aeußerst 
glücklich  im  Aufbau  ist  aber  der  ßathausbrunnen,  und  vortreflElich  in  der 
Auffassung  ist  die  volkstümliche  Figur  des  anderen.  Im  Jahre  1562  hatte 
Pankraz  Labenwolf  gemeinsam  mit  dem  Goldschmied  Wenzel  Jam- 
nitzer  auch  Entwürfe  zu  einem  offenbar  sehr  kunstreichen  Brunnen  fQr 
Kaiser  Ferdinand  I.  gefertigt,  von  denen  leider  keiner  zur  Ausführung 
kam  (Bosch  a.  a.  0.).  Pankraz  Labenwolf  starb  im  Jahre  1563;  auf 
einer  Medaille  vom  Jahre  1543  und  in  einem  Kupferstiche  vom  Jahre 
1554  ist  uns  das  Bildnis  des  Künstlers  überliefert. 

Sein  Sohn  Georg  Labenwolf  führte  die  väterliche  Werkstatt  weiter. 
Genaueres  bekannt  ist  über  dieses  Meisters  Hauptwerk,  einen  großen 
Brunnen,  den  er  im  Jahre  1576  von  König  Friedrich  II.  von  Dänemark 
für  das  damals  im  Bau  begriffene  Schloß  Kronborg  in  Auftrag  erhielt. 
Ende  des  Jahres  1582  wurde  der  Brunnen  vollendet,  der  Künstler  stellte 
ihn  mit  Hilfe  seines  Sohnes  Lienhard  und  zweier  Gesellen  selbst  in 
Kronborg  auf.  Der  gegen  200  Zentner  schwere  Brunnen  soll  im  ganzen 
über  5000  Taler  gekostet  haben. 

Der  Brunnen  stand  bis  zum  Jahre  1659  an  seinem  Bestimmungs- 
platze  und  ist  seitdem  nicht  mehr  nachweisbar.  Erhalten  sind  von  ihm 
nur  einige  Abbildungen  in  Doppelmayrs  ^Nachrichten  von  Nümbergi- 
schen  Künstlern'*  auf  Tafel  11  und  in  dem  Skizzenbuche  des  Nürnberger 
Baumeisters  W.  J.  Stromer. 

Nur  wenige  alte  Angaben  geben  uns  Bescheid  über  ein  Brunnen- 
werk, das  Georg  Labenwolf  im  Jahre  1570  oder  1571  für  den  Landgrafen 
Wilhelm  IV.  von  Hessen-Kassel  gegossen  hat  (vergl.  Drach  a.  a.  O.). 
Dieser  Brunnen,  der  für  das  Bad-  und  Lusthaus  in  der  Aue  zu  Kassel 
bestimmt  war,  war  mit  zehn  Bildern  (Figuren  ?)  geschmückt,  deren  Modelle 
von  Paul  Kremer  zu  Nürnberg  in  Holz  geschnitten  waren. 

Aus  derselben  Quelle  erfahren  wir  auch,  daß  gleichzeitig  ein  Meister 
Markus  Labenwolf  zu  Augsburg  einen  „springenden  Brunnen*  mit  der 
Darstellung  des  Parisurteils  für  die  Anlagen  jenes  Lusthauses  geliefert 
hat.  In  welchem  verwandtschaftlichen  Verhältnis  dieser  Markus  zu  den 
Nürnberger  Labenwolfs  stand,  ist  bisher  nicht  bekannt,  auch  sind  andere 
Werke  von  ihm  noch  nicht  nachgewiesen. 


DentBcbland.  425 

Ob  diese  EOnstler  such  mit  der  AusfQhrung  der  Brunnen  betraut 
wurden,  über  die  der  Landgraf  im  Jabre  1579  unterhandelte,  tmd  zu 
denen  er  bestimmte  Wünsche  äußerte  (Dracb  a.  a.  0.  S.  294  f.),  ist  nicht 
ermittelt. 

Vennutlicb  bei  seinem  Besuche  am  Hofe  Wilhelms  IV.  wurde  der 


Fig.  SIS.    FanbraE  Labenwolt,  QKnsemADncben-BruDnen  in  Nnraberg,    8.  «14. 

berühmte  Astronom  Tycho  Brake  mit  den  Brunnen  der  Labenwolf  be- 
kannt, und  auf  die  Empfehlung  des  Landgrafen  bin  wird  Georg  Laben- 
wolf die  Äufli^e  ftlr  den  Eronborgbrunnen  und  den  für  die  Sternwarte 
üraniborg   gelieferten   erhalten   haben,    der   (nach  Zedlers  Eonvers.- 


426  16.  Jahrhundert. 


Lexikon)   ausgestattet    war    „mit  unzählbaren   vielen   und  schonen  In- 
ventionen  von  Röhren,  Bildern,  Tieren,  Vögeln*. 

Der  einzige  noch  erhaltene  Brunnen  Georg  Labenwolfs  —  von  un- 
sicheren Werken  abgesehen  —  befindet  sich  im  Hofe  des  Seminargebäudes 
in  Altdorf  bei  Nürnberg,  wo  er  im  Jahre  1576  aufgestellt  wurde.  In  der 
Mitte  einer  in  Kupfer  getriebenen  Schale  erhebt  sich  ein  sehr  zierlicher, 
2  m  hoher,  in  Bronze  gegossener  Aufsatz,  der  von  einer  Minerva 
bekrönt  wird.  Nicht  mit  voller  Sicherheit  sind  dem  Meister  die  Bronze- 
reliefs an  dem  im  Jahre  1560  errichteten  Grabmale  des  Wolfgang  Münzer 
auf  dem  Johannisfriedhofe  in  Nürnberg  zuzuschreiben.  Ebensowenig  sind 
eine  Brunnengruppe  mit  Herkules  und  Antäus  im  Hofe  des  Hauses 
Potzelgasse  37  und  ein  kleiner  Brunnenaufsatz  aus  einem  Hause  in  der 
Winklerstraße  in  Nürnberg  mit  Bestimmtheit  auf  den  Künstler  zurück- 
zuführen. 

Schließlich  sei  die  auf  Grund  der  bekannten  Beziehungen  des  Pankraz 
Labenwolf  zu  Wenzel  Jamnitzer  ausgesprochene  Vermutung  angeführt, 
daß  vier  nach  Modellen  dieses  Goldschmiedes  in  Bronze  ausgeführte  Figuren 
der  Jahreszeiten  (71cm  hoch)  von  Georg  Labenwolf  gegossen  wurden. 
Diese  Figuren  sind  allein  übrig  geblieben  (in  der  k.  k.  Schatzkammer 
in  Wien)  von  einem  sehr  berühmten  großen  Tafelaufsatze,  den  Jamnitzer 
im  Auftrage  Kaiser  Maximilians  H.  fertigte  und  dessen  Edelmetallteile  im 
18.  Jahrhundert  eingeschmolzen  wurden  (vergl.  v.  Schlosser,  a.  a.  0. 
Tafel  25  mit  Text). 

In  nahen  verwandtschaftlichen  und  Lehrbeziehungen  zu  den  Laben- 
wolf stand  Benedikt  Wurzelbauer,  der  im  Jahre  1548  in  Nürnberg 
geboren  wurde.  Er  war  ein  Großsohn  des  Pankraz  und  erlernte  die 
Gießerei  bei  seinem  Onkel  Georg  Labenwolf.  Auch  Wurzelbauer  ist 
durch  seine  Brunnen  berühmt  geworden  und  sein  bekanntestes  Werk  ist 
der  „Tugendbrunnen**  neben  der  Lorenzkirche  in  Nürnberg ^  den  er  im 
Jahre  1589  voUendete  (Fig.  317,  S.  427). 

Aehnlich  dem  Kronborgbrunnen  Labenwolfs  ist  auch  bei  diesem  ein 
inmitten  eines  steinernen  Beckens  aufgestellter  Rundpfeiler  in  drei  Stock- 
werken mit  Figuren  geschmückt  und  zwar  unten  mit  sechs  allegorischen 
weiblichen  Gestalten  (Glaube,  Geduld,  Hoffnung,  Liebe,  Großmut,  Tapfer- 
keit), darüber  mit  sechs  posaunenblasenden  Knaben  und  oben  mit  einer 
Gestalt  der  Gerechtigkeit.  Dünne  Wasserstrahlen  entsprießen  den  Po- 
saunen, den  Brüsten  der  Tugenden  und  anderen  OefiFnungen.  Der  Brunnen 
ist  bezeichnet:  Benedict  Wurzelbauer.     Anno  Domini  MDLXXXIX. 

Ein  etwas  jüngeres  Gußwerk  des  Meisters,  das  bereits  verloren  schien, 
ist  zum  wenigsten  in  seinen  Teilen  nach  mancherlei  Abenteuern  wieder 
am  Orte  seiner  Bestimmung  angekommen,  der  im  Jahre  1599  für  Christoph 
Popel  V.  Lobkovic  in  Prag  gefertigte  Brunnen. 


Fig. B17.    Benedikt  Wurzelbauer,  Tugendbranuen  in  Nürnberg,    S.iae. 

Die  BekrönuDgsfigur  dieses  Brunnens,  eine  Venus  mit  Amor,  wurde- 
j  Dreißigjährigen  Kriege  von  den  Schweden  nach  Stockholm  entfUhrt  und 
t  vor  etlichen  Jahren  Tom  Kunstgewerbemuseum  in  Prag  erworben. 


428  ^6*  Jahrhundert. 


Der  Sockel  der  Figur  mit  dem  großen  Becken  hatte  sich  mit  einigen 
Abänderungen  im  Waldsteinschen  Garten  in  Frag  erhalten.  Die  Zusammen- 
gehörigkeit der  Teile  war  nachweisbar  durch  eine  in  dem  schon  erwähnten 
Studienbuche  Stromers  und  eine  andere  jüngst  im  Eunsthandel  aufge- 
tauchte Zeichnung  des  Brunnens  (vergl.  Chytil  a.  a.  0.,  mit  Lichdruck- 
tafeln). 

Nichts  erhalten  ist  von  einem  umfangreichen  Erzbrunnen,  den  Wurzel- 
bauer  im  Auftrage  des  Markgrafen  von  Baden-Durlach  fiir  das  Schloß 
Durlach  im  Jahre  1605  goß.  Bekannt  ist  nur,  daß  die  Gestalten  Herkules, 
Pallas,  Venus,  Diana  und  Ceres  ihn  schmückten. 

Auch  kleinere  Gußarbeiten,  wie  einige  Epitaphien  auf  dem  Johannis- 
friedhofe  in  Nürnberg  werden  ohne  sicheren  Anhalt  auf  den  Meister 
zurückgeführt.  Im  Jahre  1618  goß  er  etliche  OfenfQße  fttr  das  neue 
Rathaus  seiner  Heimatstadt.  Er  starb  im  Jahre  1620,  sein  Bildnis  ist 
uns  in  zwei  Kupferstichen  überliefert.  Wiederum  führte  ein  Sohn,  der  im 
Jahre  1595  geborene  Johann  Wurzelbauer,  die  Gießerei  des  Vaters 
weiter,  von  ihm  wird  noch  an  anderer  Stelle  zu  reden  sein. 

Zu  glänzendster  Entfaltung  gelangte  die  Bronzekunst  noch  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  in  München,  Drei  Künstler  waren 
es  vornehmlich,  mit  denen  die  noch  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts fortdauernde  Blütezeit  des  Erzgusses  in  München  kam  und 
verlosch,  Peter  Candid,  Hubert  Gerhard  und  Hans  Krumper. 

Das  Schaffen  dieser  und  anderer  mit  ihnen  wirkenden  Künstler  soll, 
soweit  es  sich  um  Werke  der  Gießkunst  handelt,  kurz  im  Zusanunenhange 
betrachtet  werden.  Daß  viele  auf  die  Urheberschaft  der  anzuführenden 
Werke  bezügliche  Fragen  noch  ungelöst  sind,  mag  im  voraus  erwähnt 
werden. 

Peter  Candid  auch  Candido,  eigentlich  Pieter  de  Witte,  war 
um  1548  in  Brügge  geboren,  war  längere  Zeit  in  Italien  und  kam  im 
Jahre  1586  (nicht  schon  1578)  nach  München^  wo  er  1628  gestorben  ist 
(vergl.  ßee,  Peter  Candid,  Leipzig  1885). 

Hubert  Gerhard  war  ebenfalls  Niederländer  und  etwa  von  1584  bis 
1609  in  bayerischen  Diensten. 

Hans  Krumper  war  in  Weilheim  in  Oberbayem  geboren,  in  den 
Hofzahlamtsrechnungen  findet  sich  sein  Name  zuerst  im  Jahre  1587,  er 
starb  im  Jahre  1634. 

Alle  drei  werden  bald  als  Maler,  bald  als  Bildhauer  bezeichnet,  doch 
scheinen  Gerhard  und  besonders  Krumper  bei  den  Erzgußarbeiten 
weniger  die  erfindenden  als  die  ausführenden  Meister  gewesen  zu  sein. 

Die  meisten  Gußwerke  dieser  Künstler  sind  erhalten,  teils  nicht  mehr 
an  ihrem  ersten  Bestimmungsplatze.  Sie  befinden  sich  in  München^  in 
und  an  der  Residenz,  in  und  an  der  Michaelskirche,  in  der  Frauenkirche, 


.    Ferse asbrunnen  in  MUncbcn,  Residenz  (GrotteoliofJ.    S.  «30. 


430  16.  Jahrhundert. 


auf  dem  Marienplatze  und  im  Nationalmuseum.    Besonders  schlecht  unter- 
richtet sind  wir  über  die  zahlreichen  Bronzeskulpturen  der  Residenz. 

Erhalten  sind  dort  aus  der  Zeit  um  1600  zwei  Brunnen;  von  einer 
anscheinend  großartigen  Brunnenanlage  mit  vielen  Bronzefiguren  ist  nur 
eine  Beschreibung  des  bekannten  Augsburger  Patriziers  Philipp  Hain- 
hofer  vom  Jahre  1611  erhalten  (Haeutle,  Gesch.  d.  Residenz  in  München. 
Leipzig  1883.  S.  21—22). 

Im  Grottenhofe  befanden  sich  ehemals  außer  dem  jetzt  dort  stehenden 
Perseusbrunnen  (Fig.  318,  S.  429)  und  den  acht  Knabenfiguren  noch  vier 
kleine  Brunnen  mit  den  erzenen  Figuren  der  Jahreszeiten.  Diese  Figuren 
befinden  sich  jetzt  anscheinend  im  Nationalmuseum  in  München  und 
gelten  dort  als  Arbeiten  Candids  und  Krumpers.  Nach  einer  ver- 
mutlich darauf  bezüglichen  Rechnungsnotiz  (Haeutle  S.  43)  soll  der 
Goldschmied  Georg  Mair  die  Modelle  geschnitten  und  der  Guß  von  Dionys 
Frey  und  Bartholomäus  Wenglein  besorgt  sein  (R^e  nimmt  an,  daß 
Mair  die  Gußstücke  verschnitten,  d.  h.  ziseliert  habe). 

Der  Perseusbrunnen,  der  jezt  noch  in  der  Mitte  des  reizvollen  Grotten- 
hofes steht,  galt  stets  als  ein  Werk  Hubert  Gerhards  nach  einer  Zeich- 
nung des  Christoph  Schwarz.  R  ä  e  (S.  93)  glaubt  an  eine  starke  Teilnahme 
Candids  beim  Perseus,  den  er  geradezu  den  Kanon  seiner  Kunstweise 
nennen  möchte.  Ueber  den  Meister  der  Knabenfiguren  dieses  Hofes  ist 
nichts  bekannt. 

Ueber  Meister  und  Entstehungszeit  des  großen  und  schönen  Wittels- 
bacherbrunnens  im  Brunnenhofe  der  Residenz  (Fig.  319,  S.  431)  weiß  man 
auch  nichts  Bestimmtes.  Er  gilt  als  ein  gemeinsames  Werk  Candids  und 
Krumpers;  R^e  glaubt,  daß  auf  Candid  nur  die  Figuren  der  „Elemente*" 
auf  dem  Rande  des  Beckens  zurückgehen.  Fest  steht,  daß  bereits  im  Jahre 
1576  au  dem  Brunnen  gearbeitet  wurde,  und  zwar  soll  als  Gießer  damals 
Hans  Reissinger  von  Augsburg  daran  beschäftigt  gewesen  seio.  Später 
hat  der  Brunnen  Umwandlungen  erfahren,  und  bei  dieser  Gelegenheit  mögen 
die  „Elemente**  hinzugekommen  sein.  In  der  Mitte  des  Brunnenbeckens 
auf  reichem  Postamente  steht  die  geharnischte  Figur  Ottos  von  Witteis- 
bach,  auf  dem  Becken  sind  die  vier  „Elemente"  (Neptun,  Vulkan,  Juno^ 
Ceres)  stehend  dargestellt,  als  liegende  bärtige  Männer  sind  die  vier 
bayrischen  Hauptflüsse  (Donau,  Lech,  Isar,  Inn)  dargestellt,  und  zwischen 
diesen  Figuren  zieren  Tritonen  und  Seeungeheuer  die  Brüstung  des 
Brunnens. 

Auf  der  Kuppel  eines  kleinen  Rundtempels  im  Hofgarten  steht  eine 
etwa  lebensgroße  weibliche  Figur  (Fig.  320,  S.  432),  eine  etwas  eigenartige 
Darstellung  der  Bavaria,  die  schon  Hainhof  er  (1611)  in  Verbindung  mit 
dem  erwähnten  Brunnenwerke  beschreibt.  Das  Rundtempelchen  wurde  im 
Jahre  1615  errichtet,  und  wohl  etwa  gleichzeitig  wird  die  Figur  dort  auf- 


Deatscbland.  431 

gestellt  sein.     Angenommen  wird,  daß  sie  von  Erumper  nscli  Candids 
Entwurf  ausgefDhrt  ist. 

Mit   einer   Reite    vor  trefflicher   Erzguß  werke    ist   endlicb    noch    di» 


Westfassade  der  Residenz  ausgestattet.    Auf  den  Giehelflächen  der  beiden 
Portale  lagern   links   die    Gestalt   der  Prudentia   und  Justitia,   rechts  die 


16.  Jahrbnndert 


Fortitudo  und  Temperontiu.  Zu  den  Seiten  der  Tore  sitzen  auf  Sockeln 
wappenbaltende  Löwen.  Zwischen  den  Portalen  steht  in  einer  großen, 
ebenfalls  in  Erz  gegossenen  Nische  die  gekrönte  Madonna  mit  dem  Kinde 


Fig.  am.    Bavariu  in  HUncli«)),  Hofgartea.    S-  «30. 

als  Patrona  Bavariae  (Fig.  321,  S.  433),  und  darunter  ist  eine  reiche  La- 
terne für  ein  ewiges  Licht  angebracht. 

ßee  nimmt  jedenfalls  mit  Recht  an,  daß  alle  diese  Werke,  mit  Aus- 
schluß zweier  Löwen,  die  nach  Gerhards  Modellen  von  Carlo  Peltagio 
(noch  unter  Herzog  Wilhelm  V.)  für  die  S.  Michaelskirche  gegossen  wurden  (im 


Deutschlftna.  433 

Jahre  1615  wurden  sie  an  der  Residenz  aufgestellt),  nach  Candids  Ent- 
würfen oder  Modellen  von  Erumper  ausgeführt  sind,  und  daß  wahrschein- 
lich der  Goldschmied  Georg  Mair   die   feine  Ziselierarbeit  besorgt  hat. 
Im  Gegensatz  dazu  gibt  Haeutle  (a.  a.  0.  S.  59)  an,  daß  diese  Bild- 


Ftg.  33t.    Patrooa  Bavariiie  in  Jinncben,  Residenz  (Weatfussade).     S.  131. 

werke  (mit  Ausschluß  der  Löwen)  nach  Mairs  Modellen  von  Bartho- 
lomäus Wenglein  gegossen  seien,  nur  die  Laterne  nach  dem  Modelle 
eines  Sohnes  des  Bauamtsverwalters  Schön, 

Die  Bionzewerke  der  Michaelskirche  sind   noch   im   16.  Jahrhundert 
entstanden.    Weit  berühmt   ist    die   große  Gestalt   des  Erzengels  Michael 
an  der  Hauptfassade.    Martin  Frey  erhielt  im  Jahre  1588  für  den  Guß 
mar,  Dnedla  Metalle.  28 


434  16.  Jahrhundert. 

des  Bildes  300  fl.  und  ,fUr  St.  Michaelbild  zu  foi-mieren  und  zu  ver- 
schuaitten"  erhielt  Hubert  Gerhard  im  Jahre  1592  800  fi.  Ree  hält 
den  Haler  Christ.  Schwarz  fOr  den  „künstlerischen  Urheber"  der  Gruppe. 
In  der  Kirche  sind  als  bedeutsame  ErzguBwerke  aus  dieser  Zeit  zu 
nennen  ein  großer  geflügelter  Engel  (Fig.  322,  S.  434)  neben  einem 
schwarzmarmomen  Taufbecken,  eine  knie  ende  Magdalena  am  Kreuze  mit 
der  Gestalt  Christi,  vier  Kandelaber  und  die  Grabplatte  und  eine  Büst« 
Herzogs  Wilhelms  Y.    Die  figürlichen  Werke  und  die  Grabplatte  befinden 


sich  nicht  mehr  am  ursprünglichen  Standorte.  (Gmelin,  Die  St.  Michaels- 
kirche  in  München.    Bamberg  1890,  S.  62.) 

Der  Taufengel,  der  Kruzifixus  mit  Magdalena  und  die  vier  Kande- 
laber scheinen  nach  Peter  Candids  Entwürfen  von  Gerhard  oder 
Krumper  ausgeführt  zu  sein,  auch  Pellagio  wird  als  beteiligt  genannt. 
Das  Modell  der  Magdalena  fertigte  Hans  Keichel,  er  erhielt  im  Jahre 
1595   , wegen  der  Magdalena  zu  Possiren  100  fl." 

Eines  der  großartigsten  deutschen  Gußwerke  aus  dieser  Zeit  ist  das 
Grabmal  Kaiser  Ludwigs  in  der  Frauenkirche  in  3filnchen  (Fig.  323, 
S.  435);  es  wurde  im  Jahre  1622  errichtet.  Klarheit  Über  die  Beteihgung 
der  verschiedenen  Künstler  haben  bisher  die  Untersuchungen  auch  noch 
nicht  zu  bringen  vermocht.    Anscheinend  stammt  der  Entwurf  von  Peter 


Candid,    die    Ausführung   teils  Ton   Hans   Erumper,   teils    tob    Dio- 
njsius  Frey,  der  einige  der  Hauptfiguren  goß. 


Die    auf    den    Mitten    der   Langseiten    des    Monumentes    stehenden 
Gestalten  sind  die  Herzöge  Albrecht  V.  und  Wilhelm  IV.    Die  knieenden 


436  16.  Jahrhundert. 


geharniscliten  Männer  auf  den  Ecken  tragen  Standarten  mit  Inschriften, 
die  auf  die  vier  mit  dem  bayrischen  Herrschershause  zusammen- 
hängenden Kaiser  und  deren  Gemahlinnen  Bezug  haben.  Oben  auf 
den  Schmalseiten  des  Aufbaues  thronen  zwei  Tugendgestalten,  die 
Weisheit  und  Tapferkeit.  Die  Länge  des  Monumentes  ist  4,80  m,  die 
Breite  3,20  m,  die  Höhe  3,80  m  (vergl.  Eunstdenkmäler  Bayerns  von 
Bezold  und  Riehl,  Bd.  I,  Lieferung  13,  S.  974  flf.;  Zeitschrift  d.  Münch. 
Kunstgewerbevereins  1893,  S.  35  ff.  und  S.  41.  ff.  und  R^e,  Peter  Candid, 
S.  85  ff.  und  S.  229). 

ursprünglich  in  der  Frauenkirche  auf  dem  Hochaltare  stand  auch 
die  Madonnenfigur,  die  seit  dem  Jahre  1638  auf  dem  Marienplatze 
hoch  oben  auf  der  bekannten  Säule  steht.  Die  Figur  dürfte  auch  nach 
Candids  Entwurf  von  Krumper  ausgeführt  sein,  die  übrigen  Teile 
der  Säule  sind  jedoch  erst  nach  Candids  Tode  von  anderen  Künstlern 
geschaffen.  Fest  steht,  daß  die  Kindergruppen  von  Bernhard  Ernst 
gegossen  sind,  doch  weiß  man  nicht,  ob  auch  die  Modelle  dazu  von  ihm 
herrühren.  Man  hat  auch  als  Mitarbeiter  an  der  Säule  den  Bildhauer 
König  und  den  Glockengießer  Küstler  genannt,  doch  sind  urkundliche 
Belege  dafür  nicht  zu  erbringen. 

Die  Säule  erhebt  sich  auf  einem  Unterbau,  auf  dessen  Ecken  Engel 
mit  Ungeheuern  kämpfen,  die  den  Aberglauben,  die  Pest,  den  Krieg  und 
die  Hungersnot  darstellen  sollen.  Diese  Gruppen,  die  Zierate  in  der 
Kehle  unter  der  Säulenbasis,  das  Kapital  der  Säule  und  die  Ecklatemen 
auf  der  das  Monument  umschließenden  Balustrade  sind  wie  die  Madonna 
oben  in  Erz  gegossen,  die  übrigen  Teile  sind  in  Marmor  ausgeführt. 

Im  Nationalmuseum  in  München  sind  außer  den  früher  genannten 
Figuren  der  Jahreszeiten  zwei  etwa  halblebensgroße  Bronzegestalten  der- 
selben Zeit,  eine  Virtus  und  eine  Venus  erhalten,  die  auch  als  Arbeiten 
Krumpers  nach  Candid  gelten  (R^e  glaubt,  daß  nur  die  Virtus  auf 
Candid  zurückgeht).  Das  Museum  besitzt  ferner  eine  bronzene  Kolossal- 
gruppe von  Mann,  Frau  und  Kind  auf  hohem  Postament,  die  als  Werk 
Hubert  Gerhards  angesehen  wird  und  für  die  als  Mitarbeiter  Carlo 
Pellagio  und  die  Gießer  Pietro  di  Neve,  Kornel  Anton  Man,  Martin 
Frey  in  München  und  Peter  Wagner  zu  Augsburg  genannt  werden. 
Diese  ursprünglich  im  Schloßhofe  zu  Kirchheim,  später  in  Augsburg  auf- 
gestellte Gruppe,  deren  Bedeutung  nicht  feststeht,  wurde  im  Jahre  1590 
in  Hans  Fuggers  Auftrage  ausgeführt. 

Endlich  sei  von  den  in  München  befindlichen  Werken  noch  das  im 
Jahre  1589  errichtete  Bronzeepitaph  mit  der  lebensgroßen  Relieffigur  des 
Herzogs  Ferdinand  von  Bayern  angeführt,  das  jetzt  in  der  Heiliggeist- 
kirche aufgestellt  und  nur  seiner  Entstehungszeit  wegen  dem  Gerhard 
zugeschrieben  ist. 


Deutschland.  437 

Hubert  Gerhards  Hauptwerk,  von  dem  Bee  auch  annimmt,  daß 
der  Entwurf  auf  Gandid  zurückgeht,  ist  der  große  Augustusbrunnen  in 
Augsburg  (Fig.  324,  S.  437).  In  den  Jahren  1590  und  1591  erhielt 
Gerhard  Zahlungen  für  seine  Arbeiten  an  diesem  Brunnen,  im  ganzen 
etwa  3000  fl. 

B^e  glaubt,  daß  Gerhard  auch  die  Ziselierung  der  Figuren  im  wesent- 


Fig.  82t.    Hnbert  Gerhard,  Augoatasbrunnen  In  Augsburg.    8. 137. 

lichea  selbst  ausgeführt  habe,  und  daß  Ton  den  Goldschmieden  Gregor 
Mair,  der  im  Jahre  1591  fUr  «die  großen  Bilder  zum  rörpronnen  zu  ver- 
schneiden" 470  fl.  erhält,  und  Jakob  Schönerer,  der  in  den  Jahren  1591 
und  1593  fUr  seine  Mitarbeit  204  Q.  empfängt,  nur  die  feine  Ziselierung 
der  Haare,  Gewänder,  Schmuckteile  etc.  besorgt  wurde.  Die  2'/»  m  hohe 
Figur  des  Augustus  goß  Peter  Wagner,  ein  tüchtiger  Äugshurger  Gießer, 
und  erhielt  270  fl.  dafür. 

Die  großen  Figuren  auf  dem  Beckenrande  sollen  die  einst  bei  Augs- 
burg zusammenfließenden  Flüsse  Singold,  Wertach,  Lech  und  Brunnenbach 
darstellen.     Das  hohe   mittlere  Steinpostament   für   die  Augustusfigur   ist 


16.  Jahrhondert. 


Fig.  3SG.    BnmneDstiule  in  Kempteu, 


mit  Ausnahme  der  Kinder- 
figuren  mit  den  wasser- 
speienden  Delphinen  und  der 
Bocksköpfe  im  18.  Jahr- 
hundert erneuert. 

Ein  höchst  anmutiges, 
weniger  umfangreiches  Guß- 
■werk,  die  bronzene  Brunnen- 
s&ule  auf  dem  Marktplatze 
in  Kempten  in  Bayern 
(Fig.  325,  S.  438),  steht  in 
seiner  Formgebung  den 
Candid-Krumperschen 
Arbeiten  so  nahe,  daß  man 
sie  diesen  Künstlern  zu- 
schreiben würde,  auch  wenn 
nicht  bekannt  wäre,  daß  sie 
im  Jahre  1601  in  Wdlhetm, 
der  nahe  bei  München  ge- 
legenen Heimat  Krumpers, 
gegossen  ist. 

Den  Werken  der  her- 
vorragendsten süddeutschen 
Erzkflnstler  sollen  in  grup- 
penweiser Betrachtung  die 
wichtigeren,  noch  im  Laufe 
des  16.  Jahrhunderts  in 
Erzguß  ausgeführten  Brun- 
nen, Grabmäler,  Taufkessel 
etc.  anreiht  werden. 

Die  Erfindung  und  Guß- 
ausfUhruQg  kunstreich  ge- 
stalteter Erzbrunnen  zeich- 
net die  süddeutschen  Gießer 
des  16.  Jahrhunderts  ganz 
besonders  vor  denen  des 
übrigen  Deutschland  aus  — 
in  Norddeutschland  ist  aus 
jener  Zeit  nur  in  Lüneburff 
von  einem  Marktbrunnen 
der  nicht  sehr  bedeutende 
Schaft      mit      bekrönender 


Deutacbland.  439 

Diana    aus  Bronze  erhalten;    Über   die   süddeutschen  Arbeiten   dieser  Art 
möge  zuerst  weiteres  berichtet  werden. 

Zu  den  bedeutendsten  Bronzebrunnen  des  16.  Jahrhunderts  gehört  der 


Fig.  Bifl,    Brunnen  In  Prag,  Belveder« garten.    S.  140. 

im  Belrederegarten  zu  Pray.     Mit  dein  Entwurf  dieses  Gußwerkes  wurde 
im   Jahre    1562   TOm   Kaiser  Ferdinand   sein   Hofmaler  Franz   de  Tertio 


440  16-  Jahrhundert. 


beauftragt.  Das  Holzmodell  schnitzte  Hans  Preysser,  der  Bildhauer 
Erzherzogs  Ferdinand  in  Prag,  und  den  Erzguß  führte  Thomas  Jarosch 
aus  Brunn ^  kaiserlicher  Büchsenmacher  auf  der  Prager  Burg,  aus  mit 
Beihilfe  von  Laurenz  Klicka  (Kricka)  und  Wolf  Hofprugger 
(Fig.  32(5,  S.  439). 

Ein  in  Erz  gegossenes  Brunnenwerk  eigener  Art,  das  in  den  Jahren 
1589 — 1590  von  Marx  Wennig  und  Thomas  Auer  gegossen  wurde, 
befindet  sich  im  Hofe  des  Landhauses  in  Graz  in  Steiermark  (Fig.  327, 
S.  441). 

Der  metallene  Schmuck  dieses  Brunnens  hat  die  in  jener  Zeit  gerade 
im  südöstlichen  Deutschland  so  vielfach  in  Schmiedeisen  ausgeführte  Form 
einer  Laube.  Das  mit  Meerjungfrauen,  Delphinen  und  Genien  ausgezierte 
Laubendach  ruht  auf  fünf  reich  gegliederten  Säulen,  die  unten  an  den 
Ecken  der  Steinbrüstung  als  Satyrkaryatiden  gestaltet  sind. 

Bezahlt  wurden  für  den  Brunnen  insgesamt  860  fl.  24  kr. 

Die  beiden  Meister  waren  in  Graz  ansässig,  über  Auer  weiß  man 
näheres  nicht,  wohl  aber  über  Wennig. 

Marx  Wennig  war  der  Sohn  des  Regensburger  Büchsenmeisters 
QeorgWennig,  erlernte  bei  diesem,  wie  er  selbst  angibt,  die  Gießerei 
und  lebte  bis  1575  ebenfalls  in  Regensburg.  In  diesem  Jahre  bewarb  er  sich 
um  die  Stelle  eines  „Füchsen-  und  Glockengießers"  in  Graz^  doch  erst  auf 
ein  zweites  Gesuch  hin  hatte  seine  Bewerbung  Erfolg,  und  seine  Tätig- 
keit als  solcher  ist  zu  verfolgen  (vergL  Mitteilungen  der  k.  k.  Zentral- 
kommission 1889,  N.  F.  15,  S.  8  und  Repertorium  für  Kunstwissenschaft 
1886,  Bd.  9,  S.  189). 

Ueber  einen  verlorenen  Brunnen,  den  der  schon  bei  Gelegenheit  des 
Witteisbacherbrunnens  in  der  Münchener  Residenz  genannte  Augsburger 
Meister  Hieronymus  Reissinger  für  das  Schloß  Velthums  in  Tirol  goß, 
sind  nur  kurze  Notizen  überliefert  (Schönherr,  Ges.  Sehr.  S.  639).  Wir 
wissen,  daß  der  Brunnen  im  Jahre  1584  vollendet  war,  vom  Meister  selbst 
aufgestellt  wurde,  und  daß  er  581  fl.  55  kr.  dafür  erhielt. 

Zu  Ende  des  Jahrhunderts  begann  man  in  Süddeutschland  auch  bei 
sonst  aus  Stein  gefertigten  Brunnen  die  Wasserausflußöffiiungen  mit  gro- 
tesken Bronzemasken  zu  schmücken,  insbesondere  geschah  dieses  in  Ulm. 

Die  bronzenen  Grabmäler  Süddeutschlands  aus  dem  16.  Jahrhundert 
sind,  soweit  sie  nicht  bereits  angeführt  wurden,  im  allgemeinen  künstlerisch 
und  technisch  nicht  besonders  hervorragend,  nur  weniges  ist  darüber  noch 
zu  sagen. 

Ganz  besonders  zahlreich  sind  Epitaphien  in  Franken  entstanden  und 
erhalten. 

Auf  die  in  Nürnberg,  besonders  auf  dem  Johannisfriedhof,  erhaltenen 
Arbeiten  dieser  Art  wurde   verschiedentlich  hingewiesen;  zahlreiche  Ab- 


Fig.  iiJ.    BruDDenlmilie 


bilduDgen  finden  sich  in  dem  Tafelwerk  von  Gerl&ch  und  Bosch,  Die 
BroDzeepitaphien  der  Friedhöfe  zu  Nürnberg,  Wien,  1896,  In  welchen 
Gießhntten  außer  der  Vischerschen  noch  die  Erzgrahplatten  im  Würz- 
burger Dome  und  in  der  NeumUnsterkirche  gegossen  sind,  ist  nicht  bekannt. 


442  16.  Jahrhundert. 


Einige  Bronzeepitaphien  der  Stiftskirche  in  Aschaffenburg  ^  z.  B.  das 
des  Melchior  von  Grönroth  vom  Jahre  1584,  wurden  von  Hieronymus 
Hack  aus  Mainz  gegossen. 

Verschiedene  Gießernamen  haben  uns  die  Epitaphien  im  Bamherger 
Dome  und  der  Michaelskirche  überliefert.  Hans  Krebs  in  Bamberg  goß 
die  Platte  des  Domdechanten  Georg  Stiber  (f  1515),  Kunz  Müllig  in 
Bamberg  goß  die  Tafeln  des  Andreas  Tockler  (f  1535)  und  Reimers  von 
Streitberg  (f  1541),  Sebastian  Roth  in  Forchheim  goß  die  Platten  Kaspars 
von  Würzburg  (f  1571)  und  Philipps  von  Seckendorf  (f  1573),  Balthasar 
Lichten  felser  in  Bamberg  goß  die  Grabtafel  Joachims  von  Rotenhan 
(t  1593)  und  für  die  Pfarrkirche  in  Weismain  die  Tafel  des  Peter  Schrötz 
(t  1594). 

Ueber  die  Gießer  der  Qrabtafeln  in  der  Pfarrkirche  in  Lichte^ifels 
ist  nichts  bekannt. 

Einige  bemerkenswerte  Grabplatten  sind  noch  im  südlichen  Baden 
in  Meßkirch^  Badolßell  und  Villingen  erhalten.  Die  Platte  des  Pankraz 
Labenwolf  in  Meßkirch  wurde  bereits  erwähnt,  noch  ein  anderer  zu 
großem  Ansehen  gelangter  Gießer  hat  dorthin  ein  schönes  Werk  geliefert, 
Wolfgang  Neidhardt  aus   Ulm. 

Neidhardt  goß  das  Epitaph  des  Grafen  Wilhelm  von  Zimbern.  In 
einer  reichen  mit  Wappen  ausgestatteten  Umrahmung  ist  im  Mittelrelief 
der  Ritter  vor  einem  Kruzifix  knieend  dargestellt,  ihm  zu  Füßen  liegt  ein 
Löwe,  hinter  ihm  steht  sein  Pferd,  die  Stadt  Jerusalem  bildet  den  Hinter- 
grund. Das  Werk  ist  bezeichnet  „Aus  dem  feur  bin  ich  geflossen  Wolf- 
gang Neidhardt  in  Ulm  hat  mich  gössen  1599". 

Das  dort  befindliche  Epitaph  des  Herrn  Jakob  Freiherrn  von  Wald- 
burg und  Wolfegg  (f  1589)  ist  in  gleicher  Weise  wie  das  Zimbemsche 
Epitaph  von  Jonas  Gesus  zu  Konstanz  bezeichnet. 

Ein  vortreffliches  Werk  ist  auch  die  etwas  ältere  Gedächtnisplatte 
des  Wolfif  von  Honburg  in  Badolfzell^  sie  ist  bezeichnet:  »Aus  dem  Feir 
flos  ich  Hans  Algeer  gos  mich  zu  Ulm  Got  sei  mit  uns  allen  1568." 

Die  Bronzegedenktafel  des  „erenhafft  und  from  jeronymus  baldter* 
in  Villingen  ist  H.  K.  bezeichnet,  was  man  als  Hans  Krauth  gedeutet 
hat,  der  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  dort  als  tüchtiger 
Hafner  ansässig  war;  wer  den  Guß  der  Platte  besorgte,  ist  nicht  bekannt. 

Im  nördlichen  Deutschland  entstand  die  umfangreichste,  mit  lebens- 
großen vergoldeten  Bronzefiguren  ausgestattete  Grabmalanlage  des  16.  Jahr- 
hunderts in  dem  als  Grabkapelle  Herzogs  Heinrich  des  Frommen  (t  1541) 
und  seiner  Nachkommen  ausgestatteten  Chorraume  des  Domes  zu  Frei- 
berg  in  Sachsen. 

Der  erste  Plan  zu  diesem  großartigen  Werke  wurde  im  Auftrage 
des  Kurfürsten  August  im  Jahre  1585  von  dem  Architekten  Nosseni  aus- 


Fig.  S18.    Fieav  dar  Karfdrstin  Anna  In  FreiberK,  Dom.    S.  tu. 


444  16.  Jahrhundert. 


gearbeitet.  Seit  dem  Jahre  1590  war  der  Bildgießer  Carlo  de  Cesare 
aus  Florenz  in  Freiberg  damit  beschäftigt,  die  zwischen  der  reichen  Säulen- 
und  Pilasterbekleidung  der  Wände  aufgestellten  Figuren  zu  gießen  (Fig.  328, 
S.  443). 

Nur  eines  der  acht  erzenen  Fürstenbilder,  die  Statue  Johann  Georgs  I., 
wurde  von  dem  Venezianer  Pietro  Boselli  gegossen  und  erst  im  18.  Jahr- 
hundert aufgestellt. 

Den  Boden  dieser  Grabkapelle  und  der  angrenzenden  Kapellen  bedecken 
28  gravierte  Bildplatten,    die  zum  Teil  dem  17.  Jahrhundert  angehören. 

Die  Mehrzahl  dieser  Tafeln,  vielleicht  alle,  wurden  in  den  Werk- 
stätten der  zu  bedeutendem  Ansehen  gelangten  Freiherger  Erzgießer- 
familie Hilliger  oder  Hilger  nach  gelieferten  Entwürfen  ausgeführt. 

Die  Todesdaten  dieser  Platten  umfassen  einen  Zeitraum  von  hundert 
Jahren.  (Nähere  Angaben  über  die  Grabkapelle  etc.  in  Bau-  und  Eunst- 
denkmäler  d.  Kgr.  Sachsen,  Bd.  III,  S.  46  ff.) 

Das  bedeutendste  Glied  jener  Gießerfamilie  (vergl.  Schmidt,  Die 
Glocken-  und  Stückgießerfamilie  Hilliger,  Mitt.  d.  Freiberger  Altert.-Ver- 
eins,  Heft  4,  S.  341)  und  der  Begründer  ihres  hohen  Rufes  war  der  im 
Jahre  1576  gestorbene  Wolf  Hilger.  Er  soll  von  den  Freiberger  Platten 
die  der  Herzogin  Katharina,  Gemahlin  Herzog  Heinrichs  (f  1561),  und  die 
Tafeln  für  «mindestens  sieben  der  meist  in  zartem  Alter  verstorbenen 
Kinder  des  KurfUrsten  August"  gefertigt  haben. 

Für  das  Marmorgrabmal  des  Kurfürsten  Moritz  im  Freiberger  Dome, 
das  ursprünglich  auch  als  Erzgußwerk  geplant  war,  goß  er  das  Kruzifix, 
vor  dem  der  Fürst  kniet. 

Gemeinsam  mit  Oswald  Hilger  goß  Wolf  im  Jahre  1545  eine  zum 
Teil  bemalte  Stiftungstafel  mit  den  Brustbildern  des  Kurfürsten  Johann 
Friedrich,  Luthers  und  der  Prinzen  Johann  Wilhelm  und  Johann  Friedrich 
für  die  Schloßkirche  in  Torgau. 

Für  die  Petrikirche  in  Wolgast  goß  Wolf  Hilger  das  Epitaph  Herzog 
Philipps  I.  von  Pommern  (f  1560)  (Kugler,  Kl.  Schriften  I,  S.  819). 

Als  teilweise  emailliert  wird  das  von  dem  Meister  um  1580  gegossene 
Epitaph  des  Sebastian  Hilger  (f  1570)  in  der  Thomaskirche  in  Leipzig 
bezeichnet  (Bau-  u.  Kunstdenkm.  d.  Kgr.  Sachsen,  Bd.  17,  S.  75,  Taf.  XV). 
In  derselben  Kirche  wird  dem  Meister  das  Epitaph  des  Nikolaus  Seleneccer 
(t  1592)  zugeschrieben  (ebend.  S.  76). 

Der  älteste  im  Jahre  1538  geborene  Sohn  Wolf  Hilgers  war  Martin 
Hilger  (f  1601).  Er  fertigte  ebenfalls  mehrere  der  Freiberger  gravierten 
Grabplatten  (aus  den  Jahren  1593  und  1594). 

In  den  Jahren  1577 — 1588  lebte  der  Meister  in  Graz  und  entfaltete 
dort  als  Stück-  und  Glockengießer  eine  umfangreiche  Tätigkeit  (Mitt.  d. 
Zentralkommission  1889,  Bd.  15,  S.  2). 


Deutschland.  445 


Nach  des  Vaters  Tode  hatte  er  die  Freiherger  Werkstatt  und  auch 
die  Leitung  der  kurfürstlichen  Gießstätte  in  Dresden  übernommen. 

In  Dresden  goß  er  53  messingene  „Säulen  mit  Kapitalen,  Postamenten, 
Bild-  und  Laubwerk^  für  die  Schranken  im  Hofe  des  neuen  Stallgebäudes. 

Martin  Hilger  starb  im  Jahre  1601;  er  hinterließ  mehrere  Söhne, 
die  ebenfalls  als  Gießer  Tüchtiges  leisteten  (s.  S.  491). 

In  Sachsen  tat  sich  im  16.  Jahrhundert  noch  ein  Gießer  hervor,  der 
vordem  in  Nürnberg  ansässig  und  mit  Peter  Vischer  nahe  verwandt  war, 
Meister  Peter  Mül ich.  Der  Vater  dieses  Erzgießers,  ebenfalls  Peter  ge- 
heißen und  auch  Gießer,  war  verheiratet  mit  der  Schwester  Martha  des 
älteren  Peter  Vischer.  Der  jüngere  Peter  Mülich  scheint  um  1490  in 
Nürnberg  geboren  zu  sein ;  nachdem  er  sein  Meisterrecht  erlangt  hatte, 
wanderte  er  im  Jahre  1523  nach  Zwickau  aus,  wo  er  gegen  ein  Gehalt 
von  50  fl.  und  ein  Winterhofkleid  in  den  Dienst  des  Kurfürsten  Friedrich 
des  Weisen  trat. 

Er  goß  vornehmlich  Geschütze,  doch  sind  auch  einige  Epitaphien 
von  ihm  bekannt. 

In  der  Stadtkirche  zu  Weimar  sind  die  Grabplatten  der  Margareta 
Johanna,  Tochter  Johanns  des  Beständigen  (f  1535),  und  Johann  Fried- 
richs I.  Sohn  Johann  Ernst  (geboren  und  gestorben  1536)  von  ihm  im 
Jahre  1536  gegossen  und  beide  voll  bezeichnet.  Vom  Jahre  1539  be- 
findet sich  eine  von  ihm  gegossene  Denktafel  des  Anarck  Herrn  zu  Wilden- 
fels-Schönkirchen und  Ronneburg  auf  dem  Schloß  zu  Ältenburg. 

Man  nimmt  an,  daß  der  früher  genannte  Kunz  Müllig  (Mülich, 
Müh  lieh),  von  dem  zwei  Epitaphien  in  Bamberg  erhalten  sind,  der 
Bruder  Peters  gewesen  ist  (Berg au,  Die  Stückgießer  Mülich,  Wart- 
burg 1882,  S.  9). 

Sachsen  und  Thüringen  ist  verhältnismäßig  reich  an  zum  Teil  tüchtigen 
bronzenen  Grabmälem  aus  dem  16.  Jahrhundert,  deren  Bezeichnungen 
uns  noch  verschiedene  Meister  nennen,  über  die  jedoch  bisher  Näheres 
nicht  bekannt  ist. 

Bemerkenswerte  Gußwerke  befinden  sich  außer  den  bereits  angeführten 
aus  dieser  Zeit  noch  im  Dom  und  in  der  Liebfrauenkirche  zu  Halberstadt 
(darunter  aus  der  zweiten  Hälfte  des  Jahrhunderts  Platten  von  Hans 
Meisner  und  Hans  Wilken  in  Braunschweig  und  von  Georg  Wolgast 
in  Halle)  ^  in  der  Marienkirche  zu  Wittenberg  (Denkmal  Lindemann  von 
Ulrich  Grebel  in  Leipzig  1536  gegossen),  m  Eisleben  (Grabmal  des  Grafen 
Hoyer  von  Mansfeld  vom  Jahre  1541),  im  3ferseburger  Dome  (Grabmal  des 
Thilo  von  Trotha,  erste  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts,  des  Sigismund  von 
Lindenau  [f  1544]  u.  a.),  in  Leipzig  ehemals  in  der  Johanniskirche  und 
Johanniskirchhof,  in  der  Thomaskirche  und  in  der  Paulinerkirche  (darunter 
Platten  der  Meister  Christoff  Grosse  und  Joh.  Behem),  im  Dome  zu 


446  1^'  Jahrhundert. 


Erfurt  (gravierte  Grabplatte  des  Kanonikus  Herrn.  Schindeleyb  [f  1427] 
und  Reliefgußplatte  des  Konrad  von  Breitenbach  [f  1579]  mit  der  Signatur 
des  Melchior  Möringk,  der  1584 — 1636  in  Erfurt  als  Gießer  ansässig 
war),  in  der  Stadtkirche  zu  Weimar  (darunter  die  Platten  Johann  Friedrichs  I. 
des  Großmütigen  und  seiner  Gemahlin;  die  „Visierung**  dazu  wurde  von 
Peter  Maler  geliefert,  die  „Muster  zu  den  Messingtafifeln**  von  Bildschnitzer 
Hermann  zw  Er  fürt  und  der  Guß  wurde  besorgt  von  Jakob  Schlaf  in 
Eisleben)  und  in  der  Stadtkirche  zu  Jena  (Grabplatte  Dr.  Martin  Luthers, 
die  ursprünglich  für  sein  Grab  in  Wittenberg  bestimmt  war).  (Näheres 
über  alle  diese  Werke  in  Bau-  und  Kunstdenkmälern  der  Provinz  Sachsen, 
des  Königreichs  Sachsen  und  Thüringens.) 

Schlesien  ist  arm  an  bronzenen  Grabdenkmälern  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert. 

In  Breslau  befinden  sich  einige  Platten  in  der  Magdalenenkirche  und 
eine  Platte  vom  Jahre  1540  (bez.  V.  A.  G.  H.),  ganz  ähnlich  der  Grab- 
platte des  Bischofs  Johann  IV.  Roth  im  Dome  von  Peter  Vi  scher,  an 
der  Südseite  der  Elisabethkirche.  Einige  Grabplatten  aus  der  ersten  Hälfte 
des  Jahrhunderts  sind  in  Anrtaherg^  eine  aus  dem  Ende  des  Jahrhunderts 
in  Nieder-Planitz  erhalten.  Vielleicht  entstanden  auch  die  Platten  Konrads 
von  Sagan  und  des  Boleslaus  Altus  in  Leubus  erst  im    16.  Jahrhundert. 

Auch  im  nördlichen  Westdeutschland  sind  nicht  viele  Erzgrabmaler 
aus  dem  16.  Jahrhundert  erhalten.  Doch  sind  einige  ausgezeichnete  Werke 
darunter. 

In  der  Martinskirche  in  Kassel  befindet  sich  aus  der  ersten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts  die  trefiFliche  Relief grabplatte  der  Christina  von  Sachsen, 
Gemahlin  Philipps  des  Großmütigen,  über  deren  Meister  wir  Genaueres 
wissen.  Zum  wenigsten  ist  zweifellos  festgestellt,  daß  das  Modell  von 
Philipp  Soldan  von  Frankenberg  in  Hessen  herrührt,  einem  Meister, 
der  besonders  zahlreiche  Modelle  für  gußeiserne  Ofenplatten  gefertigt  hat 
(B ick  eil,  Die  Eisenhütten  des  Klosters  Haina  und  der  dafür  tätige  Form- 
schneider Philipp  Soldan  von  Frankenberg.     Marburg,  Elvert  1889). 

Im  Rheinlande  befindet  sich  eines  der  köstlichsten  Erzgußwerke  aus 
dem  ersten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  überhaupt,  in  der  Schatzkammer 
des  Domes  zu  Köln,,  Es  ist  dieses  das  vergoldete  Epitaph  des  Fürst- 
bischofs von  Cambray,  Jakob  von  Croy  (f  1516),  das  jedenfalls  kurz  nach 
dessen  Tode  entstand.  Ueber  die  Herkunft  oder  gar  über  den  Meister 
ist  nichts  bekannt,  man  nimmt  an,  daß  ein  flandrischer  Künstler  dies  zier- 
liche Werk  schuf. 

In  Anlehnung  an  italienische  Formen  jener  Zeit  ist  eine  reiche  Nische 
gebildet,  in  der  in  vollrunden  Figuren  die  Anbetung  der  heiligen  drei 
Könige  dargestellt  ist.  Die  Höhe  des  Epitaphs  beträgt  nur  1  Meter,  die 
Breite  0,88  Meter  und  die  Tiefe  0,31  Meter. 


Deutsclilaiid.  447 


Zwei  gravierte  Grabplatten  der  AebtissiDnen  Agnes  von  Beichlingen 
(t  1533)  und  Katharina  von  Tecklenburg  (f  1560)  befinden  sich  im  Dome 
zu  Essen, 

Die  wenigen  westfälischen  Grabplatten  des  16.  Jahrhunderts  in  den 
Domen  zu  Münster  und  Paderborn  sind  von  höherer  Bedeutung  nicht. 

Im  Hannoverschen  ist  insbesondere  die  große  gravierte  Grabplatte 
in  der  Großen  Kirche  zu  Emden  anzuführen,  die  ehemals  das  Grab  des 
Magister  Hermann  Wessels  (f  1507)  deckte,  jetzt  an  der  Wand  des 
Abendmahlschores  angebracht  ist  (Beschreibung  in  Mit  hoff,  Kunstdenkm. 
und  Altertümer  im  Hannoverschen,  Bd.  VIII,  S.  66).  Ueber  die  Her- 
kunft der  Platte  ist  nichts  bekannt,  doch  ist  hier  wohl  an  Flandern  zu 
denken. 

Tüchtige  Gießer  waren  im  16.  Jahrhundert  in  Südhannover  und  im 
Braunschweigischen  ansässig,  insbesondere  sind  die  Familien  Mente,  auch 
Menten  oder  Menthen,  in  Braunschweig  und  Pelckinck,  auch 
Pellckinck  oder  Pelckin,  in  Hildesheim  zu  nennen. 

Von  den  in  diesen  Landen  erhaltenen  bronzenen  Grabmälern  sind 
nur  wenige  mit  Bestimmtheit  auf  einzelne  Meister  zurückführbar.  Von 
den  im  Kreuzgange  des  Domes  in  Hildesheim  befindlichen  Platten  wurde 
die  des  Kanonikus  von  Veitheim  (+  1531)  von  Cort  Mente  gegossen 
(Mithoff,  Kunstdenkm.  und  Altert.,  Bd.  III,  S.  117  fi^.).  Derselbe  Meister 
goß  im  Jahre  1541  die  Grabplatte  Herzog  Erichs  des  Aelteren  in  St.  Blasien 
in  Münden  (Mithoff  a.  a.  0.,  Bd.  II,  S.  140). 

Ueber  die  Meister  einiger  vortrefflicher  gravierter  Grabplatten  des 
16.  Jahrhunderts  in  Lübeck  ist  wiederum  nichts  bekannt,  bei  der  Mehr- 
zahl wird  flandrische  Herkunft  anzunehmen  sein.  In  der  Marienkirche 
befinden  sich  die  Platten  des  Bürgermeisters  Tidemann  Berck  (f  1521) 
und  Frau,  des  Hermann  Hutterock  (f  1505)  und  Frau,  des  Bartholomäus 
Heisegger  (f  1517),  des  Gotthard  von  Hoveln  (f  1555),  des  Senators 
gleichen  Namens  (f  1571)  und  Frau,  und  der  Eheleute  Gruber  „gemaket 
unde  gelecht  Anno  1557  **. 

In  der  Jakobikirche  ist  die  jetzt  an  einem  Pfeiler  angebrachte  Grab- 
platte des  Erzpriesters  Karsten  Middeldorp  (f  1562)  und  Frau  anzuführen, 
im  Dome  die  Platte  des  Bischofs  Johann  Tidemann  (t  1561). 

Ein  Meister  TileBruick  oder  Bruith  (vermutlich  in  Flandern)  fertigte 
die  ausgezeichnete  Grabplatte  der  Herzogin  Sophie  von  Mecklenburg 
(t  1504)  mit  deren  Relieffigur  vor  einem  Granatapfelteppich  und  in  einer 
Umrahmung  mit  Schrift  und  Wappen  in  der  Marienkirche  zu  Wismar 
(Crull,  Zeitschr.  für  christl.  Kunst  I  [1888],  S.  351  mit  Abb.). 

In  Pommern  wurde  die  Hilgersche  Grabplatte  in  Wolgast  bereits 
erwähnt,  anzuführen  ist  außerdem  eine  Flachrelieftafel  Reimers  vom  Wolde 
und  seiner  Frau  vom  Jahre  1559  in  der  Marienkirche  zu  ÄnJclam  (Kugler, 


448  16-  Jabrbandert 

Kl.  Schriften  I,   S,  818)  und   eiu  vermutlich  von  demselben  unbekannten 
Meister  gefertigtes  Reliefepitaph  in  Polzin. 

Das  hervorragendste  Grabmal,  das  in  den  Niederlanden  aus  dem 
16.  Jahrhundert  hier  in  Betracht  kommt,  befindet  sich  als  Gegenstück 
des  früher  erwähnten  Monumentes  der  Maria  von  Burgund  in  der  Frauen- 
kirche zu  Sritgge.  Dieses  im  Auftrage  Philipps  IL  von  Jacques  Jonghe- 
linck  in  Antwerpen  (1530 — 1606)  ausgeführte  Grabmal  Karls  des  Kühnen 
(Fig.  329,  S.  448J  besteht  ebenso  wie  jenes  aus  einem  reich  ornamentierten 


Fig.  m.    Jacques  Jongbelinck,  Ornbmal  Karla  des  KUhnen  ia  BrOgge.  Fraaeakirche.    E.  44B. 

Marmoninterbau,  auf  dem  die  in  Bronze  gegossene  Figur  des  Toten  ruht, 
Jongbelinck  hatte  im  Jahre  1558  den  Auftrag  erhalten;  er  modellierte 
und  goß  die  Figur,  die  Wappen  und  sonstigen  Zierate  nach  Entwürfen 
des  Marc  Gheeraerts.     Die  Figur  allein  kostete  10500  Livree. 

Von  Jongbelinck  n-urden,  wie  hier  erwähnt  werden  mag,  auch 
noch  eine  Reihe  anderer  größerer  Erzarbeiten  ausgeführt. 

Mai^arete  von  Parma  beauftragte  ihn  im  Jahre  1566,  einen  Gupido, 
einen  Neptun  und  zwei  Maskarons  fUr  ,1a  nouvelle  fontaine  de  la 
Feuill^e'  im  Park  des  Palastes  der  Herzöge  von  Brabant  zu  gießen. 
Ein   zweiter  Gupido,   wiederum    als  Fontiinenfigur   bestimmt,   wurde  ihm 


Niedertaade.  449 

im  Jahre  1597  Obertragen,  außerdem  andere  Figuren,  ftlr  die  er  500  Florins 
erliielt. 

Im  Jabre  1570  erhielt  er  mit  seinem  Bruder  Nikolas  den  Auftrag 
auf  acht  Bronzestatuen:   Apollo,   Bac- 
chus,   Diana,    Saturn,   Jupiter,   Mars, 
Merkur  und  Venus. 

Sein  Werk  war  femer  die  im 
Jahre  1571  in  der  Zitadelle  von  Ant- 
icerpen  errichtete,  aber  bald  darauf 
zerstörte,  15  Fuß  hohe  erzene  Denk- 
malfigur (Reiterstatue  ?)  des  Herzogs 
Alba. 

Einen  vom  Antwerpener  Magistrat 
bei  ihm  im  Jahre  1605  bestellten 
Kruzifixus  f[lr  die  Place  de  Meir  konnte 
er  nicht  mehr  rollenden  (Marchai, 
La  sculpture  et  les  chefs-d'oeurre 
d'orf^vrerie  Beiges,  Bruxelles  1895, 
S.  329  ff.). 

Bronzeue  Taufkessel  finden  sich 
ebenso  wie  früher  auch  im  16.  Jahr- 
hundert am  zahlreichsten  im  nördlichen 
Deutschland  und  in  den  Niederlanden, 
hier  verwendet  man  auch  weiterhin 
auf  diese  Gußwerke  alle  Sorgfalt  und 
bestes  Können. 

In  den  Niederlanden  haben  sich 
besonders  schfine  Beispiele  in  Zutphen, 
in  Tpem  und  in  Breda  erhalten  (Abb. 
in  Ysendyck  unter  Fonts  baptimaux). 

Der  Taufkessel  in  der  Walpurgis- 
kirche  in  Zutphen  (Fig.  330,  S.  449) 
ist  der  einzige,  Qber  dessen  Entstehungs- 
zeit und  Meister  wir  etwas  wissen, 
Qilles  Tan  den  Eynde  in  Mechetn 
goß  ihn  im  Jahre  1527.  Der  Kessel 
ist  in  Form  eines  Kelchglases  gebildet, 

der   breite,    auf  sechs  Löwen  ruhende  Fib  sao    oüies  van  den  Evnde 

Fuß    und     das    Gefäß     sind    reich    pro-         Taufbecken  in  Zntphen,  Walparglaklrcbe. 
filiert,  sonst  ohne  besonderen  Schmuck. 

Reicfagestaltet  und  mit  Figuren  geschmUckt  ist  der  Deckel;  er  ist 
turmartig  aufgebaut  mit  Strebepfeilern  und  Fialen  und  in  den  Einzelheiten 
Lflei,  Unedle  HeUlle.  29 


450  16.  Jahrhundert. 


mit  den  von  Italien  übernommenen  Formen  ausgeziert.  Jünger,  wohl  eret 
um  das  Jahr  1600  entstanden,  ist  das  Taufbecken  in  St.  Martin  zu  Ypem, 
(Ysendyck  gibt  an,  daß  es  seinem  Formcharakter  nach  ein  Werk  des 
Bildhauers  Taillebert  sein  könnte.)  Ein  gedrücktkugeliges  Becken  wird 
von  einem  runden  Schaft  und  vier  Hermen  getragen,  denen  auf  dem 
mäßig  hohen  Deckel  vier  Karyatiden  entsprechen,  die  eine  profilierte 
Platte  tragen. 

Das  reizvollst  erfundene  Werk  ist  aber  der  Taufkessel  in  der  Großen 
Kirche  zu  Breda.  Der  Beckenteil  ist  wiederum  kelchförmig,  doch  im 
Querschnitt  vierpaßartig.  Die  Wülste  und  Kehlen  an  Gefäß  und  Fuß 
sind  mit  Pfeifen  und  Blattborten  geschmückt,  am  Gefäß  sind  außerdem 
Köpfe  mit  Ringen  im  Maule  rundlaufend  angeordnet.  Der  Deckel  ist 
turmartig  ausgestaltet;  vier  schlanke  vierkantige,  allseitig  mit  Kandelaber- 
ornament bedeckte  schlanke  Pfeiler,  die  oben  durch  durchbrochenes  Orna- 
ment verbunden  sind,  und  ein  rundes  Mittelsäulchen  tragen  eine  quadratische 
profilierte  Platte.  Auch  diese  Platte  ist  ringsum  mit  Ornamentfüllungen 
bereichert.  Auf  den  Ecken  ragen  fialenartige  Glieder  auf  und  in  der 
Mitte  ein  kräftiger  profilierter  Schaft. 

Den  niederländischen  Tauf  kesseln,  besonders  dem  in  Breda,  im  Aufbau 
nahe  verwandt  sind  die  Taufen  in  Emmerich  (Aus'm  Weerth,  Taf.  11  ^) 
und  in  der  Martinikirche  zu  Minden^  diese  mit  Hausmarke,  Wappen  und 
Jahreszahl  1583   (Blätter  für  Archit.   u.  Kunsthandw.  Bd.  14,   Taf.  119). 

In  Kölner  Kirchen  sind  drei  Bronzetaufbecken  des  16.  Jahrhunderts 
anzuführen,  die  dort  entstanden  sein  werden.  Der  Taufkessel  in  St.  Maria 
im  Kapitol  mit  dem  Reiterbilde  des  heiligen  Martin  ist  im  Jahre  1594 
vom  Meister  H.  Weck  rat  gegossen,  üeber  den  Taufkessel  in  St.  Peter, 
der  ebenfalls  mit  einem  Reiterbilde  geschmückt  ist,  ist  nur  das  Ent- 
stehungsjahr 1569  durch  die  Inschrift  bekannt.  Nur  dem  Formcharakter 
nach  dem  16.  Jahrhundert  zuzuweisen  ist  das  pokalförmige  Taufbecken 
in  St.  Kolumba,  auf  dessen  Deckel  als  Bekrönung  die  Taufe  Christi  durch 
Johannes  dargestellt  ist  (siehe  Fig.  76  auf  S.  99). 

Ein  vortrefflicher  pokalförmiger  Bronzetauf kessel,  wohl  noch  aus  dem 
Ende  des  16.  Jahrhunderts,  ist  in  der  Elisabethkirche  zu  Marburg  erhalten 
und  laut  Inschrift  ein  Werk  des  JakobRottenberger.  Am  zierlichen 
Fuße  ist  in  vollrunden  Figuren  die  Taufe  Christi  durch  Johannes  dargestellt. 
Das  Gefäß  umziehen  oben  Schriftbänder  und  ein  erhabener  Rankenfries 
mit  Engelsköpfen.    Den  flachen  Deckel  bekrönt  die  Halbfigur  Gottvaters. 

Ein  reicheres  Werk  ist  auch  das  von  einem  unbekannten  Meister 
im  Jahre  1568  vollendete  Taufbecken  in  der  Stadtkirche  zu  Stadthagen 
(Beschreib.  Darst.  d.  älteren  Bau-  und  Kunstdenkm.  d.  Fürstent.  Schaum- 
burg-Lippe S.  65). 

In  Hannover  und  Braunschweig  ist  eine  Gruppe  von  untereinander 


DeuUchland.  451 

fast  gleichen,  reich  geschmückten  T&uf kesseln  besonders  bemerkenswert, 
die  von  verschiedenen  bekannten  Qießern  zu  verschiedenen  Zeiten  bus- 
gefohrt   wurden   Und   sich  in  Hildesheim,   Peine,   Goslar   und  Helmstedt 


Alle  sind  pokalartig  gegliedert  und  mit  einem  Deckel  versehen.  Die 
breite  Fuflplatte  wird  gewöhn- 
lich von  Kinderfiguren  getragen, 
an  dem  durch  einen  starken 
Wulst  unterbrochenen  Schaft 
sind  die  Figuren  der  Apostel  an- 
gebracht und  flache  biblische 
Reliefs  mit  vielen  Figuren  be- 
kleiden die  Wandung.  Am  flach- 
runden Deckel  sind  ringsum  an- 
einander gereihte ,  flach  klee- 
blattbogige  Felder  ebenfalls  mit 
figürlichen  Reliefs  gefallt.  In  der 
Mitte  des  Deckels  erhebt  sich 
ein  starker  profilierter  Schaft, 
dessen  BekrÖnung  eine  Dar- 
stellung der  Dreieinigkeit  bildet. 

Das  älteste  Beispiel  dieser 
Gruppe  ist  der  Taufkessel  des 
Hans  Sievers  vom  Jahre  1547 
in  S.  Andreas  in  Hildeskeim;  er 
ist  bezeichnet  in  lateinischen 
Majuskeln:  Gotis  unser  Hoffnung. 
Hans  Sivvercz  hat  mich  gegossen 
Anno  MCCCCCXXXXVn  (Mit- 
hoff, Kunstdenkm.  u.  Altert. 
Bd.  m,  S.  152). 

Hans  Pelkinck  in  Hildes- 
heim goß  im  Jahre  1561  das 
Taufbecken  fUr  die  Jakobikirche 
in  Feine  (Mithoff  a.  a.  0. 
S.  213).  Magnus  Karsten  in 
Goslar  goß  im  Jahre  1573  den 
Taufkessel  fUr  die  dortige  Markt- 
kirche (Mithoff  a.  a.  0.  S.  55).  Fig-asi.  Dietrich  Mente,  Taufbecken  in  HiWas- 
1.^                         -       ,r           .  ''*'"■  Miehaelskirche.    8.  »6». 

Mante  Pelkinck  in  Hildesheim 

goß   im  Jahre  1590   den  Taufkessel   fDr  S.  Stephani   in  Helmstedt  (Bau- 

und  Kunstdenkm.  d.  Herzt.  Braunschweig,  I,  S.  64,  Taf.  XI)  und  im  Jahre 


452  16.  Jahrhundert. 


1592  das  Taufbecken  in  der  heiligen  Kreuzkirche  in  Hildesheim  (Mit- 
hoff a.  a.  0.  S.  140).  Das  jüngste  Beispiel  der  Gruppe  endlich  goß  erst 
im  Jahre  1618  Dietrich  Mente  in  Hildesheim  für  die  dortige  Michaels- 
kirche (Fig.  331,  S.  451). 

Ein  Meister  Heinrich  Mente  zu  Braunschweig  nennt  sich  schon  auf 
dem  Taufbecken  vom  Jahre  1508  in  der  Stephanskirche  zu  Tangemiünde, 
und  mit  dem  Zusatz  „der  Jüngere*^  bezeichnet  sich  offenbar  derselbe 
Meister  auf  dem  Taufkessel  vom  Jahre  1510  in  Northeim  (Mithoff  a.  a.  0. 
Bd.  II,  S.  159). 

Der  schon  früher  (S.  447)  genannte  Meister  Cord  Mente  goß  im 
Jahre  1571  die  mit  sechs  Relief bildem  geschmückte  sogen.  Juliustaufe 
für  die  Marienkirche  in  Wolfenbüttel,  (üeber  die  Gießerfamilie  Mente 
finden  sich  ausführh'chere  Nachrichten  in:  Mithoff,  Mittelalterl.  Künstler 
u.  Werkmeister  Niedersachsens  etc.  Hannover  1883.  S.  222  ff.) 

Den  Deckel  zu  der  Taufe  in  der  Lambertikirche  zu  Hildesheim  vom 
Jahre  1504  goß  nach  der  Mitte  des  Jahrhunderts  Hans  Meißner  zu 
Braunschweig ^  von  dem  auch  andere  Werke  erhalten  sind,  und  der,  wie 
man  weiß,  unter  dem  Namen  Hans  von  Nürnberg  im  Jahre  1551  auf 
zehn  Jahre  vom  Rate  zu  Braunschweig  als  Zeug-  und  Schützenmeister 
angestellt  wurde. 

Die  ehernen  Tauf  kessel  des  16.  Jahrhunderts  in  Holstein  und  Mecklen- 
burg sind  künstlerisch  von  höherem  Interesse  nicht,  die  bezeichneten  Werke 
mögen  nur  aufgezählt  werden. 

Den  Taufkessel  in  Mölln  goß  im  Jahre  1509  Peter  Wulf.  Meister 
Reumer  goß  im  Jahre  1515  den  in  Flintheck,  Die  Taufen  zu  Kröpelin 
vom  Jahre  1508  und  in  der  Petrikirche  zu  Rostock  vom  Jahre  1512  goß 
Andreas  Ribe  (Zeitschr.  f.  ehr.  Kunst  1894,  S.  378).  Evert  Wichten- 
dahl  goß  im  Jahre  1570  den  Taufkessel  in  Flau  (Schlie,  Kunst-  und 
Gesch.-Denkm.  i,  Großhzt.  Mecklenb.  Bd.  IV,  S.  591  mit  Abb.). 

Der  Taufkessel  in  der  Marienkirche  zu  JDanzig  soll  ebenso  wie  das 
schöne  ihn  umgebende  Messinggitter  in  den  Jahren  1551 — 1555  in  Utrecht 
gegossen  sein  (Lübke,  Deutsche  Renaiss.  Bd.  II,  S.  236). 

Eine  durch  reichen,  turmartig  durchbrochenen  und  mit  Figuren  aus- 
gestatteten Deckel  bemerkenswerte  eherne  Taufe  in  der  Marienkirche  zu 
Salzwedel  goß  mit  dem  umschließenden  Gitter  in  den  Jahren  1520 — 1522 
Meister  Hans  von  Colin  zu  Nürnberg  (Fig.  332,  S.  453).  Andere  be- 
merkenswerte Bronzetauf  kessel  süddeutscher  Meister  sind  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert kaum  anzuführen. 

Um  Taufkessel  und  Sakramentshäuschen  aufgestellte  oder  auch  als 
Chorschranken  verwendete  Messinggitter  sind  aus  dem  16.  Jahrhundert 
verschiedentlich  in  reicherer  Ausführung  besonders  in  Deutschland  und 
den  Niederlanden  erhalten.     Bisweilen  sind   bei   diesen  Gittern  alle  Teile 


Deutachlaud.  Niederlande.  453 

iD  Metall  gegossen,  bisweilen  ist  auch  das  allein  gegossene  dünnere  Stab- 
werk in  ein  aiis  Stein  und  Holz  gebildetes  Gerüst  eingefUgt,  so  ist  es 
z.  B.  bei  dem  großen  Ghorgitter  in  St.  Bavo  zu  Hartem.   Bei  diesem  zu 


1,  Hurienkirche.    8,  4< 


Anfang  des  16.  Jahrhunderts  gefertigten  Gitter  sind  in  rhythmischem  Wech- 
sel verschiedenartig  gestaltete  Stäbe  oben  durch  ein  reich  verschlungenes 
Bogen-  und  Rankenwerk  verbunden,  und  ein  gleichartiges,  durchbrochenes 
Ornament  bildet  Ober  der  oberen  Rabraenleiste  die  BekrÖnung. 


454  16.  Jahrhundert. 


Das  Tabemakelgitter  in  der  Jakobikirche  zu  Löwen  ist  bezeichnet: 
Dit  Werck  heft  ghegote  Jan  Veldener  A°  1568.  Gruppenweise,  zwischen 
stärkeren,  mit  Hermen  ausgestatteten  Pfeilern  angeordnete,  kannelierte 
Säulchen  tragen  ein  Gebälk,  auf  dem  über  den  Pfeilern  die  Evangelisten- 
figuren stehen,  und  auf  dem  zwischen  den  Figuren  eine  reiche  durch- 
brochene Rollwerkbekrönung  mit  Fruchtbündeln,  Masken  und  einer  weib- 
lichen Mittelherme,  fünf  Kerzendorne  trägt. 

Ein  künstlerisch  vielleicht  noch  höher  stehendes  Gitter  umgibt  das 
Tabernakel  in  S.  Leonard  zu  Leau^  es  soll  nach  dem  Entwürfe  des  Comelis 
de  Vriendt  (Floris)  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  ausgeführt 
sein.  Zwischen  kannelierten  Pfeilern  sind  schlanke  Baluster  gruppen- 
weise vereinigt,  darüber  sind  auf  dem  Gebälk  zwischen  je  zwei  Leuchtern 
reiche  durchbrochene,  aus  Bandwerk,  Figuren  und  Fruchtbündeln  gebildete 
Bekrönungen  angebracht,  aus  denen  in  der  Mitte  auch  ein  Kerzenhalter 
herauswächst  (diese  drei  Gitter  sind  abgebildet  bei  Ysendyck). 

Bereits  erwähnt  wurde,  daß  das  Taufbeckengitter  in  der  Marien- 
kirche zu  Danzig  eine  niederländische  Arbeit  kurz  nach  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  ist.  Zierliche  korinthische  Säulen,  die  im  unteren  Teile 
mit  Ornament  umkleidet   sind,   tragen   ein  Gebälk  mit   verziertem  Fries. 

In  der  Marienkirche  in  Lübeck  ist  ein  messingenes  Chorgitter  er- 
halten, als  dessen  Entstehungsjahr  1518  angegeben  wird.  In  seiner  Aus- 
gestaltung ist  es  dem  Harlemer  Gitter  verwandt,  und  man  ist  auch  bei 
dem  Lübecker  Gitter  geneigt,  an  niederländische  Herkunft  zu  denken  (siehe 
d.  Abb.  auf  S.  374). 

In  demselben  Formkreise  und  noch  unbeeinflußt  von  italienischen 
Vorbildern  ist  auch  das  oben  angeführte  Sdlzwedeler  Taufgitter  ge- 
staltet. 

Im  Aufbau  dem  Löwener  Gitter  verwandt  ist  das  in  der  Marien- 
kirche zu  BostocJc.  Dieses  nicht  mehr  vollständige,  jetzt  die  Taufe  um- 
gebende Gitter  war  ehemals  als  Schranke  vor  dem  Altar  im  Chore  auf- 
gestellt (Schlie  a.  a.  0.  Bd.  I,  S.  26  mit  Abb.). 

Eines  der  bedeutendsten  Messinggitter  des  16.  Jahrhunderts,  bei  dem 
wohl  deutsche  Künstler  nicht  unbeteiligt  sind,  schließt  die  Jagellonen- 
kapelle  im  Dome  zu  Krakau  ab.  Angeblich  wurde  es  in  den  Jahren 
1525—1527  von  einem  Gießer  Servacius  nach  der  Zeichnung  eines 
Meisters  Sebald  ausgeführt  (Odrzywolski,  Die  Renaissance  in  Polen, 
Taf.  15).  Aus  schlanken  Pfeilern,  die  durch  ein  Gebälk  und  schmälere 
Gesimse  verbunden  sind,  ist  ein  Geinist  gebildet,  das  in  drei  Reihen  über- 
einander mit  schlanken  profilierten  Stäben  gefüllt  ist.  Eine  Tür  mit 
Giebelbekrönung  unterbricht  den  Aufbau  bis  zur  Höhe  des  Gebälkes. 

Kunstreicher  noch  als  alle  diese  Werke  war  das  früher  angeführte, 
vernichtete  Gitter,  das  in  Peter  Vi schers  Werkstatt  für  die  Grabkapelle 


Ntederlaade.  Deutachland.  455 

der  Fu^ger  gefertigt   und   später   im   Rathause   zu  Nürnberg  aufgestellt 
wurde  (s.  S.  412). 

Abgesehen  von  den  in  diesen  Gittern  angebrachten  Türen,  kommen 
auch  einzelne  in  Bronze  gegossene  Türen  im  16.  Jahrhundert  in  Deutsch- 
land bisweilen  vor,  z.  B.  in  der  Magdalenenkirche  in  Breslau  und  in 
Sehroda  in  Posen. 

Bronzene  Türbeschläge  von  höherer  künstlerischer  Bedeutung  sind  in 
Deutschland  im   16.  Jahrhundert  nicht  viele  entstanden.     Die  besten   er- 
haltenen Werke   der  Art  sind   wohl   der  „Türzieher"    mit  der  Figur  der 
Lukrezia  aus  Schloß  Ambras,  jetzt  in  den  Kaiserl.  Sammlungen   in 
Wien,  der  vor  wenigen  Jahren 
vom  Kunstgewerbemuseum 
in   Berlin    erworbene    schöne 
vergoldete  Klopfring  {Fig.  333. 
S.  455),   und    die   im   Besitze 
dieses  Museums  und  im  Ham- 
burger Museum  für  Kunst 
und    Gewerbe    befindlichen 
Türklopfer  und  Griffe,  die  von 
Hubert  Gerhard  und  seinen 
Mitarbeitern    fQr    das    Schloß 
Kirchheim  ausgeführt  wurden 
(Fig.  334,  S.  456). 

MessingenesBeleuchtungs- 
gerät  aus  dem  16.  Jahrhundert 
ist  in  Deutschland  nicht  selten, 
doch  bieten  diese  Arbeiten  zu- 
meist künstlerisch  wenig  Hervorragendes.  Die  Kronleuchter  bestehen, 
wie  schon  in  der  Regel  im  15.  Jahrhundert,  aus  Armen,  die  in  einem 
oder  mehreren  Kreisen  um  einen  profilierten  Schaft  angeordnet  sind. 
Sofern  man  nicht,  wie  beinahe  in  den  meisten  Fällen,  auch  die  Einzel- 
formen in  Anlehnung  an  die  älteren  Vorbilder  gestaltete,  erhielt  jetzt 
der  Schaft  unten  zur  Zier  eine  kräftige  Kugel  und  die  Arme  verloren 
den  rankenartigen  Charakter,  sie  wurden  strenger  C/>-förmig  gebildet 
mit  grotesken  Endigungen  und  Verstärkungen.  In  den  Formen  der  Kron- 
leuchter sind  auch  die  Wandleuchter  ausgeführt. 

Größere  Standleuchter  kommen  verschiedentlich  in  Anlehnung  an 
italienische  Vorbilder  gestaltet  vor,  selten  sind  aber  große  siebenarmige 
Leuchter  aus  dem  16.  Jahrhundert. 

Nur  in  selteneren  Fällen  sind  die  Beleuchtungsgeräte  jener  Zeit  genau 
datierbar  oder  gar  auf  bestimmte  Meister  zurückzuführen. 

Von  dem  bereits  vorher  erwähnten  Hans  Meißner  in  Braun  schweig 


456  1(>-  Jahrhundert 

wurden  für  den  Dom  in  Salberstadt  eine  Lampe  in  Laternenform  und  för 

die  M artin skircbe  in  Braunschweig  Ärmleucliter  an  der  Kanzel  geflossen. 

Zu  den  schönsten  Messingkronleuchtem  des  Id.  Jahrhunderts  werden 

die  in  der  Ändreaskirche  zu  Eislehen  und  in  der  Stadtkirche  zu  Schmal- 

kalden  gerechnet  (Lübke,  Deutsche  Renaiss.  II,  S.  371  und  S.  478). 

Gute  Lichtkronen  und  Wandleucbter  dieser  Zeit  haben  sich  auch  in 

der   Oeorgenkirche   in    Wismar 

und   in  der  Petri-  und  Jakobi- 

kirche  zu  Rostock  erhalten. 

In  der  Marienkirche  zu 
Danzig  befinden  sich  Arm- 
leuchter vom  Jahre  1517. 

In  der  ebenfalls  sn  schö- 
nem  alten  Lichtgerät  reichen 
Nikolaikircbe  in  Reval  tragen 
einige  Wandleuchter  die  Jahres- 
zahlen 1557  und  1558;  ein 
großer  siebenarmiger  Leuchter 
in  dieser  Kirche  wurde  im 
Jahre  1519  gestütet. 

Zwei  Kronleuchter  in  der 
Johanneskirche  zu  Thom,  die 
den  früher  angeführten  Leuch- 
tern in  Kolberg,  Braunsberg 
etc.  sehr  verwandt  sind,  wurden 
pjjj  ,„  im    Jahre    1580    von    Andres 

Leim  ausgetuhrt,  Kwgelhan  in  Thom  gegossen. 

Von  dem  Üblichen  Schema 
weicht  ein  wenig  der  von  Alexander  Colin  für  die  Kirche  in  Seef'eld 
entworfene  Kronleuchter  ab,  dessen  Originalzeichnung  erhalten  ist  (Schön- 
herr, Ges.  Schriften,  S.  554). 

Die  Werke  der  deutschen  BronzekUnstler  des  16.  Jahrhunderts  sind 
im  Vorstehenden  nicht  annähernd  erschöpfend  aufgezählt,  insbesondere 
sind  die  Kleinwerke  so  gut  wie  unberücksichtigt  geblieben;  die  TJhren 
und  wissenschaftlichen  Instrumente  verdienten  insbesondere  eine  eingehendere 
Betrachtung,  als  sie  hier  gegeben  werden  kann.  Angeführt  seien  als  eine 
interessante  Qruppe  noch  die  Schweizer  Fasteten  dosen,  die  auch  aus  dem 
17.  Jahrhundert  in  trefflichen  Beispielen  erhalten  sind. 

Die  Treibte chnik  in  Kupfer  und  Messing  hat  in  Deutschland  im 
16,  Jahrhundert  eine  höhere  Bedeutung  noch  nicht  gewonnen;  als  hervor- 
ragender Künstler  auf  diesem  Gebiete  wird  nur  Sebastian  Lindenast 
in  NUmherg  genannt. 


Deutschland,  Italien.  457 


In  zahllosen  Exemplaren  erhalten  sind  besonders  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert die  in  Nürnberg  mit  Hilfe  von  Stempeln  geschlagenen  Messing- 
schOsseln,  die  gewöhnlich  ein  figürliches  Mittelrelief  und  auf  dem  Rande 
rein  omamentale  Schriftzeichen  aufweisen.  Diese  Schüsseln  finden  sich 
oftmals  als  Taufbecken  verwendet,  künstlerische  Bedeutung  haben  sie  nur 
selten  (vergl.  Stegmann,  Zur  Geschichte  der  Herstellung  und  Verzierung 
der  geschlagenen  Messingschüsseln,  Mitt.  aus  dem  Germ.  Nat.-Mus.  1899, 
S.  11  f.  u.  17  f.). 

Italien. 

In  Italien  folgte  auf  die  großartige  Entfaltung  der  Erzgießkunst  im 
15.  Jahrhundert  zunächst  eine  Zeit,  in  der  verhältnismäßig  wenige  be- 
deutende Bronzewerke  entstanden.  Erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts wendet  sich  der  Geschmack  wieder  in  weitgehendstem  Maße  dem 
Erz  zu,  die  Meister  Benvenuto  Cellini,  Leone  und  Pompeo  Leoni 
und  Giovanni  da  Bologna  zählen  zu  den  gerühmtesten  in  der  Ge- 
schichte der  Bronzekunst. 

Von  dem  größten  Bildner  des  16.  Jahrhunderts,  von  Michelangelo, 
sind  Modelle  für  die  Ausführung  in  Bronzeguß  nur  vereinzelt  geschafl'en 
worden.  Die  Statue  Papst  Julius  II,  für  das  Portal  von  San  Petronio  in 
Bologna^  die  im  Jahre  1508  von  Bernardino  d'Antonio  gegossen  wurde, 
wurde  schon  bald  nach  ihrer  Entstehung  wieder  vernichtet.  Die  Figur 
eines  jetzt  verschollenen,  als  Geschenk  für  den  Marschall  Gi^,  den  Günst- 
ling am  Hofe  Ludwigs  XIII.  von  Frankreich,  bestimmten  David,  goß  nach 
des  Meisters  Modell  Benedetto  da  Rovezzano  (Gaz.  archeol.  1885, 
S.  77  ff.,  Taf.  9). 

Dieser  Meister  Benedetto  (ca.  1480 — 1560)  führte  auch  im  Auftrage 
Ludwigs  Xn.  das  Grabmal  Ludwigs  von  Orleans  für  die  Kapelle  der 
Gölestinerinnen  in  Paris  aus;  das  für  die  Kapelle  in  Windsor  bestimmte 
Grabmal  des  Kardinals  Wolsey,  dessen  Bronzeteile  im  Jahre  1646  als 
altes  Metall  verkauft  wurden,  vollendete  der  Künstler  nicht. 

Auch  Bernardino  d^Antonio  hat  sich  noch  anderweitig  als  Gießer 
hervorgetan,  er  führte  die  große  Gruppe  der  Predigt  Johannis  des  Täufers 
am  Baptisterium  in  Florenz  nach  dem  Modelle  des  Giov.  Francesco 
Rustici  (1474  —  1554)  im  Jahre  1511  in  Bronze  aus. 

Rusticis  Modelle  für  ein  großes  Reiterbild  König  Franz  I.  von  Frank- 
reich kamen  nicht  zur  Ausführung. 

Ein  Reiterdenkmal  Heinrichs  II.  von  Frankreich  erhielt  ebenfalls  ein 
italienischer  Künstler,  ein  Schüler  Michelangelos,  Daniele  da  Volterra 
(1509 — 1566)  in  Auftrag,  doch  vollendete  er  in  Bronzeguß  nur  das  Pferd. 

Ein  Florentiner  Bildhauer  Piero  Torrigiano  (1472 — 1528)  war  zu 
Anfang  des    16.  Jahrhunderts   besonders   in  England  tätig;    einige  treff- 


15.  Jahrhundert 


Fig.  3S5.     Jacopo  !>ansovino,  Sakristeilftr  in  Venedig,  Markaskirche.     S.  4 


Italien.  459 

liehe  Grabmonumente  mit  großen  Bronzefiguren  sind  von  ihm  in  der 
Westrainsterabtei  in  London  erhalten  (s.  S.  482). 

Einige    grSßere   Erzguß  werke    ttlhrte    im    ersten    Drittel    des    Jahr- 
hunderts auch  Baccio   da  Montelupo  (1469 — 1583?)  aus;   sein  Haupt- 
werk   ist    die    Statue    des    Jo- 
hannes Ev.  an  Or  San  Michele 
in  Florenz. 

Die  Bronzegruppe  der  Ent- 
hauptung des  Täufers  am  Flo- 
rentiner Baptisterium  ist  ein 
Werk  des  Vincenzo  Danti 
(1530—1576),  der  auch  die 
sitzend«  Statue  Papst  Pauls  IIl. 
für  den  Domplatz  in  Perugia 
ausführte. 

Die  sitzende  Bronzefigur 
desselben  Papstes  für  sein  Grab- 
mal im  Chor  der  Peterskirebe 
in  Itom  schuf  um  die  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  der  Lombarde 
Guglielmo  della  Porta,  nach 
dessen  Modellen  auch  für  die 
Cap.  Cesi  in  Santa  Maria  Mag- 
giore  in  Rom  die  Statuen  der 
Kardinäle  Paolo  und  Federigo 
G«5i  gegossen  wurden. 

Für  das  Grabmal  Papst 
Pauls  IV.  in  der  Minerva  in  Rom 
modellierten  und  gössen  Jacopo 
und  Thomaso  Casignola 
gegen    1560    die   Bildnisstatue. 

Eine  große  vor  der  Santa 
Gasa  in  der  Kirche  zu  Loreto 
aufgestellte,  sitzende  Statue  des 
Papstes  Sixtus  V.  goß  nach 
dem  Modelle  des  Bernardino 

Calcagni  ein  Meister  An  chise  Flg  ssa.    Alessandro  Leopsrdi,  FuB  eines  Fahnan- 

_  .  xT      I        1-1    I  mastes  in  Venedig.    S.  *»i. 

Censori.       ^aeh     Ualcagnis 

Modell  wurde  für  dieselbe  Kirche  auch  eine  Bronzetür  ausgeführt,  die 
nach  seinem  Tode  (1593)  von  Tarqu.  Giacometfci  und  Bastiano 
Sebastiani  im  Jahre  1600  vollendet  wurde. 

FOr  das  Grabmal  des  Kardinals  Gaetani  de  Sermoneto  in  Loreto  wurde 


460  16.  Jahrhundert. 

nach  Calcagnis  Modell   in   den  Achtzigerjahren  die  Figur  des  Geistlichen 
in  Bronze  ausgeführt  (Gharapeaux,  Dict.  des  fondeurs  etc.). 

Eine  Keihe  bedeutender  Gußwerke  schuf  der  in  Florenz  gebildete, 
aber  seit  1527  in  Venedig  tätige  Jacopo  Sansorino  (1486 — 1570) 
für  Bauten  der  Lagunenstadt.  Vor  allem  zu  nennen  sind  die  vier  um 
1550  vollendeten  Figuren  (Apollo,  Minerva,  Pallas,  Pai)  an  der  nun  zer- 
störten Loggietta.  Eine  sitzende  Statue  des  Gelehrten  Thomas  von 
Barenna  ist  über  dem  Portal  von  San  Giuliano  aufgestellt.  Berühmt  ist 
die  kleine  eherne  Sakristeitür  des  Meisters  in  der  Markuskirche  (Fig.  335, 
3.  458),  wo  auch  sechs  Reliefs  des  Meisters  mit  Darstellungen  der  Wunder 


Fig.  33?.    Brnnnenrand  in  Venedig,  Dogenpalast,    8.  «». 

des  heiligen  Markus  an  der  Chorbalustrade  und  die  Statuetten  der  sitzenden 
Evangelisten  erhalten  sind.  Für  die  Frarikirche  führte  endlich  der  Meister 
noch  eine  kleine  sitzende  Johannesfigur,  die  über  dem  Taufbecken  auf- 
gestellt ist,  aus. 

Lazzaro  da  Lorenzo,  gen.  Calamech  oder  Calamecca 
<t  nach  1576),  fUhrte  für  Messina  eine  Bronzestatue  des  Don  Juan 
d'Austria  zur  Erinnerung  au  dessen  Sieg  bei  Lepanto  aus  (Champeaux, 
Dict.  des  fondeurs,  Bd.  I,  S.  220). 

In  Venedig  erfuhr  die  ErzgieSkunst  überhaupt  während  des  ganzen 
16.  Jahrhunderts  eine  besondere  Pflege.  Zahlreiche  tüchtige,  wenn  auch 
vielfach  kleinere  oder  mehr  ornamentale  Bronzewerke  entstanden  dort  und 
besonders  auch  im  nahen  Padua  damals  in  großer  Menge. 

Der  Vollender   des  CoUeoni-Monumentes ,   Alessandro  Leopsrdi, 


Italien.  461 

fahrte  in  den  Jahren  150] — 1505  die  drei  schönen  BronzefUße  der  Fahnen- 
masten vor  der  Markuskircbe  aus  (Fig.  336,  S.  459),  Sein  Werk  sind 
auch  die  drei  jetzt  in  der  Akademie  befindlichen  Kandelaber,  die  zu  den 
Wahlurnen  des  Großen  Rates  gehören.  Auch  ein  Teil  des  reichen  Bronze- 
schmuckes der  Grabkapelle   des  Kardinals  Zeno   (f  1500)   in  San  Marco, 


Fig.  399.    Olialamo  Campagna,  Hocholtaigruppe  in  Venedig,  San  Olorglo  Hagglore.    S.  *ti, 

die  in  den  Jahren  1505 — 1515  errichtet  wurde,  scheint  auf  ihn  zurück- 
zugehen. Diese  reiche  Orabanlage  ist  ein  Werk  verschiedener  Meister. 
Der  künstlerische  Hauptanteil  daran  wird  den  Lombardi  zugesprochen, 
nach  ihren  Modellen  sollen  Giov.  Alberghetti  und  Pietro  Giovanni 
delle  Gampane  in  Bronze  gegossen  haben,  von  denen  sich  der  letztere 
am  Sockel  der  Madonna  auf  dem  Altare  allein  bezeichnete. 


16.  Jahrhundert. 


Weit  berUlimt  sind  in 
Venedig  die  beiden  bronzenen 
Bninneni^nder  im  Hofe  des 
Dogenpalastes.  Der  eine  der- 
selben wurde  im  Jahre  1556 
von  Nicola  de'  Conti,  der 
andere  im  Jahre  1559  von 
Älfonso  Alberghetti  aus- 
geführt (Fig.  337,  S.  460). 

Aus  der  Schule  Sansorinos 
ging  Alessandro  Vittoria 
aus  Trient  (1525—1608)  her- 
vor ,  der  auch  eine  Anzahl 
nicht  unbedeutender  Bronze- 
werke geschaffen  hat.  Er  fer- 
tigte für  die  Kirche  San 
Francesco  della  Vigna  zwei 
Statuetten  am  Weihwasser- 
becken und  drei  große  Altar- 
statuen in  Bronze.  Für  die 
Cap.  del  Rosario  in  San  Gio- 
vanni e  Paolo  fertigte  er  die 
beiden  Kandelaber  (jetzt  im 
Mus.  Correr,  siehe  Fig.  351, 
S.  475)  und  sechs  ovale  Reliefs 
mit  Propheten  und  Sibyllen. 
Einige  fUr  seine  Darstellungs- 
weise bezeichnende  Bronze- 
figuren besitzt  auch  das  Kgl. 
Museum  in  Berlin. 

Künstlerisch  dem  Vittoria 
fiberlegen  ist  der  ebenfalls  als 
Bronzebildner  tätige  Schfiler 
Sansovinos  Girolamo  Cam- 
pagna.  Sein  Hauptwerk  ist 
die  eigenartige  Hochaltar- 
gruppe in  San  Giorgio  Mag- 
giore  in  Venedig  (Fig.  338, 
S.  4Ö1);  die  Evangelisten 
tr^en  halbknieend  eine  große 
Weltkugel  mit  der  Gestalt 
Christi  oben  darauf.    Für  den 


Italie 


4m 


Hochaltar  von  San  Kedentore  schuf  er  die  Bronzestatuen  des  hl.  Markus 
und  Franziskus  zu  Seiten  des  Gekreuzi^n,  fiir  San  Tommaso  die  Statuen 
des  hl.  Petrus  und  Thomas,  fUr  S.  Maria  de'  Miracoli  die  Gestalten  des 
hl.  Franz  und  der  hl.  Klara  vor  der  Choibalustrade.  Andere  Gußwerke 
des  Künstlers  befinden  sich  in   Verona  und  Fadua. 

Von  Tiziano  Äspetti  (1552 — 1Ö07)  seien  die  großen  Bronzefif^uren 
S.  Pauli  und  Mosis  an 
derFassade  von  S.Fran- 
cesco   della   Vigna    in 
Venedig  angeführt. 

Als  der  bedeu- 
tendste Meister  der  Pa- 
duaner  GießhUtte 
ist  Andrea  Briosco, 
genannt  Biccio  (1470 
bis  1532),  zu  nennen, 
er  hat  insbesondere 
als  Dekor ationsktlnstler 
Ausgezeichnetes  gelei- 
stet. Sein  berühmtestes 
Werk  ist  der  große 
Kandelaber  im  Santo 
zu  Fadua,  der  ira  Jahre 
1516  vollendet  wurde 
(siehe  Fig.  350,  S.  474). 
Hobel  und  Geräte  in 
BronzeguB  für  die  Be- 
dürfnisse von  Küche  Flg.  SM,  Benvenuto  CeUlni.  Cnaimo  I.  Tod  Medid. 
,        TT                  ■    j        ■  in  Floreni,  Bargello.     S,  488. 

und      Haus     sind      in 

größter  Mannigfaltigkeit  in  seiner  Werkstatt  geschaffen  und  zumeist  jetzt 

in  Museen  verwahrt. 

Acht  Erzreliefs  vom  Grabmal  der  Torriani  in  San  Fermo  in  Verona 
gelangten  in  den  Louvre  in  Paris,  eine  treffliche  Bildnisbilste  von  seiner 
Hand  befindet  sieh  am  Grabmal  des  Ant.  Trombetta  im  Santo  zu  l'adua. 

Zu  einer  Über  seine  künstlerische  Leistungsfähigkeit  hinausgehenden 
Berühmtheit  gelangte  von  den  italienischen  Bronzebildnern  des  16.  Jahr- 
hunderts Benvenuto  Cellini,  der  im  Jahre  1500  in  7'Vo;ck2  geboren  wurde 
[Plön,  Benvenuto  Cellini.  Paris  1883),  Doch  wenn  auch  das  Schaffen 
dieses  Meisters  nicht  ganz  dem  Bilde  entspricht,  das  eine  gläubige  Phan- 
tasie auf  Grund  seiner  eigenen  Ruhmredigkeit  von  ihm  entwarf,  so  danken 
wir  ihm  doch  eine  Reihe  bedeutender  Werke  und  för  die  Geschichte  der 
Technik  und  insbesondere  der  Gußtechnik  unschätzbare  Dokumente. 


464  16.  Jahrhundert 

In  der  tod  Cellini  verfaßten  Abhandlung  Über  die  Goldschmiedekunst 
und  die  Bildnerei  (Uebersetzung  von  Justus  Brinckmann,  Leipzig,  See- 
mann, 1SIJ7)  beschreibt  er  aufs  genaueste  die  Einformung,  den  Guß  und 
alle  bei  der  Ausführung  von  Gußwerken  zu  beachtenden  Maßnahmen. 
Diese  Mitteilungen  enthalten  noch  einen  gesteigerten  Wert  dadurch,  dass 
die  Werke,  deren  Ausführung  er  beschreibt,  erbalten  sind. 

Das   erste   große  Bronzewerk   des  EUnsUers  entstand   in  Frankreich, 


Fig.  a*l.    Pompeo  Leoni,  Figuren  vom  Grabmal  KwIb  V.,  in  Msdrid,  Eseorial.    S.  MJ. 

WO  er  sich  während  der  Jahre  1540 — 1545  im  Dienste  König  Franz  I. 
aufhielt,  es  ist  das  in  einem  Halbrund  komponierte  Relief  der  Nymphe  von 
Fontainebleau,  das  als  Tympnnon  Über  einer  TOr  jenes  Schlosses  bestimmt 
war;  das  Relief  befindet  sich  jetzt  im  Louvre. 

Bekannter  noch  als  dieses  Werk  ist  die  in  der  Loggia  dei  Lanid  in 
Florenz  auf  reichstem  Bronzesockel  aufgestellte  Gruppe  des  Perseus  und 
der  Medusa,  die  Cellini  im  Auftrage  Cosimos  I.  ron  Medici  um  1550 
ausführte  (Fig.  339,  S.  4G2). 


Fig.  Ml.    OiO».  da  Bologn»,  Keptuasbronnen  io  Bologna. 
LUer,  Cnadle  Mctsll«. 


466  16-  Jahrhondert. 

Ehe  er  an  den  Quß  dieser  groBen,  in  einem  StDck  gegossenen  Qruppe 
ging,  versuchte  er  an  hleineren  Bronzewerken  die  zur  Verfügung  stehenden 
Formmaterialien.  Das  Relief  mit  dem  Hunde  und  die  Büste  Cosimos 
(Fig.  340,  S.  463),  beide  im  Bargello  in  Florenz,  entstanden  damals. 

Außerdem       geht 

eine  Reihe  erhaltener 
kleinerer  Bronzen,  dar- 
unter ein  Modell  des 
Perseus  (im  Bargello) 
auf  Gellini  zurück,  auch 
das  Kgl.  Museum  in 
Berlin  besitzt  einige 
Werke  dieser  Axt, 
die  ihm  zugeschrieben 
werden. 

Eine  äußerst  um- 
fangreiche Tätigkeit  als 
Erzbildner  im  großen 
und  kleinen  entfalteten 
in  der  zweiten  Hälfte 
des  16.  Jahrhunderts 
der  Paduaner  Leone 
Leoni  (1509—1590) 
und  sein  Sohn  Pom- 
peo    Leoni    in    zum 

Teil   gemeinsamem 
Schaffen  {vei^l.  Plön, 
Leone  Leoni  et  Pompeo 
Leoni.  Paris  1887). 

Die  großen  Bronze- 
werke dieser  Künstler 
entstanden  zu  aller- 
meist für  das  Ausland, 
besonders  für  Karl  V, 
und  Philipp  U.  Neben 
J  zahlreichen  Büsten  die- 

i  ser  Fürsten  und  ihrer 

Verwandtschaft  sind  an 
I  großen  Werken  Leone 

I  Leonis    besonders    zu 

nennen :  die  allegorische 

Fie  Bi».    Olov.  da  Bologna,  Figur  der  Badenden  anf  Fontane  ,,  'j.     j         n 

Tribolos  in  Floram,  VUIa  Petra]«.    8.  *fl».  Umppe      mit      der      «C- 


Italien.  467 

stalt  Karls  Y.,  derea  Aufschrift  „Gaesaris  virtute  domitus  furor"  auf  dessen 
kriegerische  Erfolge  hinweist,  dann  die  Statuen  Philipps  II.,  der  Kaiserin 
Isabella  und  der  Königin  Marie  von  Ungarn,  die  alle  in  den  FQnfz^er- 
jahren  in  Mailand  gegossen  wurden  und  sich  jetzt  im  Prado  in  Madrid 
befinden. 

Für  die  Piazza  maggiore  in  Guastalla  entstand  in  den  Sechzigerjahren 
die  Statue  des  Ferrante  Oonzaga.  Eine  sitzende  Bronzefignr  des  Vincenzo 
Oonzaga  ist  Ober  dessen  Grabmal  im  Palast  zu  Sahionetta  aufgestellt. 

In  der  Kathedrale  zu 
Mailand  befindet  sich  von 
Leone  Leoni  das  groß- 
artige Grabmal  des  Her- 
zogs von  Marignan  mit 
Reliefs  und  lebensgroßen 
Bronzestatuen,  darunter 
die  Gestalt  des  Herzogs; 
auch  zwei  große  dazu 
gehörige  Kandelaber  sind 
Leonis  Werk. 

Von  Leone  Leoni 
wurdeninJIfaiJancJ  schließ- 
lich noch  die  meisten 
Statuen  für  den  grofien 
Ältar  von  San  Lorenzo 
im  Escurisl  zu  Mailand 
gegossen ,  der  im  Jahre 
1579  seinem  Sohne  Pom- 
peo  gemeinsam  mit  dem 
Architekten  Herrera  u.  a. 
in  Auftrag  gegeben  und 
im  Jahre  1590  vollendet 
wurde. 

Pompeo  Leonis 
Hauptwerke  waren  die 
Grabmäler  Karls  V.  und 
Philipps  n.  in  der  Capilla 
Major  von  San  Lorenzo 
im  Escurial  mit  den 
lebensgroßen  vergoldeten 
BroDze^uren  dieser  Für- 
sten und  ihrer  nächsten 
Anverwandten,    in    Grup-         ^'e-S"-    Giov.  da  B<,logn»,^MBrkl.r  in  Florenz,  Bargello. 


468  IS.  Jahrhnndert 

p«n  ZU  je  fünf  knieenden  Gestalten  vereiniKt  (Fig.  341,  S.  464).  Pompeo 
Leoni  modellierte  auch  die  Statuen  des  Herzc^  und  der  Herzogin  von 
Lerma  (Valladolid,  Museum),  die  in  Madrid  von  dem  spanischea 
Gießer  Juan  de  Arfe  gegossen  wurden. 


,  Denkmal  PerdiDanda  I, 


Künstlerisch  jenen  Meistern  überlegen  und  in  der  Fnichtharkeit  des 
Schaffens  ihnen  nicht  nachstehend  war  der  durch  seine  in  Italien  ge- 
schaffenen Werke  zu  höchstem  Ruhm  gelangte  vlämische  Bildhauer,   der 


Italien.  469 

anter  dem  Xamen  Gioyanni  da  Bologna  (1524 — 1608)  bekannt  ist 
^Tergl.  Desjardins,  Jean  de  Bologne.     Paris,  Quantin  1883). 

Der  in  Douay  geborene  Meister  erlernte  seine  Kunst  in  Antwerpen. 
Im  Jahre  1550  kam  er 
nach  Born,  dann  nach 
Florenz.  Sein  erstes 
großes  Bronzewerk  war 
der  schöne  Neptunsbrun- 
nen  in  Bologna  (Fig.  342, 
S.  465),  den  er  im  Jahre 
1563  von  Papst  Pius  IV. 
in  Auftrag  erhielt  und  im 
Jahre  1567  vollendete. 
Die  Figuren  und  alle  de- 
korativen Teile  sind  daran 
von  Zanobi  Portigiani 
in  Bronzeguß  ausgeführt. 

Die  Brunnen  Skulp- 
turen des  Meisters  zählen 
-überhaupt  zu  seinen  be- 
sten Schöpfungen.  Von 
hoher  Anmut  ist  die 
Bronzefigur  der  Badenden 
auf  der  Fontäne  Tribo- 
los,  die  fDr  die  Villa  di 
<;astello  bei  Florenz  ent- 
stand und  später  in  die 
VillaPetrajakam(Fig.343, 
S.  466).  Die  völlig  un- 
bekleidete Gestalt  ist  dai-- 
f^estellt,  wie  sie  das 
Wasser  aus  ihren  langen 
Haaren  herausdrOckt ;  ein 
'geistvolles  Motiv,  das  auf 
Tribolo  zurückgehen  soll. 
Wahrscheinlich  als  Brun- 
nenfigur gedacht  war  auch 
die  köstliche  Bronzege- 
stalt des  Merkur  auf 
dem  Windhauch  (jetzt  im  Bargello   in  Florenz,  Fig.  344,  S.  467). 

Nächst  den  Brunnen  sind  des  Künstlers  bedeutendste  Werke  mehrere 
große  erzene  Keitermonumente,  deren  zwei  in  Florenz  stehen;  das  Denk- 


470  16.  Jahrhundert. 


mal  Cosimos  I.  auf  der  Piazza  della  Signoria,  das  im  Jahre  1594  yon 
Giov.  Alberghetti  im  Guß  vollendet  wurde,  und  das  im  Jahre  1608 
aufgestellte,  von  Pietro  Tacca  gegossene  Reiterbild  Ferdinands  I.  auf  der 
Piazza  dell'  Annunziata  (Fig.  345,  S.  468).  Nicht  vollenden  konnte  der 
Meister  das  im  Jahre  1604  begonnene  Reiterbild  König  Heinrichs  IV.  fQr 
Paris  und  das  im  Jahre  1606  begonnene,  für  Madrid  bestimmte  Denkmal 

PhiKpps  m. 

Von  anderen  größeren  Bronze  werken  des  Giovanni  da  Bologna 
sind  besonders  anzuführen  sechs  Statuen  der  Tugenden  (Fig.  346,  S.  469), 
Reliefs  und  Einderfiguren  für  die  Gap.  Grimaldi  in  Gentia,  die  im  Jahre 
1580  vollendet  wurde  (die  Bildwerke  befinden  sich  jetzt  in  der  Universitats- 
kapelle),  die  Statue  des  hl.  Lukas  für  Or  San  Michele  in  Florenz^  die  in 
den  Jahren  1600 — 1602  entstand  und  von  Alberghetti  gegossen  wurde, 
und  eine  Statue  des  Mars  in  der  Eingangshalle  derUffizien  in  Florenz. 
Hervorragend  sind  ferner  verschiedene  in  Bronze  gegossene  Kruzifixe  des 
Meisters  (in  Florenz,  Pisa^  Dresden  etc.)  In  großer  Menge  erhalten  (be- 
sonders im  Bargello  in  Florenz)  sind  kleinere  Bronzen  des  Meisters,  Sta- 
tuetten, Gruppen,  Tierfiguren,  teils  Nachbildungen  größerer  Werke  und 
vielfach  von  Schülern  ausgeführt,  insbesondere  von  Antonio  Susini. 

Die  Aufzählung  der  für  die  Erzgießkunst  des  16.  Jahrhimderts  in 
Italien  in  Betracht  kommenden  Hauptmeister  und  ihrer  wichtigsten  Werke 
bedarf  noch  einer  Ergänzung;  besonders  über  die  Brunnen,  die  Türen  und 
ihre  Beschläge  und  das  Beleuchtungsgerät  sei  noch  einiges  hier  nach- 
getragen. 

Künstlerisch  ausgestaltete  Brunnen  entstanden  in  Italien  schon  seit 
Jahrhunderten,  für  ihre  Form  und  Anlage  war  aber  vor  dem  16.  Jahr- 
hundert der  praktische  Zweck  in  erster  Linie  entscheidend.  Dann  aber 
begann  man  die  belebende  Wirkung  des  fließenden  oder  strahlenden 
Wassers  in  der  umgebenden  Landschaft  rein  künstlerisch  zu  schätzen,  mit 
Vorliebe  wurden  jetzt  Brunnen  auch  in  Gärten  aufgestellt.  Der  Charakter 
der  Brunnen  des  16.  Jahrhunderts  erscheint  dem  der  älteren  gegenüber 
wesentlich  verändert,  dem  flüssigen  Elemente  wird  die  Bewegung  im  Auf- 
bau mehr  und  mehr  angepaßt  und  die  Linien  der  Wasserstrahlen  ver- 
vollständigen erst  das  Bild  eines  jeden  Brunnens,  ihre  Mitwirkung  am 
künstlerischen  Eindruck  ist  von  vornherein  mitberechnet. 

Gilt  das  im  hohen  Maße  von  den  Brunnen  des  Giovanni  da  Bologna, 
so  trifft  es  auch  zu  für  diejenigen  anderer  Meister,  insbesondere  für  die 
des  schon  genannten  Tribolo,  dessen  zweite  große  für  die  Villa  di  CasteUo 
geschaffene  Fontäne  mit  einer  Bronzegruppe  des  Herkules  und  Antaus 
von  Bartolommeo  Ammanati  (1511 — 1592)  bekrönt  ist.  Im  Wettbewerb 
mit  Giov.  da  Bologna  und  anderen  Meistern  erhielt  Ammanati  auch  den 
Auftrag  für  den  mit  großen  Bronzefiguren  ausgestatteten  Neptunsbrunnen 


Italien.  471 

(mit  Marmormittelgruppe)  auf  der  Piazza  della  Signoria  in  Florenz,  der 
im  Jahre  1571  vollendet  wurde  (Fig.  347,  S.  471). 

Fnr  üom  entstand  (1585)  von  der  Hand  des  Taddeo  Landini  (t  1594) 
die  treffliche  Fontana  delle  Tartarughe  auf  der  Piazza  Tartarugha  mit 
vier  bronzenen  JUnglingsgestalten  und  ebensoviel  bronzenen  Schildkröten 
oben  auf  dem  Beckeurande  (Fig.  348,  S.  472). 

Die  ErztOren,  die  in  der  Geschichte  der  italienischen  GieSkunst  solch 
wichtige  Elolle  spielen,  bescl^ftigten  auch  verschiedene  Meister  des  16.  J^hr- 


Fig.  SIT.    Bartolomnif  0  Ammanatl,  Neptonsbianneii  in  Florenz.    S.  I7i. 

bunderts.  Eine  Reihe  bedeutender  Werke  der  Art  ist  erhalten,  von 
größerem  allgemeinen  Interesse  sind  aber  vielleicht  die  vielfach  köstlich 
erfundenen  TOrklopfer,  die  besonders  in  diesem  Jahrhundert  mit  Vorliebe 
in  Bronze  gegossen  wurden. 

Einer  BronzetQr,  die  Jacopo  Sansovino  ftlr  die  Markuskirche  in 
Venedig  ausführte,  wurde  bereits  gedacht,  ebenso  der  Tür  Calcagnis 
fUr  die  Kirche  in  Loreto. 

Zahlreiche  Künstler  wirkten  mit  an  den  drei  großen  Türen  der  Fassade 
des  Domes  in  Pisa,  die  an  Stelle  der  durch  Feuer  zerstörten  Türen  des 
12.  Jahrhunderts  traten.  Die  jetzigen  Pisaner  TUren  gelten  im  allgemeinen 
als  Werke  des  Giov.  da  Bologna;  neuerdings  hat  man  den  künstlerischen 


472  16.  Jahrhundert 

Hauptanteil  daran  deniGioT.Batt.Gaccini(1562 — 1612) und  demNiedei^ 
länder  Pietro  Francavilla  {1548 — 1618)  zugesprochen;  der  Guß  dieser 
Türen  wurde  von  Domenico  Portigiani  au^efilhrt  (Beschreibung  und 
Abbildungen  in  Desjardins,  Jean  de  Bologne.     S.  101  ff.). 

Die  nicht  selten  40 — 50  cm  hohen  bronzenen  Türklopfer  haben  zu- 
meist eine  Lyraform,  die  mit  Blattwerk,  Füllhörnern,  Delphinen,  Muscheln, 
und  besonders  Figuren  oft  aufs  reichste  ausgestaltet  ist. 


Fig.  3is.    Taddeo  LsDdini.  Fontane  delle  Tartarughe  in  Rom.    3.  l'l 

Besonders  zahlreich  entstanden  solche  Klopfer  für  die  Paläste  der 
oberitalienischen  Städte,  und  Beispiele  des  16.  Jahrhunderts  finden  sich 
noch  häufiger  an  ihrem  ursprünglichen  Bestimmungsplatze  (Fig.  349, 
S.  473).  Die  Mehrzahl  der  besten  Klopfer  jener  Zeit  findet  sich  in  allen 
größeren  Museen  Europas  zerstreut,  ausgezeichnete  Beispiele  besonders 
auch  im  Berliner  Kunstgewerbemuseum. 

Unter    dem    italienischen   Beleuchtungsgerät    in    Bronze    nimmt    im 


16,  Jahrhundert  der  Kandelaber    die    wichtigste   Stellung   ein,    und    die 

größten  und  reichsten  Beispiele  entstanden  wiederum  im  nördlichen  Italien. 

Vor  allen  berühmt  ist   der  fast  4  m  hohe,    überaus   reich  auch   mit 


Fig.  at».    TOrklopfev  in  Venedie.  Pal.  Trevisan.    S.  4JS. 

Floren  geschmückte  Erzkandelaber  des  Andrea  Briosco  (Riccio)  aus 
der  Zeit  um  1510  im  Santo  zu  Padim  (Fig.  350,  S.  474).  .Dieses  Werk 
resümiert  das  ganze  ornamentale  Wissen  und  Können  der  damaligen  Pa- 
duaner;   an   Fleiß,   Gediegenheit,   Detailgeschmack   hat   es  kaum   seines- 


gleichen.  AlleiD  es  ist  des  Gaten 
zu  viel;  die  GliedeniDg  hat  wohl 
doppelt  so  viele  Absätze  oder 
Stockwerke,  als  ein  antiker  Leuch- 
ter bei  gleicher  Größe  haben 
wdrde,  und  diese  einzelnen  Ab- 
teilungen sind  untereinander  zu 
gleichartig  im  Maßstab*  (Burck- 
hsrdt,  Cicerone). 

Venedig  ist  besonders  reich 
e.a  trefflichen  Beispielen,  die  alle 
mehr  oder  minder  Riccios  Torbilde 
folgen.  In  der  Uarkuskirche  sind 
vor  dem  Altar  der  Madonna  zwei 
Kandelaber  des  Camillo  Alberti 
vom  Jahre  1520  aufgestellt,  vor 
dem  Sakramentsaltare  stehen  zwei 
Kandelaber  des  Maffeo  Oliviere, 
die  im  Jahre  1527  gestiftet  wur- 
den. Die  Kandelaber  des  Ales- 
sandro  Vittoria,  die  im  Jahre 
1571  för  S.  Giovanni  e  Paolo  ge- 
fertigt wurden  und  jetzt  im 
Museo  Correr  aufgestellt  sind, 
wurden  bereits  erwähnt  (Fig.  351, 
S.  475).  Der  Zeit  um  1600  ent- 
stammen die  reichen  Über  2  m 
hohen  Kandelaber  des  Andrea 
d' A lessandro  von  Brescia  neben 
dem  Hochaltar  in  Sa.  Maria  della 
Salute  (Fig.  352,  S.  476);  Werke 
desselben  Meisters  sind  wahrschein- 
lich der  Kandelaber  und  sechs 
Leuchter  in  Santo  Spirito. 

Vier  schöne  Kandelaber  in 
der  Certosa  von  Pavia  wurden 
nach  den  Modellen  des  Annibale 
Fontana  (1540—1587)  von 
Francesco  Brambilla  gegossen. 
Ku  nstreiche  italienische  Bron  ze- 
kandelaber  des  16.  Jahrhunderts 
gelangten  anscheinend  schon  frUh 


auch  in  deutsche  Kirchen,  z.  B. 
in  die  Martinskirche  zu  Freßburg. 

In  Erz  gegossene  große  Kron- 
leuchter scheinen  in  Italien  auch 
im  16.  Jahrhundert  nur  wenige 
entstanden  zu  sein. 

Ein  außerordentlich  schönes 
und  eigenartig  erfundenes  Werk 
ist  der  durch  die  Pendelver- 
suche Galiläis  berühmt  gewordene 
Hängeleuchter  im  Dome  zu  Fisa, 
eine  Arbeit  des  Battista  Lo- 
renzi,  1527—1594  (Fig.  353, 
S.  477). 

Ein  fast  3  m  hober  Krön- 
leuchter  in  Form  eines  Palm- 
baumes mit  Figuren  und  Orna- 
menten in  der  Kirche  von  Yal 
ä'Elsa  soll  auf  Giovanni  da 
Bologna  zurückgehen,  als  dessen 
Werk  an  dieser  Stelle  auch  der 
bronzene  Fackelhalter  an  einer 
Ecke  zwischen  Pal.  Strozzi  und 
dem  Mercato  vecchio  in  Florenz 
erwähnt  sei. 

An  dieser  Stelle  zu  erwähnen 
ist  auch  der  äußerst  geschmack- 
volle Fackel-  oder  Fahnenhalter 
am  Pal.  Magnißco  in  Siena,  der 
von  6iacomo  Cozzarelli  im 
Jahre  1508  in  Bronze  gegossen 
wurde  (Fig.  354,  S.  478). 

Der  Ueberblick  über  das 
reiche  Schaffen  der  italienischen 
BronzekUnstler  darf  nicht  abge- 
schlossen werden ,  ohne  einer 
Gruppe  reichst  und  zierlich  de- 
korierter Bronze-  und  Messing- 
arbeiten zu  gedenken,  die  ganz 
besonders  in  Venedig  im  16.  Jahr- 
hundert angefertigt  wurden.  Die 
zumeist  gravierten,  bisweilen  in 


16.  Jahibondert, 


den  HaupÜinien  durch. 
Silberauflagen  bereicher- 
ten Ornamente  dieser 
Schüsseln,  Leuchter,  Dosen 
etc.,  sind  vielfach  in  offen- 
kundiger Anlehnung  an 
Vorbilder  mohammedani- 
scher Künstler  entstanden, 
teils  auch  vielleicht  von 
solchen  in  Venedig  aus- 
geführt. 

Die  großen  Schflsseln, 
zu  denen  vielfach  Kannen 
gehören,  kommen  auch 
nicht  selten  mit  dem 
italienischen  Ornament  des 
16.  Jahrhunderts  bedeckt 
vor,  auch  bei  diesen  sind 
neben  der  Gravierung 
Silbereinlt^^en  nicht  un- 
gewöhnlich. Zahlreiche 
Beispiele  dieser  zum  Teil 
bezeichneten  Arbeiten  sind 
in  den  großen  Museen 
erhalten,  ganz  besonders 
in  London. 


Spanien. 

In  Spanien  ist  die 
Bronzekunst  niemals  zu 
einer  ähnlich  bedeutenden 
Entfaltung  gelangt  wie  in 
den  Kachbarländem ,  die 
besten  und  größten  der 
dort  erhaltenen  Werke 
sind  Schöpfungen  auslän- 
discher Meister,  besonders 
der  vorher  genannten 
Leoni.  Doch  im  16.  Jahr- 
hundert sind  zum  wenig- 
sten    einige   einheimische 


Italien.  477 

tachtige  Erzgießer  in  Spanien  tätig,  Ton  denen  Werke  nachweisbar  sind 
^vergl.  Riaiio,  The  industrial  arts  in  Spain,  London,  Ghapman  and  Hall 
1890,  Bd.  I  S.  74  ff.).  Als  Gießer  nach  Modellen  Pompeo  Leonis 
wurde  bereits  Juan  de  Arfe,  ein  auch  als  Goldschmied  bekannter 
Meister,  genannt. 


Flg.  SKS.    BattisU  Lorenzi,  HSngeleucIiter  In  Pisa,  Dam.    S.  475. 

Einige  vortreffliche  Bronzewerke  in  Sevilla  sind  Arbeiten  des  Barto- 
lom^  Morel. 

Eine  als  «Giralda*  bezeichnete  Statue  ist  am  Turm  der  Eathedrale 
aufgestellt,  für  die  von  ihm  noch  ein  Chorpult  und  ein  Teneberleuchter 
(Fig.  355,  S.  479)  ausgeführt  wurden.  Der  Leuchter,  ein  reich  mit  Figuren 


478  18.  Jahrhundert. 

(^ziertes,  großartiges  Werk,  soll  im  Jahre  1562  entstanden  sein  unter  Bei- 
hilfe des  Juan  Giralte,  eines  Niederländers,  des  Juan  BitaYasquez 
und  des  Pedro  Delgado. 

Zur  selben  Zeit  arbeitete  ein  Meister  Vlllalpando  für  die  Kathedrale 
in  Toledo.     Sein   Werk   ist   das   Gitter   der  Capilla  Major    mit  den    ver- 
goldeten Kanzeln,   Arbeiten,   für   die   sonst  in  jener  Zeit  in  Spanien  das 
Eisen   bevorzugt  wurde.     Von   ihm   wurden   auch   das   Taufbecken,    das 
BrUstungsgitter    am   Altar    der 
Madonna  im  Chor  und  die  Re- 
liefs   am    sogen.   Löwentor    in 
Erz  ausgefUhrt. 

Als  noch  bessere  Arbeiten 
bezeichnet  Ri  an  o  (a.  a.  O. 
S.  76)  die  in  vei^oldeter  Bronze 
gefertigten  Chorpulte  in  der- 
selben Kathedrale,  die  im  Jahre 
1562  von  Juan  Navarro 
modelliert  wurden.  Die  mit 
Büsten  und  Reliefs  verwerte 
Bronzekanzel  der  Kathedrale 
von  Santiago  ist  bezeichnet: 
Joannes  Baptista  Gelma, 
Äragonensis  patria  pingendi 
artifex  salutis  anno  1563.  Com- 
postelle  faciebafc,' 

Ein  Meister  fast  gleichen 
Namens,  Cela,  fertigte  in  den 
Jahren  1574—1579  ein  bron- 
zenes Chorgitter  fUr  Saragossa. 

Für  das  Grabmal  des  Kar- 

iena,  dinals  Cisneros  in  San  Rdefonso 
zu  Älcala  begann  im  Jahre 
1566  Nie.  de  Vergara  eine  Bronzebalustrade,  die  im  Jahre  1574  von 
seinem  Sohne  vollendet  wurde  (Faber,  Konv.-Lex.  Bd.  V  S.  56). 

Werke  mehr  dekorativer  Art  sind  es  also,  die  von  spanischen  KOnst- 
lem  im  16.  Jahrhundert  in  Bronze  ausgeführt  wurden,  größere  figürliche 
Monumente,  Grabmäler  und  Brunnen  scheinen  damals  in  Spanien  nicht 
entstanden  zu  sein. 

Frankreich. 

In  Frankreich  sind  während  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  grdßere 
Bronzewerke  nur  in   geringer  Zahl   entstanden,   erst   im  16.  Jahrhundert 


Frankreich.  479 

tritt  FraDkreicb  in   den  Kreis   der  im  Erzguß   besonders   hervorragenden 
Länder. 

Die  ersten  bedeutenderen  GuBwerke,  von  denen  wir  wissen,  wurden 
im  Änilrage  des  Kardinals  Georg  von  Amboise  fUr  Schloß  Gaillon  bei 
Ronen  ausgeführt.  Insbesondere  wurde 
im  Jahre  1509  eine  Statue  des  hl. 
Geoi^  nach  dem  Modelle  des  Jeban 
de  Bonny  von  Nie.  Manger  mit 
Hilfe  von  Jacques  Billon  und  Jean 
Helot  gegossen;  der  letzte  Meister 
goß  für  dasselbe  Schloß  schon  im 
Jahre  1508  eine  Statue  des  hl.  Jo- 
hannes. 

In  Paris  fertigte  im  Jabre  1516 
Jacques  Bronchet  ein  großes 
Kruzifix  mit  Johannes  und  Maria  zur 
Seite,  das  später  Über  der  HaupttUr 
des  Hotel  Dieu  bei  Nötre-Dame  auf- 
gestellt wurde. 

Vor  allem  ist  aber  dem  eifrigen 
Bemflhen  des  kunstsinnigen  Königs 
Franz  I.  der  erneute  Aufschwung  der 
französischen  ßießkunst  zu  danken. 
Aufträge  fUr  die  königlichen  Schlösser 
boten  Gelegenheit,  den  Bronzeguß  im 
großen  zu  Üben.  Bekannt  ist,  daß 
der  König  um  154U  Abgüsse  von 
antiken  Bildwerken  aus  Italien  kom- 
men ließ,  die  unter  der  Leitung  des 
italienischen  Malers  Primaticcio  in 
Fontainebleau  in  Bronze  nachgegossen 
wurden.  V  a  s  a  r  i ,  der  bekannte 
KOnsÜerbiograph ,  schreibt,  er  wolle 
nicht  verschweigen,  daß  Primaticcio 
zur  Ausftlhrung  jener  Statuen  so  vor- 
treffhche  Gießer  hatte,  daß  die  Güsse 
nicht  nur  genau  ausfielen,  sondern 
auch  mit  einer  so  reinen  Oberfläche,  daß  sie  des  Ausputzens  gar  nicht 
bedurften.  Die  bei  diesen,  zum  Teil  erhaltenen  Arbeiten,  beteiligten 
Meister  waren  insbesondere  Pierre  Bontemps,  Francisque  Rjbon, 
Pierre  Beauchesne  und  Benoist  le  Bouchet  (vergi.  De  Laborde, 
Comptes  des  batimens,  Bd.  I  S.  191,  200  ff.). 


480  16-  Jahrhundert. 

Auch  Benvenuto  Cellini  war  damals  fUr  Frana  I.  ia  Fofäainebleau 
tätig,  wie  bereits  frOher  gesagt  ist,  und  in  seiner  Lebensbeschreibiug 
spricht  er  auch  von  französischen  Erzgießem,  doch  nur  um  diesen  gegen- 
über sein  überlegenes  Können  zu  betonen. 

Für  das  Schloß  Ckenonceau  bei  Blois  erteilte  der  König  im  Jahre  1553 
dem  Meister  Cardin  Chantelon,  genannt  Valence,  in  Tours  deo 
Auftrag  auf  eine  bronzene  Fontäne. 

Ausgezeichnete  Erzbildwerke  entstanden  als  Schöpfungen  der  großen 
französischen    Bildhauer    der    zweiten    Hälfte   des    Jahrhunderts.      J  e  a  a 


Fig.  96S.    O.  Pilon,  Figui  des  Runzlers  de  Birague  in  Farlt,  Laitert.    B.  ISO. 

Qoujon,  der  tüchtigste  unter  ihnen,  hat  nur  filr  dasChäteau  d'Anet 
einige  Modelle  fUr  die  Ausführung  in  Bronze  geschaffen. 

Eifriger  als  Erzbildner  tätig  war  Germain  Pilon  (f  1590).  Von  seiner 
Hand  sind  an  dem  1583  vollendeten  Grabmal  Heinrichs  II.  und  seiner 
Gemahlin  Katharina  von  Medici  in  der  Kathedrale  von  Saint-Denis  die 
beiden  knieenden  Gestalten  des  Königspaares  oben  auf  dem  Marmoraufbau; 
von  den  vier  großen  Tugendgestalten  an  den  Ecken  des  Grabmales  sind 
zwei  Werke  des  Ponce  Jacquino  (Abb.  in  Palustre,  La  Renaissance 
en  France.     Bd.  H  S.  111  ff.). 

Eine  große  knieende  Bronzegestalt  des  Kanzlers  de  Birague  schuf 
Pilon  für  dessen  im  Jahre  1585  in  der  Kirche  Sainte-Catherine  du  Val 
des  Ecoliers   errichtetes   Grabmal   (Fig.  356,  S.  480) ;    die  Figur   befindet 


Frankreich.  481 


sich  jetzt  im  Louvre  in  Paris  (vergl.  Courajod,  Germ.  Pilon  et  le 
tombeau  de  Birague,  Paris  1878). 

Für  das  Grabmal  des  Prälaten  Jean  de  MorviUiers  in  Blois  model- 
lierte Pilon  dessen  in  Bronze  gegossene  Büste  (jetzt  in  OrUans),  Eine 
Bronzebüste  Karls  IX.  von  Frankreich,  die  als  ein  Werk  Pilons  gilt,  be- 
findet sich  in  der  Wallace-Collection  in  London.  Auch  Medaillen 
Pilons  sind  bekannt. 

Die  Hauptwerke  des  Pierre  Biard  (1559 — 1609)  sind  ebenfalls 
einige  mit  großen  Bronzefiguren  geschmückte  Grabmäler. 

Er  schuf  am  Grabmal  des  Fran^ois  de  Foix  in  der  Augustinerkirche 
zu  Bordeaux  im  Jahre  1597  die  großen  Tugendgestalten.  Erhalten  ist 
von  seinen  Bronzewerken  nur  die  köstlich  bewegte  Gestalt  „La  Renommee*" 
von  dem  im  übrigen  auch  zerstörten  Grabmonument  der  Marguerite  de 
Foix,  der  Gemahlin  des  Duc  d'Epernon,  das  ehemals  in  der  Kirche  zu 
Cadillac  stand.  Die  genannte  Bekrönungsfigur  befindet  sich  jetzt  im 
Louvre,   eine  Wiederholung  befand  sich  im  Schloß  JRichelieu  in  Poitou. 

Bartheiemi  Prieur  (geb.  gegen  1550,  gest.  1611)  war  der  Meister 
des  Monumentes  mit  der  Urne,  die  das  Herz  des  Connetable  Anne  de  Mont- 
morenci  aufnahm  und  in  der  Kirche  der  Cölestiner  zu  Paris  im  Jahre  1573 
errichtet  wurde.  Neben  der  Säule  mit  der  Urne  standen  drei  Bronze- 
figuren, die  Frieden,  Gerechtigkeit  und  Mäßigkeit  darstellten  (Abb.  in 
Miliin,  Antiquitdes  nationales  I.  S.  71). 

Bei  einem  ähnlichen  Denkmal  des  Künstlers,  das  für  das  Herz 
Heinrichs  IH.  im  Jahre  1594  in  Saint-Cloud  aufgestellt  wurde  (jetzt  in 
Saint'Denis)  war  nur  die  Urne  in  Bronze  gegossen. 

Im  Auftrage  Heinrichs  IV.  führte  Prieur  für  Fontainebleau  eine 
Fontäne  in  Bronze  aus,  auf  deren  Mittelsockel  eine  nach  antikem  Vor- 
bilde modellierte  Diana  mit  Hirschkuh  stand.  Vier  Hunde  saßen  neben 
dem  Sockel  und  aus  vier  Hirschköpfen  an  der  Basis  floß  das  Wasser. 
Die  in  Malmaison  wieder  aufgefundene  Diana  ist  bezeichnet:  B.  P.  1602, 
auch  die  Hunde  sind  erhalten  und  im  Louvre  ausgestellt  (Abb.  des  ganzen 
Brunnens  in:  Pierre  Dan,  Le  Tresor  des  merveilles  de  .  .  .  Fontainebleau, 
Paris  1642,  S.  174). 

Im  Louvre  befinden  sich  weiter  zwei  Bronzebüsten  des  Meisters,  die 
Heinrichs  IV.  mit  Lorbeerkranz  und  die  des  Jean  d' Alesso. 

Auch  zwei  dort  verwahrte  Bronzefiguren  vom  Grabmal  des  Christophe 
de  Thou  (ehemals  in  Saint- Andr^-des-Arts  in  Paris\  die  in  Nachbildung 
der  liegenden  Gestalten  Michelangelos  in  der  Mediceerkapelle  entstanden 
sind,  werden  Prieur  zugeschrieben. 

Noch  eines  Bronzewerkes,  das  jedenfalls  nicht  französischen  Ursprungs 
war,  mag,  seiner  einstigen  Aufstellung  in  Besangon  wegen,  hier  gedacht 
werden.    Patte  gibt  in  seinem  Werke:  Monuments  erig^s  en  France  ä  la 

Lfler,  unedle  Metalle.  31 


482  16-  Jahrhundert. 

gloire  de  Louis  XV,  Paris  1765  uuf  Seite  91  einige  Angäbet)  über  eine  in 
Besan^on  in  einer  Nische  am  Rathaase  aufgestellte  Statue  Kaiser  Karls  V. 
Der  Kaiser  war  danach  sitzend  in  römischer  Tracht  dargestellt,  mit 
Schwert  in  der  rechten,  dem  Reichsapfel  in  der  linken  Hand.  Zu  seinen 
Fußen  saß  ein  ebenfalls  bronzener  Adler,  aus  dessen  beiden  Köpfen  sich 


Fig.  SM.    Grubmal  Heinrichs  VII.  UDd  seiner  Qemahlin  in  LondoD,  Westmlnaterabtai.    S.  4U. 

Wasser  in  ein  Brunnenbecken  ergoß.  Ueber  die  Entstehung  gibt  Patte 
uns  an,  daß  man  das  Standbild  errichtete,  als  die  Franche-Comt^  zu 
Spanien  gehörte,  also  wahrscheinlich  noch  im  16.  Jahrhundert. 

England. 

In  England  sind  die  wenigen  aus  dem  16.  Jahrhundert  erhaltenen 
bedeutenderen  Erzgußwerke  zumeist  von  italienischen  Künstlern  ausgeführt. 
Pietro  Torregiano  vor  allem  ist  der  Meister  des  Grabmals  Heinrichs  VII. 


England.  483 

und  seiner  Gemahlin  Elisabeth  von  York,  das  im  Jahre  1519  vollendet 
und  in  der  großen,  1502 — 1520  erbauten  Chorkapelle  der  Westminster- 
dbtei  aufgestellt  wurde  (Fig.  357,  S.  482).  Die  lebensgroßen,  vergoldeten 
Bronzegestalten  des  Königspaares  ruhen  auf  einem  durch  vergoldete 
Bronzereliefs  ausgezierten  altarartigen  Unterbau  aus  schwarzem  Marmor. 
Umgeben  ist  das  Monument  von  einem  großartigen,  etwa  3  m  hohen,  in 
Maßwerkformen  durchbrochenen  Bronzegitter,  das  mit  jetzt  zumeist  ver- 
lorenen Figuren  von  etwa  50  cm  Höhe  und  oben  mit  kräftigen  Kerzen- 
armen ausgestattet  ist.  Dieses  Gitterwerk  soll  noch  zu  Lebzeiten  des 
Königs  (t  1509)  begonnen  sein  und  ist  ein  Werk  der  englischen  Meister 
Humfray  Walker  und  Nicholas  Even.  Dieselben  Künstler  scheinen 
auch  die  drei  großen  bronzenen  Gittertore  ausgeführt  zu  haben,  die  die 
Eingänge  zur  Kapelle  abschließen. 

Von  Torregiano  ist  auch  das  Grabmal  der  Mutter  Heinrichs  VII., 
der  Margarete  von  Bichmond  (f  1509),  im  Seitenschiff  derselben  Kapelle. 
Bei  diesem  Monument  ruht  die  zum  Teil  mit  Lackfarben  bemalte  lebens- 
große Bronzegestalt  in  einer  ebenfalls  in  Bronze  gegossenen  durchbrochenen 
Baldachinnische  auf  schwarzem  Marmorunterbau  mit  vergoldeten  Bronze- 
Wappenschildern. 

Endlich  soll  von  Torregiano  noch  ein  Bronzebildnis  des  Earl  of 
Derby  für  die  Kirche  von  Ormskirh^  Lancashire,  ausgeführt  sein. 


Siebzelmtes  Jalirliimdert. 

Im  17.  Jahrhundert  wurden  die  bis  dahin  in  der  Geschichte  der  neueren 
Erzplastik  hervorragendsten  Länder,  Deutschland  und  Italien,  überflügelt 
von  Frankreich.  Die  politischen  Verhältnisse  und  die  durch  sie  bedingte 
gesamte  wirtschaftliche  Lage  dürften  damals,  wie  in  früheren  Zeiten,  das 
Ansteigen  und  Sinken  der  Bronzekunst  in  erster  Linie  herbeigeführt  haben, 
nebenher  werden  auch  rein  äußere  Geschmackswandlungen  in  gleichem 
Sinne  mitgewirkt  haben. 

Neuartige  Aufgaben  traten  weder  in  Italien  noch  in  Deutschland  an 
die  Erzkünstler  heran.  Brunnen  und  Grabmäler  beschäftigten  auch  jetzt 
noch  ab  und  zu  die  Schaffenskraft  der  Bildner,  aber  die  Aufträge  reichten 
nicht  aus,  um  dauernd  leistungsfähige  Gießer  zu  erhalten. 

In  Frankreich  aber  wurden  zur  Verherrlichung  des  Königtums  Guß- 
leistungen vollbracht,  wie  sie  kaum  je  vorher  in  gleicher  technischer  Voll- 
kommenheit zustande  gebracht  wurden. 


484  17.  Jahrhundert. 


Deutschland  nnd  Niederlande. 

In  Deutschland  behielten  Nürnberg  und  Augsburg  auch  jetzt  noch 
eine  Vorrangstellung  als  Gießerstädte. 

In  Nürnberg  erhielt  insbesondere  Johann  Wurzelbauer,  der  im 
Jahre  1595  als  Sohn  Benedikt  Wurzelbauers  (s.  S.  426)  geboren  wurde,  die 
Ueberlieferungen  der  Vergangenheit  lebendig.  Von  ihni  ist  bekannt,  daß 
er  für  den  im  Jahre  1624  gestifteten  Hauptaltar  des  Domes  in  Krdkau 
zwölf  große  Heiligenfiguren,  acht  Engelgestalten,  die  vier  Hauptstützen 
und  die  Kuppel  darüber  gefertigt  hat.  Er  führte  weiter  den  im  Jahre  1624 
von  Johannes  und  Georg  Starck  gestifteten  Krucifizus  für  die  Sebaldus- 
kirche  in  Nürnberg  aus.  Für  das  Grab  des  schwedischen  Obersten  Klaus 
Hastfer,  der  im  Jahre  1634  bei  Nürnberg  gefallen  war,  goß  er  die  nicht 
mehr  erhaltene  Platte,  deren  Holzmodell  sich  im  German.  Museum  in 
Nürnberg  befindet.  Eine  größere  Anzahl  der  Epitaphien  des  Johannes- 
friedhofes sollen  sein  Werk  sein,  besonders  das  des  Martin  Preller  und 
Frau  (1630)  und  der  Familie  Schuhknecht  (1643).  Ein  großes  Chorpult 
mit  24  Domhermwappen  und  den  Figuren  des  hl.  Kilian  und  der  Maria 
im  Dome  zu  Würzburg  ist  bezeichnet:  ^ Hanns  Wurtzelbauer  in  Würtz- 
burg  goß  mich  1644.**  Er  wurde  auch  mit  der  Lieferung  von  Bronzegrab- 
mälem  nach  Wehnar  betraut  und  im  Jahre  1653  soll  er  einige  große 
und  reichgeschmückte  Kronleuchter  für  Moskau  gegossen  haben.  Im 
Jahre    1656  ist   er  gestorben  und   auf   dem   Johannisfriedhofe   bestattet. 

Einer  alten,  aber  wenig  bekannt  gewordenen  Nürnberger  Gießerfamilie 
gehört  auch  Meister  Jakob  Weinmann  an,  von  dem  eine  Reihe  be- 
zeichneter Epitaphien  auf  dem  Johannisfriedhofe  in  Nürnberg  imd  im 
Dome  zu  Bamberg  erhalten  sind. 

In  Bamberg  ist  die  Platte  des  Domkustos  Michael  Groß  von  Trockau 
bezeichnet:  „Jacob  Weinmann  1614**.  Auch  die  Platte  des  Domherrn 
Wolfgang  Albert  von  Würzburg  (f  1610)  trs^t  seine  Signatur.  In  Nürn- 
berg ist  die  dem  Andenken  des  Doktors  der  Rechte  Georg  Rem  (t  1625) 
gewidmete  Platte  mit  dem  vollen  Namen  des  Meisters  bezeichnet,  andere 
weniger  bedeutende  Platten  zeigen  nur  die  eingeschlagenen  Buchstaben  I.  W. 
(vergl.  Bosch,  Mitt.  aus  d.  Germ.  Mus.  1892,  S.  102). 

Das  einzige  große  und  künstlerisch  hochbedeutende  Erzgußwerk,  das 
im  17.  Jahrhundert  in  Nürnberg  entstand,  ereilte  das  überaus  traurige 
Geschick,  in  Deutschland  nie  seiner  Bestimmung  zugeführt  zu  werden, 
nämlich  der  Neptun-  oder  Peuntbrunnen  (vergL  E.  Mummenhof,  Der 
Neptunbrunnen  zu  Nürnberg,  seine  Entstehung  und  Geschichte.  Nürn- 
berg 1902). 

Die  Ausführung  dieses  Brunnens  wird  auf  einen  dem  Rat  der  Stadt 


486  17.  Jahrhundert. 


gegenüber  von  Ofctavio  Piccolomini,  Herzog  von  Amalfi,  geäußerten  Wunsch 
zurückgeführt,  zur  Erinnerung  an  das  von  ihm  auf  dem  Schießplatze  zu 
St.  Johannis  am  4.  Juli  1650  veranstaltete  Bankett,  ein  Monument  zu 
errichten.  Im  Jahre  1660  hatte  der  Plan  des  Brunnens  bereits  festere 
Form  gewonnen.  Aus  diesem  Jahre  sind  bereits  Kostenanschläge  des 
Georg  Schweigger  gemeinsam  mit  Christoph  Ritter  und  des  Wolf 
Hieronymus  Herold  (1627 — 1693)  erhalten.  Im  Jahre  1668  scheint 
das  großartige  Werk  in  der  Hauptsache  vollendet  gewesen  zu  sein. 

Als  der  eigentliche  künstlerische  Schöpfer  des  Brunnens  scheint  (nach 
Mummenhof)  Georg  Schweigger  gelten  zu  müssen. 

Mit  ihm  arbeitete  sein  Lehrer  Christoph  Bitter.  Der  Gießer  des 
Ganzen  war  Herold,  und  als  weitere  Mitarbeiter  sind  Johann  Jakob 
Wolrab  und  Jeremias  Eisler  bekannt. 

Aufgestellt  wurde  der  Brunnen  nicht;  nachdem  er  bereits  jahrelang' 
in  der  Werkstatt  gelagert  hatte,  wurde  er  im  Jahre  1702  in  ein  eigens 
dafür  errichtetes  Haus  auf  der  Peunt  gebracht. 

Welche  Gründe  diese  betrübliche  Tatsache  notwendig  erscheinen 
ließen,  ist  nicht  völlig  aufgeklärt. 

Schon  im  Jahre  1680  hatte  man  sich  mit  dem  Gedanken  eines  Ver- 
kaufs getragen,  erst  über  100  Jahre  später,  im  Jahre  1797  kam  es 
wirklich  dazu.  Zar  Paul  I.  erwarb  damals  den  Brunnen  für  66000  fl., 
um  ihn  in  etwas  vereinfachtem  Aufbau  in  dem  Parke  von  Peterhof  bei 
St.  Petersburg  aufzustellen  (Fig.  358,  S.  485). 

In  jüngster  Zeit  (1902)  hat  man  den  schweren  Verlust  dieses  her- 
vorragenden Werkes  dadurch  wieder  auszugleichen  versucht,  daß  man 
einen  getreuen  Nachguß  nach  dem  Original  herstellte,  der  nun  den  Haupt- 
markt Nürnbergs  schmückt. 

Für  Frag  goß  Herold  die  überlebensgroße  Figur  des  heiligen  Nepomuk 
in  Bronze.  Nach  einem  kleinen  Tonmodell  des  Matthias  Rauchmüller 
schnitzte  der  Bildhauer  Bokoff  zu  Bonsperg  eine  »acht  Schuch*  hohe 
Statue  in  Holz.  Diese  wurde  nach  Nürnberg  gebracht  und  dort  von 
Herold  gegossen.  Im  Jahre  1683  erhielt  sie  ihren  Platz  auf  der  Brücke 
in  Prag,     Die  Figur  kostete  über  7000  Gulden. 

Ein  Bruder  des  Wolf  Hieronymus  Herold  war  Balthasar  Herold 
(geb.  1625  in  Nürnberg,  f  1683  in  Wien).  Dieser  wurde  im  Jahre  1667 
damit  betraut,  die  Mariensäule  am  Hof  in  Wien  in  Bronze  zu  gießen. 
Dieses  Werk  wurde  in  Anlehnung  an  die  früher  erwähnte  Münchener 
Mariensäule  von  dem  Hofarchitekten  und  Theatermaler  Ludwig  Burnaccini 
entworfen. 

Nicht  bekannt  ist,  in  welchem  näheren  verwandtschaftlichen  Ver- 
hältnis zu  diesen  Meistern  der  Erzgießer  Georg  Herold  stand,  der  die 
Bronzearbeiten  für  das  Grabmal  des  Markgrafen  Joachim  Ernst  (f  1625) 


Deutficbland.  487 

in  der  Elosterkirclie  in  Heilsbronn  ausfQhrte.  Das  Wachsmodell  zur 
Statue  fertigte  laut  Kontrakt  vom  6.  Mai  1625  nach  einem  ihm  zuge- 
stellten .Contrefait"  Meister  Abraham  Gross  in  Kulmbach  für  den  Be- 
trag von  3200  Beicbsthalern.  Herold  erhielt  für  den  &uß  500  Reichs- 
thaler. (Vergl.  F.  H.  Hofmaon,  Die  Kunst  am  Hofe  der  Markgrafen 
von  Brandenburg-Fränkische  Linie.     Straßburg  1901.    S.  83.) 


Fig.  M».    A.  de  Vrtes  nad  W.  Neldtaud,  Uerknrbniiinaii  in  Aagsborg,    8.  *9». 

Als  tüchtige  Gießer  von  Epitaphien  in  Nürnberg  verzeichnet  Doppel- 
mayr  noch  Sebastian  Denn  er  (f  1691),  Friedrich  Hinter- 
häusel et  1708)  und  Johann  Georg  Ramstek  (f  1176). 

Ramsteck  goß  unter  anderem  auch  für  das  vorhergenannte  Grabmal 
in  Heilshronn  im  Jahre  1712  die  Inschrifttafeln.  Einige  tUcbtige  Epi- 
taphien Denners  mit  voller  Bezeichnung  befinden  sich  z.  B.  im  Histo- 
rischen Museum  in  Frankfurt  a.  M. 

In  Augsburg,   der  neben  Nürnberg  bedeutendsten  deutschen  Gießer- 


488  17.  Jahrhundert. 


Stadt  des  17.  Jahrhunderts,  war  um  die  Wende  dieses  und  des  16.  Jahr- 
hunderts Meister  Wolfgang  Neidhard  von  Ulm  als  Erzgießer  hoch- 
geachtet. Ein  Werk  des  Künstlers,  das  Epitaph  des  Grafen  Wilhelm  v. 
Zimbem  in  Meßkirch  in  Baden,  wurde  bereits  früher  erwähnt.  Weit  groß- 
artigere Gußwerke  sind  von  ihm  in  Augsburg  erhalten,  insbesondere  führte 
er  nach  den  Modellen  des  Niederländers  Adriaen  deVries  den  Merkur- 
brunnen  und  den  Herkulesbrunnen  aus  (Buchwald,  Adriaen  de  Vries, 
Leipzig  1899,  S.  14  flF.). 

Der  Merkurbrunnen  (Fig.  359,  S.  487)  wurde  im  Jahre  1599 ,  der 
Herkulesbninnen  im  Jahre  1602  vollendet.  Der  Guß  des  Herkules  (Fig.  360, 
S.  489)  mißlang  zunächst  (1597),  „des  sculptoris  Mantel  und  Form  nvar 
gebrochen  und  das  Zeug  teils  ausgelaufen'',  und  Adriaen  de  Yries 
mußte  ein  zweites  Modell  herstellen.  Aehnliches  Mißgeschick  hat  die 
tüchtigsten  Gießer  aller  Zeiten  und  trotz  aller  Vorsicht  betroffen. 

Bei  beiden  Brunnen  sind  die  mittleren  marmornen  Figurensockel 
erneuert,  ohne  dass  ihre  ursprüngliche  Form  wesentlich  verändert  ist. 
Am  Herkulesbrunnen  wurde  zuletzt  (1828)  die  Mittelsäule  nach  einem  zu 
dem  Zwecke  ausgeführten  genauen  Holzmodell  in  Eisen  nachgegossen. 
Die  sämtlich  in  Bronze  ausgeführten  figürlichen  Teile  der  Brunnen  haben 
bisher  allen  Einflüssen  der  Witterung  standgehalten  (Beschreibung  der 
Brunnen  in  Zeitschrift  für  bild.  Kunst  1881/82,  S.  1  flF.  u.  37  flF.). 

Wolf  gang  Neidhard  war  Äugsburger  Stadtstück-  und  Glocken- 
gießer und  hat  als  solcher  auch  die  zahlreichen  Bronzegußarbeiten  für  das 
zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  erbaute  Bathaus  ausgeführt.  Erwähnt  sei 
der  Adler  für  den  vorderen  Giebel,  dessen  Form  von  Christ.  Murmann 
geschnitten  wurde,  und  der  alles  in  allem  2000  fl.  kostete,  weiter  goß  er 
Wappen,  Postamente  und  Kapitale  korinthischer  Säulen,  Büsten  römischer 
Kaiser,  Oberlichtgitter,  Wandleuchter  und  Deckenzierate  (Buff,  Zeitschr. 
d.  bist.  Vereins  für  Schwaben  u.  Neuburg  1887,  S.  230  f.,  248  f.). 

Bemerkt  zu  werden  verdient,  daß  Wolfgang  Neidhard  sogar  mit 
dem  Rate  der  Stadt  Danzig  über  den  Guß  eines  Brunnenbildes  verhandelte; 
der  geplante  Brunnen  wurde  auch  ausgeführt,  doch  ist  aus  den  Akten 
nicht  ersichtlich,  ob  die  Ausführung  in  Neidhards  Werkstatt  geschah 
(Buchwald  a.  a.  0.  S.  81). 

Ein  anderer,  zur  selben  Zeit  in  Augsburg  tätiger,  ausgezeichneter 
Bildhauer  und  Erzgießer  war  Hans  Reichel  aus  Rain,  Sein  Werk  ist 
besonders  die  Kolossalgruppe  des  Erzengels  Michael  am  Augsburger 
Zeughause,  die  im  Jahre  1607  vollendet  wurde.  Für  die  Ulrichskirche 
schuf  er  im  Jahre  1605  den  Bronzealtar  mit  den  vier  großen  Gestalten: 
Christus  am  Kreuz,  Magdalena  am  Kreuze  knieend,  und  Maria  und  Johannes 
zur  Seite  des  Kreuzes  stehend.  Möglicherweise  ist  Reichel  auch  der 
Meister  der  beiden  trefflichen  erzenen  Kinderfiguren,   die  als  Träger  des 


'Weihwasserbeckens  in  der  ülricbskircbe  neben  einer  vierseitigen  Mittel- 
stütze stehen. 

Als  Bildner  nicht  herTOrrageod  war  der  Meister  des  im  Jahre  1638 
vollendeten  Neptunbrunnens,  Johannes  Gerold.  Man  bat  die  Vermutung 
ausgesprochen,  daß  die  Augsburger  Meister  mit  ihrem  Kate  unzufrieden 
waren,  als  dieser  zu  wiederholten  Malen  große  Aufliröige  an  ausländische 
Künstler   statt  an  einheimische   erteilte,   und   daß   der  Bat  nur,  um   an- 


Fig.  3»0.    Ä.  de  Vries  und  W.  Neidhard,  H erhole Bbtnnnen  in  Angaburg.    8,  IM. 

scbaulicb  das  fUr  solche  Werke  nicht  geschulte  Können  der  Augsburger 
Bildbauer  zu  beweisen,  den  Neptunbrunnen  von  Gerold  als  abschrecken- 
des Beispiel  ausführen  ließ.  Wie  dem  auch  sei,  mit  den  älteren  Brunnen 
ist  er  nicht  auf  eine  Stufe  zu  stellen.  Er  soll  ursprünglich  in  einem 
Garten  gestanden  haben  und  erst  nach  mancherlei  Umstellungen  auf  den 
Fischmarkt  gelangt  sein.  Auch  hier  wird  die  Figur  von  einer  gußeisernen 
Säule  (von  1840)  getragen. 

Nicht  ohne  Bedeutung  war  auch  noch  im  17.  Jahrhundert  die  von 
Sebald  Kopp  geleitete  ForchTieimcr  Gießhütte,  auf  die  besonders  einige 


490  17.  Jahrhundert. 


Grabplatten  im  Bamberger  Dome  zurückzuführen  sind,  und  in  der,  -wie 
aus  Rechnungsnotizen  zu  ersehen  ist,  in  den  Fünfzigerjahren  auch  größere 
Erzgußarbeiten  für  den  Peters-  und  Georgenaltar  in  jener  Kirche  aus- 
geführt wurden,  die  im  19.  Jahrhundert  zerstört  worden  sind.  Von  den 
Bronzeepitaphien  ist  besonders  das  des  Fürstbischofs  Philipp  Valentin 
Y.  Bineck  im  Jahre  1671  von  Sebald  Kopp  gegossen. 

Wie  es  scheint,  entstanden  auch  in  München  noch  in  der  zweiten  Hälfte 
des  17.  Jahrhunderts  einige  große  in  Bronze  gegossene  Gestalten.  Berichtet 
wird  sehr  unzureichend  über  ein  Brunnen  werk  im  Residenzgarten,  das 
zur  Zeit  des  Kurfürsten  Max  Emanuel  ausgeführt  sein  soll,  und  dessen 
Hauptfigur  ein  Neptun  war  (Haeutle,  Gesch.  d.  Residenz  in  München, 
S.  94.). 

Endlich  wurde  auch  in  dem  erzberühmten  Innsbruck  die  Gießkunst 
im  17.  Jahrhundert  noch  gepflegt,  es  entstand  dort  damals  sogar  eines 
der  ausgezeichnetsten  deutschen  Werke  überhaupt.  Erzherzog  Leopold  V., 
der  damalige  Landesfürst  von  Tirol,  beauftragte  den  Bildhauer  Kaspar  Gras 
damit,  das  Modell  für  einen  großen  Brunnen  mit  Nymphen,  Tritonen,  Kinder- 
figuren und  einem  etwa  zwei  Drittel  lebensgroßen  Reiterbilde  des  Herzogs 
in  der  Mitte  auszuführen.  Das  Werk  kam  auch  zustande,  Meister  Heinrich 
Reinhardt  besorgte  im  Jahre  1627  den  Guß.  Doch  wegen  der  unruhigen 
Zeiten  scheint  der  Brunnen  damals  nicht  im  Zusammenhange  aufgestellt 
zu  sein,  zerstreut  erhielten  die  Figuren  ihre  Plätze  im  Hofgarten  und 
vor  dem  alten  Theater,  ein  Teil  kam  später  nach  Schloß  Ambras.  Erst 
in  jüngster  Zeit,  im  Jahre  1893,  hat  man  sich  der  ursprünglichen  Be- 
stimmung der  Figuren  erinnert  und  sie  nun  wieder  vereinigt  als  Brunnen 
vor  den  Innsbrucker  Stadtsälen  aufgestellt. 

Künstlerisch  bedeutsam  ist  dieses  Werk  noch  dadurch,  daß  bei  ihm 
zum  ersten  Male  bei  einem  so  großen  Bronzemonumente  der  Reiter  auf 
springendem  Pferde  dargestellt  wurde,  ein  Motiv,  das  in  der  Folgezeit  noch 
mehrfach  von  Bildhauern  in  größerem  Maßstabe  behandelt  worden  ist. 

Noch  andere  Werke  des  Kaspar  Gras,  die  wohl  ebenfalls  mit  Hilfe 
Reinhardts  in  Bronze  gegossen  wurden,  sind  in  Tirol  erhalten  (Atz, 
Kunstgesch.  in  Tirol  u.  Vorarlberg,  S.  396).  Nicht  mehr  vollständig  und 
in  seinem  ursprünglichen  Aufbau  befindet  sich  das  Grabmal  des  Erz- 
herzogs Max  in  der  Pfarrkirche  in  Innsbruck.  Im  Kloster  Wüten  sind 
ein  Kruzifix  und  der  Riese  Haimon  Arbeiten  des  Künstlers. 

Ein  größeres  süddeutsches  Erzgußwerk  des  17.  Jahrhunderts,  dessen 
Meister  bisher  nicht  bekannt  geworden  ist,  ist  die  Brunnenfigur  des 
heiligen  Willibald  in  Eichstätt  i.  B.  Der  Brunnen  wurde  im  Jahre  1695  im 
Auftrage  des  Fürstbischofs  Job.  Euchar  Schenk  von  Kastell  ausgeführt; 
die  bekrönende  Bronzefigur  mag  in  Nürnberg  oder  Forchheini  gegossen 
sein  (Abb.  in  Eichstätts  Kunst,  Festschrift.     München  1901,  S.  58). 


Deutscliland.  491 


Im  nördlichen  Deutschland  waren  im  17.  Jahrhundert  nur  wenige 
Gießer  befähigt,  einen  künstlerischen  Auftrag  auszuführen. 

In  Sachsen  bewahrte  die  Familie  Hilger  (Hilliger)  noch  einige 
Jahrzehnte  ihren  Ruf  (s.  S.  444),  doch  über  den  Guß  einfacher  Grabplatten 
ging  die  Leistungsfähigkeit  kaum  noch  hinaus.  Im  Jahre  1624  wurde 
der  Dresdener  Bürgermeister  und  kurfürstliche  Stückgießer  Hans  Hilger^ 
der  zweite  im  Jahre  1567  in  Freiberg  getaufte  Sohn  des  früher  genannten 
Martin  Hilger,  beauftragt,  die  lebensgroße  Statue  der  Sophie  Ton  Branden- 
burg, Gemahlin  Christians  L,  für  die  Grabkapelle  in  Freiberg  in  Bronze 
zu  gießen,  allein  der  Meister  berichtet  über  die  großen  damit  verbundenen 
Schwierigkeiten,  deren  er  sich  nicht  gewachsen  fühlte.  Er  sagt,  daß 
zuerst  das  „Conterfet"  in  Wachs  bossiert  werden  müsse,  dann  sei  das* 
Formen,  Brennen  und  Binden  der  Form,  das  Verschneiden  und  Aus- 
bereiten des  Bildes  so  mühsam  und  «ein  so  ungewöhnlich  Tun%  daß  der 
gewünschte  Kostenanschlag  nicht  vorher  aufstellbar  sei,  doch  möchte  das 
Bild  ohne  das  Metall  wohl  auf  1500  fl.  zu  stehen  kommen.  Im  Jahre 
1628  wird  berichtet,  daß  mit  dem  Bossieren  ein  Anfang  gemacht  sei 
und  mit  allem  Fleiß  fortgefahren  werde,  dann  aber  fehlen  alle  Nachrichten 
über  die  Vollendung  der  Statue,  man  muß  deshalb  annehmen,  daß  der 
Guß  mißlang.  An  dem  für  jene  Figur  vorgesehenen  Platze  steht  jetzt 
die  Bronzestatue  Johann  Georgs  I.  von  dem  Venezianer  Erzgießer  Pietro- 
Boselli  (Schmidt,  Archiv  für  sächs.  Gesch.  1873,  S.  151). 

Wir  wissen,  daß  Hans  Hilger  außer  zahlreichen  Glocken  und  Ge- 
schützen ein  großes  bronzenes  Kruzifix  goß,  das  für  die  Eibbrücke  in 
Dresden  bestimmt  war,  dort  aber  nicht  aufgerichtet  wurde,  vielmehr  nach 
Prag  gelangte,  wo  es  auf  der  Karlsbrücke  seinen  Platz  fand.  Hans  Hilger 
starb  im  Jahre  1640.  Sein  ältester  Sohn  Hans  Wilhelm  Hilger  über- 
nahm dann  die  Leitung  der  kurfürstlichen  Gießhütte  in  Dresden^  er  goft 
die  letzte  der  zahlreichen  Bronzeplatten  des  Freiberger  Domes  vom  Jahre 
1643.  Auch  darüber  ist  die  Rechnung  erhalten,  und  wir  ersehen  daraus^ 
daß  „die  Tafel  zu  formen  und  gießen,  blank  auszubereiten  und  polieren, 
das  Conterfet,  die  Wappen,  Compartamenta  und  Schriften  einwärts  zu 
hauen,  schwarz  einzulassen  und  gänzlich  fertig  zu  machen,  für  den  Zentner 
fertigen  Guß  21  fl.**  bezahlt  wurde. 

Auf  die  teils  mehr,  teils  minder  kunstreichen  Grabplatten  in  Alten- 
burg (Museum),  Neuhaus  (Kirche),  Weimar  (Stadtkirche)  und  in  Leipzig 
(Thomaskirche)  sei  nur  hingewiesen;  die  Gießer  dieser  Platten  sind  nicht 
bekannt. 

In  der  Nikolaikirche  in  Zerbst  befindet  sich  ein  in  Bronze  gegossener 
Taufkessel,  der  als  „etwas  stumpf  im  Guß,  aber  von  ansprechender  Kom- 
position* bezeichnet  wird,  „namentlich  der  Deckel  reich  mit  Engelfigür- 
chen,  Engelköpfen,  Masken  und  Volutenwerk  geschmückt"  (Lübke). 


492  17.  Jahrhundert. 


In  der  Liebfrauenkirche  zu  Halberstadt  befindet  sich  ein  im  Jahre  1614 
von  Mathias  Eippmann  in  Halberstadt  gegossener  Taufkessel  mit 
Deckel,  der  von  einer  Madonna  gekrönt  ist. 

In  Schlesien  sind  aus  dem  17.  Jahrhundert  sehr  wenige  Bronzeguß- 
arbeiten vorhanden,  unter  denen  nur  das  Bronzeepitaph  des  Kanonikus 
Friedr.  Bergh  (f  1625)  mit  dessen  lebensgroßer  Bronzebüste  im  Dome 
zu  Breslau  und  einige  Werke  des  Adriaen  de  Vries  von  Bedeutung 
sind  (s.  S.  495). 

Im  nordöstlichen  Deutschland  befindet  sich  in  der  Neuen  Kirche 
der  Altstadt  Königsberg  hinter  dem  Altar  ein  Bronzeepitaph  vom  Jahre 
1639,  an  dessen  Ohrmuschelomamentumrahmung  zwei  Statuetten  (Moses 
und  Johannes  der  Täufer)  angebracht  sind. 

Das  einzige  hervorragende  Gußwerk,  die  Gestalt  des  Neptun  auf  dem 
Brunnen  vor  dem  Arthushof  in  Danzig  (Fig.  361,  S.  493),  ist  jedenfalls 
nicht  von  einem  einheimischen  Meister  ausgeführt  (s.  S.  498). 

Sehr  spärlich  ist  auch  die  Zahl  der  im  17.  Jahrhundert  im  nord- 
westlichen Deutschland  entstandenen  Bronzeskulpturen,  deren  Reihe  aber 
wiederum  durch  Werke  des  Adriaen  de  Vries  (in  Bückeburg  und 
Stadthagen)  bereichert  wird  (s.  S.  496). 

In  St.  Michael  in  Hildesheim  befindet  sich  der  schon  früher  (S.  452) 
erwähnte  Taufkessel   des  Meisters   Diderich   Mente    vom  Jahre  1618. 

Eine  „Metall "-Relief platte  vom  Jahre  1675  in  der  Stadtkirche  zu 
Celle  erwähnt  Mithoff. 

Ein  bronzenes  Balustergitter  im  Dome  zu  Münster  soll  unter  Bischof 
Bernhard  v.  Galen  aus  Kanonen  gegossen  sein,  die  den  Niederländern 
abgenommen  wurden. 

In  St.  Alban  in  Köln  wird  der  Taufkessel  vom  Jahre  1642  als  ein 
einheimisches  Gußwerk  angesehen  (Bock). 

Am  lebendigsten  blieb  während  des  17.  Jahrhunderts  im  nördlichen 
Deutschland  die  Gußtechnik  in  Lübeck  und  Holstein. 

In  Lübeck  sind  als  die  hervorragendsten  Gußleistungen  die  Gitter 
in  der  Marienkirche  (vor  der  Bremerkapelle)  vom  Jahre  1636  und  in 
der  Petrikirche  aus  den  Jahren  1621,  1639  und  1644  zu  nennen,  die 
jedenfalls  als  einheimische  Arbeiten  angesehen  werden  dürfen. 

Eine  Bronzetaufe  in  der  Kirche  zu  Husum  vom  Jahre  1643  und  eine 
fast  gleiche  in  der  Kirche  zu  Hattstedt  (Kreis  Husum)  vom  Jahre  1(547 
goß  Lorenz  Karstensen,  im  Anschluß  an  die  alten  in  jener  Gegend 
vorhandenen  Werke;  nur  die  Einzelheiten  sind  dem  Zeitgeschmack  an- 
gepasst.  Die  vier  Evangelisten  tragen  das  Becken,  dessen  Wandung  noch 
durch  sechs  vollrunde  Apostelfiguren  gegliedert  wird. 

Ueberaus  mannigfaltig  nach  Form  und  Bestimmung  ist  aber  das  in 
allen   Teilen  Deutschlands   im  Laufe    des    17.  Jahrhunderts   entstandene 


DeataeUand.  493 

MessingkleiDgerät,   unter    dem   Leuchter   aller  Art   den   weitesten  Raum 
einnehmen. 

Große,   mit  zahlreichen   strahlig  angeordneten  Armen   ausgestattete. 


Flg.  Stl,    }I«ptDnbruiiiicn  in  Danzig.    S.  4SI. 

am   profilierten  Schaft  unten  mit   einer  Kugel  oder  mit  anderen  auf  die 
Sonderbestimmimg    bezugnehmenden    Gebilden    beschwerte    Kronleuchter 


494  1''-  Jahrhundert. 

fehlten  im  17.  Jahrhundert  kaum  in  einer  größeren  Kirche.  Vielleicht 
darf  man  si^n,  daß  die  schönsten  Beispiele  in  den  deutschen  Kflsten- 
ländem  entstanden  sind. 

Hingewiesen  sei  besonders  auf  die  Wand-  und  Kronleuchter  in  Lübeck 
(Fig.  362,  S.  494)  (Katharinenkirclie ,  Jakobikirche ,  Petrikirche  et«.),  in 
Wismar  (St.  Jürgen,  Kronleuchter  von  1608  und  1649;  Wandleuchter  Ton 


Fig.  s«i.    Kronicacbter  in  Lflbeck,  EatbarlnenkJrcb«.    S.  tM. 

1616,  1696  etc.  etc.),  in  Bostock  (Jakobikirche,  Kronleuchter  von  1602 
und  1603,  beide  nachweisbar  Nürnberger  Arbeiten;  Wandleuchter  von 
1614,  1617  etc.)  und  in  Eeval  (Nikolaikirche,  Kronleuchter  von  1615, 
1645,  1648,  1652,  1691,  1692  etc.). 

Ein  ansprechender  Ältarleuchter  mit  zwei  c^-förmigen  Armen  vom 
Jahre  1G23  befindet  sich  in  der  Neuen  Kirche  von  Pelltvorm  (Holstein). 
Zwei  Altarleuchter  der  Kirche  in  Amau  (Ostpreußen)  goß  in  Anlehnung 
an  italienische  Vorbilder  im  Jahre  1690  Daniel  Klein. 


Deutschland.  405 

Scbon  mehrfacli  geaannt  wurde  der  Name  des  niederländischen  Bild- 
hauers Adriaen  de  Vries,  dessen  zuallermeist  in  Prag  ausgeführte 
Werke  hier  im  Zusammenhange  noch  kurz  betrachtet  werden  mögen. 
(Buchwald,  Ädriaen  de  Vries,  Leipzig  1899.  Ilg,  Adriaen  de  Vries, 
Jahrb.  der  kunstbistorischen  Sammlungen  des  allerb.  Kaiserhauses.  Wien 
1883.    S.  118  und  1887,  S.  89.) 

Adriaen  de  Vries  stammte  aus  dem  Haag,  er  scheint  dort  um  das 
Jahr  1560  geboren  zu  sein, 
üeber  seine  Jugend-  und  Lehr- 
jahre ist  so  gut  wie  nichts  be- 
kannt, zweifellos  fest  steht  nur, 
daß  Giovanni  da  Bologna  ent- 
scheidenden Einfluß  auf  sein 
Schaffen  gewann. 

Im  Jahre  1594  fertigte  er 
im  Auftrage  Rudolfs  IL  in  Prag 
die  große  Bronzegruppe:  Merkur 
und  Psyche  {jetzt  im  Louvre 
in  Paris)  und  wohl  kurz  dar- 
auf die  Gruppe :  Psyche  von  drei 
Amoren  zum  Olymp  getragen 
(jetzt  Stockholm,  Museum). 

Weitere  bedeutende  Ar- 
beiten für  Deutschland  folj^en 
kurz  darauf.  Zunächst  die  bei- 
den schönen  Brunnen  für  Augs- 
burg (s.  S.  488).  Bucbwald 
(a.  a.  0.,  S.  31)  glaubt  dem 
Meister  noch  die  in  Augsburg 
(Maximiliansmuseum)  be- 
findliche Bronzefigur  eines  Tri- 
tonen  (0,Ö0  m  hoch)  zuschreiben 
zu  dürfen,  als  deren  ehemaliger 
Standort  „die  neyeZeyl  im  obem  Fig.  s»». 

Tir  „xi.  •!    r     1         1.  111    '  1  Adriaen  de  Vries,  Kaiser  Radolt  II.  In  Wien.     8.  WS. 

Wassertnurm     lest^estelit  ist. 

Zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  ist  de  Vries  wieder  fWr  Kaiser 
Rudolf  II.  tätig,  er  liefert  zwei  kunstreiche  bronzene  Tischfüße,  zwei 
Btlsten  des  Kaisers  (Fig.  363,  S.  495),  eine  Gruppe  „Herkules,  Dejanira 
und  der  Gentaur'  und  andere  zumeist  kleinere  Bronzewerke. 

Wahrscheinlich  bald  nach  1607  entstand  die  sehr  bemerkenswerte 
springend  dai^estellte  Reiterstatuette  des  Herzogs  Heinrich  Julius  Ton 
Braunschweig  {Braunschweig,  Museum). 


496  17.  Jahrhundert 


Im  Jahre  1604  vollendete  der  Künstler  eine  GeiBelungsgruppe,  von 
der  die  Christusgestalt  allein  sich  in  der  Kirche  zu  Bothsürben  i.  Schles. 
befindet.  Aus  dem  Jahre  1607  ist  die  fast  lebensgroße  Gestalt  des 
Schmerzensmann  in  der  Liechtensteingalerie  in  Wien  erhalten. 

In  JEdinburg  (Nationalgallery)  befindet  sich  eine  bronzene  Simson- 
gruppe  vom  Jahre  1612,  die  deVries  nach  einem  Vorbilde  des  Giovanni 
da  Bologna  ausführte. 

Aus  dem  Jahre  1614  ist  eine  kleine  freie  Bronzekopie  des  Meisters 
nach  dem  Farnesischen  Stier  erhalten  {Gotha^  Museum).  In  demselben 
Jahre  entstand  das  große  ßelief  mit  dem  Martyrium  des  hl.  Vinzenz  im 
Dome  zu  Breslau. 

Eine  Reihe  ausgezeichneter  Bronzewerke  entstanden  dann  für  den 
Fürsten  Ernst  von  Schaumburg.  Im  Jahre  1615  vollendete  der  Künstler 
das  Taufbecken  für  die  kurz  vorher  erbaute  lutherische  Kirche  in  Bücke- 
bürg,  und  er  verstand  es,  für  das  im  Laufe  der  vorausgehenden  Jahr- 
hunderte so  wenig  abwechslungsreich  gestaltete  Gerät  eine  eigenartige, 
höchst  künstlerische  Form  zu  finden.  (Ueber  die  Darstellungen  im  einzelnen 
siehe  Buchwald  a.  a.  0.,  S.  64flF.) 

Mit  über  lebensgroßen  Bronzefiguren  und  mit  Reliefs  stattete  der 
Meister  das  Grabmal  des  Fürsten  (f  1622)  in  dem  von  ihm  um  das  Jahr 
1620  erbauten  Mausoleum  an  der  Martinskirche  in  Stadthagen  aus.  Der 
Künstler  hat  den  Marmorsarkophag  des  Fürsten  als  das  Grab  Christi  dar- 
gestellt mit  vier  erzenen  Kriegergestalten  zur  Seite  und  der  ebenfalls 
in  Bronze  gegossenen  Gestalt  des  auferstehenden  Heilandes  oben  darauf 
(Buchwald,  S.  66—72). 

Im  Jahre  1621  modellierte  deVries  zwei  große  Bronzegruppen  für 
den  Schloßgarten  in  BücJceburg,  darstellend  den  Raub  der  Proserpina 
(Fig.  364,  S.  497)  und  Venus  und  Adonis  (oder  Diana  und  Aktäon).  End- 
lich werden  einige  bronzene  Pferdestatuetten  und  die  40  cm  hohen  Figuren 
von  Adam  und  Eva  auf  der  Ahrensburg  bei  Bückeburg  dem  Künstler  zu- 
geschrieben. Noch  während  dieser  Arbeiten  für  den  Fürsten  Ernst  hatte 
Adriaen  deVries  im  Jahre  1616  einen  Vertrag  unterzeichnet,  der  ihn 
verpflichtete,  dem  Könige  Christian  IV.  von  Dänemark  für  einen  Hof  des 
Schlosses  Frederiksborg  auf  Seeland  einen  Brunnen  zu  liefern  (Friis,  Fre- 
deriksborgfontaenerne,  Tidsskrift  for  Kunstindustri  1890,  S.  141  flF.). 

Ueber  diesen  nicht  mehr  an  seinem  Bestimmungsplatze  erhaltenen^ 
zum  Teil  von  Schülern  des  Meisters  ausgeführten  Brunnen  schrieb  am 
7.  März  des  Jahres  1623  der  Prinz  Christian  der  Jüngere  von  Anhalt  in 
sein  Tagebuch:  „in  Mitten  des  Platzes  ist  ein  schöner  Brunnen  mit 
9  Metallenen  Bildern  lebensgroße  gezieret  und  zu  Pra{f  gegossen,  welche 
mit  10000  Rthir.  ist  gezahlt  worden«. 

Diese   Notiz   ist   auch   für   die   Geschichte  der  Gießtechnik  von  be- 


Deutschland.  407 

sonderem  Interesse,  denn  wir  Temehmen  daraus  ausdrücklich,  daS  in 
Prag  damals  Oießer  vorhanden  waren,  die  solch  bedeutenden  Aufgaben 
gewachsen    waren.     Auch    die   Bronzegußwerke    für    den    Fürsten    Ernst 


Fig.  38J.    Adrinen  de  Vries,  Raqb  der  Ptoserpinn  in  BUckeburg,     S.  *M. 

kamen  von  Prag,  doch  fehlen  Über  ihre  Ausftlhrung  bestimmte  Angaben, 
und  leider  ist  der  Käme  des  Gießers  ja  auch  in  jenem  Tagebuche  nicht 
genannt.  In  einem  Briefe  des  Künstlers  vom  Jahre  1626  wird  aber  bei 
Gelegenheit  der  Ausitihrung  von  Bronzewerken  ein  Meseran  Sehliger 

LDer,  Unedle  »etiUe.  32 


498  17.  Jahrhundert. 


genannt,  der  vermutlich  der  Gießer  jener  Arbeiten  und  vielleicht  auch  der 
älteren  war.  Daß  Adriaen  de  Vries  sich  mit  der  Gußausfährung  seiner 
Werke  nicht  abgab,  darf  aus  einem  Briefe  des  Augsburger  Gießers  Wolf- 
gang Neidhard  an  den  Rat  in  JDanzig  geschlossen  werden,  in  dem  er 
sagt:  „Dan  der  Aderian  (Adriaen  de  Yries)  nempt  sie  das  güssen  nit  An, 
dann  er  bossir  num  Ins  wax**. 

Die  Bronzen  des  Frederiksborger  Brunnens,  der  bekrönende  Neptun, 
drei  Tritonen,  drei  Genien  mit  schreitenden  Löwen,  drei  Nymphen  auf 
Delphinen,  drei  Putti  und  drei  Gestalten  der  Lebensalter,  kamen  während 
des  Krieges  mit  Schweden  um  das  Jahr  1660  nach  Drottninglwlm  und 
von  dort  eine  der  Figuren  nach  Heleneborg. 

Nach  Drottningholm  gelangten  auch  noch  Gruppen  und  Figuren,  die 
Adriaen  de  Vries  im  Auftrage  Wallensteins  für  dessen  in  Prag  erbauten 
Palast  modellierte,  und  von  denen  fünf  Figuren  zu  einem  Brunnen  vereinigt 
waren.  Bei  der  Einnahme  Prags  durch  die  Schweden  im  Jahre  1648 
wurden  diese  Erzfiguren  mit  anderen  Kunstschätzen  von  den  Eroberem 
in  die  Heimat  mitgenommen. 

Eine  ursprünglich  zur  Bekrönung  dieses  Brunnens  bestimmte  Laokoon- 
gruppe  trägt  die  Jahreszahl  1623.  An  ihre  Stelle  trat  auf  Wunsch 
Wallensteins  ein  Neptun,  der  mit  der  Jahreszahl  1627  versehen  ist.  Die 
um  die  Mittelfigur  aufgestellten  Gestalten  zweier  Flußgötter  und  zweier 
Nymphen  entstanden  in  den  Jahren  1624  und  1625. 

Die  übrigen  Figuren  und  Gruppen  waren  Venus  und  Adonis  (1624), 
ein  Bacchus  (1624),  die  Ringer  (1625)  und  ein  Apollo  aus  derselben  Zeit. 
Wahrscheinlich  ebenfalls  aus  Wallensteins  Besitz  stammt  ein  in  Drottning- 
holm befindliches  bronzenes  Pferd  in  halber  Lebensgröße  (1622). 

Von  zwei  anderen  dort  vorhandenen  Bronzegruppen  (beide  von  1622) 
des  Adriaen  de  Vries,  einer  allegorischen  Darstellung  (nackte  Frau  auf 
einem  am  Boden  liegenden  Manne  stehend)  und  Herkules,  Nessus  und 
Dejanira,  sind  die  Auftraggeber  nicht  bekannt.  (Boettiger,  Bronsarbeten 
i  Swerge  af  Adrian  de  Fries,  Stockholm  1864,  mit  vielen  Lichtdruck- 
tafeln, und  Buchwald  a.  a.  0.  S.  74 ff.) 

Von  einer  großen  Erzfigur,  dem  Neptun  auf  dem  Brunnen  am  Langen 
Markte  in  Danzig^  ist  die  Urheberschaft  des  Adriaen  de  Vries  mit  größter 
Wahrscheinlichkeit  nachgewiesen.  Fest  steht,  daß  diese  Figur  im  Modell 
im  Jahre  1620  vollendet  war;  die  Wasser  des  Brunnens  sprangen  zuerst 
im  Jahre  1633  (Fig.  361,  S.  493). 

Bemerkt  sei  endlich,  daß  die  angeführten  Werke  des  Meisters  zumeist 
bezeichnet  sind  „Adrianvs  Fries  Hagiensis**,  die  jüngeren  mit  dem  Zu- 
sätze „Bataws**  und  auch  fast  sämtlich  ihr  Entstehungsjahr  tragen.  Der 
Künstler  starb  am  11.  Mai  des  Jahres  1627  in  Prag. 

Eine   Reihe    hervorragender    Erzgußarbeiten    wurden    im    17.    Jahr- 


Niederlande.  499 


hundert  auch  von  Niederländer  Künstlern  in  der  Heimat  und  für  diese 
ausgeführt. 

Hendrik  de  Keyser  von  Utrecht  (geb.  1565  oder  1567)  vollendete 
im  Jahre  1620  das  1616  begonnene  Grabmal  Wilhelms  des  Schweigsamen 
in  der  Neuen  Kirche  zu  Delft  An  diesem  großartigen,  in  schwarzem  und 
weißem  Marmor  aufgeführten  Monumente  ist  zu  Häupten  der  liegenden, 
aus  weißem  Marmor  gebildeten  Grabfigur  des  Statthalters  noch  eine 
sitzende  Figur  des  Prinzen  in  Bronze  aufgestellt,  und  zu  Füßen  der  Marmor- 
figur sitzt  eine  große  eherne  ßuhmesgöttin  mit  ausgebreiteten  Flügeln 
(Abb.  in  Marchai  a.  a.  0.,  Taf.  VII,  S,  351). 

Demselben  Meister  wird  auch  die  vortreffliche  Denkmalstatue  des 
Erasmus  vom  Jahre  1622  auf  dem  Großen  Markte  zu  Rotterdam  zuge- 
schrieben. 

Martin  van  Calster,  von  dem  bekannt  ist,  daß  er  im  Jahre  1595 
heiratete  und  im  Jahre  1628  starb,  modellierte  in  den  Jahren  1602 — 1603 
für  einen  Brunnen  in  Mecheln  einen  Neptun  mit  Dreizack,  auf  einem  See- 
ungeheuer reitend;  diese  Gruppe  wurde  von  Pierre  de  Clercq  in  Bronze 
gegossen. 

Ein  großer  600  Pfund  schwerer  Bronzechristus,  der  ehemals  auf 
dem  Pont  N^ron  in  Valenciennes  aufgerichtet  war,  und  sich  jetzt  dort  in 
Saint-Gery  befindet,  wurde  dort  im  Jahre  1604  von  Jacques  Perdry 
gegossen. 

Gaspard  de  Turkelsteyn  goß  im  Jahre  1610  einen  6000  Pfund 
schweren  wappenhaltenden  Löwen  nach  dem  Modelle  des  Jean  de 
Montfort  für  das  sonst  aus  schwarzem  Marmor  gefertigte  Grabmal 
Johanns  II.  von  Brabant  und  seiner  Gemahlin  Margareta  von  York  in 
S.  Gudula  in  Brüssel. 

Von  dem  im  Jahre  1602  in  Brüssel  geborenen  und  im  Jahre  1654 
in  Gent  lebend  verbrannten  Jeröme  du  Quesnoy  d.  J.  wurde  im  Jahre 
1619  die  höchst  anmutige  Brunnenfigur  des  Manneken-pis  in  Brüssel  im 
Auftrage  der  Steuereinnehmer  der  Stadt  für  50  Gulden  in  Bronze  ausgeführt. 

Jean  Cauthals,  Gießer  in  Mecheln^  goß  im  Jahre  1635,  angeblich 
aus  der  Bronze  des  Standbildes  Albas  von  Jonghelinck,  einen  Kruzifixus 
für  den  „Meir*  in  Mecheln.  Schon  in  den  Jahren  1594 — 1595  hatte  der 
Meister  einen  Bronzechristus  für  die  Große  Brücke  in  Mecheln  gegossen. 

Von  einem  unbekannten  Künstler,  vielleicht  von  Jean  Thonon,  wurde 
wahrscheinlich  in  Dinant  im  Jahre  1631  auf  Kosten  der  zweiunddreißig 
Zünfte  der  Stadt  Lüttich  eine  Denkmalstatue  des  Bürgermeisters  Guillaume 
Beeckraan  gegossen  und  in  der  Vorhalle  des  Stadthauses  zu  Lüttich  auf- 
gestellt. Im  Jahre  1638  erhielt  die  Figur  ihren  Platz  auf  einem  Straßen- 
brunnen, und  im  Jahre  1649  wurde  sie  zerstört. 

Kolossale  Bronzefiguren  (12  Fuß  hoch),  Werke  des  Arthur  Quellinus 


500  17.  Jahrhundert. 


d.  Aelt.  von  Antwerpen  (getauft  1609,  f  lö68),  bekrönen  die  beiden 
Hauptgiebel  des  Stadthauses,  des  jetzigen  königlichen  Palastes,  in  Amster- 
dam, Auf  dem  Vordergiebel  stehen  die  Gestalten:  Friede,  Gerechtigkeit 
und  Weisheit,  auf  dem  Giebel  der  Rückseite  die  Gestalten:  Mäßigkeit, 
Wachsamkeit  und  diese  überragend  in  der  Mitte  die  Figur  des  Atlas  mit 
einer  riesigen  Weltkugel. 

Von  bronzenen  oder  messingenen  Geräten  u.  dergl.,  die  im  17.  Jahr- 
hundert in  den  Niederlanden  entstanden,  seien  erwähnt  ein  Lesepult  vom 
Jahre  1605  in  S.  Sauveur  zu  Brügge^  ein  ehemals  in  Nötre-Dame  in 
Brügge  vorhandener,  im  Jahre  1625  von  Gregor  van  Halle  ausgeführter 
Kronleuchter  (von  dem  zwölf  Statuetten  erhalten  sind),  ein  im  Auftrage 
des  Rates  von  Valenciennes  von  Meister  Mathieu  du  Moulin  de  Soignies 
für  Nötre-Dame  la  Grande  in  Valenciennes  ausgeführter  vierundzwanzig- 
armiger  Kronleuchter,  dann  die  von  Nicolas  Bello,  „batteur"  in  Dinanty 
im  Jahre  1629  für  die  dortige  Kirche  ausgeführten  noch  erhaltenen 
Kandelaber,  ein  Adlerpult  in  Saint-Quentin ^  das  1638  wahrscheinlich  in 
Toumai  gegossen  wurde,  und  die  Chorabschlußtüren  in  S.  Jacques  in 
Brügge^  die  bezeichnet  sind  „Gillis  Moerman  Fe.  1683", 

Nur  wenige  größere  Bronzewerke,  außer  den  bereits  angeführten  des 
Adriaen  de  Vries,  sind  in  den  skandinavischen  Ländern  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert erhalten. 

Im  Jahre  1608  entstand  die  nicht  unbedeutende  Gestalt  einer  Caritas 
für  den  Marktbrunnen  in  Kopenhagen^  sie  wurde  von  dem  Nürnberger 
Meister  Peter  Hoff  mann  in  Helsingör  gegossen  nach  dem  Modelle  des 
Stadtzios  Otte  oder  Otto  (Tidsskr.  for  Kunstind.  1892,  S.  161flF.  mit  Abb.). 
Ein  pokalformiges  Taufbecken  vom  Jahre  1619  mit  kleinen  Evangelisten- 
figuren am  Deckel,  einer  Taufe  Christi  in  Relief  und  einem  Wappen  an 
der  Gefäßwandung  befindet  sich  in  der  Frauenkirche  zu  Aalberg  in 
Dänemark. 

England. 

Einige  nicht  unbedeutende  Erzgußmonumente  sind  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert in  England  erhalten.  Das  hervorragendste  darunter,  die  Reiterstatue 
König  Karls  I.  auf  Charing-Cross  in  London^  ist  allerdings  das  Werk  eines 
zugewanderten  Künstlers,  des  Franzosen  Hubert  le  Sueur,  doch  soll  dieses 
ein  wenig  überlebensgroße  Standbild  in  London  im  Jahre  1633  gegossen 
sein.  Das  Denkmal  entstand  im  Auftrage  des  Earl  of  Portland  und  war 
für  dessen  Park  in  Rohampton  bestimmt.  In  der  englischen  Revolution 
sollte  es  zerstört  werden  und  war  einem  gewissen  John  Rivett  zum  Ein- 
schmelzen übergeben,  doch  dieser  verbarg  das  Kunstwerk,  und  im  Jahre 
1675  konnte  es  seinen  jetzigen  Standort  auf  öfi'entlichem  Platze  erhalten. 
(Näheres  und  Abb.  im  Art  Journal  1901,  S.  35 ff.)    Von  le  Sueur,  der  um 


England,  Italien.  501 


das  Jahr  1652  in  London  starb,  sind  noch  eine  Reihe  anderer  in  England 
ausgeführter  Bronzewerke  nachweisbar,  die  nicht  mehr  sämtlich  vorhanden 
sind.  In  der  Gemäldegalerie  in  Oxford  befindet  sich  von  ihm  eine 
Bronzestatue  Williams,  Earl  of  Pembroke.  Laut  erhaltener  Rechnungen 
yom  Jahre  1640  führte  er  auch  eine  Statue  und  eine  Büste  Jakobs  I.  und 
noch  eine  Figur  Karls  I.  in  Bronze  aus.  Auch  wird  als  Bronzewerk  des 
Künstlers  noch  die  Brunnenfigur  eines  Merkur  (für  Sommerset  House?) 
genannt. 

Aus  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  sind  auch  zwei  Grab- 
mäler  in  der  Westminsterabtei  in  London  erhalten,  deren  Figuren  in 
Erzguß  ausgeführt  sind;  beide  sind  Werke  des  Nicholas  Stone.  Bei 
dem  Grabmal  des  Herzogs  von  Richmond  und  seiner  Gemahlin  vom 
Jahre  1623  ruhen  die  lebensgroßen,  vergoldeten  Figuren  der  Ver- 
storbenen auf  marmornem  Unterbau,  unter  einem  von  vier  lebensgroßen 
weiblichen  Gestalten  getragenen  Bronzebaldachin,  der  von  einem  Genius  des 
Ruhmes  bekrönt  ist.  Beim  Grabmal  des  Georges  Villiers,  Herzogs  von 
Buckingham,  und  Gemahlin  sitzen  neben  dem  Marmoraufbau,  auf  dem 
wieder  die  Figuren  der  Verstorbenen  in  vergoldeter  Bronze  liegen,  vier 
lebensgroße  klagende  Erzgestalten  und  der  Genius  des  Ruhmes  steht  leb- 
haft bewegt  zu  Füßen  der  Toten. 

Aus  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  dürfte  in  England  nur 
noch  die  im  Jahre  1685  aufgestellte  Bronzestatue  König  Jakobs  I.,  ein 
Werk  des  Grinling  Gibbons  (1648—1721)  in  den  Whitehall-Gardens  in 
London  anzuführen  sein. 

Italien. 

In  Italien  entstanden  besonders  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts noch  eine  Reihe  höchst  bedeutsamer  Erzgußwerke,  insbesondere 
zeichnen  sich  die  in  der  Schule  des  Giovanni  da  Bologna  gebildeten 
Künstler  aus,  denen  auch  die  Aufgabe  zufiel,  mehrere  vom  Meister  be- 
gonnene Werke  zu  Ende  zu  führen. 

An  der  Vollendung  der  beiden  großen,  bei  Giovanni  da  Bologna 
in  Auftrag  gegebenen  Denkmäler,  dem  im  Jahre  1604  begonnenen  Reiter- 
bilde König  Heinrichs  IV.  von  Frankreich  und  dem  im  Jahre  1606  be- 
gonnenen gleichartigen  Monumente  König  Philipps  III.  von  Spanien,  war 
vor  allem  Pietro  Tacca  (1577—1640)  beteiligt. 

Sein  Werk  ist  in  der  Hauptsache  das  für  den  Pont  Neuf  in  Paris 
ausgeführte,  in  der  großen  Revolution  zum  größten  Teil  zerstörte  Denk- 
mal Heinrichs  IV.  Pferd  und  Reiter,  die  zusammen  fast  sechs  Meter 
hoch  waren,  vollendete  der  auch  im  Gießen  erfahrene  Tacca  im  Jahre  1610, 
doch  erst  im  Jahre  1614  kamen  Pferd  und  Reiter  nach  mancherlei  Gefahren 
in  Paris  an.     Am  Sockel  des  Denkmals   saßen  vier  Sklavenfiguren,    die 


502  1'-  Jahrhundert. 

nacb  einem  Modelle  des  Pietro  Francavilla  (1548  —  1618),  einem 
Nieder^nder  von  Geburt,  von  Francesco  Bordoni  in  Paris  aus- 
geführt wurden  und  sich  jetzt  im  Leu  vre  befinden. 


P.  Tm.ch,  Denkmal  Philip; 


Das  Reiterbild  Philipps  III.  wurde  ebenfalls  von  Tacca  im  Modell 
vollendet  und  in  Bronze  i^e^ossen.  Im  Jahre  1615  wurde  es  nach  Spanien 
abgesandt,  und  im  Sommer  des  folgenden  Jahres  konnte  das  Denkmal  im 
Schloßgarten  zu  Madrid  aufgestellt  werden.     Im   Jahre   1848    wurde  das 


Italien. 503 

Honument  auf  dem  Großen  Plotize  von  Madrid  aufgestellt  (Justi,  Zeit- 
schrift f.  bild.  Kunst  18.  1882/83.  S.  308ff.). 

Für  Spanien  schuf  Tacca  einige  Jahrzehnte  später  noch  ein  großes 
künstlerisch  und  technisch  dem  ersten  überlegenes  Reiterdenknial,  bei  dem 
König  PhUipp  IV.  auf  springendem  Pferde  dargestellt  ist  (Fig.  365,  S.  502). 
Dieses  letzte  Werk  Taccas  wurde  im  Jahre  1640  vollendet,  und  noch 
bevor  es  in  Spanien  eintraf,  starb  der  Meister.     Auch  dieses  Monument 


Fig.  Mt.    P.  T*GCa,  Brnanen  in  Floreoz,  Piazza  del  Annanziata.    8.  6DS, 

wurde  verschiedentlich  umgesetzt,  seine  jetzige  Aufstellung  auf  der  Plaza 
de  Oriente  in  Madrid  wurde  im  Jahre  1844  bewerkstelligt. 

Der  Gedanke,  Pferde  auf  den  Hinterbeinen  stehend  bildnerisch  dar- 
zustellen, war  nicht  ganz  neu  und  war  in  kleinerem  Maßstabe  auch  bereits 
früher  zur  Ausitlhrung  gebracht  (z.  B.  auch  in  Innsbruck,  s.  S.  490),  in 
dem  gewattigen  Maßstäbe  der  Statue  Philipps  IV.  war  die  Ueberwindung 
der  technischen  Schwierigkeiten  aber  etwas  unerhörtes  (die  Geschichte 
des  Denkmals  behandelt  eingehend  Justi  a.  a.  0.,  S.  312f.  und  387f.). 


1?.  JahrhniideTt. 


P.  Taccft,  Kami 


Tacca  selbst  hatte  sich  mit  der  Ausfuhrung  eines  großen  Reiter- 
monumentes  mit  kurbettierendem  Pferde  auch  bereits  eingehend  beschäftigt, 
ehe  er  den  Auftrag  für  das  Denkmal  Philipps  IV.  erhielt.  In  der  Löwen- 
burg  bei  Kassel  ist  das  Bronzemodell  des  Denkmals  erhalten,  das  Herzog 


Italien.  505 

Karl  Emanuel  tod  Savoyeti  im  Jahre  1619  bei  dem  Künstler  fUr  Turin 
bestellte,  das  aber  nicht  zur  Ausführung  im  ji^oQen  gelangte.  Pferd  und 
Reiter  zeigen  bei  diesem  Weik  eine  gleichartige  Haltung  wie  bei  dem 
Denkmal  Philipps  IV.  (Justi  a.  a.  0.  1886,  S.  815). 

Yon  den  in  Italien  gebliebenen  Erzgußwerken  Pietro  Taccas  sind 
von  besonderem  künstlerischen  Werte  die  beiden  Bninuen  auf  der  Piazza 


Fig.  3t8.    Denbmul  iea  Runuccio  Funese  in  Fiscenzn.     S.  bUt. 

del  Annunziata  in  Florenz  (Fig.  36Ö,  S.  503)  und  die  -vier  Sklavenfiguren 
am  Sockel  des  Marmorstandbildes  Ferdinands  I.  am  Hafen  von  Livomo. 
Außerdem  sind  von  Tacca  in  Bronze  ausgeführt  mehrere  Kruzifixe,  der 
Eber  im  Mercato  Nuovo  in  Florenz,  einige  Vögel,  zwei  Kaminböcke 
(Fig.  367,  S.  504)  und  zwei  Türklopfer  im  Bargello  zu  Florenz  u.  a.  m. 
Zwei  große  Reiterdenkmäler  sind  aus  dem  17,  Jahrhundert  auch  in 
ItaUen   erhalten,   die   Standbilder   der  Alessandro   und   Banuccio  Farnese 


506  17.  Jahrhundert. 


auf  dem  Großen  Platze  in  Piacenza^  die  nach  den  Modellen  des  Fran- 
cesco Mocchi  (1580 — 1646)  im  Jahre  1625  von  dem  römischen  Gießer 
Marcello,  wie  es  heißt,  jede  „in  einem  Guß",  vollendet  wurden  (Fig.  368, 
S.  505). 

Die  sitzende  Statue  des  Papstes  Alexander  VIT.  für  ein  in  Ferrara 
im  Jahre  1675  aufgestelltes  Denkmal  wurde  im  Jahre  1660  von  Lorenz o 
Caprioli  in  Venedig  gegossen.  Die  Figur  wurde  im  Jahre  1796  zerstört, 
nur  der  Kopf  und  einige  kleine  Teile  sind  davon  erhalten  (Champeaux, 
Dict.  des  fondeurs  etc.  S.  232). 

Einige  Erzgußwerke  größten  Maßstabes  entstanden  nach  Entwürfen 
des  Lorenzo  Bernini  (1598 — 1680)  fQr  die  Peterskirche  in  Rom 
(Stanislao  Fraschetti,  II  Bernini,  Milano  1900).  Vor  allem  berühmt,  fast 
berüchtigt,  ist  das  gewaltige,  29  Meter  hohe  eherne  Tabernakel,  das  im 
Jahre  1633  in  der  Vierung  jener  größten  christlichen  Kirche  aufgestellt 
wurde.  Vier  gewundene,  geblümte  Säulen  tragen  einen  Baldachin,  auf 
dessen  Ecken  kolossale  Engelgestalten  gestellt  sind.  Säulen  und  Figuren 
sind  nach  den  Modellen  des  Niederländers  Fran^ois  du  Quesnoy  von 
den  Erzgießern  Gregorio  de  ßossi  und  Ambrosio  Lucenti  ge- 
gossen. Das  Metall,  im  Gewichte  von  186392  Pfund,  wurde  zum  Teil 
vom  Pantheon  des  Agrippa  in  Rom  genommen. 

In  gleichem  Maßstabe  ist  die  „Catedra"  im  Chor  derselben  Kirche 
gehalten.  Dieses  kolossale,  im  Auftrage  des  Papstes  Alexander  VIL  aus- 
geführte Bronze  werk  mit  dem  Throne  des  Apostelfürsten,  beginnt  imten 
mit  den  vier  Freifiguren  der  Kirchenväter  und  wächst  um  ein  ovales 
Fenster  herum  zur  üppigsten  Wanddekoration  mit  Engelscharen  in  Wolken 
und  Strahlen  aus.  Ein  Gießer  Giovanni  Pescina  goß  alles  nach  den 
Modellen  Berninis.  Das  Gesamtgewicht  der  Bronzeteile  wird  auf 
219060  Pfund  angegeben. 

Eine  sitzende  überlebensgroße  eherne  Porträtfigur  des  Papstes 
Urban  VIII.  schmückt  dessen  von  Bernini  geschaffenes  Grabmal  in  der 
Peterskirche. 

Endlich  ist  in  der  Sakramentskapelle  der  Peterskirche  noch  die  Erz- 
dekoration des  Tabernakels  und  Altars  Berninis  Werk. 

Von  anderen  Bronzewerken  des  Meisters  seien  angeführt  eine  Büste 
Papst  Urbans  VIII.,  ein  Kruzifix  im  Escurial  zu  Madrid  und  eine  Kopie 
des  Borghesischen  Fechters. 

Zahlreiche,  zum  Teil  auch  sehr  große  Erzgußwerke  entstanden  nach 
Modellen  des  Bologneser  Meisters  Alessandro  Algardi  (1583 — 1654).  In 
der  Sala  grande  des  Konservatorenpalastes  in  Rom  ist  die  überlebensgroße 
sitzende  Gestalt  des  Papstes  Innocenz  X.,  eines  der  vorzüglichsten  Werke  des 
Künstlers;  auch  eine  Bronzebüste  desselben  Papstes  von  Algardi  ist  er- 
halten.    Von  einer  Bronzegruppe  des  Erzengels  Michael  befindet  sich  das 


Italien.  507 

Modell  im  Museo  civico  in  Bologna.  In  Gemüt  wurde  der  reiche,  be- 
sonders aus  BQsten  bestehende  Bronzeschmuck  der  Capella  de  Franzoni 
in  der  Kirche  San  Carlo  unter  der  Leitung  Algardis  ausgeführt. 

Verkleinerte  Nachbildungen  von  Figuren  und  Gruppen  Algardis 
sind  außerdem  zahlreich  erhalten. 

Von  den  vielen  weniger  bekannten  italienischen  Künstlern  des  17.  Jahr- 
himderts,  die  Modelle  für  den  Erzguß  lieferten  oder  als  Gießer  tätig  waren, 
mögen  nur  noch  einige  genannt  werden. 

Zu  Ende  des  16.  und  zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  sind  eine  Reihe 
bedeutender  Bronzewerke  Ton  Fran- 
cesco Brambilla  und  Andrea  Biffi 
gemeinsam  mit  dem  Gießer  Giovanni 
Busca  ftlr  den  Dom  in  Mailand  aus- 
geführt. Der  Bronzeschmuck  der  Kan- 
zeln im  Chor  und  das  Tabernakel  des 
Hauptaltars  waren  gemeinsame  Arbeiten 
dieser  Künstler.  Von  Biffi  allein  wur- 
den (1602)  zwei  Tugendfiguren  für  das 
Grabmal  des  Carlo  Borromeo  und  (1603) 
die  Büste  dieses  Heiligen  über  dessen 
Epitaph  ausgeführt  (Champeaux,  Dict. 
des  fondeurs,  S.  17Ö  u.  125). 

Für  die  Kathedrale  in  Bergamo 
modellierte  und  goß  Capo  dal  Camillo 
im  Jahre  1603  zwei  Bronzekanzeln. 
Desselben  Künstlers  Werk  sind  zwei 
Kandelaber  in  Sa.  Maria  maggiore  zu 
Bergamo. 

Zu    Ende     des    17.   Jahrhunderts       Fi8»«9    Turkiopto  m  itaiie»,  Ende  de« 

17.  Jahrb.     Btrtln,  Kuntffftie.-Miit.    S.  bOS. 

fertigte  Antonio  Calegari  mit  seinem 

Vater  Santo  Calegari  und  dem  Gießer  Doraenico  Filiberti  ver- 
schiedene Bronzearbeiten  fflr  den  Dom  in  Bergamo  (.Champeaux  a.  a,  0., 
S.  226  u.  223). 

Hieronimo  Castelli  in  Mailand  goß  das  reiche  Bronzegitter  auf 
dem  Altar  der  Kapelle  der  heiligen  Reliquien  in  der  Certosa  von  Paiia. 

Der  Franzose  Ouillaume  Berthelot  (f  1648  in  Paris)  führte  in 
Born  einige  größere  Bronzearbeiten  aus.  Sein  Werk  ist  die  Madonna  auf 
der  nach  Modemos  Entwurf  errichteten  Säule  vor  Sa.  Maria  maggiore. 
Für  den  Altar  der  Capella  San  Paolo  dieser  Kirche  schuf  er  die  Bronze- 
statue des  Apostels  Paulus  und  zwei  große  Engelfiguren,  fUr  die  Villa 
Borghese  eine  Bronzefigur  des  Narclssus. 

Ein  ausgezeichnetes  italienisches  TOrbeschlagstUck,  wie  angenommen 


508  17.  Jahrhundert. 


wird,  aus  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts   (nicht  des  18.  Jahrhunderts!), 
besitzt  das  Berliner  Kunstf?ewerbe-Museum  (Fig.  369,  S.  507). 

Schließlich  sei  hier  der  bis  auf  Einzelheiten  in  Kupfer  getriebenen 
Eolossalfigur  des  heiligen  Carlo  Borromeo  in  Ärona  am  Lago  maggiore 
gedacht,  die  nach  einem  Modell  des  Bildhauers  Cerano  von  Bernardo 
Falcone  und  SiroZanella  zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts  (1674?)  er- 
richtet wurde. 

Frankreich. 

Die  französischen  Erzbildner  des  17.  Jahrhunderts  waren  fast  aus- 
schließlich mit  Arbeiten  zur  Verherrlichung  ihrer  Könige  beschäftigt. 
Neben  einer  Reihe  öffentlich  aufgestellter  Denkmäler  entstanden  in  größter 
Menge  Erzfiguren  zur  Ausschmückung  der  königlichen  Gäi-ten,  besonders 
in  Versailles  und  Marly,  und  für  die  Schlösser  selbst  Türen,  Treppen- 
geländer, Beschläge  an  Fenstern  und  Türen,  Kamingerät  und  Ausstattungs- 
teile aller  Art. 

Die  notwendigsten  Angaben  über  die  sämtlich  zerstörten  Denkmäler 
und  verwandte  Werke  mögen  im  Zusammenhange  hier  vorangestellt 
werden. 

Das  älteste  große  Reitermonument,  das  in  Frankreich  entstand,  scheint 
das  des  Connetable  Anne  de  Montmorency  (1493 — 1567)  gewesen  zu  sein, 
wie  es  scheint,  wurde  es  um  das  Jahr  1600  in  Chantilly  aufgestellt.  Doch 
nach  den  wenigen  Nachrichten,  die  darüber  erhalten  sind,  war  dieses 
Werk  nicht  gegossen,  sondern  in  Kupfer  getrieben.  Ein  zuverlässiger 
Berichterstatter,  dem  zweifellos  das  Denkmal  aus  eigener  Anschauung 
wohl  bekannt  war,  Patte,  schreibt  in  seinem  Werke,  „Monuments  ^rig<$s 
en  France  ä  la  gloire  de  Louis  XV.  Paris  1765*,  darüber  folgendermaßen: 
„Die  erzene  Reiterstatue  des  letzten  Connetable  von  Montmorency,  die 
man  dem  Schlosse  von  Chantilly  gegenüber  siehi,  ist  eines  der  ersten 
Monumente  dieser  Art,  deren  in  Frankreich  Erwähnung  geschieht.  Der 
Connetable  ist  in  antiker  Rüstung  dargestellt,  mit  dem  gezogenen  Schwerte 
in  der  Hand;  sein  auf  dem  Boden  liegender  Helm  stützt  einen  Fuß  des 
Pferdes.  Diese  Statue,  die  in  Kupfer  getrieben  ist,  in  der  Art  der  Alten, 
wird  von  Kennern  geschätzt.** 

lieber  die  Künstler  dieses  Reiterbildes  ist  nichts  bekannt. 

Von  dem  Denkmale  Heinrichs  IV.,  das  von  Pietro  Tacca  vollendet 
und  im  Jahre  1615  in  Paris  aufgestellt  wurde,  war  früher  die  Rede. 
Auch  wurde  bereits  von  dem  Reiterbilde  Karls  I.  gesprochen,  das 
Hubert  le  Sueur  im  Jahre  1633  vollendete. 

Ein  für  Nancy  begonnenes  erzenes  Reitermonument  Herzog  Hein- 
richs n.  von  Lothringen  wurde  nur  zum  Teil  vollendet.  Die  Brüder 
David  und  Antoine  Chaligny  in  Nancy  wurden  um  das  Jahr  1621 


Frankreich.  509 

damit  beauftragt,  und  in  Anlehnung  an  das  Denkmal  Cosimos  I.  in 
Florenz  sollen  sie  ihre  Arbeit  begonnen  haben.  Nach  dem  Tode  Davids 
(1631)  wurde  das  Pferd  von  Antoine  fertig  gestellt.  Der  Krieg  mit  Frank- 
reich verhinderte  dann  die  Vollendung;  das  Pferd  wurde  nach  Paris  ent- 
ftthrt.  Ein  Bronzemodell  der  ganzen  Denkmalanlage  befindet  sich  im 
Museum  zu  Nancy- 

Schon  der  Vater  der  Künstler,  Jean  Ghalignj,  hatte  sich  im 
BronzeguS  hervorgetan,  und  Antoine  wurde  unter  Ludwig  XIV.  Com- 
missaire  g^n^ral  des  fontes 
de  l'artillerie  de  France;  er 
starb  im  Jahre  1666  (Cham- 
peaux,  Dict.  des  fondeurs, 
S.  266). 

Im  Jahre  1639  voll- 
endete Pierre  Biard  d.  J. 
(1592—1661)  im  Auftrage 
Richelieus  eine  Bildnisfigur 
König  Ludwigs  XIII.  zu  dem 
BroDzepferde,  das  bereits  im 
Jahre  1564  von  Daniele  da 
Volterra  für  ein  Reiter- 
denhmal  Känig  Heinrichs  IL 
ausgeführt  war.  Dieses  Reiter- 
bild Ludwigs  XIII.  wurde  in- 
mitten der  Place  Boyale  in 
Paris  errichtet. 

In  demselben  Jahre  voll- 
endete Biard  noch  ein  sehr       FiB.sTo.   jesn v»riD,  Ludwig  xiii.  j-orü,  to»..«. 
großes      Bronzewerk ,      eine 

Galatea  von  12  Fuß  Höhe,  mit  einem  Seeungeheuer  zu  den  FUßen  von 
8  Fuß  Länge  (Ghampeaux  a.  a.  0.,  S.  123). 

Ein  Denkmal  in  Art  eines  Triumphbogens  mit  den  Bronzestatuen 
des  zehnjährigen  Ludwig  XIV.  inmitten  seiner  Eltern  wurde  im  Jahre  1647 
Ton  Simon  Guillain  für  den  Pont  au  Ghange  in  Paris  ausgeführt. 
Die  Figuren  dieses  Monumentes  sind  im  Louvre  erhalten. 

Michel  Anguier  (1614 — 1690)  modellierte  im  Jahre  1651  eine 
Figur  Ludwigs  XIII.  in  etwa  halber  Lebensgröße,  die  in  Narbonne  in 
großem  Maßstabe  in  Erz  gegossen  wurde,  um  dort  auf  einem  Platze  auf- 
gestellt zu  werden. 

Von  demselben  Künstler  sind  zahlreiche  kleine  Bronzewerke  erhalten 
(Ghampeaux  a.  a.  0.,  S.  27). 

Schon  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahrhunders  scheint  auch  der  Vlame 


510  17.  Jahrhundert. 


Jean  Varin  (geb.  gegen  1599,  gest.  1672)  in  Paris  als  Poitratbildner 
tätig  gewesen  zu  sein.  Außer  erhaltenen  Büsten  König  Ludwigs  XIII. 
(Fig.  370,  S.  509)  und  des  Kardinals  Richelieu  soll  er  auch  eine  große 
Bronzestatue  Ludwigs  XIV.  geschaffen  haben  (vergl.  L'Art  1881,  Bd.  26, 
S.  289  ff.). 

Im  Jahre  1686  wurde  in  Paris  ein  13  Fuß  hohes  Standbild  Lud- 
wigs XIV.  auf  der  Place  des  Victoires  aufgestellt,  das  von  dem  Nieder- 
länder Martin  Desjardins  (Van  den  Bogaerts)  modelliert  und  un- 
geteilt gegossen  wurde. 

In  allen  älteren  Beschreibungen  wird  dieses  Denkmal  als  ein  Bronze- 
werk bezeichnet,  nach  Gonse  (Sculpt.  fran^.)  soll  es  in  vergoldetem  Blei 
ausgeführt  gewesen  sein. 

Desjardins  führte  auch  ein  großes  erzenes  Reiterbild  Ludwigs  XIV. 
für  die  Place  Bellecour  in  Lyon  aus,  für  dessen  Sockel  die  Brüder 
Nicolas  (1656—1733)  und  Guillaume  Coustou  (1677—1746)  um  das 
Jahr  1715  die  beiden  großen  liegenden  Gestalten  der  Saöne  und  Rhone 
ausführten,  die  allein  von  dem  Denkmal  im  Hotel  de  ville  zu  Lyon  er- 
halten sind. 

Mehrere  Denkmäler  Ludwigs  XIV.  modellierte  und  goß  Charles 
Antoine  Coyzevox  (1640 — 1720)  (vergl.  Jouin,  Ant.  Coyzevox.  Paris 
1883). 

Im  Jahre  1689  vollendete  der  Künstler  ein  jetzt  im  Garten  des 
Musee  Carnavalet  in  Paris  aufgestelltes  Standbild  des  Königs  für  das 
Hotel  de  ville  in  Paris^  mit  der  Bezeichnung:  »Fait  et  fondu  par  Ant. 
Coyzevox,  sculpteur  ord.  du  Roy". 

Sein  Hauptwerk  war  das  große  im  Jahre  1689  vollendete,  für  Nantes 
bestimmte,  aber  im  Jahre  1726  in  Bennes  errichtete  Reitermonument  des 
Königs,  dessen  beide  großen  Sockelreliefs  sich  jetzt  im  Museum  zu 
Bennes  befinden. 

Coyzevox  führte  auch  mehrere  Bronzebüsten  Ludwigs  XIV.,  des 
jugendlichen  Ludwig  XV.,  Cond^s,  Turennes  u,  a.  aus.  Drei  Bronze- 
figuren in  annähernd  Lebensgröße,  Klugheit,  Treue  und  Friede  darstellend, 
befinden  sich  an  dem  von  ihm  geschaffenen  Grabmale  des  Kardinals 
Mazarin,  früher  in  der  Kapelle  des  ehemaligen  College  Mazarin  in  Paris. 
Die  jetzt  im  Louvre  befindlichen  Figuren  sind  bezeichnet:  A.  Coyzevox, 
f.  1692  (Fig.  371,  S.  511). 

Neben  Girardon  arbeitete  Coyzevox  am  Grabmal  des  Marquis 
Louvois  in  der  Kapuzinerkirche  zu  Paris;  von  den  beiden  Bronzefiguren 
an  diesem  Monumente,  darstellend  die  Wachsamkeit  und  die  Klugheit, 
war  die  erstere  von  Coyzevox,  die  andere  von  Girardon. 

Im  Jahre  1687  erhielt  Pierre  Füget  (1622—1694)  den  Auftrag 
für    ein    bronzenes   Reiterdenkmal,    das    in  Marseille  aufgestellt   werden 


sollte.  Das  Monument  kam  nicht  zur  Ausführung,  docli  die  Verhandlungen 
darüber  sind  erhalten  und  zum  Teil  von  hohem  Interesse  (Lagrange, 
Pierre  Puget.  Paris  1868.  S.  221  S.). 

Etienoe  Lehongre  {1628 — 1690)  modellierte  und  goß  eine  Reiter- 
statue Ludwigs  XIV.,  die,  wie  angegeben  wird,  im  Jahre  1690  vollendet 


Fig.  311.   Antoine  Cofzevoi,  arabmal  des  KoFdinula  Mozarin,  J'an 


war,  aber  erst  im  Jahre  1725  in  Dijon  aufgestellt  wurde.  Ob,  wie  es 
heißt,  das  Pferd  dieses  Denkmals  das  von  den  Brüdern  Chaligny  ftlr 
Nancy  ausgeführte  ist  (siehe  oben),  wurde  bisher  nicht  mit  Bestimmtheit 


Eia   21  Fu0   hohes  Reiterbild   des   Königs,   das   nach   dem   Modelle 


512  1'-  Jahrhundert. 

Franfois  Girardons  (1628 — 1715)  tob  dem  berühmtesten  Gießer 
Frankreichs,  dem  Schweizer  Johann  Balthasar  Keller,  unjfeteilt  ge- 
gossen wurde,  wurde  im  Jahre  1699  auf  dem  Yendömeplatze  in  Paris 
aufgestellt  (Fig.  372.  S.  512).  Im  Jahre  1686  war  Girardon  bereits  am 
Modelle  beschäftigt,  in  den  Jahren  1691  und  1692  geschah  die  Ein- 
formung  und  der  Guß. 

Ueber  die  GußausfUhrung  dieses  Denkmales  finden  sich  genaue,  durch 
zahlreiche  Kupfertafeln 
veranschaulichte  Angaben 
in:  Boffrand,Description 
de  ce  qui  a  6ti  pratique 
pour  fonder  en  bronze 
d'un  seul  Jet  In  figure 
^questre  de  Louis  XIV. 
Paris  1743. 

Keller  war  im  Jahre 
1683    zum     Commissaire 
g^n^ral     des     fontes     de 
France  ernannt,  und  hatte 
in     dieser    Stellung     den 
Guß     zahlreicher      groß- 
artiger, besonders  fiQr  das 
Schloß     und     den     Park 
von  Versailles  bestimmter 
Werke  zu  leiten.    Er  war 
laut  Vertrag  vom  22.  De- 
zember 1683  verpflichtet, 
alle  ihm  vom  Marquis  de 
Louvois  für  den  König  in 
Auftrag    gegebenen    Sta- 
tuen im  Wacbsausschmelz- 
verfahren  —  ä  cire  perdue 
—  zu  gießen.    Für  jede  Statue  in  der  Höhe  zwischen  6  und  8  Fuß  erhielt 
er  1200  Franken,   doch   sollte   er  dafUr   die  Wachsmodelle   von   den   ge- 
schicktesten  Bildhauern   nacharbeiten   und   alles   für    die  Herstellung  der 
Form  Notwendige  auf  eij^ene  Kosten  beschaffen,  nur  das  Gußmetall  wurde 
ihm    geliefert.     Für   jede    Statue,    die    die  Höhe  von   8  Fuß   überschritt, 
sollten  ihm  300  Franken  mehr  gezahlt  werden,   und  für  jede  Figur,  die 
nicht  die  Größe  von  5^*  Fuß  erreichte,  300  Franken  weniger. 

Job.  Baltb.  Keller  arbeitete  gemeinsam  mit  seinem  älteren  Bruder 
Joh.  Jakob  Keller,  der  schon  vor  ihm  in  Paris  ansässig  war,  und 
auf  dessen  Veranlassung  er  nach  dort  kam,  um  die  Gießerei  zu  erlernen. 


Fnuikreicb.  513 

In  den  königlichen  Rechnungen  findet  sich  der  Name  Keller 
(.Kellair*)  zuerst  im  Jahre  1669,  erst  seit  dem  Jahre  1683  kommt  er 
häufiger  vor.  Bis  zum  Jahre  1681  wurden  die  filr  VersMÜes  ausgeführten 
Bronzen  von  Ambroise  Duval  grossen. 

Die  Ton  diesen  und  anderen  KUustlern  fUr  Versailles  gegosseuen, 
wenigstens  zum  Teil  erhaltenen  Werke  sind  zahllos,  und  ungeheure  Summen 
wurden  von  Ludwig  XIV.  dafDr  ausgegeben.  Nur  die  hauptsächlichsten 
Werke  mSgen  hier  erwähnt  werden. 

Auf  der  „Terrasse"  vor  dem  Mittelbau  des  Schlosses  waren  vier  von 


Flg.  il3.    AntoiDe  CoyiGTOx  and  J.  B,  KeUer,  „La  Dordogne"  in  Vera>ill«B.    8.  fiis. 

Keller  g^ossene  Bronzestatuen,  Bacchus,  Apollo  von  Belvedere,  Mer- 
kur, genannt  Äntinous  Ton  Belvedere,  und  Silen  mit  Bacchus,  aufgestellt. 

Das  im  Jahre  1684  angelegte  ^Parterre  d'Eau"  zierten  vier  von 
Keller  in  Bronze  gegossene  Gruppen  der  Hauptströme  Frankreichs; 
Seine  und  Uame  waren  von  Lehongre  modelliert,  Garonne  und  Dor- 
dogne  von  Coyzevoi  (Fig.  373,  S.  513),  Loire  und  Loiret  von  Regnau- 
din  und  Rhone  und  Saöne  von  Tuby. 

Außerdem  waren  dort  erzene  Kindergruppen  und  Nymphen  aufgestellt. 
Die  Kinder  waren  nach  Modellen  von  Legros,  Poultier,  van  Clfeve 
und  Lespignola  von  Aubry,  Roger,  Bonvallet  und  Taubin  ge- 
gossen. Die  Nymphen  modellierten  Raon,  Lehongre,  Magnier  und 
Legros. 

An  das  Parterre  d'Eau  grenzten  rechts  und  links  zwei  ,cabiuets  de 
Lflet,  DDsdIe  Metalle.  S3 


514  17.  Jahrhundert. 


verdure  a  Titalienne**,  die  ^cabinets  de  Diane  et  du  Point-du-jour*,  die 
ebenfalls  1684  angelegt  wurden.  In  beiden  waren  von  Keller  im  Jahre 
1687  in  Bronze  gegossene  Tiergruppen  nach  den  Modellen  von  Tan 
Cl^ve  und  Houzeau  aufgestellt. 

Das  „Parterre  du  Nord"  (1664)  war  mit  14  nach  Modellen  Ballins 
von  Duval  gegossenen  Bronzevasen  geschmückt. 

In  der  „All^e  d'Eau**  (1668—1669),  die  von  Ludwig  XIV.  nach  den 
22  dort  aufgestellten  Eindergruppen  als  „L^all^e  d^enfants*^  bezeichnet 
wurde,  waren  die  zu  je  dreien  vereinigten  Einderfiguren  (nach  den  Mo- 
dellen Languedocs?)  von  Duval,  Warin,  Monnier  und  Langlois 
gegossen. 

Reich  mit  Bronze  werken  ausgestattet  war  endlich  auch  das  «Parterre 
du  midi''.  Am  Eingang  lagen  zwei  Marmorsphinxe  mit  je  einem  Amor, 
die  von  Duval  nach  Modellen  Leramberts  gegossen  waren.  Weiter 
waren  dort  zahlreiche  Bronzevasen  aufgestellt,  die  zum  Teil  nach  Mo- 
dellen Ballins  und  Bert  ins  ebenfalls  von  Duval  gegossen  waren. 

Im  „Cour  de  marbre**  des  Versailler  Schlosses  wurde  im  Jahre  1673 
eine  Fontäne  aufgestellt  mit  einer  vergoldeten  Bronzegruppe,  ein  Triton 
mit  zwei  Amoren,  die  von  Duval  gegossen  wurde;  diese  Fontäne  wurde 
bereits  im  Jahre  1684  wieder  zerstört,  als  der  Hof  neu  ausgeschmückt 
wurde. 

Eöstlichste  vergoldete  Bronzearbeiten  wurden  auch  zur  Ausstattung 
des  Schlosses  selbst  ausgefUhrt.  Eleine  Brunnen,  Türen,  Balustraden, 
Eamineinrichtungen,  Wand-  und  Eronleuchter,  Tür-,  Fenster-  und  Möbel- 
beschläge und  sonstige  Geräte  aller  Art  wurden  in  Bronze  gegossen  und 
aufs  feinste  ziseliert. 

Einer  der  vorzüglichsten  Eünstler  war  für  diese  Arbeiten  in  den 
letzten  Jahrzehnten  des  17.  Jahrhunderts  Domenico  Cucci,  der  in 
Todi  bei  Rom  geboren  war,  um  1664  nach  Frankreich  kam  und  dort  um 
1700  gestorben  ist. 

Eines  der  Hauptwerke  Cuccis  war  die  im  Jahre  1679  vollendete 
Bronzebalustrade  der  großen  Schloßtreppe,  für  die  er  31 200  Franken  er- 
hielt. Für  die  Bronzeeinfassungen  der  Türen  in  jenem  Treppenhause 
erhielt  er  (1680)  5200  Franken.  Im  Jahre  1672  wurden  ihm  für  Tür- 
und  Fensterbeschläge  der  „Grands  appartements''  13100  Franken  gezahlt, 
im  Jahre  1681  für  gleichartige  Arbeiten  20500  Franken. 

Von  bronzebeschlagenen  und  mit  Figuren  ausgestatteten  Möbeln,  die 
Cucci  ausführte,  waren  die  hervorragendsten  die  mit  der  Darstellung 
des  Triumphes  Apollos  und  der  Diana.  Für  diese  Arbeiten,  die  im  Jahre 
1667  vollendet  waren,  erhielt  er  30500  Franken. 

Das  alles  sind  nur  aus  der  Gesamtheit  gegriffene  Beispiele,  die  An- 
gaben ließen   sich   unendlich  vermehren.     Verwiesen  sei  auf:    Guiffrey, 


Frankreich.  515 


Comptes  des  Bätiments;  Dussieux,  Le  chäteau  de  Versailles,  und  für 
Abbildungen:  Baldus,  Palais  de  Versailles,  und  die  Kupferstiche  des 
Israel  Silvestre. 

Gegenüber  den  zahlreichen  besten  Bronzewerken,  die  in  königlichem 
Auftrage  entstanden,  treten  die  wenigen  im  17.  Jahrhundert  für  französische 
Kirchen  geschaffenen  Erzarbeiten  ganz  und  gar  zurück,  nur  einige  Werke 
dieser  Art  mögen  angeführt  werden. 

Pierre  Puget  modellierte  f\lr  Saint-Cyr  einen  in  Bronze  gegossenen 
Altar,  der  zu  den  Hauptwerken  dieses  Künstlers  gerechnet  wird  (La- 
grange, Pierre  Puget,  S.  90). 

Für  die  Karmeliterkirche  in  Lyon  wurde  nach  dem  Entwürfe  Berninis 
in  vergoldetem  Kupfer  ein  Tabernakel  ausgeführt  mit  der  Figur  des  auf- 
erstandenen Christus  zwischen  zwei  Engeln,  den  Evangelisten  und  Engeln 
mit  Rauchfässern. 

Ein  auf  der  Pariser  Weltausstellung  1889  ausgestelltes  Adlerlesepult 
des  17.  Jahrhunderts  wurde,  wie  die  Inschrift  besagt,  in  Bauen  gegossen. 

Zwei  Erzgießer  in  Toulon,  Fran^ois  Bärage  und  Joseph  Bar- 
baroux,  verpflichteten  sich  im  Jahre  1635  zwei  Kandelaber  von  über 
1^,'2  Meter  Höhe  für  die  dortige  Kathedrale  zu  gießen. 

Für  die  Kirche  der  Cölestinerinnen  in  Paris  goß  ein  Meister  Bernard 
le  Bei  in  Abbeville  im  Jahre  1618  einen  Hängeleuchter  in  Kronenform 
(Abb.  in  Miliin,  Antiquit^s  nationales  I,  PL  21). 


Achtzehntes  Jahrhundert. 

Während  des  18.  Jahrhunderts  bewahrte  Frankreich  unbedingt  die 
einmal  gewonnene  Vorrangstellung  auf  dem  Gebiete  der  Bronzekunst; 
neben  einer  Reihe  größter  Werke,  die  wiederum  sämtlich  zerstört  sind, 
entstanden  köstlichste  Kleinwerke  in  vergoldeter  Bronze,  in  einer  sonst 
nirgends  erreichten  Feinheit  der  Ausführung. 

Die  deutsche  Erzgießkunst  stand  seit  dem  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
nicht  mehr  ganz  auf  eigenen  Füßen,  die  lebensvolle  Pflege  überlieferten 
Könnens  war  gestört.  Die  Meister,  die  die  wenigen  großen  künstlerisch 
bedeutenden  Bronzewerke  um  das  Jahr  1700  in  Deutschland  gössen,  waren 
Ausländer  oder  hatten  ihre  Erfahrungen  im  Auslande  gesammelt. 

Künstlerisch  und  technisch  war  Paris  die  Hohe  Schule  für  alle  Ge- 
biete der  Bronzekunst  geworden  und  mit  dem  Sinken  der  Fähigkeiten  in 
den  übrigen  europäischen  Ländern  steigerte  sich  der  französische  Einfluß, 
und  französische  Meister  fanden  überallhin  ihren  Weg. 


516  18*  Jahrhundert. 


Deutschland. 

Die  in  dem  Entwicklungsabschnitte  der  deutschen  Gießkunst  yom 
Ausgange  des  17.  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  glanzTollsten  Namen 
sind  Andreas  Schlüter,  der  Bildhauer,  und  Johann  Jacobi,  der  Gießer. 

Gemeinsame  Werke  dieser  Meister  waren  das  im  Jahre  1697  in  Berlin 
gegossene  eherne  Standbild  des  Kurfürsten  Friedrich  III.,  das  über  hundert 
Jahre  später,  im  Jahre  1803  in  Königsberg  aufgestellt  wurde,  und  das  im 
Jahre  1700  in  Berlin  ungeteilt  gegossene  Reiterbild  Friedrich  Wilhelms 
des  Großen  Kurfürsten  (Fig.  374,  S.  517). 

Andreas  Schlüter  wurde  in  Hamburg  im  Jahre  1664  geboren,  er 
trat  im  Jahre  1694  in  den  Dienst  des  Kurfürsten  Friedrich  HL  in  Berlin 
und  starb  im  Jahre  1714  in  Petersburg,  wo  er  das  letzte  Jahr  seines 
Lebens  verbracht  hatte  (Dohme,  Andreas  Schlüter.  In  Dohme,  Kunst 
und  Künstler.    Bd.  I). 

Johann  Jacobi  wurde  im  Jahre  1664  in  Hotnburg  v.  d.  H.  ge- 
boren, erlernte  das  Schmiedehandwerk  und  in  Paris  die  Erzgießkunst  in 
der  von  Keller  geleiteten  Gießerei.     Er  starb  im  Jahre  1725. 

Genaueres  bekannt  ist  über  die  Entstehung  des  Reitermonumentes 
(vergl.  insbesondere  Paul  Seidel,  Der  Große  Kurfürst  in  der  Plastik 
seiner  Zeit.     HohenzoUem-Jahrbuch  1898,  S.  101  flf.). 

Das  große,  für  den  Guß  bestimmte  Modell  des  Denkmals  entstand 
im  Jahre  1698.  Als  Vorbild  für  das  Denkmalpferd  diente  ein  besonders 
schönes  Pferd  aus  dem  Besitze  des  Markgrafen  Philipp  Wilhelm  von 
Schwedt.  Den  Kopf  des  Fürsten  modellierte  der  Künstler  naturwahr  nach 
zahlreich  vorhandenen  gemalten  und  plastischen  Porträtbildnissen. 

Als  wichtigste  Gehilfen  Schlüters  bei  diesem  Denkmal  scheinen 
Nahl,  Herfort,  Henzi  und  Backer  gelten  zu  dürfen,  von  denen  be- 
kannt ist,  daß  sie  im  Jahre  1703  nach  Schlüters  Skizzen  die  vier 
Sklavenfiguren  am  Sockel  modellierten;  Nahl  und  Back  er  modellier^ 
ten  außerdem  nach  den  Entwürfen  des  Malers  Wentzel  die  Reliefs  am 
Sockel. 

Da  von  einem  Augenzeugen  des  Gusses  angegeben  wird,  daß:  «Reuter 
und  Pferd  in  einem  Stück  und  nicht  jedes  ä  parte  gegossen''  wurde,  darf 
man  annehmen,  daß  von  Johann  Jacobi  das  in  Paris  damals  übliche 
und  von  Boffrand  (s.  S.  512)  beschriebene  Verfahren  der  Einformung 
angewendet  wurde.  Zur  Herstellung  des  Gußmodells  wurden  966  Pfund 
Gelbwachs  gebraucht  und  den  Bedarf  an  Metall  veranschlagte  Jacobi  anf 
500  Zentner,  von  denen  aber  200  Zentner  als  für  den  Guß  notwendiger 
üeberschuß  zu  rechnen  wBren.  Er  schlug  deshalb  vor,  230  Zentner 
Kupfer,  40  Zentner  gelbes  Messing  und  30  Zentner  gutes  Zinn  zu  kaufen. 


die   übrigen  200  Zentner   aber  leibveise   dem  Zeoghause   zu  entaehmen; 
aus  den  Rechnungen  gebt  jedoch  hervor,  daß  im  ganzen  etwa  524  Zentner 


rig.  »4.    Andreu  Schlüter  nad  Jobum  Jacobl,  Der  QraSe  Kuifarat  in  Berlin.    S.  6IA. 

Kupfer  nnd  Messing  und  50  Zentner  Zinn  gekauft  wurden.     Am  2.  No- 
Tember  1700  war  alles  fßr  den  Guß  vorbereitet,  der  in  Gegenwart  der 


518  18.  Jahrhundert. 


vornehmen   Gesellschaft  mit  dem   Markgrafen   Christian  Ludwig  an   der 
Spitze  glücklich  von  statten  ging. 

Im  Jahre  1703  wurde  das  noch  auf  einem  provisorischen  Sockel  auf- 
gestellte Reiterbild  feierlichst  enthüllt.  Im  Jahre  1709  scheinen  erst  die 
vier  Sklavenfiguren  und  im  folgenden  Jahre  auch  die  Reliefs  in  Bronze- 
guß vollendet  zu  sein.  Die  Gesamtausgaben  für  die  Ausführung  des  Denk- 
mals ohne  die  Kosten  für  den  Bildhauer  betrugen  rund  47500  Taler. 

Besonders  bemerkenswert  ist,  daß  damals  und  für  lange  Zeit  Jacob i 
als  der  eigentliche  Schöpfer  des  Denkmals  galt,  er  wurde  mit  Ehren  über- 
häuft, er  erhielt  eine  goldene  Kette  mit  dem  Bilde  des  Kurfürsten  und 
sein  Bildnis  wurde  auf  öffentliche  Kosten  in  Kupfer  gestochen;  selbst  auf 
die  Gehilfen  wurden  die  Gnadenbeweise  ausgedehnt.  Von  irgend  welchen 
Auszeichnungen  Schlüters  verlautet  nichts,  und  erst  in  neuerer  Zeit  ist 
ihm  die  Anerkennung  zu  teil  geworden,  die  ihm  als  Bildner  eines  der 
edelsten  Monumente  aller  Zeiten  gebührt. 

Erwähnt  sei  noch,  daß  sich  eine  kleine  von  Jacobi  gegossene  Bronze- 
nachbildung des  Denkmals  in  der  Abteilung  der  deutschen  Skulpturen  der 
Kgl.  Museen  in  Berlin  befindet. 

Wenige  Jahre  später,  im  Jahre  1711,  wurde  auch  im  Rheinlande  ein 
großes  in  Bronze  gegossenes  Reiterbild  errichtet,  das  Denkmal  des  Kur^ 
fürsten  Johann  Wilhelm  in  Düsseldorf  (Fig.  375,  S.  519),  ein  tüchtiges 
Werk  des  Niederländer  Meisters  Gabriel  de  Grupello  (geb.  1644  in 
Grammont,  f  1730  auf  Schloß  Ehrenstein  bei  Aachen). 

Grupello  war  im  Jahre  1695  von  jenem  Fürsten  nach  Düsseldorf 
berufen  und  hat  dort  neben  dem  im  Jahre  1703  begonnenen  Reitermonu- 
mente andere  größere  Werke  geschaffen,  darunter  auch  noch  einige  in 
Bronzeguß.  In  einer  Reisebescbreibung  des  Freiherrn  v.  Vohenstein 
aus  dem  Jahre  1709  heißt  es  bei  den  Mitteilungen  über  Düsseldorf: 
„Folgenden  Tags  besahen  wir  das  Gießhaus  und  traffen  daselbst  neben 
vielen  trefflichen  Statuen,  daß  jetzmahligen  ChurfÜrsten  Johann  Wilhelm 
in  marmorstein  gehauenes  Bildnüß  an.  Es  wäre  auch  ein  dessein  von 
einer  Pyramide  projectirt,  und  dessen  Ober-  und  untertheil  bereits  ver- 
fertiget, welche  in  bronce  gegossen  werden  solle  .  .  .*  (Ann.  d.  bist.  Ver. 
für  d.  Niederrhein,  Heft  18,  S.  170). 

Ein  in  Bronze  gegossener  Erucifixus  des  Künstlers  soll  sich  in  der 
Sakristei  von  St.  Andreas  in  Düsseldorf  befinden. 

Ein  Werk  Grupellos  soll  auch  das  Bronzemonument  auf  dem  Parade- 
platz in  3Iannheim  sein,  das  im  Jahre  1741  von  Düsseldorf  nach  Mann- 
heim gebracht  wurde  und  im  Jahre  1893  zu  einer  Brunnenanlage  er- 
weitert wurde.  Es  gilt  als  ein  Erinnerungsdenkmal  der  pfälzischen 
Kriege  gegen  Frankreich  oder  nach  anderer  Auffassung  als  eine  Allegorie 
auf  den  Wechsel  der  Zeiten. 


Deutacbland.  519 

Die  außer  den  wenigen  genannten  im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts  auf 
deutschem  Boden  noch  entstandenen  größeren  Gußwerke  wurden  nicht 
mehr  in  Bronze  ausgeführt.  Ein  veränderter  Geschmack,  die  bedeutenden 
Kosten  und  sicherlich  nicht  zuletzt  die  technischen  Schwierigkeiten  wirkten 
gemeinsam  darauf  hin,  ein  bis  dabin  in  Deutschland  ftlr  öffentlich  auf- 


Pig.  an.    Onbriel  de  Orapello,  Kqrfatat  Johknn  Wilbelm  in  Daassidorf.     S.  HS. 

gestellte  Bildwerke  kaum  verwendetes  Material,  das  Blei,  in  weiterem 
Umfange  durch  den  Guß  künstlerisch  zu  gestalten ;  darüber  wird  an  anderer 
Stelle  zu  sprechen  sein.  Gleicherweise  führten  in  Deutschland  Sparsam- 
keitsrOcksichten  und  die  immer  mehr  verringerte  Erfahrung  im  Guß  um- 
fangreicher Bronzewerke  dazu,  große  Figuren  auf  kaltem  Wege  aus  dünnen 
Kupfertafeln  zu  treiben. 

Noch  in  den  Neunzigerjahren  des  17.  Jahrhunderts  wurde  die  große 


520  18.  JahrhuDdert. 


Dreifaltigkeitsgruppe  auf  der  Pestsäule  in  Wien  nach  dem  Modelle  Paul 
Strudels  von  dem  »kais.  Jubellier  von  Augsburg  Herrn  Christonen 
Radt  und  dem  hiesigen  (Wien)  bürgl.  Goldschmied  Emanuel  Bau- 
hof ..  .*    in  Kupfer  getrieben. 

Die  Reihe  der  großen  in  Kupfer  getriebenen  Werke  des  18.  Jahr- 
hunderts eröffnet  die  im  Jahre  1717  aufgestellte  Kolossalfigur  des  Herkules 
auf  der  Wilhelmshöhe  bei  Kassel^  die  von  dem  Atigsburger  Goldschmied 
Joh.  Jakob  Anthoni  in  den  Jahren  1714 — 1717  über  einem  Holz- 
modelle geformt  wurde. 

Eine  Kolossalfigur  der  Madonna  wurde  im  Jahre  1726  yon  den  Gold- 
schmieden Christ.  Hennick  imd  Joh.  Breinniger  in  Cinselsau  fbr 
den  First  der  ehemaligen  Cisterzienserkirche  in  Schönthal  i.  W.  in  Kupfer 
getrieben. 

Das  bedeutsamste  in  Kupfer  getriebene  deutsche  Bildwerk  des  18.  Jahr- 
hunderts ist  jedenfalls  die  Reiterstatue  Augusts  des  Starken  in  Dresden- 
Neustadt  (Fig.  376,  S.  521).  Die  Verhandlungen  über  die  Ausführung 
dieses  Denkmals,  das  ursprünglich  in  Bronze  gegossen  werden  sollte,  sind 
durch  mehrere  Jahrzehnte  zu  verfolgen,  dennoch  ist  der  Bildhauer  des 
schließlich  ausgeführten  Modells  nicht  mit  Sicherheit  anzugeben.  Die  Treib- 
arbeit wurde,  besonders  weil  ein  zuverlässiger  Gießer  nicht  gefunden 
werden  konnte,  zuletzt  dem  Augsburger  „Kunstkanonenschmied^  Ludwig 
Wiedemann  übertragen,  der  im  Jahre  1733  an  August  III.  berichtet, 
daß  die  Statue  vollendet  sei  und  mit  der  Vergoldung  begonnen  werden 
könne.  Im  Jahre  1736  wurde  das  Reiterbild  endlich  enthüllt.  (AusftUir- 
liche  Angaben  über  die  Geschichte  des  Denkmals  gibt  Sponsel  im:  Neuen 
Archiv  für  Sachs.  Gesch.  u.  Altertumsk.,  Bd.  XXII,  S.  102—150.) 

In  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  wurde  in  Eichstätt  u  JB. 
eine  Mariensäule  errichtet,  die  von  einer  Madonnenfigur  bekrönt  ist,  welche 
nach  dem  Modelle  Moritz  Pedettis  im  Jahre  1777  von  den  Eichstatter 
Gürtlermeistern  Thomas  und  Franz  Xaver  Conrad,  Vater  und  Sohn, 
in  Kupfer  getrieben  wurde. 

Um  das  Jahr  1770  errichtete  Friedrich  d.  Gr.  in  Potsdam  eine  Werk- 
statt für  Kupfertreiberei,  aus  der  eine  Reihe  bedeutsamer  Werke  hervorging. 

Außer  kleineren  Arbeiten  entstand  hier  die  kolossale,  eine  Krone  hoch- 
haltende Gruppe  der  drei  Grazien  auf  der  Kuppel  des  Neuen  Palais  bei 
Potsdam. 

Auch  die  große  Gestalt  des  Atlas  mit  der  Weltkugel  auf  der  Kuppel 
des  Potsdamer  Rathauses  wurde  dort  von  Jury  im  Jahre  1776  in  Kupfer 
getrieben.  Eine  schon  im  Jahre  1754  an  dieser  Stelle  aufgerichtete  Atlas- 
gruppe in  Bleiguß  war  vom  Sturme  herabgeweht. 

Von  Jury  und  dem  Klempner  Gerike  wurde  auch  um  das  Jahr 
1800  nach  Schadows  Modell   die  Quadriga  für  das  Brandenburger  Tor 


Flg.  fr«.    Denkmal  Angnata  des  Starken  in  Dresden-Nenatadt.     B.  610, 

in  Berlin  in  Kupfer  getrieben.  Die  Viktoria  wie  die  Pferde  worden  fllr 
dieses  große  Werk  zunächst  in  voller  Größe  in  Eichenholz  geschnitten, 
und  nach  diesen  Vorbildern,  wie  Schndow  selbst  angibt,  nicht  über 
diesen  Holzmodellen,  wurden  Pferde  und  Siegesgöttin  getrieben. 


522  18.  Jahrhundert. 


Als  bedeutsamer  Abschluß  der  monumentalen  deutschen  Kupfer*  und 
Bronzebildnerei  des  18.  Jahrhunderts  entstand  endlich  im  Südosten  des 
Reiches,  in  dem  Gebiete  wo  wenigstens  der  Bleiguß  fortlaufend  im  großen 
geübt  war,  ein  großes  Reiterstandbild,  das  Denkmal  Josephs  IL  in  Wteti 
von  Franz  Zauner,  Edlem  v.  Felpatan  (geb.  1746  in  Felpatan, 
t  1822  in  Wien),  Fig.  377,  S.  523, 

Der  Künstler  kam  im  Jahre  1768  nach  Wien  an  die  Akademie  und 
wurde  nebenher  von  Melchior  Hefel  aus  Kaltenbrunn  in  der  Gießerei 
unterwiesen.  In  dieser  Zeit  fertigte  er  bereits  ein  Bronzewerk,  die 
2  Fuß  hohe  Büste  des  Arztes  Brambilla.  In  den  Jahren  1776—1781  bei 
seinem  Aufenthalte  in  Rom  hatte  er  weiter  Gelegenheit,  Erfahrungen  im 
Erzguß  zu  sammeln  und  endlich  studierte  er  das  auf  S.  535  erwähnte  Werk 
von  Mariette  über  den  Guß  des  Denkmals  Ludwigs  XV.  So  vorbereitet, 
konnte  er  den  ehrenvollen  Auftrag  für  das  genannte  große  Reiterbild 
übernehmen.  In  den  Jahren  1795 — 1797  führte  er  einen  Versuchsguß  aus, 
dann  ging  er  an  die  Einformung  der  Reiterfigur,  die  im  Jahre  1800 
fehlerfrei  aus  der  Form  kam,  und  endlich  an  den  Guß  des  Pferdes,  das  im 
Jahre  1803  glücklich  vollendet  wurde  (Ellmaurer,  Le  monument  de 
Joseph  II,  Vienne  1807). 

Von  den  kleineren  figürlichen  Bronzegußarbeiten,  die  während  des 
18.  Jahrhunderts  in  Deutschland  entstanden,  sind  von  besonderem  Interesse 
die  Werke  zweier  besonders  in  Wien  tätiger  Künstler,  deren  meiste  und 
berühmteste  Schöpfungen  in  Blei  gegossen  wurden,  des  Raphael  Donner 
(1693—1741)  und  Balthasar  Moll  (1717—1785),  vergL  S.  622. 

Von  Raphael  Donner  sind  zu  nennen  ein  Satyr  mit  Amor,  Christi 
Abnahme  vom  Kreuz,  mehrere  Relief darstellungen,  darunter  Thetis  und 
Vulkan,  das  Urteil  des  Paris,  die  Taufe  Christi,  eine  Szene  aus  dem  Leben 
Davids,  der  Feldmarschall  Dann  u.  a.  m.  Die  beiden  im  Hofmuseum  in 
Wien  befindlichen  Bronzebüsten  der  Maria  Theresia  und  Franz  I.  sollen 
im  Jahre  1750  von  Matthäus  Donner,  einem  jüngeren  Bruder  Ra- 
phaels,  ausgeführt  sein  (Stolz,  üeber  die  Bildhauer  G.  R.  Donner  und 
Franz  Zauner  in:    Der  Kirchenschmuck,  1889,  S.  129  flF.). 

Spärlicher  sind  die  Bronze  werke  Balthasar  Molls.  Eine  Büste 
Franz  I.  (1766)  befindet  sich  im  Botanischen  Garten  des  Parkes  von 
Schönbrunn  ^  eine  andere  in  der  Amhraser  Sammlung  in  Wien.  Ein 
großes  Relief medaillon  des  Feldmarschalls  Anton  v.  CoUoredo  (ca.  1777) 
ist  als  Gegenstück  von  Donners  Medaillon  des  Feldmarschalls  Daun  in 
der  Militärakademie  zu  Wiener  -  Neustadt  angebracht,  und  auf  Schloß 
Ambras  befindet  sich  ein  gleichzeitiger  Bronzenachguß  nach  dem  von 
Moll  für  Mariazell  in  Silber  ausgeführten  Antependium  mit  Brustbildern 
der  kaiserlichen  Familie  (II g.  Der  Bildhauer  Moll  in  Ber.  u.  Mitt.  d. 
Altertums- Ver.   zu  Wien,  1889,  S.  129  flF.). 


Nichts  bekannt  ist  Qber  die  Entstehung  einiger  aus  der  Zeit  um 
1700  erhaltener  kleiner  in  Bronze  gegossener  Reiterbilder  deutscher  Fürsten. 


Fig.  377.    Franz  Zauner,  Kaiser  Joaeph  II.  i«  Wien.    S.  BM. 

Eine  Statuette  des  Kurfilrsten  Maximilian  Emanuel  von  Bayern  zu 
Pferde  im  Nationalmuseum  in  München  gilt  als  das  Modell  eines  Denk- 
mals, das  diesem  Fürsten  in  München  errichtet  werden  sollte. 


524  IB.  Jahrhundert. 


Die  Beiterstaiuette  Augusts  des  Starken  im  Grünen  Gewölbe  zu 
Dresden  wird  zumeist  als  Arbeit  des  Dresdener  Stückgießers  Michael 
Weinhold  bezeichnet.  Sponsel  (a.  a.  0.)  zweifelt  nicht  daran,  daß 
dieses  Modell  in  Paris  entstanden  ist. 

In  Krautheim  i.  Bad.  befindet  sich  eine  Bronzegruppe,  der  heilige 
Antonius  mit  dem  Christkinde,  die  als  „eine  Augsburger  oder  Münchener 
Arbeit  ersten  Ranges*^  aus  dem  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  bezeichnet 
wird  (Kraus,  Kunstdenkm.  d.  Grhzgt. Baden,  Kreis  Mosbach,  S.  95,  Taf.  XII). 

Hingewiesen  sei  auch  auf  eine  Reihe  Bronzestatuetten  (30 — 80  cm 
hoch)  aus  dem  18.  Jahrhundert,  die  sich  im  Leipziger  Gewandhause  be- 
finden, über  deren  Herkunft  jedoch  bisher  Näheres  nicht  ermittelt  wurde. 

Ueberwiegend  wohl  in  Anlehnung  an  französische  Vorbilder  begann 
man  im  18.  Jahrhundert  auch  in  Deutschland  fürstliche  Wohnungen  mit 
mannigfachen  Geräten  und  Beschlägen  in  vergoldeter  Bronze  auszustatten. 

Wohl  die  vorzüglichsten  Arbeiten  dieser  Art  wurden  im  Auftrage 
Friedrichs  des  Großen  für  das  Potsdamer  Stadtschloß  und  für  Sanssouci 
hergestellt. 

Durch  die  Untersuchungen  Paul  Seidels  (Jahrbuch  der  Kgl.  Preuß. 
Kunstsammlungen  1895,  S.  48  fi^.)  sind  die  ausgezeichneten  Künstler  be- 
kannt geworden,  denen  die  überaus  geschmackvolle  und  reiche  Ausstattung 
besonders  der  Bibliothek  in  Sanssouci  und  des  Bronzesaales  im  Potsdamer 
Stadtschlosse  zu  danken  sind. 

Der  Entwurf  der  Bibliothek  (Fig.  378,  S.  525)  scheint  auf  Johann 
August  Nahl  d.  A.  (1710—1781)  zurückzugehen.  Nach  dessen  Entwürfen 
scheinen  die  Bildhauer  Becker  und  Giese,  die  sonst  kaum  bekannt  sind, 
gearbeitet  zu  haben.  Die  Beschläge  mit  Ausnahme  der  vier  Reliefs,  die 
Giese  auch  in  Bronze  ausführte,  wurden  von  dem  Goldschmied  Kelly 
gegossen  und  ziseliert. 

Eine  Balustrade  aus  vergoldeter  Bronze  trennte  ehemals  auch  den 
Alkoven  im  Schlafzimmer  des  Königs  in  Sanssouci  von  dem  Hauptraume. 
Die  mit  vier  Kinderfiguren  geschmückte  Brüstung  wurde  urkundlich  nach 
Nahls  Entwurf  von  dem  Goldschmied  Ludwig  Siegmund  Wiedemann 
in  Messing  gegossen  und  vergoldet. 

Der  Bronzesaal  im  Stadtschloß  bildet  den  Höhepunkt  dieser  Kunst- 
weise in  Deutschland  überhaupt.  Er  entstand  in  den  Jahren  1754  und 
1755.  Die  beiden  vornehmlich  daran  beteiligten  Künstler  waren  die 
Modelleure  Kambly  und  Schwitzer.  Kambly  hatte  die  Modelle  f&r 
die  Beschläge  der  Türen  und  Wandschränke  mit  ihren  Sopraporten,  der 
Pilaster,  Fenterwände  etc.  herzustellen.  Schwitzer  die  Modelle  f&r  die 
Tische  und  Spiegelrahmen.  Kambly  übernahm  auch  die  Ausführung, 
Vergoldung  und  Befestigung  der  Bronzen;  als  Ziseleur  stand  ihm  dabei 
Geoffroy  zur  Seite  und  als  Vei^folder  Morel. 


Deutacblsad.  525 

Johann  Melchior  Eambly  war  in  Deutschland  der  zweifellos  be- 
deutendste Meister  seiner  Art,  er  war  Schweizer  und  kam  um  1748  als 
35jähriger  Mann  nach  Berlin;  Über  seine  Ausbildung  ist  nur  bekannt,  daß 


Bibliothek  Friedrlchi  d.  Or,  in  Scblofi  Sanssouci.    8.  5 


er  in  Schaffhausen  die  Bildhauerkunst  erlernt  hat,   und  daß  er  nebenher 
auch  Goldschmiede-  und  Tischlerarbeiten  gefertigt  hat. 

In  Berlin   erwarb   er  durch   seine  Arbeiten   bald   das  Vertrauen  des 


526  18.  Jahrhundert. 


Königs,  schon  im  Jahre  1752  erhielt  er  eine  Eonzession,  laut  der  er 
„eine  Fabrik  von  Bronze-Dor^e- Arbeit  in  Potsdam  anlegen  und  die  darin 
verfertigten  Waren  sowohl  inner-  als  außerhalb  Landes  verkaufen  dürfe  *- 

In  den  Fünfziger-  und  Sechzigerjahren  lieferte  Kambly  noch  zahl- 
reiche mit  Bronze  beschlagene  Möbel,  Uhren  u.  dergl.  auch  für  das  Neue 
Palais,  über  die  Seidel  a.  a.  0.  ausführlich  berichtet. 

Schon  bevor  der  Bronzesaal  entstand,  wurden  für  das  Stadtschloß  noch 
eine  Reihe  nicht  unbedeutender  Bronzearbeiten  ausgeführt,  deren  Meister 
bekannt  sind. 

Im  Treppenhause  wurde  nach  dem  Modelle  des  Johann  Peter 
Benkert  ein  Geländer  in  Bronze  gegossen  und  von  Goldschmied  V erdeil 
in  Beruft  vergoldet;  es  wurde  im  Jahre  1746  aufgestellt.  Kelly  fertigte 
für  denselben  Raum  Troph'äengehänge  und  ähnliche  für  den  großen 
Marmorsaal.  Andere  Bronzezierate  für  diesen  Saal  führte  der  Goldschmied 
Habermann  aus,  drei  Reliefs  der  schon  genannte  Giese  und  18  Kapi- 
tale fertigte  Kambly. 

Anfang  der  Fünfzigerjahre  wurden  auch,  wie  erwähnt  sein  möge, 
noch  mehrere  Pariser  Bronzekünstler  nach  Potsdam  gezogen,  der  Gießer 
Daniel  Valy,  der  Vergolder  Jean  Audibert,  der  Modelleur  Coussinet 
und  der  schon  genannte  Vergolder  Morel  und  Ziseleur  Geoffroy,  die 
jedoch  im  allgemeinen  nur  Gehilfen  Kamblys  waren.  Als  ihre  selb- 
ständigen Arbeiten  werden  vier  Kronleuchter  im  Neuen  Palais  und  einer 
im  Japanischen  Häuschen  genannt. 

Im  übrigen  fließen  die  Nachrichten  über  Künstler,  die  im  18.  Jahr- 
hundert in  Deutschland  Goldbronzearbeiten  geschaffen  haben,  sehr  spär- 
lich. Einiges  bekannt  ist  noch  über  einen  in  München  tätigen  Bildhauer 
und  Gießer  Wilhelm  deGroff,  der  seine  Ausbildung  in  Paris  erhielt  und 
im  Jahre  1715  vom  Kurfürsten  Maximilian  Emanuel  nach  der  bayrischen 
Hauptstadt  berufen  wurde.  Er  führte  neben  zahlreichen  größeren  Bild- 
werken in  Stein  und  Blei  für  die  Münchener  Residenz  und  die  Schlösser 
in  Nymphenburg  und  Schleißheim  auch  Dekorationsgegenstände  in  ver- 
goldeter Bronze  aus.  Bis  zum  Jahre  1740  bezog  er  für  seine  Leistungen 
sehr  beträchtliche  Summen,  für  die  Ausstattung  der  Reichen  Zimmer  in 
der  Münchener  Residenz  erhielt  er  allein  7500  Gulden. 

Für  das  Schloß  in  Ansbach  waren  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts 
als  „Mössing- Gießer"  tätig  Joseph  Bianchini  und  Ange  Guillard, 
als  „Ciselier"  bis  1746  Houdan,  später  Scheider.  üeber  die  von 
diesen  Künstlern  ausgeführten  Arbeiten  ist  Näheres  nicht  bekannt.  (VergL 
F.  H.  Hof  mann.  Die  Kunst  am  Hofe  der  Markgrafen  von  Brandenburg, 
Fränkische  Linie.     Straßburg  1901.) 


Deutschland,  Niederlande.  527 


Niederlande. 

Unter  den  wenigen  großen  figürlichen  Bronze  werken,  die  in  den 
Niederlanden  im  18.  Jahrhundert  entstanden,  sind  einige  Porträtstatuen 
an  erster  Stelle  anzuführen. 

Auf  dem  Hause  der  Brauergilde  am  Großen  Platz  in  Brüssel  wurde 
im  Jahre  1697  eine  Steinstatue  des  Statthalters  Maximilian  Emanuel  von 
Bayern  von  dem  Bildhauer  Marc  Devos  in  Brüssel  (1650 — 1717)  auf- 
gestellt; sie  wurde  vom  Sturme  herabgeworfen  und  durch  eine  in  Bronze 
gegossene  ersetzt. 

Diese  Statue  scheint  im  Jahre  1751  zerstört  zu  sein,  jedenfalls  wurde 
in  diesem  Jahre  dem  Goldschmied  Simon  in  Brüssel  für  denselben  Platz 
eine  Reiterstatue  des  Prinzen  Karl  Alexander  von  Lothringen  in  Auftrag 
gegeben,  die  von  ihm  in  Kupfer  getrieben  und  vergoldet  wurde  und 
schon  im  folgenden  Jahre  aufgestellt  wurde.  Im  Jahre  1795  wurde  auch 
dieses  Werk  zerstört.  (De  man  et,  Note  sur  la  statue  de  Maximilien- 
Emanuel  .  .  .;  Bull,  des  comm.  roy.  d'art  et  d'archeol.  1879,  S.  42,  und 
Marchai  a.  a.  0.  S.  507.) 

Eine  Denkmalstatue  Karl  Alexanders  war  in  Brüssel  auch  auf  der 
Place  Royale  nach  dem  Modelle  des  Pierre  Antoine  Verschaffelt 
(1710—1793)  errichtet. 

Von  demselben  Künstler  wurde  in  Born  im  Jahre  1740  die  kolossale 
Bronzestatue  des  Erzengels  Michael  für  die  Engelsburg  ausgeführt,  und 
in  der  Hofkirche  in  Mannheim  ist  der  Bronzeschmuck  des  Hauptaltars 
sein  Werk;  auch  für  den  Lustgarten  in  Schwetzingen  soll  Vers chaf feit 
Bronzewerke  geschaffen  haben. 

Für  eine  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  im  Hofe  des  Hotel  de  ville 
in  Brüssel  aufgestellte  Fontäne  führte  der  Bildhauer  Pierre  Denis 
Plumier  (getauft  1688,  f  1721)  vier  Kinderfiguren  und  Ornamente  in 
Bronze  aus. 

Einige  hervorragende  Kupfer-  und  Bronzearbeiten  entstanden  auch 
in  diesem  Jahrhundert  noch  für  niederländische  Kirchen,  vor  allem  Türen 
und  Gitter. 

Besonders  reich  ausgestaltete  Türen  in  „cuivre  dorä"  fertigte  Guil. 
de  Vos  in  den  Jahren  1708  und  1711  für  S.  Bavo  in  Gent. 

In  Nötre-Dame  in  Tongern  befindet  sich  eine  Tür  mit  der  Bezeich- 
nung „Christian  Schwertfeeger  Leodius  me  fecit  A°  1711**. 

In  der  Großen  Kirche  in  Bordrecht  schließt  ein  in  den  Jahren 
1711 — 1715  gefertigtes  Messinggitter  den  Chor  ab,  und  eine  dort  erhaltene 
reiche  bronzene  Gittertür  wurde  im  Jahre  1758  gestiftet. 

Michel  van  der  Voort  führte  im  Jahre  1725  für  das  große  Kupfer- 


528  IS.  Jahrhundert 

lesepult  der  Michaelstirclie  in  Gent  die  des  Teufel  besiegende  Oesitslt  des 
Erzengels  MicKael  im  Gewichte  von  800  Pfiiod  aus. 

In  der  Kathedrale  zu  Tpem  befindet  sich  ein  kunstreiches  in  Bronze 
gegossenes  Lesepult,  das  hezeichnet  ist:  W.  Pompe  sculpsit,  J.  Ferrier 
fecit  Äntv.  1752. 

Frankreich. 

In  Frankreich  wurde  die  R«ihe  der  Bronzedenkmäler  Ludwigs  XIV. 
im  18.  Jahrhundert  noch  yermehrt. 

Nach  dem  Modelle  des  Vlamen  Simon  Hurtrelle  (1648—1742), 
von  dem  im  Louvre  eine  Pieta  von  eigenartiger  AufTassung  erhalten  ist 


Fig.  378.    Simon  Hnrtrel,  PieU.  Parit,  i»»>r*.    8.  Bis. 

(Fig.  379,  S.  528),  wurde  in  Paris  die  Reiterstatue  des  Königs  gegossen, 
die  im  Jahre  1718  in  Montpellier  errichtet  wurde. 

Im  Jahre  1732  erhielten  die  Brüder  Guillaume  und  Nicolas 
Goustou,  die  bereits  am  Reiterdenkmale  Ludwigs  XIV.  von  Desjardins 
in  Lifon  mitgearbeitet  hatten,  den  Auftrag  f^r  ein  zweites  gleichartiges 
Denkmal,  das  ebenfalls  dort  aufgestellt  werden  sollte;  dieses  Monument 
scheint  jedoch  Über  das  Modell  nicht  hinausgelangt  zu  sein. 


Frankreich.  529 

Gegen  die  Mitte  des  Jahrhunderts  begann  man  mit  der  Errichtung 
von  Benbmälern  Ludwigs  XV.  Im  Zusammenhange  finden  sich  deren  Be- 
schreibungen und  Abbildungen  in  Patte,  Monuments  ärig^es  en  France 
k  la  gloire  de  Louis  XV.,  Paris  1707. 


Fig.  oao.    Lemoyoe  and  Varin.  Ludwig  XV.,  ehrmaU  in  Bordesax  (nach  Patlc).    S.  M». 

Im  Jahre  1743  wurde  in  Bordeaux  ein  Reiterbild  dieses  Königs  ent- 
hüllt, das  nach  dem  Modelle  des  Bildhauers  Jean  Baptiste  Lemoyne 
(1704—1778)  Ton  dem  Gießer  Varin  in  Erz  gegossen  wurde  (Fig.  379, 
Liier,  DnedlB  Metalle.  84 


g30  18'  Jahrhundert 

S.  529).     Der  Guß   miQlan}^  zunächst,   nor  die   untere  Hälfte   der   Form 
wurde  mit  Metall  gefüllt,  doch  der  Gießer  soll  sich  eines  auch  in  anderen 


Fig.  381-    Leiaoyne  uii<]  Gor,  Ladwig  XV..  ehemals  in  Reanes  (nach  Patte),    S.  &3i. 

ähnlichen  Fällen  mit  Erfolg  angewendeten  Verfahrens  bedient  haben,  den 
Guß   zu  vollenden,   ohne   den   gelungenen  Teil  unbenutzt  zu  lassen.     Es 


wurde  zu  dem  Zwecke  die  Form  Ober  der  mißlungenen  oberen  Hälfte  des 
Bildwerkes  noch  einmal  ausgeführt  und  mit  Metall  gefüllt. 


11  zum  Denkmal  Liiilifiea  XV.,  TUr  Rouen  bestimmt. 


Nach  Lemoynes  Modell  entstand  im  Jahre  1754  ein  Bronzestand- 
bild Ludwigs  XV.  für  Rennes,  das  der  berühmteste  französische  6ießer 
jener  Zeit,  Pierre  Gor,    Commissaire  g^neral  des  fontes  ä  l'arsenal  de 


18.  Jahrhundert. 


Paris,   ausfllhrte   (Fig.  381,   S.  530).     Im  Jahre  1757   erhielt  LemoyDe 
noch  den  Auftrag  auf  ein  Denkmal  des  Königs  fUr  Mouen,  das  nicht  aus- 


HUnMIi 

<l  P.  L.  Cyin^,  Ludwig  XV.,  ebemala  in  Nancy  (nncb  Putte).    8.  tu. 

geführt  wurde,  Ton  dem  sich  aber  ein  Bronzemodell  im  Louvre  befindet 
(Fig.  382,  S.  531).  Ludwig  XY.  ist  hier  auf  einem  von  drei  Eriegem  ge- 
tragenen Schilde  stehend  dargestellt. 


Fig.  SM.    BoDCbardon  und  Gor,  Ludwig  W.,  eheniBls  in  Paris  |nach  Patte).     B.  BS«. 

Barth^lemi  Guibal  (1699—1757)  und  Paul  Louis  CyffU 
(1724 — 1806)  führten  gemeinsam  die  Statue  Ludwigs  XV.  tü.T  Nancy  aus, 
die  TOR  ihnen  im  Jahre  1755  in  Lunevilh  auch  gegossen  wurde  (Fig.  383, 


534  IS-  Jahrhundert. 

S,  532).  Die  großen  Sockelfiguren  dieses  Denkmals  waren  wie  eine  Reihe 
anderer  großer,  von  diesen  KünsÜem  für  Nancy  geschaffener  Bildwerke 
in  Blei  gegossen. 

Nach  dem  Modelle  des  Bildhauers  Edmonde  Bouchardon  (1698 


Fig.  SB5.    Pigalle  und  Gor,  Ludwig  XV.,  ehemals  iu  Reims  (nach  Palt»).    8.  53«. 

bis  1762)  wurde  im  Jahre  1758,  nachdem  der  zuerst  damit  beauftragte 
Gießer  Varin  im  Jahre  17ö3  gestorben  war,  von  Pierre  Gor  die  Keiter- 
atatue  des  Königs  für  die  Place  de  Louis  XV.  (Place  de  la  Concorde) 
in  Faris  gegossen    (Fig.  384,  S.  533).     Ueber   die   Gußausfllhrung   wird 


eingehend   berichtet   in   dem   mit  zahlreichen  Kupfertafeln  ausgestatteten 
"Werke  von  Mariette,  Description  des  traTaux  qui  ont  preeöd^,  accom- 


Fig.  ass.    LwehevSque  und  Meier.  Gustav  Wbso  in  Stockholm.    8. 687. 

paf^n^  et  suivi  la  fönte  en  bronze  d'un  seul  jet  de  la  statue  ^questre  de 
Lonis  XV.     Paris  1768.      Die  Geschichte  des  Werkes  behandelt  ausftlhr- 


536  18.  Jafarhttndeit. 

lieh  Roserot  in  Gazette  des  beaux-arts  1897  (Bd.  I,  S.  195  ff.,  377  9,, 
Bd.  II,  S.  159  ff.). 

Jeaa  Baptiste  Pigalle  (1714—1785),  der  nach  Bouchardons 
Tode  dessen  fUr  Paris  geschaffenes  Denkmal,  insbesondere  den  mit  Eck- 
figuren geschmückten  Sockel  vollendete,  erhielt  im  Jahre  1756  den  Auf- 


Fig.  3S7.    Lurche vtrqiie  und  Me)er,  liiisUv  A<loir  in  Btockbalm.    S.  E3I. 

trag  auf  ein  Standbild  Ludwigs  fUr  die  Stadt  Reims,  das  in  den  Jahren 
1762—1763  von  Gor  gegossen  wurde  (Fig.  385,  S.  534).  (Tarbe,  La 
vie  et  les  oeuvres  de  Jean  Baptiste  Pigalle.     Paris  1859,  S.  101  ff.) 

Mehrere  große  erzene  Monumente  wurden  von  französischen  Meistern 
auch  für  das  Ausland  geschaffen. 

Der  schon  genannte  Saly  modellierte  das  Reiterdenkmal  Friedrichs  V. 


Frank  reicb. 


5S7 


4  i 


auf  dem  Großen  Platze  ia  Kopenhagen,  das  von  Gor  im  Jahre  1771  ge- 
gossen wurde. 

Etienne  Maurice  Falconet  (171 6— 1791)  wurde  im  Jahre  1766  von 
Katharina  II.  nach  Petersburg  berufen,  um  ein  Reiterbild  Peters  des 
Großen  auszuführen.  Der  Künst- 
ler stellte  den  Zaren  auf  einem 
unregelmäßig  behauen en  gewal- 
tigen Pelssockel  auf  springen- 
dem Pferde  dar.  Die  Ausfüh- 
rung nahm  acht  Jahre  in  An- 
spruch; dem  Künstler  gelang 
zunächst  nur  der  Guß  der  un- 
teren Hälfte,  der  obere  Teil 
wurde  in  der  von  Varin  beim 
Denkmal  Ludwigs  XV.  für  Bor- 
deaux angewendeten  Art  nach- 
gegossen. 

Pierre  Hubert  Larche- 
vfeque  (1721—1778)  model- 
lierte das  Standbild  Gustav 
Wasas  (Fig.  386,  S.  535)  und 
die  Reiterfigur  Gustav  Adolfs 
(Fig.  387,  S.  536)  für  Stock- 
holm; beide  Werke  wurden  in 
den  Siehenziger Jahren  von  dem 
Gießer  Meier  in  Bronze  aus- 
geführt. 

Für  die  königlichen  Gär- 
ten wurden  in  Frankreich  im 
18.  Jahrhundert  größere  Bronze- 
figuren seltener  ausgeführt,  die 
Arbeiten  waren  besonders  in 
Versailles  im  wesentlichen  ab- 
geschlossen, und  man  bevor- 
zugte Blei-  und  Marmorskulp- 
turen. 

Zu  den  mit  Recht  berühm- 
testen französischen  Bronzebüdwerken  des  18.  Jahrhunderts  gehört  die 
Diana  des  Jean  Aatoine  Houdon  (1740—1828)  im  Louvre  (Fig.  388, 
S.  537).  Der  Künstler  gilt  auch  als  ausgezeichneter  Gießer ,  und  insbe- 
sondere soll  er  diese  etwa  lebensgroße,  überaus  schöne  weibliche  Gestalt 
seihst  gegossen  haben.     Von   anderen  Bronzewerken   des  Künstlers  seien 


538  18-  Jahrhundert. 

erwähnt  die  Bttsten  Rousseaus  und  Voltaires  im  Louvre  und  die  BOste 
des  Prinzen  Heinrich,  des  Bruders  Friedrichs  des  GroSen,  im  Xeuen 
Palais  in  Totsdam. 

Ein    überwältigendes  Bild  Tomehmsten  Oeschmackes  und  hödisten 
Könnens  gewähren  die  noch  in  reichster  Mannigfaltigkeit  erhaltenen  k5st- 


Fig.  SS».     Chiuesbche  Porzellanvaae  In  rr&nzUsischer  Bronze russung,  Zeit  LndviK'  ^V. 
Farli,  LoHvrm.    S.  Ml. 

liehen  französischen  Goldbronzearheiten,  besonders  die  Beleuchtungsgeräte 
aller  Art,  Uhren,  Möbel-,  Tür-  und  Fensterbeschläge  der  Zeit  Ludwigs  XV. 
und  Ludwigs  XVL 

Die  Oberflächenbehandlung,  die  Feinheit  der  Ziselierung  ist  es  zum 
guten  Teil,  die  den  Dekorationsbronzen  jener  Epoche  solch  einen  unend- 
lich  pikanten  Reiz   verleiht.     Als   die  vorzüglichsten  Ziseleure,   die  auch 


18.  Jahrhundert. 


Fig.  s»i.    K&minbock,  Zeit  Ludwige  XV,    r,iru,  Itut.  <l 


für  die  kfiniglicheo  Schlösser  zahlreiche  Arbeiten  ausftihrten,  seiea  beson- 
ders genannt  der  schon  in  den  letzten  Jahrzehnten  des  17.  Jahrhunderts 
tätige  Boulle,  Cauvet,  Jacques  Caffieri,  Philippe  Caffieri  d.  J-, 
Gouthifere,  Forestier,  Gobert  und  Thomire. 


Kommode  von  Chr.  Cressenl.    Lenion.  üammiimj  W^laa 


Frankreich. 


541 


Besonders  hingewiesen  sei  noch  auf  die  nach  Modellen  Falconets 
und  Claude  Michels,  genannt  Clodion,  ausgeführten  Goldbronzen, 
die  auch  rein  bildhauerisch  den  besten  Werken  ihrer  Zeit  beizurechnen  sind. 

Die  größten  öffent- 
lichen Sammlungen  von 
Werken  dieser  Art  befin- 
den sich  im  Louvre  in 
Paris  und  im  Hertford 
H  o  u  s  e  (Wallace  CoUection) 
in  London.  Die  beigegebe- 
nen Abbildungen  {Fig.  389 
bis398,S.  538— 545)  ver- 
anschaulichen das  franzö- 
sische Schaffen  dieser  Art 
in  typischen  Beispielen. 
(Näheres  und  zahlreiche 
Tafeln  in  Molinier,  Le 
mobilier  royal  fran^is. 
Paris  1902;  Molinier, 
La  collecfcion  Wallace; 
und  Williamson,  Les 
meubles  d'art  du  mobilier 
national.     Paris  1883.) 

Ausgezeichnete,  zum 
Teil  erhaltene  Bronzearbei- 
ten wurden  in  reichem 
Maße  währenddes  IS.Jahr- 
hunderts  auch  ftlr  fran- 
zösische Kirchen  ausge- 
führt. 

Die  Altäre  selbst 
wurden  mit  Bronzefiguren 
und  Omameuten  ausge- 
stattet, und  kunstvolle 
Bronzeleuchter  und  Kruzi- 
fixe vervollständigten  den 
glänzenden  Schmuck.  Un- 
ter anderem  weiß  man, 
daß  Philippe  Caffieri 
für  Nötre-Dame  in  Paris 
um  1760  mehrere  Leuch- 
tei^p^ppen     und     andere 


18.  JabrbandeTt. 


Fig.  3' 


er,  Zeil  Ludwigs  XVI., 


Gegenstände  in  vergoldeter  Bronze  fertigte,  die  sämtUcli  zerstört  zu  sein 
scheinen.  In  den  Kathedralen  von  Baijeux  und  Clennont  sind  aber  Arbeiten 
desselben  Meisters  aus  der  Zeit  um   1770  erhalten. 

Für  den  Hauptaltar  von  S.  Siilpice  in  Faris  modellierte  Edmonde 


BouchardoQ  zwei  knteende  Enf^lfiguren ,  die  is  Bronze  gegossen  und 
vergoldet  wurden. 


J?^. 


Fig-a 

Im  J&lire  1778  wurde  zur  Ausführung  des  auch  mit  reichem  Bronze- 
schmuck versehenen  Hauptaltars  der  Kathedrale  in  Noyon  mit  vier  EUnst- 
lera  ein  Vertrag  abgeschlossen  (Champeaux  a.  a.  0.,  S.  328). 


544  IS-  Jabrhundert, 

Aus    Marmor    und    Bronze    wurde   im    18.   Jahrhundert    femer   der 
70  Fuß  hohe  Altar  der  Kathedrale  zu  Sens  gefertigt  (Rev.  des  arts  decor. 
1880—1881,  S.  432). 

Vier  lebensgroße  Engel  mit  den 
Leidensgeräteu  goß  um  das  Jahr  1700 
ein  Meister  Roger  Schabol  (+  1720) 


LQer,  Dnedle  Hetalle. 


546  18.  Jahrhundert. 


für  den  Chor  von  Nötre-Dame  in  Paris.  —  Ein  Lesepult  aus  vergoldeter 
Bronze  in  S.  Roch  in  Paris  ist  bezeichnet:  „Fait  par  Pierre  Leclair, 
fondeur,  quay  Pelletier  ä  Paris  1741.* 


England. 

Nur  eine  bescheidene  Anzahl  größerer  Bronzewerke,  zum  Teil  von 
Niederländer  Künstlern,  entstand  im  18.  Jahrhundert  in  England. 

Sir  Henry  Cheere  (1648—1721)  führte  für  das  All-Souls-College 
in  Oxford  24  Bronzebüsten  von  Leitern  dieses  Instituts  aus,  die  dort  im 
großen  Saale  der  Bibliothek  aufgestellt  wurden,  und  ebendort  eine  Statue 
des  Begründers  dieser  Bibliothek,  des  Christophe  Codrington. 

Von  Francis  Bird  (1667 — 1731)  befand  sich  eine  Bronzefigur  Hein- 
richs VL  im  Eton-College, 

Eine  Bronzestatue  Eduards  VL  vom  Jahre  1737  im  Guyspital  in 
London  ist  das  Werk  des  Antwerpener  Meisters  Pieter  Schee- 
maecker  d.  J.  (1691—1770). 

Dessen  Landsmann  Jean  Michel  Rysbrack  (1692 — 1770)  schuf 
die  bronzene  Reiterstatue  Wilhelms  HI.  in  Bristol. 

Ein  Werk  John  Bacons  (1740 — 1799)  ist  endlich  eine  Bronzegruppe 
im  Somerset-House  in  London,  bei  der  eine  Statue  Georgs  IH.  mit  einer 
liegenden  Gestalt  „of  father  Thames"  vereinigt  ist. 


Italien. 

In  stärkerem  Grade  noch  als  in  Deutschland  sank  in  Italien  die 
Bronzekunst  im  18.  Jahrhundert  von  ihrer  einstigen  Höhe  herab.  Ins- 
besondere mit  kleinen  Bronzenachbildungen  antiker  Bildwerke  und  mit 
der  Ausführung  kleiner  Figuren  und  Reliefs  nach  eigenen  Modellen  be- 
schäftigten sich  die  Florentiner  Meister  Maximilian  Soldani  (f  1740), 
Giovanni  Zoffoli  und  G.  Boschi  in  Born.  Beschläge  für  Möbel  sollen 
Francesco  Ladetto  in  Turin  und  Giovanni  Paolo  Venasca  an- 
gefertigt haben  (Fortnum,  descriptive  catalogue  of  the  Bronzes  .  .  . 
London    1876.     S.  CXXXV  f.). 

Pietro  Bracci  in  Bom  modellierte  eine  sitzende  Statue  des  Papstes 
Clemens  XII.  für  dessen  Grabmal  in  der  Cap,  Corsini  in  S.  Giovanni  in 
Laterano  zu  JBöm,  die  von  Francesco  Giardoni  gegossen  wurde.  Auch 
eine  in  Bronze  gegossene  Büste  Benedikts  XIV.  modellierte  er  und  außer- 
dem Kinderfiguren  für  den  Hauptaltar  von  S.  Maria  maggiore,  die  von 
Torrigiani  gegossen  und  vergoldet  wurden  (Champeaux,  Dict.  des 
fond.  S.  174.). 


Die  im  Jalire  1750  entstandene  VortQr  der  jetzt  zerstörten  Lo^^etta 
in   Venedig  ist  eine  Arbeit  des  Antonio  Gai  (Fig.  399,  S.  547). 

Benincasa  da  Gubbio  goß  das  Tabernakel  und  zwei  Engeläguren 
nach   den  Modellen   des   Giro  Ferri   für   den   Hauptaltar   von  S.  Maria 


548  IS-  Jahrhundert. 


della  Navicella  in  Born  (Champeaux  a.  a.  0.  S.  98),  —  Eine  in  Bronze 
gegossene  und  vergoldete  Madonnenstatue,  die  von  Matte o  Bottiglieri 
und  Francesco  Pagano  ausgeführt  und  auf  einem  in  Neapel  im  Jahre 
1748  errichteten  Obelisken  aufgestellt  wurde,  war,  soweit  bekannt  ist, 
eines  der  wenigen  größeren  italienischen  Gußwerke  der  Zeit, 

Spanien  und  Portugal. 

Ueber  die  Ausführung  größerer  figürlicher  Erzgußwerke  in  Spanien 
während  des  18,  Jahrhunderts  ist  bisher  nichts  bekannt  geworden. 

In  Portugal  wurde  das  einzige  ältere  dort  entstandene  Reitermonument 
Josephs  L  im  Jahre  1774  nach  dem  Modelle  des  Bildhauers  Machado 
de  Castro  von  Bartolomeo  de  Costa  in  Bronze  gegossen, 

Skandinavien. 

Für  die  skandinavischen  Länder  und  für  Rußland  führten  im  18.  Jahr- 
hundert, wie  schon  erwähnt  wurde,  französische  Meister  mehrere  große 
Erzmonumente  aus. 

Das  Reiterbild  Friedrichs  V,  in  Kopenhagen  goß  im  Jahre  1771  nach 
dem  Modelle  Saly's  Pierre  Gor. 

Die  Statue  Gustav  Wasas  in  StocTcholm  goß  im  Jahre  1770  der 
Gießer  Meier  nach  dem  Modelle  des  Franzosen  Larchev^que  (Fig.  386, 
S.  535);  im  Jahre  1777  führten  dieselben  Künstler  dort  das  Reitermonu- 
ment Gustav  Adolfs  aus  (Fig.  387,  S.  536). 

Der  Schwede  S  er  gel,  ein  Schüler  Larchev^ques,  modellierte  das 
Standbild  Gustavs  IIL  und  leitete  dessen  Ausführung  in  Bronzeguß  im 
Jahre  1796. 

Rußland. 

In  Petersburg  befindet  sich  angeblich  noch  ein  bronzenes  Reiterstand- 
bild Peters  des  Großen,  das  zur  Regierungszeit  der  Kaiserin  Elisabeth 
(1741 — 1765)  von  dem  Italiener  Rastrelli  in  Bronze  gegossen  sein  soll, 
aber  erst  durch  Paul  I.  im  Jahre  1800  aufgestellt  wurde. 

Weitberühmt  ist  das  schon  früher  angeführte  Reiterdenkmal  des- 
selben Fürsten,  das  von  dem  Franzosen  Falconet  in  den  Jahren  1766 
bis  1774  in  Petersburg  ausgeführt  wurde. 

Seitdem  wurde  in  Rußland  der  Erzguß  im  großen  gepflegt,  und  eine 
Reihe  nicht  unbedeutender  Werke  entstand  von  der  Hand  einheimischer 
Künstler. 


19.  Jahrhundert,  Überblick.  549 


Nennzelmtes  Jahrhundert. 

Eine  neue  Glanzperiode  der  Bronzekunst,  die  sich  fast  gleichmäßig 
über  sämtliche  Kulturländer  erstreckte,  begann  mit  dem  19.  Jahrhundert. 

In  einer  von  Jahrzehnt  zu  Jahrzehnt  zunehmenden  Menge  ist  insbe- 
sondere die  Zahl  der  Bronzedenkmäler  fast  ins  Unendliche  gewachsen. 
In  früheren  Zeiten  war  die  Ausführung  eines  Monumentes  in  Erz  ein 
Ereignis,  und  nur  Modelle  weniger  bester  Künstler  wurden  auserwählt, 
in  diesem  edelsten  Materiale  der  Nachwelt  überliefert  zu  werden.  Im 
yerflossenen  Jahrhundert  wurde  das  wesentlich  anders,  technische  Schwie- 
rigkeiten lernte  man  spielend  zu  überwinden,  und  der  Quß,  auch  der 
größten  Werke,  findet  heutzutage  überhaupt  keinerlei  Beachtung  mehr. 
Durch  die  vervollkommneten  technischen  Hilfsmittel  und  neue  Formver- 
fahren wurde  schließlich  auch  die  GußausfQhrung  verbilligt.  So  kam 
man  vielfach  dazu,  wahllos  die  Modelle  den  Gießereien  zu  überliefern. 

In  den  letzten  Jahrzehnten  wuchs  neben  den  Denkmälern  auch  die 
Zahl  der  mit  Bronzefiguren  geschmückten  Brunnen. 

Auch  figürliche  Kleinbronzen  und  in  Bronze  und  Messing  gegossene 
Geräte,  besonders  im  Anschluß  oder  in  Nachbildung  alter  Werke,  wurden 
in  größter  Menge  gefertigt. 

Hervorzuheben  ist,  daß  das  bis  zum  Beginn  des  19.  Jahrhunderts 
faßt  ausschließlich  für  die  Herstellung  der  Gußformen  angewendete  Wachs- 
ausschmelzverfahren dann  durch  eine  Formweise  ersetzt  wurde,  die  durch 
die  Entwicklung  der  Eisengußtechnik  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  zu 
hoher  Bedeutung  gelangt  war,  die  Teilformerei  in  Sand. 

Erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  wandte  man  sich  dem  altbewährten 
Wachsverfahren  beim  Bildsäulenguß  fast  allgemein  wieder  zu.  (Näheres 
darüber  in  Lüer,  Technik  der  Bronzeplastik.  Leigzig,  Seemann  1902. 
S.  86  ff.) 

Neben  den  verschiedenen  Gußverfahren  behauptete  die  Treibtechnik 
im  19.  Jahrhundert  eine  wichtige  Stellung,  insbesondere  bei  Werken,  bei 
denen  möglichste  Leichtigkeit  aus  praktischen  Rücksichten  erwünscht 
war,  doch  wurde  sie  auch  bei  Denkmälern  und  Brunnenskulpturen  ange- 
wendet. 

In  beschränktem  Maße  bediente  man  sich  zur  Ausführung  von  Kupfer*- 
figuren  auch  des  elektrolytischen  Reproduktionsverfahrens. 

Endlich  spielten  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  auch  für  größere 
plastische  Monumente  das  Gußeisen  und  später  das  Zink  als  billigere 
Surrogate  neben  der  Bronze  eine  nicht  unwichtige  Rolle. 


550  19.  Jahrhundert 


Deutschland. 

Die  deutsche  Bildgießerei  des  19.  Jahrhunderts  nahm  in  Berlin  ihren 
Ausgang.  Die  wichtigsten  Förderer  waren  zunächst  Gottfried  Scha- 
dow  (1764—1850)  und  Christian  Rauch  (1777—1857)  (vergl.  be- 
sonders Eggers,  Chr.  Dan.  Rauch.     3  Bde.  Berlin  1873—1881). 

Schadow,  der  anfänglich  mit  der  Ausführung  eines  Erzdenkmals 
Friedrichs  des  Großen  für  Berlin  beauftragt  war,  bemühte  sich  vor  allem, 
im  Auslande  die  Form-  und  Gießtechnik  gründlich  kennen  zu  lernen,  er 
war  zu  dem  Zwecke  in  Kopenhagen,  Stockholm  und  Petersburg. 

Als  es  sich  aber  darum  handelte,  im  Jahre  1818  die  erste  große 
Denkmaliigur,  den  Blücher  für  Rostock,  in  Bronze  zu  gießen,  wagte  doch 
Schadow  nicht,  den  Guß  deutschen,  damals  bereits  im  statuarischen 
Eisenguß  wohlgeschulten  Meistern  anzuvertrauen,  sondern  veranlaßte  die 
Berufung  des  Gießers  Lequine  und  des  Ziseleurs  Cou^  aus  Paris.  So 
erhielt  der  Held  der  Freiheitskriege  ein  Denkmal  von  der  Hand  fran- 
zösischer Meister.  Nicht  unerwähnt  bleibe,  daß  Goethe  vorgeschlagen 
hatte,  die  Statue  von  Pflug&Sohn  in  Gera  in  Kupfer  treiben  zu  lassen. 

Schadows  Lutherstandbild  für  Wittetiberg  wurde  im  Jahre  1819 
ebenfalls  von  Lequine  und  Co\i6  ausgeführt. 

Ueber  den  Gießer  von  Schadow's  Bronzestatuette  Friedrichs  d.  Gr. 
mit  den  beiden  Windspielen  in  Sanssouci  (0,88  m  hoch)  ist  Näheres  nicht 
bekannt  (Fig.  400,  S.  551). 

Rauch  wollte  bei  seinem  ersten  großen,  in  Breslau  aufgestellten 
Blücherstandbilde  zuerst  die  Hilfe  der  Franzosen  beim  Guß  der  Figur 
umgehen  und  wandte  sich,  wie  Eggers  a.  a.  0.  angibt,  an  den  deutschen, 
in  Rom  lebenden  Gießer  Hopfgarten.  Doch  dieser  übte  noch  das  alte 
Wachsausschmelzverfahren,  dem  Rauch  seltsamerweise  mißtraute,  weil  er 
aus  eigener  Erfahrung  nur  das  in  Berlin  beim  Eisenguß  und  auch  von 
Lequine  angewendete  Formverfahren  in  Sand  kannte.  So  mußte  sich 
Rauch  entschließen,  auch  seine  Blüchergestalt  im  Jahre  1820  von  Le- 
quine mit  Beihilfe  Georg  Reisingers,  des  Leiters  der  Berliner  Stück'^ 
gießereiy  gießen  zu  lassen.  Mit  der  Ziselierung  wurde  der  Franzose 
Vuarin  betraut.  Guß  und  Nacharbeiten  des  Sockels  sollten  von  Cou^ 
ausgeführt  werden. 

Weitere  große  Gußarbeiten  standen  bevor,  und  die  Frage,  welches 
Formverfahren  dabei  zur  Anwendung  kommen  sollte,  beschäftigte  Rauch 
aufs  lebhafteste,  da  ihn  die  Leistungen  der  Franzosen  durchaus  nicht  voll 
befriedigten.  Fast  scheint  es,  als  ob  von  vornherein  die  Ziselierung,  in 
der  die  Franzosen  unbestritten  Meister  waren,  auch  stets  der  Anlaß 
wurde,  die  Herstellung  der  Form  und  den  Guß  nur  ihnen  anzuvertrauen. 


Dentschland.  551 

Zwar  verankßte  Kauch  im  Jahre  1824  Anfragen  nach  Petersburg  und 
erhielt  den  Bescheid,  daß  man  dort  und  in  Moskau  noch  im  WachsTer- 
fahren  arbeite  und  weiter  dabei  zu  bleiben  gedächte.  Zur  gründlichen 
Prüfung  dieses  Verfahrens  scheint  es  trotzdem  deutscherseits  damals  nicht 
gekommen  zu  sein. 

Auch  die  Berliner  Königliche  Gießerei  übte  schließlich  den  Bronze- 
guß  nach  der  beim  Eisenguß  seit  Jahrzehnten  angewendeten  Methode 
L  e  q  u  i  n  e  s ,  der  im  Jahre 
1824  sogar  als  Lehrer  einer 
neugegrUndeten  Kunstguß- 
schule  angestellt,  und  dem 
dann  auch  die  Ausfuhrung 
des  Berliner  BlOcherdenb- 
males  nach  Bauchs  Modell 
übertragen  wurde. 

Auch  eine  Ziselierschule 
wurde  eingerichtet  mit  Cou^ 
als  Lehrer.  Beide  Anstalten 
standen  unter  der  Oberauf- 
sicht Rauchs.  Die  Erfolge 
blieben  jedoch  aus,  und 
Rauch  äußerte  im  Jahre 
1827,  daß  es  ihm  zweck- 
mäßiger  schiene,  Qießeleven 
in  Paris  selbst  bilden  zu 
lassen  bei  Crozatier  und 
Carbonneaux,  deren  her- 
Torr^ende  Leistungen  der 
Künstler  selbst  im  Jahre 
1826  an  Ort  und  Stelle 
kennen  gelernt  hatte. 

Veranlaßt  war  diese 
entschiedene  Meinungsäuße- 
rung Bauchs  besonders 
durch  die  Mißerfolge  L  e- 
quines.      Zwar     war     der 

Breslauer  Blücher  besser  aus  "'«  *^    ^''"^'"''  ^'^''^^^  ""  ""'■  '"  ^'""""'"'■ 

der    Form    gekommen ,    als 

seine  ersten  nach  Schadows  Modellen  gegossenen  Arbeiten,  doch  umso 
grSflere  NachUissigkeit  in  jeder  Beziehung  brachte  hei  den  nun  folgenden 
Gußwerken  das  Vertrauen  zu  seinen  Fähigkeiten  ins  Wanken. 

Als   der  Franzose   schließlich  hei   der  Statue   Friedrich  Wilhelms  I. 


552  19.  Jahrhundert. 


für  Gumbinnen  einen  völligen  Fehlguß  geliefert  hatte ,  wurde  er  plötzlich 
im  Jahre  1828  angewiesen,  die  ihm  seit  elf  Jahren  überlassene  Werkstatt 
in  der  Königlichen  Gießerei  zu  räumen,  und  sein  auch  Ton  Rauch  unter- 
stützter Protest  vermochte  nichts  gegen  diese  Verordnung  auszurichten. 
Die  Berliner  Gießereischule  hörte  damit  auf,  weiter  zu  bestehen. 

Indessen  sollten  die  mit  Hopfgarten  in  Born  angeknüpften  Ver- 
handlungen Erfolg  haben.  0 bschon  dieser  vollauf  beschäftigt  war,  hatte 
ihn  doch  nie  der  Wunsch  verlassen,  nach  Berlin  überzusiedeln  (Eggers, 
Rauch). 

Um  Rauchs  Wünschen  entgegen  zu  kommen,  hatte  Hopf  garten 
schon  im  Jahre  1823,  nachdem  sein  Mitarbeiter  Jollage  in  Paris  die 
neue  Teilformerei  in  Sand  studiert  hatte,  einen  Versuch  in  diesem  Ver- 
fahren gemacht,  und  nach  den  Mißerfolgen  Lequines  entschloß  er  sich 
endlich,  eine  Eunstgießerei  in  Berlin  einzurichten. 

Im  Jahre  1828  war  er  dort  bereits  in  reger  Tätigkeit.  Von  ihm 
oder  nach  anderen  Angaben  von  einem  älteren  Bruder  dieses  römischen 
Hopfgarten  wurde  nach  Rauchs  Modell  das  Franckedenkmal  für 
Halle,  nach  Tiecks  ModeU  die  Statue  Friedrich  Wilhelms  H.  für  Buppin 
u.  a.  m.  gegossen. 

Gleichzeitig  hatte  ein  anderer  deutscher  Meister,  Chr.  Heinrich 
Fischer,  eine  eigene  Gießerei  in  Berlin  eröffnet,  die  ebenfalls  durch 
Rauch  und  Tieck  mit  allen  Mitteln  gefördert  wurde  (Eggers,  Rauch, 
Bd.  III,  S.  101  ff.). 

Fischer  goß  nach  Rietschels  Modellen  die  Nebenfiguren  zu  dem 
für  Dresden  bestimmten  Denkmale  Friedrich  Augusts  in  den  Jahren  1833 
bis  1836. 

Im  Jahre  1836  goß  er  das  Standbild  Justus  Mosers  für  Osnabrück, 
dann  die  vor  dem  Alten  Museum  in  Berlin  aufgestellte  Amazone  nach 
Kiß'  Modell. 

Von  seinen  anderen,  teils  bereits  früher  ausgeführten  Guß  werken 
seien  noch  genannt  zwei  kolossale  Hirsche  und  eine  Viktoria  nach  Rauch, 
eine  7  Fuß  hohe  Venus  für  Charlottenhof,  nach  Tiecks  Modellen  die 
Genien  auf  Löwe  und  Panther  auf  der  Treppe  des  Berliner  Schauspiel- 
hauses  und  das  Standbild  des  Eopernikus  u.  a.  für  die  Stadt  Thom. 

Die  Fi  scher  sehe  Gießerei  bestand  bis  zum  Jahre  1845. 

Von  großer  Wichtigkeit  für  die  Berliner  Gießkunst  wurden  die  Be- 
ziehungen, die  Rauch  im  Jahre  1838  mit  dem  Eisenhüttenwerk  Lauch- 
hammer  anknüpfte.  Für  den  Dom  in  Posen  sollten  die  großen  von  Rauch 
modellierten  Statuen  der  Polenkönige  Boleslaw  und  Mieczyslaw  in  Bronze 
gegossen  werden.  Für  die  Ausführung  kamen  die  Gießereien  von  Hopf- 
garten, Fischer  und  die  Königliche  Eisengießerei  zunächst  in 
Betracht.     Mit  der  letzteren,   als  der  mindestfordernden,  wurde  der  Ver- 


Fig.  401.    Rauch  und  Friebel,  Denkmal  Friedrichs  d.  Gr.  in  Berlin.    S.  Ml. 

trag  abgeschlossen,  doch  da  die  AusfUhruDgsbedinguDgen  Rauchs  Wün- 
schen durchaus  nicht  entsprachen,  wieder  gelöst.    Nun  wandte  man  sich 


554  19.  Jahrhundert. 


nach  Lauchhammer,  wo  man  dem  Künstler  das  Recht  der  Oberaufsicht 
zugestand. 

Lauchhammer  hatte  bis  dahin  nur  den  Kunstguß  in  Eisen  geübt, 
in  dem  es  schon  seit  reichlich  einem  halben  Jahrhundert  Vorzügliches 
leistete.  Das  Vertrauen,  auch  in  Bronzeguß  etwas  Tüchtiges  schaffen  zu 
können ,  hätte  man  besonders  dieser  Gießerei ,  aber  auch  der  Königlichen 
Berliner  Eisengießerei  bereits  zwanzig  Jahre  früher  entgegenbringen  können, 
die  trüben  Erfahrungen  mit  den  französischen  Gießern  wären  dann  erspart 
geblieben;  diese  Angelegenheit  bleibt  unerklärt  in  der  Geschichte  der 
neuen  deutschen  Erzgießkunst. 

Der  Guß  der  Bronzestatuen  gelang  unter  Leitung  des  vortrefflichen 
Friebel   aufs   beste.     Rauch   selbst  kam  nach  Lauchhammer  und  war 

I 

freudig  überrascht  über  die  Leistung. 

In  seinem  Tagebuche  schreibt  er,  daß  er  nie  vorher  einen  solch 
dünnen  und  an  der  Oberfläche  so  schönen  Guß  gesehen  habe,  und  daß 
er  sich  entschloß,  die  Figuren  nicht  zu  ziselieren,  sondern  nur  das  Nötigste 
daran  mit  den  Punzen  und  der  Feile  zu  tun  und  im  übrigen  nur  mit 
Scheide  Wasser  abzubrennen. 

Dieser  gute  Erfolg  veranlaßte  Rauch,  dem  Werke  weitere  Modelle 
zur  Gußausführung  zu  übergeben,  und  andere  Künstler,  zunächst  Kiß 
und  Rietschel,  der  selbst  eine  Zeitlang  auf  dem  Werke  angestellt  war, 
folgten  seinem  Beispiele. 

Für  Berlin  wurde  Lauchhammer  von  besonderer  Bedeutung  durch 
den  genannten  Gießmeister  und  Ziseleur  Karl  Ludwig  Friebel.  Friebel 
siedelte  als  Nachfolger  Fischers  im  Jahre  1845  nach  Berlin  über  mit 
dem  ehrenvollen  Auftrage,  Rauchs  Denkmal  Friedrichs  des  Großen  in 
Bronzeguß  auszufahren  (Fig.  401,  S.  553).  Schon  rechtzeitig  vorher  waren 
große  Werkstätten  für  die  Modell-  und  Ziselierarbeiten  und  ebenfalls  eine 
neue  Gießerei  errichtet. 

Im  Jahre  1851  waren  alle  Teile,  Nebenfiguren  und  Reliefs  gegossen 
und  wurden  noch  vor  der  Zusammenfligung  ausgestellt ;  noch  am  31,  Mai 
desselben  Jahres  wurde  das  großartige.  Unter  den  Linden  errichtete 
Monument  enthüllt. 

Von  Friebel  wurden  weiter  nach  Rauchs  Modellen  die  Denkmalstatuen 
Yorks  und  Gneisenaus  für  Berlin  gegossen  u.  a.  m.    Er  starb  im  Jahre  1856. 

Die  Gießerei  wurde  fortgeführt  von  Gladenbeck,  der  die  Baulich- 
keiten, später  gemeinsam  mit  seinem  Sohne,  bis  zu  ihrem  Abbruche  im 
Jahre  1887  inne  hatte.  Die  Gladenbecksche  Gießerei  wurde  dann 
in  erweiterter  Form  nach  Friedrichshagen  bei  Berlin  verlegt,  wo  sie 
schließlich  in  die  noch  blühende  Aktiengesellschaft  vorm.  Gladen- 
beck &  Sohn  umgewandelt  wurde. 

Auch  der  Ruf  der  Gladenbeckschen   Gießerei  wurde  durch  Werke 


begründet,  die  nach  Modellen  Rauchs  gegossen  wurden:  die  Thaerstatue 
fllr  Berlin  (185Ö)  und  die  Kantstatue  für  Königsberg  (1857). 

Neben  Berlin  und  Lauchhammer  hatten  sich  indessen  auch  in  anderen 


Fig.  101,    Bauch  und  Stiglmuicr,  Denkmal  Uai  Jaaephs  1.  in  München.    S.  ekb. 
deutschen    Städten    einige   Gießereien    zu   hoher    Leistungsfähigkeit   auf- 


Der  Zeit  der  Begründung  und  dem  Umfange  ihres  Schaffens  nach 
an  der  Spitze  steht  unter  diesen  die  Königliche  Erzgießerei  in 
München  (v.  Miller,  Zeitschr.  d.  Münchener  Kunstgewerbevereins  1875 


556  19*  Jahrhundert. 


u.  Eggers,  Rauch,  Bd.  II  u.  III).  Auch  für  das  Entstehen  und  Ge- 
deihen dieser  Kunstwerkstätte  war  Bauch  als  erfahrener  Praküker  und 
schaflPender  Meister  von  größtem  Einfluß. 

Der  erste  Leiter  dieser  Gießerei  war  Stiglmaier.  Bei  einem  Auf- 
enthalte in  Berlin  zur  Erlei-nung  des  dort  geübten  Formyerfahrens  kam 
er  bald  in  enge  Beziehungen  zu  Rauch.  —  Die  erste  große  Aufgabe,  die 
Stiglmaier  bewältigen  sollte,  war  der  Guß  des  Max- Joseph-Denkmals 
nach  Rauchs  Modell  für  München  (Fig.  402,  S.  555). 

Im  September  des  Jahres  1830  wurde  mit  dem  Einformen  des  Löwen- 
sockels begonnen.  Der  Guß  gelang  in  mehreren  Teilen  sogleich  voll- 
kommen. Ein  schweres  Mißgeschick  traf  jedoch  den  für  seine  Arbeit 
begeisterten  Stiglmaier  beim  Guß  der  Königsfigur,  die  er  entgegen 
Rauchs  Rat  ungeteilt  eingeformt  hatte.  Das  flüssige  Metall  durchbrach 
die  Form  und  nichts  war  von  diesem  ersten  Guß  zu  retten. 

Ungesäumt  machte  sich  der  Meister  daran,  die  Arbeit  aufs  neue  auf- 
zunehmen. Dieses  Mal  trennte  er  aber  Ober-  und  Unterkörper,  Kopf  und 
Arme  voneinander.  Im  Jahre  1833  wurden  die  Gußarbeiten  glücklich  zu 
Ende  geführt.  Zur  Ziselierung  zog  man  zunächst  den  Franzosen  Yuar  in 
herbei,  der  auch  die  Nacharbeit  an  der  Breslauer  Blücherstatue  besorgt 
hatte,  doch  dessen  nachlässiges  Verhalten  zwang  bald  dazu,  ihn  durch 
deutsche  Meister  zu  ersetzen,  die  ihre  Aufgabe  zur  Zufriedenheit  erfüllten. 

Nach  Stiglmaiers  Tode  übernahm  dessen  auch  bildhauerisch  ver- 
anlagter und  in  Paris  als  Ziseleur  ausgebildeter  Neffe  Ferd.  v.  Miller 
die  Leitung  der  Gießerei  (vergl.  Fritz  v.  Miller,  Ferdinand  v.  Miller  sen. 
der  Erzgießer.  München  1904  —  nicht  im  Buchhandel),  die  im  Jahre 
1871  in  den  Besitz  der  Familie  v.  Miller  überging  und  seit  des  Vaters 
Tode  im  Jahre  1887  von  seinen  Söhnen  unter  dem  Namen  Königliche 
Erzgießerei  weitergeführt  wird. 

Die  wohl  sonst  unerreichte  Leistungsfähigkeit  dieser  Gießerei  mögen 
einige  auf  zuverlässigen  Angaben  beruhende  Zahlen  verdeutlichen. 

Außer  den  Kolossalfiguren  und  Gruppen  der  Bavaria  in  München, 
der  Germania  auf  dem  Niederwald,  den  Quadrigen  auf  dem  Siegestor  in 
München  und  auf  dem  Hoftheater  in  Dresden  wurden  in  der  Gießerei 
in  dem  Zeiträume  von  1824 — 1904  gegossen:  22  Reiterstatuen,  163  Stand- 
bilder und  Denkmalgruppen  mit  zusammen  187  Figuren,  28  Brunnen  mit 
zusammen  73  Figuren,  10  Tore,  15  Kriegerdenkmäler,  65  Grabdenkmäler, 
viele  Büsten,  Figuren,  Gruppen,  Reliefs  u.  a.  m. 

Noch  eine  bayrische  Kunstgießerei  gewann  schon  in  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  bedeutenden  Ruf,  die  Gießerei  Daniel 
Burgschmiets  in  Nürnberg,  Auch  zu  deren  Aufblühen  trug  Rauch 
nicht  unwesentlich  bei,  und  ihr  erstes  großes  Erzgußwerk  wurde  nach 
seinem  Modelle  ausgeführt. 


In  Nürnberg   sollte   ein  Dürerdenkiual   errichtet  werden,   und  König 
Ludwig  versprach  einen  namhaften  Beitrag,  wenn  man  auf  seinen  Wunsch 


Fig.  403.    Rauch  und  Burgschmiet,  DOreidenkaiiil  In  Nllniberg.    S.  SES. 

einginge,  das  Modell  Rauch  zu  übertragen  und  den  Ouß  in  München  aus- 
ftlhren  zu  lassen.    Rauch  erhielt  auch,   obschon  man  io  Nürnberg  einen 


558  19.  Jahrhundert. 


einheimischen  Bildhauer  vorgezogen  hätte,  im  Jahre  1827  den  Aufkrag 
für  das  Denkmal;  als  es  sich  jedoch  um  die  Frage  des  Gießers  handelte, 
wollte  die  Stadt  Peter  Vischers  nicht  nachgeben.  Der  zweite  Bürger- 
meister Nürnbergs  schrieb  unter  anderem  in  dieser  Angelegenheit  an 
Rauch:  „Wenn  jeder  Kunstfreund  als  entschieden  annehmen  muß,  daß 
der  Entwurf  des  Denkmals  und  das  Modell  des  Standbildes  nur  dem 
größten  Bildhauer  Deutschlands  gebührt,  so  ist  es  doch  für  den  noch 
nicht  erloschenen  Kunstruhm  und  noch  mehr  für  den  wiedererwachten 
Kunstsinn  der  hiesigen  Stadt  ebenso  wichtig  als  wünschenswert,  daß  das 
Denkmal  hier  ausgeführt  und  vollendet  werde.  .  .  .  Unsere  ßotgießer 
haben  zwar  von  der  Kunst  ihres  alten  Gewerbsgenossen,  des  Verfertigers 
des  Grabmales  Sebaldi,  kein  großes  Erbteil  übrig  behalten,  aber  hinsicht- 
lich des  Technischen  der  Gießerei  dürfte  man  ihnen  ausgezeichnete  Kennt- 
nisse und  Erfahrungen  nicht  absprechen  können.  .  .  .  Das  neueste  Kunst- 
werk des  erfahrenen  Rotgießers  Rupprecht,  ein  Standbild  von  Erz, 
6^2  Fuß  hoch,  zirka  2000  Pfd.  Berl.  schwer,  ist  aus  der  Form  makellos 
hervorgegangen  und  ist  bestimmt,  in  dem  Dome  zu  Bamberg  aufgestellt 
zu  werden.  Es  befindet  sich  jetzt  unter  dem  Meißel  eines  genialen  jungen 
Mannes,  des  Bildhauers  Burgschmiet../  (Dieses  Werk  ist  die  Statue 
des  letzten  Fürstbischofs  Georg  Karl  v.  Fechenbach  von  Bamberg  und 
Würzburg  an  dessen  Grabmal  im  Dome  zu  Bamberg.) 

Als  Rauch  auf  jenes  Schreiben  hin  selbst  in  Nürnberg  gewesen 
war,  erreichte  er  beim  Könige  die  Genehmigung,  daß  die  Dürerstatue 
dort  gegossen  wurde. 

Im  Jahre  1837  erhielt  Burgschmiet  das  Modell  der  Figur,  und 
nachdem  einige  Probestücke  vortrefflich  im  Guß  gelungen  waren,  begann 
er  mit  der  Einformung  des  Oberkörpers,  der  im  folgenden  Jahre  wohl- 
gelungen aus  der  Form  kam.  König  Ludwig  selbst  sah  den  Guß  und 
war  höchst  befriedigt.  Im  Jahre  1840  war  der  Guß  der  ganzen  Statue 
aufs  beste  vollendet  (Fig.  403,  S.  557). 

Burgschmiet  führte  dann  noch  zahlreiche  große  Modelle  in 
Bronze  aus. 

Im  Jahre  1855  trat  Burgschmiets  Schwiegersohn  Chr.  Lenz  in  die 
Firma  ein;  im  Jahre  1858  starb  der  Begründer. 

Die  von  Lenz  und  dem  Stiefsohne  Burgschmiets  fortgeftthrte  Gießerei 
hieß  hinfort:  Gebrüder  Lenz-Herold.  Seit  1871  besteht  die  Gießerei 
unter  der  Firma  Chr.  Lenz. 

Die  angeführten  Gießereien  wurden  die  Lehrwerkstätten  für  eine  Reihe 
anderer,  ebenfalls  zum  Teil  zu  hohem  Ansehen  gelangter  Gießer  in  ver- 
schiedenen deutschen  Städten. 

Ein  ausgezeichneter  Schüler  Burgschmiets  war  insbesondere  Georg 
Howaldt,    der   in  Braimschiveig  eine  Werkstatt  für  Erzguß  und  Treib- 


DeutBchl&nd.  559 

arbeiten  in   Kupfer  begründete   (H.  Riegel,   Eunstgescb.  Vortrüge  und 
Aufsätze.     BrauDschweig  1877.   S.  352  ff.). 

Der  Ruf  dieser  Anstalt  wurde  begrOodet  durch  den  treffücb  gelun- 


Fig.  404.    BieUcbel  und  Howuldt,  Denkmal  Leasings  in  Braunschneiic.    S.  Kt. 

genen    Guß    des   Braunschweiger    Lessingdenkmals   nach    Rietschels 
Modeü  im  Jahre  1852  (Fig.  404,  S.  559). 

Weitere  ehrenvotle  Gußaufträge  folgten  sogleich,  die  alle  aufs  beste 
auageftthrt    wurden.      Ihre    besondere    Berühmtheit    verdankt    aber    die 


560  19-  Jahrhundert. 


Howaldtsche  Werkstatt  weniger  den  Guß  werken,  als  yielmehr  den 
großartigen  in  Kupfer  getriebenen  Arbeiten,  von  denen  besonders  an- 
geführt seien  die  auf  dem  Braunschweiger  Schloß  aufgestellte  Brunonia 
mit  dem  Viergespann,  zum  ersten  Male  ausgeführt  in  den  Jahren  1858 
bis  1863,  zum  zweiten  Male  nach  dem  Brande  des  Schlosses  in  den  Jahren 
1865—1868,  und  die  Reiterdenkmäler  der  Herzöge  Karl  Wilhelm  Ferdi- 
nand und  Friedrich  Wilhelm  von  Braunschweig  aus  den  Jahren  1870  bis 
1874  (Fig.  405,  S.  561). 

Georg  Howaldt  starb  im  Jahre  1883,  sein  Sohn  führte  die  Werk- 
statt fort  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1891;  mit  ihm  erlosch  die  Firma. 

Ein  anderer  Schüler  Burgschmiets,  Wilhelm  Pelargus,  richtete 
in  Stuttgart  eine  Erzgießerei  ein,  aus  der  auch  etliche  größere  Werke 
hervorgingen. 

In  Wien  begann  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  Anton  Pernkorn 
aus  Erfurt,  ein  Schüler  Stigimaiers,  als  erster  wieder  seit  Entstehung  des 
Reiterdenkmals  Josephs  IL,  den  Erzguß  im  großen  auszuüben  (Eitel- 
b  erger,  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  1879,  Beibl.  S.  51  f.). 

Das  erste  bedeutende  Werk  des  Künstlers  war  eine  elf  Fuß  hohe 
Reitergruppe  des  Ritters  Georg  im  Kampfe  mit  dem  Drachen,  das  in  der 
fürstlich  Salmschen  Gießerei  in  Bronze  gegossen  und  im  Palais 
Montenuovo  in  der  Bankgasse  zu  Wien  aufgestellt  wurde. 

In  den  Jahren  1853 — 1859  goß  Fernkorn  im  k.  k.  Artilleriegieß- 
hause, das  nun  wieder  in  eine  Kunstgießerei  umgewandelt  wurde,  die 
Reiterstatue  des  Erzherzogs  Karl,  andere  große  Gußwerke  folgten. 

Fernkorn  standen  beim  Guß  zur  Seite  Franz  Pönninger  und 
Röhlich,  die  nach  des  Meisters  Ausscheiden  die  Leitung  der  k.  k.  Kunst- 
erzgießerei übernahmen. 

Von  großer  Bedeutung  war  in  Wien  während  des  ganzen  19.  Jahr- 
hunderts die  Gießerei  kleiner  figürlicher  Bronzen  und  von  bronzenen  Geraten 
aller  Art  (Folnesics,  Kunstgewerbeblatt  1885,  S.  147  ff.).  Der  Be- 
gründer dieser  Industrie  war  Jos.  Georg  Danninge r.  Er  eröffiiete 
seine  Werkstatt  bereits  im  Jahre  1795  und  blieb  bis  zum  Jahre  1835  fast 
ohne  Wettbewerb. 

Im  Jahre  1831  errichtete  „ein  Preuße*  Jos.  Glanz  in  Wiett  eine 
Eisengießerei,  im  Jahre  1838  ging  er  zur  Bronzefabrikation  über,  und  aus 
seiner  Schule  ging  der  Erzgießer  Turbain  hervor,  der  in  den  Siebziger- 
jahren in  Wien  mit  dem  Guß  großer  Modelle  begann. 

Einige  weniger  bedeutende  Bronzegießereien  waren  schon  um  oder 
bald  nach  der  Mitte  des  Jahrhunderts  auch  in  anderen  deutschen  Städten, 
z.  B.  in  Hannover,  mit  größeren  Gußaufgaben  beschäftigt,  und  in  jüngster 
Zeit  haben  neben  den  alten,  weiter  bestehenden  Werkstätten  unter  anderen 
die  Gießereien  von  Alb.  Bierling  in  Dresden,  Paul  Stotz  in  Stuttgart, 


DeDtscUand.  561 

Schäffer  &  Walcker  in  Berlin  und  die  Gießerei  und  Treibwerkstätte 
Ton  Martin  &  Piltztng  in  Serlin  ihre  Leistungsrähigkeit  an  monumen- 
talen Werken  bewiesen. 

In  der  folgenden  Liste,  die  auf  Vollsfändigkeit  noch  durchaus  keinen 
Anspruch  erheben  kann,  die  aber  tlber  die  Leistungsfähigkeit  der  deutschen 


Pig.  405.    Q.  HowBidt,  Denkmal  Heizoga  Friedrich  Wilhelm  in  BraDnacbweig,    8.  Bio. 

Gießereien  beredteste  Auskunft  gibt,  sind  die  größeren,  im  Id.  Jahrhundert 
entstandenen  Bronzebild  werke  der  deutschen  Städte  zusammengestellt. 

Daß  eine  große  Keihe  bedeutsamer  Bronzedenkmäler  von  deutschen 
Meistern  im  19.  Jahrhundert  auch  fUr  das  Ausland  geschaffen  wurde,  sei 
hier  nur  erwähnt,  in  der  Liste  sind  diese  Werke  unberücksichtigt  geblieben. 

Die  in  der  nachstehenden  Liste  hauptsächlich  angeftlhrten  Literatur- 
nachweise sind  al^ekOrzt: 

Lil«r,  Un«dlfl  Metalle.  36 


562  19*  Jahrhundert. 


Zeitschrift  für  bildende  Kunst  —  Z.  f.  b.  E.  (B.  =  Beiblatt). 

Faber,  Konversationslexikon  für  bildende  Kunst  —  Faber. 

Maertens,  Deutsche  Bildsäulen  (Tafeln  mit  Beschreibung)  —  Maertens. 

Deutsche  Bauzeitung  —  D.  Bauz. 

(Nur  die  Namen  der  Gießer  sind  gesperrt  gedruckt;  die  fehlenden  Namen  der 

Gießer  und  Gießereien  waren  bisher  nicht  zu  ermitteln). 
Aachen.    Kriegerdenkmal  von  Friedr.  Drake,    Guß   von  Gladenbeck  in  Berlin  um 

1870.  (Z.  f.  b.  K.  1869/70,  V.  B.  S.  198.) 
Äibling.    Denkmal :  Zur  Erinnerung  an  den  Abschied  der  Königin  Therese  von  ihrem 

Sohn  Otto,  König  der  Griechen  (mit  einer  Maria),  nach  eigenem  Modell  von 

Sti  gl  maier  gegossen.     Anfang  Dreißigerjahre.    (Faber  V,  S.  67.) 
Altenburg.    Siegesdenkmal  von  0.  Fritzsche,  Berlin,  Guß  von  Lenz  in  Nürnberg. 

17.  Juni  1880  enthüllt.     (D.  Bauz.  1880,  S.  313.) 
Angermünde.    Denkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  und  Friedrich  III.  von  Alb.  Manthe.    (Z.  f. 

b.  K.  1890/91,  B.  S.  346.) 
AnnOfberg,     Standbild:   Barbara    Uttmann  von    Rob.  Henze    in   Dresden,    enthüllt 

16.  Nov.  1886.    (Z.  f.  b.  K.  1887/88,  B.  S.  92.) 
Ansbach.    Standbild:  Platen  von  Halbig,  Guß  von  der  KgL  Erzgießerei  München 

1858. 
Arad.    Märtyrerdenkmal  von  Hussar,  vollendet  von  Zala,  Guß  von  Turbain  in  Wien. 

(Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  536.) 
Arolsen,    Standbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Wödtke,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 
Augsburg.     Denkmal:    Fugger  von   Brugger,    Guß    von   der  KgL  Erzgießerei 

München  1857. 

—  Siegesdenkmal  von  Zumbusch,  Guß  von  Lenz  in  Nürnberg,  enthüllt  2.  Sept.  1876. 

(Z.  f.  b.  K.  1875/76.  B.  S.  823.) 

—  Denkmal :  L.  A.  v.  Riedinger  von  Gedon ,  Guß  von  Riedinger  in  Augsburg  um 

1880.   (Z.  f.  b.  K.  1880/81,  B.  S.  643.) 

Babelsberg.    Figur  des  Erzengels  Michael  von  Kiß,  Guß  von  Friebel  in  Berlin  1851. 

Bamberg,  Dom.  Standbild  am  Grabmal  des  Fürstbischofs  Karl  v.  Fechenbach  von  Bam- 
berg und  Würzburg,  Modell  und  Guß  von  Rupprecht,  Nürnberg,  ziseliert  von 
Burgschmiet  1827.    (Faber  V,  S.  69.) 

—  Standbild:    Bischof  Erthal  von  Widemann,    Guß   von   der   Kgl.  Erzgießerei 

München  1865. 

—  Brunnen   mit   Figur   König   Max*  I.,   Modell    und   Guß   von   Miller,    München 

(Kgl.  Erzgießerei)  1880.    (Z.  f.  b.  K.  1877/78,  B.  S.  562,  742.    Maertens.) 

—  Standbild:  Luitpold  von  Bayern,   Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (KgL  Erz- 

gießerei München)  1899. 
Bayreuth.    Standbild:  Jean  Paul  von  Schwanthaler,  Guß  von  Stiglmaier,  enthüllt 
14.  Nov.  1841.    (Faber  V,  S.  67,  69.) 

—  Standbild:    König  Maximilian  IL  von  Brugger,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei 

München,  enthüllt  30.  Juni  1861. 

Beigard  a.  Pers.  Standbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  G.  Meyer,  Guß  in  Lauch- 
hammer 1898. 

Berchtesgadetu  Standbild:  Prinzregent  Luitpold,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller 
(KgL  Erzgießerei  München)  1893. 

Berlin.  Standbild;  Blücher  von  Rauch,  Guß  und  Ziselierung  von  Lequine,  Rei- 
singer  undVuarin  in  Berlin  1826.  (Berlin  und  seine  Bauten  1877,  S.  108 
und  Maertens.) 

—  Amazone  von  Kiß.  Guß  von  Fischer  in  Berlin,  Ziselierung  von  Bötticher  1839. 

—  Viktoria  im  Schloßgarten  in  Cbarlottenburg  von  Rauch,  Guß  von  Fischer  1840. 


Deutschland.  553 


Berlin.    Viktoria  aaf  Friedenssäule  auf  dem  Belle- Allianceplatz,  Modell  nach  Rauch» 
von  Schivelbein,  Guß  in  Lauchhammer  1843. 

—  Zwei  Rossebändiger  von  Peter  Klodt  von  Jürgensberg  in  Petersburg,  1844  auf- 

gestellt.   (Faber  V,  S.  77.) 

—  Denkmal:   Friedrich  der  Große  von  Rauch,    Guß  von  Friebel  in  Berlin,    1851 

enthüllt. 

—  Reitergruppe :  St.  Georg  im  Schloßhof  von  Eiß,  Guß  in  Lauchhammer,  1865  auf- 

gestellt. 

—  Standbild:  York  von  Rauch,  Guß  von  Friebel  1855.    (Berlin  und  seine  Bauten, 

S.  108.) 

—  Standbild :  Gneisenau  von  Rauch,  Guß  von  Friebel  1855.  (Berlin  und  seine  Bauten, 

S.  108.) 

—  Standbild:  Thaer  von  Rauch  und  Hagen,  Guß  von  Gladenbeck,  Berlin  1860. 

(Berlin  und  seine  Bauten,  S.  109.) 

—  Standbild:  Zieten  (1791,  Marmor,  von  Schadow),  Modell  für  den  Bronzeguß  von 

Kiß  1857. 

—  Standbild:  JKeith  (1786,  Marmor),  ModeU  für  den  Bronzeguß  von  Kiß  1857. 

—  Löwentöter  vor  dem  Alten  Museum  von  A.  Wolff,  Fünfzigerjahre. 

—  Standbild:  Winterfeld  (1777.  Marmor),  Modell  für  den  Bronzeguß  von  Kiß  1860. 

—  Standbild:  Seidlitz  (1778,  Marmor),  Modell  für  den  Bronzeguß  von  Kiß  1861. 

—  Standbild:  Schwerin  (1771,  Marmor),  Modell  für  den  Bronzeguß  von  Kiß,  Guß  im 

Kgl.  Gewerbeinstitut  in  Berlin  1861. 

—  Standbild :  Leopold  von  Dessau  (1800,  Marmor),  Modell  für  den  Bronzeguß  von  Kiß. 

(Berlin  und  seine  Bauten,  S.  104.) 

—  Standbild:   Beuth  von  Kiß,  Reliefs  von  Drake   1861.    (Berlin  und  seine  Bauten, 

S.  109.) 

—  Grabdenkmal :  Ravene  auf  dem  Friedhof  vor  dem  Oranienburger  Tor  von  Bläser, 

1867  vollendet.    (Z.  f.  b.  K.  1867/68,  B.  S.  187.) 

—  Standbild:  Jahn  von  Encke,  10.  Aug.  1872  enthüllt. 

—  Standbild:  Schinkel  von  Drake,  Guß  von  Gladenbeck  in  Berlin,  15.  Nov.  1869 

enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1869/70,  V.  B.  S.  46  und  Maertens.) 

—  Reiterdenkmal:  Friedrich  Wilhelm  IlL  von  Alb.  WolflF,  Guß  in  Lauchhammer, 

16.  Juni  1871  enthüllt.    (Maertens.) 

—  Standbilder  am  Rathaus:  Kurfürst  Friedrich  I.  von  Encke  und  Kaiser  Wilhelm  I. 

von  Keil,  Guß  von  Gladenbeck  in  Berlin,  1871  vollendet.  (L.  A.  Meyer,  Das 
neue  Rathaus  zu  Berlin,  1886,  S.  9.) 

—  Siegessäule  auf  dem  Königsplatz  mit  Borussia  von  Drake,  Guß  von  Gladenbeck 

in  Berlin  mit  Reliefs  von  Wolff  (Guß  von  Eichwede,  Hannover),  von  Schulz, 
Guß  in  der  Kgl.  Eisengießerei  Berlin),  von  Calandrelli  und  von  Keil,  am 
2.  Sept.  1873  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1872/73,  B.  S.  809—817.) 

—  Denkmal:    Freiherr  v.   Stein  von   Schievelbein   und   Hagen,    Guß  von   Gladen- 

beck in  Berlin,  am  26.  Okt.  1875  enthüllt.  (D.  Bauz.  1875,  S.  451.  Z.  f.  b.  K. 
1875/76,  B.  S.  169-173  und  Maertens.) 

—  Wrangelbrunnen,  ehemals  auf  dem  Kemperplatz  von  Hagen,.  Guß  von  Gladen- 

beck, 1877  enthüllt,    (Z.  f.  b.  K.  1876/77,  B.  S.  422.) 

—  Standbild:  Graf  Brandenburg  von  Hagen,   1862  aufgestellt.    (Z.  f.  b.  K.  1877/78, 

B.  S.  246.    Berlin  und  seine  Bauten,  S.  109.) 

—  Kriegerdenkmal  für  1864,  1866,  1870/71  im  Friedrichshain,  Gruppe  von  Calandrelli, 

Siebzigerjahre. 

—  Standbild:  Wrangel  von  Keil,   Guß  von  Gladenbeck,    1.  Nov.  1880  enthüllt. 

(D.  Bauz.  1880,  S.  503.) 


564  19.  Jahrhundert. 


Berlin.    Standbild :  Alb.  y.  Graefe  von  Siemering,  Gaß  von  Gladenbeck,  am  22. Mai 
1882  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1881/82,  S.  533.    D.  Bauz.  1882,  S.  262.) 

—  Reiterdenkmal :  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Calandrelli,   Guß  von  Gladenbeck, 

am  10.  Juni  1886  enthüllt.    (D.  Bauz.  1886,  S.  290  ff.  Maertens.) 

—  Statuen  in  der  Ruhmeshalle  im  Zeughaus: 

Friedrich  Wilhelm  der  Große  Kurfürst  von  Encke. 

Friedrich  I.  von  Brunow. 

Friedrich  Wilhelm  I.  von  Hilgers. 

Friedrich  IL  von  Encke. 

Friedrich  Wilhelm  IL  von  Brunow,  Guß  in  Lauchhammer. 

Friedrich  Wilhelm  III.  von  Hundrieser,  Guß  in  Lauchhammer. 

Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Schüler,  Guß  in  Lauchhammer. 

Wilhelm  I.  von  Siemering  und  viele  Feldherrenbüsten.  (Führer  durch  die  Bnhmes- 

halle  und  die  Sammlungen,  Berlin  1903.) 

—  Standbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  in  SchOneberg  bei  Berlin  von  F.  Görling,  Guß  von 

Gladenbeck.    (Z.  f.  b.  K.  1891/92,  B.  S.  848.) 

—  Schloßbrunnen  von  R.  Begas,   Guß  von  Gladenbeck,  am  1.  Nov.  1891  enthüllt 

(Fig.  406,  S.  565).  (D.  Bauz.  1891,  S.  697  ff.  Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  77. 
1889/90,  B.  S.  500.    1891/92,  B.  S.  76.) 

—  Standbild:  Mitscherlich  von  Hartzer,  enthüllt  am  1.  Dez.  1894.   (Z.  f.  b.  K.  1894.'95. 

B.  S.  121.) 

—  Wandbrunnen  an  der  Gabelung  der  Rosenthaler*  und  Gormannstraße  von  Uechtritz. 

Guß  in  Lauchhammer,  um  1895.    (Z.  f.  b.  K.  1893/94,  B.  S.  150.) 

—  Amazone  zu  Pferde   (neben  der  Nationalgalerie  aufgestellt)  von  Louis  Tuaillon. 

(Z.  f.  b.  K.  1895/96,  S.  25.) 

—  Standbild:  Markgraf  Waldemar  auf  der  Mühlendammbrücke  von  ünger,   Guß  in 

Lauchhammer,  um  1893. 

—  Denkmal:   Luther  von  M.  P.  Otto,  [vollendet  von  Toberentz    am   11.  Juni  1895. 

(Z.  f.  b,  K.  1894/95,  B.  S.  475.) 

—  Gertraudengruppe  von  Siemering,  Guß  in  Lauchhammer  1896. 

—  Nationaldenkmal:  Kaiser  Wilhelm  L,  Reiterbild  mit  Postament  und  LGwensockel, 

Guß  von  Walter  und  Paul  Gladenbeck,  Friedrichshagen,  Figuren  Krieg 
und  Fri eden ,  Guß  von  Martin  u.  Piltzin g.  In  Kupfer  getrieben :  die  beiden 
Viergespanne  von  Martin  u.  Piltzing  und  Gustav  Lind,  Berlin,  die 
Adler  auf  Halle  von  K  n  o  d  t  in  Bockenheim  bei  Frankfurt  a.  M.  Am  22.  Mätz 
1897  enthüllt.    (Zentrbl.  d.  Bauverw.  1897,  S.  137.    Z.  f.  b.  K.  1896/97,  S.  140.) 

—  Vier  Gruppen  auf  der  Potsdamerbrücke:  Siemens  von  J.  Moser,  Helmholtz  von 

M.  Klein,  Gauß  von  Janensch,  Röntgen  von  Felderhoff.  Guß  inLauchhammer 
1898.    (Z.  f.  b.  K.  1897/98,  B.  S.  268.) 

—  Figuren  im  Reichstagsgebäude :  Deutsche  Kaiser  von  Wiedemann,  Baumbach,  Brütt, 

Breuer,  Manzel,  Vogel  und  Maison,  teils  gegossen  in  Lauchhammer,  1898 
enthüllt     (Z.  f.  b.  K.  1898/99,  B.  S.  108.) 

—  Denkmal:   Schulze-Delitzsch  von  Hans  Arnold,  am  4.  Aug.  1899   enthüllt    Haupt- 

figur Marmor.    (D.  Bauz.  1899,  S.  399.    Z.  f.  b.  K.  1896/97,  B.  S.  186.) 

—  Sechs  große  Tierfiguren  im  Tiergarten  von  Siemering,  Guß  in  Lauchhammer  1900. 

—  Denkmal:    Bismarck  von  Begas,    Guß  von  Martin  u.  Piltzing  in  Berlin,   am 

16.  Juni  1901  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  1896/97,  B.  S.  37—41.     1900/01,   B.  S.  489.) 

—  Kupfertreibarbeiten.    Gruppen  auf  dem  Schauspielhaus :  Auf  dem  Westgiebel 

Pegasus,  auf  dem  Ostgiebel  Apollo  auf  Greifenwagen  von  Rauch  und  Tieck. 

—  Standbild  der  Berolina  v.  Hundrieser,  von  Peters  in  Kupfer  getrieben,  am  17.  Dez. 

1895  enthüllt    (Z.  f.  b.  K.  1895/96,  B.  S.  160.) 


Deutschland. 


Berlin.    Figuren  anf  dem  Reich gtagagebäu de :    Berittene  Herolde  von  Maüon,  von 
G.  Enodt  in  Frankfurt  a.  H.,  in  Kupfer  getrieben,  Neunzigeijabre. 


566  Id-  Jahrhundert. 


Berfi.    Standbild:  Berchtold  V.  von  Zähringen  von  Tscharmer,  Guß  von  der  K gl.  Erz- 
gießerei München  (Miller),  1849.    (Faber  V,  S.  69— 70.) 

—  Brunnenfigur  von  Christen,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München  1863. 
Bernburg.    Standbild :  Wolfgang  v.  Anhalt  von  Robert  Henze,  1880  enthüllt.  (D.  Bauz. 

1880,  S.  503.) 
Bielefeld.    Standbild :  Der  Große  Kurfürst  von  Fritz  Schaper,  1899.  (Z.  f.  b.  K.  1898/^9, 

B.  S.  488.) 
Bochum.    Standbild:  Bismarck  von  Hundrieser,  Guß  in  Lauchhammer  1896. 
Bonn.    Standbild :  Beethoven  von  Hähnel,  Guß  von  ßurgschmiet  in  Nürnberg  1845. 

—  Standbild:  Arndt  von  Affinger,  Guß  von  Howaldt  in  Braunschweig  1865. 
Braunau.    Standbild :  Palm  von  C.  EnoU,  Guß  in  der  Kgl.ErzgießereiMünchen 

(Miller),  1866  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  126.) 
Braunschweig.  Standbild:  Lessing  von  Rietschel,  Guß  von  Howaldtin  Braunschweig 
1853.  (Maertens.) 

—  Brunnen  mit  Figur  Heinr.  d.  Löwen  von  A.  Breymann  (oder  Winter?),   Guß  von 

Howaldt.    (Maertens.) 

—  Standbild:  Gauß  von  Schaper,  Guß  von  Howaldt  1880. 

—  Siegesdenkmal  von  Breymann,  vollendet  von  Diez,  Guß  von  Howaldt  1881  ent- 

hüllt.   (D.  Bauz.  1881,  S.  209.    Maertens.) 

—  Vier  liegende  Löwen  und  vier  Tugendgestalten  auf  der  Okerbrücke  von  Müller, 

Charlottenburg.     (Z.  f.  b.  K.  1898/99,  B.  S.  397.) 

—  Kupfertreibarbeiten.     Gruppe  auf  dem  Schlosse:   Brunonia  von  Rietschel. 

Zum  ersten  Male  ausgeführt  1858—1863,  zum  zweiten  Male  1865—1868,  getrieben 
von  Howaldt. 

—  Reiterbild:  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von  H&hnel,  getrieben  von  Howaldt  jl874. 

—  Reiterbild:  Herzog  Karl  Wilhelm  Ferdinand  von  Pönninger,  getrieben  von  HJo- 

waldt. 
Bremen.    Standbild:  Gustav  Adolf  von  Fogelberg,   Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei 
München  (Miller),  1853. 

—  Standbild:  Kömer  von  Deneys,  1867. 

—  Kriegerdenkmal  1870/71  von  Keil,  1875  enthüllt. 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Bärwald,  18.  Okt.  1893  enthüllt.   (Z.  f.  b.  K. 

1893/94,  B.  S.  113  ff.  mit  Abb.) 

—  Standbild:   Kolumbus  von  Habich,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

1896. 

—  Teichmannbrunnen  von  Maison,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München  1899. 

—  Domtüren  von  K.  Meurer.     (Kunst  unserer  Zeit  1899,  S.  73.) 

—  Gildemeisterbrunnen,  Bronzegruppe  von  A.  Sommer. 

Bremerhaven.    Standbild :  Smidt  von  Wem.  Stein.    (Z.  f.  b.  K.  1886/87,  B.  S.  461.) 
Breslau.    Standbild:  Blücher  von  Rauch,  Guß  von  Lequine  1827. 

—  Reiterdenkmal:   Friedrich  der  Große  von  Kiß,  Guß  von  Klagemann  in  Breslau 

1847. 

(Faber  Konv.-Lex.  V,  S.  64  und  70.) 

—  Reiterdenkmal:  Friedrich  Wilhelm  IIL  von   Kiß,  Guß  in  Lauchhammer  186L 

—  Standbild:  K.  G.  Suarez  von  Peter  Breuer.    (Z.  f.  b.  K.  1896/97,  B.  S.  90—91.) 

—  Reiterdenkmal :  Kaiser  Wilhelm  L  von  Chr.  Behrens,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller),  am  6.  Sept.  1896  enthüllt.    (D.  Bauz.  1896.  S.  543.) 

—  Standbild:  Bismarck  von  Breuer,  Guß  in  Lauchhammer  1900. 

—  Standbild:  Moltke  von  üechtritz,  Guß  in  Lauchhammer  1900. 

Brieg.    Standbild :  Friedrich  der  Große  von  Sußmann-Hellbom.    (Z.  f.  b.  K.  1875/76,. 
B.  S.  232  und  1894  S.  186.) 


Deutschland.  567 


Bromberg.  Reiterbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Calandrelli,  am  1.  April  1894  (?)  enthüllt. 

(Z.  f.  b.  K.  1890/91,  B.  S.  519.) 
BHlckenau.     Standbild:    König   Ludwig  I.,    Modell   und    Guß   von  Ferd.  v.  Miller 

(Kgl.  Erzgießerei  München)  1897. 
Budapest.    Standbild:  Erzherzog  Joseph  von  Halbig,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller),  am  25.  April  1869  enthüllt.   (Z.  f.  b.  K.  1869,  B.  S.  134—135.) 

—  Denkmal:    EötvGs  von  Haszar,    Guß   in  der   Kgl.   Kunst-Erzgießerei    Wien. 

(Z.  f.  b.  K.  1878/79,  B.  S.  566.) 

—  Denkmal:    Szechenyi    von    Jos.  Engel,    Guß   von   Röhlich    und   Pönninger 

(Kgl.  Kunst-Erzgießerei  in  Wien),  am  28.  Mai  1880  enthüllt.     (Z.  f.  b.  K. 
1879/80,  B.  S.  566.) 

—  Standbild:  Andrassy  von  Kiß,  Guß  in  Lauchhammer  1896. 

Burg  bei  Magdeburg.  Denkmal:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Habs,  Guß  von  Martin 
und  Piltzing  in  Berlin,  am  2.  September  1892  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  1891/92, 
B.  S.  595.) 

Cannstatt  Reiterdenkmal:  König  Wilhelm  von  Württemberg  von  Halbig,  Guß  in 
der  Kgl.  Gießerei  München  (Miller),  am  27.  Sept.  1875  enthüllt.  (D.  Bauz. 
1875,  S.  471.) 

Charlottenburg.  Standbild:  Werner  v.  Siemens  von  Wandschneider,  Guß  in  Lauch- 
hammer 1899. 

Chemnitz.  Reiterdenkmal :  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Rümann,  Guß  inLauchhammer  1899. 

—  Standbild:  Bismarck  von  Rümann,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

—  Standbild:  Moltke  von  Rümann,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

Darmstadt.  Standbild:  Großherzog  Ludwig  L  von  Schwanthaler ,  Guß  von  Stigl- 
maier  in  München,  1843.    (Faber  V,  S.  70.) 

—  Kriegerdenkmal  von  A.  Herzig,  am  18.  Aug.  1879  enthüllt.     (D.  Bauzeitung  1879, 

S.  354.) 

—  Denkmal:  Aug.  Metz,  Büste  und  Knabenfiguren  von  B.  König,  Guß  von  Pelargus 

in  Stuttgart,  am  28.  Nov.  1879  enthüllt.    (D.  Bauz.  1879,  S.  524.) 
Debrezin.    Statue:   Csokonay  von  Izzo,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

1871. 
Dessau.  Brunnendenkmal :  Moses  Mendelssohn  von  Heinr.  Hoffmeister.  (Z.  f.  b.  K.  1890, 

S.  276.) 

—  Denkmal:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Alezander  Tondeur,  Guß  von  Martin  und  Pilt- 

zing in  Berlin.    (Z.  f.  b.  K.  1892,  S.  191.) 

Detmold.  Kupfertreibarbeit:  Hermannsdenkmal,  Modell  und  Ausführung  von  Bändel, 
1875  enthüllt.  (Thorbecke.  Zur  Gesch.  d.  Hermannsdenkmals,  Detmold  1875 
und  Z.  f.  b.  K.  1874/75,  B.  S.  737—740.) 

DinkelsbiihL  Standbild:  Christoph  v.  Schmid  von  Widemann,  Guß  von  der  Kgl.  Erz- 
gießerei München. 

Dortmund.  Denkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Schilling,  Guß  in  Lauchhammer 
1894. 

—  Statue:    Kaiser  Friedrich  III.  von  Wandschneider,   Guß  in  Lauchhammer  1898. 
Dresden.     Denkmal:    Friedrich   August  I.   von   Rietschel,   Guß  der  Hauptfigur  bei 

Schrödtel  in  Dresden  mißlungen,   in  Lauchhammer  vollendet,    Guß  der 
Nebenfiguren  von  Fischer  in  Berlin  1843  (Maertens). 

—  Standbild:  Maria  v.  Weber  von  Rietschel  1860. 

—  Standbild:  Friedrich  August  II.  von  Hähnel,   Guß  von  Lenz  u.  Herold  in  Nürn- 

berg 1867.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  181  und  Maertens.) 

—  Nymphenbrunnen  von  Broßmann  1865.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  26.) 

—  Annenbrunnen  von  Henze  1870. 


568  19.  Jahrhundert. 


Dresden.    Standbild:   Kömer  von  Hähnel,  Guß  von  Lenz,  Nürnberg.    (Z.  f.  b.  K. 
1870/71,  B.  S.  93  und  Maertens.) 

—  Denkmal:   Rietschel  von  Schilling,  Guß   in  Lauchhammer»  am  21.  Febr.  1876 

enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1875/76,  B.  S.  372—373.) 

—  Quadriga  vor  dem  Hoftheater  (Bacchus  und  Ariadne  auf  Pantherwagen)  von  Schilling, 

Guß  von  der  Egl.  Erzgießerei  München  1877. 

—  Gänsediebbrunnen  von  Diez,  Guß  von  Bierling,  Dresden  1880. 

—  Siegesdenkmal   von   Rob.  Henze,    am   2.  Sept.    1880    enthüllt.      (D.   Bauz.    1880, 

S.  263.) 

—  Denkmal:  Julius  Otto  von  G.  Eietz,  Guß  von  Bierling,  Dresden.  (Z.  f.  b.  E.  1885/86, 

B.  S.  753.) 

—  St.  Georgsbrunnen  von  Hähnel,   Guß  von  Pirner  u.  Franz,   Dresden,  Juli   1887 

enthüllt.     (Z.  f.  b.  E.  1886/87,  B.  S.  684.) 

—  Wettin-Obelisk:  Figuren  von  Schilling,  Guß  in  Lauchhammer,  Obelisk  in  Eupfer 

getrieben,  1889  enthüllt.    (D.  Bauz.  1896,  S.  223  f.) 

—  Beiterdenkmal :  Eönig  Johann  von  Schilling,  Guß   in  Lauchhammer  und  von 

Bierling,  Dresden  1889.    (Z.  f.  b.  E.  1888/89,  B.  S.  406  u.  524  und  Maertens.) 

—  Standbild:  Gottfried  Semper  von  Schilling,  Guß  in  Lauchhammer,  am  1.  Sept. 

1892  enthüllt.    (D.  Bauz.  1890,  S.  260;  Z.  f.  b.  E.  1891/92,  B.  S.  596.) 

—  2  Brunnen:   , Stürmende  Wogen*  und  „Stille  Wasser"  von  Robert  Dietz,  Guß  von 

Bierling,  Dresden,   am  1.  Sept.  1894  enihüUt.    (Z.  f.  b.  E.  1892./93,  B.  S.  412 
u.  1895/96,  S.  89  ff.  und  B.  S.  29.) 

—  Denkmal:   Ludwig  Richter  von  Eircheisen,  Guß  von  Rin ekle ben.  Braunschweig, 

am  28.  Sept  1898  enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1898/99,  B.  S.  56.) 

—  Denkmal :  Bismarck  von  Robert  Diez.    (Z.  f.  b.  E.  1898/99,  B.  S.  280.) 

—  Gruppen  auf  der  EarolabrÜcke  von  H.  Hartmann  und  Oskar  Rühm,  Guß  von  Bier- 

ling und  Pirner  u.  Franz,  Dresden.     (Z.  f.  b.  E.  1898/99,  B.  S.  524.) 
Duisburg.    Reiterdenkmal:  Eaiser  Wilhelm  I.  von  Reusch,  Guß  von  Seh  äff  er  und 

Walcker.   Berlin,  am   2.  Sept.   1898   enthüllt.    (D.  Bauz.  1898,   S.  544  und 

Z.  f.  b.  E.  1897/98,  B.  S.  522.) 
Düren.     Denkmal:    Eaiser  Wilhelm  L   von  üphues,    am  22.  März   1891    enthüllt 

(Z.  f.  b.  E.  1890/91,  B.  S.  892.) 
Düsseldorf.    Denkmal:  P.  v.  Cornelius  von  Donndorf,  Guß  von  Bierling,  Dresden. 

(Z.  f.  b.  E.  1878/79,  B.  S.  699,  Maertens.) 

—  Erinnerungsdenkmal  an  den  Besuch  des  Eaiserpaares  1884,  von  E.  Janssen  and 

Jos.  Tüshans.    (Z.  f.  b.  E.  1887/88,  B.  S.  340.) 

—  Reiterdenkmal:  Eaiser  Wilhelm  L  von  E.  Janssen,  am   18.  Okt.  1896  enthüllt 

(D.  Bauz.  1896,  S.  542  und  Z.  f.  b.  E.  1896/97,  B.  S.  48,  56.) 

—  Standbild:  Bismarck  von  Röttger  u.  Bauer,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 
Ehemhurg  bei  Ereuznach.    Denkmal:  Hutten-Sickingen,  von  Cauer,  am  11.  Juni  1889 

enthüllt,  Guß  in  Lauchhammer. 
Eisenach.    Standbild:  Bach  von  Donndorf,  Guß  von  Howaldt  in  Braunschweig,  am 

28.  Sept.  1884  enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1882/83,  B.  S.  596  u.  1884/85,  B.  S.  60.) 
Eisleben.     Standbild:    Luther  von   Siemering,   Guß   von   Gladenbeck    in  Berlin, 

10.  Nov.  1883  enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1882/83,  B.  S.  660  und  1888/84,  B.  S.  95.) 
Elberfeld.    Eriegerdenkmal  von  Albermann,  Guß  in  Lauchhammer,  am  30.  Juni  1881 

enthüllt.     (D.  Bauz.  1881,  S.  411.) 

—  Standbild:    Eaiser  Friedrich  III.  von   Eberlein,    Guß  von  Gladenbeck,    Berlin- 

Friedrichshagen,  am  18.  Okt.  1893  enthüllt  (Maertens.) 

—  Reiterdenkmal:  Eaiser  Wilhelm  I.  von  Eberlein,  Guß  von  Schaff  er  u.  Walcker, 

Berlin,  am  18.  Okt.  1893  enthüllt    (Z.  f.  b.  E.  1893/94,  B.  S.  40  und  Maertens.) 


Deutschland.  569 


Elberfeld,     Standbild:    Bismarck    von    Lud.  Bruno w,    am   1.  April    1898    enthüllt. 

(Z.  f.  b.  K.  1897/98.  B.  S.  263.) 
Elbing,    Kriegerdenkmal ,  Modell  und  Guß  von  der  Kg  1.  Erzgießerei  München 

1887. 
Erfurt.    Monumentalbrunnen  von  Architekt  Stockhardt  und  Bildhauer  H.  Hoffmeister, 

Treibarbeit  und  Guß  von  Howaldt,  Braunschweig,  einige  Teile  getrieben  von 

F.  Peters,  Berlin,  am  6.  Sept.  1890  enthüllt.     (D.  Bauz.  1890,  S.  469  und 

Z.  f.  b.  K.  1889/90,  B.  S.  500.) 

—  Reiterdenkmal:   Kaiser  Wilhelm  I.   von  Lud.  Brunow   1898.     (Z.  f.  b.  K.  1897/98, 

B.  S.  828.) 
Erlangen.    Standbild:  Markgraf  Friedrich  Alezander  von  Schwanthaler,  Guß  in  der 
Kgl.   Erzgießerei    München,    am    25.   Aug.    1843   enthüllt.      (Faber   III, 
S.  533—34.) 

—  Standbild:   Herz  von  Zumbusch,  Guß  von  Lenz,  Nürnberg,  am  5.  Mai  1875  ent- 

hüllt.   (Z.  f.  b.  K.  1874/75,  B.  S.  508.) 

—  Pauli-Brunnen:   Entwurf  von  Fr.  Wandeijer,  Figuren  von  Schwabe,  Guß  von  Lenz 

in  Nürnberg  (Z.  f.  b.  K.  1890/91,  S.  76—78.) 
Essen.    Standbild:  A.  Krupp  (an  der  Limbecker  Chaussee)  von  Aloys  Mayer  und 
Joseph  Menges,  Guß  von  Rupp,  München.    (Z.  f.  b.  K.  1891/92,  B.  S.  596.) 

—  Standbild:  A.  Krupp  (Marktplatz)  von  F.  Schaper. 

—  Grabmal:  Krupp  von  Otto  Lang,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller), 

1890  enthüllt.    (D.  Bauz.  1899,  S.  121.) 

—  Reiterbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Yolz,  Guß  von  Stotz,  Stuttgart. 

Eutin.  Denkmal:  K.  M.  v.  Weber  von  Peterich,  Guß  von  Gladenbeck  in  Berlin- 
Friedrichshagen,   1890  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  659  und  Maertens.) 

Falkenstein.    Standbild:  Bismarck  von  Starke,  Guß  in  Lauchhammer  1900. 

Forst  i.  L.    Standbild:  Bismarck  von  M.  Unger,  Guß  in  Lauchhammer  1896. 

Frankfurt  a.  M.  Denkmal:  Goethe  von  Schwanthaler,  Guß  von  der  Kgl.  Erz- 
gießerei München  1844.    (Kaber  V,  S.  311.) 

—  Denkmal:    Schiller  von  Dillemann,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller),  1864  aufgestellt. 

—  Denkmal :  Bismarck  von  Siemering.    (D.  Bauz.  1898,  S.  65.) 

—  Galvano  plastische  Werke.    Denkmal:  Gutenberg  von  Ed.  v.  d.  Launitz  1840. 

Die  drei  Hauptfiguren  sind  sogleich  galvanisch  ausgeführt,  die  Nebenfiguren 
zuerst  Zinkguß,  später  (1892)  auch  galvanisch  hergestellt. 

—  Kriegerdenkmal  von  Rud.  Eckhardt,  galvanoplastische  Ausführung  von  G.  v.  Kreß 

und  Sohn.    (Z.  f.  b.  K.  1872/73,  B.  S.  772.) 

—  Kupfertreibarbeit.    Atlasgruppe  auf  dem  Bahnhofsgebäude  von  Herold,  ge- 

trieben von  Howaldt   in  Braunschweig  1889.    (Z.  f.  b.  K.  1888/89,   B.  S.  508.) 
Frankfurt  a.  0.    Reiterdenkmal :  Kaiser  Wilhelm  I.,  18.  Juni  1900  enthüllt. 
Framensbad.    Standbild:   Kaiser  Franz  von  Schwanthaler,   Guß  von  der  Kgl.  Erz- 
gießerei München  (Miller)  1853. 
Freiburg  i.  B.    Siegesdenkmal  von  Moest,  Guß  von  Lenz,  Nürnberg  1876. 

—  Brunnen:  Modell  und  Guß  von  Miller  (Kgl.  Erzgießerei  München)  1894. 
Friesack.    Denkmal:  Kurfürst  Friedrich  v.  Brandenburg  von  Calandrelli,   Guß   von 

Schäffer  u.  Walcker  in  Berlin,  am  13.  Okt.  1894  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  1894/95, 

B.  S.  25.) 
Fulda.    Standbild:  Bonifacius  von  Henschel  1842. 
Fürth.    Kriegerdenkmal  von  Hirth,   Guß  von   der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1888. 

—  Brunnen  von  Maison,   Guß   von   der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller)  1890. 


570  19-  Jahrhundert. 


Gera.  Standbild:  Fürst  Reuß  Heinrich  Posthumus  von  A.  v.  Ereling,  Guß  von  Lenz 
in  Nürnberg  1870  (?) 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Eberlein,  Guß  von  Schaff  er  u.  Walcker, 

Berlin,  am  22.  März  1894  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1893/94,  B.  S.  319.) 
Görlitz,    Brunnen  von  Roh.  Toberentz,  Guß  in  Lauchhammer.  (Z.  f.  b.  E.  1882/83, 

B.  S.  87  ff.) 

—  Denkmal:  Prinz  Friedrich  Karl,  Guß  in  Lauchhammer. 

—  Standbild:  Jakob  Böhme  von  Pfuhl,  Guß  in  Lauchhammer  1898. 

—  Reiterdenkmal:    Kaiser  Wilhelm  L  von  Joh.  Pfuhl,   Guß   in   Lauchhammer. 

(Z.  f.  b.  K.  1892/93,  B.  S.  428—429.) 
Göttingen,    Standbild :  Friedrich  Wohler  von  Hartzer.    (Z.  f.  b.  K.  1889/90.  B.  S.  545.) 
Graz,    Standbild:  Weiden  von  Hans  Graßer,  1859  errichtet 

—  Standbild:  Erzherzog  Johann  von  Franz  Pönninger,  Guß  in  der  k.  k.  Kunst-Erz- 

gießerei Wien,  am  8.  Sept.  1878  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1877/78,  B.  S.  774.) 

—  Standbild:  Franz  IL  von  Marchesi,  in  Mailand  gegossen  um  1840. 
Großwardein.    Denkmal :  Die  Himmelfahrt  Maria  darstellend,  von  Georg  Ruß.    (Z.  f. 

b.  K.  1888/89,  B.  S.  628.) 
Gtimbinnen.   Denkmal:  Friedrich  Wilhelm  L  von  Rauch,  Guß  von  Lequinein  Berlin, 

1835  aufgestellt. 
Halle,    Standbild:  Franke  von  Rauch,   Guß  von  Hopfgarten  in  Berlin,  um  1828. 

—  Standbild:  Händel  von  Heide!,  1859  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1867/68,  S.  79.) 

—  Brunnendenkmal  mit  Landsknecht  von  Schaper,  Guß  in  Lauchhammer. 

—  Siegesdenkmal  mit  Figur   der   Borussia   von   Schaper.     (Z.  f.  b.  K.   1876/77,    B. 

S.  277.) 

—  Reiterdenkmal:    Kaiser  Wilhelm  L   von  Architekt  Bruno  Schmitz   und  Bildhauer 

Peter  Breuer,  Guß  in  Lauchhammer,  am  26.  Aug.  1901  enthüllt.    (D.  Bans. 
1901,  S.  422  f.    Abb.  S.  493.) 
Hamburg.    Denkmal :  Lessing  von  Schaper,  Guß  von  Gladenbeck,  am  8. Sept.  1881 
enthüllt  (Fig.  407,  S.  571).    (D.  Bauz.  1881,  S.  443.) 

—  20  Statuen  deutscher  Kaiser  am  Rathaus  von  B.  Kruse,  W.  Giesecke,  W.  Komm, 

K.  Garbe,  Fr.  Pfannschmidt,  R.  Thiele,  H.  Küsthardt,  Rob.  Ockelmann,  £.  Pfeiffer, 

C.  Echtermayer,  C.  Hilgers,  Aug.  Herzig,  Jos.  v.  Kramer,  J.  Ungerer,  F.  Hartzer, 
C.  Börner,  A.  Vogel.  4  Bürgertugenden  von  Thiele,  Hamburg  und  Grarbers, 
Dresden,  2  Rednerfiguren  von  Ungerer,  Justitia  von  Offermann,  Dresden,  Adam 
und  Eva  von  Ungerer.  Guß  sämtlicher  am  und  im  Ratbause  aufgestellter 
Figuren  in  Lauchhammer. 

—  Rathausbrunnen  von  v.  Kramer,  Guß  in  Lauchhammer  1896. 

—  Kriegerdenkmal  von  Schilling. 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Joh.  Schilling,  enthüllt  am  20.  Juni  1903. 

(Z.  f.  b.  K.  1897/98,  B.  S.  289—92  und  D.  Bauz.  1900,  S.  331  f.) 

—  Kupfertreibarbeiten.    Karlsbrunnen  von  Volmer,  Figur  und  vier  Löwen  in 

Kupfer  getrieben  von  Jos.  Bauer. 

—  für  das  Rathaus:   4  Wächterfiguren  und  4  wappenhaltende  Figuren  von  Bömer. 

Hamburg  und  von  Kramer,  München,  9  Namensheilige  der  alten  Hamburger 
Kirchspiele  von  Denoth,  Pfeiffer,  Thiele,  Kruse ,  Kumm,  Vogel,  Ockelmann  und 
Offermann.  Treibarbeit  von  Knodt,  Frankfurt,  Seitz,  München,  Hjgin 
Kiene,  Holzkirchen,  Peters,  Berlin  und  von  der  Karlshütte. 

Hanau,  Denkmal :  Gebr.  Grimm  von  Eberle,  Guß  von  Klement(K gl.  Erzgießerei?) 
München,  am  18.  Okt  1896  enthüllt    (Z.  f.  b.  K.  1896/97,  B.  S.  43.) 

Hannover.  Standbild:  v.  Alten  von  Kümmel,  Guß  von  Bernstorff  u.  Eichwede 
in  Hannover  1847. 


Hannover.    Reiterdenknial :  KSnig  Enut  August  von  A.  Wolff,  Guß  -n 
Q.  Eichwede  1860. 


Fig.  W7.    F.  Scfaaper,  Les^singdenbrnal  in  Hamburg,  SuB  von  Gludenbecb.    S.  SJD. 
Hannover.    Sttudbild:  Schiller  von  Engelhard,  GuB  von  Bernfitorff  u.  Eichwede 


572  19.  Jahrhundert. 


Hannover,    Sachsenroß  von  A.  Wolff,  Guß  von  Bernstorffu.  Eichwede  um  1865. 

—  StÄndbild:  Marschner  von  Hartzer,  Guß  von  Gladenbeck  in  Berlin  1877. 

—  Standbild:  Bödeker  von  Dopmeyer,  Guß  von  Howaldt,  Braunschweig  1880. 

—  Rathausbrunnen  von  C.W.  Hase  und  Engelhard,  Guß  von  Gladenbeck  1881. 

—  Standbild:  Karraarsch  von  Rassau,  Guß  vonBierling,  Dresden,  am  17.  Okt.  188S 

enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1883/84,  B.  S.  44  und  53  ff.) 

—  Kriegerdenkmal  von  Volz,  Karlsruhe,  Guß  von  Gladenbeck,  1884  enthüllt.  (Z.  f. 

b.  K.  1879/80,  B.  S.  470.) 

—  Figur   der   Hannovera  von  Waegener,    Guß   in  Lauchhammer,  Neunzigerjahre. 

—  Holzmarktbrunnen,  Entwurf  von  0.  Lüer,  Figur  von  Gundelach,  Guß  in  Lauch- 

hammer,  1896   enthüllt.    (D.  Bauz.  1897,  S.  100  f.  m.  Abb.) 

—  Brunnen  an  der  Wasserkunst  von  Gundelach,  Guß  von  Gladenbeck  1900. 

—  Standbild:  Luther  von  Dopmeyer,  Guß  von  Gladenbeck  1900. 

—  Denkmal:  Hölty,  Entwurf  von  0.  Lüer,  Modell  von  Gundelach,  Guß  von  Gladen- 

beck 1900. 
Hartenstein.    Standbild:  Flemming  von  Meißner,  Guß  in  Lauch  hammer  1896. 
Heidelberg,    Standbild:  Karl  v,  Wrede  von  Brugger,  Guß  in  der  Kg  1.  Erzgießerei 

München,  1860  errichtet. 

—  Standbild:  Scheffel  von  Adolf  Heer,  Guß  von  Gladenbeck.    (Z.  f.  b.  K.  1890/91, 

B.  S.  26.) 
Heilbronn,     Standbild:   Rob.  v.  Mayer  von  Rümann,    am  25.  Nov.   1892  enthüllt 
(D.  Bauz.  1892,  S.  607.) 

—  Denkmal :  Kaiser  Wilhelm  I.  von  W.  Rümann,  am  2.  Sept.  1903  enthüllt  (Z.  f.  b.  K 

1892/93,  S.  555-556.) 

Hietzing.    Standbild:  Kaiser  Max  von  Mexiko  von  Meixner,  um  1870. 

Hildesheim,  Standbild:  Bischof  Bemward  von  Ferd.  Hartzer,  am  28.  Sept.  1893  ent- 
hüllt.   (Z.  f.  b.  K.  1893/94,  B.  S.  7.) 

—  Denkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  0.  Lessing.    (Z.  f.  b.  K.  1897/98,  B.  S.  506.) 
Hohensyburg,    Denkmal;  Kaiser  Wilhelm  I.  von  H.  Stier.    Figuren  von  A.  u.  K.  Donn- 
dorf.   1901. 

Jena.  Bismarckbrunnen  von  Hildebrand,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 
(Miller)  1894. 

Insterburg,  Kriegerdenkmal  von  Zitzmann,  Guß  von  Gladenbeck  in  Berlin.  (Z.  f.  b.  K. 
1888/89,  B.  S.  708.) 

Iserlohn.  Siegesdenkmal  mit  Statue  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Geyer,  Guß  von  Gladen- 
beck, 1883  enthüllt 

Itzehoe.    Standbild :  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Karl  Günther.   (Z.  f.  b.  K.  1889/90,  B.  S.  464.) 

Karlsruhe,  Denkmal :  Großherzog  Karl  Friedrich  von  Schwanthaler,  Guß  in  der  Kgl. 
Erzgießerei  München  1843. 

—  Standbild:  Minister  Winter  von  Reich,  Guß  von  Burgschmiet  1851. 

—  Grabdenkmal:  Scheffel  von  Heer,   Guß  von  Stotz,  Stuttgart    (Z.  f.  b.  K.  1888/89, 

B.  S.  675.) 

—  Nymphengruppe  von  Weltring,  Guß  in  Lauchhammer.  (Z.  f.  b.  K.  1890,^91,  S.  29 

und  522,  1891/92,  S.  20.) 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Ad.  Heer,  Guß  von  Schaff  er  u.  Walker, 

Berlin.    (D.  Bauz.  1897,  S.  548.) 
Kelheim.    Tor  an  der  Befreiungshalle  von  Gärtner,    Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei 

Hünchen  (Miller). 
Kassel    Denkmal:  Spohr  von  Hartzer,  1883  enthüllt.  (?)  (Z.  f.  b.  K.  1881/82,  B.  S.  158.) 
Kiel,    Prinz    Heinrich-Brunnen   von  V..Lürßen,    Guß    von    Schäffer   u.  Walker, 

Berlin.    (Z.  f.  b.  K.  1889/90,  S.  54.) 


Deutschland.  573 


Kiel,    Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Brütt. 

—  Denkmal :  Bismarck  von  Harro  Magnussen,  am  10.  Nov.  1897  enthüllt.     (Z.  f.  b.  K. 

1897/98,  B.  S.  89.) 

—  Denkmal:  Herzog  Friedrich  von  Schleswig-Holstein  von  Christensen,  Guß  in  Lauch- 

hammer 1900. 
Kissingen.    Standbild:  Bismarck  von  Manger,  am  29.  April  1877  enthüllt. 
Klagenfuri.    Denkmal:  Maria  Theresia  von  Pönninger,  Guß  in  der  k.  k.  Kunst- £r z- 

gießerei,  Wien  (Röhlich),  1873  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1872/73,  B.  S.  141  f.) 
Kohurg.    Standbild:  Herzog  Ernst  I.  von  Schwanthaler,  Guß  in  der  Kgl.  Gießerei 

München  (Miller),  vor  1848. 

—  Standbild:  Prinz  Albert,  Guß  von  Lenz  in  Nürnberg. 

Köhlern.  Kupfertreib ar bei t.  Reiterfigur :  Kaiser  Wilhelm  L  von  Hundrieser, 
in  Kupfer  getrieben  von  Rinkleben,  Braunschweig,  am  31.  Aug.  1897  enthüllt. 
(D.  Bauz.  1897,  S.  441  und  581  m.  Abb.) 

Köln,  Reiterdenkmal:  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Bläser,  Guß  von  Gladenbeck  in 
Beriin.    (Z.  f.  b.  K.  1865/66,  B.  S.  147.    Maertens.) 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Drake,  Guß  von  Gladenbeck  1867.    (Z.  f. 

b.  K.  1865/66,  B.  S.  147.    Maertens.) 

—  Denkmal:  Friedrich  Wilhelm  IIL  von  Bläser  u.a.,  Guß  in  Lauchhammer,  am 

26.  Sept.  1878  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  1876/77,  B.  S.  677,  1877/78,  B.  S.  741  und 
1878/79,  B.  S.  21—28.) 

—  Standbild:  Bismarck  von  Schaper,  Guß  von  Gladenbeck,  am  1.  April  1879  ent- 

hüllt.   (D.  Bauz.  1879,  S.  213  und  Z.  f.  b.  K.  1878/79,  B.  S.  438  und  464.) 

—  Standbild:  Moltke  von  Schaper,  Guß  in  Lauchhammer,  am  26.  Okt.  1881  enthüllt. 

(Z.  f.  b.  K.  1881/82,  B.  S.  44.) 

—  Domtüren,   nach  Hugo  Schneiders  Entwurf  in  Kassel   ausgeführt.     (Zeitschr.  für 

Christi.  Kunst,  Bd.  H,  S.  241  und  Bd.  IV.  S.  233. 

—  Denkmal:  Richartz  von  Albermann,  Guß  von  der  Akt.-Ges.  Gladenbeck  1900. 
Königsberg.    Reiterdenkmal:  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Kiß,  Guß  in  Lauchhammer 

1851.     (Bau-  und  Kunstdenkmäler,  Ostpreußen,  Bd.  VU,  S.  120.) 

—  Standbild:  Kant  von  Rauch,  Guß  von  Gladenbeck,  1864  aufgestellt.     (Bau-  und 

Kunstdenkmäler,  Ostpreußen,  Bd.  VII,  S.  120.) 

—  Standbild:   Herzog   Albrecht  v.  Preußen   von   Reusch,    Guß  von    Schaeffer  u. 

Walker,  Berlin.    (Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  254  und  1890/91,  B.  S.  45  und  414.) 

—  Standbild:  Kaiser  Wilhelm!  von  Reusch,  Guß  von  Schäffer  u.  Walker,  Berlin, 

am  4.  Sept.  1894  enthüllt.  (D.  Bauz.  1893,  S.  363  und  Z.  f.  b.  K.  1894/95,  B. 
S.  25.) 

Konitz.    Statue:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Künne,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

Konstanz.  Kaiserbrunnen  von  H.  Baur,  am  30.  Okt.  1897  enthüllt  (Z.  f.  b.  K.  1897/98, 
S.  76.) 

Krefeld.  Kriegerdenkmal  von  H.  Walger,  am  19.  Juni  1875  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  1874/75, 
B.  S.  636.) 

Kreuznach.  Hutten-Sickingen-Denkmal  von  Gauer.  Guß  in  Lauchhammer  1889. 
(Maertens.) 

Kyffhäuser,  Kupfertreib  arbeit.  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Hund- 
rieser,  in  Kupfer  getrieben  von  H.  Seitz,  München.  Figur  der  Geschichte 
von  Hundrieser,  getrieben  von  Kiene,  München. 

Landau.  Reiterstatue:  Luitpold  von  Bayern  von  Rümann,  Guß  von  der  Kgl.  Erz- 
gießerei München  (Miller)  1892. 

Landsberg  a.  W.    Brunnenfiguren  von  Uechtritz,  Guß  in  Lauchhammer  1897. 

Landshut    Denkmal:  Ludwig  der  Reiche  von  Brugger  1858. 


574  19.  Jahrhundert. 


Landshut    Denkmal:  König  Maximilian  II.  von  Bernhard  1868. 

Laumgefi,    Statue  Albertus  Magnus,   Modell  und  Guß  von  der  Egl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1881. 
Leipzig.    Denkmal:  Hahnemann  von  E.  Steinhäuser  1849  (?). 

—  Denkmal:  Thaer  von  Rietschel  1850. 

—  Denkmal:  Leibniz  auf  dem  Thomaskirchhof  von  Hähne! ,  Guß  von  Lenz,  Nürnberg, 

am  25.  Okt.  1883  enthüllt.  (Z.  f.  b.  E.  1882/83.  B.  S.  733  und  1883/84,  B.  S.  44.) 

—  Reformationsdenkmal  von  Schilling,  Guß  in  Lauchhammer,  am   10.  Nov.  1883 

enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1883/84,  B.  S.  71.) 

—  Mende-Brunnen  von  Gnauth  und  Ungerer,  Guß  in  der  Egl.  Erzgießerei  München 

(Miller),  am  1.  Sept.  1886  enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1885/86,  B.  S.  715  ff.   Maertena.) 

—  Siegesdenkmal   von  Siemering,   Guß  von  Gladenbeck,   Berlin  und  in  Lauch- 

hammer, Germania,  in  Eupfer  getrieben  von  Howaldt,  Braunschweig, 
am  18.  Aug.  1888  enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1887/88,  B.  S.  645  und  676.    Maertens.) 

—  Denkmal:  Mendelssohn  von  W.  Stein,  Guß  von  Howaldt.    (Z.  f.  b.  E.  1891/92,  B. 

S.  476.) 

—  Denkmal:  Bismarck  von  Lehnert  und  Joseph  Mayr,  Guß  von  Rupp,  München,  am 

18.  Okt.  1897.    (Z.  f.  b.  E.  1897/98,  B.  S.  11.) 

Lemberg.  Denkmal:  Graf  Alexander  Fredo  von  Leonard  Manconi,  Guß  von  Erupp, 
Wien,  am  25.  Okt  1897  enthüllt.    (Z.  f.  b.  E.  1897/98,  B.  S.  55.) 

Liboch  bei  Prag.  Standbilder  in  der  böhmischen  Ehrenhalle:  Märchenprinzessin 
Libussa,  Eönig  Ottokar,  Held  Ziska  etc.  etc.  von  Schwanthaler,  Guß  in  der 
Egl.  Erzgießerei  München  (Miller)  1850.    (Faber  V,  S.  75.) 

Lichtenthai.  Eriegerdenkmal ,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (Egl.  Erz- 
gießerei München)  1879. 

Lichterfelde.    Standbild:  Eaiser  Wilhelm  I.  von  Franz  Eeil. 

Liegnitz.    Standbild  :  Eaiser  Wilhelm  I.  von  Bärwald.    (Z.  f.  b.  E.  1895/96,  B.  S.  304.) 

Lindau.  Standbild:  Eönig  Max  II.  von  Halbig,  Guß  von  der  Egl.  Erzgießerei 
München  (Miller)  1859. 

—  Brunnen  von  Rümann,   Guß   in  der  Egl.  Erzgießerei  München  (Miller)  1884. 
Lübeck.    Denkmal:  Geibel  von  Volz,  Guß  von  Gladenbeck.    (Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B. 

S.  397.) 

Magdeburg.  Denkmal:  Bürgermeister  Franke  von  Bläser,  Guß  von  Howaldt  in 
Braunschweig  1853. 

—  Reiterdenkmal:  Eaiser  Wilhelm  I.  von  Siemering,  Guß  in  Lauchhammer,  am 

25.  Aug.  1897  enthüllt.  (Z.  f.  b.  E.  1896/97,  B.  S.  526  und  D.  Bauz.  1897,  S.  458  f.) 

—  Eupfer treibarbeit.     Standbild:    Bismarck    von    Echtermeier    und  Pfeifer,   in 

Eupfer  getrieben,  von  Rinckleben,  Howaldts  Nachfolger  in  Braunschweig, 
am  1.  April  1899  enthüllt     (D.  Bauz.  1899,  S.  197.) 

Maikammer.  Standbild:  General  Hartmann,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller 
(Egl.  Erzgießerei  München)  1900. 

Mainz.  Denkmal:  Gutenberg  von  Thorwaldsen,  Guß  von  Grozatier,  Paris,  1837  er- 
richtet.   (Faber  V,  S.  71.) 

—  Denkmal:  Schiller  von  Scholl,  Guß  von  Lenz,  1862  aufgestellt 

Mannheim.  Standbild:  Schiller  von  Causer,  Guß  von  der  Egl.  Erzgießerei 
München  (Miller)  1862. 

—  Standbild:   Iffland  von  Widemann,   Guß   in   der  Egl.  Erzgießerei  München 

1864. 

—  Standbild:  v.  Dalberg  von  Widnmann,  Guß  in  der  Egl.  Erzgießerei  München 

(Miller),  1866  enthüllt    (Z.  f.  b.  E.  1866/67,  B.  S.  29  und  96.) 

—  Reiterdenkmal:  Eaiser  Wilhelm  I.  von  Eberlein,  Guß  von  Schaffet  u.  Walker 


Deutschland.  5  75 


in  Berlin,  am  14.  Okt.  1894  enthüllt.     (D.  Bauz.  1894.   S.  524  und  Z.  f.  b.  K. 
1894/95,  B.  S.  25.) 
Mannheim,     Brunnen  von  HofFart,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei   München 
(Miller)  1893. 

—  Denkmal:  Bismarck  von  Hundrieser,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

Marbach.    Denkmal:  Schiller  von  E.  Rau,  Guß  von  Pelargus,  Stuttgart.  (Z.  f.  b.  K. 

1874/75,  B.  S.  318.) 
Marienberg.    Statue:  Heinrich  der  Fromme  von  Offermann,  Guß  in  Lauchhammer 

1900. 
Meißen.    Standbild:  Albrecht  der  Beherzte  von  Hultzsch. 

—  Denkmal:  Böttger  von  Andresen,  Guß  von  Pirneru.  Franz,  Dresden,  am  17.  Okt. 

1892  enthüllt    (Z.  f.  b.  K.  1891/92.  B.  S.  60.) 
Merseburg.    Denkmal:  Kaiser  Friedrich  III.  von  Hundrieser,  Guß  in  Lauchhammer. 

—  Statue:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Wödtke,  Guß  in  Lauchhammer  1897. 
Meßkirch.    Standbild:  Kreutzer  von  Baur,  1883  errichtet. 

Metz.    Reiterstatue:  Kaiser  Wilhelm  I.,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (Kgl.  Erz- 
gießerei München)  1892. 

—  Standbild:    Prinz  Friedrich  Karl,    Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (Kgl.  Erz- 

gießerei München)  1898. 
Mittemcald.    Standbild :  Klotz,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (Kgl.  Erzgießerei 

München)  1890. 
Möhra.    Denkmal:  Luther  von  Ferd.  Müller,  Guß  von  Burgschmiet  1861. 
MiMheim  a.  Rhein.    Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Clemens  Buscher,  Guß 

von  Schäffer  u.  Walker,  Berlin  1898.    (Z.  f.  b.  K.  1897/98,  B.  S.  522.) 
München,    Denkmal:  Kurfürst  Maxi,  von  Thorwaldsen,  Guß  von  Stiglmaier  1839. 

—  Grabstatue:   General  Becker  von  Schwanthaler ,    Guß  von  Stiglmaier,  Ende  der 

Zwanzigerjahre.    (Faber  V,  S.  67  und  72  (?). 

—  Grabmal:  Karoline  v.  Mannlich,  nach  eigenem  Modell  gegossen  von  Stiglmaier. 

Zwanzigerjahre.    (Faber  V,  S.  67  (?). 

—  Tor  für  die  Glyptothek  von  Klenze,  Guß  von  Stiglmaier  1834. 

—  Denkmal:  König  Max  I.  Joseph  von  Rauch,  Guß  von  Stiglmaier  1835.    (Faber  V, 

S.  72.) 

—  Zwölf  Witteisbacher  Statuen  in  der  Residenz  (Thronsaal)   von  Schwanthaler,   Guß 

und  Feuervergoldung  von  Stiglmaier,  1836  begonnen,  1844  vollendet.   (Faber 
V,  S.  67  und  72.) 

—  Standbild:    Tilly   in   der  Feldherrnhalle   von   Schwanthaler  (Brugger?),    Guß  von 

Stiglmaier,  1844  aufgestellt.    (Faber  V,  S.  73.) 

—  Standbild:   Wrede  in   der  Feldherrnhalle  von  Schwanthaler  (Brugger?),   Guß  von 

Stiglmaier,  1844  aufgestellt.    (Faber  V,  S.  73.) 

—  Grabstatue:  v.  Keßling  von  Halbig,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller,  vormals  Stiglmaier),  um  1845.    (Faber  V,  S.  73.) 

—  Denkmal:  Kreitmayr  von  Schwanthaler,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1845  aufgestellt.    (Faber  V,  S.  73.) 

—  Tor  für   die  Kunstausstellung   von   Gärtner,    Guß   von    der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Müler)  1845. 

—  Quadriga  auf  dem  Siegestor  von  Brugger  (Wagner?),  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1847.     (Faber  V,  S.  73.) 

—  Standbild:  Gluck  von  Brugger,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller) 

1848—49.    (Faber  V,  S.  73  und  225.) 

—  Standbild:   Orlando  di  Lasso  von  Widnmann,   Guß   in    der   Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1848—49.    (Faber  V,  S.  73.) 


576  19*  Jahrhundert. 


München,    Bavaria  von   Schwanthaler,  Guß   in  der  Kgl.  Erzgießerei  München 
(Miller),  um  1850.    (Faber  V,  S.  73.) 

—  Brunnen  von  Schwanthaler,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller) 

1853. 

—  Standbild:    Graf  Deroy  von  Halbig,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1856. 

—  Denkmal:  Westenrieder  von  Widnmann,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1854. 

—  Denkmal:   Schiller  von  Widnmann,    Guß   in   der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Müler)  1863. 

—  Denkmal:  Ludwig  I.  von  Widnmann,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1862. 

—  Denkmal:  Kurfürst  Max  Emanuel  von  Brugger,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1861. 

—  Standbild:    Schelling  von  Brugger,    Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1861. 

—  Standbild:   Fraunhofer  von  Halbig,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1868.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  52.) 

—  Fischbrunnen  von  Knoll,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller),  am 

19.  Sept.  1866  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  125,  140  und  153.) 

—  Standbild:  Rumford  von  Zumbusch  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller) 

1868.    (Z.  f.  b.  K.  1865/66,  S.  219.) 

—  Standbild:  Klenze  von  Brugger,  Guß  von  der  Kgl.  ErzgießereiMünchen  (Miller) 

am  27.  Mai  1867  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  130.) 

—  Standbild:   Gärtner  von  Widnmann,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller),  am  27.  Mai  1867  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  B.  S.  130.) 

—  Standbild:  Goethe  von  Widnmann,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller),  am  28.  Aug.  1869  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1868/69,  B.  S.  215.) 

—  Kriegerdenkmal:  Feldhermhalle,  Modell  und  Guß  von  Fe r d.  v.  Miller  (Kgl.  Erz- 

gießerei München),  am  12.  März  1892  enthüllt.    (D.  Bauz.  1892,  S.  143.) 

—  Denkmal:  König  Max  II.  von  Zumbusch,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller),  1875  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1866/67,  S.  53  ff.  und  D.  Bauz.  1875,  S.  451.) 

—  Reiterdenkmal:  Castor  und  Polluz  von  Widnmann,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1888. 

—  Standbild:   St.  Georgius  von  Eberle,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1889. 

—  Denkmal:  Gabelsberger  von   Eberle,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1890.    (Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  523.) 

—  Tor  an  der  Bennokirche  von  Romeis  u.  Miller,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1895. 

—  Germanenbrunnen  von  Bemauer,    Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Milller)  1896. 

—  Standbild:   Prinzregent  Luitpold  von  Rümann,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1898. 

—  Denkmal:   Genius  und  Amoretten  von  Bemauer,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1898. 

—  Friedensdenkmal  von  Petzold,  Düll  u.  Heilmayr,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller)  1899. 

—  Standbild:  König  Max  II.  von  Pruska,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1900. 
Magister.    Denkmal :  v.  Fürstenberg  von  Fleige  1875. 


Deutschland.  577 


Kaugard  t.  P.    Statue:  Bismarck  von  G.  Meyer,  Guß  in  Lauchhammer  1897. 
Keuhrandenhurg,    Standbild:  Reuter,  Guß  in  Lauchhammer.    (Z.  f.  b.  E.  1889/90, 
B.  S.  325.) 

—  Viktoria  Ton  M.  WolfF,  Guß  in  Lauchhammer  1895. 

Neuruppin,  Standbild:  Friedrich  Wilhelm  IL  nach  Tieck,  Guß  von  Hopfgarten  in 
Berlin  1829. 

—  Standbild:   Schinkel  von  M.  Wiese,   Guß  von  Gladenbeck.    (D.  Bauz.   1883, 

S.  530  und  Z.  f.  b.  K.  1881/82,  B.  S.  637.) 

Neustadt  a.  d.  H.  Germania,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (Kgl.  Erzgießerei 
München)  1899. 

Xeustettin  i.  P.  Standbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Wandschneider,  Guß  in  Lauch- 
hammer 1898. 

Nettstrelüz.    Kriegerdenkmal:  Gruppe  von  M.  Wolff,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

Niederwald.  Nationaldenkmal  von  Schilling,  Guß  der  Germania  von  der  Kgl.  Erz- 
gießerei München,  Guß  der  Reliefs,  Adler  und  Wappen  in  Lauchhammer 
1877—1883.  (Z.  f.  b.  K.  1874/75,  B.  S.  302  u.  334,  1878/79,  B.  S.  699  u.  1883/84, 
B.  S.  44  und  45.) 

Nordhauaen.  Standbild:  Luther  von  Karl  Schuler,  Guß  in  Lauchhammer.  (Z.  f. 
b.  K.  1884/85,  B.  S.  79.) 

Nürnberg.  Denkmal:  Dürer  von  Rauch,  Guß  von  Burgschmiet  in  Nürnberg  1837 
bis  1840  (Maertens). 

—  Denkmal:   Hans  Sachs  von  Kraußer,   Guß   von  Lenz  in  Nürnberg.    (Z.  f.  b.  K. 

1872/73,  B.  S.  726.) 

—  Kriegerdenkmal  von  Fr.  Wanderer,  1876  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1876/77,  B.  S.  26.) 

—  Brunnendenk  mal :   Grübel,  Entwurf  von  Wanderer,  Modell  von  Roßner,   Guß  von 

Lenz,  am  3.  Juni  1881  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1880/81,  B.  S,  606.) 

—  Plerrerbrunn^n  von  Schwabe,   Guß  von  Lenz,   am  16.  Okt.  1890  enthüllt.     (Z.  f. 

b.  K.  1890/91,  S.  56.) 

—  Denkmal:  Martin  Behaim  von  Rösner,  Guß  von  Lenz,  am  12.  Sept.  1890  enthüllt. 

(Z.  f.  b.  K.  1890/91,  B.  S.  26.) 

—  Nachguß  des  Peuntbrunnen  (s.  S.  484),  Guß  von  Lenz,  1902  enthüllt. 
Ohligs.    Kriegerdenkmal  von  Manthe,  Guß  von  Martin  u.Piltzing  in  Berlin. 
Osnabrück.    Denkmal:  J.  Moser  von  Drake,  Guß  von  Fischer,  Berlin  1836. 

—  Kriegerdenkmal:   Germania  von  Henze,   Guß  in  Lauchhammer,  Reliefbild   des 

Kaisers  von  Schuler,  Guß  von  Gladenbeck,  1880  enthüllt.  (D.  Bauz.  1881,  S.29.) 

—  Standbild:  Stüve  von  Pohlmann,  Guß  von  Gladenbeck.   (D.  Bauz.  1882,  S.  449.) 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Ad.  Heer,  Guß  von  Seh  äff  er  u.  Walker, 

Berlin  1898.    (Z.  f.  b.  K.  1897/98,  S.  522.) 
Ostrowo.    Standbild:  Kaiser  Wilhelm  L  von  G.  Meyer,  Guß  in  Lauchhammer  1900. 
Parchim.    Denkmal:  Moltke  von  Brunow  1876. 
Partenkirchen.    Figur  des  heiligen  Florian   auf  Brunnen  von  E.  Seidl,  von  Miller 

in  Kupfer  getrieben  (?)  1899.    (Z.  f.  b.  K.  1898/99,  B.  S.  397.) 
Passau.    Standbild:  König  Max  L  Joseph  von  Jorhan  1824. 
Pforzheim,     Kriegerdenkmal  von  Moest,  Guß  von  Lenz  in  Nürnberg,   am  18.  Mai 

1879  enthüUt.    (D.  Bauz.  1879,  S.  222.) 

—  Denkmal:  Bismarck  von  Dittler. 

—  Denkmal:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Baerwald. 

Pola.    Standbild:  Tegetthoff  von  Kundtmann.    (Z.  f.  b.  K.  1872/73,  B.  S.  238.) 

Porta  Westfalika.    Reiterdenkmal:    Kaiser  Wilhelm  L  von  Zumbusch,    Guß  von  der 

Kgl.  Kunst-Erzgießerei   Wien,    am   18.  Okt.   1896  enthüllt.     (Z.  f.  b.  K. 

1896/97,  B.  S.  43  und  D.  Bauz.  1898,  S.  1  ff.  und  1896,  S.  542.) 
L  ü  e  r ,  unedle  Metalle  37 


578  lö-  Jahrhundert. 


Posen.    Standbilder  im  Dom:   Boleslaw  und  Mieczyalaw  von  Rauch,  Guß  in  Lauch- 
hammer um  1840. 

—  Kriegerdenkmal  mit  Standbild  Kaiser  Wilhelms  I.   von  R.  Bärwald,   am   10.  Mai 

1888  enthüllt.     (Z.  f.  b.  K.  1886/87,  B.  S.  668.) 

—  Brunnen  mit  Perseus  und  Andromeda  von  Job.  Pfuhl.    (Z.  f  b.  K.  1887  88,  B.  S.  600.) 
PoUdmn.    Standbild:  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Kiß  1851  (?). 

—  Denkmal:  Friedrich  Wilhelm  I.  von  Hilgers  1885. 

Prag.    Denkmal:    Karl  IV.  von  Jul.  Hähnel,  Guß  von  Burgschmiet,  1848  enthüllt 

—  Reiterdenkmal :  Kaiser  Franz,  Entwurf  von  Jos.  Kranner,  Modell  von  Max,  (4uß  von 

der  Kgl.  Erzgießerei  München  (Miller)  1848/49.     (Faber  V,  S.  73.) 

—  Denkmal:  Radetzky  von  Jos.  u.  Em.  Max,  Goß  von  Lenz,  Nürnberg  1861. 

—  Standbild:  Jungmann  von  Lud.  Schimeck. 

Premlau.  Reiterstatue :  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Schilliug,  Guß  in  Lauchhammer  1898. 

—  Statue:  Moltke  von  Schilling,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

—  Statue:  Bismarck  von  Schilling,  Guß  in  Lauchhammer  1899. 

Preßburg.    Denkmal :  Maria  Theresia  von  Fadruß,  1896  (?)  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1894/'9o. 

B.  S.  107.) 
Rawitzsch.    Standbild:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  G.  Meyer,  Guß  in  Lauchhammer  189b. 
Regensburg.   Der  innere  Giebel  der  Walhalla  mit  nordischen  Gottheiten  von  Stigl- 

maier.    (Faber  V,  S.  67.) 

—  Tor  für  die  Walhalla  von  Klenze,  Guß  von  Stiglraaier  1842. 

—  Standbild:    Bischof  Sailer   von  Widnmann,    Guß   von   der  Kgl.  Erzgießerei 

München  1868.     (Z.  f.  b.  K.  1867/68,  B.  S.  7.) 
Reiclienbadi.    Statue:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Calandrelli,    Guß  in  Lauch  ha  mmer 

1897. 
Reichenhall.    Standbilder:  S.  Ruppert  und  S.  Benno  am  Brunnen  nach  Schwanthaler. 

Guß  von  Stiglmaier.     (Faber  V,  S.  73.) 
Repten.    Standbild:  Herkules  von  Wadere,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München 

(Miller)  1894. 
Reutlingen.    Denkmal:  Nat.-Ök.  List  von  Kietz,  Guß  von  Howaldt  in  Braunschweig 

1854. 
Rostock.    Denkmal:  Blücher  von  Schadow,  Guß  von  Lcquine  in  Berlin  1818. 
Ruhrort.    Standbild:   Kaiser  Wilhelm  I.  von  Eberlein,   Guß  von  Akt.- Ges.  vorm. 

Gladenbecku.  Sohn   in   Berlin-Friedrichshagen ,    1896  enthüllt     (D.  Bauz. 

1896,  S.  543.) 
Saarlouis.    Kriegerdenkmal  von  G.  Meyer.  Guß  in  Lauchhammer  1900. 
Salzburg.    Denkmal :  Mozart  von  Schwanthaler,  Guß  von  Stiglmaierl  841 .  (Faber  T, 

S.  67.) 

—  Standbild:   Schiller  von  Meißner,  Guß  in  der  K.  K.  Kunsterzgießerei  Wien 

(Femkom).     (Z.  f.  b.  K.  1867/G8.  B.  S.  16.) 
Schmölln.    Standbild:   Kaiser  Wilhelm  I.  von  Habs,   Guß  in  Lauchhammer  1895. 
Schwerin.    Standbild:  Großherzog  Paul  Friedrich  von  Rauch,  Guß  in  Lauchhammer. 

1849  aufgestellt. 

—  Kriegerdenkmal:  Statue  der  Megalopolis  von  Willgohs,  Guß  in  Lauchhammer. 

am  2.  Dez.  1874  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1872/73,  B.  S.  404  und  1874/75.  B.  S.  31.» 

—  Reiterdenkmal:  Großherzog  Friedrich  Franz  II.  von  L.  Brunow,  am  24.  Aug.  1893 

enthüllt.     (Z.  f.  b.  K.  1892/93,  B.  S.  555.) 
Siegen.    Reiterdenkmal:   Kaiser  Wilhelm  I.  von  Reusch,   am  18.  Okt.  1892  enthüllt 

(Z.  f.  b.  K.  1892/93,  B.  S.  42.) 
Sigmaringen.    Standbild :  Fürst  Anton  von  Hohenzollern  von  Donndorf,  am  21.  Okt. 

1890  enthüllt.     (Z.  f.  b.  K.  1891,  B.  S.  61.) 


Deutschland.  579 


Spandau.    Standbild :  Kurfürst  Joachim  IL,  von  £.  Encke,  Guß  in  Lauchhammer, 
am  1.  Nov.  1890  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1889/90,  B.  S.  75.) 

—  Standbild:  Kaiser  Friedrich  IIL  von  Manthe,  am  18.  Okt.  1892  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K. 

1892/93,  B.  S.  42.) 
Pr.  Stargard.    Standbild:  Kaiser  Wilhelm  L  von  Habs,  Guß  in  Lauchhammer  1895. 
Siamberg.    Tor  am  Mausoleum  des  Prinzen  Karl  von  Klenze,  Guß  von  Stiglmaier 

1837. 
Stettin.    Reiterfigur:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Hilgers,   Guß  von  Schaff  er  u.  Walker 

in  Berlin,  am  1.  Nov.  1894  enthüllt.     (D.  Bauz.  1894,  S.  552.) 

—  Denkmal:  Löwe  von  GlÜmer,  Guß  in  Lauchhammer  1897. 

—  Brunnenfiguren  von  Felderhoff,  Guß  in  Lauchhammer  1900. 

—  Kupfertreibarbeit.    Brunnen  von  Manzel ,  am  23.  Sept.  1898  enthüllt.    (Z.  f. 

b.  K.  1898,/99.  B.  S.  8.) 
Ste^yr.    Denkmal :  Wemdl  von  Tilgner,  am  10.  Nov.  1894  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1894/95, 

B.  S.  88.) 
Straßburg.    Denkmal:  Gutenberg  von  David  d' Angers,  Guß  von  Soyer  in  Paris  1840. 

—  Denkmal :  Kleber  von  Filippe  Graß,  1840  errichtet.    (Faber  V,  S.  61  und  493  und 

Z.  f.  b.  K.  1872/73,  B.  S.  774.) 

—  Denkmal:  Lezay-Mamesia  von  F.  Graß  1857. 

—  Statuen :   Bismarck  und  Moltke  von  Karl  Gauer  u.  Sohn.    (Z.  f.  b.  K.  1882/83 ,   B. 

S.  733.) 
Stuttgart.  Denkmal:  Schiller  von  Thorwaldsen,  Guß  von  Stiglmaier  1838  (Maertens). 

—  Wilhelmsdenkmal  von  Martin  Wagner,    Guß  von  Stiglmaier  in  München  1842. 

(Faber  V,  S.  74.) 

—  Reiterdenkmal:  Eberhard  i.  Bart  von  L.  v.  Hofer,  Guß  in  der  KgL  Erzgießerei 

München  (Miller)  1859. 

—  Standbild:    Konkordia   von  Hof  er  u,  Wagner,   Guß   von  der  KgL  Erzgießerei 

München  (Miller)  1863. 

—  Reiterdenkmal:   König  Wilhelm  von  Württemberg  von  Hofer,   Guß  in  der  Kgl. 

Erzgießerei  München  (Miller),   am  25.  Okt.  1884   enthüllt.     (Z.  f.  b.  K. 
1884/85,  B.  S.  111.) 

—  Denkmal:  Herzog  Christoph  von  Paul  Müller,  Guß  von  Pelargus  d.  J.  in  Stuttgart. 

(Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  585.) 

—  Eugensbrunnen  von  0.  Rieth,  Guß  von  Stotz  in  Stuttgart,  27.  April  1890  enthüllt 

—  Reiterdenkmal:  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Thiersch  u.  Rümann,  Guß  von  Stotz,  Stutt- 

gart, 1898  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1892/93,  B.  S.  530  u.  1896/97,  B.  S.  55.) 
Swinemünde.    Denkmal :  Kaiser  Wilhelm  I.  von  Calandrelli,  Guß  in  Lauchhammer 

um  1894. 
Tetschen.    Statue:  Joseph  IL  von  0.  Rassau,  Guß  von  Bierling,  Dresden,  am  14.  Mai 

1885  vollendet.    (Z.  f.  b.  K.  1884/85,  B.  S.  526.) 
Thorn.    Standbild:  Kopemikus  von  Tieck,  Guß  von  F.  W.  Fischer,  Berlin  1850. 
Tölz.   Kriegerdenkmal  von  Müller  u.  Schwarzgruber,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießere: 

München  (Miller)  1887. 

—  Standbild:    Winzerer   von    Schwarzgruber,    Guß    von    der    Kgl.  Erzgießere 

München  (Miller)  1887. 
Trier.    Standbild:  Kaiser  Wilhelm  L,  Modell  und  Guß  von  Ferd.  v.  Miller  (Kgl.  Erz 
gießerei  München)  1893. 

—  Balduinbrunnen ,    Modell    und    Guß    von    Ferd.   v.  Miller    (Kgl.    Erzgießere: 

München)  1896. 
Tübingen.   Denkmal:  Uhland  von  Kietz,  Guß  von  Pelargus  in  Stuttgart.    (Z.  f.  b.  K 
1874/75,  B.  S.  318.) 


580  Id*  Jahrhandert. 


JJnnai.W.   Kriegerdenkmal  von  Flügge,  Guß  von  der  K gl.  Erzgieße reiMünchen 

(Miller)  1884. 
Warschau.    Denkmal:  Eopemikus  von  Thorwaldsen  1880.    (Faber  V,  S.  77.) 
Weil  die  Stadt.    Denkmal:   Kepler  von  Kreling,  Guß  von  Lenz  u.  Herold,   Ende 

Juni  1870  enthüllt.     (Z.  f.  b.  K.  1869/70,  B.  S.  182.) 
Weimar,   Denkmal :  Herder  von  Schaller,  Guß  von  der  Kgl.  ErzgießereiMünchen 

(Miller)  1850. 

—  Denkmal:   Goethe-Schiller  von  Rietschel,   Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  Mün. 

eben  (Miller)  1857. 

—  Standbild:  Wieland  von  Gaseer,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  München  1859. 

—  Denkmal:  Karl  August  von  Donndorf,  Guß  in  Lauchhammer  1875. 

—  Kriegerdenkmal  von  Härtel,  Guß  (?)  von  Howaldt  1886  (?). 

—  Brunnen  von  Donndorf,   am  20.  Okt.  1895  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1895/96,  B.  S.  56.) 
Werden.    Statue:    Kaiser  Friedrich  HL  von  Albermann,    Guß   in  Lauchhammer 

1900. 
Wien.    Denkmal:  Kaiser  Franz  II.  von  Marchesi,  in  Mailand  gegossen,  1846  errichtet 

—  Austriabrunnen  von  Schwanthaler,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerei  in  München 

(Miller),  1846  errichtet.     (Z.  f.  b.  K.  1878/79,  B.  S.  70.) 

—  Reiterbil4 :  St.  Georg  mit  Drachen,  Palais  Montenuovo,  von  Femkorn,  Guß  in  der 

Fürstlich  Salmschen  Erzgießerei,  ausgeführt  um  1850. 

—  Reiterdenkmal:  Erzherzog  Karl,  Modell  und  Guß  von  Fernkorn,  am  22.  Mai  1860 

enthüllt. 

—  Resselmonument :  Modell  und  Guß  von  Fernkorn  1863. 

—  Reiterdenkmal:  Prinz  Eugen  von  Fernkorn,  Guß  in  der  K.  K.  Kunsterzgießerei 

Wien  (Fernkorn)  1865  (Fig.  408,  S.  581). 

—  Reiterdenkmal:  Schwarzenberg  von  Hähnel,  Guß  in  der  K.  K.  Kunsterzgießerei 

Wien  (Femkom),  am  20.  Okt.  1867  enthüllt.    (Z.  f.  b.  K.  1867/68,  B.  S.  3— 4.) 

—  Bronzefignrenschmuck  des  neuen  Opernhauses  von  Hähnel,  Guß  in  der  K.  K.  Kunst- 

erzgießerei  Wien  1864—68. 

—  Denkmal:   Schiller  von  Schilling,  Guß  in   der  K.  K.  Kunsterzgießerei  Wien. 

(Z.  f.  b.  K.  1872/78,  S.  288.) 

—  Denkmal:   Beethoven  von  Zumbusch,  Guß  von  C.  Turbain  in  Wien,  am  1.  Mai 

1880  enthüllt  (Fig.  409,  S.  582).    (Z.  f.  b.  K.  1879/80,  B.  S.  265  u.  483.) 

—  4  Greifen  für  die  Stephanienbrücke  von  Haefner,  Guß  von  Hollenbach,  Wien. 

(Z.  f.  b.  K.  1885/86,  B.  S.  119.) 

—  Tegetthofiinonument   von  Kundmann,    Guß   von   der  K.   K.  Kunsterzgießerei 

Wien  (Röhlich  u.  Pönninger),  1886  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  1885/86,  B.  S.  119  und 
1886/87,  B.  S.  49,  Abb.  S.  89.) 

—  Maria  Theresia-Monument  von  Zumbusch,   Guß  teils   in   der  K.   K.   Kunst  erz- 

gießerei Wien  (Röhlich  u.  Pönninger),  teils  von  Turbain,  Wien,  am 
13.  Mai  1888  enthüllt  (Fig.  410,  S.  583).  (Z.  f.  b.  K.  1882/83,  B.  S.  246,  1885;B5. 
B.  S.  118  und  1887/88,  B.  S.  422.) 

—  Engelbrunnen  von  A.  P.  Wagner.    (Z.  f.  b.  K.  1895/96,  B.  S.  10.) 

—  4  Bronzeviktorien  vor  Mittelbauten  der  Museen  von  Kundmann.   (Z.  f.  b.  K.  1 889/90, 

S.  263.) 

—  Denkmal:  Liebenberg  von  Fr.  S.  Silbemagel.    (Z.  f.  b.  K.  1890/91,  S.  27.) 

—  Denkmal:  Radetzky  von  Zumbusch.  am  24.  April  1892  enthüllt.   (Z.  f.  b.  K.  1891/92, 

S.  454.) 

—  Centaurengruppen  an   der  Akademie   der  Künste  von  E.   v.  Hofmann,   Guß  von 

Turbain  1895  (?).     (Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  446.) 

—  Denkmal :  Erzherzog  Albrecht  von  Zumbusch  1899.    (Z.  f.  b.  K.  1898/99,  B.  S.  424.) 


mesbaden.    Standbild;  Kaiser  Friedrich  von  Uphuea,  Guß  von  Martin  u.  Filtzing 

in  Berlin,  am  18.  Okt.  1897  enthüllt    (Z.  f.  b.  K.  lö97/^8,  B.  S.  43.) 
—  Denkmali  BiBmarck  von  E.  Herter,  am  9.0kt.]898  enthflUt.  (Z.f.b.K.  lag&SS.  S.  9.) 


582  19-  Jahrhundert. 


Wühelmsltafen.  Statue:  Prinz  Ädalbert  von  Preußen  von  Schuler,  Guß  in  Lauch- 
haminer,  am  Iß.  Sept.  1882  enthüllt  (D,  Bauz.  1833.  S.  449  und  Z.  f.  b.  E. 
1881/82,  B.  S.  26.) 

Wittenberg.    Denkmal:  Lutber  von  Schadow,  GuB  von  Lequine  in  Berlin,  1819. 


Fig.  40».    Znialiuacli  und  Turbatn,  BcEtbOVendenlimäl  in  Wien.    S.  i>eo. 

Wittenberg.     Standbild:  Meianclithoa  von  Drake  1866. 
Wonns.     Denkmal  Luther  von  Rietschel,  Guß  in  Laachhammer  1868. 
Wört/i.    Bayerndenkmal  von  BOmann  u.  Thiersch,  Goß  in  der  Kgl.  Erzgieß. 
München  (Miller),  am  6.  Aug.  1889  enthflllt.    (D.  Bauz.  1889,  S.  413  f.) 


ll'örfh.  R«iterdeukmEil :  Eaiser  Friedrieb  111.  von  Baumbacb,  GuS  in  Laucbbamroer 
und  von  Gladenbeck.  Berlin,  am  18.  Okt.  1895  eutbUllt.  (D.  Bauz.  1895, 
S.  536.) 

Wfirsburg.  Standbild:  BiBcliof  Julius  von  WidnmanD,  Guß  von  der  Kgl.  Erzgießerci 
Manchen.    (Faber  T,  S.  74.) 


Wilrzbjtrg.     Franconiabrunnen;    Modell    und    Guß    von    der    Kgl.    Erzgieflere 

München  (Miller)  1899. 
—  Eilianebninnen  von  Balthasar  Schmitt,  Guß  in  der  Kgl.  Erzgießerei  Manche] 

(Miller),  am  8.  Juli  1895  enthüllt.  (Z.  f.  b.  K.  I894;95,  B.  S.  508.) 
ZitUm.  Statue:  Bi^marck  von  Hüttig,  GuQ  in  Laucbhammer  1900. 
Zirickau  i.  S.    Statue:  Bismarck  von  Drisohler.  Guß  in  Lauchbammer  1898. 


584  Id.  Jahrhundert. 


Frankreich. 

In  keinem  Lande  ist  die  Bronzekunst  im  19.  Jahrhundert  zu  einer 
glanzvolleren  Entfaltung  gelangt,  wie  in  Frankreich.  Auch  Deutschland 
steht,  wenn  man  die  künstlerischen  Gesamtleistungen  beider  Länder 
gegeneinander  abwägt,  erst  an  zweiter  Stelle.  Paris  blieb  wie  in  den 
vorhergehenden  Jahrhunderten  der  Mittelpunkt  der  französischen  Erz- 
plastik, hier  allein  gab  es  in  Frankreich  Gießereien  von  Weltruf.  Als  die 
bedeutendsten  sind  zu  nennen  die  Gießereien  von  A.  J.  M.  Carbonneaux 
(1789—1843),  (Champeaux,  Dict.  des  fondeurs,  S.  234  f.),  von  Ch.  Cro- 
zatier  (1795 — 1855),  (Champeaux  a.  a.  0.,  S.  347  f.),  von  N.  Soyer, 
von  Richard  Eck  und  Durand,  von  Fr.  Barbedienne  (1810— 1892), 
(Champeaux  a.  a.  0.,  S.  59  fiF.)  und  von  Süsse  fr^res  (Le  Roy  de 
Sainte  Croix,  L'art  industr.  et  omam.  fran<;ais  au  XIX®  si^cle.  La 
maison  Süsse  freres  de  Paris.     Paris,  Plön  et  Cie.). 

Die  Zahl  der  in  Paris  selbst  aufgestellten  Bronzewerke  ist  überaus 
groß,  nur  einige  der  bedeutenderen  können  hier  angeführt  werden. 

Das  erste  großartige  Bronzemonument,  das  im  19.  Jahrhundert  in 
Paris  errichtet  wurde,  war  die  am  10.  Aug.  1810  enthüllte,  mit  Bronze- 
reliefs umhüllte  Colonne  de  la  Grande  Arm^e  auf  dem  Vendöme-Platz, 
die  zuerst  eine  Statue  Napoleons  von  Chaudet  trug,  die  im  Jahre  1814 
eingeschmolzen  wurde.  Eine  zweite  Statue  des  Kaisers  von  Seurre  wurde 
im  Jahre  1833  auf  der  Säule  errichtet,  an  deren  Stelle  im  Jahre  1863 
eine  der  ersten  nachgebildete  Napoleonsstatue  von  Dumont  trat.  (Inven- 
taire  g^n^ral  des  Richesses  d'art  de  la  France.  Paris.  Monuments  civils. 
Bd.  L  1879,  S.  343—365.) 

Ein  ähnliches  Werk  ist  die  im  Jahre  1840  vollendete  Colonne  de 
Juillet  auf  dem  Bastilleplatz  (Fig.  411,  S.  585).  Die  Säule,  ein  gewaltiges 
Bronzeguß  werk  von  Soyer  und  Ing^,  ist  bekrönt  von  einem  vergoldeten 
Bronzegenius  der  Freiheit  nach  dem  Modelle  Dumonts.  (Invent.  g^n^ral 
a.  a.  0.,  S.  329—338  und  Faber,  Konv.-Lex.,  Bd.  V,  S.  61.) 

Zur  Gruppe  der  unpersönlichen  Nationaldenkmäler  gehört  auch  die 
Quadriga  auf  dem  Triumphbogen  des  Carrousel-Platzes ,  die  nach  dem 
Modelle  Fr.  J.  Bosios  von  Crozatier  in  Bronze  gegossen  und  im  Jahre 
1828  an  Stelle  einer  unter  Napoleon  I.  in  Blei  gegossenen  aufgestellt 
wurde.  (Inv.  g^n^ral  a.  a.  0.,  S.  258.) 

Im  Anschluß  daran  sei  endlich  das  am  19.  Nov.  1899  enthüllte  Denk- 
mal „Triumph  der  Republik"  auf  der  Place  de  la  Republic  erwähnt,  das 
nach  den  Modellen  der  Brüder  Morice  und  Dalous  in  Bronze  ge- 
gossen wurde.  (Deutsche  Bauzeitung  1883,  S.  350,  1899,  S.  601  und 
Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  1889,  Beibl.  S.  197.) 


Von  den  weni- 
gen ehernen  Königs- 
denkmälem  in  Paris 
wurde  das  Reiterbild 
Heinrichs  IV.  auf 
dem  Pont  Neuf,  das 
nach  dem  Modelle 
Lemots  von  Pig- 
giani  (in  dem  für 
die  Zeit  ungewöhn- 
lichen      Wachsaus- 

schmelzverfahreo) 
gegossen  wurde,  im 
Jahre  1818  aufge- 
stellt. Zum  Guß  war 
verwendet  das  Me- 
tall einer  Bronze- 
statue Napoleons  von 
Houdon,  der  Statue 
Napoleons  von  der 
Vendömesäule  und 
einer  Statue  Desaixs 
von  Dejoui.(InveEt. 
g^nör.  a.a.O.,  S. 348 
und  Paber  a.  a.  0., 
S.  61.) 

Im  Jahre  1822 
wurde  auf  der 
Place  des  Victoires 
ein  Reiterbild  Lud- 
wigs XIV.  nach 
Bosios  Modell,  ge- 
gossen vonCarbon- 
neaus,  errichtet. 

BroQzestatuen 
Ludwigs  des  Heili- 
gen und  Philipp 
Augusts ,  die  erste 
von  Dumont,  die 
andere  von  E  t  e  x, 
wurden  im  Jahre 
1843  auf  Säulen  an 


'.  Jahrhundert. 


der  Place  du  Tröne  aufgestellt.  Bei  Notie-Dame  endlich  ist  das  jüngste 
der  Pariser  Königsmonumente,  das  Reiterbild  Karls  des  Großen  mit  seinen 
Paladinen  Roland  und  Olivier,  von  Röchet  errichtet. 


i  and  Baibedlenne,  Gambe tiamoaunient  it 


588  19-  Jahrhundert. 


Nur  wenige  von  den  in  Paris  Staatsmännern,  Feldherren,  Gelehrten, 
Künstlern  und  anderen  Persönlichkeiten  gewidmeten  Denkmälern  können 
hier  erwähnt  werden. 

Zu  den  ältesten  Bronzebildwerken  des  19.  Jahrhunderts  dieser  Art 
gehören  in  Paris  einige  Werke  des  trefflichen  David  d'Angers,  das 
Standbild  des  Anatomen  Bichat  (Guß  von  Eck  &  Durand)  und  des 
Kriegsarztes  Larray,  das  im  Jahre  1850  enthüllt  wurde.  (Inv.  g^n^r. 
Paris,  Monura.  civ.  II,  S.  65.) 

Im  Jahre  1873  wurde  das  Reiterbild  der  Jeanne  d'Arc  von  Frdmiet 
auf  der  Place  de  Rivoli  enthüllt  (Fig.  412,  S.  586).  (Inv.  gen^r.  a.  a.  O., 
S.  45.) 

Um  1880  entstand  die  ßeiterstatue  des  Etienne  Marcel  neben  dem 
Hotel  de  Ville,  deren  Modell  von  Idrac  begonnen  und  von  Marqueste 
vollendet  wurde,  und  deren  Guß  von  Thiebaut  fr  eres  ausgeführt  wurde. 
(Inv.  g^n^r.  Bd.  III,  S.  20  und  Rev.  d.  arts  dec.  1887/88,  S.  223.) 

Das  Gambettadenkmal  im  Louvrehofe,  dessen  Modell  eine  gemein- 
same Arbeit  des  Architekten  Boileau  d.  J.  und  des  Bildhauers  Paul 
Aub^  ist,  und  dessen  Bronzeteile  von  Barbedienne  gegossen  wurden, 
wurde  am  18.  Juli  1888  enthüllt  (Fig.  413,  S.  487).  (Zeitschr.  für  bUd. 
Kunst  1887/88,  Beibl.  S.  706.) 

Eine  große  Reihe  künstlerisch  bedeutsamer,  mit  Erzskulpturen  ge- 
schmückter Monumentalbrunnen  entstand  in  Paris  im  Verlaufe  des  19.  Jahr- 
hunderts, deren  wichtigste  der  Zeitfolge  nach  angeführt  seien. 

Fontaines  du  march^  Saint-Martin  mit  drei  Bronzefiguren  von  Geis 
(1806).     (Inv.  g^n^r.  Paris.  Mon.  civ.  I,  S.  208.) 

Zwei  Brunnen  auf  der  Place  de  la  Concorde  mit  Bronzestatuen  von 
Gechter,  Husson,  Lanno,  Debay,  Valois,  Moine,  Elshoecht, 
Merlieux,  Teuch^res  und  Brion  aus  den  Jahren  1838  und  1839. 
(Inv.  g^n^r.  a.  a.  0.,  S.  215  f.)  Nach  anderen  Angaben  sollen  diese 
Figuren  in  Eisen  gegossen  und  mit  einem  galvanischen  Kupfemiederschlag 
überzogen  sein;  ein  in  Paris  vielfach  angewendetes  Verfahren. 

Fontaine  Molifere  mit  der  sitzenden  Bronzestatue  Moli^res  von 
Seurre  d.  Aelt.,  Guß  von  Soyer  (1841).    (Inv.  g^n^r.  a.  a.  0.,  S.  220.) 

Fontaines  des  arts  et  m^tiers  mit  Bronzefiguren  von  Ott  in  und 
Gumery  (1860).     (Inv.  gener.  a.  a.  0.,  S.  228.) 

Fontaine  Saint-Michel  mit  Bronzefiguren  von  Barre,  Guillaume, 
Robert  und  Gumery,  der  Gruppe  St.  Michael  mit  dem  Teufel  kämp* 
fend  von  Duret  und  geflügelten  Drachen  von  Jacquemart  (1860  bis 
1861).     (Inv.  g^n^r.  a.  a.  0.,  S.  227.) 

Fontaines  du  Th^ätre-Fran^ais  mit  Kinderfiguren  von  Hoch  und 
Ende  und  Nymphen  von  Moreau  und  Carrier-Belleuse  (1874).  (Inv. 
göndr.  a.  a.  0.,  S.  232  f.) 


500  19.  Jahrhundert. 

Fontaine   de  TObservatoire   mit   den  Figuren   der   vier  Weltteile  von 
Garpeaux,  der  von  diesen  getragenen  Weltkugel  von  Legrin  und  See- 
pferden und  Schildkröten  von  Fr^niiet  (1874),  (Fig.  4U,  S.  589).    (Inv. 
g^nör.  a.  a.  0.,   S.  233  f.  und  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  1889,  Beibl.  S.  198.) 
Ueberaus  zahlreich   sind    weiter 
in  Paris  die  zur  Zierde  der  öffent- 
lichen   Gärten     und    Schmuckplätze, 
zumeist   in    den   letzten   Jahrzehnten 
aufgestellten  Bronzefiguren  und  Grup- 
pen ,  Über  die  alle  näheren  Angaben 
im    Inv.   göner.    Paris    Monum.    civ. 
Bd.  II   und  Bd.  III  gegeben  werden. 
Solche  Werke   finden  sich  besonders 
im  Jardin  du  Luxembourg  (hier  allein 
Über  zwanzig),  im  Parc  Monceau  und 
im    Jardin    des    Plantes    (Fig.    4 1 5, 
8.  590,  Fig.  416,  S.  591  und  Fig.  417, 
S.  592). 

Von  noch  größerer  Bedeutung 
fflr  die  Geschichte  der  französischen 
Erzplastik  des  19.  Jahrhunderts  sind 
die  Grabmonumeute ,  vor  allem  die 
auf  dem  berühmtesten  Pariser  Fried- 
hofe, dem  Pfere  Lachaise. 

Nach  Bosios  Modell  wurden 
(1830)  die  Statuen  und  Reliefs  am 
Grabmal  der  Gräfin  Demidoff  von 
Soyer  gegossen.  (Taber  a.  a.  O., 
S.  60.) 

Am    häufigsten    findet    sich    an 
Büsten   und  Medaillons   aus  der  Zeit 
um  1840  der  Name  David  d'Angers'. 
Im   Jahre    1837   entstand   die   Grab- 
statue Casimir  Perriers  von  Gortot. 
Aus   jüngerer   Zeit   sei   erwähnt   das 
Grabmal  Baudry  mit  Büste  von  D  u- 
bois    und    zwei   Statuen   von    Mercier    (,1889).     Der   Guß    wurde    von 
Barbedienne    ausgeführt.     (Zeitschr.  für   bild.  Kunst   1889/90,    Beibl. 
S.  308.)    Das  Grabmal  des  Erzgießers  Barbedienne  (f  1892)  ist  mit  einer 
Büste  von  Chapu  und  drei  Gestalten  von  Boucher  geschmückt.    Dalou 
modellierte   die  Büste   am  Grabmal  Jouy    (1899   enthüllt)   und   die  Büste 
und  Statue  am  Grabmal  Floquet  (1899  enthüllt). 


19.  Jahrhundert. 


Auf  dem  Montmartre-Friedhofe  seien  genannt  das  Grabmal  Gavaignac 
mit  einer  liegenden  Bronzefigur  von  Rüde,  Guß  von  Eck  &  Durand  1847, 
und  das  Grabmal  Castagnary  mit  Büste  von  Bodin  (1888). 


Fig.  tu.    »erci«,  .,Q]ari&  victis"  <I873)  in  P&ris,  Hü(«l  de  Ville  (ehem.  Square  MontholoD).    S.  SM. 

Alle  näheren  Angaben  über  die  Pariser  Grabmäler  finden  sich  in 
dem  Invent.  gen^ral.  Paris.  Monum.  civ.  Bd.  111. 

Hingewiesen  sei  weiter  auf  den  umfangreichen  Schmuck  von  Bronze- 
figuren und  Gruppen  an  und  in  einigen  neueren  Pariser  Monumentalbauten, 
insbesondere   an   der  Oper   und   dem  Hotel  de  ViUe,    deren  Modelle   ron 


Flg.  118.    Buboia,  Denkmal  Anne  da  Montmorency  in  Chantilly.    S.  ss». 

den   bedeutendsten   französischen   Bildhauern    geschaffen   wurden.     (Alles 
Nähere  im  Inv.  g4n^ral.  Paris.  Monuin.  civ.  Bd.  I.) 

Laer,  Unedle  Metall«.  38 


Fig.  41«.    Debay  und  Carlionaeanx,  Denkmal  Ludvlgs  XIY.  In  Hontpellier.    S.  S 


Frankreicb, 


595 


Endlich  dUrfen  von  den  ftir  Pariser  Kirchen  ausgeführten  großen 
BronzetUren  die  der  Madelaine-Kirche  nicht  unerwähnt  bleiben,  die  nach 
Triquettis  Modell  im  Jahre  1839  von  Richard,  Eck  &  Durand  ge- 
gossen wurde.     (Gonse,  Sculpture  fran^.,  S.  269.) 

Von  den  zahlreichen  für  andere  französische  Städte  im  Laufe  des 
19.  Jahrhunderts  geschaffenen  Bronze monumenten  mögen  hier  wenigstens 
einige  der  wichtigeren  genannt  werden. 

Bordeaux.     Reiterstatue  Ludwigs  XVI.  von  Pierre  Cortot  (1787—1843),  Guß  von 

Crozatier  in  Pai-JB.     (Champeaux.  Dict.  d.  fond.,  8.325  u.  348.) 
Boulogne.  Bronzeatatue  Napoleons  I.  von  J.A.Hou- 

don ,  wurde  zum  UuB  der  Reiterfigur  Hein- 
richs IV.  in  Paria  verwendet. 
Crt«'H.    Standbild  Ludwiga  XIV.  von  Petitot,  ttufl 

von  Crozatier   (um   1327).    (Rt-un.  boc.  d. 

beam-arta  des  dep.  189ß,  XX,  S.  470.) 
ChüHtilly,    Beiterstatue   des    Connetablo   Anne    de 

Montmorency  von  Duboia   (Fig.  418,  S,  593). 
Dampierre,  Chäienu  <le.    Standbild  Ludwig»  XIH. 

von    Fr.  Rade,    1840    in    Auftrag    gegeben. 

(Bulletin  de  l'art  anc.  et  mod.  1900,  S.  5.) 
Gr&ioble.    Standbild  Bayard  von  Baggi.  Guß  von 

Crozatier,  1823  nufgeatellt. 
Lai'at.    Standbild  Ambros  Par^  von  David  d'Angere, 

Guß  von  Soyer. 
Lyon.    Reiteratatue  Ludwigs  XIV.  von  F.  F.  Lemot, 

Guß  in  der  .Fonderie  du  Roule"  zu  Paris, 

1825  voltendet.    {Rev.  d.  I'art  fr.  anc.  et  mod. 

1896,  S.  2S.) 
Mömpelgard.    Standbild  Cuvier  von  David  d'Angers. 
Montdidier.     Standbild  Parmentier  von  Moldecchi, 

Guß  von  Calla  d.  J.  1846. 
Montpellier.     Reiteratatue  Ludwige  XIV.  von  J.  B. 

J.  De  Bay  (1  1863),  Guß  von  Carbonneau. 

Dict.  d.  fond-,  S.  234). 
Nancy.    Standbild  EOnig  Stanislaua  von  G.  Jacquot,  Gui 
Nerac.     SUndbild  Heinrichs  IV.  von  De  Bay,  Guß  von  Carbonneaux. 
Rennes.    ReiterBtatue  Ludwigs  XIV.  von  Raggi. 
Reims.    Beiterstatue  der  Jeanne  d'Arc  von  Duboia.    (Zeilschr.  f.  bild.  Kunat  1895/96, 

S.  94  mit  Tafel.) 
Ronen.    Standbild:  Corneille  von  David  d'Angera. 
SMan.    Standbild:  Tureune  von  Fran;.  Ooia. 


I  (Fig.  419.  S.  594),  (Champeaux, 
1  Soyer  1831. 


Versailles.     Bciterslatue :    Ludwigs   XIV. 

(Pferd),  1P32  (?)  aufgeatellt,  Guß  von 

S.  241.) 
—  Standbild:  Jeanne  d'Arc  von  Fran?.  Go 


Petitot  (Kenigsfigur)    und    Cartellier 
ozatier.   (Cfaampeaui,  Dict.  d.  fond., 


(Nagler,  KUnstl.-Lex.) 


Yon  einigen  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  entstandenen  Bronzereiter- 
bildem  Napoleons  I.  ist  nicht  bekannt,  wo  sie  sich  befinden  oder  ob  sie 


596 


19.  Jahrhundert. 


überhaupt  erhalten  sind.  Die  eine  wurde  1801  von  Fran^.  Gois  ausge- 
führt (Faber,  Konv.-Lex.  V,  S.  245),  eine  zweite  von  J.  G.  Moitte  (1746 
bis  1810)  (Michaud,  Biogr.  univ.)  und  eine  dritte  von  J.  H.  Brunot 
(Champeaux,  Dict.  d.  fond.,  S.  194). 

Nicht  näher  einzugehen  ist  hier  auf  die  hochbedeutende  französische 
Eleinrelief-  (Plaketten,  Medaillons  und  Medaillen)  und  Büstenplastik  des 
19.  Jahrhunderts,  die  vornehmlich,  soweit  die  Bronze  als  Ausführungs- 
material  in  Betracht  kommt,  an  die  Namen  David  d'Angers,  Chap- 
lain,  Charpentier  und  Rodin  (Fig.  420,  S.  595),  geknüpft  ist. 

Als  ein  in  Kupfer    getriebenes    französisches  Eolossalwerk    sei    die 


Fig.  421.    R.  Lalique,  Gitter  ans  einem  Ausstellnngsschranke,  Paris  1900. 

Berlin,  Kunaigetoerhtmu9eum,     S.  696. 

Figur  der  .Freiheit«  von  Bartholdi  im  Hafen  von  New  York  genannt 
(Centralbl.  d.  Bauverw.  1887  und  Deutsche  Bauz.  1884,  S.  285.) 

Auf  die  zahllosen  französischen  Eleinbronzen  des  19.  Jahrhunderts 
kann  nur  hingewiesen  werden,  mancherlei  wertvolle  Nachrichten  darüber 
finden  sich  besonders   in  den  Berichten   über   die  Pariser  Ausstellungen. 

In  Abbildung  (Fig.  421,  S.  596)  beigefügt  ist  der  vom  Kunst- 
gewerbe-Museum in  Berlin  angekaufte  Teil  eines  Ziergitters  von  dem 
bekannten  Pariser  Bildhauer  und  Goldschmiede  Ren^  Lalique,  das  in 
dessen  Schauschranke  auf  der  Pariser  Weltausstellung  im  Jahre  1900 
seinen  Platz  hatte. 


Schweiz. 

In  Pariser  Gießereien  ausgeführt  wurden  auch,  wie  hier  erwähnt 
werden  mag,  einige  der  bedeutendsten  Bronzedenkmäler  der  Schweiz;  das 
Reiterdenkmal  des  Herzogs  Karl  von  Braunschweig  (1879  enthüllt)  wurde 


Frankreich,  Schweiz,  Niederlande.  597 


Dach  Galns  Modell  von  Barbedienne  gegossen.  (Zeitschr.  f.  b. 
Kunst  1878/79,  Beibl.  S.  24  u.  710  und  Champeaux,  Dict.  d.  fond.)  Die 
Reiterstatue  des  Generals  Dufour  wurde  nach  dem  Modelle  Alfred 
Lanz'  Ton  Thiäbaut  gegossen  (Zeiischr.  f.  b.  Kunst  1883/84,  Beibl. 
S.  520)  und  von  Crozatier  wurde  die  ebenso  wie  jene  beiden  Denk- 
mäler in  Genf  aufgestellte  Statue  J.  J.  Rousseaus  gegossen.  (Champeaux, 
Dict.  d.  fond.) 

Von  dem  Schweizer  Geschütz-  und  Glockengießer  Rütschi  in  Aarau 
wurde  die  Reiterstatue  Rudolfs  von  Erlach  in  Bern  gegossen,  die  im 
Jahre  1849  aufgestellt  wurde. 

Der  Gießer  des  von  R.  Kißling  modellierten  Escherdenkmals  in 
Zürich  ist  nicht  ermittelt.    (Zeitschr.  f.  b.  Kunst  1883/84,  Beibl.  S.  466.) 

Der  Stadtbrunnen  in  Genf  wurde  nach  dem  Modelle  des  Bildhauers 
Leb  in  der  Kgl.  Erzgießerei  in  München  gegossen. 


Niederlande. 

In  den  Niederlanden  entstanden  seit  den  Vierzigerjahren  des  19.  Jahr- 
hunderts zahlreiche  große  Bronzegußwerke,  deren  wichtigste  genannt  wer- 
den mögen  (vergl.  besonders  Marchai,  La  sculpture  et  les  chefs-d'oeuvre 
de  Porf^Trerie  Beiges,  Brüssel  1895.) 

Amsterdam,    Standbild:  Rembrandt  von  Rojer,  1852  vollendet. 

—  Standbild:  Vondel  von  Royer,  1867  vollendet. 

—  Standbild:  Thorbecke  von  Leenhoff,  um  1876  vollendet. 
Antwerpen,    Standbild:  Rubens  von  Wilh.  Geefs,  1840  (1843?)  vollendet. 

—  Standbild:  Teniers  d.  J.  von  J.  J.  du  Caju,  1867  vollendet. 

—  Reiterdenkmal :  Leopold  I.  von  Jos.  Geef,  1868  vollendet. 

—  Brunnen  mit  Figur  der  Salvius  Brabo  von  Lambeaux,  1887  vollendet. 

—  Standbild:  H.  Gonscience  von  Fr.  Joris. 

Brügge,    Standbild:  Simon  Stevin,  von  £.  L.  Simonis,  1846  vollendet 

—  Standbild :  Jean  van  Eyck  von  Pickery,  um  1878  vollendet.  (Galvanisch  ausgeführt 

in  Brüssel) 
BrüsseL    Standbild:  Andre  Vesale  von  J.  G.  Geefs,  1844  vollendet. 

—  Reiterdenkmal:  Karl  Alexander  von  Lothringen  von  Louis  Jehotte,  1848  vollendet. 

—  Reiterstatue  (auf  dem  Gildehaus  der  Brauer  am  Großen  Platz) :  Karl  Alezander  von 

Lothringen  von  J.  Jacquet»  1853  vollendet. 

—  Reiterstatue :  Gottfried  von  Bouillon  von  L.  E.  Simonis,  Ausführung   von  W.  de 

Groot,  1848  vollendet  (Fig.  422,  S.  598). 

—  Figur  (im  Akademiegarten):  Kain  von  L.  Jehotte  1851. 

—  Congreßsäule ,  1859  vollendet,  mit  Bronzestandbild  Leopold  I.  von  G.  Geefs,  zwei 

allegorischen  Bronzestatuen  (Freiheit  der  Presse  und  Freiheit  des  Unterrichts) 
von  Jos.  Geefs,  zwei  Bronzestatuen  (freies  Vereinsrecht  und  Freiheit  des  Kultus) 
und  zwei  BronzelOwen  von  Ch.  A.  Fraikin. 

—  Gruppe:  Egmont  und  Hoom  von  Ch.  A.  Fraikin,  1864  vollendet. 

—  Standbild:  Theod.  Verhaegen,  von  G.  Geefs,  1865  vollendet. 


19.  Jahrhundert. 


Brüssel.    Vier  allegOTÜcbe  Koloaa&IGgaren  an   der  Kuppel   des  JusLitpalastea  ( 

vollendet)  von  Dutrieux,  Desenrans,  Vin^^tte  und  Detombay. 
—  Gruppe  (in  Anlagen  der  Avenue  Louise):  Pferdebändiger  von  Viofotte. 


Brüssel.    Figur  (Patais  des  beauz-arU):  Die  Malerei,  von  G.  H.  Melot. 

—  Figur  (Akademiegarten):  Sieger,  von  J,  Geefs, 

Delfl.    Standbüd:  Hugo  de  Groot  (Grotins)  von  Stracke,  1886  voUendet. 


Haag.    Reiteretatue :  Wilhelm  I.  von  v.  NieuTlterk,  1845  vollendet. 

—  Standbild:  Wilhelm  I.  von  Royer,  1848  vollendet. 

—  Standbild:  Wilhelm  IL  von  Georges,  1S53  vollendet. 

—  Denkmal  zur  Erinnerang  an  die  Wiederhentellung   der  niederländischen  Unab- 

hängigkeit (1813)  mit  großen  Bronzeflguren  von  J.  Jebotte,  1869  vollendet. 

—  Standbild:  Spinoza  von  Heiamer,  Guß  von  Thiebaut  in  Paris,  1880  vollendet. 
Hu}/.    Standbild:  Joa.  Lebeau  von  G.  Geefs,  1868  vollendet. 


Ixelles  bei  BrOasel.    Denkmal  (Gruppe):  Wiertz  von  Jaequet,  1881  (?)  vollendet. 
LÜilkh.    Standbild :  Gr^try  von  G.  Geefs,  1840  vollendet. 

—  Standbild:  Andre  Dumont  von  A.  E.  Simonis,  186G  vollendet. 

—  Reiterstatue:  Kar!  der  Große  von  L.  Jehotte,  1868  vollendet. 

—  Tiergruppen  im  Parc  d'Avruy  von  Mignon  u.  Halkin. 
Mona.     Standbild:  Leopold  I.  von  L.  E.  Simonia,   1877  vollendet. 
Rotterdam.    Standbild:  van  Hogendorp  von  Jos.  Geefs,  1867  vollendet. 
Termotuie.    Standbild:  de  Smet  von  Chr.  A.  Fraikin. 

Tongern.    Kolosaalfigur  dea  Amhiorix  von  J.  Bertin.  1866  vollendet. 

Die  belgische  Bronze-Kleinplastik  ist  in  neuerer  Zeit  zu  hohem  An- 
sehen gelangt,  besonders  durch  Const&ntin  Meunier  in  Brüssel, 
zu  dessen  besten  Werken  die  kleine  in  Abbildung  (Fig.  423,  S.  599) 
beigeftlgte  Gruppe  zu  rechnen  ist. 


Italien. 

In  Italien  wurde  bis  weit  in  das  10.  Jahrhundert  hinein  im  Wachs- 
ausschmelzverfahren  gegossen,  überhaupt  scheint  sich  die  Sandformerei 
dort  nie  im  gleichen  Maße  eingebürgert  zu  haben  wie  in  Deutschland  und 


G.  Montevcdere,  Viktor  Emunuel  in  Bologna.    B.  tat. 


Italien.  601 

Frankreich.  Die  zahllosen  KacbgUsse  besonders  nach  antiken  Bronzen 
wurden  zumeist  im  Wachs  verfahren  gegossen,  aber  auch  die  meisten  Mo- 
nuraentalwerke  des  19.  JahrhuBderts  wurden  nach  verbtlrgten  KachricbteD 
im  gleichen  Verfahren  ausgeführt. 

Unter  den  italienischen  Gießern  des  letztverflossenen  Jahrhunderts 
waren  die  hervorragendsten  Francesco  Bighetti  {f  1820)  und  sein  Sohn 
Luigi  Righetti  in  Rom  und  Neapel  tätig,  Manfredini  ia  Mailand, 
Papi  in  Florenz  und  in  neuerer  Zeit  besonders  Alessandro  Nelli  in 
Eom.    (Z.  f.  b.  K.  1882,83,  Bd.  18,  B.  S.  276.) 

Von  Righetti  wurden  fllr  Neapel  gegossen:  Eine  Reiterstatue 
Napoleons  I,  nach  Canovas  Modell,  deren  Pferd  i.  J.  1814  vollendet  war, 


Fig.  t!5.    Bnrzagbi,  Viktor  Emannel  In  Qenna.    S.  SD!, 

und  die  Reiterstatuen  Karls  III.,  ebenfalls  nach  Ganova,  um  1820  und 
Ferdinand  I.  nach  Ant.  Call  i.  J.  1828. 

Die  Friedensgöttin  auf  dem  von  sechs  Rossen  gezogenen  Wagen  des 
in  Mailand  1838  vollendeten  Ärco  della  Pace  wurde  nach  dem  Modelle 
Abondio  Sangiorgios  von  Manfredini  in  Mailand  gegossen. 

Im  Jahre  1845  wurde  in  Messina  nach  Teneranis  Modell  eine  Statne 


602  19.  Jahrhundert. 


Ferdinands  IL  von  Neapel  aufgestellt,  die  in  der  Kg  1.  Erzgießerei  in 
München  gegossen  war.  Von  derselben  Gießerei  wurde  im  Jahre  1875 
für  Venedig  das  Standbild  Manin  ausgeführt. 

Noch  vor  der  Mitte  des  Jahrhunderts  entstand  weiter  die  Bronze- 
reiterstatue des  Herzogs  Emanuel  Filibert  von  Savoyen  in  Turin  von 
Marocchetti. 

Die  Mehrzahl  der  italienischen  Bronzedenkmäler  des  19.  Jahrhunderts 
entstand  in  den  drei  letzten  Jahrzehnten,  etliche  davon  mögen  noch  ge- 
nannt sein. 

Alessandria.    Standbild :  Urbano  Rattazzi  von  Giulio  Montevedere,  in  Florenz  gegossen. 

(Z.  f.  b.  K.  1882/83,  B.  S.  549.) 
Bologna.    Reiteretatue :  Viktor  Emanuel  von  Montevedere  1888  (Fig.  424,  S.  600). 
Brescia.  Standbild:  Amoldo  da  Brescia  von  Tabacchi,  Guß  von  Nelli,  1882  aufgestellt. 
Cadore.    Standbild:  Tizian  von  Dal  Zotto,  Guß  von  De  Poli  in  Ceneda.    (Z.  f.  b.  K. 

1879/80,  B.  S.  724.) 
Chiaveri.    Standbild:  Gius.  Mazzini  von  A.  ßivalta,  Guß  von  Conversini  in  Pistoja. 

(Z.  f.  b.  K.  1887/88,  B.  S.  580.) 
Florenz.    Standbild:  Garibaldi  von  Zocchi  1890. 

—  Reiterstatue:  Viktor  Emanuel  von  Zocchi  1890. 

Genua.    Reiterstatue:  Viktor  Emanuel  von  Barzaghi  1886  (Fig.  425,  S.  601). 
Mailand.    Standbild :  AI.  Manzoni  von  Barzaghi,  gegossen  in  Mailand  1882.  (Z.  f.  b.  K. 
1882/83,  B.  S.  596.) 

—  Reiterstatue:  Garibaldi  von  Dimenes  1896. 

—  Reiterstatue:  Viktor  Emanuel  von  Ercole  Rosa  1896.  (Z.  f.  b.  K.  1895/96,  B.  S.  508.) 

—  Standbild:  Cavour  von  Tabacchi. 

Pavia.    Denkmal:  Garibaldi  von  Eg.  Pozzi.    (Z.  f.  b.  K.  1888/89,  B.  S.  219.) 
Rom.    Denkmal:  Gebrüder  Cairoli  von  Ercole  Rosa,  Guß  von  Nelli  1883.    (Z.  f.  b.  K. 
1882/88,  B.  S.  614.) 

—  Denkmal:  Garibaldi  von  Gallori  1895.    (Z.  f.  b.  K.  1895/96,  B.  S.  28.) 

—  Standbild:  Minghetti  von  Gangeri  1895.    (Z.  f.  b.  K.  1895/96,  B.  S,  29.) 
Turin.    Denkmal:  Amadeo  VI.  von  Palagi  1853. 

—  Reiterstatue:  Carlo  Alberto  von  Marocchetti  1861. 

—  Standbild:  Massimo  d*Azeglio  von  Balzio  1873. 

—  Reiterstatue:  La  Marmora,  Guß  von  Papi  in  Florenz. 

—  Reiterstatue:  Viktor  Emanuel  von  Costa,  Guß  von  Nelli.    (Z.  f .  b.  K.  1884. 85,  B. 

S.  258  und  433.) 
Venedig.    Standbild:  Goldoni  von  Dal  Zotto,  Guß  von  Argnati  in  Venedig.   (Z.  f.  b.  K. 
1883/84,  B.  S.  240.) 

—  Reiterstatue:  Viktor  Emanuel  von  E.  Ferrari,  Guß  in  der  Hauptsache  von  Nelli 

in  Rom  (Fig.  426,  S.  603).   (Z.  f.  b.  K.  1884/85.  B.  S.  433  und  1886/87,  B.  S.  505.) 

—  Standbild:  Garibaldi  von  Micheli  1887. 

Verona.    Reiterstatue:  Viktor  Emanuel  von  Borghi  1885. 

England. 

üeber  die  englischen  Gießereien  des  19.  Jahrhunderts  ist  bisher  wenig 
bekannt,  die  Zahl  der  größeren  Bronzewerke  ist  aber  nicht  unbeträchtlich. 


Fig.  IM.    Ferrari  und  Nelll,  Viktor  Emanuel  In  Venedig. 


604  Id.  Jahrhundert. 

besonders  in  London.  Von  den  dort  errichteten  Erzdenkn^ern  seien  er- 
wähnt: die  Reiterbilder  Williams  IIL  (1808)  von  John  Bacon  (1777  bis 
1859),  Georgs  III.  (1836),  Modell  und  Guß  von  Matthew  Coats  Wyatt, 
Georgs  IV.  von  Fr.  Chantrey  (1781—1842),  Richard!.,  Löwenhera (1855) 
von  Marocchetti,  des  Herzogs  von  Wellington  (1840—1846)  von  Wyatt, 


Flg.  tiT.    Foley,  Lord  Hardinge.    OuB  von  Elkington  In  London.    8.  «oG. 

eine  zweite  Reiterstatue  des  Herzogs  von  Chantrey  (1844  enthüllt)  und 
weiter  die  Standbilder  des  Herzogs  von  Bedford  (1819),  George  Cannings 
(t  1827)  und  des  Heraogs  von  York  (1833)  auf  der  YorksäuJe  errichtet, 
diese  drei  von  Westmacott,  des  Herzogs  von  Kent  (um  1830)  von 
Seh.  Gashagan,  William  Pitts  (f  1806)  von  Chantrey,  John  Frank- 
lins von  Noble  (1847—1848),   des  Heraogs   von  Portland  (f  1848)  von 


England,  Skandinavien,  Rußland.  605 


Thom.  Campbell,  der  Königin  Viktoria  (sitzend,  Fünfzigerjahre)  von 
Bell,  Sidney-Herberts  von  Foley  (Z.  f.  b.  K.  1867,  B.  S.  130),  Lord 
Clydes  (f  1863)  von  Marocchetti,  des  Herzogs  von  Derby  (1874  errichtet) 
von  Noble,  des  John  Fox  Burgoyne  (f  1871)  von  Boehm,  des  Prinzen 
Albert  (sitzend)  von  Foley  (Z.  f.  b.  K.  1874/75,  B.  S.  350),  des  Lord 
Beaconsfield  (1883  enthüllt)  von  Raggi  etc.  etc. 

Von  den  in  anderen  Städten  Großbritanniens  errichteten  Erzdenkmälem 
seien  erwähnt  in  Belfast  die  Statue  des  Herzogs  von  Belfast  (1856)  von 
Patrick  Mac  Dowell,  in  BolUm  die  Statue  Cromptons  von  Marshall, 
in  Dublin  die  Statuen  Oliver  Goldsmiths  und  Burkes  von  Foley,  in  Lime' 
rieh  die  Statue  des  Grafen  Fitzgibbon  (1758)  von  Mac  Dowell,  in 
Liverpool  die  Statuen  Huskissons  von  Gibson  (Guß  der  Kgl.  Erzgießerei 
in  München)  und  Lord  Beaconsfields  von  Birch,  in  Manchester  die 
Statue  Sir  Rob.  Peels  von  Marshall  und  in  Windsor  Castle  die  Reiter- 
statue Georgs  IV.  von  William  Theed.  (?)  (Vergl.  Fortnum,  Catal.  of 
bronzes  in  South  Kens.  Mus.  und  Faber,  Konversationslexikon,  Bd.  Y, 
S.  75  f.) 

Auf  der  Londoner  Weltausstellung  des  Jahres  1862  war  die  im 
Jahre  1856  vollendete  Reiterstatue  des  Lord  Hardinge,  die  nach  Foleys 
Modell  von  Elkington  in  London  gegossen  war,  ausgestellt  (Fig.  427, 
S.  604). 

Skandinavien  und  Rußland. 

Die  Bronzekunst  der  skandinavischen  Länder  gewann  auch  im  19.  Jahr- 
hundert noch  nicht  völlige  Unabhängigkeit  von  Deutschland  und  Frank- 
reich. Zuverlässige  Nachrichten  über  die  dortigen  Gießereien  fehlen  eben- 
so wie  über  die  russischen.  In  den  Gießereien  zu  Petersburg  und  Moskau 
wurden  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahrhunderts  eine  Reihe  großer  Gußwerke 
im  Wachsausschmelzverfahren  hergestellt.  Als  Bildhauer  und  Erzgießer 
ist  besonders  zu  nennen:  der  Deutschrusse  Clodt  von  Jürgensburg. 

Von  ausgeführten  Werken  in  jenen  Ländern  sind  in  der  nachstehenden 
Liste  einige  der  wichtigeren  genannt. 

Christiania,    Reiterstatue:  Karl  XIV.  von  Johann  von  Bergsliens  1875. 
Oothenburg,    Standbild:  Gustav  Adolf  von  Fogelberg,  Guß  der  Kgl.  Erzgießerei 

München  (Miller),  gegen  1850. 
Kopenhagen,    Reiterstatue:  Friedrich  VII.  von  Wilhelm  Bissen  1878  (Champeauz,  Biet. 

d.  fond.). 

—  Standbild:  Holberg  von  Th.  Stein  1878. 

—  Standbild :  Bischof  Münster  von  Th.  Stein. 

—  Standbild:  Oersted  von  Jerichau,  Guß  von  Conradsen. 

Stockholm.     Standbild:   Karl  XIII.   von  E.  G.  Goethe,   Guß  von  Carbonneaux  in 
Paris  1888. 


606  19-  Jahrhundert. 


Stockholm,  Standbild:  Karl  XII.  von  Molin;  soll  von  dem  Nürnberger  Georg 
Herold  i.  J.  1867  in  Stockholm  gegossen  sein.  (Z.  f.  b.  £.  1866/67,  B.  S.  123. 
1868/69,  B.  S.  52.) 

—  Standbild:  Berzelius  von  Ovarnstrom  (?),  Guß  der  Egl.  ErzgiefiereiinMünchen 

(Miller). 
Kiew.    Standbild:  Fürst  Wladimir  von  Clodt. 
Kronstadt.    Standbild:  Peter  der  Große  von  Jacques,  um  1836.  (Dussieux,  Lesartistes 

fran^.  ä  T^trang.) 
Petersburg.    Standbild:  (?)  Suworow  von  Koslowsky  1801. 

—  Standbild:  (?)  Barclay  de  Tolly  1834. 

—  Zwei  Gruppen:  Bossebändiger  auf  der  Anitschobrücke  von  Clodt  1839. 

—  Standbild :  Krylow  von  Clodt. 

—  Reiterstatue:  Nikolaus  I.  von  Clodt  1859. 

Warschau.  Standbild :  Paskiewitsch  von  N.  S.  Pimenhoff,  1870  enthüllt,  in  Petersburg 
gegossen.    (Z.  f.  b.  K.  1869/70,  B.  S.  184.) 


♦♦► 


Blei-,  Zinn-  und  Zinkkunst. 


>ie  verhältnismäßig  weichen  und  leicht  schmelzbaren  Metalle  Zinn 
und  Blei  haben  in  der  Kunst  eine  ähnliche  Verwendung  ge- 
funden wie  die  Bronze.  Das  Zinn  wurde  insbesondere  zu  Ge- 
räten und  Gefäßen  verarbeitet  und  das  Blei  hat  zeitweise  in  der  großen 
Plastik  eine  sehr  bedeutende  Rolle  gespielt.  Obschon  aber  beide  Metalle 
seit  Jahrtausenden  wohlbekannt  sind,  scheint  man  mit  ihrer  im  höheren 
Sinne  künstlerischen  Gestaltung  erst  im  zweiten  nachchristlichen  Jahr- 
tausend begonnen  zu  haben. 

Für  die  Entfaltung  der  Zinnkunst  Im  mittleren  Europa  war  vor  allem 
die  Erschließung  der  Zinngruben  im  böhmisch-sächsischen  Erzgebirge  von 
höchster  Bedeutung.  Die  Gewinnung  des  Zinns  soll  dort  im  12.  Jahr- 
hundert begonnen  haben,  bis  dahin  war  besonders  das  englische  Zinn  in 
alle  Welt  versandt,  das  bis  heute  seiner  Vortrefiflichkeit  wegen  hoch  ge- 
schätzt ist. 

Die  ältesten  größeren  kunstreich  verzierten  Zinngußwerke,  die  bekannt 
sind,  entstammen  anscheinend  zum  Teil  noch  dem  13.  Jahrhundert,  es 
sind  Tauf  kessel  ganz  in  der  Art  der  damals  zumeist  in  Bronze  gegossenen. 

Solche  Zinntaufbecken  scheinen  damals  in  allen  Teilen  des  Deutschen 
Reiches  gefertigt  zu  sein,  am  zahlreichsten  erhalten  haben  sie  sich,  be- 
sonders aus  der  Zeit  vom  14.  bis  zum  16.  Jahrhundert,  in  den  östlichen 
Ländern,  vornehmlich  in  Böhmen. 

Ueber  die  Entstehung  der  ältesten  Werke  dieser  Art  geben  nur  selten 
Inschriften  einige  Auskünfte. 

Ihren  Formen  nach  dem  13.  Jahrhundert  zuzuweisen  sind  der  von 
Figuren  getragene  Kessel  in  der  Nikolaikirche  zu  EostocJc  (Schlie,  Kunst- 
denkm.  Mecklenburgs  I.  S.  140),  die  Taufe  in  der  Ev.  Oberkirche  in  Lieg- 
nitz  (Kunstdenkm.  d.  Prov.  Schlesien  III.  S.  223),  und  diejenige  in  Helle- 
feld /.  W.  (Mitteil.  d.  k.  k.  Zentr.-Komm.  XI.  S.  LXXXI.  Fig.  3).  Ein 
Zinntaufbecken  in  Benatek  bei  Prag  scheint  (nach  Lotz,  Topogr.)  die 
Jahreszahl  1289  zu  tragen. 

Unter  einigen  im  nördlichen  Hannover  erhaltenen  Taufkesseln  ist 
besonders  anzuführen  der  ehemals  in  Siegelsum  befindliche,  der  laut  In- 
schrift vom  Meister  Hermannus  im  Jahre  1317  gegossen  wurde. 

Lüer,  Unedle  Metalle.  89 


610 


14.  und  15.  Jahrhundert 


Nur  wenig  jQnger  ist  der  jetzt  im  Dome  zu  Mainz  aufgestellte 
Taufkessel,  der  im  Jahre  1323  vom  Meister  Johannes  von  Mainz 
för  die  dortige  Liebfrauentaufkirche  im  Auftrage  des  Domstifles  ge- 
fertigt wurde. 

Vermutlich  ebenfalls  noch  dem  14.  Jahrhundert  gehören  die  auf  drei 
schlanken  FuSen  ruhenden  Taufkessel  in  der  Kirche  zu  Raigem,  Mähren 

(Fig.  428,  S.  610), 
und  in  der  hl.  Kreuz- 
kapelle zu  Karlstein 
bei  Pr^  an. 

Von  Zinn  werken 
anderer  Art  aus  die- 
ser Zeit  seien  er- 
wähnt an  einem 
Brunnen  in  Käls- 
hcim  in  Baden  des- 
sen mit  Tierköpfen 
geschmücktes  Bek- 
ken  (Eunstdenkm. 
Badens  (IV.  S.  146. 
Abb.  S.  148),  ein 
2 '/:  m  hoher  Kande- 
laber in  der  Elisa- 
bethkirche in  Mar- 
burg, und  ein  eben- 
solches Gerät  in  der 
Pfarrkirche  zu  Geln- 
hausen ,    als    dessen 

Entstehungszeit 
Otte  das  13.  Jahr- 
hundert angibt. 

Aus  dem  15.  Jahr- 
hundert ist  im  west- 
lichen Deutschland 
nur  ein  Taufbecken 
(Kessel  ?)  in  TÄenti«*- 
umso  zahlreicher  sind 


Taarb  ecken  in  Raigern  I.  S 


bronn  in  Baden  bekannt  (Kunstdenkm.  11.  S.  62) 
fast  durchgehends  von  drei  schlanken  Fußeu  getr^ene  Zinutaufbecken 
aus  dieser  Zeit  in  Böhmen  anzutreffen,  mit  zum  Teil  slawischen  inschrift- 
licben  Bezeichnungen. 

Hingewiesen  sei  auf  die  Taufen  in  Prag  in  der  Domkirche  vom  Jahre 
1406   und  in   der   Teynkirche    vom  Jahre  1414,    in   Mies   bei  Eger,    in 


Zinn  und  B]ei.  611 

Tabor ,  in  Schlau,    ia  Beckin   und  in  Ninümrg  bei   Podiebrad,   die   von 
Andreas  Staczek  in  Kuttenberg  gegossen  wurde. 


Fig.  42».    Harktbrunnen  Id  BrauDschweig.    6.  flu. 

Diese  Taufkessel  Überragt  weit  an  kUnsUerisclier  Bedeutung  ein 
noch  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderte  geschaffenes  Monumeatalwerk ,  der 
Brunnen  auf  dem  Markte  in  Braunsckwäg  (Fig.  429,  S.  611). 


612  15.  und  16.  Jahrhundert. 


Dieser  höchst  eigenartige  und  schöne  Brunnen,  der  im  Jahre  1408 
von  einem  unbekannten  Meister  gefertigt  wurde,  ist  im  Jahre  1847  wieder 
hergestellt  worden.  Eine  inmitten  eines  steinernen  Beckens  stehende  Säule 
aus  Stein  trägt  drei  übereinander  angeordnete,  nach  oben  kleiner  werdende, 
reich  mit  Figuren  geschmückte  Becken,  und  ist  von  einem  zierlich  durch- 
brochenen Helme  bekrönt. 

lieber  Form  und  Ausschmückung  des  in  Zinn  gegossenen  Gebrauchs- 
gerätes geben  erst  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  gefertigte,  erhaltene 
Arbeiten  eine  deutliche  Vorstellung,  üeber  ältere  Arbeiten  der  Art  ist 
wenig  bekannt. 

Angegeben  wird  aber  z.  B. ,  daß  bereits  im  13.  Jahrhundert  in 
Nürnberg  die  Zinngießer  ein  Handwerk  betrieben  hätten.  Im  14.  Jahr- 
hundert soll  ein  Meister  Sebald  Ruprecht  in  Augsburg  Zinnarbeiten 
gefertigt  haben,  die  ein  silbergleiches  Ansehen  gehabt  hätten.  Aehnliches 
wird  berichtet  von  Martin  Harscher  (1439 — 1523)  in  Nürnberg. 

In  den  Jahren  1314  und  1344  werden  zu  Rostock  und  Wismar  Zinn- 
gießer angeführt,  die  im  Gegensatz  zu  den  in  Bronze  gießenden  ,Apen- 
ghetern",  „Kannengheter**  genannt  werden. 

Unter  Karl  IV.  sollen  sich  zahlreiche  italienische  Zinngießer  in  Böhmen 
angesiedelt  haben.  In  Prag  insbesondere  wurden  in  der  städtischen  Schmelz- 
hütte im  Teinhof  Schüsseln,  Teller,  Löffel  u.  a.  m.  in  Zinn  gegossen 
(Macht  in  Mitteil.  d.  k.  k.  österr.  Mus.  1893,  S.  409  u.  428). 

Von  den  wenigen  bemerkenswerten  aus  dem  15.  Jahrhundert  erhal- 
tenen Gefäßen  ist  ein  70  cm  hoher  Krug  der  Breslauer  Bäckerinnung  mit 
der  Jahreszahl  1497  und  seinem  gravierten  Schmuck  als  ein  besonders 
typisches  Werk  für  die  Eigenart  der  Zinnkunst  um  das  Jahr  1500  zu 
betrachten  (Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift  Bd.  I.  S.  195  mit  Abb.)- 

Neben  solchen  einfach  geformten  und  auf  kaltem  Wege  verzierten 
Trinkgeräten  scheint  man  auch  bereits  im  15.  Jahrhundert  Gefäße  von 
lebendig  bewegter  Gestalt  gefertigt  zu  haben,  wie  sie  z.  B.  in  Wismar 
in  mehreren  Trinkkrügen  mutmaßlich  aus  jener  Zeit  erhalten  sind,  die 
die  Form  von  sitzenden  Löwen  mit  zwei  großen  seitlichen  Henkeln  zeigen 
(Bau-  und  Eunstdenkm.  Mecklenburgs  IL  S.  216). 

Das  16,  Jahrhundert  und  das  erste  Viertel  des  17.  Jahrhunderts  war 
die  Glanzperiode  des  Zinngerätes.  Doch  auch  an  größeren,  wohl  zumeist 
in  Blei  gegossenen  Werken  fehlt  es  aus  dieser  Zeit  nicht. 

Die  weitaus  besten  Humpen  und  Kannen  der  ersten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts  entstanden  wiederum  in  ostdeutschen  Gebieten,  vornehm- 
lich in  Schlesien. 

Die  Verzierungsweise  blieb  die  gleiche  wie  bei  dem  schon  angefalirten 
Breslauer  Kruge.  Die  im  Querschnitt  oben  und  unten  zumeist  runde 
und  im  mittleren  Hauptteile  vieleckige  Wandung   der  Gefäße   wurde  ge- 


Zürn  uod  Blei.  613 

wohnlich   mit  einfp^vierton ,   in  Giebelnischen   stehenden   Heiligenfijpiren 
und  biblischen  Szenen,  z.  B.  der  Kreuzigung  Christi,  geschtnUckt. 

Beispiele  dieser  Art  sind  der  Humpea  der  Schwiebuaer  Tuchmacher- 
innung  vom  Jahre  1503  im  Berliner  Kunstgewerbemuseum,  die  Kanne  der 
Breslauer  Seiler  vom  Jahre  1511  im  Museum  Schlesischer  Altertümer  in 
Breslau ,  die  Kanne  der  Löwenberger  Tuchkoappen  vom  Jahre  1523 
(Fig.  430,  S.  013),  die  Abendmahlakanne  in  Dürrenmungenau  (über  die 
beiden  letzteren  vei^l.  Schles.  Yorz.  in  Bild  und  Schrift  Bd.  III,  S.  53, 
mit  Tafeln),  ein  Innungshumpen  in  Sagan  i.  S.,  der  in  Breslau  im  Jahre 
1542  gefertigt  wurde  (bezeichnet:  W(ratislavia) ,  die  Kanne  der  Schuh- 
macher in  Göllnitz  in  Ungarn  rom  Jahre  1527  u.  a.  m. 

Um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  wurde  die  Ausschmückung  der 
Zinngeräte  und  Oefäße  mit  Zieraten,  die  in  der  Gußform  Torgebildet  waren 
und  mit  dem  Gefäßkgrper  zu- 
gleich entstanden,  die  Regel. 
Selten  finden  sich  Schüsseln 
und  Teller ,  bei  denen  der 
Grund  der  Ornamente  durch 
Aetzung  auf  den  sonst  fertig 
bearbeiteten  Stücken  nach- 
träglich leicht  vertieft  wurde. 
Die  Zinngeräte  mit  einge- 
gossenem Ornament  könnte 
man  in  zwei  Gruppen  teilen, 
die  äußerlich  wesentlich  von- 
einander abweichen  und  in 
der  Regel  auch  durch  die 
mutmaßlich  bei  Herstellung 
der  Guß  form  angewendete 
Technik  verschieden  zu  sein 
scheinen. 

Bei  der  einen  Gruppe 
findet  sich  als  fast  ausschließ- 
licher Dekor  das  während  des 

ganzen    16.  Jahrhunderts   so 

_,  1    1-  1  j      ir  1  Pie  *^-    Kanne  der  Tuchmacher  »u  LSttenlierg 

überaus  behebte  Mauresken-  vom  Jahre  i6zs.   s.  sia. 

Ornament,    das   in   den  Mo- 
tiven  und   in   der  Ausführung  —  ebene  Muster  und  vertiefter  Grund  — 
in  Anlehnung  an  die  Vorbilder  der  Moslem  gebildet  vnirde.    So  verzierte 
Zinngeräte  machen  in  der  Regel  den  Eindruck,  als  ob  ihre  Musterung  in 
der  metallenen  Gußform  durch  Aetzung  entstanden  sei. 

Bei  der  zweiten,  wichtigeren  Gruppe  sind  die  Reliefomsmente  flach 


614  16.  Jahrhundert. 

gerundet,  reiche  Blattrankenmuster  im  Geschmack  der  Zeit  wechseln  mit 
umgrenzten  Feldern,  die  mit  den  mannigfaltigsten  figürlichen  Darstellungen 
gefüllt  sind.  Daß  die  vertiefte  Herstellung  des  Musters  in  der  Gußform 
durch  Gravierung  ge.schah,  darüber  kann  bei  dieser  Gruppe  ein  Zweifel 
nicht  bestehen. 


Fig.  «ai.    TeiiiperaDtia-Schüas«!  van  C.  Enderleln.    8.  tu. 

Grundlegende  Untersuchungen  Über  die  Zinnkunst  und  ihre  Meister 
während  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  sind  Hans  Demiani  zu  danken 
in  seinem  Werke:  Fran^ois  Briot,  Caspar  Enderlein  und  das  Edelzinn, 
Leipzig,  Htersemann  1897.  Ergänzende  Aufsätze  desselben  Verfassers  in: 
Zeitschrift  für  bild.  Kunst  1899,  S.  205,  und  im:  Bepertorium  fßr  Kunst- 
wissenschaft 1899,  S.  307. 

Fran^ois  Briot  und  Caspar  Enderlein  sind  die  Meister,  aus 
deren  Hand  die  edelsten  Werke  der  ZinngieBerkunst  hervorgingen ,  zu- 
meist  große   runde   Schüsseln   mit  zugehörigen   Kannen,    die   nach   dem 


Zinn  und  Blei.  615 

Mittelbilde  auf  den  SchQsseln  benannt  werden,  und  deren  berOhmteste  die 
«TeroperKntia'-SchUssel  und  -Kanne  ist  (Fig.  431  und  432). 

Fran^ois  Briot  lebte  um  das  Jabr  1600  in  Montbeliard ,  er  war 
der  kUnstleriscbe  Vorbildner  des  von  Basel  gebürtigen  und  in  Nürnberg 
tätigen  Caspar  Enderlein  (1560—1633).  (Vergl.  aucb  Tuetey,  Le 
graveur  lorrain  Fran^ois  Briot.  Paris  1887,  und  J,  Lessing  im  Jahrb. 
d.  preuß.  Eunstsamml.  Bd.  X,  S.  171.) 

Nürnberg  war  um  das  Jahr  1600  der  Mittelpunkt  der  deutschen 
Zinngießerkunst,  und  die  Zahl  der  erhaltenen,  damals  dort  gefertigten 
Werke  ist  sehr  groß.  Die  Meister  sind 
nur  in  seltenen  Fällen  feststellbar;  eine 
Gruppe  TortreiFlicher  Teller  und  Schüs- 
seln mit  der  Bezeichnung :  NH  zu  Seiten 
einer  Kanne  sind  von  Demiani  auf 
Nicolaus  Horchhairaer  zurückge- 
führt. 

Die  örtliche  Entstehung  ist  bei  den 
Zinngeräten  aus  dem  16.  und  den  folgen- 
den Jahrhunderten  zumeist  aus  einge- 
schlagenen Stempeln  erkennbar,  deren 
Verwendung  bereits  im  14.  Jahrhundert 
nachweisbar  ist. 

Zweck  der  Stempelung  war  es,  ein- 
mal die  Beschaffe nheit  des  Materiales, 
die  von  geschworenen  Meistern  des  Zinn- 
gießeramtes festgestellt  wurde ,  durch 
Einschlagen  des  entsprechenden  Zeichens 
(, Gehaltsmarke "  oder  , Beschauzeichen ") 
dem  Käufer  kenntlich  zu  machen.  In 
Nürnberg  wurden  z.  B.  die  Arbeiten  aus 
.gemeinem  Zinn",  d.  h.  Zinn,  dem  ein  Fi) 
Zehntel  Blei  zugesetzt  war,  mit  dem 
Stadtwappen  gezeichnet.  Die  aus  englischem  Zinn  gefertigten  Arbeiten 
wurden  mit  Adler  und  Krone  und  was  „auf  englische  Art  gemacht  und 
bunziert'   war,  mit  Adler,  Krone  und  Rose  gezeichnet. 

Neben  diesem  Beschauzeichen ,  dessen  Motiv  wohl  allerorten  das 
Stadtwappen  oder  ein  Teil  desselben  war,  schlug  in  der  Regel  auch  der 
Qießer  seine  Werkstattmarke  ein,  die  zu  deuten  heute  nur  selten  gelingt 
(vergl.  Zoellner,  Zinnstempel  und  Zinnmarken  in:  Zeitschrift  für  bild. 
Kunst  1897— 1898,  S.  159,  1898—1899,  S,  97,  122,  und  Berling,  Stadt- 
marken der  Zinngießer  von  Dresden,  Leipzig  und  Chemnitz  in:  Neues 
Archiv  für  sächs.  Gesch.  etc.   1895,  S.  123). 


616  16-  Jahrhundert. 


In  welchem  Maße  die  Zinngießer  jener  Zeit  auch  zugleich  an  der 
Herstellung  der  Gußformen  beteiligt  waren,  ist  bisher  nur  ungenügend 
aufgeklärt.  Sicherlich  wurden  gleiche  Gußformen  vielfach  in  verschiedenen 
Gießereien  benutzt. 

Mannigfaltiger  wird  im  16.  Jahrhundert  auch  die  Herstellung  größerer 
Werke  in  Blei-  oder  Zinnguß. 

Ein  Tauf  kessel  in  der  Trinitatiskirche  in  Frag  wurde  im  Jahre  1502 
von  Meister  Wenzel  gegossen  (Lotz,  Topogr.). 

In  Leitmeritz  befinden  sich  (nach  Lübke)  zwei  «vorzüglich  schön 
ornamentierte"  Taufbecken  aus  dem  Jahre  1521.  Meister  Stephan 
Lichtenhahn  goß  im  Jahre  1563  den  bemalten  Zinntauf kessel  der 
Nikolaikirche  zu  Berlin  (Lotz,  Topogr.).  Vom  Jahre  1567  endlich  ist 
ein  Taufkessel  in  der  Bartholomäuskirche  in  Zerbst  erhalten. 

Ein  besonders  anmutiges  Werk  ist  der  ganz  aus  Blei  gegossene,  etwa 
2  m  hohe  Brunnen  hinter  der  Kirche  in  St  Wolf  gang  (von  dem  Sighart 
und  Lotz  angeben,  daß  er  in  Bronze  gegossen  sei).  Inmitten  eines 
flachen,  von  kräftiger  Mittelstütze  getragenen  Beckens  steht  auf  zierlich 
ausgestalteter  Säule  die  Gestalt  St.  Wolfgangs.  Ueber  die  Entstehung 
geben  die  reizvollen  Inschriften  Genaueres  an:  »Got  hab  uns  all  in  seiner 
Acht,  maister  lienhard  hat  mich  gemacht.  Dorch  maister  lienhard 
rannmacher,  stat  prunnenmaister  czu  passau**,  und  weiter:  »Ich  pin  zu 
den  eren  sankt  Wolfgang  gemacht  abt  Wolfgang  Haberl  zu  mansee  hat 
mich  petracht  zu  nucz  und  zu  framen  den  armen  pilgrumb  dye  nit  haben 
gelt  umb  wein  dye  sollen  pey  dissen  wasser  frehlich  sein.  Anno  den 
1515  jar  ist  das  werk  volpracht  gott  sey  gelobt.*  (Mitteil.  d.  k.  k. 
Zentr.-Komm.  1869,  S.  LXX,  mit  3  Abb.). 

Ueber  einige  nicht  erhaltene  größere  deutsche  Bleigußwerke  geben 
schriftliche  Nachrichten  kurze  Auskunft. 

Hans  von  Schweinichen  berichtete  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts 
von  Figuren  der  Tugenden  und  Laster,  von  Kronleuchtern  u.  a.  m. ,  die 
im  Harze  in  Blei  gegossen  seien  (Beck,  Gesch.  d.  Eisens  Bd.  ü,  S.  782). 

„Vier  zinnerne  Weiblein**  wurden  für  die  Badestube  des  Landgrafen 
Wilhelm  IV.  in  der  Aue  zu  Kassel  von  Kasseler  Goldarbeitem  ausgeführt 
(Drach,  Bayr.  Gew.-Ztng.  1888,  S.  297). 

Im  Hofgarten  zu  München  sollen  sich  (nach  R6e,  Peter  Gandid,  S.  15) 
im  16.  Jahrhundert  die  in  Blei  gegossenen  Figuren  der  neun  Musen  be- 
funden haben. 

Auch  in  jüngerer  Zeit  sehr  häufig  gefertigte  Zinn-  oder  Bleisärge 
sind  aus  dem  16.  Jahrhundert  erhalten,  z.  B.  in  Krakau. 

Im  Verlaufe  des  17.  Jahrhunderts  verlor  die  Zinngerätgießerei  immer 
mehr  an  künstlerischer  Bedeutung,  der  Geschmack  der  Wohlhabenden 
wandte  sich  mehr  und  mehr  dem  weiß  glasierten  und  buntfarbig  bemalten 


Zinn  und  Blei.  617 


Tone,  der  Fayence  zu.  Für  Trinkgeräte  blieb  zwar  das  Zinn  immer  noch 
bevorzugt,  und  besonders  in  den  Innungsstuben  haben  sich  auch  aus  dieser 
Zeit  trefflich  gestaltete  und  verzierte  Humpen  und  Pokale  erhalten,  doch 
vielleicht  von  höherem  Interesse  ist  die  überaus  umfangreiche  Verwendung 
des  Bleies  in  der  Großplastik,  wie  sie  ganz  besonders  in  Frankreich  da- 
mals in  Aufnahme  kam. 

Man  hat  heute  fast  vergessen,  welch  vorzügliches  Material  das  Blei 
in  gewissen  Fällen  auch  für  großplastische  Werke  ist,  umso  nachdrück- 
licher ist  auf  die  noch  zahlreich  erhaltenen  alten  Bleibildwerke  hinzu- 
weisen. 

Ueber  die  aus  dem  17.  Jahrhundert  in  Versailles  erhaltenen,  noch 
näher  zu  besprechenden  Bleiguß  werke  hat  der  Bildhauer  P.  Roche  Unter- 
suchungen angestellt,  über  die  er  in  Art  et  D^coration  1902  S.  172  ff. 
schreibt.  Es  heißt  dort:  „Ces  statues  d'un  gris  dälicat,  d^une  mati^re 
souple  et  de  reäets  assortis,  se  sont  couvertes  graduellement  d^une  patine 
blanchissante  et  veloutee  qui  prend,  sous  l'ombre  verte  de  sous-bois,  une 
valeur  unique  et  une  finesse  d^licieuse * 

Die  Versailler  Bleiskulpturen  waren  ursprünglich  zu  allermeist  ver- 
goldet, aber  mit  Recht  hebt  Roche  hervor,  daß  das  Blei  dieser  Bereiche- 
rung durchaus  nicht  bedarf.  Die  Naturpatina  jener  Skulpturen  ist  jetzt, 
nachdem  das  Gold  zumeist  vergangen  ist,  von  einer  Schönheit,  die  in 
ihrer  Eigenart  der  Patina  der  Bronze  gleichzuachten  ist.  Analysen  haben 
ergeben,  daß  bei  den  besterhaltenen  Werken  Blei  mit  sehr  geringen  un- 
absichtlichen Beimengungen  anderer  Metalle  verwendet  wurde.  Die  Blei- 
skulpturen  mit  einem  Zusätze  von  etwa  20  ®/o  Zinn  haben  den  Witterungs- 
einflüssen viel  weniger  gut  standgehalten,  obschon  sie  eine  größere  Härte 
besitzen. 

Daß  man  ursprünglich  bei  den  ungeheuren  Bedürfnissen  für  die 
königlichen  Gärten  in  Frankreich  das  Blei  auch  nur  der  geringeren  Kosten 
wegen  anwandte,  ist  nicht  zu  bezweifeln.  Es  geht  das  schon  daraus  her- 
vor, daß  man  es  nicht  in  seiner  natürlichen  Farbe  stehen  ließ. 

Es  fehlte  damals  an  Erfahrungen  über  Bleiskulpturen,  die  allen 
Witterungsunbilden  lange  Zeit  ausgesetzt  gewesen  waren.  Uns  lehren  die 
erhaltenen  Werke,  daß  immer  da,  wo  nicht  mechanische  Zerstörung  in 
besonderem  Maße  zu  befürchten  ist,  also  z.  B.  bei  Brunnengruppen,  die 
von  Wasser  rings  umgeben  sind,  reines  Blei  im  höchsten  Maße  bildhauerisch 
verwendbar  ist. 

Die  erste  Bleigruppe,  die  für  den  Versailler  Schloßpark  gefertigt 
wurde,  scheint  ein  für  eine  Fontäne  bestimmter  Amor  mit  Schwan,  ein 
Werk  des  „Plombier"  Pierre  de  la  Haye  vom  Jahre  1665  gewesen  zu 
sein  (Nolhac,  Gazette  des  beaux-arts  1899,  S.  89). 

Bald  darauf,  in  den  Jahren  1667 — 1674,  entstanden  die  zahlreichen 


618  IT.  Jabrbundert. 

Bleigußarbeiten  für  das  ,Lab7rinth'  in  Versailles.  Die  nach  Modellen 
von  Mazeline,  Masson,  Legeret  und  anderen  gegossenen  Tiere  waren 
in  äiesem  Falle  naturfarben  bemalt. 

Gleichzeitig  entstanden  die  Bleiskulpturen  für  das  , Bassin  d'ApolIon* 
(1668 — 1670)  und  wenig  später  die  Bleigruppen  für  die  „Pyramide",  das 
, Bassin  du  Dragon',  das  „Bassin  de  Cörfes  et  de  Flore"  (Fig.  433,  S.  618), 
das  „Bassin  des  Latone',  das  .Parterre  du  I^ord",  das  „Bassin  de  Bacchus 


Fig.  l»3.    Taby.  BasilD  de  Flore  in  Vsrsaillea.    S.  <1B. 

et  de  Saturne*  etc.  etc.  Die  namhaftesten  Künstler  (die  im  zweiten  Haupt- 
teile dieses  Buches  angeführt  sind)  waren  an  diesen  Arbeiten  beteiligt. 
(Näheres  über    diese  Arbeiten  in  Dussieuz,   Le  chäteau  de  Versailles 

Bd.  n.) 

Selbst  für  die  Aufstellung  im  Schlosse  von  Versailles  verschmähte 
man  damals  vergoldete  Bleifiguren  nicht.  So  wurden  z.  B.  im  Jahre  1672 
filr  vermutlich  vier  Figuren  der  Jahreszeiten  im  „grand  cabinet  de  l'ap- 
partement  bas"  4800  Franken  bezahlt  (Guiffrey,  Gomptes  des  bäL  I, 
S.  587). 

Auch  jtlr  den  Schloßpark  in  MarJy  entstanden  damals  in  Blei  ge- 


Zina  und  Blei.  619 

f(ossene  Gruppen  und  Reliefs.  Hier  scheint  besonders  Antoine  Coyzevoz 
die  Modelle  geschaffen  zu  haben,  unter  anderem  für  die  Kaskade  acht 
Kindergruppen  mit  Schalen. 

In  Paris  selbst  wurde,  wie  mau  weiß,  nach  dem  Modelle  des  Pierre 
Oranier  im  Jahre  1691  eine  Bleifigur  für  die  .Laterne"  des  Invaliden- 
hauses  ausgeführt   und   zu  Ende   des  17.   oder  zu  Beginn   des  18.  Jahr- 


Fig.  Mi.    Lamoareni.  Denkmal  Cbristlans  V.  in  KopenbagCD.    S-  *1*. 

hunderts  fertigte  Ph.  Bertrand  die  vergoldete  Gestalt  eines  sitzenden 
Christus  ftlr  den  Pont  Neuf. 

In  den  Jahren  1681 — 1688  schuf  ein  französischer  Meister,  Abr,  C. 
Lamoureux,  sogar  ein  großes  Reiterstandbild  in  Bleiguß,  nämlich  das 
Denkmal  König  Christians  V.  in  Kopenhagen  (Fig.  434,  S.  619). 

Mf^lich  ist  es,  daß  die  Anregung,  große  Bildwerke  in  Blei  zu 
gießen,  von  den  Niederlanden  ausging.    Bekannt  ist  nämlich,  daß  J^rome 


620  17.  und  18.  Jahrhundert. 


du  Quesnoy  d.  J.  schon  im  Jahre  1653  für  den  Garten  des  alten  Palastes 
der  Herzöge  von  Brabant  in  Brüssel  einen  Adler  und  einen  Herkules  in 
vergoldetem  Blei  ausführte. 

Angegeben  wird  weiter,  daß  ein  holländischer  Bildhauer  Larson  im 
Jahre  1654  in  Berlin  zwölf  Kinderfiguren  modellierte,  die,  in  Blei  ge- 
gossen, dort  im  Lustgarten  aufgestellt  sein  sollen. 

Im  18.  Jahrhundert  nahm  die  Verwendung  des  Bleies  in  der  Groß- 
plastik einen  noch  wesentlich  größeren  Umfang  an,  und  auch  in  Deutsch- 
land, ganz  besonders  in  Oesterreich,  lernte  man  den  Wert  des  zunächst 
häßlichen  und  scheinbar  zu  weichen  Metalles  immer  mehr  schätzen. 

In  Frankreich  setzte  man  die  Bleigußarbeiten  für  die  großen  Spring- 
brunnenanlagen in  Versailles  weiter  fort.  Der  Bildhauer  Rousseau 
lieferte  noch  im  Jahre  1738  Bleiskulpturen  für  das  schon  im  Jahre  1676 
begonnene  „Nouveau  bosquet  du  Dauphin".  In  den  Jahren  1739  und 
1740  scheinen  die  letzten  großen  Bleigruppen  für  das  auch  bereits  gegen 
1680  begonnene  „Bassin  de  Neptune"  gefertigt  zu  sein.  Insbesondere 
schufen  Sigisbert  und  Nicolas  Adam  im  Jahre  1739  das  Modell  der 
großen  Mittelgruppe  „Neptun  und  Amphitrite**,  die  von  Montheau  (?) 
gegossen  wurde  (Fig.  435,  S.  621).  (Dussieux  a.  a.  0.  und  Thirion, 
Les  Adam  et  Clodion.     Paris  1885.  S.  109). 

Von  Bleigußwerken,  die  im  18.  Jahrhundert  in  Paris  aufgestellt 
wurden,  seien  angeführt  ein  Wandbrunnen  im  Hofe  der  Polizeipräfektur 
(Abb.  in  Daly,  Motifs  histor.),  eine  Fontäne  nach  dem  Modelle  des  Bild- 
hauers Slodtz  im  Garten  des  Msr.  Jannel  bei  der  Barri^re-Blanche,  eine 
Reihe  massiv  gegossener  Gruppen  des  Bildhauers  de  Fernex,  die  im  Palais 
Royal  als  Eerzenträger  dienten,  und  besonders  die  im  Jahre  1783  im  Park 
Monceau  aufgestellte  (in  der  Revolution  zerstörte)  Figur  einer  Negerin, 
ein  Werk  Houdons.  Von  dieser  Figur  wird  angegeben,  daß  sie  natur- 
farben  bemalt  war  und  in  der  einen  Hand  eine  weiße  Marmordraperie, 
in  der  anderen  eine  goldene  Kanne  hielt  (Gonse,  Sculpt.  fran9.  S.  241). 

Großartige  Bleibrunnen  mit  vielen  großen  und  kleinen  Figuren  zieren 
noch  heute  den  Stanislausplatz  in  Nancy  ^  von  dessen  schmiedeisemen 
Gitterwerken,  innerhalb  deren  die  Bleibrunnen  aufgestellt  sind,  früher 
(S.  236)  gesprochen  wurde.  In  den  Rechnungsberichten  des  Königs  Stanis- 
laus  vom  Jahre  1761  sind  Zahlungen  über  die  Bleigruppen  an  den  Bild- 
hauer Barth^lemy  Guibal  verzeichnet.  Nicht  unerwähnt  bleibe,  daß 
auch  die  großen  Sockelfiguren  an  dem  im  Jahre  1755  gegossenen  Denk- 
male Ludwigs  XV.  auf  demselben  Platze  in  Nancy,  ein  gemeinsames  Werk 
B.  Guibals  und  P.  L.  Cyffl^s,  in  Blei  ausgeführt  waren  (s.  S.  532, 
Abb.  383).  Der  Gießer  jener  Werke  war  vielleicht  Louis  Briey,  der 
damals  als  „Maitre  plombier  **  fQr  König  Stanislaus  tätig  war  (Cham- 
peaux,  Dict.  d.  fond.). 


Zinn  und  Blei. 


Die  bei  weitem  tu  eisten  und  berühmtesten  Bleibildwerke ,  die  im 
18.  Jahrhundert  von  deutschen  Künstlern  geschaffen  wurden,  entstanden, 
wie  schon  gesagt  wurde,  in  Oesterreich. 


622  18.  Jahrhundert. 


Die  Bildhauer  Rafael  Donner  (1693— 1741)  und  Balthasar  Moll 
(1717 — 1785)  sind  es,  deren  Leistungen  als  Bleiplastiker  in  erster  Reihe 
von  Bedeutung  sind.  Die  großartigste  Schöpfung  Donners  ist  der  im 
Jahre  1739  vollendete  Brunnen  auf  dem  Neumarkte  in  Wien  (Fig.  436, 
S.  623),  dessen  bleierne  Bildwerke,  um  sie  nicht  einem  drohenden  Ver- 
derben anheimfallen  zu  lassen,  vor  etlichen  Jahren  getreu  in  Bronze 
nachgegossen  worden  sind. 

Ein  zweiter,  etwa  um  dieselbe  Zeit  entstandener,  in  Blei  gegossener 
Wandbrunnen  mit  Perseus  und  Andromeda  ziert  den  Hof  des  alten  Rat- 
hauses in  Wien  (Fig.  437,  S.  624). 

Ein  in  Preßburg  erhaltenes  großes  Bleigußwerk  Donners  ist  die 
Reitergruppe  des  heiligen  Martin  (Fig.  438,  S.  625).  (Vergl.  Ilg,  Allgeni. 
Kunstchronik  1884.) 

Im  Dome  zu  Gurk  befindet  sich  eine  lebensgroße  Pieta  des  Künstlers 
in  Bleiguß  (Abb.  in  List,  Bildhauerarbeiten  in  Oesterreich-Ungam  •  .  .  . 
Wien  1896 — 1901,  Taf.  54).  Von  anderen  Bleigußwerken  Donners 
seien  angefQhrt  zwei  Kruzifixe  für  die  Burgkapelle  in  Wten^  eine 
Merkurstatue  in  Klosterneuburg  (Fig.  439,  S.  626)  und  eine  Madonna 
für  den  Kirchhof  an  demselben  Orte.  (Näheres  über  Raf.  Donner  schreibt 
Dernjac  in  der  Oesterr.-ungar.  Revue  1889,  und  Stolz  im  „Kirchen- 
schmuck"  1889.) 

Balthasar  Moll  schuf  für  Klagenfurt  das  im  Jahre  1765  ent- 
hüllte Denkmal  der  Maria  Theresia,  mit  der  Statue  der  Kaiserin  in 
Bleiguß.  Ein  in  Blei  gegossenes,  im  Jahre  1781  vollendetes  Reiter- 
bild Kaiser  Franz  I.  von  Moll,  das  ehemals  im  Paradiesgärtchen  auf- 
gestellt war,  befindet  sich  seit  dem  Jahre  1819  im  Kaisergarten  der  Hof- 
burg in  Wien. 

Teilweise  früher  entstanden  von  Balthasar  Molls  Hand  eine  Reihe 
in  Wien  erhaltener  Bleisärge  österreichischer  Fürsten  und  Fürstinnen, 
unter  denen  einige  durch  höchste  Prachtentfaltung  ausgezeichnet  sind. 
Besonders  gilt  das  von  dem  im  Jahre  1751  vollendeten  Sarkophage  der 
im  Jahre  1750  gestorbenen  Kaiserin  Elisabeth  Christina,  der  Gemahlin 
Karls  VI.  und  dem  Doppelsarkophage  der  Kaiserin  Maria  Theresia  (f  1780) 
und  Franz  I.  von  Lothringen  (f  1765),  der  noch  zu  Lebzeiten  beider  im 
Jahre  1754  von  Moll  geschaflfen  wurde  (Abbildungen  dieser  und  anderer 
von  B.  Moll  gefertigten  Sarkophage  in  List,  Bildhauerarbeiten  in  Oester- 
reich-Ungam, Wien  1896—1901.  Taf.  27  ff.  üeber  das  Leben  und  SchafiTen 
B.  Molls  schreibt  Näheres  Ilg  in  Berichte  und  Mitteilungen  des  Alter- 
tumsvereins zu  Wien,  Bd.  25  und  26,  Jahrgang  1889  und  1890). 

Von  anderen  österreichischen  Künstlern  zeichneten  sich  als  Blei- 
plastiker noch  besonders  aus  Joh.  H agenauer  (1732 — 1810)  und  Franz 
Xaver   Messerschmidt    (1732 — 1783).      Hagenauers    Werk    ist    die 


Zinn  und  Blei. 


18.  Jahrhundert. 


Fig.  131,    S.  Donner, 


Uarieosäule,  die  im  Jahre  1771  vor  dem  Dome  in  Sahburg  aufgestellt 
wurde,  dann  eine  ansprechende,  41  cm  hohe  Gruppe:  der  gefesselte 
Prometheus,  aus  dem  Jahre  1759.     Messerschmidt  schuf  um  das  Jahr 


Zinn  und  Blei. 


Fig.  133.    R.  Donner,  S.  Martin  in  Preßbur^. 
LQcr.  Unedle  Metolie. 


626  18-  Jabrhundert. 

1760  eine  Bieistatue  der  Kaiserin  Maria  Theresia  im  ungaHüclien  Krönungs- 
omat  (in  Laxenburg  bei  Wien),  dann  für  die  Fassade  des  Savoy.  Damen- 
stiftes  in  Wien  um  das  Jahr  1768  eine  Gruppe  der  unbefleckten  Empfäng- 
nis Maria.    Weiter  sei  von  des  Künstlers  Bleigußwerken  genannt  die  BOsie 


Flg.  43«.    R.  Donner.  Uerkur  ia  Klosteraeubarg.    8.  <«. 

des  , Kapuziners"  im  Städtischen  Museum  in  Preßburg  (Abbildungen  bei 
List,  a.  a.  0.  Taf.  47  und  55.  Vergl.  Ilg,  F.  Messerschmidts  Leben  und 
Werke.     Prag  1885). 

Schließlich  seien  noch  angeführt  Tobias  Kracker,  der  Bildner  der 
Bleisarkophage  Kaiser  Leopolds  I.  (t  1705)  und  Kaiser  Josephs  I.  (t  1711) 


Zinn  und  Blei.  627 


und  Franz  Kohl,  der  um  1750  die  Bleifigurengruppen  über  dem  Portal 
der  Peterskirche  in  Wien  arbeitete  (Abb.  dieser  Werke  bei  List,  a.  a.  0. 
Taf.  25,  26  und  15). 

Nur  weniges  kann  über  die  Bleiplastik  des  18.  Jahrhunderts  im  west- 
lichen Süddeutschland  mitgeteilt  werden. 

Für  das  Schloß  Schleißheim  bei  München  goß  ein  Franzose  Jacques 
Villemotte  Anfang  der  Zwanzigerjahre  zwei  Gartenvasen  von  15  Fuß 
Höhe  ,mit  erhebten  Figuren  oder  Historien  reich  mit  Laubwerk  geziert** 
in  Blei,  für  die  über  5000  Gulden  bezahlt  wurden  (Mayerhofen). 

Für  Schloß  Nymphenburg  haben  Wilhelm  de  Groff  und  dessen 
Sohn  Karl  de  Groff  wenig  später  Bleigruppen  geschaflfen.  Im  Jahre 
1737  hatte  Wilhelm  de  Groff  dorthin  „bereits  12  Gruppen  in  Blei 
gefertigt,  diejenigen  abgerechnet,  die  um  die  große  Kaskade  standen*' 
(Nagler,  Künstl.  Lex.). 

Von  nicht  geringem  Interesse  ist  es,  daß  man  für  die  Residenz  in 
Würzburg  an  Stelle  der  sonst  üblichen  Goldbronzebeschläge,  z.  B.  auf  den 
Türen  Beschläge  aus  „feuervergoldetem **  Blei  anbrachte  (R^nard). 

Zu  größerer  Bedeutung  gelangte  die  Bleiplastik  noch  in  Berlin.  Zu 
den  prachtvollsten  Leistungen  gehören  auch  hier  etliche  Sarkophage  preus- 
sischer  Fürsten  und  Fürstinnen.  Sie  wurden  zum  Teil  nach  Modellen 
Andreas  Schüters  von  Johann  Jacobi  (s.  S.  516)  zu  Anfang  des 
Jahrhunderts  gegossen. 

Die  hervorragendsten  unter  diesen  Särgen  sind  die  des  Großen  Kur- 
fürsten und  seiner  zweiten  Gemahlin  Dorothea,  dann  nach  Schlüters 
Modell  die  Särge  der  Königin  Sophie  Charlotte  (f  1705),  Fig.  440, 
S.  628,  König  Friedrichs  L  (f  1713),  Fig.  441,  S.  629,  und  des  Prinzen 
Friedrich  Ludwig  (f  1708),  des  ältesten  Sohnes  des  späteren  Königs 
Friedrich  Wilhelm  L;  der  letztere  wird  dem  Künstler  von  Nicolai  zu^ 
geschrieben. 

Eine  reichere  Arbeit  ist  auch  der  Sarg  des  Markgrafen  Philipp 
Wilhelm  von  Schwedt  (f  1711).  (Nähere  Angaben  in:  Borrmann,  Bau- 
und  Kunstdenkmäler  von  Berlin.    Berlin  1893,  S.  165  fiF.) 

Für  Potsdam  entstanden  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  auch  einige 
große  frei  aufgestellte  Bleiguß  werke,  unter  denen  das  bedeutendste  die 
Neptunsgruppe  im  Springbrunnen  des  Lustgartens  am  Stadtschlosse  ist. 
Sie  soll  nach  einem  Entwürfe  Knobeisdorfs  von  Nahl,  Benkert  und 
Heymüller  modelliert  und  von  Benjamin  Giese  gegossen  sein,  von 
dem  Nicolai  angibt,  daß  er  «in  Potsdam  und  Sanssouci  verschiedene 
bleyeme  und  metallne  (d.  h.  bronzene)  Bildsäulen  verfertigt*^  habe. 

Ueber  eine  in  Blei  gegossene  „Glücksgöttin"  im  Potsdamer  Lust- 
garten ist  Näheres  nicht  bekannt,  ebenso  über  einen  im  Jahre  1754  auf 
dem  Potsdamer  Rathause  aufgestellten  Atlas  mit  der  Weltkugel,  der  vom 


g28  13.  Jahrhundert. 

Sturme  herabge werfen  und  1776  durch  einen  in  Kupfer  getriebenen  er- 
Betzt  wurde. 

Nichts  erhalten  ist  auch  von  den  Bleiguß  werken  des  in  Bariin  im 
Jahre  1756  gestorbenen  englischen  Bildbauers  Earl  King,  von  dem 
Nicolai   angibt,   daß   er  verschiedene  bleierne  Statuen  geschaffen  habe. 

Nur  wenige  große  Bleigußwerke  entstanden  während  des  18.  Jahr- 
hunderts in  England  und  Irland.    Der  Bildhauer  Henry  Cheere  schuf 


Fig.  MO.    Schlüter  uDd  Jacobi,  Sarkophug  der  KönigiD  Sophie  Charlotte  von  PrenSen 

um  das  Jahr  1700  eine  Statue  Shakespeares  für  das  Theater  Drury-Lane 
und  nach  dem  Modelle  Peter  Scbeemakers  eine  Figur  für  den  Hyde- 
Park-Comer  in  ioM(/on  (Champeaui,  Dict.  d.  fond.).  Eine  in  Blei  ge- 
gossene Reiterstatue  Geoi^s  III.,  die  unter  Leitung  Joseph  Wiltons 
nach  einem  Modelle  von  Beaupr^  gegossen  wurde,  befand  sich  ehemals 
auf  dem  Berkely-Square  in  London  (Fortnum).  In  Dublin  goß  John  van 
Most,  der  in  den  Jahren  1750 — 1787  in  Irland  tätig  war,  die  Bleistatuen 
Williams  III.  und  Georgs  IL  ftlr  CoUege  und  Stephens  Green  (Fortnum). 


Fast  scheint  es,  als  ob  im  18.  Jahrhundert  die  Verarbeitung  des 
Zinnes  zu  häuslichem  Kleiogerät,  insbesondere  zu  Speisegeschirr,  wieder 
einen  erneuten  Aufschwung  genommen  hat. 

Der  Verwendbarkeit  von  Zinngerät  im  Hause  kam  jedenfalls  der 
Formgeschmack    und    die    Dekorationsweise    dieser   Zeit   besonders    ent- 

Während  in  den  Jahrhunderten  vorher  die  z.  B.  für  Speiseteller  be- 


s  Königs  Friedrich  1.  von  PrenBcn 

sonders  ungeeignete  Gravierung  oder  Reliefverzierung  Üblich  war,  be- 
schränkte man  im  18.  Jahrhundert  den  Schmuck  der  Geschirre  fast  allein 
auf  geschmackvolle  Führung  der  TJmriSlinien  und  eine  eigenartige,  viel- 
fach in  gewundener  Linie  geführte  flache  Faltung  oder  Berippung  (Fig.  442, 
S.  630  und  Fig.  443,  S.  631). 

Seit  dem  Beginne  des  19.  Jahrhunderts  wurden  Zinngeräte  fOr  den 
häuslichen  Bedarf  zunächst  künstlerisch  immer  mehr  vernachlässigt.  Erst 
allmählich  mit  der  steigenden  Wertschätzung  der  alten  Geräte  des  16.  und 


630  Id.  Jahrhundert. 

17.  Jahrhunderts  nahm  di«  Zinngußtechnik  einen  erneuten  Aufschwung. 
Man  begann  in  Anl^nang  an  alte  Modelle  besonders  den  neuzeitlichea 
Bedürfnissen  angepaßte  TrinkgefaSe  herzustellen.  Die  Firmen  Lichtinger 
in  München,  Pruckner  in  Landshut,  Ertel  in  Eger  und  Zampoai  in 
Graz  taten  sich  durch  Arbeiten  dieser  Art  hervor. 

Neue  Wege  ging  auf  diesem  Eunstgebiete  mit  großem  Erfolge  be- 


Flg.  ta.    Ziangeachlrr  d«9  18.  Juhrhanderta  (In  FrivatbeslU).    S.  ti», 

sonders  die  Firma  E.  Eajser  in  Köln  a.  Rh.  (vetgl.  Deutsche  Kunst 
und  Dekoration  1898/1899,  S.  245  ff.). 

In  Frankreich  ist  der  Hauptrepräsentant  für  die  in  gleichen  Bahnen 
wie  bei  uns  Über  alte  Motive  zu  neuartigem  Schaffen  in  jüngster  Zeit 
fortgeschrittene  Entwicklung  der  Pariser  Zinngießer  Jules  Brateau. 

Mehr  in  das  eigentliche  Qebiet  der  Plastik  greifen  zumeist  die  Zinn- 
guSarbeiten  des  Bildhauers  R.  Lärche  hinüber,  deren  bedeutendes  Gewicht 
schon  ihrer  Bestimmung  als  Tafelaufsätze  u.  dergl.  ein  wenig  hinder- 
lich ist  (Fig.  444,  S.  632). 

FOr  große  bildnerische  Werke  hat  man  im  19.  Jahrhundert  das  Blei 
nur  selten  verwendet. 


Zinn  und  Blei.  631 

Das  größte  französische  BleiguSverh  dürft«  die  irohl  gegen  1810 
entstandene,  im  Jahre  1828  durch  einen  Bronzegufi  ersetzte  Quadriga 
nach  dem  Modelle  von  Franij.  Fred.  Lemot  (1773—1827)  mit  Pferden 
nach  Modellen  von  S.  Marcus  auf  dem  Are  de  triomphe  du  Garrousel 
im  Hofe  des  Louvre  zu  IPans  gewesen  sein,  deren  Höhe  auf  3,20  m  und 
deren  Länge  auf  4,70  m  angegeben  wird  (Inv.  G^n^ral,  Paris,  Moniun.  civ. 
Bd.  I,  1879,  S.  258). 


Fig.  m.    ZinngeacbiiT  des  is.  Jahihanderts  (in  Privatbesitz).    S.  »i». 

Im  Jahre  1807  wurde  auf  der  Säule  der  Place  de  Chätelet  in  Paris 
die  in  Blei  gegossene  Gestalt  einer  Viktoria  nach  dem  Modelle  von  Louis 
Simon  Boizot  (1743—1809)  errichtet  (Champeaui,  Dict.  d.  fond.; 
nach  dem  Invent.  g^n^ral  ist  die  Figur  in  Bronze  gegossen). 

In  Nanct/  soll  die  dort  befindlii^e,  nach  einem  Modelle  von  Nie.  Lepy 
ausgeführte  Reiterstatue  lUn^s  U.  in  Blei  gegossen  sein  (Faber,  Koot.- 
Lex.  Bd.  V,  S.  61).  —  Ein  durch  seine  Verbindung  von  Marmor  und  Zinn 
bemerkenswertes  neueres  Werk  ist  das  Watteaumonument  im  Jardin  du 
Luxembourg  in  Paris.  Die  fast  ein  Meter  hohe  Zinnbüste  an  diesem 
Denkmale  nach  dem  Modelle  von  Gauguin  und  Guillaume  aus  dem 
Jahre  1896  wurde  von  Coupierre-Drouard  gegossen. 


632  19'  Jahrhundert. 

Unter  den  deutschen  Künstlern  tat  sich  zu  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts wiederum  ein  Wiener  Bildhauer,  Martin  Fischer,  der  schon 
im  Jahre  1798  ein  Brunnenmonument ,  den  Mosesbruimen  in  Wien,  in 
Bleiguß  ausgeführt  hatte,  auf  demselben  Gebiete  hervor;  noch  vier  weitere 
Brunnen  sollen  nach  seinen  Modellen  in  Blei  gegossen  sein  (Folnesics, 
Kunstgewerbeblatt  1885,  S.  U7). 

In  größerer  Menge  wurden  nach  Modellen  verschiedener  Bildhauer 
für  die  Schlösser  und  Parks  Ludwigs  11,  von  Bayern  in  Linderhof  und 
Herrenchiemsec  Figuren,  Brunnen  u.  dergl.  außer  in  Zink  auch  in  ,Hart- 


Flg.  Ui.    R.  Larcbe,  Tafelanfsatz.    Farli,  Muiti  if«  Lunrnbourg.    S.  «30. 

blei"    von   der  Eönigl.  Erzgießerei   in  München  gegossen   (Mitteilung 
der  Gießerei). 

Nur  eine  der  deutschen  Denkmalstatuen,  die  K,  v.  Blüchers  in  Altona, 
ist  nach  dem  Modelle  des  Bildhauers  Schiller  im  Jahre  1852  von  Howaldt 
in  Braunschweig  in  BleiguQ  ausgeführt. 


Eine  umfangreichere  Verwendung  als  Zinn  und  Blei  hat  in  der  Plastik 
des  19.  Jahrhunderts  das  Zinkmetall  gefunden. 

Man  überschätzte  bei  diesem  bis  dahin  fast  unbekannten  Metalle 
einige  sehr  hervortretende  vorteilhafte  Eigenschaften,  insbesondere  die 
gute  und  leichte  Gießbarkeit  und  die  Billigkeit,  übersah  aber,  daß 
dem  Zink  doch  im  Grunde  alle  die  künstlerisch  bedeutsamen  Vorzüge 
mangeln,    die   es   für   die   Bildnerei   dauernd   geeignet   erscheinen  lassen 


Zink.  633 

könnteo  und  deren  Vorhandensein  wir  in  höchstem  Maße  an  der  Bronze 
schätzen. 

Den  wenig  beneidenswerten  Ruhm,  das  Zink  in  die  Plastik  eingeführt 
iD  haben,  gem^t  Berlin.  In  der  KSniglichen  Eisengießerei  wurden 
im  Jahre  1832  die  ersten  Gießversuche  damit  angestellt,  die  bald  auch 
bei  Modellen  größten  Maßstabes  Erfolg  hatten. 


Fiff.  Hi-    R.  Larcbe.  MlUelgnippe  des  TarelaufantEes  Fig.  in. 

Auf  der  Allgemeinen  Ausstellung  deutscher  Gewerbeerzeugnisse  des 
.Jahres  1844  in  Berlin  waren  bereits  von  der  Königlichen  Eisengießerei 
und  von  der  Berliner  Gießereifirma  Devaranne  große  Zinkgußarbeiten 
ausgestellt. 

Der  Guß  geschab,  wie  damals  auch  ausschließlich  bei  der  Bronze,  in 
Sand.  Man  goß  die  Modelle  in  vielen  Teilen,  da  ja  deren  Vereinigung 
durch  Zinnlot  äußerst  leicht  zu  bewerkstelligen  war. 


634  Id*  Jahrhundert. 


Um  die  in  der  Farbe  besonders  unschöne  und  gegen  Witterungs- 
einflüsse sehr  empfindliche  Oberfläche  zu  verhüllen  und  zu  schützen,  be- 
diente man  sich  schon  damals  galyanisch  hergestellter  üeberzüge.  Man 
verkupferte,  versilberte,  ja  vergoldete  sogar  die  ZinkguBmonumente,  allen- 
falls begnügte  man  sich  aber  auch  mit  einem  Oelfarbeanstrich. 

In  der  Folgezeit  taten  sich  im  Guß  großer  Zinkbildwerke  in  Berlin 
besonders  hervor  der  „Akademische  Künstler**  Moritz  Geiß  und  die 
Gießereien  von  A.  Castner  &  Gie.  und  Gladenbeck  &  Sohn. 

Von  größeren  Berliner  Zinkgußwerken  seien  als  Beispiele  angeführt 
zwei  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  von  6.  Genschow  modellierte  kolos- 
sale Obotriten  für  die  Schloßbrücke  in  Schwerin  i.  Jf.,  das  nach  Modellen 
von  H.  und  F.  Schubert  von  Geiß  in  Berlin  gegossene,  im  Jahre  1867 
enthüllte  Jubeldenkmal  des  Herzogs  Leopold  Friedrich  in  Dessau^  die 
Viktoria  nach  Chr.  Rauch  am  Kriegerdenkmal  in  Lyck  aus  dem  Jahre 
1875  und  die  Germania  nach  Neumanns  Modell  an  dem  im  Jahre  1880 
enthüllten  Kriegerdenkmal  in  Moabit-Berlin, 

Auch  die  süddeutschen  Gießereien  konnten  sich  dem  Bedürfnisse  nach 
billigen  Monumentalbildwerken  nicht  entziehen.  Schon  um  die  Mitte  des 
Jahrhunderts  entstanden  auch  in  Wien,  Stuttgart  und  München  große 
Zinkskulpturen. 

Erwähnt  seien  von  älteren  süddeutschen  Werken  dieser  Art  eine  in 
der  Fürstlich  Salmschen  Gießerei  in  Wien  gegossene  Gruppe  ,Der 
Kampf  mit  dena  Drachen*  nach  Fernkorns  Modell  (Münchener  Aus- 
stellung 1854),  die  Kolossalstatuen  Heinrich  der  Löwe  und  Ludwig  von 
Bayern  nach  dem  Modelle  Konr.  Knolls  am  alten  Bathause  in  München 
(Gießer  unbekannt)  und  vier  Musen  auf  dem  Theater  in  Stuttgart^  die 
nach  dem  Modelle  W.  Brauns  (f  1863)  von  Pelargus  in  Stuttgart  in 
Zink  gegossen  wurden. 

In  Frankreich  und  den  übrigen  europäischen  Kulturländern  hat  man 
es  ebenfalls  an  Versuchen  nicht  fehlen  lassen,  das  Zink  der  Monumental- 
skulptur dienstbar  zu  machen,  doch  man  scheint  nirgends  so  weit  gegangen 
zu  sein,  wie  bei  uns. 

Erfreulicherweise  wird  auch  in  Deutschland  das  Zink  für  künstlerische 
Zwecke  immer  seltener  verwendet,  eine  den  Geschmack  zersetzende  Gefahr 
bildet  es  heute  vielleicht  nur  noch  in  der  traurig  minderwertigen  Bazar- 
plastik,  doch  damit  steht  es  auch  in  den  Nachbarländern  nicht  besser, 
wie  ein  Blick  in  Pariser  und  Londoner  Schaufenster  lehrt. 


Ortsverzeichnis. 


B  =.  Bronze,  Kupfer,  Messing.    E  —  Schmiedeisen,  Gußeisen.    Z  =  Zinn,  Zink,  Blei. 


A. 


Aachen.    Adlerpalt  B  360 

Denkmäler  B  276.    562 

Gitter  ^  208 ;  B  279 

Eopfreliquiar  B  808 

Licbtkrone  B  288 

Türflügel  B  279 

Wölfin  B  280 
Aalborg.    Gitter  E  154 
Ahrensburg  b.  Bückeburg.  Statuetten  B  496 
Aibling.    Denkmal  B  562 
St  Albans.    Gitter  E  22 

Türbescblag  E  10 
Alcala.    Balustrade  B  478 
Alessandria.    Denkmal  B  602 
Alezandrowa.    Tür  B  841 
Allerheiligen.    Kanzel  E  197 
Alpirsbach.    Türbeschlag  E  6 
Alsen.    Türbeschlag  E  5 
Altbrünn.    Leuchter  B  828 
Altdorf  b.  Nürnberg.    Brunnen  B  426 

Grabkreuz  E  128 
Altenberg.    Adlerpult  B  860 

Gitter  ^117 

Grabplatten  B  884.  851 
Altenburg.    Denkmal  B  562 

Gedenk-  und  Grabplatten  853.  445.  491 
Altena.    Denkmal  Z  682 
Altpenig.    Türbeschlag  E  5 
Amalfi.    Türflügel  B  276 
Amberg.    Taufkessel  B  848 
Ambras  (Schloß).    Antependium  B  522 

Brunnenfiguren  B  490 
Amiens.    Gitter  E  286 

Grabm&ler  B  819 


Amsterdam.    Denkmäler  B  597 

Figuren  ^  351.  500 
Amorbach.    Gitter  E  228 
Anclam.    Grabplatte  B  447 
Andennes.    Adlerpult  B  860 
Anet,  Ch&teau  d\    Bronzearbeiten  480 
Angermünde.    Denkmal  B  562 

Taufbecken  B  824 
Angers.    Türbeschlag  E  13 
Annaberg.    Denkmal  B  562 

Grabplatten  ^  446 
Ansbach.    Messingarbeiten  526 

Denkmal  B  562 
Antoing.    Leuchter  B  865 
Antwerpen.    Brunnenlaube  E  101 

Denkmäler  B  449.  597 
Apollonia.    Statue  B  268 
Arad.    Denkmal  B  562 
Arborfield.    Gitter  ^  86 
Argilly.    Engelfigur  B  828 
Arles.    Türbeschlag  E  16 
Aman.    Leuchter  B  494 
Aiiistein.    Türbeschlag  E  6 
Arolsen.    Denkmal  B  562 
Arona.     Kolossalfigur  B  508 
Arundel.    Gitter  E  59 
Aschaffenburg.    Grabplatten  B  412.  442 
Athen.    Athenafiguren  B  269 
Atrani.    Tür  B  276 
'  Au,  Kloster.    Leuchter  B  801 
Augsburg.    Altäre  B  875.  488 

Bronzearbeiten  für  das  Rathaus  488 

Brunnen  B  487.  488.  489.  495 

Denkmäler  B  562 

Figuren  und  Gruppen  B  488 

Gitter  E  54.  120  ff.  204.  212.  228.  282 


636 


OrtsTerzeichnis. 


Augsburg.    Gitter  B  408 

Kronleuchter  B  870 

Tür  B  291 

Tflrbeschl&ge  E  186  f. 

Wandarm  E  249 
Auzerre.    Türklopfer  E  88 
Avelghem.    Adlerpult  B  860 
SainirAventin.    Gitter  E  19 
Avüa.    Gitter  E  21.  158 
Ayen.    Türbescblag  E  27 

B. 

Babelsberg.    Figur  B  562 
Baden.    Grabplatten  B  409 
Bamberg.    Brunnen  B  562 

Denkmäler  B  562 

Grabmäler  B  358.442.445.484.490.558 

Gußarbeiten  für  Altar  B  490 

Wandleuchter  B  298 
Barcelona.    Gitter  E  62.  64 

Standleuchter  E  98 

Türring  E  81 
Bardowieck.    Taufbecken  B  326 
Barletta.    Denkmal  i?  276 
Bartfeld.    Hängeleuchter  E  88 
Basel.     Gitter  E  226 
Bastonges.    Kronleuchter  E  89 
Bayeux.    Bronzearbeiten  542 

Lichtgeräte  B  289.  809 

Türbeschlag  E  74 
Bayreuth.  Aufsatz  f. d.  Rezeptiertisch  J^258 

Standbilder  B  562 
Beaune.    Brunnenhaube  E  103 

Sprechgitter  E  83 

Türklopfer  E  83 
Beauvais.     Gitter  £  286 
Bechin.    Taufbecken  ^611 
Bedword.    Grabplatte  B  822 
Beetzendorf.    Taufbecken  B  326 
Beiersdorf.    Türbeschlag  E  8 
Belfast    Denkmal  B  605 
Beigard  a.  P.    Denkmal  B  562 
Benatek.    Taufbecken  Z  609 
Benevent.    Tür  B  279 
Berchtesgaden.    Weihwassergefäß  B  304 

Denkmal  B  562 
Bergamo.    Kandelaber,  Kanzeln  B  507 
Berlin.    Kgl.  Eisengießerei  E  258.  259-  260 

Kgl.  Eisengießerei  B  551.  552.  568 

Kgl.  Eisengießerei  Z  638 


Berlin.    Kgl.  Gewerbeinstitut  563 

Aufsatz  f.  d.  Rezeptiertisch  E  253 

Brückenbrüstung  E  259 

Denkmäler,  Brunnen  und  Figuren  und 
Grappen  an  öffentlichen  Bauten  B 
516  ff.  521.  551.  552.  554.  555.  562  ff. 

Denkmal  Z  634 

Denkmal  E  259 

Falkenbauer  ^196 

Figuren  und  Reliefs  in  Sammlungen 
B  265.  271.  416 

Figuren  Z  620 

Gitter  B  596 

Gitter  E  152.  155.  221.  232.  255 

Grabdenkmäler  B  413.  563 

Grabkreuz  J^  251 

Humpen  Z  613 

Kandelaber  B  399 

Kassette  E  201 

Kreuzfuß  B  302 

Laterne  E  252 

Reiterstatuette  E  200 

Särge  Z  627 

Taufkessel  B  846 

Taufkessel  Z  616 

Truhenbeschlag  E  35.  248 

Türbeschläge  E  78.  185 

Türklopfer  B  455.  472.  508 

Wandarm  E  249 
Bern.     Adlerpult  J9  861 

Brunnenfigur  B  566 

Denkmäler  B  566.  597 
Bernburg.    Denkmal  B  566 
Bemkastel.    Gitter  ^119 
Besannen.    Statue  B  481  f. 
Bielefeld.    Denkmal  B  566 
Bleicherode.    Türklopfer  B  875 
Blois.    Brunnen  B  480 
Bochum.    Denkmal  B  566 
Bologna.    Aquamanilen  B  820 

Brunnen  B  469 

Denkmal  B  602 

Fackelhalter  E  44.  173 

Figuren  und  Gruppen  B  457.  507 

Kerzenständer  B  839 
Bolton.    Denkmal  B  605 
Bonlanden.    Wandarm  E  249 
Bonn.    Denkmäler  J3  566 
Boppard  a.  Rh.    Türbeschlag  E  6 
Bordeaux.    Grabfiguren  B  481 

Denkmal  529.  595 


Ortaverzeichnifl. 


637 


Bordesbolm.    Grabmal  B  409 
Boskowitz.    Kanzel  1^  197 
Boulogne.    Denkmal  B  595 
Bourges.    Gitter  E  62 

Türklopfer  E  83 
Braine.    Gitter  E  87 
Bramstedt.    Taufkessel  B  315 
Brandenburg  a.  d.  H.   Kronleuchter  E 192 

Taufbecken  B  316.  846 
Braunau.    Denkmal  B  566 
Braunsberg.    Kronleuchter  B  868 
Braunschweig.    Altar  B  295 

Brunnen  Z  611 

Brunnen  B  566 

Denkmäler  B  293  f.  559.  560.  566 

Gitter  E  152  f. 

Grabplatte  B  349.  357 

Leuchter  B  295.  456 

Quadriga  B  560 

Reiterstatuette  B  495 

Taufbecken  B  344.  345 

Tflrbeschlag  E  4 
Braunweiler.    Gitter  ^116 
Breda.    Gitter  E  57 

Taufkessel  B  450 

Taufkesselarm  E  194 
Breitenburg,    Schloß.     Brunnenhaube   E 

153 
Bremen.    Denkmäler  B  566 

Brunnen  B  566 

Taufbecken  jB  312 

Türen  B  566 
Bremerhaven.    Denkmal  B  566 
Brescia.    Denkmal  B  602 
Breslau.    Denkmal  550.  566 

Gitter  E  144  f.  206.  221 

Grabplatten  B  334.  356.  446.  492 

Kronleuchter  B  370 

Relief  B  496 

Taufbecken  B  848 

Tür  -B  455 

Türbeschlag  E  73.  244 

Zinngefäße  Z  612.  613 
Brieg.    Standbild  B  566 
Brioude.    Türbeschlag  i^  13 
Bristol.    Denkmal  B  546 
Bromberg.    Denkmal  B  566 
Brück   a.  d.  Mur.    Brunnenlaube  E  135. 
187.  188 

Türbeschlag  E  72.  78 
Brückenau.    Denkmal  B  567 


Brügge.    Adleipult  B  860 

Denkmäler  B  872.  597 

Gitter  E  22 

Grabmonumente  ^  850.  448 

Kronleuchter  B  362.  500 

Lesepult  B  500 

Türen  B  500 

Wandarm  E  194.  195 
Brühl,  Schloß.     Gitter  E  224 
Brunn.     Kandelaber  B  372 

Türbeschlag  E  73 
Brüssel.    Brunnenfiguren  ^  499.  527 

Brunnenhaube  E  102 

Denkmäler  B  527.  597.  598 

Figuren  Z  620 

Figuren  u.  Gruppen  B  372.  597.  598 

Grabplatte  B  334 

Kandelaber  ^  364 

Statuen  B  527 

Taufkessel  B  306 
Budapest.    Denkmäler  B  567 

Kopfreliquiar  B  308 
Bückeburg.     Figuren  und  Gruppen  B  496 

Taufbecken  B  496 
Bueil.    Leuchter  B  377 
Büsum.    Taufkessel  B  815 
Burford.     Gitter  E  179 
Burg.    Denkmal  B  566 
Burgos.     Gitter  ^64.  161 

Kanzel  E  101 

Teneberleuchter  E  193 
Burleigh.    Gitter  E  180 

C. 

Cadiac.    Türbeschlag  E  16 
Cadillac.    Grabmalfigur  B  481 
Cadore.    Denkmal  i^  602 
Ga^n.    Denkmal  B  595 
Galcar.    Kronleuchter  E  85 
Cambridge.     Gitter  E  59.  180 
Cannstatt.     Denkmal  B  567 
Canosa.    Tür  B  279 
Canterbury.    Grabmal  B  838 

Gitter  E  22.  58.  59.  179 
Cappenberg  i.  W.    Kandelaber  B    70 

ReUquiar  B  308 
Carrouges  (Schloß).    Gitter  E  167 
Celle.    ReUefplatte  B  492 
Gerisy-la-For^t.    Lesepult  E  101 
Chablis.    Türbeschlag  ^11 


638 


OrtsTerzeichnis. 


Chalons  sur  Marne.    Tflrbeschlag  E  74 
Champmol.    Adlerpult,  Säulen  B  328 
Chanteheuz.    Gitter  E  238 
Ghantilly.    Denkmäler  B  508.  595 
Ghapelle-ä- Wattine.    KerzensiAnder  E  95 
Charlottenburg.    Denkmal  B  567 
Charlottenhof.    Figuren,  Hirsche  B  552 
Chäteaudun.    Türklopfer  E  83 
Chatsworth.    Gitter  E  180 
Chemnitz.    Denkmäler  B  567 
ehester.    Türbeschlag  E  28 
Chiaveri.    Denkmal  B  602 
Chichester.    Gitter  E  22.  59 
Chi^yres.    Adlerpult  B  360 
Christchurch.    Gitter  E  59 
Christiania.    Denkmal  B  605 
Chur.    Ereuzfuß  B  302 
Clagny.    Gitter  ^171 
Clermont.    Bronzearbeiten  542 
Cleve.    Grabmal  B  351 
St.  Cloud.    Gitter  E  171 
Cluny.    Gitter  E  20 

Kandelaber  B  309 
Coalbrock  -  dale  -  Company.     Eisengießerei 

262 
Colberg.    Kronleuchter  B  368 

Türbeschlag  B  336 
Colchester.    Türbeschlag  E  28 
Commercy.    Gitter  E  238 
Compidgne.    Gitter  J^  241 
Conques.    Gitter  E  19 
Corbach  i.  N.    Grabplatte  E  256 
Cordova.    Hirsch  B  310 

Tür  B  340.  341 
Cortona.    Hängelampe  B  272 
Corvey.    Säulen  B  281.  282 
Coutances.    Türbeschlag  E  74 
Crombach.    Schioßblech  E  185 
Cuenca.    Gitter  E  161 
Cues.    Grabplatte  B  351 
Currey  Rivell.    Gitter  E  179 

D. 

Dampierre,  Chätean  de.    Standbild  B  595 
Danzig.    Brunnenfigur  B  488.  492.  498 

Gitter  E  155.  156 

Gitter  B  454 

Lichtgei^t  B  368.  456 

Tauf  kessel  B  452 
Darmstadt.    Denkmäler  B  567 


Debrezin.    Statue  B  567 
Delft.    Denkmal  B  598 

Grabmal  B  499 
Delphi.    Wagenlenker  B  267 

Denkmal  ^  271 
Dessau.    Denkmäler  B  567 

Denkmal  Z  634 
Detmold.    Denkmal  ^  567 
Diessen.    Gitter  E  212 
Dijon.    Denkmal  jB  511 

Gitter  E  \n 
Dinant.    Kandelaber  B  500 
Dinkelsbühl.    Denkmal  B  567 

Türring  E  78 
Dion.    Denkmal  B  211 
Dixmunde.    Wandarm  E  194 
Dobris  (Schloß).    Gitter  E  231 
Dordrecht.    Gitter,  Gittertür  B  527 
Dortmund.    Adlerpult  B  360 

Denkmäler  B  567 

Kronleuchter  E  84 

Taufbecken  ^  343 
Dresden.    Kurfürstliche  Gießhütte  B  491 

Denkmäler,  Brunnen  etc.  B   520.   552. 
567  f. 

Gitter  E  150.  221 

Reiterstatuetten  B  396.  524 

Reiterstatuette  E  200 

Säulen  B  445 

Schloßblech  ^  187 

Werkzeuge  E  199 
Drottningholm.    Brunnen  B  498 

Figuren  und  Gruppen  B  498 
Dülken.    Lichtständer  E  93 
Düsseldorf.    Adlerpult  ^  360 

Denkmäler  B  518.  568 

Kopfreliquiar  B  303 

Kruzifix  B  518 

Schloßblech  E  11 
Düren.    Denkmal  B  568 
Dürrenmungenau.  Abendmahlskanne  Z  618 
Dublin.    Denkmäler  B  605 

Denkmäler  Z  628 
Duisburg.    Denkmal  B  568 
Durham.    Türbeschlag  E  8 
Durlach.    Brunnen  B  428 


E. 


Eastwood.    Türbeschlag  E  7.  10.  11 
Eaton  Bray.    Türbeschlag  E  28 


Ortsrerzeichnis. 


639 


Eberbacb.    Tflrbeschlag  E  6.  10.  11 
Ebernbnrg.    Denkmal  B  568 
Ebraeil.    Türbeschlag  E  12 
Edinburg.    Gruppe  B  496 
Eger.    Kronleuchter  B  870 
Eichstätt  i.  B.    Brunnenfigur  B  490 

Mariensänle  B  520 
Einbeck.    Kronleuchter  B  866 
Einaiedeln.    Gitter  E  118 
Eisdorf.    Tflrbeschlag  E  8 
Eisenach.    Denkmal  B  568 
Eisgrub.    Gitter  E  141 
Eisleben.    Denkmal  B  568 

Grabmal  B  445 

Kronleuchter  B  456 
Elberfeld.    Denkmäler  B  568.  569 
Elbing.    Denkmal  B  569 

Taufbecken  B  825 
Ellwangen.    Gitter  E  204 

Grabplatten  B  858 
Ely.    Gitter  ^  59.  179 
Embrun.    Tflrbeschlag  E  27 
Emden.    Grabplatte  B  i/^1 
Emmerich.    Tauf  kessel  B  450 
Ephesos.    Figur  B  269 
Erfurt    Brunnen  und  Denkmal  B  569 

Grabplatten  B  858.  854.  402.  412.  446 

Lichtger&t  B  298 

Reliquiar  B  808 

Tflrbeschlag  E  66  f. 
Erkelenz.    Adlerpult  B  860 
Erlangen.    Brunnen  und  Denkmftler  569 
Essen.    Denkmäler  B  569 

Grabplatten  B  447 

Leuchter  B  281 
Eßlingen.    Gitter  E  54 
Esterhazy.    Schloßgitter  E  219 
Eton-GoUege.    Figur  B  546 
Eutin.    Denkmal  B  569 
Evreuz.    Tflrbeschläge  E  80 


F. 

Falkenstein.    Denkmal  B  569 
Feldberg.    Gitter  E  54 
Ferrara.    Altarfiguren  B  897 

Denkmäler  B  897 

Statue  B  506 
Füby.    Gitter  E  86 
Flintbeck.    Taufkessel  B  452 


Florenz.    Aquamanilen  B  820 
Baubeechlagteile  E  48  f. 
Brunnen    und   Brunnenfiguren   B  888. 

469.  471.  505 
Denkmäler  B  469.  470.  602 
Figuren,  Tiere  und  Gruppen  B  270.  271. 

882.  888.  888.  889.  457.  459.  464.  469. 

470.  505 
Gitter  E  46.  206 
Kamingei^t  E  198 
Kanzeln  B  886 
Klein-Bronzen  466.  470 

Licht-  und  Feuerungsgerät  B  272.  475. 

505 
Reliefs  B  882.  466 
Tflren  und  Beschläge  B  838.  380.  882. 

883.  894.  898.  505 
Tflrklopfer  E  88 

Fontainebleau.    Brunnen  B  481 

Figuren  B  479 

Gitter  E  168.  167 
Fontenelle.    Leuchter  B  807 
Forst  i.  L.    Denkmal  B  569 
Frankfurt  a.  M.    Denkmäler  und  Gruppen 

B  569 

Gitter  E  53.  116.  118.  119.  208 

Grabplatten  B  487 
Frankfurt  a.  0.    Denkmal  B  569 

Leuchter  B  828 

Taufbecken  B  824 
Franzensbad.    Standbild  B  869 
Frederiksborg  (Schloß).    Brunnen   B  496. 

498 
Freeren.    Adlerpult  B  860 
Freiberg.    Gitter  E  147.  148 

Grabmäler  B  442.  444.  491 

Kruzifix  B  444 
Freiburg  i.B.    Brunnen  B  569 

Gitter  E  106 

Grabkreuz  E  250 
Freising.    Erzgießerei  B  290 
Friedberg.    Gitter  E  58 

Leuchter  E  89 
Friesach.    Türbeschlag  E  6 

Denkmal  B  569 
Fritzlar.    Leuchter  B  801 
Fflrstenfeld.    Gitter  E  281 
Fürstenfeldbruck.    Gitter  E  229 
Fflrstenwalde.     Grabplatte  B  855 
Fürth.    Brunnen  und  Denkmal  B  569 
Fulda.    Denkmal  B  569 


640 


Orttivisrzeichnis. 


9. 


Gadebusch.    Taufbecken  B  844 
Gaeadonk.    Leuchter  E  93 
Gaülon.    Statuen  B  479 
Gandersheim.    Kandelaber  B  328 
Gargano  (Berg).    Tür  B  276 
Garmisch.     Grabkreuz  E  251 
Gaurin.     Leuchter  B  866 
Gehren  (Schloß).    Reliefplatte  E  257 
Geisenheim.    Gitterleuchter  E  198 
Gelnhausen.    Kandelaber  Z  610 
Gembloux.    Gitterleuchter  B  366 
Genf.    Brunnen  B  597 

Denkmäler  B  597 
Gent.    Kronleuchter  E  192 

Lesepult  B  528 

Türen  B  527 
Genua.    Denkmal  B  602 

Figuren  u.  Reliefs  B  470 

Kapellenschmuck  B  507 
Gera.    Denkmäler  ^  570 
Gerona.    Gitter  E  65 
Glatz.    Gitter  E  145 
Gleiwitz.    Eisengießerei  E  258 
Gnesen.    Grabplatten  B  856.  415 

Tür  ß  294 
GöUnitz.    Kanne  Z  618 
Görlitz.    Denkmäler  u.  Brunnen  B  570 

Gitter  E  145 

Türbeschlag  E  245 
Gothenburg.    Denkmal  B  605 
Göttingen.    Denkmal  B  570 
Goslar.    Brunnen  B  826 

Crodoaltar  B  801 

Kaiserstnhl  ^  284 

Kronleuchter  B  869 

Taufbecken  ß  451 
Gotha.    Gruppe  B  496 

Plakette  B  416 
Grabow.    Taufbeckenständer  E  258 
Grafendorf.     Türbeschlag  J^  6  . 
Grafenegg  (Schloß).    Brunnenlaube  E  135 
Granada.    Gitter  i;  161 
Gransec.    Denkmal  E  259 
Graudenz.    Denkmal  E  259 
Graz.    Brunnenhaube  B  440 

Denkmäler  B  570 

Gitter  E  189.  140.  220 

Kronleuchter  E  251 
Great  Casterton.    Türbeschlag  E  74 


Gr^noble.    Denkmal  B  595 
Großwardein.    Denkmal  B  570 
Großweikersdorf.     Gitter  E  219 
Guadalnpe.    Gitter  E  160 
Gnastalla.    Denkmal  B  467 
Güstrow  i.  M.    Türring  B  337 
Gumbinnen.    Denkmal  B  552.  570 
Gurk.    Figur  Z  620 


U. 


Haag.    Denkmäler  B  599 

Kronleuchter  ß  862 
Haddiscoe.    Türbeschlag  E  8 
Hagenau  i.  Schi.    Gitter  E  144 

Standleuchter  E  94 
Hai.    Adlerpult  B  860 

Kronleuchter  i?  89 

Taufbecken  B  842 

Türbeschlag  E  68 

Wandarm  ^  98.  99 
Halberstadt.     Adlerpult  B  861 

Gitter  E  158 

Grabmäler  B  853.  445 

Kronleuchter  E  85.  192 

Lichtgerät  B  828.  366.  867.  870.  456 

Taufbecken  B  813.  815.  492 
Hall  i.  Tirol.    Gitter  E  127 

Schloßblech  E  76 
Hall,  Schwäbisch.     Gitter  E  209 
Halle.    Baldachinaufbau  B  412 

Denkmäler  B  552.  570 

Gedenkplatten  B  413 

Taufbecken  ^  846 
Haller  Salzberg.    Gedenktafel  B  422 
Hamburg.  Brunnen,  Denkmäler  etc.  B  570 

Gartenpyramide  ^196 

Gitter  E  232 

Plakette  B  416 

Schloßbleche  E  185.  189 

Türringe  B  887.  455 

Wandarm  E  249 
Hampton  Court.    Gitter  E  179.  180 
Hanau.    Denkmal  B  570 
Hannover.     Brunnen  B  572 

Denkmäler  B  570  fP. 

Gitter  ^  153.  232 

Kopfreliquiar  B  303 

Kronleuchter  E  87 

Figur  B  801 

Taufbecken  B  843 


Ortsverzeichnis. 


641 


Hannover.    Türklopfer  B  374 

Truhenbeschlag  E  35 
Hants.    Gitter  E  59 
Harlem.     Gitter  B  453 
Hartenstein.    Denkmal  572 
Hattenheim.    TOrbeschlag  E  68 
Hattstedt.    Taufbecken  B  492 
Hecbingen.    Grabmal  B  403 
Heidelberg.    Denkmäler  B  572 
Heilbronn.    Denkmäler  B  572 
Heiligenblut.    Gitter  E  56 
Heilsbronn  (Kloster).  Grabmäler  B  414.  487 
Heleneborg.    Brunnenfigur  B  498 
Hellefeld  i.  W.    Taufbecken  Z  609 
Helmstedt.    Grabplatte  E  256 

Taufkessel  B  451 

Türbeschlag  B  317 
Herrenchiemsee.    Brunnen,  Figuren  Z  682 
Herrnsheim.    Standleuchter  E  94 
Herzogenbusch.     Gitter  E  57 

Kronleuchter  B  362 

Taufbecken  B  342 
Heves.    Gitter  E  231 
Hietzing.    Denkmal  B  572 
Hildesheim.    Christussäule  ^  284 

Denkmäler  B  572 

Gitter  E  22 

Gittertür  ^  153 

Grabplatten  B  317.  351.  447 

Lichtgerät  B  285  ff.  301 

Taufbecken  B  311.  451.  452.  492 

Tür  B  284 
Hötting.     Grabtafeln  B  422 
Hohensyburg.    Denkmal  B  572 
Honfleur.    Adlerpult  B  377 
Hormead.    Türbeschlag  E  7 
Horowitz.    Eisengießerei  258 
Husum.    Taufbecken  B  492 
Huy.     Denkmal  B  599 


1. 


Icklingworth.     Gitter  E  36 
Ilsenburg.    Eisengießerei  261 
Imsum.    Taufkessel  i^  315 
Ingelheim.    Tür  B  279 
Ingolstadt.     Gitter  E  119 
Innsbruck.     Brunnen  B  422.  490 

Gitter  E  128.  131 

Grabskulpturen  B  407.  418—422.  490 
Lüer,  Unedle  Metalle. 


Innsbruck.    Sargbeschlag  E  35 
Insterburg.    Denkmal  B  572 
Iserlohn.    Denkmal  B  572 
Itzehoe.    Denkmal  B  572 
Ixelles.    Denkmal  B  599 

J. 

Jena.    Brunnen  B  572 

Grabplatte  B  446 
Joinville.    Grabfigur  ß  377 

Kairo.    Türen  B  341 
Kaiserslautern.    Eisengießerei  261 
Karlshütte  B  570. 
Karlsruhe.    Denkmäler  B  572 

Gitter  E  225 
Karlstein.     Gitter  E  50 

Taufkesscl  Z  610. 

Türbeschlag  ^  73 
Kassel.    Brunnen  B  424 

Denkmal  B  572 

Figuren  Z  616 

Grabplatte  B  446 

Reiterstatuette  P  504 

Relief  E  201 
Kelheim.    Tor  B  572 
Kellinghusen.    Taufkessel  B  315 
Kempen.    Gitter  £^  52 

Kronleuchter  E  85 
Kempten.     Brunnensäule  B  488 
Kidrich.    Standleuchter  E  93 

Türbeschlag  J5;  68 
Kiel.    Brunnen  B  572 

Denkmäler  B  573 

Tauf  kessel  ^  323.  324 
Kiew.    Denkmal  B  606 
Kirchheim.     Gruppe  B  436 
Kissingen.    Denkmal  B  573 
Klagenfurt.    Denkmal  B  573 

Denkmal  Z  622 

Schloßblech  E  Ih 
Kleve.     Standleuchter  E  93 
Klostemeuburg.    Gitter  £  219 

Leuchter  B  298 

Statuen  Z  622 
Koblenz.    Denkmal  B  573 
Koburg.    Denkmäler  B  573 

41 


642 


Ortsverzeichnis. 


Eoburg.     Ofenplatten  E  256 
Köln.    Adlerpult  B  861 

Denkmäler  B  573 

Gitter  E  53.  117 

Gitterleuchter  E  89 

Grabmäler  B  329.  851.  446 

Handtuchhalter  E  101 

Eerzenständer  E  94 

Lichtgerat  B  289.  298.  370 

Sprengkessel  B  875 

Taufkessel  B  450.  492 

Türen  B  573 

Wandanne  E  101.  109 

Wandleuchter  E  89 
Eöniggrätz.    Gitter  E  56 
Königsberg.    Epitaph  B  492 

Gitter  E  152.  232 

Denkmäler  B  516.  555.  573 
Königshütte  i.  H.  Eisengießerei  258 
Kösfeld  i.  W.    Taufbecken  B  348 
Kolberg.    Leuchter  B  328.  324 

Taufbecken  B  824 
Komburg.    Kronleuchter  B  288 
Konitz.    Denkmal  B  573 
Konstanz.    Brunnen  B  573 

Gitter  E  53.  106.  110.  113.  208 

Grabplatte  B  858 

Medaillons  B  290 

Türklopfer  B  875 
Kopenhagen.    Brunnenfigur  B  500 

Denkmäler  B  587.  548.  605 

Denkmal  Z  619 

Gitter  E  154 

Innungsschlüssel  ^196 

Reiterstatuette  E  199 
Kostl.     Gitter  ^  141 
Krakau.    Altarschmuck  B  484 

Gitter  B  454 

Grabplatten  B  402 

Särge  Z  616 

Türbeschlag  E  78 
Krautheim  i.  Bad.    Gruppe  B  524 
Krefeld.    Denkmal  B  578 
Krems  a.  D.    Türbeschlag  E  78.  74 
Kremsmünster  (Stift).    Leuchter  B  289 
Kreuznach.    Denkmal  B  573 
Kröpelin.    Taufbecken  B  452 
Kronborg.     Brunnen  i?  424 
Kronstadt.    Denkmal  B  606 
Külsheim  i.  B.     Brunnen  Z  610 
Kyffhäuser.    Denkmal  B  578 


L. 


Lahneck.    Türbeschlag  E  68 
Lambacb.    Gitter  E  140 
Landau.    Denkmal  B  573 
Landsberg  a.  W.    Brunnen  B  578 
Landshut.    Denkmäler  B  578.  574 
Landstraße.    Gitter  E  283 
Langeac.    Gitter  ^  60 
Laon.    Türbeschlag  E  27 
Lauchhammer.    Eisen-  und  Erzg^eßerei  E 

258.  261.   B  552.  554.  562  flf.   567   ff. 

572  ff.  577  ff.  582.  583 
Lauenstein.    Gitter  E  147 
Lauingen.    Denkmal  B  574 
Laval.    Denkmal  B  595 
Laxenburg.    Eronleuchter  B  370 

Statue  Z  626 
Leau.    Gitter  B  454 

Leuchter  J9  862.  364 
Le  Dorat.    Türbeschlag  E  12 
Leighton-Buzzard.    Türbeschlag  E  27 
Leipzig.    Brunnen  B  574 

Denkmäler  B  574 

Gitter  ^  150.  231.  232 

Grabplatten   E  257.  B  353.  444.  445. 
491 

Statuetten  B  524 
Leitmei-itz.    Taufbecken  Z  616 
Le  Maus.    Schloßblech  E  78 
Lemberg.    Denkmal  ^  574 

Grabmal  B  423 
Lemgo.    Tauf  kesselarm  ^194 
Lenzen.    Taufbecken  B  845 
Leon.     Gitter  E  64 
Le  Puy.    Gitter  E  18 

Türbeschlag  E  11 
Leubus.    Gitter  E  145 

Gi-abplatteu  J9  335.  446 
Leuze.    Adlerpult  B  360 
Levroux.    Türbeschlag  E  12 
Liboch  b.  Prag.    Standbilder  B  574 
Lichfield.    Türbeschlag  E  28 
Lichtenfels.    Grabtafeln  B  442 
Lichtenthai.    Denkmal  B  574 
Lichterfelde.    Denkmal  B  574 
Liegnitz.    Denkmal  B  574 

Gitter  E  147 

Taufbecken  B  816 

Taufbecken  Z  609 

Türbeschlag  A'  244 


Ortsverzeichnis. 


643 


Lier.    Kerzenständer  E  96 
Lille.    Grabmal  B  350 

Käucherbecken  B  318 
Limerick.    Denkmal  B  605 
Lincoln.     Gitter  E  21 

Grabfiguren  B  321 
Lindau.    Brunnen  B  574 

Denkmal  B  574 
Linderhof.     Brunnen  und  Figuren  Z  632 
Linz  a.  D.    Laterne  E  252 
Liverpool.    Denkmäler  B  605 
Livorno.    Denkmalfiguren  B  505 
Lochtum.    Kronleuchter  E  87 
Lo6se.    Türbeschlag  E  73 
Löwen.    Adlerpulte  B  360.  364 

Gitter  B  454 

Kronleuchter  E  88 

Leuchter  B  364.  365 

Wandarm  E  98.  99 
Löwenberg.     Krug  Z  613 
London.    Büste  Z^  481 

Denkmäler  B  500.  604.  605 

Denkmäler  Z  628 

Feinarbeiten  in  Eisen  201 

Figuren  und  Gruppen  i^  501.  546 

Gitter  E  36.  57.  83.  179.  191 

Goldbronzearbeiten  B  541 

Grabmäler  B  320  ff,  337.  459.  483.  501 

Kreuzfuß  B  302 

Leuchter  -B  310 

Lichtstander  E  96 

Plakette  B  415 

Schüsseln  etc.  B  476 

Türbeschlag  E  74 

Truhenbeschlag  E  35 
Loreto.    Brunnenlaube  E  135 

Statue  B  459 

Tür  5  459.  460.  471 
Louderville.    Türbeschlag  E  16 
Lucca.     Gitter  E  178 
Lude,  Chäteau  du.    Figur  B  378 
Ludlow.    Gitter  E  179 
Ludwiglust.    Tauf  beckenständer  E  253 
Lübeck.    Denkmal  B  574 

Gitter  B  454.  492 

Grabplatten  -B  329  ff.  334.  352.  409.  447 

Grabplatte  E  256 

Hängeleuchter  E  88 

Lichtgerat  B  362.  368.  494 

Tabernakel  B  373 

Tauf  kessel  B  323.  324.  843 


Lübeck.    Türklopfer  B  317.  386 
Lüne,  Kloster.     Brunnen  B  375 
Lüneburg.    Brunnen  B  438 

Gitter  E  22.  150 

Kandelaber  1^  295.  328 

Kreuzfuß  B  302 

Lichtgerät  E  85.  86.  88 

Taufkessel  B  326 

Türgriff  A'  79 
Lüttich.    Adlerpult  B  360 

Denkmäler  B  499.  599 

Gruppe  B  599 

Lichtgerät  ^  289.  366 

.Peron-  B  372 

Taufbecken  B  306 

Türbeschlag  i?  29 
Lund.    Leuchter  B  371 
Luzern.    Gitter  ^113 
Lyck.    Denkmal  Z  634 
Lyon.    Denkmäler  B  510.  528.  595 

Tabernakel  ß  515 

Madrid.    Denkmäler  B  502.  503 

Figuren  B  467 
Mägdesprung  i.  H.    Eisengießerei  258 
Maestricht.    Leuchter  und  Taufbecken  B 

342 
Magdeburg.    Denkmäler  B  574 

Gitter  J5;  50.  51 

Grabmäler  B  294.  353.  354 

Leuchter  B  371 

Kronleuchter  E  85 

Türbeschlag  E  30 
Maikammer.    Denkmal  B  574 
Mailand.    Denkmäler  B  397.  602 

Feinarbeiten  in  Eisen  201 

Figuren  und  Gruppen  B  467.  507.  601 

Gitter  E  262 

Kandelaber  B  279.  298.  467 

Kanzelschmuck  B  507 

Tabernakel  B  507 
Mainz.    Denkmäler  B  574 

Gitter  E  208 

Taufkessel  ^610 

Tür  B  284 

Zunftschlüssel  E  196 
Maison-sur-Seine.    Gitter  E  164 
Malmaison.    Figur  B  481 
Malpas.     Gitter  E  36.  224 


644 


Ortsverzeichnis. 


Mannheim.    Altarschmuck  B  527 

Brunnen  B  518.  575 

Denkmaler  B  618.  574.  575 

Räucberbecken  B  304 
Manchester.    Denkmal  B  605 
Mantua.    Denkmal  B  385 
Marbach.    Denkmal  B  575 
Marburg.    Gitter  E  109 

Kandelaber  Z  610 

Taufkessel  B  450 

Türbeschlag  E  30.  68 

Türbeschlag  B  317 
Marcevols.    Türbeschlag  ^15 
Maria-Einsiedeln.     Gitter  ^114 
Marienberg.     Denkmal  B  hlb 
Marienfeld.    Adlerpult  B  361 
Marienstadt.    Grabplatten  E  256 
Market  Deeping.    Türbeschlag  E  28 
Markgröningen.    Türbeschlag  E  69 
Marly.    Gitter  E  171.  236 

Gruppen  und  Reliefs  Z  618 
Marseille.    Denkmal  ^510 
Mauerskirchen.    Figur  B  289 
Maulbronn.    Türbeschlag  E  6.  10.  11 
Mecheln.    Brunnenfigur  B  499 

Gitter  E  57 

Kruzifix  B  499 
Meißen.    Denkmäler  B  575 

Grabmäler  B  353.  402 
Melk.    Kopfreliquiar  B  803 
Meran.    Grabmal  B  422 
Mergentheim.    Grabplatte  J9  415 
Merseburg.    Denkmäler  B  575 

Grabmäler  B  294.  415.  445 

Kronleuchter  E  86 
Messina.    Denkmäler  B  460.  601 
Meßkirch.    Denkmal  B  575 

Grabplatten  B  423.  442.  488 
Metz.    Denkmäler  B  hlb 

Gitter  E  53 
Meudon.     Gitter  J5:  171 
Mies.    Taufbecken  Z  610 
Milet.    Figur  B  267 
Minden.    Taufkessel  B  450 
Mittelheim.    Türbeschlag  E  6 
Mittenwald.     Denkmal  B  575 
Möhra.    Denkmal  B  575 
Mölln.    Leuchter  B  370 

Tauf  kessel  B  452 
Mömpelgard.    Denkmal  i^  595 
Monreale.    Tür  B  279 


Mons.    Denkmal  B  599 

Leuchter  B  366 
Montdidier.    Denkmal  ^  595 
Monte  Gassino.     Tür  B  276 
Montpellier.    Denkmäler  B  528.  595 
Montreal.     Türbeschlag  E  \\ 
Moskau.    Kronleuchter  B  484 

Tür  B  341 
Mühlheim  a.  Rhein.    Denkmal  B  575 
München.     Kgl.   £rzgießerei   (Stiglmaier* 

Miller)  B  555.  556.  562.  566  ff.  572  flP. 
577  ff.  582  ff.  583.  597.  602.  60ö. 
606 

Brunnen  B  430.  490.  576 

Denkmäler  B  556.  575.  576 

Figuren  und  Gruppen  B  271.  415,  41G. 
430.  431.  433.  434.  436.  575 

Figuren  Z  616.  634 

Gitter  E  127.  211.  212 

Goldbronzearbeiten  526 

Grabmäler  B  434  ff. 

Hangeleuchter  E  87 

Lichtgerät  B  370.  434 

Reliquiar  B  303 

Reiterstatuette  B  523 

Schachfiguren  £  199 

Zunftschlüssel  E  196 

Türbeschläge  E  69.  246 

Türen  B  374.  575.  576 

Grabplatte  B  447 

Taufbecken  B  326 
Münster  i.  W.    Denkmal  B  576 

Gitter  B  492 

Grabplatten  B  447 

Kronleuchter  E  192 

Lichtgerät  B  367.  370 
Murau.    Kronleuchter  B  370 


Ä'. 


Namur.    Kandelaber  B  366 
Nancy.     Brunnen  iif  620 

Denkmäler  B  508.  533.  595 

Denkmäler  Z  620.  631 

Gitter  E  236.  238 

Latemenarm  E  250 
Nantes.    Brunnenlaube  1:7  102.  103 
Narbonne.    Figur  B  509 
Naugard  i.  P.     Denkmal  B  hll 
Naumburg.     Grabmal  B  353 


OrisTerzeichnis. 


645 


Neapel.    Denkmäler  B  601 

Figuren  und  Köpfe  B  271.   274.  386. 
548 
Neisse.    Brunnenhaube  ^145 

Gitter  E  144.  145 
Nerac.    Denkmal  B  595 
Neubrandenburg.    Denkm&ler  B  577 
Neubaus.    Grabplatten  B  491 
Neuhaus  (Schloß).    Brunnenhaube   E  135 

Gitter  E  133 
Neumark.    Grabplatte  B  334 
Neunkirchen.    Brunnenhaube  E  135 
Neuruppin.    Denkmäler  B  577 
Neuß.    Standleuchter  E  94 
Neustadt  a.  d.  H.    Denkmal  B  577 
Neustettin  i.  P.    Denkmal  B  hll 
Neustrelitz.    Denkmal  B  hll 
Neuvy  St  S^pulcre.    Türbeschlag  E  13 
Nieder-Planitz.    Grabplatte  B  446 
Niederwald.     Denkmal  B  hll 
Nikolsburg.    Gitter  E  219 

Grabkreuz  E  251 
Nimburg.    Taufbecken  Z611 
Nischburg.    Türbeschlag  E  73 
Nordhausen.     Brunnenfigur  E  258 

Denkmal  B  577 

Grabmal  B  353 
Nordleda.    Taufbecken  B  315 
Northeim.    Taufbecken  B  452 
Norwich.    Türbeschlag  E  27 
Nowgorod.    Türen  B  294.  341 
Noyon.    Altarschmuck  B  543 

Leuchter  E  38.  96 

Türbeschlag  E  27 

Türring  B  307 
Nürnberg.    Brunnen  und  Brunnenfiguren 

B  415.  424.  426.  484  if.  577 

Denkmäler  B  557.  577 

Figuren  B  416 

Gitter  B  455. 

Gitter  E  119.  122.  123.  210.  232 

Grabmäler  und  Grabplatten  B  404.  408. 
411.  415.  424.  426.  428.  440.  484.  487 

Kruzifix  B  484 

Taufbecken  B  348 

Türbeschlag  B  337 

Türbeschläge   E  69.  184.  185.  186.  248 
Nürtingen  a.  N.     Lettner  ^118 
Nymphenburg.    Goldbronzearbeiten  526 

Gruppen  Z  627 
Njmwegen.     Grabmal  B  351 


0. 


Oberdiebach.    Gitter  E  53 

Kanzel  E  101 
Obei-marchthal.    Gitter  E  124 
Oberwesel.    Türbeschlag  E  68 
Oesede.    Taufbecken  B  301 
Oifer  (Haus),  genannt  Ruhr  i.  W.  Kreuzfuß 

B  802 
Ohligs.    Denkmal  B  577. 
Orb.    Türbeschlag  E  69 
Orcival.    Türbeschlag  E  13 
Orleans.    Büste  B  481 

Denkmal  B  376 
Ormskirk.    Bildnis  B  483 
Orvieto.    Figuren  B  338.  383 

Gitter  E  46 
Oscott.    Adlerpult  B  360 
Osnabrück.    Denkmäler  B  552.  577 

Leuchter  B  370 

Lichtgerät  E  85.  91.  192 

Taufkessel  B  301 

Tür  B  374 
Osterwieck.    Taufbecken  B  315 
Oatrowo.    Denkmal  B  577 
Ottobeuren.     Gitter  E  229 

Türbeschlag  E  247 
Ottoburg.    Gitter  E  54 
Ourscamp.    Gitter  E  20 
Oxford.    Figuren  und  Büsten  B  501.  546 

Tintenfaß  B  416 

Türbeschlag  E  28 

P. 

Paderborn.    Grabplatten  B  335.  447 

Leuchter  B  298 

Rauchfaß  B  375 

Türbeschlag  B  817 
Podua.    Büste  B  463 

Denkmal  B  383 

Figuren  und  Reliefs  B  384 

Kandelaber  B  463.  473 
Palencia.     Gitter  E  20.  64.  161 
Pamplona.     Gitter  E  21.  64 
Paray-le-Monial.    Türbeschlag  E  13 
Parchim.     Denkmal  B  577 

Taufbecken  B  324 
Paris.    Fonderie  du  Roule  B  595 

Büsten  B  481.  510.  538 

Brunnen  und  Brunnenfiguren  B  481.588 


646 


Ortsverzeichnis. 


Paris.    Brunnen  E  260 
Brunnenhaabe  E  102.  103 
Stuhl  B  307 
Denkmäler  und  Modelle   dafür   B  501. 

502.  509.  512.  532.  534.  536.  584  ff. 
Figuren,  Gruppen  u.  Reliefs  B  266.  280. 

372.   378.   416.   463.    464.   495.   509. 

510.  528.  537.  542.  544.  590 
Figuren  u.  Gruppen  Z  619.  620.  631 
Gitter  E  20.   66.    164.   171.   236.  240. 

241.  254 
Goldbronzearbeiten  541 
Grabfiguren  und  Grabmäler  B  320.  457. 

481.  510 

Hostieneisen  E  40 

Kruzifix  B  479 

Lesepult  E  101 

Lesepulte  B  361.  546 

Lichtgerät  E^^.  193 

Lichtgerät  B  515.  541 

Mörser  B  399. 

Reiterstatuette  E  201 

Tiere  E  260 

Truhenbeschlag  E  35 

Türbeschläge  E  22.  78.  188.  189.  254. 

Türen  B  595 

Ziehbank  E  199 
Partenkirchen.     Brunnen  B  hll 
Passau.    Denkmal  B  hll 
Pavia.    Denkmal  B  602 

Gitter  E  175 

Gitter  B  507 

Kandelaber  B  474 
Pecquencourt.    Altartisch  E  253 
Peine.    Taufbecken  B  451 
Pellworm  (Holstein).    Leuchter  B  494 
Perleberg.    Leuchter  -B  371 
Perugia.    Brunnenfiguren  B  322 

Statue  B  459 
Peterhof.    Brunnen  B  486 
Petersburg.    Denkmäler  B  537.  548.  606 
Petershausen.    Tür  B  294 
Pforzheim.     Denkmäler  B  hll 
Piacenza.    Denkmäler  B  506 
Piesting.     Türbeschlag  E  34 
Pisa.     Greif  i^  810 

Hängeleuchter  B  475 

Türen  B  278.  471 
Plan.    Taufbecken  B  452 
Poitiers.    Lesepult  B  306 
Pola.    Denkmal  B  hll 


Polzin.     Grabplatte  B  448 
Pompeji.    Gitter  E  16 

Kandelaber  E  1 
Pontigny.     Türbeschlag  ^10.  11 
Porta  Westfalika.     Denkmal  B  hll 
Posen.    Denkmäler  und  Brunnen  B  578 

Statuen  B  552 

Grabplatten  B  356.  402.  415 

Türklopfer  B  374 
Potsdam.    Büste  B  538 

Brunnenfiguren  Z  627 

Denkmäler  B  578 

Gitter  E  232 

Goldbronzearbeiten  524  ff. 

Gruppen  B  520 

Statuette  B  550 
Pottenstein.     Gitter  E  218 
Prag.    Brunnen  B  426  ff.  439 

Brunnenlaube  £  135 

Ciborium  E  101 

Denkmäler  B  578 

Figuren  und  Gruppen  B  323.  486.  495 

Gitter  E  130.  140.  141.  220 

Kruzifix  B  491 

Leuchter  B  298.  416 

Stuhl  E  198 

Taufbecken  Z  610.  616 

Türbeschläge  E  243.  244 
Prato.     Gitter  E  46 

Gitter  B  398 
Prenzlau.    Denkmäler  B  578 
Preßburg.    Büste  Z  622 

Denkmal  B  578 

Denkmal  Z  620 

Gitter  E  56 

Kandelaber  /^  475 
Pribram.    Gitter  E  141 
Proßnitz.    Türbeschlag  E  73 
Puy-en-Velay.     Gitter  E  59 

Türklopfer  JR;  82 

Ttirring  B  307 

Raab.    Buchbeschlag  B  375 
Radford.     Türbeschlag  E  28 
Radolfzell.    Grabplatten  2?  442 
Raigern.    Taufkessel  Z  610 
Ratzeburg.    Kronleuchter  E  85 
Ravello.    Tür  B  279 
Rauenthal.    Standleuchter  E  93 


OrUrerzeichois. 


647 


Rawitzsch.    Denkmal  B  578 
Reepsholt.    Kronleuchter  E  87 
Regensburg.    Denkmal  B  578 

Giebelfigaren  B  578 

Gitter  E  124.  204.  211 

Grabplatte  B  409 

Kronleuchter  B  370 

Tor  B  578 

Türbeschlag  E  6.  82 
Reichenau.    Gitter  E  113 

Weihwasserge^lß  B  304 
Reichenbach.    Denkmal  B  578 
Reichenberg.    Türbeschlag  E  78 
Reichenhall.    Denkmäler  B  61S 
Reims  s.  Rheims 
Rendsburg.    Taufkessel  B  315 
Rennes.    Denkmäler  B  510.  531.  595. 
Repten.    Denkmal  B  578 
Rettenschöß.    Gitter  E  127 
Reutlingen.    Denkmal  B  578. 
Reval.    Lichtgerät  B  456.  494 

Türklopfer  B  375 
Rheden.    Gitter  E  152 
Rheims  (Reims).    Denkmäler  B  536.  595 

Lichtgerät  B  289.  301.  308 
Rhodos.    Koloß  B  271 
Richelieu  (Schloß).    Figur  B  481 
Riegersburg.    Brunnenlaube  E  135 
Riestedt.    Kronleuchter  E  87 
Ringstedt.    Grabplatte  B  332 
Ripen.    Grabplatten  B  834 
Rodez.    Türklopfer  A'  83 
Römhild.    Grabmäler  B  353.  354.  403 
Rötheistein  (Schloß).  Ofen  E  196 
Rom.    Altarschmuck  B  506 

Brunnen  B  471 

Büsten  B  506.  546 

,Catedra'  in  S.  Peter  B  506 

Denkmäler  B  211.  273.  602 

Figuren  und  Tiere  B  267.271.272.322. 
506.  507.  527.  546.  548 

Grabmäler  B  394.  395.  459 

Tabernakel  B  506.  548 

Türen  B  276.  279.  396 
Roskilde.    Gitter  E  153.  154 

Grabplatte  B  334 
Rosnay.    Adlerlesepult  B  377 
Rostock.    Denkmal  B  550.  578 

Gitter  E  152.  223 

Gitter  B  454 

Lichtgerät  B  456.  494 


Rostock.    Taufbecken  B  813.  314.  452 

Taufbecken  Z  609 
Rothsürben  i.  Schi  es.  Ghristusgestalt  B  496 
Rotterdam.    Denkmäler  B  499.  599 
Ronen.    Adlerlesepult  B  515 

Denkmäler  B  532.  595 

Gitter  E  59.  171.  236 

Türbeschläge  E  27.  74.  78.  60 
Rudolstadt.    Türbeschlag  E  188 
Ruhr  i.  W.  (Haus  Offer).  Kreuzfuß  B  302 
Ruhrort.    Denkmal  B  578. 
Ruppin.    Denkmal  B  552 

S. 

Saar.     Brunnenlaube  J?  185 

Saarlouis.    Denkmal  B  578 

Sabionetta.    Figur  B  407 

Sagan  i.  S.    Humpen  Z  618 

Saint-Albans.     Grabplatte  B  832 

Saint-Cyr.    Altar  B  515 

Saint-Denis.  Gitter £20. 87. 61. 171.236! 254. 

Gitter  B  308 

Grabmäler  B  320.  480.  481 

Türflügel  B  807 

Truhenbeschlag  E  35 
Saint-Evrouet.    Taufkessel  B  809 
Saint-Fortunade.    Reliquienkopf  i^  878 
Saint-Germain-en-Laye.    Gitter  £^163 

Kaminplatte  E  257 
Saint-Germer.    Gitter  E  20 
Saint-Ghislain.    Adlerpult  B  860 

Leuchter.     B  865 
Saint-Quentin.    Adlerpult  B  500 
Saint- Vaast.     Kandelaber  B  366 
Salamanca.     Gitter  E  66.  160 
Salem.    Gitter  E  232 
Salemo.    Tür  B  276 
Salisbury.     Gitter  E  59 
Salzburg.    Denkmäler  B  578 

Gitter  £  59.  140.  220.  231 

Gitterleuchter  E  90 

Gruppe.    Mariensäule  Z  624 

Taufbecken  B  326 

Wandarm  A'  249 
Salzwedel.    Gitter  B  452 

Taufbecken  B  345.  452 
Samter.    Grabmal  B  407 
San  Juan  de  las  Abadcsas.  Türbeschlag  E16 
Sankt  Florian  (Stift).  Brunnenlaube  £  135 

Gitter  E  143.  216.  229 


648 


Ortsverzeichnis. 


Sankt  Florian  (Stift).    Türbeschlag  E  187 

Sankt  Gallen.    Gitter  E  227 

Sankt  Paul  in  Eämthen.   Plakette  i^  416 

Sankt  Polten.     Gitter  E  218 

Sankt  Wolfgang.    Brunnen  Z  616 

Gitter  E  133 

Hängeleuchter  E  88 
Sangerhausen.    Taufbecken  B  326 
Sanmore.  Tintenfaß  B  416 
Santiago.    Kanzel  B  478 
Santon.    Gitter  E  86 
Sai-agossa.    Gitter  E  64 

Gitter  B  478 

Türring  E  81 
Saynerhütte.    Eisengießerei  258 
Sceaux.    Gitter  ^171 
Schläge  (Stift).    Gitter  E  141 
Schlau.    Taufbecken  if  611 
Schleißheim.    Goldbronzearbeiten  B  526 

Vasen  Z  627 
Schleswig.    Gitter  E  150.  163 
Schloßhof  a.  d.  March.     Gitter  ^219 
Schmalkalden.    Kronleuchter  B  456 
Schmölln.    Denkmal  B  578 
Schönbrunn.    Gitter  E  230 

Büste  B  522 
Schönthal  i.  W.    Figur  B  520 

Gitter  E  208 

Grabmäler  B  859 
Schroda.    Gitter  B  455- 
Schwaz.    Epitaph  B  422 
Schweidnitz.     Gitter  J?  144 
Schwerin  i.  M.    Denkmäler  B  578 

Figuren  Z  634 

Grabplatten  B  832.  334.  414 

Taufbecken  B  324 
Schwetzingen.    Bronze  werke  B  527 
Seckau.    Gitter  E  132 

Kronleuchter  B  370 

Türbeschlag  E  34 
Sedan.    Denkmal  ^  595 
Seebenstein  (Schloß).  Brunnenlaube  E  185 
Seefeld.    Kronleuchter  B  456 
Semperingham.    Türbeschlag  E  8 
Sens.    AlUr  B  544 

Gitter  j;  286 

Türbeschlag  E  27 
Sevilla.     Chorpult.    Figur  B  477 

Gitter  E  159.  161 

Leuchter.    Tür  B  340 
Siegel  sum.    Taufbecken  Z  609 


Siegen.    Denkmal  B  578 

Siek.    Taufkessel  B  301 

Siena.    Figuren  u.  Gruppen  B  885.  397 

Fackelhalter  B  475 

Gitter  E  46.  47 

Lichtgerät  i^  339 

Taberoakel  B  397 

Taufbrunnen  B  382.  383.  396 
Sigmaringen.    Denkmal  B  578 

Weihwassergefäß  B  304 
Sindelfingen.    Türbeschlag  E  5 
Skonberga.     Türbeschlag  E  34 
Solitude.    Türbeschlag  E  68 
Sondershausen.    Taufbecken  B  316 
Soröe.    Grabplatte  B  385 
Spandau.    Denkmäler  B  579 

Taufbecken  B  325 
Speier.     Kronleuchter  B  288 

Weihwassergeföß  J9  304 
Spital  am  Pyhm.    Grabkreuz  E  258 
Stadthagen.    Gitter  E  152 

Grabmal  B  496 

Taufbecken  ^  450 
Stams  (Stift).     Gitter  E  205 
Pr.  Stargard.    Denkmal  B  579 
Starnberg.     Tor  B  579 
Stendal.    Kopfreliquiar  B  303 

Leuchter  B  801 

Taufbecken  B  346 
Sterzing.    Türbeschlag  E  69 
Stettin.    Brunnen  und  Denkmäler  B  579 

Türbeschlag  B  336 
Steudnitz.    Türbeschlag  E  8 
Steyr.    Denkmal  1^  579 
Stillingfleet.     Türbeschlag  E  8 
Stixenstein  (Schloß).  Brunnenlanbe  £'135 
Stockholm.    Brunnen  B  427 

Denkmäler  B  587.  548.  605.  606 
Stoke  d'Abernon.     Grabplatte  B  822 
Straelen.    Sprengkessel  B  875 

Gitter  E  53 
Stralsund.    Grabplatte  B  332 
Straßburg.  Brunnenaufsatz  und  -Schwengel 
E  253 

Denkmäler  B  579 

Gitter  E  53 

Ofenplatten  J?  256 

Truhenbeschlag  E  85 

Türbeschlag  J?  246 
Stuttgart.     Brunnen  u.  Denkmäler  B  579 

Figuren  Z  684 


Ortsverzeichnis. 


649 


Stuttgart.    Leuchter  B  301 
Salzfeld  a.  M.     Gitter  B  110 
Susdal.    Tfir  B  841 
Swinemünde.    Denkmal  B  579 
Szibitschen.    Denkmal  E  259 

T. 

Tabor.    Taufbecken  Z  611 
Taogermünde.    Taufbecken  B  452 
Tarent.    Statue  B  270 
Tarragona.    TQrring  E  80 
Tegemsee.    Taufbecken  B  290 
Teltsch.    Gitter  E  132.  135 
Termonde.    Denkmal  B  599 
Tescben.    Eisengießerei  E  261 
Tetschen.    Denkmal  B  579 
Thennenbronn.    Taufbecken  Z  610 
Thom.    Denkmäler  B  552.  579 

Grabplatten  B  334 

Kronleuchter  B  456 
Till.    Wandleuchter  E  89 
Tilleda.    Taufbecken  B  316 
Tinswell.     Gitter  E  36 
Tirlemont.    Adlerpult  B  360 
Tiated.    Gitter  E  154 
Tölz.    Denkmäler  B  579 
Toledo.    Chorpulte  B  478 

Gitter  E  64.  161 

Gitter  B  478 

Kanzel  jE;  101 

Kanzel  B  478 

Reliefs  i^  478 

Taufbecken  B  478 

Tür  B  340.  341 

Türring  JE;  81 
Tomice.    Grabplatte  B  412 
Tongern.    Chorpult  B  323 

Kollossalfigur  B  599 

Leuchter  B  328 

Tür  B  527 
Torgau.    Grabplatte  B  402 

Stiftungstafel  B  444 
Toul.    Kronleuchter  B  289 
Toulon.    Lichtgerät  B  515 
Toulouse.    Gitter  E  59.  60.  171.  254 

Türklopfer  E  83 
Toumay.    Adlerpulte  B  359 

Grabplatten  J?  318 

Kerzenständer  E  96 

Lesepult  J^  101 


Toumay.    Leuchter  B  365 

Trani.    Tür  B  279 

Tratzberg.    Türbeschlag  E  69 

Trebnitz-    Gitter  E  206.  231 

Trier.    Brunnen  und  Denkmal  B  579 

Räucherbecken  B  304 

Taufbrunnen  B  284 

Truhenbeschlag  E  35 

Türbeschlag  i^  295 
Troja  (Schloß).    Gitter  E  142 
Troja.    Tür  B  279 
Troyes.    Gitter  E  62.  236 

Türklopfer  E  82 
Tübingen.     Denkmal  B  579 

Rohrarme  ^119 
Tunstall.    Türbeschlag  E  30 
Turin.    Degengriff  B  386 

Denkmäler  B  602 
Twistringen.    Taufbecken  B  315 

Ueberlingen.    Leuchter  B  301 

Gitter  E  225 
Ulm.    Brunnenmasken  B  440 

Epitaphien  B  442 

Gitter  E  b4.  124 

Grabkreuz  ^  251 

Türbeschläge  E  79.  186.  187 
Unna  i.  W.    Denkmal  B  580 
Uraniborg.    Brunnen  B  425 

V. 

Valenciennes.    Kronleuchter  B  500 

Kruzifizus  B  499 
Valladolid.     StÄtuen  B  468 
Vaux,  Chäteau  de.     Gitter  E  167 
Velthums.    Brunnen  B  440 
Venedig.    Adlerpulte  B  361 

Altar  B  375 

Brunnenränder  B  462 

Denkmäler  B  389.  602 

Fahnenmasten  B  461 

Figuren  und  Gruppen  B  460  ff. 

Gitter  E  45 

Kandelaber  461.  462.  474 

Kapellenschmuck  2^  461 

Markuslöwe  B  279 

Türen  B  276.   277.   322.  338.  471.  547 
Verden  a.  d.  A.    Grabplatten   B  317.   352 


650 


Ortsverzeichnis. 


Verona.    Denkmal  B  602. 

Gitter  E  45 

Tür  B  276 
Versailles.    Gartenvasen  ^514 

Brunnen  u.  a.  Z  617  ff. 

Denkmäler  B  595 

Figuren  und  Gruppen  B  513.  514 

Gitter  E  167.  170.  240.  241 

Goldbronzearbeiten  514 
Vezelay.    Türbeschlag  i^  11.  27.  254 

Eaminbock  E  39 
Viborg.    Leuchter  B  371 
Vieh.    Leuchter  E  98 
Videville  (Schloß).    Gitter  E  167 
Villingen.    Grabplatten  B  442 
Vorau  (Stift).    Brunnenlaube  E  135 
Vordemberg.     Gitter  E  56 
Vreden.    Kronleuchter  E  84 

W. 

Wahren.    Türbeschlag  E  32 
Waldkirchen.    Türbeschlag  E  32 
Wallenhorst.    Weihwassergefäß  B  305 
Wankum.    Lichtgerät  E  89 
Warschau.    Denkmäler  B  580.  606 
Gr.  Wartenberg.    Grabplatte  E  256 
Wartha.    Gitter  E  145 
Warwich.     Grabmal  B  378 
Wasseralfingen  i.  W.    Eisengießerei  258. 

261 
Weil  die  Stadt.    Denkmal  B  580 
Weimar.    Denkmäler  und  Brunnen  B  580 

Gitter  E  147 

Grabplatten  B  353.  412.  445.  446.  484. 
491 
Weingarten.    Gitter  E  208 
Weismain.   Grabtafel  B  442 
Weißenburg  i.  E.    Kronleuchter  B  288 
Wells.    Gitter  E  59 

Türbeschlag  E  74 
Werben.    Leuchter  J9  371 
Werden.    Kruzifixus  B  301 

Statue  B  580 
Wernigerode  i.  H.    Gitter  E  153 
Wettingen.    Gitter  ^116 
Wien.    K.  k.  Kunsterzgießerei  B  560.  567. 

570.  573.  577.  578.  580 

Fürstlich  Salmsche  Gießerei  B  560.  580 

Brunnen  -E  261 

Brunnen  Z  622.  632 


Wien.    Brunnenlaube  E  135 

Büsten  B  495.  522 

Denkmäler  und  Brunnen  B  580 

Denkmal  Z  622 

Figuren  und  Gruppen  B  426.  496.  560. 
580 

Gitter  E  140.  206.  214.  215.  230.  233 

Grabkreuz  E  251 

Gruppen  Z  626.  627.  634 

Kruzifixe  Z  622 

Mariensäule  B  486 

Pestsäule  B  520 

Särge  Z  622 

Schreibkassette  JB^  201 

Tabeinakeltür  B  374 

Tischfüße  B  495 

Truhe  E  199 

Türbeschlag  E  244 

Türklopfer  B  455 
Wiener-Neustadt.    Reliefmedaillon  B  522 

Türbeschlag  E  34 
Wiesbaden.    Denkmäler  B  581 
Wilhelmshaven.    Denkmal  B  582 
Wilhelmshöhe  b.  Kassel.    Herkules  B  520 
Willingale  Spain.    Türbeschlag  E  8 
Wilten.    Figuren  B  490 

Gitter  ^  205 
Winchester.    Gitter  E  21 

Türbeschlag  E  74 
Windsor.    Denkmal  B  605 

Gitter  E  hl,  83 

Grabmal  B  457 
Wismar.    Gitter  E  49 

Grabplatte  J8  447 

Lichtgerät  B  456.  494 

Taufbecken  B  313.  315 

Trinkkrüge  Z  612 
Wittenberg.    Denkmäler  B  550.  582 

Grabmäler  B  412.  414.  415.  445 

Taufbecken  B  346 
Wittenburg  i.  M.    Taufbecken  B  324 
Wöbbelin.    Denkmal  E  259 
Wörth.    Denkmäler  B  582.  583 
Wolfenbüttel.    Taufbecken  B  452 
Wolgast.    Grabplatten  B  444.  447 
Worms.    Denkmal  B  582 
Würzburg.   Aufsatz  für  den  Rezeptiertisch 

^252 

Beschläge  Z  627 

Brunnen  B  583 

Chorpult  B  484 


Ortsverzeichnis. 


651 


WOrzburg.    Denkmal  B  583 

Gitter  E  122.  210.  227.  228 

Grabplatten  B  441 

Tauf  kessel  B  316 

Türbeschlag  E  246 

Wandarm  E  249 
Wyck.    Taufbecken  B  343 

X. 

Xanten.    Gitterleuchter  E  89 
Gitterleuchter  B  366 
Kandelaber  B  370 
Lichtständer  E  93 
Reliquienkasten  B  302 
Tauf  kissenhalter  E  101 
Wandarm  ^  101 

York.    Türbeschlag  ^  28 
Ypem.    Kerzenstander  E  96 


Ypem.    Lesepult  B  528 
Taufbecken  B  449.  450 
Wandarm  £:  194 

Zaragoza  s.  Saragossa. 
Zell.    Gitter  E  109 
Zerbst.    Taufbecken  J?  491 

Taufbecken  Z  616 
Zinna.    Gitter  E  156 
Zittou.    Denkmal  B  583 
Znaim.    Türbeschlag  £  74 
Zülpich.    Türbeschlag  E  Q^ 

Wandarm  E  98.  100 
Zürich.    Denkmal  B  597 

Gitter  E  113.  116.  209.  226 
Zutphen.    Taufbecken  B  449 
Zwätzen.    Türbeschlag  E  32 
Zwickau.    Gitter  E  149 

Statue  B  583 
Zwiefalten.    E  225 


Verzeichnis 

der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer 


Abel,  Gebrüder  421 

Abingdon,  A.  of  321 

Abraham  294 

Absalon  284 

Adam,  N.  620 

Adam,  S.  620 

Aert  (oder  Amt)  342.  866 

Affinger  566 

Alberghetti,  A.  462 

Alberghetti,  G.  461.  470 

Albermann  568.  573.  580 

Alberti  474 

Alexander  of  Abingdon  321 

Algardi  506.  507 

Algeer  442 

Amberger  421 

Ammanati  470 

Andino,  Cristoval  de  161 

Andre  260.  261 

Andrea  d*Ale8sandro  474 

Andres  119 

Andresen  575 

Andriß  144 

Anguier  509 

Anthoni  520 

Apengeter  323.  324 

Arenas,  H.  de  161 

Arfe,  J.  de  468.  477 

Argnati  602 

Arnold  327 

Arnold,  H.  564 

Aspetti  463 

Aub^  588 

Aubry  513 


Audibert  526 
Aaer  440 
Austin  380 

B. 

Backer  516 

Bacon  546.  604 

Bärwald    566.    574.    577. 

578 
Ballin  514 
Balzio  602 
Bändel  567 
Barbaroux  515 
Barbedienne  584.  588.  590. 

597 
Barisanus  279 
Baroncelli.  N.  und  G.  397 
Barre  588 
Bartholdi  596 
Bartolome  161 
Barzaghi  602 
Bauer  568.  570 
Bauhof  520 
Baumbach  564.  583 
Baur  573.  575 
Beauchesne  479 
Beauneveu  328 
Beaupr^  628 
Beck  131 
Becker  524 
Beckere,  P.  de  350 
Begas  564 
Behem  445 
Behrens  566 
Bell  605 


Bellano  386 

Bello  500 

Benincasa  da  Gubbio  547 

Benkert  526.  627 

Berage  515 

Bergs] iens  605 

Beringer  284 

Bemard  le  Bei  515 

Bernardino   d* Antonio   457 

Bernauer  576 

Bernhard  574 

Bemeckher  212 

Bemhuser  325 

Bernini  506.  515 

Bemstorff    und    Eichwede 

570  ff. 
Bemward  284  ff. 
Berthelot  507 
Bertin  514 
Bertin,  J.  599 
Bertino  de  Piero  46 
Bertoldo  386 
Bertrand  619 
Bertucius  322.  338 
Biaggio,  B.  di  338 
Bianchini  526 
Biard,  d.  Ae.  481 
Biard,  d.  J.  509 
Bichford  191 

Bierling  560.  568.  572.  579 
Biffi  507 
Bigonnet  241 
Billon  479 
Bincio,  J.  de  295 
Birckenfeldt  228 
Bird  546 


Yerzeicbois  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer. 


653 


Bisco rnette  25 

Böckel  248 

BisRen  605 

Bläser  568.  573.  574 

Boehm  605 

Bömer  570 

Boethos  271 

Böttger  281 

Bötticher  562 

Boileau  588 

Boizot  631 

Bokoff  486 

Bologna,  G.  da  457.  469  if. 

496.  501 
Bon  161 
Bonanus  279 
Bonnj,  J.  de  479 
Bonstede  371 
Bontemps  479 
Bonvallet  513 
Bordoni  502 
Borghi  602 
Boschi  546 
Boselli  444.  491 
Bosio  584.  585.  590 
Bottiglieri  548 
Bouchardon  534.  536.  542 
Boucber  590 
Bouchet  le  479 
Boulanger  26.  254 
Boulle  540 
Bracci  546 
Branibilla  474.  507 
Brateau  680 
Brauns  634 
Bravo  161 
Breinniger  520 
Breuer  564.  566.  570 
Breymann  566 
Briey  620 
Brion  588 

Briosco  (Riccio)  463.  473 
Briot  614 
Broker  838 
Bronchet  479 
Broßmann  567 
Briitt  564.  573 
Brugger  562.  572.  573.  575 

576 
Bruich  oder  Bruith  447 
Brunellescbo  380 


Brunot  596 

Brunow  564.  569.  577.  578 
Bussel  225 
Bulsinck  84 
Bunz  204 
Busca  507 

Burgschmiet  556.  558.  562 
566.  572.   575.  577.  578 
Buscher  575 

C. 

Caccini  472 
Ca!ns  597 

Calandrelli  578.  579 
Gali  601 

Galcagni  459,  471 
Galegari,  A.  507 
Gnlegari,  S.  507 
Gaffieri,  J.  540 
Gaffieri,  P.  d.  .J.   540.   541 
Galamech  (L.   da  Lorenzo) 

460 
Calandrelli   563.    564.   567 

569 
Galla  260.  595 
Galster,  M.  van  499 
Gambiaggio  262 
Gamillo,  G.  dal  507 
Gampagna  462 
Gampbell  605 
Gampilione,  B.  di  45 
Capara  44 
Gaprioli  506 
Gandid  (P.  de  Witte)  428 

430.  431.  433  ff. 
Ganova  601 
Garbonneaux  551.  584.  585 

595.  605 
Garpeaux  590 
Carrier-Belleuse  588 
Gartellier  595 
Gasignola  ,  J.  und  Tb.  459 
Gastelli  507 
Gastner  und  Gie.  634 
Gastro,  M.  de  548 
Gauer  568.  579 
Gautbals  499 
Gauvet  540 
Gela  478 
Gelino,  G.  und  A.  385 


Gellini  457.  463.  464.  466 
Gelma  478 
Gensori  459 
Gerano  508 
Gesare,  G.  de  444 
Gespedes  161 
Ghaligny,  D.  508.  511 
Chaligny,    A.    508.    509. 

511 
Ghaligny,  J.  509 
Ghantelon  (Valence)  480 
Ghantrey  604 
Gfaaplain  596 
Ghapu  590 
Ghares  271 
Gharpentier  595 
Chaudet  584 
Cheere  546.  628 
Christen  566 
Gbristensen  573 
Glercq,  P.  de  499 
Glöve,  van  513.  514 
Glussenbach,  M.  und  G.  von 

323 
Gölln,  H.  von  452 
Golin  421.  422.  456 
Conrad,    Th.    und    F.    X. 

520 
Gonradsen  605 
Conti,  N.  de  462 
Gonversini  602 
Cortot  590.  595 
Costerel  377 
Costa,  de  548 
Costa,  P.  602 
Cou6  550.  551 
Coupierre*Drouard  631 
Courbin  240 
Coussinet  526 
Goustou,  G.  510.  528 
Coustou,  N.  510.  528 
Coyzevox  510.  513.  619 
Gozzarrelli  475 
Cristoro  46 

Cristoval  de  Andino  161 
Crozatier  551.  574. 584. 595 

597 
Crosnier  377 
Gucci  514 
Guyper,  J.  de  57 
Gyffle  533.  620 


654 


Verzeichnis  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer. 


Dalou  584.  590 

Dal  Zotto  602 

Danninger  560 

Danti  459 

David,  P.  J.  (d* Angers)  579 

588.  590.  595.  596 
Debay  588.  595 
De  Groot  597 
Dejouz  585 
Delgado  478 
Delobel  169.  170 
Delphin  236 
Demouchy  171 
Deneys  566 
Denis  236 
Denner  487 
Denoth  570 
Desjardins  510.  528 
De  Poli  602 
Desenfans  598 
Detombay  598 
Devaranne  633 
Deyrens  236 
Diez  566.  568 
Dillemann  569 
Dirnen  es  602 
Dittier  577 
Donatello  382  ff. 
Donndorf    568.    572.    578. 

580 
Donner,  R.  522.  622 
Donner,  M.  522 
Dopmeyer  572 
Drake,  562.  563.  573.  582 
Drischler  583 
Dubois  590  595 
Duca,  L.  de  421 
Du  Caju  597 
Düll  576 
Duhamel  342 
Dumiez  241 
Dumont  584.  585 
Du  Moulin  500 
Du  Quesnoy,  J.  620 
Du  Quesnoy,  F.  506 
Durennes  261 
Duret  588 
Dutrieux  598 
Duval  513.  514 


£. 

Eberle  570.  576 

Eberlein  568.  570.  574.  578 

Eck  u.  Durand  584. 588.  592 

Eckhard  von  Worms  316 

Eckhardt  569 

Echtermeier  570.  574 

Eichwede  563 

Eligius  307 

Elkington  605 

Elshoecht  588 

Encke  563.  564.  579 

Ende  588 

Enderlein  614 

Endres  232 

Engel  566 

Engelhard  571.  572 

Eisler  486 

Ernst  436 

Ertel  630 

Etex  585 

Even  483 

Eynde,  J.  v.  d.  449 

F. 

Padruß  578 
Falcone  508 
Falconet  537.  541.  548 
Feldberger  187 
Felderhoff  564.  579 
Fernes  620 

Fernkorn  560.  580.  634 
Ferrari  602 
Ferri  547 
Ferner  528 
Filarete  396 
Filiberti  507 
Fincke  153 

Fischer,  C.  H.  552.  562.  567 
Fischer,  F.  W.  579 
Fischer,  M.  632 
'   Fischer,  S.  56 
Fleige  576 
Flügge  580 
Förster  219 
Fogelberg  566.  605 
Foley  605 
Fontana  474 
Fordrin  169.  171 


Forestier  540 
Fraikin  597.  599 
Francavilla  472.  502 
Frances  158 
Frederich  64 
Fremiet  588.  590 
Frey,  D.  430.  435 
Frey,  M.  433.  436 
Friebel  554.  662.  563 
Pritsche  562 
Fromentel  167 

G. 

Grupello  518 

Gärtner  572.  575 

Gai  547 

Gallori  602 

Gamin  240 

Gangeri  602 

Ganguie  631 

Garbe  570 

Garbers  570 

Garnier  241 

Gashagan  604 

Gasser  580 

Gattinger  210.  225.  228 

Gattringer  229 

Gaudin  172 

Gechter  588 

Gedon  562 

Geefs,  G.  597.  599 

Geefs,  Jos.  597.  598.  599 

Geefs,  Wilh.  597 

Geiß,  Moritz  634 

Genschow  634 

Geoffroy  524.  526 

Georges  599 

Gerardus  301 

Gerhard  428.  430.  432.  434. 

436.  437.  455 
Gerike  520 

Gerines,  de  J.  350.  351* 
Gerold  489 
Gesus  442 
Geyer  572 
Gherardus  301 
Ghiberti,  L.  380.  381.  382 
Ghiberti,  V.  398 
Ghini  376.  395 
Giacometti  459 


Verzeichnifl  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer. 


655 


Giardoni  546 

Gibbons  501 

Gibson  605 

Giese  524.  526.  627 

Giesecke  570 

Giorgio,  F.  di  397 

Giovanni,  J.  di  46 

Giovanni  da  Bologna  457. 
469  if.  496.  501 

Giralte  478 

Girardon  510.  512 

Gladenbeck  (Gladenbeck  & 
Sohn  und  Aktiengesell- 
Bchaft  vorm.  Gladenbeck 
ftSohn)554.  562ff.  568ff. 
572  ff.  577.  578.  583.  634 

r^ladenbeck,  W.  u.  P.  564 

Glanz  560 

Glümer  579 

Gnauth  574 

Gobert  540 

Godl,  B.  420 

Godl,  S.  418.  420 

Görling  564 

Goethe  605 

Gois  588.  595.  596 

Gor  531.  534.  536.  537.  548 

Gottfried  282 

Gujon  480 

Gouthidre  540 

Gozbert  (Gozbertus)  284. 304 

Granier  619 

Gras  490 

Grashere  (oder  Grawere)  345 

Graß  579 

Graßer  570 

Grebel  445 

Groff,  K.  de  627 

Groff,  W.  de  526.  627 

Gropengheter  345 

Groß  487 

Grosse  445 

Grosso  (Capara)  44 

Groven  343 

Gruden  373 

Gubbio,  B.  da  547 

Günther  572 

Guggenberger  140 

Guibal,  B.  533.  620 

Guillain  509 

Guillard  526 


GuiUaume  588.  631 
Gumery  588 
Gundelach  572 

H. 

Habermann  526 

Habich  566 

Hablitzell  185 

Habs  567.  578.  579 

Hack  442 

Haefner  580 

Hähnel  566  ff.  574. 578. 580 

Härtel  580 

Hagen  563 

Hagenauer  622 

Halbig  562.  567.  574  ff. 

Halkin  599 

Halle,  G.  van  500 

Hans  von  Colin  452 

Hans  (Johann)  von  Köln  320 

Hapacher  140 

Harscher  612 

Hartmann  568 

Hartzer  564.  570.  572 

Hast^  169.  171 

Haszar  567 

Heer  572.  577 

Hefel  522 

Heidel  570 

Heilmayr  576 

Heleweg  145 

Helot  479 

Henares,  A.  de  158 

Hennick  520 

Henschel  569 

Henze  562.  566  ff.  577 

Henzi  516 

Herfort  516 

Hermann  324 

Hermann  446 

Hermannus  609 

Herold,  A.  569 

Herold,  B.  486 

Herold.  G.  486 

Herold,  G.  606 

Herold,  W.  H.  486 

Herter  581 

Herzig  567.  570 

Hexamer  599 

Heymüller  627 


I 


Hildebrand  572 
Hilger,  H.  491 
Hilger,  H.  W.  491 
Hilger,  M.  444.  445 
Hilger,  0.  444 
Hilger.  W.  444. 
Hilgers  564.  570.  578.  579 
Hinterhäusel  487 
Hirth  569 
Hoch  588 
Hoch,  J.  M.  212 
Hofer,  L.  v.  579 
Hoffart  575 
Hoffmann  500 
Hoffmeister  567.  569 
Hofmann,  £.  v.  580 
Hofprugger  440 
Hollenbach  580 
Hopfgarten  550.  552.  570 

577 
Hoppert  187.  200 
Horchhaimer  615 
Houard  212 
Houdon  526.  537.  585.  595 

620 
Houzeau  514 
Howaldt  558.  559.  560.  566 

568.  569.  572.   574.  578 

580.  632 
Hubert  365 
Hüttig  583 
Hultzsch  575 

Hundneser  564. 566. 573.575 
Huppyn  360 
Hurtrelle  528 
Hussar  562 
Husson  588 


I. 


Idrac  588 
Izzo  567 


J. 


Jacomo  di  Giovanni  46 
Jacquemart  588 
Jacques  606 
Jacquet  597.  599 
Jacquino  480 
Jacquot  595 
Jakobi  516.  518.  627 


656 


Verzeicbms  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer. 


Jamnitzer  424.  426 
Janensch  564 
Janssen  568 
Jarosch  440 
Jehotte,  J.  599 
Jehotte,  L.  597.  599 
Jörg,  der  Rotgießer  370 
Johann  von  Köln  320 
Johann   (Hans)   von   Colin 

452 
Johannes  610 
Johnson  57 
Jollage  552 

Jonghelinck,  J.  448.  499 
Jonghelinck,  N.  449 
Jorhan  577 
Joris,  Fr.  597 
Joses,  J.  328 
Josäs,  N.  328 

Jürgensburg,  C.  v.  605.  606 
Juiy  520 

Kaiamis  268 

Kambly  524.  525.  526 

Karsien  451 

Karstensen  492 

Kayser  630 

Keil  563.  566.  574 

Keller,  J.  B.  512.  513.  514 

Keller,  J.  J.  512 

Kelly  524.  526 

Keyser,  H.  de  499 

Kien  131 

Kiene  570.  573 

Kietz  568.  578.  579 

King  628 

Kippmann  492 

Kircheisen  568 

Kiß  552.  554.  562.  563.  566. 

567.  578.  578 
Kißling  597 
Klagemann  566 
Klein,  D.  494 
Klein,  M.  564 
Klement  570 
Klencke  147 
Klenze  575.  578 
Klicka  (Kncka)  440 
Klinge  343 


Knodt  564.  565.  570 

KnoU  834.  566.  576 

KObst  224 

Kölderer  420 

Köln,  J.  V.  320 

König  567 

Kohl  627 

Kolhauß  121 

Kopp  489.  490 

Koslowsky  606 

Kracker  626 

Kramer,  J.  v.  570 

Kraußer  577 

Krauth  442 

Krebs  442 

Kreling,  A.  v.  570 

Kremer  424 

Kreß,  G.  v.  569 

Kresilas  269 

Kriner  213 

Krumper  428. 430.  431. 433. 

484.  436.  437 
Krupp  574 
Kruse  570 
Kümmel  570 
Künne  573 
Küsthardt  570 
Küstler  486 
Kuhn  119 
Kumm  570 
Kundtmann  577.  580 
Kwgelhan  456 

L. 

Labenwolf,  G.  424.  425. 426 
Labenwolf,  L.  424 
Labenwolf,  M.  424 
Labenwolf,  P.  422.  424.  426. 

442 
Ladetto  546 
Lalique  596 
Lambeaux  597 
Lamour  236.  238 
Lamoureux  619 
Lampe  147 
Landini  471 
Lang  569 
Langlois  514 
Languedoc  514 
Lanno  588 


Lanz  597 

Lapo,  Bruno  di  ser  398 

Lärche  680 

Larcheveque  537.  548 

Larson  620 

Laubener  144 

Launitz,  £.  v.  d.  569 

Leb  597 

Le  Bouchet  479 

Leclair  546 

Leenhof  597 

Lefebvre  342.  359.  360.  364 

Legeret  618 

Leghtone,  T.  de  36 

Legrin  590 

LegroB  513 

Lehnert  574 

Lehongre  511.  513 

Leigebe  199 

Leiminger,  P.  (Löffler)  419 

Lemot  585.  595.  681 

Lemoyne  529.  531.  582 

Lendenstreich  421 

Lenz  (Lenz-Herold)  558. 562. 

567  ff.  573.  574.  577.  57S. 

580 
Leochares  271 
Leomansz  351 
Leoni,    L.   457.   466.  467. 

476 
Leoni,  P.  457.  466.  467 
Leopardi  389.  460.  461 
Lepy  631 
Lequine  550.  551.  552.  562. 

566.  570.  578.  582 
Lerambert  514 
Lespignola  513 
Lessing  572 
Lescot  876 
Lesueur  500 
Lewes,  Henry  of  36 
Lichtenfelser  442 
Lichtenhahn  616 
Lichtinger  630 
Lind  564 
Lindenast  456 
Locher,  Michel  64 
Löffler,  G.  421.  422 
Löffler,  H.  C.  422 
Löffler,  P.  (Leiminger)  419 
Lombardi  (Familie)  461 


VerzeichiiM  der  Schmiede,  Gießer,  Ziaeleare  und  Bildhauer. 


657 


Lorenz!  475 

Melot  598 

Moser  564 

Lorenzo,  L.  da  (Calamech 

Meier  537.  548 

Most,  J.  ran  628 

oder  Calamecca)  460 

Meißner  (Hans  von  Nüm* 

Motte  212 

Hamale,  L.  de  860 

herg)  445.  452.  455 

Muel  260 

Lucenti  506 

Meißner  572.  578 

Müller  224 

Luchet  169 

Meixner  572 

Müller  566 

Lodolf  Ton  Braunschweig 

Mengoni  262 

Müller,  F.  575 

und  Sohn  346 

Mente  (Menten,  Menthen), 

Müller,  P.  579 

Lttrssen  572 

Familie  447 

MüUch,  K.  (Müllig,  Mühlich) 

Lysippos  270.  271 

Mente,  C.  447.  452 

442.  445 

Mente,  D.  452.  492 

Mülich,  R  d.  Ae.  445 

M. 

Mente,  H.  d.  J.  452 

MüKch,  P.  d.  J.  445 

JMmw 

Mercier  590 

Munez  161 

Mac  Dowell  605 

1 

Merlieux  588 

Murmann  488 

'          Magnier  513 

Messerschmidt  622 

Myron  268 

Magnussen  578 

Meßner  143 

Mair,  G.  480.  433.  437 

Metzger,  H.  129 

N. 

Maison  564.  565.  566.  569 

Mezger,  H.  120.  186 

X «  9 

Maitani  338 

Meunier  599 

Nahl  516.  627 

Manconi  574 

Meurer  566 

Navarro  478 

Manfredini  601 

Meyer,  G.  562.  577.  578 

Neidhardt  442.  488.  498 

Manger,  U.  573 

Michel  (Clodion)  541 

Nelli  601.  602 

Manger,  N.  479 

Maire,  M.   le  (Miquiel  de 

Neumann  634 

Mangln,  Chr.  le  168 

Gand)  366 

Neve,  P.  de  436 

Manthe  562.  577.  579 

Michelangelo  457 

Nicolaus  295 

Manzel  564.  579 

Micbeli  602 

Nicolaus  von  Stettin  326 

Marcello  506 

Michelozzo  380.  383.  394 

Niens  253 

Marchesi  570.  580 

Mignon  599 

Nieuvkerk  599 

Marcus  631 

Miller,  F.  v.  556.  562.  566. 

Nohle  604 

Marie  240 

567.  569.  574  ff.  579 

Nosseni  442 

Marocchetti  602.  604 

Mocchi  506 

Nußbaumer  114 

Marqueste  588 

Mönngk  446 

Martin   und    Piltzing  561. 

Moermann  500 

0- 

564.  567.  577.  581 

Moest  577 

\fm 

Martin  et  Cie.  260 

Molner  346 

Oberögger  231 

Marshall  605 

Moine  588 

Ockelmann  570 

Masson  618 

Moitte  596 

Oegg  210.  227.  228.  246. 

Massys,  Jan  102 

Moldecchi  595 

252 

Massys,  Joost  98.  101 

Molin  606 

Offermann  570 

Massys,  Q.  57.  89.  98.  101 

Moll  522.  622 

Oliviere  474 

Math^rion  171 

Montelupo,  B.  da  459 

Otte  oder  Otto  500 

Breton,  M.  le  168.  170 

Montevedere  602 

Ottin  588 

Man  436 

Montheau  620 

Otto  564 

Max,  E.  578 

Monnier  514 

Ovamstrom  606 

Max,  J.  578 

Montepulciano,  P.  da   398 

Mayer,  A.  569 

Montfort,  J.  de  499 

p. 

Mayer,  J.  227 

Moreaa  588 

X  • 

Mayr,  Jak.  206 

Morel  524.  526 

Pagano  548 

\        Mayr,  Jos.  574 

Morel,  B.  477 

Palagi  602 

^        Mazeline  618 

Morice,  Brüder  584 

Paolo,  N.  di  47 

;;;        Mehner  149 

Moriaseau  161 

Papi  601.  602 

Lüer,  Unedle  Metalle. 

42 

658 


Verzeichnis  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer. 


Paris,  D.  di  897 

Patras  306 

Patridge  180 

Pedetti  520 

Pelargus  560.  567.  575. 579. 

634 
Pelckinck  (Pelking,   Pellc- 

kinck,  Peickin),  Familie 

447 
Pelkinck,  H.  451 
Pelkinck,  M.  451 
Peigine  217 
PeUagio  432.  434.  436 
Perdry  499 
Pescina  506 
Peterich  569 
Peters  564.  569.  570 
Petitot  595 
Petzold  576 
Pfannschmidt  570 
Pfeifer  574 
Pfeiffer  570 
Pflug  und  Sohn  550 
Pfuhl  570.  578 
Phidias  269 
Pickery  597 
Piero  279 
Plumier  527 

Campane,  P.  G.  delle  461 
Pigalle  536 
Piggiani  585 
Pilon  480.  481 
Pimenhoff  606 
Pirner  und  Franz  568.  575 
Pisano,  A.  338 
Pisano,  N.  822 
Platter  196 
Pönninger    560.    566.   570 

573 
Pohlmann  577 
Pollaiuollo  389 
Polyklet  269 
Polyphobos  276 
Pompe  528 
Porta,  G.  della  459 
Portigiani,  D.  472 
Portigiani,  Z.  469 
Potgeiter  343.  361 
Poultier  513 
Poyart  167 
Pozzi  602 


Prasser  187 
Praxiteles  269 
Prest  838 
Preyßer  440 
Prieur  481 
Primaticcio  479 
Pruckner  680 
Pruska  576 
Puget  510.  515 
Pythagoras  267 

Q. 

Quellinus,  A.  d.  Ae.  499 
Quercia,  J.  della  880.  396 

Radt  520 

Raggi  595.  605 

Ramstek  487 

Rannmacher  616 

Raon  518 

Rassau  572.  579 

Rastrelli  548 

Rau  575 

Rauch  259.  550  ff.  562  ff. 

564.  566.  570.  573.   577 

578.  634 
Kauchmüller  486 
Regnaudin  513 
Reich  572 
Reichel  484.  488 
Reifell  118.  114 
Reinerus  818 
Reinhardt  490 
Reisinger  550.  562 
Reissinger  430.  440 
Reumer  452 
Reusch  568.  578.  578 
Reyns,  D.  de  821 
Rhoikos  266 
Ribe  452 
Richard,    Eck   &   Durand 

584.  595 
Riedinger  562 
Riccio  (A.  Briosco)  463.  473 
Rieger  126 
Rietschel  258.  552.  554.  559 

566.  567.  574.  580.  582 
Righetti,  F.  und  L.  601 


Rinckleben  568.  573.  574 

Ripa  175 

Riquinus  294 

Ritter  486 

Rivaita  602 

Robbia  894 

Robert  588 

Röchet  586 

Rode,  M.  V.  (oder  V.Tetrode) 

372 
Rodin  592.  596 
Röhlich  560 
Rösner  577 
Röttger  568 
Roger  513 
Rogerius  279 
Rolcke  145 
Rop  371 
Rosa  602 
Rossi,  G.  de  506 
Roßner  577 
Rosso  322.  388 
Roth  442 
Rottenberger  450 
Rovezzano,  B.  de  457 
Rousseau  620 
Royer  597.  599 
Rüde  592.  595 
Rühm  568 
Rümann  567.   572  ff.    576 

579.  582 
Rueprecht  139 
Ratschi  597 
Rüge  150.  151 
Rughesee  (Rumhesee,  Ra- 

wesee)  373 
Ruker  198 
Rummel  212 
Rupp  569.  574 
Rupprecht  558.  562 
Ruprecht  612 
Ruß  570 
Rustici  457 
Rybon  479 
Ryckam  195 
Rysbrack  546 

S. 

Salamanca,  F.  da  159 
Saly  536.  548 


Verzeichnis  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  and  Bildhauer. 


659 


Sangiorgio  601 

Sano,  A.  di  46 

Sano,  T.  di  396 

Sansovino  460.  471 

Saatelet  jeune  et  Cie.  260 

Scagni  175 

Schabol  544 

Schadow  520.  521.  550.  551 

578.  582 
Schäflfer  Ä  Walcker  568  ff. 

572  ff.  577.  577.  579 
Schaller  580 

Schaper  566.  569.  570.  573 
Schaw  179 
Scheemaker  546.  628 
Scheff,  G.  121.  187 
Scheff,  B.  187 
Schenneckh  216 
Schiller  632 
SchiUing  567.  568.  570.  574 

577.  578.  580 
Schimeck  578 
Schinkel  259 
Schivelbein  563 
Schlaf  446 
Schlick  261 
Schlüter  516.  518.  627 
Schmidhammer  180 
Schmidt  144 
Schmitt  583 
Schneider  526 
Schoch  224 
Schön  438 
Schönerer  437 
Scholl  574 
Schrödtel  567 
Schubert,  H.  u.  F.  634 
Schüler  564 
Schuler  577.  582 
Schulz  568 
Schwabe  569.  577 
Schwanthaler  562.  567.  569 

572.  574  ff.  578.  580 
Schwarz  480.  434 
Schwarzgruber  579 
Schweiger  486 
Schwertfeger  527 
Schwitzer  524 
Sebastiani  459 
Seen  182 
Sehliger  497 


Seidl  577 

Seitz  570-  573 

Senis,  Conte  L.  de  46 

Sergel  548 

Servacius  454 

Seurre  584.  588 

Siemering  564. 568. 569. 574 

Sievers  451 

Silanion  270 

Silbemagel  580 

Simon  527 

Simonis,  E.  L.  597 

Simonis,  L.  £.  599 

Slodtz  620 

Soldan,  P.  von  Frankenberg 

446 
Soldani  546 
Sommer  566 
Soyer   (Soyer  &  Ing^)   579 

584.  588.  590.  595 
Staczek  611 
Starke  569 
Stefano,  G.  di  397 
Stein,  Th.  605 
Stein,  W.  566.  574 
Steinhäuser  574 
Stevens  880 
Stiglmaier  (Kgl.Erzgießerei, 

München)  556.  562.  575 

578.  579 
Stockhardt  569 
Stone  501 

Stotz  560.  569.  572.  579 
Strack^  598 
Straelen,  P.  von  52 
Strudel  520 
Sueur,  H.  le  500 
Suffolk,  W.  of  321 
Suger  307 
Susini  470 
Süsse  fr^res  584 
Sußmann-Hellbom  566 
Sylvester  197 

Tabacchi  602 
Tacca  470.  501  ff.  508 
Täubin  513 
Tauchen  351.  356 
'   Theed  605 


Teuch^res  588 
Tenerani  601 
Tertio,  F.  de  439 
Theodords  266 
Thiebauti  588.  597.  599 
Thiele  570'  . 
Thienen,  B.  van  360.  863 
Thomire  540 
Thonon  499  .     . 
Thorwaldadn  674.  575.  579 

580      :.'  ' 
Tieck  552.  559. 564. 577. 579 
Tilgner  379 
Toberentz  564.  570 
Tondeur  »567 
Torel  820 

Torrigiano  457. 482. 483. 546 
Triquetti  595 
Tscharmekr  566 
Tuaillon  .'564 
Tuby  518 

Turbain  560.  562.  580 
Turino,  G.  di  896.  397 
Turkelstäyn,  G.  de  499 
Tüshans  M8 
Tijou  179J  180.  181.  191 

U. 

überto  279 

üechtritz  564.  566.  573 
ünger  564.  569 
üngerer  570.  574 
Uphues  568.  581 

V. 

Valois  588 

Valy  526 

Varin  510.  229.  534 

Yasquez  478 

Vecchietta  397 

Veldener  454 

Venasca  546 

Venloo,  J.  van  348 

Verdeil  526 

Vergara,  N.  de  478 

Verrochio,  A.  del  887.  394 

Verschaffelt  527 

Vici,  J.  de  201 

Vinci,  L.  da  397 


660 


Verzeichnis  der  Schmiede,  Gießer,  Ziseleure  und  Bildhauer. 


Villalpando  161.  478 
Villemotte  627 
Vin^otte  598 
Vischersche  Gießhütte  353 

bis  358.  400—418 
Vischer,  P.  d.  Ae.  353.  354 

356  flF.    371.   400  ff.  445 

446 
Vischer,  P.  d.  J.   401.  406 

408.  412.  414.  415  ff. 
Vischer,  Hans  402.  415.  416 

417.  422 
Vischer,  Herrn,  d.  Ae.  347 

354.  356.  357.  400 
Vischer,   Herrn,   d.  J.  401 

408.  416 
Vita,    Giacomo    und    Gio- 
vanni di  47 
Vittoria  462.  474 
Vogel,  A.  564.  570 
A^'ogel,  D.  149 
Vogel,  S.  216.  230 
Volmer  570 

Volterra,  D.  da  457.  509 
Volz  569.  572.  574 
Voort,  M.  van  der  527 
Vos,  G.  de  527 
Vriendt,  C.  de  454 
Vries,    A.    de   488.   492. 

495  ff. 
Vuarin  550.  556.  562 


Wadere  578 
Waegener  572 
Wagner  261 
Wagner,  A.  P.  680 
Wagner,  M.  575.  579 
Wagner,  P.  436.  437 
Waismnth  294 
Walger  573 
Walker  483 
Wanderer  569.  577 
Wandschneider  567.  577 
Warin  514 
Weber  147 
Weckrat  450 
Weinhold  524 
Wein  mann  484 
Weltring  572 
Wenglein  430.  433 
Wennig,  G.  440 
Wennig,  M.  440 
Werinher  290 
Westmacott  604 
Wenzel  616 
Wichmann  259 
Wichtendahl  452 
Wiedemann  520.  524 
Wiednmann  562.  564.  567 

574  ff.  578.  583 
Wiese  577 


Wilken  445 

Wilkinns  324 

Willgohs  578 

Wilton  628 

Winnenbrock  343.  361 

Winter  566 

Wödtke  562.  575 

Wolff,  A.  563.  571.  572 

Wolff,  M.  577 

Wolgast  445 

Wolrab  486 

Woydt  251 

Wulf  452 

Wurzelbauer,  B.  422.  426 

428 
Wurzelbauer,  J.  42a  484 
Wyatt  604 

Zala  562 
Zamponi  630 
Zanella  508 
Zauner  522 
Zenodoros  273 
Zierlewang  206 
Zitzmann  572 
Zocchi  602 
Zoffoli  546 

Zumbusch  562.  569.576.577 
580 


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